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HANDBUCH
^ DER
KLASSISCHEN
AUERTÜMS-WISSENSCHAPT
in systematischer Darstellung
mit besonderer Rücksicht auf Geschichte und Methodik der .einzelnen
Disziplinen.
In Verbindung mit Gymn.-Rektor Dr. Autenrieth (Nürnberg), Prof. Dr. Ad.
Bauer (Graz), Prof. Dr. Blass (Halle), Prof. Dr. Brugmann (Leipzig), Prof. Dr.
Busolt(Kiel), Geh.-Rat. Dr. v. Christ (München), Prof. Dr. Gleditsch (Berlin),
Prof. Dr. 0. Gruppe (Berlin), Prof. Dr. Günther (München), Prof. Dr. Heerdegen
(Erlangen), Prof. Dr. Hommel (München), Prof. Dr. Hübner (Berlin), Prof. Dr.
Jul. Jung (Prag), Prof. Dr. Krumbacher (München), Prof. Dr. Larfeld (Rem-
scheid), Dr. LoUing f (Athen), Prof. Dr. Niese (Marburg), Geh. Regierungsrat
Prof. Dr. Nissen (Bonn), Prof. Dr. Oberhummer (München), Priv.-Doz. Dr.
Öhmichen (München), Prof. Dr. Pöhlmann (Erlangen), Gymn.-Dir. Dr. 0.
Richter (Berlin), Prof. Dr. Schanz (Würzburg), Geh. Oberschulrat Prof. Dr.
Schiller (Giessen), Gymn.-Dir. Schmalz (Tauberbischofsheim), Prof. Dr. Sittl
(Würzburg), Prof. Dr. F. Stengel (Berlin), Prof. Dr. Stolz (Innsbruck), Priv.-Doz.
Dr. Traube (München), Prof. Dr. ünger (Würzburg), Geh.-Rat Dr. v. ürUchs t
(Würzburg), Prof. Dr. Moritz Voigt (Leipzig), Gymn.-Dir. Dr. Volkmann f
(Jauer), Prof. Dr. Windelband (Strassburg), Prof. Dr. Wissowa (Marburg)
herausgegeben von
Dr. Iwan von Müller,
ord. Prof. der klassisclien Philologie in Mttnchen.
•* <■> .
Sechster Band.
Archäologie der Kunst.
Nebst einem Anhang
Über die antike Numismatik.
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MÜNCHEN 1896
C. H. BECK'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
OSKAR BECK.
JÄ.RCH10L0GIE
DER
KUNST.
Nebst einem Anhang
über
die antike Numismatik*
Von
Dr. Karl Sittl,
ord. Profeflsor der klMstacben Philologie and Arcblologie in Würibiirg.
Mit einem Atlaa yon 460 Abbildnngeii.
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MÜNCHEN 1896
C. H. BECK'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
OSKAR BECK.
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Mio Beohtc Torbehalten.
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0. H. Beck'sche Bachdruokorei In Kdrdllngcn.
Vorrede.
Als icli vor sieben Vierteljaliren micli endgültig entscLloss, meine
llntwürfe, die allmälilioli im Laofe der Jahre weiter und weiter be-
grenzt worden waren, zu einem Lehrbuch, das in die Encyklopädie
der Altertumswissenschaft hineinpasse, auszugestalten, stand es mir
klar vor Augen, dass auf einen äusseren Erfolg des Buches von vom-
herein zu verzichten sei; denn bei der unendlichen Fülle des Stoffes,
die sich fortwährend mehrt und ausdehnt, wurde auch ein Altmeister
der Wissenschaft in die Lage kommen, dass ihm nach redlichstem
Bemuhen der nächste beste unliebsame Lücken und Versehen nach-
wiese. Dergleichen umfassende Arbeiten bringen es ja mit sich, dass
in einzelnen Momenten das Gedächtnis versagt und schliesslich ein
physisches Ziel sich setzt, wenn auch das ideale noch nicht erreicht
ist. In diesem Sinne ist die Aufgabe mehr als einmal von Sach-
kundigen als unmöglich bezeichnet worden.
Da ich doch wohl hoffen darf, dass der eine oder der andere
Benutzer die Vorrede, die einzige Stelle eines Lehrbuches, wo der
Verfasser aus seinem Objektivismus heraustreten darf und soll, mit
freundlicher Teilnahme liest, möchte ich über einige Punkte mich hier
erklären, an denen auch ein nicht von vornherein abgünstiger Leser
Anstoss nehmen könnte. Vor allem möge man mir nicht einen ge-
flissentlichen Widerspruchsgeist imputieren, der mir trotz der vielen
Heterodoxien des Buches ferne liegt. Wenn eine Wissenschaft wie
die Archäologie seit mehr als 50 Jahren niemals im Zusammenhange
dargestellt worden ist, tritt mit Notwendigkeit eine bedenkliche Zer-
splitterung des Arbeitens ein. Die monographische Darstellung hat
aber nur dann Anspruch auf dauernde Wertschätzung, wenn sie von
VI Vorrede.
der Erkenntnis des Ganzen ausgeht und auf das Ganze wieder ab-
zielt; ist diese Bedingung nicht erfüllt, so muss sich der Defekt bei
der Einordnung des Einzelnen in das Ganze herausstellen. Sodann
wird es in der Theorie kaum einem Widerspruche begegnen, wenn
wir sagen, dass in der Kunstgeschichte der Subjektivismus eine
dauernde Grundlage nicht schaffen kann und das Interesse der wahren
Wissenschaft verlangt, denselben soviel als möglich zu verbannen und
die trockenen Thatsachen über die glänzendsten Hypothesen zu stellen ;
hier finden die Schriftquellen ihre rechte Stelle: sie füllen nicht mehr
wie ehedem fast die ganze Kunstgeschichte aus, aber sie regeln die
rein archäologische Beurteilung der Bildwerke und müssen dies thun,
weil der Subjektivismus nirgends so blüht wie im Kunsturteile. Fehlt
die Polemik gegen meine Vorgänger so gut wie ganz, so glaubte ich
sie gewissenhaft ohne Unterschied der Meinung nennen zu müssen
und zwar nach dem erprobten Grundsatze des alten Plinius, dass
kein Buch so schlecht sei, aus dem man nicht etwas lernen könne;
meine bibliographischen Angaben nehmen sich freilich nicht bloss in
unserer wenig lesenden Zeit recht altmodisch aus, sondern sie werden
mir auch viele und nicht immer höfliche Berichtigungen zuziehen.
Jeder weiss, dass die öffentlichen und privaten Bibliotheken im Fache
der Archäologie nicht denselben Ansprüchen genügen und genügen
können, wie in anderen Fächern. Alle Bücher, deren Titel man
kennt, einzusehen, wäre an Bibliotheken ersten Hanges unmöglich, ge-
schweige denn in Würzburg, obgleich hier die Verhältnisse wesent-
lich besser als an den meisten deutschen Universitäten sind. Indem
ich nun soviel, als mir möglich war, vollständig las oder kontrollierte,
glaubte ich nach reiflicher Erwägung auch nicht kontrollierbare Ci-
tate mitteilen zu dürfen; denn diese sind ja nicht dazu bestimmt,
abgeschrieben zu werden, sondern dass der Benutzer sie nachsehe und
die Abbildungen nach Anleitung des Textes betrachte. Die Angaben
über Museen und Ausgrabungen dürften so umfassend sein als man
von dem Sammelfleiss eines Einzelnen verlangen kann. Offizielles
Material zu erhalten, erwies sich als aussichtslos. Die so wünschens-
werte private Hilfe eines einheimischen Archäologen ward mir nur
für Böhmen, dank der Freundlichkeit von Herrn Prof. Dr. Vysoky,
zu teil, vielleicht aber regt mein Buch den Patriotismus
manches Forschers an, der seine Gegend in einer neuen
Vorrede. VII
Auflage korrekter und vollständiger vertreten wünscht,
micli durch Nachrichten zu unterstützen. Auch sonst
wird jede Berichtigung von mir dankbar aufgenommen
werden, wie mich schon vor der Drucklegung die hiesigen Ver-
treter der indischen und germanischen Philologie und des Staats*
rechtes und dann bereits verschiedene Leser durch Mitteilungen zu
Dank verpflichteten. Ich darf auch nicht unterlassen, die liebens-
würdige Geduld zu rühmen, mit denen die Vorstände und Beamten
der Münchner und Würzburger Bibliothek mir Auskünfte erteilten;
auch in den Alpen erschloss sich dank dem Admonter Stifte und
seinem Bibliothekar ein BücherquelL
Endlich noch einige Worte über den Atlas! Der Gedanke,
welcher den Ausgangspunkt bildete, war der, dass auf eine Kon-
kurrenz mit den grossen Illustrationswerken verzichtet werden müsse;
denn auf dem heutigen Standpunkte der Archäologie sind Lichtdrucke
oder Heliogravüren grösseren Formates ein unumgänglicher Apparat
der Forschung. Auf solche grössere Abbildungen war also in den
Anmerkungen zu verweisen, während für den Atlas das Charakte-
ristische in erster Linie stand. Auf den einzelnen Tafeln sollten die
Kennzeichen der Perioden übersichtlich zusammengestellt werden, so
dass gemäss der Definition der Archäologie die Kunstgeschichte auch
ohne Worte in blossen Bildern vorgetragen würde. Das kleine Format
derselben bedingte aber den Ausschluss der photographischen Repro-
duktion, denn diese vermag, abgesehen von besonders günstig ge-
lagerten Fällen, noch keine befriedigend deutlichen Bildchen zu er-
zielen, wie auch die Vorlagen gleichartig sein müssten; denn Photo-
graphie und, beispielsweise, Konturstich vertragen sich unmittelbar
neben einander nicht. So schien denn das Medium der Handzeichnung
geboten, obgleich letzterer die mechanische Genauigkeit der Photo-
graphie abgeht. Dies war das Ideal; in der Ausführung machten
sich die Schwierigkeiten bemerkbar, die jeder kennt, der, zumal fem
von einer Kunststadt, ein illustriertes Buch herausgibt: Wie oft fehlt
schon eine zum Nachzeichnen geeignete Vorlage; es ist ja seltsam
genug, dass von einem grossen Teil der kunstgeschichtlich wichtigen
Denkmäler gute Abbildungen mangeln, während wir einen Ballast fast
überflüssiger Bilder zu schleppen haben. So ist schon die Auswahl
sehr behindert. Dazu kommt noch die Rücksicht auf den Wunsch,
VTTT Vorrede.
dass man die bekanntesten Kunstwerke nicht vergeblich suche; er
klingt laienhaft, hat aber doch einen wissenschaftlichen Gehalt, denn
jene Lieblinge einer vergangenen Geschmacksperiode kennzeichnen
nicht bloss jenen modernen Zeitabschnitt, sondern stellen auch eine
gewisse Richtung des Altertums dar. Dann ist der rechte Mann, der
die Antiken mit Verständnis zeichnen kann, in unserer Zeit nicht
leicht zu finden. Man wird also begreifen, dass der Atlas in der
vorliegenden Gestalt das Ergebnis vielfaltiger Erwägungen und Ver-
suche des Verlegers und Verfassers ist. Die Zeichnungen sind zum
weitaus grössten Teil von Herrn Kunstmaler Leonhard in München
hergestellt, nur ganz wenige hier gezeichnet. Zu den numismatischen
Tafeln lag eine erhebliche Zahl von Zeichnungen, welche R Weil in
Berlin hatte anfertigen lassen, vor; sie wurden zumeist nach Ori-
ginalen des Münchner Münzkabinetes, welche Herr Konservator Rig-
gauer zur Verfügung stellte, ergänzt. Die Schwierigkeiten, welche zu
überwinden waren, hatten die widrige Folge, dass im Text nur einige-
male auf die Bilder verwiesen werden konnte und hiebei die Ziffern
mehrfach abweichen. Dafür wurden umgekehrt in das Bilderverzeich-
nis Verweisungen auf den Text aufgenommen, und das Register um-
fasst auch die Abbildungen. Das Register ist von mir selbst ver-
fasst, damit keine Mühsal mir erspart bleibe.
Würzburg, Ende Oktober 1894.
K. S.
Inlialtsverzeiclmis.
Seit«
Einleitung 1
§ 1. Begriff, Name und Entwicklung der Archäologie 1
§ 2. Organe der Archftologie B
§ 3. Allgemeine Bibliographie * 7
I. ]>eiikiiiAlerkande«
Kapitel L Die Sehickaale der DenkmAler.
§ 5. Natürliche Ursachen des Untergangs 14
§ 6. Einwirkung der Menschen durch Veränderung und Wiederbenützung 16
§ 7. Absichtliche Zerstörung und staatlicher Schutz 22
Kapitel IL Erhaltimg und Anlflndung der geretteten Denkmäler.
§ 8. Gräber und andere Fundstätten 24
Kapitel IIL Funde und Ausgrabungen.
§ 9. Zufällige Funde und Schatzgräberei 29
§ 10. Ausgrabungen 30
§ 11. Das Ausgraben 32
Kapitel IV. Sammlungen und Kuseen.
§ 12. Antike Kunstsammlungen und deren Beschreiber 32
§ 13. Sammlungen des Mittelalters 35
§ 14. Sammlungen vom 14.— 17. Jahrhundert 36
§ 15. Neuere Museen 37
§ 16. Museen in der Türkei und Griechenland 38
§ 17. Öffentliche Museen Italiens 39
18. Italienische Privatsammlungen 44
19. Museen Spaniens 50
§ 20. Museen Frankreichs 51
§ 21. Französische Privatsammlungen 52
§ 22. Museen Deutschlands ^5
§ 28. Deutsche Privatsammlungen 59
§ 24. Museen Österreich-Ungarns 60
§ 25. Museen der Schweiz 61
^ 26. Museen Belgiens und der Niederlande 62
§ 27. Museen Skandinaviens * 63
§ 28. Museen Russlands 63
§ 29. Museen Grossbrittaniens 64
§ 30. Englische Privatsammlungen ... 66
§ 31. Museen Nordamerikas 69
§ 32. Altertümerhandel und Fundgesetze 69
§ 83. Ergänzung von Altertümern 71
X Inhaltoyerzeichnis.
Selie
§ 84. Reinigung nnd Konservierung yon Altertamem 72
§ 35. Ausstellungen 72
§ 36. Kopien von Gemälden und Gypsabgflsse 73
§ 37. Bronzeabguss, Galvanoplastik, Elektrotypie und Glaspasten ... 75
§ 88. Abdruckmethoden 75
§ 39. Bansen und Korkmodelle 76
Kapitel Y. Archäologisohe Ortsknnde.
§ 40. Quellen und Fundkarten 76
§ 41. Orient 77
§ 42. Ägypten 77
§ 43. ünterägypten 80
§ 44. Mittelä^pten 80
§ 45. Oberägjpten 81
§ 46. Oasen 81
§ 47. Nubien 82
§ 48. Äthiopien 82
§ 49. Phönizien 82
§ 50. Philisterland 82
§ 51. Palästina 82
§ 52. Syrien 83
§ 53. Arabien 84
§ 54. Mesopotamien 84
§ 55. Babylonien 84
§ 56. Assyrien 85
§ 57. Susiana und Persien 86
§ 58. Indien mit Afghanistan 86
§ 59. Medien 88
§ 60. Armenien 88
§ 61. Kleinasien 88
§ 62. Kilikien 90
§ 63. Kappadokien 90
§ 64. Pontus .............. 90
§ 65. Paphlagonien 90
§ 66. Milyas, Pisidien, Kabalien, Lykaonien und Isaurien 91
§ 67. Phrygien und Galatien 91
§ 68. Bithynien ............. 91
§ 69. Mysien und das hellespontische Phrygien 91
§ 70. Troas 92
§ 71. Aiolis 92
§ 72. Lydien 93
§ 72. Karien 93
§ 74. Jonien 93
§ 75. Doris 95
§ 76. Lykien 95
§ 77. Pamphylien 95
§ 78. Cypem 95
§ 79. Inseln an der Westküste Kleinasiens 97
g 80. Inseln des thrakischen Meeres 98
§ 81. Thrakien 98
§ 82. Makedonien 98
§ 83. Epirus 99
§ 84-6. Griechenland im allgemeinen; Periegeten utid Pausanias; Reisewerke;
Zeitschriften 99
§ 87. Thessalien 103
§ 88. Akamanien 103
89. Ätolien 103
lalimlUTeneioliiiis. YT
Seife
§ 90. Lokris und Doris 108
§ 91. Phokis 103
§ 92. Böotien 104
§ 93. Attika 104
§ 94. Megaris 107
§ 95. Pelopoimes 108
§ 96. Koiiotli, Sikyon, Phleins und Argolis 108
§ 97. Lakonien 109
§ 98. Messenien 110
§ 99. Elis 110
§ 100. Arkadien 110
§ 101. Achaia 111
§ 102. Inseln des igäischen Meeres 111
§ 103. Jonische Inseln 114
§ 104. Italien im allgemeinen 114
§ 105. Sicilien 115
§ 106. Unteritalien im allgemeinen 117
§ 107. Brattinm 117
§ 108. Lnkanien 118
§ 109. Apnlien 118
§ 110. Kampanien 119
§ 111. Samnimn 122
§ 112. Mittelitalien im allgemeinen; Latium 122
§ 113. Rom 123
§ 114. Die Landstrassen» Ostia nnd Tibor 128
§115. Marser, Yestiner, Paeligner and Marrociner 128
§ 116. Picennm 128
§ 117. Etrorien 129
§ 118. ümbrien 132
§ 119. Gallia Gispadana 133
§ 120. Gallia Trimspadana 134
§ 121. Venetia 135
§ 122. Lignria 136
§ 123. Sardinien 137
§ 124. Frankreich im allgemeinen 137
§ 125. SadCrankreich 138
§ 126. Das übrige Frankreich a) nach Departements und Hauptorten, b) nach
den alten Namen 139
§ 127. Belgien 142
§ 128. Niederlande 143
§ 129. Luxemburg 143
§ 130. Schweiz 143
§ 131. Hi^ania 144
§ 132. Brittannia, Galedonia, Irland 145
§ 133. Deutschland im allgemeinen 146
§ 134. Elsass-Lothringen 147
§ 185. Pfalz 148
§ 136. Rheinprovinz 148
§ 137. Hessen-Nassau 149
§ 138. Westphalen 150
§ 139. Hannoyer, Braunschweig, Oldenburg und Bremen 150
§ 140. Schleswig-Holstein, Lübeck 150
§ 141. Mecklenburg 150
§142. Ponunem 151
§ 143. Preussen 151
§ 144. Posen 151
XII InhalUTerseichni«.
8«!te
§ 145. Schlesien 151
§ U6. Brandenburg 152
§ 147. Provinz Sachsen 152
§ 148. Königreich Sachsen 152
§ 149. Thüringen, Anhalt 152
§ 150. Hessen 152
§ 151. Baden 153
§ 152. Württemberg 153
153. Bayern 153
154. Österreich im allgemeinMi 154
155. Vorarlberg und Tirol 155
§ 156. Salzkammergut; OberGsterreich 155
§ 157. Niederösterreich 156
§ 158. Steiermark 156
§ 159. Eämthen 157
§ 160. • Krain 157
§ 161. Küstenland 157
§ 162. Böhmen und Österreichiach-Scblesien 158
§ 163. Mähren 159
§ 164. Galizien und Bukowina 159
§ 165. Ungarn 160
§ 166. Siebenbürgen 160
§ 167. Kroatien und Dalmatien . 161
§ 168. Bosnien und Herzegowina; Albanien und Serbien 161
§ 169. Bulgarien 161
§ 170. Rumänien 162
§ 171. Russland im allgemeinen 162
§ 172. Polen und Litthauen 162
§ 173. Ostseeprovinzen 162
% 174. Die russische Tiefebene 163
§ 175. Nordküste des schwarzen Meeres 163
§ 176. Kaukasusländer 164
§ 177. Sibirien 164
§ 178. Finnland 164
g 179. Skandinavien im allgemeinen 164
§ 180. Dänemark 164
g 181. Norwegen 165
§ 182. Schweden 165
§ 183. Das römische Africa 165
§ 184. Mauretanien 165
8 185. Numidia 166
§ 186. Tunis 166
§ 187. Malta und Gozzo 167
8 188. Tripolis; Cyrenaica 167
Kapitel YI— X. Die Denkmäier nach Material, Teehnik nnd Zweek.
Kapitel VI. Xaterialien nnd Technik des Kunatgewerbee.
§ 189. Definition von Kunst und Kunsthandwerk 167
$ 190. Industrieverhältnisse; Handel; Kunst im Handwerk Itj8
§ 191. Verhältnis von Material und Technik 169
§ 192. Flechten und Weben; Bemalen, Färben und Appretieren der Stoffe; Posa-
mentierarbeit und Stickerei; Lederarbeit 170
§ 193. Holzarbeit 174
§ 194. Keramik: Brennen des Thons 176
§ 195. Färben und Glasieren des Thons 178
§ 196. Reliefverzierung des Thons 180
InhaltsTeneichniB. XTTT
Seite
§ 197. Gravierung auf Thon ; Vasenmalerei 181
198. Verwendimg des Thons 189
199. Steingeräte 190
§ 200. Edelsteine 192
§ 201. Knochen, Hdmer und Zähne; Elfenbein; Schildpatt 195
§ 202. Perlen, Korallen, Muscheln und Bernstein 197
§ 203. Metalle: Einffihrang; Bergbau, Schmelzen, Metallhandel .... 199
§ 204. Kupfer 201
§ 205. Blei und Zink 201
§ 206. Zinn und Antimon 202
§ 207. Legierungen des Kupfers (Brom&e) 203
§208. Eisen 209
§ 209. Gold 211
§ 210. Süber 212
§ 211. Legierungen der edlen Metalle, Versilberung und Vergoldung ; Plattierung 213
I 212. Blecharbeit: Pressen und Treiben; Metallguss 215
§ 213. Lötung; Filigranarbeit; Grravierung; Tanschieren; Niello; Ätzen und Be-
malen; Einsetzen von Edelsteinen 217
§ 214. Metallomamente; Metallarbeiter; Sammlungen von Bronzen 220
§ 215. Bergkrystall, Murra, Glas und Glasfiuss 221
S 216. Email 224
§ 217. Weltgeschichte des Kunstgewerbes 225
KapiteL YIL Die kunstgewerblichen Arbeiten nach Form und Yerriening.
§ 218. Allgemeines 225
§ 219. Ornamentik; Geometrische und Pflanzenomamente 225
§ 220. Tier- und menschliche Ornamente 228
§ 221. Apotropaia und religiöse Ornamente 280
9 222. Dekorative Inschriften; Farbe und Komposition der Ornamente . 234
I 223. Formen im allgemeinen 235
§ 224. Färbung, Tättowiemng und Umformung des Körpers; Kleidung und Schmuck 235
§ 225. Fingerringe; Gemmenkunde 241
§ 226. Amulette 245
§ 227. Spiegel, Fächer und andere Toilettegegenstände 247
§ 228. Waffen 248
§ 229. Schutzwaflfen; Schleudergeschosse; Feldzeichen; Köcher .... 250
8 230. Pferdeschmuck und Wägen 253
I 231. Gefftsse im allgemeinen; Vorrats- und Giessgefässe 254
§ 232. Trinkgefässe * 258
§ 233. Schfisseki und Kochgeschirr 259
§ 234. Kindergefässe; phantastische Formen 261
§ 235. Gesichts- und Hausumen 262
§ 236. Formen der Gefftssteile 263
$ 237. Ampeln (Lampen); Kohlenbecken und Räuchergefässe .... 266
§ 238. eisten 268
§ 239. Möbel; Schlflssel 269
§ 240. Werkzeuge; Wirtel; Badegeräte; Gewichte 272
§ 241. Schriftwesen 273
§ 242. Musikinstrumente; Dreizack; Operationswerkzeuge 274
g 243. Bäckerkunst 275
KapiteL Vm. Die Bankiinet nach Material nnd Technik«
§ 244. Stellung der Architektur; SchriftqueUen 277
8 245. Litteratur 278
§ 246. Allgemeines tlber die Technik; Lehmbau 279
§ 247. Ziegelbau 280
§ 248. Bindemittel desselben 281
XIV InhaltsTerseiolmia.
8<>ite
§ 249. Holzbau 282
§ 250. Anfänge des Steinbaus 282
§ 251. Opus incertum; Verputz; Verkleidung 284
§ 252. Quaderbau 285
§ 253. Bausteine 287
§ 254. Vom Steinbruche zum Bauplatz 294
§ 255. Felsarbeit 297
§ 256. Verbindung von Stein- und Holzbau; Ausschmtlckung der Bauten mit
Terrakotta 298
§ 257. Anstrich 300
§ 258. Inkrustation und Mosaik 301
§ 259. Steinrehef und Metallschmuck 303
§ 260. Bauomamente 304
§261. Persönlichkeit der Architekten; ihre wissenschaftlichen Kenntnisse . 306
§ 262. Eunstformen der Bauteile im allgemeinen; Pfeiler 308
§ 263. Säulen 309
§ 264. Gebälk 317
§ 265. Bogen 319
§ 266. Gewölbe 321
§ 267. Rund- und Centralbau 323
§ 268. Fa^ade im allgemeinen; Dach; Giebelfeld 324
§ 269. Wände 329
g 270. Säulenfa9ade 330
§ 271. Syntax der Säulen und Pfeiler 332
§ 272. Portale 332
§ 273. Sonnenuhren 333
§ 274. Unterbau 333
§ 275. Innenbau; Dekoration der Wand 334
§ 276. Fussboden 336
§ 277. Decke 336
8 278. Säulensaal; Peristyl; Hypäthraltempel 338
Kapitel IX. Die Werke der Baukunst.
§ 279. Privatbauten; Wohnstätten 338
§ 280. Wohnungen der Toten im allgemeinen 343
§ 281. Grabdenkmäler, Hügelgräber 347
§ 282. Pyramiden 349
§ 283. Grabkammern und Häuser 350
§ 284. Reine Denkmäler; Oromlech und Dolmen 353
§ 285. Sarkophage und Urnen 355
§ 286. Heiligtümer, Anfänge 357
§ 287. Tempel 359
§ 288. Synagogen und Kirchen 364
§ 289. Altäre; Schalensteine 366
§ 290. Öffentliche Bauten: Stadtanlage; Pfahlbauten 368
§291. Burgen und Paläste; Verteidigungs werke 370
§ 292. Marktplatz; Hallen und Geschäffcsgebäude 374
§ 293. Tanzplätze, Theater, Odeen, Amphitheater, Stadien 378
§ 294. Gymnasien und Palästren; Quell- und Brunnenbauten, Wasserleitungen,
Bäder und Kloaken 382
§ 295. Verkehrsmittel: Wege, Brücken und Hafenanlagen ; Uferbauten und Hoch-
äcker 386
§ 296. öffentb'che Denkmäler: Obelisken, Siegesdenkmäler, Felsenreliefs, Säulen,
Triumphbogen u. ä., staatliche Bekanntmachungen und Inschriften 388
§ 297. Steinerne Sessel, Tische, Kandelaber, Becken u. dergl.; Gartenkunst;
Schiffsbau 391
lahalUTerseiohiiis. XY
Seite
Kapitel X. Die eigentiiclieB Kflnste.
§ 298. Sknlptor in Holz, Terrakotta, Bein und Hom, Stein (einschliesslich Reliefs)
und Metall 394
§ 299. Technik der Malerei 405
§ 300. Die Eonstgattungen; Verhältnisse der EOnstler 410
n« Gesehiohte der alten Kaust.
Kapitel I. Einleitung.
§ 301. Entwicklung und BibHographie der Geschichte der alten Ennst und der
allgemeinen Eunstgesohichte 419
§ 302. Bildliche Quellen 422
§ 303. Schriftliche Quellen 423
§ 304. Die geschichtlichen Momente in der Eunst 427
Kapitel n. Die Anfl&nge der Knnst.
§ 305. Die Eunst in der Diluvialzeit; prähistorische Bibliographie 429
Kapitel m. Die ägyptische Knnst des alten und mittleren Beiches.
§ 306. Einleitung - .... 481
§ 307. Statuarische Eunst 437
§ 308. Zeichnende Eünste; Eunsthandwerk ; Eflnstlemamen . . . . ' 441
§ 309. Nubien, Innerafrika und Arabien 444
Kapitel IV. Die Knnat des alten Babyloniens.
§ 310. Einleitung 445
§ 311. Statuarische Eunst 448
§ 312. Die dekorativen Eflnste 450
§ 313. Babylonischer Einfinss auf den Osten, ArabieUi Syrien, Eleinasien (Hissarlyk)
und den Archipel 453
Kapitel Y. Die erste orientaliaierende Periode der Weltgeschichte:
Das Zeitalter der Bamessiden.
§ 314. Ägypten unter den Hyksos und den Rameasiden 457
§ 315. Syrien und Palästina 467
§316. äeinaeien, die Inseln des ägäischen Meeres, Hellas 473
§ 317. Balkanhalbinsel, Inseln des Westmeeres, Nordafrika, Spanien, Italien,
Mittel- und Nordeuropa; Charakteristik und Begrenzung der Periode 484
Kapitel VI. Die sweite orientalisierende Periode der Weltgeschichte
(1080) ca. 660-525.
§ 318. Ägypten unter der saitischen Dynastie; Äthiopien 490
§ 319. Syrien und Palästina 494
§ 320. Cypern 499
§ 321. Babylonien, Assyrien, Susa, Persien, Medien, Arabien, Armenien und der
Eaukasus 504
§ 322. Eleinasien 516
§ 323. Griechenland: Geschichtliche und soziale Verhältnisse .... 520
§ 324. Statuarische Plastik (Eunstwerke und Eünstler) 524
§ 325. Malerei 537
§ 326. Bauten (Gräber und Tempel) mit ihrer Dekoration 539
§ 327. Eunstgewerbe ; Stil der zeichnenden Eünste 545
§ 328. Die Punier und ihre Eolonien 560
§ 329. Unteritalien und Latium 564
§ 330. Etrurien 568
I 331. Das nordadriatische Gebiet 581
g 332. Das tlbrige Mitteleuropa und der Norden 585
§ 333. Obersicht Ober die Periode 586
Xyi InhaliBTerseicluiitf.
Seite
Kapitel Vn. Die erste helleniaierende Periode: Erriagnng der Freiheit
(525-445).
§ 334. a) Griechenland: Einleitung, Plastik, Malerei, Baukunst und Kunstbandwerk 590
§ 335. b) Die Barbaren: Thrakien, Eleinasien, Gypem und Phönizien 621
§ 336. Persische Kunst, Indien, Ägypten, Italien, der Norden, Skythen . 623
Kap.Vm. Die Eweite helleniaierende Periode: Freiheit der Knnat (445—881).
§ 337. Griechenland: Malerei, der Schmuck der Bauten, statuarische Kunst. Die
Meister, die Stätten der Kunst im eigentlichen Griechenland, Klein-
asien, Gypem, Phönizien, Orient, Stldrussland, Makedonien, Italien,
der Norden 630
§ 338. Kunstgewerbe: Der Geist der Zeit 661
Kap. IX. Die dritte helleniaierende Periode: Königaaeit (881—68 ▼. Giir.).
§ 339. Griechenland: Städtische Kunst 664
§ 340. Alexander der Grosse; Makedonien, Epirus, Thrakien, Bithynien, Pergamon
und Kleinasien 676
S 341. Gypem und Syrien 682
§ 342. Ägypten und Kyrenaika 685
§ 343. Nabatäerland, Kappadokien, Pontus, Skythenland, Persien und Indien 689
§ 344. Karthago und Unteritalien 693
§ 345. Rom 694
§ 346. Etrurien 698
§ 347. Oberitalien, Gallien und Spanien 703
§ 348. Alpenländer, Brittannien, der Norden, lUyrien und Dakien 705
§ 349. Geist der alexandrinischen Zeit 706
Kap. X. Die grieohiach-römiache Zeit (68 ▼. Giir.— 885 n. Chr.).
§ 350. Einleitung; die Materialien 711
§351. Begriffe von Schönheit, Moral und Religion; Archaismus, ägyptische und
orientalische Einflüsse; Litteratur 715
§352. Die selbständige Plastik : Ihre VorbUder 721
§ 353. Ihre Schulen; Aufgaben der Plastik 726
§ 354. Architektonische Statuen 730
§ 355. ReHefs 733
§ 356. Malerei 737
§ 357. Mosaik und Wandmalerei 741
§ 358. Kunstgewerbe 746
§ 359. Italien 748
§ 360. Griechenland, Thrakien und Südrussland . 749
§ 361. Kleinasien und Gypem 752
§ 362. Afrikanische Provinzen und Spanien 753
§ 363. Gallien 754
§ 364. Rheinland 756
§ 365. Brittannien 758
§ 366. Donauprovinzen 758
§ 367. Germanien und Skandinavien 760
§ 368. Ägypten und Kyrenaika 761
§ 369. Syrien 764
§ 370. Sassaniden 768
§ 371. Indien, Skythenland und Arabien 770
Kap. XI. Die oatrömiache Zeit: Erneute Herrachaft dea Oriente
(284—1204).
§ 372. Verhältnis des Ghristentums zur Kunst . . .... 773
§ 373. Geschichtiiche Einleitung 774
§ 374. Skulptur 776
§ 375. Malerei 778
I 376. Buchmalerei . .... . 780
InhaltaTerEeiobnls. XVII
Seite
§ 377. Wandmalerei und Mosaik 783
§ 378. Baukunst 786
§ 379. Die Bauwerke; Kunsthandwerk 788
§ 380. Ägypten und der Sudan 795
S 381. Syrien und Sinai 796
§ 382. Armenien, Georgien, Russland und der Westen 797
III. Angewandte Archäologie (Kritik und Hermeneutik).
§ 383. Die Beschreibung 801
§ 384. KriHk 802
§ 385. Erklärungsmethoden 805
8 386. Erklärende Beischriften 807
§ 387. Die symbolische Erklärung 807
§ 388. Die Götterdarstellung im allgemeinen 809
§ 389. Zeus, Poseidon, Pluton und Kronos 814
§ 390. Apollo, Hermes, Hephaistos, Asklepios, Dionysos und Ares 817
§ 391. Hera, Demeter und Persephone, Athena, Artemis und Aphrodite 821
§ 392. Musen, Nereiden, Nymphen und Mysteriengötter 824
§ 393. Die nichtgriechischen Götter 826
8 394. Personifikationen der Natur 827
§ 395. Chariten, Hören, Moiren, Erinyen und Eros, sowie die übrigen Personifikationen 831
§ 396. Mischbildungen 837
8 397. Untiere und Ungeheuer 843
8 398. Geister, Psyche; Wunder und Theophanie 844
8 399. Die Kunstsprache: Personen 846
400. Einfache Handlungen und Stellungen 850
401. Gruppen 852
8 402. Die begleitenden Umstände 854
8 403. Nebenpersonen 856
8 404. Erklärung der Grabdenkmale 857
8 405. Grenzen der Exegese 859
8 406. Zeitbestimmung eines Denkmals 860
Anhang: Antike Nnuilsniatlk.
8 1. Entwicklungsgeschichte 863
8 2. Entwicklung der Münzkabinete 864
8 3. öffentliche Sammlungen 865
8 4. Privateammlungen 868
8 5. Bibliographie 872
8 6. Topographie: Allgemeines 873
8 7. Spanien 875
8 8. Gallien 875
8 9. Brittannien 876
8 10. Italien: Allgemeines 876
8 11. Etrurien 876
8 12. Mittelitalien 876
8 13. Unteritalien 877
8 14. Sidlien 877
8 15. lUyrien 878
8 16. Makedonien 878
8 17. Thrakien 878
8 18. Epirus 879
8 19. Thessalien 879
6 20. Akamanien 879
8 21. Aetolien 879
6 22. Lokris 879
8 23. Phokis 879
XVin InhaltsTerzelohnis.
§24
§25
§26
§ 27
§ 28
§ 29
§ 30
§ 31
§32
§33
§34
§ 35
§ 36
§37
§38
§ 39
§ 40
§41
§42
§43
§44
§45
§46
§47
§48
§ 49
§ 50
§51
§ 52
§ 53
§ 54
§ 55
§ 56
§ 57
§ 58
§ 59
§ 60
§ 61
§ 62
§ 63
§ 64
Seite
Böotien 879
Kuboea 879
Attika 880
Megaris 880
Aigina 880
Peloponnes: Allgemeines 880
Korinth 880
Phleios und Sikjon 880
Achaia 880
Elis 881
Messenia 881
Lakedaimon 881
Argolis 881
Arkadien 881
Kreta 881
Inseln des ftgäischen Meeres 881
Bosporus, Eolchis, Pontos und Sfldrussland 882
Kleinasien: Allgemeines 882
Paphlagonien 882
Bithynien 882
Mysien 882
Troas und Tenedos . . . 882
Aeolis, Lesbos, Nesos, Pordoselene 883
Jonien, Chios, Ikaria, Samos 883
Karten, Astypalaia, Karpathos, Kos, Megiste, Nisyros, Rhodos, Syme, Telos 883
Lykien 883
Pamphylien, Pisidien und Lykaonien 883
Kilikien mit Elaiusa 883
Cypem 883
Lydien 884
Phrygien und Galatien 884
Kappadokien 884
Armenien 884
Syrien und Arabien 884
Babylonien, Assyrien und Persien 885
Baktrien und Indien 886
Ägypten 886
Äthiopien 887
Kyrenaike 887
Syrtica, Byzacene, Zeugitana, Cossura, Gaulos, Melita .... 887
Nnmidien 887
Mauretanien 887
Römische MQnzen 887
Fälschungen und Nachbildungen 889
Anfänge des Geldes 890
Erste Prägungen; Metall wert 891
Minderweitige Münzen 893
Technik der Münzprägung 894
Schrötling und Geldsorten 895
Stempelbilder 899
Aufschriften 904
Erklärung der häufigsten Abkürzungen.
A. =3 Annali dell' institoto;
a. = and;
ÄÄ. = archftologischer Anzeiger;
Alb, = Abbildung;
Abg. = Abgnss;
Äg Ztseh. = Zeitschrift f. ägyptische Sprache;
Am. J. = American Journal of archeology;
Ann, de num. = Annuaire de la soc. fran^. de numismatique ;
Ant. Denkm. = Antike Denkmäler;
Anihr. Korr, = Eorrespondenzblatt der anthropolog. Gesellschaft;
Arch. = Archaeologia;
Areh.-ep. Mut. = Archäologisch-epigraphische Mitteilungen;
Ath. Mitt. = Mitteilungen des deutschen archäolog. Institutes in Athen;
AV, = auserlesene Vasenbilder;
AZ. = archäologische Zeitung;
B, =s Bulletino dell' instituto;
Beh. = Bulletin de correspondance hell^nique;
B. com. {mun.) = Bulletino della commissione comunale (municipale);
Bcr. = Bullettino di archeologia cristiana;
Ber, = Berichte;
Berl phü, Woch. = Berliner philologische Wochenschrift;
Berh Ztseh. ■= Zeitschrift fOr Numismatik, redig. v. A y. Sallet ;
Bibl, d. ^. = Biblioth^ue des ^coles fran^aises;
CI. = Corpus inscriptionum {G. = Graecarum, /. = Italicaruro, L. = Latinarum);
coli. = collection;
DAK. = Denkmäler alter Kunst;
Diss. = Dissertation;
'Ea. {'Etp, aQZ') = 'Etprjfiegls aQXft^oXoyiXtj ;
El. eSr, = Elite cäramographique;
F. = Figur;
Ga, = Gazette arch^ologique ;
(r. d. b.-a. = Gazette des beaux-arts;
Ges. = Gesellschaft;
Gesch. = (Schichte;
GGA. = GOtting. gelehrte Anzeigen;
Heliogr. = Heliogravüre;
</. = Journal;
Jahrb. = Jahrbuch des archäol. Institutes;
Jhst. = Journal of hellenic studies;
K = Kapitel;
3f. = Monumenti;
XX Erklärung der häufigsten Abkürzungen,
MB, = Museo Borbonico; f
MiL = Mälanges;
Mem, = Memorie;
M, Greg, = Moseo Gregoriano;
M, Nap, III, = Mus^e Napoleon III.;
Mon. (ant.) ined. = Monumenti antichi inediti;
Mon, greea = Monuments grecs;
Not. d, 8c. = Notizie degli scavi ;
Num, chron, -- Numismatic chronicle ;
Philol. = Philologus;
Phot. = Photographie;
Püi, d'Erc, = Pitture d'Ercolano;
R. = Revue;
Ra. = Revue arch^ologique ;
R, er. = Revue critique;
R. d, H.gr. = Revue des ^tudes grecques;
R. de pkil. = Revue de philologie ;
reck. = recherches;
Rhein. Jahrbb. = Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande;
Rhein, Mus. = Rheinisches Museum;
Rom. Mitt. = Mitteilungen des deutschen archäologischen Institutes, Römische Abteilung ;
T. = Tafel;
Tr. 8. b. a, = Transacüons of the society of biblical archeologj;
Verh. = Verhandlungen, z. B. d, Phü.Vers, = d. Versamml. deutscher Philologen;
Ztech. = Zeitschrift, f. äg. Spr, = für ägyptische Sprache, f. Ässyr. = für Assyriologie,
f. bild. JT. = für bildende Kunst, f. Ethn. = f&r Ethnologie.
Einleitung.
1. Begriff» Name und Entwicklungr der Archäologie.
Die Archäologie ist nicht ein Wissenszweig, dessen Grenzen jahr-
hundertelange Arbeit allmählich sicher bestimmt hat, sondern ihre Auffassung
hängt noch vielfach von dem Platze ab, welchen ihr Neigungen und Pflich-
ten ihrer Vertreter innerhalb der Altertumswissenschaft anweisen. Geht
man von den Quellen der letzteren aus, so eröffnet sich ein Gegensatz
der Denkmäler und der Schriftquellen, wonach man von der Philologie im
ursprünglichen Wortsinne die Denkmälerkunde unterscheiden wird. Nach
diesem Gesichtspunkte fallen alle Überreste des Altertums (auch die Hand-
schriften und Schriften, sofern sie etwas substantielles sind) unter den Be-
griff der Archäologie; aber eine abgeschlossene Wissenschaft ist sie in
diesem Sinne so wenig als die Buchphilologie, weil die Kunde der Denk-
mäler und die der Schriftwerke sich zu einem einheitlichen Bilde des
Altertums gegenseitig ergänzen müssen. Hiebei gebührt allerdings je nach
dem Zweige der Altertumswissenschaft bald der einen bald der anderen
der Vorrang. Augenfällig ungleich ist die Wichtigkeit der beiden Quellen-
arten in der Li^teraturgeschichte einerseits und der Kunstgeschichte
andererseits, welche demzufolge im Mittelpunkte der Denkmälerkunde steht.
Dagegen ist kein Grund abzusehen, warum sie nicht als ein wichtiger
Zweig der Altertumsforschung, vielmehr als Sonderwissenschaft aufgefasst
werden sollte; Geschmack erfordert ja jedwede Kritik, mag sie sich nun
auf künstlerische oder litterarische Werke beziehen.
Die methodische Eigenart, wodurch nicht bloss die Kunstgeschichte,
sondern die Denkmälerkunde überhaupt von der Buchphilologie sich unter-
scheidet, besteht in der Richtung auf die sinnliche Erkenntnis des
Altertums. Wer Archäolog sein will, muss vor allem sehen können.
Diese Beobachtung mittelst des Auges ist ihm mit dem Naturforscher
gemeinsam.
Den Namen der Archäologie hat mangelhafte Kenntnis des griechi-
schen Wortgebrauches, welcher sich auf jedwede Kunde der älteren Zeit
bezog, verschuldet. In früheren Jahrhunderten hiess der mit der Antike
sich beschäftigende Gelehrte antiguarius (it. antiquario, franz. antiquaire),
Handbncb der Uan. illt«rtiizDiiwJtBeD8cbaft. VI. 1
ElasBisohe Ennstarchäologie. Einleitang.
wovon seine Wissenschaft in Italien den Namen (scienza) anfiquaria bekam.
Als jedoch um die Neige des achtzehnten Jahrhunderts das Griechische
bei Gelehrten wie bei Laien in die Mode kam, verdrängte das noch jetzt
übliche Wort, weil es k la grecque war, die bescheidener klingende latei-
nische Bezeichnung. Nachdem 1768 Job. Aug. Emesti seine pedantisch-
elegante archaeologia lüeraria geschrieben, popularisierte K. A. Böttiger das
Wort Archäologie unter uns Deutschen durch seine im Winter 1806 ge-
haltenenen Vorträge, wenn er auch selbst ein ander Mal vorsichtiger
„Archäologie der Malerei" sagte, wie Otfried Müller sein Werk „Archäologie
der Kunst" betitelte.') Jetzt pflegt man bei uns den kürzeren Namen
vorzuziehen und nur eine christliche Archäologie daneben zuzulassen ;
in Frankreich freilich schliesst jener auch die Zeit des Mittelalters, im
neuen Griechenland die sogenannten Realien ein.
Die Archäologie hat sich lange unselbständig und fast unmerklich
entwickelt; die erstarkte Wissenschaft gestalteten neue Entdeckungen in un-
unterbrochener Folge um, doch so, dass oft lange nachher die Konsequenzen
der letzteren gezogen wurden. Indem die Vermehrung des Stoffes und die
Verarbeitung sich vielfach durchkreuzen, fehlt es an Stufenjahren, wie sie
innerhalb der engeren Philologie die Scheidung der Perioden erleichtem.
Darum folgt hier statt einer Geschichte der Archäologie nur eine Skizze
der Denkmälerforschungen bis zu der Zeit, wo aus ihnen ein eigener
Wissenszweig zu erwachsen begann.
Vom Ende des Altertumes an gibt es kaum eine Reisebeschreibung
oder topographische Schrift, 2) welche die grossen Denkmäler vergangener
Zeiten mit Stillschweigen überginge; aber eine selbständige Stelle hat
solchen Beobachtungen zuerst und allein' im Mittelalter Abdallatif aus
Bagdad, ein arabischer Arzt des 12./3. Jahrhunderts (557 — 629derHedschra),
im 4. Kapitel seiner Beschreibung Ägyptens, welches in der grösseren,
verlorenen Ausgabe viel ausführlicher war, angewiesen. Die geistige Um-
wälzung des Abendlandes, deren Anfange ungefähr in die gleiche Zeit
fallen, verhalf den Denkmälern nur zu untergeordneter Stellung: Der Phi-
lologe illustrierte mit ihnen seine Klassiker, zumal wenn er (wie ein Span-
hemius oder die Gronovii) einen holländischen Verleger hatte, oder be-
nützte einzelne Stücke, die ihm zufallig bekannt wurden, zur Schaustellung
seiner Belesenheit; tiefer interessierten ihn nur Porträte, mythologische
Bilder und etwa noch Geräte. Dem Lokalhistoriker waren die Monumente
geschichtliche Urkunden seiner Heimat. Der Künstler kokettierte in Wor-
ten mit der Antike und den Namen ihrer grossen Meister oder suchte
ernstlich der zeitgenössischen Kunst durch dieselbe aufzuhelfen. Der An-
fang einer höheren Stufe ist schwer zu bestimmen; denn wie oft ist in
dem vergangenen Italien ein ausserordentliches Wissen mit einem ehrgeiz-
losen Gelehrten zu Grabe getragen worden! Immerhin scheint aus den
veröffentlichten Studien soviel hervorzugehen, dass gegen die Mitte des
') Schon 1809 wurde Fb. Gottl. Welckeb
zum Professor der griechischen Litteratur
und Archäologie in Giessen ernannt.
^) Besonders die Schriften über Rom
(s. 0. Richter, Topographie § 6, 7) und die
Berichte aus dem heiligen Lande seit Silvia
(z. B. Bbocabdus, descriptio terrae sanctae,
Histoire litt, de la France 21, 207 ff.)
Organe der Arohäologia (§ 2.) 3
vorigen Jahrhunderts die Mannigfaltigkeit der Funde den Gesichtskreis der
Antiquare wesentlich erweitert hatte. Der erste, welcher die Aufgaben
einer archäologischen Wissenschaft ins Auge fasste und aussprach, war
Graf Caylus^) (1692 — 1765); auch sein bescheidener italienischer Freund
Paciaudi (1710 — 85) hat in seiner Weise viel dazu beigetragen, dass die
Archäologie aus der Enge der Lokalforschung herauskam. Auf den Ka-
theder aber brachte sie der vielseitige Joh. Friedrich Christ (1734 — 56
Professor in Leipzig). Winckelmann dagegen hat seinen Platz in der
Entwicklung der eigentlichen Kunstgeschichte.
Litteratur: C. Bebnh. Stabk, Systematik und Geschichte der Arch&ologie der
Kunst (Handbuch der Arch. d. K. I.), Lpg. 1880, wo die älteren Schriften einigermassen voll-
ständig verzeichnet sind; vgl. auch G. Perrot, R. de deux mondes 1880 p. 516- -55;
Waldstein, essays on the art of Pbeidias, Cambridge 1885 Kap. 1. Brunn, Archäologie
und Anschauung, Münchener Rektoratsrede, 1885. — Abdallatif: Hauptausgabe von
SiLVESTRS DE Sact, Paris 1810 (mit vielen Parallelstellen). — Porträte und Mythologie:
Stark S. 105£P. ; über Geräte s. z. B. Guido Panciroli, raccolta breve di alcune cose piü
segnalate c'hebbero gli antichi, sehr oft ital. u. lat. gedruckt und Paul Petavius, antiqua-
riae supellectilis portiuncula, P. 1610. — Caylus u. Paciaudi: Correspondance in^dite du
comte de C. avec le P. P., publ. par Cb. Nisard, Paris 1877, 2 Bde.; S. Rocheblavb, essai
sur le comte de C, Paris 1889.
2. Orgrane der Archäologrie.
Die Archäologie ist eine Wissenschaft, in deren Betrieb die Kraft
des Einzelnen weniger Bedeutung, als anderswo hat; die grossartige Er-
weiterung ihres Gebietes verdankt sie vielmehr dem Zusammenwirken
mehrerer. Zuerst allerdings schlössen Altertumsfreunde wie die antiquarii
im Quirinal (1478 — 1553) zur Erneuerung des antiken Lebens ihren Bund; die
nüchterne Denkmälerforschung blieb der römischen Akademie der christ-
lichen Altertümer überlassen, bis im vorigen Jahrhundert mehrere
Gesellschaften Italiens und Englands sich der archäologischen Arbeit zu-
wandten. Den Übergang zur Neuzeit bezeichnet die 1726 zu Cortona ge-
gründete accademia etrusca. An den wichtigsten italienischen Orten ent-
standen dann Vereinigungen, um die Funde zu überwachen, zu sammeln,
abzubilden und zu erklären: in Rom die Accademia di antichitä profane,
unter Benedikt XIV. (1714 — 58) begründet (später in die pontificia acca-
demia romana di archeologia umgewandelt), in Florenz die socieiä colom-
baria 1735, zu Neapel die bedeutende Accademia Ercolanese, welche seit
1755 die unermesslichen Funde der verschütteten Städte Campaniens be-
kannt zu machen hatte. Fanden diese Italiener an ihrem Wohnsitze und
in dessen nächster Umgegend genügend zu thun, so richteten die engli-
schen Dilettanti und die Society of antiquaries ihr Augenmerk bereits auf
Griechenland. Mit der Zeit erwachte auch in den weniger fundreichen
Ländern, sobald die Fürsten den Anstoss gaben, grösseres Interesse für
die örtlichen Altertümer; 1763 trat die Academia Theodoro-Palatina in
Mannheim zusammen und bald nachher, unter Napoleons I. Herrschaft,
erhielten jene lokalen Bestrebungen eine mächtige Förderung durch die
Regierungen.
I) Sprich Kälass.
1
4 ElasBisohe Kanstarch&ologie. Einleitimg.
AccademiaetruBca: Saggi di dissertazioni accadem. pabblicamente leite nella nobile
A.CC. Etr. di Cortona, Roma 1737—99, 9 Bd. m. T.; On. Boni, elogio dell' ab. D. L. Lanzi,
Pisa 1816 p. 366 ff, — Pontificia accad.: veröffentlichte Atti, Serie I. 1821 — 64 Bd.
I-XIV.; Dissertazioni S. I. 1821-1864 Bd. I-X. s. II Bd. I. 1881, m. 204 T. -- Soc.
colomb.: Organ Memorie di yaria emdizione 1747 ff. — Acc. Erc: Organ Memorie, vgl.
G. Castaldi, della r. accademia Ercolanese dalla sua fondaz. sinora, Nap. 1840; F. M.
AvELLiNo, ragguaglio de' lavori della r. A. E. per 1833—40, 42, 44 e 46, Nap. 2 Tle.
s. auch § 106. — Dilettant], veröffentlichten ausser den grossen Eupferwerken über
Griechenland, Specimens of ancient sculpture Aeg. Etr. Gr. and Rom. selected from diffe-
rent coli, in Great Britain, L. I. 1809 II. 1835 f. Vgl. Historical notices of the society of D.,
London 1855; Michaelis, Ztsch. f. bild. Kunst 14, 65 ff., 104 ff., 133 ff. — Soc. of ant.:
Vetusta monumenta 1747—1835, 5 Bde. 290 T.; vgl. A. Hümb, the leamed societies and prin-
ting clubs of the united kingdom^ L. 1853.
Als durch die darauf folgenden Friedensjahre Müsse und Sicherheit
auch für die Altertumsforschung geboten wurden und ein wichtiger Fund
den andern drängte, regte diese überwältigende Fülle des Neuen den Ge-
danken einer Zentralstelle an, welche die Nachrichten sammelte und rasch
verbreitete. So entwickelte sich dank Ed. Gerhard (1795 — 1867) aus der
kleinen Societä iperboreo-romana (1825) 1829 das archäologische In-
stitut (insütuto per la corrispondenza archeologica) in Rom. Deutsche und
Italiener, von Franzosen kräftig unterstützt, stellten auf dem unerschöpf-
lichen Boden der Weltstadt eine grossartige Konzentration der Archäologie
Italiens her, ohne dass Griechenland und andere Länder ausgeschlossen
wurden. Jahrzehnte lang war das Institut der unbestrittene Mittelpunkt
der Archäologie durch seine italienisch abgefassten Zeitschriften (1829 bis
1885), die Annali, Abhandlungen enthaltend und von Tafeln, welche als
tavole d'aggiunta mit Buchstaben bezeichnet sind, begleitet, *) und daneben
die Monumenti inediti, Bilderhefte in Folio, welche 12 Bände füllen,*) ferner
das BuUettino mit Sitzungs- und Fundberichten, wozu Gelegenheitsschriften
unter dem Titel Memorie (1832, nuove mem. 1865) kamen. Ausserdem
fanden sich die Mittel, um ganze Denkmälerklassen in ungewohnter Voll-
ständigkeit bekannt zu machen, so die etruskischen Spiegel (Ed. Gerhard,
etruskische Spiegel, Berlin 1839—68, 4 Bde. mit 450 T., Bd. V. von Klüg-
mann und Körte begonnen, H. 1, 1884, H. 2 in Aussicht) und Urnenreliefs
(Rilievi delle ume etrusche I. von Brunn, 1872, 11. und III. von Körte im Er-
scheinen), sowie Gemmenabdrücke (Impronte genmiarie scoperte dall' anno
1829, raccolte e formate dall* incisore Tomm. Cades, 8 Centurien 1829 — 34).
Teils finanzielle Gründe, teils politische Verhältnisse beeinträchtigten seit
1848,49 den internationalen Charakter; 1870 wurde das Institut verstaat-
licht, 1874 zur deutschen Reichsanstalt gemacht und am 9. Dezember des-
selben Jahres ein Zweiginstitut in Athen errichtet, 1886 die alten Zeit-
schriften eingezogen und die deutsche Sprache eingeführt.
Litteratur: An die Hyperboreer erinnern noch „Hyperboräisch-römische Studien
für Archäologie**, hrsg. v. Gerhard I. 1832, IL 1852 und die unvollendeten Monumenti della
Bocietä iperborea romana, Tafel 1 — 12 Stuttg. 1828; über das archäologische Institut vgl.
Ad. Michaelis, Geschichte des deutschen archäologischen Institutes 1829—1879, Berlin
1879 (auch italienisch). Zum fünfzigjährigen Jubiläum erschien ausserdem 1879 „Institute
archaeologico C semestria feliciter peracta gratulantur juvenes Capitolini** Über die Zeit-
schriften erschienen von Zeit zu Zeit Register: Indice generale ftir 1829 — 33, in den A.
^) Anfangs erschienen daneben franzö-
sische Annales (Bd. I. 1837-39. II. 1845).
') In den Jahren 1841-54 waren sie
mit den Annali vereinigt.
Orgtne der Arob&ologie. (§ 2.)
1833 (V) p. 369 ff.; R«pertorio universale delle opere doli' institoto archeologico dalVanoo
(1834—1843) 1848, (1844-53) 1856, (1854—56) den Monum. Ann. e Bull. 1854-56 bei-
gegeben, (1857—63) 1864, (1864—73) 1875.
Wir stehen jetzt in der Periode der strengnationalen Organisation,
wobei der Staat oder, wie in England und Amerika, private Vereinigungen
die Leitung übernommen haben. Aufsichtsbehörden und Kommissionen
überwachen die Altertümer des eigenen Landes ; dauernde Niederlassungen
bestehen in fremden Landern (vorläufig zu Rom, Athen und Kairo); Ex-
peditionen werden zur Erforschung einer bestimmter Gegend ausgesandt.
Solche „missions scientifiques" haben vorzüglich die französischen Regie-
rungen von jeher begünstigt, weshalb die „Archives des missions scienti-
fiques'' zahlreiche uns interessierende Berichte enthalten. Der Wetteifer
der Nationen kann der Wissenschaft nur zu gute kommen. War freilich
früher das Italienische die Sprache der Archäologie, reichen jetzt die vier
Weltsprachen samt der neugriechischen Schriftsprache nicht immer aus.
Das deutscheReich besitzt jetzt ein „kaiserliches deutsches archäo-
logisches Institut^ mit dem Sitze in Berlin und Niederlassungen in Rom
und Athen. Dasselbe veröffentlicht seit 1886 ein jährlich erscheinendes
„Jahrbuch* mit Supplementheften, an Stelle der Monumenti in zwangloser
Folge „Antike Denkmäler* (Bd. L 11. H. 1) und statt des Bullettino „Mittei-
lungen des k. d. a. L*, Römische Abteilung mit italienischem Nebentitel
(Rom). Die „Mitteilungen des k. d. a. L in Athen* (Athen), jetzt entsprechend
„Mitteilungen — , athenische Abteilung* benannt, begannen bereits 1876.')
Ausser der Fortsetzung der älteren Sammelwerke verdankt man dem neuen
Institute „griechische Thonfiguren aus Tanagra* von Kekulö, Stuttg. 1878
mit Atlas; ders., die antiken Terrakotten I. die antiken Terrakotten von
Pompeji (Bearbeiter v. Rohden), Stuttg. 1880; römische Thonreliefs von
V. Rohden in Vorbereitung, ebenso ein Typenkatalog der Terrakotten; „die
antiken Sarkophagreliefs* von Robert (Bd. 11, Berlin 1890); „die attischen
Grabreliefs* von AI. Conze (Lief. 1—4 m. T. 1—100, Berlin 1890 flf.);
die chalkidischen Vasen, von Löschcke vorbereitet. Unter Leitung von
Michaelis ist ein Repertorium für ein künftiges Corpus sfatuarum begonnen.
Dazu konmien noch einzelne Veröffentlichungen, die an ihrem Orte zu
erwähnen sind.*)
Frankreich unterstellte A&r Acadimie des inscriptions (in deren Comp-
tes rendus Korrespondenzen und Berichte erscheinen) eine Ecole frangaise
sowohl zu Rom^) als zu Athen ; letztere veranstaltet auf griechischem
Boden sehr viele Ausgrabungen. Ihre Zeitschriften sind : Bulletin de Tdcole
fran^aise d' Äthanes 1868 — 71, 12 Nummern, ersetzt durch das Bulletin de
correspondance hell^nique 1877 flf.*) und Melanges d'archeologio et d'histoire,
Rom 1881 flf.
In Italien hat sich jetzt die reale Äccademia de'IAncei der Archäo-
') Register erscheinen zu je 5 Jahr-
gängen.
') Ober die Thätigkeit des Institutes
veröffentlicht der Generalsekret&r Al. Cokzb
in den Sitzungsberichten der k. preussischen
Akademie Jahresberichte.
•) A. Gepproy, V6€ole fran^aise de Rome,
ses Premiers travaux, Paris 1884.
**) Zu Bd. I— X ist ein Register (Paris
1889) erschienen.
Q KlaBslsche Kanatarchftologie. Einleitong.
logie angenommen, welche nicht bloss die italienischen Pundberichte, son-
dern auch Monumenti inediti (I. Mailand 1889) herausgibt.
Österreich ist wegen des archäologisch -epigraphischen Seminars
der Universität Wien zu nennen, welches Abhandlungen (1877 flf.) ver-
öffentlicht. Auch hängen die Archäologisch-epigraphischen Mitteilungen aus
Österreich-Ungarn (Wien 1877 flf.) damit zusammen.
Die englischen und amei-ikanischen Einrichtungen sind enger begrenzt
und daher besser in dem typographischen Abschnitte zu würdigen; doch
nennen wir hier schon das archaeological insiitute of America (annual report).
Vereine und Gesellschaften sind durch die Verhältnisse gewöhnlich
auf einen engen Kreis des Forschens eingeschränkt. Als rühmliche Aus-
nahme ist wieder eine Stiftung Gerhards zu nennen, »die archäologische
Gesellschaft zu Berlin"* (1841 gegründet), welche 1843 — 1885 die „archäo-
logische Zeitung** (abgekürzt AZ.) in Verbindung mit dem „archäologi-
schen Anzeiger** (AA.) herausgab,*) femer seit ihrem Bestehen alljährlich
Winckelmannsprogramme erscheinen lässt; auch „Sitzungsberichte** fehlen
nicht. In Nachahmung dieser Gesellschaft wurde 1843 die ^British archeo-
logical association*' begründet; von den DUettanti und Antiquaries ward
bereits gesprochen.
Daneben sind jedoch auch die grossen Gesellschaften nicht zu ver-
gessen, welche die Archäologie pflegen, insofern sie zur Zeit mit der
Anthropologie zusammenhängt; denn da das „Prähistorische**, d. h. die-
jenigen Funde, welche aus Zeiten stammen, über welche uns die klassi-
schen Quellen nichts oder zu wenig sagen, von der klassischen Archäologie
vernachlässigt wurde, fiel es wegen der Häufigkeit primitiver Erzeugnisse
kraft der Entwicklungstheorie den Anthropologen zu. Wir nennen die
„Deutsche Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte**
mit „Archiv für Anthropologie** (Braunschweig 1866 flf., bis 1892 21 Bde.
mit Abb.), „Zeitschrift für Ethnologie** (Berlin 1869 flf. mit Supplementen)
und „Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft etc.** (Braunschweig),
welchem die Berichte über die „jährlichen allgemeinen Versammlungen**
beigegeben werden. In Frankreich sind die SociiU cVanthropologie de Paris
mit Bulletins, die „Mat^riaux pour l'histoire primitive et naturelle de
rhomme** 1864 flf., Revue d'anthropologie, Revue d'ethnographie, alle drei
seit 1890 vereinigt unter dem Titel L'anthropologie zu nennen. Italien besitzt
das Archivio per l'antropologia e la etnologia, Fir. 1871 flf.
Das internationale Instituto di corrispondenza archeologica ist bisher
durch archäologische Kongresse nicht genügend ersetzt. Abgesehen von
den „Versammlungen deutscher Philologen und Schulmänner**, bei denen
die Archäologie stets ein belebendes Element abgibt und seit Jahren eine
eigene Sektion inne hat, vermochten fast nur die „prähistorischen** Alter-
tümer die Nationen zu internationalen Kongressen zu einigen. Ein „congrh
d^anthropologie et d'archMogie" , über den sodann ein illustrierter „compte
rendu** erschien, hat in Antwerpen 1866 (CR. I Brux. 1868), Paris 1867 (C. R.
0 Register zu den Jahrgängen 1843—45;
1865—67 lautete der Titel: Denkmäler, For-
schungen und Berichte.
Allgemeine Bibliographie. (§ 3.)
n 1868), London 1868 (engl, m 1869), Kopenhagen 1869 (Kopenhagen IV
1875),0 Bologna 1871 (B. V 1873 m. 23 T.),*) Brüssel 1872 (Br.VI1873
m. 90 T.),0 Stockholm 1874 (St. VH 1876, 2 Bde.)^), Budapesth 1876 (B.
Vm 1876—88, 2 Bde.),*) Lissabon 1880 (L.IX 1884), Paris 1889 (P. X 1889),
Moskau 1892 stattgefunden.
Andere Versuche sind vereinzelt geblieben und hatten mehr ein ört-
liches Interesse, wie die Kongresse von Bonn 1868 (Verhandl. des intern.
Kongr. zu B., herausg. v. E. aus m Weerth, Bonn 1871), Tiflis 1881 (Virchow
u. W. Dolbischew, der archäol. Kongr. in T., Ztschr. f. Ethn. 14, 73 flf.) und
Odessa 1884 (russ. Sitzungsber. Od. 1884). ß)
8. Allgremeine Bibliographie.
Ein bibliographisches Handbuch der Archäologie ist nicht vorhanden;
doch wird sie in mehreren bibliographischen Werken berücksichtigt, auch
die Kataloge grosser Bibliotheken verdienen Beachtung.
JoH. Alb. Fabbicius, bibliotheca antiquaria, Hamburg 1713. '1760; Jos. Sah. Ebsch,
Litteratar der schönen Künste, Lpg. 1814. *1840; C. Cayedoni, bibliografia archeologica 1843
(mir onzagänglich); Ebn. VikeT; biblioth^que m^ihodique et raisonn^e des beauz arts, Lief.
1. 2 (Nr. 1-2362) Paris 1874 (über seine Vorgänger vgl. 1214 ff.) — J. M. Fbaihce, cata-
logns bibliothecae Buenavianae tomus II Lpg. 1753 S. 323 ff.; Leop. Cicognaba, catalogo
ragionato dei libri d'arte e d*antichitä, Pisa 1821, Bd. IL; Otto Jahn's Bibliothek. Archä-
ologie, Bonn 1877 ; E. Yinbt, catalogne m^thodique de la biblioth. de F^cole nationale des
beaux-arts, Paris 1873; South Kensington Museum, Universal catalogue of books on art,
London 1870 — 77, 3 Bde. mit Supplementen; KataXoyog xtay ßißXitay x^g i&vixijg ßifiXio&ijxrjg
T^c '£JUa(fo(, Teil fT (Deffher) 'J^/atoXoyiaf Athen 1891 (mit Sachregister).
Periodische Verzeichnisse der neu erschienenen Schriften und Ab-
handlungen enthalten die „ Bibliotheca philologica" (Beriin 1874 flf., Abth. VI 7),
das „Jahrbuch des k. deutschen archäol. Institutes** und das „Repertorium
für Kunstwissenschaft"'); eine Ergänzung dazu gibt das „Verzeichnis der
anthropologischen Litteratur*' (I Urgeschichte und Archäologie) im Archiv für
Anthropologie. Regelmässige Besprechungen bringen das „Literarische Cen-
tralblatt*^ (früher von Bursian, jetzt Th. Schreiber) und die Revue critique
(von SaJ. Reinach). Jahresberichte dagegen sind bisher nicht durchzuführen
gewesen; einzelne erschienen im „Philologus* (Bd. 1,732 flf. von Walz, Bd. 14,
645 flf., 16, 85 flf., 21, 406 flf. von K. B. Stark), im „Jahresbericht über die
Fortschritte der klassischen Alterthumswissenschaft" (1, 1465 ff. von Stark
und Bursian; ein neuer in Arbeit), in den „Jahresberichten des philologischen
Vereins zu Berlin" von R. Engelmann (Litteraturbericht über Archäologie)
und in den Jahresberichten des Archaeological instüute of America im tenth
ann. report, Cambridge 1889 von Alfr. Emerson).
') S. CafellikI; congresso intemazionale
di archeologia preistorica. IV. sessione a Cop.
nel 1869, Bologna 1870; D. Oliyecbona, den
archeologjska Kongressen i Köpenhanm 1869,
Stockh. 1870.
^) Mbstobf, der archäol. Gongress i. B.
Aufzeichnungen, Bonn 1871.
^) G. Bebnabei, il congresso di antrop.
ed arch. preistoriche di Brosselle 1872; Born,
desgL Lecce 1874.
*) Mestobf, Bericht Üher den internst,
archäol. n. anthrop. Gongress zu Stockholm,
Hamhurg 1874.
^) Mestobf, der anthropol. u. arch. Gongr.
in B., Hamhurg 1876; üher die Ausstellung:
M. E. Ghaitibe, Texposition hongroise d'anthr.
e d'arch. pr^hist. a B.-P. 1876, Paris 1877
m. Abh.
•) Vgl. Berl. phil. Wochenschr. 4, 1557
ff. ; russ. Journal des Ministeriums für Volks-
aufkl. 3. Abt. Januar S. 1 ff. März S. 1 ff.
^) Früher auch Jahns Jahrbücher für
Philologie und die Gazette archöologique.
8
KlaBsisohe Knnstarohäologie. Einleitung.
Die archäologische Litteratur trägt durch ihren Gegenstand ein eigen-
artiges Gepräge; einerseits sind Monographien, die irgend ein neuer Ein-
zelfund veranlasst, auffallend häufig und darum die Zeitschriften so be-
deutend, andererseits spielt auch die Entwicklung des Illustrationswesens
gewichtig herein.
Die Zeitschriften, welche von staatlichen Instituten oder Gesell-
schaften herausgegeben werden, haben wir bereits erwähnt; die unab-
hängigen konnten mit wenigen Ausnahmen wegen des kleinen Leserkreises
und der Illustrationskosten diese Konkurrenz nicht aushalten.
In Deutschland sind alle der Art nach kürzestem Bestände unter-
gegangen; Frankreich besitzt die Revue arch^ologique 1844 — 60, nouvelle
sörie 1860 — 81, 3. 1882 flf., von welcher jährlich 2 Bände erscheinen. Hier
ist auch die Archäologie zuerst in die Journale gedrungen, indem der
Archäologe Miliin ihr in seinem Magasin encyclop^dique 1795 flf. einen Platz
einräumte. In englischer Sprache erscheinen die »Archaeologia* (London
1779 flf., 2. Ser. 1888 LI., 1890 LH.)*) und die nicht zu umgehende ameri-
kanische Zeitschrift „The American Journal of archeology and the history
of fine arts" (Baltimore 1885 flf.); ausserdem sind das Museo italiano di
antichitä classica dir. da D. Comparetti 1884 ff. und die Revista pentru
istorie, archeologie si filologie (Bukarest 1882 ff.) zu nennen.
Eingegangene Zeitschriften: in Deutschland Ztsch. f. Geschichte u. Auslegung der
alten Kunst, hrsg. v. Fr. G. Wblckbb 1. Gott. 1817—18, m. 6 T.; Amalthea oder Museum der
Ennstmythologie und bildlichen Altertumskunde, hrsg. v. A. Böttioer Bd. I— III. Lpg. 1820,
22; 25 m. 18 T.; Archäologie imd Kunst hrsg. v. demselben I 1. Stück, Breslau 1828, m.
4 T.; Mbmnon, archäol. Monatsschrift, redig. v. G. Simonides, I 1. 2. München 1857; Archä-
ologisches Intelligenzblatt der Hallischen Litteratuiztg , hrsg. v. E. Gebhabd 1833—38;
Archäologisches Beiblatt, bei ,Eos'' 1864 — 6, 2 Bde.; in Frankreich Bulletin arch^ologique
de l'Ath^naeum fran^ais, Paris 1854/5. 1856 janv.— oct.; Indicateur de Tarch^ologie, Paris
1873/4; Annales arch^ologiques (hauptsächlich für christliche Archäologie) par Didron ain4;
Paris 1844—81, 28 Bde. (der letzte enthält die Register); Gazette archäologique, Paris
1875—1888. 1889 H. 1; in England The Archaeologist and Journal of antiquarian science,
London 1842, 10 Nummern; Archaeological Journal 1843; British archeological quarterly
Journal 1844; Museum of Classical antiquities 1851 — 53, 2 Bde. mit T.; in den Nieder-
landen Antiquiteiten, v. N. Westendorp u. C. J. C. Reüvbns 1. — IIT. Groningen 1819—26.^)
Ausserdem haben andere periodische Werke, namentlich Akademieschriften und ähnliches
der Archäologie eine Heimstätte gewährt (z. B. Mämoires lus ä la Sorbonne : Archäologie).
Die nächste Aufgabe der archäologischen Zeitschriften sollte sein,
eine Rundschau über alles Neue zu bieten; dankenswerte, aber nicht er-
schöpfende Mitteilungen bringen die Berliner philologische Wochenschrift,
die Wochenschrift für klassische Philologie, das Repertorium für Kunst-
wissenschaft und das Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst („Kunst-
chronik"), dann die Revue archöologique, Gazette des beaux arts und Bulle-
tin des musees und früher die Gazette archöologique („Courier de Tart an-
tique" von S. Reinach), in englischer Sprache die Academy und das er-
wähnte American Journal of archaeology (unter dem Titel archaeological
news), auch Zeitschriften allgemeineren Inhalts, American antiquarian and
oriental Journal, endlich in Italien die Civilta cattolica und die Cronachetta
») Registerband zu I.— L. 1889, S. 750 ff.
Verzeichnis der Tafeln und Abbildungen.
^) Die Zeitschriften, welche allgemeine
Kunstgeschichte, Kunstgewerbe und die Ar-
chäologie einzelner Länder betreffen, sind
hier noch nicht aufgeführt.
Allgemeine Bibliographie. (§ 3.) 9
mensuale di scienze natural! e di archeologia, Serie 11, Rom 1875 ff. (Mar.
Armellini).
Nach der »prähistorischen Seite" wird die Archäologie journalistisch
behandelt in folgenden Zeitschriften: Prähistorische Blätter v. Naue, seit
1889; Beiträge zur prähistorischen Archäologie mit archäol. Litteratui'blatt
V. Forrer; Antiqua, Zürich und Dresden.
Die Zersplitterung der archäologischen Litteratur veranlasste ver-
hältnissmässig viele und bedeutende Sammlungen von Aufsätzen,
welche in den erwähnten Zeitschriften und in periodischen Werken ver-
mischten Inhaltes erschienen sind; wir reihen der alphabetischen Aufzäh-
lung ähnliche Sammelbände an.
F. M. Ayelliko, opusculi diversi, Napoli 1826—33, 3 Bde. m. T.; C. A. Böttioeb,
kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts, hrs^. v. J. Sillio, 2. Aufl.,
Lpg. 1850, 3 Bde. m. 17 T.; Em. Bubnoüf, memoirea sur Tantiquit^, Paris 1879; Caylus,
Abhandlungen zur Geschichte und zur Kunst, deutsch von Meüsel, Altenburg 1768—69,
2 Bde.; Jon. Fbtedb. Chbist, Abhandlungen Aber die Litteratur und Kunstwerke vornehmlich
des Altertums, Lpg. 1776; de Clabag, m^langes d'antiquit^s grecques et romaines, Paris 1830;
Fb. Cbeuzeb, zur Archäologie, Lpg. und Darmstadt 1846 — 7, 3 Bde. m. 21 T.; Casp. Facius,
Miscellen zur Greschichte der Cultur und der Kunst des Altertums, Koburg 1805; Fböhker,
m^langes d'epigraphie et d'archöologie, Paris 1873; R. Gabbucci, dissertazioni archeologiche
di vario argomento, Rom 1864—66, 2 Bde. m. 18 T.; *£d. Gebhabd, gesammelte akade-
mische Abhandlungen und kleine Schriften, Berlin 1868, 2 Bde. m. Atlas v. 82 T.; J. Gub-
LXTT, archäol. Schriften ges. v. C. Müller, Altenb. 1831 ; Chb. G. Hbtke, opuscula academica,
Gott 1785—1812, 6 Bde. und Sammlung antiquarischer Aufsätze, Lpg. 1778—9; ^0. Jahn,
archäologische Aufsätze, Greifswald 1845 m. 3 T. und archäologische Beiträge, Berlin 1847
m. 14 T. ; H. K. E. Köhleb, gesammelte Schriften, hrsg. von Ludolf Stephani, Petersburg
1850 — 53, 6 Bde. m. 32 T. (Bd. 3 — 5. Gemmen); A. J. Lbtbonne, oeuvres choisies, publ. par
E. Fagnan, 3. s^rie: ArchMogie et philologie, Paris 1883—85, 2 Bde.; *A. de liONOPEBisB,
oeuvres complätes, Paris 1883 — 87, 7 Bde. (I. arch^ologie Orientale; II. III. antiquitös grecques
et gauloises; VII. Supplement et table); F. A. Mayeb, ein Dutzend antiquarischer Rhapsodien,
Tuttlingen 1844, m. 8 T.; G. Minebvoti, memorie accademiche, Nap. 1862, m. 9 T.; •Otfbied
MÜIJ.SB, kunstarchäologische Werke, Berlin 1873, 5 Bde.; F. Münteb, antiquarische Ab-
handlungen, Kopenh. 1816, m. 5 T.; *C. T. Newton, essays on art and atcbeology, Lon-
don 1880 m. 4 T.; *G. Pebbot, mämoires d'arch^ologie, d'epigrapbie et d'histoire, Paris
1875, m. 9T.; G. Psoias, memorie e lottere, raccolte da G. Lumbroso, Turin 1877; Qua-
tbsmebe de QuiNCT, recueil de dissertations sur difförents sujöts d'antiquit^, Paris 1819,
m. 7 T. und recueil de dissertations arch^ologiques, P. 1836, m. 7 T., G. Rathoebeb, archä-
ologische Schriften, Gotha 1857 f.; Raoul-Rochette. monnmens et ouvrages d'art antiques,
Paris 1829, 2 Bde. m. 13 T. und m^moires d'arch^ologie asiatique, grecque, ötrusque, Paris
1846—8, 2 Bde. m. 12 T.; Ol. Ratet, ^tudes d'arch^ologie et d'art, Paris 1888 m. Abb.
und 5 Phot.; S. Rbinach, esquisses arch^ologiques, Paris 1888 m. 8 T.; P. Ch. Robebt,
m^langes d'archöologie et d'histoire, Paris 1875 m. 4 T.; *L. Ross, archäologische Aufsätze,
1. Samml. Lpzg 1855, 2. Samml. 1861, m. 34 T.; Roülez, mölanges de philologie. d'histoire
et d'antiquitid, Bruz. 1840 ff.; Bebith. Stabk, Vorträge und Auf^tze aus dem Gebiete der
Archäologie und Kunstgeschichte, Lpg. 1880; W. Vischeb, kleine Schriften, Bd. II. archäol.
und epigraph. Schriften, Lpg. 1878, m. 26 T. ; Ennio Quibino Visconti, opere varie italiane
e francesi, Milano 1817-31, 4 Bde. m. 80 T., vgl. G. Rossi, florilegio Visconteo o indice
generale compilato alfabeticamente, Mii. 1848—50, 3 Bde.; L. Völkel, archäologischer Nach-
lass, hrsg. v. K. 0. Müller, H. 1. Gott. 1831, m. T.; F. G. Wrlckbb, kleine Schriften, 5. Bd.,
Elberfeld 1867, m. 2 T.; Winckelkaitn, Werke, hrsg. v. Femow, Meyer u. Schulze, Dresden
1808 — 20, 8 Bde. m. Atlas; vollständig m. Noten v. Jos. Eiselein, Donaueschingen 1825 —
1829, 12 Bde. und ital. Prato, 1830—34, 12 Bde. mit Atlas v. 200 T.; Zo£ga, Abhand-
lungen, hrsg. V. Welcker, Göttingen 1817.
Wenn die Archäologie auf den Denkmälern selbst beruht, so muss
ihr litterarischer Betrieb in engstem Zusammenhang mit der bildlichen
Vervielfältigung derselben stehen. Früher hing diese von der zweifel-
haften Treue einer Zeichnung ab, deren Wert das Können, die Sehschärfe
und die Gewissenhaftigkeit oder eigentlich die künstlerische Unselbständig-
10
Elassisohe Knnstarohäologie. Einleiinng.
keit des Zeichners bedingten. Barockkünstler wie Sandrart bildeten die
Figuren nach dem Geschmacke ihrer Zeit um und setzten sie in eine ma-
lerische Umgebung. Die Zeichnung hat allerdings den Vorteil, dass man
das Charakteristische, namentlich die Umrisse betonen, das Zufallige weg-
lassen und etwaige Ergänzungen angeben kann; eine gewisse mechanische
Genauigkeit ist auch schon mittelst der camera obscura erzielt worden.
Zur Vervielfältigung der archäologischen Zeichnung war bis in unser Jahr-
hundert herein. der Kupferstich allgemein üblich. Marcantonio Raimondi
aus Bologna (um 1475 — 1534), gewöhnlich Marcanton genannt, begrün-
dete, wahrscheinlich von Raphael angeregt, den Antikenstich, der zunächst
in seiner Schule und der von Fontainebleau (von Fantuzzi und Genossen)
gepflegt wurde. Im siebzehnten Jahrhundert verfiel derselbe, wie gesagt,
der Zeitmanier. Montfaucon und der sachverständige Graf Caylus haben
ihn wieder gehoben. Vor den ausgeführten Kupferstichen (gravures ter-
minies) verdienen die blossen Umrisse, Konturstiche (gravures au trau) fast
den Vorzug; Abdrücke „im Gegensinn" waren nicht unerhört, wodurch
Lessing zu dem bekannten Missgriflf mit dem „Fechter" verleitet wurde.
Die moderne Vervielfältigung hängt von der Photographie ab;
denn diese stellt die Erscheinung getreu und nicht verschönert dar. Mit
farbenempfindlicher Platte aufgenommen, kann sie sogar erloschene Farben
zeigen. Nichtsdestoweniger hat sie auch ihre Nachteile; die Lichtreflexe
können allerdings durch die Erkenntnis des richtigen Beleuchtungswinkels
vermindert werden, die Photographie gibt aber nur zu getreu allen Schmutz,
der sich im Laufe der Zeit angehängt hat, und die unbedeutendste Be-
schädigung wieder. Hervorstehende Teile werden vergrössert (z. B. die
vorgestreckte Hand des Arringatore).^) Das Plastische erfährt ungenügende
Wiedergabe, um von der Farbe gar nicht zu reden. Ganz unzulänglich
ist die Photographie für Vasenbilder; manchmal muss der Photograph nach-
träglich die Platte überarbeiten; isochromatische Platten sind jedenfalls
empfehlenswert.
Während die Verbreitung der Originalphotographien nur mangelhaft
vor sich geht, besorgen die für den Druck notwendige Vervielfältigung
die photographischen Verfahren, und zwar Flachdruck (Photolitho-
graphie, Photozinkographie, Lichtdi'uck) , Hochdruck (Heliotypie, Photo-
typie, Zinkotypie, Autotypie etc.) und Tiefdruck {hiliogravure,
Mlioglyptique, Heliographie, photogravure und photographischer Kupfer-
druck). Die letztgenannte Klasse macht allein einen künstlerischen Ein-
druck, ist aber wegen Unklarheit der Linien für Lehrzwecke weniger ge-
eignet. Die Photographie kann auch zur Aufnahme architektonischer Pläne
benützt werden 2) mittelst des photographischen Theodoliten (Photogram-
metrie).^)
Über Marcanton und seine Schule: Adam Bartsch, le peintre graveur, Bd. XIV;
Henry Thodb, die Antiken in den Stichen Marcantons, Agostino Venezianos und Marco
Dente's, Lpzg. 1881; Schule von Fontainebleau: Bartsch a. 0. Bd. XV S. 299 ff.;
^) Doch soll diesem Fehler durch die
Naturalphotographie von Eugen Hackh
Stuttgart abgeholfen sein.
m
2) Die Farben-Albertotypie ist in die
Archäologie erst noch einzuführen.
*) Z. B. in Stolze's Persepolis.
Allgemeine Bibliographie. (§ 3.)
11
Photographie: H. Vogel» die chemischen Wirkungen des Lichtes und die Photographie
in ihrer Anwendung in Kunst, Wissenschaft und Industrie, Lpg. 1874; £. Tbutat, la Pho-
tographie appliquäe ä Tarch^ologie, Paris 1879; A. Eisenlohr, die Anwendung der Photo-
graphie f&r Monumente u. Papyrusrollen, Abhandlungen des Orientalistenkongresses zu Lei-
den 1885; C. ScHiEHDL, Geschichte der Photographie, Wien 1891 Kap. XIII; anderes bei
W^EssELY, Anl. zur Kenntnis und zum Sammeln der Werke des Kunstdruckes '293; über
die Mangel Brunn AZ. 34, 20 ff. Über die vorhandenen Photographien von Antiken fehlen
Übersichten (vorläufig Amsler und Ruthardt, die Hauptwerke der Kunstgescb. in Original-
photographien, Berlin 1889; dies., Verz. der Photographien nach Malereien, Lief. 1 Berlin
1893 Nr. 1—40 Mosaiken, 41—227 Wandgemälde; in Vorbereitung: Verz. der Phot. nach
Skulpturen); Paul Arndt, photographische Einzelaufnahmen antiker Skulpturen, München
1893 (1. Serie eines Bruckmann'schen Unternehmens). Gedruckte Kataloge existieren von
der Thompson-Serie und der Parker-Serie, von den Photographien des deutschen archäolo-
gischen Institutes (Jahrb. 1891 S. 74 ff.) und verschiedenen Kunsthändlern, besonders G.
SoMKEB in Neapel und Rbomaides freres in Athen.
Die Geschichte des archäologischen Buchwesens dürfte mit
Peutingers Fragmenta Romanae vetustatis in Augusta Vindeliconim, welche
1505 zu Augsburg erschienen, zu beginnen sein. Eine ausgeprägte Vor-
herrschaft ist zu keiner Zeit einem Verlagsorte zugefallen, ausser dass
für Deutschland im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert das reiche
Nürnberg die archäologischen Bücher zu edieren pflegte. Anfangs be-
schränkte man sich auf die Denkmäler Roms ; über die ewige Stadt griffen
nur die beliebten Büstensammlungen hinaus.
lUustrium virorum vultus, gestochen von Aüqüstikus Venbtus (Ag. de Musi),
Rom 1569; FuLvros Ursinus (Orsini), imagines et elogia virorum illustrium, Rom 1569—70
n. G.; lUustrium virorum vultus, Rom 1589, im Verlag von Lafrbrius (Ach. Statins).
Vereinzelt steht Johannes Episcopius (de Bisschop) mit seinen Werken :
Signorum veterum icones 1630, semicenturia altera 1671? und para-
digmata graphices variorum artificum, Haag 1671.
Mit dem Zeitalter Ludwigs XTV. beginnen die „eleganten" Blumen-
lesen aus den „Gärten des Altertums" :
J. Spon, recherches curieuses d antiquit^, Lyon 1683 und miscellanea
eruditae antiquitatis, Frankf. 1679, Leiden 1685 (Poleni nov. thos. antiqu.
Rom. et Graec. suppl. IV 633 flf.) ;
L. Beger, spicilegium antiquitatis, Cöln (bei Berlin) 1692, 2. Ausg.
1694, f. m. Abb.
Aus der silbenklaubenden Buchgelehrsamkeit des siebzehnten Jahr-
hunderts brachte die Erlösung trotz Mangelhaftigkeit der Zeichnungen und
trotz Aufnahme vieler Fälschungen*) das grosse Anschauungswerk des
Mauriners B. de Montfaucon (L'antiquite expliqu^e et röpresentöe en figures,
Paris 1719, 10 Foliobände mit fast 1100 Tafeln), welches binnen zwei
Monaten vergriffen war; so begierig strebten die Zeitgenossen nach An-
schauung des Altertums; 1724 kamen fünf Supplementbände hiezu.^) Der
von dem Strassburger Rektor Schatz gefertigte Auszug (Nürnberg 1757,
f. mit 150 Tafeln) war wegen seiner Zweckmässigkeit lange das archäo-
logische Handbuch der deutschen Schulmänner. Nach einer Pause') folgte
V) Eine kritiBche Untersuchung seiner
Quellen steht noch aus; man pflegt vor den
Fälschungen Boissards zu warnen.
') Im Jahre 1722 erschien eine zweite
Ausgabe.
*) Zu nennen wären höchstens M. A.
v(an) N(idegk), antiquitates sacrae et civiles
Romanorum explicatae, Haag 1726 fol. m.
82 (84) T. ; Ant. BobionI; coUectanea anti-
quitatum Romanarum, Rom 1736, f. m.
100 T.
12
Elassisohe Kuntstarohftologie. Einleiinng.
das weit kritischere Werk des Grafen Caylus: »Recueil d'antiquitös egyp-
tiennes, etrusques, grecques et romaines, Paris 1752 — 68 (I* 1761) in 7 Quart-
bänden.*) Diese Kupferwerke zirkulierten in manchen antiquarischen
Vorlesungen, ein bescheidener Anfang des archäologischen Unterrichts.
Die Reihe der modernen Werke*) eröffnet A. L. Miliin, welchen das
Geschick nach Paris gestellt hatte, als dort die schönsten Antiken Europas
vereinigt zu sehen waren;*) an seine „monumens antiques in^dits ou nou-
vellement expliquös* (Paris 1802 — 1804, 2 Bde., 92 Taf.) schlössen sich
zahlreiche Bilderwerke vermischten Inhalts. Einige derselben verfolgen
ein ähnliches Ziel wie Miliin:
Monumenti inediti di antichitä e belle arti raccolti e dati in luce
da una societa archeol., distrib. 1. u. 2., Nap. 1820, m. 10 Taf.; J. Mil-
lingen, ancient unedited monuments, London 1822 — 26, Bd. I (bemalte
Vasen) m. 40 Taf., 11 (Plastisches) m. 22 Taf.; G. Cumberland, outlines
from the ancients exhibiting their principles of composition in figures
and bassorelievos taken chiefly from inedited monuments of Greek and
Roman sculpture, London 1829, m. 81 T.; Ed. Gerhard, antike Bild-
werke, Stuttg. u. Tübingen 1827, mit Atlas v. 320 Taf.; Raoul Rochette,
monumens inedits d'antiquitö grecque ^trusque romain, I. cyclo h&oique,
Paris 1828 — 33, 6 H. f. m. 93 Taf.; C. Poppe, Sammlung von Ornamenten und
Fragmenten antiker Architektur, Skulptur, Mosaik und Toreutik auf einer
Reise durch Griechenland, Italien und Sizilien aufgenommen, Berlin 1834,
H. 1. 2. f.; E. Braun, antike Marmorwerke zum ersten Male bekannt ge-
macht, 1. u. 2. Dekade Leipzig 1843, f. m. 24 Taf.; Welcker, alte Denk-
mäler, Göttingen 1849 — 64, 5 Bde. m. Taf, (I. Rundfiguren, 11. Reliefs,
m. Vasen, IV. Wandgemälde, V. Ergänzungen) ; Rud. Gädechens, unedierte
antike Bildwerke, I. Jena 1873, f. m. 4 Taf.
Andere Werke suchen einen Überblick über die Denkmäler mit Rück-
sicht auf die Kunstgeschichte zu geben:
Reveil et Duchesne-Mönard, musee de peinture et de sculpture, Paris
1828—34, 16 Bde. m. Abb., 2. Aufl. Paris 1872, 10 Bde. m. 1172 Taf.
(die ganze Kunstgeschichte umfassend); Otfried Müller und Österley,
Denkmäler der alten Kunst (abgekürzt DAK.), Göttingen 1832 ff., 3. Aufl.
von Wieseler 1877; F. Comte de Clarac, mus^e de sculptures antiques et
modernes, Paris 1841 — 53, je 6 Bde. Text u. Atlas (noch immer die reichste
Sammlung von Statuen, jedoch nur stillose Umrisszeichnungen); Saint-
Sylvestre, chefs-d'-oeuvre de l'art antique, Paris 1860, 46 Taf.; 0. Ray et,
monuments de l'art antique, Paris 1879 — 83, 2 Bde. mit 90 Heliogravüren;
Bruckmann, Denkmäler der griechisch-römischen Plastik, unter Leitung
von Brunn, München, Liefg. 1 — 60 (Lichtdrucke); Seemanns kunsthisto-
rische Bilderbogen, Leipzig 1879, mit 3 Supplementen; Lucy M. Mitchell,
*) Eine deutsche Ausgabe begann A.
W. WiNTKRscHMiDT, wovon der erste Band
in Nürnberg 1766 erschien. Bald darauf
folgten: L. S. Adah, recuoil de sculptures
antiques grecques et romaines, Nancy 1754,
Paris 1755, f. und Musellius, antiquitatis
reliquiae, Verona 1756, f.
^) Die antikisieriende Kunstrichtung
bringt hervor L. Gutot, portefeuille de Tar-
tiste, P. 1806 m. 72 T.
^) Die Veröffentlichungen über das Na-
poleonische Museum sind § 15 zu finden. Über
Miliin s. Kraft und Böttioer, A, L. Miliin,
Lpg. 1819; Stark, Systematik S. 257 f.
Allgemeine Bibliographie. (§ 3.)
13
selections from ancient sculptures, Atlas v. 20 Photogr., Berlin 1883; Biblio-
theque des monuments figur^s grecs et romains, herausg. v. Sal. Reinach
(verkleinerte Neuausgabe älterer Bilderwerke, I. Le Bas, monuments d'an-
tiquit^ figur^e en Gröce 1888, 11. Vasenbilder vonMillin und Millingen 1891,
in. antiquit^ du Bosphore Cimm^rien 1891).
Für akademische Unterriehtszwecke ist eine Auswahl von Denkmälern
zusammengestellt in Wiener Vorlegeblättern für archäologische Übungen,
begründet von Conze, weitergeführt von Benndorf Serie A — E, seit 1888 (9)
jährlich.
Von philologischen Gesichtspunkten aus wurden teils antiquarische
Atlanten teils Illustrationen zu Klassikern, besonders Homer zusammen-
getragen :
Steinbüchel, grosser antiquarischer Atlas, Wien 1833; Kulturhisto-
rischer Bilderatlas I. Altertum, bearb. v. Th. Schreiber, 2. Aufl., Leipzig
1888, m. 100 Taf. (Textbuch von K. Bernhardi); in alphabetischer Folge:
Baumeister, Denkmäler des klassischen Altertums, München und Leipzig
1885 — 88, 3 Bde.; Daremberg et Saglio, dictionnaire des antiquites.
Lief. 1—17 (A— Fas).
Tischbein, Homer in Zeichnungen nach Antiken mit Erläuterungen
von Heyne, Heft 1—9 1801—5, Stuttg. 1821, 2 Bde.; Fr. Inghirami, galleria
Omerica, Fiesole 1831, 3 Bde., 503 Taf.; Fr. Overbeck, die Bildwerke
des thebischen und troischen Sagenkreises, Stuttgart 1857, m. 33 Taf.
(noch jetzt das geeignetste Buch, um sich in der archäologischen Erklärung
zu üben); R. Engelmann, Bilderatlas zum Homer, Leipzig 1889, m. 3G Taf.
(auch separat zu Ilias und Odyssee) ; Bilderatlas zu Ovids Metamorphosen,
Leipzig 1890, mit 26 Taf.; OUer, Bilder^Atlas zu Cäsars Büchern de hello
Gallico, Leipzig 1890.
Dieser Abschnitt sei beschlossen mit einem Überblick über unsere
Vorgänger, welche systematische Darstellungen der Archäologie ge-
geben haben. Wie sich von selbst versteht, begleiten diese Schriften,
in Deutschland wenigstens, die Einführung und Hebung der Archäologie
an den Universitäten. Nachdem bereits Johann Friedrich Christ (1739 — 56
in Leipzig) Vorlesungen in archäologischem Sinne gehalten und einen Band
Studien (S. 9) veröffentlicht, fand der neue Wissenszweig in Göttingen
(Heyne, akademische Vorlesungen über die Archäologie der Kunst des
Altertums insbes. der Griechen und Römer, Braunschweig 1822), Altorf
(Joh. Phil. Siebenkees, Handbuch der Archäologie, Nürnberg 1799 — 1800,
2 Teile) und Leipzig (Joh.Aug. Ernesti, archaeologia literaria, Leipzig 1768,
neu von Martini 1790; Chr. D. Beck, Grundriss der Archäologie I. Leipzig
1816) regelrechte Vertretung. In Frankreich führte Miliin die Archäologie
in den Kreis der Wissenschaften ein, indem er zugleich ihr „agrhnent'^
betonte (Introduction ä T^tude des monumens ant., Paris 1796, neu 1826).
Von den zahlreichen Handbüchern und Leitfäden*) vermochte sich keines
*) Beachtung verdienen besonders : Chax-
POLLiOK-FiOBAO, r^sum^ complet de l'arch^o-
logie, Paris 1825—26. m. Abb. u. trait^ öläm.
d'arcböologie, 2. Aufl. Paris 1843, 2 Bänd-
chen; A. V. Steikbüchel, Abriss der Alter-
tumskunde, Wien 1829; F. G. Petersen,
Allg. Einleitung in das Studium der Archä-
ologie, Lpg. 1829 (nach dem Dänischen,
14
Klassisohe Knnstarohäologie, I. Denkmälerknnde.
durch neue Auflagen auf der Höhe der Wissenschaft zu erhalten; das
zweckmässigste Buch, K. 0. Müllers Handbuch der Archäologie der Kunst
(zuerst Breslau 1830 erschienen, 3. Aufl. mit Zusätzen Welckers 1848,
Neudruck Stuttgart 1878) ist nicht erneuert worden. Die treffliche sehr
freie Bearbeitung von L. Ross (iy%eiQidiov Tijg ägxaioloytag Twg Te^vojv I.
iatoQia Tijg Tt'xvr^c fi^'xQtg dloiaecog KoQiv&ov 1841) blieb unvollendet, ebenso
das „Handbuch der Archäologie der Kunst" von K. B. Stark Bd. I (Leipzig
1880). 0
L Denkmälerkunde.
Kap. L Die Schicksale der Denkmäler.
Tablda consnmit fermm lapidemque vetustas
nnllaque res malus tempore robor habet
6. Die Litteratur erneuert sich fortwährend durch Abschriften und
Neudrucke; für die Denkmälerkunde jedoch bedeutet der Verlust eines
Gegenstandes eine Minderung ihres Stoffes. Daher gebührt der Erforschung
des Vergehens ein hervorragender Platz.
Wo der Unkundige über Böswilligkeit oder Vernachlässigung schelten
zu müssen glaubt, herrschen sicher wirkende Gesetze. Langsam, aber
stetig zerstören die Kräfte der Natur. Mag auch die Luft des Südens
weniger feucht als die nördliche sein, so schädigt sie doch im Verein mit
Regenschauem 2) und Sonnenlicht alles im Freien befindliche; am kräftig-
sten wirkt in allen Fällen die salzige Meerluft. Namentlich wenig dichte
Steinarten wie Sandstein oder weicher Peperin setzen dem Steinfrass (djßr
Corrosion) geringen Widerstand entgegen.^) Die südliche Hitze bringt
Holzfiguren zum Bersten.^) Am schlechtesten ertragen die Farben atmo-
sphärische Einflüsse, weil aus den mit Wasser angemachten die Feuchtigkeit
entweicht, was ihre Erscheinung verändert ; ihr molekularer Zusammenhang
löst sich auf und die Malerei bekommt Risse. So bedurften die älteren
Bilder nach einiger Zeit der Auffrischung. 5) Ausserdem ändern sich
manche Farbstoffe an der Luft, wie man leider an allen neu aufgedeckten
Wandgemälden beobachten kann. Gleichzeitig wird von ihr der Bewurf
der Wände gelockert, so dass er samt den Farben abblättert. Ein ähn-
licher Prozess geht an Mosaiken vor sich.®) Auf Stein sind die alten
Eopenh. 1825} ; Sal. Reikaoh, manuel de phi-
lologie classique, 2. Aufl. Paris 1883 fF. (Bd.I.
Text, II. Ausführungen). Der neueste ele-
mentare Leitfaden ist: E. Kroker, Katechis-
mus der Archäologie, Lpzg. 1888; H. Wbs-
TROPP, handbook of archaeology, Lond. 1868
m. 111., für Reisende.
^) Derselbe hatte vorher „archäologische
Studien zu einer Revision v. K. 0. Müllers
Handbuch* (Wetzlar 1852) veröffentiicht.
^) Hör. c. 3^ 30, 3 imber edax.
») Vgl. LuoRBT. 5, 306 fF.
*) Hör. sat. 2, 5, 39 f.
») Plat. leg. 6, 769 c; Plin. n. h. 35, 26;
als etwas besonderes von Werken des Zeuxis
nondum vettistatis injuria victas, Petron. 83.
Fast erloschenes Wandgemälde photogra-
phiert bei Wilpert, Cyclus christolog. Ge-
mälde T. 1.
^) Ein altes Zeugnis bei Prokop b. Goth.
1, 24 p. 371 d.
Kap. I. Die Schicksale der Oenkmftler. (§ 5.)
15
Farben wenig widerstandsfähig und ihre ehemalige Existenz oft nur aus
der Beschaffenheit der Oberfläche zu erraten.^)
Nicht so augenfällig sind die zerstörenden Wirkungen der Pflanzen
(besonders der sogenannten Kalkpflanzen); doch zeugten schon früh Bau-
werke von der Sprengkraft des wilden Feigenbaums und zur Zeit Theo-
dorichs erblickte man in solchen Bäumen eine bedenkliche Gefahr für die
Ruinen.*)
Die Erde bewahrt das ihrem Schutze anvertraute und, was sie durch
Erhöhung des Niveaus allmählich zu decken erhalten hat, ebenfalls nicht
unversehi-t. Hier liegt die zerstörende Kraft vornehmlich in der ein-
sickernden Feuchtigkeit, deren Wirkungen je nach der Art des Bodens und
des StoflFes sich bedeutend unterscheiden. Von den organischen Stoff'en
vergeht das gewöhnliche harzfreie Holz am leichtesten in humushaltigem
Boden, weniger in Thon und Moor; ungebrannte Knochen kalzinieren,
im Humus vermodern sie; Hom vergeht meistens mit Ausnahme der
Zapfen ; Leder und Gewebe können sich ausserhalb der trockenen Luft
Ägyptens, welche auch das Holz schont, in Moor und bei Verbindung mit
Holz oder Bronze (deren Patina die Fäden überspinnt) erhalten. Unter
den unorganischen Stoffen sind alle Metalle durch das Oxydieren bedroht,
doch nicht ganz gleichmässig. Reines Kupfer hat häufig nur eine dünne
Patina (Edelrost), bei Gusshaut sogar auch diese nur stellenweise. Bronze
hingegen erhält meistens eine Patina, welche gewöhnlich grün (doch in
verschiedenen Nuancen), seltener bläulich ist, 3) während sie an feuchten
Orten ins Bräunliche oder Schwarze spielt und an der Meeresküste Salz-
krystalle enthält. Die Patina vereinigt sich leicht mit Sand und Ähnlichem
zu einer Kruste oder zu „Warzen". Manchmal durchsetzt die Oxydiorung
das Ganze, bis dasselbe zerbröckelt oder nur ein Metallkeni übrig bleibt;
daher das horazische aere perennius. Dieser Prozess schreitet am rasche-
sten im Eisen fort, weshalb vorrömische Eisengegenstände ziemlich selten
sind und die Alten oft über das „Giff* klagen.*) Besser widersteht das
im Feuer geglühte Eisen, an dessen Oberfläche sich Eisenoxyduloxyd
(meist blauschwarz oder bei weiterer Umwandlung rot) entwickelt. Die
übrigen Metalle leiden durch Feuchtigkeit nicht unbedeutend; bei Gold
wird die Oberfläche matt und messingähnlich, manchmal bräunlichrot (Chlor-
gold), bei Silber grau oder leicht violett (Chlor- oder Schwefelsilbor,*)
wobei jedoch starke Kupferlegierung grünlich erscheint und sich schliess-
lich aussondert, bei Zinn und Blei weisslichgrau oder ausnahmsweise hell-
grün. Bernstein neigt zum Zerbröckeln. Hingegen ist gebrannter Thon
sehr widerstandsfähig und wird nur im feuchten oder lehmigen Boden
angegriffen.
1) Sbhpeb, kleine Schriften S. 431 ; SittL;
Würzburger Antiken S. 20.
") Hör. epod. 5, 17 f.; Prop. 4(5), 75;
laven. 10, 145; Martial. 10, 2, 9; Caseiod.
var. 7, 6 a. E., vgl. 2, 89.
') In Pompeji (AZ. 3, 198) und einst in
Delphi (Plut. Pythiae orac. 2 flf.).
*) Z. B. Artemidor. 5, 15. Freilich wer-
den die unförmlichen oxydierten Eisenreste
von den Ausgrabern leicht übersehen (vgl.
z. B. Schliemann, Bericht über die Ausgrab,
in Troja im Jahre 1890 S. 20).
*) Farbige Abb. bei Salzmann, nöcropolo
de Kamiros T. 2.
16
KlastsiBohe Eunstarchäologie. I. Denkmälerknnde.
Diese Naturkräfte haben ihre Thätigkeit sofort nach Vollendung des
Werkes begonnen ; dem Zersetzungsprozess kam nachlässige Arbeit fördernd
entgegen. Das Wort des Evangeliums z. B. von dem Hause, das auf Sand
gebaut ward, ist begründet durch die babylonische Unsitte, keine eigent-
lichen Fundamente zu graben, sondern nur Sand aufzuschütten;') infolge
dessen sprechen die Könige des Zweiströmelandes so oft von dem Verfalle
alter Bauten. Auch in Ägypten haben die Baubeamten ungeduldiger
Herrscher viel gesündigt. Häusereinsturz kam sogar in Rom öfter vor.*)
Im kleinen schadete unsolide oder ungeschickte Arbeit nicht minder,
z. B. beim Schmieden des Eisens oder dem Guss der Bronze, wo in den
Höhlungen sich leicht Rotkupfererz bildet.
Ausser diesen stetigen Ursachen stürmen von Zeit zu Zeit Natur-
katastrophen auf die Werke menschlicher Hand ein. Die Erdbeben,
denen besonders die von Griechen bewohnten Gegenden ausgesetzt sind,
haben selbst manchen massiven Steintempel gefallt; keiner menschlichen
Gewalt wäre es gelungen, die Riesensäulen des olympischen Zeustempels
zu stürzen und in Trümmer zu schlagen.*) Man erkennt hier, wie einst
am Tempel von Aigina, das Erdbeben an der regelmässigen Lagerung der
hingestürzten Bauteile. Der Sturmwind („aquilo impotens^) vermag, wie
am besten Babylonien zeigt, Holz- und Lehmbauten zu vernichten. Das
Überfluten der wilden Gebirgswasser hat Olympia teils zerstört, teils mit
einer Schicht von Kies und Sand überdeckt; dort begegnet auch das sel-
tene Beispiel eines Bergrutsches, welcher die Nordterrasse zerstörte.**)
Feuersbrünste endlich haben in den Grossstädten Jahr für Jahr Unheil an-
gerichtet; verhängnisvoll für die Kunst war z. B. der Brand des Zeuxippos-
museums unter Justinian, um nicht zu reden vom neronischen Brande.
6. Auch wo Menschen selbst an der Zerstörung teilnehmen, wird
der Nationalökonom gute Gründe finden können. Im Gebrauche sind nun
einmal alle Gegenstände der Abnützung ausgesetzt und überdies die
feineren Arbeiten dem Zerbrechen oder mindestens der Beschädigung ihrer
Form.^) Sogar bei Götterbildern kann man von Abnützung reden, inso-
fern sie durch Liebkosungen, Salben und Ankleben von Votiven entstellt
wurden.^)
Die Abnützung oder Beschädigung bedingt aber wieder Ausbesserung
und Erneuerung. Wir können deren Spuren an vielen Bauten beobachten
und in Eleusis, wie im Kabirion drei Bauschichten unterscheiden. Über-
haupt dürfte kaum ein Bau, der mehrere Jahrhunderte hindurch benützt
wurde, in ursprünglichem Zustande zu finden sein. Die Erneuerung er-
streckte sich sogar auf schadhafte Weihgeschenke, welche Pflicht in grie-
chischen Städten den Strategen oblag.') Gerade ordnungsliebende Männer,
*) In Abu-Scbabrein ( J. of the r. asiatic
Boc. 16, 408) und Chorsabad (Botta, monu-
ment de Ninive 5, 58).
2) Z. B. Catull. 23, 9.
°) Abb.: BöTTioHBB, Olympia, Tafel zu
S. 32; vgl. Paus. 2, 7, 1.
*) Karte bei Bötticheb, Olympia T. 3
u. A.
^) Z. B. von einer Statue des Lysipp
Plin. 34, 63.
«) SiTTL, Gebärden S. 180 f.; Philostr.
her. 2 p. 290, 7.
') Athen: Böokh, Staatshaush. IP 52».
321; Pergamon: Inschriften von P. Nr. 18
Z. 11.
Kap. I. Die Bchioksale der Denkmftler. (g 6.)
17
die alles rumenhafte nicht leiden konnten, wie König Theodorich, werden
vielen Schaden gestiftet haben; letzterer gab selbst zerfallende Bronze-
statuen in die Kur.*)
Die Abänderung wird schon bedenklicher, wenn sie sich nach neuen
Bedürfnissen oder einem neuen Geschmacke richtet. Dieser Gesichts-
punkt findet seine nächste Anwendung auf alles private Eigentum, nicht
so sehr auf das staatliche. Doch sind die Festungswerke bis in die neuere
Zeit herein selten ungenutzt geblieben, sondern immer wieder ausgeflickt
worden;-) so gibt es zu Argos, in Thessalien, Arkadien, Epirus (z. B. Gü-
mana) Burgmauern, deren unterste Schicht aus dem Altertum, hin und
wieder sogar aus sehr frühen Zeiten stammt. Auch mühevolle gemein-
nützige Werke, wie Wasserleitungen oder Leuchttürme sind gerne wieder
in Stand gesetzt worden.^) Die konfiszierten Tempel verwandelten sich,
wenn der Fiskus sie hergab, nach den nötigen Umbauten in christliche
Kirchen,*) wie in Rom das Pantheon, der Tempel des Antoninus und der
Faustina, sowie der der Fortuna virilis,*) in Athen der Parthenon, welcher
nachmals zu einer Moschee diente (Altertümer von Athen IT. K. 1 T. 1),
Erechtheion und Theseion ;^) doch verwechsle man damit nicht die Ver-
wendung der Plattform eines abgetragenen Tempels für die Grundfesten
eines neuen Monumentalbaus, was sehr häufig vorkommt. Ebenso ist
nicht jeder antike Bau, welcher zu einer Kirche diente, ein Tempel ge-
wesen, sondern etwa ein Staatsbau oder eine grosse Grabanlage.') Grab-
kammern nahmen oft andere Tote auf (z. B. das sogenannte Grab des
Kimon bei Athen) und empfingen dann neuen Schmuck.^) Antike Grab-
steine sind in den Landfriedhöfen Griechenlands und noch mehr Klein-
asiens, wo die Mohammedaner sie gerne nach ihren Bräuchen umarbeiten,
häufig*) und auf dem Grabe des Minnesängers Ulrichs von Lichtenstein
steht ein Römerwerk (Die österreichisch-ungarische Monarchie, Steiermark
S. 278 Abb.) Karl der Grosse und andere Würdenträger des Staates und
der Kirche ruhen in römischen Sarkophagen,^*^) wie man sie in verfallenen
Städten fand. Mancher marmorne Sitz diente in der Kirche einem Bischof
als cathedra^ so in S. Marco und S, Stefano rotoyido zu Rom. Von kleinen
') Cassiod. var. 1, 25. 2, 39. 4, 24. 30.
10, 30.
^) Vgl. z. B. die Cronaca di Morea p. 426.
') So der Leuchtturm des Caligula in
Boulogne von Karl dem Grossen.
*) Euagrios 1, 16; Theodoretos y. d.
Märtyrern 8 p. 606 ; Procop. aedif . p. 328
Dindorf; Gbron. Pascbale J. 379; Johannes
V. Damaskos ünag. 2, 1 1 ; Combefis, origines
p. 1 ; Oros. 7, 27, 14 ; von Gregor dem Grossen
lur England empfohlen, ep. 9, 4, 71; über-
trieben von Kedrenos 1 p. 428 (Bonn) und
vielen Neueren.
^) Anderes bei Fiorh^lo, Geschichte
der zeichnenden Kunst« 1, 9 Anm. n.
®) Stbzyoowski, Ath. Mitth. 14, 271 if.;
Ztseh. f. bildende Kunst 22, 370.
HnodbQch der Ums. Altertniiuwlneiiflchaft. VI.
^) S. ürbano bei Rom; s. auch Gilbebt
a. a. 0.
^) Mosaiken in einem etruskischen Grab
bei Cometo (M^m. de l'acad. des inscr. 13,
762).
^) Sterbet, leaflets from the notebook
etc. p. 6 f.; griechisches Beispiel abgeb. in
einer Photographie des arch. instit., Athen
varia 51.
*®) Karl der Grosse: Abgeb. bei Dahn,
Urgeschichte der germ. u. rom. Völker 3,
1165; Bischof Simpertus v. Augsburg (t807):
im dortigen Museum; Erzbischöfe von Pa-
lermo: Al. Cassano, del sotterraneo doUa
chiesa cattedrale di Palermo, Pal. 1849 m.
T. — Ein Sarkophag in Ruinen geradezu
gesucht: Beda bist. 4, 19.
2
18
glasBiBohe Enntstarob&ologie. L Denkmftlerknnde.
Gegenständen heben wir nur die geschnittenen Steine hervor, mit denen
seit Pipin viele Fürsten siegelten.^)
Schädlicher pflegt die Verwendung zu ganz verschiedenem Zwecke
zu sein. Der Titusbogen und andere Bauten Roms litten schwer, weil sie
der mittelalterliche Adel als Festungen gebrauchte, bis der Senator Branca-
leone im Jahre 1257 die Schleifung der meisten befahl;*) der grosse Sonnen-
tempel von Palmyra wurde eine Grenzfestung, wie die Moles Hadriani
ein Kastell (Engelburg). Für Wohnräume eigneten sich Monumentalbauten
nicht eben besser ; in dem Riesentempel von Edfu hauste eine ganze Dorf-
gemeinde, am Anfange dieses Jahrhunderts war der Parthenon eine Türken-
wohnung (Dodwell, travels in Greece I, Tafel zu S. 339), das Lysikrates-
denkmal der Bibliotheksaal von Kapuzinern (Dodwell L, Tafel zu S. 288),
Felsengräber dienten zu Weinkellern, Viehställen, Schweinekoben, ja selbst
Wohnungen; 3) daher fanden sich im „ Schatzhause ^ von Orchomenos Reste
aller Zeiten. In den Gegenden, wo man das Korn quetscht, sind Altäre,
Säulentrommeln und Kapitelle ausgehöhlt worden, während Statuetten den
Stossel vertreten;*) aus granitnen Statuen und Pfeilern wurden in Ägypten
Mahlsteine. In Syrien walzt man die flachen Lehmdächer mit Säulen glatt. ^)
Sarkophage verwandelten sich häufig in Tauf steine,^) Brunnenbehälter und
Viehtröge, so mancher Römerstein in ein Reliquiarium oder gar in einen
Pranger.') Die Frauen schmücken sich mit aneinander gereihten Münzen.
Im einzelnen kommen die sonderbarsten Quiproquos vor: der Krater des
Salpion wurde Schiffspflock, dann Tauf stein; die Aschenume der älteren
Agrippina und ihres Sohnes nahm man im dreizehnten Jahrhundert zum
Getreidemass der Stadt Rom.*)
Alle diese Punkte zusammen haben kaum soviel Einfiuss ausgeübt,
als das Zusammensuchen bequemer Baumaterialien. Im Altertum war
die Verwendung alter Bauten und beschädigter Steinskulpturen dort, wo
Gesetze galten, nur zu Gunsten der Grundfesten und Umfassungsmauern
eines Heiligtums gestattet. Die Insel Philai, die athenische Akropolis
(Penrose, principles of Ath. architecture T. 40 ; Phot. des Inst.) und kyp-
rische Tempel legen davon Zeugnis ab.^) Bei verlassenen Städten und
ruinösen Profanbauten nahm man es indess schon frühzeitig nicht genau; ^^)
im geheimen eigneten sich die Privaten an, soviel sie konnten, i^) verzwei-
*) WiooERT, N. Mitth. des thüringisch-
säcbs. Vereines YII H. 4, 1 ff. ; bessere Ab-
bildungen bei Carl Heffner, die deutschen
Kaiser- und Königssiegel, Würzburg 1875.
^) Gregorovius, Geschichte der Stadt
Rom 5, 317, 2.
*) Prokesch, Denkwürdigkeiten 2, 206.
*) Chakdler, Reise nach Kleinasien I
K. 5 a. E. n. 13 a. E.; Prokesch a. 0. 2, 352.
*) Sachau, Reise in Syrien S. 63.
") Piper, Mythologie und Symbolik 1,
1, 57 f.; vgl. Malalas, 13, 345.
') Gumpoldskirchen, Mitteil, der k. k.
Gentralcomm. 17,244; Pettau, Abb. in ^Die
Dsterreichisch-ungar. Monarchie, Steiermark**
S. 85.
») Rom. Mitt. 1891 S. 10 f.; über einen
Sftulenschaft, welcher zuerst ein Bild Regillas
trug, Rhein. Mus. 45, 285 f.
^) Philai, unt«r Nektanebos II. Zisch,
f. ägypt. Sprache 1885 S. 13; Athen: Lol-
LiNG Bd. III S. 299, 4; Ath. M. 11, 165. 14,
120. 121. 307. 17, 189 (nach Dörpfeld um
457), bestritten von Ad. Bötticher, Philol.
Wochenschrift 1887 Spalte 35; auch am
Dipylon: Adler, AZ. 33, 158 ff.; Köhler,
Ath. Mitth. 10, 403; Inschriftensteine in den
Fundamenten des Romatempels.
^") Strab. 13, 600 § 39 (aus Timaios),
sicherer p. 599 § 38; Suet. Domit. 5; Ägyp-
ten unter den Ptolemäem: Petrie, Hawara S. 8.
* ^) Verbot Beb. 4, 224 f. =- Dittekberger
sylloge 13 Z. 54f.; Benützung alter Grab-
denkmäler: Bch. 6, 417. 10, 91 (in Myrina).
Kap. L Die Sohicksale der Denkmäler. (§ 6.)
19
feinde Belagerte') und verschiedene Machthaber setzten sich über jegliches
Bedenken hinweg. Wie republikanische Magistrate in Rom auf Kosten
der Provinz Tempel bauten,*) so verschmähten weder die Kaiser noch der
Krösus von Athen alte Quadern. 3) Auch die Kleinstaaten nahmen in
den Zeiten, wo dem kleinsten Verdienste seine öffentliche Auszeichnung
sicher war, öfters zur Basis einer Ehrenstatue oder zu Inschriften älteres
Material.*)
Epoche macht der Kaiser Konstantin, welcher für seine neue Residenz
ein ungeheures Material brauchte'^) und zugleich vor den Heiligtümern
nicht zurückschreckte. Auch im alten Rom liess er für seinen Triumph-
bogen Reliefplatten aus dem des Trajan brechen. Er erlaubte femer die
Benützung von Ruinen, jedoch nicht das Verschleppen vom Lande in die
Stadt. Schon Konstantins musste die Grabbauten schützen, aber die uner-
müdliche Wiederholung des Ediktes beweist seine Erfolglosigkeit. Julian
verbot die Entfernung von Baustücken überhaupt, um die verfallenden
Tempel zu schützen, während sie Majorianus nur von der Erlaubnis der
judices abhängig machte.*) Von jetzt ab werden die alten Säulen emsig
zusammen gesucht. Der Staat, dessen Finanzen immer schlechter werden,
schämt sich nicht, öffentliche Bkuten zusammenzuflicken,') und errichtet
in Kriegsnot neue Mauern mit der grössten Rücksichtslosigkeit ; man denke
nur an die Ostmauer von 01)rmpia, deren Abbruch so viele Skulpturen
geliefert hat.*) Wenn Altäre wiederholt in Grundfesten sich finden,^) mag
dabei etwas Aberglaube mitgespielt haben.
Noch jetzt wird in griechischen Gegenden schwerlich eine Landkirche
oder Kapelle erbaut, ohne dass bearbeitete Steine hiezu aus Ruinen herbei-
geholt würden. Musterbeispiele für eine mosaikartige Zusammensetzung
sind die kleine Metropolis in Athen und die H. Taxiarchi Ponsa bei Ko-
roneia.^^) Für Wohnhäuser dienen alte Skulpturen besonders zu Eck- und
Thürsteinen, auch als Steinsitze vor dem Hause. ' *) Dann nehmen die Ein-
friedigungen der Felder, die Weinkelter und die Brunnen viele Trümmer
auf. Kriegerische Zeiten erforderten leider viele Festungsbauten, deren
Geschichte meist erst aus den Chroniken festzustellen bleibt;**) der Ama-
zonenfries des Maussolleions musste aus den Festungsmauem von Budrun
ausgebrochen werden und das Niketempelchen ist aus einer Batterie wieder
») Diod. 20, 93, 1.
') Liv. 42, B (vom Senate gehindert);
Plin. 36, 45.
') O. Ritter, Steinmetzzeichen S. 18;
Ath. M. 14, 65. Orakelstein in der Mauer
von Chalkedon Socrai hist. ecci. 4, 8.
*) Schon im 1. Jahrh. v. Chr.: Inschriften
von Pergamon Nr. 30; s. auch Cvrtius,
Stadtgeschichte v. Athen S. 260 A. ; sogar
Inschriftenstele aus Säulentrommel gemacht:
Rosa, Reisen im Pelop. 42.
^) Niceph. Gallistns 7, 48.
«) Cod. Justin. 8, 10, 6. 7. Cod. Theodos.
9,17,1—5. Novell. Majorian. Tit. 6; Novell.
Valent. Tit. 5. Ein Fall ist im 78. Brief
Julians besprochen.
^) Im Jahre 367 Bad aus den Mauern
Chalkedons gebaut: Socrat. 4, 8; goldene
Pforte inEonstantinopel : Stkzyoowski, Jahrb.
8, 1 fF., besonders 37 f.; ayeuodovXioy unter
Leo dem Isaurier: Fr. ünger, Quellen der
byz. Kunstgesch. S. 342 ff.
^) Über einen anderen Mauerbau vom
Jahre 1390 s. Dukas XIII p. 47.
®) Piper, Mythologie u. Symbolik I 1,
54 f.
*^) Metropolis, in Photographie. Über
zwei Kirchen in Gaza Clermont-Ganneau,
Acad. des inscr. 6. Mai 1893; älteres Zeug-
nis des Theodoretos, von den Märtyrern 8.
'^) Im grössten Masse zu Simisa (Mes-
senien).
**) Türkische Mauern 1452 aus Kirchen
erbaut: Dukas 34, 241.
2*
20
Elassische Emustarchäologie. I. Denkm&lerkimde.
hergestellt. Einfache Quadern und Inschriftensteine sind ganz gewöhn-
lich zur Verstärkung der Mauern verwendet, nur dass man im Orient
die Einsatzstücke mit weissem Kalkverputz zu bedecken liebt.*) Unter
allen neueren Beherrschern des Ostens dürften aber die kaufmännischen
Venezianer die Ausbeutung am gründlichsten betrieben haben.*) In
Italien brachte die rege Restaurationslust Theodorichs den Ruinen grossen
Schaden; bis Ravenna residenzfahig wurde, mussten viele Ruinen Steine
hergeben.») Dies ging während des Mittelalters so weiter; zur Zeit des
Exils von Avignon waren, wie Petrarca dem Tribun des römischen
Volkes klagt, die alten Bauten Roms vogelfrei. Auch die Päpste ver-
wendeten nach ihrer Rückkehr alte Steine zu grossen Werken, z. B.
Sixtus V. zu Gunsten der Peterskirche. Aus bearbeiteten Steinplatten wur-
den Schwellen, Treppenstufen (wie die hellenistischen Relief platten des
Palazzo Spada einst in S. Agnese) und Fussbodenbelag von Kirchen,*)
ohne Rücksicht darauf, dass die Tritte allmälig die Oberfläche platt schliffen,
verwendet. Im siebzehnten Jahrhundert, als das Kolosseum zum neuen bar-
berinischen Palaste Steine liefern musste, entstand das geflügelte Wort:
Quod non fecerunt barbari, fecerunt BarberinL In den ehemaligen Provinzen
des römischen Reiches ging es ähnlich;"^ für meine Landsleute verweise
ich auf die Palastkapelle von Aachen und die Kreuzkirche in Augsburg.
Nicht immer fand man die Säulen in nächster Nähe, sondern schleppte
sie mit grossen Kosten weit herbei; Rom scheint für den Steinbruch
der ganzen Christenheit gegolten zu haben, denn der Abt Suger von
St. Denis (1122 — 51) gedachte dort das Baumaterial für die neue Stifts-
kirche zu holen, bis in der Nähe Ruinen entdeckt wurden. <^)
Jederzeit brachte die dauernde Besiedelung der gleichen Stätte (wie
in Rom), die Nähe einer grossen Stadt (z. B. Kairo bei Memphis) und
jedwede regere Bauthätigkeit den grössten Schaden. In Indien verwüstet
die Kaste der Vudra's die Stoindenkmäler, während in Mesopotamien der
Gowerbezweig der sakkar's in der Ausbeutung der Ziegelbauten besteht.^)
Freilich wissen auch unsere Bauern die Nützlichkeit der römischen Legionen-
ziegel für Backofen und Küchenpflaster zu würdigen^) und die Anwohner
der Nordsee gehen der Deich- und Hafenbauten wegen bis zum Ausgraben
alter Steine. Jedenfalls sind die Denkmäler, wie Ostsyrien darthut, unter
nomadisierender Bevölkerung stets am besten geschützt gewesen, weil
diese ihr Material nur wenig gebrauchen kann.
Leider wurde oft das Material unter völliger Zerstörung der
Form verwertet. Um die Marmorplatten zur Verkleidung der Ziegel-
bauten und zu buntem Marmormosaik zu beschafl*en, zersägten in Rom
') Aus Thcssalonikes Ruinen unter Mu-
rad II. 1430 ein Bad in Adrianopel erbaut
(Anagnost. 18); 1864 Hafenbauten in Kon-
ßtantinopel mit Baustücken von Assos; die
athenische Stadionbrücke wurde zu Quai-
bauten abgetiagen.
'^) Schon 1127 kam die Säule des Marcus-
10 wen aus Deloa (?).
*; Cassiod. var. 2, 7. 36. 7, 15, vgl. 2, 37;
3, 9, vgl. 10. 49.
*) Vgl. B. crist. 1881 S. 26 ff. T. 1. 2;
Rom. Quartalschrift 3, 60 ff.
^) Ein altes Zeugnis in der Biographie
des hl. Hilarius von Arelate {S. Leon. M. opp.
ed. Quesnel 1700 p. 369).
®) Felibien, bist, de St. Denys p. 189.
^) Menant, les fausses antiq. p. 89.
^) CoHAüSBN, Saalburg S. 5 f.
Kap. I. Die SoldokBale der Denkmäler. (§ 6.)
21
die mannorarii besonders während des Mittelalters grössere Blöcke.^) Die
alten Kanonen schleuderten manche in Mannorkugeln verwandelte Skulptur.
Dass durch das Brennen des Marmors Kalk gewonnen werden könne,
wussten die Syrer schon im 4. Jahrhundert v. Chr.,*) eine Erfindung,
welche wahrscheinlich schon im Altertum auch an bearbeitetem Marmor
geübt wurde. ^) Sicherlich sind zu verschiedenen Zeiten schöne Bauteile
und unersetzliche Bildhauerwerke von Rom,*) Ostia, Olympia und Pergamon
in Kalköfen, die man der Bequemlichkeit halber mitten in den Ruinen
angelegt hatte, gewandert. Mit hölzernen Göttern heizten freigeistige
Philosophen und stumpfe Bauern den Ofen,*) wie die heutigen Ägypter
mit Mumien. Eingeschmolzen wurde alles, was aus münzbarem Material
bestand. Kostspielige Kriege und überhaupt Leere der öffentlichen Kassen
haben oft die Einschmelzung von Tempelgut und Götterfiguren veranlasst.«)
Dasselbe Schicksal traf auch in gewöhnlichen Zeiten die ausser Gebrauch
gesetzten Gefasse der Tempel, wie es jetzt in griechischen Kirchen aber-
mals der Brauch ist.^) Aus älteren Statuen gingen Kolosse der jeweiligen
Herrscher hervor.*) Auch die Tempelräubereien sind wegen ihrer Häufig-
keit und Grossartigkeit nicht gering anzuschlagen.^) Das Material der Gold-
und Silberarbeiter besteht zumeist in älteren Stücken und Münzen. Wo an
Metall überhaupt Mangel herrschte, verfielen selbst Bronze- und Eisen-
arbeiten dem Schmelztiegel;*®) ganze Bronzestatuen sind deswegen gestohlen
worden. * *) Die lateinischen Eroberer Konstantinopels sollen, wie Nikitas klagt,
die schönsten Werke eingeschmolzen haben. Aber erst durch die Kanonen-
fabrikation wurde die Bronzeplastik vollends vernichtet. * *) Spuren von Metall-
suchem, die um einer metallenen Klammer wegen einen Quaderstein oder eine
Säule bis zur Mitte durchbohren, sind häufig sichtbar (z. B. Dieulafoy, Tart
ant. de la Perse I. T. 3. u. 19; Texier, descr. de l'Asie min. m. T. 147— 9) >3)
*) Verboten von Papst Leo X. am 27.
Augast 1516 (BoTTABi, Lettere pittoriche VI
p. 15).
*) 'fheophrast über die Steine 69.
') Diesen Verdacht erweckt ein Vers
des Martial (8, 35): Ältaque cum Licini mar-
mora ptüpis erutU. An Grabmälem verboten
von Constantius Cod. Theod. 9, 17, 2 (J. 349).
*) Gilbert, Stadt Rom 3, 454, 2; s. die
Briefe des Grafen Castiglione, z. B. I p. 105;
Flaminio Vacca klagt 1594 darüber. Die
Verstaatlichung der hauptstädtischen Kalk-
brennerei unter Theodorich war schwerlich
den Monumenten vorteilhaft (Cassiod. var.
7, 17). Ein Beispiel aus Konstantinopel:
Glykas, annales p. 566, 6.
^) Die Anekdoten von Diagoras sind
bekannt; Bauern: Ps. Vergil. p. 159 1. Bäh-
rens.
•) 407 V. Chr. in Athen : Aristoph. Bro-
sche 718 flf. (vgl. Revue des 6t. gr. 2, 124 ff.) ;
Vgl. CIA. II 403 -5. Perikles schliesst bei
seiner Berechnung des Kriegsschatzes auch
das verarbeitet« Edelmetall ein (Thuc. 2, 13, 4.
5). Nach dem neronlschen Brand: Tacit.
ann. 15, 45; Maximinus: Herodian. 7, 3, 5;
Konstantin: Euseb. v. Constant. 3, 54, 4;
Sozom. 2, 5, vgl. Socrat. 5, 16; für Alarich:
Zosimos 5,41; unter den Komnenen: Zonaras
18, 22; Nik. Chon. p. 729; im Jahre 1453
Phrantzes III 4 S. 256; vgl. Ducange zu
Anna Comnena p. 128 a.
^) Homolle, Bch. 6, 93.
s) Im Jahre 506 Theophan. 5998 u. Ma-
lal. 16, 400.
") Z. B. Galen, protr. 92. 96 ; Plut. aet.
Gr. 47; das Vorgehen der Phoker ist be-
kannt (vgl. G. Kbemos, IcQoavXot tov Ilv&iov
kgovy Athen 1889).
^^) Ober eine eherne Statue siehe die
achäische Inschrift Bch. II, 98, 4; die kili-
kischen Seeräuber sammelten planmässig
Bronze und Eisen zur Anfertigung von Waf-
fen (Appi&n. Mithrid. 4 a. E.); Constans IF.
liess 663 das Erzdach des Pantheon und
anderes rauben.
»») Cassiod. var. 2,35.36.
'*) Vgl. Gyllius, Constantinop. II 17;
ürban VIII. liess 1625 aus der Erzdecke der
Vorhalle des Pantheon Mörser giessen.
^') Säulen in Palmyra: Sachau, Reise
in Syrien S. 44; Tempel von Aigina; Colos-
seum und Mauern von Fiesole.
22
dassische Eanstarch&ologie. I. Denkmälerknnde.
und werden fälschlich dem Mittelalter aufgebürdet; schmolz doch schon
Justinian eine bleierne Röhrenleitung für seine Bauten ein') und anderer-
seits wurden im griechischen Aufstande wegen des Bleies der Verklanmie-
rimgen die Cellamauer des Parthenon und Hadrians Wasserleitung einge-
rissen. Not kennt eben keine Rücksicht.
Derartige Zerstörungen um des Materiales willen dauern bis auf den
heutigen Tag fort, meist im Geheimen, aber in Algerien und Tunis offen.*)
7. Absichtliche Zerstörung, die ihren Zweck in sich selbst
hatte, schadete verhältnismässig wenig, jedenfalls viel weniger, als mancher
den Gothen, Mönchen und Türken — jetzt auch wohl ein Grieche den
Bulgaren — zutrauen möchte. Religiöse Bilderstürme hat das Altertum nur
selten erlebt, wie Ägypten unter Chuenaten und Juda unter Hiskia und Hosia ;
die bildlosen Perser schonten die griechischen Tempel und Götterbilder
begreiflicherweise nicht. Bei den Christenverfolgungen wurden natürlich
die gegen das Vereinsgesetz errichteten Kirchen und gemeinsamen Grabstätten
niedergerissen. Unklarer liegen die Verhältnisse der Zeit, wo es mit dem
Götterdienste abwärts ging. Als der Rationalismus herrschte, stellte man
sich vor, fanatische Mönche hätten die Tempel und Götterbilder planmässig
verwüstet, was spätgriechische Schriftsteller allerdings zur Erbauung ihrer
Leser den rechtgläubigen Kaisem nachrühmten. 3) Als die übliche Praxis
können wir feststellen, dass die Regierung die Tempel als Festplätze bestehen
liess,*) nutzbar verwertete oder an die Kirche zur Wiederbenützung schenkte
(S. 17), die Götterbilder aus edlem Metalle (S. 21) wurden allerdings zer-
stört, solche von Kunstwert blieben dagegen im Tempel zugänglich oder
kamen an Orte, wo sie keinen Anstoss erregten; sie sollten fernerhin die
Städte zieren, aber rein vom Opferblute nur das Auge erfreuen.^) Der
Staat griff dort ein, wo das Vereinsgesetz verletzt wurde (wie durch
Kirchen der Häretiker)^) oder wo seine Kontrole machtlos war, wie bei
mysteriösen Kulten — 389 wurden das Serapeum und das Mithreum in
Alexandrien zerstört — , bei ländlichen Heiligtümern') und Hausgöttern.^)
Es versteht sich, dass auch die Zerstörung der Venustempel mit ihren
fornices seit dem Sittengesetze Konstantins betrieben wurde. ^) An manchen
Orten konnte freilich auch religiöser Zwiespalt der Bevölkerung, wenn
lokale Verhältnisse ihn verschärften, Ausschreitungen veranlassen, was
besonders in Asien geschah. Hatten unter Julians Schutz die Heiden von
Emesa die christlichen Gräber zerstört,^®) so nahmen später die Griechen
Asiens wieder an den Tempeln Rache. *^) Die Erbitterung der Mohamme-
*) Zonaras 14, 6 p. 274, 15 ff. DnmoBF;
vgl. aucli Cassiod. var. 3, 31.
») Ga. 9, 68 f.
*) Cedren. I p. 498 (Bonn); Theophanes
Chron. J. 5816 u. 5822; Georg. Alex, bei
Photios Cod. 96 p. 80 b 1 ff. Vgl. Fr. Unger,
Quellen der byzant. Eunstgesch. S. 9 ff. Die
Motive des von Eusebios vit. Const. 3, 56 er-
zählten Falles sind unbekannt.
^) Verordnung des Constans Cod. Theo-
dos. 16, 10, 3.
*) Vgl. die Verordnungen im Codex
Theodosianua 16, 10, 8. 15. 17—19; Codex
canonum eccl. Afr. 58; Prudent. c. Symm.
1, 501 ff. perist. 2, 481 ff.; Euseb. v. Const. 3,
54; Sozomen. 2, 5. Zu dem scheinbaren Zer-
störungsbefehl vom Jahre 426 (Cod. Theod.
Ges. 25) s. Gothofredus' Anmerkung.
®) Sozomen. 5, 5; Socrat. 3, 11.
^) Verordnung vom Jahre 399: Cod.
Theod. 16, 10, 16.
8) Malalas 18,492; privat Theophan. 5810.
ö) Euseb. V. Const. 3, 55. 58.
***) Julian. /Äiao7i<6y(üy p. 416, 16. 466,
6 H.; Theophan. 5853.
*') Sozom. 2, 5, vgl. 5, 5. Theodoret. 5,
Kap. L Die
der Denkmäler. (§ 7.)
23
daner richtete sich nur gegen wirklich verehrte Bilder, also christliche
Heiligenbilder') oder was die Ssabier für ihren Kult beanspruchten, z. B.
eine monolithe ägyptische Kapelle.^) Nirgends aber ist der Thatbestand
so sehr durch unwahre Erdichtungen entstellt wie hier.*)
Weit mehr Verheerungen hat im Altertum der politische Hass an-
gerichtet; denn der Sturz eines verhassten Herrschers zog die Vernichtung
seiner Bilder (manchmal selbst die Münzen nicht ausgenommen) nach sich,
damit sein Andenken völlig untergehe.^) In Konstantinopel hat der Aber-
glaube glaubensschwacher Fürsten und Zeiten, dass den antiken Statuen
geheime politische Kräfte innewohnten, zu Zerstörungen oder Verstümme-
lungen geführt.^) Beiläufig nenne ich den Unfug übermütiger Leute und
gelangweilter Hirten, welchem vor allem die Köpfe von Hochreliefs zum
Opfer fallen, und üble Laune von Privatbesitzern.^)
Wahrhaft unberechenbar jedoch ist die Vemichtungskraft des Krie-
ges.^) Belisar lässt die Bildsäulen der Engelsburg auf die stürmenden
Gothen schleudern®) und thatsächlich wurde der barberinische Faun dort
im Graben gefunden; beim Kampfe der Kronprätendenten um das Kapitel
mussten Statuen eine Barrikade bilden.^) Und wie viele Bilder und Holz-
figuren mögen nach und nach in Lagerfeuern verbrannt, wie viele Gemälde
von unverständigen Plünderern auf ein transportables Bruchstück ver-
kleinert worden sein. Unstreitig aber hat die Verwandlung alter Bauten
in Pulvermagazine der Akropolis enormen Schaden gethan; nachdem eine
Explosion 1636 die Propyläen getroffen hatte, flog am 16. September 1687
der Parthenon durch eine wohlgezielte Bombe auf, wobei die grosse Lücke
gerissen und die Giebelfiguren herabgestürzt wurden ; 1676 kam der Nike-
tempel an die Reihe und endlich explodierte während des Aufstandes das
Magazin des Erechtheions.
Die Altertumsfreunde sind auch nicht schuldlos an der Minderung
der Denkmäler. Am schlimmsten kam die Akropolis durch Lord Elgin,
der die Bildwerke des Parthenon ausbrechen liess, und durch Souvenirs
abschlagende Midshipmen weg; quod no7i fecerunt Gothi, fecerunt ScotL^^)
Fast ebenso unaufhaltsam wie die Natur vernichtet die menschliche
Hand das Alte. In den Städten muss das Verfallende dem Neuen Platz
21. 29. Rede ▼. den Märtyrern 606; Theo-
phan. 5853 ; GIG. 8608 := Kaibel epigr. gr.
1060, 3. — Zerstörung in Carthago: August,
civ. d. 18, 54 p. 344, 28 ff. D.; der hl. Martin
V. Tours handelt nach der Verordnung (A.
7): Sulp. Sev. v. Mart 14.
*) S. z. B. Acta Sanctorum, April. III
p. 153.
*) Makbizi in Silvestre de Sacy's Aus-
gabe des Abdallatif p. 248.
') Julian, epist. 78; Procop. b. Vand. 1,5
(dem Victor von Vita 1, 12 unbekannt);
Eadmer, Abt von St. Alban, lässt nach
Matthaeus von Paris Bronzefiguren zerschlagen
u. s. w. In Libanios' Rede ne^i U^v hören
wir einen Bhetor, nicht einen Historiker.
') Z. B. Plutarcfa, Leben des Arat 13;
über Münzen Ztsch. f. Num. 2, 371. 3, 261.
*) Z. B. Nicet. Chon. Alex. III 4 S. 687.
*) Über den Herzog de la Meilleraye s.
Fböhneb zu Nr. 493 der Skulpturen des
Louvre; über den Herzog von Nevers: Mi-
chaelis, ancient marbles p. 44 f.
^) £ine lange Liste der Beschädigungen,
welche Athens Denkmäler durch die Be-
lagerung 1826 7 erlitten, gibt Pbokesch in
den Denkwürdigkeiten 3, 505 ff.
8) Prokop, Gothenkrieg 1, 22 p. 367 bc.
•) Tacit. bist. 3, 71 ; im J. 904 wurde der
Hafen von Thessalonike durch Grabsteine und
Sarkophage gesperrt (Kameniatis 17).
'°) Die beste Kritik übt daran der Dichter
des ChUde Harold (II 11 f.).
24
ElassiBche EniiBtarclL&ologie. I. Denkm&lerkimde.
machen, wenn sie nicht herabkommen und veröden; auf dem Lande wird
mit der wachsenden Bevölkerung die Fläche des Kulturlandes fortwährend
erweitert und alljährlich zerstört Hacke und Pflug des Landmannes alle
Hindernisse seiner Arbeit, je systematischer (durch Flurbereinigung), desto
gründlicher; nur die massiven Römerstrassen widerstehen der Pflugschar
und erscheinen als Streifen der Unkultur zwischen den Feldern. *) Ausser-
dem ist unseren Landleuten, wie den ägyptischen Fellachen und den
Persern^) bekannt, dass das an antiken Wohn- und Grabstätten ange-
sammelte Erdreich (arabisch säbach) ein vortrefflicher Dünger ist. Nichts
soll nutzlos imd brach liegen, und so heisst es nur zu oft: Etiam periere
ruinae.
Diese Bedingungen des Unterganges sind mächtiger als alle Verord-
nungen zum Schutze der Denkmäler, deren es genug gegeben hat.
Der römische Staat schützte die alten Werke im Interesse des Fiskus,
welcher Grund jedenfalls auch für seine germanischen Rechtsnachfolger
und die ägyptischen Chalifen massgebend war; letztere behielten sich auch
schon einen Anteil an gefundenen Schätzen vor.^) Eine ziemlich wirksame
Hilfe leistete dem Staate der weit verbreitete Glaube, dass in den Ruinen
böse Geister wohnten.*) Die Bulle des Papstes Pius H. vom 28. April
14625) macht Epoche, weil sie bereits aus archäologischem Interesse ent-
sprungen ist. Erst als die Vorliebe für öffentliche Museen um sich griff,
folgten auch andere Staaten mit Verordnungen nach.«) Eine Kommission
für die Erhaltung der Altertümer setzte die dänische Regierung schon
1807 ein, was in den meisten Ländern Nachahmung fand; 1890 wurde
ein internationaler Kongress über diesen Gegenstand abgehalten.
Litteratur: Hetite, Commentationes societatis r. scient., Gotting. XFI 292 ff. (die
Gründe des Unterganges werden an Konstantinopel exemplifiziert); F. Ldtdekann, de
interitu operum artis statuariae apud veteres, Zittau 1839. — Naturkatastrophen: Fr. Unoeb,
Quellen der byz. Kunstgesch. S. 74 ff. (über Konstantin opel); Chronik der Erdbeben: Hoff,
Gesch. der Veränderungen der Erdoberfläche, Gotha 1840; Zerstörungen: A. F. Klbinschmid,
über den sog. Vandalisraus, Torgau 1875; — E. Kühnert, de cura statuarum apud Grae-
cos, Berlin 1883; Schutzmassregeln unter den Päpsten, gesammelt von Fea, viaggio ad
Ostia p. 82 ff.; A. v. Wussow, die Erhaltung der Denkmäler in den Kulturstaaten der Gegen-
wart, Berlin 1884, 2 Bde.; Nadbyl in Frh. v. Stengels Wörterbuch des deutschen Ver-
waltungsrechtes Bd. 1 S. 263 ff. (Freiburg 1890); Revue g6n. d'administration 1883 p. 401.
1889 p. 129 ff. Vorschläge von E. v. Tröltsch, Anthrop. Korrespondenzbl. 1889 S. 104 ff.
Kap. IL Erhaltung: und Auffindung: der g:6r6tt6t6n Denkmäler.
Parlan le tombe ovo la storla e muta.
8. Wo soviele dauernde Gründe und zufällige, aber desto energischere
Momente zur Vernichtung zusammenwirken, konnten nur verhältnismässig
wenige Denkmäler des Altertums übrig bleiben, soweit sie nicht auf eine
») B. archöol. 1891 p. 219.
») Am. J. 6, 286.
^) Römer: S. 19; Cod. Theod XV tit. 1
de operibtis publicis, z. B. Verordnung Theo-
dosiiis' IL (vom Jahre 411) 15, 1, 48; Theo-
dorich : Gilbert, Stadt Rom 2, 452, 1 ; Chil-
dench I. und Karl der Grosse: Baluze form.
I 235; Chalifen: Abdallatif K. 4 S. 195 f.
*) Schon in der Apokalypse (18, 2) ange-
deutet; arabisch heiss^i diese Dämonen gule^s.
^) Abgedruckt bei Müntz, les arts ä la
cour des papes 1, 352. Auch Martin V.
(1411—37) interessierte sich für die Erhal-
tung der Denkmäler; schon vorher hatte
Petrarca den erwähnten Appell an Cola di
Rienzo gerichtet.
®) Die erste in Deutschland ward von
dem Baireuther Markgrafen Alexander 1780
erlassen.
Kap. IL Erhaltimg und Auffindung der geretteten Denkm&ler. (§ 8.) 25
der erwähnten Arten Verwendung fanden. Die Bauten wiegen natürlich
vor, wogegen sehr wenige Statuen jederzeit am Tageslichte verblieben
sind, die dann zu Stadtwahrzeichen wurden wie die Wölfin in Rom.*)
Wie die Natur zerstört, schützt sie auch. Durch verschiedene Ur-
sachen, besonders durch das Verfaulen von Schutt und Kehricht, wenn
keine Polizei für deren Entfernung sorgt, wird das Niveau des Bodens an
bewohnten Statten nach und nach wesentlich erhöht. Diese euphemistisch
so genannte „Kulturschicht" hat an manchen Stellen eine sehr bedeutende
Höhe erreicht, z. B. in Olympia hin und wieder 7 Meter, auf dem römi-
schen Forum volle 13 Meter; am grössten ist wohl die Auf höhung in den
Nilsedimenten, wo die Grabenden erst in Tiefen von 39 — 72 Fuss den
natürlichen Boden erreichten.*) Besondere Beachtung verdienen die Plätze,
wo man an den übereinandergelagerten Fundschichten die allmähliche Auf-
höhung verfolgen kann wie zu Hissarlik') und Lachis;*) Kirchen von ältester
Gründung werden mit der Zeit Unterkirchen (S. demente in Rom, die
dreistöckige Basilika von Parenzo und Marienkirche in Saloniki). s)
Wenn Flüsse zerstören, so breiten sie dabei eine Decke von Kies
und Sand über die Trünmierstätte, wie dies in Olympia geschah, oder
wühlen das Fortgerissene in ihr Bett ein; daher wurde bei der Tiber-
regulierung vieles unter dem jetzigen Bette gefunden.^) Bei Hochwasser
kann dann nach Jahrhunderten das geborgene Gut wieder an den Strand
getrieben werden, was z. B. am Alpheios mit einem Helm, welchen Hieron
nach seinem Seesiege weihte, geschah.
Die Erde birgt Fundstücke in erheblicher Anzahl an ehemals be-
wohnten Orten und die wertvollsten naturgemäss, wo ehemals Paläste und
Villen gestanden oder Tempel sich erhoben hatten. Je besuchter ein
Heiligtum, desto grösser die Zahl der Votivgaben, von denen nur ein Teil
im Tempel selbst Platz fand, die meisten aber den Temenos unter freiem
Himmel erfüllten. Freilich sind die wertvollen Weihegeschenke meist
schon lange verschwunden und nur die Postamente und kleinere Figuren
oder Gegenstände geblieben.
An jedem ehemaligen Wohnort sieht man eine Menge von Scherben
umhergestreut. Absichtlich zusammengelegt aber wurde einst zerbrochenes
Tempelgut, für welches eigene Keller existierten.*') Im Norden operiert
die Archäologie mit dem Begriflfe „Küchenabfalle", welche man mit dem
dänischen kjökkenmöddinger bezeichnet; es sind grosso Lager von Speise-
resten (besonders Muschelschalen, „Muscheldämme**) Scherbon u. dgl., welche
sich an der Ost- und Westsee, in Russland, an den Küsten von England
0 Dass den Bildern von Menander und
Poseidippos der Heiligencharakter beigelegt
worden sei, ist erfanden.
<) Ztach. f. Ethnol. 1, 36 nach Homer.
') S. die Tabelle bei Schliemann, llios
S. XXI; vgl. NoBMAKD, la Troie d'Hom^re
T.2,
^) Östlich vom Lykabettos liegen acht
Schichten von Gräbern übereinander (Pro-
KBSCH, Denkw. 2, 606).
*) Gregor. Palam. Thessal. homil. 10.
•*) Projekt von B. G. Nabo, manifeste di
associazioue per la privilegiata escavazione
nel Tevero, Rom 1818.
') In Kamiros (Ath. Mitth. 6, 1 ff.); Nau-
kratis; Ptoion (Beb. 9, 479. 523); Olympia;
Tsthmos: Fürtwänoler, Beschr. der Vaseii-
samml. 1, 47; Capua: Beloch, Kampanien
S. 358.
26
Klassische Ennstarchäologie. L Denkmälerkunde.
und Spanien und bei Tarent, in Olmütz^) und Brandenburg auch an Flüssen
sich finden. Man kann damit den Mens Testaceus (Monte Testaccio) ver-
gleichen, welcher sich südlich vom Aventin erhebt, der etwa 30 Meter
hohe Kehrichtberg der Weltstadt, welcher unter dem neuen Humus eine
Riesensammlung von Scherben und abgebrochenen Henkeln birgt.*) Ähn-
liche Hügel liegen vor Tarsos und Kairo.')
Anderes ist schon im Altertum unter demBoden geborgen worden.
Viele Ängstliche vergruben in unsicheren Zeiten Geld und Kostbarkeiten
und so mancher nahm sein Geheimnis mit hinüber. Solche Horte (Sammel-,
Kollektiv-, Massen-, Depotfunde, ital. i^ipostigli) sind keineswegs selten:
Grosse Goldhorte sind aus Hissarlik (Schatz des Priamos genannt), Vetters-
felde (bei Guben an der Oder)*) und Petrossa (Rumänien) bekannt.*) Den
Hildesheimer Silberfund des Berliner Museums^) popularisieren zahlreiche
Nachbildungen. Wie oft sind Gefasse voll Münzen in die Erde vergraben,*')
manchmal sogar bei den Toten geborgen worden. 8) Nicht so sicher steht
das Urteil über die Bronzehorte, welche Vorräte von Fabrikanten oder
Händlern sein mögen. Den grössten Fund dieser Art hat Bologna auf-
zuweisen, wo über 14,000 Bronzegeräte (zumeist in einem einzigen riesigen
Gefasse vereinigt) sich vorfanden.^) An Depositen von Terracotten fehlt
es selbstverständlich nicht.*®) Selbst Statuen wurden geborgen, wie man
glauben darf, von Verehrern der alten Religion, welche auf die prophezeite
Wiederkehr der Götterherrschaft vertrauten. '^) Die kapitolinische Venus
wurde zu Rom in einer Mauerblende gefunden und auf ähnliche Weise
entging die Aphrodite von Melos in Gesellschaft mehrerer anderer Bild-
werke der Zerstörung. 12)
') Mitt. der k. k. Gentralkommission N.
F. 16, 226.
0 De Rossi, B. crist. 1870 p. 20 f.; L.
Bruzza, sopra vari oggetti ritrov. sul T. e
nell' Emporio, Roma 1872; die gestempelten
Henkel sind von Dressel (A. 1878 p. 118 ff.)
in dem noch ausstehenden XV. Bande des
CIL. zu bearbeiten.
*) In Tarsos hat sie Ainswobth (§ 58)
beobachtet; Kairo: Ra. 1891, 1, 299 f.
*) Bastian, der Goldfund von Vetters-
felde, Ztsoh. f. Ethnol. 1883 S. 129 ff.; Furt-
wÄNOLER, der Goldfund von Vettersfelde,
Berlin 1883, 8 T.
-') The treasure of Petrossa, Publikation
der Arundel Society 1869; Hampel, Gold-
fund von Szent-Miklos.
•) Wieseler, der Hildesheimer Silber-
fund, Bonn 1868; H. Hölzer, der Hildes-
heimer antike Silberfund, Hildesheim 1870.
Die grösseren Silberfunde sind verzeichnet
Ga. 9, 261 ff., 338 ff.
'') Z. B. 10700 Münzen in zwei Kupfer-
vasen zu Annecy Ga. I 114; über 10000 am
Hadrianswall : Hermes 12, 257 ff.; 15000 bei
Villeneuve-le-Roi Ra. 1868 S. 220 f.; angeb-
lieh gegen 80000 Goldstücke in Brescello
(MoMMSEN, Gesch. des röm. Mttnzwesens
S. 755); 60 Pfund Münzen in einem Bronce-
geflLss 1772 in Stradonic gefunden (Katalog
der retrospektiven Ausstellung [in Prag]
Nr. 297) ; andere grosse Funde wurden ge-
macht 1540 in Siebenbürgen (40000 Gold-
münzen\ 1653 in Toumay, 1714 in Modena
(angeblich 80000 Stück), dann in Foix (über
60000) und S. Vital (Montfaucon Tant. expl.
8, 136); der grösste aber (angeblich eine
Regimentskassa) mit ungefähr 110000 Bronze-
münzen in Evreux (R. numism. 3. s. T. X
S. 7-27).
^) Z. B. auf Thera: Ross, Inselreisen
1,81.
^) Zannoni, la fonderia di Bologna,
Bol. 1888, m. 57 Phot. Bei Winterthur wur-
den ungefähr 20 Zentner gefunden, aber ein-
geschmolzen; s. auch John Evans, on a
hoard of bronze objects found in Wilburton
Fean, near Ely, Westminster 1883.
^^) Z. B. Dressel, di un grande depo-
sito di anfore rinvenuto nel nuovo quartiere
del Castro pretorio, A. 1879 m. 12 T.
'») Le Blant, Mölanges d'arch. 1890
p. 389.
'*) Göler V. Ravensburg, Die Venus
V. Milo S. 14 f.; ähnlich der Bronzekoloss des
Herkules in der vatikanischen Rotunde und
die Bronzen von Annecy.
Kap. IL Srhaltuig nnd Auf&ndimg der geretteten Denkmaler. (§ 8.)
27
Die reichsten und zahlreichsten Fundstätten jedoch sind die Wo h n u n g e n
der Toten infolge der materiellen Anschauung, welche nie ganz ausge-
storben ist, dass die Menschen auch nach dem Tode ihre leiblichen Be-
dürfnisse beibehalten. So bekamen sie häufig Esswaren (Muscheln, Eier
u. dgl.)') und Getränke in das Grab mit, jedenfalls aber allerlei Geräte.
Am bedeutendsten der Zahl nach sind die „Beisatzgefässe'', deren ein
rhodisches Grab nicht weniger als zweihundert aufweist.') Manchmal
waren sie vorher schon auf dem Scheiterhaufen gestanden und hatten
durch die Asche gelitten.') Dazu kommen vor allem Schmucksachen als
Reste der vollständigen Festkleidung, bei dem kriegstüchtigen Manne auch
Waffen. Indes darf man jenen Brauch nicht so vei*stehen, als ob regel-
recht die im Leben üblichen Gebrauchsgegenstände mitgegeben worden
wären; zu einem solchen Opfer verständen sich die Erben doch nicht gerne.
Vieles wird nur für die Gräber auf den Schein gearbeitet: um nicht zu
reden von dem weichen Feingold der Schmucksachen, gibt man Blech
(z. B. sogenannte Parade waffen, wie Schilde aus Holz und Blech) ^) statt
massiver Arbeit, Thon statt Metall, scheinbare Goldarbeiten aus vergoldetem
Thon, Gefässe ohne Ausguss oder solche, die viel zu klein sind, Spiegel,
welche das Gesicht verzerren, einzelne Ohrringe,"^) und anderes, was keinen
praktischen Wert hat,^) wenn nur der Form Genüge geleistet ist.
Die Zeit dieser Gräberfunde lässt sich am sichersten mit Hilfe der
Sitte feststellen, eine kleine Münze (Savdxrf)'^) für Charon beizugeben, ein
Brauch, der von Griechenland nach Italien und selbst zu den Germanen^)
sich verbreitete; weil die Leute Kleingeld im Mund zu tragen liebten,
wurde die Münze dem Toten in den Mund gesteckt, viel seltener dagegen
in die rechte Hand gegeben*.) Manche, welche Grabschänder fürchteten,
zerbrachen die Münzen.*®)
Leider blieb der Inhalt der Gräber nicht unangetastet. Die ägypti-
schen Kriminalakten ^^) und die griechischen Romane zeigen vielmehr den
Leichenraub sehr verbreitet, fast möchte ich sagen als Gewerbe or-
ganisiert. Die Verwünschungsinschriften vieler Gräber, welche zum Teil
^) JoBio, metodo p. 125 f. ; Früchte in
Kertsch: CR. 1862 S. IX. XII; Scbassel mit
Eiern auf Iscbia B. 1829 p. 20 A. 1 ; Mu-
scheln in Athen (B. 1868 p. 165), Megara
Hyblaia (Mon. ined. 1, 806) und Syrakus (A.
1877 p. 39); Eier in Regensburg .gefunden :
Correspondenz v. u. f. Deutschland 1872
Nr. 355.
*) Allerdings kleine Aryballen: Dümokt
et Chaflain, c^ramique de la Gröce propre
p. 174.
') Hetdemahn, Neapler Vasens. Nr. 2373
und Mitteilungen S. 57, 1368.
*) Ross, Inselreisen 3, 18.
^) In Cnmae und Etrurien: Dennis, ci-
ties a. cimiteries II ' 242.
•) Z. B. in Mykene Ath. M. 1, 320.
') Ausnahmsweise eine Goldmünze (in
Ägypten, und zu Yardbari in Thessalien,
JeXrioy rrjg 'Earlas 8. Mai 1887, wohl auch
in Mesopotamien, weil später bei den Ssa-
biem üblich). Regelmässige Geldbeigabe z.
B. in dem Begräbnisplatz von Villaricos
(Granada) Philol. 27, 375.
^) Z. B. aus dem fränkischen Kirchhof
bei Ober-Olm im Mainzer Museum; noch in
später Zeit bei den Römern z. B. B. 1867
p. 197.
«) Öfter in Ancona B. 1863 p. 198 ff.
•0) Petbie, Hawara S. 13.
* ') Die ältesten stammen etwa aus dem
Jahr 1100 v. Chr. (Ebman, Ztsch. f. äg. Spr.
1879 S. 81 ff. 148 ff. Ägypten 1, 189 ff.).
Zur Zeit des Johannes Chrysostomos mussten
Gräberbesucher gewärtigen, auf Plünderer
zu stossen (hom. 60 in evang. Job. § 5). Der
Codex Theodosianus hat einen eigenen Titel
de sepulcris violatis (9, 17).
28
ElassiBche Euiuitarchäologie. I. Denkmälerknnde«
aus christlichen Zeiten stammen,^) und auch die verborgenen Eingänge
mancher Gräber bestätigen indirekt die bedrohte Lage der Toten. In den
Friedhöfen verödeter Städte wühlten Eroberer und neue Kolonisten.*)
Selbst Fürsten waren vor ihren Nachfolgern nicht sicher, s) König Theo-
dorich spricht sogar seine merkwürdigen Grundsätze unverhohlen aus:
„Äurutn sepulcris juste detrahitur, uhi dominus non habetur; itnmo culpae
genus est imitiliter aiditis relinquere mortuorum, unde vita potest sustentari
viventium" ; nur Leichenschändung und private Öffnung der Gräber ver-
bietet er.*)
Unter diesen Umständen sind die Gräber häufiger erbrochen, als un-
versehrt, alles wertvolle geraubt, das Zerbrechliche oft in Stücken.*) Doch
zeigt letzteres nicht immer einen Leichenraub an. Denn manchmal wur-
den die thönernen Gefasse schon von den Hinterbliebenen zerschlagen,
damit der Tote nicht wiederkehre,^) oder sie waren an der Wand an eiser-
nen Nägeln aufgehängt, welche dann vom Rost zerfressen wurden.^) Daher
finden sich selbst in den bestverwahrten Gräbern (z. B. in Unteritalien
und zu Aquileja) Scherben vor, deren Bruchstellen dann natürlich nicht
frisch aussehen. Auch wenn Terrakottafiguren so oft zerbrochen aus den
Gräbern kommen, tragen nicht immer die grabenden Arbeiter die Schuld
daran.®)
Einen lehrreichen Überblick des bunten Inhaltes der Gräber geben
das Werk des Baron v. Stackeiberg: „Die Gräber der Hellenen" (Berlin
1836 — 37) und die Sammlungen des Museo civico in Bologna. Leider wird
der Inhalt von Gräbern selten veranschaulicht wie der der Särge bei Stackel-
berg a. 0. T. 8 und in der Revue arch^ologique I T. 12 (S. 388 flf.). Bei Massen-
funden von Gräbern sind die zwei Klassen der Nekropolen (Friedhöfe,
häufig an einem der Stadt gegenüberliegenden Berge angelegt) und der von
den Stadtmauern ausgehenden Gräberstrassen (wie vor dem athenischen
Dipylon und den Thoren Roms) zu unterscheiden; „Reihengräber" dagegen
scheint erst der gormanische Staat zu kennen. Familiengräber sind in
der Regel längere Zeit hindurch benützt worden (S. 17), so dass sich die
Funde verschiedener Zeiten mischen.
Endlich verdienen einige seltene Fundstellen Erwähnung. Das trü-
gerische Meer hat zwar schon mehr als einmal die Hoffnungen der Schatz-
sucher getäuscht, sogar die Meerenge von Salamis, während der Xerxes-
kanal am Athos wenigstens einen Schatz von Golddareiken lieferte. Dafür
^) Oskar Tbeübbb, Beiträge zur Gesch.
der Lykier, 2. T. Tübingen 1888; Voqü^,
le temple de Jerusalem p. 132 f.; christ-
liches in den Epigrammen des Gregor von
Nazianz und bei Gatti, Rom. Quartalschr. 6,
266 ff.
^) In den cäsarischen Kolonien Korinth
(Strab. 8 p. 381 § 23) und Capua (Suet. Caes.
81).
^) Bekannt ist die Sage über Kyros'
Grab; Davids Grab unter Herodos: Joseph,
ant. 16, 181; daher richtet sich der sidoni-
sche König Eschmunazar gegen leichen*
schänderischo .Edle**.
^) Cassiod. var. 4, 34. 18. — Spätere
Verordnung gegen Grabräuber bei Zappert,
Sitzungsber. der Wiener Akademie 1850 II
S. 794 f.
5j Z. B. B. 1878 p. 28; A. 1879 p. 135;
Megara Hybiaia und Bologna: M. inediti 1
Sp. 767 A. 1.
^) Sal. Reinach, Amer. J. 4, 415 Anm.
10; Prop. 5, 7, 34; Deutscher Aberglaube:
Philol. 33, 336 f. A. 3.
') Ross, Insolroisen 2,18; Phincusschale
in Würzburg.
8) Reinach a. 0.; Beb. 6, 406 f. 10, 322.
Kap. m. Funde und Aasgrabnngen. (§ 9.)
29
entschädigen die heiligen Teiche, in welche die geheilten Pilger ihre
Opfergabe (meist eine Bronzefigur), Becher oder geldwertiges Kupfer, hin
und wieder jedoch Steinaltäre und Votivinschriften versenkten, wie die
Aquae ApoUinares ( Vicarello) *) und der See auf dem Monte Falterona in
Etrurien,*) die Quelle von Pyrmont') und andere.*) Manchmal jedoch
warf man kostbai^e Dinge in den Teich, um ein Gottesurteil anzurufen. 5)
Über die Flüsse ist schon oben (S. 25) gesprochen worden; hin und wieder
empfingen auch sie Opfergaben.«) In der Umgegend der Ostsee treten er-
hebliche Moorfunde (dänisch mosefund benannt) auf.
Litteratur: Bestattungsgebräuche in Griechenland örtlich verschieden s.
z. B. Paus. 2, 7, 2: bisher mehr von der litterariachen Seite bearbeitet — J. J. Bachofen,
die Gräbersymbolik der Alten, Basel 1859 m. 7 T.; Rohde, Psyche I. Freiburg 189(); Run.
Weisshäüpl, die Grabgedichte der griechischen Anthologie, Abb. des arch.-epigr. Seminars
H. 7, Wien 1889; archäologisch Haussoullier, quomodo sepulcra Tanagraei decoraverint ;
in Italien: Fb. v. Duhn, Bonner Studien R. Kekulö, gewidmet S. 21 fiP.; Deutsch-
land: Weinhold, die heidnische Totenbestattung in Deutschland, Sitzungsber. der
Wiener Akad. Bd. 29. 30; Steiermark: WEnraoLD, Mitt. des bist. Vereins f. St.
10, 265 ff. m. 3 T., auch 8. UO ff.; Böhmen: S. Dobbovsky, über die Begräbnisart
der alten Slaven, Prag 1786. Beisatzgefässe: Gochet, archöologie ceramique
et s^pulcrale ou Fart de classer les s^pultures anciennes d'apres la c<$ramique, Paris
1860. Thonfiguren: E. Pottieb, quam ob causam Graeci in sepulcris figlina sigilla de-
posaerint, these von Paris 1884; L^on Heuzey, rech, sur les figures des femmes voilees
dans Tart grec, Monum. grecs fasc. 2. 3; unpraktische Beigaben: 0. Jahn, Katal. der
Yasensamml. König Ludwigs I. S. G. Gl ; Ebnst Bötttcheb, Hissarlik wie es ist, 5. Sendschr.
S- 95 ff.; M&nzen: D. Th. Lehmann, de numis sepulcralibus, Vitemb. 1704; G. E. Sbyfpebt,
de nummis in ore defunctorum repertis, Dresden 1712, Jena 1749; Reinh. Suchieb, Münzen aus
Römergräbern, Numismat. Ztg. 1873 Nr. 1; Ublichs, Neues Schweiz. Mus. 1, 154; G. Kbügeu,
Gharon u. Thanatos, Berlin 1866 S. 5 ff. A. 5; Iwan Müllbb, Privataltert. § 123 S. *218, 1;
über die Gräberformen s. E. IX Architektur. — Moorfunde: nach Wobsaae Votivgaben ,
bestritten von H. Petebsen, Aarböger 1890 S. 210 ff.
Kap. IIL Funde und Ausgrrabungren.
9. Vom Altertum bis zum heutigen Tage sind zufällige Entdeckungen
jederzeit vorgekommen; ist doch Gelegenheit genug dazu da. Ein Fluss
schwemmt das im Sande geborgene, wenn seine Strömung einmal zunimmt,
wieder an das Ufer,') ein Gewitterregen reisst den Boden auf oder der
Stunnwind verweht manchmal eine Sandschicht wieder, die er einst hinge-
breitet;*) der Bauer zieht in der feuchten Erde tiefere Furchen oder macht
einmal ein seit langem unbebautes Landstück urbar. *'^) Bei Portici gräbt man
eine Zisterne und durchschlägt dabei die Aschendecke von Herculaneum;
die ersten Finder der Katakomben waren Puzzolangräber. In Rom, wo
») B. 1852 p. 13. 1853 p. 82 f. A. 1859
p. 34 ff. Rhein. Mus. 1854 S. 20 ff.; E. Dbs-
JABDIKS, deuxidme mission en Italie, Paris
1858 p. 64 ff.; das beste abgebildet: Mabchi,
la stipe tributata alle divinitä delle Acque
Apollinari, Rom 1852.
*) B. 1838 p. 65 ff. 1842 p. 179 ff. A.
1843 p. 354; Micali mon. ined. p. 89—102
T. 12—16.
«) AZ. 1864 S. 246 • ff.
*) Am Hadrianswall Hermes 12, 257 ff.;
Am^lie-les-bains bei Arles Ra. 1847 IV 409;
in Wales herrscht noch ein ähnlicher Brauch
(AZ. 1864 p. 249 f.). Im allgemeinen vgl.
B. M. Lbbsch, Geschichte der Balneologie,
Würzburg 1863 S. 41 ff. 44 ff.
*) Z. B. Zosim. 1, 58.
^) Clitumnus Plin. ep. 8,8; Nilkatarakte
Sen. nat. quaest. 4, 2.
') Wie der Alpheios (S. 25). die Donau
(J. Gaisbergeb, Altertümer aus dem Strom-
bette der D., 1858 m. 1 T.) und Themse
(Archaeologia XXVIII T. 4-8j.
8) Z. B, Trba. 2, 114.
^) Schon im Altertum machten die
Bauern Funde : Liv. 40, 29 ; Verg. G. 1, 493 ff.;
Hör. c. 2, 1, 30; im Mittelalter: Fnlcojus bei
Spring EB, Bilder aus der neueren Kunstgesch.
P38.
30
SlaBsiBche KnnBtarchäologie. I. Denkmälerknnde.
eine Generation über der anderen baute, brauchen die Bauleute nur Grund
auszuheben, um unversehens in eine ältere Schicht zu geraten ; aber früher
redete man nur in Ausnahmsfällen davon, 0 wie als während der Krönungs-
feier Friedrichs I. das „Grab der Pallas** entdeckt wurde. Die Zufallsfunde
erreichten eine besondere Ausdehnung erst in neuester Zeit durch die rö-
mische Bauspekulation und die Anlage der kleinasiatischen Eisenbahnen.
Absichtlich in der Erde zu graben, fiel meistens nur den Schatz-
gräbern ein. Dieser an abergläubischen Künsten reiche, durch Träume*)
beförderte Erwerbszweig beginnt schon im Altertum zu blühen,^) und wird,
als der Staat dem Bankerott nahe kommt, sogar offiziell betrieben,*) was
in der Renaissance wiederkehrt, 5) und grassiert jetzt besonders im Orient,
wo beschriebene Steine für Verstecke von Schätzen gelten, die man nur
klein zu schlagen brauche,^) um zu letzteren zu gelangen. In jeder tiefen
Höhlung des Berges erblickt das Volk Asiens eine Schatzhöhle, jede ko-
lossale Statue bewacht Schätze.') Was der Schatzgräber gewinnt, kommt
nicht der Wissenschaft zu Gute, sondern wandert gewöhnlich beim Gold-
oder Silberarbeiter») in den Schmelztiegel, welches Los auch schon zufällig
gefundenen Horten zuteil ward;®) gar oft freilich verwandelte sich der
geträumte Reichtum in Kohlen und Asche, d. h. der Fund bestand in einer
Aschenurne, mit der man nichts anzufangen wusste.
Litteratur: Wrioht, Archaeologia Bd. XXX S. 438 ff.; G. Zafpebt, Sitzangsber. der
Wiener Ak. 1850 II S. 752-98.
10. Wie die Religion so oft den Anstoss zu Fortschritten gab, so
haben auch die eigentlichen Ausgrabungen von religiösen Absichten
ihren Ausgang genommen. Schon die neubabylonischen Könige nämlich
gruben nach den Fundamenten und Bauurkunden der Heiligtümer der
Vorzeit, damit ihre Neubauten gegen die Orthodoxie nicht verstiessen. *o)
In der Zeit des Christentums folgen die Grabungen in Palästina nach dem
Kreuzigungsorte,**) Märt3rrerstätten und heiligen Bildern.*^)
Sylvester ü., der gelehrte Mystiker, mag zuerst aus profanem In-
teresse in Rom gegraben haben, wenn ihn auch die Menge für einen
Schatzgräber hielt. *^) Der seit dem zwölften Jahrhundert zunehmende
') Z. B. ein altrömisches Beispiel bei
Zosimos 2y 2 ; dann Pausan. 5, 20, 8 ; in
Attilas Zeit: Jordanes K. 20; vom Jahre
1300 in Österreich Chronik des Bernhard.
') Tacit. A. 16, 1 £f.; Prophezeiung Suet.
Vesp. 7.
^) Artemid. 2, 59; phantastische Erzäh-
lungen, in denen rätselhafte Inschriften eine
Rolle spielen: £. Rohde, griecb. Roman
S. 366 f. A. 2. Über Schatzgräberei s. be-
sonders Zappert, Sitzungsber. der Wiener
Akad. 1850 II 787 ff.
*) Olympiodor bei Phot. bibl. I p. 60 a
23 flF. B.
^) Ein Fall aus dem Jahr 1490: Raiser,
das röm. Antiquarium zu Augsburg S. 6 A. 9;
s. auch Bubckhardt-Geioer, Die Kultur der
Renaissance in Italien PS. 325 A. 2.
•) Sterbet, leaflets p. 7 ff.; Reinach,
chroniques p. 16; fiber andere abergläubische
Vorstellungen Politis, fieXirtj 1, 147 ff.; Per-
bot, mämoires p. 324 ff.
') Abdallatif K. 4 p. 196 f.
^) Ein alter Fall bei Theophanes Chron.
I p. 231, 3 Bonn.
^) So Hess die Eidgenossenschaft den
Silberfund von Wettingen 1633 einschmelzen
(Ferd. Keller, Mitt. d. antiqu. Gesellsch. in
Zürich 15, 133 ff.); unter Kaiser Ludwig dem
Deutschen wurde ein Goldfund für Kirchen
verwendet (Mon. Germ. Script. II 754). Her-
moldus Nigellus rät das gleiche mit zwei
Bronzestatuen zu thun.
»0) Ztsch. f. Assyriol. 1, 35.
' ^) Alfr. Holder, inventio sanctae cru-
cis, Lpg. 1889.
**) Z. B. Grab des „Job* bei Kameas:
Silviae peregrinatio p. 61; bei den Giiechen
wiederholt sich dies noch in unserem Jahr-
hundert (Ross, Inselreisen 3, 34).
^*) Wilhelm v. Malmesbury, de regibus
Angl. II 10.
Kap. HL Fände und Ausgrabungen. (§ 10.)
31
selbstgefällige Ahnenkult der Italiener, im besonderen der Römer musste
das Interesse für alles, was von den „Vorfahren" stammte, wesentlich
steigern; kein Wunder, dass gerade der antikisierende Imperator Fried-
rich n. in seinem Lieblingsland Sizilien Grabungen anstellen liess.^) Aber
erst die sogenannte Renaissaneezeit sah zahlreiche Ausgrabungen, welche
übrigens mit der lebhaften Bauthätigkeit des 16. Jahrhunderts Hand in
Hand gingen.*) Die Italiener hatte ein wahres Fieber ergriffen; wenn
man von der Verzückung, in welche die Römer über die Leiche der »Tochter
Ciceros" gerieten, liest, kann ein Unbefangener kaum umhin, die Sache
pathologisch zu betrachten. Die Italiener suchten bereits auch auf den
griechischen Inseln (z. B. auf Chios)'*) nach Antiken. Das Ausgraben muss
man jedoch reinen Raubbau nennen, weil das Ziel die Auffindung möglichst
vieler beweglicher Gegenstände war. Einige Ordnung brachte erst das
Breve Leo's X. vom 27. August 1515 hinein, welches die Anzeige aller
Funde befahl.*) Die Technik des Ausgrabens und Hebens wurde bald
sehr vervollkommnet.^) In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhun-
derts erwachte der Eifer der italienischen Grossgrundbesitzer von neuem,
mit welchen Hamilton, Fegan und andere Engländer in Wettstreit traten.
In Griechenland machten während der napoleonischen Zeit spekulative
Enthusiasten die ersten glücklichen Ausgrabungen auf der Akropolis, in
Aigina und Phigaleia. Die dritte Epoche bezeichnen die 1823 beginnenden
Ausgrabungen in Etrurien, wo vor anderen die Güter von Lucian Bona-
parte Massen von Vasen ergaben. Der thätigste Ausgraber war bis jetzt
jedenfalls Alessandro Fran^ois, dessen Wirksamkeit sich vom Jahre 1819
bis 1857 erstreckte,^) der bekannteste Heinrich Schliemann (f 1891).^)
Der Raubbau ist jetzt nur noch den Gesetzen zum Trotz möglich,
blüht aber nichtsdestoweniger allenthalben; ihm entstammen z. B. die
zahlreichen Terrakottaköpfchen aus Griechenland, welche den beschädigten
Figuren abgebrochen werden. Eine planmässige Ausgrabung kennzeichnet
sich sofort durch die Berücksichtigung der Topographie. Raphael soll
bereits 1519 beantragt haben, das antike Rom freizulegen, doch steht die
Autorschaft des phantastischen Schriftstückes®) nicht fest. Herculaneum
(seit 1738)®) und bald auch Pompeji '®) wurden die hohe Schule des Grabens,
wenn auch anfangs noch der Gedanke, möglichst vieles aus der Erde
herauszuholen, herrschte. Mit den Bourbonen wetteifernd, liessen die Her-
0 Raühsb, Hobenstaufen IIP 419.
<) Z. B. als Sixtus V. die 1581 vollendete
Vüla Peretti baute (Huebneb, vie de Sixte V.
I p. 233 f.).
') Ilg, über den kunstbist. Wert der
Hypnerotomacbie S. 50.
*) Bei Fka, viaggio ad Ostia p. 91.
') Hebung der Antoninssäule 1705, in
Kupfer gestocben von Am. v. Westerbout.
®) CoKESTABiLE, Arcbivio storico 1858
YII 1 £f.; seinen Namen trägt die Francois-
vase, deren Auffindung er selbst A. 1848
p. 299 ff. erzäbli
') BbGckkbb, Heinrich Scbliemanns
Selbstbiographie, Lpg. 1892; Scbucbardt,
Scbliemanns Ausgrabungen, 2. A. Lpg. 1893
(englisch 1891).
^) Raffaello d'Urbino. Lettera sulle anti-
chita di Roma scritta a Papa Leone X. con
note di P. E. Visconti, Roma 1834; Spbin-
OEB, Raffael 2, 125 f. 369 f.
^) M. RuooiEBO, storia degli scavi di
Ercolano, Nap. 1886 m. 12 T.
*®) Gius. FioBELLi, Pompejanarum anti-
quitatum bistoria, Nap. 1860—62, Bd. I. J.
1748-1818, Bd. IL 1819—60; fortgesetzt
unter dem Titel: gli scavi di Pompei dal
1861 al 1872, Nap. 1873, m. 20 T.
32
Klassische Ennstarchäologie. I. Benkm&lerkaxide.
zöge von Modena 1761 — 65 Velleja aufdeckend) Im Norden sind aus jener
Periode höchstens die Württemberger Untersuchungen von Eöngen 1780
bis 1784 zu nennen. 2) Die neueren planmässigen Ausgrabungen gehen
zumeist von den archäologischen Kommissionen und Gesellschaften (S. 5 ff.)
aus. Die neueste Zeit sah auch die Bildung mehrerer spezieller Ver-
einigungen, denen man in England den Namen {Cyprus, Egypte, Palestina)
exjyloration fund gibt.
Litteratur: Beule, fouilles et d^couvertes resum^es et discut^es en vue de Thist.
de Tart, Paris 1878 — 75, Bd. I. Griechenland und Italien, II. Afrika, Asien und Sfidruss-
land (in sehr subjektiver Auswahl).
11. Das Ausgraben an sich (im Reporterstil die „Wissenschaft vom
Spaten* genannt) ist eine technische Fertigkeit, weshalb nach dem Vor-
gange der neapolitanischen Regierung jetzt Ingenieure zur Leitung heran-
gezogen werden ; ihre Unerlässlichkeit mag man an einem Vergleiche von
Schliemanns älteren und letzten Berichten ermessen. Ungeschicklichkeit
von Laien hat grossen Schaden angerichtet. Viele Grabhügel sind ohne
Ergebnis ruiniert worden, weil man nicht von oben einen senkrechten
Schacht hineineintrieb. Über gewisse Fertigkeiten der Ausgrabung und
ersten Behandlung haben Erfahrene Mitteilungen gemacht, welche immer-
hin nützen können. Die Beschreibung eines Fundes (z. B. Angabe von
Ort, Tiefe, Orientierung und Form eines Grabes) setzt sich aus so vielen
Einzelheiten zusammen, dass ich auf das offiziöse „Merkbuch vorgeschicht-
liche Altertümer aufzugraben und aufzubewahren" (1889, für Preussen und
Bayern eigens bearbeitet) verweise. Auf die Tiefe des Fundortes jedes
Gegenstandes kommt meistens viel an, doch wird die Genauigkeit der
Bestimmung dadurch beeinträchtigt, dass der natürliche Boden uneben ge-
wesen sein kann (wie z. B. beim Dipylon die Grabmäler der Kerkyräer
5 Meter tiefer liegen als die benachbarten) oder dass durch stärkeres
Eindringen von Wasser die Gegenstände an einer Stelle tiefer hinab-
rutschen ;3) z. B. hat sich bei Eisenach unter Steingeräten ein bayerischer
Sechser gefunden. *)
Litteratur: Die ältere bei Elehh, germanische Altertumskunde S. 384 f.; A. de
JoRio, metodo per rinvenire e frugare i sepolcri degli antichi, Nap. 1824, 8 T. ; Scheioeb,
über das Reinigen von Altertümern, Mitt. des historischen Vereins für Steiermark 7, 97 ff.;
0. Tischleb, das Ausgraben von Urnen u. deren weitere Behandlung, Korrespondenzbl. f.
Anthrop. 1883 Nr. 12. 1884 Nr. 8; Monatsblätter her. v. d. Ges. f. pommersche Gesch. 1888 I;
Flindebs Petbie, ten years digging in Egypt 1881—91, London 1892. — Ausser dem
„Merkbuch* vgl. Joh. Ranke, Anleitung zur anthropologisch- vorgeschichtlichen Beobachtung
im Gebiet der deutschen u. österreichischen Alpen.
Kap. IV. Sammlungren und Museen.
12. Das Altertum kennt in der Regel nur Kunstsammlungen, denn
das Alte wurde aufgesucht, weil es besser gefiel oder doch in den gebil-
deten Kreisen für klassisch galt. Spätestens im zweiten Jahrhundert v. Chr.
begannen Fürsten und Standespersonen mit grossen Kosten ältere Kunst-
werke zu sammeln ;S) hundert Jahre später war schon eine wahre Sammel-
') G. Tononi, documenti inediti intomo
nlla scoperta di Velloia e gli illustratori d.
sue antichita 1881.
3) Z. B. B. 1, 184.
*) Anthrop. Korr. Vers. 1874 S. 52.
^) Ptolemaios lU. lässt sich sikyonische
Kap. tV. Sammlniigen und MaBeeiL (§ 12.)
33
wut entbrannt, die volle zwei Jahrhunderte, wenn nicht länger, anhielt.
Man mag bezüglich des Verres Cicero nicht alles aufs Wort glauben, er
ist jedenfalls der erste leidenschaftliche Privatsammler, den wir kennen.
Wer nicht wie er in die Provinzen kam, fand in der Hauptstadt bei den
Kunsthändlern der Saepta^) Silberarbeiten, Gemälde, Bronzen, Luxustische,
Genmien und Statuen.*) Der reiche Privatmann schmückte damit Stadt-
haus und Villa, ^) wovon die sogenannte Pisonenvilla in Herculaneum mit
ihrer Statuen- und Büstensammlung eine Vorstellung geben kann.^) Es
mutet ims schon museumsmässig an, wenn Statuen und Hermen eine
griechische oder lateinische Nunmier tragen^) und in fürstlichen Häu-
sern eigene Kustoden vorhanden sind;^) hin und wieder wird auch eine
Notiz über die Besitzgeschichte überliefert.'') Nachdem bereits Rom mit
den Kunstwerken der Provinzen so bereichert worden war, dass manch-
mal mehr Statuen als Menschen an einem Platze zu sehen waren ^) und
dass sie einen eigenen Comes statuarutn und den nicht sehr geschmackvoll
betitelten Tribunus rerutn nitentium in Anspruch nahmen,^) konnte Kon-
stantinopel nach der Konfiskation der Tempelschätze für ein Riesen-
museum gelten, in welches i. J. 545 sogar ägyptische Statuen Aufnahme
fanden.*®)
Wenn auch manche Tempel förmliche Gemäldegallerien hatten, i*)
mögen ihre Schätze mehr ein Sammelsurium als eigentliche Kunstsamm-
lungen gewesen sein, weil die Gläubigen alles mögliche schenkten. Indes
über Augustus wird doch ausdrücklich berichtet, dass er in seinem Palaste
statt Statuen und Gemälden „alte und seltene Dinge** aufstapelte'*) — das
erste nachweisbare Kuriositätenkabinett. Auch seine Zeitgenossen scheinen
den Kunstwerken manche Anticaglie, z. B. alte Dreifüsse beigesellt zu
haben.**)
Litteratur: H. Blümkeb, Düettanten, Kunstliebhaber und Kenner im Altertum,
Berlin 1873.
Die Schriftsteller beschäftigten sich freilich nur mit den Kunst-
samndungen der Tempel und des Staates. So schilderte im zweiten vor-
christlichen Jahrhundert Polemon die Gallerien in den Propyläen der
Bilder sohicken (Plutarch, Aratos 12); älte-
stes Zeugnis aus Rom: Prolog zu Plautus
Casina Y. 7 (nach Mokksen zwischen 94 und
84 yerfasst).
>) Martial. 9, 59.
«) Hör. ep. 1, 6, 17; Silber: Hör. s. 1, 4,
28. Plin. 33, 157 (ut sola iam vetustate cen-
seatur); Bronzen: Hör. c. 2, 3, 21 f. s. 1, 4,
28. Tertull. cult fem. 1, 5; Tische Juven. 1,
138. Über Caesar Suet. Jul. 47.
») Stat silv. 2, 2, 63 ff. Suet, Aug. 72.
**) D. CoMPARETTi e 6. DB Pbtra, la
viUa ercolanese dei Pisoni, Torino 1883 m. T.
*) HsYDBitAiiN, Pariser Antiken S. 18 f.;
Weihgeschenk Nr. IUI. B. com. 1889 p. 42;
Strausseneier, Skarabäen u. dgl. mit phSni-
kischen und etruskischen Marken: Pbbrot,
histoire de Tart 3, 851 f., 855 f.
^) Ein „a Statuts*' ist im Columbarium
Handlmeh der Ums. AltertumswlmeiiBcluift VI.
der Livia beigesetzt; Inschrift aus dem Jahr
153 bei Orelli 2417.
^) Über den Tafel-Herakles Martial. 9,
43, 7 fiP. Aus der Korrespondenz eines Samm-
lers: Cic. ep. 7, 23.
») Polyb. 9, 3; Cassiod. var. 7, 15; vgl.
ÜBLiCHS, griechische Statuen im republi-
kanischen Rom, Würzburg 1880; F. Jacobi,
Grundzüge einer Museographie der Stadt
Rom zur Zeit des Augustus, I. Speier 1884.
°) ScHiLLEB, Geschichte der römischen
Kaiserzeit 2, 63.
^®) Hbyitb, Commentatt. soc. r. scient.
Gotting. XI 1, 1 ff. 2, 23 ff., XII 273 ff. vgl.
Eusebios' Leben Konstantins 3, 42. 54; über
die alte Sophienkirche: Ath. M. 14, 274, 1.
»») Strab. 14, 1, 14.
^2) Sueton. Aug. 72 a. E.
»s) Hör. c. 4, 8, 1—8.
3
34
ElaBsiBche KoziBtarchäologie. L Denkmälerkimde.
Akropolis und der Stoa Poikile von Sikyon.^ In solchen Büchern ist die
äussere Anregung zu den berühmten „Bildern* (eixoveg) der Philostrate
zu suchen. Philostratos der zweite, Professor der Rhetorik zu Rom in der
ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts, gab unter dem Titel etxoveg eine Be-
schreibung von 65 Gemälden heraus, welche nach seiner Angabe in einer
Privatgallerie von Neapel zu sehen waren. Hier liegen keine trivialen
Beschreibungsübungen aus der Rhetorenschule vor, sondern es handelt sich
nach der Vorrede um eine Einführung in die verschiedenen Arten (ciStj)
der Malerei. Ob diese Musterstücke nach wirklicher Anschauung gemacht
oder, wie es in der Zopfzeit vorkam, aus Erinnerungen zusammengesetzt
sind, darüber lässt sich streiten. Der philostratische Stil, überladen mit
gesuchten Gedanken und Wörtern, entfernt sich soweit von klarer Anschau-
lichkeit, dass schon Graf Caylus die Frage anregen konnte, ob diese Ge-
mälde nicht aus der blossen Phantasie geschöpft seien. Goethe und Welcker
hielten an der Authenticität fest. Nach Passow (1836) wurden die Zwei-
fel besonders von K. Friederichs formuliert, gegen den Brunn auftrat;
zum Austrag ist die Sache noch nicht gekommen, doch hält eine starke
Gruppe den Satz aufrecht, dass der Inhalt aus Dichtem und Mythographen
geschöpft sei; dann wäre Philostratos, welcher seine Einbildungskraft so
wunderbar gebrauchte, dass er Fachmänner täuschen konnte, und sich doch
als blossen Beschreiber einführt, ein psychologisches Rätsel. Wohl aber liegt
die Möglichkeit nahe, dass er das einigende Band einer Gallerie erdichtet
habe. Im Grunde hat die Frage wenig Bedeutung; denn was könnte ein
Kunsthistoriker mit einer Galleriebeschreibung ohne Namen der Meister oder
doch der Schulen anfangen?
Litteratur: Caylus, Histoire de Tacad. des inscr. 29, 156; Fbibdebichs, die phüo-
strat. Bilder, Erlangen 1860; Bbunn, Jahrbb. Suppl. 4, 177—303; Fkiederichs, Jahrbb. Suppl.
5, 133 ff. u. Matz, de Philosia*atorum in describendis iinaginibus fide, Bonn 1867; Bbunn,.
Jahrbb. 103, 1 ff., 81 fiP.; Matz, Philol. 31, 585 ff.; Nemitz, de Philostratorum imaginibns,
Breslau 1875; £. Bebtraito, an critique (?) d*art dans l'antiqoiy. Philostrate et son 4cole,
Paris 1881; A. Bouoot, Philostrate ancien; une galerie ant., introd., trad. et comm., Paris
1881; Kalkmakw, Rh. Mus. 37, 397 ff.; vgl. G. Wentzel, Festschrift für C. Robert S. 134 ff.
Unter den Ausgaben sind die erklärende von Jacobs u. Welckeb, Lpg. 1825 und die
Übersetzung von Bebtbakd 1881 zu nennen. Die Ausgaben L. Katsebs sind überholt durch
die Teubnerausgabe : Philostrati maioris imagines rec. seminariorum Vindobonensium sodales,
Lpg. 1883. Das 10. Kapitel des zweiten Buches (Achilleus' Schild) figuriert bei Suidas als
eigene Schrift, scheint also zur Homererklärung exzerpiert worden zu sein.
Der jüngere Philostratos hat ebenfalls eixovsg geschrieben; unsere
Handschriften brechen im 17. Stück ab. Kallistratos dagegen, der nur
eine Anzahl rhetorischer Beschreibungen gesammelt herausgab, gehört nicht
mit den Philostraten zusammen.
Keinerlei Zweifel ist gegen die metrische Beschreibung erhoben wor-
den, welche Christodoros, ein Ägypter aus Theben, von den Bronze-
werken des Zeuxipposbades zu Konstantinopel (532 im Nikaaufstand zerstört)
gegeben hat; da das Stück, wie es jetzt das dritte Buch der griechischen
Anthologie bildet, einer Einleitung und des Schlusses entbehrt, scheint es
von dem Sammler einem grösseren Gedichte entnommen worden zu sein.
M S. über ihn § 80. Er wird zusammen
mit Hypsikrates und Antigonos bei Dioge-
nes Laertios als Autorität im Bilderbeschrei
ben angeführt (7, 188).
Kap. tV« Sammliiiigen und Maseen. (§ 13.)
35
Einen Einblick in die Sammlungen der griechischen Tempel, für welche
im Bedürfnisfall eigene Schatzhäuser (&r^(ravQo£ in Olympia und Delphi) oder
Bronzemagazine (xcclxad'^xaiy in Athen und Dolos) erbaut wurden, erhal-
ten wir, da die Bruchstücke der Periegeten zu geringfügig sind, nur durch
Inschriften, welche in ziemlicher Anzahl vorhanden sind; sie bestehen
zum grösseren Teile aus den Extraditionsprotokollen der abgehenden Be-
amten, zum kleineren aus wirklichen Inventaren und Accessionsverzeich-
nissen.
Litteratur: Newtoh, die griech. Insohr. übers. ▼. Imelmann S. 36— *48; Hokolle,
Bch. 6, 1 — 167 (fiber die delischen Abrechnungen); Studniczka, Vermutungen zur griech.
Kunstgeschichte S. 18 ff.; Swoboda, Wiener Studien 11, 65 ff. Die archäologische Ver-
arbeitong dieser wichtigen Inyentare ist noch sehr im Rückstand. Vgl. auch Cic. Verr. 4,
140; Diod. 14, 27, 4.
13. Bei der grossen Menge der Gelegenheitsfunde konnte es dem
Mittelalter, der natürlichen Fortsetzung des Altertums, nicht an Samm-
lern fehlen. Wurden auch die meisten Metallgegenstände eingeschmolzen,
80 hob man doch anderes sorgsam auf. Die römischen Gläser z. B. wurden
bei den Franken aus technischen Gründen gesammelt ;9 Silbergefässe und
vielleicht auch andere schöne Vasen kamen nach Recitation der „oratio
super vasa in loco antiquo reperta"^) in die Silberkammer von Fürsten und
Prälaten.*) Geschnittene Edelsteine und Elfenbeinschnitzereien wurden in
Kirchen- und Regentenschätzen gehütet und Reliquiarien (wie das Grab
der hl. Elisabeth in Marburg und der Reliquienkasten der hlg. drei Könige in
Köln) zu Daktyliotheken gemacht.^) Auch Münzen von schönem Gepräge
müssen geschätzt worden sein, da sie nicht etwa bloss hin und wieder
kursierten,*) sondern gleich den Gemmen unter Otto III. und Friedrich II.
nachgebildet wurden.*) Skulpturen, besonders Grabsteine und Sarkophage
zierten kirchliche Bauten, je nach ihrer Beschaffenheit eingemauert oder
an den Wänden aufgestellt, wie am Dom von Siena und im Campo Santo
von Pisa.') Zu einem solchen Zweck wird Henry v. Blois (1129 — 1171
Bischof von Winchester) in Rom antike Statuen gekauft haben®) Auch
*) Theoplulus, schedula II 12.
') „Omnipotens sempiterne Deus, insere
te officiis nostris et haec vascula arte fabri-
caia gentilium subJimitcUis tuae potentia ita
emundare digneris, ut omni immunditia de-
puUa »int tuis fidelibus tempore pacis atque
tranquiUit€Uis utendaf*, (In den Sacramen-
tarien des 8. und 9. Jahrhunderts im west-
lichen Deutschland, Frankreich und der
Schweiz).
') Theodulphus z. B. heschreibt ein Sil-
bergefass mit den Thaten des Hercules.
*) PiPEB, Symbolik und Mythologie 1,
1, 59 ff., 508; Wrioht, Archaeologia 30,
438 ff.; Elisabeth: Fr. Gbeuzeb, zur Gem-
menkunde. Antike geschnittene Steine vom
Grabmahl der hl. EL, Lpg. 1834 = kleine
Schriften 2, 3, 339 ff.; Köln: W. V(ogel),
Sammlungen der prächtigen Edelgeateinen,
womit der Kasten der dreyen Weisen Köni-
gen im Dom zu Köln ausgezieret ist, Bonn
1781, m. Abb.; aus dem Kirchenschatze von
St. Dem's stammt unter anderem eine grosse
Camee in der Pariser Bibliothek.
^) Correspondenzblatt f. Anthrop. 1891
S. 53.
') S. auch Bannenbebo, Brakteaten
1179 a, und Mittelaltermünzen, Frankf. Hess
1879 Nr. 431; Gemmen: Wiogehs, Mittheil,
des thüring. Vereins VII H. 4 S. 1 - 26.
^) Eingemauert: schon am Anfang des
7. Jahrhunderts zu Bregenz, Walafrid Strabo
vita S. Galli c. 6; in Altenkirchen auf Rügen,
Ende des 12. Jahrb. (Kugleb, Pommersche
Kunstgesch. S. 10 f.); s. auch Dblabobde,
la gravure en Italic p. 273 ff.; Siena: Ga. 4,
15 f. mit T. 5; Pisa: s. S. 42; Verona:
DüTSCHKE, ant. Bildwerke in Oberitalien IV
S. XVIII f.
®) Mon. Germ. XX p. 542 (Michaelis,
ancient marbles p. XXI); unter Friedrich I.
soll der Kardinal Orsini Sammler gewesen
sein (RaumeB; Hohenstaufen VP 682).
36
ElasBische Sanstarchäologie. 1. Denkmftlerkande.
im Mittelalter war ja der Kunstsinn nicht erstorben; im Gegenteil beweist
die häufige Nachbildung antiker Arbeiten, dass sich viele für dieselben in-
teressierten. Auch verhehlen einige ihre Bewunderung für die Schönheit
der Kunst durchaus nicht, z. B. der Byzantiner Nikitas und der Gallier
Fulcojus.
Litteratur: Über die Spuren der Antike im Mittelalter Spbinoeb, Nachleben der
Antike im Mittelalter, in: Bilder ans der neueren Kunstgeschichte, 2. Aufl., Bonn 1888
Bd. I S. 1 ff.; MüNTZ, Jdsav. 1887 S. 40 ff., 317 ff.; Cabl Mbybb, d. griech. Mythus in den
Kunstwerken des Mittelalters, Repert. f. Kunstw. 12, 159 ff., 235 ff. ; M^bim^b, et. sur les arts
du moyen äge p. 367; A. Dancel, Gd.b.-a., avril 1878 p. 384; Foisset, Ga. 4, 86. Imita-
tion der Trajanssäule für Bischof Bemward von Hildesheim; römischer Sarkophag von
Niccolo Pisano 1260 am Stuhl des Baptisteriums nachgebildet.
14. Die ersten bestimmten Nachrichten über Altertümersammlungen
gehören dem vierzehnten Jahrhundert, welches ja schon ganz zur Neuzeit
zu rechnen ist, an;*) im Quattrocento hatte die Begierde, möglichst viele
Überreste des Altertums stets um sich zu haben, bereits viele erfasst.
Papst Paul n. (1464 — 71) brachte das erste ansehnliche Museum zusammen.
Dauernder war jedoch die Schöpfung seines Nachfolgers Sixtus IV. (1471 — 84),
das kapitolinische Museum, welchem unter Julius 11. die Belvederesamm-
lung gegenübergestellt wurde. Im Wetteifer mit ihnen sammelten die
Medici aufs eifrigste.*) Privatleute beschränkten sich vorzugsweise auf
Porträtbilder, also Büsten, Münzen und Gemmen, wobei sich Fulvius Ursinus
(t 1600) besonders hervorthat. Diese Sammlungen waren zumeist nicht
von dem künstlerischen Schmucke der Wohnräume geschieden, im Gegen-
teil dienten die Antiken vielfach zum Schmucke von Gärten, Brunnen,
Höfen und Treppen; Bruchstücke wurden, wie man noch in der Villa Albani
beobachten kann, in Ziegelwände zur Verzierung eingesetzt. Für das
Casino der Villa Ludovisi gab der Bildhauer Canova die Aufstellung nach
künstlerischen Grundsätzen an. Künstler^) und Kunstfreunde wetteiferten
darin, „Kunstkammem** anzulegen.
Der auch auf die heidnischen Götterbilder ausgedehnte Bilderhass
mancher evangelischer Sekten*) und die moralischen Bedenken katholischer
Theologen lenkten den Blick auf das antike Kunstgewerbe (die Anticaglien) ;
dessen Platz war unter den „Artificialsachen** der Kuriositätenkabinetts,
„Kunst- und Naturalienkammem** und cabinets descurieux, wie sie vor etwa drei-
hundert Jahren autkamen. *) Die Besitzer konnten sich damit rühmen, dass schon
König Salomon sich ein derartiges Kabinett angelegt habe. Das bedeutendste
war unstreitig das nach. Athanasius Kircher benannte Museum der Jesuiten
in Rom, welches sich auch allein erhalten hat, älter jedoch schon die
Sammlungen Cospi in Bologna, Moscardi in Verona und des Pariser Jesuiten
Petavius. In der Prager Hofburg häufte Kaiser Rudolf H. allerlei curioses
^) Fr. Squarcione in Padua sammelte
Statuen und Vasen aus Griechenland und
Italien; der Dominikaner Franc. Massa in
Treviso schenkte seinem Kloster 1347 nach
erhaltenen Urkunden seine ganze Kunst- und
Altertümersammlungen.
*) MüNTZ, les collections des Mödicis
au XV. siecle, 2. Aufl., Paris 1888.
^) Z. B. Valerie Viceutino in Vicenza
und Rubens.
*) Vgl. z. B. die Vorrede zu den Bibel-
bolzschnitten Holbeins.
^) Verzeichnis aller (beginnend mit « Agra
in Indien". Der grosse Mogol): D. Major,
unvorgreiffliches Bedencken (s. u.), im An-
hang; als Typus nenne ich: Index Musei
Linckiani, Lpg. 1783 (Job. Heinr. Lincke in
Leipzig).
Kap. TV. Sammlnngen nnd Museen. (§§ 14, 15.)
37
und antikes auf.*) Ein beliebter Name dieser Raritätensammlungen, in
denen Naturgeschichte und Ethnographie vorwogen, war seit Ulisse Aldroandi
(um 1550) musea {musaea), wovon der jetzige Gebrauch von Museum
kommt, während antiquarium die antiquarische Abteilung des Museums
bedeutete; doch wählten die Besitzer oft noch gesuchtere Namen, z. B.
i^wrixo^aviiaTovQyrjfjiaTorafAfTov.^) Die Gelehrten und die Adeligen, deren
Bildung durch eine methodische Reise den letzten Schliff bekommen
sollte, pilgerten in diesem Jahrhundert von Kabinett zu Kabinett, wie L'art
de l'homme de V^ph oder der neueröffnete adelige Ritterplatz (Winckelmanns
Leitfaden) sie anwies.
Litteratur: Fiorillo, Gesch. der zeichnenden Künste 1, 125 ff.; Müntz, Raphael
*€02 ff. bist, de Tart pendant la renaissance 2, 106. pr^courseurs p. 82. les arts ä la cour
des papes 2, 167. 175; Stakk, Handbuch 1, 105 ff.; L. Niepce, arch^ologie lyonnaise. Les
chambres de merveilles ou cabinets d'antiquites de Lyon depuis la renaissance jusqu'on
1789, Lyon 1884; aus älterer Zeit: Mabillon, museum Italicum, Paris 1687; Montfaucon,
diarium Italioum sive monumentorum veterum bibliothecarum musaeorum notitia, Paris 1702;
F. K. G. HiRSGHiNG, Nachrichten von sehenswürdigen Gemälde- und Kupferstichsammlungen,
Münz-, Gemmen-, Kunst- nnd Naturalienkabinetten etc. in Teutschland, Erlangen 1786 —92,
6 Tle. — Theorie der ,,Musaea*: M. B. Valevtini, Museum Museorum oder allgemeine
Kunst- und Naturalienkammer, Frankf. 1704—14, 3 Tle., besonders aber die im Anhang
des ersten Bandes abgedruckte Schrift: Majob, unvorgreiffliches Bedencken von den Kunst-
und Naturalienkammem insgemein.
15. Die Kunstfreunde und die Liebhaber behaupten mit ihrer sub-
jektiven Sammelweise, deren Methode höchstens darin bestand, alles kuriose
zu sammeln, bis in unser Jahrhundert herein die Vorherrschaft, indes be-
ginnt sich schon im 18. Jahrhundert ein neuer Geist zu regen. Indem der
Kardinal Albani, Winckelmanns Gönner, auch die seinen Schönheitssinn
abstossenden Werke archaischer und ägyptischer Kunst nicht verschmähte,
wurde sein Museum die natürliche Grundlage für die erste Geschichte der
alten Kunst. Der Musterstaat Toscana begann Einrichtungen, die für ihre
Zeit musterhaft waren; nachdem nämlich der treffliche Grossherzog Leopold II.
die mediceischen Sammlungen vereinigt und mehrere Privatkabinette dazu
erworben hatte, musste Lanzi 1780 das stattliche Museum planmässig
ordnen und einen handlichen Katalog abfassen. Nach dem Rate Heynes
wurden die vielen grossen und kleinen Sammlungen Italiens durch die
zweckmässigen Übersichten von Ramdohr (Malerei und Bildhauerkunst in
Rom) und Bartels (Beschauung der Kunstschätze von Neapel und Sicilien)
wahrhaft zugänglich. Aus der Zersplitterung so vieler Kabinette heraus
konnte ein grosses Museum nur durch Gewalt geschaffen werden und diese
übten die siegreichen Generäle des Direktoriums, besonders der erste Konsul,
in Italien rücksichtslos aus, freilich nicht der Archäologie zu Liebe, sondern
um vor den Quinten von Paris, die sich mit Hilfe von Millin's Magazin ency-
clopedique in das Altertum zurückschraubten, Scipio, Caesar oder Alexander
zu spielen. Es war eine Gewaltthat, doch um ihrer glücklichen Folgen
willen verzeihlich. An den ungeheueren in Paris zusammengebrachton
Sammlungen schulte sich Ennio Quirino Visconti, der erste Museums-
archäologe. Sie lieferten auch den Stoff für eine Reihe von Prachtwerken,
^) L. Ublichs, Ztsch. f. bUdende Kunst
5, 47 ff., 81 ff., 136 ff.; Svatbk, culturhist.
Büder ans Böhmen, Wien 1879, S. 227 ff.
^) Majob a. 0. Kap. 4 und 5.
38 ElassiBohe Ennstarchäologie. I. Denkmftlerkiinde.
welche zum erstenmal einen Begriff von der unerschöpflichen Fülle alter
Kunstwerke gaben:
Robillard-Peronville et Laurent, Musöe francjais, Paris 1803 — 11,
4 Bde. f. m. 344 T., 2. Aufl. 1829—30, dazu Henri Laurent, le musee
royal, Paris 1816 — 22, 2 Bde. f. m. 161 T.; Les monumens antiques du
Musee Napoleon, erklärt v. Schweighäuser und Petit Radel, gezeichnet
von PiROLi, Paris 1804 — 6, 4 Bde. f, m. 318 T.; Filhol, Carapfe et
Lavallee, galerie du Musöe Napoleon, Paris an Xn (1804) — 1815, 10 Bde.
m. 720 T., Register 1816, fortgesetzt durch (A. Jal) Mus^e royal de France,
Paris 1827, m. 72 T.; besonders aber P. Bouillon et Bins de Saint-
VicTOR, Mus^e des ant., Paris 1811—27, 3 Bde. f. m. 282 T. (später
wiederholt abgezogen, aber schlechter, z. B. 1863).
Auch nachdem das Geraubte zum grössten Teile zurückgegeben war,
blieb doch die Anregung. Aus den sorgsam behüteten und nur Fremden
von Distinktion zugänglichen Kabinetten wurden überall öffentliche Museen,
auf welche anfangs noch ästhetische Rücksichten einen glücklichen Ein-
fluss ausübten wie im Vatikan und zu München. Nachdem Visconti durch
seine Kataloge des kaiserlichen Museums (1811) und des Louvre (1817)
die Technik dieser Litteraturgattung gezeigt, begründete 0. Jahns Be-
schreibung der Vasensammlung König Ludwig I. (1854) den gelehrten
Katalog, wie 14 Jahre später Brunns Beschreibung der Glyptothek den
kunstgeschichtlichen. In der Aufstellung des Museumsinhaltes vollzieht
sich ein Umschwung zur historischen Folge.
Litteratur: Über die Bildung des Mus^e Napoleon Berichte des Malers Wicar in
der Correspondance de Napoleon I<^^, III. (1859) p. 498 ff.; Einsprach gegen den Kunstraub
erhob Quatrbmere de Quinct, lettres sur le pröjudice etc., Paris 1796, Rom 1815. Über
die Anlage von Museen: C. A. Böttiger, über Museen und Antikensammlungen, Lpg. 1808
(Bibliothek für redende u. bildende Künste IV.); W. v. Humboldt, Gutachten bei Wolzogen,
aus Scbinkels Nachlass III (1863) S. 298 -328; £. Gerhard, über archäol. Sammlungen u.
Studien, Berlin 1860; £. Gurtius, Kunstmuseen, ihre Geschichte u. ihre Bestimmung, Berlin
1870 (Altertum u. Gegenwart 1, 99 ff.).
16. Es gibt wohl das Wort Musoographie, aber die Sache existiert
bisher nicht; daher soll ein erster Versuch der Zusammenstellung gemacht
werden, da die Museographie zu dem notwendigen Rüstzeug des Archäologen
gehört. Eine Übersicht der Museen und Sammlungen muss, wenn sie
nicht mit der archäologischen Topographie konkurrieren soll, auf diejenigen
allgemeineren Inhaltes sich beschränken, während die Lokalsamm-
lungen in jenen Abschnitt gehören. Die Einteilung ist nach den Ländern
gemacht, wobei die privaten Sammlungen in alphabetischer Folge hinter
den öffentlichen Museen jedes Staates angereiht werden. Die Privat-
sammlungen sind es, durch welche in die Museen Leben gebracht wird.
Die einen Besitzer sind nur eine feinere Art von Händlern; die anderen
hinterlassen« selten Erben, die den mühsam errungenen Besitz nicht sofort
zum Auktionator schaflFen.
Türkei. Hier begann der griechische Patriarch Kyrillos VI. (1813 — 21)
ein panhellenisches Museum ohne nachhaltigen Erfolg.^) Ein staatliches
Museum, 1869 von A'ali-Pascha in Konstantinopel gegründet, welches
*) Ross, Reisen im Peloponnes, S. 20.
Kap. IV. Sainininngen und Miueen. (§§ 16, 17.) 39
sich fiüher in der ehemaligen Irenekirche befand, füllt den Tschinili-Kjöschk
des alten Serai: Gould, catal. du mus^e imp. de Const., 1871; Sal. Beinach,
catalogue du mus^e imperial d'antiquit^ ä Constantinople, Const. 1882, vgl.
seine Chroniques d'Orient p. 32 f.;») die grossen Funde von Sidon haben
ein zweites Museum notwendig gemacht. Der griechische Syllogos besitzt
eine kleine Sammlung. Bedeutender ist die der griechischen evayyeXixrj
(fX^^^ i^ Smyrna (meist aus Eleinasien und von den Inseln); Katalog in
MowreTov xai ßißhaS'jjxr] v^g evayyeXixfjg «X^oi^g, Usgiodog A S. 29 flf.;
über die Zugänge periodische Berichte in derselben Zeitschrift und in der
Smymaer 'Itavia; Gewichte: Papadopoulos-E^rameus, catalogue descriptif
des poids antiques du mus^e de Tecole evang^lique ä Smyme, Movaetov IV
5. 65 flf. m. 7 T.; Bronzen: ders., Athen. Mitt. 4, 114 flf.
Griechenland. Über den früheren Stand der Museen berichten:
K. 0. Müller, Athens Antikensammlungen, herausg. v. Ad. Scholl, Frankf.
1843, 6 T.; R. Keküle, die antiken Bildwerke im Theseion zu Athen,
Leipzig 1869; H. Heydehann, die ant. Marmorbildwerke in der sog. Stoa
des Hadrian, im Windturm des Andronikos etc. zu Athen, Berlin 1874;
L. V. Sybel, Katalog der Sculpturen zu Athen, Marburg 1881 (wichtige
Statistik mit Litteratumachweisen) ; A. Milchhöfer, die Museen Athens,
Athen 1881. Jetzt ist mit Ausnahme der Akropolisfunde, für welche ein
eigenes Museum besteht, alles Staatseigentum im i&nxov oder xsvtqixov
fiovtf€iov vereinigt (17. KaßßadCag^ xcczdXoyog rov xsvtqixov a^^orioilo/exo?
fiovtrsiovy H. 1. 2, Athen 1886 — 7, unvollendet und jetzt durch xaTaXoyog
%9v i^vixov fJLovü€iov Bd. I yXvTtzd Tov i&vixov fiiovaeiov, Athen 1892 er-
setzt; über die ägyptische Sammlung (Jo. Demetriu in Alexandrien) : Püch-
STETN, Athen. Mitt. 7, 1 flf.; *Eg). aQX- 1885 S. 28 flf.; über die mykenischo
H. Schliemann, cat. des tresors de Mycenes au musee d'Athenes, Lpz. 1882;
Zugangsverzeichnisse im aqxaioXoyixov dslrhv; Serien von Photographien
bei Rhomaidhis und dem archäologischen Institut, nach den Akropolis-
statuen: C. Rhomaides et P. Cawadlas, les musees d'Athenes, H. 1. 2. Athen
1886 f.). Das Museum der archäologischen Gesellschaft im Polytechnikum
enthält Vasen (Gollignon, catalogue des vases peints du mus^e de la soc.
arch. d'Ath., Bibl. des 6c. fran9aises H. 3). Terrakotten (Martha, catalogue
des terrescuites du m. de la s. a. d'A., Bibl. des 6c, fran9., H. 16, Paris
1880, m. 8 Taf.) und andere kleinere Funde. Athenische Privatsamm-
lungen von Karapanos (jetzt dem Staate angeboten; Übersicht in der Nta
€^rjfA€Qfg 7. Mai 1893), Spyridon Lambros und Rhusopulos.
17. Italien. Die unerschöpflichen Sammlungen sind schon frühzeitig
für Kunstfreunde übersichtlich dargestellt worden (ausser den zu § 14 und
in § 15 angeführten Werken z. B. Fed. Zuccaro, l'idea dei pittori scultori
e architetti, Turin^löO?; Bottari, lottere pittoriche VI.; Richardson, account
of the statues, basreliefs, drawings and pictures in Italy, London 1754; in
neuester Zeit besonders v. J. Burckhardt, der Cicerone, I. Altertum,
6, Aufl. 1893, franz. von G^rard 1885 (in systematischer Anordnung) und
V. LÜTZOW, die Kunstschätze Italiens in geographisch-historischer Übersicht,
^) Die Provenienzangaben sind sehr schwankend.
40 Klaasische Eonstarchäologie. I. Denkmälerkonde.
Stuttgart 1882 — 5 f.). Der italienische Staat hat eine Aufnahme aller Samm-
lungen begonnen (Catalogo generale dei musei d'antichita e degli oggetti
d'arte raccolti nelle gallerie e nelle biblioteche del Regno, Bd. I. III. IV., Rom
1881 — 83) und die für die Besitzgeschichte so wichtigen älteren Inventare
sammeln lassen (Documenti inediti per servire alla storia dei Musei dltalia,
Firenze e Roma 1878 — 80, 4 Bde.); auch Bottari's Lottere suUa pittura etc.
enthalten einschlägige Dokumente. Oberitalien ist von H. Dütschke auf-
genommen (die antiken Bildwerke in Oberitalien, Lpg. 1874 — 82, 5 Bde.,
I. Campo Santo zu Pisa, ü. zerstreute antike Bildwerke in Florenz, III. die
antiken Marmorbildwerke der Uffizien zu Florenz, IV. Turin, Brescia,
Verona und Mantua, V. Vicenza, Venedig, Catajo, Modena, Parma und
Mailand). Wichtig ist auch Heydemann, Mitteilungen aus den Antiken-
sammlungen in Ober- und Mittelitalien, Halle 1879, 6 T. Bilderwerke
s. Topogr. § 100; Portafoglio d'un artista delle migliori statue antiche esis-
tenti in varii musei dltalia, Milano o. J., 54 T.
a. Offentliohe Sammliingen.
Bologna. Museo civico ausser örtlichen Funden [„Situla von Bologna**]
Sammlung des Mailänder Malers Pelagio Palagi mit vielen Vasen (Kodros-
schale): Guida del museo civ. di B., B. 1887; Cenni storici, relazioni e cata-
loghi del m. c. di B., B. 1871, darin p. 53 — 187 Vasenkatalog von Brizio,
berichtigt von Heydemann, a. 0. S. 54 flf. — Museo delV universitä, vgl.
Heydemann a. 0. S. 51 flf.
Catajo s. Padua.
Ferrara: über die einstige Sammlung Herzogs Alfonso H. Documenti
m. p. 6 flf.
Florenz. **üffizien (angefangen von Cosimo Medici, aber eigentlich
begründet von seinem Sohn Pietro ; Sammlungen des Niccolo Niccolini und
Poggio; Antiken der Villa Medicis, s. bei den Privatsammlungen unter
„Medici**; zur Geschichte: § 14 und Pelli, saggio storico della r. galleria di
Firenze, Fl. 1779, sowie ältere Beschreibungen wie bei Boccm, bellezze di
Firenze; unter der Elite des Tribuna genannten Saales befinden sich die
„mediceische Venus**, eine Ringergruppe, ein die Cymbeln schlagender
Satyr, ApoUino und der Schleifer): Katalog von Dütschke a. 0. Bd. HI.,
dazu Heydemann a. 0. S. 72 flf.; Bilderwerke: Museum Florentinum cum
observ. A. F. Gorii, Flor. 1731 flf. (Gemmae antiquae «x thesauro Mediceo et
privatorum dactyliothecis Florent., 1731 — 32 m. 200 T. ; statuae antiquae de-
orum et virorum illustrium 1734, m. 100 T.; antiqua numismata praestan-
tiora maximi moduli, 1740 — 42, 3 Bde. m. 115 T. — ganz unzuverlässig);
F. A. David, le musöum de Florence, Paris 1787, 6 Bde.; Wicar et Mon-
GEZ, tableaux statues basreliefs et camöes de la galerie de Florence et du
Palace Pitti, Paris 1789—1807, 4 Bde. f. m. 200 T., 2. Aufl. 1809—1814,
3. Aufl. 1827, 4. Aufl. 1852—56; P. Benvenuti, gall. reale di Firenze, Fl.
1812—20, 4 Bde, 1817—33, 13 Bde. (Antiken in Bd. 9—13); L. Bartolini,
galerie de Florence, Fl. 1840—44, 6 Bde. f. (ital. 1841—45); über die Vasen:
RouLEZ, m^langes de philosophie, d'histoire et d'antiquites 11 — V, Brux.
1840 flf.; Gemmen: Campiglia, raccolta di num. 200 tav. intagliate con-
Kap. IV. Bammlangen und Mnaeen. (§ 17.) 41
tenente gemme antiche che si conservano nella r. gall. di Fir., Fir. 1790;
Abndt-Bkückmanns Einzelverk. 83 — 95.
Museo egizio ed etrusco: Vgl. Heydemann, Mitteilungon S. 83 ff.;
Gamurrini, relazione storica del r. m. eg. ed etr. in Fir., 1873 m. 1 T.;
A. M. MioLiARiNi, indication succeinte des mon. ^gypt. du m. de Florence,
1859; W. B. Bebend, principaux monuments du m. egyptien de Florence,
I. steles, bas-reliefs et fresques, Paris 1882, f. m. 19 T.
Kleinere Sammlungen in Palazzo Boboli u. A. : Dütschke a. 0. Bd. II,
mit Ergänzungen von Heydemann a. 0. S. 100 flf. ; Soldini, giardino di Bo-
boli, Flor. 1757 m. T.; Arndt-Bruckmanns Einzelverk. 96—117; W. Ame-
LUNO, Florentiner Antiken, München 1893, m. Abb.
Mailand. Museo archeologico (1893 durch königliches Geschenk ver-
mehrt) : I prineipali monumenti del m. a. di Milano, M. 1874 m. 4 T. (auch franz.);
S. Levi, delle antich. egiziane di Brera, Rom 1886, SA.m. 2 T.; kleiner Führer.
Biblioteca Ambrosiana: J.P.Opicelli, mon.bibl. A.,M. 1618; Fed.Bor-
romeo, musaeum bibl. A., M. 1625; L. Biraohi, monum. ant. della b.'A., M. 1858.
Mantua (die alte herzogliche Sammlung der Gonzaga, 1627 geplün-
dert; das beste kaufte Karl I. von England). Museo della reale acca-
demia: Borsa, m. d. r. a. d. M. 1790; 6. Labus, m. d. r. a. d. M., M.
1830 — 34, 3 Bde. m. 164 schlechten T. Photographienwerk : Monumenti del
m. di M., mit Text von Mainardi, M. 1865, H. 1, 2; Dütschke IV. S. 24 flf.;
Arndt-Brückmanns Einzelverk. 9 — 25; vgl. Mainardi, relazione intomo al
museo antiquario di M. 1873.
Modena. Museo lapidario {früher r.galleria estense): Ad.Ventüri,
la r. g. e. in M., M. 1882—83, m. 131 Abb. (enth. auch eine Geschichte der
Sammlung); C. Cavedoni, dichiarazione degli antichi marmi modenesi, 2
Tle. M. 1828; Malmusi, museo lapidario Modenese, M. 1830.
Neapel. **Museo nazionale (früher borbonico, das bedeutendste aus
der Sammlung Famese und aus den kampanischen Städten; orientalisches
von Borgia in Velletri; bei den Vasen werden die Sammlung Sanfangelo
und die BaccoÜa Cumana von denen des Museo Borbonico geschieden) : Po-
puläre Kataloge von Finati (il r. m. b. descritto), Dom. Monaco (guido gen6-
ral du m. n., jetzt 6. Aufli. 1893, auch englisch) u. a.; Spezialkataloge : C.
Ceci, piccoli bronzi del r. m. b., N. 1858 querf. m. 11 T.; R. d'Emilio,
cat. degli ant. utensili di bronzi servati nel r. m. b., N. 1827; Wandgemälde
(s. § 106); C. Heydemann, die Vasensammlungen des Museo naz. zu N.,
Beriin 1872, m. 22 T.; Gemmenkatalog Documenti m. S. 81 flf.; G. Fio-
relli, catalogo del museo naz. di Napoli, N. 1866—73, 12 Hefte; Bildor-
werke: Piroli (s. §100); Real Museo Borbonico, N. 1824— 57, 16Bde. mit
991 T., Nachdruck Rom 1845 flf., unter dem Titel chefs d'oeuvre de Tart an-
tique, Paris 1867 flf. (Vgl. A. de Olenino, lettres ä un dilettante sur l'ouvrage
intitule R. M. B. 1834 m. T.) ; Raff. Gargiulo, raccolta dei monumenti piü
interessanti del r. m. b. e di varie coUezioni private, N. 1845, 4 Tle. m.
200 T. (auch franz. 1845 m. 180 T.), erweitert: CoUection of the most re-
markable monuments of the national museum, 1869, 1872 m. 420 T.; Dom.
Monaco, les monuments du musde nat. de Naples, Specimens from the Naples
museum, N. 1877 m. 168 T.; Specimens of domestic articles, 47 T. ; Ger-
42 ElassiBohe Ennatarohäologie. I. Denkmälerknnde.
HARD und Panofka, Neapels antike Bildwerke I, Stuttgart 1828 ; ßaccolta
pornografica, N. 1866 f.; Musee de Naples. Peintures, bronzes et statues
erotiques formant la coUection du Cabinet secret, avec leur explic. par
C. Famin, P. 1832. 1836, 1857 m. 60 T.; F. M. Avellino, descrizione di
alcuni antichi monumenti del m. b., N. 1842 m, 3 T.; Fiorelli, ßulletino
del m. n. di N., nur 24 Nummern, N. 1863 — 65.
Padua. Villa del Catajo: (C. CavUDoni) Indicatore dei principali
monumenti antichi del museo estense del Cat., Modena 1842. — Palazzo
del ragione (weniges): Furlanetto, tavole rappresentanti le lapidi Pata-
vini posti nelle logge adjacenti ad Salone di P., 1847 m. T.
Palermo. "^Museo nazionale (wichtig durch die Funde von Selinunt
und die Sammlung Casuccini aus Chiusi) : Ant. Salinas, guida popolare del
museo naz. di P., P. 1882; del m. n. di P. e del suo avvenire, 1874 u.
relazione del r. m. di P.; vgl. Jhst. 12, 55; über die Vasen: Heyde-
MANN, AZ. 28, 11 flf., 42 flf. m. T. 31 u. 33, 29, 53 flf. T. 45—48. Über
eine ehemalige Klostersammlung : Blasi, breve ragguaglio del m. del mona-
stero di S. Martine delle Scale, P. 1774 (deutsch v. Jon. Bernoulli, Zusätze
zu Murrs Nachrichten von Italien IQ 1782 S. 106—33).
Parma. Beal museo d*antichitä (besonders Funde von Velleja):
D. P. DE Lama, guida del forestiere al ducal m. d'ant. di P., P. 1824 mit
1 T.; Fiore della duc. galleria Parmense 1826; L. Pigorini, origine e pro-
gressi del r. m. d'a. di P., 1869 u. il r. m. d'a. di P. e gli scavi di Velleja,
P. 1872; Bronzen: E. Braun, A. 1840 S. 105 flf., T. H u. M. HI 15. 16;
Büsten: abgeb. Ga. V T. 9; Töpferstempel: Borqhesi, A. 1841, p. 225 flf.;
Arndt-Brückmanns Einzelverkauf 69 — 82.
Pesaro. Biblioteca Olivieri; hier befindet sich die Lampensamm-
liehe Passeris (zur Kritik E. Dressel, Rom. Mitt. 7, 144 flf. ; das ungewöhn-
lung ist alles falsch).
Pisa. Im Campo Santo: P. Lasinio, raccolta di sarcofagi, urne e
altri monumenti di scultura del C. S. di P., P. 1814, 157 T.; Katalog von
Dütschke, a. 0. Bd. I, dazu Conce, Ztsch. f. öst. Gymn. 1875 S. 431 flf.
und Heydemann, Mitteilungen S. 68 flf.
Rom: Im allgemeinen Nibby, Roma nell' anno 1838, 2 Bde.; Be-
schreibung der Stadt Rom Bd. II Tl. 1 ; E. Braun, die Ruinen und Museen
Roms, Braunschw. 1854 (auch englisch) ; X. Barbier de Montault, les musees
et galeries de Rome, R. 1870; Heibig, Führer durch die öffentlichen
Sanmilungen klassischer Altertümer in Rom, Lpg. 1891, 2 Bde. u. A. Über
Bilderwerke s. § 109.
**Die Vatikanischen Museen zerfallen in das Museo Pio-Clementino
(von Clemens XIV. und Pius VI. erbaut), dann die jüngeren Museo Chiara-
monti und Nuovo Braccio Chiaramonti, gewöhnlich nur Braccio fiuovo ge-
nannt, (von Pius Vn. gestiftet) und das Museo Gregoriano, von Gregor XVI.
1836 für die ägyptischen und etruskischen Altertümer bestimmt. Das
Cortile del Belvedere (Geschichte von Ad. Michaelis, Jahrb. 5, 5 flf.) nahm
ähnlich der florentinischen Tribuna die Elite auf: Laokoon, Apollo, „An-
tinoos* (Hermes) und den Torso des Hercules.
Allgemeiner Katalog: E. 6. Massi, descrizione compendiosa dei musei
Kap« lY. Sammliingen und Mnaeen. (§ 17.) 43
dell'antica scultura greca e romana nel palazzo Yaticano, 4. Ausg., R. 1892
(auch franz. u. engl.); Description du nouveau bras, Mus^e Chiaram., M. Pie-
Clem., au Vatican, Rom 1867, 2 Tle.; Bilderwerke: Er. Pistolesi, il Vati-
cano descritto ed illustrato, Rom 1829 — 38, 8 Foliobände.
Altes Museum: über die Bronzen Mich. Mercati, metallotheca Vati-
cana, ed. J. M. Lancisius, R. 1717, appendix 1719 f.
Museo Chiaramonti: H Museo Chiaramonti, con Tesplicazione de'
sig. F. A. Visconti e G. A. Güattani, R. 1808—43, 3 Bde., 2. Aufl., Mai-
land 1820, m. 79 T.
Museo PiO'Clementino (mit den Funden von Tormarancia, s. § 110):
E. Q. Visconti, il Museo Pio-aementino, 7 Bde., R. 1782—1807, m. 380 T.
f. 2. A. MaU. 1818—22, 7 Bde. m. 621 T.
Museo Gregoriano: (Fr. Xav. Maximis) Museum Etruscum quod
Gregorius XVI. in aed. Vatic. constituit (gewöhnlich citiert Museum Gre^
gorianum), Rom 1842, 2 Bde. m. 214 oder 238 T. (zwei verschiedene
Ausgaben) ; vgl. Unoarelli, descr. dei nuovi musei Gregor, etrusco ed egi-
ziano aggiunti al Vatic, R. 1839; Heibig 2, 208 ff.; Katalog von Reisch
in Arbeit.
Vatikanische Bibliothek: Helbio 2, 181 flf.
Museo (Gregoriano) Lateranense (von Gregor XVI. 1844 ge-
gründet): Benndorf u. Schöne, die antiken Bildwerke des lateranensischen
Museums, Lpg. 1867 m. 24 T. (sehr lehrreich); Garrucci, monumenti del
museo Lateranense, Rom 1861, m. 51 T.
Städtische Museen im Konservatorenpalast (1471 von Sixtus IV.
begründet) und im Museo Capitolino (von Michelangelo projektiert, 1650
von Innocenz X. eröffnet; „kapitolinische Venus"); Kataloge: S. Wood,
the Cap. M. of sculpture, acatalogue, R. 1872; Nuova decr. del Museo Ca-
pitolino, R. 1882. Bilderwerke: Bottari u. Foggini, Museo Cap., R. 1742 — 48,
Bd. I. n. f., neu Museum Cap., R. 1750 — 83, 4 Bde. m. T., erneut von Lo-
catelli, Mail. 1819 — 20, 3 Bde.; Ferd. Mori, sculture del museo Capitolino,
Rom 1806 — 24, 2 Tle. in 4 Bdn. (Tafeln nicht fortlaufend, sondern nach
den Standorten gezählt); Montaonani-Mirabili, il museo C. illustrato, R.
1820 — 4, 4 Bde. (Bd. DI. Büsten) m. T.; P. Righetti, descrizione del Cam-
pidoglio, R. 1833 — 36, 2 Bde., 291 T.; Armellini, sculture di Campidoglio,
K. 1843—44, 2 Bde. m. T.; Geschichte: Michaelis, Röm.Mitt. 1891, S. 1—66;
E. MüNTZ, les antiquit^s de la Ville de Rome, P. 1886.
Museo delle Terme: Helbig a. 0. 2, 196 flf.
Museum Kircherianum (ein hauptsächlich von dem deutschen
Jesuiten Athanasius Kircher [1601 — 1680] nach dem Vorgange des Alf.
Donini S. J. angelegtes Antiquarium ; Kataloge : Ettore de Ruggiero, cata-
logo del m. K. I. Rom 1878 m. Abb.; Helbig 2, 366 flf.; Tafelwerke: G. de
Sepibus, Romani collegii societatis Jesu museum, Amst. 1678, f. (stillos);
Phil. Bonanni, museum Kirkerianum, R. 1709 f.; (Contucci) Musei Kirke-
riani in Romano S. J. collegio aerea notis illustrata, Rom 1763 — 65, 2 Bde.
(Bd. I eisten und Spiegel, II Figuren) m. 45 T.
*Turin. Museo egizio e delle antichitä (vereinigt aus den könig-
lichen und Universitätssammlungen, durch die Bronzen von Industria und die
44 Elassiache Ennstarohäologie. I. Denkmälerkonde.
ägyptische Sammlung interessant): Gazzera, descrizione dei monum. egizj
del r. museo eg., T. 1824, m. 12 T.; P. C. Orcürti, catalogo illustrativo de
monum. egizii del r. m. di T., T. 1852 — 55, 2 Bde. m. 3 T.; (Franc. Rossi)
Mon. egizi del m. d'ant. di T., u. guida del m. egizio di T., T. 1884; Ri-
VAUTELLA u. RiccoLVi, Marmora Taurinensia, Turin 1743 — 47, 2 Bde. m. T. ;
DüTscHKE IV.; zur Geschichte: Promis, storia dell' ant. Torino, p. VIT flf.;
DüTSCHKE IV S. Vn ff. ; Ariod. Fabretti, il museo di antichitä deUa r. uni-
versita di Turino, T. 1872 m. Abb. (Auszug Gott. gel. Anz. 1877 S. 641 ff.).
Venedig. *Museo archeologico della Marciana: A. Q. G. e
A. Zanetti, delle antiche statue greche e romane che nelF antisala della
libreria di S. Marco e in altri luoghi pubblici di Venezia si trovano, V.
1740—43, 2 Bd. f. m. 100 T.; (G. Valentinelli) Marmi scolpiti del m. a. d.
M. di Venezia, Prato 1863, 2. A. 1866, m. 58 T.; Cat. dei marmi nel pa-
lazzo ducale; Dütschke V S. 25 ff.; M. Collignon, basreliefs grecs votifs du
m. de la M. ä Venise, Monuments grecs 1883. — Museo civico: Dütschke
5, 139 ff.
Verona. Museo civico (fast nur einheimisches): Cat. degli oggetti
d'arte e dantichita del M. C. di V., V. 1865—67; Dütschke IV S. XVIO ff.;
Arndt-Brückmanns Einzelverk. 4. — 8.
*Museo laj)idario des Scipione Maffei (durch die von Goethe bewun-
derten griechischen Grabsteine bekannt, überhaupt reich an griechischen
Antiken): Maffei, Museum Veronense, V. 1749 (mit stillosen Abbildungen);
Giüs. Venturi, guida al m. 1. Veronese L, V. 1827 m. 12 T.; Arndt-Bruck-
MANN 1. — 3.
b. Italienisohe Privatsammlnngen.
18. Aus der grossen Zahl der italienischen Privatsammlungen heben
wir nur die in die Litteratur eingeführten, welche unsere Museen bereicher-
ten, hervor. Ihr Bestand hat oft gewechselt; denn die Besitzer sind meist
halb Liebhaber halb Händler. Scheinen sie alles verkauft zu haben, so
findet sich schon wieder neues bei ihnen. Bezüglich der Persönlichkeiten
der Sammler ist auf das grosse Werk von Litta, famiglie celehri italimie,
zu verweisen. Aus Italien kam zu uns die Sitte, berühmten Kunst-
werken den Namen des Besitzers ohne weiteres beizusetzen (Flora Famese).
Statistik für Rom: Matz u. v.* Dühn, antike Bildwerke in Rom mit
Ausschluss der grösseren Sammlungen, Lpg. 1881—2, I. Statuen, Hermen,
Büsten und Köpfe; H. Sarkophagreliefs; III. Reliefs und sonstiges, Register.
*Albani, in der Villa Albani zu Rom (besonders von dem Kardinal
Albani gehoben, jetzt im Besitz Torlonia's; manches ist von der napoleo-
nischen Zeit her in Paris verblieben) ; Kataloge : Indicazione antiquaria per
la villa suburbana dell' eccell. casa A., R. 1785, 2. A. 1803; Morcelli,
Fea, Visconti, la villa A. (ora Torlonia) descritta, R. 1869 (auch franz.);
Publikationen: vieles in Winckelmanns Monumenti inediti (§ 100); G. Zoega,
li bassirilievi di Roma, gestochen von Piroli, herausgegeben von Piranesi,
R. 1808, 2 Bde. 115 T. (deutsch v. Welcker, Giessen 1811—12, 103 T.);
S. Raffei, ricerche sopra un* Apolline della villa del card. A. e osservazioni
sopra alcuni ant. monumenti esistenti nella V. A., R. 1821, 7 Tle. f. m.
16 T.
Sap. IT. Sammlimgen and Museen« (§ 18.) 45
Alberici: Versteigerungskatalog von J. Sambon (Catal. de la collection
A., antiquit^s classiques etc.).
Aldobrandini, Villa Aldobrandina („aldobrandinische Hochzeit^, jetzt
in der vatikanischen Bibliothek) ; Inventar Documenti HI p. 130 flf.
Alticchiero s. Quirini.
Ancona Am. in Mailand (1892 versteigert): Catal. descrittivo delle
raccolte egizia preromana ed etrusco rom. d. A. A. in Milano, M. 1880, m.
20 T.; Ancona, le armi, le fibule e qualche altro cimelio della sua eollezione,
Mil. 1889, m. T.
Azära, Don Nicola de, spanischer Gesandter in Rom, Freund von
Mengs (nach Madrid).
♦Barone Baracco, Rom („Apollo Baracco**, M. 1880 T. 16, 1, vgl. A.
1880 S. 196. 202.). Vgl. Ga. 5, 248 f. Veröffentlichung von Bruckmann be-
gonnen: La eollezione B., München 1893 ff.
Principe Barberini, Rom (teilweise schon zu Winckelmanns Zeit ver-
kauft; vieles kam in die Glyptothek; „Apollo, Ares und Eirene Barberini",
„barberinischer Faun", „barberinischer Kandelaber": H. Tetu aedes Barbe-
rinae, R. 1647, f. m. T; Inventar Documenti IV p. 19 flf.
Kardinal Barbo (Paul n.) in Rom (kam an Lorenzo Medici): Ra. n.
s. 36, 186.
R. Barone, Neapel: Mikervini, monumenti inediti posseduti da R. B.
L Nap. 1852, m. 27 T.
Barthol dy in Rom (seit 1828 in Berlin): Th. Panofka, il museo Bar-
toldiano, Berlin 1827.
Baxter in Florenz (durch Goldarbeiten bekannt): J. Sambon, Cata-
logue de la collection B. de Florence, Rom 1887 (Versteigerungskatalog).
Gio. Pietro Bellori (1615 — 96) in Rom (von Friedrich I. von Preussen
gekauft, dann nach Dresden; s. § 22 unter Berlin).
Kardinal Pietro Bembo („tabula Bembina", sonst tabula Isiaca ge-
nannt, jetzt in Turin): Opere di P. Bembo III p. 266.
Betti, Neapel: AZ. 6, 246 flf.
Bevilacqua, Verona (vor 1520 zu Rom begonnen, besonders aber
um 1680 von Graf Gregori vermehrt; vieles in die Münchner Glyptothek):
Uruchs, Glyptothek S. 6.
Bonamici Innoc: Vgl. Ant. Fr. Gori, symbolae litter. II 209.
Boncompagni, jetziger Besitzer der Ludovisi-Sammlung (s. u.).
* Principe Borghese in Rom (Gründer Don Marcantonio B.; vieles
aus Gabii 1797; 1806 das meiste an Napoleon I. überlassen; „borghesi-
scher Fechter", „Ära Borghese"): Über den alten Bestand J. Manilli, Villa
B., R. 1650; Dom. Montelatici, v. B. fuori di porta Pinciana, R. 1700;
Andr. Brigentius, V. Burghesia vulgo Pinciana poetice descripta, R. 1716,
m. 26 T.; Lamberti u. E. Q. Visconti, sculture del palazzo della v. B.
detta Pinciana, R. 1796, 2 Bde. m. 258 T. (die nach dem Standorte des
Kunstwerkes bezeichnet sind); monumenti Gabini della villa Pinciana, R.
1797 m. T. 1—47. a— f, beides zusammen 2. A. R. 1808—10, 4 Bde., 3. A.
Mail. 1835; aus neuerer Zeit: Visconti, illustrazione de' monumenti scelti
Borghesiani, R. 1821, 2 Bde. m. 80 T.; Nibby, monumenti scelti Borghe-
46 filasBisohe Knnstarohäologie^ I. Denkmftlerkande.
siani, 1832, 2. A. v. Labus, Mailand 1847 mit Atlas; Helbig a. 0. 2, 132 flf.;
Kroker, magazzeni di V. B., B. 1884 Nr. 8. 9.
Gio. Paolo Borgia in Velletri (nach Neapel): ZoSga, numi Aegyptii
imperatorii prostantes in Museo Borgiano Velitraeo, Rom 1787, 22 T., und
Katalog der Gemmen und Amulette, Documenti IV p. 395 flf.; Inventar
Documenti I p. 275 — 427; einzelnes gestochen.
Kardinal Borioni in Rom: Ron. Venüti, Ant. Borioni collectanea an-
tiquitatum Romanarum, Rom 1736, f. m. 100 T.
Kardinal Braschi Onesti (vieles in die Glyptothek).
Brtils, belgischer Maler (nach Würzburg): B. 1858, 34.
*Campana in Rom (jetzt in Petersburg und Paris; besonders Gold
und Terrakotten, auch Vasen, zumeist aus Caere): Cataloghi del Museo C,
R. 1858, 12 Hefte, mit 5 T. (Auszug AA. 1859 S. 23 flf.); Campana, an-
tiche opere in plastica (Terracottareliefs), R. 1842 — 51, m. 120 T.; Miner-
vini, terrecotte del m. C; H. d'Escamps, gallerie des marbres ant. du
m. C. ä Rome, Paris 1862, 2. A. Berlin 1868 m. 110 Phot.
Dom. Campanari, Bronzen in das Brittische Museum: AZ. 5, 185 flf.
Vasen: Bröndsted, a brief description of thirtytwo ancient greek painted
vases lately found by Mr. C, London 1832.
Candelori, Vasensammlung aus Vulci: B. 1, 75 flf., 82 flf., 107 flf.
Principe di Canino (Lucien Bonaparte): L. Bonaparte, Museum iStrus-
que. Fouilles de 1828 et 1829, Vases peints avec inscriptions, Viterbo
1829; Catalogo di scelte antichita etrusche trovate negli scavi del princ.
di C. 1828 — 1829, Vit. 1829; Vases ^trusques de L. Bonaparte prince de
Canino, o. 0. 1830 1. Lief., u. A. (s. 0. Jahn, Beschr. der Vasensamml.,
S. XVI, 19; Ch. Babthelehy, notice d'une coUection de vases et de
coupes ant. en terre peinte provenant du feu pr. de C, Paris 1848 (be-
triflft eine verschiedene Sammlung).
Ant. Capelloin Venedig: Prodromus iconicus sculptilium gemmarum
Basilidiani amuletici atque talismani genere de Museo A. C. senatoris
Veneti, V. 1702 f.
Capranica in Rom (fast alles 1584 von Kardinal Ferdinande de'
Medici für die Villa Medici angekauft): Dütschke S. XVIII; Documenti IV
p. IV f., Inventar das. S. 377 flf.
Principe Tiberio Caraffa in Neapel: Pflaumer, merc. Ital. II. p. 59.
Kardinal Ridolfo Pia da Carpi, Rom: Boissard, antiquitt. urban.
Rom. 1597, p. 109.
Casali in Rom (in den Vatican; »AraCasali": Wieseler, die Ära C,
Gott. 1884).
Aless. Castellani in Rom, ältere Sammlungen 1865 und 1873 an
das brittische Museum (Hera von Girgenti, Terracottasarkophag von Caere):
The Castellani collection photogi-aphed by S. Thompson, London 1873—1883
versteigert: Collection d'antiquites de M. A. C, Paris 18G6; (Froehner)
Catalogue des objets d'art antiques, du moyen äge et de la renaissance
dcpendant de la succession A. C, Paris 1884, 2 Bde. m. 59 T.; de Witte,
notice de quelques vases de la collection de M. A. C, Paris 1865.
Catajo s. Obizzi.
Kap. IT. SammliiAgen nnd Maaeen. (§ 18.) 47
Cavaceppi (vgl. § 45) in Rom (teilweise an Torlonia).
Cav. della Chiesa diCervignasco in Turin: Catalogo della collezione
di oggetti d'arte e di antichita del c. d. C. d. C, Fir. 1881.
Gio. Giorgio Cesarini (f 1585) in Rom (vieles im Besitz von Tor-
lonia): Urlichs, Ztsch. f. bildende Kunst 1870 S, 51 flf.
Cesi in Rom (im 16. Jahrh. von dem Kardinal Federico gebildet; 1622
zerstreut): Aldboandi, statue p. 124 flf.; Jahrb. 1891 S. 139; Schreiber, Villa
Ludovisi S. 7.
Chigi im Palazzo Odescalchi zu Rom (1728 nach Dresden gebracht):
Inventar Documenti n p. 175 ff.; anderes jetzt im Pal. Chigi (Venus aus
der Troas).
Christine, Königin von Schweden (1626—1689, seit 1668 zu Rom im
Pal. Corsini; die Münzen- und Gemmensammlungen kamen an Odescalchi):
Über ihre Ausgrabungen Abchenholz, Mömoires concemant Christine reine
de Suede TL S. 148.
Vinc. Cioffi in Neapel: benützt von Licetüs, de reconditis antiquorum
lucemis. Buch VI.
Fil. Colonna in Rom (17. Jahrb.; Quesnoy restaurierte hier).
Corsini („corsinisches Silbergefllss**): Die Antiken wurden zerstreut.
Cospi in Bologna (an die Stadt geschenkt; „cospianische Schale^):
Lob. Legati, museo Cospiano, Bol. 1677.
Depoletti in Rom: vgl. Repertorio univ. delle op. dell' inst, ai'ch. 1864
S. 38.
Raf. Fabretti (1619—1700) in ürbino; nur die Inschriftensteine
wurden 1702 von seinem Sohn veröffentlicht.
♦Farnese, durch Papst Paul III. [1534—49] gefördert; zuerst in der
Villa Farnese auf dem Palatin [Inventar von 1568 Documenti I p. 72 ff.],
dann in Parma, nach dem Aussterben des Hauses 1734 an Neapel [In-
ventar Documenti IV p. 186 ff.]; das Beste wurde dorthin gebracht, der Rest
1864 verkauft — „Flora Farnese", „Hera F.", „Hercules F.**, „famesischer
Stier* ; P. Aquila, galeriae Farnesianae icones, auch deutsch, Augsb. v. J.
Feoli in Rom (aus seiner Besitzung Campomorto bei Vulci ): B. 1,
57 f.; Sec. Campanabi, antichi vasi dipinti della collezione F., Rom (1837),
m. 2 T. Vasenformen. Die Vasen in Würzburg (s. u.; Brunn B. 1863,
47 ff.).
Ficoroni, römischer Antiquar, Sammler und Händler, 1664 — 1747,
(„ficoronische Ciste**): Justi, Ztsch. f. bild. Kunst 7, 302.
Fogelberg, schwedischer Bildhauer in Rom (bes. Terrakotten aus
Rom und Griechenland, in das Münchener Antiquarium).
V. Funghini(?): U. Medici, cenno sugli oggetti d'arte ant. raccolti e
posseduti dal cav. V. F. 1886.
Conte Giusti in Verona (eine der wonigen Renaissancesammlungen,
die noch unabhängig bestehen) : 6. Orti di Manara, gli ant. monum. greci
€ rom. che' si conservano nel giardino de' conti G. in V., V. 1835, m. 9 T.;
, Relief Giusti** Millin mon. in^d. 71, 1 = Welcker, alte Denkm. U T. 2, 18
= Jahn, Bilderchroniken T. 2, 6.
*Marchese Vinc. Giustiniani in Rom (Griechisches durch den Dogen
48 Slas&isohe EanBtaroliäologie. I. Denkmälerkn&de.
March. Giustiniani herbeigebracht, z. B. Ath. Mitt. 4, 273, 1; vieles jetzt
bei Torlonia; „Hera, Apollo, Vesta Giustiniani**): (Sandrart) Galeria Giusti-
niana del march. V. G. (R. 1631—40), 322 T. in 2 Bdn. f. ohne Text (später
nachgedruckt; Register in Documenti IV p. XIV flf.); Inventar von 1793:
Documenti IV p. 418 flf.; F. Aür. Visconti, indicazione delle sculture del
pal. G., Rom 1811.
Abb. H. Greppo: J. Witte, descr. des m^d. et des antiquites de M.
l'abbö H. G., Paris 1856.
Grimani (von Kardinal Dom. Gr. in Rom gebildet und 1523 nach
Venedig geschenkt): A. Sanquirico, monumenti del M. Gr., 1831 m. T.;
Thiersch, Reisen in Italien 1, 249 flf.; über die jetzige Privatsammlung
DüTSCHKE 5, 144 flf.
Kircher s. o, S. 43.
Lambruschini (zur Sammlung Ravestein).
*Ludovisi (Villa und Sammlung angelegt von Cardinal Ludovico Ludo-
visi, 1623 vollendet; Ausgrabungen in dem Gebiete der Villa, den Grärten
Sallusts; ein Teil aus dem Besitz von Cesarini; jetzt Museo Boncompagnie ;
„Ares, Hera und Medusa Ludovisi"): Th. Schreiber, die antiken Bild-
werke der Villa L., Lpg. 1880.
Maffei in Rom, 15./16. Jahrb.: Jahrb. 1890 S. 19, 53. 1891 S. 133.
Scipione Maffei in Verona (1675 — 1755; an Verona geschenkt);
s. 0. S. 44.
Mattei in Rom (vieles nach München; „Amazone Mattei**): R. Ve-
NUTUS et J. Ch. Amadutius, vetera monumenta quae in horis Caelimontanis
et in aedibus Matthaeorum adservantur, R. 1776 — 79, 3 Bde. m. 270 T.;
Inventar um das Jahr 1640: D Buonarroti ser. III. vol. 4 S. 385 flf.
Medici, s. S. 40; die Villa Medicis in Rom wurde 1560 erbaut und
dann von Kardinal Ferdinand erworben; 1677 brachte man Venus, Schlei-
fer und Ringergruppe in die üffizien, 1775 folgte der Rest nach (Inventar:
Documenti IV S. 77 flf.)
C. A. Milani: Versteigerungskatalog vom 4. Juni 1883 mit 16 T.
Miollis in Rom: (Fil. Aur. Visconti) Indicazione delle sculture e della
galleria de' quadri esistenti nella villa M. al Quirinale, Rom 1814, m. 6 T.
Villa Mondragone bei Frascati („Antinous M.** in Paris).
Mongelli in Neapel: Bnap. n. s. 11. 2.
Giulio Monteverdi, in Rom: ARNDT-BRUCEJfANNs Einzelverk. 135 — 50.
Lod. Moscardi in Verona: Note ovvero memorie del museo del conte
L. M., Padoa 1656 f. Ver. 1772 m. Abb.
*Nani in Venedig (vieles aus Griechenland, vor allem aus dem Pelo-
ponnes; später an Tiepolo; in neuerer Zeit verkauft und zerstreut): Clem.
BiAGi, monumenta Graeca ex museo J. N. Veneti ilL, Rom 1785; ders., mon.
Graeca et Latina ex m. J. N. V. i., R. 1787, m. T.; Jac. Nani, coUezione di
tutte le antichita che si conservano nel M. Naniano, Ven. 1815, f. m. 417
Abb.; Paciaudi, monumenta Peloponnesiaca, Romae 1761, 2 Bde. m. T.
Obizzi in der Villa del Catajo (jetzt im Besitz der Erzherzoge
V. Este) : Inventar Documenti HI p. 28 flf. ; Cavedoni, indicazione dei princip.
monum. ant. del r. museo estense del C, Modena 1842; Paulinus a S. Bar-
Kap. TV. Sammlungen nnd Moseen. (§ 18.) 49
tholomaeo, mumiographia musei Obiciani, Padua 1800; Dütsciike V S. 160
flf.; Abndt-Bbuckmanns Einzelverkauf 32 — 68.
Odescalchi in Rom (s. unter Christine; 1724 nach Madrid): Gemme
manni bronzi etc. di L. 0., R. 1749, f.; P. S. Babtou, Museum Odescalcum
s. thesaurus antiquarum quae in M. 0. adservantur, Rom 1702, 1747,
1751—2, 2 Bde. f. m. 102 T.; Inventar: Documenti ined. IV p. 329 flf.
Olivieri in Pesaro (jetzt der Stadt gehörig), meist Inschriften.
Fulvio Orsini (§ 14): P. de Nolhac, les collections d antiquitfe de F.
O., M^langes d'arch. IV p. 139—231.
Palagi in Mailand (nach Bologna).
Pal in (sanmielte als Gesandter in Konstantinopel aus Griechenland,
Eleinasien und Ägypten): Catalogue des objets contenus dans le cabinet
d'antiquites de feu M. le chev. de P., Rom o. J.
Panfili, Rom: Villa Pamphilia eiusque palatium, R. o. J. m. T.
Pentini (Juno P. im Vatikan, Braccio nuovo Nr. 112).
Poniatowski, Rom (»VasePoniatowski" mit Triptolemosdarstcllung) :
Indicazione degli oggetti piü interessanti esistenti nella yiüsl . . . . P.,
R. 1821.
Cassiano dal Pozzo, 1588 — 1657, seit 1626 in Rom (in seiner Sanmi-
lung studierte der Maler Poussin), s. Schreibeb, Ber. d. sächs Ges. 1885.
Cardinal Quirini (bekannt durch das Diptychon Quirinianum: Wiese-
leb, das D. Q., Gott. 1868), durch Vermächtnis mit der bibliotheca Quiriniana
nach Brescia: Al. Sala, ill. dii monumenti ant. di spettanza della mun. bibl.
Queriniana di Br., Milano 1843.
Quirini, Villa Alticchiero: Mad. J. W(ynne) C(omtesse des ürsins et)
D(e) R(os£MBEbg), A., Padoue 1787, m. 29 T. u. 1 K.; vgl. Miklosich,
Sitzungsber. der Wiener Akad. 103, 460.
Riccardi in Florenz: H. Heydemann, Marmorkopf R., Halle 1868,
m. 2 T. ; Dütschke a. 0. Bd. II.
Rolandi-Magnini in Rom: vgl. Venuti, accurata e succinta descri-
zione di Roma modema I riorie 5 p. 188.
Rondinini (Rondanini) in Rom (1758 begründet, später in die Mün-
chner Glyptothek; ^Medusa Rondanini*'): Volkmann, Nachrichten aus Italien
2, 309.
Rospigliosi in Rom.
Ruspoli in Rom (vieles in der Glyptothek und bei Torlonia); neue
Sammlung in Cervetri (über eine Vase Klein, Euphronios *263, 2).
Santacroce in Rom, 16. Jahrb.: Jahrbuch 1891 S. 141 f.
Scalambrini in Rom: Catalogo della collezione di Sc, Rom 1888.
Septali (Settali) in Mailand: Museo Septaliano.
Conte di Siracusa: Fiobelli, notizia dei vasi dipinti rinvenuti a Cuma
posseduti dal c. d. S., Nap. 1856, f. m. 18 T.
Spada in Rom: Matz u. v. Dühn, ant. Bildwerke in Rom I. — Hl.,
Lpg. 1881 — 2; E. Bbaun, 12 Basreliefs griechischer Ei-findung aus Palazzo
Sp., dem kapitolin. Museum u. Villa Albani, Rom 1845.
*Principe Torlonia in Rom (von Alessandro Torlonia gebildet): Vis-
conti, marmi nel palazzo di T., m. T.; I monumenti del Museo T. ripro-
HftDdbndi der kla». Altertnm^riflsenachafl. TL 4
50 Elassiache Ennstarchäologie. I. Denkmftlerkiiiide.
dotti con la fototipia, R. 1884; Vitali, marmi scolpiti esistenti nel pal. Tori.,
2 Bde. m. T.; P. E. Visconti, catalogo del m. T., R. 1883; Benndorp, Rom.
Mitth. 1, 112 flf.
Torremuzza in Palermo: Bartels, Briefe 3, 618 flf.
Franc. Trevisani in Venedig (alles aus Griechenland): Musemn Tre-
visani m. 50 T. (sogar mit Massstab nach Art der Photographien Bnick-
manns).
Trivulzi in Mailand.
Ursinus s. Orsini.
Della Valle (gegründet von dem Kardinal Andrea d. V. [f 1533
oder 1534] mit Funden aus den Thermen des Agrippa, 1584 an den Kar-
dinal Fern. de'Medici verkauft): Inventar Docum. IV p. 380; Gotti, le gal-
lerie di Firenze, p. 313.
Verospi in Rom (im vorigen Jahrhundert zerstreut; „Jupiter V.**)
Pietro Vitali in Rom (Teil bei Torlonia).
Hippel. Vitelleschi in Rom (um 1650; Ausgrabungen im Neapoli-
tanischen).
Joh. Dav. Weber in Venedig: Fr. Thiersch, Reisen in Italien 1, 269
flf.; RiNCK, Kunstblatt 1828 Nr. 44 f.
Anonymer Versteigerungskatalog von J. Sambon : Catalogue d'une col-
lection d'antiquitfe ^trusques et romaines (Florenz).
19. Spanien. Die Museen sind nicht sehr zahlreich, enthalten aber
viel wichtiges: Vgl. Dom. Ant. Ponz, viage de Espafla, Madrid 1772 — 3,
2 Bde. 1777 — 94, 18 Bde.; Ceferino Aranjo Sanchez, museos de Espafla,
Madrid 1875; Kataloge: E. Hübner, die antiken Bildwerke in Madrid,
Berlin 1862, m. 2 T., Nachträge von Bethe AA. 1893 S. 5 flf.; Bilderwerk:
Museo Espaöol de antigüedades I. — X. M. 1872 — 85 m. 372 T.; periodische
Mitteilungen: Anuario del cuerpo facultativo de archiveros, bibliotecarios
y anticuarios, Madrid.
a. Staatssammlimgen.
Madrid. *Museo del Prado (hauptsächlich von Philipp II. und IV. im
Alcdzar zusammengebracht; früher Antiken im Schloss II defense; „Gruppe
von Ildefonso"): Palastinventare des Alcäzar von 1602, 1636, 1686; AA.
1893 S. 5. 8 f.
Museo arqueolögico nacional (1. prähistorisches, 2. ägyptisches, 3.ky-
prisches, 4. aus Yecla [Murcia], 5. kleinere Antiken); Katalog: Catalogo
del M. a. n. mit Tafeln Bd. 1. 1883 von Ant. Gutierrez und Jüan de la Rada;
Vasen: Jose Ramon Melida, sobre los vasos griegos etr. e italo-gr. del M.
a. n., M. 1882; AA. 1893 S. 5 ff.
b. Spanische Privatsammlimgen.
Azara s. S. 45.
Despuig in Palma (Mallorca) (vom Kardinal D. besonders durch Aus-
gi'abungen in Aricia 1786 — 96 begründet): (Joaqüin Maria Bover) Noticia
historico-artistica de los museos del emin. sefior card. D. esistentes en Mal-
lorca, P. 1846, vergl. AA. 1849 S. 57 ff.
Medina-Celi in Sevilla (ein Teil in Rom 1519 gesammelt, mehr von
Pius V. 1566—72 geschenkt).
Sap. IT. Sammlnngen and MoBeen. (§§ 19, 20). 51
Don Diego Hurtado de Mendoza (1503 — 75) in Pedrola bei Sara-
gossa: InventÄr vom Jahre 1621, s. Hübneb S. 340.
20. Frankreich. Clement de Ris, les mus^es de la province, P. 1859,
2. A. 1872; W. Fböhneb, les mus^es de France. Recueil de monuments ant.,
F. 1873, f. m. 40 T; öaidoz, Rä. 3, 11, 120 flf. (mit Einschluss von Elsass-
Lothringen), Nachtrage Bd. 13; R. de Lasteybie, Album arch^ologique des
musöes de province H. 1. Paris 1890 m. 8 Heliogr.; über Nordfrankreich Max
Mateb, Jahrb. 4, 184 flf.
a. FransOsLiohe StaatsBammlimgen.
Da die Provinzialmuseen zumeist nur lokale Bedeutung haben, stellen
wir Paris voran.
Paris: Über das Musfe Napolion I. s. S. 38; Rapport de M. le Comte
de Nieuwerkerke sur les travaux de remaniement et d'accroissement r^alis^s
depuis 1849 dans les musöes imp^riaux, P. 1863 u. dsgl. sur la Situation
des musöes pendant le r^gne de Napoleon IQ (1853 — 1869) ; H. Sauval, histoire
et recherches des antiquit^s de la ville de Paris, P. 1724, 2 Bde.; Waagen,
archäologische Ährenlese auf einer Reise in Frankreich, AA. 1856 Nr. 89;
Heydemann, Pariser Antiken, Halle 1887.
**Mu8Se national du Louvre (die Sammlung wurde von Franz I.
begründet und befand sich vor der Revolution in Versailles: Simon Tho-
masin, recueil de figures, groupes etc. et autres omemens de Versailles,
Amst. 1695, 3 Bde.; vgl. A. Lemaitbe, le Louvre, histoire du monument et
du musee, Paris 1874). Kataloge: W. Fböhneb, notice de la sculpture an-
tique du m. n. d. L., 2. A., Paris 1874 (p. XTÜ flf. Verzeichnis der älteren
Kataloge); Catalogue sommaire des monuments de sculpture exposes hors
vitrines, P. 1890; L. Heüzey, cat. des figurines ant. de terre cuite du m.
d. L. I. (Orient, Cypem und Rhodos), P. 1882; Adb. de Longpebieb, notico
des bronzes ant. du Louvre, I. P. 1879 ; E. de Rouge, notice sur les mon.
exposes dans la galerie d'antiquites egyptiennes du L., 2. Aufl., P. 1852;
E. Revilloüt, catalogue de sculpture egyptienne, P. 1889; P. Piebbet, cat.
de la salle historique de la galerie ^gypt., Paris 1882; A. J. Gayet, mu-
see du Louvre. Stiles de la XH® djmastie au m. d. L., 2 Hefte, Paris
1886—89, m. 60 T., s. u. (Bibl. de V6c. des hautes et. fasc. 18); E. Ledbain,
notice sommaire des monum. phöniciens du m. d. L. , P. 1888; Hebon de
Villefosse, notice des mon. provenants de la Palestine et cons. au mus.
du L., Paris 1876, m. 1 T.; M. Schultze, chaldäische Bildwerke im
Museum des Louvre, Pr. von Oldesloe 1883, m. T.; Longpebieb, notice des
ant. assyriennes du musöe du L., oeuvres I.; H, L. Feer, les ruines de
Ninive suiv. d'une descr. du m. assyrien du L., Paris 1865; Sauzay,
notice des ivoires du L.; L. de Laborde, notice des ömaux etc., P. 1857;
Alfb. Dabcel, notice des iSmaux et de rorffevrerie du m. du L., P. 1883 —
Publikationen: Clarac (S. 12) u. S. 38; Terrakotten: L. Heuzey, les figu-
rines ant. de terre cuite du m. du L., P. 1883, m. 56 T. ; Vasen: Photogra-
phienwerk 1890.
"^Musie Napolion III (besonders altorientalische Gegenstände und
Vasen aus der Sammlung Campana enthaltend) : E. Desjabdins, notice sur
le m. N. EI., P. 1862; Cat. des objets provenants de la mission de Phd-
4*
52 Elassisohe Kanatarohäologie. I. Denkm&lerkiinde.
nicie, P. 1862; (Ch. Clement) Catal. des bijoux du m. N. m., P. 1862,
2 T. ; J. DE Witte, notice sur les vases peints et ä reliefs du M. N. III.,
P. 1862 ; Publikationen : Longperier, M. N. HI., P. 1864, Liefg. 1—4, f. m.
100 T. und M. N. choix de mon. ant., P. 1868—74, Lief. 1—29.
*Cabinet des inedailles in Verbindung mit der Bibliothek (von Lud-
wig XIV. begründet) : A. L. Cointreaü, bist, abregne du cab. d. m. et an-
tiques de la bibl. nat., P. 1800; Marion Dümersan, histoire du c. d. m.
etc. avec descr, des monuments exposes dans le c. d. m., P. 1828; ders.,
notice des monumens dans le c. d. m., P. 1822, m. 42 T.; A. Chabouillet,
catal. gen. des camees et descr. des objets exposes dans le c. d. m., P.
1858; E. Ledrain, les monum. egypt. de la bibliothäque nat.. Lief. 1 — 3,
P. 1879 — 80, m. 100 T. Publikationen: Ern. Babelon, le cabinet des ant.
ä la bibl. nat., P. 1887, m. 89 T. f.
St Geneviive. 1796 an den Staat: Cl. du Molinet, le cabinet de
la bibl. de St. G., I. P. 1692 f. m. 5 T.
Avignon. Mus^e Calvef,
Compiägne. Städtisches Museum mit Vasen.
Dijon. Vgl. Bch. 6, 292 flF. m. T.
Grenoble: attischer Grabstein Ga. 6,187 f.
Lyon: A. Comarmond, description des antiquites et objets d'art con-
tenus dans les salles du Palais des Beaux-Arts de la ville de L., L.
1855—57, 28 T.
[Malmaison in der napoleonischen Zeit: Al. Lenoir, peintures, vases
et bronzes ant. de la M., P. 1810.]
Marseille: Katalog v. A, Pelet; G. Maspero, catalogue du m. ägyp-
tien de M., M. 1889.
Montauban. Musie Ingres (24 antike Vasen).
Montpellier. Jfws^ö i'aire; Notice des tableaux et objets d'art, 1850.
Reims. Städtisches Museum, Sammlung Duquenelle (auch Vasen).
Ronen. Mus^e d'antiquites: Cat. du m. d'a. de R., R. 1875; J. Ade-
line, bist, et descr. des tresors d'art au m. da. et le musee ceramique
de R., R. 1882, m. 80 Illustr.
Toulon, Arsenal: vgl. Ga. 9, 187 f.
b. Privatsaininlaiigeii in Frankreich.
21. Die Privatsammlungen sind in Frankreich ausserordentlich zahl-
reich und bedeutend (vgl. Ris-Paquot, annuaire du collectionneur de la
France et de la Belgique; Edm. Bonn äffe, dictionnaire des amateurs
fran9ais).
de Bammeville: Catal. de la coli, de M. de B., P. 1881.
Alb. Barre: (Froehner) Antiquites grecques. Vases peints de la
Grande-Grece et de TAttique, terrescuites de Tanagra, poterie et verres
chypriotes. Collection de M. A. B., vente 17/18 mai 1878, m. 26 Abb.
und 5 kol. T., 7 Phot.
Basilewsky (wenig Antikes; in die Ermitage) : Collection B., cata-
logue raisonne par A. Ducret et A. Basilewsky 1874, 2 Bde. m. T.
Behr: Fr. Lenormant, descr. des medailles et antiques compos. le
cab. de Mr. le Baron B., P. 1857.
Kap. VI. Sammlangen und Maaeen. (§ 21.) 53
Bellon in Rouen: Versteigerungskatalog 14. niars 1888 m. Illiistr.,
Auszug Ra. 3, 11, 384 flf. = Reinach, chroniques p. 479 flf.; Proben der
Terrakotten Ga. 8, 145 «. T. 21. 9, 325 flF. T. 13.
Beugnot: J. de WriTE, descr. de la coli. dant. de Mr. le vicomte B.,
P. 1840, m. T.
Duc de Blacas (vgl. de Wiite, notice sur le duc de B., Einl. zur
franz. XTbers. von Mommsens Gesch. des röm. Mtinzwesens; 1866 in das
brit. Museum): G. Gheb. de Rossi, vasi greci denominati etr. scelti nella
copiosa raccolta di S. A. il sg. duca di B. d'Aulpt, Rom 1823; Th. Pa-
NOFKA, Mus^e B., Paris 1829, m. 32 T. s. § 29.
Charvet: Froehner, coUection Gh., Paris 1883.
Comte de Choiseul-Gouffier (besonders in Konstantinopel zusam-
mengebracht) : L. J. J. DuBois, catalogue d'antiquit^s egyptiennes grecques
romaines et celtiques, Paris 1818.
De Clercq: CoUection d. Cl. Catal. methodique et raisonne. Antiquites
assyriennes, Paris 1885 flf., f. m. T. ; Menant, catal. des cylindres orientaux
de la coUection de C, Paris 1891 f., 2 Bde.
Prince Czartoryski: J. de Witte, descr. des coHections d'antiquites
conserves ä Thötel Lambert (coUection du pr. Gz.), Paris 1886, m. T.
V. Denen: J.-J. Dubois, descr. des objets d'art qui composaient lune
des parties du cabinet de feu M. le baron V. D., P. 1826.
L^on Dufourny: (Dubois) Catal. de la vente L. D., P. 1819.
Chev. E. de Durand: J. de Witte, descr. des ant. et objets d'art
qui composent le cabinet de feu M. le Ch. d. D., P. 1836, m. 5 T,
Aug. Dutuit (ausgezeichnete Bronzen): (Fr. Lenormant) CoUection
A. D. Antiquites, medaüles et monnaies objets divers exposes au palais
du Trocadero en 1878, P. 1879, m. 36 T.
Gräfin Dzialynska, Paris: Longperier, Ra. n. s. 17 (1868), 345 flf.
Kardinal Fesch: Verkaufskatalog 1816.
Nie. Foucquet (unter Ludwig XIV.; aus seiner Sammlung der betende
Knabe): Edm. Bonnaffe, les amateurs de Tanc. France. Le surintendant F.,
P. 1882.
Louis Fould: Catalogue de la prdcieuse coli, d'antiquites de feu M.
L. F., P. 1860; A. Chabouillet, descr. des ant. et des objets d'art comp,
le cabinet de M. A., Paris 1861, f. m. 39 T. vgl. B. 1862 S. 69 flf.
Baron de Girardot: vgl. Mowat, B. monumental 1876 p. 352.
JuUen Gr^au: Froehner, CoUection J. G. Bronzes antiques, P. 1885,
m. 48 T. ; terrescuites dAsie mineure de la coli. J. G., P. 1879 — 86, 2 Bde.
Toussaint Grille: Catal. des coUections de feu M. T. G., Angers 1851.
Grivaud: Katalog von Dubois.
Guimet: Annales du Musee G., P. seit 1878.
H. Hoff mann (1886 und 1888 versteigert): W. Froehner, coUection
H. H. Terrescuites ant. verrerie et bijoux d'or, P. 1886, m. 20 T. ; marbres
et bronzes, P. 1888, m. 24 T. (auch im Auszug ohne Abbildungen).
Vicomte Hipp, de Janze (1865 Schenkung von Bronzen und Terra-
kotten an das Cabinet des medaüles): Catal. des objets d*art antiques et
de la renaissance, möd. composant la coli. J. Vente 16. avr. 1866; vgl.
54 Klassische Ennstarchäologie. I. Denkm&lerknnde.
Ga. 1886 Nr. 3. 4; de Witte, choix de terres cuites ant. du cabinet de
M. le V. de J., Paris 1857 f. m. 44 T. ; Biardot, les terrescuites grecques
funebres, P. 1872. Vgl. B. 1862, 21 ff.
Lambert: s. Czartoryski.
Cam. Leeuyer: CoUection C. L., terres cuites ant. trouvees en Grece
et en Asie mineure, Paris 1882, f. m. 117 T.; 26. April 1883 verkauft.
*H. Alb. duc deLuynes (an das Cabinet des medailles): Description de
quelques vases peints etrusques italiotes siciliens etgrecs, P. 1840, f.m. 45T.;
vgl. A. A. 1850 S. 211; interessante Gemmen: Amer. J. 2, 286 flf., m. 7 T.
W. Mawell, Ga. 2, 131 f., 147 flf.
Magnoncour: A. de Longpebier, descr. du cabinet de M., P. 1840,
m. 2 T. ; J. de Witte, descr. des vases peints et des bronzes ant. qui com-
posent la coli, de M. M., P. 1839, m. 1 T.
Marquis de Marigny: Euo. Plantet, catal. descriptif de la coli, des
statues ant. de M. de M., P. 1885, m. 28 Heliogr.
Kardinal Mazarin (nach England: Michaelis, ancient marbles p.
43 flf.): Inventaire de tous le meubles ou C. M., London 1861.
P. Mim au t: (Dubois) Descr. des antiquites egyptiennes grecques et
rom. compos. la coU. de feu M. M., P. 1837.
Nicaise: vgl. Ga. 1886 T. 32.
Oppermann: AZ. 1864,* 253 f.
P , s. Piot.
Panckoucke: Dubois, catal. des vases grecs formant la col. de M. P.,
P. 0. J. m. T.
Paravey: J. de Witte, catal. P., f^vr. 1879.
Parent: vgl. Ra. 1868 I 97.
P^reti(5 (in Beirut aus Phönicien, Cypem und dem Archipel gesam-
melt): Versteigerungskatalog 4. Febr. 1856; Bch. 3,257 flf.
Dion. Petavius in Paris (f 1652): D. P., antiquariae supellectilis
portiuncula, P. 1610 f.
Eug. Piot (vgl. Edm. Bonnaffe, E. P., P. 1890): Fr. Lenormant, coli,
d'ant. grecques recueillies dans la Grande-Grece, l'Attique et TAsie mineüre
par M. E. P(iot), P. o. J.
Kardinal Melch. de Polignac (1723—32 Gesandter in Rom; 300
Marmorwerke, besonders aus den Ruinen des sog. Palastes des Nero und
Marius, an Friedrich 11. von Preussen verkauft): Etat et description des
statues etc. trouväs ä Rome, assembl^s et apport^s en France par feu
Mr. le Card, de P., Paris 1742; Recueil de sculptures antiques grecques
et romaines formant autrefois la coli, du c. d. P., (Nancy) 1754 f. m. 62 T,.
Paris 1755 f. Vgl. Benndorf, Ath. M. 1, 169 flf.
Gust. Posno (durch altertümliche ägyptische Bronzen berühmt) : Coli,
de M. G. P., ant. ägyptiennes gröcoromaines et romaines, P. 1883, m. 6 T.
*Comte de Pourtales-Gorgier: Dubois, descr. des antiques faisant
partie des coli, de M. le C. d. P., P. 1841, m. 5 T.; Cat. des objets d'art
et de haute curiositö . . . comp, la coli, de P.-G., Vente 6 fevr. 1865, m.
Abb. u. 5 Formentafeln; Panofka, antiquites du cat. du C. de P., P. 1834 f..
m. 41 T.; Souvenirs de la galerie P., P. 1863, f. 60 Phot.
Xap. TV, Sammlungen und Mnseen. (§ 22.) 55
A, Ra i f e: Fr. Lenormant, descr. des ant. egypt. babylon. assyr. iiiedes pers.
pheniss. gr. r. ^tr. et americ. comp, la coli, de fou M. A. li.,P. 1867, ni. 12 Abb.
RaouI*Rochette': Cat. dos mon. ant composant la coli, de feu
M. R.-R., P. 1855.
Ol. Ray et: Cat. de vente de la coli. 0. R., avril 1879.
Revil: Verkaufskatalog vom 25. Februar 1845.
Roger: Cat. de vente de la coli, du baron R., 1842.
Baron Rothschild in Fontainebleau : Vgl. Ra. 1886 janv.
de Roussel in Nlmes (zu Alexandrien gesammelt): Michaelis, Par-
thenon S. 202.
J. Savaron: A. Verniere, le president J. S., B. bist, et scientif. de
l'Auvergne 1892 (auch sep.).
Signol: vgl. Ra. IE. 1, 126.
Spitzer: CoUection Sp. Antiquite moyen-äge renaissance I (die An-
tiken, von Froehner behandelt), P. 1890, f. m. T. ; 1893 versteigert.
Talleyrand (^Zeus T.**).
Thiers (an das Louvre; wenig Antikes): (Ch. Blanc) Coli, d'objets
de M. Th. lögu^e au mus^e du Louvre, P. 1884, m. 44 T.
Tyszkiewicz in Paris (Bronzen): W. Froehner, la coli. T., München
1893, Lief. 1.
Ad. Noel des Vergor s: Cat. de la coli, d'antiquites (vases peints
bronzes peintures) de feu M. A. N. d. V., 1867.
Anonyme Kataloge: J. de Witte, catal. des vases peints provenant
de l'Etrurie, P. 1837.
Catal. d'une coli, d'ant.: statuettes vases terrescuites etc. recueillis
a Athönes. Vente le 24 f^vr. 1881, P.
Catal. de la vente d'antiquit^s : poterie bronzes verres ivoii'es pierres
grav^es et sculpt^es, terres cuites, figures de Tanagra, sarcophages ägypt.,
avril 1885, m. 4 T., P. 1885.
22. Deutschland« Im allgemeinen: Janssen, oudheidcnkundige Reis-
berigten uit Duitschland, Hongarije etc. L 1861 ; L. Viardot, les musees
d'Allemagne et de Russie, 3. A., P. 1860; IIerm. Al. Müller, die Museen
und Kunstwerke Deutschlands, Lpg. 1857 — 58, 2 Bde.
a. Staat0Bammliingen.
Altenburg, Lindenau's Museum (Vasen).
Arolsen. FürstL waldeck'scfies Museum: R. Gädechens, die An-
tiken des f. w. M. zu A., A. 1862; ders., der antike marmorne Himmels-
globus zu A., Gott. 1862, m. 2 T.
Berlin (aus den kgl. Kabinetten in Potsdam und Sanssouci erwachsen:
Berger, thesaurus Brandenburgicus selectus I. gemmarum et numismatum
Graecorum elegantiorum series, Cöln bei Berlin 1696 f. 11. römische Münzen,
ni. 1701 vermischtes [die 1696 erworbene Sammlung BellorisJ ; Antiquites
dans la coli, du roi de Prusse ä S.-S., Danzig 1769—72, 2 Bd. f. m. 24 T. v.
L. Krüger; L. Friedlaijder, zur Gesch. der kgl. Museen in Berlin, B. 1880).
*Alte8 und neues Museum. Populäre Kataloge: Führer durch das
a. u. n. M.; Verzeichnis der antiken Skulpturen; Beschreibung der perga-
menischen Bildwerke; Führer durch die Ruinen von Pergamon; V^erzeich-
56 ElaBsiBche Ennstarchäologie. I. Denkmälerknnde.
nis der ägyptischen Altertümer und Gypsabgüsse ; Verzeichnis der vorder-
asiatischen Altertümer und Gypsabgüsse ; wissenschaftlich : Illustriertes
Verzeichnis der antiken Skulpturen, B. 1891 m. Abb. (S. VIH flf. über die
Geschichte der Sanunlung) ; vgl. Gebhard, Berlins antike Bildwerke, B. 1835,
und neu erworbene antike Denkmäler des kgl. Museums zu B., B. 1836
— 1846, 4 Hefte; Lepsius, Beschreibung der Wandgemälde in der Abt.
der äg. Altert, im kgl. Museum, 2. Aufl. Berlin 1870; ders., die Wandge-
mälde in der Abt. der äg. Altert, d. kgl. M., 2. A., Berlin 1870, f. m. 37 T.
**Antiquarium: Vasen: Furtwängler, Beschreibung der Vasen-
sammlung im Antiquarium, B. 1885, 2 Bde. m. 7 T.; Gerhard, coupes et
vases du m. r. de B. et d'autres collections I. coupes, Bl. 1 — 14 u. A — F;
griech. und etrusk. Trinkschalen des kgl. Museums zu B., B. 1840 f.; tazze
dipinte del r. m. di B., Rom 1842 f.; etr. und kampan. Vasenbilder des kgl.
M. z. B., B. 1843 f. m. 31 T.; apulische Vasenbilder des kgl. M. zu B., B.
1845, f. m. 21 T.; Trinkschalen und Gefässe des kgl. M. zu B., B. 1848
— 1850, f. m. 37 T. — Terrakotten: Th. Panofka, T. des kgl. Museums
in B., B. 1842, m. 64 T.; R. Keküle, griechische T. aus Tanagra und Ephe-
sos im Berl. M., B, 1878, m. 32 T.; — Bronzen: Friederichs, Berlins antike
Bildwerke 11. Geräthe und Broncen im alten Museum, Düsseldorf 1871; —
Gemmen (Grundstock die Sanmilung des Baron Stosch): Tölken, erklär.
Verzeichnis der ant. vertieft geschnittenen Steine der kgl. preussischen
Sammlung, Berlin 1835. Periodische Berichte im „Jahrbuch der preussi-
schen Kunstsammlungen."
Bonn. Akademisches Kunstmuseum: Kekule, das a. K. zu B., B.
1872 S. 144 flf.; Zugänge: AA. 1890 S. 10 ff.; J. Overbeck, kunstarch. Vor-
lesungen im Anschluss an das a. K. zu B., Braunschweig 1853.
Braunschweig, Herzogt. Museum („Braunschweiger Onyxgefass**):
Führer V. Riegel 1883; W. Gerhard, Braunschw. Ant., Br. 1876—77, 2 Tl. m.
2 T.; ders., Vasenfragm. im h. M. zu B., B. 1882 m. 2 T.; AA. 1890 S. 7 flf.
Breslau. Archäologisches Museum der Universität: A. Ross-
bach, das a. M. an der U. zu B., 2. A. Br. 1877; 0. Rossbach, griech.
Antiken des a. M. in B., B. 1889, m. 2 T.
Carlsruhe s. Karlsruhe.
Cassel. Museum Fridericianum (einiges aus Athen 1687): J.
M. Gesner et TiEDEMANN, marmorum Cassellanorum explicatio, Gott, und
Rinteln 1753—86, 6 Tle.; Diet. Tiedemann, Dissertatt. HI. Cassel. 1778 flf.;
VöLKEL in Welckers Ztsch. I 1, 151; Katalog von Pinder 1874; „Leitfaden
zum Besuch der Sammlungen des Museums zu Kassel" 1873.
Darmstadt. Grossh, Museum: Ph. A. F. Walther, die Sammlungen
von Gegenständen des Altertums, der Kunst u. s. w. im grossh. M. zu D.
2. A. D. 1844.
^Dresden (vieles aus der Brandenburgischen Sammlung, dem Besitz
von Bellori, dann des Fürsten Chigi und des Kardinals Albani; stark
restaurieii) : J. G. Lipsius, Beschr. der churfürstl. Antikengallerie in Dr.,
Dr. 1798, m. 11 T.; Herm. Hettner, die Bildwerke der kgl. Antikensamm-
lung zu Dresden, 3. A. Dr. 1875, m. 24 Abb.; Führer durch die kgl. Samm-
lungen zu Dresden, Dr. 1889, Nachtrag 1891; über das Assyrische: Ztsch.
Kap. rV. Sammlungen und Museen. (§ 22.) 57
f. Assyriol. 1, 48 ff.; Tafelwerke: B. Leplat, recueil des marbres antiques
et modernes qui se trouvent dans la galerie royale et electorale de Dresde
(in anderen Ausgaben gal. du roi de Pologne ä Dresde), Dr. 1733 f. 230
T. ohne Text; mit Suppl.: J. G. Lipsiüs, coli, d'estampes pour la deseription
de la galerie Electorale des ant., Dr. 1803 f. 52 T.; D. Ch. G. Ludwig,
terrae musei regii Dresdensis, Lpg. 1749 f. m. T,; W. G. Becker, Augus-
teum, Dresdens antike Denkmäler enthaltend, frz. Lpg. 1804 — 11, 3 Bde.,
deutsch Dr. 1805—12, 2. A. 1832—37 m. Atlas v. 162 T. (Bericht, und
Nachträge von W. A. Becker 1837). — Periodisch: Spezialberichte über
die Verwaltung der kgl. Sammlungen im Jahre
Frankfurt. Siädelsches Institut (einige Vasen aus Canino): Ver-
zeichnis der öffentlich ausgestellten Kunstgegenstände des Städel'schen
Kunst-Listitutes, Frankfurt 1858 S. 44 ff.
Glienecke, im Park Antiken.
Göttingen: Fr. Wieseler, die Sammlungen des archäol. und numis-
matischen Institutes der Univ. G., G. 1859; G. Hubo, Originalwerke der
archäol. Abtheilung des arch. numismatischen Institutes in Göttingen, G.
1887; Fr. Wiesbleb, Göttingische Antiken, Gott. 1858, m. T.
Gotha. HerzogL Museum: G. Rathoeber, Beschr. d. h. M. zu G., G.
1835, 2 Tle.
Gottorp, einst herzogliche Kunstkammer: Olearius, Gottorffische
Kunstkammer m. T.
Hannover (1. früher dem Grafen Wallmoden gehörig, 2. Kestner-
museum): (J. Molthan) Verzeichnis der Bildhauerwerke und Gemälde in
den kgl. hannov. Schlössern und Gebäuden, H. 1844; Führer durch die
Museen in H. und Herrenhausen, 3. A. H. 1889.
Heidelberg. Universität (Teil der Sammlung Thiersch). Ehemals
Sammlung der Kurfürsten: Beger, thesaurus ex thesauro Palatino selectus
sive gemmarum et numismatum quae in electorali cimeliarchio continentur,
Heidelberg 1685, f.
Herrenhausen s. Hannover.
Jena. Archäol. Museum der Universität: C. Göttling, Verz. der
Gegenstände des a. M. d. ü. J., 3. A. J. 1854.
*Karlsruhe. Grossherz, vereinigte Sammlungen. Führer durch
die grossh. v. S. zu K. 1881; Vasen: Gr. v. S., Winnefeld, Beschreibung
der Vasensammlung, K. 1887, Ergänzungen von Duim, Jahrb. 4, 218 f.
T. 5. 5,* 2 ff.; Bronzen: Schumacher, antike Br. der grossh. badischen
Altertümers. in K., K. 1885, 32 T.; Terrakotten: Fröhner, die griech.
Vasen und Teri-ak. der grossh. Kunsthalle zu K., K. 1860; Die grossh.
badische Altertümersammlung in C, K. 1877—81, 3 Hefte f. m. Phot.
Leipzig. Archäol. Museum der Universität: G. Ebers und J.
OvERBECK, Führer durch das a. M. d. ü. L., Lpg. 1881 (besonders S. 5 ff., 45 f.).
Mannheim. Grossherz, Antiquarium -(von dem Kurfürsten Karl
Theodor angelegt): G. Fr. Gräff, antike Bildwerke imgr. A. inM.,M. 1837—
39, 2 Hefte; Ferd. Haüg, die röm. Denksteine des gi\ A. zu M., Progr. v. M.
1877 (mit Geschichte der Sammlung); K. Baumann, die ant. Mamiorskulp-
turen des gr. M. zu M., Festschrift zur 36. Versamml. deutscher Philol. zu
58 Klassisohe Kanstarchäologie. I. Denkmälerknnde.
Karlsruhe 1882 S. 15 flf. m. 15 T.; ders., römische Denksteine und Inschriften
der vereinigten Altertüraersamml. zu M., Pr. v. M. 1889, 2 T.
München (von Herzog Albrecht I. begründet, durch König Ludwig I.
ausserordentlich bereichert). Zur Geschichte: W. Chbist, Beiträge zur Ge-
schichte der Antikensammlungen Münchens, Denkschr. der bayer. Akad.
1864 m. 3 T.; J. Stockbaüer, die Kunstbestrebungen am bayerischen Hofe
unter Herzog Albrecht V. und seinem Nachfolger Wilhelm V., Wien 1874):
♦♦Glyptothek (1830 eröffnet, mit König Ludwigs I. Ankäufen aus Rom
und Griechenland; vgl. ürlichs, die Glyptothek Königs Ludwig I. nach
ihrer Geschichte und ihrem Bestände, München 1867, und Beitr. zur Ge-
schichte der Glypt., Würzburg 1889 — Apollo von Tenea, Agineten,
„Jason*, Eirene und Plutos, Ilioneus): H. Brunn, Beschreibung der Glyp-
tothek Königs Ludwig L zu M., 5. A., München 1887; C. v. Lützow, Münch-
ner Antiken, M. 1861 — 69, 7 H. m. 42 T.; Hanfstängl, die vorzüglichsten
Skulpturen der kgl. Gl. in M., M. 1868, 60 Phot. f.; Meisterwerke der kgl.
Glyptothek in M., 84 Einzelphot. von Bruckmann.
*Vasensammlung (ebenfalls von König Ludwig I. angelegt) : 0. Jahn,
Katalog der Vasensammlung Königs Ludwig I. in der Pinakothek zu M.,
M. 1854, m. 11 T. Vasenformen und Inschriften; ders., kurze Beschreibung
der V. etc. etc., 3. Aufl. (von Brunn), M. 1875; Thiersch, über die helleni-
schen bemalten Vasen mit besonderer Rücksicht auf die Sammlung Königs
Ludwig V. Bayern, M. 1842, m. 6 T. ; C. v. Lürzow, de vasis fictilibus anti-
quis more archaico pictis in pinacotheca Monacensi, M. 1856; Lau, die
griechischen Vasen und ihr Form- und Dekorationssystem, 44 T. nach
Originalen der k. Vasensammlung in München, Lpg. 1877 f.
*Antiquarium: Christ und Lauth, Führer durch das kgl. A. in M.,
M. 1870; Christ, über griechische Bildwerke und Inschriften aus der Samm-
lung des Hofrats Pauli im A., Sitzungsber. der Münchner Akad. 1866 m.
2 T. ; ders., Weickum's Inschriftensammlung aus der Türkei, ebend. 1875.
Schwerin. Grossherz. Museum: Fr. Schlie, Gypsabgüsse antiker
Bildwerke im grossherz. M. zu S., S. 1887 S. 330—34.
Strassburg. Museum Schöpflins (f 1771), im Besitze der Stadt,
1870 zerstört: Jer. Jac. Oberlini Museum Schoepflini, Str. 1771 — 75 (L
lapidarium, 11. marmorarium, DI. vasarium) m. 17 T.
Stuttgart. Kgl. Museum der bildenden Künste: A. Haackh,
Katalog der Sammlungen des k. M. d. b. K. zu St., I. plastische Samm-
lung, St. 1863.
Tübingen. Archäol. Sammlung der Universität (namentlich
Antiken von Tux): L. Schwabe, Geschichte der a. S. d. U. T., T. 1891.
Weimar: Goethes Kunstsammlungen von Chr. Schüchardt u. A., Jena
1848—49, 3 Tle.
Wörlitz: L. Gerlach, choix d'antiques conservöes au chäteau et au
panthäon de W., Zerbst o. J., m. 6 Phot. ; A. Scholl, über W.'sche Antiken,
Gott. 1863 (S. A.).
*Würzburg. Kunstgeschichtliches Museum der Universität
(Sammlungen von Wagner aus Rom und Unteritalien, Faber aus Athen,
Feoli aus Vulci , * aus Griechenland) : Ubliciis, Verzeichnis der Antiken-
Kap. IV. Sammlnngen und Mnaeen. (§ 23.) 59
Sammlung der Univ. W., 3 Hefte, W. 1865—72 (H. UI Feolische Vasen);
SiTTL, WüTzbm-ger Antiken, Würzburg 1890, m. 15 T.; periodisch: Jahres-
bericht des (v. Wagnerschen Institutes) kunstgesch. M. 1892 S.
b. Deotsohe PriYatsammliuigen.
23. Arenberg: (unechter Laokoonkopf, M. 11 41 A).
Brackenhofer in Strassburg: Valentini Museum Museorum 3, 69 flf.
B. Brückmann: Yerz. einer Sammlung von Medaillen und Münzen,
Gemmen, Mosaiken, Statuen, Urnen etc. aus dem Nachlass von B., Braun-
schweig 1812—13, 12 T.
Friedr. Creuzer in Heidelberg (jetzt in Karlsruhe): Verz. der antiken
Münzen, Bronzen, Bleie, Terrakotten, Vasen, Marmore, Gemmen und an-
deren Anticaglien nebst Abdrücken im Besitz des Geheimrats und Prof. Dr.
C. in H., H. 1852.
Disch in Köln: Catal. de la coli. D. ä Cologne. Vente 12 mai. Col.
1881, m. 18 T.
Graf Erb ach auf Schloss Erbach im Odenwald (in Ron^ gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts gesammelt): Ed. G. Anthes, die Antiken der
gräfl. Erbach-Erbachischen Sanunlung zu E, i. 0., Darmstadt 1885; K. B.
Stark, zwei Alexanderköpfe, Festschrift der Univ. Heidelberg zur Feier
des 50jähr. Stiftungsfestes des deutschen arch. Instituts in Rom 1879.
Fiedler in Dresden: A.A. 1891 S. 20 ff.
Faber (in Athen angelegt; nach Würzburg) : Katalog einer vorzugs-
weise aus Athen stammenden Antikensammlung des Legationsrats F. in
München, o. 0. u. J. f.
Friedrich, Prinz von Sachsen-Gotha: vgl. Briefe von H. Meyer in
, Litterarische Zustände u. Zeitgenossen in Schilderungen aus K. A. Böttigers
handschriftlichem Nachlass**, Lpg. 1838, 2 Bde.
Fürst Fürstenberg in Donaueschingen.
Raimund Fugger in Augsburg: K. Bürsian, die Antikensanmilung
R. Fuggers, Denkschr. der bayer. Ak. 1874.
Goethe s. o. unter Weimar.
Quintus Icilius: Cat. des antiques, curiosites et des tableaux de
M. Q. L, Potsdam 1784.
Hahn in Hannover: Coli, de Mr. le Dr. H. de Hanovre, Paris 1869,
Hauser in Stuttgart (wird für Vasenscherben zitiert).
Houben in Köln: Coli, des ant. romaines de M. H., Col. 1860, m. 4 T.
Lindenau in Altenburg: (H.W. Schulz) Gipsabgüsse und Antiken
der L.'schen Sammlung, 1852, m. 1 T.
F. Menkens in Köln: C. Bone, römische Gläser der Sammlung des
Herrn F. M., Jahrbb. f. PhU. 1886 S. 49 ff.
Mertens-Schaafhausen in Köln: Cat. des collections de Mme M. H.
Monuments de Fantiquit^ etc., Col. 1859, m. 8 T,
V. Minutoli: Katalog der Sammlung antiker Kunstgegenstände aus
dem Nachlasse des Herrn v. M., Lpg. 1858, m. 6 T.
Fürst von Neuwied.
Baron Palm: Katalogus der P.'schen Antikensammlung, verf. vom
Eigentümer, Karlsr. 1843.
60 ElaBsisohe Ennstarchäologie. I. Denkmälerkande.
Pauli: s. u. München, Antiquarium.
Konrad Peutinger (1465 — 1547) in Augsburg: Inventar in seinem
Testamente; KoUektaneen in Augsburg Nr. 526, 527 u. München Cod. Lat. 24.
Tobias Reymer in Lüneburg: Valentini, Museum museorum 3,26.
Schloss Rheinstein.
Rumohr.
Fürst Solms-Braunfels in Braunfels: J. C. Schaum, die fürstlichen
Altertumssammlungen zu Br., o. 0. 1819, m. 12 T.
0. Magnus v. Stack elb er g (in Griechenland gesammelt; nach Dres-
den): Catal. de la coli, d'ant de St., Dresden 1837, m. 3 T.
Schloss Tegel (Sammlung von W. v. Humboldt in Rom 1802—1808
angelegt) : G. F. Waagen, das Schloss T. und seine Kunstwerke, B. 1859.
Friedr. Thiersch in München (nach Karlsruhe und Heidelberg):
K. V. LüTzow, Kat. der Antikensammlung von Fr. Th., M. 1860.
Tux (t 1798; nach Tübingen; „Tuxsche Bronze") s. u. Tübingen.
E. de Varannes in München: „Gallerie etrusk., griech. und mittel-
alterlicher Kunstwerke **, München 1863.
Graf Walmoden in Hannover: Nachricht von einer Kunstsammlung
zu Hannover 1781; Michaelis, marbles S, 91; s. u. Hannover.
Anonym: Verz. einer Antiquitätensammlung in Bronze, Eisen, Blei,
Marmor, Silber, Elfenbein, in gebrannter Erde und Gemmen in Gold ge-
fasst, Gotha 1844, m. 8 T.
Anonymi kurioses Antiquitäten-Kabinett: Katalog bei Valentini, Mu-
seum museorum 3, 95 flf.
24. Österreich-Ungarn. Vgl. Handbuch der Kunstpflege in Öster-
reich, 2. Aufl., Wien 1893.
a. öffentliohe Sammlimgeii.
Schloss Ambras s. jetzt unter Wien.
Stift Göttweih.
Graz. Joanneum (1811 gestiftet; Schenkungen von Prokesch u. a.):
Fr. PicHLER, das bist. Museum des Joanneums, o. J. (S. 3 f. über die älteren
Sammlungen); seit 1811 Jahresberichte; Katal. der prähist. Gegenst., Mün-
zen und Antiken. — Epigraphisch-numismatisches Kabinett der Uni-
versität: Fr. Pichler, das e.-n. K. der Univ. Graz, Gr. 1892.
Stift Herzogenberg.
Stift Klosterneuburg: Die Schatzkammer und die Kunstsammlung
im lateran. Augustiner-Chorherrenstifte Kl., 1869.
Miramar: S. Reinisch, die ägyptischen Denkmäler in M., Wien 1865,
m. 43 T.
Prag. Archäologisches Kabinett der Universität,
*Wien. K k, kunsthistorisches Hofmuseum (besonders reich an
österreichischen Funden): E. v. Sacken und F. Kenner, die Sammlung des
k. k. Münz- und Antikenkabinets, Wien 1866, m. T. (in der Einleitung
geschichtliche Übersicht); E. v. Sacken, die antiken Skulpturen des k. k.
Münz- und Antikenkabinets in Wien beschrieben und erklärt, Wien 1873, m.
35 T. ; die antiken Bronzen des k. k. Münz- u. Antikenkabinets in W. beschrieben
und erklärt, I. diefigur. Bildwerke klassischer Kunst,W. 1871, m.54T. ; dieant.
Kap. IV. Sammlungen nnd Maaeen. (§§ 25.) 61
Gold- u. Silbermonumente d, k. k.Münz-u. Antikenkabinets inW.,W. 1850 f., m.
41 T-; die ant. Cameen des k. k. Münz- und Antikenkabinets in W,, W.
1840^ f., m. 25 T. ; F. Kenneb, die ant. Thonlampen des k. k. Münz- und
Antikenkabinets und der k. k. Ambrasersammlung, Archiv für Kunde
österr. Geschichtsquellen 20, 1 flf. m. 18 Abb. u. 3 T.; J. Bergmann, Über-
sicht der Ambraser Sammlungen, 3. Aufl., W. 1855; Steinbüchel, scara-
bees egyptiens figures du musee des ant. de S. Maj. Temp. ä Vienne, V.
1825. Periodisch: Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen des österr. Kaiser-
hauses 1883 ff.; ders., Beschi-, d. k. k. Samml. ägypt. Altert., Wien 1826
m. 4 T. — Universität: archäologische Sammlung.
b. ÖBterreiohiBche PriYataammlongen.
Prinz Eugen von Savoyen (in Wien; nach Dresden verkauft): Sal.
Eleineb, Vorbildung aller ausländischen Thiere, so in dem Thier-Gai-ten
Sr. Hochf. Durchl. Eugenii Fr. Hertzogen von Savoyen . . . aufbehalten
werden, Augsburg 1734. Fontana in Triest (jetzt in Bonn, Breslau und
Göttingen; Vasen an Baron Sartorio, Triest): Börnes, Arch.-ep. Mittei-
lungen n. DI.
Jo. Angelo de France in Wien (1808 an den Kaiser): Eckhel und
Mabtinj, musei Franciani descriptio, mit Vorrede von Reiz, Lpg. 1781, 2 Bde.
G. V. Juri'c : Handb. S. 167.
Graf Lamberg-Sprengenstein (einst Gesandter in Neapel) in Wien
(vieles jetzt kaiserlich) : Al. de la Borde, collection des vases grecs de Mr.
le comte de L., Paris 1813—24, 2 Bde., f. m. 154 T.
Graf Lanckororiski-Brzezie, Wien: Handb. S. 168 f.; Fürst v. u. zu
Liechtenstein: Arch. ep. Mitt. VI.
Fürst Metternich auf Schloss Königswart (Böhmen).
Herzog von Modena (Erzherz. Franz Ferd. v. Este) in Wien.
Pulszky in Pesth. Fr. Trau: Arch. ep. M, H.— V.
25. Schweiz: Im allgemeinen: Wieseleb, Antiken in der südwestlichen
Schweiz und Turin, Nachr. v. d. Ges. der Wiss. zu Göttingen 1877.
a. öffentliche Sammlnngen.
Basel: W. Vischer, über einige Gegenstände der Sammlung von Alter-
thümern im Mus. zu B., B. 1849 u. a., s. kleine Schriften, Lpg. 1877—78, 2 Bde.
Bern. Museum: (Studen) Verzeichnis der auf dem M. in B. aufbe-
wahrten antiken Vasen und römisch-keltischen Alterthümer, B. 1846 m. 4 T.
Genf. Musie archiologique der faculte des lettres. — Musie Fol
(1890 an die Stadt): Le musee F., Gen^ve 1874, 2 Bde., f. m. 132 T. (Bd. I
terrescuites ant.) ; Catal. du m. F. Antiquites, G. 1874—76, 3 Bde. ; Vases
antiques des coUections de la ville de Geneve 1892; vgl. Wieseler, Gott.
Nachr. 1877 S. 624 flF.; Heydemann, Mitteilungen S. 43.
Lausanne, Musie cantonal d'oMf ig'Mifes(z.B.babylonischeCylinder)
mit einer Musealkommission, welche Berichte veröffentlicht (Troyon, Rap-
port sur les coUections d'ethnologie du musee cant., L. 1858.)
Zürich. Sammlungen der antiquarischen Gesellschaft: R.
Ulrich und A. Heizmann, Katalog der Samml. d. a. G. in Z., Zürich 1890,
L vorrömische Abt., m. 17 T. ; 11. griech.-ital.-röm. Abt., assyrisch-ägypt. Abt.
62 Klassische Sunstarohäologie. t, Denkmälerknnde.
m. 12 T. ; DI. alemannisch-burgundische Gräberfunde und mittelalterl. Abt., m.
15 T. ; 0. Benndobf, die Antiken von Zürich, Antiquar. Ges. 1872, m. 8 T.
b. Privatsammlnngen.
Rath in Genf: Catal. des liiodöles d'aprös l'antique, sculptures et
tableaux du M. R. ä Gen^ve, G. 1859.
Gust. Revillod in Varembe bei Genf, Äriana, 1890 an die Stadt Genf.
Steinhäuser in Basel: »Steinhäuserseher Apollo", jetzt im Museum
von Basel.
26. Belgien und Niederlande.
a. Staatssammlnngen.
Brüssel. Musie d'armures,
Haag. Museum Meermanno-Westreenianum: K. B. Stark, Bei-
träge zur ant, Denkmälerkunde I. Monumenta musei M.-Westreeniani,
Sitzungsber. der sächs. Ges. der Wiss. 1860 m. 4 T.
KgL Münzkabinett: Mänant, les eylindres orientaux du Gab. r. des
mödailles ä la Haye. .
Harlem. Teyler-Museum.
*Leiden. Museum van Oudheden: Leemans, descr. des ant. du m.
de Leide, L. 1840; ders., monumens ^gyptiens du Musee d'antiquit^s des
Pays-Bas ä Leide, L. 1839 ff., f. 2 Bde. m. T.; L. Janssen, de grieksche,
romeinsche en etrurisehe monumenten van het M. v. 0. te L., L. (1848)
(S. I flf. Geschichte und ältere Litteratur), grieksche en romeinsche graf-
reliefs uithet M. v. 0. te L., L. 1851, f. m. 8 T.; ders., de etruskische graf-
reliöfs uit het M. v. 0. te L., L. 1854, f. m. 20 T.; ders., terracottas uit
het M. V. 0. te L., L. 1862, f. m. 10 T. ; Roülez, choix de vases peints
du musöe d antiquites de Leyde, Gand 1854, f. m. 20 T.
Utrecht. Museum van Oudheden: Nie. Chevalier, recherche cu-
rieuse d'antiquites venues dltalie, de la Gröce, de TEgypte contenant
plusieurs bas-reliefs, statues de marbre et de bronze etc., que Ton voit
dans la chambre de raretez de la ville d'U., U. 1709. 1712 f. m. 61 T.;
Sophus Müller, catalogus van het M. v. 0. der stad U., U. 1878 m. T.
b. PriTatsammlnngen.
van Branteghem in Brüssel: Froehner, CoUection v. B. Antiquites
ögyptiennes ph^nic. grecques et rom., Paris 1892 (Versteigerungskatalog).
Kardinal Granvella (f 1586) in Brüssel: vgl. Ztschr. f. bild. Kunst
5, 136 flf. ; Inventar vom Jahre 1607 im Staatsarchiv von Mecheln.
G. Hagemans in Lüttich: G. Hagemans, un cabinet d'amateur. No-
tices archöologiques. Liege 1863, m. 16 T.; c^ramique grecque et etrus-
que n 1856.
Herry in Antwerpen: Catal. des tableaux vases peints grecs et
^trusques, bronzes de MUe. H., Anvers 1848.
*E. de Meester de Ravestein in Brüssel (sammelte in Rom; an
die Stadt) (sehr reiche Sammlung kleiner Gegenstände): Musee Ravestein,
Catalogue descriptif. Liege et Bruxelles 1871—82, 3 Bde. m. T. (L col-
lection ^gyptienne, 11. vases peints, III. Supplement: terres cuites etc.),
Rembrandt (1606—1669, 1658 versteigert): vgl. Guhl, Künstler-
briefe 2, 220 f.
Kap. IV. Samailiuigen nnd Museen. (g§ 26—28.) 63
P. P. Rubens (1577 — 1640; an den Herzog von Buckingham) ; vgl. Gühl,
Künstlerbriefe 2, 40.143 ff.; Repert. f. Kunstw. 10, 111 ; Walpole, aneciK.lO.
Graf Thoms in Holland: Les antiquitös de M. le comte de Thoms,
o. 0. 1745, m. 17 T.
Jac. de Wilde: Signa antiqua e museo Jacobi de Wilde per Mariam
flliam aeri inscripta, Amst. 1700, m. 60 T.
27. Skandinavien.
a. Staateaammlimgen.
Kopenhagen. Antikenkabinett (von Christian VHI. begründet;
catalogus der alten Eunstkammer, von Oligerus Jaeobaeus, m. T. ; nola-
nische und cumanische Funde) ; Katalog von Sophus Birket Smith, 1861 —
62; Wieseleb, Gott. Gel.Anz. 1863 St. 49 S. 1921 «.; J. L. üssing, to
graeske vaser i antik-kabinettet i Kjobenhavn, Kj. 1866 (S. A.) m. 2 T. ;
nye erhvervelser til antiksamlingen i Kj., Kj. 1884, m. 3 T.
Thorwaldsen-Museum (1837 der Stadt vermacht): L. Mülleb, Mus^e
Th., Kopenh. 1847—56, 3 Bde. m. T. (intaglios et camees du M. Th.).
Stockholm. Statens historiska museum (unter Gustav HI. begründet):
Forteckning pa de statyer, byster og antiker som förvaras a kgl. Museum
i St., St. 1841; C. Fr. de Fredenheim, Musei regis Sueciae antiquarum e
marmore statuarum etc., Stockh. 1794 f. m. T. ; vgl. AA. 1853 Sp.
394 flf., 1865 Sp. 147; Wieseler, Phüol. 17,2.
üpsala. Universität,
b. Privatsammlnngen.
Guldberg: Guldbergs Sammlung von ägypt. und röm. Altert, her.
V. WiEDEWELT, Koponh. 1786.
Carl Jacobson junior, Glyptothek in Ny-Carlsberg (Kopenhagen):
Serie von Photographien; palmyrenische Grabsteine: D. Simonsen, sculp-
tures et inscriptions de Palmyre ä la Glyptotheque de N.-C, Kopenh. 1889.
Cl. Nissen in Kopenhagen: Müntz- und Antiquitäten-Cabinet von Cl.
N., K. 1730.
Olaus Worm in Kopenhagen: gab selbst das Museum Wormianum
mit Tafeln heraus.
Über andere alte Privatsammlungen: M. B. Thorlacius, antiquitates
quasd. ex monumentis priscis, praecipue ex gemmis musaei Muenteriani
et Monradiani, Kopenh. 1814.
28. Bnssland; Berichte im (russ.) Journal des Ministeriums für
Volksaufklärung.
Staatesaxiimlimgen.
Charkow. Ärchäol. Museum der Universität.
Dorpat-Jurjew, desgl.
Moskau. Universitätsmuseum der schönen Künste und Alter-
iümer und Rumiantzotc-Museum: Compte rendu des mus^es public et
Roumiantzow.
Odessa. Museum der Gesellschaft der Geschichte und Alter-
tümer (teils aus der Gegend, teils durch Geschenk von Sp. Destunis aus
Kleinasien und den Inseln): Memoiren der Ges. I (1844) S. 636 S.
64 KlassiBche EniiBtarohäologie. L Deiikmftlerktinde.
Pawlowsk: L. Stephani, die Antikensammlung zu P., Memoires de
TAc. de St. Petersbourg, Serie VE, Bd. 18, P. 1872 m. 2 T., dazu B. 1872.
**Petersburg. Ermitage (Grundstock von Katharina ü. zusammen-
gebracht; Südrussische Funde Samml. v. Lyde Brown, Teil der Samm-
lungen Campana und Saburoff): Beschreibung der Antiquitäten in der E.,
Moskau 1856 (russisch); Skulpturen: (Güedeonoff) E. imperiale, Museo
de sculpture antique, 2. Aufl., P. 1865, m. T.; Saal von Kertsch : Stephani,
guido 1864; Campanasammlung: Notice sur les objets d'art de la galerie
Campanä ä Rome acquis pour le mus^e imp. de TE., Paris 1861; Vasen:
L. Stephani, die Vasensammlung der k. E., Pet. 1869, 2 Tle. m. 16 T.;
Gemmen: A. Miliotti, descr. d'une coUection de pierres grav^es qui se
trouvent au cabinet imp. ä St. P^t., I.Wien 1803, f. m. 126 T.; Fr. Wie-
seler, gemmae litteratae in der E. zu P. ; Ägyptisches: W. Golenischeff,
Erm. imp. Inventaire de la collection ^gypt., Pet. 1891 ; Studie von Rayet,
etudes d'archöologie, Paris 1888.
Universitätsmuseum der schönen Künste und Altertümer.
Museum der klassischen Archäologie hei der Akademie,
b. Bnsaische PriTataammlnngeii.
Grossfürst Konstantin Nikolajewitsch.
Galizin in Moskau: B. 1880, 236.
Kotschubey: Koehner, mus^e Kotschoubey.
A. de Montferrand: Memoires de la soc. imp. d'arch., St. Petersb.
VI, 1852, S. 1—97, m. 15 T.
Graf Ouvaroff (Uwaroff): vgl. Berl. philol. Woch. 4, 96.
*Graf Saburoff (ehem. Gesandter in Athen; nach Berlin und Peters-
burg verkauft): Ad. Furtwängler, die Sammlung Sabouroff. Kunstdenk-
mäler aus Griechenland, Berlin 1883—87, 2 Bde. f. m. 149 T.
Graf Stroganoff in Petersburg („Apollo Stroganoflf"): Sculpture
ancienne et moderne de la coli, de S. E. le comte de S., P. 1807, m. T.
29. GroBsbrittanien. Allgemeines: Jam. Dallaway, on statuary and
sculpture among the ancients with some account of specimens preserved
in England, L. 1816; Waagen, the treasures of art in Great Britain, L.
1854, 3 Bde. mit Supplement: Galeries and cabinets of art in Great Britain,
1857; CoNZE AZ. 1864, * 161 ff., * 209 ff.; Ad. Michaelis, ancient marbles in
Great Britain, Cambridge 1882, mit einigen Tafeln, Supplement Jhst. 5,
143 ff. T. 48. — Bildei-werk: Specimens of antient sculpture (S. 4).
a. öffentliche Sammlnngen.
Aberdeen. Archeological museum of the university: Katalog
von Ch. Michie.
Cambridge. I itzwilliam-Museum: Annual report; (hauptsächlich
Sammlungen von Disney, Clarke u. A.); Michaelis S. 241 ff.; vgl. C. D.
Clarke, greek marbles depos. in the vestibule of the public library of C,
C. 1809, m. 4 T.
Canterbury (Kent): J. Brent, the Egyptian Grecian Roman a. Anglo-
Saxon ant. in the M. at C, C. 1875; Michaelis S. 272 ff.; über die Terra-
kotten AZ. 22, 121 ff. 137 ff. T. 181. 182.
Chichester (Sussex).
Kap. IV. Bammhuigen und Moseen. (§ 30.) 65
Colchester (Essex).
Dublin.
Edinburgh. Museum of the Society of Scotland: Catalogue of
antiquities in the M. etc.; Michaelis S. 297 f.
Exeter.
Liverpool. Public Museum (Sammlung von Joseph Mayer, s. u.):
Michaelis S. 423 «.
London. **Briti8h Museum, department of Greek and Roman
antiquities (von Karl I. begründet, aus Griechenland, Rom und der Samm-
lung zu Mantua, jetzt das grossartigste Museum der Welt, welches teils
durch Schenkungen, teils durch eigene Ausgrabungen diesen ersten Platz
gewonnen hat; vgl. A Catal. and description of King Charles the First's
capital coUection, London 1757; Michaelis p. 27 flf.; Edwards, Hves of the
founders of the British Museum, L. 1870) (Funde von Phigaleia, Halikar-
nass und Knidos, Layards Ausgi-abungen u. s. w.); Kataloge im allg.:
Synopsis of the contents of the Br. M.; Vaux, handbook to the antiquities
in the Br. M., L. 1851 m. Abb. — Fachkataloge: A. H. Smith, catal. of
sculpture in the department of greek and roman antiquities, Br. M., L L.
1892; (BiKCH and Newton) Cat. of the greek a. etruscan vases in the
Br. M., 2 Bde., L. 1851 — 70, 10 T. Vasenformen; Catal. of the engraved
gems in the Br. M., L. 1888 m. 9 T. — Abteilungskataloge: Br. M. Guido
to the Elgin gallery, the sculptures of the Parthenon, to the greek-roman
sculptures I. 1879. 11. 1876, to the bronze room, to the first and second
vase room, to the select greek coins; H. Ellis, the Elgin and Phiga-
leian marbles of the classical ages in the Br. M., 2 Bde.; Synop-
sis (s. o.): Graecoroman sculptures, 2. A. L. 1879; G. Long, the
egyptian antiquities in the Br. M., L. 1846, 2 Bde. m. Abb.; S. Sharpe,
Egypt. antiquities in the Br. M., L. 1862; (Pinches) Br. M. Assyrian
antiquities. Guide to the Kouyunjik gallery, 1884; Guide to the Nim-
roud central saloon, L. 1886; Ch. Newton, a guido to the Blacas col-
lection of antiquities, L. 1867; H. Ellis, the Townley gallery of classic
sculptures in the Br. M. L. 1846, 2 Bde. m. Abb.; — Bilderwerde: T. Combe,
Hawkins, Ockerell and Birch, a description of the collection of ancient
marbles in the Br. M., L. 1812—61, 11 Bde. m. 384 T. (Bd. IV. Phigaleia.
VI. bis Vin. Parthenon, IX. Elgin miscellanies, der Rest aus der Townley-
Sammlung) ; T. Combe, a description of the collection of ancient terracottas
preserved in the Br. M., L. 1810, m. 40 T.; Sam. Birch, gallery of antiqui-
ties selected from the Br. M. by F. Arundale archit. a. S. Bonomi sculptor,
2 Tle. L. (1843), 57 T. (ägyptisches, I. Mythologie E. geschichtliche Denk-
mäler) ; Greek and roman statuary. Br. M. Photogr. by St. Thompson, L.
1872, f. m. 50 T.; Catal. of a serie of photographs from the collcctions of
the Br. M. Egyptian series, by S. Birch, L. 1872; vieles photographiert
(L. Caldesi, photographs of anc. marbles etc. in the Br. M., L. 1873; Ch.
Harrison, Br. M. photographs, L. 1872; Katalog bei Twietmeyer in Leipzig);
Gypsabgüsse: Catalogue of re-productions from ancient marbles, bronzes,
etc. in the Br. M. 1890. — Zugänge in den Parlamentsberichten und
neuerdings von Cecil Smith in der Classical review verzeichnet.
Handbuch der klaas. Altcrtnm8wii»en8chaft. YL 5
66 Elassisohe Knnstarohäologie. I. Denkmälerknnde.
Burlington fine arts club: (Froehner) B. f. a. c. Catalogue of greek
ceramic art exhibited in 1888, L. 1888, m. 54 T.
Manchester. Ancoats Museum.
Oxford, University galleries, Äshmolean Museum (hauptsäch-
lich lokales und ägjrptisches), Pomfred marbles (seit 1755), [Arundel
marbles (s. unter Arundel) in der Bodleyan library, Queen's College etc.:
Handbook guide for the university galleries, 0. 1862; Catalogue of the
egyptian antiquities in the Äshmolean Museum, 1881 ; Prideaux, marmora
Oxoniensia, Ox. 1676 f.; (Chandler) Marmora Oxoniensia, Ox. 1763, 3 Bde.
f. m. 76 T.; Michaelis S. 538 flf.; Percy Gardner, Lincoln u. Merton, cat.
of greek vases in tke Ashm. M., 0. 1893, 20 T.
York: Ch. Wellbbloved, a hand-book to the antiquities in thegrounds
and Museums of the Y. philosophical society, 7. A. Y. 1881.
b. EngÜBche PriYatsammlangen.
80. Die englischen Privatsammlungen sind sehr zahlreich, aber ver-
hältnismässig wenig bekannt; ihre Grundlage wurde in der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts gelegt, z. B. kam vieles aus dem Atelier von Ca-
vaceppi (§ 33) dorthin, um zunächst den Augen der Welt zu entschwinden.
Thomas Earl of Arundel (seit 1642 auf Reisen in Italien, Paros,
Dolos etc.), drei Sammlungen: 1. in London, 1667 nach Oxford; 2. zu
Lambeth, dann von Pomfret gekauft, 1754 nach Oxford; 3. im Arundel-
house (Sussex), 1678 nach Wiltonhouse (s. u.): Michaelis p. 6 ff.
Blayds, Englefield Green Surrey bei Windsor (s. Englefield): AZ. 4,
295 f. 5, 17, verkauft AA. 1849 S. 97 *.
Blundell s. Ince Hall.
Borrell, 1852 versteigert: AZ. 10, 222 S.
John Watkins Brett: Dlustr. catalogue of the valuable coli, of pic-
tures and other works of art of the egyptian, greek, romana, mediaeval
periods, L. 1864, m. 42 T.
Broomhall (Schottland), Elginsche Sammlung attischer Grabdenk-
mäler u. dgl.: Michaelis, Jhst. 5, 143 ff.; Conze, Verh. d. Görlitzer Philo-
logenvers. S. 279 f.
Lyde Browne in Wimbledon: Catalogo dei piü scelti e preziosi marmi
che si conservano nella gall, del Sigr. L. B. * . . .aW., London 1779, vgl.
Michaelis S. 88.
Jones Coghill: J. Millingen, peintures antiques de vases grecs de la
coli, de Sir J. C, Rom 1817, f. m. 52 T.
J. Disney auf Hyde bei Jagatestone (an das Fitzwilliam-Museum in
Cambridge): J. D., Museum Disneianum being a descr. of a coli, of ancient
marbles, specimens of anc. bronze a. various anc. fictile vases, London 1846
bis 1849, 3 Tle. m. 130 T.
Do d well (aus Griechenland; hauptsächlich an das Münchner Anti-
quarium ; Dodwellvase) : (E. Braun oder Bünsen) Notice sur le musee Dod-
well et catal. raisonne des objets qu'il contient, Rome 1837.
J. Edwards: Collection of fine greek vases of J., London 1815.
Elgin s. Broomhall.
Kap. IV. Sammliingeii und MuBeen. (§ SO.) 67
H. Englefield: Vases of the coli, of Sir H. E., London 1820.
Felix Hall: Descriptive sketch of ancient statues busts . . . . at F.
H., London 1854 m. T.
Form an in Pippbroke House: AZ. 22, 167*.
*W. Hamilton (viele Vasen aus Unteritalien ; ein Teil kam in das
Britische Museum, ein anderer an Hope) : d'Hancarville, antiquit^s ätrus-
ques grecques et romaines tir^es du cabinet de Mr. H. ä Naples, P. 1766
—1767, 4 Bde. f., 2. Aufl. 1785, 5 Bde. m. 360 Abb., 3. Aufl., Florenz
1801 — 8, 4 Bde. f.; Collection of etruscan, grecian and roman antiquities
from the Cabinet of the Hon. W. H. ; Tischbein, collection of engravings
from ancient vases ... in the possession of S. W. Hamilton, Neapel 1791
— 1795. Paris und Florenz 1803—10, 4 Bde. f., Bd. V nicht ausgegeben,
s. darüber Jahrb. 1, 308 flf. (deutsch v. Böttigeb, Lief. 1—3, Weimar 1797
— 1800); Th. KikKj outlines from the figures and compositions Jupon the
greek roman and etruscan vases of the late Sir W. H., London 1804, m.
62 T. ; Michaelis S. 109 ff. ; Zannoni, illustr. di due urne ed alcuni
vasi Hamiltoniani.
Schloss Hartwell: W. H. Smith, aedes Hartwellianae, L. 1851 —
1864, 2 Bde. m. T.
B. Hertz (meist Gemmen): Catalogue of the celebrated collection
of assyrian babyl. egyptian greek etr. roman. peruviana indian mexican
antiquities formed by B. H. Salb 7. Febr. 1851, m. 5 T.; AA. 9,91 ff.,
107 ff., 12, 432 f.
Holkham Hall (Norfolk), im Besitz des Earl of Leicester: Guide
to H., Norfolk 1861; MichaeUs S. 302 ff.
Hope in London (s. unter Hamilton): Auktionskatalog 1849; vgl. AA.
7, 97 ff.
Hope in Deepdene: Michaelis S. 279 ff.
Castle Howard in Yorkshire: Michaelis S. 325 ff.
Ince Hall, im Besitze von Blundell: Account of the statues busts
bassrelieves cinerary ums and other anc. marbles a. paintings at L col-
lected by W. H., Liverpool 1803; Engravings and etchings of the princi-
pal statues busts bassreliefs sepulchral monuments ... in the collection of
H. Blundell Esq. at Ince, Liverpool 1809, 2 Bde. f. m. 158 T. ; Michaelis
S. 333 ff. ; über Blundell ders. S. 99 ff.
Kemp in London (R. Ainsworth): Monumenta vetustatis Eempiana,
London 1719 — 20, 2 Tle.; vgl. Michaelis, ancient marbles p. 48 f.
Lansdowne House in London: A. H. Smith, catalogue of the anc.
marbles at L., London 1889; Michaelis S. 435 ff.; Reihe von Abgüssen.
Colonel Leake in London: AZ. 4,206 ff.
Lady Londesborough: Cat. of a collection of ancient and mediaeval
rings and personal omaments formed by L. L., o. 0. 1853.
Lord Londesborough: Fairholt, miscellanea graphica. Represen-
tations of ancient mediaeval and renaissance remains in the possession of
L. L., L. 1857, m. 44 T.
Lowther Castle: Michaelis S. 487 ff.
Marbury Hall (Cheshire): Michaelis S. 500 ff.
68 KlasBisohe Konstarohäologie. L DenkmUerknnde.
Joseph Mayer in Liverpool (jetzt im Museum von Liverpool) : Pülszky,
catal. of the Fejerväry ivories in the museum of Jos. Mayer, Liverpool
1856; Katalog von Gatty; AZ. 22,218 «.
D. Mead (f 1753, 1755 versteigert): Museum Meadianum, London
(1754); Michaelis, ancient marbles p. 49 ff.
Millingen (in das britische Museum): AZ. 5,154 ff.
H. Moses: A coli, of ancient vases altars paterae tripods candelabra
sarcophagi etc., London 1814, m. 150 T.
Newby Hall: Michaelis S. 522 ff.
C. Nicholson: Catalbgue of egyptian and other antiquities collected
by Sir J. N., London 1858; C. Waldstein, notes on the coUection of ancient
marbles in the possession of Sir C. N., 1886 (S.A.) m. 2 T.
Marquis of Northampton auf Castle Ashby (besonders Vasen) : AZ.
4, 340 ff. 39, 303. 1864 S. 237 * f.
Fall Mall: Campanabi, description of the etruscan and greek anti-
quities at P. M., London o. J.
Pembroke (Thomas Herb, f 1732, aus den Sammlungen Arundel,
Giustiniani, Mazarin) in Wilton House: James Kennedy (von der 2. Aufl.
an statt Richard Cowdric), description of the antiquities and curiosities
in W. H., Salisbury 1751 1769 u. ö. m. 25 T.; Description of the pic-
tures statues bustos bassorelievos etc in the house at W., 7. Aufl., Salisb.
1776; RicHARDSON, aedes Fembrokianae, London 1774; ital. Katalog Li-
vorno 1760; Newton, notes on the sculptures at the W., London 1849;
74 Blätter, geätzt von Carry Cread, London 1731; Michaelis S. 665 iBf.
Petworth House: Michaelis S. 596 flf.
Richmond (Surrey): Michaelis S. 619 flf.
Sam. Rogers: (Versteigerungskatalog) Catal ogue of the very cele-
brated coli, of works of art, the property of S. R., L. 1856 (AA. 1856, 247 ff".).
Rossie Priory (Pertshire): Michaelis S. 648 flf.
John Soane in London: AZ. 22, 165 * f.; J. W. Wild, a general
description of Sir J. S's. Museum, 5. Aufl., 1882; Michaelis S. 473 ff.
Stowe: H. Rümsey Forster, the St. catalogue, London 1848 (verkauft).
*Strangford (Gesandter in Athen; in das britische Museum; Apollo
Strangford; Bruchstück einer Kopie des Schildes der Parthenos): AZ. 22,
163 *flf. ; Michaelis, marbles p. 161 f.
Strawberry-Hill s. Walpole.
Sydney Park: Bathurst, Roman antiquities at S. P., Gloucester-
shire 1879.
Temple (Gesandter in Neapel): AZ. 6, 244 flf.; Sammlung, einst
Henry Templc's in Broadlands: Michaelis S. 217 flf.
*Charles Townley (1737 — 1805; zum britischen Museum s. o.): Mi-
chaelis S. 96 flf.
Uzielli: J. G. Robinson, catalogue of the various works of ai't for-
ming the coli, of M. U., London 1860, m. 14 T.
Horace Walpolo in Strawberry Hill (f 1797; 1842 versteigert):
Walpole, works 2, 393 flf.; Conyers Middleton, germana quaedam antiqui-
tatis eruditae monumenta . . . quibus Romanorum veterum varii ritus illu-
Kap. IV. Sammlangen und Mnaeen. (§§ 31, 32.) 69
strantur, London 1745; Catalogue of the classic contents of Strawberry
HiU, 1842.
Wilton House s. Pembroke.
*Woburn Abbey (Bedfordshire), im Besitz des Herzogs von Bedford:
Outline engravings and descriptions of the W. A. marbles, St. James's
1822, f. m. 48 T. ; Catalogue of the marbles bronzes terrecotto and casts
at W. A., L. 1828 ; Robinson, Vitruvius Britannicus. History of W. A.,
1833 m. T.; Michaelis S. 721 flf.
Woodward: Museum Woodwardianum, o. 0. 1728.
Worsley in Appuldurcombe (Wright) (1785 Reise in die Levante;
jetzt im Besitz des Earl of Yarborough in Brocklesby House [Lincolnshire]) :
(Rieh. Worsley) Museum Worsleyanum or a coUection of antique basso-
rilievos, bustos, statues and gems with views of places in the Levant, mit
Text von E. Q. Visconti, L. 1794(— 1803), 2. Aufl. 1824, 2 Bde. m. 208 T.,
deutsch Lpg, u. Darmst. 1826—29, Lief. 1—6, ital. Mailand 1834, m. 79 T.;
Catal. of the pictures, works of art, antiquities, sculptures etc. in the house
of Brocklesby Park, Lincolnshire, London 1856; Michaelis S. 116 ff., 226 ff.
31. Nordamerika. Ann Arbor, University of Michigan.
Baltimore. Peabody Museum: Vasen Rom. Mitt. 2,167 ff.. Am.
J. o. a. 1888 S. 385.
^ ^^
Boston. Museum of fine arts: Trusties of the M. o. f. a. Annual
report seit 1877.
Ithaca. Cornell University, Museum of classical archeology.
New-York. Metropolitan museum of art: über die Vasen Jahrb.
2, 193, 240, 5, Am. J. 2, 396 ff. T. 12, 6—11; Cesnola-Sammlung aus Cy-
pem: A descriptive atlas of the Cesnola collection of Cyprian antiquities
in the metr. m. of art, N.-Y., I. Boston 1885 ff.; Potteries of the Cesnola
collection, N.-Y. ; Charvet collection von Gläsern : W. H. Goodyear, Am. J.
1, 163 ff. T. 7. 8. — National museum (besonders Orientalisches und
Prähistorisches) mit Annual report 1848 ff. — Museum of the histori-
cal Society,
Philadelphia. University of Pennsylvania (viel Babylonisches,
8. Ztschr. f. Assyriol. 4, 163 f. und Hebraica 1888 etc. p. 74—76).
Washington. National museum: A. R. Addison, Courrier de lart
1889 p. 34; auch Orientalisches: Proceedings of the Am er. oriental. soc.
Mai 1888 p. XXVÜ f.
32. Die Museen hängen in ihrer Entwicklung von dem Altertümer-
handel ab, dieser jedoch seinerseits wieder von den staatlichen Fund-
gesetzen; denn wenn auch so ziemlich alle italienischen Sammlungen in
der Weise angelegt wurden, dass man nur im eigenen Boden zu graben
brauchte, um das Museum füllen zu können, ist doch die grosse Mehrzahl
der Sammler nicht so glücklich. Eine Veränderung des Besitzes fand
nicht bloss durch Kauf oder „Verehrung**, sondern auch häufig durch
Sequestration oder Plünderung statt. In die nördlicheren Länder gelangten
klassische Werke zuerst durch Reisende, welche noch kein Ausfuhrverbot
behinderte. Aus Griechenland brachten Handelsschiffe, die ihre Ladung
gelöscht hatten, Marmorwerke wie den Inopos als Ballast zurück.
70
KlasBisohe Knnstarohäologie. I. Denkmälerkimde.
Schon Klemens XI. verbot 1701 und 1704 die Ausfuhr; so blieb der
Handel zunächst römisch und in den Händen von gelehrten Liebhabern,
die fortwährend sammelten und wieder verkauften (z. B. Fr. Ficoroni,
1 1747). Aber ein eigentlicher Kunsthandel entwickelte sich erst im Laufe
des vorigen Jahrhunderts, als die römischen Nobili den alten Familienbesitz
in Geld umzusetzen begannen. Der Engländer Jenkins hat viele Käufe
zwischen ihnen und englischen Vornehmen vermittelt, *) denn keine englische
Standesperson absolvierte die modische „classical tour**, ohne Antiquitäten
in den Koffern heimzubringen. Die Kriegsnöten der Revolutions- und der
napoleonischen Zeit zwangen die meisten zu Veräusserungen, so dass diese
Jahrzehnte die günstigsten für auswärtige Sammler waren, bis die legge
Pacca vom 7. April 1820 die Ausfuhr der Altertümer aus dem Gebiete
des Kirchenstaates mit einem Zoll von 20 Prozent belegte und von der
Erlaubnis der Regierung abhängig machte. Aus falschem Patriotismus
hat Griechenland seit 1834 die Ausfuhr vollständig verboten; sehr zweifel-
haft ist überdies die Berechtigung, dieses Gesetz auf die in der Türkei
gefundenen hellenischen Altertümer auszudehnen. In der Türkei bestehen
seit einiger Zeit ähnliche Verhältnisse wie in Rom ; auch Frankreich greift
in das private Recht ein. Italien besitzt seit neuester Zeit ein eigenes,
scharfes Ausfuhrgesetz.
Diese bureaukratischen Vorschriften haben den Antikenhandel natür-
lich nur belästigen, aber nicht unterdrücken können. Über den jetzigen
Gang desselben mögen folgende Andeutungen genügen. Das Gefundene
oder heimlich Ausgegrabene wandert in der Türkei meist zum Goldarbeiter,
welcher nebenbd antikadschi (Antikenhändler) zu sein pflegt, in Griechen-
land dagegen zu „Gevatter* (kumbaros) in die Stadt. Um nicht von dem
Kleinhandel der Reisenden zu reden — die Sammlungen von Gesandt-
schaftsmitgliedern, wie Saburoflf, fallen mehr ins Gewicht — , haben sich
als grosse Märkte des Südens Rom, Neapel, Athen und Smyrna herausge-
bildet; auch Kairo und Beirut sind nennenswert. Unter den Altertümer-
händlem jener Orte machten sich in der Entwicklungsgeschichte der Mu-
seen namentlich Alessandro CasteUani in Rom, Raffaele (später V.) Barone
in Neapel 2) und Petros Lambros in Athen einen Namen. In der nörd-
lichen Hälfte Europas nimmt jedenfalls Paris die erste Stelle als Kunst-
markt ein. Das grosse Risiko des Transportes und noch mehr des Schmug-
gels verteuert ungemein; der Preis einer Terrakottafigur, die dem Finder
um höchstens 100 Fr. abgekauft wurde, ist schon auf 4 — 8000 Fr. ge-
stiegen. Dies ist jedoch nicht die einzige Folge jener Ausfuhrverbote;
auch die Wissenschaft selbst leidet Schaden,^) indem aus guten Gründen
die Fundangaben der Verkäufer und gar erst die der Finder mehr oder
weniger weit von der Wahrheit sich entfernen; z. B. gelten Funde aus
dem eigentlichen Hellas oft für kleinasiatische. Kyprisches wird gerne
von Syrien aus*) verschifft. Die Provenienzangaben bedürfen daher einer
genauen Prüfung. Zum mindesten wird statt des Ortes das weite Gebiet
^) Michaelis, anciont marbles, S. 75 ff.
A AZ. 5, 188 ff.
') Reinaoh, R. d. deax mondes 1 mars
1883.
*) Perrot, R. d. deux mondes 1 fövr.
1879 p. 573.
Kap. IV. Samxnlnngeii und MuBeen. (§ 33.) 71
der Provinz im allgemeinen genannt. Von zerbrechlichen Gegenständen
schlägt man das beste Stück, welches leicht zu transportieren ist, ab ; da-
her die vielen Terrakottaköpfchen! Auch der Vertrieb der Fälschungen
wird durch die Erschwerung des Handels befördert; doch von ihnen soll
im letzten Teile gehandelt werden. Um die Verwirrung voll zu machen,
haben Neapler Händler längst die Handelskonjunktion wahrgenommen und
ihre Dinge den einträglichen Weg über Griechenland nehmen lassen, wenn
die Gattung (z. B. die der Spiegel) dort selten vorkommt.
Litteratur: Ober den römischen Handel Bebtolotti, Arcb. stör. art. 1, 173 ff,;
PreisYerzeichnis aus dem 16. Jahrhundert: Documenti per servire etc. III p. 4 f.; eine Art
Tarif bei Gayacefpi, raccolta III. Einleitung; derselbe bandelt in der Einleitung zu' Bd. II.
Ober die verschiedenen Arten von Betrügereien. Sammlung von päpstlichen Verboten bei
Fea, viaggio ad Ostia p. 105 ff. ; Griechische Gesetze : £vXXoyij itQXMoXoyixüiy yofÄOiy, di«-
rayfiartüy xai iyxvxXiaty, Athen 1886; türkisches: Ka. 1884 I 336.
33. Kunsthändler und -Sammler bedienten sich früher der guten
Dienste des Ergänzers; denn unvollständige Werke, einen Torso (Sturz)
ohne Extremitäten wollte man in keinem Museum, geschweige denn in
einem Wohnhause aufstellen. Das ästhetische Geniessen würde ja gestört
worden sein, wenn die Einbildungskraft einen Teil hätte ergänzen müssen.
Schon im Altertum angewendet,*) ist die Ergänzung seit der Renaissance
etwas selbstverständliches; man schreibt die Einführung dem römischen
Bildhauer Andrea del Verrocchio (1435 — 88) zu. In diesem Fache ent-
wickelten zu Rom 6iov. Agn. Montorsoli (1507 — 1563), der bei der Re-
stauration des Laokoon und des belvederischen Apollo beteiligt war, der
päpstliche Hof bildhauer Algardi aus Bologna (1602 — 54), dann um die Wende
des vorigen Jahrhunderts Bart. Cavaceppi^), Fil. Albaccini,^) Fr. Barberi
und Vinc. Pacetti, in der Regel Künstler und Kunsthändler zugleich, eine
ausgebreitete Thätigkeit. Meister wie Michelangelo und Thorwaldsen (der
Restaurator der Ägineten) rechneten sich solche Arbeiten zur Ehre an.
Wenn auch Marmorergänzungen vorwogen, so waren doch Bronzestatuen
nicht ausgeschlossen, wie der betende Knabe*) und Apollo Stroganoif*)
beweisen.
Zu diesen Ergänzungen gebrauchten die Künstler triviale Bücher,
z. B. die iconologia des Cesare Ripa (1593 u. ö. in Rom gedruckt). Wenn
auch manche Ergänzungen ausgezeichnet gelangen, arbeiteten immerhin
die Bildhauer meist sehr willkürlich und machten sich nichts daraus, an-
tike Teile wegzuschlagen, um ihren Gedanken ungestört durchführen zu
können. Wie ihre Phantasie die fremdesten Bestandteile zu einem Ganzen
verband, kann ,,die Familie des Lykomedes** zeigen, zu welcher die Reste
von einem Apollo, drei Musen, zwei Mädchen und zwei Frauen herhalten
mussten.^) Aus dem Museum des Museo Torlonia wurde der Feuerbringer
') Plin. 36, 5 ; auch die bekannte Anek-
dote Yon Mimunius gehört hierber.
^) GöTHB, Winckebnann und sein Jahr-
hundert 1805 S. 357.
') Er veröffentlichte selbst ein Pracht- i *) Gonze, Jahrbuch 1, 8 f.
werk, in dessen Einleitung er von der Kunst I ^) 0. Ad. Hoffhann, Herrn- Apollo Strog.,
gut zu restaurieren handelt: Raccolta d'an- | Marburg 1889 und dazu Th. Schreiber, Lit.
tiche statue busti bassirilievi ed altre scul-
tnre restaurate, 3 Bde., Rom 1768—72, f.
m. 180 T.; vgl, Justi, Winckebnann 2, 1, 323.
Centralblatt 1891 Sp. 273 f.
*) Levezow, über die Familie des Lyko
modes, Berlin 1804.
72 Elassische Kanstarchäologie. I. Denkm&lerkande,
Prometheus, aus einem Römer unbekannten Namens in den vatikanischen
Grotten der Apostel Petrus.*) Das Vorurteil, dass jede unvollständige
Statue ergänzt werden müsse, wurde zuerst erschüttert, als Canova gegen
die Ergänzung der Parthenonfiguren protestierte. In neuerer Zeit ist man
Ergänzungen abgeneigt, soweit sie nicht leicht erkennbar und mühelos zu
entfernen sind, wie Stuck mit Marmorstaub bei Marmor, Gyps bei Stein
und Thon, Wachs bei Bronze.
Litteratur: Hetke, antiquarische Aufsätze 2, VI, 172 ff.; Henbici, comm. VII. de
statuis ant. mutilatis recentiori manu refectis, Wittenb. 1803 ff.
34. Jetzt kommt es nicht mehr darauf an, die Denkmäler zu er-
gänzen und zu verschönem, sondern, nachdem sie vorsichtig gereinigt
sind, in dem jetzigen Zustande zu erhalten. Die Reinigung erstreckt
sich auf mineralische Ansätze, da Kalk- oder Thonerde, Silicate u. dgl.
am Stein (wie an den pergamenischen Skulpturen) haften ; gegen diese ist
Salzsäure ein energisches, aber gefährliches, entschieden zu missbilligendes
Mittel. Die Patina der Bronzen vereinigt sich mit Erde zu Klümpchen;
kann man auch grössere Auswüchse absprengen und anderes mit einer
Metallbürste entfernen, so ist doch Betupfen (mit Watte) oder Bestreichen
mittelst einer Flüssigkeit (Alkohol, acidum citricum C® H® 0^ oder acidum
chlorhydricum) vorzuziehen. Silber wird in Salmiak gelegt. Da die aus-
gegrabenen Gegenstände unter dem Einflüsse von Licht und Luft leiden
und auch die Versetzung in die feuchte Temperatur Nordeuropas den
ägyptischen und orientalischen Dingen schadet, -sind konservierende
Massregeln, über die das „Merkbuch** (S. 32) Auskunft gibt, unerlässlich ;
die Kunst freilich, die Mineralfarben der Wandgemälde zu erhalten oder
aufzufrischen,*) scheint verschollen.
Litteratur: A. Jungfer, Reinigung alter Münzen, Industrieblätter (Berlin 1871);
Stillmann bei Rbinach, chroniques p. 28 f.; 'Jqx. ^. 1888 S. 227 ff. 1889 S. 102, 3. 1892
S. 32ff.; Eisen: Raffyb, Ra. 1865 I 392; Conservierendes : Ed. Krause, Ztsch. f. Ethnol.
1882 S. 533 ff., 1883 S. 360 ff.; Monatsblätter, hrsg. v. d. Ges. f. pommersche Geschichte
1888 I.
35. Wiewohl durch Abbildungen der Bestand der Museen auch in
die Feme bekannt wird, so haftet jenen doch der Mangel an plastischer
Form an. Man hat schon öfter versucht, die Zersplitterung der Museen
und Privatsammlungen vorübergehend durch Ausstellungen zu heben.
Mit den Weltausstellungen pflegt seit 1851 eine „retrospektive Ausstellung"
verbunden zu werden ; doch kommt eine wissenschaftliche Bedeutung wohl
nur der ägyptischen und der Terrakotten-Abteilung der vorletzten Pariser
Ausstellung zu. Ebenso haben die Kunstgewerbeausstellungen eine hi-
storische Abteilung (vgl. § 189). Die Anthropologenversammlungen sind
gleichfalls von Ausstellungen „prähistorischer** Altertümer, allerdings lokalen
Charakters, begleitet, was bei der Wiener Philologenversammlung 1893
Nachahmung fand.
Litteratur: Lenormant, les antiquit^s ä Texposition rötrospective, Paris 1866; Cata-
logue generale de Texposition universelle 1867: Histoire de l'art et monuments historiques
und Histoire du travail; Exposition retrospective au Trocadero — Les beaux-art« et les
arte döcoratifs ä Tcxposition universelle de 1878, IL l'art ancien, Paris 1879; Mabiettb-Bey,
») Ztsch. f. bild. K. 1890 S. 110. • 111.
*) GuATTANi, monum. inediti 1784 Febbr. p. 15 ff.
Kap. IV. Sammlongen und Museen. (§§ 34—36.) 73
la galerie de TEgypte ancienne k Texposition r^trospect. du Trocadero, P. 1878; — L'art
ancien ä Texposition nationale beige publ. sous la direction de Cam. de Roddaz, Brux.
1882, f. m. T. — Katalog der archäologischen Ausstellung im k. k. Österreich. Museum für
Kunst und Industrie, 22. Mai bis 81. August 1893, Wien 1898.
36. Dauernd dagegen können Gegenstande, die sich in festem Besitze
befinden, durch getreue Nachbildung in gewissem Sinne allgemein zu-
gänglich werden. Kopien von Gemälden freilich sind bisher nur in
beschränktem Masse gemacht worden, da die antiken Wandmalereien wieder
al fresco nachgebildet werden sollten (wie etruskische im römischen Museo
Gregoriano und in der Münchener Vasensammlung) ; in Ölfarben *) verlieren
sie. Es sind Wasserfarben vorzuziehen, am besten entspricht Aquarell-
malerei auf tibergypster Grundlage. Einzelne Juweliere, wie Castellani in
Elom, Teige in Berlin,*) TiflFany u. a. haben antiken Goldschmuck nachge-
formt. Für alle Werke der Plastik ist der Gypsabguss (it. gesso, frz.
moulage, engl, cast) jedenfalls das beste Kopierverfahren, wenn auch nicht
ein tadelloses ; denn dem durchsichtigen Marmor gegenüber erinnert er an
Totenmasken („Thon ist Leben, Gyps Tod, Marmor Auferstehung"), auch
nimmt der Gyps sehr leicht Schmutz und Rauch in seine Poren auf, welche
auch das v. Dechent'sche Besprengungsverfahren nicht vollständig schliesst ;
zur Reinigung dient höchstens Gypsmilch. Nicht nur dass der Gyps selbst
keine Farbe gibt, können bemalte Bildwerke nicht wohl abgegossen wer-
den, weil die Farbreste darunter leiden würden. Überdies stören oft die
Gussnäten. Das Verfahren ist nämlich dies, dass die Figur mit im Wasser
aufgelöstem Gyps (am besten Alabastergyps, weniger gut mit hydraulischem
Kalk) überstrichen wird; ist der Qyps erhärtet, so schneidet man ihn in
Stücke. Deren Innenseiten werden gereinigt, mit Öl bestrichen (später
treten daher oft gelbe Flecken hervor) und wieder zusammengefügt, worauf
durch Eingiessen von Gyps der Abguss sich ergibt. Neuerdings hat man
Versuche mit Wachsformen gemacht.
Seit alter Zeit bekannt, ist der Gypsabguss in der Frührenaissance
an Lebenden geübt, bald jedoch schon auf alte Denkmäler angewendet
worden, wie in der alten Universitätsstadt Padua von dem auch Originale
sammelnden Maler Squarcione, Mantegnas Lehrer (1394 — 1474), 3) wobei
der Zweck des Abgusses stets ein künstlerischer war. Franz I. von
Frankreich und Philipp IV. von Spanien Hessen bereits durch ihre Hof-
maler Primaticcio und Velazquez ansehnliche Gypsmuseen anlegen.*) Bald
folgen die Kunstakademien von Antwerpen (1680) und Amsterdam (1700),
deren Beispiel auf die Empfehlung von Kunstschriftsteilem wie Houbraken
in vielen niederländischen Städten nachgeahmt wurde. Der Malerkavalier
Mengs beschenkte Deutschland in der Goethe begeisternden Dresdner
Sammlung mit dem ersten Institute der Art;^) bald darauf konnten die
oberdeutschen Kunstfreunde nach Mannheim pilgern. In unserem Jahr-
hundert dienen die Sammlungen von Gypsabgüssen in der Regel als Lehr-
') Serie in Würzburg. | *) Primaticcio: Cellini, vita III K. 8.9;
') .Prähistorische Goldfunde in Nach- j Vasari Xlfl 3 flF. ; Velazquez: Jüsti, Velaz-
bildungen* mit 14 Abb., Berlin C. 1884. quez 2, 153 ff.
') ScARDEOimjs, de civitate Patav. bei ^) Eine' andere Sammlung schenkte er
GaAEvirs, thes. VI 3, 442. . der Madrider Kunstakademie.
74
Klassisohe Kunstarohäologie. I. Denkmftlerkiuide.
apparat in Verbindung teils mit der Antikenklasse der Kunstakademien
(bei uns zuerst in ansehnlichem Masse zu Düsseldorf, wo Cornelius stu-
dierte; am bedeutendsten in der Pariser Ecole des beaux-arts),*) teils
mit den Universitäten, unter welchen Göttingen vorangegangen war.
Alle deutschen Universitäten (besonders Bonn, Halle, Leipzig, Mün-
chen, Strassburg und Würzburg), femer Bordeaux, Cambridge, Oxford,
Boston und andere amerikanische Hochschulen sind mit Gypssammlungen,
deren Anordnung die kunstgeschichtlichen Anschauungen des Aufstellers
anzuzeigen pflegen, ausgestattete Auch einige reiche Mittelschulen eifern
nach. Hinsichtlich des Umfangs ragen einige Sammlungen von Staaten
und Städten hervor, an deren Spitze jetzt die Dresdner (im neuen Alber-
tinum untergebracht, mit 3244 Nummern, ungerechnet 1440 Fragmente)
steht; ihr kommt ziemlich gleich die nunmehr vorläufig geordnete Ber-
liner, 2) deren Katalog (Friedrich s-Wolters, die Gipsabgüsse antiker Bild-
werke, 1885) wegen seiner Litteratumachweise ein nützliches Nachschlage-
buch ist.
Zur Popularisierung eignen sich die Serien von Gemmenabgüssen.
Die wichtigsten Abgüsse sind aus der kgl. Formerei der Berliner
Museen, der des Louvre und von Brucciani, dem Former des britischen
Museums zu beziehen, um von kleineren Serien, wie in München und
Dresden, 3) nicht zu reden; ausserdem sind die Privatgeschäfte von Leop.
Malpieri in Rom, Nap. Martinelli in Athen und Aug. Gerber in Köln zu
nennen.*) Historische Bedeutung hatte für die deutsche Archäologie die
Firma Vanni in Frankfurt a. M. Die grossartigste Leistung des Gypsab-
formens ist jedenfalls die Abformung der Trajansäule, welche auf Veran-
lassung Napoleons EI. durch Oudin in Paris erfolgte.
Litteratur: Brunn, Denkschriffc über die Gründung eines Museums von Gypsab-
güssen klassischer Bildwerke in Müncben, München 1867; Universitätssammlungen,
Basel: (J. J. Bebnoulli) Führer durch das Gipsmuseum in der Skulpturenhalle zu B., B.
1888; Bordeaux: Faculte des lettres de B. Mus^e archöol. Catalogue m^thodique des
moulages des oeuvres de sculpture grecque, 1. fasc. Bordeaux 1890; Boston: Edw.
Robinson. Museum of fine arts. Descriptive catalogue of the casts from greek and romain
sculpture, B. 1887, m. 1 T.; Breslau: A. Rossbach, Verz. der Gipsabgüsse und Originalien
antiker Bildwerke im kgl. Museum f. Kunst und Altert, an der Univ. Breslau, Br. 1861;
Cambridge: (Waldstein) Fitzwilliam Museum Cambridge. Catal. of casts in the museum
of classical archeology, London 1889; Göttingen: Fb. Wieseleb (s. S. 116); Halle: C.
RoBEBT, Führer durch das arch. Museum der Univ. H. - Wittenberg, H. 1892: Heidel-
berg: (v. Dühn) Kurzes Verzeichnis der Abgüsse nach antiken Bildwerken im archäolo-
gischen Institut der Univ. H., H. 1887; Königsberg: L. Fbiedländeb, die Samml. von
Gipsabgüssen nach Antiken zu K., K. 1850; Leipzig: Oveebeck, Führer durch das anti-
quarische Museum der Un. L., Lpg. 1881; München: (Beünn) Kurzes Verz. des Museums
von Gypsabgüssen klassischer Bildwerke in M., M. 1886; Norwich, N. free academy:
Catal. and brief description of the plaster reproductions of greek and italian sculptures in
the Slater memorial museum, N. Conn., Cambridge 1889; Strassburg: Verz. der Abgüsse
griech. und röm. Bildwerke im kunstarch. Institut der Kaiser Wilhelms-Uni v. Str., Str. 1887
(Nachträge AA. 1890 S. 15j; Würz bürg: (H. L. Ublichs) Verz. der Abgüsse nach ant.
Bildwerken in den akad. Kunstsammlungen der Univ. W. 1887; Schulpforta: 0. Benn-
') Vgl. AZ. 3, 13 ff.; Ebn. Vinet, l'art
grec au palais de Tindustrie, Art et archö-
ologie 1874 p. 271 ff.; Euo. Müntz, guido
de r^cole nationale des b.-a., Paris 1889.
Auch das Museum der Akademie der bil-
denden Künste in Wien gehört zu dieser
Gruppe (v. Ltirzow, Führer durch d. Samm-
lungen, 2. Aufl. 1892).
2j Vgl. AA. 1893 S. 78 ff.
3) AA. 1891 S. 128 ff.
*) Von allen sind Kataloge erschienen.
Kap. IV. Sammlnngen nnd Maseen. (§g 37—39.)
75
DORF, das Miiseum der Gipsabgüsse nach Antiken zu Pforte, Naumburg 1864; Wernige-
rode: P. V. Bbsnnino, erkl. Verz. der dem giäflich Stolberg 'sehen Gymnasium zu W. ge-
hörigen Gipsabgüsse nach antiken Bildwerken, Pr. v. W. 1890; Athen: Cavvadias, Kttid-
Xoyog raiy €r ito i^yixto fiovaelot ixfxayemyy Athen 1898; Schloss Beyckuncn (Ostpreussen) :
Fb. V. Farknhkid, beschr. Verzeichnis der Abgüsse nach Antiken im Schlosse zu B., 3. A.
Königsb. 1877; London, South Eensington Museum: W. Pbbry, descriptive catalogue of
the collection of casts from the antique in the S. K. M., 2. A., L. 1887; Oldenburg: Verz.
der Gemälde, Gypse und Bronzen in der grosshcrz. Sammlung zu 0., 6. A. 0. 1890 S. 154
— 67; Schwerin: Schlib, GypsabgOsse antiker Bildwerke im grossh. Museum zu Schwerin,
S. 1887 (mit ausführlichen Analysen).
37. Nachformungen von kleinen Bronzen und Thonfiguren in
gleichem Material sind vielfach gemacht (erstere z. B. von den Italienern
und Franzosen des 17. und 18. Jahrhunderts,*) auch von Röhrich in Rom)^)
und nicht selten später als echt verkauft worden. Die Thonnachgüsse'^)
sind jedoch an dem Mangel von Farbspuren und Malgrund leicht zu er-
kennen. Der Bronzeabguss grösserer Werke ist wegen seiner Kost-
spieligkeit eine Ausnahme; gegenüber-^ einem marmornen Original wie der
Venus von Medici, welche Ludwig XIV. abgiessen liess*,) bedeutet er eine
Seltsamkeit. Die Möglichkeit, den Gypsabguss zu bronzieren, wird leider
nicht benützt.*) Dagegen hat die galvanoplastische Methode, welche
auch bei der Trajanssäule Anwendung fand, ihr Hauptgebiet in der Nach-
bildung von Münzen und Medaillen. Gegenwärtig ist die Elektrotypie mo-
dern, mittelst welcher eine grosse Reihe schöner Münzen des britischen Mu-
seums (Bakclay Head, a guido to the select greek and roman coins exhibited
in electrotype, Brit. M.) und des Münchner Münzkabinetts (Verz. griechischer
Münzen meist aus dem kgl. Münzkabinett zu M., welche in galvanoplast.
Nachbildungen von 0. Aufleger [München] zu beziehen sind, München 1883
m. 7 T.) nachgebildet ist; dieses Verfahren eignet sich sehr gut zur Er-
gänzung kleinerer Münzkabinette (z. B. F. W. Madden, guido to the select
greek roman and other coins exhibited in electrotype in Brighton College,
1878). Gemmen können in farbigem Glasfluss (Glaspasten) nachge-
bildet werden,^) dessen Anfertigung man schon im Altertum verstand.
38. Andere Verfahren passen nur für Relief technik ; es ist der Ab-
druck in seinen verschiedenen Arten. Für Gravierungen eignet sich das
Durchreiben, für flache Reliefs dasselbe oder der Papierabklatsch. Auf
Münzen kann man Blei- oder Zinkpapier (Stanniol) mit einer Schraube
oder Handpresse aufdrücken und das Ergebnis mit geschmolzenem Schwefel
auspinseln. Schwefel-, Wachs- und Siegelabdrücke von Münzen und Gem-
men waren früher sehr beliebt, haben aber keine genügende Haltbarkeit;
Lippert verwendete sächsische Talgerde mit Hausenblase ; Paste aus Asche
scheint das feinste zu sein.') Für weiteren Transport eignet sich die Ab-
formung mit Papiermasse, wobei 6 — 8 Lagen faserigen spanischen Papieres
') Grössere Reihe im grQnen Gewölbe
von Dresden.
*) AZ. 30, 44.
*) Serie in Würzburg.
*) LöwY, Inschriften griechischer Bild-
hauer S. 340; Nachgüsse der mediceischen
Gemme mit Amor und Psyche aus dem 18.
Jahrhundert.
') £b gibt auch Metallguss mit Ver-
einigung von Wismut und Zinn.
^) R. £. Raspe, catal. raisonnö d'une
coli, g^n^rale de pierres gravöes
moul^es en pftte par Jos. Tassie, London
1791, 2 Bde. mitT. ; Dumebsan, empreintes
polychromes ou cam^es coloriäs iroitant les
pierres grav. ant., Paris 1825. Über die
Technik handelt Mabiette, trait^.
0 Cbnnini, pittura K. 171.
76
Elassisohe Kanstarcli&ologie. I. Denkmälerkonde.
in feuchtem Zustand aufeinander gepresst werden (neuerdings für die per-
sischen Felsskulpturen angewendet).
Litteratur: E. Hübner, über mechanische Kopien von Inschriften, Berlin 1881
(mit Gebrauchsanweisungen); Serien s. unier Genmien; Dehn, zolfi; Pafadopoulos, negir-
yQttgnj ixxvmafAdxiav aQ^aitoy G<fQayidoXi&(ov dvexdoztay,
39. Dem Abdruck entspricht bei flachen Zeichnungen das Bausen
(mit Gelatinepapier). Architekturdenkmäler werden im kleinen aus
Kork modelliert (Phelloplastik) ; solche Modelle finden sich z. B. in Berlin,
Daimstadt, München und Leiden. Das Ideal der Reproduktion ist die
gänzliche Erneuerung eines Hauses mit seiner Einrichtung, wie sie
Ludwig L von Bayern in dem »pompejanischen Hause** versucht hat;*)
diesen Gedanken nahm in Schweden kürzlich die prähistorische Wissen-
schaft auf.
Kap. V. Archäologische Ortskunde.
Qaacumqne ingredlmur. In allqnam historlam vestlgliim ponimus.
40. Dieser Teil, welchem eine interessante Seite abzugewinnen nicht
ganz leicht ist, muss doch umfangreich ausfallen, weil weder die allge-
meinen Darstellungen der Erdkunde — ich nenne besonders Karl Ritter
und Elise Reclus' nouvelle geographie universelle — noch die Lehrbücher
der alten Geographie für unsere Zwecke auch nur entfernt genügen; die
Kunde von den Überresten der Städte des Altertums und ihrer Erforschung
ist aber die unentbehrliche Grundlage der Kunstgeschichte, zumal wenn
die letztere nicht nach Ländern, sondern in der Hauptsache nach Perioden
geschieden werden soll.
Es kommt zunächst auf die erhaltenen Bauwerke einer jeden Stadt,
die dort gemachten Funde und Ausgrabungen an, nicht so sehr auf die
eigentliche Topographie, welcher die blosse Lage und Benennung der Ge-
bäude das wichtigste ist. Eigentlich sollten jedesmal Gründung, Besitz-
wechsel, Plünderung, Zerstörung und ähnliches verzeichnet werden, weil
alles dies die Überreste wesentlich beeinflusst; doch reicht der Raum nicht
aus, diese archäologischen Regesten, welche hoffentlich ihren Böhmer finden
werden, planmässig durchzuführen. Veraltete Litteratur gibt es in der
archäologischen Geographie eigentlich nicht ; je älter die Beschreibung, desto
vollständiger kann sie das Denkmal darstellen, viele Monumente sind
überhaupt nur mehr durch die Mitteilungen älterer Forscher bekannt.
Was die Landkarten für die Geographie, das sollten Fundkarten
für die Archäologie sein; aber abgesehen von einem verfrühten Versuche
einer Karte Italiens im „Almanach aus Rom** 1810 S. 197 flf., hat die
Ai"chäologie bisher nur mit Plänen einzelner Stätten gearbeitet und die
Kartographie der prähistorischen und lokalen Forschung überlassen, welche
sehr in das Einzelne geht und sogar mit den Flurkarten (1 : 2500) arbeitet.
Hier sind nach älteren Versuchen und den Vorschlägen Chantres durch
eine internationale Kommission sehr detaillierte Zeichen festgesetzt,*)
welche für die gesamte Archäologie bearbeitet werden sollten. Wir geben
*) R. Waitdeber, der pompejanische
Bau bei Aschaflfenburg, Heidelb. 1859.
*) Correspondenzbl. f. Anthrop. 1875 S.
81 if., 89 f[.; dazu 1892 S. 125.
Kap. V. ArohäologiBohe Ortsknnde. (§§ 40—42.) 77
dieselben in der Übersicht der Bauwerke, sodass hier nur folgende zu er-
wähnen bleiben:
T A 0 ♦ ^ w
Steinbrnch. Bergwerk. Einselfand. GrdaaererFuiid. Werkstatte. Wohnstätte. I^ökkenmöddiii« (9. 25).
Der Zustand der Denkmäler wird angegeben durch einen unten an-
gefügten Kreis (untersucht) und einen oder, zwei Diagonalen (verwüstet
— verschwunden) ; ein bräuliches Gelb bedeutet die ältere Steinzeit, Grün
die jüngere, Rot die Bronze und Blau das Eisen. Die Zahl wird durch
ein oder zwei Kreuzchen (viel, sehr viel) oder eine Ziffer bezeichnet.
Ausgrabungsberichte, Untersuchungen und Sammlungen der Ein-
heimischen, sowie Reisewerke geben zusammen das archäologische Bild
einer Gegend. Den Anfang machten die zuletzt genannten Bücher, welche
im siebzehnten Jahrhundert modisch wurden, als jeder Gebildete Reisen
machen und hiebei ausser GaUerien und Berühmtheiten auch die Denk-
mäler der Vorzeit besehen musste, wie Justus Lipsius in seinem Briefe
über die »nobilis et erudita peregrinatio" auseinander setzt.
Litteratur: J. Beckmakv, Literatur der älteren Reisebeschreibungen, Göttingen
1807-10, 2 Bde.
41. So ist der .ganze Orient für die Archäologie durch Roisende
erschlossen worden, besonders durch folgende:
CoBNELis DE Bkuyn oder Bbuin (niederländischer Maler, der 1676—93 reiste),
Reizen door de vennaardste Deelen van Klein- Asia, de £y landen Scio, Rhodus, Cyprus etc.,
Delft 1698 f., u. ö. m. über 200 T. ; Oubely, travels in the East, m. T. ; Rica. Pococke,
description of the East and some other countries, London 1743—45, 3 Bde. f. (T. Ägypten;
II. Palästina, Syrien, Mesopotamien, Cypem und Kreta; IIF. Archipelagus, Kleinasien, Thra-
cien und Griechenland), deutsch Erlangen 1754—5, 2. A. 1777. Systematisch behandelt den
ganzen Orient: Babblon, manuel d*arch^ologie Orientale: Chaldöe, Assyrie, Perse, Syrie,
Jud<^, Ph^nicie, Carthage, Paris 1888 (engl. v. Evbtts, New-Y. und L. 1889); de Vooüe,
m^langes d'arch. orient; Etudes archäologiques etc. dödi^es ä M. le Dr. C. Leemanns, 1887;
Gesellschaften in England : Society of biblical archeology (Transactions, seit 1872. Scbluss
IX H. 1, 1887 und Proceedings). In Amerika: American oriental society (Journal of the . . .).
Bibliographie: Trtibner*s Orient record; Orientalische Bibliographie, Berlin 1887 flf. — Ein
semitisches Museum besitzt Cambridge in Amerika; aus einer Sammlung semitischer Alter-
tümer von K. S. Williams in ütica N.Y. sind im Amer. J. 2, 247 ff. T. 5. 6 einige baby-
lonische und assyrische Cy linder veröffentlicht. — Auch Zeitschriften beschäftigen sich mit
dem Orient : Asiatic quarterly review, Records of the past, Revue d'Assyriologie et d'arch^-
ologie Orientale (Paris seit 1884), Correspondent d'Orient.
42. Äg^ten. Die unbeweglichen Denkmäler wurden bei dem regen
Verkehre, der trotz der Kreuzzüge viele unternehmungslustige Abendländer
nach dem prunkliebenden Stapelplatze aller orientalischen Reichtümer
führte, nie ganz vergessen und die arabischen Einwohner selbst interes-
sierten sich dafür.*) Bedeutungsvoll wurde die entente cordiale Frank-
reichs mit den Osmanen, deren Frucht die ersten Berichte französischer
Missionäre waren. Dann beginnen die Orientfahrten, von denen die Rei-
senden Mappen voll Zeichnungen und Aquarellen nach Hause brachten,
die darauf der Kupferstich zum Ruhme des kühnen Landfahrers verviel-
fältigte. Ägyptische Gegenstände bildeten einen Handelsartikel, zumal die
») üher Abdallatif s. S. 2.
78 SlasBiBohe SanBtarohäologie. I. Denkinälerkimde.
Mumien, welche ein offizielles Heilmittel gegen Abzehrung waren und den
Konsultationszimmem weltkundiger Ärzte ein feierliches Aussehen gaben.
Litteratur: P. Pierre Belon, de admirabili operum antiquoram et rerom suspi-
ciendarum praestantia 11. Itl. 1553, Buch I.; Sicard in den Mömoires des missions du
Levant IL; um 1670 nimmt ein Architekt, dem Athanasius Eircher (turris Babel p. 71) den
Namen Titus Livius Buratinus gibt, alle Denkmäler auf; Pococke u. a. s. § 41; Norden, dra-
wings of ruins and statues at Thebes, London 1741 = voyage d'Egypte et de Nubie, mit
Noten herausgegeben von Langl^s, 2 Bde., engl. 1757 f. m. 159 T., deutsch Breslau 1779;
besonders Bruce, travels into Abyssinia, Edinb. 1790 u. ö. Bd. L; E. D. Clarke, travels in
various countries of Europe, Asia and Africa, London 1812 — 13, m. T.
Was Kaufleute und Reisende von Grabräubem erhandelten, bildete
mit den ägyptischen Schaustücken altrömischer Villen zusammen die ältesten
ägyptischen Museen: das päpstliche (1748 von Benedikt XIV. auf dem
Kapitel begründet, dann in den Vatikan übertragen: S. 42), das der
Familie Borgia in Velletri (S. 46) und die Sammlung der Herzöge von
Savoyen in Turin (S. 43) ; auf die beiden ersteren hat Winckelmann seine
Darstellung der ägyptischen Kunst gegründet.
Ägypten wurde erst 1798 durch Bonapartes Expedition in Wahrheit
der Wissenschaft erschlossen; nach dem vorläufigen Berichte von Vivant
Denen (voyage dans la basse et la haute Egypte, Paris 1802 m. 141 T.,
4. Ausg. 1803, ital. erweitert Flor. 1808 m. 151 T., deutsch Hamb. und
Mainz 1803) schloss die berühmte „Description de l'Egypte" (P. 1809, 2. A.
1820, Abteilung antiquit^s, 5 Bde., Text m. 426 T. und Atlas m. 53 T.) auch
die Denkmäler ein. Von da an häufen sich die Veröffentlichungen, zumal seit
die europäischen Regierungen in der Aussendung wissenschaftlicher Mis-
sionen wetteifern. Die Werke von Rosellini, Champollion, Lepsius und
Prisse d' Avenues bilden die Grundlage der ägyptischen Archäologie.
Litteratur: Will. H^AiaLTON, remarks on several parts of Tarkey I. Aegyptiaca,
London 1809f. m. T.; Millik, Egyptiaques, Paris 1816 m. 12 T.; Belzoni, narrative of the
Operation and recent discoveries in Egypt and Nubia, London 1821, mit Atlas; (preussiscbe
Expedition 1820 1) H. v. Minutoli, Reise zur Oase des Jupiter Ammon und nach Ober-
ägypten, Beri. 1825, m. Atlas, Nachtr. 1827; Ippol. Rosellini, i monumenti dell' Egitto e
della Nubia, Pisa 1832 flf. f. in 38 Lief.; Fr. Champollion (der Entzifferer der Hiero-
glyphen), monuments de FEgypte et de la Nubie, Paris 1833—45, 4 Bde. mit gegen 500 T,
(dazu Champollion le jeune et G. Maspero, notices descriptives des monuments de V E. et
d. 1. N., P. 1844 — 89, 2 Bde. f. m. Abb.); Ch. Lenormant, mus^e des antiquit^s ögyptiennes,
P. 1835 — 42, f. m. 39T.; Gir. Seoato, nuova illustrazione storico-monumentale del Basso
ed Alto Egitto del prof. Dom. Valeriani, Firenze 1836, 2 Bde. Text und 2 Bde. Atlas,
m. 160 T.; Prisse d'Avennes, monuments ögyptions, Paris 1843—47, m. 52 T. ; ders.
histoire de Tart ögyptien, Paris 1876—9, ein Atlas von 160 T. (die getreueren Originaldurch-
zeichnungen befinden sich in Paris); (preussiscbe Expedition) Lepsiüs, Denkmäler aus
Ägypten und Äthiopien, Berlin 1849, 12 Bde. f. in 6 Abt., m. 900 T. (L Abt. Topographie
und Architektur; Zeichnungen verschönert), dazu: Briefe aus Ägypten, Berl. 1852; Max. du
Camp, Egypte Nubie Palestine et Syrie, Paris 1852, f. 2 Bde. Phot. 1—112 Ägypten und
Nubien, 6 Jerusalem, 7 Baalbek ; H. Brugsch et J. Dümichen, recueil de monuments ägyp-
tiens, Lpg. 1862—85, 6 Bde. m. 493 T. (I. IL monuments); de Rouge et de Banville,
album photographique de la mission remplie en Egypte, Paris 1865; Dümichen, Resultate
der auf Befehl S. Maj. des Königs Wilhelm I. v. Preussen im Sommer 1868 nach Ägypten
entsendeten photogr. Expedition, B. 1869 u. photogr. Resultate der nach Ägypten enteende-
ten photogr. Expedition^ B. 1871. Ohne selbständige Bedeutung sind die Zusammenstellungen
V. J. Gardner Wilkinson, the manners and customs of the ancient Egyptians, 3. Aufl. v.
BiRCH, London 1878 3 Bde. und Osburn (S. 80).
Eine ständige Mission unterhält nur die französische Regierung in
Kairo, von welcher Recueil de travaux relatifs ä la philologie et ä Tarcheo-
logie ^gyptiennes et assyr., I. — X. Paris 1870—80, seit 1881 „Memoires
Kap. V. Archäologiflohe Ortakunde. (§ 4d.) 79
de la mission archeologique fran^aise au Caire (1. 1881 — 84, P. 1884, m. 28 T.)
erscheinen; das Institut ^gyptien gibt ein „Bulletin'' (1859 ff.) heraus. Bald
nach der Erschliessung Ägyptens hatten Ausgrabungen begonnen,') doch
kam diesen geringe Bedeutung zu, bis bei der ägyptischen Regierung ein
Altertumsdepartement gebildet wurde, dessen Vorstand Mariette zwei Jahr-
zehnte lang planmässige Ausgrabungen geleitet hat, die seine Nachfolger
Maspero und Gr^au fortsetzten ; seit der englischen Besitzergreifung wirkt
auch der private „Eg3rpt exploration fund** mit bestem Erfolge. Die
überraschenden Ergebnisse sind durch die Natur des Landes begünstigt,
da der Sand und die ungemeine Trockenheit der Luft selbst Kleider, Holz
und PapyrusroUen erhalten.
Litteratur: Mabiette, fonilles ex^cnt^es en Eg3rpte, en Nubie et au Soudan, Paris
1869, f.; ders., monuments divers recueillis en Egypte et en Nubie, 28 Hefte, P. 1872 f.;
A. Erhan, der Egypt exploration fund nnd seine Arbeiten. Berliner philol. Wocbenscbrift
10, 954—64; Fluvdsrs Petbie, ten years digging in Egypt 1881—91, London 1892 m. K.
Durch die offiziellen Ausgrabungen ist das Landesmuseum, welches
1889 von Bulak (Boulaq), einer Vorstadt Kairos, nach Gizeh versetzt wurde,
zur bedeutendsten Sammlung herangewachsen; es beteiligte sich an den
Pariser Weltausstellungen 1867 und 1878 in eindrucksvoller Weise. Andere
ägyptische Sanmilungen ersten Ranges haben der Pariser Louvre mit dem
dortigen Cabinet des medailles, das Britische Museum und Berlin ; kleinere
sind zu sehen im Vatikan, zu Turin, Florenz (Rosellinis Sammlung) und
Bologna, im Münchner Antiquarium, zu Bonn und Köln, in Leiden, im
University College von London, im Ashmolean Museum zu Oxford und
zu Liverpool, in üpsala, Kopenhagen, Christiania, Helsingfors, der Peters-
burger Ermitage, femer zu Konstantinopel und Athen (Sammlung Jo.
Dimitriu), Sammlung Way im Museum of fine arts in Boston und Abbott
im Besitz der New- York historical society. Dazu kommen zahlreiche
Privatsammlungen, die teilweise nur Ägyptisches enthalten.
Litteratur: Bulak-Gizbh: Ältere Führer von Mariette-Bey und Maspero; L. Thude,
Ffihrer durch das Museum von Gizeh, Kairo 1892; neuer englischer Katalog von Phil.
Vibet; Mabiette-Bet^ Diiii et BicHABD, album du musöe de Boulaq, Caire 1872, f. 40 Phot.
(1—37 alti&gypt., 38.— 40. aus griechischer und römischer Zeit); Ausstellungskatalog s. S. 72.
Vgl. auch: L. Vasalli, i monumenti istorici egizi, il museo e gli scavi d'antich. eseguiti
per ordine di 8. A. il vicerö Ismail Pasciä, Mil. 1867.
Athen S. 39; Berlin S. 55; Bologna S. 40; Florenz S. 41; Konstantinopel S. 38;
Leiden S. 62; Liverpool 8. 64; London S. 64 f.; Mailand S. 41; Oxford S. 65; Rom S. 42;
Turin S. 43; femer L. Vassalli, i musei egizi d'Italia, Roma 1873; über Bonn und Köln
WnEDBXAiTN, Rhein. Jahrbb. H. 78 (1884); liiEBLEi», die ägyptischen Denkmäler in St. Peters-
burg, Helsingfors, üpsala und Kopenhagen, Christiania 1873.
Privatsammlungen (in Frankreich und England vornehmlich): Prinz von Wales:
Transactions of the soc. lit. V 1 (1874): in JJfiramar, jetzt Wien: S. L. Reinisch, die ägypt.
Denkmäler in M., Wien 1865, mit 43 T.; Abbot; AInwick Castle: S. Birch, catalogue of
the coUections of egyptian antiquities at A. C. belonging to the duke of-N., L. 1880,
vgl. Atbenaeum 1883, 7. Juli; G. d'Athanas: Series of highly finished engravings by P.
Q. Visconti comprising a few of the principal objecto in a coli, of eg. ant. of G. d' A.,
London 1837, f. m. 16 T.; Earl of Belmore (jetzt im Brit. Museum): (Birch oder Haw-
KiNs) Tablete and other eg. monumento from the coU. of the E. of B., L. 1843, f.;
Drovetii (1822 nach Turin): Inventar Docum. IIF p. 206 ff.; Graf, Wien; Uarttcell
Hause, J. Leb, Cat. of the eg. ant. in the M. of H. H., o. 0. 1858; J. Bonomi, cat. of the
coli, of eg. ant. belonging to R. H., London 1869; Roh, Hay (jetzt im Brit. Mus.): Birch,
on the eg. coli, of R. H., L. 1870; Landsdowne llouse s. S. 67; Mayer: Charles T.
') Schon 1816 grub Carvilia bei dem -grossen Sphinx (Bibch, Glassical Museum 1860).
80 KlasBische Eonatarchäologie. L Denkm&lerknnde.
Gatty, coli, of the M. collection I. The egypt. ant., Liverp. 1877 ; Baron de MenascS: Catal.
de la coli, des ant. ^g. du B. de M., Paris 1891 m. 10 T.; Mimaut: Dubois, antiqu. ^gypt,
de M., P. 1837; Nicholson: s. S. 67; Duke of Northumberlandj s. unter Alnwick Castle;
chev. de Palin: Dobow et J. Klafroth, coU. d'ant. ägjpt. rec. par Mr. le eh. de P., P.
1829, f. m. 34 T. (über 1800 Abraxas und Skarabäen); Papandriopulo: P. E. Visconti.
monumenti egiziani della raccolta del s. P., Rom 1828. f. m. 14 T.; Passaiacqua: Passa-
LACQüA, catalogue des ant. döcouv. en Egypte, P. 1826, m. 2 T\ F, G, Hilton Price (aus
Bubastis): Transactions of the soc. of bibl. arch. 9, 44 S, m. Abb.; H, Stobart: Stobabt,
Egyptian antiquities collected 1854—55, f.; Th^denat-Duvent: Dubois, antiquit^s 4g. de
Th., Paris 1822.
Periodische Nachrichten von ägyptischen Altertümern bringen die
„Zeitschrift für ägypt. Sprache", Revue egyptologique (1881 flf.) und M^-
langes d'archöologie ^gyptienne, I. — HI. 1872 — 78, besonders aber jetzt
das Mus^e ^gyptien 1890 flf. m. T.
Die Topographie Ägyptens ist wissenschaftlich bisher nicht dargestellt.
Litteratur: unvollendete Vorarbeit : Dümichen, Geographie des alten Ägyptens, in
Onckens Weltgeschichte Bd. I. — Reisehandbücher: Badeckeb (Ägypten), Mubbat (hand-
book to Egypt), und Ebebs (Cicerone); Illustrationswerke: W. Osbubn, monumental history
of Egypt, London 1854, 2 Bde. m. T.; Ebebs, Ägypten in Wort und Bild, Stuttg. 1878
—1879. 2 Bde.
Bibliographie: Ibbahih-Hilmy, the literature of Egypt, London 1886—8, 2 Bde.
(-1885 incl.).
43. UntBrägypten. D. Valebiani, nuova illustrazione storicomonum. del Basso
Egitto, L Flor. 1886; de Rouoe, geographie ancienne de la Basse Egypte, Paris 1891;
The war office map of the Delta.
Anu-Heliopolis mit berühmtem von Usertesen I. gegründetem Tempel: Ztsch. f.
ägypt. Spr. 1874 S. 85 £f.; 1892,3 grosse Ausgrabungen (vorläufig Denkmäler der saiti-
schen Zeit).
Bubastis (Tell-Basta) : Naville, the bist. res. ofthe oxcavations at B., Transactions
V. A. Inst. 1889, u. B. (1887—89), London 1891 m. 54 T. (Eg. Expl. F. VII); ders., the festive
hall of Osorkon II. in the great temple of B., Eg. Expl. F. X.
Kanopos (erst in der Ptolemäerzeit Stadt, s. Wiedemann, Herodots 2. Buch S. 91).
Naukratis (Teil Nebireh), nicht eine griechische Gründung, sondern von Amasis
den Griechen überlassen (Herod. 2, 178), später ganz bellenisiert: J. S. Buckinghah, a visit
to the ruins of the ancient city of N., (SA.) 1844; 1884 — 7 ergebnisreiche Ausgrabungen des
Egypt exploration fund, welche die Wechselbeziehungen Griechenlands und Ägyptens be-
leuchten: Flindebs Petbie, E. Gabdneb and f. G biffith, Naukratis, London 1886 — 8,
2 Bde. (Eg. Expl. F. III. u. VL); vgl. Jhst. 6, 202 ff., 8, 119 ff.; 4th rep. of Eg. expl.
fund 29 ff.; über das Alter der frühesten griechischen Inschriften Differenz zwischen Gard-
ner (Jhst. 7, 220 flF. — Mitte dos siebenten Jahrb.) und Kirchhoff- Hirschfeld (Rhein. Mus.
1887 S. 209 flF., 44, 461 ff., um 570).
Pithom: Naville, the store-city of P., 2. A., London 1885, m. 13 T. u. 2 K. (Egypt
Expl. F. I.).
Sais (gewann erst als Residenz der saitischen Dynastie Bedeutung): Litteratur bei
Wiedemann, Herodots 2. Buch S. 258 f.
Tanis (San): Flinbebs-Petbie, T., Egypt exploration fund II. u. IV. London 1885
—1888 m. 82 T.
Tell-el-Jahudeh (= Judenhügel) : Hayteb, Transactions ba. 7, 177 ff. m. PI.
Alexandrien (Beschreibung der Burg bei Aphthonios progymn. 12) liegt grössten-
teils unter der modernen' Stadt begraben: Mahmoud-Bey, möm. sur Fant. Alexandrie, ses
faubourgs et env. decouverts par les fouilles, Kopenhagen 1872; D. Neboutsos-Bey, Tan-
cienne AI., Paris 1888, m. T. u. K.; ders., {(QxatoXoyixal iy Aiyvntta ayaaxa(pi(l xal ano^
xitXvifjeig^ Athen 1873; notes sur les fouilles röcemment excecutees a AI. en 1874 — 5, AI.
1875 m. Abb., und im Udfjyaioy Bd. B' und r'; Mttqy. JfjfAtxaag, larogict rrjg 'JXe^tty^Qslag,
Athen 1885, S. 727 ff. m. K.; H. de Vaügany, rech, sur les anc. monum. situös sur le
Grand-Port d* AI., AI. 1888, m. T. u. K.; Caesareum: Bull, de l'Inst. Eg. 1875; Diabathra:
Wachsmuth, Rh. M. 42, 306 ff.; Grabstelen: Am. J. of arch. 3, 261 ff., T. 17.
44. Mittelägypten. Hier konzentriert sich alles ägyptische in der
Hauptstadt Menphis (gewöhnlich Memphis genannt, nachmals Steinbruch
für Babylon und Kaii^o). Sein Burgfrieden schliesst im Osten jenseits des
Kap. V. Arohäologüiche Ortaknnde. (§ 43—46.) 81
Niles die Tempel und Paläste von El Karnak und Luqsor ein, im Süd-
westen die Tempel von Medinet-Habu, während im Westen das Pyra-
midenfeld von El Dschiseh (Oizeh) sich ausdehnt. Sodann sind die sog.
Memnonskolosse und das Serapeum zu erwähnen.
Plan bei Dümichbh a. 0. zn S. 64 nach Lepsius; Mabiettb, Karnak, etude topogr.
et archöol., Lpg. 1875, m. Atlas von 57 T.; über den grossen hypostylen Saal Maxence
DB RocHEMONTEix, 1891; Luqsor: Ramsespalast Langl, Denkmäler der Kunst 12; Pyra-
miden: Greaves, pyramidographia, Miscellaneous works T.; Grobert, description des pyra-
mides de Ghiz^h; J. £. PerbikO; the pyramids of Gizeb, London 1839-42, 3 Bde. f. m.
58 T.; H. Vtbs, Operations carried on at the pyramids of Gizeh in 1837, London 1840
—1842, 3 Bde. m. T.; The great pyramid in Egypt, Edinburgh (1867) m. 37 T.; C. P.
Smyth, our inheritance in the great pyramid, 5. Ausg., London 1890 m. 25 T.; Petrie,
the pyramids and temples of Gize, London 1883 (enthält die genauesten Messungen);
Brugsch, die neuesten Entdeckungen auf den Pyramidenfeldem von Memphis, Wester-
manns Monatshefte 1882 Bd. 51, 620 ff. m. 9 Abb.; Restaurationen und Erneuerungen
nachgewiesen von Borchardt und Sethe, Ztsch. f. ägypt. Spr. 30, 83—106; Pyramide von
Med um aus der 4. Dynastie: Flikders Petrie, Medum, London 1892, m. 36 T.; Arbeiter-
häuser in Kahun fOr die Pyramide Usertesen'a II.; Mastaba*s (Beamtengräber des alteu
Reiches): Mariettb, les M. de Tancien empire, Paris 1881 — 86, f.; Memnonskolosse:
Langl 14; Serapeum: Brunst de Presle, le S<^rap^um; Mariette, le S^rap^um de
Memphis, Paris 1857—60 f., m. 100 T. und Paris 1882, mit Atlas.
4o. Oberftgypten. A. Maribtte-Bet, voyage dans la Haute Egypte entre le
Caire et la premiöre cataracte, Caire et Paris 1878, 2. Aufl. 1893 f. 2 Bde. m. 83 T.; Cii.
Blanc, voyage de la Haute Egypte, Paris 1876 m. 80 Abb.; Prokesch, das Land zwischen
den Katarakten des Nil, Wien 1832.
Abydos: Mariette, Abvdos', Paris 1879—80, 2 Bde. u. catalogue g^n^ral des
monuments d*A. däcouverts pendant les fouilles de cette ville, Paris 18>^0.
Achuen'aten (Tell-el-Amarna), Gründung des Reformkönigs Chuen'aten (Anfang
des 14. Jahrh.): Grosse Ausgrabungen von Flinders Petrie 1892, Funde in London, vgl.
AA. 1893 S. 67 f.
Apollonospolis (Edfu) mit wohlerhaltenen Tempeln (Langl IV 4); der grosso
Tempel ist von Ptolemaios Euergetes I. begonnen und nach 95 Jahren unter Euergetes II.
geendigt worden: Vollständig veröffentlicht von Maxence de Rochekonteix, le temple
d*Edfou T. 1. = T. X fasc. 1 der M^m. de la miss. arch. fr., Paris 1892, m. T.
Elephantine: Academy 1889 Nr. 887 S. 327 f.; Archaeol. VII T. 21—24.
Panopolis (Achmtm), für die christliche Zeit wichtig (z. B. Papyri und Gewebe) :
R. FoRRBR, Die frühchristlichen Alterthümer aus dem Gräberfeld von A.-P., Strassburg
1893, mit 18 T.; ders., die römischen und byzantinischen Seidentextilien aus dem Gräber-
feld von A.-P., m. T.; farbige Nachbildungen im Portfolio of art des South Kensington
Museum, 5. Serie, London 1889.
Insel Philai, hauptsächlich in der Ptolemäerzeit mit Tempeln bebaut: G. Parthey,
de Philis insula ejusque monumentis, Berlin 1830, m. 2 T.; G. Ben^dicte, descr. et bist.
de rile de Ph., L Paris 1893, m. 42 T.
Syene (Assuän) mit Tempeln und Steinbrüchen.
Tentyra (Denderah) mit seinen berühmten Tempeln : Jollois et Devilliers, descrip-
tion des ant. de Tentyris etc., Paris 1817, f.; Mariettb-Bey, Denderah, Paris 1869—75,
4 Bde. u. Suppl. f. m. 166 T.; DCmichen, Baugeschichte des Denderahtempels, Strassb. 1877 f.
Die »nundertthorige* Residenzstadt Theben, nicht vor der 11. Djmastie erscheinend,
seit dem Erdbeben vom J. 27 v. Chr. in Ruinen : J. G. Wilkinson, topography of Thebes,
London 1835, m. T.; Jollois et Devilliers, descr. g^n^rale de Thebes, Paris 1813, f.; A.
H. Rhind, Thebes its tombs and their tenants, London 1862, m. 8 T.; N. L* Höte, lettres
^crites d'Egypte, Paris 1840; Greene, fouilles ex6cut<^es ä Thebes dans l'a. 1855, Paris
1855, f.; Mariette, Deir-el-Bahari, Lpg. 1877, f. mit Atlas; G. Maspero, la trouvaille de
Deir-el-Bahari, Cairo 1882, m. 30 Phot.;. E. Lefebvrb, les hypog^es royaux de Thebes, Paris
1889, 2 Tle. ; J. Dümichen, Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Necropolis,
Lpg. 1884-85, f. m. Atlas v. 56 T.
Die Wüste im Osten des Nil interessiert durch Steinbrüche u. dgl.: Schweinfurth,
alte Baureste und hieroglyphische Inschriften im Uadi Gasiis, Abb. der preuss. Akad. 1885.
46. Oasen. Oase des Mörissees (Faijüra, Teil Gurob), um 270 v. Chr. mit
Militärkolonien besetzt; viele Gräber bunten Inhaltes: Pleyte, Moeris, m. T.; Flindebs
Pbtbie, Hawara, Biahmn and Arsinoe, London 1889, m. 30 T. ; Kahun, Gurob and Hawara,
L. 1890, m. 28 T.; lUahun, Kahun and Gurob 1889-90, L. 1891, m. 33 T. (Kahun, im-
Bftadbnch der Umb. Altertumswioaenschaft. VI. 6
82 ElassiBche Kanstarohäologie. I, Denkmälerkonde.
provisierte Stadt der Bauleute , welche für üsertesen IL die Pyramide von Illahun er-
richteten).
Oasen von Oberägypten: Cailliaud, voyage k Toasis de Th^bes, her. v. Jomahd,
Paris 1813, 1822, m. T.; Abch. Edhonstoke, a joumey to two of the oases of Upper Egypt,
London 1822, m. T.
Oase des Zeus Ammon (EI Eargeh): Drovetti et Gaillaud, voyage ä Toase de
Syouah, hrsg. v. Johard ; Mikutoli, Reise zum Tempel des Jupiter Ammon in der libyschen
Wüste, Berlin 1834; G. Bbuosch, Reise nach der grossen Oase el-Khargeh in der libyschen
Wüste, Lpg. 1878, m. 26 T.
47. Nubien hat eine Reihe von bedeutenden Felsentempeln aus den
Zeiten der ägyptischen Herrschaft : Bürckharpt, travels in Nubia, 2. Aufl., London
1822 (deutsch Weimar 1823); F. C. Gau, antiquitös de la Nubie, Paris 1822— 27, f. 78 T.
(deutsch Stnttg. 1821—28, fast nur Architektur und Inschriften) ; von den oben angeführten
kommen besonders Belzoni und Lbpsius in Betracht.
Abusimbel (-al, Ebsambul, Ipsambul) mit Felsentempeln, jetzt vom Untergang
bedroht: Dümichen, der äg. Felsentempel von A., Berlin 1869; Lakol I 3.
Biban-el-Moluk mit Eönigsgrab: (Belzoni) Catalogue of the various articles of
antiquity to be disposed of at the eg. tomb, London 1822, Zeichnungen 1829.
48. Äthiopien. Hoskins, travels in Aethiopia, London 1835; Rüfpell, Reise in
Abyssinien, Frankf. 1840 m. T.
Mero6: F. Caillaud, voyage ä Mero^, Paris 1823—7, 4 Bde. m. 12 T. und 2 Bde.
Atlas m. 150 T.; über die früher sehr ansehnlichen Ruinen s. Silvestbb de Sact's Noten
zu Abdallatif p. 230 ff.
Sinaihalbinsel s. hinter Syrien.
49. Phoenicien. J. Eenbick, Phoenicia, London 1855, m. 2 E. u. 2T.; Hans
Peutz, aus Phönicien, Lpg. 1876; Rich. Pzetschkann, Gesch. der Phönizier S. 3 ff.; G. Raw-
LiNsoN, Phoenicia, London 1889.
Epochemachend für die Erforschung dieses schmalen, von den Bauen-
den sorgföltigst ausgenützten Landstreifens, dessen Felsboden überall Spuren
von Bearbeitung zeigt, war die „mission" Ernest Renan's, welcher 1860 von
Napoleon DI. entsendet wurde (Mission de Phönicie, Paris 1864, mit Atlas);
auch die Republik veranstaltete eine solche 1881 (Clermont-Ganneaü,
mission en Palestine et en Ph^nicie entreprise en 1881, cinq rapp., Archives
des miss. scient. et litt., 3. s^rie t. XI). Die reichsten Sammlungen phö-
nikischer Altertümer befinden sich im Mus^e Napoleon IH. (S. 51), im
Louvre (S. 51) und in Konstantinopel.
Arados-Arvad, Antarados-Earne (Tortosa) und Marathos (Amrith), zusammen
ein Gemeinwesen bildend (zur Römerzeit schon zerstört): s. die Mission de Ph^nicie.
Berytos (Beirut; die römische Kolonie und die neuere Stadt haben die alten Reste
grossenteils aufgebraucht) : J. Bononi, notice of some curious remains of ant. in the vicinity
of Beyrout (L. 1834, SA.) m. 2 T.; Henby Guys, relation d'un s^jour de plusieures annöes
ä Beyrout, Paris 1847 ; Ra. III pl. 57 p. 489; A. 10 p. 12, M II 51.
Sidon (Salda): Ausgrabungen in Rimat 1849, s. AA. 9, 49 ff.; Entdeckung einer
Ftirstennekropole mit bemalten Sarkophagen (Funde nach Konstantinopel): Ra. III 10, 138 ff.
mit Plänen; Haxdy-Bey et Th. Reikach, une necropole royale ä Sidon, Paris 1892 ff., f. m. T.
Tyros (die schönste Stadt der Welt nach Osee 9, 13): Litteratur bei Pietschmaitn,
S. 65 A. 3, dazu J. de Bebtou, topographie de Tyr, SA. 1884.
50. Philisterland. K. B. Stabk, aus dem griechischen Orient. Gaza und die
philistäische Küste, Heidelberg 1874.
Askalon: Th. Reinach, sculptures d'A. (Vers. 1888, 4 S. m. T.).
Gaza (Blütezeit unter den römischen Kaisern als Kopfstation der arabischen Kara-
wanen; von Chobikios [p. 7 der Ausgabe Boissonade's] geschildert): Mignot, M^m. del'
acad. des inscr. 34, 341 ff.
Lakisch-Lachis (Tell'el-Hesy), von Flindebs Petbib ausgegraben; Fundschichten
von der mykenischen Zeit an bis zum Ende des Altertums.
51. Palästina hat für die Archäologie keine sonderliche Bedeutung;
über die Zeit interessanterer Denkmäler (wie der Gräber um Jerusalem)
Kap. V. Aroh&ologiBclie Ortskniide. (§§ 47—52.) g3
gehen die Ansichten weit auseinander: v. GuiRiN, description g^gr. hist. et
arch^ol. de la Palestine, Paris 1868 ff., 5 Bde. ; L. Cl. Fillion, atlas arch^ol. de la Bible,
London 1883, 93 T.; F. db SaülcTi voyage antour de la Mer Morte et dans les terres
bibliqnes, Paris 1853—54, 2 Bde. mit AÜas v. 76 T. u. K. (phantasievoll); Greyillb J.
Chestsb, the sorvey of Western Palestine, London 1881; christliche Denkmftler: de
Vooüi, les äglises de la Terre Sainte, Paris 1860.
Vereinigungen und Zeitschriften: Ztsch. des deutschen Palästinavereins; Ztsch. f&r
alttestamentalische Wissenschaft; Transactions of the society of biblical archeology; Pra-
voslavnij Palestinsky sbomik, Petersburg; American Palestine exploration fund (State-
ment of the - -).
Bibliographie: Reinh. Röhbight, bibliotheca geographica Palaestinae, Berlin 1890
( — 1878), seitdem in der Ztsch. des deutschen Palfistinavereins fortgesetzt.
Jerusalem: Aug. Salzxank, Jerusalem, Paris 1856 f., 40 Phot.; £. Pibbotti, Jerusalem
explored, London 1874, 2 Bde. m. 63 T.; F. de Saulcy, Jerusalem, Paris 1882; Febgussok,
the temples of the Jews and the other buildings in the Heram area at J., London 1878,
m. T.; 11. Gute, Ausgrabungen bei Jerusalem, Lpg. 1883; G. Mauss, la piscine de Betheeda
ä Jerusalem, Paris 1889; angebliche KOnigsgräber : Raoul Rochbttb, sur les tombeaux des
rois ä J. 1852.
Sichem, .Josephs Grab' : Transactions of bibl. arch. 11 T. zu S. 80.
Land der Nabat&er (Hameln) : £. G. Ret, voyage dans le Haouran et aux bords
de la Mer Morte, Paris 1860, m. 26 T.
Oanlanitifi (Dscholan): Schuxachee, Ztsch. des deutschen Palästinavereines 1886
S. 167—368, m. Abb.
52. Sjrrien war bisher dem Raubbau preisgegeben ; die wissenschaft-
liche Durchforschung dieses geschichtlich so wichtigen Landes beginnt erst.
PooocKE, description of the East IL; anderes verzeichnet bei E. 0. Müllbb, kunstarchftol.
Werke 5, 3 A. 2; Cassas, voyage pittoresque de la Syrie etc., Paris an VII (1799), f. m. T.,
unbrauchbares Bilderbuch, dessen Vollendung gerichtlich verhindert wurde ; C. W. M. van
DE Velde, narrative of a joumey through Syria and Palestine in 1851 a. 1852, Edinburgh a.
London 1854, 2 Bde.; E. Kitteb, Denkmäler des nördlichen Syriens, Berlin 1855 ; de La-
bobdb, voyage en Orient, Bd. II. Paris 1862, f. m. vielen T;; E. A. Beaufobt, Egyptian
sepulcres and Syrian shrines, London 1861, 2 Bde. m. T.; de Vooue, Syrie centrale. Archi-
tectnre civile et religieuse du premier au septiäme si^cle de notre dre, Baudry 1865—77,
2 Bde. m. T. (sehr wichtig); Richabd F. Bubton and Chables F. Ttbwhitt Dbake, unexplored
Syria, London 1872, 2 Bde. m. 25 T. ; Jos. Tschebnik, Ergilnzungsheft zu Petermanns Mit-
theüungen 1875; Ed. Sachau, Reise in Svrien und Mesopotamien, Lpg. 1883, m. 2 E. u.
Abb.; C. R. Condeb, Heth a. Moab, London 1883, m. Abb.; E. Badekeb, Handbuch für
Palfistina und Syrien.
Samndungen von Subhi-Pascha (f 1886) in Eonstantinopel und Peretid (S. 54).
a) Kommagene stellt den Übergang von Mesopotamien zum Westen
dar; archäologisch gehört es zu Eappadokien. Denkmal auf dem Nimrud*
Dagh: Hukann und Puchstein, Reisen in Eleinasien und Nordsyrien, Berlin 1890, m.
Atlas; 0. Hahdy Bey et Oscam Effendi, le tumulus de Nimroud Dagh, Const. 1883, 35 T.
Sendscherli: Ausgrabungen in S., Heft 1. Einleitung und Inschriften, Berlin 1893.
b) Mittelsyrien fällt durch die treflflich erhaltenen Städte christ-
licher Zeit auf: F. Sohneideb, die altchristlichen Ruinenstfidte von Mittelsyrien, Mainz 1878.
Antioohien: E. 0. Mülleb, antiquitates Antiochenae, Commentatt. acad. Gotting.
VIII S. 205 ff., separat Gott. 1839 = kunstarchftol. Werke 5, 1 ff.
Apameia (Ealat-el-medik): Sachau a. 0. S. 71 ff. mit Plan; nördlich von Apameia
sehr gut erhaltene Ruinen christlicher Zeit in der Gegend von Elbftra (namentlich zu
Elkefr, Serdschille und Ruwdha) : Sachau a. 0. S. 86 ff., 96 ff. mit Abb.
Emesa (HOms).
Hierapolis-Earkemisch (Mabog, Membidsch): Dissertationen von Maspebo (de
Carchemis oppidi situ et hist., Paris 1873, m. 3 E.), Skene, G. Siqth.
Seleukeia Pieria: Allen, Abh. der Berl. Ak. 1854; W. H. Yates, Museum of class*
ant. II 111 ff.; A. Boubquenoud, sur les ruines de S. de P., Paris 1860.
c) Coelesyrien. D ama sku s: J. B. Pobteb, five years in Damascus, 2. Aufl
London 1870.
Heliopolis-Baalbek mit den berühmten Tempeln: Rob. Wood, the ruins of H.
otherwise B. m Coelesyria, London 1757 f. m. 40 T., deutsch von Brucker 1782; Oppebt,
exp^dition p. 10 ff.; H. Fbaubeboeb, die Akropolis v. B., Frankf. 1892, m. 22 Phot.
6*
84 Elaasische Knnatarch&ologie. I. Denkmälerkiuide.
Tadmor-Palmyra, seit dem 2. oder 1. Jalirh. v. Chr. bis 273 n. Chr. Residenz-
stadt, von Aurelian zerstört, 1691 von englischen Eaufleuten aus Aleppo entdeckt, mit
vielen Tempeln und Gräbern: Seller, antiquities of Palmyra, London 1696; Rob. Wood,
the ruins of Palmyra otherwise Tedmor in the desert, London 1753 f. m. 57 T.; Abaidblbk
Lasabew, P., Petersb. 1884, f. m. 13 T. (rassisch) ; M. Soubb, las minas de Pidmira, Mon-
tevideo 1889 ; Th. Smith, adnotationes ad monumenta Palmyrena. — Sammlung palmyreni-
scher Altertümer bei Jacobsen (S. 63).
63. Arabion. Bbugsch, Wanderung nach den Türkisminen und der Sinaihalb-
insel, 2. Aufl. Lpg. 1868 m. 3 T.; Petra, dessen Gebiet mit grossartigen Felsengräbern be-
deckt ist : LioN DE Laborde et Linant, voyage de l'Arabie Pätrc^e, Paris 1830, f. m. 69 T.
Glückliches Arabien mit vielen Burgen: Cbüttendbn, narrative of a joumey to
San'ä ; J. Hal^vy, rapp. s. une mission arch. dans le Yämen, Par. 1872 ; E. Glaseb, Skizze
der Geschichte und Geographie Arabiens II. Berlin 1890.
64. Mesopotamien ist archäologisch noch sehr wenig erforscht; die
Durchgangspunkte der Karawanen waren Edessa (Urfa), von 132 v. Chr.
bis 217 n. Chr. Hauptstadt des zweisprachigen Fürstentimis Osroene (6üt-
scHMiD, Untersuchungen zur Gesch. des Königsreichs Osroene, St. Petersb.
1887; über die christlichen Denkmäler Düval, histoire religieuse et litte-
raire d'Edesse jusqu'ä la premiere croisade, Journal asiat. XVIII Nr. 1 — XIX
Nr. l)und Nisibis (N.^bin).
Texieb, FArmänie, la Perse et la M^sopotamie, Paris 1842, f. m. 151 T.: Sachau's
Reise (s. S. 83); Ritteb, Asien VII 2, 320 ff. (Edessa).
55. Babylonien. Die altbabylonischen Ruinen waren nie ganz unbe-
kannt; Benjamin von Tudela und die katholischen Missionäre Philippe
della s. Trinita und Pietro della Valle gaben in ihren Reisebeschreibungen
auch von ihnen Bericht, der letztgenannte sogar Abbildungen. Allein diese
Bücher wurden bald vergessen. Nachdem jedoch Reisende und Kaufleute
wiederholt geschnittene Steine und Siegelcylinder mitgebracht hatten (vgl.
Ritter, Geographie 2, 146; Heeren, Ideen I 2, 209), forschte zuerst wieder
ein englischer Schriftgelehrter 1811 und 1820 in den Ruinen der Städte
des Exils, aber erst die grossen assyrischen Funde belebten das Interesse
für Babylonien von neuem; 1849 — 52 unternahm W. Kenneth Loftus die
erste gründliche Bereisung, 1851 — 54 erfolgte die französische Expedition
unter Fulgence Fresnel nnd Oppert, deren Sammlungen leider im Tigris
untergingen. Glücklicher waren die für das Louvre gemachten Aus-
grabungen von Ernest de Sarzec 1877 — 81, worauf der englische Konsul
Rassam neue Forschungen in Sippara und Birs Nimrud anstellte. In neu-
ester Zeit wetteifern Amerikaner, Deutsche und Franzosen.
C. J. RiCH, memoir on the ruins of Babylon, in , Fundgraben des Orients" von
Hammer III. (1812) S. 129 — 62. 197—200; second memoir 1818, zusammen: narrative of
a joumey to the site of B. in 1811, London 1839; Keb Portes, travels in Georgia, Persia
etc., London 1821—22, 2 Bde. m. 86 T.; Buckinohäm, travels in Mesopotamia etc. with
researches on the ruins of Nineveh, Babylon and other ancient citics, London 1827; W.
Fb. AiNSWORTH, travels and researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldaea and Armenia,
London 1842; Loftus, travels and researches in Chaldaea and Susiana, London 1857;
(Opfert) Expedition en M^sopotamie, Paris 1863, mit Atlas; de Sabzec, d^couvertes en
Chald^e, Paris 1884 if.; über Rassam: Pinches Trba. 8, 347 flF.; Wolfe exploring expedition
il885): Papers of the archeol. Institute of America, III. Boston 1886. — Populär: Fbanz
[auleit, Assyrien und Babylonien nach den neuesten Entdeckungen, 4. A., Freiburg 1891.
Durch diese Ausgrabungen sind die Museen von London und Paris
(S. 51) die Hauptfundstätten babylonischer Altertümer geworden; neuer-
dings haben kleinere Expeditionen Babylonisches nach Berlin und Phila-
delphia gebracht. Ansehnlich ist auch die babylonische Abteilung im New-
Kap. Y. Aroh&ologisohe Ortskande. (§§ 53—56.) g5
yorker Museum (Sammlung von Hayes Ward). Die wichtigste Privat-
sammlung besitzt de Clercq in Paris, einiges auch Liverpool und das Can-
tonalmuseum von Lausanne.
Agade.
Ar bei a: Ansicht bei Opfert T. 16.
Babel -Babylon (bei el-Hillah), erst seit Hammurabi ansehnlich, von Nabuchodonosor
und seinen Nachfolgern vergrössert, dann stets Regierungssitz, zuletzt bei Dion (75, 9) er-
wähnt: Vgl. RicH a. 0. und Oppbrt (Ansicht T. 2, Babil T. 3 u. 15, Karte T. 6-8, Resti-
tution T. 12. 13); La YARD, Niniveh and Babylon, London 1853 (deutsch Lpg. 1856); W.
B. Sklby, memoir on the ruins of Babylon, Bombay 1859, m. 2 T.; Kiepert, Karte der
Ruinenfelder von Babylon, Berhn 1883; Archaeologia XVIII T. 20; Birs-Niinnid .'(babylo-
nischer Thurm), abgeb. Opfert T. 4, in früherem Zustande nach della Valle bei Kirch br,
tnrris Babel, Tafel zu p. 94; vgl. Rassam, a. 0. und Trba. 8, 188 ff.
Borsippa.
Ktesipnon (MedAIn), seit Orodes T. parthische Residenz, 164 n. Chr. von den
Römern verbrannt: Ritter, Asien VII 2, 852 ff. Die Aivan Kesre genannte Ruine abge-
bildet bei KiRCHER a. 0. p. 99 aus derselben Quelle.
Larsam-Ellasar (Senkereh).
Nippür (Niffer, im Gebiete der Affedsch): 1888 amerikanische Ausgrabungen.
Nun-Eridu (Abu-scharein) mit Tempel des altchaldäischen Gottes Eridu: Taylor,
J. of the As. soc. 15, 260 ff., 404 ff.
Seleukeia, griechische Kolonie, vor Ktesiphon Residenz, gleichzeitig mit diesem
zerstört.
Sippara (Abu-Habba): Rassam^ Trba. 8, 172 ff.; Delitzsch bei Mürdtbr, kurzgefasste
Geschichte Babyloniens und Ass3rriens, Stuttg. 1882 S. 273 ff.
Sirgulla oder Sirpurla (Teil 6), von de Sarzec aufgegraben (s. o.); vgl. Hedzey, Ra.
1881 n. s. 42, 56 ff., 257 ff.; ders., un palais chald^en, Paris 1888; Perrot, Revue de deux
m. 1. Okt 1882, 523 ff.; Opfert, Verh. d. 5. intemat. Orientalistenkongr. in Berlin 2, 236 f.
Die Ausgrabungen werden jetzt fortgesetzt : Acad^mie des inscr. Compte r. 1892 S. 314.
Uruk oder Erech, griech. OrchoS (Warkah; vgl. Loftus, W. its ruins and remains,
London 1855 (SA.).
66. Assyrien. Der Entdecker Assyriens war der französische Konsul
Paul Em. Botta, welcher 1843 — 46 bei Chorsabad Niniveh's Ruinen auf-
fand und ausgrub. Mit noch grösserem Glücke legten der Engländer Henry
Layard und der englische Konsul Hormuzd Rassam 1845 — 54 die Königs-
paläste und einen Teil von Asur bloss. Vieles fügten Victor Place (1852
in Chorsabad), George Smith (1873 — 74) und Rassam für sich allein (1877
—78) hinzu.
J. RiCH, narrat. of a residence in Eoordistan and on the site of ancient Niniveh,
London 1836, 2 Bde.; Botta, lettres sur les d^couvertes ä Ehorsabad pres de Ninive, Paris
1845, m. 55 T.; ders., monument de Ninive dec. et d^crit, Paris 1847- -50, 5 Bde. f. m.
374 T. von Flandin (1. II. Architektur und Skulptur, V. Text); Layabo, Niniveh and its
remains, 6. Aufl. Lpg. 1849, 2 Bde. m. Atlas von 100 T. (deutsch von Meissner, Lpg. 1850),
second senes 1853 m. 71 T.; Place, Ninive et l'Assyrie, Paris 1865-9, 3 Bde. f. (III. 88 T.);
G. Smith, Assyrian discoveries, lA)ndon 1875, 7. A. 1883; Rassam, Trba. VII (1880) S. 37flF.
mit Plänen — populär: W. S. W. Vaüx, Niniveh and Persepolis, 2. A. London 1850 m.
Abb.; Layabd, Niniveh and Babylon, London 1853 (deutsch Lpg. 1856); Fr. Kaulen, Aasy-
rien und Babylonien, 4. A. Freiburg 1891; — kartographisch: Felix Jones, vestiges of
Assyria, London 1855, 3 K.
Die Ausgrabungen der Engländer bereicherten das brittische Museum (S. 65), wäh-
rend Botta*8 Ausbeute dem Louvre (S. 51) zu gute kam. Berlin besitzt wenigstens eine
reiche Sammlung von GypsabgQssen neben weniger bedeutenden Originalen. Einzelnes kam
nach Dresden (S. 56), Manchen und St. Petersburg. Seit 1893 hat der Vatikan ein eigenes
assyrisches Museum.
Asur (Kileh-Schergat), die alte Residenz mit dem Tempel des Nationalgottes Asur.
Dür-Sarrukin (, Stadt Sargons**), zwei Meilen nordöstlich von Niniveh (Chorsa-
bad), von Sargon (Saijukin) II. 704 erbaut.
Imgurbel (Balawat), von Salmanassar II. vollendet.
Kai ah (Nimrud)^ sfidliche Vorstadt Ninivehs seit Salmanassar I. ; 880 erbaute Asur-
nasirpal den Nordwestpalast, Salmanassar 11. (f 824 oder 825) den Zentralpalast.
86
Klassische Ennstarohäologie. L DenkmälerkuiLde.
Nebi-Jünis mit Ruinen der Bauten Asarhaddons.
Niniveh (Kojuntschik, gewöhnlich nach englischer Art Kuyunjik geschrieben, bei
Mossul), die Hauptstadt des zweiten assyrischen Reiches; Riesenpalast des Sinacherib
(Sanherib) (705/4-681); andere Bauten von Asurbanipal (668—26): Karte von Niniveh
und Umgebung bei Opfert, exp. T. 20; Felix Jokes, topography of Nin., J. of the r. as.
soc. XV (1855).
57. Susiana. Früher wenig besucht, ist Susa durch die neuen fran-
zösischen Ausgrabungen (1885/6) bekannt geworden ; die reichen Ergebnisse
befinden sich im Louvre.
de Bode, travels in Luristan and Arabistan, 1845; Loftus (s. o.); Marcel Dieula-
FOY, Tacropole de Suse, Paris 1890 ff. m. Abb. u. K. I. (histoire et g^ographie), II. (forti-
fication), III. IV. TApadana et FAyadana; populär: ä Suse, Paris 1888; Berichte in der Ra.
1885-87.
Persien. Das Land ist seit Cornelius van Bruyn (S. 77) auch hin-
sichlich seiner alten Denkmäler wohl bekannt; die grundlegenden Werke
von Coste-Flandin und Stolze stellen die Ergebnisse einer französischen
und einer preussischen Expedition (1876) dar. Abdrücke befinden sich
im brittischen Museum.
Reisewerke von Bbuin (S. 77), Chardin, Niebuhb, Mobrieb (joumey through Persia,
und second joumey) und Eer Pobteb (S. 84); anderes verzeichnet Amer. J. 2, 53; Perse-
polis illustrata, London 1739 f. m. 21 T.; C. F. Ch. Hock, veteris Mediae et Persiae monu
menta descripta et explicata, Gott. 1818, m,. 8 T. (Preisschrift); Coste et Flandin, voyage
en Perse etc., Paris 1843—54, 2 Bde. mit Atlas, 665 T. in 6 Bänden; F. Stolze, Perse-
f»olis, die achämenidischen und sassanidischen Denkmäler und Inschriften von Persepolis,
stakhar, Pasargadae, Shfthpür, Berlin 1882, 2 Bde. f.; üher das Werk des Ingenieurs
Dieulafoy s. den historischen Teil; L. Dübsux, la Perse, Paris 1881, m. 86 T. Vgl. Schwabe,
hibliographie de la Perse, Paris 1876.
Die alten Denkmäler liegen, abgesehen von den Felsenreliefs, auf
engem Räume beisammen, die der Lebenden im Thale des Polvar-Rud
— nämlich Persepolis und die ältere Residenz des Dareios — die der
Toten in Pasargadai (Murgh&b) mit dem Grabe des Kyros (Stolze a. 0.
2, 127 flf.; beschrieben Von Aristobulos, Strab. 15, 3, 7; Arrian. An. 6, 29, 4)
und anderen Königsgräbem.
58. Indien mit Afghanistan (Ariana). Wenn auch schon Marcus
NiEBUHR (Reise 11 31 flf., T. 5 flf.) indische Denkmäler bekannt gemacht hatte,
blieb doch naturgemäss die planmässige Erforschung den englischen Gesell-
schaften überlassen. Besonders ist seit 1784 die [royal Asiatic society in Lon-
don zu nennen, dann die Asiatic society of Bengal (Journal a. proceedings,
früher Asiatic^researches [and transactions), Bombay brauch (mit Museum
in Bombay; Journal Bd. XVUL 1891), Ceylon brauch (Journal).^) Die
offizielle Centralstelle ist das „office of curator of ancient monuments of
India;2) periodisch erscheinen: A. Cunningham, Archaeological survey of
India, Simla and Calcutta 1871 — 84 (mit dem Jahre 1862 beginnend, jetzt
eingegangen; Register zu Bd. 1 — 23. 1887); Archaeological survey of
Western India. Reports by J. Burgess, Bd. 1 — 5.; Miscellaneous publications
Heft 1 — 12; Arch. survey of Southern India, Bd. I. 1887.
Museen bestehen in Bombay, Calcutta, Labore, Lucknow und Peschauer,
sowie in London (India Museum) und Florenz (Museo Indiano); einiges
haben Berlin und Leipzig. Im Jahre 1881 fand in Berlin eine Ausstellung
^) Vorübergehend: Literary society of
Bombay, Transactions I. 1819.
-90.
0 Memoir on the Indian snrreys, 1875
Kap. Y. Aroh&ologisohe Ortokande. (§ 57--58.) 87
statt (6. BiBDwooD, Ausstellung indischer Kunstgegenstände zu B. 1881,
deutsch Lpg. 1881 m. Abb.); unter den Privatsammlern ragt Leitner in
Labore hervor (vgl. Alt- und neuindische Kunstgegenstände aus Prof. Leit-
ners jüngster Sammlung, Wien 1883).
Zur Topographie: Cukninoham, anoient geography of India Bd. I., London 1871;
MunBATy handbook of Bengal, desgl. Bombay, Madras. — Reisewerke: James Todd,
travels in Western India, London 1889; Lord Valentin, travels II 161 ff. — Bilderwerke:
W. HoooES. select views of antiquities in India Nr. 1 — 12; W. Daniell, oriental sccnery
and antiquities, London 1795—1809, 6 Bde. f. m. 150 T.; Pannelibr, THindoustan, Paris
1816, 6 Bde. m. 104 T.; J. Langles, monuments anciens et modernes de THindoustan, Paris
1821, f. m. Atlas y. 150 T.; M. Gbindley, scenery^ costumes and arcfaitectnre, chiefly on
the westem side of India, 6 Bde. o. 0. u. J. m. 36 T.; B. R. Habbington, portfolio studies
from the ancient Hindu architectnre, London 1889; Übersicht: Güst. Lb Bon,' les monu-
ments de rinde, Paris 1893, m. 400 Abb. nach Phot.; sehr vieles photographiert: Major
Gill's one hundred stereoscopic illustrations of archeology and natural history in Western
India, 1864 mit Text von Fergusson; Capt. Lyon*s Photographs of ancient archeology in
Southern India.; Colb, preservation of national mon. in I., Paris, 10 Hefte, Heliogr.
Archftologische Übersichten von Landestheilen: Babu RajbndbalIl Mitba, antiqui-
ties of Orissa, 2 Bde., Calcutta 1875—1880; A. Fühbkr, the monumental antiquities and
inscriptions in the North-Westem provinces and Oudh, Arch. survey n. s. II, Allahabad
1891; J. BuBOBSs, provisional lists of architectural and other archaeological remains
in Westem India, Bombay 1875; James Todd, annals and antiquities of Rajasthan or the
central and westem Rajpoot states of India, 2. Aufl., Madras 1853; Alex. Rea, list of
ancient monuments selected for conservation in the Madras presidency in 1891, Madras
1891, 28 S. f.; Robbbt Sewell, lists of the antiquarian remains in the presidency of Madras,
L, Madras 1882.
Zeitschriften: Indian antiquary (1872 ff.) und Journal of Indian art.
Die ältesten Denkmäler Indiens sind sehr ungleichartig verteilt, alte
Nekropolen mit Hügel- und Steinkistengräbem finden sich im Dekan (Phillips,
report of tumuli or ancient burial places in the Salem district); die bud-
dhistischen stüpa'a oder (angloindisch) tope's {als ReliquienbehsAter ddgaba,
dägoba, ddgopa oder tschaitya geheissen) sind besonders im Westen ver-
breitet. Hauptfundort ist Bhilsa im Staat Gwalior mit den Gruppen
Santschi, Sonari, Satdhära, Bhodschpur und Andher.
E. RiTTBB, die Stupas, Tope's oder die architektonischen Denkmale an der indobaktrischen
Königsstrasse und die Kolosse von Bamyan, Berlin 1838 m. 1 E. u. 8 T.; Massok, memoirs
on the topes and sepulchral monuments of Afghanistan. Ariana antiqua, London 1841 ;
CuNKiKOHAM, the BhilsB topes, London 1854; F.-C. Mabsey, Sanchi and its remains, Lon-
don 1893; J. of the r. as. s. 13, 108 ff.; Buboess, the Bhuddhist stupas of Amar&vatI and Jag-
gayyapeta, London 1887 (Arch. survey of Southern I.) m. 690 T.; Babu Rajbndbalala
Mitba, Buddha Gaya, the hermitage of Sakya Muni (vielleicht von A^oka), Calc. 1878,
m. 51 T.; A. Cukninghax, Mahabodhi or the great Buddhist temple under the Bodhi tree
at Buddha Gaya, London 1892; CuionNOHAM, descr. of the stüpa at Bharhut (2. Jahrh. v.
Chr., wichtige Skulpturen), London 1879; Stüpa auf dem Missaka-Gebirge (Ceylon): Feb-
6U8809, history of Indian architecture S. 191 ff.; Sämäth-tope in Benares; Amrävati (4. Jahrh.
n. Chr.); Sopftr& nördlich vom Bombay: Bhaovanlal Indbaji, antiquarian remains at S. and
Padana, Bombay 1882 (aus dem J. of the Bombay brauch) m. 1 T.
Alte Tempel sind in sehr geringer Zahl erhalten: Henry Hardy
CoLE, illustrations of ancient huildings in Cashmir, London 1869, m. 57 T.
(Sonnentempel v. Marttand, um 380 v. Chr.) ; Burgess, the temples of Sä-
trunjaya. The celebrated Jaina place of pilgrimage near Pälitanä in Kä-
thiÄw&d, Bombay 1869, f. m. 45 Phot.
Eine gesonderte Gruppe bilden die seit Acjoka (250 v. Chr.) nach-
weisbaren, im Verlaufe eines vollen Jahrtausends und darüber erbauten
Felsentempel, über tausend an der Zahl, meist im westlichen Indien
und buddhistisch; besonders bekannt sind die Tempel von Elurä (Ellora),
88 Klassische Eunstarchäologie. L Denkmälerkunde.
die mit Malereien und Skulpturen geschmückten von Adschantä und die
brahmanischen von Elephanta.
Febgusson and Buboess, the cave temples of India, London 1880 m. 99 Tafeln;
bessere Abbildungen bei Bubgess, report on the Buddhist cave temples, London 188B
(Archaeol. survey of W. L); ders., the Buddbist caves and their inscr., Report IV m. 60 T.;
£IIora: Langles a. o. II 67 if., 54 ff.; Bubgess, the rock cut temples of Elurä or Verul,
Bombay 1877, u., the caves of Elura and the othei Brahmanical and Jaina caves in W. I.,
Report V. m. 51 T.; Adschantä: Bubgess, notes on the Bauddha rock temples of Ajantä
their paintings and sculptures, Bombay 1879 (Miscellaneous publ. 9) m. 31 T.; Elephanta:
Bubgess, the rock temples of E. or Gharapuri, Bombay 1871, m. 13 Phot.; Junnar: Mis-
cell. Publications I.; Nädsur und Karsambia: das. XII.
Mit den indischen verwandte Denkmäler erstrecken sich einerseits
über Hinterindien und besonders die Inseln Java, Madura und Bali; auf Java
arbeitet die archäologische Gesellschaft von Dschokschokarta. Erst in
neuester Zeit sind Denkmäler beigebracht worden, welche sicher diesseits
der Grenzen des Altertums fallen. Ostasien ist überhaupt für die Archä-
ologie nicht viel mehr als ein Fabelland.
Cartailhac, les bronzes prähistoriques du Cambodge, L* Anthropologie 1, 641 ff. m.
15 Abb.; über die Steinzeit Japans: Verb. d. Berl. Ges. f. Anthr., 1878, S. 428 ff.; J. Mülleb,
über Altertümer des ostindischen Archipels, Berlin 1859, m. 21 T.
Andererseits sind gerade ältere Denkmäler im oberen Pendschab
(Tacht-i-Bahi, Buddha-Gaya und Mathura) und den angrenzenden Ländern
(Afghanistan, dem alten Ariana) häufig; 1889 grub Deane bei Sikri im
Thal des Kabulflusses.
Ausser den Schriften von Rittbb und Masson vgl. H. H. Wilson, Ariana antiqua,
2. A., London 1861, m. T.; CH. H. Cole) lUustrations of Greco-Buddhist sculptures from the
Yusufzai district, Calcutta 1886, 7 S. f. m. 30 T.; Sikri: Pariser Akad. 21. Febr. 1890.
Die Gegenden um den Oxus beginnen seit der russischen Besetzung
etwas heller zu werden; bei Samarkand wurde bereits der Boden ange-
schürft. De Morgan hat 1891 Dolmens und andere Gräber verschiedener
Zeiten ausgegraben: J. asiatique 1892, S. 189 flf.
59. Medien ist noch nicht durchforscht, nur in Egbatana und Rhagai
einiges notiert; des erstcren Zerstörung ist seit dem Anfang des 13. Jahr-
hunderts, wo es der arabische Geograph Jakut beschrieb, weit vorge-
schritten.
HöcK s. unter Persien.
Tempel der „Artemis' in Eonkobär* (Ehasr-i-shirin), abgeb. J. r. asiatic soc.
12, 117 T.
Am Urumiasee sind in Göktepe erfolgreiche Ausgrabungen ge-
macht worden: Amer. J. 6, 286 S,; Museum des Missionary College in
Urumia.
60. Armenien. Bbosset, rapports sur un Yoyage arch(§ologique dans la G^orgie
et dans TArmänie, St. Pötersb. 1849 — 51, 3 Bde. m. Atlas v. 45 T.; J. de Morgan, mission
scientifique au Caucase, I. les premiers äges des mötaux dans l'Arm^nie russe, m. 7 T.
und 215 Abb., IL rech, sur les origines des peuples du Caucase, m. 16 T. und 46 Fig.,
Paris 1889.
Wan, älteste Residenz, mit Denkmälern der a8S3Tischen Zeit.
Semiramokerta (Shamiramakert) : Jdsav. 1828 p. 451; Kunstblatt 1829 Nr. 32.
Ani, Hauptstadt der späteren Zeit, bis in das 11. Jahrb. hinein: Brosset, les ruines
d*Ani, capitale de TArm^nie, Petersb. 1860-61, 2 Bde. m. 45 T.; 1892 russische Aus-
grabungen.
Ober Eaukasion s. Russland.
61. Elelnasien. Kleinasien ist so oft der Schauplatz politischer Ver-
änderungen und vorwüstender Kriege gewesen, dass von seinem alten
Kap. Y. Arohäologisohe Ortskonde. (§ 59—61.) 89
Reichtum verhältnismässig wenige alte Denkmäler übrig blieben ; das meiste
stammt aus der Zeit der römischen Herrschaft, wo die Kleinasiaten die
Freigebigkeit der Natur ihres Landes in friedlicher Müsse geniessen
konnten. Freilich sind Ausgrabungen noch viel zu selten, ebenso fehlt es
an Organisation der Erforschung, eine Lücke, die allerdings die archäolo-
gischen Schulen in Athen zu ersetzen suchen. Der Smymaer Handel zer-
streut die Antiken überallhin ; speziell kleinasiatische Sammlungen sind das
Museum der Evangelischen Schule (S. 39) und die Sammlung Humann,
früher auch Gonzenbach (dann Lawson, jetzt • zum Teil in der evangelischen
Schule) zu Smyma.
Die antiken Reste führen hier meistens die türkischen Namen weran {wiran, ören
— Rainen), hissdr oder kal^ (Schloss), iskikaUssi (altes Schloss), UchifutkaU (Judenschloss),
assarkjöi (Burgdorf).
Von Reisenden ist EHeinasien sehr viel erforscht worden and die meisten Reise*
werke enthalten archäologische Beiträge: Pitton db Toürnbfort, relation d*im voyage de
Levant fait par ordre da roi, Paris 1717, Amst. 1718, Lyon 1727, m. T. (deutsch Nümb.
1777, 3 Bde.); Chishull, antiquitates Asiaticae Ghristiauam aSram antecedentes I. London
1728, f. (hauptsächlich Lydien und Phrygien); Rtch. Pococke (S. 77); Ricu. Chanbleb,
travels in Asia Minor, Oxf. 1775, deutsch Lpg. 1776 (für die Dilettanti, der Jonian anti-
quities wegen; die damals von Pars gemachten Aufnahmen befinden sich im Print-room
des Brittischen Museums); Choiseul-Gouffibr, voyage pittoresque dans Tempire ottoman,
en Grece etc. [1774] I. Paris 1782, f. m. Atlas; II 1. (Inseln von Kleinasien) 1809, m. 33 T.;
II 2. (Troas) 1820, 2. Aufl. 1842; Macdonald Kiiwbir, joumey through A. M., 1812;
Walfole, memoirs relating to European and Asiatic Tarkey and other countries of the
East, 2. Aufl. London 1818; Leake, Journal of a tour in Asia Minor, London 1824; Rot-
tibrs, itin^raire de Tiflis ä Constantinople, Bruxelles 1829 m. T. u. K.; F. V. J. Abüudkll,
discoveries in Asia Minor with descr. of the ruins of ancient cities and espec. Antiochia
of Pisidia, London 1834, 2 Bde. u. 9 T.; L^on de Labobde, voyage en Orient, Bd. I, Paris
1838, f.; Ch. Fellows, a Journal written during an exoursion m A. M. 1888, London 1839,
m. T. u. E. (auch deutsch); W. S. Aikswobth, travels and researches in A. M., Mesopotamia,
Chaldaea and Armenia, London 1842, m. T. u. Abb.; W. J. Hamilton, researches in A. M.,
Pontus and Armenia, London 1842 (deutsch Lpg. 1843) m. T. u. Abb.; Ch. Fellows, travels
and researches in A. M., more particularly in the province of Lycia, London 1852; Hom-
maibe de Helle, voyage en Turquie et en Perse 1846-48, Paris 1853—60, 4 Bde. m.
Atlas V. 119 T.; Le Bas et Waddington, voyage archöologique en Grece et Asie mineure
III 1.; C. T. Newton, travels and discoveries in the Levant, London 1865, 2 Bde. m. 39 T.;
H. J. VAN Lennep, travels in little known parts of Asia Minor, London 1870, 2 Bde. m. K.
u. Abb.; G. Pebbot, Edm. Güillauke et J. Delbet, exploration arch^ologique de la Galatie
et de la Bithynie, de la Mysie, de la Phrygie, de la Carie et du Pont, Paris 1872, 2 Bde.
f. m. 80 T., abgekürzt Pebbot, mömoires d'archäologie p. 10 — 73; E. J. Davis, Anatolica or
the Journal of a visit to some of the ancient ruined cities of Caria, Phrygia, Lycia and
Pisidia, London 1874; G. Hibschfeld, vorläufiger Bericht über eine Reise im südwestlichen
Eleinasien, Berl. Akad. 1874. 1875. 1879 m. K.; Sitlington Sterbet, an epigraphical joumey
in A. M., und The Wolfe expedition in A. M., Papers of the American school Bd. iL u. IIL
1888 m, K.; Humann u. Puchstein, Reisen in Kleinasien u. Nordsyrien. Berlin 1890 (S. 1 ff.
Phrygien, Galatien, Eappadokien) mit Rücksicht auf die christlichen Denkmäler: Abundell,
the seven churches of Asia, London 1828; über Prähistorisches: Papadopulos - Keba-
1IEX7S, ij U&lyfi inoxv iy rj MixgCt Uaiff, Smyma 1875 m. 1 T.; über die Kaystrosebene :
G. Webeb, R. des ^tudes gr. V (1892) S. 7 ff.; Bübesch, Verh. d. sächs. Ges. 1892 S. 42 ff.;
über die Reisen, welche von Österreich aus (hauptsächlich durch die „Kommission für
archäologische Erforschung Kleinasiens**) ausgeführt werden, erscheinen im Anzeiger der
philosophisch-historischen Klasse der Wiener Akademie Berichte; P. Tremaüx, voyage
arch^ologique en Asie Mineure, m. 101 T. (über das Datum AA. 1893 S. 31).
Reisebücher: Ausführliche Beschr. Natoliens oder Kleinasiens, Nümberg 1695;
Mubbat's handhook for travellers in Turkey in Asia, 4. A.; Davies, Asiatic Turkey mit
Abb.; praktische Ratschläge : Sal. Reinach, conseils aux voy ageurs archöologues en Gröce
et dans TOrient hell^nique, Paris 1886.
Bilderwerke: Ch. Texieb, description de TAsie mineure faite par ordre du gou-
veraement fran^ais de 1833 ä 1837, Paris 1839—49, 3 Bde. 255 T. (Pläne etwas phanta-
stisch); ders. u. R. P. Pullan, the principal ruins of A. M., London 1865, f. m. 51 T.
90 Klassisohe Ennstarch&ologie. I. Denkmftlerkimde.
Theoretische Werke: Ritter, Kleiaasien; Tchihatcheff, Asie Mineure, descr.
physique, statist. et arch^ol. de cette contröe, Paris 1853 — 69; Ch. Texieb, Asie Mineure,
Paris 1862, m. 32 T. u. 2 K. ; W. S. M. Vaüx, Greek oities and islands of A. M., London
1877 m. Abb.; E. Curtius, Beiträge zur Gesch. u. Topographie Kleinasiens, Abb. der Berliner
Akad. 1872, m. T.; Rajisat, the historical geography of A. M., London 1890 (rein historisch).
Karte: H. Kiepert, nouvelle carte g^n^rale des provinces antiques de Tempire otto-
man, 6 Blätter, Berlin 1884.
Periodische Litt er a tu r: Mitteilungen in den Zeitschriften von Smyma, 'AfJkaX-
^eitty 'Jvajohxi] eni&eatQrjcig, 'J^fiovia, *Itaviay MivrtJQ, Monatsschrift "OfjLtj^og, IJ^oo^og.
Mit dem eigentlichen Asien hängen in der Kultur am engsten die
Länder jenseits des Taurus und des Halys zusammen:
62. Eilikien. Orientalische Bevölkerung, durchsetzt von alten griechi-
schen Kolonien; Gründungen der Seleukiden (Seleukeia) und Ptolemäer.
W. B. Babker, Lares and Penates or Cilicia and its govemors, London 1853, mit
Abb.; Victor Langlois, voyage dans la Cilicie, Paris 1861 m. 28T.; K. J. Neukann, zur
Landeskunde u. Geschichte Kilikiens, Jahrbb. 127, 527 £f.
Amanosgegend: Karte 6a. 9, 45.
Kilikia Tracheia: J. Th. Beitt, Proceedings of the r. geogr. soc, London 1890,
XII 445 ff. m. K. u. Jhst. 12, 206 ff. T. 12.
Adana mit vielen Bauwerken: S. N. Maggiose, Adana citta dell' Asia Min., Pa>
lermo 1842.
Bagtsche-Deresi: Plan Beih* Jhst. 12, 223.
Korykische Grotte (Ghorgos): Collignon, Bch. 4, 133 f.
Tarsos, 1852 Ausgrabungen von Langlois (s. o.), Funde im Louvre, unter denen die
Terrakotten hervorragen (L. Heuzey Gd. b.-a. 14, 384 ff.): Barth AA. 1849 Nr. 25; R. Kol-
DEWEY, Das sogenannte Grab des Sardanapal zu Tarsus, Aus der Anomia 1890 S. 178 — 85.
(Abgebildet auf Tetradrachmen Antiochos YIL, VIII. und IX, nach Babelon Altar des
Zeus Dolichenos.)
63. Eappadokien. Bevölkerung mit den Syrern verwandt ; über die
alten Felsendenkmälor s. Ramsay und Hogarth, Recueil des travaux relat.
ä la philol. et l'arch. ^gypt, et ass. XIV 94 flf. XV 89 S. m. T. und den
historischen Teil; nach Alexanders Zeit ganz hellenisierter Hof; seit dem
1. Jahrhundert n. Chr. Litteratur in griechischer Sprache: N. S. Rizos, t«
KttnnaSoxixd, Konstant. 1856; Paylos Eabolidis, td Kannadoxixd, 2 Bde., Konstant. 1875;
J. N. Bakbows, on horseback in Cappadocia, Boston 1884 m. K.
Komana: P. Kabolidis, Ko^avtt,
64. Pontns gewinnt erst durch die pontischen Könige (Theod. Reinach,
Mithridate Eupator, Paris 1890, m. Ahb.) und die römischen Gründungen
Pompejupolis, Megalopolis, Nikopolis {^Elkijv. (pikoX, SvkXoyog, IZ^oQxaioX,
naqdqx. S. 134 flf.) und Sebasteia Bedeutung. Das Land ist archäologisch
wenig bekannt; die Denkmäler der trapezuntischen Kaiser fallen jenseits
der Grenzen unserer Aufgabe.
Am asia abgeb. auf einer Mflnze unter Alexander Severus, British Museum
Pontus T. 2, 8.
Amisos: Sohxidl, Wiener Sitzungsber. 5, 160 f.; abgeb. bei Reinach a. 0.
Trapezunt (die Tempel wurden unter Valerian von den Gothen vernichtet, Zosim.
1, 33): -Ta/?. 'Itaayy'iirjg, laxoqia xai ffTattfftixrj TganeCovyrog xal rijg nsgl ravtrjy /oi^ag,
Konstantin. 1870; r. X. reoiQyiddrjg, yecoyQatpixrj negiygacpiij xrjg TQaneCovytog, Trapezunt
1879; Wv<f. Aetßadrjyog, 'EXXtjy, (piXoX, avXXoyog Z* S. 7 ff.
66. Paphlagonien aramäisch, von der Küste aus hellonisiert: 6. Hibsch
FELO, paphlagonische Felsengräber. Ein Beitrag zur Kunstgesch. Kleinasiens, Abhandl. der
preuss. Ak. 1885, phil.-hist. Abt. 1 ff.; Sitzungsber. der preuss. Ak. 1882 S. 1089 ff.; Jhst.
4, 275 ff.
Amastris: 'Jßgadfi, 'EXXrjytxog g)iXoX, ffvXXoyog V 47 ff.
Sinope (von Caesar wieder kolonisiert): Ua^vaaaog 6,869 f.; abgeb. bei Reinach
(s. oben).
Kap. V. Aroh&ologisohe Ortskunde. (§§ 62—69.) 91
Den Übergang von Asien zum vollen Griechentum stellt die zweite
Zone dar:
66. l)Milya8. O. Benkdorf u. G. Neumann, Reisen im sQd westlichen Kleinasien
Bd. IL, Wien 1889, m. 40 T.
2) Pisidien, zur Zeit des Dion (35, 14) wie Pamphylien stark be-
völkert; griechische Kolonie Selge.
Karl Graf Lanckoroi'ski, Städte Pamphyliens und Pisidiens (1884—5 erforscht)
Bd. IL Pisidien, Wien 1892, m. T. (aach französisch 1893).
3) Eabalien. Olbasa: Bch. 1, 332 ff.
4)Lykaonien und Isaurien. Ein lykaonischer Dialekt ist im
1. Jahrh. nachzuweisen; Isaurien tritt erst im oströmischen Reiche hervor.
Jhst. 11, 151 ff.; Athenaeum Nr. 3277 S. 233 f.; KigiXXog 6 ?', Urrogixij ncQtyQatptj
tov ip Biiyffp (1812) imSo^ , XfOQoy^atpixov niyaxog ri;; fieydXtj^ a^/t(rar^(T;r£i(T; 'Ixoyiov o. J.
67. Phrygien und Galatien. Zur Zeit des Philostratos (v. Apoll.
8, 7, 12) noch nicht hellenisiert ; die alten Grabdenkmäler haben vorläufig,
wie in Paphlagonien, die meiste Bedeutung.
G. HiRSGHFELD, über Kelainai-Apameia-Kibotos, Abh. d. prenss. Akad. 1875 S. 1 ff.
T. 1 ; Beb. 3, 478 ff. 6, 503 ff. Jhst. 3, 1 ff. 119 ff. 256 ff. 4, 53 ff. 370 ff. 5, 241 ff. 11, 151 ff.;
MoRDTMANN, 'üUAi/K. (piXoX, iTvXXoyog t dgX' ^aQagT, S. XIV ff (Nakoleia, jetzt Seidi-gasi) u.
fiber Gordium, Pessinus, Livri Hissar, Sitzungsber. der bayer. Ak. 1860 8. 169 ff. ; W. M.
Ramsay, antiquities of Southern Ph^gia and the border lands, Am. J. 3, 344 ff. 4, 6 ff. mit
Karte T. 2/3. 262 ff.; G. Weber, Dinair (Gueskler), Colones, Apamöe Cibotos, Besannen
1892 m. PL u. 2 K.
Davon zweigte sich Galatien ab (schon gegen Ende der Republik
Gallograeci; ^EXlaidq%M unter Hadrian, Bch. 7,18; Griechen nach The-
mistios): Perrot, s. oben; Hibschfeld, Jhst. 4, 275 ff. Der Tempel der Göttermutter, der
von den pergamenischen Königen erbaut war (Strab. 12, 5, 3) und noch zur Zeit Julians
stand (Ammian. 22, 9, 5), harrt seines Entdeckers.
68. Bithjmien. In der Kaiserzeit ^EXkaidgxrjg; vo xoivov xatv iv
Bid-vviif ^Ekkijvüov, Inschrift bei Perkot (s. oben p. 32) und Dig. 49, 1, 25;
Griechen bei Dio 51, 20.
lEXXtjy. g)iXoX, avXXoyoSf o^/aioA. naga^. IT' 43 ; Hükann, Bericht über eine Reise
nach Ankyra, Sitzungsber. der preuss. Akad. 1881 S. 751 ff., 1891 (Thal des Thymbres, jetzt
Pursak) m. K.; X^. llcniaSonovXogy Bi&vyMna.
Chalkedon: Tempel des Zeus Urios, 1869 von A'ali-Pascha ausgegraben, vgl. 'EXXtjy,
tptXoX. avXkoyog ^ S. 120 ff. m. T. u. S. 254.
Heraklea: P. Becker, die herakleotische Halbinsel in archäologischer Beziehung,
Lpg. 1856, m. 2 K.
Myrlea-Apameia (rOmische Kolonie): X^. UmiadonovXoq, yXXriy, ifiXoX, fsviXQyoq
5, 173,
Nikaia: Prokesch, Denkwürd. 3, 108 ff.
Prnsa (Brussa), zur Zeit Strabons blühende Stadt: B. /. KaySfiqy ij ÜQovaay
Athen 1883.
Im westlichen Kleinasien ruht der Schwerpunkt bei den griechischen
Kolonien :
69. Mysien und das hellespontische Phrygien. j. Leghevalier, Reise
durch die Propontis und Pontus Euxinus, Lpg. 1801; le Bas, itin^raire, T. 41— 54; Fsiogy.
*EaQiy6g, Mowfetoy xal BifiXio^i^xi] rtjs evayyeX. axoXrjg ffhog d S. 105 ff. ; Conze, Teuthra-
nia, Athen. Mitt. 12, 149 ff.
? (Aschaga-Bej-köi): Fabricius, Ath. M. 11, 1 ff. m. T. 1.
Atarneus bei Dikeli-köi (schon zur Zeit des Plinius zerstört): Lolling, Ath.
Mitt. 4, 1 ff.
Kyzikos (Irmeniköi): Prokesch, Denkwürdigkeiten 3, 270 ff.; K, S. Maxqijg,
*E3iXrjy, (p^oX. cvXX, Iff S. 25 ff.; Kolossaltempel Hadrians noch von G^acus gesehen, vgl.
Th. Rbinach, Bch. 14, 517 ff. m. Plan. Viele Funde nach Konstantmopel; Beschreibung
92 Elassische Eanstarchftologie. I. Denkmälerkunde.
der Reliefs des Tempels der pergamenischen Königin Apollonis im dritten Buche der
Anthologie.
Pergamon, üher den früheren Stand: Prokbsch, Denkwürd. 3, 304 ff. ; deutsche
Ausgrabungen auf der Burg 1879—81 : Conze, Huhann, Bohn u. A., die Ergebnisse der
Ausgrabungen zu Pergamon, Vorläufiger Bericht, Berlin 1880; desgl. 1880-81, Berlin 1882;
Fabricius und Trendelenburg, „ Pergamon ** in Baumeisters Denkmälern II 1206 ff.; Haupt-
werk: Kön. Museen zu Berlin. Altertümer von Pergamon, Bd. IL (Rice. Bohn) Das
Heiligtum der Athena Polias, Berlin 1885, m. Atlas; VIII. 1. (Frankel) Die Inschriften von
Pergamon, Berlin 1890; Bohn, der Tempel des Dionysos zu P., preuss. Akad. 18^5, m.
1 T. u. 2 Vign.; Fr. Thiersch, die Königsburg von P., Stuttgart 1883; Skizzen aus Perg.
nach der Natur gezeichnet von C. Wilbero, Berlin 1880 f. m. 12 T.; über den grossen
Altar s. den historischen Teil (Königszeit der griechischen Kunst).
70. TrOftS. Einzig brauchbare Karte: H. Kiepert, neue Spezialkarte des west-
lichen Kleinasiens (Begleitwort zu H. 1, 1890).
J. B. Lechevalikb, voyage de la Troade fait dans les annöes 1785 et 1786, 3. Ausg.
Paris 1802, mit Atlas; W. Gell, topography of Troy and its vicinity, London 1804, f. m.
Abb.; P. B. Webb, osservazioni intorno alle stato antico e presente dell' agro Trojane,
Biblioteca Italiana, Mil. 1821; A. F. Mauduit, d^couvertes dans la Troade, London 1840,
2 Tle. m. 7 T. u. K. ; Sayce, notes from joumeys in the Troad and Lydia, Jhst. 1, 75 ff.;
ScHLiEMANN, Rciso in der Troas im Mai 1881, Lpg. 1881 ra. K.
Alexandreia Troas (von Lysimachos angelegt): Gymnasien oder Bad (des Herodes
Attikos?) Jonian ant. II T. 54; Texier II T. 107; Pbokesch, Denkwürd. 3, 366 ff.; Kolde-
WEY, Ath. M. 9, 36 ff. T. 2. 3.
Assos (Bejramköi): Prokesch, Denkwürdigkeiten 3, 380 ff. und Wiener Jahrbuch
1832 II S. 59; Athenatempel, 1835 das freiliegende in den Louvre geschafft (M. III 34),
1881 — 84 amerikanische Ausgrabungen, zwei Drittel der Funde in Konstantinopel, ein
Drittel in Boston: J. Th. Clarke, report on the investigations at Assos, Papers of the
american school of archeol. I (1881) p. 1 ff. (vgl. Ztsch. f. b. K. 1883 S. 85 ff. mit Plan).
Baly-Dagh (Troja?): J. G. v. Hahn, Ausgrabungen auf der homerischen Perga-
mos, Lpg. 1865, m. 4 T. ; Schlibmann, Ilios S. 23 u. ö.
Gargara samt Lamponia und Pionia: Clarke, Am. J. 4, 291 ff. (kyklopische Mauern
S. 300).
Ilion (Hissarlyk oder Hasarlyk), als Stadt von Lysimachos angelegt, bald herunter-
gekommen; von Fimbria bis auf den Grund zerstört, dann wieder aufgebaut; unten ältere
Schichten, wovon die zweite „Stadt des Priamos*^ heisst; viel höher liegt die mykenische
Schicht, welche jetzt Dörpfeld Troja nennt; Ausgrabungen von Schliemann 1871—82, 1890
wieder aufgenommen und jetzt von Dörpfeld mit Erfolg fortgesetzt: Schliemann, Atlas
trojanischer Altertümer, Lpg. 1874, 218 Phot. (auch französ.); IVojan. AlterthÜmer, Lpg.
1874 (auch französ.); Troja, Lpg. 1884, m. 150 Abb.; Ilios, Lpg. 1886 (auch französ. und
engl.), m. 1800 Abb.; Bericht über die Ausgrabungen in Troja im Jahre 1890, Lpg. 1891;
Schuchhardt (s. S. 31,7); Ch. Normand, la Troie hom^rique, Paris o. J. (Supplement zu
L'Ami des monuments), m. 29 Heliogr.; vgl. Sittl, Parerga S. 19 ff.; Babin. rapport sur
les fouilles de M. Schliemann ä Hissarlik, Paris 1893; G. Schröder, Archiv f. Artillerie-
und Ingenieuroffiziere des deutschen Reichsh. Bd. 99, 2 (gegen Dörpfelds Befestigungs-
theorie); Athenatempel: 0. Rossbach, AZ. 42, 223 ff. m. T. 14.
K ehren e (Kis-Kalessi): Calvebt, on the site and remains of Cebrene, Archaeol. J.
XXII (London 1865).
Kolonai: F. Calvert, on the site and remains of Colonae and of Ophr3mium,
Archaeol. J. Bd. XVIT. (1860).
Neandreia (Tschigri-dagh), gegen Ende des 4. Jahrb. verlassen: Clarke, Amer.
J. 2, 136 ff.; Rob. Koldewey, Neandreia, 51. Winckelmannspr. Berlin 1891, m. Plan und
68 Abb.
Ophryneion s. unter Kolonai.
Thymbra, Tempel des Apollon Smintheus (die Ansätze schwanken zwischen der
Zeit vor Alexander und dem 3. Jahrhundert), 1866 englische Ausgrabungen: Antiqu. of
Jonia IV p. 46.
Alle kleineren Orte der Troas mit Ausnahme von Abydos gehen
durch Gründung von Alexandrion und Dion ein ; Kebrenia und Gergis über-
leben sie nur kurz; Skepsis wird in der Kaiserzeit wieder hergestellt,
später Kebrene als byzantinische Festung.
71. Aiolis* Sayce, explorations in Aeolis, Jhst. 3, 218 ff.; Ramsay, Jhst. 2, 44 ff.,
271 ff. (über den südlichen Teil).
Kap. y. Archäologiacshe Ortskonde. (§§ 70—74.) 93
Aigai (Nimnid-Kalessi) : Clbbc, Beb. 10, 275 ff. m. Skizzen; Reinach, Bch. 5, 131 ff.,
511; BoHN und Schuchhardt, Alterthttmer von Aigai, 2. Ergänzangsheft des Jahrbuches d.
arcb. Inst
Grynion (Sakrän), 1883 tärkiscbe Ausgrabungen in der Nekropole s. R bin ach chron.
p. 7ff.; Karte Bch. 1882.
Kyme (Naznurt), 1881 französische Ausgrabungen, neue Entdeckungen von Baltazzi
1887.8, s. Ra. UI, 11, 84 ff.
Myrina (Ealabassary), Nekropole mit 5000 Gräbern, 1880 — 86 französische Aus-
grabungen, welche besonders sehr viele Terrakotten ergaben; Funde zu einem Drittel in
Konstantinopel (Reinach, Amer. J. 4, 413 ff. T. 14 5), zwei Drittel zuerst in der französischen
Schule zu Athen, jetzt das beste im Louvre, einiges im Museum der archäologischen Ge-
sellschaft zu Athen, in Smyma, Berlin und Karlsruhe (Pottier, les terrescuites de Myrine
au mus^e du L., Gdba. 1886 p. 261 ff.): £. Pottier und Sal. Rkinach, Bch. 6, 197 ff. mit
T. 9 (Topographie), 388 ff. m. T. 8 (Gräber), 557 ff. (Terrakotten). 7, 81 ff., 204 ff., 440 ff.,
493 ff., 9, 158 ff., 165 ff., 359 ff., 485 ff. T. 11. 10, 81 ff., 296 ff., 315 ff. m. T. 10. 11. 13-15;
dies, und Vetbies, la necropole de Myrine, Paris 1886, 2 Bde. (Bd. II. Atlas) m. 49 T.
u. K = Bibliothdque des öcoles fran^. II. s. Bd. 8.
Pitane (Tschandarly), 1883 tdrkische Ausgrabungen: Rbinach, chron. p. 9 f. 20.
Die Mehrzahl der Fundstätten ist noch nicht mit den alten Namen zu benennen,
nämlich die Nekropolen von Dumanli-Dag (1883 türkische Ausgrabungen s. Rein ach, chro-
niques p. 9. 20 ff.), G&n-Dagh (Reinach, p. 82), Jenidscheköi (Reinaoh, p. 82. 223 f.) und
Tschatli-der^ (Reinach, p. 711 f.).
72. LydlOn« R. Struabt, a description of some ancient monuments with inscrip-
tions still existing in Lydia and Phrygia, London 1842, m. 17 T.; Fbllows, introductory
remarks to Lycia, 'Caria and Lydia, I. London 1847 f. m. K.; Stark, aus dem Reiche des
Tantalos und Kroisos, 1872; Gtustav Weber, le Sipylos et ses monuments, Paris
1880 und EvayyeX. axoXrj n, Tl. « x«t ß' S. 89 ff. m. T. 3. S. 105 ff.; Sayce, Jhst. 1, 83 ff.;
E. Curttus, Artemis Gygaia und die lydischen Fürstengräber, AZ. 11, 148 ff. ; Foucart,
Bch. 1887 S. 79 ff. m. K. (Hermosthai) ; 'Jgun, ^ovtQiiQ, ro ^YQXfivioy nedioy, Movastov xal
ßißX, ti^s Bvayy, axoXijg ne^, F hog 1885, 6 m. K.
Akrasos: Bch. 11, 176.
Attaleia: Bch. 11, 168.
Philadelphia: Curtius, Abb. d. preuss. Akad. 1873.
Sardes: erste, noch vollständigere Abbildung mit Tempel am Paktolos bei Pey-
soNEL 1750; Ghandler, Kap. 75; Prokesch, Denkwürdigkeiten 2, 13 ff.; 1891 französische
Ausgrabungen; Nekropole: Spieoelthal, Abb. d. preuss. Akad. 1858.
Thira, Gräber: "OfitjQog 1877, März.
73. Karien. Fellows, s. unter Lykien ; Newton, discoveries 2, 575 ff.; Duchesne
und CoLLioNON, Bch. 1, 361 ff.; 1880,1 österreichische Forschungsreise: 0. Benndorf und
G. Neuhann, Reisen im südwestlichen Kleinasien I. Reisen in Lykien und Karien, Wien
1884, f. (Auswahl der Illustrationen: Graphische Künste 1886 S. 16 ff.); Benndorf, vor-
läufiger Bericht über 2 Österreich. Expeditionen nach Kleinasien, Arcb. ep. Mitth. VI, Wien
1883; Vasenfunde: Winter, Ath. Mitt. 1887 S. 234 ff.
AI in da (Mogia), Palast, Theater, Gräber: Le Bas, Architecture. Asie min. II T.
1—7, Plan itinär. T. 62.
Bargylia: Le Bas, itin. T. 67.
Iasos: Le Bas itinör. T. 66.
Kann OS : Gollionon, Bch. 1, 338 ff.
Lag in a (LaSna), Hekatetempel mit Fries, 1891 '2 türkische Ausgrabungen : Newton,
discoveries 2, 554 ff.
Mylasa: Le Bas itinör. T. 64 (Grab und kyklopische Mauer); Bch. 5, 31 ff.; Tempel
des Zeus Labrandeus und alte Königsburg: Le Bas, Architecture, Asie min. II T. 8. 9.
itinör. T. 65.
Stratonikeia (Eski-Hissar): Akast. Papalukas, negl rrjg noXetag ItQaxovixslagy Jena
1886; Tempel mit grossem Fries 1892 von Hamdy-Bey aufgegraben; Bericht im Bch. bevor-
steihend.
Tralles-Kaisareia: Diam. Ghaviaras in der Jubiläumsschrift des Syllogos von
Konstantinopel S. 254 ff.
74. Jonien« Jonien ist schon frühzeitig durch die Expedition der
Dilettanti bekannt gemacht worden: Jonian antiquities with permission
of the Society of Dilettanti ed. by R, Chandleb, N. Revett and W. Pars,
94 KlasBische Xnnstarchäologie. I. Denkmälerkimde.
London 1769 — 97, 2 Bde. f., deutsch von Wagner, Lpg. 1830, Atlas von
HOT.
Ephesos (Ajäsuluk), riesiger Artemi Stempel (nach Schriftquellen und Mflnzen
A. HiRT; der Tempel der Diana zu Ephesns, Berlin 1809 m. 3 T.)i erste Aufnahme: Edw.
Falkekeb, Ephesus and the temple of Diane, London 1862, m. 23 T. u. Abb.; 1870,1 eng-
lische Ausgiabungen: John T. Wood, discoveries at E., London 1877, m. 35 T.; Newton
Transactions of the soc. of bibl. arch. IV part. 2 ( 1876) ; J. Feboüsson, the temple of Diane
at E. with special reference to Wood's discoveries of its remains, separat aus den Trans-
actions of the institute of british architects, London 1883 m. T. u. Abb. (Resumö von Stabk,
Ztsch. f. bild. Kunst y II [1872] S. 206 ff.); Skulpturen in das brittische Museum: Mubbay,
history of Greek sculpture p. 111 ff. u. Jhst. 1889 S. Iff., T. 3. 4; älterer Tempel: Jhst.
10, 2 ff. T. 3. <4 ; sogen. Grab des hl. Lukas (Rundbau) : H. Rylandb and G. Webbb, Trans-
actions of the soc. of bibl. arch. 1881 ; P. A. Dur au, un prötendu tombeau de saint Luc ä
Eph^se restitud ä la m^m. de saint Antipas, Paris 1882; G. Webeb, Ra. III 17, 36 ff. m.
Plan u. Abb.; sogen. Gefängnis des Apostels Paulus: Adleb, Abh. der preuss. Akad. 1872
S. 40 ff.; — im idlgemeinen: Pbokbsch, Denkwürdigkeiten 2, 102 ff.; G. Webeb, guido du
vo^ageur ä Ephese, Smyma 1891, 2 PL, 2 E., 2 Restit. des Tempels; Stabk, nach dem
gnech. Orient S. 207—32; E. Cubtius, Beiträge zur Gesch. und Topogr. Kleinasiens, Abh.
der preuss. Akad. 1872 S. 34 ff. T. 1 ff. und Ephesos, ein Vortrag, Berlin 1874, m. 2 T.;
M. IlttQaylxag, 'EXXtjy. tpiXoX, cvXXoyog, Konst. 14, 46 ff.; G. Webeb, ^tude sur la choro-
graphie d'Eph^se, Movaslov xal ßirßX. T17; BvayyeX, ax^^V^ ^^Q* ^ y ^^^ ^* ^ ff* ™* ^-f
Terrakotten: Kekitl^, griech. T. aus Tanagra und Eph., Stuttg. 1878.
Erythrai, Plan: Le Bas, itinäraire T. 70; sibyllinische Quellgrotte: Bubesoh, Ath.
Mitth. 17, 16 ff.
Jas OS : W. Judeich, Ath. M. 15, 137 ff. mit Plan.
Klares s. Eolophon.
Klazomenai (Insel S. Giovanni bei Vurla): Pbokesch, Denkwürdigkeiten 2, 163 ff.;
Plan: Le Bas, itinör. T. 72.
Kolophon mit Klares und Notion: Schuchhabdt, Ath. M. 11, 398 ff. mit Plan;
FoNTBiEB, EvayyeXMij ffxoXij Ueo, t i. a xai ßf S. 185 ff. m, Karte (T. 4); kleiner Plan
Ra. III 10, 94.
Lebedos: Plan Le Bas itin^r. T. 68.
Magnesia am Mäander: Tempel der Artemis Leukophryne (aus dem dritten
Jahrhundert nach Döbpfbld, Ath. Mitt. 1891 S. 264 f.), 1843 französische Ausgrabungen
(Fries mit Amazonenkämpfen grossenteils im Louvre, Ra. III 10, 257 f. T. 17. 18; Clabac,
musäe de sculpt. T. 117 C— J); Jonian ant. I K. 1 T. 2; Raoul Rochette, J. d. sav. 1845
Okt. u. Nov. m. 1 T.; Ross, Hellenika S. 40 ff.; 1891—93 deutsche Ausgrab., Funde nach
Berlin; Photographienserie beim Institut — Nekropole und Theater, 1890 türkische Aus-
grabungen: S. Reinach, chroniques p. 715; s. auch unter „Milet**.
Metropolis: Abistot. Fontbieb, tibqI t^s iy 'layiq Mtjx^onoXeof^, Mowxetoy xal ßißX.
t, evuyy. a/oAiyf nsQ. B' h. ß^ xal y S. 65 ff.
Milet (griech. PaUtia, türk. Balät): 1872 französche Ausgrabungen, Funde im Louvre:
0. Ratet et A. Thomas, Milet et le golfe Latmique: Tralles, Magndsie du M^andre, Prione,
Milet, Didymes, Häradöe du Latmos, Paiis 1877—9, 2 Bde. m. Atlas, vgl. auch Ghoiseul-
GouFFiBB voyage pittor. I T. 113. 114; Jonian ant. I K. 3 S. 27.
Südlich davon Heiligtum des didymäischen Appelle ('s to J^ronda), an dessen
Zugangsstrasse einst die hochaltertümlichen Statuen standen, welche sich jeizt iin britti-
schen Museum befinden: Jonian antiqu. I K. 3; C. T. Newton, a history of discoveries at
Halicamassus, Cnidus and Branchidae, Bd. II, London 1863, S. 527 ff. m. T. 74—76 des
Atlas; 0. Rayet, le temple d'Apollon Didym^en, Paris 1876.
Phokaia (Fökia): 'J. JlanaöonovXog, ^taxaixd, Smyma 1879 (vgl. naQyaac6g2f 350 ff.
m. Karte) ; Reinach, chron. p. 224 f.
Prione: Tempel der Athene Polias (von Pythons unter Alexander vollendet), 1870
Skulpturen in das Brittische Museum: Ghoiseul-Gouffieb T. 116; Jonian antiqu. I K. 2;
Rayet (s. unter , Milet*); Pullan, Pr. and Tees, London 1881.
Smyma, durch bedeutende Febenanlagen interessant: Pbokesch, Denkwürd. 2, 156 ff.
8,336 ff. (über den sogenannten Tempel der Kybele); Gini. Lane, Smymaeorum res
gestae et antiquitates, Gott. 1851; Ancienne Smyma (Naulochon), Paris und Smyma 1880;
Ramsay, Jhst. 1, 63 f.; Hümann, Westermanns Monatshefte 1881 S. 462 ff.; M. TaaxigoyXovg,
T« £f4VQyttixdy 2 Tle., Smyma 1876—9; 'HfiCQoXoyioy xal odrjyos £fiVQyt]g 1890. In der
Nähe die Felsenburg Akdschd-kajä: G. Webeb, Ath. Mitt. 10, 212 ff. mit Plan.
Tees, Dionysostempel (die Skulpturen meist in Konstantinopel) : Ghoiseul-Gouffieb
Kap. y. Archäologische Ortskimde. (§§ 74—78.) 95
0
T. 124; Jon. antiq. I E. 1; G. Hibsohfeld, AZ. 33, 23 ff. m. T. 5; Rsinach, chron. p. 5 f.;
PuLLAN (s. unter ,Priene').
75. Doris. Spbatt, Archaeologia 49, 2, 345 ff. m. K.
HalikarnassoB (Budron): Beschreibung von Kanabntios im 15. Jahrh. s. Anoelo
Mai, nova coli. Vat. II p, XIX; Boss, Inselr. 4, 30 ff. (Plan zu S. 39); Plan AZ. 5 T. 12. —
Maussolleion (die Reliefs 1846 aus der Festungsmauer herausgebrochen), 1857 — 59 eng-
lische Ausgrabungen, die beweglichen Funde im Brittischen Museum : Ch. Newtok s. unter
«Eleinasien** und .Milet'' (discoveries Bd. I), u. papers respecting the excavations of H.,
London 1858, m. 10 T.; J. Fergüsson, the Mausoleum at Halicamassus restored, London
1862 m. 9 T.; Ch. Pexebssn, d. Mausoleum, Hamburg 1867, m. 3 T. — Reste eines dori>
sehen Säulenbaus: Choiseul-Gouffibb I T. 99 f. — Sehr alte Nekropole: Paton Jhst.
8, 66 ff. ; DöMMLEB, Ath. Mitt 13, 273 ff.
Eaunos: Beb. 1, 338 f.
Eni dos, 1856 englische Ausgrabungen besonders im Tempel der Demeter („Demeter
von Enidos* Newton T. 55 und Bbucemaen 65) und der Musen: Newton aa. 00. (disco-
veries ll S. 345 ff.).
Myndos (Gümischlü), Nekropole bei Assarlyk, 1887 englische Ausgrabungen (Glas-
sical Review 1887 p. 80; .The Academy 30. April 1887 S. 313): Newton, discoveries 2, 573 ff.
76. Lykien, reich an grossen Grabbauten, Sarkophagen, Reliefs und
Theatern: L. Mayeb, views in the Ottoman empire chiefly in Garamania, London 1803,
deutsch von J. A. Bebok, Lpg. 1812 m. 20 T.; F. Bbaufobt, Karamania, London 1817, 2. A.
1818 m. T. (besonders Soloi in Eilikien); Ch. Fellows, excursion in Asia minor (s. oben)
u. account of discoveries in Lycia, L. 1841 m. T. (beides zusammen deutsch v. Zenker,
Lpg. 1853, m. 63 T. u. 3 E.); ders. s. unter Lydien; G. Scharf, observations on the pecu-
liarities of sculptures seen on the mon. of L., L. 1847; Spratt and Fobbss, travels in L.,
Milyas and the Cibyratis, London 1847, m. 2 Bde.
Eragos, Antikragos u. Masikytos: Mus. of class. ant. 2, 161 ff.
Telmissos, mit Gräbern: Choisbul-Gouffieb I p. 118 T. 67. 68.
Trysa (Gjölbaschi) mit grossem Heroon: 0. Benndobf u. Neuhann, das Heroen von
Gjölbaschj T. I. Wien 1889 m. 34 T.
Xanthos: Hadbian Pbachov, antiquissima monumenta Xanthiaca = drewnjejtie
pamjätniki plastiki if Xantba w Likii, Petersb. 1871, Atlas von 7. T.; Falkeneb, Mus. of
class. antiq. 1, 256 ff.; Em. Bbatjn, A. 16, 133 ff. m. T. B. C u. M. IV T. 2. 3; Fellows, the
Xanthian marbles, London 1843; account of the Jonic trophy monument excavated at
Xanthus, London 1848.
Insel Eastellöriso: 'J. £nvgidf]s, 17 y^cog Meyiatrj, UttQvaaao^ 1880 S. 461 ff.
77 P&mphylien , schon in früher Zeit griechisch, aber mit einheimi-
scher kleinasiatischer Schrift: siehe die unter Lykien aufgeführten Bücher; Jaritj-
XöyXovg, nsQt^yt^ats $lg xijv n«fi<pvXiay xarcr ro 1850, Eonstant. 1855; G. Hibschfeld,
Monatsber. der preuss. Akad. 1874 S. 710 ff. 1875 S. 121 ff. 1879 S. 299 ff. Ztschr. d. Berl.
Ges. f. Erdkunde 12, 325. 14, 279 ff.; Eabl Gbäf Lanckobo^ski, Städte Pamphyliens und
Pisidiens (1884/5 erforscht) I. Wien 1890, m. 31 T. (auch franz.).
Apameia Eibotos: Hibschfeld, Monatsber. d. preuss. Ak. 1875 S. 121 ff.
Aspen dos mit Theater: Texieb III T. 232— 41; getreuer Lanckobonski S. 102 ff.
T. 20-27.
Attalia (Adalia) mit Prachtthor Hadrians.
Gfinverdschinlik: Hibschfeld a. 0. S. 124.
Eibyra (Griechenbund CIG. 5882): 0. Benndobf u. G. NEUMAim, Reisen im süd-
westlichen Eleinasien II. Milyas und Eibyratis, Wien 1889.
Perge (Eski-Ealessi), Theater und Burg: Plan bei Hibschfeld, Rec. von Lai^cko-
BoüsKi zu S. 23 f.
Side mit Theater.
78. Cypem. Die Aufmerksamkeit der Archäologen wurde auf diesen
wichtigen Kreuzungspunkt griechischer und orientalischer Kultur zuerst
durch L. Ross gelenkt, der 1844 Sandsteinstatuetten in ägyptisch-phöniki-
schem Stile nach Berlin sandte. Aber erst viel später haben Angesiedelte
in ziemlich dilettantischer Weise Cypems reiche Fundstätten ausgebeutet,
zuerst der General Luigi Palma di Cesnola, ein sehr unzuverlässiger Ge-
währsmann, dessen Funde zum grossen Teil nach New- York (S. 69), teil-
weise auch nach Konstantinopel kamen oder durch Verkauf zersplittert
96 Klassische Eanstarohäologie. I. Denkmälerkimde.
wurden, dann Ohnefalsch-Richter, welcher in einer Reihe fremder Zeit-
schriften und in eigenen (The Owl, 1888/9, 11 Nummern, und Journal of
Cyprian studies 1890, ein Heft) zahlreiche Artikel veröffentlicht hatte, als
er endlich seine Funde zu einem Werke verarbeitete. Systematisch hat
die englische Schule in Athen seit 1888 die Sache angegriffen. Ein Landes-
museum befindet sich zu Nicosia und 1892 konnte eine kyprische Aus-
stellung gehalten werden. Kyprisches befindet sich besonders in New-
York, dann in Berlin, London und Paris, einiges zu Turin. Ungers
Sammlung kam in das Johanneum zu Graz; Privatsammlungen von Franz
Colombo in Triest; Konstantinidis in Nikosia; Pensicher, 1886 in Paris
verkauft (Auktionskatalog); E.-H. Lawrence in London (L.-C. collection,
London 1880, 60 Phot., f. vgl. S. Reinach, chron. p. 476).
LusiGKAN, corograffia, Bologna 1573; Ross, AZ. 3, 100 und Reisen auf den griechi-
schen Inseln Bd. IV. Halle 1852 S. 83 ff.; L. Palma di Ckswola, the antiquities of Cyprus,
London 1873 f.; Cypras, itw ancient cities tombs and temples, London 1877 (Cypern, seine
alten Städte, Gräber u. Tempel, von L. Stern, Jena 1879) ; (zur Kritik : Rich. Nbubaübr,
der angebliche Aphroditetempel zu Golgoi, Comment. philol. in hon. Th. Mommseni p. 673 — 93 ;
Report of W. J. Stillmann on the Cesnola collection, New- York 1885 u. A.); (Frobhneb)
Antiquitös chypriotes provenant des fouilles faites en 1868 par M. de C, Paris 1870, mit
6 T.; DöLL, die Sammlung C, M6m. de Facad, di St. Pötersb. VH. s. XIX Nr. 4 p. 1—76;
E. PoTTiEB Bch. 3, 83 ff.; Lawrence -Cesnola collection, London 1881, m. 60 Phot. ; G. Co-
lonna-Ceccaldi, mon. ant. de Chypre, de Syrie et d'Egypte, Paris 1882, m. 34 T.; D. G.
HoGABTH, devia Cypria, Oxf. 1889 m. Phot.; Ohnefalsch-Richter, Kypros, Berlin 1893
(auch englisch), m. 273 Abb. u. 229 T.; Prähistorisches: Dümmler, Ath. M. 3, 209 ff.
— Periodische Schriften: s. oben; The Cyprus Museum H. 1. 1883, 2. 1886; Excerpta Cypria,
Beiblatt zu The Owl 1893.
Bibliographie: Claude Delayal Cobham, attempt at a bibliography of Cyprus,
2. Aufl. Nicosia 1889; vgl. Oberhummkr, Ztsch. d. Ges. f. Erdkunde XXV (1890) S. 1-83
u. Iw. Müllers Jahresbericht Bd. 77 (1893).
Achna im Osten: Richter, Graphic. 19. Jan. 1883; The Owl p. 78 ff. m. 2 T.
Arsino6 (Polis tis Chrysochou): Ausgrabungen von Ohnefalsch, Funde in Paris
27. u, 28. Mai 1887 versteigert (Katalog); 1889 englische Ausgrabungen: Jhst. 11, 1 ff.
T. 3-5. 12, 298 ff T. 13-15.
Chytroi (Voni), Heiligtum des Apollo, seit 1883 englische Ausgrabungen: Ohne-
falsch, Ath. M. 9, 127 ff. T. 4. 5.
Idalion (Dali), Ausgrabungen von Hamilton Lang, vgl. Tr. r. soc. lit. s. XI 1878
p. 30 ff. m. 5T. u. PL; Archaeologia 26, 30 ff.; 1883-85 Ausgrabungen von Ohnefalsch,
vgl. The Owl Nr. 6 (mit Plan) — 8.
Kition (Lämaka); 1880 ff. englische Ausgrabungen: vgLRsiNACH, chroniques p. 173 ff.;
Plan im Corpus inscr. somit. I S. 35; Altes Bauwerk H. |Phaneromeni : Ross AZ. 9, 327 f.
T. 5; Ohnbfalsch, AZ. 39, 311 ff. T. 18 (Quellenhaus).
Kurion (bei Episkopi): Ross, AZ. 3, 99 ff.; Fürtwanglbr, Jahrb. 1, 132 ff. Berl. phil.
Woch. 1885 Sp. 1184; 1883 Ausgrabungen von Ohnefalsch: Reinach, chroniques p. 185 ff.;
DE Castillon Saint Victor, rapport sur les fouilles de Curium. Paris 1891. Tempel des
Apollon Hylates: Phot. des archäol. Inst. Cypern 4.
Marion (Marin), 1886 Nekropole mit 441 Gräbern von Ohnefalsch entdeckt: Paul
Herrmann, das Gräberfeld v. M. auf Cypern, Winckelmannspr. Berlin 1888 m. T.; 1889
Ausgrabungen der englischen Schule: Jhst. 1890 S. 1 ff. T. 3—5; 1891 S. 298 ff. T. 13-15 a.
Nikosia, Nekropole von den Engländern ausgegraben: Jhst. 9, 152 ff.; Reinach,
chron. 188 f.
Paphos, Neupaphos, Residenz und römische Provinzhauptstadt (Ktima): Gräber, s.
E. Pottier, Bch. 1880 S. 497 ff.; Altpaphos (Kuklia), Nekropole von'Paläokastron Ross AZ.
9, 321 ff. = archäol. Aufsätze S. 408 ff.; E. Pottier, Bch. 4, 497 ff.; Hooarth-James, Jhst. 9,
267 f.; Oberhümmer a. 0. S. 231 ff. - 1888 Tempel der Aphrodite von den Engländern
ausgegraben: Jhst. 9, 147 ff. T. 7— ll](Plan des Tempels S. 193); Phot. d. arch. Inst.,
Cypern 5 ff. — Zwei grosse Monolithe (Phot. bei Hogarth) nach den einen religiöses
Monument, nach jenem Ölpresse, vgl. Athenaeum 1888 I S. 474 f.
Salamis (später Constantia): Al. Palma di Cesnola, Salaminia (Cyprus), London
1882, 2. Aufl. 1884, m. über 700 HL; 1880 ff. Ausgrabungen (vgl. Ohnefalsch, Athen. Mitt.
Kap. V. Archäologische Ortsknnde. (§§ 78- -79.) 97
1881 S. 191 ff. 244 ff. 1883 S. 133 ff. Repert. f. Kunstw. 9, 204; Jhst. 1883 T. 33/4; besonders
1890 durch die Engländer: Jhst. 12, 59 ff. T. 4—10; H. Katharina (Quellhaus?) Jhst. 1883
S. 111 ff. T. 33 f.
Soloi (Palä^hora bei Karavostassi), 1883 Ausgrabungen von Ohnefalsch: Reinach
chron. 184 f.
Tamassos, bedeutende Ausgrabungen von Ohnefalsch-Richter.
Noch nicht identifiziert:
Athienau (früher für Golgoi gehalten), Vasenfundort: Neubaüfb (s. oben); Cec-
CAI.DI, monuments p. 35 ff.
Limniti bei Soloi, mit Temenos des Apollo, 1886 von den Bauern ausgebeutet:
Jhst. 1889 S. 82 ff.
79. Inseln an der Westkttste Eleinasiens.
Ghalke: Ross, Inselreisen 3, 114 ff.
Chios: A. Af. BXacxoq^ Xecrxff, Hermup. 1840, 2 Bde.; Ch. Alimokakis, xro? iJ vr^^o^
iy rj cf^;|f««o*Ti?«, Diss. von Erlangen 1882; JfjfÄ. ZvyofiaXag, TtQayfÄareia nsQi rijg Xiov^
Athen 1884; Fustbl de Coulaivoes, Archives des miss. scient. V. (1858) S. 481 ff.; Gonze,
Philol. 14, 155 ff.; Stüdniczka, Ath. M. 13, 160 ff. m. T. 3. 4. (Hauptstadt und Süden) —
Tempel in Phanai (Kato-Phand) : Phil. 14, 156; Ath. M. 13, 162 — sogen. Schule Homers
{ JaaxaXoner^tt): abgeb. bei Chandler, Philol. 14, 156, Ath. M. 13, 163 u. a.; Prokssch,
Denkwürd. 1, 82 ff.; Uand^rjg, Uagyacoog 4, 640 ff. ; — Sammlung im Gymnasien: Ath.
M. 13, 186 f.
Kalymna (Eälimnos): Ross, Inselreisen 3, 139 ff., 4, 8 ff.; Kiydvvrjg, 17 yijcoc KdXvfA'
yog, Athen 1879; Nekropole bei Pothia: Newton, travels 1, 285; Class. Review 1887 S. 80;
Terrakotten : AZ. 6, 277 ff.
Kos (Stanki): Ross, Inselreisen 3, 126 ff., 4, 11 ff.; A. Küster, de Go insula, Halle
1833; Newton, discoveries 2,632 ff.; Ratet, m^m. sur l'tle de Kos, Paris 1876; Marc.
DuBOis, de Go insula, Nancy und Paris 1884 m. 3 K.; Bch. 5, 196 ff.; Paton and Hicks,
tiie inscriptions of Gos, Oxf. 1891. — Tempel (des Asklepios?) mit Fries: Ross, AZ.
4, 281 ff. m. T. 42. — Brunnenhaus der Burinna und Heroon des Gharmylos: Ross, AZ.
8, 241 ff. m. T. 22.
Leros: ^loy. Oixoyo/46novXog, Ae^iaxu, Athen 1888 S. 148 ff.
Lesbos (Mitilini): G. L. £. Zander, Beiträge zur Kunde der Insel Lesbos, Hamburg
1827; BouTAN, rapport sur la topographie et Thistoire de Ttle de Lesbos, Archives des
miss. scientif. 1864; A. Gonzb, R«ise auf der Insel Lesbos, Hannover 1865 m. T.; R. Kol-
dewey, die antiken Baureste der Insel L., Berlin 1890 m. T.; H. Kiepert und R. Kolde-
WEY, Itinerare auf der Insel L., Berlin 1890, m. 2 K.; Kartenskizze Ra. III 11 T. 9. — Joni-
scher Tempel aus Trachyt bei Mesa: Bruchstücke in Berlin Nr. 1004. 1382. — Sammlung
im Gymnasien der Hauptstadt.
Nisyros: alte Burg bei Mandraki.
Patmos (Pätinos): V. Guerin, descr. de Tile de P. et de Tile de Samos, Paris 1856.
Rhodos hat erhebliche Bedeutung als Ankerplatz aller Schiffe, die von und nach
den syrischen Häfen gingen; so war es dem orientalischen Einfluss stark und frühzeitig
ausgesetzt: Goronelli e Parisotti, isola di Rodi, Venedig 1688, m. 15 T.; B. Euo. Ant.
Rottibrs, description des monuments de Rhodos, Brux. 1828, m. 75 T.; Ross, Inselreisen
3, 70 ff., 4, 54 ff.; A. Berg, die Insel Rhodus bist., geogr., archäol. u. malerisch beschrieben.
Braunschweig 1861, m. 70 T. u. 100 Abb.; V. Guerin, voyage dans Ttle de Rhodos, Paris
1856, 4. Aufl. 1881: Hiller v. Gärtrinqen, Ath. M. 17, 307 ff.; — bedeutende Ausgrabungen
von Biliotti, welcher darüber in seinem „diary of excavations in Rhodos'* berichtet; durch
seine Sammlung ist das meiste Rhodische in unsere Museen gekommen: Ern. Soturby,
catalogue of a collection of greek and roman antiquities excavated in Rhodos, 1881; Ver-
kaufskatalog von Smith 1885. - Felsengräber: Ross, AZ. 8, 209 ff. m. T. 19.
lalysos mit sehr alten Funden: AZ. 1873 S. 104 f.; Ga. 5, 202 T. 26. 27; Dumont
et Ghaplain, ceram. de la Gröce propre III S. 43 ff.; Gh. T. Newton, essays on art p. 284 f.;
Gh. Lbnormant, les ant. de la Troade 2, 34.
Kamiros: Ross, Inselreisen 3, 95 f.; 1858 und 1865 Ausgrabungen: Auo. Salzmann,
nöcropole de Gamiros, Paris 1867 - 73, 1875, 60 T. (ohne Text); Löschcke, Ath. M. 6, 1 ff.;
Murray, Ra. 1882 p. 342 ff.; Yasenfundorte Vizikia und Siana, Hügel von Kimissala.
Lindes, Tempel auf der Burg: AZ. 9, 281 ff. m. T. 25.
Samos: B. 1830 p. 225 f.; Guerin (s. Patmos), S. 124-328; 'Enafi. 2ra^orn«%,
lafÄUtxdy Athen 1862 und ^neirfQig ri^g Idfiov 1875 ff.; — Sammlung in der Hauptstadt —
Heraion (6 Kilometer südwestlich vonTigani): Jonian ant. I K. 5; 1879 und 1883 Aus-
grabungen: J. T. Bekt, Jhst. 7, 143 ff.; P. Girard, Bch. 4, 383 ff. T. 12; Glerc, Bch.
9, 505 ff. — Wasserleitungstunnel des Eupalinos, 18s2 und 1884 Ausgrabungen :
HAXtdbach der kUoa. AlterinmfiwlcutcnBchafL VI. 7
dg Slassiache Knxistarchäologie. I. Denkmälerknnde.
Bknt, Academy 1883 Nr. 579 S. 408 ff.; Fabricius, Ath. M. 9, 163 ff., T. 7. 8; Epam. J.
Stakattadis, 71€qI toi oQvyfiaros tov EtmaXlrov iv ^afÄta, Samos 1884; der Palast des Poly-
krates, dessen Ruinen noch zur Zeit des Galigula (Sueton. 21) gezeigt wurden , ist bisher
nicht aufgedeckt. — Tempelruinen : Bch. 4, 383 ff. T. 12.
Syme: Ross, Tnselr. 3, 121 ff.; Hügelgrab AZ. 8, 134 f. m. T. 13.
Tel OS mit Akropolis.
80. Inseln des thrakischen Meeres. Gonze, Reise auf den Inseln des
thrakischen Meeres, Hannover 1860.
Imbros: BaQ&oXofiaTogf laxoQixoy vnofiyrjfia negl r^g yi^ov^IfÄßgoVy Konstant. 1845.
Lemnos: Cousin et Dübbbach, Bch. 1885 p. 45 ff.; Reinach, chron. p. 138 ff.
Samothrake, während der Diadochenzeit sehr reiches Heiligtum mit Bauten der
Ptolemäer („Nike von Samothrake'', Bruckm. 85): Kiepert, A. 1842 S. 139 ff.; Blau und
Schlottmann, Berichte der preuss. Akad. 1855 S. 601 ff.; Deville, Archives des missions
scientif. II Bd. 4, 253 ff.; 1873 österreichische Ausgrabungen : Conze, Haüser, Neumann,
archäologische Untersuchungen auf S., Wien 1875, m. 72 T.; Conze, Hauser, Bennporf,
neue archäologische Untersuchungen auf S., Wien 1880, m. 76 T.
Thasos: 6. Perrot, memoire sur Tile de Thasos, Archives des miss. scientif. 1864
(Plan auf T. 2); E. Miller, le mont Athos, Vatopödi et l'ile de Th., Paris 1889 m. 2 K.;
Karte auch Ra. III 11 T. 10; vgl. Reinach, chron. p. 74 ff., 103 ff.; E. Jacobs, Thasiaca,
Berlin 1893, m. 3 T. — Hauptstadt: Pbokesch, Atti dell' accad. Romana d'archeol. VI
(1835) p. 179 ff. und Denkwürdigkeiten 3, 614 ff.; 1863 Ausgrabungen Millers am Hafen der
Panagia, Funde im Louvre: Ra. 1865 II. und Comptes rendus de Tacad. des inscr. 1865
und 1866; 1887 von Th. Beut (Triumphbogen, Theater, Nekropole), Funde nach Konstan-
tinopel; vgl. Classical Review 1876 S. 210 f. — Sammlung von Christidis in Panajä.
81. Thrakien. Verhältnismässig noch wenig erforscht; in der Ehene,
besonders um Philippopel sind viele Grabhügel. Für Ostrumelien ist der
Anfang eines Landesmuseums bei der Bibliothek von Philippopel gemacht.
BX, r. SxoQ^eXfjg, meditationes Thracicae, Lpg. 1877 S. 45 f.; C. Jirecbk, Beitr. zur
ant. Geogr. u. Epigraphik von Bulgarien und Rumelien, Monatsher. der preuss. Akad. 1881
S. 434 ff. ^EXXrjy. g)iXoX, avXX. l' 151; A. Dühont, rapport sur un voyage archöologique en
Thrace, Archives des miss. scientif., Paris 1871 p. 447—506 (Griechisch 'EXXrjy. <ftXoX, avXX,
q S. 359 ff.); ders., incriptions et monuments ngures de la Thrace, Paris 1876, Arch. a.
0. s. III Bd. 3.; ders., m^langes archöol. 1872 S. 25 ff.; Skobpil, einige Bemerkungen tther
archäol. und historische Untersuch, in Thrakien, Philippopel 1885 (bulgarisch); über die
Küste: Pafadofulos-Eerameus, 'EXXr]y. g^iXoX. avXX,, naXaioy^afp, naQdQtrjfxa JZ' S. 65 ff.;
Sammlung in Rhädestos (Rodosto) beim SQt^xirtog (piXsxTiaidevTixog avXXoyog (Verzeichnis
bei Papadopülos a. 0. S. 76 ff.) — Vgl. noch A. Dümont, möl. d*arch., Paris 1889.
Byzanz, unter Konstantinopel verschwunden (Säule des Tbeodosios, Sophien-
kirche, Schlangensäule) : Alte griechisciie Beschreibungen bei Combefis, originum rerumque
Constantinopolitarum e variis autoribus manipulus, Paris 1664; Banduri, Imperium Orien-
tale, Paris 1711. Venedig 1729 Bd. III. (besonders Georgios Kodinos, vgl. Kruhbachbr,
byzant. Litteraturgesch. § 79, ausserdem anonym Jlc^l xtov rdqxoy xtoy ßaaiXeitjy z(6y
öyztjy iy ra yaw rtoy uyltoy anoatoXtay u. A. Hiezu gehören noch rhetorische Schilderungen,
wie der Marienkirche Basilios' des Makedoniers von Photios und BxtfQaais tov Jvyovcre-
ayog von Georgios Pachymeres); P. Gyllius, de Constantinopoleos topographia IL IV.,
Leiden 1632; Dallaway, Contantinople ancient and modern; Th. Allok, Constantinoplo
ancient et moderne, Paris o. J., 2 Bde. m. 64 T.; ^xagXdxog J, BvCdytiog, ij Ktjyataytiyov-
TioXiSy Athen 1851—69, 3 Bde.; Tchihatchep, Constantinoplo et le Bosphore, Paris 1862;
Dethier, nouvelles decouvertes archäol. faites ä Constantinoplo, Konst. 1867, m. 1 T.;
Paspatis, BvCnyriyal fAcXhac, Konstant. 1877; Über die Kaiserpaläste und die Kirchen s.
den historischen Teil; Amphitheaternach Abbildungen: Bock, Bull, de Tacad. belgique XV
2, 426 ff. XVll, 107 ff. m. T.; Cisternen: Prokesch, Denkwürdigk. 3, 287 ff.; Stadtmauern:
'0 ^i£ K(üyataytiyovn6Xet iXX. (ptXoX. avXX.j naQaqxijfJLa tov IJ' tofiovy Konst. 1884 m. K.
Umgebung: Gyllius, de Bosporo Thracio, Leiden 1632.
Ergissa-Trajana (Eski-Saghra) : Bch. 6, 177 ff.
Philippopel, viele Reliefs: vgl. 'EXXr^y, (piXoX. avXX. q 339 ff.
82. Makedonien* Th. Desdevises-du-Dezert, göographie ancienne de la Mace-
doinc, Paris 1863, m. K.; M. Dimitsas, Maxe&ovixd uQx^ioXoyixd Bch. IV (1880) H. 2; ders.,
dg/aia yeioyQittfla xrjg Maxedoyitegy Athen 1870 — 74, 2 Bde.; NiK. Philippidis, JJagyaaaog
1, 290 ff.; erforscht besonders durch: E. M. Coüsinery, voyage dans la Mac^doine, P. 1831,
2 Bde. mit vielen Tafeln; L. Heuzey et H. Daumet, mission archeologique de Mac^doine,
Paris 1876, m. 44 T. u. K. — Archäologische Gesellschaft in Doxaton.
Kap. V. Arch&ologische Ortskunde. (§§ 80—84.) 99
DemirhiBsar bei Serrae: nagyaaaos 2, 532 f.
Derriopos: Dethier, 'ESLktjy, tfiXoX» avXX. J' 89 ff.
Niausa, in der Gegend Grabkammer mit Wandgemftlden : Ra. III 17, 114.
Thessalon ike (SaJoniki), blühte besonders unter den Kaisem: F. Tafel, de Thessa-
lonica eiusque agro, Berlin 1839; M. JijfÄiraag, yetoyg. II 329 ff. und 'RfieQoXoyioy tjJ?
UyatoXfjg J (1885) S. 1—9; Relief: 'nXtiy, <fiX. cvXX. J' 323 f.; Incantada («die Verzau-
berte*, Karyatide): Altert, v. Athen III K. 9; K. W. Göttlino, de incantata Thessaloni-
censi, Jena 1863, m. T.; Triumphbogen: K. F. Kincb, Tarc de triomphe de Saloniquc,
Paris 1890, f.
83. EpirUS. Reich an alten Burgen. Leakb, travels in northem Greeco
Bd. I. rV.; PouQüBviLLB, voyage I.
Abaton: N, nerg^g, Ua^yttaacg I (1886) S. 40 ff.
Dodona (bei Tsaraköwista unter dem Tomaros), Zeustempel, der bis zum mithrida-
tischen Krieg bestand, ausgegraben von C. Karapanos, Funde Cmeist kleine Weihgeschonko
und Orakeltftfelchen) in dessen Privatbesitz (S. 39): Carafanos, Dodone et ses ruines,
Paris 1878, 2 Bde. Ra. 1883 p. 253 ff., Bch. 1, 245 ff., 14, 155 ff., T. 4. 5, s. auch Jhst.
2, 228 f. Sitzungsber. d. bayer. Akad. 1877 S. 163 ff., 1878 S. 1 ff.; Am. J. of arch. 5,
84 f.; Nachr. d. Gott. Ges. 1879 S. 1 ff. 1089 ff.; AZ, 36, 115 ff.; über gelegentliche Funde:
Arch. ep. Mitth. aus Österreich 4, 59 ff. 5, 130 ff. 6, 146 ff.
Campus: Raxsat, Jhst. 4, 53 ff.
Kassope mit Theater: Lbake a. O. I 247 ff. mit Plan S. 245.
Passarön: Ta^ya^ag, TJiXtjy, <piXoX. avXX, V 125 ff.
Photik^ (Param^thia-Ajfdonatkalessi), schöner Bronzen fund vom Jahr 1792: Ra.
II 25, 353 ff., nagyaaaog 3, 129 ff.; meist im brittischen Museum (Michaelis marbles
Anm. 313).
84. Griechenland« Die Bereisung Griechenlands um seiner Denk-
mäler willen begann schon vor dem Beginne unserer Zeitrechnung, als
dem Lande nicht viel mehr als Erinnerungen übrig geblieben. Nach-
dem der Büchervorrat der Hellenen in der alexandi-inischen Bibliothek
aufgenommen war, ging es an die Inventarisation der Denkmäler, wobei
den Inschriften ein besonderes Augenmerk geschenkt wurde. Mehrere
schrieben, was man im 16. Jahrhundert „Heiligtumbuch** nannte, Verzeich-
nisse von Weihgeschenken eines grossen Tempels, so Polemon aus der
Troas (um den Anfang des 2. Jahrh. v. Chr.) das Heiligtumbuch der Akro-
polis, Spartas und Delphis, Heliodoros ein athenisches, Alketas ein delphi-
sches, Menodotos ein samisches und Demokritos das ephesische. Andere,
wie Diodoros (vor 308 v. Chr.) und der athenische Chronist Philochoros,
zeichneten die Grabmäler auf. Man hat sich daran gewöhnt, diese Männer
Periegeten zu nennen.
Litteratur: Pbellbb, Polemonis periegetao fragmenta, Lpg. 1838; M. Bbnker,
der Anteil der Periegese an der Kunstschriftstellerei der Alten, Diss. v. München, 1890;
nach y. Wilamowitz, Antigonos S. 9 ist Polemon mit dem Sohn des Milesios identisch,
welcher 176 v. Chr. delphischer Proxenos wurde.
Seit der erzwungenen Einigung der griechischen Gebiete unter der
römischen Herrschaft trieb die Reiselust viele Hauptstädter von Sehens-
würdigkeit zu Sehensvnirdigkeit, die sie ohne Hilfe eines Fremdenführers
nicht verstanden. Zu diesem Dienste werden oft Künstler, die ja ohne-
hin von römischen Aufträgen lebten, herangezogen worden sein.^) Schon
unter Augustus schrieb der Bildhauer Pasiteles einen „Cicerone" über die
sehenswerten Kunstwerke des Reiches. *) Aus jener Periode, wo der ge-
bildete Mann, den Kopf mit historischen Notizen angefüllt, alles Alte auf-
suchte und, weil statt der Freigeisterei ein schwächlicher Mysticismus in
') Hauptstelle im Gedichte Aetna V. 569—600.
«) Plin. nat. h. 36, 39. index XXXIII. XXXIV.
100 ElaBBische Ennstarohäologie. I. Denkm&lerknnde.
die Mode gekommen war, in altmodischen Bildern die Naivität eines
unschuldigeren Zeitalters fand, stammt das erhaltene Werk des Pausa-
nias. Dieser anderweitig nicht bekannte Mann — nach seinem Buche
ein Lydier von Gebm-t, welcher unter Mark Aurel schrieb — stellte in
zehn Büchern das festländische Griechenland einschliesslich Aigina [Ttsgi^-
yrjfftg Trjg ^EXldSog) mit Rücksicht auf dessen Geschichte und Sehenswür-
digkeiten dar. Nach einer Mode jener Zeit war Herodot in Stil und Auf-
fassung sein Vorbild, wie auch das Prunken mit erborgten Citaton den
Menschen des zweiten Jahrhunderts verrät. Er schöpft einerseits aus
Büchern, statt deren er nach herodotischer Art mündliche Quellen fingiert,
andererseits aus persönlicher Anschauung; der Umfang der letzteren wird
sich kaum je bestinmien lassen.
Litteratur: Herodotnachahmung : Böckh, ges. kleine Schriften 4, 208 fF.; Pfündt-
NER, P. periegeta Imitator Herodoti, Diss. von Königsberg 1866. — Nur 5, 20, 2 erscheint
eine Art Quellenangabe; über 5, 23,3 f. vgl. Robert, archäol. Märchen S. 16 A. 1. — Die
von Chr. König (de Pausaniae fide et auctoritate, Berlin 1832) angeregte Frage nach der
Glaubwürdigkeit wurde erst unter dem Eindruck der olympischen Ausgrabungen lebhaft
erörtert, zu Ungunsten des Schriftstellers von Ud. v. Wilamowitz (Hermes 1877 S. 344 ff.),
Paul Hibt (de fontibus Pausaniae in Eliacis, Diss. v. Greifswald 1878), Maass (de Sibyl-
larum indicibus, Greifsw. 1879), G. Hirschfeld (AZ. 1882, 97 ff.), Kalkmann (Pausanias
der Perieget, Berlin 1886), mehr oder weniger wohlwollend dagegen von Jon. Schub art
(Jahrbb. 127, 469 ff.), Brunn (ebend. 129, 53 ff.), Hitzig (zur Pausaniasfrage, Festschrift des
phUol. Kränzchens in Zürich, Z. 1887 S. 57 ff.), Gurlitt (über Pausanias, Graz 1890) und
Benker (s. 0.). Auch die Aufdeckung Delphis wird zu seiner Kritik beitragen; eine Probe
bei PoMTOw, Ath. Mitt. 14, 15 ff. — Unter den nach schlechten Handschriften gemachten
Ausgaben sind bemerkenswert die Texte von Clavier (1814—23), Bekker (1826), Din-
DORF (Paris 1845) und Schubart (Lpg. 1853), die kritische Ausgabe von Schub art und
Walz, Lpg. 1838—39, 3 Bde. (eine neue von Hitzig vorbereitet, ebenso für die bibl. Teub-
neriana von Spiro), femer die erklärende von Siebelis, Lpg. 1822—28, 5 Bde. (mit Wort-
register). Die Handschriften, deren keine über das 15. Jahrhundert zurückgeht, stammen
aus einer Vorlage; einen Codex stellt auch die lateinische Übersetzung des Amasaeus
(1516. 1547) dar. Beiträge zu dem noch immer fehlenden Kommentar: Panofka, Proben
eines archäologischen Kommentars zu P., Monatsber. d. preuss. Ak. 1840 S. 33 ff., 1858
S. 223 ff., m. 28 Abb.; archäol. Komm, zu P. Buch II Kap. 24, Berlin 1855, m. 3 T.; Pau-
saniae descriptio arcis Athenarum von 0. Jahn 1860, 2. Aufl. 1880 v. Michaelis;
Jane Harrison, mythology and monuments of Athens, London 1890; Imhoof und Percy
Gardner, a numismatic commentary on P., separat aus dem Jhst. 1885—87, m. Licht-
druckt.; auch C. G. Siebelis, progr. de vocabulis ayaXfjia ^oat/oy et av^qiag ap. P.,
Bautzen 1818.
Die rhetorischen ix^qdffsig toncov der Kaiserzeit bewegen sich meist
in Allgemeinheiten.^)
85. Unter der byzantinischen Herrschaft war Griechenland eine von
den Weltstrassen abgelegene, in der Hauptstadt kaum bekannte Provinz,
die erst allmählich wieder entdeckt werden musste.
Schon früh sind durch die Kaufleute von Pisa und Venedig griechische
Werke nach dem Westen gebracht worden. Als die griechischen Kaiser,
weil der Untergang des Reiches drohte, mit den verhassten Italienern
eifrigen Verkehr anbahnten, konnten schon einzelne Humanisten zu ihren
Antiken auch einige griechische fügen. Nach Poggio Bracciolini 2) kam
der gelehrte Kaufmann Cyriacus von Ancona (ungefähr 1391 geboren,
vor 1459 gestorben), der die günstige Gelegenheit zu Studien in den
') Hermog. prog. 10, vgl. Aphth. prog. 12 (mit Beispiel); Theon prog. 11.
«) Shbphbbd, lifo of P. B. p. 291.
Kap. V. Arohftologische Ortskonde. (§§ 85.) 101
griechischen Gebieten benützte, die er handschriftlich niederiegte und mit
Zeichnungen versah. Auch die byzantinischen Auswanderer brachten An-
tiken mit. Bereits in dem Museum des Kardinals Pietro Barbo (als Papst
Paul n.) scheinen griechische Werke gut vertreten gewesen zu sein:»)
Seit dem vielseitigen P. Belon (im 16. Jahrh.) haben viele Enthusiasten
und Gelehrte Griechenland bereist und ihi*e Beobachtungen veröffentlicht;
durch die italienischen Ausfuhrverbote (S. 70) wurden auch die Sammler
auf den Osten gewiesen, wo man mit Bestechung alles erreichen zu können
meinte.*) Offiziell jedoch sind Griechenlands Denkmäler wohl nur unter
Ludwig XIV. durch dessen Gesandten Marquis de Nointel, für welchen
Lucas, de la Croix und Vaillant arbeiteten, studiert worden, indes blieben
die Ergebnisse ungedruckt.
Litteratur: Piebbb Bklon du Maks, les obscrvations de plnsieurs singularitez et
cboses m^morables trouv^es en Grece, Asie etc., Paris 1554, Anvers 1555, Paris 1588
(lat. Antw. 1589) (Qber die Inseln, Makedonien und Thrakien); Georges Wheler, journey
into Greece, London 1682 f. ; Jac. Spon et G. Wheleb, voyage dltaiie, de Dalmatie, de
Grece et dn Levant fait aux ann^es 1675 et 1676, Lyon 1678, Amst. 1679. 1682, 2 Bde.
m. T. (1679 Kritik von Guillbt und Spok, reponse); de BRxnN (S. 77); Toübnbfort
(S. 89); PococKE (S. 77) Bd. TU; R. Chandlkb, travels into Greece, Oxf. 1776 (deutsch
1777, franz. mit Noten v. Fauvel); Choiseul - Goupfieb (S. 89) Bd. I; L. Pouqueville,
voyage en Moröe k Constantinople pendant les ann^os 1798 et 1801, Paris 1820 — 22,
5 Bde. (deutsch Lpg. 1805, 3 Bde. m. T., Meiningen 1824-25 4 Bde.), 2. A. 1826-27 6 Bde.;
W. Gell, the itinerary of Greece with conunentary on Pansanias and Strabo I. (Argolis)
London 1810. 1827 (franz. Paris 1828), m. 28 T. und the itinerary of Greece containing ono
bundred routes in Attica, Boeotia, Phocis, Locris and Thessalia, London 1819 ; E. D. Clabke,
travels Bd. 11 Abt. 1 — 3, London 1812-16; P. 0. Bboendsted, Reisen und Untersuchungen
in Griechenland, Stutt^. (franz. in Paris) 1826 — 30 m. 62 T., reise i Graekenland 1810—13,
Sobenh. 1844, m. E.; W. M. Lsake, travels in Northern Greece, London 1835, 4 Bde. m.
T., travels in the Morea, London 1830, 3 Bde. m. T., Peloponnesiaca, London 1846 m.
5 T. (wohl die vollständigsten antiquarischen Beschreibungen des Landes) ; L. v. Elenze,
aphoristische Bemerkungen gesammelt auf seiner Reise nach Griechenland, Berlin 1838,
m. 6 T.; L. Ross, Reisen u. Reiserouten durch Griechenland, 1. Reisen im Peloponnes, Berlin
1841, Reise des Ednigs Otto u. der Eönigin Amalie in Griechenland, Halle 1848, 2 Bde.,
Wanderungen in Griechenland im Gefolge des Eönigs Otto u. der Eönigin Amalie, Neue
Ausgabe der Eönigareisen, Halle 1851, 2 Bde., Erinnerungen und Mitteilungen aus Griechen-
land, Berlin 1863 (sehr lehrreich); H. N. Ulrichs, Reisen und Forschungen in Griechenland,
I.Bremen 1840, II. Berlin 1863, 6T.; E. G. Fibdleb, Reise durch alle Teile des Eönig-
reiche Griechenland, Lpg. 1840 — 41, 2 Bde.; Chb. Auo. Bbaitois, Mitteilungen über Griechen-
land, I. Reiseskizzen, Lpg. 1842 ; H. Hettkeb, griechische Reiseskizzen, Braunschweig 1853,
m. 4T.; Rakoabe, Souvenirs d'une excursion d'Athönes en Arcadie, Paris 1857 m. 18 T.;
J. L. üssiKO, griechische Reisen und Studien, Eopenh. 1857 m. 3T.; W. Vischeb, Erinne-
rungen und Eindrücke aus Griechenland, Basel 1857, 2. Aufl. 1875; A. Chenavabd, voyago
en Grfece et dans le Levant fait en 1843, Lyon 1858, m. 81 T.; F. Unoeb, wissenschaftliche
Ergebnisse einer Reise in Griechenland, Wien 1868; F. G. Welckeb, Tagebuch einer grie-
chischen Reise, Berlin 1865, 2 Bde.; Ad. Bötticheb, auf griechischen Landstrassen,
Berlin 1883.
Handschriftliches: Gybiacus vok Ancona, Biographie: de Rossi inscript. christ. II
p. 356—87; Handschriften: Corpus inscr. Lat. III 1 p. XXll f. 129 f. VI 1 p. XL f. Epheme-
ris II H. 1; Hülsen bei Löwy, Inschriften griechischer Bildhauer S. XXX; Reisch, über
die Zeichnungen des G. im Codex Barberini des Giuliano di Sangallo, Ath. M. 14, 217 ff.;
Yatic. 5252: Beb. 1, 219, 3; Excerptenhandschrift des Petrus Donatus zu Berlin, vergl.
Mommsbn, Jahrb. d. preuss. EunstsammL 4, 73 ff.; AZ. 1882 S. 368 ff. ; G. Tbansfeld (1672
von den Türken gefangen), Handschrift im Haag: Michaelis, Ath. M. 1, 102 ff. (über sein
Leben ders., Im neuen Reich 1876 I S. 950—94) — Abbe Fourmont (1690—1745),
Mappen in der Pariser Bibliothek, teils stillos, teils unzuverlässig, siehe Catlus recueil
VIT. 47-60.
^
Docum. p. serv. alla storia deimusei I. p. II. und 1 ff.
Pbacham, the compleat gentleman, 2. A. 1634 p. 107 f.
102 Klassische Konsiarchäologie. L Denkmälerknnde.
Archäologische Berichte: Fauvel im Magaain encyclopedique 1808--1812;
Sammlung von Walpole (s. oben); K. 0. Müller, archäologische Mitteilungen aus Griechen-
land, hrsg. V. Ad. SchöU I. Frankf. 1843 m. 6 T.; Bubsian, archäologisch-epigraphische Nach-
lese aus Griechenland, Bericht der sächs. Ges. d. Wiss. 1860; Conzb, Michaelis und Peb-
vanoglu, A. 1861 (33) S. 6 flf. T. A— F u. Philol. 19, 163 ff. m. T.; Fb. Wiesblbr, archäol.
Bericht über seine Reise nach Griechenland, Gott. 1878 (SA.); besonders aber: Lb Bas et
Waddinoton, voyage archöologique en Grece et en Asie Mineure, Paris 1847—88: Itinö-
raire 5 Hefte m. 73T.; Monuments d'antiquit^ figur^e en Gräce m. 152T.; Architecture
(18 T. Athen, 22 Peloponnes, 2 Inseln, 47 Kleinasien). Über die prähistorischen
Altertümer: Dumont, Ra. 1867 II S. 141 ff., 356 ff.; Finlay, naQaTtjQtjaeig inl trjs it^'EXßetUc
xccl EXXddt TiQo'CatoQixrjg aQXMoXoylag, Athen 1869; G. Hirschpbld, Verh. d. Berl. Ges. f.
Ethn. 1871 S. 106; Sp. Lambros, laxoQiKal fieXeravy Athen 1884 S. 1 ff.; Sammlungen des
naturhist. Vereins in Athen u. private (s. Dumont a. 0.); christliche Denkmäler: Cou-
CHAUD, ^glises byzantines en Gr6ce, Paris 1842; STRZYGowstfi, Rom. Quartalschrift 4, 1 ff.,
97 ff.; Sydney Howard Barnsley a. Rob. Weie Schultz, Byz. architecture in Greece, her.
V. dem engl.-arch. Inst, in Athen 1893. — Sammlung in Athen.
Bilderwerke: Dalton, views in Greece and Egypt, London 1751. 1781; Le Roy,
les ruines des plus beaux monuments de la Gröce, Paris 1758, 2. A. 1770 f. 2 Bde. m.
60 T.; J. G. Leorand, monuments de la Gr^ce, Paris 1808 f. m. 97 T.; H. W. Williams,
select views in Greece, London 1829, 1892 2 Bde. m. 64 T.; 0. M. v. Stackblbero, la Grece.
Vlies pittoresques et topographiques, Paris 1834, m. 140 T.; W. B. Deverbux, views on thc
shores of the Mediterraneum 1847; Ansichten aus Griechenland, gestochen unter d. Leit.
V. C, Frommel, 28 T. ; Robebtson, photographs of grecian antiquities at present romaining
in Greece, Ath. 1854, m. 55 T.; Photographienserie des Institutes (S. 11).
Skizzenbuch Lord Elgins, 1805 von Lusieri und andern gefertigt, im Print-Room
des brittischen Museums (verz. im Supplement zu Stuabt a. Rbvett, antiqu. of Athens
1829; vgl. Bblgeb, Beiträge S. 21; Zeichnungen des Fauvel in der Bibliotheque nationale
zu Paris; Aufnahmen von Gell im brittischen Museum.
Reisehandbücher: für Archäologen am geeignetsten: Bädekeb (Griechenland,
2. Aufl. Lpg. 1888), E. Isambert (itin^raire descriptif histor. et archi^ol. de l'Orient I. Gr6co
et Turquie d'Europe, 2. A. Paris 1873, m. 11 K. u. 23 PI.) und Mürray (handbook of Greece).
Theoretische Darstellungen: Bursian, Geographie von Griechenland, Lpg.
1862—72, 2 Bde.; Lolling, in dieser Encyklopädie Bd. III.
Karten: Einzig brauchbar die österreichische Generalstabskarte (auch griechisch
bearbeitet) und für die Küsten und Inseln die englischen Admiralitätskari«n.
Periodische Berichte: Jetzt im UgxfttoXoyixoy deXtlov (1888 ff.), früher im Jour-
nal officiel; daneben in der Tlaydaigay 'A^vd fjtov dvdXsxxa yciüyQag-Axd (piXoXoyixti tato-
Qix« oixov. xttl negi i(p£VQ6as(ov 1832 und 'AS^y^oy, jetzt noch im Il«Qvaaa6g (1877 ff.),
TjßdofÄttgj *Effxla u. s. w.
Litteraturverzeichnisse: vieles bei Lolling a. 0. und John Edw. Sandys, an
easter vacation in Greece, London 1887; Jahresberichte von Gust. Hibschfeld in Behms
geograph. Jahrbuch X 451 ff., XII 241 ff. (mit Register), XIV 145 ff. (bis 1890) und Ober-
hummer im Jahresbericht über die Fortschritte der klass. Altertumswiss. LXIV 347 ff.
LXIX 251 ff. Die einheimische Litteratur bei '^, MrjXiagdxt^g, yeoeXXrjyixij yBCjygatpixij fpi-
XoXoyittj Athen 1889, mit Nachträgen von Gust. Hirschfeld (Obebhümmeb LXIV 349. 437).
86. Die Erforschung Griechenlands ist jetzt der Generalephorie
der Altertümer unterstellt. Neben ihr wirkt die archäologische Gesell-
schaft, welche 'Eiprjinsqlg äQxmoXoyixri^ Athen 1837 — 60, nsQ. B! 1862 —
1874, r! 1883 fif., ÜQaxTixa trjg €v ^ÄOnf^vaig dQXCcioXoyix^g haiQiag 1837 flF.
und revixai awelevaeig 1860 — 70 veröffentlicht. Die aQxmoXoyiag xQ^ft^ia-
vixr^g haiqia (JsXtiov I. 1892) mit Museum beschränkt sich auf die christ-
lichen Altertümer. Das Ausland ist durch die Filialen des französischen
und des deutschen Institutes (S. 5) vertreten, zu welchen vor einiger
Zeit die englische archaeological school (seit 1886) und, die American school
of classical studies (seit 1882: Papers of the A. school of cl. st. at Athens,
Boston 1885 flF. Bd. I. — IV. V. im Druck; Annual report of the managing
committee of the A. s. of cl. st. at Athens, Cambridge 1883 flf.) hinzutraten.
Von Europa aus wirken die Association pour Tencouragement des etudes
grecques in Paris (Monuments grecs, Paris 1872—86, 13 Hefte) und die
Kap. V. Aroh&ologiflohe ÖrtBkunde. (§§ 86-91.) 103
Society for the promotion of hellenic studics (Journal of hellenic studies,
London 1880 ff.).
Die Ruinen heissen jetzt gewöhnlich EUinikd (Heidnisches), kasiro
(Schloss), paljö-, jiftö', ourriö-, jinäkokastro (altes, Zigeuner-, Juden-, Frauen-
Schloss), pfUjovdsaro (alter Bazar), mdrmara oder mannarid (Mannorbruch),
porta oder porfes (Thor, -e), sideröporta (eisernes Thor), filakes (Gefäng-
nisse), vassilikä oder paldtia (Königsburg) ; Ziegelruinen nennt man lutrö
(Bad).
87. Thessalien beginnt seit der griechischen Besitzergreifung er-
forscht zu werden, gewährt aber noch zu wenig Sicherheit des Verkehrs;
die nennenswerten Funde liegen um die grösseren Städte herum. Am
interessantesten sind die Reliefs (Hebbrdey, Ath. Mitt. 15, 199 ff., T. 4 — 7).
Ein Provinzialmuseum befindet sich in Larissa.
J. A. Leonahdob, vetorartj r^g SsüaaXias ;|fa>^o>^^(«jpia, Festh 1836, m. 6T.; Nik.
Gbobgiadis, SeaaaXia, Athen 1880; Hetzet, le mont Olympe et TAcanianie, Paris 1860,
m. 16 T. u. xnission arch. de Mac. (8. 98) ; Alfs. [Msziebes, m^m. sor le P^lion et TOssa,
Paria 1853; *EXXtjyix6g <fiXoX, cvXXoyog, a^x"^^^- TtaQagrrjfia IK S. 1 ff.
Aisoneia (Burg von Sesklo in Pelasgiotis) : Lolliko, Ath. Mitt. 9, 97 ff.
Korope: Ath. Mitt. 7, 69 ff.
Narthakion: Beb. 6, 356 ff.
Ormenion in Magnesia (Dimini oder Dem^ni) mit Kuppelgrab: Lolling a. O.
Tempe: 6. L. Kbieok, das thessalische T. in geograph. u. antiquar. Hinsiebt, Lpg.
1835, m. K.
Trikka (Trikkala): K. BXvraaxtjg, avvxofJLog latogia rrji noXetag TQixxäXa}y, Athen
1862; — AskJepiosbeiligtum: Zibben, Ath. Mitt. 17, 195 ff.
88. Akarnanien, reich an Befestigungswerken, die noch wenig unter-
sucht sind: Hbuz&t, s. oben (§ 87); E. Obebhümheb, Akamanien, München 1887, be-
sonders S. 24 ff.
Aktion, Apollotempel von Champoiseau 18678 au.sgegraben (z. B. archaische Apol-
lotorsi 6a. 1886 p. 234 ff. T. 29), 1892: Ra. III 20, 260. Nikopolis lag schon zu Julians Zeit
in Trümmern (Panegyr. 11, 9).
Stratos (Surovigli) mit grossem Dipterostempel, 1892 französische Ausgrabungen
(viele Terrakotten); Plan bei Bubsian, Geogr. I. T. 2.
89. Ätolien ist noch weniger bekannt, wird aber wohl kaum je
vieles bieten. Baziv, l'Etolie, Archives des missions scientif. 1864 1. 1 2">« serie, 2. H. ;
R. Schillbach, die Ruinen von Oiniadai und Pleoron (Berlin 1858); Plan von Oiniadai bei
BUBSIAK, I. T. 3.
90. Westliches Lokris. Naupaktos,Asklepieion: R. Weil, Ath. Mitt. 4, 22 ff.
Malis und Oitaia. Gobdon, account of two visits to the Anopaea or highlands
above Thermopylae, Athen 1838.
Herakleia, 1891 Funde in Sideröporta beim Eisenbahnbau.
Doris. Lolliko, Ath. Mitt. 9, 305 ff.
östliche Lokrer. Gibabd, etude sur la Locride opontienne, Paris 1877 und de
Locris Opuntiis, these von Paris 1881 ; N. Chalköpulos, UXtirtoy 1884 S. 418 ff.
Atalante, Vasenfunde: Ath. Mitt. 1, 253.
Halai: Coütorga, Ra. 1860 II 390 ff.
Kynos (Livanätes), Nekropole wie auch in H. Theologos: Beb. 3, 213 ff.
91. Phokis. r. Kgifiog, *<oxixd, Athen 1880, 2 Bde.
Antikyra: Tempel des Apollo: '^QX* «^«^^'o*' 1889 S. 171; Felsenheiligtum der Ar-
temis: LoLLiNo, Ath. Mitt. 14, 229 ff. T. 7.
Delphi. Die Ausgrabung dieses Ortes wurde dadurch so sehr verzögert, dass er
grösstenteils unter dem Dorfe Kastri liegt. Nachdem Tbiersch, 0. Müller (1^^40) und für
die griechische Regierung Laurent kleinere Grabungen unternommen hatten, ist 1893 end-
lich die vollständige Freilegung von der französischen Schule mit Erfolg begonnen worden ;
zunächst wurde das Schatzhaus der Athener entdeckt. — Abbildung des Tempels auf del-
phischer Münze der älteren Faust ina: Brit. Mus. T. 4, 22; Altertümer von Athen IV K. 5. 9;
104 SlaSBiBChe Ennstarcliäologie. I. Denkmälerkimde.
TraERSCH, Denkschriften der bayer. Akad. III (1840) S. 1 flf.; Ulrichs, Reisen 1,25—118; le
Bas, itin^r. T. 37—40; Weschbb et Foucabt, möm. sur les ruines et Thistoire de Delphes,
Missions scientif. 1865 m. K. und Abb.; Aufnahme des bisherigen Standes bei H. Pomtow,
Beiträge zur Topographie von D., Beriin 1889, m. 14 T. - ■ Halle der Athener; Bch.
1881 S. 1 ff.; Ath. Mitt. 9, 264 ff. T. 11. 12. 14, 207 ff.
Elateia, Tempel der Athena Kranaia, 1884 von den Franzosen ausgegraben; die
Funde teilweise in Dhrachmani: P. Paris, Blatte, these von Paris 1892, m. 15 T. Bch.
1 1, 46 ff., 405 ff. m. T. 1. 3—5. 12, 37 ff.; Ath. Mitt. 3, 19.
Hosios Lukas: Ch. Diehl, T^glise et les mosaiques du couvent de Saint-Luc (?) en
Phocide, Paris 1873, m. 72 T.
Tithora: Ulrichs, 2, 114 ff. = Rhein. Mus. N. F. 2, 544 ff.
92. Böotien, an Grabfunden sehr reich, doch wii-d zu viel Raubbau
betrieben; daher ist der Name Böotiens erst alhnählich häufiger genannt
worden. Was es an Skulpturen lieferte, ist meist provinzielle Arbeit (Ver-
zeichnis von 6. Körte, die antiken Skulpturen aus Böotien, Athen. Mitt.
3, 301 flf., 4, 268 flf.).
Akraiphia (hei Kardhitsa) mit dem Ptoon (Palagia), französische Ausgrabungen :
Ulrichs, Reisen 1, 239 ff.; Hollbaüx, Bch. 8, 509 ff., 9, 520 ff.; archaische Skulpturen: 10,
66 ff., 98 ff., 190 ff., 269 ff. T. 4—7. 9. 12, 380 ff. m. T. 11 und 12. 14, 602 f. T. 3 (Bronzen).
Antbedon (bei Lukisi), die älteste Stadt Böotiens nach dem Schiffskatalog (V. 508) :
Amer. Journal 6, 96 ff. T. 14 (Plan), 15 (Bronzegeräte).
Ghaironeia, Theater: le Bas, itiner. T. 36; Löwenmonument von der bekannten
Schlacht: Welckeb, Mon. ed A. 1856 S. 1 ff. T. 1; 1879 Ausgrabungen der archäologi-
schen Gesellschaft an dem Löwen: Stamatakis, 'J&ijyaioy IX; früher Lokalsammlung in
dem nahen Kapräna oder Eapruna (vgl. JlQaxxixd jejg o^/otoA. kxaiQlas 1874/5, S. 42 ff.),
jetzt in Liwadhia.
Delphinion: Ath. Mitt. 10, 350 ff.
Hyettos (beim Hofe Dendra, eine Meile östlich von Martine): Coutoeoa, Ra. 1860
II 394 f.; 1873 von Stamatakis ausgegraben : U&ijyaioy 1, 490 ff.
Eabireion (bei Ambelosalessi), 1887/8 deutsche Ausgrabungen: Ath. Mitt 13, 81 ff.
(Karte S. 84). 412 ff. T. 2. 9-12; Kern, Hermes 1890 S. 1 ff.
Kopai (Topölia): Schliemann, Orchomenos S. 51 ff.
Larymna: Abb. bei Dodwell, class. tour I T. zu S. 229; Plan: Bubsian I T. 3.
Lebadeia (Liwadhia), Funde im dortigen Museum.
Orchomenos, sogen. Scbatzhaus des Minyas mit Funden verschiedener Zeiten,
zum Teil von Schliemann ausgeräumt: ders. Jhst. 2, 122 ff. und Orchomenos, Lpg. 1881
(Plan T. 3); alter Charitentempel (Schliemann S. 16); Plan bei Bübslan, Geogr. I T. 1;
Wandkarte des Seegebietes von Kaufest 1892.
Plataiai: Spencer Stanhope, topography illustr. of the battle of Plataea, London
1817; ViscHER, Erinnerungen S. '-^543 ff., dazu Fabricius, Theben S. 17; 1889—91 ameri-
kanische Ausgrabungen: Amer. J. 5, 439 ff., 6,445 ff., m. T. 23; Plan: Leake North. Gr.
II T. 3.
Ptoon B. Akraiphia.
Tanagra (Skimatari), reiche Nekropole, wo 1870—74 der Raubbau begann, von
welchem die „tanagräischen** Terrakotten herstammen; einige Funde im dortigen Museum:
n^axuxu trjg aQXt^^oX, er. 1874/5 S. 31 ff., 1876/7 S. 11 f.; U&tjyaiov 2, 401 ff., 3, 164 ff.,
4, 291 ff.; J. Spencer Staithope, topographical sketches of Megalopolis, Tanagra, Aulis
and Eretria, London 1831 f.; AZ. 33, 148 ff. (mit Karte); Plan bei Bürsian Geogr. l T. 1.
Theben, abgesehen von Alexander wiederholt durch Erdbeben zerstört: Lokal-
sammlung in der griechischen Schule (handschriftlicher Katalog von Koromantsos); Auf-
nahme der Mauern von E. Fabricius, Theben, Freiburg 1890, berichtigt von ü. v. Wila-
MowiTZ, Hermes 26, 191 ff.; Nekropole: Böhlau, Jahrb. 3, 325 ff.
Thespiai (Erimökastro), 1889 französische Ausgrabungen bei der hl. Paraskevi;
Museum im Erimökastro : Abgeb. bei Dodwell 1 Tafel zu S. 256 ; R. ScraLLBACH, de Thes-
piarum oppido, Neu-Ruppin 1856; P. Decharme, Missions scientif. 1867 m. K.
Thisbe (Kakosia), amerikanische Ausgrabungen 1889: AA. 1856 S. 281 f.; American
Journal 1890 S. 112 ff.
93. Attika« E. Curtics u. J. A. Kaupert, Karten von Attika, Berlin 1881 ff.,
H. 1.— 7. T. 1—21. mit Erläuterungen; Leake, die Demen von Attika, übers, v. Wester-
mann, Braunschw. 1840; The unedited an tiquities of Attica, comprising the architectu-
ral remains of Eleusis, Rhamnus, Sunium and Thoricus, by the society of Dilettanti, London
Kap. V. Arch&ologiflche Ortskonde. (§§ 91—93.) 105
1817 (deutsch von C. Wagner, Dannstadt 1829 m. 78 T., franz. v. Hittorff, Paris 1832,
m. 60 T.), 2. Aufl. 1833 f. m. 78 T.; christliche Altertümer: s. S. 102.
Athen, Litteratur hei Milchhöfer (, Athen* in Baumeisters Denkmälern I 144 ff.)
und LoLLiNO (Handhnch III 292 ff.); Stadtgeschichte: Cubt Wachsmuth, die Stadt
Athen im Altertum, Bd. I Lpg. 1874, II 1. 1889; £. Cürtius, die Stadtgeschichte von Athen,
Berlin 1891; Führer: Haussoullieb, Äthanes, in der Sammlung Guide- Joanne 1888 und
Jakb Habrisok, mythology and monuments of ancient Athens, London 1890; ältere Be-
Schreibungen: L. Cte. db Labobdb, docuraents in^dits ou peu connus sur Thistoire et
les antiquit^s d'Athenes au XV®, XVI" et XVII® siöcle, Paris 1854, 2 Bde. m. 3 T.; Bau-
werke: Stuabt and Rbvbtt, antiquities of Athens, London 1762—1816, 4 Bde. (im Auf-
trage der Gesellschaft der Dilettanti bearbeitet, S. 3; deutsch: Altertümer von Athen,
Darmstadt 1829—31); F. C. Pbnrosb, two letters from Athens, London 1846; investigation
of the principles of Athenian architecture, London 1851, f.; Tempel neu aufgenommen bei
S. A. IwANOFF, architektonische Studien I. Berlin 1893; christliche Denkmäler: Auo.
MoMKSBK, Athenae Christianae, Lpg. 1868; T. J. Negovraogy /^urnaA^ixra U^tjyai^ Athen
1889; Veduten: Stadbmakk, Panorama von Athen, München 1841, m. T.; Henbi Beck,
vues d' Äthanes et de ses monuments, Berlin 1868, f. - Karte: Kaufest, Athen und Um-
gebung, 2. Aufl. Berlin 1892.
Akropolis: Zusammenfassend Ad. BömcHEB, die A. von Athen nach den Berichten
der Alten und den neuesten Forschungen, Berlin 1888, m. 36 T. und Pausaniae descriptio
arcis Athenarum ed. 0. Jahn, 2. Aufl. v. Michaelis, Bonn 1880. — Erste grosse Ausgrabung
1835/7 durch L. Boss, Schaubebt u. Hansen (die Akropolis von Athen nach den neuesten
Ausgrabungen, I. der Tempel der Nike Apteros, Berlin 1839 f.; B. K. Hellbb, archäologisch-
artistische Mitteilungen über die Ausgrabungen auf der Akr. zu A. 1835,7, Nürnberg 1852
m. 22 T.); 1852 am Erechtheion von Thiersch gegraben, im selben Jahre von Beule
(Facropole d' Äthanes, Paris 1862); weiters 1862: C. Bötticheb, Bericht über die Unter-
suchungen auf der Akr. v. A., Berlin 1863, m. 13 T.; Ergänzungen zu den letzten Unter-
suchungen auf der Akr. in A., (Göttingen) 1864y7 m. 7 T.; 1876 Frankenturm von Schlie-
mann niedergerissen; 1876/7 Reinigung des Südabhangs durch die archäologische Gesell-
schaft (Plan Beb. 1, 170), Freilegung des Asklepieions (über die Votive Beb. 1, 150 ff, 2,
65 ff.); 1883 — 90 Untersuchung bis zum nackten Gestein durch Kavvadias und der Perser-
schutt gesichtet: Bohn, Rekonstruktion der athen. Akr., Philol. Wochenschrift 1883 Nr.
10 Sp. 309 ff.; Kawbbau, deutsche Bauztg. 1888 Nr. 1 mit Plan; Thöoxönou (Doublet), Ga.
1888 p. 28 ff., 82 ff.; über die Vasenscherben vorläufige Bemerkungen von Gbäf, AA. 1893
S. 13 ff.; über die Bronzen: Batbeb, Jhst. 13, 124 ff., m. T. 6. 7.; die Funde sind im neuen
Akropolismuseum untergebracht.
Propyläen: Bohn, die Propyläen der Akropolis zu Athen, Berlin 1882, vgl. Dubh,
Ztsch. f. bild. Kunst 1884 S. 291 ff., 320 ff.; Iwanoff, architekt. Studien T. 18-21. 23. 24;
Restauration des Südflügels von Döbpfeld, Amer. J. 1, 157 ff., m. Abb.
Niketempelchen: Altertümer v. Athen II K. 5 T. 13; Ross, Schaubbt u. Hansen
(s. o.); Pbestbl, der Tempel der A. N., Mainz 1876; Lb Bas, architecture, Äthanes T. 1 — 10;
Iwanoff, architekt. Studien T. 15-17; Skulpturen: Woltbbs 747 ff.; Kekule, die Reliefs
an der Balustrade der Athena Nike, Stuttg. 1881, vgl. Pbtebsbn, Zt^ch. f. Ost. Gymn. 1881
S. 261 f.
Parthenon: Altertümer von Athen II K. 1, 9. IV K. 5, 1, Reliefschmuck II. K. 1.
IV K. 4, 11—14; Bötticheb (s. oben); J. Febousson, the Parthenon, London 1883;
Döbpfeld, Ath. M. 6, 283 ff.; J. L. Ussing, de Parthenone eiusque partibus, Kopenhagen
(Univ.) 1849; Hauptwerk: Ad. Michaelis, der P., Lpg. 1871; Iwanofp, architekt. Studien
T. 22. 27; Abbildungen der Skulpturen (grösstenteils von £lgin nach London gebracht;
sehr weniges auf der Akropolis) in den Ancient marbles. — Älterer Parthenon (Kimons?):
Döbpfeld, Ath. Mitt 17, 158 ff. m. T. 9.
Über den 1885 entdeckten älteren Athenetempel (o dqx^Tog yaog, früher ixatofi-
mdov genannt) Döbpfeld, Ath. Mitt. 10, 277. 11, 165.337 ff., 12, 190 ff. Ant. Denk-
mäler 1886 T. 1. 2; Pbnbose, Jhst. 12, 275 ff. m. T. 16—18. 13, 32 ff.; Fowleb, Amer.
J. 8, 1 ff.
Erechtheion: Altertümer v. Athen II T. 16. 17. 19. 20; Lanql, Wandtafeln, I 8;
H. W. Inwood, the Erechtheion at Athens, London 1827. 1831, m. T., deutsch von A. F.
V. Quast, das E. zu Athen, Berlin 1840; Thiebsch, über das Erechtheum auf d. Akropolis
zu Athen, Denkschr. der baver. Ak. 24, 79 ff., 27, 99 ff. und Epikrisis der neuesten Ent-
deckmigen über das E., 1833; Bötticheb, der Poliastempel als Wohnhaus des Königs
Erechtheus, Berlin 1851; T6taz, Ra. 1852, S. 1 ff., 81 ff. (Hansbn, Wiener Bauztg. 1851
S. 342 ff.); UQaxxixd xfjg inl *EQsx^eiov imxQonijgy 1853 m. T.; Leop. Julius, über das
Erechtheion, München 1878; Aug. Choisy, l'Erechtheion, Paris 1884 = Etudes sur Tarchi-
tecture grecque III.; Iwanoff, architekton. Studien T. 7—14; über den Nordeingang:
106 ElaBBÜiche Kanstarchäologie« I. Denkmftlerkiinde.
Schultz, Jhst. 12, 1 ff., m. T. 1 ff. (dazu Babnslet das. S. 381 ff.); Restitation von Niemand,
Wiener Vorlegeblätter Serie C T. 12.
Asklepiosh eilig tum, am Südabhang, enthielt viele Votivreliefs, die jetzt im
Nationalmuseum vereinigt sind: Gibard, TAscl^pieion d'Ath^nes, Bibl. des ec. d'Atb. fasc.
23, 1882, m. 4 T.; v. Duhn, AZ. 1877 S. 139 ff.; Ziehen, Ath. Mitt. 17, 229 ff. (Reliefs).
Sogen. These ion: über die Benennung Lolliko S. 318, 3; Ross, ro Btjueioy xai 6
vaog tov *'jQetag, Athen 1838; A. Schultz, de Theseo, Breslau 1874; Altert, v. Athen III,
K. 1, 1—10, Skulpturen 11 — 24; Iwanoff, architekton. Studien T. 1 — 6; Fries: Studniczka,
Jahrb. 2, 167.
Lysikratesmonument: Antiquities of Athens I. 4; Lützow, Ztsch. f. bild. E. 3, 23.
236 ff., mit Restauration; ttber den Fries: Marbles in the Brit. Mus. Bd. IX; in den
meisten Handbüchern falsch geordnet, vgl. De Gou, Amer. J. 8, 42 ff. m. T. 2/3.
Gräberstrasse vor dem Dipylon, schon in sehr alter Zeit benützt; davon benannt
die Klasse der „Dipylonvasen": Cubtius, AZ. 29, 12 ff. m. T. 42—44.
Sogen. Pnyx, über Ausgrabungen: AA. 1862 S. 324 ff.; zusammenfassend J. Cbow,
Papers of the Amer. school 4, 207 ff.; unterhalb angebliche Enneakrunos: Dörpfeld, Ath.
Mitt. 17, 90 ff., 434 ff.
Sogen. Tempel am llissos: Iwakoff, architekt. Studien T. 29—31.
Denkmal des Philopappos (s. den geschichtlichen Teil, Eaiserzeit): Altert, von
Athen lU K. 5, 1—11.
Archäologische Statistik der Landorte: Ath. M. 12, 81 ff., 277 ff., 13, 337 ff.
Acharn ai (Menidhij mit Kuppelgrab.
Aixone (Trächones) mit Theater und zahllosen Gräbern, die seit langem ausge-
beutet worden sind (z. B. rührt vieles in Stackelbebo's «Gräbern* von dort her); Sammlung
V. Komninös, früher Luriotis in Trächones (Stark, nach dem griechischen Orient S. 361.
406 f.; Ath. Mitt. 4, 193 f.).
Amarysion (Marussi): Sittl, Berl. phil. Woch. Vlll. Nr. 26.
Anagyrus s. Vari.
Anakaia: U&ijt^aioy 10, 47 ff.
Bäte: 'E^tj/iegls ccqx''^^^' 1884 S. 31 ff.
Brauron: Ross, archäol. Aufs. 1, 222 ff.
Daphnien, Ausgrabungen der archäologischen Gesellschaft, 1892 Tempel der Aphro-
dite (Le Bas itin^raire l T. 8) gegen Eleusis zu aufgedeckt; kleine Sammlung oaselbst; siehe
auch unter „Eleusis"; alte Klosterkirche: Lampakis, /^mreai^fX); aQx^ioXoyia trjg fioyijg
Jafpviov, Athen 1890 (Dissert. v. Erlangen) mit Plan.
Dekeleia: UfijyMov 3, 126 ff.; Riemank, R. de philol. IV (1880) p. 120; Funde im
kgl. Schloss von Tatöi.
Eleusis (von Julian aus den Ruinen erneuert, Panegyr. 11, 9): Ant. of Attica Kap.
1—5; Ornamente bei Dodwell I, Tafel zu S. 175; 1860 Ausgrabungen der beiden Lenor-
mant („eleusinisches Relief): Lenorkant, recherches arch^ologiques ex^cutöes ä Eleusis
dans le cours de Tannee 1860, Paris 1862, und monographie de la voie sacr^e eleusinienne
[Weg vom Dipylon zum Korydallos] l. Paris 1864, vgl. R. gön. de Tarchitecture 1868
Bd. XXVI; Tempel der Artemis Propylaia aufgenommen bei S. A. Iwanoff, architekt. Stu-
dien I. Berl. 1893 T. 29 -31; 1882 ff. von der archäologischen Gesellschaft freigelegt:
V. Blavettb, Bch. 8, 252 ff. 9, 65 ff. ra. T. 1 ; '£kp. agx. 1883 S. 1 ff. 75 ff. 109 ff. 194 ff. 253 ff.
T. 1. 5. 9-11. 1884 S. 70. 135. 179. 213 T. 8. 9. 1885 S. 149. 169 T. 8. 9. 1886 S. 19. 185.
257. 272 T. 3. 1888 S. 193 ff. m. T. 12; UQaxiixd 1883 S. 51 ff. T. E. 1884 S. 64 ff. T. J,
1885 S. 25 ff. 1887 S. 50 ff. mit Plan; Dörpfeld, Ath. Mitt. 1886 S. 328 ff.; kleiner Plan bei
Bädeker S. 116; kleines Museum der archäologischen Gesellschaft.
Eleutherai s. Oinoe.
Erchia: Milchhöfer, Sitzungsber. der Berl. Akad. 1887 S. 55 ff.
Ikaria, 1888 amerikanische Ausgrabungen: VII. annual report of the Amer. school
at Athens; Blck Amer. Journal 4, 421 ff. 5, 9 ff. m. T. 1 (archaische Grabstele), 155 ff. m.
T. 3—5, 461 ff. (Skulpturen) m. T. 11. 13.
Kaesariani auf dem Hymettos mit Tempelresten: Aafincixrjg, JJagyaaaos 5, 645 ff.
Kephissia, dessen römische Glanzzeit Gellius (1, 2) beschreibt: ^kleine Sammlung
an der Platia und bei Skylitzis; Grab mit schönen Sarkophagen: Benndorf, AZ. 1868
S. 35 ff., vgl. Urlichs, Beiträge S. 79 ff. T. 17. 18.
Kolon os: Milchhöfer, E. Curtius dargebrachte Festschrift S. 339 ff.
Lauriou mit den alten Bergwerken: s. Kap. VI unter , Silber".
Marathon: Prokbsch, Denkwürdigk. 2, 432 ff.; Finlay, on the battle of Marathon,
1843, m. 3T. (deutsch: hiatorischtopogr. Abhandl. S. 1 f.); Ath. Mitt. 1, 67 ff. 3, 259 ff.;
H. Bbllf, Globus 1878 — ttber den Grabhügel: Abb. bei Dodwell II zu S. 159; 1884
von Schliemann geöffnet (Ztsch. f. Ethnol. 1884 II S. 85 ff.), erfolgreicher von der griechi-
Kap. V. Arohftologische Ortsknnde. (§§ 94—95.) 107
sehen Regierung C^gx* ^^^^^oy 1890 S. 65. 123 T. 3); Dionysostempel der Tetrapolis:
noQyaaüoi 2, 727 ff.
Oinoe (vnlgo Eleutherai, nach anderen Phyle) mit sehr gut erhaltenen Festungs-
werken: Lb Bas, itin^raire T. 9— 11; Ross, arehfiol. Aufsätze 1, 234 ff.; Erbkax, Ztsch. f.
Bauwesen 29 T. 44. 285 ; Plan m. Ahb. v. Erbprinz Bernhabd von Mbininoen.
Oropos: G. Fihlat, remarks on the topography of Oropia and Diacria, Athen 1838
m. T. u. London 1839 (SA.); Amphiaraosheiligtum, 1884 ff. von der archäologischen Gesell-
schaft ausgegraben: n^ax^xd 1884 T. E. 1886 S. 51 ff. T. 3; Ath. Mitt. 1886 S. 329 ff.;
F. DuBRBAGH, de Oropo et Amphiarai sacro, these von Paris 1890; Phot. des arch. Inst.,
Oropos.
Paiania: Ross, archäol. Aufsätze 1, 209 ff.; Lokalsammlung in der Schule von Ko-
ropi, s. Polykratos, Uagyaonog 12, 205 ff.
Peiraieus, Bl&tezeit im 5. und 4. Jahrhundert, seit Sullas Belagerung nur mehr
ans einigen Häusern bestehend: Hiivstin, de Piraeo, th^se von Paris 1877; Plan bei
BIdbkbb S. 109; Grundlagen der von Lysander geschleiften Mauern, Schiffshäuser (Dhba-
GHATSis n^axjixd r^g «p/. ^r. 1885 S. 63 ff. T. 2. 3) und Wohngebäude (z. B. JjQaxrixd jijg
«>/. kr. 1886 T. 2, mehrere Grundrisse; 'ßcrWa 1892 Nr. 14. 15), 1887 8 französische Aus-
grabungen an den Mauern der Eetioneia: Bch. 11, 129 ff. 201 ff. 12, 337 ff. m. T. 12, Plan
Philol. Wochenschr. 1888 Sp. 226 (vgl. 451); periodische Mitteilungen von Dhraohatbis im
Ilaqyacaog (z. B. 11, 103 ff. ober die Schiffshäuser von Zea), JlaUyysysaia, ÜQaxuxd zrjg
ag/aioXoyix^g hctiqlag, Berl. philol. Wochenschrift u. A.; Dörpfbld , ein antikes Bau-
werk [einer religiösen Bruderschaft] im P., Ath. Mitt 9, 279 ff. T. 13. 14. — Sammlung im
Gymnasion (Katalog von Dhbaghatsis bevorstehend).
Phaleron, Gräber mit alten Vasen (Phaleronvasen).
Phyle, Kastell: Lbakb, Demen T. 5, 3; Lbbas itin^raire T. 7. 7 bis.
PlOtheia (Stamäta, nördlich vom Pentelikon): Amerikanische Ausgrabungen Amer.
J. 5, 423 ff. m. T. 12.
Potamos: Athen. Mitt. 10, 89 ff.; 1893 Ausgrabungen von Loper.
Prasiai: Ath. Mitt. 4, 351 ff,
Psaphis: Ath. Mitt. 10, 354 ff.
Rhamnus, zwei Tempel der Nemesis: Uned. antiq. K. 6. 7; Iwanoff, architekton.
Studien I T. 33—35. Der ältere aus Porös: Ross, AZ. 8, 167 ff.; Ausgrabungen in Tempel
und Burg 1884: Ath. Mitt. 4, 277 ff.; Schnbideb, Berl. phil. Woch. 1884 Sp. 1305 ff. m. Kro-
quis; vgl. H. Posnaksky, Nemesis u. Adrasteia S. 98 ff.; Phot. des arch. Inst., Rhamnus; für
die Skulpturen ist ein neuer Saal des Nationalmuseums erö&et.
Salamis (Kuluri): AZ. 1855 S. 155 f.; Athen. Mitt. 1, 127 f.; in neuester Zeit haben
sich die mykenischen Funde sehr vermehrt; Lokalmuseum im Hauptort.
Spata (bei Liöpeschi), 1877 Höhlengräber der mykenischen Periode entdeckt: Bch.
2, 185 ff. m. T. 13—19; »Sphinx von Spata* (Bbuokmann 66a).
Stamata s. Plötheia.
Sunion mit Athenatempel : Unedited ant. K. 8; Jonian ant. II K. 5 T. 9 — 14; Tbb-
bieb, Archives des miss. scientif. II s. 3 (1863), 79 ff.; Döbpfbld, Ath. Mitt. 9, 323 ff. mit
T. 15. 16; aber die Skulpturen Fabbiciüs ebend. 338 ff. m. T. 17—19.
Thorikos: unedited antiq. of Attica K. 9; Theater bei Dodwbll I T. zu S. 528,
1886 von den Amerikanern freigelegt: Miller u. Cushikg, Papers of the Am. school IV
(1888) S. 10 ff. 23 ff. T. 1—7. Neueste Funde aus my kenischer Zeit.
Vari (= Anagyms?) mit dem grössten Friedhofe von Attika: JeXrloy 1891 S. 15 f.
29 ff.; Nymphengrotte photogr., beschrieben von Zijaiogy 'EßdofAag Ä dq, 40.
Velanidezza, Grabhügel aus der Zeit vor den Perserkriegen: Stefhani, Rhein.
Mus. 4, 3 ; LöscHCKE, Ath. Mitt. 4, 36; 1889 griechische Ausgrabungen; JeXiioy 1890 p. 16 ff.;
Phot. beim archäologischen Institut.
Vurvä, Grabhügel: Stais, Athen. Mitt. 15, 318 ff. T. 9—13. Phot. desgl.
94. MegariSy ein wegen Armut der Bevölkerung wenig ergiebiges
Land. P. W. Fobghhamkbb, Halkyonia. Wanderungen an den üfem des halkyonischen
Meeres, Berlin 1857, m. Holzschn.; Schubbino, Umwanderung des megarischen Meerbusens,
Ztsch. f. aUg. Erdkunde N. F. XVII S. 434 ff.; Lebegue, de oppidis Megaridis; LoLinro, ^Earju.
«>r. 1887, 201 ff.
Megara mit Resten von Befestigungen und einem Brunnensystem; kleines Museum:
Pbokesch, Denkwürdigkeiten 2,352 ff.; AA. 1853 Nr. 58, 59. 1854 S. 421 f.; Lolling,
'Etptjfi. uQx. 1887 Sp. 201 ff.; Ausgrabungen der archäologischen Gesellschaft am Tempel
des Zeus Aphesios: Philios, *E(pTjfA, dgX' 1890 Sp. 21 ff. T. 4—6, dazu Lolung, Sp. 55 ff. ;
Phot. des Instituts, Megara.
108 Klassische Ennstarchäologie. I. Denkmälerkande.
Äigosthena: Erbkah, Zisch, f. Bauwesen 29 (1879) T. 44. 45; 1898 englische Aus-
grabungen.
Minoa und Nisaia: Athen. Mitt. 5, 1 ff.
96. Der Peloponnes wurde durch die Herrschaft der Venezianer
früh erschlossen und lieferte bereits damals Skulpturen an die Museen.
Epochemachend war jedoch die an die französische Besetzimg des Pelo-
ponnes anknüpfende Erforschung im Februar — Juli 1829.
Albrizzi, esatta notizia del Peloponneso; Paolo M. Paciaudi, monumenta Pelo-
ponnesia commentariis explicaia Rom 1761, 2 Bde. mit T.; (A. Blouet) Expedition
scientifique en Moröe ord. par le gouv. fran^ais, Architecture, inscriptions et vues
du Peloponn^se, Paris 1831 — 38, 3 Bde. m. Atlas von 280 T.; Leakb, iravels in tho
Morea, London 1830, 3 Bde. m. K. u. PL, und Peloponnesiaca, London 1846, m. 5 K. ; Itine-
rarium durch den Peloponnes, Nauplia 1833 ; Pouillon Boblayr, rech, g^ogr. sur les ruines
de Moree, Paris 1836; E. Cürtius, Peloponnesos, Gotha 1851—2, 2 Bde.; E. Bbule, ^t.
sur le P., Paris 1855; W. G. Clark, Peloponnesus, London 1858; E. Breton, Athenes, suiv.
d'un voyage dans le Peloponn^se, Paris 1862, m. 9 T. und vielen Ahb.; Th. Wysb, an
excursion in the Peloponnesus in 1858, London 1865, 2 Bde. m. 24 T., K. u. Abb.; W. Lang,
peloponnesische Wanderungen, Berlin 1878; Mezierbs, voyage dans le Peloponnese, An-
nuaire de Tassoc. p. l'enc. des 6t. gr. XX p. 1—62; Schliemann, Verb, der Bert Ges. f. An-
throp. 1889 S. 414 ff.
Anfang zu einem peloponnesischen Landesmuscum in Dhimitzana (Arkadien).
96. Der NordOStdU* Litteratur bei 'Jyz. MfjXiaQaxrjs, ysüiygafpia nohtixtj via
xai (Ig^ala rov yofiov 'AQyoXidog xai KoQiy&iagf Athen 1886 S. ly ff,
a) Korinth: Jgayaxarig, 'EtfTjfÄ. rtoy <piXofia&iay 1879 p. 219 ff.; altdorischer
Tempel: Stuart a. Revett, Ant. of Ath. K. 6 T. 2, deutsch III Lief. 12 T. 10 f.; Exp. do
Mor^e 3, 77 ff.; Phot.; über die von den Bauern geschickt ausgebeuteten Begräbnisplätzo
Bch. 3, 29 ff., am ergiebigsten ist das vasenreiche Athiki. Über Privatsammlungen Ath.
Mitt. 4, 159 f.
Isthmos und isthmisches Heiligtum: Prokescu, Denkwürd. 2, 711 ff.; Magy. Jij^
fAitaas, 6 'la^fiSs xtjg Kogiv&ov, Athen 1883, mit Plan und llaQvaaaog 6, 777 ff.; 1883 fran-
zösische Ausgrabungen: Monceaux, Ga. IX (1884) p. 273 ff., 354 ff. (T. 38 Plan, klein bei
Bädbker zu S. 239). 1 885 p. 205 ff., 402 ff. ; viele bemalte Votivtäfelchen : Monuments grecs
II T. 1 1 ff. ; Benndobf, griech. u. sicil. Vasenbilder T. 9 ff.; Klein, Vasen mit Meistersigna-
turen S. 9 ff.
Eleonai mit Vasen.
Tenea („Apollo von Tenea* in München).
b) Sikyon: Prokesch, Denkwürd. 2, 726 ff.; R. Gompf, Sicyonica, Berlin 1832; H.
BoBRiK, de Sicyoniae topographia, Königsberg 1839, m. K.; 1887 amerikanische Ausgra-
bungen im Theater: Mc Murtry und Earle, Amer. J. 5, 267 ff. T. 6—9.
c) Phleius: Plan bei Ross, Reisen im Peloponnes S. 34.
d) Argolis, mit Städten und Burgen ganz bedeckt: leBas, cahier 2; Gell, Argolis,
London 1810, m. 28 T.; *i(ü. Kog}iyi<6rrjgf latoQta roi*'jQyovg, Bd. I. Athen 1892 — 3, m. 48 T.
Argos: A. 1861 S. 15 ff.; Plan bei Gell; Theater 1891 ausgegraben von J. Kophi-
niotis, s. taioQLtt rov "Jgyovg 1, 87 ff. m. T. 19; Tempel der Artemis Orthia auf dem be-
nachbarten Berg Likoni, 1888 von demselben ausgegraben, s. latogla rov 'lägyovg 1, 39 f.
m. Plan; Sammlung in der Demarchia (vgl. Milchhöfer, Athen. Mitt. 4, 148 ff., mit Zu-
sätzen von Kophiniotis, larogia 1, 95 ff.), Museum projektiert.
Asine, uralte Ansiedlung auf dem Burghügel: Schliemavn, Tiryns S. 56.
Epidauros, Tempel des Asklepios und des ApoUon Maleatas, zu Sullas Zeit eines
der drei reichsten Heiligtümer Griechenlands: Dodwell II T. zu S. 250 u. 263; 1881—91
Ausgrabungen der archäologischen Gesellschaft: -^^vortof 9, 464 ff. 10, 53 ff.; ngaxuxd
1881 ff. (Plan 1884 T. 1); K. Rück, bayer. Gymnasialbl. 1892, 578 ff.; Kawadias, fouillea
d'Epidaure, I. Athen 1893; Chr. Blinkenberg, Asklepios og bans Fraender i Hieron ved
Epidauros, Kopenh. 1893; Photographien des arch. Inst., Epidauros; von dem jüngeren Po-
lyklet erbautes Theater: K. Dümon, le thöätre de Polyclete, Paris 1889, 2 Bde. f. m. 2 T.;
Tho los desselben: Defrasse et Lechat, notes sur Epidaure I. le ^Xog de Polyclete, Bch.
14, 631 ff.; Restitution von Dörpfeld, nQaxrtxa 1884 T. 3; Skulpturen: ^. «?/. 1884
T. 3. 4. 1886 T. 11—13; Petersen, Athen. Mitt. 1887 S. 309 ff.; P. Foucart, sur les sculp-
tures et la date de quelques ^difices d'E., Bch. 15, 589 ff.
Heraion, nach 423 von Eupolemos neu erbaut, 1854 von Bursian und Riso Rangabe
untersucht: B. 1854 S. XIII ff.; Rakoab£, Ausgrabung beim Tempel der Hera unweit Argos.
Kap. V. Arohäologiache Ortskunde. (§§ 95-97.) 109
Sendschreiben an Rosa, Halle 1853; 1892 amerikanische Ausgrabungen, die sich auch auf
den älteren Tempel erstreckten: Waldstein, excavations of the Am. school of Athens at
Argos, I London 1892 m. 8 T.; Skulpturen (vgl. F. Lenobmant Ra. 1867 Bd. XVI) früher
in Arges, jetzt in Athen.
Hysiai: Lebas, itin^r. T. 30.
? (Kaserma), polygone Burg: Lebas, itin^r. T. 31. 32.
Kenchreai mit Grabpyramide: Ross, Reisen im Peloponnes S. 142 ff.
Lerna: BuTTMAim, L., dessen Lage u. urtlichkeiten, Abh. der preuss. Ak. 1821 ni.
1 T.; Tempel der Demeter Prosymnaia: A. 1861, 20 flf.
LCssa (Kastrajki): Kaßßatflas, 'E<pvf^. «?/. 1884 S. 21.
Methana: Abb. bei Dodwbll II T. zu S. 282.
Midea (Katzingri) mit polygonal gebauten Burgmauern: Sittl, aus der Argolis, Phil.
Wochenschr. 1889 Nr. 52; 1890 von J. Kophiniotis ausgegraben, laiogia 1, 152 ff.
Midea (Dendhra) nach Curtius-Bursian, ein Ort der gleichen (mykenischen) Periode:
DöBPPKLD, Ath. Mitt. 1 7, 95 f.
Mykenai (Station Charwati), von den Argivem 463 der Stadtrechte beraubt, aber
nicht vernichtet, sondern noch lange bewohnt (Phil. Woch. 1892 Sp. 306 f.); Burgmauern
(Abb. Gell, Argolis 12); vgl. Gerbabd, mykenische Altertümer, Berlin 1850, m. 1 T.; 1876 7
Teil der unteren Königsburg und einige Grabkammem von Schliemann ausgegraben:
ScBLiEJfANK, Mykenä, Lpg. 1878 (auch franz. u. engl.); F. Adleb, AZ. 1876 S. 193 ff. m. 16 T.;
LiüDEFSCHMiT, Schliomanns Ausgrabungen in Troja u. M., Mainz 1878; E. Schulze, Mykenai,
Russische Revue Bd. 16 (1880) m. 6 Abb.; Fb. Lenobhant, G. d. beaux-arts 1879 f^vr. avr.;
Znsammenstellung der Vasen: FurtwXnoleb u. Löschcke, myken. Thongefässe, 12 T.; dies.,
myk. Vasen, m. Atlas v. 44 T. — Funde in Athen (S. 39) ; 1886/8 obere Burg mit dem
Königspalaste und Gräber von Tsuntas ausgegraben: llQaxnxd Trjg agx- ^f- 1886 T. 4
(Plan); 'Eqp. ap/. 1888 Sp. 119 ff. mit T. 7—10, 1891 S. 1 ff. T. 1-3; vgl. Dörppeld, Ath.
Mitt. 1886/87 H. 3; über die Gräber der Burg: Beloeb, die mykenische Lokalsage von den
Gräbern Agamemnons und der Seinen, Progr. des Friedrichs-Gymn. zu Berlin 1893; Plan:
Steppen, Karten von Mykenae, mit erläut. Texte, Berlin 1884, m. 2 K., neuer der Plan der
Burg in den JjQttxtixa (s. oben) (wiederholt Berl. phil. Woch. 1889 S. 131). — K, Taovuagj
Mvx^vtti xai MvxtipaTog nohtuTfios, Athen 1893, m. 11 T.
Nauplia, hauptsächlich vorhellenische Felsengräber am Palamidhi-Berg : Lollino,
Ath. Mitt 5, 143 ff. 'J^vaiov 7, 183 ff.. 8, 518 ff.; neue Funde 1892: 'Aqx- ^eXrloy 1892 S. 73;
christliche Denkmäler: Zrjaiog, JbXtIov jrji laxoQ. xai i&y. hai^lag 1, 521 ff.
Nemea mit dem bekannten dorischen Tempel: Pbokesch, Denkwürd. 2. 739 ff.; Je-
nian ant. II K. 6 T. 15—18.
Tiryns (Station Tiiyns bei Kophinij, nach dem Sturze der achäischen Könige von
den Hellenen besiedelt, wobei der Palast zum Tempel wurde; nach dem Perserkriege der
Stadtrechte beraubt, später wieder mit Münzrecht, bis in die byzantinische Zeit bewohnt.
An den riesigen Burgmauern 1831 erste Versuche: Heinb. Thiebsch, Fr. Thierschs Leben,
2, 60; Al. Raitoab^, M^moires des sav. ^trangers pr^s. ä l'Acad. de France 1. s. 5 p. 420;
Gallerien oder Korridore der Mauern: AZ. 3 T. 26; 1876 und 1884^5 oberer Teil der Burg
mit dem Königspalaste von Schliemann ausgegraben: Schliemann, Tiryns, Lpg. 1886. Die
grössere Unterburg und die Stadt harren noch ihres Entdeckers.
Troizen: abgeb. Dodwell II T. zu S. 270; Ausgrabungen wären sehr zu wünschen.
97. Lakonien. Le Bas cah. 2.
Gentralmuseum in Sparta (s. H. Dbessel u. A. Mtlchhöfeb, die antiken Kunstwerke
aus Sparta und Umgebung, separat aus Ath. Mitt. Bd. II S. 293— 474); die Denkmäler
haben mehr für die Lokalgeschichte der Kunst Interesse, wenn auch Thukydides' bekanntes
Wort fibertrieben ist.
Sparta: H. K. Stein, Topographie des alten Sp., Progr. d. kath. Gymn. zu Glatz
1890, m. K. u. PI.; K, NeatoQitfrjg, ronoyqafpia j^g ag^aiag Indqttjg, Athen 1892 ; Plan im
Itinerarium, T. zu S. 11 und bei Bädekeb zu S. 281; Tempel des Apollo Hyper-
teleatas, 1885 aufgesucht: Sophults, JJQaxxixd rrjg aQxaioXoyixrjg hmQlttg 1885 S. 35 ff.
Amyklai (Vaphiö): Plan A. 1861 S. 49; Kuppelgrab: Mube, Rhein. Mus. 6, 240 ff.
m. Abb.; 1889 ausgegraben: *Eq>. «>/. 1889 T. 7-10 S. 130 ff.
Grytheion, Ruinen aus der Blütezeit unter römischer Herrschaft: Ross, Königs-
reisen 2, 232 ff.; Lb Bas itin^r. T. 24. 25.
Kypärisso westlich von Tainaron, früher reiche Fundstätte (Itinerarium S. 15).
Kythera (Tscherigo), Aphroditetempel, 1887 Versuch von Schliemann (Ztsch. f.
Ethnol. 1888 S. 20 ff.); Aigila- Antikythera: "l(o.U/Pü)fÄav6g, navSt^ga 18, 118 ff.
Tainaron, Poseidontempel: Bubsian , Abhandl. der bayer. Akad. Bd. 7, 3, 773 f.;
B. 1857 S. 154 f.; zwei Tempel drei Meilen entfernt in Kakovuni : Le Bas, architecture,
Peloponn^se II T. 1—14.
110 ElaBsiache Ennstarchäologie. I. Denkmälerkiuide.
Therapne, Menelaion mit vielen Votivfiguren, 18334 von Ross ausgegraben: Ross,
aichäol. Aufsätze 2, 341 ff.
98. MeSBOnieil. Ampheia: U, UeTQidtjgj «yaxäXvilJis t^i a^jjfaiaff ndXstos U.,
Kalamata 1877.
IthomeundMessene mit grossartigen Festungsanlagen: ders., Uaqpacaoq Z, 824 ff.,
1018 ff.; £xttv Qog Olxovofidxtjg, ra ato^ofieya ^l&tofAtjSy Metraijytjg xtel raiv niQi^y Kalamata
1879 m. K.; Tempel des Artemis Laphria: Lb Bas, architecture, Peloponn. I T. 1 — 10;
hervorragend schöne Festungswerke: Gell, Städtemauem T. 36; Expdd. scientif. de la
Mor^e T. 24 ff.; Plan: Bädekeb zu S. 363; Donaldson, ant. of Athens 1826 III T. 1; Funde
im Schulhaus von Mavromati.
Pharai (Kalamata, offiziell Kalamai): *A, nexQi&rjg, dgxf^^oX, xal Urto^ixal cgevyav
negl ^agay xal KaXafitoy, Kalamata 1875 ; kyklopische Mauern, Tempel u. A. 1 ^/a Stunden
östlich bei Jannitsa: 17. U. Ko/Avrjyog a. 0. S. 1 ff.
Thuria: Le Bas itinör. T. 27-29.
99. Elis. Hier konzentriert sich das Interesse auf die heilige Stätte
von Olympia, während das übrige vernachlässigt wird. J. Sp. Stanhope, Olym-
pia, London 1824, m. 17 T.; Boüton, m^m. sur la Triphylie, Archives des miss. scientif. 2.
s. 1 (1864), 203 ff.
Olympia, 1829 französische Ausgrahungen am Zeustempel (aufgenommen von
IwANOPP, architektonische Studien I T. 39—44), wodurch Stücke der Dekoration in den
Louvre gelangten; 1874—78 deutsche Ausgrahungen: erste Berichte in der Arch.Ztg. Pho-
tographienwerk : Ausgrabungen zu Olympia, 5 Bde., Berlin 1875—81, 2. A. in Lichtdruck;
Auszug von 40 T.: , Funde von Olympia**; offizielle Veröffentlichung: Olympia. Die Ergeb-
nisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabungen, hrsg. v. E. Curtius
und Fr. Adler; vorläufig erschienen Textband II 1 und Tafelband I. „Architectur** und
Textband IV u. Tafelband IV „die Bronzen und übrigen kleineren Funde**, bearbeitet von
Ad. Furtwäkgler. Kraft des deutsch-griechischen Vertrages sind andere photographische
Publikationen bisher verhindert. Populär: E. Curtius u. Fr. Adler, Olympia u. Umgegend,
Berl. 1882; Ad. Bötticher, Olympia, das Fest u. seine Stätte, Berlin 1883, 2. Aufl. 1886;
Restitution: R. Bohn, Wandtafel des Tempelbezirks von Ol. (Launiiz'sche Wandt. Nr. 23),
Cassel 1884; V. Laloux et P. Monceaux, restauration d'Olympie, Paris 1889 m. 10 T.;
Reliefbild von Bildhauer Walger in Berlin. Funde im Syngrös-Museum zu Olympia,
dessen Zierde, der praxitelische Hermes, nach Athen gebracht werden soll.
In neuester Zeit tritt das nahe Gebiet des Dorfes Mazi (Skillus?) bedeutungsvoll
hervor; über den dorischen Tempel vgL AA. 1893 S. 114.
100. Arkadien. Durch seine abgelegene Lage und geringe Bevöl-
kerung sind die Denkmäler hier verhältnismässig gut erhalten, daher die
zahlreichen glücklichen Ausgrabungen ; Sammlungen befinden sich in Dhimi-
tzäna (Ath. Mitt. 4, 127 ff.), Dhrachmani, Megalopolis und Tripolitza (Ath.
Mltt. 4, 144 ff.). Ch. Th. Schwab, Arkadien, seine Natur, Geschichte, Einwohner u. Alter-
tümer, Stuttgart 1852; R. Schillbach, zwei Reiseberichte aus Arkadien, Jena 1865.
Asea ( Franko vrisis): A. 1861 S. 32 T. F3.
Azanis: F. nanaydgiag, UCo.yiäg, Uvqyog 1886.
Bassai s. Phigaleia.
B^lbina, Foseidontempel : JT. 'J. Kofiytjyogf dgx'^''oXoyixai ^ittTQi.ßai, Tripolis 1874
p. 22 ff.
Eleusis: B. *. SegatpüfA, 'Eßtfofidg n, ß', I. i, dq. 25, 18; 1890 amerik. Ausgrabungen,
(H 'E&yixrj 22. Dez. 1890).
Eleitor: Plan, Lb Bas itinär. T. 34.
Lykosura: Abgeb. Dodwbll, II T. zu S. 394; griechische Ausgrabungen 1890 im
Tempel der Despoina; Funde, unter denen die Skulpturen Damophons hervorzuheben, in
Megalopolis und Athen: Normand, Ami des mon. Nr. 31 S. 150 ff. m. T.; Kawadias, fouilles
de Lycosoura I. Athen 1893, m. 4 T.; Döbppbld, Ath. Mitt. 1893 S. 219 f.
Man t in ei a: Plan bei Gell, Proben antiker Städtemauem 1832 T. 35; Thor an-
lagen, Plan im Itinerarium S. 5 und Ross, Reisen im Peloponnes S. 124 f.; 1887/8 fran-
zösische Ausgrabungen: G. Fouqebes, Bch. 14, 65 ff. T. 1 (Plan). 245 ff. T. 17. 18. 593 ff.
T. 7. 8 (Skulpturen); vgl. 11, 485 ff. Funde in Tripolitza.
Megalopolis (Sinano), von Epameinondas gegründet, seit 222 v. Chr. halb in
Ruinen: Plan: Itinerarium T. zu S. 7; 1834 Ausgrabungen von Ross (Reisen im Peloponnes
S. 81 ff.); Athen. Mitt. 4, 130 f.; Theater: abg. Dodwbll II T. zu S. 375; 1890 englische
Kap. y. ▲rch&ologische Orteknnde. (§ 98—102.) Hl
Ausgrabungen im THeater nnd auf der Agora: Jhst. 11, 215 ff.; Lobing, British school at
Athens, report of the committee 1890 S. 13 ff.; Döbpfeld, Ath. Mitt. 16. 256. 17, 97 f.
Phigaleia, Apollotempel zu Bassai: 1812 von Stackeiberg, Cockerell und
Haller erforscht: O. M. v. Stack blbbbo, der Apollotempel zu Bassae in Arkadien und die
daselbst ausgegrabenen Bildwerke, Berlin 1826 f. m. 31 T.; Cockebell etc., Ant. of Athens
Kap. 17, 1 — 10; Cockebell, the temples of Jupiter Panhellenius at Aegina and of Apollo
Epicnrius, London 1860; Lb Bas, cahier 1; Arch. Inst. Phot. Phigaleia; Architektur bei
IwANOFP, architekt. Studien T. T. 36. 37; der Fries für sich: G. M. Waoneb, i bassorilievi
antichi della Grecia o sia fregio del tempio di Apollo Epicurio in Arcadia, Rom 1814;
CoMBE, marbles IV, 1820; BBUCKHAim T. 86—91; jetzt im Brittischen Museum; kyklo-
pische Mauern: Abgeb. im Itinerarium S. 9.
Psophis, 1890 amerikanische Grabungen, s. Eleusis.
Tegea (bei Piali): über frühere Funde Ath. Mitt. 4, 131 ff.; Tempel der Athena
Alea, nach 394 von Skopas erbaut, 1862 von der archäologischen Gesellschaft ange-
schürft: Ath. Mitt. 4, 168 ff.; 1879 deutsche Ausgrabungen: Ath. Mitt. 1880 S. 52 ff.; Archi-
tektur: Adlbb, Ceniralblatt der Bauverwaltung 1882; Döbpfeld, Ath. Mitt. 1883 S. 274 ff.
T. 13. 14. 1886 S. 17 ff. m. T. 2; Skulpturen: Tbeu, Ath. Mitt. 1881 S. 393 ff.; G. Fouoebbs,
Bch. 14, 512 ff. m. T. 12; B^babd Beb. 16, 529 ff. (Plan T. 13), 17, 1 ff.; Weil in Baumeisters
Denkm. III S. 1666 ff. Antike Denkmäler l T. 35. — Funde im Museum zu Piali {UaQ-
vac^og 3, 878 ff.), das meiste nach Athen.
Thelpusa, 1890 amerikanische Ausgrabungen, s. Eleusis.
101. Achaia. Vorläufig entsprechen die Funde seinem berühmten
Namen nicht.
Aigion: Lokalsammlung.
Bura mit Theater: UaQvttaaog 5, 820 ff.
Dyme (von Pompejus Piraten angesiedelt, unter Caesar römische Kolonisten): Ath.
Mitt 3, 60 ff.
Patrai, froher ein Flecken, Kolonie unter Angustus: SxBtf, N, StofjtonovXog, UrtoQia
Ttjg noUag natQüiy, Athen 1888 S. 58—108; Odeion: 'Jqx- ^^^rioy 1889, März; Samm-
lung im Gymnasien und der Demarchie, vgl. Ath. Mitt. 4, 125 f.
102. Inseln des ägäischen Meeres. Chrtst. Bondblmontit Florentini librum
insulamm Archipelagi ed. de Sinner, Lpg. u. Berlin 1824 (von etwa 1414—22 in Griechen-
land; über die Handschriften Sal. REnfACH in der Jubiläumsschrift des griechischen Syl-
logos S. 181 f. und chroniques p. 353 f.); Dapper, description de T Archipel, Amst. 1688.
deutsch Augsburg 1688, franz. 1703, neugriech. v. Bernabdos, Athen 1836; Rondolf, ^tat
des lies de r Archipel, 1867; Lacroix, les iles de la Grece, Paris 1881, 27 T. ; ['J. MrjXiaQaxrjSy
KvxXad&x(i, Athen 1874;] L. Ross, Reisen auf den griechischen Inseln des ägäischen Meeres
[, Inselreisen*] Bd. I— 111, Stuttg. u. Tab. 1840—45; IV. (Reisen nach Kos, Halikamassos,
Rhodos und der Insel Cypem), Halle 1852; Fiedleb, Reise (S. 6); Bevoit, Archives des
missions scientif. II 386 ff.; Michaelis, A. 1864 S. 246 ff. (Dolos, Thera, Sikinos und Paros);
Th. Bent, Jst. 5, 42 ff. u. the Cyclades, London 1885, m. K.
Museum fQr die Kykladen in Syra.
Aigila s. Lakonien.
Aigina: v. Schabnhobst, A. 1, 201 ff., m. T. A (Plan); E. Aboüt, m^m. sur File
d*£gine, Archives des missions scient. 3, 481 ff.; Ross, archäol. Aufs. 1, 45 f.; Athena-
tempel (Herod. 3, 59) mit den „Ägineten** 1811 von C. R. Cockerell und Haller ausge-
graben: Cockebell, the temples of Jupiter Panhellenius [sie] at Aegina and of Apollo
Epicurius at Bassae, London 1860 f. m. 38 T.; Stackblbebo, Apollotempel zu Bassae Beil. 3;
Ross, Kunstbl. 1837 Nr. 78; Jonian ant. II K. 6 ff.; Klenze, Reise S. 175 ff.; U, Movazo-
^vdrig, 'H Aiyiyaia 1831 aQ. i; Ca. Garnier, le temple de Jupiter Panhellönien, Paris 1884,
m. 13 T.; Langl, Wandtafeln I 11; Iwanofp, architekton. Studien L T. 28; Giebelfiguren
in Mfincben: s. griechische Kunst, arch. Periode; Tempel (AphroditesV) am Hafen:
abgeb. Dodwell I T. zu S. 552; Jonian ant. 6 T. 1; Klbnze, a. 0. S. 159 ff., T. 1, 1. ~-
Ende der zwanziger Jahre viele Felsengräber mit meist schwaizfigurigen Vasen ausge-
beutet: B. 1829, S. 122 f. — früher Museum (handschriftliches Inventar von Kambanis),
jetzt alles in Athen.
Amorgos (Amurgos), in der Kaiserzeit Strafkolonie): *J. Mrjhagdxtjgf 'JfioQyog,
Athen 1884 m. K.; JsXrlov tijg taroQixtjg itaigiag I. S. 569 ff., m. K.; 'ifOttyyidrjg, IlaydijQa t
157 ff.; Ath. Mitt. 1, 328 ff. u. A., s. Rbinach, chroniques p. 471, 2; 1888 französische Aus-
grabungen : Deschamps, Bch. 12, 324 ff., Funde nach Syra.
Anaphe mit Tempel des ApoUon Asgelatas: L. Ross, über A. und Anaphäische In-
schriften, bayer. Akad. 1838 = archäol. Aufsätze 2, 486 ff. m. 3 T.; Ath. Mitt. 1, 249 ff.
112 Klassisohe Konatarchäologie. I. Denkmälerkunde.
Andros, in der Eaiserzeit (, Hermes von Andres*, Bruckvann 18): J. E. v. Riyola,
de situ et antiquitatibus insulae Andri, Progr. v. Offenburg, Freiburg 1844; Le Bas, Ra. 1846
S. 273-92; 'J. MrjXiagdxrjg, negiygacpt} xrjg vrjaov "JvdQov, Hermup. 1881; Ath. Mitt. 1,
235 ff.; naydcjQa K B' S. 184 f. (Gaurion); Jgayciratjg, Uaqvaaaog 5, 781 ff., 874 f. (Turm
des hl. Petros).
Antiparos s. Paros.
Delos mit der Friedhofinsel Rheneia: zuerst von Boi^delmonte beschrieben, Ra.
1883 I 75 ff.; über seine Nachfolger (besonders Ra. 1830 I S. 9 ff.; B. 1830 p. 9 f.; Ross,
Inselr. 1, 30 ff.; Bbnoit, Archives des miss. scientif. II (1851) 386 ff.) Bch. 1, 219 ff.; Altert.
V. Athen III K. 10 T. 1 ff., IV K. 6 T. 1—3; Plan: Exp. de Mor^e III T. 1. 1873 fran-
zösische Ausgrabungen, dann griechische von Stamatakis 'J^vaioy II 131 ff. IV 456 ff.,
seit 1877 wieder französische Ausgrabungen (Nike des Archermos, Frauenstatuen u. dgl.):
J. A. Lebeoüe, recherches sur Dolos, Paris 1876, m. 2 T. u. K.; Hovolle, Bch. 1, 219 ff.,
279 ff., 2, 1 ff., 3, 393 ff. (Bildwerke), 515 ff. (dekorative Skulpturen); les fomlles de Dolos,
Paris 1879, m. 6 T.; B. de la soc. göograph. de I'Est 1881 m. K.; Monuments grecs 1878;
Biblioth^que des öcoles fran9., fasc. 49, Paris 1887 m. K.; Hauvettb-Besnaült, Bch. 6,
295-352 (Tempel der fremden Gotter); P. Paris, Bch. 8, 406 ff., 473 ff., m. T. 20. 21:
FouGEREs, Bch. 11, 244 ff.; Bürnoüf, Ra. n. s. 26, 105 ff.; G. Hirschfeld, Deutsche Rund-
schau 1884 H. 2; Jbbb, Jhst 1, 7 ff.; Ussino, Abb. d. k. dän. Ges. der Wiss. 1874 Nr. 1;
Plan bei BXdekeb zu S. 143; über den xBqdtiPog ßtofiog Bch. 8, 417 ff. m. T. 17—19.—
Funde in Athen und Mykonos.
Euboia. J. Girard, m^m. sur File d'Eub^e, Missions scientif. 1851; E. Bürsian,
quaestionum Euboicarum capita sei., Lpg. 1856; Auo. Baumeister, Topographie und Skizze
der Insel Euböa, Lübeck 1864, m. 2 T. (vgl. Vischeb, kleine Sehr. 1, 588 f.); Rangabe,
mtSm. sur la partie m^ridionale de l'Üe d'Eub^e, Mäm. de l'Acad. des inscr. 1853 p. 220 ff.;
über die Nordküste Ath. Mitt. 8, 7 ff. — Sammlung in Chalkis.
Artemision: Lollino, Ath. Mitt. 8, 200 ff.
Chalkis: T. nanaßaalXeiogy U&tjyä 2, 149 ff. m. T.
Eretria: 1891 amerikanische Ausgrabungen in Theater und Gräbern JeXtioy 1891
S. 21 ff.; Nekropole: Bch. 3, 211 ff. JeXtioy 1889 öfters.
Stura, Ruinen auf dem Ocha und die «Drachenhäuser" : Gibard a. 0. S. 708 ff., 724;
Rangab^ a. 0.
[os (Niö), angebliches Grab Homers: Welckeb, Ztsch. f. Altertumsw. 1844 Nr. 37
—41. 1845 Nr. 25 = kleine Schriften 3, 284 ff.; Pasch van Erienen, aus dem Nachlasse v.
L. Ross, Halle 1860.
Kalaureia (Porös), Poseidontempel (Palatia) von Ghandler aufgefunden (S. 177 der
deutschen Ausgabe), Plan bei Lebas, itin^r. T. 15.
Kalymnos, nach Zeitungsnotizen von 1893 beachtenswerte Ruinen.
Karpathos: Ross, Inselr. 3, 50 ff. (Karte S. 62); Baudoüin, Bch. 4, 621 ff. ; 'Efifj,
MayioXdxtjgj Jtogixoy il^cfta/Lta Kagnddov, Athen 1878; Beut, rockcut tombs of Carpathos,
Athenaeum 9. Mai 1885; Jhst. 6, 235 ff. Auf dem benachbarten Eiland Saria .Palatia'^:
Phot. d. Inst. Sporaden 10.
Kasos: Ross, Inselr. 3, 32 ff.; Bent, Jhst. 6, 235 ff.
Keos (2iä) (kolossaler Löwe u. Türme; , Torso von Eeos"): Bröndsted, Reisen Bd. L;
*J, Mr]Xiagdx7]g, s. Andres.; Ilayay. KctaxgtafAiyog, ^EßdofAug I. 1884 Nr. 32, 7. Okt.
Koros, prähistorische Funde: Köhler, Ath. M. 9, 156 ff. m. T. 6.
Kim 0 los (Kimöli) mit vielen Gräbern: Ross, Inselreisen 3, 22 ff.
Kreta tritt immer deutlicher in seiner Bedeutung für die ältesten
Zeiten der griechischen Geschichte hervor; die Ergebnisse der Zeusgrotte
sind vielversprechend: Fr. Barozzi, descrizione dell' isola di Greta 1577, handschr. im
Museo Correr zu Venedig (vgl. Mus. Ital. II 154); Onori Belli Vicentino, trattato dell' isola
di Candia 1583, viel benützt (vgl. Maffei, Verona illustrata IV p. 64), Auszug von Zbno
in der Ambrosiana, vgl. Museum of class. ant. II (London 1852 3) S. 263 ff.; £d. Falkener,
description of some important theatres and other remains in Crete, from a map bist, of
Candia by 0. Belli 1586, London 1854, 8 T. u. Abb.; 0. Dapper (S. 111); de Torres y Ri-
bera, antiquae insulae Cretae periplus, Venedig 1804, m. 4 K.; F. W. Sieber, Reise nach der
Insel Kreta im griechischen Archipelagus, Lpg. 1823, 2 Bde. mit 14 T. u. K.; R. Pashlet,
travels in Crete, Cambr. u. Lond. 1837, 2 Bde.; Thbnon Ra. Bd. 14—18; Raulen, description
de nie de Cröte, Paris 1859-61, 2 Bde. m. Atlas; T. A. B. Spratt, travels and researches
in Crete, London 1865 7, 2 Bde. m. T. u. K.; G. Perrot, File de CrMe, Paris 1867.
In Eraklf befinden sich das kretische Landesmuseum und ein tpiXexnatdevxtxog
avXXoyog : KardXoyog rwy iy tiJ fAovffeUo rov (piXexnaid. avXXoyov 'HgaxXeiov äq^moTrixtay,
Herakleion 1888; Kgrjrixai aQ^aiorr^xeg o. 0. u. J. (Album m. 20 Phot.).
Kap. V. Aröhäologisohe Ortsknnde. (§ 102.) 113
Anopolis Pediados.
Aptara oder Aptera (Paljökaatro) , 1862 und 1864 französische Ansgrabungen :
Wbschsb, Ra. n. s. 10, 75 ff.; Arcluves de miss. scient. II. s. Bd. 1, 439 ff.
Axos.
Gortjs (Aji-Dheka): Abgab. Toürnsfobt, voyage litt. II.; die alte Eönigsstadt hat
Schliemann nicht auffinden können; Tempel des pythischen Apollo von Halbherr aus-
gegraben: Museo Italiano II Sp. 181 ff., 561 ff. m. T. 7—9; Mon. ant. I Sp. 9 ff. m. T. 1—5;
angebliches Labyrinth (nach anderen Steinbruch): Pbokesch, Steiermärkische Ztsch. N. F.
m (1886) H. 1 S. 89 ff. und Denkwürd. 1, 606 ff. mit Plan.
Kreta eigentömlich sind die vielen heiligen Grotten:
idäische Zeusgrotte: Fabbicius, Athen. Mitt. 10, 59 ff.; vom Syllogos ausgegraben:
Halbhbkb und Obsi, Museo ital. II punt 3 m. T.
Grotte der Eileithyia bei Anmisos (Od. r 188 erwähnt) mit Resten, deren älteste
aus der mykenischen Periode stammen: Ausgrabungen durch den Syllogos (Beschreibung
vor dem Katalog des kretischen Museums S. 13 ff.).
Grotte von Amarion.
Grotte von Psychikö: Ausgrabungen des Syllogos.
Melos (Milos), die am frühesten durchsuchte Insel; von ihr tragen
die Aphrodite und die melischen Vasen ihren Namen : Ross, Inselr. 3,3 ff.,
145 ff.; Pbokesch, Denkwürd. 1, 536 ff. 2, 203 ff.; Lekobmant, A. 1, 341 ff.; grosse Nekro-
pole (Plan Exp. de Mor^e III T. 28), Pläne von Grabanlagen: Ross, S. 10. 15. 16, teilweise
christlich: Ross a. 0. S. 145 ff. m. Abb.; Batet, Beb. 2, 347 ff. m. Plan; in den Gräbern
Vasen (s. oben) und Terrakotten: 0. Rossbach, griechische Antiken S. 20 ff. Karten bei
Kabl Khbehbubo, die Inselgruppe von Melos, Lpg. 1889.
Mykonos (Mlkoni): um 1828 Ausgrabungen; Lokalsammlung.
Naxos: E. CtTBTnrs, Naxos, Berlin 1846, 1 K.; E. Dugit, deinsula Naxo, Paris 1867.
Oliaros; I. ÜQfüTodixogj ij 'OXlagog xai ro cnijXaioi/ avrijg, 'j&ijyMoy H' 351 f.
Faros: Ross, Inselr. 1, 44 ff.; Pbokesch, Denkwürd. 2, 20 ff., 44 ff.; Thibbsch, über
Faros und parische Inschriften, Abb. der bayer. Akad. 1834 I S. 583-644, m. 2 T.; F. M.
W. Beckeb, de Paro insula I. chorographia, Diss. v. Münster 1868 m. K.; Fragmeute:
Altert V. Athen IV K. 6 T. 4-7; Katalog der Skulpturen: Löwr, Arch. ep. Mitt. 11, 147 ff.
m. T. 5 — 9 (hier sind auch die Sammlungen der Inseln besprochen). Antiparos: Ross,
Inselr. 1, 53; Bbnt, on prehistoric remains in A., J. of the anthropological mstitute, XIV
(1884) H. 2.
Peparethos (Skopelos): Gibabd, Beb. 3, 180 ff. (p. 59 Litteratur); £. 'J. Oixoyofiog,
17 vijcog nenaQtj&os, Jena 1883; Sxaß^yr^og, llx&ecig aQX'fioXoyixrj ne^i tijg njcov £xoniXov,
Athen.
Pholegandros: '/. Kotrtagivijg, Üaydiaga fC S. 640 f.
Pityusa (Petscha oder Spetscha) scheint nur bvzantinische Denkmäler zu haben:
'Ay. K, 'Ogiaydovy neg. t^g yijffov Uixaag rj JSnBxamy, Athen 1878 S. 8 ff.
Sikinos: L. Ross, «QxnioXoyLa ttjg yijaov Zixiyov, Lektionskatalog von Athen 1837
(verkürzt Arch. Aufs. 2, 480—85); H. Reinoakuk, die Sporadeninsel S., Darmstadt 1839,
Ztech. f. d. Altertumsw. 1838 Nr. 86 S. 697.
Siphnos: Zifpyiaxa von Dhraghatsis versprochen, vgl. UaQyaacog 8, 143 f.
Skiathos: Gibabd, Beb. 3, 186 ff. (Litteratur p. 59 f.).
Sky ros: Pbokesch, Denkwürd. 2, 183 f. 194 ff.; Lebeoue, Ra. n. s. 25 (1873), 173 ff.;
Gibabd a. 0. p. 59 ff.
Syros (Sira): 'J^ijyaioy 2, 513 ff. 643 ff., 4, 3 ff.; KXcSy Ixitpayog, iniygag)ttl rijg
yrjaov £vQov, Athen 1875; CoifZE, zwei griech. Inseln, Syra und Samothrake, Osten*. Wochen-
schrift für Wiss. und Kunst, N. F. Wien 1872 S. 201 ff.; vorgriechische Nekropole bei
Panagia della Grazia an der Ostküste; — Sammlung im Gymnasion.
Ten OS (Tinos): Ross, Inselr. 1, 11 ff.; MavQOfiaQÜg, negiodeia t^g Tijyov ^rot ce^/etio-
trjTsg Tijff yijaov ravtrjg, Athen 1865; Ath. Mitt. 2, 59 ff.; 'EnafjL, rsatQyayjonovXog, Tijyiaxdy
Athen 1889 S. 18. 35 ff . — ehemals Sammlung bei der Kirche der Evangelistria: Ross,
Inselr. 1, 17.
Thera (Santorin), unter einer Decke von Bimsstein Reste uralter
Wohnungen und Gräber:
H. Maxet, de insula Thaso, Paris 1874 m. K.; Fougtri, Santorin et ses ^ruptions,
Paris 1879 (Über die Ausgrabungen S. 94— 131) und Arch. des missions scient. s. II. Bd. 4,
223 ff.; Ra. 23, 271 ff.; R. d. deux m. 83 (1869), 923 ff.; Lenormant, Ra. n. s. XIV 423 ff.
Acad. des inscr. 1866 p. 269 ff. ; vgl. Pegues, bist, et ph^nom^nes du volcan et des lies
fiaudbuch der kU». AltertuniRwinsenscbaft. VI. 8
114 Klassische Kunstarohäologie. L Denkmälsrkunde.
volcaniques de Santorin, Paris 1842; Felsengräber: Ross, A. 1842 p. 15 ff. M. III 20. 26,
4. 5, vgl. auch Ross, Inselreisen, 3, 27 ff.; Ga. 8 T. 32 S. 220 f.; würfelförmiges Tempel-
chen: M. III 25, 9, besser Ga. 8 T. 37 S. 221 f. — Sammlung in der Ecole fran9aise zu
Athen (vgl. Schlibmann, Tiryns S. 67 f. 119. 134. 157).
103. Jonische Inseln. W. Goodisson, historical and topographical essay on
Corfu, Leucadia, Cephalonia, Ithaca and Zante, London 1822, m. 4K. u. 8T.; 0. Ribhann,
rech, archöol. sur les lies ioniennes, Bibl. des ^c. fran^. fasc. 8. 12. 18, Paris 1879—80
I. Korfa, IL Eephallenia, III. Zante, IV. Cerigo, V. Anhang.
Ithaka (Thiäki), um Homers willen oft untersucht, aber mit wenig
Ergebnissen : W. Gell, the geography and antiquities of Ithaca, London 1807, m. 14 T.
(phantastisch); Lee, Archaeologia 33 (1849) S. 36 ff., T. 2. 3; Schliexakk, I., der Pelo-
ponnes und TVoja, Lpg. 1869; beste Karte bei Pabtsch, EephaUenia und I., Petermanns
geogr. Mitt. Ergänzungsh. 98, Gotha 1890, m. 2 K.; £. Seilliebe, une excursion ä Ithaque,
Paris 1892.
Kephallenia (Kefalloniä) : G. Biedermann, die Insel K. im Altertum, Progr. v.
München 1887, m. 5T.; Pabtsch (s. Ithaka) — Museum in Argostoli; Privatsammlungen
von A. Migliarfessi und Tsimaratos (s. Riemann a. £.).
Krane s. Pabtsch a. 0. Same, Akropolis abgeb. bei A. v. Wabsbebg, Ithaka T. 2.
Kerkyra (Korfli): O. Ribkann (s.o.); Bebnh. Schmidt, korkyräische Studien,
Lpg. 1890 ; beste Karte bei Pabtsch, 88. Ergänzungsh. v. Petermanns Mitt.; Museum in der
Hauptstadt — Hauptstadt, jetzt Paljöpolis: A. v. Wabsbebo, Lützows Kunstchronik 1884
5. 290 ff.; Nekropole: Obioli in der Gaz. degli stati uniti delle isole lonie 1843 und
1846; dorischer Tempel zu Kardhäjki (Cardacchio) : Cockebell etc., Antiqu. of Ath. 3. Lief.
T. 4 — 8; Klenze, Apliorismen S. lOff.; Artemistempel mit Tausenden von Terrakotten,
Ausgrabungen von Karapanos, Funde in seiner Sammlung (S. 39): Leohat, Beb. 1891
S. 1-112.
Leukas (Santa Maura): beste Karte bei J. Pabtsch, die Insel L., Petermanns
Mitt., Ergänzungsh. Nr. 95, Gotha 1885.
Zakynthos (Zante, gespr. Tschante): Riemann, Kap. II L
104. Italien. Zusammenfassende Darstellungen der alten Denkmäler
Italiens haben zumeist fremde Gelehrte, Reisende und Künstler versucht:
Laub. Scbbadeb, monumentorum Italiae U. IV., Helmstädt 1592; Gluyeb, Italia antiqua,
Amst. 1623 u. ö., dazu Holstenius adnotatt. ad Gl., Rom 1666 u. ö.; Lalandb, voyage
d'un Fran^ais en Italic. Paris 1769, 2. A. 1786, 9 Bde. mit Atlas; Felix Radel, voyage
dans les principales villes de Tltalie, Paris 1815, 2 Bde.; M. Pbunettt, viaggio pittorico
antiquario d'Italia e Sicilia, Roma 1820, 4 Bde.; Bilderwerke: M. Sadeleb, vestigi delle
antichit4 di Roma, Tivoli, Pozznoli et altri luochi, Prag 1606 f., Rom 1660 mit 50 Abb.;
Babbault, recueil de divers mon. anciens repandus en plosieurs endroits de Tltalie, Rome
1770 f., m. 166 T.; (Piboli) Chef-d'oeuvres de Tart antique, tiräs de coUections d'ltalie et
princip. du Mus^e royal de Naples avec texte p. H. Feybb, Paris 1866 - 67, 3 s^ries, 5 Tle.
m. 579 T. Anderes ist schon S. 39 f. verzeichnet.
Während für die Geschichte der älteren Ausgrabungen die Register
zum Bullettino des archäologischen Institutes die Nachweise liefern, stand
bisher im neuen Italien eine Generaldirektion der Altertümer an der Spitze,
von welcher die „Notizie degli scavi di antichita" 1876 flf. ausgingen;
dieselben sind den Schriften der Accademia de' Lincei beigegeben und
bilden seit 1886 den zweiten Teil der Memorie. Alles übrige ist über
Bruchstücke nicht hinausgekommen:
FiOBELLi, sair ordinamento archeologico, Roma 1883 ; Bullettino archeologico italiano
pubbl. da G. Minervini I., Nap. 1862; Fiobelli, solle scoverte archeologiche fatte in Italia
dal 1846 al 1866, Nap. 1867 (im Anhang Bibliographie); Luigi Tobblli, manuale topogra-
fico archeologico dell' Italia 1. fasc. (Atti dell' Inst. Veneto di scienze lottere ed arti s. IV
v. 1, 1872) und riassunto del primo vol. del man. top. arch. d*Italia 1875.
Nur die sogenannte prähistorische Forschung ist fest organisiert. Sie
hat ein eigenes Landesmuseum in Rom, ihre besondere Zeitschrift (Bullet-
tino di paleontologia italiana, Parma seit 1875) und eine Bibliographie
(PiGORiNi, materiaux pour l'histoire de paleontologie italienne. Bibliographie,
Kap. V. Archftologiflohe Ortsknnde. (§§ 103—105.) 115
Parma 1874; Saggio d un catalogo bibliografico antropologico ital., Modena
1883).
B. Gastjlldi, iconografia di alcuni oggetH di remota antiohitä rinvenati in Italia,
Torino 1869, m. 10 T.; ders., lake habitations aod prebistoric remains in .... Northern a.
Central Italj, London 1865, 2T.; E. B. SoBMAin, Varcbeologia preistorica in Italia, 1875;
Sammliing von Steingeräten bei Prof. Bellocci in Perugia; Moseum in Rom: L. Pioobini,
il museo naz. preistorico ed etnografico di Koma 1881, sec. rel. 1884; vgl. Brizio, Nuova
antologia s. III. Bd. 24.
105. Sicilien ist seit dem sechzehnten Jahrhundert schon von den
Einheimischen durchforscht worden; zahlreiche Studien und Bilderwerke
beziehen sich auf seine Denkmäler. Für periodische Veröffentlichungen
ist seit langem gesorgt: früher durch die Annali civili del regno delle due
SicUie, 1852 — 60, später das Bullettino della commissione di antichita e belle
arti di SicUia (Palermo 1864 — 75) und Archivio storico Siciliano 1873 — 4,
n. s. 1877 ff.; jetzt ist La Sicilia artistica ed archeologica (1887 ff.) dazu
gekommen. Eine Sammlung sicilischer Altertümer hatten zuerst die Je-
suiten von Palermo unternommen ; dieselbe ging in das Landesmuseum zu
Palermo auf. In der Zeit der privaten Yasenausgrabungen haben mehrere
Adelige Sanunlungen angelegt, die meist weiter verkauft wurden.
Tb. Fazbllus, de rebus Siculis 1558 u. 5.; Ant. Mongitore, bibliotbeca Sicula, Pa-
nonni 1707—14, f. 2 Bde.; Gbaevii tbesaurus antiqnitatum et bistoriaram Siciliae Sar-
diniae Corsicae, Lugd. Bat 1723—5, 15 Bde. f.; J. d'Obyillb, Sicula, Amsterdam 1764,
2 Tle. f.; N. Magoiobe, monamenti Siciliani di anticbitä figurata. Pal. H. 1 ; ders., due
opuBColi arcbeolog., Pal. 1834 (Akragas, Selinus, Eryx, Segeata): J. Schübbino, bist.-geogr.
Studien fiber Altsicilien, Rhein. Mus. 28, 81 ff. und sicilische Studien, Ztscb. f. Erdkunde
9, 365 ff.; A. üolm, Beiträge zur Berichtigung der Karte des alten Siciliens, Lübeck 1866
m. K.; Cavailabi, sulla topografia di talune citta greche di Sicilia, (Pal. 1880); Febd. Fbeih.
V. AiiDBiAV, prfthistorische Studien aus Sicilien, Ztscb. f. Ethnol. X. Suppl. (1878) m. 8 T.;
G. M. CAFADicci, dizionario delle antichita esistenti in Sicilia, Siracusa 1820; F. S. Cayal-
LARi, relazione sullo stato delle antichita di Sicilia, sulle scoverte e sui ristauri fatti dal
1850 al 1872, Pal. 1872. — Reisen: Ign. Patebkö, princ. di Biscari, yiaggio per tutte le
antichita della Sicilia, Nap. 1781, m. 2 T., Pal. 1784; Hodel und Saint-Non (s. S. 106); J.
P. D*OsTEBWALD, vojBge pittoresquo en Sicile, Paris 1822—26, 2 Bde. — Bilderwerke:
GlBTNBB, Ansichten der am meisten erhaltenen Monumente Siciliens, 1819; Dom. duca di
Sebbadifalco, le antichita di Sicilia esposte ed illustrate, Palermo 1834—42, 5 Bde. f.
(11. Selinus, IV. Syrakus, V. Katana) und vedute pittoriche degli antichi monumenti della
Sicilia, Neapel 1843, m. 24 T.; J. Hittobff, architecture ant. de la Sicile, Paris 1827, mit
Atlas, 1870 m. Atlas y. 89 T.; S. Anoell a. T. Evans, sculptured metopes in Sicily, Lon-
don 1826, f. Terrakotten: Fb. Avolio, delle antiche fatture d'argilla che si ritrovano
in Sicilia, Palermo 1829, m. 12 T.; Kekul^, die antiken Terracotten II. die T. y. S., Stuttg.
1884, f. m. 61 T. Yorgriechisches: Andbcak (s. oben); Orsi, B. di paleontol. ital. s. II
1 5 a. 15 S. 158 ff. 197 ff. T. 4—7; Maucbbi, su talune tombe antichissime ... tra Licata
e Racalmuto (im Sfiden der Insel). A. 1880 S. 5 ff.
Auf Sicilien kreuzt sich der griechische Einfluss mit dem phöniki-
sehen, welcher im Westen durch die politischen Verhältnisse unterstützt
wird; in der Kaiserzeit ist das Land bereits romanisiert (vgl. Ps. Plato
ep. 8 p. 353; Plut. Timol. 17).
Akragas (Girgenti), Blütezeit unter Theron (488-73), tpiXayXaog xaXXiara ßQoteay
TtoUtoy (Pind. Pyth. 12, 1), Ol. 93, 3 von den Karthagern zerstört; mehrere Tempel (z. B.
der des olympischen Zeus: Diodor 13, 82) (Hera von Girgenti, im brittischen Museum);
1804—8 Ausgrabungen: R. Politi, il viaggiatore in Girgenti, Girg. 1826, 2. Aufl. 1842, m.
40 T.; J. Scbübbino, bist Topographie von Akragas in Sicilien, Lpg. 1870 (ital. Turin 1888),
m. 2K.; Houbl, voyage IV T. 218. 221; Gabtneb, T. 1 ff.; Sebbadifalco, Bd. III. C1836);
fiber den grossen nie vollendeten Zeustempel Wilkins, 111 T. 14—17; Klbnze, d. Tempel
des olymp. Jupiter zu Agrigent, Stuttg. o. J.; Cockbbell, Antiqu. of Athens T. 1—8; Ne-
kropole: S. Melb, sepolcri acragantini, Trani 1886 — Museum: Jhst. 12, 46 ff.
Akrai (Palazzölo), viele Gräber am Monte Pinita mit Vasen und Terrakotten:
G. JuDiCA, le antichita di Acre, Messana 1819, f.; John Hogg, Museum of classical antiq.,
8*
11g ElassiBohe KonBtarchftologie. I. Denkmftlerknnde.
II 240 £P.; J. SoHUBRiNO, Akrae-Palazzolo, Jahrbb. f. Pbil. Sappl. 4, 659 ff.; Gaetako Gomiso,
ricercbe per Tistoria dei popoli acrensi, Nicastro 1873 (prähistorische Fo^de). Funde in
Syrakus u. in den Privatsammlungen Baron Judica und Bonelli-Ferla in Palazzolo.
Centnripae (Centorbi) bietet viele kleine Funde: Phil. Ansaldi, monum. deir
antica Gentnripi, Cat. 1851. Sammlung Ant. Gamerano.
Enna mit Schlenderbleien aus dem Sklavenkriege 133—32 v. Ghr.
Erjx s. Segesta.
Gela, Glanzzeit 498—485: Pizolanti, memorie istoriche deir antica cittli di Gela,
Palermo 1753; G. Linabes, alcune parole sul vero sito di G. in Licata, Palermo 1845;
ScHVBBiKo, Rhein. Mus. 28, 65 ff.
Himera, Mitte des 7. Jahrhunderts von Zankle aus kolonisiert, 408 zerstört, Über-
bleibsel in Thermai angesiedelt: 1862 Tempel ausgebeutet, Funde in Palermo; B. Romano,
antichitä termitane, Palermo 1838, m. 2 T.
Eatan a (Gatania), Kolonie aus Naxos, nur 476—61 syrakusanisch, mit Tempel,
zwei Theatern, Amphitheater (abgeb. z. B. bei Dahk, Urgeschichte I S. 162 Tafel) und
Zirkus: D. Petbi Gapreri, monumenta historica urbis Gatanae IL IV., Gat. 1639—41, mit
Noten im Thes. Sic. Bd. X.; V. M. Ahioo et Statella, Gatana illustrata, 1740 — 46; (Giao.
Mabia Patebnö) Del ginnasio ed anfiteatro di Gatania, Palermo 1770, f.; A. Holm, das
alte Gatania, Lübeck 1873; M. Mdsümeci, illustrazione delP odeo di Gatania, G. 1822, m.
IT. — Museo Biscari, begründet durch die Ausgrabimgen des Principe B. im 18. Jahr-
hundert: D. Sestini, descr. del museo antiquario e del gabinetto d'istoria naturale del Prin-
cipe di B., Livomo 1787, m. Münzbildem; Jhst. 12, 56.
Leontinoi: Golttmba, archeologia di Leontini, Archivio stör. Sicil. 1891.
Lilybaeum: A. di Gibolamo, sulV origine ed antichit& di Lilibeo, Palermo 1856.
Mazara: Akt. Gastiglione, sulle probabili origini di M., M. 1875 und sulle cose
antiche della citta di M., Alcamo 1878.
Megara Hyblaia: J. Sohubbiko, Umwanderung des megarischen Meerbusens in
Sicilien, Zisch, f. allg. Erdkunde N. F. 17 (1864), 434 ff.; 1879, 1889 u. 1891 Ausgrabungen:
Gavallabi u. Obsi, in den Mon. ant. ined. I. Abt. 4 (1892) Sp. 689 ff. m. 10 T.; über die
Terrakotten: F. S. Gavallabi, Boli. d. comm. di ant. e belle arti di Sic. 1873 Nr. 6; Eekul^,
die Terrakotten v. Sicilien, Berlin 1884 S. 7.
Panormos (Palermo), anfangs punisch, dann gemischt: B. Romano, saggio sopra
alcuni antichi avanzi, Palermo 1827; J. Schubbikto, die bist. Topographie v. Palermo,
1. T. Lübeck 1870; R. Salvo e S. Lanza, guida di Palermo e dintomi, Palermo 1875; V. de
GiovANin, la topografia antica di P. dal sec. X. al XY., Pal. 1884 m. E. u. 8 T., u. sulla
topografia antica di P., P. 1887 m. 1 T.; Sarkophage s. S. 42; GrÄber: B. 1834 p. 209;
Museum s. S. 42; Sammlung der Universität.
Segesta, Stadt der Elymäer, wahrscheinlich altjonischer Abkunft (Meisteb, Philol.
49, 647 ff.), unter Augustus römische Kolonie; unvollendeter dorischer Tempel: Wilkins
E. 5; Sebbadifalco I; Gäbtneb a. 0.; Hittobff u. Zanth a. 0.; Fkaccia, Egesta e i suoi
monumenti; A. Mabbone, cenni sulle antichitä di Segesta, Palermo 1827; Hittobff
a. 0. T. 2 — 6 u. recueil des mon. de S^geste et de S^linonte, Paris 1870; in der Nähe
Tempel der Aphrodite auf dem Eryx (25 n. Ghr. von Tiberius restauriert, Tac. A.
4, 43, dann wieder von Glaudius Suet. Glaud. 25): G. Gastbonovo, Erice oggi Monte San
Giuliano in SicUia, 2 Tle., Pal. 1873—75.
Selinunt mit einer ganzen Gruppe von Tempeln, welche man jetzt mit römischen
Buchstaben bezeichnet; das Bewegliche in Palermo: Houel T. 16 ff.; Hittobff T. 10—29;
Sebbadifalco Bd. II; Bbi^vdobf, die Metopen von Selinunt mit Untersuchungen über die
Geschichte, die Topographie und die Tempel von Selinus, Berlin 1873 m. T. (S. 5 A. 1
Verzeichnis der älteren Litteratur; in der Einleitung auch über die übrigen Entdeckungen,
z. B. die Nekropolis). Neuere Funde: Mon. ant. I S. 950 ff. (alter Tempel, G mindestens
gleich); B. d. comm. di ant. e belle arti di Sic, H. 4 (1871) S. 2 ff.; das. 1872 m. T. (Ne-
kropole von Galera u. Bagliazzo); A. Salinas, degli oggetti rinvenuti negli scavi di Sei.
1883, Notizie d. scavi 1883 p. 287 ff. m. 3 T. (Terrakotten und Kreidestücke); Herakles-
tempel auf der Burg: J. S. Gavallabi, Not. d. scavi 1884 S. 318 ff.; J. J. Hittobff, re-
stitution du temple d'Empädocle ä Sölinonte, Paris 1851 m. 24 T. (vgL A. 2, 263 ff.); neue
Pläne der Tempel: AA. 1893 S. 12.
Solus (Solnnte), unter karthagischer Herrschaft doppelsprachig : Sebbadifalco, cenni
sugli avanzi dell' ant. Solunto, Palermo 1831, f.; Giov. Sal. Page, Solunto ossia le rovine
di un' antica cittä sul monte Gatelfano, Palermo 1872; A. Salinas, Solunte, ricordi stör.
e arch., Paris 1884; ders., scavi di S.
Syrakus (Siracusa), am Schluss des 8. Jahrhunderts gegründet: Mibabella, dichia-
razioni della pianta dell' antiche Siracuse, Napoli 1613 f. m. T.; Giac. BoNAKia, l'antica
Siracusa illustrata, Messina 1624 (delle ant. Siracuse), o. 0. 1717, 2 Bde., latein. v. Haveb-
Kap. y. Arohäologisohe Ortskimde. (§ 106—107.) 117
CAMP, Lngd. B. 0. J.; W. Leakb, topographical and historical notos on Syracuse, Trans-
actions of literature, London 1848 m. 2 K.; Cayallari (Vater und Sobn) und Holm, topo-
grafia archeologica di Siracusa, Palenno 1883 m. 15 T., kürzer bearbeitet von Lupüs, die
Stadt SvTakns im Altertum. Eine bist. -topogr. Skizze, Strassburg 1885; Gavallari, appen-
dice della topogr. archeol. di Sir., Turin u. Palermo 1891 m. T. Ausgrabungen von Lan-
dolina; Tempel: Beül£, les temples de Syracuse, SA.; Tempel der Artemis auf
Ortygia: Wilkins, Magna GraeciaE. 2; Theater: Houel III T. 187 ff.; Wilkins, Magna
Graecia K. 2 T. 7; Ant. of Athens p. 48 T. 4. 5; Grabkammern: Relazione su di un*
antica stanze sepolcr. in Siracusa, Girg. 1827; sehr alte Nekropole von Fusco: Mauceri,
A. 1877 S. 37 ff. T. A — D; Grab von Matrensa aus der mykenischen Periode: Helbio A.
1877 p. 56 ff. m. T. 8; — Funde im dortigen Museum (»Venus von Syrakus*, vgl. Gaval-
lari, Sicilia artistica III p. 5 ff. m. 2 T.): Jhst. 12, 56 ff.
Tauromenion (Taormina), erst seit 358 griechische Stadt; berühmtes Theater
(Phot); Lokalmuseum: vgl AZ. 1878 T. 1.
Thermai s. Himera.
Xiphonia: A. Holm und L. Vioo, Archivio storico Sicil. I. Pal. 1873 S. 156 ff.,
295 ff.
[Malta gehört archäologisch zu Afrika.]
Panda taria (Pantelleria) : G. dalla Rosa, abitazioni deir epoca di pietra neir
isola di P.. Parma 1871, m. 2 T.
106. ünteritalien. Dieser Teil, schon durch die zahlreichen griechi-
schen Kolonien interessant, ist in seiner Gesamtheit oder in seinen Haupt-
teilen besonders oft behandelt worden; er war auch früher durch das
»Bulletino archeologico napoletano* (Nov. 1842 — 8, 6 Bde. nuova serie
1. Juli 1852 — 60 [3] in der Archäologie vertreten, während jetzt die „r,
accademia di archeologia, lottere e belle arti** in Neapel (Rendiconto
1862 S„ Atti, Napoli 1865 flf. XIH. 1887—9, m. T.) für ihn sorgt. Die
Accademia Pontaniana in Neapel (Atti 1832 flf. Rendiconto 1853 flf.) hat
für uns wenig Bedeutung. Wir scheiden die Kolonien von den einheimi-
schen Städten nicht, denn in der alexandrinischen Zeit überschwemmten
ihre gewerblichen Erzeugnisse die Hinterländer; dagegen schritt unter den
Römern die Verschmelzung der Nationalitäten rasch vor. Zu Strabos Zeit
(6, 389) waren nur noch Tarent, Rhegion und Neapolis griechisch ; Prokop
musste den Namen Grossgriechenland schon begründen.
Litteraturverzeichnis im Corpus inscr. Lat. X p. XXV ff.; D. Romaitelli, antica topo-
grafia istorica del regno di Napoli, Nap. 1815, 3 Bde.; J. C. Habe, cities of Sonthem Italy
and Sicily, London 1883; Houel nnd de Saint-Non, voyage pittoresqae ou description
da royaume de Naples et de Sicile, Paris 1781 — 86, 4 Bde. f.; Bädeker, Unteritalien und
Sicüien, 8. Aufl.; Mich. Abch. Lufuli, iter Yenusinum vetustis monnm. illustratum, Nesm.
1793 m. Abb.; W. Wilkirs, the antiquities of Magna Graecia, Cambridge 1807 m. 73 T.;
Fb. Lbi70bxant, la Grande-Gröce, Paysages et histoire, Paris 1881 — 84, 3 Bde. (vgl. A. Holm
in Bursians Jahresbericht 1881 S. 111—31); Fundberichte: Antichita scoperte nelle pro-
vincie meridionali, Documenti per servire alla storia de' musei II S. 1 — 97; M. Ruooiero,
degli acayi di antichitk nelle province . . . di Napoli . . . ., Neapel 1888 I. m. 7 T. —
Christliche Denkmäler: Dem. Salazabo, studi sui monumenti dell' Ttalia meridionale dal IV
al XIII secolo, Neapel 1871 — 7, 2 Bde. f. — Hauptsammlung in Neapel (S. 41).
107. Brnttinm. Die Plünderung der Gräber scheint hier schon aus-
nehmend früh begonnen zu haben (Joachim Abbas [t 1202], concord. novi et vet.
testam. p. 30 b ed. 1519). Mabafiotus, croniche et antichitli di Calabria, Padua 1601;
L. Gbimaldi, studi archeol. sulla Calabria Ultra seconda, Nap. 1845. — Sammlungen in
Caianzaro (Lenobmant, Grande-Grfece 11 312 ff. und Ga. 8, 206 ff.) und zu Reggio (Jahres-
berichte von Canonicus de Lobenzo).
Hipponion (Veiponion-Heiponion-Vibo), Kolonie von Lokroi, 389 v. Chr. zerstört,
379 aufgebaut, nach verschiedenen WechselföUen 189 Kolonie Vibo: Capialbi, Mem. d.
inst. p. 159 ff., T. 4. 5.
Lokroi (Gerace marina), höchste Blüte zur Zeit des älteren Dionjsios: de Lutnes,
A. 2, 3 ff., m. M. 1. 15; Akt. Capialbi, ruine di Locri^ Neapel 1849; J. Cabmelo Palumbo,
necropoli Geraci, Termini Imerese 1876; 1889 altjonischer Tempel ausgegraben: Petebsen,
11g Klassische Kanstarcliftologie. I. Denkmftlerknxide.
Rom. Mitt. 5, 201 ff.; Ant. Denkmäler I T. 51—2; Photographien des arcb. Inst. ,Locri*,
Skulpturen nach Neapel.
Rhegion (Reggio):.Not. d. scavi 1883 S. 350 ff.; 0. Axt, zur Topographie von Rhegion
und Messana, Grimma 1887.
108. Lnkanien. Hier beginnt bereits das unerschöpflich scheinende
Gebiet der bemalten Vasen; Küsten und Binnenland sind mit reichen
Gräbern erfüllt, durch die freilich nur die alexandriniscbe Periode aus-
reichend beleuchtet wird.
Giijs. Aktonwi, la Lucania, Napoli 1745 u. ö. (1795—7, 2 Tle. m. Suppl.); Lom-
BARDi, Memorie d. Inst. 1, 195 ff.; Bozza, la Lucania, 2 Bde., Rionero 1890; vgl. G. Tbopba,
fonti e letteratura dellu geografia Lucana, Messina 1893.
Anxia (Anzi), der reichste Vasenfundort dieser Gegend.
Armentum, Nekropole: B. 1830 p. 27.
Elea-Velia, um 540 von den Pnokäem gegründet: Müntbb, Velia in Lukanien,
Altona 1818; db Lüynbs, A. 1, 381 ff.
Grumentum, reich an Vasen: B. 1830 S. 22 f., vgl. Siris.
Herakleia s. Siris.
Kroton, 710 von Achäem gegründet, 194 römische Kolonie: R. Grosser, Geschichte
und Altertümer der Stadt Kr., Minden 1866-67, 2 Tle.; Herat«mpel aus der 2. Hälfte des
5. Jahrhunderts: YIJl. annnal report of the archaeol. institute of America p. 42 ff.
Laos, Kolonie von Sybaris, 390 lukanisch: Gioja, memorie storiche e documenti
sopra Lao, Laino e Sibari della Magna Grecia citta antichissime, Napoli 1884.
Metaponton (Mensole), Gründung von Sybaris und Kroton im 7. Jahrhundert,
hexastyler dorischer Tempel (Tavola de' PalUidint) mit Terrakotten, neuerdings ausge-
graben, ein anderer jetzt Chiesa di Sansone genannt: B. 1830 S. 17 f.; H. db Lutnes et
T. J. Debacq, Mötapont, Paris 1833, f. m. 10 T.; Sante M. Simone, stndi sugli avanzi di
M., Bari 1875 m. 4 T.; Dürm, Ztsch. f. bild. Kunst 1887 S. 91; Lenormant, Ga. 8, 62 ff.; M.
Lagava, topografia e storia di Metaponto, Napoli 1891, m. 21 T.; Lokalmuseum.
Poseidonia-Paestum, Kolonie von Sybaris aus dem 7. Jahrhundert, zwischen 400
und 390 lukanisch geworden, 345 römische Kolonie (doch landete dort 332 Alexander von
Epirus); berühmte dorische Tempel, wovon drei längst bekannt, sog. Poseidon- und
Oerestempel, sowie , Basilika': Thom. Major, the ruins of Paestum or Posid., London 1767
(anonjTn). 1768 f., m. 31 T. (französ. v. J. Valennes 1768 m. 30 T. und Dumont 1769 m.
18 T., deutsch von A. H. Baumgärtner, Würzburg 1781); P. A. Paoli, le rovine della cittk
di Pesto, Rom 1784 f., 64 T.; Pikanesi, opere Bd. XV, 21 Bl.; G. M. Delagardette, les
ruines de Paestum ou Pos., Paris 1799. 1840 m. 14 T. f.; D. Vbnuti, i t«rapi di Pos. de-
scritti, Rom 1805, 9 T.; Ron. Paolini, dissertazione della cittk di P., Rom 1784 f. m. 65 T.,
memoria sui monum. di antichitä e di belle arti che esistono in Miseno, in Baoh, in Baja,
in Guma, in Gapua ant. ed in Pesto, Neapel 1812 m. Atlas; D. Romanelli, viaggio a Pompei,
a Pesto e di ritomo ad Ercolano ed a Pozzuoli, 2. A., Neapel 1816—7, 2 Bde.; Gius. Ba-
monte, le antichitä Pestane, Neapel 1819 m. K.; A. Aüres, ötude des dimensions du grand
temple de Paestum, Nlmes und Paris 1868, f. 2 Bde. m. Atlas; Les temples de Paestum,
restauration ex^cutäe en 1829 par H. Labroust, m. Text von L. Dassy, Paris 1877, m. 21 T.;
1830 ein vierter Tempel ausgegraben: B. 1830 p. 135 ff. 226 ff., MB. 15 T. 7--14;
Maücb, Supplem. zu Norroand, archit. Ordn. 1831 T. 15, GräbermitVasen: B. 1834 p. 50.
Siris, jonische Kolonie aus dem 7. Jahrhundert. Hier soll der berühmte, jetzt im
brittischen Museum befindliche Bronzefund gemacht worden sein: P. 0. Bröndstbd, die
Bronzen von Siris, Kopenhagen 1837, m. 6 T., kürzer: the bronzes of Siris, London 1836,
f. m. 8 T. (über den Fundort Michaelis, marbles Anm. 405); C. Perkins, Amer. J. of arcb.
I 162 f.; an dessen Stelle wurde 432 Herakleia von Tarent und Thurioi gegründet, bald
nach 330 aber von den Lukaniem erobert: B. 1830 p. 18 f.; M. dB Yenxjti, ausführliche
Beschreibung von Heracleia, übers. Frankfurt 1750.
Sybaris, 510 zerstört, Neu-Sybaris 453-448; seit 1879 italienische Ausgrabungen :
Not. d. scavi 1879 (Karte auf T. 5) und 1880; Gius. Gadicamo, la necropoli monumentale
di Sibari, Milano 1879; Gahera, Arte e Storia IX p. 14 — 24.
Tegianum (Thal von Diane): St. Macchiarolli, Diane e Tomonima sua valle,
Neapel 1868.
Thurioi, 443 gegründet; 268 hürt die Silberprägung auf; 194 römische Kolonie
Copia; 1878 Nekropole ausgegraben: Not. d. scavi 1879 p. 49 ff. 77 ff. 122 f. 156 ff.
109. Apnlien. Es nimmt unter den Hinterländern der griechischen
Städte den ersten Platz ein und hat nach dem Zeugnis der Münzen gegen
300 V, Chr. die griechische Kultur angenommen.
Kap. V. Arch&oiogiBohe Ortokonde. (§§ 108—110.) 119
Emm. Mola, peregrinazione letteraria per una parte deir Apulia cod la descriziono
delle Bue sopravanzanti antichitä, Bari 1796.
Am meisten ist der Osten (Terra d'Otranto) durchforscht worden : Marciako (17. Jahrb.),
descrizioike, origine e saccessi aella Terra d*Obr., Neapel 1855; Arditi, la corografia fisica
e Btorica della prov. di T. d'O., Lecce 1881 ; L. de Simone, di im ipogeo messapico e delle
origini de* popoli di T. d'O., Lecce 1872 m. 2 T.; Lenorhant, Ga. 7, 25 ff. 88 ff., m. Abb.
(besonders über die ungriechischen Denkmäler der Messapier). Die Commissione conser-
vatrice de'monomenti storici d'O. gibt ,relazione" (seit 1872) heraus; auch: Tipi degli
scavi negli anni 1869—70, m. T.; Conunissione per i monum. storici archeol. e di belle
arti di T. d' 0., sei. archeol. Tor. 1878.
Aletium: N.*M. Cataloi, Aletio illustrata, Neapel 1841.
?(Altamnra), Vasenfundort.
Barium (Bari); Lokalmnseum im Ateneo.
Brundisium (Brindisi): della Mokaca, memorie storiche di Br., 1674; stiidtisches
Museum; Sanmilung von Nervegna.
Canusium (Canosa), grosse Funde 1813: A. L. Millin, description des tombeaux
de Canosa, Paris 1816, f. m. 27 T. (Reliefs, Vasen u. a); ehemals Sammlung des Canonicus
Basta: B. 1868 p. 185 ff.; AZ. 1870 S. 51.
Gnathia: L. Pepb, notizie stör, ed archeoL deir ant. Gn., Ostuni 1883; Sammlung
der Frau Scarfi-Colucci in Fasano.
Hydruntum (Otranto), griechische Kolonie: Fr. Lenobmant, Ga. 1882 Nr. 2= Aca-
demy 1882 Nr. 519 S. 274 ff.
Eallipolis-Anxa (Gallipoli): städtisches Museum.
Leuca: G. Abditi, la L. Salentina, Bol. 1875; Bottt, le caveme del Capo di L.,
Lecce 1871; Tassblli, antichitä di L., Lecce 1693.
Lucer ia: J. B. d'Aheli, storia di Lucera, L. 1861; Ga. 9, 12 ff. (S. 20 über das
Museum der Bibliothek).
Neretum (Nardö): Tafubi, dell* origine, sito ed antichitä di N. vgL (Corpus inscr.
Lat IX p. 2).
Rubi (RuYo), ein Hauptfandort von Vasen: Giov. Jatta, cenno stör, sull' antichis-
sima citta di Ruvo, Nap. 1844; J. Abnbtb, Bericht über die Funde von Ruvo, österr. Akad.
1852; Not. d. scavi 1883 p. 379 ff.; Sammlungen von Jatta (nachher in Neapel ^ Fatelli
und im städtischen Museum.
Rudiae (Rugge): C. de Gioboi, illustrazione sulle tombe di Rugge, Lecce 1872; an-
sehnliches Museum in Lecce; Sammlung von L. de Simone, Villa Sant' Antonio; vgL L. de
SufOKE, Lecce e i suoi monumenti, 1879, 2 Bde.
Sturni (Ostuni) mit städtischem Museum.
Tarent (Täranto), 708 von Spartanern gegründet, in der Gracchenzeit Kolonie, 60
n. Chr. durch Veteranen ergänzt: G. B. Gaoliabdo, descr. topografica di Taranto, Neapel
1871 m. K.; Catalogo di oggetti antichi rinvenuti in Taranto nel 1881, Tar. 1881; Viola,
Not. d. scavi 1881 p. 377—436 m. T. (Plan auf T. 6); Helbio B. 1881 S. 196 ff.; Lenormant
Ga. 7, 148 ff., m. T. 25-6, 30—1, 36; 8, 191 ff., Ga. 1883 chron. p. 58 f. Alter dorischer
Tempel Ga. VII T. 25; Phot. des arch. Inst. Tarent 1. 2. Reich an Terrakotten: Dümmleb,
A. 55, 192 ff., T. OP. M. 11, 55-6; Evaks, Jhsi 7, 1 ff.; kleines Museum in Tarent selbst.
üria (Oria) mit städtischem Museum.
Venusia (Venosa): Nat. M. Cimaliae antiquitates Venusinae, Neap. 1757; Mich. A.
Lupuli iter Venusinum, Nap. 1793.
110. Eampanien, unerschöpflich an Funden wie an Gaben der Natur:
M. DE Laub£Ktis, universae Campaniae felicis antiquitates, Neap. 1826, 2 Bde.; 6. Sanchbz,
la Campania sotterranea e brevi notizie degli edincii scavati entro Roccia I. Nap. 1833;
J. Bblocb, Kompanien, Topographie, Geschichte und Leben der Umgebung Neapels im Alter-
tum, Berlin 1879, m. 13 T.; v. Ddhn, Grundzüge einer Geschichte Campaniens, Verb, der
Trierer PhiL-Vers. 1879, Jahrg. 1880 S. 141 ff.; — Commissione di Caserta (Atti 1870 ff.). —
Ausstellung in Caserta: Miivervini, guida illustrativa della mostra archeologica campana in
Caserta, Neapel 1879; Sammlung von Spinell! in Acerra — über die griechischen Kolo-
nien: K. Fricke, die HeUenen in Kampanien, Pr. v. Hildesheim 1873 (dazu Philol. Anz.
6, 151 ff.).
Abella: Ion. D'A^NA, Avella illustrata, 1782.
Acerra (Acerrae): C. Cafobale, ricercbe archeol., topograf. e biograf. della dioeesi
A., Nap. 1892 ff.
Baiae s. Paolini unter Dikaiarchia.
Cales (Calvi), 421 a. u. Kolonie: Zona, Calvi antica e moderna, 1797. 1820.
Capreae (Capri), bis auf Augustus Eigentum von Neapel, dann Krongut, durch die
Bauten des Tiberius bemerkenswert: R. Uadbava, ragguagli di varii scavi e scoverte di
12Ö fflassische Knnstarohäologie. L Denkmftlerkande.
aniichitä fatte nell' isola di C, Neapel 1793, m. 9 T. = Hadsawai Briefe über verscliie-
dene zu Capri entdeckte Altertümer, Dresden 1794; Rosabio Mangoni, ricerche topogra-
fiche ed archeol. sull' isola di C, Nap. 1880. 1834; Seconda relazione deir antichitä di C.
o. J.; Quaranta, le antiche ruine di C, Nap. 1835.
Capua (S. Maria di Capua), Theater und Nekropole; „Psyche y. C: Cam. Pellbobino,
apparato alle antichitä di C, Nap. 1651, 1771, 2 Bde.; Fb. Gbanata, storia civile della cittä
di C, Nap. 1752, 2 Bde.; 0. Rinaldo, memorie istoriche della fedel cittä di C, Nap. 1753,
2 Bde; Giao. Rucca, C. vetere, Nap. 1828, m. 2 T.; Paolini (s. o.); Raoul Rocubtte, notice
sur les fouilles de Gapoue, J. des sav. 1853, m. Abb. u. 1 T.; Riccio, not. degli scavam.
del suolo deir ant. C, Nap. 1855, m. 13 T.; v. Duhn, B. 1876. 1878, A. 1879, S. 119 «f.; R. Pbblo,
Capua vetere, S. Maria di C. 1887. Über das Amphitheater aus Marmor: F. Alviki,
anfiteatro carapano, Nap. 1833, f. m. 16 T.: MB. 15, 87—39. 41. 48.
Dikaiarchia, 194 v. Chr. römische Kolonie Puteoli (Pozzuoli): BuLiFo,'^de rebus
Puteol., Gronovii thesaurus antiq. Graec. VII; So. Mazzella, sito et ant. della cittä di Poz-
zuolo e del suo distretto, Nap. 1594. 1606, m. Abb.; G. C. Capacgio, la vera antichitä di
Pozzuolo, Roma 1652; P. Sabvelli, guida de' forestieri curiosi di vedere e d'intendere le
cose piii notabiie di Pozzoli, Baja, Miseno, Cuma ed altri luoghi convicini, 2. A. Nap. 1688,
m. T. (franz. 1702, 5. A. 1784); A. Pabbino, nuova guida per Tantichitä curiosissime di P.
etc., Nap. 1751 m. Abb.; P. Antonio Paolini, avanzi delle antichita esistenti a Pozzuoli,
Cuma e Baia, Nap. 1768 f. m. 69 T.; C. Cbccabini, avanzi delle antichita di P. e luoghi vi-
cini, Nap. 1775, m. 67 T.; G. d'ANCOBA, guida ragionata per le antichita e per le curiositä
natnrali di P. e de' luoghi circonvicini, Nap. 1792, m. 51 T. (auch frz.); Romanelli (siehe
Poseidonia); A. db Jobio, guida di P. e contomi, Nap. 1817. *1822. '1830 mit Atlas;
P. Panvini, ü forestiere alle antichita e curiosita naturali di P., Cuma, Baja e Miseno,
Nap. 1818, m. 52 T.; L. Palatino, storia di P. e contomi, Nap. 1826; „Serapistempel"
(«Piscina**): A. de Jobio, ricerche sul tempio di Serapide in P., Nap. 1820, m. 3 T.; Ch.
Babbaye, on the temple of Serapis at P., London 1847, m. 2 T.; Amphitheater: G. Rucca,
sopra l'ipogeo dell' anf. Puteolano, Nap. 1851.
Herculaneum oder Herculanum, jetzt unter Resina, 79 n.Chr. vom Vesuv ver-
schüttet, 1738 bei Anlegung eines kgl. Landhauses nahe Portici entdeckt, Funde früher in
Portici, jetzt in Neapel (S. 41). Zur Bearbeitung dieser Funde wurde die herkulanische
Akademie gegründet (S. 3). Über die Geschichte der Ausgrabungen S. 31. Im vorigen
Jahrhundert sind zahlreiche gemeinverständliche Schriften wie Winckblvann's Sendschreiben
über die herkulanischen Ausgrabungen veröffentlicht worden, da einige Jahrzehnte lang die
merkwürdigen Entdeckungen, welchen die Geheimthuerei der Neapolitaner einen besonderen
Reiz gab. Fürsteh und vornehme Herrn interessierten.
Geschichte der Ausgrabungen: S. 31 A. 9; Bilderwerke: A. Gobi, admiranda anti-
quitatum Herculan., Rom 1752, 2 Bde.; Le antichita di Ercolano, Napoli 1757 — 92, (grössten-
teils von Pasqü. Cabcani), I— IV. Malereien, V. VI. Bronzen, VII. Lampen und Kandelaber,
VIII. Verzeichnisse: catsJogo degli ant. monumenti dissotterrati dalla citta di Ercolano,
1754—5; (französ. Paris an XII— XIV. (1804—6), 6 Bde., deutsch von C. G. v. Mubb,
Augsb. 1777—1802, 7 Bde. mit 2 Supplementen, 630 T.); dazu Ott. Ant. Bayabdi, pro-
dromo delle antichita d'Ercolano, Nap. 1752, 3 Bde. (wertlos); Fban^. A. David, les anti-
quit^s d'Herculanum avec les explic. par Sylvain Marächal, Paris 1780 — 1803, l2 Bde. m.
Tafeln; Piboli e Pibanesi, antichita di Ercolano, Rom 1789—1807, franz. Paris 1804 — 6,
6 Bde. (I.— III. Malereien, IV. — VI. Bronzen) m. 308 T.; Herculanum et Pomp^i. Recueil
gdn^ral des peintures, bronzes, mosaiques .... gestochen von Roux, mit Text von Babb£,
Rom 1837-40, 8 Bde. (VIU. cabinet secret) m. 760 T. (deutsch von Kaisbb, Hamburg 1838
— 1841, Bd. I — VI); E. Tbollope, iilustrations of ancient art, selected from objects dis-
covered at Pompei and Herculanum, London 1854 m. 54 T.; — Accademia Ercolanese
(Memorie 1822 — 62, 9 Bde. u. Rendiconti 1852) — Führer: d'Anooba, prospetto storico-
fisico degli scavi d'Erc. e di Pompei, Nap. 1803 m. 2 T.; A. de Jobio, not. sugli scavi di E.,
Nap. 1827, m. 5T. — Wandgemälde: W. Tbbnite, Wandgemälde aus Pompeji und Her-
culaneum, Berlin 1845 - 60, f. m. 48 T.; Wolfq. Hblbio, Wandgemälde der vom Vesuv ver-
schütteten Städte Campaniens beschrieben, Lpg. 1868 mit Atlas von 23 T.; fortgesetzt von
Sooliano, le pitture murali scoperte negli anni 1867—79, Neapel 1879. — Theater: Fb.
Pibanesi, toatro d'Ercolano, Rom 1783, 10 T. (opere Bd. XIX); Villa der Pisonen:
D. Compabetti, la villa Ercolanese dei Pisoni, Turin 1883 f. m. T. (vgl. dazu Mau, B. 1883
S. 87 ff.; Ausgrabungsplan von dem Architekten Weber) — Bibliographie: Fb. Fübchheim,
bibliografia di Pompei, Ercolano e Stabia, 2. Ausg. Neapel 1891.
Kymai-Cumae (Cuma) mit Gräbern der verschiedenen Perioden griechischer
Kultur, welche leider früher nicht wissenschaftlich behandelt wurden : A. Febbo, apparato
delle statue nuovamente trovate nella distrutta Cuma, Nap. 1606 (angehängt an das Buch
von Mazzella, s. u. Dikaiarchia, u. lat. von Havebcahp, Thesaurus antiquit. et bist. Ital. IX
Kap. V. ArohftologiBohe Ortskiinde. (§ 110.) 121
p. 4); Paolimi s. unter Poseidonia u. Dikaiarchift; F. C. L. Stckleb, Beschreibung eines merk-
würdigen griechischen Grabmales bei Cnmae mit 3 Basreliefs über bakchische Mysterien,
(Weimar 1812) m. 3 T.; v. Olfbrs, über ein merkwürdiges Grab bei Gumae und die in
demselben enthaltenen Bildwerke, Abb. der preuss. Akad. 1830, Berlin 1831 8. 1 — 47 m. T.;
C. M. Riccio, cenni stör, snlla distrutta citüi di Cuma, Nap. 1846; G. Fiobblli, monumenti
antichi Comani, Teil 1 -4, Nap. 1853, m. 4 T.; Ashpibbl, Archaeologia Bd. 37; Nekropole:
Not. d. scavi 1883 S. 270 ff. T. 4-6. 1884 S. 349 ff.; für die Vasen eigene Abteilung (Rac-
colta cumana) des Museums in Neapel.
Neapolis (Näpoli), noch von Tacitus als griechische Stadt bezeichnet, zur Zeit des
Gotenkrieges klein und den Namen der Einwohner nach stark latinisiert. Die Alter-
tümer sind wegen der fortdauernden Besiedelung wenig bedeutend : Ausser den zahlreichen
Beschreibungen der Stadt (von Cablo Celano, Cestabi, G.Mazzanghi, Nobile, Dom.Roma-
NBLLi U.A.) vgl. über die Gräber: Not. d.scav. 1884 p. 362 ff.; die christlichen Denkmäler:
Akt. Cabacciou, de sacris ecclesiae Neapel, monumentis 1645; Katakomben: A. de Jobio,
guida per le catacombe di S. Gennaro aei Poveri, Neapel 1839.
Nola mit reicher Nekropole (besonders Vasen, woher man früher die schönen rot-
figurigen Vasen nolanisch zubenannte).
Pompeji, schon im Jahre 63 durch ein Erdbeben zerstört, die erneuerte Stadt 79
unter der Asche des Vesuv begraben, 1582 bei einem Eanalbau des Dom. b'ontana ge-
funden; BiANCHiKi (storia univ., Rom 1697 S. 246) erkannte schon die richtige Benennung;
1713 zweite Entdeckung beim Bau eines liandhauses, seitdem immer bearbeitet, aber noch
lange nicht ganz freigelegt. Seit 1861 (über die frühere Zeit Fiobelli, antiquitatum Pom-
peianarum historia I. 1748-1818. II. 1819—1860, Neapel 1860—62) erscheinen regel-
mässige Berichte, zuerst im Giomale degli scavi di Pompei, Nap. 1861 — 65; Gli scavi
di P. 1861 — 72; dann in den Notizie degli scavi (S. 114), daneben Berichte von Mau im
Bullettino und den römischen Mitteilungen; Pompei, rivista illustrata I. Neapel 1881. In
Pompeji besteht jetzt eine italienische Schule, während das deutsche Institut regelmässige
Kurse abhalten lässt. Indem sich eine dichte Aschendecke über die Stadt breitete, blieben
die innere Einrichtung der gewöhnlichen Privathäuser und deren Mauern besser als an
anderen Orten erhalten, ganz unversehrt freilich nicht; denn es ist wohl schon von den
Entkommenen nach ihrem Besitz gegraben worden. Alles in allem, bietet selbst jetzt, wo
alles bewegliche in das Museum gekommen ist, Pompeji das eindrucksvollste Bild einer
antiken Stadt Die wichtigsten Häuser haben ihre eigenen Namen, unter denen sie in der
Litteratur bekannt sind, z. B. Qiaa del Fauno (nach der berühmten Bronzefigur eines
tanzenden Satyrs), Casa di MeUagro und del Centauro (von Wandgemälden benannt), Casa
del poeta tragico (von dem angeblichen Besitzer), ebenso Casa di Pansa, Villa di Diomede
(den Gräbern der Diomedesfamilie gegenüber liegend); berechtigter sind Namen wie Casa
di Jjucrezio.
Grosse Bilderwerke: Fb. Pibanesi, vues de la Grande Gröce = antiquit^s de Pom-
peia, armures et autres objets d'antiquit^, 1804—7, 4 Bde. m. 171 T.; F. et G. Mazois, les
ruines de Pompei, Paris 1824—38, 4 Bde. 208 T. (architektonisch bedeutend); Faüsto e
Fblicb Niccouia, le case ed i monumenti di Pompei disegnati e descritti, Nap. 1854 ff. f.
(bis Anfang 1891 103 Lief, ä 2 T.); Roux-Babbe (s. Herculaneum) ; Blumenlesen und Über-
sichten: F. DE Glabac, sur les fonilles de Pompet, Naples 1813, m. 16 T.; W. Gell and
John P. Gaudy, Porapejana, London 1817—9, 2. Aufl. 1821, 3. A. 1852, 2 Bde. m. 88 T.,
2. Serie 1830-32 (1835), 2 Bde. mit über 100 T.; L. Gobo v. Agyagfalva, Wanderungen
durch P., Wien 1825, f. m. 20 T.; Donaldson, Pompei illustrated, London 1827, 2 Bde. m.
100 T.; L. Rossini, le antichitä di Pompei, Roma 1830, f. m. 75 T.; P. F(uvagalli), Pom-
peia, trattato pittorico, storico e geometrico, Firenze o. J. f.; Dteb, Pompei, London 1867,
m. 300 Abb. ; £. Bbbton, Pompäia däcrite et dessin^e, 3. AidH. Paris 1869, m. 50 T. ; Oveb-
beck, Pompeji, 4. Aufl., Lpg. 1884, m. 30 T. u. 1 PL; Emil Pbesuhn, Pompeji, Die neuesten
Ausgrabungen von 1874 - 81, 10 TIe., Lpg. 1878—81, 2. Aufl. 1882 (auch franz.). — Kurze
Übersichten: v. Rohden in Baumeisters Denkm. III S. 1356—84 m. Abb.; Aug. Mau, Führer
durch Pompeji, Neapel 1893, m. 22 Abb. u. K.
Architektur: Pompei. Choix d'^difices inädits, Paris o. J. f. m. 17 T.; Mau, pom-
pejanische Beiträge, Berlin 1879 (sucht die Bauperioden zu scheiden); H. Nissen, pom-
pejanische Studien zur Städtekunde des Altertums, Lpg. 1877; F. M. Avellino, descrizione
di una casa pompeiana con capitelli figurati all' ingresso, Nap. 1887, m. 10 T.; F. v. Duhn,
u. L. Jacobi, der griechische Tempel in P., Heidelberg 1890, 9 T. u. 3 Abb. — Bau-
ornamente: 0. J. Schmidt, Skizzen von Ornamenten zu P., Altenburg 1829, f. — Wand-
gemälde: Ders., Conturen der antiken Freskomalereien zu P., das.; Mau, pompejanische
Beiträge, Berlin 1879 u. Geschichte der dekorativen Wandmalerei in P., Berlin 1882, und
namentlich die unter Herculaneum erwähnten Werke. Gräber: A. L. Millin, description
8**
122 KlasBisohe Knnstarohäologie. 1. Denkm&lerkimcle.
des tombeaux a Pomp^i, Naples 1813, m. 7 T.; samDitische: v. Dühk B. 1874 S. 159 ff. —
Terrakotten s. S. 5.
Früher wurden die Funde in Portici aufbojKrahrt: jetzt befinden sie sich in Neapel
(S. 41).
Stabiae (Castellamare) : s. unter Herculaneum; K. Acton, Souvenirs de Tancienne
Tille de Stabies aujourd'hui C, Naples 1858, m. 2 T.
Suessnla (Gancello), Nekropole: Funde im Lokalmuseum und im Museo preistorico
zu Rom; Not. d. scavi 1878; v. Duhn, B. 1878 S. 145 ff., 1879 S. 141 ff., Rom. Mitt.
2, 235 ff.; MiNBRViM, B. arch. Campano 1878 m. 4 T.
Surren tum (Sorrento): Phil. Anastasiüs, Surrentinorum antiquitates, 1740.
Teanum Sidicinum: Mich. Broccoli, Teano Sidicine antico, Neapel 1825.
111. Samniom kommt bisher sehr wenig in Betracht.
Babtolini, viaggio da Napoli alle forche Caudine ed a Benevento, 1827.
Aufidena (Alfedena) mit Lokalmuseum.
Beneventum (Benevento): Si^ef. Bobgia, memorie istoriche della pontificia cittli di
Benevento, B. 1760, 3 Bde.; Sabnklli, memorie deir insigne coUegio di S. Spirito, Nap.
1688 f.; DB Vita, thesaurus antiquitatum Benevent., Rom 1754—74, 2 Bde. f.; Triumph-
bogen des Trajan: Pbtebsen, R5m. Mitt. 7, 239 ff. — Museo d'antichitä: Annali del M.
d'a. e della biblioteca Beneventana.
Cimetra im Hirpinerland : N. Corcia, Atti d. r. accademia di archeol. 188081,
Nap. 1881.
Frentani: Ant. Lud. Antii^obi, antichitä nella regione de* Fr., 1790.
Snimo (Sulmona) mit Lokalmuseum.
112. Mittelitalidn. W. Abekbn, Mittelitalien vor den Zeiten römischer Herr-
schaft, Stuttg. 1843 m. 11 T.; H. Kiepert, carta geografica ed archeoL dell' Italia centrale,
Berl. 1881, 4 Bl.
Latium im weiteren Sinne (ausser Rom), reich an Denkmälern
aller Zeiten:
Ath. Kibcheb, Latium, Amsterdam 1671, f. m. vielen T. u. Abb.; Latii veteris anti-
quitatum vestigia, Rom 1751, f. m. 58 T.; ColJectio veteris Latii antiquitatum, Rom 1771.
1776, f.; VuLPi, Latium vetus, 3 Bde. m. T.
Zeitweise interessierten die kyklopischen Stadtmauern am
meisten: Mabianna Dionioi, viaggi in alcune citta del Lazio che diconsi fondate dal r§
Satumo, Rom 1809 — 12, f. m. 30 T. (Ferentino, Alatri, Alba imd andere Orte mit kyklo-
Eischen Mauern); J. J. Middletok, grecian remains in Italy, a descr. of cyclopian walls,
ondon 1872 f.; M. Yasi, itinerario istruttivo di Roma antica e modema e delle sue vicin.,
Rom 1816, 2 Bde. m. vielen T.; Nibby, viaggio antiquario ne' contomi di Roma, Rom
1819, 2 Bde. (mit Ansichten und Plänen); ders., analisi storico-topografico-antiquaria della
carta de' dintomi di Roma, 2. Aufl. Rom 1848—49, 3 Bde. in alphabetischer Reihenfolge
(I. A — D, II. E— Q, 111. R — Z); Chb. Mülleb, Rom's Campagna in Bezug auf alte Ge
schichte, Dichtung und Kunst, Lpg. 1824, 2 Bde.; Bobhanv, altlat. Chorographie und Städte
geschichte, Halle 1852; E. Desjabdiks, essai sur la topogr. de Latium, Paris 1854, m. 7 T.
M. Rossi, saggi degli studi geologico-archeologici fatti nella campagna Romana, Rom 1867
Bbizio, sulle scoperte archeolog. della citta e provincia di Roma negli anni 1871 -2; Rod
FoNTEAKivB, guida per gli avanzi di costruzioni poligonie dette ciclopiche satumie o pelasg
nella prov. di Roma, Rom 1887; Karte: Westfhal, die röm. Campagna, Berl. 1829, m. 2 K.;
Museum in Rom s. § 104.
Alatri um (Alatri), durch seine kyklopischen Mauern berühmt (s. oben); Wasser-
leitung : Bassel, A. 1881 p. 204 ff.
Alba Longa, von den Römern schon in der Königszeit zerstört; sehr alte Funde
unter der Lava des jetzt erloschenen Vulkanes; Ausgrabungen M. de Rossi's in der Ne>
kropole westlich vom Albanersee von Mont« Crescenzio bis jenseits Castel Gandolfo, ebenso
östlich beim Caput aquae Ferentinae: Pibanesi, antichitä di Albano e di Castel Gandolfo
1762, 55 T. (opere Bd. XI.); Li monumenti di Alba Longa e del Tuscolo, Rom 1854, f.
m. 26 T.; M. S. de Rossi, A. 1867 p. 5 ff., 1871 p. 240 ff,, 1876 p. 359 ff.; secondo rap-
porto Bugli studii e sulle scoperte paleoetnol. nel bacino della campagna rom., Giomale
arcadico n. s. Bd. 58; A. Viscokti, lettera a Camevali sopra alcuni vasi sepolcrali rin-
venuti nelle vicinanze dell' antica A. L., m. T.; anderes bei Helbig, die Italiker in der
Poebene, S. 82 f.
Algidus-Berg mit dem Dianatempel am Nemi-See: Archaeologia L S. 58 ff. T. 7 — 9;
0. Rossbach, Verh. der Görlitzer Phil.-Vers. S. 147 ff. m. 3 T.
Kap. y. ArohftologiBohe Ortskunde. (§§ 111—113.) 123
Antiam (Porto d'Anzo), ergiebig wegen der römischen Strandvillen : Pii. a Turre,
(della Torre), monumenta veteris Antii, Rom 1700, 2 Bde. m. Abb.; Fr. Losbardi, Anzio
ant. e mod., Rom 1864, cenni stör. 1887; Not. d. scavi 1888 p. 234 f.
Ardea, noch näher zu untersuchen: Archaeologia XL IX T. 3- -5; über die Befesti-
gungen: Richter. A. 1884 S. 90 ff., M. 12, 2.
Aricia, schon 1789 und 1791 Ausgrabungen: Lucidi, memorie storiche deir Ariocia,
Rom 1796; Abbkkn, gli antichi tempi di Gabii ed A., A. 1840 S. 23 ff. m. T. D; A.
BoRMANK. antiquitates Aricinae, Diss. v. Halle 1848; viele Funde in Spanien: Hübner,
antike Bildw. 8. 292 ff.
Arpin um (Arpino}: Ch. Eelusall, a classical excursion from Rome to Arpino, Genf
1820, London 1821, m. 5 T.
Bovillae mit dem Haine der Julier («Apotheose des Homer*).
Gajeta: Antichitä Ciceroniane ed iscrizioni esistenti nella Villa Fonniana in Gastel-
lone di Gaßta, Nap. 1827, 6 T.
Capena: P. Galletti, C. municipio de' Romani, Rom 1756.
Circeji: archäologische Karte von G. B. Cipriaki gestochen; Gius. Capfoni, il
promontorio Circeo, Velletri 1856.
Cora (Cori) mit dorischem Tempel: Ast. Antolino, Fordine dorico ossia il tempio
d'Ercole nella cittä di Cori, Rom 1785, f. m. T.; Pirakesi, antichitä di C, 1763 f. 13 T.
(opere Bd. IX).
Formiae: P. Mattei, di alc. scavi eseguiti in una oontr. dell' ant. Formia, Nap.
1872, m. 4 T.
Frusino (Frosinone): L. de PERSiis,di alc. avanzi di mura pelasgiche nel territorio
di Collepardo, Fros. 1893.
Gabii (Pantan de' Griffi) mit Tempel der Juno Gabina (sogenannte «Diana von
Gabii* in Paris, Phot. v. Bruckmann 59): P. M. Galletti, Gabio antica citta di Sabina,
Rom 1757; Abekbh, s. Aricia; Ergebnisse der Ausgrabungen von 1792 in die Villa Borghese
(s. S. 45), dann nach Paris.
Labicum: F. de Ficoroni, le memorie ritrovate nel territorio della prima e seconda
citta di Labico, Rom 1745, f. m. T.
Lanuvium (Civita Lavinia), 1885 der alte Tempel der Juno Sospita aufgefunden:
LuMLBY, Archaeologia XLIX, S. 367 ff., T. 24—27.
Laurentum (bei Porcigliano), vom Fürsten Chigi ausgegraben; angebliche Villa des
Plinius, 8. Fea, viaggio ad Ostia (§ 114) S. 66 ff.
Lavinium, Tempel der Venus Genetrix 1802 entdeckt (plastische Funde verzeich-
net im ,Almanach von Rom II 201 ff.*).
Minturnae: Sammlung auf Schloss Tersatto bei Fiume (Arch. ep. Mitt. 5, 157 ff.).
Norba: Plan und Thore der kyklopischen Mauern M. I 1. 2.
Praeneste, bisher die reichste Fundstätto älterer Reste von Latium, besondersaus
der orientalisierenden und alexandrinischen Periode; viele Gisten und Spiegel: Suabesius,
Praeneste antiqua, Rom 1655; E. Fbrniqüb, 4tude sur Prdneste ville de Latium, Bibl. des
4c. fran9. XVII, Paris 1880 m. 1 K. u. 3 T.; A. 1870, 336 ff. (Gisten). 1871, 119 ff.; B. 1872,
107; Not, d. scavi 1876, Ag. p. 113 ff.; Tempel der Fortuna: Nibby, il tempio di For-
tuna Prenestina ristaurato da C. Thon, Rom 1825, f.; P. Blondel, M^langes d arch^ol. et
dTiist. II. (1882) p. 168 ff. m. T. 4. 5. — Grosse Sammlung im Besitz der Familie Bar-
berini in Rom.
Signia, Thor M. I 3; A. 1, 78 ff.
Terra ein a-Anxur (Tarracina): P. Matranoa, la cittä di Lamo stabilita in T., Rom
1852, m. 11 T.; R. de la Blanchsre, Terracine, Paris 1884, m. 5 T. (Biblioth^ue des ^coles
fran9. 34. fasc.).
Tibur s. hinter Rom.
Tusculum (Albano): Li monumenti di Alba Longa e del Tuscolo, Rom 1854, f.;
C. Gariiya, descrizione dell' antico Tuscolo, Rom 1841 f. m. 53 T.; Piranbsi, antichitä di
Albano e di Castel Gandolfo; GB. de Rossi, A. 1873 p. 162 ff.
Velitrae (Velletri) („Pallas von Velletri* in Paris, Bruckm. 68); ehemals Samm-
lung Borgia in Velletri (S. 46): Al. Boroia, istoria di V., 1723; Tomm. Bavco, storia di
Velletri 1851.
113. Born mit den Landstrassen, Ostia und Tibur:
«und spricht in Jener ersten Stadt der Welt
nicht Jeder Platz, nicht Jeder Stein zu nna?*
Die Topographie von Rom geht uns hier nichts an; sie ist bereits
von 0. Richter am Ende des 3. Bandes zur Genüge beleuchtet, wo der
Leser auch die topographische Litteratur verzeichnet findet. Wir behandeln
124 KlasBMohe Knxistarchäologie. I. Denkmttlerknnde.
hier nur das Archäologische. Es versteht sich, dass von den Gebäuden
die Paläste (z. B. auf dem Esquilin) und die Bäder (wie die schon im
16. Jahrhundert bekannten Thermen des Titus und Caracalla) |die reichsten
Ergebnisse liefern.
Bibliographie : Bongui, biblioteca storica di Roma aniica, Rom 1880 ; als Leitfaden
am besten 0. Riohtbb a. 0. u. Badekeb's Handbuch ; zusammenfassend : R. Lancia» i, forma
urbis Romae, Mailand 1893, 46 Blätter (im Erscheinen begriffen).
Die Ausgrabung des alten Rom hängt grösstenteils mit der Bau-
thätigkeit zusammen; je mehr gebaut wurde, desto ergiebiger waren die
Funde, Im sechzehnten Jahrhundert ragt deswegen die Regierung Sixtus' V.
(1585 — 90) hervor. Die französische Zwischenherrschaft eröflhete die
eigentlichen archäologischen Ausgrabungen ; solche zeichnen dann das Pon-
tificat Pius' Vn. aus (ügoeri, ichnographia veterum monumentorum quae
Pio vn. Pont. Max. jubente effossa et reparata sunt, Paris 1826). Die
ergebnisreichste Periode beginnt mit dem Jahr 1852; seitdem Rom die
Hauptstadt Italiens geworden ist, arbeitet die Commissione archeologica
comunale (seit 1877 municipale, mit Bullettino I. 1872, 11 flf. 1874 flf.)
für die nichtchristlichen Altertümer; doch hat der Baukrach von 1889
die beim Ausheben von Grundfesten gemachten Funde (s. 0. Richter,
Verh. d. Görlitzer Philologenvers. S. 17 flf.) sehr gemindert. Die deutschen
und französischen Institute sind bereits S. 5 erwähnt; Parkers societä
archeologica britannica in Roma hatte keine wissenschaftlichen Zwecke
und ist jetzt durch die British and American archeological society ersetzt,
welche seit 1889 ein Journal herausgibt.
Die älteren Aasgrabungsberichte enthalten vielfach wichtige Notizen: Müntz»
les mon. ant. de Rome K l'^poque de la renaissance, P. 1885, aus der Ra. 1884, [ 297 ff.,
II 38 ff.; plans et monumente de Rome ant., Rom 1892 (M^l. d'arch. XII., Suppl. m. 2T.)
les antiquit^s de la ville de Rome aux XIV«, XV« et XVI« siecle, Paris 1866 m. 4 T.;
C. Fea, miscellanea, Rom 1790—1836, 2 Bde.; Th. Schbbiber, unedierte römische Fund-
berichte aus italien. Archiven und Bibliotheken, 6er. der sächs. Ges. 1885 S. 175 ff.; die
Fundberichte des Pier Leone Gfaezzi [1674 — 1755], Berichte der sächs. Ges. der Wiss.
1892 S. 105 ff. m. 3 T. Besonders wichtig sind die Fundberichte des Flaminio Vacca vom
Jahre 1594: Th. Scbbeibeb, Berichte der sächs. Ges. 1881 S. 48 ff.; vgl. Montfaücon, diarium
Ital. p. 104 ff., vollständiger C. Fea, miscellanea philolog. f. 1790. p. 51 ff.
Dann folgen die zahlreichen Skizzenbücher, welche x>ft den ursprünglichen Be-
stand eines Monumentes zeigen, jedoch auch an Unzuverlässigkeit leiden, weil die Zeichner,
insbesondere die Architekturzeichner ihrer Phantasie die Zügel schiessen Hessen : Matz, über
Sanunlungen älterer Handzeicbnungen nach Antiken, Nachr. d. Gott. Ges. 1872 S. 48 ff.;
Jobdan, Topographie der Stadt Rom I 1, 87 ff. und Forma urbis Romae, Einleitung; Müirrz,
Ra. 1884 I 297 ff., 11 38 ff.; Robebt, Sarkophagreliefs II., Vorwort; zur Kritik: Wilpebt, die
Eatakombengemälde und ihre alten Kopien, Freiburg 1891.
Diese Quellen zerfallen in:
1. Skizzenbücher von Künstlern.
Santo Bartoli (1635—1706): in der kgl. Sammlung zu Windsor (Conze, AA. 1864
S. 240; Matz, AZ. 1873 S. 35), anderes in Holkham (AA. 1864 S. 214); Jean Jacques
Boissard (1528—1602) ausBoissard: in der bischöfl. Bibliothek zu Metz, in Paris St. Ger-
main 1078, landschaftliches Archiv in Graz Nr. 1007; vieles bereits von ihm selbst in der
urbis Romae topographia et antiquitates (s. unten) veröffentlicht. Seine Zuverlässigkeit ist
nicht gross; sogen. Bramantino (Bart. Suardi): Architekturstndien in der Ambrosiana
(hrsg. V. Ano. della Cboce und Gius. Mokoebi, le rovine di R^ma, 2. Aufl., Mil. 1879,
ra. 80 photochromolith. T.; vgl. Jobdan, Topogr. 1, 1, 86); Bart. Cavaceppi (t gegen
1800): 75 Folianten in der Akademie von San Luca in Rom; Alf. Ciacconi, 3 Bde.,
vgl. Rossi, Roma sotterr. I p. 12 ff.; Corpus inscr. Lat. VI 1 p. I. VI.; Cyriacus v. Ancona:
8. S. 100 f.; Destailleur (Architekt, 1787 geboren): in Berlin, Lanciani, Mel. d'archöol. et
d'hist. XI 159 ff. T. 2-5; Ed. Dupörac (t 1601): 1 Band im Louvre, Kopie in Berlin
Cod. Spanhem. 43 (FbÖbneb, Musees de France p. 30; Corpus Inscr. Lat. VI 1 p. LIV);
Kap. y. Arohäologiflche Ortoknnde. (§113.) 125
Evelyn, diary von 1644; Batt. Franchi (f 1561): contraffiazioni in Turin, benützt von
Bobbbt; Pier Leone Ghezzi (1674—1755), 6 Folianten im Vatikan: Scubbibbb, Ber. d.
Sachs. Ges. 1892 S. 105 ff.; Fra Giocondov. Verona: vgl. Vasari; Märten van Veen, ge-
nannt van Heemskerck oder Hemskeerk (1498—1575, in Rom 1532-6): 2 Bde. in Berlin:
MicHABLis, Jahrb. 1891 S. 125 ff.; Jahrb. d. preuss. Kunstsammlungen 1884 S. 327 ff. 1891
S. 317 ff.; Pierre Jacques, Bildhauer aus Rheims (1572—77 in Rom): Audollent, Melanges
d'arch. et d*hist. 1889 p. 120 ff. T. 2 ff.; Gbffroy ebend. 1890 S. 194 ff.; Pirro Ligorio,
Architekt von Neapel, der vieles fälschte (um 1510 — 1583, t um 1585 nach Archaeologia
51,490; in Rom 1535-68): 30 Folianten (rantichitä di Roma) im Archiv von Turin (Ab-
schrift in der Ottoboniana), 10 in der Nationalbibliothek zu Neapel (XIII B), 1 in der Bod-
lejana, Canonici Mss. 138 fol. (vgl. Middlbton, Archaeologia 51, 489 ff., m. Abb.), anderes
im Vatikan und in Paris; vgl. A. 1858 d. 21 ff., 51 ff., 308 ff., B. 1871 p. 268 ff., B. com.
1, 230 ff.; Corpus inscr. Lat. VI 1 p. LI ff.; über die Reliefs: Dbssau, Sitzimgsber. der
preuss. Akad. 1883 S. 1077 ff.; Andrea Mantegna (1431—1506): in der Sammlung Albani
(WiNCKBLMAHN, Gesch. der Kunst I K. 3 § 25; Cbowb und Cavalcasbllb, Gesch. der ital.
Malerei, deutsch v. Jobdan V 2, 372- 445); Martini (1439—1502): in Turin, Jordan Topogr.
1, 1, 78 f.; Bald. Peruzzi (f 1536): hauptsächlich architektonisches in Siena, Matz a. 0.
S. 51 ff.; Jordan I 1, 87 ff.; mit Zeichnungen Peruzzi's hat Serlio das 4. und 5. Buch der
architettura (oft aufgelegt) illustriert.; Pinturicchio (1454 — 1513): vgl. Ztsch.f. bild. Kunst
1884 S. 58; Raffael (27. Aug. 1515 zum Aufseher der Antiquitäten ernannt): ein Heft in
Holkham, vgl. Passavant, Rafael 2, 586 ff.; Matz, AZ. 31, 35; anderes (vgl. Winckel-
MANN, Brief an Valenti, Sept. oder Okt. 1758) verschollen; Giuliano di San Gallo (1443
— 1517): Zeichnungen von 1465 in der Barberina (49, 33, auch griechische Monumente
nach Cyriacus kopiert s. Rbiscb, Athen. Mitth. 14, 217 £f.), anderes in Florenz und Siena
(Matz a. 0. S. 47; Jobdan a. 0. I 1, 86 f.);
2. Sammlangen von KuiiBt- nnd Aliertnmafreanden.
Fulvio Orsini: im Vatican cod. Ursin. 3439; Matz, Gott. Nachr. 1872 S. 54 f.;
Hulsbn, Rom. Mitth. 1889 S. 251; Stef. Vinand Pighius (geb. 1520 in Campen, f 1604
als Domherr in Xanten): Codex Pighianus aus den Jahren 1550-55 in Berlin s. 0. Jahn,
Ber. der sächs. Ges. 1868 II. III. S. 161 ff., T. 1-5. 1869 I. II. S. 1 ff.; Matz, Monatsber.
der preuss. Akad. 1871 S. 448 ff.; Cassiano del Pozzo aus Siena (1589—1657; 1611 nach
Rom, vgL LuMBBOso, Miscellanea di storia ital. XV 1875 S. 136 ff.): Museo cartaceo in min-
destens 16 Folianten, jetzt in Windsor, vgl. Matz, Gott. Nachr. 1S72 S. 61 ff.; AZ. 1873
S. 33 f.; Corpus Inscr. Lat. VI 1 S. LIX; Michaelis, ancient marbles p. 718 f.; anderes
im Besitz von A. W. Franks; vgl. Robert, der Pasiphaesarkophag S. 9 T. 3; Tir.
ScBBEiBBB, Berichte der sächs. Ges. 37 (1885) S. 93; anonyme, die man nach der Bibli-
othek benennt: Codex Berolinensis im Berliner Knpferstichkabinet (vgl. Schreibbb, Hist.
und phil. Aufs. E. Curtius gewidm. S. 101 (nach ihm grösstenteils von Ferrari unter Circgor
XIII.); Robebt, ant. Sarkophagreliefs II S. XI, der Pasiphaescirkophag S. 8 m. T.; Miciia-
BLis, Rom. Mitt. 1891 S. 21 u. 0.; Codex Coburgensis auf der Veste Coburg, zwischen
1550 und 1554 in Rom angelegt: Matz, Monatsber. d. preuss. Ak. 1871 S. 447 f.; über ver-
sprengte Blätter: Robert, Westdeutsche Ztsch. f. Gesch. und Kunst IV. 1885 S. 278 ff., 403;
0. Kern, Rom. Mitt. 5, 150 ff. T. 7; Codex Escorialensis - II aus Rom 1490-1510:
JusTi bei Müntz, antiqnit^s de la villo de Rome p. 157 ff.; Rendic. delV acc. dei Lincei 1888
I S. 71 ff.; Fickeb, Rom. Mitt. 1888 S. 317 ff., 1889 S. 75 f.; über kleinere Michaelis,
römische Skizzenbücher, Jahrb. 6, 125 ff., 218 ff., 7, 83 ff. (Register S. 100 ff.).
Zeichnungen sind sehr zahlreich im Kupferstich vervielfältigt worden (z. B. Samm-
lung in drei Bänden anf der Barberina).
ünverächtlich sind auch die Bilder und Fresken mit Ansichten von Rom aus
dem 16. Jahrhundert: db Rosst, piante icnografiche e prospettiche della cittit di Roma, Rom
1879; Enr. Stevenson, topografia e monumenti di Roma nelle pitture a fresco di Sisto V.
della biblioteca Vaticana, in der Festschrift der Bibliothek zum Papstjubiläum (Vorläufer
einer Sammlung); Hülsen, B. com. 20, 38 ff. T. 2—4.
Bilderwerke: Andr. Fulvius, de urbis antiquitatibus IL V. 1527; G. Fabbicius,
Romae antiquitatum 11. dno ex aere marmoribus saxis membranisve collecti 1550, Bas.
1587 = Graevü thes, ITT 398—467; ders., antiquitatis monumenta insignia, Basel 1549; ül.
Aldboandi oder Aldrovandi, statue antiche di Roma 1556, 2. Aufl. 1558. 1560 (hinter Mauro,
8. u.). 1562 (vgl. AZ. 34, 151); Contabino, antiquita di Roma, 1575; Ant. Lafrbrt, speculuin
Romanae magnificentiae, Rom 1575. 1590; Stef. Pbrac (aus Paris), i ve»tigi dell' antichita
di Roma, Rom 1575; Girol. Porro, statue antiche che sono poste in diversi luoghi nelln
cittii di Roma, Ven. 1576, f. m. 52T.; J. B. de Cavaleriis (Cavalieri), antiquarum statii-
arum Urbis (Veteris) Romae lib. I. (zwischen 1566 und 1570^ I. I. u. Tl. 1584. 1585, libri
IV. 1594; Gakücci, antichitä di Roma, Yinegia 1580; Laur. Vaccarius, antiquarum statu-
126 ElassiBche Eunstarcliäologie. I. Denkmälerkimde.
arum urbis icones I. 1584. II. 1624; Hier. Franzinus, icones statoorum antiquarom urbis
Romae, Rom 1589, antiquitates Romanae urbis Romae 1596; J. J. Boissard, Romanae nrbis
topographia et antiquitates, Francof. 1597—1602, 6 Bde. f. m. 535 T. 1627 6 Bde. m. 560 T.;
Sadelbr, 1606 (s. Italien); Jao. Laubi, antiqnae urbis splendor, Rom 1612 (3 Bde. f. u. in
Quatt). 1625. 1649, m. 104—7 T.; Antiquarum statuarum nrbis Romae .... icones, Rom
1621 f.; Marchiucci, antiquarum statuarum urbis Romae icones, 1623, 2 Bde.; Fr. Pebrieb,
icones et segmenta nobilium signorum et statuarum quae Romae exstant, o. 0. 1638, f. m.
100 T.; J. J. DE RuBEis, insigniores statuarum urbis Romae icones 1668; Sandbabt, teutsche
Akademie 1675—9; admiranda sculpturae veteris 1683; insignium Romae templorum pro-
spectus exteriores et interiores, Nümb. o. J.; des alten und neuen Roms grosser Schauplatz
= Romae antiquae et novae theatrum, Nürnberg 1684, 5, 6 m. 59 T. Architektur; (Anonjrm)
Roma regina mundi, Augsburg 1688; Ant. Desoodez, les ödifices ant. de Rome mesur^s et
dessin^s, Paris 1682. 1779 f. (die erste Frucht der 1665 gestifteten französischen Kunst-
akademie in Rom). Causseus (de la Chausse), Museum Romanum, Rom 1690 f. 2 Bde.
170 T. 1746 (Zuverlässigkeit angezweifelt); de Rossi und Maffei, raccolta di statue antiche
e moderne, Rom 1704, 3 Bde. f.; Bonay. ab Overbbke, reliquiae antiquae urbis Romae, 1708 f.,
franz., Amsterd. 1709, la Haye 1765, 3 Bde. f.; Borioni, collectanea antiquitattmi Romana-
rum, m. Anm. y. Venuti, Rom 1736 t. 100 T. (meist Bronzen und falsche Oameen); Giüs.
Vasi, deUe magnificenze di Roma antica e moderna, Rom 1747 — 61, 10 Bde. f.; Giahb.
Pibanesi (der grösste Stecher in seiner Gattung, unzuverlässig, aber imponierend), le an-
tichitÄ romane, 1756, 4 Bde. m. 218 T. (II. III. Grabmäler), 2. vermehrte Ausg. 1786, m.
224 T.; Supplement Bd. V. (Tempel); Bellobi et Babtoli, admiranda Romanarum antiqui-
tatum, Rom o. J. f.; Babbault, les plus beaux monnments de la Rome ancienne, o. 0. 1761
m. T., deutsch Augsb. 1767. 1782; dors., monuments antiques, Rom 1783, f. m. 94 T.;
WiNCKELMANN, monumonti inediti, zuerst Rom 1767, deutsch Berlin 1791—2 (vgl. S. 9 Z. 9
V. u.j; Magnan, la ville de Rome, Rom 1778, 2 Bde. m. 425 T., ital. 1779, i Bde. 385 T.;
Elegantiores statuae antiquae quae in variis Romanis palatiis asservantur, Rom 1786 m. 42 T.;
G. B. CiPBiANi, monumenti di fabbriche antiche, Rom 1796—1803, 3 Bde. m. 301 T.;
UooEBi, giomate pittoresche degli edifizi ant. di Roma e dei contomi, Rom 1800 (IV~VI.
die drei Baustile); Taylob and Cbesy, the architectural antiquities of Rome, London 1821,
f. 2 Bde.; Tubgoni, fabriche antiche di Roma, intagl. da D. Bmsa, Mil. 1827, 90 T. f.;
Canina, gli edifizi di Roma antica, Rom 1848—56, 6 Bde. f. (4.-6. Atlas); Reber, die
Ruinen Roms und der Campagna, Lpg. 1863, m. 35 Lith. ; H. Stback, Baudenkmäler des
alten Rom, Berlin 1890, f.; Ceohetblli, Roma e snoi mon. ant. e mod., 2. A. Rom 1889, f.
Studien: Lumisden, remarks on the antiquities of ancient Rome, London 1797;
Piale, sopra alcuni monumenti di Roma antica, Rom 1833.
Unter den zahllosen Reiseberichten haben die älteren teilweise historischen Wert;
nicht alle sind gedruckt, wie von Nie. Audebert aus Orleans (1574—8 in Italien, jetzt
im brittischen Museum, s. Ra. 1887 II 315; Report, f. Kunstwiss. 3, 288; Müntz, les ant.
p. 72) und Evelyn (diary von 1644). Über die Beschreibungen — namentlich Poggio
Bracciolini sah die Ruinen in viel vollständigerem Zustand — s. 0. Richteb § 11. Zu den
Quellen des älteren Bestandes gehören auch die Renaissancedichtungen in italienischer
und lateinischer Sprache, ernste und scherzhafte (z. B. von Lod. Dolce, a M. Daniello
Buonriccio).
Periodische Mitteilungen: Güattani, monumenti antichi inediti, Rom 1784 —
1805, 7 Bde. (nach Jahrgang, Monat und Tafel zu zitieren!) und memorie enciclopediche
romane sulle belle arb', Rom 1806-19, 7 Bde.; Almanach aus Rom Bd. I. Lpg. 1810.
II. 1811; Notizie sulle antichita e belle arti di Roma per l'anno 1805, m. vielen T. (nicht
fortgesetzt); Memorie romane di antichita e di belle arti, Pesaro 1824 — 7, 4 Bde. m. T.;
Archivio storico archeologico e letterario della cittä e provincia di Roma, Rom 1875 ff.
(III. 1878/9); B. com. s. oben; Berichte von Hülsen in den Römischen Mitteilungen.
Da sich die römische Topographie zu einem selbständigen ausge-
dehnten Wissenszweige entwickelt hat, reihen wir die einzelnen Denkmäler
bei der Architektur ein. Nur die christlichen Denkmäler haben
hier ihren Platz, weil sie sich über zwei Perioden der Kunstgeschichte
verteilen. Ihre zunftmässige Behandlung begann mit der Begründung der
päpstlichen Akademie (S. 3); später wurde eine päpstliche Kommission
für christliche Altertumskunde eingesetzt. Das meiste verdankt man der
societa di archeologia cristiana unter Leitung de Rossi's, welcher in ziem-
lich zwangloser Folge ein BuUettino di archeologia cristiana her-
Kap. T. Archäologische Ortakimde. (§ 114.) 1^7
ausgibt (I. Serie 1863 flf.; nuova serie 1871 flf., jetzt 4. Serie 1888 be-
schlossen) ; jede Serie hat einen Registerband, dazu konunt ab und zu ein
r^soconto delle conferenze dei cultori di archeologia cristiana in Roma.
Seit 1881 besteht ein Collegium cultorum martyrum. Selbständige Bedeu-
tung gewinnt daneben die deutsche Vereinigung im deutsehen Campo Santo
unter de Waal, welche eine Römische Quartalschrift für christliche Alter-
tumskunde und für Kirchengeschichte (Freiburg 1887 flf.) herausgibt.
Früher war nur die Katakombe des hl. Sebastian (Coemeterium ad
Catacumbas) an der appiBchen Strasse stets zugänglich; aber 1578 stiess
man auf das Coemeterium Jordanorum, was den Anstoss zur Begründung
der sogenannten christlichen Archäologie gab (Römische Quartalschrift 2,
209 ff.). Privatleute legten Sammlungen an (Carpegna, Bonarroti und Fr.
Vettori [t 1770]), aus denen dann das päpstliche Museum im Lateran ent-
stand, sie zeichneten vieles und veröffentlichten Kupferwerke, deren Zu-
verlässigkeit freilich jetzt sehr angefochten wird.
Akt. Bosio, Roma sotterranea, Rom 1632, f., vermehrt 1650, lat. v. Aringhi, Roma
smbterranea, Rom 1651 f. und Köln u. Paris 1659 (versohieden paginiert); Boldetti, osser-
Tazioni sopra i cimiteri de' santi martiri, Rom 1720, 2 Bde. f.; Bottari, sculture e pitture
sagre ; Joh. Ciakpini, opera. Vetera monimenta et de sacris aedificiis, Rom ^1747, 3 Bde. f.;
A. M. LuFi, dis8. ad nuper inyentmn Severae martyris epitaphimn, Palermo 1734, f. m. T.;
Macabiüs (L'Heareux), hagioglypta sive picturae et sculptorae sacrae antiquiores, veröff.
y. Gabbucci, Paris 1856; Th. M. Mamachi, origines et antiquitates christianae, 2. A. Rom
1841 — 50, 6 Bde.; Mabchi, monomenti delle arti cristiane primitive nella metropoli del
christianesimo, Rom 1844 u. architettnra della Roma sotterranea cristiana, Rom 1844—45,
m. 68 T.; Raoul Rochsttb, trois m^moires sur les antiquit^s chrötiennes des catacombes,
M^m. de Tacad. des inscr. et belles lettres XIII (1838) — Skizzensammlnng von Fba'^Alf.
CiAGCOKio, Cod. Vat. Lat. 5409. — Vgl. Rossi, Roma sotterranea Bd. II. Einleitung; zur
Kritik: Wilpebt, die Eatakombengemälde und ibre alten Kopien, Freiburg 1891, m. 28 T.
Epoche macht das Pontifikat Pius' des Neunten, welcher Giam^at-
tista de Rossi mit der Leitung von Ausgrabungen beauftragte; dieser
fand den Friedhof des Callistus und dann eine Menge christlicher Be-
gräbnisstätten vom ersten bis vierten Jahrhundert.
Rossi, Roma sotterranea Bd. I — III, Rom 1864—77, f.; Pebbbt, catacombes de Rome,
Paris 1851—55, Bd. I — III. arcbitecture, peintures murales; IV. lampes vases pierres;
V. inscriptions, figures et symboles; VI. Text zu I— V; Tbeoph. Rolleb, les catacombes de
Rome, Paris 1882, 2 Bde. f. m. 100 Heliogravüren — Übersiebten: Nobthcote and Bbown-
LOW, Roma sotterranea, London 1869 m. T. ; Fb. X. Kbaus, Roma sotterranea, 2. A. Frei-
burg 1879; ViCTOB Scbultzb, die Katakomben, ibre Gescbicbte und ibre Monumente, Lpg.
1882; am besten Mab. Abmsllini, descrizione dei cimiteri cristiani di Roma, Rom 1884.
Die bedeutendste Sammlung ist im Lateran, kleinere im deutschen
Camposanto, Museum Kircherianum (Sammlung Zurla), Propaganda und
bei der vatikanischen Bibliothek.
Lateran: J. Fickbb, die altcbristl. Bildwerke im cbristlicbeu Museum des L., Lpg.
1890; Campo Santo: Römiscbe Quartalscbrift 6, 9 ff.; Bibliothek: G B. de Rossi, incrementi
dei moseo sacro della bibl. Vat. durante il pontificato di Leone XIII., Rom 1893.
114. Die Landstrassen^ welche strahlenförmig von Rom ausgehen,
sind mit Gräbern, auch ab und zu mit Villen besetzt.
Via Appia: Pbatilli, della via Appia reconosciuta e descritta da Roma a Brindisi;
Canina, la prima parte della v. A. dalla porta Gapena a Bovillae, Rom 1853, 2 Bde. (Plan
vergrOssert M. 5, 58) ; A. Pelleobivi, descrizione della v. A. ; Ao. Rek. Picci, monumenti
antichi della v. A. (Rom 1843) f.; ö. Bohksack, die V. A. von Rom bis Albano, Wolfen-
bfittel 1886; — Grabmal der Gaecilia Metella.
Via Ardeatina: 1822 beim Casale di Tor Marancia (ricbtiger Narancia) eine reicbe
Villa ausgegraben: L. Biondi, i monumenti Amaranziani, Rom 1S43, f. m. 50 T.
Via LatinB; 1858 Ausgrabungen am 3. Meilenstein : L. Fobtukati, relazione gene-
128 Klasaiaclie San«.tarchäologie. t. Denkmftlerkiuide.
rale degli scavi luDgo la via L., Rom 1859 m. K.; Giamp. Seochi, monumenti inediti d^un
antico sepolcro di famiglia greca scoperta in Roma su la Via Latina, Rom 1843 f. m. 2 T.
Via Labicana, Gentumcellae (Gentocelle), bekamit durch den Eros von
Gentocelle.
Via Flaminia, mit mehreren Villen, worunter die der Livia Ad Gallinas am Casale
di Prima Porta (von dort die schöne Augustusstatue von F. P.).
Tibur, die Villenstadt Roms; sogenannte Villa des Cassius, reiche Fundstätte,
welche unter Pius VI. ausgebeutet wurde: Lioobio, trattato delle antichitä di Tivoli,
Codex Vatic. 5295; Kibcheb s. o. ; St. Gabbal e Fausto dbl Re, delle ville e de' piii
notabili monumenti antichi d. cittä e del territorio di T., Rom 1779, mit Plan, Anhang
1785; F. A. Sebastiani, viaggio a Tivoli, Fuligno 1828, 2 Tle. m. T.; F. Buloabiki, notizie
stoiiche antiquarie statistiche ecc. intomo all' antichissima citta di T., Rom 1848, mit
Plan; F. Gobi, viaggio pittorico-antiquario da Roma a Tivoli e Subiaco, Rom 1855 —
R. VoLPi, dissert. intomo alla Villa Tiburtina di Manlio Vopisco, suo sito e magni-
ficenza, con molte iscrizioni di nuovo scopertesi in T. l'a. 1736, m. 2 T.
Am grossartigsten ist die mehrere Stunden zur Durchwanderung erfordernde Villa
Hadrians, die schon oft ausgebeutet wurde (z.B. zu Ende der 80er Jahre des vorigen
Jahrhunderts vom Gonte Marefoachi, wobei der lasen der Glyptothek gefunden wurde):
PiBBO LiooBio, dechiaratione della pianta della v. A., Rom 1668, lat. (ichnographia villae
Tiburtinae Hadriani G.) Rom 1751, f. m. 2 T.; Fbanc. Pibanbsi, pianta delle fabriche ....
nella v. A., Rom 1781, m. 6 Bl.; A. Nibbt, descrizione della v. A., Kom 1827, 3 Bde.; Penna,
viaggio pittorico della V. A., Rom 1836, 4 Bde.; Nordwestfassade von Esqui^ restauriert:
The Builder 1893 S. 15.
Ostia: über die älteren Ausgrabungen (seit 1783 privat, zumeist für englische
Rechnung, seit 1801 offiziell, wobei die Funde in das Museo Pioclementino kamen) Alma-
nach aus Rom 2, 239 ff.; planmässig seit 1855 aufgedeckt (Funde im Lateran); Nibbt,
viaggio antiquario ad Ostia, Atti d. accad. pontif. 3, 319 ff. u. analisi 2, 448 ff.; Fea, relazione
di un viaggio ad Ostia e alla Villa di Plinio detta Laurentino, Rom 1802; Ganina, indi-
cazione delle rovine di Ostia e di Porto, Roma 1830, f. m. T,; G. L. Visconti, A. 1857
S. 281 ff. (Plan M. 6, 11). 1864 S. 147 ff. T. K-N (über das Mithraeum).
Portus (Porto): Nibby, Porto; Rasi^ Porto Romano; Lanciani, A. 40, 144 ff. m.
M. 8, 49.
115. Marser. Emm. Tebnique, de regione Marsorum, these von Paris 1880;
Abruzzen: Societa di storia patria A. L. Antenori negli Abruzzi (Bollettino 1889 ff.).
« Alba Fucense: Pbomis, le antichita di A. F., Rom 1836 m. 3 T.; über die grossen
Wasserbauten : Almanach aus Rom 1, 12 ff. m. 2 T.; Geoffbot, l'arch^ologie du lac Fucin,
Paris 1878.
Sab in um, noch in der augusteischen Zeit ein schlicht bäuerisches
Land. Gius. Akt. Guattani, monumenti Sabini, Rom 1827—32, 3 Bde. m. T.; T. Bebabdi,
antiche citta Sabine, Rom 1881; vgl. die S. 122 angeführten Werke Nibbys (von viag-
gio Bd. 1).
Fidenae: christliche Denkmäler, B. crist. s. V a. 3 S. 43 ff. T. 2.
Reate (Rieti): Bunsbn, A. 1834 p. 99—145.
Sommavilla gegenüber dem Soracte: B. 1836 p. 172. 1837 p. 65. 70 ff. 209 ff.
1838 p. 71.
Ve st in er. Aveja: V. M. Giovenazzi, deUa citta di A. de' Vestini, Rom 1773, m. T.
Paeligner. Corfinium Not. d. sc. 1877 p. 211 ff. 1878 p. 254 ff. 1879 p. 182 ff.
207. 224.
Marruciner. Teato (Chieti): Nicolino, istoria della citta di Chieti, Neapel 1657;
B. Lanzellotti, di un antico sepolcreto presse Chieti, Chieti 1882.
116. Picenum mit dichterer und wohlhabenderer Bevölkerung, daher
archäologisch nicht uninteressant.
Seit 1889 erscheint eine Nuova Rivista Misena (s. Repert. f. Kunstw. 13, 453 f.);
über eine Sammlung Lanzi, notizie ^^37, 1; G. Colucci, antichita picene, Fermo 1786 — 93,
14 Bde. f. m. Atlas; Cab. Abduini, nuova iUustrazione delF ant. Piceno, Ripatransone 1844;
P. MoNTEccHiNi, la strada Flaminia, Pesaro 1879.
Alba: Fr. Akt. Bbandimabte, lettere suir ant. A. del Piceno, Fermo 1824.
Anco na, von Dionysios dem Älteren gegründet, doch war das griechische Element
schwach; Uaupthafen für den illyrischen Handel: G. Morelli, guida di A. e de' suoi din-
torni, Ancona 1885; Nekropole: Not. d. sc. 1888 p. 488 ff.; Funde im Lokalmuseum.
Asculum (Ascoli-Piceno): G. B. Cabducci, discorso sulle memorie e i monumenti
Kap. V. Arohäologisohe Ortsknnde. (§§ 115—117.) 129
di A., Fermo 1853; lokale Sammlung, vgl. Giulio Gabbielli, il palazzo comonale di A.-P. e
le sne raccolte, A. 1879.
Cupra maritima: Giub. Colucci, C. maritima. Cupra montana (Ripatransone):
Sabti, de antiq. Picent. civitate Cupra montana; P. M. Paciaudi, dissert. delle antichita di
R., Ferrara 1741; T. Cabitako, dies, sopra alcune antichita scoperte a R., m. 3T.; in der
Nähe Offida: G. Allbvi, 0. preistorica» Abc. 1889.
Firmum (Fermo): Micn. Catalani, origine e antichita fermane, Fermo 1778; Fil.
Rafaklli, guida storico-artistica della provincia di Macerata I. F. 1885; Theater: A. 1858
S. 125 ff. T. G- J.
Interamninm (Teramo): Palma» storia della parte piü settentrionale del Regno di
Napoli, T. 1835; N. Bindi, Castel San Flaviano e di alcuni monumenti di arte negli Ab-
ruzzi, Nap. 1879-80, 2 Bde.
Tolentinum (Tolentino): A. 1881 p. 2U f.
117. Etrurien» ein Land, das Rom an Massenhaftigkeit der Funde
nahekommt und es in der Mannigfaltigkeit weit übertrifft. Seit dem
17. Jahrhundert wurden die Altertümer, besonders die kleinen Bronzen
und die bemalten Vasen studiert; man abstrahierte daraus allgemeine
Regeln über den etruskischen Stil und nahm z. B. alle altertümlichen
Bronzen für Etrurien in Anspruch. Nach dem Erscheinen von Dempster's
Werk bildete sich 1726 die Accademia Etrusca zu Cortona (S. 3. 4), welcher
schon 1727 Baldellis Sammlung zufiel.
C. Inohiraxi, EtruBcarum antiquitatum fragmenta, Frank f. 1637, f. m. Abb.; Th.
Dekpster, de Etruria regali, ed. Th. Cokk, Florenz 1723—6, 2 Bde. m. 93 T.; Phil. Bonab-
Ron (Michelangelos Neffe), explicationes et coniecturae additae ad monumenta etrusca
operi Dempsteriano, Florenz 1726; Passbri, in Theodori Dempsteri libros de £truria reg.
paralipomena, Lucae 1767, f. m. 7 T.; Fr. Qori, museum etruscum, Florenz 1737—43, 3 Bde.,
f. m. 299 T. (Auszug von Schwbbbl, Nürnberg 1770, m. 58 T.)
Die erfolgreichen Ausgrabungen begannen 1823 bei Corneto und sind
dann ununterbrochen fortgesetzt worden ; besondere Verdienste erwarb sich
anfangs Lucien Bonaparte, Prinz von Canino. Die Grundbesitzer bear-
beiteten ihren Boden, bildeten Sammlungen, die sie in das Ausland ver-
kauften, und fingen dann wieder von neuem zu graben und zu sammeln
an. Nur ein Teil, allerdings ein sehr bedeutender, wurde für Italien einer-
seits nach Florenz (S. 40), andererseits in das Museo Gregoriano in Rom
(S. 43) gerettet.
DoRow, Etrurien und der Orient. Nebst Thorwaldsen*s Darstellung der 1828 ent-
deckten etrurischen Altertümer, Heidelberg 1829 (französ. voyage arch^ol. dans l'ancienne
Etmrie, P. 1829], m. 16 T., und Erlebtes Bd. III.; Miss Hamilton Grat, tour to the se-
pulchres of Etruria in 1839, 3. Aufl. London 1843, mit 28 Abb.; Millikoen, on tbe late
discoveries in Etruria (1830 und 1834), Transact. of the r. soc. of literature IL; Noel des
Ykroers, TEtrurie et les Etrusques, Paris 1862—64, m. Atlas v. 39 T.; Helrio, viaggio
nell' Etruria e nell* Umbria, Rom. Mitt. 1, 214—42 m. T.; zusammenfassend George Deknis,
the cities and cimeteries oir Etruria, 3. Aufl. London 1883 m. T. (deutsch nach der 1. A. von
Meister, Lpg. 1852, anziehend geschrieben); systematisch: W. Abeken, Mittelitalien vor den
Zeiten römischer Herrschaft, Stuttg. 1843 m. 11 T.; über prähistorische Funde: J. Goccni,
di idcuni resti umani e degli oggetti di umana industria dei tempi preistorici raccolti in
Toscana, 1865.
Neuere Bilderwerke: Museum Gregorianum (S. 43); Bonaparte, Mus^e etrusque
(S. 46); Ikgbirami, monumenti etruschi o di etrusco nome, Fiesole 1821 — 6, 10 Bde. mit
465 T. (1. IL Urnen, III. IV. Spiegel, V. Bronzen, VI. Architektur, VlI. VIll. Vasen,
IX. Verschiedenes, X. Register); Micali, storia degli antichi popoli italiani, Florenz 1832,
3 Bde. mit Atlas : monumenti inediti per servire alla storia etc., Mail. 1836, 120 T., früher :
ritalia avanti il dominio de* Romani, Florenz 1810, 4 Bde. m. Atlas von 67 T. 1821.
Mailand 1827. Genf 1831, französ. Paris 1824.
Das jetzt ziemlich verödete Strandgebiet der Maremmen ist wie eine Art von
terra incognita wiederholt gesondert behandelt worden: Ximekbs. csame dell' esame d*un
libro sopra la Maremma Sanese ; P. Manzi, sopra le ultime scoperte fatte lungo il littorale
dell* antica Etruria 1836; L. Canina , Tantica Etruria marittima comprcsa noUa diziouo
Bandbnch der klaai. Alteriiuniiwiueiiachart. VI. y
130 Elassiache Eunstarchäologie. I. Denkm&lerkimde.
pontificia descritta ed illostrata con i monumenti, Rom 1846—49, 2 Bde. f. m. Atlas, I. 1851
(m. 73 T.). II. 1861 ; Noel dbs Veroebs (s. oben); Lokalmuseen bestehen in Civitavecchia,
Grosseto, Livorno und Carrara (Akademie der schönen Künste); über den einstigen Bestand
in Siena Giamb. Pecci, raccolta universale di tutte le iscrizioni, arme e altri monumenti
81 antichi che modemi esistenti nella citta di Siena fino all' a. 1731, 3 Bde. handschriftlich
im Stadtarchiv.
Für Südetrurien sind die Werke über die Umgebung Roms, besonders die Bücher
Nibbt's (S. 122) anzuführen.
Alsium (Palo und Monterone), Grabhügel 1838 geöffnet: B. 1839, 81 ff. 1840, 133.
1841, 39 ff.; M. 1,47; Canina, Etr. mar. 1,126 T. 40; Abbkbn, Mittelitalien S. 267.
Aquae Apollinares (Vicarello) s. S. 29.
Arretium (Arezzo), bekannt durch die «Chimaira von Arezzo** : Alessi, cronaca d* A.,
15. Jahrb. in der Biblioteca Riccardiana, A. 1872 S. 280 ff. m. T.; Not. d. sc. 1887 p. 437 ff.;
orientalisierender Fund von 1869: B. 1869 p. 72; römisches Amphitheater: L. Güazzesi,
dissertazioni, 2. ed., Pisa 1761; Museum bei der Fratemita della Misericordia : Heyde-
MANN, Mitteilungen S. 104 ff.
Baccacciano, orientalisierende Funde: B. 1875 p. 233 ff.
Blera (Bieda): Plan bei Dennis, I p. 206.
Bomarzo s. Polymartium.
Caere (Cervetri), ergebnisreiche Ausgrabungen von Cavallari, Campana, General
Galassi und Erzpriester Don AI. Regulini; die Gräber liegen besonders auf dem Grund La
Banditaccia und am Monte Abutone: P. E. Visconti, intomo gli antichi monumenti sepol-
crali scoperti nel ducato di Ceri, Rom 1836, f. m. 13 T. (Ausgrabungen von AI. Torlonia);
A. 1835 p. 177 ff. m. M. II 19; L. Canina, descrizione di Cere antica. Rom 1838, f. m. 10 T.
(Plan bei Dennis 1, 235); C. L. Gbifi, monumenti di Cere antica, Rom 1841, f. m. 12 T.;
J. des sav. 1843 Mai, Juni, Juli, Sept.; Polbtti, osservazioni intomo alle tombe etrusche
di Cere; ansehnlich sind die nach den Findern oder nach dem Inhalte benannten Grab-
kammem, Grotta Regulini-Galassi (aus der orientalisierenden Periode, 1836 aufgedeckt:
Canina a. 0. p. 73 ff. und Etr. maritt. T. 50—59; Gbifi, T. 5, 1. 8. 9. 10, 1. 2; Mus. Greg.
I T. 15—20. 63. 64, 1—3. 65, 1. 2. 66, 1. 2; E. Bbaun, B. 1836 p. 56 ff. 1838 p. 173; Jül.
Bbaun, Studien und Skizzen aus den Ländern der alten Kultur, Mannh. 1854 S. 355 ff.;
WiLKiNSON, Arch. J. 12 (1856) S. 1 ff.), della sedia (desgleichen: Dennis I 275 ff.; Vis-
conti a. 0. p. 31; Canina, Etr. mar. I p. 197 T. 70), de* Tarquinii und del triclinio
(B. 1847 p. 61—97); über die Scavi Calabresi B. 1866 p. 177 ff.; orientalisierende Funde in
der benachbarten Zambra: Abeken, B. 1840 p. 133 und Mittelitalien S. 236. 268. 272;
MicALi, mon. ined. p. 375 ff. T. 56; Canina, Etr. mar. I p. 198 T. 73. — Ära von Caere,
Weihgeschenk des C. Manlius: A. 1858, 5 ff. M. Vf. 13.
Canino: A. 1881 p. 228; über die Ausgrabungen des Fürsten Lucian s. § 18.
Castellum Axia (Castel d'Asso) bei Viterbo, Reihe von Felsengräbern: B. 1839,
75. 1874, 257; Inohibaui, monum. etr. 4, 188; Plan bei Dennis I 174.
Chianciani, Nekropole von Fran9ois ausgegraben: B. 1851 p. 161 ff.
Clusium (Chiusi), Nekropole mit Leichenbrand und Grabkammem : Sabzana, della
capitale dei Tuscanesi; Vebiuolioli, sepolcro etrusco chiusino, Perugia 1818; B. 1859
p. 103 ff.; A. 1848 p. 306 ff.; aus sehr alter Zeit tombe a ziro B. 1874, 203 ff. 1875,
218 ff.; Tomba Pania A. 1877, 397 ff. T. UV; M. 10, 39 a. Grab auf Biffa B. 1874 p. 203 ff.;
zu Fonterotella B. 1874 p. 205, s. auch B. 1873 p. 154; sehr alte ärmliche Gräber auf dem
Poggio Renzo: B. 1875, 216 ff.; Bebtband, sepultures a incin^ration de P. R. pr^s Ch.,
Paris 1874; angebliches Labyrinth des JPorsenna: II laberinto di Porsenna publ. e
dichiar. daU' instituto di corrisp. archeoL, Rom 1840 f. Auch die christliche Periode hat
Denkmäler hinterlassen: Cavedoni, cimiteri di Chiusi, Modena 1853; F. Livebani, le cata-
combe e antich. crist. di Chiusi, Siena 1872. — Die Privatsammlung Casuccini (veröffent-
licht von D. Valebiani e F. Inghibahi, etrusco museo chiusino, Fiesole 1832 — 3, 2 Bde.
f. m. 217 T.) kam nach Palermo fS. 42), die Sammlung Giov. Paolozzi nach Neapel.
Corchiano s. Fescennium.
Cortona: Plan bei Micau, ant. mon. T. 6; handschriftliche Chronik von Baldelli
1570; Mazocchi, diatrib. X. acad. Corton. t. TIT.; Venuti, sopra l'antica citta di C, Dissert.
Corton. IV p. 1 ff. wie (überhaupt die Schriften der Akademie von Cortona (S. 4); orien-
talisierendes Grab des Hügels Melone: Dennis IP 411; ansehnliches Museum : Fb. Valesio,
A. Gobi und R. Venuti, museum Cortonense in quo vetera monumenta compiectuntur quae
in academia Etrusca adservantur, Rom 1750, f. m. 85 T.; Heydemann, Mitteilungen S, 107 ff.;
bronzener „Kronleuchter von C.**: Heydemann a. 0. S. 107 ff.
Cosa, seit 345 v. Chr. römische Kolonie: Plan bei Micali, ant. mon. T. 4.
Faesulae (Fiesole): Plan bei Mioali, ant. mon. T. 5; Del Rosso, saggio di osser-
yazioni sui monumenti dell' antica citt^ di F.^ Firenze 1814 und una giomata d'istruzione
Kap. T. Arohäologisohe Ortekimde. (§ 117.) 131
a F., Firenze 1826, mit Atlas; Inghibami, guida di F.; bekannt durch die kyklopisclien
Manern und sein Theater: H. DOtsohxb, AZ. 34, 93 ff. m. T. 8—10; Museum: D. Maccio,
il museo di F., Arte e storia 9, 46 ff.
Falerii (FäUeri und Civita Castellana); A. 1860, 211 ff. T. F> H; Plan bei Dsimis
1, 87 aus Cakdsa; berühmte Bracke; Columbarien in den Felswänden; Funde im Muäeo
della villa di papa Giulio.
Ferentinnm (Ferento) mit interessantem Theater: A. 1837, 62 ff., Plan 1839 T. F.
Florentia (Firenze), rSmische Kolonie, an Altertümern arm: Müvtz. les pr^curseurs
de la renaissance p. 44.
Herta (Orte): Just. Fontaniki, de antiquitatibus Hortae coloniae Etmscorum, 3. Ausg.
Rom 1723 m. T. Leiden o. J. f.; B. 1837 p. 129.
Luna (Lnm*): C. Pbomis, memorie dell' antica cittä di Luni e del suo stato presente,
Turin 1838, Massa 1857 m. 1 T.; S. A. Rbmbdi, scavi fatti in L. nel 1858 e 59 e ripostino
di Carrara, 1860; scavi fatti in L. nel 1857, Ponz. 1875. Tempel mit Giebelfignren :
MiLAHi, Museo di antichitä ital. I 89 ff. m. 5 T.
Norchia, mit Felsengräbern: Plan bei Dsinns 1, 197.
Orvieto s. Volsinii.
Perusia (Perugia): Fbl. Ciatti. deUe memorie, annali et istor. delle cose di P.,
P. 1638; ders., Perugia etrusca; Raccolta delle cose segnalate di pittura, scoltura ed archi-
tettura che si ritrovano in P. e suo territorio (handschriftlich in der Biblioteca comunale);
Yebjuoliou, scayi Pemgini; Caxpanabi, tavole perosine; Mioliabiki, Zibaldone|; 6. Gonb-
STABiLB, dei monumenti di P. etrusca, P. 1855—70, 4 Bde. (I. vita di 6. B. Vermiglioli
1855; II. ii sepolcro dei Volunni (1840, m. 9 T.), 1855 m. 16 T.; III. monumenti etruschi e
romani della necropoli del Palazzone in P. circostanti al sepolcro dei Volunni, 1856, mit
9T.; IV. monumenti etruschi nel territorio de' P.); Hblbio, B. 1884, 177 ff.; Vasenfunde:
Bbukn, B. 1858, 147 ff.; berühmter Bronzefund aus der orientalisierenden Periode (teils
in Perugia, teils in München); — Museum der Stadt und Universität: Indicazione antiquaria
per il gabinetto archeologico di proprieta deir ill. magistrato di P., P. 1830; Conbstabilb
a. 0. IV.; Hbtdeiiaiiii, Mitteilungen 8. 112 ff.
Poggibjonsi bei Siena: Hügelgrab schon 1507 geöffnet.
Poggio Renzo s. Chiusi.
Polymartium (Bomaizo): Vittobi, memorie archeologico-storiche sulla cittk di Po-
limarzo oggi B., Rom 1846; dazu A. 1831—2, B. 1830—2. 1834 u. ö.
Populonia: Plan bei Micali, ant mon. T. 2; vgl. Ximbkbs (S. 129).
Punicum (S. Marinella und Puntone del Castrato), 1840 Gräber der orientalischen
Periode gefunden: B. 1840, 113 ff., 1847 S. 51—93; Abbken, Mittelitalien S. 239. 242.
267 ; Micali, mon. ined. p. 356. 386 T. 3.
Pyrgoi (? Punta di Guardiola und Selva la Rocca bei St. Marinella): Plan bei
Dbbnis 1, 289; L. Caioha, A. 1840 S. 34 ff. m. T. £ F.
Rusellae (Grosseto): Plan bei Micali, ant. mon. T. 3.
Sarteano, orientalisierendes: B. 1875, 234; Sammlung Fanelli': B. 1859 S. 78 ff.
Suana (Soana oder Sovana), Gräber aus der orientalischen Periode: B. 1843, 155 ff.;
A. 1876 p. 242; Plan bei Dbkvis II 5.
Sutrium (Sutri): Plan bei Dbünis I S. 65, Ansicht ebend. T. zu S. 74.
Tarquinii (Cometo): Plan bei Wbstphal (S. 122), daraus bei Dbknis I T. zu S. 305;
Dasti, Cometo-Tarquinia, Rom 1878 (separat daraus Tombe etmsche dipinte); Gräber aus
sehr verschiedener Zeit: H. Bbtlb, les tombeaux de Cometo, 1837; über die ältesten a
pozzo und a fössa: Helbio, A. 1883 S. 285 ff. T. R und M. 11, 59. 60, Resic. dell' acc. de'
Lincei, A. 1884 S. 108 ff.; Undsbt, A. 1885 S. 5 ff.; zahlreiche Grabkammem auf Monterozzi,
dem flachen Bergrücken, der sich vor der Stadt erstreckt: Stackblbebo, über die Hypogäen
von Tarquinien (1828, unvollendet und nicht veröffentlicht); James Byres, hypogaei or the
sepulcral cavems of T., London 1842; aus der orientalischen Zeit Tomba del guerriero:
A. 1874, 249 ff. M. 10, 10— lOd, und andere: B. 1870 p. 56 f. 1874 S. 54 ff.; über die jünge-
ren Grabkammem ist in der Geschichte der hellenisierenden Wandmalerei der Etrusker zu
handeln. — Städtisches Museum in Cometo; Sammlung des Bischofs, der Gräfin Braschi
und des Sindaco Dasti.
Telamon, Hafenort von Vetulonia: Febd. Cabchidio, memorie storiche delF antico
e modemo T., Firenze 1824.
Tolfa, östlich von Civitavecchia, orientaüsierende Gräber: B. 1866 p. 225 ff.
Tuscania (T ose an eil a): S. Caxpababi, Tuscania e i suoi monumenti, Montefiascon
1858: Sammlung der Gräfin Campanari.
Veji (Isola Famese), zur Zeit des Properz (4, 10,29) verödet; 1811—21 Ausgra-
bungen; Nibby, analist de' dintorai di Roma III 380—438; Nabdini, Vejo ant.; Dom. Maz-
zoccHi, y., 8U* defensi; Gbll, gli avanzi di Veji Ulustrati, Memorie deli' inst. 1, 1 ff. mit
r
132 Klassische Kimstarchäologie. 1. Denkmälerkande.
Plan (daraus bei Dennis I zu S. 1); L. Canika, descrizione dell' antica citta di V., Rom
1847, f. m. 44 T.; P. R. Garbücci. on the discovery of sepulcral remains at Yeji and
Praeneste, transl. by W. M. Wylie, London 1867 ; über Vasen : Cajcpanabi, vasi deli' Isola
Famese; Grotta Campana (orientalisierend): Drnnis I* 31 if., B. 1840 p. 12 ff.; über ein
anderes Grab Arcbaeologia 41, 196 ff. — Funde meistens im Vatikan und Lateran.
Vetulonia, früher an verschiedenen anderen Orten gesucht (Inohiraki und Ah-
BBOSCH, Mem. d. Inst. 1, 95 ff.), sicher in Poggio Golonna (Gemeinde Castiglione della Pes-
caja); in den alten Gräbern orientalische und noch frühere Funde mit wenig Metall: Isid.
Falchi, ricerche di V., Prato 1881 ; ders., gli avanzi di V. sul Poggio di Golonna nella
maremma Grossetana, Grosseto 1882; ders., Not. d. scavi 1885 p. 98 ff. T. 6-9; ders., V.,
la sua necropoli antichissima, Florenz 1893 m. 19 T.; Helbig, Rom. Mitt. 1, 129 ff.; über die
orientalisierende Tomba del guerriero (oder duce) Am. J. 4, 175 ff. m. T. 10. 11. Die von
Miiani 1893 angestellten Ausgrabungen ergaben, dass etwa im 5. Jahrhundert v. Chr. die
Stadt nach Poggio Castiglione (bei Massa Marittima) verlegt wurde. — C. D. de' Dauli,
V. non fu a Colonna di Maremma, Rom 1891.
Vicarello s. S. 26.
Viterbo = Surrina?: Camilli, monumenti di V.; Makiani, breve notizia dell' an-
tichita di V.
Volci (Vulci oder Vulcia): Plan bei Dennis I 438 nach Knapp; grosse Ausgrabungen
des Fürsten von Canino und FrauQois. Vinc. Campanabi, notizie di Vulcia antica, Macerata
1829; ß. 1884 p. 161 ff.; über die Vasen: Wblcker, kleine Schriften 5, 140 ff.; Gerhard,
rapporto Volcente, A. 1831, 5 ff. (seinerzeit epochemachend); neueste Ausgrabungen für den
Fürsten Torloniu, sehr wichtig: St^ph. Gsell, fouilles dans la necropoie de Vulci, Paris
1891 (£cole fran9. de Rome) m. 19 T.; aus der orientalischen Periode Grotta delT Iside
in der PoUedrara: B. 1839, 71 ff. 1844, 105 ff., A. 1843, 350 ff. 1866, 409 ff.; Micali, mon.
ined. p. 37—71 T. 4—8 (Funde im brittischen Museum); Cucumella: B. 1829, 50 ff. M. I
41, 2; MiCALi, ant. pop. III p. 94 T. 62; Ausgrabungen des Grafen Ravizza d'Orvieto 1858:
Brunn, B. 1858 p. 184 ff. Die Grabkammern der hellenisierenden Zeiten sind durch Vasen
und Wandmalereien (Garbücci, tavole fotografiche delle pitture Vulcenti, Rom 1866, 7 Phot.)
ausgezeichnet.
Volaterrae (Volterra), Ausgrabungen schon 1728 begonnen: Plan bei Micali, ant.
mon. T. 1, kleiner bei Dennis II T. zu S. 144; Inghirami, A. 1832, 26 ff. T. A u. mon. etr. II p. 78
—110; B. 1845, 137. 1860, 183 ff. 1861, 144 ff. 1862, 206 ff.; Theater: A. Cinci, ü teatro
antico di Volterra, V. 1884 — Museo Guamacci, schon 1761 der Stadt geschenkt: A. F.
GoRi, musei Guamacii antiqua monumenta etrusca eruta e volaterranis hypogaeLs, Florenz
1744, f. m. 40 T.; F. Babnabei, ii museo etrusco di V., V. 1878; L. R. Büzzaolia, pubbl.
museo e bibliot. Guam. in V., Fir. 1877. — Sammlung Callai: B. 1859, 71 ff.
Volsinii (dem Namen nach in BoLsena fortlebend, aber ehedem an der Stelle von
Orvieto; später wurde die Stadt verlegt; vgl. Prokops Gothenkrieg 2, 20 p. 434 c: Pic-
coLOMiNi Adami, guida storico-artistica della cittä d'Orvieto e suoi contomi, Siena 1884;
Fr. Pennachi, cenni storici e guida di 0., B. 1863 S. 41 ff.; Körte, A. 1877 p. 95—185 m.
3 T.; Not. d. scavi 1884 S. 384 ff.; Plan bei Dennis II 18; nahe dabei zu Porano reiche
Gräber — Museum der Stadt und Sammlung Faina in Orvieto. — Bei Boise na altchrist-
liche Funde, wegen deren dort eine Gesellschaft für christliche Archäologie sich gebildet
und ein Museum angelegt hat (Stevenson, Rom. Quartalschrift 2, 327 ff.).
Inseln von Toscana: R. Forbsi, sopra una collezione di oggetti antistorici trovati
nelle isole dell' arcipelago toscano, 1867; G. Chibrici, ant. mon. della Pianosa, Reggio
1875, m. 2 T.
118. ümbrien, ähnlich wie Samnium geartet, doch architektonisch
nicht unbedeutend.
M. GüABDABASSi, indicc-guida doi monumenti pagani e cristiani riguardanti la storia
e l'arte esistenti nella provincia dell' Umbria, Perugia 1872; Helbig (s. oben S. 129).
Ariminum (Rimini): T. I'emanza, delle antichitä di Rimino 11. IL, Ven. 1741 f. m.
Abb.; L. Nabdi, descrizione antiquario-architettonica con rami dell' arco di Augusto, ponte
di Tiberio e tempio Malatestiano di Rimino, R. 1813, f. m. 17 T.; L. Tonini, R. avanti il
principio dell' era volgare, R. 1848—62, 3 Bde. u. deir anfiteatro di R. o relazione degli
scavi fatti n. 1843—4, R. m. 3 T.; ders., le figuline riminesi ordinate ed illustrate, 1870.
Arna: Verhiglioli, dell' antica citta di A. umbro-etrusca comm. storico-critico,
Per. 1800.
Cales (Cagli), massive Brücke: G. Mocui, sopra li avanzi di .... Cagli, Fossom-
brone 1876; ders., storia di C, C. 1878.
Aöisiuni (Assisi) mit dem bekannten Tempel: Gu attant, monum. inediti 1786
Mätzo S. 20 ff. m. T, 1; — Gio. Ant. Aktolini, il tempio di Minerva in A., (Mil.) 1803 f.
Kap. y. Archäologische Ortaknnde. (§§ 118-119.) 133
Falginii (Fnligno); Tempel der Minerva: ttber die treffliche lokale Anlage Goethis,
italienische Reise S. 159 Hempel.
Ignyiunif interessantes Theater: B. 1863, 225 ff.
Interamna (Temi): G. Eroli, oggetti antichi scavati in T. dal 1880 al 1885, Rom
1886 m. 1 T.
Ocriculum (Otricoli), 1775 ff. ergiebige Ausgrabungen: Guattani, monumenti in-
editi 1784 Januar T. 3 (Plan). Aprile p. 27 ff. (Basilica). Luglio p. 59 ff. (BadK Settembre
p. 71 ff. (Theater). Ottobre p. 81 ff. (Amphitheater) u. 0.; «Zeus von Otricoli'* im Vatikan
(Bruckm. 130).
Pisanrnm (P^saro): An. Olivterii db Abattbüs, marmora Pisaurensia, Pis. 1738, f.;
Olivieri, delle fignline Pesaresi, P. 1780.
Sarsina: Fil. Aivtonint, delle antichita di S., Faenza 1769.
Ürbinum (Urbino): Schon im vorigen Jahrhundert bestand ein Museo lapidario.
119. Gallia Cispadana, vom fremden Import bereits weniger stark
berührt, aber mit dem Nachlass einer dichten, nicht sehr reichen Bevöl-
kerung, welche vielfach auf Pfahlbauten und ähnlichen künstlichen An-
lagen (terremare, früher marniere genannt) wohnte; es waren, wenn wir
Strabons Angabe mit denen anderer Quellen zusammenhalten, ümbrer
und im Westen Ligurer, zu denen fremde Kultur durch etruskische Kolo-
nisten und, nachdem die gallischen Eindringlinge vernichtet, von römischen
coloni getragen wurde.
Stbobbl, avanzi preromani raccolti nelle terremare e palafitte delF Emilia I Parma
1863; Hblbig, die Italiker in der Poebene l. Lpg. 1879 (mit Karte u. 2 T.). — R. Depu-
tazione di storia patria per le provincie di Romagna (Atti e memorie, gegenwärtig serie lll.,
Bd. 11).
Bononia- Felsina (Bologna), angeblich etniskische Gründung, seit 189 v. Chr. römi-
sche Kolonie; die Bauten sind römisch: Gozzadtni, intomo all' acquedotto ed alle termo
di B., B. 1864, f., u. le mura che cingono Bologna, 1881. Die zahllosen Gräber dagegen
repräsentieren die verschiedensten Epochen; man benennt sie nach den Fundorten ; an der
Certosa (Friedhof) 417 Gräber: Brizio, B. 1872, 12 ff. 71 ff. 108 ff. 177 ff. 202 ff.; Hirsch-
feld, AZ. 1871, 7 ff.; Ant. Zankoni, gli scavi della C. di B.. B. 1876, 2 Bde. f. m. 150 T.
(Plan d. Stadtumgebung T. 2. 3), im Giardino pubblico 1 15 Gräber, Arsenal (Gozzadini, intomo
ad alcuni sepolcri scavati nell* arsenale militare di B., 1875, m. 1 T.), giardino Margherita
(v. DuHN, sepolcro etrusco scoperto nel giardino M. presse Bol.), dann an privaten Be-
sitzungen von Benacci [jetzt Caprara] (Zannont, scoperte archeologiche di Felsina. Scavi
B., 1875; Bbizio, Not. d. sc. 1889 p. 288— 333), de Lucca und Amoaldi Veli (Gozzadinj,
intomo agli scavi archeologici fatti dal Sig. A. V. presso B., B. 1887 f. m. 14 T.); vergl.
noch GozzADini, studii archeologict-topografici sulla citta di B., 1868 m. K.; Zannoni, cenno
sugli scavi della via del Pratello in B., 1873; G. Gozzadini, scavi governativi in un lembo
della necropoli felsinea 1885—6, B. 1886 u. kleinere Abhandlungen — grosser Bronzen-
fund: S. 26 und Zannoki, ripostiglto di bronzi dell* etä di Villanova a B., 1877;
Vasen: Bbitnn, über die Ausgr. d. Certosa v. B., Abb. der bayer. Akad. 1887. — Populäre
Übersicht: R. F. Bübton, etruscan Bononia, a study, London 1876, m. Abb.; J. Mestobf,
der archäologische Kongress in B., Hamburg 1871; Congr^s international d*anthrop. V.,
Bol. 1871 ; Alfb. Madby, Compte rendu de Tacad. 1874, 9. Jan.; Pioorini in der Zeitschrift
Comelia 1 Nr. 8. 9. — Zannoni, arcaiche abitszioni di B. scoperte e descritte, Mil. 1893,
Bd. I m. 25 T.
Umgebung von Bologna: Gozzadhvi, note archeologiche per una guida delF Apennino
Bolognese, Bol. 1881 u. i sepolcreti etruschi di Monte Avigliano e Pradalbino e di S. M.
Maddalena di Cazzano nel Bolognese, 1875; Ceretolo: Gozzadimi, di un ant. sepolcro a
C. nel Bolognese, 1879 m. 1 T.; Crespellano: Gozzadini, il sepolcro di Cr. nel Bolognese,
Bol. 1881 m. 1 T.; Marcaretolo: G. Pancaldi, la statua ed altri monamenti antichi scavati
a M. tra Ferrara e B., B. 1839, m. 3T.; Marzabotto, das „etraskische Pompeji**, wohl-
erhaltene Stadt bei der Villa des Grafen Aria: Gozzapini, di una ant. necropoli a M. nel
Bolognese, B. 1865, f. m. 20 T.; di ulteriori scoperte nell' ant. necropoli a M., B. 1870, f.
m. 16 T.; renseignements sur une ancienne n^cropole ä M. pr^s de B., 1871; l'^löment
^tra&que est saus mölange avec T^lement gaulois 1871 ; Brizio, guida alle antichita . . .
di M., Bol. 1886; una Pompei etr. a M. nel Bolognese, Bol. 1887; scavi a M. dal novembre
1888 a maggio 1889, m. T.; Ed. Meter, Anthrop. Correspondenzbl. 1889 S. 1 ff.; S. Polo:
GozzADiHi, nuovi scavi nel fondo S. P. presso B., 1884.
134 ElassiBohe Kanstarchäologie. I. Denkm&lerkimde.
Die Funde der Bologneser Gegend sind im Museo civico zu Bologna aufge-
stellt (S. 40).
Julia Chrysopolis (Borge S. Donnino): A. Gmozzi, controversie archeolog. patrie,
B.-S. D. 1843.
Über die Terremare des Herzogtums Parma Karte von Pioobini und Stbobsl.
Mutina (Modena) mit Umgebung: Cayedoni, indicazione di alcuni oggetti antichi
scopertisi neir agro modenese e reggiano, 1841; memorie per servire alla storia degli
stad estensi I.; gruppo di sepolcri ant. in M., M. 1866; P. Gaddi, scavi archeologici fatti
nella piazza r. di M. nel 1865, 1867; A. Crespellami, mame modenesi e monumenti anticbi
lungo la strada Claudia, m. Supplement, Mod. 1870—71, 10 T. u. 1 K.; scavi del Modenese,
1881, m. 2 T.; andere Litteratur bei Hblbig, Italiker S. 7 fif.; Bazzano: Grespellaki, del
sepolcreto e degli altri monumenti antichi scoperti presse B., M. 1875, m. 4 T.; Gorzano:
Coppi, monografia ed iconografia della terramara di G. I — III., Modena 1871—76; Savi-
gnano: CrespellanI; di un sepolcreto preromano a S. sul Panaro, M. 1874, 2 T.; Scar-
täzza: G. Boni, avanzi di costmzioni rom. alla Sc. presto M., M. 1878, m. 2 T.; Karte
der Gegend von Cbespellani, Modena 1874 — Funde zu Modena (S. 41).
Parma: Lopez, lottere intomo alle ruine di un antico teatro scoperto in Parma
1844. — Museo d'antichitä: Dütschkb, antike Bildwerke 5, 356 ff.
Ravenna erreichte erst unter den letzten römischen Kaisem, den Gothen und By-
zantinern als Regierungssitz seine Blütezeit: A. Zirardini, degli antichi edifizj profani di
R. 11. U, Faenza 1762, m. T.; Besid. Sprbti, de amplitudine eversione et restauratione
urbis R. 11. III., R. 1793. 3 Bde.; G. M. Cardoni, R. antica, R. e Faenza 1876-9; Ch. Diehl,
Ravenne. Etüde d'archöol. byzantine, Paris 1885 ; Heydemann, Mitteilungen S. 65 ff.; pracht-
volle mosaikgeschmückte Kirchen des 6. Jahrhunderts. Theodorichs Grab : A. F. v. Quast.
die altchristlichen Bauwerke von Ravenna, Berlin 1842; Photographien von Ricci — seit
1890 Museo bizantino nazionale.
Regium (Forum) Lepidi (Reggio): Chierioi, le antichi ta preromane nella prov.
di Reggio, R. 1871 — Museum in Reggio.
Velleja bei Parma, 1761—5 ausgegraben (S. 32) und durch seine Bronzefiguren
berühmt: Giov. Antoliui, le rovine di Veleja, Milane 1819—22 f. m. T. — Funde in
Parma (S. 42), auch in der ehemaligen famesischen Sammlung. — Not. d. sc. 1877 p. 157 ff.T. 5.
120. Gallia Transpadana gleicht in seinen sozialen Verhältnissen
dem südlichen Teile, doch ist der Import sehr unbedeutend; die meisten
Funde stammen aus der Kaiserzeit oder den unmittelbar vorhergehenden
Jahrhunderten:
B. BioNDELLi, importanza degli studi archeolog. in Lombardia, Mil. 1854, m. 2 T.;
Castelfbaivco, paletnologia lombarda, Atti d. soc. ital. di scienze naturali Bd. XVIIl fasc. IV.;
Karte der prähistorischen Funde von Mabioni.
Benacus lacus (Gardasee): Labus, intomo l'isoletta del läge Benaco e gli ant.
monum. che vi si conservano, Brescia 1821 ; s. unter Peschiera.
Bergomum (Bergamo): Zahlreiche Abhandlungen von G. Mantovaih, z. B. notizie
archeologiche bergomensi per 1880 e parte del 1881, B. 1881 m. Abb., desgl. biennio 1882
—83, B. 1884, m. 5 Lichtdr., desgl. 1884—1890, B. 1891, m. 5 T.; gli scavi dei conti Suardo
a Gicola, B. 1879; B. Muoni, antichitä romane, nel basso Bergamasco e cenni storici s.
Calcio ed Antignate, Milane 1875 u. antiohitä romane a Fornovo e Martinengo nel basso
Bergamasco, 1882 — Funde im Museo Opitergino (?); Mantovani, M. 0., B. 1874; G. Finazzi,
delle lapidi bergamasche e dei loro raccoglitori e illustratori, B. 1851.
Brixia (Brescia): Oderici, storie Bresciane; Labus, int. vari monumenti scoperti in
Br.; G. Bosellini, nozioni archeologiche intomo al territorio di Br. 1874 — Museo patrio
in dem von Vespasian erbauten Tempel („Victoria von Brescia*): Labus, museo Bresciano
illustrato, Br. 1838 f. m. 60 T. (S. LTV ff. ältere Litteratur über Brescia); dazu Fbd. Odobici,
antichitk Christiane di Br., 1845; F. Odorioi, guida di Br., rapporto alle arti ed ai monu-
menti, Br. 1885; Dütschkb, antike Bildw. IV S. XIV ff., 122 ff., s. auch § 18 unter Quirini.
Comum (Como): M. Monti, storia antica di Como; J. Regazzoni, paleoetnologia.
L'uomo preistorico nella provincia di Como, Milane 1878, m. 10 T.; Rivista archeologica
della provincia di Como 1872 ff., 0. Redaelli, lettere sulla memoria storico-archeol. intomo
il piano d*Erba nella provincia di Como di C. Annoni, Lodi 1832; A. Corbelluti, cenni
storici archeolog. sopra Castel Seprio (Severe), C. 1872. — Städtisches Museum: V. Aldini,
gli antichi marmi comensi, Pavia 1834, m. 2 T.; Catalogo della raccolta preromana e romana
del museo di C, C. 1892.
Mantua (Mantova): G. B. Intba, Mantova nei suoi monumenti di storia e d'arte,
Eap. y. Archäologische Ortskande. (§§ 120-121.) 135
M. 1885; Museum in Mantua (Relazione intomo alla istituziono del Patrio Museo in M. ed
ai monumenti sin qui raccolti, M. 1853) und Viadana.
Mediolanum (Milano): Rosmini, storia di M. m. T.; Alciatus, antiquitaies medio-
lanenses (s. darüber Corpus inscr. Lat. V p. 621, 1); Castiolioni, Mediolanenses antiquitaies,
M. 1625; C. Aiiati, antichitä di Müano, MU. 1747 (?). 1821, f. m. 45 T. u. antichitä di
Milano esistenti presso S. Lorenzo, M. 1821 f. m. 4 T. (Architekturreste und Grabsteine);
6. 8acchi, intomo al sepolcreto romano scoperto nel giardino publico di Mil., 1859. —
Museo patrio di archeologia (Aber die Zugänge Berichte im Arcnivio storico Lombarde u.
Boll. d. consulta del museo arch. in M. [Brera], m. T., serie T. IL); über die Antiken der
ambrosianischen Bibliothek Dütschkb 5, 392 ff.
Peschiera, Pfahlbauten im Gardasee: L. Pigorini, le abitazioni lacustri di P., Ac-
cademia de' Lincei Bd. 274 (1876/7) S. 3 ff.; y. Sacken, der Pfahlbau im Gardasee, Sitzungs-
bericht der Wiener Ak. 48 (1864), 298 ff.
Gebiet von Ticinum: B. Biofdelli, di una tomba gallo-italica scoperta a Sesto
Galen de sul Ticino, 1867 m. 2 T.; P. Castelfbakco, la stazione preistorica del Molinaccio
sulla riva sinistra di Ticino, 1873; la necropoli di Royio ai piedi del Monte Generöse nel
cantone T., 1875 m. 2 T.; i Merlotitt, stazione umana della prima eta del ferro sulla riva
destra del Ticino, 1873, m. 2 T.
Torno, am Comersee, Villa Pliniana: A. Cavagna-Sangiuliavi, T. e le armi ivi
sterrate, MiL 1879 m. T.
Val Trompia: G. Curioki, di alcuni avanzi di antichitä osservati nei monti della
Val T., Mil. 1854 u. della condizione in cui si trovano alcuni antichi monum. nella V. T. e
nella Val Camonica, Mil. 1870.
Verona: Torellus Saratna, de origine et amplitudine civitatis Veronae, V. 1540
f. m. T.; Zu AHB Caroto, de la antiquita de Verona con novi agionti cioe pitafi etc., V. 1560
f. o. O. 1764; Sc. Maffbi, V. illustrata, V. 1732, f. 4 Bde., abgekürzt 1771, 2 Bde.; unter
den schönen Bauten ragt das Amphitheater (in neuerer Zeit ausgebessert) hervor:
alter Kupferstich; Sc. Maffei, descrizione delF auf. di V., V. 1841 m. T.; Bart. Giuliari,
lettere concementi Tanfiteatro di V. 1817; relaz. degli escavamenti fatti nell' a. di V., V.
1818, neu 1880; topografia dell' anfit. di V., V. 1822; andere einheimische Abhandlungen
von OB. Pbrsico 1820, Giüs. Vbntüri 1817, Sim. Stratioo 1824; A. Monza e G. Pinali,
scavi deir antico romano teatro in V., Mil. 1845; A. Pompei, sugli scavi eseguiti intomo
all* anfit., V. 1874; Theater: G. Pinali, relazione d. scavi dell' ant. rom. teatro ora detto
Gastello di S. Pietro in V., 1845; Thore: Obti Manara, di due antichissime porte in V.,
V. 1840, f. m. 7 T. — Museen (S. 44).
Über die Umgegend: P. Martinati, le antichitä di Rivoli Veronese, Ver. 1875;
B. Biondelli, di una scoperta archeol. fatta nella provincia di V., 1873 m. 1 T.
Villanova, gab einer Periode (Eisenzeit) den Namen: Gozzadini, la nöcropole de
V., Bologne 1870, m. Abb.
Vittuone: B. Biondelli, di un nuovo sepolcreto romano test^ scoperto a Vittuone,
1869 m. 1 T.
121. Venetiä hat als Durchzugsland der Kauf leute des Südens viele
fremde Produkte. — Sammlung in Belluno, Cividale (s. unter Forum Julii)
und Udine.
Adria s. Hadria.
Aquileja, in der Eaiserzeit grosser Handelsplatz, Eopfstation der Bemsteinstrasse,
seit 1807 offizielle Ausgrabungen: Giand. Bertoli, le antichitä di A., Venedig 1729 (?).
1732. 1739 f.; Toppo, di alcuni scavi fatti in A.; 0. Breitschwert, A., das Emporium an
der Adria, Stuttg. 1880; H. Majonioa, epigraphisches aus A., Progr. 1885; Arch. epigr.
Mitt. 2, 46 if. - K. k. Staatsmuseum: Mitt. d. k. k. Centralkomm. N. F. 16, 61 ff. 126 ff.
157 ff.; Carlo Greoorutti, le antiche lapidi di A. Iscrizioni inedite, Triest 1887; Majo-
NicA, Wegweiser durch das Staatsm. in A. 1884; guida man. d. i. museo dello stato in A.;
Jahresberichte; Bernsteinfunde: B. v. Ritter, Mitt. d. k. k. Centralkomm. 1889 S. 102 ff.
152 ff. 244 ff.; vieles in Triest; Samml. Baron Ritter-Zähomy in Görz und Gregorutti in
Paperiano bei Fiumicello. — Plan: Ichnographia A. Romanae, Wien 1865.
A teste (Este), Hauptstadt des merkwürdigen Euganeervolkes: Franc. Francbschetti,
Ippol. Angelieri e Bartol. Lonigo Estensi ed il cod. vaticano : Anticaglie che si ritrovano in
E., suo territorio ed altrove, Vicenza 1892 (Festschrift für de Rossi). — Museum in Este :
L. Benventtti, indic. del m. d*E., Bologna 1882; G. Chierici, una visita al m. archeol. di
Este 1878. Privatsammlung von Baratela: Gherardini, la collezione B. di E. illustrata
1888 m. T.
Forum Julii (jetzt Zuglio bei Cividale, wo ein Museum sich befindet): Brionoli
136 Slassisclie Knnstorchaologio. I. Denkmälerkande.
DB BRUWimop, Giom. Arcad. 17, 400 ff.; Ztsch. Forumjulii di Cividale (über das Museum,
1889 Nr. 1-5. 7. 8. 10 -U).
Hadria (Adria), griechische Kolonie ohne Stadtrecht, 289 von den Römern besetzt:
V. DB Vit, Adria e le sue antiche epigrafi illustrate, Florenz 1888, 2 Bde.; 0. Boccm, osserv.
sopra un' antico teatro scoperto in Adria, Yen. 1739, m. 13 T. (Plan, Vasen, Münzen,
Mosaik und Inschriften); F. A. Bocchi, Timportanza d'Adria antica, Loreto 1870; Vasen:
B. 1832 p. 205 ff. 1834, 134 ff.; Micali mon. ined., Flor. 1844 S. 279-97 T. 45. 46. --
Museo Bocchi in Adria (grösstenteils Vasenscherben) : Schöne, le antichitä del museo B. di
A., Rom 1878, m. 22 T. f.
Opitergium (Oderzo): A. Zalla, 0., (Venezia 1876).
Patavium (Padua): Laub. Pionobh, origines Patavinae, Thes. antiqu. ital. VI T. 3;
Seht. Ursatus (Orsato), monumenta Patavina, P. 1652 f.; Fublanetto, le lapidi patavine,
m. T. -~ Patavinae aquae? (Abano bei Padua): Gio. Fb. Zanetti, di una statua di-
sotterr. appr. gli antichiss. bagni d'A. e di altre ant. ivi scoperte nel presente anno 1766,
Ven. 1766.
Sesto: A. M. Cobtinovis, sopra le antichita di S. nel Friuli, üdine 1801.
Lagunen yon Venedig: Carlo contb de' Silvestri, descrizione istorica e geografica
delle ant. paludi ora chiamate lagune di Venezia, 1736.
Vicetia (Vicenza): Paolo Lioy, le abitazioni lacustri della pietra nel Vicentino,
Venedig 1805 ; Ausgrabungen im Theater •— städtisches Museum : Dütschke, antike Bildw.
in Oberitalien 5, 1 ff. ; ARmoT-BRuoKMANN's Einzelverk. 26—31.
122. Lignria, erst durch die Kaiser gehoben, während vorher die
Gebirgsgegenden wenigstens so ziemlich auf dem Standpunkt wilder Völker
waren.
Bar. de Maltzan, monuments d'antiquit^ romaine dans les ^tats de Sardaigne, o. 0.
1828, f.; GiAC. DuRA^'DI, il Piemonte Cispadano antico; G. F. Capurro, nozioni archeol.
intomo alla Liguria, 1874; Fabretti, degli studi archeologici in Piemonte, 1880; Fr. Molon,
preistortci e contemporanei, Mailand 1880, f. m. 5 T.; Issel, nuovi documenti sulla Liguria
preistorica, Genova 1873; nuove ricerche sulle caverne della L., Acc. dei Lincei Bd. 275,
Rom 1878; la Liguria geologica e preistorica, Genua 1893, m. 30 T., 3 Bde.; S. Varni,
di un sepolcreto romano scoperto nell' a. 1863 e di alcune altre antichita, Genua 1869 m.
2 Phot. Verkehrsmittel: E. Gblesia, porti e vie strate dell' antica Liguria, Gen. 1863;
— periodisch: Giomale Ligustico di archeologia, storia e letteratura. Gen. 1874 ff.;
Societk per la conservazione, lo studio e le ricerche dei monumenti di antichita e di belle
arti nella provincia di Torino, mit Atti 1876 ff. — Ausstellung: M. Staolieno e L. T. Bel-
GRANO, catalogo deir esposizione artistico archeologico industriale apei-ta nell' accad. ligu-
stica Ta. 1^68, Gen. 1868 m. Anh.; Arene Canjdide, in Liguria Orientale, der Hauptfund-
ort Yorrömischer Dinge; s. Issel a. 0.
Augusta Praetoria (Aosta), 25 t. Chr., Milit&rkolonie, mit Triumphbogen, Amphi-
theater, Brücke n. s. w.: C. Promis, le antichita di A.: Aug. Pr. Salassiorum, Akademie v.
Turin 1862, 2 Bde. 14 T.; Aübert, Aoste m. Abb.
Augusta Taurinorum (Turin): C. PnoHis, storia deir antica Torino: Julia Augusta
Taurinorum, Turin 1869, m. 3 T.; G. di S. Qüintino, ricerche intomo ad alcune cose antiche
dissotterrate in Torino, 1832, m. 2 T.
Baebiani; P. R. Garrucci, antichita de' Liguri Bebiani raccolte e descritte, Nap.
1845, ra. 6 T.
Bisagno: F. Podesta, escursioni archeologiche in val di B., Gen. 1878.
Bodincomagus siehe Industria.
Cenisola: F. Podesta, sepolcreto ligure di C, Gen. 1880 m. 2 T.
Dertona (Tortona): G. A. Bottazzi, le antichita di Tort, e del suo agro, Alessandria
1806; s. auch unter Libama.
Industria, früher Bodincomagus (Monteü da Po), 1808 und 1811 Ausgrabungen von
Graf Morra de Lavriano; sehr schöne Bronzen u. anderes in Turin: G. P. Ricolvi e A. Rivaü-
tella, il sito delP antica citta d' J. scoperta ed illustrata, Turin 1745, 2 Bde.; Fondemens
d'anciens ödifices döcouverts en 1808 et 1811 par le C. B. Morra de Lavriano . . . dans
le Site de l'ancien municipe d' L, Turin 1843. m. 6 T. (vgl. Corpus inscr. Lat. V p. 845) ;
A. Fabretti, dell' antica citta d' I. detta prima Bodincomago e de' suoi monum., Akademie
V. l\irin 1881. m. 28 T.; über die Funde: Wieseler, Gott. Gel. Nachr. 1877 S. 677 ff.;
Heydbxann, Mitteilungen S. 41 ff.
Libarna (Serravalle Scrivia): G. A. Bottazzi, osservaz. storico-crit. sui ruderi di
L. ed origine di alcuni castelli nel Tortonese, Novi 1815; C. F. Biscara, dei ruderi di L.
antica, Turin 1873 m. 1 T.; S. Varni, appunti di diverse gite fatte nel t^rritorio delF antica
L., Genua 1873, 2 Tle. — Theater: S. Varni, appunti sul t«atro di L., 1873.
Kap. y. Arcli&ologiache Ortskande. (§§ 122-124.) 137
Novaria (Novara): A. Ruscont, grictimoli ed i Bessi nel Vercellese o nol Novaresio
1877; notizie archeolog. riguardanti la provincia di Novara 1877; Museum: Societä arche-
ologica pel museo patno Novareso, mit relazione (z. B. pei quinquennto 1874 — 79, N. 1880).
Segusio (Suaa), Triumphbogen aus dem Jahr 8 v. Chr.
Tanarei: V. Dr Abbatb, illustraz. della villa di Marie, casa e lari dell' imperatore
de* Romani P. Elvio Pertinace ne' Celto-Liguri Tan., Alba 1818 m. 3 T.
Vercellae s. unter Novara.
Sogar auf dem grossen Sankt - Bernhard gruben 1891 die Italiener mit Erfolg:
V. DiTHK, B. di paletnologia 5, 188 ff.
Ventimiglia, schönes Amphitheater: 6. Rossi, snl teatro rom. scoperto a V., 1878
m. 2 T.
123. Sardinien. Eine arme wilde Insel, die nur durch ihre nurdghus
genannten Grabtürme und die punischen Importartikel interessiert; Griechi-
sches findet sich nur vereinzelt (z. B. Vasen Ba. Nap. n. s. 4, 182).
A. V. Maltzak, Reisen auf d. Insel S., Lpg. 1869; Dr. La Marmora, voyage en Sardaignc,
Bd. II. antiquit^, Paris und Turin 1840 m. Atlas (vgl. Spano, emendamenti ed aggiunte
all' itinerario delFisola di Sardegna del c. A. della Marmora, Cagliari 1874, m. 111.) und
sopra alcnne antichita sarde ricavate da an manoscr. del XV. sec, Mem. deir Acc. di Torino
s. II Tl. 14 (1853) m. 7 T. (zur Kritik Pais, la Sardegna prima del dominio romano, p. 112 ff.);
F. LüiTBLLi, scavi di antichita romane in S., 1820 m. 1 T.; F. Orsoni, dei primi abitatori
della Sardegna 1. osservaz. geolog. ed archeoL, Bologna 1881 ; 0. Montelius, nagra minnen
fran Sardinien, Ymer 1883. Der Canonicus Giov. Spano war lange die Seele der sardi-
nischen Stndien; er legte eine Sammlung an (Catalogo della sua raccolta archeologica sarda
Cagliari 1860—65, 2 Bde. m. T.), erhielt lange Jahre eine eigene Zeitschrift, das Bullettino
archeologico sardo ossia raccolta dei monumenti antichi in ogni genere di tutta l'isola di
Sardegna, Cagliari 1855 ff. (die neue Serie 1883 ff. wird von E. Pais geleitet) und ver-
öffentlichte J^resberichte (Scoperte archeologiche fattesi in Sardegna nel — oder in tutto
Tanno — ), femer Mnemosine sarda, Cagliari 1864 und viele kleine Abhandlungen. — Museum
bei der Universität Cagliari: Vinc. Crispi, il museo d*antichita di Cagliari, C. 1872; A. Cara,
snlla genninitä degli idoli sardo-fenicii nel museo di antichita in C, C. 1875, m. 17 T. u.
Abb.; Alb. Cara, sigiUi di C, 1877; G. Cara, notizie sul museo di a. d. r. un. di C, 1872;
memoria sopra certi stmmenti nel m. di a. di C, 1872 m. 1 T.; P. Gennart, cenni intomo
al m. d*a. della r. un. di C. — Privatsaramlungen von Chessa (V. Crbspi, catalogo di
antichita sarde possedute dal Ch., m. T.) und Della Marmora (s. o.; jetzt in Berlin).
Calaris (Cagliari) mit (Mähern.
Sulcis im Osten: AA. 9, 77 ff.
Tbarros (Comus) an der Westküste: Spaho, notizie sulFantica citta di Tarros,
Cagl. 1851; Gros. Cara, mon. d'ant. di recente trovati in Th.-C, Cagl. 1865.
Truvine: G. Spako, memoria suU' antica T., o. 0. 1852 m. Abb.
Ober die Nnragen: Gianwant. Arri, lettera int. ai nur-hag della Sardegna, Tor. 1835;
N. von Isili: abgeb. Micali, mon. ined. 71, 4.
Corsika ist in der Erforschung sehr zurückgeblieben.
P. Mi^Riif^E, notes dun voyäge en Corse, Paris 1840 m. T.; H. Aücapitainb, les
Phöniciens en Corse, Revue africaine 1862.
124. Frankreich. Hier ist die Lokalforschung nicht bloss so alt wie
in Italien, sondern auch seit langem organisiert; das ganze Land ist mit
einem Netz von archäologischen Gesellschaften und Museen überzogen,
was die Erforschung sehr fordert, indes doch für den Fremden den Nach-
teil hat, dass sich die Bibliographie ungemein zersplittert.
Eine genügende archäologische Topographie von Gallien gibt es nicht; zu E. Des-
jardivs, gdograpbie bist, et administrative de la Gaule romaine, Bd. I-IV. Paris 1876—93
tritt allerdings das «dictionnaire arch^ologique de la Gaule** von Alex. Bertrand, Paris
1867, welches die Commission de g^ographie historique de Tancienne France (früher de
la topographie des Gaules) veröffentlichte. Das Ministerium des Unterrichts hat ein R^Sper-
toire arch^ologique de la France herausgegeben. Über die Arbeiten der gelehrten Ge-
sellschaften, welche im ^Annuaire des soci^t^s savantes de la France ** von A. d'Heri-
ooüBT verzeichnet sind, orientiert die „Revue des sociöt^s savantes des d^partements". Die
Landesvereine und -Commissionen sind, während im vorigen Jahrhundert nur eine Aca-
d^mie celtique mit M^moires bestand, verhältnismässig zahlreich: Comitc^ historique des
arts et monuments (Bulletin arch^ologique, Paris 1843 ff.; Instructions du Com., o. J.),
138 ElassiBche Knnstarohäologie. L Denkmälerkunde.
Comito des travaux bistoriqnes et scientifiquea (Bulletin arch^ologique, Paris 1883 ff.).
Socidte Dationale des antiquaires de France (M^moires et dissertations des ant. de F., seit
1817 nnregelmässig ; seit 1834 jährlicher Congr^s archöologique de France, über welchen
je zwei Jahre später Berichte erscheinen: C. a. d. F. — e Session. Söances gt^n^raux tenues
ä — en — ), Soci^t^ fran9aise d'arch^ologie pour la conservation et la description des monu-
ments (Bulletin monumental, Paris 1834 ff.), Soci^tä de numismatique et d'archöologie
(Gomptes rendus, söiie I. 1869 ff. II. 1879 ff.), Soci^tö d*anthropologie (Bulletin), £cole d'an-
thropologie de Paris (Revue mensuelle 1891 ff.). Die zahlreichen Einzelschriften sind in
Bibliographien gesammelt: Ch. E. Ruelle, bibliographie g^nörale des Gaules, Paris 1886;
Lasteybib et Lefevre-Pontalis, bibliographie gönörale des travaux historiques et arch^o-
logiques publiees par les soc. savantes de la France I. Ain — Gironde, Paris 1888. Ein*
Landesmuseum (Musöe des antiquites nationales) besteht jetzt in St. Germain-en-Laye :
S. REn^ACH, antiquitös nationales. Description raisonn^e. Mus^e d. a. n. I. epoque des allu-
vions et des cavemes, Paris 1889 m. Abb.; ders., catal. sommaire du m. d*a. n. au chftteau
de St. G.-en-L., Paris 1889; A. Mazabd, ^tude descriptive de la c^ramique du m. d. a. n. de
St. G., St. G. 1875. Die Museen der Provinzen und von Elsass-Lothringen sind in der Ra.
(s. S. 51) verzeichnet; vgl. Gokte de Ris, les mus^es des provinces, Paris 1859, 2 Bde.;
RoB. DE IiASTBYBiE, Album arch^ologiquo des musöes de province I. Paris 1890 f. m. T.
Die allgemeine Betrachtung der Altertümer beginnt im vorigen Jahrhundert: Sc.
Maffet, Galliae antiquitates quaedam selectae, Paris 1733, Verona 1734 m. Abb.; Caylus
DE LA Sauvagere, recueil d'antiqnit^s dans les Gaules, Paris 1770, m. 29 T.; C. Glerisseau,
antiquites de la France, o. 0. 1778, Paris 1804 f. 2 Bde. (Bd. I. Ntmes); prähisto-
risches: £. Gartailhac, la France pr^hist. d apres les sepultures et les monuments,
Paris 1889. Auf grosse Bilderwerke wie Lemaitre, monuments de la France Bd. 1 (bis auf
die Karolinger) und Laborde, monuments de la France, Paris 1816 f. und Aufsätze wie
BoccHER DE Perthes, antiquit<$s celtiques et antediluviennes oder Goghet, sepultures gau-
loises et romaines sei nur beiläufig hingewiesen.
125. Sttdfrankreich bildet Dank seinen griechischen Kolonien und
der Nachbarschaft Italiens eine eigene archäologische Provinz; die Pro-
vence gibt wirklich noch ein Bild reicher Municipien des Römerreiches,
welche von einem Hauch griechischer Eleganz berührt sind.
MiLUN, voyage dans les döpartements du midi de la France, Paris 1807 — 11, 4 Bde.
m. Atlas V. 80 T.; J. F. A. Perrot, lettres sur Nismes et^e Midi. Histoire et description des
monuments ant. du midi de la France, Paris 1840, 2 Tle. m. 60 T.; Stark, Städteleben,
Kunst und Altertümer in Südfrankreich, Jena 1855; G. LENTHiRic, les villcs mortes du
golfe du Lion, 4. Aufl. Paris 1883 m. 15 PL; Ern. Ghantre, ötudes pal^oethnologiques dans
le bassin du Rhone, Paris o. J. f. m. Atlas; ders.. Tage du bronze aans le b. d. Rh.; nach
Departements: Granoent et Durand, description des monuments antiques du midi de la
France, d^p. du Gard, Paris 1819, f. m. 42 T.; Atlas de la statistique des Bouches-du-
Rhone, m. T.; Notice sur les divers genres de söpulture en usage pendant l'antiquit^
reconnus dans les diverses fouilles faites dans le d^p. des B.-du-Rh., Mars. 1873; J. Gilles,
les voies romaines et massiliennes dans le d4p. des B.-du-Rh.. Avignon und Paris 1884 m.
2 T.; Antiquites et monumens du d^partement de Vaucluse, Paris 1808. — Perio-
disch: Provence artistique et pittoresque und Annales du Midi 1889 ff. £s besteht eine
Society arch^ologique du midi, welche seit 1832 ein Bulletin herausgibt.
Aquae Sextiae (Aix): A. E. Gibelin, lettres sur les fours antiques qu'on a d^molies
ä Aix en Provence et sur les antiquites qu'elles renfermoient, Aix 1787, 10 T.; Rouard,
rapport sur les fouilles d'antiquitös faites ä Aix en 1841,— 1842,— 1843 et 1844, Aix 1842,
4, 5, 3 Hefte; ders., bas-reliefs gaulois trouvös ä Entremont prös d'Aix en Provence, Aix
1852 — Museum: H. Gibert, catalogue du mus^e d'Aix, Aix 1862 und le mus^e d'Aix 1.
comprenant les monuments arch. etc., Aix 1882, m. 1 T.; vgl. Zell, Mitt. d. bist. Vereins
für Steiermark 11, 132 ff.
Arausio (Orange) mit Theater und herrlichem Triumphbogen (Skulpturen bei Bruck-
mann T. 92—94): Gasparin, histoire de la ville d'O. et de ses antiquites, 0. 1815, mit
6 Abb.; Auo. Garistie, monuments ant. a 0., Paris 1856 f. m. 54 T.
Arelate (Arles) mit Amphitheater imd Friedhof, unter Konstantin Metropole Galliens,
reich an christlichen Grabmonumenten; 1844 Ausgrabungen in les Aliscamps: (Dumont)
Description des anciens monumens d'A. o. 0. u. J. (vgl. Millin, mon. in^d. 2, 291 A. 2), m.
32 T.; Lalauziisbes, histoire d'A., ra. T.; J. J. Estrangin, descr. de la ville d'A. antique et
moderne, Aix 1845 u. ötudes sur A.; J. M. Trichaud, itin^raire du visiteur des principaux
monum. d'A. et des environs, 17. Aufl., A. 1872; E. Le Blant, dtude sur les sarcophages
chretiens antiques de la ville d'A., Paris 1878 m. 36 T. — Museum: Valabregue, G. d.
b.-a. 1883 S. 337 ff. („Venus von Aries").
Eap. y. ArohäologiBohe Ortekande. (§§ 125-126.) 139
Bolcodenis: J. J. L. Baboes, notice sur les antiquitös de Belcodene. Ancien castrum
de B. (Bouches-du-Rhöne), Paris 1883, m. 14 T.
Foram Julii (Fröjus) (.Aphrodite von Fröjus", Wolters 1208): J. J. Aubknas.
histoire de Fr., F. J., ses antiquitös, son port, Fr. 1881, m. 3T.; C. Jüllian, Fr. romain,
1886; V. Pbtit, B. monumental XXX.
Massilia-Massalia (Marseille); die alte Stadt ist den Bedfirfnissen der neueren
fast ganz gewichen: J. B. Grossom, recueil des antiquitäs et monuments Marseillois, M.
1773, m. T; Vasen: Dumont, Bch. 8, 188 flf.
Narho (Narbonne): Commission arch^ologique mit Bulletin; Museum: M. Toubnal,
description du m. de N., N. 1847.
Nömausus (Nimes), schon 1689 grossartige Ausgrabungen, um welche sich Oolbert
verdient machte; korinthischer Tempel (Maisun carröe): Clerisseau (s. u.) T. 2 ff.;
Amphitheater (les Arenes); Nymphaeum: A. Pblbt, essai sur le nymph^e de N., N.
1852; Thermen: ders., essai sur les anciens thermes de Nemausus, N. 1863; Mauern:
ders., essai sur l'enceinte rom. de N., N. 1861, m. 3 T.; Brücke: Poldo, diso de l'antiquite
de Nismes, lAon 1560; J. Grassbr, diss. de antiquitatibus Nemausensibus, Paris 1607;
Clebisseau, antiquit^s de la France I. mon. de N., Paris 1778, f. m. 42 T.; Maucomble,
histoire abr. des antiquit^s de la ville de Nismes et de ses environs, N. 1806, m. 14 T.;
M. MinABD, histoire des antiquit^s de la ville de N. et de ses environs. N. 1750 -58, 7 Bde.
1819. 1822, m. 14 T.; Pebbot, histoire et antiquit<^s de Nismes; L. Boucoiban, guide aux
mon. de N. et au Pont-du-Gard, N. 1883, m. 6 Abb. — Museum: A. Pblet, catal. du mus^e
de N., 6. Aufl. N. 1873.
Saint-R^my (einst Glanum), bekannt durch das Denkmal der Julier.
Yaison mit Theater (1862 Ausgrabungen) und Brücke.
Vienna (Vienne): J. du Boys, Viennae antiquitates, ehemals ungedruckt in der
BibL Floriacensis; Lb Lievbe, histoire de Tantiquitö de la cit^ de V.; Chorieb, antiquit(^s
de la ville de V.; Et. Ret et Vietty, monumens romains et gothiques de V. en France,
Paris 1821—31, f. 3 Tle. m. T.; Rey, guide des ötrangers ä V.; A. Allmer et A. de Terre-
basse, inscriptions antiques (I. — IV.) et du moyen-Äge de V. en Dauphin^, V. 1875, 6 Bde.
m. Atlas; Allmkb, döcouverte ä Vienne de quatre helles statuettes antiques d'Hercule et
de Mercnre et de divers antres objets, Vienne 1866; Plan von Babzik B. archöol. 1891
T. 23 S. 320 ff. — Museum: Delobmb, description du mus^e de V. (Isere), V.1841, m. 9 T.
(mit Nachrichten über die Bauten).
Alpengebiet: Florian Vallbntin, les Alpes Cottiennes et Grates. Geographie gallo-
romaine, Paris 1883 m. 1 K.
Als St&tte wissenschaftlicher Forschung ist noch Montpellier zu nennen, welches
eine soci^t^ arch^ologique (M^moires 1848 ff.) und ein Museum (G. Lafenestre et E. Michel,
histoire et description du musöe de M., Paris 1884) hat.
126. Das übrige Frankreich.
a) Naoh Departements nnd Hanptorten:
Aisne: Ch. Goxabt, le camp romain de Vermand (Ai.), St. Quentin 1860, m. 14
Abb.; J. PiLLOY, ^tude sur les anciens lieux de söpultures dans TAi., St. Q. 1883—4, 4 H.
m. T.; Hauptfundort die Nekropole von Gar an da (Canton Fere-en-Tardenois), Gräber von
der Steinzeit bis zu der Merovingerzeit, 1873 ff. von Fb. Moreau ausgebeutet: Fr. Morbau,
Album des principaux objets recueillis dans les söpultures de C., Annöes 1877 — 1889, 12
Bde., St. Quentin 1877—90, m. T.
Allier: J. C. Clement, inventaire arch^ol. et bibliograph. des communes du departem.
de FAllier I. Canton de Bourbon TArchambault, Moulins 1892, m. K. u. Abb.; Sammlung
▼on Aym4 Rambert in Vichy, vgl. Ga. 1, 93 ff.
Amiens: Soci^te des antiquaires de Picardie (Bulletin) mit Museum: Catal.- du
musee döpartemental d'antiquites, Amiens 1845; Ch. Dufour, m. d'ant. d'A., A. 1843 (SA.).
Angouldme: Mus^e archöologique (Catal. du mus^e a. d*A., A. 1886 m. Abb.).
Annecj, durch Bronzen bekannt: Mus^e municipal, vgl. Ga. 1, 114 ff.
Anbe: A. F. Abnaüd, voyage arch^ol. et pittoresque dans le däp. de l'Aube et de
Pancien diocdse de Troyes, Troyes 1837, m. T.; Aüpaüvre, Album pittoresque et monu-
mental du d^p. de PAu., Tr. 1852 f.; Ch. Fichot, statistique monum. du döp. de FA., Paris
1884—8, 2 Bde. m. T.
Auch: Cabinet des antiques, Chaudbuc de Cbazannes, notice sur le c. d. a. de la
viUe d'Auch (SA.).
Antun (Augustodunum): Stbph. Ladoneus, Augustoduni . . . antiquitates, Aug. 1640;
Soci^t^ ^duenne (Mömoires) mit Museum: H. de Fontenat, notice de tableaux dessins
estamps . . . ezp. dans les salles du mus^e d'Au., Au. 1875.
Avranches: Soci^t^ arch^ologique mit M^moires 1842 ff.
140 Elasaische Knnstarchäologie. I. Denkmälerknnde.
Beanne: Gandelot, histoire de la ville de B. et de ses antiquit^s, Dijon 1772:
Beauvois, excursioDS archöologiqnes dans rarrondissement de B. 1869 m. 2 T.
Beauvais, Museum: (Hottbioant) Recueil des antiquit^s bellovaques, B. 1860
m. Abb.
Besan^on (Vesontio): A. Castan, le thö&tre de V. et le Square arch^ol. de B., B.
1873, m. 5 T.; ders., le Champ-de-Mers de V., B. 1870, m. 4 T.; ders., les aränes de V. et
le Square arch. du canton nord de B., B. 1886, m. 1 T.; Museum: A. Gastan, catal. des
peintures dessins sculptures et aiiti<||iit^s des mus^es de B., 7. Aufl., B. 1886.
Blaye (Blavia): E. Bellemer, histoire de la ville de BL, Bordeaux 1876, m. Plan;
Acad^mie des sciences, belles-lettres et arts de B., mit Sitzungsberichten.
Blois: DB LA Saussate , m^moires sur les antiquit^s de la Sologne bl^soise,
Paris 1845.
Bordeaux (Burdigala): Venuti, dissertations sur les monuments de B., B. 1754;
Lbcour, tombeaux antiques trouv^s ä Saint-M^dard d'Eyran pr^s de B., B. 1806 f. m. 6 T.
(Sarkophagreliefs). — Museum: Mus^e arch^ologique de B., Katalog von 1888.
Bourges: Album de Monuments gallo-romains de la ville de B., B. et Paris 1857,
f. Lief. 1. 2. m. 12 T. - - Museum. Für Bourges ist die Sociöt^ des antiquaires du Gentre
(M^moires) thätig.
Bretagne, interessant durch ihre vorrömischen Denkmäler (Gromlechs, Menhirs und
Dolmens): Abbe D^rio, histoire eccl^siastique de Br., 2 Bde.
Galvados: de Gaumont, statistique monumental de G., 3 Bde.
Ghftlons-sur-Saone, Museum: J. Ghevbier, catalogue du musäe de Gh., Gh. 1886.
Ghambery: savoyische Geschichts- nnd Altertumsgesellschaft (Mömoires et do-
cuments).
Ghampagne: (Alfr. G aussen, portefeuille arch^ologique de la Gh.;) Morel, la Gh.
souterraine, Ghälons-sur-Mame 1876.
Gharente: A.-F. Lievre, exploration arch^ologtque du d^p. de la Gh., Angoul. I.
IL Ganton de Mansle, 1883 m. 11 T.; Sociötö arch^ol. et histor. de la Gh. (Bulletin).
Gher: A. Buhot de Kbrsers, statistique monumentale du dt^p. du Gh., canton des
Aix-d^Angillon, Paris 1875 (Ra. n. s. 30, 344 ff.).
Glermont, Museum.
Göte-d'Or: J. B. Leclero et J. Gaveau, arch^ologie celto-romaine de l'arrondisse-
ment de Ghätillon-sur-Seine (Göte d'Or), Paris 1844; H. Baudot, rapport sur les döcou-
vert«8 arch^ologiques faites aux sources de la Seine, Dijon 1845 m. T.; Voies romaines et
r^pertoire archäologique de la G. d'Or; H. Marlot, les antiquitt^s gallo-romaines de la
commune de Vic-de-Ghassenay (G.-d'Or), Semur 1875. — Socio tö arch^ologiquo du Ghätil-
lonais. Vgl. Vertilium.
Götes-du-Nord: G. de Gheneliere, deuxieme inventaire des monuments mega-
lithiques compris dans le d^p. des G., Saint-Brieuc 1892.
Dordogne mit Höhlenwohnungen aus der Renntier- und jüngeren Steinzeit (z. B.
Höhle von Gorgnac).
Doubs: J. Gauthier, röpertoire archdol. du canton du Glerval (D.), Besannen 1884,
desgl. de Baume-les-Dames 1884, desgl. de TIsIe-sur-le-Doubs 1884, desgL de Roulans 1890.
Draguignan: Socio tö d'c^tudes scientif. et archöol. (Bulletin).
Evreux: Th. Bonuin, antiquitös gallo-romaines du Vieil-E., E. 1845. m. 50 T.
Franche-Gomtö: A. Gastan, la F.-G. et le pays de Montböliard, Paris 1877.
Gfttinais: Soci^t^ historique et arch^ologique du G. (Annales).
Haute-Loire: Ayxard, recherches arch^ologiques dans la H.-L.
Haute-Vienne: Allou, description des monuments des diffärents äges observös
dans le d^p. de la H.-V., Lim. 1821.
H^rault: P. Gazalis de Fondouce, documents sur la pöriode prehistorique fouinis
par la r^gion du d^p. de TH., Montpellier 1870.
Issoudun (Anxellodunum) mit Museum.
Jean Fat: A. Nicaise, le cimetiäre gallo-roroain de la fosse J. F., Ghälons et Reims
1883, m. 22 T.
Lang res: Soci^tö bist, et arch^ol. de L. (M^moires).
Lille: comroission archeologique (Bulletin); Museum: E. Reynart, catalogue des
tableaux basreliefs et statues exposes dans les galerios du musöe des tableaux de la ville
de L., 5. Aufl., Lille 1875.
Limousin: Tripon, historique monumental de Tancienne province du L., Limoges
1837, m. Abb.; Sociöt^ d'agriculture, sciences et arts de Limoges (Bulletin) und Soci^te
archeologique et historique du L. (Bulletin).
Lorraine: L. Beaulieu, arch^ologie de la L., Paris 1840 — 43, 2 Bde. m. T.; G.
Bernhardt, les peuples pr^historiques de la L., Paris 1891. — Soci^tö d'arch^ologie (Journal
Kap. V. Archäologische örtaknnde. (§ 126.) 141
de la a d*a. et du comitö du inus^ lorrain, Nancy 1852—74, 12 Bde. m. 2 Registerbänden ;
M^moires).
Lyon s. unten unter Lugdunum.
Mftcon: H. de Fesbt, le M&connaia pr^historique, Mäcon 1870, m. 40 T.; Acadömie
de M. (Aunales).
Maine: Revue historique et arch^ologique de la M.
Marne (s. Champagne): Aüo. Nicaisk, röpoque gauloise dans le dep. de la M., Paris
1884, m. 4 T.; Möbel, d^couverte de söpnltures gauloises au territoire de Marsen. Chäl.
1875; Stadt zwischen St.-Dizier und Joinville: Gbivaüd de la Vincblle, arts et m^tiers des
anciens, Paris 1819 Lief. 1 — 16.
Montauban mit Museum.
Montb^liard: Mustok, le pr^historique dans le pays de M., M. 1887 m. 56 T.
Mont-de-S^ne: Bulliot, le temple du M., Mömoires de la soc. Eduenne, n. s. III.
Morbihan (s. Bretagne): Penhouet, antiquitds ^gyptiennes dans le däp. de M.,
Vannes 1812, f. m. 5 T.; Soci^tä polymathique de M. in Vannes (Bulletin) mit Museum.
Mo seile: Ch. Robbbt et R. Gagnat, ^pigraphie gallo-romaine de la M., Paris
1883, m. T.
Nancy, Museum; s. Lothringen.
Nantes: Sociötä arch^ologique de N. (Bulletin 1876 £P.); Museum: P. Lbboi, Courrier
de l'art 1889 Nr. 26. 28. 31.
Nesle: DrjHAMEL-DicijEAK, descr. arch. du canton de N., Paris 1884, m. 45 T.
Nevers: Sociät^ archöologique m. Sammlung; Sammlung im palais ducal, vgl. Bab-
bibb de Montault, ivoire latin du musäe de N., Tours 1884, m. 1 T.
Nord: Commission archöologiqne du d^p. du Nord; Sociötö des antiquaires du Nord
(Mömoires).
Norm an die: Cochet, N. souterraine, Paris 1855, m. T.; s. Nord und Calvados.
Orleans: Soci^t^ arch^ologique de TOrl^anais (Bulletin); Museum: E. Maecillb,
histoire et description du mus^e d*0., Paris 1884; bei Neuvy-en-Sullias viele Votivbronzen
gefunden: Mantellibb, Mömoires de la soc. arch^ol. IX. 1865, m. 16 T.; Vebgnaud-Romag-
nesi, sur des sculptures ant. trouvöes ä 0., Paris 1834.
Ouest: Soci^t^ des antiquaires de TOuest in Poitiers (Bulletin und Mämoires).
Paris s. Lutetia.
Pas-de-Cal,ais: Dictionnaire bist, et arch^ol. du d^p. du P., publik par la comm.
d^p. des mon. bist.
Pi cardio: Socio t^ des antiquaires de Picardie (M^moires und Bulletin, mit Atlas
für Bd. 3. 6. 7).
Poitiers s. Ouest.
Poitou: Sgiauvb, möm. sur les antiquitös du P., P. 1804, m. 12 T.
Puy-de-Döme: J. Bouillet, description ^arcb^ologique des monuments celtiques,
romains et du moyen äge du d^partement du P.-de*D., Clermont-Ferrand 1875.
Reims: Cb. Lobiquet, R. pendant la domination rom. d*aprös les inscriptions, une
diss. sur le tombeau de Jovin, R. 1860, m. 4 T.; vgl. Ra. 1860. Museum s. S. 52.
Renne s: J. Toulkouche, histoire archöol. de Tepoque gallo-romaine de la ville de
R., R. 1846, m. 20 T.; Museum: Andb^, catal. raisonn^ du mus^e d'arcb^ol. de la ville de R.
Riez s. Reji.
Roubaix, Museum.
Ronen: Museum, s. S. 52.
Sainte-Colombe: Allmbb, S.-C. ä Töpoque romaine, Ann. de Vienne 1877.
SainteS; Museum: L. Audiat, le mus^e de la ville de S. I. antiquit^s gallo-rom.,
Paris 1890, m. 40 T.
Sanxay, 1881 Ausgrabungen: Ra. 42, 179 ff.
Savoie: Pkbbin, ötude pr^histor. sur la S., Paris 1870, m. 20 T.; Paul Vionnet,
les monuments pr^bistoriques de la Suisse occidentale et de la Savoie, Lausanne 1872, m.
35 T.; E. L. Bobbsl, les monuments anciens de la Tarentaise (S.). Paris 1884, mit Atlas
von 95 T.
Seine-et-Marne: Sociöt^ d'arcbäologie, sciences, lettres et arts du dep. de S.-et-M.
in Meaux (Bulletin).
Seine-et-Oise: Luynes, not. sur les fouilles exöcut^es ä la Butte-Ronde pres Dam-
pierre, Paris 1867, m. 19 T.
Seine-inferieure: Cochet, la S.-i. Histoire et arcliöologie, 2. Aufl.. Paris 1864,
m. K.; ders., r^pertoire du d^partement de la S.-i., Paris 1872; Commission des antiquit(?9
de la S.-i. (Bulletin).
Sens: An. de Montaiolon, G. d. B.-A. 1880.
Somme s. Nesle.
142 KlasBische Knnstaroh&ologie. 1. DenkmAlerkimde.
Tarbes (Hautes-Fyr^nöes) : Musöe archöologique mit Katalog.
Tarn: Beschreibung von A. Cabaybn 1867 m. E.
Toulon-sar-Allier: Patan-Duhoklin, antiquitös galloromaines däcouvertes ä T.-s.« A .,
Le Puy 1860 m. 4 T.
Toulouse, Academie des sciences de T. (Mömoires); Museum: A. du Mtos, notice
des monuments antiques et des objets de sculpture moderne conserv^s dans le musäe de
T., T. 1828 u. descr. du m. des antiquit^s de T., T. 1835; Roschach, catal. du m. de T.
Martres-Tolosanes ist reich an Skulpturen: Lebeoue, B. archeol. 1891 S. 396 — 423
T. 26—31.
Tours: L. Boilleau, notice sur les objets gallo-romains trouves dans la fondation
du nouveau palais de justice de T., 1840 m. 3 T.; Society archöologique de la Touraine
(BuUetin).
Yannes, Museum.
Var: de Bonstettek, carte archdol. du d^p. du Y., Toulon 1876.
Yenddme: Soci^t^ archeol. du V. (Bulletin).
Yerdun, mus^e: Ra. n. s. 17, 380 f.
Yonne: Max. Quastin, r^pertoire archeol. du d^p. de Y., Paris 1868.
b) Nach den alten Namen:
Alesia, unter Napoleon III. ausgegraben: vgl. dessen Leben Julius Caesars; T.
FivEL, r Alesia de Cäsar pres de Novalaise, Paris 1866.
Aquitania: Th. K. Jokes, reliquiae Aquitanicae, London 1870 m. T.
Augustodunum s. oben unter Autun.
Belle vaci s. Beauvais.
Bibracte, das „gallische Pompeji": Ra. n. s. 23, 173 ff. 235 ff. 320 ff.
Eburovices: Th. Bomnik, antiquitäs gallo-romaines des Eburoviques, Paris 1860,
f. m. T.; 8. Evreux.
G ergo via: Pibquim de Gembloüx, histoire et antiquitäs de G. Bojorum chez les
Eduens, Bourges 1843.
Haedui: Soci^tä Eduenne (Mömoires); Pibqutn de Gekbloux, histoire de Quarräe-
les-tombes chez les Eduens födärös, Bourges 1843; s. Autun u. Gergovia.
Lugdunum (Lyon), der Hauptort Galliens während der ersten drei Jahrhunderte:
J. Spon, recherches des antiquitös et curiositäs de la ville de L., L. 1673; Colonia, anti-
quites de la ville de L.; Abtaud, Lyon Souterrain ; A. de Boissieu, inscriptions antiques de
L., L. 1846 —54; A. M. Chenayabd, L. antique restauräe d'apr^s les recherches et docu-
meuts de F. M. Artaud, London 1850, f., 5 T.; 0. Hibschfeld, L. in der Römerzeit, Wien
1878; Plan von Babzin B. archöol. 1891 S. 318 ff. T. 24. — Academie des sciences, belles-
lettres et arts de L. (Mämoires). — Musöe lapidaire: A. Cohabhond, description du m. 1.
de la vüle de L., L. 1854, m. 19 T.; s. auch S. 52.
Lutetia (Paris), Ausgrabungen im Palais Luxembourg: Gbivaud de la Yincelle,
antiquit<^s gaules et romaines, Paris 1807 m. Atlas von 40 T.; L^on Landau, un coin de
Paris: le cimot^re gallo-romain de la nie Nicole, Paris 1878.
Morini: Sociät^ des antiqQaires de la Morinie in Omer (M^moires und Bulletin; vgl.
E. Dbakabd, notice sur la soc. et tables des m^m. et bull., 2 Bde.).
Reji (Kiez): J. de Laubiebe, les mon. de Riez, Tours 1874.
Yertilium, grosser vicus mit Thermen u. dgl. im Cbfttillonnais, 1889 Ausgrabungen:
B. archäoL 1891 S. 82 ff.
Yesontio s. Besan9on.
127. Belgien. Xavieb de Reul, Tage de la pierre et Thomme pr^historique en
Belgique, Revue trimestrielle s. 2, Bd. 17 (Br. 1868); Sohuebmans, objets ätrusques d^cou-
ver& en Belgique, Brux. 1872; Karte der prähistorischen Funde von Jos. van dbb Mablbn.
— Organe : Academie d'archeologie de Belgique (Annales, Anvers 1843 ff. 1865 ff., 3. Serie
1875 ff.); Commissions royales d'art et d'archöologie in Brüssel (Bulletin 1862 ff. m. T.);
Sociöte d'archeologie de Bruxelles (Annales 1887 ff. m. T.); Sociötä historique et archeol.
dans le duch^ de Limbourg (Publications 1864 ff.); Soci^td histor. et archöol. de Maestricht
(Annales und Publications); Socit^t^ archöol. de Namur (Annales); Institut arch^ologique
lidgeois in Lüttich (Bulletin 1852 ff. m. T.). Letzteres veranstaltet auch Ausgrabungen
z. B. 1868 in Juslenville: S. Bobmans, rapport sur les fouilles opörees en 1868 ä J. par
l'i. a. 1., L. 1869.
Flandern: de Bast, recueil d*antiquit^s romaines et gauloises trouvöes dans la
Flandre proprement dite, Gand 1808, m. T.
Limburg: J. Habets, däcouvertes d'antiquitös dans le duch^ de Limbourg, SA. 1873,
2 Tle.; L. Bamps, aper^u sur les d^couvertes d'ant. antörieures ä la domination rom. faites
dans le L. beige, Hasselt 1887.
Kap. V. Arohäologiflche OrtBkande. (§§ 127—130.) 143
Maestri cht: C. Ubaohs, Tage et rbomme pröhistoriques et ses Utensils de la Station
lacnstre prös de M., 2. Aufl. Lidge 1884, m. 2 T.
Namur: Bebcbev» bist, du fer dans le pays de N.
128. Niederlande. (Rbuysns) Körte beschrijving der romeinsche bouwvallen ge-
Yonden bij de opdelv. 1827—29, Leiden o. J. (1829), f.; Janssen, oudheidenkund. Ont-
deckingen in Nederland, Amst. 1865, m. 2 T.; W. Plbyte, Nederlandsche oudbeden van de
vroegste tiiden tot op Karl den Groote, Leiden 1877—87, 2 Bde. f. mit über 150 T.; C. R.
Ubbmans, Nordbrabants oudbeden, *b Hertogenboscb 1865, m. T.; Janssen, de romeinsche
beeiden van Zeeland, Middelb. 1845; tan Leeuwabdbn, die Altertümer W es tfriesl and s.
— Lokalmuseum zuNimwegen im Rathans und bei Herrn Guyot: Rhein. Jahrbb. 7, 35 ff.;
in Utrecht zwei Privatsammlungen: Rhein. Jahrbb. 9, 17 ff.
Forum Hadriani (Voorburg bei 'a Gravenhage): C. J. C. Reuvens, notice et plan
des constructions romaines trouv^es dans les fouilles faites en 1827 — 1829 sur Templace-
ment pr^sume du F. H., Leide (1829).
129. Luxemburg. Alex. Wilthem, Luciliburgensia sive Luzemburgum Romanum
ed. A. Neyen, Luxemburg 1842, m. 99 T. — Soci^t^ pour la recherche et la conservation
des monuments historiques dans le Grand-Duch^ de Luxembourg (Publications 1846 ff.),
seit 1868 Institut historique (Publications de la section archäologique).
Über das linksrheinische Deutschland s. § 137 ff.
130. Schweiz. Dieser geben in archäologischer Beziehung die Pfahl-
dörfer der zahlreichen Seen ihren eigenen, intimen Charakter; Moor und
Seeschlamm haben ungewöhnlich viele interna des einfachen Haushaltes
bewahrt. Diese Pfahlbauten waren schon früher von Fischern beob-
achtet worden, kamen aber erst durch die Dürre des Sommers 1853 zur all-
gemeineren Kenntnis. Sie steUen die Lebensverhältnisse armer Leute durch
viele Jahrhunderte hindurch dar:
Die allgemeinen Schriften sind bei den Architekturdenkmälern verzeichnet ; L. Desor
et Louis Favkb, le bei äge du bronze lacustre en Suisse , Mömoires de la soci^t^ des
Sciences naturelles de Neuchätel IV Tl. 2 (1874 f.); Desor, die Pfahlbauten des Neuenburger
Sees, deutsch, Frankfurt 1866; Victor Gross, les habitations lacustres du Jac de Bienne,
D^lämont 1873, m. 8 T. ; r^sultat des recherches dans les lacs de la Suisse occidentale,
Zfirich 1876; les demi^res trouvailles dans les habitations lacustres du Lac de Bienne,
Porrentruy 1879; les Protohelv^tes ou les premiers Colons sur le bord des lacs de Bienne
et Neuchätel, Berlin 1883 m. 33 T.; Fero. Keller, etablissements lacustres, Zürich 1876
(Bieler und Neuenburger See), 7. Bericht der antiquar. Gesellschaft; Züricher See: Mittei-
lungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, besonders Heft 9 und 15; Berichte von
Heterli in Zfirich; Antiquarische Gesellschaft in Wetzikon und historischer Verein Lora in
Pfäffikon.
Ausserdem: Matth. Merian, topographia Helvetiae, Frankfurt 1642. 1654. 1658, f.
m. Abb.; F. 8. Schmidt de Rossan, recueil d'antiquitäs trouv<^es h Avenches, Gulm et d'autres
lieux de la Suisse, I. Beme 1760, m. 25 u. 10 T.; Frankf. 1771 m. 34 T.; G. de Bonstetten,
recueil d'antiquit^s suisses, Bern 1855 m. 28 T., supplöments, Lausanne 1860—67, m. Abb.
u. 38 color. T. und tombeauz d'Anet, m. T.; Wtlie, on an example of phalerae and other
antiquities of Switzerland, London 1872 (SA.) m. Abb.; A. Jahn, die keltischen Altertümer
der Schweiz, Bern 1860; zusammenfassend: Th. Mommsen, die Schweiz in der römischen
Zeit, Zürich 1854 m. T.
Diese letztgenannten und überhaupt die wichtigsten Arbeiten yeröifentlichte die
, antiquarische Gesellschaft* in Zürich, namentlich: Ferd. Keller, römische Ansied-
lungen in der Ostschweiz, I 1860, m. 7 T. II 1864 m. 2 T.; Statistik der römischen An-
siedelungen in der Ostschweiz 1864, m. 14 T.; helvetische Denkmäler I. 1869, m. 8 T. ;
archäologische Karte der Ostschweiz, Zürich 1874. Die Gesellschaft gibt , Mitteilungen*,
ein , Jahrbuch* und den , Anzeiger für schweizerische Altertumskunde* = Indicateur
d'antiquit^s suisses (früher ,Anz. für Schweiz. Geschichte und Altertumskunde* 1.— 12.
Zfirich 1855 — 66, m. T.) heraus. Periodisch erscheint auch , Antiqua* in Hottingen-Zürich
(1883 ff.)- Basel und Chur haben eine historisch-antiquarische Gesellschaft („Beiträge*,
resp. , Jahresbericht*), Bern einen historischen Kantons verein („Archiv*); Lausanne ist der
Sitz der Gesellschaft für die romanische Schweiz. — Landesmuseum in Zürich; ausser den
sogleich zu erwähnenden, Sammlungen in Biel und Däsor in Neufchätel.
Allenlüften im Kanton Bern: Fellenberg u. Jahn, die Gräber bei A., Zürich 1870.
144 Klassische Knnstaröh&ologie. I. Denkm&lerkunde.
Äugst: W. ViscHBB, Bericht über die für das Museum erworbene Schmid'sclie
Sammlung von Altertümern aus Äugst, Basel 1858 m. 1 T. — Funde in Basel.
Aventicum (Avenches) im Kanton Waadt, blühende Bömerstadt, 307 von den Ale-
mannen zerstört, bis jetzt die ergiebigste Schweizer Quelle römischer Altertümer: ScHmoT
(s. 0.); C. BuBSiAN, A. Helvetiorum, Züricher antiquar. Gesellschaft 1867 -70, 5 Hefte mit
32 T.; E. J. MiLBS, Archaeol. Review 1888 Nr. 6 August.
Bern: A. de Bohstetten, carte archäologique de Beme. Genf 1876.
Genf: J. Spon, histoire de Geneve, Leiden 1680, 2. A. 1682, 3. A. Utrecht 1685.
Genf 1730; J. B. G. Galiffb, Geneve bist, et archeol., G. 1860, suppl. 1872; B. Rebeb,
rech, archeol. dans le territoire de Fancien ävöche de Geneve, Genf 1892; Sociöt^ d'histoire
et d'arch^ologie de Geneve (Mömoires et documents 1841 ff., m. T., vgl. Ed. Favbe, Memorial
des 50 premieres ann^es de la s. d'a. 1838 — 88, Gen. et Paris 1889); Museum S. 61.
Grächwyl, bekannt durch einen Bronzezierat orientalischen Stiles („Diana* oder
„Artemis von Gr.**): Jahn, etruskische Altertümer in der Schweiz, Antiquar. Ges. 1852,
m. 4 T.; J. G. Stickel, de Dianae Persicae monumento Graechwyliano, Jena 1856.
La Täne gab einer Periode der Eisenzeit den Namen (vgl. L. Liitdenschmit, das
römisch-germanische Gentralmuseum T. 30 — 33): Viotob Gboss, La T^ne, un oppidum hel-
vöte, Paris 1886, f. m. 13 T.
Lausanne: Museum, s. S. 61; L. Levade, dict. gäogr. et bist, du Ganton de Vaud,
Laus. 1824.
Noviodunum (Nyon): J. J. Mülleb, Nyon zur Römerzeit, Zürich 1875.
Schaff hausen, dessen Umgebung schon zur Renntierzeit besiedelt war: städtische
Sammlung.
Wallis, voll von sehr alten Felsskulpturen: B. Rebeb, ezcursions arch^ologiques
dans le Valais, Geneve 1891.
Zürich, Museum, s. S. 61.
131. Hispania. Das Land ist durch die politischen Wirren dieses
Jahrhunderts in der wissenschaftlichen Durchforschung etwas zurückge-
blieben.
Litteraturverzeichnis Corpus inscript. Lat. 11 p. I — XXX VU; über ältere handschrift-
liche Bücher Enqel Ra. 111 17, 100 ff.; Bbbn. Aldbete, varias antigüedades de Espana,
Africa y otras provincias, Amberes 1614; Mobalbs, antigüedades de Espana; Bon Ant.
PoNz (s. § 19); Josef Obtiz, viage arquitectonico antiquario de Esp., Madrid 1807 f.; Al.
DE Labobde, voyage pittoresque et historique de TEspagne, Paris 1806—20, 2 Bde. f. m.
T.; itin^raire descriptif de FEspagne, 3. Aufl. Paris 1828, 6 Bde. m. Abb.; J. A. Gbab-Beb-
MUDEZ, sumario de las antigüedades romanas que hay en Espana, en especial las pertene-
cientes A las bellas artes, Madrid 1832; Monumentes arquitoctonicos de Espana, 90 H. mit
ungefähr 300 T., Madrid 1859—85, f.; Hübneb, B. 1860—62 und Monatsber. der preuss.
Akad. 1860—62; s. auch S. 50; Museo Espanol de antigüedades, redigiert von Dbloado,
Madrid 1872-80, 11 Bde. — Landesmuseum (Museo arqueologico nacional) in Madrid:
Don Juan de Dios de la Rada y Deloado, catalogo del museo arqueol. nac. Seccion
primero (prähistorisches), I. Madrid 1883; über die Privatsammlungen Ra. 11 17, 226 ff.
a) Hispania Baetica ist dank der Nachbarschaft Afrikas in den inter-
nationalen Kulturkreis früher und intensiver einbezogen worden. In neuerer Zeit wurde)
daher erfolgreich nach voiTömischen Dingen gegraben; auch megalithische Denkmäler
kommen vor.
B. 1861, 166 ff., 228 ff., 245 ff. 1862, 99 ff.; A. Schetelio, Archiv f. Anthrop. 1874
(Prähistorisches). Auch die real academia sevillana de buenas letras (Memorias literarias
1773 ff.) sei genannt.
Abuüol, Nekropole: veröffentlicht von Don Manuel de Göngoba y Mabtinez,
Madrid 1868.
Almerica mit neolithischen Funden: Siret freres, les premiers äges du m^tal dans
le sud-cst de l'Espagne, Anvers 1887, m. 26 T. u. Atlas m. 71 T. f., Auszug Brüssel 1888
(vgl. Materiaux p. Thist. prim. 22, 49 ff., 121 ff., 172 ff. m. 24 Abb.).
Antequera (Anticaria): Josi^ Benavidas, glorias de A., Rom 1892.
Carmo (Carmona), Ausgrabungen in der Nekropole; aus den Ergebnissen ist ein
Museum gebildet: Dios de la Rada y Delgado, necropolis de C, Madrid 1885, m. 25 T.
(i. BoNsoR et A. Engel, la näcropole romaine de C, Ra. 1891, 1, 385 ff.
Corduba (Cordova) mit Museum.
Gades (Cadix): Suarez Salazab, antigüedades gaditanas, G. 1610; punische Nekrc
pole aufgedeckt: ägyptische Anmiete de Laigue Ra. III 20, 291 ff.; Museum: Katalog von
Paanc. de Yeba 1890.
Kap. V. ArohftologiBohe Ortaknnde. (§§ 181—132.) 145
Iliberis bei Granada, Provinzialmiiseain in Granada: Katalog von Gomez Morevo
(Vater nsd Sohn).
Italica, von der Kommission der Denkmäler in Andalusien fiberwacht: loo de la
GoBTiKA, antigttedades de I., 1840; Thermen A. 1861 S. 375 ff. T. R.
Malacca (Malaga), prähistorische Höhle: Ed. Navaruo, la cueva del tesoro 1884.
Sevilla, mnseo provincial im Ateneo y Sociedad de ezcorsiones, vgl. AA. 1893 S. 9.
b) Den Rest des heutigen Spaniens fassen wir in gleicher Weise zusammen:
Alava: F. Coello y Quesada, noticias sobre las vias, poblaciones j ruinas anti-
guas, especialmente de la ^poca romana, en la prov. de A., Madrid 1876.
Asturia: C. M. Vioil, Asturias monumental epigrafica y diplomatica, Oviedo 1887,
mit einem Band Tafeln; vgl. Hübnbr, Deutsche Litteraturztg. 1888 Sp. 734 ff.
Barcino (Barcelona), Provinzialmuseum: illustrierter Katalog von Amt. Elias db
MouHO 1888; bekanntes Mosaik A. 1863, 135 ff. T. D.
Burg OS, kleines Museum: Ra. III 17, 228.
Emporiae (Ampurias), griechische Kolonie: Vasenfunde, wie in Cabrera, 18 km. von
Barcelona: 6a. 7, 5.
Estremadura: J. oi Vnj, coUeccion de inscripciones y antigUedades de E.,
Madrid 1846.
Gerona, museo arqueologico: M. Vebgak, el m. a. de G., Revista historica 111
S. 155. 157.
lllici bei Alicante: Ibabba t Mahzoni, I., su situacion y antigUedades, 1879 m. T.
Murcia, Museum.
Saguntum, Theater.
Santona an der Nordkfiste: A. Febkakdbz - Guebba, el libro de S., Madrid 1872.
Tarraco (Tarragona): Albinana t de Bobbas t Bofabull, T. monumental, T. 1849;
Hübhbb, T. u. seine Denkmäler.
Valencia, Kabinett der Universität.
c) PortngaL L. A. Rbsbndius, 11. IV. de antiquitatibus Lusitaniae, Eborae 1593 f.;
Chb. Bbllbbhahn, Erinnerungen aus Siideuropa, Berlin 1851 S. 195—304; Gublitt, Ber-
liner Monatsberichte 1868 ff.; AA. 1868 S. 15; Hübneb, noticias archeologicas de P., Lisb.
1871, m. T. — Periodisch erscheint Archeologia artistica 1872 ff. Die «sociedade archeo-
logica Lusitana* gibt ,annaes* (1850 ff.) heraus. Museen bestehen in Lissabon und
C?oimbra.
Die Bauten römischer Zeit sind nicht unbedeutend, z. B. ein Theater: Lüiz Abt. de
AzEVEDo, dissertafao sobre o antigo theatro romano descoberto, Lisboa 1815.
Bracara: Hieb. Coktb db Abootb, de antiquitatibus conventus Bracaraugustani,
ülyssip. 1738.
d) Balearen, durch die talayots (steinerne Grabtürme) auffallend:
Ex. Cabtailhac, monuments primitifs des lies Balöares, Toulouse 1892 mit Atlas
V. 51 T., vgl. R. crit. 1893 S. 158 ff.
132. Brittannia zeichnet sich durch seine zahlreichen komfortabel
eingerichteten und mit Mosaikböden geschmückten Villen aus.
J. HoBSLET, Britannia Romana, London 1732, f. m. 105 T.; Stukblet, palaeographia
Britannica or discourse on antiquities in Britain, London 1743—52; Gbose, antiquities of
England and Wales, 6 Bde. m. Abb.; Will. Roy, military antiquities of the Romains in
Br., London 1793, f.; Sah. Ltsobs, reliquiae Britannico-Romanae, London 1813 — 17, f. 3 Bde.
m. 156 T. (IL Glocester, 111. Romervilla mit schönen Mosaikböden in Bignor); Akebkak,
an archaeological index to remains of antiquities of the celtic, romano-brit. and anglosaxonic
periods, London 1847 (auch französ.) mit 20 T.; Gh. Roach Smith, Gollectanea antiqua
1854—68; Jobk Evans, ancient stone implements, weapons and Ornaments, London 1872;
ders., petit album de Tftge du bronze de la Grande-Bretagne, London 1876; ders., petit
album des ftges de la pierre de la Grande-Bretagne, Paris 1878 m. 476 Abb.; ders.. Tage
du bronze. Instruments, armes et omements de la Gr. Br. et de ITrlande, Paris 1882, mit
540 Abb.; ders., ancient bronze implements of Great Britain; Gbeenwall, british barrows,
Oxford 1877 m. Abb.
Gesellschaften: British archaeological association (Journal 1845 ff.; Register zu
Bd. 1—42); R. archaeological Institute of Great Britain and Ireland (Proceedings of the annual
meeting 1845 ff.; die Zusammenkünfte sind mit Ausstellungen verbunden), Cambridge anti-
quarian society (Report and Communications); Society of antiquaries of London (Procee-
dings); Anthropological institute of Great Britain and Ireland (Journal). — Periodisch er-
scheint auch The Antiquary.
Sammlungen in einer eigenen Abteilung des brittischen Museums, bei der Society
of antiquaries of London (A. Way, cat. of antiqu., coins etc. in the possession of the S. of
HftDdbTicli der klast. AltertuiuswiiiaeDschaft. VI. 10
146 SlasBiBohe Euzuitarohaologie. I. Denkm&lerknnde.
a. of L. 1847) und bei Privaten, wie dem Herzog von Northomberland : J. Collikowoob
(Brucb), descriptive catalogue of antiquities chieflv British at Alnwick Castle, 1883 mit
Abbüd.
Unter den Landesteilen ragt die Umgebung des Hadrianswalles
wegen ihrer dichten militärischen Besetzung hervor.
J. G. Bruce, the Roman wall, 3. Aufl. London 1867 m. T.; J. C. Maolauohlak, the
Roman wall, 1857 f.; ders., memoir written doring a survey of the roman wall 1858 ;
C. Wellbbloved, Eburacnm 1842; Duke of Northukbebland, memoirs on the remains of
Roman occupation in the north of England, London 1857 - 69, 3 Bde. f.; J. C. Bruob, lapi-
darium septentrionale or a description of the monnments of roman rule in the north of
England, London 1870—75, 5 Bde. f. m. 15 T., herausgegeben von der „Society of anti-
quaries of Newcastle-upon-Tyne', welche periodisch die Archaeologia Aeliana herausgibt.
Carleton mit Museum, s. Isca.
Cheshire s. Lancashire.
ehester, archeological society mit Museum: An illustrative catalogue of the roman
altars and inscribed stones in the Grosvenor Museum belonging to the Ch. a. s., Ch. 1886.
Corinium (Cirencester): Buckmakn and C. H. Newmarch, in Gentleman*s Magazine,
N. F. XXXIII (1850) m. 12 T.
Derbyshire: Gilbert Pilkutoton, a view of the present State of D. with an ac-
count of its most remarkable antiquities, Derby 1789, 2 Bde.
Gloucester: Museum, Antiquary 1892 S. 68 ff.
Hengrave: The history and antiquities of H. in Suffolk, London 1822 f. mit
vielen T.
Isca Silurum (Caerleon): J. Euward, descr. of a roman building a. other remains
lat. discov. at C, London 1850, m. 18 T.; J. Lee, J. S. or an illustrative catalogue of the
museum of antiquities at Carleton, London 1862, m. 52 T.
Eent: Brtan Faussett, inventorium sepulcrale: an account of some antiquities dug
up at Gilton, Kingston etc. in the country of Eent, hrsg. v. Ch. Roach Smith, London
1856, m. 20 T.; G. Payke, Archaeologia LI 447 ff. m. K.
Lancashire: W. Thompson Watkik, Roman L., 1883; Historical society of L. and
Cheshire (Transactions).
London: CR. Smith, catalogue of bis museum of L. antiquities, London 1871,
m. 19 T.
Insel Man: Lewis, notes on some archaic structures in the isle of Man.
Rushborn: Pitt Rivers, ezcavations in Cramborne Chase near R., 2 Bde. 1887—8
m. 159 T.
Uriconium (Wroxter): J. C. Anderson, the roman city of ü. at Wroxter, Salop,
London 1867 m. 12 T.
Wales: J. 0. Westwood, lapidarium Walliae: the early inscribed and sculptured
stones of W., Oxf. 1876—79 m. 101 T.; Archaeologia Cambrensis.
Galedonia. A. Gordon, itinerarium septentrionale, London 1727, f. mit 66 T.; Ca-
ledonia Romana, London 1845, m. 15 T.; D. Wilson, prehistoric annals of Scotland, Edinb.
1851. Society of antiquaries of Scotland, mit Museum: Jos. Anderson u. Mitchell, cata-
logue of antiquities in Nat. Museum of the s. of a. of Scotland, Edinb. 1876.
Irland ohne römische Ansiedelungen, aber doch durch Mannig-
faltigkeit der Funde beachtenswert. Die archäologische Forschung kon-
zentriert sich in der Royal Irish Academy (Transactions and Proceedings),
zu welcher das Landesmuseum in Dublin gehört (W. R. Wyle, a descrip-
tive catalogue of the antiquities in the museum of the r. I. Ac, T. 1 — 3.
Dublin 1863, einzeln: catalogue of the antiquities of stone, earthen and
vegetable materials in the museum of the r. I. A., D. 1857, catal. of the an-
tiquities of gold in the m. etc., D. 1867).
EuG. Alfe. Conwell, discoveiy of the tomb of OUam Fodhla, D. 1873
133. Deutschland zerfallt archäologisch in zwei ziemlich scharf be-
grenzte Teile, die von den Römern besetzten Gebiete, welche etwa mit
Brittannien zu vergleichen sind, und das ärmliche freie Germanien. Be-
ginnt die Durchforschung jener schon in der Humanistenzeit, so waren
die unscheinbareren Denkmäler den Landleuten und ländlichen Halbge-
Kap. V. Arch&ologiaohe Örtsknnde. (§§ 13d— 134.) 147
lehrten überlassen, deren Phantasie und Aberglaube ihr Spiel mit ihnen
treiben konnten. Die aus grossen Steinen zusammengefügten Gräber nannte
man Hünengräber, -betten oder Heidenschanzen. Mauern und Erdwälle
hiessen Heiden-, Hunnen-, Schweden-, im Osten auch Wenden-, Sorben-
oder Hussitenschanzen. Die graulichen Urnen, welche die Bauern häufig
fanden, sollten wie die Schwämme > gewachsen* sein oder man teilte sie
den Zwergen oder dem Zwischenreiche zu, woraus wieder die seltsamsten
Geschichten sich ergaben, z. B. dass die Gefasse um Pfingsten höher her-
aufstiegen und dann leichter zu bekommen wären. Dergleichen Aberglauben
hat in der niederdeutschen Ebene Valentini (Museum Museorum TL p. 5)
gesammelt. In der Aufklärungsperiode begannen sich die Fürsten und die
Gelehrten um die einheimischen Denkmäler zu bekümmern (S. 3). In der
Zersplitterung der vielen Ortsvereine *) fangt sich nun allmählich das Bedürf-
nis nach Zusammenhang und Zusammenwirken zu regen an. Das „Gorrespon-
denzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte* und das „Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen
Geschichts- und Altertumsvereine" (1863 ff.) vereinigen die Lokalforschungen,
was wenigstens für den Westen Deutschlands auch das „Korrespondenzblatt
der westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst" besorgt; neuestens
erscheinen ,,Nachrichten über deutsche Altertumsfunde" (1890 ff.). Eine
staatliche Vereinigung besteht vorläufig nur für die Erforschung des römi-
schen Grenz walls (Limes) (Organ der Kommission: Limesblatt) ^).
In Originalen und Nachbildungen veranschaulicht die deutschen An-
tiquitäten das römisch-germanische Centralmuseum in Mainz,
während in dem Germanischen Museum zu Nürnberg Altertümer nur der
Vollständigkeit halber gesammelt sind.
L. LnrDENSCBXiT (Solrn), das römisch-g. C. in bildlichen Darstellungen ans seinen
Sammlongen, Mainz 1889, 50 Lichtdrucktafeln (Übersicht über die im Museom verkäuf-
lichen Nachbildungen); Germanisches Museum : Anzeiger fQr Kunde der deutschen Vorzeit
N. F. Nürnberg 1853—83, 11 Bde., Anzeiger des germanischen Nationalmuseums 1884—90,
3 Bde. Für das Königreich Preussen ist Centralstelle das anschauliche .Museum für Völker-
kunde" in Berlin (Führer durch die Sanmilungen des M. f. V., 4. Aufl., Berlin 1890 S. 8 ff.);
Nachweisung der bei höheren Lehranst. im Königreich Preussen vorh. Samml. vor- und früh-
geschichtlicher Altertümer, im Korresp. des Gesamtvereins 1889 S. 59 ff. Bei der Berliner
Anthropologenversammlung 1880 wurde eine «Ausstellung prähistorischer und anthropolo-
gischer Funde Deutschlands' veranstaltet (Katalog, Berlin 1880; photographisches Album).
Die Vorarbeiten zur Kartographie werden an ihrem Orte aufgeführt werden; ein
grösseres Gebiet behandelt v. Tröltsch, Fundstatistik der vorrOmischen Metallzeit im Rhein -
gebiet, m. vielen Abb. u. 6 K., Stuttg. 1884.
Übersichten: Gust. Klemm, Handbuch der germanischen Altertumskunde, Dresden
1836 m. 23 T. (die ältere LitteratuF^ ist S. 383 ff. verzeichnet); Sam. Chr. Wagencr, Hand
buch der vorzüglichsten in Deutschland entdeckten Altertümer aus heidnischer Zeit, Wei-
mar 1842, m. 1390 Abb. - populäre Leitfäden: Merkbuch (S. 32); A. v. Cohaüsbn, die
Altertümer im Rheinland, Wiesbaden o. J.; Wandtafel „Altertümer aus unserer Heimat",
zusammengestellt durch v. Tröltsch, Stuttgart. Die reichste Bildersammlung, jedoch unüber-
sichtlich ist: L. LiNDENSCBMiT, die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit, Mainz 1858 ff.
Bd. I— III., jetzt im IV. Bande stehend (die Tafeln sind nach den Heften jedes Bandes
gezählt).
134. ElsaSS-Lothringen. J. D. Schöpflik, Alsatia illustrata Geltica Romana
^) JoH. Müller, die wissenschaftl. Ver-
eine und Gesellschaften Deutschlands im
19. Jahrhundert, Berlin 1883—87.
') Über den Limes vgl. besonders A.
V. CoHAüSEN, der römische Grenzwall in
Deutschland, Wiesbaden 1884, m. 52 T.
10*
148 ElasBiBohe Enxuitaroh&ologie. L Denkm&lerlnmde.
Francisca, Golmar 1751 ; db GoLsiRT, antiqait^s rom. du pays limitrophe du döp. du Haut-
Rhin; A. Goste, FAlsace romaine, ^tudes arcböoL, Mulh. 1859, m. 2 K.; Faudel et Bleicher,
mat^riaux pour une ^tude pr^historique de l'Alsace, Golmar 1883; Fr. X. Kbaus, Kunst uud
Altertum in Elsass-Lothringen, Strassburg 1876 -89, 3 Bde.; F. Babtheleicy, rech, arch^ol.
Bur la Lorraine avanfc Thistoire, Nancy 1889 m. 31 T. u. 2 K. Vereine bestehen in Metz
(Soci^t^ d'arch^ologie et d'histoire de la Moselle mit Mömoires und Bulletin 1858 ff. und
Gesellschaffc fdr lothringische Geschichte und Altertumskunde mit Jahrbuch 1888, 90),
Golmar (Soci^t^ d*histoire nationale, mit Sammlung; Bulletin), Mühlhausen (Sociät^ du
mus^e historique, Bulletin 1876 ff.) und Strassburg (Sociötö pour la conservation des monu-
ments historiques mit Bulletin 1856 ff.). Museen besitzen die Städte Altkirch (Rbusch.
die römischen Altertümer im Museum zu A., A. 1883), Hagenau, Metz (Bull, de la soc. des
aniiq. de France 1865 p. 59 ff.; A. Mioettb, catal. des tableaux et des sculptures, Metz
1876; 0. HoFFMAKN, der Steinsaal des Altertumsmuseums zu Metz, M. 1889 1, Mühlhausen
(s. o.) und Strassburg (S. 58); Sammlung Migette in Longeville und Pfarrer Merciol in
Morville. — Ausstellung lothringischer Altertümer in Metz 1889, s. Eorrespondenzbl. des
Gesamtvereins 1889 S. 169 ff.
135. Die Pfalz hat, wie das Elsass, keine Denkmäler ersten Ranges,
kleinere Funde aber aus allen Zeiten in Fülle.
Lehne, römische Altertümer der Gaue des Donnersberges, Gesammelte Schriften,
her. y. Külb I.; König, Beschreibung der römischen Denkmäler in der Pfalz, Beilage zum
Intelligenzblatt des Rheinkreises (1823. 1828) m. Abb.; Mehlis, Studien zur ältesten Ge-
schichte der Rheinlande, Lpg. 1875 ff., Abt. VIII. archäologische Karte der Pfalz und der
Nachbargebiete, Lpg. 1885 mit „Verzeichnis der Fundorte* (ebenso in den Mitt. des bist. V.
der Pf. H. 12) u.a.; Litteratur verz. von Mehlis im Jahresber. der Pollichia, Dürkheim
1888 S. 154 ff.; s. auch Ohlenscblaqer § 153.
Ein ansehnliches Museum befindet sich bei dem historischen Verein (Jahresbericht
1842 ff. m. T.) in Speier: (Habster) Katalog der bist. Abt. des Museums in Sp., Sp. 1888,
m. 1 T.; Sammlung in Dürkheim.
Der Hauptfundort ist Rheinzabern, wo 1838—58 gegraben wurde; doch liefen
plumpe Fälschungen mit unter.
Btrkenfeld. Verein für Altertumskunde; prähistorisches Museum; F. Back, rö-
mische Spuren und Überreste im oberen Nahegebiet I. Birkenfeld 1891.
136. Bheinprovinz mit vielen bedeutenden Städten, Kastellen und
Landsitzen der Römer.
DoBow, Opferstätten und Grabhügel der Germanen und Römer am Rhein, Wies-
baden 1819- 21, 2 Bde.; ders., die Denkmale germanischer und römischer Zeit in den
rheinisch -westphälischen Provinzen 1. Stuttg. 1828, mit Atlas v. 36 T.; v. Tböltsoh (s. o.);
für die christlichen Denkmäler Fb. X. Kbaüs, christliche Inschriften der Rheinlande,
I. Freiburg 1890.
Provinzialmuseen bestehen seit 1893 in Bonn (Katalog des früheren Museums von
F. Hettnbb) und seit 1877 zu Trier (F. Hettneb, die römischen Steindenkmäler des
Provm. zu Tr. mit Ausschluss der Neumagener Monumente, Trier 1893; die Serie der
Hermen von Welschbillig in 60 Photogr.); einiges befindet sich in den Anlagen von Aachen.
In Köln fand 1876 eine kunsthistorische Ausstellung statt; über die römische Abteilung
s. AZ. 34, 203 ff.
Seit 1842 gibt der „Verein von Altumsfreunden im Rheinlande ** die wichtigen .Jahr-
bücher* (Rhein. Jahrbb.) heraus (Register zu H. 1—60 in H. 65). ich erwähne noch
den historischen Verein für den Niederrhein insbes. die alte £rzdiÖzese Köln (Annalen, Köln
1855 ff.); Verein in St. Wendel, mit Sammlung.
In der Rheinprovinz treten Trier und das benachbarte Moselthal so
stark hervor, dass sie den ersten Platz erhalten müssen. »
Trier (Augusta Treverorum), „das nordische Rom **, schon unter Claudius ansehnlich
von 285 bis Valentinian II. Residenzstadt und als solche zeitweilig die grösste Stadt dies-
seits der Alpen, seit 464 in den Händen der Franken: Browebi et Maseni antiquitates
et annales Trevir., Col. 1626; G. Quednow, Beschr. der Altertümer von Trier und dessen
Umgebungen aus der gallisch-belgischen und römischen Periode, Trier 1820, 2 Bde. m. 28 T.;
Habwich Sohn, Triers Altertümer und Umgebungen in 22 pitt. Ansichten, Trier 1823 f.;
Chb. W. Schmidt, Baudenkmale der römischen Periode und des Mittelalters in Trier und
seiner Umgebung, Trier 1843, Lief. 4. 5'; v. Wilmowsky, archäologische Funde in Trier
und Umg., Trier 1873 m. 4 T.; römische Mosaiken aus Trier und dessen Umgegend, Trier
1888; mit Atlas v. 9 T.; E. Abemd, d. monumentale Trier von der Römerzeit bis auf unsere
Kap. V. Aroh&ologiaohe Ortskande. (§ 135—137.) 149
Tage, Lnxemb. 1898, S. 43 f. m. 13 T. — zusammenfassend: G. Schneexaitk, das römische
Trier und die Umgegend, Trier 1852; F. Hettner, das römische Trier, T. 1880 — über das
Museum siehe oben. Der historisch-archäologische Verein (Mitteilungen, Trier 1856 — 60,
2 Hefte) ist eingegangen; an seine Stelle trat die „Gesellschiaft für nützliche Forschungen
zu Trier' (Jahresbericht); Porta nigra (schon bei Wilibald Pirkheiheb, opera ed. Goldast
S. 93 f. abgebildet), aus Claudius' Zeit nach den eingeritzten Inschriften (Mommsen, Monats-
berichte der preuas. Akademie 1864 S. 94 ff.); Amphitheater: y. Wilmowsky , Jahres-
bericht der Ges. f. nützl. Forschung 1855 S. 3—19.
Moselthal mit zahlreichen Villen, welche durch Mosaiken berühmt sind: Ausonius,
Mosella (idyll. X.); J. A. Raxboux, Altertümer und Naturansichten im Moselthal bei Trier,
Tr. und München 1824 fL m. 16 T.; J. G. Wtttbnbaor , Forschungen über die römischen
Altertümer im Moselthale von T., 2. Aufl. T. 1844 (französ. 1840); t. VITiliiowsky, die rö-
mischen Mosel Villen zwischen Trier und Nennig, Trier 1870; sowie die unter Trier auf-
geführten Schriften; Igel, bekannt durch die Igeler Säule (das Grabmal der Sekundiner);
Nennig: v. Wilmowskt, die römische Villa zu Nennig und ihr Mosaik, Bonn 1865, f. m.
9 T.; Noviomagus (Neumagen), «das römische Pergamon", von Ausonius y. 11 ,divi castra
inclita Constantini* genannt: J. Shbtius, antiqnitates Neomagenses, Noviom. 1678, m. T.;
Hettnbb, Anthrop. Eorrespondenzbl. 1885 S. 49 ff.; ders., die Neumagener Monumente,
Frankf. 1881, m. T.; auch vorrömisches haben Coverna und Gontrua (Cobem-Gondor^
geliefert: Rhein. Jahrbb. 87, 17 ff. T. 3.; Jagdvilla in Fliessen: Chb. W. Schmidt, a. 0.
Lief. 4, m. 6 kol. Tafeln Mosaiken. — Funde in Bonn.
Aachen: Geschichtsverein (Zeitschrift 1880 ff.), im Jahrgang 1892 Verzeichnis der
FundsteUen von J. Scbkeioeb.
Bonns (Bonn): Das römische Lager in B., Festschrift zu Winckelmanns Geburtstage
her. vom Vorst. des Vereins v. Altertumsfr. im Rh., Bonn 1888.
Burungum: A. Rein, Haus Bürgel, das römische B. nach Lage, Namen und Alter-
tümern, Grefeld 1855.
Castra Veter a bei Xanten (berühmt die Bronzestatue von Xanten in Berlin): F.
BiBD, Bedeutsamkeit des Niederrheins (besonders Wesel und Umgegend) zur Zeit der rö-
mischen Herrschaft, Wesel 1826 m. T.; F. Fiedleb, römische Denkmäler der Gegend von
Xanten und Wesel, Essen 1824, m. 5 T. — Sanmilung von Phil. Houben (durch Gläser
ausgezeichnet), später an Emundts in Aachen, dann D. Reiling in Mainz: Denkmäler von
G. V. und Colonia Trajana in Ph. Houbens Antiquarium zu X. mit Erläut. v. Fiedleb, Xanten
1839, m. 12 T., Supplement: Antike erotische Büdwerke in Houbens Antiquarium v. Fiedlbb,
X. 1839, m. 5 T.
Cleve: Buggenhagev, Nachrichten über die zu Ol. gesammelten teils römischen
teils vaterländischen Altertümer, Berlin 1795, m. 22 T. u. 13 Abb.
Colonia Agrippina (Köln): C. v. Veith, das römische Köln, Festpr. des Vereins v.
Altertumsfr., Bonn 1885, m. Plan. — Städtisches Museum Wallraf-Richartz: DOntzeb, Ver-
zeichnis der röm. Altertümer des M. W.-R. in Köln, 3. Aufl. Köln 1885; Lampen : ^ Kisa,
Rbein. Jahrbb. H. 93 S. 35 ff.; mehrere Privatsammlungen : H. Dütschke, die antiken Denk-
mäler der Kölner Privatsammlungen, Bonn 1877, 2 Tle.; aus der Antikensammlung des
Herrn Ed. Heretatt in K., Rhein. Jahrbb. 1867.
Kreuznach: 0. Kohl, die römisclfan Inschriften und Steinskulpturen der Stadt Kr.,
Kr. 1880, m. 1 K.
Lauersfort, durch die ,Lauersforter Phalerae" bekannt: A. 1860 p. 161 ff. mit
T. E; M.VI41.
Mettmann: J. Schkeideb, Untersuchungen über die alten Denkmäler im Kreise M.,
Düsseldorf 1877 (SA.).
Neuwied: Dobow, römische Altertümer in und um M., Berlin 1826, f. m. 30 T.
137. Provinz Hessen-Nassau. Schon vor mehr als lOO Jahren bildete sich
hier eine Sociötä des antiquit^s de Gassei, welche 1780 Schriften zu veröffentlichen begann,
nachdem noch viel früher Östebling, de urnis sepulcralibus et armis lapideis veterum Gat-
torum, Marburg 1714, m. 1 T. erschienen war. Jetzt arbeiten der Verein für nassauische
Altertumskunde und Geschichtsforschung in Wiesbaden (Annalen 1827 ff. Mitteilungen an
die Mitglieder 1861 ff.) und der Geschichts- und Altertumsverein in Frankfurt (Archiv f.
Gesch. u. Altert.); städtisches Museum in Frankfurt.
Gastel (Mattiacum): J. Beckeb, castellum Mattiacorum. Das römische G., Wiesb.
1863 (Ann. f. nass. Altertumsk.) m. T. ; ders., die Rheinübergänge der Römer bei Mainz,
Frankf. (SA.).
Hanau: R. Suchieb, die römischen Münzen, Stempel und Graffiti von Gross-Krotzen-
bürg und der Umgebung von H., Progr. v. H. 1882, m. 86 Abb.
Rückingen bei Hanau: A. v. Dükckeb, das Römerkastell und das Todtenfeld in
der Kinzigniederung bei R., Hanau 1873, m. Abb. u. 5 T.
150 Elassisohe Eunstarchäologie. I. Denkmälerkonde.
Saalburg, Römisches Castell bei Homburg, sehr lehrreich fQr die Anlage des rö-
mischen Lagers: v. Cohausen und L. Jacobi, das Römercastell S., 4. Aufl. Homburg 1892,
2 T.; abgeb. bei Hertzbero, Eaiserzeit S. 126 ff. und Dabv, Urgeschichte II 425; — Funde
im Saalburg-Museum zu Homburg (Katalog).
Wiesbaden: E. Reuter, zur Geschichte des römischen W. Das Römercastell bei
W., W. 1871, m. 4 T.; römische Ansiedlungen in der Umgebung von W., W. 1876, 4 T.
u. K.; römische Wasserleitungen in W. und seiner Umgebung, W. 1877 m. 7 T. u. PL (SA.)
— Altertumsmuseum: A. v. Cohaüsen, antiquarischtechnischer Führer durch das A. zu W.,
W. 1888, m. K. u. PI.
138. Westphalen. Nordhofp, Kunst- und Geschichtsdenkm&ler der Provinz W.,
I. Hamm 1880, IL Warendorf 1886; Jos. Kehper, münsterländische Götterstätten, Münster
1883 — Geschichts- und Altertumsverein in Paderborn (Ztsch.) ; Museum der Stadt Balve —
Ztsch. f. vaterländische Gesch u. Altertumskunde Westfalens, Münster.
Die Forschungen richten sich hauptsächlich auf Illustrierung des Tacitus, z. B. die
Bohlenwege in den sumpfigen Gegenden (s. Oldenburg).
1 39. Hannover. Ältere Litteratur bei Klemx S. 420 ff.; Wächter, Statistik der
im Königr. Hann. vorhandenen heidnischen Denkmäler; W. Mitboff, Kunstdenkmale und
Altertümer im Hannoverischen, H. 1878, 2 Bde ; Tbroast, die heidnischen Altertümer Ost-
frieslands, Emden 1879 ; zusammenfassend : J. H. Müller, vor- und frühgeschichtliche Alter-
tümer der Prov. H., her. v. J. Reimers, Hann. 1893, m. 25 T. — Historischer Verein in
Hannover (Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen H. 1. 2); Geschichts-
und Altertumsverein in Osnabrück (Mitteilungen); Verein für Geschichte und Altertümer
in Stade (Archiv) mit Sammlung. — Ethnographische Sammlung in Göttingen.
Beckum: Nachricht von den bei B. entdeckten alten Gräbern, Münster 1836, mit
1 T. u. K.
Darzau: Chr. Hostxakn, der Umenfnedhof bei D., Braunschweig 1874, m. 11 T.
Lengerich: Hahn, der Fund von L., Hannover 1854.
Ülzen: G. v. Estorff, heidnische Altertümer der Gegend von Ü., Hann. 1846, f.
Atlas von 16 T. u. 1 K.
Wittekindburg bei Osnabrück; über die neuesten Ausgrabungen Schuohhaed, Aus-
grabungen auf der W. bei RuUe, Mitt. des bist. Vereins zu Osnabrück XV 369 ff.; Philol.
Wochenschr. 1892 Sp. 863 f.
Braunschweig : Litteratur bei Klexv, S. 423; städtisches Museum.
Oldenbarg: Oldenburger Landesverein für Altertumskunde (, Bericht", z. B. V.
V. Alten u. 0. Tekge, die Altertümer und Kunstdenkmäler des Jeverlandes, Oldenb. 1885,
m. Abb.; VI. v. Alten, die Bohlenwege im Flussgebiet der Ems und Weser).
Bremen: KttnsÜerverein für Geschichte und Altertum.
140. Schleswig - Holstein ist auffallend früh und eifrig erforscht
worden. Bereits der Schleswiger Paulus Chytraeus (f 1609) sammelte ein-
heimische Altertümer; schon 1719, resp. 1734 wurden die Privatsamm-
lungen von Rhode und Krysing in Flensburg durch Verzeichnisse bekannt;
vgl. Anthrop. Korresp. 1875 S. 61; Klemm a. 0. S. 419 f.
A. L. J. MiCHELSEK, von vorchristlichen Kultusstätten in unserer Heimat, Schles-
wig 1878; Richard Haupt, die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-
Holstein, Kiel 1887 — 89, 3 Bde.; ders. und Fr. Wetser, die Bau- und Kunstdenkmäler im
Kreise Herzogtum Lauenhurg, 1. u. 2. Ergänzungsheft, Ratzeb. 1890. — Schleswig-Holstein-
Lauenburgische Gesellschaft für die Sammlung und Erhaltung vaterländischer Altertümer
(Berichte 1836 ff. m. T.); naturwissenschaftlicher Verein zu Kiel (Schriften 1874 fF.). —
Schleswig-Holsteinisches Museum vaterländischer Altertümer in Kiel (1835 eröffnet, seit
1873 mit dem Flensburger Museum bei der Universität vereinigt): H. Handelmann, Weg-
weiser durch das schl.-h. M., Abt.: Stein- und Broncealter, K. 1879. Die älteren Funde
wurden nach Kopenhagen verbracht.
Sylt mit zahlreichen Grabhügeln, die schon 1756 untersucht wurden : H. Handbuiann,
die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt 1870, 1871 u. 1872, Kiel 1873.
Lübeck: Geschichts- und Altertumsverein (Mitteilungen).
141. Mecklenburg. Ältere Litteratur bei Klemm 8. 416 ff.; A. Moblot, l'antiquite
du Mecklenbourg, Zürich 1868, 41 S. m. Abb. — Verein für mecklenburgische Geschichte u.
Altertumskunde in Schwerin («Jahrbücher* und „Berichte**) mit Antiquarium — grossherz.
Sammlung in Ludwigslust: Sohböteb, Friderico-Franciscanum oder grossherz. Altertümer,
samml. aus der al^erra. und slawischen Zeit Mecklenburgs, Ludwigslust 1824, 3 H. f.;
Beltz, Übers, über d. vaterl. Alt. im M. zu S., 1882. Museum in Neu-Strelitz.
Kap. y. ArohftologiBohe OrUknnde. (§§ 138—145.) 151
142. Pommern. Ältere Utteratur Elsmk S. 414 f.; Easiski, d. Gräberfeld bei der
Persanziger Mühle, m. Abb.: E. Walter, prähist. Funde in Pommern zwischen Oder u. Rega,
Pr. des Marienstiftsgymn., Stettin 1889, m. E. — Gesellschaft für pommersche Geschichte
(«baltische Studien*), Gesellschaft für Geschichte und Altertum in Greifswalde (Beiträge
zur pommerschen Eunstgeschichte), Geschichts- und Altertumsverein in Stettin (Monats-
blätter) — Sammlung der Universität Greifswalde; Provinzialmuseum für Neu-Vorponunem
und Rügen in Stralsund: R. Baieb, die vorgeschichtl. Altertümer des Pr. f. N. V. u. R.
Der interessanteste Teil ist die Insel Rügen: F. F. v. DOgkeb, vorgeschichtliche
Spuren des Menschen am Wege nach R. und auf der Insel R. selbst, Berlin 1868.
148. Preussen hat vor der Nachbarprovinz den grossen Vorteil ge-
habt, aller Welt seit uralter Zeit den Bernstein zu liefern; so zeigen sich
hier die Ausläufer aller grossen Kulturströmungen. Entsprechend dieser
anziehenden Mannigfaltigkeit ist das Land vortrefflich durchforscht.
Christ. Fbid. Reubch, de tumuL's et umis sepulcralibus in Prussia, Regiom. 1724,
m. T.; andere ältere Bücher bei Klemm S. 415 f.; Bujaok, preussische Steingeräte,
Königsb. 1875 m. 5 T.
Westpreussen: Lissaueb, prähistorische Denkmäler der Fror. W., Lpg. 1887;
ders., Altertümer der Bronzezeit in der Proy. W., Danzig 1891, m. 14 T.; ders., neue Bei-
träge zur pomerellischen Urgeschichte, m. T.; Abhandlungen zur Landeskunde der ProT.
W. 1891 ff. — Naturforschende Gesellschaft zu Danzig (Schriften); anthropologischer Ver-
ein in Danzig, mit Sammlung; historischer Verein in Marienwerder (Zeitschrift); Altertums-
gesellschaft in Elbing und Graudenz — Westpreussisches Provinzialmuseum in Danzig:
Führer durch die natwgesch. und vorgeschichtlichen Samml. im w. Pr., 3. Ausg. 1891.
Ostpreussen: Altertumsgesellschaft Prussia in Königsberg (Sitzungsberichte und
Monatsschrift) mit dem Prussia-Museum ; physikalisch-ökonomische Gesellschaft in Königs-
berg (Schriften, z. B. XXIII. Tischler, Stemzeit in Ostpreussen); Geschichts- u. Altertums-
verein für Ermeland in Frauenburg (ebendort Sammlung des Doms).
Gräberfelder von Sehern und Klein -Koslau aus dem 2. u. 8. Jahrh. n. Chr., 1891
ausgegraben.
144. Posen empfindet wie Schlesien den Einfluss des Bernsteinhandels.
Crügbr, über die im Regierungsbezirk Bromberg aufgefundenen Altertümer, Mainz
1872, m. T. ; Schwartz, Materialien zur prähistorischen Kartographie der Provinz P., mit
, Nachträgen", P. 1880. — Historischer Verein für den Netzedistrikt zu Bromberg mit Mu-
seum ; Verein der Freunde der Wissenschaft mit dem polnischen Nationalmusenm in Posen ;
Verein der Freunde der Wissenschaft u. Gopemicusverein in Thom mit Sammlung; Aus-
stellung 1888 in Posen: Korrespondenzbl. d. Gesaratvereins 1889 S. 2 ff.
Verschiedene Gräberfelder, besonders bei Z aber o wo: Vibchow, Verhandl. der Berl.
Ges. f. Anthrop. 1875 m. T.
145. Schlesien ist ebenfalls ein Durchzugsland und überdies von der
mittleren Donau aus leicht erreichbar, wodurch die Magnaten des Landes
sich mit grösserem Luxus umgeben konnten. Sehr reich ist die Görlitzer
Gegend.
L. D. Hebmakk, Masslographia, Brieg 1711, m. T.; andere ältere Schriften bei Klemm
S. 404 ff., 487 ff.; Moscb, die äten heidnischen Opferstätten und Steinaltertflmer des Riesen-
gebirges, Görlitz 1855; Martin Zimmer, die bemalten Thongefässe Schlesiens aus vorge-
schichtlicher Zeit, Breslau 1889, m. 7 T.; Karte der prähistorischen Fundstellen der Provinz
Schlesien, Brieg 1878. — Verein für Geschichte und Altertumskunde Schlesiens in Breslau
(Ztsch. 1862 ff.); Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz (Mitteilungen)
mit Museum; Gesellschaft fQr Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz; Nieder-
lausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde in Guben (Mitteilungen);
Schlesisches Provinzialmuseum in Breslau; Verein für das Museum schlesischer Altertümer
(Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift); Sammlungen der Gymnasien in Glogau, Guben
(H. Jbntsch, die prähistorischen Altertümer der Gymnasialsammlung zu Guben, I. G. 1883)
und Neisse.
Guben: H. Jentsch, die prähist. Altertümer aus dem Stadt- und Landkreis G., H. IV.
Pr. V. Guben 1889; s. unmittelbar vorher.
Sackrau (Sakrau) mit Funden römischer Zeit: Anthrop. Korr. 1886 Nr. 12; Gremplbb,
der Fund von S., Berlin 1888, f.
Vetters fei de bei Guben, berühmter Goldfund: s. S. 26.
152 Klassiflohe Eunstaroliftologie. L Denkmälerkonde.
146. Brandenburg. Elekx S. 412 ff.; E. Fbiedel, die Stein-, Bronce- und
Eisenzeit in der Mark Br., Berlin 1878; ders., Altertümer von Prenzlau nnd Umgegend,
Berlin 1879; vorgeschichtliche Funde aus Berlin und Umgegend, 2. Aufl., Berlin 1880; Voss
u. Stimmung, Br/s vorgeschichtliche Altertümer, Berl. 1886. — Märkisches Provinzialmuseum
der Stadtgemeinde Berlin : Run. Buchholz, Verz. der im m. Pr. d. St. B. befindlichen Berliner
Altertümer, Berlin 1890; Sammlung des Gvninasiums in Cottbus. — Gesellschaft f. Anthro-
pologie in Berlin (Verhandlungen); Altmärkischer Verein für vaterländ. Gesch. u. Industrie
zu Salzwedel (Jahresbericht).
147. Provinz Sachsen. Elbxm S. 407 ff. ; Vorgeschichtliche Altertümer der Pr.
Sachsen u. angrenzender Gebiete, herausg. v. d. histor. Kommission der Prov. S., I. Abt.
Halle 1883, f. m. Photographien; Augustin, Abbildungen von den mittelalterlichen u. vor-
christlichen Altertümern in den Gauen des vormaligen Bistums Halberstadt, (Wernigerode)
1872. — Geschichts- und Altertumsverein in Halle (Neue Mitteilungen), mit Sammlung
und in Magdeburg (Geschichtsblätter); Geschichts- und Altertumsgesellschaft in Eisleben
(Mannsfelder Blätter)^ Harzverein für Geschichte imd Altertum in Wernigerode (Geschichts-
blätter).
Torgau mit Umenfeld: Archiv f. Anthrop. 11,453.
148. Königreich Sachsen. Hier sind die Gegend von Grossenhain
und das Elbethal bei Meissen besonders ergiebig.
Klemm S. 397 ff.; J. A. Wagneb, die Tempel und Pyramiden der Urbewohner auf
dem rechten Eibufer, unweit dem Ausfluss der schwarzen Elster, Lpg. 1828; E. Pbeuskbb,
Blicke in die vaterl&idische Urzeit des sächsischen und der angrenzenden Lande,
Lpg. 1841 ff. 3 Hefte. — Isis, Sektion für vorhistorische Archäologie in Dresden; Ge-
Hchichts- und Altertumsverein in Eisenberg (Mitteilungen) und Freiberg; deutsche Gesell-
schaft in Leipzig (Jahresbericht) mit Sammlung ; Altertumsverein in Zwickau (Mitteilungen).
— Sammlung im mineralogischen Museum zu Dresden: Mitteilungen aus dem kgl. m. M.
in Dr. 1. Die Urnenfelder von Strehlen und Grossenhain, Cassel 1875, m. 10 T.
149. In Thttringen fallt die grosse Zahl der Hügelgräber auf.
Klekx S. 401 ff.; A. Götze, die Gefässformen und Ornamente, Jena 1891. — Ge-
schichts- und Altertumsgesellschaft in Altenburg (Mitteilungen), Verein für thüring. Ge-
schichte und Altertumskunde in Jena (Zeitschrift), hennebergischer Altertumsverein in
Meiningen (Neue Beiträge zur Geschichte des Altertums) mit Sammlung, Geschichts- und
Altertumsverein in Roda (Mitteilungen), voigtländischer Verein in Hohenleuben (Jahres-
bericht) mit Sammlung — Germanisches Museum in Jena; Sammlung bei der grossh. Bi-
bliothek in Weimar, sowie in Coburg.
Anhalt. Hosaeus, die Altertümer Anhalts, Dessau 1879. — Sammlung der Bi-
bliothek in Dessau.
Nekropole von Wörbzig: Verhandl. des naturhist. Vereins für Anhalt XXXI. Bericht,
Dessau 1874.
160. Hessen bringt uns wieder zur römischen Einflusssphäre zurück.
Jos. Emele, Beschreibung rOmischer und deutscher Altertümer in dem Gebiete der
Prov. Rheinhessen, Mainz 2. Aufl. 1838, m. 34 T. ; Ph. A. F. Waltheb, die Altertümer der
heidnischen Vorzeit innerhalb des Grossherzogtums Hessen, Dannstadt 1869 m. E.; J. F.
Knapp, römische Denkmäler des Odenwaldes, Heidelberg 1873, m. E. u. 7 T.; Ennstdenk-
mäler im Grossherzogtum H., 8 Bde., 1885 — 90; G. Schäfer, die Denkmäler der bildenden
Kunst im hessischen Odenwald, Ber. des freien deutschen Hochstifts 1892 S. 180 ff. m.
Abb. — Earte: Fb. Eofleb, archäol. Karte des Grossh. Hessen, Darmstadt 1890, 2 Bl. —
Historischer Verein für das Grossh. Hessen in Darmstadt (Quartalblätter) ; Archiv der hess.
Geschichte u. Altertumsk., Darmstadt 1835 ff. — Sanmilung v. Gust. Dieffenbach in Friedberg,
jetzt in Darmstadt.
Mainz (Moguntiacum): GoUectana antiquitatum in agro Moguntino repertarum, M.
1520. 1525 f.; J. Fuchs, alte Geschichte 1. von Erbauung der alten Festung Maguntiacum
bis zu den Zeiten Trajanus', Mainz 1770 m. T.; K. Klein, die röm. Denkmäler in und um
M., M. 1861. — Mainzer Verein zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Alter-
tümer (Zeitschrift m. T.). — Museum der Stadt Mainz: Katalog des M. der St. M., M. o. J.;
J. Beckbb. die röm. Inschriften und Steinskulpturen des M. der Stadt M., M. 1876; Ab-
bildungen von Altertümern des Mainzer Museums, her. von dem genannten Verein, Mainz
1848—55, 6 Hefte m. Abb. (IL das Schwert des Tiberius). Schon der Kardinal Aibrecht
hatte eine Sammlung angelegt: Jag. Cubio, praef. ad edit. Pompon. Gaurici 1542.
Selzen: Lindenschxit, das germanische Totenlager bei S. in der Prov. Rheinhessen,
Mainz 1848.
Kap. V. Arebaologiflohe Ortslninde. (§§ 146—153.) 153
Vilbel a. d. Nidda mit zahlreichen römischen Fnnden, z. B. einem grossen Mosaik:
BossLSB, Arch. f. hess. Gesch. n. Altert. X. Darmstadt 1862, m. 4 T.
Wald- Algesheim: E. aü8*x Wbbbth, der Grabfand von W.-A., Winkelmannsprogr.
Bonn 1870, m. 6 T.
Worms (Borbetomagns) : Altertomsverein — Paulinusmuseum : Wbgkbblino, die
röm. Abteilung des PM. in W., W. 1885—87, 2 Hefte.
151. Baden. Monb, Urgeschichte des badischen Landes, Karlsruhe 1845; M. Ring.
sur les Etablissements rom. du Rhin et du Danube, principalement dans le sud-ouest de Y
Allemagne, Strassb. 1852—3, 2 Bde. m. E.; W. Bbambach, Baden unter rOmischer Herr-
schaft, 1867; E. Waokbb, archäologische Obersichtskarte von Baden, Karlsruhe 1883;
ders., Hügelgräber und Umenfriedhöfe in Baden, Karlsruhe 1885 ; K. Bissivobb, Verzeich-
nis der Trümmer- und Fundstätten aus römischer Zeit im Grossherz. B., Karlsruhe 1885,
m. K. u. Anthrop. Korr. 1885 S. 107 ff. — Karlsruher Altertumsverein (Zwangslose Hefte 1.
1881 — 90, K. 1891); Mannheimer Altertumsver. (Sammlung von Vorträgen).
Baden (Aurelia Aquensis): B. Fbickeb, die röm. Funde zu B. 1880 (SA.); Römische
Baureste in B., 4 lith. Tafeln darstellend die Baureste um das Kloster zum hl. Grab in B.,
Karlsruhe 1850 f.
Badenweiler mit grossem Bad (Plan bei Guattani, mon. ined. 1785 Febr. T. 1):
1892 Ausgrabungen.
Freiburg: Gesellschaft für Altertum und Volkskunde (Zeitschrift); städtisches
Museum.
Heidelberg: Sammlung bei der Bibliothek: C. B. A. Ficklbr, röm. Altertümer aus
der Umgegend von H. u. Mannheim, M. 1865; Berichte von C. Chbist.
Konstanz: L. Lbimbb, Geschichte des röm. K.; ders., Entwicklung von Konstanz,
Schriften des Vereins für Gesch. des Bodensees, H. 11 (1881). — Rosgarten-Museum.
Ladenburg (Lopodunum): B. Stabk, Bonner Jahrbb. 1868.
Mannheim s. S. 57 u. unter , Heidelberg*.
Schwetzingen: Kardinal von HIfblih, Acta Academiae Palatinae IV.
Oberlingen, städtische Sammlung.
152. Wflrttemberg. Römersteine, verschiedene Grabhügel, bei 6rö-
hingen (Oberamt Ehingen) Trichtergruben.
Chb. Fb. Sattleb, topogr. Geschichte des Herzogtums Württemberg, Stuttg. 1784 m.
T.; Ed. Paulus, d. Altertümer in W., Stuttg. 1877; ders., archäol. Karte v. W., 3. Aufl.
Stuttg. 1876, 4 Bl. f.; Kunst- und Altertumsdenkmale im Königr. W., Stuttg. 1889 ff. m.
Atlas; 0. Fbaas, über die ältere Steinzeit in Schwaben, ViTürttemb. naturwiss. Monatshefte
1877; K. MnjiBB, die römischen Begräbnisstätten in W., Stuttg. 1884 (SA.) m. Abb.; K. v.
Tböltsch, Altertümer aus unserer Heimat, Stuttg. 1890 f.; 0. Fbaas, Kunst- und Altcr-
tnmsdenkmale im Königreich W., Stuttg. 1889 ff.; FOhb, Hügelgräber auf der schwäb. Alb;
C. F. V. GoK, d. röm. Altert, u. Heerstrassen d. schwäb. Alb u. am Bodensee, Stuttg. 1846;
W. Nestlb, Funde antiker Münzen im Königreich W., Stuttg. 1893. — kgl. Kommission
für die Staatsaltertümer; Wirttembergischer Altertums verein (Jahreshefte 1844 ff. m. T.;
Schriften 1850 ff. m. Abb.); 1891 wurde die topographische Aufnahme des Landes begonnen.
— Kgl. Museum vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale in Stuttgart: Katalog der
kgl. Staatssammlung vat. K. u. A. 1. Die Reihengräberfunde, bearbeitet von L. Mayer,
Stuttg. 1883; s. auch S. 58; Museum in Ulm und Sammlung in Riedlingen.
Rottenburg a. N. (Colonia Sumlocenne): v. Jaukann, Col. Suml., R. a. N. unter den
Römern, Stuttg. 1840, m. 28 T.; neuere zu R. a. N. aufgefundene röm. Altertümer, Stuttg.
1855, m. 14 T.
Rottweil: Römische Altertümer in der Umgegend von R. a. N., 2 Abt. Stuttgart
1833—5 m. T. — Museum: Lauchebt, die römischen Thongefässe etc. zu R., Mitteilungen
des archäol. Vereins zu R., Tübingen 1845; 0. Höldbr, die römischen Thongefässe der
Altertumssamml. zu R., Stuttgart 1889, m. 22 T.
Yicus Aurelii (Öhringen): 0. Ksllbb, V. A. oder ö. zur Zeit der Römer, Bonn
1871 m. Abb.
Hohenzollern. Geschichts- und Altertumsverein in Sigmaringen (Mitteilungen)
— Museum in Sigmaringen: LnfDENscHxrr, vaterländische Altertümer des fürstl. hohenz. M.
zn 8., Mainz 1860.
163. Bayern zerfällt in sehr ungleiche Teile, römische Provinz, Glacis
und Barbarenland.
F. A. Matbb, verschiedene in B. gefundene römische Altertümer, München 1840, m.
10 T.; J. V. Hbfmbb, das römische B. in seinen Schrift- u. Bildmalen, 3. Aufl., München 1852,
154 Elassiflche EuiiBtarohaologie. I. Denkm&lerkande.
m. 8 T.; Bibliographie von Fr. Ohlensohlaoer im Jahrbuch der geographischen Gesellschaft,
H. 8 (München 1884); ders., prähistorische Kaite Bayerns, München 1875 ff. mit «Verzeich-
nis der Fundorte*. — Periodisch: Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns
(Bd. X 1892) — Sammlung im Nationalmuseum (vorzugsweise römisches); prähistorische
Sammlungen in München.
a) SfidUoh der Donan:
Abusina (Eining), 1879 ff. ausgegraben, in vortrefflicher Erhaltung: Wolfo. Sobsei-
NER, Verh. des bist. Vereins für Niederbayem XXII H. 3. 4 (1882); ders., Wegweiser, 1886;
vgl. Ohlensohlaoer, Ausland 1883 Nr. 19.
Augusta Vindelicornm (Augsburg): Peutinger (S. 11); M. Velsbr, rerum August.
Vindelicorum 11. VIII., Venedig 1594 f. m. v. T.; Denkwürdigkeiten des Ober-Donaukreises
vom Jahr 1820 („die röm. Altertümer zu A.*) m. T.'; Kaiser, die reichen Funde an röm.
u. anderen Altertümern auf dem Rosenauer Berg bei A., A. 1846. - Historischer Verein
von Schwaben und Neuburg (Jahresbericht); damit verbunden Maximilians - Museum :
V. Kaiser, das römische Antiquarinm zu A., A. 1823, m. 5 T.; M. Mezoer, die röm. Stein-
denkmäler, Inschriften u. Gefässstempel im M.-M. zu A., A. 1862, m. 2 T.; Jahresbericht d.
bist. Vereins 1881—4 S. XXIV.
Gampodunum (Kempten), 1885 ff. freigelegt, besonders das wichtige Forum: Der
Altertumsverein Kempten gibt heraus , Bericht über die vom Altertumsverein Kempten
vorgenommenen Ausgrabungen römischer Baureste auf dem Lindenberge bei K.", erster, K.
1888, mit 29 T., zweiter 1890, m. 2 K.; Franz Bayberoer, die Burghalde bei K., K. 1885,
Jahresb. des bist. Vereins für Schwaben u. Neuburg 1886; A. Thiersch, Anthrop. Korresp.
1886 Nr. 1. 2 m. Abb.
Katisbona-Kegina (Kegensburg): Ohlenschlager, Sitzungsber. der bayer. Akad.
1872 und 1874. — Historischer Verein (Jahresbericht) mit Museum: J. Dahlen, das mittel-
alterlich-römische Lapidarium u. die vorgeschichtlich-römische Sammlung zu St. Ulrich in
R., R. 1882.
Schwaben: historischer Verein s. Augsburg; anthropologische Gesellschaft in Mem-
mingen (Jahresbericht 1882 ff.); Augusta Vindelicorum und Gampodunum s. o.; Norden-
dorf (zwischen Donauwörth und Augsburg): G. G. Mbzger, de operibus antiquis ad vicum
N. e solo erutis, Progr. v. Augsb. 1846, m. 2 T.
Oberbayern: historischer Verein in München, Freising, Ingolstadt und Traunstein
mit Sammlungen; Jül. Naue, die Hügelgräber zwischen Ammer- und Staffelsee, Stuttgart
1887, m. 59 T. u. 1 K.; Auer, prähistorische Befestigungen und Funde des Ghiemgaues.
Niederbayern: historische Vereine in Landshut, mit Sammlung; Abusina s. o.
b) nördlich der Donau:
Oberpfalz: historischer Verein; Hügelgräberfunde bei Parsberg (Früh-La T^ne:
ScHNEiDEKANDEL, Über Hügelgräber bei P., Oberpfalz, P. 1886; Niederle, Beiträge zur An-
throp. u. Ürgesch. Bayerns IX S. 18 ff. T. 1—4); 19 Grabhügel bei Amberg 1816 geöffnet,
s. Katalog des Nationalmuseums S. 3 ff. — Museum in Kegensburg: J. Dahlen, das mittel-
alterlich-römische Lapidarium u. die vorgeschichtliche Sammlung zu St. Ulrich in R., K.
1882; F. Wieseler, archäol. Beiträge I. über einige Antiken in R. namentlich eine Bronze-
statuette des Mercurius, Gott. 1888, m. T.
Mittelfranken: J. A. Döderlbin, antiquitates in Nordgavia Romanae, Weissenburg
1731 m. 2 K.; Festschrift zur Begrüssung des 18. Kongresses der deutschen anthropologi-
schen Gesellschaft in Nürnberg, Nürnberg 1887, m. 12 T., 31 Abb. u. 1 K. — Historische
Vereine in Ansbach und Dillingen mit Museum — reiche Grabhügel (Funde im National-
museum): Akt. Mater, Über einen im Fürstentum Eichstädt entdeckten Grabhügel eines
Druiden, Eichst. 1825; B irici an is (Weissenburg a. S.)» 1892 Ausgrabungen: Altertumsverein
in Weissenburg a. S.; J. Pickel, Beschr. verschied. Altertümer, welche in Grabhügeln alter
Deutschen nahe bei Eichstädt sind aufgefunden worden, Nümb. 1789, m. 4 T.
Oberfranken: historischer Verein zu Bamberg mit Sammlung; Sammlung des
Pfarrers Engelhard in Königsfeld.
Unterfranken: historischer Verein in Würzburg mit Sammlung; städtische Samm-
lung in Aschaffenburg; Sammlung Gonradi in Miltenberg. — Sandbergee, die prähistori-
sche Zeit im Maingebiet, Frankf. 1875; s. auch § 137 Hessen-Nassau.
154. Österreich hat ähnliche Verhältnisse wie Bayern, aber natür-
lich in grösserem Massstabe. Die archäologischen Forschungen sind hier
musterhaft organisiert.
Eine Übersicht geben Franz Tschischka, Kunst und Altertum in dem Österreich.
Kaiserstaate, Wien 1836 u. das Handbuch der Kunstpflege in Österreich her. vom k. k.
Ministerium für Kultus u. Unterricht, 2. Aufl. Wien 1893; Centralorgan : k. k. Centralkom-
Kap. V. Ardhäologisohe Ortskunde. (§§ 154-156.) 155
missioD ZOT Erforschung und Erhaltung der Bandenkmale, seit 1853, bis 1867 aach Trans-
leithanien umfassend, 1873 reformiert (I. Sektion für Objekte der prähistorischen Zeit und
der antiken "Kunst; ITI. Sektion: historische Denkmäler); sie veröffentlicht Sitzungsproto-
kolle 1853—57, Jahrbficher 1856—61, 5 Bde. (nur I. II. mit archäologischen Aufsätzen),
jetzt Mitteilungen 1856 ff. 20 Bde. N. F. 1875 ff. und »Bericht der CC. etc. über ihre Thätig-
keit im Jahre — *; k. k. Akademie der Wissenschaften, prähistorische Kommission (Mit-
teilungen); Anthropologische Gesellschaft in Wien (Mitteilungen 1871 ff.). — Sammelstelle
für prähistorische Altertümer: die anthropologisch-ethnographische Abteilung des k. k.
naturhistorischen Hofmuseums in Wien. — Bilderwerk: Kunsthistorischer Atlas, herausg.
von der Centralkommission I. Abt. Sammlung von Abbildungen vorgeschichtlicher u. früh-
geschichtlicher Funde aus den Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie, red. von
MucH, Wien 1889, 100 T. — Übersichten: v. Sacken, Leitfaden zur Kunde des heidnischen
AlteHxims mit Beziehung auf die österreichischen Länder, Wien 1865, mit 61 Abb.; „Die
österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild** (noch nicht vollendetes Pracht-
werk), in den Abschnitten ,zur Vorgeschichte* ; Ilo, kunstgescbichtliche Charakterbilder aus
\. sterreich-üngam, Wien 1893.
Schriften allgemeineren Inhalts: J. v. Abketh, Reisebemerkungen vonVindobona über
Tergeste nach Salona 1846, Denkschr. der Wiener Akad. 1850; J. 6. Sbidl, Beiträge zu
einer Chronik der archäologischen Funde in der österreichischen Monarchie, fortges. von
Kkkner 1851-60; J. v. Abneth, archäologische Analekten, Sitzungsber. der Wiener Akad.
1862, m. Abb. u. 3 T.; Conzb, römische Bildwerke einheimischen Fundorts in Österreich,
3 Tle., Wien 1872—7, 17 T. — Samml. Matthias Much in Wien.
166. Vorarlberg. J. S. Douolass, die Homer in Vorarlberg, Thur 1870, m. 4 T.;
Landesmuseum in Bregenz; Vorarlberger Museumsverein (Rechenschaftsbericht).
Brigantium (Bregenz), noch ziemlich gut erhaltene Gebäude verschiedener Art:
Mitt der CC. N. F. 15, 89 ff. m. T., 17, 151 ff, 199 ff., 216 ff. m. T., 19, 44 ff. m. Plan; S.
Jenhy, bauliche Überreste von Br., l.Innsbr. 1872, m. 3 T.
Tirol bedeutet in der metalllosen Zeit nicht viel, nimmt aber dann
an der blühenden Bronzeindustrie Norditaliens Anteil. Die Fremden-
industrie (besonders in Bozen und Meran) führt leider zu Raubbau und
Zersplitterung der Funde.
A. JloER, Wiener Sitzungsber. 1851 ; Tappühteb, Studien z. Anthrop. Tirols und der
Sette Communi; Provinzialmuseum das Ferdinandeum in Innsbruck (Zeitschrift und Jahres-
bericht): An. PiGHLEB, die Antiken im Museum u. Katalog über die plastischen Kunst-
gegenstände im Ferdinandeum zu L, Ztsch. des Ferdinandeums 1875 S. 8 ff.; Sammlung in
Roveredo.
Bozen (Hauptfundstätte das südlich gelegene Gräberfeld von Pfatten): Museum.
Matrejum (Matrei), getriebene Bronzebleche der 2. orientalischen Periode : Giova-
HELLT, le antichitä rezio-etruscbe scoperte presse Matrai, Trento 1845.
Meran (Maja?): Dav. SchOmhbbr, über die Lage der Römerstadt Maja; Stakpfer,
Vorgesch. v. M., Progr. v. Meran 1884; B. Mazegger, Rdmerfunde in Obermais bei M., M.
1887; Sammlung von Tappeiner.
Nonsthal, Campi neri bei Cles: Louis v. Caxpi, tombe della prima etä del
ferro, 1887; Korrespondenzblatt des Gesamtvereins 1889 S. 61 ff.
Tridentum (Trient): Giovakelli, Trento cittä de* Rezj, Tr. 1825; Fb. Ahbbosi,
Fevo antico trentino, Tr. 1872; P. Orsi, la topografia del Trentino all' epoca romaua;
periodisch: Archivio trentino; kommunales Museum (darin die Sammlung Giovanelli's).
156. Salzkammergut. Abnbth, Wiener Sitzungsber. 1851 S. 183 ff.; Richter,
Verzeichnis der Fundstellen, Mitteilungen der Gesellschaft f. Salzburg. Landeskunde XXT
(1881) H. 1. — Museum Caroline- Augusteum in Salzburg ( „Jahresbericht' , «Führer'*); über
die Antiken Arch.-ep. Mitt. 5, 175 ff. T. 6. 7. Museumsverein m. Samml. in Ischl.
Juvavia oder Juvavum (Salzburg): Klemk, deutsche Altertumskunde S. 434; Aus-
grabungen 1815 ff., besonders auf dem Walserfeld: J. C. Koch-Sternfeld, S. unter der
Herrschaft der Römer, MtLnchen 1815, m. K.; Ign. v. Schumann v. Maknseog, Juvavia,
8. 1842; V. Hsfnbb, die römischen Denkmäler Salzburgs, Wien 1851 ni. 6 T.
Dürrenberg: F. Heoeb, Gräberfunde auf dem D. bei Hallein, Wien 1882, m. 1 T.
Hallstatt mit fast 1000 Gräbern, reich an Bronzefunden, Tvelche der Hallstätter
Periode den Namen gegeben haben: Gaisbeboeb, die Gräber bei H., Linz 1848; Fb. Si-
xoNY, die Altertümer vom HaUstätter Salzberg, Sitzungsber. der Wiener Akad. 1850 mit
7 T.; V. Saokev, das Grabfeld v. H., Wien 1868. — Funde meist in Linz, weniges in Hall-
statt (Musealverein).
156 Süassische EnnBtaroltäologie. I. Denkmälerkande.
Mond See, Pfahlbauten: Much, III. Bericht über die Pfahlbanforschangen im M.,
Wien 1876.
Oberosterreich. Fb. Eenneb, die Römerorte zwischen der Traun und dem Inn,
Wien 1878, m. 5 Abb.; Bibliographie: H. Gommenda, Materialien zur landeskundlichen Biblio-
graphie Oberösterreichs, 1855—91; Periodisch: Beiträge zur Landeskunde y. Österreich ob der
Enns — Linzer Mnsealverein — Museum Francisco-Carolinum, nach dem Erzherzog Franz
Karl benannt (Musealblatt 1839—48; Zeitschrift 1842-44; , Bericht* 1835 ff.); städt. Mu-
seum in Wels.
Gänsfuss: Gräberfunde in der Samml. der freiwilligen Feuerwehr Gilgenberg be
Braunau.
Lauriacum (Lorch): Gaisbergbr, L., Beiträge (s. o.) 1846 S. 1 ff. m. T.; J. Gartneb,
Lauriacum Lorch Enns, Linz 1878.
.157. NiederOsterreich. Ed. v. Sacken, archäologischer Wegweiser durch das
Viertel unter dem Wiener Walde von Niederösterreich, Wien 1866, desgl. ob dem Wiener
Walde 1878, m. 4 T. u. 181 Abb.; ders., Kunst n. Altertum in N., Wien 1877 (SA.); Matth.
MucH, germanische Wohnsitze u. Baudenkmäler in N.-ö., Wien 1875 (Mitt. d. anthrop. Ges.
in Wien V.). Sammlungen in Eggenburg (aus Krahuletz), Krems und Retz (städtisch),
Göttweig und Rosenburg (Schloss des Grafen Hoyos, aus dem Mannhartfigebirge).
Baden bei Wien: Callians, Badens örtliche Entwicklung 1881; GOnzbubg, die
I. stadtgeschichtliche Ausstellung in Baden 1888; Katalog der II. stadtgesch. Ausst. in B.,
1890; städt. RoUettmuseum.
Carnuntum (Petronell bei Wien), Ausgangspunkt der ostgermanischen Handelsstrasse,
grosse Römerstadt mit Triumphbogen und anderen schönen Staatsbauten: Pet. Lambecius,
iter Gamuntinum, 2. Aufl. 1766; Kubitschek u. Fbankfurteb, Führer durch C., 3. A. Wien
1891, m. PL u. Abb.; Bericht über Ausgrabungen in C. im Jahr 1883, Wien 1884; seit 1886
Verein , Carnuntum" in Wien (Jahresbericht), welcher Ausgrabungen veranstaltet : Arch.-ep.
Mitt. 8, 59 ff. 10, 12 ff. 12, 146 ff. T. 5—9; Übersicht: Studniczka, Bilder aus C., Wien 1884;
E. Schmidel, Ausflug nach C. am 8. Aug. 1889, Wien 1889, m. 4 T. — Museum in Beutsch-
Altenburg; Sammlung von Baron Ludwigstorff in Deutsch- Altenburg u. Graf 0. Abensperg
Traun in Petronell.
Gemeinlebarn, drei Hfigelgräber der Hallstätter Zeit mit vielen Urnen: Szok-
batht, die Tumuli von G., Mitt. der prldiistorischen Kommission d. k. Ak. d. Wiss. I Nr. 2
(Wien 1890) m. 76 Abb. u. 2 T.
Krems, städtisches Museum.
Lange Wand bei Wiener-Neustadt: v. Sacken, Sitzungsber. der hist.-phil. KL der
Wiener Akad. XLIX.
Vindobona (Wien): Abhandlungen von Aschbach und Kenner; Altertumsverein zu
Wien (Monatsblätter 1884 ff., Berichte und Mitteilungen 1856 ff. m. T.) — historisches
Museum der Stadt Wien (1888).
158. Steiermark. K. Mateb, Versuch über steyermärkische Altertümer, Grätz
1782; PüFF, Ausgrabungen und Altertümer in St., Österreich. Blätter f. Litt. u. Kunst III
(1846) Nr. 1; Muchab, Geschichte des Herzogtums St. Bd. I (Graz 1844) m. 12 T. u. K.
(S. 347 ff. Verzeichnis der Fundorte), Nachträge am Ende von IL— IV., Register im IX. Band;
Übersicht bis 1854: Pbatobeveba, Mitt. des bist. Vereins f. St. H. 5 S. 107 ff.; Fbitz
PicHLER, archäologische Pundkart« der St. (her. von anthrop. Verein), Graz 1878 m. 2 K. —
periodisch: Steiennärkische Zeitschrift — Historischer Verein für Innerösterreich 1844—48
(Schriften 1. H. Grätz 1848); historischer Verein für St. seit 1849 (, Mitteilungen* und
, Jahresbericht*; , Übersicht aller in den Schriften des h. V. f. St. bisher veröffentlichten
Aufsätze*, unter Archäologie S. 14); anthropologischer Verein in Graz. — Museen: Joan-
neum in Graz (S. 60), Amfels, Gilli (Führer durch die Vereinssammlungen 1889), Eisen-
erz (hauptsächlich nicht antike Dinge: Joh. Krainz, das kulturhistorische Museum in Eis.,
Eis. 1888), Fürstenfeld, Gnas und Hartberg (aus den umliegenden Hügelgräbern); prä-
historische Sammlung des Grafen Platz in Schloss Freudenau bei Mureck (vgl. Mitteil, des
bist. Vereins 4, 235 ff. m. 2 T.); Sammlung Kadau in Friedau — prähistorische Ausstellung
in Graz 1875 (Gesammtkatalog), kulturhistorische Ausstellung in Graz 1883 (Katalog).
Celeja (Cilli): J. Abneth, die neuesten archäol. Funde in €., Wiener Akad. 1860,
m. 8 T.
Flavium Solvense (Leibnitzer Feld) südlich von Graz, viele Grabhügel mit römi-
schen Münzen aus den ersten 3 Jahrhunderten : Steyermärk. Zeitschrift N. F. 4. J. 2. H.
S. 128 ff.; Rioh. Knabl, wo stand das Fl. S. des C. Plinius? Schriften des bist. Vereins für
Inneröst^rreich H. 1 m. 32 T. u« K. — Musealverein in Leibnitz — Funde im Museum zu
Leibnitz und Ferkmuseum zu Gamlitz.
Kap. V. Arohaolosiftolie Örtaknnde. (§§ 157-161.) 157
Strettweg bei Judenburg» bekannt durch den bron2enen Judenburger Wagen:
Mitt. d. bist Vereins 3, 67. 4, 54. 13, 91 ; Pbatobeybiu, Antiken S. 41 ; Abbildungen des Fundes :
Mitt, d. bist. Vereins T. 1 - 5. 6 (Wagen).
Eugelstein: Pichlsb, Mitt. des bist. Vereins 35, 107 ff. m. 1 T.
Skt Jobann am Draufeld: Ekabl , Mitt. des bist. Vereins 21, 3 ff.; Müllneb,
Grazer Tagespost 1873 Nr. 77-79.
Mariarast bei Marburg, Umenfeld: Arcbiv f. Antbrop. 11, 231 ff. 399 ff.; Mitt. der
Centralcomm. 1875 S. 59. 1876 S. IX — Sammlung des Grafen Wurmbrand in Scbloss
Ankenstein.
Negau: von bier bekannte Bronzebelme in Graz und Wien.
Saggautbal, besonders Eiein-Gleim: Pbatobbveba, Mitt. d. bist. Vereins VII (1857\
Wies in Sulmtbal: Nekropole von Hflgelgräbem (Heidenkögel), Mitt. der antbrop.
Ges. in Wien XIII. u. XV.
Windiscb-Garsten: Eehnbb, über die Ausgrabungen in W.-G., Wien 1872, m. 6T.
159. E&rntheii hängt archäologisch noch mit Oberitalien zusammen.
Mich. F. y. Jabobnboo-Altbnfbls und Graf Alfb. Cbistalnigo, K., römiscbe Alter-
tflmer in Abb., Klagenf. 1843—45, 2 H. m. 16 T.; v. Jabobmbgg- Altenfels, Kämtbens röm.
Altert&mer, Elagenfurt 1870, m. 5 Pbot u. 13 T.; Pichleb, urgescbicbtlicbe Studien zur
k&rtbn. Ortebildung, Carintbia 1886; Hauseb, Mitt. d. k. k. Centralcomm. 19, 26 ff. (Lavant-
tbal). — Gescbicbtsverein und Landesmuseum (Jabrbucb 1871 ff.) in Elagenfurt: Carintbia
1812 ff., neue Carintbia 1890 ff. — Museum des Staatsgymn. in Villacb; Sammlung in
St. Paul und St Veit.
Aguontum bei Lienz: über ältere Ausgrabungen Müchab, Tiroler Bote 1828
Nr. 94-97.
Frögg- Felden bei Rosegg, ergiebige Nekropole von Hügelgräbern der Hallstätter
Periode, 1886 ff. Ausgrabungen: Mitteil, der Centralcomm. 14, 81 ff. 15, 69 ff. 17, 24 ff.
m. T. 102 ff. 18, 40 ff. 19, 84 ff.
Gurina im Obergailtbal : Ad. B. Meybb, G. im 0., Dresden 1885, f.
Ivenna im Jauntbal: Plan bei Jabobneog a. 0.
Teurnia: Jabobnegg, die Römerstadt T. in Noricum, Notizenblatt der Wiener Akad.
1854 Nr. 9 und Plan bei Jabobnegg a. 0.
* Virunum auf dem Zollfeld, Kolonie unter den Claudiem („Jüngling von V.', Bronze-
statue des Hermes): J. Domivik Pbunneb, splendor urbis antiquae Salae, Klagenf. 1689;
M. Schottky, V. oder die Altertümer des Saalfeldes in Kärnten, 1823, f. m. 4 T.; 1881 ff.
Ausgrabungen von Pighlbb, Verzeicbnis der Funde: Mitt. der Centralcomm. N. F. 14, 247 ff.
15, 18 ff.; Pichlbb, V., Graz 1888, m. 48 T.
160. Erain gehört ebenfalls zu der Kultursphäre Oberitaliens; die
Ruinen heissen oft gradise (Schlösschen).
DiMiTZ, Gescbicbto Krains von der ältesten Zeit, Laibacb Bd. I.; Hochstetteb, Be-
gräbnisstätten in Krain, m. T. — Landesmuseum in Laibacb (DESCHMAifN, Fübrer durcb das
krainiscbe L., L. 1888); Musealverein für Krain (Jabresbeft des Vereins des kr. L.; Mit-
teilungen 1888 ff.; Izvestja muzejskega drustva za Kranjsko 1891 ff.).
Emona (Laibacb): MÜllneb, E., bistoriscber Verein für Krain zu Laibacb (Mit-
teilungen); Laibacber Moor mit Pfahlbauten (1875 entdeckt): Deschmaiin a. 0. S. 18 ff.
Watscb (Va£) und St. Margaretben mit italischen Broncen: Hochstettbb,
Denkscbr. der Wiener Akad., matbemat. CL XLVII; Funde von Watscb in der Samml.
des Fürsten Ernst zu Windiscbgrätz.
161. Das Küstenland bietet einen interessanten Gegensatz zwischen
primitiven Wohnungen in den Höhlungen des Karst (z. B. S. Canziano) und
den prächtigen römischen Eüstenstädten.
Cassas, voyage bistorique et pittoresque de Tlstrie et de la Dalmatie, Paris 1802,
scbwindelbaft, s. Aus Schinkels Nacblass 1, 53; Rübbi, antichitk romane deiristria. —
— Periodisch: L'Istria, her. v. Kakdler, Triest 1846 fF. — Societä del gabinetto di Minerva
(L'arcbeografo triestino, Triest 1829 ff.ji Societä Istriana di archeologia e storia patria in
Parenzo (Atti e memorie, 1885 ff., m. Museum, vgl. Arcb.-ep. Mitt. 15, 48 ff.); Societä
adriatica di scienze naturali in Triest (Bollettino). — Museo civico di antichitä in Triest,
auch einiges nicht einheimische, besonders tarentinisches enthaltend (C. Kuwz, il museo c.
d. a. di Tneste c. note illustr. del c. Gregorutti, Tr. 1879, m. 4 T.; Atti del c. m. d. a. 1886
Nr. 1, 1891 Nr. 2), das prähistonsche im Museo civico di storia naturale (Atti del m. c. di st
n. Bd. YII. 1890); Museen in Görz und Parenzo (s. o); Privatsamml. v. Eugen Geiringer
in Triest und Marchese Gravisi in Capodistria.
Aquileja s. S. 135. Ossero: Arcb.-ep. Mitt. 4, 73 ff.; Mitt. d. Centrale. N. F. 11,
158 £laB8ische fiLOziBtarolLäologie« 1 Denkm&lerkiinde.
1 ff.; Samml. Bolmarsid in Yeglia, Arch.-ep. M. 15, 67 ff.; Pizzughi: Nekropole, Fände in
Parenzo, vgl. Amoboso, Atti e mem. d. soc. istr. 5, 225 ff. T. 10,
*Pola, mit Amphitheater, Bogen der Sergier, Tempel des Angustos und der Roma:
schon von Palladio studiert; Stüabt and Rbvett, antiqmties of Athens IV E. 1—3; Th.
Allason, pictoresque views of the antiquities of P. in Istria, London 1819, f.; Gabeis, P.
und seine Umgebung; ders., P., seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Wien 1887;
JuL. Weide, malerische Ansichten der römischen Baudenkmäler zu P., o. J. f.; Notizie stör,
di P., Parenzo 1876; Porta aurea: Mitt. d. k. k. Centralcomm. N.F. 19, 129 f. m. Abb. u. T.;
Amphitheater: P. Stancovioh, dello anfiteatro di Pola, Venedig 1822, 8 T. — Sknlpturen-
sammlung : .Reighel, Arch.-epigr. Mitt. 15, 151 ff. m. Abb.
Karfreit bei Tolmein u. S. Lucia, reich an vorrömischen Funden : G. Mabohesetti,
la necropoli di S. Lucia presse Tolmino, Scavi del 1884, Trieste 1886 m. 10 T.
Vermo: Ders., la necropoli di V. pressso Pisino neiristria, 1884, 5 T.
162. Böhmen nimmt im östlichen Teile an der Eulturströmung Teil,
während es sich sonst mehr an die westlichen und nördlichen Nachbar-
länder anschliesst. Die ergebnisreichen Fundstätten sind besonders Burg-
stätten oder Wallburgen (hradiUe) und Grabhügel (mohyly, hroby); zu
nennen ist z. B. die Gegend um Schaab. Die „prähistorischen*' Funde
Böhmens reichen von der Diluvialzeit bis gegen 1300, wo aus Deutsch-
land die mittelalterliche Kultur eindrang. Am sichersten sind auszuscheiden
die Funde aus der Zeit des böhmischen Herzogtums, bezeichnet durch die
einheimischen Denare, und die Periode des römischen Einflusses, vertreten
durch die Umenfelder von Dobrichov, Budimefic, Nymburg bei St. Adal-
bert u. a. Allmählich tritt jetzt auch die zwischen beiden liegende „mero-
vingische** Periode deutlicher hervor. Die viel besprochene Frage, seit
wann die Slawen im Lande sind, geht die Archäologie so gut wie nichts
an. Bronzedepöts und Gussstätten kommen häufig vor, besonders in Jinec
bei Horovic, wovon der T3rpus der Jinecer Bronzen.
V. BiBNENBBBK, Versuch über einige Altertümer im Königreich Böhmen, Hradec
1778—85; Dobbowsky (s. Gräber S. 29); M. Ealika v. Jathensteiit, Böhmens heidnische
Opferpläize, Gräber und Altertümer, Prag 1836; Pbeuskeb (s. Sachsen); Joh. £. Wocbl, d.
Bedeutung d. Stein- u. Bronzealtert, f. d. Urgesch. d. Slawen, Prag 1869; ders., Grundzüge d.
böhm. Altertumsk., Prag 1845, 2 Bde. m. Abb.; ders., PravSk zemö öesk^ (Böhmens Urzeit),
1866—68, russ. Kiew 1875; W. Osbornb, üb. einen Fund aus d. jüngeren Steinzeit in Böhmen,
Prag 1880; L. Snajdb, Materiälv ke kulturnfm d^jinäm lide bydlivsich v hofejgim pori6i Labe
(Materialien zur« Eulturgesch. der Menschen, welche am oberen Laufe der Elbe wohnten),
Jiöin 1881; L. Snajdb, Po6ätkoyö predhistorick^ho mistopisu zeme 6eskö (Anfänge der vor-
historischen Topographie Böhmens, Pardubitz 1891); Niedeble, piispevky k anthropologii
zemf ieskych (Beiträge zur Anthropologie der böhmischen Länder) I. die Skeletgräber der
letzten prähist. Zeit in Böhmen, Prag 1891 (deutscher Auszug Mitt. d. anthrop. Ges. in Wien,
20, 102 ff.); B. JelInek, Materialien zur Vorgeschichte und Volkskunde Böhmens, Mittheil,
der anthrop. Ges. in Wien Bd. XXI; ders.. 0 vyvinu prav^köho cloveka v Cechäch (über
die Entwicklung des prähistorischen Menschen in Böhmen), Prag 1892; SmolIk, Otto's Con-
versationslexikon (Ott&v Slovnik Nau6ny), VI 1892 S. 271 ff.; Piö, Archaeologicky vyzkum ve
stredm'ch Cechäch (arcbäol. Forschungen in Mittelböhmen), Prag 1893, m. 38 T. (von einem
deutsch. Auszuge begleitet); Woldbich, Beiträge zur Urgesch. Böhmens V. (Mitteil, der an-
throp. Ges. in Wien N. F. XIII N. 1); L. Niedeble, Lidstvo v doba predhistorick^. Se
zvläStuim zretelem na zemö slovanskö (die Menschheit in prähistorischer Zeit. Mit beson-
derer Rücksicht auf die slavischen Länder), Bd. 1. Prag 1893. — Festungswerke: B.
Jelinbk, über Schutz- und Wehrbauten in der vorgeschichtlichen und älteren geschichtlichen
Zeit, mit besonderer Rücksicht auf Böhmen, Prag 1885; Pi6, die altslavische Wehrkraft
zu Lande und Wasser, Zur rumänisch-ungarischen Streitfrage S. 148 ff.; Monographien:
J. L. Pi£, Mu^sky a jeho okoli v ohledu archaeologicköm (M. und seine Umgebung in
archäologischer Hinsicht), Prag 1888; F. Hegeb, Ausgrabungen auf dem Umenfeld von
Neudorf bei Chotzen in Böhmen, Wien 1882, m. 1 T.; E. Pbikkyl, Zähori po stränce
starontnicko-historick^ (Z. nach der archäologisch -historischen Seite), Sobechleby 1891. --
Kaiser Franz Joseph's böhmische Akademie für Wissenschaft, Litteratur und Kunst in
Prag (Ceskä akademie cisare FrantiSka Josefa pro vedy, slovesnost a um^ni v Praze);
Sap. t. Arohäologisohe ÖrtBkonde. (§§ 162—164.) 159
Kgl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften in Prag (kr. öeskä spole6nost nauk
Y Praze); Verein fOr Geschichte der Deutschen in Böhmen» zu Prag mit Sammlung
(Mitteilungen 1862 ff., Beiträge, Jahresberichte); Verein der Freunde der böhmischen Alter-
tumskunde in Prag = Spole&ost prätel staro2itnosti 6eskych (Zprävy spoleönosti etc., Be-
richte 1889 ff.). — Periodisch: Pamätky archaeoloeick^ a mlstopisnä (Archäologische imd
topographische Denkmäler), Prag 1853 ff. m. T.; Cesky lid (das böhmische Volk), Prag
1892 ff. — Landesmuseum in Prag ; Spole^nost musea kralovsti öesk^ho archaeologicky sbor
= Gesellschaft des kgl. böhm. M., archäol. Abteilung (Pamätky rchaeologick^); aretrospektivo
Abteilung der Landesjubiläumsausstellung in Prag 1891: Katalog der retrospektiven Aus-
stellung, Prag 1891. • - Vereine und Sammlungen einzelner Städte, sowie Privatsammlungen:
Bechyn (Sammlung des Fürsten Paar aus dem Riesengräberfeld zwischen Jistebnic und
Moldautein); Böhmisch-Trübau (städt. Museum); Budweis (städt. Mus. u. Ad. Rodler);
Öaslan (Städt. M., MuseumsTerein = V6ela Caslavskä, Jahresberichte 1882 ff. = Zprävy
mnsejniho spolku \t. C; photograpbisches Album von Altertümern, her. v. Cl. Öebkak;
Chotebor (städt. M.); Chrudim (Museumsverein); Dobrenic (Samml. Prochäzka); Eger («das
Museum der Stadt £.*, 1891); Franzensbad (SammL Cartellieri); Graslitz (St. M.); Hohen-
mauth (St. M.); Hlinsko (Bezirksmus.); Horic (Mus. u. arcb. Museumsverein, mit Jahres
her.); Jarora^r (Städt. M.); Jungbunzlau (Regionsmuseum), dann städtische in Klattau, Eolin'
Königgrätz; Kozel bei Stiahlau (prähist. Samml. des Grafen Ernst Waldstein); Kuttenberg>
(städt. Mus. u. Verein Vocel), Laun (Bürgerschule und H. Merz); Leitmeritz (Diöcesanmuseum);
Leitomischl (st); Lobositz ( A. v. Weinzierl) ; Melnik (si); Miroschau (W. Richly); Nächod
(st Mus.); NeÜuk (Frh. v. Rauch) ebenso Neu-Bydi^ov, Neuhaus- Jindrich&v-Üradec und
Nimbui^; Nischburg (Fürstenberg. Museum); Ohrad (Schwarzenbergisches M.); Opo6no
(Volksschule); Pardubic (städt. M.); Pilsen (städt bist. Mus.); Pod^brad (Bürgerschule
und Job. Hellich); Poli6ka (Museums verein Palacky); Prag (städt Mus.; Samml. von
St. Bcrrger, Em. Mika und Frh. y. Neuberg); Roztok (Sammlung Franz Ryzner); Schlau
(städt M.), ebenso Täbor, Taus, Trebnitz und Tumau; Stift Tepl; Teplitz (Graf Clary u.
Fassel).
ÖBterreich-Schlesieii. Eülka, Mitt. d. anthrop. Ges. in Wien 19, 13 ff.; Schlesisches
Museum in Troppau; GeseUschaft Matice Opavskä mit Museum; Sammlung Bukowansky
in Polnisch-Ostrau.
163. Mähren mit Höhlen in den Kalkgebirgen, deren Inhalt in uralte
Zeit zurückreicht.
Topographie Mährens vorbereitet vom Musejni spolek; H. Wakkel, Bilder aus der
mährischen Schweiz und ihrer Vergangenheit, Wien 1882; Prvnl stopy lidsk^ na Morav^;
ders., Beitrag zur Gesch. der Slaven in Europa, Olmütz 1885; M. Kbü, die Höhlen in den
mährischen Devonkalken und ihre Vorzeit, Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1891 Bd. XLI
H. 3; ders., Odob^ prav^kä a novovek^ na Morav^ (Über die alte und neue Zeit in Mähren),
Brunn 1892; H. Wankel, die prähist Jagd in M., Olmütz 1892; Monographien: Prikryl,
Osvetimany, Hora Sv. Elimenta 1884; Martin Enfi, Kulin a (und) iKostellk, T. Brunn
1888 — 91 (prähistorische Höhlen), deutscher Auszug, Anthrop. Eorrespondenzbl. 1889 S. 146
ff.; über die Pfahlbauten Wankel, in der Festschrift des Museumsvereins zur Anthropo-
logenvers, in Wien 1889, m. Abb. — Mährisches Museum in Brunn (Museumsverein =
Musejni spolek v Bme); Franzensmuseum der k. k. Ackerbauges. ebendort (Führer durch
das Franzensmus. 1891); vaterländisches -Museum in Olmütz, Museumsvereiu (Zeitschrift
1884 ff., Öasopis vlastenecköho musejniho spolku v Olomouci); städtische Museen in Teltsch
und Znaim; Stift Raigem; Privatsammlungen: J. Knies in Blansko, Brandt in Celechovic,
£d. Peck in HoUeschau, H. MaSka in Teltsch*; Erich Mladeck in Mährisch-Ostrau; Martin
Ktü in Steinitz, Palliardi in Znaim. — By6isk01a-Höhle; Eburum (Olmütz) wichtiger
Handelsort: Wankel, kolovä stavby v Olomouci.
164. Oalizien mit vielen tumuli, Burgstätten u. dergl. (mogila, grod-
zisko, horoduszcze, zamczysko), worin sich bemalte Gefässe finden; Felsen-
bauten in Polanica und Bozhureze.
J. N. V. Sadowski, wykaz zabytköw przedhistory cnych na ziemiach polskich
(Nachweis der vorhistorischen Denkmäler in polnischen hegenden), H. 1. 1878; Albin
EoHN und G. Mehlis, Materialien zur Vorgeschichte des Menschen im östlichen Europa,
I. Jena 1879; E. v. Rooawsky, o wyskopaliskach Le^ajskich (über die Ausgrabungen
y. Leiajsk), Erakau 1856; ders., o rozkopaniu mogity w Siedliszowieach (über die Ausgr.
des Grabes v. Siedliszowice), in der Biblioteka warszawska, 1860; Eopernicki, poszu-
kiwania archeologiczne w Horodnicy nad Dniestrem (Archäol. Forschungen in Hurodnica am
Dniestr), Erakau 1878. — Przeglad archeologiczny I. Lemberg 1876; Zbiör Wiadomo§ci
160 KlaBsisohe funstaroli&ologie. L Deiikmälerkiinde.
do anthropologii krajowes, Erakau 1877 fif.; Dwutygodnik naukowy (wissenschaftliches Zwei-
wocheDblatt), Erakan 1878 ff. — Sammlungen in Krakau: Universität (A. Eohn, Ztsch. f.
Ethnol. 9, 151 ff.), Gzartoryski, Akademie ; in Lemberg prähistorische Sammlung des Grafen
DzieduBzycki. — Akademie in Krakau mit Kommission zur Erforschung der vorhistorischen
Archäologie Polens: veröffentlicht seit 1878 Monumenta Poloniae praehistorica; stauropi-
gianisches Institut in Lemberg: Archäologisch-bibliographische Ausstellung 1889; archäol.
Landesverein für Gal., mit Sammlung.
Bukowina. Hauptort Sereth (Mitt. der Centralkomm. 17, 80 ff.)
Kaikdl, Geschichte der Bukowina, I. 1887; ders.; zur Altertumsk. d. B., 1892; Lan-
desmuseum in Czemowitz 1893; Sammlung bei der Universität; rumänischer archäologischer
Verein (Societatea archeologica romänä tn Bucovina) mit Sammlung (vgl. Romanische Revue
VI. 1890); Sammlung von Joh. v. Zotta,* in Stefanowka.
166. Ungarn, durch die natürliche Wasserstrasse von jeher dem
Verkehr und Durchzuge offen. Weil daher die mannigfaltigsten Denkmäler
vorhanden sind, ist Ungarns archäologische Stellung nicht klar übersicht-
lich; am deutlichsten heben sich natürlich die Bömerfunde ab.
Selig Cassbl, magyarische Altertumskunde, Berlin 1848; Eitelbeboeb v. Edblbebo,
Bericht über einen archäol. Ausflug nach Ungarn in den Jahren 1854—55, Wien 1856, m.
6 T.; Fb. X. Rokbb, r^sultats g^neraux du mouvement arch^ologique en Hongrie, Budapest
1878; J. Hampel, antiquit^s prähistoriques de la Hongrie, 1877 m. T.; Pulszkt, a r^zkor
Magyarorszäban (die Kupferzeit in Ungarn), Budapest 1883, f.; J. Hamfbl, Altertümer der
Bronzezeit in Ungarn, B. 1887; Inoved Unoset, sur Tage de bronze en Hongrie, 1. Chri-
stiania 1880; PulszkY; die Denkmäler der Eeltenherrschaft in Ungarn, B. 1879, m. 32 Abb.;
vollständige Darstellung im 2. Bande des Congräs de Budapesth (S. 7) mit vielen Tafeln.
— Monographien (ausser über Römerstädte): W. Lipp, die Gräberfelder von Keszthely,
Budapesth 1865, m. 360 Abb. u. 3 T.; Mob. Wosinskt, das prähistorische Schanzwerk von
Lengyel, Budapesth 1888; Vibchow, Verh. der anthrop. Ges. in Berlin 1890, 67 ff.; E.
V. Sacken, Grabhügel von Lövö, Jahrbb. der k. k. Centralkomm. I (1856); Bela Sz^chb-
NYi, Funde aus der Steinzeit im Neusiedler Becken, Budap. 1876; Fbiedb. Pichlbb, Be-
richt über die von S. Maj. d. Kaiser dotierten archäol. Ausgrabungen in den Gebieten von
Solva u. Teutra, Graz 1878; J. v. LenhosbiIk, die Ausgrabungen zu Szeged-Öthalom in
Ungarn, Wien 1886; A. v. Kübinti, Szekszärder Altertümer, Pesth 1857, m. 4 T. —
Archäologische Kommission der Akademie der Wissenschaften : Archaeologiai közlem^nyek
(Arch. Mitteilungen) 1859 ff.; Archaeologiai ^rtesitö (Arch. Verhandlungen) 1871 ff.; Monu-
menta archaeologica, 4 Bde. — Nationalmuseum in Budapesth: periodisch Acta musei na-
tionalis hungarici; Monuments öpigraphiques du mus^e nat. hongrois, dess. et expl. par
E. Desjabdins, Budap. 1873, f. m. 35 T.; J. Zicben, römische Bildwerke im Nationalmuseum
zu Pesth, Arch.-ep. Mitt. 13, 43 ff. m. Abb.; Berichte in Archaeol. örtesit^. — Übersicht über
die anderen Sammlungen, durch eine Ausstellung gegeben: J. Hampel, catal. de Texposit.
prehistorique des mus^es de province et de collections particuliäres de la Hongrie, Budap.
1876 m. Abb.; Südungar, bist. V^erein in Temesvar, m. Museum; Sammlung Egger in Wien,
engl. Versteigerungskatalog von Pülszky 1891 (vgl. Archiv f. Anthrop. 20, 349 ff.).
A quin cum (Altofen) mit grossartigen Bädern: Schönwisneb, de ruderibus Romanis
et aiiis monum. in solo Budensi, Budae 1778, f. m. 3 T.; Salakon, s. Ungarische Revue 1886
S. 127 ff.; KuzsiNSKY, die Ausgr. zu A. 1879—91, Budap. 1892, m. Abb.
Brigetio bei Komorn: Arch.-epigr. Mitt. 10, 105 ff.
Sabaria (Steinamanger , Szombathely) : Schönwisneb, antiquitates et historia . . .
Sabariensis, Pesth 1791: Arch. ep. Mitt. 2, 9 ff.
Scarabantia (ödenburg): Victob R^cset, Sopron ökori neve ^s a sopromegyei rö-
mai feliratok, Sopron 1857; Komitatsmuseum und städtisches Museum; Privatsammlungen
des k. Rates Ivan Paür und von Storno.
I(i6. Siebenbürgen hatte durch seine ßoldbergwerke Bedeutung, da-
her die grossen Funde von Goldmünzen.
V. Steinbücbel, notice sur les mödaillons en or, Wien 1826. — (ungarischer) archäo-
logischer Verein in Deva mit Museum und Zeitschrift; (deutscher) Verein für siebenbür-
gische Landeskunde („Correspondenzblatt**, «Archiv" und Jahresbericht) — Batthiani'sches
Museum zu Carlsburg; Bruckentharsches Museum zu Hennannstadt (Nagy-Szeben): Katalog
von Abneth, Sitzimgsber. der Wiener Ak. 1851 VI 285 ff.; Privatsamml. von Frl. v. Torma
in Broos aus dem Marcs- u. Csermathal (Archiv d. V. f. siebenb. Landesk. N. F. Bd. 14 H. 3).
Neigebaugb, Dacien, Kronstadt 1881; (S. J. v. Hohenhausen) Die Altertümer Daciens
im heutigen Siebenbürgen, Wien 1875, m. T.; M. J. Ackver, die römischen Altertümer u.
Kap. y. Aroli&ologiBohe Ortskimde. (§§ 160-169.) 161
deutschen Bargen in S., m. K.» n. die Kolonien and militArischen Standlager der Römer in
Dacien, Jahrbb. der k. k. Gentralkomm. I. II. Wien 1856—7; 0. Beivndorf u. 0. Hibscb-
FELD, vorlAufiger Bericht über eine archäol.-epigr. Reise in Dacien, Mitt. d. Gentralkomm.
1873 S. 328 ff.; K. Gooss, Chronik der archäologischen Funde Siebenbürgens, Hermann-
Stadt 1887.
A pul am, Lagerstadt: E. Gooss, die römische Lagerstadt A. in Dacien, Progr. von
Schftssburg 1878.
Sarmizegetusa (Gradistin-Yärhely): Zarmizegethosa, die 1823 za Värhely ent-
deckten Mosaiken, Hermannstadt 1825. — Funde von Dorstadt im Dorfe Koncza.
167. Kroatien* B. Böck, historische Ergebnisse eines archäologischen Fundes
in Croatien, Wien 1858, m. 1 T. — kroatischer archäologischer Verein in Agram (Anzeiger,
Viestnik hrvatskoga arkeologiäkoga druztva 1879 ff.) — Museum in Agram : Sime Ljubic,
popis arkeologi6koga .... muzeja u Zagrebu, I. H. 1. £gipatska sbirka. Predhistori6ka sbirka,
Agram 1889, m. 36 T.
Dalmatien blüht erst unter den Kaisern recht auf, fallt aber ziem-
lich früh in die Hände der Germanen.
[Ober Gassas s. § 161;] v. Eitelbbboeb, die mittelalterlichen Eunstdenkmale Dal-
matiens, Bericht der k. k. Gentralkomm. 1862; A. Hauses, Spalato und die römischen Mo-
numente Dabnatiens, Wien 1883 (Vortrag); Archaeologia XL VIII T. 1—4. XLIX T. 1. 2;
Jacksov, Dalmatia, the Quamero and Istria, Oxf. 1887. — periodisch: Bullettino di storia
e archeologia Dalmata, Spalato seit 1878. — k. k. Staatsmuseum in Spalato, mit Bullettino:
DktiJ, il imp. r. mnseo di antichitä in Sp., 1872; Verzeichnis der Lampen von BuLid, B.
di arch. dalmata IX Nr. 1 — 4; Altertumsyerein in Enin; vaterländisches Museum (domo-
rodni mozej) in Ragusa; Museo comnnale in Corzola; Samml. Bolmarcic in Ossero auf
Lussino.
Claudia Aequum (Citluk): Funde im Franziskanerkloster Sinj; Samml. v. Conte
Pavlovic.
DokUa: Ra. n. s. 44, 74 ff. mit Karte.
Epidaurns (Ragusa), griechische Kolonie: F. Sch-b, Steiermärkische Zeitschrift
N. F. 5. J. H. 1 (1838) S. 139 ff; G. Gelcich, di Ragusa e de' monumenti che sono in essa,
R. 1888, m. Abb. u. IT.
lad er (Zara): Museum im Tempio di S. Donato, Tgl. W^iener Abendpost 1889 Nr. 206.
207: L. Haüsbb e Fb. Bttliö, Mitt. d. k. k. Gentralkomm. VIII (1884); Samml. des Gym-
nasiums.
Salöna oder Sälönae (Spalato), julische Kolonie, kurze aber glänzende
Blüte durch Diocletians Niederlassung : Adam, ruins of the palace of the emperor Diocletian
at Sp., L. 1764; F. Cabbaba, topografia e scavi di Salona, (Trieste 1850, m. 2 T.; de' scavi
di Sal. nel 1848, Wiener Akad. 1851 m. 6 T.; de* scavi di S. nel 1850, Prag 1852, m. 5 T.
(deutsch Lpg. 1854); Fb. Lanza, monumenta Salonitana inedita, Wiener Akad. 1856, m. 12 T.;
deir antico palazzo di Dioclet. a Sp., Triest 1855, f. m. 12 T.; Eitslberoeb, Jahrb. d. Gentral-
komm. 1860 S. 135. 229 ff.; neue Aufnahmen y. Hauser 1877 (s. o.); R. F. Bubton, the long
waU of S. and the ruined cities of Pharia and Gelsa di Lesina , m. 2 T.; Zachabia, mar-
mora Salonitana; altchristlicher Friedhof mit Basilika: Lucas Jelic, das Coemeterium von
Monasterine zu Sal., 1891. — Prähistorische Samml. von Noyak.
168. Bosnien und Herzegowina. Mob. Höbkes, Altertamer der Herze-
gowina, Wiener Sitzungsber. Bd. 107 m. 34 Abb.; Phil. Ballif, römische Strassen in Bos-
nien u. der Hercegovina, I. Sarajevo 1893, m. 12 T.; Höbnbs, wissenschaftliche Mitteilungen
aus Bosnien u. der Hercegovina, her. vom bosn.-herc. Landesm. in Sarajevo Bd. I (prähisto-
rische u. römische Archäologie) 1893, m. 30 T. u. 760 Abb.; prähistorische Anleitung von
Radinskt. — Bosnisch-herzegowinisches Landesmuseum, archäol. Abteilung in Sarajevo (ver-
öffentlicht: Glasinak zemaljskoga muzeja); Musealverein — Bronzescbatz von Grehin-Gradac
bei Mostar, Mitt. der k. k. Gentralkomm. N. F. 14, 7 ff. m. Abb.; Ausgrabungen in den Ne-
kropolen von Glasinac 1888.
Türkischer Teil von Dlyricnm. Pxbvakoolü, Archeografo Triestino X 20 28.
Apollonia (Avlona), griechische Kolonie: 'EXXrjy. (piXoX, avXX. Konstantinopel H' 300.
Serbien. F. Kanitz, römische Studien in Serbien, Denkschr. d. kais. Akad. Bd. 92,
m. 120 Abb.; ders., die prähistorischen Funde in S. bis 1889, Mitt. der anthrop. Gesellsch. in
Wien 19, 150 ff. ~ Museum in Belgrad: Über die prähistorischen Gegenstände Waltbo-
wiTZ 1892.
169. Bulgarien hat in der Ebene viele Grabhügel aufzuweisen,
während das Gebirge ziemlich öde war. Auf der Balkanhalbinsel werden
Eaudbnch der Uan. AltertnnmwimeDscbaft. VI. 1 1
162 dasaiache Snnatarohftologie. I. Denkmftlerkiuide.
alte Anlagen gern dem Kaiser Trajan (Trojan) zugeschrieben (Jirecek,
Heerstrasse S. 5 flF. u. Monatsber. d. preuss. Akad. 1881, 447).
A. Pappadopoülos - Vretos, la Bulgarie ancienne et moderne. Petersburg 1856;
C. Allabd et S. Renier, la Bulgarie Orientale, Paris 1864; Kokst. JiBBi5BK, cesty pro Bul-
harskn (Reisen in Bulgarien), Prag 1888; Arch.-ep. Mitt. 10, 43 ff. m. K. T. 6. 129 ff.; Mo-
natsber. der preuss. Akad. 1881 S. 434 ff.
Berrhoia (Eski-Sagra) : Jirecbk, Monatsber. a. 0. S. 435. — Museum in der Schule.
170. Bum&iiieii. Am reichsten ist die Dobrudscha, welche zuerst
1829 bei der russischen Besetzung und dann 1855 durch die verbündeten
Truppen erforscht wurde.
Sammelstelle: Museum in Bukarest — periodisch: Revista pentru istorie archeologie
si iilologie, Bucur. 1882 ff.; Journal d'Odessa 1829 u. 1830 (vergl. Athen. Mitt. 9, 210 ff.);
G. Satoer et A. Desarnod, album d*un voyage en Turquie, Paris o. J.; Allard, la Dobroutcha,
Paris 1859; Dbsjardins, Ra. n. s. 17, 255 ff. T. 10. 11; Soutzo, Ra. n. s. 42, 204 ff.
Eallatia (Mangalia): Ra. n. s. 42, 300 f.
Tomoi-Constantia (Küstendsche), 447 von Attila zerstört: P. Becker, Beiträge zur
genaueren Kenntnis Tomis u. der Nachbarstftdte, Lpg. 1853; Robert, note sur les d^bris
ant. recueillis en 1855 ä Eustendj^, Extr. des M4m. de TAcad. de Metz 1862; Milliuoek,
'EXXr]y. g)iXoX. avXX, S 105 ff. ^ 249 ff. IT' dg/, nagdgr. 64 ff.; Perrot, m^moires d'arch^ol.
p. 181 ff.; Ra. n. s. 42, 296 ff.
171. Bussland. Alwin Kohw (s. o.); C. Grbwinok, Archiv f. Anthrop. VTI H. 1,
2. 1874 S. 59— 110; Uwarow, Archäologie Russlands: Das Steinalter, Moskau 1881; zu-
sanmienfassend : J. Tolstoi u. N. Eondakoff, Russkiä drewnosti w pamiatnikach iskusstwa
(die russischen Altertümer in den Monumenten der Eunst), 2. Heft, Petersb. 1889. — Ge-
sellschaften: Commission arch^ologique de Tacad^mie imperiale de St. P^tersboorg (Gompte
rendu seit 1859, zuletzt pour 1881, Petersb. 1884: franz. Berichte über Ausgrabungen mit
den durch ihre enorme Gelehrsamkeit bekannten deutschen Abhandlungen von Ludolf
Stephaki und Atlas ^; Sociät^ imperiale d'archöologie et de numismatique de St. Pöters-
bourg (M^moires, publ. par Dr. B. de Eoehne, St. Pöt. 1847—52, 7 Bde. m. 120 T.; i9wjestiä
drewnosti imp. arch. obschtsch. 1859 ff. m. T.); desgl. in Moskau (i^wjestiä, Moskau 1873 ff.)
und Odessa (russ. Denkschriften, Zapiski 1844 ff. m. T., Inhaltsverzeichnis in: Notice sur
la soc. imp. Odessoise d'hist. et d'ant. et sur ses m^moires, Odessa 1875; vgl. W. Jüroie-
witsch, bist. Abriss der 50jährigen Thätigkeit der kais. Odessaer Ges. für Gesch. u. Alter-
tümer 1839-1889, Od. 1889, russ.; Museum § 28). — Sehr beliebt sind Eongresse der
Archäologen und Anthropologen, über welche erscheinen ,Trudui arch. sbje^da w — ** (Ver-
handlungen des archäol. Eongresses in — ) und „Protokoly ^asjedanij antropologitscheskaho
otdwla obschtschestwa" erscheinen; s. auch Gatalogue des antiquitös pr^historiques, Moskau
1873. — Sammlungen: s. § 28, auch zu Nikolajew im Gouv. Cherson. Der Staat veröffent-
licht grosse Bilderwerke: Antiquitös de l'empire de Russie, Moskau o. J. (unter Nikolaus I.),
6 Serien; Mat^riaux pour Tarch^ologie de Russie = Materialy po archeologii Rossii, Petersb.
1881 ff. f. (zuletzt Vlll. Strzyoowski, der Silberschild von Eertsch); sibirische Altertümer
1889 ff. — Bonn ELL, Beitr. z. Altertumsk. Russlands, I. Pet. 1882.
172. Polen schliesst sich archäologisch an die Süd- und West-
länder an.
Ttszkiewicz, badania archeologiczne, Wilno 1850; Zabytki prezdhistorzczne ziem
Polskich: monuments pr^historiques de Tancienne Pologne I. sörie, Ej-akau 1879. — Perio-
disch: Rocznik dla archeologöw-numizmatiköw-bibliograföw Polskich; Wiadomosci archeo-
logiczne (Archäologische Nachrichten) I. Warschau 1873, mit vielen Abbildungen; russisch
Warschawskiä uniw. i^wjestiä 1886 ff. (Nachrichten der Warschauer Universität) — archäo-
logische Museen in Warschau und Wilna; Museum Podczaczinski in Warschau.
Litthauen. C. Grewingk, über heidnische Gräber Russisch-Litthauens, Dor-
pat 1870.
173. Die Ostseeprovinzen haben ärmliche, barbarische Verhältnisse.
C. Grewingk, das Steinalter der Ostseeprovinzen, Dorpat 1865 ra. 2 T.; zur Kenntnis
der in Liv-, Esth-, Kurland und einigen Nachbargegenden aufgef. Steinwerkzeuge heid-
nischer Vorzeit, Dorpat 1871. — Ges. für Gesch. u. Altertumskunde der Ostseeprovinzen
Russlands; kurländische Gesellschaft fttr Li tteratur u. Kunst (Sitzungsber.) ; Geschicbts- und
Altertumsgesellschaft in Riga (Sitzungsberichte und Mitteilungen); gelehrte esthnische Ge-
sellschaft in Dorpat (Verhandlungen und Sitzungsberichte). — Museum in Riga, Mitau und
Beval; Sammlung von Bahr im Brittischen Museum, von Kruse in Berlin. Vgl. Fr. Kruse,
Kap. V. Arohäologische OrtBknnde. (§§ 170—175.) 163
nissische Altert&mer, 1. Bericht fiher die Hauptresultate der im Jahre 1843 gestifteten
Centralsammlung vaterlftnd. Altert, an der Univers, zu Dorpat, D. u. Lpg. 1844; ders., kurzer
Bericht über das neugestiftete Centralmuseum vaterl. Altert, an der Universität zu Dorpat,
D. 1844.
Livland: Fb. Kbüsb, Necro-Livonicai Dorpat 1842; Baehr, die Gräber der Liven,
Dresden 1850; Vibcbow, archäol. Reise nach L., Yerhandl. der Berl. anthrop. Ges. 1877
S. 365 ff. T. 8. 9.
174. Die russische Tiefebene macht den Übergang von Galizien
und Polen zur Küste des schwarzen Meeres; sie ist reich an Grabhügeln,
(mit einem tatarischen Worte Jcurhan oder hur g an genannt) z. B. im
Gouvernement Jekaterinoslaw, bei Alexandropol und in der Kirgisensteppe.
M. Grabowski, Ukraina dawna i terazniejsza (die einstige und jetzige Ukraine);
A. Stuck£SBer6 u. N. Wissotzky, Materialien zur Kenntnis des Steinalters im Gouv. Kasan,
K. 1885 m. 16 T. (vgl. Archiv f. Anthrop. 20, 374 ff.). — Antiquitös publikes par la com-
mission arch^ologique provisoire de Kief I. Kiew 1846, f. — Karte bei Kovdakof a. 0. S. 231.
Ryzanöwka (Ukraine), Kurgan mit grossem Groldfnnd (jetzt im akademischen Mu-
seum zu Krakau): Goo. Ossowski, grand kourhan de R. d*apr6s les recherches faites en
1884 et 1887 (pohi.: wielka kurhan Ryzanowski), Crac. 1888 f.
Smjela im Kreis Tscherkask, Gouv. Kiew; 1885 wurden 53 Kurgane geöffnet: Graf
Alezsi Bobbinsky, die Kurgane u. die zufälligen archäol. Funde in der Nähe der Ortschaft
Sm., Petersburg 1887 (russisch), f. m. 2 K. u. 24 T. (vgl. Archiv f. Anthrop. 19, 110 ff.).
175. Die Nordküste des schwarzen Meeres vereinigt griechischen
(besonders athenischen) Import und den Reichtum der skythischen Könige
in ihren Grabhügeln, worin man schon unter Katharina U. gegraben hat.
Waksbl, Darstellung antiker Denkmäler aufgefunden an den KOaten des schwarzen
Meeres, Petersh. 1801, 8 S. m 12 T. (russisch); L. de Waxel, recueil de quelques antiquites
trouv^es sur les bords de la Mer Noire app. ä Tempire de Russie, Berlin 1803, 2 Bde. m.
20 T.; Raoül RocHBTTB, antiquites grecquea du Bosphore Cimmörien, Paris 1822 m. 15 T.;
P. V. KöPPBN, Altertümer am Nordgestade des Pontus, Wien 1823, m. 2 T.; B. Köhne, Bei-
träge zur Gesch. u. Archäologie des Chersonnesos in Tannen, St. Petersh. 1848 m. 10 T.
(auch russisch), Nachtrag St. Petersh. 1850; P.Becker, Mäm. de la soc. imp. d'arch. de St.
Pötersb. 5, 361 ff. 6, 103 ff. 176 ff.; ders., Kertsch u. Taman, Moskau 1857; Graf Oüvabow,
recherches sur les antiquites de la Russe m^ridionale, Paris 1855—60 f. m. 34 T. (russisch,
ifljedowaniä o drewnostiäch jusnoj Rossii, 1851— 56); W. Lattschbw, zur Gesch. archäol.
Forschungen in Südmssland, Auslese aus den Papieren von Olenin, Denkschriften der kgl.
Odessaer Ges. XV. (russisch). — Reisewerk : Dübois de Mohtp^beüx, voyage autour du
Caucase, Paris 1839—43, Bd. V mit sörie IV. des Atlas. — Zusammenfassend: G. Aschik,
Bosporskoe zarstwo, Odessa 1848, 3 Bde. m. T. (Bd. II Gräber, 111 Funde); F. Bbün Tschnbb-
xob'e, swomik i^ljedowanij po istori tscheskoi geografii jusnoj Rossii (1852 — 77), Odessa
1879; KoNDAKOF, Tolstoi et Sal. Redtach, antiquites de la Russie m^ridionale, Paris 1891
(russ.: Russkiä drewnosti § 171), m. Abb.
Die oben (§ 171) erwähnte archäologische Kommission beschäftigt sich zunächst mit
Südrussland; ausser dem Compte rendu veröffentlichte sie Antiquitös du Bosphore
Gimmörien, Pet. 1854 (vgl. Lenobmant, Pariser Akad. 1861; verkleinerte Ausgabe mit
Register zum Compte rendu von Sal. Reinach, Paris 1892) und Recueil d'antiquit^s de la
Scythie, 1866. 1873, 46 T. Ausser den erwähnten Gesellschaften ist die griechische ,ikxaiQia
T^g IctoQiag xal aqxaioXoyiag^^ in Odessa {'AnoXoyiofjLog t^g iy Vötjaato er. 1846 ff.) mit
Museum {JJoQyaaaog Bd. 5, 597 ff.) zu nennen. — Über die Museen § 171; Privatsammlung
von Lemm^ in Odessa.
Abia, Hain des Achilleus (Bender): Bull, des sc. bist. 9, 141.
Pantikapaion (Kertsch), alte Königsstadt, abgeb. bei Theod. Reivach, Mithridate
Eupator, Paris 1890; Pläne bei Dübois V 118 ff. Aschik I T. 4; Gräberberg seit 1825
ausgebeutet mit dem Hügel Kul-Oba (Jus-Oba) 1831 und Pawlowskoj Kurgan 1858:
OwssJAJTifiKow , Grabkammer im Mithridatesberg bei Kertsch, Historischer Bote (Petersh.)
41, 477 (russisch); Akt. Aschik, Kertecheiskijä drewnosti (Altertümer von Kertsch), Odessa
1845, f. m. T.; J. Sabatieb, Souvenirs de Kertch, St. Pöt. 1849, m. 8 T.; G. Aschik, tschasy
do suga (Stunden der Müsse), Odessa 1851, m. 8 T.; D. Mac Phbbson, antiqnities of Kertch,
London 1857, m. 12 T. u. 2 K.; R. Thomson and J. Hooo, sketches of Kertch, its larger
tumuli and some other remains, London 1857, m. 5 T.
Phanagoria (Station Semaja, Halbinsel Taman) : K. Göbz, archäol. Topographie der
Halbinael Taman, Moskau 1870, m. Abb., K. u. 3 T.
11*
164 Klasaisohe Kanstarohftologie. L Denkmftlerlniiide.
176. Die Eaukasusl&nder haben keine selbständige Stellung, son-
dern sind im Norden von der Kultur der Ebene, im Süden von Armenien
beeinflusst.
J. Bartholomaei, lettares namismatiques et arch^ol. relatives ä la Transcancasie, Pet.
1859; £bn. Chantrb, rechercbes anthropologiques dans ie Caucase, Paria 1879—82, 2 Bde.
m. Atlas; ders., origine et ancieDnetö du premier äge da fer au Caucase, Lyon 1892; Fr.
Batrrn, contr. ä l'archöologie du Caucase, Lyon 1883; Virohow, Bayerns Untersuchungen
über die ältesten Gräber- und Schatzfunde in Eaukasien, Berlin 1885, m. 16 T. — Reise-
werk: Fr±d. Dubois (s. o.) Bd. V (Paris 1843) mit Atlas, s^rie IV. — K. russische Ge-
sellschaft fflr Archäologie in Tiflis (russ. Denkschriften 1875, f. m. T.) — rass.-archftolo-
gischer Kongress in Tiflis (vgl. 8. 162). S. auch § 60 Armenien.
Kombulte in Digorien, Gräberfeld der La T^ne-Periode.
Eoban in Ossetieh, altes Gräberfeld aus der Hallstätter 2^it: Ghaktbr a. 0. Bd. II;
ViRCBOw, das Gräberfeld von K. im Lande der Osseten, Berlin 1883, m. 11 T.
Kuban-Gebiet, an der Mündung des Hypanis (Kuban) Gruppe von Kurgauen,
„die sieben Brüder", 1875 ausgegraben: CR. 1876 p. 153 f.
177. Sibirien hat zwischen Ural und Altai Grabhügel und am Jenissei
alte Steinbauten aufzuweisen.
Es erschienen Arbeiten von Wladimir de MaIkof 1876, J. R. As^elin (§ 178), Alfr.
Maüry Paris 1868; £. Df.sor, mobiliers prdhistoriques de la Sib^rie 1872. — Sibirische
Altertümer, § 171; über sibirische Steinwerkzeuge: Ztsch. f. Ethnol. 10, 461 ff. >- Archäo-
logisches Museum der Univ. Tomsk und in Minussinsk: F. R. Martin, T&ge du bronze au
musöe de Minoussinsk, Stockh. 1893, m. 33 T.
l'iS. Finnland. J. R. Aspelin, antiquit^s du Nord Finno-Ougrien, Helsingfors
1877 ff. f.; Hjalmar Appelqren, Suomen muinaislinnat (vorgeschichtliche Schanzen in Finn-
land), Helsingf. 1891. — Museum in Helsingfors (Gat. raisonn^ des antiqu. du Nord Finne-
Ougrien, Hels. 1878) und in Abo.
1'29. Skandinavien ist die Heimat der planmässigen Erforschung
der „prähistorischen" Altertümer und hat die strenge Periodenteilung der-
selben hervorgebracht.
J. J. A. WoRSAAE, Leitfaden der nordischen Altertumskunde, Kopenh. 1837; zur
Altertumskunde des Nordens, Lpg. 1847 m. T.; afbildninger, Kopenh. 1854; die Vorgeschichte
des Nordens, Hamburg 1878 (nordens forhistorie efter samtidige mindesmaerker, Nordisk
Tidskrift for Yetenskap, Konst och Industrie Stockh. 1878 H. 1—3); Russland og del skandi-
naviske Nordens Bebyggeln og äldste Kulturforhold, Aarböger 1872; Nilsson, das Stein-
alter oder die Ureinwohner des skandinavischen Nordens, übers, v. Mestorf, Hamburg 1868;
L. ZiNCK. nordisk arcbaeologi. Stenalderstudier, Kopenh. 1890 (Streitschrift); S. Nilsson,
die Ureinwohner des skandinavischen Nordens (Skandinaviska nordens urinvänare) I. das
Bronzealter (bronsaldem), aus dem schwed., Hamburg^ 1866, engl. 1868; Sophus Müller,
die nordische Bronzezeit und deren Periodeneinteilung, Jena 1878; 0. Montblius, remains
from the iron age of Scandinavia, 2 Tl., Stockh. 1869 m. Abb. (2. T. schwedisch); populär:
C. RosKNBBRG, uordboemes aandsliv (Geistesleben des Skandinaviers), Bd. I. Kopenh. 1878;
Wn^KEL HoRN, kort udsigt over Nordens Oldtideninder, Kopenh. 1883 m. Abb. — Periodisch ;
Annalen für nordische Altertumskunde. — Bibliographie: Tu. Möaius, Verzeichnis der auf
dem Gebiete der altnordischen Sprache und Litteratur von 1855 bis 1879 erschienenen
Schriften, Lpg. 1880.
180. D&nemark fallt durch seine Moorfunde, deren chemische Unter-
suchung manches neue ergeben hat (Aarböger for nord. oldkyndighed
1891 S. 97 ff.) und die Kjökkenmöddinger (S. 25) auf.
J. P. Madsek, antiquit^s pröhistoriques du Danemarc, Tage de pierre, Kopenh. 1869
f. m. 45 T. ; ders., Tage de bronze -= broncelalderen, Kopenhag. 1873, f. m. 43 T.; afbild
ninger af Danske oldsager og mindesmaerker o. J. ; Petersen, steenalderen (Steinalter)
C. Enoelhardt, Denmark in the early iron age, London 1866; Morlot, ^t. göologico
archäol. en Danemark et en Suisse. Laus. 1860. — Monographien über Moor- u. ä. Funde
Enoelhardt, Nydam Mosefund 1859—63, Kop. 1865, m. 15 T. u. Abb.; Thorsbjerg Mose-
fund, et samlefund fra den aeldre jemalder, Kopenh. 1863 m. 18 T.; Vallöby fundet, 1873
(aus der älteren Eisenzeit). — Prähistorische Abteilung des ethnologischen Museums in
Kopenhagen (enthält auch viele ältere Funde aus Schleswigholstein): WorsaaE, nordisk
oldsager i det kongl. Museum i KjObenhavn, Kopenh. 1859; C. Ekgblhabdt, das Museum
Kap. V. ArohäologiBche Ortskande. (S§ 176—184.) 165
f^ nordische AlteiiOmer in Ck>pM Kop. 2. Aufl. 1876 (franzSs. 1868) — k. Gosellschaft far
nordische Altertumskunde = k. nordiske oldskrift selskab (Mömoires de la sociöt^ r. des
antiquaires du Nord, frz. u. deutsch ; Jahresversamml. 1838 ff.; Bulletin 1843 ; AarbQger for
nordisk oldkjndighed og historie; Annaler for n. o. 1836,7; veröffentlichte auch: Atlas
d'archdologie du Nord, Cop. 1857 f.; Nordiske Fortidsminder, 1890 ff., f. m, Phototypien).
181. Norwegen. O. Ryoh, norwegian antiquities, Lond. 1880--5, 2 Bde. = nor-
disk oldsager, Christ, m. 382 Abb.; H. Hillbbrand, den ftldre Jemälderen i Norrland — An-
naler for nord. oldkyndighed ; Norwegischer antiquar. Jahresbericht; Foreningen til Norske
Fortidsmindesmerkers Bevaring, Aarsberetning, Kristiania 1862 ff. m. T. — Museum in
Christiania (bei der Universität), Bergen (Borgens Museums aarsberetning), Throndhjeni,
Tromsd and Stavanger (Zugänge verzeichnet im Aarsberetning). Die früheren Funde kamen
nach Kopenhagen (Undsbt, Christiania vidensk. selskabs forhandlinger 1891 S. 1 ff.
182. Schweden. N. 6. Bruzblittm, svenska fomlemningar. Andra hftft, 1860;
Hahs Hildbbränd, svenska folket under hednatiden, 2. Anfi. = das heidnische Zeitalter in
Schweden, Hamburg 1873; Oskar Mortelius, Sveriges fomtid, Schwedens Vorzeit = la
Suede pr^bistorique, m. Atlas; antiquit^s su^doises, Stockh. 1873 — 5; remains from the iron
age, Stockh. 1869; Sveriges histona, St. 1875; fbrhistoriska fornforskningen i Sverige under
aren 1880 och 1881; Mandblobbn, atlas de Thist. de la civilisation en Su^de, f : Felsen-
zeichnungen: L. Baltzbb, h&llristningar fran Bohuslftn, Göteborg 1881. — Historisches
Museum (statens historiska Museum) in Stockholm : 0. Moittbuus , Führer durch das M.
vaterl&nd. Altertümer in St, deutsch von Mbstobf, Hamburg 1876 - Nordisches Museum
(Samfundet f5r Nordiska museets främjande); andere Sammlungen in Aalborg, Lund, Malmo
und üpsala. Ein praktisches Museum mit Reproduktion alter Wohnstätten ist auf Djur-
g&rden bei Stockholm begründet (Allgem. Ztg. Beilage 1892 Nr. 50). — Kongl. |Vitterhets
Historie och Antiquitets Akademie (Mänadsblad; Handlingar; Antiquansk tidskrift för
Sverige, 1892 Bd. XII); Svenska fomminnesf^reningen (tidskrift).
183. Das römische Afrika war früher nur hinsichtlich seiner römi-
schen Denkmäler bekannt; diese tauchen immer grossartiger aus dem
Boden auf, aber allmählich tritt nun auch das punische Afrika, welches
unter dem römischen verschwunden schien, an das Licht hervor; noch
höher hinauf reichen die Dolmengräber und die Funde in Höhlen {liauanet)
des Gebirges.
Voyage d^ M. Shaw dans plusieures provinces de la Barbarie et du Levant F.;
Pbtbsoivket et Dbsfontairbs, voyages dans les r^gences de Tunis et d' Alger, publi4s par
Dnreau de la Malle L; Exploration scientifique de TAlg^rie pendant les ann^es 1840, 1841,
1842: Beauz-arts, architecture et sculpture, par A. Ravoisi^, Paris 1846—53, Lief. 1—32
f., archäologie par A. H. Dblamabb, 1850, 3 Bde. m. 193 T.; G. Boissiere, TAlg^rie romaino,
2. A., Paris 1883, 2 Bde.; Gh. Tissot, göographie comparäe de la province romaine d'Afrique,
Paris 1884, 3 Bde.; Descr. de FAfrique du Nord. Section arch^ol. Atlas arch. de la Tu-
nisie, livr. 1. Paris 1893 m. 4 E.; Karten zu Corpus inscr. Lat. VITl. und Ephemeris epigra-
phica V.; Guides en Alg^rie ä Tusage des touristes et des arch^ologues I. Caonat, Lamb^se,
Paris 1893. — Prähistorisches: Lbtournbux, Mat^riaux pour Thistoire primitive et natu-
relle de rhonune 5, 427 ff.; Karte von Castailhao in Association fran9. p. ravancement des
Sciences. Session d'Oran 1888. — Periodisch: Bulletin de correspondance africaine, Alger
1882 (H. 1 — 5); Bulletin des antiquitäs africaines; Revue de FAfrique fran^aise; Revue afri-
caine. — Museen in Algier, Gonstantine und Oran: R. de la BLAiYOHäRE, mus^es et col-
lections archöologiques de TAlg^rie et de la Tumsie I. G. Doublet, mus^e d'Alger, Paris
1891, m, 17 T.; II. ders. u. P. Gauckler, m. de Gonst. 1893 m. 16 T.; III. de la Blanch^e.
m. d'Oran, 1893 m. 7 T.; IV. Gaückleb, m. de Gherchel, 1893, m. 21 T.; Sammlungen in
Philippeville und Tlem9en. Das Louvre hat jetzt eine eigene Salle d'Afrique.
184. Mauretanien. Aus politischen Gründen in seinem westlichen
Teile nur oberflächlich erforscht.
R. otB LA BLASCHiBB, vovago d*^tude dans une partie de la Maur4tanie G^sarienne,
Arch. des missions 1883 m. 12 T.; Tissot, s. Handbuch III S. 511; db la MARTiin^RB, B.
arcb^ol. 1890 S. 134 ff. T. 7—9; Ed. Gat, essai sur la prov. rom. de Maur^tanie Gäsarienne,
Paris 1891, m. 2K.; A. de Montoravier, sur les ant. rom. de la prov. d'Oran, Paris 1843,
m. T. — A. Gaise, la tombeau de Juba VI., Mon. bist. d'Alg^rie, Blida 1892, 7 S. —
Museum in Oran: Poinssot, Bull, trimestriel 1883 janv.; s. § 183. — Sociötö de geogra-
phie et arch^ologie de province d'Oran (Bulletin trimestriel des antiquitäs africaines, Paris
1882 ff. m. T. u. Abb.).
\QQ KlasBiBche Kanatarchäologie. I. Denkmftlerkiinde.
Caesarea (Scherschel), 1886-90 Ausgrabungen: Victor Waille, de Caesoreae
monumentis quae supersunt, these v. Paris, Alger 1891 m. 4 T.; Mus. in Scherschel (s. o.)
Sitifis (S^tif): Periodisch Echo de S^tif.
186. Numidia. L. Renibb, voyage archöologique au pied de TAur^s, Ra. Bd. 8.
Cirta-Constantina (Gonstantine) : Dukeau de la Malle, recueil de renseigne-
ments pour Texp^ditions dans la prov. de Const. 1837. — Periodisch: Annuaire de C. (schon
1853, mit Album). — Sociöt^ archäologique du döpartem. de C. [(Bulletin und Mämoires
1858 ff.; Recueil et notices 1853 ff., m. über 400 T.; Bd. 21 Register zu 1-20; 1888 er-
schien Bd. 24). — Museum: s. § 183; A. Cherbonneaü, album du musöe de C, Paris 1862,
2 Hefte, 30 Abb.
Hippo regius (Hippone): Acad^mie d'Hippone (Bulletin, Bone 1865 ff. mit vielen
T. u. E. und Gompte rendu des r^unions).
Lambaesis, im 2. und 3. Jahrhundert grösste Gamisonsstadt: Wilmakns, Common
tatt. Mommsen. (franz. v. Th&)bnat, Paris 1884); Caonat s. § 183. Guides I.; Museum im
Praetorium.
Thamugadi (Timgad), im 1. Jahrhundert erbaut, kürzlich bedeutende Ausgrabungen
E. Boeswillwald et R. Cagnat, Timagad. Une cit^ africaine sous Tempire romaine, Paris
1891 ff f.; Plan Ra. TU 17,15.
Theveste (Töbessa), höchste Blüte unter der afrikanischen Kaiserdynastie : gross-
städtische Bauten, vierseitiger Triumphbogen des Caracalla.
Thibilis (Annuna) bei Hippo: Reliefs B. arch^ol. 1891 p. 251 ff. m. T.
Thuburnica (Henschir-Sidi-Alibel-Gassem): B. archöol. 1891 S. 161 ff. mit Plänen.
Mazela u. Roknia, tausende von megalithischen Gräbern: Faiohebbe, Bull, de
l'Acad. d'Hippone 1868 Nr. 4. 5; BouBGxnGNAT, histoire des monuments m^galithiques de
Roknia, Paris 1868, 99 T.
Suk-el-Arba: Cakton, B. arch^ol. 1891 S. 207 ff. m. K.
186. Tunis, zuerst von Graf Camillo Borgia 1815 und 1816 er-
forscht (der Tod vereitelte die Herausgabe seines grossen Tafel Werkes),
seit der französischen Besitzergreifung durch den Service beylical tunisien
des antiquit^s et des arts in den Weltverein einbezogen. Die eifrigsten
Forscher und Sammler sind Offiziere.
Ch. Cubisol, notice sur la r^gence de T., 1867 m. T.; A. Daüx, rech, sur Torigine
et remplacement des emporia ph^niciens dans le Zeugis et la Byzacium, Paris 1869 mit
10 T.; Daux, vojages et recherches en Tunisie, Tour du monde 1872 m. Abb.; d'H^eisson,
relation d'une mission arch^ologique en Tunisie, Paris 1881, m. 9T.; R. Cagnat, explora-
tions ^pigraphiques et archöologiques en Tunisie, Paris 1883—86, m. 5 E. u. explorations
nouvelles en Tunisie; Atlas arch^ol. de la Tunisie, m. Text v. Babelon, Cagnat, S. Rbinach,
Paris 1893 H. 1 f.; Salädin, mission en Tunisie; Handbuch: Cabton, de Tunis ä Dugga,
Paris 1893; Prähistorisches: Bellucci, l'etä della pietra in Tunisia, Roma 1876 u. Congr^s
pröhist. de Budapesth 1, 204 ff.; megalithische Denkmäler: Bbrtholon, Mat^riaux pour l'hist.
de l'bomme 22, 416 ff. — Museum im Bardo; Alaoui in Tunis: R. de la Blanchebe, col-
lect ions du M. A., I. monuments du culte chretien, Paris 1890.
Bulla regia, 1889-90 Ausgrabungen: B. archöol. 1890 p. 149 ff. 1892 S. 69 ff. ' J
Carthago, wiederholt zerstört und wieder überbaut; an Hochbauten blieb nur eine
Wasserleitung stehen. Die meisten Funde gehören der christlichen Stadt an, doch ist man
jetzt auch in die punische Nekropole eingedrungen: C. Falbe, recherches sur l'emplace-
ment de Carthage, Paris 1833, mit Atlas; Excursions dans TAfrique septentr. par les dö-
l^gu^s de la soc. stabile ä Paris pour l'expl. de C, Paris 1838, m. 4 T.; N. Davis, Carthage
and her remains, London 1861, Karthago u. seine Überreste, deutsch Lpg. 1862, mit T.
(Ausgrabungen für das brittische Museum); M. Beule, Nachgrabungen in K., deutsch Lpg.
1863 m. T. u. Plan der Byrsa; jetzt fortdauernd von den französischen Missionären,'^ be-
sonders P. Delattre bearbeitet: Ch. Lavigebie, de Tutilitä d'une mission archöol. permanente
ä Carthage, Alger 1881, m. 4 T.; Sainte Marie, mission ä Carthage; Delattbe, objets ar-
ch^ol ä l'exposition d'Amsterdam, Tunis 1883; arch^ologie chrötienne de Carthage:
fouilles de la basilique de Danous-el-Earita, Lyon 1886, m. Abb. (christlicher Kirchhof); les
tombeaux puniques de Carthage, Lyon 1891 u. A. ; zusammenfassendes Werk in Vorberei-
tung; über die punischen Gräber auch Ra. III. 17, 52 ff. — periodisch: Les missions catho-
liques und Cosmos. — Funde in St. Louis auf der Byrsa: Delattbe, les lampes du musäo
de Saint-Louis de Carthage, R. de l'art chr^t. XXXII (1889) p. 147 ff.
Dugga, einst Thugga, 1893 Ausgrabungen von Cabton (s. o.).
Mactaris (Maktar): Plan der Nekropolen B. arch. 1891 S. 510.
Kap. V. Arohäologiaohe Ortsknnde. (§§ 185—189.) 167
Simitthu (Sohemtu), 1893 Ausgrabungen; Theater: Toutain, Möl. d'archöol. 12,
359 ff. m. T. 1—3.
Susa (Soosae): Ra. 1, 810 ff.; Privatsammlungen Ra. III 20, 217 ff.
Yaga: Caonat, n^cropole phönicienne de V., m. T.
187. Malta und Oozzo durch die eigenartigen rohen Steinbauten
ausgezeichnet :
Fkarc. Abela, descrizione di Malta 1647 ; C. A. Babbaro, degli avanzi d*alouni anti-
chissimi edifizi scoperti in M., M. 1794; Mi^ob, histoire de Malte, Paris 1841, I p. 321 — 30;
C. Pebcy Badgbb, historical guide to Malta and Gozzo, M. 1878; Cabuana, recent dis-
coveries at Notabile, Malta 1881; ders., report on the antiquities ezisting in the islands
of M., 1881 m. Abb.; besonders zu Hadschar-Eim («Stein der Verehrung*) bei Valletta:
Cabuana, recent further excavations of the megalithic antiquities of Hagiar-£im, Malta,
Malta 1886, f. m. 7 T.; Gigant eja auf Gozzo: Monuments inödits de Tlnstitut, Sect. fr. I
T. 1. 2; Grabkammem: A. A. Caruai7a, discovenr of a tomb-cave at Ghain Sielem, Gozzo,
Malta 1884; christliche Katakomben: Cabuana, hypogaeum Tal-Liebru, Malta, M. 1884. —
Museum in der öffentlichen Bibliothek; ehemals Sammlung des Vizekanzlers Abela, siehe
Majob, unvorgreiffliches Bedencken E. 10.
1813. Tripolis, Land der Garamanten, mit merkwürdigen Stein-
denkmälem. H. Babth, Reisen Bd. I u. Wanderungen durch das punlsche u. kTrenäische
Eflstenland, Berlin 1849.
Kyrenaica, um 631 von den Griechen kolonisiert; die alte Stadt
ist noch nicht aufgefunden, aber die Gräber liefern viele Vasen (z. B.
panathenäische) und Terrakotten, welche namentlich durch die englischen
Konsuln von Benghasi nach London kamen.
Paul Lucas, deuxi^me vojage dans la Gröce etc., Paris 1712 m. Abb.; J. R. Pacho,
relation d*un voyage dans la Marmarique, la Cyrönaique et les oasis d'Andjelah et de Mara-
deh, Paris 1827—29, m. 100 T.; H. Babth a. 0.; R. Mubdoch Smith and E. A. Pobcheb,
history of the recent discoveries at Gyrene made during an expedition to the Gyrenaica
in 1860—61, London 1864, f. m. 86 T.; Gampebio u. Maboli, Reisen in Gyrenaica, Peter-
manns Mitteilungen 27 (1881), 321 ff.; Haimann, la Girenaica, Rom 1882; F. B. Goddabd,
Amer. J. of phil. 5, 31 ff.
Kap. YI-X. Die Denkmäler nacli Material, Technik and Zweck.
Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes.
189. Was unter dem Begriffe Kunst zu verstehen, ist nicht leicht
in Worten auszudrücken; denn wenn man in aristotelischer Weise die
Idee der Nachahmung zu Grunde legt, bleibt vieles, immerhin künstlerisch
geartete ausserhalb der Grenze. Beziehen wir dagegen die Kunst auf das
subjektive Gefallen — was die dogmatische Ästhetik das Schöne nennt — ,
so ist auch dasjenige, was durch seine Zweckdienlichkeit Wohlgefallen er-
regen kann, mit eingeschlossen.
Die eigentliche Kunst steht zur praktischen Verwendung
in Gegensatz, wogegen das Kunsthandwerk einen zweckdien-
lichen Gegenstand verschönert. Weil das letztere aus dem täglichen
Leben erwächst, ist es seinem Ursprünge nach das ältere und bringt die
reine Kunst aus sich hervor. Wir wollen darum zuerst von dem Kunst-
gewerbe sprechen, dessen Erzeugnisse unsere Museen erfüllen und von
den italienischen Antiquaren einst Anticaglien (etwa „antike Kleinig-
keiten'' zu übersetzen) benannt worden sind.
Litte ratur: Die allgemeinen Vorbegriffe erörtert Ebnst Försteb, Vorßchule der
Kunstgeschichte, Lpg. 1862.
168 Klassische Knnstarchäologie. I. Denkm&lerkande.
190. Das Altertum kennt, wie das Mittelalter, nur Hausindustrie,
welche je nach den Lebens- und Vermögensverhältnissen eines Volkes vor-
wiegend von Sklaven oder Frauen, auch von dem Herrn des Hauses aus-
geübt wird, und das professionsmässige Handwerk, dagegen keinen eigent-
lichen Fabrikbetrieb; dadurch ist die geisttötende Massenherstellung nach
einem Modell von vornherein ausgeschlossen. Die ordinäre Arbeit (Flecht-
werk, Gewebe, grobe Töpferwaaren und Holzarbeiten) verbleibt zum grossen
Teile der Hausindustrie; der strebsame Gewerbetreibende grübelt also nicht
über Verbilligung und Beschleunigung seiner Arbeit nach, sondern bemüht
sich nur um deren Vervollkommnung. Das antike Handwerk ist im grossen
und ganzen Kunstgewerbe und Luxusindustrie. Jeder einzelne Arbeitende
bedeutet ausser der mechanischen Arbeitskraft auch eine Summe von er-
lerntem Können, und es ist kein Wunder, dass die Wörter t^x^'*? und ars
Wissenschaft, Handwerke und Künste in dem Gedanken, dass jegliche
nicht maschinenmässige Arbeit eine Kunst sei, einträchtig umfassen.
Das Kunsthandwerk sieht sich erst seit der Massenanfertigung billiger
Waare auf Fürsten und Kapitalisten angewiesen; dagegen fand es einst
auch in bescheidenen Republiken eine Heimstätte, dank der schönen Sitte,
dass man den Göttern und Toten Geräte spendete, bei welchen der Künst-
ler, von praktischen Rücksichten frei, seine Gedanken auf die gefallige
Erscheinung konzentrieren konnte.^) Den Lebenden verdachte es im
Gegenteil die kleinstädtische Demokratie, wenn sie etwas schöneres hatten,
als ihre Nachbarn, und die Litteraten eiferten gegen die tqv^i^,^) Der
Absatz in der Heimat genügt selten, das Kunstgewerbe zu erhalten.
Der Handel muss seine Produkte in fremde Länder bringen, während
ordinäres Zeug selten die Transportkosten und das Risiko des Seeweges
lohnte. In jedem Lande folglich, wo nicht etwa Gesetze die Einfuhr hin-
derten, wie überstrenge Philosophen wünschten,*) setzt sich die Summe
der besseren Arbeiten aus einheimischen Fabrikaten, Import und fa9on-
nierten Importartikeln (wie z. B. lydische und karische Frauen Elfenbein-
gegenstände bemalen) zusammen. Je nach dem Kulturstande wiegt die
eine oder die andere Gattung vor, die groben Arbeiten jedoch pflegen, wie
gesagt, in der Regel einheimisches Fabrikat zusein; auch darüber herrscht
Einigkeit, dass die mangelhaften Nachahmungen kunstgewerblicher Arbeiten,
denen technisches und zeichnerisches Geschick mangelt, im Lande, wo man
sie jetzt findet, gemacht sind. So viel Vorteile die Ausfuhr dem Hand-
werk bringt, so stört sie doch auch die künstlerische Entwicklung. Der
Geschmack des Abnehmers muss Berücksichtigung finden; lebt nun letzterer
in einfacheren Verhältnissen, so wird er seine Mode nicht so oft ändern als
der civilisierte Landsmann des Fabrikanten. In diesen Fällen kommt es
vor, dass altmodische Formen für die Ausfuhr beibehalten werden, was
gegenüber Afrika schon für das alte Ägypten nachgewiesen ist.*)
0 S. 27; Schol. Townl. ^ 702 unter-
scheidet zwischen Dingen des wirklichen
Gebrauches und Weihgeschenken.
') Am meisten Material, zum teil recht
kleinlicher Art, hat Athenaios im 12. Buche
seiner Deipnosophisten zusammengetragen.
») Fiat. leg. 8,847 c.
*) Max Müller, Asien und Europa S.
108 f. A. 1; vgl. Periplus maris Ervthr. 6.
Bei einem gebildeten Volk, wie die Etrusker
waren, liegt die Sache nicht so klar.
Kap. VL Materialieii nnd Technik des Knnatgewerbes. (§§ lOO-^lSl.) 169
Die Kunst in der Arbeit ist ihrer niedersten Form nach Geschicklich-
keit, beruht also auf der technischen Gewandtheit in der Behandlung
des Materials; die eigentliche Kunst bethätigt sich aber in der schönen
Form, welche nicht unmittelbar aus dem praktischen Bedürfnisse ent-
sprungen ist, und in der Verzierung des Gegenstandes. Die einfachste
Gestalt der letzteren besteht in geometrischen Figuren und Naturgebilden
(Ornamentik). Aus diesen Grundzügen ergibt sich die Disposition der
folgenden Auseinandersetzung.
Litteratnr: Bb. Bccheb, Geschichte der technischen Künste I. (Email, Mosaik,
Miniaturmalerei, Gljptik), Stattg. 1875, II. (Goldschmiedejcunst), 1886, m. Abh.; ders., Real-
lezikon der Kunstgewerbe, Wien 1883; Bilderwerke, worin das Altertum freilich Neben-
sache ist: J. Lababte, hisi des arts industriels, Paris 1864—66, 4 Bde. Text, 2 Bde. Tafeln;
€h. Louandbe, les arts somptuaires, Paris 1857—58, 2 Bde. Text und 2 Bde. Tafeln (mit
dem 5. Jahrh. n. Chr. beginnend); Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker, her. v. der
k. preuss. techn. Deputation f. Gewerbe; periodisch: Der Formenschatz, von G. Hirth,
München 1879 ff. — Museen: die erste Weltausstellung von 1851 hatte die sofortige Grün-
dung des South Kensington Museum in London zur Folge, für welches eine Reihe von
Handbüchern ausgegeben sind: Wbstwood, a descriptive cat. of the fictile ivories in the
S. K. M., London 1876; W. Maskbll, description of the ivories ancient and mediaeval in
the S. K. M., m. 24 T., verkürzt ancient and mediaeval carved ivories 1872; Colb, de-
script. cat. of tapestry, wovon and embroidered egypt. textiles in S. K. M., 1887. Ihm
zunächst stehen das .österreichische Museum für Kunst und Industrie* in Wien (vgl. Eitbl-
BEBGBB V. Edelbebg, gesammelte kunsthistorische Schriften 2, 81 ff. 180 ff. ; periodische
«Mitteilungen* N. F. 1886 ff.; Masnbb, die Sammlung antiker Vasen und Terrakotten im
k. k. Osterreich. Museum für Kunst und Industrie, Wien 1891, m. 11 T.), das Berliner
Kunstgewerbemuseum und das Pariser Musöe des arts d^coratifs. Weniger bedeutend sind
die Kunstgewerbe- beziehungsweise Gewerbemuseen in Bonn, Dresden, Düsseldorf, Halle,
Kaiserslautem, Nürnberg, Strassburg und Stuttgart, in Brunn, Budapesth (de Radtsics de
KuTAS et M. C. Hebpka, cat. des reprod. galvanoplast. du musäe des arts d^coratifs hongrois,
B. 0. J. m. Abb.), Olmütz, Pilsen, Prag und Reichenherg, zu Florenz, Rom (Ztsch. f. bild.
K. 1891 S. 89 ff.) und Venedig (Museo Gorrer : £. Molinieb, Venise, ses arts döcoratife, ses
mos^es et ses colleetions, Paris 1889, m. 207 Abb.; V. Lazabi, notizia delle opere d'arte et
d'antichitä della raccolta C. di V., V. 1859), im Pariser Hotel de Cluny (Cat. des objets
d*art de Tant. etc. expos^s au Mus^e des Thermes et de TH. de C, Paris 1852), in Lyon,
London (Sydenham Museum) und Edinburgh. In diesen Sammlungen stehen die antiken
Erzeugnisse gegenüber den neueren zwar zurück, sind aber doch nicht ausgeschlossen und
erfahren durch letztere mannigfache Erläuterung.
Ahnlich steht es mit den zahlreichen Zeitschriften, wie Kunstgewerbeblatt (Lpg.
1885 ff., N. F. 1890 ff., zur »Ztsch. f. bildende Kunst* gehörig), Revue de arts d^coratifs
1880 ff., Art Italien d^coratif et industriel, Venedig 1891 ff. u. A.
191. Da Material und Technik sich wechselseitig bedingen, können
sie nicht von einander getrennt werden. Aber die Bedeutung der Gegen-
stände ist so verschieden, dass abgesehen von dem Gegensatz des Eunst-
handwerks und der eigentlichen Kunst eine weitere Sonderung bezüglich
der Bauwerke eintreten muss. Denn wenn auch der Architekt an sich
kein Küntler ist, braucht doch der Unterschied zwischen den stehenden,
ansehnlichen Bauten und den beweglichen kleinen Anticaglien nicht des
nähern auseinander gesetzt zu werden. Wir wollen also zunächst von dem
Kunstgewerbe im engeren Sinne reden und hiebei mit den Materialien und
der Technik beginnen. Was die alten Meister über letztere gelehrt, ist
verschollen; erst in der Zeit Karls des Grossen begann man Recepten-
bücher der Byzantiner, welche damals dem Abendlande durch treue Fort-
setzung der alten Fertigkeiten sich weit überlegen zeigten, in das Latei-
nische zu übersetzen, was ihren Untergang verhinderte; von dieser Art
sind die anonymen Compositiones aus der Zeit Karls des Grossen und be-
170 Klaaaisohe Knnatarohäologie. I. Denkmftlerlniiide.
sonders Heraclius (ein Pseudonym) de aiiibus Romanorum (= ^PwfAaiwv^
Byzantiner).
Litte ratur: Das antike Knnstgewerbe im allgemeinen ist dargestellt yon Blüxnbr,
die gewerbliche Thätigkeit der Völker des klassischen Altertums, Lpg. 1869; ders., das
Kunstgewerbe im Altertum (Gesch. des Eunstgew. in Einzeldarst.), Lpg- 1885—8, 2 Bde.
(populär, mit Abb.); Büchsenschütz, die HauptstAtten des Gewerbefleisses im klassischen
Altertum, Lpg. 1869 (in geographischer Ordnung dargestellt); R. M^nabd, histoire des arts
decoratifs: la d<$coration en Gr^ce, Paris 1885. — über die technische Seite: 0. Jahn, Dar-
stellungen antiker Reliefs, welche sich auf Handwerk und HandelsYerkehr beziehen, Lpg.
1862, 8 T.; ders., Darstellungen des Handwerks und Handelsverkehrs auf antiken Wand-
gemälden, Sachs. Ges. d. Wiss. 1868, d T.; Grivaud de la Vincbllb, arts et m^tiers des
anciens repr^sentes par les monuments, Paris 1819 f. (unvollendet) m. T.; H. Blümnbr,
Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern, Lpg.
1874—87, 4 Bde. (I. Behandlung der Kleiderstoffe und des Leders; II. Thon, Holz, Hom
u. dgl; IIT. Stein; TV. Metall, Glas, Malerei); ders., Denkmäler-Nachlese zur Technologie,
AZ. 35, 51 ff. m. T. 6. 7; ders., technische Probleme aus Kunst und Handwerk der Alten,
Berlin 1877 (Samml. gemeinverständl. Vorträge H. 278); Schbkibke, Atlas T. 63—75. -
Heraclius: H. von den Farben und Künsten der Römer, her. v. Ilo, Wien 1873 (Quellen
Schriften f. Kunstgesch. Bd. IV); Compositiones: beiMuBATosi, antiquitates Ital. II 364-87.
192. Unter den Stoffen wurden naturgemäss diejenigen am frühesten
ausgenützt, welche auf die leichteste Weise zu gewinnen und zu bearbeiten
waren: Pflanzenstoffe, Wolle, Holz, Thon, Knochen einschliesslich Hom und
Steine. Auf diese beschränkt sich die menschliche Arbeit in ihren An-
fängen, wie sie auch in einfachen Verhältnissen stets vorwiegen.
Das Flechten von Matten und Körben oder korbartigen Gegenstän-
den streift die Kunst insofern, als durch verschiedenartiges oder gefärbtes
Stroh bunte Muster hergestellt werden, was die Ägypter, denen die Natur
in der Papyrusstaude ein vortreffliches Material liefert, von jeher am ge-
schicktesten verstanden; die natürlichen Muster sind das Flecht- und Zick-
zackband, Quadrate und Rauten. Alte Flechtarbeiten kommen leider sehr
selten vor;*) zumeist sind wir auf farbige Abbildungen angewiesen.*) Auch
hat die ältere Vasenmalerei nicht selten Körbchen imitiert.^)
Litteratur: Blümneb 1, 288 ff.; Messikombb, die Gewebe u. Geflechte der Schweiz.
Pfahlbauten, Ausland 1867 S. 715 ff.
Durch das Zwischenglied grober geflochtener Wollenstoffe, von denen
man in gallischen Gräbern Reste gefunden zu haben glaubt, ist das Weben
aus dem Flechten hervorgegangen.^) Mit dem alten stehenden Webstuhl,*)
wo sich senkrechte und wagrechte Fäden (Kette und Einschlag) kreuzten,
hat man ausser einfarbigen Stoffen quergestreifte '') oder solche mit farbi-
*) Körbe aus den ägyptischen Gräbern 1 kinson II 60 n. 91, 2. III 135 n. 354, 2; Pe-
(z. B. Berliner Museum 9631); Matte mit
Rautenmuster in der Höhle von Cravanche
gefunden (Ra. n. s. 31, 290). Kunstlose Reste
nelopedarstellungen ; Miniatur des vatikani-
schen Vergilcodex: Babtoli, antiq.Virg. cod.
etc. S. 129; tQrkischer Webstuhl in Klein-
finden sich in den Pfahlbauten, dann von asien: abgeb. beiBBKNDORF, Rsisen inLjkien
einem Korbwagen in Steiermark (aus Goldes, j 1, 18; noch jetzt zu Athen in den rvg)Ttxa
in Graz). j gebräuchlich. Über den Webstuhl der Pfahl-
*) Ägyptische Abbildungen von Matten: j bauem: Kelleb, Pfahlbauten, 4. Bericht,
Lepsius, Denkm. 1 41 ; Wilkinsoit, manners ' S. 22 ; Heiebli, Anz. f. Schweiz. Altertumsk.
I T. 8; RosELLiKi, monumenti civili 71; i 1887 Nr. 2. 3. Vgl. Riegl. Mitteil, des k. k.
Pbissb 28; Korb in pompejanischem Ge- > österr. Museums f. Kunst u. Industrie N. F.
mälde: M B. 11, 32. ! 8, 290 ß. m. 6 Abb.
^) Z. B. geblfimter Korb von Thon, aus 1 ^) Virgatus, ^aßitatoq : Stellen bei Blüm-
Milatos: KQtjTMal a^/creoTi^rf; T. 15. i meb 1 152 A. 3 u. 1; weiss mit roten Strei-
*) Vgl. Lucbez 5, 1348. ] fen: Description de l'Egypte II T. 18; gelb
') Abbildungen aus dem Altertum : Wil- \ mit rot: thöneme Klagefrau in Würzburg.
Kap. VL Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§ 192.)
171
gern Rande') hergestellt. Die Gallier erfanden die gewürfelten Muster;^)
jünger sind die schillernden Stoffe (changeants).^) Der Luxus konnte hier
nur in der Kostbarkeit des Stoffes (Seide) und des Randes (golden^) oder
purpurn) Uegen.
Eine eigentliche Dekoration ermöglichte erst der horizontale Web-
stuhl, dessen Erfindung den Ägyptern zugeschrieben wird.^) Dort fand ja
Herodot zu seiner Verwunderung, dass die Männer (d. h. Professionisten)
webten.^) Die Kunstweberei spaltete sich in zwei Zweige, die Herstellung
von Kleiderstoffen und die Teppichweberei. In beiden haben sich die Ori-
entalen hervorgethan und unter ihnen wieder die Babylonier, welche ihren
Ruf Jahrtausende lang behaupteten. Ägypten stand in dieser Fertigkeit
zurück, weil die dortige Religion Leinwand- und Byssusgewänder bevor-
zugte,') während sich für Buntweberei die Wolle am besten eignet. Durch
jahrelange Arbeit an einem einzigen Kleide®) wurden Prachtgewebe er-
zielt, welche, wie der in Athen an den Panathenäen dargebrachte Peplos,®)
für Götterstatuen oder für Fürstlichkeiten bestimmt waren. Dagegen legten
es die Griechen einem Privatmanne schon als Luxus aus, wenn er geblümte
Kleider trug;^®) die Orientalen ihrerseits liebten buntgewirkte Stoffe»^) und
haben zeitweise auch den klassischen Völkern ihren Geschmack annehm-
bar gemacht. Eine grössere Anzahl von Buntwebereien haben sich in Süd-
russland und vor allem in ägyptischen Gräbern der Kaiserzeit erhalten,
um nicht zu reden von den Gewändern in den Reliquienkammem, welche
erst jetzt wieder zu Ehren kommen, nachdem die alte Kenntnis antiker
Stoffe^*) verschollen war und wieder erneuert werden musste. Auch Pom-
peji lieferte im Hause des Siricus alte Gewebe.
Teppiche und Gobelins kommen bei nomadisierenden Völkern auf,
wo sie Zelt, Sitz,, Lager und Reitdecke abgebend den Hauptteil des
Mobiliars ausmachen; sesshaften Leuten dienen sie zur Verkleidung der aus
ordinärem Material hergestellten Böden und Wände, sodann als zeltartige
Verkleidung des Speisesaales und zur Herstellung von Himmelbetten. Un-
gewöhnliche Mühe wird man auf Theatervorhänge und ganz besondere auf
Tempelportieren verwendet haben. Die königlichen Fabriken von Pergamon
verbreiteten in römischer Zeit den Namen der attalischen Teppiche. Künst-
lerische Arbeiten mussten selbstverständlich nach Zeichnungen eines Malers
gemacht werden, wenn auch unsere Überlieferung kein Seitenstück zu den
Arrazzi und wittelsbachischen Gobelins liefert. Diesen wichtigen Kunst-
zweig kennen wir nicht sowohl durch Abbildungen oder Überbleibsel als
>) Blükiteb I 200 f.
«) Dera. I 152, 4.
>) Ders. I 152, A. 5 und 153, 1 ; solche
Stoffe sind öfter in den kampanischen Wand-
gemälden abgebildet.
*) Ders. 1 155 ff.; Seide mit Goldfäden,
in Ebiaswebereien: Hieron. ep. II 17.
^) Enstathios zu Ilias 1, 31.
•) 2, 35; Jes. 19, 9.
') Die Tempel steuerten daher Byssos-
gewftnder (Inscnriffc von Rosette Z. 17. 18).
ä) Auf Malta: Cic. in Verr. 4, 103.
') Mit Darstellung von Zeus und Athene
im Gigantenkampfe, auf gelbem Grunde:
Eurip. Iph. T. 223 f. Hec. 467 ff — Abbil-
düng des Webstuhles der Penelope : Wiener
Vorlegebl. D T. 12, 2.
'") Athen. 12, 512 bc. 523 ad. 528 e.
' *) Schon in den Gemälden der Rames-
sidenzeit werden sie so abgebildet, mit Strei-
fen und Linearomamenten in Rot, Blau, Weiss
(Schwarz), selten Gelb (Max Mülleb, Asien
und Europa S. 299).
^^) Major, unvorgreiffliches Bedenken
K. 7.
172
ElassiBohe EanBtarchftolos^e. I. Denkmälerknnde.
durch Nachahmungen in ägyptischen Wandmalereien und in römischen
Mosaikböden.
Die Muster, welche beim Weben ungesucht entstehen, setzen sich
aus geraden Linien zusammen und gleichen hierin den Stickmustern; dem
Gebote des Webstuhles folgen sie darin, dass sie entweder immer wieder-
kehren oder durch Wechsel der Richtung Paare bilden^).
Litteratur: Blümneb l, 89 ff.; J. Falke, Ztsch. f. bild. K. 3, 63 ff. 97 ff.; J. A. Kühn,
über die Kunstweberei der Alten, Lpg. 1881 ; G. Buscuan, Archiv f. Anthrop. 18, 235 ff. u.
über die Anfänge und Entwicklung der Weberei in der Vorzeit, Verh. d. Berliner Ges. f.
Anthrop. 1889 S. 227 ff. m. 14 Abb., Litteratur S. 227; Heuzey, une Stoffe chald^enne, CR.
de TAcad^mie des inscr., 16. April 1886; — Gewänder: Fb. Bock, Geschichte der liturgi-
schen Gewänder des Mittelalters I S. 123 ff. m. Abb.; altes Verzeichnis ägyptischer Kleider-
stoffe : Revillout, Revue 4gyptol. V Nr. 4 ; über den hl. Rock in Trier : C. Willexs, der
hl. Rock zu Trier, Trier 1892; Gewebe in Kiel: Mestorf, Ztsch. d. Ges. f. Gesch. v. Schles-
wig-H. 6, 195 ff.; Wiesbaden: Cohausen, das Spinnen und Weben bei den Alten, Ann. f.
Nass. Altert. 15, 23 ff. m. T. 2; Reste: Katalog des South Kensington Museum (S. 169); Al.
RiEOL, ägyptische Textilfunde im k. k. Osterreich. Museum, Wien 1889, m. 13 T.; J. Kara-
BA^EK, Katalog der Th. Graf sehen Funde in Ägypten, Wien 1883. Einiges auch in den
Kunstgewerbemuseen von Berlin, Brunn, Reichenberg u. A. Ober die Funde von Achmim
S. 87. — Teppiche: F. Buohholtz, de aulaeorum velorumque usu, I. Götting. 1876; Al.
RiEGL, altorientalische Teppiche, Lpg. 1891, m. 36 Abb.
Der Buntweberei entspricht bei Leinwand*) und ähnlichen glatten
Geweben das Bemalen der Stoffe, welches an Mumienbinden') und
Segeln/) wie auch Papparbeiten ^) nachweisbar ist. In Indien ist es noch
für feine Stoffe geblieben. Die Ägypter wussten auch gegen «Ende des
Altertums, Figuren blau aufzudrucken.^')
Die Färberei hing sowohl von den einheimischen Farbstoffen jedes
Landes als auch von dem wechselnden Geschmacke ab; doch herrschte
eine gewisse Einstimmigkeit der alten Völker darüber, dass purpurrot,
violett, schneeweiss und goldgelb die schönsten Farben seien. Muster ver-
standen die Ägypter durch Beizen hervorzubringen. Die phönikischen
Purpurfabriken haben ihren Ruf nie eingebüsst; auch die Färbereien von
Lydien waren angesehen. Unter den einfarbigen Gewandresten ziehen
natürlich die Purpurstücke die Aufmerksamkeit auf sich.')
Litteratur: Blümneb 1, 215 ff.; über den Purpur besonders Looarzb-Düthikrs,
m^iD. sur la pourpre, Ann. des sciences nat. 1859 s^r. IV. zool. u. Archiv f. Anthrop. VII.
Lit. S. 9.
Die Appretur der Stoffe kann abgesehen von der schönen Glättung
der Fläche dem Rande eine gefallige Form geben. Wir erhalten so die
natürliche Franse, die schon die Ägypter kunstfertig zu behandeln wuss-
ten,®) und den ausgezackten Rand, welchen archaische Werke und kam-
panische Wandbilder^) zeigen. Durch Knüpfarbeit entstehen aus den Fran-
^) Z. 6. Flügelpferde in dem pompeja-
nischen Mosaik, yergrössert MB. 8, 38.
^) Reste sehr feiner Tücher an Urnen
etruskischer Gräber; B. 1874 p. 206. 1877
p. 194 f.; Vebmiolioli, ant. iscr. di Perugia I
p. 187, 2.
») Z. B. Caylus, recueU V T. 8. 9.
*) WiLKiNsoN III T. 16; vgl. Ezechiel
27,7.
^) Bruchstück: Beobr, thes. Brandenb.
III S. 402, vgl. BöTTiGEB, aichäol. Ähreniese
I S. 2 T. 3; Sarg: Blümenbach, Beitrfige 2,
67; Sandalen : ders. 2, 78 f.
*) In Grafs Sammlung; vgl. Repertorium
für Kunstwiss. 1887 S. 405.
^) Z. B. Mantel in einem Grabe von
Bomarzo: Yittobi, mem. Polim. p. 38; in
Düsseldorf: Rhein. Jahrbb. 93, 224 ff. T. 11.
^) Frau Tina Bergen, Kunstgewerbeblatt
4, 129 f.
») MB. 10, 24. 11, 20. Zwei spitzwink-
lige Einschnitte sind archaistisch.
Sap. VI. Maierialien und Technik des KnnstgewerbeB. (§ 192.)
173
sen Quasten und Troddeln, welche die Semiten schon in der Ramessiden-
zeit liebten^); beides kommt auf den assyrischen Denkmälern ganz ge-
wöhnlich vor.
Der bunte Besatz und die ebengenannten Dinge konnten selbständig
durch Posamentieren hergestellt und dann aufgenäht werden. Einen breiten
Einsatz mit Figuren trugen vorne Götterbilder (wie z. B. der archaistische
Athenatorso in Dresden zeigen kann) und die griechischen Kitharöden.
Litte ratur: BlOmner 1, 200 fip.
•«
In ähnlicher Weise ist das Sticken accessorisch, welches in Ägyp-
ten*) an der weissen Leinwand ausgebildet wurde und gewiss zuerst
in Kreuzstichen bestand. Indes sind die Nachrichten überhaupt ziemlich
spärlich. Die Ägypter kannten bereits die Glasperlstickerei. In der Dia-
dochenzeit tritt die uns unbekannte „phrygische** Manier auf, bei der viel
Gold verwendet wurde;*) dann spricht man von der offenbar hochent-
wickelten Federstickerei [ars plumaria), welcher ähnliche künstliche Werke
entsprungen zu sein scheinen wie am Anfange unseres Jahrhunderts durch
Bonav. Blanks Liebhaberei. Ihr Ursprung mag in dem Seidenlande China
zu suchen sein, wo noch Koste der Technik existieren. Sogar mit gefärbten
Fleckchen aus Gazellenleder zu sticken, haben die Ägypter verstanden.*)
Ornamentstickerei und Bildstickerei, welche die Alten „Malen mit der
Nadel ^ nennen, sind jedenfalls in der Ausübung getrennt gewesen.
Zwischen Stickereien und Buntwebereien zu unterscheiden, gestatten
nur wenige der so zahlreichen antiken Abbildungen in Ägypten, Assyrien
und auf altgriechischen Vasen, sowie an den bemalten Statuen der Akro-
polis (besonders der Frauenstatue des »Antenor** und der „Amazone**); auch
die Nachrichten der Schriftsteller sind oft recht unklar, z. B. wenn sie
von goldenen 5) oder gar goldgefärbten*) Kleidern reden. Die Ornamente
der Stickerei stimmen insofern mit den Webemustem überein, als sie eben-
falls auf geraden Fäden beruhen. Alle aus geraden Linien bestehenden
Figuren werden bevorzugt; statt des Kreises begegnet das Polygon, statt
konzentrischer Kreise drei konzentrische Sechsecke (ein beliebtes assyri-
sches Muster); aus der Spirale wird I-j| , aus der zurückschlagenden Welle
der sogenannte Mäander Iffll . Die Wellenlinie endlich verwandelt sich in
eine Eeihe zusammenhängender Dreiecke.
Litteratur: Sempkb, der Stil, Bd. I; A. Stübkl, über peruan. Gewebemuster und
ihnen analoge Ornam. der altklass. Kunst, Festschr. z. Jubelfeier des 25jähr. Best. d. V. f.
Erdk. zu Dresden; F. Fischbach, Ornamente der Gewebe, Hanau u. London*1883 f. 160 kol.
Tafeln in bist Folge m. engl. Text; Dupoht-Aubbbvillb, Tomement des tissus, Paris 1875
f. m. 100 T.
Die Behandlung des Leders kommt nur hinsichtlich mancher Luxus-
') Abgebildet in ftg^tischen Wandge-
mälden : Max Müllvr, Asien u. Europa S. 299.
«) Lucan. 10, 142.
') Pbrygianas auro spissas Sen. de be-
nef. 1, 3.
*) Mumie einer Königin aus der 21. Dy-
nastie: Pbot. bei Maspebo, trouvaille de
Deir-el-bahari T. 17; Villiebs Stüabt, fu-
neral tent of an £g. queen, London 1882.
*) Verg. Aen. 8, 6ö9.
•) Simmias bipennis 1 1 ; Horat. c. 4, 9, 14-
Sen. Bippol. 4, 9, 14; Lucian. nee. 16.
174 SlaBBiBohe ^nnatarckäologie. t. f)enkmälerkiinde.
gegenstände für das Kunstgewerbe in Betracht. Das Altertum versteht
sich nicht bloss auf das Färben, sondern sowohl das Ausschaben von Fi-
guren, als das Einpressen von Ornamenten in feines Leder ist bereits
frühzeitig den Ägyptern bekannt gewesen J) Alt ist auch das Sticken in
Leder. «)
198. Ein nicht schwer zu bearbeitendes Mittel bot die Natur im
Holze, dessen verschiedene Arten sich durch besondere Vorzüge unter-
scheiden. Das gefügigste und darum bildsamste ist das kurzfaserige, wie
von Buchs- und Birnbaum. Das Feigenbaumholz empfahl sich durch Leich-
tigkeit und Zartheit. Einen Farbton haben Eichen-, Nussbaum-, Linden-,
Bim- und Buchsbaumholz in Abstufungen von hellgelb bis dunkelbraun,
ganz besonders aber fallt das schwarze Ebenholz auf. Die gut zu polierende
Cypresse und die gelben Wachholderhölzer sind dauerhaft und wohlriechend,
welch' letzteres auch von Ceder und Tuja gilt; für diese Eigenschaft ist
der Orient von jeher sehr eingenonmien gewesen. Die Eibe, wie der
russische Name negnoj besagt, und die Eiche sind unverwüstlich.*) Von
inländischen Bäumen wurden zu gewöhnlichen Arbeiten die unfruchtbaren
vorgezogen; doch ging der Holzhandel lebhaft, denn die Luxustischlerei
warf sich auf die kostbaren Holzarten, die von weit her kamen. Die Ceder
konnte man vom Libanon, aus dem innern Cypern und Kilikien erhalten.*)
Viel weiter her, aus Indien,^) kam das schwärzliche Ebenholz, das der
Westen trotz der grossen Entfernung schon früh kannte. Die Römer
lernten in Ciceros Zeit von den Siciliern®) und diese vorher wohl von den
Karthagern, das Holz des Citrusbaumes in Mauretanien benutzen.') Je
kostbarer das Holz, desto feiner der Arbeiter ! Nachweislich sonderten sich
die citriarii Roms ab und fanden nur die Elfenbeinarbeiter ihrer Kollegi-
alität würdig.^)
Die kunstreiche Behandlung gliedert sich hauptsächlich in Drechseln
und Schnitzen, doch kommen dazu mehrere dekorative Künste. Durch
Kerbschnittarbeit erhalten Holzplatten (z. B. Thürfüllungen in Ägypten)
vertieftes Relief. Bei der Laubsägearbeit wurden die Zwischenräume
ganz ausgehoben; solche Arbeiten dürften den Kern für manche der er-
haltenen Blech- und Terrakottaarbeiten ä jour abgegeben haben. Die
Fournierarbeit besteht darin, dass ein geringwertiger Holzkem mit
Platten von edleren Holzarten belegt wird. Abwechslung der Farbe zu
erzielen , wurde zuerst an Stäben versucht , wo die Ägypter mittelst
schmaler Streifen anders gefärbter Rinde Ornamente herstellten.^) Dann
setzt man Stücke von andersfarbigem Holze ein, woraus sich das poly-
chrome Holzmosaik (Tarsia, Intarsia)*^) entwickelt; selbst Reliefmosaik ist
später angewendet worden. Diese Techniken können auch mittelst Farbe
0 Erman, Ägypten II 598.
') Gürtel mit Bronzeperlen, in Speier;
mit kleinen Bronzebuckeln, ebend.
*) Die Linde galt für frei vom Wurm-
*) Verg. Georg. 2, 116; Solin. 55.
«) Cic. in Verr. 4, 17; Plin. 13, 92.
^) Von den Mauren PI. 13, 91. 100.
^) Statut der citriarii und eborarii Bc.
frass (Plin. 16, 65). | 19, 161 ff.
*) Leo Andeblind, Ztsch. des deutschen ' *) Waffen und Scepter Gizeh- Museum
Palästinavereins X H. 2; Euo. Oberbummeb, (Bulaq) 4611.4725. Berlin 4724.
die Insel Cypern S. 82; Strab. 14, 669. '*') Plin. ep. 5, 6.
Kap. VL Itaierialien und teohnik des Snnstgewerbea. (§ 193.) 175
imitiert werden (z. B. findet sich gelbes Holz mit roter Maserung am
Totenbett des Ety in Gizeh)J)
Die Holzarbeit vereinigt sich oft notgedrungen mit der Schlosser-
arbeit, indem die Teile durch Nägel verbunden werden, wobei die bron-
zenen Nagelköpfe einen glänzenden Schmuck abgeben und die natürlichste
Ornamentik bilden,*) oder indem die fertige Arbeit Schloss und Beschläge
erhält. Wie die häufig für sich gefundenen Tiervorderteile angebracht
wurden, zeigt der langobardische Fürstensarg von Civezzano.
In Holz wird sodann auch nur der Kern hergestellt, um mit Leder 5)
oder Metallblech*) überzogen zu werden; Bein- oder Elfenbeinplatten
leimte man auf.^) In diesen Fällen konnte der Gegenstand einfach nach
der wertvolleren Hülle benannt werden (z. B. ** elfenbeinernes" ®) oder
»silbernes** Ruhebett).
Elfenbein ist auch in Intarsia angebracht, worauf sich die Ägypter
schon zur Zeit des mittleren Reiches verstanden.') Metallblech und Thon-
platten wurden ausgeschnitten und in Form von Gitterreliefs an-
genagelt.
In der Verwertung des gewöhnlichen Holzes zeigt sich an vielen
Orten ein auffallender Rückgang, der verschiedene Gründe hat: Die Lich-
tung der Wälder, welche teils durch den Bau von Schiffen und Kriegs-
maschinen,®) teils durch Waldbrände unaufhaltsam vorschritt, und die
Bindung vieler Haine in der toten Hand, die zunehmende Verbreitung der
Metalle und die gewandtere Bearbeitung des Steines. In Geräten geht das
Holz vielfach anderen Materialien voran und erhält sich, abgesehen von
einzelnen alten Bräuchen,^) bei Bauern, Hirten und gemeinen Soldaten,
welche meist hölzernes Geschirr gebrauchen.*^) Mancher Landsturm rückt
mit hölzernen Speeren aus.**) Selbst zum Schmucke finden manche das
Holz nicht zu schlecht.**) Am besten behauptete es seinen Platz im Bau,
doch hier nur unselbständig, und dann in der Zimmereinrichtung. Geschnitzte
>) Ebman, Ägypten 2, 599.
*) Thüre in Dhimitzana; Geräte in der
Tomba del gnerriero zu Corneto (1874);
Pompeji B. 1868 p. 46; Ra. n. s. 18, 20; ab-
gebildet an Laden und Truhen, auf Vasen:
MiNEBvn^i mon. Barone 22; HEYDEMAim,
Santangelo 535, Neapel 3255 u. A.
■) Phrygiscbe Kästchen (risci): Terent
Eun. 4, 6, 16 mit Donat.
*) Z. B. wird ein Silberblech von einem
Ruhebette weggestohlen (Suet. Cal. 32).
^) Daher stammen die erhaltenen Bein-
reliefs; iXetpayzoxoViTjTos {xXiyai dem. fAl.
paed. 2, 3, 35).
*) Z. B. Amos 6, 4 ; vgl. den demotischen
Roman von Stne Hamns S. 9.
■
^) Ermah, Ägypten II 605, 2; Lbpsius
8, 64a. 2, 19; Wilkinson I 413 (= Ebman
S. 261J. 414.
•) Z. B. Appian. Mithr. 27. 30.
') Eine der Amphoren in den atheni-
schen Gerichtssälen: Aristot. U&tjy, noX.
p. 36.
^^) Mörser samt Stdssel: Hesiod. E. 423;
neXXa (Melkgeföss); Schüssel: Pollux 6, 87;
Dio Chrys. 7, 76 (bei den Slovenen kerniza);
ftfAtpiü^iq (Milchgefäss : Philetas bei Ath. 11,
783 d); Becher: Verg. ecl. 3, 36 ff.; Tibull. 1,
10,8; xavxcW zufolge dem Neugriechischen ;
Trinkgefäss bei den Geten (Diod. 21, 12, 5),
davon die Holzflasche (ploska) bei den Ru-
mänen und bei den griechischen Hirten;
concha nach dem spanischen cuenca; Holz-
fässer, im 3. Jahrb. n. Chr. zu Aquileja (He-
rodian. 8,4,4), abgeb. an einer spanischen
Silberschale AZ. 31 T. 11; Geschirr des Cu-
rius (Val. M. 4, 3, 5) und des Caracalla (He-
rodian. 4, 7, 5) ; vgl. Hieron. ep. I 25.
") Tacit. Ann. 2, 14; Herodian. 7, 4, 3. 6;
hölzerne Keulen in Pfahlbauten: Gkoss, les
Protohelvötes T. 4, 11. 12; Ztsch. f. Ethnol.
13, 177 (Abb.); Mitt. des Centralkomm. N. F.
14,245.^
**) 'JaxQayaXoi als Ohrringe in Klein-
asien: Anakreon Fr. 21, 2; Ebenholz: Blbichb,
Matöriaux pour Thist. 22, 405 ff.
176
KlaBsische Kunatarchftologie. 1. Denkmftlerkiuidd.
Nippsachen haben immer ihre Liebhaber gefunden, doch scheinen sie mehr
im Oriente als in Europa ausgeführt worden zu sein. Abgesehen von den
Stöcken mit figuriertem Knauf, welche nach Herodot bei den Babyloniem
herkömmlich waren J) hat Ägjrpten reizende Schnitzereien hinterlassen. Da
gibt es Löflfel mit unbekleideten Frauen als Griff, Schmuckbüchschen, welche
Affen umklammern oder ausspionieren, Salbgefässe mit Mädchen im Röh-
richt und andere mit Barbaren, Nadeln mit Tierköpfen u. dgl.*) Spätere
Holzarbeiten, z. B. Kämme sind selten und wenig bedeutend;*) eine ge-
wisse fortlaufende Tradition dürfte sich nur bei den hölzernen Stehleuch-
tern (Standerlingen) zeigen,*) welche die katholische Kirche bis auf den
heutigen Tag benützt.
Litteratur: Blümner 2, 237 ff.; Intarsia: Chb. Schbbbb, Technik und Geschichte
der Intarsia, Lpg. 1891; A. Seidenstickbb , Waldgeschichte des Altertams, Frankfurt
1886, 2 Bde.
194. Zu den leicht zu bearbeitenden Materialien gehört femer der
T h 0 n , dessen Bildsamkeit ihn zu den verschiedensten Arten der Bearbei-
tung und Benützung geeignet erscheinen lässt. Die Keramik nimmt
daher durch die Massenhaftigkeit ihrer Erzeugnisse heutzutage eine wich-
tige Stelle in der Denkmälerkunde ein, welche ihr im Altertum nicht
zukam. Die gewöhnliche Töpferware, welche auch der Bauer selbst leicht
herstellen konnte,^) interessiert uns nur als niederere Stufe der Fein-
töpferei, bei der die Schönheit und Gefälligkeit der Erscheinung von
Belang sind. Erstere wiegt in altertümlichen Verhältnissen vor, erhält
sich aber stets im gewöhnlichen Hausrate.
Bezüglich des Stoffes bemerken wir zwei verschiedene Bestrebungen :
Wo Metallgefasse fehlen oder selten sind, liebt man den Thon durch Bei-
mischung von Sand, gestampftem Granit, Quarz, Glinmierschiefer oder Kies,
auch durch feuerfesten Graphit zu härten;®) unserem Steingut ent-
sprechen die aus zerstossenen Scherben und Kalk bereiteten Signina, "*)
Dagegen streben besonders die Griechen feine leichte Arbeiten herzustellen,
zu welchem Zwecke der Thon sorgsamst geschlämmt wird; so können
die athenischen Töpfer eine Wand von nur zwei Millimeter Dicke wagen.®)
Nicht zu verwechseln damit ist die natürliche Zusammensetzung des Thones,
welche nach den Fundgruben wechselt, da der Prozentsatz von Kieselerde,
Kalk und Eisenoxyd variiert und Magnesia fehlen kann.^) Der feuchte
Thon wird ursprünglich mit den Händen bearbeitet, und solche Gefasse
kommen nicht bloss in ältester Zeit vor, sondern auch später sogar an
bedeutenden Töpferorten. ^^) Allein schon in den Gräbern von Benihassan
*) Herod. 1, 195; E. Fb. Hebmann, de
sceptri regii antiquitate et origine, Gott. 1851;
Benndobf, A. 37, 380.
3) Pbbbot 1 585. 586. 590; Ebman 2, 564.
») B. mun. 1889 S. 499; vgl. Martial.
14,25.
*) Cic. ad Qu. 3, 7 (aus Samos bezogen) ;
Petron. 95 ; Martial. 14, 44.
») Z. B. TibuU. 1, 1, 39 f.
*) In Orchomeoos (Schlibhann S. 44);
sehr häufig in Deutschland und Österreich.
') Plin. 35, 165.
^) Gaboiulo, cenni sulla maniera di rin-
venire i vasi fittili p. 12 fiP.; Blümkbb 1 S. 40
A. 1.
^) Analysen: Jahn, Katalog der Vasen-
samml. S. CXXXIX; Bronqniabt, trait^ 1,
414; Blümnbb 2, 70; Wilisch, altkorinthi-
sche Thonindustrie S. 15; Gefasse von Villa-
nova: GozzADii« (S. 135) p. 28 A. 1.
>o) Für Naukratis bezeugt von Athenaios
11, 480 e; Beispiele aus der römischen Eö
nigszeit: Helbig, Italiker S. 86; mit griechi-
schen Vasen zusammen auf dem Esquilin:
Kap. Vt Materialien und Technik de« Ennatgewerbea. (§ 194.) 177
erscheint die mit den Händen getriebene Töpferscheibe, die sowohl
durch erhaltene thönerne Exemplare als durch zahlreiche Abbildungen ver-
anschaulicht wird. 9 Di6 jetzt übliche mit den Füssen bewegte ist im
Altertum Ausnahme.*) Hals und Fuss wurden besonders gedreht, die
Henkel ebenso für sich geformt und dann angesetzt. Unregelmässigkeiten
beseitigte ein Polierinstrument (abgeb. bei Blümner 2, 50).^) Eine Zwischen-
stufe vor Erfindung der Drehscheibe mag in der Verwendung hölzerner
Reifen bestanden haben, deren Eindrücke z. B. an den Innenwänden von
Gefassen der Arvalen wahrnehmbar sind.^) Ist das Gefass nun roh her-
gestellt, so genügt es, dasselbe in die Sonne zu stellen, welche freilich
nicht überall so kräftig wie in Babylonien wirkt; an der Luft getrocknete
Gefösse sind jedoch gar nicht selten. Rascher und gründlicher wirkt das
Feuer des Ofens, welchem freilich auch manche Mängel anhafteten, wie
das homerische Gedicht Kdfuvog (das 14. der sogenannten Epigramme) an-
deutet. Brennöfen, welche nach der hauptsächlichen Windrichtung des
Ortes angelegt wurden,*) haben sich mit runder oder auch viereckiger
Form in beträchtlicher Anzahl vorgefunden, namentlich in Eampanien,
Frankreich, Deutschland und England.**) Die älteren einfacheren Einrich-
tungen sind jedoch durch wenige Beispiele ^) und einige zum Teil zweifel-
hafte Abbildungen*) erläutert. Aus Gründen der Feuerpolizei liegen die
Brennöfen auf einem Gebiete vereinigt; wenn in Rheinzabern 77 Töpfer-
und 36 Ziegelöfen beisanmien gefunden wurden, so ist ähnliches im athe-
nischen Stadtviertel Eerameikos vorauszusetzen. So entwickelt sich ganz
natürlich eine zunftmässige Fabrikation ordinärer Töpferware; bei den
Griechen erhalten die Amphoren oder Spitzfasser, bevor sie mit Wein oder
Öl gefüllt in das Ausland gehen, einen amtlichen Stempel auf ihren Hen-
kel,®) die Römer dagegen halten auf Fabrikstempel, die sich in grosser
Anzahl, z. B. auf dem Monte Testaccio (S. 26) und in Gallien, vorfinden. *<>)
Der Grad der Ofenhitze ist so verschieden, dass auch das Ergebnis, das
überdies von der mineralischen Zusammensetzung des Thones abhängt,
stark differiert. AUe Spielarten von Grau, Gelb und Rot kommen vor,
ebenso ungleichmässig gebrannter, versengter und vom Rauch geschwärzter
Bc. 3, 49 ff. T. 6-8, 9. 18. 31. Gefässe von
Dhiinini und Sesklo: Ath. Mitt. 9, 116.
*) ßLÜMKCB 2, 38 f.; auf korinthischen
T&felchen Berlin 869. 880, Ant. Denkm. 1 17.
18; Ga. 1880 p. 101 F. 3; Vasen: Berlin
640. 815. 868-9. 814?
•) Hesych. nodoigoxaXog; Sirach 38, 29.
^) Angebliche Poliersteine; abgeb. bei
ScHLiBMANi«, Tiryns S. 89 f.; in Böhmen und
InnerOsterreich diente häufig ein Stück Gra-
phit zum Glätten (vgl. S. 176 A. 6).
*) HiLBio, Italiker S. 87.
») Ath. M. 4, 173, 1.
") Cales, Puteoli (Bruzza, scoperta di
fignline in Pozzuoli, Rom 1875); Nordendorf
in Oberbayem: Hefneb, Oberbayer. Archiv
f. Vaterland. Gesch. 22, 1 ff., speziell S 56 ff.,
Plan T. 4, 1—3 (S. 60 ff. Verzeichnis anderer);
Heidelberg: Stark, Rhein. Jahrbb. 1878; Vir-
BADdbncb der Uimi. AltertumswisBeiiachaft. VL 12
CHOW, Ztsch. f. Ethnol. 1882 S. 524 ff.; Ne-
viodunum: Mitt. der Centralkomm. 1889
S. 132; bei Heipfau: das. 1893 S. 98 ff. m.
Abb.; vgl. Blümnkb 2, 23 ff.
') In Sparta Ath. Mitt. 2, 300.
*) Blümner 2, 46 ff. ; vielleicht auf ko-
rinthischen Täfelchen abgebildet : Ant. Denkm.
1, 8; Ga. 1880 S. 101 F. 1; vgl. Wilisoh, d.
altkorinth. Töpferindustrie S. 18.
®) Über Henkelinschriften s. Hinrichs,
£pigraphik § 139.
'°) Ältere Sammlungen von FROKEorRR,
H. ScHUBRMAiis Und G. Marini, iscrizioni
ant. doliari, Rom 1884; vgl. Hübäbr, röm.
Epigraphik § 67. 68; Th. Habert, la po-
terie antique parlante, Paris 1893, m. 37 T.
Die gewöhnlichen Abkürzungen sind of(ficina)
und f(ecit).
178
SlasBiBohe SmiBtarohäologie. I. Denkmälerlninde.
Thon. Römische Töpfer, vornehmlich der Nordprovinzen, lieben helle Thon-
arten, welche im Feuer weiss werden. ^) An schwach gebrannten Gefassen
schliessen sich die Poren nur unvollkommen, weshalb solche nicht zu wirk-
lichem Gebrauche dienten (S. 27. 29)*); doch erfordern in heissen Ländern
Wasserkrtige die Eigenschaft, dass das Wasser durch die Poren der Wände
verdunsten kann, indes erzielt man dies durch Zusatz von Sand. Auf
diese Arten kommt grobe Töpferware zu Stande.
195. In das Gebiet der Kunst gehört zunächst die gefällige Erschei-
nung des Thon es. Dieselbe kann schon durch sorgfältiges Schlemmen
und Brennen erzielt werden; dazu tritt noch manchmal eine eigentliche
Färbung, und zwar hellgrünliche zur Imitation patinierter Bronze,') wie
gelblicher Thon das frische Metall nachahmt, oder ein Silberton nach
Art der Silbergefässe, worauf sich die Töpfer von Naukratis verstanden.*)
Die ziemlich seltene glänzend braune Farbe mag an altes Kupfer er-
innern.-'^) Die schwärzlichen Bücchero-Gefässe — bucaro nannte der
Spanier ein aromatisches Gefäss indischer Fabrik — sind jedenfalls dort
aufgekommen, wo die Mischung von Asphalt und Erde in der Natur
vorkam, nämlich in der Gegend des toten Meeres; dann wurden sie in
den asphaltreichen Ländern Babylonien und Assyrien hergestellt. Von
hier aus verbreiteten sie sich mit der orientalischen Kultur weit und breit,
teils durch Export, teils durch Nachahmung; in letzterem Falle waren die
Mittel der Färbung sehr verschieden. So könnten die weit auseinander-
gehenden Ansichten über die Technik^) alle in Beschränkung richtig sein.
Wo die Kunst, den ganzen Stoflf mit schwarzer Farbe zu durchdringen,
unbekannt war, wie in Thrakien und den Donauländern,') da reichte es
schon hin, Graphit oder Ofenschwärze bei ersticktem Feuer einzuschmälen
oder Kohlenstaub zuzusetzen.®) Ebenso verschieden sind die jetzt gebräuch-
lichen Manieren; während in Szegedin und Rustschuk das Brennen genügt,
reiben die Inder die Oberfläche mit Pflanzensamen (z. B. Gyrocarpus asia-
ticus, auch Abutilon indicum),^) In Etrurien behaupteten sich die Bucchero-
Gefasse mindestens bis gegen den Anfang unserer Zeitrechnung. Man
lernte dem Thon ausserdem einen metallischen Glanz zu geben ^^) oder gla-
sierte ihn geradezu.
') Vgl. z. B. G. F. Baldini, sopra certi
vasetti di creta in grnn numero trovati in
una cainmera sepolcrale n. vigna di S. Ce-
sario in Roma, m. 1 T.
*) Jayatdwy vdQetfU fizeXeig Axioclios
371 e.
^) Korinthische Vasen haben manchmal
diesen Thon; Vase von feiner Erde mit
goldenem Kranze, aus Tanagra: B. 1874
p. 125.
*) Athen. 11, 480 e. Einfacher ist der
schlichte weisse Überzng (z. B. eines Gefässes
in Speier); in Tiryns: Schubmann S. 116 ff.
'') Ein Ossarium in Speier. Zwischen
Bronze und Kupfer stehen die grossen me-
lischen Vasen (ArchÄol. Ges. 361—68).
°) John, die Malerei der Alten, Berlin
1886 S. 166 ff. (Asphalt); B. 1887 p. 28 ff.;
BiRCH -448 ff. ; Witte, 6t. sur les vases peints
p. 48 ff.; Oant6, archeologia e belle arti, Nap.
1861 K. 5 § 128 (von innen und aussen ge-
brannt); nach Hostmann in der untersten
Schicht von Hissarlyk durch Einschmelzen
eines Überzuges von Fichtenharz erzeugt;
Blümneb 2, 60 ff.
') Thrakien: 'FMrjy. tpiXoX. ffvXX. Iff 151 ;
Augsburg u. A. Geschwärate Reliefbecher
kommen noch spät aus Griechenland; ihr
Name dürfte fdsXmyig sein (Herondas 1, 79).
®) Dies wiegt in Tirol vor.
») Verh. der Berl. Ges. f. Anthrop. 1878
S. 228.
^°) Dennis, cities and cimitaries 11 '308.
Kap. VL Haierialien und Teohnik des Sniuiigewerbea. (§ 195.) 179
Da die rote Farbe immer gefiel, sind rotthonige Gefässe nichts
weniger als selten; die Athener stellten sie durch Mennig her,*) während
in römischer Zeit das Glasurmittel zugleich die Farbe gab.
Die Technik wird bei gleichem Erfolge vereinfacht, wenn bloss die
Oberfläche des Thones verdeckt wird. Dies war eine Notwendigkeit bei
getrockneten, nicht gebrannten Gefössen, wenn sie ihren Inhalt lange be-
halten sollten. Zu diesem Behufe strichen die Babylonier Asphalt darüber,
andere Völker verpichten die Gefässe; daraus entstand der bekannte schwarze
Firniss der griechischen Vasen, dessen Glanz und Haltbarkeit die Nach-
ahmer selten erreichten; vor der Kaiserzeit hatte nämlich der griechische
Einfiuss dieser Manier in Europa weite Verbreitung gegeben.^) Farbe
und Glanz zugleich aber erhielt die Oberfläche in der Glasur, welche
durch Eintauchen in eine Alkalilösung oder durch einen alkalihaltigen An-
strich entsteht.*) Diese Kunst wurzelt am festesten im Orient, wo sie
jedenfalls auch erfunden worden ist. Man spricht unrichtig von ägyp-
tischem Porzellan; in Naukratis ist allerdings eine grosse Fabrik ent-
deckt worden, *) auch geht, nach den Skarabäen zu urteilen, die Kunst des
Glasierens bei den Ägyptern bis in die Zeit der dritten Dynastie zurück.
Besonders schön glänzen die Glasuren unter Amenhotep IQ., wo man auch
Violett und Chokoladebraun zu erzielen verstand. Sonst weist Babylonien
die vollkommensten Glasuren auf, während die Assyrier etwas zurück-
bleiben. Die alten Farben sind Neapelgelb (erzeugt durch Bleiantimonit
mit Zinn),*) Weiss (Zinnoxyd) und Blau (Kupferoxyd mit Blei oder pul-
verisiertes Lapislazuli),«) seltener Rot (Kupfersuboxyd oder Eisenoxyd) und
Grün (Kupferasche). Die Farben verändern sich oft, Grün in Braun, Blau
in Weiss. ^) Die glasierten Gefässe verbreiteten sich vielleicht schon mit
der mykenischen Kultur;*) jedenfalls begleiteten dieselben und die gleich-
gearbeiteten Skarabäen die zweite orientalische Periode.^) Während im
Oriente die Kunst des Glasierens nie verloren gegangen zu sein scheint,
verschwindet sie im Abendlande; nur grün zu glasieren, mögen die grie-
chischen Töpfer später neu gelernt haben. Im Grunde ist der Firniss nur
ein Surrogat der Glasur und zwischen beide hinein gehört das metallische
Graubraun vieler Vasen von Naukratis und Rhodos. Sicherlich ist während
der alexandrinischen Zeit die korallenrote Glasur erfunden worden, welche
*) Suidas u. KütXiados xegaf^^eg; Zin-
nober? LucU. ine. 137 M.; Eisenoxyd nach
dem Heizog von Luynes; vgl. Blümnbr 4,
524. Auch die spätkorinthischen Vasen haben
roten Thon.
^) Über die Frage der Zusammensetzung
Blümnkb 2, 72 fip. 524. Schwarzblauer Fir-
niss begegnet in Etrurien (Fabbbtti, supple-
mento iJl 286).
') Hbfhbr S. 20. 17 f.; Mohgez, Eist, et
m^m. de Tlnstitut royal de France III.; s.
auch F. Kelleb, die rote römische Töpfer-
ware mit besonderer RQcksicht auf ihre
Glasur, Speier 1876 ; Blüm rbb 2, 88 fiP. 4, 525.
*) Petbie, Naucratis I S. 36 ff. T. 37
für solche; Nr. 79—81 tragen den Namen
von Psammetich L, Nr. 82 von Psamme-
tich II.).
*) Latabd, discov. p. 166.
^) Ein Klumpen wurde in Chorsabad
gefunden (Place, Ninive 2, 250 f.).
^) Petbie, bist, scarabs p. 9.
^) ScHLiEMANN, Orchomeuos S. 45; My-
kene S. 123.
^) Farbige Abbildungen: Musöe Napo-
leon III. T. 49-51 (aus Rhodos; 49, 6 mit
imitierter Kartusche des Königs Apries).
'0) Ross, Inselreisen 3, 55; B. 1874 p. 125
Scherben aus Kyrene; andere unbestimmter
Herkunft in verschiedenen Sammlungen;
(sehr viele glasierte Skarabäen und Formen , Thon in Smaragd verwandelt: Sen. ep. 90.
12»
180
SlaBsiBclie Sanstarohäologie. I. Denkmälerknnde.
diearetinischen Gefässe auszeichnet;') diesen Namen tragen die letzteren,
insofern sie massenhaft in und um Arretium gefunden werden und ein
römischer Töpfer sich selbst als figulus Aretinus bezeichnet.*) Nicht über-
all gelang es, den frischen Glanz und die satte Farbe zu treffen; diese
minderen Gefasse mit Reliefverzierung (s. u.) pflegt man weniger begrün-
det samische zu nennen. Ebenso missbräuchlich ist der Name vasa
sigillata, welcher von der lemnischen Erde herkommt. Beide Gattungen
sind über das römische Reich verbreitet. Gelbroter Lack zeichnet Gefasse
von Trier '^) und anderen Römerstädten aus.
196. Soll die Vase weiteren Schmuck erhalten, so eignet sich der
Thon in feuchtem Zustande zu vertiefter Ornamentierung. Die ein-
fachste Weise besteht darin, die Finger einzudrücken (was das Tupfen-
oder Grübchenornament ergibt)*) oder eine Schnur straff herumzulegen;
dieses Schnurornament reicht bis in die Steinzeit hinauf und ist weit
verbreitet,^) später wird es zum Perlenstab verschönert.*) Das nächste
Instrument ist ein einfacher Griffel, mit welchem man beliebig Punkte und
Linien eindrückt. Vielleicht hat man dann die kammartigen , Kopfkratzer ^
zur Beschleunigung der Arbeit verwendet.^) Die zweite Stufe der Thon-
verzierung, welche mit der Verbreitung der orientalischen Kultur zu-
sammenfallt, ist die Einprägung eines Stempels, welcher das gleiche
Muster öfter wiederholt; vielleicht haben Spielereien, wie sie später noch
vorkommen, z. B. das Eindrücken einer Münze,*) diese Erfindung herbei-
geführt. Wir finden solche gestempelte Ware von geschwärztem, rotem
oder bräunlichem Thon (Bed-ware). Matrizen für Inschriften und einzelne
Ornamente (z. B. Masken) blieben fort und fort im Gebrauche;^) erst mit
den letzten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung kam eine neue Blütezeit
der Reliefgefässe, welche nun massenhaft hergestellt wurden — dank der Er-
findung der Modell- oder Formschüsseln , aus denen das Gefäss im ganzen
gepresst werden konnte;^®) dieselben sind oft recht roh, wie mit dem Messer
geschnitten.^*) Hohes Relief kam auf diese Weise natürlich ^ nicht zu
Stande; solche Figuren (namentlich Masken) mussten gesondert ausge-
drückt und dann auf den feuchten Thon gepresst werden. Aus freier
Hand dagegen schnitt der Töpfer Ornamente in den feuchten Thon.**) Zu
') Fabboni, storia degli anticbi vasi
fittili Aretini, Arezzo 1841; Blümneb 2, 67 ff.
") Corpus inscr. Lat. II 4970, 519.
») Jahresbericht 1863;64 S. 39.
*) Wahrscheinlich daxtvXtoroy Ion bei
Athen. 11, 468c; Abbildungen: Beiträge zur
Anthrop. u. Urgesch. Bayerns I T. 12, 28. 13,
1—3. 10—14. 16. 17.24.26; Lindewschmit,
Altertümer II, 1, 1, 1. 2. In Schweden soll
das Ornament fehlen : Hildbbband, Anthrop.
Corresp. 1876 S. 75. Nägeleindrflcke sind
seltener
^) Lepsius, Denkm. II T. 153, 43 (Zeit
der 5. Dynastie); Archiv für Anthrop. 7
T. 18, 33; phönikisch nach Elopffleibcb,
Anthrop. Korresp. 1875 S. 87.
^) An malerischen Vasen mit Gold-
ßchmuck: Jahn, Vasen mit Goldschmuck
T. 2, 3. 4; Ant. du Bosph. Cimm. T. 53, 2. 54,
1. 57, 1.
^) Palliabdi, Ztsch. des vaterländischen
Musealvereins in Olmütz (tschechisch) 6, 78.
^) Teller von Hadria, mit Abdruck einer
Uncia aus dem 3. Jahrh. v. Chr.: Heydbmakk,
Mitteilungen S. 26 f.; schwarze Gefasse in
Acquacetosa mit Denarstempel: Abbken,
Mittelitalien S. 323.
^) Blümneb 2, 104 m. Abb.; Bibch, J. r.
arch. inst. VIII (1851); Fetbie, Naukratis I
T. 29; aus Terrakotta in Speier.
^*^) Muster von solchen bei Hefkbb,
Töpferei v. Westemdorf S. 25 ff. ; Fabboni,
vasi Aret. T. 7; sehr viele in Speier: Hab-
steb's Katalog S. 11.
' ») Z. B. MB. 12, 45.
'») Wiederholt in der Pfalz.
Kap. VL Materialien nnd Technik des Kunstgewerbe«.
196-197.) 18 1
keinerlei hohen Leistung kann es die Aufspritzung oder Aufpinselung
flüssigen Thonschlammes bringen. Zu ersterer diente eine Art Trichter
(Malhom, franz. barbotine).^) Diese Art {en barbotine) kommt in römischer
Zeit vor und erzielt bei Anwendung weisser Farbe eine einfache Poly-
chromie.') Älter ist die Herstellung von flachen Reliefs mittelst des
Hodelliersteckens, doch müssen diese fast stets durch Farbe hervorgehoben
werden. Diese Art erscheint nach meiner Ansicht schon im 7./6. Jahr-
hundert,^) dann vereinzelt an einer rotfigurigen Akropolisscherbe des Hip-
paichmos, öfter zur Zeit des malerischen Stils. Als Beispiel sei die präch-
tige Petersburger Vase Nr. 525, die aus Cumae kam, genannt.^)
Litteratur: Mazabd, sur les poteries samieiuies, B. des antiquaires de la France
1884 8. 278 ff.; Gefftsse mit Inschriften in Relief: An. de BABTHiLBMT, 6a. III 172 ff.;
SiTTL, die Phineusschale und fthnliche Vasen mit bemalten Flachreliefs, Wüizburg 1892
(das Innenbild, Silenmaske, ist zweifellos Relief).
197, In den gebrannten Thon kann man mit einem spitzigen Instru-
mente gravieren (z. B. in Hissarlyk, Gypem, Etrurien, Oberitalien und dem
Norden), doch bringt dies kein deutliches Bild hervor. Es muss die Farbe
hinzukommen, was am einfachsten so geschieht, dass die Furchen damit
ausgefüllt werden, z. B. bei dunklem Grund mit weisser Kreide^) und bei
hellem mit Graphit. Bequemer jedoch malte der Töpfer die Farbe mit
Pinsel auf den gebrannten Thon;^) aber als die Erfahrung lehrte, dass sie
so nicht haltbar sei, schritt er zum Brennen der Farben vor, indem er
auf den Thon vor dem Brennen malte. Die Orientalen haben infolge ihrer
Vorliebe für alles Leuchtende die Emailfarbe vorgezogen, doch auch diese
lieber in grösserem Massstabe an Wandfliesen angewendet.
Die Vasenmalerei weist bei genauerer Betrachtung wesentliche
Unterschiede auf. Wir finden z. B. hinsichtlich des Verhältnisses zu den
ebenbenannten Verfahren bemalte Reliefs, Malerei in Verbindung mit Gra-
vierung a) der Konturen und Einzelheiten b) nur der letzteren, femer
Malerei mit Federzeichnung in der gleichen Abstufung und endlich die
reine Pinselmalerei, das rascheste und billigste Verfahren.
Was die Farbe selbst anlangt, so soll sie nicht naturgetreu sein,
sondern entweder zum Fimiss oder Thon stimmen oder damit kontrastieren.
An die beliebten Glasuren erinnern die blauen Ornamente der ägyptischen
Vasen von Gurob und Tell-el-Amama. Die halbglasierten Gefasse von
Naukratis und Rhodos haben Scharlach oder Purpur und Weiss (?) auf
Graubraun.') Zu den gelblichen Nuancen des Thones, wie ihn die Vasen
des geometrischen, orientalischen, korinthischen und chalkidischen Stiles
zeigen, passen Braun, ^) Schwarz und Rot. Wegen der Natürlichkeit
der Farbenstimmung kommen solche hellbraune Gefässe mit schwarzer
>) Hbfitkb S. 51 ff. m. T. 4, 12. 13 ; Bbono-
HIABT T. 29, 1—4.
^) Gef&sse in Speier; ebend. bespritzte
Ziegel.
^) Schildzeichen plastisch: Hartwig,
Meisterschalen S. 629 A. 2; über anderes,
wobei auch die Vergoldung hereinspielt, s.
dens. S. 244. 248. 250. 368. 494.
*) CR. 1862 T. 3 u. 5.
^) Z. B. erste Schicht von Hissarlyk,
Riynäi und Teplitz in Böhmen.
^) Wie in Ägypten, doch besteht dort
die Verzierung nur in einigen Streifen.
^) Biliottis Samml. Nr. 2-8; Hydria
aus der Polledrara: Micali, mon. in. T. 4.
*) Farbige Abb. z. B. bei Gokzb, An-
fänge T. 8. Das dunkle Violettbraun der
Vasen von Dhimini und Sesklo (Ath. Mitt
9, 116) ist kaum die ursprüngliche Farbe.
182
Klassisolie KmiBtarchaologie. I. Denkmftlerkimde.
Bemalung auch später vor.*) Gelbweisse Ornamente auf braunrotem
Thon sind wenig verbreitet.*) Die Ausbreitung der schwarzen Silhou-
etten hängt augenscheinlich mit der Einführung des schwarzen Firnisses
zusammen, welcher alles bis auf die ausgesparte Bildfläche bedeckt. Sie
bleiben darum auch noch länger, als der Thon bereits schön rotgebrannt
wird; man spricht von schwarzfigurigem Stil. Hier ist die blosse
Silhouette gegeben,^) die notwendig einen altertümlichen Eindruck macht.
Bei starkem Brennen geht die schwarze Farbe teilweise in Rot über.*)
Dieser Anregung bedurfte es kaum, um das düstere Schwarz mit dem be-
liebten Rot zu vertauschen. Das Problem war gelöst, als nicht mehr die
Bildfläche, sondern die Figuren selbst inmitten des schwarzen Firnisses
ausgespart wurden. Die Schalenmaler machten den Anfang, während sich
an den Amphoren die schwarze Malerei etwas länger hielt. ^) Da das
Aussparen nicht geringe Sorgfalt erfordert, wird gewöhnliche Ware oft
einfach ganz gefimisst, worauf die schwarze Fläche Malereien bald in
gelber oder rötlicher Farbe,') bald in Weiss empftngt.®)
Die Farbe ist wie gesagt nur dekorativ; doch ist die blosse schwarze
Farbe zu unfreundlich, um nicht einen Schritt zum Naturalismus zu ver-
anlassen. Auf die schwarze Grundfarbe werden daher meistens Lasur-
farben aufgesetzt: Weiss, wodurch fast regelmässig die Frauen bezeich-
net werden. Violett und Dunkelrot, seltener Mattweis, Rosa und Lila;
nur ausnahmsweise setzt der Maler diese Farbe unmittelbar auf den Thon-
grund.'ö) Zur thongrundigen Manier hingegen passen Deckfarben nicht,
so dass dort höchstens eine tiefere Schattierung von Rot, wie bei gelben
Figuren Braungelb, oder Glanzlichter vorkonmien. * *) Später aber hat eine
farbenfreudige Zeit Weiss und andere Farben in reichem Masse hinzu-
gegeben. Ein besonderer Luxus bestand in der Anwendung von Gold,**)
sei es Goldfarbe auf schmutzig-weissem Grund oder Rauschgold, mit welchem
die aufgetragenen rotbraunen Erhöhungen umhüllt wurden; das Vorbild
gaben die Silbergefasse mit vergoldeten Relieffiguren oder Inschriften,
*) Athen, Archäol. Ges. 5897, mit starken
Gravierungen; 5920, freier 4273.
^) In Orvieto neben korinthischen Vasen :
AA. 1893 S. 82.
^) Eine gewisse Schattierung findet an
„kyrenäischen* Vasen statt nach Puchstein,
AZ. 39, 245 f.
*) Z. 6. Athen, archäol. Ges. 3106.
^) Über das Problem, das die Schild-
zeichen boten: AZ. 41, 3 f.
^) Jahn, Einl. Anm. 494; Bruivk, Cer-
tosa S. 494.
') Schon unter den Akropolisscherben
vertreten.
^) Z. B. kleine Aryballen in Athen
(Arch. Ges. 2512. 2606. 2905. 3108. 3513—
14); Gefässe mit lateinischen Inschriften aus
dem 5. Jahrhundert der Stadt; grosse Am-
phora aus Eorinth (im Kunsthandel).
») Z. B. CoLLiGNON, catal. Nr. 197.
»0) Weiss: Fran^oisvase Jahrb. 1887, 281;
Arch. ep. Mitt. 1888 S. 41 ; Vase des Sophilos
Ath. M. 14 S. 2; schwarzflgurige Vasen des
Amasis AA. 1893 S. 84; mehrere Scherben
von der Akropolis; manchmal an spätkorin-
thischen Vasen AA. 1893 S. 83.
^ *) Jahrb. 4, 199 ; ausnahmsweise gelb-
liches Braun : Klein, Euphronios ^277 ; Glanz-
lichter: Hartwig, Meisterschalen S. 324.
337; A. Flasch (die Polychromie der grie-
chischen Vasenbilder, Wüi-zb. 1875) nimmt
an, die Deckfarben seien nur vielfach ver-
schwunden, ehemals aber vorhanden ge-
wesen.
*-) 0. Jahn, über bemalte Vasen mit
Goldschmuck, Lpg. 1865, m. 42 T.; Stephani,
CR. 1874 p. 56 (1862 T. 1); AZ. 1867 T. 224,
2; Ra. 1875 T. 20; Collionon, catal. 564 ff.;
B. 1867 p. 93 f. 1868 p. 155; Anthr. Corresp.
1879 S. 109 u. s. w.; goldene Inschrift Fa-
BBBTTi Corpus inscr. Ital. 2762 (Cumae); Gold-
schmuck an einem .alten*' Gefäss: Alexis
bei Ath. 11, 466 e.
Kap. VL Haterialien und Teohnik de« SunstgewerbeB. (§ 197.)
183
möglicherweise auch tauschierte Arbeiten ab. Vielleicht lehrte Ägypten
diese Kunst, da sie dort noch von den Töpfern in Siut hie und da geübt
wird. Auch Versilberung kommt vor. ') Ob die Deckfarben {engobes) ein-
gebrannt worden seien, 'darüber streiten die Fachmänner;^) jedenfalls gehen
dieselben bei Anwendung von Säuren oft leicht ab.
Wenn die älteren dieser Vasengattungen an die Bronzegefasse sich
anschliessen, so gehen die Vasen mit weissem Grunde von den Ala-
baster- und Mannorgefassen aus, weshalb auch diese Technik für Ala-
bastra und Lekythoi') am beliebtesten blieb; doch kommt sie an den ver-
schiedensten Formen vor^) und wird selbst auf grosse Thonsärge ausge-
dehnt.^) Den Thon tiberzog man hiebei mit einer Kreideschicht, deren
Beschaffenheit sich nicht gleich blieb. Der in das Gelbliche spielende
feste Überzug kennzeichnet die sogenannten Vasen von Lokroi;®) die Mehr-
zahl dagegen hat eine kreideweisse Oberfläche, die leicht abblättert. Des-
wegen wurden Versuche mit einer Glasur gemacht und Halbmajolika her-
gestellt. Eine eigene Gruppe dürften die bläulich schimmernden Lekythoi
bilden.^) Auch diese Vasen haben zum grossen Teil einfarbige Bilder,
einfach schwarze,^) braune,^) sehr feine rote Silhouetten oder auch nur
farbige Umrisszeichnungen. ^^) Indes regt der weisse Grund viel mehr zu
koloristischen Versuchen an. Die Farbe wird nach der Grau in Grau ge-
nannten Manier abgetönt.^*) Schwarz und Rot kontrastieren hübsch,**) wo-
bei das Rot wieder nuanciert werden kann.*^) Daran reihen sich schliess-
lich polychrome Gefässe, einige Lekythoi, Schalen und Teller. ^*)
Es gibt manche Versuche, welche auf das gleiche koloristische Ziel
hinweisen, z. B. wenn zuerst auf den schwarzen Fimiss ein dünner gelb-
lich weisser Malgrund ^^) oder auf den roten Thon ein schwarzer *®) auf-
getragen wird.
Mit welchen Mitteln diese Vasenmalereien ausgeführt wurden, ist
nicht sicher festgestellt; über die Farbstoffe ist noch keine Verein-
barung erzielt, ") doch dürfte sich schon aus den Veränderungen, welche
») Klüomakk, A. 43, 1 ff.; B. 1871 p. 18.
') Dafür Bbononiart I 26 und JXnhickb
S. 156; dagegen s. Blümkbb 2, 80, 2.
*) E. PoTTiEB, ^tade aar les läcythes
blancs antiques ä repr^sentations fiin^raires,
Paris 1883 (BibL des ^c. fran9. fasc. 30);
Nachträge Am. J. 2, 385 ff. T. 10—13; Pot-
TiBB, les l^cythes du cab. des mäd., Ga. 1885;
Fboehnbb, deux peintores de vases grecs,
Paris 1871.
*) Z. B. Bflchse in Athen, arch. Ges. 2423.
*) Von Klazomenai, Pottier Bch. 14,
376 ff. T. 2.
«) Ratet, c^r. p. 216; Jhst. 13, 7.
') Mehrere im athen. Nationalmnsenm.
") Jahn, Katalog S. CLXXIII Ä. 455.
489--93; A. 1876 T. A; Ermitage Nr. 2211;
zwei etrnskische Oinochoen im kapitolini-
schen Museum; häufig in Naukratis (Petrie
p. 51, auch mit purpurner Deckfarbe) und
auf Rhodos.
•) A. 1877, T. Q; M. Greg. II 26; Gbb-
HASD Trinksch. 14, 5 ; £1. c^r. III 44 u. A.
Verzeichnis der weissgrundigen Schalen bei
Hartwig, Meisterschalen S. 484 ff. 499 A. 1 .
^^) Ober rote Silhouetten und Umriss-
zeichnungen im allg. Hartwig, Meisterschalen
S. 57 A. 2. 409. 413. 431, 1.
^0 München 332 (Thiersch, hellenische
Vasen T. 4).
'') Farbige Abbildung bei Rayet, cöra-
mique T. 11. So in Lokroi (s. A. 6).
*^) Z. B. rohe Malerei aus Athienu.''(Cy-
pem) Jahrb. 1, 79 ff. T. 8.
^*) Fröhner, deux peintures de vases
grecs, Paris 1871 T. 1 (aus Kamiros); Klein,
Euphronios ^240 ff.
**) Grosser rotfiguriger Skyphos in Athen
(Arch. Ges. 5867).
^®) Angeblich unvolleudete Vase, Bruch-
stück Brongniart I Fig. 53 = Bircu I Fig.
119 = Blümnbr 2, 79 Fig. 14.
»0 Blümhbr 2, 75; A. 1858, 41. 361 ff.
1859, 240. 399; Dürand-Gr^villb, Ra. 1891 II
99 ff. 1892 I 363 ff.; B. des antiquaires 1892
S. 92 f. (über die altertümlichen Vasen).
184 ElassiBche EauBtarchäologie. I. Benkmftlerkmnde.
sie durch Luft, Licht und Brennen erleiden, manches erschliessen lassen.
Die Linien sind oft mit solcher Genauigkeit hergestellt, dass man nicht
an freihändiges Zeichnen denken möchte; Lineale können zur Anwendung
gekommen sein, vielleicht befestigte auch der Maler gegebenen Falls seinen
Pinsel an der Drehscheibe. 2) Die Abbildungen antiker Töpfereien') geben
keine Auskunft darüber. Jedenfalls waren die Werkzeuge sehr verschie-
den, je nachdem die Zeichnung sorgfältig gemacht wurde. Für ordinäre
Ware genügte ein dicker Pinsel, mit welchem die Figuren flüchtig hin-
gekleckst wurden. Li der archäologischen Litteratur wird von dieser
Bauemware meist nur das absonderliche, wie die oft grellen und karri-
katurenhaften Produkte Cypems, beachtet; aber ein Gang durch irgend eine
aus dem eigentlichen Griechenland zusanmiengebrachte Sanmilung zeigt
die grosse Zahl flüchtiger Klecksereien in schwarzer oder roter Farbe,
über deren Alter seit den Akropolisfunden niemand im Zweifel sein wird,
nachdem sie früher für Produkte der Verfallszeit gegolten. Die schwarzen
Pinseleien wiegen in Böotien sogar vor. Andererseits besitzen unsere
Museen allerdings eine sehr grosse Zahl sorgfaltig gezeichneter Bilder;
freilich sind die Striche oft nicht so regelmässig, wie man nach den Ab-
bildungen meinen möchte, sondern unsicher oder korrigiert.*) Aber nicht
wenige Zeichner schreiben in dem Bewusstsein, etwas tüchtiges geleistet
zu haben, ihren Namen mit ^yQaips oder lygatpe bei, wovon die Namen
der Fabrikanten mit inoirjce^ eTtoiei wohl zu unterscheiden sind; denn selten
versteht der Fabrikherr selbst zu malen.
Im Laufe des vorigen Jahrhunderts begannen in Sicilien (Girgenti),
Kampanien (Nola) und Etrurien bemalte Vasen gefunden zu werden,
welche vorerst in den Zimmern der Grundherrn die Gesimse zierten; der
eine und der andere wie die Valletta's sammelte auch wohl schon plan-
mässig „hetrurische Vasen". ^ Bald erhielten die Bilder das gewichtige
Lob des Akademiedirektors Mengs.') Lnmerhin zeigen die älteren Ab-
bildungen fast durchgängig eine gänzliche Verkennung des Stiles. Die
grossen Ausgrabungen Südetruriens brachten tausende von Vasen, über
welche Gerhabd's berühmter »rapporto intomo i vasi Volcenti" vom Jahre
1831 (A. 3, 5 — 215) die erste wissenschaftliche Übersicht gab. Patriotische
Italiener wie Lücien Bonaparte») verteidigten mit Eifer den Satz, die
Vasen seien an ihrem Fundorte entstanden. Da der griechische Ursprung
indes jedem Unbefangenen einleuchtete, tauchten über die Einfuhr ver-
schiedene Mutmassungen auf, die so ziemlich alle Möglichkeiten erschöpf-
0 Bbrthelot, Ra. III 20, 269 f.
^) PoTTiBRa. 0. S. 95; Duband-Gb^yille
a. 0. S. 19 f.
') Besonders das Yasenbild A. 1876 T.
DE = Blümner 2, 85.
*) EvYDEUAVVy Neapler Vas. 3161; vgl.
Abeken, Mittelitalien S. 414. Antike Üben
malungen nimmt Exein (Jahrb. 7, 140 ff.) ar
'*) Beide zusammen behandelt W. Elbik,
griechische Vasen mit Meistersignaturen,
2. Aufl. Wien 1887; P. Hartwig, die grie-
chischen Meisterschalen der Blütezeit des
strengen rotfigurigen Stiles, Berlin 1893 m.
Atlas von 75 T. Eine Sammlung der Vasen
mit Meisterinschriften ist von Benndobf in
der neuen Serie der Wiener Vorlegeblätter
(S. 13) angebahnt.
«J JusTi, Winckelmann II 2, 392.
') [BrANCONi] Lobschrift auf den Ritter
A. R. Mengs, Zürich 1781 S. 49.
^) Teilweise schon Lanzi, dei vasi an-
tichi dipinti p. 20 AT. Vgl. de Witte, dtude
p. 25. 121; DuMONT peint. c^ram. p. 15 ff.
Kap. YI. Matorialien und Teohnik des Kunstgewerbes. (§ 197.)
185
ten. Mit dem griechischen Ursprung der Tyrrhener^) ist es natürlich
nichts. Die ernsthaften Thesen gruppieren sich danach, ob man Athen
durch Import*) oder Einwanderung von Flüchtlingen, 3) oder aber Griechen-
land überhaupt, vornehmlich Unteritalien und Sicilien durch Kolonisation
oder Metoikismos (Gerhard und Welcker) oder Einfuhr (Raoül-Rochette)
den Ursprung zuschrieb; die vermittelnden gaben attische Muster zu,
suchten aber die Fabriken in den chalkidischen Kolonien^) oder in Gross-
griechenland und bei Doriem (Bünsen). Brunn wollte die Zeit der Ein-
fuhr bedeutend herabdrücken. ^)
Seit etwa drei Jahrzehnten verschieben sich die Verhältnisse inmier
mehr zu Gunsten Griechenlands; während früher Unteritalien, Sizilien und
Etrurien die bedeutendsten Fundländer für Vasen waren,**) mehrt sich
jetzt die Zahl der Vasen griechischen Fundortes alljährlich und niemand
wird den Ursprung der bemalten Vasen, Imitationen abgerechnet, anderswo
suchen als in dem Gebiete zwischen Sizilien und Cypern, zwischen Nau-
kratis-Eyrene und Südrussland. Man weiss jetzt, dass zu den italischen
Völkern tausende von bemalten Vasen exportiert wurden,') welche in
Form und Manier auf deren Geschmack berechnet waren; so sind die
grossen bemalten Gefässe im eigentlichen Griechenland selten,^) dagegen
viele einfachere Sorten und schwer transportable Formen ausserhalb des
letzteren. Folglich richten sich die Untersuchungen jetzt auf die Fest-
stellung der griechischen Fabrikorte. Die sicheren Hilfsmittel, welche dazu
dienen, sind ausser den Nachrichten der Alten über Vasenexport die In-
schriften und hin und wieder auch Darstellungen aus den örtlichen Kulten.
Nach diesen Grundsätzen lassen sich folgende Fabriken feststellen: Abge-
sehen von mykenischen Vasen, deren Muschelomamente wohl mit Recht
auf die Aphroditeverehrung in Argolis zurückgeführt werden,^) nennen
die Griechen selbst in erster Linie Athen, dessen Töpfer, eine Zunft mit
dem Patron Eeramos, einem Sohne des Dionysos bildend, bis nach Afrika
exportierten;^®) hiemit stimmen die meisten Inschriften, welche überwiegend
in voreuklidischer Schrift abgefasst sind, einige in sehr altertümlichen
Buchstaben, welche dem 7. Jahrhundert entstammen dürften. Ebenso er-
') MiLLiHOBN, on the late discoveries in
Etruria, London 1834.
') So Otfbibd MOllkb in den Gott Gel.
Anz. 1831 Nr. 133, Brobrbstbd u. Cbbuzbb;
6d8T. Ebaxbb, über den Styl und die Her-
kunft der bemalten griechiBchen Thongefftsse,
Berlin 1837.
') Aus Thurioi in der 91. Olympiade
(Hibt).
*) Otfb. Müllbb, kleine Schriften 2,
520 f.; BöcxB , tlber die panathenäischen
PreiegefSsse (s. S. 186 A. 1).
^) Probleme in der Geschichte der Vasen-
malerei, Abb. der baver. Akad. XII (Mflnchen
1871), und in der S. 133 angefahrten Ab-
handlung über die Funde der Certosa; Paul
AiWDT, Studien zur Vasenkunde, Lpg. 1887.
Gegen Brunn Hblbig, B. 1871 S. 85 ff. u. A.
') Für die einzelnen Orte s. die Orts-
kunde S. 115 ff.; Übersicht bei Gaboiulo, cenni
S. 13 f. u. Jahn, Yasensamml. S. XXI ff.
') Über den Vasenhandel vgl. Arist. Ach.
902; Ps. Arist. mirab. p.203T.; Scylax 112
p. 54 Huds. (durch Phönicier); Hör. c. 1, 20,
2. 3; Plin. 35, 46.
^) Im dortigen Handel heissen sie glastres
(Blumentöpfe).
») TöMPBL, Philol. 51, 385 ff.
*°) Skylax peripl. a. 0.; Philochoros bei
Harpokration u. xegafieTg; Suidas, xegafdlg;
Paus. 1, 3, 1; Kritias el. 1, 12 ff.; Pind. fr.
124, 3; Herod. 5, 88; Matron conviv. 103;
Leonidas Anthol. 7. 455, 3; Anth. 7, 12; Plin.
7, 55; Plutarch. II p. 42d; Athen. 1, 18c. 11,
480 c. Etwas einschränkend äussert sich
Helbio, sopra le relazioni commerciali degli
Ateniesi coli' Italia, R. Accad. dei Lincei,
Rom 1889.
IQQ KlasBiBohe Kanataroliäologie. I. Denkmftlerkimdei
innert der Inhalt der Bilder oft an Athen; um nicht zu reden von den
panathenäischen Preisamphoren, in denen der Sieger das heilige öl er-
hielt, *) weisen auch die Namen, welchen das Lob xaXog in den soge-
nannten „ Lieblingsinschriften " 2) erteilt wird, auf athenische Adelsgeschlechter.
Der Thon vom Vorgebirge Eolias galt für den allerbesten.^) In der Nach-
barschaft liegen das „töpfeverkaufende** Aigina,^) noch jetzt der Ent-
stehungsort der Wasserkrüge, Megara*) und Korinth, wo die Töpfer-
scheibe erfunden worden sein soll und weissliche Thonlager sich bis
Sikyon erstrecken ; ß) nach Korinth führen die zahlreichen Inschriften
korinthischen Alphabetes.') Der grösste Teil des Peloponnes dagegen
bleibt schon wegen seiner Unergiebigkeit an bemalten Vasen ausser
Betracht. Im Westen nennen unsere litterarischen Quellen nur Kerkyra,
welches die adriatischen Küsten versorgt zu haben scheint.®) Das chal-
kidische Alphabet alter („chalkidischer**) Vasen kann sowohl Euböa als
Kampanien anzeigen. Im Osten werden die Weininseln Thasos^) (es gibt
auch Vasen mit Inschriften thasisch-parischen Alphabets), ^^) Samos *^) und
Chios'2) genannt, dann Rhodos wegen parfümierter Gefasse.*^) Nau-
kratis wurde bereits erwähnt; an seine Stelle trat später Alexandrien.***)
Kyrene kann für Vaseninschriften spartanischen Alphabets in Betracht
kommen. *5) ^uf italischem Boden hatten die Töpfer von Hadria^^) und
Cumae, letztere anscheinend wegen ihrer billigen Ware,*') Ruf. Die
achäischen Städte waren ebenfalls an der Anfertigung bemalter Vasen
beteiligt. 1*) Schliesslich haben lateinische Töpfer athenische Ware imi-
tiert.**) Auch an anderen Orten mögen exportfähige Fabriken bestanden
haben; doch wird eine besonnene Forschung nur auf die stilistische Unter-
scheidung der Fabriken, nicht sofoii; auf ihre Benennung ausgehen. Die
in die untere Seite des Fusses eingeritzten Zeichen, welche man in den
Vasenkatalogen zusammengestellt findet, sind noch unausgenützte Urkunden
des Vasenhandels.
Die Vasenmalereien sind Dekorationen für billigen Stoff; also wurde
jedenfalls kein Bild, das irgend eine künstlerische Komposition hatte, für
die Terrakottavase erfunden. Man konnte an dem runden Gefäss eine
*) Toy J&Bye^ev a^Xoy e/Äi; vgl. BROBin>-
STED, m^moires sur les vases panath^naiques,
Paris 1833; K. 0. Müller, Abh. der Gott,
Ges. VII S. 1321 ff.; Böckh, opuscula 4. 350 ff.;
Panofka, vasi di premio, Fir. 1826 H. 1
m. 6T.
') Panofka, die griech. Eigennamen mit
KaXog, Berlin 1850, m. 4 T.; W. Klein, Vasen
mit Lieblingsinschriften, Denkscbr. d. Wiener
Akad. phiL-bist. Cl. Bd. XXXIX 2 m. Abb.;
Wernicke, d. gr. Vasen m. Lieblingsinschr.,
Berl. 1890; Hartwig, Meisterscbalen S. 6 ff.
3) Athen. 11,482 b; Suid. u. KütXia&og
XBQCtfiijq.
*) PoUux 7, 197; Steph. Byz. u. r«C«;
über die Thonlager Bursian, Geogr. 2, 78.
•*) Stephanos s. v.; Athen. 1, 28 c.
») Theophrastos bei Schol. Pind. Ol. 13,
16. 21; xoQBvfJLoxa Strab. 8,381; xega/nog
KoQiy»iog Pollux 10, 182.
') G. E. WiLiscH, über altkorinthische
Töpferei, Lpg. 1891.
®) Hesych. KeQxvgaixo't] ctfÄtpogeig tii
'J&Qiaya xegd/nia,
•) Aristoph. Lysistr. 196; Töpferhenkel
Stephaki, Möl. gr^corom. II 13 f.
»<^) DuMMLBR, Jahrb. 2, 171, 173.
^*) Noch bei Ausonios epigr. 8, 1.
»«) Xioy ^vtoy Beb. II 325 Z. 25.
^») Athen. 11, 464bc.
»*) Athen. 11, 465c.
**) Stuoniczka, Kyrene, Lpg. 1890, m.
38 Abb.
*•) Ps.'A-ristot. mirab.''ausc. 1046; s. A. 8.
") Horat. sat. 1, 6, 118; Tibull. 2, 3, 48;
Stat. silv. 4, 9, 43; vgl. Plin. 35, 12.
*") Tischbein, coli. 1 23 = Dubois-Mais.
T. 16, 1 (CoLLiTZ, Dialektinschr. 1657).
'«) Gamubbiki, B. 1887 p. 221 ff.
Kap. TL Materialien nnd Technik des Knnatgewerbee. (§ 197.)
187
solche ja gar nicht mit .einem Blick übersehen. Vielleicht gab es, wie in
Japan, Musterbücher voll Skizzen, jedenfalls aber irgendwelche An-
weisungen, wie gewisse Personen und bestimmte Scenen darzustellen
seien. Infolgedessen sind mehrere Bilder zwar nicht identisch, aber immer-
hin einander sehr ähnlich.*) Hamiltons Wort, Vasengemälde müsse man
wie eine Sammlung Handzeichnungen betrachten, gilt doch nur für die
besten. Die Geschichte der Malerei lässt sich nun einmal nicht durch die
Masse der erhaltenen 'Vasen ersetzen; höhere Wertschätzung verdienen
vornehmlich die Vasen mit Meistersignaturen (S. 184) und die grossfiguri-
gen Bilder, welche einer Sammlung wohl wert wären. Je ordinärer aber
das Gefäss, desto starrer bleiben Form und Dekorationsweise bewahrt.
In Ägypten liefern Siut und Eeneh jetzt das rote und graue Geschirr wie
zur Zeit des alten Reiches;^) Tunis ist über die geometrische Dekoration
nicht hinausgekommen.*) Überhaupt sind die orientalischen Thonwaren*)
des Studiums der Vasenforscher wert. Auch auf Aigina werden die po-
rösen Wasserkrüge {kannates) in alter Form gefertigt.
Um den Vasen ihre richtige Stellung anzuweisen, müssen wir sie
vom Standpunkt der Alten betrachten. Die grossen Fässer und die Vor-
ratsgefasse für Flüssigkeiten^) waren aus praktischen Rücksichten thönem.
Als eigentliches Geschirr ist jedoch das Thongefäss sehr gering geschätzt,
ja verachtet; dafür lassen sich mit Leichtigkeit viele Belege beibringen.®)
Nur allegorisierende Neuplatoniker fanden es für die Gabe des Dionysos
besonders geeignet.'') Sollte man Thonvasen höher achten, so mussten
sie schöne Reliefverzierungen*) oder ungewöhnliche Grösse haben;®) allein
selbst diese Ausnahmen waren nur Modelaunen. Dazu genoss das Metall-
geschirr stets zu hohes Ansehen. So blieb also der Feintöpferei, höchstens
Hochzeitsgeschenke *^) und Wanddekorationen * ^) ausgenommen, keine andere
Stätte als im Kultus und in der Pietät gegen die Toten. Überhaupt eig-
nete sie sich für alle Zwecke, wo die Gefasse gar nicht oder nur selten
benützt wurden.**) Hin und wieder traten die Hygieniker für sie ein.*^)
Aber nicht der Thon, sondern das Metall gab die Musterbilder ab.**)
^) Vgl. Plutarch. apophth. reg. p. 174d;
Strab. 8, 6, 23 p. 381.
*) Bbbndobf B. 1865 p. 160; Eekul^,
Hermes S. 21 ; vgl. Löschcke, AZ. 34, 108 ff.
*) Auch Koptos-Enft ist fortdauernd eine
Töpferstadt (Athen. 11, 464 b); farbige Ab-
bildungen altägyptischer Thongef^sse: De-
scription II 87 u. 0.
*) Ztsch. f. büd. Kunst 1883 S. 26; Italien :
Fb. Lipfitann, Mitt. des dst. Mus. 1871 April.
*) Du Sabtel, Sammlungen von Abbil-
dungen keramischer Objekte aus dem nahen
nnd fernen Oriente, Wien 1885 f.; über Ost-
syrien: Ztsch. f. Ethnol. 1882 S. 464 ff.
*) Z. B. arafiyioy Artemid. 5, 25.
«) Ezechiel 23, 33 f.; Klagelieder 4, 2
Aristoph. Eccl. 988; Xenoph. oec. 8, 19
Demosth. 19, 237; Athen. 11, 464a; Suet.Claud
32; Hör. s. 1, 6, 118.2. 3, 144; Prop. 4, 2, 62
Martial. 14, 114; Hieron. ep. I 25. n|19 a. A.
Auson. epigr. 8, 2; ignoriert Apocal. 18, 12
Merkwürdigkeit bei Agathokles.
') Porphyr, de antro nympharum 13 p.
14 Goens.
») Polyb. 31, 1 bei Athen. 5, 194 b; Ho-
rat: s. 2, 2, 95.
'°) Hesych. Xexayi&es; Photios u. x^^«-
fioy. Daher bei der Hochzeit des Pentheus
abgebUdet, Ath. 11, 474 d.
*') Abgebildet z. B. Wiener Vorlegebl.
1889 T. 9, 14.
'') Panathenäische Vasen (s. oben'; vgl.
Pindar. Nem. 10, 35); in Phigaleia zur Bewir-
tung des Chors 4, 149b; noch unter den
Kaisem im Vestakult Val. M. 4, 4, 11 ; Pro-
pert. 4, 1. 21 ff.; Pers. 2, 60; athanuvium Paul.
Diac. p. 18. Vgl. Cic. parad. 1, 2; Dion. Hai.
2,23; Plin. 35, 158; Apul. apoL 18; Schol.
Hör. 1, 31, 11. — Schon im Altertum ge-
flickte Gefksse: Bibch p. ^156 ; Gebhabd, AV.
T. 145; Cat. Durand 819; Cat. 6trusque 134.
**) Man sehe z. B. die Rezepte des Scri-
bonius.
'^) Mit Bezug auf die Fran^oisvase führt
ISg Klasrisohe Eanstarchäologie. I. Denkm&lerkande.
Die Vorbildlichkeit des Metalls wird drastisch durch Metallzierate
von Thonge fassen dargethan. So haben Thonumen aus Gemeinlebam
(orientalische Periode) an der Mündung Bronzefigürchen angesetzt; eben-
dort wurden ausgeschnittene und getriebene Bronzeplättchen auf dunklen
Grund aufgekittet. In der Schweiz und Jütland gibt es dunkle Gefässe
mit eingelegten Zinnstreifen. ^
Litteratur. 1. Theoretische Werke: Lanzi, de'vasi antichi dipinti, Flo-
renz 1807; Ä.. JoBio, sul metodo degli antichi nel dipingera i vasi, Napoli lol3; James
Ghbistie, disquisition upon the painted greek vases, London 1825 m. T.; Raff. Gabgiulo,
cenni snlla maniera di rinvenire i vasi fittili Italo-Greci, Napoli 1831, 2. Aufl. 1843, mit
10 T.; Gebhabd, rapporto (s. S. 184); C. Fba, storia dei vasi fittili dipinti, Rom 1832; Cak-
PANABi, intomo i vasi fittili dipinti, Rom 1836; Gust. Ebameb, Ober den Styl und die Her-
kunft der bemahlten griechischen Thongefässe, Berlin 1837; Westbofp, epochs of painted
vases, London 1845. ^1856; Tbiebsch, Ober die hellenischen bemalten Vasen, Denkschr.
d. bayer. Akad. 1. Gl. Bd. IV.; Osakn, Revision der Ansichten über die griechischen Vasen,
Denkschr. der Ges. f. Wiss. u. Kunst zu Giessen I. 1847; 0. Jahn, Beschreibung der Vasen-
sammlung König Ludwigs 1. (S. 58) (Verzeichnis älterer Litteratur S. LXXXVH); ders., die
griechischen bemalten Vasen, in : aus der Altertumswissenschaft S. 305 ff.; G. Pebbot, J.
des savants 1883 p. 361 ff.; Ratet et Colliokon, histoire de la c^ramique grecque, Paris
1888, m. 16 T.; v. Robdbn, Vasenkunde, in Baumeisters Denkmälern III 1981 ff.; Milliet,
etudes sur la c^ramique grecque, Paris 1891; periodenweise : Ober die ältesten Vasen M.
GoLLiONON, les c^ramiques grecques de style primitif, Ann. de la facultä de lettres de Bor-
deaux III (1881) S. 37 ff.; Fubtwängleb, griecn. Vasen des sogen, geometr. Stiles, AZ. 43,
131 ff.; L. ÜBLiCHs, 2 Vasen ältesten Stiles, Wflrzburg 1874, m. 3 T.; Gonze, zur Gesch.
der Anfänge griech. Kunst, Wien 1870, 1873 m. 11 T.; fiber die entwickelteren Gattungen
s. den historischen Teil. Ein ausführliches Werk ist von Fubtwanoleb in Aussicht ge-
stellt. — Bilderwerke: Passebi, picturae Etruscorum in vasculis, Rom 1767— 75, 3 Bde.
f. ro. 300 T., 2. Aufi. 1787, 3. 1806; Millin, peintures de vases antiques, publ. par Dubois-
Maisonneuve, Paris 1808—10, 2 Bde. f. mit 150 Tafeln; Ddbois-Maisonkeuvb, iniro-
duction ä Tötude des vases antiques, Paris 1817—34, f. m. 101 T.; Ad. Büok, one
hundred engravings frora paintings on greek vases, London 1812 f.; Millingen, pein-
tures antiques et inödites de vases grecs, Rom 1813, f. m. 63 T. und, ancient unedited
monuments I. painted greek vases, London 1822 (die Werke von Millik und Millinobk
wurden in VerKleinerung von Reinach herausgegeben, s. S. 13); Inohirami, pitture di vasi
fittili, Fiesole 1833 ff., 4 Bde.; 0. Jahn, Vasenbilder hrsg. u. erkl., Hamburg 1839, m. 4 T.;
Ed. Gebhabd, auserlesene griechische Vasenbilder haupts. etruskischen Fundorts,
Berlin 1840—58, 4 Bde. m. 330 T. (citiert: AV.); Lenobmant et de Witte, ^lite des
monuments c^ramographiques, Paris 1844—61 Bd. I — IV. (dieux) m. 408 T. (El.
cöram.); Frobbneb, choix de vases grecs, Paris 1867; 0. Benndorf, griechische und sicilische
Vasenbilder, Berlin 1869—70; Alb. Dumont et J. Ghaplaik, peintures cöramiques de la
Grfece propre, Paris 1882—90, 2 Bde. m. 90 T. Dazu kommen die Werke über Vasen
Sammlungen, deren viele existieren : 1. Griechenland, im Museum der archäologischen
Gesellschaft (S. 39), auch im Gentralmuseum ; 2. Italien: Bologna (S. 40), Ghiusi (S. 130),
Neapel (S. 41), Rom im Maseo Gregoriano (S. 43); in Privatsamrolungen (meist jetzt
aufgelöst) : Bourguignon in Neapel, Gampana (S. 46), Gampanari (S. 46), Ganino (S. 46),
Gaputi in Ruvo (Jatta, vasi italo-greci del signore G. di Ruvo, Napoli 1877 m. 10 T.),
Gastellani (S. 46), Faina in Orvieto, Fattibaldi in Anzi, Feoli in Vulci (S. 47), Hamilton
(S. 66), Jatta zuerst in Ruvo, dann in Neapel (Giov. Jatta, catalogo del museo J., Neapel
1869; Minebvini, descrizione di alcuni vasi fittili antichi della collezione J., I., Neapel
1846), Navarra in Terranova (B. 1867 p. 225 ff.), Palagi in Mailand (jetzt in Bologna), Panet-
tieri in Girgenti, Santangelo (jetzt in Neapel), conte di Siracusa (S. 49), Tomisio (Hbtde-
XANN, B. 1869, 144 ff. 190 ff.), P. Vivenzio (Museo Vivenzio o. 0. u. J.). Frankreich besitzt
die grosse Sammlung des Louvre (s. S. 51); über das Mus^e Napoleon HI. S. 51 f.; eine
selbständige Stellung haben die Vasen im Mus^e c^ramique der Porzellanfabrik von S^vres
(Al. Bkongniabt et D. Rtocbeux, descr. möthodique du mus^e cor. de la manufacture de
porcelaine de S., Paris 1845, 2 Bde. 80 kol. T.), welchem Musdes c^ramiques in Limoges
und Ronen gefolgt sind. Ausserdem besass Frankreich eine grosse Zahl prächtiger Privat-
samrolungen, welche meist auf dem Wege durch das Hotel Drouot nach allen Richtungen
gewandert sind; ich nenne z.B. Beugnot, Blacas, Durand, Gräfin Dzialynska, Ducde Luynes
(jetzt im Louvre), Magnoncourt, R^vil, Ober welche S. 52 ff. zu vergleichen sind. Die
Abthub Schneideb (Goldtypen des Ostens in 1 S. 209 ff.) diesen Gedanken aus,
griechischer Kunst, Ber. d. sächs. Ges. 1891 | >) Ra. 43, 228 f.
Kap. Tl. Materialien und f eohnik des Knxuitgewerbea. (§ 198.)
189
Vasensammlung des Prinzen Napoleon (W. Frobhkeb, choix de vasea grecs in^dits de la
coli, de S. A. I. le pr. N., Paris 1867, f. m. 7 T.) wurde ein Raub der Flammen. Deutsch-
land besitzt ansehnliche Vasensammlungen in Berlin (S. 56), München (S. 58), Würz-
burg (S. 58) und Karlsruhe (S. 57); wir erwähnen noch die aus Italien zusammenge-
brachte Sammlung des Freiherm von Leesen in Gotha (E. Scbulzb, Beschreibung der
Vasens. des Fr. v. L., Lpg. 1871, vgl. Hbtdbmank, AZ. 30, 91 AT., m. T. 70). In Österreich
haben das kunsthistorische Hofmuseum (durch die Sammlung des Grafen Lamberg S. 61),
das Kunstgewerbemuseum (S. 169) u. Krakau ziemlich viele Vasen. In Belgien sammelten
Privatleute, z. B. Alph. de Branteghem in Brüssel (S. 62), Hagemans (S. 62) und Baron de
Man de Lennick (Cat. de la riebe coli, de porcelaines anc, falences rares et vases ^trusques
de M. le b. d. M. d. L., Bruz. 1864). Die russischen Sammlungen (S. 63 ff.) gewannen
durch die südmssischen Funde grossen Reichtum an schönen Vasen. Im Brittischen
Museum befindet sich eine der grOssten Samminngen (S. 65); aus Privatbesitz hat der
Burlington fine arts club (S. 66) manches vereinigt; s. dann S. 66 ff. unter Blayds, Coghill,
Korthampton u. a. ; über die Vasen von J. Edwabds : Collection of fine GrecK vases of J.
£., London 1815, und die des Sir Heniy Englefield: H. Moses, a serie of engravings of
ant. vases from the coli, of Sir H. E., London 1820 m. 40 T., 2. Aufl. 1848 m. 52 T. -
In kleinerer Anzahl finden sich Vasen an vielen Orten; z. B. in Kopenhagen. Dazu kommen
auch noch die Lokalsammlungen in Sicilien und Unteritalien, (S. 115 ff.), sowie in Etrurien
(S. 129 ff.)
198. So ziemlich alles, was man den Göttern und den Toten
weihte, wurde für den billigen Massen verkauf in Thon nachgebildet, aber
eben nur nach dem Original von Metall oder auch Stein kopiert, z. B.
kleine Dreifüsse, *) Tischchen, *) Schildchen, ^) kleine Pyramiden, Schmuck-
sachen, Spinnwirtel, LöffeP) u. dgl.. Doch die grösste Zahl machen die
Lampen aus, die man ohne Grund römisch zu nennen pflegt. Der Name
passt nur insofern, als die schwarzgefimissten mit den bemalten Vasen
und die gewöhnlichen mit dem gepressten Geschirr der jüngeren Zeit
(S. 180) zusammengehören.^) Diese Terrakottalampen sind den metallenen
nachgebildet, nur dass sie hinter diesen an Mannigfaltigkeit und Kunst
zurückstehen; ihr Interesse besteht eigentlich nur in dem figürlichen
Schmuck, der sich oft auf das Schlafzimmer bezog, nicht selten jedoch
Liebhabereien des Besitzers (z. B. Gladiatorenspiele oder Tierhetzen) an-
deutete. Häufig sollten Götterbilder, amulettartige Symbole ^) und christ-
liche Zeichen gegen Nachtgeister und Dämonen der Unterwelt schützen.
Deshalb wurden die Thonlampen verhältnismässig früh in Bilderwerken
zusammengestellt (Fr. Licetus, de lucemis antiquorum reconditis 11. VI.,
Ven. 1621. Utini 1652 f. m. Abb.; P. Bartoli und Bellori, lucemae ve-
terum sepulchrales iconicae, lat. vertit Beger, Cöln bei Berlin 1702, 3 Bde.
118 T.) und [gesammelt, namentlich von Passeri (lucemae fictiles, Pes.
1739 — 51, f. 3 Bde., jetzt in Pesaro s. S. 42). Li neuerer Zeit sind wohl
einige Sammlungen (Wien S. 61, St. Louis-Karthago S. 166) katalogisiert,
im übrigen aber die Lampen ziemlich vernachlässigt worden.^)
Litteratur: Allgemeine Werke über die Keramik: Gbasse, Beitr. z. Gescb. d. Ge-
fftssebildnerei, Dresden 1853; Chaffbbb, marks and monogr. etc., London 1863; B. Kerl,
Abriss der Tbonwareninduatrie, Braunschw. 1871; Alb. Jaqübmabt, histoire de la cäramique,
Paris 1873, m. 12 T. u. 200 Abb.; Al. Brokoniabt, trait^ des arts c^ramiques ou des pote-
ries, 3. Aufl., Paris 1877, 2 Bde. m. Atlas; C. W. Elliott, pottery and porcelain from early
') SoBXiEKAiTH, Orchomenos S. 44.
») AZ. 1884 S. 96 A.
') In verschiedenen Sammlungen (Athen,
Berlin, Wttrzburg).
*) Aus fUvnäö in Böhmen.
') Ober die Anfertigung der Lampen
vgl. Dblattbb, R. de Tart ehr. 1889 S. 147 ff.
") 0. Jahn, Ber. der sächs. Ges. 1855
S. 74, 177.
') J. J. Bachofen, römische Grablampen,
Basel 1890, m. Atlas von 55 T.; H^bon de
ViLLEFOSSE, lampes cbr^tiennes in^dites.
190
Klaasisohe Knnataroli&ologie. 1 fienkm&lerkiixide.
times down to the Philadelphia exhibition of 1876, Newyork 1878, m. 165 Abb.; Fb.
JlKNicKB, Grondriss der Keramik in Bezug aof das Kunstgewerbe, Stuttg. 1879, m. 460 Abb.;
E. Gabnieb, bist, de la c^ramique, 2. Aiä., Tours 1883, m. 11 T. u. 179 Abb.; ästhetisch:
J. ZiBGLBR, ^tudes ceramiques, recherches des principes du beau, Paris 1850, f. mit Atlas
V. 14 T.; speziell für das Altertum : S. Bibch, history of ancient pottery, 2. Aufl., London
1873; Duo de Luynes, de la poterie antique, A. 4, 138—50; (Jahn (S. 58); Gocbbt, arch^-
ologie c^raroique et säpulcrale, Paris 1860, m. 10 T.; über die Technik: J. F. G. Hacts-
KANN, de confectione vasorum fictiliura, quae vulgo eirusca appellantur, Gomment. soc. reg.
scient. Gotting. rec. V. (1823) S. 117 ff.; Gaboiulo (S. 188) S. «19 ff.; Blümnbb II S. 1 ff.;
Stockbaubb und Otto, die antiken Thongefässe in ihrer Bedeutung für die moderne Gefäss*
industrie, Nürnberg 1878, 10 T. f.; antike Darstellungen: korinthische Täfelchen, Ant.
Denkmäler 1, 8. 14; an einer Vase: Blühnbb, Ath. Mitt. 14, 150 ff.; Vasenscherbe von der
Akropolis. — P. Vikebcati-Sozzi, la figulina iconogr. ed epigrafica, Berg. 1877.
199. Für dön härtesten Stoflf musste vor Erfindung der Metalle der
Stein gelten. Seine Benützung ging notwendig von den durch Elementar-
ereignisse losgelösten Brocken (namentlich Geröll) aus. Es gibt gewisse
Steinarten (Kiesel, besonders Quarz, Feuerstein, Homstein und Obsidian),
aus denen durch blosses Zerschlagen scharfkantige Werkzeuge (dänisch
flintflakker) entstehen. Es versteht sich von selbst, dass diese ge-
schlagenen Steinwerkzeuge allerdings den Anfängen der Menschheit,
der Diluvialzeit, eigen sind, aber einerseits auch viel später (z. B. in der
slavischen Zeit Ostdeutschlands) ^) als improvisierte Hilfsmittel vorkommen
können, andererseits von den unabsichtlich zersplitterten Steinen äusserst
schwer zu scheiden sind; die Tausende von zerschlagenen Feuersteinen,
welche den ägyptischen Wüstenboden bedecken, werden nur von einem
Teile der Forscher als Reste der ägyptischen Steinzeit anerkannt.*) Die
unbezweifelten Artefacte aus Stein, welche die Entdecker Nordamerikas
bei den Indianern fanden und dann Michele Mercati (der Verfasser der
metallotheca Vaticana 1717) bei uns nachwies, während in Norddeutsch-
land und Skandinavien der Aberglaube mit den Donneräxten oder Don-
nerkeilen sein krauses Spiel trieb 3) und sie in die Apotheken ein-
schmuggelte, haben bereits sehr mannigfaltige Form und zeugen von
grosser technischer Geschicklichkeit. Wie und ob es möglich war, den
Stein ohne Metallgerät so vollkommen zu bearbeiten und sogar zu durch-
bohren,^) dies ist eine Frage, die sehr verschieden beantwortet wird; die
nicht seltenen Werkstätten, welche durch einen Vorrat von noch nicht
bearbeiteten Steinbrocken {nuclei) gekennzeichnet sind,^) bedürfen weiterer
Untersuchung. Steingeräte sind jetzt in allen Ländern der alten Welt
nachgewiesen, doch kann ich den Ausdruck „Steinzeit" nicht billigen, da
das Kennzeichen der Periode nicht der Gebrauch der Steinwerkzeuge,
0 Verh. der Berl. Ges. f. Anthrop. 1878
S. 329.
'-*) MooK, Ägyptens vormetallische Zeit,
Würzb. 1880; bestritten von Chabas, ätudes
fiur l'antiquitö historique, p. 323 ff. 458 ff.;
Lkpsiüs, Ztsch. f. äg. Spr. 1870 S. 89 ff.
113 ff.; vgl. Ztscb. d. Ges. f. Erdk. 1872 Vll
S. 437 ff.; Ztsch. f. Ethnol. 1, 23 ff. 135 ff. 2,
85 ff.; Maspero , hist. anc. des peuples de
rOrient p. 2; Reiss, Verh. d. Berl. Ges. f.
Anthrop. 1889 S. 702 ff. T. 4. 5; Sayce, Aca-
dcniy 1893 Feb. 27 ; Wiedemann, ägyptische
Geschichte 1, 160 ff.
^) Eil. Stobaei opuscnla, Dantisci 1752
p. 113 ff. m. Abb.; Valentini musaeum mu-
saeorum 1, 53 ff.
*) Anthrop. Corresp. 1877 S. 155. 1889
S. 121 ff.; H. Fischer, das. 1883 Nr. 2. An
manchen Geräten (z. B. einer Serpentinaxt
in Graz) ist die Bohrung nicht zu Ende ge-
fahrt.
^) Z. B. G. Pbllegrint, officina preisto-
rica a Rivole Veronese di armi e utensili di
selce, Verona 1875.
Kap. TL Materialien und l^edmik des Kanatgewerbee. (§ 199.) 19 1
sondern das Fehlen des Metalles ist. Als die metalllose Zeit schon
längst zu Ende war, dauerte der Gebrauch der Steine bei allen Völkern
ohne Ausnahme fort, wenn auch sein Verhältnis zum Metall in den ver-
schiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten nicht gleich blieb. Es
war auch ganz begreiflich, dass der Stein, sorgsamst bearbeitet und oft
geschliffen, so dass er selbst im Glänze wetteifern konnte, schlecht her-
gestelltem teuerem Metalle vorgezogen wm'de; schon früh lässt sich wahr-
nehmen, dass ungewöhnlich harte Steinarten oder solche von schöner
Farbe (über welche bei den Gemmen gehandelt werden soll) auf weite
Entfernung verhandelt worden sind. In historischer Zeit sodann müssen
wir zwischen metallarmen und Kulturvölkern unterscheiden. Jene befinden
sich an den Rändern der bewohnten Erde, in Nordeuropa und in den öden
Küstenstrichen des südlichen Meeres.*) Nebenbei, weil der Metallvorrat
nicht ausreicht, konrnit der Stein auch bei den freien Germanen und Britten
bis tief in das Mittelalter hinein, zur Waffe geschärft, vor.*) Bei den soge-
nannten Kulturvölkern sind die Grenzen schon viel enger gezogen ; Hirten
und Waldläufer mögen auch dort Steinmesser benützen.') Doch weil das
Naturgemässe, Ungekünstelte auch den Göttern lieb zu sein scheint, be-
nützen die Ägypter, bei denen gemuschelte Feuersteingeräte überhaupt
noch in der zwanzigsten Dynastie nachweisbar sind, jene Messer zum Ein-
balsamieren der Mumien, daher sie neben manchen gefunden werden,*) und
die Israeliten zur Beschneidung. Dem entsprechend wendete sich auch
der Aberglaube den Steingeräten zu, doch sei hier vorläufig nur eines ge-
fassten Feuersteines Erwähnung gethan.^) Indem wir ebenso zunächst
von den wertvolleren Steinen absehen, ist festzustellen, dass im gewöhn-
lichen Gebrauche Steingeräte sich nur in den Fällen erhielten, wo es auf
die Dauerhaftigkeit ankam, z. B. Gewichte,*") Mühlsteine,') Handmühlen und
Reibsteine, ^) Gefasse zum Teigkneten (in Pompeji aus Lava), Wetz- und
Quetschsteine, ^) Mörser, ^^) Hämmer, i») Ankersteine *^) und Ringe, um Schiffe
an das Ufer zu binden.*^) Gefässe aus gewöhnlichem Stein sind ganz lokal,
z.B. in Gallien»*) und bei den Indern, wo sie als Bettelschalen Buddhas
^) Z. B. die Oreitai am indischen Meere :
Aman. Ind. 24, 9. Der Metallhandel ging
dort nach dem „Periplns" lebhaft.
') Helbio, Italiker in d. Poebene S. 42 f.
(Angelsachsen in der Schlacht von Hastings;
der schottische Landsturm im 13. Jahrhun-
dert). Steingeräte noch in Gräbern der Me-
rovingerzeit (Ra. n. s. 31, 368) n. der Hunnen
(Grabfeld Ton Cziko 1893) — zum Feuer-
schlagen?
») Theocrit. 25, 275; Joseph, ant. 14, 4, 1.
*) Herod. 2, 86 (vgl. Wiedemaitn zur
Stelle); Diod. 1, 91.
^) Abgeb. MoLON, preistorici T. III Nr.
20 a— e.
^) In Athen, Pompeji (Ritschl, über an-
tike Gewichtsteine, Bonn 1866) u. a.
') In Orchomenos: Sghliemakn S. 24
(mit gravierten Ereuzlinien); in Pompeji aus
Lara: abgeb. Guattani, mon. ined. 1786
raaggio T. 1 S. 39 f.
^) Klbkm, german. Altertumsk. T. 1, 1.
2; Foulon-Mekabd, las moulins primitifs, B.
de la soc. arch. de Nantes 1869.
^) Die , Quetschsteine*, welche in ver-
schiedenen Gräbern Deutschlands und sonst
vorkommen (z. B. auf der Limburg : Mehlis,
Studien zur alt. Gesch. d. Rheinlande 2. Abt.)
dienen nach Reichabd (Verh. derBerl. Ges.
f. Anthr. 1889 S. 214 flF.) bei den Negern zum
Schärfen der Mahlsteine.
*°) So die alten Erklärer des Wortes
oXfÄog; noch jetzt im d^partement de
rindre.
»») Samt Bohrergriff in Naukratis ge-
funden (Petrie I S. 43).
^«) Z. B. Lykophron 618.
'^) In und bei Rom häufig (dcu-tj/Ua):
A. 40, 165.
»*) Ra. 2, 304 ff.
192
EiaBBisclie Knxuiiarcliftologie. L fienkm&lerkimde«
verehrt wurden;^) auf Siphnos war eine Steinart so weich, dass man aus
ihr Reliefschalen drehen konnte,*) wie aus karystischem Steine Lampen.')
Litteratur: Geschlagene Steine: H. Fischer, Archiv f. Anthrop. 1875 U. 3
und Anthrop. Gorr. 1883 S. 9 ff.; zur Kritik Much, Mitt. d. anthrop. Ges. in Wien VI
(1876) Nr. 4; über die Steinzeit der einzelnen Länder s. die Ortskunde; im allgemeinen
vgl. die Werke über prähistorische Altertümer; dann: 6. Gastaldi, raccolta di armi e
strumenti di pietra delle adiacenze del Baltico, 1870; Calobi Cbsis f., delle arme di pietra
e di alcune preteso antichita dei tempi preistorici, 1871; Lbfic, les armes et les outils pr^-
historiques reconstituös, Paris 1872, m. 24 T. — über die Kulturvölker: Chb. Pbtbbsen,
Spuren des Steinalters, welche sich bis in die Zeiten der beglaubigten Geschichte erhalten
haben, Hamburg 1868 (Festschr. des akad. Gymn.).
200. Während jetzt der Begriff der Edelsteine feste Grenzen hat,
sind dieselben, in je frühere Zeit wir zurückgehen, desto unmerklicher.
Für bescheidene Ansprüche war schon ein hübscher geschliffener Pluss-
kiesel^) oder ein Stück Eisenkies^) ein Zierstein; andern gefiel der Lignit
(Braunkohle), welcher in dem kohlenreichen Böhmen und in Frankreich
vorkonmit.^*) Der schwarze Qagatstein (englisch jet) wurde in Gallien
und nahe der oberen Donau seit der Renntierzeit zu Schmucksachen u. dgl.
verarbeitet,') wie um Bologna der Arragonit und schwarze Steatit. Als
bereits ein internationaler Verkehr angebahnt war, verbreiteten sich von
Asien her die schönfarbigen und sehr harten Gesteine, welche zu kostbar
waren als dass man sie zu etwas anderem als >Schmuck und Amuletten
verwendet hätte; der grüne Nephrit, über dessen Herkunft sich ein
langwieriger Streit entsponnen hat,^) und die ihm ähnlichen Jadeit, Chlo-
romelanit und Eklogit, dann Fibrolith (graues Thonsilikat) , Melanit
(schwarzer Granat), Diorit, Hämatit, Obsidian®) und Steatit, (Speckstein);
in grösseren Stücken^bricht der orientalische Alabaster,'**) der in Ägypten
und Assyrien zu Hause ist. Diese Steine, soweit sie nur in Asien und
Ägypten vorkommen, begleiten den Zug der orientalischen Kultur nach
dem Westen. Die ersteren Glückssteine verwendete man zu kleinen Beil-
chen, Pfeilspitzen und Messerchen, welche als Amulette den Toten beige-
geben wurden, oder zu Schleuderkugeln und Spinnwirteln ; ^ ^) für die Stein-
zeit können sie natürlich nichts beweisen. Aus dem durchsichtigen, leicht
zerbrechlichen Alabaster fertigte man häufig Salbengefasse, die davon den
Namen alabastra behielten. Der hohe Preis führte zu Surrogaten; statt
^) Bhagvanlal Indbaji, Sopärä and Pa-
dana p. 39.
*) Theophr. lap. 7, 42; Steph. Byz.
£iq>yog,
3) Sotakos bei ApoUon. bist. mir. 36.
^) Z. B. an einem babylonischen Hals-
band, abgeb. Soldi, les artsm^connus p. 25;
in Chics öfter gefunden; J. Gassies, notice
sur les cailloux ouvrös d'origine dite cel-
tique des environs d'Agen, 1863 (SA.) m. 1
T.; manche haben Inschriften (Caylus, re-
cueil IV 339 f. Vi 130 ff.).
^) LiNOENSCHKiT , Altertümer II H. 12
T. 6 12.
'«) Prager Ausstellung 1891 Nr. 106. 117.
124 ; Bleiche, Materiaux pour Thist. 22, 405 ff.
') Fbaas, ZtBch. f. Ethnol. 10, 246 ff.;
Bleiche a. 0.
^) Heins. Fisches, Nephrit und Jadeit,
Stuttgart 1875; A. B. Metsb, Jadeit- und
Nephritobjekte, Lpg. 1882, m. T. = k. eth-
nogr. Museum II. III. u. die Nephritfrage,
Berlin 1883; aus dem Eünlüngebirge nach
ScHLAOiNTWEiT, Sitzuugsber. der maä.-phys.
Cl. d. bayer.^ Akad. 1873, 2.
") MiNA Paluhbo, B. di 'paletnol. ital.
1, 165 ff.; Melos und Kimolos haben grosse
Lager. Vgl. Szabö, Congres pröhist. Buda-
pest 1,96 ff.
^^) Über den honiggelben Alabaster vgl.
ToMM. Belli, lettera a P. E. Visconti sulla
scoperta dell' alabastro melleo, Rom 1833.
") Erstere in Assyrien und Griechen-
land, letztere in Orchomenos (Schlibkanm
S. 24) und Mykene (ders. S. 113. 154).
Kap. VL
und Technik des fanstgewerbes. (§ 200.)
193
der Nephritsteine suchte man Liasschiefer oder Serpentinarten und schliff
sie zu;^) an Stelle des Alabasters aber trat auf den Inseln des ägäischen
Meeres der Marmor, aus dem man in der orientalischen Zeit Gefasse fer-
tigte.*) Nahe der Schwelle der klassischen Zeit schützte ihn noch seine
durch mühsame Arbeit erzielte Durchsichtigkeit. 3) Später hat man ihn da-
gegen nicht mehr für kleine Dinge verwendet.^) Zu der gleichen Ge-
schmacksrichtung passt es, dass die ägyptischen und babylonischen Könige
die vulkanischen harten, aber polierbaren Gesteine der Wüste holen lassen ;
doch werden wir von diesen besser bei der Architektur und Plastik
sprechen.
Allmählich beginnt der Geschmack empfindlicher zu werden und der
Begriff der Edelsteine wird enger. Doch hängt derselbe nicht allein von
Schönheit und Seltenheit ab. Wie die assyrische Litteratur zeigt, haben
bereits die Babylonier Lehren über die geheimnisvollen Kräfte ge-
wisser Steine aufgestellt. s) Die antiken Quellen^) fehlen leider bis auf
die orphischen Lithika, den Damigeron, Epiphanios' Buch von den 12 Steinen
und des Michael Psellos Traktat von der Kraft der Steine, woran sich
dann die mittelalterlichen „Lapidarien" (Steinbücher) des Orients und
Occidents reihen; die gemeinsame Quelle dieser Fabeln bleibt zu er-
mitteln. Noch jetzt lebt der Glaube im Orient, in Griechenland und ver-
schiedenen Teilen des Abendlandes fort. Bei Bauern Sachsens und Irlands
vererben sich solche „Glückssteine", während man in Preussen „Schreck-
steine" (Serpentinkeile) zu kaufen bekommt.^)
Litteratur: Lithika, rec. E.Abel, Berlin 1881; Damigeron: Pitba, spicilegium
Solesmense Bd. III.; Epiphanios: Opera II p. 228 f.; Psellos: Migne patrol. Graeca CXXII
col. 896 a ff.; Ober die arabischen Bearbeitungen de M^lt et H. Ooubbl, R. de philol. n.
s. 17, 63 ff. 120 ff.; Aberglauben: Cabtailhac, Tage de pierre dans les Souvenirs et super-
stitions populaires, Paris 1878; S. Reinach, Ra. III 11, 71 = chron. 408 A. 2; Rich. Andbeb,
Mitt. d. anthrop. G. in Wien XII (N. F. II.) 1882; Andbian, Anthr. Corr. 1893, 61 ff.
Die Alten waren mit sehr vielen edlen Steinarten bekannt; denn der
schwunghafte Handel machte die Steine der entferntesten Länder zum
Gemeingute der Reichen der ganzen Welt. Das Edelsteinland des Alter-
tums ist Indien sammt dem angrenzenden Ariana**) und den baktrischen
Steppen bis zum kaspischen Meer;^) hierüber waren einst die ausschwei-
fendsten Vorstellungen verbreitet, Ktesias fabelt sogar von Onyxbergen. Im
Abendlande aber vermittelten Massalia, Karthago und Alexandrien den Edel-
steinhandel.*®) An letzterem Orte schwemmen manchmal noch die Meeres-
wogen aus versunkenen Schiflfen edle Steine ans Land. ^*) Nach Analogie
des Edelmetalls scheinen die Händler die Ziegelform der Steine bevorzugt
M Armringe im Elsass (Schiltigheim,
Mundolsheim und Herrlisheim).
») Ath. Mitt. 1886 S. 15 ff.; vgl. auch
nodoymtiJQ Xid^a^vQSog Stesich. 30.
') Alabastron und Büchse aus dem Grabe
des Aristion, abgeb. AA. 1893 S. 78.
*) Angebliche Ausnahme: Oi^o^otj und
xvne^oy in einem Bilde des Hippeus, Feie-
rn on bei Ath. 11, 474 d. über grössere Ge-
fäase ist in der Architektur zu handeln.
») Ztsch. f. Assyriologie 1, 208 f.
") Litteratur bei Susemibl, Geschieht«
i;»iidbiiob der Ums. AltertuiuawiftaenBchafL VI.
der griechischen Litteratur in der Alexan-
drinerzeit 1, 856 ff.
') Verhandl. der Berl. Ges. f. Anthrop.
1877 S. 472 m. Abb.
») Dionys. Perieg. 1103 ff.
») Theophrast. lap. 35; Dion. Per. 724;
Plin. 37, 37; Ritteb, Geographie 2, 551 ff.
•ö) Vgl. Theophr. a. 0. (z. ß. «V*pa| aus
MassaUa und Karthago 18).
^ ) 0. ScHNEiDEB, naturwissensch. Bei-
träge zur Geographie u. Kulturgesch., Dres-
den 1883.
13
194
Klaasiflche Konstoroliftologie. L Denkm&lerkande.
zu haben.*) Der antike Geschmack unterschied sich von dem unsrigen;
der Diamant tritt sehr zurück,*) auch die eigentlichen Edelsteine {pierres
fines) wie Rubin, Saphir und Smaragd sind seltener als bei uns. Doch
gilt der Saphir für den schönsten Edelstein^)
Litteratur: Tm allgemeinen Kabl Exil Kluob, Handbach der Edebteinkande,
Lpg. 1860; speziell F. Corsi, delle pietre antiche, 2. Aufl. Rom 1833; J. H. Kbausk, Pyrgo-
teles oder die edlen Steine der Alten, Halle 1856, m. 3 T.; C. W. King, the natural histoiy
of precious stones and of the precioua metals, London 1867, m. 1 T.; Arch. Billing, the
science of gems, jewels etc., London 1867 m. Photogr. (kritisch); Em. Soldi, les arts
mäconnus^ 2. Aufl., Paris 1881; Edw. W. Strebtbb, precious stones and gems, 3. Aufl. Lon-
don 1882, m. 13 T.; A. H. Ghuscb, precious stones considerated in their scientific and
artistic relations, with a catal. of the Townshead coli, of gems in the South Kensington M.,
London 1883; BithiNER, Technologie 3, 227 ff.; Köhler, üher Sard, Onyx und Sardonyx
der Alten, Gott. 1801, ges. Schriften 4, 83 ff.
Die Bear.beitung der Edelsteine gehört wegen der Kleinheit und
Kostbarkeit der Gegenstände zu den feinsten Gewerben. Die Färbekunst
war hoch entwickelt,*) freilich nur zum Zwecke des Betruges.*) Der rohe
Stein wurde mittelst Schmirgel (Naxium) oder einer Art Wetzstein^) so zu-
geschliffen, dass sowohl die Oberfläche als die Seiten in 'eine bestimmte
Form gebracht wurden. Sollte der Stein aufgenäht werden, so durch-
bohrten ihn die Arbeiter früher mit Röhren.') Grössere Steine werden
vermittelst Rädchen und kleinerer Steine zu Gefassen ausgehöhlt. Diese
Kunst wurde im Dienste der Diadochen und der reichen Römer eifrig be-
trieben, so dass Salbfläschchen aus Onyx selbst in weiteren Kreisen ver-
breitet waren ;**) Mithridates soll zweitausend Onyxgefasse besessen haben.®)
Die erhaltenen bedürfen einer kritischen Prüfung, da in den Fürsten-
schätzen bis zum 18. Jahrhundert Edelsteingefässe stets zu den hervor-
ragendsten Prachtstücken gehörten.^**) Das Gravieren geschah, was wenig-
stens für die ältere Zeit sicher steht, nicht auf mechanischem Wege durch
ein Metallrädchen oder -Kölbchen; doch ist noch festzustellen, wann eigent-
lich diese Erfindung gemacht und eingeführt wurde. Am Anfange steht
wohl das Gravieren mit einem harten Steinsplitter (z. B. von einem Dia-
manten, naxischen Stein oder Ostrakias);^^) diese Manier erscheint an den
babylonischen Cylindern besonders deutlich. Auch später kommen unvoll-
kommene, mit den einfachsten Werkzeugen ausgeführte Produkte vor, die
wie zerkratzt aussehen. Um jedoch vertiefte Flächen herzustellen, brauchte
man ein Bohrinstrument,'^) welches kleine halbkugelförmige Vertiefungen
machte {a globolo). Dieselben sind oft nicht einmal miteinander verbunden
worden.'^) Bei den Assyrern kommen beide Manieren zuerst gesondert
0 Naucratis I T. 25, 27-30.
') M. PiNDEB, de adamante, Berlin 1829.
*) Klagelieder Jeremiä 4, 7.
<) Plin. 37, 197; Firmic. math. 4, 14, 23;
Bebtbblot, coli, des alchimistes grecs p.
57. 350.
*) Der Schein grosserer Tiefe wnrde
dnrch Unterlegen von Harz erzielt: Fibel
aus dem 5. Jahrhundert B. mon. 1879 p.
71,1.
°) Dioskor. 5, 165 {afjLVQig); Theophr. lap.
44 (der beste aus Armenien).
') Abgeb.inWesterm.Monatsh. 1891 S.92.
8) Catull. 66, 83; Horat. c. 4, 12, 17; Plin
36, 60.
^) Appian. Mithr. 115; vgl. auch Cic.
Verr. 4, 27.
'^) Otto I. schenkte eines seinem Schwie-
gervater (Radulphus Higdenus polychronic.
VI a. 925); auch die Sage vom Gral gehört
hieher.
»>) Plin. 37, 177. 200.
»2) Plin. 37, 200.
<8) Z. B. Meteb, Kunstgeschichte I S. 10
T. 1 ; Impr. gemm. 1 18—20. 30—32. III 21
-26; vgl. RossBACU, AZ. 41, 343 ff.
KtLp. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§ 201.) 195
vor, bis sie unter den Sargoniden sich vereinigen. ') Das auf solche Arten
hergestellte vertiefte Relief heisst mit einem italienischen Worte intaglio
(eingeschnitten). Wenn dieses auch wegen der praktischen Verwendbarkeit
zum Siegeln weitaus überwog, so war dagegen das erhabene Relief, dessen
Herstellung eine kleine Säge erfordert, zum Schmuck geeignet.*) Man
benannte dasselbe mit dem fremdartigen Worte Camee (ital. cammeo),^)
Diese Art reicht mindestens bis zur 12. ägyptischen Dynastie*) zurück und
ist am meisten unter den Ptolemäern und den römischen Kaisern künst-
lerisch betrieben worden.
Wohl die interessanteste Frage bezieht sich darauf, ob die antiken
Graveure optische Vergrösserungsmittel (z. B. Glastropfen oder eine mit
Wasser gefüllte Glaskugel) anwendeten; bezeugt ist darüber nichts. Jeden-
falls existieren geschnittene Steine von ausserordentlicher Kleinheit (wie
ein Bild der Plotina von 6 Millimeter Durchmesser).
Litteratar: Über die Technik der Steinschneidekonst schrieben in alter Zeit Laas
{nBQi Xl&toy yXvtfijg Bekkxb, anecdota Graeca p. 1182), im Mittelalter Theophilus (3,94),
dann P. J. Mabibttb, trait^ des pierres grav^es, Paris 1750, 2 Bde.; Lob. Nattbb, trait^ de
]a m^thode antique de graver en pierres fines comparäe avec la m^th. moderne, London
1754, f.; Hebm. Rollst, Gljptik, in Buchers Geschichte der technischen Künste, Stnttg.
1875 Bd. I. — Über Gemmen im allgemeinen handeln ausser den S. 194 angefiihrten Schrift
ten Klotz, Ober den Nutzen und Gebrauch der alten geschnittenen Steine, Altenburg 1768;
Lbssino, Briefe antiquarischen Inhalts, 1768—9; Millin, introduction ä T^tnde des pierres
grav^es, Paris 1797; J. H. Krause, Gemme in Ersch und Grubers Encyklopädie S. Ißd.57;
T. BisHLBB, Ober Gremmenkunde, Wien 1860; C. W. Kino, antique gems and rings, London
1872 m. 52 T.; Auo. Gastbllam, delle gemme, Fir. 1870; J. H. Miodlbton, the engraved
gems of classical times, with a catalogue of the gems in the Fitzwilliam Museum, Cam-
bridge 1891 m. 2 T.; Blüxnbb, Technologie 3, 279 ff.; Blondsl, histoire de la glyptique;
über Cameen: Descr. d'un cam^e ant. du oabinet Famese, Petersburg 1810; Böttioeb,
fiber die Ächtheit und das Vaterland der antiken Onyxcameen von ausserordentlicher Grösse,
Lpg. 1796; Wibsblbb, Onyxcameo Hawkins, Nachr. d. Gott. Ges. 1882 Nr. 23 S. 709 ff.;
Ober den grOssten erhaltenen Gameo aus der Sainte-Chapelle in Paris: Bbbnoulli, r5m.
Ikonographie 2, 275 ff. Die Ringsteine kommen erst im nftchsten Kapitel zur Sprache.
Von den Formen, welche die Edelsteine erhalten, werden wir später
handeln; dagegen muss schon jetzt bemerkt werden, dass die Onyxarten
eines malerischen Reizes nicht entbehren; denn weil hier dünne verschie-
denfarbige Schichten über einander liegen, kann der Graveur, je nachdem
er tiefer eindringt, verschiedene Farben zusammenstellen; z. B. besitzt die
Pariser Bibliothek einen zweifai'bigen Sardonyx mit Amphitrite (Nr. 106)^)
und einen dreifarbigen Sardonyx mit dem Gespann des Pelops (Nr. 68).
Ausnahmsweise verwertete ein Graveur die farbigen Adern eines Steines.«)
201. Von den erlegten Tieren hat man nicht bloss die Haut benützt;
ihre harten Bestandteile, Knochen, Hörner und Zähne sind um so eif-
riger verarbeitet worden, je mehr ein Volk die Jagd betrieb. Daher ist
die Verwendung bereits für die Diluvialzeit nachweisbar. In Russland
Schossen noch in der Kaiserzeit die roheren Völker mit Pfeil- und Lanzen-
*) Mbnakt, glyptiqne Orientale 2, 22.
') Ahh. hei Soldi, les arts m^connns
p. 43.
') Camaeus bei Matthaeus von Paris
(f 1259); s. DiEZ, etymolog. Wdrterbuch I.
unter cammeo.
*) Auch Caylüs hat eine ägyptische
Camee (rec. I 1, 3).
^) Ebenso zweifarbiger Sardonyxbecher
itn Schatz der Abtei St. Maarice in Wallis
(Phot.).
«) Plin. 37, 5.
13^
196
Klaaaiflche Ennstarchäologie. I. Denkm&lerkande.
spitzen aus Knochen. *) Griffe, 2) Lanzenspitzen, 3) Musikinstrumente, zu
denen die Sage passt, die erste Flöte sei aus Hirschhorn gemacht worden,*)
sind in alter Zeit nichts ungewöhnliches. Dazu kommen die schlichtesten
Äusserungen des Kunsttriebes: Gravierungen in Bein, über welche wir
am Anfange der Kunstgeschichte handeln wollen,*^) und allerlei Schnitze-
reien, die im Gebirge (z. B. den Abruzzen) oder sonst unter ärmlichen Ver-
hältnissen angefertigt wurden, ß) Das Bein dagegen ist in historischer Zeit
nur ein billiger Ersatz für das Elfenbein, dessen matter Glanz ausser-
ordentlich gefiel. Die Alten bezogen dasselbe aus dem Sudan über Syene,')
während das indische Elfenbein nach den syrischen Ausfuhrhäfen ging;*)
das beste sollte man in Adule kaufen.®) Doch war fossiles Elfenbein nicht
ganz unbekannt.^®) Nach dem Westen kam es sowohl in Gestalt von
Zähnen »>) als in Halbfabrikaten.^*) Zum Zwecke der Bearbeitung wurde
das Elfenbein zunächst in Platten zersägt. Dann kam das Schnitzen,
mittelst dessen man Kämme, Zahnstocher, Ohrlöflf eichen, Haarnadeln, Sonnen-
schirme,^^) chirurgische Instrumente,^^) Würfel, Castagnetten,*^) Miniaturge-
fasse und ähnliche Kleinigkeiten ^*') herstellte; meistens jedoch verkleidete
die geschnitzte Elfenbeinplatte einen Holzkem (z. B. an Tischen, und Tisch-
füssen, Betten, Kästchen, in christlicher Zeit Reliquienkästchen) oder wurde
in Holz eingelegt (S. 175). Auch bildete Elfenbein oft den Griff, z. B. eines
Messers. Drechselarbeit wurde zur Gewinnung einer runden Form
benützt; z. B. sind so die sogenannten tesserae oder Marken entstan-
den,^') welche als Eintrittsbillette,'®) Prüfungszeugnisse für Gladiatoren ^®)
u. dgl. dienten; Medaillons 20) vermitteln den Übergang zur künstlerischen
Verwendung. Als natürliches Ornament der Beindreherei ergibt sich der
Kreis mit einem Punkt im Centrum, von concentrischen Bj-eisen umgeben.
Eine sekundäre Dekoration ist die schon von Homer erwähnte Bema-
lung des Elfenbeins; jetzt nimmt man die Farbe natürlich selten mehr
^) Finnen Tac. Germ. 46; Sarmaten Paus.
1, 21, 5; Hunnen Amm. 31, 2, 9.
2) VonHirschhornB. 1875 p. 198; Bocks-
horn, Rhein. Jahrbb. H. 46 S. 117.
») Anthr. Corresp. 1874 S. 22.
^) Aus Knochen oder Geweihen Anthr.
Corresp. 1874 S. 51; Hygin. fab. 165. — alt-
indische Knochengeräte: Ztsch. f. £thnol. 2,
171 f.
^) Zu den Kuriositäten zählt ein Wolfs-
zahn mit den 12 Göttern (in Rom, Winckel-
mann's Werke S. 102, 1).
^) Aus den Abruzzen: Bruitn A. 1862
S. 284 flf. T. P; vgl. Rugoiero, catalogo 1 S.
236; Trinkgefässe bei den Geten Diod. 21,
12, 5; äatQuyaXot aus Gazellenhorn : Polyb.
26, 1 bei Atb. 5, 194 a. Biberzähne in Ober-
italien, aus Aberglauben verwendet: Congr^s
Internat, pr^hist. VI IL (Budapest) 1, 443 ff.
^) Juven. 11, 124.
••) Verg. G. 1, 56. Aen. 12, 67; Hör. c.
1, 31, 4; Ov. am. 2, 5, 40; Paus. 4, 12, 3;
phönikische Händler mit Elephantenzähnen :
Palaephat. 6, 2.
*) Peripl. maris Erythr. 4.
^") Theophrast, Steinbuch 37.
**) Ein solcher mit Reliefs verzierter
wurde in Cliiusi gefunden: M. X 39a l.Jj
'«) Hom. 11. J 141 ff.
»3) Anakreon 21, 13.
'*} Viele Sonden in Pompeji (Sammlung
des Prof. Scalzi in Rom) und auf dem Es-
quilin gefunden (B. com. 1889 p. 498, 1).
^•') Ägyptische im Louvre: Perrot I 576.
'«) Urne: Krinagoras Anthol. 7, 645, 6|;
axiadiaxtj Anacr. 21, 13.
^^) F. W1E8ELEB, comm. detesseris ebur-
neis osseisque I. Gott. 1866; CIL. I 715 ff.;
Exempla Script, epigr. S. XXXVll S. 432 ff.
>^) In Form eines gammarus (dataxog)
für den Rang r, aus Puteoli Ra. 1 261; Lit-
teratur Ra. lil 13, 230 f.
^®) Die Litteratur ist in Iw. Müller's
Jahresbericht Bd. LVl S. 103 verzeichnet.
^°) BuoNARROTi, osservazioni istor. s. alc,
medagl., Rom 1698.
Kap. VI. Materialien und Technik des Ennatgewerbes. (§ 202.) 197
wahr.O Manche behaupteten, es sei die Erfindung gemacht worden, das
Elfenbein zu erreichen.*)
Litteratur: Theophilos TU 92 (Beinschniizerei), 93 (Färben); Blümnek, 2, 357 ff.;
Mabquardt, röm. Privataltert. Bd. II 3. Abschn. 6; über das £lfenbein: A. W. Schleobl, zur
Geschichte der Elephanten, indische Bibliothek 1, 140 ff. (Nachträge bei Tafel, dilacidatt.
Pindar. 1, 152); Elfenbeinarbeiten: W. Maskell, ivories, ancient and roediaeval. London 1875
m. 8 T. n. 38 Abb.; Pdlszky in der Einleitung zu dem S. 68 Z. 1 erwähnten Katalog; Wtatt,
notices of sculptore in ivory. Die bedeutendsten Sammlungen befinden sich im Louvre
(S. 51), Liverpool (Sammlung Fej^rväry) und im SouthfEensington Museum (S. 169); s. auch
Oldfjbld, a catalogue of specimens of ancient ivory-carvings, London 1856.
Die Schildkrötenschale wurde in alter Zeit zum Resonanzboden der
Lyra genommen; erst der römische Luxus verfiel auf den Gedanken, sie
gleich den Elefantenzähnen zu zersägen und das Schildpatt wie das
Elfenbein zu benutzen.^)
Litteratur: Blüxnbr 2, 375 ff.
302. Bei den Produkten des Meeres denken wir vorzugsweise an
Perlen und Korallen; allein jene dienten der blossen Prunksucht, diese
dem Aberglauben. Nur die alten Gallier brachten die roten Zweiglein, an
deren Schutzkraft auch sie vielleicht glaubten, gerne an ihren Waffen und
Schmuckstücken, ohne die weissen Korallen zu verschmähen, an.^) Künst-
lerisch wurden beide Stoffe nur der Kuriosität wegen benutzt;*^) auch
Perlmutter bedeutete füi* das Altertum nicht mehr.^)
Litteratur: Blümneb 2, 378 ff.; Korallen in Italien: Guabdabassi B. 1876, 93 ff.;
Cafellini, Congrto intemat. pr^hist. Budapest 1, 447.
Wir wollen in frühere und interessantere Zeiten zurückgehen. Als
man die Metalle noch nicht ausnützte, war die starke Fischgräte neben
den Tierknochen ein unverächtliches Hilfsmittel und da die Putzlust nicht
erst ein Erzeugnis höherer Kultur ist, wurden schon damals Muscheln (z.
B. Turitella, Pectunculus und Natica) und die Ringe des Röhrenwurmes
von weit entfernten Meeresküsten gebracht, als noch Renntiere in Mittel-
europa hausten.') Diese Liebhaberei blieb bis zur Zeit der ersten Kultur-
bewegungen. Die Ägypter reihten Kaurimuscheln zu Halsbändern auf.^)
Vor allem ist die Tridacna squamosa hochgeschätzt worden und hat
selbst Zeichnungen eingraviert erhalten;^) sie scheint die zweite orientalische
Periode zu begleiten.*®) Noch bekannter ist der Bernstein, dessen Fi-
scherei in der Ostsee bereits vor Einführung der Metalle von den Astyem
betrieben wurde, nachdem ihn früher vielleicht ein Urwald im Kreise
Heydekrug bequemer geliefert hatte; das Gewonnene ging auf dem Land-
*) Kästchen aus Herculaneum in London,
abgeb. Ra. II T. 32 zu S. 282; Goldplättchen
mit Hausenblase aufgeleimt: Heraclius 1. 9;
Beinnadel mit vergoldetem Kopf in Speier.
^) Demokrit nach Seneca ep. 100; Plu-
tarch, ob das Alter genüge u. s. w. 4.
*) Die Zähne des Nilpferdes waren nur
eine Kuriosität (Paus. 8, 46, 4).
*) Plin. 32, 23 ; schöne Beispiele in Speier
(farbige Abb. eines torquis, Beitr. z. Anthrop.
u. Urgesch. Bayerns VI H. 2/3) ; übrigens ist
die weisse Koralle mit Triton tritonis leicht
zu verwechseln.
6) Korallenarbeiten: B. 1876 S. 93 ff.;
Bild des Pompejus aus Perlen PL 37, 14.
*) Suet. Ner. 31 (Wandschmuck in Neros
goldenem Hause); Astragalos in Rom B. 1846
p. 95; Zierrate: Jorio, metodo p. 131.
^) Funde von Schweizerbild bei Schaff-
hausen; über Höhlenfunde: Fischeb, B. de
la soc. g^ol. de France s. II t. 4 (Paris 1876).
®) Abgeb. bei Caylus, recueil V T. 15
4. 5.
*) Mehrere in Naukratis (Naukratis I
T. 20) und Etrurien.
'^) In Assyrien, Bethlehem, Naukratis
(I S. 35 T. 20, 10. 12. 16) und Italien. Mu-
schelhalsband in einem alten Grab von Velig
in Böhmen (Prager Ausstellung Nr. 262).
198
Elassische Ennsiarch&ologie. I. Denkmälerknnde.
wege nach dem Süden, z. B. vermittelten die Pannonier und Veneter das
kostbare Harz über Camuntum und Aquileja nach Rom;') eine andere
Strasse ging nach dem Rhein, 2) Ausserdem wird auch fossiler Bernstein
von rötlicher Farbe im Libanon, auf Sizilien, in Kalabrien, Lukanien und
der Emilia, bei Incheville im Bois l'Abbö, nahe bei Berlin und an ver-
schiedenen Stellen Österreichs und Rumäniens gefunden.^) Auch steht
fest, dass derselbe den Alten bereits bekannt war und verarbeitet wurde.*)
Indes kommt er in zu geringer Menge vor, als dass man alle italischen
Gegenstände davon ableiten könnte. Unbestimmte Nachrichten der Alten
reden vom Flusse Eridanos, wogegen schon Herodot (3, 115) sich aus-
sprach, oder von der skythischen Insel Basileia,^) welche dann für Britta-
nien erklärt worden zu sein scheint.^) Aber zu den Funden passt
nur die Nennung von Ligurien^) und Indien.®) Abgesehen von der ausge-
breiteten Verwendung an seinem Ursprungsorte und in Aquileja, gehört
der Bernstein hauptsächlich zum Schmuck der beiden orientalischen Perio-
den;^) erst seit der Unterwerfung von Noricum und Pannonien wurde er
wieder erreichbarer, doch kam nur wenig und dies zu sehr hohem Preise
nach Rom.'®) Die meiste Verbreitung haben überhaupt Bemsteinperlen
gefunden; 1') dann folgen Kugeln, Knöpfe, Phalli, Früchte, Masken. Die
Ringe tragen manchmal geschmackvolle Verzierung.'*) Ganze Figürchen
waren jedenfalls Kostbarkeiten ersten Ranges. '3) Die Römer schätzten
zur Zeit des Plinius den durchsichtigen braungelben und den dunkelroten
„falemischen" Bernstein am meisten. Der Kostbarkeit wegen wm'de er
auch aus Kobalt gefälscht. ^^)
Litte ratnr: Die ältere bei Rüpbbti zu Tacit. Germ. 45; Fb. Waldmank. der Bern-
stein im Altertum, Fellin 1882, Berlin 1883; Blümnbb, Technologie 2,387 f.; K. G. Jacob,
Ztsch. d. d. morgenl. Ges. 43, 253 ff.; über den alten Bemsteinhandel: Capellini, Gongräs
international d'anthrop., Stockh. 1874 S. 791 ff. (fossil); Helbio, osservaz. soprail commercio
dell'ambra, Accad. de'Lincei 274 (1876-7) p. 10 ff. (fossil); vermittelnd Fbiedlandeb, AZ.
') Plin. 37, 11; B. v. Rittbb, Bernstein-
funde Aquilejas, Mitt. d. k. k. Centralkonmi.
1889 S. 102 ff. 152 ff. 244 ff.
^) Genthe, über den Anteil der Rhein-
lande am vorrömischen n. römischen Bem-
steinhandel, Monatsschr. t. rheinlsch-westph.
Geschichtsforschung und Altertumskunde II
S. 1—3; MüLLENBOFF, deutscho Altertums-
kunde 1,211 ff. 469 ff.
^) Libanon: 0. Fbaas, das Vorkommen
der fossilen Kohlenwasserstoffe, Lpg. 1884
S. 321; Sicilien: H. R. Göppebt, sulr ambra
di Sicilia, Rom 1879; Kalabrien: Pio Man-
TovAiri, ß. d. r. comm. geolog. d'Italia 1877
p. 376; in der Emilia: Gozzadini, de quel-
ques mors p. 16; Berlin: Vossische Ztg. 1883,
10. Septbr. ; Österreich und Rumänien : G.
ZiNCKBN, Anthrop. Corr. 1884 S 61 ff.
*) Z. B. Perle in Auvemier (Neuenburger
See): Anz. für Schweiz. Altertumsk. 1876,
April Nr. 2.
^) Diod. 5, 23 vgl. Plin. 4, 94).
«) Sotakos bei Plin. 37, 35.
') Theophrast de lap. 16. 29 (daraus
Plin. 37, 33) ; s. A. 3.
8) Archelaos bei PI. 37, 11; in derThat
in Indien Mitt. der k. k. Gentralkomm. 1889
S. 103.
^) Z. B. in Mykene: Schliemann S. 235.
283. 353 (von der Ostsee: ders., Tiryns S.
425 f.) ; bei Homer d 73. 460. c 295 f. Hymn.
1, 104.
»«) Stat. süv. 1, 2, 124; Paus. 5, 12, 7;
vgl. Ov. met. 2, 364 ff.; Plin. 37, 12.
*0 Man reihte sie an Metallstäbchen
auf, deren viele in Aquileja gefunden wer-
den; eines aus Frögg abgeb. Mitt. der k. k.
Centralcomm. N. F. 18, 42.
^^) Schönes Exemplar aus Aquileja:
Mitt. der Centralcomm. 1889, T. zu S. 154;
vgl. B. 1860 p. 98. 1861 p. 66.
") Affe (der indiscne Macacus Rhesus)
an einer Halskette aus Präneste; Augustus:
Paus. 5, 12, 7.
»') Plin. 37, 12.
*-') Van Bastelaek, Tambre taill^ ou
vöritable et l'ambre moul^ au faux dans
Tant., Brux. 1876 und Annales de chimie et
de physique.
Kap. TL Materialien und Te
des Kunstgewerbes. (§ 203.)
199
1871 S. 49; Güardabassi, B. 1876 p. 97 f.; Sadowski, Congres intern, pr^hist. VTII Bndap.
Bd. 1, 413 ff.; Oskar Sohkbideb, natarwiss. Beitr. zor Geographie and Knltorgeschichte,
Dresden 1883 S. 176—214; besonders aber Olsbauskn, Verb. d. Berl. anthrop. Ges. 1890
S. 270 ff. 1891 8. 286 ff. (S. 286 f. Litteraturverz.); Qber die Sammlung des Britt. Mus.:
Franks, Congres internst, pr^hist. VIII. Budapest Bd. 1, 433 ff.; Bernsteinfunde von Ganosa:
Album von Dbtkbn, Neapel 1866. — Bernsteinschmuck: Klebs, Beiträge zur Natur-
kunde Preossens V. Königsb. 1882 ; s. auch die Ortskunde S. 135 (Aquileja).
203. Da die Metalle meist gar nicht oder doch nur selten in ge-
diegenem Zustande vorkommen, setzt ihre Gewinnung einen höheren Kultur-
grad voraus als die Verwendung von Holz, Thon, Stein und ähnlichen
ungekünstelten Stoffen. Folglich ist die erste Periode der menschlichen
Geschichte metalllos. Dann treten die Völker, welche im eigenen Lande
Metalle gewinnen oder den produktiven Gegenden nahe wohnen, hervor,
wogegen die Völker, welche diese Vorteile nicht geniessen, länger in der
metalllosen und der metallarmen Periode verharren.
Litteratur über die Metalle: J. Chb. J. Bethe, de antiquitatis re metallica, Brixiae
1815; F. H.M.Zippe, Geschichte der Metalle, Wien 1857; J. P. Rossionol, les m^taux
dana Tantiquitö, Paris 1863; Ergänzungsblfttter^ Hildburgbausen 1865—66 Bd. T.; Rich.
Andbeb, die Metalle bei den Naturvölkern mit Berücksichtigung prähistorischer Verhält-
nisse, Lpg. 1884; A. Bibba, über alte Eisen- und Silberfunde, archüol.-chem. Skizze, Nürn-
berg 1873; Olshausbn, chemische Beobachtungen an vorgeschichtlichen Gegenständen,
Ztsch. f. Ethnol. 1884 S. 516 ff.; R. Lepsius, die Metalle in den ägyptischen Inschriften,
Abb. d. preuss. Akad. 1871, sep. Berlin 1872 (franz. Paris 1877); Blümneb 4, 7 ff.
Die erste Stufe des Bergbaues war gewiss der Tagbau, wobei die
einen Arbeiter mit schweren Hämmern das Gestein zertrümmerten und
die anderen dasselbe in Körben fortschafften.^) Später gewiss fing man
an, in die Tiefe zu dringen und beim Scheine der Grubenampeln zu
schaffen, während die Erze in Säcken nach oben getragen wurden. 2) An
verschiedenen Orten der alten Welt sind Spuren römischer und vorrömi-
scher Bergwerke sichtbar, z. B. im Lauriongebirge, in Bulgarien, *) Gal-
lien,*) Österreich^) und Tunis.®) Dort haben sich auch Werkzeuge, Schöpf-
räder u. dgl. gefunden.') Die Phönizier genossen, wie es scheint, zuerst
den Ruf kundiger Bergleute gleich den Yenetianem und mögen wie diese
den Metallschätzen der Fremde nachgespürt haben. ^) Bei den Griechen
dürfte der fachmännische Betrieb durch König Philipp von Makedonien
angeregt worden sein; seit ihm treten wissenschaftlich gebildete 'Bergleute
auf.*) In das Bergrecht gewähren die (37.) demosthenische Rede gegen
Pantainetos, die inschriftliche lex Vipascensis (von Aljustrel in Portugal) und
der Codex Theodosianus (X 19 de metallis et metaUariis) Einblick.
') Abgeb. auf korinthischen Votivtafeln,
Berlin Nr. 871. 872.
*) Palaephatus incredib. 10, 2.
^) JiRECBK» Archäol.repigr. Mitt. X 75 ff.
*) Ra. 41, 201 ff. 261 ff. (PlÄne S. 216-8
267. 276 f.)
^) MucH, das vorgeschichtliche Kupfer-
bergwerk auf dem Mitterberg (Salzburg),
her. von der k. k. Centralkomm.; siebenbür-
gischer Stollen (Tagbau), abgeb. Illustr. Ztg.
1892,3 S. 767.
*) Bleibergwerk von Dscbebel Irsas:
H. Haupt, Berg- u. Hüttenmftnn. Ztg. 1883
Nr. 25. 26.
') Abbildungen aus Gallien: Ra. 41, 205
ff. 338 f. 342. 346. 349 ff.; Werkzeuge im Lau-
rion: Atbenaeum 1887 S. 751; F. Posbpky,
zwei röm. Schöpf rftder aus den Gruben von
Verespatak in Siebenbürgen und San Domingo
in Portugal, Wien 1877, m. IT.; ^otg] fisraUi-
x6y axevog Hesych. Spezialsammlung der
Eupfergewerkschaft Mitterberg zu Mühlbach
(Satzkammergut).
8) Vgl. über Thasos Herod. 6, 47 ; Plin.
7, 197.
') Krates o fieraXXevriji i Strab. 9, 2, 18
p. 407; Gorgos schrieb über indische Berg-
werke (ders. 15 p. 700).
200
KlaBBisohe Eaii«tarohäologie. I. Denkmftlerknnde.
Litteratur: Interessante Beschreibungen lieferten schon Diodor V K. 36-38 (über
die span. Bergwerke) III. 12 ff. und Cassiodorius (variae 9, 3); Bl. Caayophiu de antiquis
auri argenti stanni aeris ferri plumbiqne fodinis, Wien 1757; Ch. de Flobencourt, über
die Bergwerke der Alten, Göttingen 1785; J. Fr. Reitexeier, Geschichte des Bergbaues
und Hüttenwesens bei den alten Völkern, Göttingen 1785; J. et L. Sabatibr, production de
Tor, de Targent et du cuivre chez les anciens, Petersb. 1850; L. Simoni, R. d. deux mondes
1862 (Bd. 39) S. 603 ff.; A. Leger, les travaux publics, les mines et la m^tallurgie aux
temps des Romains, Paris 1875 m. Atlas von 12 T.; Blümner 4, 100 ff. Über die spanischen
Bergwerke Litteratur bei Blüxneb IV 1, 8; Bikder, die Bergwerke im römischen Staats
haushält, Ztsch. f. Bergrecht, her. v. Bbassart XXXII (1892) H. 1. 2.; G. Wilmanns, d. röm.
Bergwerkordnung v. Vipasca, Bonn 1877; spanisches Relief bild: Ra. n. s. 43, 193 ff.
Das Ausschmelzen der Erze erfolgte meistens am Bergwerke selbst
oder nicht weit davon in Waldschmieden, wo die nötigen Holzmassen zur
Hand waren. Jetzt bezeichnen alte Schlackenhalden solche Stätten. Die
Schlacken und „Ekbolades" (taubes Gestein) des Laurion, welche jetzt
noch viel Metall liefern, beweisen freilich, wie unvollkommen die Schmelzung
geschah. 2) Die Gallier brachten lange Zeit die Kupfererze zwischen zwei
durchglühten Steinen zum Schmelzen. 3) Dann dürfte die Benützung eines
korbartigen Gefasses gefolgt sein, wie es nach einer populären Abbildung
im Sudan zum Schmelzen des Raseneisens verwendet wird.*) Endlich ge-
langt man zu eigenen Schmelzhäusern. •'^)
Litteratur: Anweisungen hei Theophilus 3^ 62 ff.; s.^jden vorigen Paragraphen;
Blühneb 4, 108 ff.; Spuren alter Schmelzen z. B. (Eisen) Hüttenberg: M Cnnichs, Geschichtl.
Entwickl. der Roheisen Produktion S. 5; Eisenerz; Essing im Altmühlthal: Anthrop. Corresp.
1876 S. 55; Saalburg: Beck u. y. Cohausen, Annalen d. Nass. Altert.-Vereins 14, 317 ff.
15, 124 ff. m. T. 5; Rheinpfalz: Anthr. Corresp. 1883 S. 147 ff.; Modell des Eisenberger
Ofens in Speier; an der Maas: Bbbchex, bist, du fer dans le pays de Namur; Schweiz:
Quiquebez, notice sur les forges primitives dans le Jure Bemois, Zürich 1871; England:
Faibbain, iron, its history etc.; (Kupfer) Mitterberg (s. o.); Augsburg (Reste im Antiqua-
rium); (Silber) Laurion (s. o.); (Gold) Rauris, Hallstatt und Hallein: Wubmbband, An-
throp. Corr. 1877 Verhandl. S, 152 ff.
In diesen Schmelzen stellte man das Rohmetall für den Metall-
handel in gewissen regelmässigen Formen her. Gewöhnlich waren es
grosse Kuchen (fxvdQoi) oder Scheiben (hebräisch kikkär, in der Dias ^826
aolog benannt)/) auch Barren/) seltener kegelförmige Stücke^) oder
Würfel.^) Für Edelmetalle ist mindestens seit der Ramessidenzeit die
Form eines Ziegels beliebt worden, woneben die kleine ovale oder rund-
liche (ägyptisch neves) einhergeht; ^^) in jener Gestalt kommen auch un-
edle Metalle vor.**) Künstlichere Formen fallen bereits in das Gebiet der
Numismatik.
^) Z. 6. im Fichtelgehirge ; Hephaistos
Hes. Theog. 864 ff. , ^
') KoQdeXXa^, ne^l xav axogujy xal rijg
fjietttXXovQytxijg ßiofitj/aylag iy 'EXXädi, Athen
1865.
') Plin. 34, 96; Anthr. Correspondenzhl.
1875 Verhandl. S. 28.
*) KdXa&og Hesych. ; Schmelztiegel za
Felsö-Euhin (Eomitat Arva) gefunden : Anthr.
Corr. Vers. 1877 S. 101.
6) Plan Ra. 41, 271.
') Z. B. £isen im 6. Jahrh. Herod. 1,
165; abgebildet an einer Vase, Berlin Nr.
1002 (Gerhard, Trinksch. 10/11'; Ovbrbeck,
kunstmythol. Atlas T. 4, 12); erhalten z. B. in
Vafiö CE(p. KQX' 1889 Sp. 156 f. Blei u. Bronze).
') Bronze in Assyrien und Norddeutsch-
land (Putzig bei Danzig : Anthrop. Correspon-
denzhl. 1874 S. 67); Blei in Cartagena, ge-
stempelt (Berl. philol. Wochenschr. 1884 S.
319); über die Herstellung Ra.41, 262.
^) Eisen in Italien ; Silber und Elektron
in Troja. Kuchen, Barren und Stäbchen in
Bosnien gefunden; vgl. auch den Grabstein
des athenischen Schmiedes Sosinos.
^) Rhomboidales Eisen : F. Keller, Anz.
f. Schweiz. Gesch. und Altertumsk. 1858 S.
38 ff.; rautenförmiges in Mittelafrika; Naub,
Sitzungsber. d. bayer. Akad. 1891 S. 441 ff.;
Luppen aus Gallien und Assyrien, abgeb.
Ra. 41. 341 f.
^») HüLTSCH , Metrologie S. ^406 A. 1 ;
unter Caesar Plin. 33, 17.
»») In Naukratis Petbie I T. 25, 22-26.
Kap. VI. Materialien und Technik des Ennstgewerbee. (§§ 204—205.) 201
Jetzt war das Metall soweit hergerichtet, dass es transportiert werden
konnte. Der Metallhandel erscheint in der alten und neuen Litteratur
selten, verdient aber nähere Behandlung, da er für die Entwicklung des
Kunstgewerbes von höchster Bedeutung war. Vorläufig möchte ich nur
auf einige Momente hinweisen: Tauschhandel (im ersten Gesänge der
Odyssee), Verkauf schmelzbarer Gegenstände, z. B. erbeuteter Waffen
(Tlias H 473 ff.), weite Seetransporte, wie von Karthago bis Phönizien
(Ezechiel 27, 12) und endlich Ausfuhrverbote im politischen Interesse; aus
dem römischen Reiche durfte zeitweise weder Bronze noch Eisen nach
Persien gebracht werden.*)
204. Unter allen Metallen lag die Gewinnung des Kupfers am
nächsten, weil dasselbe an vielen Orten gediegen vorkommt. Da die grüne
Patina die Unterscheidung des Kupfers von der Bronze schwierig macht,
ist das unscheinbare Metall früher einfach mit der letzteren zusammen-
geworfen worden; überdies unterscheidet die griechische Sprache jene
beiden nicht. Genauere chemische Untersuchung zeigten, dass das Kupfer,
wie ganz natürlich, der Bronze vorhergeht und sich neben ihr behauptet.
Will man den Begriff Kupferzeit einführen, so würde dieser bedeuten,
dass damals nur das Kupfer bekannt war, und dass es infolge dessen auch
zu Waffen und schneidenden Werkzeugen diente, wofür es sich wegen
seiner Weichheit nicht eignet. Diese Kupferzeit,^ welche bereits die
Forscher des Altertums voraussetzten,^) ist jetzt wohl in allen Ländern
(in Griechenland z. B. zu Mykene ^) und auf Thera) nachgewiesen. Auch
nachdem die Kunst erfunden war, das Kupfer durch Legierung zu härten,
ersparte man sich das teuere Zinn, wo es nicht unbedingt nötig war.
Das Kupfer behauptet also seinen Platz in Gestalt von Gefässen,*) Lam-
pen,*) Inschriftentafeln,«) Scheidemünzen und Figuren, welche „byzantinisch"
genannt zu werden pflegen.
Litteratur: C. Btschoff, das Kupfer in der vorchristlichen Zeit, Berlin 1865;
Matth. Much, die Kupferzeit in Europa und ihr Verhältnis zur Kultur der ludogermanen,
2. Aufl. Jena 1893; Fb. v. Pulszky, die Kupferzeit in Ungarn, Budapesth 1884, m. 149 Abb.;
über Asien und Afrika: Bertbblot, Acad. des sciences 1893 30. Jan. (Untersuchung je
einer altägyptischen und altbabylonischen Arbeit); Pbtbie, lUahun S. 270; La.yard, Niniveh
T. 96 ; Athenaeum 1889, 6. Juli (Insel Bahrein) ; Sadowski, Handelsstrassen der Griechen und
ROmer, deutsch v. Kohn S. V (Ural).
205. Für die Aufgabe, das Kupfer zu härten, standen mehrere Me-
talle zu Gebote, welchen eine selbständige Bedeutung so gut wie gar nicht
zukommt. Das Blei ist leicht zu bearbeiten, aber weder schön noch er-
freulich, dazu plump und schwer. Somit wurde es wohl anfangs probe-
weise herangezogen, so dass sich an verschiedenen Orten bleierne Äxte
u. ä. finden;^) dann blieb es bei Gefässen, besonders Aschenumen, welche
^) Expositio mundi 22.
') Agatharchides de mar. Erythr. 29;
Lucret. 5, 1285 ff.; Varro bei Aug. de civ.
d. 7, 24.
') S. Sghlizmank's Register.
*) Kupfergeschirr in kampanischen Bil-
dern abgebildet: Hblbio, Wandgem. 1496.
1497.
^) In Wflrzburg; eine getriebene Platte
AZ. 1862 T. 166, 3.
®) Indien und Persien (Gutschmid, kleine
Schriften 3. 10); Plättchen mit (abergläubi-
scher?) griechischer Inschrift Mem. d. I.
1, 187.
^) Etrurien: abgeb. de Mortillet, musöe
pröhistorique T. 93; Bretagne und Norman-
die: Ra. 42, 335 ff. m. Abb.; England: Evans,
ancient great implements of Great Britain
202
ElaBBiBche KimBtarch&ologie. I. Denkmälerkunde.
in der Kaiserzeit thönerne und oft auch gläserne zu umschliessen pflegten, ^)
Marken und Stempel, '^j buUae römischer Soldaten') und griechischer Christen,
Gewichte, Wasserröhren.*) Dazu kamen seit Konstantin die Bleidächer
grossartiger Gebäude des Ostens.-^) Die rohen Votivfiguren („Bleisoldaten")
kann man kaum zur plastischen Kunst rechnen. Schliesslich ist auch die
bescheidenste Gebrauchsweise (zerbrochene Gefasse mit gehämmertem Blei-
drat zu flicken) bekannt gewesen.®)
Das Zink dient nur zur Legierung, um Messing zu erzielen, hat
aber keinen selbständigen Wert.')
Litteratur: E. B. Hofhank, das Blei bei den Völkern des Altertums, Berlin 1885:
Auo. Vogel, zur Geschichte des Zinkmetalls, Westermanns illustrierte deutsche Monats-
hefte 1886.
206. Das Zinn kommt an verhältnismässig so wenigen Stellen der
Erde vor, dass es die meisten Völker erst nach Entwicklung des inter-
nationalen Handels kennen i lernten. Die Alten selbst reden nur von
Hispania, wo es an der Küste von Kantabrien', in Galizien und Por-
tugal gefunden wird, ®) und den „Zinninseln" (Kassiterides), d. h. Wight
oder anderen brittischen Inseln, welche die Ausfuhrhäfen für die reichen
Erzgruben von Comwall abgaben; von hier zu Schiffe nach Gallien ge-
bracht, wanderte das Metall zu Lande nach Massalia, später auch nach
Narbo.ö) Dass die Phönikier je bis zu jenen nördlichen Zinngruben ge-
langt seien, ist eine haltlose Behauptung; dagegen scheint allerdings der
griechische und indische Name xaaaizeQog^ kastira von dem aramäischen
gasürä zu kommen. Später wusste man von Zinngruben in Chorasan.^®)
Ausserdem könnten die Zinnerze Toskanas, '') des Fichtelgebii'ges *-) und be-
sonders Frankreichs ^^) in Betracht kommen, sodann die Zinnlager Indiens,
p. 445 ; Schweden : Montelius, vgl. Olshau-
SBN, Ztech. f. Ethnol. 1883 S. 86 ff. Votiv-
beile aus Olbia in der Ermitage.
') Mehrere in Pompeji seit der Zeit des
Augustus; B. 1830 p. 10. 1867 p. 98; Ann.
e Mon. 1855 T. 13; M. Borb. 12,46; Geb-
HARD, ant. Bildw. 87, 1—4; Athen. 14,621a;
Paul. Diac. p. 46 calces] ampuUae plumbeae;
Eimer im porapejanischen Isistempel ; kleine
Gefässe als Weihgeschenke ; auf dem Tay-
getos: Ross, Reisen im Pelop. S. 19. Das
Misstrauen gegen diese Art (db Witts, Ra.
n. s. 14, 120; B. 1867 p. 98) ist übertrieben,
wenn auch manches Renaissancemodell von
Goldscbmiedearbeit unter die Antiken gera-
ten sein mag.
') Appian. Mithr. 31 ; Garrucci, addenda
S. 10 f. Nr. 2383 ; Salinas, descr. di una
racc. di piombi siciliani detti mercantili, Rom
1864 ; PoRTOOHEST, notizie stör, del commercio
dei Greco-siculi, Gatania 1864; Fr. de' Fi-
coRONi, i piombi antichi, Rom 1740; Posto-
LACCA, i piombi inediti del naz. museo nu-
mism. di Atene, A. 40, 268 ff. u. M. 8, 53;
Garrücci, R. numism. 1862 S. 402 ff. vgl.
1863 p. 288; D. AHSBOSKTTr, i piombi figu-
rati del museo Cavaleri 1872; Dumokt, de
plumbeis apud Graecos tesseris, Paris 1870.
>j In Brittanien : CIL. VII 1269 add.; Eph.
ep. m S. 144. 318. IV S. 209. - - Würfel: Ath.
Mitt.4, 118.
*) Stat. silv. 1, 3, 67; mehrere erhalten.
^) Zosim. 5, 24 p. 281, 15 (das alte Se-
natsgebäude in Eonstantinopel); Sanutus bist.
II. IV 18; Konstantinos Pogonatos gründet
in Epirus die fiovrj rrjg fÄokvßdoaxendorov.
^) ScHUEMANN, Tiryus S. 193 f.; Ross,
Inselreisen 1, 67.
7) Alte Gruben hat Thasos: Ra. III 11,
251 f.
^) Diod. 5, 38, 4 ; B. de la soc. g^ol. de
France 2. s. VII 183; Ra. 41, 334 f.
») Diod. 5, 22, 2 ff. 38, 4; Herodot pole-
misiert gegen die Existenz der Zinninseln
(3, 115); vgl. aber v. Gutschmid, Literar.
Centralbl. 1871 Sp. 528.
»<>) Strabo 15, 2, 10; Zinn kommt in der
That mehrfach in Chorasan vor (Globus
1887 Nr. 11 S. 175).
^^) Boll. del comitato geologico ital.,
sett.-nov. 1878; vgl. auch Materiaux p. Thist.
prim. 1876 p. 445; Ra. 41, 335. Auch die
Lava des Aetna soll Zinn enthalten.
") Archiv f. Gesch. u. Altertumsk. v.
Oberfranken XV H. 3; Anthrop. Corresp.
1884, 17 ff.
»») Ra. 41, 274 ff. 326 ff.; P. de Cebac,
Kap. VI. Katezlalien und Teohnik des Kunstgewerbes. (§§ 206—207.) 203
Hinterindiens und Chinas. Doch lassen uns hier Denkmäler und Zeugnisse
im Stich. Das reine Zinn kam erst nach Homer, für den es noch ein
fabelhafter StofiF ist, dessen Sprödigkeit er nicht kennt, zu den Griechen;
es bedurfte seinerseits eines Zusatzes von Blei oder Antimon, um be-
arbeitungsfahig zu werden. Das „Silber der Armen" kann es der Archäo-
loge nicht nennen. Einige Gefässe, *) Votivfigürchen *) und ähnliche ge-
ringe Ware,*) das ist die ganze Zinnarbeit des Altertums. Zinnstreifen
dienten im Norden zur Tauschierarbeit (S. 188); das Verzinnen der Ge-
fasse^) scheint von Gallien ausgegangen zu sein.
Litteratur: DüYRAmit ^tnde sur l'^tain (?); 6. Bapst, rorfövrerie d'ätain dans
Tantiquit^, Ra. 1882—84, etudes sur Tätain, Paris 1884, m. 9 T.; Reteb, Geschichte des
Zinnes, Österr. Ztsch. f. Berg- u. Hüttenwesen 1880.
Das fast silberweisse Antimon (Spiessglanz) ist aus den Erzen
schwierig auszuscheiden, weshalb es in reinem Zustand wenig bearbeitet
wird. Sein Anwendungsgebiet ist vorläufig enge zu begrenzen: Baby-
lonien, *) Assyrien und Transkaukasien, ^) wo es wahrscheinlich heimisch ist.
207. Diese und das später zu besprechende Eisen waren die Metalle,
welche zur härtenden Legierung des Kupfers geeignet schienen. Man
gebraucht für alle Arten derselben jßtzt den Namen der Bronze, was
durchaus zu missbilligen ist; denn diese Bezeichnung, welche von den
Byzantinern stammt und auf die Stadt Brundisium sich bezieht, bedeutet
die Messingart, welche dort für Spiegel üblich war.') Die bisher ge-
machten Analysen alter „Bronzen** sind sehr zahlreich, doch so geartet,
dass wir statt Ergebnisse bloss Direktiven für planmässigere Unter-
suchungen zu geben versuchen. Vor allem sei bemerkt, dass Bestandteile,
welche unter l°/o betragen, nicht als absichtliche betrachtet werden kön-
nen, sondern nur zeigen, dass die Scheidekunst nicht vollkonmien war.
Auch bei 1 — unter 5^/o liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, es seien diese
wenig bedeutenden Bestandteile deshalb geblieben, weil man Erze und
nicht gereinigte Metallkuchen (S. 200) zusammenschmolz; hiebei ist nur
das Zinn auszunehmen, welches durch das Schmelzen „abbrennt**. So oft
daher Zinnbronze umgeschmolzen wird, vermindert sich der Zinngehalt.
Nun sind aber nachweislich ältere Bronzen oft eingeschmolzen worden;
daher die zerbrochenen Gegenstände (Sammelerz, a£s collecticium) an Guss-
stätten. ^) Durch wiederholtes Umschmelzen entstanden auffallend schlechte
kupferige Produkte.*) Endlich ist noch in Berücksichtigung zu ziehen,
dass bei Legierung nicht immer darauf gesehen wurde, ob sich die Me-
talle gut mischten; so werden verschiedene Teile des gleichen Gegenstandes
stark abweichende Analysen ergeben können, z. B. eine Statue von Lille-
bonne 91,477 (—880) Kupfer, 8,4 (5) Zink —95 Kupfer, 5 Zinn —82,53
Montrebas (Commune de Soumans), son tu- ' ^) Schon in Tello fand sich der Rest
mnlus, ses mines d'etain, Gurret 1886. eines Gefässes.
M Ans Krain, Mitt. der Centralkoram. ^) Knöpfe u. dgl.
1892 S. 57; in Camnntmn: Arch.-ep. Mitt.
10, 36.
») AA. 1889 S. 173 f.; Inventar des As-
klepieions, Bch. II 425 Z. 58.
') Olshauskn, Ztsch. f. Ethnol. 1883
S. 86 ff.
*) Blüxkkb 4, 477.
') Vgl. ßgRTHELOT, Ra. III 12, 294 ff. 17,
49 ff. Identisch ist wohl das koptische baröt
(nach Lepsius, Ztsch. f. äg. Spr. 1872 S. 118
von Berytos am Libanon).
8) Anthr. Corr. Vers. 1877 S. 101.
• WuBMBRABO, Anthr. Corr., Vers. 1877
S. 102. 154.
204
KlasBisohe Kanstarchäologie. I. Denkmälerkande.
Kupfer, 9,196 Zinn, 6,896 Blei, 1,270 Zink,*) während am Judenburger
Wagen das Gestell aus Zinnbronze (8,27), die Figuren aus Zinnbleibronze
hergestellt sind.*) Soviel zur Kritik! Die Legierungsmetalle Zink, Blei,
Eisen und Antimon sind sämtlich da oder dort schon in den Kupfererzen
vorhanden; danach wird sich mit der Zeit die Herkunft der verwendeten
Kupfererze bestimmen lassen, wobei besonders die antimonhaltigen (wie sie
sich z. B. in den Pyrenäen und auf Thasos finden) *) Beachtung verdienen.
Nach dem Gesagten dürften sich folgende Legierungen ergeben:
1. Kupfer und Blei, dunkle Mischung, im mykenischen Zeitalter be-
kannt, in der römischen Kaiserzeit nicht selten; 8 Teile Blei auf 100
Kupfer nach Plinius.*) 2. Kupfer und Zinkerze oder Zinkoxyd (Mes-
sing), ebenfalls schon im mykenischen Zeitalter bekannt;*) dann scheint
das oQfi'xaXxog oder oQi'xaXxog bei den Griechen lange Zeit ein fabelhaftes
Metall gewesen zu sein. Nach den Münzen ist das Messing seit dem
3. Jahrhundert v. Chr. wieder bekannt.^) 3. Kupfer und Eisen, ver-
einzelt auf Sardinien.') 4. Kupfer und Antimon scheinen für sich
allein nicht vorzukommen; wohl aber sind über 3®/o Antimon in assyrischen
und westpreussischen Zinnbronzen nachgewiesen. 8) 5. Kupfer und
Nickel (sehr hart), wohl natürliche Mischung.^) 6. Kupfer und Ar-
senik (Weisskupfer, oQefxaXxog?) wahrscheinlich durch natürliche Ver-
bindung*^); indes haben Bronzen von Zaborowo bis zu IP/o Arsenik.**)
7. am häufigsten Kupfer und Zinn. Diese Mischung dürfte dort, wo
die Natur Zinn- und Kupfererze vereinigt hat, d. h. in Cornwall zu suchen
sein. Wir werden am besten nach Teilen rechnen: Auf 3 Teile Kupfer
ein Teil Zinn: z. B. am Altai; gallischrömisches Beil (25,10). Auf 4 Teile:
in Ägypten; Schale von Niniveh (18,37); Kessel von Lagiewniki (20,9);
Helm aus Kerkyra (18,10); gallisches Beil (19,61); Bronze von Septimius
Severus (20,43). Auf 5 Teile: in Ägypten; Münze von Ptolemaios IX.
(15,64); Schwert aus der Churer Gegend (15,37, zinkhaltig). Auf 6 Teile:
ägyptischer Dolch (14); Schwert von Mykene (13,6); Gefäss aus Kam-
panien (14); zu Xanten, aus der Zeit des Augustus (13,99); sog. Schwert
des Tiberius (13,93); Fibula aus Mainz (13,83); Fibula (13,89, bleihaltig);
Horschowitz in Böhmen (14,25); Untergleim in Steiermark (14,11 — 12,06);
Schwert aus Steier (14,38); Bronze von Kaiser Philipp I. (14,68). Auf
7 Teile: Nagel vom Schatzhaus des Atreus (12, nach Gell 11); zwei
Stäbchen aus Niniveh (12,70 und 12,33); Äes grave (12.,90). Auf 8 Teile:
Sicilische Rüstung (11); Schale aus Korinth (11,91); Meissel aus Peschiera
(11,76); Gussform in Berlin (11,70, zinkhaltig); Amberger Hügelgräber;
0 Clabao, mus^e de sculpture I p. 75, 2,
^) Mitt. d. bist. Vereins f. Steiermark 4,
60. S. auch B. arch^ol. 1891 S. 42 (11, 689
— 12, 795-13, 403 Zinn).
») Ra. 41, 271; 11111251.
*) Schwert von Mykene: Schlibmamn
S. 424 ff. (13, 06).
*) Gefässgriff von Mykene (10,8 0,0):
ScHLiKMAKN, Tirvns 8. 160. S. auch Dbsor,
les palafittes du lac de Neufchatel 1865 p. 72.
^) Trajanische Fibeln: Sadowski, Han>
delsstrassen S. 126.
0 B. 1882 p. 70.
8) Helm, Anthrop. Corr. 1891 S. 105 ff.
®) Graf WüRMBBAND, Verh. der anthrop.
Ges. in Konstanz 1877, 150 ff.'; eine Münze
des baktrischen Königs Euthydemos soll von
Nickel sein.
'°) Z. B. in einem megalithischen Grab
zu Janiszewek (Kujavien), Verh. der Berl.
anthr. Ges. 1880 S. 380.
>') Anthr. Corr. 1875, Verh. S. 11.
Kap. TL
und Teohmk des KmuiigewerbeB. (§ 207.)
205
Ring von Cmachowo (11,40); Schwert von Biberkor (11,89); Bronze von
Trajan (11,5, bleihaltig). Auf 9 Teile: in Mykene (10,8), Niniveh, an
archaischen Werken Griechenlands, z. B. der Tuxschen Bronze (10,7),
Bronzeblech von Samothrake (10,11), zwei Statuetten (10,13), Gefäss (10,3)
in der Schweiz (mit Kobaltteilen, also aus Walliser Erzen), in Skandi-
navien; Schwert aus Gallien (10); Reste von Jankowo (10,31), häufig in
Peschiera, Armring von Seeon (9,61); römische Bronze (10,72, bleihaltig);
Aes grave (9,80, bleihaltig); Bronze von Tiberius (9,80, bleihaltig), Domi-
tian (9,82), Antoninus Pius (10,5 [bleihaltig] und 9,66), Commodus (10,20).
Auf 10 Teile: kyprische Bronzen; Statuette (9,22); elastischer Ring vom
Rhein (9); Bronze von Kaiser Philipp I. (9,1). Auf 11 Teile: eine Ana-
lyse von Hissarlyk (8,64) ; Bronzen von Cypem (8,50, beide bleihaltig) ;
Alexander Severus (8, bleihaltig), Gordianus in. (7,62, ebenso). Auf
12 Teile: Bologna (7,08); Bronze von Konstantin (7,14, bleihaltig). Auf
13 Teile: in mehreren Münzen der Kaiserzeit nachweisbar. Auf 14
Teile: Münze von Konstantin (6,81). Auf 15 Teile: kyprische Bronze
(6,2); Fibula aus Herculaneum (6,14). Auf 16 Teile: Villanova (gegen
6^;o); eine Analyse von Hissarlyk (5,70); Münze von Aurelian (5,05
u. 6), Maximianus (5,07). Zinnzusätze unter 5®/o dürften beweisen, dass
der betreffende Gegenstand durch Umschmelzen seine jetzige Form erhielt;
dies kommt in Mykene (2 und 1,09) und Hissarlyk (4,39 und 3,84) öfter
vor, ebenso in Österreich (Svijany 4, Stollhof 1,37), bei falscher römischer
Münze aus dem 2. Jahrh. v. Chr. (0,40), von Augustus an sehr häufig in
Münzen, und in Cjrpern und Schlesien sinkt der Zinngehalt auf einen
minimalen Rest herab,*) ebenso an den Rossen von San Marco (0,70),
einer etruskischen Kette (0,16) u. ö. Es ist ein ganz natürlicher Vorgang,
dass diese einfachen Legierungen, weil entweder das Ergebnis nicht be-
friedigte oder das Zinn teuer war, kombiniert wurden. Daraus ergab sich
1. Kupfer mit Zinn und Blei: z. B. Figuren des Judenburger Wagens
(8,19 o/o Zinn, 4,47 ^jo Blei); 2) Schmucksachen in Schweizer Pfahlbauten;
Dolch und Bronze aus Cypem (8,50 Zinn, 1,50 Blei); griechische Bronze
(10,90 Zinn, 5,20 Blei), Statuette (10,13 Zinn, 5,25 Blei), Statue von
Eleusis in Berlin Nr. 1 (8,36 Zinn, 5,74 Blei), Blech aus der Krim (21,70
Zinn, 11,36 Blei), Spiegel aus Kampanien (32 Zinn, 6 Blei), Gefäss (10,03
Zinn, 1,72 Blei), SchnaUe aus Euböa (7,47 Zinn, 22,44 Blei), Basen von
Figuren (9,33 u. 9,34, resp. 6,74 u. 24,46), und viele Bronzen römischer
Zeit, Barren in Puthig (11,70 Zinn, 11,25 Blei, Anthr. Korr. 1874 S. 67).
2. mit Zinn (IVs— 2'/2 0o) und zink (10 bis über 15»: Minervastatuette
in Paris (2 Zinn, 14 Zink, dazu 1 Blei), römisches Armband (1,79 Zinn,
15,30 Zink, bleihaltig), MetaUplatte von Äugst (2,40 Zinn, 10,61 Zink,
eisenhaltig); Fibula aus dem Rheinland (1,35 Zinn, 11,03 Zink, bleihaltig),
Fibula von Gruneiken (16,24 Zink, 1,21 Zinn, Verh. d. Berl. Ges. 1871
S. 11), aus Elbing (2,22 Zinn, 7,15 Zink, Verh. der Berl. anthr. Ges. 1877
S. 270). — Ausnahme: Giessform in Berlin (11,70 Zinn, 1,24 Zink); Schwert
von Hallstatt (11,38—2,75); in Marzabotto, selten in der Certosa. 3. mit
0 B1E8BL, Schlesiens Vorzeit 27. Ber. ') Mitt des bist. Vereins f. d. Steiermark
1875 S. 71. 4, 60.
206
SlasBisclie Knnstarcliäologie. 1 Denkmftlerknnde.
Zinn und Eisen: in den megalithisehen Denkmälern von Algerien; Lanzen-
spitze von St. Andrä (12,57 Zinn, 5 Eisen). 4. entsprechend 2. mit
Bleizusatz z. B. 1,21 — 15,95 — 3,27 nach Philipps; römischer Löffel
1,83 — 13,02 — 3,16; Fibeln aus dem Rheinland: 2,00 — 8,22 — 1,70; 1,50
— 9,31 — 2,03 ; 1,72 — 12,31 — 1,44 ; in anderer Weise: Victoria von Brescia
9,44 — 1,92 — 7,68; Viktoriastatuette 7,33 — 3,03 — 12,11; Wagenbeschlag
von Salzburg 6,90 — 3,12 — 6,80; femer Minervafigur in Paris: 2 — 14 — 1 ;
römisches Pferdegebiss 5,18 — 6,60 — 44,17; Henkel 6,81 — 15,80 — 10,03.
Gegenüber den Ergebnissen der chemischen Analysen sind die Nach-
richten der Alten von nicht sonderlichem Werte. Plinius nennt aus der
alten Zeit eine äginetische, argivische und delische Mischung, aus der
späteren eine syrakusanische; *) aber nur von der brundisischen Mi-
schung, welche in den Spiegelfabriken Brundisiums verwendet wurde,*)
kennen wir ungefähr die Bestandteile, denn die römischen Spiegel haben
dies unter sich gemein, dass sie aus Kupfer, Zinn und Blei gemischt sind,
so zwar, dass das Zinn ein Viertel, ein Fünftel oder zwei Fünftel aus-
macht.^) Andere Mischungen werden ohne Namen angeführt; z. B. empfiehlt
der Mechaniker Philon für Schienen 3 Drachmen Zinn auf 1 Mine Kupfer.
Plinius dagegen spricht von den Bronzelegierungen des Handwerks gar
nicht, sondeiii nur von der Zierbronze, welche zu Statuen und Inschriften-
tafeln diente. Diese wurde in der Weise hergestellt, dass zum geschmol-
zenen Kupfer ein Drittel alte Bronze und dann noch 12^/2 Pfund Silber-
blei zugesetzt wurden.*) Diese Zierbronze ist offenbar aus der Silber-
bronze (dem sogenannten korinthischen Erz) abgeleitet, welches angeblich
in Korinth durch zufälliges Zusammenschmelzen von Bronze und Silber
entstanden sein soll^) und wohl schon bald nach Alexander bekannt war.«)
Von römischen Sammlern wurde diese Silberbronze zeitweise leidenschaft-
lich gekauft. Unter Justinian hört man wieder von ihr') imd so scheint
sie auf direktem Wege in den romanischen Stil gelangt zu sein. Durch
Analysen sind in nicht wenigen Bronzen Deutschlands kleine Silberzusätze
nachgewiesen.^) Die Goldbronze, welche ebenfalls korinthisch hiess,^)
war seltener; doch ist aus dieser Mischung z. B. die aus dem Pompejus-
Theater geholte Statue, welche in der Rotunde des Vatikan steht. *<^)
») 84, 8. 9. 10. 13. 75; die argivische ver-
sucht FuRTWÄiiQLER ZU hestimmen : Olympia
IV S. 102 f. u. eine argivische Bronze S. 3.
^) PI. 33, 180 (stanno et aere mixtis),
vgl. 34, 160. Über die Spiegel s. auch
Aiciphr. 3, 66, 1; Bast, epist. crit. p. 179;
Beckmann, Beitr. z. Gesch. der Erf. 3, 284 f.
») 24, 48 Z., 67. 98 K., 7, 12 Blei aus Tu-
rin; 25 Z., 67 K., 8 Blei in Wiesbaden, 23, 74
Z., 67, 55 K, 8, 50 Blei in Bregenz (Mitt. d.
k. k. Centralk. N. F. 14, 257), 25, 65 Z., 69,
31 K., 4, 96 aus Bonn; 25 Tle. Z., 50 K., 50 Blei
nach der mittelalterlichen Theorie : Ra. ITI 17,
50 f. 22, 73 Z., 71, 60 K., 4, 80 Blei aus der Ge-
gend vonChur. — 19,05 "/o Z., 63, 69 K., 17,
29 inM ainz - 39, 8 Z., 55, 8 K., 4, 3 Blei in
Bregenz (Mitt. N. F. 14, 256).
*) Plin. 34, 97. Eine Bronzeart hiess
xQaTe^wfiaTtt iHesychios); die Bronzen von
Tegea fallen durch ihre besondere Patina
auf (Ath. Mitt. 4, 169).
^) Durch Feuersbrunst Plut. Pyth. or. 2;
Zerstörung der Stadt Flor. 2, 16; PI. 9, 139.
®) Ko^iyO^ioi xtt&oi, Zimmerschmuck eines
reichen Hauses: Diphilos bei Athen. 6, 236b;
KoQiy&taxttl vdgiai Ath. 11, 488 d; KoQiy^i-
ovQyecs (fidXai Eustath. U. 12, 812 p. 907.
') Beschreibung des Augusteon Georg,
prog. (Walz I) 580 ff.
*) Z. B. 1,45% in einer Schale von Re-
dischau, Posen (Wocel p. 564).
») Plut. Pythiae orac. 2.
»0) M. Vin 50.
Kap. Vi.
und "feohnik des SnnatgewerbeB. (§ 207.)
207
Litteratar: D. Hünbfeld und F. Picht, RSgens luetalliscfae Denkm. der Vorzeit
vorzugsweise cbemisch bearbeitet, Lpg. 1827; Wocel, arcbäologische Parallelen, Sitzungs-
ber. der Wiener Ak. 1854. 1855; F. Wibbl, die Knltur der Bronze-Zeit Nord- und Mittel-
europas. Ghemisch-antiqu. Stadien, Kiel 1865, m. 5 T.; Fellenbero und Stbüye , I^wjestiä
imp. archeolog. obtschestwa VI 2, 108 ff. 134 f. 172 ff.; £. v. Bibba, die Bronzen und Kupfer-
legierungen der alten und ältesten Völker, Erlangen 1869; £. Reybr, Berg- und Hütten-
männische Ztg. 1888, 6. 9. Febr.; 6. Fabbboni, del bronzo ed altre leglie conosciute in an-
tichitä, Atti dell' accad. I 1 (livomo 1810) p. 203 ff.; J. H. Gladstone, Proceedings of tbe
soc. of bibl. arch. XII 4. März 1890; anderes bei Bli^mneb IV S. 186 f.; altitalische
Bronzen: Vibchow, Ztsch. f. EthnoL 1886 S. 149 ff.; nordeuropäische: Phillips, Quar-
terlj Journal of the chemical soc. IV 3, 252—300; J. A. Phillips, Liebigs Annalen 81,
207; Hallstätter: Schböttbb, Sitznngsber. d. mathem.-naturw. Klasse d. kais. Ak. 37 (1861),
Juni u. Miit. d. bist. Vereins v. Steiermark 12, 219 ff.; böhmische: Stolba, Sitzungsber.
d. k. böhm. Ges. d. Wiss. Prag 1866 I S. 9—17.
Da die Natur in Comwall Kupfer- und Zinnerze verbunden hat, dürfte
dort die Erfindungsstätte der Zinnbronze zu suchen sein. Wie das Zinn
nach den nicht begünstigten Ländern durch den Handel gelangte, wurde
bereits oben auseinander gesetzt. Zumeist aber scheinen bereits legierte
Barren und alte Bronze gehandelt worden zu sein; wo aber die Mischung
der ersteren für den Welthandel stattfand, ist nicht bekannt. Nur über
die Hauptorte der Bronzeindustrie haben wir einige Andeutungen, welche
sich freilich auf verschiedene Jahrhunderte verteilen. In homerischer Zeit
exportieren die Phöniker und Thraker Bronzewaren, letztere im besonderen
Schwerter.*) Ihnen folgen Argiver, Ägineten und Lakonier. Im fünften
Jahrhundert sind tyrrhenische Bronzen selbst in Athen geschätzt, während
später Capua ein Hauptort der Bronzeindustrie war.-) Auf die Fabrik-
marken, deren manche sowohl in Pompeji und Herculaneum erschienen, als
in West- und Nordeuropa wiederkehren, wird in Zukunft mehr zu achten
sein.*) Bisher hat sich das Interesse zumeist der Verwendung der Bronze
in ihrem Verhältnis zum Eisen zugewendet. Die zuerst von skandinavi-
schen Gelehrten angenommene Bronzezeit soll der Eisenzeit vorange-
gangen sein, eine Frage, welche bejahend und verneinend mit Rücksicht
auf die Funde, die Überlieferung und die Technik erörtert wurde. Die
Einführung des Eisens wird unten zur Sprache kommen; hier nur soviel,
dass unter den ältesten, chronologisch bestimmbaren Funden das Eisen
zwar nicht häufig, aber doch immerhin vorkommt. Die Geschichte der
Bronze lässt sich überhaupt nicht in eine Formel bringen. Zuvörderst
hat das Kupfer samt seinen Legierungen den Vorzug, sich leicht zu Blech
hämmern zu lassen, wodurch es sich für Gefasse, Überzüge eines Holz-
kems und Harnische vortrefflich eignet. Dann müssen wir unbedingt
Zierstücke und praktische Geräte unterscheiden. In Rücksicht auf die
erstere nämlich verdient die Bronze ein halbedles Metall genannt zu
werden. Sie findet umfangreiche Anwendung für Schmuck des Körpers,
des Hauses (in Gestalt von Gefässen)*) und des Grabes; Parade waffen sind
») Ilias V'808. N577; vgl. Alkaios Fr.
15 (derselbe erwähnt Fr. 45 Schalen von
Teos).
') Porph.Hor. s. 1, 6, 118; daher schreibt
Vergil den Campanem und Volskem eherne
Waffen zu (Aen. 7, 743. 8, 804).
*) Z. B. Yon C. Galpumius, Tischfuss
aas Pompeji: Ovbbbbox, Pompeji *381 ; vgl.
RoB. MowAT, marques de bronziers sur ob-
Jets ant. trouv^s ou apport^s en France ; B .
öpigr. 1883 '4.
*) Die Wahl zwischen Bronze- und
Knpfergeschirr (S. 201) hing wohl vom Preise
ab; s. auch Aristot. polit. 1, 8 p. 1256.
208
Klassische Konstarohäologie. L Denkaiftlerkiiiide.
gewöhnlich aus Bronze. Im Kultus hatte die letztere ebenfalls stets den
Vorzug vor dem Eisen/) schon deswegen, weil dasselbe für unheilbringend
galt. Aus Bronze sind die Votivgegenstände mittleren Preises gearbeitet;
was man alles derart herstellte, würde eine lange Liste abgeben. Am
deutlichsten ist die ausschliesslich religiöse Bestimmung unbenutzbarer
Dinge, wie kleiner Disken, Altärchen (z. B. 2 Centimeter hoch aus Viru-
num), Wägelchen,,^) eines Caduceus^) u. dgl. Den Toten endlich hat man
mit gleicher Freigebigkeit Bronzewaffen und Bronzegeräte beigegeben.
Ganz verschieden davon lautet jedoch das Ergebnis, wenn der Archäologe
untersucht, ob zu einer gewissen Zeit die Schlachten mit bronzenen Waffen
geschlagen wurden,*) ob der Bauer das Feld mit bronzenen Werkzeugen
bearbeitete, ob der Handwerker ebenfalls auf Bronze angewiesen war.
Die alten Dichter der Griechen haben dies thatsächlich von der Heroen-
zeit geglaubt, indem Homer dieselbe im Glänze der Bronze, wie der Edel-
metalle schilderte und Hesiod diese Vorstellung sozusagen theoretisch in
seiner Darstellimg der Weltalter formulierte. Nüchterne Praktiker er-
kannten sofort die schwache Stelle dieser Hjrpothese: Bronze übertrifft
das reine Kupfer nicht viel an Härte. So glaubten sie denn, jenes Zeit^
alter habe das Geheimnis besessen, das Kupfer zu härten.^) Es bleibt
noch sicher festzustellen, wie sich die Bronzefunde der Gräber zu denen
alter Schlachtfelder und Wohnstätten (namentlich der Pfahlbauten und der
oberitalienischen Terremare) verhalten; jedenfalls bedeutet die Bronzezeit
in jenem beschränkten Sinne, wie die Kupferzeit, nur eine Übergangs-
periode, in welcher das Eisen nicht ganz unbekannt war. Die Bronzezeit
gehört, so verstanden, auch zu der Experimentierperiode der noch unent-
wickelten Metalltechnik.
Litteratur: G. Pbtsbsbn, über das Yerh. des Bronzealters zur hist. Zeit bei den
Völkern des Altertoms, Hamburg 1868; Fr. v. Roüobhokt, die Bronzezeit oder die Semiten
im Occident, deutsche vermehrte Ausg. v. Kbebl, Gütersloh 1869; Fb. W. Unqeb, Mitt.
aus dem Gott. Anthrop.- Verein, Lpg. 1874 H. 1; Sophus Müller, Ursprung und erste Ent-
wicklung der europ. Bronzekultur, deutsch v. Mestobv, Arch. f. Anthrop. XV (1884) S. 323 fif.
und separat; 0. Montelius, die Bronzezeit im Orient und Südeuropa, Archiv f. Anthrop. XXI
H. 1. 2 (1892); anderes bei Blümnbb 4, 39 ff. und S. 119, sowie im topographischen Teil,
namentlich bei Skandinavien S. 164 f.
Da im Kunsthandwerk die Bronze alle anderen Metalle an Masse der
Erzeugnisse überwiegt und nicht so sehr, wie Silber und Gold, die Hab-
gier zum Einschmelzen reizt, machen die „Bronzen" eine ansehnliche Abtei-
lung jedes Museums und vieler Privatsammlungen aus; durch Publikationen
sind besonders bekannt die etruskischen des Museo Gregoriano (S. 43) und
die herrlichen kampanischen in Neapel (S. 41). Am genauesten wurden die
olympischen Bronzen dargestellt (S. 110); ein eingehender Katalog mit Ab-
bildungen existiert für die Karlsruher Sanmilung (S. 57). Im Zusanunen-
hang mit dem Mittelalter und der neueren Zeit wurden die antiken Bron-
^) Z. B. das römische Opferbeil (acce-
ris, Faul. Diac. p. 10;; das Sieb der Vesta-
linen (ders. p. 106); Macrob. sat. 5, 19, 11:
ad rem divinam pleraque a€nea adhiberi
Bolita.
") Drei MB. 15, 49.
^) In Neapel : Quabauta, diss. sopra un
caduceo di bronzo che si conserva nel r.
m. Borbonico.
*) Plato rep. 12, 956 a aidrjQog xal /«A-
xos TtoXßfÄtoy o^yava meint mit dem zweiten
Gliede die Schutzwaffen.
*) Plutarch. Pyth. orac. 2.
Kap. TL Xaterialien und Technik dee KunBigewerbes. (§ 208.)
209
zen durch eine Ausstellung des Wiener Kunstgewerbemuseums veran-
schaulicht.
Litter atur: Th. FannfBL, Katalog der historiachen Bronze- Ausstellang im k. k.
dsterr. Maseain, Wien 1883; Bronzensammlung von Giolio Sambon in b^lorenz (fiber eine
Statuette Mus. Ital. III T. 7). Aus den Publikationen ist noch hervorzuheben: Gonbstabilb,
pitture murali a fresco e suppellettili etruschi in bronzo, Firenze 1865, mit Atlas.
208. Das Eisen kommt meistens in Verbindungen vor, deren Wert-
sehätzung einen geübten Blick erfordert, es reizt nicht durch Glanz und
die Herstellung einer schmiedbaren Masse ist zwar an sich nicht schwer,
gibt aber ohne Aufbietung grosser Mühe kein recht befriedigendes Re-
sultat, Aller Wahrscheinlichkeit nach ging die Eisengewinnung, abge-
sehen von den nicht häufigen Stücken des Meteorsteines, ') einerseits von
dem Raseneisen aus, das sich besonders in den Ländern des obern Nil
findet, ebensogut freilich in dem nordischen Ostgothland, ^) andererseits
von den leicht durch Tagbau zu gewinnenden Eisenschätzen Noricums,
wo ganze Berge (Eisenerz in Steiermark und Hüttenberg in Kämthen)
aus Spateisenstein mit etwa 45 ^/o Metallgehalt bestehen. ') Wie sie von
diesen Mittelpunkten aus sich über die Erde verbreitete, entzieht sich bis-
her unserer Kenntnis. Auch die Fundthatsachen stimmen zu jenem aprio-
ristischen Ansätze, indem die ältesten Eisenarbeiten am Nil aus der Zeit
der ersten Pyramide^) und im südlichen Österreich*) nachgewiesen sein
düi*ften; die ägyptischen Denkmäler kennen überhaupt keine eisenlose
Zeit. Ebenso hat nach der Sage der benachbarten Phöniker^) (voraus-
gesetzt, dass sie alt ist) das Götterpaar, welches dem Hephaistos entspricht,
die Eisenarbeit gelehrt. Auf einen dritten ürsprungsort dürften die Nach-
richten der Alten von dem chalybischen Stahl hindeuten, da die kaukasi-
schen Eisenfunde (nach de Morgan) sehr alt zu sein scheinen; doch
schreiben erst Schriftsteller der Kaiserzeit den Chalybem die Erfindung
des Eisens zu.^) In Hissarlyk und den Orten mykenischer Zeit ist das
Eisen noch selten; die Massageten kannten es selbst zu Herodots Zeit
nicht. Jedenfalls ist die Eisenzeit in den verschiedenen Ländern sehr un-
gleichmässig eingetreten. Was Griechenland anlangt, so spricht schon
Homer von Eisenausfuhr*) und kennt es als Wertartikel, welcher auch
der Tempelschätze nicht unwürdig ist; nach einer herodotischen Anekdote
war indes noch zur Zeit des Kroisos einem Spartaner das Schmieden des
Eisens höchst wunderbar. Später hatten Sinope (wohl als Ausfuhrhafen
des Chalyberlandes), Cypern, von wo Demetrios ausserordentlich harte
Panzer erhielt, 'ö) Lydien und Lakonien^*) in der Eisenindustrie des Ostens
einen guten Namen. Italien stand, etwa mit Ausnahme von Hva und
^) L. Bbok, Archiv f. Anthrop. 12, 293 ff.;
Leoithabd S. 186.
') über alte Schmelzen HbdbbstbÖm,
Hanadsbladet 1889.
*) Hier kommen Schmiedemarken vor:
Hacke aus Pettau in Leibnitz.
*) Flihdebs Pbtrie, Pyramids S. 85.
») Anthrop. Corresp. 1889 S. 206 ff.
^) Sanchuniathon bei Eus. pr. ev. 1, 10, 8.
Handbuch der klua. AltcrinmflwlMeuachaft. VI.
^) A. Riese, Rhein. Mus. 36, 206 ff.
«) Odyssee « 184.
») Z 48 = -/i 133 = I 324 . (p 10. 1 366
= «^261? vgl. Hymn. Hom. 5, 180; Hesiod.
E. 150 f. 176.
'^) Plut. Dem. 6, 21.
*0 Daimachos bei Steph. Byz. Aaxe-
^aifiony; Saker und Parther: Plin. 34, 145;
Indier: Peripl. mar. Er. 6.
14
210
SlasBiBohe EmiBtarcliftologie. I. Denkmftlerkimde.
Sardinien, im Eisenbetrieb zurück, i) während im Norden das Eisen fleissig
verarbeitet wurde; neben Norieum verdient das Biturigerland Erwähnung.*)
Auch die Länder nördlich der Donau, z. B. das Fichtelgebirge und Mähren,^)
weisen sehr alte Eisenschmelzen auf.
Litteratur: Münnichsdobfer, geschichtliche Entwicklung der Roheisenproduktion ;
W. Faibbain, iron, its histoiy etc.; J. Undset, das erste Auftreten des Eisens in Nord-
europa, deutsch von Mestobf, Hamburg 1882, m. 209 Abb.; Mob. Alsbebo, die Anfänge der
Eisenkultur, Yibchows Sammlung gemeinwiss. Vortr. H. 476/7 (1886); L. Beck, Gesch. des
Eisens v. d. ältesten Zeit bis um d. J. 1500 n. Chr. 1^. Braunschweig 1892, m. 315 Abb.;
A. Lang, the iron age in Greece, The antiquary ^1884 März; Ebn. Ghantbb, 6t. pal^oethnol.:
Premier äge du fer, Paris 1880, f.
Die Bearbeitung des Eisens besteht hauptsächlich im Schmieden,
wobei durch Löschen eine Art Stahl erzeugt wurde. Gusseisen war,
wie es scheint, den Phönikem bekannt*) und hat sich erst spät über das
römische Reich verbreitet, *) ohne jedoch recht* ausgenützt oder auch nur
allen dem Namen nach bekannt zu werden.^)
Litteratur: J. Hausmakk, de arte ferri conficiendi yeterum, Gommentatt. soc. r.
scient. Gotting. 1820 IV; A. Gublt, Eisen- und Stahlgewinnung bei den Römern, Nassauer
Annalen XIV 2, 317 ff. XV 124 ff.; Ausland 1881 Nr. 37 S. 721 ff.; R. Pahlbb, d. Löschung
des Stahles b. d. Alten, Wiesb. 1885; Blümneb 4, 67 ff. 205 ff. 340 ff.
Das unscheinbare Äussere und die Sprödigkeit des Eisens schränkten
seinen künstlerischen Gebrauch sehr ein; hemmend war auch das (be-
sonders bei den alten Römern herrschende) religiöse Vorurteil gegen das
Eisen, welches von vielen Zeremonien geradezu ausgeschlossen war') und
an dem ersten auf Erden vergossenen Blute eine gewisse Mitschuld zu
tragen schien. Mithin bestehen aus Eisen meistens schneidende Werk-
zeuge oder Gebrauchsgegenstände, welche besonders hart sein müssen:
Schwerter, Messer, Lanzen- und Pfeilspitzen, 8) Scheren (besonders Schaf-
scheren) und Rasiermesser,^) femer Schlüssel, *^) Wagenachsen ^0 und, wo
die Eisenarbeit blühte, eiserne Panzer.^*) Die Baumeister wussten den
grossen Nutzen des Metalles nicht zu würdigen. Wenn wir von den
eisernen Nägeln, Zapfen und Klammem absehen, sind selbst eiserne Gitter
etwas seltenes;*^) die eiserne Schwelle des Janus**) mag ein poetisches
1) Mehr Kupfer als Eisen Lucret. 5, 1286.
2) Rutil. 1, 351 ff.
*) H. Waukel, prähistorische Eisen-
schmelz- und Schmiedestätten in Mähren,
Wien 1879.
*) .Eisengiesser" in phönikischer In-
schrift von Gypem Corpus inscr. Semit. 67
und einer punischen von Carthago Ra. III
20, 254 f. ; Aryballos in Megara Hyblaia M.
ined. I Sp. 799, ebenso in Fusco, Museum
von Syrakus Nr. 6055; Gublt, der guss-
eiseme Hohlring aus der Byciskala-Höhle in
Mähren. Rhein. Jahrbb. 1886 S. 220 ff.
6) Blümnbr 4, 357 A. 3; F. L. Bertoldi,
parere sopra un basso-rilievo di ferro fuso nel
museo numismatico, Ferrara 1815.
«) Schol. B. Townl. 11. «P'826; Hesych.
etpifQTJfiara.
') Flut, praec. ger. reip. 26. Arist. 21 ;
im Hain der Dea dia, Hei7ZEN acta fratr.
Arv. p. 128 ff.; der Flamen Dialis und die
sabinischen Priester durften nur bronzene
Basiermesser verwenden (Serv. Verg. Aen.
1, 448; Macrob. sat. 5, 19, 13; verallgemeinert
Joh. Lyd. de mens. 1, 31); die Etrusker be-
nützen bei der Anlegung einer Stadt eine
bronzene Pflugschar (Macrob. a. 0.). Das
Tempelgesetz von Furfo (Corpus inscr. Lat.
1 603) muss das Eisen ausdrQcKlich erlauben.
®J rXvg)avoy Hymn. 3, 41. 109; Lanzen-
spitze in Kroisos' Geschichte Herod. 1, 34;
Säbel bei den Skythen Herod. 4, 62 ; J. ünd-
SBT, ein kyprisches Eisenschwert, Christiania
1886 iSA.) m. T. ; Messer aus Mykene:
SCHLIEMANN S. 83.
^) In der Saalburg und sonst in Deutsch-
land öfter gefunden; Sappho 119, 3 (Epi-
gramm).
'^) Aus Mykene: Sghlibmann S. 83.
' ') IL E 723.
*') Saul und Goliath; Demetrios (s. o.);
die Scharen der Rhäter ferrata Hör. c. 4,
14, 29 f.
*') Am Mausoleum des Augustus: Strab.
5, 8 a. E. p. 236.
»*) Lucan. 1, 62.
Kap. VL Materialien und Technik dea Knnatgewerbea. (g 209.) 211
Bild sein. Sapor soll allerdings eine eiserne Brücke über den Tigris ge-
baut haben. ^) Man wollte eben sonst das düstere Metall nicht sichtbar
anwenden; selbst eiserne Nägel erhielten gerne bronzene Köpfe.*) Nichts-
destoweniger wird in eisenarmen Zeiten oder von armen Leuten, auch bei
geschickten Schmiedevölkem dem Eisen ein höherer Rang eingeräumt.
Dann dient es sowohl zu Schmuck als zu Weihgeschenken. Ersterer be-
steht in Ringen; nur eiserne Ringe erlaubte das römische Gesetz den
Sklaven,^) wie Manus Gesetzbuch (K. 10) den Ureinwohnern bloss Schmuck
aus „rostigem" Eisen zugestand. Unter den eisernen Weihgeschenken*)
werden in der Litteratur allerdings nur das eiserne Dreifussgestell des
Glaukos und grössere Figuren hervorgehoben. 5) Kleine unförmliche Votiv-
figuren haben sich erhalten/) doch ist gegenüber diesen Vorsicht am
Platze, da in den Ländern südlich der oberen Donau bis auf den heutigen
Tag für die Heiligen Oswald, Wendelin und Leonhard solche Tierfiguren
geschmiedet worden sind.'')
Litteratar: Liobb, la ferronerie ancienne et moderne, Paris 1875; A. Lbdebüb,
Eisen und Stahl in ihrer Anwendung für bauliche und gewerbliche Zwecke, Berlin.
209. Unter den Metallen haben alle Völker dem Golde den höchsten
Wert beigemessen; wahrscheinlich suchte man bereits in ältester Zeit im
Flusssande nach den hellglänzenden Körnern. Für Goldländer galten im
Altertum Arabien,*) Indien^) und Äthiopien, ^^) wozu nach der orientalischen
Fabel das Arimaspenland trat.^^) Thatsächlich kam aber das Gold von
Osten aus Hinterindien, Tibet und China und von Süden aus Nubien, wo
schon die Agjrpter ergiebige Bergwerke betrieben.^*) Das Arimaspengold
wird im Ural zu suchen sein. Der Goldsand von Lydien und dem Reiche
des Midas versiegte bald. ^3) Auf Thasos und dem gegenüber liegenden
Festland sollen schon die Phöniker gegraben haben. >^) Nachdem Siphnos
>) Nach Mirchond (A. v. Gutsghmid,
kleine Schriften 3, 8).
*) In Grrabhügeln der Bretagne (B. ar-
ch^ol. 1891 S. 493 f.) und römischen Gräbern
Deutschlands.
«) PL 33, 9. 11. 12 (später noch für die
Bräute ablich). 30; noch unter Augustus,
vgl. Suet. Aug. 100; gefunden in Rom (Bc.
1889 p. 97 mit Gemme), Dodona, Naukratis
(Fetrib I S. 43), dem Asklepios geweiht:
Bch. II 421, II Z. 9; Fibeln, grosse von
Certosaform, aus den Hügelgräbern von Pod-
semel (Unterkrain), eine mit mehreren Knö-
pfen (Hallstätter Form) aus Gemeinlebam;
Armband in Gometo; vereinzelt Schmuck in
Bayern; grosse Haarnadeln und Armbänder
Anthr. Corresp. 1885 S. 18 m. Abb.; polierter
Eisenschmuck kommt noch in Afrika bei den
Massal und Damaras und am Ural bei den
Wogulen vor.
*) In Delphi Diod, 16. 33, 2; Becher im
Tempel des Mars ultor PI. 34, 141.
*) P. 3, 12, 10. 4, 31, 10. 10, 18, 6; PI.
34, 141 ; vgl. Schubabt, Rhein. Mus. 15, 102.
•) In Württemberg: Anthr. Corr. 1891
S. 5 f.
') Altbayem (Kröten): Ztsch. f. Ethnol.
1882 S. 415; Steiermark (F. S. Piohlbb,
eiserne Votivgaben, Wien 1870, mit Abb.
S. 10—12); aus dem mittelalterlichen Würt-
temberg: Anihr. Corr. 1892 S. 39.
8) Agatharch. 96 p. 185. 102 p. 190 (nach
Indien); im Jahre 716 Goldsteuer an König
Sargon (Dünoxeb, Gesch. d. Altert. IP 327).
») Soph. Ant. 1037 f.; Arrian. Ind. 8, 13;
aus dem Hafen Ommana in Gedrosien: Anon.
peripl. m. Erythr. 36 p. 286 M. Indien steuert
Gold an die Perser: Her. 3, 94; Fabeln: He-
rod. 3, 102 und Etesias bei Phot. bibl. 72
p. 46 b 27 B; näheres bei Lassen, lud. Alter-
thumsk. 1, 419. 849 ff. u. Sghbadeb, Sprach-
vergl. u. Urgesch. 244 ff.
'0) Blümnbb 4, 12 f.
»») Gesch. d. griech. Litteratur 1,213 f.
") S. den geschichtl. Teil.
»8) Herod. 1, 169. 5, 49. 7, 28; aus dem
Sande des Paktolos und Hermos Her. 1, 93.
5, 101; Soph. Phil. 394; zur Zeit Strabos nicht
mehr (13, 626. 591); Bergwerke zwischen
Atarneus und Pergamon Strb. 13, 591. 14,
680; vgl. Ps. Arist. mir. 52 p. 834 a 23;
Flut. mul. virt. 27 p. 262 d; Goldfunde vom
Sipylos Bch. 1879 T. 4. 5.
'*) Herod. 6, 46. 47; PI. 7, 197.
14*
212 Elassiache KanBtarcli&ologie. t. Denkm&lerknnde.
und die Pithekusen^) rasch verschollen und auch Thrakiens Schätze nicht
dauernd vorgehalten, lieferte das südliche Gallien, in geringem Masse die
Alpen 2) und der Sand des spanischen Tagus^) das kostbare Mineral.
Den Römern trugen die Bergwerke Siebenbürgens, welche vorher bereits
von den einheimischen Königen ausgebeutet worden waren, *) am meisten
ein. Die klassischen Länder selbst waren goldarm und auf Einfuhr an-
gewiesen, welche anfangs sehr spärlich erfolgte.^) Seit mehrere Staaten
die Goldprägung eingeführt hatten, wurde das Material zu Goldarbeiten
gewöhnlich in Form von Goldstücken geliefert.«)
Das Gold hat stets der Götter') und der Herrscher vor allem würdig
geschienen, so dass Goldarbeiten besonders im Besitz der Fürsten und in
Tempelschätzen zu finden waren und selbst die Wohnräume nicht selten
von goldenem Schmucke erstrahlten. Bei Privatleuten fand sich das Gold
am frühesten wie auch später am häufigsten in Form von Schmuck,
welchen die griechische Demokratie allerdings nur Frauen und Würden-
trägem zugestand; goldene Gefasse werden erst in Zeiten des Luxus
häufig, vorher hatte man Trinkschalen aus Gold um so höher geschätzt,
als diesem eine schützende Wirkung gegen Gift zugeschrieben wurde.
Litteratur: Ad. Frantz, das Gold im Altertom, Berg- und Hüttenmännische Ztg.
XXXIX (Lpg. 1880) S. 5 ff. 41 ff. 62 ff. 97 ff.; A. del Mab, hist. of the precious metals from
the earliest times to the present, London 1880.
210. Das Silber geniesst wegen seines matteren Glanzes und weil
es leicht schwarz wird, geringere Wertschätzung als das Gold; indes hatte
es für die Asiaten dafür den Reiz der Seltenheit, denn ihrem Weltteile
fehlen (mit Ausnahme Sibiriens) Silbererze fast ganz, ^) während dieselben
an vielen Orten Europas sich finden. Für Griechenland, wohin das Silber
anfangs aus weiter Ferne kam,^) ist das Lauriongebirge seit 483 be-
deutungsvoll,^^) doch rentierte sich der Betrieb schon im Laufe des vierten
Jahrhunderts nicht mehr. Unter den übrigen europäischen Minen nehmen
die spanischen, um deren Besitz viel Blut floss, die erste Stelle ein. In
dem silberreichen Spanien scheint das Metall zuerst verarbeitet worden
zu sein. Silbergefässe und Silberschmuck kamen gleich dem Golde Göt-
tern und Herrschern zu; die griechischen Tempelinventare führen daher
viele Silberarbeiten auf. * ') Auch der alte Tempel von Jerusalem hat Silber-
1) Herod. 3, 57; Gruben der Chalkidier ^) Goldener Stuhl göttliche Ehre: Suet.
und £retrier Strab. 5, 247. Jul. 76 (von Caesar gefordert).
*) Vercellae: PI. 33, 78; Strab. p. 218; | ^) Gypem hat zwischen den Bergen Dei-
Gebiet der Taurisci: Strab. p. 208; Noreja:
Strab. p. 214.
«) Rutil. 1, 356 u. A.
*) Münzen der Könige Sarmis u. Eoson:
B. 1848 p. 50.
*) Herod. 1, 169; vgl. Theopomp bei
Athen. 6, 232 b; Böckh, Staatshaush. 1, 6 ff.;
über das alte Rom PI. 33, 14 ff.
^) Dreifuss des Gelon Ja/nagsriov /^f-
aov ? Preoeb, inscr. Gr. metr. 83; Ehrenkranz
für Maussollos Le Bas Asie min. Nr. 40 ix
dttQeixoiy nevnjxoyra; ebenso in Griechen-
land nach /^vaor berechnet, s. Hültsoh,
^ech. Metrologie S. 130 A. 1.
naretos und Akamas Silber.
^) llias B 857; vgl. Stesichoros bei Strabo
3, 148.
>o) K:o(»(f£AAaf, le Laurium, Marseille 1869
m. E. u. 3 T.; ovyonrixij tditf fjtstaXXevnxwy
TtQoCoyttov Tov Aavgiov, Athen 1870; negl
rav fjt, 7IQ. r. A. xal tov 'Ogoinov 1875 (auch
franz.) u. A.; J. H. Hahsex, de metallis At-
ticis, 1. Hamburg 1885.
^^) Weihgeschenke des Gyges und Alj-
attes Herod. 1, 14, 25; vgl. Phainias u. Theo-
pomp, bei Athen. 6, 231 e; dann Herod. 1,
164 (in Phokaia).
Kap. VI. Kaierialien und Teohnik des XiiiiBtgewerbes.
210-211.) 213
geschirr besessen. 0 An letzterem fanden die Griechen seit den beute-
reichen Perserkriegen Gefallen, aber erst in den drei letzten Jahrhunderten
V. Chr. ist es das Kennzeichen eines wohlhabenden Hauses und bei den
Griechen,*) wie auch bei den südlichen Galliern*) und den Etruskem^) in
Masse vorhanden. Der Günstling eines syrischen Königs lässt bei einem
Festzuge tausend Trägerlasten schweren Silberzeuges paradieren.^) In
Born, wo ehedem nur ein silbernes Salzfass und ein Opferschälchen auf
den Tisch gekommen waren und der ganze Senat angeblich nur eine Tafel-
gamitur besessen, wurde der Luxus auf die Spitze getrieben. Bis zum
Nachttopf') herab war alles von Silber, doch verband sich mit der Wert-
schätzung des blossen Metalles die Sammelleidenschaft für getriebene
Arbeiten, worüber später.®) Die Inschriften und Schriftquellen genügen,
um einige Hauptorte der Silberarbeit nachzuweisen. Während der früheren
Zeiten treten Phönizien und Karthago,^) Iberien^®) und Etrurien^^) beson-
ders hervor, während der Diadochenperiode ausser den Residenzen La-
konien**) und dann Rom.**) Die Silberarbeiter haben schon damals ihre Fa-
brikmarken gehabt.") Silbergeschirre sind verhältnismässig zahlreich noch
erhalten, zumeist in grösserer Zahl vereinigt (S. 26). An jene Vorliebe der
Römer knüpft der Brauch an, die kirchlichen Geräte so viel als möglich
aus Silber anzufertigen, was sich schon für die vordiokletianische Zeit
nachweisen lässt; damals mehrten sich auch die silbernen Lampen, *''^) welche
der Orient noch jetzt liebt. Auch der silberne Schmuck, welcher freilich
bei den Spaniern seit uralter Zeit vorkam ^^) und sonst hin und wieder den
Toten beigegeben wurde,*') nimmt in der spätrömischen Zeit auffallend zu.
Litteratar: A. Dblouhe, les manieurs d'argent ä Rome jnsqu'ä rempire, 2. Ausg.
Paris 1891; Blüxnkb 4, 302 ff.
211, Die Weichheit der edlen Metalle wirkte mit ihrer Kostbarkeit
dahin zusanmien, dass die Arbeiter den wertvolleren Stoff mit einem
anderen vermengten (legierten) oder nur die Aussenseite aus dem ersteren
herstellten. Für Legierungen ist das Gold schon deshalb sehr geeignet,
weil es dadurch die verschiedensten Nuancen zwischen Rötlich und Weiss-
lich erhält, wodurch es für die unten zu besprechende Metallpolychromie
Wichtigkeit bekommt; doch haben die antiken Juweliere das Feingold viel
') Baracfa 1, 8 unter Sedekias.
«) Find. N. 9, 119 ff.; Ion epigr. 2, 2.
•) Ausser der 4. Verrina vgl. Phjlarcbos
bei Athen. 4, 142 a (d); Polyb. 31, 3, 16; Val.
Max. 4, 3, 7; PI. 33, 142. 148. 149; Plaut. Aul.
2, 4, 64. Pseud. 1, 2, 29. Lucius Scipio bringt
aus Eleinasien 1400 Pfund «argenti caelati*
(PI. 33, 148); Erbschaft des Attalos PI. 33,
149.
*) Liv. 36, 40 (J. 191 v. Chr.).
») Ath. 4,153 d; Diod. 5, 40.
•) Polyb. 31, 3, 16.
'} Peä'on. 27: von Clemens im Paida-
gogos getadelt. Spiegel: z. B. Acta Pauli et
Theclae 18.
«) Ga. 8, 1 ff. 9, 332 ff.
•) Hom. V741. (^615. o 104. 123. Eine
der Schalen von Prlüieste M. 10, 32, 1. la
= Ga. 1877 T. 5 (vgl. dort Rbnan p. 18).
^®) Schale in einem Grabe bei Montiego
(4 M. V. Urbino): GAHUHBiifi, appendice p.
6, T. 1, 31 (vgl. Lbnoehant, Ra. 1882 II 31).
") Vier Schalen von Caere: Cakina,
Etr. marit. I T. 56, 4. 57, 7. 8 = M. Greg. 1
62,8; M. Greg. 1 62-66.
'>) Delisches Inventar Beb. 11, 463.
^^) Acht SUbergefässe in Turin Fabbbtti
Supplemente I 13 ff.
•*) Z. B. 0 in Turin: Dütsohkb, Bild-
werke 4, 115 u. 117.
") Schon vorher z. B. C I Lat XIV 47.
Reliquiarium in Edessa: Passio S. Thomae
p. 159, 15 f.
»•) Funde von Almeria.
*^) Z. B. silberne Ohrringe aus Cypem
{ZaxeXXttQio^, KvTtQtaxä 1, 258).
2U
KlasBiBche Kimatarchäologie. I. Denkmälerknnde.
mehr als die heutigen verwendet. Historisches Interesse hat das aus zwei
Teilen Gold und drei Teilen Silber mit einem Kupferzusatz gemischte
Weissgold, welchem viele den altgriechischen Namen Elektron zu
geben lieben. Die Ägypter, bei welchen es usm hiess, schätzten das Weiss-
gold merkwürdig hoch, wie schon der Satz beweist: „Re^ (der Sonnengott)
hat gesagt, als er anfing zu sprechen: Meine Haut ist reines Elektron.*^)
Diese Mischung erscheint mit der zweiten orientalisierenden Periode im
westlichen Kleinasien, von den Zeitgenossen Homers hochgeachtet und in
Lydien zu Münzen verwendet, was die Jonier nachahmten. Bei den Ly-
diem blieb das Weissgold und wurde dadurch den Griechen nie ganz
fremd. ^) Durch den Orient kam es dann schliesslich bei den Kaisem des
Ostens wieder zu höherem Ansehen 3) und gelangte so in das sogenannte
Mittelalter.
Litteratur: M. Scheins, de electro veteram metallico, Berlin 1871; Ermav, Ägypten
2, 612, 1.
Andere Arten (z. B. Silber mit Blei) sind selten mit Wissen und
Willen der Besteller oder Käufer angewendet worden. Daher schützten
sich diese auf mancherlei Weise. Ohne die Anekdote von Archimedes
näher zu berühren, wollen wir nur erwähnen, dass beim Gusse Proben
bei Seite gelegt wurden,^) während das Gewicht der fertigen Arbeit in
Ziffern an derselben stand. ^)
Während die Legierung die Farbe änderte, sah frische Vergoldung
oder Versilberung nicht unecht aus und kam noch billiger. Man überzog
also einen minderwertigen Kern mit Blech von Edelmetall (Plattierung).
Diese Manier scheint, wofern der Kern ungefähr gleich schwer, d. h. eben-
falls von Metall ist, nur an „Bronze**-, d. h. wohl Kupferfiguren häufiger
vorzukommen, welche man mit Silberblech überzog,®) Wo Bronze zu den
Edelmetallen gehörte, umhüllte es manchmal einen eisernen Kern.'') Be-
steht dagegen das Innere aus Holz, so darf bei der Beurteilung auch die
Rücksicht auf die grössere Leichtigkeit und Beweglichkeit nicht ausser
Anschlag bleiben. Holzgegenstände mit einem Überzug von Goldblech sind
seit sehr früher Zeit nachweisbar und werden noch häufiger mit Bronze-
blech ausgeführt;») diese Art ist für Architekturteile (Thüren und Säulen)»)
wie auch an Wägen i<>) notwendig. In der Fläche musste das dünne Gold-
blech aufgeklebt werden, was mittelst Harz geschah.^') Die eigentliche
^) Ebhak, Ägypten 2, 620.
<) Soph. Ant. 1037 f. (aus Sardes); In-
ventar von Delos (Beb. 11, 463) und Eleusis
{'Fkp, dQX' 1888 S. 42 Z. 19); Plut. Pythiae
orac. 2 ; Hesych. ^XexTQoy,
^) Julian, sympos. p. 307 d (des Zeus
würdig). Kaiser Justinus I. schenkt dem
Papst Hormisdas (514 — 23) nach dem Liber
pontificalis gahata electrina.
*) Inventare von Delos Bch. 6, 134, vgl.
HoMOLLB ebend. S. 94.
*) Bch. 6, 97 A. 4.
«) AZ. 35, 78 flf.; mehrere in Gallien:
Ga. II S. 3 A. 1. 5 A. 1 u. T. 1 ; silberne Na-
gelköpfe AA. 1891 S. 122.
'') Griffe aus Sulz a. Neckar, Prähist.
Blätter IV S. 10.
8) Aus Vafiö (T. 7, 14); Mykene: Schlie-
iiAiwS.377-86.391— 422a. 485— 512; MiLCH-
HÖFEB, Anfange S. 13 ff.; Dodona und Olym-
pia öfter; Stab aus Tarquinii (Gastellani 79,
80) wie das Scepter des Latinus : Verg. Aen.
12, 210 — Gefässe aus Frögg in Kämthen
(Mitt. der k. k. Centralkonmi. N. F. 17, 105);
Giste von Präneste in der Barberina — öfter
in athenischen Schatzverzeichnissen und den
delischen Inventaren. Ausnahmsweise Gold
auf Bein: Schliemann, Mykene F.377 —86. 503.
») S. § 259.
'0) Micali ant, mon. T. 28; Bm. 1877
T. 11 ff.
'*) In Ägypten (Bluhevbacb, Beitr. z.
Kap. TL Katerialien und Teehnlk des Kunstgewerbee. (§ 212.)
215
Vergoldung^) ist ebenfalls eine sehr alte Erfindung, welche die ausge-
dehnteste Anwendung findet. Es entwickelt sich ein eigener Stand der
Vergolder {xQV(r(OTai\ inauratores)^ an welchem selbst Frauen teilhaben.^)
Die Vergoldung im ganzen betraf fast nur attische Grabbeigaben aus
Terrakotta (Medaillons, Astragalen und omamentale Köpfe) *) oder Bronze-
figuren.**) Versilbert dagegen wurden Bronzespiegel ^) und Postamente von
Gips.*) Überdies ist eine teilweise Vergoldung oder Versilberung im Inter-
esse der Polychromie oft angewendet worden, die erstere z. B. an griechi-
schen Vasen oder Terrakottafiguren und passender an den Ziselierungen
alter Silberschalen, die letztere aber an den getriebenen Bildern von
Bronzearbeiten. '^)
212. Die kunstmässige Bearbeitung der Metalle zerfällt in drei
verschiedene Hauptarten, Schmieden, Blecharbeit und Giessen. Das Schmie-
den, durch welches im Altertum das Eisen fast ausschliesslich bearbeitet
wurde, blieb auf dem Standpunkt des schlichten Handwerks stehen, wes-
halb wir auf seine Technik nicht näher eingehen.
Litteratar: BLüiorBB 4, 360 ff. m. Abb.; Graf Wubmbband, das Urnenfeld von
Mariaraat, sep. Braunschweig 1879 S. 59 f.
Das Kupfer samt seinen Legierungen (je kupferreicher, desto besser)
und die edeln Metalle lassen sich leicht mit dem Hammer zu Blech
schlagen,^) in welcher Form die Metalle grosse Bildsamkeit haben. Das
Blech lässt sich nämlich bearbeiten I. mechanisch durch Einpressen
einer Form (Stanze), sei es, dass das Blech mit einem hölzernen Hammer
in eine hölzerne Form oder um einen geschnitzten Holzkern eingeschlagen
wurde ^) oder dass der Arbeiter dasselbe zwischen eine eiserne oder stei-
nerne Form und eine Bleiplatte legte und dann einen starken Schlag auf
letztere führte.^®) Omamentformen scheinen sich in Mykene gefunden zu
haben."') H. aus freier Hand, indem das Blech von innen, entsprechend
den aussen aufgezeichneten Umrissen, durch kleine Hämmer erhaben
herausgetrieben wurde,**) was Treiben oder Ciselieren (franz. au re-
pouss^ heisst. Hiebei wurde bis zur Gefahr des Zerreissens gearbeitet;*')
Naturgesch. 2, 71) so gut wie im 5. Jahr-
hundert nach Chr. (B. mon. 1889 S. 74).
^) Recepte hei Theophilus 3, 35—39.
') XQWfiotQM in einer athenischen In-
schrift BcL 13. 79.
') AZ. 30, 39; Furtwänolbr, Samml.
Sabouroff asu T. 145; AA. 1891 S. 122.
^) Herkules aus dem Theater des Pom-
pejus ? vgl. S. 206; Kugel u. Flamme im lö-
mischen Cirkus: Ammian. 17, 4, 15; Figuren:
Ross, Inselr. 3, 141 A. 2. 3 und Berliner Mu-
seen, Yerz. der vorderasiat. Altert. S. 99 Nr.
774; Nägel, angeblich vom Schatzhanse des
Atreus in München; Votivschiffchen aus Jüt-
land; Lspaob, r^ponse h la notice de M.
Hittorf sur les pyramidions en bronze doröe,
Paris 1836; P. 5, 10, 4. 5; 'AqxmoX, deXuoy
1887 Jan. Febr. — Eiserner Helm, im deli-
sehen Inventar Bch. 6, 130.
») Ra. 41, 115.
•) CIG. 3159 (für einen Smyrnäer); Me-
nander monost. 469 ^vnog yvvrj nitpvxBv
flQyvQ<i}fjiivoq\ Gefftsse: A. 1871, 5 ff.
') Klappspiegel AA. 1891 S. 123.
•) Vgl. Theophilus I K. 23.
^) In Mykene: Milchhöfeb, Anfänge
der griech. Kunst S. 13.
^^) Theophilus divers, artium schedula
3,74.
* ' ') SCHLIBMANN, Myk. S. 121 = SCHBEIBBR
Atlas 70, 9. 10 = Blümnbb Techn. 4, 238 —
Hohlformen in Olympia : Ausgrub. IV T. 24,
3 26 S 19
»2j[ Werkzeuge: Theophilus Hl 13, über
die Arbeit K. 26. 73. 77.; Abbildung der Ar-
beit auf einer Camee in Neapel Mus. Borb.
1 53, 3.
'') Quintil. 2, 4, 7; Bböitdsted, Bronzen
von Siris S. 2; Michaelis, das corsinischo
Silbergefäss S. 5.
218
ElasBiBohe Kmuitarohäologie. I. Denkm&lerkimde.
und Bronze an den Gefässen Mykenes noch nicht üblich. Die Lötungs-
kunst erreichte ihren Höhepunkt in der Filigranarbeit mit Draht, der
aus Blech geschnitten und rund gehämmert wurde. Seit der mykenischen
Periode fand sie bei der Fabrikation von Schmucksachen die meiste An-
wendung; in grösserem Stile kommt der angelötete Draht nur für Panzer
in Betracht, wie solche Armschienen in Ungarn und Bologna gefunden
nnd Brusthamische an altgriechischen Vasen abgebildet werden. Auf die
Goldarbeit allein beschränkt sich die Granulation oder Auflötung von
Goldkügelchen, welche mittelst Essig hergestellt sind. *) Auch dieses Ver-
fahren kannten die Handwerker der mykenischen Zeit bereits.
Litteratur: Blümnbr 4, 290 ff.; Göppert. über die Bedeutung von ferruminare
und adplumbare in den Pandekten, Breslau 1869.
Gegossene und getriebene Sachen werden mit einem Grabstichel*)
überarbeitet. An Rundfiguren graviert der Künstler viele Einzelheiten,
besonders Haar, Pupillen und Flugfedern. Auf den Spiegeln und den
eisten wiegt die Gravierung vor.^) Hin und wieder wird der Grund mit
Tremolierstich rauh punktiert, damit die glatten Figuren besser hervor-
treten.*) Die fein gravierten Bänder und Blätter aus Goldblech beginnen
schon in der altägyptischen Zeit.
Schon bei Gelegenheit der Vergoldung und Versilberung wiesen wir
auf die Polychromie der Metallarbeiten hin. Gravierung mochte hervor-
gehoben werden, indem man Goldplättchen auf die Zeichnung auflegte und
die Linien nachfuhr.^) Ein Farbeneffekt wird jedoch viel mannigfaltiger
und schöner erzielt, indem der bildliche oder ornamentale Schmuck in
andersfarbigem Metall eingelegt wird. Das blosse Einschlagen von Onia-
menten aus Metallblech in einen anders gefärbten Metallgrund heisst
Tauschieren {tausia, alV agemina). In der Regel dient das edlere Metall
zur Zierde: Gold auf Silber^) und Silber auf Bronze^) (bei den Germanen
auch auf Eisen).®) Eisen einzuschlagen, war eine vorübergehende Mode
der ersten Kaiserzeit. ^) Durch Kombination wurden mehrere Farben er-
zielt ;^<*) an einem Dolch von Vafiö bemerkt man einen feinen Farbensinn,
der zwischen Gold und Bronze dm-ch helle Bronze vermittelt. Tauschierte
Arbeit findet billige Imitation in schwarzem Thon, welcher Einlagen aus
1) Schüssel aus Vafiö T. 7, 6; im Grabe
Reguüni-Galassi; Recepte bei Theophilus 3,
35—37.
^) Abgeb. Blühneb S. 264; Instrumente:
Theophilus 3, 6 ff. 72; Werkzeugkasten mit
verschiedenen Meissein und Grabsticheln
1891 in Rom gefunden. — Schönes Beispiel
der Helm von Canosa: Friederichs- Wolters
Nr. 160.
^) Man hat freilich über die Technik
noch andere Ansichten aufgestellt, vgl. Christ,
Sitzungsber. der bayer. Akad. 1885 S. 404.
*) Bronzebüchse aus Rom: Gatlus, recu-
eil V T. 75, 5—7; Bronzegefäss das. T. 94, 6.
^) Skythische Silberschalen aus dem
5. Jahrh. CR. 1881 S. 6 f.
^) Gefässe aus der ägyptischen Refor-
mationszeit: Max Müller, Asien und Europa
S. 309 A.; Inschrift: Cass. Dio 44, 7.
^) Ägyptisch (Blümi^r 4, 270 A. 3) und
assyrisch ; Fibel v. Gruneiken (Ostpreussen),
abg. Verh. der Berl. anthrop. Ges. 1871 S. 10;
Bisellium B.mun. 1874 T. 3. 4; Deichselspitzo
Caylüs V T. 61, 4. 5; Inschrift von Gewich-
ten aus Entrains Ga. II p. 7 A. 5; AA. 1891
S. 124. Vielleicht auch Zinn an Schilden:
CIA. II 720 B;(ergänzt). Zinnbeschlag eines
Bronzemessers in Leibnitz.
^) Vase aus der Mainzer Gegend, Lin-
DENSCHXIT III 2 T. 7, 2; ? ai^vjgovq vndqyv-
Qog, Ring im Inv. v. Delos Beb. 6, 122.
®) In Gold: Petron. 32; in Bronze: Suet.
Aug. 7 (Inschrift).
»0) LiwDENSOHMiT III H. 9 T.4, 3; IV T. 11
3. 16, 1. 2. 3.
Kap. VL Xatorlalien und Technik des Kunstgewerbes. (§ 213.)
219
Zinn oder Silber erhält. *) Wenn das Gold legiert wurde, konnte jeder die
Beobachtung machen, dass sich dessen Farbe dadurch veränderte. Davon
ausgehend, erzielte die Ramessidenzeit bunte zwischen Silbergrau und Rot-
gold liegende Ooldfarben. Diese Technik ziert die berühmten mykenischen
Dolchklingen. Auch scheint es, dass die homerische, wie die hesiodische
Schildbeschreibung darauf Bezug nehmen. In der byzantinischen Zeit
blühte die Kunst, wie es scheint, wieder auf.^) Die japanische Goldfarberei
ist der letzte Ausläufer der antiken Technik.
Litteratar: Wibsbleb, Gott Nachr. 1886 S. 29 ff.; Blümiybr 4, 270 ff.; Gbobo
BucHHKB, die MetaUfärbung und deren Ansfahnmg, Berlin 1891.
Einen weiteren Schritt in der chemischen Bearbeitung des Metalles
bedeutet das Niello (mittellateinisch nigeUum, jetzt Tulaarbeit genannt),
die Ausfüllung einer vertieften Zeichnung durch schwarzes Pulver von Silber,
reinem Kupfer, Blei und Schwefel, welches an Ort und Stelle in einer
Muffel eingeschmolzen wird. Diese Erfindung schreibt Plinius ') den Ägyp-
tern zu und beschränkt sie auf das Silber,^) welches sich allerdings für
die Niellomanier ganz besonders eignet, s) Unter den Nielloarbeiten in
Bronze befindet sich Zweifelhaftes;®) überhaupt verdienten die antiken
Niellos eine kritische Untersuchung, soll doch selbst in Stein die gleiche
Art vorkommen.') Das Atzen des Metalles, welches in neuerer Zeit so
schöne Zierstücke ergab, dürften dagegen die Alten nicht gekannt haben.
Die Polychromie der Metallarbeit wird auf flüchtige und billige Weise
durch Bemalung nachgeahmt. Dass die Ägypter diese Kunst übten,
steht fest,®) während manche schriftliche Notizen wegen der Unklarheit
der lateinischen Terminologie nicht entscheiden lassen, ob bemaltes oder
tauschiertes Metall gemeint sei.*) Die bemalten Spiegel der Neuperser
mögen alter Tradition entstammen.
Kunstvoller ist die Emaillierung, über welche im nächsten Abschnitte
gesprochen werden soll; hingegen ist die Einsetzung farbiger Edelsteine
mehr prunkvoll als künstlerisch. Vor Alexander finden wir solche Ge-
fitöse {h&ox6kkrf[a) bei Persem *<^) und überhaupt bei Barbaren ;>') vielleicht
haben schon früh die böhmischen Gebirge mit ihrem Steinreichtum der-
artige Arbeiten veranlasst. Die griechisch-orientalischen Höfe treiben mit
') Zinn S. 219,7; Süber: in GOln Jahrb.
1, 127.
') Recept bei Theophilos 3, 40.
«) Ebenso Theophilas 3, 28. 29. 32. 41.
*) Ägyptisierende Kanne aas dem öden-
burger Comitat: Buchbb, Gesch. der techn.
Kfinste 2, 8; Schüssel in Peterbnrg; Vase
von Herthoayille (lb Pbevost, mäm. sur la
coli, de vases ant. iroav^es ä B. T. 9); Pjxis
von Vaison Ga. 4, 111; Mischkrag aas Hil-
desheini (Holzeb S. 7) ; Löffel B. crist. 1868
p. 79; T&felchen Zieh. f. Nam. 1882, 1.
*) Dolch von Vafiö; sonst aas dem Nor-
den: Mitt der antiqn. Ges. in Zfirich 14 H.
4 T. 5, 7. 11 = Blümkbb 4, 270; Likdbn-
scmciT, Altert. 111 9, 4, 4; Armring aus Deh-
laa, Prager Aasstell. 110; vgl. Dabembebo
et Saolio, dici p. 1138.
') Sarkophag von Tarragona AZ. 10,
156; ScHBBiBEB, Brannenreliefs S. 82 f.
^)P1. 33, 46; so die tabala Bembina
in Tarin (Pionobi , mensa Isiaca , Rom
1605).
») Waffen: Verg. A. 7, 796. 12, 281; La-
can. 1, 398; von der bronzenen Weltkugel
des Archimedes Laetant. inst. 2, 5, 19 (nach
Cicero?): si astrorum figaras in illo aere
pictas effictasqae vidisset.
^^) Athen. 11, 782 a aas Parmenion.
' ^) Delische Inschrift bei Dittenbebgbb,
sjlloge 367 Z. 170, 47 %pvinrjq ßaQßa^txog
M&oxr'XXfjrog.
220
KlaBsiBohe KuiiBtaroh&ologie, I. Denkmftlerkimde.
edelsteinbesetzten Bechern, Kandelabern u. dgl. ungeheueren Luxus ') und
verleiten ihrerseits die römischen Sieger.*) Für die Kirchen {crux gern-
mata) und die Kaiser Ostroms wird diese Kunst in reichstem Masse ge-
übt. In Deutschland (z. B. in Nordendorf) finden sich Gefässe mit Stücken
farbigen Glases als billige Imitation.
214. Die natürlichen Ornamente der Metallarbeit bestehen in
Nagelköpfen und Spiralen. Erstere dienen eigentlich zur Vernietung,')
werden aber dann ein Ziermotiv, das in ganzen Reihen, z. B. an Rändern
und Henkeln von Gefassen*) oder koncentrisch an Schilden angewendet
wird. Die kegelförmigen (konischen) Nieten geben vielen etruskischen
und deutschen Bronzegefässen einen eigenartigen Schmuck. *) Dann werden
auch wohl die blossen Köpfe durch hohle Buckeln nachgebildet. Von den
Spiralen ist schon bei der Filigranarbeit die Rede gewesen.
Der Betrieb der Metallarbeit hat sich fortschreitend spezialisiert.
Die griechische Sprache ignoriert den Grobschmied und weist dem Kupfer-
oder Erzarbeiter die Fühi'ung zu. Letzterer befasst sich in der homeri-
schen Zeit auch mit der Bearbeitung edler Metalle. Aber schon in der
klassischen Zeit findet eine Menge von Spezialitäten (Schwertfeger, Hamisch-
macher u. dgl.) ihr Auskommen. Aus politischen Gründen achten die Re-
gierungen auf sie und es gehört zur orientalischen Staatsweisheit, die
Metallarbeiter eroberter Länder in das eigene Reich zu verpflanzen.®) Seit
Alexanders Zeit sind überall die Juweliere von den gewöhnlich Arbeitern
gesondert. Ausser der Kostbarkeit verlangt das edle Metall auch feinere
Bearbeitung und feinere Werkzeuge.') Das Gold lässt sich unendlich dünn
schlagen (Goldschlägerei). Vielleicht wurden schon damals die Modelle
aus Buchsbaum geschnitzt. Über den Lokalbetrieb lauten die Mitteilungen
der Alten höchst unzureichend. Man kann sich fast nur an die Erwähnung
von Innungen halten,®) wobei es auffallen muss, dass in der Kaiserzeit
die Griechen Eleinasiens den lateinischen Namen der Goldarbeiter über-
nehmen;^) ausserdem hat das zahlreiche Vorkommen von Juwelieren in
Inschriften eine gewisse Bedeutung. Letzteres beobachten wir an manchen
abgelegenen Orten, wie in Korykos, einem Bergneste des rauhen Kilikiens.
Litteratur: s. § 209; dazu: Al. Castellani, möm. sur la joaillerie chez les anciens,
Paris 1860; Aüg. Castbllani, della orificeria ital.» Rom 1872; ders.» degli ori e degli gio-
i'elli nella esposizione di Parigi del 1878, Rapporto, Rom 1879 (Auszug Ga. 5, 165 ff.); Alfb.
)abcbl, 6d b.-a. 1888 S. 146 ff.; Jewellery antique, London o. J.
Spezielle Sanmilungen von Metallarbeiten überhaupt sind nur vorüber-
gehend veranstaltet worden. Sonst scheidet man die Metalle streng.
») Ath. 4, 147 f ; Plut. Aem. 33; Cic.
Verr. IV 62; Sirach 50, 10; Auson. epigr.
8 3
'«) Plin. 33, 5. 37, 2; luv. 5, 39. 43 f.; Clem.
AL paed. 2, 3, 35.
») Helbio, B. 1879 Nr. 3. 4.
*) ScHÖNB A. 1866 S. 189 m. T. GH 10.
^) LiNDENscHMiT, über Ursprung u. Her-
kunft einer Anzahl Denkmale des sog. älte-
ren Eisenalters, Mainz 1871 S. 16.
^) 1 Sam. 13, 19; 2 Könige 24, 14 ff.; Je-
remias24, 1. 29, 2; jedenfalls handelte auch
Porsenna nicht anders.
'') Hesych. Xaßls] axevos /pi'ffo/oExoV;
Abbildung eines Goldschmiedes in einem Be-
lief von Laodikeia Ra. 1892 II T. 23.
*) In Rom schon seit Numa; Inschriften
römischer Goldarbeiter Ra. n. s. 7, 179 ff.; in
Palmyra Innung der Gold- u. Silberarbeiter:
Waddington, inscr. 2603 =^ Vogüä, inscr.
Sem. Palm. 23 (J. 257). — £ixv(ayiaf eine
Gattung von Ohrringen, Hesych.
') AvQttQioi z. B. in Ephesos nach einer
Inschrift von Syra.
Sap. VI ICaterialiön und Tedinik des Knnfttgeirerbes. (§ 215).
221
Nachdem von den Bronzen (S. 208 f.) und Bleien (S: 201 f.) bereits die Rede
gewesen, erübrigt nur noch auf die Sammlungen von Edelmetallarbeiten
hinzuweisen. Solche finden sich besonders im Museo Gregoriano (S. 43),
im Mus^e Napoleon in. (S. 51), zu Wien (S. 60) und in der Petersburger
Ermitage (S. 64). Unter den Privatsammlem hat sich bereits in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der römische Prälat Leone Strozzi einen
Namen gemacht.
Litteratar: G. Bapst, le mus^e r^trospectif da metal h Texposition de ranion cen-
trale des Beaux-Arts, Paris 1881.
215. Den edlen Steinen könnte man auch die mineralischen Stoffe
zuzählen, welche farblos und durchsichtig sind. Der Bergkrystall be-
gleitet den Zug der orientalischen Kultur nach Westen schon in der „my-
kenischen* Zeit;*) stammte dieser vom Ural,*) so hatten die Alpenbe-
wohner den gleichen Stoff bei sich in reicher Fülle, weshalb Arbeiten von
Bergkrystall nirgends häufiger als in dem Emporium Aquileja sind. Bei
den Hauptstädtern jedoch war er eine grosse Kostbarkeit.^) Die Krystall-
schneider lieferten Gefässe,*) später auch Siegel^) und kleine Büsten.«)
Die berühmte Murra, aus welcher die murrinischen Gefässe der Römer
gefertigt wurden, dürfte mit dem Flussspat (Fluorit) identisch sein.
Litteratur: Heraclius I 12 (Schneiden des Krystalls) ; N. Guibbrtus, de murrinis,
Frankf. 1597; F. £. Saxius, de murrinis veterum, Lpg. 1743; Faust. Cobsi, de'vasi murrini'
Rom 1830 (er erwähnt aach die erhaltenen Gefässe); Fb. Thibbsch, über die vasa murrina
der Alten, Denkschr. der bayer. Akad. 1833.
Diese Vorbilder gab die Natur für das Glas, dessen Erfindung den
Phönikem zugeschrieben wird. Seiner Zusammensetzung nach unter-
scheidet sich das antike von dem heutigen dadurch, dass es weniger Kalk,
dafür aber mehr Natron und Aluminium enthält. Die vielbewunderte
irisierende oder opalartige Farbe jedoch entstand durch allmähliche Zer-
setzung der Oberfläche, wenngleich der Silberglanz auf Absicht beruhen
mag. Das Fensterglas, welches auf eine Steinplatte gegossen wird, die
es unten matt macht, während es oben wolkig wird und abgeschliffen
werden muss, hat im Altertum wenig Bedeutung. Das geformte Glas da-
gegen ist durch Blasen, entweder unter Rotierung, welche runde Formen
erzeigt, oder in viereckigen gerippten Formen entstanden. Der Boden er-
hält mehrere konzentrische Reifen, die Henkel werden oft gerippt. Der
Leib kann als Verzierung Fäden und Tropfen erhalten,') welche mit der
Zange gestellt oder zu geperlten Butzen ausgedrückt werden. Die also
geformten Arbeiten erhielten oft noch weiteren Schmuck. So gibt es
gravierte Glasgefässe, eine Technik, die in Rom besonders gegen Ende
des 4. und im 5. Jahrhundert n. Chr. geübt wurde.®) Mit dem Rade
schliff man Inschriften und Bilder ein; auf dieselbe Weise dürften die
diatreta, auf deren Aussenwand ein ein paar Centimeter abstehendes
*) ScHLiSMABir, Mykene (s. Register).
') Vom kaapischen Meer und vom Ther-
modon Dion. Per. 724. 780 ff.; aas dem Orient
Plin. 37, 2, 9 f.
») Stat. Büv. 1, 2, 126; vgl. Plin. a. 0.
^) ScHLXKKAim S. 88. 344; Plin. 37, 6.
*) Theophr. lap. 5, 20.
*) BoBioNi, collect, antiqn. Rom. T. IL;
Mabtiki zn Emesti, archaeolog. S. 160 f.
^) Barocke Ornamente MB. 11, 28/9.
^) Rom. Qoartalschr. 6, 54; Beispiele ans
Porto Bcrist. 1868 p. 35 ff.; Pilloy Ga. 9,
224 ff. T. 32 3; Mowat, Ra. n. s. 44, 280 ff.
m. T. 23.
222
KlasslBohe Sunstarcliftologie. t. Denkmälerkimde.
Maschennetz ruht, entstanden sein;*) diese schwierigste Arbeit stellten
eigene diatretarü her. Das Anlöten von Figuren blieb eine Ausnahme.')
Zuletzt verfielen die Glaser auf ein sehr einfaches, aber kostbares Aus-
kunftsmittel: sie setzten Goldplättchen mit gravierten Bildern ein, welche
man nun unter einer Glasdecke sah. Diese Manier hat vorzugsweise bei
den alten Christen geblüht.
Litteratur: Alte Vorschriften von Heraclius I 4. 5 und Theopbilas II 1 ff.; Reifrn-
BTEiN, Sendschreiben an Winckelmann über die Glasarbeiten der Alten; A. Sauzay, la
verrerie depuis les temps les plus recul^s jusqu'ä nos jours, Paris 1869, m. 66 Abb., und
marvels of glass-making of all ages, London 1870, m. 63 Abb.; A. Dbyillb, histoire de Tart de
la verrerie dans Tantiquit^, Paris 1873, m. 113 T.; M. A. Wallacb, glassin the old world,
London 1883. 1890; Blühneb 4,379ff.; Ilo, in der Ausgabe Cenninis zu K. 159. 172 und in
Teirichs Blättern f. Kunstgew. 1872 S. 30; dazu die am £nde des § angefahrten Bücher über
einzelne Sammlungen — über die diatreta: G. d'Adda, ricerche sulle arti e suirindustria
romana, Mailand 1870 (SA.) m. 2 T. u. A., s. Blümiteb 4, 400 ff. — Goldgläser: Theo-
pbilus II 13—15; F. Büokabbott, osserv. sopra alc. framm. di vasi ant di veiro omati di
ngure trovati ne' cimiteri di Roma, Fir. 1716, f. m. 34 T.; R. Gabbücct, vetri omati di
figure in oro trovati nei cimiteri dei cristiani primitivi di Roma, Rom 1858 f.; £. aüs'm
Wbebth, Rhein. Jahrbb. 36, 121 ff. T. 3; Kbaus, Realencykl. 1, 608 ff.
Ebenfalls schon sehr früh verstand man das Glas durch Oxyde zu
färben. Unter den verschiedenen Farben, deren Herstellung noch nicht
ausnahmslos ermittelt ist,^) erfreuten sich Blau (das durch Kobalt herge-
stellte gewöhnliche und das silberblaue Ergebnis von Bleioxyd, welches
oft in Weiss übergegangen ist)^) und Grün (aus Kupfer-Bioxyd und das
smaragdene, welches die Ägypter mäfek '^arit „falscher Smaragd^ nannten,
mit Kupferprotoxyd hergestellte) der grössten Beliebtheit und scheinen
auch die ältesten Glasfarben zu sein.») Der farbige Glasfluss eignet
sich nun nicht bloss zu den Aufgaben des Krystalls und reinen Glases —
also zu Gefassen, wie die berühmte grüne Portlandvase und der smaragdgrüne
„sacro catino" aus Caesarea in Genua*) sind, und zu Büsten') — , sondern
es lassen sich daraus Imitationen von Edelsteinen, und zwar auch von ge-
schnittenen (Intaglios und Cameen) anfertigen, welche man Glaspasten
zu nennen pflegt.^) An diesen sind alle Gemmensammlungen sehr reich.
Dann ist die Anfertigung von Glasperlen ein schwunghafter alter Ge-
werbzweig. Endlich wird der Glasfluss sogar zur Verschönerung von
Bauten herangezogen; denn die von Herodot erwähnte smaragdne Säule
in Tyros und der saphime Ziegel des Pentateuch waren sowenig echt als
der grüne Glasziegelboden auf der Tiberinsel. ^) Mehrfarbigkeit lässt sich
») Rhein. Jahrbb. 5/6 S. 377 ff. T. 11. 12;
LIX T. 2; besonders schöne aus Novara im
Museo IVivulzi und aus der Gegend von
Strassburg (m. Acclamation von Maximianus):
DE Rossi, Roma sotterranea 3, 327 f.
*) Gefäss im Besitz von Lionel Roth-
schild (Fböhnbr p. 87 ff.).
*) Mattweiss: Zinn-Bioxjd; amethysten:
Manganesium-Bioxyd ; weinrot: Lösung auf
Goldbasis; blutrot (Plin. 36, 67): Mischung
von silex, Pottasche, Blei, Zinn, Kupfer und
Eisen; opakes Rot:?; durchsichtiges Braun:
Silber-Chlomre; mattes Braun: Uranium
— Rötlichgelb und Schwarz (Theophilus 2,
7. 12).
*) Jhst. 12, 199.
^) Silberblau in Tiryns; Blau in Mykene:
ScHLiBMANN S. 179. 184; beides in Ägypten.
^) MiLLiNOBN, Transactions of the r. soc.
of Htt. I. (1828).
') Ra. 2, 149 ff. (sechseckige paropsis,
mit Reihen vertiefter Punkte verziert).
«) Des Tiberius, in Florenz Mus. Flor. I
T. 3; vgl. Reifenstein in Cretjzers Studien
V. St. 2.
*) Künstliche Smaragde von Demokrit
erfunden: Sen. ep. 100; im Inventar v. Dolos
Bch. 6, 122 (vttXivog), Cameen werden auch
aus zweierlei Stoff zusammengesetzt, z. B.
Weiss auf Krystall, aus Praeneste Guattani
mon. ined. 1787 Genn. T. 2. 3.
»0) MiNUTOLI S. 13.
Kap. VL Materialien und Technik des Itünstgewerbee. (§ 215.)
223
in mehr als einer Weise hervorrufen. Die kostbarste besteht darin, dass
das Relief der Glascameen vergoldet wird J) Den Onyxarbeiten entspricht
es künstlerisch, wenn an blauen Glasgefässen erhabene Figuren in Weiss
eingesetzt werden,') wofür sich unter den Glaspasten Analogien finden.
Einfacher ist das Eindrücken von Stücken anderer Farbe in den weichen
Grund, worauf die Oberfläche geglättet wird; diese Arbeiten heissen Pen-
tinetgläser. So finden sich im Rheinland oft weissgefleekte grüne oder
blaue Gläser.^) Durch die Beobachtung, dass die Glasflüsse von ver-
schiedener Schmelzbarkeit seien, erzielten die Ägypter schöne bunte Gläser,
welche sich von ihrem Lande aus über Europa verbreiteten. Besonders
in der zweiten orientalischen Periode führten die Händler aus den Häfen
der Levante Massen von Fläschchen, welche Salben enthalten haben dürften,
und zweifarbige, mit Augen versehene^) oder bunt gestreifte Glasperlen^)
nach dem Westen, wo besonders die Einwohner von Sizilien und Etrurien
Abnehmer waren. Die kunstreichsten Arbeiten, z. B. polychrome Glas-
statuetten, ^) blieben im Lande. Eine mehr mechanische Verwertung der
bunten Glasflüsse sind die Millefiorigläser; hier werden Glasstäbchen
verschiedener Färbung mit rundlichem oder viereckigem Querschnitt an-
einander geschmolzen und in Plättchen geschnitten, so dass jedes die gleiche
Zeichnung bietet.
Litteratur: ReceptfQr Pasten: Heraclius I 14; Minutoli, über die Anfertigung und
die Nutzanwendung der färbigen Gläser bei den Alten, Berlin 1836; Tischleb, über Aggry-
Perlen und über Herstellung farbiger Gläser, Physikalisch-ökonomische Ges. zu Königs-
berg 1886 und Anthrop. Corresp. 1886 S. 129; dazu die Schriften über Email §.216.
Indem wir darauf hinweisen, dass Glasfluss durch glasierten Thon
(Fayence) imitiert wurde (S. 179), wollen wir versuchen, die Glasindustrie
zeitlich und örtlich zu betrachten. In Ägypten ist sie uralt, wie Wand-
malereien bezeugen, ^) und hat dort bis in das späte Mittelalter ihren Ruf
behauptet, um dessenwillen die venetianischen Fabriken anfangs Sand und
Alkali aus Alexandrien bezogen.®) Mit letzterem wetteiferte Sidon, ^) wo
der Fabrikant Artas für den Export eine zweisprachige Marke hatte. ^<')
Cypem scheint ebenfalls viel Glas produziert zu haben ;^*) der lakonische
Name des Glases dürfte aus dem Kyprischen stammen, i^) Ausserdem sind
verschiedene Fabrikmarken überliefert.'^) Bei der ungeheueren Produktion
') Btehleb, Gemmenkunde S. 15.
>) Farbig M B. 15 T. 55 , s. dazu den
Text
^) Bock u. W. Memsek , antiquitäs sa-
cröes, 1873 S. 79 ff.
*) Tischler, Anthrop. Corresp. 1879 8.
131 f.
^) Abgeb. z. B. eine von der Rosenlnseli
Beitr. z. Anthrop. und ürgesch. Bayerns 1.
T. 11, 196.
^) Wie des Hohenpriesters Ptahmose in
Gizeh : Ebman II 607 f.
7) BlexNER 4, 394 f.; Glas mit Gartouche
des Königs Thothmes III. (1600 y. Chr.) im
brittischen Museum : Art Journal 1888 S. 363.
•) Strab. 16, 758; Ath. 11, 784c; Martial.
14, 115; Vopisc. Sat. 8; Treb. Poll. Claud.
17;^Vopisc. Aurel. 45.
^) Ausser Lukian und Strabo vgl. he-
bräische Stellen bei A. Löwt, Proceedings of
the soc. of bibl. archeol. 1881—82 S. 84.
") Mus6e Ravestein 1606; B. mun. 1874
p. 221; vgl. Ra. 1863 II 217.
» ») Ra. III 8, 99 ; Castan Bch. 3, 94 ff. ;
Cesnola, oro e vetri ant. dl Cipro scav. negli
a. 1876—79, Turin 1885 m. 8 T.; mehreres
im Osten*. Museum für Kunst und Industrie,
im Fitzwilliam-Museum zu Cambridge und
den Sammlungen Charvet und Slade.
**) Hesjch. XoyovQioy und XoyxovQioy.
^*) Verzeichnis bei Fböhkeb, nomencla-
ture des verriers grecs et romains (116), o.
0. 1879 (separat aus: La verrerie antique).
224
Klaamsohe KnnBiarohftologie. 1. BenknUUerkilnde.
und dem weiten Vertrieb ist es schwer, die Fabriken zu unterscheiden.
Ein offenbar sachkundiger Ägypter belehrt uns, das die Alexandriner alle
Formen der in ihrem Welthafen zusammenkommenden Gefasse nach-
ahmten^) und dass die Sidonier ihren Gläsern spitze Vorsprünge gaben. ^)
Aus Alexandrien stammen also wohl die gläsernen Affen und ähnliche
phantastischen Formen, welche am Rhein öfter vorkommen.^) Was sodann
die Zeit anlangt, so haben schon Viele kurzweg alle Gläser der Römer-
zeit zugewiesen. Nun ist es ja richtig, dass wir nur von der Eaiserzeit
behaupten können, es sei damals das Glas jedem Bürger erschwinglich
und leicht erhältlich gewesen.*) Die rhetorischen Schriftsteller spielen
gerne mit der Billigkeit und Nichtigkeit des Stoffes. 5) Auf der anderen
Seite wurde damals freilich auch grosser Luxus entwickelt.^) Aber schon
die Tempelinventare genügen, um zu zeigen, dass das Glas den Griechen
längst in den verschiedensten Formen bekannt war. Die Glasindustrie
hat im Osten das sogenannte Altertum überdauert und schliesslich auch
Lampen in ihren Bereich gezogen.')
Litteratur: Die Untersachongen über die antiken Gläser knüpfen meistens an
Sammlungen an. Private haben sich um das Zusammenbringen schöner Serien verdient
gemacht: Cbarvet (Fbobhnbr, la verrerie antique. Descr. de la coli. Charvet, o. 0. 1879, f.
m. 35 T. u. Abb.; jetzt im Museum von New- York: Am. J. 1, 163 ff. m. T. 7. 8), Disch in
Köln, Fei. Slade (jetzt im brittischen Museum: A. (W. Franks), catalogue of the collection of
glass formed by Fei. SI., London 1871 f.m.40T.) und Bellen in Ronen (Allard, verres chr^tiennes
des Premiers si^cles, Evreux 1891). Ansehnliche Sammlungen besitzen auserdem St. Ger-
main, das Musäe Ravestein in Brüssel (Catal. descriptif II p. 69 ff.), Trier, Wiesbaden, Mann-
heim, Worms, Mainz, Petersburg (aus der Krim: Ant. de la Scythie II S. 123 ff. T. 77. 78),
das brittische Museum (Henry Wallis, The art Journal 1888 S. 361 ff. m. Abb.), das South
Eensington Museum (Katalog v. Nbsbitt), d. Fitzwilliam-Museum zu Cambridge, Wien (Bücher,
d. Glassamml. d. k. k. österr. Mus., Wien 1888), eine kleinere Würzburg. Vom historischen
Standpunkt werden einige Gläser in der Kunstgeschichte der Kaiserzeit besprochen werden.
216. Wenn man auch den Glasfluss häufig Smalt, Schmelz, it. smalto,
frz. ^mail nennt, so bezeichnet Email im engeren Sinne doch nur den
farbigen Glasschmelz, der in pulverisiertem Zustand auf Metall oder Thon
an Ort und Stelle aufgeschmolzen wird. Diesen ninmit entweder eine ver-
tiefte Grube auf — Grubenschmelz, imail ä champ levi — oder ein von
aufgelöteten Metallstreifchen begrenzter Raum — Zellenschmelz, imail
cloisonnL Letzteren haben die Ägypter bereits mit grosser Kunstfertigkeit
angewendet, am schönsten an der goldenen Amulettafel der Königin
A'hhötep, die sich jetzt in Gizeh befindet. Nachdem er in der Blütezeit
der Kunst vernachlässigt worden,®) wird er wieder von den Oströmem
verschwenderisch angewendet, mit denen die Germanenkönige wetteifern.^)
Das Grubenemail ist zuerst im 2. Jahrhundert n. Chr. bei Galliern und
») Athen. 11, 465 c.
«) Athen. 11, 468 c.
>) Affe in der Sammlung Disch (vgl.
Rhein. Jahrbb. 41, 142 T. 3, ähnlich 44, 275
= MoKTFAUCON suppl. V p. 142 T. 61); andere
Tiere in derselben Sammlung; Priapos: Juven.
2, 94; Helm mit Vögeln, Rhein. Jahrbb. 86,
120 T. 3, 2: Trinkhom: das. T. 3, 1 — Smalt-
gefäss in Form eines Seeigels aus Aigina
B. 1831, 185.
^) In pompejanischen Häusern sind Glas-
gefftsse gefunden worden (M B. 5, 13).
^) TertuU. mart 4 a. £.; Hieronym. ad
Laetam, ad Demetriadem, ad Salvinam.
•*) Sen. benef. 7, 9.
') Job. Philop. in Aristot. anal. II p.
221; Codinus orig. Constant. p. 100.
^) Jedoch in Eertsch nachweisbar: An-
throp. Eorresp. 1891 S. 133.
') Von konstantinos Porphyrogennetos
im Ceremonienbuch öfter erwähnt; die Tech-
nik wird von Theophilos K. 53 beschrieben.
Kap. Vn. Die kanatgewerbL Arbeiten nach Form u. Versienmg. (§§ 217—219.) 225
Brittaniem nachweisbar ^) und blüht auch fernerhin bei jenen am meisten,
doch, wie es scheint, vor allem im 3. Jahrhundert.*) Über die Verwendung
des Emails soll nur weniges bemerkt werden : Es schmückt ausser Gefassen
und Schmucksachen Waffen') und ersetzt Edelsteine und, was die Oallier
betrifft, Korallen.^) Unter den zahlreichen emaillierten Fibeln stechen die
Gewandnadeln mit mehrfarbiger Emaillierung hervor, welche vom Kaukasus
bis Gallien zu finden sind.^)
Litter atur: Ueraclius 1, 3. 2, 18—21; A. v. Cohauben, romischer Schmelzschmuck,
Nassauische Annalen XIL, sep. Wiesb. 1873, m. 2 koL T.; v. Sacken, über einige röm. Metall-
und Emailarbeiten, Jahrb. d. Samml. des allerh. Eaiserh. I S. 41 ff. m. Abb.; de Linas, Ga. 9
T. 18/9 ; ders., les origines de rorföyrerie cloisonn^e. 2 Bde.; Joh. Schulz, der byzantinische
ZeUenschmelz, Frankf. 1890 m. 22 Lichtdruckt; Sammlung des k. russ. Staatsrates ▼. Sve-
nigorodskoj (Publikation von N. Kondakoff bevorstehend); über die spätgriechischen Aus-
di^cke Byzant. Ztsch. 1, 511 ff.; über das mittelalterliche eleetrum: M. Scheins, de electro
veterum metallico, Berlin 1871; über angebliche £mailmalerei : J. Labarte, recherches sur
la peinture en ^mail dana l'antiquit^ et au moyen &ge, Paria 1856, m. 9 T.
217. Aus dem Detail des Technischen wollen wir zum Schlüsse das
Welthistorische hervorheben. Das Kunstgewerbe erhält seine erste Aus-
bildung besonders in Ägypten, welchem Babylonien an Bedeutung nahe
kommt. Von Syrien aus, das sich die Fertigkeiten der Nachbarländer
angeeignet, wandert das Eunsthandwerk nach Nordwesten immer weiter
und weiter. Seit den Perserkriegen ist in Europa ein gewisser Rückgang
wahrnehmbar, aber, als Alexander den Orient wieder näher gebracht, wird
das etwa Vergessene nachgeholt und im Dienste des Luxus sogar ver-
bessert. Durch die sogenannte Völkerwanderung wird die zunftmässige
Überlieferung der Handwerkergeheimnisse im Westen schwer geschädigt,
während sie im Osten bleibt. Vermittelst schriftlicher Anweisungen und
Musterarbeiten werden daher schliesslich die Oströmer dem Abendlande
Lehrer der antiken Kunstfertigkeit.
Kap. VIL Die kunstsrewerblichen Arbeiten nach Form und Verzlerunsr«
218. Die künstlerischen Elemente jeder Arbeit sind zu suchen erstens
in der schönen Form, welche nicht unmittelbar durch das praktische Be-
dürfnis bedingt ist, zweitens in der accessorischen Verzierung des Gegen-
standes, welche wohl mit ihm zusammenhängt, aber allgemeinen Grund-
sätzen unterliegt.
Litt er atur: Gottfb. Sempeb, Wissenschaft, Industrie und Kunst, Braunschweig
1852, und der Stil in den technischen u. tektonischen Künsten, Frankf. 1860—63, 2. Aufl.
München 1878—79, 2 Bde. m. 22 T.; Ch. Blakc, grammaire des arts döcoratifs, Paris 1882;
Jak. Falke, Ästhetik des Kunstgewerbes, Stuttg. 1884; B. Buche a, die Kunst im Hand-
werk, 3. Aufl., Wien 1888, m. 26 Abb.; s. femer die zu § 189 angeführten Schriften.
219. Die einfachere Art der Verzierungen ist die reine Ornamentik,
welche in geometrischen Bildern oder in Figuren besteht, welche weiter
') Philostrat. im. 1, 28; kupfernes Hen- ') Vandalische Prachtwaffen: Gassiod.
kelgefäss aus der Grafschaft Essex, mit var. 5, 1.
einer Münze Hadrians. ^) Vgl. Plin. 32, 23.
') Bronzegef&BS aus Piquentum (Istrien) : ^) Z. B. in der Gegend von Namur, um
Jahrb. d. knnsthist. Samml. d. allerhöchsten das 2. Jahrh. unserer Zeitrechnung: B. ar-
Kaiserh. 1, 41 ff. Vgl auch Ztsch. f. chnstl. ch^ol. 1891 S. 87 ff.
Kunst 2, 133 f. i
Handbuch der Umb. Altertums wlMteuBchaft. VI. 1^
226 Klassische SünsiaroHäologie. L Denkmftlerkaiide.
keine Bedeutung haben, als dass sie eine glatte Fläche gefällig unter-
brechen oder ausfüllen sollen.
Litteratar: Über die Ornamente sind zahlreiche Schriften vorhanden, die jedoch
fast ohne Ausnahme auf die Praxis abzielen. Die allgemeinen Werke sind verzeichnet bei
Franz S. Meter, Handbuch der Ornamentik, 3. Aufl. Lpg. 1890 S. 8 ff.; Grundzüge:
WoBNUM, analjsis of omament, London 1866; Meyer a. 0.; Alois Hauser, Grundzüge der
omamentalen Formen und Stillehre, Wien 1888; Alois Rieol, Stilfragen. Grundlegungen
zu einer Geschichte der Ornamentik, Berlin 1893; allgemeine Bilderwerke: Owen
Jones, the grammar of omaments, London 1874 (auch deutsch, Lpg.)* f- 112 T.; Racinet,
Tomement polychrome, Pariso. J. f. lOOT.; Sammlungen antiker Ornamente: Antoniki,
manuale di vari omamenti componente la serie de' vasi ant., Rom 1821, 3 Bde. m. T.; Bkb-
TRAND, recueil d'omements et de decorations antiques, o. 0. u. J. m. 72 T.; F. Busslbr, Ver-
zierungen aus dem Altertum, Berlin 1806 ff., 21 H. m. T. (vgl. Aus Schinkels Nachlass 11.
Anh.); A. Uggeri, omamenti greci inediti, Rom 1820, m. 5 T.; Poppe, Sammlung von Orna-
menten und Fragmenten antiker Architektur, Skulptur u. s. w.; Zahn, Ornamente aller klass.
Kunstepochen, Berlin 1843, f. m. 50 T.; L. v. Elenze, die schönsten Überreste griechischer
Ornamente der Glyptik, Plastik und Malerei, 2. Aufl. München 1866, m. 24 T.; C. Steomann,
Ornamente griechischen und römischen Stiles, Stuttg. 1866, 37 T. f.; zur Theorie: L.
Hesselbacb, vergleich. Darstellung der antiken Ornamentik mit der des Mittelalters und
der neueren Zeit, Würzburg 1849, m. 9 T.
Von den aus blosser Laune entsprungenen Ornamenten hat eine
systematische Darstellung nicht zu reden; zu einer geregelten Verzierung
legt die Technik jedweder Art den Grund. An die im vorigen Abschnitte
gegebenen Andeutungen erinnernd, stellen wir hier die technischen
Ornamente kurz zusammen: in Flechtarbeit die geflochtene Borte (Flecht-
band, Geriemsel) und das Zickzackband; an Stickereien das stehende oder
liegende Kreuz, auch mit angesetzten Haken oder eingerahmt; in der
Weberei gemeinsam mit den beiden genannten Künsten alle Kombinationen
von geraden Linien, Quadraten (Schachbrettmuster), Rauten, Zickzack-
linien, desgleichen mit gerader Basis (Wolfszahnomament), treppenartig
ansteigende Linien, Zinnenreihe (Zahnschnitt), ferner die eckigen Formen
von Schlangenlinien, Spiralen und Meereswellen, woraus sich dann weiter
die verschiedenen von dem kleinasiatischen Flusse Mäander') benannten
Kombinationen entwickeln — in Thon Tupfen, Schnurornament und vielleicht
auch andere Flechtornamente — bei Drechselarbeit in Holz oder Bein, ähn-
lich wie bei der Drehscheibe, einfache und konzentrische Kreise, in Holz
Nägelreihen — bei Metall Nagelköpfe und Buckeln, sowie die Drahtspirale.
Litteratur: Semper hat den Einfluss der Webeomamente ausserordentlich hoch
geschätzt; vgl. auch de Ronchaud, Ra. n. s. 23, 309 ff.; F. Fischbach, Oramente der Gewebe,
London 1883, f., 160 kol. Tafeln mit englischem Text.
Diese Ornamente verbreiten sich schon sehr frühzeitig auf andere
Techniken, und zwar am leichtesten dann, wenn die ganze Arbeit in einem
anderen Stoffe nachgebildet wird, z. B. ein Metallgefass in Thon. So finden
sich z. B. die Nagelköpfe und Buckeln in Thon und an steinernen Thüren.
Das Zickzackflechtband, der Mäander und die Treppenlinie ^) erscheinen
an Thonvasen und Bronzen u. s. w. Hier kann bereits die historische
Forschung, freilich nur mit aller Vorsicht, einsetzen, indem eine solche
*) Mäander mit Zacken: Hartwig, Mei-
Bterschalen S. 575 m. A. Im Gebiete des
gleichnamigen Flusses weist er als Münz-
yeichen auf diesen hin (Imhoof, gricch. Mün-
zen S. 668). In der späteren Kaiserzeit tritt
der Mäander zurück, daher die ungenügende
Definition des Hesjchios.
*) Jahrb. 1, 90, 15.
Kap. TiL Die konstgewerbL Arbeiten nach Form n. Versiemng. (§ 219.) 227
Übertragung eines technischen Ornamentes häufig nur zu gewissen Zeiten
wirkliche Beliebtheit geniesst, während sie allerdings jederzeit vor-
kommen kann; z. B. tritt die Spirale ausserhalb der Metalltechnik in der
mykenischen Periode auffallig hervor. Besonders ist auf die Ornamente
zu achten, welche bei ihrer Übertragung eine Umbildung erfahren, weil
das technische Hindernis aufhört; so entsteht aus der Zickzacklinie die
Wellenlinie, aus einem Viereck mit Diagonalen ein Kreis mit Durchmessern
oder eine Sternblume. Allein auch bei jenen Ornamenten, welche von
der technischen Grundlage sich völlig entfernt haben, ist es geraten, mit
dem Urteil vorläufig abzuwarten. Jahrelang hat z. B. das Wellenomament
für ein Kennzeichen slavischen Geschirres gegolten, obgleich es auf der
ganzen Welt und in ältester Zeit (z. B. zu Hissarlyk) vorkommt. Eben-
sowenig geht es an, den geometrischen Stil den Indogermanen zuzu-
weisen. *)
Bedeutend geringeren Umfang haben die symmetrischen Orna-
mente, welche den umgebenden Linien parallel laufen. Den Leib eines
Gefässes umziehen Kreislinien, ein runder Schild wird durch konzentrische
Kreise gegliedert, eine viereckige Fläche zerfällt in eine Anzahl kleinerer
Vierecke. Überhaupt verstehen wir unter symmetrischen Ornamenten die
Gliederung einer grösseren Fläche.
Da beide Arten auf Linien beruhen und äusserlich geometrischen
Figuren gleichen, nennt man sie geometrische Ornamente; von einem
geometrischen Stil darf man nur sprechen, wenn beide Gattungen zu-
sammenwirken, was bereits eine entwickelte Zeichenkunst voraussetzt.
Litteratur: G. Gonestabilb, sovra due dischi in bronzo ant. ital. del rnnseo di
Peragia e sovra Tarte omamentale primitiva in Italia, Turin 1874, m. 9 T.; W. Jost, die
Entwicklungsphasen der geometrisch-omamentalen Uriypen im Vergleich mit der joggen
Yerzierungskonst der Bewohner d. Sfldseearchipels, Pr. ▼. Düsseldorf 1893 m. 3 T.
Während die linearen Ornamente streng genommen nur durch die
Belebung einer einförmigen Fläche verschönem, besteht der natürlichste
Schmuck jedes Dinges in Blumen und Pflanzen überhaupt. Wie mit den
lebenden Pflanzen bald dieses bald jenes geziert wurde, so wurde gerne
der leicht welkende Schmuck im Bilde festgehalten. Botanische Illustra-
tionen entsprächen weder dem Zwecke noch harmonierten sie mit den
geometrischen Ornamenten. Folglich erhielt jedes Pflanzengebilde eine
bestimmte leicht zu zeichnende Form, die sich in das Ornamentsystem
einordnen liess; diese stylisierten Pflanzen haben natürlich ihre Form
an einem bestimmten Orte und zu einer bestimmten Zeit erhalten, was
ihnen eine nicht geringe Wichtigkeit für die Kunstgeschichte gibt. Wo
Pflanzen und Blumen in Fülle die Arbeiten schmücken und selbst die ein-
fachen Ornamente überwuchern, wie in Ägypten, da muss das ganze Volk
blumenfreundlich sein. Eine solche Neigung führt zu Studien nach der
Natur oder zum Naturalismus, welcher in der Kaiserzeit namentlich
wahrnehmbar ist, aber nie über den Formalismus den Sieg erringt. Das
älteste Pflanzenomament ist vielleicht der senkrechte Strich mit zwei
Reihen schräg emporgerichteter Seitenstriche (Zweigornament), welchen
») CoKZB, Sitzungsber, der Wiener Akad. 1870 S. 505 ff. 1873 S. 221 ff.
15»
228
Elassisohe KuxiBtareliftologie. I. Denkmftlerkimde.
schon die metalllose Zeit kennt. ^) Zu einem umschliessenden Ornament-
band eignen sich die bei wirklichen Kränzen verwendeten Zweige von
Lorbeer, Ölbaum, Epheu und Weinstock, Die Kanken des letzteren
schlingen sich häufig um schwarzfigurige Vasen und sonst zwischen andere
Bilder hinein.*) Förmliche Gewinde und Guirlanden verbreiteten sich erst
in der Diadochenzeit, als die Kranzwinderei eine Kunst geworden, waren
indes schon den Ägyptern bekannt.^) Unter den Blumen hat jedes der
beiden ältesten Kulturvölker seine Wahl getroffen und durch Vermittlung
der Vorderasiaten den Europäern aufgedrängt. Die Ägypter stellten die
Lotosblume am höchsten, veränderten jedoch ihre natürlichen Formen*)
in sehr gewaltsamer Weise. Weitere Verbreitung fand die allbeliebte
Rose in der Form der Rosette, welche sie in Babylonien erhalten haben
mag. Bald erscheint sie in Reihen, bald ist sie wie hingestreut über leere
Plätze. Die Lilie, ebenfalls eine orientalische Blume, hat ausserhalb der
Baukunst keine Bedeutung. Ebenso gehört der in Italien und Griechen-
land heimische Akanthos (Bärenklau)*^) der Baukunst an. Die wichtige
Palmette dagegen tritt ihrem Ursprung nach zu den Symbolen.
Litteratar: Ant. Sedeb, die Pflanzen in Kunst u. Gewerbe; Schubert v. Soldbrn, d.
Stilisieren d. Pflanzen, Zürich 1888; W. H. Goodyear, the grammar of the Iotas, London 1891, f.
220. Von den Tieren stehen den Pflanzen die Meerwesen am
nächsten; aber obgleich die Kunstentwicklung an Meeresküsten erfolgte,
scheinen jene Motive nur unter religiösen Einflüssen benützt worden zu
sein; der mykenische Polyp wird wenigstens auf die sogenannte Aphro-
dite der Gegend zurückgeführt, ß) Die Pflanzenwelt mit den kleinen sie
belebenden Tieren in Beziehung zu setzen, wie es die ostasiatische Kunst
so meisterhaft versteht, gelang den Alten nicht. Unter die Guirlanden
der Kaiserzeit ducken sich wohl Vögel und Häschen; aber die Stilisierung
bleibt stets fühlbar. Ein griechischer Vasenmaler lässt z. B. eine Palmette
wie einen kleinen Strauch durch einen Hahn anpicken.^) Mit einer ge-
wissen Planmässigkeit werden überhaupt nur Teile von Tieren als Porm-
teile, jedoch nicht als Ornamente angewendet. Denn da die Sprachen den
Begriff Fuss, Kopf auf Geräte übertragen, so liegt es nahe, statt des ein-
fachen Fusses das Bein eines Löwen, Stieres oder einer Ziege, als Mündung
einen aufgesperrten Löwenkopf, als Vorsprung oder Verkleidung einer Niete
die Köpfe von Löwen, Stieren, Widdern, Pferden oder Eseln zu setzen.®)
Ganze ruhende Figuren können Lehnen tragen. Dieser Gebrauch von
Tieren als Geräteteilen hat grosse Verbreitung gewonnen, welche jedoch
nicht ganz gleichmässig ist. Namentlich fallt die Dürftigkeit der ägypti-
schen Tieromamentik im Vergleich zu der orientalischen auf. Schon
freier ist die Anbringung von Tierköpfen oder, genauer gesagt, aufragenden
Köpfen und Hälsen am Rande von Gefässen oder der Bedachung von
») Anthrop. Corresp. 1876 S. 74.
*) Vgl. Hermes 13, 366 f.
») Erman, Ägypten 1, 272.
*) Abgebüdet Am. J. 3, 276. 290. 291.
») Meybb a. 0. T. 21—23, Ranken T.
24-26.
•) TöMPEL, Philologu8 51,385ff.; ebenso
Eammmuscheln an einem pompejanischen
Bleigefässe : MB. 12, 46.
') Lau, griech. Vasen T. 4, 2.
^) Letztere, von Weinreben umrankt,
waren in den Speisesälen an den fnlcra
(Hygin. fab. 274 ; im Original in der Samm-
lung Hoffmann [S. 53]).
Kap. Vn. Die kunatgewerbl. Arbeiten nach Form tl Yerzierong. (§ 220). 229
Holzgeräten: Schlangen- und Greif enhälse eignen sich dazu natürlich am
besten. Die Beobachtung, dass Wasservögel gerne in langen Reihen zu
eins und eins sich bewegen, veranlasste die Ausfüllung von langen Streifen
durch eine Reihe von Gänsen oder wie man sie sonst nennen will, weil
die Art in den Vasen und Bronzewerken des geometrischen Stils sehr
oberflächlich bezeichnet wirdJ) Bald denkt man nicht weiter über die
naturgeschichtliche Berechtigung der Reihe nach und nimmt die Tiere
nach Belieben. Natürlich werden nicht in allen Stilen die gleichen Tiere
gewählt. Wir finden teils Hirsche, Rehe und Pferde, teils Löwen, Panther
und Wildschweine. Letztere Tierreihen bezeichnen hauptsächlich die zweite
orientalische Periode; damals wurde auch der Versuch gemacht, die Reihen
zu beleben, indem zwei Tierarten paarweise einander gegenüberstellt
oder in Kampfgruppen gebracht werden (ein Löwe reisst einen Stier oder
einen Hirsch nieder).*) In derselben Zeit kommt das Durchschnittsbild
des Fisches auf, das die Ägypter durch Vereinigung der Köpfe nicht übel
kombinieren. 8) Der Delphin machte sich bei den Schiffahrt treibenden
Völkern so beliebt, dass er auch in die Ornamentik Eingang fand.*)
Früher dagegen hatte man gewöhnliche Fische bevorzugt.*) Indem wir
andere Motive zu den Apotropaia verweisen, erwähnen . wir schliesslich
noch die in Ornamente übergehenden Vögel und Delphine pompejanischer
Dekoration.«)
Litteratar: Schubert v. Soldebn, das StUisieren der Tier- u. Menschenformen, Lpg.
(1892) m. 146 Abb.; M. Höbnes, die ornamentale Verwendung der Tiergestalt in der prä-
historischen Kunst, Mitt. d. anthrop. Ges. in Wien XX (1892).
Von der menschlichen Gestalt ist zumeist der Kopf in der Art
der Tierköpfe verwendet, und zwar gewöhnlich weibliche Köpfe, resp.
Masken.') Der volle runde Kopf kommt viel seltener vor, z. B. am ägyp-
tischen Sistrum nach dem Zeugnis der Hieroglyphe. Die volle menschliche
Gestalt in plastischer Erscheinung zum Ornament herabzuwürdigen, wider-
strebte dem Gefühle; nur gefangene Feinde Hess schon der Ägypter ewigen
Trägerdienst leisten.®) Leichter kann die Menschengestalt in die Orna-
mentik eingeordnet werden, wenn sie sich mit tierischen Elementen ver-
mischt (Pane, Silene, Typhone u. dgl.) oder indem ihre Extremitäten in
Ranken übergehen^') oder auch die Köpfe mit Laubwerk überzogen
werden.*®)
Litteratnr: s. § 220; über das Rangverhältnis von menschlichen Figuren, Tieren
und geomeladschen Gebilden s. Kbokeb, Jahrb. 1886 S. 95 ff.
*) Der Gänsemarsch erscheint in christ-
lichen Bildwerken wieder, vgl. Mabtiony,
dict. des ant. p. 70.
*) UsENBB, de Iliadis carmine quodaro
Phocaico, Bonn 1875 (Festschr. d. Univ.).
*) WiLKnrsoir, manners II 42 = Erman,
Ägypten 2, 563.
0 Anf Grabsteinen: Ath. Mitt. 14, 193;
Vasenbild: A. 1880 T. N; vgl. Biedermann,
der D. in der dichterischen u. bild. Phan-
tasie der Griechen u. Römer, Halle 1881.
*) AZ. 1881 S. 228; bei den Ägyptern
öfter an Schalen, Löffeln und Büchsen.
•) MB. 12, 55.
') Masken von „Jungfrauen* an Bechern:
Alexis bei Athen. 11. 482a (11 328K.). Vgl.
auch FüBTWiNGLER, Bronzefundc 1879 S. 70 f.
8) An Tischplatte : Wilkinson, manners
I 417; zwei an einer goldenen Schale : ders.
II 6.
*) Angeblich zuerst von Didymaion zu
Milet (Tbxiee, Asie mineure II 181), sehr
häufig seit der alexandrinischen Zeit (s.
Bbnndobe und Schöne, Lateran 59 S. 40 f.;
AZ. 34, 104), z. B. in den kampanischen
Städten.
»0) MB. 13, 27, 1.
230
Klassische KiixiBiarchftologie. I. Denkmälerknnde.
221. Die Weiterbildung der omamentalen Figur zur Darstellung einer
Handlung in Malerei, Gravierung oder Relief können wir hier nicht ver-
folgen; dagegen gehört in eine Darstellung der Ornamentik noch das
Grenzgebiet der Einzelfiguren, welche Zweck und Bedeutung haben. Der
Bequemlichkeit halber mag man sie symbolische Zeichen und Figuren
nennen. Richtiger jedoch ist der griechische Name Apotropaia; denn,
wie inmier sie geartet sind, sie sollen jedes sie erblickende Wesen bösen
Willens abwehren imd in die Flucht treiben. Sie zerfallen aber wieder
in profane Schreckbilder und in religiöse Symbole. Zu den ersteren mag
man Löwen, Panther, Stiere, ^ Widder und Schlangen rechnen; diese Be-
deutung ist recht deutlich, wenn z. B. Schlangen einen Helm*) oder Schild*)
zieren oder wenn Löwen ein Thor zu beiden Seiten behüten, wie das von
Mykene oder das eines phrygischen Grabes. Das Motiv des Doppel-
schutzes konmit noch in später Zeit omamental vor.^) Als Aufsatz eines
Grabmales ist der Löwe öfter bezeugt^) und erhalten,*) oder es kauern
an den vier Enden der Sarkophagdeckel kleine Löwen. ^) Im ganzen
schützen jedoch häufiger übernatürliche Wesen gegen böse Geister; der
Orient hat hier einen reichen Vorrat von Schreckbildem geliefert. Mit
dem Löwen sind die menschenköpfige Sphinx und der adlerköpfige geflügelte
Greif verwandt. Über die ursprüngliche Beziehung der ersteren zum
ägyptischen König an anderer Stelle! Jedenfalls schrieben ihr während
der zweiten orientalischen Periode die Ägypter schützende Kraft zu.®)
An Thronen bleibt sie zwar der älteren Idee treu, sonst aber muss man
sie ebenfalls zu den Apotropaia rechnen, wenn sie z. B. Grabkammern, ^)
Sarkophage*®) oder Grabsteine *0 behütet. Der babylonische Greif**) ver-
dankt seine grössere Verbreitung dem Umstände, dass er durch eine alte
Dichtung den Hellenen vertraut und später dem Gotte Apollo als dem
Schützer der ihm benachbarten Hyperboreer zugeteilt wurde. Es genügt
hier, auf die wichtigsten Arten seiner Verwendung aufmerksam zu machen.
Er ist an Helmen oft zu sehen,* 3) dann an Sarkophagen und Urnen, an
Gefässen und Geräten aller Art; hier werden Körperteile desselben, wie
des Löwen, in den Gegenstand selbst eingegliedert, z. B. Greifenklauen als
Füsse eines Dreifusses.**) Der Greif ziert Tempeldächer * 5) und Tempel-
*) 0. Jahn. Ber. d. sächs. Ges. 1885 S. 58
A. 116; Bekndobf, Reisen im südwestl. Klein-
asien 1, 18. 52; an Kohlenbecken: Jahrbach
1890 S. 131 f.; Stier bei dem bösen Auge :
Mosaik B. com. 1890 S. 24.
'^) Auf Melos: Ross, Inselreisen 3, 18.
>) Aigis nach Abbildungen.
*) Vase zwischen zwei abgewendeten
Löwen: an einem Reliefstein von Salzburg,
abgeb. Mitt. d. Centralkomm. N. F. 18, 59.
^) Wbloksb, alte Denkm. 5, 71 £f.
^) Z. B. in Milet aus dem 7. Jahrh.
(RöHL, inscr. ant. 483), Kerkyra u. ö.; auf
einer Aschennme liegend : Conkstabile, mon.
di Perugia T. 76, 2.
') Z. B. in Golgoi und oft in Etrurien
(besonders Chiusi); vgl. Useneb, de carmine
quodam Phocaico p. 15, 1.
^) Inschrift aus der 26. Dynastie: Wibde-
MAKif, Herodots 2. Buch S. 599.
") Ein Paar aus Chiusi, Denios, cities
II' 818; eine kolossale in Hochrelief an
einem Felsengrab in Norchia (A. 1832 p. 295.
1833 p. 29).
»0) Z. B. Visconti, M. Pioclem. 5, 22 =
Ovbbbeck, Gallerie T. 29, 1.
^ *) le Bas, mon. fig. T. 78 ; Pebvanogltj,
die Qrabsteine der alten Griechen S. 80 ff.
Über die Sphinx vgl. K. Böttichbb, Ber. d.
sächs. Ges. 1854 S. 53 ff.
'^) FuBTWANOLEB, Greif, in Roschers
Lexikon I. Sp. 1742 ff.
*') Helm des Perseus und der Athene
(z. B. auf Münzen von Velia).
*•) Von Fröjus: Spon, misc. p. 118.
^^) InAigina(Münchn.GlyptoÜiekNr.71).
Kap. Vn. Die kanBtgewerbL Arbeiten naoh Form u. Versienmg. (§ 221.) 231
brunnen. *) Selbst ganze Städte (Tics, Abdera, Pantikapaion) scheinen sich
ihn zum Wappenzeichen genommen zu haben. Die Eaiserzeit oder viel-
leicht bereits die alexandrinische hat augenscheinlich an der äusseren Oe-
stalt des Greifen Gefallen gefunden und ihn häufig in Friese oder andere
figurenreiche Räume mit anderen Figuren oder Ornamenten zusammen
gesetzt; z.B. kämpfen die Greife mit Arimaspen*) oder mit Herakles,^)
sie packen Schlangen,*) oder zerreissen Hirsche. 5) Zwei Greife stehen zu
beiden Seiten eines Gefässes, von dessen überquellendem Wasser sie auch
wohl trinken.*) Bei den Griechen war das Gorgoneion durch die Athena-
legende volkstümlicher.'') Es wird in Gewänder eingewoben®) und ziert
Knöpfe,^) so dass auch andere als Athena es auf der Brust tragen können. ^^)
Die alte Baukunst hat gerne Akroterien daraus gemacht. Zu dem ge-
hörnten Mannskopf, welchen schon die alten Chaldäer verwendeten
und die Etrusker an Zierschilden von Tarquinii anbrachten, fehlt uns der
Name. Ägypten hat seinen Gott Bes (Be8a)^0 (als Apotropaion z. B. an
einem Gefass) ^^), an welchen sich die griechischen Silene anschliessen.
Diese dienen öfter Gefasse zu tragen i*) und verrichten ähnliche Arbeit an
Hyposkenion uod Marmorstühlen des athenischen Theaters. Die spätere
Kunst liebt die Typhone und Tri tone, deren Schlangen- oder Fischleib
schön geschwungene Linien bietet; ^^) wenn weibliche Tritone eingeführt
werden, ist es ein Zeichen, dass der Gedanken an ein Apotropaion schon
ganz ferne liegt, und so ist es allen diesen Schreckbildem ergangen. <^)
Mit der Aufklärung sanken sie zu blossen Ornamenten herab, z. B. wird
auch der Pegasos ein blosser Lückenfüller. ^*^)
Litteratur: Goblbt d'Alyieba, la migration des symboles, Paris 1891; Barr Ferree,
the element of terror in primitive art, American antiquarian New- York 1889 Nov.; Nereiden
u. Tritone: Liohtwark, Jahrb. d. preuss. Ennsta. 5, 86.
Andere Zeichen erinnern an göttliche Wesen und gewährleisten dadurch
deren Schutz. Aus Ägypten stammen die Augen, welche auf Osiris Bezug
haben und bei den Griechen und Etruskem besonders im 6. Jahrhunderte Ge-
fasse und Schiffe schützen. ^") Aus dem heiligen Baume der Babylonier, welcher
*) WiKCKBiMASir, mon. in. 5 = DAK. II > ^) S. Roscher's Lexikon I Sp. 2880 fif.
^*) Perrot I 548.
»«) M. IX T. 15 (Tomba deU' Orco); M.
Pioclem . 7, 4.
>^) Die Typhone sind vielleicht von
Antiochien aus (vgl. Strab. 16, 2, 7) popula-
risiert worden; über Tritone vgl. Gerhard,
ant. Bildwerke T. 8 u. Prodromus 1, 139 f.
18, 197.
') Am Stahl des Dionysospriesters im
athenischen Theater: Ra. 1862 II T. 20; in
Etmrien: Dennis IP 174.
s) Spätetmakische Vase B. 1867 p. 134;
am Panzer einer Eaiserstatne in der Villa
Albani: ZoSga, bassoril. T. 109.
«) An einem Sarkophag der Villa Pan- ' 144 A. 5. 6. 39; als Aufsatz MB. 13,44.
ffli: Stbphani, CR. 1863 S. 277 ff. I ») Weibliche Tritone: M. Flor. 2, 46;
^) Silbergefäss in Wien: Arneth. Gold
n. Silbergefftsse T. 8.
®) Elfenbeintafel aas dem 6./ 7. Jahrb.,
abgeb. in den Mitt. d. Centralcomm. 1889,
T. zu S. 181.
M. 1, 18 A; nag&eyoi TQlxtavoq Philostr. 2,
18; Snhinxe mit den Flügeln in Ranken
tibergenend, häufig an Kandelabern, vgl. M.
Pioclem. VII 37. 39. 40 ; Dütschkb, Bildw. IV
S. 58.
') Roschers Lexikon I Sp. 1712. i ^^) Micali, mon. ined. T. 28; Gerhard,
8) Eurip. Ion 1421. _ I Trinkschalen T. 13, 1 u. ö.
*') E. Lef^bvre, le mythe osirien I. les
yeux d'Horus, Paris 1874; A. 57, 144; das
Schiffsauge hat sich noch in China und Nord-
westamerika erhalten; Schildzeichen: In-
GHiRAXi, pitture 2, 164.
') Fttrtwangler , Samml. Sabouroff T.
145; CR. 1865 T. III 6. 7. 29; Ant.duBosph.
T. 21 ; abgebildet an einem eleusinischen
Torso in Cambridge (DAK. II 92).
*^) In den Metopen von Phigaleia ; eine
albanische Karyatide.
232
ElaBBische Kunstarch&ologie. I. Denkmftlerkande.
in zahllosen religiösen Bildern derselben erscheint, entwickelt sich die so-
genannte Palmette, zunächst ein Strauch, welcher an allen Zweigen oder
nur dem mittleren Blüten hatJ) Die westlichen Nachbarländer bilden
dieses Pflanzenbild omamental aus, indem sie die zwei äusseren Stengel
zu Voluten stilisieren.*) Später entsteht daraus die griechische Palmette,
welche an Vasen und in der Architektur ihre üppigste Entfaltung findet.*)
Von Babylon geht auch die Verehrung der Sterne aus; aber wie die Ge-
stalt dieser Leuchtkörper wiedergeben?) Häufig setzt man ihr Bild aus
sechs oder vier Kreisabschnitten zusammen.'^) Die Sternblume gehört wohl
auch hieher; der griechische Name oigavtaxog scheint an den Ursprung zu
erinnern. Der durch zwei Durchmesser in vier Teile zerlegte Kreis dürfte
ebenfalls einen Stern bedeutet haben.^) Die Sonne wird hin und wieder
wie ein Rad gebildet;^) häufiger zeigen sie Urnen Germaniens als rote
Scheibe, welche schwarzbraune Strahlen oder Punkte im Kreise umgeben,')
ähnlich ohne Farbe zahlreiche Bronzearbeiten.*) In den Mittelpunkt dieser
Sonnenscheibe setzten Urnen von Zaborowo das Triquetrum,®) dessen
reinste Form ein Ring ist, an welchem drei Krallen haften. Dieses Sym-
bol dürfte sich auf die scheinbare Bewegung der Sonne beziehen, ^^') denn
es besteht eigentlich aus den Innenteilen eines altertümlichen Rades. ^*)
Bei den Hellenen geht es durch eine ringlose Mittelform**) in ein dreifaches
Bein über, welches in Vasenbildem öfters Schilde schmückt") und TQiaxeXtg
heisst. Im Orient dagegen behält das Triquetrum seinen religiösen Charakter
bei, bekomnmit aber leichter zu zeichnende Formen ( f[ | ^r^ ). Diese
haben sich von Vorderasien *^) bis nach Baktra *^) verbreitet und tragen
bei den späteren Persem den Namen mahru. Viel häufiger begegnet uns
M An babylonischen Cylindern.
') In Fhönizien : Marmorrelief von Ära-
dos M. Nap. III T. 18, 3. 4; Kapitell von
Golgoi das. T. 33, 4; Silberschalen von Cjpem;
rhodische Vasen: Salzhanv, Camiros T. 33
u. ö.; Brustschild aus dem Grab Regulini-
Galassi u. a.
') Z. B. schräge Palmettenpaare mit Li-
nien in Voluten verbunden, häufig an Era-
teren von Bologna, z. B. Lau, die griechischen
Vasen T. 31, 1.
*) Sechs: Fussbodenfragmente aus Nini-
veh im Louvre; assyrische Bronzeschalen:
Latard, second series T. 61. 62; vier : Schlie-
HAKN, Mykene S. 330; oft in den germani-
schen Reichen.
^) Oft an Urnen; auf melischen Thon-
gefässen: Gonze, mel. Thongef. T. 2; vergl.
Stbphani, CR. 1864 p. 234 ff.; Gerhard, AV.
3, 199; M. 8, 44. Die Peripherie punktiert
in makedonischen Prägungen z. B. Imhoof-
Blumeb, griech. Mfinzen T. 1, 9.
«) Münchner Vase 126.
') Haupt, Schlesische Vorzeit II H. 4.
^) Dänisches Messer: WoRSAAE, oldsager
1853 Fig. 75.
') Auf Mfinzen der Lykier (z. B. Hera-
kleia: Fbllows, account T. 34, 8) und des
Agathokles (abgeb. Brit. Mus. Sicily 191 n.
192), femer von Arpi in Apulien; über einer
Weihinschrift in Kilikien: Jhst. 12, 226.
'0) Nach ViRCHOw, Anthr. Vers. 1875
S. 44; das doppelte Triquetrum Schildzeichen
des Zeus: Jkp. agx- 1886 S. 121.
^^) Beizeichen einer korinthischen Münze
350—38, abgeb. Brit. M. Sicily T. 11, 5.
^') An einem Stein mit griechischer In-
schrift in Gilicia Tracheia: Jhst. 12, 226.
") Oft auf schwarzfigurigen (Göttlino,
comm. de crure albo in clipeis vasorum
Graecorum, Jena 1855), seltener an rotfigu-
rigen (El. c^r. I 9 und Jhst. 12, 340 m. Abb.);
dabei geflügelt, auf Münzen von Syrakus:
DB LuYNES, ^t. numism. p. 84; Dioskor. Anth.
Pal. 6, 126 XQUfaoTg tov xa^vv aydQtt noaiv,
^*) Auf Münzen von Selge, Kilikien,
Lykien (Fellows a. 0. p. 14), Palmyra
(MoRDTMANN, Sitzungsbor. der bayer. Ak.
1875, Suppl. S. 74 Nr. 12); in Kilikien Jhst.
12, 232.
^^) Lekormant, num. des rois grecs
78, 12.
Kap. Vn. Die knnBtgewerbl. Arbeiten nach Form u. Yersiemiig. (§ 221.) 233
das Henkelkreuz {croix ansfe)^ Hakenkreuz, Swastika (altindisch „Wohl-
ergehen''), croix gammle (crux gammata), Gammadion, Onostikerkreuz,
Fylfot (dänisch), in der regelmässigsten Form ein Kreuz, an dessen vier
Ende parallele Striche angesetzt sind ( p4-' , seltener Mn j, aber auch
mit schiefem Querstrich. >) Dass dieses einen Stern bedeute, ist allerdings
erst aus den Erippendarstellungen der Katakomben zu belegen ; ^) aber für
seine religiöse Bedeutung und Verwendung spricht sowohl der indische
Brauch ä) als die in Ägypten und anderwärts erfolgte Gleichsetzung mit
dem christlichen Kreuze.^) Auf Island ist das Henkelkreuz ein Zauber-
zeichen geblieben.^) Das Hakenkreuz ist das älteste internationale Symbol,
da es bereits zu Hissarlyk und in Höhlen Frankreichs begegnet; dann
ziert es viele Produkte der zweiten orientalischen Periode.*) Münzen be-
weisen seine Verbreitung bis Baktra') und die Fortdauer in der Kaiser-
zeit,®) wo Inschriftensteine dasselbe Zeichen tragen.^) An Gewändern *^)
dagegen könnte es ein technisches Ornament (S. 226) sein. Die Form des
Hakenkreuzes wird durch Abrundung der Ecken kursiver (Krallen- oder
Spiralkreuz, croix patt^e)»') oder voller gestaltet durch Punkte i*) oder
mäanderartige Ansätze. 1^) Von einem „vorchristlichen Kreuz** zusprechen,
ist unhistorisch.
Litteratar: L. Müller, Religiöse symboler af Stjerne-, Eors- og Cirkelform hos 01-
tidens Eulturfolk, Eong. Danske Videnskabemes Selskabets skrifter phil. bist. Gl. 5. S.
Bd. 3 (1864); ders., Hermes-Stavens-Oprindelse 1865; ders., UndersGgelse af et gammelt
?er8i8k Symbol, 1865; Gabr. db Mobtillbt, le signe de la croix avant le ChristiaDisme,
^aris 1866,- Vibchow, Verb, der BerL Ges. f. Anthrop. 1871 S. 27 flf.; J. B. Wabino, ceramic
art in remote ages, w. essays on the Symbols of the circle, the cross and circle, the fylfot
and the serpent, London 1874 f. m. 55 T.; Edw. Thomas, the indian Swastica a. its western
connterparts, London 1880 (vgl. Schliemann, llios S. 397); Rochholz, Verb. d. Berl. Ges.
1889 S. 663 ff. (Swastika in der Schweiz); Zmiobodzki, Archiv f. Anthr. 19, 173 ff. m. T.4— 7
(Swastika). Eigentliche Naturerscheinungen z. B. der Blitz (Schwabtz, Festschrift d. natur-
wiss. Vereins d. Provinz Posen 1887 S. 227 ff.) dürften kaum nachzuweisen sein.
Das Christentum, welches diese Symbole nicht verpönte, weil ihr
Ursprung bereits vergessen war, setzte das Kreuz an den Ehrenplatz
der Ornamentik; ^^) in älterer Zeit wurde allerdings das Monogramm
') Auf Mflnzen von Gaza, z. B. bei Im- I ^) Mittelitalische uncia: abg. Brit. Mus.
BOOF-BiTTinai, griech. Mflnzen T. 14,21. | Italy p. 59; Mflnzen von M. Antonius und
*) P. Onnx) Woipp, der Tempel von
Jerusalem S. 48 ff.; H. Swoboda, Litt. Rund-
schan 1892 Sp, 183. Schon von Wibsblrb,
Ztsch. f. Ost Gvmn. 1864 S. 768 angenommen.
') An vielen buddhistischen Inschriften;
Schutz der Schiffe nach dem RAmftyana.
*) Lbtronüb, A. 15, 115 ff. m. T. G.;
Bcrist. 6,88 ff.; Gabbucci, storia 1, 155 ff.;
Kbaus, Realencykl. 2, 224 ff.
») Gegenwart 1878 Nr. 20 S. 310.
*) Z. B. in Gypem : Cesnola-Stbbn T. 92
S. 364 f., und häufig in Tharros.
') Lenoehakt, num. des rois grecs T. 77,
14; mit Punkten zwischen den Schenkeln,
auf Mflnze ven Medeon (?): Ikhoof, griech.
Mflnzen S. 553 T. 2, 26.
Octävia (CoHEK [ p. 37), Hadrian (Cohen
Nr. 626. 1088. 1141), Clodius Macer (Nr. 8).
") Z. B. aus Torda in Ungarn: Eph.
epigr. IV p. 62 Nr. 136.
^®) Hetdemann, Vasensamml. v. Neapel
1988. 2856-7. 2905.
*^) Z. B. an einem Diskos: Tischbein,
Vasen 4, 38.
*') Auf mykenischen Vasen (FubtwXngler
T. 4, 18), häufig auf rhodischen ; wiederholt
an archaischen Vasen, M. Greg. Nr. 4 u.
Jahrb. 4, 225; reihenweise an einem Gewand,
arch. Vase der Samml. Sabouroff T. 48.
IS) Teller aus Kamiros, abg. AZ. 30, 38.
»*) In Gold Hieron. ep. II 15; Prudent.
u. A.; Funde zu Karthago mit Formen,
234
Klasaioohe Kimstarchftologie. I. Denkmälerkunde,
Christi ( ^r' j in der Architektur lieber verwendet. *) Beide grenzt häufig
ein Kreis von ihrer profanen Umgebung ab. In Ägypten variierte man
mit dem alten Henkelkreuz (Nilschltissel).*) Die Byzantiner webten in
Seide gleicharmige Kreuze ein, die sie ab und zu in zwei rechte Winkel — l—
zerlegten. Daran schliesst sich das Gammaquadrat j | , welches auf das
tszqayQaiiixaxov {ßsiq) anspielt. Der achtlinige Stern*) und das ASi^)
stammen aus der Apokalypse.
222. Inschriften werden, je mehr die Schriftzeichen Figuren oder
Ornamenten gleichen, um so lieber zur Dekoration herangezogen, also zu-
meist Hieroglyphen, welche in der 12., 18. und 19. Dynastie ganze Wände
gleich einem bunten Teppich überziehen, und dann die Keilschrift; beide
bedecken oft wesentliche Teile von Menschenfiguren. In der älteren grie-
chischen Kunst zeigt die Anordnung der Inschriften oft eine Absicht, mit
ihnen das Bild zu verschönern,'^) welche so weit geht, dass oft Buchstaben
ohne Sinn an einander gereiht werden. <5) Für den Gebrauch des einfachen
Alphabetes gibt es mehrere Beispiele. Der dekorative Charakter wird
sichtlich verstärkt durch augenfällige kunstreiche Anordnung,^) z. B. in
Guirlanden (wie an altgriechischen Vasen) oder in senkrechten Buchstaben-
kolonnen {pToixTjSov)^ durch lebhafte, selbst bunte Kolorierung der ein-
gegrabenen Zeichen®) oder starke Schattenwirkung. ^) Symbolische Orna-
mentik jedoch ist nur bei den ideogrammatischen Hieroglyphen, welche
ein ganzes Wort bedeuten, möglich. ^<>)
Zur Ornamentik gehört endlich, wenn auch nicht unumgänglich, so
doch regelrecht die farbige Ausführung. Das Ornament bedarf eigent-
lich nur einer von der des Ganzen abweichenden Farbe, welche mit der
natürlichen der Pflanzen, Tiere und Menschen nicht übereinzustimmen
braucht. Wendet man mehrere Farben an, so entsteht die Gefahr, dass
das Auge des Betrachters verwirrt, mithin unangenehm berührt wird. Da-
rum muss eine Farbe die Grundfarbe werden, welche die übrigen ausein-
abgeb. Gosmos n. s. 14 Nr. 248 = Rachr.
n. 8. 8, 129 f.; vgl. J. Stockbaver, Kunstge-
schichte des Kreuzes, Schaff hausen 1870.
^) AafjinttXfjg, «^/cf/oAoyta trjg (Aoyijg
Jafpylov p. 84 ff. m. Abb.
«) Carl Schmidt, Gott. Gel. Anz. 1893
S. 804 ff.
») Aafjtnaxfjg a. 0. p. 85. 139 ; vgl.
Apocal. 1, 16. 22, 16; £useb. evang. dem. 9
p. 655.
*) AafjLndxriq a. O. p. 84 ff.
^) Auf den ältesten schwarzfigurigen
Vasen; Scarabaeus: AZ. 41 T. 16, 19; Stele
von Sigeion: Röhl, Inscr. Gr. ant. 492 und
LöscHCKE, Ath. Mitt. 4, 279f.
^) Von gleicher Hand ähnlicher Art:
Jahrb. 8,97 A. 11; Hartwig, Meisterschalen
S. 443.
') Im Grabe des Ch&beusokar aus dem
alten Reich: Maribtte, les Mastabas p. 74 ff.
**) Grün: in einer Pyramide der 6. Dy-
nastie, Monatsber. d. preuss. Ak. 1881 S. 326;
grün und rot: kyprische Inschrift, Berl.
phil. Wochenschr. 1887 Sp. 379; rot und blau,
nach den Zeilen wechselnd: '^^/. ^bXxIov
1888 S. 117; bunt: schon in einigen Gräbern
des alten Reiches.
*) Hieroglyphen haben unter der 20. Dy-
nastie einen übermässig vertieften Rand:
Lepsius, Verzeichnis S. 18.
^^) Z. B. Perrot, bist. I 552 (zwischen
Pflanzenbündel Auge und Korb = uza neb,
alles Heil) ; vgl. Ed. Meter, Gesch. des alten
Ägyptens S. 121.
Sap. Tu. Die kmuitgewerbl. Arbeiten naoh Form u. Verzierang. (§ 222—224.) 235
anderhält. Diese geschmackvolle Anordnung lässt sich schon unter den
Ramessiden beobachten. ^
Da die Ornamente auf geometrischer Grundlage erwachsen sind, unter-
liegt auch ihre Komposition geometrischen Gesetzen. An manchen Orten
heben sie in Randleisten, Friesen und Borden die Grenzen hervor;
meistens aber erfüllen sie den eingeschlossenen Raum. Hier lassen sich
drei Prinzipien erkennen: Es wird ein Feld umrahmt und durch Figuren-
schmuck hervorgehoben (wie an vielen Vasen)*) oder die ganze Fläche
wird in Felder zerlegt. Dies führt die Webe- und Stickkunst in den
Teppichen am konsequentesten durch; ebenso reihen wir hier die Beispiele
des S. 227 erwähnten geometrischen Stiles ein, wobei auch neben Figuren
der Grundcharakter durch mehrfache Parallellinien betont wird. Endlich
lässt sich der Grundsatz erkennen, den ganzen Raum so vollständig als
möglich auszufüllen und keinen Fleck leer zu lassen. Diesem Geschmacke
scheinen die Babylonier seit alten Zeiten gehuldigt zu haben; am meisten
findet man ihn in der zweiten orientalischen Periode verbreitet, bei welcher
er auch weiter zu erörtern ist; damals mussten sogar Tiere, und zwar
nicht bloss fliegende Vögel, sondern z. B. Schlangen zur Füllung des
Raimies herhalten. Wenn ein rundes Feld geringen Umfangs mit dem
Bilde eines lebenden Wesens ausgefüllt werden sollte, bevorzugten die
Zeichner seit uralter Zeit besondere geeignete Stellungen, z. B. ein Thier,
das umblickt oder das um ein Geschoss sich windet,^) laufende oder flie-
gende, knieende oder sich beugende Gestalten.^)
223. Wenn wir nun auf die Formen selbst eingehen, so kann hier
keine historische Entwicklung der einzelnen gegeben werden ; dazu ist die
Erforschung noch zu sehr im Rückstande. Aber die Grundzüge festzu-
stellen und dadurch jene zu lenken, wollen wir doch anstreben.
Da die Form, wenn auch durch den Stoflf, immerhin zunächst durch
die Anforderungen des Gebrauches bedingt wird, muss hier auch von
diesem ausgegangen werden. Wie der Mensch sich trägt und häuslich
einrichtet, das umschliesst alles, was die Industrie für den Massenabsatz
herstellt.
224. Weil das Leben, zum Glücke für die Kunst, nicht den Geboten
der reinen Vernunft folgt, gehört die kunstmässige Behandlung des nackten
Körpers geschichtlich vor die entwickelte Kleidung. Einfache Färbung
(teils weiss, teils rot) erscheint bei den Äthiopen,*) muss jedoch früher
viel verbreiteter gewesen sein, da in der Krim rotgefärbte Skelette ge-
funden wurden, ebenso wie die rotgefärbten Schädel von Anagni und Brunn«)
ein Seitenstück zu dem rotangestrichenen Gesichte des kapitolinischen
Jupiter sind.^) Die plastische Umformung des Kopfes ist nim eben-
') Ägyptische Panzer: Rosblliiii TIT. 121,
17; WiLiUKBOir, manners I p. 221, 53 a.
') Über die ältesten Beispiele s. Gonzb,
Sitznngsber. d. Wiener Akad. 64, 518; Schitsi-
DKB, Jahrb. 4, 197 f.; Ath. Miti 6, 3.
') Schon oft auf Inselsteinen ; vgl. im
aUgemeinen Milchhöfbb, Anfänge S. 177.
*) Rom. Mitt. 3, 61 ff.
») Herod. 7,69; Plin. 33, 112.
^) Anthrop. Korresp. 1892, 38; im dilu-
vialen Löss bei Predmost (Mähren) kamen
rote Mammutknochen vor.
') Plin. a. 0.; vgl. Plat. quaest. Rom. 98.
Athena Skiras wurde weiss gefärbt (Schol.
Ar. Vesp. 961).
236 ElasBiache Knnatarchttolegie, L Denkmälerknnde.
falls an verschiedenen Orten Europas nachgewiesen, i) Ausserdem erwähnen
die Alten die blaue Tättowierung der Thrakerinen.*) In Ostligurien fand
man Thonstempel mit einem Topf Ockerfarbe, welche den Zweck der in-
dianischen pintaderas (wie die Spanier sagten) gehabt zu haben scheinen;
bemalt dürften auch die alten Einwohner Brittanniens gewesen sein.')
Die Kleidung ist von jeher der wechselnden Mode unterworfen ge-
wesen, weshalb wir von den Gewandformen im Zusammenhange mit der
Kunstgeschichte handeln werden, über die kunstvolle Ausführung der
Kleider (Weberei, Stickerei und Walkerei) ist bereits (§ 192) gesprochen.
Als selbständige Zuthaten kommen dazu die angenähten Fransen und
Borten und die aufgenähten metallenen Zierate, z. B. Goldplättchen (wie
in Palästina, Etrurien und Südrussland),*) Bronzespiralen, s) und kunstvoll
gefasste Münzen ß) oder Edelsteine;^) in der Kaiserzeit bevorzugte man
die Cameen. Die eingehendste Schilderung eines solchen Prunkgewandes,
wie sie nur zu Festen angelegt wurden, gibt der Pentateuch bei Gelegen-
heit der Vorschriften über den Hohenpriester. Auch die Kopfbedeckun-
gen haben ihre Modeformen; hier hat nur der Orient mit seinen hohen
Hauben \tutuliis, Tiara, phrygische Mütze) etwas ansehnliches erzielt.^)
Bei den Schuhen^) ist die orientalische Schnabelform historisch bedeutend.
Sonst kommt das Färben des Leders (z. B. mit Purpur) und Metallschmuck,
wie die lunula der römischen Senatoren, in Betracht. ^*^)
Den einfachsten und doch schönsten Schmuck des Körpers gaben
die Blumen ab, mit denen der Mensch sich selbst und seine anthro-
pomorphon Götter schmückte.^*) Nachdem einmal das Anfangsstadium, wo
man allerlei glänzende und seltsame Stücke sich anhängte (S. 192), vor-
über war und die Goldarbeit vorherrschte, lieferten die Blumen und Pflanzen
die beliebtesten Vorbilder für Schmucksachen.^')
Litteratur: Über griechische Juwelen B. 1830, 91 S.; M. ed A. 1854 S. 94; Ant.
Denkm. 1, 12; AZ. 1884 T. 10; Guhl-Enoelmann, Leben der Griechen S. 309 ff.; Südruss-
land: EoNDAKOF, antiquit^s S. 57 ff. 233 ff. 305 ff.; Kaukasien: ders. S. 456 ff.; Etrurien: vgl.
das Mus. Gregor. (S. 43); farbiges Titelbild zu Martha, l'art ^trusque; Gnathia: B. Nap. 3,
129 ff. Ein voller Schmuckkaaten wurde in Lyon gefunden: Comabmokd, descr. d'un 4crin
d'une dame rom., Lyon 1841. Bedeutende Sammlungen befinden sich in Gizeh (S. 79),
*) NiEDKBLB, die neuentdeckten Gräber
y. Podbaba, Mitt. d. antbrop. Ges. in Wien
Bd. 22 u. separat Wien 1892.
^) Abgebildet in den ägyptischen Bil-
dern der „Sarden* (Max Müller, Asien u.
Europa S. 384) u. ö.
*) Der Name der Britten* wird von
altir. britf kambr. hreith (variegattis) abge-
leitet, wozu Picti stimmt.
*) Blühkeb 1, 211; in der Kaiserzeit
Götterbüsten in Medaillonfassung : Naucratis
I T. 27. Goldene Blätter auf Mumien (Ab-
dallatif c. 4 p. 199 : Stirn, Auge, Nase und
weiblicher Teil) und achäischen Leichen.
^) Haube aus dem Schemer Gräberfeld,
im Prussia-Museum; bronzene Spiralen, Ringe
und Plättchen, besonders auf lederner Klei-
dung: ViRCHow, Verh. d. Berl. anthrop. Ges.
1877 S. 392 f.
^) Medaillon des Tetricua, im Pariser
Kabinett (M^m. de FAc. des belles-lettres
26, 504).
^) Z. B. unter Aurelian : Vopisc. Aurel. 28.
^) Helbio, Über den Pileus der alten
Italiker, Sitzungsber. der bayer. Ak. 1880 I
487 ff. ; Formen der Tiara und der phrygi-
schen Mütze: MB. 8, 43. — Der Kyniker
Menedemos trägt einen Hut mit den zwölf
Tierkreisfiguren: Diog. L. 6, 102.
^) B. Balduinus, de calceo antiquo et
NiORONius, de caliga veterum, Lpg. 1733,
m. Abb.
*°) Purpurschuhe mit Bronze knöpfen trug
die archaische Amazone der Akropolis.
^') Die Lares Compitales wurden nach
Augustus' Verordnung zweimal jährlich mit
Blumen geschmückt: Suet. Aug. 31.
'2) Daher Namen wie fioXa/ior (Photios
aus Aristophanes).
Kap. Vn. Die kimstgewerbL Arbeiten nach form n. Verzierung. (§ 224.) 237
Berlin (S. 56), London (S. 64), Paris (S. 51), Petersburg (S. 64), Rom (moseo Gregoriano,
S. 43) und New- York, auch im Münchner Antiquarium (S. 58). Der , Schatz des Priamos'
aus Hissarlyk ist mehr her&hmt als merkwürdig.
Um mit dem Kopfe zu begimien, so ist es bekannt, wie oft die spä-
teren griechischen Republiken, als sie sonst nichts mehr zu sagen hatten,
einen goldenen Kranz >) an Beamte und Bürger von wirklichem oder an-
geblichem Verdienst an Stelle eines Ordens verliehen. 2) Die Kaiser er-
hielten sie häufig von Städten als Huldigungsgabe, ^) wie einst wahrschein-
lich die persischen Könige.^) Bei manchen Kampf spielen empfing sie der
Sieger,*) in Rom der Triumphator.*) Andere dienten zu königlichen Gast-
geschenken, ') zu Brautgaben ^) und Weihgeschenken. ®) Solche Kränze
trug man wohl selten im Leben, ^^) häufig aber sind sie in das Grab mit-
gegeben worden; so besitzen wir zahlreiche Lorbeer-, Steineichen- und
Myrtenkränze, zumeist aus Gold, selten Bronze, zwischen deren Blätter
manchmal Figuren eingeschoben sind.^>)
Den Fürsten wie die Fürstin unterscheidet von den gewöhnlichen
Menschen die Stirnbinde (Diadem), welche auch die Götter auszeichnet.
Ihre einfachste Form ist ein unverziertes Band aus Metallblech; ^2) daran
lehnen sich die breiten Stimreife mit ornamentalem Schmuck. >») Dann
folgen die in der Mitte hochansteigenden Bänder*^) und die Formen, welche
an unsere Kronen erinnern, indem sie am oberen Rande mit Zacken, ge-
wundenen Strahlen 1*) oder einer Art Lilienblüten besetzt sind. Die geringe
Zahl der vorhandenen Stücke*^) wird durch die zahlreichen Herabilder,*')
altertümliche Göttinnenköpfe ^^) und viele griechische Terrakottafiguren er-
gänzt; letztere zeigen z. B. prachtvolle Stirnreife in mehreren Etagen. ^^)
*) Paschalius, de coronis, Leiden 1680.
') Eur. Phoen. 856; vgl. XQ^^^V ^*f"7
Soph. Ant. 699; in Rom PI. 33, 38. Über die
Abbildungen an Ehreninschriften Husset,
Am. J. 6, 69 ff. T. 12. 13; zu berücksichtigen
sind auch die römischen Kaisermünzen, wel-
che bei Vota publica geprägt wurden.
») Vgl. Ps. Menander II K. 12.
*) Im Schatze von Susa: Diod. 19, 48, 8.
^) Pind. Ol. 8, 1 /^v(r(KrTe^a»'Ctf»' di^Xfav)
Arr. Ind. 23, 6.
•) PL 33, 11.
') Am Ptolemäerhof Justin. 18. 2, 9.
•) Dracont 10, 513.
») Herodian. 8, 7, 2.
*^) Der Tyrann Elearchos: Justin. 16, 5,
10; Priester in Alexandrien: am Ende des
Alexanderromanes.
'') Aus Armento in München: Schbei-
BEB, kulturhist. Atlas T. 83, 15; Abnbth,
Gold- u. Silbermonumente T. 13; aus Ithaka
(vgl. Stackelbebo, Schilderung seines Lebens
8. 225): Stackblberg, Gräber T. 72; andere
in der Krim: Ant. du Bosph. Gimm. S. IV;
KoKDAKOF, antiquit^s S. 43 ff. m. Abb.; CR.
1875 8. 16 ff.; A. 12 T. B 11; A. 32 (1860)
p. 472. 476; M. 6, 46 e. 47 c; M. Greg. I T.
86-91, 127—32; Gbbhard, ant. Bildw. III
T. 60; bei einem Frauengerippe aufKephal-
lenia: Pücklbb-Muskau, Südöstl. Bildersaal
III 515; eherner Lorbeerkranz, abgeb. bei
Dahn, Urgesch. 2, 459; Jhst. 11, 56. 12, 167.
»•) Solche z. B. in Würzburg.
^') Bronzener aus Theben: A. 1880 p.
124 ff. T. G 1 - -3 (T. H); vgl. den korinthi-
schen AZ. 1884 T. 8, 1; 20 cm. breiter Gold-
reif mit zwei Perlstäben, aus Ludwigsburg,
Anthrop. Gorresp. 1881 S. 51 ; mit vier Spi-
ralen, abgeb. Ztsch. f. bild. K. 1884 S. 185.
'^) Sehr schöne mit Figuren: AZ. 1884
8. 94 abgeb.
") Vergil schreibt eine solche Krone
schon dem Latinus als Sohn des Sol zu (Aen.
12, 162 ff).
*>) S. A. 13; Arbeiten in Filigran: M.
Greg. I 84; Abnbth, k. k. Münz- u. Antiken-
kabinett II S. 40 Nr. 267-70.
^^) Z. B. auf Münzen von Argos u. Elis:
Brit. Mus. T. 12-14. 27. -MB. 8, 34. 10,
20. 11, 50.
^B) Z. B. im athenischen Museum Nr. 66
(mit Rosetten und Palmetten); Artemis von
Pompeji; kyprischer Kopf: Cesnola, ant. of
Cypru8l878 T. 28r; Bronze: Fböhneb, coli.
Gröau Nr. 935 T. 27 (diese mit Lilien); Sphinx
von Spata (Lilien und Lotos).
***) Heuzby, terrescuites T. 15, 1. — Nee
Caput gemmis oneres, Hier. ep. II 17.
238
ElasBiflche Xnnatarchftologie. I. Denkmftlerkimde.
Nach dem Vorgange der alten Dichter pflegt man diesen Stirnschmuck der
Frauen Stephane zu nennen.
Der barbarische Brauch, dass die Frauen ihren Kopf mit einer Reihe
von Goldmünzen umgeben, reicht schon in das 5. Jahrhundert n. Chr.
zurück. *)
Die Gattung der Ohrringe ist noch durch sehr schöne Exemplare
vertreten. Die einfachsten Formen sind offene Ringe (i'ipjuaTa), an welche
sich Goldkügelchen ansetzen, oder durchbohrte Scheiben, die einen Teil
des Ohres decken und besonders im sechsten und Anfang des fünften
Jahrhunderts beliebt gewesen sind,^) hin und wieder auch Rauten,*) Spiral-
federn'^) und, wie jetzt, schlichte Boutons. Dann folgen künstlerisch mannig-
fache Pflanzenmotive, z. B. Knospen und Kelche, ß) und die Vasenform.')
Griechische Juweliere lassen oft kleine Eroten,®) Niken oder andere Flügel-
wesen ^) an den Haken schweben. Später legten die Frauen auf kostbare
Steine höheren Wert.»«)
Litteratur: C. Babtholini de inauribus veterum, Amsterdam 1676, m. T.; 0. Ross-
bach, Rom. Mitteil. 3, 63 f. UDd griechische Antiken S. 27 A. 2; ägyptische Ohrringe: Pebbot,
histoire I 574-5; M. Greg. T. 27. 120—2.
Die Haarnadeln bieten, abgesehen davon, dass die Nadel gewunden
sein kann,^*) nur ihren Kopf zur Verzierung dar. Wenn derselbe nicht
als Perle gedacht ist — er kann deshalb aus einer Glasperle bestehen —
ist er entsprechend seiner Stellung der Kopf eines Menschen oder Tieres,
ausnahmsweise der einer Pflanze,**) oder er wird als volle Figur behan-
delt;*^) manche wagen eine Figurengruppe.**)
Litteratur: M. Greg. T. 64; MB. 9, 15 Nr. 9 -17. 19; Caylus, recueil JV T. 80,
5 S. 264.
Bei kunstvolleren Frisuren sind Haarspangen (Agraffen) erforderlich,
welche sich von den übrigen Spangen im künstlerischen Princip nicht
unterscheiden; in der Litteratur sind die goldenen , Baumgrillen ** (T^vTtyeg)
der alten Athener bekannt, an welche das südrussische Haarband mit
Baumgrillen aus Goldblech eine Erinnerung bietet.*'^)
Die Sitte goldener Gesichtsmasken für die Toten gehört der
ersten orientalischen Periode an*^) und taucht später bei den skythischen
Fürsten wieder auf.*')
^) Salvian. gub. d. 1, 10 distenta aoreis
nummis marsupia.
*) Arethusa auf den vorpersischen Mttn-
zen von Syrakus; Martha, l'art ätr. p. 567 f.
») Rom. Mitt. 3, 63 f. ; M. Ital. I p. 339;
Gebhabd, AV. T. 299 (Vase des Epiktet).
*) Sehr schöne aus Aham (Oberbayern)
Kgixoi tragen die Perser (Euheroeros bei
Diod. 5, 45, 6).
^) Megara Hyblaia: M. ined. I 809 mit
Abb.; M. di ant. I T. 8, 14 p. 311; Helbio,
Epos S. 243; SruDiaczKA, ßeitr. S. 114 Nr. 66.
*) KttXvxeg bei Homer; ady&a Alkman
Fr. 118; Olivenblätter aus Messene: Oixoyo-
fÄttXTjg p. 43.
^) Aus dem Peloponnes in Dresden; MB.
12, 44.
») Aus Athen abgeb. Ath. M. 4,90; Krim:
Ant. du Bosph. T. 7; CR. 1868 T. 1. 1880 T.
4, 5. 6, vgl. 1876 S. 152.
®) Sirene: Stackblbbro, Gräber T. 73.
'«) Hier. ep. II 20 gg. E.
'») Oben Figur: AZ. 35 T. 11,4; M. 8,
58 e; vgl. AZ. 35,118.
»') Für Tirol ist der Mohnkopf be-
zeichnend.
^^) Z. B. an Nadeln aus Melos, Vulci und
Pompeji.
**) Zwei Beispiele bei Hirth, Formen-
schatz 1888 Nr. 86.
>'^) SiTTL, die Patrizierzeit S. 29 Fig.
23 b.
**) Ägypten, Syrien und Mykene.
") Kertsch (Kondakof, antiqu. S. 70)
und Olbia, bionzene in Nola, thöneme in
Garthago.
Kap, VQ. Die kniiBigewerbl. Arbeüen nach Ponn n.
(§ 224.) 239
Litteratar: Ed. EObkeb, antike Totenmasken 1. Rhein. Jahrbb. 1879; 0. Benkbobb,
fiber Gesichtshelme und Sepulkralmasken, Denkschr. der Wiener Akad. 1878 m. 17 T. und
12 Vign.
Die Halsbänder gehen ganz natürlich von Schnüren und Ketten
aus. Die gedrehte Schnur in Gold ist die bekannte keltische tonjuis,^)
welche wohl auch Homer mit Skixeg meint; die Schnur, ornamental be-
handelty wird zur Schlange, wie sie athenische Kinder tragen,*) oder
wenigstens mit Schlangen verziert.') Mittelst des Drahtes werden Spiralen
hergestellt.*) Die Kette mit ihren vielen Gliedern gibt dem Neuerungs-
sinne mehr Spielraum, z. B. wird sie wiederholt aus Kügelchen und Körnern
zusanmiengesetzt.^) Durch Beiziehung von Bernstein, Glas, Edelsteinen
und Elfenbein lässt sich eine bunte Reihe herstellen, welche der Amuletten-
glaube noch seltsamer macht. Dieser wirkt auch nach einer anderen
Richtung. Etruskische und römische Knaben trugen bekanntlich an einer
Schnur ein rundes oder linsenförmiges Medaillon (bulla), welches Schutz-
mittel gegen das böse Auge und die Dämonen enthielt.^) Es ist die ein-
fachste Gestalt des Halsbandes mit Anhängseln, die teilweise einförmig
sind, z. B. bullae,'^) Rädchen,^) ÄpfeP) oder schlechtweg Münzen, wofür
die Inder den Namen dandr hatten,*®) teils Erfinderlaunen und Aberglauben
in wirrem Durcheinander entsprungen sind.") Lange Ketten konnten mehr-
mals um den Hals herumgelegt werden {oQfioi);^^) daraus entstand der
halsbergenartige, grosse Hals- und Brustschmuck, welcher oft auch den
Nacken bedeckte. In Gestalt einer Ägis gehörte er schon zum Ornate
einer ägyptischen Königin,*') das Bild der ephesischen Artemis war damit
belastet *^) und nachdem etruskische Frauen den Anfang gemacht, trugen
die Damen der römischen Kaiserzeit solche goldene Pelerinen, allen Buss-
predigem zum Trotze.*^) Dagegen trug eine ligurische Leiche als Hals-
schmuck einen — Amphorenhenkel.
Litteratur: Job. Scheffeb, de antiquonim torquibos, Holm 1656, Hamb. 1707,
Graevii thes. ant Rom. XII 901 ff.; Mohnickb (A. 1); A. 1860 p. 205 ff.; E. Foubobignibb, ätude
snr lea bracelets et Colliers gaulois, Paris 1892, m. 2 T.; Janssen, over de gouden hals-
banden en ringen te Velp gevonden, Amheim. 1851; M. Gregor. T. 123—26; verschiedene
Namen in den delischen Inventaren Beb. 6, 123.
Die Gewandnadeln (Fibeln, Gewandspangen, Kleiderhaften, Agraffen),
') MoBmcKB, Rhein. Jahrbb. 1878 H. 62;
abg. Ra. 1, 123; in dem Roman des Kühe-
meroB tragen die Männer üjQenrol xvxXoi
(Diod. 5, 45, 6).
') Eorip. Ion 25.
') In einem badischen Hügelgrab: An-
throp. Eorresp. 1882 S. 5.
*) Faijüm: AA. 1890 S. 94; Cypem: Cbs-
bola T. 25; Megara Hyblaia: Mon. in. I
Sp. 836.
') Ans Eicheln, in Tarquinii; Spinnwirtel:
Hblbio, Italiker S. 22; B. com. VI T. 6-8.
') Solche Bullae sind zahlreich erhalten,
z. B. mehrere in Regensbnrg. Vgl. Am. J.
6, 113. 8, 166; Baumeisters Denkm. 1 S. 76 f.
') Etruskisch : A. 1860 S. 474 ff, M. 6,
46ab.
") Am Balse asFyiEcher Götter Lat-
▲BD 7.
*) Halsband Mantos: patmisches Scholion
zu Thuc. 3, 3 (R. de phil. 1877 p. 185).
*°) Abgeb. an einem Grabstein: Axati,
antichita di Milano I T. 22.
'*) Eine ägyptische Glaskette mit gol-
denen Anhängseln: Pebbot, bist. I 570;
kleine liegende Löwchen: Athen, abg. Ath.
Mitt. 4,90; Krim: Ant. du Bosph. IX. XI.
XII; CR. 1870 VI; Baumeisters Denkm. I
S. 76. Etrurien: M'. Greg. 122 b. 125 I a.
") Hom. hymn. 1, 103 f.; nerdXotg taa
xaXxay Alkman Fr. 39.
**) Perbot 1 509 aus der 22. Dynastie.
>*) MB. 7, 11.
") Pitt. d'Ercol. II 17; Böttiobb, Sabina
II T. 11; Caylüs, rec. Vü p. 70; Ovid.met.
10, 265; Juven. 2, 85; Suet. Galba 18; Clem.
AI. paed. II p. 209 B Sylb. ; Lucian. amor.
41 ; Cyprian. hab. virg. 14.
240
ElasBische Snnatarchftologie. L Denkmälerkunde.
welche das Kleid an oder nahe der Schulter zusammenhalten, sind infolge
des Mangels von Knopflöchern ein notwendiger Bestandteil der antiken
Tracht, dass kein Schmuckstück sich häufiger und in verschiedeneren
Formen findet. Der von oben sichtbare Bügel kann eine einfache gerade
Platte, eine gebogene oder statt dessen eine Röhre sein; die Röhre wird
verdoppelt, zu einem aufgeblähten Segel geöffnet*) oder in einen runden
Schild verbreitert (Scheibenfibel. ^) Dieser Schild wird auch an das eine
Ende, wo sich die Spitze befindet, verlegt.') Verwandt sind damit die
Fibeln, welche an Steckmuscheln erinnern.*) Das Ende lässt sich leicht
einem Schwalbenschwanz oder dem Buchstaben T, auch geradezu einem
Kreuze angleichen. Als Accedentien werden Bilder in den Bügel eingra-
viert 5) oder eingepresst.®) Konstruktiv überflüssig sind Zuthaten wie
Knöpfe,') welche in grösserer Zahl auftreten können,*) Beeren,^) Vogelköpfe
oder andere Köpfe einzeln oder paarweise, *<^) ganze Vogelfiguren ebenfalls
einzeln oder gepaart.**) Die Drahtarbeit ist die Quelle weiterer Formen,
indem das Ende oder der ganze Bügel zu Draht gehämmert und in kunst-
volle Schnörkel gebogen wird;**) die nächste Stufe bilden Spiralen, *') welche
in Pompeji beliebt waren; endlich wird eine Art Brille hergestellt und
diese Brillenfibeln verbreiteten sich seit der mykenischen Zeit**) über die
klassischen Länder und die Donaugegenden vermöge orientalischen Ein-
flusses.*^) Liessen vornehme Leute Edelsteine oder Bernstein einsetzen,
so war für die Masse die in Mitteleuropa beliebte emaillierte Fibel da.
Krainer oder Watscher Fibeln sind kunstreich aus Bronze und Eisen zu-
sammengesetzt.
Litterator: Rhodius, de acia p. 56 ff. m. T.; Smbtius, antiquitatea Neomag. p. 86;
i. Ges. V.
Ztsch. f. Ethnol. 1889 S. 205 ff. (ttber die ältesten Formen); Sadowski T. 4; Anthrop. Corresp.
1891 S. 133 ff.; Mayer, Gurina S. 15 ff.; Formen in Griechenland und Italien: Helbio
B. 1874 p. 58 ff.; F. Trotok, ant. Armbänder und Agraffen, Mitt. d. antiqu. Ges. 'in Zürich
') Häufig in Italien; aus Pawelau (Schle-
sien), abgeb. bei Sadowski I Nr. 45. —
Kahnform, mehrfach in Graz.
*) LiNDENSCHHiT II 6, 3, 9. 12; Host-
XAKN, Umenfriedhof bei Derzau T. 8 Fig.
11. 12.
■) LiNDEKSCHMIT I 7, 3, 1 ff.
^) Grosse aus Megara: Raoul-Rochettb,
J. d. sav. 1843 S. 354 f.; de Witte, B. de
Tacad. de Brux. t. XI 1, 246.
^) Z. B. Wflrfelaugen an einer Fibel von
Amelia B. 1866 p. 8.
«) MB. 7, 48.
') LiKDENSCHMIT II 6, 3, 1—4. 7-11. 7,
3, 3. 4. 8-12. 15 u. Beilage zu II, VIII 3.
^) An der Fran^oisvase bei den Moiren
(Studniczka, Studien Fig. 28. 29); in Megara
Hyblaia 7. Jahrh. M. ined. I Sp. 809; streng-
rotfigurige Vase Millin, peint. T. 60; in
Venetien Not. d. sc. 1882 T. 4, 40; B. di pal-
etnol. ital. 1878 S. 117. 1880 S. 131.
«) Schöne Fibel im M. Nap. III., abgeb.
G. d. B.-A. 1. s. Bd. 14, T. zu S. 155 und
Dabehbebo, dict. p. 795, Fig. 962.
»°) LlNDBUSCHMIT I 4, 3, 1—9. 11,4, 2,
2. 3. 10.
' *) Caylüs, recueil V 92, 1 ; v. Sackbk,
Leitfaden S. 99 Fig. 39; Tboyon, habit. la-
custr. T. 17. 15; Lindenschhit, Hohenz. Altert.
S. 134 Fig. 76 — weidendes Pferd B. 1875
p. 135 f. (aus Theben); Hund mit Rehkalb,
nach der Odyssee r 226 ff.; Reiter, im
Gamlitz.
*'-*) LiNDENSCHMiT II 11, 2, 2—5; hohen-
zoll. Altert. T. 13, 10. 18, 9. 20, 37; Gais-
bergeb, Altertümer von Hallstatt VUI 12 ab.
*^) LiNDEKSCHMIT I 9, 2, 9.
»') ScHLiEMANW, Mykoue Fig. 297-300,
"^) Helbio, hom. Epos S. 192 A. 5; Ca-
BAPANos, Dodone T. 50, 9; Bch. 12,56 mit
Abb.; CR. 1880 T. 2, 16; AZ. 1884 T. 8, 9.
11. 12; Sadowski S. 171 T. 4, 16. 17. 35— 39.
46; LiNDENSCHjfiT I 9, 2, 7—9. 3, 2. 3. II 11,
1, 2—4; Gaisbebgeb, Altert, v. Hallstatt
T. III 11, 10, 9. II 3; BöscHiNO, Schlesien XI
F. 2, II 1.
Kap. Vn. Die InmatgewerbL Arbeiten nach Porm u. Veniernng. (§ 225.) 241
II 8. 1843; DüTBCBKB, über eine Goldfibula ans Etrurien, Rbein. Jahrbb. H. 64; Museo di
Moscardi S. 102 m. 5 Abb.; Griyaud de la Vikoellb, arte et m^tiers T. 41 ff.; Arcb.-ep.
Mitth. X S. 40 Fig. 2-5 n. T. 1, 1; Beb. 12, 58. 59 m. Abb. (aus dem Tempel der Athena
Kranaia); Sgbuxachsb, Beschreibung der Sammlung ant. Bronzen T. 1.
Wo die Sitte herrschte, das Obergewand mitten auf der Brust zu
schliessen, erforderte sie zweigliediüge Schnallen (Brustspangen), welche
freilich von den Gürtelschnallen schwer zu scheiden sind;') an die schild-
förmige Fibel erinnert der Doppelschild. ^)
Die Armbänder, welche je nach der üblichen Tracht am Oberarm
oder am Handgelenke getragen wurden, haben häufig Schlangenform oder
laufen in zwei Schlangenköpfe aus. Beide Arten sind in ganz Europa
und Vorderasien nachzuweisen. ') Andere bezeichnen nur den Anfang
durch Tierköpfe (Löwen, Widder, Gänse).**) Leichtere Armbänder werden
hohl gearbeitet und dabei glatt belassen, mit Buckeln verziert oder zu
Tonnen gestaltet.*) Der schmale Reif wird einem Perlenbande angenähert^)
oder, mit dem Zwischengliede des gebuckelten Armbandes, aus grossen
halben Eierschalen von Bronze zusammengesetzt.^) Wie jetzt, haben
manche Armreife Anhänger.®) Mühsame Arbeiten sind z. B. ein Filigran-
armband mit Figuren aus der Krim ^) und ein durchbrochener Reif, dessen
Linien den Namen der Trägerin ergeben.'®)
Litteratur: F. Bartholivi de armillis veterum schedion, Havn. 1647. Amst. 1676;
Catlüs, rec V T. 93, 3— 7; E. Troyon, bracelets et agraffes ant., Züricher antiq.
Ges. 1852, 3 T.; A. 1860 p. 171 ff.; Darembero, dict. I 43 ff.; Fjl. Schiassi, sopra un' armilla
d'oro del museo ant. dell'un. di ßologna, Bei. 1815; s. auch unter Fibeln.
225. Die Bildungen der Fingerringe gehen zumeist auf die ein-
fachen Grundformen des Reifes und der Schlange*') zurück. Die Steig-
bügelform gehört der zweiten orientalischen Periode an. Aus Golddraht
werden Zylinder hergestellt.'*) Überhaupt kommen individuelle Gestalten
häufig vor.'^) Die Händler mussten ja Ringe für sehr verschiedene Per-
sonen haben und vom Dreiobolenring des Armen bis zum Zehnminenring
war ein weiter Schritt.'*) Vor allem müssen wir zwischen dem Siegelring
und dem Schmuckring unterscheiden. Herodot erzählt als etwas Besonderes,
dass jeder Babylonier seinen Siegelring habe. Zur Zeit des Aristophanes
liessen Ringe einen reichen Mann erkennen,''') imd aus dem gleichen Grunde
») Archaische Formen: AZ. 1884 T. 9, 3;
Bch. 12, 57 m. Abb.
') LlNDENSCBMlT I 7, 4, 1—4.
*) 'Ö^tff (s. Hesych.), igdxtoy, vgl. Fr.
Jacobs, verm. Schriften 5, 421 ; Darembero,
dict. S. 436 (m. Abb. eines pompejanischen) ;
Am. J. I T. 9 (Artemis in Konstantinopel);
MB. 7, 46 (= Baümwster's Denkm. 130
F. 137). 12,44; Mitt. d. anthr. Ges. in Wien
19, 24 f. m. 6 Abb. (aus Krain); Montelius,
Führer S. 56 F. 66 u. Sveriges fomtid. Atlas
U S. 104 F. 344—5; Anthr. Korresp. 1874
S. 49; Verh. d. Berl. Ges. 1877 S. 394; Mitt.
d. anthrop. Ges. in Wien 19, Sitzungsber.
S. 22 f. (aus Persien).
^) Ldwe : Babylonisch, Abguss in Berlin
G 90; Widder: aus Eurion Cesnola-Sterk
T. 54; zwei Gansköpfe: drei aus Tharros,
8pabo, catal. p. 5 Nr. 1. 6 Nr. 10. 13.
HftDdbuch der klan. Altcrtumawlsscnscbaft. VI.
') Linbehschxit II 1, 2, 2. 4. In Süd-
deutschland und der Schweiz.
®) LlNDBVSOHllIT 1 9, 1, 2 — 9.
') Den. I 9, 1, 1. II 6, 2, 1-3.
») In Italien AZ. 8, 205 f.
») Ant. du Bosph. C. T. 6, 3 = Bau-
msister's Denkm. 1, 136.
><*) ^tXtoTcga Archäologisches Museum
in Athen 77.
^*) Mit aufgerichtetem Kopf viele im
Heiligtum der Artemis Limnatis (Ross, Reisen
im Pelop, 19 f.).
'^) Archäol. Museum in Athen 58.
»') Exp. de Mor^e III T. 19, IV; Ant.
Denkm. I T. 12, 15. 19. 21; Arch.-ep. Mitt.
XI T. 5, 4; Rankenwerk bei Catlüs V T. 112.
^*) Aristoph. Thesm. 425; Aelian v. h.
12, 30.
«•^) Eccl. 632; Nub. 332.
16
242
KlaBBiBche KmuitArohftologie. !• Denkmälerkande.
zeichnete der goldene Ring den römischen Ritter aus. In dem gleichen
Staate war er für Gesandte und Triumphatoren eine Insignie.*) Die
Menschen der Kaiserzeit andererseits sahen es für eine besondere Noblesse
an, wenn an jedem Finger mehrere Ringe steckten; zum vornehmen Hause
gehörte eine Daktyliothek, aus der der Besitzer nach Belieben, z. B. mit
Rücksicht auf die Temperatur, wählen konnte.
Der plastische Schmuck eines Ringes beschränkte sich zuvörderst
auf die Anbringung eines Siegelbildes, als jedoch die Ringe an der Hand
sich mehrten, wurden auch sozusagen scheinbare Siegelringe gefertigt. Im
Metalle selbst konnte die Platte graviert werden ;*) dann finden wir gol-
dene Tauschierung an silbernen Ringen.^) Ein Höfling kam sogar auf
die Idee, statt ihrer eine Goldmünze des regierenden Kaisers anlöten zu
lassen.*) Allein die Weichheit des Goldes verhinderte, dass die ganz
goldenen Siegelringe in häufigerem Gebrauche waren ; noch weniger dienten
die Ringe von Anfang an zum Siegeln. Vielmehr trug im Oriente der
Mann von Stand oder kaufmännischem Beruf ein Siegel angehängt, welches
die Form eines Cylinders hatte und der Axe nach durchbohrt war.^>) Die
Gravierung drückte sich durch Rollen des Zylinders ab. Diese Siegel-
cylinder bestanden am zweckmässigsten aus pietra dura (Porphyr,
Jaspis, Hämatit, Bergkrystall u. dgl.), auch Elfenbein oder Bein, die ordi-
nären aus Thon. Solche Siegelcylinder gebrauchten die Babylonier seit
ältesten Zeiten; von ihnen nahmen die Assyrier und andere benachbarte
Völker die Sitte an. Hin und wieder taucht ein Siegelcylinder auch in
Griechenland®) und Ägypten') auf.
Litteratur: über Fingerringe Fort. Ligeti de anulis antiquis, Utini 1645, m. T.;
G. LoNOi de annulis signatoriis antiq., Frankf. 1709 u. A., s. Catal. biblioth. Buenav. II 369
f.; W. Jones, finger-ring lere, London 1877 m. vielen Abb.; Fortnum's Daktyliothek in Lon-
don. — Cylinder: Tassib, cat. de pierres grav. T. 9—11; Dubois, pierres grav. ögypt. et
persanes; Dobow, morgenländische Altertümer H. 1 T. 1; Gullihorb, oriental cylinders;
MifiNANT, recherches sur la glyptique Orientale, Paris 1883—86, I. cylindres de la Chal-
d^e, II. cylindres de TAssyrie etc. 2 Bde.; ders., empreintes de cylindres assyro-chaldäens
relev^s sur des contrats d'int^r^t priv^ au Mus^e Britt., Paris 1880; Kataloge der Samm-
lungen im Haag (S. 62). zu New -York (das Metropolitan-Museum besorgt Reproduktionen)
und De Clerq (S. 53). Der Holzschnitt ist zur Wiedergabe ganz ungenügend.
In Ägypten herrschen nicht die Siegel, sondern die Amulettsteine
vor. Da der Mistkäfer wegen seiner bekannten Thätigkeit zur Lehre von
der Auferstehung in Beziehung gesetzt wurde, schützt das Bild des Scara-
baeus gegen das Böse. Der Bequemlichkeit halber wird seine Form zu
diesem Zweck etwas stilisiert, der Rücken gekrümmt und die Flügel ge-
rundet. Der Scarabaeus wird ebenfalls der Länge nach zur Aufnahme
einer Schnur durchbohrt imd die untere flache Seite mit Hieroglyphen (be-
sonders einem Königsnamen) oder Figuren graviert; doch sind Ausnahmen
') Plin. 33,11.
2) Figur auf Fisch, aus der Krim : Ant.
du Bosph. T. 18, 2.
^) Aus Megara Hyblaia Mon. ined. I
Sp. 828; Kertsch Jhst. 1884 S. 72 Atl. 47, 11.
*) Caylus V T. 112, 1 (Kaiser Maximus).
^) Die Verbindung mit einem Ringe ist
aus KovDAKOF, antiquitds p. 66 ersichtlich.
*) KvXifV^f^ogy xvhydQiüxog aus Gold
oder in Gold gefasst, im Schatz von Delos
Bch. 6,123; auch Juvenal 2, 66 erwähnt
cylindri. In Krim*schen Gräbern des 4. und
3. Jahrhunderts werden orientalische Cy-
linder und Gemmen gefunden (CR. 1869
T. 1, 18; Ant. du Bosph. T. 16, 5. 6. 10).
') Champolliok - FiOEAc f arch^ologie
p. 116.
Kap. Vn. Die kmuitgewerbl. Arbeiten nach Vorm n. Versientüg. (§ 225.) 243
nicht unerhörte) Die besseren Skarabäen bestehen wie die Cylinder aus
pietra dura^ doch wurde das Land von den Töpfern und Glasern mit billi-
gen aus Formen gepressten Skarabäen von glasiertem' Thon oder blauem
Glasfluss überschwemmt. Da in der Zeit der saitischen Dynastie der Skara-
bäenaberglaube in vollster Blüte stand, verbreitete er sich während der
zweiten orientalischen Periode über alle Küsten des Mittelmeeres. Nach-
ahmungen waren sehr häufig, fielen jedoch oft flüchtig aus ; letztere heissen
Skarabäoiden.*)
Litteratur: J. J. Bbllbbhank, ttber die Skarabäengemmen, I. IL Berlin 1820—21;
6. Rathgebsb, Skarabften mit Abbildungen durchgängig aioliscber Heroen, Gotha 1861;
Frikdbbicbs, degli scarabei greci ed etruschi, Nuove mem. II 172 ff.; grosse Übersicht von
ordinären Skarabäen und Modeln: Naucratis I T. 37. 38; über die Wiener Sammlung Stein-
bOchu. (S. 61).
Indem der Siegelstein in einen Ring eingefügt wurde, musste er sich
in seiner Form demselben anpassen. Dem Scarabaeus steht die ovale
Form am nächsten, welche alle anderen an Häufigkeit tibertriflft. Durch
Abkanten ergeben sich Sechsecke (für den Smaragd vorzüglich geeignet)
und die spätorientalischen Achtecke.') Seltener sind die Cylinder*) und
vierseitigen Stäbe,*) bei denen nur eine schmale Seite zu Gesichte kommt.
Die Oberfläche ist meist ungeföhr gerade; rundlich {en caboche) zuge-
schliflfene Steine erinnern an die Skarabäen, die modernen Facetten hin-
gegen kannte man nicht. Wohl aber herrschte in Teilen Italiens die
Mode, dem Stein eine Randleiste {prlo etrusco) zu geben.«) Endlich sind
auch andere Formen, z. B. Astragalen') nicht ausgeschlossen. Die Dar-
stellungen der Ringsteine erstrecken sich so ziemlich auf alle Gebiete der
Mythologie und des Lebens; dabei versteht es sich wegen des beschränk-
ten Raumes, dass Einzelfiguren vorwiegen. Wie die Gemmenschneider
verstanden, in das gegebene Oval die Zeichnung hineinzukomponieren, ver-
diente eine nähere Untersuchung; umblickende Tiere finden wir schon auf
den ältesten Steinen Griechenlands.®)
Die Edelsteinliebe vornehmer Herrn verschaffte den Ringsteinen die
Ehre, mindestens seit dem 15. Jahrhundert eine der kostbarsten Abteilungen
der Eunstkabinette abzugeben. Um nicht von dem alles beginnenden
Petrarca zu reden, gehörten Daktyliotheken zu den Hofanstalten von Flo-
renz,^) Mantua und Parma; unter Ludwig XV. kamen sie von neuem in
die Mode. Besonderen Eindruck machte die Sammlung des Baron von
Stosch in Florenz, welche sich jetzt in Berlin befindet.
Grosse öffentliche Sammlungen sind in Berlin, Florenz, Haag, Lon-
don, Neapel, Paris, Petersburg, Rom (Vatikan) und Wien, kleinere in
Darmstadt, Göttingen, Kassel, Kopenhagen (Thorwaldsenmuseum) u. a. An
') Gravierung auf Flfigeldecken: Impr.
111 1. 2; AZ. 35, 117 A. 36; Racken und
Seiten : Impr. V 44. 46.
') Griechische Form des Scarabaeus AZ.
41 T. 16, 19.
') ? Sechseckiger Ring im Schatz von
Delos : Bch. 6, 122.
*) S. 242.
") Z. B. AZ. 41, 257 aus Aphrodisias,
mit Abb.
^) In £trurien, Apulien und Sicilien
(B. 1869 p. 55 ff. Nr. 2. 9 /a/^e xal av).
'') Z. B. A. 1874 p. 204 T. S.
«) Ath. Mitt. 11 T. 6, 9. 18; davon auch
auf Münzen (z. B. Grossgriechenlands) ; vgl.
FüBTWANOLBR, AZ. 1885 S. 134.
') Inventar der Sammlung von Pietro
de' Medici: Documenti inediti II 98 f.
10*
244 XlasBiache KnnatBrohftologie. 1. Denkmälerkande.
der Spitze der zahlreichen kostbaren Privatsammlungen steht die der
Königin von England in Windsor Castle. Die Sammlungen wurden seit
Stosch-Winckelmann sachlich und zwar hauptsächlich nach den Göttern
geordnet, so dass z. B. Waffen zu den Attributen des Mars gerechnet wer-
den. Eine vernünftigere Ordnung ist noch zu erhoffen. Die Fälschungen
sind sehr zahlreich und oft schwer erkennbar.
Litteratur: Über SammlaDgen im aUgemeinen Gatalogus biblioth. Buenav. II 533 ff.;
J. GüBLiTT, über Gemmenkunde, Magdeb. 1748 S. 32 ff.; Chr. Th. db Mitrb, biblioth^que
glyptographique, Dresden 1804; Cuämpollion-Fioeao, Abriss der gesamten Arcbäologie.
deutseh v. Fritsch II 30 ff. 52 ff.; King, notices of collections of glyptic art, London 1861
und im Handbuch (S. 195) p. 238-61.
öffentliche Sammlungen: Berlin S. 56; Pavofka» Gemmen mit Inschriften, Berl.
Akad. 1851 ; Grasbb, die Gemmen des k. Museums zu B. mit Darst. antiker Schiffe, Berlin
1867; Cambridge: J. H. Middleton, engraved gems of classical times w. a cat. of the gems
in the Fitzwüliam Mus., Gambr. 1891; Darmstadt S. 56; Florenz S. 40; Göttingen S. 57;
Bernh. Müller, 14 Gemmen der Göttinger Universitätssammlung, m. Abb.; Haag S. 62;
Kassel S. 56; Kopenhagen S. 63; Leiden: Janssen, Nederlandsch-Romeinsche Daktyliothek ;
London S. 65 ; Murray, catalogue of engraved gems m. T.; A. H. Siuth, catalogue of en-
graved gems in the Br. M., London 1888 m. 10 T.; Paris S. 51; ältere Litteratur: Mariettb,
trait^ historique des pierres grav^es du cab. du Roi, Paris 1750, f. 2 Bde. 257 T., nach
Rokokozeichnungen von Bouchardon (mit allgemeiner Einleitung und Bibliographie); J. Fr.
Chbbeau, livre de totes ant. grav^es d'apr^s les pierres et les comalines du cab. du Roi,
Paris 1754, m. 20 T.; Caylus, recueil des pierres grav^es du cab. du Roi, o. 0. u. J. m. 306
T., 2. Aufl. m. 300 T.; vgl. auch Barbot de Jouy, not. des gemmes et joyaux de la gal^rie
d'Apollon, Paris 1867; Petersburg S. 64; Rom S. 43; Wien S. 60.
Privatsammlungen: Königin von England, Windsor Castle (ein Theil aus der
Sammlung Smith [Gori]): Fobtnüx, Archaeologica XLV 1 ff. m. T. 1—4. Auswahl bei Micha-
elis, ancient marbles S. 717 ff.; Azdra; Baldwin: Baldwins Museum, o. J. (1780) m. 63 T.;
Baldwin collection of gems o. 0. u. J. m. 54 T.; Bergan: A. Thiele, die Sammlung B. antiker
vertieft geschnittener Steine, Nürnberg 1885, 9T.; Biehler in Wien: Bishlbb, Katalog
seiner Gemmensammlung, Wien 1871; DucdeBlacas S. 53; G. deCrassier: Descriptio
brevis gemmarum quae in museo suo asservantur, Leodii 1740, m. T.; Devonshire (im
bouth Kensington Museum aufgestellt): Goskond, Devonshires cabinet of gems, London
1730 f. (vgl. Kino S. 246 ff. 482 ff.); Jak. Ebermayer in Nürnberg (nur Fälschungen von
Dorsch): £., gemmarum affabre sculptarum thesaurus rec. J. J. Baier, Norimb. 1720, f. m.
30 T.; Fould, grossartige Sammlung, 1860 verkauft: S. 53; Greville s. unter Percy;
Houben in Köln S. 59; Karapanos in Athen S. 39; Lamj: Cabinet de pierres grav^es
de L., m. T.; P. Leven: Köln: Rhein. Jahrbb. 14, 17 ff.; J. Harry Lewis: Middleton, the
L. collection of gems and rings in the possession of Corpus Christi College, Cambridge,
London 1892; Duc de Luynes S. 54; Marlborough (gebildet von Lord G. Spencer, dazu
die Sammlungen von Lady Betty Germaine und W. Ponsonby): (Babtolozzi) Gemmarum
antiquarum delectus ex praestantioribus desumptus quae in dactyliothecis ducis Marl-
buriensis conservantur, London 1780—91, 2 Bde. f. m. 100 T., 2. A. 1845; Pierres graväes
du duc M.; M. gems, London 1845, 2 Bde.; Thoughts on the cameos and intaglios of ant.
suggested by the sight of the Blenheim collection, Oxford 1847; Nbvil Story-Maskelynb,
the M. gems, 1870; Frau Seb. Mortons -Schaffhausen: L. Urliohs, 13 Gemmen aus der
Samml. der Frau — , Rhein. Jahrbb. 1846, m. 1 T.; Conte Natali in Ragusa; Northamp-
ton S. 67; Livio Odescalchi, Herzog von Bracciano (zuvor im Besitz der Königin Chri-
stine von Schweden): P. S. Bartoli, museum Odescalchum sive thesaurus antiquarum gem-
marum op. N. Galeotti, Rom 1751—2, 2 Bde. f. m. 102 T.; Duc d'Orl^ans: (La Chaü et
Leblonp) Description des principales pierres grav^es du cab. de S. A. Mens, le — , Pai'is
1780-84, 2 Bde. f. m. 180 (179) T.; Graf Percy: John Spilesbury, collection of fifty prints
from antique gems, London 1785, m. 50 T. (zum Teil aus den Sammlungen Greville und
Slade); Fürst Ötan. Poniatowski (meist Fälschungen): Photographic facsimiles of the
ant. gems of — , by J. Prendeville and Magnin, London 1857 - 9, 2 Bde. mit 258 Phot.;
Catftl. des pierres gravees ant. de S. A. le prince S. P., Florenz 1832—33, 3 Tle.; Richter:
JoH. Fr. Christ, musei Richteriani dactyliotheca, Lpg. 1743; Marchese Rinuccini, Flo-
renz; Baron Roger S. 55; Herm. Rollet: Rollet, die antiken Schriftgemmen meiner
Sammlung, Arch.-ep. Mitt. 10, 123 ff.; Scarfö, descrizionedellepietreincise; F. Schlichte-
groll: Choix des princ. pierres gravees de la coli, qui appart. autrefois au baron de Stosch,
Nürnberg 1798, f.; Slade s. unter Percy; Th.de Smeth: Hemsterhuis, lettre sur une
pierre ant. du cab. de Th. de Sm., La Haye 1762; Konsul Smith in Venedig (jetzt in
Kap. YIL Die kunstgewerbl. Arbeiten nach Form u. Yerziemiig. (§ 226.) 245
Windsor): Akt. Franc. Gobi, dactyliotheca Smithiana, Venedig 1767, 2 Bde. f. m. 100 T.
(11. Bd. aUgezneineren Inhalts); Maxwell Sommerville (jetzt im Besitz der Stadt New-
York): Sommebyillb, engraved gems, Philadelphia 1892 m. Abb.; Baron Phil. v. Stosch
(jetzt in Berlin) : Stoscb, pierres antiques gravees sur lesquelles les graveors ont rois leurs
noms, Amsterdam 1724, f. m. 70 T.; Winckblhann, pierres gravöes da feu baron de Stosch,
Florenz 1760, Nürnberg 1775 (zu berichtigen nach Tölken's Berliner Katalog); Strozzi,
Florenz; Turk.
Bild er werke: Abnbas Vico, monumenta aliquot antiquomm ex gemmis et cameis
incisa, Rom (1550) f. m. 37 T.; Abb. Gorlabüs. dac^liotheca. Delft 1601 f. m. 148 T. Antw.
1609. Leiden 1672. 1694, 5, 1707, 2 Bde. m. 283 T. franz. Paris 1778, 2 Bde. m. 282 T.;
Pbtb. Stbphanonis gemmae antiquitus scolptae, Rom 1627, m. 51 T., P^dua 1646 mit Erkl.
V. lacetos; Lbon. Aoostini, le gemme ant. figurate, 1657—69, 2 Bde. m. 265 T., 2. Aufl. von
Bellori 1686—8, 2 Bde. m. 261 T., lat. von J. Gronovius, Amst. 1685. Franeq. 1694, 2 Bde.
m. 269 T.; M. A. Causko (de la Chausse), raccolta di gemme antiche figurate incise da P.
Sante Bartoli, Rom 1700, m. 200 T., 2. Aufl. 1805, 2 Bde.; Jac. de Wilde, gemmae sei.
antiquae. Amsterdam 1703; Dox. de Rossi, gemme ant. flg., coUe sposiz. di P. A. Maffei,
Rom 1707—9, 4 Bde. m. 410 T. (die Tafeln Agostini*s sind hier wiederholt); E. J. Ghebon
LB Hay, recueU de pierres antiques gravöes (Paris 1712?) f.; Mich. Ph. Levesque de Gbavelle.
recueil de pierres gravöes ant., Paris 1732-7, 2 Bde. m. 206 T.; G. Ogle, gemmae antiquae
caelatae, Lond. 1741 (englisch: antiquities explained 1737); Abt. Franc. Gobi, thesaurus gem-
marum ant. astriferarum. Acc. Atlas Famesianus marmoreus et dissert. in gemmas ant. J. B.
Passerü, Flor. 1750, f. 3 Bde. m. 200 T.; Akt. Mab. Zabetti, gemmae antiquae. Venedig 1750 f.;
Fb. de' Ficoboki et Nie. Galeotti, gemmae ant. litteratae aliaeque rariores, Rom 1757, 26 T.;
F. WoBLiDOE, a select coli, of drawings from curious antique gems, etched after the manner of
Rembrandt, London 1768, 2 Bde. m. 182 T.; (Passebiüs) Novus thes. gemmarum veterum, Rom
1781-83, 3 Bde. f. m 324 T., 2. Aufl. 1797 (hier auch Bd. IV m. 100 T., Text von Cassini); Ven.
MovALDiBi, nov. thes. gemmarum veterum, Rom 1781—88, 3 Bde. m. T.; Bbacci, memorie degli
ant. incisori che scolpirono i loro nomi in gemme e cammei, Florenz 1784—86, 2 Bde. f.; Ign. Mab.
Rapoki, recueil des pierres ant. gravees, Rom 1786, f. m. 88 T.; Fed. Dolce, descr. di 200
gemme ant., Rom 1792; Rice. Dagley, gems selected, London 1804. 1822, m. 21 T.; J. F.
Roth, mythologische DiÜEtyliothek, Nürnberg 1805, m. 2 T.; Millin, pierres gravöes inödites,
Paris 1817—25, T. 1—62; C. W. Knigbt, modern and antique gems, London 1828, 85 T.;
Lebobmakt, tr^sor de numismatique et de glyptique, Paris 1834—50, 20 Bde., f. Th. 1.
monnmens ant. (s. Bmnets manuel). Zur Kenntnis orientalischer Siegelringe dienen:
J. Ddbois, choix de pierres gravees ant ^gypt. et persanes, 1818 (vgl. Gott. gel. Anz. 1819
S. 182 ff.); DE Vogüe, intailles s^mitiques; Lbwy, aramäische Siegel; Sichel, nouveau
recueil de pierres sigillaires, Paris 1866. Auch die Texte zu den Sammlungen von Ab-
drücken (S. 75) sind nicht zu übersehen, besonders: Dactyliothecae Lippertianae univer-
salis signorum exempUs nitidis redditae, mit Text von Job. Fb. Chbist und Heyne, Chilias l.
1755, II. 1756, III. 1763; und Raspe, catalogue des empreints de Tassie, London 1791,
2 Bde. m. 57 T. (auch englisch). - Zur Kritik: H. K. E. Köhleb, gesammelte Schriften,
Bd. 5. 6. Petersb. 1852—53, m. 20 T. (sehr skeptisch in Bezug auf die Gemmen mit In-
schriften); konservativer A. Fubtwämgler, über die Gemmen mit Künstlerinschriften, Jahrb.
3, 105 ff. 193 ff. m. T. 3. 8. 4, 46 ff. m. T. 2.
226. Da, wie wir sahen, der Aberglaube bei den Ringsteinen herein-
spielt, dürfte es am Platze sein, nach dem Schmuck von den Amuletten
zu sprechen. Um in chronologischer Ordnung zu verfahren, erwähnen
wir zuerst die kleinen Beile aus seltenen, schönen oder durch Härte aus-
gezeichneten Steinen, ein Brauch, der sich von Babylon und Niniveh 0 bis
herab zu den „Derwischäxten" der Mohammedaner und den MrgoneXtxta der
Neugriechen verfolgen lässt.*) Solche Beilchen von Diorit, Hämatit,
Nephrit,*) Jadeit, Gneis, Eisenkiesel und Kieselschiefer finden sich in
Ägypten,*) Syrien,*) Indien,«) am oberen Nil,^) in Nordeuropa, sehr zahl-
*) Im brittiscben Museum. *) Aus Glasfluss: Naukratis I S. 43.
«) H. Martin, Ra. 1865 XII S. 293; Er.
EiBCHNER, Thors Donnerkeil u. die steiner-
nen Opfergerftte des nordgermanischen Hei-
dentums, Neustrelitz 1853.
') Verzeichnet von Fischer, Anthrop.
Korresp. 1881 S. 23 ff.
^) Alexandrette : Rbinach, chron. p. 482.
^) Allahabad: Anthrop. Korresp. 1884
S 13
-') ViRCHOw, Ztsch. f. Ethnol. 1886 S.
85 ff.; ScHWBiNFUKTH, das. 1885 S. 297 ff.
246
KlasBiache KuiiBtArcUologie. I. Denkmftlerkande,
reich aber im westlichen Kleinasien ^) und in Griechenland.*) In dem letzt-
genannten Lande begegnen auch kleine Pfeilspitzen und Messer eben
aus Obsidian.^) Miniaturwaflfen werden in Gräbern überhaupt als Amu-
lette aufzufassen sein.*) Die eigentlichen religiösen Amulette sind in der
Regel Götterbildchen und Figuren heiliger Tiere, viel seltener dagegen
Symbole. Als solche werden wir die augenförmigen Edelsteine bezeichnen,
welche im neubabylonischen Reich dem Nabu gewidmet wurden,«^) ebenso die
altchristlichen Fische. <^) Von den geschnittenen Edelsteinen sind offenbare
Amulette am ehesten diejenigen, welche auf beiden Seiten Gravierungen
haben. Die abergläubischen Gemmen der Gnostiker und ähnlicher Sekten,
welche von einer häufig wiederholten Inschrift Abraxas heissen, bilden
nur in religionsgeschichtlicher Beziehung eine eigene Gruppe.
Litteratur: J. Emele, Qber Amulette und was darauf Bezug hat, Mainz 1827, mit
3T.; 0. Jahn, über den Aberglauben des bösen Blickes bei den Alten, Sitzungsber. der
Sachs. Ges. 1855 S. 28 ff. m. T.; J. Becker, ein Amulett aus dem Museum zu Wiesbaden,
Wiesb. 1866 m. Abb.; Ad. Baues, Arch.-ep. Mitt. 1, 68 ff.; Schlukbebgeb, R. des ^t. gr.
1891 ; Albb. Dietebich, Abraxas, Lpg. 1891. Über Zaubergehänge Byzant. Ztsch. 1, 359.
Zu den abergläubischen Zierstücken dürfen wir weiters auch die
Tempelchen und die Glocken zählen. Die ersteren boten an Wallfahrts-
orten den Juwelieren eine einträgliche Beschäftigung, indem die Besucher
goldene oder silberne Nachbildungen des Tempels kauften; viele davon
mögen wohl an Ort und Stelle geweiht worden sein, aber die übrigen
wanderten mit nach Hause, dem Besitzer den Schutz der Göttin zu sichern.
Abgesehen von den zahlreichen aediculae der Göttermutter, worin diese
sitzend erscheint,') erläutern die goldenen Astartetempelchen von Mykene
die bekannte Scene in Ephesos.®) Einen verwandten Ursprung mögen die
goldenen Miniatururnen Mittel- und Nordeuropas haben.^)
Litteratur: Bötticheb, Tektonik 2,257; Avellino, descrizione d'una casa sott..
1843 S. 20; D. Fbahcesconi, illustr. di un' umetta lavorata d'oro etc. all' agemina, Yen.
1800, m. 3 T.
Die Glocken sind jetzt der wichtigste Gegenstand der Gelbgiesserei;
im Altertum aber gab es nur Glöckchen und Schellen, welche überdies
selten dem modernen Zwecke dienten. ^^) Häufiger wurden sie Lieblings-
tieren angehängt^*) und gegen böse Geister geläutet,'^) wozu die Beobach-
tung, dass die Katzen das Schallen verabscheuen, beigetragen haben dürfte.
Solche Amulettglocken sind ausser in Bronze gelegentlich in Blei und Gold
^) Anthr. Gorresn. 1874, 57; zahlreiche
in der Münchner prähistorischen Sammlung.
') PoLiTis, HttQyaaaos 4, 596 f.; Anthr.
Corresp. 1874 8. 85 ff.; Vibcbow, Ztsch. f.
Ethnol. 1886 S. 85 ff.; Bch. 11, 490; Jektloy
Tijff 'Earlag Nr. 481.
») Ath. Mitt. 1886 S. 15 ff.; Schliemann,
Tiryns S. 56 f.; noch in Gräbern römischer
Zeit: Ross, Inselreisen 1, 161.
^) Vgl. Klemm, germanische Altertums-
kunde S. 368 m. T. 23; Mon. ined. I 860 A.l.
*) Am. J. 3, 338 f.
^) Z. B. ein Karneol in Würzhurg.
^) Z. B. LB Bas, voyage arch. T. 43;
vgl. Stxphani, der ausruhende Herakles S.
320 f. (68 f.); Gonze, Sitzungsher. d. prensa.
Akad. 1878 S. 866 f.; AZ. 1880 S. 1 ff.
^) Acta apost. 19, 24; karthagische Vo-
tive: Diod. 20, 14, 3; Abb. bei Sobliexann,
Mykene S. 306.
') Aus Etrurien im M. Gregoriano und
in München; aus Unter-Glauheim (Bayern):
Koch, Alpenetrusker , Lpg. 1853 S. 48 (ei-
förmig); zwei in Schweden: Wibbro, d. £in-
fluss d. klass. Völker auf den Norden S. 21
A. 5.
*'^) Morgenglocke: Lucian.merc.cond.24.
*') Jahn, Abh. d. bayer. Akad. 8, 275 ff.
*') Jahn, Ber. der sächs. Gres. 1855 S.
79; A. 1880 p. 295 ff.; Bbuzza, AZ. 33, 55 f.
Kap. Vn. Die kanstgewerbL Arbeiten nach Form n« Veriieriisg. (§ 227.) 247
ausgeführt worden.') Auch die Cymbeln (Schallbecken)*) waren nicht
bloss liturgische, sondern zugleich Geister bannende Werkzeuge.
Litteratar: Ako. Rocha, de campanis, Rom 1612; Hibb. [Magiub, de tmiinnabulis,
Amsterdam 1664 m. Abb.; Hbnr. Arn. Stockfleth, de campanarum usu apud veteres, Al-
torf 1665; L. MoBiLLBT, 6t sur Temploi des clochettes chez les anciens et depuis le triompbe
da cfaiistianiBme, Dijon 1888, m. 12 Abb. u. 12 T.; eine Abbildung auch bei Gaylub, recueil
VI T. 90, 6.
227. Vom Schmucke sind, wir ausgegangen und kehren zu ihm wieder
zurück, indem wir die Toiletteninstrumente anhangsweise besprechen.
Durch ihre Zahl nehmen unter den Antiquitäten die Metallspiegel einen
hervorragenden Platz ein. Die Spiegel aus Silber, wie sie die vornehmen
Damen gebrauchten,*) sind freilich fast alle verschwunden; dafür gibt es
tausende von bronzenen Spiegeln,^) die meistens runde Form haben; doch
konmit durch Einbeziehung des Griffes auch eine geschweifte, bimenähn-
liche auf, von welcher Praeneste viele Exemplare geliefert hat. Wo es
nicht auf den praktischen Gebrauch ankommt, wie bei Grabbeigaben, er-
halten die Spiegel durch Aufkrämpung der Ränder konkave Gestalt. Da
die Platte benutzbar sein soll, wendet sich der Yerschönerungstrieb zuerst
dem Griff zu und gibt ihm im Hinblick auf den Gebrauch die Form einer
nackten oder bekleideten Frau, ein ägyptisches Motiv, **) welches vor den
Perserkriegen auch die griechische Fabrikation beherrschte; nach orientali-
schem Vorgang, weil vermutlich solche Spiegel häufig der Astarte-Aphro-
dite geweiht wurden, erhält die Frau mehrmals göttliche Attribute.^) An
ihr lassen sich durch schwebende Eroten, geflügelte Sphinxe u. dgl. sozu-
sagen Tangenten herstellen, welche die Grifffigur mit der Spiegelscheibe
fester verbinden. Diese Übergangsfiguren passen auch zu einfacheren
Stielen; am entgegengesetzten Teile der Peripherie entspricht ihnen ein
kleiner Aufsatz, gebildet z. B. aus ein paar Vögeln. Die meisten italischen
Spiegel und ein Teil der griechischen sind an der aufgekrämpten Seite mit
gravierten Zeichnungen ausgestattet, welche meistens auf die Mythologie
oder auch auf den Gedankenkreis der Benutzerinnen Bezug haben. Aus-
nahmsweise hebt sich das Bild in tauschierter Arbeit ab.^) Eine andere
Spiegelart gleicht einer runden Büchse mit befestigtem Deckel und pflegt
Klappspiegel genannt zu werden; hier gibt der Deckel Gelegenheit zur
Ciselierung.®) Manche beliebte Darstellung mag mit einem Stempel her-
gestellt worden sein.®)
Litteratar: Gbbhard's Werk über die etmskischen Spiegel s. S. 4; db Wittb, les
miroirs chez les anciens, Bruz. 1872, Par. 1873; Beckmakv, Beiträge IIl 4. Stück; Bot-
TiOEB, Vasengemälde H. 3 S. 46; A. Schippke, de speculis Etruscis quaestt. I., Breslau 1881 ;
Mus. Greg. I T. 61 ff. 91 ff.; mehrere kampanische MB. 9, 14.
*) Blei, im Mttnchner Anüq. 483; Gold,
vom Esquilin AZ. 33, 55; an Geräten befe-
stigt: KoNDAKOF, antiquit^s S. 241. 243.
*) Fkabbel, AZ. 34, 28 ff. m. T. 5; Cbü-
sius, Philol. 52, 514 ff.
') Aus Gold mit Edelsteinen Plut. conj.
praec. 14.
*) Mit goldenem Griff, aus der Krim:
KoHDAKOF, antiquitäs S. 311.
^) WiLKiHsoN, customs II 351 = EbhaRi
Ägypten I 317.
•) Bbbnoctlli , Aphrodite S. 85 ff. ; 0.
RossBACH, griech. Antiken S. 36 ff. m. T. 2,
1 ; FuBTWANQLEB in Röscher *s Lexikon 1, 411 .
') Ra. 1868 T. 13 (aus Ljron).
") Z. B. Fbibderichs, kleme Kunst 3 ab;
Myloras, ila^yaaao'c 1, 39 ff. m. T. 1; Ga.
1876 T. 10; AZ. 1876 S. 8 m. T.; Ant. du
Bosph. Cimm. 43; CR. 1865 T. 5; Ra. III,
21, 80 ff.; in Thon imitiert, aus Olympia ,
Berl. Antiq. 6287.
') Fbibdebichs, kleine Kunst 3 ab.
248
SlaBBische EmiBtarohftologie. I. Denkmftlerkiinde.
Die Toilette wird durch Ohrlöffelchen (auriscalpia) mit Nagel-
putzer>) und durch Riechbüchschen (sogenannte Siegelkapseln)*) vervoll-
ständigt. Von Kämmen sind Exemplare aus Bein, Elfenbein imd Bronze
erhalten,^) doch nur mit dürftigen Verzierungen (meist Drechselomamen-
ten). Die Fächer haben jedenfalls ein wichtiges Gebiet, in welchem sich
Luxus und Phantasie entfalten konnten, abgegeben; die jüngeren Vasen-
bilder und die Wandgemälde*) liefern mannigfaltige Bilder, welche eine
eigene Darstellung verdienten. Eine vollständige Sammlung von Toilette-
artikeln führten manche der Cisten vor Augen, über welche § 238.
Litteratur: Ägyptische Formen der Fächer und Sonnenschirme: Tr. b. a. 8, 386 flf
m. Tafehi.
228. Während der Schmuck vorwiegend dem weiblichen Geschlechte
zukam und in griechischen Staaten einem Manne nach den Perserkriegen
das „ Goldtragen " ausdrücklich gestattet werden musste, konzentrierte der
Mann der kriegerischen alten Zeit seine Prunk- und Putzlust auf schöne
Waffen. Da dieselben oft in das Grab mitgegeben wurden — natürlich
sind dies lieber Paradewaflfen^) als brauchbare Eriegswerkzeuge — und
auch Schlachtfelder (z. B. Alesia) ergiebig sind, zählen die erhaltenen Waffen-
stücke nach Tausenden. Eine hervorragende Waffensammlung besitzt Neapel ;
auch die Museen von Berlin und Olympia, die Waffensammlungen von
Tscharskoje Selo, Turin und Paris [Musie d'artillerie) bieten viel. Eampanien
scheint auf schöne Waffen der Gladiatoren grossen Wert gelegt zu haben. *^)
Was die alten Abbildungen anlangt, so ist besonders auf die Balustrade
von Pergamon (Altertümer von Pergamon 11 S. 95 ff. T. 43 — 50), das Heroon
von Trysa und die Trajanssäule hinzuweisen.
Litteratur: Neapel, s. Fjorblli's Spezialkatalog (arme antiche) 8. 41; Berlin: Fbib-
DEBICH8, kleine Kunst S. 218 £f.; Mailand: A. Bazzebo, le arme ant. nel maseo di arch. in
Mil., Mil. 1880; Olympia: Bronzen S. 110; Alesia: Vebcberb de Reffte (im Namen Na-
poleons III.)> les armes d'Alise, Ra. n. s. 10,337 ff. m. Abb.; Qüichbrat, examen des armes
trouväes ä Alise St. Reine, Paris 1865, m. 1 T.; Tiefenau in der Schweiz: Bonstbttbk, notice
sur les armes et chariots de guerre däcouverts ä T., 1751. — Handbttcher: F. A. C. v.
Specht, Geschichte der Waffen I. (vorgeschichtliche Zeit), Lpg. 1870, m. 18T.; M. Jahks,
Handbuch einer Qeschichte des Kriegswesens, Lpg. 1880 m. Atlas; A. Demhin, £ncyklopädie
der Waffenkunde, 3. Aufl. Gera 1892, m. 4500 Abb.; Guhl-Ei^oelhank, Leben der Griechen
S. 382 ff. 829 ff.; Keller, älteste Waffen, Mitt. d. Zur. Ges. I. m T. 7.
Das Schwert und der Dolch, von welchem das Messer kaum zu
trennen ist, können eine Zierform der Klinge haben, und zwar die Blatt-
form, welche den praktischen Vorteil besitzt, dass der Schwerpunkt dabei
nach vorne liegt; sie war schon in der Ramessidenzeit gebräuchlich und
kam erst in der Eaiserzeit ab.') Das Sichelschwert {axivdxr^q^ ccQiirjy ensis
falcatus) ist hauptsächlich asiatisch,®) begegnet aber in der Perseussage
und als Ausnahme bei den Italem.®) Ihm entsprechen die halbmondför-
') ScBUMACHEB, BroBzen T. 2, 4. 5 ; MB.
9, 15. 18.
«) SCHÜMACBEB T. 3, 47. 48.
») Z. B. MB. 9, 15, 5—8.
*) Z. B. MB. 8, 21.
*) Für die nofiriij Herodian. 7, 11, 7. —
Unheilvolle Waffen sind bei den Dichtem
schwarz gefasst (Aeschyl. Agam. 1127.
Sept. 43).
•) MB. 3, 60. 4, 13. 7, 14. 15, 30.
^) LiHDENSCHMiT II H. 1 T. 3 ff. ; abge-
bildet z. B. noch an einem etroskischen
Spiegel MB. 13, 53, am frühesten aber in
ägyptischen Darstellungen der Syrer: Max
MüLLEB, Asien n. Europa S. 305 m. Abb.
*) Benndobf, Heroon v. Trysa S. 137 f.;
noch unter Herodes Joseph, ant. 14, 424;
kleines Sichelschwert bei Göttern: Menaht,
glyptique II S. 97 F. 93. 94.
') Kampanisch nach Vergil Aen. VII.
Kap. YJL Die knnstgewerbl. Ajrbeitea nach Form a. Teradernng. (§ 228. ) 249
migen Messer, welche oft Rasiermesser genannt oder auch für Ledermesser
(^ Keile*) erklärt wurden.^) Sie gehören zu den Kennzeichen orientalischen
Einflusses auf das europäische Binnenland und den Norden. War die
Klinge nicht zu wirklichem Gebrauche, sondern nur zum Prunke bestimmt,
so erhielt sie auch ornamentalen oder figürlichen Schmuck. Ersterer passte
nicht bloss für den Platz, wo der Griff ansetzte ; ^) wahre Prachtstücke
sind die eingelegten Dolche von Mykene und das sogenannte Schwert des
Tiberius im brittischen Museum. 3) Der Ansatz des Griffes ist in älterer
Zeit leichter zu verschönem, weil die Parierstange fehlte.*) Die Nägel,
welche den Griff* mit der Klinge verbinden, mögen aus edlerem Stoffe
(Silber auf Erz, Gold auf Silber) bestehen, wie uns Homer lehrt; häufig
sind sie in Hufeisenform gruppiert.^) Ausser den Nägeln, gravierten oder
getriebenen Ornamenten und Gold- oder Elfenbeinbelag®) darf der Griff
plastische Form bekommen, wozu den nächsten Anlass die Jagddolche, mit
welchen die getroffenen Tiere abgefangen und ausgewaidet wurden, boten. ^)
Auch in diesem Punkt hat der individuelle Geschmack manches geneuert.^)
Litteratur: I. ühdset, die ältesten Schwertformen, Ztsch. f. Ethnol. 22, 1 ff.; Naue,
prähistorische Schwerter, München 1885, m. T.; Bastiait u. Voss, die Bronzeschwerter des
kgl. Museums zu Berlin, Berlin 1878; G. Mariotti, sui pugnali di bronzo scop. a Castione
dei Marchesi nel Pannigiano, Parma 1876 m. 1 T.; R. Bürtok, the book of the sword,
London 1884; Auslage eines Messerschmiedes, abgeb. Ber. d. sächs. Ges. 1861 T. 9, 9. Ein-
schlagmesser mit figuriertem Heft: Likdenschmit II 5, 2. Die Petermandrsche Sammlung
in der k. k. Fachschule zu Steyr enthält Messer aller Zeiten.
Neben dem Schwerte kommen noch in Betracht die Schwertscheide
— eine prächtige goldene mit Figuren kam aus NikopoP) — , das Wehr-
gehänge ^®) und der Schwertgurt, welcher aber, da früher die Schwerter
über der Schulter getragen wurden, mit dem Wehrgürtel zusammen zu
behandeln ist.
Da die Eriegswaffen aus den Werkzeugen, mit welchen der Mensch
den Kampf ums Dasein führt, sich entwickelt haben, nimmt, je einfacher
und altertümlicher die Verhältnisse sind, das Beil einen desto wichtigeren
Platz in der Ausstattung des Mannes ein; es hat daher zahlreiche „prä-
historische" Formen in Stein, Kupfer und Bronze, welchen nur mittelbare
Bedeutung für die Kunstgeschichte zukommt. Unter den eigenartigen
Hauptformen heben wir hervor den Kelt, der auf der einen Seite eine
meisselförmige Schneide hat, während er auf der anderen walzenförmig
732; bei Gladiatoren vorkommend (Mab- I köpf (aus Bein) in Paris, Abguss in Berlin
quABDT, röm. Staatsverw. IIP 563). G 79; Vogelkopf: Benndorf, griech. u. sie.
') Fbiedbbicbs, kleine Kunst 1217 ff. ' Vasenb. T. 5; prachtvoller Griff mit Jagd-
(Ledermesser); Hrlbio, AZ. 32, 168 f. 1 bildem, aus Tschertomlizk : Kondakof, anti-
*) Z. B. Wolfszahnomament: Lindbn- ' quit^s S. 304.
8CHXIT T 6, 2, 1. 8. 5. I 8) 2. B. Viergespann Val. Max. 1, 8
') L. Lbbsch im Bonner Winckelmanns- ' ext. 9.
progr. 1848 m. T.; Jak. Beckkb (S. 152 Z. 4 | ') CR. 1864 T. 5, 1 S. 172 ff.; vgl. die
V. u.). I Statuette bei v. Sacken, antike Bronzen T.
*) Z. B. in den alten Dipylongräbem : ' 42 S. 104. Eine ornamentierte ist in der
UiTDBBT, Ztsch. f. Ethnol. 1890 S. 2. ' Iliupersis des Brygos (üblichs, Beiträge T.
*) LiwDENSCHMiT I 2, 4, 3—6. 6, 2, 2, 5.8, j 18) abgebildet.
3^ 1 — 4a. 11, 2, 1. 5—8. II 11, 8, 4—6. ***) Diodor notiert aus Poseidonios, dass
*) Gold: CR. 1864 T. 5, 2. ! die Kelten die Schwerter an bronzenen oder
') Mit Eberkopf Boom. 19, 237 ff. mit
T. 8; babylonischer Dolch mit Kaninchen-
eisernen Gehängen trugen (5, 30, 3j.
250
KlaBsisohe EanBtaroh&ologie. L De&km&lerkiiiide.
ist, um angesteckt zu werden. Der Palstab (vom altnordischen päU
Spaten, Hacke) gleicht einem kurzen dicken Meissel oder Stemmeisen und
ist mit der keilförmig zulaufenden Seite in einen Schaft eingefügt. Die
Hammeraxt ist nach vom zugespitzt und hat ein Stielloch, das zwischen
scharf ausgearbeiteten Ecken liegt. Bronzene Beile mit zwei Ösen scheinen
Westeuropa eigentümlich. *) Die Beile mit gekrümmter Schneide sind ihrem
Ursprünge nach ägyptisch.^) Das Doppelbeil scheint eine asiatische Waffe
zu sein, ohne dass es die Europäer verschmäht hätten.^)
Litteratur: H. Schbeibbb, die ehernen Streitkeüe zumal in Deutschland, Freiburg
1842; W. OsBOBNB, das Beil u. seine typischen Formen in der vorhistorischen Zeit, Dresden
1887 f. m. 19 T. Aus Moscardi's Museum (T. 9) wurden bronzene Gelte als Eatapultenstttcke
veröffentlicht.
Seltenere Waffen sind die Streithämmer,*) die bronzenen Morgen-
sterne^) und gar die ostafrikanischen Wurf eisen, welche im Altertum nur
durch ägyptische Abbildungen belegt sind.^)
Die Lanze hat mit dem Schwerte in der Blattform') Verwandschaft,
doch weicht diese in der Eaiserzeit fast ganz der kantigen. Bei den
Etrusken finden sich manche Eigentümlichkeiten. Die Entwicklung der
Pfeilspitzen*) verläuft parallel.
229. Besseren Anlass zu reichem Schmucke ergaben die Schutzwaffen.
Den Schild schmücken als technische Ornamente die konzentrisch ange-
ordneten Nägel oder Buckel und der die Mitte verstärkende Schildbuckel,
welcher den Träger wappenmässig kennzeichnet und meist zugleich die
Feinde schreckt oder verhöhnt.*) Über die Schildzeichen geben die Vasen-
bilder und die Dichter i*^) genügenden Aufschluss. Ausgehend von jenen
konzentrischen Nägelreihen, teilte man das Rund des Schildes in konzen-
trische Kreise, welche zur Zeit orientalischen Geschmackes mit Tierreihen
oder anderen Figuren ausgefüllt wurden. Der pseudohesiodische Schild
liegt noch innerhalb der Grenzen der Möglichkeit, der homerische aber
bereits jenseits. Die erhaltenen Schilde sind zumeist Wandzierden oder
Votivstücke, daher aus Blech mit Holzunterlage gearbeitet. Nach Ab-
bildungen trugen manche Schilde an der Innenseite Malereien. *0
liitteratur: Hübneb, Arch.-epigr. Mitt. 2, 105 ff. vgl. CIL. VII 495 (Schildbuckeln);
G. H. FucBS, de ratione quam veteres artifices, inprimis vasorum pictores in clipeia ima-
ginibus exomandis adhibuerint, Göttingen 1852; Massieu, degli scudi votivi 1748.
') Am häufigsten in Andalusien, dann
Portugal (Anthr. Corresp. 1882 S. 35), Eng-
land und Irland (Evans, the ancient bronze
implements, London 1881 Fig. 86-88. 92.
106 f.); seltener in Frankreich: Evans a. 0.
S. 96. 105.
^) Max Mülleb, Asien u. Europa S. 9.
^) Z. B. war die bipennia nach Silius
(4, 15) römische Waffe im zweiten punischen
Kriege.
*) Viele von Stein in den nordischen
Museen: Worsaas S. 13 Nr. 38. 14 Nr. 45,
in Bronze S. 25 Nr. 104 f. 26 Nr. 106 ff.; ab-
gebildet am Hünengrab von Merseburg, Anthr.
Corr. 1881 8. 51.
^) Mehrere in Steiermark gefunden, jetzt
in Graz.
^) Max Mülleb, Asien u. Europa S. 6
m. Abb.
^) Z. B. unter Ptolemaios Euergetes:
Brit. Mus. Ptolem. T. 17, 1. 2.
^) Über eine eigentümliche Form Löscboke,
AZ. 34, 109 A. 3.
«) 0. Jahn, Ber. d. sftchs. Ges. 1855 S.
57 f. 63 f.; Hübneb, Arch.-ep. Mitt. 2, 105 ff.
T. 6.
^°) Z. B. ausser Homer Stesichoros 70;
Aischylos, Sieben 525; Vergil Aen. 7, 789 ff.
*') Gigantenvasen aus Melos M. grecs
1875 T. 1 und Tanagra 'ßy. a>/. 1883 T. 7
(dazu TsuNTAS Sp. 174, 1).
Kap. TIL Die kiinfligewerbl. Arbeiten nach Form n. Tersiernng. (§ 229.) 251
Der Brustharnisch war in seiner UnfÖrmlichkeit anfangs nichts
weniger als ein Schmuck des Kriegers; nur Spiralen zierten ihn, welche
die Teile yome verbanden. *) Allmählich lernten die Plattner ihn den Formen
des menschlichen Körpers nachzubilden. Mit sorgfältiger Gravierung und
Ciselierung wurden nun Prachtstücke hervorgebracht, für welche gewiss
wirkliche Künstler die Entwürfe machten wie Mielich und Schwarz zu
fürstlichen Rüstungen. Einige Originale sind erhalten,*) werden jedoch
von den Abbildungen an späten Vasen') und namentlich an Statuen römi-
scher Kaiser und Generäle*) bei weitem übertreffen. Zum Harnisch ge-
hören manchmal Schulterbeläge, von denen es auch verzierte Exemplare
gibt.^)
Unterhalb des Harnisches schützte der Wehrgurt den Leib. Der
Ledergürtel geht uns wegen seiner bronzenen Gürtelschnalle hier an. Künst-
lerischer ist der breite Bronzeblechgürtel mit Leinwandunterlage, welcher
im 6./5. Jahrhundert graviert, ß) später aber getrieben wurde. ^)
Litteratur: Alb. Müllbb, das oingnlam militiae, Fr. v. Plön 1873, m. 1 T.
Die Beinschienen haben für die Kunst wenig Interesse, wenn auch
zu den vollen Prachtrüstungen kunstvolle Stücke aus Bronze gehörten.®)
Dagegen hat der Helm die Phantasie der Waffenschmiede vielfach be-
schäftigt. An erster Stelle wird der Helm erhöht und imposanter ge-
staltet. Als der Krieger noch einfach ein Tierfell über den Kopf zog,
mag er oft den Kopfteil eines Rindes genommen haben. Darauf weisen
wohl die Helme mit nachgebildeten Hörnern, wie sie in der Ramessiden-
zeit von manchen Völkerschaften getragen wurden®) und sich besonders
in Italien erhalten zu haben scheinen. '<^) An den königlichen Adler erinnert
der Flügelhelm,*') dessen bescheidenere Form, die geflügelte Filzhaube in
Lykien getragen wurde. '2) Den Feind sollte ein nickender Haar- oder
Federbusch verwirren, worin sich der Südländer kaum genug thun konnte.
Neben den doppelten Hörnern und Flügeln steht der doppelte Busch, i»)
Mit einem dreifachen lässt sich der Päonierkönig Audoleon (315 — 286)
abbilden;**) drei Bügel hat oft die Göttin Athena, selbst wenn sie im
Kleinen dargestellt wird.**) Der Bügel mag die Form eines ruhenden
^) Offc in schwarzfigurigen Vasenbildern;
alexandrinisch, s. A. 37, 286 A. 1.
*) Z. B. in Olympia und aus Zante Bch.
1883 T. 1/2.
') Z. B. an einer Prachtvase : Millingbn,
peintures T. 49,50 = AZ. III T. 36.
*) Bonner Studien S. 1 ff. m. T. 1—3.
») Z. B. MB. 4, 29.
•) Helbio, das hom. Epos S. ^288 ff.;
griechischer in Athen.
') Mit Medaillons MB. 5, 29; einen
prachtvollen beschreibt Quintus Smymaeus
10, 180 ff.
8) MB. 4, 13, 1-3. 7, 14.
*) Von den Schardana nach ägyptischen
Bildern; Sohliemanv, Mykene S. 213.
^°) In Ghiusi (verdoppelt): Milchhöfeb,
Anfänge S. 96; Bronze aus Sicilien: Catlus
y T. 60, 1; Vasenbild bei Tischbuh 3, 43;
Gbrhabd, Spiegel 4, 399; [Stierhömer mit
Ohren auf Tetradrachmen des Seleukos T.,
in Beziehung auf den Stierdionysos: Hbad,
historia num. p. 638 F. 336] ; mit Helmauf-
satz dazwischen, abgeb. in Herculaneum MB.
7, 7; Liv. 27, 33, 2; Verg. Aen. 12,89 cornua
cristae von Turnus.
") Bbnndobf, Heroon von Trysa 8. 137;
abgebildet an einer pränestinischen Ciste
MB. 14, 40.
»2) Herodot 7. 92.
'*) Auf unteritalischen Vasen abgebil-
det: Gbbhabd, Trinkschalen und Gefässe
T. D; Heydbhann, Vasensamml. 3230 u. A.
*^) Brit. Mus. Macedonia p. 4, m. Abb.
1^) Z. B. aus Industria Glarao 462, 848a;
Köln: Rhein. Jahrbb. 64, 72; Cabapanos,
Dodone T. 11, 4.
252
KlasBisohe Ennstarohäologie. I. Denkmftlerkaiide.
Tieres, einer Sphinx oder eines Schwanenhalses haben. *) Da die Schläfen-
teile eines stärkeren Schutzes bedurften, lag es nahe, hier omamentale
Figuren aufzusetzen, was die Athenabilder am besten illustrieren; Pheidias
und athenische Tetradrachmen brachten dabei den Pegasös in die Mode.')
Geflügelte Wesen, wie die Chimaira,^) waren ja überhaupt für diese Stelle
geeignet. Eine Musterkarte phantastischer Paradehelme geben die Sassa-
nidenmünzen. In der Schlacht bot natürlich nur der das ganze Gesicht
bedeckende Helm, welchen man korinthisch zu nennen pflegt, hinreichen-
den Schutz. Gleich dem Brusthamisch wurde er mit der Zeit den Gesichts-
formen treu angepasst, so dass der Gesichtshelm (Maskenhelm) ent-
stand;*) er war bei Galliern und Lusitaniern verbreitet,^) jedoch auch den
klassischen Völkern wohlbekannt.®) Bei Prunkhelmen genügten indes
Wangenstücke vollauf, welche bequem ciseliert werden konnten. Unter-
italien hat schöne Arbeiten geliefert,') vorab die herrlichen Helmwangen
mit Figuren unter den Bronzen von „Siris**.®)
Litteratur: Heuzet, 6a. 6, 145 ff. m. Abb. (Formen im Orient und Altgriechenland);
Bauer, Eriegsaltertümer 351 A. 3. 4 (5. Jahrhundert) ; A. 46, 46 ff. m. T. (Helmschmuck) ;
A. Bebtband, le casque de Berry, Ra. 29 (1875), 244 ff.; prächtige Exemplare z. B. MB.
7, 14. 10, 31; Fund von Negau in Steiermark (6 Helme, jetzt m Graz): Mitt. d. Gentralkomm.
1880 S. 33 ff.; skythische Formen: Kondakof, antiq. p. 48 f.
Wollen wir auch die fernwirkenden Geschosse hereinziehen, so er-
übrigen, da die Pfeilspitzen schon S. 250 besprochen sind, nur die Schleu-
dergeschosse. Während von denen der älteren Zeit nur zu bemerken
sind, dass manche aus „Glückssteinen'' wie Haematit bestanden, empfan-
den im Diadochenzeitalter und unter den ersten Kaisern sogar die ge-
gossenen Schleuderbleie, an deren Stelle oft steinerne (wie in Gallien) oder
thönerne (in Karthago) Verwendung fanden, die Wirkung künstlerischen
Sinnes. Die thönerne Form machte das tötende Blei meist zu einem
Fruchtkern, einer Mandel oder Olive (in Carthago, Gallien und auf Sicilien
aus dem Sklavenkrieg von 133 v. Chr.) oder einer Pflaume (in Asculum vom
Bundesgenossenkrieg und Perusia 41/0 v. Chr.).
Litteratur: Gottfr. Sempeb, die bleiernen Schleudergeschosee der Alten, Frankfurt
1859 m. Abb. u. 7 T. ; W. Vischeb, antike Schleuderbleie, Basel 1866. m. 1 T. (archäol. und
epigraphische Schriften II.); CIL. I 642 ff.; Th. Bergk, Rhein. Jahrbb. LV/VI 1875 S. 1 ff.
m. 3 T.; CIL. IX 6086, I-XLVIII. X 8063, 1-5; Eph. epigr. VI. glandes plumbeae, Berlin
1885. m. 2 T.; Kbvilbb, Ra. III 2, 281 ff.
Als Accedens der Waffen wollen wir noch auf die Feldzeichen,
deren manche erhalten sind, hinweisen. Plastische Feldzeichen sind be-
reits in assyrischen Reliefs abgebildet; die Römer haben die Tierbilder zu
den Tierzeichen in Beziehung gesetzt.
Litteratur: A. v. Domaszewski, die Fahnen im römischen Heere, Abhandl. des
arch.-enigr. Sem. der Univ. Wien V. (Wien 1885) u. Arch.-ep. Mitt. 15, 182 ff. (Tierbilder);
persiscner (?) Standartentr&ger an einer Durisvase: Wiener Vorlegebl. VII T. 3.
*) Benndorf, Heroon S. 140 A. 1; Wie-
ner Vorlegbl. 1888 T. 1, 1.
') Lange, Ath. Mitt. 6, 81; Relief in
Smyma: Ath. Mitt. 7 T. 1; Sphinx zwischen
zwei Pegasoi: Statue der Athena MB. 4, 7.
») Verg. Aen. 7, 785 ff.
*) Benndorf, Gesichtshelme und Sepul-
kralmasken (S. 239).
») BoHN, Tempel der Athena PoliasS.102.
^) Die vordere gesonderte Hälfte z. B.
in dem Römerkastell Biricianis gefunden.
^) Z. B. Sturmhaube aus Lokroi mit Wid-
derköpfen, deren Augen aus Bein eingesetzt
sind: MB. 5, 29, 2; Millin, descr. des tom-
beauz de Canose p. 44 f.
^) Die eine mit Krieger und Amazone
ist im Am. J. I T. 6 neu reproduziert; über
Siris s. S. 118.
Kap. VtL Die knnstgewerbl. Artieiien nach Form n. Versierimg. (§ 230.) 263
Die Köcher waren bei jenen Völkern, welche viel mit dem Bogen
kämpften, ein Gegenstand schöner Ausstatttung. Schon ägyptische Bilder
zeigen sie blau und rot gestreift und mit Metall beschlagen. ^) Griechische
Köcher sind mit Gold oder mit Figuren verziert,*) oder mit einem Fuchs-
schwanz behängt,*) Die Skythen treiben auch mit Bogenbehältern
{yaoQVToi) grossen Luxus.**)
230. Die Vornehmen kämpfen bekanntlich zu Pferde oder nach älterer
Sitte zu Wagen. Insofern gehören auch Pferdeschmuck und Pracht-
wagen zur Ausrüstung. Auf die Pferdegebisse, unter denen das von
Möringen die Antiquare interessiert, brauchen wir kaum einzugehen, noch
weniger auf die in der Kaiserzeit nicht mehr seltenen Hufeisen und
Hufschuhe. Eine bessere Gelegenheit zur Ausschmückung gab die Auf-
zäumung der Pferde, zuerst der Zügel, der mit Gold bedeckt wurde,*) dann
der Brustgurt, welcher Bronzebeschlag ^) oder häufig angesetzte Rundfiguren
bekam ^) und drittens der Sattel, dessen Stelle freilich oft eine Schabrake
oder ein Fell vertrat®.) Wie sich aber der Mensch mit Schmuck behängte,
so zierte er sein Ross, dessen eigene Putzlust gewiss nicht lange ver-
borgen blieb. Schon in assyrischen Bildern^) hängen Rädchen an manchen
Pferden; die runde Form derselben ist für die Pferdezier {(pdXagov, phalera)
geblieben, während die Gestalt des Halbmondes neben ihr nicht recht auf-
kommen kann,*^) und der vergröberte Geschmack des römischen Militärs
machte daraus einen Kriegsorden. Beiderlei Brauch beleuchten Abbil-
dungen. * *)
Litteratur: Über Pferdegebisse GozzADnn, de quelques mors de cheval it4di-
ques et de Tep^e de Ronzano en bronze, Bol. 1875, m. 4 T. f.; de Ormeaux, Ra. III 11, 52 ff.
m. Abb.; Milani, Museo ital. 3,214 f. (Not. d. sc. 1887 T. 17,8; Babblon, cabinet des ant
T. 4); Lbchat, Beb. 14, 385 ff.; MB. 8, 32; Kondakof, antiq. S. 50 ff. ~ Hufeisen: Braun-
GABT, Landwirtschaft!. Jahrbücher des k. preuss. Landesökonomiekollegiums 1893 H. 2 mit
6T.; Korrespondenzbl. d. Gesamtvereins 1889 S. 150 ff.; Zippelics, Tierärztl. Mitt. XXVI
(Karlsruhe 1891) S. 58 ff. m. Abb. — Phalerae: 0. Jahk, die Lauersforter Phalerae, Bonn
1860, m. 3 T.; A. 1860, 161 - 204 m. M. 6, 41 ; £. M. 0. Doon^b, les phaläres des guerriers
rom., Caen 1867; John Wtlie, on an example of phalerae, London 1872 (SA.) mit Abb.;
JoHK Eyaks, on a military decoration relating to the Roman conquest of Britain, West-
minster 1886; MB. 8, 32.
Die Streitwägen waren anfangs zum Schutze gegen Geschosse mit
Metall beschlagen, das später die nur mehr bei festlichen Gelegenheiten
(wie Triumphen**) und Prozessionen) verwendeten Galawägen zierte. Wäh-
die Deichsel an der Spitze mit plastisch geformtem Metall beschlagen
wurde,***) wozu sich Pferdeköpfe von Bronze gut eigneten, i'') umzogen den
') Max MOllbb, Asien und Europa
S. 304.
*) ^aghQtt i^QaxXetorixrj j^QvaonoixiXtog
Bch. 6, 130, (fagitQai ^(oiorai das. 126.
») Vase MB. 14, 28.
*) Aus Nikopol Stmphani, CR. 1864
S. 142 ff. T. 4; ein prachtvoller beschrieben
Quini Sm. 10, 188 ff.
'*) Sophokles Aias 846 XQvaoyoixoy rjyiay
(s. dazu Lobeck's Note).
*) Sehr schöner in Brescia: Dütscbke,
Bildw. 4, 152; aus Dalmatien: Arch.-ep. Mitt.
3, 142 f. ; abgebildet an einem etruskischen
Spiegel: Ga. 5,218 (Abb.).
') DoMASZEWSKi, Arch.-ep. Mitt. 12, 188 ff.;
Bbnndobf, das. 15, 21 f.
") G. F. Fekrabi-Mobbni, descriz. di
un* antica sella da cavalcare ornata di bas-
sorilievi in osso bianco, 1867.
•) Latabd 14.
*^) Fabretti ad column. Traj. p. 221 ;
Visconti, Museo Pioclem. V p. 80.
^ ^) Z. B. Pferdeschmuck (mit Medusen
maske), Relief MB. 6, 23.
'^) Abgebildet in einem Relief bilde des
Marc Aurel.
^') Schöne Exemplare mit Figuren bei
Caylüs, recueil V T. 61.
^*) £in solcher Bronzebeschlag fand sich
in Maihingen. Bronzene Räder stammen
254
SlassiBohe SnoBtarohHologie. 1. Denkmalerknnde.
Wagenkorb getriebene Bronzebleche. Zu den bekanntesten Bronzewerken
der altetruskischen Kunst gehört der Wagen von Perugia. Ein sehr
reiches und vollständiges Exemplar bronzenen Wagenschmuckes, welches
in der Sammlung Karapanos sich befindet, verdiente Besprechung. Von
den gewöhnlichen Wägen ist so gut wie nichts zu sagen. ^)
Litteratur: G. Gozzadini, delle ant. carrozze e segnatameDte di due veronesi)
Bologna 1862, m. 2 T.; ders., dell' origine e deir ose dei cocchi e di due veronesi in par-
ticoL, 1864 m. Abb.; Hblbio, hom. Epos S. ^125 ff.; Undsbt, antike Wagengebilde, Ztsch. f.
Etbnol. 22,49 ff.; Mazabd, Ra. n. s. 33, 154 ff. 217 ff. (über die galliscben Wägen); Linden-
8CHM1T, Altert. I 2, 5 (Deichsel u. ZQgelhalter) ; Mitt. des bist. Vereins der Pfalz H. 7 T. 1
(Deicbselkopf).
231. Von der Ausstattung des Körpers gehen wir zu der Einrichtung
der menschlichen Wohnung über, wofern sie nicht zur Architektur gehört.
Die Gefässe dienen zu so verschiedenen Zwecken, dass sie auch
ebenso verschiedene Formen haben müssen. Die antiken Sprachen besitzen
dementsprechend eine Menge von Ausdrücken, die uns namentlich durch
das 11. Buch des Athenaios und neuerdings durch Tempelinventare über-
liefert sind. Diese bieten an sich, da sie z. B. teilweise nach Völkern*) und
Personen {yne die berühmten Therikleia)^) benannt sind, wenig Anhalt,
um mit den erhaltenen Formen identificiert zu werden. Die gebräuchliche
Terminologie ist daher grösstenteils unsicher und in Einzelheiten geradezu
falsch. Die üblichen Formen sind den Vasenkatalogen von München (S. 58),
London (S. 65) und Athen (S. 39), relativ am vollständigsten aber dem
Berliner Kataloge (S. 56) auf Tafeln beigegeben ; nach den Nummern des
letzteren ist also die Vasenform zu bezeichnen.
Litteratur: Lil. Gtraldüs, de vasis quae ad deorum sacrificia et eonim caerimo-
nias pertinent; Panofka, recherches sur les väritables noms des vases gr.» Paris 1829 f.;
Letrohne, observations sur les noms des vases gr., Paris 1833 (J. des sav.), dazu ebend.
1837 S. 683 ff.; Gbbhard A. 3, 221 ff. 8, 147 ff.; Ussino, de nominibus vasorum Gr., Kopen-
hagen 1845; Jahn in der Einleitung seines Vasenkataloges; J. H. Krausb, Angeiologie.
Halle 1854, m. 6 T.; Drmnis, cities P S. CV ff. m. Abb. — Inventare: Verzeichnis grie-
chischer Namen bei Homollb, Beb. 6, 108 f. ; Inventar von Dolos aus dem J. 364 Bch. 10,
461 ff.; Inschrift eines Heroons des Heros latros aus dem 2. Jahrb. v. Chr.: Hirschfbld,
Hermes 8, 350 ff.; CIA. II 1, 403 f.; Inventar von Weihgeschenken der Diana von Nemi
CIL. XIV 2215 (RüGQiBRO, syll. 1 90). — Umrisse von Vasenformen: 12 Blätter nach
Bronze und Marmor von Ao. db Musi 1530—1 gestochen (Naglkr Nr. 155—166); Moses
(S. 68); Th. Lau, d. griech. Vasen, ihr Formen- u. Dekorationssystem, m. Text v. Brunn u.
Krell, Lpg. 1877 f.; P. F. Krkll, die Gefässe der Keramik, Stuttg. 1885, m. 33 Abb. und
4 T. ; Umrisse antiker Thongefösse, 2. Aufl., Wien, Österreich. Museum, 19 Blätter, dazu
.Ornamente antiker Thongefässe", 15 färb. Blätter; R. Gbhrino, griechische Gefässe. Um-
risse, Landsh. 1892, 8 T. in Mappe; Abbildungen bei Iw. Müllkr, Privataltertümer T. 2 zu
S. '68 und Gubl-Engelmann, Leben der Griechen S. 257 ff.; vieles auf Gemmen (z. B. in
Stoschs Sammlung V. KL 3. Abt.); über Ornamentik: Lau (a. 0.); Lützow, zur Gesch
des Ornaments an den bem. griech. Thongefässen, München 1858, m. 3 T.
Auf seine Verwendung zurückgeführt, spaltet sich das abstrakte Ge-
fäss wieder in Gattungen, von denen die meiste Wichtigkeit haben: das
Vorratsgefass, welches fasst und bewahrt — das Trinkgefäss — die
aus Perugia, Toulouse, Speier (Lindknschmit,
Altert. III 4, 1, Sab) und Ungarn.
') Die Pilenta waren zur Zeit des Ser-
vius (zu Verg. Aen. 8, 666) rot angestrichen.
^) Lakonische, kydonische, chalkidische,
rhodische, teische, chiische, roilesische Be-
cher: Inventar von Dolos Beb. 6, 110. 112.
10, 462; 8. auch Theoer. 2, 156; Theophr.
char. 5.
») Ath. 11, 469 b. 472 e; Inventar des
Asklepieions Bch. II 436 Z. 81; ne^ixQvcov
CIG. 11,9; aus Thon Eubulos (Kock, com.
II 183) bei Athen. 11, 471d V. 4; hydria
Hypsiana: CILat. XIV 2215.
Kap. TIL Die IntnatgewerM. Arbeiten naoh Form n« Verriem&g. (§ 231.) 255
zwischen beiden vermittelnden Giess- und Schöpfgefasse. Weniger Be-
deutung kommt den Füllwerkzeugen, sowie dem Ess- und Kochgeschirr,
das über das Feuer gestellt wird, zu.
Die natürlichste Form des Yorratsgefässes ist der Schlauch aus
Ziegenfell, welcher noch jetzt im Süden zur Aufbewahrung von Flüssig-
keiten verwendet wird, an welchen sich der lederne Sack (xwQvxog) an-
schliesst. Der Schlauch, in Thon übersetzt und mit Henkeln und Fuss ver-
sehen, ergibt die alte Form der Amphora, ein Name, der freilich bloss
anzeigt, dass das Gefass zwei Henkeln hat {äfi^ogevg = d^i^i(poQ€vg). Die
Schlauchform weicht bald einer gefälligeren Form, welche viele Variationen
in Bezug auf die Proportionen und sonst erleiden kann. ') Von der Amphora
zweigt sich die zum Wasserholen dienende Hydria (vrf^ia, rrf^iyi'ov, klein
vSQittxTjj synonym xdXmg oder xdXnrjy ardfAvog oder (TrafAViov) ab, die man
an den drei Henkeln erkennt, von welchen der dritte beim Tragen auf
Kopf oder Schulter angefasst wird. Diese Gefässart ist im Isiskult mit
grösstem Luxus ausgestattet worden.^) Eine bauchige ydaxqa steht
mit Wasser gefüllt vor Trauerhäusem.*) Eine xdXnig oder eine Amphora
nimmt in demokratischen Staaten die Stimmen auf.*) Die Amphora um-
schliesst auch die Gaben, welche die Hinterbliebenen dem Toten weihen;
doch ist ein grosser Abstand zwischen den altertümlichen Riesenumen des
Dipylon und den schlanken zierlichen Formen, welche schon im 6. Jahr-
hundert auf die Gräber gestellt und häufig zu dauerndem Gedenken aus
Marmor, rund oder in Relief, gemeisselt wurden;"^) der früher beliebte
Name Grablekythos hat jetzt dem einer Grabamphora Platz gemacht. Die
Leichenverbrennung beansprucht eigenartige Vorratsgefasse, welche die auf
dem Scheiterhaufen aufgelesenen Überreste der Toten in sich aufnehmen.
Die Aschenurne, missbräuchlich Urne genannt, bedarf nicht notwendig
der Handhaben, da sie an ihrem Orte stehen bleibt; indes ist die reine
Amphorengestalt nicht ausgeschlossen.^) Bei den alten Christen tritt an
ihre Stelle die Blutampulla, welche Märtyrerblut aufnimmt,') und das
cylindrische oder polyedrische Reliquiarium. Die Grösse und der Stoff der
Aschenumen stehen schon aus dem Grunde nicht fest, weil in der Kaiser-
zeit gerne die eigentlichen Aschenbehälter in immer grössere und weniger
kostbare Behälter eingeschachtelt wurden. Das kleinste Vorratsgefäss ist
die Büchse, wie es z. B. Schminkbüchschen, aus Bergkrystall oder Elfen-
bein geschnitzt, gibt.»)
*) So zeigen die Münzen von Böotien
(z. 6. Katalog des britt. Mus. T. 5 ff.) eine
Musterkarte von Formen; über die tarenti-
niscben s. z. B. Brit. Mus. Italy p. 219;
anders stebt es mit den Münzen von Ear-
thaia auf Keos (Imhoof, griecb. Münzen
8. 537 f.), wo nicbt einmal der Name Am-
pbora überall passt.
') Hydraeum gemmis exomatum et
auratum CIL. XIV 3941 (Rugoibbo syll. 1
86); vgl. Plut. Is. 39; Apul. met. 11, 10.
•) Hesycb. oarQuxoy.
*) Aristot rep. Ath. p. 36; Lucian. Her-
mot. 40.
') Sebr scböne Sammlung im atbeni-
scben Nationalmuseum (z. B. Nr. 808. 954.
955); abgebildet als Andeutung der Dies-
kuren: Roschbbs Lexikon 1 1171.
«) Z. B. in Alexandrien Am. J. I T. 1
zu S. 32.
') Fb. X. Ebaus, die Blutampullen der
römischen Katakomben, Frankfurt 1868;
ders., über den gegen w. Stand der Frage
nach d. Inhalt u. d. Bedeutung der römisohen
Blutampullen, Frankf. 1872; ders., Real-
encyklop. „Phiala cruenta*.
8) MB. 9, 15, 1—4.
256
SlasaiBohe Sniuitaroliäologie. L fienkmalerkonde.
An Vorratsgefasse, welche eine Flüssigkeit enthalten, stellt man den
Anspruch, dass sie eine weite ÖfiFhung haben, damit man bequem aus ihnen
schöpfen könne. Da der starke Wein mit Wasser getrunken zu werden
pflegt, bedarf man Mischkrüge {Kratere)^) in grosser Menge. Die rech-
ten Namen freilich wollen sich mit den Formen nicht zusammenfinden:
Amphora mit erweiterter Öffnung (angebliche Kelebe),^) dann die rund-
bauchige henkellose Form, ähnlich einer Haubitze (alsLeArawe bezeichnet),^)
endlich Kelchgestalt oder der Glockenkrater {a campana).^) Beim Gebrauche
erhält der Mischkrug einen Untersatz {vTtoxQorrjQiov). Da jene Gefösse
nicht bloss im Hause Dienste leisten, sondern auch den Göttern geweiht
oder an die Strasse gestellt werden,^) ist das Material oft Edelmetall und
solider Marmor. Eine besondere Spielart des Mischkruges war das Kühl-
gefäss {ipvxTTjQy xpvxtr^QioVy xpvyeiov^ xdXa^og).'^) In bescheidener Grösse
wird die Transportfahigkeit dieser weitmundigen Gefasse erleichtert, indem
man sie unten abrundet und ein dazu passendes hohes Fussgestell fertigt,
welche Form fälschlich Deinos heisst.®) Umgekehrt wird die grösste Gat-
tung zur Festlegung (allerdings auch zum Transport auf Schiffen und Last-
tieren) eingerichtet; es ist das oben weitgeöffnete und unten ganz spitz
zulaufende Fass (PithoSy lat. dolium), welches in den Estrich des Hauses
eingegraben werden kann und den trichterförmigen Vorratsgruben ent-
spricht. Seine Anbringung wird durch viele Bilder, z. B. der Danaiden-
sage und des erymanthischen Ebers ^) beleuchtet. Bereits in der späteren
Kaiserzeit begann das hölzerne Fass von den holzreichen und kalten Alpen
aus^^) den Verbreitungsbezirk der Spitzfasser einzuschränken, welche aus
den Bedürfnissen heisser Länder hervorgegangen; darum nahm man zu
ihnen porösen Thon, der den in der Hitze verdunstenden Wasserstoff
durchliess und dadurch die Flüssigkeit verhältnissmässig kühl erhielt,
weshalb bei Homer schon „Thon" schlechtweg das Weinfass bezeichnen
kann. * ^) Für den Transport bekommen die Spitzfässer, welche natürlich
viel kleiner als die eingesenkten, die zu Hissarlyk eine riesige Grösse er-
reichten,*-) sind {nid'axvaiy ni&dxna), Henkel.
Die Giessge fasse, welche zwar auch bewahren, aber ihren Inhalt
durch Neigen entleeren sollen, bilden eine zahlreiche Gruppe, welche sich
in die drei Hauptklassen Krüge, Flaschen und Eimer sondern lässt.
Erstere nähern sich der Amphoraform, haben jedoch eine engere Mündung
oder es nimmt dieselbe, damit nichts verschüttet werde, die Gestalt eines
Kleeblattes an (Dreischlitzgefasse).*') Steinerne Gefässe mit zwei Aus-
^) ]n Tempeln aus Silber oder Erz;
eherne auch bei Vergil Aen. 9, 165.
*) Vgl. V. DcHN, Comm. in hon. F. Bue-
cbeleri H. Useneri, Bonn 1873 S. 109.
^) Form des Exekias; abgeb. in dem
A'asenbild bei Stackelbbbo, Gräber T. 25
und am Fries von Trysa T. 16 A. 5.
*) Vgl. Klein, Euphronios S. 121.
. ^) A. 1857, 104 flf.
«) A. 1857, 127.
^) Verzeichnet bei Klein, Euphronios
S. 104; d«zu Hartwig, Jahrb. 7, 157 A. 6.
8) Jeiyog (richtig dTyog) bei Dionys.
Comic, frg. I p. 554.
^) FcRTWÄNOLBB in Roschers Lexikon
I Sp. 2201; vgl. Strab. 13,3,4. In kalkigen
Thon eingebettet war das „Kenotaph* von
Blank enfelde (im märkischen Museum).
'^) Zu Aquileja im 3. Jahrhundert n.
Chr. Herodian. 8, 4, 4. Mehrere kleine Thon-
fässchen wurden in der Pfalz gefunden
(Speier Nr. 474. 499 u. ö.).
>») Ilias 1469.
»«) SCHLIEMANN, IHoS S. 39 f.
*^) Schon im Dipylon- und Phaleronstil
Baumeisters Denkm. Abb. 2073. 2075—6. —
L-1-
licn
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[i sind
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) zumeist
I in Silber,
1 rinkhorn
I bestand.'-')
Verzierungen,
Itig. Am zahl-
< i'schönerung so
lIi solche Prunk-
I en, an der Wand
Warmschale (s. o.)
r oder Schale ver-
-chen Suppennäpfen
■ MS 'Eip. ÜQx. 188.) H. 3GJ.
<M. 1«63 p. 13U A 1: U2;l
-HiJ A. 1 ; oft in Jan HaiiiJcn
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L'(]ii(iul NoßL UKs Veroejis,
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lULL, iLsiiit, Altertilmer S. TL
i Hiod. 2U, G;t, 4,
, '%. «p^. ISUU Sfi, 15,f.
hon sui;,ir in (ii!ii Dimiiii
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258
ElaaaiBclie Kmutarohäologie. L Denkmälerkande.
Form erstreckt sich über Oberitalien (besonders Este), Österreich-Ungarn
(Hallstatt und Kurd), Deutschland (z. B. bei Mainz), Schweiz, Belgien und
Niederlande, tritt aber in Frankreich selten auf.*) Griechenland weist
wenigstens eine Nachbildung in Thon auf.*) Konische Gefasse sind in
Italien und Österreich 3) vielfach verbreitet, zum Teil mit schönen Ver-
zierungen;*) die getriebenen Eimer von Bologna und mehreren Alpenorten
verdienen sogar in der Kunstgeschichte einen Platz. Es ist mir auch kaum
zweifelhaft, dass der etruskische Hephaistos (Sethlans) von der situla (un-
klassisch setla) seinen Namen hat. Die Maske, welche den Ansatz des
Griffes schmücken, kann zugleich den Ausguss abgeben.^) Von der eigent-
lichen eiste unterscheidet sich das Eimergefäss vor allem durch den Mangel
eines Deckels.
Litteratar: Jahn. A. 17, 379; L. Benvemiti, la situla B. nel xnoseo di Este, Este
1886, m. 2 T. f.
Ausgehöhlte Kürbisse sind bei einfachster Lebensweise die natür-
lichen Eimer; auch an sie knüpfen manche, freilich seltene Formen an,
welche Henkel und Fuss besitzen.^)
Bei so blumenfreudigen Menschen, wie es die Anwohner des Mittel-
meeres schon im Altertum waren, kommt den Blumengefässen eine
nicht geringe Wichtigkeit zu, doch sind sie bisher zumeist verkannt worden.
Die von einer Reihe kleinerer umgebenen Töpfe, welche die ursprüng-
lichste Stufe unserer Blumenständer darstellen, dürften nach Analogie der
heutigen Blumenvasen Cypems als solche feststehen.')
Zwischen den grossen Vorratsgefassen und den Trinkgefassen ver-
mitteln die Schöpfgefässe, kleine Becher mit einem hohen Henkel oder
in Metall mit langem Stiele. Nach den Massen lassen sich die xorvXrj
(xoTvUffxog) und der xvad-og bestimmen. Aber ausserdem gibt es noch
viele Namen wie aQvcaiva^ aqvaxixoq^ oivtjQvcfig, wie auch wohl oQvßakkog,^)
aQvßaligy d^ßvvda. Das römische simpulum hat in jüngerer Zeit trichter-
förmige Gestalt.^) Über die Seiher ist nichts von Belang zu notierefi.
Litteratur: F. Venuti, diss. sopra i coli vinari degli antichi, m. 2 T.
232. Gehen wir jetzt zu den Trinkgefassen über, so hat die Natur
dem Menschen manches zweckdienliche geboten, um nicht zu reden von
der hohlen Hand, den Himschädel eines erlegten Tieres*") — verwil-
derte Völker trinken sogar aus dem Himschädel des getöteten Feindes,
wie Sage, Geschichte und Denkmälerkimde einhellig überliefern**) — ,
') B. archöol. 1891 p. 42 ff.; Deutsch-
land: Gbnthe, d. etruskische Tauschhandel
S. 21 f.
') Vasensamml. d. archäol. Ges., auf
Schrank 20.
^) St. Lucia, RoviSße, Pillichsdorf, Ge-
meinlebam; Pfahlbau von Näklo (Mähren),
Byöiskdla-Höhle.
*) Z. B. MB. 11, 41, 1. Eine situla wird
den Larenbildem in die Hand gegeben.
") Arch.-ep. Mitt. 6, 146 ff. m. Abb.
') Z. B. Museum der arch. Ges. in Athen
2919—22 ; 2232 (vollständig gedeckte Schale,
die nur eine v^ffnung als Ausguss hat).
'j Z. B. 'Eip. ttQX' 1885 T. 9; Fiedlbb,
Castra vetera T. 36.
^) Stesichor. 11, Form eines Beutels
(Athen. 11, 783 f).
»j DüTSCHKE, antike Bildwerke I S. 81.
IV S. 16.
^°) So gibt es einen Renntierkopf aus
der prähistorischen Zeit, den Fbaas be-
schrieb.
^') Sage: Schmied Wieland, Gudrun bei
Atli, Rosamunde; vgl. Bochbolz, deutscher
Glaube S. 231; Geschichte: bei den Skythen
Herod. 4, 65 und Hiung-nu im 2. Jahrb. v.
Chr., vgl. V. GuTBCBMiD, Geschichte Irans
S. 59; die Gallier weihten noch im Jahre
216 V. Chr. einen in Gold gef aasten Hirn-
Kap. VlI. Die kuuitgewerbl. Arbeiten nach Form n. Venierung. (§ 032-^33.) 25d
eine ansehnliche Muschel^) oder das Hom eines Stieres und Ochsen.*)
Hirnschale und Muschel ergeben die breite niedere Form der Schale.
Zum Anfassen erhält sie einen hohen Fuss und einen oder zwei Henkel
oder die höhere Form wird geriefelt, während die niedere unten in der
Mitte eine buckelförmige Einbiegung erhält; diese patera umbilicata ist die
übliche Opferschale. ^) Dann folgt der fusslose Becher, welchen Mittel-
und Nordeuropa in den Zeiten, als man die Metalle zu benützen anfing,
so oft aufweisen und alte Skulpturen des Südens zeigen.^) Die flachen
Formen mit Fuss werden wir Trinkschalen nennen, die verhältnismässig
höheren Becher. Von jenen hat die Schale für warme Getränke, welche
xsXtßt] oder ^sg^onorig hiess, einen Deckel.*) Unter den Bechern ragt an
Grösse der Kantharos, ein grosses Gefass mit hohem, schlankem Fuss und
starken ansehnlichen Henkeln, hervor, welcher durch die Bilder des Dio-
nysos, der ihn als Attribut führt, festgestellt werden kann. Dagegen sind
die Namen xvh^j^) (pidkrj, xaQxriaioVj txxvtpog^ <rxi(p€iovy axatpiov^ itnaq u. dgl.
schwer auf die erhaltenen Formen zu verteilen.
Die Form des Tierschädels ist künstlerisch verwertet worden; wir
finden Köpfe von Stieren, Hirschen, Rehen, Eseln und Schweinen,') zumeist
(nach dem Stande unserer Überlieferung) in Thon, aber doch auch in Silber,
Bronze und Marmor.®) Aus dem Home aber ergibt sich das Trinkhorn
{i^vTQVj xsQotiov)^ welches ebensogut aus Edelmetall wie aus Thon bestand.^)
Die Muschelform dagegen ist den reinen Phantasieformen der späteren
Zeit beizuzählen.
Litteratur: Panofka, die griechischen Trinkhömer uad ihre Verzierungen,
Berlin 1851.
233. Das übrige Tischgeschirr war nie sehr reichhaltig. Am zahl-
reichsten sind die Schüsseln {naqoxpidegy^) für deren Verschönerung so
viel wie in der Renaissance gethan wurde; hängte man doch solche Prunk-
schüsseln, i*) nachdem Löcher in ihren Rand gebohrt waren, an der Wand
zur Zierde auf. Die Terrine mit Deckel fällt mit der Warmschale (s. o.)
zusammen; der Deckel konnte manchmal selbst als Teller oder Schale ver-
wendet werden ((fidlrj afi(p(&€Tog) wie an den italienischen Suppennäpfen
Schädel (liv. 23, 24, 11; Gell. hist. fr. 26);
Funde : in einer westphälischen Höhle Anthr.
Corresp. 1875 Verh. S. 68; Neubrand enburg :
Verh. d. Berl. Ges. f. Anthrop. 1878 S. 183
m. Abb.; Germanengrab bei Münchengladbach
und Pfahlbau des Bieler Sees Ajithr. Corr.
1875 S. 40.
') R. Enoelmann, de Jone, Berlin 1868
p. 12; z. B. Pitt. d'Erc. 7, 23.
*) Athen. 11,476a; Schol. Nie. AI. 31;
Nonn. 12. 360. 17, 110.
') Silberne Patera mit verziertem Hand*
griffe B. archöol. 1891 S. 94 ff. m. T.
*) Cebxak, Mitt. der k. k. Centralcomm.
N. F. 17, 174 ff.; Ross, Cypem T. zu S. 101.
*) Fb. Wikteb, d. jung. att. Vasen S. 53 ;
Stbphani, GR. 1860 S. 3 f.; Bbundobf, Heroen
S. 232.
•) Vgl. SoPHULis 'Eg), aQx, 1885 S. 265.
7) Stephani CR. 1863 p. 139 A. 1; 223
A. 2; 241 A. 8; 249 A. 1; oft in den Händen
der Laren abgebildet (z. B. Bronzefigur MB.
12, 25); Pferdeschädel NoäL des Vebgebs,
Etrurie T. 11.
») Silber: Ant. du Bosph. T. 36 ; Bronze:
MB. 8, 14; Marmor: Bouillon, mus^e des
ant. 111 T. 5.
") Athen. 11,476 a— e; UfÄaX&ela$ xiga^
Athen. 11,783c; silbern: Böckh I. XI 8;
golden: Chisbüll, asiat. Altertümer S. 70;
bei Agathokles Diod. 20, 63, 4.
10) Klein, 'Ey. aQz- 1890 Sp. 15 f.
1 1) Aus Thon sogar in den Donauländem
(Hallstatt, Gemeinlebam, oberbayerische
Grabhügel).
17
260
Klasaiflohe Ennatarohäologie. L Denkm&lerkiinde.
aus Urbino. Der Eierbecher (Ooskyphion) nahm verschiedene Formen
an.O Für Beilagen hatte man Gefasse mit Abteilungen.') Das Salzfass
fehlte nirgends, erreichte aber im Altertum noch nicht die hohe künst-
lerische Vollendung der Folgezeit.
Zu den Kochgeschirren gehört zunächst der Kessel (le'ßrjg); er
pflegt aber nicht über das Feuer gehängt, sondern auf einem Dreifuss
über dasselbe gestellt zu werden. Diese drei Füsse werden bei kleinerem
Masstabe mit dem Kessel verbunden, 3) um z. B. als Badezuber benützt zu
werden.*) Meistens jedoch sind die Beine sehr hoch, so dass der Dreifuss
Selbständigkeit gewinnen kann. Dreifüsse und Kessel sind in der home-
rischen Zeit der Hauptbestandteil des wertvollen Hausgerätes.*^) Alter-
tümliche Dreifüsse finden sich in Olympia, mit Bügeln über dem Kessel,
nur zwei Handhaben und mit Beinen, deren Höhe zu der Breite des
Kessels stimmt. Später sind die Beine lange Zeit senkrecht oder einwärts
gerichtet und gerade; in Pompeji jedoch kommen mehrere geschweifte
(tripodes flexi! es) vor.^) Eine ganze Musterkarte von Dreifussformen mit
und ohne Lebes bieten die Münzen von Kroton und Ill)rrien.') Die plastische
Verzierung^) erstreckt sich zunächst auf die Beine, welche in Löwenfüsse
(auch mit Frosch darunter),^) Perser *ö) oder Aphrodite verwandelt werden.*')
Den Rand des Beckens schmücken in alter Zeit Schlangen- oder Greifen-
köpfe, oder aber einzelne Figuren (Pferde, Vögel u. dgl.).**) Dreifüsse, die
nicht wirklich benützt werden, können wie ein architektonischer Unterbau
freier behandelt werden, weshalb sie hinter den Bauten zur Sprache
kommen. Enge Verwandtschaft haben mit den Dreifüssen die noch im
Süden zur Erwärmung der Zimmer und überhaupt zur Erhaltung eines
Feuers benützten Kohlenbecken (nvQavvoi)^ welche andererseits mit den
Räuchergefassen zusammengehören.'^) Die wichtigen Wasserwärmer sind
mit wahrhaft architektonischem Geiste konstruiert.**) Die kleineren Koch-
geschirre {TtvQeta) haben drei oder vier Füsse. '5) Dann finden wir die
nach unten sich erweiternde Brodraine (xXißavoc),^^) den siebförmig durch-
löcherten Käsenapf) und die einen Ausguss besitzende Keibeschale,
deren Boden Quarzkörner verstärken;*®) in behäbigen Familienhäusern war
0 AZ. IV T. 48.
*) Vierfaches Gef&ss : Caputi Nr. 455.
*) Mit drei Tierfüsseiif aus Bronzen
MB. 5, 14.
<) Aeschyl. Sisyphos Fr. 221, 2 Nauck.
Badebecken [ucdfiivdoi) sind aus Tbon er-
halten, weil man solche der Athena Kranaia
weihte (Bch. 12, 39 ff.).
») 11. 1 407; Hymn. Hom. 3, 61. 179.
«) Z. B. MB. 9, 13 = Gargiulo racc. 59;
vgl. DüTSCHKE, Bildwerke 4, 108 f.
') Brit. Mus. Italy p. 345 ff.; Illyrien:
Brit. Mus. T. 15. 16, dann die Darstellungen
von Herakles' Dreifussraub. Vgl. auch Fa-
BBicius, Jahrb. 1, 185 ff.; pompejanische For-
men MB. 5, 60. 6, 13 und 14 (phantastisch).
9, 13 rprachtvoller mit Sphinxen).
*) Abb. des arch.-ep. Seminars in Wien
8, 108 ff.
^) In Etrurien: 0. Jahn, ficoronische
eiste 8. 30 f.
»0) Paus. 1, 18, 8.
*') Dreifuss des Gitiadas Paus. 3, 18, 8.
»2) 8. S. 264.
'») s. S. 268.
»*) MB. 2, 46. 5, 44.
^^) GoLLiONON catal. zu Nr. 21 ; bronzene
VierfÜsse mit römischen Fabrikstempeln:
Fragment in Petronell, anderer aus Sackrau
Anthrop. Corresp. 1886 S. 169.
'^) Bbnndokf, altgriech. Brot S. 11 f.
m. Abb.
•') Prähistorisch wie noch im Schwarz*
wald (Ztsch. f. Ethnol. 1882 S. 495).
^^) Wiederholt bei den Römern z. B. auf
der Saalburg.
Kap. Vn. Die knnstgewerbl. Arbeiten nach Form n. Tersiernng. (§ 234.) 261
natürlich die Eüchenausstattung viel reichhaltiger. 0 Löffel und besonders
Gabeln waren in sehr beschränktem Gebrauche und daher Gegenstand des
Kunsthandwerkes,*) wogegen dem gewöhnlichen Arbeiter die mit 5 — 8
Erallen versehenen Fleischgabeln (xgedygai, nefAnaißoXa) zufielen.
Litteratar: Wibsblbb, über den delph. Dreifiiss, Abb. d. Gott. Ges. XV (1871) mit
1 T.; M. Greg. I 12, 5. 14, 1. 15. 9; zwei schöne gleichartige Stflcke im Museo Gregoriano
imd in Speier; vgl. M. Greg. 83; x^edy^ai: Hblbxo, das hom. Epos S. 353 ff. mit Abb.; Mus.
Greg. I T. 65.
234. Dies dürften die Hauptarten der Gefässe sein, über welche wir
jetzt noch einige allgemeine Bemerkungen beifügen wollen. Die Gefässe
werden auch im Kleinen zum Spiele für die Kinder hergestellt,^) |denen
deshalb Kindergefässe in das Grab folgen.'') Die Grundformen haben
sich teilweise bis jetzt erhalten (z. B. die Amphora in Teilen Italiens, in
Griechenland und Spanien, die breite Glasflasche in Griechenland), indes
die Einzelheiten unterschieden sich nach den Fabriken. Daher die schon
S. 254 erwähnten ürsprungsnamen, wozu die seltsame Anekdote passt,
Lysippos habe für das Stadtgebilde einer Königslaune neue Gefassformen
für den auszuführenden Wein ersinnen müssen.^) Als auch die Hand-
werker Gelehrte sein wollten, zeigten sie ihre Belesenheit unter anderem
durch Modellierung von Nestors Becher.*)
Phantasie und Humor haben die Grundformen um seltsame Stücke
bereichert. Bereits die alten Ägypter und ihre syrischen Nachbarn schufen
Gefasse in Gestalt von Menschen und noch häufiger von Tieren oder Tier-
köpfen (z. B. Ochsenköpfen) ;^) der dickbäuchige Gott Besä gab eine Schmink-
büchse ab, eine gebundene Gazelle ein Salbennäpfchen. Daher begleiten
ähnliche Gebilde die orientalisierende Kultur.^) In Alba Longa schon
findet sich die jederzeit beliebte Form des Schiflfes (axarog, äxatiov, xvfißiovy
cymbium, scaphium, gaulus). In der Blütezeit des griechischen Kunsthand-
werks häufen sich die hübschen Tierformen z. B. Schwan, Ente, Elephant,^)
aber auch Statuetten und besonders Büsten oder Doppelbüsten. ^^) Eine
andere Gruppe umfasst sozusagen Stillleben: Eicheln, i') Mandeln, Muscheln,**)
Astragaloi * ^) u. dgl. Die modernen Fälscher haben übrigens die alten
1) MB. 5, 58. 59.
«) Silberne Gabel Bcom. 1874 T. 9 =
ScHSEiBEB, kultnrbist. AtlaB T. 77, 10 ; schöne
Löffel: MB. 10, 46: Bch. 6, 853 ff.; Jahresber.
d. bist. Vereins in Speier II T. 5, 8.
') Abgeb. in einem pompejanischen Bilde
MB. 11, 55, 13.
*) Ga. 4, 55.
') Athen. 11,465 c.
•) Athen. 11, 781 d.
^) BiRCH, ancient pottery Nr. 28. 25 p.
54; goldener Ochsenkopf bei den Kefa:
Pbbrot bist. III S. 751.
®) Z. B. Tier aus Cypem Cbsnola-Stern
T. 15, Ochsenkopf aus Thon: Cypern, J. of
cypr. stndies 1880 T. 1 F. 163; Megara Hy-
blaia Mon. med. I Sp. 808 m. Abb.; alter-
tflmliche Silene als Salbfläschchen : Berl.
Terr. 1332. 1383. 8954; in Etnirien kleine
Gefässe in Form einer sitzenden Frau oder
einer FrauenbOste, z. ß. Micali, mon. ined.
4, 2— 5 ; Bdsten von Bronzeblech aus Vulci
(oft abgeb.) und Welikij-Duki, Gouv. Pskow
(Mitt. d. anthrop. Ges. in Wien V Fig. 83).
») Pollux 6, 95 ff.; z. B. ßofißvXiog, ^s-
(pas (missverstanden in der Vase Hope 10
= Durand 1332), Schwan (B. 1867 S. 81),
TteXagyos, ngiang, rQ(tyeXag)os; silberne Del-
phine ans dem Nachlass des Attalos Plin.
33, 147 (nach Urlichs Tische), mehrere Tier-
formen bei Janssen, terrae. T. 10.
">) Z. B. Doppelbasten: de Witte, A. 1858
p. 84 f. m. T. EF; AZ. 5 T. 8, 1. 2.
'') Hbtdbhann, Pariser Antiken S. 58;
z. B. aus Eleonai in Athen B. 1868 S. 165.
'-) Marmorgefäss in Athen; doppelte
Muschel schon in Tiryns (Schliemank S.
75 f.).
*') Hervorragend schönes Gefäss aus
262 KlasaiBohe Knnstarchäologie« I. Denkm&lerknnde.
Töpfer an Phantasie weit überboten J) In der Kaiserzeit erneuert sich
jene Mode, wie die Namen ciborium (Blatt der colocasia), sinus, galeola,
trulla, modiolus, caper^ concha,^) murex u. a. beweisen, und pflanzt sich
bis über die Völkerwanderung hinaus fort. 3)
Litteratur: G. Tbeu, griechische Thongefässe in Statuetten- und Büstenfoim,
Berlin 1875, mit 2 T.
235. Nicht zu den Phantasieformen sind gewisse Formen der Toten-
umen zu rechnen, auf welche die Vorstellungen vom Jenseits Einfluss ge-
übt haben. Die Ägypter bewahren die Eingeweide von Mumien in Töpfen
auf, deren Deckel plastisch den Kopf eines der vier Schutzdämonen
der Toten darstellte (Mensch, Schakal, Affe und Vogel). Diese Gattung
heisst Canopen.'*) Von Ägypten aus verbreitete sich die Sitte in der
Psammetichidenzeit nach Europa, besonders nach Etrurien,-'') doch wurde
dort augenscheinlich der Sinn vergessen, da man an den Leib des Gefässes
Arme oder doch Armstümpfe fügte.
Von den Canopen sind die Gesichtsurnen {urnes ä visage) wohl zu
unterscheiden, denn hier gilt nicht der Deckel, sondern der Leib des Ge-
fässes für den Kopf oder den gesammten Körper, wogegen der Deckel den
Hut vorstellt.^) Da die Gesichtsumen stets mit der Totenbestattung zu-
sammenhängen mögen und eine den viereckigen Kinnbart des Osiris
zeigt, ^) dürfte auch diese Gattung den religiösen Urnen beizuzählen sein,
zumal oft die Beigabe der Genitalien das Geschlecht des Toten anzudeu-
ten scheint. Durch die Funde von Hissarlyk®) ist ihr hohes Alter gesichert,
doch lässt sich ihr Ursprung bisher nicht bestimmen, denn die Grenzen
der Fundorte erweitem sich fort und fort erheblich. Cypern,*) Italien,'®)
Deutschland, Polen, tland**) lieferten bereits Exemplare, doch hat noch
immer Nordostdeutschland '2) mit dem Centrum Pomerellen'^) einen erheb-
lichen Vorsprung. Ägypten selbst besass solche Gefässe mit einem Gesicht
am Bauch.»*) Die Etrusker endlich verfielen auf eine Verbindung des
Canopus mit den Gesichtsumen, indem sie das Gesicht nicht einritzten,
sondern plastisch an Stelle des Halses bildeten.'^)
Aigina: Stackblbebg, Gräber T. 23, besser
abgeb. Jhst. 13, 135.
*) Grosse Auswahl bei Biardot, terres-
cuites T. 40 ff.
^) Salzfass Hör. s. 1. 3, 15; Salbgefäss
Hör. c. 2, 7, 23 (murex Martial. 3, 82);
sonders in Chiusi und Sarteano.
^) Beispiel bei Ratet, bist. S. 2.
') Ztscb. f. Ethnol. II T. 8, 1.
«) ScHLiEMANN, Atlas T. 9, 298. 54,1275.
75, 1628. 191, 3483.
•) Verb, der Berl. Ges. 1871 S. 1 mit
Waschbecken der Prinzessin Serena (Clau- > Abb.
dian. epigr, 5, s. dazu Gesner S. 675); vgl. I ><>) ündset, Ztsch. f. Ethnol. 22, 109 ff.
Juv. 6, 419; Dosith. p. 90; Schol. Juv. 3, 277; I
vascaudes] concas aereas Corpus gloss. IV
p. 294, 44; abgeb. Marbles in the Brit. Mus.
10, 54; vgl. FioBiLLO, kleine Schriften artist.
Inhalts 1, 143; Böttiger, aldobrand. Hoch-
zeit S. 53. — Vorderteil eines Rehes, auf
Eaisermünze v. Thessalonike aus der Kaiser-
zeit, abgeb. British Mus., Macedonia p. 113.
*) Z. B. im Schatz von Szent-Miklos
Goldgefftss in Form eines gehörnten Tieres
(abgeb. Bücher, techn. Künste 2, 173).
*) Z. B. aus Alabaster Perrot bist. 1,
") In Dublin: Wilde, catal. p. 156 m.
Abb.
*') Z. B. in Posen: Virohow, Verb, der
Berl. Ges. 1877 S. 451 ff. m. T. 20.
»3) Mannhardt, Ztsch. f. Ethn. 2, 244 ff.
m. T. 8 (Nr. 3 mit unentzifferter Inschrift) ;
Berendt, die pomerell. Gesichtsumen, Schrif-
ten der k. physikalisch-ökon. Ges. v. Königs-
berg 1872.
^*) In Leiden und Berlin: Verh. d. Berl.
Ges. 1871 S. 45.
**) MicALi, mon. T. 27, 6; Falbe, M^m.
196; viele in der Descr. de l'Egypte 5, 81 ff. l de la soc. des ant. du Nord T. 7, 4 (beide
*) MiCALi, mon. T. 14—16. 27. 33; be- | aus Chiusi).
Kap. VIL Die kunst^ewerbl. Arbeiten nach Form n. Tersierang. (§§ 235-236.) 263
Litteratur; Vibchow, Ztsch. f. Ethn. 2, 73 flf.; Lisbaubr, Anthrop. Korr. 1876 S. 10 ff.;
LnrDENScHMiT, Denkm. I H. 6 T. 6.
Die Haus- und Hüttenurnen, von Mittelitalien bis Krain verbrei-
tet, wollen der Asche des Toten den Schein einer wirklichen Wohnung
bieten, indem sie die Wohnhäuser der gleichen Zeit nachahmen; daher
werden wir bei den Hausformen auf sie zurückkommen.
236. So sehr auch die Gefässe ihrer Bestinmiung nach, wie wir sahen,
verschiedene Gestalt haben müssen, schliessen doch gewisse Grundzüge
alle oder doch die Mehrheit zusammen. Im Allgemeinen zerfallt ein Ge-
fass in Leib (Bauch), Fuss, Hals, Mündung und Henkel.
Litteratur: W. Fröhnbr, anatomie des vases antiques, Paris 1876. Die antiken
Bezeichnungen, deren Zahl durch die Tempelinventare (vgl. Beb. 6, 109 f. 10, 462) wesent-
lich bereichert wurde, erheischen eine besondere Untersuchung.
Die Form des Leibes ist durch die Bogenlinie, die er beschreibt,
bedingt, und diese hat ¥dederum bei Thon, soweit es sich nicht um sehr
einfache Gefässe handelt, ihren technischen Grund in der Töpferscheibe.
Als eine besondere Spielart ist die kannelierte (geriefelte) Vase zu
nennen, deren Rinnen das Halten erleichtem ;0 die gerippten Eimer wurden
bereits oben erwähnt (S. 257). Alle bauchigen Gefässe sind an der Aussen-
seite verziert, wobei durch die Henkel meistens das Bild des Averses (A)
von dem des Reverses (B) geschieden wird. Je nach der Aufstellung
kann eine Seite ausdrücklich als Vorderseite gekennzeichnet sein,^) z. B.
indem unteritalische Vasen auf der einen Schulter ein Medaillonbild tragen.
Flache Gefässe dagegen können ein Innen- und zwei Aussenbilder haben,
wobei ebenfalls die eine Seite bevorzugt werden muss, wenn Schalen und
Schüsseln an der Wand hängen^) oder gleich den Fruchtschüsseln von
Urbino hoch gehoben serviert werden.*)
Der Fuss differiert nach der Höhe, der Gliederung und der Art wie
er vom Bauche absetzt. Besonders viel Bedeutung für die elegante Er-
scheinung hat der Fuss bei Schalen, wo demgemäss verschiedenerlei Ver-
suche gemacht wurden. 5) An den schlanken Amphoren wurden so hohe
Füsse angebracht, dass ihre Grösse kaum mehr zu steigern war.**) Scheut
man das Umwerfen oder stürzt man das Gefäss nach dem Gebrauche um,
so kann der Fuss ganz wegbleiben, wie z. B. bei zahlreichen Trinkgefässen.
Gefässe, die über das Feuer gestellt werden, bedürfen natürlich mehrerer
Füsse, ebenso diejenigen von sehr bedeutendem Umfange.') Im Kunst-
handwerke ersetzen Tierbeine oder Figuren diese Füsse; eigentliche Träger
sind die sogenannten Atlanten und die Silene.^) Manch' schönes Beispiel
') Ganz gewöhnlich dieWassergefässe wie
GoLLiONOH, catal. 577 (s. dessen Note); Wein-
gefftsse abgeb. an dem Sarkophag AZ. 22
T. 185 ; xcü^aiK ^aßdtaro^ Polemon bei Ath.
11,484 c; vgl. Beb. 6, 109.
') CoKZE, Sitzungsber. d. Wiener Akad.
64 (1870) S. 518; Jabw, Vasensamml. S. LVI.
LXIIl; MoBOENTBAU, über den Zasammen-
hang der Bilder auf griechischen Vasen, T.
Lpg. 1886.
') Z. B. Phineusschale.
*) Vgl. Heliodor. 7, 27.
^) Allmählicher Übergang bei den streng-
rotfigurigen Schalen z. B. Enphronios bei
Gerhard, A V. 3, 226 ; stumpf z. B. bei Duris
AZ. 1883 T. 3.
^) Vgl. z. B. die an einer pergameni-
sehen Inschrift (Inschriften von Pergamon
Nr. 68) abgebildete Amphora.
') Dreifnssartige Gefässe: Schreibeb,
kulturhist. Atlas S. 8.
^) Drei knieende Kolosse am Krater der
Samier: Herod. 4, 152; abgeb. in der Tomba
deir Orco M. 9, 15 (Silene); M. Piocl. 7. 4
(Silenej.
264
SlassiBche Ennstarohftologie. I. Denkmalerknnde.
ist in schwarzem Thone erhalten. Für die äussere Erscheinung ist auch der
Untersatz grosser Amphoren {Trochiloa)^) und Kratere {Hypokraierion)
zum Fusse zu rechnen.
Der Hals hat verschiedene Breite; bald ist er nicht bestimmt zu be-
gränzen, bald bildet er, deutlich abgesetzt, einen erheblichen Teil des Ge-
fässes. Es kommt vor, dass er von der Schulter durch einen plastischen
Ring*) oder durch eine Ringlinie getrennt wird. Doch genügt schon die
Bedeckung des Halses durch ein Omamentband, z. B. einen Kranz oder
eine Blätterreihe. ^) Die Mündung ist abgerundet, kantig oder umge-
krempt. Dieselbe umzieht häufig ein Kreis sehr einfacher Ornamente.*)
In Metall werden oft während der Herrschaft des orientalischen Ge-
schmackes aufragende Zierfiguren angenietet oder angelötet, z. B. schon
an den Goldgefassen der Kefa's Räder auf Stäbchen, später sehr häufig
aufgerichtete Greifenköpfe, wie an dem samischen Krater,*) oder Schlangen-
hälse, ^) auch Vögel,') wonach Homer Nestors Becher schildert. Künst-
lichere Figuren sind nicht ausgeschlossen, z. B. Paare, die sich gegenüber-
stehen.®) Nach einer einfacheren Mode, die sich länger erhält, wird nur
eine Maske angebracht.**) Die Kunstformen des Henkels (des „Ohres"
nach griechischer Benennung) sind zunächst zu klassifizieren nach Stellung
(vertikal und horizontal) und Form (rund, geschweift, eckig, viereckig,
hornförmig). Der runde und der geschweifte Henkel sind meist glatt,
doch wechselt damit der gedrehte Henkel ab,^®) welcher am leichtesten
aus Bronzedraht sich bilden lässt; in Thon*^) handelt es sich nur um Imi-
tation. Den letzteren etwa ausgenommen, haben diese Grundformen nichts
Individuelles und daher historisch Merkwürdiges an sich; Zeitmoden er-
kennt man vielmehr an zusammengesetzten Formen. Ein Kennzeichen
sehr alten Geschirres ist in den verschiedensten Ländern der mit einem
mondsichelartigen Aufsatz versehene Henkel {ansa cornuta oder lunafa),
welcher mit orientalischen Einflüssen zusammenzuhängen scheint;**) eine
Spielart besteht darin, dass die Halbmonde nicht über den Rand des Ge-
fasses emporragen. *») An grossen Vasen jüngerer Zeit erscheinen sehr
*) Bemndorf, Heroon S. 232 f.; z. B. Lau
T. 20, 1; y^(p. aQx, 1886 T. 3, 1.
*) Jahrb. 4, 223.
') Schönes Beispiel MB. 6, 31.
*) KByxQ(otu\ TBXOQVBVfjiivtt ini jov
XeiXovg xdjy notrjQiwv Hesych.; Oinochoe von
Thera mit Greifenkopf als Ausguss: M.
IX 5, 1.
*) Herod. 4, 52; viele in Olympia (Fürt-
WANOLER, Bronzefunde v. Oljrmpia S. 60 ff.j
und Etrurien (M. Greg. 1, 15, 1. 16, 1—5;
Friedbrichs, kleine Kunst Nr. 301. 1442 a;
B. 1874 p. 49); Becken aus Lüneburg; ab-
geb. im Haus der Livia.
°) Bronzevasen von Hannover, Helm-
städt, Neilingen (Altmark) und Darskan.
^) Zwei römische Thonschalen, bei Pähl
(Ammersee) gefunden: Anthrop. Corresp.
1883 S. 154.
8) FürtwXngler, AZ. 1879 S. 180; Ver-
zeichnis Bch. 12, 380 ff.
^) Z. B. au der Schnauze einer nasitema
von Eleinaspergle : Anthrop. Corresp. 1879
S. 109; TtQoaoinovtTa Pollux 2, 48 (nach ihm
mit Löwen- oder Stierköpfen); vgl. He-
sych. s. V.
'^) Abgeb. auf Münze von Kerkyra, aus
aus dem 3. J., Brit. M. T. 23, 1.
") Z. B. rotfigurige Amphora in Wfirz-
burg 322.
'-) Hissarlyk; Eampanien (v. Duhn,
Trierer Phil.-Vers. S. 142); Latium, Etrurien,
Terremare (Helbio, Italiker S. 88), Südtirol,
Istrien und Bosnien (Hörnes, Urgesch. des
Menschen 393. 544, aus dem Anfange der
Metallzeit), Böhmen (Pi(, arch. vyzkum Sp.
45 A. 3; Pamatky XII T. 11, 1), Deutschland
(z. B. in Uhrach aus der Hallstätter Zeit,
Mitt. d. anthrop. Ges. in Wien 7, 33).
*^) Vorgesch. Altert, d. Provinz Sachsen
1883, 25.
Kap. Vn. Die knnstgewerbl. Arbeiten nach Form n. Yeniening. (§ 236.) 265
breite Henkel, gerillt, an den Rändern aufgebogen oder durch Walzen
verstärkt (Volutenhenkel);') in der Rundung wird gerne ein Medaillon-
kopf angebracht.*) Die Spiralform, welche wir noch durch Marmorvasen
am besten kennen,') darf ebenfalls zu den sekundären gezählt werden.
Von den organischen Formen eignete sich keine besser als der Schlangen-
henkel, den wir sowohl einfach*) als paarweise*) verschlungen finden.
Da der metallene Henkel an das Oefass anfänglich angenagelt wurde,
lag es nahe, den in die Augen fallenden unteren Nagelkopf zu verkleiden.
Dies geschah sehr häufig vermittelst einer Palmette vielfältiger Gestal-
tung,*) welche oft Zuthaten erhielt, z. B. einen auf ihr sitzenden Löwen
oder je einen solchen zu beiden Seiten gelagert."^) Statt der Palmette ist
auch ein Tierkopf oder ein menschliches Gesicht beliebt.®) Im orienta-
lischen Stil begegnen geflügelte Wesen wie Gott Asur oder eine männ-
liche Sirene,*) wofür die Griechen den Silen einführen ;^ö) ein typisches
Beispiel ist der Griff der Bronzevase von Grächwyl mit der sogenannten
asiatischen Artemis. *')
In den letzten Jahrhunderten der vorchristlichen Zeit trieb das Kunst-
handwerk mit den Henkeln der Bronzegefässe ein phantastisches Spiel.
Die gebogene Linie wurde seltsam verschnörkelt,^*) am liebsten jedoch
durch eine Tiergestalt (wie einen schlanken Panther)-') oder eine Figuren-
gruppe (z. B. zwei Gladiatoren, MB. 8, 15) ersetzt oder aber durch Bei-
fügung von Getier und Pflanzenwelt wie verhüllt. Die blossen Henkel
für sich allein haben eine Fülle von schöpferischer Phantasie beansprucht, i^)
Unentbehrlich sind die Henkel natürlich nicht; es genügt z. B. ein
blosser Griff, einem Aststumpf vergleichbar, welcher zu manchen Gesichts-
umen, Krateren u. dgl. gehört und in einen Phallos umgebildet werden
kann.") In Ligurien hat man einen bequemeren Griff, der einer Krücke
gleicht, erfunden.
0 Schon an einer «kyrenftisclien* Vase
AZ. 1881 T. 11, 2; schwarzfigurig (z. B. aus
Rnvo B. 1836 p. 76) und s&engrotfigurig ;
Bronzeamphora aus Lokroi mit archaischer
Inschrift CIG. IV 8522 (abgeh. Bbnndobf,
Heroon S. 232) ; WnrrBB, jüngere attische
Vasen S. 15; ahgeb. in etrnsk. Wandgem.
und auf altertümlichen Münzen von Böotien,
auch an einem Sarkophag von Trysa.
^) Z. B. an unteritalischen Vasen sehr
häufig ein gehörnter Kopf (CR. 1863 S. 111).
') Z. B. Saivdkabt, teutsche Akademie
112,111 T. 8; Stiche Piranbsi^s; Bouillon,
rnuA^e 11 1 6.
*) Ahgeb. auf etruskischon Münzen Brit.
Mus. Italy S. 20 f.
^) In Marmor z. B. Sandrart, a. 0. I
S. 6 u. sculpt. T. ee.
•) A. 1881 p. 225. 228; Ltndknschmit
l 2y 3, 2; GozzADiNi, di un* ant. necr. a Mar-
zabotto T. 15, 5: an Thonvasen gemalt: Win-
TRB, die Henkelpalmette auf attischen Scha-
len, Jahrb. 7, 105 ff.
^) Ersteres: öfter in Etrurien ; griechisch
A. 1881 p. 230; Lindbnschmit I 2,3,1;
Pferdekopf: Helbio, A. 1880 S. 231 ; Furt-
WAKGLBR, Bronzefunde S. 68. — Letzteres:
aus Vulci M. Greg. 1,59.
«) Z. B. MB. 4, 28. 13, 43; Silensmaske:
Bulle, Silene S. 37 ff.
^) Ausgrab. v. Olympia IV T. 22-24;
FundetT. 28; auch in Praeneste.
'0) BuLLK a. 0.
'0 S. 144; Dict. arch^ol. de la Gaule I
p. 459-64, T. zu .Graekwyl"; ähnlich ein
cumanischer Henkel A. 1881 p. 238.
'«) Z. B. MB. 5,42. 6,62.
13) }AB. 12 59.
>*) Vgl*, z! B.MB. 5, 28. 43. 6, 29. 62.
7, 13. 31. 9, 30. 56. 10, 32. 64. 11, 43, 2.
12, 58. 13, 27; Caylüs, descr. 5, 89; Anthr.
Corresp. 1877 S. 37. Eine Arbeit über die
Henkel fehlt. Eine Anzahl Henkel des Mu-
seums von Neapel sind in einer Photographie
vereinigt. Die Ägypter haben manches vor-
gearbeitet; vgl, Cesnola-Stern , Cypem T.
39 u. S. 415.
>5) MB. 14, 15.
266
ElassiBche Ennstarohäologie. I. Denkmälerkunde.
Für den Deckel ist durch den in der Mitte erforderlichen Knopf die
Kunstform des Hutes gegeben, welche sich nicht auf die Gesichtsumen
(S. 262) allein beschränkt. ^ Mit Tieren oder Tierköpfen'haben die Ägypter
die Deckel heiliger Gefässe verziert, denen sie auch Tierform gaben ;^)
so kommen in den alten Dipylongräbem Gefasse mit Pferden auf den
Deckeln vor. Über die Canopen s. S. 262.
237. Von den übrigen Einrichtungsgegenständen steigert keiner die
Summe der Anticaglien mehr als die Lampen. Eigentlich passt das
Wort Ampeln besser, da sie von der Art der alten Bergmannslämpchen
sind und in der Hand getragen werden. Sie bestehen aus dem runden
Ölbehälter (oft mit Einlaufloch), einer Schnauze für den Docht und dem
Henkel. Der erstgenannte wird von den Phönikem als Muschel behan-
delt, eine Form, welche bei den Arabern und auf der Inselgruppe von
Malta noch besteht.'*) Bei den Griechen und Römern treffen wir eine er-
hebliche Anzahl von Formen, ») z. B. Bär, Schnecke, Schuh, Tierkopf,
Delphin, Ranken werk u. dgl.**) Besondere Sorgfalt hat man auf die Lampen
verwendet, welche oben mit einem Deckel verschlossen waren, dieser hatte
die Form einer MuscheP) oder war mit einem Tiere, am liebsten einer
Maus, der Freundin der Dunkelheit, bekrönt;^) die Wölbung führte auf die
Schildkröte.^) Selbst statuarische Motive wie der ganswürgende Knabe
wurden hier angebracht, i®) Die kampanischen Städte sind an schönen
Bronzeampeln sehr reich. ^*) Vom Henkel ist nur zu bemerken, dass die
Schlangenform ^ 2) und eine Art von Ansa cornuta^^) vorkommen; tritt der
Henkel stark hervor, so führt das Symmetriegefühl eine gewisse Ausgleichung
durch einen omamentalen Ansatz (z. B. naturalistisches oder phantastisches
Pflanzenwerk)**) an der anderen Seite herbei. Sollte die Lichtwirkung
stärker sein, dann vermehrte man die Dochtöffnungen auf drei (TgifÄV^og)
und so weiter bis zu 20;'*) sieben liebten die Juden in Erinnerung an den
siebenarmigen Leuchter.*^)
Diese kleinen Lampen, welche zur Sicherheit in Lampengehäuse ge-
gestellt wurden,*') entsprachen den Anforderungen grosser und nament-
lich eleganter Räume nicht. Für diese passten Hängelampen und
Lampen träger. Erstere, welche schon die bienenkorbartigen Gräber der
my kenischen Periode erleuchtet zu haben scheinen, beschienen Tempel")
^) Z. B. Alabasternrne, abgeb. Museo di
Moscardi p. 56. — Eelch an der Aschenume
des Lateran Nr. 573.
^) Schildkröte n. Fisch, Jahrb. d. preuss.
Kunstsamml. 1889 Sp. XXIV; Tierköpfe: Lep-
8IU8, Denkm. 3, 115. 116.
*) Wasservogel, abgeb. MB. 10, 55 —
Deckel mit Aufsatz in Form einer Lekythos
M. Borb. U, 15.
*) R. de rart chrötien a. XXXII S. 147 f.
m. Abb.
^) Interessante Sammlung im Museum
der archäologischen Gesellschaft in Athen.
«) MB. 14, 38. 15, 21 ; Caylus V T. 70,
3-5. 90, 2.
^) Aus Eleusis le Bas, mon. fig. 108, 1.
®) Caylus VI T. 67, 1 (ausHerculaneum);
Berlin V. Kl. Nr. 89.
^) In Cypem und Carthago.
^^) MB. 4, 14; einnickender Knabe im
Bett: Stackblbbro, Gräber T. 52.
»') Z. B. MB. 4, 58. 6, 30. 47. 15, 22
(altertümlich); seltsame Formen bei Caylüs
V T. 70, 3-5. 90,2.
>») Caylus VI T. 67, 1.
^') Abgeb. Museo di Moscardi p. 60.
'') MB. 12, 28.
15) Kallim. Anth. Pal. 6, 148.
••) Rh. Jahrbb. 22, 74 T. 1,3 ; AZ. 34,205.
*^) Solche fanden sich in Ägypten (Nau-
cratis I S. 40 T. 18, 3).
»«) Plin. 34, 14.
Kap. YEL Die knnatgewerbl. Arbeiten nach Form n. Yerzienmg. (§ 237.) 267
und Säle der Vornehmen.*) Für kleine passte die Gestalt eines schwe-
benden Vogels.*) Den Haken bezeichneten Figuren.^) Natürlich waren
die Hängelampen meistens Kronleuchter {Trokvkvxrfi).^) Von diesen, welche
gewöhnlich Lampadarien genannt werden, sind schöne Exemplare aus
Bronze oder Marmor erhalten. Durch reichen Figurenschmuck erfreut
sich der meisten Berühmtheit der grosse Kronleuchter von Cortona.^) Die
Standleuchter, welche man, der Etymologie (Kerzenträger) zum Trotze,
Kandelaber zu nennen pflegt, setzen sich aus dem Träger {^vxvovxog^
Xvxvog)6Qog) und der daran aufgehängten Lampe zusammen;^) diese beiden
Teile können sich zu einer Einheit verschmelzen. Die Idee des Tragens
lockt die Kunsthandwerker zu den verschiedensten Erfindungen, welche
die Betrachtung der antiken Kandelaber genussreich machen. Oft wird
der Träger als Säule gefasst; es klettern Tiere an derselben empor,
keines häufiger als die Eidechse, weil sie das Licht liebt.') In die orga-
nische Natur übertragen, wird die Säule zum Baume, an welchem die
Lampen wie Früchte hängen;®) einen solchen erbeutete Alexander in
Theben, später kam er in den Tempel des palatinischen Apollo.") Die
Jünglingsgestalt war schon in homerischer Zeit gefunden und wurde viel-
fältig ausgebeutet;*®) mit ihr wechselt die weibliche Trägerin ab. *0 Doch
ist mit diesen drei Gesichtspunkten die Fülle der Erfindungen noch lange
nicht erschöpft;**) manches muss geradezu barok heissen, z. B. wägt ein
Storch einen Elephanten und eine Maus ab. '5) Wegen der Genialität der
Erfindung wird der persische Hof seine Prachtkandelaber aus Griechen-
land bezogen haben.
Indem wir auf die bronzenen Laternen hinweisen,*^) möchten wir
betonen, dass die Kandelaber mit der Zunahme des Kerzenverbrauches zu
Leuchtern umgebildet wurden.**) Der vieldochtigen Ampel entspricht das
polycandüon der alten griechischen Kirche, eine platte Messingscheibe mit
Löchern.'«)
Litteratnr: Über die Terrakottalampen s. § 198, ältere Litteratur in der Biblioth.
Baenav. II S. 381 f.; über christliche Lampen Drbssel, Rom. Mitt. 7, 152 ff.; £. Chatel,
bougeojr romain: chandelles et bongies, chandeliers. bougeoirs et lanternes chez les Ro-
') Bei Kleopatra Plut. Anton. 26, 4;
abgeb. in einem Gem&lde des Hippens Athen.
11. 474 d.
*) Z. B. Tanbe in Regensborg n. Speier.
») Hbydemamn, Mitteil. S. 79, 13. 18.
*) Z. B. für einen Tempel CILat. XIV 47.
^) MiCALi, mon. ined. 9. 10; Ao. Loriki,
osservaz. sopra nn' etr. lampadario di bronzo
rinvenato recentemente nel territorio di Gor-
tona, Montepnlciano 1844, m. 3T.; femer
Catlub, rec. VII 25, 1—3; Viscoftt, mus.
Pioclem. V t. a IV. 5 p. 15. 268; Guattani,
mon. ined. VII Apr. T. 2; Petriwi, memorie
prenestine T. 5; B. 1866 p. 102.
*) Solche Lampen sind erhalten : Maseo
Cospiano 328 m. Abb. Vgl. MB. 6, 47.
^) Gbrhabd. M3rthologie § 39; dieses
Motiv fiberdauert das Altertum, wie z. B.
der Hildesheimer Leuchter zeigt.
>) MB. 4, 59. 7, 30; Ant. d'Erc. VIII 64.
») Plin. 34, 14.
*°) Od. 1? 100; Lucret. 2,24; MB. 13,
14; yielleicht auch Cupidines II cum suis
lychnuchis CIL. XIV 2865.
^^) Etruskisches Wandgemälde M. 5,
16, 4.
»») M. Greg. T. 75-82; MB. 4, 57. 59.
6, 61. 7, 15. 30 (sehr eigenartig), 32. 45. 8,
31. 9, 41. 57 u. s. w.
*») Zwei Exemplare aus Pozzuoli B. 1866
p. 69.
1*) MB. 5, 12.
^^) Etruskische Beispiele mit je drei
Vogelhälsen: Gonbstabilb, pitture murali
T. 11; frQhchristliche Übergangsform z. B.
Mitt. der Centralcomm. IV 44.
^") Ein Exemplar fQr acht Lichter im
Louvre.
268
Klassiache Eanatarchftologie. I. Denkmälerkunde.
mains, CaSn 1861 m. Abb. ; B. Quabanta, di nn candelabro di bronzo, Neapel 1852, mit
1 T. u., sopra un licnuco pensile di bronzo, N. 1856.
Wenn auch das Klima des Südens für die daran gewöhnten Ein-
heimischen nicht viel Kälte zu haben scheint, gehört doch zu einem ordent-
lichen Haushalt das ungesunde Kohlenbecken {nvQavvog). Im Altertum
pflegt es, wenn schöner ausgeführt, auf Tierfüssen^) oder den Vorder-
teilen von Ungeheuern zu ruhen,*) und etwa noch zum Segen den Kopf
des Feuergottes zu tragen;^) denn keine Brandursache wirkt häufiger als
ein zugedecktes Kohlenbecken. Mehr als auf Wärme geben die Griechen
und Orientalen auf angenehmen Geruch; daher die nicht unbedeutende
Klasse der Räucherge fasse. Die einfachsten bestehen in eigentümlichen
Thongefassen, deren eine Art den Namen Fensterurnen erhalten hat,
weil in den Leib oder den Fuss grünliche Glasstücke (zum mindesten
eines) eingesetzt sind. Über ihren Gebrauch haben die aus dem Somali-
Lande nach Berlin gelangten Gefasse aufgeklärt. Man findet die Fenster-
umen besonders in Norwegen und Posen, auch in Schweden, Nordwest-
deutschland und England.^) Die Incense cups aus Wiltshire, Berkshire
und Carnarvonshire weichen etwas ab, wie überhaupt verschiedene Spiel-
arten vorkommen.^) Für den Weihrauch wurden die entsprechenden Bronze-
gefässe geschaffen. Das Weihrauchschiflfchen (navicula) ^) scheint in dieser
Form späten christlichen Ursprungs; dagegen hat der Orient den stehenden
und fahrenden Weihrauchbehälter hervorgebracht. Das Thymiaterion oder
Escharion,'^) eine gedeckte auf hohem gegliederten Fusse ruhende Schale,
ist ein unentbehrliches Geräte des antiken Kultus. Ausser der zierlichen
Form des hohen Fusses kann der Deckel ein Gegenstand der Kunst sein. 8)
Die Erfindung des bequem tragbaren Thymiaterions wurde wenig ausge-
nützt.**) Dagegen ist die orientalisierende Periode durch die sogen. Bronze-
wagen, d. h. auf Rädern laufende Rauchfasser in verschiedener Grösse
gekennzeichnet, wie sie Etrurien, Österreich (Strettweg bei Judenburg)
und Deutschland (Peccatel in Mecklenburg) zu Tage gebracht haben. ^®)
Litteratnr: über Kohlenbecken Lüsohan, Verb, der Berl. anthrop. Ges. 1892;
Thymiaterien: Miohabus, A. 1867 p. 102 ff. und Parthenon S. 260 f.
288. Von den Gefässen leiten uns zu den Möbeln am besten die
bronzenen Cisten über, deren Name noch aus der Zeit stammt, als in
der Archäologie die mystische Auslegung blühte. Damals sahen ja die
») MB. 5. 14. 27. 44, vgl. 6, 45.
*) Z. B. Greife MB. 6, 45; Harpyien
MB. 5, 44.
^) Gaylus, rec. 3, 32; ScHLiEXAitN, Ilios
S. 688 Nr. 1452; Bbnndorf, lykische Reise
S. 11; CoNZB, Jahrb. 1890 S. 118 ff. T. 1. 2.
*) Mbstorf, Anthrop. Corresp. 1874
S. 24. 1875 S. 12; römisch nach Loranoe
(römische Ealtureinfldsse) and Lisch (An-
throp. Corresp. 1874 S. 47).
'") Z. B. öefässe mit Einschnitten (christ-
licher Zeit) aas Demowo in Erain: Mitt. der
Centralkomm. N. F. 18, 64 m. Abb.
^) Mitt. d. k. k. Centralkomm. 1867 mit
Abb.
^) Pollax 10, 65.
^) In Wandgemälde abgebildet MB. 1 0, 3 ;
die Thymiaterien sind überhaupt oft abge-
bildet: CR. 1860 p. 30; Baum eistbb's Denkm.
T. 6.449 F. 1714; Ra. 1891 T. 6.
») Abgebildet MB. 5,42.
»0) Grotta deir Iside; Tomba Regalini-
Galassi, vgl. Maseo Chiasino T. 39 ; Micali,
mon. ined. p. 66 T. 8 ; R. Vibchow, tlber einen
neuen Bronzewagen v. Barg a. d. Spree, Mo-
natsber. d. preuss. Akad. 1876, 16. Nov.; Jahr-
bücher für mecklenb. Geschichte 20, 290 f.
25, 215 ff.; über den von Judenburg s. auch
Kemblb, horae feriales, London 1863 S. 235 ff.
T. 33; vgl. noch Undsbt's Wagen- Abhandlung
(S. 254).
Kap. YIL Die konstgewerbl. Arbeiten nach form n. Tersierimg. (§§ 238 -239. 269
Oelehrten eine cista mystica mit Mysteriensymbolen in den runden, seltener
ovalen Kästchen, >) welche zur Aufbewahrung kleiner Gegenstände, z. B.
der Toiletteartikel dienten. Der Griff hat meistens eckige oder T-Form
und wird häufig durch eine gegossene Figurengruppe gebildet, z. B. einen
Mann, der ein Tier (Widder) trägt,*) zwei Satyrn oder andere dionysische
Gruppen, einen liegenden Silen*) und ähnliches. Getragen wird die Ciste
oft von einem Tierfuss, am häufigsten einem Löwenfuss, unter dem sich
z. B. ein Frosch befinden kann.^) Den Leib schmücken oft Gravierungen.
Diese schönen Cisten, unter denen die ficoronische Ciste im römischen
museum Kircherianum (S. 47) einen berühmten Namen hat, gehören in
ihrer Hauptmasse Praeneste und dem hellenistischen Zeitalter an, weshalb
in der Kunstgeschichte weiter von ihnen zu sprechen sein wird, ihre Form
reicht aber in die orientalisierende Zeit zurück.^)
Litteratnr: G. Lami, dissert. sopra le ciste mistiche, m. 1 T.; M. Greg. 87. 88;
K. ScHDMACHBB, eine pränest. Ciste im Museum zu Karlsruhe, Heidelb. 1891 m. 3 T.
239. Die eigentliche Zimmereinrichtung ist dort, wo die Sommer-
wärme die Nerven gegen volle Räume besonders empfindlich machte, nie
bedeutend gewesen; nur Stühle und Ruhebetten sind unumgängliche Möbel.
Unter den ersteren sind Objekte der Kunst vornehmlich die Thronsessel;
deren hohe gerade ansteigende Lehne erhält oben einen nachdrücklichen
Abschluss, z. B. in Form einer Palmette ^) oder eines Vogelhalses, ') oder
trägt Figuren, am besten geflügelte oder tanzende, wie der Thronsessel
des amykläischen Apollo und des Zeus von Olympia. Die Armlehnen
laufen in rundliche Tierköpfe (von Löwen®) oder Widdern)^) aus und
werden von Tieren *ö) oder Sphinxen*') getragen; so hatte Pheidias am
Zeusthrone Sphinxe mit Kindern in den Klauen angebracht.*^) Die Beine
setzten sich in Kampanien häufig aus umgedrehten Kelchen und aus
Scheiben zusammen. >^) Schöner als die gedrechselten Beine sind die ge-
schnitzten, z. B. in Palmettenform. *^) Wie die anderer Geräte, ähneln
manche Tierbeinen, z.B. von Löwen oder Stieren.*-^) Besiegte als Träger
benützen wieder die ägyptischen Arbeiter.'«) Endlich gehört zu einem
») A. 1870 p. 13.
*) Stark, Ber. d. sächs. Gesellsch. 1860
S 7 ff
•)' A. 1879 S. 135 Nr. 9. S. 157.
*) So ist die ficoronische Ciste be-
schaffen.
^) Reste einer sehr alten aus Kreta A.
1881 S. 219.
^) Stele von Chrysapba; £1. c^r. III
T. 50; Raoul-Rochbttb, mon. in^d. T. 41.
') Ublichs, Beiträge S. 18; z. B. AZ. II
24, 3 (Vasenbild).
^) Bei den Ägyptern oft, z. B. am Thron
des Königs Chafre (Statue in Gizeh).
*) Stele von Chrysapha ; Harpyienmonu-
ment; an mehreren attischen Grabreliefs z.
B. AZ. 3,34; Vase CR. 1859 T. 1.
'°) Z. B. schreitende Tiere auf schwarz-
figuriger Vase: Ublichs, Beitrage T. 1 ; Adler
und darüber Blumen bei Zeus MB. 6, 52.
^*) Zuerst in Ägypten: Lepsius, Denkm.
III T. 76b. 77 c; Prissb d'Aybnnes II palan-
quins 2. si^ges 1. fauteuils du mobilier de
Ramses III 4; dann Fbiedebichs- Wolters
1043; ZofiGA, bassir. I T. 49; M. VIII T. 38, 2;
Heroon von Trysa T. 12 A. 9. Vgl. Jahn,
arch. Beitr. S. 117 A 306; Stbphant, CR.
1859 p. 64. 1864 p. 143 ; Bbunk, Sitzungs-
berichte d. bayer. Ak. 1872 S. 524, 1.
^^) Sphinx schreitet über erschlagene
Feinde: Perrot, bist. I Fig. 583.
**) Z. B. MB. 9, 3. 4. 10, 44; abweichend
6, 52. 53.
^*) An Kolossalstatuen des Augustus und
Claudius MB. 4, 36. 37.
^^) Löwen: schon im alten ägyptischen
Reiche; Ath. Mitt. 7, 7 u. 5. in Reliefs; Stier:
sehr häufig in Ägypten (z. B. Pbhrot, bist.
1431.455); Stele von Chrysapha; Vasen:
Arkesilaosvase M. I 47; El. cor. I 54. III 36 a;
vgl. ÜRLICHS a. 0.
»•) Perrot I 582 (Descr. II 89). 583;
Text dazu Psalm. 109, 1.
270
Slasaiflohe Knnstaroh&ologie. I. fienkmälerknxide.
hohen Thronsessel ein Fussschemel, der seinerseits von Tierfüssen oder
ruhenden Tieren getragen wird.^) Die Thronstühle der alten Könige und
Kaiser sind wie die der Götter Staub , nur Abbildungen und Nachbildungen
in Marmorstatuen belehren uns über den plastischen Schmuck. Je grösser
der Thron, desto reicher war der letztere; dies zeigt die Beschreibung
der Throne des amykläischen ApoUo und des olympischen Götter-
vaters. 2) Was uns erhalten geblieben, sind Staatssessel aus den Salons
von Privatleuten, aus Gräbern, wo Urnen auf ihnen standen, 3) oder aus
Tempeln. Dabei muss uns befremden, dass bronzene Thronsessel mit den
hölzernen konkurrierten.^) Etwas einfacher sind die bequemeren Sitze
für Beamte, z. B. die sella curulis^) und das auch als Auszeichnung ver-
liehene bisellium.^) Die gewöhnlichen Lehnstühle und die Sessel sind haupt-
sächlich nur mit schönen Füssen bedacht.')
Vom Ruhelager {xlivrj, lectus), über dessen Wichtigkeit ich kein
Wort zu verlieren brauche, unterscheidet man zwei Hauptformen, Drechsel-
arbeit und Schnitzerei (Palmetten und jonische Voluten auf viereckigen
eingeschnittenen Füssen).*) Die gedrechselten Beine werden für vor-
nehme Häuser aus Bein oder Elfenbein^) hergestellt. Gleich unseren
eisernen kommen bronzene Bettstätten z. B. in etruskischen Grabkammem
vor.*") Die Ecken werden wieder mit Tierköpfen bekrönt.*') Tragbar ge-
macht, wird das Ruhebett zur Sänfte. Vor die Ruhebetten wurden be-
kanntlich bei der Mahlzeit niedrige Tische gestellt. Diese gehören nur
in den Speisesaal des Hauses und sind entweder Speisetische oder Kredenz-
tische (xvXixsTa). 2) £)a Tischtücher fehlten, wurde mit dem Stoff der vier-
eckigen oder runden Tischplatte viel Luxus getrieben. *3) Stein, *^) Silber ^*)
oder das kostbarste Holz war bevorzugt, während der künstlerische Schmuck
zurückstand; doch ist das Bemalen der Tischplatten wie die ihm ent-
sprechende Mosaikarbeit durch je ein Beispiel belegt.*^) Die Beine (in
älterer Zeit drei) *0 werden, wie derselbe ägyptische Tisch darthut, schon
>) Z. B. am Heroon von Trysa (s. 269
A. 11).
') Das Wandgemälde der Casa Tiberina
(M. 12, 21) gibt davon einen gewissen Be-
griff.
») Ukdset, Ztsch. f. Ethnol. 22, 121 f.
*) Z. B. in den neuen kapitolinischen
Sammlungen Saal 1; Prachtstahle MB. 6, 28;
als Weihgeschenke: Gruter inscr. 170, 3.
^) AloMJfSKK, Staatsrecht 1, 383 f ; Guul-
Emgelhann 8. 679; Abbildung auf Münzen
der gens Furia.
») Viele Abbildungen: A. 1862 S. 293
m. T. R u. DüTSCHKB, Bildwerke 4, 223;
MB. 2, 31.
^) Z. B. in einem Relief MB. 6, 10; sehr
schöne Stuhlbeine MB. 8, 52. 11,50.51. —
Krankenstühle mit hoher eingebogener Lehne,
abgeb. an der Silberschale AZ. 31, 11.
^) Milesisch (welche Art in den Schatz-
listen des Parthenon vorkommt) nach Benm-
PORP, Heroon v. Trysa S. 233.
^) Solche sind in Pompeji gefunden.
^°) Aus Phanagoria: Konoakof, antiqu.
S. 38; aus Caere: M. Greg. 115,2; nicht
massive lecH aerati 187 v. Chr. aus Klein-
aaien eingeführt: Liv. 39, 6.
^M Löwenkönfe in Ägypten häufig, z.
B. Lepsius, Denkm. II 126; Pferdekopf an
einer bronzenen Bettlehne aus Lesbos : Nürn-
berger Ausstell. Nr. 257.
^^) Abgebildet in italischen Wandge«
mälden A. 1870 p. 12.
^3) Vgl. Juvenal. 1, 75. 137 ff. 4, 132.
11, 122.
^*) Steinplatte des „Tisches von Ka-
naan", seit dem 6. Jahrhundert bezeugt, ans
Elateia in die kleine Metropole von Athen
cebracht
^^) Z. B. Diod. 21, 12, 5 (bei einem
König).
^^) Mit der Göttin Rannu, im britt.
Museum: Wilkinson, manners I p. 418 Nr.
193; Totenkopf in Mosaik, zu Pompeji: Phot
(danach Guhl-Ehoelmann S. 686).
*') Blümnbb, AZ. 1885 S. 287.
Kap. Vn. Die kuniitgewerbl. Arbeiten nach form u. Versiemng. (§ 239.) 271
in sehr früher Zeit ausgeschweift; daher verfallen die Tischler bald auf
den Gedanken, sie in Tierklauen endigen zu lassen *) oder einfach zu
Tierbeinen zu gestalten.') Auch hier begegnen tragende Figuren, wie Ge-
fangene (in Ägypten) oder Sphinxe u. dgl.*) Auch der Spleen findet
seine Befriedigung durch seltsame Formen, einen Delphintisch {deXquvlg
TQdrre^a) oder einen Tischmenschen d. h. einen thönernen Tisch in Form
eines knieenden Mannes.^) Mit den Speisetischen gehören die Opfertische,
deren viele den Göttern geweiht wurden,^) zusammen; für die klassischen
Völker war endlich der agonistische Tisch, auf welchem die Preise
bei den Wettkämpfen lagen, ein wichtiges Staatsmöbel. *^)
Von den Aufbewahrungsmöbeln ist so wenig Aufhebens zu machen
als von denen der jetzigen Bauern des Südens. Sie bestehen hauptsäch-
lich in niedrigen Truhen, deren Deckel, sobald man die einfache gerade
Linie aufgibt, in die geschwungene Linie (gleich der Flugbahn eines Festungs-
geschützes) übergehen.') Die Bronzehenkel waren unter Umständen ein
schöner Schmuck.^) Im ganzen eignete sich für die Truhen die Kunst-
form des Hauses oder eines gegiebelten Tempels.^) Eine Kasse, die auf
vier Bronzesphinxen ruht und einen liegenden Wachhund zum Handgriff
hat, gibt eine gute Vorstellung von den festeren Truhen.*®) Eigentliche
Schränke kommen, abgesehen etwa von den Tempelschränken voU kleiner
Weihgeschenke, wenig in Betracht; Pompeji zeigt geringe Reste. **)
Die Möbel sind keineswegs auf lokale Fabrikation beschränkt; schon
im fünften Jahrhundert wusste der elegante Grieche, dass da und dort
dieses oder jenes Stück am besten zu haben sei.^') Die delphica genannte
Tischart weist durch ihren Namen auf den Ausgangsort hin.
Litteratur: über die Mdbel Blümkeb, Kunst u. Gewerbe 1885 Nr. 11. 12; A. Mauser,
Teirichs Blätter f. Kunstgewerbe 4, IB ff.; GuHL-EsoBLMAifN, Leben der Griechen S. 254 ff.;
ägyptische Ruhebetten und Sessel: Description de r£gypte 1189; Formen der Thron-
sttthle: CK. 1859 S. 64; 1864 S. 143; Petersen, Kunst des Pheidias S. 355, de Atreo et
Thyesta, Dorpat 1877 S. 3, 2, Rom. Mitt. 7, 35 ff. m. Abb. ; Perrot, bist. 111 S. 725 F. 383 ;
Häuser, Jahrb. 4,255 ff. m. Abb. (Marmorthron von SoluntJ; Speisetische: Blumiger, AZ.
1884 S. 179 ff. m. Abb.
Der Sehreinerarbeit trat die Schmiedearbeit oft an die Seite und
trug zur äusseren Erscheinung nicht wenig bei, indem von ihr Schlösser
und Schlüssel kamen, welche ein dankbarer Gegenstand des Eunsthand-
*) In römischer Zeit sehr beliebt: Benv-
DORF, Heroon- V. Trysa S. 233, 9.
') Löwenbeine : aus Sakkara, Maristte,
les Mastabas p. 86 (oben Löwenköpfe); eine
ganze Gruppe griechischer Fabrikate hat
marmorne Löwenfüsse und Greifenköpfe
(Bekndorf u. Schöke, lateran. Mus. S. 58);
8. auch B. nap. 2, 98 (Löwenbein) ; Ziegen-
fuss von einem Holztische Ant. du Bosph.
T.81.
') Sphinxe aus Marmor MB. 9, 43; im
allg. 8. Hbtdemanh, ant. Mai*morbildw. zu
Athen, zu Nr. 321; Gurtivs, AZ. 39, 20 fiP.
^) Im Museum von Pompeji.
*) Vgl, Marin, v. Procl. 32; eherner: Por-
phyr, abstin. 2, 30.
*) Abgeb. auf Münze von Philippopolis
unter Caracalla Brit. Mus. Thracia p. 166
(mit vier Paaren von Beinen, unten Löwen-
tatzen).
') An den Kleiderkästen des neuen
ägyptischen Reiches: Erman, Ägypten 1,263.
») Z. B. MB. 11,43, 1; häufig 2 Del-
phine einander gegenüber (dazwischen Brust-
bild der Pallas, in Speier).
*) Haus: ägyptisch im Louvre, abgeb.
bei Perrot, bist. 1 273 = Erman 1, 241; in
Thon nachgebildet KQtjrtxai dQxaUxr}XBg T.
13. 14; Tempel: vgl. CR. 1860 S. 36 f.; El.
c^r. 3, 73.
»») MB. 13, 44, aus Pompeji.
**) Reste eines Büffets im Hause des
Siricus.
*0 Kritiaa Fr. 1 bei Athen. 1, 28 b.
272 KlaBsisohe KmiBtaroh&ologie. 1 Denkm&lerkonde.
Werkes waren. Im Vordergrund stehen die Tempelschlüssel, welche die
Ägypter mit Löwenköpfen verzierten, *) wie sie auch Vorhängeschlösser
tierartig bildeten.') In Griechenland imd Rom waren die Schlüssel nicht
so sehr verbreitet, dass sie ein ansehnliches Gebiet des Kunstgewerbes
ausgemacht hätten. Kostbarere Stücke gab es wohl, deren Griff aus
Bronze oder Elfenbein bestand. 3)
Litteratur: Nassamsche Ann. XIII (über römische Schlösser); Guming, J. oftheBr.
arch. ass. 12, 117 ff. 13,335 ff.; E. Nötlino, Studien über altröm. Thflr- u. Kastenschlösser,
Mannheim 1870; J. Fink, der Verschluss bei den Griechen n. Römern, Pr. v. München 1889;
Korrespondenzbl. des Gesamtvereins der deutschen Gesch.- u. Altertumsvereine 1889 S. 149 f.
240. Von den Werkzeugen zu handeln, steht eigentlich den Dar-
stellern der sogenannten Realien zu. Da sie aber doch, insofern Exem-
plare sich erhielten oder abgebildet sind, zur Denkmälerkunde gehören
und manchen schöne Form nicht fremd ist, wird hier wenigstens eine
Auswahl derselben vorgeführt. Unter allen Gegenständen, welche sich in
Wohnungen und Gräbern des Altertums vorfinden, übersteigt vielleicht
keine Art in arithmetischer Hinsicht die Wirt el (Websteine, Zettelstrecker),
kleine durchbohrte abgestumpfte Pyramiden oder Kegel, auch Linsen
aus Thon, Stein (namentlich Qlückssteinen), selten Blei,*) welche die Kette
des Webstuhles beschwerten.^) Von der vormykenischen Zeit Hissarlyks
sind sie bis ins Mittelalter^) nachweisbar und in Italien jetzt noch nicht
abgekommen. Ihre Verzierung besteht nur in geometrischen Ornamenten,
welche oft Buchstaben gleichen; thatsächlich tragen viele Wirtel In-
schriften in verschiedenen Sprachen.')
Litteratur: Gonze, A. 1872 p. 187 ff. 331 T. M; Hissarlyk: ausser Schliehann s.
NoBMAND, la Troie hom. S. 67; Cypem: Am. J. 1, 160 f.; Oberitalien: Helbio, Italiker I
T. 1,11 — 13 (S. 22 spricht er fiber grosse Thonscheiben mit Einschnitten von Schnüren,
die er ebenfalls für Webegewichte erklärt).
Ausserhalb des Hauses sind wirklich allgemeine Werkzeuge die Bade-
geräte,®) mit denen sich die athletischen vereinigen. Keines ist ver-
breiteter als das Schabeisen {(fTkeyyig, strigilis), ein so wichtiger Zweig
der Bronzefabrikation, dass Fabrikanten ihre Firma beisetzten;^) doch
wird die zweckmässige hohle Form selten verschönert, z. B. durch einen
Griflf jn menschlicher Gestalt. ^'^) Im Geschäftsleben kursieren am meisten
die Gewichte, von denen die Stein- und Thongewichte uns wenig be-
rühren, ^ *) während die aus Bronze oder Blei gegossenen zierlicher gebildet
wurden. Die Ägypter und Babylonier liebten die Gestalt eines liegenden
Löwen »2) oder sonst ein Tierbild. ^3) Bei den Griechen erhielten die Ge-
^) Schol. Arat. phaen. 152.
») Ztsch. f. ägypt. Spr. 1863 S. 41 ff.
^) Ersteres in Speier, letzteres Od, (p
6 f.; vgl. xXtjitfa ^aeiyrjy Hymn. 3, 247.
Griff in Form einer Hand mit Kügelchen, in
Speier.
*) Zwei im Museum von Lecce.
») Abgeb. in der Vase Jhst. 13 T. 4.
®) In Böhmen, Mitt. der Centralcomm.
N. F. 16, 102 f. (aus dem 11. Jahrb.).
^) Etruskisch : Cobssen, Sprache der Etr.
T. 25, 3; Fabbetti, secondo suppl. 99-101;
messapisch: Maoiulli e Castbomediano, le
iscr. messap. p. 44. 45 T. 59. 60; griechisch:
CoNZB, A. 1872 p. 198 f. Anm. T. M b. d; la-
teinisch: CLL. II 4962, 6 b. c; Wilhaüks II
2765 abc. 2767.
8) Aus Pompeji MB. 7, 6. 17.
^) Ra. n. s. 31, 136; Beb. 10, 296 ff. —
Goldenes Schabeisen CR. 1869 T. 1, 11.
^^) Mit nackter Frau, aus Praeneste;
im brittischen Museum: Guhl-Engelkanst,
Leben 8. 367 nach Phot.
") Fb. Ritschl, antike Gewichtssteine,
Rhein. Jahrbb. 1866 m. T.
'*) Ägypten: Lepsius III 39a = Ebman,
Äg. II 615; babylonischer in Berlin; persi-
scher mit aramäischer Inschrift; Weihge-
schenk der Lyder.
'3) Kuhkopf in Ägyptens. 0.; Ente aus
Kap. Tu. Die kunstgewerbL Arbeiten nach Form n. Tersieniiig. (§ 241.) 273
wichte eine konventionelle Form (z. B. eines Kegels oder Kranzkuchens)
oder das Stadtwappen, Wertzeichen u. a.^) Vereinzelt kommen später
mit Blei ausgegossene Büsten vor; 2) am besten passte, wie sich versteht,
der Gott des Handels.^) Büsten gehören auch zu den erhaltenen Wagen,
welche sogenannte Schnell wagen sind.^) Rechentafeln (abaci) und Rechen-
tische haben mit der Kunst nichts zu thun.^)
Litter atnr: L. Lokxnzi, diss. sopra le bilance degli ant., m. 1 T.; A. Gabgiulo,
osserv. int le particolaritä di aloune bilance ant., 1845, m. 1 T.; Lonop^bibr, A. 1847
p. 333 ff.; R. Schillbach, A. 1865, 160 ff. T. LM u. M. 8, 14; Beitr. zur griecb. Qewichtskande,
Berl. 1877, m. 2T.; Amer. J. 5, 44 ff. (Gewichte nach babylonischem System); Binder, Arch.-
ep. Mitt. 7, 227 f.; zahlreiche Fände in Naokratis: Nancratis I T. 21—24 (T. 23 Übersicht über
die Formen und Steinarten); thöneme Gussform: Arch.-ep. Mitt. 6, 36; Sammlungen z. B.
im Louvre (Michon, M^m. de la soc. des antiq. s. VI Teil 1 S. l->37 m. Abb.) und Smyma
(8. 39; 'J. ntmadonovXos, rä dgxaüt £fiv(fyaixä axa^fjidy Smyma 1875 mit 4 T., Nach-
trag 1877).
241. Zum Verkehrsleben gehört unstreitig das Schrift wesen. Da
die Paläographie und die Epigraphik sich ohnehin damit beschäftigen, re-
kapitulieren wir kurz, dass Papyrus-Blätter und -ßoUen, wachsüber-
strichene Holztafeln, bronzene Orakeltafelchen (von Dodona) und Militär-
diplome, Bronzetafeln und Bleiplättchen erhalten sind, dazu noch bronzene
Schreibgriffel.*^) Eunstarbeiten jedoch sind nur Tintenfässer,') in welche
z. B. silberne Figuren eingelegt^) oder Edelsteine und Perlen eingesetzt
wurden.*)
Abgesehen von diesen Dingen ist die Litteratur unter den Denk-
mälern durch Bücher vertreten, deren schöne Ausstattung mit der Zeit
einen besonderen Kunstzweig abgibt. Sie erstreckt sich erstens auf das
Material; besonders macht sich die Purpurfärbung des Pergamentes be-
merkbar, welche noch griechische Evangelienhandschriften schmückt, wo-
von der Codex purpureus von Rossano seinen Namen hat.*®) Die Tinte
wird für besondere Stellen rot (mennigrot) gewählt. ' *) Silberne oder gol-
dene Schrift**) zierte* Prachthandschriften und wieder am häufigsten die
Bibel, wie den codex argenteus des Ulfila.*') In den Codices wird die
Marmor von König Dungi von Ur (Thislb,
Geschichte S. 120, 2); vgl. Hultsch, Jahrhb.
1862 S. 389 ff. ; Fisch auf Platte, aus Kyzi-
kos: Catlus, recneil VI T. 39, 4. 5.
*) Z. B. LB Bas, mon. fig. 106; schöne
Sammlung von Bleigewichten im Museum
der arch. Ges. in Athen.
*) Laokoon (?) in Stuttgart: Stabk, Verh.
d. Tübinger Philol. Vers. S. 151; Minerva ans
Civita Nnova, im Louvre (LoBOPiBiBB Nr. 44);
Kind: Catlus, rec. VI T. 89, 3. Gleicharmige
Wage in Laibach.
») AA. 1889 S. 106; Catlus VI T. 84,
1. 2; Tritonkopf in Speier: Titelbild zu
Habsteb's Katalog (s. dens. S. 24).
*) Schon ägyptisch: Lfpsius III 89 a =
Ebman, Ägypten II 615; eine kompliziertere
in den neuen kapitol. Sammlungen.
') Zwei athenische abaci JeXjioy 1888,
175; Bqaxxixd 1884, 74; salaminische: Ran-
OABi, antiq. II 895 T. 19.
•) Vom Esquilin Bcom. 1874 T. 7/8 =
Schbeibeb, Atlas T. 91, 3; manchmal schön
Handbuch der klau. Altertumswissenschaft. VL
graviert, z. B. in Speier.
') B. Nap. 1, 120 ff. T. 7, 5.
*) Achteckiges Fass aus Turricium: J.
Mabtobelli, de regia theca calamaria, Nap.
1756.
°) Gold mit Steinen: Nicetas Man. 3, 4;
mit Steinen und Perlen: Petrus Diac. chron.
Cass. 4, 13.
"^) Über ähnliche Fragmente der Vati-
cana (aus dem 5.6. Jahrh.) handelt Cozza
in der Festschrift zum Papstjubiläum. Vgl.
Hieron. ep. 22 ad Eustochmm (II 17 gg. E.);
Optatian. paneg. Const. 1, 3.
^') BLASS, Paläographie § 34.
'') Rezept von Heraklius 1, 7; Kontos,
nagyaüüog 2, 873 f.; Wessblt, Wiener Stu»
dien 12, 259 ff.; Wattenbach , Schriftwesen
S. 146 ff.; für grüne Tinte Rezept bei He-
raclius 1, 11.
^") Job. Chrys. in ev. Job. 32,3; Hieron.
a.O.; Optatian. 1,3; angebb'ch schon bei den
Juden: Aristeas 29. 'Auch jene vatikanischen
Bruchstücke sind anzuführen.
18
274
EhuisiBohe Knnstarohäologie. L Denkmälerkimde.
flüchtige handsame Kursive zu einer Reihe stilisierter Buehstabenformen,
die zusammen einen gefälligen, gewissermassen monumentalen Eindruck
machen soUen. Von der Kalligraphie sprechen nur Zeugnisse der Kaiser-
zeit ausdrücklich; *) Galen nennt die Schreiber sogar unter den Künstlern.*)
Die grösste Sorgfalt erfahren die Anfangsbuchstaben (Initialien). Die
Carmina figurata, die infolge der verschiedenen Länge der Verse eine ge-
wisse Figur bilden, sollen auch nicht vergessen bleiben.^) Die Buch-
illustration hat jedoch ein viel höheres Alter, da schon die alten Ägypter
das Totenbuch und Unterhaltungsschriften illustrierten. Was aber die
klassischen Völker anlangt, betrifft das älteste Zeugnis die Astronomie
des Arat. Die Illustration hat verschiedene Stufen: einfache Federzeich-
nung, an welche sich gewiss der von Varro erfundene Bilddruck anlehnte,
dann kolorierte Federzeichnung (von der freigebigen Anwendung des
Mennigrots kam der missbräuchliche Name Miniaturen) und endlich die
Buchmalerei, über deren Technik bei der Malerei selbst zu handeln ist.
Den kunstgewerblichen Abschluss des Buches gaben ab einesteils der Stab
der Papyrusrolle, mit elfenbeinernen Hörnchen besetzt, und die jedenfalls
für die Rolle erfundene Buchhülse (capsa), welche später noch, aus edel-
steingeschmücktem Goldblech gefertigt, Evangelien umschliesst,*) anderen-
teils der Buchdeckel des Kodex, oft mit geschnitzten Elfenbeinplatten
belegt, mit Metall beschlagen und durch Edelsteine geschmückt;*) die
prächtigsten Bücher deckte Goldblech mit Gemmen.^)
Litteratur: Schwabz, dissertatt. de ornamentis librorum, Lpg. 1756; Birch and
Jekner, introduction to the study of illuBtrated MSS., Ijondon 1879. Die Publikationen von
Pracht handBchriften behandeln wir im historischen Teil, da dieselben so gut wie ganz der
nachdiokletianischen Kunst angehören. Über das Technische H. Shaw, handbook of the
art of illumination, London 1866, f. m. 16 T.; Abbüdung eines Buchmalers in der Wiener
Dioskorideshandschrift. Buchdeckel: Paul Adam, der Bucheinband, seine Technik und
seine Geschichte, Lpg. 1890 (Seemanns kunstgewerbl. Handb. VI.); Weale, R. de Tart ehr.
1890 S. 194 flF.
242. Von den allen zugänglichen schönen Künsten bedarf die Musik
vieler Geräte. Die Instrumentenfabrikation erreichte ihren künstlerischen
Höhepunkt in der Lyra, deren unendlich wechselnde Form und Verzierung
wir nicht aufzählen können; es kommt vor, dass die Flügel von Figuren
gebildet sind.') Das Plektron wird ebenfalls mit Liebe behandelt.**) In
der Verzierung anderer Instrumente scheinen die Ägypter den Preis zu
verdienen.^) Von Spielgeräten ist wenig zu berichten; die Würfel und
Astragaloi, die sich häufig in Gräbern finden, i^) tragen höchstens Marken
0 Stellen bei Kontos, na^yaotros 2, 871 ff.;
Joh. Chrysost. a. 0. Lukian erwähnt den
Attikos mit Namen.
«) ngorgent. 5 p. 107, 8 Marq.
^) Häbeblin, de figuratis carminibus
Graecorom, 2. Aufl. Hannover 1887.
*) Gregor. Tur. bist. Franc. III 10 und
glor. conf. col. 946 a; Mon. Germ. IX 256,
12 (auch Schmelz).
^) Hieron. a. 0.
'} Ein solches Evangeliar ist in den
Euppelmosaiken von Daphni abgebildet.
') Zahlreiche Abbildungen liefern die
kampanischen Gem&lde (z. 6. bei Apollo, s.
das Register zu Helbio's Katalog), dann
Gemmen (Stosch II. Kl. Nr. 1150 ff.) und
Münzen von Megara und Mytilene. Vgl. Bch.
12, 114 A. 2; MB. 10, 37. 12, 34 a. ö.
•) AZ. 1850 T. 18 = Schreiber, Atias
T. 7, 11; AZ. 1858 T. 115, 3. 7-11; Imhoop,
griech. Münzen S. 554.
^) Descr. de TEgypte II 91; über das
Sistrum handeln Bacchieb und Tollius im
VII. Bande von Graevius' thesaurus. Die
Isis wird häufig mit ihm dargestellt.
»*») Z. B. in Praeneste B. 1855 p. 45 f.
und Ghiusi A. 1858 p. 147, 3.
Kap. VII. Die konstg^werbl. Arbeiten nach form n. Tenierang. (§ 242—248.) 275
und Inschriften,*) wogegen der Würfelbecher plastische Form annehmen
konnte.^) Bei dem Apparate des Eottabos^) befand sich bekanntlich
eine Sklavenfigur. Einderspielzeug hat sich oft erhalten, am häufigsten
Puppen {xoQai, l>wi>ö^)» welche aus Holz und Thon mit beweglichen
Gliedern angefertigt wurden.
Litteratur: Die zahlreiche Litteratar über Mnsikinstrumeiite bietet nicht viel
archftologisches; s. jetzt GüHL-ENesLMAVN, Leben 8. 343 ff.; über Würfel: Ficoboni, i tali
ed istromenti Insori, Rom 1734; 'Earia 1877, 13. März; Pnppen: Biscari, degli ant. oma-
menti e trastoUi dei bambini, m. T.; B. mun. 1889 T. 8; Schsbibbr, Atlas T. 82, 11.
Von den Werkzeugen der Handwerker ist in Blümners Werk hin-
länglich gehandelt; die Benennung der »prähistorischen" wollen wir anderen
überlassen.*) Mit Bezug auf die Fischer verdient Erwähnung, dass der
zum Harpunieren bestimmte Dreizack eine gewisse Verschönerung er-
fahren kann.*) Da im Altertum auch die Medizin zu den Gewerben ge-
hörte, dürfen wir hier von ihren Denkmalen reden. Dieselben bestehen
hauptsächlich in Operationswerkzeugen aus Bronze oder Bein, denen
man zum Teil eine gewisse Eleganz nicht absprechen kann; gefallige
Formen brauchte eben der feine Hausarzt zu seinem Schneiden und
Brennen, wie in der Renaissance der Zahnarzt gravierte Zangen.^)
Litteratur: Wibseleb, de vario nsn tridentis ap. popalos vett., Gott. 1873; ders.,
de düs Graecis et Romanis tridentem gerentibns, Gott. 1872; Vulpbs, stnunenti chirurgici
di Pompei, Neapel 1846, m. 1 T.
243. Nicht alle Erzeugnisse der menschlichen Hand, in denen sich
ein gewisser Kunstsinn offenbart, sind für die Dauer bestimmt, unsere
Darstellung des von der Kunst durchdrungenen Gewerbes würde nicht
vollständig sein, gedächten wir zum Schlüsse nicht auch der Bäcker-
kunst, deren Entwicklung im antiken Kultus liegt; denn überall wurden
an Festen Figuren (keine häufiger als Tiere) aus Teig gebacken, von
denen die kleinen Leute, z. B. bei den athenischen Elaphebolien, den
Göttern opferten;^) jener Brauch dauerte bis in die christliche Zeit hinein.®)
Die gewöhnlichen Brode haben meist keine auffallende Form, sondern
höchstens Einschnitte wie noch jetzt;'*) doch fehlen absonderliche unan-
ständige Gestalten niemals.*^) Viel mehr leistet natürlich die Zucker-
bäckerei, deren Werke durch viele Abbildungen verewigt sind; in Pompeji
sind überdies Formen zu Tage gekommen.^*)
Litteratur: Bbnndobf, Eranos Vindobonensis, Wien 1893 S. 372 ff.
0 Astragaloi ans Mjrina : Beb. 10, 200 ff.
') Terrakottakopf ans Myrina: Guhl-
Ekoblkann S. 450.
") Barnabei, i bronzi del giuoco del
cottabo scoperti nella necropoli di Perugia,
Rom 1886.
*) Z. B. Scbaber aus Enocben oder Hom
in den Terremare: Strobel und Pigobini,
seconda relazione p. 104.
») Z. B. in der Abbüdung MB. 12, 36.
•) MB. 15, 23; Ra. n. s. 43, 1 ff.; abge-
bUdet an einem griechischen Votivsteine:
JlaQyaaao^ 1, 307 ff. m. T. 2; eisernes Bruch-
band zu Marchö le Port gefunden: Dani-
couBT, B. de la soc. arch. de la Picardie
1893.
') Lobeck, Agiaophamus p. 1079 ff.;
z. B. von Ägypten Herod. 2, 47 a. E.; Ky-
zikos: Flut. Luculi. 10; Rom : Serv. Verg.
Aen. 2, 116.
^) Tauben am Peterstage: Hieron. ep.
31 Vall.
^) Mit 6 oder 7 Einschnitten aus Her-
culaneum: Mabtobblli, de tbeca calamaria
p. 380 f.; Bajardi, catal. p. 391.
'^) Siligineus cunnus Martial. 9, 3; Pria-
pus Martial. 14, 69. Die Phallosform ist in
Rom noch nicht abgekommen; vgl. Martial.
14, 212; Lamprid. Heliog. 27.
*') MB. 6,44; vereinzelte auch sonst
z. B. in Speier.
18
276
Klauiaohe Kunstaroh&ologie. L Denkmftlerkiinde.
Kap. VIIL Die Baukunst nach Material und Technik.
244. Innerhalb des Eunsthandwerkes nimmt die Baukunst (Archi-
tektur) den hervorragendsten Platz ein, sowohl weil ihre Werke durch
Qrossartigkeit alles andere überragen, als auch weil sie den eigentlichen
Künsten reichliche Beschäftigung gibt. Aus diesen Gründen hat sie schon
sehr oft für eine wirkliche Kunstgattung, für die „Kunst der anorganischen
Natur" gegolten, obgleich sie weder etwas nachbildet noch eine Idee
ausdrückt, und, worauf es hauptsächlich ankommt, ihr Zweck wie der
jedes anderen Handwerks ein praktischer ist. Der Betrachter mag Ideen
und Stimmungen in sie hineinlegen wie in eine Landschaft; doch beruht
dies alles nur auf Suggestion.
Da die Bauwerke, wie im ersten Abschnitte auseinandergesetzt wurde,
der Zerstörung unterliegen, so dass jetzt verhältnismässig weniges sich
über die Grundmauern erhebt und überdies bereits im Altertum der Um-,
bau oder Flickbau grosse Dimensionen angenommen hat,^) müssen zu den
Denkmälern noch andere Quellen herangezogen werden. Dieselben zer-
fallen ihrerseits in schriftliche und bildliche, denn die Abbildungen von
Gebäuden in Wandgemälden und Reliefs und namentlich auf Münzen
machen eine stattliche Zahl aus, wozu noch die antiken Pläne von römi-
schen Gebäuden kommen. Die schriftlichen Quellen der Baukunst sind
sehr zahlreich, soviel auch verloren ging. Zeitlich gehen die Bauin-
schriften der ägyptischen und assyrischen Könige voran, deren Übersetzungen
freilich noch vieler Berichtigungen bedürfen, da gerade die Fachausdrücke
Schwierigkeiten bieten. Dann folgen, wenn wir dem Vitruvius (VII praef.
12) glauben dürfen, Beschreibungen einzelner Bauwerke, welche die Erbauer
selbst anfertigten, z. B. soll Theodoros über den Tempel der samischen
Hera, Chersiphron und Metagenes über den der ephesischen Artemis ge-
handelt haben u. s. w. Wie dies zu verstehen sei, lehren Inschriften, wie
die grosse Urkunde über Philons Arsenal und verschiedene andere von ge-
ringerer Bedeutung. Es musste eben vor Beginn des Baues der ganze
Plan des Werkes im Einzelnen den Exekutivbehörden vorgelegt werden;
fand er Billigung, so wurde der Wortlaut in eine Platte eingegraben und
im Archiv niedergelegt.*) Ausser diesen Bauplänen gibt es auch Bau-
rechnungen, worin die Baukommissionen über die Kosten von Gebäuden in
Athen, Eleusis und Epidauros Rechenschaft ablegen. Die Lehre von der
Architektur wurde meist handwerksmässig ohne Lehrbuch überliefert. Wenn
wir auch über die wenigen älteren Theorien^) nichts wissen, scheint man
doch soviel behaupten zu dürfen, dass die Baukunst erst im Zeitalter der
allgemeinen Bauwut als Bestandteil der encyklopädischen Bildung in die
Litteratur kam; abgesehen von den Encyklopädien (z. B. Varros), zu welchen
0 NissEK, pompej. Studien S. 31 ff.
(«Die ganze Stadt erscheint als ein grosses
Flick werk").
') Sbmpeb (der Stil II 445) vergleicht
dagegen den alten Plan des Klosters St.
Gidlen mit eingeschriebenen .Benennungen
und Massen. Pollux 10, 188 zitiert einen
Bauplan Btre ^iXmy eite BeodtoQos» Vitruys
Architekt Porinos wird freilich von ix nta-
Qiyov Xi&ov kommen (Th. Reikach, Revue
des 6t. gr. 111 p. 200).
') Metrodoros de architectonice PI in.
ind. XXXV; Fuficius und P. Septimius Vitr.
VII praef. 14.
Kap. Vm. Die BankwiBt nach Xaierial und Technik. (§§ 244-245.) 277
Cornelius Nepos in seinem Werk de viris illustribus ein biographisches
Supplement liefert, gehört sogar zu den landwirtschaftlichen Büchern ein
Abschnitt über Bauwesen. Selbst das einzige erhaltene Spezialwerk war
nicht für Fachgenossen bestimmt; der Baumeister Vitruvius schrieb zwischen
31 und 23 v. Chr. zehn Bücher de architectura für die römischen Bauherrn.
Dieses Werk hat für uns nicht den Wert eines Kanons der alten Archi-
tektur, sondern es stellt das praktische Wissen und die (vielfach unrich-
tigen oder anfechtbaren) theoretischhistorichen Anschauungen eines Bau-
meisters der augusteischen Zeit dar und ist demgemäss zunächst auf die
Bauten jener Periode zu beziehen und daraus zu erklären. Mit der Ab-
nahme der Baulust hörte auch die Fachlitteratur sofort auf, wodurch es
kam, dass Yitruv der massgebende Gesetzgeber der Baukunst wurde.
Litteratnr: über Abbildungen auf Münzen: Aoostihi, im 4. seiner Münzdialoge;
F. L. DoHALDSOF, architectura numismatica, London 1859, m. 416 Abb.; antike Pläne:
Hülsen, Rom. Mitt. 1890 S. 46 ff.; 0. Richteb, Topographie von Rom §1; ägyptische
Inschriften: H. BauoscH, thesaurus inscript. Aegyptiac. 6. Abi Bautexte u. Inschr. ver-
achied. Inh., Lpg. 1891 ; Dümichbn, Baugeschichte des Tempels von Denderah, Strassb. 1877, f.;
assyrische Inschriften: ß. MBissKaa u. P. Rost, die Bauinschriften Sanheribs, Lpg.
1893; Philons Bauplan: DirraNBEaGEa, syll. 352; CIA. II 1054, zur Erklärung: £. Fabri-
cius, de architectura Graeca conmi. epigr., Berlin 1881 u. Hermes 17, 551 ff.; P. Foucabt,
Beb. 5, 540 ff.; Döbpfbld, Ath. Mitt 8, 147 ff.; Bb. Keil, Hermes 19, 149 ff.; A. Choiby, Tar-
senal du Pir^e d'aprös le devis original des travaux, Paris 1883 (vgl. Uerl. philol. Woch.
1884 Sp. 1113 ff. 1145 ff.); Anaphe: Abb. d. bayer. Akad. II (1837) S. 412 ff.; Delos: CIG.
2266; *E<p. cr^/. 1887 Sp. 57 ff.; Fabbicitts, Hermes 17, 1 ff.; Lebadeia: Dittenbebgbb, syll.
353; Choist, ^t. sur Tarchitecture grecque IV. un devis des travaux publica ä Livadie,
Paris 1884, m. T.; Tegea: Bebgk, Ind. lect. Halle 18601 := kleine Schriften 2,321 ff.;
Thasos: Reinach, chroni^ues p. 77; qperum lex aus Puteoli ab u. c. 649: CIL. I 163 —
Bbtjks, fontes iuris Romam p. 212 f.; Baurechnungen, vgl. Böckh, Staatshaush. II' 134 ff.;
V. WiLAMowiTz, Kydathen S. 29; A. Mommskn, Bursians Jahresber. XIV (1886) S. 349 ff.:
Athen, Jahr 449,8 CIA. 1 284-8. 447 6 C. IV 297 ab. 444,3-3/2 C. I 297. 447,6-434/3
C. I 300—311. 297 ab; Ath. Mitt. 4, 33 ff. (Parthenon); dann C. l 323. 324 (über die Zeit
Michaelis, Ath. Mitt. 14, 356 ; vgl. LOwr, Inschriften 526.527; vom Erechtheion?, nach
Sempbb, kleine Schriften S. 137 ff. von den Propyläen);? 'Eijp. «^/. 1889 Sp. 55 f.; vgl. Foü-
CART, Beb. 13, 174 ff; Milchhöfeb bei E. Curtius, die Stadt^esch. v. Athen, Abt. B ; Eleu-
sis: ^. agx. 1888 Sp. 41 ff. 49 ff. CIA. II add. 225a; Epidauros (über 4' « Jahre sich
erstreckend): ausser Cawadus (S. 108) s. Collitz, Dialektinschr. III Nr. 3325 (erläutert
von Bauhack, aus Epidauros, Lpg. 1890 S. 23—103); Dedikationsinschriften von
Bauten: Propyläen von Eleusis; in Eleusis, W^/. deXt. Juli u. August 1886; Architekten-
inschrift am Leonideion: Ath. Mitt. 13,220. — Inschrift von Heliopolis: Le Bas, voyage
arch. Syrie Nr. 1881. — Byzantinische Inschriften: erhebliche Sammlung im 1. Buche
der Anthologie; Vitruvius: Kritische Ausgabe von Rosb und MOllbb-Stbübing, Lpg.
1870 ; von Fb. Rebbb in der Stuttgarter Bibliothek übersetzt und erläutert.
246. Während das Mittelalter, soviel wir wissen, sich mit Vitruvius
oder dem ebenfalls erhaltenen Auszuge von dessen Werk praktisch behalf,
führte die Renaissance mit ihrer Begeisterung für das Antike und ihrer
Baulust einen neuen Aufschwung der architektonischen Litteratur herbei,
die, wenn schon ihre Absicht auf die Praxis gerichtet war, doch auch die
Archäologie förderte. Abgesehen von den Messungen des Arztes Giovanni
von Padua') hat der Architekt Fil. Brunelleschi 1403/4 die römischen Ruinen
zuerst planmässig nach ihrer Technik erforscht, 2) worin ihm alle berühm-
ten Baumeister, Alberti, Bramante, Fra Giocondo, Palladio und andere
folgten; neben diesen Arbeiten studierten sie Yitruv und erläuterten ihn
') MüNTz, pr^curseura S. 89.
*) CoBHEL V. Fabbiczt, Filippo Brunelleschi, Stuttg.'.1892 S. 36 ff.
278 QaBsiache EnnstarchAologie. L Denkm&lerkimde.
in Wort und Zeichnung. Die antike Baukunst, wie die Renaissance die-
selbe auffasste, wurde durch die massgebenden Lehrbücher von Babozzi-
YiONOLA, Seblio und Palladio bis in das 18. Jahrhundert hinein gelehrt;
gegenüber der Willkür des Barock führt der Jesuit Laugieb 1752 im
„essay sur l'architecture" durch die Gesetze der Statik zum Altertum zu-
rück und Winckelmann's ^»Gedanken über die Baukunst der Alten" (1761)
bleiben dank dem Ruhme ihres Verfassers nicht ohne Einfluss. Als die
nüchternste Theorie im napoleonischen Zeitalter die Herrschaft gewann,
entstanden auch die grundlegenden Werke über antike Baukunst im be-
sonderen.
Litteratur: Alte Kommentare zu Vitrav von C. Cesabiano (Como 1521), G. B.
Gapobali (Perugia 1536), Dan. Barbabo (Yen. 1556. 1584. 1629); A. Hirt, Baukunst nach
den Grundsätzen der Alten, Berlin 1809 m. 50 T.; ders., Geschichte der Baukunst hei
den Alten, Berlin 1820 — 27, 3 Bde. m. 32 T.; Stieglitz, Archäologie der Baukunst, Wei-
mar 1801, 3 Bde.; Geschichte der Baukunst, 2. A. NOmherg 1837; Le Bbun, th^ory de
Tarchitecture grecque et romaine, Paris 1807.
Die neueren Werke über Architektur gehen sämtlich von Fachmännern aus, die
mehr den praktischen als den historischen Gesichtspunkt im Auge haben. Die ältere
Gruppe befolgt philosophische Grundsätze : E. Böttichbb, die Tektonik der Hellenen, Berlin
1844-52 (1862), 2 Bde. mit 45 T., 2. Aufl. 1872—81; ders., Andeutungen über das Heilige
und Profane in der Baukunst der Alten, 1846; £. Boütht, philosophie de Tarchitecture en
Gr^ce, Paris 1870; R. Adamy, Architektonik auf bist. u. ästhet. Grundlage (mit vielen Abb.)
Bd. I. Archit. des Altertums, 1. Abt. die Archit. als Eunst. Hann. 1881, 2. Abt. Archit. des
oriental. Alt. 1881, 3. Abt. Archit. der Hellenen 1882, 4. Abt. Archit. der Römer 1883,
Bd. 11. 1. Abt. Archit. der altchristl. 2^it, 1884. Die jetzt gewöhnlich benützten Werke
setzen sich aus einer grossen Zahl von technischen Beobachtungen und Musterbildern zu-
sammen: J. BüHLMAVK, die Architektur des klassischen Altertums und der Renaissance,
Stuttg. 1872—88, 3 Tle. f. m. 75 T., 2. Aufl. H. 1. 1893 (praktische Sammlung von Tyipen
mit Erläuterungen); (Essenweins Handbuch der Architektur 11. Tl. die Baustile:) Jos. Dubh,
die Baukunst der Grriechen, 2. Aufl. Darrostadt 1892 (am Schlüsse nützliches Register der
griechischen Bauten von F. v. Duhn); die Üaukunst der Etrusker u. Römer, 1885 mit vielen
Skizzen; Bd. III H. 1: A. v. Essenwein, der Ausgang der klass. Haukunst, 1886; Einen ge-
schichtlichen Abriss gibt Franz Rebeb, Geschichte der Baukunst im Altertum, Leipzig
1864 — 67, 2 Bde.; gesondert für sich wurde am liebsten die Architektur der Ägypter
behandelt: Quatbbmebb de Qüincy, de Tätat de Tarchitecture ^gyptienne, Paris 1803, m.
18 T.; Gabdner Wilkinson, the architecture of ancient Egypt, London 1850, f. m. 18 T.,
die griechische von Göll in der Hallischen Encyklopädie 83, 116 ff. u. V. Laloüx, l'archi-
tecture grecque, Paris 1888; Penrose (S. 105) 2. Aufl. 1888; nächstdem die Bauten Gal-
liens, wozu das Comit^ des arts et monuments Anweisungen veröffentlichte: Architecture
gallo-romaine et arch. du moyen-äge et musique, Paris 1857 m. 7 T.; endlich die byzan-
tinische: G. Babd, storia dell' architettura bisantina Orientale nel ponente, Rom 1842 u.
relazione dei mon. d'archit. biz. in Ravenna, R. 1844. In den Eunstgeschichten pflegt die
Baukunst als gleichberechtigte Eunst behandelt zu werden, am ausführlichsten von Cbipiez
in Perrots histoire de l'art (§ 301).
Durch die Anschauung belehren grosse Bilderwerke, von denen wenige sich auf
das Altertum beschränken: Duband et Legband, raccolta e parallele delle fabbriche clas-
siche, Yen. 1833, m. T.; L. Ganina, Tarchitettura antica descritta e dimostrata coi monumenti,
2. Aufl. Rom 1832 - 44, 9 Teile u. 3 Bde. Atlas m. 700 T.: L Tarch. egizia, 2 Bde. f. m. T.,
II. ...greca, III. ...romana; Serojew U. Iwanoff, architektonische Studien, mit Erl. v.
R. Bohn I. aus Griechenland, Berlin 1892, m. 44 T. f. (russisch und deutsch). Die meisten
Bilderwerke erstrecken sich über die gesamte Baukunst: Petres, oeuvres d'architecture,
Paris 1765; Gailbabaud, Denkmäler der Baukunst, Hamb. u. Lpg. 1852, Bd. I. Altertum
(am meisten zu empfehlen); H. Bergbaus, die Baudenkmäler aller Völker der Erde, Brüssel
1854, 2 Bde. m. 150 T.; Denkmäler der Baukunst, her. v. Studierenden der techn. Hoch-
schule in Berlin, H. 1—23., f.; mit Ausschluss der vorchristlichen Zeit d'Aoincourt, histoire
de Tart par les monuments, Paris 1812- 23, 6 Bde. m. 325 T. (Abteil. Y. Architecture). Die
französische Akademie pflegt seit 1788 einen eigenen Zweig der architektonischen Litte-
ratur durch ihre Pensionäre, welche als Meisterstück die Rekonstruktion eines alten Bau-
werkes ausarbeiten müssen. Seit 1877 gibt die Regierung ausgewählte «Rostaurations des
monuments antiques' in Folio heraus: Peboieb, la colonne Trajane, 13 T.; Lesueub, la ba
Kap. VnL Die Baukunst Baoh Matorud nad Teohnik. (§ 246.)
279
ailique Ulpieime, 6 T.; H. Labboübte, temples de Paestom, 21 T.; Dubut, temple de la Pu-
diciM, und Gousnr, temple de Yesta, 8 T.; Garkier, le temple de Jupiter ranhell^nien,
13 färb. T.; Villath, le temple de Marc-Am*le, m. 7 T.; vgl. auch P. WEreBBBNNBB, Ent-
würfe SU Ergänzungen antiker Grebäude, a. 0. 1822, f. In alphabetischer Folge behandelt
die Baukunst die grosse Encyclop^die d'architechire et des arts qui s'y rattachent, Paria
1851—90, 31 Quartbände m. T. Auch die Zeitschriften wie Revue generale de l'archi-
tecture und Gentralblatt der Bauverwaltung enthalten manche archäologische Artikel. Die
architektonischen Leitfäden sind sehr zahlreich z. H. T. R. Smith a. J. Slatbb, architecture
classic a. early Christian, 1882; J. Mallbt, cours ^l^mentaire d'archeol. r^ligieuse— architec-
ture, 2. A., Paris 1878.
246. Gleich den anderen Handwerken beruht das Bauwesen auf den
Materialien (Baumaterialienkunde) und der ihnen angemessenen Technik.
Litteratur: über die Technik im allgemeinen: Blümnbb, Technologie 3,84 fr.
des Orients: Dibülafoy, l'art ant. de la Perse Bd. 1.; Lydiens: Choisy, Ra. n. s. 32, 77 f.
der Rfimer: G. L. Pabkkb, de variis structurarum generibus penes Romanos vet., Rom 1868
Middlbtoh, Archaeologia LI, 1,41 — 60 m. Abb. u. T. 1— 3; A. Ghoisy, Tart de bätir chez
les Romains, Paris 1873 (p. 107 ff. über Griechenland); A. Thiersch, die Mauertechnik der
Römer, Kunst u. Gewerbe V. 1883; v. Gohaüseit, über die Mauer verbände an alten Bau-
werken des Rheinlandes, Ztsch. f. Bauwesen XXXVII. 1887; Baumaterialien: Gottoetrbü,
physische u. chemische Beschaffenheit der Baumaterialien, Berlin 1874; Hauenschild, Ka-
techismus der Baumaterialien I. Wien 1879; Sammlungen in Wien (Fbl. Kabb, Fßhrer
durch die Baumaterialsammlung des k. k. naturhist. Hofmuseums, Wien 1892) und am Nord-
ostseekanal.
Das handlichste Baumaterial ist unstreitig der Lehm, welcher am
bequemsten aus döm schlammigen üferlande eines Flusses (wie am Nil
oder Euphrat) gewonnen und mit dem ebendort zu findenden Schilf oder
mit den Stoppeln der Felder versetzt wird;^) das Trocknen besorgte in
heissen Ländern die Sonne. In solchen Lehmhütten wohnten z. B. die ge-
meinen Ägypter und die ältesten Phönikier.*) Wo die Lehmerde fehlte,
behalf man sich mit anderer Erde und so sollen die alten Italer Hütten
aus Rasen {caespes), durch Erdmauern gegen Feinde geschützt, besessen
haben. ^) Um höhere Bauten zu errichten, musste man jedoch den Lehm-
bau vervollkommnen. Mittelst viereckiger Formen wurden Lehm- oder
Luftziegel (Lehmsteine) geschlagen und in feuchtem Zustande regelmässig
übereinander geschichtet.*) Die Babylonier fügten ausserdem vorspringende
Strebepfeiler ein,^) wogegen die Ägypter die Mauern bis zur Plumpheit
verstärkten und Holzbalken einlegten.^) In letzterer Form verbreitete
sich die Lehmbefestigung nach Hissarlyk und zu den Griechen, unter denen
sich noch in späterer Zeit Fachmänner sehr günstig für jene aussprachen.')
Man benützte hiebei den auch in Assyrien angewendeten Unterbau aus
Steinen.^) Afrikaner und Sj)anier verstanden sich auf den Pisebau, welcher
darin besteht, dass zwischen zwei Bretterverschlägen Lehm eingefüllt und
') Exod. 5, 7 ; ni}X(fi rixvqotfiivt^ CIAtt
II 167 Z. 68. 73; Lateinisch aceratum; Lucil.
9, 46 f.; in Indien: J. r. as. soc. 13, 152.
') Sanchuniathon bei Euseb. praep. er.
1, 10, 10; von Toxios, Sohn des Uranos er-
funden nach Gelüus bei Plin. 7, 195.
«) Hütten: Vergil. ecl. 1, 69; Hör. c. 2,
15, 17; Rutil. 1, 555; Terreus murus: Varro
1. 1. 5, 48, vgl. 143.
*) Solche Häuser sind z. B. in Velani-
dezza gefunden (mit Kalk verputzt); vgl.
auch Naucratis I 39 f. (ebensoj ; Nissen,
pompej. Studien S. 24 ff.
*) Am Stufentempel von Eridu (Abu-
scharein) 3-4 Meter breit, 2 M. vorspringend;
in Ur von 13 Z. bis 2 M.; auch Schilf lagen
wurden eingebettet: Herod. 1, 179.
*) Die Sperrforts haben allerdings auch
Widerlager (Böttichek, Hissarlik wie es ist
S. 89).
7) H. DsoTBEN, Eriegsaltertamer S. 232ff.;
vgl. C. Dio 36, 6, 3.
^) Z. B. in Chorsabad, abgeb. Rawltkson,
monarch. I 349. 406; vgl. Arist. Av. 1136 ff.
280
ElasBiBche EanBtarohftologie. I. Denkmftlerkiinde.
fest gestampft wird. ') Lehmmauem bedürfen übrigens stets einer Bedachung,
die sie gegen die Feuchtigkeit schützt, zum mindestens einer Beisigdecke,
wie die Gartenmauern des Peloponnes.
Litteratur: über Lehmbau bei den Griechen Döbpfeld, Hist. u. philol. Anfsfttze
E. Curtius gewidmet, Berlin 1884 S. 137 ff.; Marsh, Am. J. 1, 46 ff.
247. Lehmwände mögen nach ihrer Errichtung manchmal durch Feuer
äusserlich gehärtet worden sein; für Assyrien wird dies wegen der Ober-
flächlichkeit der Glasur angenommen.') Schon an dem ältesten Palaste
Babyloniens sind gebrannte Lehmziegel (Backsteine) verwendet und die
Griechen führen die Backsteinhäuser gar bis auf Prometheus oder Kinyras
zurück. 3) Im Euphratlande ist die Ziegelarchitektur für alle Zeiten be-
gründet worden. Die Ziegelbrennerei wurde wegen der Häufigkeit der
Staatsbauten in weitem Umfange verstaatlicht; diese Ziegel pflegten daher
mit dem Namen des Herrschers oder des Beamten bezeichnet zu werden (so
in Babylonien, Assyrien und Pergamon.*) Daher haben sie an orientali-
schen und älteren griechischen Bauten augenscheinlich festgesetzte Masse.
Die Grösse übersteigt in Olympia und Gela oft die bei uns übliche weit,
z. B. gibt es Ziegel von 1,20 Meter Länge. ^) Manche Formen trugen
ihren Namen von den ürsprungsorten.^) Da die Griechen den Stein weit
höher schätzten, tritt bei ihnen der Ziegelbau zurück, was zui* Folge hat,
dass man jetzt Ziegelruinen kurzweg den Römern zuzuschreiben pflegt.
Allein das griechische Privathaus baute man seit alter Zeit aus Ziegeln in
Verbindung mit Holz, wobei die Wände gewöhnlich aus Luftziegeln, das
Dach aus Backsteinen bestanden zu haben scheint, während der Stein
höchstens ein Accessorium war.'') Daher kann es nicht auffallen, dass
auch mehrere Tempel und öffentliche Gebäude aus Luftziegeln oder Back-
steinen erbaut wurden, zumal in den marmorarmen Gegenden.®) Von den
Baumeistern der alexandrinischen Zeit^) dürften die Römer die kunst-
mässige Behandlung des Ziegelbaues gelernt haben, worin sie seit dem
^) Plin. 35,169; noch von Maimonides
erwähnt (Tr. bibl. arch. 8, 409).
^) Sehpeb, kleine Schriften S. 289 f.
*) Aesch. Prom. 452; Gellius bei Plin.
7, 195.
*) In Assyrien stand das Ziegelbrennen
unter einem Beamten (Rawlinson, monarch.
II 31, 88a).
^) In Selinus; bei der Anlage von Bag-
dad wurden ellenlange Ziegel verwendet
(Eremer, Kulturgescb. des Orients 2, 48).
^) Eine Inschrift des Nabopolassar spricht
von der Ziegelbereitung nach Art der Kassier
(Ztsch. f. Assyriol. 4, 109) ; die zu Vitruvs Zeit
gebräuchliche Ziegelform (1 V» : 1') heisst ly-
disch (2, 3, 3; Fun. n. h. 35, 171); er nennt
ausserdem noch zwei Arten: neytddotQoy für
die öffentlichen, Ter^dtogoy für die Privat-
bauten der Griechen.
^) Holz und zweierlei Ziegel: Xenoph.
mem. 3, 1, 7; Aristot. part. anim. 1, 5 p. 644 a
34; Plut. conv. sept. aap. 12 p. 155 b, vgl.
Aesch. Prom. 450 ff.; Galen. V p. 890, 11;
Wand: Demosthenes bei Plut. Dem. 11 ; Plin.
35, 172; Dach: Aristoph. KojxaXos 5 M.
(329 K.); Vesp. 206; Anthol. 2, 71, 3; Galen,
de artic. 3, 23; vgl. auch Plin. 7, 194 (Zie-
gelbau von Euryalos und Hyperbios in Athen
erfunden); Strab. 8, 375. Stein: Xen.u. Galen,
a. 0. Die. steinernen Häuser von Rhodos
waren etwas ungewöhnliches: Diod. 19, 45,7.
^) Heiligtümer aus Luftziegeln : P. 5, 5,
6. 10, 4, 4. 35, 10; aus Backsteinen der alte
Apollotempel in Megara (P. 1, 42, 5) und der
Persephones in Argos, sowie der Kern des
Heraions und Philippeions in Olympia ; Ziegel-
bauten in Sparta (Vitr. 2, 8, 9) ; die Gella
in einem Tempel von Patrai (Vitr. das.);
Ziegeldach an Tempeln : Xen. Hell. 6, 5, 9 ;
Strab. 14, 1, 23, ebenso in Elateia; Mauer in
Arretium: Vitr. 2, 8, 9; Plin, 35, 173.
") In diese gehört sicher das Priester-
haus zu Tralles (Vitr. 2, 8, 9); Hephaistions
Grab mag von dem Orte (Babylon) beein-
flusst sein (Diod. 17, 115).
Kap. VnL Die BankmiBt nach Material nnd Technik. (§§ 247—248.) 281
zweiten Jahrhundert n. Chr. so hohe Erfolge erzielten. Allerdings ist erst
noch zu untersuchen, wie viel den Römern selbst zukommt, ob sie selbst
den monumentalen Backsteinbau (wie am Amphitheatrum Castrense, dem so-
genannten Tempel des Dens rediculus in der Campagna und an anderen
Orten) ausbildeten, ob sie auch die Technik noch weiter vervollkommneten.
Die Dachanlage erforderte besondere Formen (Flach- und Deck- oder Hohl-
ziegel, tegulae und imbrices)^^) die aber bereits den Griechen wohlbekannt
waren ;^) bei der Luftheizung kamen halb- oder viertelkreisförmige Ziegel
zur Anwendung. Wir notieren dann beispielsweise, dass die Ziegel häufig
eingeritzt wurden, damit der Mörtel besser haftete. Die Ziegelfabrikation
wurde jedenfalls von den Römern so grossartig betrieben wie sonst nie,
worüber die Ziegelstempel genügende Auskunft geben; ausser den Fabrik-
herm, unter denen sich die besten Namen der Aristokratie finden, treten
am häufigsten die Stempel von Truppenteilen auf, da die römischen Sol-
daten in Friedenszeiten zur Ziegelanfertigung herangezogen wurden, üm-
somehr fiel diesen auf, dass ihre germanischen Gegner Ziegel und Mörtel
nicht kannten.^)
, Litteratar: Ghabat et Mokmobt (s. o.); Döbpfbld (s. S. 280); Masse von Ziegeln:
aus Ägypten The domestic remains of anc. Egypt P. 16; Pbtrie, Nebesheh p. 18; Assyrien
nnd Babylonien: Rbbbh, Ztsch. f. Assyriol. 1, 146; Dieulafoy, Tart ant. de la Peree 11 S. 10;
Tiryns: Schlibmahk S. 296; Vurvä: Ath. Mitt. 14,326; Ziegelstempel: aas Veleja CIL.
I 777 ff., ans Rom CFL. VI. Abt. 6 (in Vorbereitung), vgl. vorläufig H. Öbessel, Unters, über
die Chronologie der Ziegelstempel der Gens Domitia, Berlin 1886; A. Gkffrot, marques
de briques rom., Paris 1880; B. ^pigr. 1883 Mars-Avr.; G. Wolff, Archiv f. Frankfurts
Gesch. 3. F. III 212 ff. m. 6 T. (Ziegel von Höchst a. M.); Aber Versetzmarken siehe
zu §254.
Eigentümliche Spielarten des Backsteinbaus sind sekundär, d. h. aus
gebranntem Thon, der ursprünglich andere Verwendung hatte, hergestellt.
Amphoren, mit Erde angefüllt, dienten in der Zeit des Augustus zur Auf-
füllung des Bodens (in Pola) und selbst zur Errichtung sehr starker Mauern
(in Karthago). Aus Brocken von Ziegelsteinen wurde das opus signinum
hergestellt; in dieser Manier sind in Pompeji Gehwege gepflastert.^)
248. Da der Backsteinbau unbedingt ein Bindemittel erfordert,
müssen wir schon hier darauf eingehen. Die Babylonier verwendeten natür-
lich jederzeit den einheimischen Asphalt,*) wie die auf vulkanischem Boden
wohnenden Italer die treffliche Puzzolanerde. An anderen Orten musste
man künstlichen Mörtel herstellen. Dass eine Mischung von Kalk und Sand
die Ziegel fest verbinde, war schon früh bekannt.®) An den römischen
Bauten bewundem die Sachverständigen den ausgezeichneten Mörtel, zu
») Hbfhbb, Westemdorf S. 66.
^ •) DöBPFELD etc., Verwendung von Terra-
kotten S. 16 ff.; angebliche imbrUes sind von
G. RoBKBT, '£9. d^X' 1893, 247 als oyoi oder
inivtjtQa nachgewiesen, welche die Frauen
beim Weben auf den Enieen hatten.
■) Tac. Genn. 16.
^) Offenbar auch in Alezandrien (rudere
Bell. Alex. 1, 3); Ziegelschutt scheint schon
in der Zeit Nabuchodonosors zum Aufschüt-
ten verwendet worden zu sein (Ztsch. f. As-
syriol. 1, 42j. Vgl. auch Mitt. d. k. k. Cen-
tralkomm. N. F. 17, 137.
*) Herod. 1, 179; Strab. 16, 1, 15; Diod.
2, 7, 4; Genesis 11, 3; Zosim. 3, 17 a. E.; in
der Ruine El-Mugheir (Ur) und an den Strebe-
pfeilern der Buwarieh in Warka; unter dem
Islam: Archaeologia XIV T. 10, 1; in späte-
rer Zeit wurde daneben allerdings Mörtel
verwendet (Zosim. a. 0.); Kalk und Asche in
einigen Überresten von Mugheir.
«) In Vurvä (Athen. Mitt, 14, 326). Vgl.
Theophr. lap. 66. 67; Thuc. 1,93,5; Arrian.
An. 2, 21, 4.
282
Emuitarohäologie. I. Denkmälerknnde.
dessen Bereitung offenbar der Kalk lange Zeit in Kalkgruben « versumpfte^
und überhaupt die grösste Sorgfalt angewendet wurde.
Litteratur: Vorschriften von Gato r. r. 38 und Vitruv 7, 2; De la Fatb, memoire
pour servir de snite aux rech. s. la pr^paration qae les Romains donnaient a la chanx etc.,
Paris 1778, 1852; Hasenfratz, art de calciner la pierre calcaire, Paris 1825; Ch. Texikr,
Mäm. pr^s. k Tacad. des inscr. 1849, 2. Serie; Chanoinb. M^m. de la soc. arch. de Sens VI
p. 1 ff.; Daubb^, Ra. 41, 18 ff.; Augsburger Tagblatt 1859 Nr. 174; Zinrbck, Ztschr. f. Bau-
wesen 22, 114 ff.; Schmidt, Jahresber. der Ges. für nützliche Forsch, zu Trier 1866; P. Clemm,
Westdeutsche Ztsch. 9, 76 ff.; 0. Ricbteb, Steinmetzzeichen S. 12: Nissen, pompejan. Studien
S. 44 (blosser Kalk und Puzzolanmörtel).
249. Der reine Holzbau hat zur niedersten Stufe die Bauhütte von
der Art, wie sie in Italien und Griechenland die Landleute improvisieren.
Die Pfahldörfer bestehen ganz aus Holz, und man nimmt an ihnen die auch
über den Pons sublicius berichtete Kunst wahr, ohne Nägel zu zimmern. *)
Die Hütte des Faustulus soll hölzern gewesen sein;^) doch belegt ein Ge-
lehrter der augusteischen Zeit das Holzhaus nur durch Bräuche fremder
Völker. 3) Dagegen sind hölzerne Monumentalbauten nur in den Steppen*)
und den waldreichen Alpen *) nachzuweisen. Daher raten prinzipielle 'Be-
denken von der Ableitung des dorischen Tempels, die Semper und andere
gewollt haben, ^) der lykischen Grabfa^aden und mancher assyrischer Bauten
aus dem Holzstile ab. Hölzern ist in Gebäuden aller Art regelrecht das
Gebälk; hiezu nahm man anfangs die runden Stämme, viereckige Balken
fielen dem Agesilaos in Kleinasien auf.^) Im Festungsbau war die Palis-
sadenwand eine primitive Mauerform, **) zu der man noch in Notfallen griff.®)
250. Der Anfang des Steinbaus wird mit den durch elementare Er-
eignisse losgelösten Feldsteinen und Findlingen i^) gemacht, die besonders
bei Kalk- und Sandstein, Basalt und Quarzitgängen oder Grauwacke auf-
treten. Die daraus errichteten „trockenen" Mauern, deren Steine mit etwas
plattem Lager übereinander geschichtet werden, finden noch immer bei
Bauern und Hirten als Grenzmauem, Hürden und ähnliche kleine Anlagen
Verwendung;'*) Eumaios' Hütte bietet dafür ein klassisches Beispiel, welches
die Drachenhäuser und sog. Tempel vom Ochagebirge illustrieren; mancher
Ritus verlangte Altäre, die kein Eisen berührt.'*) Solche Bauweise ge-
nügte kaum den bescheidensten Ansprüchen. Die Natur selbst zeigte im
Geröll, wie die Bruchsteine durch Einschiebung von Erde sich verbinden;
und so ergibt sich als erste Stufe des planmässigen Steinbaus Stein mit
Lehmverband. Da die Fundsteine natürlich nicht genügten, brach man
von Hügeln und Bergen Steine, wie sie unter der Hacke sich eben lösten.^*)
') Hblbio, Italiker S. 79 f.; ebenso am
Buleuterion von Kyzikos.
*) Dionys. Halic. 1. 79.
») Paul. Diac. p. 12 M.; Bithynien: He-
sych. OttQnovg.
*) Stadt Gelonos und acht Burgen (rus-
sisch ostrogi) Herod. 4, 108; Palast des At-
tila, 448 von Priskos beschrieben.
^) Kirche in Rhätien: Eugipp. v. Sev.
15, 1. Noch 1065 waren in der Ostmark
die meisten Kirchen aus Holz. Pausanias
erwähnt das Heiligtum, welches Aganedes
und Trophonios dem Poseidon unterrichtet
haben sollen, nur vom Hörensagen (8, 10, 2).
*J Bböndstbd, voyage 2, 133—71;
Klbnzb, Reise S. 57 ff.; Kuoleb, Polychromie
S. 35-43.
^) Plut. apophth. Lac. Ages. 27.
^) Od. 17 45; in Aeclanum (Samnium)
zur Zeit des Bundesgenossenkrieges: Appian.
b. c. 1, 51.
«) Diodor 17, 26, 6.
*") Griechisch Xoyddeg.
") Vgl. Plutarch, über Fortschritte in
der Tugend a. £. Auch die Befestigungen
(tamburia) der neugriechischen Klephten ge-
hören hieher.
»«) Exod. 20, 25. Deuteron. 27, 5. 6.
Josua 8, 31. 1 Esdr. 5, 8; Paus. 1, 37, 7.
^^) Diese Arbeit (nicht Bergbau) ist auf
Kap. TBL BiA Bankmuit naoh Katerial und Teohxiik. (§§ 249-250.) 283
Diese Art weisen die Häuser der 1. und 3. Schicht von Hissarlyk, die
sogenannten pelasgischen Bauten der Akropolis, Häuser von Marzabotto
und gewiss noch viele andere, bisher zu wenig untersuchte Bauwerke auf;
sie ist noch in Pompeji ^) zu sehen und in Mesopotamien, wo die Natur
freigebig Stein und Lehm liefert, bis heute geblieben.*) Einst glättete der
Lehmverputz (durch Beimischung von Stroh oder Heu gefestigt) auch alle
äusseren Unebenheiten, so dass ein Tragiker von dem tirynthischen Lehm-
werk sprechen konnte;^) jetzt ist aber die Erde grösstenteils zerstäubt,
am stärksten zwischen grösseren Steinen, doch sind unverkennbare Spuren
geblieben.^) Man sollte eigentlich nicht zu sagen brauchen, dass diese
Bauweise nicht durch besondere Grösse der Steine bedingt ist; andererseits
versteht es sich aber von selbst, dass zu Bauten, welche starken Druck
oder Stoss auszuhalten hatten oder gegen Beraubung sicher gestellt werden
sollten, alle über viele Arbeitskräfte verfügenden Bauherrn grosse Stein-
blöcke vorzogen; wenn Epigonen zu solchen Werke aufblickten, vermeinten
sie, keine Menschenhand, sondern die Kyklopen (in Griechenland) und
Gandharven (in Indien), die Divs (in Persien) oder die Dschins der Mohamme-
daner*) hätten die gewaltigen Blöcke aufgetürmt. Daher der Name der
kyklopischen Bauten, welcher unmittelbar aus den argolischen Burgsagen
hergenommen ist. Andere nannten jene Werke lieber pelasgisch, als ob
sämtliche vorhellenisch und vorrömisch wären; allein auch dieser Name
hat keinen wissenschaftlichen Halt, denn die unregelmässigen Steine er-
hielten sich wegen der grösseren Billigkeit überall, wo es auf die schöne
Erscheinung nicht ankam: an Stützmauern,^) unterirdischen Bauten, länd-
lichen Brücken und Festungsmauem, vielleicht auch ländlichen Heilig-
tümern.^) Hier blieben sie solange, als eben der Lehmverband sich neben
dem Mörtel behauptete ; es scheint sogar, dass noch die fränkischen Ritter
ihre Burgen teilweise aus unregelmässigen Steinen bauten.^) Kunst-
geschichtliche Bedeutung haben mithin nur die Gräber und religiösen Denk-
male unregelmässiger Bauart, weil später in diesen Gattungen die regel-
mässige Quaderform durchdrang. Was die Lagerung und die Gestaltung der
Steine anlangt, so gehen diese den Techniker an, nicht den Archäologen,
da der Lehmverputz sie den Blicken entzieht. Nur die Übergänge zum
kunstgerechten Quaderbau verdienen Untersuchung. Die einen Gesteine
brechen ganz unregelmässig; hier werden die kleineren Steine einfach durch
Erde zu einer zusammenhängenden Masse verbunden, die Zwischenräume
grosser Blöcke aber durch Einschiebung von Steinbrocken verringert.
Andere haben eine Formation, welche mühelos flache Platten ergibt, die
korinthischen Votivtäfelchen (Berlin Nr. 638
—9. 831) dargestellt.
^) In der Gasa del chirurgo.
^) Z. B. in Tahüs (Sachau, Reise in
Mesopotamien S. 269).
*) Hesych. TtQvv&toy nUv&BVfjia. Den
Lehmverhand erwähnen Thnc. 1, 93, 5; Liv.
21, 11, 8 (stmcturae antiqnae genere).
*) Z. B. am Palaste von Tirynth, im
Grahe von Menidhi; Oldisleben: Anthrop.
Corresp. 1874 S. 39; Kastell bei Marzabotto :
Helbio, Italiker S. 45.
^) Z. B. Arabisches Gedicht bei Kbbmbb,
Eulturgesch. des Orients 1, 136.
^) Das Theater von Megalopolis hat eine
polygonale Begrenznngsmauer.
^) Cella des älteren Tempels von Rham-
nus ; Bruchstein mit Lehm in Pompeji :
Nissen, pompej. Studien S. 53.
^) Z. B. zu Pharygai, Amphissa und auf
dem Gipfel des Chelmos.
284
ElasBiBche EviiBtaroh&ologie. I. Denkmälerknnde.
bequem übereinander geschichtet werden; eine Art heisst von jener Eigen-
schaft Quadersandstein. Lockeres Gestein ermöglicht überdies die Her-
stellung ungeföhrer Flächen. Werden die Steine aneinander gepasst, so
tritt oft, sobald es nicht eilt, der Fall ein, dass die Arbeiter störende Stücke
wegschlagen und die Yorsprünge abflachen. Dadurch nähert sich dann die
Form des Steinblockes einem Polygon; ausserdem glätten viele die Aussen-
seite von Festungsmauem soweit, dass der Feind beim Sturme keinen An-
halt findet. Indem die Steine sich nun von vorne als Polygone zeigen,
ist der Name Polygonalbau (-mauern)*) aufgekommen, welcher schon
viel Verwirrung gestiftet hat. In der Kunstgeschichte hat er nur soweit
einen Platz, als ausnahmsweise scharfe Kanten die Absichtlichkeit zeigen;
von diesem polygonalen Bau versteht es sich, dass er nichts primitives an
sich hat.^) Die gewöhnlichen durch Grösse und Art der Steine bedingten
Schichtungsarten folgen nicht eine der anderen in geschichtlicher Folge,
sondern können unter Umständen an einem und demselben Bau vorkommen,
was das Kuppelgrab von Menidhi zur Genüge belegt. Auch ist die Grösse
der Steine nicht streng an eine bestimmte Glanzperiode gebunden; der jetzt
in der prähistorischen Forschung beliebte Name „megalithische Denk-
mäler *" leidet an dem Übelstande, dass eine bestimmte Grenze fehlt.
Litteratur: An. Oliveri, diss. sopra alc. monum. pelasgi, m. 1 T.; S. J. Middletok,
Cyclopian walls, London 1812; Petit-Radel, A. 1,345 ff., vgl. A. 1, 36 ff. M. 1, 1—3; dera.,
recherches s. 1. mon. cyclop^ens et descr. de la coU. des modMes en relief composant la
gal^rie pelasg. de la bibl. Mazarine, Paris 1841, m. 4 T.; A. 3,408 ff. T. £ F; Mem. 1, 55 ff.
(S. 65 f. Verzeichnis von 120 Städten Italiens) m. T. 2 ; Gell, Probestflcke v. Städtemauem
des alten Griechenlands, München 1841, m. 47 Abb.; Dodwell, views and descr. of cyclo-
pian or pelasgian remains in Greece and Italy, London 1834 (franz. Paris) f. m. 131 T.
(Hauptwerk); Bunbubt, The class. Mus. 1844 S. 147 — 86; Fobchhakmeb, Ober die kykl.
Mauern Griechenlands und die schleswig-holsteinischen Felsmauem, Kiel 1847, m. 2 T. ; s.
auch die Litteratur über Latium S. 122.
261. Dieser Steinbau erhielt seine Vervollkommnung durch bessere
Bindemittel; anfangs hat man wohl nur die klaffenden Fugen mit Mörtel
verstrichen, wie vordem mit Lehm. 8) Wir pflegen die Verbindung von Mörtel
und unregelmässigen Bruchsteinen Gusswerk oder opus incertum zu
nennen.*) Im alten Babylonien hatten sich die Maurer bereits darauf ver-
standen; doch fallt die volle Entwicklung erst in die Eaiserzeit, weil man
diese Bauweise zu Gewölben („Gussgewölben'') benützen konnte; denn es
liess sich eine Holzform anwenden, wie sie jetzt noch in der Gegend von
Neapel vorkommt. Auch hiebei versteht sich, dass der Beschauer das
ordinäre Material selbst nicht wahrnimmt, sondern nur den Kalk- oder
Stuckverputz bemerkt.
Künstlerisch betrachtet, wirken die bisher beschriebenen Verfahren,
Lehm-, Backstein- und Bruchsteinbau gleich, weil sie gewöhnlich nur den
Kern abgeben, während die Aussenseite sie verhehlt. Die einfachere Art
der Verhüllung besteht in Verputz {tectoHum) mittelst Lehm, Kalk oder
Stuck ;'^) die mühsamere aber hat für die Steinmetzarbeit grosse Bedeu-
•) Vgl. Promis, Alba p. 102 f.
') Abbildung der Mauer Trojas in einer
Terrakotte: Cajcfana, terrae. T. 21.
^) Beides ist noch an Gräbern von Sam-
thawro (Ibererland) nachweisbar (Ztschr. f.
Ethnol. 10, 415).
*) Vitr. 2, 8, 1 (zu seiner Zeit veraltet).
^) In der pompejanischen Casa del Fauno
ist der Stuck von der Wand durch Blei ge-
trennt, was gegen Feuchtigkeit schützen soll.
Kap. VUL Die Bankiiiuit nach tUterial und Teohnik. ($§ 251- -252.) 285
tung. Der Sandstein und der blättrige Marmor ergeben, gerade „ge-
schrammt'*, regehnässige Platten; ein sparsamer Baumeister nützt diese,
um eine Mauer aus beliebigem ordinärem Stoffe aussen so zu verkleiden,
dass der Uneingeweihte dieselbe für massiv steinern hält, weil er nur die
geglättete Aussenseite der Platten wahrnimmt. Diese Verkleidung roheren
Materials mit Platten aus besserem, sorgfaltiger bearbeitetem Stoffe ist
uralt 0 und nie vergessen worden, wenn auch dieses abgekürzte Verfahren
in sorgfältigen Zeiten vorzugsweise an Unterbauten, viel benützten Treppen
u. dgl. seine Anwendung fand.^) Dagegen eignete es sich vorzüglich für
die Massenbauten der Eaiserzeit, wo man es geradezu als die übliche Aus-
stattung eleganter Bauten bezeichnen kann ; diese Technik, die den Unter-
gang des Reiches viele Jahrhunderte überdauert«, hat verschuldet, dass
viele erhaltene Ruinen einen etwas rohen Eindruck machen, denn die
Marmorplatten waren so bequem abzureissen.
262. Die dritte Erscheinungsform, welche die meiste Arbeit erfordert,
ist der Quaderbau. Die parallelepipede Form der Steinblöcke zielt in
erster Linie auf die bequeme, sichere Schichtung ab; so sind z. B. die
rohen Quadern vieler Festungsmauem und mancher sardinischen Grab-
türme zu beurteilen. Wenn jedoch der Steinmetz die Vorderseite sorg-
faltig glättete und die Kanten genau nach dem Lineal regelte, stellte sich
der angenehme Eindruck von Regelmässigkeit heraus und so ward die
Quader zur Eunstform. Man begreift, dass die grosse Mühe meist nur auf
Steine verwendet wurde, welche schöne Farbe, Dichtigkeit und Glanz hatten.
Der Quaderbau ist eben nicht eine historisch begrenzte Manier, sondern,
von den Ägyptern schon zur Pjrramidenzeit geübt, der Zierbau nax i^o-gr^v ; 3)
daher hebt er, wenn nicht das Ganze aus Quadern errichtet werden soll,
die hervorragendsten Bauteile gewissermassen omamental heraus, wie an
einer Mauer Türme und Ecken (in Amphissa) oder die Basis (in Harma) *),
während das übrige aus weniger regelmässigen Steinen besteht. Die voll-
kommenste Gestalt des Quaderbaus, wobei die Quadern peinlich genau
aneinander gefügt und poliert sind, so dass man keine Lücke sieht, er-
scheint schon in der grossen Gallerie der Cheopspyramide, dann bekannt-
lich an den athenischen Akropolisbauten, ist aber auch in nachchristlicher
Zeit nicht vergessen.'^) Lehm- und Mörtelverband kommen hier begreif-
licherweise in Wegfall; dafür werden die Blöcke gegenseitig verklammert.
Viele nahmen einfache Holzdübel, die wir z. B. aus ägyptischen Tempeln,
dem Parthenon und dem pergamenischen Athenatempel ®) kennen. An einer
Semiramisbrücke und dem assjrrischen Damm bei Nimrud begegnen be-
reits Eisendübel, neben welchen bronzene vorkommen;') von beiden sind
^) Am sogenannten Sphinxtempel bei
der grossen Pyramide; siehe auch die Ab-
büdong bei Pbbbot I Fig. 70.
'') Stoa des Eumenes und des Attalos
in Athen; .Schneider von Prasiai* (Ross,
Insehreisen 2,9); com basi marmorata CIL.
XIY 16 n. dgl.
>) Arnos 5, 11, vgl. II. Z244. 248. Od. x
211 u. ö.; Diod. 20, 95; städtisch: Dio
Chrys. 7, 22.
^) Vgl. auch die Mauern von Oiniadai;
OvEBBBCK, GaUerie T. 2, 9.
^) Stadtmauern von Byzanz: Herodian.
3, 1, 6.
') BoHN, der alte Tempel der Athena
Polias S. 20 ff.
') Eurip. Andrem. 265; Plat. Tim. 43
(Cic. Tim. 13); Hör. c. 1, 35, 18 ff.; Oppian.
286
SlasBiBche KoxiBtaroh&ologie. t. Denkmälerkimde.
Originale nicht unbedeutender Grösse erhalten. ») Eine andere Form heisst
Schwalbenschwanz (uncus, ital. coda a rondine).^) Zur Sicherheit wurde
die Klammer mit Blei ausgegossen. Diese Verbindung der Quadern war
bis in das 6. Jahrhundert n. Chr. bekannt,^) kam aber dann bei den Tech-
nikern (doch nicht bei den Metallsuchem) *) in Vergessenheit, so dass sie
Filippo Brunelleschi an den Ruinen wieder auffinden musste.
Der Quaderbau bietet der Variationslust genügenden Spielraum. Ausser
auf die Form kommt es auch auf die gleichmässige Grösse der Quadern
an. Das opus isodomum besteht aus vollständig gleichen Steinen, was
freilich nicht immer streng durchzuführen ist;*) das pseudisodomum hat
wechselnde Schichten von höheren und niedrigeren Quadern.^) Im em-
plecton (altenglischen Verband) lösen sich Läng- und Schmalseiten der
Quadern ab.^) Ausserdem gibt es aber viele Unregelmässigkeiten, welche
oft veranlassen, dass eine Seite des Rechteckes durch zwei Parallelen ab-
gekerbt wird, wodurch ein Sechseck entsteht; diese Einschnitte vermehren
sich manchmal zu staffeiförmiger Abgrenzung einer Seite. ^) Eine grössere
Abwechslung und dabei doch ßegelmässigkeit erzielen die Griechen durch
Vertiefung der Ränder [bossage), infolge dessen die Rechtecke der Bossen-
quadern von einander durch Kanäle getrennt sind und mithin in seitlicher
Beleuchtung Schatten geben. ^) Die künstliche Hersteilung einer unregel-
mässigen Aussenseite (Rustica), die am Grabmal der Caecilia Metella zu-
erst zu sehen ist,^^) verrät einen verdorbenen Geschmack. Bei Stadtmauern
war dies eher zu verzeihen; Rusticamauem aus vorne rauh belassenen
Bossenquadem wurden in Toskana von der etruskischen Zeit bis zur
Renaissance gebaut. *0
Als man mit unregelmässigen Bruchsteinen baute, vermochte jeder
beliebige starke Arbeiter dieselben zu gewinnen, dagegen verlangt der
Quaderbau bereits so geübte Arbeiter, dass nunmehr die professionelle
Steinmetzarbeit beginnt. Diese soll hinsichtlich der Losbrechung, Fort-
cyn. 1,415; in Persien doppelt: Dieulafoy,
l'art aiit. I S. 4 f.; bronzene in Olympia:
Fabricius, de archit. p. 61 f.
') Abb. bei Newton, discoveries I S. 97
(3«;io engl. Zoll hoch). 180; Durm 1 '77 f.
80. Vom Palast des Kyros illigatis auro
lapidibus, Cassiod. var. 7, 15, vgl. Sen. Phae-
dra 504 f.; ^ßeXlaxoi Diod. 19, 45, 3.
2) Vgl. Am. J. 5, 181 (I-— I im 5. u. 4.
Jahrh. v. Chr.).
*) Vgl. Theodoretos, Kirchengesch. 5, 21;
syrische Ruinen in Khawwärtn und Eibära
(ÖACHAU, Reise in Syrien S. 53. 88).
*) S. 21 f.
^) Z. B.Turm in Eretria, Phot. des Inst. 10.
^) Z. B. an den Stadtmauern von Ala-
banda und Erythrai.
") Vitr. 2, 8, 7 (nach ihm bäuerisch; die
Stelle ist allerdings nicht ganz zweifellos,
s. Dennis, citios 1 ^80 f.); Mauern von Sutri
und vielfach in Südetrurien; am Forum des
Augustus u. ö. in Rom; zu Athen am Ptole-
maion und dem Denkmal des Agrippa; runder
Turm am Hafen Zea; — aus Holz ägyptisch:
Lepsiüs, Denkm. 2, 20.
«) Bei Teos (Lb Bas, itin. T. 71), in
Daphni u. a.
^) Schon in Ägypten nach Photographien
von Max du Camp T. 69. 71. 89; Unterbau
des Tempels von Akragas; Denkmal des
Lysikrates ; Stadtmauern von Messene ;
Triumphbogen von Nikopolis, abgeb. auf
Münzen des Septimius Severus: Brit. Mus.
Thrac. 42; noch in Tortosa: Rbnak, rapport
S. 47 ff. T. 6, 4.
*®) DuBH, Bank, der Etrusker u. Römer
S. 128 ff. ; mit geglättetem Rand, an einem
Turm von Adalia aus hadrianischer Zeit:
Lanckoronski, Pamphylien 1 S. 25; von an-
deren Bauten (Porta maggiore in Rom, Am-
phitheater von Pola und Verona u. dgl.)
lässt sich annehmen, sie seien unvollendet.
^ *) Durm a. 0. S. 8 ff. ; auch sonst im
Mittelalter: Cohausen, Corresp. des Gesamt-
vereins 26,29.
Sap. tut. I>i6 Baukniifft naoh Katerial nnd Technik. (§ 253.) 287
schaffang und Zurichtung der Bausteine den Gegenstand des folgenden
Absatzes bilden.
263. Alle im Altertum verbreiteten Bausteine zu behandeln, würde
ein Buch erfordern; denn die aus den Ruinen der Welthauptstadt von
SanMnlem wie dem Kardinal Antonelli, Dodwell und de Ravestein (S. 62)
zusammengebrachten Varietäten übersteigen die Zahl Tausend bei weitem
und sind auch nur durch Anschauung kennen zu lernen. Die litterarischen
Quellen des Altertums besitzen daneben ihren subjektiven Wert; auch unsere
Einteilung der Steine darf nicht mineralogisch sein. Für die Archäologie
gibt es ja nur drei Hauptgattungen von Gesteinen, 1. ordinäre Steine, die
der Bauherr an Ort und Stelle oder nicht weit entfernt findet ; ihr Haupt-
vorzug liegt in der Wohlfeilheit; 2. sehr harte, dauerhafte vulkanische Ge-
steine, welche der Bearbeitung grosse Schwierigkeiten machen und viel
Zeit beanspruchen. Der Granit zumal ist für Zwangsarbeiter, weil er sie
nur 6 — 8 Jahre leben lässt; 3. schöne Steine von künstlerischer Wirkung.
Die Qualität des Steines übt stets auf den Stil ihre Rückwirkung aus.
Litteratur: Bbahd, min^ralogie appliqu^e aux arts, Paris 1821, 2 Bde. (berück-
sichtigt nur die Praxis); Faust. Cobsi, delle pietre antiche, Rom 1828. ^1833; BlCmneb,
Technologie 3, 8 ff.; über die geographische Verbreitung Gust. Leonhabd, Handwörterbuch
der geogr. Mineralogie, Heidelberg 1843; Sammlungen: Catal. du Musäe Ravestein,
2. Ausg. S. 549—669; F. Belli, catal. della coli, di pietre usate dagli antichi per costruire
ed adomare le loro fabbriche gia di esso adyocato, ora posseduta dal conte St. Karolyi,
Rom 1842; Fröhner in Paris; Corsi, jetzt bei der Universität Oxford; alte Mineralogie:
GoBBT, les anciens min^ralogistes, 1779; H. 0. Lbhz, Mineralogie der alten Griechen und
Rdmer, Gotha 1861; Technik und Stil: J. F. C. Hausmann, über den Einfluss der Be-
schaffenheit der Gesteine auf die Architektur, Gott. 1858. — Mineralogie der einzelnen
Länder — Ägypten: Adk. Brononiart, sur 1. mati^res min^ralos qui fönt partie de la coli,
des ant. ^g. de M. Passalacqua, Paris 1826; Gypem: Litteratur bei Oberhummbr, Ztsch. d.
Ges. f. Erdk. XXV S. 1 A. 2; Expedition scientif. de Mor^e, Geologie; Gordbllas, la Grece
sous le rapport g^ol. et min^ral., Paris 1878; ders., mineralog. u. geolog. Reiseskizzen aus
Griechenland, Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1883; F. Becks, Gestein v. Griechenland, Sitzungs-
berichte d. Wiener Akad., math.-naturw. Kl. 78 (1878), 417 ff., Denkschr. d. k. k. Ak. d. W.
zu Wien, math.-nat. Kl. Bd. 40 (1880) und Tschemaks mineralog. und petrogr. Mitt. N. F. i.
(1878) S. 459 ff. 11 17 ff.; A. Gaudry, animaux fossiles et göologie de TAttique, Paris 1862
— 67, mit Atlas; R. Lepsius, Geologie von Attika, Berlin 1893; Alfr. Philippsohn, der Pe-
loponnes, I. Berlin 1891; Fbrber, lettres minäralogiques sur l'ltalie.
Um mit den ordinären Steinen zu beginnen, so gibt es hier eine
Menge von Steinarten lokaler Bedeutung, welche die Griechen selbst nach
ihrem Werte in drei Klassen einzuteilen scheinen. Die besseren Sorten,
wie den feinen lichtgelben Kalksandstein von Korinth und den schwarzen,
schwarzgrau zu polierenden Kalkstein Lakoniens rechnen sie noch zu den
Marmorarten, i) Andere gemeinere Steine nennt man 7to)Qog, ein Name der
jetzt in zu weitem Sinne gebraucht wird.*) Bei einer dritten Gattung be-
tonen die Alten den Muschelgehalt {xoyxvh'agy xoyx'V^?), z. B. bei dem
schmutziggelben Kalktuflf Megaras.^) Von dieser unwissenschaftlichen Ein-
^) Marmor Corinthium Isid. orig. 16, 5,
14, vgl. Fuchs, Denkschr. der Wiener Akad.,
math.-nat. Klasse 37, 10; Plin. 36, 135, nörd-
lich vom Hafen Kistemes gebrochen.
*) Glossen: tofi naiQoi; Herod. 5, 62 vom
delphischen Tempel, dessen Säulen aus
weissem Ealktuff bestehen; neukyprisch
bedeutet nmgi&iv Sandstein, auf Karpathos
Trottet eine Sandsteinart. Vgl. Ammonios p.
49; 7t(üQi,yog oueog in den delphischen Inven-
taren.
*) KoyxvXlag Pollux 7, 100, xoyxltrjg
Paus. 1| 44, 6 (an der Nordostseite der Stadt-
hügel und auf dem Vorgebirge Amphiale
gebrochen); auch in Eleusis benützt.
288
ElasBiflohe KnnBtarohftologie, L Denkmälerkonde.
teilung absehend, können wir von Griechenland und Sicilien sagen, dass
hier die Kalksteine bei weitem vorwiegen, äusserlich betrachtet freilich
eine bunte Musterkarte abgeben. Fast jedes Stadtgebiet besitzt seinen
eigens gefärbten Kalkstein, was wir nur mit Rücksicht auf die Menge oder
Bedeutung der Denkmäler näher ausführen können. Die Böoter beuteten
ihre einheimischen Steinbrüche energisch aus: Die Denkmäler von Orcho-
menos und Chaironeia sind aus dem schwärzlichen Gestein Lebadeias, die
thespischen gelblich weiss und kurzklüftig; der Südosten hat einen fein-
kömigen, mergeligen gelblichgrauen Oolith; manchmal ist der Kalkstein
der Kreideformation halb marmorisiert und heisst bei Archäologen geradezu
Marmor (z. B. der des Apollo von Orchomenos). Attika besitzt drei uner-
schöpfliche Brüche, blaugrauen Stein mit gelblichen bis rotbraunen Kalkspath-
adem auf den Hügeln östlich und nordöstlich der Stadt, gut zu Mauern
und Grundmauern,*) dann den dunkelgrauen etwas bräunlichen «eleusi-
nischen Stein '', von den Propyläen, dem Fries des Erechtheions') und der
Basis des olympischen Zeus her wohl bekannt, endlich den lichtgelben,
marinen dichten Xiv^og Wxrrrr;^ der Peiraieushalbinsel Akte,') woraus die
alten Bauten der Akropolis einschliesslich der Giebelgruppen, später aber
meist ordinäre Arbeiten gefertigt wurden.^) Der marmorarme Peloponnes
hat hauptsächlich Kalksteinbauten, z. B. in Mykenai hart und graugelb
oder bräunlichgrau, in Tiryns aus Kreidekalk vom Eliasberg, zu Phigalia
hart und gelblich von dem nahen Kotylios, in Olympia von pliocänem
Mergelkalkstein mit vielen Petrefakten. Ebenso sind die bekannten sici-
lischen Bauten hauptsächlich aus dem einheimischen gelben oder gelbgrauen
Muschelkalkstein, der dem Metzer Jaumont ähnelt, errichtet, das Material
von Syrakus ist ein trefflicher weisser Stein von der Art des sogenannten
Pariser. In die zweite Beihe kommen für die hellenischen Gebiete Schiefer
und Sandstein oder Konglomerat. Am häufigsten dienten und dienen noch
Schieferplatten zur Deckung ländlicher Häuser;^) sonst passt der graublaue
oder grüne Schiefer für Unterbauten und ähnliche unscheinbare Arbeiten.
Das gleiche gilt von dem grauwackenartigen oder dunkelbraunen Sandstein.
Konglomerat (Nagelfluhe) nahmen die Athener aus der Ebene östlich von
der Stadt ebenfalls zu Unterbauten, zum Kerne, den man verkleiden
wollte, und seit dem 4. Jahrhundert auch viel zu Nutzbauten. Für Italien
ist der Kalkstein ebenfalls wichtig und zwar besonders der Travertin ge-
nannte gelblichweisse Kalktuflf,^) dessen Name von lapis Tiburtinus kommt,
weil in der Umgebung von Tibur sehr viele Gruben sich befinden. Diese
in vielen Spielarten auftretende Steinart weisen z. B. das Kolosseum und
das Theater des Marcellus auf. Die assa fetida ist ein sehr zarter Kalk-
stein, welcher in der Gegend von Siena viel benutzt wurde. Etwas be-
sonderes hat Kampanien an der Lavaschlacke {Cruma) und dem Bimsstein,
raia.
') Lepsios, Marmorstudien S. 114 f.
'') CIA.I S. 322 Z. 41.
*) Harpokr. u. Uxitj, vgl. Hesych. 'Jx-
*) Z. B. der Kern des Philopapposdenk-
mals. DöBPFBLD (Atb. Mitt. 14, 313) will die
Athener im 5. Jahrhundert auf diesen Fun-
damentstein, im 4. auf Breccia beschränken.
'} RosB, Inselreisen 2, 45.
^) Vgl. Vitr. 2, 7; Nissen, pompejanische
Studien S. 19 f.
Kap. Vm. Die BankmiBt naoh Xaterial und Technik. (§ 253.) 289
die jedoch nur zu Bruchsteinwerk zu benützen waren. *) Das Gebiet Kar-
thagos besitzt den sauän. Die ordinären Steine lassen sich aus national-
ökonomischen Gründen nur in beschränkter Entfernung von ihrem Bruche
verwenden; wenn freilich Steinmetze in ferne Länder kommen, befördern
sie auch den Import der ihnen vertrauten Gesteine, wie sich z. B. in den
Grenzprovinzen des römischen Reiches zeigt. Die Italer hatten nun ein-
mal ein Vorurteil für die Steine ihrer Heimat, Vom archäologischen Stand-
punkt kommt diesen Steinarien geringe Bedeutung zu; denn sie werden
gewöhnlich nicht kunstmässig bearbeitet, sondern, im Fall die Aussenseite
schön erscheinen soll, mit Stuck und Farbe überzogen. Beide sind aller-
dings jetzt zum grössten Teil verschwunden und nur der rauhe oberfläch-
lich bearbeitete Grund geblieben.
Die Gattung der harten Steine hat einen praktischen Vorzug in
ihrer Widerstandskraft, weshalb sie in dieser Hinsicht sozusagen das ideale
Baumaterial ist; sie liefert ausser Mühlen, Stösseln und anderen kleineren
Gegenständen (S. 191) das Pflaster.«) Da das Gefühl der Sicherheit auch
auf den Beschauer einen gewissen angenehmen Eindruck macht, üben die
harten Steine eine Art von ästhetischer Wirkung aus, wodurch sie sich
zu Säulen und Trägern vortrefflich qualifizieren. Da sie überdies poliert
werden können, zieren sie sogar in ihrer Weise. 3) Ins einzelne kann ihre
Bearbeitung freilich nicht gehen; denn die Steine sind so dicht, dass ihre
Oberfläche vielleicht zuerst mit Holzhämmern mürbe gequetscht wurde.*)
Daher fallt die stärkere Anwendung der vulkanischen Gesteine stets mit
mächtigen Despotien wie in Ägypten und Babylonien zusammen. Blicken
wir dagegen auf die klassischen Länder, so haben die Granitgesteine nur
für das westliche Eleinasien und die Inseln des ägäischen Meeres grössere
Bedeutung, weil das Sipylosgebirge mit seinen Verzweigungen, der Hügel
von Assos und viele Inseln dieselben liefern; nur hier treten Granitsäulen,
nächstdem auch granitne Mauern und Sarkophage in Masse auf. Der Tempel
von Ephesos z. B. hatte Riesensäulen aus einem Stück 5) und für Delos
war der Granit der lokale Baustein. In den gleichen Gegenden findet sich
der schwärzliche oder schwarzbraune Trachyt, aus dem der Tempel von
Assos besteht. Aber beide Arten kommen im eigentlichen Griechenland
nur ganz vereinzelt und zwar hauptsächlich auf der Halbinsel Methana
vor. Ungleich wichtiger sind die vulkanischen Steine für Italien. Die
eigentliche Lava beschränkt sich freilich auf die Gegend des Vesuv; ^) den
rötlichen oder gelblichen vulkanischen Tuff ^) können wir seiner Mürbigkeit
wegen zur ersten Klasse rechnen. Dagegen hat Südetrurien den harten
schwarzgrauen Nenfro und Latium den harten Peperino vom gabinischen
See (Lapis Gabinus, it. sperone), aus welchem der Bogen der Cloaca maxima
erbaut ist;^) doch gibt es auch einen Peperino tenero aus dem Albaner-
gebirge (lapis Albanus) j den der Scipionensarkophag veranschaulicht.^)
^) Nissen, pompej. Studien S. 9 f.
«) Nissen a. 0. S. 5 flf.
') Nur ausnahmsweise werden die harten
Steine angestrichen (z. B. der granitne Obe-
lisk der Hatasn in Theben).
*) Anthrop. Corresp. 1875 S. 1.
Bftndbaoh der klMB. AltertnmawisseziBchAfl. YI. 19
^) Prokesch, Denkwürd. 2, 101. 116.
^) Nissen, pompej. Studien 8. 5 ff.
') Nissen a. 0. 8. 14 ff.
») Vgl. Tacit. A. 15, 43.
«) Vgl. Vitr. 2, 7.
290
ElassiBohe EimBtarohftologie. I. Denkmälerknnde,
Vitruv^ rühmt den lapia Anitianus [Mamiana, Lava-Nekrolith), welcher
an den Seen von Bracciano und Bolsena vorkommt. Das Strassenpflaster
aber stellt für die Hauptstadt und ihre Umgebung aschgrauer süex von
Frascati und dem Monte Porzio.
Dem Gebiete der Kunst gehört eigentlich nur die dritte Klasse der Zier-
oder Luxussteine an, welche die Alten unter dem Begriffe der Glanzsteine
{[lAdgfAaQce) zusammenfassen. In chronologischer Folge gehören die harten
Gesteine an die Spitze, welche eine kräftige, möglichst reine Farbe (rot,
grün, schwarz) besitzen. Grüner und roter Porphyr, schwarzer und roter
Granit, dann Dolerit und Serpentin schmückten die Denkmale Ägyptens
und Babyloniens; die Griechen waren arm daran und verstanden sie wohl
auch noch nicht recht zu bearbeiten. Erst der Kaiserzeit blieb es vorbe-
halten, alle farbigen Steine des Reiches zu bunter Wirkung zu vereinigen ;
doch dies gehört zu den wesentlichen Kennzeichen jener Kunstperiode.
Hier wollen wir nur von den weissen Steinen reden. In der babylonischen
Ebene entwickelt sich aus dem Gyps der glänzende Alabaster, welcher
dem Elfenbein gleicht, aber leichter zu bearbeiten ist. Von Babylonien
aus begleitete er die orientalische Strömung bereits in der mykenischen
Periode.*) Italien besass eine weniger schöne Art zu Volaterrae und am
Vorgebirge von Circeji; an ersterem Orte wurde sie hauptsächlich zu
Aschenurnen und Sarkophagen verarbeitet. Römische Prachtliebe hat auch
den Alabaster wieder in die Mittelmeerländer gebracht; 5) damals kam noch
eine buntgestreifte Art {onyx oder alabastrües, ital. alahastro Orientale oni-
chino) aus Arabien und Karamanien, welche zu Gefassen und Säulen Ver-
wendung fand.-*) Weit ergiebiger als der Alabaster war jedoch der „weisse
Stein" (kevxog HO^og) der Griechen, welchen wir Marmor zu nennen
pflegen.^) Es ist krystallinischer Kalkstein, wovon Griechenland ent-
sprechend dem oben (S. 288) Gesagten eine wahre Fülle besitzt. Thes-
salien birgt zahlreiche Brüche, freilich nur von lokaler Bedeutung,
während Böotien des eigentlichen Marmors entbehrt. Auf dem Festlande
ist entschieden Attika das griechische Marmorland: Die obere Marmor-
schicht, welche graue oder bläulichgraue Farbe und ähnliche, nur etwas
dunklere Streifen hat, pflegt man seit alter Zeit hymettischen Marmor
zu nennen, weil die wichtigsten Brüche sich am nordwestlichen und nörd-
lichen Abhänge des Hymettos befanden; dieser Stein diente für Bauten,
Postamente und gewöhnliche Grabsteine, bessere Arbeiten wurden selten
daraus gemacht.^) Denn die Athener zogen die untere schneeweisse, ins
gelbliche stechende Schicht, den sogenannten pentelischen Marmor, vor.
Die grossen Brüche befanden sich an der Südwestseite des höchsten Teiles
des Brilettös („Pentelikon") oberhalb des Klosters Mendeli;') dieselbe
') 2, 7.
^) S. Schliemaitk's Register, über den
Namen aXdßaatga s. S. 192.
*) BiblioUiekzimmer im Olympieion Paus.
1, 18, 9.
^} Fun. 36, 12; Aschengefäss aus dem
1. Jahrh. n. Chr., im Vatikan, Gall. der Sta-
tuen 421.
^) Der griechische Name begreift auch
den grauen Marmor mit ein (Athen. Mitt
9, 219).
^) Ealbträger ; Friederiohs - Wolters
125; LöwY, Inschr. 61; Tgl. Athen. Mitt. 13,
116 f.
^) Fiedler, Reisen 1, 29 ff.; Ross, Kunst-
blatt 1837 Nr. 2 — 4; abgeb. bei Dodwbll,
class. tour I T. zu S. 499.
Kap. ym. Die Baukunst nach
und Teohnik. (§ 25d.)
291
untere Schicht wurde im Thale Agrilesa 4 km. von Sunion angebrochen,
kam jedoch nur in der dortigen Gegend zur Verwendung. Der bessere
,,pentelische' Marmor war schon vor den Perserkriegen bekannt; wenn ihn
auch die statuarische Plastik weniger ausnützte, ^ würdigte man ihn doch
bereits ausserhalb Attikas. *) Im fünften Jahrhundert wurde die Leistungsfähig-
keit der Brüche so sehr gesteigert, dass ganze gewaltige Bauten daraus
entstehen: Propyläen, Parthenon, Niketempel, Erechtheion, Theseion (ohne
die Skulpturen), Dionysostempel im Rapetosathal. Der Ruhm dieser Werke
verschaffte dem pentelischen Marmor bei Griechen und Barbaren Eingang,*)
und zwar nicht etwa nur in Bootien und dem Peloponnes, wo der Marmor
fehlte, sondern auch in marmorreiche Gebiete.*) Dadurch war eine Stei-
gerung des Preises bedingt.*) Der Betrieb erlitt nie Unterbrechung und
ging unter den oströmischen Kaisern an den Staat über, der sein Wappen
anbrachte ; doch schwindet seit dem Stadion des Herodes Attikos die kunst-
geschichtliche Bedeutung des pentelischen Steines,^) weil man jetzt die
farbigen vorzog. Vielleicht erregte auch die gewiss schon damals wahr-
nehmbare goldbräunliche Patina, welche von den im Steine enthaltenen
Erzkömem kommt, ^) Bedenken; heute schätzen sie freilich die Kunstfreunde
wie einen Vorzug. Der Peloponnes ist nur strichweise marmorhaltig und
hat vor der Römerzeit Marmor überhaupt nur zu örtlichem Gebrauche
produziert; der Marmor von Tegea (Marmarövuno bei Dolianä) war wenig-
stens zwischen Bassai, Olympia und Argos im Gebrauch.^) Dagegen mangelt
der edle Stein kaum einer Insel des ägäischen Meeres (ausser Amorgos
und Melos) und ist dort von der armen Bevölkerung seit alter Zeit ge-
brochen und verfrachtet worden ; leider sind die verschiedenen Arten noch
lange nicht alle bestimmt. Die alten Schriftsteller machen uns aufmerk-
sam auf den Marmor von Skyros^(elfenbeinweiss, feinrotlila auch braun ge-
streift durch thonschieferige Einlagerungen von Eisenoxyd), ^) Lesbos
(lividius, bläulich oder grau),*®) Chios (schwarzgrau mit roten Adern und
weissen oder schwarzen Flecken, auch hell- und blaugrau, grobkörnig
weiss),**) noch mehr aber auf den „karystischen Stein** aus drei Brüchen
des Gebietes von Karystos auf Euböa (graulich oder gelblich mit grünem
Geäder [OipoUino]; viel zu Säulen verwendet,**) z. B. am Gymnasien des
Hadrian, besonders von den Römern geschätzt), den Marmor von Naxos
(ähnlich dem schlechteren parischen, mit bunten Spielarten), schon im 7.
») Vgl. LöWY, Inschriften 8. 10. U. 17
— 19.21; FSIEDEBICHS-WOLTEBS 119.
') LöwT 23. 24; angeblich Apollo von
Tenea.
') Xenophon, Ttegl -noqiov 1, 4; über die
jetzigen Preise Eobdbllas, !EAAac S. 167.
*) Z. B. Böotien : Lepsiub, Marmorstadien
S. 111, z. B. WoLTBBS 46. 47; Peloponnes:
Lepsius S. 112; Eretria: Eayyadias, naxaX,
115; Larissa: Lepsius S. 109 Nr. 386.
*) Vgl, Eryxias p. 394 e.
•) Vgl. Bch. 1, 399 Nr. 6. 6. 402 Nr. 14.
16. 17 u. s. w.
') Nach DuRM, Ztach. f. Bauw. 1871
S. 471 besteht sie jedoch ans Flechten.
«) Lbpsius S. 87 f. u. Nr. 352.
^) Exp. de Mor^e, sect. des sciences H
p. 237, Atlas, gäol. T. 8 Fig. 1. 2; Strab. 9,
437; Plin. 2, 103; Eustath. Dion. Per. 521;
mehrere alte Brüche: Ross, Königsreisen 2,
32; Bch. 3,67.
^^) CoNZB, Reisen auf Lesbos S. 48; Ra.
Ulli, 242 ff.; Plin. 36,45.
'0 Vgl. Theophrast. Steine 1, 6. 7; Plin.
5, 38. 36, 46; Strab. 14, 1, 35; Kameades bei
Gic. de div. 1, 12.
>») Strab. 10,446, vgl. 9, 437; zwei Pfeiler
in Melos: Prokksch, Denkw. 2,210.
19*
292
ElasBiBche Ennstarchäologie. L DenkmftlerkQnde.
und 6. Jahrhundert benutzt und nach Mittelgriechenland verschifft,») und
den thasischen, der an seinen grossen Krystallen kenntlich ist und mit der
Zeit eine dunkelgraue Oberfläche erhält;^) auch diesen haben die Römer
geschätzt. TJnübertroflFen jedoch war der Marmor von Faros. Besteht
auch fast die ganze Insel aus Marmor, so ist zwischen den gewöhnlichen eine
2 — 4 m. dicke Bank feineren Marmors eingelagert, welche nur massige
Blöcke, höchstens von menschlicher Höhe liefert. Da derselbe also erst
bei tieferem Eindringen mittelst gewundener Stollen erreicht wird, hiess
er Lychnites,^) Der glänzend weisse Stein wurde schon in der ältesten
Inselplastik verwendet,'*) diente, über die guten Häfen der Insel bequem
ausgeführt, zu den meisten archaischen Skulpturen von Athen und Delos^)
und wurde als Ideal der Weisse ß) selbst in Athen durch den pentelischen
nicht verdrängt, geschweige denn anderswo; ein Athener pries Faros des-
wegen glücklich.^) Teuerer als der pentelische Marmor, war der parische
kein alltäglicher Baustein; immerhin hat er z. B. das Material des Apollo-
tempels in Bassai und des Heiligtums der Athena Kyparissia abgegeben.
Die Marmore des hellenischen Kleinasiens, über die man wenig weiss,
hatten bis auf den von den Römern verwerteten phrygischen Stein wohl
an Ort und Stelle, aber nicht für die alte Kunst im allgemeinen Bedeu-
tung. Dasselbe ist wohl über die Marmorarten des Westens und Nordens
zu sagen, wenn auch genauere Untersuchungen noch fehlen.*) In der vor-
christlichen Zeit finden wir z. B. den Marmor der toskanischen Maremmen
oft zu Aschenkisten, Sarkophagen, Grabdenkmälern und Bildwerken ver-
arbeitet, aber innerhalb der Grenzen Etruriens. Die Ausbeutung der car-
rarischen Marmorbrüche wurde durch die Wildheit der Ligurier lange
hintangehalten; erst um das Ende der Republik beginnen die Römer auf
diesen Stein, der sich durch seinen etwas frostigen Stich von den besten
Marmoren Griechenlands leicht unterscheidet, aufmerksam zu werden
und nützen ihn während der Kaiserzeit fleissig aus,®) aber der Marmor
bleibt doch ein Luxusstein, den die Baumeister am liebsten sparsam zur
Verkleidung eines roheren Kernes verwenden (S. 285) i«) Marmor 'und
Marmor kann übrigens etwas sehr verschiedenes sein, der Anblick eines
Marmorbruches zeigt eine wahre Buntheit der Bänke und es erfordert ge-
duldiges Suchen, geeignete Stücke von ganz reiner gleichmässiger Farbe
zu finden. Für gewöhnliche Arbeiten (z. B. Grabsteine) nehmen die Stein-
metzen natürlich unreine Steine her. Endlich hat der Marmor die Eigen-
schaft der Transparenz, was manchmal nicht unbenutzt geblieben ist.*^)
*) Lepsius S. 182 f.; noch in christ-
licher Zeit bekannt: ^q>. uqx. 1890 T. 3.
*) Pebbot, Arch. des miss. scient. 1864
I S. 86; CoNZB, Reise S. 24; vgl. Plin. 36, 44;
Paus. 1, 18, 6.
8) Avxvixrjg, -loff, -ivg\ vgl. Varro bei
Plin. 36,14; Athen. 5,205 f; Diod. 2, 52;
CoBDELLAS, Bcrl. phil. Wochenschr. 1883 Sp.
1403. 1437.
*) Plin. 36, 17.
6) Vgl. Athen. Mitt. 6, 179; Lbpsiüs
S. 65.
«) Find. Nem. 4, 81 (182) ; Theocrit.
6,37.
^).Paus.^ 1, 14, 7; Alexis 22 bei Ath. 14,
644b. — Einkauf durch einen Beamten:
Bch. 14, 489.
^) Geologisch sind z. B. die Marmore
Österreichs untersucht (Czj^ek, Jahrbuch
der k. k. geol. Reichsanstalt II.).
").Bruzza, A. 1870, 166 ff.
^") NissEK, pompej. Studien S. 20 ff.
^') An den Kanten durchscheinender
Sarkophag in Athen.
Kap. Vm. Die Baukunst naoh Material und Technik. (§ 253.)
293
Litteratur: Blas. Cartophilus, de antiquis marmoribus, Vindob. 1738, Utrecht
1748; R. GoTTGBTBBU, Ztsch. f. Bauw. 1883 S. 103 ff.; Rich. Lepsius, griechische Marmor-
studien, Anhang zu den Abh. der preuss. Akad. 1890 (seine Sammlung von alten Splittern
ist im deutschen archäologischen Institut zu Athen, die von Handstücken bei d. kgl. preuss.
Akademie); über Faros: Gtriacus bei 0. Jahn, B. 1861 S. 180 ff.; Ross, Inselreisen 1, 49 f.;
Prokesch, Denkwürd. 2, 52 ff. ; Leakb, trav. in northem Greece 3, 90 ff. ; Fiedler, Reisen
2, 183 ff.; L. Stkphaki, Ztsch. f. Altertumsw. 1843 S. 582 ff.; F. M. W. Becker, de Paro
insula, Münster 1868 S. 23 ff.; E. Dopp, quaestt. de marmore Pario, Diss. v. Breslau 1883.
Tabelle der Kennzeichen der bertthmtesten Marmorarten.
Farbe
Stich
Streifen
Krystall-
kömer
Glimmer
Eisen
Anderes
Pentelikon
schnee-
gelblich
keine (sel-
0,5—1mm.
silberweis
Erzkömer
vereinzelt
weiss
ten hell-
nie über 2
ser Kali-,
Quarz
«
grau)
auch grü-
ner Chlo-
rit-, röt-
lichviolet-
ter Kali-.
Hymettos
grau oder
—
ebenso
bis 0,5,
Silberweis-
kleine
sehr viele
bläulich-
selten
ser Kali-,
schwarze
Kohlen-
grau
0,8 mm.
selten grü-
nerChlorit-
Körnchen
stoffparti-
kelchen
Karystos
weiss, hel^
grau,grün-
lich, auch
gelblich,
rötlich.
von hell-
bis dunkel-
grünen
Glimmer-
blättchen
fein
Thasos
weiss
dunkel-
grau
■ "
grosse
—'
-^
Naxos und
hell- oder
ziemlich
Quarz
Faros
weissgrau
grob (in
Naxos bis
zu 10 mm.).
Lychnites v.
schnee-
bläulich-
hie und da
selten über
—
manchmal
—
Faros
weiss (wie
Kolonial-
zucker).
grau
dunkel-
grau
3 mm.
Meteor-
eisen
Carrara
schnee-
beste Sorte
gewöhnl.
fein
Eisen-
sehr häufig
weiss.
gelblich
blaugrau
ozydul
Bergkry-
hellgrau
stall
Die Luxussteine werden, wie wir kaum zu sagen brauchen, regelrecht
nur zu kleineren Gegenständen, Skulpturen und verkleidenden Platten her-
angezogen; denn der Marmor stand so hoch im Preise, dass die Entdeckung
eines Bruches schon ein grosses Glück bedeutete.*) Aus Marmorblöcken
zu bauen fiel bloss solchen ein, welche mit ihrem Reichtum prunken woll-
ten. Der Markt und das Prytaneion der Goldgräber von Siphnos und die
delphische Tempelfa9ade der Alkmaioniden — die Amphiktionen hatten
nur Porös ausbedungen — sind die Vorläufer der Marmorverschwendung,
welche die Athener im 5. Jahrhundert als nachzuahmendes Muster auf-
stellten;^) der Marmor wurde sogar an Festungswerke verschwendet, nicht
bloss an die Mauern der entwaffneten Akropolis, sondern auch in Rham-
') Man vergleiche nur die ephesische
Legende von Pizodaros, welche Vitruv (10, 7)
erzählt.
«) Herod. 3, 57. 5, 62.
') Z. B. Stadion auf dem Isthmos Paus.
2, 1, 7.
294 Klassische Eanstarch&ologie. I. Denkm&lerkimde.
nus, Chios und an anderen Orten.*) Warum sollte da ein reicher Mann
nicht z. B. seinen Wein in Marmor keltem?^)
254. Während der Bergbau auf Kunst und Industrie keinen unmittel-
baren Einfluss ausübt, beginnt die erste Zurichtung des Steines, wie sie
der praktische oder künstlerische Zweck erfordert, bereits im Steinbruche.
Auf die Brüche der gewöhnlichsten Bausteine, wo man oft kurzweg Stücke
von der Oberfläche loshackte (z. B. zur Befestigung Tirynths), trifft dies
freilich weniger zu. Die rationellen Steinbrüche haben entweder eine vor-
wiegend horizontale Richtung oder eine hauptsächlich vertikale. Bei jenen
liessen die vorsichtigen Arbeiter ab und zu natürliche Pfeiler zur Stütze
stehen. 3) Anderswo schritt die Arbeit beim Gipfel des Berges nach unten
vor, wobei man treppenartige Wände herstellte,*) später aber, um die
besseren Steinsorten zu gewinnen, je weiter unten desto tiefer in die Wand
eindrang; die pentelischen Brüche des Brilettos zeigen dies sehr deutlich.
Da die Bänke sehr ungleichartig zu sein pflegen, wurden bald da bald
dort Schürfungen vorgenommen. Zum Brechen dienten benetzte Keile;*)
das Pulver ersetzten Sklavenarbeit und Geduld. Die „Captivi** des Plautus
(V. 724 flf. 998 flf.) geben eine Ahnung von dem Jammerleben in den an-
tiken Steinbrüchen, aber selbst diese Vorhölle hatte ihr eigenartiges reli-
giöses Leben®) und in manchen Gegenden einen eigenen Schutzpatron, den
Hercules Saxanus.') Bei rechtem Betrieb wird von vornherein auf den
Zweck des Blockes Rücksicht genommen; es bedarf nur einen Schritt weiter
und es wird auch schon die Form roh skizziert. Dieses Verfahren war
am leichtesten an Quadern durchzuführen. Die Lieferanten besorgten die
Quadern serienweise fertiggestellt und versahen dieselben mit Zeichen
(Versetzmarken),^) nach welchen die Blöcke geschichtet wurden. Diese
Zeichen, welche zumeist in Kombinationen von Linien bestehen und oft
Buchstaben gleichen, kommen in Persien wie bei den Phönikem, bei Etrus-
kern, Griechen und Römern vor und es werden sich mit der Zeit ver-
schiedene Systeme unterscheiden lassen. Li Sagalassos sind die Blöcke
fortlaufend numeriert. ••^) In byzantinischer Zeit bemerken wir griechische
Buchstaben und Monogramme, i^) Diese unscheinbaren Zeichen darf die
Archäologie nicht gering schätzen, da ihre Übereinstimmung wiederholt
(z. B. in Trier) die Gleichzeitigkeit von Bauten nachweisen kann ; nicht zu
verwechseln sind aber damit die Steinmetzzeichen (Monogramme), wenn
solche überhaupt existieren,*') und die modernen Beduinenzeichen (w^usw).")
1) AevxöXi&og Lb Bas, Asie min. n. 141.
') Auf Lesbos: Athen. Mitt. 13,51.
*) Z. B. in Syrakus und bei Gau-el-Keb!r
in Ägypten (Ztsch. f. äg. Spr. 1882 S. 136).
*) Zu Elkefr in Syrien: Saohau, Reise
S. 91.
*) Plin. n. h, 36, 14.
•) Z. B. in Nubien CIG. 5933; auf Syra
Ixitpavog (S. 113) p. 70—92.
0 Roscheb's Lexikon I Sp. 3014 ff.
^) Der Name „Steinmetzzeichen* ist
nicht zu empfehlen, weil er in der Kunst-
geschichte die geheimen Zeichen der Bau-
hütten bedeutet.
') Monatsber. der preuss. Akad. 1879
S. 310 ; an der Basis der Nike von Samo-
thrake: Untersuch, auf Sam. 2, 55, 1.
»0) Abb. Ra. n. s. 31, 244 ff. 356 ff.
*') Vielleicht H an einem Grabsteine in
Verona: Dütscbke, Bildwerke IV S. 243.
Über die wirklichen Steinmetzzeichen han-
delt R2iHA, Studien über Steinmetzzeichen,
her. y. d. k. k. Centralkomm. m. 69 T.
^') Sachau, Reise in Syrien S. 43. 52;
Verh. der Berl. anthrop. Ges. 1877 S. 14 f.
Kap. ym. Die Baakunat nach Material und Technik. (§ 254.) 295
Von den unfönnlichen Riesenblöcken der ^kyklopischen" Bauten ist be-
reits die Rede gewesen; doch auch Quadern von aussergewöhnlichem Um-
fang wurden hergestellt, so z. B. Riesenblöcke für Hafendämme ^) und
Unterbauten (wir denken im besonderen an den Sonnentempel von Baal-
bek, der auf drei Riesensteinen ruht, wovon einer 18 Meter lang)*) und
Architrave imposanter Thore (der Propyläen und des arkadischen Thores
von Messene.) Die Werkzeuge der Quaderarbeit, zweispitzigen Hammer
und Winkelmass, zeigt das Votivbild eines Steinmetzen in der Nymphen-
grotte von Vari (Attika).^) Da die Höhe und Dicke der Säulen eben-
falls im vornherein bestimmt war, stellten die Steinmetzen diese nicht
minder her. In manchen Brüchen und Lagern sind solche rohe Säulen
aus einem Stücke (Monolithe) zurückgeblieben ;*) denn geschickte Arbeiter
verstanden sich auf Monolithe, nur waren die Transportschwierigkeiten so
gross, dass man gerne davon absah. Immerhin gibt es sowohl ganze
Säulen — die grösste dürfte die sog. Säule des Pompejus, dem Diokletian
in Alexandrien errichtet, sein-*^) — als auch Säulenschäfte (wie an der Stoa
Hadrians) aus einem einzigen Stein, und dieses Verfahren war bei den
harten vulkanischen Steinen zu empfehlen, dagegen zog man vor, aus dem
leichter zu bearbeitenden Marmor die Säulen stückweise herzustellen. Diese
Säulentronmieln wurden im Steinbruche rauh gearbeitet und in der Mitte
bereits mit einer viereckigen Vertiefung, die den Dübel aufnehmen sollte,
versehen.^) Die Steinmetzen arbeiteten auch häufig schon die Sarkophage
roh aus, ebenso die Grabsteine bis auf das Individuelle.^)
Der Transport der abbozzierten Steine geschah den Berg herab auf steilen
Schleifwegen mit Tauen, welche zum Bremsen um starke Balken, die man
seitwärts vom Wege in eingehauenen Vertiefungen aufgerichtet, geschlungen
wurden; weiter unten führten Wägen und Maultiergespanne die Steine bis zum
Bestimmungsorte, wenn derselbe nicht weit ablag, oder bis zum nächsten
Hafen, von wo aus die Steine den Wasserweg nahmen.®) Die Schiffahrt hat
an der Verbreitung der edlen Gesteine den grössten Anteil, da schon in
ältester Zeit der Nil und der Euphrat gute Dienste leisteten. War der Haupt-
absatzort zu Wasser erreichbar, so ergab sich für praktische Leute die
Folgerung, dass, um den Wünschen des Publikums besser zu genügen, die
Steinmetzwerkstätte am Landungsplatz zu errichten sei; dies wurde zu
Rom in der noch heute davon genannten Marmorata am Tiber ausgeführt.*)
*) Joseph, ani 15, 334.
') Ähnliche Blöcke lagern noch im nahen
Steinbruch.
') Phot. des Inst., Attika 25. Die eiser-
nen Spitzhämmer sollen vor der makedoni-
schen Zeit nicht vorkommen: Schliemann,
Orchomenos S. 14.
*) Z. B. in Karystos (Ross, Königsr. 2,
30) ; mit Handhaben zum Transport aus der
Gegend von Miltenberg (München Nr. 793).
^) OsAMN, Mem. 1, 329 ff.
') Einige sind am Pentelikon, bei Stora
und Karystos zurückgeblieben; eigentümliche
im Steinbruch von Selinunt: Schübriko, Gott.
1887 S. 88 f.
^) Erstere im ägyptischen Steinbruch
von Turra 1875 gefunden; Grabsteine in
Oberösterreich: Mitt. der Centralkomm. 1889
S. 227.
^) In litterarischen Quellen finden sich
die Wörter A*^ovAxot, U^aytayol ; vgl. Paus.
2, 25, 8. Die Schleifwege sieht man am
Pentelikon und bei Stura, die Geleise eben-
dort und auf Skyros, einen Fahrweg zum
Hafen in Levkas auf Paros. Entsprechende
Scenen aus der Neuzeit bilden ab Wester-
manns Monatshefte 32, 178-88 und The
kri Journal 1888 p. 358 - 60.
Nachr. 1865 S. 429; Dubm, Ztsch. f. bild. K. j •) Siehe darüber die Geschichte der Kaiser-
296 Klasaische Ennstarcli&ologie. I. DenkmiÜerkimde.
An der Baustelle schichteten die Arbeiter die Quadern auf und passten sie
genau aufeinander, bis der prüfende Nagel keine Lücke mehr fand,^)
worauf die Verklammerung erfolgte (S. 285 f.) ; die Politur mittelst Bims-
stein *) machte den Schluss. In gleicher Weise wm-den die Säulentrommeln
aneinander geschliffen.'*) Hin und wieder missfiel noch am Bauplatz ein
Quader oder eine Trommel und blieb liegen.'*) Die Eannelierung erfolgte
erst jetzt. Auch die Stylobatstufen wurden erst am Bau selbst eingepasst
und abgearbeitet.'^) Neben meisterhafter Arbeit beobachten wir Nach-
lässigkeiten, die Niemand gestört zu haben scheinen. So werden Vor-
sprünge (Knöpfe), welche vorläufig stehen geblieben, um die Hebezange
daran zu setzen, nicht weggemeisselt ®) oder Säulen nicht kanneliert. ') Auf
die weiteren Arbeiten wollen wir hier nicht eingehen.^) Marmorne Dach-
ziegel stellte man durch Zersägen her, welcher Erfindung sich der Naxier
Byzes rühmte;^) schon vor den Perserkriegen begannen die Griechen,
damit Tempel zu decken. ^0) Die Bauinschrift des Erechtheions erwähnt
sogar eigene Säger von Deckenplatten. Bei solchen Sägearbeiten erwies
sich Meeressand nützlich.**) Gegenüber dem Raffinement der Handarbeit
machen die Maschinen einen dürftigen Eindruck.* 2) Einfache Blöcke werden
gehoben, indem die Hebezange („Wolf") in ein nach unten sich erweiterndes
Loch eingriff.* 3) Man kannte den Nutzen der schiefen Ebene, welche an
den Pyramiden aus Erde aufgeschüttet wurde.**) Abbildungen zeigen Win-
den, welche von Rindern oder Menschenhänden bewegt wurden, und schwer-
fällige Versetzkrahnen,*^) überdies handelt Vitruv im 10. Buche ausführlich
davon; aber einer Ausbildung der Maschinen stand die patriarchalische
Fürsorge für die Arbeiter im Wege.*^) Noch im 11. Jahrhundert wurden
je 50 oder 100 Männer vor einen Steinblock gespannt.
Litteratur: Blüknbb 3, 69 ff.; A. v. Cohaüsen u. E. Wöbner, röm. Steinbrüche auf
dem Felsberg an der Bergstrasse, Darmst.1876, m. 6 T.; Versetzmarken in Persien;
DiEULAFOY, Tart ant. de la Perse I S. 11 f. m. Abb.; Eilikien: Jhst. 12, 220 Abb.; Cypern:
das. S. 113 Abb.; Altar von Pergaroon: Püchstein, Sitzungsber. d. preuss. Ak. 1888 S. 1281 ff.:
Smyma: Chandler, Reisen in Kleinasien Kap. 18; Beul^-Thor der Akropolis: Ath. Mitt.
zeit. Über die Zeichen der Marmorblöcke ' zeug ^oU.
Bruzza, A. 1870 p. 106—204; Monolithe:
Bei^itdobf und Schöne. Lateranmus. S. 353 ff.
*) Porphyrie zu Hör. sat. 1, 5, 32; griech.
^) In der Marmorata vorrätig: 0. Rich-
ter, Topographie S. 853.
^) Elknze, Aphorismen S. 371 ff. mit
T. 1,6—8. Kigentömlicher Bleiverguss : Phot.
des Inst., Akropolis 83.
*) Psalm. 117, 22.
*) DüBM, Ztsch. f. bild. K. 1887 S. 90;
HoPFEB, AUg. Wiener Bauztg. 1838 T. 237
(Parthenon). — Steinmetzen am Bau, abgeb.
®) Epigramm bei Paus. 5, 10, 3; jetzt
inschriftlich Bf(Coi'): Athen. Mitt. 17,41.
^^) Vorpersischer Tempel auf der Akro-
polis (Denkm. T T. 50E), Parthenon, Zeus-
tempel von Olympia, Tempel von Bassai
(Lbpsiüs, Marmorstudien S. 123. 127), Tempel
der Hera Lakinia (Liv. 42, 3).
*') Vorrat in der Marmorata.
^*) Werkzeuge der Bauleute abgeb. MB.
6,15; vgl. Herod. 2,125.
'^) Inschriften v. Pergamon S. 107.
»*) Plin. 36, 96; Diod. 1, 63; Vyse, pyra-
mids 1,174; Lepsius, Denkm. 1,20.
in einer Vergilminiature bei Babtoli, pict. i ^^) Blükker 3, 111 ff.; Vergilminiatur
S. 31.
*) Ross. Inselr. 3, 8.
bei Babtoli, pict. S. 31; Winde: Helbio,
Wandgem. 1266; Theodosiussäule (abgeb.
') In Athen, Egesta, Sardes, Philai, Wheleb, joumey S. 183 u. Seroüx d'Agin-
am unvollendeten Didymaion (AZ. 8, 132, 9). coübt, sculpt. T. 10); byzant. Miniature bei
<*) Nach Elenze, Amalthea 3, 71 ff. sind
Batet, l'art byz. S. 123. — Erahn: M. 5, 8;
die dorischen Eapitelle auf mechanischem | Millin, gall. myth. 38, 139 = Jahn, Ber. d.
Weg gearbeitet In Salona ist der Bohrer sächs. Ges. 1861 T. 9, 2.
verwendet. Hesychios erwähnt das Werk- **) Sueton. Vesp. 18.
Kap. ym. Die Baakanst nach Material nnd Technik. (§ 255.) 297
10,223; Schatzhans der Sikyonier in Olympia: AZ. 1881, 173 ff.; Eryx: Corpus inscr. Semit.
129,136; Stadtmauern von Pompeji; Serviuemauer: Bruzza, A. 1876, 72 ff.; 0. Richte»,
über antike Steinmetzzeichen, 45. Winckelmannsprogr. Berlin 1885, 3 T. (hier ist S. 3 ff.
ein Verzeichnis aus anderen Städten gegeben); Perugia: Hetdbmann, Mitteil. S. 119; Porta
Nigra und Thermen Triers; Denkmal in Igel: CIRhen. 831; Palast des Diocletian: Mitt. d.
k. k. Centralkomm. 1883 T. 66; Bauten oströmischer Kaiser: Choisy, l'art de b&tir chez
les Byzantins p. 171 u. Ra. n. s. 31,245 ff. 356 ff.; zwei Alphabete im Neapler Codex II
C 33 fol. 7b u.; Ziegel haben nur ausnahmsweise Versetzmarken; ein Beispiel Mitt. d. k. k.
Centralkomm. N. F. 18,134; im Mittelalter: A. archöol. 2,250. 3,31. — Vorläufige
Steinmetzarbeit: Jahn, Wandgemälde der Villa Panfili S. 7; Hebemaschinen:
BoNiTEJOT, de r^rection par les anciens Gaulois des menhirs et des pierres des dolmens
Sans machines, Carentan 1889.
256. Mit der Steinbnicharbeit hing die Bearbeitung des natür-
lichen Felsen zusammen, in welcher das Altertum die Neuzeit bei weitem
übertriflFt. Die niederste Stufe bezeichnen die Arbeiten im Boden: Wasser-
rinnen, Rillen für die Tiere, Stufenwege für die Menschen, *) Wagengeleise
soweit sie nicht durch Abnützung entstanden, die in Athen zahlreich zu
sehenden Grundrisse von Häusern (pixoTteia), Cistemen und flaschenförmige
Keller,-) auch unterirdische Stiegen. 5) Andere Arbeiten richten sich auf Fels-
wände: Votivnischen (in und um Athen häufig),*) Columbarien, Bückwände
von Häusern (besonders am Sipylos)*) und religiösen Anlagen (Pnyx^) und
Eleusis), der „Thron des Pelops" am Sipylos und andere Lehnsitze,') so-
wie die namentlich in Asien häufigen Felsenreliefs. Die Abschroffung der
Felsen und sonstige Felsbefestigungen liegen sehr nahe.^) Man schreitet
weiter zu Felsengrabkammern ^) und Felsenkapellen, welche in Nubien und
Indien bis zu Felsentempeln erweitert werden. Über beide im nächsten
Abschnitte mehr! Für Villen ist Felsarbeit noch unter Caligula bezeugt.^®)
Später werden mühselige Arbeiten nur mehr zu Gottes Ehre unternommen
und es erstehen Kirchen und Klöster im lebendigen Fels.*') Bei einer
vergleichenden Abschätzung der Felsarbeiten dürfte die Palme den Phö-
nikem gehören, die auf Felseninseln zusammengedi'ängt lebten.*^) Jetzt
pflegen am Fels die Spuren des Meisseis zu erscheinen, früher waren aber
die Innenwände (selbst der Cisternen) durch Verputz freundlicher gestaltet.
Die meiste Kunst zeigt die berühmte Dariusinschrift von Bisutun, wo die
Klüfte mit Blei ausgefüllt und die Inschrift glasiert ist. Freiliegende Fels-
spitzen imd erratische Blöcke erhalten plastische Form, z. B. die eines
Sarkophages,^*) Altares (auf der Pnyx) oder Thronstuhles (wie die soge-
nannte Schule Homers auf Chios).**) Das grösste Werk dieser Art ist der
') Alezanders Pioniere stellten solche
im Kriege her: Polyaen. 4, 3, 23.
') Z. B. am Sipylos, abgeb. Athen. Mitt.
13, 33 ; am grossartigsten in Arados Strab.
16,2,13: vgl. Exod. 20. 24 ff.
') In Amida Ammian. 19, 5, 4.
®) Die orientalischen verzeichnet und
klassifiziert Pottieb Beb. 4, 500 ff.
'0) Sueton. Calig. 37.
*') Alte Felsenkirche in Sntri Am. J. 5,
320 ff. mit Skizzen u. T. 10; eine andere
(wohl ein Kloster) angeblich 1892 beim klein-
*) Abb. Atlas von Athen 6, 3. asiatischen Eisenbahnbau gefunden ; Kloster
^) Abb. Ath. Mitt. 13, 33. Simeons des Jüngeren bei Antiochien: Acta
«) Abb. Atlas von Athen 5, 1. SS. Mai V 300.
^) Ath. Mitt. 13, 22; sieben Sessel, abgeb. '^) Renan, rapport p. 39 f.
Atlas V. Athen 6,4; in Caere Grotta della , ^^) Auf Thera (Ross, Inselreisen 1, 70).
sedia (abgeb. Dennis P 276) u. Tomba delle - Grabkammer bei Aspendos: abgeb. Langko-
?®m®^^®^^^ ^^' ^' ^^' Canina, Etr. mar. i boi^ski, Städte Pamphyliens S. 95.
^ T. 71). .,.,.„ i ") Doppelthron auf Chalke: Phot. des
X ,^ ^" .?•« *^ ^*^^- ^^^' ^®* ^^^' I Inst., Sporaden 3.
temple p. 113. ^
298
KlassiBche Kimstarch&ologie. L Denkmälerknnde.
Sphinx von Gizeh, wo der Kunstbau nur an Nebenteilen sich bethätigte.
Erratische Blöcke geben monolithe Kapellen oder Heroengräber ab.')
256. An jenen architektonischen Felsarbeiten bemerkt der Beschauer
öfters viereckige Löcher, in denen ehemals Balken staken; im ursprüng-
lichen Zustand nahm also der Herankommende auf den ersten Blick nur
einen hölzernen Bau wahr. Überhaupt verbindet sich der Steinbau
stets mit dem Holzbau, schon aus dem Grunde, weil manche Bauteile
aus Stein nur schwer hergestellt werden können, Eisenkonstruktion aber
der alten Architektur fremd ist. Dies trifft zu bei den Pfeilern und Säulen,
bis der Brauch, Trommeln zu verbinden, durchdrang; dass diese sogar in
Tempeln und Palästen einst von Holz waren, beweisen teils schriftliche
Zeugnisse teils negative Beobachtungen über das Fehlen von Steinsäulen
(wie in kyprischen Tempeln*) und im Palast von Tiryns) oder die auf-
fallige Ungleichheit der letzteren (wie im Heratempel zu Oljnnpia, wo noch
Pausanias einen Rest der alten Holzträger gesehen haben will);^) in der
Mitte dürften Holzsäulen mit Steinsockel gestanden sein.*) Hölzerne Archi-
trave waren in Grossgriechenland und anderswo üblich, daher dieser Bau-
teil in den Ruinen häufig fehlt. Ihnen entsprechen die Thürschwellen,
weshalb Homer ausdrücklich die steinerne Schwelle von Delphi hervor-
hebt.^) Die Dächer sind nicht selten mit Schindeln gedeckt. Aus Gründen
der Statik bevorzugt man im oberen Stockwerk hölzerne Treppen.^) Vor
allem aber müssen Gebälk und Sparrenwerk von Holz sein.') So nimmt
das Holz im Stein- und Ziegelbau eine ansehnliche Stelle ein und die Bau-
herrn legen auf schönes Bauholz grosses Gewicht.*) Dass aber der
grösste Teil des Stadthauses aus Holz besteht, ist altorientalische Sitte. ^)
Eigenartig mutet die Verwendung des Holzes an den Befestigungsmauem
an. Die Mauern aus Erde und Palissaden (in den Pfahlbauten von Gorzano
und Castione) kennen wohl alle Völker, ausserdem haben manche auf Stein-
mauern hölzerne Brustwehren errichtet. *o) Offenbar haben aber viele alte
Baumeister geglaubt, eine Steinmauer werde stärker, wenn Balken eingebaut
seien; besonders bei den hohen Türmen ist das Holz ein wesentlicher Be-
standteil. ^ *) Kein Wunder, dass solche Befestigungen verbrennbar waren! **)
Je nach der Schichtung und Beschaffenheit der Steine sind dann diese ge-
mischten Mauern eingestürzt oder aber sozusagen zusammengebacken worden.
Diese verglasten Steinmauern (verschlackte Wälle, forts vitrifiis, pierres
bruUeSy vitrified forts oder sites) finden sich in Böhmen, Mitteldeutschland
^) In Äg3rpteii, Phönikien und bei Pho-
kaia: Movasiov xal fiißX, II S. 99 T. aß'.
^) Analog sind die kyprischen Kirchen
gebaut.
>) 5, 16, 1; ausserdem s. dens. 5, 20, 6;
in Babylon Strab. 16, 1, 5.
*) Wie jetzt in Adalia: LAVCKOBOiMSKi,
Städte Pamphyliens S. 31.
^) Od. e 339 (anders V. 30) - IL I 404.
Od. 9 80.
•) Eur. Phoen. 100.
Ö Vgl. z. B. Theophr. Pflanzengescb. 5,
4, 7 ; Liv. 42, 3 ; Paus. 1 , 2, 1 ; Bellum Alex.
13; Hesych. üxolnos.
*) Athenisches Ehrendekret fdr Liefe-
rung von Cypressenholz Beb. 12, 155; vA^
x«i Xi&oie von einem Heiligtum auf Anaphe
CoLLiTz, Bialektinschr. 3430 Z. 9.
*) Antiochien: Joseph, ant. 13, 139; von
ägyptischer Manier spricht Strabo 16, 4, 3
p. 768.
^^) In Moesien Zosim. 2, 21 (Jahr 322);
ähnlich ägyptische Bauten : Lbpsius II 20.
11) Od. i 185 f.; Plut. apophth. Lac. Ages.
30; Arr. peripl. 9,4; in .Gallien Gaes. b. G.
7,23.
»2) Appian. Mithr. 30. 36. 74 u. A.
Kap. ym. Die Baukunst nach Material und Technik. (§ 256.)
299
(besonders Oberlausitz), Frankreich und Schottland. Die Ansicht, als ob
die Verglasung absichtlich von den Bauenden hervorgerufen worden sei,
lässt sich nicht halten; der Fundbestand spricht für feindliche Zerstörung J)
Nebenbauten aus Holz kommen gewiss oft vor, bei Heirenleuten freilich
nur in altgriechischer Zeit als Schlafraum ; *) dass man den Fels- und Holz-
bau verband, wurde schon bemerkt. Sehr deutlich ist dies noch am sogen.
Grabe des Kimon in Athen.
Litteratur: Thomak Fbiedbich, die Holztechnik Yorderasiens im Altertum und der
Hekel mat hatti» Innsbruck 1891; dazu PüCHSTEnr, Jahrb. 7, Iff.; verglaste Wälle: ver-
zeichnet bei Pii, archaeologicW vyzkum S. 23 A. 17 mit Karte T. 3 (hradi§t^ se speöe-
nymi valy) ; v. Lboithaiu), Basaltgebilde, Stuttg. 1832 Abt. 2, 523 ff. ; Yibchow, Ztschr. f.
Ethnol. 2, 257 ff. ; Pbi^vost, m^m. sur les anc. constr. milit. connues sous le nom de forts
vitrifi^s, Sanmur 1863; Anthrop. Correspondenzbl. 1883 S. 177 ff.; Ra. 42,36 ff.; Correspon-
denzbl. des Gesamtvereins 32, 45; Oberlausitz: v. Gotta, Neues Lausitzer Magazin IV
(1839); Pfalz: Philol. Woch. 1892 Sp. 1442; Frankreich: Ra. n. s. 43, 275 ff. 358 ff.; Schott-
land: Dainbs Babbtngtok, Archaeologia 6, 100 ff.; Ron. Riddel, das. 10, 99 ff.; Abk. v.
Lasaulx, aus Irland, Bonn 1878 S. 219.
Ziegel und Steine gehen in der Regel nur eine solche Verbindung
ein, bei welcher der eine Stoff die Zierde des aus dem anderen bestehen-
den Kernes abgibt. Doch erhebt sich oft eine Ziegelmauer auf steinernem
Unterbau (S. 279), hin und wieder (z. B. in Veji) ist die Stadtmauer mit
Verbindung der beiden Prinzipien gebaut. Nur das Dach gestattet eine
grössere Abwechslung im Material, worüber bei diesem Bauteile zu sprechen
sein wird. Die weiteste Freiheit jedoch, die Einheit des Stoffes zu durch-
brechen, herrscht in der Ausschmückung des Baues.
Von dem Ziegelbau geht der farbige Ziegelschmuck aus, in
welchem die Babylonier vorzügliches geleistet haben. Da sie, wie wir
sahen (S. 179), auf die farbige Glasierung des Thons sich verstanden, ver-
werteten sie diese zur vielfarbigen Ausstattung der Ziegelwände ;^) die-
selbe liegt so sehr in der Natur des Ortes, dass sie noch unter den
Chalifen (z. B. an den Moscheen von Mossul) eifrig und geschmackvoll be-
trieben wurde. Unter den Ramessiden erscheint die Terracottapolychromie
in Ägypten. Die Assyrier, Susianer und Medier ahmten die Kunst recht
und schlecht nach, sonst fand sie keine rechte Verbreitung. Immerhin gab
die Verkleidung der Wände mit glasierten Fliesen, welche Figuren ent-
halten können, das Vorbild für die weniger dauerhaften bemalten Terra-
kotten der Griechen und Römer ab. Dieselben sind von dem Steinbau
ebenfalls nicht ausgeschlossen. Sie sind 1. Verkleidungen, nämlich Fries-
platten, die in der Kaiserzeit fast fabrikmässig hergestellt werden und
daher sich vielfach gleichen, ausserdem Terrakottakästen in Hufeisenform,
welche am olympischen Schatzhause der Geloer und mehreren Tempeln
sowohl Siziliens als Unteritaliens, doch auch in Elateia**) die Geisa be-
deckten, oder 2. Dekorationen der Ziegeldächer, namentlich Akroterien
(Stirnziegel), oft in sogenannten Masken, z. B. dem Gorgoneion bestehend,^)
und Dachtraufen; Terrakottamasken sind überhaupt in Masse vorhanden.
Die Farben sind der Terrakottafarbe glücklich angepasst: Rot und Nuancen
') Z. B. in Obennais-Meran : Mitt. der
Centralkomm. N. F. 11 8. LXXIX.
^) Ausser Homer und Hesiod vergl.
Sappho 91.
^) Näheres im geschichtlichen Teil.
*) Paeis T. 7. 8.
^) Z. B. Ross, aroh. Aufs. I T. 8; aus
Gela : Ebkül^, Terrak. v. Sicilien 8. 44 F. 95.
300
Klassische Ennstarch&ologie. I. Denkmälerkunde.
von Blau, Schwarz und Spielarten von Braun. Die Manieren der verschie-
denen Brennöfen werden sich vielleicht noch unterscheiden lassen; einen
Fingerzeig gibt Philons Baukontrakt, welcher lakonische und korinthische
Terrakotta bedingt, ebenso bezog Eleusis viereckige Kästen aus Thurioi. *)
Diese architektonischen Terrakotten mussten fester als die gewöhnlichen
sein, ein Punkt, der nähere Untersuchung verdient. 2)
Litteratur: (Sbboux d'Aqincourt) Recueil de fragmens de sculpture ant. en terre
cuite, Paris 1814 m. T.; * P. Cahpana, antiche opere in plastica, Rom 1851, 2 Bde. (der
Verfasser besass selbst die reichste Sammlung, s. S. 46; manches ist freilich zweifelhaft);
DöBPFELD, GbXber, Bobxann, Siebold, Über die Verwendung von Terrakotten am Geison
und Dache griechischer Bauwerke, Berlin 1881, m. 4T.; Choist, devis de la restaur. des
murs d'Ath., Et. epigr. s. l'archit. gr. p. 55 u. A. 20.
257. Allen Wänden, deren Stücke mit einem Bindemittel zusammen-
gefügt sind, ist der Verputz gemeinsam, und zwar eignet sich aus prak-
tischen wie aus physikalischen Gründen (wegen der Sonnenhitze) der
weisse Anstrich (Verputz) am besten,*) während aus reiner Vorliebe der
rote vorgezogen wird.*) Auf dem Anstrich, der zum Stuck {tectorium)
verfeinert wird, basiert die Bemalung des Baues. Früher galt unter dem
Banne Winckelmann'scher und Goethischer Anschauung die Färbung der
Architekturteile für etwas barbarisches, obwohl sie für das Privathaus
des Altertums ausdrücklich bezeugt ist.^) Erst im Jahre 1822 konstatierte
Klenze die Farbigkeit der alten Bauten,^) welche dann Hittorf und Gott-
fried Semper lebhaft vertraten. Die zahlreichen Farbreste, die von sorg-
fältigen Betrachtern gefunden wurden, sprechen im Verein mit antiken
Architekturansichten') so deutlich, dass das Prinzip nicht mehr in Frage
steht. Wir müssen aber zwischen der farbigen Hervorhebung eines ganzen
Bauteiles und der von Ornamenten streng scheiden. Erstere steht hin-
sichtlich des Giebelfeldes, der Metopen und des Frieses sicher, wenn die-
selben mit Skulpturen verziert waren, indem dieselben einst von dem
blauen oder roten Grunde effektvoll abstachen;®) aber auch sonst werden
Bauteile oft genug durch Farbe ausgezeichnet, z. B. die Metopen, auch
wenn sie glatt belassen sind.^) Was die Ornamente anlangt, so darf man
annehmen, dass die flach gearbeiteten Ornamente einst farbig waren, und,
dass, wo wii' sie jetzt ganz vermissen, *ö) einst nur die Farbe auf glattem
Grunde sie ausgeführt hatte. So bot jeder antike Monumentalbau ein
buntes, aber doch geschmackvolles Äussere dar; da das Mittelalter die
Polychromie der Fa9aden treu bewahrt hat, ^*) wirkte dieser Grundsatz das
») 'E(p. uQx. 1888 S. 50 Z. 20.
'^) In den Platten von Velletri soll Puz-
zolanerde zugesetzt sein.
^) Für Inschriften schon Deuteron. 27,
2. 4. Vor der demosthenischen Zeit an Pri-
vathäusem und Gräbern nicht üblich, vgl.
Plut. comp. Arist. et Cat. 4, 4; Cic. leg. 2, 65;
dazu Nissen, pompej. Studien S. 53 ff.
'') Ein ordinärer wurde aus Ziegelmehl
hergestellt (in Niederösterreich, Anthrop.
Corresp. 1875 Verhandl. S. 70).
6) Kratinos Dionysal. fr. 9 M., 42 K.;
Xen. mem. 3, 8, 10; Plat. rep. p. 529b.
^) Oder schon R. Gironi, saggio int. all'
archit. dei Greci, Mil. 1821, f.m. 20T.?
') Z. B. in einem schwarzfigurigen Vasen-
bilde Architrav violett, Ante schwarz; Athen.
Mitt. 14, 1.
^) Giebel blau am Schaizhaus der Me-
garer und Parthenon; Metopen blau in
Olympia (Stiermetope) und Kyrene, rot in
Selinunt, am Parthenon und Theseion; Fries
blau am Parthenon und Theseion.
^) Rot am selinuntischen Stadttempel E
(HiTTORPF [sie] a. 0. T. 7, 8).
*°) Vgl. aber z. B. Bknndobp, Reisen in
Lykien I S. 41 T. 17.
' ^) FisENNE, Ztsch. f. christl. Kunst 3, 65 ff.
73 ff
Kap. Vm Die Baakniuit nach Material und Veolmik. (§§ 257—258.) 301
ganze Altertum hindurch. Nur dienten nicht ausschliesslich Malerfarben als
Mittel, worüber bei der Wandmalerei gesprochen werden wird.
Litterat ur: Elenze, Versuch einer Restauration des toskanischen Tempels, München
1822 S. 5 ff. u. Aphorismen S. 234 ff. 543 ff. ; Hittobff, A. 2, 263 ff. und restit. du temple
d'Emp^docle ä Sälinonte et l'architecture polychrome chez les Grecs, Paris 1851; G. Seh-
PER, vorläufige Bemerk, üher bemalte Architektur und Plastik bei den Alten, Altena 1834;
ders.) die vier Elemente der Baukunst, Braunschw. 1851 ; Kuoler, d. Polychromie u. ihre
Grenzen, Berlin 1835 u. kleine Schriften 1, 315 ff.; Ed. Magnus, d. Polychromie vom künstler.
Standpunkt, Bonn 1872; Böckleb, d. Polychromie, Ascherleben 1882 (mit Litteraturverz.);
£. Naoeotte, la polychromie dans l'art ant.. Besannen 1884; L. Fenqer, dorische Poly-
chromie, Unters, über die Anwendung der Farbe auf den dorischen Tempel, Berlin 1886, f.;
DüRM , Baukunst der Griechen S. ^ 181 ff. u. konstruktive u. polychrome Details der griech.
Baukunst, Berlin 1880 ; dazu die Einzelbeobachtungen über einzelne Bauten : Propyläen und
Theseion (Hermann in Forsters Bauztg. 1836; 0. Rossbach, griech. Antiken S. 4, 2), Par-
thenon (Penrose), Monument des Nikias (Ath. Mitt. 10, 362 ff.}, Schatzhaus der Megarer,
Sfldosthalle und Südwestbau in Olympia u. s. w.
258. Die kostbarere Art der Polychromie ist mit verschiedenfarbi-
gen Steinen ausgeführt. Man kann diese Arbeit als Intarsia (S. 174) oder
Inkrustation bezeichnen. Die Ägypter haben hierin, wie die Entdeckungen
von Tell-el-Amarna zeigen, schon grossartiges geleistet; schwarzer imd
roter Qranit ist in die Hohlkehlen eingesetzt und die Hieroglyphen aus
Obsidian, Quarz, Alabaster, gelbem Kalkstein, grünem Marmor und zwei
verschiedenen Graniten gebildet. Dieser bunte Bau wird in der mykeni-
schen Periode weiter verbreitet, auch zur Zeit Homers war er nach Aus-
weis der Beschreibimgen von Märchenpalästen nicht abgekommen. Eine
Erneuerung dürfte sich in den Prachtgebäuden der alexandrinischen Zeit
vollzogen haben.*) Am öftesten sprechen die Schriftsteller der Kaiserzeit
davon, deren Worte durch Funde vom Palatino) und Esquilin bestätigt
werden; hier kommt noch dazu, dass man in die glatten Wände runde
oder viereckige Platten aus Ziersteinen einfügte.^) Kein Bauteil entging
der Zusammenstückelung, nicht einmal die Kapitelle.^) In den Bauten der
christlichen Zeit herrscht der gleiche Geschmack, und wenn nach babylo-
nischer Mode verschiedenfarbige Ziegel abwechseln,^) kommt es nun in
griechischen Landen vor, dass Steine an deren Stelle treten.«) Diesen
Grundzügen der Steinpolychromie möchten wir einige Einzelheiten nach-
schicken. Die Intarsiaarbeit der Steinmetzen hat ausser den Bauzierden
auch manche hübsche Kleinigkeit geliefert; Figuren einzulegen, waren die
kampanischen Arbeiter geschickt,') welche sogar farbige Adern zu Land-
schaftsbildem benutzten.^) Die Verschwender gingen in der Benützung
von edlen Steinen bis zu den Halbedelsteinen, z. B. dem im Orient so be-
liebten Blaustein (Lapislazuli).^) Bereits die Ägypter verstanden die kost-
^) Säulen auf dem Prachtschiffe des Ptole-
maios Philopator: Eallixenos bei Athen.5,206a.
^) Schönes Beispiel bei Guattani, mon.
ined. 1785 Nov. T. 1.
') Orhea: Sen. ep. 87; nXa^l Xi&iyaig in
den Saepta des Agrippa G. Dio 53, 23 ; mar-
moratis parietibus Panegyr. 9, 14. 11, 11;
vestiant parietes marmorum cnistis Hieron.
ep. II 20; Abbildungen Ztsch. f. bild. E. 1885
S. 249.
*} Z. B. von 5 Pfeilern aus Rom: Jahrb.
d. preuss. Kunstsamml. 1889 Sp. XXXVII.
^) Ebenso unter den Ptolemäem: Ath.
5, 206 c.
^} Kirche auf Eos, schwarz und weiss
(ßoss, Inselreisen 4, 21).
^) Z. B. zwei schwarze Marmortafeln
mit Figuren aus Schiefer in Neapel: Heyde-
MANN, Mitteü. S. 110, 292; vgl. AZ. 3, 193;
Luceme e candelabri d'Ercolano p. 324 ff.
^) MB. 11, 44. Mosaiksichel in Speier
(Habsteb S. 81).
*) Am Tempel von Epidauros, Bauin-
schrift Z. 244; vgl. Od. tj 87, sonst s. Plin.
302
Klasaiaohe Knnaiaroliftologle. t. Üenkin&lerkande.
bare Inkrustation zu falschen, indem z. B. die Hieroglyphen eingeschnitten
und dann die Vertiefungen mit bemaltem Stuck ausgefüllt wurden J) Den
Edelstein ersetzte, wie natürlich, farbiges Glas, das schon in Tiryns einen
Alabasterfries schmückt^) und in Pompeji Säulen verkleidet; 3) dort und
in Bajae begegnet auch ein Ersatz für Perlmutterinkrustation, da einige
Nischen mit gewöhnlichen Muscheln besetzt sind.*)
Litteratar: Al. Nrsbitt, Archaeologia 45, 267 ff.; Th. Schbeibbb, die Brunnenreliefs
aus Palazzo Grimani, Lpg. 1888 S. 81 ff.; de Rossi, Bcrist. s. II 3, 34 ff. 74.
Von dieser Steinpolychromie ist die Mosaikkunst, ihrem Ur-
sprünge nach, nur eine Abzweigung; was ihr jedoch eine Besonderheit
gibt, ist ihre vorwiegende Beziehung zum Fussboden. Dem einfachen Bau
mit Bruchsteinen und Mörtel entspricht der Fussbodenbelag aus Fluss-
oder Meerkieseln, welche in Kalkmörtel eingebettet wurden (terrazzo);^)
damit gelangte man höchstens zu einfachen Figurenbildem wie im olym-
pischen Zeustempel. An den Quaderbau dagegen erinnern die gesägten
und polierten Platten verschiedenfarbiger Steine, welche lineare Muster
ergaben {Xi^6aiQ(0T0Vy opus sectile); das einfachste war gewiss, aus zweier-
lei Steinen (z. B. schwarzen und weissen) ein Schachbrettmuster herzu-
stellen.^) Die Ägypter verstanden sich schon darauf^) und lehrten diese
Kunst den Nachbarländern;^) seit Alexander fanden auch die kriechen an
ihr Geschmack.^) Das ägyptische Alexandrien wurde der Centralpunkt*®)
und übermittelte das opus Älexandrinum den Römern, welche die selten-
sten und kostbarsten Steinarten z. B. in den Villen des Esquilin anwen-
deten und die Sitte bis in die fernsten Provinzen verbreiteten.**)
Bei der Glasarbeit lernte man verschiedenfarbige Stifte verbinden
und schneiden (S. 223). Wurden diese Stifte nicht aneinander geschmol-
zen, sondern in erkaltetem Zustand auf feuchter klebriger Grundlagen
(Kalk und Kalkmörtel) verbunden, so ergab sich die Möglichkeit von
Figurenbildem. Dieses Glasmosaik, dessen uralte Anfänge in der Er-
setzung kostbaren farbigen Steines liegen (S. 222), findet zwar erst ziem-
lich spät ausdrückliche Erwähnung,**) aber dieses Zeugnis weist wiederum
nach Alexandrien. Ein primitives Seitenstück zum opus Älexandrinum bietet
das Bad von Alexandreia Troas.*^) Die volle Blüte der Glasmosaikkunst
erscheint jedoch erst seit dem 5. Jahrhundert n. Chr.**) in den Kirchen, vor-
nehmlich der griechischen Gebiete. Die Glasstückchen sind mehr oder
weniger genau viereckig und teils aus farbigem Glas teils an der Aussen-
33, 1 ; Suet. Ner. 31 (auch Perlmutter); Hieron.
ep. [1 16 parietes fulgere gemmis.
0 In Siut und Sakkara Tr. b. a. 7. 181.
^j Farbige Abb. bei Schliemanh T. 4.
•') MB. 14, 48 u. Phot.; analoge Funde
auf dem Esquilin.
*) AZ. 22, 167 *.
^) Bad von Alexandreia Troas (Athen.
Mitt. 9,40); Aphroditetempel bei Daphni;
Kretria u. a. Spuren schon in Tiryns.
®) Cella des Tempels von Assos; unter-
irdische Sylvesterkirche.
') Champollion, Egypte p. 200.
«) Vgl. Ezech, 40, 17. 18; Esther 1, 6;
im üeidenvorhof des Tempels nach Joseph.
b. lud. 5, 14.
*) Bei Demetrios von Phaleron als be-
sonderer Luxus Athen. 12, 542 d.
*°) Vgl. Bellum Alex. 1, 3; von Museum
kommt musivum,
■^ Schönes Beispiel aus dem atheni-
schen Odeum: Tücksbmann, Odeum T. 4, 3;
rot, weiss und schwarz in Salzburg, Mitt.
d. Centralkomm. 1892 T. 2.
^0 Unter Kaiser Aurelian Vita Firmi 3
(mit Asphalt u. a. verbunden).
'») Ath. Mitt. 9, 39 f.; inMetzCAYLUS V98.
*^) Vita S. Laurentii Sipont., Acta SS.
8. Febr. p. 58 = Ra. 3, 17, 71 (in Sipontum-
Manfredonia unter Kaiser Zenon 474 — 91).
Kap. VTtL Die fiankimst nach Material und Technik. (§ 25d.)
303
Seite vergoldet oder versilbert; ein dünnes Häutchen von Glas schützte den
Metallüberzug. ^
Die Sprache unterscheidet nicht zwischen der Glasmosaik und der
dauerhafteren Steinmosaik, sondern sagt von beiden xpr^^poD^ttr^fia^ opus
tesseUatum u. s. w. Daher ist es nicht möglich, den Ursprung dieser Art
festzustellen.*) Nur aus Bequemlichkeit heissen die Marmorböden römisch,
wenn auch gewiss die Mehrzahl der erhaltenen in die Kaiserzeit fallt. Die
Mosaikarbeiter bildeten damals einen eigenen Stand und konnten auch nach
auswärts exportieren, denn schon Caesar verlangte transportable Fuss-
böden.^) Ein selbständiger künstlerischer Wert kommt einem antiken
Mosaikbilde so wenig zu als einem modernen. Die Vorbilder der Arbeiter
sind in der Kegel Prachtteppiche,*) ausnahmsweise aber (wie bei dem be-
rühmtesten Mosaik, der „ Alexanderschlacht" in Pompeji) wirkliche Gemälde.
Litter atur: J. A. Furibtti, de musivis, Rom 1752, f. m. 6 T. (p. 51 ff. Verzeichnis
der damals bekannten Mosaiken); J. Gurlitt, aber das Mosaik, Marburg 1798; Cax.
Spbbti, compendio istor. dell* arte di comporre i musaici, Ravenna 1804; M. Babberi,
alcani mnsaici, Rom 1856, f.; G. Riolo, deir artificio pratico dei musaici ant. e mod., 1870
m. 1 T.; Blümubr, Technologie 8,323 ff.; dazu die Bücher über Ravenna (S. 134) und die
Mosaiken der christlichen Zeit; über Glasmosaik: Schrbibbb, Brunnenreliefs S. 41. 80 f.: s.
auch Ilo, Quellenschr. f. Kunstgesch. V. Anh.
259. Ausser der Farbe ist es auch die Plastik, welche einzelne Bau-
teile ziert und dadurch hervorhebt; indes wollen wir das Relief nach der
herkömmlichen Weise an die Skulptur anschliessen, können aber nicht
unterlassen zu betonen, dass das Relief nicht eine selbständige Leistung
ist, sondern nur aus seinem Zwecke heraus, also an dem Orte, für den es
bestimmt war, gewürdigt werden kann.
Das Metall erwies sich zu Bauanlagen ungeeignet; nichts desto
weniger ist es äusserlich in einem Masse herangezogen worden, wie es
neuerdings nur die Barockkunst gewagt hat. Wir werden hier unterschei-
den zwischen metallenen Zieraten und den ganzen Bauteilen, von denen
durch Blechverkleidung der Schein erweckt werden sollte, als ob sie massiv
wären. Die erste öruppe geht von den einfachen Nägeln aus, deren Köpfe,
wie wir sahen (S. 211), aus glänzendem Metall hergestellt wurden; daran
schliessen sich die Bronzerosetten, welche einst das Schatzhaus des Atreus,
ein benachbartes Euppelgrab und das orchomenische schmückten. Den
Obelisken wurden Metallhelme aufgesetzt.®) An den Wänden hingen eherne
Schilde — daher mehrere in Cometo gefunden — , welche dann zu
Medaillons stilisiert wurden.^) Getriebene friesartige Metallstreifen be-
gegnen in Assyrien, Etrurien und anderswo.^) Später zieht man die Ver-
goldung von einzelnen Ornamenten^) und Teilen der Eassettendecken vor.
^) AafiTtdmjgj X^itmay, a(f)[aioXoyia Tfjg
fioviji Ja(pviov S. 114 m. Ahh.; goldene Mo-
saikinschrift unter Theodosios dem Jflngeren:
Malalas p. 360.
') Üin kostharer Fuashoden mit Gfötter-
bildem kommt in einer Anekdote von Dio-
genes vor: Galen, ngorgent. 8 p. 115, 25 f.
') Gewöhnlich t^tpo^itrjs genannt; ^'
tfo^hijf GIG. 2025 (le Bas 1466); musivarius
Obelu inscr. 4238.
*) Sneton. Jul. 46 a. E.
*) Z. B. in Besannen: Caylus, recueil
VI T. 109.
') Hblbio, hom. Epos S. 434.
') CuRTius, d. arch. Bronzerelief S. 8.
") Hklbio a. 0. S. 436 ; Cubtius a. 0.,
ahgehildet in einem Gemälde von Hercula-
neum MB. 8, 21; Plut. Phoo. 18 a. £.
») XdXxM am Poliastempel CIA. l 324
= Pausan. arc. descr. app. 20 Jahn ; XQvayj-
^fiC otxovg in Delphi: Efurip. Ion 146.
304
KlaBBiflohe IfunBtarohäologie. !• Denkmälerkunde.
Der scheinbare Metallbau ist ein Erzeugnis orientalischen Geschmackes ; wir
hören von Kapitellen, Triglyphen, Balken und ganzen Säulen oder Wänden,
die mit Blech von Kupfer, Bronze, Weissgold und Gold überzogen wurden ,
nur sind die Berichte teilweise recht märchenhafte) Solche Bauten er-
weckten bei den Griechen die Sage vom Gemach der Danae und befruch-
teten die Phantasie der Epiker.*) Auf den Boden der Wirklichkeit ge-
langen wir erst wieder mit den alten Prachtkirchen Roms, in denen ver-
goldete Kapitelle und Altäre strahlten. Endlich sei noch auf die metalle-
nen oder metallen scheinenden Thüren und die auf den Giebeln stehenden
ehernen Gefasse hingewiesen.
Litteratur: Helbig, das hom. Epos '433 ff.; Wochenblatt f. Baukunde 1885 Nr.
13-17; ScHBEiBBB, Brunnenreliefs S. 73 ff.
260. Indem wir uns zu den Kunstformen der Bauten wenden,
schicken wir einige Bemerkungen über die Bauornamente voraus. Diese
haben sich zu einer eigenen Gruppe abgesondert, denn wenn auch die
Grundlagen aller Ornamente die gleichen sind, bedingten teils die Technik
der Steinmetzarbeit, teils die Anforderungen des Baues manche Eigen-
tümlichkeiten, die ihrerseits eine eigene Terminologie hervorgerufen haben.
Die linearen Ornamente bieten wenig bemerkenswertes, nur entwickelt sich
im Holzstil der Zahnschnitt (denticuli) unter der geraden Linie von Ge-
simsen. Dagegen kommt die grösste Bedeutung den Pflanzenomamenten
zu. Die beliebte Gruppe der Kymatien*) oder Blattwellen geht aus einer
Reihe nach vorne umgebogener Blätter hervor. In der ältesten Form sind
die Blätter breit, fast eckig, dui'ch kaum sichtbare schmale Stege getrennt
und berühren mit ihren Spitzen den Boden nicht; dies ist das dorische
Kymation, welches aufgemalt wird. Dann wird das Blatt oval geformt
und vorne bis zum Boden herabgezogen (Eierstab). In einer jüngeren
Entwicklung betont man mehr das pflanzliche Element und spitzt das ge-
schweifte Blatt scharf zu (lesbisches Kymation); in der späteren Bau-
kunst ei-fährt dieser Grundsatz mehrere Variationen. Die Anfänge der
Kymatien sind schon an den altägyptischen Bauten zu finden. Diese Blatt-
wellen werden gewöhnlich durch Bänder eingerahmt oder zu beiden Seiten
befestigt, an deren Stelle eine aus länglichen und schmalen Gliedern be-
stehende Schmuckkette (Perlenschnur oder Astragalos) treten kann.
Die Vorliebe für Pflanzen geht so weit, dass Nagelköpfe zu vierblätterigen
Blumenkelchen umstilisiert werden ^) und archäologisch seltene Blüten wie
die Sonnenblume hier erscheinen.^) Das Prinzip aber, auf welchem der
Keichtum der Pflanzenornamente überhaupt beruht, ist dies, dass die wirk-
lich oft angehefteten Zierden im Steine Dauer erhalten.' Ganz deutlich
zeigt sich diese Absicht in den Kränzen und Guirlanden; eine geschicht-
') Reste von bronzenen Kapitellhülsen?
Oa. 1878 p. 119 ff. (assyrisch); ägyptisches:
Helbiq S. 435; Babylon: Ktesias bei Diod.
2, 8; Avien. 1200; Philostr. v. Apoll. 1, 25,
'M; Jerusalem: 1 Reg. 6, 22; 2 Chron. 3, 4.
5. 8; Tyros: Ezech. 28, 13; vgl. Aphthen
prog. 12; Strab. 3, 170; Philostr. v. Apoll. 5,
5; Liv. 41, 20.
*) Ausser den Beschreibungen der Pa-
läste des Menelaos und Alkinoos vgl. Apol-
Ion. 3, 215 ff.
^) Hieron. ep. II 20 earumque (columna-
rum) deaurent capita gemmis aurata
distinguant altaria; Prudent. perist. 2, 49.
*) Muster Büolmann, T. I 10. 11. 8. 9.
'") DüTscHKE, Bildw. V Nr. 828 m. Anm.
^) An einem Grabsteine in IHirin Nr. 29
DÜTSCHKE.
Kap. Vm. Die Bankanst nach Xai^rial und teohiiik. (§ 260.) 305
liehe Untersuchung dieser Zierden wird den wechsebiden Geschmack der
Zeiten nachweisen, *) z. B. erscheinen die Pruchtguirlanden zuerst am per-
gamenischen Tempel der Athena Polias') und die Kränze mit einer Ro-
sette in der Mitte bezeichnen eine Geschmacksrichtung der Eaiserzeit.^)
Eichenkranz (die Bürgerkrone) und Lorbeer sind seit dem Jahre 13 v. Chr.
Abzeichen des kaiserlichen Hauses. Für Tempel und Altäre eigneten sich
steinerne Rinderschädel (Bukp-anien) zur Erinnerung an die geopferten
Tiere. Die frühesten Beispiele sind an den Ptolemäerbauten von Samo-
thrake beobachtet worden, also dem dritten Jahrhundert angehörig. ^)
Schilde wurden, wie schon bemerkt, einst wirklich aufgehängt'^) und
trugen oft Schreckbilder, z. B. hässliche bärtige Köpfe mit Hörnern. In
Stein übertragen, hoben sie sich durch ihr verschiedenes Material von der
Wand ab oder ein viereckiger Rahmen umschloss das aus dem Schild er-
wachsene Medaillonbild. ^) An die Pflanzenomamente wieder anknüpfend,
berühren wir sogleich die Tierbilder, welche der Orient auffällig bevor-
zugt.') Die jüngere Architektur dagegen verwebt die Tier- und Pflanzen-
welt in eigentümlicher Weise. Vielleicht war schon damals manch' alter
Bau mit einem Dickicht von Schlingpflanzen umzogen, in welchem kleinere
Tiere ihre Schlupfwinkel hatten. Hierin wenigstens möchte man die beste
Anregung zu der geschmackvollen Dekorationsweise finden, die seit dem
1. vorchristlichen Jahrhundert sicher nachzuweisen ist (an den Triumph-
bögen von St. Remy und Pola) und ihre höchste Blüte von Diokletian an
erreicht. Die Omamentation schliesst sich nicht dem Bau an, sondern sie
scheint ihn zu überwuchern und zu verhüllen. Der Grundbestandteil
ist inmier Rankenwerk ;^) dazwischen hinein fügen aber die Steinmetzen
Vögel aller Art und beflügelte Wesen wie Eroten und Victorien oder an-
dere Tiere, die das feuchte Gebüsch lieben; so erklärt sich die Anwesen-
heit von Frosch, Schnecke und Eidechse.'-*) Barockes Muschelwerk taucht
an den Bauten von Baalbek und Palmyra auf, ist aber nach Ausweis von
Schreibers Relief bildern im Abendlande nicht ganz unbekannt.^**) Schliess-
lich gedenken wir auch hier der S. 234 schon besprochenen, zierenden In-
schriften;*®) denn Furius Dionysius Philocalus, der Steinkalligraph des
Papstes Damasus, darf nicht übergangen werden.**) Dazu machen wir
auf die Einrahmung der Inschriften aufmerksam.*-) In die Interpunktion
M S. oben S. 227 f. ' Turin Nr. 25 Dütschkb. Den zackigen Acan-
«) Altert T. Pergamon II T. 29. 30.
•) ViscoKTi, Moseo Pioclem. VI p. 198 f.;
DCtschkb, Denkm. V Nr. 826.
*) Archäol. untersuch, auf Samothr. I
T. 60 ff. II T. 38-40.
») Z. B. Paus. 5, 10, 4. 5.
°) Z. B. in Berlin 891; ein grosses in
Ilion gefunden; imitierte Schilde an Pfeilern,
im Tarquiniergrab von Caere: Dennis I ^242.
') Ausser den assyrischen und persi-
schen Bauten s. z. B. die Tierfriese von der
Burg von Xanthos.
«) Z. B. Würfelkapitelle von S. Vitale ^ ^ „. r, ni »i.u
und S. Michele in Ravenna; Grabstein in . Arch.-ep. Mitt. 7, 94 Abb.
HAndbnch der kl«m. Altertum-swiiiiiciiRchart. VI. 2Q
thus bevorzugen die Byzantiner.
•) Porticus der Octavia Plin. 36, 42 ;
Kapitell in S. Lorenzo fuori le mura (Win-
CKBLMAmr, mon. ined. T. 206); Rosette aus
Tivoli (hier auch Biene): Museo Pioclem. I
t. A VI 10; Thftrrahmen: MB, 4, 11 (auch
Häschen).
'^) Über die Kunstformen der monumen>
talen Schrift v. Zahn, B. 1867 p. 38.
'') Zuletzt handelt db Rossi in der
Roma sotterranea Bd. III. darüber.
*-) Z. B. Festkatalog am Dipylon auf
erhabenem Plättchen. Gemäldoranmen z. B.
306 ElasBiBche Ennstarohäologie. I. Benkmälerkiinde.
dringen Herzen und Zweige ein, wofür zahlreiche Inschriften der Kaiser-
zeit Beispiele liefern.
Litteratur: Ältere Bücher im Museo Borbonico Bd. VI zn T. 45 erwähnt; über
andere s. S. 226. und unter den kampanischen Städten S. 120 f.; Chabl. Mobbau, fragmens
et omamens d'architecture , f. ; Chabl. H. Tathax , etchings representing the best
examples of Grecian and Roman architectural omament, London (1803) 1843, f. m. 126 T.;
Ornamente aus Naukratis bei Petbib I T. 14. 15 zusammengestellt. Reiche Sammlungen
finden sich teils praktisch verwertet in S. Lorenzo fuori le mura und S. Maria in Traste-
vere teils im Vatikan (Galleria lapidaria und Museo Chiaramonti) und im Lateran; Abgüsse
in der Acad^mie de France, im Berliner Kunstgewerbemuseum u. A.
261. Zur rechten Beurteilung der alten Bauten ist es auch notwen-
dig, die persönliche Seite des Betriebes kennen zu lernen. Anfangs
ist Bauherr und Baumeister eine Person, und dies macht sich später noch
in bäuerlichen Verhältnissen fühlbar, daher die landwirtschaftlichen Schrift-
steller auch über das Bauwesen Anweisungen geben. In kleinen Städten
übernahmen die Zinmiermeister auch Bauten. ^) Baute der Staat, so blieb
die verantwortliche Oberleitung inuner bei der Exekutive. Schon in Ägyp-
ten gab es ein Ministerium der öffentlichen Arbeiten; in Republiken führ-
ten Beamte (Bauinspektoren und Bauschreiber) 2)oder gewählte Kommissionen,
in vermögenden Tempeln das Tempelbauamt die Aufsicht. Infolge dessen
hat der technische Leiter nie eine selbständige Stellung, sondern er ist
nur der oberste Bauarbeiter, wie sich schon in seinem griechischen Namen
aQxirextfüv ausspricht, und hat als Werkführer höheren Taglohn. ^) Darum
ist der Architekt nicht unbedingt auch der Anfertiger des Bauplanes.
Letzterer ist teils in Worten (S. 276) teils anschaulich ausgeführt worden.
Der Baumeister zeichnet mit der Feder auf Pergament den Grundriss
(ichnographia), die Vorderansicht {prthographia) und den perspektivischen
Aufriss {scenographia);^) Längen- und Querdurchschnitte waren nicht be-
kannt. Diese Fertigkeit reicht in sehr frühe Zeit zurück; der einzige
Bauriss, den wir haben, stammt aus der Zeit Ramses' IV. ^) Baumodelle
scheinen nur aus Wachs angefertigt worden zu sein,®) wohl aber Holz-
modelle einzelner Teile.'')
Die Arbeitsteilung war sehr wenig durchgeführt. Der Architekt
legte auch Gärten, Plätze, Strassen und Städte an, er schlug Brücken,
errichtete Festungen und Schanzen, war Kriegstechniker,®) Hydrauliker,
Theatermaschinenmeister, ^) Uhrmacher, Wasserbaumeister und Schiflfs-
zimmermann. Was aber die Kunstgeschichte besonders angeht, er hatte
auch den Skulpturenschmuck seines Baues mit Ausschluss des Tempel-
*) Xenoph. Cyrop. 8, 2, 5.
*) Oixodofdog xrjg noXews in Abilo: Abb.
d. preuss. Ak. 1863 S. 326 N. 208.
^) Ebenso besolden im 15. Jahrhundert
die Niederländer „erste Steinmetzen'' (Rooses,
Idalerschule Antwerpens S. 25).
Schrift erwähnt: Ebxan, Ägypten 2,280. Ein
Bauriss wird auf den Knieen Gudeas von
Tello liegend erkannt, daneben Grabstichel
und Massstab.
^) Gregor. Nyssen. or. III. in resurr.
Christ.
) Vgl. Vitr. 1, 1, 4. 2, 2; Gell. 19, 10; tj nttqadeiyfxa ^vXiyoy x^g tQiyXvtpov
ausnahmsweise mit Kreide: Val. Max. 1, 4 ^ijs iyxavaetogy Böckh, Seewesen XI 1 Z. 135.
ext. 1. Über die Werkzeuge der Baumeister j s) j)iod. 20, 92, 2; zur Zeit des Deme-
Blüxkbb 3, 91 f. ^Qg Poliorketes anscheinend die besten in
») Lepsiüs, Auswahl von Urkunden T. 22 Kleinasien: Diod. 20,48, 1.
L^^^^;,,^'*^'^^^^®^-«^?? ^^y®^- ^^^' ^V^ I ') Vitr. 1 praef. 2. 1, 8.
T. 2} ; Plan aus der 6. Dynastie m emer In- ;
Kap. VnL Die fiankimst nach Material und Technik. (§ 260.) B07
bildes unter sich.^) Infolge davon war er darauf angewiesen, in den ver-
schiedensten Wissenschaften sich umzusehen.*) In *der älteren Zeit ge-
langten derlei in Formeln gefasste Kenntnisse natürlich durch mündliche
Tradition weiter. Am meisten konmien die Mechanik und die Optik in
Betracht. Die Wichtigkeit der Mechanik, besonders mit Rücksicht auf
die Statik, den senkrechten Druck und seitlichen Schub, bedarf keiner
Auseinandersetzung, wenn auch die frühesten Architekten Lehrgeld be-
zahlen mussten.*) Die Baumeister müssen deswegen die Proportionen der
Bauglieder, Axen weite. Stufenabstand, Intercolumnien, genau berechnen;
dies hat wieder zur Folge, dass die landesüblichen Längenmasse sich be-
merkbar machen. Der Tempel Salomos mag ein Beispiel liefern. Er ist
60 Ellen lang, ein Drittel lang (= Länge der Vorhalle, deren Breite halb
so gross ist), halb so hoch, und so ist alles proportioniert, ähnlich der
salomonische Palast.*) Die Gewohnheit des Rechnens führt auch Propor-
tionen ein, die mit der Statik unmittelbar nichts zu thun haben, sondern
nur auf der Arithmetik oder Geometrie (wie der goldene Schnitt) beruhen.
Die Optik war wissenschaftlich wenig ausgebildet, nichtsdestoweniger
mag der Praxis manche Einzelbeobachtung zu gute gekommen zu sein,
auf welche die erwähnte Anfertigung eines perspektivischen Aufrisses
führen musste. Die archäologischen Untersuchungen richteten sich auf
die sogenannte Curvatur der Horizontalen. Es ist nämlich die Beob-
achtung an ägyptischen Bauten^) und dorischen Tempeln gemacht, dass
lange, gerade sein sollende Linien in der Mitte eine leichte konvexe Kurve
haben; allerdings findet diese auch eine natürliche Erklärung. <^) Zur Optik
werden wir ausserdem die Entasis und die leise Neigung der Säulen rechnen
können. Die Akustik gehört ebenfalls in diesen Kreis, weil schon die
Griechen über diese Wissenschaft der Zukunft nachgedacht haben. Sie
macht sich dadurch noch bemerkbar, dass Gefasse in die Wand einge-
mauert wurden.')
Litteratur: Über die Architekten Elenze, Amalthea 3, 78 ff.; über die Mechanik:
Geiger, Naturwissenschaften S. 47 ff.; E. Mach, die Mechanik in ihrer Entwicklung, Lpg.
1883; Proportionen: Vitr. 1,2,4; E. Schultz, die Harmonie in der Baukunst I. Han-
nover 1891; Nissen, pompej. Studien S. 71 ff.; Hültsch, Jahrbb. f. Phil. 1881 S. 585 ff.;
DöRPFBLD, Ath. Mitt. 1882—1890; A. Aubes, ^tude des dimensions du grand temple de
Paestum, Ntmes 1868 f.; Jhst. 13, 37 f.; Babik, Ra. III 17, 347 ff.; Chipibz, Ra. III 19, 1 ff.
m. Abb.; E. Schultz, Werkmass und Zahlenverhältniase griechischer Tempel, Hannover
1893; goldener Schnitt: Fr. X. Pfeifer, der goldene Schnitt, Augsb. 1885 S. 192 ff.;
Th. Wittstbir, der g. Sehn, und die Anwendung desselben in der Eunst, Hannover 1874 ;
Geometrie und Optik: Yitr. 3, 4, 5; Hofer, Wiener allg. Bauztg. 1838 Nr. 42 f.; Pekite-
THORNE, the geometry and optics of ancient architecture, London 1878 f., m. 55 T.; E. Wilde,
Aber die Optik der Griechen, Berlin 1832; Wessblt, Wiener Studien 13, 312 ff. (über einen
neuen Fund); Curvatur: F. C. Pehrose, two letters on certain anomalies in the con-
struction of the Parthenon, 1848 und an investigation of the principles of Athenian archi-
>) Dieses wichtige oft übersehene Ver- *) Z. B. Dicke der S&ule = Triglyphe ==
hältnis bezeugen die Bauinschriften, ausser- Embates Vitr. 1, 2, 4.
dem Pseudo-Eallisthenes (Jul. Val. I 82). ^) Z. B. in den Gräbern von Benihassan
') Cassiodor (var. 7, 7) empfiehlt Euklei- (Rosellini, mon. civ. I p. 70) und in Medi-
des, Archimedes und Metrobios. Die Archi- net-Habu.
tektur steht nach Maximos von Tyros (12, 4) ^) Dubx, Baukunst der Griechen '168.
zwischen Tektonik und Geometrie in der Mitte. ') Eloster des hl. Johannes Earrheas auf
') Über einen Fall des Missglflckens . dem Hymettos: AafAßaxtjgy Jatpyioy S. 9;
Ztsch. f. Assyriol. 1, 29. ; vgl. Ilg, Mitt. d. Centralkomm. 1871 S. 79.
20*
308 KlasBische EniiBtarohäologie. I. Deakmälerkiinde.
tecture ; G. B. F. Babilb, curvatura delle linee deir architettara ant. Epoca dorico-sicula,
Palermo 1885; aber den älteren Parthenon Ath. Mitt. 17,187; PEimsTBOBNE (s.o.); Nei-
gung: ViLLEBoi, lois g^n^rales de rinclinaison des colonnes dans la constniction des teniples
grecs de Tantiquit^, Athen 1842; Akustik: A. Eichhobn, die Ak. grosser Räume nach
altgriechischer Theorie, Berlin 1888, m. 4 T.
In allen Zeiten, welche nicht vor unpraktischer Bildung der Natur
Zwang anlegen, hat mehr als irgend eine ästhetische Theorie das Klima
jedes Landes seinen Einfluss geüht. Das Werk des Vitruv zeigt genügend,
wie eingehend die Baumeister die Himmelsgegend, die Winde und alle
Bedingungen von Wärme oder Kühle und Trockenheit erwogen. Im Süden
gestattet der milde Winter die offene, luftige Anlage von öehäuden; da-
her statt geschlossener Räume hohe luftige Räume und Hallen, wie statt
des Ladens die offene taberna — Anlagen, deren blosser Anblick unter
unserem Himmel das unbehagliche Gefühl des Frösteins erweckt. Da
Niederschläge rasch vorüberzugehen pflegen, erscheint die Bedachung des
Ganzen überflüssig; darum der unbedeckte Innenhof, der Hypäthraltempel,
die offenen Versammlungsplätze und Theater. Im allgemeinen schützt man
sich gegen die Sommerhitze und sucht die Wintersonne auf. Erdbeben
sind in Griechenland und anderen südlichen Gegenden so häufig, dass
die Baumeister sich danach einrichten mussten, wie sie es jetzt noch thun :
Hochstrebende Bauten nach Art unserer Kirchentürme sind nicht ange-
zeigt; im oberen Stockwerk wird gerne das elastische „Binde werk" an-
gewendet.
Litteratur: J. L. 0. Pur de Lababtie, les grandes lignes architecturales, rapports
harmoniques avec le climat et l'esprit des diverses epoques, 2. Aufl., Paris 1881 ; Tbeob.
Fischer, Klima der Mittelmeerländer; über die Erdbeben: S. 24; Nbukann u. Partsch,
physikalische Geographie v. Griechenland S. 319 ff.; Obnstetk im Ausland 1887 Nr. 12.
1891 Nr. 6.
262. Den Kunstformen der Geräte entsprechen die der verschiedenen
Gebäudearten; allein diese sind so kompliziert und dabei doch wieder so
gleichartig, dass ein Abschnitt über die Kunstformen der Bauteile
vorausgehen muss. Die planmässigen geschichtlichen Untersuchungen sind
freilich bisher selten, weil fortwährende neue Entdeckungen immer neue
Hypothesen hervorrufen. Vom Standpunkte der Kunst, welche die Er-
scheinung über das Wesen stellt, zerfallt jeder Bau in zwei verschieden
behandelte Teile, die Aussenseite und die Innenräume. Wir schicken von
den gemeinsamen Bestandteilen der beiden die wichtigsten voraus, näm-
lich die Pfeiler, Säulen und Bögen.
Litteratur: Glst. Ebb, die Schmuckformen der Denkmalsbauten, Berlin 1892
1. klassische Antike und nordische Kunstanfänge, 2. Altchristliches, Byzantinisches und
Karolingisches. Eine Supplementtafel wird die schulmässigen Benennungen veranschaulichen
Soweit der Oberbau nicht von Mauern getragen wird, bedarf er
Stützen, welche man — von den rohen Pfosten abgesehen — je nach
ihrer eckigen oder runden Form Pfeiler (Pilaster) oder Säulen nennt. Die
ersteren sind das naturgemässe im Stein, wo sie zur Quaderarbeit gehören,
die letzteren dagegen im Holz, wo ja zur Stütze der einfache abgerindete
Stamm sich bietet. Die einfachste Form des Pfeilers ist die viereckige,
welche in den Steinbauten des alten ägyptischen Reiches vorherrscht.')
Zur Überleitung in Boden und Decke werden Sockel und Kapitell abge-
'^ Z. B. in den Mast^baa und im Cha'fre' -Tempel.
Kap. Vm. Die Bauknnst nach Material und Technik. (§§ 262—263.) 309
sondert.*) Der Schaft selbst erhält eine weniger steife Form durch Ver-
jüngung.*) Den einfachen Pfeiler entwickeln schon die Ägypter nach zwei
ganz verschiedenen Richtungen. Im neuen Reich, namentlich unter
Ramses 11., hat man häufig an die Pfeiler der Fagade Statuen des Königs
oder eines Gottes angelehnt.') Diese Statuenpfeiler haben Seitenstücke bei
den Griechen, welche jedoch Atlanten, Barbaren, Pane oder Mädchen be-
vorzugen;^) als Zwischenstufen liegen vor ihnen die Reliefpfeiler und die
nur mit Malerei geschmückten.^) Schliesslich lässt man den Pfeiler weg und
es bleibt die blosse Statue als Träger; ganze Hallen, wie die Giganten-
stoa in Athen, die untergegangene Perserhalle Spartas^) und der berühmte
Anbau des Erechtheions ruhen nur auf solchen menschlichen Trägem. Die
neun Musen haben manchmal ähnliche Zwecke erfüllen müssen. '') Ausser
den schon genannten Besiegten treffen wir Hermen^) und vor allem weib-
liche Gestalten, welche kein besonderes Attribut haben; nur halten sie
den Druck nicht mit dem Kopfe aus, sondern einem Korbe, welcher später
etwas variiert, z. B. zu einem korinthischen Kapitell umgestaltet wird.^)
Die Archäologen pflegen sie nach dem Vorgänge des Vitruv,i<^) der den
Namen durch eine Geschichtsfabel erklärt, Karyatiden zu nennen; ihr
klassischer Name ist aber xogai schlechtweg.
268. Fruchtbarer war die andere Gattung, welche das bezeichnende
hat, dass das Prinzip des reinen Vierecks aufgegeben ist. Angebahnt
wird dies nicht eigentlich durch einfache Kannelierung (Riefelung), welche
die Baumeister erst später (z. B. an der Vorhalle des Pantheon) von den
Säulen entlehnt haben. Schrägt man dagegen die Kanten ab, so entstan-
den zuerst achteckige Pfeiler, dann zwölf- und sechszehneckige. Alle drei
Arten erscheinen an den Bauten des mittleren ägyptischen Reiches, am
häufigsten die erste und einfachste; ^^) dabei kommt bereits die Belebung
der ebenen Fläche durch vertikale Rinnen (Kannelüren) vor. Den Über-
gang zum Dache vermittelt eine quadratische Platte, während auf dem
Boden statt einer solchen, damit der Fuss nicht an den Ecken sich stossc,
ein runder Ring aufliegt. Diese polygonen Pfeiler, welche hin und
wieder bei den Griechen auftauchen,**) galten früher für die Vorstufe der
dorischen Säule, weshalb Champollion den schon sprachlich fehlerhaften
Ausdruck protodorisch einführte; allein ein unmittelbarer Zusammenhang ist
0 Vgl. den Tempel von Phigaleia, die vgl. A. 1834 p. 153 ff.
Propylften von Priene und den milesischen , *) Vitruv. 1, 1, 6.
Apolloiempel. | '') In Mantua Clabac 506 B 1054 B,
^) Ausser den eben angeführten Bei-
spielen vgl. z. B. die Propyläen von Baal-
bek.
') Z. B. in Abu-Simbel und Medtnet-
Habu; noch unter Psammetich Herod. 2, 153.
Halbe Atlanten ; Champollion, lettres p. 335.
*) ^AxXayxBg Moschion bei Athen. 5,
I
zwei in Venedig, eine in Petersburg, vgl.
Benkdorf, Arch. Ztg. 24, 230 ff.
») In Athen: Nr. 442 Sybel; — Atlan-
ten in Dhimitzäna und im Innern des Zeus-
tempels von Akragas.
^) Allerdings an Pfeilerstatuen (Ama-
zone und Incantada); korbartiger Kopfschmuck
208b; telamones Viir. 6, 10(7), 6; Amazone I AZ. 1880 S. 28; 1881 S. 13.
aus Thyrea, und Pan (Nr. 251) in Athen; I *°J I 1, 5; danach ist die Inschrift von
Incantada von Saloniki (Dubm , Bank. P , Avbllino, MB. 10, 59 gefälscht.
Fig. 182). I >')i^KP8ius, A. 9, 69 ff. M. 2, 45, 2a.
*) Ersteres in der Tomba de* rilievi zu
Caere: Dehkis, Etr. P251; letzteres z. B.
in einem Grabe von Tarquinii M. II 3. 4,
'^) Heiligtum der Artemis Limnatis (Ross,
Reisen im Pelop. S. 7); Troizen (Gell, itin.
8. 121); Bolinmos (Volimes auf Zante?).
310 Slassisohe Eunatarohäologie. I. Denkmälerkunde.
schwerlich anzunehmen, weil jene Pfeilerart in Ägypten seit der Blüte des
neuen Reiches, aus der Mode kam.^) Immerhin stellt sie den Übergang
vom Pfeiler zur Steinsäule dar. Hier erfordert die Rücksicht auf die
herkömmlichen Benennungen, von der Lehre des Vitruv auszugehen. Dieser
trägt im ersten Kapitel des vierten Buches vor, nach den Säulen seien
die Bauten in drei Klassen einzuteilen, welche dorisch, jonisch und
korinthisch heissen; der Name des ersten Stiles komme von dem dorisch
genannten Tempel des ApoUon Panionios (sie) und seine Eigentümlickeit
bestehe darin, dass, wie die Grösse eines Mannes das sechsfache seines
Fusses ausmache, so die dorische Säule eine Höhe von sechs Basisdurch-
messem besitze. Die jonische Säule soll am Artemistempel zuerst ange^
wendet worden sein; sie stelle die schlankeren Proportionen einer Frau
(1 : 8) dar, die spira sei der Schuh, die Voluten Schmachtlocken, die Cy-
matia und Encarpia die Haarflechten und die Kannelüren (striae) die Fal-
ten des Frauenkleides. Die korinthische Säule endlich ahme sinnig eine
zarte Jungfrau nach; die Anmie eines früh verstorbenen Mädchens habe
ihren mit einem Ziegelstein zugedeckten Korb auf den Grabhügel und zwar
auf die Wurzel einer Akanthospflanze (Bärenklau) gestellt, welche im
Frühjahr den Korb mit ihren Ranken umgeben habe. Der Bildhauer Kalli-
machos soll dieses Naturspiel benützt haben. Auf dieser verunglückten
Bauästhetik, mit der sich obendrein religiöse Allegoiie vermengt,^), be-
ruhen unsere sogenannten drei Säulenordnungen. Die Architekten der
alexandrinischen Zeit scheinen allerdings nach den glänzenden Bauwerken
der damals so blühenden Städte Joniens und nach denen der isthmischen
Handelsmetropole gewisse Manieren jonisch oder korinthisch benannt zu
haben, während, getreu den historischen Anschauungen der Zeit, dorisch
die altertümliche Schlichtheit hiess.*) Allein diese drei Namen waren
weder die einzigen, wie Vitruv bezüglich der Kapitelle selbst zugesteht,^)
noch verstanden die Baumeister, sogar in Vitruv's Zeit, unter den gleichen
Namen das gleiche. Sie haben z. B. ihre eigene Ansichten über die dori-
sche Manier^) oder sie verbinden Elemente, die Vitruv nur dem einen Stile
gestatten will.ß) Dorisches und jonisches weisen viele Bauten zugleich auf,
wie die Propyläen, Parthenon und Theseion, der delphische Tempel, die
Stoa des Attalos und sicilische Denkmäler;') alle drei Stilarten vereinigt
Phigaleia. Die Missachtung der angeblichen Stilgrenzen erstreckt sich
bis auf die einzelnen Bauglieder, z. B. wenn unter dem jonischen Fries
des Parthenon eine Tropfenleiste sich befindet.®) Um so weniger werden
Unterschiede zwischen den Ornamenten gemacht, welche die Theorie ein-
') Achteckiger Pfeiler aus der 29. Dy-
nastie: Lepsiüs, A. 9, 81.
2\ Vitr. 12 5.
») Vgl." Pausan. 6, 24, 2. 4. 8, 45, 4; ro
nsQiiTTvXoy dwQixoyy Inschrift aus der Kaiser-
zeit Bch. I 55.
*) 4, 1, 12.
^) Erdgeschoss des Marcellastheaters u.
Bau bei S. Adriane am Forum (vgl. Hülsen,
A. 56, 323 ff.)
') Vgl. I 2, 6.
'') Denkmal des Theron und das ,,des
Empedokles' in Selinus.
^) Dorisches Kapitell mit jonischen
Schnecken an den Ecken des Echinos, in
Phleius: Ross, Reisen im Pelop. 29; joni-
scher Zahnschnitt am G^ison des Tempels
von Sikinos; Säulen des Vibius Popidius in
Pompeji unten dorisch, oben jonisch.
[Kap. ym. Die Bankniuit nach Material und Technik. (§ 263).
311
seitig dem dorischen oder jonischen Stil zuschreibt.*) Vitruv unterschei-
det ausserdem (IV 7) einen tuskanischen Tempel; er sagt nicht etrus-
kisch und in der That scheint der Tempelbau bei den alten Etruskern im
Argen gelegen zu sein. Seine Beschreibung ist unvollständig und daher
unklar, jedenfalls war aber das Kapitell dorisch, nur entsprach ihm hier
eine dreigliederige Basis; erhaltene Säulen Etruriens bestätigen diese Be-
schreibung.^)
Litteratur: J. E. Hbss, die Lehre v. d. Säulenordnangen der Griechen, Magdeb.
1835; J. E. Hummel, die Sftalenordn. nach Vitmy n. nach alten Monumenten, Berlin 1840,
30 T.; NoBMAifD-MAUCH, System. Darst. der architekt. Ordnungen der Griechen u. Römer,
neueste Aufl., Berlin 1890, f. m. 102 T.; BOhlmahv (S. 278); Al. Haüsbb, Stillehre der
architekt Formen des Altertums; Über die dorische Ordnung: P. F. Ebell, Geschichte
des dorischen Stils, Stuttg. 1870 m. 24 T. ; E. Blooht, d. griech.-dorisohe Architectur, Lpg.
1876, m. 59 Abb.; über ihr Verhältnis zu Ägypten: Lrpsius (S. 317); W. S. Pbatt, the co-
lumnar architecture of the Egyptians, Proc. of Am. Acad. of arts and sciences XV 313 ff.
(negativ); Mabquabd, Am. J. 6, 47 ff.; Jon is che: J. G. v. Hahn, Motive der j. Säule, Wien
1862, m. IT.; Über Stilreinheit: P.W. Fobchhammkb, über Reinheit der Baukunst auf
Grund des Ursprungs d. 4 Hauptbaustile; 2. Aufl. Kiel 1875; Säulendurchschnitte z. B. A. 9 T. F.
Die Säule ist im Holze entstanden (S. 298), d. h. man benützte zuerst
geglättete Bäumstämme. Was Plinius (36, 45) von Italien sagt, Stein-
säulen habe es früher nur in Tempeln und da nur zur Sicherheit, nicht
zum Schmucke gegeben, dies wird man mit Einbeziehung der Paläste ver-
allgemeinem dürfen. Wie sich aber der Baum verjüngt, so wird die pri-
mitive Holzsäule nach oben schlanker, womit der Grundsatz der Ver-
jüngung gegeben ist."*) Die edelste Naturform der Holzsäule — an
barocken hat es nicht gefehlt *) — ist in Ägypten zur Zeit des mittleren *)
und neuen Reiches die Nachbildung des Palmstammes ;^) oder ein Bündel
starker Rohrstäbe scheint mit einem Bande vereinigt zu sein.') Davon
kommen die griechisch Stäbe {^dßiot) benannten Kannelüren (Hohl-
streifen, Striae), welche am häufigsten die dorischen Säulen schmücken.
Da es sich empfahl, die Säulentrommel vor Beginn der Arbeit durch zwei
Durchmesser zu zerlegen, sind die durch vier teilbaren Zahlen der Hohl-
streifen Regel, imd zwar 16 und 20 sehr häufig,») 12, 24 und 28 seltener; s)
32 kennzeichnen samische Arbeiten. ^^) Andere Ziffern sind nur Ausnahmen. * ')
Die Kannelierung ist weder an der dorischen Säule obligat noch auf die-
0 Felsengräber in Rhodos: AZ. 8, 209 ff.;
Monumente der Eyrenaika; Grabmal des
Theron: Sebbadifaloo III T. 28—30. Andere
Beispiele sogenannter Stilmischungen in Seli-
nnnt, am kleineren Tempel von Paestum, dem
Bogen des Augnstus zu Aosta, in Pompeji,
an den Propyläen von Eleusis, [Gräbern bei
Tripolis und dem grossen Grabe £1-Deir bei
Pebra (Labobde T. 45); vgl. Hittobff, archit.
polychr. T. 2. 6. 17. 18.
') DuBM, Baukunst der Etrusker S. 40 f.
46 ff.
3) Stark in Tiryns (Schliemann S. 275)
und an der Sophilosvase (Ath. Mitt. 14 T. 1).
*) Lepsius III 106 c. 235.
') Nur in Abbildung: Lepsius, Denkm.
II 127.
•) Dies kommt später vereinzelt vor
(ScHBEiBBB, Brunnenreliefs S. 75; Sarkophag
in Catajo, Dütschkb, Bildw. V Nr. 466;
etwas verschieden, mit Blätterschuppen an
Grabsteinen, im Catajo, Dütsohke V Nr. 531
und Mainz: Lehne, ges. Schriften II T. 15, 58);
geschuppte Säulen tragen häufig den Vor-
läufer des hl. Georg.
') Z. B. in Tell-el-Amama.
*) 16 schon in Tirjms (Schliemank S. 275);
20 in Ägypten zu Kalabscheh M. II T. 45, 1 ;
A. 9 T. F5.
*) 28 : unter den Grundbauten des Thea-
ters von Ephesos Am. J. II S. 270 A. 1.
»0) Boss, Inselr. 2, 147; Am. J. II a. 0.
*') 18: auf Thera Boss, Inselr. 1, 181;
am Pronaos von Assos (vgl. Report on the
invest. at A. |S. 89); 21 oder 28 in der
Kirche der Hekatonia Pyliani auf Faros:
Boss, Inselr. 1, 46.
B12 KlaBsischd EniiBtarch&ologie. I. Denkmälerkonde.
selbe beschränkt. Der Oeschmack wechselte eben: Aristoteles rechnet
jene zum ästhetischen Eindruck eines Tempels,') während ansehnliche
Tempel auf Samos, in Egesta und Rhamnus derselben entbehren. Andere
Steinmetzen lassen den unteren Teil der Säule glatt ^) oder füllen hier die
Kannelüren mit Stängelchen aus.^) In Thorikos, am eleusinischen Demeter-
tempel und sonst hat dagegen nur die oberste Trommel Kannelüren. Ob
die Hohlstreifen flacher oder rundlicher sind, hängt von dem Fleisse der
Steinmetzen ab;*) ein Steg {listet, cote, filet) zwischen denselben ist ver-
hältnismässig nicht häufig. Als die krummen Linien besser zu gefallen
begannen, wurden Säulen spiralförmig kanneliert;'*) doch haben solche
Spiralsäulen wegen der Schwierigkeiten der Arbeit mit Ausnahme der
skulpierten Cochlearsäulen (Trajans- und Antoninssäule) meistens geringen
Umfang (besonders als Kandelaberträger) ^) oder sind gewissermassen
markiert, wie in vielen römischen Grabsteinen.') Jene uneigentlichen
Säulen erhalten manchmal eine Art Belebung, indem sie ein Geflecht auf-
gerichteter Schlangen vorstellen; davon führt der allein noch erhaltene
Träger des platäischen Weihgeschenkes den Namen Schlangensäule.
Einen ähnlichen Eindruck mögen die babylonischen Säulen gemacht haben,
um welche man Schilf stricke wand, die sodann farbig angestrichen wurden. •)
Der Säulenschaft wird dabei auch durch die Farbe gegliedert. Die ägyp-
tischen Tempelsäulen sind ihrem ganzen Umfange nach mit farbigen
Figuren und Hieroglyphen bedeckt; inwieweit einst die ebenfalls mit Stuck
überzogenen griechischen Säulen bemalt waren, bleibt noch näher zu
untersuchen. Reliefs zierten die Riesensäulen des ephesischen Tempels.®)
Wie die Kannelüren auf das Rohrbündel zurückweisen, so zieht man auch
eine statische Folgerung aus letzterem. Durch den Druck würde das
wirkliche Bündel niedergedrückt, dass sich die Stäbe in der Mitte ein
wenig nach aussen bögen; im Steine hat nun die dorische Säule in der
Mitte eine leichte Anschwellung (Entasis). Diese wird im Laufe der Zeit
so unbedeutend, dass sie nur die Photographie deutlich macht (Parthenon
und Theseion), oder sie verschwindet ganz (wie in Sunion und Thorikos).
Den Übergang vom Säulenschaft zu seinem Träger {Stylobat, Säulen-
stuhl) vermittelt in der „dorischen" Ordnung nach der herkömmlichen Lehre
nichts, während in Wirklichkeit viele eine Basis hatten;^®) anderen Säulen-
arten fehlt die Basis selten.'*) Die Basis geht ihrer Form nach seltener
0 Eth. Nicom. 10, 4, 2. o) AZ. 30 T. 65. 66; Plin. 36, 211; abgeb.
^) Ecksäale des , Artemision " in Syra- auf Bronzemfinzen : Dottaldsov, archaeol.
kus; Säule des Heraion zu Olympia; «grie- 1 num. S. 21; einst in Thessalonike : Godinus
chischer Tempel in Pompeji; korinthische ' p. 44/5 Paris.
Säule auf Kalymnos: Ross, Inselr. 2,96.
>) Denkmal des Eyrrhestes; Pantheon;
Palmyra; sog. Tempel der Regilla.
*) Sehr flache z. B. in Messene.
MANN, Mitteil. S. 118, 34. Pfeilersäulen (gekup-
pelte Halbsäulen) sind palästinisch (Kitche
NBB, Pal. expl. fnnd, Quarterly statem. 1878
^'^) Mehrmals an der Fran9oisvase, pa-
nathenaischen und anderen archaischen Vasen
abgebildet (Inohiraiii IH 314; Gerhard, AV.
II 143. 293. 281, 1. 2; Am. J. 2, 281 A. 28);
*) Auf Cypem: Boss, AZ. 3, 101. in Assos Am. J. 2, 267 flf. m. Abb.; Säule der
®) Z. B. Moses, coli. S. 31. Naxier in Delphi Foucart, Arch. des miss. s.
^) Auch an einem etruskischen : Heyde- II Bd. 2; im Prodomos des Artemistempels
von Ortygia und (mit attischer spira) im
Tempel von Sikinos; ähnlich in Persien:
DiEULAFOY T. 12 Fig. 28.
p. 124). I ' M Z. B. jonischen Säulen, abgeb. an Vase
») Strab. 16, 1, 5. | von Nola, Berlin Nr. 2161 ; MB. 6, 3.
Kap. Vm. Die Bauknnst nach Material und Technik. (§ 263.)
313
vom Holzbau aus; Holzsäulen werden nämlich in starke Holzblöcke einge-
schaftetJ) Diese hohen viereckigen Basen sind in römischen Bauten
(z. B. zu Salona) häufig, indes schon viel älter.-) Die vieleckigen mit Re-
liefs gezierten Plinthen von Milet') dürften damit in Verbindung stehen.
Viel häufiger dagegen ist die Basis nur als Übergang zum Boden ge-
dacht. Wie der Pfeiler, hat die Säule entweder eine viereckige oder eine
runde Platte als Fuss. Die runde wird durch Abrundung der Kanten zu
einer Art Polster (torus), welcher die jonische und korinthische Ordnung
bezeichnen soll.'*) Die Formen sind jedoch mannigfach abgestuft: Die
nächste Stufe besteht in der Vereinigung der runden und viereckigen
Platte.*) Dann aber wird die Basis in mehreren Gliedern profiliert (z. B.
die der tuskanischen Säule in dreien), wobei blosse Farbe oder Relief
die Zierde abgeben,^) oder die Pflanzenomamente machen sich hier eben-
falls geltend.^)
Da das Auge sich lieber empor als auf den Boden richtet, ist die
Vermittlimg zwischen Säule und dem Getragenen (Kapitell, lat. capi-
tulum, Säulenknauf) von grösserer Bedeutung. Die schlichten stereo-
metrischen Formen stellen wir voraus. Die einfache Steinplatte (Plinthe,
Abacus) beschränkt sich auf den Pfeiler und das „protodorische'* Po-
lygon. Die Holzsäule wird oben in einen stattlichen Würfel einge-
fügt, welchen die Schnitzarbeit etwas gliedert.*) Dies mag das Vor-
bild für das ausgebauchte Stück zwischen Abacus und Schaft {Echinos,
Wulst) abgegeben haben; unter dem Kapitell, am Hypotrachelion sondern
mehrere Ringe (annuli) dasselbe vom Schafte, erinnern aber an das
ägyptische Rohrbündel. Diese drei Elemente bilden das regelrechte
„dorische** Kapitell.*^) Auch dieses unterliegt verschiedenen Geschmacks-
richtungen; besonders die älteren Beispiele*®) weichen von den typi-
schen Musterbildern ab, z. B. ist der Echinos an den ältesten sicilischen
Bauten, dem Heraion von Olympia und in Paestum kesseiförmig. * 0 Die
kahlen Konturen herrschten übrigens am dorischen Kapitell nicht, denn
farbige aufgemalte Ornamente gaben ihm ein gefalliges Aussehen. Be-
sonders schmuckreich war das Kapitell des Antenpfeilers.
') Abb. aus einem Bauernhaus von Ma-
senderan bei Dieülapot, Fart ant. de la
Ferse II S. 47 = Durm I* S. 15.
') Abgeb. an einer rotfigurigen Vase
Wiener Vorlegebl. 1888 T. 8, 1.
») DuBM If Fig. 163.
*) Auch die dorische Säule hat häufig
eine Basis, besonders im Fronaos und in
inneren Säulenstellungen. Jonische Säulen
ohne Basis MB. 5, 11 und im Sepolcro del
cavallo in Girgenti; abgebildet an einer
Vase MB. 7,41.
^) Aphrodisias, Aizanoi, Teos, Propyläen
von Prione.
•) DuRM I « 243. 289.
'') Mit Blättern umgeben, in Rom und
den Bädern von Nimes (CLiBisssAü, mon.
de N. T. 53. 56); abgeb. in Pompeji (M. Nap.
]II);MB. 4, 25; umgekehrtes korinthisches
Kapitell in S. Prassede: Abb. bei Aoamy,
Archit. der altchristl. Zeit S. 42. Dies ist
uralt, wie die Stele von Sippara, wo die
Basis dem Lilienkapitell sehr ännelt, und die
Xerxesballe (Stolz b T. 74) beweisen. In
Assyrien vertritt einmal ein Löwe die Basis.
^) Bbüosch, Westermanns Monatsh. 38,
241 m. Abb.
ö) DuBM P 88 F. 67 U.A.
»0) Z. B. in Tiryns (Schlibhanw S. 275) ;
zwei sehr alte auf der Akropolis: A. XIII
(1841) T. C.
") Bbnndobf, Metopen S. 26 CDG; M.
ined. I T. 4, 2 Sp. 786 (Grabcippus von Me-
gara;; Böttichbb, Olympia S. 198 F. 40, 1 :
V. DuHN u. Jacobi, der griech. Tempel in
Pompeji T. 5 Fig. II bcd; vgl. Sophilosvase :
Ath. Mitt. 14 T, 1.
SU
ElasBisohe Ennstarchftologie. I. Denkmälerkonde.
' Fasste der Steinmetz die Säule als Baum oder Rohrbündel auf, so
geriet er unschwer auf den Gedanken, die Formen des Kapitells dem Pflanzen-
reiche zu entlehnen. Diese Idee ist ausserordentlich fruchtbar gewesen. Die
blumenfreudigen Ägypter bilden sie schon zur Zeit des alten Reichs naturali-
stisch aus ; da finden wir die Blumensäule ^) und die Knospensäule, deren Ka-
pitell Lotosblüten bilden. 2) Seltener ist es aus Palmzweigen 3) oder Epheu-
ranken zusammengesetzt. Ausserhalb Ägyptens gehört das reiche Pflanzen-
kapitell hauptsächlich Cypem an.*) Die anderen Gegenden benützen wohl
die Pflanzen, stilisieren sie aber zu reinen Ornamenten um. Die ältesten
Pflanzengebilde führt man gewöhnlich auf die Lilie zurück; diese Blume
ist aber im Grunde auf drei schematische Teile reduziert, nämlich zwei
nach aussen gebogene und sich wieder einwärts krümmende Blätter, über
deren Kreuzungspunkt ein abgerundetes oder zugespitztes Blatt aufstrebt.
Diese Form ist, wie die Stele von Sippara zeigt, altbabylonisch, •'^) geht
dann zu den Assyriern ß) und Vorderasiaten über und gelangt so zu den
Griechen.^) In der vorderasiatischen Mischkunst entwickeln sich daneben
Kapitelle mit überfallenden Blätterreihen.®) Durch Mischung dieser beiden
Elemente entsteht das sogenannte jonische Kapitell,^) welches demge-
mäss aus dem beiderseits in Voluten (Schnecken) auslaufenden Polster und
dem Eierstab (S. 304) besteht; zur Vermittlung nach oben dient ein
schmaler Abacus, den ein Eierstab schmückt. Mit diesen Grundelementen
erlauben sich die Arbeiter frei umzugehen. Was die aus umgebogenen
Blättern entstandenen Voluten anlangt, so sind ihre Masse verschieden; i*^)
in ihrer Mitte wurden wiederholt Löcher gebohrt, um metallene Zierrate
einzufügen.**) Am Satumustempel in Rom und pompejanischen Bauten
hat jede Ecke ihre Volute.* 2) Dann ist das Kymation keineswegs obligat,
sondern wechselt mit den bei der dorischen Säule erwähnten Ringen.")
1) Lepsius, II 41. nie (mit Blättern
unter der Blume); im Stein umgebildet, s.
Ebman, Ägypten 2, 561. Im mittleren
Reich (bunt bemalt) : Ed. Mbtbb, Gesch. des
alten Äg. S. 161, aus dem neuen: ders. S. 188
m. T.; noch unter den Ptolemäem: Athen.
5,206 b.
') Im alten Reich Lbpsius II 61 a. 111 e,
im mittleren Lbpsius 11 134b; in Stein um-
gebildet: Ebman, II 560. 561.
^) Aus Philai in Berlin (sogar mit Dat-
teltrauben): Descr. I 8; Lefsiüs I 108, III;
Verz. der äg. Altert. Nr. 884; eine andere
aus Philai; einige in Edfu. Stilisierte Pal-
mette in Phrygien: Jhst. 1882 T. 19; Spuren
auch in Lykien.
*) Abb. bei Dübm »245.
^) Abgeb. Am. J. 2, 13 (darunter drei
Ringe); flüchtige Skizze an einem Cylinder:
Am. J. in T. 7, 1. 2 S. 57 ff.
<") In Abbildungen: Am. J. II S. 10 ff.
F. 3. 5. 6.
^) In Eappadokien zu Boghasköi: Pbb-
BOT, explor. T. 37. 47. 50, u. B. de la soc.
des ant. de France 1871 p. 39 ff. m. Abb.; in
Neandreia Am. J. 11 p. 1 ff. (S. 1 Abb., re-
stauriert S. 3); Vase von Vulci, Gbbhabd,
AV. 4. 241 u. Am. J. 2, 16; flüchtig an meli-
scher Vase Am. J. III T. 21. Ohne das mitt-
lere Blatt in Cypem, Abb. Jhst. 12, 76.
•) DuBM *245 (phönikisch); in Perse-
f^olis, Berlin Nr. 567; Kandelaber: Pbbbot
II 630.
^) Muster bei Dübm 245, 246 u. A.; sehr
schöne am Romatempel in Athen: Phot. des
Inst., Akrop. 88; Varianten: Naucratis I T. 3:
Vase des freien Stilss MB. 7, 41 und über-
haupt an verschiedenen unteritalischen Vasen.
^0) Vgl. Museo Borb. XIV, Text zu T, 39.
' ^) Kapitell von Neandreia (s. A . 7); Erech-
theion (nach Pbok:esoh, Denkw. 2, 411 farbige
Steine), Ephesos, Sardes.
") MB. 6, 3. Entsprechend vier Fleurs-de-
lys in Relief, auf Paros: Ross, Inselr. 1, 46.
'') Beide Typen sind aus sehr alter Zeit
auf der Akropolis vertreten (Ant. Denkm. 1
T. 18; Phot. d. Inst. Akrop. 75; Am. J. 4,
22 ff. m. Abb.); nicht ganz deutlich ist die
Gravierung Ant. du Bosph. T. 80, 19 (Sohbbi-
beb, Bilderatlas T. 73, 3).
Kap. ym. Die Bankiiiut nach Material und Technik. (§ 263.)
315
Die zeitliche und räumliche Verbreitung der jonischen Säule ist noch nicht
untersucht; an Grabdenkmälern scheint sie weit öfter als die dorische an*
gewendet worden zu sein.')
Nachdem die ursprüngliche Bedeutung der Voluten längst vergessen
war, wurden die jonischen Kapitelle von neuem durch Pflanzenschmuck
verschönert. Die griechischen Baumeister erachteten dazu die in Griechen-
land häufig wachsende Bärenklaupflanze {Acanthus aspera) für geeignet.
Das Akanthosornament umgibt zunächst (wie in Phigaleia und Epidauros)^)
den unteren Teil des Kapitells als steile Welle, dann steigt es auch in
den oberen empor (z. B. am Lysikratesdenkmal).') Die Anfänge dieses
korinthischen Kapitells liegen bisher im Dunkeln,*^) jedenfalls sah das
vierte Jahrhundert schon seine volle Entwicklung. Dieser Stil entspricht
der Prachtliebe der alexandrinischen und römischen Zeit, weshalb z. B.
das Pantheon und der Tempel des Mars Ultor korinthische Säulen haben.
Mehr als das allgemeine Prinzip beherrschte jedoch diese Perioden nicht.
Die Akanthospflanze erfährt verschiedenartige Stilisierung je nach der er-
forderlichen Grösse^) und geht mit der oder jener Pflanze Verbindungen
ein, z. B. im athenischen Theater mit Schilf blättern. Andererseits wird
das ältere jonische Kapitell mit vier Voluten auf zwei Blattreihen des
korinthischen gesetzt. Dieses Compositkapitell zierte zuerst den Titus-
bogen öden den sogenannten Drususbogen in Rom.'') Gleichzeitig mit der
architektonischen Ornamentik überhaupt (S. 304 f.) sind die Sanken und
Zweige der Kapitelle durch Figuren,*) besonders Köpfe ^) bereichert worden.
Im Vergleich mit den botanischen Kapitellen fällt die Aufzählung
der Tieromamente kärglich aus; an Alter freilich wetteifert mit ersteren
das Stierkapitell, welches zwei aneinander gefügte Vorderteile von
inihenden Stieren darstellt. In Ägypten schon unter der fünften Dynastie
nachweisbar, *®) erreicht es die grösste Verbreitung bei den Persem, ist
jedoch später nur mehr vereinzelt bald da bald dort zu treffen.**) Man
darf vermuten, dass die ersten Exemplare aus den Holzblöcken geschnitzt
wurden, in denen die hölzernen Säulen staken.**) Ebenso gibt hin und
wieder, ohne erkennbaren geschichtlichen Zusammenhang, ein Stiervorder-
') Vgl. Am. J. 2, 283 A. 32 (Ikohibami,
pitt. U 137. 142. 154).
') Prächtiges Beispiel in Athen: *E<p.
itQX. 1885 T. 10.
») DuBM 285. 287. 285.
♦) Über Vitruvs Überlieferung S. 310;
ans Mykene in der Glyptothek AA. 1889
S. 94 f.; Statze der kleinen Nachbildung der
Athena Parthenos.
') Am Porticns des sog. Venustempels
in Pompeji sind die jonischen Säulen durch
Stuck m korinthische verwandelt (AZ. 80,
78 f.).
') Sehr verkleinert in S. Pudenziana
(abgeb. Adamt, Architektur der altchrist-
Uchen Zeit S. 42). Verschiedene Pflanzen-
kapiteUe in Pompeji MB. 4, 25. 6, 27. 10,29;
femer z. B. Jabobniqo, Eämthen T. 8.
^) Übergänge in Pompeji: z. B. MB.
7 28
») Ga. in T. 10. 29. 30 p. 184 f.; Figu-
ren und Büsten in Pompeji MB. 15, 40, caaa
dtf eapitelH colorati und d. e. figurcUi in Pom-
peji; vgl. F. M. AvBLLiNO, descr. di una
casa Pompej. con capitelli figur. all' ingresso,
Nap. 1837, m. 10 T.
^) In Paestum und Salemo: B. 1830
p. 1361; in Toscanella : M. II 20, 7 = Dbnnis
I» S. 481 m. Abb.
Lbpsius II T. 14.
Grosse Photogr. aus Persepolis:
Stolzb, T. 93; Dolos (üned. mon. Lief. V
T. 5); Theater von Verona; Protome mit
Voluten in Ephesos.
'') Abbildung von einem Bauernhaus in
Masenderan Dieulafot II 47 u. Dubm I 15.
"!
316 ElaMisohe Ennstarohäologie. I. Denkmälerknnde.
teil einen Gebälkträger ab.*) Die Einführung von Greifen (Vorderteilen
oder Köpfen) weist ebenfalls auf den Orient zurück.*)
Da gewiss die grössere Hälfte von Säulen in Tempel und Kirchen
gelangte, nimmt es nicht Wunder, dass viele Kapitelle religiöse Sym-
bole erhielten, die allerdings, in Flachrelief ausgeführt, weniger hervor-
treten. Die Himmelskörper zieren einzelne Säulen Phönikiens und Persiens.^)
Das neue ägyptische Reich hat das Hathor-Kapitell, welches zu beiden
Seiten ein Frauenantlitz mit Kuhohren zeigt. Aus griechisch-römischen
Bauten ist weniges notiert,*) während bei den Juden der siebenarmige
Leuchter*) und namentlich bei den Christen das Monogramm Christi oder
das Kreuz an hervorragender Stelle sich zeigen.
Auf die sonderbaren Umgestaltungen, welche die Kapitelle gegen das
Ende des Altertums erfahren, kann hier nicht eingegangen werden, weil
darin die Anfange des romanischen und „arabischen" Stiles liegen; Korb-
und Trichterkapitelle z. B. sind schon in Parenzo zu finden.
Die Gesamterscheinung der Säule hängt wesentlich nicht so ganz
von der Statik als von der Kühnheit des Baumeisters ab. Erstens kommt
es auf das Verhältnis des untersten Säulendurchmessers zur Höhe an.
Vitruv stellt hier Regeln auf, welche von der Wahrheit sich nicht zu weit
entfernen: altdorisch 1:6, spätdorisch 1:7, altjonisch 1:8, spätjonisch 1:9.
Gewöhnlich pflegt man zu sagen, die dorischen Säulen seien allmählicli
schlanker geworden; dies stinmit auch in beschränktem Masse, wie fol-
gende Tabelle zeigt: Paestum 1:4»/«, Korinth 1:4,6, Selinunt 1:5, Propy-
läen 1:5,6; 1: mehr als 6,5 in Nemea, Messene und Megalopolis. Aber
die reine Statistik trifft hier so wenig als anderswo das Wahre. Aller-
dings werden die Baumeister, nachdem sie zuerst die notwendig sehr dicke
Holzsäule getreu in Stein übertragen, mit der fortschreitenden Übung er-
kennen, dass schon schlankere Stützen genügen; aber sie müssen ausserdem
an die Kosten denken und da versteht es sich, dass die Säulen aus ordinärem
„Porös "-Stein dicker ausfallen dürfen als die marmornen; nebenbei be-
merkt, ist die Berechnung der ersteren durch das Abfallen des Stucküber-
zuges erschwert, der manchmal, wie in Korinth, ziemlich dick war.^) Dann
kommt es auf den Druck, welchen die Säulen jeweilig auszuhalten haben, an,
weshalb die Eckpfeiler des Parthenon dicker sind und geringeren Abstand
haben. Drittens wollen manche Bauherrn, dass ihr Werk schlechtweg,
ohne Rücksicht auf Eleganz imponiere. Unter diesem Gesichtspunkte
dürften die gewaltigen Durchmesser der ägyptischen und ephesischen
Tempelsäulen zu beurteilen sein.')
*) Vgl. Benndorf, Heroon v, Trysa S. 67
(Lykien, Dolos, Schapur, Rayenna).
^) Tempelvorballe von Priene: Choi-
SEUIL - GoüFFiER T. 116,* lon. ant. I K. 2;
Berlin).
*) Kapitell mit Demetersymbolen, in
Magnesia: Chandler, Reise in Eleinasien
S. 292. Auf dem Palatin wurde 1893 ein
Uned. ant. of Att. K. 3 T. 4. 5; Friederichs- i Kapitell mit religiösen Geräten und Attri-
WoLTERS 863 f. ; ganz entsprecbend drei- buten gefunden.
seitige: Stbel, Weltgesch. S. 319 nach Phot, *) Aus Ostia, im Lateran (R5m. Quai*-
vgl. Michaelis, Ath. Mitt. 14, 9 ff.; Kapitell
mit Greifenköpfen in Augsburg.
^) Tyros: M. Nap. 18,2; ähnlich aus
Persepolis in London (Abguss G 48 in
talschr. 4, 145).
^) Klekzb, Aphorismen S. 55.
^) Vom alten Tempel von Ephesos ca.
1, 50 m. (Jhst. 1889 S. 1 ff.), ca. 1,90 vom
Kap. Vttl. Die BankuiBt naoh Material und Teohnik. (§ 264.) 317
Litteratur: Ausser den 8. 311 angeführten Werken Chipibz bei Daremberg et
Saglio, dictionnaire v. capitulum ; Lbpsius, über einige ägypt. Kunstformen, Abb. der preuss.
Akad. 1871 ; B. Meissner u. P. Rost, noch einmal das bU-hill&ni u. die assyrische Sftule,
Lpg. 1893 m. 2 T.; über den Ursprung des jonischen Kapitells: Guhl, Crelle's Journal
f. die Baukunst, XXI. Berlin 1845; Dieulafoy, Tart ant. de la Perse H 31 ff.; J. Lange.
det joniske kapitels oprindelse og forhistorie, Kopenh. 1877 (vgl. R. crit. 1878 II p. 326);
GooDYEAB, Am. J. 3,271 ff. T. 18—29; Puchstbin, d. jonische Kapitell, Berlin 1888.
Einige Bemerkungen wären noch über die Syntax der Säulen und
Pfeiler zu machen; doch verschieben wir dies lieber bis zu den Säulen-
haUen. Nur ein Punkt muss schon hier zur Sprache kommen. Die Säulen
eines Tempels oder einer Kirche sind nicht notwendig nach einem Muster
gearbeitet; die Verschiedenheit der Säulen des olympischen Heraions
schreiben die Archäologen der allmählichen Ersetzung der alten Holzsäulen
zu. Doch steht dieser Fall nicht vereinzelt da, weil die Verschieden-
heit ihren nationalökonomischen Qrund hat. Wertvolle Steinsäulen reprä-
sentieren einen so hohen Wert, dass das Tempelbauamt gerne einzelne als
Geschenk von Privaten, die zuweilen ihren Namen eingraben lassen dürfen,
annimmt.^) Stand schon früher ein Heiligtum an der Stelle, so werden
die noch brauchbaren Säulen wieder aufgerichtet,*) und sobald die Aus-
nutzung älterer Bauten beginnt (S. 18 flF,), holt man nichts eifriger als
Säulen, wodurch alte Kirchen manchmal eine Musterkarte von Säulen ver-
schiedenen Stiles und Stoffes aufzuweisen haben.
264. Das auf den Säulen ruhende Gebälk besteht zunächst in den
langen Querbalken, welche Architrav {Epistylion) heissen. Der Architrav
trug einst wahrscheinlich aufgemalte Ornamente oder war mit einer Farbe
bedeckt.*) Oben hat er im reichen „dorischen** Stil eine Abacusgliederung
(taenia) mit Leistchen {regulae) und Tropfen (guüae), welche den Triglyphen
entsprechen. Statt dieser schliesst an einfachen Bauten ein blosses Band
den Architrav ab.*) In den anderen Stilen begrenzt ihn ein zwei- oder
dreimal abgeplattetes Gesimse, welches einst aufgemalte Ornamente besass.
Über den Architravbalken kam naturgemäss eine Querlage von Balken,
welche das Dach trugen. Da diese nicht eine geschlossene Reihe zu bilden
brauchten, ergab sich für die Vorderansicht eine Anzahl von einzelnen oder
zu zweien, auch dreien gruppierten Balkenköpfen und dazwischen erhebliche
Leerräume. ^) An schlichten Bauten ist dieses Verhältnis noch lange ge-
blieben; das Haus des Odysseus und den taurischen Tempel müssen sich
die Dichter in dieser Weise gedacht haben. Dagegen verlangt die Stein-
fa^ade einen geschlossenen Bauteil, den Fries. Anfangs ist seine Ein-
heitlichkeit nur scheinbar, indem die dreifachen über jeder Säule und in
der Mitte der Säulenabstände ruhenden Balkenköpfe zu drei parallelen
senkrechten Furchen, welche Triglyphen (Dreischlitze) heissen, stilisiert
zweiten (oben 1,575); ebenso dick wie die | ^) Violett an der Sophilosvase : Atli.
letzteren sind die Peribolossfinlen des Par-
thenon.
*) Vgl. Ps. Aristot. oecon. 2, 2, 19 ; un-
griechische (anch Sayce lydische) Inschrift
einer alten epbeaischen Säule : Trb. a. 4, 334 f.;
in Labranda Weihungen der aiefpayti^ogoi.
«) Für Ephesos von Strabon (14, 1, 22)
bezeugt.
Mitt. 14 T. 1 ; Reliefs in Assos ; Einsatzlöcher
(für Schilde?) am Parthenon.
*) Z. B. am Aphroditetempel von Aigina.
^) Felsengrab von Benihassan Dubm I
14 ; ähnlich an dem Bauernhaus von Masen-
deran (S. 313, 1); angedeutet an der Säule des
Löwenthores und einer archaischen Münze
von Gela (Abb, Brit. Mus. Sicily S. 66).
318 fiäassisohe Xonaiarohäologie. t. l^enkmälerknnde.
werden, wogegen Platten mit Figurenschmuck (Metopen) die Fenster-
lücken verschliessen;^) diese Anlage, welche nur scheinbar in Ägypten vor-
kommt, bezeichnet den altertümlichen, dorischen Stil, ist jedoch nicht ein-
mal dem jonischen fremd.') Die Furchen schliessen rund ab, nur an
jüngeren Bauwerken gerade.') Dunkelblaue Wachsfarbe hob die Triglyphen
auch malerisch hervor.'^) Überdies hingen an ihnen Beutestücke.^) Die
Römer imitieren sie gerne an Sarkophagen, wobei sie sich in allerlei
Künsteleien (z. B. gewellten Furchen) ergehen.^) Die Metopen werden mit
Platten verschlossen, welche teilweise schmucklos sind (Theseion), zum Teil
Bukranien, Palmetten oder Rosetten,^) seltener Malereien^) und Figuren
in Hochrelief (Selinunt, 4. Tempel von Paestum, Zeustempel von Olympia,
Parthenon) aufweisen. Bei rascher Arbeit (wie am Theseion und in Ela-
teia) wurden die Metopen und Triglyphen aus einem Stück gearbeitet.^)
Gab man die nicht mehr verständlichen Triglyphen auf, so resultierte der
einfache glatte Fries, welchen die anderen Stilarten und manche dorische
Bauten (wie der Tempel von Eardhajki auf Corfu) aufweisen. Den grie-
chischen Namen Zöphöros trägt der Fries insofern mit Recht, als ihn
häufig fortlaufende Reihen von Ornamenten oder Figuren füllen; wir er-
innern nur an Parthenon, Niketempel, Phigaleia, Teos und Prione; am
Erechtheion sind halbrunde Figuren auf dunklem Gründe befestigt. Die
grösste Zahl der bemalten Friesplatten von Terrakotta, welche wohl ein-
fach nach dem gleichen Modell wiederholt zu werden pflegten,*^) gehört
der jüngeren Zeit an. Um die gerade Linie zu vermeiden, werden über
korinthischen Kapitellen die ausschwellende (konvexe) und die glocken-
artige Form des Frieses eingeführt, von denen die letztere den Kapitellen
glücklich entspricht.^*) Von Diokletian an kommt diese Bauweise in Spa-
lato^^) und Konstantinopel (Kirche der hl. Sergios und Bakchos) vor; im
Orient mag noch manche andere Variation, wie der stufenförmige Fries
in armenischen Kirchen von Ani, versucht worden sein. Die weitere Ge-
staltung des Oberbaues hängt mit der Höhe des Gebäudes zusammen.
Jedenfalls schliesst das Ganze oder auch der Hauptteil — Spitzdächer und
Kuppeln ausgenommen — mit einem vorspringenden Gesimse ab. Be
sondere Formen desselben sind die schon von den Ägyptern bevorzugte
Hohlkehle, *^) die schräg nach oben ausladende, deren Geschichte von den
») Vgl. DöBPFELD, Ath. Mitt. 8, 157 f.
^) Abgeb. an der Fran9oisva8e ; Tempel
von Assos; Denkmal des Theron in Akra-
gds; Absalongrab (Dunii I S. 9).
8) AZ. 30, 59 (Metope von Ilion , Thor
der Agora in Athen, Halle im Stadion von
Messene, Tempel von Segesta, BnichstQcke
von Milet, Latoios u. s. w.). Vgl. MB. 6, 3.
*) Vitr. 4, 2, 2.
*) Eurip. Bacch. 1200 ff. 1229, vgl. Iph.
T. 74.
«) Vgl. M. XI T. 1 ; DüTscHKB, Bildw. V
Nr. 827; drei u. sechs: Schreiber, Relief bilder
T. 19 — sog. Pfeifen an d. Incantada inSaloniki.
') Erstere in Amyklai, beide abwech-
selnd in der A. Triada von los; analog in
Anaphe, vgl. Ross, SrjaHoy S. 6 A. 3.
^) Denkmal in Kyrene: Pacho, voyage
p. 377 T. 54 ; das gleiche vermuten vom The-
seion Broendsted, voy. 2, 146 and Wieg-
uäkv, Malerei S. 121. 131. 138 ff.
') Noch Dodwell hatte die Bemalung
des Theseionfrieses beobachtet; vgl. Pro-
KESCH, Denkw. 1, 390.
^0) Abb. ScHRBiBBR, Reliefbilder T. 34
-36.
^^) Erstere in Labranda, am Apollotem-
pel von Sikinos, auf Melos (Ross, Inselr.
3, 6); letztere in Saloniki, Mylasa und
Ephesos.
»«) Abb. Adamy, altchristl. Zeit S. 40.
'•') Auch assyrisch (im Saale von Dür
Magnesia (Phot. des Inst. 17); Rosetten, in , Scharruktn)u. in den Tempelzellen von Amrit.
Kap. Vllt. Die Baukanst nach Material und Technik. (§ 265.)
319
assyrischen Reliefs*) bis zur Alhambra reicht, und die konvexe.*) Als
Zierde erhält das Qesimse bei den Assyriern oben eine Reihe von Zinnen ;
umgedreht und verkleinert, ergibt dies den an jonischen Bauten beliebten
Zahnschnitt (denticuli). Bereits oben (S. 315 f.) sind plastische Gebälkträger
in Form von Stiervorderteilen besprochen worden; wir erwähnen ausser-
dem noch die tragenden Silene und Giganten griechischer und römischer
Bauten.') Eonsolen, Halbsäulen und ähnliche nicht statische Teile gehören
zu den dekorativen Bestandteilen der Fa9ade.
Litter atur: J. Ebibg, de triglyphis, Berlin 1852; MalmbbbGi die Metopen der alt-
griechischen Tempel, Dorpat 1892, m. 4 T. (mit Rücksicht auf die dargestellten Gegen-
stände; vgl. Berl. phil. Wochenschr. 1893 Nr. 25, 26); F. W. Holz, Details griech. Haupt-
gesimse, Berlin o. J. 40B1.; Metzobb, Samml. griech. Bau-Profile, München 1869, f. 10 T.
Gesimse: Guattaivi, mon. ined. 1805 T. 23, 1; Zahnschnitt: Bbbgaü, A. 39, 403 f.
265. Neben der geraden Lage, welche für das Holzgebälk, wie für
den Stein das natürlichste ist, tritt die runde Anlage auf. Der Bogen
passt am besten für den Ziegelbau und ist daher auch in Babylonien zu
Hause. Im Stein dagegen bedeutet er schon eine vorgeschrittene Stufe
der Fügung. Zuerst wagen die Baumeister nur die Blöcke stufenweise
vorzuschieben, bis endlich ein Paar zusammentrifft. Diese Überkragung
erscheint an den Thoren von Stadtmauern, die aus unregelmässigen Steinen
errichtet sind,*) und an ebenso beschaffenen Brücken. 5) Dann wii*d der
Keilschluss gefunden, welchen die Thüre des Campanagrabes in Veji zeigt.*)
Die geglättete Überkragung würde den Spitzbogen ergeben, doch ist dieser
im Altertum wenig beliebt gewesen.') Dagegen wird nach verschiedenen
Versuchen, die den obersten Abschluss betreffen,®) der reine Steinbogen
gefunden. Den ältesten dürfte ein Grab von Abydos, das unter der sechsten
Dynastie erbaut wurde, aufweisen. Die zahlreichen Thorbogen, die in den
assyrischen Bildern zu sehen sind, mögen wenigstens zum Teil steinern gewesen
sein.») Bei den Griechen ist der Bogen nur lokale Eigentümlichkeit ge-
wisser Gegenden (Kleinasien und Akamanien) geblieben. ^^) Ebenso sind
es im Westen anfangs nur die Etrusker, welche Stadtthore (wie die be-
rühmte Porta deir Arco in Volterra, ^ 0 an welcher freilich der Bogen aus
anderem Stein aufgesetzt, also vielleicht nicht ursprünglich ist),**) Eingänge
zu Gräbern*») und Brücken (wie Ponte Formelle imd Ponte Isola bei
*) BoTTA, mon. 11 T. 114; Rawlinson,
the five great mon. I p. 388.
*) Bereits assyrisch.
*) Zenstempel v. Akragas(Ahb. bei Ov£B-
BECK, Plastik 1 H75); DAK. I 20, 102 ; athe-
nisches Theater Clab. Ill 298, 1725; Lateran
385 u. A. 1852 p. 188 n. XX ; pompejanische
Thermen: Breton, Pompeja p. 141; Gigan-
ten: in Rom, AZ. 41, 81 ff.
*) Z. B. in Tiryns, Phigaleia, Abai und
bei Missolungi.
^) Z. B. bei Xerokampi (Sparta): Mube
M. II T. 57, 7. A. 10, 140.
•) Abb. DuBM 2, 28.
^) In Niniveh; etruskisches Grab: d'
Agutcoübt , architect. T. 46 ; abgebildet am
Fries von TWaa T. 12. 13.
^) Am "nior von Bnnarbaschi (Abb. AZ.
1864, 259*) fehlt der Schlussstein, dafür
liegt ein breiter Architrav oben.
^) Bogen im lebendigen Felsen zu Gebeil :
Rbnak, mission T. 30.
^°) Theater von Magnesia, Phot. d. Inst.
7; kyklopisches Thor in Knidos: Dubm I 61;
Thore in Akainanien: Heuzby, le mont
Olympe T. 15 f. ; Dubm I 59. 60.
>*) QoBi ME. III p. 45; Dennis, cities
IP 143 u. A. - - Abbildung eines Thorbogens
an Aschenume in Volterra Nr. 371 (Abb.
Dubm II S. 17 ; Dennis II> 389j.
**) Mioali ant. pop. III p. 5; Ruspi, B.
1831 p. 52. Vgl. § 291.
13) Deposito del Gran Duca bei Chiusi:
Dennis II '338 (spät; auch niedriger Fenster-
bogen); Deposito di Vigna Grande bei Chiusi:
Dennis IP 339; Tempio di San Manne bei
320 Klassisohe KanBtarohäologie. t. I)e]ik]iiftlerkimde.
Veji) 0 nach der orientalischen Art herstellten. Sie verstanden sogar den
Bogen flüchtig anzudeuten, indem sie bloss die mächtige OberschweUe an der
unteren Seite aufrundeten.') Wie sich die alexandrinische Zeit zum Bogen
verhält, ist noch nicht festgestellt;^) in der Kaiserzeit dagegen steht seine
allgemeine Verbreitung fest. Die kühn gewordenen Baumeister versuchen
verschiedene Konstruktionen z. B. mittelst Verzahnung (wie am Grabmal
des Königs Theodorich), die indes erst die Araber künstlerisch ausbildeten;
der Spitzbogen kommt ebenfalls wieder in Aufnahme. 0 Was jedoch die
Hauptsache ist, sie nützen erst den Bogen für die Monumentalbauten recht
aus. Anfangs bringt er in die Einförmigkeit der langen Säulenreihen bloss
Abwechslung. Zwischen dem mittelsten Paare wird statt des geraden
Architraves ein Bogen geschlagen (z. B. am Diokletianspalast und syrischen
Bauten).^) Die nächste Stufe besteht in dem regelmässigen Wechsel der
Bögen und der Horizontalen, welchen zahlreiche Werke des ersten und
zweiten Jahrhunderts aufweisen.*) Endlich folgen, dem Ursprünge nach
die reinen Bogenreihen (Arkaden).'') Die Aufgabe, die Bögen mit den
Säulen zu verbinden, fand verschiedenartige Lösung. Noch am Marcellus-'
theater treten neben die Säulen eigene Pfeiler, auf denen die Bogenansätze
ruhen. Dann sind die geraden Architrave Auflager der Bögen (namentlich
im 2. Jahrhundert).^) Zwischen Kapitell und Bogen vermitteln weiters
eigene Gebälkstücke, sei es eine Platte (Nuceria), ein vielteiliges Stück
(z. B. in S. Costanza)^) oder ein Kämpferwürfel (wie zu S. ApoUinare in
Ravenna).'®) Schliesslich zeigt sich die Möglichkeit, die Bogen unmittel-
bar aufliegen zu lassen. * ^) Der Bogenansatz kann durch parallele Linien,
deren innerste nach unten spitzig statt eckig zulaufen, geteilt werden.'*)
Der Bogen selbst bietet wenig Gelegenheit zu künstlerischen Arbeiten ; nur
die späteren Perser und Lider bekleiden ihn ganz mit Figurenfeldem, was
die Mithräen des Abendlandes vor Augen führen. Zur Zierde eignet sich
vor allem der Kragstein in der Mitte, den z. B. Köpfe schmücken. ^^) Als
Bogenträger erscheinen in den Thermen des Caracalla Statuen. Dagegen
sind in den Kaiserpalästen nach Konstantin Bögen mit herabhängenden
Guirlanden und goldenen Kronen bezeugt.*'*)
Perugia; unter dem Palazzo Cecchetti in \ nus Pius); Praetorium von Phaena (Mark
C/ortona. — Bogen im Theater von Ferento j Aurel); Damaskus; Münzen von Bvblos
bei Viterbo. 1 (Astartetempel) und Samos (Heratempel).
') Vgl. DüBM II S. 32-34. 1 ') Z. B. Hof in Spalato; vorgebildet sind
') Tomba Fran^ois in Vulci; Felsthore sie freilich schon in Felsengräbern z. B. in
in Castel d'Asso; gemalt in Corneto (tomba Falerii (Denhis l"* 98).
degli scudi). ' ^) Wasserleitung Hadrians in Athen;
') An dem ländlichen Relief der Glyp- Grab der Mamastis zu Termessos (Mitte des
tothek ist ein Thorbogen abgebildet. 2. Jahrb.); korinthische Tempel.
0 An der Wasserleitung von Pvrgos | *) Abb. Adamy, altchristl. Zeit S. 46.
bei Konstantinopel: d'Agincourt, architec- ; ***) Abb. Adamy a. 0. S. 47.
ture T. 27, 17. ! *') Peristyl von Spalato; Thermen des
^) In Atil, Musmi^e und Damas. Abgeb. ' Diocletian nach Sbb. Oya; Bogen des Qale-
in dem Relief von Paris und Oinone : Schrei- rius in Saloniki.
BEB, Relief bilder T. 23. Dieser Bogen heisst '*) In Spalato: Abb. Adamy a. 0. S. 43. 44.
wohl in Konstantinopel xoa^rjtfjg (Unger, I ^^) Thorbogen von Volterra; Porta di
Quellen Nr. 338 9). j Giove in Falerii; Schweinskopf: abg. Sohbki-
®) Münzen von Nikaia unter Claudius; bbr, Relief bilder T. 89.
Purgatorium im pompejanischen Lsistempel '^) Abb. im Mosaik von S. ApoUinare
(Nero); Sonnentempel zu Baalbek (Antoni- , nuovo (z. B. bei Rahn, Ravenna T. 2); vgl.
Eap. VllL Die Banknnst naoh Material und Technik. (§ 266.)
321
Litteratnr: über den Bogen bei den Qriechen Mube A. 10, 131 ff. T. II u. M. II 57;
C. Hbideloff, die BaohQtte des Mittelalters u. der Spitzbogen in der Architektor der Alten,
Nümberg 1844, m. 2 T.
266. Gleich dem Bogen ist das Gewölbe sowohl für den Innenbau
wie für den Aussenbau gleich bedeutungsvoll. Der Mangel an Bauholz
und Hausteinen führte die Erfindungsgabe auf diese schwierige Bauart,
welche mithin ein natürliches Ergebnis der babylonischen Verhältnisse ist. *)
Der Gewölbebau hängt überhaupt mit dem Ziegel- und Mörtelbau zusammen ;
auch auf Thera war er durch die Puzzolanerde nahe gelegt. Das Gewölbe
empfahl sich für Yorratsräume und Keller, weil es einen starken Druck
aushielt und gegen Feuer, angeblich sogar gegen Blitze schützte.') Wir
haben hier nur mit der Kunstform des Gewölbes zu thun, die durch die
Technik bedingt ist. Die einfachste Stufe (falsches Gewölbe) entsteht nach
Art des primitiven Steinbogens durch Überkragung. Diese weist Babylonien
in einer Grabkanmier von Mugheir') und ebenso Ägypten in der Haupt-
gallerie der grossen Pyramide auf. Von beiden Ländern gelangte die Kunst
schon in der mykenischen Periode zu den Bewohnern Griechenlands, welche
die bienenkorbförmigen „Kuppelgräber* (neugriech. ßXsaiiia^ Bienenkörbe)
und die „Gallerien* der Mauern von Tirjms erbauten,'') Die falschen Ge-
wölbe aus unregelmässigen Steinen finden sich noch weiter westlich auf
Sardinien {Nurhagen) ^ Pantelleria {Seaia) und auf den Balearen {Talayot),
sowie in Etrurien (Tomba Regulini-Galassi bei Cortona).^) Der Eingang zu
einem Grabe von Spata ist fast dreieckig ^) und so kennen auch die Assyrier
den fortgesetzten Spitzbogen in Kanälen. Beim Gewölbe kam es wie-
derum darauf an, den rechten Abschluss oben zu finden. Diese Stufe
(Überkragung mit Keilsteinen geschlossen) veranschaulichen Grabbauten
von Orvieto.') Die verschiedenen weiteren Übergangsstadien sind schwer
festzustellen; denn Geschicklichkeit und Mut, die der Gewölbebau erfordert,
sind ungleich verteilt. 8) Die Verbreitung des Gewölbes korrespondiert
genau mit dem Bogen. Gewölbte Räume finden sich daher wieder in
Akamanien^) und Etrurien.*^) Gewölbte Gänge, teils über teils unter dem
Boden, zu welchen die berühmte Cloaca maxima in Rom gehört, ^ *) und
ebensolche Brücken sind häufiger.^*) Die gewölbten Gallerien empfangen ihr
Constant. Porphyrog. de caerim. p. 581 f.
Bonn.
0 Strabon 16, 1, 5, womit die jetzigen
Verhältnisse der Kampagna zu vergleichen
sind; babylonisch heisst die Kuppel kabi
(hebräisch u. arabisch gubbdh). Abgebüdet
Latabd II 17. Auch Alexandrien hatte nur
Gewölbe (Bell. Alex. 1).
*) Sueton. Aug. 90.
') J. of the r. asiat. soc. 15, 273; Pbbbot
bist. II p. 232.
*) Dazu kommt der Eingang der Pyra-
mide am Erasinos.
^) Auch Melone bei Camuscia (Cortona),
Abb. bei Dübx II 27.
•) Phot. des Inst., Attika 20*.
') Abb. bei Dürm II 29.
') Sachte Wölbung des Erdgeschosses
EMkdbach der kUas. Altcrtaiiuswlaseuacluift. VI.
im Thurm von Andres (Abb. bei Boss, Inselr.
2, 12). Die Alten haben die älteste Erwäh-
nung in einer demokritischen Schrift ge-
funden (vgl. Sen. ep. 90).
^) Obebhuii MBB, Phönizier in Akamanien
S. 73 ff.
^^) Tanella di Pitagora zu Cortona aus
5 keilförmig geschnittenen innen ausgerun-
deten Blöcken: Dennis p. 658; Dubm II 29;
Tempio di S. Manne bei Perugia: Dennis II
"450 f.; Dubm II 31; Deposito del Qranduca
bei Chiusi: Dubm II 30.
* *) Unterbau des Olympieions in Athen>
einer Mauer auf Samos (Boss, Inselr. 11 146) ;
Theater von Sikyon; Olympia: Ausgrab. V
85; unter dem Scenengebäude von Eretria,
Phot. des Inst. 3. — Von Ziegeln im Toten-
tempel Kamses' II.
^^) Das Bulicame bei Yiterbo: Dubm II
21
322 ElaBsische Ennataroh&ologie. I. DenkmAlerkande.
Licht durch eine Reihe von Bogenfenstern.*) Die Felsengewölbe bilden
eine gesonderte Klasse, da eine gewölbte Decke nicht viel schwerer als eine
gegiebelte herzustellen ist. Beispiele von jenen fehlen daher weder aus
Ägypten (Benihassan u. a.)^) noch aus Griechenland.*) Natürlich werden
hier reine und annähernde Gewölbe je nach der Geschicklichkeit hergestellt,
also halbkugelformige (z. B. bei Keryneia), schwach gewölbte (kubischer
Raum am Orakel des Trophonios) und spitzbogige (wie das „Ohr des
Dionysios** und eine Kammer auf Kythnos).*) Diese Arbeit erleichtert man
sich, indem für den Toten nur eine im Halbkreise abgeschlossene Nische
ausgehauen wird, wofür die alten Christen Roms, die sich diese orienta-
lische Manier aneigneten, ■'^) den Namen arcosolium bildeten. Meister des
Gewölbebaues sind die Architekten der Kaiserzeit. Die technische Anlage
wechselt so oft, dass wir nur die Grundsätze angeben können. Um mit
dem Material zu beginnen, liebt man dasselbe zu mischen und seltener nur
Ziegel oder nur keilförmige Steine anzuwenden;'') schon im Zirkus des
Caracalla sind hohle Gefasse eingemauert, um das Gewicht zu vermindern.'')
Auch aus Holz konnten die Römer Tonnengewölbe konstruieren, wie ein
Bau Hadi'ians auf dem Palatin beweist. Die Mauer, auf welcher das runde
Gewölbe ruht,^) ist rund, seltener viereckig (in Seleukeia und Ktesiphon)
oder polygen (achteckig), eine Form die bei syrischen Baumeistern beliebt
war.^) Der Schlussstein hatte nicht die Bedeutung des Kragsteins, ist
aber doch im Theater von Pompeji mit einem Satyrkopf geschmückt. Das
Gewölbe selbst ist entweder ein fortlaufender Bogen (Tonnengewölbe)
wie er sich für Gänge schickt, oder eine Halbkugel, auch ein demselben
ähnliches Kugelsegment oder endlich eine einseitig gewölbte Nische. Die
Gewölbe sind manchmals durch Kassetten gegliedert, *ö) häufiger erscheinen
sie als Zusammensetzung einer Anzahl von Bogen. So gibt es Schild-,
Grat- und Zellenbögen, welche sich in den Thermen Caracallas und Dio-
kletians verbunden finden ; die Kreuzung von zwei Bogen ergibt das ICreuz-
gewölbe (in den Thermen des Maxentius, schon im Denkmal Therons wahr-
nehmbar). Die Zerlegung des Kuppelgewölbes durch Sektoren verstehen
bereits die Architekten Hadrians, von denen die Späteren den Anstoss er-
32; dreibogig bei Blera Durm II 33 und
Ponte della Badia bei Vulci.
^) Abgeb. bei Scbreibeb, Reliefbilder
T. 94; erhalten z. B. auf dem Palatin und
in der Villa des ^Maecenas* zu Tivoli.
^) Angeblich schon zur Zeit des Usurten I.
(2200 y. Chr.); kleines Grab in Theben
aus der Zeit Amenophis IL; Gewölbe mit
einer Inschrift von Thutmes III. (1597 v.
Chr.).
I *) SoXctQta genannt, auf Amorgos, Asty-
palaia, Kalymnos, Karpathos u. s. w. und bei
Thisbe (Ross, Inselr. 3, 53. 63), auch bei
Delphi gegen Arachowa.
*) Ross, Inselr. 1, 117.
*) S. unter „Gräber*; primitiver Anfang
im «Gefingnis des Sokrates" zu Athen.
') Magazine des diokletianischen Pala-
stes; Stein: Peripteros von Baalbeck und
S. Nicola in S. Germano-Cassino. Ziegel:
Abbild, bei Adamy, Archit. der altchristl.
Zeit S. 29.
^) Seit dem 4. Jahrhundert öffcer: Rahk
S. 48; CoHAusEN, Nassauische Annalen 14,
127 ff.; R. Bbboau, A. 39, 405 ff. T. L 2-7.
*) Über die Entwicklung Adaxt, Archit.
d. altchristl. Zeit S. 28 ff.
^) Kleines Gebäude aus dem J. 282 in
Omm-es-Seitun : De Vogüe, arch. civ. p. 8
T. 6; Palast von Schakka, vor dem 4. Jahrb.;
grosse Kirche von Bosra u. des hl. Georg in
Esra (VoGüÄ T. 21-23). Später S. Vitale
in Ravenna (6. Jahrb.); 9. Jahrb.: H. Irene,
H. Theotokos in Konstantinopel, Athen, Thes-
salonike, Brussa u, s. w.
"^) Z. B. im Tempel der Venus und Roma
(von Hadrian).
Kap. TIIL Die Baukunst naoh Material und Technik. (§ 267.) 323
halten, zur melonenartig gerippten Halbkugel vorzuschreiten. ^) Der Unter-
bau des Gewölbes, welcher noch in der vertikalen Mauerlinie liegt, bedarf
sorgfältiger Stützung und ist dadurch auch mannigfachem Schmucke er-
öfhet: Säulen werden als Trager eingeschoben, z. B. dorische Säulen im
sog. Formianum Ciceros.*) Die Archivolten erhalten eine schöne Form;")
wenn scheinbare Säulen das Gewölbe tragen, schiebt sich zwischen jene
und die Archivolte ein Gebälkstück>)
Litteratar: Rud. Rahk, über den Ursprung u. die Entwicklung des christlichen
Central- u. Kuppelbaues, Lpg. 1866.
267. Dem vertikalen Gewölbe entspricht in horizontaler Richtung der
Rundbau (Rotunde), welcher ebenfalls der Natur des Steines widerstrebt,
aber ihm aufgenötigt wurde, wenn man die traditionelle Form der alten
einfachen Hütten beibehalten wollte. An diese Tradition knüpfen die
durch Überkragung hergestellten .Bienenkörbe'' der mykenischen Zeit
(S. 321) und mehrere etruskische Gräber an,') dann die vorschriftsmässigen
Heiligtümer der Vesta^) und mehrerer anderer Götter, ^) wie auch der älteste
Tempel des Augustus, den wir durch Münzen kennen,^) und das von
Agrippa erbaute Pantheon, dessen neueste Durchforschung allerdings die
Einzelheiten der Anlage in ganz anderem Lichte erscheinen lässt. Mehrere
Gebäude, deren Zweck nicht durchgängig fest steht (der sog. Sibyllen-
tempel in Tivoli und die Vorgänger von S. Maria del Sole und St. Stefano
rotondo^) in Rom, ungerechnet die auf Münzen abgebildeten)*'^) schliessen
sich an diese Gruppe an. Die höchste Leistung stellt aber der hadrianische
Umbau des Pantheon dar, wobei das Emplekton zur Anwendung kam.*0
Übrigens kennzeichnet die runde Form keineswegs den heidnischen Ur-
sprung eines Baues, denn sehr alten Kirchen in Antiochien und Thessa-
lonike (hl. Georg) ^*) kam sie ebenfalls zu. Der zweiten Gruppe von Rund-
bauten werden wir den Namen Tholos beilegen, den schon die Odyssee
für einen Rundbau mit einem Kreise von Säulen kennt. Viele griechische
Städte besassen einen solchen Bau, dessen Verwendung sehr verschieden
war.**) Wir kennen jetzt die Einrichtung durch den Tholos, welchen der
*) Exedra im Canopos der Hadrians- Hskzbk, acta fr. Arv. p. XXIl (Dea Dia):
Villa: DuBM II S. 198. — Villa der Gordiane j M. ed A. 1854 S. 28 ff. (Hercules aaf dem
(Torre degli Scbiavi): Gakina, gli edif. di Forum Boarium).
Roma ant., VIT. 107; Kirche der hl. Sergios < «) Cohsv, monn. de Femp. I T. 4, 278;
und Bakchos in Konstaniinopel (bald nach ' Donaldson, archit. num. Nr. 14.
527 erbaut, sechzehnteilig). *) Plan bei Lakciani, itinerario di Ein-
') Almanach aus Rom 1, 34 ff. m. T. siedeln p. 503 ff. T. 2, 3 = Hülsen, Rom.
>) Vooüi, temple p. 49 m. Abb. Mitteil. 7, 298.
*) In den Thermen Diokletians und Con- '°) Z. B. in Korinth unter den Antoninen
stantins Basilika — trapezförmiges Zwischen- i und später Brit. Mus. T. 20, 14. 22. 22, 12;
sttlck in den Arkaden der Basiliken von | Numism. comm. on Paus. p. 11 T. B 11 — 13;
Ravenna — Klostergewölbe auf Freistatzen, j Aigosthena unter Qeta 1866, 336; Marneion
schon in S. Lorenzo zu Mailand. i in Gaza: Stark, Gaza S. 599 f.; MB. 11, 36.
*) In Orvieto A. 1881 p. 55; mehrere 1 ") Lanciani, Not. d. scavi 1881 S. 265 ff.
Kammern bei der Kirche S. Alessandro in i 1882 p. 345 u. Bull. com. 1892, 150 ff.; £ug.
Fiesole: Ikohibami, guida di Fies. p. 40; dbl
RosBO, Giern. Arcad. III p. 113.
*) Auf GoldmCLnzen Vespasians abge-
bildet; v^ auch Helbig, Italiker S. 52 A. 5.
') Verg. Aen. 9, 408 (Diana) ; Ps. Serv.
Yerg. Aen. 9, 406 (Merkur und Hercules);
GuiLLAUME, Revue d. deux mondes 1892,
1. Aug.; Michaelis, Preussische Jahrbücher
71, 208 ff.; AA. 1893 S. 126 ff.
»«) Texibb, archit. byz. p. 143 ff. T. 28 -
34. - Gemme aus Gonstantine, Ga. 6, 92 abgab.
*') Rundbau in Athen Paus. 1, 5, 1; in
21»
324
ElasBiBohe Eanstarohäologie. I. Denkmälerknnde.
jüngere Polyklet in Epidauros erbaute.') Sein Zeltdach thut dar, dass zu
einem Tholos nicht notwendig ein Kuppeldach gehörte.*) Man darf dieser
Klasse wohl auch die eigentümlichen Votivgebäude in Olympia (Philippeion) »)
und Samothrake (Bau der Arsinoe) anreihen. Theater, Odeen und Amphi-
theater seien einfach genannt. Dem Steine sagte der Polygonbau besser
zu, doch ist das Achteck fast auf den Turm der Winde in Athen be-
schränkt;*) das Pantheon ist innen achteckig, während der sog. Jupiter-
tempel, im linken Hofe des diokletianischen Palastes, umgekehrt gebaut
ist. Indem der runde Raum zum Mittelpunkt einer Anlage gemacht wird,
entsteht der Centralbau. In seiner einfachsten Form wird die Rotunde
mit Nischen umgeben (Rundtempel in Baalbek) ,^) wozu noch ein recht-
eckiger Vorraum kommt (Grabmal der Via Appia).^) Die entwickeltere
Stufe stellten S. Costanza in Rom imd das Baptisterium S. Maria Maggiore
in Nuceria dar.^) Im Centralbau wechselt ebenfalls die runde Grundform
mit der vieleckigen ab, welche der zehneckige Tempel der Minerva Medica
in Rom*) als Vorläufer berühmter Kirchen®) veranschaulicht.
Zum Rundbau müssen auch die halbkreisförmigen Bauten gezählt
werden, welche, in die Wand eingegliedert, Nischen — deren der römi-
sche Bau beinahe zu bedürfen scheint — *^) und für sich allein Exhedren
genannt zu werden pflegen. Eine solche Exhedra oder eine Hemikyklion
ist eine gedeckte Ruhebank oder eine dekorative Anlage z. B. für Ehren-
statuen.'^) In Gebäude einbezogen, schliessen diese Halbrunde Flügel ab
(wie in Olympia). Geschlossene Halbkreise kommen einzeln in Gebäuden
vor (Schlafzimmer in der Villa des Diomedes) oder gruppieren sich um die
Seiten eines Vierecks (beim Turm der Winde). Ovale Räume weisen die
Nekropole von Theben und der megalithische Bau von Hagiar-Kim
(Malta) auf.
Litteratur: Isabkllb, les ^difices circulaires et les domes classös par ordre chronol.
Paris 1855; K. Th. Pyl, die griechischen Rundbauten im Zusammenhang mit dem Götter-
und Heroenkultus, Greifsw. 1861; Run. Rahn (s. S. 323).
Im allgemeinen tritt die geschwungene Linie erst gegen den Beginn
unserer Zeitrechnung — genau lässt sich der Anfang natürlich nicht be-
stimmen — stark hervor und kennzeichnet die Barockperiode des Alter-
tums. Nach diesen Vorbemerkungen wenden wir uns dem Aussenbau zu.
268. Die Fa9ade, auf welche sich unter nonnalen Verhältnissen
der beste Teil der künstlerischen Thätigkeit konzentriert, zerfallt nach
den Anforderungen des Lebens in Wand, Dach und Thüre. Die Beleuch-
Sparta Paus. 3, 12, 11 ; aaXla] &oXia. Anxaiyeg
Hesych.
') Paus. 2, 27, 3; ngaxtixd rijg «p/. er.
1884 T. y(f; vgl. S. 108; wegen der Beleuch-
tung s. Belorr, Beitr. 13 A. 1.
2) Vitr. 7, 5, 5.
^) BöTTicHEB, Olympia *361.
*) Zimmer mit polygonalem Abschluss,
im Piraeus 1892 gefunden.
^j Oppebt, exp^dition p. 15 (der fQnf-
seitige Stylobat entspricht den Nischen).
'») Canina, edifizi VI T. 16 (6 Nischen).
') Adamy S. 34. 36; wahrscheinlich schon
das goldene Haus Neros, wo der Hauptsaal
rund war (Sueton. Ner. 31).
^) Canika, edif. II 75 (über den Nischen
grosse Rundbogenfenster).
®) Bau des Vaters von Gregor v. Na-
zianz; S. Vitale in Ravenna; S. Lorenzo in
Mailand.
'^) Im Tempel des diokletianischen Pa*
lastes wechseln halbrunde und viereckige
Nischen.
»') Z. B. in Troja für Tiberius: Nob-
MAND, Troie hom. T. 15—18.
Kap. Ym. Die BankiuiBt nach Katerial und Technik. (§ 268.) 325
tung wird vielfach von der Strassenseite aus der Thüre überlassen oder
doch mit dieser in äussere Beziehung gesetzt; allein man kann nicht sagen,
dass der antiken Fafade die Fenster fehlen. Am griechischen Wohnhaus
gehen vom oberen Stock nach der Seitengasse hinaus Fenster. Allerdings
gewinnen die Fenster {(pwTaytoyofj fenestrae)^) erst an den Langseiten der
Basiliken den Charakter der Regelmässigkeit und dadurch bedeutenden Einfluss
auf die Erscheinung des Baues. ^) Da die Holzläden der Bauernhäuser zu schönen
Bauten nicht passten, liess man die Fenster, wo es das Klima gestattete, offen ;
wo jedoch der Winter empfindlich war, schützten Glasscheiben (nicht rein
weisse, versteht sich, sondern vielleicht nicht selten farbige, wenn auch
die Glasmalerei noch lange nicht erfunden war) oder Vorhänge. Am »do-
rischen" Bau wurden die Fenster durch Steinplatten (die Metopen, S. 318)
völlig geschlossen, was in der Kaiserzeit wieder aufkam, nur dass man
sie gitterartig durchbrach.^) Wir behandeln zunächst die unentbehrlichen
Bestandteile der Fa^ade.
Litteratar: Fa^adeabau: H. Issbl u. J. Kbusewttz, der Fa^denbau d. klassischen
Altertums, Lpg. 1884 ff.
Um von oben zu beginnen, so gibt das Dach sofort die Entscheidung
über die geometrische Grundform der Fapade. In den Ländern, deren Be-
wohner mit dem Holze haushalten müssen, wird einfach über das Decken-
gebälk Lehm gebreitet und festgestampft,^) so dass ein flaches Dach ent-
steht. Das flache Dach (Altandach) wiegt in Ägypten vor und hat sich
im Privatbau weit (über Susiana, Palästina u. s. w.)^) verbreitet, weil man
es in den Abenden und Nächten des Sommers als luftige Altane benützen
konnte; babylonische Könige'^) und römische Grosse verschönerten sich
diesen Aufenthaltsort durch einen Sommergarten. Der Rand dieses flachen
Daches erhält ein Gesimse, welches in Ägypten aus der flachen Platte und
einer Kehlung (der „ägyptischen** Hohlkehlung) besteht.') Königliche
Gebäude (z. B. der Pavillon von Medlnet-Habu) werden mit Zinnen ge-
schmückt wie die Stadtmauern.^) Sodann nimmt die neueste Theorie
flachgewölbte Lehmdächer an, wie sie die Fran9oisva8e^) und Bilder
ägyptischer Kapellen zeigen. Von den gewölbten Dächern haben wir
bereits oben hinsichtlich des Gewölbebaus gesprochen. Schon das alte
Babylon gewährte den charakteristischen Anblick vieler Kuppeln. In Rom
und Konstantinopel müssen einst, als Kirchtürme und Minarets noch fehl-
ten, die majestätischen Kuppeln des Pantheon und der Sophienkirche wie
mächtige Wahrzeichen hervorgeragt sein. Allein gar nicht zu reden von
^) In alter Zeit klein: Sen. ep. 86, 8.
') Allerdings anch am Bühnengebäude
von Aspendos (Lanckobonskt, T. 22) ; später
in den Vergilminiatoren : Bartoli, p. 60. 65.
Privatalt«rt. § 22 A. 1.
«) Inschrift im Literar. Centralblatt 1892
Sp. 451 (ans dem 7. Jahrb.).
') Abb. Pbbrot bist. I F. 67. Vgl. S. 318 ff.
111 (teils viereckig, teils oben abgerundet). ! ®) Vgl. Plutarch. mul. virt. p. 260e.
*) Z. B.' in S. Lorenzo faori le mnra zu
Rom.
') Lehmdach in Athen: Vitr. 2, 1, 5;
») Wiener Vorlegebl. 1888 T. 2; vgl.
DöBPFELD, Berl. Pbilol. Wochenschr. 1885
S. 833 ff.; wahrscheinlich bei Hesiod Theog.
Lehm nnd Stroh in Massalia: Vitr. a. 0. ; 778 vorauszusetzen; vgl. die Aufsätze auf
Ziegel mit Erde oder Gyps darüber: Plin. , phrjgischen Bauten (neben dem Midasgrab :
36, 186. ! Ath. Mitt. U T. 6; Jhst. 10, 173 m. Abb.).
*) Eönigsburg von Antiochien: Joseph. 1 Auch der lateinische Name testudo passt
ant. 13, 138; Haus der Kirke, s. Iwan Müller, [ dazu; vgl Varro 1. 1. 5, 161.
326 SlaBBisohe Kunatarchäologie. I. Benkm&lerkiirde.
den Zeiten der oströmischen Kaiser, denen Diokletian ein Vorbild gab, ist
auch das ältere Rom nicht arm an Kuppeln gewesen; die Kuppeln der
orientalischen Bazare sind nach Münzen bereits im römischen Macellum
vorgebildet. Das Serapeum imponierte, wie es scheint, zur Zeit seiner
Zerstörung durch eine Anzahl Kuppeldächer.*) Die spitzigen Dächer
sind wohl an den runden Hütten entstanden; wir treffen die Kegelfonn,*)
die pyramidale (wie in Gräbern der 12. ägyptischen Dynastie),') die zelt-
förmige in verschiedenen Spielarten (am polykletischen Tholos, an der
Igelsäule, in Aquileja, Noricum und Pannonien an Ossuarien häufig nach-
gebildet);^) die dreiseitige abgekantete Pyramide des Familiengrabes der
Gens Curia in Aquileja (aus dem 1. Jahrh. n. Chr.) gehört ebenfalls zu
dieser Gruppe. Die Giebelform des Daches empfiehlt sich gegenüber der
flachen sowohl durch Gewinnung des Dachraumes als im Hinblick auf das
Regenwasser und eignet sich daher für alle nicht regenarmen Länder. Sie
wird bereits im Innern einzelner Pyramiden angewendet^) und an der
Fa^ade von Gräbern Benihassans^) nachgeahmt. Das griechische Privat-
haus ist vorwiegend mit einem giebeligen Ziegeldache {xega/xog, xegafiiSeg)
gedeckt, daher auch die Tempel gewöhnlich im Giebel gebaut sind, wenn
schon dort an die Stelle des Ziegeldaches Steinplatten oder Marmorziegel
zu treten pflegen (S. 296). Die uralte Kapelle von Dolos dürfte den älte-
sten griechischen Beleg liefern,^) doch ist das Giebeldach, wie die be-
kannte assyrische Abbildung eines Tempels zeigt, auch dem Orient nicht
unbekannt.®) Der Übergang des Giebeldaches zur Wand wird durch das
vorspringende Gesimse (Kranzgesimse, Geison, Corona) hergestellt; über
den Gesimsen erscheinen längs den Giebelseiten im dorischen Stile noch
die Sima (Rinnleisten, Traufrinnen), Platten aus Stein oder Terracotta,
welche das Regenwasser nach den Wasserspeiern (Hydrorrhoen) leiten.
Den letzteren gaben die Ägypter für lange Zeit die Form eines Löwen-
kopfes*) oder eines ganzen Löwen, ^^j ^^il die Nilüberschwemmung im
Zeichen des Löwen eintrat. Beides übernahmen die Griechen; wir brauchen
bloss auf die grossen Löwenköpfe aus Olympia und dem Heraion hinzu-
weisen.*^) Da man jedoch den Sinn nicht verstand, führte man beliebige
andere Masken (personae) ein.**)
Indem der Giebelbau in den Stein übertragen wurde, erschien er
geometrisch wie ein als Aufsatz auf das Viereck der einfachen Wand ge-
0 Kirchengeschichte des Rufinus 2, 23. ' 24)? In der Litteratur IL <^ 712 f. {flag dyi-
Vgl. Amob. 6, 6, 1. fAutv aXeciyoiy); ebenso Haus des Odysseus
') Mit hober Spitze darauf: runder Turm in , (K. Lange, Haus u. Halle S. 49).
einem Gemälde MB. 12, 48; Sidon. carm. 18, 3. ^) Coste-Flakdin , mon. de Nin. u. A. ;
') Pbrbot I Fig. 160 — 2. bithjnisches Haus; Hausumen Italiens; vgl.
*) Rundbau abgeb. Gampana, opere in , II. <^ 712; M. II T. 45; Pbokbsch, Erinne-
plastica T. 97 und in einem Gemälde MB. | rangen 2, 21.
11,26; vgl. auch Schbeibeb, Reliefbilder ^) Z. B. am Chunsutempel in Theben.
T. 88; erwähnt in der Beschreibung eines ^^) Wie in Denderah und Azurn, nach
Bades von Sidonius epist. 2, 2 (1). Alvarez, s. Heebbn, Ideen II 1, 476.
•*) Pyram. Nr, 39 u. A. ; Pyramide aus * •) Acoyroxäauata Ariston im Gnomol.
der 6. Dynastie, Monatsber. d. preuss. Akad. ' Vatic. 122; Löwe daraufliegend, in Pompeji.
1881 8. 326. Aus gleicher Form in Samothrake und Trysa:
*) A. 9, 72; primitiv an einem Felsen- Beiwdobf, Heroon S. 38 m. Abb.
grab von Veji: Dennis I* S. 9. '0 PHn. 35, 152. — S. auch Güattani,
^) Oder ein Inselutein (AZ. 41 T. 16, , mon. ined. 1805 T. 23, 3.
Kap. Vm. Die Baukunst nach Material und Technik. (§ 268.) 327
setztes Dreieck. Dadurch, dass man diese Auffaesung kenntlich machte,
entstand das Giebelfeld {Tympanon oder astwi^ia, weil es mit einem
schwebenden Adler verglichen wurde). Pindar glaubte den ältesten Tempel
mit Giebelfeld in Korinth gesehen zu haben, >) eine Ansicht, die sich durch
die Gräber von Benihassan und das assyrische Tempelbild erledigt. Jene
Gräber zeigen auch, dass das Giebelfeld nicht ausschliesslich oder ursprüng-
lich den Tempeln zukommt und das es ein Missbrauch ist, wenn man zu
sagen pflegt, die monumentalen Gräber von Lykien, Rhodos, Kyrene,
Petra, Etrurien (Felsengräber von Sovana, Norchia und Castel d'Asso)
oder das Grab des Bibulus in Rom*) hätten eine „ Tempelf a^ade*". Der
Der einfachste Schmuck des Giebelfeldes {ivaieuay) ist ein in der Mitte
angebrachter Schild im Original oder Reliefbild^) oder überhaupt irgend
eine Verzierung des Mittelpunktes, mag sie nun in einem Ornament, In-
signien, einem Tier (z. B. ein Adler, der auf den Namen anspielt) oder
einem menschlichen Kopf bestehen.'^) Die bemalten Giebelreliefs, welche den
ganzen Giebel füllen, sind bisher nur an archaischen Bauwerken Griechen-
lands (Tempeln der Akropolis und dem megarischen Schatzhause in Olym-
pia) nachgewiesen. Daraus entwickeln sich die frei gearbeiteten Giebel-
gruppen, welche sich für den entfernter stehenden Beschauer wenig von
den Reliefs unterscheiden, nur dass sie sorgfaltiger gearbeitet sind; wie
jene heben sie sich von einem dunkelblauen oder roten Hintergrunde deut-
lich ab (S. 300). Die dreieckige Gestalt des Raumes nötigt die Figuren
in verschiedenen Stellungen einzufügen, so dass von der übermenschlichen
stehenden Figur des Mittelpunktes bis zu der liegenden in der Ecke die
Eopflinie fast regelmässig absteigt; nur geschmacklosere Künstler wagen
die Figuren etwas zu verkürzen.^) Die Rückseite der Figuren wird selten
(in Aigina) ganz fertig gearbeitet, sondern aus dem Rohen herausge-
hauen (Olympia und Tegea); da dies in der Werkstätte geschah, kam es
vor, dass manche Figuren an Ort und Stelle erst eingepasst wurden, was
an den beiden letztgenannten Orten wahrzunehmen ist.^) Hin und wieder
sicherten Standplatten die Stellung.^) Das Giebelfeld war nicht der ein-
zige Teil, welcher Schmuck empfing. Die Giebelenden {dxQwtt]Qia) hatten
eherne Becken und Dreifüsse zum Schmucke, z. B. an den Haupttempeln
von Delphi und Olympia.^) Von Figuren waren dort die fliegenden am
Platze, also Niken (in Olympia,^®) wo die Basis himmelblau war und der
0 Ol. 13, 21 (darauB Plin. n. h. 35, 152). | Mus., Thracia 30; Büste an den Propyläen
') Aach rdmisches Grab bei Chinsi A. , des Appius in Eleosis; Schild zwischen zwei
1877 S. 81. I Niken, in Ilion: Imhoof, griech. Münzen
»} CIA. IV S. 37, 297b. i T. 8,3; Sonne?, an der Bühne von Aspen-
*) An einem Tempel (?) auf Melos: Ross, • dos: Lanckoboiiski IS. 115.
Inseh. 3, 7 ; öfter in Abbildungen römischer I ') Spuren finden sich in Lykien und
Reliefs. Etrurien.
^) Scheibe oder ähnliches: Münze von ' 7) Olympia: Jahrb. 4, 272 A. 7. 285.
Delphi, Brit. Mus. T. 4, 22; Ovbbbeck, Gal- | ^) Oinomaos u. Hippodameia in Olympia.
lerie T. 2, 9. 3, 10; Schbkiber, Relief bilder ' ») Delphi? Theopomp bei Athen. 6, 231 f;
T. 103; Münze unter Septimius Severus, | Olympia: raus. 5, 10, 4; Parthenon?: Calüm.
Brit.Mus.PontusT. 5,6; Attribute: ScHREiBBR , fr. 112. — Palmetten? auf Münzen von
a. 0. T. 89; ders. T. 94; Kupfermünze des ' Marcianopolis und Nikopolis (Brit. Mus.
illyrischen ApoUonia, unter Julia Domna i Thracia 30. 41).
Brit. Mus. T. 23, 8, von Marcianopolis Brit. ^^) Paus. 5, 10, 4; an allen drei Enden,
328 KlaBBiBche Kanstarohäologie. I. Benkmälerkande.
Fuss der Göttin auf einem schwebenden Adler ruhte, so dass sie selbst
zu fliegen schien) oder aber überhaupt Götter, wie Zeus mit seinem Vier-
gespann.
Das Giebeldach hat noch manche Abart, welche uns kleinere Nach-
bildungen vorführen. Manche Ziegeldächer sind durch Reihen sattel-
förmiger Ziegel, die vom First herablaufen, {Sattelrippen) gegliedert. So
haben wir uns nach dem Zeugnisse attischer Reliefs viele athenische
Privathäuser und das Asklepiosheiligtum zu denken. *) Werden die Enden
des Dachfirstes abgekappt, so entsteht das polyedrische Walmdach,
welches eine Terrakotte des Akropolismuseums veranschaulicht.*) Über-
haupt korrigieren die Architekturbilder des Altertums die gewöhnlichen
Vorstellungen sehr wesentlich ; unsere modernen Bauten mit ihren wunder-
lichen Dächern haben an alten Gebäuden genug Seitenstücke. ^) Selbst die
Zwiebelform fehlt nicht. ^) Eine antike Stadt des Abendlandes gewährte
also, da mit den flachen Dächern die mehr oder weniger steilen Giebel
wechselten, 5) einen abwechslungsreichen Anblick. Steinerne Urnen oder
Scheiben (Disken) krönten nicht selten die Mauern ;ß) der Pinienzapfen
ist als Aufsatz in Italien verbreitet.'') Windfahnen, die damals schon zu-
weilen plastische Gestalt hatten, zeigten die Windrichtung an. 8) Nur die
Kamine fehlten, wenn auch ähnlich aussehende Zinnen manchmal vor-
kommen,^) während die Beleuchtungsanlagen in der Regel nicht über das
Niveau des Daches hervorragten. Das Licht wurde ja in erster Linie
durch die Thüre oder Dachöfinungen^®) in das Innere geleitet. Abgesehen
von durchbohrten Ziegeln (in Olympia) und Terrakottapfeifen, * *) erhielt das
Dach im römischen Hause und verschiedenen Tempeln, welche man früher
hypaethral nennen wollte, eine grosse viereckige Öffnung; bei letzteren
wirkte der Gedanke mit, dass die Gottheit freien Zu- und Ausgang zwischen
ihrer irdischen Behausung und dem Olymp haben müsse. Vielleicht haben
die Orientalen das gleiche Prinzip auf runde Dächer angewendet.**) In
italischen Städten verordnete die Polizei, dass das Wasser nicht auf die
Strasse abfliessen dürfe und so entstand das nach innen abfallende Dach
des atrium tuscafiicum.^^) Doch verstanden bereits die Ägypter, grosse ge-
schlossene Säulenhallen so zu beleuchten, dass sie den mittleren Teil auf
höhere Säulen stellten; dadurch wurde dieser erhöhte Teil des Daches an
den Seiten mit Fensterreihen versehen. * *) Diese Bauart, welche die helle-
abgeb. Schbeibbb, Relief bilder T. 35; schwe-
bende Nike auf Volute: Clarac IV T. 639,
1445 a.
8) Vitr. 1,6,4; Dio Chr. 74 p. 397R.
») Schreibeb, Relief bilder T. 41. 89;
MB. 11.36; Jahrb. 4, 95.
>) S. auch ScHBBiBEB, hellenist. Relief- '^) Z. B. in den Walmdächern von Hatten-
bilder T. 1. 6; Overbeck, Gallerie T. 3, 10. i umen unter den beiden Firstenden.
-} Phot. des arch. Inst., Athen varia 104. | *^) Am. J. 5, 175 A. 19.
3) Z. B. MB. 10,2. 24. ") Vgl. Konr. Lange, Haus und Halle
*) Z.B. MB. 11,34. S. 17.
») MB. 10, 43. '•) Vgl. Nissen, pompej. Studien S. 635 ff.
') Abgeb. ersteres an SilbergefKss von ^*) K. Lang a. 0. S. 14 ff.; grosser Saal
Pompeji MB. 13, 49, letzteres bei Schreiber, in Kamak : Perrot I T. 5 ; Tempelchen von
Relief bilder T. 80; auf Giebel ders. T. 103. Mykene; Palast von Tiryns nach Dörp-
^) Z. B. Schreiber. Relief bilder T. 88; feld und Middleton (Iw. Müller, Privat-
Dennis II '152; Gorssen, Sprache der£rusker altert. § 11, 2); vielleicht auch zur Zeit des
II 632 f. , Perikles: Plut. Pericl. 13).
Kap. Vm. Die Bankanat nach Material und Technik. ($ 269.) 329
nistischen Baumeister auf das Privathaus übertrugen,^) fQhrt bei den Römern
den Namen B($silica.
Wir brauchen nicht zu sagen, dass das Material die Erscheinung des
Daches wesentlich beeinflusst. Über dem gewöhnlichen Ziegel steht der
Marmorziegel (S. 296); filr den schönsten scheint der Bronzeziegel zu
gelten,*) welcher auf dem Kapitol sogar vergoldet wurde. Schönheit
zeichnete dagegen das später in die Mode kommende Bleidach (S. 202)
nicht eben aus, gar nicht zu reden von dem Strohdach, welches nach
alten Zeugnissen') und der Etymologie {culmus, culmen) einst in Italien
vorherrschte und in der Eaiserzeit noch den westlichen Provinzen eigen
war,^) wo es mit dem ebenso bescheidenen Schindeldach abwechselte.^)
Litteratur: Vitr. VI 3; &ber die Ausg&sse Döbpfbld etc., Terrakotten S. 20; Da-
bbhbero-Saglio, dict. s. t. aquae; HTpAthraltempel: K. Fb. Hbbicabn, die H. des Altertums,
Göttingen 1844; C. Bottiches, der H., Potsdam 1847 u. A.
269. Die Wand an sich hat verschiedene konstruktive Erscheinungs-
formen: einfach senkrecht, in Trapezform schrag vorspringend (Ägypten),
durch Strebepfeiler verstärkt (häufig in Babylonien), unten geböscht (was
sich für Festungsmauern sehr gut eignet). Ihre Fläche wird durch Fenster-
öffnungen durchbrochen, die aber, wie gesagt, im antiken Bau keine sehr
bedeutende Bolle spielen, oder, was die Architekten der Eaiserzeit bevor-
zugen, durch viereckige oder halbrunde Nischen abwechslungsreich ge-
gliedert. Diese Nischen, welche der Innenwand wie der Aussenwand zu-
kommen, haben nur dann einen rechten Sinn, wenn sie etwas aufnehmen;
in der That wissen wir von den grossen Eaiserbauten und anderen Ge-
bäuden, dass Statuen in den Nischen standen. Die Nischen selbst waren
manchmal mit Mosaik und Muscheln ausgelegt^) oder sonst reich verziert.^)
Mit der Plastik standen die Eonsolen ebenfalls in Zusammenhang, welche
jetzt an der Fafade römischer Gebäude, ohne etwas zu tragen oder einen
Balken zu markieren, erscheinen. Dieselben dürften jedoch häufig Figuren
getragen haben ^) oder sie hoben die früher erwälmten Masken (S. 326)
weiter aus der Wandfläche heraus.^) Andererseits stehen sie mit den
gleich zu besprechenden Fa^adensäulen und -Pfeilern in Zusammenhang,
iudem sie solche stützen (wie an der goldenen Pforte zu Spalato)^^) oder
umgekehrt deren Eapitelle Eonsolen vertreten (Amphitheater von Pola).
Die äusseren Eanten der Fa^ade erfahren hin und wieder eine künstle-
rische Behandlung, z. B. werden sie durch Anfügung stabartiger Säulchen
^) Oeci Äegyptii: Vitr. 6, 5, 8, Tgl. auch Nissen, pompej. Stadien S. 23 f.); ländlich
6, 8, 2. Pallad. 1, 22.
') Am Pantheon; /ailxo<rre/(V in der
Appendix Probi.
') Orbüius bei Snet gramm. 9; Biba-
colos bei dems. c. 11; Vitr. 2, 1, 5; VergiL
Aen. 7, 512; Ovid. am. 2, 9, 18; Sen. ep. 19;
in Bithynien Galen. XVIII a 518 Kühn;
ebenso in Sardes Herod. 5, 101.
*) Plin. 16, 156.
') In Gallien und Spanien Vitr. 2. 1, 4;
in Rom bis zum Pyrrhnskriege nach Corne-
lius Nepos bei Plin. 16, 37 (vgl. allerdings
«) 8. 302; in Pompeji und Bigae (AA.
22, 167).
^) Babtoli, sepolcri T. 7. 8. 15. 40; Cam-
pana, dne sepolcri T. 10.
^) Abgebildet in einem Wandgemälde
MB. 9, 4.
^) Geflügelte Köpfe an Konsolen in Spa-
lato: Abb. Adamt, Architektur der altchristl.
Zeit S. 43.
»0) Abb. bei Adamt a. 0. S. 43.
330 KlasaiBohe Eimatarohäologie. I. Denkmftlerkimde.
abgestumpft. 9 Häufiger finden Eckfiguren in Relief (wie vier Sphinxe in
Xanthos) oder rund gearbeitet dort ihren Platz.
270. Was im Altertum den Monumentalbau von dem Nutzbau unter-
scheidet, ist die Verwertung der Säulen. Wie die meisten Zierate,
knüpft sie an ein wirkliches Bedürfnis an. Im Süden sollen die Gebäude
von der niedrigen Wintersonne behaglich durchwärmt werden, während
der höher steigenden Sonne des Sommers der Zutritt nicht frei stehen
darf. Dies erreicht der Baumeister durch ein Vordach vor der licht-
spendenden Thüre, welches natürlich die Stütze von mindestens zwei
Pfeilern {TiaQatrvadeg) braucht. Dies ist die homerische ngdiofiog, welche
von dem erwähnten Verhältnis zur Sonne auch den Namen aXxß-ovaa führt.*)
Diese Einrichtung scheint an den Häusern mancher griechischer Städte
unter dem Namen ngoav^wv fortbestanden zu haben. Bei Gotteshäusern
kommt noch dazu, dass Beter und Weihgeschenke, die im Innern keinen
Platz finden, vor Sonne und Regen Schutz haben sollen. Die einfachste
Form dieser Vorbauten, aus hölzernem Dach und Pfeilern bestehend, ist
in Griechenland noch auf dem Lande weit verbreitet. Verstärkt man die
Stützen, so kann man dabei auch Wohnräume gewinnen, indem die Front
des oberen Stockwerkes ganz oder zum Teil auf dieser Grundlage vor-
springt. Hier kehrt der alte Name etwas umgebildet wieder, denn dieser
im Orient noch sehr häufige Vorbau heisst i^Xiaxov oder Solarium (auch
Maenianum).^)
Auf diesen bescheidenen Grundlagen entwickelt sich die prächtige
Säulen fa (jade. Die Ausdrücke, welche Vitruv mitteilt, gelten im allge-
meinen, bedürfen aber einer gewissen Revision. Dem einfachen Vordach
entspricht die der Thüre vorgelagerte offene Säulenhalle, von welcher das
Gebäude TVQotrrvkog heisst; mit Rücksicht auf die übliche Säulenzahl
spricht man von tetrastylen oder hexastylen Tempeln.*) Grosse Gebäude,
welche an Plätzen oder zwischen zwei Strassen liegen, haben zwei Fronten
und folglich zwei Vorhallen (amphiprostylos), wie der Niketempel, der
vom Markte, aber auch von dem Festplatze des Parthenons aus zu be-
trachten ist.") Steht aber das Gebäude (wie viele Tempel) an einem von
allen Seiten freien Platze, so folgt, dass ihm auch an allen vier Seiten
ein Säulengang vorgelegt werde (Peripteros),') wie z. B. in Selinunt. Als
ein Staat den anderen an Ausdehnung der Tempel überbieten will, da
findet sich ein Ausweg, indem nicht das Gebäude, sondern die Vorhalle
verbreitert wird; hiezu bedarf es der Einschiebung einer zweiten Säulen-
reihe vor der Thür. Bei einfacher Facjade hat doppelte Säulenstellung
0 Z. B. in der Vorhalle des Pantheon.
^) Schon in den Terremare Oberitaliens,
mit 4 Pfeilern: A. 1871 T. Ü9.
3) In Athen Plat. Prot. p. 314c; Ath.
Mitt. III T. 3 Nr. 58; Tanagra: Dikaiarchos
p. 257 M.; Tiaatag gegen Süden Xen. mem.
I, 8, 9; vgl. Apoll. Rh. 1, 798; veattbulum
^) Der Vorbau an sich heisst einfach
üxod, z. B. ütoti TtQo rov ap/ciot; GIG. 3521,
oder nqaaxt^oy (s. o.).
®) Ebenso war das Haus des Eallias
nach Plato (Prot. 315 c) beschaffen.
^) 'AfA(fixloyaq vaovg Soph. Ant. 285;
nsQixloyag vaovg Eurip. Iph. Taur. 405, vgl.
nach G. Aelius Gallusbei Gell. 16,5,3; massiv Eurip. fr. 370 N. Nach Sempeb ist dies das
ausgeführt in Pompeji: Nissen, pompejan. | älteste Schema; unter der 18. Dynastie
Studien S. 456. kommt es in der That schon vor.
*) SiTTL, Archiv f. lat. Lexik. 5, 290 ff. |
Kap. Vm. Die Bankunat nach Material und Technik. (8^70.) 331
das Kabirenheiligtum auf Samothrake. Der verdoppelte amphiprostylos
ist nicht üblich. Dagegen kommt der doppelte Peripteros vor, welcher
Dipteros heisst. Weil damit auch die Schmalseiten verbreitert werden,
bevorzugt man den weniger Raum einnehmenden Pseudodipteros,
welcher an den Langseiten nur einfache Säulenstellungen hat, eine Form,
welche die Alten zuerst am Artemistempel von Magnesia fanden.^) Das
athenische Olympieion mit dreifachen Schmalseiten und doppelten Lang-
seiten und den späteren kapitolinischen Tempel, der nur in der Front drei
Reihen hatte,*) dürfen wir einen Pseudotripteros nennen.
Eine andere Reihe dürfte auch den südländischen Grundsatz des
gegen die Strasse zu offenen, für Handwerker und Händler eingerichteten
Parterres zurückgehen; da die Decke gestützt werden muss, so ergeben
sich im monumentalen Bau Seiten wände (Anten), zwischen deren Stirn-
seiten eine Säulenreihe steht. Diese Form, welche Yitruv als die älteste
Tempelart betrachtete, {templum in antis) beginnt monumental naturgemäss
mit den Felsengräbern Ägyptens und war vor dem Perserkriege, wie die
Schatzhäuser Olympias und der ältere Tempel von Rhamnus zeigen, ziem-
lich verbreitet.') Diese Art wird mit der umlaufenden Säulenhalle ver-
bunden, wobei beide Schmalseiten Anten erhalten (wie am alten Athene-
tempel, dem olympischen Zeustempel und dem Theseion). Bald jedoch
lassen die Baumeister von den Anten nur Stümpfe übrig (z. B. am Par-
thenon) oder beschränken sie auf die Vorderseite (Asklepieion in Epi-
dauros).
An der runden Hütte konnte ein gedeckter Umgang entstehen, indem
das zeltartige Dach verbreitert und dann auf Pfosten gestützt wurde;*)
dies ist die primitive Grundlage des Tholos (S. 328) oder runden Peripteros.
Der nur aus Dach und Säulen bestehende Monopteros gehört nicht eigent-
lich in diesen Abschnitt, weil er im Grunde nur ein Schutzdach ist. Das
praktische Bedürfnis schuf neben den erwähnten planmässigen Bauten
häufig Säulenhallen, welche Anbauten heissen dürfen; ausser Theatern und
ähnlichen Schauplätzen sei nur das Erechtheion genannt!
Dem offenen Bau des Erdgeschosses entspricht ein ebenso gearteter
Oberstock, dessen Decke wieder von einer Pfeiler- oder Säulenreihe ge-
tragen werden muss. Dadurch ergeben sich offene Loggien s) mit Balu-
straden, welche an Kunstbauten (z. B. in Pergamon) Reliefschmuck trugen.
Mit dem zunehmenden Mute der Baumeister mehren sich auch die offenen
Gallerien, welche vermöge der Überwölbung übereinander gesetzt werden
können.^) Will man nun geschlossen bauen und doch den Schmuck der
Säulen und Pfeiler nicht entbehren, so werden sie in kurzem Abstand vor
die Wand gesetzt (Vorsetzsäulen und -pfeiler)^) oder nur halb heraus-
') Vitr. 3, 2(3), 8, vgl. 7 praef. 12; alte ») Syrische Beispiele bei Voottt, Syrie
Beispiele bietet anch Syrakus in zwei Tem
peln.
centr. I 30. 36-38. II 98. 110. 149.
') Schöne Beispiele in der Villa des
') Dion. Hai. 4, 61, 4. Maecenas zu Tibur (Kupferstiche) und (drei-
') Auch das südliche Ägypten hat Anten-
tempel.
*) In Afrika (z. B. bei den Mangbattu)
werden noch solche Htttten gebaut.
fach) um das palatinische Stadium.
^) Z. B. an römischen Triumphbögen und
der Attica des Colosaeums.
332
nasaisolie EnBstarcliftologie. I. Benkm&lerlninde.
gearbeitet, in welchem Falle sich Halbsäulen und -pfeiler ergeben; 0
schon am grossen Tempel von Akragas erscheinen Spuren derselben. Sehr
gut nehmen sie sich in der unteren Reihe grosser Theaterbauten (Mar-
cellustheater und Colosseum) aus, ebenso an Triumphbögen und Gräbern, wo
z. B. die syrischen Architekten durch dieselben den hohen Bau in mehrere
Stockwerke gliedern. Die Facjadenpfeiler schliessen sich^ der geraden
Mauerlinie eigentlich besser als die rundlichen Säulen an, wofür die
grossen Amphitheater geeignete Beispiele liefern.
271. Die Syntax der Säulen und Pfeiler ist för die Fa^ade nicht
gleichgiltig. Die eckigen Pfeiler geben einer Säulenreihe den passenden
Abschluss. Als aber der Baustil mannigfaltiger wird, macht sich auch
dort das Streben nach Abwechslung bemerkbar. Pfeiler und Säulen
wechseln ohne tektonischen Grund (Vorhalle des Pantheon) und kon-
trastieren noch stärker, wenn erstere Kannelüren erhalten, letztere nicht
(Tempel von Pola).
Wir weisen ausserdem kurz auf die hölzernen Alt<ane oder Gallerien
(Vorbauten) hin, welche dem Privatbau angehören.*)
272. Waren die Pfeiler und Säulen nicht unbedingt notwendig, so
gehört zu den unentbehrlichen Teilen der Fa^ade das Portal. Es setzt
sich zusammen aus der Schwelle, den Thürpfosten'*) und der Oberschwelle
wie der Thüre selbst; über der Oberschwelle wird manchmal eine Lünette
(durch Überkragung am Atreusgrabe hergestellt, später halbkreisförmig)
zur Einführung des Lichtes oflfen gelassen. Am Löwenthor ist sie bekannt-
lich durch eine Skulpturenplatte geschlossen.^) Ansehnliche Thüraufsätze
begegnen nicht sehr häufig.*'') Der urgeschichtliche Thorverschluss, den
die Odyssee noch bei Grotten kennt, war ein Steinblock, woraus die Stein-
platte entstand, welche z. B. an den ägyptischen Pyramiden als Falltüre
dient.®) Die Thüre trug durch ihr kontrastierendes Material zur Poly-
chromie der Fa9ade bei.^) Das hölzerne Thor verschönerte man durch
Täfelung®) oder Bemalung. ^) Grösseren Effekt macht jedoch das Metall,
meist Bronze,*^) seltener Silber^*) und Gold, wodurch der kapitolinische
Tempel berühmt war.'*) Die kostbarste Thüre war mit Elfenbein belegt.**)
Das technische Ornament der grossen Thore waren Nagelköpfe, die selbst
') Philol. 26, 87 f.; abgeb. bei Schreibeb,
Reliefbilder T. 7.
') n€Qiifgof4og, Aristoph. Geras fr. 4 M.
(133 K.); IvXtoy i^oxal in Rom Herodian. 7,
12 5
') Prächtige Thfireinrahmung MB. 4, 11.
*) Durchbrochene Platte, wie es scheint,
auf Münze von Callatia in Moesien (Brit.
Mus. Thracia 23). Doppelte Fensteröffiiung:
ScHBBiBBB, Relief bilder T. 8.
^) Abgeb. in der Tomba del citaredo in
Cometo M. VI, VII T. 79 (in d. Mitte Palmette,
an den Enden Tauben).
*) Merkwürdige SteinthÜren in Sillyon :
Lanokobonski, Pamphylien I S. 79 Abb.
^) Pictas fores Stat. Theb. 10, 52; vgl.
CTG. 2297.
^) Öfter in Malereien (z. B. aus Resina,
MB. 10, 21) abgebüdet.
') An der Sophilosvase: Ath. Mitt 14
T. 1; Inschrift von Delos {eyxavaiy xtov
&vQ(Sy) Bch. 6,319; in Babylon mit Asphalt
überstrichen: Strab. 16, 1, 5.
»0) Eurip. IT. 99; in Rom: Plin. 34, 13:
Liv. 10, 23, 12; Varro 1. 1. 5, 163; Plut.
CamiD. 12; Carthago: Verg. Aen. 1, 428 ff.;
erhalten in Wiesbaden A. 1854 p. 108 ff.
T. 27-29.
") Ovid. met. 2, 4; Hieron. ep. II 20 (von
Kirchen).
^'^) Zosim. 5, 38 a. E.; pastes deauratos
von Privathäusem : Hieron. ep. II 7 gg. £.
»») Propert. 4, 2, 5; Hieron. ep. II 20;
Prud. perist. 2, 478.
Kap. vm. Die fiankunst nach Itaterial und Teohnik. (§§ 271'-274.) 333
in Stein oft nachgebildet worden sind.^ Zu einem Prachtbau gehörte
aber ein Thor mit getriebener Arbeit, wie wir ein solches noch von dem
assyrischen Palaste zu Balawat besitzen.^) Vielleicht hat Augustus alle
anderen durch Goldelfenbeinarbeit überboten.») Thürklopfer sind selten,
aber doch auch in schöner Form erhalten/) Endlich haben die Thür-
vorhänge eine gewisse architektonische Bedeutung.^)
Litter atur: C. Saoittarius, de ianois veterum, Altenb. 1672; Mau, Führer durch
Pompeji S. 21 (eigentümliche l'üranlage des Jupitertempeb) ; Formen von Steinthüren: Fel-
Lows, travels in Lycia p. 187 T. ; Vorhänge: P. Gbostabosa, le basiliche Christiane, Rom
1892; HBBXAim-fiLÜMNBB, griech. Privataltert. S. 156, 1; vergl. oben S. 171 f.
273. Der Vollständigkeit zu liebe, wollen wir noch der Sonnen-
uhren gedenken, die in nicht unbedeutender Zahl aus verschiedenen Zeit-
altern erhalten sind; nicht alle freilich gehören hieher, weder die horizon-
talen^) noch die transportabeln Handuhren. ^) Aber die Sonnenuhren machen
gleich imseren Uhren einen Bestimdteil monumentaler Gebäude aus (z. B.
am Apollotempel in Pompeji).
Litt er atur: Wöpkb, disqoisitt. archaeol.-mathem. circa solaria veterum, Berlin 1842,
m. 4 T.; G. H. Mabtini, von den Sonnenuhren der Alten, Lpg. 1877, 2 Bde. ; Fb. Kehnbb,
röm. Sonnenuhren aus Aquileja, Wien 1880 (Mitt. d. Centralkomm.) m. 13 lU.; Mabucohi,
A. 56, 286 ff. m. T. Q (sehr alte Uhr in Praeneste).
274, Im weiteren Sinne gehören zur Fa^ade die Unter- und Vor-
bauten. Hervorragende Gebäude wurden auf einen massiven Unterbau
(insofern er Säulen trägt, azvXoßdvriq, sonst xqr^mg oder xQr^mdiofxa genannt)
gesetzt, welcher oft in übermenschlich grosse Stufen zerfiel. Den Zugang
vermittelten kleinere, zwischen jene eingeschobene Stufen.^) Doch diese
Form entsprach den von allen Seiten zu beschauenden und zu betretenden
Gebäuden. Wo hingegen ein Hauptzugang vorhanden war, baute man eine
einfache Freitreppe, welche in verschiedener Abstufung, gewöhnlich durch
Seitenwangen begrenzt, Privathäuser — Hippias besteuerte sie — , Villen,*)
Paläste/^) und Tempel'^) heraushob. Wenn ein weiter Vorplatz zur Ver-
fügungstand, wurde er gepflastert oder mit einer Anpflanzung geschmückt. ^^)
Eiserne oder bronzene Gitter sind zur Abgrenzung des Ganzen eine seltene
Ausnahme ; sie sperren gewöhnlich nur Zugänge ^^) oder umschliessen kleinere
Dinge wie Altäre. **) Propyläen und Pylone rechnen wir zu den Komplexen
von Eultusanlagen, nicht zu den einzelnen Gebäuden. Unter dieser Voraus-
setzung fällt für die Erscheinung des Aussenbaues auch die landschaft-
liche Umgebung ins Gewicht. Tempel bleiben hiebei ausser Betracht,
weil bei der Wahl ihres Ortes religiöse Momente mitspielten. Dagegen
') £ur. IT. 1286 6v/6fji<povg nvXag; Re-
lief der Villa Negroni; Caylus, reo. Y 106,
8—6 n. ö.; Hibt, Baukunst T. 38, 8; goldene
Buckeln: Cic. Verr. 4, 58.
') Vgl. auch Ovid. met. 2, 5 ff.; Glaudian.
VI. cons. Hon. 44.
») Verg. Georg. 8, 26 ff.
*) Medusenkopf ans Bronze: 6a. 1, 69 ff.
>) Abb.: A. 1869 S. 15; Rossbach, röm.
Hochzeits- und Ehedenkmäler S. 42.
^) Mit Windrose in Aquileja.
') Ein Beispiel im Museum des Pi-
raeus.
^) Z. B. am Parthenon und in Selinunt: j
HiTTORFF, arch. pol. T. 4. 18, 82.
^) Sen. ep. 84; in kampanischen Ge-
mälden abgebildet.
^^) Ungefähr 200 Marmorstufen: Joseph,
ani 15, 824; am Palatium: Suet. Ner. 8. Vit
15 u. ö.
^^) Z. B. zur Terrasse des Kabirion (Phot.
des Inst. 9*); Schreibbb, Relief b. T. 108.
*^) Auf Ejiidos: Lucian. amores 12; Pbel-
LEB, Regionen S. 114.
1^) Bronzen am Opisthodomos des The-
seions; eisern im Amphitheater von Pompeji;
dgv<fgaxrogj ngotpgayua vor Privathäusern.
^*) RuGGiEBo, sjlloge II 851.
334 KlaBBiaohe Knnatarohtologie. 1 Denkmälerknnde.
dürften verschiedene Denkmäler der Eaiserzeit ihrem Erbauer bezeugen,
dass er auch für den landschaftlichen Rahmen ein offenes Auge gehabt
habe. Wer das Denkmal des Philopappos, die athenische Hadriansstadt,
Diokletians Palast und die Stätte der byzantinischen Kaiserburg gesehen
hat, wird uns verstehen; die malerische Anlage lykischer Grabmonumente
hat der englische Landschafter William Müller würdigen gelehrt.*)
276. Der Innenbau hat grösstenteils die gleichen Grundgesetze wie
der Aussenbau; allein er muss auch den Bequemlichkeitsansprüchen ge-
nügen und kann viel reicheren Schmuck als jener erhalten, weil die schäd-
lichen Einflüsse des Wetters hier in Wegfall kommen. Über die antike
Zimmereinrichtung ist das vorhandene Material kaum lückenlos; jedenfalls
dürfen wir aus den jetzigen Verhältnissen des Südens und Ostens schliessen,
dass man die Räume wenig mit Möbeln füllte, dafür aber jene selbst desto
schöner gestaltete. Die besterhaltene Zinmierdekoration dürfte zur Zeit
in dem pompejanischen „Hause der Königin Margherita" zu finden sein.
Um mit der Zimmerwand zu beginnen, so muss man beachten, dass
sie von hohen Möbeln ziemlich frei war und der Öfen oder Kamine ent-
behrte.^) Wohl aber zogen sich häufig hölzerne Regale herum.*) Unter
den an Nägeln aufgehängten Gegenständen verdienen die Gefässe Auf-
merksamkeit, die man an den Henkeln oder mittelst durchgebohrter Löcher
anbrachte.*) Von den Schilden, welche kriegerische Männer gerne in
ihrer Nähe wussten, ist schon gesprochen worden.'^) Von beiden leitet
sich der kreisrunde Wandschmuck in Farbe, farbigem Stoff oder Relief
ab. Der äusserste Ausläufer dieser Gewohnheit sind die mehrfach erhal-
tenen Amazonenschilde (Feiten) aus Marmor.^) Am reichsten waren ge-
wiss die Tempelwände behängt, weil die Verwalter die Kränze und viele
andere Weihgeschenke nicht anders unterzubringen wussten, ')
Die eigentliche Verzierung der Wand an sich beginnt mit dem ein-
fachen Verputz (S. 300) und mit geflochtenen Matten, welche die Lehm-
wände verhüllen. An deren Stelle treten bei den Reichen die Wand-
teppiche oder Gobelins (S. 171 f.). Das Material für sich allein kann durch
geschickte, symmetrische Anordnung einen gefalligen Eindruck machen.
Im Stein hat der Quaderbau mit seinen verschiedenen Arten (S. 285 f.) Be-
deutung, sodann das opus reticulatutn mit netzartig sich kreuzenden Steinen.^)
Letzteres kommt im Backsteinbau selten vor.^) Ausnahmsweise erfahren
Quadern durch farbigen Fugenstrich eine Hervorhebung, z, B. am Hone-
haus bei Robern (Baden). '<*) Die Kunst greift zuerst mit Wandreliefs ein,
welche bei den Ägyptern häufig vorkamen und nach der Gründung Ale-
xandriens von dort sich weiter verbreiteten. Aus Bequemlichkeit sind
diese Reliefplatten für sich gearbeitet und dann eingesetzt worden; nur
') Muther, Gesch. d. Malerei im 19. ^) Sittl, Jahrb. 2, 190.
Jiibrh. 2, 315 f. I *^) Benkdorf und Schöne, Lateran S. 90.
0 Doch in phrygischen Gräbern: Jhat i ') Die delischen Inventare (Bch. 6, 107)
10, 176 f. m. Abb. , geben darüber Aufschloss.
^) öfter in Pompeji (z. B. Casa di Meleagro).
*) Wie z. B. die Phineusachale und zahl-
reiche Vasen der Akropolis; in rotfigurigen
Vasenbildem öfters abgebildet.
^) Z. B. an einer Wasserleitung von
Lyon und Ruinen von Autun.
^) Nissen, pompej. Studien S. 59 f.
^0) Golden in Kyzikos: Plin. 36, 98.
Kap. VlU. 0ie BaukimBt nach Material imd f eohnik. (g 2*^5.) 33g
ausnahmsweise malte einer mit blosser Farbe auf die glatten Marmor-
platten, wie Alexandros in Herculaneum. Ein billiger Ersatz des Stein-
reliefs ist das Stuckrelief, welches aus Stuckmasse in Formen gepresst
wird; in Italien wurde es erst während der letzten Jahrhunderte v. Chr.
bekannt, verbreitete sich aber dann rasch. ^) Im übrigen spielt die Malerei
eine grosse Rolle ; wir meinen nicht die an der Wand aufgehängten Tafel-
bilder,*) sondern die Deckung der ganzen Wand. Die Zimmermalerei be-
gann natürlich mit farbigem Verputz (S. 300); dann hob man Ornamente
in anderer Farbe von demselben ab und so ging es weiter bis zur vollen
Wandmalerei, welche die Ägypter ausbildeten und in der Ramessiden-
zeit auch anderen, z. B. den Herren von Tiryns und Mykene, mitteilten.
In der zweiten orientalisierenden Periode taucht sie auch schon in Etru-
rien auf. Indes scheinen Wandgemälde lange Zeit nur Tempel, Hallen
und andere öflfentliche Gebäude, Paläste*) und Grabkammem geschmückt
zu haben; erst im Zeitalter des peloponnesischen Krieges hält sie in Pri-
vathäuser ihren Einzug.*) Während die schriftliche Überlieferung das
unlösbare Problem bietet, was Tafelbild, was Wandgemälde sei, regen
die zahlreichen erhaltenen Bilder, deren Hauptmasse in den vom Vesuv
verschütteten Städten sich fand, die Frage nach der Technik an. Zum
Austrag ist dieselbe trotz vielfacher Versuche noch nicht gekommen. Als
der naturgemässe Anfang erscheint die Malerei auf der fertig gestellten,
trockenen Wand. Allein der Erfolg zeigte, dass dieser Ai't, mit den ge-
wöhnlichen Farben ausgeführt, geringe Haltbarkeit zukam ; namentlich war
die Feuchtigkeit der Wand zu fürchten. Daher verfielen manche auf den
Ausweg, den Malgrund von der Wand zu trennen. In Caere, wo die Lage
der Grabkammern sie dem Regenwasser aussetzt, malte man mehrfach auf
gebrannte Thonplatten, welche die Wand deckten, während anderswo Holz-
wände vorgezogen wurden.*) Indes studierten wieder andere die beste Be-
schaffenheit der Mauerfläche und stellten verschiedenartige Versuche an.
Die beiden Hauptmanieren, die sich einander gegenüber stehen, sind die
Temperamalerei auf trockenem Grunde, wobei Wachs, Leim und andere
klebrige Stoffe das Bindemittel abgaben, <*) und die Fre sc omaler ei {al
fresco) auf feuchtem Grunde. Diese letztere erfordert hier schon Be-
schreibung.
Es kam darauf an, erstens dass zwischen Ziegelwand und Malerei
mehr als eine Schicht Mörtel lag (in Kampanien 7 — 8 cm., selten nur 4 — 5),
wobei die äusserste Schicht auch die feinste sein musste,') zweitens dass
der Mörtel während des Malens feucht blieb — daher der Name ! — , drit-
tens dass der frische Kalk nur mineralische Farben und selbst diese nicht
*) Vgl. Blümnbb, Technologie 2, 146 ff.;
z. B. in Pompeji; MB. 15| 27 (Grab des üm-
bricius).
') Abgeb. in einem pompejanischen 6e-
mftlde.
•) Tempel: Paus. 1, 17, 2. 18, 1; Hallen:
Paus. 1, 3, 3 ff.; die 2t od nouclkrj in Athen
und die inxfitpfayog croa in Olympia; Aiaxti
noixiXi] in Sparta; Palast des Archelaos:
Aelian. v. h. 14, 17.
*) Xen. apomn. 3, 8, 10. oecon. 9, 2.
*) Cicero Verr. 4, 55 ; vielleicht in der
Stoa Poikile.
^) Die bekannte Vorschrift des Vitruv
(7, 9, 3), welche vom punischen Wachs
spricht, bezieht sich nur auf roten Wand-
anstrich.
') Vgl. Vitruv 7, 3, 5. 7. Plinius (36, 176)
spricht nur vom (Marmor-)Glanz der Wände,
336 Klaasisohe Suiuitarolitologie. t. fienkmAlerknncie.
alle duldet. >) Die zweite und dritte Voraussetzung bedingen die Eigenaii
der Frescomalerei. Ihre Farbenskala ist nicht sehr gross, weil man nur
Lasurfarben nachträglich in Tempera auftragen konnte.^) Der Maler
musste rasch arbeiten, damit der Verputz nicht trocknete, und seiner Hand
sicher sein, weil Korrekturen so in die Augen sprangen, dass sie jetzt
noch wahrnehmbar sind.^) Daher gab es eine eigene Klasse von Wand-
malem.^) Zu grossen Kartons, auf denen der Maler vorher seine Ideen
in ganzer Grösse hätte anlegen können, fehlte das geeignete Material. Der
Frescomaler des Altertums musste auf einer Holztafel oder einem Perga-
mentblatt einen kleinen Entwurf aufzeichnen und diesen dann vergrössert
auf die Wand übertragen, wozu sich die Ägypter eines Quadratnetzes be-
dienten; dieselben legten auch die Konturen rasch mit Rötel an.*^) Mancher
macht sich die Arbeit bequemer, indem er auf seiner Staffelei al fresco
malte, worauf geschickte Tüncher das fertige Stück in die Wand ein-
fügten.®)
Litteratur: MauerformeD: Blüxheb, Technologie 3, 136 ff.; Reliefs: Th. Sgbbbi*
BEB, über die Wiener Bmnnenreliefs aus Palazzo Grimani, Lpg. 1888; Malereien: 6.
HEBMAmr, de veterom Graecorum pictnra parietum, Lpg. 1834; A. de Ghampbaüz, bist, de
la peintore döcorative, Paris 1890, mit 73 Abb.; über die Technik Litteratorveiz. bei
BlOxneb, TechnoL 4, 430 A. 7; dazn Wiegmank, die Malerei der Alten in ihrer Anw. auf
die Technik, insbes. auf die Dekorationsmalerei, Hann. 1886; Schafhautl, über pompej.
Malerei, AUg. Ztg. 1845; Dokneb bei Heibig, Wandgemälde, Lpg. 1868 S. I— GXXVII (auch
separat: Die erhaltenen ant. Wandmalereien in techn. Beziehung ); E. Beegbr, Beitri^e z.
Entwickelungsgesch. d. Maltechnik, München 1893. Letzterer nimmt Wachsmalerei an;
wir kommen auf die Frage in Kap. X. zurück.
276. Der Fussboden bestand zu Anfang aus festgestampfter Erde,
auf die etwa Matten und Teppiche gelegt wurden. Dem Maueranstrich
trat mit der Zeit der Bodenanstrich gegenüber, welcher einförbig weiss
oder rot') sein oder farbige Ornamente empfangen' konnte.®) Durch Sym-
metrie dagegen wirkt die ährenförmige Anordnung der Ziegel in spitzem
Winkel {opus spicatum), welche dem Mittelalter die Römer gelehrt haben.*)
An diesen schliessen sich die in Mörtel eingebetteten Ejesel (S. 303) oder
Ziegelbrocken {opus Signinum, S. 281), welche die Abnützung hintanhalten
sollen, an. Der Steinbelag geht wohl von den unter freiem Himmel be-
findlichen Tennen, Traubenpressen ^^) und Tanzplätzen aus, dringt zunächst
in die Badezimmer und die hypäthralen Räume ein und entwickelt sich
vermöge der Polychromie zum opus Alexandrinum und dem Mosaikfuss-
boden, über welchen schon in § 258 gehandelt ist. Diese Technik dürfte
zuweilen auf den Schein imitiert worden sein.^^)
Litteratur: Blüxnbr, Technologie 3, 160 ff.
277. Für die Decke (den Plafond), deren Anlage statische Gründe
») Plin. 35, 49.
*) Für purpuriasum bezeugt von Plin.
35, 45?
^) In Tiryns und Pompeji'.: Dokivbr (s.
Litt.) S. XXIV f.
*) ToixoyQciffog^ pictor parietarius.
») PR188B d'Avbmnes, Tcxt S. 123; Lkp-
sivs, Denkm. II T. 65.
•) Donneb S. LXIV ff.
') Z. B. in Felsengräbern, auf Aigina
(rot) und wahrdcheinlich auch in sicilischen
Tempeln.
*) Palast von Tiryns.
») Deutsche Bauztg. 1885 S. 70 ff.; Mitt.
d. Centralkomm. N. F. 19, 21.
*°) Beispiele aus Phönikien bei Rrnak,
mission p. 92.
'0 Suet. Gal. 18 minio et chrysocolla
constrato circo.
Kap. VUL Die Bankmist naoh Katerial und Technik. (§§ 276 -278.) 337
wesentlich beeinflussen, geben die übers Kreuz gelegten Balken das Vor-
bild zur Kassettendecke (Felderdecke), deren viereckige Felder (yifrvai)
ähnlich den Metopen dekorative Platten (xalvfifiarm^ (patviafAoxa^ laquearia,
lacunaria) aufnahmen. In prunkvollen Palästen der Kaiserzeit strahlten
sie von Gold und Elfenbein.^) Die eigentliche Kunst dagegen lieferte or-
namentierte Steinplatten,') getriebene Arbeiten^) und enkaustische Male-
reien.*) Das Schatzhaus von Orchomenos bietet wohl das älteste, präch-
tige Muster einer polychromen Decke. Sonst gleicht sich die Decke der
Wand und dem Boden an, indem sie einen Anstrich erhält. Diesen ver-
zieren manche mit farbigen Streifen, welche eine Balkendecke imitieren,^)
oder sie bilden den blauen Himmel mit seinen Sternen nach. Letzteres
schickt sich am besten fOr Oöttertempel und dunkle Grabkammern. ^) Als
die Wandmalerei überhand nahm, erstreckte sie sich bis auf die Decke; doch
scheinen Deckengemälde ausserhalb Ägyptens selten gewesen zu sem.'')
Zu der Verzierung der Decke wirkt alles mit, was von ihr herunterhängt.
Über die Kronleuchter haben wir schon S. 267 gesprochen ; ihre Wirkung
muss in einem metallverzierten Kuppelbau, wie dem Atreusgrab, sehr be-
deutend gewesen sein. Als das Orientalische in der Mode war, da schau-
kelten sich in Fürstengräbem (Mittelitalien und Mykene) und wohl auch
in Wohnräumen echte oder imitierte Strausseneier in der Luft.*^) Bei
der Decke kommt schliesslich noch die Form in Betracht; denn ausser
der geraden Decke und der Kuppel gab es in einstöckigen Häusern Giebel-
decken, welche im Felsbau wiederkehren.^)
278. Wie die Säulenhalle die Facjade ziert, so erhält der Innenbau
seinen monumentalen Charakter durch Säulenreihen, welche die weit ge-
spannte Decke tragen. Durch diese Reihen zerfallt der Säulensaal
(Hyposfyl) in Schiffe; am einfachsten war die zweischiffige Anlage mit
einer Säulenreihe, welche schon im Sphinxtempel vorkommt.*^) Allein da
in der Regel ein Hauptraum für die hervorragendste Persönlichkeit (das
Götterbild und den Herrscher oder dessen Stellvertreter) notwendig war,
hat die dreischiffige Anlage den Vorzug der unverkennbaren Zweckmässig-
') Vergil. Aen. 1, 726; Hör. c. 2, 18, 1; *) Matteofthnlich in Gräbern: Pbrrot,
Prop. 4, 1, 5; Sen. contr. II 1 (9), 11; Muso- ! bist. I T. 13 u. 14 zu S. 742.
nias bei Stob. flor. 1, 84; Suet. Ner. 81; Sen. I ') Sehr schöne Master in Theben: Pbb-
nat. qu. I prol. 7; Plin. 12, 9. 33, 18. 57;
Juven. 1, 56; Joseph. 8, 68; Apul. met. 5, 1
(Citms u. Elfenbein); Panegyr. 11, 11; Job.
CbrysoBt. bei Phot. bibl. p. 522, 33; Clau-
dian. b. Get. 223. Spuren von Vergoldung
finden sich noch am Friedenstempel Vespa-
sians (YEiruTi, descr. 1, 44 ff.) u. den Kaiser-
palästen (WiKCKBLMANH*s Werke II 466
bonauesch.).
^) Z. B. im Theseion und Tholos von
Epidauros ; sechseckige öfter in Steiermark :
Mitt. d. Centralkomm. N. F. 15, 42 m. Abb.
*) Sen. ep. 90, 42.
») Inschrift USrjyaioy 7, 482 Z. 44 f.;
Plin. 35, 124; 2 enkaustische Medusenmasken
vom Paiatin, im Louvre: Gatal. del museo
Campana s. 6 Nr. 11.
Handbuch der klaw. AltertomswisBenschaft. VI. 22
BOT I 347. 537; Pyramide aus der 6. Dynastie:
Monatsber. d. nreuss. Akad. 1881 S. 326,
ebenso etruskiscne Gräber.
') Im Labyrinth: Diod. 1, 66; Isistempel
von Dolos: Beb. 6, 319; Antipatros Antbol.
9, 59 (schwebende Niken); 0. Jahn, Über ein
röm. Deckengemälde des codex Pighianus,
Lpg. 1869, m. 4 T.
^) Transvolatilia von Gold und Silber in
der Grabkirche zu Jerusalem: Breviarius
p. 34 GlLDBlf.
») A. 1832 p. 265. 281. 1835 p. 181 u. ö.
'**) In Neandreia und inj der mykeni-
schen Schicht von Hissarlyk ; vielleicht auch
in Thorikos und im Mittelraum der „Basi-
lika** von Paestum.
338
KUnnsohe gnngtarchäologie. L DenkmUerkonde.
keit. Den griechischen Bamneistem wohlbekannt,*) ist sie später in der
Basilica durchgedrungen. Die Zahl der Säulen stieg bis auf 100 (in der
Sophienkirche); die Dichtigkeit der Säulenstellung hängt von statischen
Anforderungen ab, z. B. bei dem Telesterion von Eleusis, welches im oberen
Stockwerk viele Besucher aufiiehmen musste.
Die Säulenstellungen haben auch an der Anlage der Innenhöfe An-
teil; denn diese, welche zumal in grossen Palästen den Schaffenstrieb eines
Architekten reizen können,^) werden häufig von Säulengängen eingefasst
(Peristyl, nsQ^irv^iov),^) Mit den Innenhöfen wird man auch die Innenseite
der Umfassungsmauern vergleichen dürfen; denn an dieser liegen eben-
falls häufig Säulenhallen, in deren vorläufiger Ermangelung das Heroon
von Trysa den berühmten Relieffries erhielt.*) Mit diesen Bauwerken be-
rührt sich der echte Hypäthraltempel, der jetzt an dem achtsäuligen
Zeustempel am Bisses nachgewiesen ist. Bei jenen inneren Säulenreihen
ist noch ein accessorischer Schmuck in Betracht zu ziehen, die Blumen-
gewinde und Draperien, welche zwischen den Säulen herabhingen; denn
sie erscheinen nicht bloss in der phantastischen Architektur kampanischer
Wandgemälde.^)
Litteratnr: Konead Langb, Haas und Halle, Lpg. 1885, m. 9 T.; vgl. aach den fol-
genden Abschnitt S. 340.
Kap. IX. Die Werke der Baukunst.
279. Wie im Kap. VII, wird auch hier der Zweck des Werkes den
Einteilungsgnmd abgeben, weil er die Form bedingt, und zwar kommt es
vom Standpunkte der Archäologie in erster Linie darauf an, ob der Bau
den Interessen eines Einzelnen oder der Allgemeinheit dient; denn es tragen
die öffentlichen Bauwerke allein einen monumentalen Charakter und auch
die privaten Luxusbauten sind nur im Wetteifer mit ihnen entstanden,
umgekehrt können natürlich auch jene die nüchternste Prosa athmen.
Wir beginnen also mit den Privatbanten, welche in Wohnungen,
Werkstätten und Gräber zerfallen.
Die primitivsten Wohnstätten, welche auch in kultivierten Zeiten
Hirten, Räubern und ^gehetzten oder weltflüchtigen Menschen zum Aufent-
halte dienen,«) sind natürliche Höhlen, welche während der Diluvialzeit
die Bevölkerung der Erde beherbergt zu haben scheinen, so dass diese
Grotten, an welchen keine gebirgige Gegend Europas Mangel hat, Öster-
reich und Dordogne (Les Eyzies in der Vezfere) aber besonders reich sind,
uns jetzt die Reste der Diluvialzeit liefern. Die Schriftsteller des Alter-
tums fanden verschiedene Völker, welche sie Troglodyten nannten, auf
') Olympischer Zeustempel; Cella nnd
Opisthodomos des Parthenon.
') Sechseckiger Hof im Sonnentempel
von Baalbek.
>) Karische Inschrift um 200 v. Chr. :
Bch. 12, 87; Diod. 5, 40, 1.
^) Die untere Quaderschicht springt
gerne bankartig vor {Ev^yxtiQia; vgl. Dörp-
FSLD, Ath. Mitt. 1883 S. 151).
^) Abbildung des ostgotischen Königs-
palastes in einem Relief von S. Apollinare
nuovo.
•) Z. B. Flüchtlingen: Soph. OC. 477;
Räubern : Joseph, ant. 14, 421 ff.; Palaephat.
2, 9 ; Zigeunern zu Anfang des 14. Jahrh. auf
Kreta (nach dem englischen Franziskaner
SiMBONis); Propheten und Mönchen, vgl.
z. B. Hieron. ep. II 8 gg. E.; Höhle der Ata-
lante in Arkadien.
Kap. IX. Di« Werke der Baukunst. (§ 279.) 339
dieser Kulturstufe, z. B. Garamanten, Sardinier und EossaerJ) Eine
ganze Höhlenstadt legte Hyrkanos um 182 v. Chr. jenseit des Jordan an.^)
Litteratnr: W. Botd. Dawkikb, d. Hohlen n. die üreinwolmer Europas, deutsch
Lpg. n. Heidelberg 1876; Habckl db Sbrbis, eesai sur les cavemes; über Österreich Mitt.
d. Gentralkomm. 18 (1892), 97 ff.; Pid, archaeologicky Yyzkimi Sp. 31 ff. (Abb. Sp. 31, Durch-
Bchnitfc 34); Les Eyzies: Labtet aod Ghbistt, reliquiae Aquitanicae, London 1865—75, mit
Atlas y. 87 T.; The Graphic 1892, Sept 3 S. 283 m. Abb.; Gegend Roms: A. 39, 23 f.; G.
Omboki, di alc. oggetti preistoiici delle caveme di Velo nel Veronese, 1875 m. 1 T.; E.
Fuhlrott, die Höhlen u. Grotten in Rheinland u. Westfalen, Iserlohn 1869, dazu Yibchow,
Ztsch. f. Ethnol. 2, 358 ff. In Österreich bestand früher eine , Sektion f. Höhlenkunde d.
Osterr. Tonristen-Clubb*, welche .Mitteilungen* veröffentlichte. Seit 1892 hat Rabeland
am Harz ein HOhlenmuseum.
Höhlen oder Felsspalten wurden durch Verbauung der Lücken wirk-
lichen Wohnungen angenähert.^) Andere Völker machten, gewissermassen
die natürlichen Höhlen verbessernd, unterirdische Gruben (Armenier,
Saken, Skythen, Satarchen und Germanen) oder wühlten sich in Hügel ein
(Phrygier), um in der Kälte warm zu haben.*) In den Ebenen von Sibi-
rien, Russland, Rumänien und Bulgarien, auch bei Hirten der Gampagna
kommen solche Erdgruben wohl noch vor, aber alte Spuren scheinen sich
nur in Österreich gefunden zu haben, während es einst sogar in Latium
Reste gab.^) Vorübergehende Wohnungen haben die Form eines Zeltes
oder einer Laubhütte, wie sie die Juden und die Spartaner bei ihren
Festen errichteten,^) was noch jetzt manchmal italienische Bauern nach-
ahmen. Diesen zunächst stehen die aus Schilf geflochtenen Hütten, welche
Ps.-Sanchuniathon an den Anfang der Geschichte setzt ^) und Pausanias in
Verbindung mit Höhlenwohnungen auf Sardinien fand.^) Die Ansicht des
phönikischen Philosophen, der hierauf Lehmwände, dann Häuser mit festem
Dache und endlich eingefriedigte Höfe und Keller folgen lässt, verdient
Beachtung; indes wollen wir selbst uns an die Erscheinungsformen halten.
Die Denkmäler zeigen, dass die aus der Schilfhütte hervorgegangene runde
Form der Hütte einst weite Verbreitung gehabt hat. Ihre Spuren sind
nunmehr bereits in Südspanien (Almeria), Oberitalien ^) und Bosnien nach-
gewiesen; für Italien und die Alpenländer bezeugen sie die besonders in
Alba Longa häufigen rundlichen oder ovalen Hüttenumen (Aschenurnen
in Hausform), welche teilweise ein kegelförmiges Dach tragen.'^) Auch
das Atrium Vestae und die Curiae bewahrten den alten Grundplan. *>) Nach
Christi Geburt war jedoch im Norden die Grenze dieser Hütten bis zu den
Belgiern und Markomannen zurückgewichen,^^) doch hat im Süden der
>} MaxHi^llbb, Asien u. Europas. 136 f.; I Rutil. 1, 347 f.
Sardinier Paus. 10, 17, 2; Eossäer: Diod. 19, | ') Bei Euseb. praep. ev. I 10, 7. 9. 10.
19, 3. *) Paus. 10, 17, 2.
') Joseph, ant. 12, 4, 11; über die Ruinen ") Hblbio, Italiker S. 46 f. Dlazu ge
DB VoGü£, le temple de Jerusalem p. 39 ff.
') Bei den Ichthyophagen am roten
Meere: Peripl. mar. Exythr. 2.
^) Belege bei Iwan Mülleb, Privataltert.
§ 5 S. 8 f. A. 1 ; in der Urzeit allgemein nach
Aesch. Prom. 454 f.; spanische cuevas,
») Ephoros bei Strabo 5, 244.
*) 2xM^€g Demetr. Sceps. bei Ath. 4,
19; umbrae beim Neptunfest: Paul. Diac.
p. 377 ; über eine improvisierte Schifferhütte
hOren wohl die Hütten ,des Pelasgos' in
Arkadien (Paus. 8, 1, 5).
10) Zahlreiche in Neviodunum (Erain);
vgl. darüber unten § 284.
") Curia der Salier? Dion. HaUc. XIY 5
p. 488; curia calabra?|Serv. y erg. Aen. 8,654;
Hütte desRomulus, vgl. Dion. Hai. 1,79, 11.
^') Belgier: Strabo 4, 4, 3; Markomannen:
Antoninssäule ; vgl. auch Bouillok, mus^e
des ant. III T. 31.
22*
g40 KlasaiBohe KonBtaroh&ologie. 1. Denkmftlerkimde.
grösfite Teil Afrikas an ihnen festgehalten.^) Die Bienenkorbform der
Lehmhütten bewahrten die Bewohner des Paropamisus, wie bis jetzt
manche Mesopotamier.^)
Das feste Haus dagegen wird am natürlichsten im Viereck gebaut,
eine Einrichtung, die in der Stadt, wo die Leute mit paHetes communes
wohnten, sogar notwendig war. Die einzimmerige Wohnung dürfte, wie
noch heute im Süden, bei den Bauern und Arbeitern sehr verbreitet ge-
wesen sein. Erhalten haben sich von diesen Häuschen natürlich nur die
aus Steinplatten erbauten, welche Bergknappen und Steinmetzen aus Sand-
stein- oder Schieferplatten wie Kartenhäuser aufbauten.') Das eigentliche
Wohnhaus hingegen hängt wohl von den Wünschen und Bedürfnissen
seines Erbauers ab , indes folgt dieser doch in der Regel dem Herkommen.
Manche Häuser^) haben das Korridorsystem, nach welchem die Zimmer zu
beiden Seiten eines Korridors liegen; andere sind mit Rücksicht auf die
Scheidung der Männer und der Frauen der Quere nach geteilt, wie das
homerische Haus. Einer dritten Gattung kommt der Name Centralbau zu,
indem die Wohnräume um einen viereckigen Hof herumliegen. Dieser
Innenhof (S. 338), welcher keineswegs dem römischen Hause allein eigen-
tümlich ist,*) hat mehrere Vorteile für sich; er führt den Zimmern Licht
zu, in ihm können die Frauen und Mädchen ungestört Luft schöpfen wie
im Innenhofe des christlichen Klosters die Mönche, endlich schützt er auch
gegen die Malariadünste, was ihn z. B. für die Campagna empfiehlt. Dazu
konmit in den Städten noch das aus mehreren zusammengebaute Conglo-
merathaus von der Art der Casa di Castore e Polluce in Pompeji. Dies
dürften die Hauptgattungen des antiken Hausplanes sein; allein ein Normal-
haus zu beschreiben und abzubilden,®) erlaubt der Zustand der erhaltenen
Häuser nicht. Ganz natürlich! Denn die Anforderungen des Lebens sind
zu verschieden. Wir finden in die Felshügel Athens lächerlich kleine
Häuser eingeschnitten,'') wie überhaupt auch in grösseren Gebäuden win-
zige Zimmer vorkommen.^) Ihnen gegenüber stehen die geräumigen Häuser
reicher Bürger und gar die Mietkasemen der Grossstädte, von denen Lukan
sagt: Una domus urbs est^) Das Peristyl wird verdoppelt, ^^) hin und
wieder sogar verdreifacht (wie in der Casa del citarista). Da aber auf
dem Stadtgebiet die öffentlichen Strassen und Wege die Bauplätze durch-
*)Nillant[schaftbeiCAXPAKA,opereT.114. 1 § 31 p. 327M.; auch bei Eurip. Ale. 548 f.
«) Curtius 7, 3, 8. 9.
') In ägyptischen Bergwerken bei Kop-
toB (WiLKiiYSON II 238) und in Nubien bei
Eschuranib (von Linant und Bononi beob-
achtet), • in den Alabasterbrüchen von Wadi
Oerraui (Erxav, Ägypten2,624); auf demBerge
Ocha und in den Bergwerken des Laurion-
gebirges; bei Verona: St. de Stbfani, sopra
gli scavi fatti nelle antichiss. capanne di
pietra del Monte Lofifa a Sant* Anna del
Faedo, Verona 1885, m. 3 T.
^) Diese Art kommt in Abydos vor und
wird von Achilleus Tatios beschrieben (2, 19).
^) Z. B. findet er sich auch in Abydos;
in Alexandrien nach Philon de legg. spec«
vorauszusetzen. Ein Gitter (Museum von
Pompeji) oder ein Vorhang (Ov. met. 10,
595 f.) mag das Dach vertreten.
^j Man muss dringend abraten, das Haus
des Pansa (das Muster eines Spekulanten-
baus) als Musterhaus abzubilden. Sehr an-
schaulich zeigt der römische Stadtplan die
Mannigfaltigkeit der Formen (vgl. Lange,
Haus u. Halle S. 264 ff.).
^ Ath. Mitt. III T, 3, 54—58.
*) Z. B. in Pompeji. Martial spottet
darüber; s. auch oixidtoy dtnXoCy Lysias 1, 9.
*) Vgl. K. Lakge, Haus u. Halle S. 249.
*^) Auf Dolos, aus dem 2. Jahrb. v. Chr.:
Beb. 8, 473 ff.; beschrieben bei Vitruv VI 10.
Kap. IZ. Di« Werke der Baukunst. (§ 279.) 34I
kreuzten, erhielten die Häuser, wie das auf dem Caelius <) und die suburbane
VUla des M. Arrius Diomedes in Pompeji veranschaulichen, die seltsamsten
Formen. Neben den Raumansprüchen fielen die praktischen Anforderungen
ins Gewicht, zuerst einmal landwirtschaftlicher Betrieb {Vülae rusticae in
Syrien, Reznei u. a.),') dann die Ausnützung der Strassenseite durch Läden
{tabemae) und Entresolzimmer (pergulae) für die Verkäufer, wie man sie
in Pompeji verbreitet findet, und die Vermietung an verschiedene Parteien;
diese Bedingungen wirken vornehmlich auf die praktischen Räume ein,
wie Ställe, Vorratskammern, Küchen (die im homerischen und altrömischen
Hause^) fehlten), Aborte (in Pompeji neben der Küche gelegen), Heizan-
lage {hypocaustum),^) Badezimmer, deren ältestes im Palast von Tiryns^) sich
finden dürfte, Palästren und andere hygienische Übungsplätze.^) Als Vor-
ratskammer diente in den einfachsten Lebensverhältnissen ein Thonkrug,
der an einen vertieften Platz des Bodens gestellt wurde; mehr fasste
schon der eingegrabene Spitzkrug (S. 256). Für grosse Vorräte (nament-
lich Getreide) dienten aber an vielen Orten eingehauene Felsenkeller
{iXiQoi, faveae, süi, span. aüos, ital. fosse di grano), in Gestalt eines Kegels,
einer Glocke oder Birne. Man findet sie noch zahlreich in Südetrurien,
Latium, Sicilien, Nordafrika, Griechenland und Lydien.'') Diese Anlagen
interessieren nur durch ihre nützliche Verwendung, während den Kunst-
sinn das Haus des Mannes lockt, der Adel oder Vermögen repräsentiert.
In seiner domus stellen sich die von Säulen getragenen Säle ein, von denen
wir oben (S. 337) gesprochen. Denn wer zahlreiche Gesellschaft oder viele
Bittsteller bei sich zu sehen pflegte, brauchte grosse Empfangs- und Speise-
säle (atria, porticuSf basilicae, triclinia), die denn auch „die schönen Zimmer^
des Hauses wurden.^) Der oflf^ene Linenhof wird durch schöne Säulengänge
umschlossen.^) Der Haustüre liegt eine Halle vor (S. 330). ^0) Kurz, Säulen
kennzeichnen die Häuser der Reichen, ^i) Wo ein Hofraum das 'ansehnliche
Gebäude umgab, bezeichneten Propyläen im Ideinen {tiqo&vqov)^^) den Ein-
gang nachdrücklich gegen die Strasse. Die gefällige Ausstattung war in
den Häusern, wo der Besitzer frei von Etikette nur dem Vergnügen leben
konnte, angezeigt, weshalb auch die sogenannten Villen, deren besonders
in den Nordprovinzen des römischen Reiches eine grosse Anzahl sich findet,
das eindrucksvollste Bild schöner Wohnungsausstattung gewähren ; auf dem
0 Am. J. 6, 261 flf. T. 16. 17.
') Reznei (Steiermark): Fb. Pichleb, die
röm. YiUa zu R. in Steiermark, Wien 1874,
m. T. Vorschriften geben die landwirt-
schaftlichen Schriftsteller der Römer, z. B.
Columella I 4—6.
») Cato bei Serv. V. A. 1, 726; später ist | «) Vgl. Codex Theodos. 9, 17, 5.
sie im Bauernhause der Hauptraum, vgl. . °) Musonins bei Stob. flor. 1, 84.
Varro r. r. 1, 13; Vitr. 6, 9, 1; Colum. 1, 6. ' '°) Von Nero vorgeschrieben: Suet. Ner.
Mitt. 10,215; in Eappadokien u. Thrakien:
Eurip. Phrix. 4; Demosth. 8, 45; Varro r. r.
1, 57; Julian, ep. 53; Baktrien: Gurt. 7, 4, 24;
vgl. Fbakz Riohteb, de thesauris Olympiae
effossis, Berlin 1885 S. 1 ff.; Belqbb, Kuppel-
gräber S. 10 f. Grossartig Diod, 13, 83. 2.
*) Im Norden häufig, z. B. in Cilli : Mitt.
der Centralkomm. N. F. 17, 137 ff.
*) IwAH Müllkb, Frivataltert. S. '16 f.
«) Ps. Xenoph. Ath. rep. 2, 10 ; Theophr.
char. 5.
^) Z. B. Ithaka: Dodwbll, travels I 395;
Leontmoi: Ussino, Kunstblatt 1846 Nr. 9;
bei Smyma, mit Quadern ausgemauert: Ath.
16 ; Tac. A. 15, 43.
>') Aristot. Nub. 815; Apoll. Rhod. 8,
215 ff.; Verg. Aen. 7, 170; Sen. Phaedr. 504 f.;
Hieron. epist. 11 7; in Carthago Justin.
21, 4, 3.
^*) Am homerischen Hause und dem von
Plato beschriebenen Palais des Eallias.
342 ElaBsische Ennstarchäologie. I. Denkmalerkitnde.
Lande brauchte man schon mit dem Flächenraum nicht zu geizen und so
zogen viele in Griechenland und Afrika vor, sich behaglich auf dem Lande
einzurichten. 1) Das eigentliche Lusthaus (Pavillon) dagegen hat wohl am
Strande des Nil seine Ausbildung gefunden.^) Im schärfsten Gegensatz
zur Villa steht das zur Verteidigung eingerichtete Haus (Burgstall), welches
kriegerische Zeiten fordern. Zahlreiche Beispiele liefert Sardinien in einem
Teile seiner nurdghi, welche mit den heutigen torri Corsicas und nvqyoi
der Sphakiä auf einer Stufe stehen.') Li friedlichen Zeiten geht der hoch-
gestreckte Palast {turris) daraus hervor.*)
Der Eunstcharakter des Hauses ist wesentlich durch seinen oberen
Abschluss bedingt. Nur beiläufig sei bemerkt, dass eigentliche mehrstöckige
Häuser nur in Grossstädten und Seehäfen vorkamen.*) Unter den Fami-
lienhäusem herrschte jedoch überall das einstöckige Haus vor, wenn wir
dies so verstehen, dass das Haus sich nicht in seinem vollen Umfange
über das Erdgeschoss zu erheben pflegte.®) Dagegen ist allerdings, wie
mehrfach im heutigen Italien, ein Teil des Hauses höher gebaut, z. B. in
Form eines Turmes, wovon dann das ganze turris^ nvgyog heisst;') denn
in das obere Stockwerk sind häufig nur die Frauenwohnung {vTreQfpov) und
das familiäre Speisezimmer {solarium, cenaculum) verlegt. Hiebei hat der
Süden noch die Besonderheit, dass zu dem letzteren eine Aussentreppe
emporführen kann, eine Einrichtung, welche in Ägypten, Griechenland und
Galicien nicht selten vorkommt.®) In Assyrien») und anderwärts im Orient
will man die Annehmlichkeit eines grossen flachen Daches dabei doch
nicht entbehren und stellt dies auf Pfeiler, welche seinerseits das untere
Stockwerk trägt. Über die Bedachung wurde S. 325 fif. bereite gehandelt ;
was sonst die gefallige Erscheinung des Hauses anlangt, so scheinen die
Alten auf weissen Anstrich i^) und schöne Profilierung Wert gelegt zu
haben.
Anhangsweise erwähnen wir auch die Häuser von Gewerbetreibenden,
wie Bäckereien, Walkereien, Gerbereien, wovon jede Art in Pompeji ver-
treten ist, »1) ägyptische Brauhäuser,") Schulbaracken ^') — Schulpaläste
0 Vgl. Diod. 20, 8, 3; Thucyd. 2, 65, 2; i «) Bezeugt für das bithynische Haus von
Isoer. Areop. 52; Plin. 19, 51. Galen.
«) Pbbbot, bist. I Fig. 261-4 u. T. 7
zu S. 429.
^) Das dentlichste Beispiel liefert der
nuraghus von Ortu (Prov. Iglesias): Abb. bei
Pbrbot IV 35 f.
^) Z. B. des Timotheos: Iwak Müller,
Privatalt. S. 43, 4; Häuser in Laschis nach
dem Relief des Sennacherib.
8) Vgl. Liv. 89, 14; Od. « 330. v 5;
dyaßadfioL Ps. Aristot. oecon. 2, 5. Monu-
^) Villen des Marius, Pompejus und • mental scheint diese Anlage an der Tor
Caesar in Bajae; Palast des Diokletian in ' degli scbiavi bei Rom ausgebildet.
Salona-Spalato ; «sedesque ad sidera toUunt
(Petron.); Beschreibung eines hurgus bei
Sidon. carm. 22.
») Juneyia Wibselbb, Gott. Nachr. 1890
•) Latabd, mon. sec. ser. T. 40.
»0) Diodor. 5, 12, 2. 20, 8, 3.
*0 Z. B. fullonica: NisssN, pompej. Stu-
dien S. 287 ff. 425 ff. ; Backofen und Mflhle
Nr. 6; Alb. Mülleb, Bühnenaltert. S. 112 i MB. 5, 40; Ovebbeck, Pompeji *F. 189 =
A. 8; drei- u. vierstöckig in Babylon : Herod.
1, 180; dreistöckig in Eyzikos: Aristid. I
390 d; s. auch Diod. 20, 44, 4 (Carthago);
Strab. 16, 2, 13 (Arados). 23 (Tyros); über
Rom PöHLKAKK, Übervölkerung S. 92 f.; Att.
DB Mabohi, ricerche int. alle insulae di Roma
ant., Mil. 1891.
SoHBEiBEB, kulturhist. Atlas T. 67, 2.
^*) Pebbot bist. I 280 = Champollion
mon. 398.
'") JidaaxaXsioy in Astypalaia um Ol.
71 Paus. 6, 9, 3; in Athen Plat. Hipp. maj.
286 b.
Kap. IZ« Di« Werke der Bankimat. (§ 280.) 343
kennt das Altertum nicht — , die Wirts- und Unterkunftshäuser, welche
den orientalischen Chans gleichen dürften,^) und endlich die lupanaria (in
Pompeji).
Litte ratur: bei Iwan Müllbb, griech. Privataltert. zu § 8 u. 22 u. Voigt, röm. Priv.
zu § 9, besonders W. Lakob, das antike griechisch-römiscbe Wohnhaus, Lpg. 1878, m. 43 T.;
N188BN, pompej. Studien S. 897 ff. (atrinm), 593 ff., Über das Bauernhaus 607 ff.; Eingang:
Iyakoff, A. 1859 S. 82 ff.; über den Innenhof 0. Bis, Jahrb. 6, 1 ff.; S. 338: über das ,indoger-
manische Hans* Vermutungen in Euhn's Ztsch. 5, 454 f. 6, 239 f.; Viollbt-lb-Duo, l'histoire
de lliabitation humaine, Paris 1875 (populär); eine Karte der Hauaformen versucht Gebland
in Berghaus' nhysikalischem Atlas Nr. 65; Ägypten: Reste in der Sonnenstadt des
Chuen'eten, Eanun (S. 81), in Abydos u. a.; antike Modelle im Lonvre und britischen Mu-
seum (WiLKiNBON, manners II p. 1O8 f.; alte Abbildungen bei Pbrbot I F. 256 (Champoluon
174). 274—9; über die Eaiserzeit Wiener Studien 9, 248 f.; Nordafrika: P. Tbi^xaux,
parallMes des ädifices anciens et mod. du continent africain, Paris 0. J. f. m. 83 T.; Sy-
rien: zahlreiche schöne Ruinen aus der Zeit der ersten christlichen Kaiser, s. VooüiS (S.
83); Eolchis: Vitr. 2, 1, 4 (über die modernen Verhältnisse P. Teb. Mowsbsjavz, das
armenische Bauernhaus, 1893 m. Abb.); Bithynien: Galen. XIV 17 ff. E., s. I. Müllbb § 8;
Lykien, Lydien, griech. Inseln u. Athen, Abarbeitungen im Fels: vgl. Bbnndobf,
Heroon S. ^; HilobhOfeb in Baumeisters Denkm. I S. 152 f.; Dubx, Bank, der Griechen
S. 17; Dolos: angebliche, oft abgebildete Hausruine (BXdbkeb S. '147), Phantasie nach
Tabbbll, Class. Review 5, 131 f.; Piräus: Dhbaohatsis, *Eatia 1892 Nr. 14. 15; Eampa-
nien: Ruinen der vom Vesuv verschütteten Städte (S. 120 f.); Abbildungen in Wandgemälaen,
B. Hblbig, Wandgem. Nr. 1561—62; vgl. F. Mazois, le palais de Scaurus ou descr. d*une
maison romaine, 3. Aufl., Paris 1859; Rom: Haus auf dem Caelius, s. o. S. 341 u. P. Gbk-
KANUS, Ausgrabungen im Hause der Märtyrer Johannes und Paulus auf dem Goelius, Rom.
Quartalschrift 2, 137 ff. 404 ff., Plan T. 11; Abbildungen in Reliefs, z. B. dem Ikariosrelief
und collocatio M. 5, 6; Villen: Rob. Castbll, the villas of the ancients illustrated, Lon-
don 1728, f. m. 13 T.; Th. Moülb, the roman villas of the Augustean age, London 1833,
2 T.; Seneca ep. 86 über die Villa des Scipio Africanus; Schilderungen des Statins silv.
1, 3. 2, 2; über die Beschreibungen des jüngeren Plinius (ep. 2, 17 u. 5, 6), welche in der
Renaissance mustergiltig erschienen: P. Marqubz, delle vUle di Plinio il Giovane, Rom
1806, m. 2 T.; Villa Hadriana (die grossartigste von allen) S. 128; Villa der Pisonen in
Herculaneum (sehr ansehnlich): S. 120; Brigantium: Mitt. d. k. k. Centralkomm. N. F.
15, 96 ff. m. Plan; Präderis (Vorarlberg): das. S. 159 ff. m. T.; Westenhofen in Bayern:
Die Römervilla zu W., Ingoist. 1857, f. m. E. u. T.; Rheinlande: besonders Moselgegend:
S. 149; V. WiLXOwsKY, d. röm. Villa zu Nennig und ihr Mosaik, ihre Inschr. u. Sculpturen,
Bonn 1864—68, 3 Tle. f. 11 T.: ders., die röm. Moselvillen zwischen Trier u. Nennig, Bonn
1870; E. aub'm Weebth, das Bad d. röm. Villa zu Nennig, Bonn 1861, m. 1 T.; Ovbrbeok,
d. röm. Villa bei Weingarten, Bonn 1851 m. 1 T.; England: S. 145 f., speziell R. Nichol-
son, roman villa near Brading, London 1880, *m. T.
280. Viel besser als die Häuser haben sich die Wohnungen der
Toten erhalten, weU sie für die Ewigkeit gebaut wurden. Die roheste
Art der Bestattung beschränkte sich darauf, dass die Leichen in Fels-
spalten, «die natürlichen Gräber",*) geworfen wurden und in öden Ge-
birgen, wie im Kaukasus, in den Pyrenäen und auf Corsica soll diese
Unsitte noch nicht ganz erloschen sein. Allein das natürliche Gefühl
musste sich dagegen sträuben und dem Toten wenigstens den Schutz gegen
wilde Tiere zugestehen. So wird denn die Leiche von oben und an den
Seiten mit Steinen zugedeckt und ausserdem meistens in den Boden ein-
gebettet; in Felsboden braucht sie dann nur oben mit Steinen zugedeckt
zu werden. Diese ganz natürlich sich ergebenden Formen sind an sich
keine Besonderheit eines bestimmten Landes oder Zeitalters. Die Be-
stattungsart, ob Verbrennung oder eigentliches Begräbnis, verändert daran
nur die Dimensionen, nicht aber die Grundform. Über diese beiden Arten
') Z. B. grosses xtttaytuyioy in Plataiai Thuo. 3, 68.
*) Anna Gomn. 10, 4 p. 279 b.
344
Elassiflohe Kanatarcbäologie. I. Denkmftlerkonde.
wollen wir hier einflechten, dass die zweite jederzeit und fast überall be-
stand, während die Verbrennung zeitlich und örtlich bedingt war. Sie
passt für Nomadenvölker, beim Krieg in Feindesland und im Falle von
Epidemien, ausschliesslich aber hat sie niemals geherrscht. Ein Unter-
schied der Zeiten oder eine Änderung des Brauches durch Wechsel der
Bevölkerung ist nicht beweisbar. Um auf die einfachsten Grabformen zu-
rückzukommen, so gibt es verschiedene Arten der Gräber im ursprüng-
lichsten Sinne des Wortes {fossae, ital. tombe a fossa): Der viereckige
Raum ist in der blossen Erde ausgehoben, mit Steinen oder Ziegelplatten
abgegrenzt^) oder ausgemauert; auf Steinpflaster ruhen die Heroen von
Mykene und Amyklai wie auch die Kämpfer von Marathon. Gegen oben
schützt Erde oder eine Steinplatte oder beides,^) oder es wird eine Art
Zelt aus zwei schräge zusammengestellten Platten von Stein oder Thon*)
gebildet. Es gibt jedoch Fälle, wo die Leiche einfach in die Erde ver-
scharrt und bloss ihrem Kopf ein Ziegelstein untergeschoben wurde. ^) Eine
weniger zahlreiche Gruppe (Brunnengräber ^ Schachtgräber, putei, tombe a
pozzo) erinnert an Brunnenschachte; wir finden sie z. B. in Tarquinii, in
Mykene, in Oberitalien und Gallien,^) überall verschiedenartig angelegt und
ohne inneren Zusanmienhang, zumal da sich diese Gruppe weit herabver-
folgen lässt;®) auf einem ähnlichen Prinzip beruhen die Fassgräber {tombe
a ziro), Fassgefässe oder grosse Krüge, in welche die Leichen sitzend ge-
stellt wurden. Vielleicht füllte einst Honig den übrigen Raum. Diese Weise
scheint von Ägypten nach den Küsten des ganzen Mittelmeeres sich ver-
breitet zu haben. ^) Manche Gräber alter Zeit sind rund. Nahe dem
Meere können schiffförmige Gräber (wie auf den Balearen die naus, navetas)
nicht auffallen.
Damit das Grab geehrt werde und das Gedächtnis des Toten nicht
ersterbe, zeigt etwas senkrecht in die Erde gestecktes (atrjXi}^ auch ar^ßa
oder fJf'VTJfxa) die Stätte an. Man weiss aus der Odyssee, dass in der Fremde
ein in den Boden gestecktes Werkzeug (in jenem Fall ein Ruder) an den
Toten erinnerte. In der Heimat dagegen erhält ein länglicher Stein den
Vorzug und diese Sitte des Grabsteines ist bis an die äussersten Enden
der alten Welt verbreitet. Die einfachsten Formen desselben entsprechen
den architektonischen Grundformen; Wir finden einerseits eckige Pfeiler,
wie die älteren Grabsteine von Memphis aussehen; was diese anlangt,
scheint von Ägypten aus schon sehr früh die oben abgerundete Gestalt
*) Z. B. auf der Insel Chiliodhromia,
Fiedleb, Reise IL T. 2, 1 = Schbeibek, Atlas
T. 96, 9; noch jetzt in griechischen Land-
kirchhöfen zu sehen.
^) Sehr häufig in Griechenland.
') Z. B. von Stein, in Frögg: Mitt. der
k. k. Centralkomm. N. F. 14, 81; aus Thon,
mit einem Falzziegel darUber, oder einfach
mit dem letzteren gedeckt, in Megara Hy-
blaia: Abb. Mon. ined. I 894.
*) Z. B. zu Aquileja im 4. Jahrb. n. Chr.:
Mitt. der Centralkomm. N. F. 15, 105.
^) Chiebici e Stbobel, i pozzi sepolcrali
dl Sampolo d*Knza, Parma 1876; Baüdey et
Ballebeau, puits fun^raires gallorom. du
Bemard (Vend^e), La Roche 1873, m. 2 K.
u. 396 Abb.
^) Ausser den putei armer Römer vgl.
das brunnenähnliche Grab des Menekrates
auf Eorfn (aus dem 6. oder 7. Jahrb.).
7) Ägypten: Abdallatif E. 4 p. 199 (man
fand damals noch Honig); Tiryns, IVoas,
Edvmnos und Halikamass : Yibchow, Ztsch.
f. Ethnol. 1884 S. 429 ff. ; Iberien : Ztsch. f.
Ethnol. 10, 447 (in Amphoren); Megara Hy-
blaia: Mon. ined. 1772; Spanien: Siebt, les
Premiers ftges, Atlas T. 35. 42. 46.
Kap. IZ. Die Werke der BankuBst. (§ 280.)
345
nach Europa gekommen zu sein.*) Weitaus häufiger ist die gerundete
Säule, sei es in Form eines Säulentronkes, welcher in Attika vom 6. Jahr-
hundert bis in die Eaiserzeit hinein vorkommt,^) oder zugespitzt als Spitz-
säule {cippus), welche die Italer sehr lieben; letztere läuft in Etrurien und
Praeneste sehr häufig in einen Pinienzapfen aus. 3) Nur eine Abart davon
ist der sogenannte Phallos auf lydischen Grabhügeln.^) Zur künstlichen
Ausbildung des Grabsteines führt die seit dem 4. und 3. Jahrhundert sich
stärker fühlbar machende Heroisierung der Toten. Vermöge dieser kommen
Motive aus den Tempelfa^aden herein, zum mindestens ein Giebelfeld'^)
oder ein Geison.^) Springen dann noch an den Seiten zwei Pfeiler oder
Säulen hervor, so ergibt sich die volle aedicula. Ausnahmsweise hat sie
in Erinnerung an die Euppeltempel ein abgerundetes Dach.^) Manche
Gräber — nach der Überlieferung schon das des Themistokles — trugen
formliche Altäre,^) Steintische, welche das gleiche bedeuteten, oder ein stei-
nernes Becken (das bei den Athenern den Unverheirateten gebührte).^) Schon
frühzeitig hatten die Griechen Säulen gleichwie für Weihgeschenke errichtet,
auf denen z.B. grosse Gefässe (wie die Dipylonvasen) standen. ^^) Später
wurden dieselben (»Lekythoi*) in Stein rund und en relief nachgebildet.**)
Die Dekoration hat häufig mit den Spenden, welche die Toten
empfangen, Zusammenhang und wechselt je nach den Ansichten über das
jenseitige Leben. Blumen (Rosetten) und Guirlanden, durch Stilisierung
auch wohl in einfache Schneckenlinien entstellt, passten überall ; hing man
doch, wie häufige Spuren von Nägeln zeigen, i*) an den Stelen natürliche
Kränze auf. Bei den Griechen kamen dazu die in Vasenbildem so oft
dargestellten Binden (Taenien), die mehrmals in Farbe, in Flachrelief oder
erhaben nachgebildet wurden.*') Bukranien und Pateren erinnern dagegen
schon wieder an den Heroenkult.**) Andere Bilder, wie Löwen oder Löwen-
köpfe,'*'^) gehören zur Klasse der Apotropaia (S. 230) und sollen den Frieden
^) Ägypten (in späterer Zeit mit einem
auBgemeisselten Sperberkopf en face bekrönt);
Cypem: Cbskola T. 3, 4; Mykene: Ath. Mitt.
1. 318 f.; Athen: B. 1864 p. 48; abgeb. 6bb-
HABD, AV. 199 — Mus. Etr. 527; Collignon,
catal. 658; vgl. Stackelbebg, Gräber 45;
Jahn, arch. Beitr. S. 133 f.; s. auch Paus.
2, 29, 9; Bologna: Zakvoni T. 15; Oberita-
lien: DÜTSCHKE IV 132.
«) Vgl. auch Paus. 8, 11, 8; Cic. leg. 2,
66. Manchmal amDipylon eine eigentliche
Säule (z. B. Am. J. II 275 A. 14); abgeb. MB.
9. 53. Auf dem Grabe des Isokrates stand
eine von einer Sirene bekrönte Säule.
») S. 328, 7. Nach Helbio, B. 1882 p. 68 f.
ist die Grösse desselben bedeutungsvoll. Statt
dessen eingezapfter Discus, aus Reichenhall
in München (Nr. 774).
*) Pbokesch, DenkwQrd. 2, 159, — Vier-
eckiger Pfeiler mit Reliefs: Inghibaxi, mus.
etr. l 105, 1.
') Sikyonisch nach Paus. 2, 7, 3; im
Giebelfeld öfter Rosette, an thessalischen
Grabsteinen: Ath. Mitt. 8, 114 ff.
•) Z. B. in Kerkyra AZ. 1846 T. 48
(RöHL, imag. p. 61).
^) Interessante afrikanische Form mit
3 Säulen, abgeb. B. archöol. 1892 S. 150. 151.
^) Z. B. cylinderförmiger, abgeb. A. 40,
39; Themistokles: Plut. Themist. 32 aus
Diodoros; in römischer Zeit sehr häufig z. B.
auf bayerischem Boden: in grösserem Mass-
stab, Grabstein des Pompejaners M. Porcius.
») Demosth. 44, 18; vgl. Cic. leg. 2, 66;
Wolters, Ath. Mitt. 16, 385 ff.
^^) Abgeb. auf Münzen von Poseidon ia
und an einer Lekythos : Collignon cat. 658;
Wolters, a. 0. S. 388.
*^) Beispiele in Athen. Vgl. Bianor
Anthol. 9, 272.
•'») Sybel, Katalog 447 f. 451. 454. 459.
468 u. ö.; Bbnnoorf, Reisen in Lykien und
Karien 1, 101, 2. Vgl. auch Collitz, Dia-
lektinschr. 1775, 21. — Steinerne Rosen: A.
39, 403 A. 3.
'«) Friederichs -Wolters 1801. 1799.
1802.
»*) Z. B. DÜTSCHKE, Bildw. IV 22. 396. 503.
»^) DÜTSCHKE IV 376; Plin. 37, 66; Ly-
kien: Fellows T. zu 174 u. 176; Pbachov,
346
KlassiBche Kmutaroh&ologie. I. DenkmAlerkonde.
der Toten sichern. Allegorische Gegenstände religiösen oder profanen
Sinnes werden in dem hermeneutischen Schlussabschnitt zur Sprache kom-
men. Das fruchtbarste Gebiet war jedoch die Darstellung des Toten selbst.
Mögen auch nur die Ägypter diesen Bildern eine besondere Bedeutung
für die volle individuelle Unsterblichkeit zugeschrieben haben, jedenfalls
hielt man das Bild des Verstorbenen selbst für das ki-äftigste /n'^jua,
monumentum. Alle Einzelheiten auf die Hermeneutik versparend, wollen
wir hier nur bemerken, dass seit der mykenischen Periode der Tote am
häufigsten von der liebenswürdigen Seite sich zeigte, wenn auch Adelige,
tapfere Krieger, kühne Jäger, siegreiche Athleten es oft vorzogen, ihren
Stand und ihre Thaten der Nachwelt durch sprechende Bilder zu über-
liefern. Daher die bekannten Familienbilder der griechischen Grabsteine,
welche besonders seit dem 4. Jahrhundert sich mehren. Dies war jedoch
mehr eine vorübergehende Stimmung im Stil vonDiderots „Hausvater*; bald
überwogen wieder die reinen Porträtbilder. Kurz seien erwähnt die bloss
bemalten Stelen von Syrien und Alexandrien,^) die Masse der römischen
Grabsteine mit der Hochrelieffigur en face und eine weit kleinere Gruppe
mit Büste«) oder Hermenbild. »)
Aus begreiflichen Ursachen werden die einfachen Grabstätten mög-
lichst vereinigt; man bringt sie gerne neben Wegen (z. B. an den Strassen
der Campagna, zu Pompeji und vor dem athenischen Dipylon)*) an, um
das Gedächtnis der Toten lebendig zu erhalten, oder bestimmt einen Hügel-
rücken zu einer Nekropole (S. 28). In altchristlicher Zeit beginnen sich
schon die Gräber an heilige Stätten anzugliedern.^)
Die beschriebenen einfachen Formen werden in jeder Periode dann
gewählt, wenn das Grab nicht viel kosten soll; ausserdem machen die
Leute bei verheerenden Seuchen mit der einzelnen Leiche wenig Um-
stände.^) Wenn man überhaupt ,von Wirkung sprechen kann, wirken
diese einfachen Grabanlagen nur durch die Masse. Schon in der myke-
nischen Zeit beobachten wir regelmässige Gräberreihen (1893 auf Salamis
entdeckt) und Aushöhlungen einer Bergwand (Palamidhi bei Nauplia), in
welche die Toten wie Brode in Backöfen geschoben wurden. Eigentliche
Friedhöfe haben sich daraus nicht entwickelt. Mit der Ausbildung des
Vereinswesens konrnit die Blüte der Massengräber kleiner Leute. Man
sieht es den wilden Tauben ab, wie sie sich in alle Löcher einer Berg-
wand einnisten, und bohrt Reihen von halbkreisförmigen Löchern {loculi),
welche eine Aschenume oder mehr aufnehmen sollen, in den Fels ein.
Diese natürlichen Columbaria sind in Südetrurien') und auf Sicilien zu be-
obachten. In der Ebene von Rom musste eine entsprechende Anlage aus
T. 2, 2. 3; vgl. Stbphani, tit Graec. H. III
S 19 ff
») Am. J. 3, 261 ff. T. 17 (farbig), ohne
Kunstwert.
^) Maffei, Mus. Ver. p. CXLIII, 4;
DüTscHKE, Büdw. 3, 397; vgl. AZ. 86, 29; in
Rahmen MB. 15, 53.
*) Chbist, Sitzungsber. d. bayer. Ak. 1866
1244; CoKZB, AZ. 25, 102* f.; DIJtsohkb 4,
174; vgl. Cic. leg. 2, 65.
*) CuBTivs, Atlas V. Athen T. 4; ebenso
in Aqnileja.
') Altchristliche Friedhöfe sind bisher
in Julia Goncordia, Sirmium. Salona u. Car-
thago aufgedeckt.
«) Anthrop. Corresp. 1874 S. 23.
') Veji, Falerii (abgeb. Dennis I »103),
Fescennium und Toscanella (abgeb. das.
S. 485).
Kap. UL Die Werk« der Baukunst. (§ 281.) 347
Ziegeln erbaut werden; sie bot für die loculi sowohl die Wandflächen als
auch gewann der spekulative Baumeister Platz, indem er das Dach in der
Mitte von einem ebenfalls hculi enthaltenden Aufbau stützen liess.^) An-
derswo nahmen die Totengräber das System von Nauplia wieder auf, in-
dem sie jedoch die Plätze der Leichen mit der Wand parallel laufen Hessen.
Dieses System eignete sich nicht für offene Wände, sondern wurde unter-
irdisch angewendet, wobei von oben die luminaria Licht zuführten. Be-
kanntlich erhielten diese weitverzweigten unterirdischen Friedhöfe im Volks-
munde den Namen Katakomben {catacumbae). Ihr Ursprung dürfte in
vorchristliche Zeit zurückreichen und wohl bei den Sterbekassen der Berg-
leute und Steinhauer zu suchen sein; allerdings haben vorzugsweise die
Juden ^) und die Christen der ersten Jahrhunderte das System angewendet.
Wir kennen noch Katakomben in Rom (S. 127) 3) und Neapel,*) auf Malta,
vielleicht auch in Alexandrien.^) Diese Massenanlagen grosser Gesell-
schaften geben schon Gelegenheit, durch Malereien und Stuckverzierungen
die Stätte des Todes freundlicher zu gestalten. Die labyrinthischen ,Erd-
ställe^ mit Wandnischen und Bänken, welche vom Neusiedlersee bis zum
Bodensee in langer Kette sich hinziehen,^) weichen im Grunde von den
Katakomben nicht ab.
Litter atur: Veizeichnifl der Katakombenanlagen in Kraus' Realencykl. 1, 110 ff.
281. Die eigentlichen Grabdenkmäler sind wesentlich anders ge-
artet. Fürsten und vornehme Personen, denen sich später natürlich die
Kapitalisten anschlössen, wollten auch nach dem Tode vor der Masse etwas
voraus haben. Entweder sollte ihr Grab, wie ein Schloss, hoch empor-
ragen und weithin sichtbar sein oder sie wollten, falls es doch mehr als blosses
Fortleben im Ruhme gäbe, ihre Lebensgewohnheiten nicht ganz missen.
Der geschichtlichen Folge nach sprach sich der erstere Gedanke zuerst
aus in dem Grabhügel. Die kunstloseste Form desselben, ein Steinhaufe
(hebräisch gcUgal), soll, wie auf Gorsica ein muchio, von den Vorübergehen-
den auf die Leiche eines gewaltsam gestorbenen Mannes geworfen worden
sein.") Im Hügelland mag man für hervorragende Tote einen hochauf-
ragenden isolierten Hügel gewählt haben, um sie darin zu bestatten. Solche
natürlichen Hügel, welche umgestaltet werden mussten und zur Sicherung
einen Steinkranz um ihre Basis erhielten,^) sind ohne geschickte Aus-
grabung schwer zu konstatieren, da auch die natürliche Corrosion schein-
bar bearbeitete Hügel schaflFt.*) Wo die Natur ihre Hilfe versagte, wur-
*) Über die um Rom vorhandenen Co
Inmbarien (worunter eines fllr die Diener-
schaft der Kaiserin Livia) s. den von Hül-
sen bearbeiteten 2. Teil des 6. Bandes des
Corpus inscriptionum Latinarum; Abbildun-
gen bei Babtoli T. 39 ff.
Ammian. 22, 15, 30; Heliod. 2, 27.
*) Mitteil. d. Centralkomm. N. F. 14,
221 ff. (Abb. S. 222).
^) Daher die Erzählungen von Absalom
(2 Sam. 18, 17), Laios (Paus. 10, 5, 2) und
Teiresias (Paus. 9, 33, 1); vgl. Paus. 8, 13, 3 ;
') Z. B. in der Yigna Randanini vor ' drei Hfigel bei Arächowa heissen '; tovg
Rom, in Neapel und Venosa (B. 1867, 148 ff.), i q>ovBVfjtivovg\ Fluchmale: B. Schmidt, Jahrbb.
s) S. auch 6. B. Luoabi, le catacombe I 147, 369 ff.; vgl. Ra. III 21,44. Normales
ossia il sepolcro apostol. dell' Appia, Rom i Grab bei den Troglodyten: Agatharch. 63.
1888, f. m. 9 T.
^) A. DB JoBio, guida per le catac. di
S. (lennaro dei Poveri, Neapel 1839.
*) Jtjfiuaagy ^JXeiaydg. S. 738 ff. ; vgl.
») Z. B. bei Viterbo M. I 41, 16, vgl.
1831 p. 85.
«) Bei Megara: *E<p. dqx- 1890 Sp.26ff.;
dagegen unzweifelhaft in Bieda: Dennis I '217.
348 KlaBBisohe EonBtarch&ologie. I. Benkmälerknnde.
den künstliche Grabhügel (Hügelgräber, tumulij Zeichen: o) aus Erde auf-
geschüttete) Durch Einsturz oder Abrutschung haben die meisten eine
abgeplattete Form erhalten, manche sind fast ganz verschwunden.*) Der
grösste Tumulus Russlands mag nicht weniger als 150 Fuss im Umfang
haben, ^) welchem seine jetzige Höhe keineswegs entspricht. Die Hügel
weichen in der Anlage sehr von einander ab. Von aussen erhielten viele,
damit die Erde nicht abrutsche, eine Einrahmung aus Bäumen oder aus
aufrechten Steinplatten, welchen der keltische Name Cromlech gegeben
wird.*) In die Klasse der eigentlichen Bauwerke tritt aber der Grabhügel
erst ein, wenn ihm eine feste runde oder auch viereckige Basis {Krepis,
S^Qiyxog) aus Hausteinen auf gemauert wird. Diese Art, welche Homer bei
Hektors Bestattung (Ä 795) erwähnt, ist durch zahlreiche Beispiele in
Lydien, Etrurien (tomba Regulini-Galassi) 'und sonst vertreten. Der Aus-
grabungsbefund (z. B. steiermärkischer Hügelgräber)^) lässt nicht daran
zweifeln, dass die Anlage von Hügelgräbern bis in die Eaiserzeit fort-
dauerte oder wenigstens damals nach homerischem Vorbild aufgenommen
wurde. Es werden also noch die Wandlungen, welche der Plan erfuhr,
nachzuweisen sein. Zu den Äusserlichkeiten gehört weiter, dass der Hügel
mit Bäumen bepflanzt wird, ['damit er unkenntlich werde, und obendrein
einen Wassergraben zum Schutze gegen Fremde erhält.*) Die „ Hausberge **
in Niederösterreich und an der Unstrut sind mit Wall, Graben oder breiten
Stufen umgeben.^) Andere dagegen hielten darauf, dass auch im Tode
der Einzug ein feierlicher sei, und bauten eine Zugangsstrasse, welche
man jetzt gewöhnlich Dromos nennt,®) sei es, dass denselben Mauern bil-
deten, wie am Atreusgrab, oder bloss eine Allee von Steinplatten aufge-
stellt wurde, wie in der Unterburg von Mykene^) und mehrfach in Nord-
europa. i<^) Noch grössere Tragweite hatte die Umgestaltung des Inneren.
Die einfachste Art der Anlage besteht freilich darin, dass man die Erde
unmittelbar über der Leiche oder der Asche aufhäufte. So ward Patro-
klos begraben, so noch die Kämpfer von Marathon nach attischem Brauche.*^)
Der nächste Schritt führte zu der oben beschriebenen Steinumhüllung der
sterblichen Reste (wie in der Unterburg von Mykene) und dann nur noch
ein weiterer zur Ausmauerung einer Kammer, welche einem Wohnräume
glich. Am einfachsten machte sich das Viereck,") indes empfahl der
*) Vgl. Ilias V^ 255; ayjQoxfitjrto ini
TvfAßtp A 371. Errichtung abgebildet in
einem Relief von Tello (de Sarzbc, d^couv.
T. 3c; Pebrot, hißt. II Fig. 383). i Vafiö ^. «?/. 1889 S. 137.8.
*) Z. B. in der ünterburg von Mykene : •) Tsuntab, *E€p. «p/. 1885 S. 34 flF.
TsuNTAS, 'Eyi7|M. «V/- 1885 S. 34 flf.
^) ScHiEMANir, Russland 1, 32.
^) Z. B. in Allstedt (Sachsen-Weimar) :
Anthrop. Corresp. 1874 S. 14 f.; beiDanzig:
das. 1875 Versamml. S. 28. Eine vollständige
Mauer findet sich auf Eynosura (Pbokesoh,
Denkwürd. 2, 368).
*) Wie Mitt. d. bist. Vereins v. Steier-
mark 30, 93 f. (Münze Vespasians und rö-
mische Glasfläschchen). Aber schon der Il-
lustrator Vergils versteht iumulua nicht mehr
(Babtoli p. 60).
*) Z. B. bei der Saalburg: Cohausxn
13.
n Anthrop. Corresp. 1875, Verb. S. 71.
^) S. z. B. den Plan des Tumulus von
**0 Archaeologia 42, 211 m. Abb.; Leit-
faden zur nord. Altertumskunde, her. v. d.
kgl. Ges. f. nord. Altert. S. 29.
^>) Der Hügel von Marathon ist 10-12
Meter hoch und hat 200 Schritt im Umfang;
Grabhügel von Velanidezza (s. Stephan i,
Rhein. Mus. 4, 3; Löschcke, Ath. Mitt. 4, 36)
und bei der Kapelle des hl. Johannes; noch
bei Plato leg. 12, 958 e vorausgesetzt.
^^) Z. B. im Tantalosgrab bei Smyma u.
auf Aigina (Exp. de Moröe 3, 40 = Schbsi-
beb, Atlas T. 95, 10. 11).
Kap. DL Die Werke der Baukimst. (§ 2^2.)
349
starke Druck der Erdmasse die Wölbung der Decke; wenn auch die vier-
eckige Kammer mit falschem Gewölbe, z. B. in einem der bekanntesten
Fundorte der Krim*) sich vorfindet, liegt doch nun die runde Form, welche
mit der Gestalt der Hügelbasis übereinstimmt, näher; ihre vollkommenste
Gestalt ähnelt dem Bienenkorbe (S. 321) und ist in den Grabhügeln der
mykenischen Zeit durchgeführt.^)
Hügelgräber sind bisher beobachtet in Phönikien (bei Tortosa, in Berek-et-Teli und
Ras-el-Aln, immer neben Quellen), Syrien (bei Aleppo), Persien {tappS genannt, Mitt. der
anthrop. Ges. in Wien 19, 25 f.) und Kleinasien (türkisch meist mdl-tepi geheissen), ganz
besonders in Lydien (bei Alt-Smyma, zu B^levi mit Ummauerung: F. Thibbsch, über das
Grabmal des Alyattes, Berlin 1833) und der Troas (S. 92), dann sehr zahlreich in den
Ebenen von Thrakien, Mösien und Südrussland Die jüngeren tumuli von Pergamon und
Pydna beschreiben Ctjbtius (Beiträge) und Heuzet (g 82). Auf griechischem Boden haben
sie die Schriftsteller seit Homer den Heioen und Amazonen (Paus. 8, 11, 4. 12, 5. 16, 3
u. s. w.)r auch wohl den phrygischen Begleitern des Pelops (Athen. 14, 625 f) zugeschrie-
ben und die Kuppelgräber für Schatzhäuser erklärt (Schatzhaus des Minyas in Orchomenos,
des Atreus in Mykene).^) Wie sich Aischylos das Grab des Dareios vorstellte , ist noch
von archäologischer Seite zu untersuchen. Das Volk nennt die Hügelgräber jetzt magüla
(alban. = Frauenbrust) oder tuniba. Die meisten hat sowohl Thessiüien als Büotien in den
Ebenen aufzuweisen (z. B. Pilav-tep^ bei Volo; ein paar riesige bei Lebadeia: Ross, Kö-
nigsr.); in Attika ist eine Gruppe bei Velanidezza und Yurvä; Grab der «Antiope* süd-
westlich von Athen (von Fauvel untersucht, s. Walpolb, memoirs 1.)- Der Petoponnes
besitzt wenige (Pbokescb, Denkwürd. 2, 740. 765). Über die Kuppelgräber vgl. Cbb. Bbloeb,
Beiträge zur Kenntnis d. griech. K., Berlin 1887 und den historischen Teil. Wir nennen
noch Syme, Rhodos (s. o.), Kyrene; Italien ist durch Etrurien vertreten; dann folgt Öster-
reich (z. B. viele Hügelgräber bei Mureck in Steiermark, vgl. Mitt des bist. Vereins 10,
179 ff.; auch bei Ehrenhausen: das. 38, 189 ff.; Böhmen S. 158; Krain [gomiU]: Dbschmann,
die Hügelgräber v. Rowische, 7. Ber. d. prähist. Komm. d. k. Akad. d. Wiss. in Wien 1883;
Riesentumulus bei Gritsch). Was Deutschland anlangt, vgl. z. B. Naue, d. Hügelgräber
zw. Ammer- u. Staffelsee, Stuttg. 1887, m. 59 T.; Popp, Abb. über alte Grabhügel bei Amberg,
Ingolstadt 1821. Frankreich besitzt in der Bretagne (Morbihan), Norroandie (Calvados) und
anderen Landesteilen zahlreiche Hügelgräber (tombeUes) (vgl. z. B. A. Bebtband, les tumu-
les gaulois de la commune de Magny-Lambert; Castak, les tombelles celtiques et rom.
d*Alaise, Besancon 1859; französische und englische bei Gailbabaud I 1, 27—37). Sie fehlen
auch in Englana (barraws) und Skandinavien nicht und haben sich bis nach Südafrika und
Amerika verbreitet. Vgl. im allgemeinen B. de la soc. scient. et lit. du Limbourg I fasc.
8 (1853); J. B. Wabino, stone monuments, tumuli and omaments of remote ages, London
1870, f.; über die Namen Rbinach, Ra. III 21,46 f.
282. Wegen der geringen Dauerhaftigkeit der Erdhügel mochten
sorgsame Bauherrn einen Steinmantel herumlegen oder gleich einen Stein-
hügel errichten lassen. Da jedoch in diesem Stoffe ein grosser Kegel
schwer herzustellen war, bot sich die kantige Form der Pyramide so
ungesucht, dass wir weder das Vorbild von den pyramidalen Granitfelsen
zwischen Abusimbel und Assuan herzuholen^) noch eine tiefere Idee in der
Form zu suchen brauchen.'^) Die berühmten Pyramiden des Gräberfeldes
von Memphis (§ 64) gehören in die Zeit des alten Reiches, dessen Mo-
narchen darin ruhen; eine jüngere Gruppe, die sich geographisch bis nach
Äthiopien hinein erstreckt, ist aus Ziegeln erbaut. Hin und wieder (in
Meidüm und Sakkara) ist man bei der uneigentlichen Pyramide, welche
staffelformig aufsteigt, {Stufenpyramide) stehen geblieben. Die technische
') Ju»-Oba CR. 1860 T. 6, 2 = Schbbi-
BSB, Atlas T. 95, 1.
^) Viel primitiver sind die aus Platten
zosammengesetzten runden Kammern von
Albano: A. 1871, 242 ff. T. U 2. 3.
') Vgl. auch Varro 1. 1. 7, 17 thesauri
specie, vom Omphalos.
*) RiTTBB, Erdkunde I »628 f.
^) Aus dem Sonnenkultus erklärt die
Pyramiden £bk. Schiapabelli , il signif.
simbolico delle piramidi egiz., Rom 1884,
m. 1 T.
350
IQaBBisohe Knnstarotülologie. 1 Üenkmälerkimde.
Einrichtung der ägyptischen Pyramiden, ihre Grabkammern, Zugänge und
Verschlüsse sind besonders von Vyse und Petrie, sowie von Chipiez im
I. Bande von Perrot's histoire ausführlich erörtert und durch Illustrationen
beleuchtet. Von archäologischer Seite ist zu betonen, dass die Pyramide
nicht eigentlich freilag, sondern mit einem Heiligtum verbunden war und
eine steinerne Umfriedigung hatte, >) dann dass der heutige Zustand sich
nicht mit dem einstigen deckt. Die Pyramiden waren nämlich ganz mit
geglätteten Platten, auf welchen Hieroglyphen standen, belegt und endeten
in eine Plattform, wo man ein Bild des innen beigesetzten Königs auf-
stellen konnte.*) Da die ägyptischen Pyramiden vor der Zeit der inter-
nationalen Kulturströmungen liegen, sind sie zunächst auf ihre Heimat
beschränkt geblieben. Erst gegen die Zeit Alexanders, als man von Welt-
wundem zu sprechen begann, lässt sich nachweisen, dass Griechen die
ägyptischen Wunderbauten in bescheidenem Maasstabe nachahmten. Sici-
lien, Argolis und Babylonien liefern Beispiele aus Ziegeln oder Stein mit
Mörtel.'^) Mit der berühmten Pyramide des Cestius, die unter Augustus
vor der Hauptstadt erbaut wurde, scheint die Reihe zu schliessen.*) Die
plattgedrückte Pyramide ergibt die Mastaba's (arab. Bänke), in welchen die
Hof Chargen des alten Reiches um ihre Herrscher Cercle bilden (S. 81).*)
Die kürzlich gefundene Mastaba des Mera, welche aus der 6. Dynastie
stammt, ist die grösste der bisher bekannten; sie enthält nämlich 27 Säle
und Gänge.
Litteratur: §44; Wiedemahn, ägypt. QeBchichte 1, 178 £f.
283. Weitaus häufiger wirkt die Vorstellung ein, dass der Tote eine
Wohnung brauche. Den Wohnhöhlen entsprechen die Grabhöhlen,
welche schon sehr früh in zerklüfteten Kalksteingebirgen vorkommen.
Später wurden manche mit Mauern abgeschlossen oder mit einem Thorc
versehen. ^)
In der Zeit der entwickelten Baukunst legte man diese Grabhöhlen,
deren Name manchmal noch bestehen blieb,') künstlich an, gab ihnen je-
doch dabei eine regelmässige Form. Die Grabkammer, welche mit einer
Thüre verschliessbar ist, erhält eine nach nach der Beisetzungsweise ver-
schiedene Einrichtung. Das kürzeste Verfahren ist, die Leiche einfach
auf den Boden zu legen, nächstdem ihr dort eine Vertiefung auszu-
^) Z. B. Gizeh: Plan bei Perbot I 156,
am deutlichsten in Abusir (Pebeot I 158).
«) Vgl. Herod. 2, 149; Diod. 1, 63, 3;
in Abbildungen finden wir ein Kreissegment
(Pebbot I 188. 189) oder einen Querstrich
(ders. 193) als Abschluss.
») Zur Zeit Timoleons: Diod. 16, 83 a.
£.; in Agrigent auf den Gräbern mehrerer
Pferde: Plin. 8, 155; drei bei Jerusalem
von einer Königin Adiabene's erbaut: Joseph,
ant. 20, 95; Grab der »Rachel* in Hebron:
Brocard. cap. 9 ; erhalten bei Kenchreai (£xp.
de Moräe 11 T. 55; Ross, Reisen im Pelop.
T. 4; Rbbeb, Archit. S. 179 u. Ö.); bei Lessa
(Liguriö) £xp. de Moröe II T. 76 (steinerner
Grundbau); Grab des Bolus: Expöd. en Mö-
sopotamie T. 19 (restauriert), vgl. Strab. 16,
1, 5; vielleicht auch zur Zeit Lucians? (Cha-
ron 22).
^) Alte Ansicht vouSakdbabt; Nimrüd-
Dagh bei fidessa; Masius bei Mardtn; Mas-
sengrab von Cravanche bei Beifort: Ra. n. s.
31, 289 ff.; auf Sicilien in der jüngeren Stein-
zeit: PiooBiNi, B. 1882 p. 70 f. ; Grab des
Endymion: Strab. 14, 1, 8.
*) Abb. bei Pbbbot I Fig. 147.
^) Ersteres auf Kasos: Phot. des Inst.,
Sporaden 13; letzteres an der AkropoUs von
Eleusis. Künstliche Grabhöhle in Trimelin
(Finist^re): Matäriaux p. l'hist. 22, 161 ff. m.
2 Abb.
') In Palmyra iritijXatoy: Stxbbbt. Wolfe
expedition Nr. 643.
Kap. nc. Die Werke der Baiikiiiuit. (§ ^3.)
351
heben ;^) Tarquinii zeigt eine andere Manier, nämlich auf bronzenen ledus die
Leichen aafzubahi*en. Am häufigsten wurden Sarkophage und Aschen-
kisten in der Mitte oder den Wänden parallel aufgestellt. Wo jedoch die
Weichheit des Steines die Bearbeitung erleichterte, wurde gerne die Wand
eingerichtet, am einfachsten unten durch herumlaufende Bänke {Bank-
gräber), wie der angebliche Schauplatz des Abendmahles,*) oder durch auf-
gemauerte Pritschen wie in der oft abgebildeten Grotta Campana ;^) dann
treibt man viereckige kabinenartige Räume gerade in die Wand hinein
{Schiebgräber) oder parallel mit derselben.*) Je nach Bedürfnis wurden
hinter oder neben der Grabkammer noch weitere Kammern angelegt; z.B.
haben die sogenannten Prophetengräber deren viele, s) Nach abwärts
werden die Kammern fortgesetzt in den Katakomben und in den „Gräbern
der Richter* bei Jerusalem. Das Kanmiersystem gewährt ja den Vorteil,
dass der Erbauende nicht bloss auf Bergwände (wie z. B. in Benihassan)
angewiesen ist, sondern auch in die Tiefe dringen kann. So vermag er
eine geräumige Gruft herzurichten, ohne den ertragsfähigen Boden zu
schmälern. In diesem Falle muss natürlich zu dem Hypogeum {vnoyeiovY)
ein Zugang oder eine Treppe gebaut werden. Auch erfordert dann das
Dach eine feste Konstruktion, z. B. aus Balken mit Steinen darüber (in
Lukanien).^) Grosse Säle werden möglich, wenn man wie in den Steinbrüchen
Pfeiler aus natürlichem Stein stehen lässt oder auhnauert.^) In grösserer Zahl
finden sich unterirdische Grabkammem zu Syrakus, Vulci und Volaterrae bei-
sammen. Die Grabkanmiem bieten der Steinmetzkunst und der Malerei ein
dankbares Gebiet. Wo die Grabkanmiem freiliegen, wird ihre Fa^ade in Schein-
architektur ausgeführt, welche oft den Tempelfacjaden gleicht. Wir nennen
die ägyptischen Felsengräber von Benihassan, das Grab des Darius, die
lykischen Gräber und ganz besonders die grossartigen Felsenfagaden von
Petra (S. 84) und die bescheideneren von Falerii, Castel d'Asso^) und Nor-
chia in Etrurien. In Ägypten kommt es aber vor, dass an die Fafade
vorn angebaut wird.^^) Manchmal lehnt sich das Grabhaus nur an die
Felswand an. ^ ^) An Grabkammem fehlt es in der Thebais, in Gadara, Laodikeia
und Edessa nicht. Im Innern bieten sich die Wandflächen zur malerischen
Dekoration dar und, wenn das Dach im Giebel erbaut ist, auch das innere
Giebelfeld. Auf diese Weise sind die meisten der erhaltenen älteren Wand-
malereien auf uns gekommen. Wir nennen besonders Korinth,**) die Krim,
') Beides kommt in Palästina vor, letz-
teres z. B. in der Nekropole von Modin.
') Theodosius terr. s. 51 ; in Palästina,
Mesopotamien (Edessa, mit arcosolium), In-
dien nnd Etmrien.
*) Z. B. DsvNis I ^21 ; Steinbetten in den
Gräbern von Sardes: Ra. n. s. 32 T. 13; Ga-
nina, Etr. mar. T. 50; NoSl desYsrgbbs, Etr.
T. 1. 2. Vgl. Heuzbt, les lits ant., G. d. b.-a.
1873 I 305 ff. 501 ff.
^) Z. B. in Chersones: Eondakof, anti-
quitös S. 31.
*) Labyrinth in Poggio Gajella (,Por-
sennas Grab''): Plan bei Dennis II '351.
^) Ganz kleine Hypogeen kommen in
Selinnnt (Cavallabi, B. d. comm. di ant. n. Y
T. 2, 8) nnd Megara Hyblaia vor.
') JoBio, metodo p. 105; Ober die Dach
formen auf Delos: B. 1830 S. 9.
^) Z. B. auf Elephantine, im Scipionen-
grabe und in etruskischen Gräbern, z. B. der
grotta del Tifone.
*) Abgeb. Dennis I >177. Im kleinen auf
Thera: Boss, Inselreisen 1, 70.
*^) Ebenso ,Grab des Kimon*' bei Athen.
^^) Amorgos: Ross, Inselr. 2. 42; bei
Gytheion: Morgenblatt 1836 Nr. 265.
**) Ua^vttffüoq 6, 341 ff.; auf Kap Eolias:
Pbokbsch, Denkwürd. 2, 603.
852
Klftsfliiohe SmiBtaroh&ologie. L Beükm&lerkiiiide.
Kyrene, Lukanien und das südliche Etrurien. Der Reliefschmuck hält sich
in engen Grenzen. Über die Form und Verzierung der Decke wurde be-
reits S. 321 f. und 336 f. gehandelt.
Aus der primitiven Bedeckung des Toten entwickelt sich das soge-
nannte Steinkistengrab (skandin. kistvaen), dessen einfachste Form aus
fünf grossen Steinplatten zusammengesetzt ist, wovon vier im Viereck auf-
recht stehen und mit einer Platte zugedeckt werden. Solche findet man
noch in Indien, den Kaukasusländem und Europa;^) die massigeren und
zusammengesetzteren Bauten heissen „Hünengräber" und „Hünenbetten". 2)
Tektonisch umgebildet, wird daraus das Grab haus, von dem kleine
Exemplare in der alten Nekropole von Orvieto ganze Strassen bilden.^)
Ähnliche kleine Häuser mit flachem oder giebeligem Dach weist Unter-
italien auf.^)
Wir haben dann die einfachen Grabhäuser, wie das Grabmal des Bibu-
lus"*) und das Scipionengrab zu nennen, hierauf die viereckigen turmarti-
gen Gebäude, in Lykien, bei Palmyra und in Nordafrika^) häufig, ausser-
dem in der Provence (St. Remy) und im Moselland (Neumagen, Arlon,
Igel), wo sie ein pyramidenähnliches Dach haben. Das bekannte Grabmal
der Caecilia Metella an der appischen Strasse^) repräsentirt die runde
Turmform, deren Prinzip kolossal in der Moles Hadriani (Engelsburg)
durchgeführt ist.^) Um besonders hervorgehoben zu werden, liegen die
Häuser auf einem Stufenbau, z. B. das Grab des Kyros und phönikische
Denkmäler. Die nuräghi Sardiniens, die talayoVs der Balearen und die
truddhi des alten Calabria repräsentieren den Typus des Burgstalls (S. 342),»)
Im Hinblick auf die heutigen Ziegelhütten von Nordafghanistan i<^) darf man
auch die mehr oder weniger einer Halbkugel sich nShemden 8tüpa\s
(tope's) Indiens und der westlichen Nachbarländer (S. 87 f.) als Grabhäuser
Buddhas betrachten. ^1) Persönlicher Geschmack brachte manche besondere
Form, z. B. das achteckige Grab des Stesichoros.^'^) Epoche macht aber das
Maussolleion in Halikarnass, des Königs Maussollos Grabbau (S. 95). Schon
das zum lateinischen Appellativum gewordene mausoleum spricht dessen
Vorbildlichkeit aus. Wir begnügen uns, aus den komplizierten Bauten
die bekanntesten herauszugreifen; es sind das „Grab des Porsenna",
') Über Westpreussen: Antlir. Corresp.
1891 S. 136 flF.
^) Z. B. ein langes Hänengrab in der
Bretagne, abgeb. bei Caylus VI T. 117.
^) M. X 42; DuKM, Baukunst der Etrus-
ker S. 66 u. Dennis II H2 flf. m. Abb.; ähn-
lich die Grotte aux ftes bei Saumur (Gail-
HABAUO I 1, 10— 14) und die Grotte von £ss^
(das. 15. 16); vorne offen: sog. Dolmen von
Trie und DoUon (Gailhabaud I 1, 6. 7).
*) Gaboiulo, cenni T. 1.
^) Canina, arch. rom. 21 2 u. Ö.; am besten
bei P1RANB8I, ant. rom. 14; vgl. Beboau,
Phüol. 26, 81 ff,
•) B. arch^ol. 1891 S. 195.
') Altere Stiche zeigen es besser erhal-
ten; Restauration bei Canina, edif. di Roma
III T. 218; Babtoli T. 77.
*•) Canina T. 223. — Grabturm bei
Delphi; vgl. auch Paus. 8, 9, 5.
^) Nurdghi: B.U2\ Abb. bei Pkbbot
IV S. 22 ff.; talayots: Pebbot a. 0. S. 41. 49;
truddhi: ders. S. 52 f.
*^) Abgeb. bei Fb. v. Schwarz, Alexan-
der des Grossen Feldzüge in Turkestan,
München 1893 S. 89.
^^) Den ummauerten Grabhügeln und
Pyramiden entspricht ein von einer Ziegel-
mauer umgebener tope in Balabhipura (J. r.
asiat. soc. 13, 147 m. Abb.).
**) Griech. Litteraturgesch. 1, 305,
Kap. tZ. Die Werke der fianknnat. (§ 284.) 353
welches Varro beschrieb,^) das »Grabmal der Horatier und Curiatier*,^)
das Monument von Nimrud-Dagh (S. 83), das Denkmal von Antiochos
Philopappos (114/6 n. Chr. in Athen errichtet), welches ein Marmorfries,
Marmorverkleidung und Statuen zierten,*) das sogenannte „Grab vonVer-
gil*^) und das originelle Denkmal des römischen Bäckers Eurysakes, dessen
Leitmotiv Schichten von Getreideschäffeln bilden.^)
Viele dieser Denkmäler lagen in einem Baumgarten, ^) waren mit
Statuen geziert^) und hatten eigene Wächter. Auch hier spielt die Heroen-
verehrung mit; denn weil die Angehörigen sich zu Leichenmählern zu-
sammenfanden, brauchten sie Wächter-, Küchen- und Speiseräume, Säulen-
hallen und Lustgärten.^) Gab es doch auch offene Säulenhallen, die man
geradezu Grabkapellen nennen könnte. Mit den Ägyptern der letzten
selbständigen Periode^) begegnen sich darin die Sikyonier.'®)
284. Endlich bleiben noch die Denkmäler zu erwähnen übrig, die
nichts weiter als Denkmäler sind. Ich meine z. B. die Grabsäulen, welche
auf einen staffeiförmigen Unterbau von meist drei Stufen gestellt werden, ^i)
und die Sarkophage, welchen nicht bloss die gleiche Auszeichnung zu Teil
wird;^*) in Bithynien und Lykien trägt sie sogar ein hoher Pfeil er. i*) Da-
mit hängt die architektonische Gestaltung des Sarkophages zusammen,
welcher daher im Anhang zu diesem Abschnitte behandelt werden soU.
Auch bei den griechischen Familiengräbern^^) und den staatlichen Soldaten-
gräbem (wie in Chaironeia**) und wohl auch in Leuktra) scheint die Erepis
die Hauptsache, wozu freilich plastischer Schmuck (z. B. trauernde Diene-
rinnen^®) oder ein Löwe)^') kam.
Wir reihen diesen Denkmälern noch eine grössere Zahl kunstloser
Male der Vorzeit an, über deren Bestimmung keine Schriftquelle Auskunft
gibt. In der Bretagne hat man zuerst auf die ungefügen bis über 22 m
messenden Steinpfeiler geachtet und ihnen den bretonischen Namen Menhir
(langer Stein) gegeben, i®) Sie stehen meistens nicht allein, sondern z. B.
einer auf dem Grabe selbst und zwei zu seinen Seiten. ^^) Bei grösserer
abgebildet: Imhoof, numism. comment. 28, 1;
ähnlicher Sarg in einer Katakombe v. Eertsch
abgebildet: Eoin)AKOF, antiq. p. 212.
**) S. 345; zwei Stofen: Collignon 658.
1') Z. B. zu Balat (Blaudos): Le Bas,
mon. fig. T. 51.
") Bithynien: Graf, Ath. Mitt. 17, 80 ff.
m. T. 5; Lykien: Fbllows, Reisen T. 4.
12. 13.
^*) Z. B. in Lamptrai: Ath. Mitt. 12, 2.
'*) Plan: Ha^yaaaos 5, 88; Phot. des
Inst.
1) Plin. 36, 91 ff.; Rekonstruktion M.
1 13.
2) M. II 39, vgl. A. 9 H. 2, 50 ff. (vier
Kegel an den Ecken, in der Mitte Cylinder).
') Stuabt und Revstt, ath. Altert. II
440 f. (engl. IIP E. 5 T. 29-34); Atlas v.
Athen Lief. 11 T. 11. 12. Lief. 12 T. 1—9.
*) Bartoli T. 73 ; Fendt, monum. se-
pulcr. 1574 T. 10.
^) M. II 58. 59. A. 1838 S. 231 ff. T. MN;
Canuta, edif. 278; Phot.; Probe bei Dübm,
Bank, der Etr. 260. Vgl. noch z. B. Plut.
Cat. min. 11; Suet. Ner. 50. i **) Vgl. Brückneb, Ornament u. Form
*) Krjn6xaq>oq Stebrbt, Wolfe exped. | der Grabstelen S. 35.
621; vgl. Christ. Albb. Ebck, sepulcrorum j *^) Z. B. auf Eerkyra, bei Sunion u. s. w.
in hortis ex antiquitate sacra et profana re-
censs. V, Meiningen 1738 — 41.
Vgl Vitruv. 2, 7. 4.
Inschrift bei Sterbet, Wolfe expedi-
tion 518.
■9.
*®) Auch peulvan (Pfeilerstein); die fran-
zösische Terminologie schwankt; lat. petra
ficta: Rbinach, Ac. des inscr. s. IV t. 20
p. 310 u. Ra. lil 21, 41 f. Schon Caylus, re-
cueil VI T. 115. 120 teilt Abbildungen mit.
*) Amasis' Grab: Herod. 2, 169; abgeb. , ^^) Bei Danzig, Anthrop. Corresp. 1875
Maspbro, arch^ol. 278. | Vers. S. 28.
^^} Paus. 2, 7, 2; auf dortigen Münzen |
BA&dbuch der Iümb. AltertnnurwiaBenacluift. VL 23
354
Knnstaroliftologie. t. Üenkmälerkimde.
Anzahl ergeben sich die alignements, die dann auch wieder in parallelen
Reihen vorkommen. Die bedeutendsten Anlagen der Art sind in Ardeven
(Morbihan) und Camac,^) wo einst mehrere Tausend Steine gestanden
haben mögen. Ist der Menhir von ähnlichen Steinpfeilern kreisförmig
(seltener im Viereck, oval oder in Schiflfsform) umgeben, so heisst er ge-
wöhnlich Cromlech (S. 348) ; doch ist dieser Ausdruck oft anders gebraucht«)
und steht hinter dem einheimischen „Steinsetzungen'' {skaxidin. stensäUningar)
zurück. Brittannien hat davon zu Stonehenge bei Salisbury (mit vier
konzentrischen Kreisen) und zu Arebury (mit einem Durchmesser von 433 m)
riesige Muster aufzuweisen. Die Verbreitungssphäre der Menhirs und
Cromlechs ist hauptsächlich in Nordwest- und Nordeuropa zu suchen; 3)
allein es hat früher weit mehr gegeben. Vielleicht sah noch Pausanias
bei Sparta einen Cromlech.*)
Statt mehrere Pfeiler neben einander zu stellen, konnte man einen
Teil quer herüberlegen, so dass sich eine Art Tisch ergab, dessen Platte
den Toten gegen Regen und Sonnenglut zu schützen schien. Diese Art
heisst auf bretonisch Dolmen (Tafelstein) ; dieser Name entspricht der Sache
besser als die scheingelehrten „Druidenaltäre" oder „Druidensteine". Wie
der Tote unter dem wagrechten Steine als einem Dache beigesetzt war,
ob in der einfachsten Weise oder in einem Ganggrab, zu welchem ein
Gang hinabführte {all4es couvertes),^) das berührt die Bauweise nicht. Da
die Hebung eines langen Steinblockes Schwierigkeiten machte, setzten
manche an die eine Seite nur einen niederen Stein oder Hessen ihn völlig
weg, so dass der Deckstein schief lag; hiefür ist der Name HaUhDolmen
{demidolmen) vorgeschlagen.^) Es bedarf andererseits nur des Hinweises,
dass die oben (S. 352) besprochenen Steinkistengräber eigentlich nur Dol-
men mit geschlossenen Seitenwänden sind; auch kommt es vor, dass über
dem Dolmen ein Grabhügel aufgeschüttet wird. Dürfen wir endlich auch
die T-förmigen Denkmäler Frankreichs und der Balearen den Dolmen zu-
rechnen?
Die Dolmengattung ist sehr weit verbreitet, nicht bloss in Grossbritannien {cromfech;
Über Irland Stokes, Ra. n. s. 44, 1 ff. m. Karte), den Inseln des Kanals (grossartig an der
Ancressebay auf Guemsey) und Frankreich (Karte von Al. Bebtsand, Ra. n. s. 10, 144 ff.
u. arch^ol. celtique 2. Aiiff. T. 4; Verzeichnis der Dolmen in der Creuse: Ra. 42, 42 ff.
100 ff.), sondern auch in Spanien und Portugal (garita, arca, mamra, anta, in d'Elvas,
Anthrop. Corresp. 1882 S. 34), auf Corsica (starozza, tola), in Alba (db Rossi, B. 1871
p. 34 ff.). Terra d'Otranto (B. di paletnol. ital. 7, 19) und wohl auch sonst in Italien, da
ein grosser Dolmen in einem pompejanischen Gemälde (MB. 14, 4) abgebildet scheint. Im
Norden besitzen Dänemark (doess, dyss: Wobsaae, nord. oldsager 8. 8 Nr. 4 — 6) und Nord-
deutschland bis nach Oppeln und Liegniiz herauf Dolmen („Teufelshöhlen"); ganz Nord-
afrika ist an ihnen reich. Der Kaukasus (Abb. bei Bell, Circassia), der Libanon, Indien,
wo die Kassia's sie noch bauen, und Japan („Teufelshäuser") weisen Dolmens auf. Vgl.
Gailhabaud, Denkm. I Abt. 1 mit 10 T.; Bonstetten, essai sur les dolmens, Genf 1865 (mit
geographischer Obersicht) ; Hellwald, der vorgeschichtliche Mensch, S. '523 ff. ; Ratzbl,
Yorgesch. d. europ. Menschen S. 228 ff.; Anthrop. Corresp. 1878 S. 162 f. 1882 S. 49 ff.
') Caylus vi T. 121.
«) Vgl. Rbinach, Ra. III 21, 42 f.
') Verzeichnis der Menhirs in der Crense:
Ra. 42, 109 ff.; Norddeutschland: Anthrop.
Corresp. 1883 8. 116; auf Corsica atantara,
mimaco, colonna genannt.
^) 3, 20, 9.
^) Sind nur drei Steine so verkeilt, heis-
sen sie lichaven (Tafelstein).
') Diese Dolmen sind nach Mohteliub,
Anthrop. Corresp. 1891 S. 99 jünger; vgl.
Cazalis de Fondouob, allöes couveites, 1873.
') Vgl. Rbinach, Ra. III 21, 39 ff.
Kap. tSL Die Werke der Baokaiuit. (§ 285.) 355
Über den Namen Rezkach, Ra. III 21, 37 ff. Anderes s. S. 284 und im 1. Abschnitte des
geschichtlichen Teiles.
Litteratnr: im allgemeinen s. S. 29; dazu Über Mykene: Döbpfeld, Ath. Mitt. 1889
S. 125 f.; das Dipylon: BbOokhbr, Philol. Wochenschr. 1892 Sp. 414 ff. u. Ath. Mitt 1893
S. 73 ff.; Unteritalien: Jorio, metodo p. 10 ff. u. T. 1— 8; Bayern: Ohlsnschlaoer,
Beitr. znr Anthrop. a. Urgesch. Bayerns 2, 81 ff.; über die kauernde Beisetzung von Leichen :
Tboyoh, Ra. 1864 l 288 ff.; einen Überblick gibt das Merkbuch (S. 32); Modelle im Museum
von Görlitz; über Grabsteine: Rbichbl, d. m^k. Grabstelen, Eranos Vindobonensis S. 24 ff.;
P. Pbryahoolu, die Grabsteine der alten Gnechen nach den in Athen erb. Resten ders.
untersucht, Lpg. 1863, m. 3 T.; Brücknbb, Über Ornament und Form d. griech. Grabstelen,
Strassb. 1886 u. AA. 1892 S. 22 ff.; HsRHANN-BLtaNEB, griech. Privataltert. 1882 8. 383, 2;
Mabquardt, Privataltert. I 8. Abschnitt; A. Gonzb, Über griech. Grabreliefs, Wien 1872; A.
CoHZB, attische Grabreliefs (S. 5); L. FbibdlXitdbb, de operibus anaglyphis in mon. sep. Graec,
Königsb. 1847; Grabbauten, in Ägypten: Wibdexahv, d. äg. Grabkegel, Travaux de la 6.
Session da congr^s internst, des oriental. ä Leide II. 1884; Bbugsoh, ftgypt. Gräberwelt, Lpg.
1868; Petamenap-Grab im Grundriss: Ztsch. f. ftg. Spr. 1883 T. 2; Felsengräber von Benihassan:
M. II 45; Grab des Hirchuf (6. Dyn,) auf Elephantine: E. Sgbiapabblli, una tomba Egi-
ziana, Mem. d. r. accad. dei Lincei s. 4a, X la: Grabkammem von Sardes: Oboist, Ra. n.
8. 32, 73 ff.; in Griechenland: noch nicht zusammenhängend behandelt; vgl. z. B. die Werke
Über Athen (S. 105) und Kyrene (S. 167); die alten kerkyräischen Denkmäler: AZ. IV T. 48:
Über Grabkammem bei Amyklai'E^). a^/. 1888 Sp. 199; Gefängnis des Sokrates, bei Athen:
Atlas V. Athen T. 7, 4; Grab des Eimon: das. T. 7, 3 S. 29; Monolith bei Phokaia: Mova.
xai ß^ßX. t, evayy. <r/oX^ff, rtBQ. ß', U, a S. 100 f. m. T. u. a. ; Über Vasenbilder s. Fubt-
wabolbb, Vasenkatalog im Register u. Grab; etruskische Bauten: F. Obioli, dei sepolcrali
edifici della Etruria media, Fiesole 1826, m. 12 T.; Ph. Bibdsbil, die ant. Gräber Italiens.
1. die Gräber der Etrusker, Schneidemühl 1881; römische Grabmonumente: Fbkdt, monu-
menta sepolcrorum, 1574 f. (enthält fast nur Fälschungen und modernes); Babtoli und
Bbllobi, gli ant. sepolcri, Rom 1704. 1768, m. ung. HOT.; Monographien z. B. Stillnbb,
Lützow's Zeitschrift 1878 S. 113 (jetzt S. Urbano in der Oampagna); F. Bianchihi, camera
ed iscrizioni sepulcr. de' liberti, servi ed ufficiali della casa di Augusto, Rom 1727, f. m.
7 T.; G. P. Oamfaka, ill. di due sepolcri dei secolo di Augusto scoverti tra la via Lat. e
TAppia presso la tomba degli Scipioni, 2. Aufl. Rom 1852, f. m. 14 T.; G. Sbcohi, mon. ined.
d'un ant. sepolcro di famiglia greca scop. in Roma su la via Latina, Rom 1843 f. m. 2 T.;
Grabkammer in Weiden bei Köln: 111. Ztg. 1892/3 S. 486; J. db Laubi^bb, deux mausol^es
afric, le Medracen et le tombeau de la chrötienne, Tours 1874, m. Abb. u. a.; Preise von
Gräbern: Fbiedlabdeb, Acta Acad. Albert. 1881 III.
285. Bei den Orabmälem (S. 353) ward bereits auf die Sarkophage
Bezug genommen. Der Sarg an sich ist allerdings eine einfache Schreiner-
arbeit, er hat die Gestalt einer länglichen Eiste und ist viereckig oder
oval,^) auch braucht der Deckel nicht flach zu sein. Nicht gerade zuerst,
aber vornehmlich im neuen ägyptischen Reich beginnt der Inhalt angezeigt
werden, indem der ganze Sarg oder nur der Deckel die Gestalt des toten
Osiris oder überhaupt einer Mumie wiedergibt.*) Wenn dann in Erinne-
rung an das Paradebett der Sarg, resp. die Aschenkiste einem ledus an-
geglichen wird,^) so ergibt sich in der Folge die bei den Etruskern so be-
liebte Manier, den Toten oder das Ehepaar auf dem Sarge gleichwie beim
Mahle liegend darzustellen.*) Diese Entwicklungsreihe gehört eigentlich
zum Kunsthandwerk; allein schon im alten ägyptischen Reich begann man
die Sarkophage, welche, aus härtestem Stein gemacht, für immer einen
Teil des Grabbaus ausmachen sollten, architektonisch zu behandeln und
bildete sie schon äusserlich zu Wohnungen.^) Dieselbe Grundanschauung
^) jQoiTtj, ans Athen Ra. I T. 12 ; La-
teran Nr. 481. Aus einem Rand, mehreren
Crlindem und einem Fass gebrochener Am-
phoren zusammengesetzt, zu Sfax (Tunis):
Ra. m 10, 28 ff. 180 ff.
*) Z. B. Pbbbot, bist. I 195.
') Aus Terracotta in Chiusi: Dennis
II »305.
*) Jedes Werk über etruskische Denk-
mäler liefert Beispiele.
^) Aus der 3. Pyramide, dem Palaste
des Menkaure' in Basalt nachgebildet; aus
der 4. Dynastie in Gizeh, mit triglyphen-
artigen Balkenköpfen (Abguss in Leipzig
23*
356 Klassische Konstaroliftologie. t, Denkm&lerkitilde.
drückt sich in den Hüttenurnen des vorrömischen Mittelitaliens aus,^)
deren Motiv noch spät sich erhalten hat.*) Mit der Entwicklung der
Steinmetzkunst bildet sich der architektonische Steinsarkophag in Vorder-
asien, Griechenland und Etrurien aus.*) Von den wirklichen Bauten ent-
lehnt der Künstler viele Einzelheiten, z. B. ist die Dachform des Deckels
manchmal so weit getrieben, dass die Flach- und Hohlziegel nachgebil-
det werden.*) Solche Sarkophage waren ein Monument für sich und konn-
ten unter freiem Himmel aufgestellt werden (S. 353). Da es sich über-
dies empfahl, einen Stein auszuhöhlen, finden wir Sarkophage aus leben-
digem Stein, s) Der Qrabturm ist ebenfalls nicht ohne Gegenstück unter
den etruskischen Aschenumen.®) Die von einem Löwen bekrönten Sarko-
phage'») spiegeln die S. 353 besprochenen Denkmale wieder. Dieser archi-
tektonische Stil vermischt sich begreiflicher Weise mit der eigentlichen
Sarggattung, wofür ein Sarkophag von Eephissia mit lectus und Kopf-
kissen einerseits, Krepis und Eckkaryatiden andererseits einen sprechen-
den Beweis abgibt.^) In der Kaiserzeit schwindet die architektonische
Auffassung immer mehr oder wird äusserlicher. Der Sarkophag gilt nur
mehr für eine äussere Umhüllung der Aschenume und so genügt schliess-
lich eine einfache Steinwanne {labellum),^) Das Material des Sarges scheint
bei der Form nichts auszumachen. Hölzerne Särge sind wohl ausserhalb
Ägyptens bis auf die metallenen Teile fast ganz verschwunden, i®) indes
waren neben den steinernen doch auch die thönernen Sarkophage ziemlich
verbreitet.^*)
Gleich den Grabsteinen erhielten die Sarkophage oft Blumenschmuck,*')
welcher dann in plastischen Guirlanden dauernd festgehalten wird. Die
Plastik beschäftigt sich sonst besonders mit dem Deckel, wovon bereits
die Rede war; schon in ägyptischer Zeit wurden hier geschnitzte Figuren
von Sperbern und Schakalen aufgestellt,*^) ebenso verschönerte man be-
reits damals die vier Eckkanten. Von einfachen Pfeilern schreiten die
Künstler zu Tierköpfen, Karyatiden, Kanephoren, Amoretten, Sphinxen
u. ä. vor.**) Die Flächen selbst erhalten in Ägypten bunten malerischen
Nr. 29) ; aus dem mittleren Reich von
Mentol^ötep in Berlin; s. auch Erhan,
Ägypten 1, 245 f.
*) Z. B. Archaeologia 42, 1, 99 ff. m. T.
9; A. 1871 T. U 9. 10; s. auch Vibchow,
Abh. d. preuss. Akad. 1883 S. 985 ff.
0 KitXvß^ Authol. 7, 179.
*) Z. B. in Lykien: Bbnkdorp, Heroen
V. Trysa S. 220 ff. T. 30-34 und Reisen I
S. 103f. [1 S. 30; Sarkophag von Patras:
AZ. 30 T. 59; von Saloniki: Clabac T. 117a;
Caere: Dennis, cities I "246.
*) Mitt. d. k. k. Centralkomm. N. F.
14, 57.
*) nvaXos tpvTijf Inschrift von Nikome-
deia CIQ. 3777.
') Zwei in Montepulciano : Fabrbtti,
Bupplemento I 146. 149.
^) Z. B. Stbbrbt, Wolfe expeditionp. 184.
8) Urlichs, Beiträge T. 17. 18.
*) Z. B. angeblicher Sarkophag der Re-
gilla: PiBANESi, ant. III 52; Bartoli, se-
polcri T. 38; Canina, edif. IV t. 290, 2.
*°) Eiserne Nägel in Attika, Cumae,
Judica, Megara Hyblaia u. Suessula: Duhn,
Rom. Mitt. 2, 256; Orsi, mon. ined. I S. 770
A. 1; Nägel und Handgriff: Hebrmann, das
Gräberfeld v. Marion S. 8. 11; Reste von
cypressenen Särgen aus Carthago: Ra. 1889
I S. 177 ; andere in Attika: Pervanoolu,
Grabsteine S. 8.
'*) In Babylonien, Eolophon, Athen
(Stackelberg , Gräber T. 7 = Schreiber,
Atlas T. 96, 10—12), Etrurien und Aquileja
{zarra).
*'') Daher die Nägel, um Kränze aufzu-
hängen: Arch.-ep. Mitt. 11, 178.
'') Holzsarg in Bologna.
»') Tierköpfe: Benndorp, Heroon S. 70
A. 1; UsBNER, de carmine quodam Phocaico
p. 15, 3; Karyatiden; in Kephissia, s. A. 8;
Kanephoren: in Bordeaux, Millin, g. m.
Kap. IX. Die Werke der BankiuiBt. (§ 286.)
357
Schmuck, welcher in Griechenland, wie die alten Thonsärge von Kolophon
zeigen, Nachahmung fand.^ Die Sarkophage von Sidon veranschaulichen
den in lebhaften Farben hervortretenden Reliefschmuck. In den letzten
Jahrhunderten v. Chr. gewinnt das Hochrelief mit Bemalung den Sieg; in
dieser Weise sind Tausende von etruskischen Aschenkisten oder Urnen
und römischen Sarkophagen behandelt. Die Darstellungen sind meistens
der Mythologie, hin und wieder jedoch auch dem Leben entnommen ; z. B.
sehen wir häufig eine Eheschliessung ^) und nicht selten eine i^ecitatio,^)
Andere beschränken sich auf das Brustbild des Toten, welches in Medaillon,
seltener gleich einem Tafelbild im Viereck, zwischen Genien und Guirlanden
erscheint.*) Auch in den mythologischen Darstellungen erhält die Haupt-
person mehrmals die Züge des Verstorbenen. Da die Steinmetzen infolge
der grossen Nachfrage stets eine Auswahl von Sarkophagen haben muss-
ten, legten sie den Kopf vorläufig nur an, um ihm später Porträtzüge zu
geben. ^) Das Reliefbild ist übrigens durchaus nicht unumgänglich not-
wendig; z. B. sind blosse Reihen von S-fÖrmigen Wellen ziemlich beliebt.^)
Seit dem 4. Jahrhundert an kommen die reliefierten Sarkophage in die
Minderzahl.
Litteratar: Über die Corpora der Urnen- and Sarkophagreliefs s. S. 5; Uhden, d.
Todtenkisten d. alten Etmsker, 4 akad. Abb., Berlin 1816, 17, 26, 39; Gühl-Enoelhakn,
Leben S. 859 f.; Über den Unterschied der griechischen und rOmischen Sarkophage Matz,
AZ. 30, 11 ff.; über die christlichen Sarkophage: Kstd Groussbt, öt. sor Thist. des sarco-
phages chr^tiens. Cat. des sarcophages chr^tiens de Rome, Uibl. des ^o. fran9. XLII. Paris
1885; Lb Blant, 6t sor les sarc. chr^tiens de la ville d'Arles, Paris 1878, m. 36 T. Orien-
talische Parallelen bietet z. B. der Atlas des Corpus inscriptionnm Semiticarum.
286. Zwischen den privaten Anlagen und den Staatsgebäuden nehmen
die Heiligtümer eine Art Mittelstellung ein, weil die Religionen der
klassischen Völker in den Gebräuchen der einzelnen Familien wurzeln.
Mit dem Glauben an überirdische Wesen hängt auch stets die Vorstellung
zusammen, dass sie sich in besonderen Fällen den Sterblichen zeigen. Dies
geschieht am liebsten ferne von den menschlichen Wohnungen in der
stillen Natur, und die Legenden knüpfen sich ganz natürlich an Bäume,
auffallende Steine, Quellen und Berggrotten. Damit kein profaner Fuss
den geweihten Ort fernerhin betrete, fasst man die heilige Stätte ein^)
und legt der geweihten Grotte eine Mauer vor (wie der Zeusgrotte des
Ida und einer anderen kretischen oberhalb des Psichikö).®) Hin und wieder
wird ein Markzeichen errichtet, dass hier ein Gott erschienen sei, und so
entsteht das älteste Heiligtum nach Sanchuniathon, ein Pfeil erpaar;^) ein
solches ist, gewöhnlich falsch gedeutet, noch auf Cypern zu sehen*®) und
144, 522 ; Amoretten : Robert, Pasipbaesark.
S. 18; Sphinxe: Maffbi, Mus. Ver. LXXIII,
1; Bbnkdobf u. Schöne, lateran. Mus. Nr.
415. 427.
^) Blosse Malereien in Etrurien: B. 1876
p. 70 ff.
') Rossbach, römische Hochzeits- a. Ehe-
denkm&ler, Lpg. 1871, m. 2 T.
') Bbbvdobf u. ScHöivB zu Nr. 16 des
Lateran.
*) Vgl. MB. 12, 27; Sarkophag in S.
Domenico zu Cortona.
DüTscHKB V Nr. 767.
•) Z. B. MB. 10, 28.
') Wandgemälde und Reliefs hilden
heilige Bfiume öfters ah, s. auch Rom. Mitt.
7, 288; ehernes Gitter um den mminalischen
Feigenbaum: Conen 48; Stalaktitenpfeiler in
der Grotte der Eileithyia bei Amnisos: Hag-
yacffos 9, 339 ff.
^) Grotte von Kasos, abgeb. bei Ross,
Inselreisen 3, 47.
*) Euseb. praep. ev. 1, 10, 7.
'^) Phot. des Inst., ähnlich in einem
') Unvollendeter Sarkophag im Catajo: , pompejanischen Gemälde MB. 11,26; „Steine
358 Elasslsohe Knnstarohliologie. I. Denkmalerkande.
hat selbst in Eampanien seine Spuren hinterlassen.^) Bei diesen religi-
giösen Malen entwickelt sich der Nebengriff, der Gott begünstige den Ort
seiner Erscheinung dauernd und lasse sich von Zeit zu Zeit dort nieder.
Diese Idee lag bei den Grotten, die sich ja äusserlich von den Höhlen-
wohnungen (S. 338) nicht unterschieden, sehr nahe. Diese erste Vorstufe
der Tempel hat zahlreiche Spuren in Phönicien und Syrien, auf Cjrpem,
in Earien und Griechenland hinterlassen. An sie schliessen sich die
künstlichen Grotten an, welche der Mithrasdi^ist forderte.*) Die Grenze
zwischen den natürlichen und den künstlichen Grotten ist freilich schwer
festzustellen, so dass sich der Übergang zum Felsentempel unmerklich
vollzieht.^) Dieser hat nur an den felsigen Nilufern Nubiens*) und durch
buddhistischen Einfluss in Indien feste Wurzeln gefasst, ohne diesen Län-
dern eigentümlich zu sein; denn es gibt ansehnliche Felsenkirchen. '^)
Heilige Grotten finden sich in Phoenicien zu Easniie und Adlon (Rbkan, mission
p. 647 ff. 662 f.), bei Seleukeia (Strab. 16, 2, 8); Grotte des Pan an der Akropolis; andere ab-
gebildet in den Nymphenreliefs (vgl. Wiesele b, über ein Votivrelief aus Megara, Abb. d.
Gott. Ges. XX); über die Höhlengötter: Useneb, Rbein. Mus. 33, 368 ff.; Rohde, Psyche S. 104 ff.:
Phigaleia: Bubsian, Geogr. 2, 253 f.; vgl. Widevaitn, lak. Kulte S. 40 f.; Grotte auf Thera;
Karien: Strab. 14, 1, 11; in Italien? spelunca Martis Serv. Verg. A. 8, 630; in christlicher
Zeit noch häufig bei Griechen und Onentalen: in Phönicien (Renan p. 518), zu Bethlehem
(Geburtsgrotte: Hieron. epist. H 3), an der Akropolis, auf dem PenteliKon, in Phigaleia u. ö.
Über die Felsentempel s. S. 82 u. 87 ; in Griechenland ist der Poseidontempel auf Tainaron
zu vergleichen (Paus. 3, 25, 4; vgl. Bubsian, Geographie 2, 150).
An den freistehenden Tempel führt uns eine zweite Evolution schon
näher heran. Die Felsspalten, welche durch eine Erscheinung begnadet
sind, werden an den Seiten flach abgearbeitet, so dass Felsenhöfe ent-
stehen, die in Phönicien und auf Paphos nicht zu verkennen sind. So-
bald dieselben nun einfach mit ein paar Steinplatten überdacht werden,
entsteht ein primitives Steinhaus. Den gewünschten Beleg bietet das
älteste delische Heiligtimi Apollos.^)
Zu dieser zweiten Stufe des religiösen Baus gehören auch die bear-
beiteten Felshügel; auf solchen wurde eine ebene Fläche mit Sitzen und
Stufen hergerichtet. Die sorgfaltigsten Anlagen, wie die ^Schule Homers*'
auf Chios,'') sind der kleinasiatischen Qöttermutter geweiht, während über
die Bestimmung anderer (wie des Areopag und besonders der sogenannten
Pnyx in Athen)®) Zweifel bestehen können. Seltener wird der ganze Fels
in ein Gemach verwandelt.®)
Zu eigentlichen Bauten liegt dagegen erst ein Anlass vor, sobald
man für die dauernde Unterbringung eines Götterbildes oder eines an den
des Eadmos u. der Harmonia* in IllTrien:
Scylax 25.
^) Ohen durch einen Architrav verbun-
den zu beiden Seiten eines heiligen Baumes,
in Wandgemälde (Schbeibeb, Atlas T. 11, 14).
«) Cryptae in Ostia: CIL. XTV 66 (Rüg-
GiERO 174); vgl. Pbblleb, röm. Mythol. II
»412 ff. - Basilikaartige .Grotte der Sibylle*
bei Cumae: Ps. Justin, coh. ad Graecos 37.
') H&thi Gumpha im östlichen Indien
scheint noch eine natürliche Grotte zu sein
(Febgubson p. 66 ff.).
Pbbbot I 242. 248.
^) In Sutri: Hübsch, altchristl. Kirchen
T. 6, 10. 11; vgl. auch S. 297, 11.
*) Leb^oue T. 1. 2 = Schbbibeb, Atlas
T. 11, 1—3; Phot. des Inst., Delos 6.
^) Abb. bei Hamxeb, Ansichten 59; vgl.
Pbokesch, Denkwfird. 1, 82 ff.; Jlanä^rjgy
UaQvaifcog 4, 640 ff. ; ähnlich in Epheaos :
GcTBTius, Abh. d. preuss. Akad. 1872; ^Bffjtu
des IVajan* in Zaragardia: Zosim. 3, 15. Vgl
S 297
8)' Atlas von Athen Bl. 5, 1. 2.
«) In Ipsambul: Langls Wandtafel 13;: ») Herod. 2, 175, vgl. 155.
Kap. IX. Die Werke der BeakimBt. (§ 287.)
359
Gott erinnernden Symboles sorgen muss. Auf dem Lande allerdings oder
auch im Stadtgebiet, freilich als Überrest alter Bauemsitte, besteht der
einfache Brauch, ein Götterbild — auf einem Postament, versteht sich —
an eine erfrischende Quelle^) und unter den Schatten eines Baumes,*) oder
in den Stamm, beziehungsweise in das Geäst zu stellen.^) Privatleute
und Fürsten^) räumen der Gottheit einen Teil ihres Hauses als Haus-
kapeUe ein.
287. Indem aber der Gottesdienst sich über die Schranken der Familie
erhebt, braucht man einen selbständigen Wohnraum, welcher überdies das
konkrete Bild den profanen Augen entzieht. Bei nomadisierenden Völkern
kam nun die fahrbare Gotteshütte auf,^) mit welcher die tragbaren Ka-
pellen der späteren Zeit zu vergleichen sind; letztere hatten nämlich die
Ägypter bei ihren Prozessionen.^) Sesshafte Völker dagegen errichteten
einfache Hütten, welche bei den Negern und Melanesien! noch im Ge-
brauche stehen {FetischhüUen), Das älteste Heiligtum in Delphi, das
Penatenheiligtum von Lavinium, die Kapellen der Lares Compitales und
andere altitalische Heiligtümer waren nichts anderes als solche runde
Hütten. Deren Form wird im Vestakulte getreulich festgehalten und von
den Römern, wie es scheint, auf manche andere Götter übertragen; die
hervorragendste Leistung ist das Pantheon.^) In einer steinernen Hütte,
welche fünf Steinblöcke bildeten, bestand der Bau des Trophonios und
Agamedes in Delphi.^) Später erhielt sich noch die Form des Schutz-
daches, welches auf vier Säulen {vetQaxioviov),^^) oder einem Kreise von
solchen {Monopteros, S. 331) ruht, oder es wurde das Gehäuse (zotheca) in
einen Tempel gestellt. ^^
Grössere Tempelanlagen gehen von dem Grundsatz aus, dass das
Heilige wohl eingefriedigt werden müsse. So bestehen die ältesten Tempel
0 AnthoL Planud. I 12. 13; Zenodotos,
Anthol. Plan. I 14.
') AnthoL Plan. I 14; abgebildet in dem
oben angefahrten Wandgemälde.
*) 3 Reg. 14, 23; Dien. Per. 828; Kallim.
h. Art. 239; Inschrift von Magnesia, 'Earla
2. Dez. 1890; daher wird Europa auf Münzen
von GoHys in den Zweigen der Platane ab-
gebildet; Hesiod sagt Ton dem dodonäischen
Zeus: yaiey d*iv nv^gjiivi (f>tjyov,
*) Erechtheion; Palast des Latinus:
Verg. A. 7, 174; ebenso jedenfalls in Tiryns,
Mykene und Hissarlyk Vi. Leider sind die
Fundorte der Votivfiguren zu wenig beachtet.
') Palästina: Bundeslade; Sanchuniathon
bei Euseb. praep. ev. 1, 10, 10. Phrygien:
durch die Votivbilder der Göttermutter an-
gedeutet; Latium: Cass. Dio 39, 120, 1;
eherne Kapelle der Musen: Serv. Verg.
A. 1, 8.
*) Mabibttb, Abydos II T. 19 c; Pbbrot
I 210. Vgl. Herod. 2, 63; Diod. 1, 87.
') Paus. 10, 5, 5; Krinagoras Anth. 6,
253; Dion. HaUc. 1, 57. 3, 70. 4, 14; Plut.
Gamill. 82. Numa 8; abgebildet auf Medail-
lons (FsöHKBB, mädaillons S. 59; Klausen,
Aeneas I T. 2, 12), femer Mabibtte, Masta-
bas 74 u. mon. div. 18 b = Ermak, Ägypten
2, 379; spitze Mithrashütten z. B. A. 1864 t.
K; vgl. auch eine Groldmünze des baktrischen
Königs Kanerki (Kondakof, antiquit^s S. 348)
und das ReHef A. 1849 t. N S. 392. Eine
Fetischhtltte ist auch der von Chryses dem
Apollo errichtete Naos.
^) Vestatempel in Rom: 0. Ricbtbb,
Topographie § 27, 9 ; nicht zu benennender
(8. Maria del Sole) am Tiber; sog. SibyUen-
tempel in Tibur; Rundtempel in Thrakien
mit offenem Dache: Macrob. 1, 18, 11 ; hyper-
boreisch: Diod. 2, 47, 4.
*) Steph. Byz. JaXtpoi, Die religiöse
Bestimmung der Steinhäuser auf Euböa steht
nicht fest. Nicht grösser wird auch der
Tempel von Eleusis gewesen sein, den die
Einwohner improvisierten (H. Ger. 298 f.).
»«>) Ath. Mitt. 15, 248; Otfr. Mülleb.
antiquitatt. Antioch. 1, 34 ff.; abgebildet auf
Münze von Nikopolis-Seloukeia u. bei Sghbbi-
BEB, Reliefbilder T. 4. 5. Ciborium in der
griechischen Kirche, z. B. üa^yaaaog 8, 561 ff.
m. Abb.
« •) Z. B. C. I. Lat. XIV 3543.
360 KlasBiBche Eanstarch&ologie. I« Denkm&lerlnmde.
von Cypern in einer langen Mauer, welche im Viereck einen Steinkegel,
der die Gottheit vorstellt, und den Altar umschliesst;^ ähnlich, aber kom-
plizierter sind die Anlagen der Inselgruppe von Malta (besonders Gigan-
teja auf Gozzo).'-^) Eigene palastartige Tempel sind den Göttern von Köni-
gen als ihren himmlischen Beschützern geweiht oder anfangs von den
siegreichen Aristokraten aus den Palästen der gestürzten Könige herge-
stellt worden; letzteres geschah auf den Burgen von Tiryns und Athen.
Auf diese Weise ist man zu den Tempeln gekommen. Die Bedingungen
waren sehr verschieden. Nur dies eine hatten alle gemeinsam, dass sie
keine Kultusstätten, sondern Wohnungen {vao() der Gottheit waren. Dies
erforderte vor allem einen Wohnraum, in welchem das Götterbild stand
(vaog im engeren Sinne, cella, vom strengreligiösen Standpunkt adwov).
Wenn mehrere Götter unter einem Dache verehrt wurden, hatte ordnungs-
mässig jeder seine eigene Cella (z. B. die drei Gottheiten des Kapitels).
Für das Publikum war eigentlich nur eine Art Vorzimmer von geringem Um-
fange bestimmt {rtgovccog oder TtgovMov),^) Da die Weihgeschenke nicht alle
unter freiem Himmel oder im Wohnräume Platz fanden, wurde manchmal
ein Vorratsraum angebaut, der von seiner Lage oma&oSoinog hiess. Diese
kurzen Sätze charakterisieren nur die einfachste Form;-*) in der Mehrzahl
der Fälle dagegen setzt sich der Tempel aus verschiedenen Bauten zu-
sammen, welche durch das gemeinsame Band der sichtbaren Grenze des
heiligen Raumes zu einer Einheit verbunden werden. Zunächst bedarf der
letztere eines, Altars; denn wenn es auch später vorkonmit, dass in einer
Nische des Tempels selbst ein Altar angebracht ist,''*) so ist dies eben
eine seltene Ausnahme, welcher die Neuerung entspricht, dass in kapellen-
artige Seitennischen Götterbilder gestellt werden. Regelrecht dagegen
steht der Altar vor dem Tempel im Freien; denn jener ist von letzte-
rem unabhängig, weshalb er eine gesonderte Besprechung erfordert. Die
Opfermahlzeit fordert entsprechende Anlagen {culina in lateinischen In-
schriften.).^) Dann brauchen reiche Tempel eigene Schatzhäuser
{&r]aavQo(), welche ihrerseits die Form kleiner Tempel hatten. Über diese
seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. nachweisbaren Bauten ist man jetzt durch
eine Reihe von olympischen Schatzhäusem genügend unterrichtet;^) das
der Megarer und das in Delphi kürzlich gefundene athenische trugen so-
gar bildlichen Schmuck. Wenn das Heiligtum zu einer Felswand in Be-
ziehung steht, werden in diese Löcher ( Votivnischeh) für die kleinen Gaben
eingetrieben.®) Ausserdem sind die Amtslokale und Wohnungen der
Priester und der vielen Tempelleute®) in Betracht zu ziehen. Für das
^) Diese Einrichtung ist in'Byblos noch
später neben dem Tempelgebäude belassen
worden (nach Münzen: Donaldsov, archaeol.
nomism. 30). Den Text dazu liefert, richtig
verstanden, fiumelos Fr. 11 ata^fjuoy ix
^a&itoy xal xlovog viptjXoto.
•) Gailhabaud I Abth.2; Pbrbot HI 294.
^) Inschriften von Palmyra bei Stbbrbt,
Wolfe expedition 369 u. 637.
*) Die bescheideneren Tempel von der
der Art des Musenheiligtums am Helikon
v^dienten näheres Studium als ihnen bisher
zu Teil ward; sie machten ja doch die
grösste Zahl aus,
*) Tempel der S-ed ßa<riXeia auf Thera: A.
1864 S. 257 T. R2. Vgl. auch ClUt. XIV 2793.
«) Z. B. ClLat. XIV 3543. MayeiQeioy
und dytixXiaie Jhst. 12, 232. 233.
^) Franz Richtbb, de thesauris Olym-
iae effossis, Berlin 1885; Schatzhaus des
ypselos in Delphi: Herod. 1, 14; wahrschein-
lich auch in Dolos.
») Z. B. bei Daphni : Atlas von Athen T. 8.
^) 'EQyamiJQM Sterrbt, Wolfe expedi
K
Kap. IX. Die Werke der Baukansi. (§ 287.) 361
Publikum brauchte man Säulenhallen,^) welche sich der Grenzmauer ent-
lang hinzogen. Überdies fanden sich je nach der Auffassung des Oottes
gemeinnützige Anstalten für die Besucher. Die Tempel des Asklepios,
z. B. die am besten bekannten in Athen ^) und Epidauros (S. 108) brauch-
ten viele Krankenzimmer. Die Musenheiligtümer oder Museen erfordern
Hörsäle, Bibliothekräume u. dgl.;') den letzteren Zweck haben die Könige
von Pergamon durch einen Anbau an den Athenetempel ihrer Burg er-
reicht,^) denn im Altertum kennt man nur Bibliotheksäle, kein selbstän-
diges Bibliothekgebäude. Die Mysterienheiligtümer '^) verlangten grosse
Versammlungssäle und unterirdische Räume {/ACYaQa);^) solche Grotten
ziehen sich unter dem Tempel von Aigina hin. An Tempel der Pandemos
endlich schlössen sich fornices an.^) Ein bedeutendes Heiligtum war mit-
hin eine umfassende, mannigfaltige Anlage. Das grossartigste haben be-
kanntlich die Ägypter geleistet, wo die Tempel von Denderah und Kamak
(S. 81) ein ungeheueres Areal bedecken ; indes darf man damit eben auch
nicht den griechischen Naos, sondern das ganze Temenos in Vergleich
stellen. Zu diesem Ganzen^ muss der Haupteingang deutlich erkennbar ge-
macht werden. Schon die Ägypter haben deshalb das gesonderte hohe Ein-
gangsthor {Piflon) erfunden und die Griechen thaten es an verschiedenen
Orten ihnen nach; die Gattung der Propyläen {rtgonvla, nqonilaia) ist
jetzt in Athen, Eleusis, Sunion, Olympia u. a.®) durch schöne Beispiele ver-
treten. Mit einem Festungsthor haben sie nichts zu thun, wiewohl den
Kirchenkastellen (böhm. fodor) im Altertum ähnliches entsprach; ^) nahmen
doch zu den Tempeln viele im Kriege ihre Zuflucht und reizten doch auch
die kostbaren Weihgeschenke kecke Räuber.
Auf die Tempel wurde alles angewendet, was für monumentale Bauten
sich ziemte; daher wäre hier so ziemlich der ganze Inhalt des vorigen
Kapitels zu wiederholen, namentlich die Abschnitte über die Säulenstel-
lungen, ^**) Fries, Metopen und Giebelfeld. Nur einige Punkte bedürfen
einer speziellen Auseinandersetzung. Der Hypäthraltempel mit dach-
losem Mittelschiff hat mit der Beleuchtungsfrage unmittelbar nichts zu
thun; vielmehr beruht er auf der Ansicht, dass die Götter frei auf- und
niedersteigen müssten, wie die Athene der Odyssee durch die Luken zum
üon Nr. 615, Officina Ruggibro, svlloge II ^) Z. B. megarum im römischen IsiB
851; Wohnung des aeditans am hinteren
Hofansgang im pompejanischen Apollotempel.
Der Roman des Heliodoros gibt manche
Notiz darflber.
') Taig aXXatg moalg Stsbret a. 0. 637;
nachweislich z. B. an dem erwähnten Tempel.
*) Pattl Qibabd, TAscl^pieion d'Athönes,
Paris 1882.
') Beschreibmig des alexandrinischen bei
Strab. 17, 1, 8 p. 794.
*) BoHK, Ausgrab. zuPerg. II S. 56-79
T. 2. Anch das Serapenm von Alexandrien
ist hieher zu ziehen.
^) 0. RuBENSOHK, d. Mysterienheiligt. in
Eleusis u. Samothrake, Berlin 1892, m. 2 T.
tempel, vgl. Lakciani, B. 1868 p. 228 ff.
^) Solche kommen z. B. in der Biogra-
phie des hl. Romanus vor.
^) üoonvXov dijfAoaiov ÖQog im Piraeus:
Uagvaaaog 5, 1094; Dolos: Aristot. eth.
Nicom. a. 0.; s. auch Jhst. 12, 237; in
Aphrodisias: Ant. of Jonia III T. 22—27;
Eleusis: Ant. of Jonia II T. 21; Uned. ant.
of Attica II T. 1—16 (Zeit Uqaxxixd xtjg aQX-
ix. 1887 S. 52, 1); ebendort Prep, des Appius
Claudius Pulcher: üned. ant. III T. 1-8;
R. gön. de Tarch. 1868 T. 1 -3.
^) Z. B. Artemistempel am Phasis: Zo-
sim. 1, 32.
^^) IloXvaxvXog ist natürlich der schönste
u. Abb. , Tempel (vgl. Hesych. KioXidg).
362
ElasBlBohe Knxurtaroh&olosie. I. Denkmälerkimde.
Olymp entfliegt. Infolgedessen ist die Hypäthralanlage für gewisse Götter
bevorzugt. 0 Wir müssen sie auch dort annehmen, wo die Innenwände
der Cella von vornherein mit einem Fries geschmückt wurden wie in Phi-
galeia. Da jedoch im allgemeinen die Beleuchtung durch die Metopen,
Dachluken und die hohe Thüre geschieht, sind die gewöhnlichen Tempel
nach dem übereinstimmenden Zeugnis der Kirchenschriftsteller*) dunkel
und nur bei künstlicher Beleuchtung in allen Einzelheiten erkennbar, wie
die meisten älteren Kirchen der griechischen Christen. Zur Beleuchtung
trägt die Orientierung der Tempel nicht unwesentlich bei; denn die
Tempelbilder pflegen gegen Osten zu schauen, so dass die Morgensonne
durch die Thüre hineinscheint. Heroa hingegen schauen nach Westen
zum Eingang der Unterwelt. Ausnahmen sind sehr selten. 5) Die Fein-
heiten der Orientierungen hängen von den astronomischen Kenntnissen der
Erbauer ab und haben auf das Archäologische keinen Einfluss.^) Die
äussere Erscheinung des Tempels berührt dagegen der alte Brauch, auf
Höhen der Gottheit zu opfern und sie anzurufen, weil dort ihre himmlische
Wohnung näher schien.^) Darum wählte man zur Tempelstätte am liebsten
einen Berg, wo sich ein Plateau von genügender Ausdehnung fand;<^) so-
bald dies nicht ausreichte, stellten die Baumeister durch Aufschüttung und
durch Stützmauern eine Plattform oder Terrasse her, auf welcher der
Tempel ruhte; diese ist von dem Stylobat (Plinthos), einem Teil des
eigentlichen Tempels, streng zu scheiden. Eine solche nur zum Teil na-
türliche Plattform haben z. B. der Parthenon, der Athenatempel von Ela-
teia^) und das kapitolinische Heiligtum.^) In weniger günstigen oder
ebeneren Gegenden jedoch erforderte ein grosser Tempel gewaltige Sub-
struktionen.®) Die des Tempels von Jerusalem und der grossen Heilig-
tümer der syrischen Ebene *®) dürften kaum übertroffen worden sein. Die
Ägypter legen keinen Wert auf Terrassen, doch heben sie kleine Kapellen
dadurch hervor. * 0 Di® höh© Lage der Tempel bedingt wieder Freitreppen,
über welche bereits S. 333 gehandelt worden ist. In der flachen babylo-
nischen Ebene waren weder Hügel noch Steine vorhanden; so finden wir
denn hier hohe Substruktionen aus Ziegeln. Indes trugen diese keine
*) Vitar. 1, 2, 5 (Jupiter Fulgur, Gaelus,
Sol und Luna) ; Serv. Verg. A. 9, 446 (Ter-
minus); vgl. Strab. 9, 396 (Zeus Soter im
Piraeus). 14. 1, 5 (Riesentempel des didy-
meischen Apollo). Nachgewiesen scheint die
Hypäthralanlage im athenischen Olympieion
des Gossutius (Döbpfeld, Ath. Mitt. 16, 334 ff.)-
Ganz sonderbar ist die dreizackige Dachbildung
auf einer perinthischen Münze (Brit. Mus.
Thracia 153 Abb.). Über die Beleuchtung
z. B. J. Fergusson, the Parthenon, London
1883, m. 60 T.: £. Cubtiub, Archfiol.Gesellsch.
1893 Juni.
^) Z. B. Euseb. vita Constant. 3, 54, 2. 6.
^) Das Hypaithron bei Phigaleia ist von
S&den nach Norden orientiert.
*) H. Nissen, Rhein. Mus. 40, 38 ff. 328 ff.
480. 42, 28 ff.; nach einer bestimmten Con-
stellation: Penbose, Jhst. 12, 296 f.
^) F. Frh. V. Andrian, der Höhenkultus
asiatischer und europfiischer Völker, Wien
1891; R. Beer, hl. Höhen d. alten Griechen
und Römer, Wien 1891.
^) Nach Sanchuniathon lag der älteste
Tempel auf einem Berg (Euseb. praep. ev. 1 ,
10, 16): vgl. Pacuv. V. 309 R. scrupea saxa,
Bacchi templa. Sokrates wünschte die Tempel
so hoch und unzugänglich als möglich (Xen
mem. 3, 8, 10); in Tanagra die Tempel ge-
sondert oberhalb der Stadt (Paus. 9, 22, 2);
über alte Kirchen TertuU. adv. Valentin. 3.
') DoDWELL, views T. 40.
*) Dion. Hai. 3, 69, 1.
*) Über die Terrassen griechischer Tem-
pel : Marquaed, Am. J. 6, 47 f.
'^) Warrbn, Underground Jerusalem,
1876; Baalbek: Perrot III S. 105.
**) In Sakkarah und Elephantine.
Kap. DE. Die Werke der Bankniuit. (§ 287.)
363
Tempel, sondern man sah einzig darauf, dem Himmel mit seinen göttlich
verehrten Sternen möglichst nahe zu kommen. Diesen Zweck erreichte
man durch die in mehreren sich verengernden Etagen aufgeführten Stu-
fentürme, die auch „Observatorien" heissen dürfen, weil sie natürlich
auch zur blossen Beobachtung der Gestirne dienten ; ein solcher Stufenturm
war auch der sogenannte Turm von Babel.')
Die Anlage der Tempel hängt immer ganz von den religiösen An-
schauungen ab. Erringt ein Heiligtum mit der Zeit hohes Ansehen, so
kommt auch sein Plan in den Ruf des Übernatürlichen — der Plan des
Edfuer Tempels soll vom Himmel gefallen sein*) — und dient anderen
zum Vorbilde.') Wenn auch die schriftlichen Quellen spärlich fliessen,^)
so müssen wir doch auch bei den Tempeln des Altertums annehmen, dass
sie wie die grossen Kirchen ihre schliessliche Gestalt (wie sie zur Zeit
der Zerstörung oder Konfiskation dastanden) gewöhnlich erst nach langen
Jahren und mit vielen Unterbrechungen erlangt haben. Namentlich die
Nebengebäude sind meistens nach und nach hinzugewachsen. Die mate-
rielle Basis solcher Unternehmungen gestaltete sich ja sehr verschieden;
in der Regel freilich bestreiten die Gemeinden oder die Tempelverwal-
tung die Kosten aus ihren Einkünften ; wo diese nicht ausreichen, werden
freiwillige Beiträge gesanmielt;*) wie man einzelne Säulen spendete, haben
wir schon gesehen; es kommt endlich vor, dass ein Reicher den ganzen
Bau stiftete.^) Mit dem Aufgebot bedeutender Mittel entstanden die ixa-
TOfinsioi und noXvctvloi, deren ungeheuere Dimensionen die Zucht strenger
Symmetrie erforderten. 7) Welche Arten von Tempeln sich aus den Säulen-
stellungen ergeben konnten, haben wir bereits oben (S. 330 f.) auseinander
gesetzt. Auf dem Lande, wo geringeren ästhetischen Ansprüchen beschei-
dene Mittel zur Seite stehen, sind die Heiligtümer primitiv und dabei sehr
individuell gestaltet. Wir finden hier noch das heilige Mal, allerdings in
moderner Verschönerung, z. B. als Säule mit halbkugelförmigem Abschluss.^)
Das Bild schützt manchmal nur eine Wand oder ein Winkel von eigen-
tümlicher Form. Die Gebäude selbst sind schwer von Gehöften zu unter-
scheiden und erinnern hin und wieder an griechische Landkirchen ; ^) natür-
lich können wir sie auch von den Grabhäusem schwer sondern.*®)
Der religiöse Gedanke verknüpft mit den Tempeln auch andere An-
lagen. Was die religiösen Genossenschaften anlangt, '^ wird man anneh-
men dürfen, dass am häufigsten in einem von Säulengängen eingerahmten
Hofe ein kleiner Tempel stand, wie in manchen griechischen Klöstern.
M Stafentarm in Borsippa, restauriert:
Exped. en M^sopotamie T. 18; vgl. Pbbbot
ir p. 379 ff. m. Tafeln.
«) Ztech. f. äg. Spr. 1872, 3.
') Z. B. war das Serapeum in Ostia dem
alezandrinischen nachgeahmt (Mommsen, röm.
Qesch. 5, 577 A. 1). Ein älteres Beispiel :
Schol. Townl. U. Y 404.
*) Z. B. Dionys. Halio. 3, 69, 2.
*) Firmicos de errore prof. rel. 7, 4.
9\ p^iis 2 7 9
^) S. 307 /das Verhältnis von 6 Säulen
zu 12 (ungerechnet die Ecke) kommt wieder-
holt vor, z. B. in Elateia.
^) Artemisheiligtum: Sarkophag in Kon-
stantinopel, AZ. 1857 T. 100; Wandgemälde
MB. 11,49; Ant. d'Erc. IIT 52. 53; s. auch
S. 358, 1.
») Z. B. MB. 5, 49. 6, 2. 4. 55; Bauem-
relief der Glyptothek.
*•) Z. B. *A, NixoXaog 6 MaQfAa^lxfig ä^^
Thera (Ross, 9fjaBlop p. 12, 28).
'*) Ein Beispiel im Piräus: Döbpfelp
Ath. Mitt. 9, 279 ff. m. T. 13. 14.
364
ElassiBche Kanatarohäologie. I. Denkm&lerkiinde.
Hiemit hat das Heroon ') Berührungspunkte; denn auf die Wohnung des
Heros kommt es hier weniger an, wenn sie auch äusserlich im Mittel-
punkte steht. Sie kann z. B. in einem Sarkophag oder einer Urne auf
einer Säule ^) bestehen. Mehr Gewicht legte man jedoch auf geeignete
Versammlungsstätten der Hinterbliebenen, welche sich zu einer Kultgesell-
schaft zusammengethan haben ;^) eine solche braucht einen, von einer
Mauer umgebenen Hof {ar^xog), welcher mit Säulengängen und mehreren
Zimmern ausgestattet sein kann,'^) auch mag des Schattens wegen eire
Baumpflanzung nicht fehlen; 5) das Heroon von Trysa (S. 95) hat im
Verein mit Inschriften diese wichtige Einrichtung des Altertmns klar gelegt.
288. Nicht die Tempel an sich, sondern die eben erwähnten Anlagen
und die Mysterienheiligtümer (S. 361) stehen als Versammlungsplätze den
Religionsgebäuden der Juden und Christen nahe. Die Synagoge ist, wie
ihr Name besagt, ein Versammlungsraum, von welchem die Religion oben-
drein jedes Bild ausschliesst.^) Die christliche Kirche ist ebenfalls nicht
die Wohnung der Gottheit, sondern ein Versammlungshaus. Vor Gonstan-
tin '') schloss sie sich gewiss äusserlich den Privathäusem oder den S. 363
besprochenen Anlagen religiöser Genossenschaften an; ihr voller Name
war o zr^g ixxXrfiiag ohog, ecclesiastica domus oder synonymes.®) Nach dem
Siege des Christentums suchten die Oemeindevorstände begreiflicherweise
nicht in den heidnischen Tempeln das Vorbild der neuzuschaffenden monu-
mentalen Bauten, sondern wählten die ägyptisch-römische Form des pro-
fanen Versammlungssaales, der Basilika; doch diese wichtige Frage wird
weiter unten (§ 292) zur Sprache kommen. Der polygonen und runden
Formen haben wir schon früher (S. 323 f.) gedacht ; sie eigneten sich sehr
gut zu Taufkirchen (Baptisterien). Die Kreuzform des Presbyteriums
oder des Ganzen, wobei eine Kuppel über dem Schnittpunkte sich erheben
kann, reicht bereits in das Altertum hinauf;^) nur eine Abart ist die
T-Form {crux commissa) der ältesten Basiliken von St. Peter und St. Paul
in Rom. Äusserlich weicht die Grabkirche, welche den in einer unterirdi-
schen Crypta ruhenden Leib eines Heiligen umschliesst, nicht ab.'®) An
die Kirche schliesst sich die Bischofswohnung, wozu in der alten Zeit noch
0 Roschers Uzikon I 2493 «.
*) Paus. 9, 30, 7; abgeb. MB. 8, 18 und
wahrscheinlich auf archaischen Münzen von
Posidonia ( Imhoop, choix T. 8, 259); vgl. S. 845.
^) Bei einer Grabkammer hatte das Vor-
zimmer diesen Zweck. Als Grabtempel dürfte
S. Urbano bei Rom, das angebliche Grab der
Annia RegiUa (Bbroau, Philol. 45, 465 ff.) zu
bezeichnen sein.
*) Vgl. Paus. 2, 29, 6; Diod. 20, 100,4;
Eleinasiatische Inschriften bei Bbnndobf,
Heroon S. 43 ; Testament der Epikteta von
Thera: CIG. II 2448 = Caubr, del. n48 u. ö.
Ebenso bei den Christen cellae caemiteridfes.
*) Inschrift *Eq>. uqx. 1884 8. 164 f.
®) Bedeutende Ruinen scheinen ausser
Palästina (vgl. S. 83 den Sui-vey of Western
Palestina) nicht vorhanden; dreischiffige in
Alexandrien (162 v. Chr. gebaut) nach dem
Talmud (Mitt. d. Centralkomm. 1859 S. 88);
Benjamin von Tudela sah eine sehr alte
ausserhalb Memphis (p. 119 Lbmpbbbub).
^) Erwähnt in den Acta 8. Theodoti, bei
Epiphanios (JdQidyeia genannt), Optatus
(schism. Don. 1, 2), Eusebios (h. e. 7, 13. 30.
8, 2) u. A.
^) Euseb. h. e. 7, 30; Salvian. gub. d.
1, 21.
®) Grabkirche der Galla Placidia in Ra-
venna (mit Kuppel); Apostelkirche in Eon-
stantinopel, von Justinian umgebaut (Procop.
aedif. I p. 187) u. A. ; s. Aa/ußdxr^s, a^/rc»o-
Xoyla TTJg fiovrjs Jatpylov p. 83.
'®) Hl. Irenaeus in Lyon, 5. Jahrb.;
Avitus in Orleans, 5.-6. Jahrb.; Benignus in
Dijon, 6. Jahrh. Daher wohl die unterirdi-
schen Kapellen der Terra d'Otranto (vgl.
Ch. Dibhl, M^l. d'arch. 12, 379 ff.).
Kap. DE. Die Werke der Banknnat. (§ 288.)
365
Anstalten verschiedener Art, worunter namentlich wohlthätige, kamen, so
dass man Moscheen mit ihren Armenhäusern und Schulen zum anschau-
lichen Vergleiche herbeiziehen darf.*) Im Hofe der Georgskirche von
Thessalonike stand eine steinerne mit Reliefs geschmückte Kanzel. Wir
erwähnen auch noch die Klöster, unter denen die Felsenklöster (S. 297)
in Indien bei den Buddhisten ihr Seitenstück haben. Die für die christ-
lichen Städte so bezeichnenden Glockentürme werden zuerst im 5. Jahr-
hundert erwähnt.^) Auf die glänzende Einrichtung der ältesten Kirchen
haben wir schon wiederholt hingewiesen; zusammenhängend schildern sie
die Dichter Prudentius und Paulinus von Nola, kritisiert wird sie von
Hieronymus.')
Litteratar: im allgemeinen W. Bardwbll, ancient and modern temples, London
1837, 15 T.; G. B. Montano, ecielta di varii terapietti antichi, Rom 1624, f.; über die ägyp-
tischen Tempel 8. die latteratur S. 78 ff.; grosse Ansichten von Edfii und Philai in
Langls Wandtafeln IV 4. 21; Restauration der Tempelfa^ade von Lnqsor: Pebbot 1 207;
Beschreibung bei Strabon 17, 805—6; die meisten worden unter den Ptolemäem umgebaut.
Babylonien : Ruine in Eridu S. 85 ; Jerusalem : S. 83 u. 362, 20 : de Vooüä, le temple de Jeru-
salem; Chipiez et Pbbrot, le temple de J., Paris 1889; Konb. Schick, Beit el maodas
oder der alte Tempelplatz zu J., J. u. Stuttg. 1887 (derselbe verfertigte mehrere Relief-
plftne); Qber die Riesentempel von Baalbek und Palmyra S. 83 f.; fiber Cjpem: Ohkefalsch-
RicHTBS, Kypros, die Bibel u. Homer, Berl. 1893. Über die griechischen Tempel stati-
stische Sammlungen von Hussey, Am. J. 6, 59 ff.; nach den Skiüpturen Am. J. 8, 18 ff.;*) die
Abbildungen ftlterer Zeit sind selten, zumeist nur offene Sftulennallen, welche in unteritali-
schen Vasen öfter begegnen. Beachtung verdient die Nachbildung des Asklepieions in
einem winkelförmigen Votivrelief des athenischen Museums (Phot. d. Inst.); Rekonstruktion
des delphischen Tempeb von Middletov, Jhst. 9, 310 ff.; über den tuskanischen Tempel:
Vitruv. III 2; vgl. L. Elenze, Versuch einer Wiederherst. d. tosk. Tempels, Denkschr. d.
baprer. Ak. 1821, m. 2 T.; fiber die römischen: Beschreibung des kapitolinischen Tempels
bei Dionjsios von Halikamass 4, 61, 3. 4. (Rekonstruktion bei Ddbm, Bauk. d. Etr. u. Römer
S. 43. 44), Abbildung desselben in einem aurelianischen Relief (bei Dubv S. 45), vgl. auch
B. V. EöHHE, der Tempel des kapitol. Jupiter nach den Münzen, Berl. 1870, m. 1 T.; andere
Reliefbilder AZ. 5 T. 4, 1 (vgl. Sp. 49 ff.); M. 5, 7 (Lateran Nr. 358j. Unter den erhaltenen
sind die bekanntesten die römiscnen (vgl. S. 123 ff. u. 0. Richtbb's Topographie), dann die
Tempel von Cori (S. 113), Assisi (S. 133). Nimes (S. 139) u. den Städten der Adria (S. 158):
ffir die Details der hauptstädtischen ist auch GuATTAin, monumenti inediti 1789 Luglio T. 3
(T. des Antoninus und der Faustina). Agosto T. 2 (T. des Nerva). 3 (der Concordia). Ot-
tobre T. 2 (T. der Minerva) heranzuziehen; Pompeji: griechischer Tempel S. 121; Isistem-
pel (sehr eigenartig): Nissen, pompej. Studien S. 175 ff. ; Aesculaptempel: ders. S. 175 ff.;
Venustempel: ders. S. 213 ff.; Augustustempel : ders. S. 270 ff. Die Münzen der Eaiserzeit
sind sehr wichtig (S. 277), wenn sie auch meistens nur die Fafade mit dem Götterbilde
zeigen; Medaillons mit perspektivischen Ansichten belehren besser. Ein kampanisches
Wandgemälde (MB. 6, 3) zeigt das Heiligtum einer orientalischen Religion. Kircnen: Ca-
NiKA, ricerche suir architettura piü propria dei tempi cristiani, 2. A. Rom 1846, f. m. 145 T.;
H. Hübsch, d. altchristl. Kirchen, Garlsruhe 1862; Stocke aueb, d. christl. Kirchenbau in
den ersten vier Jahrhunderten, Regensburg 1874; Richter, der Ursprung der abendländ.
Kirchengebäude, Wien 1878; G. Dbhio u. G. v. Bbzold, d. kirchliche Baukunst des Abend-
landes, Stuttg. 1884; H. HoLTZiNGEB, d. altchristl. Architektur in System. Darst, Stuttg. 1889;
Über Rundbauten s. S. 323; fiber christliche Klöster Albebt Lenoirb, architecture monasti-
que, Paris 1852 (Coli, des docum. in^d. sur Fhist. de France, III. arch^ol.) ; sehr altes in
Thevesta (Thebena, Afrika); über buddhistische s. die Darstellungen der Felsentempel S. 87 f.
Die einzelnen Bauwerke von Bedeutung werden im historischen Teil zur Sprache kommen.
>) Procop. aedif. I p. 200, 13. 26. 183, 9.
II p. 241, 21. Vp. 228, 3. 14. 17. 224, 2. 328,
23. 329, 13; eine Anzahl oratoria (etUulae
sanetorum) um die Basilika S. Silvestro in
Rom (Bcrist. s. Y 1, 1 ff.); über die Basilica
S. Valentine Mabucchi, Ü cimitero e la basil.
di s. V., Rom 1890.
^) Kibsch in Kraus' Realencykl. u.
,Türme"; Rossi, Bcrist. 1887 S. 82 ff.; Ra.
ehr. 33, 5.
») Epist. II 20. 22.
*) L. Julius, Über d. Agonaltempel d.
Griechen, München 1884 (Über angebliche
Nicht-Kulttempel).
366
Khuwiflohe KnxiBtaroliftolQgie. t. Denkmälerkonde.
289. Der Altar ist bei den Heiden, wofern auf ihm Brandopfer dar-
gebracht werden sollen, mit dem Tempel nie verknüpft, sondern steht
unter freiem Himmel, damit der Opferrauch ungehindert zum Himmel
emporsteige. Man errichtet einen Altar zu vorübergehendem Gebrauche
am leichtesten aus Rasen oder Feldsteinen; solche blieben z. B. in den
ländlichen Kulten.*) An vielbesuchten Wallfahrtsorten bildeten sich mit
der Zeit aus den Opferresten und dem heilig geachteten Kehricht über-
haupt natürliche Erhöhungen, die dann wieder zu Altären dienten; von
dieser Art waren der Aschenaltar in Olympia und der aus Hörnern ge-
bildete auf Ortygia.*) Ebenso werden wir die aus Opferresten und Scherben
erwachsenen Opferhügel bei Upsala und den über 7 Meter hohen, 96 M.
umfassenden Tafelberg bei Udestedt (Weimar)^) zu deuten haben. Dem
Steinaltar eine kunstgerechte Form zu geben, hinderte manchen Ortes re-
ligiöses Bedenken (S. 200). Sonst wurde er aus dem natürlichen Felsen
herausgehauen (wie vor der korykischen Grotte) oder gesondert skulpiert.*)
Die Formen scheinen in den meisten Kulten einer strengen Regel nicht
unterlegen zu sein. Die meisten lassen sich allerdings auf drei Grund-
formen zurückführen, nämlich Tisch, Würfel und Cylinder. Der Tisch
kommt im Grabkult (S. 345) öfter vor ; der Würfel unterliegt verschiedenen
Variationen, z. B. erhält die Deckplatte eine wulstige Abrundung*) oder
die beiden Seitenwangen werden höher emporgezogen;*) nur scheinbar
jedoch ist die mit einer Halbkugel bekrönte Form, welche in zahlreichen
Bildwerken ') erscheint, da wir hier einen Schutzdeckel vor uns sehen. Die
in der Mitte eingeschnürte Gestalt, die zuerst am Löwenthor und dann
wieder in italischen Monumenten begegnet,^) mag man besser dem Tische
beizählen. Die Cylinderform lässt sich oft, vornehmlich in den griechi-
schen Ländern nachweisen und dürfte im alexandrinischen Zeitalter be-
sonders beliebt gewesen zu sein; manchmal gleicht sie einem Säulenstücke,
eine Basis scheint nicht gerade notwendig.®) Ausserdem finden wir z. B.
Trieder (auch mit geschweiften Seitenflächen) *ö) oder Tempelchen, ^i) Sil-
vanus und Bacchus hatten ihre eigenartigen Altäre;") für die Opfer der
grossen Göttin gab es eigene Taurobolienaltäre;*^) ein lectistemium und
') Abgebildet in Votivreliefs: Michabus,
A. 1863 p. 311; Pottibb, Bch. 1881 S. 349;
VasenbUd AZ. 3, 1.
*) Callim. hymn. 2, 58 ff.
") Anthrop. Corresp. 1875 S. 85.
*) *Eviffifjroy negl ßtafAov II. A 448.
^) Korinthische Busirisvase M. 8, 16 7 =
Baumeisteb's Denkm. I S. 367; etruskische
Bilder M. I 43. VI 30; Baümmstbr I S. 289
Abb. 290. 291.
«) AZ. 30, 65 (OvERBECK, Gallerie 30, 4);
MB. 6, 57.
^) Michaelis, A. 39, 106 ff. mit T. E.
^) Auf dem Palatin Ritschl, exempla
T. 56, nach Phot. Gühl-Engelmann S. 803;
Bbünn, rilievi I T. 1. 42. 45.
») Z. B. vom Dipylon, 4. 3. Jahrh. v.
Chr.: Athen. Mitt. 4, 288; im athen. Theater,
2. J. V. Chr.; Ath. Mitt. III T. 3; Caylus, re-
cueil 5, 58; aas Delos Clab. 121, 156 = Bau-
MBiSTBB 156; CoNZE, Lesbos T. 4; Rhodos,
zwei : Haxheb, topogr. Ansichten, T. zu S. 78;
Pergamon, anter König Eomenes IL: Inschr.
T. Pergamon 131; vgl. Paus. 8, 11, 1; Eust.
Od. 17, 209 (symbolisch erklärt); abgeb. au
einer Gemme : Impronte IV 60 = Wiesbleb,
Theatergebäude T. 4, 1; in Oberitalien:
DüTSCHKB V N. 799. 823; vor Agyieua Phot.
bibl. p. 535, 33 ff. ; säalenartig z. B. im La-
teran Benndobf 439 b. 549 a. Vgl. Wiesbleb,
A. 1858 p. 222.
^^) Aus Terrakotta: Gebhabd, ant.Bildw.
T. 64 = Baumeistbb 58; geschweift, abgeb.
MB. 5, 23.
^') Münze von Delphi unter Hadrian,
Brit. Mus. T. 4, 19 (auf Stufen).
>>) Rbipfebsohbid, A. 1866 S. 220 f. T.
L. M 1. 2.
»») Z. B. AZ. 21 T. 176 7.
Kap. IX. Die Werke der Bankniuii. (§ 2R9).
367
der Hekatedienst erforderten Tischaltäre ; ^) um Blitzstellen bauten die
Italer eine Art von Brunnen, dasputeal,^) welches später auch den übrigen
Kulten zukam.') Im Hausgebrauch erfuhr die Grösse der Altäre starke
Minderung,^) desgleichen für die Prozessionen, zu denen man tragbarer
Altäre bedurfte,^) während die Brandopferaltäre umgekehrt zu hohen Bauten
wie in Pergamon anwachsen konnten.^) Derselbe steht bekanntlich auf
einer 13 m. hohen von einem Reliefstreifen mnzogenen Plattform und ist
von Säulenhallen eingerahmt (S. 92) ; ansehnliche Altäre waren auch an
anderen berühmten Kultusstätten, hier vergänglich (Olympia, Dolos und
Akropolis), dort solide aufgebaut (Amphiaraion und Epidauros).«) Die turm-
artigen Feueraltäre der Perser liegen nicht weit ab.*)
Die Dekoration der Altäre beruht wieder auf dem Grundsätze, dass
der vorübergehende Schmuck dauernd hafte. Folglich besteht sie in erster
Linie aus Zweigen und Binden, dann aus Fruchtguirlanden ^) und Schädeln
von Opfertieren. 10) Opfermesser ^ ') und andere Insignien leiten zu reli-
giösen Relief bildem über, welche mindestens seit der Zeit des Praxiteles
vorkommen und gerne in altertümlichem Stile gehalten sind;'^) eine Gruppe
heisst nach dem Dargestellten ZwölfgöUeraÜäre.^^) Statt des Reliefs ge-
nügte manchen die blosse Malerei. ^^)
Litteratar: A. 1858 p. 223 ff.; A. v. Moliv, de ara apud Graecos, Berlin 1884; E.
Cttbtiüb, d. Altfire von Olympia, Abh. d. preoas. Akad. 1882, m. 2 T.; Jahrb. 1, 192, 2; im
einzelnen z. B. G. Labus, ara antica scoperta in Hainburgo, Mil. 1820; Fb. Wibsblbb (A.
12); B. com. 1889 T. 3; häufig abgebildet in|Opferdarstellungen (Stbphani, CR. 1868 S. 130ff.);
zmn Kontraste vgl. Abpb. Sohhid, d. chnsÜiche Altar, Regensb. 1871, und die Artikel
,Altar" and ,mensa* in der Realencyklopädie Ton Fb. X. Kbaub. Der altchristliche Altar
ist Reliquienschrein oder Tisch.
Besonderen Gülten (z. B. dem buddhistischen) gehören die Schalen-
steine (Zeichen-, Näpfchensteine) an, runde Vertiefungen, welche in den
Fels eingebohrt werden, mn Trankopfer aufzunehmen; sie finden sich in
Indien {mahadeo), Palästina,^*) Etrurien, der Schweiz, Mittel- und Nord-
deutschland, Schweden {morlot), Frankreich {pierres ä icuelles, ä bassitis, ä
fossettes, ä cupules) und Grossbrittanien (cupped stones), ja sogar in Ame-
rika, wo sie freilich keinen religiösen Zweck haben, sondern Reibschalen
vorstellen. 1«) Abgesehen davon, dürfte ein grosser Teil vor einer kriti-
schen Prüfung nicht Stand halten, da (z. B. im Fichtelgebirge) „Schalen''
») Bbunn, A. 1856 S. 114 ff. m. Abb.
') Das pnteal Libonis ist abgebildet auf
Mfinzen der gens Aemilia und Scribonia
(Jahn, Ber. d. s&chs. Ges. 1861 T. 8, 5; M.
2, 33. 34, 3. 4); beschrieben von Pomponius
Dig. de act. emt. 1. 13, a. E. u. 1. 3.
') Ara von Veji: Jahn, a. 0. T. 8, 4;
M. 4, 36 (Lateran 440).
*) Focnli, iaxaQidßs; vgl. S. 367 A. 10;
Kleine ara von Bronze mit Süber verziert, in
eigentfimlicher Form: MB. 11, 44, 1.
*) Prachtvoller abgeb. MB. IG, 60.
•) PüCHSTBiN, AA. 1893 S. 19 ff.; Rekon-
struktion: Ausgr. V. Pergamon 1880—1881,
T. 2 u. ö.
^) Amphiaraion: JI^«xr. 1884 T. E;
Paus. 1,34,3; Epidanros: Beb. 14, 639 ff.;
Parion : Strab. 10, 5, 7.
^) Abbildungen auf Mfinzen der Sassa-
niden; Disulafoy, Tart ant. de la Perse II
S. 9 m. Abb.; Stolzb, Persepolis T. 147.
®) Vgl. z. B. den erwähnten Cylinder-
altar aus Pergamon.
*°) Bbnndobf, Heroon S. 70 A. 1.
>0 Abbüd. MB. 11,37.38.
**) Strab. 14, 641 ; Wibsblbb, d. Reliefs
der Ara Casali, Gott. 1843, m. 4 T.; Abb. z. B.
MB. 6, 57.
'>) Z. B. in Athen: Ath. Mitt. 4 T. 20.
^*) In Olympia beobachtet (s. Litt.); abg.
an Schale des Hieron : Gbbhabd, Trinkscha-
len T. 4/5; Naevius bei Festus v. penis
p. 230.
") Zachar. 3, 9.
'«) Ztsch. f. Ethnol. 2, 117.
368 Klassische Kanstarch&olog^e. t Denkmttlerkimde.
und damit verbundene »Blut* -Rinnen häufig Naturspiele gewisser geologi-
scher Formationen sind.
Iiitteratar: Desob, les pierres ä öcuelles, Genf 1878; Verb, der Berl. anthrop. Ges.
f. Anthrop. 1878 S. 11 f. 56 ff.; Moblot, Ra. n. s. 10, 25 ff.; Ch. Rau, obs. on cnp-scaped a.
other lapidarian sculptures, Washington 1881; Etrurien, Rocca Federighi: Simonin; Schweiz:
Kelleb, d. Zeichen- oder Schalensteine der Schweiz, Mitt. d. antiquar. Ges. Bd. 17 H. 3
(Zürich 1870); Grossbritannien: Simpson, archaic sculptarings of cup, circles etc. npon
stones a. rocks in Scotland, England a. other countries, Edinb. 1867.
290. Die öffentlichen Bauten haben innerhalb der Stadt oder
um dieselbe ihre Ausbildung erhalten, darum gebührt es sich, zuerst auf
deren Entwicklung einen Blick zu werfen. Als die politischen Verhält-
nisse noch nicht gefestigt, die Dichtigkeit der Bevölkerung gering und
zahlreiche wilde Tiere zu fürchten waren, drängten sich die Menschen wo-
möglich an schwer zugänglichen Orten zusammen. Berge (wie z. B. in
Etrurien, wo ausserdem die Malaria schreckte)^) und Inseln (Tyros, Ara-
dos) seien nur mit einem Worte erwähnt. Einen schöpferischen Blick ver-
rät schon der Gedanke, Wasser und Sümpfe in gemeinsamer Thätigkeit
zum Schutze auszunützen. Pfahlbauten (it. palafitte, franz. hcUntations
lacustres) nennt man Dörfer, welche auf einem Roste von Pfählen in das
Wasser hineingebaut und nur durch eine Brücke zugänglich sind. Solche
existierten schon, als die Metalle noch nicht benützt waren, die Schrift-
steller des fünften Jahrhunderts fanden sie am päonischen Prasiassee und
am Phasis^) und die bildliche Überlieferung füllt durch ein ägyptisches
Expeditionsbild des 17. Jahrhunderts und eine Scene der Trajanssäule die
Lücken der Reihe aus, die mit den heutigen See- und Meerpfahlbauten
Griechenlands und des südöstlichen Asiens schliesst. In Anbetracht, dass
die Funde sich jetzt ziemlich über ganz Mittel- und Nordeuropa erstrecken,
und durch ihren Inhalt alle Hauptperioden des Altertums repräsentieren,
kommen die Pfahlbauten an sich für die geschichtliche Seite der Archäo-
logie wenig in Betracht. Im einzelnen verdient Hervorhebung, dass Pfahl-
bauten auch in Flüssen (im Pogebiet und zu Olmütz) und Sümpfen oder
Überschwemmungsgebiet (Würzburg und Franzensbad), ja wegen der
wilden Tiere sogar auf trockenem Boden vorkonmien (Ostafrika). ^) Wie
ein Rest von Pfahlbauten sehen die halb in das Wasser hineingebauten
Häuser der Skythen *) und der heutigen Kurden aus, ebenso die kyklopishe
Inselfestung des Eopaissees, zu der ein Damm führt. Dagegen gehören
die Pfahlhäuser Eonstantinopels,^) wie die des jetzigen Smymas, in das
nationalökonomische Kapitel der Übervölkerung. In Sumpfboden waren
die Manieren der Dorfanlagen mannigfaltiger, da hier schon das Aufschütten
von Steinen, Erde oder Schutt genügte, um den Grund zu einer Ansied-
lung zu legen. Oberitalien hat die terremare, Lothringen im Seille-Thal
seine briquäages aus Ziegelbrocken, welche an römisches Pflaster (S. 281)
erinnern. Die künstlichen Inseln (crannogs) in den Seen Irlands und Schott-
M MüLLBB, Privataltert. §7 A. 2. *) Ägyptische Darstellung der Ponti:
') Herod. 5, 16; Hippocr. n. digtav xal Mabiettb, Deir-el-Bahari T. 5 = Max Mül-
vddrtoy 1, 83 (l p. 551 Kühn); einzelne lbb, Asien u. Europa 8. 109.
Häuser vielleicht sogar in Italien: Petron. *) Eönigsburg: Diod. 20, 23, 1.
carm. 86, 1 ff. ») Zosim. 2, 35.
Kap. DL Die Werke der Bankunat. (§ 290.) 369
lands reichen hinsichtlich ihrer Anfänge wohl noch ins Altertum hinauf/)
Bätsei geben uns die Gruppen von trichter- oder napfförmigen, wasserdichten
Gruben im Durchmesser von 10 — 30 Meter {tnare, pule) auf, die sich zu
Hunderten im Hügelland von Lothringen finden und durch einen Kreis
oder ein Viereck mit zwei Diagonalen bezeichnet werden; verwandt sind
die Mardellen in Frankreich und Deutschland.
Litteratur: Vibchow, die Hühnengräber u. Pfahlbauten, Berlin 1866; Pallxakn
d. Pf. n. ihre Bewohner, Berlin 1866; Gutbbblbt, d. Pf., Münster 1871; Rob. Habtxann,
Ztsch. f. Ethnol. 2, 1 ff. 3, 3 ff. 219 ff.; Aber die jetzigen Pfahlbauten: Habtmann a. 0. 2, 2 ff.;
Scblaoiivtwbit, Westermanns Monatshefte 1873, Dec. ; £n. AdfjtnQog, Urto^. fieXixai p. 16;
Oberitalien: L. Pigobiki, le abitazioni palostri di Fontanellato dell' epoca di ferro, Parma
1865; A. Angelücci, le palafitte del lago di Varese, Tor. 1875, m. 4 T.; Frankreich: £bn.
Chantbb, palafittes du lao de Paladni, Gren. 1871 f.; Schweiz (wo die Pfahlbauten zuerst
beobachtet wurden): S. 143; Deutschland: Anthrop. Corresp. 1892 S. 108 f. (Schussenried
bei Ulm mit sehr gut erkennbaren Häusern); W. D. Hassleb, die Pfahlbaufunde des Über-
linger Sees in der Staatssamml. vaterl&nd. Altertümer zu Stuttgart, Ulm 1866; Sandbebgbb,
Arohiv des bist. Vereins v. Unterfranken 21, 1 ff. (Wflrzburg); R. Vibchow, Ztsch. f. Ethnol.
1, 401 ff. (Norddenischland); Olmütz : Mitt. d. k. k. Centralkomm. N. F. 14, 244 ff. m. Abb.;
Galizien: Ztsch. f. Ethnol. 9, 153. — Terremare: S. 133; in Ungarn: Undsbt, Mitt. d. anthr.
Gres. in Wien 19, 125 ff. m. 2 T. — Briqnetages: Paulus, Korrespondenzblatt des Gesamt-
vereins 1889 S. 182 ff.; Anthrop. Gorresp. 1876 S. 140 f.; Ra. 1, 494. — Grubenanlagen:
Correspondenzbl. d. Gesamtvereins 1889 S. 159 f.; R. Kebvilbb, la grande ligne des mar-
deües gauloises de la Loire-lnfärieure, St. Brieuc 1883, m. 4 T.
Die kunstmässige Stadtanlage ist von Babylonien ausgegangen. In
der weiten Fläche der Euphratebene musste ein die Verteidigung erleich-
ternder Hügel künstlich aufgehöht werden, was die Terrassenstädte
hervorrief. Von Babylonien aus haben sich die x^/iorra SsjuigdfiiSog bis
Hissarlyk verbreitet;*) im Orient ist diese Anlageweise bis zur Arsakiden-
zeit herab nachweisbar.^) Der Grundsatz trifft auch auf das Gebirge zu,
insofern die unzulängliche Baufläche eine künstliche Erweiterung erfährt
(Krannon). Die Verbesserung der Fortifikation gab die Wahl der ver-
schiedenartigsten Bauplätze frei. Die durch die Verhältnisse allmählich er-
wachsenen Städte weisen, wie es sich von selbst versteht, keinen einheit-
lichen Bauplan auf; anders steht es aber mit den Gebilden des orientali-
schen Despotismus, welche an einer einsamen Stelle rascher als irgend
eine amerikanische Stadt emporwuchsen; hier war der Plan vor den Ein-
wohnern da.*) Die Grenzen der Stadt und ihre Strassenzeilen waren
geometrisch festgestellt. Dieses Verfahren, das im ägyptischen Chutaten
zur Anschauung gelangt, nahmen die Griechen im 5. Jahrhundert, als die
Theorie in allen Gebieten des Lebens herrschte, auf, wobei Hippodamos
von Milet den orientalischen Gedanken der Regelmässigen ihnen vermit-
telte. Der enorm gesteigerte Verkehr verlangte in den grossen Hafen-
orten abgezirkelte avenues, streets und blocks. Der Piraeus, Thurioi^) und
Rhodos, mit welchem Kyzikos und Massalia wetteiferten, ^) zeigten den
Griechen, soviel Aristophanes in den „Vögeln*" die Geometer verhöhnte,
dass ihre alten winkeligen Städte '') denn doch nicht das Ideal einer Stadt
») Enc. Britann. VI ^552. ben« (Text bei Ebman, Ägypten 1, 242).
'J SiTTL, Parerga zur alten Eunstgesch. I ^) Diodor. 12, 107.
8. 19 f.
') Steinterrasse: v. Gutschmid, kleine
Schriften..3, 9.
*) Ägyptische Herrscher bauten sich
Residenzen «nach dem Grundrisse von The-
«) Strab. 14, 2, 5.
^) Vgl. Ps. Dicaearch. p. 254 Müller ;
Philostrat. V. Ap. 2, 23; Aristot. pol. 7, 10;
Paus. 6, 24, 2; vgl. Klekzk, Aphorismen
S. 410 ff.
Handbudi der klasa. Altertumswiflsenschaft. VL 24
370 ElasBisohe Ennstarchäologie. 1. Denkmälerknnde.
seien. Nach diesen Mustern vollzogen sich die grossen Synoikismen und
die Kolonisation von Yorderasien; unter den Gründungen Alexanders und
seiner Nachfolger ragten besonders Alexandrien und Neu-Smyma hervor, i)
Die Diadochenbauten, welche man in Pamphylien (S. 95) noch deutlich be-
obachten kann, gaben das Vorbild für die grossartige Thätigkeit der Römer
ab. Von solchen Werken entlehnen Plato im Kritias (K. 8 u. 9) und der
Verfasser der Apokalypse den Gedanken ihrer Phantasiestädte. Was waren
nun die Grundformen dieser dekretierten Städte? Die runde Form, welche
der Naturgestalt der meisten Hügel abgelernt worden sein mag, freilich
auch bei wandernden Völkern (z. B. in den Ringen der Avaren) wieder-
kehrt, wurde im Oriente bevorzugt und findet sich noch deutlich in Sen-
dscherli (S. 83).*) Sie entwickelt sich weiter zu konzentrischen Kreisen, 8)
deren Zahl in Egbatana und der Ghosroesstadt Täbriz bis auf sieben steigt.
Die viereckige Gestalt jedoch, die durch zwei sich kreuzende Hauptstrassen
in vier Viertel zerlegt wird, entstand unstreitig aus dem Lager.*) Wenn
auch in unserer Überlieferung die Roma quadrata zeitlich vorhergeht,
haben wir die Muster wieder in den Diadochenkolonien zu suchen,^) an
welche sich die römischen castra stativa (Lagerstädte) anschlössen. Das
Viereck ist z. B. in Marzabotto, Aosta, Turin, Aquileja, Camuntum, Lam-
baesis und Thamugadi erkennbar.^) Später kam das Vorbild Roms dazu,
von welchem die Provinzstädte ihr capitoliurn als religiösen Mittelpunkt
entlehnten. Die Schönheit einer Stadt lässt sich nach den Äusserungen
der Alten etwa folgendermassen definieren ; sie hat gerade Strassen, gutes
Pflaster, lange (am besten zweistöckige) Säulengänge, stattliche Plätze
und viele Brunnen.')
Litter atnr: Yitrav I 6. 7; Rhetor Menander I K. 2; Gust. Hibsohfeld, Entwicklung
des Stadtbildes, Ztsch. d. Berl. Ges. f. Erdkunde 1890 S. 297 ff.; Ekil Kuhn, Aber d. Entst.
d. Städte d. Alten, Lpg. 1878; Gust. Hibschfbld, Ber. d. aächs. G«s. 1878 S. 1 ff. u. Fest-
gabe an E. Curtius 1884; Iw. Müllbb, Privataltert. § 17 a. E.; Ebdmann, zur Kunde der
hellenist. Städtegründung, Strassb. 1883; 0. Rightbb, Stadtanlage, in Baumeisters Denkm.
3, 1695 ff.; Th. Schbeibbb, Verh. der Münchner Phil. Vers. 1891 S. 75 ff.; Oiniadai: A.
10, 133; Studien von Pbomis über Alba Fucense (S. 128), Aosta und Turin (S. 136); H.
NissBN, pompejanische Studien zur Städtekunde d. Alten, Lpg. 1877 (sehr lehrreich); Capi-
tolia: A. Castan, les capitoles provinciaux du monde romain, Paris 1883; im allgemeinen
vgl. Gak. Sitte, d. Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen, Wien 1889.
291. Wenn wir in chronologischer Folge verfahren wollen, müssen
wir die Residenzstädte voran stellen, deren natürlicher Glanzpunkt die
Wohnung des Herrschers ist. Da er sowohl sich selbst schützt als auch
seinen Unterthanen Zuflucht bieten muss, sprechen wir lieber von Hof-
burg als Palast. Sie liegt, wenn möglich auf einem Hügel, zu welchem
ein Fahrweg mit Rampe und mehrere Fusswege, nötigenfalls in Form
von Treppen, emporführen (wie in Tiryns und Athen), oder, wie in Baby-
^) Smyma: Strab. 14, 1, 37; Nikaia:
Strab. 12, 4, 7.
«) Gabii? Dion. Hai. 4,53, 1; Thespiai.
^) Zwei in BersabDra: Zosim. 3, 17.
*) Konkrete Beispiele bei Dionys von
Halikamass 4, 63, 1 und Curtius 7, 6, 25.
Eine ätolische Stadt heisst , Lager* (Stratos).
^^ Nikaia: s. A. 1; Antiochien: hier hatte
jedes Viertel seine eigene Mauer (Strab.
16, 2, 4).
^) Über die Reste von Standlagem s.
Mabqvabdt, röm. Staatsverw. II 2597 f.
'') Vgl. Strabo an den angeführten Stel-
len und Heliodor 1, 2, 6; auch Apoll. Rh. 3,
215 ff. 886 ; Nonn. D. 40, 354.
Kap. Ct. Die Werke der Battkunet. (§ 291.) 371
lonien und Assyrien, auf einer künstlichen Hochfläche.^) Der Zugang
selbst wird nach Festungsart behandelt; man tritt durch ein festes Thor
ein und hat dann deren noch mehrere zu passieren. Hiebei kommt ter-
rassenförmige Anlage mit Unter- und Oberburg vor (in Tiryns und My-
kene). Was die innere Einrichtung anlangt, so sind gegenüber den übrigen
Räumen, die von denen vornehmer Privathäuser nicht sehr weit abstechen,
für das Schloss der geräumige Vorhof, wovon der „Hof" (atJAiJ, aula) seinen
Namen hat, und die grosse Halle, worin der König auf erhabenem Platze
Audienz hält, bezeichnend (auf ägyptisch „Halle der Erscheinung^, helle-
nistisch, wie das Lateinische bezeugt, ßaaihxrj genannt); die Einrichtung
dieser Basilika ist schon oben (S. 328 f.) beschrieben. Harem und Bad ver-
stehen sich im Osten von selbst. Weiterer Untersuchung bedarf noch die
Verbindung des Schlosses mit ansehnlichen Eultusräumen, welche man in
Kamak, Luqsor und Jerusalem (vor Salomons Bau) annehmen darf.^) So
würde sich die Verwandlung der Paläste von Tiryns und Athen in einen
Tempel und die Auffindung von Votivgaben am einfachsten erklären.
Allein andere Paläste, z. B. der des Eroisos, der später als Gerusia diente,
müssen bis auf den Herdraum durchaus profan gewesen sein. Politische
Verhältnisse benahmen oft den Residenzen mehr oder minder ihren Festungs-
charakter, z. B. in Ägypten und im kaiserlichen Rom, wo den Kaisem ein
Hügel reserviert wurde. Die Parkanlagen, welche in Babylon auf dem
Dache angebracht waren („Gärten des Semiramis*'), spielen eine bedeutende
RoUe.*) Der Dichter der Odyssee denkt sich den volksfreundlichen Mo-
narchen unter seinen Unterthanen wohnend, von deren Häusern ihn nur
eine zinnenbekrönte Mauer trennt. Der vielgehasste Diokletian hinwiederum
legt seinen Ruhesitz burgartig an und das unruhige Eonstantinopel wird
von einer Festung aus beherrscht. Dynastische Bauten werden stets bunt-
scheckiger sein als die Schöpfungen eines einzelnen Fürsten.
Litteratur: Ägyptische Paläste z. B. von Ramses IL, ^Ramesseum* tind in Medtnet
Habn (S. 81); Tello: L. Heüzet, un palais chaldäen, Paris 1888 (jedoch nach Winoklbr,
Geschichte Babyloniens S. 24 ans griechischer Zeit, vgl. auch Koldbwet, Ztsch. f. Assyriol.
2, 426); Assyrien; S. 85 f.; Fskousson, the palaces of Niniveh a. Persepolis restored, London
1851 (die Restauration ist im Cristal-Palace zu Sydenham ausgeführt); andere Restaura-
tionen bei PxBBOT, histoire II p. 428; Grundrisse: Botta T. 7; Latabd, mon. T. 5, sec.
series T. 8; Place, Ninive et TAss. III T. 7; Erbauung im Palast des Sennacherib darge-
steUt: Layabd, sec. s. T. 10—14. 16—7; Persepolis: S. 86; Hissarlyk S. 92; Tiryns und
Mykene S. 109, vgl. Iwan Müllbb, Privataltert. §11 m. T.; ,Palatitza* in Makedonien:
Heuzet et Dauhbt, un palais grec en Mac^doine, Ra. n. s. 23, 218 ff. T. 14 u. miss. arch.
en Mac^doine (S. 98); Palatin: F. Bianchini, del palazzo de' Gesari, Verona 1738, f. m.
20 T.; y. Ballanti, il pal. dei Gesari sul monte Palatino rest. da G. Thon, Rom 1828, m.
7 T.; 0. RioHTEB, Topogr. v. Rom § 45. 46; Palast des Gallienns in Bordeaux (S. 140);
Kaiserpalast in Trier: S. 148; Sbtffabth, Westdeutsche Ztsch. 12, 1 ff. m. T. 1; Palast
Diokletians in Spalato-Salona: S. 161, restaurierter Grundriss bei Mothes, Baukunst des
Mittelalters in Italien S. 13.
Im Zusammenhange mit dem Schloss oder der Hofburg behandeln
wir die Verteidigungswerke überhaupt; denn der Sitz des Herrschers
ist, wie gesagt, der natürliche Zufluchtsort des Volkes. Liegt er auf einem
') Auf eine solche scheint noch Zosimos
(2, 27) mit den Worten %y xiv^ Xotpta anzu-
spielen.
') Vgl. K. Lange, Haus u. Halle S. 9 f.
») Vitr. 2, 8, 10; PUn. 35,172.
*) Vgl. Dion. Hai. 4, 63, 2; Strab.
16, 1, 5.
24'
372 KlasBiftohe Kanstarohftologie. L Denkmälerkiinde.
Hügel, so ist schon damit die Annäherung erschwert. Man hilft der Natur
durch Abschroffen der Felsenabhänge nach und sperrt nur die zugäng-
lichen Stellen ab; nach diesem Grundsatz hatten die römischen Könige und
viele andere Fürsten Mittelitaliens, vielleicht auch Ej*eta8 ihre Burg ein-
gerichtet.^) In Ebene und Hügelland bestanden die einfachsten Annähe-
rungshindernisse in Palissadenwänden, die bei den Griechen verhältnis-
mässig spät abkamen,^) in Hecken (Gebück, Knicks) ^) und Erdwällen. Ein
agger schützte Ardea, das älteste Rom*) und Hügel Oberitaliens. Wo
viele Steine herumlagen, trugen sie die Bewohner zusammen und zwar oft
nach einem runden Grundplan. Von diesen Steinringen (xvxAo^, xvxko-
ßoQoi, Ringwälle, Burgwälle, ital. castellieri) sind in Italien, der Balkanhalb-
insel, Österreich und Norddeutschland viele Spuren geblieben.^) So hatten
sich die Messenier auf Eira verschanzt.^) In Judaea führte Salomon die
Einrichtung planmässig durch.'') Gehen wir nun zu den eigentlichen
Mauern über, so entzog sich deren Ausführung in der Regel dem Blick.
Man sah nicht, ob die Mauer an der Innenseite mit kleineren Steinen ge-
wissermassen gefüttert ist (bereits in der ältesten Niederlassung von His-
sarlyk), ob zwischen zwei festen Mauern eine Schuttlage sich befindet
(schon in der Burg von Orchomenos), ob sie aus mehr oder weniger un-
regelmässigen Steinen ohne oder mit Balkeneinbau (S. 298) oder aus
Ziegeln hergestellt sei. Von aussen sah der Herankommende in der Regel
nur den gleichmässigen Verputz. Die Einförmigkeit unterbrechen Bö-
schungen, Strebepfeiler, Zinnen und viereckige oder runde Türme,®) die
ihrerseits wieder mit Zinnen^) oder einem spitzen Dache gekrönt werden.
Die Mauerfläche selbst ist im babylonischen Kulturkreis mit emaillierten
Fliesplatten oder Reliefstreifen bedeckt worden. Dergleichen kommt im
Abendlande nie vor, wohl aber legt man hier auf Regelmässigkeit der
Fügung*^) und schönes Material (Marmor) Wert; der Lehrrand (S. 286) ist
schon etwas gekünstelt. Etwa im 4. Jahrhundert v. Chr. wendet sich die
Prachtliebe auch den Stadtmauern zu;i') damals entstand z. B. die herr-
liche Befestigung des neuen Messene. Noch sechshundert Jahre später
zählt uns ein Schriftsteller die schönsten Stadtmauern der Welt auf.**)
Besondere Kunst verwendet man von jeher auf die Burg- und Stadt-
0 Capitol, Tusculum, Alba Longa, Alba
Fucense (Provis, A. F. p. 120), Volsinii (A.
1881 S. 88 f.); Kreta: Cubtiub, Peloponnes
1, 126.
*) Provisorisch Dion. Hai. 2, 37, 1 ; kar-
tographisch durch Reihen von Ringelchen
bezeichnet.
') Annalen des nassauischen Altertums-
ver. XIII.
^) Richter, Topogr. S. 753 ; Über Ardea
RiCHTBR, A. 1884, 90 if., M. 12, 2; in Irland
heissen die Erdringe rath.
^) Abb. bei Baumeister's Denkm. III
1694- -5; ein bekannter in Otzenhausen bei
Trier, vgl. Neussbr, 8. Gorrespondenzbl. d.
westd. Ztsch.
*) CüRTiüs, Peloponnes 2, 152; vgl. He-
sych. Oiyaioi x^v x^^"^9"^f Hermes 17,
647 f. Das Wort noXi^ hängt wohl mit noXos
zusammen, wie urbs mit orbia,
^) 1 Reg. 9, 19.
') Von den runden gleiten die Geschosse
öfter ab.
») Z. B. in Troja: 11. X 3 xaXgaty inciX-
^eaiv. An schönen Türmen ist z, B. Pam-
phylien reich.
'°) Quadern z. B. in Rom seit Tarquinius
Priscus nach Dionysios (3, 67, 4), in Falerii
und Caere, mit Emplekton in Sutrinm und
") Kos: Diod. 15, 76,2 (J. 366).
>') Paus. 2, 31, 5 (Babylon, Susa, Am-
brosos, Byzanz, Rhodos, Messene). Geschick-
lichkeit wird den Kurden (Strab. 16, 1, 24)
nachgerühmt.
Kap. IX. Die Werke der BanknuBt. (§ 291.) 373
thore.^) Wir hörten schon von dem Thorbogen (S. 819) und der Lunette
(S. 832). Abgesehen von den Zinnen , kommen häufig zwei flankierende
Türme dazu, manchmal steht ein dritter über dem Thore selbst;^) die
Thorflügel selbst trugen technischen Schmuck mit Getäfel und Nägeln oder
Buckeln.^) Da ein Thorweg die Sicherheit vermehrte, ergab sich ein so
tiefer Raum, dass oben ein vorspringender Balkon angebracht werden
konnte, von welchem die alten Fürsten und Geronten den Kampf beschau-
ten.*) Im Dipylon von Athen wurde statt dessen ein Zwischenhof an-
gelegt, in welchem eingedrungene Angreifer sich fingen.^) Als plastischen
Schmuck erhielten die alten Thore symbolische Reliefplatten mit Löwen. ^)
In langen Friedenszeiten jedoch, wo man den Krieg vergass , wurde das
Thor mehr zu einem Zierstück der Stadt; als z. B. das Thor von Yolterra
umgebaut wurde, fügte der Magistrat einen Kragstein mit Köpfen ein. 7)
Neue Bauten fielen noch schöner aus, wofür die Porta Martia von Perugia
als Beispiel gelten mag. Hier ist der Bogen mit je einem Kopfe flankiert;
über demselben sind die alten Balkone mit Zuschauem und selbst Pferden
imitiert.*) Wenn nun das Thor nicht mehr eine blosse Unterbrechung der
Schutzmauer, sondern eine Stadtzierde ist, warum sollte man es nicht in
eine Strasse stellen, wo es den Verkehr nicht sonderlich hinderte, weil der
Wagenverkehr im Altertum grossen Beschränkungen unterlag, und wo es die
Einförmigkeit einer Strassenlinie unterbrach oder einen Platz malerisch
abschloss? Aus dieser Erwägung entsprangen die selbständigen Bögen und
die vier Ausgänge besitzenden Thore. Der Janus quadrifrons auf dem
forum boarium,^) dem Nervaforum und an anderen Strassenkreuzungen
Roms hatte an den rsTQccTtvla syrischer Städte ein Seitenstück. ^®)
Hier sollen gleich auch die übrigen Verteidigungswerke, welche nicht
zu einer Stadt gehören, kurz aufgezählt werden. Die Zufluchtsorte {refugia)
der ländlichen Bevölkerung sind bereits erwähnt; zu ihnen gehören auch
die Warttürme {nvqyoi^ später fiovonvQyta, speculae), die namentlich auf
den griechischen Inseln und den Ufern des benachbarten Festlandes i^)
sich erhalten haben, freilich im Mittelalter vielfach umgebaut und ver-
mehrt worden sind. Sie hatten, ähnlich wie die Warttürme im Nordosten
Persiens, den Zweck, bei einem räuberischen Einfall die Bauern zu warnen
und ihnen so lange Zuflucht zu gewähren, bis die Räuber sich wieder ent-
^) Daher die orientalische Ansdracks-
weise ,die Thore von Sion*^ (Psahn. 86)
u. dgl.
*) Z. B. Münze von Trajanopolis unt^r
Garacalla, Brit. M. Thracia p. 178.
*) Vgl. dieselbe Münze.
*) 2 Sam, 18, 24; ebenso bei Homer (IL ") Rbbeb, Ruinen Roms S. 344 ff.
r) und vielleicht bei Hesiod (Asp. 246) an-
zunehmen.
*) LoLLDio, Topogr. v. Athen § 10.
') Z. B. das Lföwenthor von Mykene
und ein Thor von Akanthos (Fbiedbbichb-
WOLT BKS 1 22 ) .
0 S. 319 i ähnlich Porta di Giove in
Falerii: Dennis 1 »97.
») DuRM , Bank. d. Etr. S. 20 u. Ztech.
f. bild. K. 1, 21 ; jetzt ist das Thor abgetra-
gen. Beachtung verdient auch der benach-
barte Arco d^Augusto (abgeb. Dennis H
H19); Prachtthor des Hadrian in Adalia: Lan-
OKOBOMSKi, Paraphylien T. 6, Details T. 7. 8
S. 20 ff.
*°) Expos, mundi 26. 38; Nicephorus
16, 23; inschriftlich aus Afrika bezeugt:
CIL. 8, 7037—8; auch in Konstantinopel.
^ *) Auf Lesbos, um Eolophon, Eane und
Pitane (Philol. Wochenschr. 1888 Sp. 94);
vgl. Procop. de aedif. 4, 5 ; F. Keller, die
röm. Warten (speculae) längs des Rheinufers
vom Bodensee bis Basel, Anz. f. Schweiz.
Altertumsk. 1, 237 ff. T. 21.
374 KlassiBohe KnxiBtArohäologie. I. Denkmttlerknnde.
fernt. Im alten Böhmen hat es statt dessen Wachtberge {strdi) gegeben.
Pässe, Bergzungen und Landengen werden durch Barrikaden (Abschnitts-
wälle , Sperren) gesperrt. Völker, die mit ihren Nachbarn schlecht stehen,
nehmen die grosse Mühe auf sich, ihre ganze Grenze durch Landwehren
zu sperren, wie sie die Römer in Nordgermanien fanden. Letztere selbst
stellen rationeller nach den Regeln der Feldmesserkunst einen diagonal
laufenden limes her. Der grösste dieser Gattung ist bekanntlich gegen
Germanien errichtet (S. 147). Aus den Zufluchtsorten schaffen die Mili-
tärs die Kastelle, welche für eine ständige Besatzung berechnet sind.
Schon vor der Kaiserzeit sind sie (griechisch re/^ij genannt) weit ver-
breitet gewesen und manche (z. B. das historische von Phyle) noch wohl
erhalten (S. 107). Die Römer dagegen behandelten sie als stehende Lager,
nach deren Regeln sie die Castelle anlegten; die Saalburg bei Homburg
gewährt jedenfalls das anschaulichste Bild dieser wichtigen Befestigungs-
gruppe.
Litteratur: Von den antiken Eriegsschriftetellem sind die sogenannten Poliorke-
tiker heranzuziehen, namentlich Philon hinsichtlich des 4. und 5. Buches seiner fitjxcyixfj
avvtaii,q (Philonis mech. sjntaxis 11. IV. et V. ed. Schöne, Berlin 1893); Roohas d'Aioluk,
principes de la fortification antiqne, Paris 1881 ; G. de la Nofi, principes de la fortification
antique (B. de g^ogr. hist. 1888)» Paris 1890 I. fort pröhistorique et gauloise, IT. fort, ro-
maine, m. T.; A. v. Cohausbn, die Befestigungsweisen der Vorzeit und des Mittelalters,
Wiesbaden 1893, m. T.; Ägypten: über die Thore Böttichbb, Hissarlik wie es ist V S. 88;
Susa: DiEULAFOY (S. 86); Baalbek: S. 83; Hissarlyk, Tir3m8 u. Mykene: Schbödbb, Archiv
f. d. Artillerie- u. Ingenieuroff. des deutschen Reichsheeres 1888 S. 145 ff. 232 ff. 300 ff.;
griechische Mauern: verzeichnet bei Dbotsen, Heerwesen und Kriegführung der Griechen,
Freiburg 1889 S. 232 ff.; Italien: Zu den Ruinen kommen auch Abbildungen z. B. an Aschen-
umen (Volterra Nr. 371 [Dubm, Bank, der Etr. S. 17J und 436); über Rom 0. Richtbb, die
Befestigung des Janionlum, Berlin 1882; A. Nibbt, le mura di Roma disegn. da Sir W.
Gell, Rom 1820, m. 31 T.; J. H. Pabkeb, archaeology of Rome I. the primitive fortifications
2. Ausg. m. Suppl., Oxford 1876-8, m. 59 T. (1874 2 Tle. m. 85 T.); Beschreibung der
Honoriusmauer hinter dem Einsiedler Itinerar (0. Richteb, Topogr. von Rom § 6); Stadt-
mauer von Pompeji: Nissen, pompej. Studien S. 457 ff.; Germanien und Böhmen: Littera-
turverzeichnis in den Mitt. der k. k. Centralkomm. N. F. 19, 19 f.; z. B. Ose ab Sghustbb,
die Heidenschanzen Deutschlands, Dresden 1869, neuestens Sghvohhabdt, Anthrop. Corresp.
1893 S. 95 f.; Ansicht einer Wallburg: Nassauische Annalen 15 T. 7. — Thore: Ausser
den schon erwähnten sind bemerkenswert Porte Saint-Andr^ und d'Arroux in Autun und
de Mars in Rheims; Rekonstruktion des Nordthores in Köln: Leipz. Illustr. Ztg. 1893
S. 633; zahlreiche Abbildungen auf Münzen der Kaiserzeit. — Warttürme: Droysbn a. 0.
S. 257 ff.; Gas teile: Saalburg S. 150; J. Beokbb, castellum Mattiacorum, Wiesbaden 1863,
m. 1 T.; A. Dunckeb, d. Römercastell und das Todtenfeld in der Einzigniederung, Hanau
1873, m. 5 T. Ober die letzte Periode : Krieg v. Hochfeldek, Gesch. der Militärarchitektur
des früheren Mittelalters, Stuttg. 1859.
292. Wenden wir uns von den kriegerischen Anstalten zu den fried-
lichen, so ist der Ort, wo das Leben am frischesten pulsiert, der Markt-
platz (ayoQa^ forum). Sein Grundplan richtet sich gewöhnlich nach dem
der gesamten Stadt. In alten Städten ist er ziemlich unregelmässig (z. B.
forum trianguläre in Pompeji), dagegen in neuen Anlagen und bei Erwei-
terungsbauten viereckig, später kreisrund, i) Was die Einfassungen des
Marktes betrifft, so soU Tarquinius Priscus (offene) Werkstätten und Vor-
dächer um den Markt gebaut haben.') Aus diesen pergulae entwickeln
sich die Säulenhallen oder Lauben, welche mindestens eine Seite des
*) Letzteres in Eonstantinopel (Zosim. 2, 30).
«) Dion. Halic. 3, 67, 4.
Kap. DC. Die Werke der Baukunst. (§ 292.)
375
Marktes dekorieren,^) wozu dann noch andere öffentliche Gebäude kommen.
Durch solche Säulengänge scheinen sich die jonischen Städte ganz beson-
ders ausgezeichnet zu haben. 2) Wo Gladiatorenspiele stattfanden, wurden
auch Einrichtungen getroffen, damit das Volk von erhöhten Plätzen aus
das Spektakel sich ansehen konnte. Diese hauptstädtische Sitte lassen
Pompeji, Campodunum und Brigantium deutlich erkennen.
Litteratar: Ober den griechischen Markt E. Cuktius. AZ. 6, 292 ff.; Aigai: Bohn
u. Sghüobhabdt S. 14 ff. m. Abb.; Alinda: Fabrioius bei dens. S. 27 ff. m. Abb.; Aphrodisias:
Ant of Jonia III K. 2 T. 4— 9; forum: Nissbk, pompej. Studien S. 313 ff.; Campodunum:
S. 154 (Plan dem ersten Berichte angehängt); Brigantium (ein von Säulengängen umgebenes
Rechteck): Mitt. d. k. k. Centralkomm. N. F. 15, 89 ff. m. T.; Köln: H. DOntzbb, der Dom-
hof u. d. rOm. F. in E., Bonn 1867, m. T.; Timgad: S. 166; über die pergulae Mau, ROm.
Mitt 2, 214 ff.
Die Halle ist nicht etwa bloss auf den Markt beschränkt, sondern
stellt überhaupt den künstlerischen Typus des antiken Staatsgebäudes vor.
Subtropisch wie die Lebensgewohnheiten der alten Griechen und Römer
waren, spielte sich auch Handel und Wandel so viel als möglich in voller
Luft ab. Die Blutgerichte amtierten nach religiöser Vorschrift unter freiem
Himmel.^) Sonst wünschten die Leute nichts weiter als Schatten in der
Sommersonne und Schutz gegen Platzregen und kalte Winde ; der Zugang
musste jedem Bürger ofifen stehen, denn die Magistrate pflegten öfifentlich
zu amtieren. Die Gestalt der Halle entsprach allen diesen Forderungen,
doch weichen ihre verschiedenen Formen von einander wesentlich ab. Die
Stoä {Porticus) im engeren Sinn hat die Form eines Rechteckes, indem sie
Seiten eines Platzes oder einer Strasse architektonisch regelt. Ihre monu-
mentale Ausbildung scheint sie im fünften Jahrhundert erhalten zu haben,
als Kimons Schwager Peisianax in Athen die (fTod Tioixikr] erbaute. Mit
der Zeit wird sie in die Länge und Höhe erweitert, z. B. hat der Markt
von Assos eine etwa 350 Fuss lange Halle, die athenische Halle des
Eumenes misst ungefähr 200 Meter, ebendort erbaute Attalos H. eine
lange zweistöckige Halle; Soloi-Pompejopolis endlich besass eine Hallen-
strasse, welche die ganze Stadt durchschnitt. Die Hellanodiken von Elis
richteten in einer dreischiffigen Halle. ^) Fünf Säulenreihen konnte man
im Piräus sehen. Durch ganz Antiochien lief die doppelte Halle, welche
von einem Weg in zwei Hälften getrennt war.^) Quadratische Hallen
{TetQa/ajvoi (Ttoat) sind durch die Litteratur bekannt.^) An geschweiften
Plätzen oder wo die Eintönigkeit der geraden Linien unterbrochen
werden sollte, traten rundliche Formen ein. ^Schere" {ipaltgy) könnte
man den Portikus des Petersplatzes nennen. Die halbrunde gewölbte
Halle heisst Exedra (besser: Exhedra), deren Typus die Exedra des
') Vollständig Vitr. 5, 1, 1.
^) Vgl. Pansan. 6, 24, 2. Statins rühmt
Yon Neapel: Innumeris spatia interstincta
colnmnis (s. 3, 5, 90).
*) Im heiligen Kreise: Hom. II. ^497 ff.;
Areopag zn Athen.
*) Pansan. 6, 24, 2. Dreifache Säulen-
gänge baute Nero am goldenen Hanse (Suet.
Nero 31).
*) TetQäanxog (besser -oi-) <rroa, vgl. 0.
MüLLRB, antiqnitatt. Antioch. II. § 22.
') Ptolem. mag. constmct. III p. 60;
rerQteytoyoy rot '/idQMvov : JlQaxiixa 1885
T. 1.
^) Stbbbbt, Wolfe expedition 423. 431 ;
Bch. 1882 S. 492. 1883 p. 368. Der von
Julian in Konstantinopel erbauten Stoa schreibt
Zosimos (3, 11) Sigmaform zu. Porticus curva
Cassiod. ep. 4, 30.
376 KlasBisclie Konstarchäologie. I. Benkmfllerkande.
Herodes Attikos in Olympia veranschaulichen mag; später wird die
Apsis {aipfg) bevorzugt, von der sich Paare entsprechen können. ^) Eonstan-
tinopel endlich hat seine ^fißoloi. Alle diese und andere Namen*) sind
erst genauer zu bestimmen.
Die Form der geschlossenen Halle entstand unter der Monarchie, da
der König nicht unter dem Volke regierte, sondern seine Unterthanen vor
ihm in seinem Hause erscheinen müssen. So ist, wie wir sahen (S. 371),
ein notwendiger Bestandteil der Königsburg die Audienzhalle, in deren
Mittelschiff, das durch Erhöhung des Daches hell beleuchtet ist, man vor
dem König sich präsentiert, während dieser auf erhöhtem Platze in einem
eigenen Anbau sitzt; diesen betritt er natürlich nicht von dem gemein-
samen Eingang aus, sondern aus seinen Gemächern kommend, durch eigene
Eingänge.^) In der Diadochenzeit muss der Basilikenbau den politischen
Verhältnissen entsprochen haben; mit der Zeit wird jede bedeutende
griechische Stadt für den König oder dessen Stellvertreter eine ßatriXixrj
(TTod {basilica) erhalten haben.*) Da auch Privatleute in ihren Palais
solche bauten, stand nichts im Wege, dass auch das republikanische Rom
den unterworfenen griechischen Staaten diesen praktischen Bau ablernte.
Im Jahre 184 wurde zu Rom, nachdem die private Spekulation wahrschein-
lich vorangegangen war,^) die erste staatliche Basilika gebaut, welcher
bald zahlreiche folgten. Das Obergeschoss hatte gewöhnlich eine Gallerie.**)
Der erhabene Anbau, den die Römer tribunal nannten, war viereckig (Pom-
peji) oder, was die Kaiserzeit vorzog, eine halbrunde Apsis; durch eine
Säulenreihe abgetrennt, hiess er tribunal columnatum,'^) Eine doppelte
Säulenreihe ist das natürlichste und gewöhnlichste, damit das Tribunal ge-
rade dem Mittelschiff entspricht, doch unternahm Caesar in der Basilica
Julia einen fünfschiffigen Bau, welchen die Basilica Paulla und die B.
Ulpia^) nachahmten. Häufig tritt zur Basilika, doch auch zu anderen ge-
schlossenen Gebäuden (z. B. der curia Julia) ein Vorraum {Chalcidicum) ^)
hinzu, der sich in der Form dem noch verfügbaren Platze anpasst. Die
Dimensionen vieler Basiliken, z. B. der Ulpia und der Constantins, sind
sehr bedeutend ; in die letztere, welche durch die kühn gewölbten Decken
Epoche macht, könnte der ganze Kölner Dom hineingestellt werden. Kein
Wunder, dass die Basiliken in der Kaiserzeit die hervorragendste Zierde
einer Stadt sind.^^) Die Basilika erscheint nach dem auseinandergesetzten
nicht als ein gesondertes Gebäude, sondern als ein Teil eines Palastes,
0 In Konstantinopel: Zoaim. 2,30. Eine *) Z. B. am Marktplatz von Asaos.
porticus dbsidata gab es nach der Regionen- ^) So dürfte sich der scheinbare Wider-
beschreibang in Rom. sprach der Quellen (Liv. 26, 27. 39, 44, 3 ;
'•) Z. B. pronavus CIL. V 7904. Über ' Plaut. Cure. 472 [bald nach 193 geschrieben],
cryptoporticus s. § 295. . Capt. 811) lösen.
') Kaiserliche Basiliken haben die Villa < '*') Vitr. 6, 5, 9.
Uadriana (Lange, Haus u. Halle T. 6,4), die ') Inschriften bei Lange, Haus u. Halle
Villa der Gordiane (Capitol. Gordian. III. 32), S. 163.
das ^Haus des Augustus" (Guattaki, mon. ^) Grundriss im kapitolinischen Stadt-
ined. 1785 Genn. T. 1, Apr. T. 1) und der plan.
Flavierpalast (Lange a. 0. JExk. III u. T. 6, 2) *) Porticus: Inschrift von Caere, Orelli
auf dem Falatin and der Palast Diokletians. 3787.
Vgl. auch Plut. Pohl. 15. »«) Vgl. Zosim. 5, 2 a. E.
Kap. IZ. Die Werke der Banknnst. (§ 292.) 377
Privatbaus, ^) Marktplatzes oder einer Hauptstrasse: ebenso kann sie, wie
jede andere Halle, mit Tfaeatern, einem tetrapylum oder irgend einem
anderen öffentlichen Gebäude verbunden werden. 2) Wir haben nun früher
schon gesehen, dass von Vereinen in abgeschlossenen Höfen Hallen zu
Yersammlungszwecken angelegt wurden; da sich eine Basilika dazu ebenso
gut eignete, ergibt sich schliesslich die in einem ummauerten Hofe abge-
sonderte Basilika.^) Die christliche Basilika schloss sich mithin als An-
bau, z. B. eines Klosters, an die Basiliken der Privathäuser an,^) als ge-
sondertes Gebäude dagegen an die zuletzt erwähnten.^) Zwischen den
Basiliken und den offenen Hallen vermitteln die atria Roms, welche einen
Hof in sich bergen.®)
Litteratur: Eonbad Lakob, Hans and HaUe, Lpg. 1885 m. 9 T.; Stoa: Adlrb, d.
Stoa d. Attaloe, Winckelmannsprogr. Berlin 1874 n. in Erbkams Ztsch. f. Banwesen 1875;
R. BoHN, d. Stoa Attalos' II. zn Athen, ebend. 1882, m. 2 T.; über die porticus: Gilbert,
Gesch. der Stadt Rom 8, 244 ff.; sog. Basilica in Paestom : Durm, Bank. d. Griechen 8. '204;
Ezedra: zwei in Pompeji MB. 15, 25. 26; Basilika: Vitr. 6, 3 (dazu J. Quichbbat, la
basil. de Fanum constr. p. Vitruve, Paris 1878); Abnaldi, delle basiliche antiche e special-
mente di quella di Vicenza, 1761; F. v. Quast, die Basilika der Alten, Berlin 1845; A. C.
A. Zb8tbbhai«k, d. ant. n. die christlichen Basiliken nach ihrer Entstehung, Ausbildung u.
Beziehung zu einander dargestellt, Lpg. 1847, m. 7 T., u. de basilicis libri tres, Brux. 1847;
Ubucbs, d. Apsis d. alten Basiliken, Greifsw. 1847; Messmbr, über d. Ursprung etc. der
Basilika in der christl. Baukunst, Lpg. 1854: 0. Mothbs, d. Basilikenform bei den Christen
der ersten Jahrh , Lpg. 1865; Fb. Rbbbb, d. Urform d. rOm. Basilika, Mitt. d. k. k. Central-
komm. 14 (1869), 35 ff.; Holtzingbb, d. röm. Privatbasilika , Report, f. Eunstw. 5, 286 ff.;
£oirB. Lange, a. 0., bes. S. 153 ff.; Dehio, die Genesis d. christl. Basilika, Sitzungsber. d.
bayer. Akad. 1882 II 338 ff. ; F. Cbostabosa, le basiliche cristiane, Rom 1892; über die
pompejanische Basilika, welche, vor 80 erbaut, die älteste der erhaltenen zu sein scheint,
vgl. Nissen, pompej. Studien S. 194 ff.; Mau, Röm. Mitt. 3, 14 f.; Lakge a. 0. Exkurs II
T. 1- '3; basilica Ulpia: Lesueüb, la basilique Ulpienne (Rome). Restauration ex^cut^e en
1823, Paris 1877, f. m. 6 T.; basilica Aemilia: Innenansicht auf Münzen des M. Aemilius
Lepidus (Cohen I Aemilia 8 ; Donaldson, archit. num. 69); Basiliken z. B. auch in Otricoli
(S. 133) und Trier (Hbttnbb S. 13 f.); schon zu Augustus' Zeit scheint jede italische Stadt
ihre Basilika gehabt zu haben (Suet. Aug. 100); Chalcidicum: Nissen, pompej. Studien
S. 291 ff. ; G. Bechi , del Calcidico e della Cripta di Eum. scavati nel Foro di Pompeia,
Neapel 1820, m. 6 T.
Wie nun aber auch andere geschlossene Räume entweder für sich
oder mit Säulengängen oder Hallen kombiniert den Staatsbedürfnissen
dienten, dies müssen erst weitere Forschungen klar legen, da bisher Schrift-
quellen und Ruinen nicht genügend korrespondierten. Ausser Namen, die
sich auf die Verwendung beziehen,'') scheinen die altgriechische Lesche
und die Schola der Kaiserzeit bestimmte Gebäudeformen zu bezeichnen.
Jene muss geschlossen gewesen sein, da hier die Bürger im Winter
*) Hieron. ep. II 7 uhi instar palatii priva-
torum eztmctae basilicae; abg. Jobdan, forma
urbis Romae 165 = Lanob T. 9, 5.
») Theater: In Iguvium B. 1863 p. 228;
öffentlichen Basiliken (Mbssker), zweitens
aus den Coemeterien (de Rossi), drittens aus
dem Wohnhaus, das eine Kapelle einschliesst
(G. Kinkel 1845, Dehio, Cbostabosa u. A.).
Plin. ad Traj. ep. 39 (48); tetrapylum : bei I ^) Mabqüabdt, Röm. Staatsverw. III-
Constantine CIL. VIII 7037-8 (um 362 n. ' S. 159 f.
Chr.). Der Bibliothekstoa von Pergamon
entspricht die Bibliothekbasilika Julians (Zo-
om. 3, 11).
») Mit hypaethrum CIL. IT 1970 =
i^äßQoy in einer Anekdote des Malalas p. 287.
*) Vgl. Ps. Clement, recognit. 10, 71.
^) BovXetfTfJQioy (in Olympia und Assos
angenommen), TTQVTayeioy (in Olympia ver-
mutet), aQ^Bioy, ^eofio&eaioy, trrQaTfjyioy,
7j ofiJt 61 oy, 'EXXayo&lxeioy (Südwestbau in
Olympia ?), auf Kreta Speisehäuser u. Frem-
<lenheime (Athen. 4, 143 c), curia, tahuHnumf
^) Die Kunsthistoriker haben drei An- diribitoriumj maeellum („Pantheon^ in Pom-
sichten aufgestellt, erstens Ursprung aus den peji?).
378 Slasslsohe Euuiiarohäologie. I. Denkm&lerkimde.
zusammen kamen. ^) Letztere wird in römischen Inschriften oft erwähnt,
scheint aber noch nicht sicher festgestellt zu sein.^) Andererseits kommen
mehrere noch unbenannte Gebäudetypen vor, z. B. verschiedene Anlagen,
die mit der Basilika einiges gemeinsam haben, wie „die einschiffigen Ba-
siliken'', geschlossene Räume ohne Säulen, aber mit Apsis,' in Aquinuni
und Praeneste,^) oder das „Praetorium '^ von Müsmieh in Syrien.*) Gerade
die nüchternsten Staatsgebäude kennen wir am besten. Die dreischiffige,
aber nicht basilikenartige Skeuothek des Piraeus wird durch den inschrift-
lich erhaltenen Baukontrakt des Architekten Philon beleuchtet (S. 277);
die wichtigen Getreidekästen (Kastengebäude, horrea) sind durch ägyptische
Abbildungen und Modelle, wie durch römische Grundrisse und Ruinen zur
Gentige bekannt.^) Die Gattung der Gefangnisse hat wenigstens das grausig
imposante TuUianum in Rom aufzuweisen;^) angeblich war es ein Quell-
haus gewesen, freilich dienten sonst nur unterirdische Steinbrüche (wie in
Syrakus)^) oder Keller als Gefängnis. Zu den Gefängnissen gehörten im
Grunde auch die Gladiatorenkasemen, welche uns wieder Pompeji veran-
schaulicht. Bei den öffentlichen Gebäuden darf man auch die der aner-
kannten Vereine nicht vergessen, welche ihre Versammlungshäuser und
selbst Rathäuser besassen.^)
Litter atur: über das Buleuterion von Olympia: Ausgr. IV T. 1— 3. 35.36; Lesche
E. Lange, Haus u. Halle S. 120 ff.; Curia: Nissen, pompej. Stadien S. 303 ff.; Macellum
ders. S. 275 ff.; Saepta: ders. S. 185 ff.; Praetorium: Pebizokius, de praetorio, Franeck. 1690
Gladiatorenkaseme : Nissen a. 0. S. 253 ff.
293. Sind diese Gebäude vorwiegend dem geschäftlichen Verkehre
gewidmet, so zielen andere auf das geistige und leibliche Wohl der Be-
völkerung ab. Den Anstoss zu diesen Anlagen geben allerdings nicht po-
litische Erwägungen, sondern die Religion oder besser gesagt der Kultus
ab; denn die Spiele jeglicher Ai-t knüpften sich an irgend ein Götterfest.
Tanzlustig wie die Griechen waren, brauchten sie vor allem Tanzplätze.
Selten bot die Örtlichkeit von sich aus einen runden ebenen Platz, gewiss
häufiger musste eine oQxqdJ^Qci (%oQoq) künstlich mit Schutt geebnet und
mit Sand bestreut werden {xoviatqa^ z. B. in Epidauros); zum Schutze
gegen Abnützung und Feuchtigkeit kam dann das Pflaster hinzu, das durch
verschiedene Farbe der Steine die Tanzfiguren erleichtem konnte (Athen).
^) Od. ü 329; Hes. £. 493; in Delphi u. Abb.; kamtolinischer Stadtplan: Dubh S.
Paus. 10, 25, 1 (oXxfifia)) in Athen: voreukli- , 329; angeblich alte Abbildung bei Bellobt,
dische Inschrift, '/^^;|faeoA. dsXtiov 1892 S. 3.
Möglicherweise hat man in Ikaria eine Lesche
aufgedeckt (Am. J. 5, 177).
2) Vgl, Lange, Haus u. Halle 8. 291 ff.;
DE Rossi, B. crist. 1864 p. 57 ff.; Gilbert,
Geschichte der Stadt Rom 3, 341 f.; in Pom-
peji am Forum vermutet; cx^^V Tvgäyyov
Apostelgesch. 19, 9.
°) Lange a. 0. S. 236. 241 ; das spätere
S. Andrea in Rom: de Rossi, B. crist. 1871
p. 5 ff.
') Abgeb. R. de l'art chrätien XXXü
p. 249.
<^) Abbild. Pebbot, bist. 1, 281 f.; Modelle
aus Grftbem : Ebmav, Ägypten 1, 240 m. A. 1
ichnographia veteris Romae (= Dubm S. 330);
Ruinen: Gilbert, Gesch. der Stadt Rom 3,
284 ff. Auch im persischen Reiche waren
Speicher an den Reichsstrassen: Ps. Aristot.
oecon. II 1253 a 24 f . Zu Messene war die
Staatskasse in einem Eellerraum : Liv. 39, 50,
vgl. Plut. Philop. 19.
°) Sallust. Catil. 55; Fobchhammer, B.
1839 S. 29 ff. (Brunnenhaus); Kunstblatt 1839
Nr. 93; Canina, Cere antica T. 10.
^) Auch am Eapitol: Liv. 37, 3.
^) Haus der Jioyvüiaatal im Piraeus,
aus dem 2. oder 3. Jahrb. v. Chr.: Ath. Mitt.
9, 280 ff. T. 13; Tetrastyla: Inschrift von
Rom, B. 1890 p. 287 ff.
Kap. IX. Die Werk« der Bankiuiit. (§ 203.)
379
Ein Bild des zu feiernden Gottes stand beim Feste in der Mitte. Diese
Tanzplätze sind in der homerischen Zeit, wo es sonst noch keine öfifent-
lichen Anlagen gibt, der Stolz der griechischen Stadt (cvQvx^Qog) und Dai-
dalos selbst sollte der Ariadne einen gebaut haben. Als der Staat selbst
durch Preise die Leistungen steigerte und fremde Meister anzog, mehrten
sich die Zuschauer so stark, dass nunmehr eine hölzerne Bühne und eben-
solche Tribünen notwendig wiu'den, die man nach dem Feste wieder ab-
brach; denn ein stehendes Theaterrepertoire gab es bekanntlich nicht.
Dieser Zustand dürfte lange Jahrhunderte normal gewesen sein, da er in
Rom, wie man weiss, bis 55 v. Chr. dauert; luxuriöse Ausstattung war dabei
nicht ausgeschlossen. 1) Mancher Grund — in Athen z. B. ein Unglücks-
fall — sprach dafür, die Zuschauerplätze zu sichern; man wählte dazu
leicht gewölbte Abhänge, die mit geringer Mühe in Stufen gegliedert
werden konnten; dies ist das ^äargov, von seiner Form cavea genannt.')
Im vierten Jahrhundert vor Christus, als einerseits dank den fahrenden
Schauspielertruppen die Auffühi*ungen sich mehrten, andererseits die Volks-
versammlungen an jene so geeigneten d^äaxqa verlegt zu werden begannen,
entstand ein Bedürfiiis nach einem festen Zuhörerraume und einer dauern-
den Sprechtribüne. Das Theater am Asklepiostempel von Epidauros,
welches der jüngere Polykleitos baute, scheint das älteste zeitlich bestimm-
bare zu sein; dann folgt in der Verwaltungsperiode des Lykurgos Athen. •)
Ob schon Polykleitos auch eine steinerne ax^ivrj errichtet habe, fragt sich,*)
überhaupt liegt die Entwicklungsgeschichte des Bühnengebäudes noch völlig
im Dunkeln. Wir wollen versuchen, die Teile des Theaters archäologisch
zu betrachten.
Den grössten Platz nimmt der Zuschauerraum, weil er nötigenfalls
die ganze Bürgerschaft fassen musste, ein; daraus geht weiters hervor,
dass an eine Bedachung nicht zu denken war, sondern höchstens grosse
von der obersten Reihe aus gespannte Vorhänge gegen die Sonne schütz-
ten. Da die halbrunde Form der Orchestra auch die des Zuschauerraumes
bestinunte, hingen Variationen derselben erstens davon ab, wie weit der
Architekt auf die natürliche Bodenformation einging. Am stärksten ge-
schah dies in Thorikos, manche bauten ganz in der Ebene (Mantineia und
Alabanda), wogegen andere ein vermittelndes Verfahren einschlugen (Myra
und Antiphellos). Zweitens lag ein geometrisch-konstruktives Problem vor,
welches mit Lineal und Zirkel auf verschiedene Weise gelöst werden
konnte. Die Kunst bethätigte ,sich in den Marmorstufen, den sorgfaltig
gearbeiteten, teilweise mit Reliefs verzierten Stühlen der ersten Reihe und
schliesslich in den Statuen, die an passenden Stellen angebracht waren.
An den Zuschauerraum schliesst sich die Orchestra an, welche jedoch in
ihrer alten runden Form zu dem neuen Versammlungsplatze nicht stimmt.
Es bleibt nur ein Rest in dem halbrunden Sigma zurück, welches bloss
mehr altertümelnd Orchestra genannt wird, weil an den Orten, wo eine
alte Ettltustradition war (wie zu Athen), noch immer beim Feste das Bild
0 L. Fbisdlaitdsb bei Morquardt, rOm.
Staatsrerw. III «531 ff.
') Z. B. in Athen, Thorikos nnd Argos.
'} Von Lykurg heisst es übrigens nur,
dass er das ^iaxqoy fertig gestellt habe.
^) Ebenso steht es in Megalopolis,
380 ElEBsiache EnnBtarohäologie. I. DenkmAlerkande.
des Gottes dorthin gestellt werden musste; sonst konnte die Orchestra
auch Sitzplätze aufnehmen, was hekanntlich in Rom geschah, oder es
wurde dort die Bühne für die Vortragenden {koysTov) aufgeschlagen. Nun
beginnen jedoch die Schwierigkeiten. Die erhaltenen Theater haben einen
hohen steinernen Aufbau, dessen vordere gegen die Orchestra gekehrte
Wand durch Pfeiler gegliedert und mit Reliefs verziert ist. Im Hinter-
grunde der oberen Fläche erhebt sich eine Bühnenwand, welche eine reiche
in Stockwerke gegliederte Architektur zeigt ; diese Wand ist allerdings nur
in Orange und Aspendos vollkommen deutlich erhalten. Neuere Ausgra-
bungen haben auch im Innern des Auf baus einen gewölbten Gang konsta-
tiert. Was die Namen des Aufbaues und der speziell erwähnten Teile
anlangt, so pflegt man die Wörter scaena, proscaenium und hyposcaenium
anzuwenden. Thatsächlich ist aber nur das Wort proscaenium archäolo-
gisch brauchbar. Es bezeichnet eben jenen steinernen Aufbau mit seinem
gesamten Schmucke, zu welchem ausser Reliefs Statuen gehören.^) Damit
ist jedoch das antike Theater noch nicht fertig. Es bedarf eines gedeckten
Thorweges (ttvAcJi', Tivkfg) und Hallen von jeder Art (Stoen, Hapsis, Psalis,
Exhedra).^) In dieser Gestalt ziert das Theater jede Stadt der Kaiserzeit,
manche besitzen deren zwei.
Litteratur: Ziemlich vollständiges Verzeichnis der erhaltenen griechischen Ruinen
bei Alb. Möller, d. griechischen BühnenaltertQmer S. 4 ff.; Athen : Lollino, Topogr. § 27
(Litt. S. 328 ; dazu F. Eibchhoff, Vergl. d. Überreste vom Theater des Dionysos aus dem
5. Jahrb. v. Chr. m. d. Regeln d. Yitruv, Altena 1882, m. 1 T.; ders., neue Messungen der
Überreste v. Th. d. D. in Athen, Altona 1883, m. 1 T.; Aigai: Bohn u. Sghuchhabdt S. 39 ff.
m. Abb.; Argos: S. 108; Aspendos: Lanokobonski, Pamphylien T. 20—27, S. 96 ff., 102 ff.;
Assos: S. 92; Epidauros: S. 108; Eretria: S. 112; Oropos: Hgoxrixti r^g a^x- ^^- 1886 S. 51 ff.
T. 3; Perge: Lanckorohski I S. 51 ff. T. 14; Piräus: S. 107; Side: Lanckoronski I S.147ft*.
T. 29; Sikyon: S. 108; Syros; -^r^cjpai'oc (S. 113) p. 63 ff.: Thorikos: S. 107; Römische
Theater: Adria S. 136; Arausio (Orange) S. 138; Augusta Raurica: Th. Burokhabdt-Bibdbk-
MANN, d. röm. Th. zu A. R., Basel 1882, m. 5 T.; Faesulae S. 131; Ferentinum: Dennis I
n56; Firmum S. 129; Herculaneum S. 120; Iguvium S. 133; Nora auf Sardinien: B. 1867
p. 119 ff.; Parma: Lopez, lettere int. alle rovine di un ant. teatro scop. in P., P. 1847. m.
T.; Pola: Seblio, libri d'architettura 1545 IIl E. 4; Pompeji S. 121; Rom, Marcellustheater :
Vaudoter, descr. du th^ätre de MarceUus k Rome, Paris 1812, f.; Rebeb, Ruinen Roms
S. 202 ff. — Zusammenfassend : Fb. Wieseleb, Theatergebäude u. Denkmftler des Bühnen*
Wesens bei den Griechen und Römern, Gott. 1851 (noch nicht ersetzt, aber veraltet). —
Theoretisch Vitruv. V Kap. 3—9 (über die Ansichten d. alten Architekten Jhst. 12, 356 ff.);
Sc. Maffei, dei teatri ant. e modemi, Yer. 1753. Dann die bei Öhmiohen, Bühnen wesen
§ 1 1 verzeichneten Schriften. Angekündigt ist ein gemeinsames Werk von Dörpfeld u. Reisch.
In den Theatern sehloss, wie gesagt, die ^Grösse des Raumes eine
Bedachung aus ; dieser Grund fiel jedoch in kleineren Räumen weg. Jeder
Musikfreund musste für musikalische Aufführungen einen geschlossenen
Raum, in dem sich die Feinheiten der Töne nicht verflüchtigten, wünschen.
Schon in der perikleischen Zeit wurde ein Odeum (^JJ^ror) zu Athen er-
baut, welches nebenbei auch nützlichen Zwecken, z. B. als Magazin dienen
musste. In der Kaiserzeit hatten verschiedene Städte Odeen aufzuweisen;')
*) Eine wichtige Quelle ist die Inschrift ' *) Carthago: Victor Vit. persec. Vand.
CrG. 4283. 1,8; Neapel: Stat. silv. 3, 5, 91; Korinth
^) Porticus (260' lang), exedra, pronaos
und hinter der scaena wieder porticus (140'
lang), in Praeneste: Ruqoibro, syll. II 813;
(von Herodes Atticus erhaut): Paus. 2, 3, 6 ;
Philostr. Vit. soph. 2, 1, 5; Patrai: Paus. 7,
20,6 (nach ihm das glänzendste); das kleinere
amphitheatralisches Thersileion in Megalo- Theater von Pompeji heisst in einer Inschrift
polis. \ theatrum tectum.
Kap. ix. iHe Werke der Banknnai. (§ 293.) 381
die Forschung hat sich aber auf das Odeum, welches Herodes Atticus der
Regula zu Ehren in Athen baute, beschränkt, weil es am besten er-
halten ist.
Litteratur: Stdabt a. Rbvett, Altertfimer v. Athen U K. 3 T. 2; Ivawopp. A. 1858
p. 213 ff. m. T. L u. Mon. 6, 16. 17; R. Scbillbach, über das 0. des Herodes Attikos, Jena
1858 m. 2 T.; W. P. TucKKBKAim, d. Odeum d. H. A. u. der Regula in Athen rest., Bonn
1868, f. m. 4T.; andere sollen in Akrai (S. 115 f., nach Schubbino eine Badeanstalt), Ka-
tana (S. 116), Aperlai (Tbxieb III 206, Petebsen u. v. Luschak, Reisen in Lykien 8. 52),
Bargylia (Lb Bas T. 67), Epidauros (Athen. Mitt. 16, 256), Knidos (Newton T. 54. 72),
Pompeji (Mazois, niines lY 27 - 29) und Sillyon erhalten sein, eine kritische Untersuchung
steht aber noch ans.
Da den Massen der schaulustigen Menge, welche möglichst viel sehen
wollte, sogar die gewaltigen offenen Theater nicht genügten, wurden
für die Schauspiele, welche man von allen Seiten besehen konnte, Amphi-
theater {dfiipt^eaTQOVy spectacula) erbaut, in denen die Tierhetzen und
Gladiatorenkämpfe stattfanden. Die einfache Verdopplung des Theaters
fand keinen Beifall, sondern die Architekten zogen eine Art Ellipse, die
polykentrische Kurve vor.^) Auch hier dürfte der Holzbau vorausge-
gegangen sein;*) ein Steinbau kommt zuerst in Kampanien nachweislich
vor, da Pompeji bereits um 70 v. Chr. ein steinernes Amphitheater er-
hielt, während Rom erst im Jahre 29 nachfolgte. Voll ausgebildet er-
scheint es erst in der antoninischen Periode.') Auch beim Amphitheater
wurde, wenn möglich, die Bodenbildung verwertet (Albano, Cagliari,
Dorchester, Syrakus),*) selbst um den Preis der regelmässigen Form (Sutri).
Origineller ist der Gedanke, dass man die Stadtmauer in ähnlicher Weise
ausnützte, was in Rom(?), Pompeji und Salona geschah; neu ist auch die
Verwertung des Backsteins im grossen Stil (Amphitheatrum Castrense und
Pozzuoli), während Capua ein marmornes Amphitheater aufzuweisen hatte.
Das flavische Amphitheater mit 87 000 Sitzplätzen hat den grössten Umfang,
wovon es wohl Kolosseum heisst. In der westlichen Reichshälfte gehört
das Amphitheater ebenso sehr zur Ausstattung einer schönen Stadt wie
in der östlichen das Theater ; doch findet es sich auch im Osten. Für die
Güte des Baues spricht die durchschnittlich gute Erhaltung der Ruinen.
Bezüglich der künstlerischen Ausstattung gilt das über den Zuschauerraum
des Theaters gesagte ; nur machen hier auch Logen einen gefalligen Ein-
druck, die man am besten noch in Pola beobachten kann.
Litteratur: Justus Lipsius, de amphitheatro über, u. de amphitheatris quae extra
Romam libellus, Antwerpen 1528 u. ö. m. T. ; 6. Polbki e 6. Montbnabi, lottere due critiche
degli ant. teatri e anfiteatri, Vic. 1735; J. Dobnsbiffen, Jets over overblijfselen von ro-
meinsche amphitheaters, Zutphen 1857; Abbüdungen bei Caxpana, opere in plastica T. 93
und Passbrt, lucerne III 11; Verzeichnis der in den Inschriften erwähnten Amphitheater
bei RueoiEBO, dizionano epigrafico p. 453 ff. (Nachträge von Zipfel, Wochenschr. f. klass.
Philol. 1890 Nr. 52); eine eingehende neuere Darstellung fehlt, kürzere von Nissek, pompej.
Studien S. 108 ff. und Friedländbr bei Marquardt, Staatsverw. III '556 ff. Alphabetisches
Verzeichnis ansehnlicher Amphitheater: Albano, Altofen (Hbnszblm ann , d. Amph. v. Alt-
ofen, Pesth), Arezzo (S. 130), Arles, Avenches, Cagliari (B. 1867 p. 121 ff.), Capua (S. 120),
Catana (S. 116), Constantinopel (S. 98), Corinth, Dorchester, Douvö (Lipsiüs p. 71 ff. mit
Abb. auf p. 76 u. 77), El-Jemm, am Garigliano, Herculaneum, Hispalis, Mintumae, Nimes
(abgeb. Dahn, Urgesch. 1, 407. 3, 36; vgl. Pblbt, descr. de Tamphith. de N., N. 1860 m. T.),
') Paoias, Aosta p. 169.
*) In Rom 50 v. Chr.: Plin. 36, 117; in
Fidenae unter Tiberius: Suet. Tib. 40.
^) Pbomis a. 0.
*) In Nysa: Strab. 14, 649.
382
SlassiBohe Smuitarohftologle. t. Denkmälerkiinde.
Otricoli (S. 133), Pergamon, Perigord, Pola (8. 158), Pompeji (Nissbn, pompej. Stadien S.
97 ff.; Abbildung in einem Wandgemälde: Phot. u. Schbbibeb, Atlas T.27.4), Pozzuoli (S.
120), Reggio, Rom, amphitbeatram Castrense u. Colossenm (C. Fontana, Tanfiteatro Flavio,
1725, f. m. 23 T. Haag 1776; C. F. C. Wagnbb, de Flavii ampbitheatro, Marburg 1829—
31, 3 Tle.), Spello. Sutri (Abb. Dbnnis I »62 u. 75), Syrakus, Tarragona, Tintiniac bei Tülle
(Caylus, recueil VI T. 113), Trier, ürbisaglia, Venusia (B. Nap. 1, 12 ff.; B. 1842 p. 129 ff.),
Verona (S. 135; in alten Stichen noch vollständiger erhalten; vgl. Degli anfiteatri ant. spe-
cialmente del Veronese 11. IL, Ver. 1728, m. 15 T.; A. Pokpbi, studi int. alF anfiteatro di
Verona, Ver. 1877, f. m. 4 T.). - Zur Einrichtung: Giac. Rüooa, su Tuso de* sotterranei
anüteaiTali.
Wenn der Zuschauerraum mit einer längeren Bahn verbunden wurde,
so ergab sich die Form des Stadions. Den Zuschauem gewährte die Ört-
lichkeit selten eine Felsmulde wie in Athen und Delphi, wo sie auf zwei
Langseiten sich niederlassen konnten, gewöhnlich aber musste die Stadt
mindestens die eine Seite aufbauen (wie in Olympia); um die Kosten
wieder hereinzubringen, wurden darin manchmal Eaufgewölbe eingerichtet. ^
Jedenfalls aber schlössen sich an jedes schöne Stadion die üblichen Säulen-
hallen.*) Der Wettlauf von Wagen und Pferden erforderte eine breitere
Bahn, welche ein Damm {x^ifia, spina) der Länge nach in zwei gleiche
Teile zerlegte. Der Circus {innodQonog) gleicht in archäologischer Be-
ziehung dem Amphitheater, bietet aber schon durch die lange Spina un-
gleich mehr Gelegenheit, Statuen und anderen Schmuck anzubringen. Dies
lassen alte Relief abbildungen deutlich erkennen. 8) Auch der Circus ver-
bindet sich mit Hallen und Tabemen,*) ja der Circus maximus war über-
haupt in seinem Kern aus zwei geraden und einer halbrunden Halle zu-
sammengesetzt.^) Stadion- Amphitheater möchte man das an beiden Enden
halbrund geschlossene Stadion von Laodikeia nennen.
Litteratur: Stadien in Aizanoi (Texibr 1 40; Lb Bab T. 2, 7. 8), Aphrodiaias (Ant.
of Jonia III K. 1 T. 10—12; Tbxier III 157), Aspendos, Athen (von Lykurgos fflr 50000
Athener angelegt, von Herodes Atticus prächtig umgebaut: Zillbb in Erbkams Ztsch. f.
Bauwesen 20, 485 ff.); Delos; Isthmos; Messene (Exp. de Mor^e I T. 24 — 29); Ferge (Details
bei Lanckobonski IS. 55 f.); Sillyon; in Rom auf dem Palatin, J. Stubm, d. kais. Stadium
auf d. Palatin, WUrzburg 1888, m. T. Die Zielsäule sieht man oft in Vasenbildem (vgl.
FubtwIngleb's Katalog S. 1098). — Circen: Fbibdlandeb bei Marquardt, Staatsverwaltung
ni '504 ff.; 6. L. Bianconi, descr. dei circhi particolarmente di quelle di Caracalla, Rom
1789 f. m. 20 T.; Bubgbss, descr. del circo sulla villa Appia presse Roma, Rom 1829, m. Abb.;
über Konstantinopel Ra. 2, 142 ff.; Orange; Laodikeia (Ant. of Jonia II T. 48); Pessinus (mit
dem Theater verbundoD; Plan bei Dubh I Fig. 237); alte Abbildungen bei Campaka, opere
in plastica T. 91. 92 u. Pabsebi, luceme III 26. 29. 40. 56; Nachbildung zum Kugelspiel, aus
Bovillae : Pibanesi, racc. d. vasi T. 14 ; Guhl-Engblkann, Leben S. 806.
294. Wo der Staat in den körperlichen Übungen ein wichtiges Mo-
ment des Volkswohles erblickte, musste er auch geeignete Turnplätze her-
richten. Der einfachste bestand in einem eingefriedigten Raum, welchen
Baumreihen zugleich beschatteten und teilten.**) Indem nach dem Her-
kommen Säulengänge diesen Platz einsäumten, entstand ein monumentaler
Bau, der durch weitere Spezialisierung sich in Palaistra und Gymnasien
spaltete. Ein Beispiel der ersteren lieferte Olympia.') Letzteres kam in
') Perge und Aspendos.
^) Athen, Messene, Aphrodisias.
*) S. besonders das Neapler Relief MB.
8 28.
*) Z. B. in Rom Dion. Hai. 3, 68, 4.
^) Dion. Hai. 8, 68, 2 ff.
^) In Elis noch zur Zeit des Pausanias
(6, 23, 1).
'') Auch die pompejanische Curia Isiaca
soll eine Palaestra sein ; vgl. Nisssv, pompej.
Studien S. 158 ff.
Kap. IX. Die Werke der Banknnai (§ 294.)
383
allen ansehnlichen griechischen Städten vor und ist in mehreren bereits
aufgedeckt.
Litteratar: über die Einrichtung Iw. Müller, Privataltertümer § 81; Rainen in
Alexandreia Troas, Aphrodisias (Libbmank, Dissertatt. Hai. X 18 ff.), Assos, Athen, Delos
(Bch. 15, 238 ff.)y Delphi, Ephesos (Ant. of Jonia 11 T. 39 43), Hierapolis (Laborde, voyage
T. 35, 72), Magnesia, Pergamon, Olympia (Ausgr. v. Ol. III T. 4. 5. 36. 40), das .Gym-
nasien des Hadrian' in Athen (Plan UgaxT. r. a^/. er, 1885 T. 1, vgl. S. 122; Nikolaides,
"Etp, a^^, 1888 S. 57 ff.) soll eine Bibliothek gewesen sein, überhaupt schwankt die Be
nennung dieser Rainen häufig. Palaestra in Olympia: Ausgr. V T. 5. 38. 39.
Der Staat hat des weiteren die Pflicht, für die Wasserversorgung
und den Ablauf der unreinen Feuchtigkeit zu sorgen. Wir fassen hier die
Quell- und Brunnenbauten alle zusammen, wenn gleich der Einzelne
hier auch so manches leisten konnte. Die aus dem Stein entspringende
Quelle bedarf einer Fassung und Regelung. Das Wasser quillt aus einer
Röhre heraus, welche oft die Form eines Tier-, meist eines Löwenkopfes
erhält.*) Dann wird ein Quellhaus gebaut, wovon sich noch die in den
Fels gehauenen, teils über dem Boden (wie neben dem Asklepieion) teils
grabartig unter der Erde erhalten haben. 2) Der Stadtbrunnen befand sich
zur Zeit, als die epische Dichtung blühte, gewöhnlich ausserhalb des Ortes.
Neben einen Fluss baute man schon damals Waschtröge in den Fels oder
in die Erde hinein, wie sie noch bei Megara zu sehen sind. Da zumal in
den wasserarmen Ländern des Ostens viele Wohnsitze ohne genügendes
laufendes Wasser sind, mussten die Cisternen (Aaxxo«, lacus, cisternae)
das Wasser des Himmels sammeln. Die Bergbewohner begnügten sich mit
einer natürlichen Bettung im Felse, in welche das Wasser von mehreren
Seiten zusanunenlief.*) Die eigentliche Cisterne aber wird in den Fels
gehauen und mit 6ips verputzt, in lockerer Erde dagegen ausgemauert;
Rinnen im Fels leiten das Wasser zu. Die Form ist meistens cylindrisch
oder flaschenförmig.*) In Burgen (z. B. Akrokorinth und Munichia) er-
reichen die Cisternen einen grossartigen Umfang. Schon vor den Perser-
kriegen verstanden sich die Griechen darauf, das Wasser von weiter her
in die Stadt zu leiten ; wie es scheint, fallt den aufgeklärten Despoten des
6. Jahrhunderts das Verdienst der Einführung zu. Felsenrinnen und thö-
neme Röhren, welche sorgfaltige Arbeiter bemalten, leiteten das Wasser
herein; Polykrates liess zu diesem Zwecke sogar einen Berg durchbohren.^)
Bei abschüssigem Terrain floss das Wasser durch ein System von Cisternen
herab, wovon zwischen Megara und dessen Hafen ein Muster sich findet.
In der Stadt erstehen seit dem 6. Jahrhundert die öffentlichen Brunnen,
*) Oft in Abbüdungen ; Widderkopf von
Marmor an der KvXXov niJQa des Hymettos.
Eine einfache Fassung abgeb. in Vergilmi-
niature (Babtoli S. 15).
') Abbildungen von Brunnenhäusern auf
Vasen (Fxtbtwanglbe's Katalog S. 1091);
Burinna auf Eos: Boss, Inselr. 3, 132 f. mit
Plan u. ges. Abh. 2, 889 ff.; Sülyon: Hirsch-
FELn, Monatsber. d. preuss. Akad. 1874 S. 726;
Plan bei L anokobonski , Städte Pamphyliens
1, 75; auf Ithaka; angeblich der Carcer
Tullianum (S. 378); Peirene in Korinth?
Paus. 2, 3, 3; Quellhaus von Tusculum: Ca-
2UKA, Fant Tttscolo p. 125. Für ein altes
Bmnnenheiligtum gilt H. Katharina auf Cy-
pem (Jhst. 4, 111 ff. T. 33 f.;.
^) Z. B. auf dem Helikon u. dem AYtos
von Ithaka; auf Kreta heissen sie ctQoXi&oiy
auf den Echinaden Xovraeg. Die schlesischen
, Opfergruben* dürften hier einzureihen sein.
*) Oval, in Alabanda: Ghakdler, Reisen
S. 283; ParaUelepiped : in Demetrias. —
Pflasterung der römischen lacus im J. 184
V. Chr. : Liv. 39, 44.
') In kleinerem Massstabe bei Hissarlyk :
abgeb. bei Schuchhabdt, Schliemanns Ausgr.
S. 39; Akragas: Serradifalco UI 22.
384 KUussisoke EimBtarokäologie. t. Üenkmälerkiilide.
zuerst der megarische Brunnen des Theagenes ^) und die Enneakrunos der
Peisistratiden.*) Die Plastik schmückt sie (besonders in heiligen Bezirken)
mit einer marmornen Brüstung in Kelief ^) oder Brunnenfiguren, auf welche
wir bei der Kunst der Kaiserzeit zurückkommen werden.*) In römischer
Zeit sind Zierbrunnen mit öffentlichen Gebäuden (z. B. Theatern) ver-
bunden worden;^) Welschbillig bei Trier weist ein grosses Wasserbassin
(piscina) mit Springbrunnen, von einem Geländer, auf dem mehr als vierzig
Hermenbüsten stehen, umgeben, auf.*) Von ähnlichen Zierbrunnen sind
Stücke erhalten.') Bei dem jetzigen Stande der Ruinen fallen die der
Wasserzufuhr dienenden Hochbauten mehr in die Augen. Wir können die
Entwicklung der Aquaedukte nur in Rom, worüber Frontinus mit seiner
Schrift „de aquaeductibus" erschöpfenden Aufschluss gibt, näher verfolgen.
Sie erfolgte stufenweise; die erste Wasserleitung, von Appius Claudius 312
errichtet, lief nur 60 Schritt in Bogenleitungen über der Erde. Der erste
grossartige Hochbau ist die aqua Marcia (144 v. Chr.). Nun beginnen,
meistens dank der Gnade des Kaisers oder der Freigebigkeit einzelner
reicher Männer, im ganzen Reiche die bekannten Bogengallerien sich zu
erheben, deren Reste noch jetzt auch auf den Laien mächtig wirken. Vom
Technischen abgesehen, richtet sich das Interesse des Baumeisters auf
gewisse Hauptpunkte, nämlich die Fassung der Quelle, welche zu einem
Nymphenheiligtum {Nymphaeum) gestaltet wird,^) die Überschreitung eines
Thaies oder einer Strasse^) und die Mündung der Hauptleitung. In der
Grossstadt verteilen castella (z. B. Trofei di Mario an der Aqua Julia ^®)
das Wasser nach allen Seiten ; in Olympia dagegen schliesst eine Exhedra
die Wasserleitung des Herodes Atticus ab. Originell war das Septizonium
des Septimius Severus, der grösste Wasserturm der Erde, während nirgends
ein grossartigeres System als um Konstantinopel existiert.
Litteratur: £. Cubtius, über die städtischen Wasserbauten der Griechen, AZ. 5,
19 ff.; *AyÖQ. KoQddXXast al 'J&ijyai i^etaCofdeyai vno rrjy vdQttvXixrjy eno\ffiy, Athen 1879
p. 58— 92; Cisternenanlagen : ansehnliche in Athen, Eleusis, Thorikos, Laurion^ (Cobdella,
Laurium p. 94); Demetrias, Pharsalos, Midea, Tremondel (Loire-införieure : B. [arch. 1891
S. 464 ff. T. 33j u. A.; D. Cabdblla, sopra un' antichissima cisterna etr. scop. in Orvieto , 0.
1890 m. T.; Brunnen: £. Cubtius, Plastik d. Hellenen an Quellen u. Brunnen, Berl. Ak. 1876,
m. 9 Abb. u. AZ. 37, 19 ff. T. 1 — 3 (Brunnenfiguren); P. M. Paciaüdi, puteus sacer agri
Bononiensis, Rom 1756, m. Abb.; Wasserleitungen: Hauptausgabe des Frontinus von R. Lam-
ciANi, commentarü di Frontino int. le acque ed acquedotti di Roma, Rom 1880 m. 10 T.;
Raf. Fabkbtti, de aquis et aquaeductibus veteris Komae, Rom 1680 f., 2. Ausg. 1738; A.
Cassio, corso delle acque antiche, Rom 1757, 2 Bde. m. T.; de Pbony, rech, sur le Systeme
hydraulique de ritalie ; A. Secchi, avanzi di opere idraul. ant. nell' Alatri, (Rom 1865};
0 Paus. 1, 40, 1. 41, 2; vgl. Velsen, AA.
1853 Sp. 379 f.
*) Paus. 1, 14, 1 ; abg. an einer schwarz-
figurigen Vase Ath. Mitt. 13, 228.
^) Z. B. das korinthische .Puteal" ;
ScHBEiBEB, Brunnenreliefs (S. 302); aus Ostia:
GüATTANi, mon. ined. VII T. 7. 8.
*) Paus. 2, 2, 8 (Poseidon auf einen
Delphin tretend, aus dessen Maul das Wasser
springt).
*) In Sikyon (Am. J. 5, 280) und Side.
®) Hbttneb, Westdeutsche 2tsch. 12,
18 ff.
') Springbrunnenkasten in Turin (Nr. 73
DüTscHKE IV S. 48) und Verona (Nr. 612);
Brunnenuntersatz A. 1867 T. K. 6. 7. Vgl.
ülpian. Dig. 19, 1, 17, 9.
«) Z. B. in Carthago: Ra. n. s. 26, 196 ff.
T. 21 2; Perge, Side und Aspendos; vgl.
LiANCKOBoiiSKi, Städte Pamphyliens I 98 ff. m.
T. 19 (Aspendos). 139 ff. m. T. 30. 31 (Side).
^) Z.B. an der Porta Maggiore: IUbbb,
Ruinen Roms, T. zu S. 524 u. 528; beson-
ders grossartig bei Spoleto, von Theodorich
errichtet.
'<") Rekonstruktion bei Cakina T. 171.
Kap. tX. Die Werke der fiankonat. (§ 294). 385
Aspendos: Lakckobostski I S. 120 ff. m. Abb.; Hadrianische Wasserleitung in Attika: Kog-
deUng a. 0. p. 78 ff.; T. BXaaonovXog, NBa iq^rj/ASQU 1889, 16. u. 18. Febr.; Bologna: S. 133 ;
Nikomedien: vgl. Plin. ad Trajan. 37. 38; Nikopolis: Bubsiak, Geographie 1, 32 ff.; Julliot
et Bblgkaitd, raqneduc rom. de Sens, Paris 1875, m. 2 färb. K.; G. Eick, d. röm. Wasser-
leitung aus der £ifel nach Köln, Bonn 1867, m. K.; Septizonium: Hülsen, das S.'des Septi-
mius Severus, 46. Winckelmannsprogr., Berlin 1886 (mit Rekonstr.); Eonstantinopel : Fe.
FoBCHBAKMBB uud STBZTeowsKi, die byzant. Wasserbehälter von Konstantinopel, Wien
1893, m. 40 T.
Das warme Bad ist seit den ältesten Zeiten ein Lebensbedürfnis der
alten Völker. Lange freilich gehörte eine dauernde Badeeinrichtung zu
den Vorrechten der Reichen. Auf das Badezimmer des Palastes — in
Tiryns mit einem Steinblock gepflastert») — folgt erst in der klassischen
Zeit das Badehaus, welches vorerst noch recht einfach eingerichtet war.
Das Bad von Assos,^) dann die Bäder von Ephesos und Alexandreia Troas
scheinen die Vorstufen der grossen Thermen aufzuzeigen, deren Glanz-
periode mit der Eaiserzeit zusammenfallt. Kein öffentliches Gebäude ist
mit Kunstarbeiten aller Art (Statuen, Mosaiken, Malereien und Stuckreliefs)
so glänzend ausgestattet wie die Thermen, weshalb wir im geschichtlichen
Teil nochmals von ihnen handeln werden. Die Reihenfolge der Gemächer
und Säle ist durch Schriftsteller genügend bekannt; die Archäologie gehen
besonders die grossen Basiliken ähnlichen oder von einer Kuppel über-
wölbten Prachtsäle an. In den kleinen Provinzstädten gab es natürlich
nur eine Art Compendium aus jenem Zimmerwirrsal. In technischer Hin-
sicht interessiert besonders die durch Röhren (tubuli) erfolgende Lufthei-
zung, deren Fortschritte in den Stabianer Thermen wahrnehmbar sind.
Litteratur: Vitr. Y 10; pseudolokianische Schrift 'Inniag tj ßaXayeioy (vgl. Blümkbb,
archäol. Stadien S. 53 ff.); A. Baogu de tbermis lib. VI!., Yen. 1588 f. m. Abb.; Andb. Pal-
LADio, les thermes des Romains, London 1732. Yicenza 1785, f.; Ch. Cambroit, tbe baths of
tbe Romains, London 1772 f. (auch franz.); H. ob Geymülleb, docoments sor les Thermes
d*Agrippe, le Pantheon et les Thermes de Diocl^tien, Lausanne 1883, f.; Thermen des Titos :
MiBBi, le ant. camere delle terme di Tito, Rom 1776 f. m. Atlas; Descr. des bains de Titus,
Paris 1786 (gestochen von Ponce); Ant. de Romanis, le ant. camere Esquiline dette Terme
di Tito, Rom 1822; Caracallathermen : Bloüet, restauration des Thermes d'Antonin Cara-
calla, Paris 1828 f. m. 15 T.; Diokletiansthermen: Sbb. ab Ota, thermae Diocletiani, mit
Stichen von Hier. Cock, Antwerpen 1558 f.; £. Paulik, les thermes de Diocl^tien (Restau-
ration des mon. ant.), Paris 1890, f. m. 25 T., vgl. Röm. Mitt. 7, 308 ff. m. Plänen; Bologna|;
S. 133; Civitavecchia : G. Tobbaca, delle ant. terme Taurine esist. nel territ. di C, Roma
1761; Pisa: G. Lüpi, nuovi studi sulle ant. terme pisane, Pisa 1885, m. 4T. ; Pompeji:
S. 121; Stabianer Thermen: Nissbn, pompej. Studien S. 140 ff.; Athen: llQttxnxti r^g uqX'
h, 1888, m. T.; Bregenz: Mitt d. k. k. Centralkomm. N. F. 14, 4. 16, 194 ff. m. T.; H. Lbib-
KITZ, d. rOm. Bäder bei Badenweiler im Schwarzwald, Lpg. 1856, m. 2 T.; A. Hauseb, röm.
Militärbad in Deutsch-Altenbnrg, Mitt. d. k. k. Gentralkomm. N. F. 2, 35 ff. m. 3 T.
Dionysios von Halikamass erkennt die Grösse der Römer, wie in
Wasserleitungen und Strassenbau, so im Eloakenbau neidlos an.^) Die
Alten haben in der That schon in früher Zeit für Abführung der Feuch-
tigkeit und der Unreinlichkeiten , welche Epidemien befördern konnten,
gesorgt. Felsige Plätze, wie Olympia und Athen, sind mit einem ganzen
Netz schmaler Ablaufrinnen durchzogen."*) Schon im 6. Jahrhundert er-
hält Rom durch den älteren Tarquinius die gewölbte Cloaca maxima.^)
*) Eine xoXvußrj&ga von Daidalos fand ; •) 3, 67, 5.
man in Megara (Biod. 4, 78). *) Ebenso in den Strassen des ägypti
2) Athen. Mitt. 9, 45 f. Allein schon Era*
tinos soll auf gewölbte Bäder anspielen
(Athen. 11, 501 de).
sehen Eahun.
ö) Abekbn, Mittelitalien S. 173. Vgl. auch
Soph. Lacaen. fr. 337 N. m. Serv.V. A. 2, 166.
Buidbach der klass. AlterttunawiBsenachaft. Tl. 2p
386
KlABsiache Xmwtaroli&ologie. 1. DenkmAlerknnde.
Latrinen sind in Pompeji noch erkennbar. Überschwemmungsgefahr er-
heischte grossartigere Bauten, wie die Emissäre der EopaTs und des Fueiner-
sees und die etruskischen Flussdurchbrüche der Marta^ und von Ponte
Sodo. Das überflüssige Wasser wurde durch das ägyptische und babylo-
nische Bewässerungssystem nutzbar gemacht; im kleineren Massstab leiteten
einst die Athener den Eephissos in Kanäle.^)
Litteratur: Babylonien: A. Dklattbe, les travaax hydraoliques en Babyloo, Bniz.
1888; aber Atben: Kogd^XXas (s. o.); Zillbb, Ath. Mitt. 2, 106 ff.; Abb. eines Fels weges mit
Wasserlauf bei Dübm, Bank. d. Etrusker S. 25; Eanftle in Athen: Ross, archäol. Aufs&tze
1, 155 ff.; am Isthmos; unterirdische Gänge in vielen italischen Städten: G. Fboios, Alba
Fucense p. 72 ff.; Orvieto: A. 1881 p. 56 f.; kyklopischer Gang in Argos; über Rom: C.
Tommasi-Gbudbli, studi sul bonificamento deU' agro romano I. Fant fognatura delle colline
romane, Accademia de' Lincei 1881, m. Abb. u. 3 T.; F. Nabducci, sulla fognatura della
cittä di Roma, Rom 1889, m. Atlas; Abb. einer dreifachen Kanalmündung bei Schbeibeb,
Relief bilder T. 79. — Kopaissee: Fobohhamxeb, Hellenika 1, 159 ff.; S. Sauvaoe, projet de
dessöchement du lac Copals. Athen 1868; E. Cubtius, Sitanmgsber. d. preuss. Akad. 1892
S. 1181 ff. m. T. 8; Fuciner See: S. 128; Ponte Sodo: abgeb. bei Dubm a. 0. S. 34.
295. Die Verkehrsmittel haben je nach den politischen und so-
zialen Verhältnissen verschiedene Ausbildung erfahren. Wir betrachten
zunächst den Verkehr auf festem Boden. Die dringendsten Bedürfnisse
waren Fahr- und Reitwege auf unebenem Lande. Diese einfachsten Ver-
kehrsmittel zeichnen sich im Felsboden noch deutlich ab. Wir sehen an
vielen Stellen bei Athen und in Syrien Wagengeleise, die schwerlich immer
durch blosse Abnützung (xa&qpLo^sviihva) entstanden sind,') und parallele
querlaufende Furchen (Rillen) sogar auf der Akropolis von Athen, um so mehr
an vielen weniger glänzenden Orten. Die Könige sind zuerst für sich weiter
gegangen. Zu ihren Burgen führten einst Rampen für die Wagen und
Treppen, die aus unregelmässigen Steinen zusammengefügt waren, für die
Fussgänger.*) Gedeckte Wege sind in griechischen Orten nicht selten und
sie sind in den cryptae {cryptoparticus) Roms nachgebildet. Die Anlage
gepflasterter Strassen geht, wie sich versteht, von den grossen orientali-
schen Reichen aus. Die Tradition der „königlichen Strassen*" des persi-
schen Reiches wird durch die Diadochenstaaten «) den Römern übermittelt.
Erst bei diesen wurde der Wegebau musterhaft ausgebildet und gesetzlich
geregelt.^) Die Strassen der Städte (z. B. die Sacra via in Rom) sind mit
grossen unregelmässigen Steinen gepflastert und zwar erhielten die här-
testen Gattungen den Vorzug. An den Seiten befinden sich 2 — 5' hohe
Trottoirs (margines), zwischen denen Trittsteine (pondera) den Übergang
vermitteln. Die Landstrassen (viae) sind gewöhnlich schnurgerade und so
massiv gebaut, dass sie noch viele Jahrhunderte später Dienste leisteten ; ^)
von Meüe zu Meile stand ein Meilenstein in Form einer Spitzsäule {niilia-
1) Dbrhis 1 '430.
*) BöTTiCHEB, Philol. 22, 223 f.; vgl.
Nbumanh und Pabtsch, physik. Geographie
S. 84f.^
•) 'Jfda^iTog jtolXrj Hymn. Hom. 5, 177.
^) Beides in Tiryns, letzteres in Athen
und Veji; wahrscheinlich auch am Palatin:
Gilbebt, Stadt Rom 1, 46 ff. Strassenpflaster
in Hissarlyk : Nobmand. la Troie homär. T. 7.
^) K(^v7fTij Biaodog in Olympia; in Side;
ay&goßdfitoy GIG. 11 2570; Hesych. dydgo-
ßaa/Aog; vgl. Nissen, pompej. Studien S. 534;
GiLBEBT, Gesch. d. Stadt Rom 3, 329.
•) Vgl. z. B. Liv. 39, 27. 28. Unter Sa-
lomo Joseph, ant. 8, 7, 4 ; von den Pnniem
„erfunden*^: Isid. or. 15, 16.
7) Durch die lex Sempronia viaria 122
V. Chr.
^) „Steinweg' in Worms und Passau.
Kap. !X. Die Werke der fianknnet. (§ 295.) 387
rium). Manche Besonderheit verdient wenigstens Erwähnung, der Strassen-
tunnel bei Neapel,^) die babylonische Unterfuhrung unter einem Fluss^)
und die durch Tacitus') bekannten Bohlenwege {pontes longi) in den
Sümpfen von Nordwestdeutschland. Die römischen mansiones (Posthäuser)
und mutationes (Relaisstationen) sind aus den ,, Villen ''-Ruinen noch nicht
sicher herausgefunden. Zu den Verkehrsmitteln ersten Ranges zählen die
Brücken (kartographisch bezeichnet )^(). Aus der Holzbrücke entsteht
die massive Steinbrücke^ welche schon während der mykenischen Zeit in
Südeuropa eingeführt wurde ; die Gegend von Tiryns und Epidauros weist
ein ganzes System von Brücken und Strassen auf. Auch zwischen den
alten Residenzstädten Amyklai und Pherai wölbst sich ein Brückenbogen
aus unregelmässigen Steinen.^) Vielleicht noch älter sind die kühnen
Brücken Babyloniens, die das Staunen der Griechen erregten.*) Zu den
zwei selbstverständlichen Gattungen der Brücken ohne und mit Joch tritt
die Art der zweistöckigen Brücken, welche das Vorbüd für die Wasser-
leitungen abgegeben haben dürfte.^) In der Eaiserzeit gehört die Pracht-
brücke, an der sowohl Steinmetzen als Bildhauer viel zu thun gehabt, not-
wendig zu einem schönen Städtebild und stattliehe massive Brücken sichern
den Verkehr auf den Reichsstrassen. Hervorragende Ruinen verewigen
am eisernen Thor und am Guadalquivir den Ruhm der Ingenieure Trajans.
Litteratur: Über gepflasterte Strassen in Griechenland und Etmrien M. ant. I
Sp. 768 A. 1 ; E. Cübtiüb, zur Geschichte des Wegebaues bei den Griechen, Abh. d. Berl.
Akad. 1855; Wagengeleise: GAiLLBmtB, Congr^ arch. de France, s^ance ä Vienne 1879
p. 277—89; Strassenpflaster: Benvdobf, Heroon S. 140 A. 5; Nissfiv, pompej. Studien S.
516 ff.; Römerstrassen: N. Bbbgieb, bist, des grands chemins de Tempire romaine, neue
Ausg. 1784, 2 Bde. m. Karten u. Abb.; E. Paulus, d. Römerstrassen, Stuttg. 1857; F.Bbboeb,
über die Heerstrassen d. röm. Reiches, I. II. Berlin 1882—3; Strassen der Campagna: 6.
Tokasbtti, Atti d. r. soc. rom. di storia patria X. XL; über die von Rom ausgehenden
Strassen: S. 127 f.; über die Meilensteine: Hübneb, röm. Epigraphik §58; H. Eckstbik,
Repert. f. Eunstw. 1, 342 ff. (über ihre Form); J. Schnbidbb, d. alten Heer- u« Handels wege
der Germanen, Römer u. Franken im deutschen Reiche, 7. H. Düsseid. 1889; ders., die
ältesten Wege im nordwestlichen Deutechland zw. Rhein u. Elbe, Dflsseld. 1890 (aus dem
Jahrbuch d. Düsseldorfer Geschichtevereines IV.); Dünzblmavn, d. röm. Strassennetz in
Norddeutschland, Lpg. 1893; Meilensteine: Abb. z. B. Ra. III 2, 42. 43; Brücken: Rom,
beim Ponte Sisto, aus dem 4. Jahrb., 1893 entdeckt; Bieda: Deknis I ^211; Ponte della
Badia bei Vulci: ders. S. 441; Nami, Brücke des Augustus; Brücke bei Sesto Galende im
Mailändischen; Notizie d. scoperte fatte in Padova d'un ponte ant. con una rom. iscriz.,
Padova 1773, m. 3 T.; Albenga und am Finalese (Ligurien); Athen, Brücke des Herodes
Atticus (erst in diesem Jahrhundert zerstört); Trajansbrücke am eisernen Thor: v. Asch-
bach, über Trajans steinerne Donaubrücke, Wien 1858 (Centralkomm.) m. 2 T. u. 3 Abb.;
Trajansbrücke von Alcantera am Guadalquivir: M. VI; VII 73—75; Hübkeb, A. 1863 S. 173 ff.;
Ztsch. f. bild. E. 1884 S. 77 u. ö.; Saint-Chamas (Bouches-du-Rhöne); bei Sillyon: G. Hibsch-
FELD, Recens. v. Lanckoronski S. 30; bei Kiakhte: Humann u. Puchstein, Reisen in Klein-
asien T. 41—43 ; Vaison (Vaucluse); E. Hübkeb, d. röm. Brücke über d. Neckar bei Heidelberg,
Rhein. Jahrbb. 1879; J. Gbimm, d. rÖm. Brückenkopf u. d. dortige Römerbrücke, Mainz 1882
m. PI. u. Abb.; Gross-Erotzenburg : v. Cohausen, Wochenblatt f. Baukunde 1886, 1. Jan.; E.
Hübneb, d. Goblenzer Pfahlbrücke, 1866; zwischen Köln und Deutz : Schwöbbel, Eorrespon-
denzbl. d. westd. Ztech. 12, 49 ff.; Trier?: Abb. auf einer Trierer Goldmünze Konstantins.
Die Wichtigkeit des antiken Seeverkehres spricht sich auch in den
') Im J. 184 V. Chr. gebaut: Liv. 39,
44; Felsendurchbmch auch am Ida: abgeb.
Sitznngsber. d. bayer. Ak. 1892 S. 979.
») Diodor. 2. 9.
») Ann. 1, 63.
*) M. II 57.
^) Hoher Bogen ohne Joch bei Dsche-
cireth-ibn-Omar: Exp. en M^sop. I T. 10.
Die Griechen sprechen von einer Brücke der
Semiramis.
*) Z. B. an der Allia (jetzt Malpasso):
GuATTAin, monnm. Sabini T. zu S. 43.
25*
388 Klassisohe Xnnstarohftologie. 1. DenkmAlerkimde.
ansehnlichen mühsamen Denkmälern aus. Massive Steindämme {Molo,
X^ficc, moles), deren noch viele erhalten sind,^) hielten den Wellenschlag
ab; zwei sich entsprechende sichelförmige Molo's, deren Enden Türme be-
zeichneten, konnten mit einem Amphitheater verglichen werden.^) Ge-
pflasterte Uferkais, Ankersteine, an welche die Schiffe gebunden wurden,
und Treppen erleichterten das Ausladen.^) Für diejenigen Schiffe, welche
an das Land gezogen wurden, erbauten die Griechen Schiffshäuser, deren
Grundrisse und Säulenstellungen in den Häfen des Piräus und von Syrakus
noch deutlich zu erkennen sind. Die Krone dieser Gattung sind die
Leuchttürme, deren Muster der alexandrinische von Pharos abgab,
welchen der Knidier Sostratos erbaute.^) Man wählte dazu den sich ver-
engernden Etagenbau. •'^) Anfangs behaupteten Athen und Carthago die
Vorderhand, bis Rom mit seinen weitausgedehnten Anlagen alle überbot.
Litteratur: Ober Hafenanlagen Orsi, Mon. ant. 1, 759 f.; H. Dbotsbn, Heerwesen
n. Eriegftihrong d. Griechen, Freibarg 1889, S. 277 ff.; Carthago: S. 166, besonders Bbül^,
fooiUes ä Garthage, Paris 1860; Athen: S. 107; Syrakus: Lüpüs, Stadt Syrakus S. 26;
Rom: S. 128; 0. Richtbb, Topographie § 55; AbbUdung in Relief: B. mun. I 5 T. 4 =
Gchl-Ekoelmann S. 429; eigentümlicher Hafenturm: abgeb. Jahrb. 4, 101; Eriegshafen in
Forum Julii: A. Leger, les travaux publics S. 468 T. 6.
Es gibt noch manches, was der Staat zur Wohlfahrt seiner Bürger
ausführte, zu erwähnen, z. B. die gegen Überschwemmung schützenden
Uferbauten am athenischen 01}anpieion und am Nil,^) und die Anlage von
erhöhten Ackerstreifen (Hochäcker), welche in Deutschland wie in Amerika
nachweisbar ist;^) selbst für die bescheidenste Kunst bleibt aber hier kein
Raum. (Der bekannte „Turm der Winde" ^) war ein Uhrturm.)
296. Desto mehr gehen sie die öffentlichen Denkmäler an, welche
der Staat für die Gesamtheit oder der Einzelne für seine Mitbürger ohne
praktische Benützbarkeit nur zur dauernden Kenntnisnahme aufstellt. Die
Grabdenkmäler sind bereits behandelt (S. 353); wir schliessen daran die
religiösen Denkmäler, bei welchen mehr oder weniger privater Ehrgeiz
mitspielte. Die ägyptischen Könige sind hierin mit den Obelisken voran-
gegangen. Vielleicht durch die natürlichen Formationen des Basaltes und
anderer vulkanischer Gesteine angeregt, errichteten sie dem Sonnengotte ^)
hohe spitz zulaufende und sich verjüngende Pfeiler, welche manchmal ehe-
dem eine Metallhaube bedeckte. ^<^) Hieroglyphen pflegten die Wandflächen
M Pirftus, Aigina, Ghalkis, Larymna.
<) Rutil. 1, 239 ff. über Centumcellae;
z. B. bei Eleusis erhalten, doch ohne Türme.
») Z. B. am Tiber.
*) Caes.b.c. 3, 112; Strab. 17, 1,6; Plin.
36, 12; Luc. quom. bist, scrib. 68 (fAiyicxov
xai xaXXiaroy cQywy dnäyTtov, übertünchter
Steinbau); auf Gapri turris Phari Suet. Tib.
Strichen.
«) Altert. V. Athen I Kap. III T. 1-18.
Die private Sternwarte des Eudoxos erwähnt
Eustathios (or. 22, 64).
•) Hermateles bei Tertull. spect. 8. Vgl.
Ed. Meter, Gesch. d. alten Äg. S. 70 f.;
Stade, Gesch. Israels S. 459. Zu vergleichen
sind die zahlreichen kleinen Votivpyramidon
74; am Kanal Suet. Cal. 46; in Ostia nach | mit Anrufungen an die Sonne (Perbot, bist,
dem Vorbilde von Pharos Suet. Glaud. 20. I 154).
5) Herodian. 4, 2, 8; abgeb. in der tabula »«) Spitz auch im hieroglyphisohen Ideo-
Peutingeriana.
•) Academy 1891 S. 81 (mit Ptolemfter-
inschriften).
•) Hartmaiin, Anthrop. Corresp. 1875,
Verb. S. 60 ff. Das kartographische Zeichen
besteht in Reihen von je drei parallelen
gramm. Ausnahmsweise abgerundet: zu
Begig im Faijüm und auf einer Stele der
20. D3mastie zu Abydos (oben sitzt ein Sper-
ber): Mariette, catal. 1221. Die Verjüngung
beträgt gewöhnlich ein Drittel des Durch-
messers. Nach Champollion, arch^ol. p. 19
Kap. n. Die Werke der Banlnmat. (§ 296.) 3g9
zu durchbrechen. In Griechenland stellte der siegreiche Feldherr dem
Zeus Tropaios auf dem Schlachtfeld ein Tropaion auf, das sich gewöhnlich
nur aus einem Gestell und einigen Waffenstücken zusammensetzte. Aus-
nahmsweise wird es aber auf marmornem Unterbau errichtet, z. B. in
Marathon ;>) diese Sitte übernehmen die Römer und noch stehen die 7 v.
Chr. erbauten tropaea (la Turbia) des Augustus und Trajans Denkmal von
Adam-Elissi (Dobrudscha).*) Ein friedlicher Sieg dagegen brachte die Er-
laubnis mit sich, den Preis öffentlich der Gottheit zu weihen. Gewöhnlich
wurde er auf eine einfache Säule gesetzt und solche stehen noch viele,
z. B. ein Paar unterhalb der Akropolis.^) Im vierten Jahi'hundert wurde
die Säule manchmal zu einem Säulenbau erweitert. Unter den athenischen
Denkmälern ragt das Lysikratesdenkmal (334 n. Chr.) dm*ch seine zier-
lichen Formen und den schönen Fries hervor.^) Einen ähnlichen Entwick-
lungsgang haben die Porträtstatuen genommen, die anfangs auch nur Weih-
geschenke waren. Von dem Postament steigt man zur Säule auf,^) von
der Säule zur runden Säulenhalle (Phüippeion von Olympia); auf der
Akropolis endlich trug ein fast haushohes Postament Agrippa's Bild. Über
diesen grossen Werken sind auch die kleinen Votivsäulen, welche ehedem
meist Bilder^) oder Gefässe^) trugen, nicht zu vergessen.
Die profanen Denkmäler sind ebenfalls Siegeszeichen. So haben die
orientalischen Könige das Ende oder markante Stellen ihres Heerzuges
durch Anbringung ihres Kolossalbildes an einer hohen Felswand bezeichnet.
Die ältesten dieser Felsenreliefs, welche die Griechen von dem ägypti-
schen Eroberer Sesostris herleiteten, gehen bis in die Zeiten des alten
ägyptischen Reiches zurück.^) Bald nach Alexander begegnen uns Sieges-
säulen bei den fernen Indern (in A9oka's Reich) ^) wie in Rom, wo der
Konsul Duilius auf dem Forum die columna rostrata errichtete. *<^) Der
Kaiser Trajan aber baute, die erborgten Obelisken, welche die Plätze Roms
zierten, überbietend, auf seinem Forum eine hohe Denksäule, welche spi-
ralenförmig von einem riesigen Relief band umzogen war und auf der Spitze
kommt manchmal Entasis vor. Hanbe von
Messing in Heliopolis: Ephraim comm. in
Isai. c. 33 (op. II p. 144).
0 Paus. 1, 32, 5 (vgl. Bitbsian, Geogra-
phie 1, 338); Rainen in Leoktra nach Ulrichs;
bei Mantineia Taus. 8, 10, 5; Denkmal des
ManssoUos auf Rhodos.
') Floms 3, 2 (von D. Aenobarbus und
Q. Fabins Maximas , nach J. P. R^yeilat,
Ra. n. 8. 10, 12 ff. an der Rhone erhalten);
CIL. V 7817, vgl. Plin. n. h. 3, 136; Abb. aaf
Münzen von Tomoi unter Trajan: Pick,
Arch.-ep. Miti 15, 18 ff.
«) Ant. Denkmaler I 18. 19; Löwy,
Inschr. 5. 6. 18. 25; öfters auf Vasen und
Reliefs abgebildet: s. Wieseler, das Sa^-
spiel, G5tt. Stadien, 2. Abt. (1847). Die
Zeichner verwendeten diese Säulen auch in
den Darstellungen der Sphinxsage (z. B. Oveb-
BECK, Gallerie T. 1, 12. 14).
*) Ant. of Athens I K. 4 T. 22—33; re-
stauriert bei Mitchell, history S. 486 ; Bühl-
MAKN, Archit I T. 22 ; über die Basis Pek*
BOSE, principles 2. A. T. 21 ; Denkmal des
Thrasyllos: Ant. of Athens II K. 4 ; des Eubu-
lides: Ross, arch. Aufs. 1, 146 ff.; des Nikias
(320/19): später fQr das Beulö'sche Thor
verwendet; anonvmes Monument von Ikaria
in Form einer Ezhedra: abgeb. Am. J. 5, 167.
») Paus. 8, 9, 1. 11, 6; Phokassäule auf
dem römischen Forum: 0. Richter, Topogr.
§ 27, dazu NicHOLS, Archaeologia LH 183 ff.
*) Abgeb. bei Schbeiber, Relief bilder
T 37 40.
') Abgeb. z. ß. MB. 5, 80.
^) Andere sind dagegen religiöser Natur,
wie das Nioberelief und ein griechisches in
der Mani (Ross, Königsreisen 2, 221 f.).
^) Febgusson, bist, of architecture, Lon-
don 1867 p. 459. Kleine Pfeiler mit Nlxa auf
Vasenbildern : Arch.-ep. Mitt. 2, 132.
^°) Auf Münzen des Augustus und Ye-
spasian abgebildet. Rest einer Nachbildung
erhalten.
390 Elaasisohe Ennaiarohäologie. I. Denkmälerknnde.
seine Statue trug. Denselben Qedanken führte Mark Aurel aus, als er die
Markomannen besiegt hatte, und endlich verherrlichte Arcadius in Eon-
stantinopel den Gothensieg seines Vaters Theodosius durch eine Säule, welche
einst ein eherner Pinienzapfen krönte. ^) Häufiger jedoch hielten die Sieger
die Dekorationen des Triumphzuges fest. Schon Saul dem Amalekiten-
besieger schreibt die jüdische Tradition einen Triumphbogen zu.^) Indes
wurde ein solcher erst während der Diadochenzeit im Steine festgehalten
und zwar gab er den Träger eines Tropaions ab.^) Im römischen Reiche
wurde erst dem Caesar diese Auszeichnung erwiesen, doch auch noch nicht
in der Hauptstadt, sondern zu^Arausio (Orange). In Rom selbst ist der
älteste Bogen {arcus triumphalis) der des Drusus, falls man ihn richtig
benennt; die Bogen des Titus, Septimius Severus und Constantin stellen
die hauptstädtische Entwicklung dar. Ausserdem beeiferten sich viele treue
Reichsstädte, dem jeweiligen Herrscher Triumphbögen zu errichten, wo-
durch auch diese zu den Wahrzeichen der Städte der Eaiserzeit zählen.
Der Triumphbogen steht quer über der Strasse und wird deshalb als Thor
behandelt, indem er mindestens in der Mitte eine grosse Thoröffnung,
meistens aber ausserdem an den Seiten zwei kleinere hat. Der Fries ist
gedehnt zu einer hohen AUica^ welche als wichtigsten Zweck die Aufnahme
der grossen Ehreninschrift hat. Ausserdem sind in die Fläche reliefge-
schmückte Medaillons oder Vierecke eingelassen. Zur Dekoration passten
am besten Trophäen^) oder Eriegsbilder. Oben standen meistens eherne
Statuen, was durch Münzen illustriert wird;^) Viergespanne schienen, an
den wirklichen Triumphwagen erinnernd, besonders geeignet. Mit den
Triumphbögen haben die ohne politischen AnJass an den Marktstrassen er-
richteten Bögen [arcus) mit Gewölben (fornices) grosse Ähnlichkeit, teilen
beide doch sogar den Statuenschmuck. ^)
So manches Denkmal der geschichtslosen Vorzeit weckt wohl Ver-
mutungen über seinen Zweck, ist aber weder bei den Anfangen der Heilig-
tümer (S. 359 f.) noch bei den Gräbern (S. 359 f.) mit.Sicherheit einzureihen.
Wir nennen besonders die in T-Form gestellten Pfeilerpaare, von denen
man den horizontalen Stein mit einem Finger in Schwingungen versetzen
kann (pierres branlantes, engl, roulers) ; sie finden sich besonders in Frank-
reich und England. Weiter verbreitet sind die labyrinthischen Stein-
setzungen. ')
Litteratur: über die Obelisken ZofiOA, de origine et usn obeliscorum, Rom 1797,
f. m. 8 T.; Hbnbt Gobbinoe, Egyptian obelisks, London 1885, m. 54 T.; A. M. Bandini, de
obelisco Gaesaris AugoBti e Gampi Martii ruderibus nuper ernto, Rom 1750, f. m. 4 T.;
J. H. Pabkbb, the egyptian obelisks in Rome, Oxf. 1876, m. T. ; E. Wilson, Gleopatra's
Needle, w. notes on Egypt a. egyptian obelisks, London 1877 ; Jambs Knro , Gleopatra's
0 Nicet. Paphl. vit. Ignat. 989. | Thracia 42. Das Bild bei Gaxfana, opere
>) 1 Samuel 15, 12. ! T. 89 ist gefälscht.
») Paus. 1, 15, 1. I «) Liv. 33, 27. 37, 3; die zwei ersten
*) Indutos spoliis; Glaud. cons. Stil. ! wurden im J. 198 v. Chr. errichtet. Über
ni 67. die anderen s. Hblbio, Untersuchungen
^) Z. B. auf Münze von Marcianopolis S. 46.
in Mösien (abgeb. Brit. Mus. Thracia 30); j ^) Sogar in Finnland: Verb, der BerL
dagegen dreigiebeliges Dach, in Nikopolis, anthrop. Ges. 1877 S. 439 m. Abb.
Münze des Septimius Severus, Brit. Mus.
1^
Kap. DL Die Werke der Bankniiat, (§ 297.) 391
Needle. A hist. of the London obelisk, London 1883; A. db la Bordb, descr. des ob^lisqnes
de Lonqsor, Paris 1833, m. Abb.; A. Lbbas, Tob^lisque de Luxor, Paris 1839, f. m. 15 T.;
Votivstelen: Bobbmabk, Jabrb. 3, 269 ff. (Akropolis); Siegessäulen: Alph. Ciaoconi, co-
Inmnae Tnrjanae oiihographia , Rom 1778 f. 184 T. (ital. v. G. P. Bellori, Rom, m. 128 T.};
Photographien des Gypsabgusses der Trajanssftnle (8. 74) bei Fbobhkbb, la colonne ÜVa-
Jane, Paris 1872—4, f.; 8äule des Mark Aurel: J. Vionoli, de columna imperatoris Anto-
nini Pii, Rom 1705, m. Abb.; Babtoli, columna oochlis M. Anrelio Antonino dicata . . . . c.
not. Bellorü, Rom 1704 f. m. 80 T. ; G. db Fabbis, il piedistallo della colonna Antonina,
Rom 1846, f. m. 4T.; Theodosiussäule : C. F. Mbnbtbei, colunma Thoodosiana, o. 0. u. J.
f. m. 18 T.; Stbztgohski, Jahrb. 8, 230 ff. m. Abb. — Triumphbogen: Bbllobius et de Rü-
bbis, veteres arcns Angustorom triumphis insignes, Rom 1690. 1824 f. m. 24 T.; L. Rossini,
gli archi di trionfo, degli ant. Rom., Rom 1836, f., vgl. GbIf, Triumphbogen, in Baumeisters
DenkmJÜem III S. 1865 ff. (mit Verzeichnis sämÜicher Bögen , die Bögen Oberhaupt einge-
schlossen); zur Ästhetik H. Wölfflin, Repert. f. Ennstw. 16, 11 ff.; Monographien: Trajans-
bogen in Benevent: Pbtbbsek, Rom. Mitt. 7, 239 ff.; P. Makcini, ill. dell' arco di Augusto
in Fano, Pesaro 1826, m. 6 T.; M. Sbvbboli, diss. del gik ant. arco detto di Portogallo
e de' bassir. situati in esso; Arco d'Augusto in Rimini, 7 Eupfert. gez. v. J. Morolli, gest.
y. L. Carlini, o. 0. u. J. f.; A. Massazza, Tarco ant. di Susa, Turin 1750 f., m. 1 T. ; G.
PoHSBRA, cenno s. Taroo trionfale di Gesare Ott Augusto in Susa, 1841 ; Lbtbonkb, s. Farc
de triomphe de Theveste (Paris 1847); sog. Marktthor in Athen: Ant. of Ath. I E. 1 T.
3—6; Exp. de Mor^e III T. 94; Pierres branlantes: S. Rbinaoh III 21, 44 ff.; Stein-
setzungen: Ebbst fijiAUSB, die Trojaburgen Nordeuropas, Glogau 1893; Verzeichnis d.
Steinsetzungen im Ereis Bleckede, EorrespondenzbL d. Gesamtvereins 89, 74 ff.
Staatliche Bekanntmachungen und Urkunden, welche nicht an die
Mauer selbst geschrieben oder in Erz an die Wand gehängt werden,
kommen ebenfalls auf eine einfache Stele, i) Bei Staatsverträgen haben
die Athener und Böotier vornehmlich im 4. Jahrhundert v. Chr. eine
hübsche Vignette (z. B. zwei Stadtgottheiten, die sich die Hand reichen)
vorgesetzt.*) Wir verbinden damit die Inschriftensteine überhaupt,
deren Grundformen Quader, Platte und Säule sind. Die beiden letzteren
waren häufig in eine Basis eingefügt. Zur Einrahmung einer Platte dienen
oft Pfeiler und Halbsäulen. Das Giebelfeld kommt an Grabsteinen inmier-
hin am häufigsten vor. Von den Grenzsteinen pflegen die Epigraphiker
zu sprechen.
Litteratur: Die Inschriften sind, abgesehen von den Grabsteinen (8.344 f.), bisher
nur nebenbei nach ihrer Form besprochen worden. Die Beschreibungen der Form wären
ansf&hrlicher zu wünschen. VerhAltnismässig am meisten Abbildungen hat das Corpus in-
scriptionum Semiticarum.
297. Der Grösse nach führen uns diese Inschriftensteine zu den
kleinsten Produkten der Baukunst, an denen ein Steinmetz arbeitet, damit
sie meistens ein Teil eines grossen Bauwerkes werden. Wir nennen zu-
erst die Steinsessel in Theatern, an Gräbern und Cultusorten;') einen
solchen hatte schon Nestor vor seinem Hause gehabt.^) Marmorstühle sind
noch in ziemlicher Anzahl erhalten und darunter wahre Prachtexemplare,
die allerdings von Handwerkern nach einem Modell hergestellt worden
sind.^) Manche Stühle mit gefranzter Decke scheinen als pulvinaria zum
römischen Gottesdienste bestimmt.^) Die sogenannten Wagenstühle dürften
*) Die bekannten xv^ßeig waren nach
dem Apolloniosscholiasten (4, 280) oben ab-
gerundet; vgl. dazu S. 844 f.
*) ScHÖm, griech. Reliefs S. 15 f.; Fbde-
DBBicHs-WoLTBBS S. 380; Vgl. Bch. 12, 322 f.
') Ein doppelter aus Ikaria abgeb. Am.
J. 5, 176.
*) Od. y 406; vgl. auch Apocal. 20, 11 ;
Nonnos Dion. 5, 134. Kosmas beschreibt
einen Marmorsessel in Adulis.
^) Vgl. Bknndorf u. Schöne, lateran.
Museum S. 58 (z. B. dar. II 260, 631) u. den
ersteren, A. 39, 808 A. 1.
•) Münchner Glyptothek 246 [Mon.Matth.
II 73, 1]. 262 [das. 2]. 277.
392 Klauisohe Kanstarohäologie. I. Denkmälerkimde.
ebenfalls zu den monumentalen Stühlen gehören. ^) Steinerne Tische kamen
gleichfalls im Kultus vor und erhalten sich bis in die christliche Zeit hin-
ein;^) sie waren aber sogar unter dem bürgerlichen Hausrat.^) Marmorne
Tischfüsse {rgaTts^otpogoi), denen man nicht selten die Form von Tierbeinen
gibt,*) sind noch weniger selten.^) Die monumentalen Leuchter erhalten
einen Untersatz (Eandelaberbasis), der rund oder dreieckig ist und mit
Reliefs (z. B. Eros die Psyche versengend) geziert sein kann.®) Auch
ganze Kandelaber sind aus Marmor gehauen worden; die Gallerie der
Kandelaber in den vatikanischen Museen trägt davon ihren Namen. ') Mar-
morne Dreifüsse waren auch prächtige Zierstücke von Gebäuden der Kaiser-
zeit. Die marmornen Prachtgefässe (z. B. Wasserbecken) belaufen sich
auf eine sehr hohe Zahl. Solche gehörten nicht bloss zu Bädern, Gym-
nasien und Palästen, sondern standen auch am Eingange von Tempeln
{7V€QtQQavTrJQia).^) Da die Christen ebenfalls ihre Hände mit Wasser reinigten,
bevor sie zu beten begannen, standen schon in den alten Kirchen Weih-
wasserbecken.») Basaltene Taufgefässe *") leitet die Überlieferung von
Konstantin her. Im Götterkult gab es noch manche andere Art monu-
mentaler Gefässe, vor allem Amphoren und Mischkrüge, wie sie bereits
die Odyssee an der Nymphengrotte schildert.'*) Für den Gottesdienst sind
zuweilen riesige Exemplare hergestellt worden, z. B. in Amathus**) und
Golgoi auf Cypem. Die Grabvasen und Sarkophage fanden bereits Er-
wähnung. In Anbetracht des verhältnissmässig geringen Gewichtes ver-
steht es sich, dass nicht alle diese kleinen Steinmetzarbeiten am Fundort
auch gearbeitet, sondern häufig eingeführt worden sind.
Litteratur: G. B. Piravesi, vasi candelabri cippi sarcofagi tripodi luceme ed or-
namenti ant., Rom 1778, 2 Bde.; H. Moses, collection of ant. vases aliara paterae tripods
candelabra sarcophagi from varioas musenms, London 1814, 150 T.; C. Amtonini, manuale
di varj omamenti (S. 226); Marmor Estonianum s. diss. de sella marmorea votiva in agro
Northamptonienai conservata, London 1844.
In den Dienst der Architektur trat die Gartenkunst, welche ihr
jederzeit gute Hilfe geleistet hat. In dem heisseh, baumarmen Ägypten
erlebte sie ihre erste Blüte; Abbildungen geben noch einen Begriff davon,
») Aus S. Marco: Güattani, mon. ined. 0 Z. B. Bouillon III T. 72-4; Museo
1788 Marzo T. 1; mit Reliefs A. 1839 t. NO;
Brit. Mus. 10, 48; Lateran Nr. 515 (Benndorf
u. SoHöNB T. 21, 2); FribdlXhdbr bei Mar-
Pioclem. IV 1. 5. VII 37 ff.; Moses, collection
T. 83 ff.
^) Erhalten z. B. in Tiryns (Schliemavn
quardt, Staatsverw. IV 501. i S. 194); aus Paestum MB. 12, 54 (mit Me-
*) Isistempel von Pompeji Marmorner dusenkopf in der Mitte), ähnlich Mus^e
Tisch mit Reliefs am Rande, in der christl. ^Jf^'^oo''-^^.^^' i^'^^^'^u^^^oQo m J^*
Abt. des ath. Musenms. I ^' ^1 10, 39; Wiener Vorlegebl. 1888 T. 1. 1.
•)Hor.8at.l,6,116;MB.4,56. l^#?^u ^i^^ ^''''V^;-^^^ • m i
^^ ^ Kirche der hl Restituta m Neapel;
) ^- ^*^' S. Giovanni in Laterano u. St. Grooe in Ge-
^) Z. B. Lrpsitjs, Denkm. II 19. 20; | rusalemme.
mehrmals griechisch numeriert: Nisskn, ! n) z. B. M. 3, 19; MB. 6, 12; Bouillon
pompej. Studien S. 21 f. Hf 77. 78. 80; AZ. 1862 T. 166, 1; Visconti,
«) Gbbhard, ant. Bildw. 77, 3 u. 113, 2; Museo Pioclem. VII T. 35 u. ö.
viele dreiseitige aus griechischem Marmor J«) Musöe Nap. III T. 31 ; eine sehr
verzeichnet bei Bknndorf u. Sch5ne. lateran. grosse befindet sich auch im Museo Piocle-
Museum S. 326, z. B. M. 4, 42; A. 1850 T. | mentino. — Pithos: Phlegon 11.
B— D u. s. w.
Kap. IZ. Die Werke der Bankniuit. (§ 297.) 393
dass Regelmässigkeit für Schönheit galt.^) Ein Ausläufer dieser altägyp-
tischen Manier ist der Alkinoosgarten der Odyssee. Bei den Griechen be-
wegte sich der Gartenbau in sehr kleinen Dimensionen ; en miniature brachte
er die Adonisgärten hervor.*) Auf die kleinen Haus- und Tempelgärten
haben wir schon hingewiesen. Erst die Latifundienwirtschaft des 1. vor-
christlichen Jahrhunderts gab der Gartenkunst weite Flächen zu freier
Entfaltung. Die Gärten des Lucullus, Sallustius und Maecenas waren
hochberühmt. Anschauung phantastischer, mit Lattenwerk erfüllter Gärten
gewähren einige kampanische Bilder.^)
Litteratur: Simokis, Gartenkonst der Römer, Blankenburg 1865; Jak. Falke, der
Garten, seine Kultur- u. Konstgescliichte, Stottg. 1885; Helbig, Untersuch, über die kamp.
V^andmalerei 8. 281 ff.
Mit der Architektur hat das Schiffs bauen eine gewisse Verwandt-
schaft. Die Streitfragen über die Einrichtung der antiken Schiffe berühren
uns hier nicht, sondern allein was die Kunst angeht. Wir wissen von
Schiffsmalern und gewiss hat es schon damals in den Seestaaten Marine
bildhauer (wie der Vater Thorwaldsens einer war) gegeben. An der Form
des Schiffes sind Bugspriet und Steuer am ehesten verschönerungsfähig.
Sie werden einem Hom (z. B. einem Antilopenhom) angeglichen*) oder
laufen in einen Tierkopf aus.^) Man stellt Götterbilder zum Schutze dort
auf, wird jedoch durch die das Schiff überspülenden Wellen belehrt, dass
es besser sei, sie zu einem Teile des Schiffes selbst zu machen.^) Das
wichtige Steuerruder kann Reliefschmuck empfangen.') Für Farbe und
Glanz wird ebenfalls gesorgt: Am einfachsten ist es, die Segel zu färben.^)
Der Schiffsleib selbst erhält Farbe (namentlich Rot), sobald die Erfindung
einer haltbaren Farbe gemacht ist; die notwendigste Verzierung schien ein
gegen Dämonen schützendes grosses Auge.^) Römischer Luxus setzt in
die Schiffe sogar Edelsteine ein.^^) Am höchsten war der Schiffsbau in
Phönicien, Syrien und Cypem entwickelt. ^ ^) Könige von Ägypten und
Syrakus bauten in der Diadochenzeit schwimmende Paläste; doch diese
sind so gut Kennzeichen jener Periode als die herrlichen Speisezelte, die
Riesenscheiterhaufen, ^^) die Festzüge und Augenblicksdekorationen, wozu
sich malerischer Sinn und fachmännische Kenntnis verbanden; der ägyp-
tische Kultus hatte allerdings für letztere bereits Muster geschaffen.
Litteratur: s. Ao. Raubb, griech. Eriegsaltert. § 4. 11. 44; über Aokerformen Guhl-
Eegilmann S. 422; Zelte: de Rokchaup, Ra. n. s. 23, 890 ff.
*) WiLKiKBOv, manners 1 377 = Pebbot, | ^) Bronze aus Aktion: AZ. 30, 49 ff.
bist. 1, 258; Ebman, Ägypten 1, 274 m. Abb.;
vgl. WöBMAivN, Landschaft S. 31 f.
«) MB. 8, 18.
») Z. B. MB. 12 t. AB.
*) Seit den Ägyptern häufig, besonders
T. 62.
') Abgebildet in den pergamenischen
Balustradenreliefs: Pergamon II 44 S. 117.
*) Bunte Segel als Luxus: Suet Gal. 37.
») Z. B. Stackblbbrg , Gräber T. 74 ;
unter dem Einflüsse des Orients (Jahrb. 7, , Hblbig, Wandgem. 1231. 1582; Poll. 1,86;
46), aber noch an der ficoronischen Ciste.
') Vogelkopf, auf schwarzfigurigen Va
sen: Gerhard, AV. 4, 254- -5. 285-6, mit
Eustath. 11. 1039, 41; GöHerbild: Stat. Theb.
7, 271.
^0) Sueton. Cal. 37.
Hals: Jahrb. 4, 101; Schlangen köpf, in den ") Vgl Diod. 2, 46; Plin. 7. 56. 16, 76.
Papyri des neuen Reiches — Ziegenbock
Herod. 3, 59; Löwe: RosBLUiri, monum. 1,
130; phantastische Formen : Ga. 1881 T. 28.
>*) Auf Gonsekrationsmfinzen römischer
Kaiser oft abgebildet.
394
KlMsisehe Eanstarohäologie. I. Denkmälerknnde.
Kap. X. Die eigentlichen Künste.
298. Die Kunst im engeren Sinne hat mit den Aufgaben des thätigen
Lebens nichts zu thun; statt gleich dem Kunstgewerbe etwas nützliches
schön zu gestalten, schafft sie frei und findet ihre Aufgabe in dem bild-
lichen Ausdruck von Vorstellungen, welche unmittelbar durch die Natur
erweckt (real) oder in Erinnerungen an Naturgebilde zusammengestellt
(ideal) sind. Je nachdem bei der Nachbildung die plastische Form oder
die Farbe betont wird, erscheint die Kunst als Plastik oder Malerei spe-
zialisiert. Indes sind diese erst vor etwa hundert Jahren durch den
Classicismus volle Gegensätze geworden. Vorher, zumal im Altertum, und
damals wieder um so mehr, je älter die Entwicklungsstufe ist, besteht
keine scharfe Grenze zwischen Malerei und Plastik; im Gegenteil hat die
reine Malerei damit begonnen, die bemalte Skulptur, wenn man dieselbe
aus irgendwelchen Gründen nicht anwenden wollte, zu ersetzen. Zunächst
wollen wir also ohne Rücksicht auf die übliche Einteilung eine allgemeine
Einleitung über die Mittel und die Technik der Künste vorausschicken,
wobei wir jene in der bereits früher befolgten Ordnung durchgehen.
Über die Holzschnitzerei sprechen die Alten wenig;') man nimmt
nicht selten mehrere Stücke dazu, weil ein grosses Holzstück leichter als
ein geschnittenes reisst, z. B. wird die Rückenpartie selbständig gearbeitet.
Dazu passt die Anekdote, Theodoros und Telekles hätten getrennt von ein-
ander die Hälften einer Statue gearbeitet.^) Unter den Bäumen wählten
die Griechen die wohlriechende Cjrpresse, die Eibe und die Kedros {Junü
perua phoenicea L.), die Eiche und den Buchsbaum. Aus überseeischen
Ländern kam die Ceder, das Ebenholz, die afrikanische Lotös und das von
ebendort stammende Thyon (Tuja).') Da bis auf altägyptische Figuren
und Statuen die Holzbilder verschwunden sind, muss die schriftliche X^l^er-
lieferung hier eintreten. Die zahlreichen Stellen verteilen sich über alle Pe-
rioden der antiken Kunst, selbst wenn wir in Anschlag bringen, dass ^oavov
seit Euripides jedwede Figur, nicht bloss eine hölzerne bedeuten konnte.^)
Indes sind dies alles Götter- oder doch Votivbilder; der Cultus einte darin
alle Volksschichten, denn Bauern und Hirten schnitzten sich selbst ihre
Götterbilder.^) Als die Kaiserverehrung begann, wurden auch die Regenten
mit einbezogen.^) Andere Holzbilder blieben etwas ganz vereinzeltes,'')
nur in den Anfangen der griechischen Kunst behielten sie den Vorrang.
Die frühesten olympischen Sieger, welche ihre Bilder weihten (Ol. 59 und
61), liessen Holz dazu nehmen.^)
Litteratar: Quatrem^re de Quincy, le Jupiter Olympien p. 37 ff.
^) Ob an einer Vase strengen StUes
(Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1867 T. 5, 1 =
ScHBBiBEB, kultorhist. Atlas T. 73, 7) ein
Hermensclinitzer oder ein Bildhauer darge-
stellt sei, lässt sich nicht ersehen.
") Diodor. 1, 98.
3) Hauptstelle Paus. 8, 17, 2; Triton aus
Gypressenholz : Polemon bei Ath. 11,480 a;
von Cedeinholz waren z. B. die Eypseloslade
und ein Bild für Asklepios : Theocnt. Anthol.
6, 337, 4; Hermes aus Thyon a. 0.
*) Jhst. 11, 133. Koloss in Cnmae: Goe-
lius Antip. fr. 54 Petes.
<^) Z. B. Leonid. Tarent. Anthol. 9, 326,
2; Ps. Vergil. p. 158 II 1 Bährens; TibulL
2, 5, 28; Hesycii. M^Xa .... Ugd dyaXfiata.
Abbildungen von Pnaposiiguren : MB. 8, 18.
10, 16.
«) Julian, frg. epist. p. 378, 20 H.
') Lykurgus und seine S5hne: Ps. Plut.
vit. X or. p. 843 e.
*•) Paus. 6, 18, 7.
Kap. X. Die eigentliohen Kfiiiste. (§ 298 )
395
Die Terrakottaplastik begegnete technischen Schwierigkeiten nur
hinsichtlich des Brennens. Damit die Figuren nicht zersprangen, mussten
sie hohl sein und ausserdem eine ansehnliche Luftöffnung (, Brennloch *")
haben. Der Kunsttöpfer {xoQonXd&og) arbeitete sie daher stückweise, i)
Für die äussere Erscheinung gelten die gleichen Grundsätze wie für die
Vasen. Die Thonfiguren erscheinen wohl nie mit der lehmigen Farbe des
gewöhnlichen Thons. Wohl aber ist in den nördlichen Provinzen der
weisse Thon beliebt.^) Den sogenannten aretinischen Gefässen (S. 180)
entsprechen glänzendrote Figuren.') Schwärzlicher Thon ^) erinnert an die
Buccherogefässe (S. 178). Brauner mit polierter Oberfläche imitiert Kupfer.^)
Manchmal haben die Figuren einen einfarbigen Überzug, der edlere
Stoffe sozusagen markiert, nämlich weiss, gelb oder glänzend schwarz.^)
An die bemalten Vasen knüpfen die bemalten Figuren an, denen freilich
erst nach dem Brennen Farben aufgepinselt wurden. Letztere haben sich
deswegen schlecht gehalten. Sorgfältige Arbeiter stellen einen Malgrund
her, welcher jetzt bläulichweiss aussieht. Anfangs freilich hat die Farbe
fast nur eine dienende Rolle, wie an den Vasen mykenischen und geome-
trischen Stiles, indem sie bloss die Einförmigkeit unterbricht, aber keines-
wegs die plastischen Formen hervorhebt. Übrigens dauert die ordinäre
ungeschulte Thonbildnerei mit grellen Farben, wie bei den Bäckern, stets
fort;^) denn die Masse der Bevölkerung brauchte Tausende solcher Pro-
dukte als Votivgaben, die oft schlechthin mittelst eines Henkels oder einer
blossen Rückenöffnung an einen Nagel der Tempelwände gehängt wurden.^)
Viele, vornehmlich die kleinasiatischen hatten jedoch einen profilierten
Untersatz.^) Die Künstler befassten sich gerne mit dem Thon, weil er
die Absichten des Bildners am unmittelbarsten wiedergibt. Darum ent-
standen auch wahre Kunstwerke aus Thon ; man bediente sich zur feineren
Detaillierung der Fingernägel *o) und des Modelliersteckens {xdvvaßog).
Solche künstlerische Studien sind auch zum Verkauf gebrannt worden;
besonders häufig finden sie sich aus dem 4. und 3. Jahrhundert, als Zier-
lichkeit und Anmut in der Mode waren, wozu der gebrechliche Stoff an
sich passte; vergleichen wir nur das Porzellan der Rokkokozeit! Allein
auf die Dauer zahlte sich in der Töpferei das immer neue Modellieren nicht
aus. Die Kunstfertigen machten lieber Formen (franz. moules, zumeist von
Thon),^') aus denen eine beliebige Anzahl von Abdrücken genommen
werden konnte; sie passten am besten für einseitige Arbeiten, z. B. die
') Desbalb mögen Figuren aus Myrina
Y ersetzmarken (S. 294) haben.
') Z. B. Figuren aus Salzburg.
') Z. B. aus Tenedos in München.
*) Z. B. im archftologischen Museum zu
Athen Nr. 368. 813; häufig in Ruvo und
Paestum (B. 1, 184), dann in Etrurien.
^) Kopf aus Rhodos in Smjrma: Phot.
des arch. Inst. Smyma 1*; Pflügergruppe in
Würzburg.
•) Weiss: Köpfchen AA. 1891 S. 115.
120. Gelb: Poll. 7, 163 Jwy Sk jto^onXa^toy
idiow x6 Xtt )[oXoßafptya ßänreiy xd X9^'
(fouStj; schwarz: Zeuskopf von Olympia
Fbiedbbicbs- Wolters 312; Totenmaske aus
Garthago.
^) Lukian spottet über die blauen und
roten Farben (Lexiph. 22). Unförmliches
T^er mit arabischer Inschrift: Ra. III, 17,
298 flf. m. T. 9. Vgl. auch Fab. Aesop. 190.
8) Beb. 10, 86 m. Abb. 6, 563.
») Arch.-ep. Mitt 7, 196.
**) Sprichwörtlich : 'Ewc o nt^Xog iy ovvl^i
yiytjxai.
^^) Hbfnbb nimmt auch Formen von
Gyps, Holz und Metall an.
396
Klassische Knnsiarchäologie. I. DenkmAlerkimde.
sogenannten Masken.^) TJnteritalien hat diese Formen in grosser Menge
geliefert. Natürlich fordert der kaufmännische Geist, diese Formen so
lange als möglich auszunützen ; sie folgen daher den Änderungen des Stiles
nicht sogleich,^) indes darf man den zeitlichen Abstand doch nicht allzu
gross annehmen; denn wenn die alte Form noch brauchbar bliebe, würde
doch der Absatz der veralteten Produkte sich mindern. Für die grosse
Kunst eignet sich der Thon weniger; denn die Zerbrechlichkeit und die
Schwierigkeit des Brennens stehen bei ansehnlichen Werken in zu argem
Missverhältnisse. Doch sind an den grossen Töpferorten thatsächlich thö-
nerne Statuen hergestellt worden. 8) Am meisten begünstigten sie die
Italer vor der alexandrinischen Zeit. Von Schmelz zeigen sich abgesehen
von den korallenroten Figuren (S. 395) schwache Spuren, z. B. an den
Fleischteilen tanagräischer Figuren. Eigentliche Emailfiguren hat Ägypten
produziert (S. 223).
Litteratur: Sammelwerke: Kbküle s. S. 5; vgl. Edm. Tudot, coU. de figurines en
argile, Paris 1859; Heuzet, nonvelles recherches sur les terres cuites grecques, Monuments
grecs 1876; E. Pottibr, les stataettes de terre coite dans Fantiquit^, Paris 1891, m. Abb.
(bester Überblick); E. P. Biabdot, les terres-cuites grecqaes fun^bres, Paris 1872, m. Atlas
V. 54 T. (vieles verdächtig ; reiches Litteratorverzeichnis).
Grosse Sammlungen besitzen Athen (Katalog von Martha S. 39), Paris (S. 51), Berlin
(S. 56) und London (S. 65), auch Leiden (S. 52), München (S. 58). Boston (S. 69) u. A. Die
Privatsammlungen sind sehr bedeutend (allerdings oft mit Fälschungen überhäuft),
namentlich in Frankreich : BeUon (S. 53), Gröau (S. 53), Janze (S. 53 f.), Läcuyer (S. 54),
dann Saburoff (S. 64) und Fol (S. 61). Die Hauptfundstätten sind in Asien Babylonien,
Ephesos, Kalymna (AZ. 6, 277 ff.), Enidos (S. 95; Newton, T. 59. 60; vgl. Ps. Lucian. amores
11), £yme (z. B. Ga, 5, 189 ff.), Magnesia am Mäander, sowie Milet und Mylasa (Ga. 5,
194), Myrina (S. 93; über die jetzigen Besitzer S. Rein ach, chron. p. 323f.), Pergamon
(Arch.-ep. Mitt. 1, 18 ff.), Smyma (S. Rbikagh, Mölanges Graux p. 143 ff. m. T.), Tarsos (S. 90;
J&^ÖHNER, les mus^es de France I. 30 - 34), Tenedos (in München); über die technischen
Unterschiede s. Catal. 0. Rayet p. 30. Im eigentlichen Griechenland liefern Attika, Me-
garis, Korinth und Bootien die meisten Figuren, doch pflegt man meist nur Tanagra (S. 104)
zu nennen: R. Eekul^, griech. Thonfiguren aus Tanagra, Stuttg. 1878, f. m. 17 T.; 0. Ratet,
G. d. b.-a. 1875 avril, juin, aoüt; illustr. Katalog von Lechners Reproduktionen, Wien ; über
Tegea S. 111; Elateia S. 104; aus Kerkyra in der Sammlung Karapanos (S. 114); im Westen
auf Sicilien (S. 115), z. B. in Centuripae (S. 116; A. 7, 43. 46; AZ. 6, 297 ff.) und Kamarina
(Gatlus vi T. 37), ebenso in Unteritalien, wie zu Tarent (S. 119; Lenobkakt, Ga. 7, 155 ff.
m. Abb.; jetzt in Tarent, Paris, London, einiges in München, und Zürich), Metapontum (S.
118) und Poseidonia (S. 118; Gerhard, Prodromus S. 388 ff.; einiges in Würzburg).
Bei Wachsfiguren kam das Brennen in Wegfall, doch waren sie
zu wenig haltbar. Ausser Modellen und einzelnen Absonderlichkeiten,^)
brauchte man nur Wachspuppen, die seit der ägyptischen Zeit in der
Zauberkunst eine Rolle spielten,^) und im alten Italien Wachsmasken von
Toten, die bekanntlich von den römischen Adeligen im Hause aufbewahrt,
zu Cumae aber in das Grab mitgegeben wurden, und so sind einige er-
halten.^)
*) Formen für aTioTQonaia Ga. 8, 7 ff.
T. 3 u. S. 69 ra. Abb.; vgl. auch Roijbbt et
Ctb. Rayhoio) de LA GuisRE, coli, de moules
ant. de c^ramique, Möm. de la soc. des ant.
du Centre, Bd. 16 (Bonrges 1888).
*) Brüww, Sitzungsber. d. bayer. Akad.
1883 S. 305 ff.; Wolters, äZ. 1882 Sp. 292.
') Tempelbilder in Triteia Paus. 7, 22, 9.
*) Krj^ivri IltjyeXoni] von Thrason: Strab.
14, 1, 23.
^) In ägyptischen Gräbern kommen Fi-
guren vor, deren Terrakottakem mit braunem
Wachs überzogen ist: Chronique des arts
1893 p. 98; Eros von Wachs: Anacreont 10;
Götterbilder in Märtjrrerakten : Le Blakt,
M^l. d'arch. 5, 96 ff.; Äpfel zum Opfer: Petron.
carm. 42, 2.
«) MB. 15, 54 (über die Erhaltung p. 16 f.)
= Schreiber, Atlas T. 100, 2; Güidobaldi,
le immagini ceree, Neapel 1853. Aus Gyps-
Kap. X. Die eigentlichen Kflnete (§ 298.)
397
Aus Bein und Hörn sind die ältesten Skulpturen geschnitzt, die wir
überhaupt noch besitzen; denn sie reichen in die Mammut- und Renntier-
zeit zurück. Später sanken solche Arbeiten zu Kuriositäten herab. Nui*
das Elfenbein behauptete immer einen Platz wenigstens unter den kost-
baren Arbeiten. 1) Denn die Sprödigkeit und der Wert des Stoffes bedingen
die Fortpflanzung eines ganz bestimmten Elfenbeinstiles. Lieber ein ver-
drehter Arm als ein Stückchen des kostbaren Stoffes verloren! Man wird
gut thun, sich von der Elfenbeinplastik des Altertums keinen zu hohen
Begriff zu machen,*) auch wenn sie, wie bei der chryselephantinen Tech-
nik, mit getriebenen Goldplatten verbunden wird. Daher hat diese Manier
nur kurze Zeit im 5. und 4. Jahrhundert geblüht und nur der Ruf der
beiden Kolosse des Pheidias hat später noch hin und wieder eine Nach-
ahmung hervorgerufen.
Litteratur: Über chryselephantine Kunst Quatbbmebb de Qüinoy, le Jupiter Olym-
pien, Paris 1814 p. 133 ff.
Der stein wurde zuerst so zur Kunst benützt, wie er sich zur bau-
lichen Bearbeitung gab. Brach er in Platten, so wurde mit einem scharfen
Werkzeug die Zeichnung eingeritzt — auch diese Kunst geht in die Renn-
tierzeit zurück — , die unregelmässig brechenden Sorten dagegen wurden
zunächst in Flächen zugehauen, wie es der Steinmetz für Bauzwecke zu thun
pflegte. In den primitiven Anfängen jedes Landes, von den alten Ägyp-
tern bis zu den oberfränkischen Slawen, zeigen sich deutliche Spuren dieser
Flächenbehandlung, welche mit Unrecht auf die Holzschnitzerei zurück-
geführt werden. Die Steinplastik ist ja überhaupt ganz aus der Steinmetz-
arbeit hervorgegangen. Daher bedeuten die Steinbrüche für sie mehr als
Fundorte rohen Materials. Ähnlich wie beim Bau, werden die Statuen
häufig schon im Bruche skizziert {obbozzieH); manche dieser Vorarbeiten
blieben in den Brüchen liegen ; ^) der Koloss von Naxos ist nicht einmal von
dem gewachsenen Felsen losgelöst. Die unscheinbaren Anfänge abbozzierter
Statuen und Reliefs finden sich in den alten Werkstätten noch zahlreich
vor und geben von der allmählichen Entstehung einer Skulptur einige
Vorstellung.*) Einen noch besseren Einblick gestatten die Werkstätten,
welche in Rom auf dem Esquilin und am Tiber bei der Marmorata lagen. »)
Die Bildhauer gebrauchen verschiedene eiserne Werkzeuge, nämlich eine
Säge zur ersten Roharbeit, verschiedene Meissel, Raspel (Zahneisen, Rille),
formen gegossen nach Plin. n. h. 80, 153. Die
Form der Ahnenbilder (mit Unterböhlnng
der Brust und einem Täfelchen) wurde in
Stein imitiert (Benkborf u. Schöne, Lateran
S. 208).
0 Der edelste Stoff für Götterbilder:
Plin. 8, 31, vgl. 12, 5; z. B. Hercules in Tibur
Prop. 4, 7, 82; Sen. ep. 76, 10; s. auch Plin.
12, 5; Paus. 8, 46, 5; Porträts seit Caesar:
Cass. Dio 43, 45; Tac. A. 2, 83; Suet. Tit. 2.
Die erhaltenen Elfenbeinstatuetten (z. B.
Classical Review 1877 p. 118) stammen mei-
stens aus Ägypten.
^) Vgl. die tadelnde Bemerkung des
Eallixenos Athen. 5, 205 c.
') Auf Naxos: Koloss, Ross, Inselr. 1, 39;
KoQdekXag, ^ 'EXXäg S. 164; Jhst. 1890 S. 130
m. Abb.; auf Paros: Arch.-ep. Mitt. 11, 167
A. 5.
*) Gardneb, Jhst. 1890 S. 129 ff. m. Abb.;
6uhl-£noblhann, Leben S. 436 nach Phot.;
vgl. Stbel, Katalog S. Y; Benndobf und
ScHÖKB zu Nr. 488 des Lateran ; Berl. Skulp-
turen Nr. 1028. Ägyptische Figurenskizzen
sind ebenfalls bekannt (z. B. Priester von
Granit, Dresdner Abguss 4).
^) Visconti, Atti dell' accad. pontif. II
(1823) T. 1 S. 643 ff.
398
fnnstarehäalogie. 1 DenkmAlerkimde.
Bohrer und vielleicht noch manches andere.*) Die Geschichte der plasti-
schen Technik wird nicht so bald geschrieben werden. Die Perioden
scheinen sich besonders im Gebrauche des Bohrers und der Raspel zu
unterscheiden. Den ersteren fand ein Sachverständiger unter den nicht
anonymen Werken zuerst an einer Statue des Kallimachos angewendet;*)
wir bemerken seine Spuren dagegen zuerst an den Giebelfiguren von Aigina
und 01)anpia. Der laufende Bohrer wurde in der zweiten Hälfte des
fünften Jahrhunderts eingeführt und kennzeichnet gewisse Schulen.*) Im
Laufe der Kaiserzeit drängt sich der Bohrer ungebührlich vor. Haare,
Laub u. dgl. wurden um so ausgedehnter mit seiner Hilfe hergestellt, je
mehr die Technik sinkt. Die Raspel kommt schon sehr früh vor,*) ist
aber wohl nie allgemein verbreitet gewesen. Ln Gegenteil wird sie von
einzelnen verschmäht, andere benützen sie zur Trennung des Ungleich-
artigen und zwar wahrscheinlich dort, wo ein Farbton aufgetragen werden
sollte, z. B. am Haar (Apollo von Tenea) und am Gewände (praxitelischer
Hermes).*)'
Wie die alten Bildhauer ihre bewunderten Arbeiten schufen, können
wir wohl nie ganz ohne Anachronismen darlegen. Die Modelle sind, weil
sie aus Thon oder Wachs bestanden, verloren gegangen ; ^) ob sie manch-
mal dem Original an Grösse gleichkamen, steht nicht fest.') Mancher hat
wie Michelangelo und Puget freihändig dem Stein zugesetzt, bis er ihn
bezwungen; so scheinen die pergamenischen Reliefs gearbeitet. Zeitweise
mögen die Plastiker im Sinne Michelangelos und Thorwaldsens die Statue
zuvörderst als Hochrelief aus dem Blocke herausgehauen zu haben; die
saitische Periode der ägyptischen Kunst wenigstens hat solche Studien
{ibauches) in Stein hinterlassen,*) wie auch kleine Thonreliefs aus Baby-
lonien und Assyrien kommen.^) Manche ägyptische Köpfe scheinen zu
Akademiestudien gedient zu haben, z. B. einer mit flachem Hinterkopfe,
den ein Quadratnetz bedeckt.^*) Eine mechanische Kopie, bezw. Ver-
grösserung oder Verkleinerung der Vorlage geschah vielleicht schon im
Altertum durch ein Quadratnetz, wobei die Messpunkte durch eingedrückte
') AbbD düngen bei Clabao, mus^e de
Bcnlpture I T. 1 und Gardener a. 0. S. 137
(dreierlei Meissel); im allgemeinen Philipp
vonThessalonike Anthol.7, 554, 3; den Namen
oQv^ gibt Hesychios. Funde von Originalen
auf dem Aventin.
«) Paus. 1, 26, 7.
') Angewendet ist er am Fries und den
Giebeln des Parthenon, sowie den Balustra-
denreliefs des Niketempels, dagegen an den
Metopen des ersteren und dem Fries des
letzteren, wie auch des Theseions ver-
schmftht.
*) Z. B. an Figuren von Delos und dem
Apollo von Tenea.
^) Vgl. Sybbl, Katalog Nr. 4499. Über
die Raspel s. auch Gölbb v. Ravensbubo,
Venus V. Milo S. 147 ff.; Rice. Schveidbb,
Verh. d. Görlitzer Phil. Vers. S. 350. 351.
«) Wachs: CIA. I 324c II Z. 6; tvnoi
Arch.-ep. Mitt. 14, 126 ff.; thöneme n^onlaa-
uata verkauft Arkesilaos an unselbständige
Künstler (Plin. 35, 155; vgl. Kbkul^, die
Gruppe des Künstlers Menelaos S. 19 f.);
Modell des trojanischen Pferdes abgeb. A.
1880 T. K (Berliner Vase 2415).
0 Kbkul^ (a. 0. S. 18 f.) vermutet es
von Pasiteles. Zu vergleichen sind die Ab-
bildungen von Modellen des trojanischen
Pferdes, z. B. A. 1880 T. K.
^) Zahlreiche wurden in Tanis, Memphis,
Krokodeilopolis und Theben gefunden: Ma-
bibttb, notice Nr. 623-88; Abgüsse in Leip-
zig 47—51; andere Sammlung im brittischen
Museum: Soldi. les arts meconnus p. 461 ff.;
Abb. bei Pbbbot bist. I 515—7. 623. 637 u.
MiTOHBLL, bist. S. 60.
») Pbrrot n p. 328 u. F. 83. 84. 259 ;
Kaulbn Fig. 80.
»«) Lbpsius III 304.
Kap. X. Die eigenilioheii Künste. ($ 298.)
399
kupferne Nägel bezeichnet wurden.') Jedenfalls braucht der Bildhauer
gewisse Richtpunkte, wo er so lange als möglich puntelli (Buckeln, Bossen,
Drücker) stehen liess. Manchmal sind dieselben sowohl an Bauwerken
(z. B. den Propyläen und den unteren Tempelstufen von Assos) als auch
an Statuen*) schliesslich nicht weggemeisselt worden. Ebenso liess man
wegstehende Extremitäten während der Arbeit durch Zapfen (Stützen,
tenom) mit dem Rumpfe zusammenhängen ; ja die Künstler gewöhnten ihr
Publikum an solche Stützen. In der archaischen Kunst fehlen letztere noch
fast ganz.^) Der Hermes des Praxiteles leitet für uns diese unkünstlerische
Freiheit ein, welche allerdings oft durch die Form eines Baumes, Fels-
stückes oder auch Delphines beschönigt wurde.^) Volle Berechtigung
hatten die Stützen nur dann, wenn der Künstler ein Bronzeoriginal in
Marmor übertrug. Gegenüber dieser Nachlässigkeit ist die technische
Vollendung mancher Werke geradezu wunderbar; wie die tiefen Hohlfalten
mit schmalem Eingangssteg (z. B. im pergamenischen Fries) entstanden,
scheint den heutigen Sachverständigen noch ein Rätsel zu sein.^) Der
Künstler findet nicht immer einen gerade passenden Block, er kann sich
im Räume verrechnen, im Eifer „verhauf er sich^) und endlich kann keine
Vorsicht verhindern, dass nicht im Innern Fehler des Kornes oder dunkle
Adern vorkommen. Diese Gründe empfahlen schon von vornherein die Wahl
kleinerer Blöcke oder machten Verbesserungen notwendig. So griff das
Stücken*) weit um sich und beschränkte sich nicht bloss auf Gruppen^)
und Kolosse, welch' letztere fast nur in vulkanischen Steinen monolith
gearbeitet wurden.^) Nicht wenige Statuen bestehen aus zwei oder meh-
reren Blöcken. ^0) Ganz gewöhnlich kam das Anstücken von Extremitäten
(Fingern, Armen, Kopf und Geschlechtsteilen, Kleiderfalten u. dgl.) vor,
wobei viele für den Kopf eine andere Marmorart wählten, z. B. parischen
Stein, während das übrige von pentelischem war;^^) infolge jener Mass-
nahme konnte die untere Hälfte oder der Kopf glattweg verloren gehen. ^^)
Die Verbindung geschah durch verschiedene Mittel, welche auch verschie-
dene Schulen anzuzeigen scheinen. Manchmal haben die Steinteile selbst
Zapfen oder, wie die Hermen, viereckige Einsatzlöcher ; dagegen waren schon
^) Schon an den Beinen und Zehen der
mykenischen Löwen sind Nagelspuren (AZ.
1862 S. *329), ebenso an einem der Kolosse
vom Qttiriniü; Lateran 492; Albani 590;
Louvre 45; Berlin 9. 10; Würzbiirg 20; Jhsi.
1890 S. 135; ^. o>/. 1888 T. 1. Vgl. M.
Wagneb, A. 1886 p. 164.
') Bknudobf n. Schöne, Lateran S.351.
') Am Ostgiebel der Ägineten (72 n)
ist neben einer Ferse ein Zapfen zu be-
merken.
*) Z. B. MB. 9, 25. 10, 27. 7, 26.
') Blüjotbb, Technologie 3, 195 f.
*) Deshalb beten die Qoattuor coronati
über ihren Meissel.
') Stbsl, Katalog S. V.
') Anekdoten, die das (Gegenteil be-
haupten (Plin. 36, 36. 38), werden dur^ den
Befand der Laokoongrappe widerlegt.
'} Vielleicht der grösste Monolith ans
Marmor ist die 8, 92 m. hohe Melpomene
des Louvre.
'^) Aus zwei Stücken : Antinoos im ka-
pitolinischen Museum, Antoninus im Palazzo
Ruspoli u. A., s. GöLEB y. Ravensburg, Venus
von Milo S. 36 ; Stbel, Katalog S.V. Ausser
mehreren Parthenonskulpturen . die Venus
von Milo und die lanuvinische Juno im Museo
Pioclementino. Sehr charakteristisch Europa
in London: AZ. 20 S. *311.
i<) Glyptothek 103. 151; umgekehrt
Louvre Nr. 112. 116; parischer und anderer
Marmor Louvre 118; Glyptothek 86. 90.
^'} Dionysos Mus. Pioclem. II p. 85;
Hadrian im Palazzo Ruspoli ; drei Frauen im
kapitolinischen Museum.
400 Klasttiftche fniifltardhftologie. I. Denkmftlerktuide.
an den Löwen von Mykene die Köpfe mittelst Metallstiften eingesetzt.*)
Anderes wurde bloss angekittet') und fiel später ab, weshalb sich jetzt
die glatte Schnittfläche zeigt. Ganz gleich machte man es bei Ausbesse-
rung von Beschädigungen, so dass nun z. B. Gesicht oder Scheitel wie ab-
gesägt erscheinen. 3) Sprünge erforderten eine eiserne Klammer.-^) Dass
ein Kopf ausgehöhlt wurde, um ihn leichter zu machen, dürfte selten vor-
kommen.^) Den Abschluss der Steinai-beit macht das Polieren des Steines
mit Schmirgel und WachB, worin bereits die Ägypter grosse Fertigkeit
erreichten;^) dementsprechend sind schon die Quadern des Kuppelgrabes
von Orchomenos geschliffen. Die griechischrömischen Bildhauer verteilen
sich auf verschiedene Manieren. Die einen meiden ^das Polieren ganz
und suchen mit dem Meissel eine sammtartige Oberfläche zu erzielen,^)
was z. B. am Laokoon, der mediceischen und kapitolinischen Venus
und vielen anderen berühmten Statuen geschah. Hiezu bemerkt ein Schrift-
steller der augusteischen Zeit, dass die nackten Teile mit gebleichtem
(„punischem**) Wachs abgerieben wurden;') dies hatte den Vorzug, dass
es die Durchsichtigkeit des krystallinischen Gesteines minderte. Die andere
Gruppe glättet statt dessen die nackten Teile mit Schmirgel,^) und geht
bis zum Spiegelglanz (wie am lachenden Faun der Glyptothek).^) Die
Politur überhaupt ist im 2. Jahrhundert n. Chr. sehr häufig, weil die Zeit-
genossen die vulkanischen Gesteine, welche Politur erforderten, bevor-
zugten.
Die schon mehrfach erwähnten vulkanischenSteine, wie Porphyr
und Granit nehmen schon dadurch eine Sonderstellung ein, dass sie dem
Bearbeiter ausserordentliche Schwierigkeiten entgegen stellen. Bevor noch
an Skulptur gedacht werden kann, müssen Hammer und Pickeisen die Ober-
fläche mürbe machen ; erst nach einem Jahr vielleicht beginnt die feinere
Arbeit mit Schmirgel und Quarzstücken, i^) Auch innerhalb dieser Gruppe
veranschaulichen mehrere im ägyptischen Landesmuseum befindliche un-
vollendete Statuen das Vorschreiten der mühsamen Arbeit.
Litteratar: Über den roten Porphyr Osk. Schneidbb, natorwias. Beitr. z. Oeogr. u.
Kulturgesch., Dresden 1883 S. 75 ff.
Das Relief (ital. rilievo, früher „erhobene Arbeit" genannt) erfordert
^) Roh am Köpfchen von Meligü (Fbib-
DEBICHS-WOLTBBS 52).
*) Plin. 33, 30; Paosan. 8, 37, 3 (oder
zum Verstreichen der Fugen? Almanach ans
Rom 2, 52).
') Vgl. Flut. adul. et am. a. E.; Heüzby,
rech. s. les fig. des femmes voiläes p. 9 ; ders.,
quelques ohs. sur la sculpt. grecque en Gaule
p. 13; z. B. Kopf aus ApoUonia im Louvre;
Ath. Mitt. 13, 188 m. Ahb.; Frauenstatue im
pompejanischen Tempel der Fortuna Augusta.
Auch an der Büste der älteren Faustina im
Louvre ist der Scheitel angestückt. Der
Hinterkopf aus schlechterem Marmor: Rei-
KACH, chron. p. 427; vgl. auch Musöes d'
Ath. T. 5 mit Lepsiüs, Marmorstudien S. 68.
*) Berlin Nr. 773 a.
») Glyptothek 242.
^) Abgebildet bei Lbpsius III 41 = Ro-
SBLLiNi, mon. 47 und Pebbot bist I F. 505.
') Vitr. 7, 9, 3. 4 (yäyüxfis),
^) Z. B. Gruppe von Orestes und Elektra;
Sybbl, Katalog 4499 ; sog. Antinoos u. Büste
Hadrians: H. Mbtbb, Gesch. d. bild. K. 3,
310; Büste des Marc Aurel im Gatajo:
DüTSCHKB, Bildw. 5 Nr. 482.
^) Dazu stimmt Plinius* Beschreibung
der Hekate des Menestratos (36, 32).
*^) Beides bilden die Äg3rpter Öfter ab
(ersteres bei Pebbot I F. 52. 53. 506; Mit-
chell, bist. S. 19; Rosblliki, mon. civ. 45,
4. 9. 11. 48, 2. 49, 2, letzteres Pebbot F. 505
u. d.; Lepsius III 41 = Rosbllini 47).
Kap. X. Die eigentUohdn Künste. (§ 2dd.) 401
ebenfalls noch einige besondere technische Bemerkungen; denn der un-
geschickte Name umschliesst sehr verschiedene Techniken. Die gravierten
Zeichnungen (Graffiti) dürften, wofern sie auf Kunst auch nur entfernt
Anspruch machten, die Umrisse zu Malereien abgegeben haben. Immerhin
war damit ein Anfang gemacht. Wurden die von den Linien umrissenen
Flächen mit einem Messer ausgehoben, so ergab sich das Relief ä creux,
das sich besonders für farbige Ausführung empfahl, weil in der Vertiefung
die Farbe mehr Schutz fand;^) schnitt man dagegen die ausserhalb der
Konturen liegenden Teile weg, so entstand das Flachrelief (Basrelief).
Aus dem Holz und dem Thon übertrugen schon die alten Ägypter und
Babylonier diese beiden Manieren in den Stein. Anfangs wird die Silhouette
mit scharfen rechtwinkligen Blindem herausgearbeitet;^) diese Arbeit wird
auch später ausgeführt, doch bleiben nun die Künstler dabei nicht stehen,
sondern stumpfen und runden die Ränder ab. Die Reliefs des fünften und
vierten Jahrhunderts sowohl in Athen als in Lykien zeigen diese Manier
in der Entwicklung.') Das Flachrelief hat nicht unerhebliche Nachteile,
denn, da die Personen sämtlich auf eine Fläche (die gemeinsame Ober-
fläche) projiziert werden müssen, kann es nicht plastisch sein und macht
doch durch die Vertiefung des Grundes Anspruch darauf. Also lautet das
erste Gesetz des reinen Basreliefs, dass alle Figuren neben einander
stehen, das zweite, dass sie stets im Profil aufgefasst werden,-^) das dritte,
dass Paare, die sich decken, als Eins erscheinen, z. B. Hörner eines Rindes
oder Pferdegespanne.^) Dass die Beine in der gleichen Axe liegen, kann
man nicht vermeiden, aber es stört schon, wenn die Extremitäten sich
schneiden,^) oder gar hinter einander stehen sollende Personen in der
gleichen Fläche erscheinen. Das Unbehagen führt zu dem primitiven,
aber nicht übel gedachten Ausweg, den Hintergrund in eine obere Etage
zu bringen. Wir kommen bei der ägyptischen Kunst noch darauf zurück.
Wenn nun manche Künstler denselben durch tiefere Lage von dem Vorder-
grunde, den die Oberfläche darstellt, unterscheiden,^) so ist damit schon
ein Schritt zum Hochrelief gethan, welches an der Vorderseite Rund-
figuren gleicht, aber im Hintergrund an einer Platte haftet. Hiebei treten die
Auskunftsmittel der Rundplastik ein: Häufig sind Stücke gesondert gear-
beitet worden; halbrunde Köpfe, welche angeheftet oder angeklebt waren,
fielen ab.^)
Unter dem Namen des Reliefs werden auch die hohl ohne Rückseite
gearbeiteten Köpfe einbegriffen, die an verschiedenen Stellen der Bauten
hingen; ihre eigentliche Bezeichnung ist Masken (personae, tt^cVcött«).»)
') Die Ägypter wendeten diese Art auf
m Leu
die geleimten Leinwanddeckel von Mumien
an (Bergbb, Entwicklungsgesch. der Mal-
technik S. 8).
«) 2—3 Mülimeter in der ältesten Pe-
riode der Ägyptischen Kunst, später durch-
schnitÜicli 1,4 cm.
>} Michaelis, Parthenon S. 204 f.
*) Köpfe der Pferdegespanne im Profil,
vgl. DüTscHKB, ant. Bildw. IV S. 3.
») Z. B. CR. 1860 S. 47, 3.
') Am samothrakischen Relief (Frisde-
Handbuoh der klan. Alterlnmswineiiflchftft. VI. 26
RICKS- WoLTBBS 34) undeutUch; zwei Figuren
decken sich an einem alten Grabstein aus
Thespiai (Fribdebicbs-Woltebs 47).
^) Z. B. an alten spartanischen Reliefs
(wie den von Chrysapha); schönes Beispiel
Ath. Mitt. 8, 16 S. 364 f.
8) Sammlung Sabouroff T. 12—14. 22;
Mon. gr. I (1873) T. 1; Ath. Mitt. 8, 10 (dazu
Furtwänqler S. 195 f.).
«) Z. B. aus Marmor MB. 11, 42; vgl.
S. 326.
402
SlaBttiBohe Euuitarchäologie. I. Denkmftlerkimde.
Das Extrem des Hochreliefs ist erstens die fast rund und für sich gear-
beitete Figur, die man dann an einer Fläche befestigt. Dies geschah am
Fries des Erechtheions. Auch gibt es Hochreliefs, deren Figuren nur
durch Stege am Hintergrund haften, i) Hierauf folgen die selbständigen
Figuren mit flachem Rücken, die man an eine Wand lehnt. ^) Schliesslich
gelangen wir zur vollen Statue mit architektonischem Hintergrund. Was
unmittelbar vorausgeht, Statue in Verbindung mit Hochrelief, dürfte nicht
unerhört sein.')
Wir haben die Steinfigiu* vorangesetzt, weil sie den Höhepunkt der
Steinarbeit darstellt; aber es ist nicht zu vergessen, dass die einfache
Steinmetzarbeit die Grundlage abgibt. Am Steinbau ist die Plastik er-
wachsen und vom Steinmetzen vollzieht sich der Übergang ^um berühmten
Bildhauer, was die Technik anlangt, ohne irgend einen Sprung. Die per-
sönliche Beteiligung des Künstlers an der Marmorausführung muss im
ganzen weit grösser als jetzt gewesen sein; darum sind die alten Meister
den neueren, welchen das Modell die Hauptsache und die Marmorausfüh-
rung Gesellenarbeit scheint, in der Kenntnis, wie der Stein zu behandeln
ist und wie er wirkt, ungeheuer überlegen.
Auf die Steine selbst sind wir bereits in dem architektonischen Ab-
schnitte (S. 287 ff.) näher eingegangen. Wie nicht weiter ausgeführt zu
werden braucht, wählte man für die Plastik stets, wenn möglich, die feine-
ren Sorten. Daher kommt nur in den Anfangsperioden, wo man über die
Bezugsquellen noch nicht genügend orientiert ist, eine grössere Anzahl von
Statuen aus ordinärem Stein (S. 287) vor. Länger dauert diese Periode in
den marmorarmen Ländern, wie Cypem und Italien (vor Ausbeutung der car-
rarischen Brüche). Unter den Marmorarten wiegt zuerst der parische Marmor
vor, dessen edelste Art, der Lychnites (S. 292) anfangs der Statuenmarmor
xati^oxqv ist; dann teilt er 'die Herrschaft mit dem pentelischen. Indes
sind die mineralogischen Bestimmungen der Statuen noch lange nicht ab-
geschlossen. Ihrer Hauptmasse wird „griechischer** oder „italischer"
Marmor schlechtweg zugeschrieben. Die Mode hat einst auch ihren Ein-
fluss geübt, z. B. war der thasische Marmor zu Plinius' Zeit aus der
Skulptur verschwunden, kam jedoch unter Hadrian wieder auf.*) Beson-
ders wechselte die Beliebtheit der Farben; was dies betrifft, werden wir
sehen, dass die Kaiserzeit den farbigen Stein auch in der Plastik bevor-
zugte. Polierter Porphyr oder Basalt sollte augenscheinlich mit der Bronze
konkurrieren.
Litteratur: PoMPONn Gaübici Neapol. excerpta de sculptura 1504 (Gbonoy. thes.
ant. Graec. IX.); Glarac, mua^e de sculptore I p. 1 — 236; L. et R. MiNARD, de la sculp-
tare ant. et moderne, 2. A. Paris 1868; Blümner, Technologie a. Terminologie 3, 187 ff.;
nach christlichen Quellen : Le Blant, M^l. d'archöol. III 8. 439 ff. m. T. 3 — 10; Bbknborf,
zur Passio ss. IV coronatomm (Büdingers Untersuch, zur röm. Eaisergesch. III. u. sep.)
S. 339 ff. (sonstige Litteratur hei Wattenbach, Deutschlands Geschichtequellen § 1 Ende);
*) Mithrasrelief aus Aquileja, ahgeh. in
„Kunstgeschichtliche Gharakterhilder aus
Österreich" S. 29.
') Z. B. griechische St-atuette, Arch.-ep.
Miti 1, 10; eine andere aus Aquileja das.
1,77.
') Eros in Hochrelief nehen Aphrodite,
in WOrzhurg (43). Ein Mithraeum in Agram
ist teilweise ä jour gearbeitet (Arch.-ep.
Mitt. 7, 216 ff. T. 8, 2).
') Plin. nat. hist. 36, 44; Paus. 1, 18, 6.
Kap, X. iMe eigenillohea Ktnate. (§ 29d.)
403
Ober die jetzige Weis^: C. ▼. Stbgmann, Handbuch der Bildnerkanst in ihrem ganzen
Umfange, 2. Anfl. v. J. Stookbaübb, Weimar 1884; Technik des Reliefs: Guido Hauck,
Preuss. Jahrbb. 1885 Jali ; H. Lücke, Grenzboten 1885, 329 ff. 485 ff.; alte Abbildongen :
ans Ägypten Ghampollion T. 180; Pebbot, bist. I Fig. 52. 53. 505—6. 755; Gemmen und
Lampen bei üblichs, Rhein. Jahrbb. 4, 188 T. 6; B. 1851 S. 90 ff.; Relief B. de TAcad. de
Belgique XIII Nr. 9 = Jahh, Ber. d. sächs. Ges. 1861 T. 6, 4 S. 295 f.
Anhangsweise sei des Oypses gedacht, welchen die Babylonier be-
reits ausgiebig benützten. Die Plastik jedoch wendet ihn, von Modellen
abgesehen, nur für den privaten Eunstbedarf an.^)
Die Metallplastik arbeitet ganz und gar mit den S. 215 ff. be-
schriebenen Methoden. Folglich sind ihre beiden Hauptarten die Blech-
arbeit und das Giessen; der Schmied bringt höchstens bäuerische Eisen-
figuren (S. 211) zustande.^) Aus dem Blech stellt man mit Schere oder
Messer Figuren nach Art der Schattenbilder — solche weist bisher
nur das vorrömische Südtirol auf — oder aber durchbrochene »Reliefs*,
in denen die Zwischenräume der Figuren entfernt sind, her. Durch das
Treiben ergab sich etwas dem Steinrelief äusserlich ungefähr entsprechen-
des, was die Griechen afpvqrjXaxov nannten. Die Bildsamkeit des Materials
gestattete, daraus eine Rundfigur zusammenzunieten. Die Sphyrelata über-
dauern die perikleische Zeit^) und dürften häufiger als man glaubt ge-
wesen sein. Der auf der Akropolis gemachte Fund einer vergoldeten
Bronzefigur ^) erspart uns den Vergleich der getriebenen Statuen unseres
Jahrhunderts. Der Herdguss, welchem die hinten platten Votivfiguren
des gemeinen Volkes entstammen, und der Vollguss eigneten sich nur für
kleine Figuren.*) Bei letzterem liess der Arbeiter oft den Gusszapfen
stehen, damit der Käufer das Votivbild in den Boden stecken konnte;
ebensowenig ist die Gussnat immer weggefeilt worden.^) Was die grosse
Plastik anlangt, kann mit dem Sphjrrelaton nur der Hohlguss konkurrieren.
Im Inneren ägyptischer Figuren findet sich noch manchmal der Sandkern. ')
Die Kunst des Hohlgusses ist nicht überall gleichmässig verbreitet; als
Muster feinen Gusses wird der betende Knabe in Berlin gerühmt. Natür-
lich kamen Gussfehler vor. Man scheint dann wie bei Beschädigungen
das mangelhafte Stück weggeschnitten und ein Ersatzstück angelötet zu
haben. ^) Kleinere Gussfehler werden niedergeschlagen und geglättet.
Weil das Gussverfahren keine detaillierte Arbeit erlaubte, musste der
Künstler an dem Werke noch manches hinzufügen. Er ritzte Einzel-
heiten, z. B. die Pupille und die Haarsträhne, mit dem Grabstichel
') Fans. 9, 32, 1 ; mehrere Bflsten ans
El-Eargeh (Ägypten) im Lonvre: Academy
1892 Jnly 9.
*) Eine von Minutoli ans Memphis mit-
gebrachte Hnndefignr ist aus Magneteisen
geschnitten, ebenso Skarabäen (Gravbs,
miscellan. works I p. 67), die auch aus
Eupfergarschlacke gearbeitet wurden (Blü-
MBRBACH, Beyträge zur Naturgesch. 2, 84).
») Plat, Phaedr. 286 b; Paus. 3, 17, 6.
<i TSy. äQx. 1887 Sp. 31 T. 4.
^ *} Beispiele recht ordinären Gusses lie-
fern zumeist die billigen VotivfigÜrchen aus
Zinn (S. 203) oder Blei (sog. «Bleisoldaten'),
sehr zahlreich im Menelaion, im Eabirion,
zu Srayma, in Etrurien und Eftmthen ge-
funden; vgl. Ross, AZ. 1854 Sp. 217 flF. T.65
u. arch. Aufs. II T. 1; Ath. Mitt. 4, 115 flF.;
AA. 1889 S. 173 f.; F. Maybr, ein Dutzend
antiquarischer Rhapsodien, Tuttlingen 1844.
•) Ath. Mitt. III T. 12.
0 Perbot, bist. I S. 594 A. 1. Halbfigu-
ren sind selten (Catlus VI T. 82, 1).
^) Daher fehlt an Büsten der Scheitel,
E. B. Ga. IIIT. 14,
26^
404
KniiBtaroliäologie. I. Denkmälerkviide.
ein/) und wenn es anging, ciselierte er. Dies beobachteten die alten
Kunsthistoriker zuerst am Schild der Athena Parthenos.^) Da beim Giessen
starke Vorsprünge vermieden werden mussten, trat das Löten in grossem
Umfange ein, z. B. wurden Stirnlöckchen so angesetzt.^) Nachdem das
verbindende Blei oxydiert hatte, gingen häufig Stücke von Bronzefiguren
verloren.*) An den kleineren werden oft Postamente aus dem gleichen
Metall angefügt, die anfangs viereckig und schlicht, in der Römerzeit rund
und fein profiliert zu sein pflegen.^) Sie haben Löcher für die Füsse, die
mit Zapfen darin eingelassen werden; auf rohere Art durchbohrt man sie
mit Nägeln.^) Doch sei hiebei eingeflochten, dass Metallfigiu'en ein Posta-
ment entbehren können; viele waren nämlich zum Auf- oder Anhängen
bestinunt, weshalb sie am Rücken einen Stift (wie der Satyr von Perga-
mon und die Minotaurosgruppe) ^) oder ein einfaches Loch oder auf dem
Scheitel einen Ring hatten.^)
Das geringe Gewicht getriebener oder gegossener Arbeiten verstattet
der Statik geringeren Einfluss auf die künstlerische Freiheit als beim
Steine und erleichtert dadurch lebhafte Bewegungen. Nichtsdestoweniger
kommen vereinzelte Stützen auch hier vor.^) Geschlossene Gruppen da-
gegen sind weniger häufig als im Marmor, ^o)
Das eigentliche Metall der Plastik war die Bronze. Edelmetall wählte
man nie um der Kunst willen, denn der Spiegelglanz des Silbers und noch
mehr der des Goldes steht der plastischen Wirkung im Wege. Nichts-
destoweniger wurden viele goldene und silberne Figuren in die Tempel
als verehrungswürdige Bilder oder Weihgeschenke gestiftet. Darüber
lassen, auch was Griechenland anlangt, die Tempelinventare und andere
Schriftquellen keinen Zweifel,^*) wenn auch begreiflicherweise Originale
jetzt nur mehr sehr selten sind.^^j in <jen Schätzen orientalischer Könige
standen Figuren aus Edelmetall, i**) Während der Diadochenzeit erfand die
höfische Schmeichelei goldene und silberne Ehrenstatuen der Könige, ^^)
die sich auf die Kaiserzeit vererbten ; Nero verbat sie sich zwar, aber die
Geschmacklosigkeit hielt bis tief in die oströmische Zeit hinein an ^^) und
erstreckte sich zuweilen auf verdiente Oberbeamte. ^*)
Litteratur: Über getriebene Statuen QuATRExisB db Quinot, le Jupiter Olympien
«) Tux'sche Bronze? (Jabrbuch 1, 169);
Ath. Miti 3, 1; AZ. 1873 T. 10; Zeuskopf u.
Greifenköpfe aus Olympia; Aphrodite Wol-
TEB8 236 u. s. w.
^) Plin. 34, 54 ; Zeuskopf aus Olympia.
») Bronzi d'Ercol. V 59 f.
*) DöTSCHKB, Bildwerke 4, 110.
^) FuHTWlNOLEB, argivische Bronze S. 16
A. 61 ; z. B. A. 37 T. CD.
"} FubtwXngleb a. 0. S. 2 und Olympia
IV S. 19 Nr. 46 u. A. 1; *Efp. «>// 1887
S. 142 F. 5 T. 7.
^) GoKZB, Winckelmannsprogr. 1878.
») Büsten: Ra. n. s. 30, 129 f. m. T. 3;
Catlus, recueil V T. 44, 5. 6; Büste der Julia
im Louvre: LoNOPiBiEB, notice Nr. 643.
^) Angebliches scabillum unter dem Fuss:
MB. 12, 41.
*°) Ägyptische Statuettengruppe: Gatlus,
recueil V 5, 1.
»') Z. B. Isai. 2, 20; Herod. 1, 50. 51;
Theopomp bei Ath. 6, 231 f; Lucian. Alex.
18; Polemon bei Ath. 11,480 a; Juven. 13,
1, 51; Paus. 1, 5, 1; Amm. 22, 13, 3; goldene
Niken: Theopomp bei Ath. 6, 231 e; Bch. 12,
283; bekannt ist das Weihgeschenk der
Phryne.
'^) Im Museum von Madrid (Hübneb,
d. ant. Bildw. S. 347).
'») Appian. Mithr. 116.
'*) Plin. 33, 151; Appian. Mithr. 116.
»^) Tac. A. 3, 70. 13, 10. bist. 1,36; Treb.
Pollio Claud. 3 ; Coxbbfis, origines p. 3 § 7;
Nbakdeb, Job. Chrysostomos I S. 219.
*«) Inschrift von Kibyra Bch. 2, 595.
Kap. X. Die eigeiitliohen Ettnete. (§ 299.)
405
p. 73 ff.; ber&hmte Darstellung einer Eizgieaserei auf einer Berliner Vase (Nr. 2294, s. zn-
letzt BUjbtwio, Meisterschalen S. 381 ff.); goldene nnd vergoldete Statuen: Bailib, Trans-
actions of the Irish Academy 22, 2, 167 ff.
298. Die Malerei des Altertums ist ihrem technischen Teile nach
noch vielfach dunkel. Die unentbehrlichen Hilfsmittel derselben sind na-
türlich die Farbstoffe. Aus Pflanzensäften Farben herzustellen, hatten
die Menschen vor undenklicher Zeit erfunden; aber da Luft und Licht
zerstörend auf sie einwirkten, eigneten sie sich nur für die Buchmalerei. ^)
Die gewöhnlichen Malfarben wurden daher grösstenteils aus Mineralien
gewonnen. Weiss sind Kreide, Gyps, tuflfartiger Alaunstein (melischeErde),
gelb der Ocker und Schwefelarsenik (Auripigment), rot der Rötel, Eisen-
stein, Schwefelarsenik (Sandarach) und Zinnober, zu welchen Mineralien
noch das sog. Drachenblut, Purpursaft*) und Nilpferdblut konunen; blau
ergibt der Lasurstein (Ultramarin) und Kupfer- oder Bergblau, imd endlich
Grün der Malachit (Kupfergrün, Chrysokolla) und die Grünerde (Veroneser
Grün); diesen Naturstoffen sind noch Buss und Kohle beizufügen. Da die
meisten jener Produkte nm* an. gewissen, zum Teil von den Kunst-
sitzen sehr weit entfernten Orten sich finden, bilden sie den Gegenstand
eines lebhaften Handels, zu welchem Zwecke die Form von Kugeln auf-
kommt.*) Während die Kenntnis dieser Farben von den geologischen
Verhältnissen des Landes und dem Handel abhängt, ist eine historische
Entwicklung bei den künstlichen Farben wahrnehmbar. Die Überlieferung
nennt sogar einzelne Erfinder: Die Ägjrpter kennen bereits Gelb („Hitze-
braim**) aus Eisenoxyd mit Thonerde, Kalk und Wasser,*) Braunrot („Pom-
pejanisches Rot'') aus Eisenoxyd (Roteisenstein) und Thon, ferner Blau
aus Glasfluss mit Kupferzusatz. Die Assyrier verwenden Neapelgelb (An-
timoniat von Blei) und Blau aus Kupfer und Blei. Die griechischen Er-
findungen fallen in das fünfte und vierte Jahrhimdert : rotgebrannter Ocker
(Kydias), Mennig (Nikias), Schwarz aus gebrannten Trestem (Polygnot und
Mikon) oder aus gebranntem Elfenbein (Apelles). Rhodos, Korinth, Lake-
daimon und Puteoli besassen bedeutende Farbenfabriken.
Diese Hilfsmittel standen dem Maler zu Gebote, boten aber eine un-
vollständige Farbenskala. Zu allererst hatte er also den Farbstoff zu reiben,
was mittelst eines feinen Reibsteines in einem steinernen Mörser geschah,^)
und dann nötigenfalls mit einem anderen zu verbinden, der ihn haltbarer
machte oder den Farbton veränderte; z. B. rief man hellere Töne von
Rot, Blau und Grün durch einen Zusatz von melischer Erde, Kreide oder
Gyps hervor.^) Ocker oder gelbes Bleioxyd wird mit Mennig, ausnahms-
*) Heraclios I 2 (näheres im Konunen-
tar von Ilg S. 99).
') S. 172; morex tnmculas in Phönicien,
anderwärts anch murez brandaris. Vgl.
LocABDi bist, des mollnsqnes dans Tant.,
Paris 1884.
') Solche haben sich in Pompeji und
sonst gefanden; AA. 1879 S. 173; Mus4e de
Ray est ein 1533; Donner, antike Wandmale-
reien S. CVII; Bebgeb S. 43; ßtüXdQi.ov, bo-
larium: Serenoa bei Diomedes 1 p. 518, 1
(anders gedeutet von Büohelbr, Arch. f. lat.
Lexik. 1, 288 f.). Unregelmässige Formen :
Blümneb , Technol. 4, 458 de. 461 ; Bebgeb
a. 0.; Zinnoberstückchen in mehreren süd-
russischen Gräbern.
^) Dies konunt schon in einer Inschrift
des Pyramidenbaumeisters Nehfermad vor.
'') Aus Porphyr in Pompeji gefanden:
Mus^e de Ravestein 2323; aus Alabaster mit
Beibsteinen von Alabaster und Erystall in
St. Mödard-des-präs (abg. Blümneb S. 458
Fig. 67 abc); vgl. Plin. 36, 157.
«J Vgl. Dioskorides 5, 179 (180),
406
KlaBsisohe EanBtarohaologie. I. Denkmälerknnde.
weise mit Eisenoxyd vermengt. Für Braun kommt zu Schwarz Ocker
hinzu. Eine eigenartige Schattierung des Grünen entsteht aus grüner
Kupferverbinduhg und blauer Kupferfritte. Die Arbeit des Reibens und
Mischens besorgten die Maler selbst oder ihre Lehrlinge.^) Die Farben
würden in der Grundlage nicht dauernd haften bleiben, wenn sie nicht
einen Zusatz, der sie festklebt, erhielten. Nach diesem Bindemittel stellt
noch unsere Zeit die Hauptabteilungen der Malerei fest. Zu dem er-
wähnten Zwecke benützten die Maler zuerst natürlich die üblichen Elebe-
stoflfe, nämlich teils Gummi oder Leim,*) teils Harz, Asphalt oder Pech.^)
Durch Experimentieren wurden zu diesen Mitteln auch Mischungen (Harz
mit Wachs, Asphalt mit Pech) *) und Eigelb *) hinzugefügt. Diese Manieren
tragen zusammen die italienische Bezeichnung Temperamalerei (a tem-
pera). Die Mängel derselben wurden mit Eifer bekämpft. Die Farben
rieb man so fein, dass sie sehr dick aufgetragen werden konnten. <') Indes
blieben die warmen Töne ziemlich aus ; sowie bei jenen Mischexperimenten
ein Zusatz gefunden war, der dauernd leuchtete, hatte diese Erfindung die
Zukunft für sich. Das Öl wurde auch herangezogen,^) allein worauf es
gerade ankam (nämlich ein rasch trocknendes Ol wie das Leinöl zu finden),
dies wurde nicht erkannt und entdeckt. Flüchtiges Erdöl (Naphtha) ver-
suchten die alten Ägypter an Mumienmasken. ^) Dieselben verfielen be-
reits auf das Wachs. Nur die Wachsmalerei errang sich einen an-
gesehenen Platz, freilich von sehr bescheidenen Anfangen ausgehend; denn
weil das Wachs die Farben gegen das Wasser widerstandsfähig machte,
diente diese Mischung, wahrscheinlich zu einem Drittel mit Theer versetzt,
zur Bemalung der Schiffe.^) Schon die „mennigwangigen" Schiffe Homers
müssen auf diese Weise hergestellt worden sein. Die Farbe strich der
Maler in heissem Zustande (fiäl&a) mit dem Pinsel auf; um Figuren
herzustellen, brauchte er, da sie rasch erkaltete, grosse Gewandtheit.
Lides kommen schon seit dem 6. Jahrhundert einzelne Figurenbilder vor.*®)
Es gab eben eigene Schiffsmaler, wie denn Protogenes bis zu seinem fünf-
zigsten Jahre ein solcher gewesen sein soll. Als unter den Diadochen
der Bau von Prachtschiffen einen hohen Aufschwung nahm, muss auch die
') Emped. V. 84 f.; Anthol. 11, 233; Plut.
qnom. adul. 11 p. 54e; vgl. Fiat. Phaed. 110c.
polit. 277 c.
») Plin. 13, 67. 28, 236. 35, 43; Vitr. 7,
10, 2 (zum Wandanstrich); in Ägypten tieri-
scher Leim nach John in Minutolis Reise
S. 36.
") Efeferharz in St. M^dard gefanden;
s. auch FioBBLLi, Pompej. antiquit. hist. 1851,
12. 13. 16. Ag. 17. Sett. Gbioeb glaubte Meer-
schwämme zu bemerken.
*) Ersteres in St. M^dard, letzteres in
Pompeji gefunden ; Wachs und Harz an dem
zweifelhaften Bilde von Gortona.
*) Plin. 35, 45 (bei der Wandmalerei) ;
Theophilua 1, 15, vgl. Bbboeb S. 5 f. Die
Anwendung des heute gebräuchlichen Honigs
(Hbgtob Leboux) oder der Milch ist bisher
nicht nachgewiesen.
^) DoNKBB S. GXVI. Von einem Bilde
des Protogenes erzählte eine Atelieranekdote,
gegen die Gefahr des Abblättems sei die
Farbe vierfach aufgetragen worden.
') Ol mit Wachs und Rauchschwarz in
St M^dard.
") Pbissb d'Avennbs, hist. p. 291.
«) PHn. nat. hist. 35, 101. 135. 149, vgl.
49. Den Zusatz von Theer bestreitet Donkeb,
Wandmalereien S. 11 , 33 ; aber jene Mischung
kennt noch Cksvwi (E. 130) in der Wand-
malerei.
*®) Schlange: Hipponax Fr. 49(7); zwei
Fische: abgeb.^an einer Vase des Exekias
(Wiener Vorlegebl. 1888 T. 7, 1 a) ; öfters
Augen; s. noch Aesch. bei Schol. Ar. Pac.
1177; Ov. fast. 4, 275 f.; auch Verg, Aen. 5,
663; Hör. c. 1, 14, 14; Jahrb. 4, 93.
Kap. X Die dgentlioheii Künste. (§ 299.)
407
Technik der SchiffBmalerei sich vervollkomnmet haben. >) Von den Schiffen
ging die Wachsmalerei bald anf andere der Feuchtigkeit ausgesetzte
Zimmennannsarbeiten über^) und wurde dann allgemein für dem Regen
preisgegebene Gegenstände, ob sie nun von Holz oder von Stein waren,
benützt. Schon an einem athenischen Tempel sind eigene « Einbrenner ^
{iyxavtai) beschäftigt.^) In Ägypten, wo die blossen Sonnenstrahlen des
April und Mai hinreichen, das Wachs zu schmelzen und in diesem Zu-
stande zu erhalten, kennt die Wachsmalerei, als deren Denkmäler aus
älterer Zeit Mumien-Masken und -Hüllen erhalten sind,^) keinerlei be-
schränkende Qrenze ; dort vollzog sich wahrscheinlich auch die Anwendung
auf Tafelbilder. Die bekannten Porträtbilder der Gräber des Faijüm stam-
men allerdings meist aus der Eaiserzeit und gehen jedenfalls über die
alexandrinische Zeit nicht zurück. Aber sie knüpfen, da sie ebenfalls auf
das Gesicht des Toten gelegt wurden, unmittelbar an jene Mumienmasken
an. In Griechenland war die Wachsmalerei wegen des weniger tropischen
Klimas mit mehr Schwierigkeiten verknüpft. Hier brauchte der Maler
schon ein besonders feines Wachs ^) und ätherisches Öl, um es aufzulösen.
Weil aber bei dem raschen Erstarren des Wachses die Oberfläche ungleich
ausfiel und die Grenzen der dick aufgetragenen Farben zu scharf waren,
übergingen die Maler ihr Werk mit einem heissen Eisenstäbchen, das die
Oberfläche glättete und die Farben vertrieb; davon heisst die Kunst
Enkaustik, enkaustische Malerei.*) Dieses mühsame und umständ-
liche Verfahren hat in Griechenland begreiflicher Weise nicht sofort Ver-
breitung gefunden und konnte auch nicht eine solche Vorherrschaft er-
ringen, wie nachmals die Ölmalerei; es eignete sich für kleinere Bilder
und war daher zu Porträten beliebt.'') Die Blütezeit dürfen wir in das
4. und 3. Jahrhundert v. Chr. setzen, doch blieb die Technik mindestens
bis zum byzantinischen Bildersturm herab bekannt.^) Die Freskomalerei
ward schon bei der Baukunst besprochen (S. 335 f.). Das Verhältnis der
drei Arten zu einander ist vielfach bestritten, weil die chemischen Unter-
suchungen wirklicher Wandmalereien — von Wandanstrich muss man hier
absehen — vorläufig noch spärlich sind und die Chemie überhaupt nicht
in der Lage scheint, die in geringer Menge oft, sowohl in Ägypten als
in Europa, gefundenen organischen Substanzen sicher zu bestimmen. Soviel
steht fest, dass mindestens hin und wieder mit Wachs oder einer Wachs-
mischung auf Wände gemalt wurde. ^) Die Alten unterscheiden von der
Malerei, da zu diesem Begriff Farben nicht notwendig sind,^^) auch das
Zeichnen nicht. Was die Kunst anlangt, so werden Süberstiftzeichnungen
^) Vgl. Ath. 5, 204 ff. (besonders 204 b.
208 b); Sen. ep. 76, 13; Val. Fl. 1, 130.
«) Vitr. 4, 2, 2; Auson. ep. 26 (19, 45), 9.
») CIA. I 324; Plut.fgIor. Ath. 6 p. 348 f.
*) Mehrere Masken: Pbisse d'Avbnnbs
p. 291 ; Fragment in Florenz : Fabbboni, an-
tichitä della pittora encaosta p. 6.
^) Vitrav empfiehlt jedoch das raffinierte
vpunische* Wachs (Wachsseife) nur fär
glänzenden Wandanstrich.
<) Blüxksb, Technol. 4, 451 f. Eine
Eanikator ans Pompeji zeigt das Plein-air-
Atelier einesEnkaostikers samt ölkmg.Brenn-
eisen {^aßdioy, xavrtJQioy) u. Kohlenbecken.
') Vgl. Piin. 35, 124.
^) DuoANOB, glofjsar. .mediae^ et inf.
Graecitatis s. v. xtjqoxvios; Stbztgowskt,
byzant. Denkmäler I Wien 1891 S. 124.
") Wachs oder Wachs und Harz, in St.
M^dard-des-Pr^s ; Pllnius leugnet dies aller-
dings.
10) Philostr. V. ApoU. 2, 22 p. 34, 31 ff.
408
KlasBische EnnBtarohftologie. I. Denkmftlerkande.
erwähnt. 1) Bötel- und Kohlenskizzen, welche das Volk zu Gladiatoren-
spielen locken, nennt Horaz einmal.^)
Bemalt wurde so ziemlich jeder Stoflf,») aber wenn der Maler die
Wahl hatte, zog er seine Grenzen enger. Leinwand kommt für die alte
Zeit gar nicht in Betracht,*) Papyros nur hinsichtlich der illustrierten
Bücher. Pergament benützten die Künstler nur zu Skizzen.*) So schwank-
ten die Maler anfangs zwischen Tafeln {mvaxeg^ mvcoua) von Thon und
von Holz; erstere sind in zahlreichen Exemplaren aus dem isthmischen
Heiligtum und von der Akropolis bekannt, grosse jedoch nur aus den
Gräbern von Caere (S. 335). Wegen ihrer Zerbrechlichkeit verdrängt sie
indes das Tafelbild auf Holz.«) Die noch erhaltenen Bilder aus Ägyp-
ten, 30 — 35 cm. hohe und 20 — 25 cm. breite Tafeln von Sykomoren- oder
Tannenholz, welche zum teil mit Leinwand überzogen sind,^) geben keine
genügende Vorstellung von den alten Bildern; wir sind auf Abbildungen
angewiesen, die uns eingerahmte Bilder an der Wand hängend zeigen.^)
Auf Marmorplatten sind die Monochrome von Herculaneum aufgetragen,
doch nur weil sie in die Wand eingefügt werden sollten. Die auf Schiefer-
platten gemalten Bilder der Muse von Cortona^) und der Kleopatra sind
wohl sicher enkaustische Versuche der neueren Zeit. Hinsichtlich des
Gebrauches des Feuers stellt Plinius mit der Wachsmalerei die Miniatur-
malerei zusammen; ^0) denn das Elfenbein wurde vor der Bemalung an
der Sonne oder im Ofen gebleicht. Der gleiche Gewährsmann, welcher
nur die Malerin laia, eine Zeitgenossin Varros, anzuführen weiss, nennt
als Werkzeug den kestros, mit welchem wahrscheinlich die in der Minia-
turmalerei übliche Grundschraffierung hergestellt wurde. Für das Elfen-
bein konnte Hom eintreten ; ^ *) Neros Zeitgenossen verfielen auf Schildpatt.
Das Malen selbst wird uns ziemlich anschaulich beschrieben und ab-
gebildet. Der Maler hat mehrere Pinsel i*) und einen Kasten, in dessen
Abteilungen Näpfchen mit den angemachten Farben stehen, oder statt
dessen bloss einen langen Schemel. ^^) Aus diesen wählt er die geeignete
») Plin. 33, 98.
') Sat. 2, 7, 89. Kohle Notbehelf des
Apelles: Plin. 35, 89.
^} ElfeDbein: Bbbgbr 8. 41. Sogar Glas
in Ägypten: Schbbiber, Bmnnenreliefs S. 82.
*) Ausnahme ein Eolossalbild unter Nero:
Plin. nat. bist. 35, 33; s. dann Boethius de
arithm. praef. ( A. 7) ; Job. Philop. in Anstot.
11 nat. auscult. (Juniüs, de pict. p. 440).
^) Ausgenommen sind auch die ägypti-
schen Leinen- oder Byssusmasken, die mit
Gypsgrund überzogen wurden (s. z. B. Blu-
MENBAOH, Beiträge 2, 69 S.).
") laytdeg Theodoret. bist. 1, 1; vXo-
yQatpta Strztgowski, byzant. Denkm. I S.121.
^) Vgl. Boeth. de arithm. praef.?
^) MB. 7, 3; DoNNBB, Wandmalereien
T. C Fig. 3; der Rahmen heisst nrjyfJtn (Ar-
temidor. 5, 3). Auch er kann mit Ranken
und Früchten verziert sein (Petbie, Hawara
T. 12j. Votivbilder: Benitoobf, griech. u. sicil.
Vasenbilder 1, 12 ff.; Hbtdexanr, Neapler
Vasensamml. Nr. 3369; Relief (Berlin Nr.
725): Samml. Saburoff T. 26.
») Nach Hbydekaitn, Mitteil. S. 109 ff.
auf Lavagnastein ; abgeb. F. Gayallebt, oss.
sopra un' ant. pittura esistente nel Museo di
Gort., G. 1852, m.T. u. ö.
»0) 35, 147. 149 (ceatro ist beide Male
absichtlich so gestellt, dass es nicht zu cfra
gehören kann); vgl. Dokkeb bei Heibig,
Wandgemälde S. XVI (Abb. des kestros). Wir
haben nur bemalte Elfenbeingeräte: Platten
ägyptischen Stils aus Pompeji (B. 1835, 38 f.),
den Belag eines Kästchens Ra. II T. 32, zwei
Medaillons in der Vaticana (Donneb S. XXV).
'') Plin. 11, 126.
^^) Quintil. 2, 21, 24; Blümneb S. 429 ;
abgeb. in dem Relief bei Bartoli, sep. dei
Nasoni (Blümnbb S. 463) u. an einem Grab-
stein (Abb.: Rom. Quartalschr. 6, 376).
^') Pompejanisches Bild: Blümneb 4,
459 u. Donner, Wandmalereien S. 109 F. 29;
Schemel, bei dem malenden Pygmäen.
Kap. X. Die eigentUohen Etlnate. (§ 299.) 409
und streicht sie zur Probe auf seine Palette, deren Form damals eine volle
nicht durchlochte Scheibe oder eine grosse Muschel war.^) In Ägypten
fanden sich zahlreiche Paletten vor, deren Farbenzahl sich gewöhnlich auf
sieben beläuft, manchmal jedoch bis auf elf und zwölf steigt. Auf der Pa-
lette tönt der Künstler die Farben ab (^x^oga) ; zwischen einer und der
andern reinigt er den Pinsel an einem feuchten Schwamm.^) Malt er ein
Tafelbild, so stellt er es auf eine dreieckige Staffelei, ein grösseres jedoch
in ein Holzgerüst; Dilettanten liessen sich von einem Sklaven das Bild
halten.^) Die Anlage des Qemäldes liegt bei weitem nicht so klar; doch
kann man immerhin einiges feststellen. Seine Studien und Übungen macht
der Maler auf einem Holztäfelchen oder auf Pergament; freilich sind die
Handzeichnungen anscheinend nicht so bedeutend wie in der neueren
Kunst. Indes schätzten die Künstler die Skizzen des Parrhasios.^) Das
Gemälde selbst nahm seinen Anfang mit Skizzierung der umrisse, wozu
Griffel und Zirkel dienten.*) Nun begann, wenigstens in der entwickelten
Malerei, das Untermalen (v7toYQd^€iv) mit einem eigenen Pinsel {vrtoyQa^fg),
worauf die Lasurfarben, am liebsten „blühende, saftige "^ Töne, aufgesetzt
wurden.*) Plato sagt, die Maler seien unermüdlich im Schattieren und
Vertiefen.') Korrekturen {Pentimenti) kommen in der bekannten Anekdote
von Apelles und dem Schuster vor. Die Übergänge der Farben wurden
sorgföltig vermittelt.®) Unsere Vorstellungen von Malerei dürfen wir
freilich nicht auf das Altertum anwenden; eher möchten die Tempera-
bilder des Mittelalters zu vergleichen sein. Mit diesen haben die alten
Bilder z. B. dies gemeinsam, dass Goldfarbe angewendet und diese auf
einer Unterlage aufgetragen wird.^) In der alten Zeit mögen ebenso tiefe
Differenzen geherrscht haben wie in der neueren ; die dilettantischen Schrift-
steller sprechen nur von dem langsam tüftelnden Protogenes, dessen „la-
lysos' eine vierfache Farbenschicht gehabt haben soU,^^) einerseits und
von Schnellmalem andererseits.^^)
Über Kolorit und Licht zu reden, genügen litterarische Quellen nie-
mals. Die physiologischen Verhältnisse der Farben bleiben bei allen
Völkern gleich; man darf nur nicht mit den Empfindungen des Auges
den sprachlichen Ausdruck derselben oder auch die Mischkunst der Maler
verwechseln, z. B. wenn in Ägypten blau statt bläulichgrau gemalt wird.»*)
*) Vgl. Sen. ep. 121, 5; Plat. Phaed. I ') Abgeb. an dem erwähnten Grabstein.
110b; abgebildet in dem Bild bei Helbio
1443 (Blümkeb S. 459 und Donner, Wand-
malereien S. 109 F. 29); conchae Dig. 33, 7,
17, abgeb. in dem Bild bei Hrlbio Nr. 1444
T. 4 (Blüxnbb 8. 460; Schreibbb Atlas T. 9,
3) ; Vasenbild Mus. Greg. II 16, 1 (Schrbibeb
T. 9, 4j.
«) Sext. Emp. Pyrrh. 1,28; Plin. 25,
103; vgl. Plui de fort. p. 99 b; Dio Chiys.
or. 63, 5.
■) Staffelei : Poll. 7, 129 ; abgeb. in der
Pjgmäenwerkstätte und dem erwäbnten Re-
lief ; Holzgerüst: Plin. 35, 81 ; Sklave : Helbio
1443-4.
*) Plin. 35, 68.
JjQovnoyQatpBiy Schol. B Townl. 'P 255.
Anderes bei Blümneb S. 421. 424 f. Die
Ausdrücke diayQafpijy xaidy^atpov, xatatofiij
Hesych. sind unklar.
<) 'EmxQoio€i(; Plut. Aristoph. et Men.
3 p. 854 B; vgl. Blümneb S, 427.
') Leg. 6 p. 769a.
*) 'AQfAoyij Plin. 35, 29; dnoxQaiye^y Ti-
maios p. 264.
*) Violett nach Champollion, lettres d'
£g. et de Nubie p. 130.
»0) Plin. 35, 102.
»0 Plvit. lib. educ. 9.
^*) Lefsius, die Metalle in den ägyp-
tischen Inschriften S. 110 f. Die grüne
410
Klassiflohe XnnBtaroh&ologie. L Denkmälerkande.
In anderen Fällen sieht jeder, dass die Luft eine Farbe verändert hat,
z. B. 6elb in Rot und Blau in OrÜn. Indes hat die Atmosphäre des Südens
doch den Einfluss, dass lebhafte Farben, welche unter unserem Himmel
greU erscheinen, das Auge angenehm berühren. Daher die auffallende
Vorliebe für die rote Farbe, welche schon für sich allein zu einem Bilde
genügt.^) Bei der Wahl der Farbe hatte es der alte Künstler nicht so
bequem wie der Ölmaler; denn weil die mit Wasser oder einem anderen
Bindemittel verbundenen Farben durch Verflüchtigung des Zusatzes sich
ändern, muss er nicht das Aussehen der angemachten Farbe, sondern ihr
künftiges in Betracht ziehen. Nicht jeder verstand sich ganz darauf, und
so haben sich manche Farben wesentlich verändert, z. B. Rot in Schwarz
oder Dunkelviolett, Blau in Schwarz oder Grün, Gelb in Braun. >) Man
schützte schon frühzeitig die Farben durch einen Fimiss aus Harz, der im
Laufe der Zeit nachgedunkelt hat.^) Licht und Schatten wurden natürlich
durch die Farbe unterschieden;^) doch waren grelle Beleuchtung und
leichter Schatten schon ein Fortschritt der Kunst. ^) Wagte man auch
mehrere Lichtquellen einzuführen ? Philostratos' Beschreibungen sind leider
zu rhetorisch, in der Freskomalerei dagegen, die wir durch Originale kennen,
sind Beleuchtungseffekte durch die Technik sehr erschwert.
Die Malerei hat im Altertum, weil sie am wenigsten rohe Körper-
kraft beansprucht, stets zu den angesehensten Künsten ^) gezählt und ispk
diesem Ansehen auch am längsten sich auf der Höhe behauptet. Aber
dass sie ein Handwerk sei, vergass man doch nicht. Der Begriff der
Malerei ist ausserordentlich vag und schliesst selbst Stickereien und
Buntwebereien ein;^) freilich hat auch Raffael Vorlagen zu solchen ge-
schaffen.
Iiitteratur: Ober die Technik der Malerei BitaNEB, Technologie 4, 414 ff. (S. 414
Litteratorverzeichnis) ; 0. Jahn, Ber. d. Sachs. Ges. 1856 S. 284f.; über die Farben
Blümneb a. 0. S. 468 ff. (Litteratnr S. 464 f.); über die ägyptischen : Becke, Transact. of the
r. soc. of litt., London 1843; Pbisse d'Avennes, bist, de Tart ^g., p. 292 ff.; Miaiidte, diss.
s. Temploi des cooleurs, des vemis et des ^maux dans Tanc. £g., gedruckt hinter dem
Katalog von Passalacqua (S. 80) p. 258 ff.; Farbenmischung: Ilo zum Heraclius S. 147 ff.;
Enkaustik: Litteratur bei Blümnbr S. 442, dazu G. Tctbnbull, a treatise on ancient
painting, London 1740, m. T.; F. Waltbb, die wiederhergestellte Mahlerkunst der Alten,
Berlin 1820; F. H. Fernbach, d. enkaustische Malerei, München 1845; vgl. besonders H.
Cbos et Ch. Henbt, l'encaustique, Paris 1884; 0. Donneb, über Technisches in der Malerei
der Alten, München 1865 und bei Gbaul, d. ant. Porträtgemälde, Lpg. 1888 S. 19 ff.; Aus-
stellung f. Maltechnik' in München 1893, offizieller Katalog S. 80 ff. (Donnbb). 85 ff. (Bbboer);
Beboeb, Beitr. z. Entwicklungsgesch. d. Maltechnik, München 1893 (Techn. Mitt. f. Malerei X.)
300. Nachdem Plastik und Malerei sich nicht gegenseitig aus-
schliessen, sondern meistens zusammenwirken, ergeben sich je nach der
und blaue Farbe göttlicher Wesen hat an-
dere Gründe.
') Monochrome; fiiXtonaQijioi IL B 637;
Lexika unter fAiXtto^ Mennig e/c tcc ay&Qcl-
xeXa Theophr. lap. 51 ; Zinnober erwiümt
Anaxandrides im C(*fyQfiffos (Fr. 14 M.).
'^) Schwarz statt Rot: Monochrome von
Hercnlaneum; Bunkelviolett: Pallas von Vel-
letri im Louvre Nr. 114.
*) An verschiedenen ägyptischen Wand-
malereien und Mumienkästen ; dies ist natür-
lich auch das feine atramentum der Bilder
des Apelles (Plin. 35, 97). Nussöl erwähnt
Astios
<)' Plin. 35, 29. 33, 160 ; QuintiL 12,
10, 4.
») Plin. 35, 29.
^) Z. B. noch bei Firmicus math. 4, 20,
6. Die Anekdotenchronik kennt Atelier-
besuche bei Malern, aber nicht bei Bild-
hauern.
'') Plato Euthyphr. 6 c vom panathenäi-
schen Peplos; Yarro bei Non. u. plumarium;
Plut. Per. 12 l^toyQä(poi, ßatpeig, noixiXtai,
Kap. X. Die eigoiitliohen Eünste. (§ 300.)
411
Art ihres Verhältnisses zahlreiche Spielarten, welche wir der Übersicht-
lichkeit wegen in ein Schema bringen:
I. Rundfiguren (Statuen, in kleinerem Massstabe Statuetten ge-
nannt):
1) einfarbige Statuen, welche durchaus aus dem gleichen Stoffe ge-
arbeitet sind und der Bemalung entbehren. Dieser Stoff wird, wo ein
wirklicher Kunstgeschmack herrscht, nicht ordinärer Stein oder Thon sein,
sondern Marmor, marmorähnliches odet* polierbares vulkanisches Oestein,
Bronze imd Edelmetall. Diese einfarbigen Statuen setzen einen farbigen
Hintergrund voraus, sei es eine abgetönte Wand oder ein bemalter Schrein,
das dunkle Qrün der Qärten oder das Blau des Himmels. Die einzelnen
Teile des Werkes heben sich ganz deutlich nur durch etwaige Schlag-
schatten oder, was den Stein anlangt, durch verschiedene technische Be-
handlung (S. 400) ab ;
2) zwei- oder auch mehrfarbige Statuen, welche nichts destoweniger
aus dem gleichen, nur verschieden behandelten Stoffe oder doch aus gleich-
artigen bestehen. Diese Art war schon den Ägyptern bekannt, wo sie
von dem Einsetzen heller Augäpfel (Quarzstücken am ^Schreiber*') zu den
erst kürzlich bekannt gewordenen prächtigen Polychromen der Zeit Chue-
naten's f ortschritt, i) Die Griechen Hessen aus Mangel an geeignetem Ma-
terial die Polychromie des Steines fallen, bevorzugten dagegen die Poly-
chromie der Bronze. Diese ist seit der ägyptischen Zeit*) mannigfaltig
gestaltet. Silber wird aufgelegt oder eingeschlagen, um Augapfel, Augen-
brauen, Zähne, Nägel, Brustwarzen oder Schmuckomamente abzuheben.
Eisenintarsia dürfte sehr selten sein.^) Vergoldung schied am häufigsten
das Haar vom Gesichte. Die Färbung des Erzes hingegen kommt nur als
Ausnahme vor und es ist überhaupt nur die aus Bleizusatz entstandene
rötliche Farbe nachgewiesen.^) In die Steinplastik dagegen drang die In-
tarsia erst unter Kaiser Claudius und blieb stets selten.^) Dagegen nahmen
die Künstler der Kaiserzeit die Kontamination verschiedener Steine, nament-
lich zur Unterscheidung von Gewand und Körper wieder auf, z. B. machten
sie jenes aus Porphyr oder buntem Pavonazzo, diesen aus Marmor oder
Nero antico.*)
Grössere Freiheit in der Wahl des Stoffes nahmen sich die Künstler
bei den Augäpfeln und Augensternen. Erstere bestanden ehemals oft
aus Glasfluss (häufig an Bronzefiguren aus Ägypten und Kampanien), sel-
tener aus Quarz oder Bergkrystall,') Edelstein, Bernstein (z. B. an zwei
^) Z. B. Fleisch aus rotem Jaspis, Ge*
wand aas Alabaster, Haar aus schwarzem
Granit.
«) Vgl. z. B. Ath. Mitt. 7, 8. 9 f.
') Flecken des Pantherfells an einer
Figur in Speier: Habsteb S. 26, 2. J[ahres-
bericht T. 4, 6.
*) Praetezta Plin. 34, 98 ; Schamröte an
der Athamasfigur des Aristonidas Plin. 35,
140 (durch Beimischung von Eisen, wohl
Eisenoxyd, welches Rost veranlasste, vgl.
AZ. 34, 157 f.); Lippen eines Silenskopfes B.
1844 p. 33; Zahnfleisch eines Pan, in Paris;
Purpurränder zur Zeit des Plinius (34, 98).
') Der Leopard im Tiersaale des Vati-
kans Nr. 154 hat Flecken aus schwarzem
Marmor, in welche wieder gelbe Stückchen
eingese^t sind.
*) Apollo mit Lyra in Neapel, 1. Saal;
GüATTANi, mon. ined. V Luglio T. 1, u. meh-
rere Büsten.
^) In Ägvpten (sehr kunstvoU am Schrei-
ber und Scheich-el-Beled) und an einem
Adler aus einer Katakombe: R5m. Quartal-
schr. 3 330.
412
KlasBische KnnstarchHologie. I. Denkmftlerkiinde.
Greifenköpfen von Olympia*) und Elfenbein. Daher sind sie manchmal
gesondert erhalten,*) während umgekehrt viele Statuen uns jetzt mit leeren
Augenhöhlen anstarren. 8) Im Marmor bevorzugten jedoch die Plastiker,
da der weisse Stein den Augapfel ohnehin wiedergab, die blosse Bezeich-
nung des Augensternes. Derselbe wurde rund, selten nierenförmig ein-
gebohrt und diese Vertiefung mit einer schwarzen harzigen Masse aus-
gefüllt, welche jetzt grösstenteils verschwunden ist. Jene Manier gilt
falschlich für eine Eigentümlichkeit der spätrömischen Kunst, obgleich sie
schon an ägyptischen Figuren vorkommt;*)
Litteratur: Quatbbxere db Qüikoy, Jupiter Olympien p. 37 ff. (polylithe Stataen).
55 ff. (Polychromie der Bronze).
8) Figuren aus zwei verschiedenartigen Stoffen, wobei die
unbekleideten Körperteile durch Elfenbein oder Marmor wieder gegeben
werden. Der Rumpf besteht meistens aus Oold oder vergoldetem Holz;
in diese Gruppe gehören also die chryselephantinen Statuen (S. 397).
Marmorne Extremitäten sind eine Ausnahme (Athene Areia, angeblich von
Pheidias in Plataiai). Umgekehrt vereinigt sich mit dem lichten Holze
am liebsten der Marmor zu akrolithen StsAnenl{äxQ6Xixkoi)y^) während Elfen-
bein hier selten ist.^) Da das Holz gewiss meistens Farbe erhielt,^) ist
hier bereits der Übergang zu den bemalten Statuen gegeben. Wir schieben
vorher jedoch noch ein
4) die Figuren mit echtem Schmuck. Die technischen Schwierig-
keiten, welche bei der Herausarbeitung des Details aufstiessen, bewirkten
nämlich, dass.man häufig die in der Wirklichkeit metallenen oder wenig-
stens mit MetaU beschlagenen Teile aus Bronze oder ausnahmsweise von
Gold anfügte. Wir nennen im besonderen Ohrringe, für welche die Ohren
der Göttin von Aigina, der Eirene, der melischen und mediceischen Aphro-
dite eingebohrt sind,®) dann Haarreife (Nike von Dolos) oder wenigstens
deren Beschlag (angebliche Statue des Antenor), Schüdzeichen (wie von
Pelops in Olympia), goldene Schalen,*) dann Panzer (an demselben Heros),
Schwerter und Speere, endlich auch Pferdezügel. Da man sich alles olym-
pische von Gold dachte, müssen wir auch die goldenen Himatia der Götter,
0 Auch an einem Kopf aus dem Odeion
des Herodes (Tückebman» S. 4). — Aus ver-
schiedenem Stein: Wolters 98. 109. 313;
Ausgr. V. Ol. V T. 18,9.
') Zwei Augen aus Bergkrystall : Gaba-
PANos, Dodone T. 60, 6; kolossales Auge
von Elfenbein, aus dem Tempel von Aigina:
Wagner, Bericht S. 81 ff. Vgl. Wolters
163-5.
') Z.B. Zeus von Olympia ; Jüngling in
der Glyptothek Nr. 302; marmorne Anakreon-
statue im Besitz von Jacobson u. s. w. ; als
Wunder von Plutarch berichtet.
*) Einbohrung z. B. schon an der ägypti-
schen Statuette Nr. 54 in München ; Vertiefung
auch in dem erwähnten Elfenbeinauge (A. 2);
Nierenform an Nr. 105 a des athenischen
Museums (Phot. des Inst. 105); Farbe nach-
gewiesen von H. SwoBODA, Rom. Quartal-
schr. 1, 100 ff. 3, 135, 1 ; auch z. B. in Athen
Nr. 177.
^) Reste einer solchen im Isiatempel
von Pompeji gefunden (das Sistrum war
bronzen).
*) Dioskurengmppe von Dipoinos und
Skyllis in Argos (Paus. 2, 22, 6). Ein Werk
des Theokosmos, dessen Rumpf aus Thon
und Gyps bei einem goldelfenbeinemen Kopfe
bestand, galt für unvollendet (Paus. 1. 40, 4).
^) So vereinigen sich Marmor und be-
malter Kalkstein in jüngeren Metopen von
Selinunt (Bekkdorf S. 42).
*) Frauenbüste von Kyme Ra. III 11,
85; Aphrodite Tyszkiewicz Mon. ined. I Sp.
965 ; Lamprid. AI. Sev. 51 uniones duo magni
ponderis et inusitatae mensurae inauribus
Veneris dicavit.
®) Diese und Kränze nimmt Dionysios
weg (Ps. Aristot. oecon. 2, 2, 41). Hals-
schmuck : Zosim. 5, 38, vgl. 41.
Itap. X. Die eigentUoheii Sttnate. (§ 300.)
413
wie die athenische Burggöttin eines trug, dazu rechnen.^) Hier ist auch
die Stelle, um von der Bekleidung und Schmückung der Bilder zu reden;
eine schöne Sitte, die das ganze Altertum hindurch dauerte^) und noch
nicht ganz vergessen ist, woUte, dass am Feste der verehrten Gottheit
auch ihr Bild im Festgewande erscheine. Für diesen Zweck lagen im
Tempelschatze prächtige Gewänder und wirkliche Schmucksachen,^) mit
denen die dazu bestellten „Schmücker*' (bei Göttinnen natürlich Frauen)
die Figur anputzten.*) Je mehr dieselbe einer Puppe glich — schon im
Altertum wurden Puppen bekleidet*) — , desto besser passte sie in das
EJeid hinein, weshalb Holzfiguren sich hiezu vorzüglich eigneten.^)
Die 5. Gruppe bilden die bemalten Statuen. Indes sind diese
weit davon entfernt, alle das gleiche Ziel anzustreben. Wirklich bemalt
in dem Sinne, dass jeder Teil seine natürliche Hauptfarbe erhält, sind die
Figuren aus ordinärem, undichtem Stoffe d. h. einfach gebranntem Thon
oder gewöhnlichem Stein (z. B. Muschelkalk oder Gyps); folglich haben
die ägyptischen Gypsbüsten aus El-Kargeh mehr oder weniger rote Ge-
sichter, schwarzes oder braunes Haar und schwarzweisse Augen aus Glas-
fluss.^) Hätte man auch Figuren aus Marmor oder einem anderen polier-
baren Stein in dieser Weise bemalt, so wäre das schöne und kostbare
Material dem Blicke ganz entzogen worden; daher sind solche Figuren
seltene Ausnahmen.^) Somit erstreckte sich die Bemalung, mit welcher
auch die Vergoldung zu verbinden ist, auf diejenigen Teile, welche, wie
wir sahen, häufig aus anderem Metalle hergestellt wurden. Die Augen-
sterne sind meistens dem Maler überlassen, leider blieb die Farbe selten
haften.^) Bemalt sind femer häufig Kleider und der Schmuck, ^o) wofür
das schönste Beispiel die Augustusstatue von Prima Porta liefert: Ilir
hellrotes Untergewand hebt sich von dem purpurnen Mantel ab und der
Harnisch, dessen Fransen gelb sind, weist blaue, rote und gelbe Figuren
auf. Am Körper sticht das Haar durch seine Farbe so stark von der
Umgebung ab, dass der Plastiker, wenn er einmal am Augenstern die
Farbe zulässt, sie auch dort nehmen muss. In den Unebenheiten der Haar-
flechten haben sich sehr zahlreiche Spuren von Farbe erhalten. Sie zeigen,
dass das Haar gefärbt zu werden pflegte, jedoch ideal. Nicht die gewohn-
ten schwarzen Ha^re der Griechen und Italer finden wir, sondern Gold
(z. B. am Asklepios von Melos) ^ ^) oder eine daran erinnernde Nuance von
*) Ps. Aristot. a. 0.
») PauB. 2, 11, 6. 7, 25,9; Suet. Calig.
22; Vopisc. Prob. 10; Saturnin. 9; CIL. XIV
44 ornatam omni culta; vgl. Qüatbrm^bde
QüiKCT, Jupiter Olympien p. 8 ff.; Ruhl, über
die Bekleidung antiker Statuen, Kassel 1848.
') Inventare der Hera von Samos: E.
Cdbtius, Inschriften und Studien S. 10 ff.;
EöBLEB, Ath. Mitt. 7, 367 ff.; Artemis Brau-
ronia: CIG. 1, 155; Delos: Inv. des Demares
I 29 f., des Hy^sokles I 62.
*) Koc/4rjtai, xoa/iiJTQiai.
') B. mun. 1889 T. 8.
*) Vgl. SCHBBIBEB, AZ. 41, 293 f.
») Academy 1892 July 9.
") Z. B. granitne Statue des Horus, mit
Stuck überzogen, in Berlin (Verzeichnis
S. 70).
») Vgl. Plat. rep. 4, 420 c; Paus. 1, 14,
6 ; z. B. Asklepios von Melos und Augustus
von Prima Porta. Braunrote PupiUe in
blauem Auge an zwei Pan- u. Silenmasken,
Dresden Nr. 123/4. Weisse Augen u. Zähne
auf glänzend braunem Thon (aus Rhodos, in
Smyma, Phot. des Inst. 1*).
'«) Vgl. Ra. III 11, 85; vergoldete Ge-
wänder bei rotem Stein: Acta S. Savini
(Baluzii misceU. p. 12).
> >) S. SiTTL zu Hesiod Th. 947 ; auch an
Terrakotten, z. B. Athen, archäol. Museum
iU
Klasfliflche SonBtaroh&ologie. L Denkmftlerlnmde.
Gelb*) und dann ein tiefes Rot, welches wohl den viel begehrten und
durch Lawsonia inermis Linn, künstlich hervorgerufenen rötlichen Schimmer
des schwarzen Haares vorstellen soll ; *) manchmal mag dieses Rot aller-
dings als Grundlage der Vergoldung gedient haben. Hier, wie beim
Schmucke ersparte die Farbe dem Bildhauer manche Arbeit; sie gliederte
das Haar 3) und führte die in die Stime hereinspielenden durchsichtigen
Löckchen und Büschel aus,*) wie sie Kleinigkeiten, z. B. die Schuhriemen,
oft ganz hinzufügte. Die einfachste Art der Bemalung mit Lokaltönen weisen
Terrakottafiguren auf, die sich hauptsächlich auf Weiss, Gelb, Gold und je
zwei Arten von Rot und Blau beschränken. Die nackten Teile dagegen
scheinen weit seltener bemalt worden zu sein.*) Möglicherweise wurde
häufig der Marmor nur abgetönt, was in neuester Zeit Hildebrand und
John Gibson versuchten. Wenn man indes früher glaubte, dass die Sta-
tuen durch Wachsüberzug einen Farbton bekommen hätten, übersah man,
dass gerade das hiezu verwendete punische Wachs sorgfältig gebleicht
war. 6) Zuthaten, wie z. B. Baumstümpfe zu bemalen, stand nichts im
Wege.')
Litteratur: Dass die antike Plastik Bemalnng and Farbe ausschliesse , ist
ein Glaubensartikel der auf das verschwenderische Rokoko folgenden nüchternen antiki-
sierenden Periode, den, um nur die bertthmtesten Namen zu nennen, Winckelmann und
Goethe predigten. Catlus gestand wenigstens der spätrömischen Plastik Polychromie zu
(recueil VI p. 360); dann folgte, vorerst unverstanden, Quatbem^bb db Quincy mit seinem
, Jupiter Olympien* (Paris 1815). Zuerst wandten sich die Architekten von dem Glauben
>in die Farblosigkeit der Antike ab (S. 300 f.); dann griff der Zweifel auch auf die Plastik
über und brach sich Bahn. In neuester Zeit ist namentlich Tbbu für die Farbe ein-
getreten und eine in Berlin abgehaltene Ausstellung zeigte, dass die Erinnerung an ein
Wachsfigurenkabinett — ein solches gab es übrigens nie im Altertum — nicht am Platze
sei. Vgl. die zu § 257 angeführte Litteratur; femer: Quatbbm^bb db Quinot, Jupiter
Olympien, Teil I.; de Labobde, consid^rations sur la sculpture peinte dans Tantiquitä et au
moyen äge, 1845 (?); Chb. Walz, über die Polychromie der antiken Skulptur, Tübingen
1853, m. 3T. (einschränkend); Ulbichs, Reisen u. Forschungen 1, 72 ff. (ablehnend); Raoul-
RocHETTE, de la peinture, J. d. sav. 1853, Juillet; Wblckbb, kleine Schriften 3,407 ff.; Tbeu,
sollen wir unsere Statuen bemalen?, Berlin 1884; ders., Katalog der Ausstellung poly-
chromer Bildw., Berlin 1885; Th. Alt, die Grenzen der Kunst und d. Buntfarbigkeit der
Antike, Berlin 1886; Lemcke, Ästhetik II «376 ff.; Blümneb, Technologie 3, 200 ff.; Geskbl
Salomon, über vielfarbige u. weisse Marmorskulptur, Stockh. 1891 (einschränkend). Ägyp-
tische Abbildungen: Pebbot, bist. I Fig. 507—10; über die Bemalung der archaischen
Statuen der Akropolis Lschat, Beb. 14, 552 ff.; Farbe und Gold in altchristlicher Zeit: R5m.
Quartalschr. 3, 137 ff.; über Vergoldung s. das Repertorium der Institutsschriften unter daratura.
Die Rundfiguren lassen sich auch nach anderen Gesichtspunkten ein-
teilen. Man unterscheidet Eolossalstatuen, gewöhnliche Statuen, welche
nicht zu weit von der natürlichen Grösse abweichen, und Statuetten; die
letztgenannten stehen grösstenteils insofern künstlerisch niedriger, als für
161; vgl. Passio ss. IV cor. p. 325; Athene
von Herculaneum: Millutoek, uned. mon.
ser. I T. 7 p. 13.
») Ath. Mitt. 1886 T. 9, 2; Jhst. 11,123;
Rom. Mitt. 111290,48; gelbbraun: Gruppe
des Alenelaos
*) Waoneb, Bericht S. 216. 223; Ra. III
11,85; Fbiedebichs-Woltebs 104 u. A. S.
dazu Hohes Lied 7, 5.
') Öfters in Olympia, z. B. am Eladeos;
vgl. Fbiedebichs-Woltebs 20 f. 34. 37. 45 f.
91. 99 u. ö.
^) Ausgrabungen von Olympia V T. 16;
Jahrb. IV T. 1 ; Dresden Nr. 169.
^) Kopf in London : Tbbu, Jahrb. 4, 18 ff.
m. T. 1 (farbig); Dresden Nr. 169; Ga. 1886
T. 29; Ath. Mitt. 4, 39. 5,24 A. 3; fleisch-
farbene Statue in einem Wandgemälde
(Helbio 1) abgebildet.
•) Vitr. 7, 9, 3; Plin. 21, 82; vgl. Tbbu,
Jahrb. 4, 23.
') Silen mit Dionysoskind im Vatikan
(Helbio I S. 4 f.).
Kap. X« Die eigentlichen Slin«ie. (§ dOO.)
415
geringe Grösse nur genrehafte Bilder konzipiert werden; dagegen dürfte
die Masse der übrigen Statuetten wenigstens im Hauptmotiv von grösseren
Werken entlehnt sein. Mit Rücksicht auf den menschlichen Körper unter-
scheiden wir Statuen und Büsten oder Hermen (EgfiaT). Stellen diese
eigentlich nur einen mit einem Kopf geschmückten Pfeiler dar, so sind die
Büsten {TtQOTOfim) eine Abstraktion oder eine Abbreviatur. Sie entstehen
aus der Kunstanschauung, dass es bei dem Porträt nur auf das Gesicht
ankomme; einen konventionell behandelten Rumpf vermisste daher nie-
mand. Doch herrschte über die untere Grenze der Büste keine Einheit.
Mit der Zeit treten [gewähltere Formen auf: ein geschweifter Abschluss
mit Aushöhlung an der Rückseite, ausgehöhlte Armansätze (z. B. bei An-
tinoos), ^) selbst der Blumenkelch, aus welchem die Büste gleichsam heraus-
wächst, findet sich bei der sogen. Klytia des brittischen Museums und
anderen.^) Sogar das Kniestück blieb dem Altertum nicht unbekannt. 3)
Für den Eindruck der Statue hat die Aufstellung nicht geringe Be-
deutung. Die dekorative Statue steht auf einem Bauteil, die selbständige
auf einem Postament (Bcisia), So manche Figur unserer Museen nimmt
sich schlecht aus, weil der moderne Untersatz zu hoch oder zu niedrig
ist. Die altgriechische Kunst hat sehr niedrige Postamente, welche manch-
mal einfache Standplatten waren, ^) geliebt. Der Form nach unterscheiden
wir die neutralen, welche nicht beachtet werden sollen (entweder viereckig
oder sorglos gerundet, auch ovalartig), und die architektonischen, welche
profiliert sind. Köpfe oder Pfeiler als Schmuck haben, staflfelförmig ansteigen
u. dgl. mehr;*) zu ihnen sind auch die mit Malerei oder Reliefs geschmück-
ten Postamente zu rechnen, von denen es noch mehrere Exemplare (wo-
runter ein praxitelisches?) gibt.^) Zwischen den beiden Hauptklassen treten
auch Mischungen ein.') Andere Postamente späterer Zeit zeigen an ihrer
oberen Seite die Örtlichkeit an, wo man sich die Figur denken soll. In
gewissem Sinne trägt die Basis mit zur Polychromie bei; denn sie sticht
sehr oft im Farbton von der Statue ab, schon weil man oft einen billigeren
Stein, z. B. eleusinischen, dazu wählt, oder aber für Bronze- und Holz-
figuren«) den Stein vorzieht.
Litteratar: AZ. 34, 18 ff. m. T. 2; A. 1863 S. 196 A.; über die GrOsse Oybbbsck,
Ber. d. sftchs. Ges. 40, 287 A. 4; über die Preise von Stataen FRisDLlimBB, Acta acadom.
Albertinae 1865; über die Halbmonde (/ui^Waxoi), welche den Scheitel der im Freien stehen-
den Stataen gegen die Vögel schützen soUten, Petersen, Ath. Mitt. 14, 233 ff.
n. Reliefs (vom ital. rilievo, erhaben, früher »erhabene Arbeiten"
genannt). Die Reliefs gehören der Technik nach mit den Rundfiguren
zusammen, dagegen den künstlerischen Prinzipien nach zu den zeichnenden
Künsten. Sie sind alle malerisch aufgefasst; nur kommen diejenigen,
0 DüTSOHKB, ant. Bildwerke 2, 103. 3,
509. 4, 80; halbkreisförmig und flach: ders.
V zu Nr. 665.
') HüBNEB, Bildnis einer Römerin, Ber-
liner Winckelmannsprogr. 1873, m. 3^T.
•) Caylus vi T. 84, 2. 3 mit Text.
^) HoMOLLB, Bch. 12, 467.
') Abgestumpftes Dreieck mit Köpfen:
ApoUo des Viphikratides Bch. 12 T. 13; sechs-
eckig mit 4 Pfeilern : Turin 106 Dütschke ;
drei Stufen : Jahrb. 4, 93 Nr. 7 ; anderes MB.
8, 56. 11, 26.
*) In Mantineia (Paus. 8, 9, 1); Sparta:
Fbiedbbiohs-Woltebs 72; Musen von Hali-
kamass: Tbekdelenbubg, Berliner Winckel-
mannsprogr. 1876; vgl. Paus. 2, 3, 1.
^) Z. B. DöTSOHKB, Bildw. 4, 56. 67.
8) Eurip. Iph. Taur. 997.
416
KlasfliBclie ^unstaroliaologie. I. Denkmälerkunde.
welche wir jetzt „malerische Reliefs** nennen, unseren Vorstellungen von
Malerei näher als die älteren Werke. Was das Verhältnis zur Farbe an-
langt, so ist das über die Rundfiguren gesagte hier einfach zu wieder-
holen. Ordinäre Steine sind regelmässig ganz übermalt, bei den edleren
treten Beschränkungen ein. Doch liegt es in den geringen Grössenverhält-
nissen begründet, dass die Polychromie für die kleinen, schwerer heraus-
zuarbeitenden Einzelheiten grössere Bedeutung gewinnt. Die Farbe ersetzt
daher noch häufiger als bei den Statuen Ornamente, Stäbe, Speere u. ä.^)
Ebenso beweisen die zahlreichen Bohrlöcher, dass die Bronzezuthaten (S. 412)
sehr häufig vorkamen.^)
Litteratur: Über die Bemalung Gokzs, Sitzongsber. d. preosB. Akad. 1882 S. 563 ff.;
GuBLiTT, Festschrift E. Cortius dargebr. S. 161 f.; Schbeibbb, Bninnenreliefs S. 70, 31.
Alte Zeugnisse: yüanros von einem Relief Leonidas 39 (Anth. Planud. 206) V. 2; Enrip.
fr. 764 yganrovc t iy aUrousi ngoaßXBiffoy rvnovg.
Von den Sammlungen antiker Reliefs erwähnen wir hier: E. Dodwell, alcuni
bassirilievi della Grecia, Rom 1812 f.; R. Schönb, griechische Reliefs aus athenischen Samm-
lungen, Lpg. 1872 ; Th. Schbeibbb, die hellenistischen Relief bilder, Lpg. 1889 ff. (in Licht-
druck; vgl. Michaelis, Ztsch. f. bild. E. 1890 S. 71 ff.); dann die römischen Sammlungen
von Babbault (recueil de divers bas-reliefs et fragmens ant., Rom 1770, f. m. 15 T.), Zoüoa
(bassirilievi, S. 44), E. Bbaun (12 Basreliefs, S. 49). Dazu kommen die Werke über Grab-
und Sarkophagreliefs (S. 357).
Über das Relief an sich: Cokzb, das Relief bei den Griechen, a. 0.; E. H. TOlkbk,
tlber d. Basrelief u. den Unterschied d. plast. u. malerischen Composition, Berlin 1815 ; die
Bedeutung des Reliefs hat neuerdings der Bildhauer A. Hildbbband (das Problem der Form
in der bildenden Kunst, Strassb. 1893) hervorgehoben.
in. Die Malerei ist in der alten Zeit von dem Relief nicht streng
geschieden. Als monumentale Kunst dürfte sie erst seit Polygnots grossen
Weihbildem anerkannt worden sein. Vorher dagegen hatte sie gegenüber
dem Relief eine untergeordnete Stellung eingenommen. Dieses Verhältnis
ist, was die ägyptischen Werke anlangt, schon von Caylus erkannt; er
sagt von den Ägyptern ganz richtig: 3) »Ich glaube auch, dass sie die
Malerei mit einer Art Verachtung ansahen, d. h. dass sie ihnen leicht und
wenig widerstandsfähig schien und dass sie folglich nicht zu den An-
sprüchen passte, die sie an die Achtung der Nachwelt stellten." So be-
zeichnen denn die Wörter der alten Sprachen, welche später „malen" be-
deuteten, eigentlich eine plastische Arbeit.-*) Bevor die innere Ausbildung
der Künste gestattet, auch mit geringen Mitteln bedeutendes zu leisten,
muss die Wertschätzung der einzelnen von ihrer Dauerhaftigkeit und der
Arbeitszeit abhängen, welche beide den Preis bestimmen. Die Malerei
war die billigste Kunst und wurde deshalb erst in demokratisierenden
Zeiten gleich hoch mit der Plastik geschätzt. Sie beginnt das Relief erst
dann zu überflügeln, als die Ausstattung des Theaters an der Darstellung
ferner Gebäude die Perspektive gelehrt hatte; denn hier konnte der
^) Z. B. Mäander : Fbibdebichs-Woltebs
46; Bänder der Säulen: das. 21; Stäbe und
Speere: das. 37. 45; Schwertgehänge: das. 37;
Schmuck in dem Relief der Hegeso.
*) Löcher am Löwenthor, in Selinunt
(Benmdobf S. 21), am Parthenonfries; Ath.
Mitt. 14, 402 u. a.; Pferdezügel: Woltkbs48;
Kranz: eleusinisches Relief, Wolters 22;
Helmbnsch des Aristion ; Schildzeichen eines
Giganten am megarischen Schatzhause; Spu-
ren von Schmuck am Grabrelief von Abdera
Wolters 35.
») Recueü P p. 6 f.
*) FQaqxo, pingo = Sanskrit pifämi, be-
arbeite mit einem scharfen Werkzeuge.
Kap. X Die eigentlichen Kttn«te. (§ 300.)
417
Plastiker, wenn er auch Hintergründe und Verkürzungen anbrachte, nicht
Schritt halten. Die Malerei in unserem Sinne steht am Ende einer Reihe
von Techniken, welche teilweise noch zur zweiten Gruppe gehören:
1) das bemalte Hochrelief;
2) das bemalte Flachrelief;
3) die Malerei mit einigen Relief erhöhungen ; diese seltene, doch an
einem Stein des athenischen Museums^) unverkennbare Technik wird von
den griechischen Christen, deren Plastik verkümmerte, wieder aufgenommen,
wobei die Reliefteile aus getriebenem Metalle bestehen;*)
4) die gravierte Zeichnung mit Farbe; dieses Verfahren kommt an
Thonvasen vor, doch auch auf Stein, wenngleich die Beispiele der letzteren
Gattung ausserhalb Ägypten selten sind;^)
5) Zeichnung und Malerei mit gravierten Einzelheiten — häufig auf
Vasen;
6) Zeichnung und Malerei, welche einfach auf glatter Fläche gezeich-
net und gemalt sind.
Dies über das Verhältnis zum Relief; was aber die Hauptsache der
Malerei, die Farbe, anlangt, so ergibt sie ihrerseits viele Spielarten:
1) die einfache ümrisszeichnung, welche das Volk von dem Umriss
des an die Wand geworfenen Schattens ableitet (cxiay^ay trv, adumbrare) ; *)
2) die einfarbige Silhouette, in den Vasenmalereien ganz gewöhnlich
und an Grabsteinen nicht selten; die rote Farbe gilt augenscheinlich als
die schönste;
3) die von dem gefärbten Grunde ausgesparte Silhouette: in Rot auf
geschwärztem Grunde, bei den rotfigurigen Vasen, in Weiss auf rotem
Grund an einem Grabstein, ») was Zeuxis geübt haben soll;®)
4) das Monochrom, mit einer einzigen, aber verschieden abgetönten
Farbe (»grau in grau", chiaroscuro) gemalt; die Griechen haben es künst-
lerisch wohl nur in Rot ausgeführt.') Bescheidene Beispiele gewähren
manche Vasenbilder (S. 182) und der Grabstein des Lyseas, feinere da-
gegen fünf Marmorplatten von Herculaneum, deren Zinnober jetzt schwarz
geworden ist;®)
5) das kolorierte Umrissbild, dessen schwarze Eontouren mit Farbe
ausgefüllt sind — in etruskischen Grabkammem älterer Zeit nachweisbar ;
6) das eigentliche Gemälde.
Endlich zerfallen die Gemälde je nach ihrer Selbständigkeit in deko-
rative Bilder und Tafelgemälde, welche einst auf Holztafeln, die ein
*) Kbvtq, fiovüetoy 751.
') Von dieser Art sind z. B. das Marien-
bild Ton Megaspiläon, welches der Evange-
list Lnkas gemalt haben soll (Relief IV2
Finger), femer die UgovamTMca in Ve-
luchi (Thessalien), vgl. 'Uqu diijyrjaig negl
Bboxoxov t^c nQovaitariaaijg, Athen 1838.
Diese Technik besteht in den orientalischen
Kirchen fort.
') Zwei Grabsteine auf Chios Ath. Mitt.
13, 160 ff.; in Athen Lb Bas, mon. fig. T. 89,
1; Aber die Bemalung Tbeu, Ath. Mitt. 14,
Haudbacb der kUun. Alteritunffwinenscbaft. VI.
301 ff.
*) Pferd des Sanrias: Athenag. leg. 14.
*) CoNZE, Grabreliefs T. 9, 2.
«) Plin. 33, 117. 35, 64 (ex albo); vgl.
Aristot. poet. 6 p. 1450 b 2; Philostr. v.
Apoll. 2, 22 p. 76.
0 Plin. 33, 117, vgl. 35, 15. Angeblich
gelbes Monochrom in Pompeji, MB. 9, 49
(Haus des Meleager).
») Helbio Nr. 170 b. 1241. 1405 mit b.
1464; Pitt. d'Ercol. I 1—4; Giom. d. scav.
di Pomp. n. s. II, 9.
27
418
SüasBiBclie EnnBtarohaologie. IL Oea^hiolite der ftlten Eimsi.
erhöhter Rand schützte, gemalt waren (S. 408). Die zusammenklappbaren
Triptychen des Mittelalters haben ihren Ursprung im Altertum.*)
Litteratar: Originale von Tafelgemälden sind wohl nur ans den Grftbem des
ägyptischen Faijüm bekannt; sie werden bei der Diadochenperiode und der Eaiserzeit be-
sprochen werden.
Da die Künste mithin den innigsten Zusammenhang unter einander
haben, widerrät es sich, den einzelnen andere Prinzipien zuzuweisen als
die durch den StoflF und die Technik gegebenen. Jenes würde nur dann
zutreffen, wenn die theoretische Einteilung der Künste auch für die Künstler
massgebend gewesen wäre. Ein und derselbe Künstler arbeitet in Holz,
Stein und Metall, wie in neuerer Zeit viele Vertreter der christlichen
Kunst. Damit ist freilich nicht gesagt, dass der Plastiker auch alle Arbeit
selbst ausführte. Wenn er nur das Modell zustande gebracht, konnte er
die Treibearbeit oder den Guss professionsmässigen Metallarbeitern über-
lassen, gleichwie mancher neuere dem Glockengiesser. Die ästhetischen
Grenzen der Künste erleiden also in der Praxis manche Verschiebung.
Malerisches findet sich in der Plastik*) und Falten der Bronzetechnik im
Marmor.') In älterer Zeit ist freilich die Vielseitigkeit der Künstler eine
grössere als später. Im fünften Jahrhundert ist bereits Arbeitsteilung
nachgewiesen : Während früher Relief und Malerei das Werk des gleichen
Mannes gewesen sein dürften,^) arbeiteten die Maler Panainos und Nikias
für Bildhauer.') Wahrscheinlich lieferten zu den Reliefs Maler die Skizzen.
Später ist jedenfalls das Kompagniegeschäft eines Malers und eines Stein-
metzen bezeugt.*)
Der Künstler des Altertums unterlag einem Schulzwange ebenso wenig
wie damals irgend ein anderer Mensch. Akademien gibt es nicht. Der
junge Mann lernte, wie irgend ein Handwerkerlehrling, bei einem Meister
und bildete sich nachher durch die Anschauung berühmter Statuen fort.
Die Formen lernte er in Proportionalzahlen oder nach den landesüblichen
Massen.'') Diese und die von Künstlern hinterlassenen Lehrbücher geben
die akademischen Elemente der antiken Kunst ab, welche im Verein mit der
Kritik des Publikums, das über die neuen Arbeiten sein Urteil aussprach,*^)
die Individualitäten umformten. So hoch die litterarischen Quellen der
Architektur hinaufreichen (S. 276), die eigentlichen Künstler haben spät
zur Feder gegriffen. In dem theoretisierenden Zeitalter der Sophistik schrieb
Polykleitos gleich Albrecht Dürer über die menschlichen Proportionen.^)
*) Helbio 1506.
') MiLCHHöFBB im Berliner Winckel-
mannsprogr. 1882; Schreiber, AZ. 1880 S.
150 flF.
') Bbükk t Aber die sogen. Leokothea
S. 22 A., Verh. d. Würzburger Phil.-Vera.
S. 92. 96.
*) Inschrift des Ekphantos bei Löwr,
Inschriften 5.
^) Panainos für Pheidias: Strab. 8, 843,
wohl richtiger für Kolotes: Plin. 35, 54;
Nikias für Praxiteles: Plin. 35, 133; ähnh'ch
später der Spanier Pacheco.
«) Thrakische Inschrift A. 40, 134.
^) Ein Beispiel vom Typhongiebel der
Akropolis Ath. Milt. 14, 85 (augenscheinlich
ist nach Fingern, Handbreiten und Spannen
gerechnet).
8) Vgl. z. B, Cic. off. 2, 41 ; Hör. a.
p. 1 ff.
') Galen, plac. Hippocr. et Plai 11 5
p. 449 M. {Kav<ov betitelt) ; Philon ßeXonoXK.
4, 2; Lucian. mort. Peregr. 9. sali 75; an-
geblich benützt bei Vitruv. 1, 2, 4. 3, l,5ff.
(DiBLS, Deutsche Litt.>Ztg. 1886 Nr. 22; H.
L. ÜBLiCHS, griech. Kunstschriftst. S. 7 ff.).
Dessen Lehre veranschaulichte 1821 ein Stidi
Bonomi's.
Kap. L linleituiig. (g 801.) 419
Im vierten Jahrhundert etwa wird der Kunstunterricht, an dem sich auch
Laien beteiligen, mehr an die wissenschaftlichen Schulen angenähert, was
zur Folge hat, dass von jetzt ab verschiedene EünsÜerprofessoren über
Metallplastik oder Malerei Bücher schrieben; die Schriften vornehmer
DUettanten, wie des Duris und Juba, werden wohl mehr polyhistorischen
Charakter getragen haben. ^)
Litteratur: Blümneb, Lebens- und Bildungsgang eines griechischen Künstlers,
Basel 1887 (Öffentl. Vorträge gehalten in der Schweiz, Bd. 9 H. 8).
n. Geschichte der alten Kunst.
Kap. I. Einleitungr*
301. Die geschichtliche Seite der alten Kunstwerke fand zuerst eine
rein philologische Behandlung, indem die litterarischen Nachrichten über
Künstler und Kunstwerke zusammengestellt wurden ; diese katalogisierende
Manier ist vorzugsweise durch das Künstlerverzeichnis, das Franc. Juntus
(du Jon, 1589 — 1677) seinem Buche »de pictura veterum" (Rotterd. 1694)
beigab, vertreten. In der Betrachtung der Kunstwerke selbst jedoch
musste so lange die geschichtliche Auffassung fehlen, als die Antike wie
eine geschlossene Einheit dem Betrachter gegenüber stand und ägyptische
Dinge, deren Eigenart nie zu übersehen war, für nichts weiter als Ku-
riositäten galten. Am frühesten sonderte sich durch Dempsteb's Werk
„de Etruria regali^ (Florenz 1723) die etruskische Kunst ab; die rein
griechische Kunst brachte Paciaudi durch seine ,monumenta Peloponnesia''
(Rom 1761) näher. Nehmen wir dazu das Römische, so folgt eine natür-
liche Yierteilung der damaligen Kunstgeschichte. Nur nahm man lange
das Altertümliche, durch antike Schriftsteller verleitet, für tyrrhenische
Arbeit; erst nach der Erschütterung dieses Satzes war die Bahn für die
Unterscheidung von Perioden statt Völkern frei. Sämtliche Nationen und
alle Zeiten mit weitem Blicke zuerst umfasst zu haben, dieser Ruhm ge-
bührt dem Architekten Johann Bernh. Fischer von Erlach auf Grund
seiner »historischen Architektur". Bei den eigentlichen Kunstgelehrten
dämmerte die Erkenntnis langsamer auf oder ist doch später in Erschei-
nung getreten. Wie in der neueren Zeit die Sammlungen von Handzeich-
nungen, so erweckten die Gemmenkabinette den historischen Sinn der
Sammler; wir wollen nur das Kabinett des Baron Stosch in Florenz
(S. 245) hervorheben. Eindringlicher aber lehrten die geschichtliche Ent-
wicklung manche römische Museen, ohne Absicht das kapitolinische, mehr
rationell dagegen die herrliche Sammlung des Kardinals Albani. Der
Mann, auf welchen diese drei Sammlungen so anregend einwirkten, dass
er die erste Geschichte der alten Kunst statt einer der Künstler unternahm,
war Johann Winckelmann (am 9. Dezbr. 1717 zu Stendal geboren, seit
^) Vgl. die indices des Plinius zum 33.
—35. Buche, femer 34, 84. 86. 35, 11, 68;
Diog. L. 2, 104. 4, 18; Snidas u. U^wTo/tVi??,
UdfAtpiXog; Harpokr. üoXvyvtaxog,
27*
420 KlasBiBclie Ennataroliäologie. IL Ctoaehichte der alten Kunst.
18. Novbr. 1755 in Rom, am 8. Juni 1786 zu Triest ermordet). Seine im
Jahre 1764 zum ersten Male aufgelegte , Geschichte der Kunst**, an welcher
er bis zu seinem Tode bessernd änderte, übte eine grossartige Anregung
aus, da sie den Ideen der Zeit ganz und gar entsprach; der dithyrambische
Enthusiasmus, welcher bezeichnender Weise, durch Raphael Mengs geleitet,
an akademische Werke des Altertums anknüpfte, begeisterte in der Zeit
der Mode ä la grecque die Laien, aber die Gelehrten waren weniger be-
friedigt. Winckelmann, dessen Buch jetzt ungemein erhoben, aber sehr
wenig gelesen wird, kam nur durch jene äusseren Umstände zur Geschichte,
während er nach Anleitung der Künstler Öser und Mengs eigentlich das
vorbildliche „absolute Schöne* in den antiken Kunstwerken suchte. Der
Doktrinarismus des 18. Jahrhunderts kreuzt beständig die historische Ent-
wicklung.
Winckelmanns Vorbild beherrschte die italienischen und französischen
Archäologen, 1) während zunächst nur in Deutschland eine selbständige ge-
lehrte Forschung aufblühte. Dieses Verdienst gebührt dem Göttinger Pro-
fessor Heyne.*) Während Sillig in der Weise des Junius einen Katalog
der Künstler schrieb, gab die Gründung der Münchner Glyptothek neue
Anregung; doch blieben die Arbeiten von Schorn, Thiebsch und Martin
Wagner blosse Bruchstücke oder ungedruckt. Von dem bescheidenen Ziele
eines verbesserten , Sillig** ausgehend,^) kam Heinrich Brunn zu der
berühmten »Geschichte der griechischen Künstler**, welche die moderne
archäologische Geschichtsauffassung begründete. Ov erb eck zog die grosse
Menge anonymer plastischer Werke heran. Wenn Winckelmanns Zeit nur
die griechischen Werke bewundern zu dürfen glaubt, führen die grossen
Entdeckungen der letzten Jahrzehnte mit Notwendigkeit auf den Stand-
punkt, die Zeiten und die Völker zu nehmen wie sie sind, und sie nicht
nach dem vergänglichen Zeitgeschmacke zu beurteüen; denn Griechenlands
Entwicklung bleibt ohne den Orient unverständlich. So umfasst die neueste
Stufe der kunstgeschichtlichen Forschung den Orient wie die sogenannten
klassischen Länder; Georges Perrot hat in Verbindung mit dem Archi-
tekten Chipiez ein imposantes Werk begonnen (Histoire de Tart), das die
Kunstgeschichte nach den Ländern behandelt, während in kurzem Abrisse
Ludwig von Sybel die zeitlichen Perioden der gesamten alten Kunst fest-
zustellen versuchte. Etwas ähnliches soll im folgenden unternommen
werden ; denn die Völker ändern sich mit den Zeiten und die Grenzsteine
halten fremde Kunsteinflüsse nicht auf.
Litteratur: über Winckelmann s. K. Juan, Winckelmann u. sein Jahrhundert,
Leipzig 1866—72 (Bd. I. W. in Deutschland, ganz vortrefflich; die archäologischen Ver-
hältnisse Italiens im 18. Jahrhundert bedürfen weiterer Aufklärung durch einheimische meist
ungedruckte Quellen); Sillio, catalogus artificum, Dresd. 1827; Pebbot et Chifiez, histoire
de Tart antique, Paris (auch engl.), I. Ägypten, II. Babylonien und Assyrien, III. Ph5ni-
^) Ich denke besonders an d*Hancab- Seboux d'Aoinooubt (histoire de Fart depuia
viLLE {rede Hugues), recherches siu: l'origine la d^cadence, Paris 1823, 6 Bde. ; der Ver-
et le progr^s des arts dans la Gr^ce, Paris ; fasser war schon 1814 gestorben).
1785, 3 Bde., Lanzi (Dissertazione prelimi-
nare suUa scultura degli antichi, im saggio
della lingua etrusca Bd. III, notizie s. scul-
tura d. ant.; 2. A. Fiesole 1824 m. Abb.) und
«) S. 13.
^) Wie J. P. RossiONOL, sp^cimen d*un
ouvrage intitulä i Eist. crit. d'un grand nom-
bre d'artistes etc., Paris 1853.
Kap. I. Binleitmig. (§ 301.) 421
cieiiy Cypern, Sardinien, IV. Judäa, Sardinien, Syrien, Kappadokien, V. Persien, Phrygien,
Lvdien a. Karien, Lykien; VI. my kenische Periode; L. v. Sybbl, Weltgeschichte d. Knnst
bis znr Erbauung der Sophienkirche, Marburg 1888 ; Fb. Rkbbb, Kunstgeschichte des Alter-
tums, Lpg. 1871, engl, von Clarke, London 1883; G. Cougny, Tartantique, Paris 1892—3,
2 Bde. — nach den Ländern: Ägypten: erster Versuch nach Winckelmann von G. B.
Bbocchi, ric. sopra la scultura presso gli Egiziani, Yen. 1792, m. 12 T.; Lbpsius, A. 9, 1—100,
m. 2 T.; Pbbbot Bd. L, deutsch fQr sich bearbeitet u. vermehrt von Pibtschmaivn, Lpg. 1884,
engL London 1883, 2 Bde.; kurzer Abriss von Maspbbo, arch^ologie ^gyptienne, Paris 1887,
deutsch Lpg. 1889, engl. v. Edwards; weniger historisch ein Prachtwerk v. Prtsse d*Avkvnes,
hist. de Tart ägyptien, Paris 1871—9, mit Atlas v. 160 T.; mehr technisch: SoLDT,'la sculp-
ture ^gyptienne ; 0. Bbünzlow, über das Formenprinzip in der bildenden Kunst der Ägypter,
Pr. V. i>ch worin 1883; vgl. auch A. Wibdbmakh, Winckelmanns Urteil über die ägyptische
Kunst, Bonn 1884; babylonischassyrische Kunst: S. 84 f.; L. Hbuzbt, les origines
orientales de Tart I. ant. chald^o-assyr.. Lief. 1 — 4, Paris 1893, m. 9 T.; brittanische:
Wbioht, the Celt, the Roman, the Saxon, London ^1885; — etruskische Kunst, an-
fangs falsch beurteilt, weil man alle Funde für einheimische Arbeit hielt (Gobi, storia
antiquaria etmsca, Firenze 1749 und monographisch in den symbolae litterariae, Florenz
1748-54, 20 Bde.): K. 0. Müllbb, die Etrusker, neu bearbeitet von W. Deecke, Stuttgart
1877, 2 Bde. (behandelt die Kunst nur nebenbei); Mabtha, Fart ^trusque, Paris 1889, mit
Abb.; ders., manuel d'arch^oL etr. et rom.; gallische Kunst: Cam. Julliak, Gallia, Paris
1892, m. Abb.; Gabtailhao, la France pr^historique, Paris 1889; griechisch-römische
Kunst: Hbihbich Bbünit, Geschichte der griechischen Künstler, Stuttg. 1853 — 59, Abdruck
1889, Bd. 1. die Bildhauer, Bd. II. die übrigen Künstler; ders., griechische Kunstgeschichte,
1. Lief, (die Anfänge und die älteste dekorative Kunst), München 1893 m. Abb.; populäre
Werke in verschiedenen Sprachen, griechisch von A. R. Rhanoavis und Kavvadias, ita-
lienisch von Gentilb, französisch von Clabac, deutsch von R. Adakt (Einführung in die
antike Kunstgeschichte, Halle 1884, m. Abb.), R. Mbkgb (Einführung in die antike Kunst,
Lpg. '1885, mit Atlas) u. s. w. Im besonderen wurde die Geschichte der Plastik bearbeitet:
Fb. Overbbck, Greschichte der griech. Plastik, 4. Aufl. (demnächst abgeschlossen) Lpg.
1893 f., 2 Bde. m. 111. ; Murrat, a history of greek sculpture ; Collionon, histoire de la sculp-
ture grecque, L (bisz. 5. Jahrb.), Paris 1892 m. Abb. u. 11 T.; vgL Furtwangler, Meisterwerke
griechischer Plastik, kunstgeschichtl. Untersuchungen, Lpg. 1893, m. Atlas v. 33 T.; Oonzb,
Beiträge zur Geschichte der griech. Plastik, Halle 1869, m. 11 T.; Auo. Hebzog, Studien z.
Gesch. d. griech. Kunst, Lpg. 1888, m. 6 T. (Gruppenbildung ; Götterreihen in den unteritali-
schen Vasen); populär : Lucy Mitchell, history of ancient sculpture, London 1883, m. Abb.;
W. C. Pbbby. greek a. roman sculpture, Lond. 1882, m. Abb.; P. Paris, le sculpture antique,
Paris 1888, m. Abb., engl, bearbeitet von J. E. Harrison , London 1890; jüdische Kunst:
F. DB Saulct, histoire de Tart judaXque, Paris 1858; Guebik, analyse de l'hist. etc. de M. de
Saulcv 1858; L. Hebzfeld, zwei Vorträge über die KunsÜeistnngen der Hebräer, Lpg. 1864;
persische: Dibulafot, Tart antique de la Perse, Paris 1884, 5 Bde. f. m. Tafeln; phöni-
kische: G. Rawlivson, hist. of Pboenicia, London 1889, m. Abb. u. 10 T. speziell p. 180 ff.;
Perbot, Bd. IV.; Gebhabd, die Kunst der Phönizier, Abb. d. prenss. Akad. 1846 S. 579 ff.,
verbessert akad. Abhandl. 2, 1 ff.; Renav, Gaz. d. b.-a. 1873 I 377 ff. II 18 ff.; W. Hblbio,
cenni sopra Tarte fenicia, A. 1876 p. 197 ff.; skandinavische Entwicklung: Hildebbavd,
Scandinavian orts, London 1883; J. J. A. Worsaae, the industrial arts of Danemark from
the earliest times, London 1884, m. 242 Abb. — nach Kunstgattungen: G. Redford, a
manual of sculpture egyptian-assyrian-greek-roman, London 1882, m. Abb. u. T.; Wörkann,
d. Landschaft in der Kunst der alten Völker, München 1876.
Wenn die Kunstgeschichte des Altertums einen Teil der Altertums-
wissenschaft bildet, so stellt sie zugleich die erste Hauptperiode der Welt-
geschichte der Kunst dar. Wiewohl die eigentlichen Kunsthistoriker ein-
zelne beherzigenswerte Gedanken ausgesprochen haben — namentlich gilt
dies von Konrad Lange, K. v. Lützow und Veit Valentin — , so wird
doch im allgemeinen das Altertum von ihnen vernachlässigt. Da jedoch
Berührungspunkte nicht wenige sind und noch mehr sein könnten, führen
wir die uns angehende Litteratur ebenfalls an.
Kunstgeschichten: Fr. Kuglbb, Handbuch der Kunstgeschichte, Stuttg. 1. Ausg.
1842, 2 Bde.; Schnaase, Geschichte der bildenden Künste, Düsseldorf 1842 ff., T. (orienta-
lische Kunst), 2. Bearb. von K. v. Lutzow, 1866; II. (griechisch-römische), 2. Bearb. von
Frikderichs, 1866; Vereinigungen: Society of arts (Journal) und Burlington fine art
club (S. 66) in London; Zeitschriften: in Italien Arte e storia 1882 ff. und Archivio
422
KlasfliBohe KniiBtarohäologie. IL Oeiiohichte der alten Kunst.
storico dell' arte 1888 ff.; in Frankreich besonders Gazette des beanx-arts, 1859 ff. (jährlich
2 Bde. ausser 1870,1; Register zu 1859—68, 2 Bde.) mit der Chronique des arts et de la
curiosit^, 1863 ff. nnd L'ami des monuments, Paris 1887 ff.; in Deutschland ehemals Kunst-
blatt (Beilage zum Morgenblatt) her. v. L. Schom, E. Förster u. Fr. Kugler, Stuttg. 1820
—1848, 1849 Nr. 1—24, jetzt Zeitbchrift f. bildende Kunst 1866 ff. mit Kunstchronik und
Bepertorium für Kunstwissenschaft (mit Bibliographie), in England Fine arts quarterlj re-
view und The art Journal, in Russland Propilej und Westnik iegaschtschnich iskustw (An-
zeiger der schönen Künste), in Nordamerika The American art review.
302. Die Kunstgeschichte des Altertums steht hinter ihrer jüngeren
Schwester an Farbenfülle weit zurück; denn sie arbeitet mit einem viel
beschränkteren Quellenmaterial. Weder hat der Forscher durchaus
Originale vor sich, noch kann er in die Entstehung eines Kunstwerkes
vermittelst Handzeichnungen und anderer Vorstudien eindringen ; es fehlen
ihm die zahllosen Urkunden, Rechnungen und Briefe, welche die neueren
Kunstperioden in ihren intimsten Einzelheiten beleuchten. Um so mehr
bedarf er auf seinem engeren Gebiete einer bestimmten Methode der Quellen-
kritik; diese Verhältnisse darzulegen, ist unsere nächste Aufgabe.
Wie die Archäologie auf Anschauung beruht (S. 1), so gründet sich
die Kunstgeschichte nicht auf die Schriftquellen, sondern auf die Denk-
mäler, wiewohl ihre Entwicklung notgedrungen den umgekehrten Weg
ging. Die Denkmäler zerfallen wieder in Originale, Kopien und alte Ab-
bUdungen. Originale nun wollen die meisten der erhaltenen Werke wie
die der neueren Kunst sein ; nur kennen wir von den wenigsten den Meister
sicher durch die gleichzeitig erhaltene Inschrift oder eine unzweifelhaft
auf ein erhaltenes Werk zu beziehende Buchstelle (was z. B. beim praxite-
lischen Hermes der Fall ist). Die Forschung muss also in erster Linie
darauf ausgehen, die uns unbekannten Werke, genau wie die unbezeich-
neten Gemälde unserer Gallerien, nach Zeiten und Schulen zu sondern.
Innerhalb der Schulen wird man zur Feststellung der Individualitäten vor-
Bchreiten; unsere Kenntnisse der Eigentümlichkeiten der antiken Meister
ersten oder gar zweiten Banges sind zu gering, um in diesem Falle einen
bestimmten Künstlernamen zuverlässig nennen zu können. Stellt sich eine
auffallende Einzelheit als gemeinsames Kennzeichen mehrerer Werke her-
aus, so empfiehlt es sich, den Brauch der altdeutschen Kunstgeschichte
nachzuahmen, welche z.B. von einem „Meister mit der Bandrolle" spricht.^)
Jedenfalls ist kein Werk deswegen zu ignorieren oder bei Seite zu stellen,
weil wir seinen Meister nicht kennen.
Indem jedoch die Kunstgeschichte von der schriftlichen Überlieferung
ausging, erblickte sie ihr höchstes Ziel darin, die in jener gepriesenen
Meisterwerke wiederzufinden, wenn nicht im Originale, so doch in sogen.
„ Repliken '^f welchen das gleiche Motiv zu Grunde liege; man könne sogar
aus einer Anzahl sich gleichender Bilder ein sonst unbekanntes, älteres
Original mit Sicherheit erschliessen. Diese Methode hat, vom Standpunkte
der allgemeinen Kunstgeschichte aus betrachtet,^) soviel auffallendes, dass
sie nicht ohne Beweise fortbestehen darf. Bei der Kaiserzeit werden wir
hören, dass die Künstler gewisse Berühmtheiten zum Vorbilde nahmen und
^) Dies hat kürzlich Habtwio in seinen
^Meisterschalen' gethan.
') Man stelle sie sich nur z. B. auf die
Darstellongen des jüngsten Gerichtes ange-
wendet vor.
Kap. L Eisloitimg. (§ 308).
423
ihre Werke, wie es scheint, selbst abformten; aber von Kopien ist auf-
fallend selten die Rede,^ wenn wir angesehene Tempelbilder ausnehmen.^)
Die reichen Römer haben offenbar, wo möglich, Originalwerke haben
wollen. Es gibt nun allerdings Fälle, wo die Masse so genau überein-
stnnmen, dass an eine absichtliche Kopie zu denken ist;^) in der Regel
jedoch stehen den Ähnlichkeiten nicht wenige Abweichungen gegen-
über, in denen sich eben gerade die Selbständigkeit des Künstlers zeigt. ^)
Wer sich gegen diese nicht verschliesst, behält nicht viel weiter zur Her-
stellung des Originales übrig als das allgemeine Motiv. Je kleiner aller-
dings die Figur, desto weniger empfindlich wird das Selbstgefühl des
Künstlers sein; daher erinnern die kleinen Yotiv- und Zierfiguren nicht
selten stark an berühmte Werke. ^) Jedoch ist nie zu vergessen, dass
letztere im Altertum nicht wie z. B. in der Renaissancezeit durch
Abbildungen weithin verbreitet wurden. Man musste das Original
selbst sehen, um es nachbilden zu können, und so werden in der
Hauptsache nur die Sehenswürdigkeiten von Rom und Athen in Betracht
kommen, weil die im 16. Jahrhundert so wichtige Vermittlung des Holz-
schnittes und Kupferstiches fehlt. Doch selbst an Ort und Stelle nahm
man es nicht zu genau. Dies beweisen gerade die Abbildungen, deren
Hauptmasse auf Münzen sich befindet ; lag es doch nahe, berühmte Götter-
bilder einer Stadt auf ihrem Geld anzubringen. Auf diese Weise wurden
z. B. die Tyrannenmörder und Eirene mit dem Plutoskinde konstatiert.
Andere Abbildungen schmücken Ringsteine. ^) Allein schon die Kleinheit
der Zeichnung und die Reliefgesetze mussten die Genauigkeit der Wieder-
gabe einschränken ; auf jeden Fall machte der Stempelschneider das BUd
aus der Erinnerung. Die in Malereien und Reliefs häufig vorkommenden
altertümlichen Götterstatuen dürften in der Regel nur den allgemeinen
Eindruck wiedergeben.')
Litteratur: Über Mtknzbüder Imhoof und Pkrct Gahdkbb (S. 100).
303. Die schriftlichen Quellen der Kunstgeschichte zerfallen in ob-
jektive Urkunden und subjektive Bücher. Aus ersteren, d. h. aus Inschriften
bestehen die Schriftquellen der orientalischen Kunst bisher ganz allein.
Ausser wenigen Grabinschriften von Künstlern^) gibt es zahlreiche Bau-
inschriften, welche Mitteilungen über Anlage und Umbau von Tempeln
(z. B. in Denderah und Edfu) ^) und anderer öffentlicher Gebäude enthalten.
In dem demokratischen Griechenland beziehen sich sehr viele Urkunden
ebenfalls auf Bauten (S. 277) ; indes bemerkt man ein höheres Selbstgefühl
0 LöwT, Künstlermschr. 377.
<) Diod. 15, 49; Strab. 4,288. 290; Dion.
Hai. 2, 22.
') Benndobf u. SchOnb, Lateran S. 91 f.;
Kalkmann, d. Proportionen des Gesichtes in
der griech. Kunst, Winckelmannspr. Berlin
1893 S. 19 f.; Nachbüdungen der Tyrannen-
mörder: Bbnndobf, A. 39, 325.
*) Zar Zeit von Canova u. Thorwaldsen
wurde jener Irrtum öfters ausgesprochen und
bekftmpft, so z. B. v. Missiaun, della vita
di A. Canova p. 187.
^) Z. B. ist eine kleine Kopie wahr-
scheinlich fdr den Sauroktonos des Praxiteles
bezeugt (Martial. 14, 172), ebenso eine thö-
neme des , Brutusknaben " (Martial. 14, 171,
vgl. 9, 50).
^) So z. B. Cadbs, impronte 4, 19. 20;
FuBTwlNGLEB, Jahrb. 4, 46 ff.
MM. X54; Hblbio, Wandgem. 1304;
Ztsch. f. bild. Kunst 1883 8. 34; Habtwio,
Meisterschalen S. 603.
^) Aus der 13. Dynastie in Abydos s.
Ed. Meyeb, Gesch. d. Altertums 1 § 107 A.
») Ztsch. f. äg. Sp. 1875 8. 113 ff.
424 KloMiflohe Kanstarohftologie. IL Ctosohiehte der alten Kanet.
der Künstler. Seit 600 v. Chr. beginnen einzelne und bald mehr ihren
Namen der Arbeit beizuschreiben. Die sogenannten Eünsüerinschriften
stehen an Statuen, Votivtafeln und bemalten Vasen, seltener an Qemmen
und Münzen ; Unterschriften von Bildern wie überhaupt Künstlerinschriften
sind vereinzelt in der Anthologie und anderen Büchern erhalten. Die In-
schriften geben zu dem Namen des Verfertigers bestenfalls den des Vaters
und der Heimat. Der Lehrer wird mit ganz wenigen späten Ausnahmen
nie genannt. An vielen Werken fehlte eine Künstlerinschrift ganz, so
dass der Kombination freiester Spielraum blieb. Monogramme scheinen
vor der karolingischen Zeit^ nicht vorzukommen.
Litteratur: Eünsüerinschriften aUer Zeiten in Rom: Barbibb db Moktault, Revue
de Tart chrätien XXXIII S. 453 ff.; Bildhauer: Em. Löwt, Inschriften griechischer Bild-
hauer, Lpg. 1885, vgl. GusT. Hirschfeld, de titnlis statuariorum sculptorumque Graecorum
capp. II, Berlin 1870; Run. Scholl, Hist. u. philol. Aufsätze £. Curtius gewidmet, Berlin
1884 S. 115 ff.; Eaibbl, Hermes 1887 S. 151 ff.; Homolle, Bch. 16, 479 ff.; mehreres neue
aus Epidauros (S. 108); Vasenmaler: W. Klein, die griechischen Vasen mit Meistersig-
naturen, 2. Aufl. Wien 1887; Gemmenschneider (die Echtheit der meisten Inschriften
wird von H. E. E. KGhleb, gesamm. Schriften Bd. 5. 6 angefochten): D. A. Bbacci, comm.
de antiquis sculptoribus qui sua nomina inciderunt, Florenz 1784- 6, 2 Bde. f. m. 160 T. ;
FubtwInoleb, Jahrb. 3, 105 ff. 193 ff. 4, 46 ff.; Münzstempelschneider: R. Weil, die
Eünstlerinschriften der sicilischen Münzen, 44. Winckelmannspr. 1884; Num. chron. 1890
IV S. 285 ff.; metrische Inschriften aus Schriftquellen gesammelt bei Th. Pbboeb, inscrip-
tiones Graecae metricae, Lpg. 1891 (besonders Nr. 174 ff.).
Solche Quellen lagen den Schriftstellern des Altertums vor, welche
über Kunstgeschichte arbeiteten. Keiner von ihnen war vor Alexander
thätig; erst in dem makedonischen Zeitalter haben mehrere Künstler und
Dilettanten Verzeichnisse von Malern oder Büdhauem zusammengetragen,^)
um nicht zu reden von den Periegeten (S. 100) und den Theoretikern der
einzelnen Künste. Daneben fanden die Künstler in den biographischen
Sammelwerken Berücksichtigung; ausdrücklich ist dies freüich nur für
Varro (allerdings bloss hinsichtlich der Architekten, deren Kunst nach
römischen Begriffen zur allgemeinen Bildung gehörte) und Cornelius Nepos
bezeugt. Einen ebensowenig selbständigen Platz nimmt die Kunstgeschichte
in der Naturalis historia des Plinius ein. Den Anlass, sie überhaupt zu
behandeln, gibt die Mineralogie, welche die fünf letzten Bücher des Werkes
(33. — 37.) füllt. Die indices, welche das erste Buch ausmachen, ver-
zeichnen die direkten und mittelbaren Quellen des vielseitigen Mannes;
darüber hinaus ist nichts zu ermitteln. Für die Kunstgeschichte selbst hat
die Quellenfrage keine Bedeutung, da Plinius augenscheinlich subjektive
Urteile von Fachmännern der alexandrinischen Zeit wiedergibt nnd sie
nur mit einigen Angaben über die damalige Aufstellung und mit verschie-
denen Missverständnissen bereichert. Aus ähnlichen Sammelwerken stammen
die nicht unwichtigen Bemerkungen der christlichen Apologeten Athena-
goras, Tatianos und Clemens von Alexandrien.
') Hrabanos Maorus, Über de inventione ' einer Elegie : Hephaistion n, fAergtoy 4, 3«
lingoaram. i Jlegi aytti^axonomv Addaios: Athen. 13,
^) Ilsgl ^tayqdtfiay knii^ono^: Athen. 11, i 603a; Polemon schrieb «gegen Addaios und
474c; Aristodemos: Philostrat. in der Vor- , Antigonos** (p. 98 Preller); Kallizenos vor-
rede; Artemon: Harpokration u. /JoAt^'^vcuroc; I fasste Co^yQuqxoy xal dv^Qwyxonouay dva-
Duris: Diog. L. 1, 11; Juba: Harpokr. Uuq- TQ^^ nach Sopatros bei Phot. cod. 161.
qdcio^) Pamphilos: Suidas; Nikomachos in
Kap. L Bialeitmig. (S 303.)
425
Litteratnr: Die Schriftqaellen der griechischen Kunst sammelte Fr. Ovbbbbgk,
die aut Schriftqaellen z. Gesch. d. bildenden Eänste bei den Griechen, Lpg. 1868; fort-
gesetzt von Pb. Ukoer, Quellen d. byz. Eunstgesch. I. Wien 1878. Eine befriedigende
Ausgabe der betreffenden Bücher des Plinius gibt es nicht; vor allem m&sste mit dem
Vorurteil gebrochen werden, als ob die Bamberger Handschrift massgebend sei (vgl. z. B.
34, 54, wo sie zwei echte Namen auslässt); Ausgaben von Sillig, Jan und Detlbfsbn; zur
Erklärung: Panofka, zur Erklärung des Plinius, 13. Winckelmannsprogr. Berlin 1853;
L. Urucbs, Chrestomathia Pliniana, Berlin 1857 ; zur psychologischen Beurteilung A. Fbübr-
BACH, Eunstblatt 1846 Nr. 57; über seine Vorgänger: Tbuffel-Schwabb, Gesch. der röm.
Litteratur § 313 A. 3 und Schaxz, Gesch. d. röm. Litt. S. 455 f.; M. Hebtz, de ApoUodoro
statuario et philosopho, Breslau 1867; H. L. üblichs, über griech. Kunstschriftsteller, Diss.
y. WüTzbnrg 1887. Athenagoras: Rich. Föbsteb, Über die ältesten Herabilder. Breslau
1868; Tatianos: Rhein. Mus. 42, 489 ff.
Die Kunstgeschichte gehört bei diesen Männern zur hisioria und setzt
sich aus einer Reihe von Thatsachen zusammen, wenn auch die künstle-
risch gebildeten Historiker, wie wir aus den bei Plinius bewahrten Resten
sehen, ihre subjektiven Urteile einflochten. Daneben lässt sich jedoch eine
Auffassung denken, für welche das Geschichtliche Nebensache, die Form
aber Hauptsache ist; in neuerer Zeit benennt man sie ästhetisch. Die
früheste Ästhetik ist nun freilich gleich ihrer modernsten Entwicklungs-
stufe an der Litteratur ausgebildet worden. Allein der rechte xQitixoq zog
stets die Kunstwerke zum Vergleiche heran; wir brauchen nur auf Ari-
stoteles' Poetik, Cicero 's Brutus und die Schriften des Halikamassiers
Dionysios und Quintilians zu nennen.*) Ebenso macht sich die Kunst-
ästhetik in der Popularphilosophie der Kaiserzeit bemerkbar* und zwar
urteilt jedenfalls Lucian am gründlichsten, welcher, einst zum Bildhauer
bestimmt, eine feine Kenntnis der Kunst sich erwarb, doch ist auch
Plutarch nicht zu verachten. Diese Richtung wirkte auf die Rhetoren-
schulen dahin ein, dass unter die Gegenstände der Beschreibung {^xipQaaiq)
manchmal ein Kunstwerk geriet. Die philostrateischen Gemäldegallerien
gehören nicht eigentlich hieher, weshalb sie früher schon zur Sprache
kamen (S. 84); dagegen finden sich unter den Schriften Lucians zwei
wahre extpQMeig, „Zeuxis" und »Aetion**, und ausserdem besitzen wir eine
Sammlung von ixifqdasiq des Kallistratos, welche gewöhnlich den Ausgaben
der Philostrate angehängt wird.*) Diese Gattung wird in der byzantini-
schen Geschichtsschreibung mit der Trauerrede verbunden, indem der
Historiker den Untergang von Kunstwerken pathetisch beklagt. Nikitas
Ghoniatis (f 1216), welchem Malchos vorangegangen war,^) hat seiner
Chronik einen Aufsatz über die 1204 von den Lateinern zerstörten Kunst-
werke Konstantinopels angehängt.
Litteratur: Über die Urteile bei Plinius Eöbebt, Abhandl. aus dem Gebiete der
Altertnmswiss. W. v. Christ .... dargebracht , Manchen 1891 S. 134-46; Ästhetik:
Ji7Ln7S Waltbb, die Gesch. der Ästhetik im Altertum» Lpg. 1893; Ed. Bebthaio), ätudes
sur la peinture et la critique d'art dans l'antiquit^, Paris 1893; L. Fbibdlandeb, diss. qua
nonnulla scriptorum Graecorum de artibus pingendi fingendique iudicia recensentur, ind. 1.
Eönigsb. 1866; Rhetoren: £. Bebtbakd, de pictura et sculptura apud veteres rhetores,
th^se von Paris 1881; Cicero: Eökio, de Cicerone in Vemnis artis operum aestimatore,
JoTer 1863; GöHuiro, de Cicerone artis aestimatore, Halle 1877; Ed. Bbrtband, Cic^ron
artiste, Grenoble 1890; Eug. Riqal, M. Tullius Cicero quatenus artium optimarum amator
*) Bbzoska, de canone decem oratorum,
Breslau 1883, leitet diese Richtung von Per-
gamon her.
') Zahl (bis zu 14) und Ordnung der
Stücke schwanken in den Handschriften.
^) Suidas V. MäX^og,
426 Klasfliflolie KmiBtaroh&ologie, IL Oefiohiohte der alten Kniuit.
extiterit, Paris 1890 (th^se); Laoian: H. BLfhnrEB, archäol. Stadien za Lacian, Berl. 1867;
über Beine eixoyeg Ivo Bbuns, Bonner Stadien S. 51 ff.; Plutarch: LBHNmtDT, de locis
Plutarch. ad artem spectantibos, Dissert. v. Königsberg 1883; Libanios: H. Bebgstkdt,
stadia archaeologica, Upsala 1881; Nikitas: her. v. Wilokbh 1889, dann in der Bonner
Aasgabe.
Auch die Poesie bleibt der Kunstgeschichte nicht fremd: Den Gal-
leriebeschreibungen der Philostrate stellt sich die Ekphrasis des Christo-
doros (S. 34) an die Seite, während mit den prosaischen Kunsturteilen
die Epigramme zusammengehören, aber nur die nicht zum wirklichen
Eingraben bestimmten Gredichtchen. Die meisten derselben beschäftigen
sich aus guten Gründen mit allbekannten Sehenswürdigkeiten, wie Myrons
Kuh eine war.
Litteratnr: Diese Epigramme sind im 6. Bache der palatinischen Anthologie ge-
sammelt, welches die planadeische and die sogenannte Appendix ergänzen; vgl. Hetnb,
Commentatt. soc. r. scient. Gotting. X 80 ff. 104 ff.; Bknhdobf, de anthologiae Graecae epi-
grammatis qaae ad artes spectant, Leipzig 1862.
Häufiger sind jedoch die Dichter durch Kunstwerke beeinflusst. Diese
Eindrücke geben sie oft in malerischen Schilderungen wieder, was sich
vielleicht schon bei Euripides nachweisen lässt und in der alexandrinisch-
römischen Poesie gang und gäbe ist. Diese Umsetzung malerischer Motive
in Worte kann manchmal zur zeitlichen Feststellung der ersteren dienen
und hat vielleicht mehr kunstgeschichtlichen Wert als die bekannten Be-
schreibungen erdichteter Kunstwerke; denn diese letzteren, deren Reihe
mit dem homerischen Schild beginnt, wollen in der Begel etwas wunder-
bares, noch nie geschautes bringen und verfallen darum in Phantasterei.
Doch sind nicht alle Beschreibungen gleich geartet. Kann man im hesio-
dischen Schild die Motive und die Kompositionsweise der zeitgenössischen
Verzierungskunst wiederfinden, so wurzelt die homerische Schildbeschreibung
nur mit den allgemeinsten Zügen in der Wirklichkeit.
Litteratur: Kinkel, Euripides u. die bildende Eanst, Lpg. 1872; Bbünn, d.
griech. Bakoliker a. die bildende Kanst, Sitzangsber. d. bayer. Akad. 1879 11 S. 1 ff.,
Fbakz Fr. Leitschuh, der Eanstsinn des Hora]z, Zisch, f. Kunst- u. Antiquitätensammler
1885; P. Schönfeld, Ovids Metamorphosen in ihrem Verh. zur antiken Kunst, Lpg. 1877;
W. Wunderer, Ovids Werke im Verh. z. antiken Kunst, Diss. v. Erlangen 1890 (Acta semin.
phil. Erlang. V); K. Fuboold, archäol. Bemerkungen zu Claudian u. Sidonius, Gotha
1878; christliche Dichter: Ficker, die Bedeutung der altchristl. Dichtungen f. die Bild-
werke, Gesamm. Studien zur Kunstgesch., Festg. f. A. Springer, Lpg. 1885. — Über den
homerischen Schild s. Hentze's Anhang zu seiner lliasausgabe, z. B. Brunn, die Kunst
bei Homer, Abh. d. bayer. Akad. Bd. XI 3(1868); hesiodischer Schild: Sittl, Jahrb. 2,
182 ff.; Theokrit: Gadechens, der Becher d. Ziegenhirten bei Th. I y. 27—58, Jena 1868;
Brunn (s. o.); Vergil: Revue de philol. 1889 p. 103 ff.
Der Stand der Quellenforschung erlaubt uns, über den Wert der
Buchüberlieferung ein sicheres Urteil zu fassen. Das objektive Material
bestand aus Inschriften, welche, wie wir sahen, nur über Namen, Heimat
und Vater des Künstlers Aufschluss gaben; die oft so störende Künstler-
biographie fallt bei uns notwendig so gut wie ganz aus. Leider musste
man die Zeit aus der Darstellung oder der Weihinschrift erschliessen. Irr-
tümer kamen dabei genug vor^ wie auch die gleichnamigen Künstler in
die nämliche Verwirrung wie die homonymen Schriftsteller hineingezogen
wurden.^) Die schriftstellernden Künstler glaubten aus dem Stil den
') Vgl. E. Kboksr, gleichnamige griechische Künstler, Lpg. 1883.
Kap. L Bliil«itaiig. (§ 804.)
427
Schulzusammenhang feststellen zu können;^) auch bestimmten sie danach
die Zeitfolge, unbekümmert um die geschichtlichen Thatsachen. Hieraus
ist z. B. die seltsame Entwicklungsgeschichte der Erzbildnerei, welche man
bei Plinius lesen kann, entsprungen. Die peripatetische Vorliebe für Fest-
stellung eines Erfinders {svQijfiata) berührte auch diese Kreise; die ano-
nymen Werke ignorierend, schrieben sie nur bekannten Künstlern eine
„Erfindung*, z. B. die des Bohrers (S. 398) zu. Wir pflegen überdies
zu wenig an den Schaden zu denken, welchen Kunsthandel und Museen-
wesen angerichtet haben. Als die reichen Kunstfreunde sich mehrten,
tauchten überall Werke berühmter Meister auf, sei es, dass sich der Käufer
mit der mündlichen Versicherung begnügte und auf sein eigenes Urteil
vertraute*) oder dass eine beurkundende Inschrift auf ein altes anonymes
Werk gesetzt wurde;') endlich fanden die Händler geschickte Leute,
welche auf Bestellung Werke alter Meister fillschten.'*) So naiv waren
schon damals die Sammler, dass sie Silbergeschin* als Arbeit berühmter
Bildhauer!^) und lateinische Inschriften griechischer Meister^) hinnahmen;
noch weniger konnte man es ihnen verargen, wenn sie Bilder Alexanders und
seines Freundes dem Polyklet beilegten.^) Kunstwerke berühmter Meister
also, welche Schriftsteller römischer Zeit von sich aus erwähnen, sind so
verdächtigt) wie die Raphaels und Tizians der altmodischen Gallerien;
indes konnte auch sonst, z. B. in Tempeln, die Phantasie der Fremden-
führer manche kunstgeschichtliche Tradition schaffen. Dass aber ein Meister
berühmt wurde, hing davon ab, dass seine Werke in Delphi, Olympia und
Athen und später in dem letzteren oder zu Rom der grossen Menge zu-
gänglich waren.
Litteratnr: L. Geblaoh, über Mythenbildung in der alten Eonstgeschichte, Dessan
1883; RoBBRT, archäologische Märchen ans alter u. nener Zeit, Berlin 1886.
304. Die Eunstthätigkeit unterliegt der geschichtlichen Betrachtung,
da weder das Auge in jedem Zeitalter seine Empfindungen gleich auffasst
noch die Hand das Gesehene gleich zur Anschauung bringt. Jenes ist ja
kein Spiegel und noch weniger ein Momentphotograph, sondern es fasst
das Geschaute unter dem Einflüsse des Denkvermögens subjektiv; die je-
weiligen Vorurteile nun beeinflussen den Betrachtenden in sehr verschie-
dener Weise, so dass der eine Dinge sympathisch betrachtet, die dem
anderen unschön vorkommen, dass die meisten die blosse Erscheinung in
sich aufnehmen, ohne ihre Gründe zu verstehen und darum alle Einzel-
heiten zu durchdringen, während manche diese naturhistorischen Kennt-
nisse haben; es handelt sich dabei zumeist um anatomisches Wissen. Dies
hängt schon mit dem zweiten Punkte, der Wiedergabe zusanmien. Wie-
wohl Stümperei jederzeit vorkommt und einzelne Produkte geradezu zeit-
*) Ein schwankendes Urteil Paus. 8,
17 ß
«) Stat. Mlv. 4, 6, 22 ff.
') GefiÜschte Inschriften bei Löwr, In-
schriften Nr. 497 ff.
*) Nach «Zenobios" Sprichwörtern V
82 kam dies oft vor; Tgl. Hibsghpbld, tit.
p. 12.
») Martial. 6, 92.
«) LöwY a. 0. 488 a. 489 ff.
') Quidam bei Plin. 34, 64 ; Apul. flor.
7 p. 7, 19 Krügeb.
») Z. B. die Würfelspieler Polyklets
Plin. 34, 55; von Myron Hund Plin. 34, 57
(vgl. 38), trunkene Alte 36, 33 (34, 57 nicht
erwähnt) u. A.; s. Sittl, Würzburger An-
tiken S. 7.
428 KloBBisohe Kanstarcliftologie. n. QeBohiohte der alten Konet.
los sind, hat doch auch die Technik, wie wir schon zur Genüge gesehen
haben, ihre Epochen und Perioden. Dazu sind an dritter Stelle die rein
geschichtlichen Momente ins Auge zu fassen. Sie bestehen in den zeit-
genössischen Verhältnissen, uifter welchen ein Kunstwerk entsteht; Taine
hat dafür den bekannten Ausdruck milieu eingeführt, aber schon Goethe
sprach in Cellini's Leben die Grundztige klar aus : „Indem man einen merk-
würdigen Menschen als einen Teil seines Ganzen, seiner Zeit oder seines
Geburts- und Wohnorts betrachtet, so lassen sich gar manche Sonderbar-
keiten entziffern, welche sonst ewig ein Rätsel bleiben würden.* Diese
Umgebung bestimmt keineswegs nur die Äusserlichkeiten der Kunst. Diese
verlangt ja, wenn sie gedeihen soll, eine reiche freigebige Heimat, in
welcher sie lange ruhige Pflege erfahrt, und wenn auch der unbemittelte
Mann täglich schönes an der Strasse sehen kann, schärft er unmerklich
sein Auge für die Kunst. Auf diese Weise entstehen schönheitsfreudige
Zeitalter. Weiters bestimmt das milieu die darzustellenden Gegenstände,
die Miene, die Pose und vieles andere; dass die Tracht ein wichtiges
Moment sei, brauche ich nicht zu sagen. Diese Grundzüge, welche in der
folgenden Litteraturübersicht einige Ergänzung erhalten, werden in diesem
zweiten Hauptteil näher durchzuführen sein.
Litteratur: Über die psychologische Auffassung des Kunstwerkes ist die
Litteratur zumeist veraltet; s. jetzt P. Soubiau, la Suggestion dans Tart, Paris 1892; phy-
siologische Auffassung: R. Vischeb, das optische Formgeflhl, 1873; G. Hibth, Auf-
gaben der Eunstphysiologie, München 1891, 2 Bde.; Farbensinn: Hugo Magnus, die Ge-
schichte des Farbensinnes, Lpg. 1877; A. Ewald, d. Farbenbewegung. Eulturgesch. Unters.
I. Gelb, Berlin 1876; A. Mabty, die Frage nach d. gesch. Entw. d. Farbensinnes, Wien
1879; R. HocHEGOEB, d. geschichtl. Entwicklung d. Farbensinnes, Innsbr. 1884; Kunst -
und Naturwissenschaft: Dubois-Retxond, Natur und bildende Kunst, Lpg. 1891 (eine
in ihrer Einseitigkeit interessante Rede); Anatomie: theoretische Lehrbücher u. Atlanten
sind zahlreich (deutsch E. Habless, Kollmann, Langeb, Roth, französisch Mathias Duyal,
englisch John Mabshall), am geeignetsten Bbücke, Schönheit u. Fehler der menschlichen
Gestalt, 2. Abdruck, Wien 1898, und G. Schadow, Polyclet oder von den Massen des
Menschen, 5. Aufl., Berlin 1886, m. Atlas v. 30 T.; analytisch Hbnkb u. Hasse, von denen
später bei der „Kritik"; über die Bedeutung der Form einzelner Körperteile: Leb-
molibff, kunstkritische Studien über ital. Malerei. Die Gallerie Borghese ». 79 ff. m. Abb.;
im besonderen wurde das Auge behandelt: E. Cubtius, d. menschliche Auge in d. griech.
Plastik, Sitzungsber. d. preuss. Akad. 1891 9. Juli; Conzb, Sitzungsber. der preuss. Akad.
1892 4. Februar; H. Scbxidt-Rimpleb, d. Auge u. seine Darstellung in Skulptur u. Malerei,
Nord und Süd 1892; R. Gbebff, Studien über die Plastik des menschlicnen Auges am
Lebenden und an den Bildwerken der Antike, Archiv für Anatomie u. Entwicklungsgesch.
1892, S. 113 ff. m. T. 7; Hbnkb, d. Umgebung des menschlichen Auges in der ant. Scnlptur,
Preuss. Jahrbb. 71, 429 ff.; Physiologie der Bewegungen: Ausser den Werken über
Anatomie vgl. Coleman, über Muskelbewegungen, deutsch von Pischel, Berlin 1890. In
neuerer Zeit wurde die Momentphotographie hereingezogen (Scribners Magazine II 3—17.
541—61; E. Mutbbidge, animal locomotion, 781 T.; ders., descriptive zooprazography,
Philadelphia 1893, u. the science of zoopraxography), welche manche Fehler ägyptischer
und assyrischer Künstler rechtfertigen soll. Die Tierdarstellungen werden am leich-
testen konventionell, soweit wir gewisse Arten selten zu Gesicht bekommen: v. Mabtens,
über den Grad von Wahrscheinlichkeit, der beim Bestimmen der den Alten bekannten
Tiere erreicht werden kann, Sitzungsber. der Ges. naturforschender Freunde zu Berlin vom
19. März 1889; Bilderwerk von Imhoof-Blumbb u. 0. Kblleb, Tier- u. Pflanzenbilder auf
ant. Münzen und Gemmen, Lpg. 1889, m. 26 T. Das Pferd ist oft für sich behandelt
worden; die Kenner urteilen ungleich schärfer als das Publikum: Ruhl, über d. Auffassung
der Natur in der Pferdebildung antiker Plastik, Cassel 1846; Gh. Bebjbau, the horses of
antiquity, middle ages a. renaissance, London 1864, 60 T.; Duhoussbt, le cheval dans Tart,
G. d. b.-a. 2. pär. Bd. 28. 29; theoretisch: A. v. Rueff, Anleitung zur Kenntnis des Äussern
des Pferdes, Berlin 1870; über Pferdebewegungen: 0. S., Münchner Neueste Nachr. 1891
Nr. 182. Die Pflanzen sind, wie auch die Tiere, speziell nach ägyptischen u. assyrischen
Kap. iL Die Anlftiige d«r Kuuit. (§ 805.) 429
Darstellangen studiert worden (s. n.). Einfloss der Materialien: Hausmann, Kleinigkeiten
in bunter Reihe 1839 I 260 ff.; Handel und Verkehr: Heeren, Ideen über d. Politik, d.
Verkehr u. Handel d. vorzüglichsten Völker d. alten Welt, Gott. 1824; W. Riobtbr, Handel
n. Verkehr d. wichtigsten Völker d. Mittelmeeres im Altertum, Lpg. 1886; 0. Schrader,
linguisi-hist. Forschungen z. Handelsgesch. u. Warenkunde; Hullbmann, Gesch. d. byzant.
Handels; andere Litteratur bei I. Müller, Handbuch IV S. 476a; Sojciale Bedingungen
des Kunstlebens: Taine, phUosophie de Tart en Italic, - - dans le Pays-Bas, — en
Gr^ce, Paris 1866—69 u. ö.; Mienen und Gebärden; Gdbt. Portig, die Darstellung des
Schmerzes in der Plastik, 1885 (Samml. y. Vortr. her. von Frommel u. Pfaff, XlII. Heid.
1885 S. 25ff.); Sittl, die Geb&rden der Griechen u. Römer, Lpg. 1890. Tracht: Die
Kostflmbücher von Weiss, A. Racikbt, Quincke u. A. sind für uns wertlos; vgl. auch A.
y. Heyobn, die Tracht der Kulturyölker Europas, Lpg. 1889 (Seemanns Kunsthandb. IV.).
Die Trachtenkunde des Altertums steht noch in ihren Anfängen; Beiträge lieferten: J.
BöELAU, quaestiones de re yestiaria Graecorum, Weimar 1885; Stuontczka, Beitr. z. Gesch.
der altgriech. Tiacht, Wien 1886 (Abb. d. arch.-epigr. Sem. d. üniy. Wien Bd. VI 1), mit
Abb.; Walther Müller, quaestiones yestiariae, Gott. 1890, für die orientalischen Völker
Max MtJLLER, Asien und Europa in den altägyptischen Denkmälern, Lpg. 1893. Lehrreich
sind die Modellfiguren des Bildhauers yon der Launitz (Philologenyers. zu Heidelberg 1865)
aber eben nur als Bilder einer einzelnen Zeitperiode. Über die Kleidung yom künstlerischen
Standpunkt: Heüzbt, L'ami des mon. VI S. 270 ff. 823 ff.; Haartracht: ausser yielen
Einzelbemerkungen ygl. Haor. Junius, de coma, in Gruteri Lampas IV 505 ff. u. Krause,
Plotina, Lpg. 1858. Aus diesen äusseren Anzeichen allein sind Schlüsse nur mit Vorsicht
zu ziehen, z. B. ordnete Eckhel die armenischen Münzen nach der Form der königlichen
Tiara, irrte dabei aber um 200 Jahre (y. Gütsohmid, kleine Schriften 2, 842, 1). Zur Ge-
schichte des Schönheitsideales hat Junius (de pictura) einiges Material gesammelt. Die
Anstandsregeln sind noch gar nicht behandelt.
Aus unserer Auffassung der Kunstgeschichte als einer Geschichts-
wissenschaft ergibt sich auch die Begrenzung derselben. Da Winckelmann
in einer Zeit schreibt, welche in dem hellenischen Ideal die Panacee für
alles Unbefriedigende findet, ist für ihn der griechische Künstler der
Heiland und der römische, um eine Stufe niedriger, dessen Apostel. Alle
guten Arbeiten waren griechisch, die irgendwie mangelhaften römisch, das
Orientalische galt für unklassisch. Ludwig Boss kämpfte gegen diese Vor-
urteile, bezahlte aber seine Anschauungen mit einem verbitterten Leben.
Die allgemeine Kunstgeschichte begann zu seiner Zeit schon sich des
Orientes anzunehmen. Schliemanns Ausgrabungen und was sich daran
schloss, — das früher bekannte der Art war wenig beachtet — predigten
laut, dass die griechische Kunst aus der orientalischen erwachsen und nur
durch sie verständlich sei. So ist denn die Thätigkeit aller Völker des
Altertums Gegenstand der Kunstgeschichte. Unbeschadet persönlicher
Sympathien, sind alle dem Geschichtsschreiber interessant, zu allen Zeiten
hat es Talente und Stümper gegeben, jede Periode hat ihre Bewunderer
gefunden; der Classicismus mitsamt dem „Niedergange** ist ein unhistori-
scher Begriff, der in die Ästhetik gehört.
Kap. IL Die Anfänge der Kunst.
(Tafel I.)
305. Der Kunstsinn lebt im Menschen, seit dieser überhaupt die Erde
bewohnt ; dies beweisen die Höhlenfunde aus den Zeiten, da noch Mammuth
und Renntier in Europa hausten, unwiderleglich. Schon im Jahre 1853
begannen französische Forscher auf die kunstreichen Arbeiten der Höhlen
der Dordogne aufmerksam zu werden ; dieselben wurden jedoch von vielen
noch mit zweifelnden Augen angesehen, ebenso auch die nächstfolgenden
Funde von Thayingen, zumal ein paar gefälschte Gegenstände in den
480
KlaBBiBohe SnnstareiULologie. &. Öeschiotit» der alten Kniuii.
Handel kamen. Allein jedes Jahrzehnt vermehrt jetzt unsere Kenntnisse ;
wir kennen bereits ähnliche Gegenstände aus der Höhle von Freudenthal
und vom Schweizerbild bei Schaffhausen wie auch aus den mährischen
Höhlen von Kiilna, Kostelik undPrerau. Sie alle tragen ein gemeinsames Ge-
präge : Technisch betrachtet, drückt sich der Kunsttrieb aus durch Gravieren
und Schnitzen. Unter den bearbeiteten Stoffen ragen (da Holzarbeiten sich
nicht erhalten konnten) die tierischen hervor, nämlich Bein und Hom, während
der Stein noch wenig benützt wird; doch gibt es kleine Steinplatten mit gra-
vierten Zeichnungsversuchen und ornamentierte Kiesel. ') Jene Schnitzereien
und Gravierungen waren nicht selbständig, sondern scheinen zu Griffen oder
Herrscherstäben gedient zu haben; der erstere Zweck nötigt, Stellungen,welche
aus der geraden Linie nicht weit heraustreten, zu wählen, z. B. legt ein Tier
aus der Dordogne das Geweih zurück, zieht die Vorderläufe ein und streckt
die Hinterbeine aus. Dargestellt werden meist Tiere in ganzer Figur oder
nur Köpfe, und zwar rühmen Paläontologen deren naturgetreue Wieder-
gabe. Menschen werden ebenfalls, doch seltener abgebildet; sie tragen
keine Kleider, sondern Streifen am Rücken, welche entweder Haare oder
Tättowierung bedeuten. Die Omamentierung beruht auf dem Einkerben
und Stricheln, wie die der Gefasse, falls solche Höhlenfunde wirklich schon
in diese Periode gehören,*) auf den Eindrücken der geflochtenen Form; sie
ist also rein technisch und noch stillos. Dass schon damals ein Handel
mit Zierstücken existierte, dies thun die am Schweizerbild aufgefundenen
fremden Muscheln und Ringe des Röhrenwurmes dar. Eine Zeitbestim-
mung wird man nicht von uns verlangen; kein Übergang führt — vor-
läufig — zur nächsten Periode.
Litteratur: Einen Überblick gibt Jon. Ranke, Anfänge der Kunst, Berlin 1879
(Sammlung gemeinverst. Vorträge X[V 318); vgl. auch Hahtmann, Ztsch. f. Ethnol. 2, 223 ff.;
Fbaäs, das. 10, 241 ff.; £. Grosse, die Anfänge der Kunst, Freiburg 1894 S. 156 ff. (in Ver-
mengung mit der Kunst der , Naturvölker "^X Südfranzösiscbe Funde: F. Labtet u. H.
Ghristt, reliquiae Aquitanicae, London 1865 — 75 (engl.) mit Atlas (Abt. B enthält die
Schnitzereien) u. Ra. n. s. 9, 233 ff.; Andiebne, de l'origine et Tenfance des arts en P^rigord,
Pärigueux 1863; Abb. auch bei Molon, preistorici 1, 7 -10; die Höhlenzeit Frankreichs ist
von Al. Bbrtbano, les origines. La Gaule avant les Gaulois, 2. Aufl., Paris 1892 u. Sal.
Reinach in seinem Katalog von St. Germain (S. 138) eingehend behandelt. Höhle von
Veirier bei Genf: Abb. im B. de l'inst. genevois 15, 372 u. Arch. des sciences ph. et nat.
31 (Genf 1868), 249; Kesslerloch bei Thayingen: veröff. von der Züricher Gesellschaft,
danach Leb, excavations at the Kesslerloch, London 1876; Debatte bei der Konstanzer
Anthropologen Versammlung (Anthr. Corr. 1877, 103 ff. m. 3 T.); gegen die Echtheit Lutoek-
SCHUIT, Arch. f. Anthrop. 1876 (der zwei wirkliche Fälschungen nachwies), weniger schroff
Eokeb, AUg. Ztg. 1887 Beil. Nr. 303. 304; Sammlungen im Rosgarten-Museum zu Konstanz;
Schweizerbild bei Schaff hausen, Anthr. Corr. 1892, 110 f.; Funde bei Andernach: Anthr.
Corr. 1883 S. 126 f.; aus einem Mammuthknochen geschnitzte menschliche Figur bei Brunn:
das. 1892 S. 38; Höhlen von Mähren: S. 159. Über die Höhlen der Diluvialzeit überhaupt
s. S. 338 f. Zum Vergleiche zieht man die auf den gleichen Materialien beruhende Kunst
der Eskimo (Abb. bei Wobsaab, colonisation de la Russie) und der , Naturvölker* (Audbbb,
das Zeichnen bei den Naturvölkern, Mitt. d. anthr. Ges. in Wien XVII.) heran, doch haben
diese alle schon viele Einwirkungen verschiedener Perioden hinter sich.
Wir knüpfen hier das „Prähistorische* an, weil dasselbe in einer Geschichte
^) Labtet a. Chbistib, reliquiae Aqui-
tanicae A T. 29; eine Platte mit Tierfiguren
am Schweizerbild gefunden.
^) Über Funde in Württemberg und
Schwaben 0. Fbaas, Anthrop. Corresp. 1876
S. 56 ff.; oberfränkische: Joh. Rakkb, Beitr.
z. Anthrop. u. Urgesch. Bayerns 2, 195 ff.
T. 12. 13, besonders S. 215 ff. Da die Höhlen
später noch oft besiedelt wurden, geriet
manches in die tieferen Schichten.
Kap. HL Die; ägypÜBohe txxnat des alten u. mittleron AoiolieB. (§ d06.) 431
keinen Platz hat; es ist ein provisorischer Name, welcher nor anzeigt, dass man vorläufig
die Qegenstftnde nicht einzureihen wisse. Da wir dies, soweit als möglich, gethan haben,
verweisen wir hier nur auf die litteratur. Ober Vereine, Zeitschriften und Kongresse
wurde schon 8. 6 f., über das «Prähistorische* einzelner Länder in der Ortskunde ge-
sprochen: BoNJ, saggio di antidiitä primitive, Fiesole 1825; Bouchbb db Pbrthbs, anti-
^uit^s celtiques et antediluviennes, 8 Bde., Paris 1849—57, m. T.; v. Sagken, vorgeschicht-
hche Kultur Mitteleuropas, Wien 1862; Figüieb, Thomme primitif, Paris ^1872, m. Abb.;
Ltbll, antiqui^ of man, 8. Au^. 1864; Nofi, d. vorgeschichtliche Zeit Europas, Progr. des
Realgymn. v. Leoben 1868; J. Lubbogk, die vorgeschichtliche Zeit, Jena 1874, 2 Bde.: Fb.
Ratzel, die Voreeschichte d. Menschen, NaturkräJ^ XI.; Raubeb, Urgeschichte d. Menschen,
Lpg. 1884; de Quatbefaobs, Tarch^ologie pr^historique, J. des sav. 1882, 224 if.; M. de
Kadaillac, les premiers hommes, deutsch Stuttg. 1884, 70 Abb.; ders., moeurs et mon. des
peuples pr^hist., Paris 1888; Mobtillbt, le pr^lustorique, P. 1883; J. de Bäte, archöologie
pr^historique, Paris 1888; Mob. HObnes, Urgeschichte des Menschen, Wien u. Lpg. 1891, m.
Abb.; JoH. Ranke, der Mensch Bd. II'; Atlas: Gabbiel et Adbien de Mobtillbt, musöe
pr^historique, Paris 1881, 100 T.; Wandtafeln: 0. Fbaas, 5 Wandtafeln zur Geologie u.
Prähistorie; vgl. noch Chb. HosTMAinr, Studien zur vorgesch. Archäologie, Braunschw. 1890.
Der erweiterte Horizont der Weltgeschichte lässt zwei Kulturen
allein in wahrhafter Selbständigkeit erscheinen, die ägyptische und die
babylonische. Über die Priorität der einen oder der anderen sind wir nicht
sicherer als Aristoteles es gewesen ist. ') Beide gehen viele Jahrhunderte
ohne wahrnehmbare Berührung neben einander her. Mit diesen Original-
kulturen werden sich das dritte und vierte Kapitel beschäftigen.
Kap. IIL Die ägyptisehe Kunst des alten und mittleren Reiches.
(Tafel II.)
306. Ägypten macht, nach Quadratmeilen berechnet, nicht den Ein-
druck eines Grossstaates; denn als bewohnbarer Boden kann eigentlich
nur der schmale Streif zu beiden Seiten des Nils gelten, welcher im ganzen
etwa 530 Quadratmeilen umfasst, so dass Ägypten ungefähr Belgien gleich-
kommt. Allein wenn der Despotismus die Bewohner zu Arbeiten für das
gemeine Wohl zwingt, ist das Gebiet von der Natur überreich bedacht;
kommen doch selbst jetzt unter ungünstigeren Verhältnissen 205 Menschen
auf die Quadratmeile.
Die alte Bevölkerung des Nillandes steht den klassischen Völkern
fremd gegenüber; wenn auch ihre Sprache eine entfernte Ähnlichkeit mit
den semitischen hatte, stand sie selbst doch ethnographisch den Negern
näher. Diese Besonderheiten bedürfen einer kurzen Schilderung, weil sie
das künstlerische Ideal der menschlichen Gestalt beeinflussen mussten. Die
Ägypter haben einen stark dolichocephalen Schädel mit schmaler, platter,
abgegrenzter Stirn, die mit der stumpfen seitlich aufgeworfenen Nase fast
eine Linie bildet, und mit hervorspringenden Jochbögen, bald krause Neger-
haare, bald lange schlichte, ferner einen erheblich heraustretenden Mund;
die Schultern sind auffällig breit,*) die Schienbeine unregelmässig gebil-
det.') Die Hautfarbe ist so dunkel, dass die Ägypter den Griechen und
Römern für Neger gelten,*) zumal auch ihre Haare kraus waren. 5) Die
^) Aristot. polit. 7, 9. meteor. 1, 14 und
bei Diog. L. pr. 6; Tgl. Fb. Hommbl, der
babyl. Ursprung der ägypt. Kultur nachge-
wiesen, München 1892.
«) BoNOMi, Tr. bibl. arch. 4, 251 flF.; vgl.
PSBBOT I Fig. 6.
') Aristot. Problem. 14, 4; Piokobius,
mensa Isiaca p. 53.
*) Jiyvnrueaaif -(oaai ; Ps. Aristot. phy-
siogn. 67; Polemo 36; Anon. de phys. 79.
') Anon. de physiogn. 14,
432 SlaBBiflche Knnstaroliaologle. H Gesohioiite dei^ alten Xnnst.
Eörperformen sind schlank, ja dürr/) die Hüften schmal; endlich merkt
Hippokrates die Einföi-migkeit des Aussehens an.*)
Litteratur: Robbbt Habtkanit, Ztscli. f. EUmol. 1, 23 ff. 135 ff.; Fritboh, d. Por-
trätcharaktere der altäg. Denkm., das. 1883 S. 183 ff.
Die befremdende Erscheinung wurde durch die Tracht, wenn wir
dieses Wort im weitesten Sinne nehmen, bedeutend verstärkt. Bei der
Wärme des Klimas beschränkt sich die Kleidung auf ein Minimum. Schuhe
dürften für Luxus gegolten haben. Männer gewöhnlichen Standes tragen
nur einen Hüftenschurz; die Frauen sind vollständiger bekleidet, wählen
jedoch wegen der Hitze so dünne Stoffe, dass alle Formen erkenntlich
sind. 3) In Bildern deuten manchmal nur kleine Querstriche das Ende des
üblichen langen Rockes an. Überdies reicht das Gewand in dieser alten
Zeit meistens nur bis unter die Brüste und wird bloss durch Achselbänder
festgehalten. Von der Haartracht hängt ein wesentliches Teil des äusseren
Eindruckes ab. Barte waren mit seltenen Ausnahmen verpönt,*) hingegen
erfuhr das Haupthaar sorgfaltige Pflege. Manche nubische Stämme bilden
es jetzt mit Fett und Talg zu seltsamen Formen um; ähnlich werden die
Ägypter anfangs ihr Haar gestaltet haben. Man trug das Haar so lange
als möglich, strich es auch manchmal über die Ohren. Da aber so manchem
hohen Beamten die Haare zur Gala nicht ausreichen mochten, kam in den
hoffähigen Kreisen die Perücke auf und der kgl. Perückenmacher gehörte
zu den obersten Hofchargen. Dieser Sitte mussten sich natürlich auch die
Künstler fügen. Die Frauen Hessen die Haare lose hängen, einen Teil
derselben jedoch nach vorne fallen.
Litteratur: Über das Privatleben der Ägjrpter s. das BUderwerk von Wilkihson
(S. 78), auch Roogheogiani, racc. di costumi degli ant. Egiziani, Rom o. J. 2 Bde. f.; Fb.
Lenobmaitt, bist. anc. de TOrient jasqn*aux guerres m^diques III. civiüsation, moeurs et
mon. de r£g., Paris 1883 m. Abb. und besonders Ebmak, Ägypten u. ägyptisches Leben im
Altertum, Tübingen o. J. 2 Bde. m. Abb.
Die Religion der alten Ägypter berührt uns hier schon deshalb,
weil zu den öftest dargestellten Figuren die der Götter gehörten. Wenn
auch ein häufiges Beiwort der Götter lautet »mit dem schönen Antlitz",
sind die Ägypter doch nicht zu Idealgestalten gelangt, sondern immer nur
an Äusserlichkeiten haften geblieben. Der Ritualismus unterdrückte den
guten Geschmack. Man erkannte die menschlichgebildeten Götter an einem
eigenartigen Gewände, welches dem Frauenkleide glich, nur dass es unten
verkürzt war, femer an einem aus Hörnern und Federn zusammengesetzten
Diadem und dem Knebelbarte. •'^) Die das Übermenschliche bezeichnende
Abnormität haftete indes häufiger am Körper selbst; viele Götter haben
also Flügel, mit denen sie auf und ab schweben, was der Künstler so aus-
drückt, dass er beide nach vorne richtet, aber den einen nach unten, den
andern mehr nach oben.«) Die Hautfarbe der Götter stellte sich mancher
0 Galen. XIII p. 662 E. ; Ammian. | Ges. 1889 S. 43.
22, 16.
*) De a6re I p. 557 Kahn.
') ,Der demotische Roman des Stne
Hamas* S. 16.
*) Ausnahmen : König mit kurzem Voll-
bart, Lkpsius II 234a; Mumie mit einem
solchen: YibchoW; Ztsch. d. Berl. anthrop.
') EbmanI, 95f. 357; 96; 311.
•) Z. B. Chakpollion II 87. 92 = Pbbbot
I 531. 532; Inschrift der Isis (Wiedbhakn,
Herodots 2. Buch S. 590): ,Sie machte Glanz
mit ihren Federn, sie machte Wind mit ihren
Flügeln •.
Kap. UL Die agypÜBohe KnnBt des alten u. mittleren fteiohee. (§ 306.) 433
blau oder grün vor, weil der Lasurstein oder der Malachit für das Schönste
auf Erden galt;^) auch sind die „goldenen' Götter, wenn möglich, aus
Gold gebildet worden.*) Wie also die Hautfarbe übematlirlich sefh soll, 3)
glaubt man auch die Glieder gegen menschliche Regeln zusammensetzen
zu dürfen. Unter den mannigfaltigen Mischungen, die einen allegorischen
Sinn haben,^) kennzeichnen vor allem die bekannten tierköpfigen Götter
die ägyptische Anschauung, welche bei den Physiognomikern wiederkehrt,
dass Ähnlichkeiten mit Tieren den Besitz von deren hervorragendster
Eigenschaft bedeuten. Beispielsweise nennen wir den sperberköpfigen Horus,
Ammon mit dem Widderkopf, ^) die kuhköpfige Hathor und den Schakal-
Anubis; selbst zwei Sperberköpfe oder vier Widderschädel wurden auf
einen menschlichen Rumpf gepfropft. Die Symbolik geht soweit, dass in
manchen Fällen ein Scarabaeuskäfer oder eine Hieroglyphe den Kopf ver-
trat. Umgekehrt werden vergeistigte Wesen durch einen Tierleib mit
Menschenkopf dargestellt. Ein Löwe mit mjBnschlichem Kopfe, welchen
die Griechen Sphinx nannten, die Ägypter aber hu oder seschep, bedeutete
die Löwenstärke und Menschenklugheit des Königs, dessen Porträtzüge und
Inschrift er aufweist.®) Wie das Sphinxsymbol im neuen Reich sich wan-
delte, kommt später zur Sprache. Die Seele (ka) ist ein Vogel mit Menschen-
kopf, manchmal sogar mit Armen. ^) Mit diesen Ideen harmonieren die
fabelhaften Ungeheuer, deren Ausbrütung man den Sinnestäuschungen der
Wüste zuschreiben möchte; da gibt es Löwen mit Sperberköpfen (sag),
geflügelte Gazellen u. A.^) Das meiste und bedeutendste der Art (z. B.
die Greifen) haben die Ägypter erst im neuen Reich angenommen.
Diese Geistesrichtung, welche das Übernatürliche in dem drastischen
Wunderbaren suchte, hatte im alten Ägypten noch nicht die volle Herr-
schaft. Die Art, wie gewisse Gottheiten in der Bilderschrift bezeichnet
werden, lässt erraten, dass die Ägypter dieselben anfangs nicht im Bilde
verehrten, sondern statt ihrer selbst einen Baum, unter dem ein Gott er-
schienen, oder sonst eine durch Marksteine bezeichnete Erscheinungsstelle. ^)
Ausserdem zeigen die ältesten Inschriften statt der Götternamen das ein-
0 Blau: Champolliok T. 11; Pittore d'
Ercol. ly 69 (auf Könige übertragen, in Nu-
bien: Champolliok 154); grQn: Champ. T. 59.
71. 78. 91 ; Blumenbach, Beitr. z. Natnrgesch.
2 8. 64. 65*; Wilkihsok V 299 f. 307. Grün
sind auch Gesicht und Hände der Göttin
Neith.
') Goldenes Idol aus Denderah : Archaeo-
logia XVIII T. 4; Chromgelb gemalte Götter
und Könige im kleineren Tempel von Ip-
sambul.
') Ebenso unterscheidet sich die dunkel-
rote Hathor von den blassen Frauen (Relief
Seti's I. im Louvre).
^) Z. B. hat der nährende Nilgott weibliche
Brüste (LEPSiusIII47a. 67 b. 75a. 237 d).
*) Lbpsius, Äg. Ztsch. 1877 S. 8 ff.
«) Lbpsius, Ztsch. f. äg. Spr. 1882 S. 1191;
E. ▼. Bebomann, das. 1880 S. 50; Wilkinson
111308-312; MA8PBB0,Ga. 1879; Ed.Meybb,
Handbuch der klau. AUortumawisscnschaft. \X
(Gesch. d. alten Ägyptens S. 112 f.) bezwei-
felt, dass schon im alten Reiche die Sphinx
bekannt gewesen sei. Kriosphinxe sind ein-
fach ruhende Widder.
') Z. B. Tr. b. a. VIII T. zu S. 390 ; Pbb-
BOT Fig. 38; Beb. 12, 392 A. 2. Skarabäen
und Schlangen mit Menschenköpfen kommen
in verschiedenen Gräbern vor.
") Lepsics II 131; Rosbllini, mon. civ.
33; Wilkinson II 93. III 309—312 (= Ebman
I 329).
^) Ein Baum bezeichnet den Gott von
Busiris, ein Paar Cypressen und ein Stein-
kegel den Gott Amsi; letztere Form hatte
noch später das Tempelbild des Ammon-
Orakels, nur dass es aus Edelsteinen bestand
(CüBTiü8 4, 7, 23; vgl. Diod. 17, 50,6). Ein
Gott von Memphis heisst „der unter dem
Ölbaume '^ {cher-baqf).
28
434
ElaBsische Snnstarohäologie. U. Gesohiohte der alten Saiuii,
fache Bild ihres heiligen Tieres, z. B. statt Horus einen Sperber; das
älteste menschliche Götterbild ist die Hieroglyphe der Göttin Mftt. *) Später
noch kommt es vor, dass mitten in bildlichen Darstellungen ein Hiero-
gl3rphenzeichen die Gestalt des Gottes vertritt.*) Den Sonnengott drückt
häufig die geflügelte Sonnenscheibe aus. 3) Überhaupt haben die Ägypter
eigentliche Tempelbilder nicht gehabt. Dieser Satz dürfte auch nach den
neuesten Entdeckungen bestehen bleiben. Wohl glaubte auch das Volk des
Nillandes, dass die Götter auf Erden weilen, und errichtete ihnen gewaltige
Tempel, allein in dem Gewirr von Zimmern war das Allerheiligste ein
lichtloser Raum, welcher geheime Symbole enthielt, die nur der Ober-
priester und der Pharao schauen durften. Wie wäre dort eine Kultusstatue
im griechischen Sinne möglich gewesen? Dagegen glaubten sie allerdings
die Gnade der Gottheit zu erringen, wenn sie ein Bild derselben weihten;
in einem Tempel von Earnak fanden sich folglich statt eines £ultbilde8
Hunderte von Votivfiguren der löwenköpfigen. Sechmet. Sehr schwunghaft
ging die Industrie der Devotionalien (kleiner Bildchen von Göttern, heiligen
Tieren wie des Scarabaeus,*) Horusaugen u. dgl.). Von der Religion ging
endlich die Bevorzugung der Lotosblume {Nymphaea Lotus L.) aus,
welche das nationale Element in der ägyptischen Ornamentik abgibt.*)
Da dem Ägypter die Dämonologie wichtiger als die Religionsmoral
erschien, malte er sich das Jenseits mit einer so starken Phantasie aus,
dass er schon bei Lebzeiten seiner materiellen Existenz nach dem Tode
vorarbeitete. Der Mensch will auch im Grabe fortleben, aber damit er
nicht in die Lüfte entschwinde, muss die Seele eine individuelle Wohnstätte
haben. Diese ist ausser der Mumie das Abbild des Lebenden, von welchem
die Angehörigen ihm möglichst viele Exemplare®) in das Grab mitgeben.
Durch diese, verbunden mit Inschriften, wird der Tote „lebend gemacht",
während ein Feind durch Zerstörung der beiden ihn vernichtet. Der vor-
nehme Tote will ausserdem seine Bequemlichkeit wie auf Erden haben,
nur muss alles von dauerhaftem Stoffe sein. Dienerinnen, welche Korn
mahlen oder Teig kneten, Schiffchen mit Ruderern, um auf dem Nil zu
gondeln, Küchen in Modellen, Gänsebraten von Alabaster folgen ihm, vor
allem aber die Antworter {uschebte), welche, der Osirismumie gleichend,
einst, wenn der Tote von Osiris zur Bestellung der himmlischen Äcker
aufgerufen wird, in seinem Namen die Arbeit verrichten. An Amuletten,
welche gegen die bösen Geister schützen, fehlt es natürlich nicht.
Litteratur: Bruobch, Religion u. Mythologie der alten Ägypter, 2. Aufl. Lpg.
1891, m. 65 Abb. u. 1 T.; ders., ägyptische Gräberwelt; Lieblein, gammel-aegyptisk religion,
Ghristiania 1884- -5, 3 Bde.; Wiedbmann, Religion der alten Ägypter, Münster 1890; Mas-
PEBO, Tr. b. a. 7, 6 ff. (Einfahrung der Grabfigaren); Mabiette, Särapäum I S. 22 f. (Amulette
im Bauche der Mumien); Pettigbew, history of egypt mummios, 1834 m. T. ; G. Maspbbo,
ötudes de mythol. et d'arch. ^gypt. Paris 1892 (Bibl. ögyptolog.).
') Mabiette, les Mastabas p. 74. 77.
Sie kauert und scheint in der Hand Blumen
zu tragen.
') BiBOH, Ztschr. f. äg. Spr. 1877 S. 33;
Bbuosch, Reise nach der Oase £l-£hargeh,
Lpg. 1878 T. 18, IV.
') PEBBOT-Pietschmann S. 885.
*) S. 242; Abbildung des natürlichen bei
SoLDi, les arts mäconnus p. 26.
*) Über die Lotosarten Wönig, Pflanzen
im alten Ägypten S. 23 ff. ; Lobet, la flore
pharaonique, Paris 1892.
'') Z. B. allein 20 Porträtfiguren im
Grabe des Ti (Mabiette, notice du musöe
de Boulaq Nr. 24).
Kap. m. Die agypÜMbe Kirnst des alten n. mittleren Beiohee. (§ 306.) 435
Mit der Beligion stehen die Anstandsbegriffe in Zusammenhang;
diese machen sich in dem durch und durch bureaukratisch organisierten
Ägypten sehr fühlbar. Man hat bei weitem nicht alles dargestellt, was
im Leben vorkam, ohne freilich unsere Anstandsbegriffe zu beachten. Wäh-
rend die Anwohner des Nil in Natürlichkeiten bis an die äusserste Grenze
gingen, 9 sonderten sie die Haustiere sorgfältig in salonfähige (fast bloss
Rinder) und bäuerische, welche in der Regel ignoriert wurden (Schafe,
Ziegen und Esel); Schweine waren auch für den Künstler unrein.^)
Der König heisst in Ägypten Sohn der Sonne und gilt für ein höheres
Wesen, welcher Glaube auch für den Künstler massgebend ist. Erstens
muss der Landesherr jedenfalls physisch grösser als alle gewöhnlichen
Menschen erscheinen und in Rundfiguren wie in Reliefs sie um Hauptes-
länge überragen. War er von Natur klein und schmächtig, machte ihn
der Künstler doch gross und stark. 3) Die selbständig regierende Königin
Hatschepsu war für die offiziellen Zeichner der abstrakte König, also
männlich.^) Als der aufgeklärte Despot Chuenaten sich hässlich, wie er
wirklich war, zeichnen liess, erhielt der Loyalismus nur eine andere Wen-
dung; die Unterthanen mussten nun in der Hässlichkeit wetteifern.^) Mag
der König thun^ was er will, überallhin folgen ihm die Insignien seines
Amtes: Der Knabe hat an der einen Seite die prinzliche Locke herab-
hängen, der Regent trägt wie die Götter einen falschen Bartzipfel am
Bonn und hat hinten einen Löwenschweif angehängt. Über seiner Stime .
sieht man die von der Üraeus-Schlange flankierte Sonnenscheibe. Endlich
dürfen überhaupt Mitglieder des königlichen Hauses nicht abgebildet werden,
ohne dass der Name beifolgt.
Es erübrigt noch, die Bedingungen des Kunstbetriebes zu erörtern.
Das alte Ägypten hatte als besitzende Klasse nur die 40 Adelsfamilien,
welche die einzelnen Gaue beherrschten und die weltlichen und geistlichen
Würden auf ihre Nachkommen vererbten. Allein sie hingen von dem un-
umschränkten König ab, welchem alles gehörte; er verfügte über sämt-
liche Bergwerke und Steinbrüche und gebot über alle Arbeitskräfte. Zur
dauernden Bearbeitung verwendete er Verbrecher und Kriegsgefangene,
während er für besondere Zwecke förmliche Expeditionen (bis zu 3000
Mann stark) in die Wüste aussandte, welche unter Prinzen oder hohen
Beamten standen.^) Diese Menschenmassen mussten ja Monate lang in
den Brüchen bleiben, um aus harten vulkanischen Gesteinen (S. 289) un-
geheuere Monolithe, deren Gewicht manchmal eine Million Kilogramm über-
stieg, zu brechen und dann auf einer ganzen Flotte zu verladen.') Die
Errichtung von Denkmälern war ein wichtiger Teil der königlichen Thätig-
>) Z. B. Lbpsius 2, 138 c. 143b.
«) Ebmah 2, 586 A. 4—6.
*) Dies kann man an der Mumie Ram-
sea' TT. I^onstatieren (Ed. Metbb, Geschichte
S. 294. 295).
*) Ztsch. f. ftg. Spr. 1882, 119.
') Ed. Mbyeb a. 0. S. 265, vgl. 267.
«) Ed. Mbteb S. 152; Ermak 1, 115.
Von Interesse ist der Bericht des üna (Ztsch.
f. äg. Spr. 1882 S. 1 ff.).
') Abbildungen des Transportes : ans der
5. Dynastie bei Mabiette, Mastabas D 55.
60; aus der zwölften berühmtes Bild von
Bersche: Lepsius II 134= Eo. MbtseS. 187,
vgl. S. 185 f.; Herod. 2, 175; Plin. 36, 68;
Text bei Mbyeb S. 237. Obelisk von 120
Ellen = über 60 m. (Papyrus bei Ebman 2,
626); die 17 Vs m. hohe Statue Ramses' IT.
bei Theben wird auf 1'218 000 kg berechnet.
28'
436
fi^miBtarohftologie. II. (JeBohiohte der alten txoimt
keit. Über jedes wurde ein schwungvolles Protokoll auf Pergament auf-
genommen J) ^Vorsteher der Arbeiten des Königs* waren selbst Prinzen.
Unter dieser Hofcharge standen ganze organisierte Kompagnien von Hof-
juwelieren, Hofmalern u. dgl.,*) welche gewiss nie feierten; denn bald
huldigte der König einem Gotte, bald sorgte er für seinen Nachruhm, bald
stellte er Material und Künstler einem verdienten Beamten zur Verfügung.
Die Beamtenschaft musste sich zu Neujahr in ähnlicher Weise durch
kunstgewerbliche Arbeiten oder Königsbilder revanchieren.**) Wie bei allen
anderen Hofämtem, wird in jenen Stellen die Vererbung oft vorgekommen
sein.*) Aber eine Künstlerkaste gab es nicht, wenn auch mancher Vater
gewisse Kunstgeheimnisse auf seinen Sohn zu vererben hatte.*) Nur eine
religiöse Organisation vereinigte alle Künstler zu einer Zunft, deren Patron
der Gott Ptah (Hephaistos) war, weshalb sein Oberpriester in Memphis die
oberste Leitung hatte. ^) Sonderliches Ansehen genoss der Stand nicht,
was keineswegs ausschloss, dass manche Maler zu einer Verbindung mit
den vornehmen Familien gelangten.')
Dies waren die ethnologischen und politischen Verhältnisse, unter
denen die ägyptische Kunst sich ausbildete. Die Natur selbst scheint
Ägypten zu einer selbständigen Entwicklung bestimmt zu haben. Im
Norden sind dem Lande die Sümpfe des Deltas vorgelagert und im Süden
bilden Stromschnellen und Engpässe eine natürliche Grenze, während im
Osten und Westen eine wasserlose Wüste sich ausdehnt. Das Delta hat
ungünstige Meeresströmungen und keine natürlichen Häfen, das rote Meer
gilt selbst jetzt noch für ein gefahrliches Fahrwasser; kein Wunder, dass
die Ägypter sich auf das „grosse Grüne« nicht gerne hinauswagten. So
war das Reich ringsum von Nomaden ('Amu), Jäger- und Fischerhorden
umgeben, welche nur Hausindustrie kannten und den Ägyptern bloss Natur-
produkte liefern konnten.^) Ab und zu kam und ging eine Gesandtschaft
mit Geschenken von und zu fremden Höfen, wie das Archiv von Tell-el-
Amarna gezeigt hat; aber alle feindlichen und freundlichen Berührungen
scheinen keinen tieferen Eindruck gemacht zu haben. Erst als die Könige
der 18. Dynastie zum ersten Male, seit es eine ägyptische Geschichte gibt,
als Eroberer auftraten, fielen die Schranken und Ägypten trat in den
Kulturkreis des Orientes ein. Daraus ergibt sich die Folgerung, dass das
sogenannte neue Reich unter der XVDI., XIX. und XX. Dynastie (etwa
von 1530 — 1050 dauernd) hier vorläufig ausser Besprechung bleibt.
Die Entwicklungsgeschichte Ägyptens wird wohl einmal durch Denk-
mäler beleuchtet werden. Vorläufig sind auch in der politischen Geschichte
die Anftnge ganz von der Sage umhüllt; dann tritt die Periode der IV.,
V. und VI. Dynastie, welche nach dem nüchternsten Ansatz mit dem Jahre
^) In Inschriften erwähnt; eines aus der
12. Dynastie erhalten: Ztsch. f. äg. Spr. 1874,
85 ff. m. T. 1. 2.
•-») Vgl. Erman 1, 98 f. 2, 554.
«) Ebman 1, 177; Lspsiüs, Denkm. II
63. 64.
*) Vgl. Erman 2, 555.
*) Ed. Mbybr S. 189; Erman 2, 554.
^) Erman 2, 553; .Vorsteher der Künst-
ler": ders. 554.
^) Erman 2, 553. 555; Herod. 2, 167.
^) Aus Arabien kam allerdings auch die
Fratzengestalt des Gottes Besä (Krall bei
Benndorf, Heroon S. 72 ff.; Drbxler in Ro-
Sehers Lexikon 1, 2880 ff.).
Kap. III. Die agypÜBohe Kunst des alten u. mittleren Beiohes. (§ 807.) 4S7
2830 begann, als „isLa alte Reich '^ hervor; die Zeit der XU. und XHI. Dy-
nastie, etwa 700 Jahre später anfangend, heisst das mittlere Reich. Vor
und nach dieser Periode scheinen meistens verworrene Zustände geherrscht
zu haben. Die Zeit der altägyptischen Kunst des alten und mittleren
Reiches erscheint, wenn auch mannigfache Veränderungen und Schwan-
kungen sich zeigen, vorläufig als eine einheitliche Periode. Wir finden die
Kunst sogleich in fast voller Blüte.
307. Die statuarische Kunst ist bereits voll entwickelt, aber unter
natürlichen und sozialen Verhältnissen erwachsen, welche sonst nirgends
ganz gleich wiederkehren. Das eigentliche Kulturland liefert nur Thon
und Holz, besonders das knorrige der Sykomore {ficus sycomorus) und
Akazienholz. ^) Auf diesen Stofl^en beruht die eigentliche populäre Plastik,
welche, für die Masse wie sie arbeitet, zumeist nur kleinere Figuren pro-
duziert. Die Terrakottafiguren können durch Emaillierung verschönert
werden; man darf auch die zahllosen Skarabäenbilder dazu rechnen,
welche unter der 3. und 4. Dynastie gut ausfielen, unter den späteren da-
gegen meist die Hände gröberer Arbeiter verraten. Doch blieb jener
Zweig der Plastik ziemlich zurück.^) Dagegen erfreut sich die Holzskulptur
grösserer Beliebtheit; das rauhe Holz ist jedoch gar nicht sichtbar, son-
dern mit Gypsgrund (der wiederholt Leinwand unter sich hatte) überzogen,
auf welchem lebhafte Farben leuchteten. Der Holzkern selbst brauchte
deshalb nicht eingehender überarbeitet zu werden. Trotzdem macht eine
Porträtstatue eines beleibten glatti*asierten Mannes, in welchem die aus-
grabenden Fellahs ihren Dorfschulzen {Scheich-eUBeled) erkannten, einen
lebensvollen Eindruck;') sie ist die bekannteste ihrer Art, steht jedoch
nicht allein, im Gegenteil soll es sogar Kolosse von Holz gegeben haben.^)
Mit dem Untergang des alten Reiches wird jedoch das Holz in der grossen
Plastik selten. Die an das Kulturland angrenzenden Oebirge bieten nicht
viel Auswahl; der eigentliche Marmor scheint vollständig zu fehlen, wäh-
rend den ganzen Nil entlang Kalk- und Sandsteine in reicher Auswahl
vorkommen,») die sich wieder nur zu polychromen Büdem eignen. Dieser
Gruppe gehören im alten Reiche vornehmlich Dienerfiguren an, welche man
Königen und Fürsten zur ewigen Bedienung in das Grab stellte; da findet
man z. B. Teig knetende Mägde, Diener bei der Arbeit, Trauernde, kurz
durchweg Genrefiguren, was dieser Kalksteinplastik etwas Frisches und
Liebenswürdiges verleiht.^) Am Anfange der IV. Dynastie, vielleicht aber,
wie fi'anzösische Forscher annehmen, schon früher und wohl auch hin und
>) Maspebo, J. asiat. VII, ^^^ 137; i im Louvre: Febbot 433; Statae des Ti Tr.
Bbüosch, ägjpt. Gräberwelt Nr. 87.
*) Klagende Dienerin und Porträtbruch-
stück in Berlin ; rohe Statuen in Gizeh, vgl.
Ebmjln 2, 607, 1.
>) Taf. 11 Fig. 3; Mitchell 19; Ebmav
1, 52; Pbbbot F. 7 (Füsse und Untersatz er-
gänzt); der Kopf Art J. 1888 S. 104. Wahr-
scheinlich hiess der Mann Hotep-herchut.
Nach Mariette aus der 4. Dynastie.
*) Fragmentierte Frauenstatue aus dem-
selben Grab (Bulaq 493); ähnlicher Mann,
b. a. 7, 7; Kolosse Herod. 2, 130.
^) Ebhan 2, 624 ff.; Maspsbo, B. Orient,
et amör. 1 877 : Wibdbmann, Herodots 2. Buch
S. 119. 464.
®) Die meisten wurden in einem Grabe
der 5. Dynastie gefunden (Mabibttb, Masta-
bas p. 231 ff.); Abb. Peebot 444-50; Ebhak
1, 268. 2, 547; Mitchell p. 27; die Originale
sind in Gizeh, London, Berlin, Florenz und
Athen zerstreut.
438
KlassiBohe Kanstarohäologie. IL GeBohiohte der alten Kunai.
wieder noch später Hessen sich auch Standespersonen in bemaltem Kalk-
stein darstellen. Als bekannteste Beispiele nennen wir den „Schreiber**
im Louvre (Tafel 11 Fig. 4), das Bild eines königlichen Sekretärs, der, nach
orientalischer Sitte mit untergeschlagenen Beinen 'sitzend, gespannt den
Befehl erwartet,^) dann den T. 11 Fig. 6 abgebildeten Kopf des Louvre,*)
sowie die Ehepaare Ra^hötep mit Nefert und Sepa mit Nesa.^) Auch die
Kalksteinplastik tritt unter dem mittleren Reich in den Hintergrund.
So leicht verhältnismässig dieses Gestein in den Gebirgen zu gewinnen
war, so schwer liessen sich die vulkanischen Steine loslösen und bearbeiten.
Granit, Diorit, Basalt und Porphyr waren, von ihrer kräftigen schwarzen,
grünen oder roten Farbe nicht zu reden, der „ewige Stein*, welchen der
ägyptische ünsterblichkeitsglaube brauchte. Freilich nur der König konnte
die Arbeiter aufbieten, welche die Herbeischaffung und die Bearbeitung
eines solchen Steines erforderte ; ein ünterthan erhält ihn nur durch könig-
liche Gnade. Die Skulptur in vulkanischen Steinen, welche keine Farbe
den Blicken entzog, ist also erstens durchaus höfisch, zweitens bedarf es
Jahrhunderte der Übung, bis man den spröden Stoff so bezwingt wie den
Kalkstein. Kein Wunder, dass aus dem alten Reiche ziemlich mangel-
hafte, augenscheinlich unvollendete Figuren von Privaten erhalten sind.*)
Dagegen gibt es vortreffliche Diorit- und Basaltstatuen (T. H F. 6);*)
aber das bleibt noch zu untersuchen, ob sich darunter nicht später gefer-
tigte Kultusbilder der apotheosierten Könige des alten Reiches befinden.^)
Andererseits mögen manche ältere Statuen von späteren Fürsten nach
Ausmeisselung des Namensschildes usurpiert worden sein.^) Jedenfalls
fallt die eigentliche Blüte der reinen Steinplastik erst in die Zeit des
mittleren Reiches, wo Figuren von der Statuette bis zum Koloss aus vul-
kanischem Stein gehauen werden; die Kolosse zielen jedoch auf Massen-
wirkung ab und sind nach wenigen oberflächlichen Proportionsregeln, bei
denen die Anatomie zu kurz konmit, angefertigt.^) An Metallen ist
*) Das Lebensvolle wird durch die ans
Quarz und Bergkrystall bestellenden Augen
erhöht. Die Statue wurde in einem Grabe
nahe dem Serapeum, wahrscheinlich aus der
V. oder VI. Dynastie, gefunden (Mabikttb,
S^rapöum p. 11); Abb. Erman 1,57; Lepsius
III 290, 17; Mitchell 25, farbig bei Ratet,
Pbrbot T. 10 und Nott and Gliddon, indi-
genous races of the earth, Philad. 1857. Ähn-
liche Statue aus Sakkarah: G. d. b.-a. 1893,
265 ff.
*) PsBBOT Fig. 432 (angeblich ans der
3. Dynastie); Kalksteinkopf in Gizeh (Berl.
Abg.).
^) Ersteres aus Meiddm (Zeit des Snefru)
in Gizeh: G. d. b.-a. 1881 Sept.; Mitchell 23
(Profil 23 u. 24); Mariettb, mon. div. 16—
20; letzteres (aus der 3. Dynastie? Unter
den Augen ist grüne Schminke angedeutet):
Levtobhant, bist. anc. de FOrient II 63;
Pebbot f. 427. — Ausserdem Peh-er-nefr in
Paris; hockende Statue des Henka in Berlin
Nr. 7334 (Zeit des Snefru); sehr schöner Kopf
im britt. Museum: Mitchell p. 26.
*) Granitne Statue in Gizeh : Ed. Mbteb,
S. 119; kleine granitne Sitzfiguren des 'Amten
in Berlin und London: Lepsius II T. 120 ab.
III 288, 1. 3.
') Neue Sitzfiguren des Cha'frfi' in Gizeh :
Ekman 1, 64; Mitchell S. 28; Meter S. 120.
121; Pbbbot f. 460; de Rouei, rech. T. 4.
5; Mabibtte, Ra. 1860; Dresdner Abguss;
kleine Statue aus Diorit in Berlin: Ebman
2, 550 ; Statuette in Gizeh : Album du mus^e
de Boulaq T. 25, 463 (Berl. Abg.).
^) Wie z. B. unter üsertesen I. eine
Statue des RSenuser An (5. Dyn.) gefertigt
wurde (jetzt in London).
^) Mariette, notice p. 86; Louvre A 18.
A 29 (Ra. n. s. 4, 249 f.).
8) Perrot Fig. 462; Meter S. 301;
Lepsius II 151 e— h. III 291 ; Maristttb, £ar-
nak T. 8 u. Abydos II T. 26. 28—30. 40 g;
J. DE Rouo]^, album photogr. Nr. 109 ff.;
Ra. 5, 299; Rosellini, mon. II T. 13, 152. III
T. 1, 7. 8.
Kap. III« Die ägyptische Kniuit des alten a. mittleren Reichee. (§ 307.) 439
Ägypten selbst arm, allerdings werden die Eupfergruben der Sinaihalbinsel
und das nubische Gold schon früh in die Peripherie der ägyptischen Herr-
schaft eingeschlossen und der Handel bringt das Eisen des Sudans, Zinn
für die Bronze und Silber für das hochgeachtete Weissgold (S. 214). Den-
noch dauert es lange Zeit, bis in dem metallarmen Lande die Metallarbeit
heimisch wird.*) Goldene Götterfiguren werden häufig gewesen sein,*) wie
auch ebensolche Bilder der Herrscher; denn der König heisst „goldener
Horus'* und seine Mumie erhält manchmal eine goldene Gesichtsmaske.^)
So gut wie nichts ist davon geblieben. Die Pariser Ai-chäologen behaupten,
sie hätten im Louvre aus der Sammlung Posno Bronzefiguren der 5. oder
6. Dynastie;^) hört man jedoch ihre Berliner Kollegen, sind es Imitationen
aus der Zeit des saitischen Reiches.') Nach blossen Zeichnungen urtei-
lend, habe ich gegen die erstere Annahme nichts einzuwenden. Dies steht
jedenfalls fest, dass Bronzefiguren der frühesten Könige nachträglich an-
gefertigt wurden.^) Es bleibt also überhaupt noch — am besten durch
Inschriften — nachzuweisen, dass die altägyptische Kunst bereits eine
Bronze- oder Kupferplastik gekannt hat. Endlich haben bei dem höfischen
Charakter der Zeit auch die Kostbarkeiten des Auslandes für die Kunst
eine gewisse Bedeutung, welche freilich weniger Originale als Schriftquellen
erhärten. Wir meinen nicht bloss Elfenbein und Ebenholz,^) welche auch
anderen Ländern zugänglich wurden, sondern zunächst den grünen Ma-
lachit und den blauen Lapislazuli, Stoffe, welche den Ägyptern überirdisch
schön erschienen und die Farben der emaillierten Thonfiguren dauernd be-
stimmten.^) Endlich lieferte das rote Meer Perlmutterschalen.»)
Bezüglich der Aufgaben der statuarischen Plastik bleibt fast nur das
früher gesagte zu wiederholen übrig. Es handelt sich, kurz gesagt, um
Votiv- und Grabfiguren. Erstere stellen Götter oder den unter deren
Schutz gestellten, am häufigsten den König selbst dar, welcher, wie S. 433
gesagt, zur Sphinx idealisiert wurde. Der Riesensphinx von Gizeh ist zu
Ehren des „Horus am Horizonte'' aus dem lebendigen Fels herausgehauen
worden, mehr ein Monument als eine Statue zu nennen; einst bedeckte
rote Farbe das jetzt durch bübische Schüsse beschädigte Antlitz und Kalk-
stein die ganze Gestalt. *°) Die Votivfiguren erreichen unter anderem des-
halb eine so hohe Zahl, weil Herrscher und Würdenträger solche sich
wechselseitig zum Geschenke machten. Verhältnismässig noch mehr Figuren
*) Die spätere Legende führt sie freflich
auf Osiris zurück (Diod. 1, 15, 5).
*) Diod. a. 0.
') .Den Kopf mit Gold bedeckt', Inschr.
bei Ebman 1, 193; eine Maske fand sich in
den kleinen Kellern desSerapeumsCMABUETTE,
Serap. I 58;.
*) LoNOPiteiBB, CR. de Tacad. des inscr.
4. sörie UI. (1875) p. 341 ff.; Pebbot zu Fig.
434—5; Academy 1883, June 1816.
') PiETscHMANH S. 855; Erman 2, 611, 2.
Einige Bronzen der Art sind auch in Berlin.
^) Figur des Königs Sent (2. Dynastie)
in Berlin : Jahrb. d. prenss. KunstsammL IV
Sp. Lxvm.
^) Figur im Grabe des TL
^) Auch die Smaragdgruben im Lande
der Bedscha dürften die ^üne Farbe geför-
dert haben (Quatbemebe, Möm. sur TEgypte
2, 175 ff.). Figur von Usertesen II. aus
Karneol, im Louvre: Chakpollion, Eg. anc.
p. 296.
^) Mit der Inschrift von Usertesen I. :
WlEDEMANN S. 244.
»0) Abdallatif p. 179 f.; vgl. C. du Babby
DE Mbbval, Ra. n. s. 26, 337 ff. ; Mabiette,
questions relatifs aux nouv. fouilles. Viel-
leicht älter als Gheops, vgl. Wibdbmakn, äg.
Gesch. S. 187 ff.
440 Klasflische Kanatarchäologie. II. GoBChichte der alten Knnat.
beanspruchte jedes ansehnliche Grab; denn der Verstorbene bedurfte nach
ägyptischem Olauben vieler Ebenbilder, unter denen seine Seele sich das
passendste heraussuchen mochte (S. 484); dazu kamen dann Bilder der
Götter und ihrer heiligen Tiere, welche die Dämonen ferne hielten. Im
alten Reich begegnet oft die Sitte, dass eine Totenmaske aus Pappe oder
bemaltem Holz — bei Königen eine goldene — die Entstellung der Ge-
sichtszüge dem Blicke entzog.^) Im mittleren Reich wird die Mumie von
einem' ihre Gestalt nachbildenden Sarkophag umschlossen. Alles in allem
ist der ägyptische Künstler nur geübt, Porträtbilder, sei es realer Menschen
oder abstrakter Götter, für die Dauer zu schaffen und gewohnt, jedes
Stück im Dutzend zu liefern.
Aus dieser handwerksmässigen Produktion ergibt sich der Grund-
charakter der ägyptischen Plastik. Weil ihre Werke für möglichst ewige
Dauer berechnet sind, stellt sie auch den Menschen losgelöst von allen
Zufälligkeiten als eine Art Abstractum hin. Die Stellungen, welche der
Abgebildete einnimmt, sind darum sehr wenige und nur die allematür-
lichsten und ruhigsten. Der Sitzende hat die Füsse neben einander ge-
stellt und die Hände häufig auf die Kniee liegend. Der Stehende setzt
den linken Fuss vor, während die Arme ruhig herabhängen oder Stäbe
halten; Frauen und Kinder haben die Füsse parallel. Aber in Stein wagen
die Ägypter eine stehende Figur nicht, ohne dieselbe mit dem Rücken an
einen Steinpfeiler anzulehnen, auch kommen an Armen und Beinen häufig
stützende Stege vor; in Granit vollends scheint die Standfigur erst unter
dem mittleren Reich gewagt worden zu sein. Die Körperformen veran-
schaulichen nicht ein Individuum, sondern das damalige Schönheitsideal:
Die Hüften schmal, die Schultern breit und tragkräftig, gleich ob sie die
Last eines Reiches oder eines Ziegelkorbes trugen, das Schlüsselbein her-
vorgehoben, doch meistens an falscher Stelle, die Finger der flachen Hand
ohne Gelenke wie gedrechselt, die Zehen flach und parallel liegend, wobei
die zweite über die grosse hinauszuragen pflegt,*) die Ohren oft zu hoch
gestellt.') Zu Regeln werden diese Erscheinungen erst durch die Arbeit
in vulkanischem Stein, mithin dringen sie erst im mittleren Reiche ganz
durch; vorher ist nur der König jener typischen Einförmigkeit verfallen,
an andere Personen treten die Raceeigentümlichkeiten stark hervor.*) Man
hat eine grössere Auswahl von Typen, z. B. „der kauernde Schreiber*,
der knieende Beamte, '^) der komische Zwerg (T. H Fig. 7); hin und wieder
begegnet ein individueller Zug, etwa ein dicker Bauch. ^) Nicht die eigene
Talentlosigkeit, sondern die höfische Etikette war es, welche die Bildhauer
einengte; wo letztere nicht herrschte, wie bei den Dienern — wir meinen
^) Aus Pappe manchmal in den Masta- | auch E. Bottiches, Archiv f. Anthrop. 17,
bas; von bemalter Leinwand und Holz Descr. 523 ff.
de l'Eg. Ant. V 38 (ans Sakkara); vergoldet
*) Z. B. am , Schreiber ** nnd dem Ealk-
in der 1893 gefundenen Nekropole von Ar- steinkopf.
sino6; Gold S. 439 A. 3. I ^) Heliogr. bei Ratet; Torso in Luqsor
') Dies soll bei den Fellahs vorkommen; i aus der Zeit des Mentuhotep.
vgl. auch AUg. medic. Gentralztg. 1886 Nr. 5 ^) 'Amten: Lepsius 11 T. 6; ähnlich das.
u. Anthrop. Correspondenzbl. 1886 S. 118 ff. | 7. Vgl. Fbitsoh, d. Porträtcharaktere der
') An den Mumien nicht zu beobachten:
Waitz, Anthrop. d. Naturvölker I '123; vgl.
altäg. Denkm., Ztsch. f. Ethnol. 1883 S. 183ff.
Kap. m. Die agyptisohe Kmuit des alten u. mitüeren Beiohee. (§ 308.) 44 1
die S. 437 erwähnten Grabfiguren — , oder bei Hofnarren,*) gingen lebens-
frische flotte Figuren aus ihren Werkstätten hervor. Im mittleren Reiche
verringerten sich indes bereits die Gelegenheiten hiezu.
3U8. Die zeichnenden Künste konnten sich an Bauwerken bethä-
tigen und hatten demgemäss zu Materialien Stein, Stuck und Holz. Die
Holzarbeiten fallen jetzt, weil die meisten verloren gegangen sind, durch
Seltenheit auf; doch besitzen wir noch mehrere Füllungen von wirklichen
und blinden Grabthüren, an welchen Figuren ausgeschnitten und mit Farbe
bedeckt sind.*) Hinsichtlich ihrer Zwecke kennen wir die dekorativen
Künste nur sehr einseitig. Die profane Kunst hatte vor allem in den
Königspalästen Gelegenheit sich zu entfalten. Allein von diesen finden
sich bloss unbedeutende Reste.') Indes werden die Paläste gewiss nicht
weniger prächtig als die Gräber geschmückt gewesen sein ; dass es bereits
Tafelmalerei gab, bezeugt eine Atelierscene in einem Grabe von Beni-
hassan,^) die älteste Spur der Tafelmalerei, welche es auf Erden gibt.
Die eigentliche Stätte religiöser Kunst wären die Tempel; indes scheinen
die alten Heiligtümer durch die Umbauten späterer Dynastien vollständig
vernichtet.^) Immerhin veranschaulichen einige Altartafeln aus der 13. Dy-
nastie diesen Zweig. ^) Ganz anders stellt sich uns die Ausschmückung
der Gräber dar. Das alte Reich hat die Steinpyramiden der Könige
(S. 349 f. T. n F. 1), erweitert mit Kultusanlagen und umgeben von den
niedrigeren Mcistaba's (Bänken, T. H F. 2) der hohen Beamten (S. 350) ; ^)
unter dem mittleren Reich, dessen 11. Dynastie allerdings Ziegelpyramiden
errichtet hat,^) wiegen die in die Bergwände eingehauenen Grabkammem
vor, an denen das im 16. Gau von Mittelägypten gelegene Benihassan
grossen Reichtum hat.^) Der Ritus erfordert hier zunächst Stelen mit
Darstellungen des Toten, welcher bald stehend bald vor einem Opfertische
sitzend erscheint.*®) Ungleich anziehender als diese liturgischen Bilder
wirken die Darstellungen, welche nicht selten die Wände der Grabkammem
schmücken. Denn sie stellen den Toten in voller Lebenslust dar, wie er
die verschiedensten Vergnügungen bis herab zum Anblick einer Matrosen-
prügelei geniesst, die Befehle des Königs ausführt und seine Diener arbeiten
^) Statae des Zwerges Clmumhotpa.
') Vier aus dem Grab des Hesi in Sakka-
rah (Pbrrot Fig. 429—31; Mitchell S. 31);
eine im Louvre: Pierret, catal. salle histor.
1 ; bemalte im Museo Borgia: Visconti, Moseo
Pioclem. II T. 299 ; aus der 6. Dyn. Relief
des 'Ep'e in Gizeh (Ermah 2, 563). •
') Z. B. sogen. Labyrinth in Faijüm:
DüxicHBN, Geogr. d. alten Äg. T. zn S. 233;
Tgl. WiEDKKANii S. 258 ff. Herodot (2, 124)
schreibt einem Steindamm des Cheops Relief-
schmuck zu.
*) WlLKINSON II 294.
^) Der Plan des Tempels von Denderah
wurde in die Zeit der Heroen zurückversetzt
(DüMicHBN, Bauurkunde S. 15 f. T. 15).
*) Maristtb, Eamak T. 9. 10; J. de
RouGi, inscr. 7; Aeg. monum. te Leiden I
T. 37.
^) Maristtb datiert sie bereits von der
1. Dynastie an; vgl. auch Maspero, M^m.
de la mission fran^. au Gaire, fasc. 2; Pbr-
rot Fig. 107 ff.; £d. Meter, Gesch. des alten
Äg. S. 91 ff.; Erman 2, 419 ff.
«) Z.B. inAbydos Pebrot 160-63. Die
älteste entstand noch unter der 4. Dyn. (Her.
2, 136; WiBDEHANV S. 194).
') Champollion, mon. Nr. 350 ff.; Lepsius
1,60.61; Pbrrot F. 166— 69; Siut: Ma-
riettB; mon. div. 64—69; Elkab: Lepsius,
Denkm. 3, 13; dagegen idyllisch König 'An-
*antef mit seinen vier Hunden: Maribtte,
mon. div. T. 49.
*«) Perrot 57. 120. 455; aus dem mitt-
leren Reiche Pbrrot 86; Prissb, mon. 8;
viele in Abydos (Mabiettb, Abydos III Nr.
766-1046).
442
ElaBsiBohe Ktmatarchaologie. EL Geschichte der alten Kunst.
lässt. Aus dem alten Reich nennen wir beispielsweise die Gräber des
*Amten, Sabu, Ptahhotep und besonders des Ti;^) noch mehr Malereien
liefert die zweite Periode.*) Ausserhalb dieser Kreise hat die Kunst wenig
zu thun. An einigen Orten, selbst an einer Felswand der Sinaihalbinsel
Hessen die Könige Erinnerungsbilder anbringen, die ihre Thaten verewig-
ten; 3) die Obelisken der alten Zeit sind noch ganz unansehnlich.^) Nach
dem früher Gesagten (S. 416) werden alle sorgfaltigen Arbeiten in farbigem
Flachrelief ausgeführt; die vertiefte Arbeit en creux, welche im allgemeinen
bei Basalt und Granit vorherrschte, bevorzugen die alten Dynastien für
Hieroglyphen. Nur ausnahmsweise erscheint halbrunde Arbeit (sogen.
Hochrelief).^) Die Linien der gewöhnlichen Reliefs verraten häufig die
rasche Arbeit, wenn auch in unseren Bilderwerken die Unregelmässigkeiten
geglättet erscheinen. Alle flüchtigeren Dekorationen, besonders die Wand-
bilder, werden nicht eingegraben, sondern einfach mit Rötel oder Kohle
gezeichnet und dann koloriert. Aber die Gesetze der zeichnenden Künste
beruhen nicht auf diesem flüchtigeren Verfahren, sondern auf dem Flach-
relief.
In der Fläche des Reliefs werden also, um Verkürzungen so viel als
möglich zu vermeiden, jedesmal die breiteren Seiten zur Anschauung ge-
bracht (T. n F. 8. 9): das Profil des Kopfes, aber mit dem Auge en face,')
die Schulterpartie in voller Breite und ebenso die Füsse von der Seite;
die dazwischen liegenden Teile vermitteln, indem die hintere Kontur der
Brust en face, die vordere im Profil, der Unterleib in Dreiviertelsprofil und
die Beine von der Seite aufgefasst werden. An den Händen sieht man
alle fünf Finger von der Aussenseite. Bei den Füssen ging ähnliches nicht
an ; aus dieser Verlegenheit erklärt sich wohl, dass sie beide von innen auf-
gefasst sind. So sonderbar es auch klingen mag, wir sehen in dieser ein-
heitlichen Auffassung des Körpers die rationelle Idee eines bedeutenden
') Thotliotep in Sakkarah, vor der 4.
Dyn.; 'Amteii aus der Zeit Snefhi's in Berlin:
Lepsiüs, Denkm. II 3 ff. 120 a~e (Berl. Abg.);
Ptahbannofer (Lepsiub, Denkm. 2, 55. 56;
Beri. Abg.); Ptahhotep (21 Berl. Abg.; Dü-
MiCHEN, Res. T. 8 ff.) und Ti (14 Berl. Abg.;
DüMiGHEN, Res. T. 7. 10. 11 u. Geographie T.
zu 8. 68) in Sakkarah aus der 5. Dynastie;
Sabu in Sakkarah (8 Berl. Abg.).
') Z. B. Grab des Ameni und Chnum-
hotep in Benihassan aus der 12. Dynastie:
Lbps. 2, 121 ff.; Brüosch, Denkm. 128. 139;
Maspebo, recueil de travaux relat. ä la
philol. ^gypt. 1, 160 ff.; Biech, Records of
the past aII. ; Grab des Dhuti.otep in
Bersche: Leps. 2, 134; Mabpbbo, Transact.
of the soc. of bibl. arch. VII 7; Bilder
aus Benihassan: Champollion IV 350—84.
386—400.
^) Im Wftdi Maghftra, König Snefru
einen Feind erschlagend : Lepsius, 2, 2 ; La-
BORDE, voyage de TArabie Pötr^e T. 4, 5;
Düxichev, Geogr. S. 174 (nach ihm aus der
5. Dyn.) — aus der 5. Dyn. : Lepshtb 2, 39.
152a; Mabibttb, mon. div. 54 e; Ztsch. f. &g.
Spr. 1869, 26; Relief des Königs Menkauhor,
jetzt im Louvre; Felsrelief in Dschebel Sil-
silis, für König Mentuhot«p : Eisenlohb, Proc.
of the s. of b. a. 1881," Mai T. 1.
^) Aus Gräbern von Memphis, Gizeh Nr.
930. 936; Abb. aus der Zeit des Cheops:
Lepsius 2, 222 c.
^) In Mastabas: Perbot 120; Lepsius II
11; Grab von El-Kab (Eileithyia); Grab des
Sabu: Mabibtte, voyage S. 37 T. 6; Obelisk
von Usertesen I. (12. Dyn.; Lepsius 2, 119;
Descr. de TEg. IV T. 71).
') Über die ägyptischen Bezeichnungen
Ztsch. f. äg. Spr. 1872 S. 21; 1876 S. 146 ff;
Brugsch hierogl.-demot. Wörterbuch VI 859
—63. VII 1377. Über die Zurichtung der
Wand belehren Descr. de TEg. Ant. III 42
und ein unvollendetes Wandstück in Berlin
(Verzeichnis S. 42).
^) Dies fällt nicht so auf, wenn, wie es
oft geschieht, das untere Lid wegbleibt.
Kap. III. Die ftgyptisohe Kunat des alten n. mittleren Reiche«. (§ 308.) 443
Künstlers; Canova's ^siegreiche Venus'' beruht im Grunde auf den gleichen
Prinzipien. Tiere werden gewöhnlich im Profil abgebildet, en face nur
die Augen; breitstimige Gesichter und Homer erfahren verschiedenartige
Behandlung.^) Entsprechend der Profilstellung der Schultern und Beine
steht die vom Beschauer weiter entfernte Extremität voran. Dasselbe gilt
bei der weiblichen Brust, während die andere einfach in Wegfall kommt.
Das Flächenprinzip zieht natürlich auch das Decken von Personen in seinen
Bereich. Stehen Menschen oder Tiere neben einander, so hilft man sich
mit einer Art von Multiplikation: Die gleiche Figur wird inmier wieder-
holt und gerne alle oder bei grösserer Anzahl je ein Paar so zusammen-
gefasst, dass von den hinteren Personen oder Tieren nur der eine Gontom*
parallel mit dem Vordermann sichtbar wird (T. 11 12);») grössere Mengen
ordnet der Ägypter säuberlich in horizontale Streifen.') Wo diese Gleich-
artigkeit nicht besteht, wird der Augenwinkel höher gerückt und nun er-
scheinen die Dinge über statt hinter einander; am sonderbarsten nimmt
sich bei dieser Flächenmanier ein tiefes Gebäude aus. Wird der Zeichner
mithin durch die Rücksicht auf die Relieffläche fortwährend eingeengt, so
darf er daneben auch die Etiketterücksichten nicht aus den Augen lassen.
König und Unterthan, Herrn und Diener muss der Beschauer sofort an
ihrer verschiedenen Grösse unterscheiden. Rechts ist die glückliche Seite,
welcher sich alle Personen womöglich zuzuwenden haben ; muss der Zeich-
ner aber doch einmal jemand nach links sehen lassen, so dreht er bloss
sein gewohntes Schema mechanisch um oder, wenn er davon abweicht,
verzeichnet er sich seltsam.^) Nehmen wir noch dazu, dass die Bilder
grosse Hieroglypheninschriften begleiten oder selbst durch Beischriften Er-
läuterung empfangen, so ergibt es sich als Notwendigkeit, dass die Haupt-
masse der Zeichnungen sich aus stehenden Typen zusammensetzt, welche
im Grunde den Ideogrammen (Hieroglyphen, welche einen Begriff aus-
drücken) gleichstehen; dies trifft am meisten bei der landschaftlichen Um-
gebung zu, wenn z. B. das Wasser selbst in einen Becken durch die hiero-
glyphische Zickzacklinie ausgedrückt wird.**^) Die Figuren erhalten gleich
Buchstaben eine bestimmte Form, die jeder Schüler lernt, und unter-
scheiden sich nach den einzelnen Bildern nicht mehr, als die Schriftzüge
in Codices des gleichen Jahrhunderts. Diese Weise bringt eigentümliche
Erscheinungen mit sich: Derselbe Typus wird wie aus der Schablone in
dem gleichen Bilde wiederholt (T. H F. 11).*) Der weniger geübte Zeichner
überzieht die Wand mit einem Netz von Quadraten und braucht nun die
Proportionen bloss nach der memorierten Ziffer der Quadrate einzutragen.
Doch waren diese Regeln nicht jederzeit gleich;') die Kunstgeschichte wird
') EnleDgesicliter en face; ebenso HOrner
von Ochsen und Gazellen: Lepsius 2, 6.23;
Mabistte, Mastabas p. 384 (dabei aber nur
ein Ohr).
«) Vgl. Pbbbot 456, auch 472.
») Pkrbot 298.
*) Der Stock oder was sonst die Linke
hält, geht hinter dem Körper herror (Lepsius
2, 21 = Ervak 2, 533); die beiden Scepter
und die Seiten des Galaschurzes werden, wie
die Statuen zeigen, yertauscht. Verzeich-
nungen: Lepsius 2, 18. 19. 21. 32. Linksge-
kehrte Hände richtiger in einem Bilde des
mittleren Reiches: Lepsius 2, 121.
^) Perrot 97, in einem Becken 551. 586.
«) Lepsius 3, 34. 35. 115. 125. 135; Per-
rot F. 172.253.254; Ed. Meyer S. 56; Cham-
poLLioN, mon. 369 = Perrot 170.
') Perrot 513 (aus der 18. Dynastie).
514 (aus der 19.) ; Lepsius 8, 70. 152. 12
Ui
Klassische Knnstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst.
mit der Zeit Schulen unterscheiden können. Kinder sind für den Ägypter
nur Erwachsene (T. 11 F. 10), die entsprechend weniger Felder einnehmen.
Solche Handlungen, welche unendlich oft abgebildet werden müssen und
auf einen Gott oder König sich beziehen, haben ihr gewisses Schema, z. B.
das Opfer oder die Tötung eines Feindes durch den Pharao.^)
Diese Regeln gelten für die traditionellen Bilder; aber so manche
Spuren zeigen, dass die Ägypter recht wohl das zeichnen konnten, was
sie sahen. ^) Wie in der Plastik , hatten nur Könige und hohe Würden-
träger das Privilegium der monumentalen Steifheit. Von Barbaren und
Komödianten fordert man auch im Bilde den landesüblichen Anstand
nicht ;^) dieser Geringschätzung verdanken wir das schöne Bild der nubi-
schen Damenkapelle von Benihassan (T. 11 F. 13).^) Mit wahrer Liebe be-
handelt der ägyptische Künstler die Tiere, welche ihm ja seine Religion
schätzbar machte; 'bald da bald dort findet man eine Situation aus dem
Tierleben humorvoll aufgefasst, mag sie auch manchmal nichts weniger
als appetitlich sein.^)
Das Kunsthandwerk ist uns nur durch geschnittene Arbeiten in gla-
siertem Thon oder Stein bekannt ; zu den Skarabäen (T. 11 F. 14) und
Steinschalen, thönemen und emaillierten Gefässen, Särgen, Sarkophagen
konunen im mittleren Reich einige Siegelcylinder ^) und geschnittene
Steine.^) Ausserdem geben die Malereien beachtenswerte Nachbildungen
von Stickereien^) und aus farbigem Stroh geflochtenen mannshohen
Schüden.»)
Das persönliche Element fehlt der altägyptischen Kunstgeschichte
ganz; nur einzelne Grabschriften des mittleren Reiches lernen uns Künstler
kennen. ^^) Unter der 11. Djmastie war Mertesen (Mertisen), zugleich Bild-
hauer und Maler, „Vorsteher der Künstler", welchem nachgerühmt wird,
dass er das Gehen und Stehen der Figuren gut ausgedrückt habe.^^) Wären
mehr solche Nachrichten vorhanden, so würden die Forscher wohl auf-
merksamer auf die Individualitäten in den ägyptischen Denkmälern achten.
309. Bevor Babylonien zur Darstellung kommt, muss der spezifisch
ägyptische Kulturkreis behandelt werden, i*) Das westliche Grenzland
(sitzende Figuren in. 15, die stehenden in 16
Feldern). 78 (19). 282 (23).
>) Frsteres: Erman 2, 536 f.; letzteres:
Lbfsius 2, 39 f. = £bman 2, 536.
*) Schultern im Profil: Lepsius 2, 4;
Rückenbilder: ders. 2, 9. 64.
") Semitische Göttin von Eadesch (Peb-
BOT 480) und Barbaren (Chakpollion T. 274.
332) von vorne gezeichnet.
*) Im britt. Museum: Champollion 377
= Pebrot 523 ; das ganze Bild bei Wilkin-
soN 2, 37; Erman, T. zu 1, 339 (dagegen nach
RosELLiNF, mon. II 3, 76 u. Ebkan aus einem
thebanischen Grab).
^) Wir verweisen besonders auf das Grab
des Ti (S. 442, 1); vgl. auch Lepsiüs 2, 12. 47;
Löwe und Katze von vorne: Wilkinson 2,
88; Descr. II T. 45, 14; Fischfang: Lepsiüs
2, 9 = Ebmaiv 2f 585 ; Oänseherde : Loftüb,
a ride in Egypt p. 209 u. G. d. b.-a. 1881
Sept.
^) BiBOH, bist, of anc. potteiy p. 72;
Pi EBBET, cat. de la salle hist. du Louvre Nr.
499. 500. 505.
^) Mabiette, mon. div. III p. 48 j. u;
Abydos III Nr. 1383; sehr schöner Intaglio
im Louvre Nr. 457: Pkrbot 496. 497. Im
allgemeinen Biboh, guido to mus. p. 70 ff. ;
PiBBBET a. 0. Nr. 457—9 u. ö.
^) Sempeb, der Stil 1, 196; Denon, voyage
T. 139, 18.
ö) Lepsiüs 2, 57. 63. 64 (aus der 5. Dy-
nastie).
^^) Baumeister Mentuhotep, unter der 13.
Dyn. (Bbüosoh, Gesch. Ägvptens S. 132 ff.).
*') Lepsius, Auswahl 9; Pbissb, mon.
7 ; Bbüosoh, Gesch. Äg. 170 ; Ebman 2, 554.
^^) Schon zur Zeit des mittleren Reiches
Zap, tV. Sie Kuuit des alten Babylonieiui. (§ 810.)
445
liefert bisher keinen archäologischen Stoff. Im Süden trachteten die Pha-
raonen nach Nubien, weil es ihnen Gold und wertvolle Steine liefern
konnte. Die von der 6. Dynastie eingeleitete Herrschaft schlug so feste
Wurzeln, dass Religion und Schriftsprache ägyptisch wurden und die Denk-
mäler Nubiens,0 deren Hauptmasse allerdings aus der Zeit des neuen
Reiches stammt, mit den ägyptischen zusanmien besprochen werden müssen.
Weiter südlich hatte sich in dieser alten Zeit noch kein Reich entwickelt,
indes zeigen die ägyptischen Bilder, dass denKuschiten die Kunst nicht
fremd blieb. Sie bringen als Tribut kunstreiche Schilde und Hausgeräte. ')
Vielleicht kam die Anregung zu bemalten Mumienkästen ^) und Ziegel-
pyramiden*) schon unter dem mittleren Reiche nach Äthiopien. Ägyptische
Sitten müssen sich tief in das Innere von Afrika verbreitet haben, weil
die Reisenden an verschiedenen Orten Spuren entdeckten;^) namentlich
mOgen Fels- und Steinbauten aus ägyptischer Anregung entsprungen sein.^)
Die Westküste Arabiens stand mit Ägypten frühzeitig in Yeibindung und
gab an dasselbe ihren Gott Besä ab ; allein vorläufig schweigen die Denk-
mäler über diese alte Zeit.^)
Litteratur: Mabibttb, les tombes de rancien empire, Ra. n. s. 19, 7 £f. 81 £f.; ders.,
les Mastabas (S. 81); de Roüoi, recherches sur les monuments que Ton peat attribuer aux
siz premi&res dynasties de Man^tbon, Möm. de Tacad. des inscr. XXV 2 (1866); Soldi, Fart
ägyptien d'apr^s les derniöres däcouvertes, Paris 1879; A. Wieobkanit, ägypt. Gescbichte
1. Abt Gotha 1884; dazu die Schriften aber die Pyramiden S. 81 u. S. 421. 432.
Kap. IV. Die Kunst des alten Babyloniens.
(T. III.)
310. Das weite Flachland, das sich dem Euphrat und Tigris entlang
ausdehnt und am besten das Zweiströmeland genannt wird, war kein ge-
schlossenes Ganze wie Ägypten. Hier gab es weder feste Völker- noch
Reichsgrenzen. Die Verwirrung der Nationen ist hier keine Legende. Der
vor dem 16. Jahrhundert liegende Zeitraum sah nie ein dauerhaftes baby-
lonisches Reich und kannte keine Hauptstadt. Das Land zerfiel in eine
Anzahl Stadtgebiete unter eigenen Herrn ; ob diese unabhängig waren oder
einem mächtigeren Kollegen huldigten, darum dreht sich die Geschichte
des alten Babyloniens. Die ethnographische Trennung erweist sich wieder
als ganz unzulänglich. Die Sprachforscher sagen uns, dass nach Ausweis der
Sprache und Schrift die älteste Kultur Babyloniens von einem nichtsemi-
tischen Volke, welches man nach dem Reiche „Sumer und Akkad** zu be-
nennen pflegt, ausgegangen war. Die semitische Sprache, die wir baby-
heiast es: «Der Waffenfabrikant zieht aus in
fremdes Land, viel lädt er den Eseln auf*
(Max MOllbb, Asien n. Europa S. 1).
^) § 47, dazu Fbrlini, cenno sugli scavi
operati nella Nubia, Bol. 1837.
*) Ed. MisTSB, T. zu S. 244.
») Herod. 3, 24.
*) Pbbbot 149.
^) Kopfkissen im östlichen Sudan (Hakt,
Et. däd. k Leemans p. 32 ff.); Sichelschwert
der Pharaonen bei den MonbuttufÜrsten ;
kleine Mandoline mit vorgebogenem Halse,
bei den Ovambo 20 ^ S. Br. Vgl. auch Bow-
DiCH, an essay on the auperstitious customs
a. arts commons to the ancient Egyptians,
Abyssinians a. the Ashantees, London 1821.
') Felsenbauten im Elgongebirge, nörd-
lich von der Nordostspitze des Yictoriasees
(Thokson); Eönigsgräber von Uganda (Pe-
tersen); Hügelgräber bei Eaffem u. Hotten-
totten (Spabrkann u. Babbon); grosse Stein -
ruinen im Maschonaland , 1891 von Bbnt
entdeckt. Über die Handelswege: A. Ro-
SCHBB, Ptolemaeus u. die Handelsstrassen in
Central- Africa, Gotha 1857, m. 2 K.
') Ägypt. Stockform : Labobdb, voyage p. 51.
446
KlasBisohe SmiBtarohäologie. IL Geftehiohte der alten Kaust.
Ionisch nennen sollten, aber meist assyrisch heissen, gewinnt jedoch ihrer
Vorgängerin zusehends Boden ab und drängt sie schliesslich in die Tempel
und Bibliotheken zurück. Doch war die Einheit nur in der Schrift er-
rungen; noch die arabischen Eroberer fanden im Süden ein indisches,
jedenfalls dunkelhäutiges Volk sesshaft.^) Trotz der ergebnisreichen Aus-
grabungen (§ 55) gelang es noch nicht, ein so klares Geschichtsbild wie
von dem alten Ägypten herzustellen; die wenig einheitlichen Denkmäler
richtig anzuordnen, fallt ungemein schwer.
Die Raceneigentümlichkeiten treffen vielfach mit denen zusammen,
welche jetzt für semitisch gelten. Das Profil fällt durch die mächtige ge-
bogene Nase auf, deren Kurve sich mehr oder weniger bis zum Scheitel
fortsetzt; ist der Kopf dazu noch spitz, so erinnert das Ganze lebhaft an
einen Vogelkopf. Eine griechische Karrikatur aus Terrakotta dürfte be-
weisen, dass jener Typus nicht dem Ungeschick seinen Ursprung verdankt,
sondern die nationalen Eigentümlichkeiten — allerdings grell! — veran-
schaulicht. Die Augen sind auffallend gross und liegen in der Mitte stark
frei; unter der starken Nase mit den schwellenden Flügeln lächelt ein
dicklippiger breiter Mund freundlich und schlau uns an. Die Kleidung
verrät sofort, dass die babylonische Kultur nicht unter heissem, tropischem
Himmel entstand. Das lange Gewand bedeckt in Friedenszeiten sogar den
Mann bis zu den Fussknöcheln und lässt nur den rechten Arm samt
Schulter ganz frei; man verschönert es mit Borten und Fransen oder be-
setzt dasselbe, wie es scheint, im Kreise herum mit einer Art Volants.
Den Kopf deckt ein Hut, der mannigfachen, noch zu untersuchenden Moden
unterliegt. Einen Bart tragen die Fürsten nicht, auch küi*zen sie das Haar;
wie sich die anders gearteten Bilder verhalten, ist ebenfalls noch der Auf-
klärung bedürftig.
Wenn wir den Glauben an übernatürliche Wesen von unserem Stand-
punkte aus betrachten, so muss uns im Vergleiche zu Ägypten auffallen,
dass man sich die eigentlichen Götter wie Menschen gestaltet dachte. Da
indes äussere Unterschiede notwendig waren, so kennzeichneten entweder
Absonderlichkeiten der Tracht oder Flügel das übermenschliche Wesen.
Häufig kommt die Kopfbedeckung mit zwei hochaufragenden Hörnern vor;")
Nacktheit, Bekleidung mit einem Lendenschurz, sogar Fischhaut 3) kün-
digen den Gott an. Andere haben vier Flügel, wovon gewöhnlich zwei
spitz aufwärts gerichtet sind*) (T. H F. 1). Der Heros Izdubar oder Heabani
zeigt sich als muskulösen, häufig geflügelten Mann, der einen aufgerich-
teten Löwen oder ein Untier würgt ») (T. HI F. 2). tJberhaupt halten
Götter in vielen Bildern zwei wilde Tiere oder zwei rasche Vögel wehrlos
an der Kehle. ^) Wenn aber Hea einmal „Herr des edlen Antlitzes" {Nin-
^) Krexkb, Eulturgesch. d. Orients 1,290.
2) PbrrotF. 17; .Zierate der Gottheit"
(TiBLE, Gesch. S. 128); Nannar .mit kraft-
vollen Hörnern" (Skith, chald. Genesis S. 282
Nr. 10).
^) Oannes: ass^rrisches Bild bei Mrfant,
glyptique II p. 51 ff.; Smith, Genesis, T. za
a 40,
*) Pbrbot f. 29; vgl. Berossos p. 49
Richter; Eiioll, Untersuchungen über das
Attribut der Beflüglung, Diss. v. München
1888 S. 5 ff.
^) Perrot 225; Phot. zu G. Smith, chald.
Genesis, Titelbild (knieend); Disulafot,
Perse III 82.
«) Z. B. K. O. Müller, Denkm. IV T.
Kap. tV. Die Sonst des alten Baliylonlena. (§ 310.)
447
siku) heisst, muss eine Ahnung von Götteridealen doch schon gelebt haben.
Auf der anderen Seite war den Babyloniern der Begriff einer Mischgestalt
vollkommen vertraut. Die angrenzende Wüste und ihre klimatischen
Folgen befruchteten die Phantasie, deren Ausgeburten Mischgestalten aller
Art waren. Der Januskopf, die pferdefüssigen Silene, die Pane, Tritonen
und nicht minder die Kentauren haben ihre Vorbilder im Zweiströmelande, ^
wo ihnen Skorpionenmenschen, die greuliche Fratze des verderblichen Süd-
windes und andere Unholde Gesellschaft leisten. ^) Nicht alle diese Misch-
gestalten sind Schr^ckbilder. Der Babylonier vergleicht seine Götter und
Heroen mit dem Löwen und dem Stiere als den kräftigsten unter den
Tieren ; ^) gibt es doch für einen König kein edleres Waidwerk als Löwen
und wilde Bergstiere zu jagen. ^) Es ist ja das Land Nimrods, von dem
wir hier sprechen. Der Sphinx entspricht denn in Babylon als Genius des
Königs ein Stier mit Menschenantlitz, welcher obendrein Flügel besitzt,
um sich blitzschnell auf die Feinde stürzen zu können.*) Wie der Löwe
ein Rind oder ein Wild niederreisst, so grosse Kraft hat der Herrscher. Eine
solche Gruppe ^) oder ein blosser Löwenkopf ' ) schmückt daher sinnig könig-
lichen Besitz. Mit menschlichen und tierischen Darstellungen der höheren
Wesen begnügte sich der Babylonier nicht; in den weiten, auf lange
Strecken öden Ebenen seiner Heimat richtete der Wanderer seinen Blick
vertrauensvoll auf die Himmelskörper, welche ihm die Pfade wiesen. In
deren Kulte, der mit der Stembeobachtung zusammenhieng, bildeten sich
Bilderschriftzeichen für Sonne, Mond und Sterne, welche nachmals für die
Ornamentik Wichtigkeit gewannen.*) Ausserdem musste in dem baum-
armen Lande jeder schöne stattliche Baum die allgemeine Aufmerksamkeit
auf sich ziehen ; man dachte sich dort die Götter mit Vorliebe weilen und
so wird der „heilige Baum* ein häufiges Ausstattungsstück von Götter-
scenen,®) aus welchem schliesslich die Palmette hervorgeht (S. 232). Für
die Entwicklung derselben kommt noch in Betracht, dass in Babylonien
der Palmbaum sich mit dem Weinstock verbindet. ' ^) Natürlich hat man die
Palme hochgeschätzt, indes lieben die Götter die Ceder über alles und
wollen sie in ihren Wohnungen.") Über den religiösen Charakter der
Rose weiss ich vorläufig nichts zu sagen, sicherlich ist die Rosette eben-
57; Raoul-Roghbtte, J. d. sav. 1834, Mars
p. 146 ff. Die Sage lässt Marduk mit dem
Urwasser Tiamat, sowie Izdabar UDd Heabani
gegen den Himmelsstier kämpfen.
^) Janas: Pebrot Fig. 17; Jbbemias,
Izdabar S. 7; Silene: Stele von Sippara;
Heabani bei Mbnai^t, glyptiqne I p. 66. II
p. 63 (assyrisch) ; Tritone : babyl. Urkande
vom Jahre 500; assyrisch Memant, glypt. II
8. 49. S. anch Rathgebbb, archäol. Schrif-
ten, Gotha 1857.
') Die erstgenannten abgeb. bei Jsbs-
XI AS a. 0. S. 28 a. Titelb.; Südwind: Perbot
F. 222; die Dämonen verzeichnet Berossos.
') Izdobar ,der wie ein Bergstier die
Helden an Kraft ttberragt' (Jebexlas S. 18);
,wie liOwenklauen waren seine Krallen"
(ders. S. 20); fia .der Stier des Oceans" (Tiele
2, 519); , grosser Stier* (Homkel, Qesch. Ba-
byloniens S. 225).
*) Eine Inschrift Gudeas (B col. IX 8 f.)
moss man mit mykenischen Darstellangen
zusammenhalten.
*) Z. B. DB Sabzec T. 46, 4.
•) Z. B. DlBULAFOY III 85.
7) DE Sabzec T. 25 bis, 4. 5.
B) S. 232 f.; über das orientalische Tri-
qaetrnm s. aach Wabd, Proceed. Am. or.
soc. Oct. 1888 p. LXXXV ff.
') The babyl. a. Orient, record III p. 7 ff.
35 ff. 56 ff.
'') Zosim. 3, 20.
^^) Der Sonnengott Samas sitzt auf einer
Ceder (Smith a. 0. S. 284, 1) ; Heiligtümer
aas Gedemholz nach Inschriften Gadeas
(z. B. D col. U 10).
448
KmiBtarch&ologie. IL Oesolüohte der alten Kimet.
falls ein babylonisches Ornament Das religiöse Gefühl war bei den Baby-
loniern sehr stark entwickelt; ihre alten Inschriften reden von weltlichen
Dingen wenig, desto mehr von Tempelbauten und Weihegaben. Natürlich
stand das Amulet- und Talismanwesen in voller Blüte. ^)
Betrachtet man, von dem heutigen Verfalle ausgehend, die Blüte des
Zweiströmelandes und vergleicht sie mit Ägypten, so darf mit Zuversicht
behauptet werden, dass ein alle wichtigen üferstrecken beherrschender
Despot die Einwohner zur mühseligen, aber erfolgreichen Kanalisierung
des Landes zwang und damit dessen Reichtum begründete. In der Folge-
zeit, die wir durch Urkunden kennen, erscheinen Fürsten, deren materielle
Macht meist beschränkt ist; indes haben sie das Königtum von Gottes
Gnaden voll ausgeübt. Der König kämpft im Bilde, wie ein Heros, mit
einem aufgerichteten Löwen;*) er wohnt stets über seinen ünterthanen
auf einer künstlichen Erhöhung. Mit Göttern will er wie mit seines Gleichen
verkehren; zahllose Cylinder zeigen, wie eine Gottheit ihn an der Hand
einer andern zuführt. Alle Leute seines Reiches müssen ihm dienen. Er
lässt, wie Gudea's Inschriften breit auseinandersetzen, auf SchiiBfen „seltene"'
Steine und kostbare Baumstämme kommen, die zu Hause sicherlich frohn-
dende ünterthanen bearbeiten müssen. In den Grund jedes öffentlichen
Baues kommt eine Urkunde mit seiner Inschrift (Baucylinder) ; jeder Ziegel
empfangt den königlichen Stempel. In diesen kleineren Verhältnissen
scheint der König sich persönlich um die Kunst mehr angenonmien zu
haben als ein Pharao.*) Wie die Künstler organisiert waren, wissen wir
nicht; sie bildeten wohl Zünfte, welche mehr als einen Schutzpatron hatten,
Pasag, den Gott der Arbeiten, den Feuergott Gibil, dann Adar den Herrn
des Eisens und der Ziegel und endlich den starken Ea.^)
311. Das Land selbst hatte den Bildnern Holz so gut wie gar nicht
zu bieten. Die Wälder scheinen ganz ausgerodet worden zu sein; die
Cypressen und Cedern bildeten wohl nur Lustgärten der Götter und Könige,^)
so dass das Bauholz weit, bis vom Amanusgebirge her kam. Unter diesen
umständen musste eine nationale Holzskulptur fehlen, wenn auch aus jenen
kostbaren Hölzern manches Götterbild geworden sein mag. Den grössten
Reichtum hatte das Land an Lehm, welchen gewiss viele Töpfer auch zu
Figuren formten. Unter den kleinen Votivfiguren von Terrakotta, die
wir haben, war die Mehrzahl offenbar für das niedere Volk bestinunt,
daher die Erde schlecht gereinigt, aus einer einseitigen Form gedrückt
und nachlässig gebrannt;^) die einstige Bemalung dürfte nicht auf einer
höheren Stufe gestanden sein. Spuren von Talent begegnen selten;^) im
allgemeinen wird man die hübscheren Figuren späteren Zeiten zuweisen
^) F18GHBB n. WiBDBHANK, Über baby-
lon. Talismane, Stattg. 1881 m. T. u. Abb.
-) Menant, glypt. p. 75 ff.; aufgerichtete
Tiere schon auf Gylinaem von Hammurabi,
vgl. Am. J. II T. 5, 1. 6, 14.
^) Man sehe Gudea's Inschriften.
*) Gudea's Inschr. B VIII 63 f.; Tible
2, 520. 529.
^) Vgl. Arrian. An. 7, 19, 4; Strab. 16,
1; 11; kgl. Gedemhain: Jerehias, Izdubar
S. 22. 32.
*) Die Figuren bei de Sabzbo T. 39, 1.
2. 4 dürften sehr alt sein ; s. auch Psrbot
F. 240. 241. 298; Hbuzbt, Ra. n. s. 39, 1 ff.
u. terrescuites du Louvre T. 2 (Nr. 5 ist wohl
alt); A. DuMoirr, terrescuites orientales et
gr^co-or.: Ghaldöe Assyrie Phönicie Ghypre
et Rhodes, Paris 1874; Astartefiguren mit
monströsen Geschlechtszeichen : Ga. II p. 63,2.
') Berliner Antiq. 2398.
Kap. lY. Die KmiBt des alten Babyloniens. (§ 311.)
449
müssen. Metalle brachte der Handel vom Zagros und weiterher herein;
wir kennen wieder eine Anzahl kleiner Votivbilder aus Kupfer und Bronze,
deren roheste einen zapfenförmigen Leib haben, während an die vollkom-
meneren unten ein Zapfen angefügt ist, damit sie der Weihende auf-
stecken kann.^) König Kudurmapuk (vor dem 16. Jahrh.) weihte eine kleine
Korbträgerin; eine so schlichte Figur war eine königliche Gabe!*) Neuer-
dings haben sich Frauenbüsten, die Yotivtafeln auf dem Kopfe tragen,
gefunden. Wohl nicht grösser werden wir uns die Bilder aus Silber,
Kupfer, Zinn (?) und Bronze, von denen Gudea spricht, vorstellen dürfen. ^)
Mit den Steinen, auf denen sonst die Plastik zu beruhen pflegt, sah es
nicht sehr günstig aus. Unter dem Thon stiessen die Bewohner wohl da
und dort auf Gyps und Alabasterlager ; in der That gibt es Statuetten aus
Alabaster.^) Am oberen Laufe des Tigris, doch schon ausserhalb Baby-
loniens, finden sich Kalksteine und andere Steinsorten in Menge; aber in
alter Zeit, als die politischen Beziehungen zu Assyrien weniger eng waren,
hat man den Kalkstein und dergleichen Steine noch nicht zu Figuren ver-
wendet.^) Zu grösseren Arbeiten reizte bloss der Stoff, der die längste
Dauer versprach. Aus den Bergen Mägan des nordöstlichen Arabiens liess
Gudea, wie er unermüdlich wiederholt, die harten vulkanischen Steine
konunen,^) aus denen seine Statuen bestehen. Der Palast von Tello ent-
hielt eine erhebliche Anzahl von Statuen, leider keine einzige vollständig,
sondern alle zertrümmert oder wenigstens kopflos; auch an anderen Orten
fand man Bruchstücke ähnlicher Werke. Die ersteren hat nach den Li-
schriften Gudea, Stadtfürst von Sirpurla oder SirguUa, den Göttern ge-
weiht.'') Zu seiner Zeit hatte die handwerksmässige Bearbeitung des Do-
lerits und Diorits bereits eine hohe Stufe erreicht; ungeschicktere Versuche
dürften früher anzusetzen sein.
Die Aufgaben der statuarischen Plastik sind sehr einfach: Sie bildet
entweder Götter, welche sich ruhig zu verhalten pflegen — die nährende
Göttin Astarte berührt symbolisch ihre Brüste oder drückt Blumen an
dieselbe ^) — oder sie stellt die Weihenden bald sitzend, bald stehend dar,
wie sie demütig die Hände in einander gelegt haben. Ln Stolze auf seine
Tempelbauten liess sich Gudea auch mit einem Bauplane auf den Knieen
darstellen.
Die lange schwere Gewandung scheint das Gefühl für das Plastische
stark beeinträchtigt zu haben. Wir kennen keine Figur, von der wir ver-
') Ei-stere: de Sahzso T. 1 bis, 3-7;
Pebbot f. 295, dann DB Sabzeo T. 23, 3—6;
Pbbbot f. 146—8, 296 (ohne Zapfen); Hom-
XEL 241. 335; Sammlung von Dr. Polak in
Wien, eine andere Reihe in Paris. Mesopo-
tamischer Import nach Bbbeb S. 148.
') Aus Afadsch: Musöe Napoleon III
T. 1; Pbbbot F. 243; de Sabzec T. 23, 1
(Oberkörper entblösst, Kleid als Inschriften-
träger).
») Statue B col. VII 50 ff. — Kuhkopf
aus Bagdad, jünger? (Pbbbot F. 258).
*) Pebbot F. 289. 290; Astarte, stehend
Handbuch der klaas. Altertamfiwissenscbaft. VI.
oder liegend, in Berlin. Eine Vase von König
Naramsin ging im Tigris unter.
^) Bausteine: Gudea a. 0. (A. 3); Diod.
2,11,4.5.
®) Über das Lager Hbdzbt, R. d'assyriol.
1, 121 ff.
^) Lichtdrucke sämtlicher bei de Sabzec,
einzelne Ra. n. s. 42 T. 20 ; Diedlafoy, Tart
ant de la Perse II T. 11, 1; Pebbot T. 6 zu
S. 537; HoMXBL S. 37. 244; Smith, bist, of
Bab. p. 73; iVagment aus El-Hibbah in
Berlin.
8) Tr. b. a. 8 T. zu S. 174 (aus Sippara).
29
450
Klasflische Enxuitarohäologie. IL Qe«chiohte der alten Kunst,
sichern könnten, dass der Yerfertiger jederzeit den Gedanken an die mensch-
liche Gestalt in sich lebendig erhalten habe. Die einen Figuren haben
einen platten Bücken, bei anderen setzt sich an den unteren Gewandsaum
eine Art Gehäuse an, welches die Füsse von hinten und von der Seite
umgibt; den Götterbildern wurden ja wirkliche Kleider geweiht.*) Selbst
bei den erhaltenen grossen Statuen ist der Unterkörper eigentlich ein
Säulenschaft, der die Inschrift des Weihenden trägt, so dass es weniger
auf Naturwahrheit als auf Gewinnung von Flächen für die sauber vor-
linierten Eolunmen der Schriftzeichen ankommt. Die Fransen des Gewand-
saumes sind sorgsam graviert und die nackten Teile nicht übel wieder-
gegeben ; dies alles machte aber der Arbeiter gewiss nicht nach der Natur,
sondern nach allgemeinen Regeln. Sympathien erwecken nur die zwar
nicht individuell, aber mit unverfälschter Bace gearbeiteten Köpfe.*)
312. Die dekorativen Künste der altbabylonischen Zeit nach
gleichzeitigen Denkmälern klar darzustellen, ist vorläufig ein Ding der
(Jnmöglichkeit; aber man darf gewiss die späteren Zeugnisse, soweit sie
den natürlichen Verhältnissen des Landes entsprechen, auf die Anfangszeit
zurückführen. Die einheimische Baukunst beruht auf dem Lehmbau,
welcher in dem wechselreichen stürmischen Klima wenig Bestand hatte;
daher sind von den Palästen,') den zahlreichen Heiligtümern (zikürat),*^)
den Feuernekropolen^) und Grabhügeln^) meist nur unförmliche Beste
geblieben. Die nackten Wände von Tello müssen wir mit bunten
Decken verkleidet denken. Aus dem Materiale selbst entspringen zuvör-
derst die eigenartigen Bauformen, Bogen, Gewölbe und Kuppel (S. 819 ff.), ^)
dazu wohl auch die Bienenkorbform (S. 321), in anderen Fällen Strebe-
pfeiler und anderweitige Gliederung der Fa9ade durch Lisenen. Die bunten
Wanddeckenführtenauf verschiedene Manieren dauernden farbigen Schmuckes.
Die einfache Bemalung erwies sich als rasch vergänglich; man malte also
auf groben Verputz (wie in Abuscharein), unter freiem Himmel fügte man
horizontal liegende kegelförmige Töpfe voll Farbe ein ^) und vervollkomm-
nete diese zu glasierten roten, schwarzen oder gelben Thonkegeln, welche,
in die noch feuchte Wand eingedrückt, einfache Zickzack-, Bauten- und
Spiralenmuster bildeten.^) Indem man nun einmal den Thon mit Email-
farbe zu verschönem begonnen hatte, kam man zunächst auf die Her^
M iDßchr. Gudea's E V 21 ff. VII 12 f.
^) Perbot T. 7 zu S. 537 (mit einer eigen-
t&mlichen Mtttze aus gestempeltem Gold-
blech?); HOKMEL S. 240.
») VgLRBBEB S. 164 ff.; in Tello (S. 85),
Warka u. a.
*) S. 863 ; Simpson, Proceed. s. b. a. 1 886
p. 88 ff.; am ansebnlichsten der «babylonische
Turm" (Birs Nimrud), noch 710 m. im Um-
fang, 75 m. hoch (Perrot F. 168; vgl. H.
Rawlinsok, J. of the r. asiat. soc. XVIII);
Rekonstruktionen : Perrot F. 169 ff. Die
schriftlichen Zeugnisse sind sehr zahlreich,
z. B. ,das gl&nzende Haus" in Uruk (Jerb-
KiAS a. 0. 8. 18); »Tempel der Zahl 50" in
Girsuki.
^) In Sorghal und El-Hibbah: Koldewet,
Ztsch. f. Assyr. II 4 (1887); vgl. Erxak,
Woch. f. klass. Phil. 1888 S. 87 ff.; Böttichbr,
HissarUk S. 105 ff.
«) Viele im Sumpf lande: Strab. 16, 1. 12.
Der grösste wurde dem Ninos zugeschrieben
(nach Ktesias 9 Stadien hoch und 10 breit;
Diod. 2, 7, 1. 2; vgl. Ovid. met. 1, 88).
') Sogar in Privathäusem ; keilförmige
Backsteine gefunden: Loftus, Travels p. 183.
^) Reber S. 158; in Warka: LiOFtus
p. 190 f.
") Aus Warka: Loftus, travela p. 187 ff.;
E AULEN Fig. 81. 82; Abuscharein: J. of the
r. as. soc. 15,411; ein solcher Kegel: Per-
rot S. 296 F. 120, in natfirlicher Grösse:
Loftus p. 187 = Dieulafot, Tart ant de la
Perse V p. 29.
Kap. tV. Die Kirnst des alten Babyloniens. (§ 312.)
451
Stellung von Ziegeln, deren Hauptfläche emailliert war ; ^) wann jedoch die
Babylonier zuerst auf solchen hellblauen Ziegeln Figuren leicht aufhöhten
und durch (gewöhnlich weisse oder gelbe) Farbe auszeichneten, steht noch
nicht fest. Etesias und Berossos fanden umfängliche Bilder der Art in
Babylon.') Reliefplatten aus Alabaster müssen wir aus der Bekleidung
assyrischer Paläste erschliessen. Endlich wurde der einheimische Asphalt
zur Glättung des Fussbodens herangezogen.^) Diese Dekorationsarten
dürfen wir landesüblich nennen. Den Fürsten standen ausserdem die bei
der Plastik aufgezählten Produkte des Auslandes zu Gebote. Die kost^
baren Bauhölzer, von denen Gudea so oft spricht, haben für die eigent-
liche Kunst keine Bedeutung ; man machte aus ihnen wohl z. B. die Thron-
himmel (agü) der Götterbilder.^) Dagegen dient das Metall in Gestalt von
Blech oft, die unscheinbaren Ziegelwände und Säulen täuschend zu um-
kleiden oder bunt zu dekorieren. Daher sind die erhaltenen Ziegelsäulen
glatte Schäfte,^) während eine Abbildung geschuppten Schaft und Lilien-
kapitell zeigt. ^) In der Tempelcella von Abuscharein fand man sehr viele
kleine Goldbleche und an den Köpfen vergoldete Nägel. ^) Von Pracht-
thoren weiss die babylonische Litteratur ebenfalls.^) Der Baustein ist, wie
oben auseinandergesetzt, Import aus den Gebirgen des oberen Tigris, wäh-
rend die vulkanischen Gesteine Arabiens für grössere Arbeiten nicht in
Betracht kommen. ^^) Die Steinmetzen haben daher in der Regel keine
grösseren Bauten auszuführen,^^) sondern Arbeiten, als da sind Becken, ^^)
Becher") und kleine Steintafeln mit Relief bildem.i*) Das beste Stück ist
ein von kauernden Figuren umgebener Untersatz aus Diorit.**) Grössere
Reliefplatten konmien in dieser Periode noch selten vor; die älteste weihte
wohl um 3800 v. Chr. der König Naramsin^®) oder aber Umina, den ein
in weichem Stein derb gearbeitetes, einst übermaltes Reliefstück nennt, ^^)
woran sich ein fragmentiertes Relief in Berlin reiht: Einem Gotte führen
zwei niederere den König zu. Ein rechter Steinstil konnte sich natürlich
nicht entwickeln.
Das Kunstgewerbe beschäftigte verhältnismässig viel mehr Hände.
Aus dem Lehm wurden ordinäre Gefasse hergestellt, welche meistens die
') In Warka: Loftüb p. 185; Magheir:
J. of the r. as. s. 15, 262; Birs Nixnrad (s.
S. <450, 4); Easr: Loftus a. 0.
^) BicH, narrative (S. 84); Layard, dis-
cov. p. 607 ; Reksll, bist, of Herodotos p. 367
(angeolich ein ganzes Zimmer); Opfert, ezpöd.
scient I p. 144; einiges im Louvre.
») Diod. 2,8,4-6; Ber. fr. 1,4; vgl.
Ezech. 28, 14.
^) Zimmer za Abu-Habba: Tr. s. b. a.
5, 88.
^) Vgl. Qndea's Inschr. A col. 5, 18.
Abgeb. an der Stele des Königs Nabüpalid-
dina (RAWLnrsoN, inscr. V 60; MBNAm*, gljpt.
1, 243). Ein Hymnus sagt vom Sonnengotte:
«Dein Fnss ruht auf der Gypressenlade" (J.
asiat. 1888 p. 517).
*) Tello: dbSabzboT. 52; Pebbot p. 117;
Abnscharein: J. r. asiat. soc. 15, 416.
') Relief von Sippara im britt. Mnsenm :
Mbnabt, glypt 1 T. 5 und Dibülapoy, l'art
ant. de la Perse II S. 53 (in das 10. Jahrb.
gesetzt: Pincbes, Tr. s. b. a. 8, 164 ff. m. T.).
*) Taylor, J. r. as. s. 15, 407.
^) ScHRADER, Istars Höllenfahrt S. 28.
^^) Schwelle aus schwarzem Diorit: R.
crit. 1883 II S. 220.
>^) Grabkammer mit falschem Gewölbe
in Mugheir: J. r. as. s. 15, 278.
") Mit Tierfiguren: db Sarzbo T. 24.
^') Mit Inschriften der Könige von Sir-
purla: Heuzet, Ra. III 1, 241.
'*) DE Sarzec T. 21, 5.
") Am. J. 4, 39 ff. T. 4/5.
»•) Vgl. Ac. des inscr. 1892, 30. Sept.;
Phot. Die «Geierstele* gehört erst in die
nächste Periode.
»') DB Sarzbo T. 1, 2.
29*
452
Klassische Ennstarohäologie. II. Gesohiohte der alten Kirnst.
Sonne trocknete;^) ein Asphaltüberzug konnte sie wasserdicht machen.')
An dessen schwarze Farbe gewöhnt, malte hie und da einer schwarze
Ornamente auf den Leib.^) Ebenso viel hatten die Töpfer mit Siegel-
cylindem zu thun, welche der Handel und Wandel Babyloniens in Masse
erforderte. An diesen pflegen ausser Inschriften die Bilder von Göttern,
Dämonen und Königen, teils in ruhigem Verkehr, teils Löwen tötend, an-
gebracht zu sein.^) Der Stil ist so hölzern, wie man ihn erwarten kann,
wenn der Arbeiter mit einem Holzstäbchen die Figuren in den feuchten
Thon eindrückt. Zu sorgfaltigeren Arbeiten wählt der Babylonier einen
harten Stein, am liebsten Haematit. Die ältesten Cylinder reichen in eine
sehr frühe Zeit bis auf Naramsin und Sargen I. zurück.*) Von allen baby-
lonischen Gewerben haben Stickerei und Weberei allein dauernd den Ruhm
der Stadt erhalten.^) Allein dem eigentlichen Luxusgewerbe gehören nur
die kostbareren Stoffe, Gold und Bronze, Edelsteine, zu denen auch die
seltenen farbigen Steine von der Art des Nephrit zählen, Muscheln und
Elfenbein.') Von diesen Arbeiten werden wir später noch in Erinnerung
zurückzurufen haben erstens die gravierten Muscheln®) und zweitens
das in Teile von de Sarzec entdeckte Silbergefäss, welches Tiere und Un-
geheuer in Zonen umgeben.
Schliesslich einige Bemerkungen über den Stil der zeichnenden Künste.
Es will ein Stil werden, aber es ist noch keiner. Die früher (S. 401) aus-
einandergesetzten Relief gesetze sind oft instinktmässig beobachtet,^) aber
nicht bewusst durchgeführt. Namentlich kommt die planmässige Projektion
des menschlichen Körpers in Wegfall, z. B. blicken die Figuren häufig den
Beschauer an.*^) Wir sehen auch nicht die volle Brust, sondern etwa in
Dreiviertelswendung. Von gehörnten Tieren sieht man nur ein einziges
^) Mehrere aus El-Hibbah in Berlin.
') Strab. 16. 1, 9. Dies kommt in der
Jagendgeschichte Sargons I. vor.
^) Ein solches Gefäss in Berlin; eines
in London: abgeb. Perbot p. 711 = Dibula-
FOY 11 23 F. 9.
*) Zahlreiche Abbildungen bei Perrot.
HoMHBL and de Sarzeo (T. 30 u. 30 bis); Lit-
teratur S. 242 (besonders Menant), dazu
LoFTus, travels p. 254 ff.; HAiniEB-PuROSTALL,
Fundgruben des Orients Bd. I. u. Steiermark.
Ztscb. 1, 73; A. Gullihore, impressions of
ancient rolling seals of the Babylonians,
London 1842; Pinchbs, babylonian and assy-
rian cylinder seals, London 1885. Über die
Sammlung De Glerq S. 53.
^) Jener bei Menant, les pierres grav.
de la Haute- Asie, Paris 1883; dieser bei
DiEULAFOY II S. 26 (vgl. Menant I p. 73).
Sehr frühe auch abgeb. Am. J. 2, 46. 47;
Cylinder von Sargani König von Aggadi in
der Sammlung De Glerq.
®) Das älteste Zeugnis dttrfte Josueh 7,
21 stehen.
^) Wir begreifen hier die Zeugnisse spä-
terer Zeit mit ein: Bronzenes Schwert des
Königs Belnirari (gg. 1300 v. Ghr.), mit Elfen-
bein eingelegt und ehemals mit Edelsteinen
besetzt: Tr. b. a. IV T. zu S. 347; Ra. IIF 2,
146; Schwert mit goldelfenbeinemem Griff:
Alkaios Fr. 33; bronzener Dreifuas mit
Köpfen und Stierfttssen: Mus^ Nap. III T.
1, 3; Vase des Königs Hammurabi (1700-
1650): Latard, diso. p. 477; bronzene Ku-
geln mit Inschriften, von Latard im Tell-
Muhammed gefunden ; Armband mit Rosette:
Musäe Nap. III T. 7. Der Schmuck der Göttin
Istar wird grossartig geschildert (Sohradbr,
die Höllenfahrt der Istar S. 11. 13). Ein
König schickte nach Ägypten riesige Sma-
ragde ( Iheophr. lap. 24); syrischer TVibut in
^Lapislazuli von Babel", d. h. aus Baktrien
(TiELE, Gesch. S. 139); verzierter Nephritring
von Erbil : Verh. d. Berl. anthrop. Gqb, 1891
S. 81.
») DB Sarzeo T. 46, 1—9; aus Warka:
Layard, discoveries p. 563.
^) Z. B. die hinter einander zu denken-
den Figuren fiber einander in Etagen: Am.
J. 2, 46. 47; de Sarzeo T. 30 bis, 13 (Gy-
linder).
'^) Z. B. die Dämonen an dem oben
zitierten Gylinder Sargons.
Kap. IV. Die Kirnst des alten Babyloniens. (§ 313). 453
Hom, woraus die griechische Sage vom Einhorn entstand. Die Baby-
lonier suchen noch nach einem Führer, der die Mittelmässigen leite; Dieser
ist fleissiger als Jener, aber er tastet doch immerhin herum.
Litte ratur: § 55; Fb. Rbbbb, über altchaldäische Kunst, Ztach. f. Assyriol. Bd. 1.
u. IL; Hbuzby, Ra. n. s. 44, 271 ff., bei db Sabzbo p. 77 ff. u. les origines Orient, de Tart I.
antiqoitäs cbald^o-assyriennes, Paris 1893; Schultzb (S. 51). Zar Geschichte: Tielb, baby-
lonisch-assyrische Geschichte I. von den ältesten Zeiten bis zum Tode Sargons IL, Gotha
1884; HoHKBL, Gesch. Babyloniens und Assyriens, Berlin 1885; H. Wikckleb, Geschichte
Babyloniens u. Assyriens, Lpg. 1892; A. J. Delattbe, les Chald^ens jusqu'ä la fonnation
de Tempire de Nabuchodonosor, n. öd., Louv. 1889.
313. Trotz dieser Unklarheit über die künstlerischen Ziele hat Baby-
lon schon früh einen mächtigen internationalen Einfluss ausgeübt. Hier
liefen ja alle Hauptstrassen durch, welche zwischen Hochasien und dem
Westen vermittelten, und die riesige Wasserstrasse des Euphrat förderte
den Transithandel ungeheuer. Das Wort des Propheten vom Kaufmanns-
lande darf man gewiss schon auf diese frühe Periode ausdehnen. So gibt
die babylonische Kultur in weiten Länderstrichen das Substrat für die
grosse Kulturströmung, die wir im nächsten Kapitel zu schildern haben.
Im Osten geht der babylonische Handelsverkehr bis Baktrien ^) und soweit
auch der Kulturkreis. Östlich schloss sich das Reich Elam an, von Ne-
gritos bewohnt, welche Kissier (assyrisch Kassü)*) Wessen und Susa zur
Hauptstadt hatten; um 2300 v. Chr. geboten die Könige über ein aus-
gedehntes Gebiet und lagen mit den babylonischen und assyrischen Königen
in unaufhörlichem wechselvollem Kampf — die östlichen Äthiopen der
griechischen Dichtung. Die eigenartige Sprache, welche leider noch nie-
mand entziffert hat, ist in einer Abzweigung der babylonischen Keilschrift
geschrieben. Die Kultur hatte hier solche Fortschritte gemacht, dass, als
Elam zwischen 604 und 584 in die Gewalt der persischen Herrscher fiel,
diese den Königstitel, die Residenz und die Amtssprache beibehielten. Über
die vorpersische Zeit gibt die grosse Triumphinschrift Sennacheribs die
besten Nachrichten: „Ich habe fortgeführt Susinak den Gott, der in den
Hainen wohnt, dessen göttliches Bild niemand gesehen hatte, und die
Götter der unterworfenen und geplünderten Städte ; ich habe hinweggeführt
alle Götter und Göttinen mit ihren Reichtümern und Schätzen, ihrer fest-
lichen Ausstattung, ihren Priestern und Dienern, ich habe in das Land
Assur 32 Statuen der Könige von Silber, Bronze und Gold geschafft ....
ich habe zerbrochen die geflügelten Löwen und Stiere, welche die Paläste
von Elam behüten ....** Noch zu seiner Zeit trugen sich die Elamiten
nach altbabylonischer Mode, was einen Rückschluss auf ihren Geschmack
verstattet. Die Hofburg der persischen Grosskönige räumte die älteren
Bauten aus dem Wege. Jene kostbaren Statuen, die zum Teil aus Baby-
lonien stammten,^) sind verschwunden, dafür jedoch thönerne Astartefiguren
geblieben.*) Die Cy linder aus Stein und Thon kommen ebenfalls hier vor.*)
Dagegen gehören die Felsskulpturen frühestens in die nächste Epoche.
Durch diese Denkmälergattung ist bisher auch die Kunst des Reiches
404).
>) S. 452, 7.
') Nicht Kossfter, vgl. Oppebt, Ztsch. f.
Assyr. 3, 421 ff.
') Nabuchodonosor ftthrte zwei GOtter-
bUder znrflck ^Ztsch. f. Assyriol. 4, 259 ff.
*) Abgeb. bei Loftus p. 379.
^) Cylinder des Sagasaltias (Dynastie
1500—1250) aus Dur-Enrigalzu. — Hausform :
DiBüLAPOT, Tart ant. II 141 ; Strab. 15, 3, 10.
454 Elassisohe Konstarchäologie. IL Geaohichte der alten EmiBt.
Anzan allein bekannt. 0 Assyriens Anfange liegen im Dunkeln; aber an-
gesichts der babylonischen Fayencen ist die Nachricht, dass Tiplatpilesar I.
in Asur den „roten* Palast restaurieren liess, leicht verständlich. Über
Medien und Persien werden wir im fünften Kapitel sprechen müssen. Noch
in dem entfernten Paropamisus entwickelte das babylonische Vorbild eine
solche Kraft, dass in diesem steinereichen Lande der Ziegelbau vor-
herrschte.^) Im Süden tauschten Ostarabien (Magan) und der Nordwesten
desselben Landes (Melucha) gegen ihre Naturprodukte gewiss babylonische
Waren ein; aber die Wüste hat noch nicht gesprochen.') Jenes versteht
sich auch von den Völkern des Amanos- und Libanongebirges. ^) Mit den
babylonischen Geweben kam die fremde Tracht dorthin. 5) Nach der Kor^
respondenz von Tell-el-Amama nahmen das Königreich Mitani am Euphrat,
Syrien und Palästina die babylonische Schrift, die beiden letzteren sogar
dazu die Schriftsprache an.*) Die Terrassenstädte und Lehnmiauern Baby-
loniens fanden dort ebenfalls Nachahmung.^) Nichtsdestoweniger darf man
sich den Kulturstand der Vorderasiaten noch nicht hoch vorstellen. Um
das Jahr 2000 erscheinen sie in der Geschichte des Se'nuhyt als Barbaren,
die in argem Schmutze von Viehzucht leben. Eine kaum anzuzweifelnde
Tradition lässt schon im 4. Jahrtausend Sargon L seine Herrschaft bis zu
den üfem des mittelländischen Meeres ausdehnen und zu Schiffe einen
Beutezug unternehmen. Dessen Ziel war jedenfalls Cypern. Diese reiche
Lisel und ganz Kleinasien müssen in der That schon frühzeitig den baby-
lonischen Einfluss erfahren haben. Erstere hatte schon durch ihre Kupfer-
erze, aus denen bereits früh Waffen und Werkzeuge angefertigt wurden,®)
eine grosse kommerzielle Bedeutung. Die Schrift war der babylonischen
nachgebildet. Die Verehrung der Aphrodite stammte nach den Einheimi-
schen unmittelbar aus Askalon und hatte manchen Ortes die bekannte
babylonische Sitte im Gefolge. Der Ziegelbau muss in diesem Steinlande
für echt volkstümlich gegolten haben, weil ihn der Heros Kinyras erfunden
haben soll.^) Eine eigentliche Fundstätte dieser Periode besitzen wir in
Westasien allerdings nur an der zweiten Schicht von Hissarlyk, welche
Schliemann „Stadt des Priamos" genannt wissen wollte, allein es gibt in
Kleinasien noch, mehrere solcher nach babylonischer Art mit Schutt und
Erde aufgeführter Terrassenort«; *^) ausserdem fand man Reste der aus
Hissarlyk bekannten Gefässearten in Gordion^^) und an mehreren Stellen
von C^em.^*) Es sind anspruchslose Völker, zu denen hier die babylo-
*) Ausser Delattbb vgl. Wbissbach,
Abb. d. pbil.-bist. Cl. d. säcbs. Ges. 12,
117 ff.
») Curtius 7, 3, 8.
>) Am Eingang des persiscben Meeres
äXXo (oQog) axQoyyvioy vtfnjXoy ro lejuigdfAetog,
Periplus maris Er. 35.
*) Die PhOnicier sollen vom persiscben
Meere und Abrahams Stamm aus Ur ein-
gewandert sein; Agenor beisst bei den Grie-
cben Sobn des Belos.
') Zur Zeit von Hneml^otep (3. Jabr-
tausend): Max Müllbb, Asien und Europa
S. 296 f. (wie Gudea). ^
®) VgL WufCKLSE, Sitzungsber. d. preuss.
Ak. 1883 S. 1341 f.; Lehkank, Ztscb. f. Assvr.
3, 372 f. Auf dem Silberplätteben des Königs
von Erme (Tr. b. a. 7, 294 ff.) ist die eine
Inschrift babyloniscb.
^) Gaza auf bobem /cu^a: Arrian. An.
2, 26, 1; Mauern in Moab: 2 Reg. 3, 25.
«) Tbe Owl Nr. 2.
•) Plin. 7, 61.
*^) /fu^ara lefAigtifÄidog: Sittl, Parerga
S. 19 f.
' ^) Naümaitv, vom goldenen Hom, Mttn-
eben 1893.
'*) DüMMLBR, Atb. Mitt. 11, 209 ff. 13,
280 ff.
Kap, IV. Die Kunst des alten Babyloniena. (§ 313.)
455
nische Kultur gelangte. Ausser dem einheimischen Kupfer haben sie noch
wenig Metall. Edle Metalle (Gold, Silber, Elektron) konunen in Barren-
form aus dem inneren Asien, i) wie auch Elfenbein und seltene Steine,
z. B. Haematit, Aragonit, Magneteisen, Bergkry stall,*) Jadeit und Nephrit,
welche oft die Form eines kleinen Beiles haben. Ein rohes Astarte-
figürchen von Blei bezeugt den religiösen Einfluss;') die sogen. Idole aus
Stein haben die Form des hethitischen Schildes.^) Ein goldener Adler
(Bios Nr. 925—6), der Terrakottakopf Nr. 190 und eine auf einem Zapfen
liegende Kuh von Bronze Nr. 927 stimmen so sehr mit babylonischen
Arbeiten, dass sie für Import gelten müssen.^) Aus dem Osten kommt die
Rosette^) und wohl auch das gerade Zweigornament, ^) welches an die
babylonischen Koniferen gemahnt. Das Henkelkreuz (S. 233) gewinnt
Boden, ^) ebenso die ansa lunata (S. 264), welche wohl mit dem Mond-
kulte von Harran, dem gerade Sargon I. durch den Namen seines Sohnes
Naramsin öffentlich huldigte, zusanmienhängt. Dies auffällige Vorwiegen
des Lehmes sowohl in der Baukunst als im Kleingewerbe geht natürlich
auf Babylonien zurück, von woher ebenso die Freude an schwarzem
Firnis stammt. Abgesehen von jenen Idolen, bestehen die Anfänge der
bildenden Kunst in unförmlichen Thonfiguren^) und Schnitzereien^®) aus
Holz oder Bein. Der Ooldschmuck erscheint überladen, aber ohne künst-
lerische Motive,'^) Die Keramik ist rein plastisch. Die Gefässformen
weisen grosse Mannigfaltigkeit auf und stellen häufig einen Menschen ^')
oder ein Tier dar;i') die primitiveren Formen der ersteren Klasse be-
zeichnet man nicht ganz genau als Gesichtsurnen (S. 262).^^) Weil Metall-
gefässe zum Vorbilde dienen, wie die Nachahmung von Nägeln und Buckeln
darthut,^*'^) ist auch die Omamentation nur plastisch, um nicht zu reden
von Fingereindrücken, *^) wurden Ornamente, hin und wieder auch rohe
Figuren^'') eingegraben, eingeschnitten oder mit einem Stempel, auch einem
Cylinder babylonischer Art*®) eingedrückt; ein Farbstoff (Kreide) füllte
höchstens die Furchen aus.*^) Ebenso wurden Thonkugeln, die zahllosen
Spinnwirtel ^^) und andere Gegenstände zweifelhafter Verwendung dekoriert.
Wir sehen aus allem, dass die fremde Mode, deren Ursprungsland zu weit
entfernt lag, nicht den Geschmack beherrschte, sondern vielmehr zu eigener
Thätigkeit anregte. Man darf sich also nicht wundem, wenn in diesem
>) Ilios Nr. 787 ff. 821. 875 ff. (wie es
scheint, nach babylonischem Gewicht).
^) Löwenkopf (!; als Griff.
») lUos Nr. 226.
*) Ilios F. 73. 681-4. 994. 995. 1301.
Über die Schilde s. die Abb. bei Max Müllkb,
Asien n. Europa S. 328. Bessere Steinidole
ans Besikatep^: Vibohow, altia-ojan. Gräber
T. 12, 7 S. 77 f. u. S. 78.
^) Ebenso ein Stfick grflne Fayence:
nioe F. 548.
•) In Gold Ilios Nr. 903-4.
') Oft in Terrakotta; in Silber Bios Nr. 923.
') ScHLiEXANV, Bios S. 389 ff.; Cjpem :
Jahrb. 1, 80.
») Ilios Nr. 71. 192 ff.
10) Einziger Rest von Holz ein Fisch:
Bios F. 516; unförmliches Tier aus Elfen-
bein: Ilios F. 517; Idol: F. 142.
^^) Sogenannter Schatz des Friamos:
mos S. 49. F. 685 ff. 822 ff.
") Frau: Ilios F. 336. 487.
»8) Widder: Bios F. 333; Schwein: 160.
335. 337; u. a.: 334. 338-41.
»*) Hissarlyk: Ilios F. 157-9. 986 ff.;
Cypem: z. B. Ga. Ill S. 155 Abb.; Spuren
auf Thera: Dumont et Chaplain T. 1, 3. 2, 13.
») Bios F. 46. 58. 413.
*') Aus Nauplia: UaQyaaaog 7, 84 f.
'») Ilios F. 484.
") Ilios F. 72. 492-8. 500-1. 1212.
'») Z. B. in Hissarlyk: Bios Fig. 28—
36. 43.
20) Tafebi zu .Bios^ u. F. 63 ff.
456
ElassiBohe EniiBtarchäologie. n. Geschichte der alten EuiiBt,
Gebiete schon ein paar Vorläufer der Charakteristika der folgenden Periode
auftauchen ; in Hissarlyk beobachten wir bereits einige unbeholfene Spiral-
Ornamente und ein bleiernes Rädchen.') Es wäre nicht undenkbar, dass
auch ein Gefäss mit aufgemaltem Tintenfisch dieser Periode entstammte.*)
Auch in dem benachbarten Grabhügel Besika-Tepd kommen neben der
Kreidefüllung schwarze Farbstriche vor.**)
Die ansa lunata, die Gesichtsumen, das Zweigomament, das Haken-
kreuz und die Gefässdekoration mit eingegrabenen, durch Farbe ausgefüllten
Linien haben sich von Eleinasien aus über Europa ausgebreitet und wäh-
rend der folgenden Periode erhalten. Das westlichste Gebiet, wo der un-
mittelbar babylonische Einfluss fühlbar auftritt, ist der Archipel des
ägäischen Meeres. Thera und andere Inseln weisen zahlreiche Gräber der
altbabylonischen Periode auf; die erstgenannte Insel (S. 113 f.) liefert die
mannigfaltigsten Funde, weil eine vor dem Jahr 2000 oder doch zu An-
fang des zweiten Jahrtausends stattgefundene vulkanische Umgestaltung
ausser Gräbern auch Wohnstätten mit einer Puzzolanschicht zudeckte. An
der Ostküste Griechenlands finden sich mannigfache Spuren, z. B. gehört
die unterste Schicht von Tiryns hieher ; doch muss an anderen Orten noch
tiefer geschürft werden. Gegen Ende des Zeitraumes bemerken wir in
dieser Gegend einen nicht unbedeutenden Fortschritt, der möglicher Weise
schon ägyptischen Einfluss verrät. Es beginnen Linien, konzentrische
Kreise, Pflanzen und hin und wieder ornamentartige Tiere mit dem Pinsel
in brauner oder roter Farbe aufgetragen zu werden.^) Ebenso malte man
einfache Muster auf den Stuck der Wohnungen.^) In die gleiche Zeit
gehören die frühesten Skulpturen, die auf griechischem Boden gefunden
wurden. Mit dem Astartekultus waren offenbar auch kleine Alabaster-
statuetten der Götter und ihrer Diener nach dem ägäischen Meere ge-
kommen, vielleicht gehörten zu den Weihgeschenken auch die S. 451 er-
wähnten Steinbecher. Da die Inseln grossen Reichtum an schönem Marmor
besitzen und manche unter ihnen schlechtweg ungeheuere Marmorklippen
sind, wurde der Alabaster, wo es anging, durch jenen ebenfalls glänzend
weissen Stein ersetzt;^) das Centrum werden wir in der Inselgruppe Paros,
Antiparos, Naxos und los zu suchen haben, doch gelangten einzelne Exem-
plare nach den benachbarten Inseln und dem Festlande. ^ In ihrer Form
6, 235.
^) Vgl. Fiedler, Reise S. 314 T. 5;
RoBS, arch. Aufsätze 1, 53 ff.; Gbrhabd, Eunst
der JPhönizier T. 4, 1 ; Gonze, Sitzungsber. d.
Wiener Akad. Bd. 73 S. 240; Wolters. Ath.
Mitt. 16, 46 ff. Grössere Reihen in Athen u.
im brittischen Museum. Paros: Thiersoh,
Abh. d. bayer. Ak. 1 S. 586 ; Arch.-ep. Mitt.
1887 S. 152 m. Abb.; Antiparos (Funde im
britt. Museum): Bent, Jhst. 5, 49 ff. m. Abb.;
Naxos: Fiedler; Amorgos: Dükmler, Ath.
Mitt. 1886 S. 15 ff, vgl. Ra. 1867 II 143.
147; los; Anaphe: Ross; Thera: Lenorkänt,
CR. de rao. des inscr. 1866 p. 272 ; Sikinos :
Ross; Melos (Gräber in Phylakopi); Syros:
über die Grftber von Chalandri r. Uana&o-
novXos, Ra. n. s. 6, 225 u. napSai^ Ig (1865)
<) Spiralen: IliosNr. 1015. 1021 (Spiral-
henkel Nr. 256. 1049; Spiralen im Metall-
schmuck, wie Nr. 834 ff. lassen wir bei Seite);
Rädchen: das. Nr. 1253.
«) Ilios Nr. 264-5.
') Ilios S. 739 ff. ; Virohow, alttrojan.
Gräber T. 8, vgl. S. 48 ff.
*) v. RoHDEN in Baumeisters Denkm. 3,
1935ff. m. Abb.; Dümmler, Ath. Mittll,170ff.;
DuMONT et Chaplaik, c^ram. de la Gr^ce
propre T. 1. 2; FouQui, Arch. des miss. 1867
Bd. IV m. T.; Fr. Lenormakt, Ra. n. s. XIV;
CoLLiGNON, catal. Nr. 1 ff. ; AZ. 1854 T. 61 ;
Perrot VI F. 457. 459 : über den lokalen Ur-
sprung AZ. 1866, 258*.
*) Perrot VI F. 210—2.
^) Kalkstein einmal auf Earpathos: Jhst.
Kap. y. Die erste orientaliBierende Periode der Weltgesohiohte. (§ 314.) 457
erinnern diese Figuren an Babylon; sie haben nänüich einen platten
Rücken und stellen zumeist eine nackte Göttin dar, welche zuweilen ein
Kind auf dem Kopfe trägt; *) rohen Arbeiten fehlen die Arme. 2) Selten
kommen Musiker oder unthätige Männer vor. 3) In dem gleichen Bezirke
finden sich halbkugelförmige Becher und Dosen aus Marmor,^) sowie seltene
Amuletsteine (Obsidian u. dgl.) in Pfeilspitzen- oder Beilform (S. 192).
Welches Volk diese Arbeiten gemacht, lässt sich kaum sagen ; wir werden
seinen Namen unter denen wählen müssen, die sich die Griechen vor den
Achäerkönigen im Lande dachten. Sicherlich war dasselbe sehr kidegerisch,
denn wenn ein Kopf auf Wangen und Nase rot gestreift ist, 5) dürfte der
Bemaler doch wohl einen mit Narben bedeckten Krieger gemeint haben.
Gegen unten können wir diese Entwicklungsstufe noch nicht bestimmt
abgrenzen ; sie verläuft unmerklich in die folgende Periode. Ein Teil der
Vasen und Figuren, wie auch der Steingefässe gehört wahrscheinlich in
die Ramessidenzeit, z. B. die mit Spiralen verzierten Steinvasen. ^)
Litteratur: Über Hissarlyk IL, Tiryns T. und die Periode von Thera Fa. Lknob-
KANT, les antiquit^s de la Troade etrhist. primitive des contr^es grecques, Paris 1876—80,
2 Bde.; Pbrrot, histoire VI p. 107—258; Ed. Mbyeb, Gesch. des Altertums II § 77—80;
BüSOLT, griech. Qeschichte P Kap. 1 ; Ohkbfalsoh-Richtrb, d. vorbabyl. a. babyl. Einflüsse
in Hissarlik u. Gypem, Ztsch. f. Assyriol. 3, 62 ff.; zur kunstgeschiohtlichen Würdigung der
Figuren Otsrbbck, Gesch. d. griech. Plastik I^ S. 11 ff.
Kap. y. Die erste orientalisierende Periode der Weltgeschichte:
das Zeitalter der Ramessiden (1530—1050).
(Tafel 4. 5.)
314. Das mittlere Reich Ägyptens hatte durch den Einbruch der
Nomadenstämme sein Ende gefunden ; die Hyksos waren nicht blosse Zer-
störer, sondern setzten die ägyptische Königsreihe regelrecht mit Fürsten
ihrer Nation fort. Der Fall der einheimischen Herrscher bedeutet also
nicht zugleich den Sturz der alten Kultur. Äusserlich bleibt alles beim
Alten und man erkennt die Bilder der Hyksoskönige nur an den verschie-
denen Kopf- und Gesichtsformen; denn Mariette's Funde von Tanis ge-
hören aller Wahrscheinlichkeit nach diesen Dynastien an.') Von Theben
aus erkämpften die Ägypter wieder die politische Freiheit ihres Landes,
S. 121, vgl. Ath. Mitt. 11, 34 f.; Astypalaia:
Ross, Inselr. 1, 181; Kreta, Phaistos: Athe-
naeum Nr. 3135 = Reinach, cbron. p. 424;
Eaböa; Delphi: Ath. Mitt. 6, 361 (aus pari-
schem Marmor!); Attika; Tegea: Lb Bas T.
123, 1. — Pbbbot f. 325. 331-3.
') FiBDLBB S. 586; Gebhabd T. 4, 3; ein
Exemplar in Karlsruhe.
«) FiBDLBB T. 5, 1. 2 ; Gbbhabd T. 4, 2. 4.
5) Erstere: Pbbbot VI F. 357-8; zwei
aus Koros, in Athen: Ath. Mitt. 6, 157 ff.
T. 6; zwei in Karlsruhe, davon ein Ex. ans
Thera (Walz, Über die Polychromie d. alten
Sculpt. T. 1, 2); Männer: Ath. Mitt. 9, 157;
London Nr. 10; mit Basis in Athen.
*) Zwillingsgefäss angeblich aus Laurion,
in Smyma: Phot. des Inst., Smyma 6 (vgl.
Ath. Mitt. 16, 51).
*) Ath. Mitt. 16, 46 ff.; Pbbbot VI F. 336.
•) Aus Amorgos: Ath. Mitt. XI T. 1 F.
A 4; Dali auf Kreta: Ztsch. f. Ethnol. 22, 17
m. Abb.; aus Melos: Linden schmit, Denkm.
I 10, 3, 3; Pbbbot F. 461 (über den Fundort
ÜNDSET, Ztsch. f. Ethnol. 1883 S. 214); bemalte
Vase von Thera: AZ. 1866 T. A. Sollten jedoch
solche Idole und Gefässe wirklich in Gräbern
der Kaiserzeit vorkommen, dann sind sie da-
mals Ausgrabungsgegenstand gewesen (Ross,
Inselr. 1, 160 f.; F. nana^onovXog a. 0.).
') Verzeichnet bei Wiedexann, ägypt.
Gesch. S. 289 ff.; Pbbbot I 465—8; Clabac,
mus^e II 245, 396; Mabiette, mon. div. T.
39a; Lbnobmakt, B. com. V p. 100 ff. T. 9;
BuBTON, exe. hierogl. T. 40 ; de Rouoiä, Album
photogr. Nr. 116-24; Ra. n. s. 3, 97 ff. 248.
337. 4, 249 ff. 5, 297 ff. 9, 128. S. jetzt Ed.
Mbyeb, Gesch. des Altertums I § 213; Stein-
dobff, AA. 8, 66.
458
KlasfliBohe EmiBtarchftologie. IL Qesohiohte der alten Kunst.
fanden sich aber jetzt neuen Verhältnissen gegenüber. Das Land lag nicht
mehr wie eine Insel abgeschlossen da, sondern wurde in die Yölkerbewe-
gungen der Gegend zwischen Nil und Euphrat hineingezogen. Wie die aus-
gewanderten Israeliten und die anderen östlichen Stämme in der Hyksos-
zeit manches Ägyptische nachahmten und weitergaben, so füllte sich um-
gekehrt Ägypten mit Semiten, welchen man viele Wörter ablernte; diese
und die Libyer, weniger gebildete, aber desto kriegstüchtigere Leute, ge-
wöhnten die friedliebenden Ägypter, welche vordem nur Expeditionen, um
ausländische Produkte zu holen, unternommen, an das Kriegführen. Mit
ihrer Hilfe ziehen die Könige der 18. und 19. Dynastie auf Eroberung
aus. Sie schaffen die erste Grossmacht der Weltgeschichte, wenn dieselbe
auch nicht lange besteht. Die griechische Sage von dem grossen Eroberer
Sesostris, der bis Hellas gekommen, entspricht nicht den einzelnen That-
Sachen und doch gibt sie den Eindruck des Ganzen richtig wieder. Die
ägyptische Kultur in der denaturierten Form, welche ihr die Einflüsse des
Ostens gegeben, dringt viel weiter als die Streitwägen der Ramessiden;
Ramses H. bringt in den Vertrag mit den Cheta einen Paragraph, der sich
gegen landesflüchtige Männer „kundigen Sinnes'' wendet, um diese Zeit
recht zu würdigen, gehen wir natürlich nicht von Mykene aus, sondern
betrachten zuerst das modernisierte Ägypten.
Litteratur: Den Versuch einer weltgeschichtliclien Betrachtung machten L. v. Stbbl,
Kritik des ägyptischen Ornamentes, Marburg 1883 u. Montelius, bronsalderen i Aegypten,
Ymer 1888 u. L' Anthropologie 1890 (er schliesst jedoch diese Periode schon um die Mitte
des 2. Jahrtausends); in Bezug auf die politische und Kulturgeschichte hat Edüabd Mbtbb
einen grossen Schritt vorwärts gethan, aber die Darstellung noch auf die zwei Bände seiner
Geschichte des Altertums verteilt
Die allgemeinen Bemerkungen, welche in § 806 über die ägyptischen
Anschauungen ausgesprochen sind, gelten nicht ganz für diese Epoche.
Die Götter^ und Dämonenwelt erfahrt durch semitische Elemente eine nicht
unwesentliche Umgestaltung. Es kommt aus dem syrischen Qadesch die
nackte weibliche Gottheit in das Land, welcher der Ägypter freilich einen
Gürtel umgab. *) Der B^rieg erhält unter den Göttern einen Vertreter durch
den Blitzgott Rescheph, der drohend mit seiner Waflfe ausholt.*) Die
orientalischen Phantasmen stecken auch das Nilland an. Die Sphinx ver-
allgemeinert sich zu einem schützenden Wesen; mit weiblichen Brüsten
wird sie Königinnen zugeteilt. Manchmal erhält sie Flügel,^) menschliche
Arme *) oder einen Sperberkopf. Man schreibt die weibliche Sphinx der Isis
zu;^) die Sphinx wird kriegerisch, indem sie einen Feind unter ihre Löwen-
tatzen bekommt, ^) und auf diesem Wege ein allgemeines Apotropaion, Der
König persönlich erscheint als Löwenbändiger. ') Nun ziehen ja die Ägyp-
ter auch den einfachen Löwen in die allegorische Ornamentik herein.*)
M An einer Stele: Ga. 2, 13 Ahh.
') Max Müllbr, Asien n. Europa S. 811
Abb.
^) Pbissb d'Avennes IL Sphinx 4; in
Tanis auch abgerundet: Pbtbib, Tanis,
Titelbild.
^) Arme: Pebbot p. 482. 493.
^) Ebers, Ägypten 1, 179; Lafoyb, bist.
du culte des div. d'Alex. p. 298.
•) Tr. b. a. VIII T. zu S. 386 (Sphinx
Amenhotep's III.).
^) Holztafel Amenhotep's I. : Rosblliki,
mon. stör. III 1, T. zu S. 107.
«) WiLKinsoN I 220. 280; Description
II 88; RosELLiMi, monum. stör. 121, 27;
Pebbot 480; vgl. Brüosoh, Ztsch. f. äg.
Kap. V. Die erste orientalisierende Periode der Weltgesohiohte. (§ 814.) 459
Andere Mischgestalten, z. B. ein gehörnter Mannskopf,*) waren vordem
unerhört gewesen. Wie die gesamte ägyptische GeseUschaft sich verän-
dert hatte, verbleibt den Ägyptologen darzustellen; die Denkmäler liefern
dazu manchen Beitrag, z. B. ist unscheinbar, aber bezeichnend das Wag-
nis, eine Negerin als Königin ') und die verachteten Schweine einmal bild-
lich darzustellen.^) Tiefer greift in die Wahl der Gegenstände die Jagdlust
ein, die z. B. Amenhotep lU. kennzeichnete.
Die Könige der alten Dynastien hatten viele Arbeitskräfte und reiche
Mittel gehabt, aber doch nur diejenigen Ägyptens, die mit dem Reichtum
und der Gefangenenmenge, welche glückliche Kriege einbrachten, nicht
von weitem zu vergleichen waren. Tausende von Gefangenen strichen
Ziegel für die öffentlichen Bauten, wie Vordem die Juden. '^) Die Kriegs-
beute also ermöglichte einen äusseren Glanz, wie er vorher auf Erden
nicht dagewesen war. In dem Preisliede Pentaurs spricht der Gott Ptah
zu Ramses n.: „König Ramses, ich gewähre dir, die Berge zu hoch ra-
genden ewigen Statuen zuzuhauen, gewähre dir, dass die fremden Länder
für dich kostbare Steine finden, um deinem Namen Denkmäler zu errich-
ten" (Z. 14), und weiter: „Du hast meine Statuen ausgehauen und du
hast ihre Schreine erbaut, wie ich es in der alten Zeit gethan habe"
(Z. 18).
Die Plastik ging jetzt ungemein in die Breite. Unter den Steinen
bevorzugte man die vulkanischen, welche die Sklavenmasse jetzt in genü-
gender Menge lieferte. Die Steinfiguren sind, wie wir früher sahen, Votiv-
figuren, welche der König selbst weihte oder seinen Beamten schenkte;
die letzteren liessen die Inschrift daraufsetzen: „Gunstbezeugung des Königs
für NN. Sohn des NN." Die Könige selbst setzten ihren Stolz in die
Anfertigung ungeheuerer Kolosse,^) wobei sie Kolossalbüsten statt der
ganzen Statuen zuliessen;^) natürlich erwiesen sie den Göttern die gleiche
Ehre, jedoch viel seltener.^) Aus Ebenholz und Elfenbein bestanden Fi-
guren des Königs, seiner Sphinx und seiner Eltern, die der Landesherr zu
Neigahr erhielt.») Goldene oder vergoldete Figuren bekamen die Götter.^)
Die Malachit- und Lapislazuliarbeiten fanden in billiger Fayence Nach-
ahmung; von dieser Art waren die zahllosen uschebti genannten Osiris-
mumien der Gräber, den Pflug in der Rechten, die Hacke in der Linken,
den Saatbeutel auf den Rücken gehängt, ^<^) während den Rest das 6. Ka-
pitel des Totenbuches bedeckt. Unter Seti I. überzog man viele hölzerne
üschebti's mit Asphalt. Ebenso bestehen manche Statuetten ^i) und die
Spr. 1863 S. 41 f.; Lbpsius, Verzeichnis
S. 31.
') An Goldschmuck A. 1860 n. 475; M.
VI T. 46b. Büsten auf Lotosblumen, in
Illostrationen des Totenbuches (AZ. 35, 16).
') Gemahlin des ersten Königs der 18.
Dyn.: Lxpsius 3, 1 und Holzfigur in Turin
Nr. 179.
») WiLxmsoN 2, 100 = Ebmak 2, 589.
*) Abbildungen bei Lbpsius III 40. 41.
^) Der grOsste war das jetzt zertrüm-
merte Bild von Ramses II. im Ramesseum,
welches auf über 1000 Tonnen berechnet
wird.
^) Zwei von Ramses II. im Ramesseum.
^) Zwei Kolosse des Ptah in seinem
Tempel zu Memphis 1893 entdeckt.
«) Eeman 1, 177.
') Mit Gold plattierte silberne Statuette
des Gottes Ammon, in London : Gall. of ant.
selected from the Br. M. T. 1, 1 p. 3.
»<») Z. B. Pbrbot f. 95. 96; Mitchell
S. 37. In Abydos beginnen sie schon mit der
13. Dynastie (Masiettb, Abydos 3, 45).
>0 Z. B. Gott Bes: Pbbbot F. 549,
460
KanBtarchftologie. IL Qeaohiohte der alten Kunst.
Mehrzahl der Skarabäen aus Fayence. In dieses Zeitalter fallen die ersten
unbezweifelten Bronzefiguren J) Dafür ist die alte polychrome Ealkstein-
und Holzplastik jetzt bedeutungslos ; die hölzernen UschebtVs ') machen
keinerlei künstlerische Ansprüche. Die polychrome Plastik hat sich auf
eine kostspielige, nur kurze Zeit unter Chuenaten blühende Liebhaberei
zurückgezogen: Diese Figuren bestehen aus verschiedenen farbigen Glas-
flüssen (S. 223, 6).') In die alten einfachen Motive der Plastik kommen ge-
schichtlich wichtige Variationen hinein, indem zuweilen ein Becher in die
Hand gegeben wird,^) oder beide Arme an dem nackten Körper herab-
hängen, wobei beide Beine neben einander stehen oder das linke vortritt.'^)
Wir könnten zu den Bundfiguren auch die jetzt ganz üblichen Mumien-
kästen rechnen,^) die aus verschiedenen Stoffen, z. B. auch aus übergypster
bemalter Leinwand bestehen.
Vor einem Gesamturteil über die Plastik verdient noch ein wichtiger
Punkt Erwägung. Wenn der Bildhauer eine Figur an sich fertig zu steUen
hat, ist er verhältnismässig frei; muss sich aber dieselbe einem Bau ein-
ordnen, so ordnet er sich dem Baumeister unter. Als die Ramessiden
herrschten, hatte nun der architektonische Gesichtspunkt den Vorzug. Wie
man jetzt Baumalleen pflanzt, so führten zu den grossen Tempeln breite
Alleen von Sphinxen, Widdern, Löwen oder Sitzfiguren;') im Inneren
bildeten die Votivstatuen sicherlich ebenfalls Reihen. Tempeleingänge
wurden gerne mit zwei Kolossen oder auch einem Löwenpaar flankiert.^)
Diesen Zweck hatten auch die zwei von Amenhotep IH. errichteten Mem-
nonskolosse in Theben, welche, noch jetzt ohne Piedestal 15,60 m. hoch,
ursprünglich, als sie auf dem Haupte eine hohe Krone trugen, 40 ägjrp-
tische Ellen massen. Zum Transporte dieser aus je einem Stücke rot-
braunen Konglomerates bestehenden Ungetüme hatte man acht Schiffe
gebraucht.®) In der Nähe aber fanden sich die Reste von weiteren fünf-
zehn Kolossen.*®)
Denken wir uns nun die wegen der königlichen Ungeduld überhastete
Bauarbeit einer Herde von Steinmetzen hinzu, so liegt klar zu Tage, dass
die Bildhauer der Elamessidenzeit sich daran gewöhnen mussten, auf die
Massenwirkung abzuzielen. Arbeiten sie nichtsdestoweniger fleissig, so ist
0 Totenstatxiette von Ramses IL: Ebxak
1, 199.
^) Z. B. Pebbot 50. Schöne Kalkstein-
statuette von Amenhotep I. in Turin: Gaz-
ZEBA, descr. T. 5, 1 ; Statne desselben in Gi-
zeb (Mabiettb, notice p. 276); ebenso Holz-
statuetten seiner Mutter: Wibdemann 8. 316;
eines Beamten von Amenhotep I. Berlin
6909.
^) Pebbot 561. 562 n. am Schlüsse der
Einl. S. LXXX.
*) Zwei Statuen von Amenhotep II. in
Berlin (Lbpsius, Denkm. III 70 a— d).
^) Abbildung von Statuen : Ghampollion
T. 180 (Pbbbot f. 53. 54).
6) Z. B. Pebbot 87.
^) Sphinxstrasse von Eamak, ungefähr
23 m. breit mit je 4 m. Abstand; von Luxer
bis Eamak 2 km.; Widder in Kamak:
Mitchell S. 52, besser Pebbot 205; LOwen
aus Dschebel Barkai, im britt. Museum:
Mitchell S. 50; Sitzstatuen: In der Strasse
der 4 Stldpylone 12 über 10 m. hohe Mono-
lithe: Descr., ant. 2,505; Pabthet, Wande-
rungen 2, 442. 453.
^) Kolosse von Abusimbel: Mitchell
S. 53; Ed. Meteb, T. zu S. 300 (nach Brl-
zoNi einst mit Stuck überzogen); RamsesII.
stehend, etwa 13 m. hoch, vor dem Ptah-
tempel in Memphis: Mitchell S. 43; zwei
Löwen an der Thüre von El-Eab, unter
Amenhotep I.
^j Pebbot 20. Nähere Nachrichten gibt
die Grabschrift des Baumeisters.
»0) Descr. ant. II 182.
Kap. V. Die erste orientaliflierende Periode der Weltgeeohiohie. (§ SU.) 461
es eben der Fleiss des Steinmetzen, worin dessen Arbeit ihre Schönheit
hat ; führen sie die Einzelheiten näher aus, so woUen sie dadurch die ein-
tönige Fläche unterbrechen, wie der Baumeister die Wand durch Lisenen
oder Gesimse. Die meisten statuarischen Werke dieser Periode imponieren
also immerhin, aber zumeist nur architektonisch. Indes erheben sich über
die Masse der Fabrikarbeit, an welcher die Eörperformen nur ganz ober-
flächlich heraustreten,») einige treffliche Portratbilder, z. B. der Kolossal-
kopf Amenhotep's IQ. in London, die gnädig lächelnde Büste einer Königin
in Gizeh*) und die berühmte Statue Ramses' n. zu Turin. 5) Der Vorzug
besteht jedoch vorzüglich in dem ausdauernden Fleisse, der das harte
Material bezwungen, wie wenn es Marmor wäre. Mit diesem Stoffe er-
starrt die Plastik und sinkt, wie wir sahen, zur Dienerin der Baukunst
herab ; trotzdem die Bildhauer so sehr beschäftigt sind, nennt keiner seinen
Namen.*)
Die Bauthätigkeit interessiert die Ramessiden am meisten. Doch
bevor wir die Arbeitsgelegenheiten, welche die grossen Bauherrn den de-
korativen Künsten boten, auseinandersetzen, müssen zwei disparate Punkte
klar gelegt werden. Der eine betrifft die Originalität der Bauten; die
Sprache zeigt nämlich, dass Ausdrücke wie Burg, Zinnen, Erker (?), Lust-
haus und Kerker semitisch sind,^) weshalb wohl auch die Sachen selbst
wenigstens teilweise aus Asien stammen dürften. Sodann sind die Biesen-
bauten nicht mit der Solidität durchgeführt, die der erste Eindruck ihnen
zuschreiben mag; z. B. senkte sich der von Seti I. begonnene und von
Ramses IQ. vollendete Tempel von Abydos wegen ungenügender Funda-
mentierung. Die hastige, oft nur auf den Schein berechnete Arbeit zeigt
sich auch in der Ausschmückung; Korrekturen der Zeichnungen begegnen
nicht selten.*) Des Vergleiches der Perioden wegen, lassen wir von den
Bauten hier zuerst die Gräber folgen. Die im mittleren Reiche begon-
nene Demokratisierung derselben hat weitere Fortschritte gemacht, wo-
durch die Kunst noch mehr aus ihnen weicht. Jetzt herrschen die Massen-
gräber vor;^) die besser situierten Leute lassen sich 6rabkammem in den
Felsen hauen, zu welchen ein kleiner Vorbau mit Inschriften und Male-
reien, sehr häufig von einer kleinen Pyramide gekrönt,®) führt. Auf dem
schlechten Verputz von Nilschlamm war nicht viel Dekoration möglich;
doch liefern Unterschlagungen bei königlichen Bauten besseres Material.^)
Selbst die Königsgräber haben nun eine verhältnismässig einfache Aus-
stattung. *<^) Auch für die neu aufkommenden Apisgräber wird nicht viel
*) Z. B. Priesterstatue ans Earnak in
New-York: Mitchell p. 40.
«) Pbrbot, T. 11 zu S. 630 (angeblich
von der Gemahlin des Haremhdb).
■) Pbiibot447; Erman 1, 78T.; Kopf in
Abg. — Kleine Figur aus der Zeit Ghuen-
atens: Erhan 1, 75.
*) Man glaubt von einem Werk den
Verfertiger ('Eut'e) zu kennen, aber nur durch
Schlussfolgerung (Ebman 2, 553). Verzeichnis
der Baumeister: Tr. s. b. a. 8, 161 ff.
«) Ebhan 2, 682.
') Desoript.y ant. 2, 445 ; Bblzoni, nar-
rative of the Operations a. recent discoveries in
Egypt a. Nubia 1,368 f.; Pbisse, bist, de l'art II.
^) pASSALAcquA, catal. raisonnö p. 197 ff.
») Pbbbot 187—9. 191. 193. 194. 201.
192 (Grundriss). 200 (Sarkophagzimmer);
WiLKüfsoK Kap. XVI; Ed. Meter S. 259;
Felsennekropole westlich von Theben: Du-
HiCBEN, T. zu S. 96.
•) Ein Fall unter König Seti II. : Ebxan
1, 185.
»0) Pbbbot 178 -82. 186.
46^
ttlassisohe Knnstaroliftologie. IL Öesohichte der alten ^niisi.
gethan.^) Unter den mit bemalten Reliefs geschmückten Orabkanmiem
verdient das Grab des Paheri in El-Kab (unter Amenhotep* I.) Hervor-
hebung.^) In die Grabkanmiem gehört gewöhnlich eine Grabstele (häufig
oben abgerundet), welche den Verstorbenen zeigt, wie er die Grabesgötter
anbetet, ä)
In diesem Zeitalter erstehen die ersten dauerhaften Tempel {per,
Haus, hatnuter, Götterwohnung). Die Könige haben sie erbaut und des-
halb sowohl nötigenfalls mit ihren eigenen Wohnungen verbunden als auch
zu ihren politischen Zwecken ausgenützt; auch führen die Tempel häufig
den Namen ihres Erbauers. Die eigentliche Wohnung der Gottheit, welche
keinem Profanen und nicht einmal einem Lichtstrahle zugänglich war,
bleibt künstlerisch ausser Betracht, doch machte sie den geringsten Teil
der Gebäudemassen aus, die sich auf weitem Terrain (etwa 5 Hektaren im
südlichen Kamak, etwa 23 im mittleren) erhoben. Abgesehen von den
praktischen Nebengebäuden,^) wurden die dem Publikum sichtbaren Teile
der Hauptgebäude dekoriert; dies waren die Säulenhallen und die Aussen-
wände mit den Pylonen, weil das regenarme Klima auch diese zu bemalen
gestattete.^) In Erwägung dass diese Bilder auf die Yolksmasse berechnet
waren, trug der Maler dieselben mit grellen Farben derb auf die ganze
schräg ansteigende Wand auf, ohne an Abwechslung zu denken; an den
entsprechenden Architekturteilen pflegen sie sich gleichmässig, nur in um-
gekehrter Richtung, zu wiederholen. Zu der teppichartigen Dekoration
müssen auch die farbigen Hieroglyphen der immer wiederholten Inschriften
mit den Schilden der Königsnamen beitragen. Das gleiche findet sich in
den SäulenhaUen, wo selbst die Säulen von unten bis oben mit Göttern,
Königen und Hieroglyphen bemalt sind.^) Diese an Reklametafeln erin-
nernde Manier beherrscht jedoch nicht aUe Bauten, sondern konmit beson-
ders in den Riesentempeln von Theben (S. 81) zur Erscheinung; aber
kleinere Tempel wie der von Dhutmose lü. in Medinet-Habu errichtete und
die Felsentempel von Abusimbel und anderen nubischen Städten'') zeigen
abweichende Manieren der Dekoration. Von den Bauteilen des Tempels
wurde keiner grösserer Bemühungen wert erachtet als die Säule, welche
teils religiöse Ornamentik (S. 316) empfangt, teils als Pflanze aufgefasst
wird (S. 311. 314).
Ehi*ten sich so die Könige des neuen Reiches in den Göttern, so
dachten sie stets an die Pracht ihres eigenen Hofes. Freilich haben die
Königspaläste unter der Wut der Feinde am meisten zu leiden gehabt,
so dass von den Prunkgebäuden, worin Säulen, Balken und Thüren silbern
und der königliche Balkon aus Lapislazuli und Malachit waren, ^) nichts
*) Peebot 190. 198.
') Lefsius III 10. IIa— d. 18a; Pbisse,
mon. T. 28. 29; Descr., ant. I 68.
') 8. BiBOH, Tr. b. a. 8, 57 ; Büdge, das.
S. 299 ff.
^) Beim Ramesseiun sind die gewölbten
Speiseräame erhalten. Abbildungen in den
Gräbern yon Tell-el-Amama: Lefsius 8, 94.
95. 96 a (daraus Eexan 2, 889 mit Erklärung
S. 387 ff.).
») Z. B. Peebot 13. 85. 173. 174. 253.
254; DüMioHEK, T. zu S. 186.
•) Z. B. Eamak: Peebot T. 5 zu S. 848;
Ipsambul: Pbbbot 247.
^) Gründpläne und Durchschnitte meh-
rerer bei Pebbot 284 f. 286 f. 288 f. 240 f.
243 f. 245. 249.
8) Ebman 1, 259.
Kap. T. Die eraie orientalisierende Periode der Weltgeaohiohte. (§ dl4.) 463
blieb als die Anlagen des Reformators Ghuenaten in Tell-el-Amama, eine
dürftige Ruine in Medlnet-Habu >) und einige Abbildungen;^) auf letzterem
Wege kennen wir auch die Lustschlösser.^) Der historischen Bedeutung
wegen sei auch das Labyrinth nicht vergessen, jenes Oewirr von zahl-
losen ELammern, welches in diese Zeit zu setzen eine Inschrift Amen-
hotep's m. und die Analogie des kretischen Labyrinthes empfehlen.'*)
Die Dekorationsarten dieser Bauten sind gegen die frühere Zeit viel
mannigfaltiger. Noch immer finden natürlich bemaltes Flachrelief und
einfache Wandmalerei ausgiebige Anwendung. Unter den Reliefs, welche
in allen Arten von Bauten vorkommen,^) fallen mehrere geschickte
Leistungen von Hofbildhauem auf, z. B. die religiösen Darstellungen
im Grabe Seti's I. im Tempel von Abydos.«) Die Malerei füllt grosse
Wandflächen z. B. im Ramesseum und in Medinet-Habu. An letzterem
Orte weist die Palastruine in einer Fensternische einen Rest profaner für
das Tageslicht bestimmter Malerei auf: einen Korb mit Früchten und
Blumen.') Neuestens lieferte Tell-el-Amama interessante Wandbilder, wo
einmal eine Abtönung von Licht und Schatten versucht scheint. Ebendort
hatten die Maler auch Fussböden mit Stucküberzug zu bemalen.®) Decken-
gemälde sind nichts ungewöhnliches mehr.®) Wenn die zeichnenden
Künste nicht den erwarteten Aufschwung nahmen, so stand ihm ausser den
mit der Plastik gemeinsamen Gründen die luxuriöse Mode im Wege, welche
die Ausschmückung eines Bauteiles mit farbigen, glänzenden Stoffen augen-
scheinlich über die eigentliche Kunst stellte. Am meisten galten Lapis-
lazuli, Malachit und Smaragd, sowie Gold und Silber; ^^j von der Poly-
chromie verschiedenfarbiger Steine, welche unter Ghuenaten blüht, war
bereits S. 301 die Rede.^*) Damals kam auch — nach babylonischem
Vorbild? — die Verkleidung mit schönen Stein- (z. B. Alabaster-) Platten
auf.i^) Billiger behalf man sich mit dem Thon, dessen Behandlung doch
wohl babylonische oder baby Ionisierende Muster lehrten.^*) Ramses in.
bevorzugte die Verwendung von farbigen Fayenceplatten, welche in der
Zusammensetzung Figuren bildeten, z. B. in seinem jetzt TdUd-Jahudeh
genannten Palaste. ^^) Auf diesem Felde konnte die wahre Kunst nicht
^) Ebxan a. 0. Über die Bestimmimg
mehrerer anderer «Palfiste" wird gestritten.
') Lepsiüs 3, 99. 103. 108.
') WiLKiNSOK 1, 361 = Ermah 1, 249 ;
Champollion mon. 174 = Pbbrot 453 =
Ebhah 1, 250; Restauration: Pebbot 267.
^) Angebliches Modell aus Kalkstein:
Eaufkauk, Ztsch. f. Ethnol. 1892 Yerh. S.
802 ff.
') Z. B. Grabkammer von Ipsambnl,
farbig bei RossLLnn, mon. I T. 80—82; Gaü,
ant. T. 61.
*) Pbbbot T. 3 ; Litteraturübersicht bei
WiBDBMAKK, ägypt. Gosch. S. 426, 1.
') Ebman 2, 562.
") Ein naturalistisches Beispiel: The
Bmlder 1898 S. 8 = AA. 1893 S. 67.
•) DOxioHBN, Flotte, letzte T.; im Ra-
messeum Sternhimmel: Lepsius. Wandgem.
T. 34.
^^) S. 462 A. 8; Der demotische Roman
des Süie Hamus S. 15.
^*) Vgl. über Tell-el-Amama The Builder
1893 S. 8f. m. Abb.
") Mabibttb, cat. Abydos Nr. 1134
p. 421.
^^) Angebliche Reste aus dem alten
Reiche: Pebbot 554 — 57; Lbpsius, Denkm.
II T. 2. 96 ; vgl. dens., Verzeichn. S. 47 ; Jahn,
bei Minutoli, Reise zum Tempel des Jupp.
Ammon S. 334.
'^) S. 80; ToMKiNS, studies onthetimes
of Abraham T. 1. 6. 7; Tr. s. b. a. VII T. 1
—4 p. 177 ff., vgl. auch Caylüs, recueil I
T. 15, 4; Pbbbot 558—60; Descr., ant. V S.
543 T, 87, 1 ; einige Stücke im Louvre. Älter
sind die Favenceplatten von Seti II. (Wibde-
HA1VN, äg. Gesch. S. 482 f.).
464
Klassische Knnstarchftologie. n. Oesohielite der alten Knxuit.
konkurrieren. Endlich benützt Ramses ü. eine natürliche Felswand, um
sein Bild in Belief zum Zeichen der Herrschaft dort anzubringen.^) Der
Felsenbau gelangte überhaupt in den Heiligtümern des oberen Nilufers zu
hoher Entwicklung.
Den zeichnenden Künstlern erweitert die neue Zeit den Kreis des
Darzustellenden bedeutend. Die Aufgabe, der kriegerischen Pharaonen
Thaten zu schildern,^) barg eine Fülle von neuen Problemen sowohl der
Komposition als der Einzelbeobachtung in sich. Jene mussten die ägyp-
tischen Zeichner von dem loyalen Standpunkt aus betrachten. Ihr König
erscheint riesengross im Mittelpunkte und schmettert widerstandslos die
fliehenden Feinde nieder. Diese herkömmliche Scene ist der einzige Halt-
punkt; denn indem der Ägypter, weil er nicht in die .Tiefe des Bild-
grundes eindringen wiU, alles über einander zeigt, bringt er nur ein
wunderliches Durcheinander verrenkter Menschen und Pferde zu Stande.
Dem friedliebenden Ägypter reiner Race wird man es kaum zutrauen, dass
er die Situationen des Lagerlebens auffasse und an dem Pferde, das
Ägypten vorher fremd geblieben war, glückliche Studien mache;') hier
weht ein fremder Geist.*) Neuartig muten sodann Bilder aus der Tier-
fabel an,^) wenn auch die Heimat derselben kaum festzustellen sein dürfte.
Die fremden Völkerschaften wollen an Hautfarbe, Typus und Tracht er-
kennbar sein; hier haben die Ägypter schematisch, aber klar gearbeitet.^)
Sie fassten z. B. die eigentümliche Stellung des Unterleibes der Neger
richtig auf.')
Dem neuen Geiste steht die altäg}rptische Etikette des Königs- und
des Götterhofes unerschüttlich gegenüber. Götter und Standespersonen
verbleiben in den traditionellen Erscheinungstypen, an denen die Sicher-
heit des Staates zu hängen scheint. Da jedoch das Schönheitsideal ein
anderes geworden, erlaubt man sich, an Stelle der ohnehin nicht gleich-
massigen Proportionsregeln ein neues Regulativ einzuführen, wonach der
stehende Mensch vom Ansätze des Stirnhaares bis zur Sohle in 18 gleiche
Teile zerfallt; einen 19. Teil macht die Staatsperücke aus, während das
kurze Haar des gemeinen Mannes diesen Abschnitt nicht ganz ausfüllt.
Bei sitzenden Personen kommen vier Quadrate in Wegfall.®) Manche
Zeichner teilten anders;») auch die Kopflänge steht nicht fest.*®) Die
') Am Nahr-el-Kelb bei Beirut: Lbpsiub
III 197 a—c.
^) Sclilachtenbilder z. B. Pbrbot 13;
Lbpsius 3, 130 a = Ebmak 2, 543; Meybb S.
815. 317; am umfangreichsten ist die Gheta-
Bchlacht: Lbpsius 3, 157—61; Seeschlacht:
Descr. II T. 10, vgl. Mubb, A. 8, 344 flF.
') Lagerstadien: Pbisse, livr. 29; Lbp-
sius 3, 153—5; krepierende Pferde : ders. 3,
164-5.
*) Max MOlleb, Asien u. Earopa S. 5
A. 1. Soldatendarstellungen an sich kennt
schon das mittlere Reich: Rosellini, mon.
civ. 117—9 = Champoluok 364. 379.
^) Esel und Löwe singend und spielend :
Ebnbich, ancient Egypt I 269 f. ; die Katze
hält dem Löwen eine Qans hin: P&isse
8. 144.
^) Max MGlleb in dem A. 4. zitierten
Buche; vgl. z. B. Lbpsius III 40. 116. 117;
WiLKINSON I T. 2.
^) Lbpsius III 120; Rosellini, mon. stör.
44 bis -quater. 72. 85. 86,
«) Pebbot 513. 514; Lbpsius III 78;
FiBTscHHANir, Geschichtc Phöniz. S. 875; 19
Quadrate für stehende Figuren: Pbrbot 513
(18. Dyn.). 514 (19.); 15 horizontale und 14
vertikale Linien für sitzende : Tafel aus der
Zeit Tuthmosis* II L in London (Oase Nr. 38).
^) 22 '/4 Teile in Eamak : Ch. Blanc,
voyage dans la Haute-Egypte p. 232.
>o) Ztsch. f. Ethnol. 1, 151 (zwischen
1 : 5>/2 und 1:8, 6).
Kap. y. Die erste orientalieierende Periode der Weltgesohiohie. (§ 814.) 465
Etikette erlitt nicht nur keine Einbusse, sondern sie belebt sich neu durch
Zierlichkeit. Die langen schmalen Finger werden so gespannt, dass ihre
Spitzen sich etwas nach rückwärts krümmen, und sie balancieren zierlich
das zu überreichende;^) die Löwen, welche nun mit den Königen in Ideen-
verbindung stehen, haben eine Art Uniform erhalten.^) Diese Gespreizt-
heit war nichts weiter als Heuchelei ; wo der Zeichner sich frei von jenen
lästigen Traditionen fühlt, zeigt er besseres Wollen. Gewöhnliche Leute
und Fremde zeichnet er in mannigfachen Bewegungen und Stellungen.^)
Kinder haben nun, wie in der Natur, einen verhältnismässig grösseren
Kopf als die Erwachsenen, und junge Mädchen sehr lange Extremitäten.*)
Köpfe von Tieren lernt man von vorne oder selbst von oben darstellen.'*)
Nichtsdestoweniger verwendet man auf die Variation kaum irgend welche
Mühe.^) Im Gegenteil ersparte manchmal ein hieroglyphenartiges Symbol
eine ausführlichere Zeichnung (z. B. ein Namensschild mit der Halbfigur
eines gefesselten Mannes darauf statt einer unterworfenen Dorfschaft). ^)
Wie sehr die Religion und die religiöse Verfassung dem Fortschritte der
Kunst im Wege standen, zeigte sich unter dem Beformkönig Chuen'eten
(Chuenaten), welcher seinem Vater Amenhotep IH. nachfolgte; als derselbe
die Religion seiner Väter umändern wollte, wurde konsequenter Weise
auch die Reform der Kunst dekretiert und so zeigen die Bilder in seiner
unvollendeten „Sonnenstadt" (Chutaten, jetzt Tell-el-Amarna in Mittel-
ägypten) einen wesentlich modernisierten Charakter.^) Der König thut
seine Vorurteilslosigkeit dadurch dar, dass er sich in seiner ganzen Häss-
lichkeit und nicht immer in Staatsaktionen, sondern inmitten seiner intimen
Häuslichkeit abbilden lässt.^) Indem sich die Kunst freier fühlt, macht
das Zeichnen überhaupt Fortschritte, welche z. B. der Darstellung der
Hände und Füsse zu Gute kamen; ^^) diese Errungenschaft ist allein ge-
blieben, als die Restauration erfolgte. ^^) Freiheit konmit nicht durch De-
krete; der aufgeklärte Despot konnte sie nur nach seiner Idee brauchen.
Die Künstler zeichneten ihn wohl naturalistisch, aber nun wurde diese Visage
1) Lepsius m 7 b. e. 14. 15. 17 c. 20 c.
67 an. 5.
«) Pbbbot 173. 491.
*) Lepsivb III 40 (Aufseher ägyptisch,
Grefangene frei); 42 = Ebman 540 (Herrin u.
Dienerin ebenso); vgl. dens. III 2h. 208. 236.
Körper in face: Päbbot 254. 287. 480; Wil-
Korsoir 1, 440. 441; Lepsius III 156. 227. 228.
Das Qesicht fällt zu hreit ans, weil die
Wangen und Ohren noch nicht verkürzt sind.
Missinngene Hathonnasken : Pebbot 343. 591;
Mabibttb, Ahydos II T. 39. Kopf von hinten:
WiLKUJSON 2, 171 Nr. 387, 2; Lepsius 3, 41
(sehr ungeschickt). RtLcken mit Gesicht und
Extremitäten im Profil: Lepsius III 42; Ro-
SELLiEi, mon. civ. T. 79. 98, 1; Wilkinsok
II 38. Rechter Arm vorgestreckt: Lepsius
III 12a = Erman 2, 538.
*) Pbrbot474. 504; Mädchen: im Palast
von Medlnet-Hahu nach Rosbluki.
*) Hathorkuh: z. B. Descr. II T. 26, 6
Handbuch der klasi. AltertnmswiinenBchaft. VI.
u. ö.; Jagdhund von oben : Rosbli»ini, mon.
civ. T. 15 (18. Dyn.).
«) Versuch: Peebot 503 (18. Dynastie).
^) Unter Ramsos III.: DOiqchen, hist.
Inschr. 1, 11. 12.
*) Lepsius III 91—111; Priese, mon.
egypt. 10-14; Mariette, mon. div. 26. 27 e.
34 c; Bbuosch, rec. 57.
") Lepsius 2, 540 f. ; auch Ramses III.
gestattet in seinen Privaträumen Harems-
scenen: Ghampollion II 199—200. III 201;
Lepsius 3, 208; Rosellini, mon. stör. T. 122.
123. Amenhotep III. liess seine Gehuri; dar-
stellen (Lepsius III 74 c— d); desselben Car-
touche soll neben einem Relief im Stile seines
Sohnes stehen (Ghakpollion, notes 2, 125 ff.).
^^) Gebogene Hand: Lepsius III 106;
Fuss von aussen: ders. 97 e. 99b. 100.
") Ersteres: Lepsius III 107 a. 206; letz-
teres: das. 153. 169. 172e. 201a.
30
466
KnnBtarohftologie. II. Qeaohiohie der alten Kunst.
für seine Umgebung ordonnanzmässig. ^) Einzelne Reliefs endlich vertreten
eine asiatisierende Richtung.^)
Plastik und zeichnende Künste dienen gemeinsam zur Verschönerung
der Bauten, so dass die Ehre der Arbeit statt auf den ausführenden
Künstler auf den jeweiligen Arbeitsminister fäUt. Der Errichtung der
Memnonskolosse rühmt sich Amenhotep-Hui, „Leiter der Arbeiten* des
Königs Amenhotep m.; wie aber die unter seinem Bilde stehenden Auto-
biographie zeigt, ^) war er von Hause aus Theologe und ausserdem nichts
als ein eifriger Beamter.
Das Kunstgewerbe, welches vordem über die Leistungen der halb-
wilden Stämme des Südens sich schwerlich viel erhoben hatte, nahm einen
ungeheueren Aufschwung, als der asiatische Reichtum sich in das Land
ergoss. Den semitischen Einfluss bezeugt wieder die Sprache, welche für
verschiedene (namentlich metallene) Oefässe und Hausgeräte semitische
Namen angenommen hat>) Alle edlen Stoffe wurden damals mit einer
später nie vneder erreichten Meisterschaft behandelt. Aus dem Grabe der
Königin A'ahhötep kamen herrliche Prunkwaffen mit Figurenschmuck zum
Vorschein, ein Dolch, in dessen künstlich gedunkelte Bronzeklinge ein
jagender Löwe und Heuschrecken aus Oold eingelegt sind, ein Beil mit
vergoldeter Bronzeklinge, das in der Mitte ein tiefblaues Emailfeld hat,
worin man König A^hmose einen Feind tötend und über ihn einen eilen-
den Greif sieht. ^) König Amenhotep H. erhält einmal zu Neujahr aus
Elfenbein geschnitzte Gazellen mit Blumen im Maul und ein von phantasti-
schen Bäumen überragtes Gebäude, zwischen deren Zweigen und Riesen-
blumen kleine Affen sich jagen, dazu Vasen verschiedener Form aus Edel-
metall.«) Nebenher haben die Goldarbeiter viel mit Anfertigung von
Halsbändern, welche die Orden vertraten, zu thun.') In reines Gold graben
sie Siegel ein;^) doch sah dasselbe Zeitalter die höchste Blüte der ägyp-
tischen Steinschneidekunst. ^) Nie sind die Skarabäen so schön wie unter
der 18. und 19. Dynastie gewesen. Beiläufig erwähnen wir die Stein-
gefässe.^^) Selbst die einfachsten Stoffe fühlten den Einfluss der allgemeinen
Blüte. Aus Thon entstanden hübsche Fayencearbeiten, deren wir schon
oben (S. 463) gedachten; von manchen, z. B. den emaillierten Scheiben
mit einer achtteiligen Rosette, ist die architektonische Verwendung viel-
leicht nicht so sicher. ^^) Das thöneme Geschirr erhält Verzierungen auf-
gemalt, auf deren Manier wir bei dem Archipel näher zu sprechen konmien
werden; 1*) Anfänge der Art begegnen jedoch schon unter der 12. oder
») Ed. Mbybb S. 265, vgl. 267.
«) Ra. IIT 15, 145 flF. 334 ff. T. 4; Bch. 16,
307 ff. T. 1; Class. review 1890, 322.
») Ztsch. f. äg. Spr. 1875, 123 ff. 1876,
96 ff. 1877, 147 ff.
*) Max Mülleb, Asien u. Europa S. 306.
') In Gizeh, farbig bei Erv. Desjabdins,
bist. d'Eg. d'apr^s les mon. u. R. de Tarchit.
1860; anderes aus dem Grabe des Cbamus,
Sohnes von Ramses IL im Louvre: Pebbot
566 — 68, farbig bei Mabiettb, le S^rapönm
T. 9. 12. 20. Sonstiger Goldscbmuck: Pbbrot
496. 498. 570. 572-5; Bibch, Aroh. J.
20, 166.
^) Ebxan 1, 177; Lepsius II 63. 64.
^) WiEDEMAKN, Goschichte S. 307 A. 2.
Vgl. Genesis 41, 42.
^) Aus dem Ende der 18. Dynastie im
Louvre: Pbbrot 500.
») Pebbot 498 (= Ga. 1878, 41). 499.
»0} Exodus 7, 19.
*') Aus dem Tempel Ramses' III. im
Louvre : R. crit. n. s. 33, 442.
>') Mehrere in Marseille (AA. 1893 S. 9 f.
Kap« V. Die erste ortentaliaierende Periode der Weltgeschichte. (§ 315.) 467
13. Dynastie.^) Manche Gefässe haben weisse Striche auf schwarzem
Thon.') Leinwandstreifen, mit denen man die Mumien umwickelte, be-
kamen häufig religiöse Malereien;^) jedoch schwang sich die Malerei zur
Freiheit nur in dem intimen Eunstzweige der Buchillustration auf. Die
toten Könige und Reichen bekamen nämlich das Totenbuch in einem mit
Vignetten ausgestatteten Prachtexemplar mit;^) ungläubige ziehen unan-
ständige und humoristische Werke vor, in denen man von ägyptischer Ge-
bundenheit wenig bemerkt.^)
Schliesslich sei darauf hingewiesen, dass auch die Gartenkunst, nach
dem Zeugnis der Sprache unter semitischem Einfluss,^) eine ansehnliche
Stelle einnimmt. Sie übt auf die Ornamentik eine Rückwirkung aus.
Pflanzenomamente drängen sich vor; sternförmige Blüten und sogenannte
Rosetten kommen auf.^) Durch die Fülle von Arbeiten aus gehämmertem
Metall ist die Spirale in die Mode gekommen und hat sich mit den Pflanzen-
motiven verbunden.^) Ausnahmsweise werden reissende Tiere und Untiere
Asiens zugelassen.^)
Litteratur: Die bis 1884 bekannten Denkmäler reczeiclinet Wibdemakv, ägyptiscbe
Geschichte S. 304—527; Ebxan, der Grammatiker des neuen Reiches, liefert im 16. Aapitel
seines Werkes „Ägypten und ägyptisches Leben* viele Beiträge zur Kunstgeschichte. S.
auch oben S. 421.
315. Der Ägypten benachbarte Teil Asiens, welcher sich bis Meso-
potamien ausdehnte, zerfiel in zahlreiche kleinere Staaten, aus welchen
sich kein dauernder Grossstaat herausbilden wollte. Grössere Reiche wie
das der Hethiter (ägyptisch Gheta, assjrrisch Ghatti) mit der Hauptstadt
Qadesch am Orontes ^®) oder das Davids und Salomos hatten keinen dauern-
den Bestand. Ethnographisch war das Gebiet ebensowenig einheitlich,
denn die Bevölkerung zerfiel in Aramäer (Syrer), Kananäer (Phöniker,
Hebräer und Moabiter), Araber in der Wüste und vielleicht auch Indo-
germanen im Norden.^*) So fehlen alle Vorbedingungen für die Ent-
stehung einer selbständigen Kultur. Dagegen war der rechte Boden vor-
handen, wo die Gegensätze des Ägyptischen und Babylonischen sich ab-
schleifen konnten. Wie das letztere frühzeitig Boden gewann, ist bereits
auseinandergesetzt; es behauptet jetzt auch noch seine Herrschaft, wäh-
rend das Ägyptertum zunächst sehr langsam vorschreitet. Die Israeliten
m. Abb., s. S. 471, 10), im brittischen Museum
(auf einem grosser Nantilns mit drei Fang-
armen: Febbot vi f. 485), im Loavre und
New-York (Am. J. 6, 437 ff. T. 22). Flinders
Petrie fand solche Scherben in Oturoh (aus
der Zeit Ramses II.) und TeU-el-Amama.
») Pbtbib, lUahun T. 1 ; Jhst. XI T. 14.
*) In TeU-el-Amama: AA. 1893 S. 67 f.
3) iKGHiBAia, mon. etr. VI t. Z. (farbig).
*) Pbbbot 97. 184; farbig E. MbtbbT.
zu S. 258 ; Ra. n. s. I T. 4 ; Turiner Toten-
buch, von Lepsius autographiert; vgl. im All-
gemeinen Mabücoi, mon. papyracea Aegyptia
bibliothecae Vaticanae, Kom 1891; Corpus
papyrorum Aegypti a Bbvillout etEisEKLOHB
editnm, Paris 1885 ff.
^) Proben Pbbbot 145. 533; Pbissb
142 f.
^) Max Mülleb S. 306.
^) Erstere an einem Becher Beb. 1892;
Rosetten s. S. 467, 9.
^) An Skarabäen und selbst in Wand-
malereien (Pbbbot Fig. 541).
») Holzschnitzerei: AA. 1891 S. 41;
Pbbbot VI F. 409.
^^) Die grossartigen Vorstellungen von
Sayce (Fräsers Magazine Nr. 608 u. a.) und
Will. Wright (the empire of Hittites, 2. A.
London 1886) beruhen auf Übertreibung. Zur
Kritik Max Mülleb, Asien und Europa S.
319 ff.
") So Peisbb, Ztsch. f. Assyr. VII
H. 3. 4.
30^
468
Knnstarchäologie. II. Geschlohie der alten Kirnet.
muss man ausnehmen, weil sie lange unter Ägyptern gewohnt. Aus
Ägypten hatten sie die Beschneidung, die Bevorzugung der Leinenkleider,
das Opfern von roten Rindern, die tragbaren Kapellen, das Weben von
oben nach unten und das kleinere Ellenmass angenommen.^) Der See-
verkehr lag jedoch im Argen. Mit dem Jahre 1500 etwa ändern sich die
Verkehrsverhältnisse. Der Zug Tuthmosis' I. war politisch nicht von
dauernden Folgen begleitet, muss aber doch die Verbindung enger geknüpft
haben. Als Tuthmosis III. die alten Eananäerlande eroberte, brachten die
Küstenbewohner (Kefta), nach ägyptischer Sitte rasiert, zum Tribute die
unten zu besprechenden Prachtgefässe. Die ägyptische Herrschaft über Pa-
lästina dauert bis auf Amenhotep III. ; Seti I. und Ramses 11. erneuern sie
vorübergehend. Hört dann (um 1280?) auch die unmittelbare Beherrschung
auf, so sind doch immer die Blicke nach dem Nillande gerichtet. Salomo
heiratet eine Tochter des Pharao und am Nil finden die politischen Flücht-
linge Judäas eine Heimstätte.^) Im Norden errangen die Ägypter geringe
Lorbeeren, wiewohl Ramses H. Zeit hatte, an der Mündung des Lykos
(Nahr-el-Kelb) drei Felsenreliefs anbringen zu lassen ; ^) aber aus dem un-
entschiedenen Kriege erwuchs ein freundschaftliches Verhältnis, welches
auch dem Handel zwischen Hethitern und Ägjrptern zu Gute kam. Im
Norden bildet etwa der Taurus die Grenze, so dass Kilikiens Ebene noch
zu diesem Gebiete gehöi*t. Diesen ägyptischen Einflüssen hatte der Osten
keine ähnlichen Momente entgegen zu setzen; denn der Eroberungszug
Tiglatpilesars I. blieb ohne dauernden Erfolg, dafür schoben die Babylonier
kaufmännische Kolonisten vor.^)
Ein Überblick über das Dargestellte und die ägyptischen Bilder von
Syrern *>) wird die Folgen jener historischen Sachlage zeigen. Die Tracht
ist in dieser alten Zeit noch ziemlich selbständig. Des langen babyloni-
schen Gewandes ward schon gedacht; aber die Kefta von Kilikien tragen
einen Leibschurz. In S}rrien haben die Männer meist einen spitzen Kinn-
bart, doch herrscht diese Mode nicht allein; ein Stirnband fasst die langen
Nackenhaare auf, während die Kilikier sich durch Stimlocken und Haar-
flechten auszeichnen. Die Schnabelschuhe oder, wie genauere Darstellungen
uns belehren, die geschnäbelten Sandalen sind wohl im Gebirgslande (etwa
dem Amanus) aufgekommen,^) ebenso die Doppelaxt, welche im Frieden
zum Holzfällen, im Kriege als Waffe dient ;^) im Kriege führen nur ein-
zelne Vornehme den Bogen,®) gewöhnlich kämpfen sie auf Streitwagen,
wie die Ägypter.^) Von den einheimischen Gottheiten kennen wir die
Göttin von Qadesch, welche Blumen in den Händen trägt und ihre Haare
0 Leinwand : vgl. PhUostrat. vita Apoll.
8, 7; Opfer: 3 Mos. 19, 2; Wikdbmank, He-
rodots 2. Buch S. 180 f.; Weben: Ev. Joh.
19, 23 — Herod. 2, 85; Elle: Zisch, f. mor-
gen!. Ges. 36, 744. — Über ägyptisches bei
den Phönikem vor der saitischen Dynastie:
Loxgp]6bieb, J. asiat. 1855 S. 421 ff.
«) 1 Reg. 11, 29. 2, 7, 6.
>) S. 464; Lepsitjs, A. 9, 12 ff.
^) In Akko unter Amenhotep IV., nach
dem Briefwechsel von Tell-el-Amarna.
') MaxMülleb, Asien u. Europa S* 293 ff.
^) Berlin G 64 ; Cheta im Ramesseum.
Sie haben allerdings an den geschnäbelten
Sandalen der 11. Dynastie ein Seitenstack
(von König Antef a II. Tr. b. a. IV T. zu S.
172); ob aber ein Vorbild? Im neuen Reich
häufig: Ebman S. 96. 99. 114 u. ö.
7) Relief von Saktsche-gözü: Berlin 971.
^) Im alten Testament, s. auch M.
MÜLLBB S. 304.
') Im alten Testament.
Kap. V. Die erste orientalisierende Periode der Weltgeschichte. (§ 815.) 469
vome so herabwallen lässt, dass sie an den Schultern sieh schneckenartig
nach aussen kräuseln ;>) sie steht mit beiden Füssen auf einem Löwen')
— alles Motive, die sich hier zuerst finden. Von Osten drang der Astarte-
kult ein, doch kreuzte er sich mit dem der gehörnten ägyptischen Hathor;
dies zeigt der Stadtname ^Ascht röt-qarnajim an. Ebenso stellt sich neben
den einheimischen Eriegsgott der ägjrptische.^) Dass ein heiliger Yogel
seiner Gottheit an dem Kopfe haftet, diese geschmacklose Erfindung dürfte
den Sjrrem gehören.*) Die Entwicklung der Dämonologie wird sich haupt-
sächlich nur an der Hand der Bamessidendenkmäler feststellen lassen.
Dieser Periode gehören unzweifelhaft bereits an die fischleibige Derketo,
die Greife, geflügelte Sphinxe und die Löwenwürger.*) Ägsrptischer Toten-
brauch wird durch mumienartige Sarkophage bezeugt, von denen einer mit
Angabe der Arme die Manier der 19. Dynastie wiedergibt.*) Anderes wird
sich im Folgenden hinzufügen lassen.
Die Plastik fand im Lande selbst ordinäre Kalksteine, Lehm, Holz
und Kupfer^) vor. Aus -den beiden ersten Gattungen sind bestenfaUs
einige Terrakottafiguren dieser Periode erhalten. Vom Holze gefiel nur
das Gedemholz so sehr, dass man offen Figuren daraus schnitzte;^) zum
Vergolden wurden allerdings mehr Bilder geschnitzt. Aus Kupfer oder,
wie man zu sagen pflegt, Bronze bestehen auch hier nur kleine Yotiv-
figuren, die teilweise wie in Babylonien auf Zapfen aufgespiesst wurden.^)
Grösser war einst die eherne Schlange der Juden, dafür aber sicherlich
aus Blech getrieben. Für Elfenbein sorgten die syrischen Elephantenjäger;
die Schnitzereien von Damascus sind schon aus dem 9. Jahrhundert be-
zeugt.^®) Die monumentale Plastik dagegen beruhte wieder auf teuerer
Lnportware. Gold, Juwelen und vulkanische Gesteine*^) brachten die
Araber, welche überdies indisches Ebenholz vermittelten. Nach dem alten
Testamente zu urteilen, müssen die Plastiker zahlreiche Götterbilder von
Gold, Silber, vergoldetem Holz und wohl auch aus jenem seltenen Gestein
gearbeitet haben;**) indes haben vieles die fremden Eroberer entführt ^ 3)
und in den hebräischen Gebieten die orthodoxen Könige zerstört. Die
jüdische Religion liess ja kein Gottesbild zu, in Salomos Tempel standen
nur kolossale Figuren mit ausgespannten Flügeln (Adler?) aus vergoldetem
Holz, welche man Kerubim nannte, i*) Wir müssen jedenfalls auch Königs-
statuen nach Art der babylonischen voraussetzen, aber hier versagen selbst
die litterarischen Quellen. Bisher kennen wir grosse Statuen nur aus
») M. MüiLBB S. 314, vgl. S. 325.
') Ed. Mkybb, Geschichte Ägyptens S.
229 n. ö.; vgl. M. Napoleon III 1, 4.
') Gylinder eines Sidoniers mit Eeilin-
Schrift: Coli. Le Clercq S. 217; Pietsohmann,
Phönizier S. 151.
*) Goldene .Semiramis'^ mit Tauhe in
Hierapolis (Lucian. de dea Syr. 33); aller-
dings wird der ägyptische Erdgott Qeh mit
einem Vogel auf dem Kopf ahgehildet, aher
in welcher Zeit?
») Vgl. I Samuel 17, 35.
•) Mus^e Napoleon III. T. 17, 1.
') Deuteron. 8, 9, vgl, 33, 25; Joh
28, 2.
^) TiELB, hahylonisch-assyr. Geschichte
S. 198.
») Aus Marasch: Ga. 9, 77 ff. T. 11 =
Pebrot in p. 447.
^°) TiELE, habylonisch-assyr. Geschichte
S. 211.
^*) Namentlich Dolerit vom Dschebel-
el-Hass.
'^j Psakn. 135, 16; I Samuel 5, 4.
*>) Z. B. Oseell, 6.
'*) 1 Reg, 6, 23 ff.
470
ElamiBohe Konstarchäologie. II. Qeschiphte der alten Kunst.
dem nördlichen Sjrrien, welche aber ein ähnliches Schicksal wie die 6udea*s
hatten. Die zeitlich bestimmbaren sind jedoch aus der folgenden Periode.
Die Bauwerke spiegeln ebenfalls den babylonischen Einfluss
wieder; 1) wenn wir noch jetzt in der Gegend von Aleppo, wie im Norden
von Mesopotamien Bauernhäuser aus Lehmziegeln in Form eines Bienen-
korbes gebaut finden,*) so werden wir diese Manier ohne besondere Kühn-
heit wegen der griechischen Bienenkorbgräber dieser Periode zuweisen.
Aber die Natur des Landes leitete die Bewohner mehr auf die ägyptische
Weise hin, weil der Felsboden in solchem Umfange an die Oberfläche tritt,
dass sie ihn nicht unbenutzt lassen konnten. Die meiste Veranlassung
hatten dazu die Phöniker, welche während der kriegerischen Jahrhunderte
bereit sein mussten, Jahre lang auf eine Felseninsel beschränkt zu leben.
Bei ihnen erfuhr die Felsarbeit die höchste Ausbildung ; zugleich errichteten
sie Festungsmauem aus gewaltigen Steinblöcken.') Ebenso weisen die
salomonischen Bauten eine grosse Fertigkeit in der Herstellung und Ver-
wendung abnorm grosser Bausteine auf. Salomo Hess für seiQen Palast
z. B. 8 — 10 EUen grosse Quadern brechen.*) Die Gattung der vorder-
asiatischen Paläste repräsentiert das Libanonhaus Salomos.^) Unter den
Tempeln ragt der salomonische hervor, doch befriedigte er mehr die Pracht-
liebe als den Kunstfreund: Der figurierte Schmuck beschränkt sich auf
Thürdeckungen aus getriebenem Goldblech, Kerubim und Palmen darstel-
lend, und polychrome Wandreliefs mit ähnlichen Darstellungen.«) Die
heidnischen Tempel haben jedenfalls reicheren Skulpturenschmuck gehabt.
Ob ein Teil der Grabbauten bis in diese Zeit heraufreicht, muss erst fest-
gestellt werden. Bisher sind die dekorativen Künste nur durch einige
Steinreliefs Nordsyriens bekannt. In Sendschirli trägt ein Gebäude an der
Aussenseite der unteren Quaderreihe einen Streifen mit den grossen Fi-
guren von Göttern (oder Helden?) und fabelhaften Tieren (einem Flügel-
löwen und einer Art Hirsch), die ohne ersichtlichen Zusammenhang neben-
einander stehen. Der Stil dieser Arbeiten erinnert vielfach an Babylon,
namentlich die Stellung der Figuren und die Auffassung des menschlichen
Gesichtes. Die grosse Nase bildet mit der Stime zusammen einen einheit-
lichen Teil, welchem nur die auffällig grossen Augen und Ohren das
Gegengewicht halten; die untere Hälfte mit wulstigen lächelnden Lippen
springt aufßLllig zurück.^) Die ziemlich rohe Arbeit war wohl einst durch
farbigen Überzug verschönt. Was der ganzen Bauweise aber ihr beson-
^) Dapiir scheint nach dem Bilde des
Ramses eine Ziegelmaner mit halbrunden
Deckziegeln gehabt zu haben.
^) Sachau, Reise in Syrien S. 64 f. Solche
Hänser bildet schon die Schale von Ama-
thus ab.
') In Arados Qnadem von 3 m. Höhe
und 4—5 m. Länge (abgeb. PiETSCHHAim,
Phönizier S. 37); vgl. Renan, mission de la
Ph^nicie p. 47— 54; Gbbvillb J. Ghesteb,
The survey of Western Palestine 1881
p. 78 f.
*) 1 Reg. 7, 10. 11 ; sogar 20 Ellen breit
und 6 hoch: Joseph, ant. 20,221.
^) Th. Fbibdbich, Tempel u. Palast 8a-
lomos, Innsbruck 1887; Chipibz et Pebbot,
le temple de J^r. et la maison du ßois-Li-
banon, Paris 1889. f. m. 10 T. (vgl. Ztsch. f.
bild. K. N. F. II 141 ff. m. Abb.).
«) Über den Tempel S. 83 ; 365 ; s. A. 5.
^) Am besten abgeb. bei Huhahn und
PucHSTEiN, Reisen in Kleinasien T. 44, 1. 2.
45,1.3; auch Am. J. 3, 62 ff. T. 7—12;
Berliner Abgüsse 177 ff. Wahrscheinlich ge-
hört auch das Relief von Askalon Mus. Nap.
111 T. 28, 1 = Pbbbot f. 314 hieher; die
ungeheuerlichen Formen haben in Sparta n.
Malta Parallelen.
Kap. V. Die erste orientalimerende Periode der Weltgesohiohie. (§ 315.) 471
deres Gepräge gibt, das ist der rohe massige Bau. Der kilikische Ort
Aseliköi erhielt uns ein Thor aus gewaltigen Blöcken, deren Architrav
hieroglyphische Zeichen von der Art der nordischen Felsenzeichnungen
schmücken.^) Nicht sehr weit davon ragt bei Mersine ein grosser Menhir
15 Meter hoch empor. ^) Viel zahlreicher sind jedoch die kyklopischen
Bauten in Palästina oder vielleicht hier besser erforscht; Dolmens, Men-
hirs, offene Vierecke und Steinkreise aus grossen Blöcken gehören dort
nicht zu den Seltenheiten. 3)
Etwas besser sind wir über das Kunstgewerbe unterrichtet. Unter
Tuthmosis III. ^) bringen die Meeranwohner (Eefta) zum Tribute kostbare
Gefasse eines ganz merkwürdigen Stiles. Die Form des Gefasses stellt
häufig Tiere in ganzer Figur oder ihre Köpfe (Steinbock, Stier, Löwe,
Greif und Gans), einen Frauenkopf oder den Gott Bes dar; auch die Form
des geflochtenen Ealathos erscheint. Löwinnen bilden Henkel, und Stier-
köpfe, Lotosblumen, Rosetten und Schuppen machen die Ornamentik aus. Am
Ramde sind Rädchen aufgesteckt. Die Metallgefasse und die Goldarbeiten
der östlichen Nachbarn stehen bei den Ägyptern überhaupt in hohem An-
sehen.^) Der siebenarmige Tempelleuchter mit seinen Lilien erinnert an
Babylon.^) Der goldelfenbeineme Thron Salomos hatte Löwen zu beiden
Seiten.^) Nach ägyptischer Weise deckten manchmal goldene Gesichts-
masken das Antlitz des Toten.®) Das Juweliergewerbe kennen wir sonst
durch zahlreiche Siegelsteine und Gylinder, doch scheinen so ziemlich alle
in die nächste Periode zu fallen. Die phönikischen Erzarbeiten sind durch
den salomonischen Tempel berühmt und bekannt geworden.^) Die Bunt-
weberei war in Blüte; doch bilden die Ägypter nur ornamental verzierte
Gewänder ab.*^) Nach Sitte der Ägypter bemalte Vasen der beiden oben
beschriebenen Arten fanden sich schon bei der ersten tieferen Ausgrabung
zu Lachis und waren jedenfalls weiter verbreitet, i^)
Babylonien hing zu enge mit Syrien zusammen, als dass es nicht
in den Tauschverkehr der Kultur hineingezogen worden wäre. Der Ge-
schmack blieb allerdings verschieden, z. B. schätzt der babylonische König
das ihm von Amenhotep IQ. übersendete Weissgold offenbar geringer als
die Ägypter.**) Wir bemerken nun aber doch ausser Siegelcylindem
zahlreiche selbständige Steinreliefs, welche religiöse oder politische Denk-
male sind ; am öftesten wird die in Stücke zerbrochene Geierstele genannt,
welche die Räumung eines Schlachtfeldes durch Totengräber und Raub-
vögel mit grauser Anschaulichkeit schildert.^') Mit ihrer grossen spitzen
') Laxolois , voyage p. 169 = Pekbot
IV P. 274.
^) Lakolois p. 239. 258.
») Dohnen : Pbbbot IV F. 177. 199. 200;
Menhir : das. F. 178 ; Viereck : The survey of
weatern Palestine 11 115 = Pbkbot IV F.
1 Reg. 7, 49.
') 1 Reg. 10, 18 ff.
") Eine auf der syrischen Seite des
Euphrat in Halebi-Tschelebi gefunden (AZ.
36, 25 ff.).
») 1 Reg. 7, 13 ff.
194. 195; Steinkreis: Pbrbot F. 198. >«) Vgl. 2 Sam. 21, 19.
*) Champollion T. 361—2.
») Max Müllbb S. 151. 183. 306 ff.
340 ff. 348 f. Abgeb. Ed. Mbyeb, Gesch.
Ägyptens, T. zu S. 242.
*) Abgeb. am Titusbogen in Rom; vgl.
^>) Vase mit Polypen, aus T}rros in
Marseille: Pbbbot IV F. 486 (vgl. dens. S.
1013).
>'^) Korrespondenz von Tell-el-Amama.
^^) Ans Tello: db Sabzbc T. 3. 4; Hom-
472
Elassische Knnstarohäoloe^e. ü. Geschichte der alten Kunst.
Nase und dem zurücktretenden leise lächelnden Mund erinnern die Figuren
dieser Reliefs an die Bildwerke von Sendschirli. Die in der Anmerkung
erwähnte Kontraktstele enthält wohl das älteste Beispiel figurierter Ge-
wandung: Lebensbäume, Rosetten, Bogen und Zickzack bilden die Borden,
dagegen Rosetten in sechseckigen Feldern das Flächenmuster; die Tiara
zeigt den heiligen Baum zwischen geflügelten Tieren. Der Haartracht
nach mag manche Thonfigur hieher gehören.^) In der Omamentation
taucht der gehörnte bärtige Mannskopf zum ersten Mal auf.^)
Das benachbarte Assyrien, von wo aus Tiglatpilesar I. und einzelne
andere Herrscher vorübergehend weite Züge unternahmen, ist nur durch
ein paar Felsenbilder seiner siegreichen Herrscher vertreten.^) In Arabien
bildet sich, befördert durch die Schätze des Mineral- und Pflanzenreiches,
das Reich von Saba, bei dessen Hauptstadt ein grosser Damm an die ali-
orientalische Förderung des Landbaues erinnert. Aus den zahlreichen
Ruinen, welche neuestens besonders Glaser erforschte,*) wird ein Teil hier
einzureihen sein. Zu dem ägyptischen Einfluss (S. 445) ^) kommt nun der
babylonische, welcher z. B. den Gott Sin, vielleicht auch Atthar einführt.
Auf der anderen Seite mag der Kaukasus mit dem ältesten Teil der Ne-
kropole von Koban (S. 164) hier sich anreihen.«) Das übrige Asien können
wir vorläufig noch nicht angliedern; doch sei erwähnt, dass eine Kette
imposanter („kyklopischer'') Steinbauten sich bis nach Japan erstreckt.
Aus Indien verdient ein kyklopischer Turm mit schrägen Wänden
(Dscharasandhaka-Baithak) in Radschgir Erwähnung.'') Die babylonische
Mine (altind. manä) und die Stationen des Mondlaufes kommen schon in
vedischer Zeit vor, aber unmittelbaren Verkehr hatte Indien nur mit Ara-
bien („Ophir^). An kleineren Funden mögen die für Buddhareliquien gel-
tenden Steinschalen*') dieser Zeit angehören.
Cypern hätten wir mit Sjrrien verbinden können, da sein König
ebenfalls mit den Ramessiden in Verbindung tritt; eine ägyptische Inschrift
erwähnt ein (jedenfalls metaUenes) Gefäss von kyprischer Arbeit*) und
Cypern selbst hat Skarabäen Tuthmosis' BI.^^) Der am Arm tättowierte
Koloss („Herakles") von Amathus erinnert an einen Häuptling der Tamahu,
welchen Ramses HI. abbilden liess. ^ *) Der bereits im folgenden Zeitalter
HEL S. 40. T. zu S. 288; Heüzet, Ga. 9, 164 ff.
193 ff. T. 24. Sie ist erst lange nach ihrem
scheinbaren Datum angefertigt (Winokleb,
Gesch. Babyloniens S. 53 f.)./. Im Stile ent-
sprechen mehrere Steintäfelchen (Am. J. 4,
39 ff. T. 4 5) ; Kontrakistele mit dem Bilde
des Königs Mardakidinachi (12. Jahrh.): Licht-
bild bei Fb. Lenobmakt, langne primitive de
la Chald^e, Paris 1875 zu S. 383 u. Disu-
LAFOT, Tart ant. de la Perse I T. 9 ; s. auch
HoHMEL S. 243. 285; Pbrbot 257. 283—5.
>) Z. B. DE Sabzec, Chald^e T. 39, 3.
«) Pebbot II F. 285.
^) Von Assnrirississi am Nahr-el-kalb
bei Beirut: Boscawen, Transactions of the
Boc. of bibl. arch. VII 2 p. 331 ff.
^) § 53; B. H. MÜLLEB, Siizungsber. d.
Wiener Akad. 1880 Bd. 97 u. Mordthaitn
u. MüLLEB, sabäische Denkmäler, Denkschr.
d. Wiener Akad. 33, 108 ff.; Botta, relation
d'nn voyage dans le Y^men, Paris 1841;
Pbideaüx, Tr. b. a. 2, 1 ff. m. K.
') In diese Zeit gehört wohl das Pfeiler-
paar von Nysa (Diod. 1, 27).
') Z. B. Spiralen auf bronzenen Gflrtel-
schliessen ?
^) Abg. bei Cunninoham, Report. III. a.
Febgusson a. Büboess, cave temples p. 38.
^) Bhaovanlal Indbaji, Sopftrft p. 39.
') Max Mülleb, Asien u. Europa S. 386 f.
338. Ebmak, The Owl p. 23 f. bestreitet
aber, dass Asebi Cypern bedeute.
»*») Cesnola, Cyprus T. 28. 35, 1.
*') Ersterer: Ga. V T. 31; Pebbot III
571; letzterer: CHAMPOLiioir, mon. T. 205, 1;
WlLKINSON I* 24b.
Kap. y. Die erste orientalieierende Periode der Weltgeschichte. (§ 316.) 473
weitberühmte Aphroditempel von Paphos war in seiner Anlage ein ein-
facher ummauerter Hof, aber die Eolossalität mancher Bausteine (bis zu
192 Eubikfuss) muss doch imponieren; dagegen war das Eultbild nicht
babylonisch, sondern blieb ein einfacher Eegel. *) Wohl aber erstand über
einer heiligen Quelle ein QueUhaus aus gewaltigen Blöcken (jetzt H. Pha-
neromeni in Lamaka), mit welcher das „Gefängnis der hl. Katharina" bei
Salamis zusammenzustellen ist.^) Vasen mit aufgemalten Pflanzenoma-
menten, Seetieren und Spiralen kommen hin und wieder vor,^) ebenso die
unter Ägypten und Syrien erwähnten schwarzen Gefässe mit weissen
Ornamenten.
316. Eleinasien diesseits des Tauros fängt jetzt an, ebenfalls Denk-
mäler der Periode zu liefern. Die Alten sahen am lykischen Xanthos ein
„telchinisches" Heiligtum und in Eyzikos einen Hafendamm, welchen sie
den Giganten oder den Pelasgem zuschrieben.^) Auf dem Balydagh, wo
V. Hahn die homerische Pergamos vermutet, fanden sich viele Reste dunkel-
roten Stucks (wie in Mideia-Eatzingri) und bemalte Yasenscherben.^^)
Eürzlich wurde die bereits bekannte, aber verdunkelte Thatsache, dass die
6. Schicht von Dion „mykenische" Vasen liefere, durch Dörpfeld's Aus-
grabungen bekräftigt ; die Mauern dieser Burg bestehen nach ägyptischem
Geschmacke aus geglätteten Steinen. Gleichartige Funde ergab bereits
Kyme.*) Aus Lydien stammt ein figurenreicher Cylinder von Hämatit,
dessen Bildstreifen unten eine doppelte Spiralenreihe abschliesst;^) auch
die sogleich zu erwähnenden , Inselsteine'' haben Spuren hinterlassen.^)
Die eigentümliche Silbenschrift Eleinasiens scheint bereits damals im Ge-
brauche gewesen zu sein.') Wir wollen hier auch der Eisen schmiedenden
Daktylen Phrygiens gedenken, welchen die Göttin Eybele ihre Eunst
lehrte. *®) Dass die berühmten Felsenreliefs (§ 322) schon dieser Zeit ihren
Ursprung verdankten, ist immerhin mögUch.
Die Inseln des ägäischen Meeres nehmen wir nach Anleitung
der griechischen Minossage und der ägyptischen Erwähnungen eines Insel-
reiches zu einer Einheit zusammen, wobei der Vorrang natürlich Ereta
gehört. Leider ist dasselbe bisher noch viel zu wenig erforscht, so dass
vorläufig kein abgerundetes BUd der Inselkultur sich geben lässt. Sie
wird, weil man an klassischen Erinnerungen haftet, von der festländischen
gewöhnlich nicht geschieden; nur eine Art von geschnittenen Steinen,
welche auf den Inseln des ägäischen Meeres am häufigsten vorkommt, er-
hielt den Namen ,Inselsteine*.*^) In Steine verschiedenster Art, welche
1) S. 96; G. G. Lbnz, die Göttin von
Paphos auf alten Bildwerken u. Baphomet,
Gotha 1808, m. 2 T. ; Ekoel, Kypros 2, 136 ff.;
lehrreiche Münze in Roschers Lex. 1, 747.
') R088, Inselr. 4, 199 ff. T. 28, 5; Ohne-
FALSCH-RiCHTEB, AZ. 39, 311 ff. T. 18; Perbot
III p. 277 ff. m. Ahb. u. Plan.
») AA. 1893 S. 67 f.
«) Diod. 5, 56, 1 ; Schol. Apoll. Rh.
1, 987.
^) y. Hahn, die Ausgrabungen auf d.
hom. Pergamos S. 22.
') Raoül-Roghbtte , M^m. de Tac. des
inscr. n. s. XII p. 2 pl. 8, 1. 9. Polygonale
Mauern von Myrina und Temnos abgeb. Jhst.
2, 277. 287.
') Pbbbot IV P. 381-2.
^) Aus Smyma Berliner Antiq. 7541.
•) Meister, Berl. phil.Woch. 1891 S. 642.
*<>) Diodor. 17, 7, 4. Die aus »der Troas*
stammende Bronzefigur einer Elagefrau in
Berlin (AA. 1889 S. 94; Pkbbot VI F. 349.
350) ist meines Erachtens eines Fälschung.
^') Milohhöfeb, d. Anf&nge der Eunst
474 ElassiBohe Knnatarchaologie. IL Geaohidhte der alten Knnat«
die Form eines Flusskiesels oder eines Pflaumenkemes zu haben pflegen,
und der Länge nach durchbohrt sind, werden in den Strich- und Bohr-
manieren der babylonischen Cylinder Tiere (darunter die noch auf den
Inseln vorkommende Ziege, falls nicht eher die ägyptische gemeint ist)
oder Genrebilder dargestellt. Die Fabrikation dieser Steine überdauerte
die Epoche; vereinzelt kommen griechische Mythen vor. Da die Stein-
arten grösstenteils importiert sind, ^) dürften die älteren Exemplare aus
Importwaare und Imitation derselben zusammengesetzt sein. Die seltsamen
Mischwesen, die dieser Gattung ihr eigenartiges Gepräge geben, erinnern
an babylonische und vorderasiatische Cylinder, ebenso die raumfüllenden
Sterne und ähnliche Symbole.') Wenden wir uns nun von diesem noch
ungeklärten Gegenstande zur Skizze unseres Wissens über die Inselkultur.
Dass die Vasen von Thera^) und die Marmorarbeiten der Inselgräber an
die obere Grenze dieser Periode herabreichen, sahen wir bereits (S. 457),
können jedoch eine organische Fortsetzung nur in der Vasenmalerei kon-
statieren. Die Pflanzenomamente werden mannigfaltiger, aus dem Meere
schöpft man die Bilder von Fischen und Polypen,^) wozu die Vorgänger
nur einen schwachen Anlauf genommen hatten. Besonders die Fangarme
der letzteren geben viel Stoff zu phantastischen Variationen, z. B. tummeln
sich auf den reichsten Vasen Wasservögel, Fische, Igel und selbst Säuge-
tiere.^) Andere Bilder scheinen die Tiefe des Meeres getreu wiedergeben
zu wollen^) und dies kann nicht Wunder nehmen, da ganze Inseln (z. B.
S3rme) von der Schwammfischerei leben. Hübsche Flechtarbeiten, welche
die Frauen zu Hause machten, boten dazu noch andere Motive dar;^)
vielleicht stammen auch die vertikalen, eingerahmten Zickzacklinien daher.")
Allerdings kommt daneben die senkrechte Wellenlinie vor.^) Die Gold-
arbeit leiht den anderen Künsten die vervollkommnete Spirale. Endlich
erscheint die Form der Bügelkanne. ^®) Die Asche des Toten lassen die
Kreter manchmal in hausartigen Urnen wohnen. ^ *) Die Gestalt der Marmor-
schale wird jetzt in Silber ausgeführt, i*) Neben den jüngeren Marmor-
figuren sind nun rohe Thonfiguren in lalysos nachgewiesen; vielleicht er-
reichte die Terrakottaplastik schon eine etwas höhere Stufe. ^^) Die rot-
in Griechenland, Kap. II. m. Abb.; 0. Ross-
BAOH, AZ. 41, 169 ff. Sil ff.; Dümmleb, Ath.
Mitt. 11, 170 ff. m. T. 6; Pbbbot VI F. 426
—38; Rosa, Inselreisen III T. zu S. 21. Grös-
sere Reihen von Originalen sind in London
und Berlin.
0 Schlichte Flosskiesel werden aller-
dings häufig gefunden (auf Melos: Ross,
Inselreisen 3, 21; Phaistos und Chios: Stüd-
NiozKA, Ath. Mitt. 13, 185, welcher sie für
Fälschungen erklärt).
^) Z. B. MiLCHBÖFEB S. 55 c.
') Über die Beziehungen der Vasen von
Therasia zu ägyptischen Denkmälern Lono-
PKBiEB, CR. de TAcad. III (1874) S. 182 ff.
*) Fische: aus lalysos Fubtwakolbb u.
LöscHCKK, myken. Thongefässe T. 10, 63 b;
Polypen aus lalysos: Dukont et Cbaplain,
cöram. de la Gr^ce propre T. 3, 1 ; Anfänge
aus dem Hanat-tep^: Vibchow, alttroj.
Gräber T. 11, 11; Sohliemaitn, Ilios F. 1546
-47.
^) Amphora aus Pitane: Pbbbot VI F.
489. 491; aus Kalymnoa: AA. 1890 S. 99.
®) Pbbbot F. 436 ; vgl. Mubbat, Am. J.
VI, 437 ff. T. 22.
') S. 170, 3; Pbbbot F. 171. 173 (Ath. Mitt.
1886 T.4). 249.
«) FUBTWiKQLBB T. 6, 31 = PbBBOT
F. 231.
*) Obsi, ume funebri p. 8; Pbbbot
F. 238.
^^) Spirale aus Eamiros : Salzxakv, Ca-
miros T. 25. 26; Bügelkanne aus lalysos:
DuxoNT et Chaflain T. 3, 9.
") Obsi, ume T. 1, 2 = Pbbbot VI 300.
^*) Aus Eamiros: ob Lokop^bibb, J.
asiat. 1855 p. 411. 418.
^') Kopf eines Idols aus Chios, abg. Ath.
Mitt. 13, 184.
Kap. y. Die erste orientalisierende Periode der Weltgeaohiohte. (§ 316.) 475
thonigen Oefässe mit eingedrückten Reliefs imitieren das schönere Kupfer-
geschirr. ^) Die wichtige Glasflussindustrie ist nicht ganz unvertreten.')
unter den Skarabäen trägt je einer den Namen Tuthmosis' IQ. und Amen-
ophis' ni.^) Vielleicht sind noch manche Ooldomamente mit gepressten
Figuren hieher zu rechnen.*) Desgleichen stempelte man, wenn wir dem
vierreihigen Spiralornament glauben dürfen, schon damals den feuchten
Thon mit einem Rollcylinder , der in dem erhaltenen Bruchstück aus
Rhodos unter den Spiralen zwei ganz rohe Figuren (Mann und Kentaur)
wiederholte.^) Bisher stanmite die Mehrzahl dieser kleinen Funde aus der
Nekropole von lalysos auf Rhodos,*) mit welcher die ältesten Qräber von
Kamiros zusammengehören dürften ; ^) die sonstigen Funde auf den anderen
sind ziemlich zahlreich, aber bisher zersplittert.*) Neuestens ist ein präch-
tiger Goldschatz von Aigina bekannt gemacht worden, der den ersten
Platz verdient.^) Zu den gewohnten Spiralen, Rosetten und Polypen finden
wir ein Prachtgehänge, welches einen nach babylonischer Art Vögel wür-
genden Gott, aber mit Leibschurz und Frisur der Cheta darstellt; an einem
Gehänge bilden Masken in hethitischer Frisur die Enden. Neu ist die Ver-
wendung von Ohreulen *®) und anderen Vögeln als Anhängern. Die Platte
eines Goldringes hat die Form eines hethitischen Schildes. Kurz, fast
alles weist uns nach Nordsyrien oder einer nordsyrischen Filiale in Klein-
asien. Die Steinplastik (S. 456 f.) dauerte auf den Inseln jedenfalls fort;
aus Kreta kamen bereits zwei Bronzefiguren nach Wien.**) Kreta tritt
überhaupt jetzt immer bedeutungsvoller hervor; ^^) es zählt ja auch die
meisten alten Burgen. ^^) Die Sage i-ückt Gortys und Knossos in sehr hohe
Zeit hinauf; sie erzählt von den kunstreichen Daktylen des Ida, dem La-
byrinth, das wohl an dem ägyptischen sein Vorbild hatte, und von dem
Tanzplatze, den Daidalos der Ariadne gebaut. Auf Rhodos ist die Sage
*) Auf Kreta Bch. 4, 127, 2; Ga. 1879
S. 202; weniger bestammt icrt die Zeit der
Funde von Kamiros: Salzkank T. 25—27;
MiLOBHÖFEB, Anfänge S. 75 m. Abb.
*) Ein Schieber aus lalysos: Fubtwano-
LBR S. 73 T. B. 4.
') Ersterer aus Kamiros : Ra. n. s. 44,
350; letzterer aus lalysos: Ga. 5, 201 ff. ;
FuBTWAKGLSB a. 0. S. 4 T. E 1 (spätere Imi-
tation nach ToBB, Class. Review 1,250;
Newton, Class. Review 1892 p. 461).
*) Späteres bei CuBiirs, AZ. 1869 S. 110 ff.
^) MiLCHHÖFEB S. 75 F. 48, s. dazu dens.
S. 73.
•) DuMONT et Chaplaih T. 3 ; Fubt-
WANOLEB T. 7, 37; andere Litt, bei Hblbio,
das hom. Epos S. 49, 6.
') S. 97; Ra. n. s. 4, 467 ff. 8, 1 ff
^) Aigina: Bbonokiabt, musöe c^ram.
de S^vres T. 13; Chios: Ath. Mitt. 13, 185 ff.;
Karpathos : Bent, Bch. 6, 235 ff.; Paton, Jhst.
1887 T. 83 (auch über Kalymnos); Class.
review 1889 p. 333; Kimoloe: Lenobmant,
Ra. 14, 56.
^) A. J. EvAEs, Jhst. 13, 195 ff. m. Abb.
*^) Allerdings scheint ein Ohreulenkopf
von Thon aus dem Hanai-tepe (Troas) zu
stammen (Vibghow, alttroj. Gräber S. 87
''»)"aA. 1892 S. 48 m. Abb.
^^) Z. B. Funde von Knossos: Bch. 4,
124 ff.; Haussoülueb, Ra. n. s. 40, 359 ff. T.
23; Ga. 1879 S. 202; Dümont et Chaplain,
c^ramiques p. 64 ff. ; Fabbiciüs, Ath. Mitt.
11, 135 ff. T. 3; KQTjuxal itQxatotijres, T. 14
(hausförmige Vase mit Spiralen aus Penta-
modion), 13 (Büchse aus P^loros, mit Was-
servögeln, Fischen und emer Art Lotos);
Halbhebb, Antiquary 1892 (über Paläoka-
stron); 'HgaxXeioy Ä S. 137 f. (Marathoke-
Shala bei Erakli); Obsi, ume funebri cretesi,
Ion. ined. 1, 201 ff. m. 2 T.; Kamares am
Ida, 1893. In den heiligen Grotten mischen
sich meistens mehrere Epochen; so alte
Dinge sind meist Seltenheiten (s. z. B. Xa-
jCidäxtjgf XtttäX. xtav iv tta fiowreito rov
(piXexn. avXXoyov 'HQuxXsiov aQ^^atorijxtay S
14; s. auch S. 22, 29. 30).
»») Pashley(S. 112) I S. 38. 143. 220.
269. II S. 111. 115. 123; Mus. of class. ant.
II 269; Spbatt I S. 91. 131 f. 235.
476
Klassisohe Kanstarch&ologie. n. (beschichte der alten Kunst.
von den kunstfertigen Telchinen zu Hause, denen die Späteren Heiligtümer
und Idole zuschrieben. ^) Earpathos ist ebenfall» mit kyklopischen Bauten
bedeckt. Man sieht, dass die südlichen Inseln, welche auch der SchifFs-
katalog hervorhebt, in dieser Periode die Hauptbedeutung haben. Da die
felsigen Eilande zur Ernährung der Bevölkerung nicht genügen, ist diese
auf das Meer angewiesen und gewiss geschah die Einführung von Seetieren
in die Ornamentik nirgends anders als bei den Fischern der Inseln. Sicher-
lich waren auch diese seekundigen Männer schon damals den benachbarten
Festländern an Weltkunde weit überlegen. Ihre Nationalität war wohl
die gleiche wie die der Eteokreten, die sich um Phaistos später noch
hielten; Thukydides (1, 8, 1. 3, 104) denkt aus unzureichendem Grunde an
Rarer, glaublicher nennt Herodot (1, 171) die Leleger, welche nachmals
in Earien Heloten waren.
Eleinasien und Inselwelt empfangen in unserer Überlieferung nur
den Abglanz der griechischen Heroensage ; dagegen hat diese ihre Brenn-
punkte — Theben-Orchomenos und die argolische Städtegruppe Argos,
Tiryns, Mykene mit Umgebung — auf dem Festland und ist ungefähr
ebenso begrenzt, wie das spätere Hellas. Jetzt wo jedes Gebiet Griechen-
lands, sobald der Spaten tiefer eindringt, Reste der „my konischen" Epoche
liefert, hätte es keinen Sinn mehr, eine Liste der Fundorte zu geben. Wir
wenden uns daher gleich zu der Frage, welchen Eindruck die Funde in
ihrer Gesamtheit machen. Sie lassen das Bild mächtiger Fürstenfamilien
vor uns erstehen, welche ihren Reichtum zwischen kriegerischen Schutz-
bauten und friedlichem Prunk teilten. Die Kolossalität der Mauerblöcke
setzt, gleichwie im Orient, Tausende von frohndenden ünterthanen voraus;
denn hunderte von Händen mussten sich plagen, bis nur einzelne Blöcke
von 2 — 3 Kubikmetern in die Mauern von Tiryns oder gar die 9 m. lange,
über 5 m. hohe und 1 m. dicke, also 122000 kg. schwere innere Ober-
schwelle des Atreusgrabes und der 5 m. lange, 2,5 m. dicke und in der
Mitte über 1 m. hohe Thorsturz von Mykene (im Gewicht von etwa
30000 kg.) von den benachbarten Berghängen an ihre Stelle gebracht
waren! Die griechische Sage liefert ein unverächtliches Material, welches
zu den Denkmälern gut stimmt; mit den Annahmen der Griechen harmo-
nieren auch die ägyptischen Inschi*iften, die sich in Griechenland finden
— die Cartouchen Amenhotep's HI. (1400—1365 oder 1440—1400?) und
seiner Gemahlin Ti.^) Ebenso haben sich die Funde gleichartiger Denk-
mäler in Ägypten so gemehrt, dass jetzt von archäologischer Seite über^
haupt kein Zweifel an der Gleichzeitigkeit der Ramessidenherrschaft be-
stehen kann. Die politische Selbständigkeit beweisen schon die in einer
eigenen Schrift abgefassten Inschriften, welche freilich noch nicht entziffert
sind.^) Das alte Epos denkt sich verschiedene Stämme im Lande, die zur
Zeit der Abfassung verschollen oder aus ihren Sitzen vertrieben waren;
. ') Hesych. MtXag; Diod. 5, 55, 2.
*) £r8tere auf Fayencebruchstücken von
Mykene '%. «>/. 1888 Sp. 156 (vgl. Ebman,
Berl. Phüol. Woohenschr. 1891 S. 250), 1891
Sp. 18 f. T. 3, 3. 4; letztere auf Scarabaeus
desselben Ursprungs: 'Exp.dqX' 1B87 Sp. 169
T 13 21.
8) ^n Vasen: JbXxIov 1892 ,S. 73. 92;
TsüNTAB, Mvx^yai S. 124; Königscartouche?
*£«. 1888 Sp. 156; eine Bronzetafel mit ,Hiero-
glyphen* wurde bei Haliartos in dem , Grabe
der Alkmene" gefunden (Flui de gen. Socr.5ff.).
Kap. y. Die erste orientalisierende Periode der WeltgeBchiohte. (§ 316.) 477
spätere Gelehrte erinnern an die phrygischen Begleiter des Pelops, oder
wegen der riesigen Grösse der Steine an Eyklopen, welche hinsichtlich
Tirynths wegen Proitos' Verschwägerung aus Lykien hergeleitet werden,
oder auch an Phöniker.^)
Die Religion dieses Volkes ist nicht so ganz unbekannt. Das Epos
gibt den Heroen so ziemlich die gleichen Götter wie die in der späteren
Zeit verehrten ; gegen die rationalistische Auffassung Herodots , als ob jene
Zeiten bildlos gewesen seien, streiten gleich den Dichtem sowohl die ört-
lichen Traditionen über heiliggeachtete Bilder als die Funde von Votiv- und
Amuletfiguren. unter letzteren fallt die babylonische nackte Astarte in
Augen, deren Tempel in kleinen Imitationen ebenfalls Amuletdienste ver-
richteten.^) Goldbleche von Megara tragen den Kopf der Göttin von Qadesch
eingestempelt. Desgleichen begegnen xms die mit beiden Händen Tiere
würgenden Gottheiten des Orients*) und auf dem zu besprechenden Gold-
ringe Gottheiten im Schatten eines Baumes, wie in der Ebene von Baby-
lon. Mit der Religion hängt wohl auch die omamentale Verwendung des
Ochsenkopfes zusammen, zumal in Mykene goldene Bukranien mit einer
Doppelaxt, dem Attribut des vorderasiatischen Blitzgottes, zwischen den
Hörnern sich fanden.^) Die Dämonologie hinterliess gleichfalls ihre Spuren
in den geflügelten Sphinxen und greifenartigen Ungeheuern. s) Die Sage
liefert manche Ergänzung zu den Denkmälern, indem sie die Einführung des
Herakleskultes und der Melkartverehrung (Melikertes), den Löwen erwür-
genden Helden (in Nemea und Thespiai) und die nach der Symbolik der
Ramessidenzeit (S. 458) mordende Sphinx in dieses Zeitalter versetzt ; Zeus
vermählt sich gleich den ägyptischen Königen mit seiner Schwester. Wie
die Männer der Heroenzeit lebten, malten die Dichter, unterstützt von ihrer
Phantasie, nach dem, was sie herrlichstes selbst gesehen oder gehört, aus ;
aber die Kampfweise der Helden, die vom Wagen kämpfen und ausnahms-
weise den Bogen gebrauchen, ist von Homer richtig getroffen. Wir finden
bei den Männern, welche die Goldbecher von Vafiö zeigen, den gleichen
Leibschurz wie bei den Kefta.^) Die nur bis unterhalb der Brust beklei-
deten Göttinnen eines mykenischen Goldringes und einer prachtvollen Gold-
spange erinnern an den lydischen Cylinder und die Tracht der babyloni-
schen Kanephore (S. 449),') wie auch ihre Volants babylonisch sind, doch
steht in beiden Fällen das Ursprungsland der Arbeit in Frage. Unter den
Beschäftigungen der Männer fällt die in einem Wandgemälde, an Gold-
bechem und auf Gemmen dargestellte Stierhetze auf, ein Vergnügen, das
>) Pelops: Athen. 14, 625 f; ^oirixi
»ayoyt Eorip. Hf. 945. Earier (Köhlbb, Ath.
Kitt. 3, 1 ff.) knüpft eine etymologische Sage
an die Borg Earia.
s) ScHLiBXAim, Mykene F. 267—8. 428;
MiLOHHÖFBB, Anfibige S. 8 u. a.
') Gemmen : Milohhöfeb, Anfänge S. 55.
86; Thonplatte von Mykene: AZ. 1866
T. A.
^) Pbbbot vi f. 399. 535-6.
^) Erstere auf einem Kamm, zwei knö-
chernen Platten und Glasplättchen (Bch. II
T. 17) aus Spata; von Gold in Mykene
(Fig. 277; 'Ed. 1889 T. 9, 13 mit Kopfbe-
deckung); letztere : Mykene F. 272 ; Goldorna-
ment das. 261 ; Thongefässe bei Fubtwaivg-
LEB T. 8.
^) Der Name der Eefta wurde den spä-
teren Hellenen durch die Perseussage (Kt]-
ffnjvBS, Kfjfpevg) überliefert.
') In Ägypten unter Ghuenaten: Ebvan
S. 220.
478
KlassiBohe Kimstarchftologie. IL Geschichte der alten Knnat.
von Babylonien 1) ausgegangen zu sein scheint (S. 449). Die Erinnerung
an diesen Sport lebt märchenhaft in den Sagen vom marathonischen xmd
kretischen Stier weiter.*)
Dass eine eigentliche, selbständige Kunst sich entwickelt habe, kann
man nur mit Reserve behaupten. Die Tempelsagen Griechenlands ver-
setzten zahlreiche Oötterbilder in die Achäerzeit, und zwar vorzüglich
Holzschnitzereien, die Bewohner von Pheneos wollten aber auch eine Bronze-
figur haben. 8) Die Sagen des Tantalidenhauses erzählen von einem gol-
denen Hund und einem goldenen Schaf, jener Eigentum eines Tempels,
dieses eines Königs; damit stimmen die Denkmäler vortrefflich, denn das
einzige Werk, welches in der Geschichte der statuarischen Plastik eine
Stelle verdient, ist ein silberner Kuhkopf mit goldenen Hörnern.*)
Ihm zunächst kommt ein kleiner liegender Löwe aus massivem Golde. ^)
Die goldenen Masken, welche nach ägyptischer Sitte (S. 439) das Antlitz
toter Könige bedeckten,*) verdanken ihre schauerliche Wahrheit nicht so-
wohl einem Verismus als vielmehr einer wirklichen Abformung der Leichen.
Gerade eine gleichzeitig gefundene Löwenmaske thut dar, wie wenig Na-
turalismus in selbständigen Werken herrschte.') Was man besten Falls
zur Plastik rechnen kann, besteht in kleinen rohen Idolen, welche die
verschiedenen Handwerker nebenbei besorgten. Die Töpfer kneteten rohe
Figuren, wie der Bäcker sein Festbrod; rohe Stümpfe ersetzen die Arme,
aufgeklebte Kügelchen bedeuten oft Augen, den Mund muss man sich
häufig dazu denken.®) Verschiedene sind mit roter, schwarzer oder weisser
Farbe wie ein Topf planlos bepinselt. Durch mangelhafte Fundangaben
wurden mit diesen Terrakotten auch die zahlreichen Votivfiguren, welche
aus der Tempelperiode der achäischen Paläste (S. 360) stammen, vermengt.
Nicht viel mehr Mühe kosteten die Metallfi^ürchen, welche indes ziemlich
selten vorkommen; doch kann man Kupfer- (Bronze?) und Bleifigürchen
nicht ganz leugnen.^) Die Steinmetzen beteiligen sich an dieser Thätigkeit
durch Anfertigung von kleinen uns schon aus Hissarlyk bekannten Ama-
zonenschilden, welche wohl Palladien zu nennen sind.^^) Ein weiter gehen-
der Versuch stammt aus der Gegend Spartas : eine in Kalkstein gearbeitete
Frau, die nichts als Schmuck anhat, erinnert mit ihrer lächerlichen Dicke
an die gleichzeitige Plastik von Malta. *i) Aus dem Auslande wurden halb-
bekleidete Astartefiguren von Glasmasse eingeführt.**) Von der selbstän-
0 Orientalisches Relief: Heuzbt, Bch.
1892, 307 flf. T. 1.
') Gleiche Sage auf einem (syrischen?)
Cylinder (abgeb. Heuzby, origines orient de
l'art p. 133).
^) Paus. 8, 14, 5; anders Antig. bist. mir.
131 (146).
♦) Mykene F. 327-8.
^) Pbrbot f. 402.
<>) SoHLiEHANN, Mykene F. 331. 332;
Pbrbot F. 371—3.
') Mykene F. 326.
») In Mykene, Nauplia {'Aaijvaioy II T.
2. VII T. 2; Pebbot F. 341—2. 347), Megara
und Athen zahlreich. Vgl. Heüzbt, Mon.
grecs H. 2 (1873) p. 15 flF. ; lEä, 1888 T. 9,
15. 16 u. 8. w.
») (Pferdchen? 'E«'. 1887 T. 13, 25; 1891
T. 2, 3 ;) zwei bleierne in Abia (eine bei Pbr-
bot F. 355). Später sind wohl die zwei
nackten Krieger mit friedericianischen Hel-
men aus Mykene (Sceujekakk, Tiryns F. 97
= Mvkene F. 12; ^E«. 1891 Sp. 21 S, T. 2,
1 u. 4. 4 a); Figur aus Eythera abgeb. Ra. n.
8. 18, 124.
'<>) E. Gardnbb, Jhst. 13, 21 ff. m. Abb.
(Mykene, Athen, Spata).
'') Athen. Mitt. 1891 S. 52 = Pbrbot
F. 334.
»2) -E«. 1887 T. 13, 23. 24.
Kap. Y. Die erste orientaUsierende Periode der Weltgeachiohte. (§ 316.) 479
digen Malerei brauchen wir nicht ganz zu schweigen. Mykene liefeiiie
eine steinerne Yotivtafel mit einer religiösen (leider sehr beschädigten)
Malerei.^) Diesem Verfahren machte aber das rohere Einstempeln in
feuchten Thongrund Konkurrenz.^)
Die Könige der achäischen Zeit verwandten ihren Reichtum am
liebsten auf die Errichtung von Burgen und Gräbern. Die Berge lieferten
ihnen Kalksteine und Breccia in genügender Menge, dass gewaltige Blöcke,
wie wir sahen, daraus gewonnen wurden. Aber diese mächtigen Steine
hatten ihren mechanischen Zweck, indem sie trotz stärkstem Drucke durch
ihr Gewicht desto sicherer an ihrem Platze beharren sollten; aus ihnen
setzen sich also Yerteidigungsmauem, Brücken und unterirdische Bauten,
soweit fürstliche Personen diese errichten, zusammen. Sie ergeben die
babylonischen Kunstformen des falschen Bogens (S. 319) und Gewölbes
(S. 321), schliesslich auch die Bienenkorbform, welche wir am Euphrat
fanden (S. 470). Für die eigentlichen Wohngebäude dagegen genügen
kleinere Bruchsteine (S. 382 f.). Lehm hält die Steine, welcher Grösse sie
auch sein mögen, zusammen und glättet die Fugen (S. 282 ff.) In den
lebendigen Fels hieben die Baumeister meist nur kleine Grablöcher (Nau-
plia), manchmal jedoch findet sich ein grosses Felsengrab ägyptischer und
vorderasiatischer Art, zuweilen mit skulpierten Rosettenreihen. ^) Zu jener
Bauweise aber kann die Kunstgattung des Reliefs nicht passen, sondern
ausser der Verkleidung mit edlen Materialien gehört nur die Wand-
malerei organisch zu ihr. Auf den Verputz der Lehmwand werden ent-
weder einfache Farbtöne, am liebsten Dunkelrot,*) aufgetragen oder Orna-
mente in Weiss, Gelb, Rot, Blau gemalt. 5) Li ihren Palästen wollen die
Könige ganze Wandgemälde mit Figuren, wovon noch ansehnliche Reste
aus Tiryns und Mykene vorliegen; der bedeutendste gehört zur Darstellung
einer Stierhetze. ^) Grosse Übung hatte der Maler nicht, sonst würde er
nicht eine auffallende Korrektur angebracht haben. ^) Li Mykene sehen
wir ausserdem eselköpfige Wesen mit Tragstangen. Beides sind Motive der
«Liselsteine*, wo sie die Glieder grosser Reihen bilden. Haben etwa fremde
Gemmen dem Maler als Vorlage gedient? Hauptsächlich bevorzugte die
Baukunst die kostbare Polychromie der Stoffe. An der Fa9ade des Atreus-
grabes sah man einst grüne, rote und weisse Steine.^) An anderen Orten
war ein koloristisch abstechender Fries eingesetzt, z. B. Weiss mit Blau ^)
oder Alabaster mit blauem Schmelz in Rosetten (Palast von Tiryns). ^o)
») 'Ed, 1887 T. 10.
') Platte aus Mykene mit einer tier-
bftndigenden Gottheit: AZ. 1866 T. A.
•) 'Ed. 1888 T. 1 = Pbrrot F. 237 ; Pbb-
BOT F. 252.
^) Viele Reste in der Unterstadt von
Midea-Eatzingri.
') Ornamente: Scslibmahh, Tiryns F.
139-42 T. 5. 8 --12; Ztsch. f. bild. K. 1886
S. 126. 131; Pbbbot F. 209. 213—19. 222. 240
(^. «>/. 1887 T. 11. 12).
^) hl Tiryns: SornJEMAim T. 13 = Ztsch.
f. bild. E. 1886 S. 126 = Schuohhabdt S. 145
(oft als Gircosspiel gedeutet, auch mytholo-
gisch erklärt von Mabx, Jahrb. 4, 119 ff. u.
Wbbnickb, Görlitzer Phil.-Vers. S. 286 ff., s.
auch Hetdbmank, AA. 1889 S. 190); Reste in
Mykene: IE9. agz- 1887 T. 10—12.
^) Mabx glaubt in diesem Bild Abtönung
der Farben zu erkennen (Jahrb. 4, 120, 1) ;
nach den Funden von Tell-el-Amama ist
diese Annahme nicht anachronistisch.
*) Elenzb, Aphorismen S. 543 f. ; ein
Bruchstück in London, ein anderes in Nau-
plia, vgl. Sbmpbb, kleine JSchnften 8. 168 ff.
227; Pbbbot F. 232; Architekturdetails: Ant
of Ath. IV 3 T. 4; Pbbbot F. 203. 206- 7.
259. 269 ff.; Abgüsse Berlin Nr. 2—4.
*) Beim Löwenthor.
»0) Farbig Ztsch. f. bild. K. 1886 T. 1, 2
480
KuLBtarohäologie. ü. Geachidhte der alten Kunst.
Man wird schwerlich damals schon alle die nächsten Fundorte gekannt,
sondern das meiste aus dem Oriente bezogen haben. Dazu kam nach
ebenfalls orientalischer Mode die Omamentierung mit metallenen Zierraten,
welche für das Innere des Atreusgrabes (S. 303) und anderer Kuppelgräber
so gut wie sicher steht, i) Das Steinrelief hat, wie schon gesagt, mit der
Wand keinen notwendigen Zusammenhang; höchstens passen gravierte
Ornamente für den Fussboden (in Tiryns) oder die Decke (aus Rosetten
und Spiralen zusammengesetzt in Orchomenos).*) Indes fehlt deswegen
doch nicht jede Gelegenheit. In der Unterburg von Mykene standen auf
den Schachtgräbern zahlreiche Stelen von Kalkstein,') welche zum Teü nur
die üblichen Spiralen, Voluten oder ähnliche Ornamente, teilweise aber
auch Figuren (gewöhnlich den Fürsten auf einem bespannten Wagen und
einen Mann zu Fuss) zeigen. Wenn auch die Zeichnung durch Malerei
verbessert war, ist sie doch immerhin sehr roh; von den Hengsten sieht
man nur ein Ohr und je ein Bein und die Menschen taumeln mehr als
dass sie stehen.*) Endlich blieb auch noch die Lunette über der Thür-
öffnung, welche man offen liess, um den Druck auf die beiden Enden des
Thürsturzes abzulenken. Während an einem Wohnbau diese Öffnung er-
wünschtes Licht brachte (z. B. am Atreusgrab), musste sie sich an einem
grossen Mauerthor ohne Rückwand sehr schlecht ausnehmen. Als man
die untere Mauer der Burg von Mykene vollendet, sprang dieser Miss-
stand so in die Augen, dass nachträglich eine Platte eingefügt wurde, welche
zwei Löwen oder, was wahrscheinlicher, Panther, s) die, den herankommend
gedachten Feinden drohend, zum Schutze des Eönigspalastes, welchen Altar
und Säule mit Oebälk andeuten, sich aufrichten, zeigte ; jetzt sind die rund ge-
arbeiteten, ehemals eingepflockten Köpfe verloren.®) Jenes Wappenschema
ist in dieser Zeit allgemein verbreitet. Die Tiere sind schwerlich nach
der Natur, vielmehr nach orientalischen Vorbildern kopiert; für die drei
Kugeln, welche den leeren Raum füllen, bieten babylonische Cylinder ent-
sprechendes. Ein Steinmetz hat ohne Zweifel das nur durch seine Dimen-
sionen bedeutende Bildwerk nach einem orientalischen Siegelbilde ge-
fertigt;') als Thorwächter fanden wir Löwen schon in Ägypten, aller-
zu S. 126; Pkkbot VI T. 13; schwarz Ti-
ryns T. 4. Ähnliche Entdeckungen 1890/1
an Gräbern von Mykene.
*) Nägel: Pebrot F. 246.
') ScHLiKMANK, Orch. T. 1; Pebkot f.
220; Jhst. II T. 12. 13; Mitchell S. 154;
Abguss in Berlin (Nr. 5); ausnahmsweise rote
Friesplatte: Mykene F. 151 = Pbebot F. 227.
») Vgl. Tsuktas, 'Eqp. aQx. 1885 S. 34 flf.;
Verzeichnis bei Rbisch, Eranos Vindobonen-
Bis, Wien 1893 S. 24 S. m. Abb. (er hat zu-
erst auf die Unterschiede hingewiesen); über
die Aufstellung s. die restituierte Ansicht
bei Beloek, d. mykenische Lokalsage =
Perrot F. 254.
^) Aus späterer Zeit stammt Nr. 1
(Reisch Fig. 1 ; Mykene 24), vielleicht auch
Nr. 6; beide folgen anderen Reliefgesetzen.
Reisch hJÜt Nr. 1 fflr die älteste Stele.
B) Auf der Pianchi-Stele (23. äg. Dyn.)
heisst es vom Herrscher: „Er war erzürnt
gegen die Feinde wie ein Panther.'
^) Phot. Brunn-Bruckmann; Lichtdruck:
Perkot T. 14; Gypsabg. Berlin Nr. 1; vgl.
GöTTLiNO, Rhem.Mus. N. F. 1, 161 ff.; Adler,
AZ. 1865 S. 1 £f.; über die Einfügung Pro-
KESGH, Denkwürd. 2, 270. Die in neuerer
Zeit verglichenen phrygischen Denkmäler
(Jhst. III 17. 18) liegen zeitlich zu weit ab;
dagegen kann man einen Inselstein von la-
lysos (Torr, Rhodos in ancient timea p. 106(
heranziehen.
^) Eine sehr ähnb'che Gemme mit zwei
Greifen fand sich in Mykene (Tbuntas, Mxh
xrjpai T. 5, 6). — Das , mykenische" Relief
Bch. 17, 200 dürfte byzantmisch sein.
Sap. T. Die erste orientalisierende Periode der Weltgeecliichte. (g 316.) 481
dings Rundfiguren derselben. Ähnliche, aber kleinere Platten mit Löwen
oder Stieren zierten die Fa^ade mancher Oräber.')
Wenn wir in der eigentlichen Kunst einen Stil -vermissen, weil wir
nur mit dilettierenden Handwerkern zu thun haben, besitzt das Kunst-
gewerbe der Achäer eine mehr ausgeprägte Physiognomie. Wir wollen
mit der Gold- und Silberarbeit beginnen, weil diese die Vorbilder für
die übrigen Gewerbe lieferte. Zu den geringeren Arbeiten gehören frei-
lich die mit einem Messer rasch geschnittenen und die mittelst einer
Stanze gestempelten Bleche. In ersterer Art gibt es z. B. zahlreiche
Blätter*) und einige Schmetterlinge. 3) Eingestempelt werden Ornamente
und Köpfe.*) Kunstarbeiten entstehen durch freihändiges Gravieren und
Treiben. In ersterer Manier sind prachtvolle Goldringe und Spangen ge-
arbeitet,^) aber wir sahen, dass die Frauentracht nach Osten weist; in
Mykene erscheint auch der kleinasiatische Panther. ^) Grössere und ausge-
führtere Figuren gestattet die Ciselierung von Gefässen : Aus Vafio kamen
zwei Goldbecher mit lebendigen Darstellungen von Stierhetzen (einem ba-
bylonischen Gegenstände),^) wobei Palmen den Hintergrund der einen Scene
bilden und die Männer den Leibschurz der Keftis und die vom aufge-
bogenen Sandalen Nordsyriens tragen, so dass der achäische Ursprung
dieser Gefässe in Frage st^ht. Fast noch grössere Wichtigkeit hat das
aus dem vierten mykenischen Grabe stammende fragmentierte Silbergefäss
mit einer Stadtbelagerung — wieder ein Gegenstand im Geschmacke des
kriegerischen Zeitalters!*) Aber die Farbenfreudigkeit der ganzen Mode,
die sich schon in dem Schmuck der Bauten verriet, führt zu polychromen
Arbeiten, oder besser gesagt, sie begünstigt die Einfuhr von eingelegten
Dolchen und Dolchscheiden.*) Denn wenn man die Darstellungen
(nubische Katzen auf der Yogeljagd am Nilufer xmd Löwen teils selbst
jagend teils verfolgt) erwägt und die gleichzeitigen ägyptischen Ar-
beiten (S. 466) vergleicht, wird man kaum mehr zweifeln können, dass
die Achäer die ungeheuer schwierige Technik, das Metall verschieden zu
färben und ganz kleine Teile (z. B. die Augen von Löwen aus Weissgold)
einzulegen, so vollkonmien sich nicht aneigneten. Dagegen dürfen wir
ihnen zutrauen, dass sie Zierpflanzen oder Köpfe mit Gold in silberne
Becher einsetzten. ^^) Gehen wir auf die nächstverwa,fidte Steinschneidekunst
') Zwei Bmchstttcke in London: Pbbbot
P 291. 400.
*)' SoHLiSMAKK, Myk. 247 f. 513. 262.
») Mykene Nr. 243. 301. 302. 275.
*) Köpfe der Göttin von Qadesch aus
Megara; Rosetten z. 6. 'jiaijyaioy VIII F. 3;
Bch. 1878 T. 13, 7,
^) Mvkene Nr. 530 (= Milchhöfbb, An-
fänge S. d5). 531; kleinere: Mykene Nr. 334
— 85 (MiLCHHÖFBB S. 34); in Bronze imitiert:
Mykene 218. 219; drei Schieber: Mykene
Nr. 253—5 (Michböfbb S. 34); Spange mit
Göttin: Mykene Nr. 292.
*) Wappenartiges Paar, auf Pflanzen-
kapitell: Mykene F. 266; über das «Löwen-
thor' S. 480.
Eftudbnch dor klass. AlUtrlumüwtiwenficbaft. VT
») IE9. aQX' 1889 T. 9; farbig Pbrrot
T. 15; vgl. Pbbbot, Bch. 15, 493 «.; Wbb-
KiCKB, Verh. d. Görl. Philol.-Vers. 1890 S.
280 ff.
8) lEkp. aQX' 1891 T. 2; Ovbbbbok, Gesch.
d. griech. Plastik I* S. 28 Abb.; Pbbbot F. 365.
') Dolche von Mykene zuerst von Eu-
manudis im *A&ijyaioy 1880—1 bekannt ge-
macht): Pbbbot T. 17. 19 u. Bch. 10, 341 ff.
m. T. 1—3 (farbig); Köhlbe, Ath. Mitt 7,
249 ff.; einfacher Scheide aus Thera: Wob-
SAAE, Möm. des antiquaires du Nord, Eopenh.
1880 T. 8 S. 346; von ebendort Klinge mit
goldenen Äxten: das. T. 1; Dolch von Vafiö:
'Ea, 1889 T. 7, 1.
»<>) KöHLBB, Ath. Mitt. 8, 1 ff. T. 1; '£9.
31
484
Klassische Knnstarchäologie. H. Geschichte der alien Kunst.
Yerli. d. Wiener PhiloL-Vers. 1893 S. 97 ff.; Plastik: Collionon, hist. de la scnlpture
grecque 1 K. 2; Malerei: Paul Gisabd, peinture ant p. 103 ff.; kulturgeschichtlich: Ed.
Mbyeb, Gesch. des Altertums Bd. II § 81 ff.; Busolt, griech. Geschichte I* Kap. 2 (11.
— 8. Jahrh.); Pbrot Gabdneb, new chapters in Greek history, London 1892; über die Zeit:
Flikdebs Pbtbib, Jhst. 12, 199 ff. (das ältere 1200—1100, die Euppelgräber 1100-800);
C. Smith n. Tobb, Class. Review 1892 S. 462 ff.; Gollionok, B. des antiq. 1892 8.79;
MoNTELius, d. Bronzezeit im Orient und Griechenland, Arch. f. Anthrop. 21, 1 ff. (15./14.
Jahrhundert) ; Stephaki, GR. 1877 p. 39 ff. (Hinterlassenschaft der Leute Alarichs, ebenso
E. Schulze, Mykenai, sep. aus der Russ. Revue XVI. 1880); populär: Schuchhabdt (S. 31,
7); V. Rohden, «Mykene* u. ,Tiryns* in Baumeisters Denkm. 2, 983 ff. 3, 1809 ff. ; Guhl-
Ekgelmavn, Leben der Griechen u. Römer S. 11—46; Pebbot, R. d. denx mondes 1893, 626 ff.
Die meisten Beurteiler dieser Zeit verbinden die Denkmäler Mykenes mit den ho-
merischen Gedichten. Ich vermied es froher, ein bestimmtes Urteil über die Zeit der
letzteren abzugeben, glaubte aber stets, dass für das 10. Jahrhundert kein historischer Be-
weis zu erbringen sei ; jetzt kann ich nichts anderes sagen, als dass die Denkmäler Homers
eigene Andeutungen, dass seine Helden in einer fernen Zeit lebten, vollauf bestätigen. Die
homerischen Gedichte sind lange nach 1050 entstanden und gehören als Quelle der Kunst-
geschichte in die nächste Periode und zwar nicht einmal an deren Anfang.
317. Die Kultur der Ramessidenzeit scheint sich, wie die der Dilu-
vialperiode über ganz Mittel- und Südeuropa ausgedehnt zu haben; nui*
sind ihre Reste bisher wenig zu übersehen, weil die Periodeneinteilung
nach der Metallbenützung den Blick trübte. An Griechenland gliedert
sich in der bisherigen Forschung ganz natürlich der Rest der Balkanhalb-
insel an. Homer denkt sich die Thraker zur Zeit des trojanischen Kriege^
auf einer Stufe mit den Griechen, dagegen in Epirus Gebiete wilder un-
gesitteter Völker. Ein gravierter Goldring aus Saloniki *) ist viel ver-
sprechend. Samothrake hat eine Mauer und ein fast spitzbogiges Thor aus
gewaltigen Blöcken.*) Die »kyklopischen** Bauten von Epirus verteilen
sich in diesem rauhen felsigen Lande wohl auf viele Jahrhunderte. Die
Alten glaubten an der Ostküste des jonischen Meeres bis zur Seewarte der
Keraunien Grabhügel, Terrassenansiedlungen und selbst ein Kunstwerk aus
der grauen Vorzeit zu erkennen.^) In Südrussland gab es nach Herodot
(4, 12) „kimmerische Mauern", die wir vielleicht hieher rechnen dürfen.
Steinsetzungen galten für Grenzzeichen des erobernden Dionysos.*) Von
einer uralten Blütezeit Südrusslands hat sich noch in der Kaiserzeit dunkle
Kunde erhalten.*) Ein Denkmal dieser Periode dürfte ein Grabhügel im
Gouvernement Jekaterinoslaw sein, welcher auf einer Grundlage von grossen
rauhen Blöcken, die oft 15 Menschen kaum bewegen, errichtet ist.
Reicheren Stoff gewähren die Inseln des Westmeeres, welche in
dieser Periode der Seevölker zu einer Einheit zusanmiengefasst werden
dürfen. Die Ägypter lernten die Sardinier am besten kennen, deren ältere
Nuraghen (S. 342) z. B. die von Zuri und Nieddu ') gewiss in die achäische
n Ra. n. 8. 28 T. 4, 44.
CoNZB; Reise auf den Inseln des thrak.
Meeres T. 14; Pekbot VI F. 196.
3) Ampel. 8, 2 Ambraciae in Epiro in
pariete sunt picti Castor et Pollux et Helena
manu autochthonis et nemo neqne invenire
potest quis pinxerit; Varro bei Serv. Verg.
A. 3, 849 von Buthroton: Troiana classis
Aeneam exspectasse sociosqne eins in tumu-
lis habuisse memoratur quae ex illo tempore
Troiana appellantur; grosser Grabhügel des
Kadmos und der Harmonia an dem kerauni-
schen Vorgebirge: Dion. Per. 390 £f.; s. auch
S. 357 A. 10.
♦) CuBTius 7, 9, 15.
«) Justin. I 1, 6. II 1; Ammian. 22, 15, 2.
•) CR. 1859 S. IV.
') Pebbot IV F. 8 ff. 16 ff. Über die
Nuraghen im allg. s. § 128; Petit-Radbl,
not. sur les nnraghes de la S., Paria 1826,
m. 8 T.; ital. Abhandl. v. Abbi, E. Mabonqio-
NuBA, Alb. und G. Gaba, Spaito, memoria
Bopra i nuraghi di S., Cagl. '1867; Helbio,
Kap. y. Die erste orientaliBierende Periode der Weltgeschlohte. (§ 317.) 485
Zeit gehören; die Griechen leiteten diese alten Bauten sogar von den
Leuten des lolaos oder Daidalos herJ) Die Schar dana der Ägypter
sind doch wohl die damaligen oder die späteren Bewohner der Insel. Die
Inselgruppe von Malta (S. 167. 360) hat so gewaltige Heiligtümer und
Häuser,^) dass sie nur unter mächtigen Herrschern eines grösseren Ge-
bietes errichtet worden sein können; die seltene Form ovaler Gemächer
ist kaum ohne das Vorbild thebanischer Bauten') entstanden. Auf Sicilien
war nach der griechischen Sage Daidalos als Baumeister thätig.*^) Jene
ferne Zeit wii*d dem König Kokalos gutgeschrieben. Hier haben die
Menschen lange in den Höhlen der Gebirge gewohnt,^) doch allmählich
drang die östliche Kultur ein, wobei man zwei Stufen unterscheiden zu
können glaubt;^) es erhielt sich ein sehr merkwürdiges bienenkorbförmiges
Grab zu Matrensa oder Milocca bei Syrakus, welches in der Hauptsache
den mykenischen gleicht.^) Jetzt sind bei Syrakus mehrere Nekropolen
mit Thon- und Bronzearbeiten an das Licht gekommen.^) Endlich sind
die Talayot's der Balearen (S. 342), die sesi von Pantelleria und Gorsicas'
Dolmens (S. 354) nicht zu vergessen. Gegenüber dieser Fülle stattlicher
Bauten nimmt sich vorläufig die Zahl der künstlichen Arbeiten dürftig aus.
Die Plastik ist auf Malta (Hagiar^Kim, S. 167) durch kopflose Statuetten
lächerlicher Arbeit vertreten; aber dass vier davon eine hockende Stellung
zeigen und zwei aus glasiertem Thon bestehen, mutet orientalisch an, zu
schweigen von der Nacktheit der Frauen.^) In die Bauwerke selbst sind
zur Zierde in Hagiar-kim siebartig kleine Löcher eingebohrt, sonst aber
höchstens ein paar Spiralen oder das altmodische Zweigomament einge-
hauen, ^o) Auch die Vasenmalerei der östlichen Inseln kehrt auf Sicilien
wieder,**) wie die Inselsteine auf Sardinien.*^) Die Chronologie wird durch
einen auf Sardinien gefundenen Scarabaeus Tuthmosis' HI. bekräftigt.*')
Das Ganze hat zwar viele Berührungen mit dem Osten, macht aber einen
viel einfacheren und dabei selbständigen Eindruck. Unter den aufgemalten
Ornamenten hebe ich wegen des Nordens das Sonnenrad hervor.*^)
Von den Inseln aus berührte die mykenische Kultur die nächst-
liegenden Küsten des festen Landes. Nordafrika findet in den Darstel-
lungen der »mykenischen" Kultur Erwähnung, weil ein „Inselstein* aus
Tunis kam.i*) Ohne Zweifel wird aber Afrika mit der Zeit noch viel mehr
B. 1877 ; über den Namen Flechia, Atti dell'
acc. di Torino VII 859.
') Diod. 4, 30, 1; Ps. Arist. mirab. 100;
Pans. 10, 17, 4; Serv. Verg. A. 6, 14. G. 1, 14.
«) Pbrrot 111 F. 219 ff.
») Pbrbot 1 F. 192.
*) Paus. 7, 4, 6; Serv. Verg. A. 6, 14;
Diod. 4, 78; Steph. Byz. Kä/jiivog.
*) Vgl. PiGOMOT, B. 1882 p. 70 f.; s. auch
Cassiodor. var. 7, 5.
«) Maucebi, A. 1877 p. 56 ff. t. E.
') Aus der ersten Periode z. ß, Nekro-
pole von MeliUi: Obsi, Bull, paletn. 17, 53 ff.
m. T. 4-6; Ztsch. f. Ethnol. 23, 410 ff. m.
Abb. ; über die Thonware ders. XIX H. 1.
") Obsi, Mon. ant. ined. II Sp. 5 ff. m.
T. 1. 2 (Cozzo del Pantano); Plemirrio: ders.
Bull, paletnol. 17, 115 ff. m. T. 10. 11; femer
in Molinello und Thapsos (Gavallabi, Thapsos
m. 1 T. Funde in Syrakus); Pantalica: Obsi,
Bull, paletnol. XV m. T. 4.
•) Kunstblatt 1841 Nr. 52 m. Abb.;
Babth, AZ. 1848 N. 22; Pbrbot F. 230—1.
»°) Pbbbot III F. 226—9.
^^) FtjBTwitNGLEB u. LöscHOKE, mykou.
Thongef. T. 3, 9—11, s. o. A. 7; Pbbbot VI
F. 499. 500.
1«) Ebbbs, A. 1883, 101 T. H.
^*) Spano, catalogo p. 24 Nr. 43.
'*) Mon. ined. II T. 1, 12 a.
'^) Lajabd, culte de Vänus T. 14 G. 12.
486
ElasBiBche Ennstarchäologie. TL Gesohiohte der alten Knnat.
bieten; im Norden sind die megalithischen Denkmäler und damit m Ver-
bindung stehende Grabhügel sehr zahlreich. An Gypem erinnern hohe
Pfeilerpaare, welche in Mannshöhe durchlöchert sind, nur dass oben noch
ein steinerner Querbalken liegt (arab. sendm);^) auch Steinkistengräber
und Dolmen gibt es viele. ^) Die sendm sind häufig durch eingebohrte
Punkte und schalenförmige Vertiefungen ornamentiert. Das ägyptische
Prinzip der Felsenzeichnungen {hadschra-mektuba) wurde in naiver Weise
ohne Stil ausgeübt; im südlichen Oebiete von Oran sieht man Elephanten,
Rhinozeros und grosshömige Büffel, auf welche Männer mit Steinwaffen
Jagd machen. Die jüngeren Felsenbilder haben jedoch schon libysche In-
schriften. Diese primitive Kunst scheint sich die Westküste entlang ver-
breitet zu haben. 8) In Spanien, wo die Nekropole von Almeria (S. 144)
die bedeutendsten Funde geliefert hat, gibt es ebenfalls viele megalithische
Gräber;*) Sagunts Mauern galten für ein Werk des Herakles.*) Kuppel-
gräber weist Palmella bei Lissabon auf,^) so dass diese Kulturströmung
den atlantischen Ocean erreicht hat. Felsenskulpturen hat Toros de Gui-
sandi; bemalte Vasen gelangten wenigstens an die Ostküste. ^) Während
die ungewöhnlich bedeutende Verwendung des einheimischen Silbers den
Funden ihren besonderen Charakter gibt, stammen die vielfach gefundenen
Türkisperlen aus Arabien. Italien (dies Wort im vorcäsarischen Sinne
genommen) hat, um von den Stadtmauern nicht zu reden, kyklopische
Bauten vornehmlich in der heutigen Terra d'Otranto (S. 119), nächstdem
in Lukanien.*) Der von der Sage umwobene Grabhügel auf dem Vor-
gebirge Gajeta glich wohl dem bei Acheruntia gelegenen Tumolo mit seinen
enormen Steinen ;•) die angebliche Wohnung der Sibylle von Gumae scheint
ein Kuppelgrab mykenischer Art gewesen zu sein.*®) Neben ihr stand ein
„dädalischer* Tempel.'') Roms Garcer Mamertinum, die Brunnenhäuser von
Tusculum (S. 383, 2) und Reate, **) die Burgtreppe von Veji **) und manche
Gräber Etruriens* 3) dürften so hoch hinaufreichen. Wegen dieser kyklo-
pischen Bauten dachten Geschichtsschreiber, die Pelasger hätten um die
Zeit des troischen Krieges in Italien geherrscht. Die fremden Einflüsse
sind jedoch bereits schwächer als auf den Inseln. Bemalte Vasen hat
wohl Apulien aus dieser Zeit;^^) dagegen wirken in Latium und Etrurien
die Einflüsse der vorigen Periode nach, so dass die Gravierung fort-
') Über Tripolitanien : Esw. v. Babt,
Ztsch. f. Etirnol. 8, 378 ff.
2) Mat^riaux pour Thistoire 22, 307 ff.
') Skylax (95) beschreibt Skulpturen an
einem Altar »des Dädalus" in Westafrika.
*) Über Estremadura: Matdriaux p. Fhist.
22, 458 ff. Andalusische Felsenreliefs hat
GoNOOBA bekannt gemacht. Über die An-
fänge der spanischen Kultur unterrichten die
Höhlen von Gibraltar (G. Busk, Internat,
congress of prehist. arch. at Norwich, Lon-
don 1869).
*) Sil 1, 369.
®) Gartailbac, ftges prdhist. de l'Espagne
p. 116 ff,
') G. DE GoLos, Saragoza I T. 3.
^) Ga. 8, 81 ff.; über Apulien Nicoluoci,
etä della pietra nelle prov. pugliesi e cala-
bresi; Auo. Akoelucoi, ricerche preistor. e
stör, nella Capitanata, Tor. 1872.
•) B. 1830, 24; Verg. Aen. 7, 1 ff.
»0) Ps. Aristot. mirab. 95.
'») Verg. Aen. 6, 9 ff. m. Serv.; Sil. 12,
85 ff.
*') Osteria nuora bei Rieti: Aus Schin-
kels Nachlass 1, 37 f.
") Dennis, cities I» 8 f.
^*) In Rnsellae : Dennis IP 231 ; Satur-
nia: Dennis IP 282 ff.; Kuppelgrab bei Flo-
renz: B. 1885, 193.
^^) FuBTWANOLEB u. LOsoHOKB, mykou.
Vasen S. 48.; L. Viola, B. 1883, 106 ff.
Kap. y. Die emie orientalisierende Periode der Weltgesohiohte. (§ 317.) 487
dauert.^) Olasur mag auch schon bekannt gewesen sein;^) ebenso werden die
Anfänge der Reliefgefösse in diese Periode heraufreichen. ') Wir erwähnen
dann auch noch die halbmondförmigen Henkel,^) die radähnUchen Verzierun-
gen ^) und die Gesichtsurnen (S. 262). In Alba fand sich ein Astartefigürchen.^)
Etwas originelles besitzt Italien an seinen hüttenförmigen Aschenumen
(S. 356),^) falls nicht die kretischen Hausumen das Vorbild abgegeben haben.
Da die ligurische Küste eine rauhe, kriegerische Bevölkerung hatte und
das adriatische Meer ein gefährliches Fahrwasser ist, gehört das Hinter-
land der Adria nicht zum engeren Kreise der Mittelmeerkultur. Wohl
aber bilden Oberitalien,®) die Alpenländer bis zum Oberrhein und zur
mittleren Donau, und das Land zwischen dem epirotischen Lakmon und den
Karpathen eine Art von zweiter Zone, welcher nur ein Teil der Kultur-
errungenschaften zukommt; teils wurde nicht alles importiert, teils suchten
sich die Leute das ihnen Zusagende heraus. Nachdem einmal in der
vorigen Periode verschiedenes Vorderasiatische Eingang gefunden hatte,
war es nunmehr der ,my konischen'^ Kultur viel schwerer, Boden zu ge-
winnen. Die S. 456 angegebenen Kennzeichen der älteren Zeit blieben;
dafür sollten später aber auch die „mykenischen* Dinge zäher als in
ihrem Ursprungslande haften. Dadurch verwirrt sich anscheinend die
Grenze der Perioden. Man beachte dabei, dass den Nordländern die Ge-
winnung des Metalles nicht das wichtigste war; es nimmt sehr langsam
im Gebrauche zu, während seltene und harte Steine ihren Wert behaupten.
Vielleicht wichtiger waren diesen Menschen die metallenen Spiralen, welche
ihre Frisur verschönerten.^) Da der freie Kunsttrieb keine weitere An-
regung empfing, brachten auch sie es nur zu rohen Tier- und Menschen-
figuren von Thon.^^) In Erinnerung an die maltesischen und nordafirikanischen
Denkmäler möchten wir die mit Furchen und Grübchen skulpierten Felsen
des Kanton Wallis, mit denen Felsskulpturen Liguriens und der Cham-
pagne verwandt sind, hier einreihen. ^^) Zu Verarbeitung und Schmuck-
^) Mabtha, Tait ötrasque p. 48 ff. (Ke-
ramik). 59 ff. (Bronzen, z. B. 42 u. 43 hübsche
Schwert- und Dolchscheiden). Fundstätten
sind die ältesten Gräber von Vetulonia, Clu-
simn, Tarqoinii, Alba Longa, La Tolfa und
Bisenzio.
') Später sind Scherben vom Esquilin
und ans Pompeji: B. 1882 p. 39; Dressbl,
A. 54, 5 ff.
') Reminiseenzen an die „mykenisohe"
Zeit hat z. B. das etroskische Fragment bei
MiLCHHÖTKB, Anfänge S. 76.
^) Ältester Teil der Nekropole von
Snessola: B. di paletn. it. 4, 107,11; Es-
quilin: B. com. 6 T. 6 -8, 41 f. 9, 62; Helbio,
Italiker T. 2, 16. 16a; Volterra: B. di paletn.
ital. II T. 5, 2 p. 149.
&) Esquilin: Hblbio, Italiker T. 2, 6;
Etrurien: Martha, Tart ^trusque S. 63
A. 1.
•) Helbio, Italiker T. 2, 3; Visconti,
lettera a Cameyali T. 4,3; Bonstettsn, re-
cneU d*ant. snisses T. 17, 2.
^) Ausser S. 356, 1 vgl. Lisch, über die
Hausumen bes. die H. vom Albanergebirge,
Schwerin 1856, m. Abb.; Hblbio, Italiker S.
50 ff. 83; Meitzkn, d. deutsche Haus in
seinen volkstümlichen Formen, Berlin 1882;
LiNDSRSOHXiT, Altert. 1 10, 3, 1. 2; über die
Keramik überhaupt: Lekobmant, Ga. 6, 1 ff.;
Blacas, Möm. de la soc. des ant. de Fr. 28,
90 ff.; Cesblli, deir arte ceramica primitiva
nel Lazio, Rom 1888.
^) Ausser den Terremare gehören die
ältesten Funde von Este und Bologna (Be-
nacci) hieher; s. § 119.
*) In Österreich aus Kupfer; man findet
sie in Mykene und Hissarlyk (Hblbig, da?
hom. Epos S. 244).
*®) Vier Tiere aus Monte Venere: Helbio,
Italiker T. 1, 4; menschliche Figur (mit Klei-
dermuster) aus dem Laibacher Moor: abgeb.
Verh. d. Berl. anthrop. Ges. 21, 237 u. Mitt. d.
Wiener anthrop. Ges. 8, 75.
**) B. Rbbeb, d. vorhistorischen Sculp-
turen in Salvan, Archiv f. Anthrop. 20, 325 ff.
488
KlaBBiache Eniistaxch&ologie. n. Geschichte der alten Kaiuit.
stücken werden Jadeit, Nephrit, Obsidian und Chloromelanit, ^) sodann
Gold, Zinn und Bernstein, hin und wieder auch eine indische Muschel^)
eingeführt. Den schwarzen Fimiss macht man in Österreich mit Graphit
nach. Aus der vorigen Epoche erhält sich die Dekoration der Thongefässe
durch Gravierung und Kreidefüllung ;ä) nur selten (z. B. in Ungarn)
kommt die „mykenische" Bemalung vor.*) Die Polypen und Quallen
scheinen öfters ohne Verständnis imitiert- zu sein.^) Dagegen ahmt man
in der Schweiz das Tauschieren durch Einlegen von Zinnstreifen nach
(S. 188), Die Formen von Geräten, z. B. Schwertern ®) und der einfachen
einem Violinbogen gleichenden Fibeln,') entsprechen südlichen Mustern.
In Österreich findet man gestempelte Goldplättchen, die sicher importiert
sind. In der Ornamentik fehlt ein selbständiger Stil; aus der vorigen
Periode blieb der halbmondförmige Henkel (S. 264), mit welchen aber
die thönernen auf einem Fuss ruhenden Halbmonde nichts zu thun haben,
denn letztere sind, da sie am häufigsten in Wohnungen sich fanden
und manchmal wie irgend sonst ein Möbel, an beiden Enden Stier- oder
Widderköpfe haben, gewiss Kopfkissen altägyptischer Art.*) Neu dagegen
erscheinen aus dem Süden die plastischen Rädchen,^) die Spiralen und
die herzförmige Abart derselben ;ioj -^jj. rechnen Drahtspiralen an sich wegen
der technischen Natürlichkeit des Ornaments nicht hieher, doch muss
deren ungewöhnlich häufige Verwendung in Ungarn auffallen. Der aus
Kreta bekannte Knüpfüberzug eines Gefasses kehrt im Pfahlbau von Auver-
nier wieder. In derselben Gegend (Pfahlbau von Chätillon) kommt unter
den Ornamenten eine Reihe menschlicher Figuren vor. Im allgemeinen
jedoch gleicht die Dekoration der der ärmlicheren (z. B. sicilischen) Fund-
stätten des Südens. Dass in der Gegend, von der wir sprechen, kein
mächtiger reicher König herrschte, beweisen uns auch die Bauten. Man
lebte zu Lande und zu Wasser in Hütten und viele Gegenden setzten die
Asche ihrer Toten in hüttenförmigen Urnen (S. 356) bei; die Bienen-
korbform war bekannt, hat sich aber nur mit der Spitze nach unten im
Boden erhalten, ^i) Aus der vorigen Epoche könnte die Idee einer Wand-
verkleidung mit Thonplatten stanmien; eine solche fand sich, mit myke-
T. 11—18; in Ligarien an den Seen delle
meravigie: Molon, preistorici T. 4.
') Sehr viel Obsidian und Jadeit in
Ungarn and Mähren, ersterer aach in Nieder-
Osterreich; Nephrit: Anthrop. Gorr. 1883, 58;
Mitt d. Centralkomm. N. F. 16, 68 f.
') Ebuma spirata Latn,: Chiebici, le
ant. prerom. nella prov. di Reggio p. 12.
') Aus Corcelettes (Neuch&tel) abgeb. bei
YiBOHOw, alttrojan. Gräber S. 53.
*) Mit roten Spiralen; in Lengyel.
^) Vgl. Anthrop. Corresp. 1876 S. 75.
1877 S. 38 (dort sind auch Beispiele aus
Deutschland aufgeführt).
«) Undsrt, Ztsch. f. Ethn. 22, 1 ff.
') Terremare der Emilia (B. di paletn.
1883 T. 5, 2. 3), 6emeinlebam,Waitzen (Und-
8ET, Mitt. der Wiener anthrop. Ges. 1889
S. 8 F. 172), Bosnien (Höbnes, Verh. der
Berl. anthrop. Ges. 1891 S. 336 A. 2) und
Serbien (Naub, Prähist Blätter 1892 S. 73);
ebenso auf Sicilien. Vgl. Obsi, B. paletn.
17, 174 ff.
>) Pfahlbauten der Schweiz: Ra. III 2,
20 ff. m. Abb.; Lengyel und ödenburg in
Ungarn; Verh. d. Berl. anthrop. Ges. 22,480
m. Abb.
*) Terremare, Ungarn, Pfahlbau von
WoUishofen (aus Blei); vgl. Undsbt, Ztsch.
f. Ethnol. 22, 75.
^^) Gefäss aus einer Htttte der Emilia:
B. di paletnol. it. III T. 1,3; aufgemalte
Spiralen in Lengyel; Herzform: Hügelgräber
Oberbayems; vgl. Ztsch. f. Ethnol. 22, 283.
^^) Schanzwerk von Lengyel.
Xap. y. Die erste orientalisierende Periode der Weltgeechichte. (§ 317.) 489
nischen Spiralen verziert, zu Lengyel. Megalithische Bauten dagegen sind
selten. ^)
Das übrige Mittel- und Nordeuropa liegt von der Peripherie noch
weiter ab, hat also die Anregungen durchschnittlich langsamer und
schwächer erhalten. Eine grosse Zahl megalithischer Oräber, die sich be-
sonders im Kreis Dronthe verdichten,*) erzählen von bedeutenden Herr-
schern, über welche die Geschichte schweigt; Böhmen beherrschten sie
nicht. Die schiffsförmigen Verzierungen von Bronzemessern erinnern an
ein ägyptisches Beil aus dem neuen Reich.') Die Felsenzeichnungen ^)
sind nicht eigentlich Felsenreliefs wie die ägyptischen und assyrischen,
sondern mehr hieroglyphischer Natur und sogenannten hethitischen Denk-
mälern vergleichbar. Solche haben auch einzelne Hünengräber.*) In
Schweden kommt die Gravierung von Knochen neu auf. Nur wo der
Norden einen wichtigen Artikel des Welthandels (Bernstein und Zinn)
liefern, gravitiert auch der Geschmack nach Südosten. Das Bemsteinland hat
durch die Handelsverbindungen sehr früh Anregung zu plastischen Arbeiten
erhalten;*') auch ritzt man Reiter, Tiere und Wägen in Thongeschirr
ein.') Glasperlen und Kaurimuscheln (Cypraea moneta L.) sind häufig.
Schlesien, wo die Strasse durchlief, bekundet den Verkehr mit dem Süden
durch bemalte Gefässe (S. 151).®) Sonst zeigen nur Frankreich und Eng-
land eine ausgeprägte Physiognomie, vielleicht dank dem gewinnreichen
Transit des Zinnhandels. Hier finden wir nicht bloss alle Arten der me-
galithischen Gräber und Denksteine; hin und wieder sind an denselben
Ornamente eingraviert oder Hieroglyphen eingegraben^) oder auch ein
plastischer Versuch gemacht, einen menschlichen Kopf nachzubilden, i») Die
Bienenkorbgräber erfahren bis nach Schottland hinauf eine ungefähre Nach-
ahmung.*^) Ausnahmsweise tritt ein dilettierender Steinmetz als Bild-
hauer auf.^^) Metallene Gegenstände sind selten erhalten, und sicher auch
selten gewesen, weshalb man die Steine sorgfaltig polierte. Goldschmuck
kam aber doch vor^^) und, wie in Spanien, der arabische Türkis in Perlen-
0 Etwa der Col maladfitt im Grödner-
tal (Qexneinde La VUla) ?
^) Tacitus weiss auch von grossen Burg-
ruinen zu beiden Seiten des Cimbemlandes
(Genn. 37).
*) Ebhan, Ägypten S. 112.
*) S. 165 ; Litteratur bei Kuoll, Studien
S. 8 f.
*) Merseburg: Dobow, Neue Ztsch. f. d.
Gesch. d. germ. Völker I H. 3 m. 2 T. S. 53
—68, vgl. Anthr. Corr. 1882 Nr. 7.
^) 0. TisoHLSB, d. Anf2lnge der plast.
Kunst zur neolith. 2^it in Osteuropa, Königs-
berg 1883.
') Ztech. f. Ethnol. 1882 S. 392 S. (Tiere,
aus Kluczewo, Posen). 532 £f. (Reiter und
Wagen, aus Darzlubie. Westpreussen); Pferde
auf Gesichtsumen von Zaborowo: Verh. der
Berl. anthr. Ges. 1875 T. 11, 1; punktiertes
Zweigespann auf Urne ausElsenau (Schlesien):
Ztsch. f. Ethn. X T. 20.
^) Bronzerädchen in Grab der Lausitz:
Verh. d. Berl. anthr. Ges. 1886 S. 633.
^) Koncentrische Halbkreise in der allöe
couverte vonGavr'innis; ebenso an Vase aus
dem Dolmen bei Quiberon; hierogljphen-
artige Zeichen am Dolmen von Manä-Ludi
Ra. n. s. X T. 25. 26, vgl. Lenobkant, cult.
primit. 1, 77.
'°) Menhirs mit Kopf: London (Vienne).
Saulien (Cote - d'Or); Trädion (Morbihan).
Menschliche Figur an einem Grabe bei Uz^s
(D^p. Gard): Mdm. de Tacad. de Ntmes
1887, m. T.
'') Z. B. Hügelgrab mit Stelenallee von
New-Grange: GailhabaüdI T. 36; Hügelgrab
von Marshowe : Pbrbot VI S. 605, 2.
^^) Versuch eines Gesichtes, aus Vercoutre:
Ra. III 1, 10 £f. m. Abb.
^^) Z. B. in dem grossen Hügelgrab von
La Motte in der Bretagne (Loire-inf^rieure):
B. arch^ol. 1891 p. 36 ff.
490
ElaBBiache EniiBtaroli&ologie. TL Geschichte der alten Kunst.
form; die Perlen selbst sind im Orient auch geschnitten, da sie Mais-
körnern zu gleichen pflegend)
Fassen wir nun nach dieser Weltreise die Orundzüge des Zeitalters
zusammen! Ruhmbegierige ägyptische Könige rütteln das ganze Mittel-
meergebiet aus seiner Ruhe auf. Es bildet sich ein internationales Gebiet
einer einheitlichen Kultur, innerhalb dessen die einzelnen Völker allerdings
verschiedene Stufen einnehmen. Das Kunstgewerbe (einschliesslich der
Architektur) erreicht eine ausserordentliche Blüte; in der Technik ist
vieles später zeitweise verloren gegangen, während verhältnismäsig wenig
bedeutendes zu erfinden blieb. Die eigentliche Kunst dagegen gewann zu
Ägypten und Babylonien nur Nordsyrien hinzu; sonst hat sie überall —
höchstens noch Malta abgerechnet — den Charakter der Gelegenheits-
arbeit und des Laientums. Ein Zeitstil spricht sich nur im Kunstge-
werbe, namentlich in den Spiralen, Seetieren und den klotzigen Steinbauten
aus. Die jeweiligen ortsüblichen Formen der Industrie festzustellen ist
nicht unsere Aufgabe.
Die Bewegung, welche Dhutmes IQ. wachgerufen, kehrte schliesslich
ihre Spitze gegen seine Nachfolger. Im 11. Jahrhundert etwa entsteht —
durch welche erste Ursachen, wissen wir nicht — eine allgemeine Völker-
wanderung an den östlichen Gestaden des Mittelmeeres. Die Griechen
erzählen uns von der dorischen Wanderung und ihren Folgen,*) wie die
ägyptischen Inschriften von dem Andrängen der „Seevölker". Ägypten
hat als Grossmacht ausgespielt; der glänzende Thron der Atriden ist
unter dem Ansturm eines rohen Bergvolkes zusammengebrochen. Tapfer-
keit und Kraft wiegen jetzt schwerer als Kunstfertigkeit. Die Kunst hat
ihre Schutzherm verloren und sinkt rasch. Es muss sich eine neue Gesell-
schaft aus dem Zusammenbruch bilden.
Litteratur: Der Inhalt der vorhergehenden Seiten wurde von den «prähistorischen*
Forschem unter verschiedenen Schlagwörtern behandelt. Von den Perioden, welche sie
annehmen, schlagen hier ein: die jüngere Steinzeit oder die Zeit des polierten Steines, die
Kupferzeit (S. 201) und die ältere Bronzezeit (S. 208); wir haben die Litteratur in der Orte-
künde nach den einzelnen Ländern aufgeführt. Zur Zeitbestimmung: Montblius, om tids-
bestämning inom bronsaldem; Über die Ornamente der Steinzeit: Anthrop. Gorresp. 1875,
52 ff. Ausserdem wurden die megalithischen Denkmäler oft besprochen ; ausser der Orts-
kunde vgl. Fbboussok, rüde stone monuments, London 1872 (franz. : les mon. mdgalith. de
tous les pays, v. Hamabd 1877); über die Terminologie Sal. Rein ach, Ra. III 21, S^ ff.; vgl.
femer die in Kap. VIII S. 284 angeführte Litteratur; dann z. B. Ch. GoKHAUtB, lea mon.
mögalithiques de Solwaster, Lidge 1889.
Kap. VI. Die zweite orientalisierende Periode der Weltgresehiehte.
(1030) ca. 660—525.
{T. 6. 7.)
318. Wir haben die schwierige Aufgabe, ein Zeitalter zu schildern,
in welchem allenthalben eine völlige Zersplitterung herrschte, aus welcher
freilich in den letzten zwei Jahrhunderten ein internationaler Sinn wiederum
sich herausbildete.
*) Besonders in Morbihan, doch auch
anderswo vereinzelt: B. arch^ol. 1891 p. 39.
*) Bbloch (Rhein. Mus. 45, 584 ff.) und
BvsoiT (Griech. Qesch. J.) leugnen bekannt-
lich die dorische Wanderung, ohne welche
die Kunst- und Kulturentwicklung Gbieohen-
lands unverständlich bliebe.
Kap. VI. Die zweite orientalieierende Periode der Weltgesohiohte. (§ 318.) 491
In Ägypten folgte auf die glänzende Zeit der Ramessiden ein gänz-
licher Verfall des Reiches, wodurch zuerst Libyer, dann Äthiopen die Herr-
schaft im Lande gewannen; zeitweise geboten sogar die Assyrer über das
Nilland. Es versteht sich, dass unter ausländischen Herrschern und in-
folge der Einwanderung vieler Fremden die ägyptischen Überlieferungen
durch und durch zerrüttet wurden. Als Psammetich L das saitische Reich
begründete, war die Zersetzung der Nationalität nicht mehr aufzuhalten;
im Gegenteile gesellten sich zu den Libyern, Äthiopen und Aramäern jetzt
auch noch Phöniker, ^) Griechen und Karer. Die Einheit dieser disparaten
Elemente glaubten die Saiten in der Restauration des alten Ägyptens zu
finden. Altertümelei in Kultus, Hofstaat, Tracht, Sprache und natürlich
auch in der Kunst gilt jetzt für echt national; zumal das alte Reich er-
scheint ideal und seine Könige werden oft verehrt und porträtiert.^) So gerät
das Ägyptische in jenen Zustand starrer Verknöcherung, worin es die
Griechen finden.') Allein die Geschichte des Apries zeigt, dass Altertum
und Neuzeit hart miteinander um die Herrschaft rangen.
Die religiösen Bilder beharren in der Tradition, schon deswegen weil
in den politischen Wirren die Oberpriester der grossen Tempel an Macht
gewinnen und sich, wie einst die Könige, mit einem Stabe von Künstlern
umgeben;*) aber Necho huldigt dem Apollo der Branchiden, wie Amasis
der Athena von Kyrene und Lindos und der samischen Hera. Was die
Könige anlangt, so haben die fremden Herrscher ihre Rasseneigentüm-
lichkeiten von den Künstlern nicht verbergen lassen; überdies neuern
sie manches in der Symbolik, z. B. finden wir unter den Äthiopen eine
weibliche geflügelte Sphinx mit Armen *) und unter der fremden
22. Dynastie balanciert der König wie in Babylonien einen Löwen am
Schweife.^) Unter den Psammetichiden dagegen herrschte wieder strengste
Etikette, so dass man z. B. die unreinen Hirten zu gewöhnlichen Ägyptern
veranständigen musste.^)
Nachdem die Riesenbauten der Ramessidenzeit vorbei waren, konnte
die Plastik wieder einige Selbständigkeit gewinnen. Die offizielle Plastik
in hartem Stein geht ihren ausgefahrenen Weg weiter und wir haben an
den Sphinxen der nicht ägyptischen Herrscherfamilien nur den fremd-
artigen Gesichtsschnitt zu erwähnen.^) Daneben macht die Technik in
bisher wenig benützten Stoffen Fortschritte; aus der Zeit der Fremdherr-
schaft sind gerade Bronzefiguren ^) und die prächtige Alabasterstatue
*) Tvgiüfy atgaronedoy in Memphis: He-
Tod. 2, 112; Cfaalcedonkegel mit Dagon und
Derketo: Layabd, recfaerches T. 22, 7 a, vgl.
8tabk, Gaza S. 309 f.
^) WiEDRMANK, ftgypt. Grescfa. 1, 165 f.
168. 170.
s) Plato leg. 656 de; Diod. 1, 98, 7. 8.
«) Erman 1, 155. 554.
^) Von der Königin Mnt-Net*emt : Gham-
poiXTON, lettres au dnc de Blacas T. 1.
*) Gemme: Maspbbo, Ztsch. f. ftg. Spr.
1879 S. 63 ; Pehbot 498. Unter der folgen-
den Dynastie heisst er Stier wie in Assyrien
(Piancfai-Siele).
') Lkpsius 2, 127. 131. 132; vgl. Wibde-
XAKN, Herodots 2. Bach S. 871.
^) Z. B. Smendis and Taharqa; Tochter
der Ameniritis in Berlin 7972. Die Holzplastik
(Herod. 2, 181—2) kennen wir nicht.
^) 1. Mit Silber inkrastiert, aas Zagazig
(Samml. Demetriu in Athen): Maspebo, Ga.
8, 185 ff. T. 33. 34; 2. des Königs Osorkon 1. :
Lanzoite, Atti d. r. accad. di Tor. 11, 459 ff.
T. 1 (linker Vorderarm mit Gefäss vorge-
streckt); 8. der Prinzessin Earomama, da-
masciert, im Loavre: Piebret, cat. de la
492
Elaamflche
e. n. Qaflehiohte dar alten Kiuuii.
der Äthiopenkönigin Ameneritis hervorzuheben. >) unter der saitischen
Dynastie wird die Bearbeitung des traditionellen harten Steines mit neuem
Eifer aufgenommen; doch scheint man die Einfachheit der guten alten
Zeit meistens nur in einem düsteren fast schwarzen Granit, nicht in den
roten und grünen Arten gefunden zu haben. Es galt jetzt, den alten Stil
wieder zu erneuern, eine Aufgabe, welche die Künstler mit Gründlichkeit
anfassten. Sie glaubten gewiss im alten Stile zu arbeiten, brachten aber
etwas Neues zu stände. Die alten einfachen Stellungen (ruhiges Sitzen
und Stehen mit vorgesetztem linken Fusse) behielten sie natürlich bei,
aber sie trennten die Beine weiter voneinander. Der Leib ist nicht mehi*
ein stereometrischer Körper, sondern man sieht wenigstens das Bemühen,
einen lebendigen nachzubilden. Nicht alle Künstler sind freilich gleich:
Die einen vernachlässigen Hände und Füsse, andere versuchen eine Be-
lebung der Zehen, indem sie die grosse Zehe wegspreizen und aufrichten.
Die Proportionen werden neu geregelt.^) Unter den Granitstatuen ragt
der kopflose Horus des Louvre hervor,') eine schlanke, aber muskulöse
Gestalt, stehend, nur mit einem Hüftenschurz bekleidet, die beiden Arme
gesenkt, die Finger gekrümmt, den linken Fuss vorgesetzt; aber noch
haftet die Gestalt an einem Pfeiler. Dass in weicheren Steinen erfreuliches
erzielt wurde wie die Steinfigur des knieenden Nechtharheb im Louvre,^)
ist noch weniger zu vei-wundem. Was die vorhergehende Zeit gepflegt,
wird ebenfalls weitergeführt. Die Bronzetechnik blüht fort und wird
durch Inkrustation und Email malerisch verschönert.^) Hier treten für
uns die verschiedenen Richtungen der Zeit vielleicht am deutlichsten her-
vor. An der einen Gruppe fühlt man, wie der Künstler gewandt, wenn
auch immerhin stilisierend das Thonmodell geformt; nicht bloss Genre-
bilder, ^) wie im alten Reich, sondern auch heilige Tiere und sogar Götter
selbst^) sind befriedigend ausgefallen. Eine zweite Gruppe weist kon-
ventionelle Typen auf; von ihr würde sich die archaisierende abzweigen,
von welcher bereits (S. 439) die Rede war. Konventionell sind natürlich
am meisten die zahllosen Uschebte (S. 434), welche die saYtische Zeit dem
Toten scharenweise beigab. Die meisten bestanden aus blauer oder grüner
Fayence, verschiedene jedoch aus Holz, Bronze, Kalkstein oder Alabaster.
Indem wir die Figuren aus kostbarem Material, weil sie uns nichts Neues
lehren, übergehen,®) möchten wir hervorheben, dass die Vorliebe für den
salle bist. p. 15 Nr. 23; 4. mit Gold einge-
legt, aoB dem Anfang der 23. Dynastie
(WiBDBXAirii, ftg. Gesch. S. 561); zu ver-
gleichen ist eine goldene, mit Lapislazuli u.
Glaspasten eingelegte Göttergruppe aus der
Zeit Osorkon*s II. (Pbbbot 571).
*) In Gizeh, auf Granitbasis: Psbbot
481; Album du Mus^e de Boulaq T. 65;
Gbbbns, fouilles h Th^bes 8a; Dresdner Ab-
guss. Das Schema ist das alte der stehen-
den Mftnnerstatuen.
') Ein Stehender = 23 Mittelfinger, ein
Sitzender =19.
*) Pebbot 484.
*) Pbbbot F. 483.
^) Bronzekopf des Amasis in Gizeh ; sehr
kunstreich Ammonsfignr mit Inschriften und
Verzierungen von Gold und Weissgold, aus
der Zeit des Amasis; Eönigsstatuette mit
Augen und Verzierungen von Silber (26. Djn.):
Abundalb a. BoKOMi, GaU. of ant. T. 3, 4
u. 46, 168.
*) Z. B. ein Neger, abgeb. bei Mitchell
p. 18.
') Pbbbot 34-37. 482. 490. 491. 511.
^) Äffin aus Silber: Catlus, recneil VI
T. 16, 1. 2; im Labyrinth soll eine 9 Ellen
hohe Statue des Serapis aus Smaragd (grOnem
Glasfluss?) gestanden sein: Apion fr, 8.
Kap. Tl. Die sweite orientaliBierende Periode der Weltgeaohiohte. (S 318.) 4d3
Alabaster fortdauert; unter den ältesten Statuen, welche man in der grie-
chischen Faktorei von Naukratis gefunden hat, befindet sich ein Torso in
der oben beschriebenen Haltung des Horus, doch ohne Rückenpfeiler, aus
orientalischem Alabaster gefertigt.^)
Die Existenz einer Tafelmalerei ist durch Herodots Nachricht
(2, 182), dass Amasis sein Bild nach Eyrene schickte, gesichert. Diesen
Bildern stehen wohl die erhaltenen bemalten Holzstelen am nächsten.')
Bei den unsicheren Verhältnissen im Lande konnte die Bauthätig-
keit, abgesehen von Erneuerungen der alten Tempel, keine grosse sein
und überdies traf die zerstörende Hand der Sieger die Bauten der letzten
Dynastie am meisten. Immerhin wurde unter Verwendung von Gefangenen')
einiges ausgeführt, doch nichts von Erheblichkeit.^) Die schmückenden
Keliefs bestätigen die oben gegebene Charakteristik der Zeit; den konven-
tionell altertümelnden und nach Art der Bilderschrift behandelten ^) stehen
manche lebensvolle oder doch mit einigen lebensvollen Zügen ausgestattete
Bilder gegenüber.*) Es scheint, äass jetzt zwischen den Säulen den
griechischen Metopen vergleichbare Reliefplatten aufkommen. 7) Neu ist
der Versuch, aus einer Holzplatte ä jour eine Figur herzustellen, die sich
von der andersfarbigen Wand abhob.®) Auch finden wir, wie gleichzeitig
in Assyrien, Thüren mit getriebenem Bronzeblech bedeckt.®)
Das Kunstgewerbe dieser Periode wird jetzt allmählich durch Petrie's
Ausgrabungen bekannt; nur muss noch Naukratis' Stellung hinsichtlich
seiner Selbständigkeit genauer präzisiert werden; als die Griechen sich
dort niederliessen, hatten sie viel eher zu lernen als zu lehren.*^) Was die
Schmucksachen betrifft, verweisen wir einstweilen auf Äthiopien (S. 495).
Unter~;der 20. bis 25. Dynastie kommen bemalte Alabastergefösse mit
Lotosverzierungen auf;^^) an diese schliessen sich wohl als billige Imitationen
die zahlreichen mit Weiss überzogenen Thongefasse von Naukratis an.
Dieselbe Stadt liefert noch verschiedene Sorten von Gefassen, deren Pro-
venienz jetzt noch nicht mit Sicherheit festzustellen ist, namentlich grau-
braun glasierte Vasen, auf welche in Scharlach oder Purpur und Weiss
Lotos und Mäander gemalt zu sein pflegen, sodann Vasen, welche so plan-
mässig ein System von Linien überzieht, dass man von geometrischem
Stil sprechen darf, drittens eine ungeheuere Zahl von gelblichen Gefassen,
welche ein oder mehrere Streifen schwarz oder braun gemalter Tiere
*) Naukratis I T. 1, 4; Robihbon, Mu-
fieum of fine art, Boston, 13. annaal report.
') Stele des Osorkon 1., Brachstücke in
Turin (Atti d. r. accad. di Torino 11, 463 f.
T. 2) und der Vaticana.
') Odyssee 14, 272; Wibdbmahk, äg.
Gescliichte S. 654.
*) Kleiner Bau des Taharka in Kamak :
Pbissb, mon. ög. T. 31—84; monolithe
Tempel in Sais und Bntas: Herod. 2,
155. 175.
') Dorfschaften in der S. 465 erw&hnten
Weise angezeigt: unter Scheschonql., Mbybb
S. 882.
•) Z. B. Pebbot 485. 486; Mitohell 8.
876 = Mabibttb, mon. div. T. 85.
^) Von Psammetich IL, in Wien.
") Isis, aus dem Anfang der 28. Dyn.,
in Bologna.
*) Z. B. von Psammetich IL, in Gizeh
(Bbuosch, recueil 1 T. 10, 7); Amasis (ehend.
10, 8; Wibdbmakn, äg. Gesch. S. 657); fiber
die Thore Thebens Baten bei Steph. Byz.
Jtoanohg,
'^) Bei Eorinth wurde ein Gefftss in
Form eines behelmten Kopfes mit der Car-
touche des Apries gefunuen (Ga. 6, 145 ff.
T. 28).
»0 Nebesheh T. 1, 41. 2, 81.
494
SlaaaiBohe Itnnsiaroiiftologie. tl. Öeachiohte der alten Kirnst.
(Löwen, Stiere, ägyptische Ziegen) umgibt, während die leeren Felder mit
Linienomamenten oder Rosetten ausgefüllt sind; wir sehen dabei eine
Entwicklung von einer weniger geregelten Dekoration, in welcher die Tiere
noch nicht recht stilisiert und die Füllung der Felder noch nicht durch-
geführt ist, zu einem bewussten System; dieses gewinnt früher in dem
obern Friesbande als in dem Hauptbilde die Herrschaft. Die Fayence-
industrie geht sehr lebhaft in Skarabäen und Schmuckstücken.^) Die
Elfenbeinschnitzerei dauert naturgemäss fort.*) Asiens Figurenweberei
wird im Lande selbst aufgenommen.^) Eine nähere Untersuchung dieser
vernachlässigten Partie wird manches kunstgeschichtlich Wichtige (z. B.
eine bronzene Situla mit Streifen getriebener Figuren)^) beibringen imd
darthun, dass das Kunstgewerbe in höchster Blüte stand; nach der Na-
tionalität der Arbeiter frugen die Ägypter gewiss nicht. Griechen, Phö-
niker^) und Aramäer werden darunter gewesen sein; die Sache war doch
„in Ägypten gemacht'' und fand darum schon Absatz.
Auch die Länder am oberen Nil wai*en damals nicht mehr passive
Bezugsquellen. Etwa um das Jahr 1000 mag Nubien verloren gegangen
sein und nun entwickelt sich ein Reich, welches von den Griechen Äthi-
opien genannt wird und zu seinem Kern das Land der über das rote
Meer eingewanderten hamitischen Easch oder Eesch (hebr. Kusch, jetzt
Bedscha) hat. Schon unter der 18. Dynastie liefern diese den Ägyptern
die kunstvollsten Goldarbeiten, selbst Goldfiguren, weil ihr Land an dem
Metalle Überfluss hatte; auch die Schreinerei und die Webekunst haben
schöne Erzeugnisse aufzuweisen.®) Offensiv finden wir die Äthiopen in
Ägypten selbst ungefähr 800 — 663 v. Chr. Die einheimische Hauptstadt
war zuerst Napata, später Meroe, welches am oberen Nil zwischen Berber
und Chartum lag (S. 82). Während Äthiopien selbst an Naturschätzen (Gold,
Silber, Eisen und Kupfer, Edelsteinen und Ebenholz) reich genug war,^)
ahmten seine Fürsten den Pharaonenhof nach. Ln Reiche von Napata war
die Schriftsprache ägyptisch oder sollte es wenigstens sein, *) erst von den
Königen Meroes wurde das Äthiopische mit Hieroglyphen oder demoti-
schen Buchstaben geschrieben. Auch die Religion scheint gleich gewesen
zu sein.
Ähnlich dürfte es sich mit der Kunstthätigkeit verhalten haben. Doch
ist über diese in Ermangelung eigentlicher Ausgrabungen nichts Sicheres
zu sagen. Der Ziegelpyramiden und Mumienkästen geschah bereits S. 445
Erwähnung. An einem Felsentempel Taharqa's in Barkai fallen die Pfeiler-
figuren des Gottes Besä auf, Vorläufer der stützenden Silene Griechen-
lands.») Von dem Kunsthandwerk, das den Griechen imponiert zu haben
') Fabrik in Nankratis: Pbtrie I S. 36 ff.
T. 37; Halsband: Nebesheh T. 7, 1.
^) Z. B. Mann mit zwei geflügelten Stein-
böcken an einer Palme: Naukratis S. 41.
^) Leinenpanzer bei Herodot (3, 47) be-
schrieben, s. auch Ezech. 27, 7.
*) Caylus, recueU VI T. 14. 15.
^) Z. B. phönikisches Siegel in Naukratis
T. 20. 17.
^) Grab des RechmfirS : Hoskins, travels
in Ethiopia p. 328 ff.; Wilkihson I T. 4;
Bild^vom König ^jnentatSnch: Lepsius III
117. 118.
') Diod. 1, 33, 3; abweichend Herod.
3, 23.
») Maspebo, Tr. b. a. 4, 213 ff.
^) liEPsnis, Denkm. 5, 6; Mbysb, Gresch.
d. alten Äg. S. 359. Herodot erwfthnt auch
eine Grabstele aus „gegrabenem Glas' (3, 24)
Kap. VI. IHe zweite orientalislerende Periode der WeltgeBohiohie. (§ 819.) 495
scheint, *) gibt der in Berlin befindliche Schmuck einer Königin einen an-
sehnlichen Begriff.')
Litteratnr: § 48; Lkfsiüs. Denkm. 1, 132 £f. 5, 1 ff.; Sah. Bibch, on some mon. of
the reign of Tirfaakah, Tr. s. b. a. 7, 193.
319. Die politische Geschichte Syriens und Palästinas hat in
diesem Zeitraum, nachdem David und Salomo eine Art Nachspiel zu der
glänzenden Ramessidenperiode geliefert, nur zu erzählen, wie das in ver-
schiedene Reiche zersplitterte Land zwischen Ägypten und Assyrien oder
Babylonien hin und herschwankte; die Propheten stellen diesen traurigen
Zustand noch anschaulicher dar als die geschichtlichen Daten. Wenn nun
auch kein David und Salomon und kein Chetafurst mehr einen Einheits-
staat oder Staatenbund bildete, befand sich das Land doch bei dieser
Kleinstaaterei anscheinend sehr wohl. Die Blüte der Gewerbe dauert fort
und überdies entwickelt sich jetzt ein ausserordentlich schwunghafter
Handel, welcher vorwiegend den Phönikem zu gute kommt. Der gross-
artige Austausch von Manufakturen und Naturerzeugnissen aller Länder
zwischen Indien und Karthago ist von den Propheten Ezechiel (K. 27)
im einzelnen geschildert.') Auch die Syrer thaten sich um; als 'Omri von
Israel mit Damaskos Frieden schloss, musste er dieser Stadt einen Fondaco
in Samaria zugestehen.*) Unbeschadet der schwankenden politischen Sym-
pathien wandte sich die Kunstfertigkeit Kanaans und Syriens ziemlich
gleichmässig nach Ägypten, gewiss deswegen weil Mesopotamien eher ex-
portierte als einführte, während die ägyptische Fa9on nicht bloss den Ab-
satz in Ägypten, sondern auch den in den nordwestlichen Ländern er-
leichterte; man verehrt sogar den ägyptischen Arbeitergott Ptah.*) Bei
alledem mengten die Arbeiter doch ihre semitischen Anschauungen oft
genug hinein. Die beiden israelitischen Königreiche, wo Ackerbau und
Viehzucht überwogen, scheinen an dieser grossen Exportindustrie nicht be-
teiligt gewesen zu sein.
Die heidnischen Bewohner Syriens nehmen jetzt vielfach ägyptische
Kulte an; die Sphinx in der Auffassung der Ramessidenzeit (S. 456), die
geflügelte Sonnenscheibe«) mit der Uräusschlange, die Nilbarke,') der
Scarabaeus, Nilschlüssel und der fratzenhafte Gott Bes blicken uns über-
all entgegen; aber sie gliedern sich wie selbstverständlich in die Dämono-
logie Asiens ein. Ob die Stadtkönige schon jetzt die ägyptischen Herr-
scherinsignien annahmen, dürfte zweifelhaft sein; fest steht nur, dass dies
in der Perserzeit geschah, wo man die Pharaonen ungestraft nachäffen
konnte.*) Doch mögen sie schon früher begonnen haben, sich in Mumien-
*) Id Meroö waren einst 4000 artificea
(Plin. n. h. 6, 186); geschnittene Steine statt
der Münzen: Herod. 7, 69; Eryxias p. 400b.
^) Berlin, .Äthiop. Sammlung".
') Kurz sagt Herodot am Anfang seines
Werkes das gleiche.
*) 1 Könige 20, 34.
^) Thonfignren ans Tortosa : M. Nap. 19,
1 — 3. Über Ägyptisches ans der Zeit Nechos
BsvAK, mission S. 27 f. 179. 545.
•) Rbhak, miss. T. IV 4 (8. 26). IX.
XXXII p. 6. 7.
^) Siegel aus Marathos: Lbvy, Siegel u.
Gemmen S. 27 T. 2, 10.
^) S. die tyrischen und sidonischen Mün-
zen. Vielleicht gehören hieher die Statue
von grauroter Lava aus Sarepta (MusÖe Na-
pol. III T. 18, 1), ein moabitisches Reb'ef fdas.
T. 28, 1) und verschiedene geschnittene Steine
(Levy, Siegel u. Gemmen T. 1, 1. 3. 2, 11. 3,
6. 7. 7 a. 9. 10; das Siegel Abibals soll aller-
dings nach DB LuTKBS, num. des satr. T. 13,
1 von dem Vater Hirams sein).
496
KlasBisohe Koiuitarohftologie. II. OeBchiohte der alten Kimait.
kästen beisetzen zu lassen.^) Über die babylonischen und syrischen Phan-
tasiegestalten wurde das wichtigste schon früher mitgeteilt; aber eine
Durchmusterung der geschnittenen Steine mit phönikisch-aramäischen In-
schriften ergibt eine wichtige Nachlese. Wir finden dort pferdefüssige
Männer (nach den Griechen Silene zu benennen), Harpyien und bärtige
Sphinxe mit Kopfbedeckung.^) Die vierflügeligen Wesen finden jetzt aus-
drückliche Erwähnung.^)
Da die schriftlichen Quellen sehr wenig Unterstützung gewähren,
lässt sich die Eunstthätigkeit noch nicht mit voller Sicherheit schildern;
so manches mag erst der Perserzeit angehören. Die statuarische
Kunst hatte vermutlich im allgemeinen nur für religiöse Zwecke zu
arbeiten. Es gab Götterbilder von Holz, Silber, vergoldetem Holze oder
Stein in den verschiedensten Grössen bis zum Koloss hinauf.^) Doch da-
von entführten die Assyrier und Babylonier vieles, *) noch mehr zerstörten
die orthodoxen Könige innerhalb des Gebietes der Hebräer. Letzteren
imponierten aber die Bildwerke von Tyros doch.^) Um die Götterfiguren
gruppierten sich Porträtstatuen der Weihenden. Häufiger wurden natür-
lich kleine Figuren aus Bronze und Terrakotta angefertigt. Man wird
eine Anzahl erhaltener grosser und kleiner Porträtfiguren dem Zeitalter
zurechnen dürfen.') Der Norden liefert ausser ein paar Bronzen*) Rund-
figuren in ziemlich beträchtlicher Anzahl: Götter- und Königsbildnisse aus
hartem Stein, welche zum Teil hethitische und aramäische Inschriften tragen.
Lehrreicher ist jedoch die Abbildung des Gottes von Heliopolis, wo der
Unterleib einer runden Säule gleicht, während zu beiden Seiten ein Tier
steht. ^^) Die berühmte Sardanapallosstatue, deren Bild man auf Münzen
von Tarsos zu erkennen glaubt, stand wahrscheinlich auf dem Grabdenk-
mal Dümüktasch bei Tarsos. ^^) So dürftig das aufgezählte Material ist,
genügt es doch, um den Fortschritt zu strengerer Stilisierung erkennen
zu lassen. Die Haare werden zuerst an den Enden gelockt,^') dann in
kleine regelmässige Löckchen gerollt, '5) da unter den Syrern des Alter-
*) Eschmanazar von Sidon (M. Nap. T.
16, 1, Pbbbot f. 86 mit Ägyptischer Frisur
und Pectorale; nach Schlottmakh, die In-
schrift Eschmunazara 1868 S. 35 ff. 387/6 v.
Chr., jedoch nach Ra. 42, 225, 2 die Form
des Kastens aus der Zeit der 25. u. 26. Dy-
nastie; M. Nap. 16, 2. 17, 2; AA. 1889 S. 47
(einer mit Hieroglyphen und phönikischer
Inschrift); Gesicht am Deckel von Thon-
Sarkophagen: Perbot III S. 139.
«) C. Inscr. Semit. II T. 6, 80 (7. Jahrh.J;
das. 6, 78 (7. Jahrh.); das. 5, 101.
») Ezech. 1, 6. 12; vgl. Isai. 6, 2; Phö-
nikischer «Eronos": Sanchuniathon heiPhilon
(Frg. hist. Gr. III p. 569, 26).
*) Esai. 30, 22; Osee 8, 4. 5. 11, 5. 13,
2; kolossaler „Apollo* in Tyms: Plut.
Alex. 24.
*) Z. B. Osee 11, 6.
•) Ezech. 26, 11.
^) Steinfiguren: Pbrbot F. 302. 306-7;
Rbnan, mission T. 21, 1 (Reiter); Terrakotta-
figuren: Hbüzet, terrescuites duLouvre T. 5
(Viergespann). 11, 5 (sitzende Frau mit Vogel).
12, 6 (Gelage); M. Nap. 19, 1—8. 21, 1. 23.
1-3. 24, 1—3. 25, 1. 2; Bronzen: Pkbbot
F. 277 (M. Nap. III T. 21 : Krieger aus Tor-
tosa). 278. 304. 319—20 (aUe drei auf
Zapfen); Mabmoba, Mem. deir acc. di Torino
1854 p. 185; Cat. Raife Nr. 551; eine im
Museum von Aachen; Elfenheinfignr: Pbb-
bot 409.
«j M. Nap. I 4; Ra. 1879 II T. 25.
*) Statue des Hadad: Ausgrah. in Sen-
dschirli T. 6 u. S. 84; Statue Panammü's:
das. S. 54. 55; zwei Statuen und eine Dop-
pelfigur aus Gerdschin: das. S. 44 ff. m. Abb.;
Berliner Abgüsse 166—8.
>o) Ra, III 8 T. 26, vgl das. 8. 67.
>>) Laitglois, Ra. 10,527 ff.; S. 90.
1*) Pbbbot F. 21 (Bes im Louvre); 145
(Wagenlenker). 341. 342.
>') Terrakottasarkophag: Pbbbot F. 130.
Sap. VI. Die zweit« orientalisierende Periode der WeltgeBohiohte. (§ 319.) 497
tums krauses Haar gewöhnlich war, ^) die Körper straffer angespannt, die
Schultern wagrecht empor gezogen und die Stellungen wie in einem Tum*
oder Tanzkurs geregelt, während vorher die Füsse parallel gestanden
hatten ; *) z. B. finden wir hier den Typus, der uns in den altgriechischen
Werken oft begegnen wird: Eine Frau hebt mit der Linken ihr langes
Gewand auf, weil sie den Fuss zum Gehen vorgesetzt hat, und hält eine
Blume in der Hand.^) Im Sitzen drückt sie eine Taube zärtlich an die
Brust.*)
Dies ägyptische Vorbild bewii*kt, dass nun die Plastik zur Baukunst
in engere Beziehungen tritt. Der Grabbau zu Amrith war, wie ein ägyp-
tischer Tempel von Löwen, deren Vorderteil aus dem Gebäude vorsprang,
bewacht;^) die mehr oder weniger gelungenen Löwen- und Sphinxstatuen
hatten wohl einen ähnlichen Zweck. ^) Für den Norden erweist den
gleichen Geschmack der basaltne Löwe von Marasch, der bei seiner un-
natürlichen Stilisierung komisch wirkt. '') Die Bauten sind uns wieder sehr
einseitig bekannt; ausser ein paar kleinen Heiligtümern gibt es im Süden
nur Grabkanmiem und Grabbauten, deren Datum sehr bestritten ist. Die
Fürsten Phönikiens errichteten sich nach ägyptischem Vorbilde noch bei
Lebzeiten ihre Grabmäler;^) die Beschreibungen jüdischer Paläste sind
leider nur oberflächlich gehalten.*) So kennen wir von der architekto-
nischen Plastik eigentlich nur zwei Reliefplatten von Alabaster aus Ara-
dos, welche ein Greifenpaar, eine Sphinx mit ägyptischer B[rone, den hei-
ligen Baum und Palmettenreihen in der Weise der babylonischen Bunt-
weberei verbinden. 1^) Ln allgemeinen jedoch beschränkt sich die Ver-
zierung so ziemlich nur auf hübsche Profile ägyptischen Geschmacks; an
Säulen kommt das Lilienkapitell Babylons vor.^^) Der Metallschmuck fehlt
auch jetzt nicht, wie eine bronzene Löwenmaske mit kranzartiger Mähne
beweist. 1*) Das farbige Glas trug gewiss zur Polychromie der Architektur
bei, wenn auch die Griechen nur von einem grossen Pfeiler aus „Smaragd*
erzählen.^') Sonst gibt es Grabsteine, bei denen wir uns nicht aufzuhalten
brauchen, und eine Anzahl Votivreliefs; sie repräsentieren rein ägyptische
Arbeit **) und nordsyrischen Stil.'*) Im Norden liegt die Entwicklung deut-
*) Anon. de physiogn. 14. *^) Rknan, mission T. 4, 7. 8; Pbbrot F.
«) Z. B. Terrakotta: Pbbbot F. 143.
*) Heuzet, terrescoites T. 12, 4. 5 (aller-
dings auf Rhodos gefunden, m. Text); Persot
F. 142. 345.
*) Pkbkot f. 20 (Terrakotte im Lonvre).
73. 78; PiETSCHMAHK, Phönizier S. 178; Ro-
settenfelder, aus Qebeil: Renan T. 20, 4;
Fragment mit Löwe : Renan p. 175 = Peebot
F. 309; Uraeua, Halbmond und Scheibe an
einer tvrischen Säule: M. Nap. 18, 2; ahn-
'*) Renan, mission T. 13; Pebbot 437; 1 liehe Embleme an einem Tempelchen von
unterer Teil eines Löwenleibes aus Byblos:
Renan T. 20, 2 S. 175; spÄter in Um-el-Awa-
mid : Renan T. 55.
•) Löwe von Granit: Perbot F. 310;
Sphinx aus der Ammonitis: Ra. 1864 I 64;
schöne Sphinx aus Um-el- Awamid : Renan
56 (vielleicht schon etwas jfinger).
') Mit hethitischen Hieroglyphen, in
Konstantinopel : abgeb. Wbioht, emp. of the
Hitt 2. A. T. 27 ; Perbot F. 275.
*) Ezech. 28, 13; Inschrift des Eschmu-
nazar.
») I Reg. 22, 39; vgl. Amos 3, 15.
Amrith: Renan T. 9; Thüre von üm-el-
Awamid: Renan T. 52; Fries von Uraeus-
Bchlangen an zwei Tempelchen von Amrith:
Renan p. 68 ff.
»») Renan T. 34.
*') Perrot F. 137; „eherne Mauer **,
«ehernes Thor** gebrauchen die Propheten
bUdlich.
»») Theophr. lap. 25.
^^) Aus Byblos, im Louvre: Perrot
F. 282.
'*) Stele von Amrith : Perrot P. 283 (da-
bei jedoch ägyptische Embleme); nicht weit
Bftndbnch der klAwi. AUortiinMwlfWf>u8«*haft. VI. 32
498
KhuNdaobe Snnstaroliftologie. H. Oeaehichte der alten Sunai.
lieber vor. Auch hier tritt nach dem Sturze des Chetareiches ein Nieder-
gang ein, der durch die flüchtigen Flachreliefs von Marasch veranschau-
licht wird, ^) zu denen architektonische Löwenfiguren sich stellen.*) Dann
folgt eine Periode neuen Aufschwungs. Die Figuren werden mehr rund
herausgehauen und der Künstler bemüht sich, ihnen ein kraftstrotzendes
Aussehen zu geben; 3) schliesslich werden die muskulösen Olieder, Haar
und Bart nach assyrischer Weise stilisiert.*) Die hethitischen Hieroglyphen
erfüllen den leeren Raum und drängen sich wie bei den Ägyptern in die
Darstellungen ein. Nach altem Herkommen bleiben die auf ihre Tiere
tretenden Götter*) und die Schnabelschuhe. Wir finden Sphinxe, Greife
und die geflügelte Sonnenscheibe. Die Alabasterskulptur hat in Tarsos
ein Denkmal hinterlassen.^) Wie wir früher die Bienenkorbform der
heutigen Bauernhäuser zu erwähnen wagten, so sei hier mit Rücksicht
auf den Westen eingeflochten, dass wenigstens in arabischer Zeit nachge-
wiesen werden kann, dass von der Decke Strausseneier zur Zierde herab-
hängen.'')
Die Kunstindustrie stand, wie bemerkt, in voller Blüte; leider
werden die Schriftquelien ®) durch Originale nicht genügend ergänzt. An
Juwelierarbeiten haben wir ein vergoldetes Kupferblech mit getriebenen
Tierfiguren, ^) kleine figurierte Plättchen i^) und ziemlich zahlreiche Siegel-
oder Amuletsteine,^^) welche oft die Form eines Scarabaeus oder Ska-
rabäoiden haben.**) Die Möbel scheinen in ägyptischem Geschmacke ge-
arbeitet worden zu sein.^^) Das kostbare indische Ebenholz gab Kämme
ab, deren Platte eine asiatische Sphinx oder ein Löwe in Relief zierten.'*)
ab liegt das moabitische Fragment (Febbot
F. 316). Beide mögen älter sein.
') HuMANK u. PucHSTEiN, Reisen T. 45,
2. 47, 2—4 (5. 6 Übergang zum zweiten Ab-
schnitt). 49| 4. 5; Berl. Abg.
») HüMA»N T. 48, 1. 2.
») Rumqilah: Ga. VIII T. 22 S. 121 ff.;
aus Biredschik, in London : Tr. s. b. a. VII T.
zu S. 250; Earkemisch-Dscherablus: das. VII
T. Jl; Am. J. 4, 172 ff. T. 8/9; Pbreot IV
F. 390 ff.; Pebrot F. 276 ff. Die Reliefs von
Sendschirli werden demnächst veröffentlicht.
*) Löwenjagd mit Rosetten im Felde,
ans Saktsche-Gözu (Stoff Dolerit), in Berlin
(Abguss 203): Humann T. 46. Lieber möchte
ich aber dieses Werk in die persische Pe-
riode setzen.
^) Nicht alle werden 6ött«r sein; denn
auch der Schützling eines Gottes »wird auf
einen Löwen und einen Drachen treten*
(Psalm. 90, 13).
") Platte mit Stier, im britt. Museum:
Jahrb. 1, 127.
'') V. Kbemeb, Sitzungsber. der Wiener
Akad. 5, 92.
») Ezechiel (28, 13) entwirft ein prunk-
volles Bild von der äusseren Erscheinung
des tyrischen Königs. Im technischen
waren den Griechen die Phöniker noch zu
Herodots Zeit überlegen (7, 96).
•) Mus^e Napol^n III T. 21, 4.
*^) Bronzen mit Gravierung in Berlin:
Ausgrab, in Sendschirli S. 43; silbern, mit
zweisprachiger Inschrift aus Tarsos.
^0 Clebmont-Gakneau. sceaux et cachets
isra^lites, phöniciens et sjrriens, Paris 1883;
vgl. Lajabd, culte de Mithra T. 68, 15. 69,
3. 34, 14 u. ö.; db Vooüi, Ra. n. s. 9, 432 ff
m. T. 14-16; 44 T. 34; A. 1883 T. F 25.
28; B. 1875 S. 42. 67 ff.; Am. J. 2, 155 f. m.
Abb|; Pbbbot III F. 423 ff. Die Steine mit
aramäischen Inschriften sind im C. I. Semit.
T. 5. 6 zusammengestellt; Gemmen der He-
bräer: EiCHHOBN, Comm. soc. Gott. rec. 11
p. 18 ff.; mit hethitischen Inschriften : Cylin-
linder mit assyrischer Inschrift (die Götter
treten auf je zwei geflügelte Tiere; Stein-
böcke und Palmen) im Museum Fol (Duval,
Am. J. 2, 132 ff. Abb. S. 133; The illustr.
London news 1889 Nr. 2622 p. 74; Thon-
siegel : Pbbbot F. 373 -4, Cybnder 377 ff.,
Gemmen 375-6.
»0 Ra. 1868 I S. 433 f. T. 14; Siegel aus
Aleppo mit eingraviertem Scarabaeus : Tr. b.
a. 7, 261, 1. Obsidian in Messerform wird
noch immer geschätzt (Am. J. 3, 63).
^^) Ruhebett in Gestalt eines stehenden
Löwen: C. I. Semit. II T. 13.
") Pbbbot F. 417—9 (in Ägypten oder
Kap. Vt, Die zweite orientalislerende Periode der Wettgeeohiobte, (g 320.) 499
Von der Buntweberei wissen wir nur, was Ezechiel angibt J) Die Deko-
ration der Thongefässe beschränkt sich auf Ornamente, doch ist bereits
ein geometrisches System erkennbar; die Phöniker haben diese Gefasse
bis Assyrien exportiert.') Aber Bronzegefässe kamen auch im gewöhn-
lichen Hausrate vor.^) Die Metallarbeit ist überhaupt in lebhaftem Be-
trieb; die Patinäer steuern dem Salmanassar, der auch sonst sehr viel
Metall aus Syrien zog, Bronzeblech. Aus Glasflüssen verstehen die Phö-
niker Glassgefasse in verschiedenfarbigen Mustern herzustellen.^) Vielleicht
haben diese zur Ausbildung eines geometrischen Stiles viel beigetragen.
Kugeln, Gylinder, Knöpfe, Gefässchen und Masken desselben Stoffes bil-
deten bunte Geschmeide.^)
Litteratar: S. 421; Febbot Bd. III. IV; Hxlbio, das hom. Epos S. '21 ff.; über
die Enltar nach den Inschriften Pbllsgbini, stadi d'epigrafica fenicia, Atti d. accad. di Pa-
lermo, P. 1891.
320. Die Insel Cypern, auf welcher die Phöniker an mehreren
Punkten festen Fuss gefasst hatten, drückt uns ihre Sonderstellung schon
dadurch aus, dass die in der Mehrheit befindlichen griechischen Einwohner
nicht das Alphabet ihrer Nachbarn annahmen, sondern eine eigene Silben«
Schrift, wohl in Anlehnung an die nordsyrischen Hieroglyphen, sich bil-
deten. Man wird sich Phönikien und Cypern im Konkurrenzkampf denken
müssen. Beide lagen ja an der üblichen Schiffahrtslinie zwischen Ägypten
und Europa; durch vortreffliches Bauholz wurde auf dem letzteren der
Schiffsbau sehr begünstigt und so ist es natürlich, dass die Kyprier leb-
haften Handel trieben*) und, soviel als möglich, selbst die Manufakturen
für die Ausfuhr anfertigten. Die Lage im Meere erhielt jedoch die Insel
nicht unabhängig. Im Jahre 709 huldigten mehrere Städte dem assyri-
schen König Sargon und errichteten ihm 707 eine noch erhaltene Stele; ^)
auch Asarhaddon gebot über sie. Amasis verbindet die Insel mit Ägypten,
bis sie Kambyses in das persische Reich einbezieht. Nichtsdestoweniger
schonte die Kriegsfurie das Eiland Aphrodites, wodurch sich viel mehr
als auf dem Festlande erhalten hat. Ausserdem flössen die Hilfsquellen
des Landes nicht in eine Residenz zusammen, sondern nachdem der frühere
Einheitsstaat zerfallen, standen die einzelnen Städte, ähnlich wie die des
Festlandes, unter sogenannten Königen; daneben traten gleich dem späteren
Ägypten die Tempelpriesterschaften mächtig hervor, z. B. war der Astarte-
tempel von Kittion durch die eigenen Bauleute errichtet.®) So verteilen
sich die Kunstarbeiten über die ganze Insel ziemlich gleichmässig. C3rpern
gehört mit dem gegenüberliegenden Festlande in der Kunstthätigkeit wie
in der Religion und in der Tracht zusammen.^) Aber zeitweise wirkte
Syrien erworben); nach de Longpörier und
Perrot assyrische Arbeit.
') Nach der neueren Kritik würden die
Beschreibungen der Gewftnder des Hohen-
priesters und der Leviten, wie auch des
Tempelvorhangs in diese Zeit gehören.
*) AZ. 83, 171; vgl. de Lonop^bieb,
Journal asiat. 1855 p. 418 u. notice des ant.
aasyr. du Louvre p. '61 Nr. 282. p. 134- 55
Nr. 576-8; Pebbot IU S. 669 f. m. Abb. 478.
*) Farbige Tafel bei Pebbot TU T. 7—9;
Renan, mission T. 23 ; vgl. S. 224 f.
*) Farbige Tafel bei Pebbot T. 10.
") Funde kyprischer Dinge in Eyrene,
der Troas u. Abydos : Collitz, Dialektinschr.
I Nr. 147—50.
0 Jetzt in Berlin : Ross, Hellenika S. 69 f.
T. 1; ScHBADEB, Abh. d. Berl. Akad. 1881;
vgl. TiELE, babyl.-ass3rr. Gesch. S. 247.
^) Phönikische Inschrift: Ra. 41, 31.
») Ezech. 24,6. 11. i *) Religion: S. 454; Tracht: Aesch)!.
32*
500
KlaBsisohe Knnaiarohftologie. TL. Geachiohie der alten Kunst.
ägyptischer Glaube und Aberglaube mächtig ein, wie die ächten oder imi-
tierten Skarabäen,^) blaue Grabfiguren, Eanopen, ein Isisidol und die Form
der Grabstelen ^) genügend beweisen. Allerdings mag manches erst später
eingedrungen sein. Die Chimaira scheint von Westen gekonmien zu sein.')
Die Hilfsmittel der Plastik hatten auf Cypem ihre ganz bestimmten
Grenzen. Was die Steine anlangt,^) so war die Insel nur an Sandsteinen
und bläulichen oder weissgelblichen Kalksteinen reich. Findet sich irgend-
wo ein Rest aus Marmor oder Granit, *) so stammt die Arbeit oder wenig-
stens der Stoff aus dem Ausland. Daraus folgt, dass in Cypem die poly-
chrome Plastik so gut wie ausschliesslich herrschte. Was wir kennen,
sind die Votivfiguren von Gottheiten und Menschen, deren Zahl so hoch
ist, als man von der heUigen Insel erwarten darf. An dem einheimischen
Material schulten sich auch die Arbeiter von selbst ohne äussere Hilfe;
da sie vorher hauptsächlich Bausteine gebrochen und zugehauen hatten,
schlugen sie bei den Figuren zuerst das gleiche Verfahren ein. Folglich
ist der Unterleib oder wenigstens der Rücken der ältesten Werke ganz
platt. In dieser Art gibt es namentlich viele kleinere Votivfiguren der
Aphrodite;^) so darf man wohl auch die sitzende Frau nennen, welche
ein Kind auf den Enieen hält. Die meisten dieser Figuren sind sehr roh
und stillos gearbeitet, offenbar Produkte von gewöhnlichen Steinmetzen.')
Doch auch in der statuarischen Kunst mag sich das gleiche Verfahren
eine Zeitlang gehalten haben.®) Unter den erhaltenen Werken Umschau
haltend, bemerken wir sofort den grossen Unterschied der durch Ritus
und Etikette gebundenen Kunst und der freieren Versuche. Jene führt
uns Götter und Fürsten mit den Abzeichen ihrer Würde, ein gnädiges
Lächeln auf dem Antlitze, in ruhiger sicherer Stellung vor. Schon die
Tracht zeigt, dass der Geschmack sehr stark gewechselt hat. Aus dem
vorigen Zeitalter (S. 454) pflanzt sich die babylonische Kleidung fort.*)
Dazu gehört eine kelchartige mit getriebenem Goldblech bedeckte Kopfbe-
deckung. Der Bart ist spitz zugeschnitten und vom Gesichte scharf ab-
gegrenzt, das Kopfhaar lang belassen. Alle Haare erscheinen in kleineu
Löckchen.**^) Die Hände, deren Finger eingeschlagen werden, sind ent-
weder beide gesenkt oder beide mit Gegenständen vorgesti-eckt oder die
eine mitten auf die Brust gelegt. Beide Füsse stehen nebeneinander.
Suppl. 283 ff.; xoQdvXrj (Turban) Etym. M.
p. 310, 51.
') AZ. 1882 Sp. 170; Graphic 25. dec.
1880 S. 653 m. Abb.; Rbinach, chron. p. 173.
') Grabfigar aus Kition : Rein ach, chron.
p. 173; Kanopen : Cbsnola, T. 85, 1. 2. 86, 1.
88. 1—4. 91, 1; Isis: B. 1868, 222 Nr. 35;
Grabstelen: Cesnola T. 20.
3) In Golgoi: Cesnola-Stkbn T. 33, 3.
*) Schriften ttber die Geologie verzeich-
net Obebhumxbb, ans Cypem S. 183 A. 2.
») AZ. 3, 101.
•) Bbbnoulli , Aphrodite S. 28 ff.; La-
JABD, rech. 8. le culte de V^nus T. 21 ; Geb-
HABD, Kunst der Phöniz. T. 6; B. arch. de
TAthönaeum fr. 1855 T. 2 (schlechter bei
CxJkBAO 560b, 1283b).
') Pbbbot f. 377; Ross, Inselreisen 4,
100 m. T.; AZ. 1864 T. 182, 1. 1867 T. 228,
4; Gebhabd, ges. Abb. U T. 44, 5. 6. 47, 1,
2; Pebvanoglu, B. 1868 p. 221 ff. 1871 p.
25 f.; Bbbnoulli, Aphrodite S. 203. Reihen
in Paris, London, Berlin, New- York und
Athen.
^) Pebbot III F. 196 (Frau, eine Blume
an die Brust druckend). 350 (Mann).
») Bruckm. Phot. 201. 206; Pebbot F.
350. 353. 365; dazu Kolossalkopf: Pebbot
F. 354 und wohl auch das. T. 1, 2. — Über
die kyprischen Köpfe in New- York Mebbiam ,
Am. J. 3, 184 ff.
^^) Die Ausführung ist manchmal teil-
weise dem Maler anheimgegeben (z. B. Peb-
bot F. 353).
Kap. VI. Die sweite orientaliaierende Periode der Weltgeeohiohie. (§ 320.) 501
Dicke Nase, wulstige Lippen und grosse Augen entsprechen dem orienta-
lischen Ideal ; ein Teil hat konvergierende Augen und zu hoch angesetzte
Ohren, wie in Ägypten. Der junge Prinz des Himmels oder der Stadt
trägt statt des Hutes nur ein Diadem, femer bloss ein enge anliegendes
kurzes Gewand mit Gürtel, das alle Formen durchscheinen lässt, und setzt
das linke Bein vor. Das frauenhafte Gesicht ist voll, aber doch von
jugendlich zarten Formen. Die Haare kräuseln sich nur über der Stirne,
bilden dagegen hinten einen zu beiden Seiten steif vorstehenden, jeden-
falls eingefetteten Busch, i) Die Fürstin endlich hält sich wie der Mann
und hat die Familienzüge, ein mehrreihiges Halsgeschmeide und ein aus
Goldblech getriebener Hut in Form einer Wagnerkappe zeichnen sie aus,
die eine Hand hält sie mit einer. Pflanze an die Brust. ^) An diesen Typus
schliesst sich Astarte, die ihre Brüste anfasst.') Auf diese Werke scheint
eine ägyptische Mode gefolgt zu sein. Die Fürsten rasieren sich, pflegen
das Haar nach Art der Jünglinge und nehmen teilweise eine der ägypti-
schen ähnliche Krone und den ägyptischen Leibschurz als Insignien an,«)
wodurch nun die erwähnte Jünglingsposition eintritt. Gleichzeitig damit
gibt sich auch der ägyptische Geschmack in den schmalen Hüften kund.
Eine Statue aus Athienau ^) veranschaulicht den allmählichen Umschwung.
Herakles erfahrt die gleiche Umbildung.^) Ob die Eolossalstatue aus
Athienau, ^) welche einen Mann in altgriechischer Haartracht und Kleidung
zeigt, der ein Gefäss und eine Taube opfert, einen echten Kyprier dar-
stellt, möchte ich sehr bezweifeln; auch die Stellung der Füsse weist
nach Griechenland. Andere von dort beeinflusste Bilder gehören bereits
in das folgende Zeitalter. Der kolossale ägyptische Gott Bes von Ama-
thus steht ausserhalb der Reihe.®) Wir haben eben die Grundformen
angeführt, aber jede Figur ist selbständig aufgefasst und repräsentiert
individuelles Empfinden; wären uns nur irgendwelche Namen überliefert,
wir könnten leicht Schulen scheiden.
' Die Kleinkunst hat in den Einzelheiten weniger sorgfaltig gearbeitet
und vieles dem farbigen Stucküberzug darzustellen überlassen. Die Astarte-
bilder, welche ihre Brüste mit den Fingern umspannen,^) sind noch durch
die Religion beeinflusst; aber die Kyprier zeigen uns derb, doch lebendig
eine Frau, die mit hohen Kothurnen zum Tanze antritt, einen Mann beim
Mahle, Musikanten, Träger des Opfertieres, Reiter und fechtende Krieger.*^)
In Tieren (Löwen und schnäbelnden Tauben) ^ ») haben sie weniger Glück ;
») Pbbbot F. 195 (Zweig in der Recliten ; 1 Köpfe: Pbrbot F. 356-7; bÄiüger Fürst,
beide Unterarme liegen vollständig an; = i eine Hand auf der Brust, Bruckm. Phot. T.
Bruckm. Phot. 203, 1 = Ant. of Cypms 32). | 202, 1, Ant. of Cyprus T. 11; ebenso unbär-
371 ; in sehr derber Technik mit eingekerb-
ten Kniescheiben: Ant. of Cyprus T. 29;
Köpfe: PsBBOT F. 363. 366; Ohnbfalsoh T.
13, 3; reicher bekleidet: Ohbbfalsch T. 42, 4.
3) Pesbot F. 368; Bruckm. Phot 204;
Ohnbfalsch T. 49, 2. 4. 6. 50, 1. 3. 5. 209, 1.
') Obnbfalsgh T. 50, 4.
<) Ant. of Cyprus T. 10. 12; Perbot F.
355. 359. 405. 413 (mit Froschkopf) ; Ohke-
FALSOH T. 42, 8 a (mit kyprischer Inschrift);
tiger das. T. 9; Bruckm. Phot. 202, 2.
^) Pbbbot F. 358.
«) Bruckmann Phot 205.
^) In New-York: Pbrbot F. 349.
») Ga. 1879 T. 21 ; Pbbbot F. 386.
») Pbbbot F. 380.
'«) Pbbbot F. 385. 398. 400—1. 402;
Ohkefalsoh T. 42, 6. 50, 2. 188; Cypr. ant
T. 23. 24. 27. 36.
") Pbbbot F. 407—9.
502 XUamflche Knastorolilologie. IL Oaachichte dar mlt«a
Phantasiegestalten bilden sie gerne. ^) Sehr merkwürdig ist jedenfalls der
Versuch, grössere Gruppen aus Stein zu bilden, z. B. eine Tischgesellschaft
oder einen Reigentanz von Frauen.') Letzterer Gegenstand findet sich
auch in Alabaster ausgeführt.^) Die Statue Pygmalions heisst elfenbeinern.^)
Obgleich ein grosser Teil des natürlichen Reichtums der Insel in Kupfererzen
bestand, ist es merkwürdig, dass man bisher nur kleine Votive (Götter, Men-
schen, Pferde u.dgl.) aus Bronze oder Kupfer gefunden hat, diese allerdings in
grosser Anzahl; diejenigen, welche ägyptische Arbeiten zum Vorbild haben, ^)
sind immerhin die besseren. Die Terrakottaplastik ging vielfach ihre
eigenen Wege und weist besondere Schulen auf. Eine ganze Reihe schliesst
sich durch die gemeinsame Darstellung der Augenbrauen als einer eckigen
durch parallele, teilweise gekreuzte Striche schattierten Flache zusammen;^)
man findet diese Bfanier auch an den altbabylonischen Statuen. Besteht
hier etwa ein Zusammenhang? Am nächsten steht dieser Art die einfache
Strichelmanier mit parallelen Linien.^) Blosse Punkte oderELreise zeigen
Löckchen an.®) Blanche dagegen scheinen nur dünne Lasurfarbe aufgetragen
zu haben, die nun geschwunden ist.^) Als Beispiel grösserer Tierbilder
genügt das stilisierte Bruchstück eines Ochsen. ^^) Die Farben dieser Sta-
tuen wirken vortrefflich, weil Rot und Schwarz hervortreten.**) Eine weit
grössere Zahl machen die kleinen Terrakotten aus,*') aber unter der grossen
Masse findet sich nichts erfreuliches. Es ist Bäckerware, grell mit Farben-
streifen verziert; wenn man ihr eine gute Seite abgewinnen kann, muss
man sie humoristisch auffassen, und es schien, dass diese Wirkung wenig-
stens in manchen Fällen beabsichtigt gewesen ist.
Die Baukunst schränkte sich ein, weil die erblichen Bürgermeister-
Könige nicht wie „Könige der Könige" bauen konnten; dann bestanden
die grossen Heiligtümer ehedem hauptsächlich in ummauerten freien Plätzen
(S. 359 f.), sonst gab es nur bescheidene in den Fels gehauene Höfe, *') wie
auch wenig ansehnliche Grabbauten. *^) Da man unter anderem die edle
Zeder**) zur Verfügung hatte, dürfte vieles aus Holz hergestellt worden
sein (S. 298). Die skulpierten Bauteile aus Stein zeigen fhnbleme der
ägyptischen und der nordsyrischen Religion.*«) Wir finden auch hier das
Lilienkapitell für sich oder in Verbindung mit Lotos und Palmetten und
das aus Persien bekannte Kapitell mit Ochsenkopf, freilich, wenn ich nicht
0 YogelmitMamiBkopf: PkbbotF.410; ! —3. 6. 7.
Mann mit Frosch- oder Kalbskopf: ders. F. '<>) OmfEFALSCH T. 191, 3.
413~4j Ant. of Cypms T. 7; dreüeibiger »») Jhst XII T. 9. 10 (farbig).
Geryones: Ant. of C. T. 26. ^«) Caylüs IV T. 14, 3 p. 43; Panofka.
') Pebbot f. 397. 399. Terrakotten T. 54,2; Heuzbt, terrescnites
«) Ross, AZ. 6, 289 ff. T. 19. T. 9. 10; Pebbot 79. 211. 277. 450 u. s. w.;
*) Ovid. met. 10, 247 ff. , vieles bei Ohivefalsch (T. 68 farbig) nnd
^) Caylus vi T. 17. 18; Pbbbot F. 351; Cbsnola. Timokles macht sowohl Vasen als
zahlreiche in London nnd Paris; vgl. anch Figuren (Collitz, Dialektinschr. 35. 36. 64).
Ko88, Inselreisen 4, 163. *^) S. 358; in Paphos: Ross, AZ. 1851
«: Jhst. 12, 149. 156 m. Abb.; Ohne- Nr, 28 T. 28; arch. Aufs. 2, 408 ff. T. 7- 9.
FALSCH T. 13, 1. 2. 48, 3. 4. 51, 7. 53, 45. 55, '*) Pebbot F. 153. 154.
1 —4. 198, 4; ähnlich 14, 3. 4. i '^^ OsEBHuianB, Jahresber. d. MOnchner
') Ohkbfalsch T. 14, 1. 2. 209, 2. | geogr. Ges. 1890 S. 82.
«) Ohkepalsch T. 44, 1. 2. | »«) Ohkefalsch T. 200.
»} Ohxefalsch T. 44, 3. 45, 2. 3. 46, 1 |
Kap. V. Die ente orientaliaierende Periode der Weltgesohiohte. (§ 3200 503
irre, erst in jüngeren Bauten.^) Ob mit omamentalen Reliefplatteu auch
figurierte zusammengehörten, steht nicht fest; wir haben nur vereinzelte
Reliefs. Sicher gehört in diese Periode Herakles' Kampf mit dem Hunde
des Oeryones.^) Der muskulöse krummnasige kraushaarige Hirt, der Baum-
ast in seinem Arm und die Rinderherde erinnern an assyrische Bilder.
Beachtung verdient aber die Komposition, welche offenbar an die in Zonen
dekorierten Oefässe sich anschliesst. Der dreiköpfige Hund steht auf der
Trennungslinie der zwei Zonen, Herakles dagegen in beiden Abteilungen,
wobei er einen Sockel untergeschoben hat. Die Rundplastik spendete
steinerne Löwen und Sphinxe.') Endlich mag Ovids Idee, dass, wie in
Mesopotamien und Assyrien, Prachtbäume in den Heilgtümern ständen,*)
für Cypem ihre Richtigkeit gehabt haben.
Im Kunsthandwerk standen die Gold- und Silberarbeiter oben an.
Geschickt im Treiben und Stempeln von Blech, hiilterliessen sie vortreff-
liche zum Teil wahrhaft künstlerische Werke.*) Was uns aber hier am
meisten angeht, sie excellierten in Silberschalen, welche innen mit einem
getriebenen Figurenfries, den Vergoldung hervorhob, umgeben waren. Aus
den Tempelschätzen der Aphroditeheiligtümer sind mehrere auf uns ge-
kommen,^) welche teilweise den Gegenständen nach recht wohl in die
vorige Periode gehören könnten, dem Stile nach aber zu jenen jüngeren
Kalksteinstatuen treten. Eingeflochten sei, dass solche Schalen mit ge-
ringerer Sorgfalt in Bronze ausgeführt wurden.') Die Darstellungen be-
ziehen sich auf Krieg, Jagd, Gastmahl und religiöse Feste, bei denen die
Götter leibhaftig anwesend sind; Nebendinge, z. B. die Bäume und die
Tracht der Krieger erinnern an Assyrien, während der königliche Feld-
herr und ein Teil der Götter und Mischwesen ®) nach ägyptischer Etikette
gezeichnet sind, wie auch in der Ornamentik der Lotos vorherrscht. Dattel-
palme und Strandkiefer {Pinus maritima) jedoch geben den Baumbestand
der kyprischen Küsten wieder. Auch Panzer wurden mit ägyptisierenden
Gravierungen angefertigt.^) Eine wichtige Neuerung an Bronzegefässen
lässt sich durch Terrakottanachahmungen konstatieren, dass nämlich
Tiere (z. B. Vögel) auf den Rand aufgesetzt werden, i®) Ausserdem teilt
man die Bronzeschilde in konzentrische Ringe, welche Ornamente oder
M M. Nap. T. 33, 2. 3; Jhßt. 12, 76; The
Owl T. 5 (aus Idalion); Jhst. 12, 134.
*) Cbsnola , ant. of Cypnw I T. 122,
912; Pbbrot F. 387; Bruckm. Phot. 207, 2;
Ani of CyprxiB T. 25.
') Löwe, von einem Grab: Ohnefalsch
T. 197, 3; Sphinx als Trftger emes Beckens:
das. F. 4.
^) Met. 10, 644 ff.
') Cbbkola, Cyprus T. 28; Pbbbot F.
570 ff.; gestempeltes Goldblech : Ohitbfalsch
Jahrb. 2, 85 T. 8; s. auch AA. 1891 S. 121.
Die Statuen zeigen reichen Goldschmuck.
«) Idalion: M. Nap. lU T. 10. 11; Cbs-
nola T. 19; Amathus: Cbsnola T. 51; Cbc-
OALDi, mon. ant. T. 8; Kurion: Cbsnola T.
66; Ceocaldi a. 0. T. 10; Mabquabd, Am.
J. 3, 322 ff. T. 30; Bruchstück einer zweiten:
Am. J. 4, 169 ff. T. 7.
'') Aus Idalion: Cbsnola T. 9.
") Jedoch auf der Schale von Eurion
geflügelte Göttin mit der Haartracht der von
T. 199, 3; prächtiger Silberschmuck: Jahrb. Qadesch; auf der von Eition Götter unter
2, 85 ff. m. T. 8 ; ^nge : Cbsnola, Cypem T.
55, 2. 3. 54 ; Eranz : laxekXägios, Kvngiaxd
1 *258; Verz. d. Münchner Antiq. Nr. 620
S. 40; Armband des Eönigs Etevandros von
einem heiligen Baum.
») Ohnbpalsch T. 70, 1 (aber Nr. 12
Maske der Göttin von Qadesch zwischen
Greifen).
Eurion (unter Asarhaddon); silberner Gürtel ! ^®) Ohnefalsoh T. 170, 13 bc.
504 KlassiBche Kniuitarchftologie. ü. QeBohiohte der alten Kunst.
Figurenstreifen erhielten. ^) Mit den häufig im Lande vorkommenden Smar
ragden und Edelsteinen erwarben sich viele Steinschneider ihren Unter-
halt; besonders in Paphos und Salamis findet man oft Oemmen. Siegel-
cylinder fertigten die Cyprier wie in Babylon, z. B. aus EUUnatit.^)
Die Fabrikation des farbigen Glases beginnt auf Cypem heimisch zu
werden, wenn auch der grösste Teil der ältesten Funde importiert sein
dürfte.') Das gleiche beweisen für die Fayencewaren schon die Dar-
stellungen.^) Die gewöhnliche Metallindustrie genoss im Westen so hohes
Ansehen, dass Homer den Prachtpanzer Agamemnons aus Cypem stanmien
lässt. Dieser Ruf erhielt sich noch lange fort.^) Die mächtigen Steinge-
fässe, welche in manchen Heiligtümern aufgestellt waren, ^) und die Ala-
bastervasen passen ganz zum orientalischen Stil.'') Die Topfinalerei setzt
die alten Traditionen fort und frappiert uns sowohl durch ihre karrikierten
Bilder als die grelle Buntheit, welche ihre Vorbild augenscheinlich in den
landesüblichen Stickereien und Geweben fand. Die wunderlichen Formen
verraten eine sprudelnde Phantasie, zuweilen auch fremde Anregungen
(wie das Rhinozerosgefass bei Perrot F. 502).^) Indes bemerkt man, wie in
den bisher besprochenen Ländern, einen Fortschritt zu einem gewissen
System ^der linearen Ornamente. Doch dürfte zu bezweifeln sein, dass
die grosse Vase des Dipylonstiles *) in Cypem selbst entstand. Ägyptens
Einfluss gibt sich in der Häufigkeit jener Ornamente und dem gehörnten
Hathorkopf ^<^) kund. Vereinzelt sind damals schon bemalte Vasen aus
Attika eingeführt worden. ^^) Die Buntweberei ist durch spätere Schrift-
quellen bezeugt* 2) und durch bemalte Terrakotten zu illustrieren.*')
Litteratur: § 78; Pebkot, histoire Bd. III.; Helbio, das hom. Epos S. *18ff.;
Über die babylonischen Elemente Ohnbfalsch, Ztsch. f. Assyr. III (1888) H. 1. 2; kultor-
historisch: J. Holwebda, d. alten Eyprier in Eonst n. Cultas, Leiden 1885, m. 1 T.
321. Von den grossen Handels- und Industriestaaten dürfen wir
Babylonien, das „Kaufmannsland*' nach dem Worte des Ezechiel, nicht
trennen. Wiewohl es politisch zunächst Jahrhunderte lang so gut wie
keine Bedeutung hatte, sondern an Assyrien ge])unden war, hinderte dies
nicht, dass Gewerbe und Handel blühten; nur grosse Unternehmungen
fehlten notwendig. Nabuchodonosor (fälschlich Nebukadnezar vokalisiert,
von 604 — 562 regierend) ist in historisch heller Zeit der erste, welcher
') Pbbbot f. 636. 639 (Cbccaldi T, 9).
*) Tr. b. a. 5, 441 ff. m. Abb. (eine In-
schrift ist inkorrekt, s. auch Büdoe, Tr. b.
a. 8, 356 A. 2); vieles bei Ohnbfalsoh, z. B.
32 ff. 61 ff. (Skarabften).
») Pkrbot T. 7—9; OHNBFixsoH T. 65.
*) Z. B. kleine Nillandschaft: Pebbot
F. 483.
») 11. A 24 ff.; Plut, Alex. 52; vgl. Hel-
Bio, hom. Epos S. ^382 f. ; Eupfergescfairr :
Archaeologia XLV T. 9 ff.
') Mehrere aus Amathns (Fb. Löheb,
Reisebericht 8. 283j, eine davon im Louvre
M. Nap. III T. 31, vgl. 33, 1; eine aus Golgoi
hat 7 Fuss im Durchmesser; abgeb. auf
Kupfermttnze von Lapethos (Vorderseite:
Aphroditekopf).
^) Eine mit kyprischer Inschrift aus
Golgoi (Tafel zu Tr. b. a. 4, 24).
") DüMMLEB (S. 456) ; Pebbot 3, 684 ff.
m. Abb.; Sandwith, Archaeol. 1877 p. 127 —
42 m. T. 9 ff.; farbige Abbildungen bei Ohhb-
FALSGH T. 62 ff.
^) Cbsnola , Cyprus T. 29 ; Pbbbot
F. 514.
^^) CoLLiGNon, B. des ^t. gr. Nr. 21
p. 33 ff.
»») Dümmlbb, The Owl Nr. 1 m. T.; Müb-
BAY, Jhst. 8, 316 ff. (Alabastron des Pasia-
des); Jahrb. 2, 1.
") Aristophanes bei PoUux 10, 82; Atb.
2, 48 b; Plut. Alex. 82 u. A.
*») Z. B. Ohkbfalsch, Kypros T. 68.
Kap. VI. Die sweiie orientaliaierende Periode der Weltgeeohiobte. (§ 321.) 505
Babylonien zu einem einheitlichen Grossstaat erhebt. Er hatte ein leb-
haftes Interesse, sein Andenken durch grosse Schauwerke zu verewigen.
Die Inschriften des Eroberers schweigen von seinen Eoiegsthaten, indem
sie nur von seinen Bauten erzählen. Dieses Reich, welches Babylon zur
Hauptstadt hat, findet bereits 538 durch die Perser ein Ende. Wir werden
die Eönigsdjmastie chaldäisch nennen dürfen, denn immer weiter waren
die Chaldäer von Süden vorgedrungen, wie die Aramäer von Norden und
Westen. Das Babylonische ist noch Schrift- und Gelehrtensprache, aber
im Leben dem Aramäischen gewichen, welches die Rolle der Verkehrs-
sprache in dem Gewirr der Einheimischen, Eingewanderten und durch
königlichen Befehl Verschickten spielte. Wie in Ägypten der Psammeti-
chiden, galt in Neu-Babylonien die Erneuerung der alten Bräuche für den
besten Kitt, der jene Völkersplitter zusammenhaten könnte; das Rasieren
bloss kann nicht mehr ganz den echt orientalischen Respekt vor dem
Bart überwinden. Auch die Kunst werden wir von diesem Standpunkte
aus betrachten müssen.
Die Gattung der Plastik weist, wie in der früheren Periode, mehrere
Votivstatuen auf. ') Die Propheten und griechischen Gewährsmänner reden
von Götterstatuen aus kostbarem Holz und Edelmetall, d. h., wie sich ver-
steht aus Blech. ^) Von einer solchen Prunkfigur wird die erhaltene, aus
Onyx bestehende Pupille herrühren.') Was an kleineren Bildern (S. 448)
hieher gehört, wagen wir nicht zu sagen. Ein reines Kunstinteresse war
jedenfalls nicht vorhanden, sondern in die Herrschaft über die Plastik teilten
sich Religiosität und Architektur.
Nabuchodonosor war, wie gesagt, ein grosser Bauherr^) und hat
vieles verfallene neu hergestellt; grossartig muss der Haupttempel Esaggil
von Babylon, wo der Gott Bel-Marduk wohnte, gewesen sein.^) Ganz echt
klingt, was das Buch Daniel dem Herrscher in den Mund legt (4, 27):
„Ist dies nicht das gi*osse Babel, welches ich zur Residenz erbaut habe
in der Kraft meiner Stärke und in dem Ruhm meiner Zier?" Sein letzter
Nachfolger Nabonid (555 — 39) stand dem grossen Vorgänger nur in der
Baulust nicht nach. Wenn diese Männer sogar nach den Baucylindern
der ersten Gründung Nachgrabungen anstellten,^) müssen sie sich, so gut
sie es eben verstanden, an die alten Vorbilder gehalten haben. Über die
Dekorationsarten ist bereits S. 450 f. das nötige gesagt; wir verweisen
nur noch einmal auf die Beschreibung, welche Diodor (2, 8, 4 — 6) von den
emaillierten Figurenstreifen der Palastwände gibt. Die Plastik half inso-
*) Fran: Homxbl S. 244; Kopf ans Dio-
rit: DE Sabzeo, däcouv. T. 21, 1; Köpfchen
ans Steatit: das. T. 25, 1.
<) Bamch 6, 25 ; Diod. 2, 9, 5 nach Kte-
sias; vgl. auch Diod. 2, 8, 7. 9, 4: Val. Max.
9, 3 ext. 6; silberne Sternbilder: Tielb, Ge-
schichte 8. 458.
') Menant, glyptique 2, 146 f.
«) Dblitzbch, Daheim 1884 Nr. 49. 50;
über die Baucylinder Ztsch. f. Assyr. 1, 89 ff.;
Mbnaht, les briqaes de Babylon, 1859. Ziegel
aus Babylon abgeb. Archaeologia XIV 10.
^) über die grosse Baoinschrift J. Flem-
MiNG, d. grosse Steinplatteninschrift Nebu-
kadnezars IL, Diss. v. Gott. 1883.
®) Inschrift des Nabontd über den Son-
nentempel von Sippara: Latbille, Ztsch. f.
Keilschriftforsch, it H. 3. 4 n. Ztsch. f. Assy-
riol. 1, 25 ff.; Telüni, das. 3, 159 ff. Die da-
maligen Könige legten ebenfalls ihren Ban-
cy linder in das Fundament (Ztsch. f. Assyr.
4, 110 f.).
506
KlasBiflohe Kmistarchäologie« II. Oesohichte der alten Kirnst.
fern mit, als sie steinerne Löwenfiguren ^) und metallene Schaustücke')
an die Eingänge lieferte. Noch häufiger verlangte man von ihr Tier-
(Löwen-, Widder- oder Greifen-)köpfe ; ob diese nun aus Bronze oder aus
bemaltem Kalkstein bestanden, die Augen zum mindesten waren aus anderem
Stoflfe.^) Ein Votivstein von Sippara aus dem 10. Jahrhundert*) (T. III)
interessiert uns, weil er einen eigentümlichen Bogen und die Liliensäule
(S. 314) zeigt, wie die Stele des Königs Merodachiddinahi^) über die Kunst-
weberei belehrt.
Von dem Kunstgewerbe sind ja sonst nur Allgemeinheiten zu
sagen, z. B. dass noch im 5. Jahrhundert jeder Oberbabylonier einen Siegel-
ring trug;^) jene ^tele dagegen führt uns an der (^alakleidung des Kö-
nigs die übliche Dekoration vor Augen. Am Kleide sehen wir Borden
von heiligen Bäumen ( „Palmetten ^), Rosetten, Bogen- und Zickzacklinien
und ein Flächenmuster von Rosetten in sechseckigen Feldern; an der
Tiara stehen geflügelte Tiere zu beiden Seiten eines heiligen Baumes.
Von dem nur ungenügend untersuchten Babylonien') wenden wir
uns nach Assyrien, welches dank dem Wetteifer vieler Forscher so vor-
trefflich und allseitig wie kein zweites Land des inneren Asiens bekannt
ist. Kein Wunder, dass man seine Bedeutung überschätzt.
Nördlich von den Ebenen Babyloniens bewohnte ein stammesgleiches
Volk die Tigrisebene und die östlich daran angrenzenden Berge. Wir
werden wohl nie feststellen können, wie und wann sich hier ein assyri-
scher Staat bildete. Auf kargem Boden abseits von den Handelsstrassen
wohnend und von räuberischen Stänmien umgeben, wandten sich die As-
syrer dem Kriegshandwerke zu und übten den Raub in grossem Stile.
Die ältere assyrische Geschichte mahnt an das Treiben der Beduinen, die
ihre ghazu's unternehmen, um von den Schwächeren die khuwwe zu er-
pressen. Der Kriegsheld Tiglatpilesar I ist eine Episodenfigur. Erst seit
Asumasirpal (885) beginnt eine gewisse Stetigkeit der Siegeszüge; die räu-
berischen Scheichs verwandeln sich in erobernde Könige und thun alles den
angestammten Fürsten der Babylonier nach. Schrift, Religion, Litteratur
und Wissenschaft sind ein Abklatsch des Babylonischen, obgleich im ge-
wöhnlichen Leben, wie in Babylonien, das Aramäische immer weiter um
sich griff;®) nirgends findet sich eine Spur von Selbständigkeit. Wenn in
der Kunstthätigkeit die Übereinstimmung nicht so völlig war, trugen die
Handelsleute von Syrien und Phönikien die Schuld daran; denn nach
*) Einer auf Platte ans Babylon : Dibu-
LAFOY, Tart ant. de la Perse 111 T. 13.
^) In Borsippa 8 riesige Schlangen von
Bronze, von Neriglossor mit Silber verziert
(TiELB, Geschichte S. 458).
') Aus Sippara: Tr. s. b. a. 8, 351 ff.;
Kalbskopf aus Elfenbein: das. S. 354.
*) Im britt. Museum, nach Phot. Dibu-
LAFOY, Tart ant. de la Perse 111 S. 53.
^) Andere Urkundensteine von Mero-
dachbaladan (in Berlin) und Nabuchodono-
sor L
') Herod. 1, 195. An ein«m berühmten
Cameo mit Nabuchodonosors Inschrift ist der
Kopf gefälscht (Mbnant, gl3rpt. 2, 142 ff. ;
SoHRADEB, Ber. d. preuss. Akad. 1879 S. 293.
785; FüBTWANGLBB, Et. arohöol. eto. d^di^es
ä M. le Dr. G. Leemanns S. 243 f.). Der
Scarabaeus tritt jetzt auf (in Sinpara, über
dessen Altertümer s. Tr. s. b. a. 8, 172 ff.).
') Auch in Harran fand man mehrere
.assyrische* Skulpturen.
^) NöLDBKE, Ztsch. d. d. morgenl. Ges.
33, 321 ; Inschriften in Assyrien : C. I. Semit.
II 1 ff.; vgl. 2 Reg. 18, 26.
Kap. VI. Die iweite orientalisierende Periode der Weltgeechiohie. (§ 821.) 507
Niniveh kamen »mehr Kaufleute als Sterne am Himmel sind".*) Man
fand in Niniveh bronzene Schalen und Gewichte (aus den Jahren 727 bis
681) mit aramäischen Inschriften, ^) in Sennacheribs Palastarchiv lagen fünf
Siegel mit syrischen Hieroglyphen; das Silber rechnete man nach Minen
von Earkamisch ; ^) eine gewisse Hallenart lernten die Baumeister Sargons
von den Hethitern.*) Nur das eigentliche Assyrische will sich nicht finden
lassen, ausser etwa in der Gestalt des Nationalgottes Asur (ein bärtiger
Bogenschütze in der geflügelten Sonnenscheibe), ^) doch erinnert die Scheibe
an Ägypten, von dem sie auch gesondert entlehnt wird.^) Wir wollen
zuerst das Figürliche von Interesse zusammenstellen. Die Mischfiguren
sind so mannigfaltig, als man von einer Verbindung babylonischer und
westländischer Ideen nur erwarten kann. Wir finden geflügelte Löwen,
ebensolche mit Menschenkopf männlich oder weiblich^) (Sphinxe), ge-
flügelte Vierfüssler mit Menschenkopf, ^) Menschen mit Löwen- oder Adler-
köpfen*) oder einfach geflügelt, ^o) ausserdem Ungeheuer mit Löwenkopf,
Hundsohren, Pferdemähne, Vogelkrallen und Menschenrumpf oder Bären
mit Hyänenkopf und Löwentatzen oder Pferde mit Füssen, Flügeln und
Kopf von Vögeln. >i) Götter oder Dämonen und Tiere treten ausserdem
in d^n verschiedensten Gruppen zusammen; letztere sitzen paarweise auf
der Hand 1^) oder baumeln an den Hälsen oder den Beinen in der Luft; ^ 3)
auch dringt die nordsyrische Gruppierung (S. 469, 2) ein. **) Der Löwen-
bändiger bezwingt jetzt auch Greife und wilde Wassermänner (Tritone).*^)
Aus den Erscheinungen des täglichen Lebens heben wir hervor, dass das
Rasieren abgekommen ist; Bartlosigkeit kennzeichnet den Eunuchen, viel-
leicht auch den Priester eines besonderen Kultes. ^^) Im Kriege spielt der
in den Kämpfen der Ramessidenzeit erprobte Kriegswagen eine grosse
Rolle; die Pferde des königlichen Wagens tragen nach der Sitte Ägyptens
Federbüsche.*') Am Hof herrscht strengste Etikette. Der Assyrer erscheint
nicht anders als in tadellosem Anzüge mit frischgeplätteten Fältchen und
ausgekänmiten Franzen, den Bart und das Haar frisiert und in regel-
rechte Löckchen geflochten (T. in).^®) Selbst die Dämonen unterliegen
dieser Verschönerung wie der Fischmensch Dagon an sich erfährt.*^)
') Naham 8, 16.
*) Corpus Inscr. Sem. II 1—14.
»j fluLTsoH, Metrol. »418.
*) BU-hüäni: Ztsch. f. Assyr. 3, 93 ff.;
vgl. Jerem. 22, 14.
^) Latard m. I 13. 21 = Pabbot II 19.
•) Latabd I 39 = Pebbot 18. Misch-
darstellongen auf einem Cylinder mit assy-
rischer Inschrift: 6a. 4, 197 f.; Latabd, culte
de Mithra T. 29, 1.
0 Milghhöfbb, Ath. Mitt. 4, 48 ff.; Peb-
bot II 12.
8) Mkfaht, glypt. II F. 3.
*) Löwe: Latabd I 82; Adler: Mekant,
glypt. II F. 3; Pebbot II F. 8 = Hommel S.
516 (geflügelt).
»«) Pebbot II F. 4. 226.
*') Pebbot II F. 6. 7. 11; Lbkobxant,
Magie a. Wahrsageknnst der Chaldäer »53.
^») Latabd I 35 (Steinbock und Damm-
hirsch; in der anderen Hand Zweig).
>») Mbnant, glypt. II S. 47 f.
**) Mbnakt S. 35 F. 19; 46 F. 26 p. 58 f.;
Latabd, mon. I T. 69 ff. 6. 17, 11. 40. 44;
Lajabd, culte de Vönus T. 17, 8-11. 22, 7[;
Felsenreliefs von Malthaja und Bavian;
Feldzeichen mit dem Gott Asur: Latabd I
T. 14. 22.
*s) Menant p. 50 F. 32.
^^) Unter Asumasirpal.
") Z. B. Latabd F. 13.
") Schönes Beispiel bei Pebbot 9 = Hom-
mel 25. Nacktheit lässt man bei Fischern,
Schiffern, schwimmenden Soldaten und aus-
geplünderten Feinden zu (Latabd 39 a.
15. 16).
^•) Latabd, disc. p. 350 = Pebbot 9 =
Hommel 491; Cylinder: Pebbot F. 224.
508
KlaaaiBohe EnziBtarcUologie. n. Qeaohiohte der alten Kunst.
Dies hinderte aber durchaus nicht, dass die Assyrer ihre landesüblichen
Unmenschlichkeiten gegen tapfere Feinde im Bilde verewigten. Köpfen,
Pfählen und Zerfleischung der Leichen^) wird uns nicht erspart.
Die Plastik verharrt, vom Stile abgesehen, innerhalb der bescheidenen
Grenzen, welche ihr die Babylonier anwiesen. So oft auch Inschriften
von Tempelbildem reden^ eine sichere Anschauung gibt nur ein Relief,
das eine Prozession mit sitzenden Statuen, die auf Tragbahren einherge-
tragen werden, darstellt;^) dass man ausserdem stehende Statuen auf
Stühle stellte, scheint ein Cylinder zu beweisen.^) Die wirklich erhaltenen
Götterstatuen, mehrere Kalksteinfiguren des Gottes Nebo, welche Weihge-
schenke eines und desselben Mannes sind,^) haben nach altbabylonischer
Sitte die Hände ineinander gelegt und um den Unterleib eine Inschrift,
während jene Tempelfiguren wichtige statuarische Motive, nämlich ausser
dem ruhigen Sitzen das Stehen mit vorgesetztem Bein (Cylinder) und dann
das Vorhalten von Attributen (Relief) bringen. Einen neuen Impuls er-
hielt die Plastik höchstens durch die unter Asumasirpal aufkommende
Sitte, dass der König, wo er nicht selbst verweilen konnte, dort sein Bild
aufstellen liess; eben deswegen aber leiden diese Königsstatuen unter den
politischen Veränderungen und sind selten ganz erhalten.^) Alabaster-
figuren scheinen mehr zur Architektur Beziehung gehabt zu haben. ^) So
wenig ist über die statuarische Kunst zu sagen, und doch hätte es den
Assyrern an den geeigneten Naturstoffen nicht gefehlt. Sie hatten in
ihren eigenen Gebirgen verschiedene Kalksteinarten zm* Auswahl, unter
dem Lehm der Tigrisebene fanden sie reichlich Alabaster, harte Steine
kamen von den erloschenen Vulkanen des kurdischen Sinschar.'') Die
Kleinplastik behalf sich dürftig mit Kupfer und Holz.'^) Das importierte
Elfenbein wurde von den Schnitzern nicht beherrscht, wir kennen wenig-
stens abstossend hässliche Bilder der Göttin Istar.^) In Terrakotta
brachten es die Assyrier zu manchen hübschen oder doch drolligen Tier-
figuren; ^<^) wo wir deren Vorbilder zu suchen haben, zeigen die grün oder
blau glasierten Exemplare an.^^) Die Litteratur nennt uns ausserdem
Votivfiguren aus Gold**) und wächserne Totenmasken.*')
Befriedigten diese Statuen religiöse oder auch politische Ansprüche,
so wandte sich der Kunsttrieb lieber denen zu, welche zieren sollten; in
^) Z. B. Layabd I 18; ganz wie der Ein-
gang der Ih'as erzfthlt!
«) Layabd I 65 = Pbbbot II F. 13. 14 =
Kaulen F. 64.
^) Mbnaht, glypt. II p. 60 m. Abb. (auf
Schemel); im Relief sieht man eine Gottheit
auf einem oben gedeckten TragstnhIe stehen.
*) DiEULAFOT, Tart ant. de la Ferse HI
T. 12; PebbotF. 15 (unter Rammänirftr III.:
TiBLE, babyl.-assyr. Gesch. S. 212); Kopf der
Istar: Smith, Assyrian discov. p. 248. 430;
Torso einer Istar (Beine geschlossen): Dieu-
LAPOY III T. 12.
') Asnmasirpal: Dieulafoy III T. 12
(Lichtdruck); Hokiibl S. 551 ; Pebbot F. 250;
Salmanassar: Dieulafoy III T. 11, 2 (Licht-
druck); Layabd, Niniveh II p. 51 f.; Pebbot
S. 540; Schulter eines Kolosses: Suth, Ass.
discov. p. 430.
") Mehrere im brittischen Museum.
^) Statue aus Ealeh-Schergat.
^) Kupfer: Bbbthelot, Ac. des inscr.
1887, 3. Dez.; Holz: kleiner Löwe im Lonvre,
Pebbot 245.
^) Pebbot F. 231. 232; Lindbnschxit,
deutsche Altertumsk. II 11,3, 3; Tierfiguren
Layabd T. 91.
»0) Pebbot 261. 276; Rawlinsoh, the
five great mon. I p. 234.
»0 Pebbot 242. 275. Vgl. S. 492.
>2) Schiffchen und Fische für £a: Tible
II 519.
»») Strab. 16, 1, 20.
Kap. VI. Sie tweite orieBtalisierende Periode der Weltgesöhiohte. (§ 321.) 509
den architektonischen Statuen ist denn auch der Höhepunkt der
assyrischen Plastik zu erblicken. Der Haremshof von Sargons Palast war
gewiss nicht der einzige mit Statuen geschmückte Raum.^) Von aussen
aber fielen jedem die grossen (etwa 12 Fuss hohen und ebenso langen)
Mannlöwen oder Mannstiere (d. h. Löwen oder Stiere mit Menschenkopf
und Flügeln) zu beiden Seiten der Thore auf; *) von diesen Schutzgeistem
{lamäsu, sSdu) sagt König Sargon „die Gottheit, die vollkommenes Olück
und Zufriedenheit bringt '^ und in einer anderen Inschrift heisst es: „Er
wendet die Brust des Feindes, beschützt des Königs Pfad und vollendet
den Weg des Königs friedlich**.*) Wer diese nicht ganz rund, sondern
als Bestandteil des Thores gearbeiteten Statuen von vorne sah, erblickte
vier Beine, war er aber in das Thor eingetreten, wiederum vier, weil zur
Vollständigkeit ein fünftes hinten angefügt war.^) Die Schlangen (sSru),
von denen die Inschriften daneben reden, sind jetzt verschwunden; sie
waren ohne Zweifel wie in Babylon (S. 506, 2) aus Bronze. In Stein da-
gegen führten auch die Assjrrer die dekorativen Löwenfiguren äus.^)
In grossartige Bauten setzen die assyrischen Orosskönige ihren
Stolz; mit den Gefangenenschaaren, die sie wie einst die Ramessiden zu
ihrer Verfügung hatten,*) bauten sie Niniveh zu einer Riesenstadt von
zwölf deutschen Meilen Umfang aus.^) Jedwede Anlage trug ein so sub-
jektives Gepräge, dass jeder neu gewordene König die Arbeiten seines
Vorgängers liegen liess und wieder von Anfang an anderer Stelle begann.
Obgleich Assyrien, wie gesagt, Bausteine in reichster Auswahl besass,
diente der Lehmbau Babyloniens zum Vorbilde und unterdrückte jede
selbstständige Regung. Infolgedessen treten uns die gleichen Dekorations-
arten wie in jenem Musterlande entgegen. Die Innenwände sind gewöhn-
lich nicht geschmückt, sondern nur weiss mit schwarzem Sockel ange-
strichen, weil man in den Sälen Gobelins aufhängte. Nur in Nebenräumen
hat die Wandmalerei ihren Platz, sie steht aber auch auf dem Niveau
der Zinmiermalerei, indem sie ausser einfarbigem Verputz des Fondes
oder der Plinthe**) nur verschiedenfarbige horizontale Streifen, Ornamente
oder höchstens einzelne Figuren herstellt.^) Auf dem Estrich lagen Tep-
piche oder Ziegelplatten; hin und wieder findet sich einfaches Mosaik. ^o)
Im Freien dagegen, wo unter der glühenden Sonne die Teppichfarben bald
verblichen wären und Gewitterschauer die Wandgemälde zerstört hätten,
wählten die Assyrer wieder die babylonische Glasur. Einfacher Wand-
anstrich, der durch Feuer glasiert wurde, unterschied z. B. die Stockwerke
0 Von Place gefanden (Figuren mit
WeinkrOgen); unbekleidete Frau von einer
Wasserleitung.
«) Place. Nin. I p. 122 flF. III T. 31 bis;
Latabd I T. 3. 4; Pebbot T. 8 u. 9 zu S. 542;
HoMKEL S. 483 ; Kopf gross bei Perbot F.
223; Layabd 92 (farbig). Diese Figuren
heissen schlechtweg ,» Stiere* (rtmu): Ztach.
f. Assyr. 1, 208.
») Ztsch. f. Assyr. 1, 207.
^) Vielleicht galt die Fünfzahl der Beine
fQr heilig wie in Ägypten (Aelian. h. an.
11, 40).
^) Mehrere aus Alabaster in London ; ein
fOnf beiniger bei Dieülafot II 91.
«) Abgeb. Pebbot 336. 838; Kaülen
S. 55.
0 Diod. 2, 3, 2.
®) Beides im Sargonpalast: Place, Nin.
m T. 25, vgl. 32; II p. 77 f.
*) Ersteres in Nimmd: G. Smith, Ass.
diso. p. 77 f., vgl, Latabd, mon. I T. 86. 87.
II p. 130; geschmackvolle Friese in Nimrud:
Kaulen F. 75—7; Pebbot 116—8.
»0) Z. B. in Kojuntschik: Layabd II T.
56; Kaulen S. 49.
510 fiaBBMche Sansiiaroliftologie« tt. QeBohiohie der alten Simst.
des Terrassentempels von Chorsabad.^) Manchmal bilden mehrere Ziegel
zusammen farbige Ornamente oder Einzelfiguren auf himmelblauem Grunde.^)
Es kommen auch Ziegel mit Miniaturbildem vor,') sodann Platten mit
Palmetten, Granatäpfeln und Tau- oder Zickzackbordüren, welche in der
Mitte ein Nagel mit Rosettenkopf befestigte.'*) Der glänzendste Schmuck
der Paläste besteht aber in den Alabasterreliefs, ^) welche Wände und
Mauern friesartig zieren. Auf die Ziegelwand wurden nämlich Platten
angeheftet, worin Figuren in ziemlich flachem Relief eingehauen, bei kleinem
Durchmesser aber eingekerbt wurden. Farbe half einst dem Auge die
Einzelheiten unterscheiden.*) Der weiche Stein eignete sich zur leichten
Bearbeitung und passte dadurch zu den raschen Bauten. Am Palaste
Sargons zu Ghorsabad misst der skulpierte Streif 1996 Meter in der Länge
bei einer Höhe von 3 Metern, was fast 6000 Quadratmeter Fläche ergibt,
wozu noch 24 Paare jener kolossalen Eckfiguren kommen; es kann aber
chronologisch nachgewiesen werden, dass diese ungeheuere Wandfläche in
einigen Jahren hergestellt worden sein muss. Die Arbeiten machen im
Ganzen genonmien einen bedeutenden Eindruck, sind aber im einzelnen
ungleichmässig und teilweise (namentlich hinsichtlich der Bilder der Be-
siegten) flüchtig. Gleichmässige Reliefs kommen selten vor. In der Eile
wurden auch wohl Platten von einem älteren Bau eingefügt.') Die Gegen-
stände blieben ja stets so ziemlich gleich, denn Verherrlichung des Königs
als siegreicher Feldherr und tapferer Löwenjäger ist der Zweck dieser
Wanddarstellungen. Selten verirrt sich unter diese militaristische Kunst
ein Idyll, wie Asurbanipal unter der Weinlaube.®) Die Verwendung von
Metallschmuck können wir ebenfalls noch nachweisen. Die erhaltenen
goldenen Masken ^) waren an den vier Enden angenagelt. Metallene Zier-
schilde an die Wand zu hängen, war seit David nichts neues mehr; dafür
wissen wir nun bestimmt, dass dieselben unter assyrischer Herrschaft
durch konzentrische Kreise gleichmässig geteilt und diese mit Figuren-
reihen ausgefüllt wurden. i<>) Die grossen Prachtthore hatten aussen Bronze-
blech, in welches Figurenstreifen eingetrieben waren. An dem Thore vom
Palaste Salmanassars n. in Balawat^^) entsprechen den Querleisten der
Holzthor e Doppelstreifen von Figuren, welche mit drei Reihen Rosetten,
deren Centrum der Nagelkopf bildet, eingefässt sind; auch dieses Pracht-
thor verkündigt in Bild und Wort des Königs Thaten. In Sargons Resi-
denz stand vor dem Thore ein künstlicher Palmbaum, dessen Holzstamm
>) Man erkennt jetzt noch (v. u.) schwarz, I «; Botta IT. 12. 43. 53. 62-3. 65. 68. 76.
weiss, rot und blan. Farbige Ziegel aus , 114; Lonopi^bibb, cat. Nr.^lO. 11. 18; farbige
dem Nordwestpalast : Latabd I T. 84.
') An den Haremshöfen des Sargonpa-
lastes (goldgelb*: Kaulen S. 50) und an den
Thorbauten der Sargonstadt; besonders schö-
nes Stück: Pbbrot S. 307—8.
*) Layard II T. 55; G. Smith, Ass. disc.
p. 79 ; Terrakottatäfelchen mit Relief: Pebbot
il F. 259.
*) Pebbot F. 127- 8.
f) Sehr vieles ist in Gyps vervielfältigt:
Berlin 216 ff. ; London, Gatal. of re-produc-
tions p. 5 ff.; Paris, Nr. 9 ff.
T. bei HoMMEL S. 482.
') WiNCKLEB, Gesch. Babyloniens S. 146.
^) Abguss.
*) Benndobf, Gesichtshelme T. 14, 1. 2.
^^) Pebbot F. 415 (zwei Reihen LOwen
und eine Reihe Stiere).
^ ') Im brittischen Museum ; Th.G. Pinches»
the bronze omaments of the palace gates of
Balawat, London 1881 ff. f.; Auszug Tr. b. a.
7, 83 ff. m. T.; Proben bei Hommbl (Tafel) u.
Pebbot S. 626/7 ; Kaulen S.38; mesopotamisch
nach Rebeb, altchaldäische Kunst S. 148.
Kap. VI. Die «weite orientallflierende Periode der Weltgeeohiohte. (§ 321.) 511
bronzene Schuppen bedeckten; von dem goldenen Laubwerk fand Place
noch ein getriebenes Palmblatt. Die Kunstformen der assyrischen Bauten
sind durch die erhaltenen Ruinen nicht vollständig dargestellt, dafür bieten
die Abbildungen in jenen Reliefs eine gewisse Ergänzung, denn sie zeigen
uns kunstvolle Tempel, Paläste mit Säulenfa<;ade, Kuppelbauten und drei-
fach abgestufte Bekrönungen. ^) Dass das Holz in der assyrischen Bau-
kunst einen hervorragenden Platz eingenonmien habe (S. 298 f.), ist nicht
beglaubigt; man holte nur eben nach babylonischer Tradition Cedern, Cy-
pressen und Pinien^) aus fernen Gebirgen.
Zur monumentalen Kunst gehören endlich die Denkpfeiler für Wei-
hungen, Grenzfeststellung u. dgl.; zumeist sieht man den König in an-
betender Stellung.^) Der Huldigungsobelisk bei Layard I 53 — 6 hat auf
aUen vier Seiten Bilder in Streifen abgeteilt. Da man zu diesen Denk-
pfeilem harte Steine nahm, weicht ihr Stil von dem der weichen Alabaster-
reliefs mannigfach und nicht zum Vorteil ab.^)
Das Kunstgewerbe ist unter den Funden von Niniveh reichlich
vertreten. Den Goldschmuck, in welchem auch Männer prangen, die
breiten Armbänder, die gliederreichen Halsgeschmeide, die Tiaren der
Könige veranschaulichen zwar fast einzig die Relief bilder.^) Seltene Me-
talle wie das Antimon und Magnesium sind in Niniveh verireten.^) Unter
den Bronzearbeiten fallen die zahlreichen Bronzeschalen mit eingegrabenen,
teilweise erhöhten Bildern auf.^) Obwohl alle aus einer Schatzkammer
(Sargons H.?) stammen, weisen sie sehr verschiedene Stile auf. Wir
finden da Motive aus der Inselkunst der vorigen Periode, ^) ägyptisches im
Sinne der Ramessidenzeit ^) und ägyptisches mit Palmettenstreifen und
den Vogelreihen des geometrischen Stiles verbunden ^^) oder mit assyrischen
Figuren und Landschaften vermengt, ^^) endlich konzentrische Streifen
wilder und zahmer Tiere in rein orientalischem Geschmack. ^^) Die erfreu-
lichsten Schalen bekunden den Natursinn eines Gebirgsvolkes.**) Wenn
Inschriften auf diesen Schalen stehen, sind sie in der aramäischen Ver-
kehrssprache.^^) Die Steinreliefs zeigen uns dazu in den Händen vieler
Gottheiten getriebene Eimer mit Figuren, i^) Die Waffenschmiede fertigen
den Fürsten Schilde mit einem ciselierten Löwenkopf und Schwerter mit
Tierhäuptem am Griff.*®) An den Holzarbeiten, welche durch Schnitzerei
1) Kaülkk S. 188 F. 59 — Pbrbot S. 142.
U3. 225 — Eaulsn S. 56. Die erhaltenen
Kappeln sollen nicht über die Zeit der Par-
3. Dez.; Tibls, Gesch. S. 251.
^) Layard II T. 57—68 ; vgl. Dumont et
Chaplain, cöramiqnes de la Gröce propre
ther zurückgehen (Pkrrot S. 174 f.}. — Z. B. i p. 112 ff.; Pbbrot II 735 ff. m. Abb.
Obelisk Salmanaasars II.
') Delattbb, TAsie occidentale p. 58 ff.
") Das grösste Exemplar ist die unge-
fähr 2 m. hohe Stele Sannanassara II. aus
Basalt, oben dreifach abgestuft (Latard I
53—56; Pkrrot 111. 237; Kaulbr S. 34); vgl.
Rawunson III 41 == HoMMSL S. 457 ; Caillou
de Michaux Uokiibl S. 74.
*) Basaltne Basreliefs sollen auch von
einem kleinen Bau in Chorsabad gekommen
sein: Place, Ninive I p. 150. III T. 48. 3.
*) Z. B. M. Nap. T. 7; Layard I 82.
^j Bbrthelot, Acad. des inscr. 1887
«) Layard II 62 A = Perrot F. 398.
^) Perrot F. 405.
»»') Layard II 63; Pbrrot F. 399.
»') Layard II 61 B; Perrot F. 406.
»2) Layard II 60; Perrot F. 407; freier
Layard II 67.
*') Layard II 66; Helbio, das hom. Epos
T. 2 nach Phot.; Perrot F. 408.
'*) Corpus inscr. Semit. II 46-9 T. 8.
^^) Z. B. Layard I 34. 36 (T. 24 schmuck-
lose unter der Beute).
>•) Layard I 13 — ders. 1 12.
512
Ela^aisclie tCoBBtarohftologie. iL QeBohichie der alten SoiiBt.
verschönert werden, z. B. häufig in einen Tierkopf auslaufen, ^ kamen
öfters noch Treibarbeiten aus Bronze dazu, welche Figuren in Zonen-
streifen erhielten.*) Ebenso trat mit den beiden Materialien das Elfenbein
in Verbindung,*) indes zeigt jedwede geschnitzte Dekoration desselben,
dass die Arbeiter der Reliefs in Ägypten oder ägyptisierenden Fabriken
zu suchen sind. Für letzteres liegt in einer phönikischen Aufschrift ein
Zeugnis vor.*) Allerdings Hessen die Assyrer die zum Tribut darge-
brachten Elephantenzähne nicht ungenützt, aber die einheimischen Arbeiten
wagten nur Gravierungen.*) Alabaster und andere seltene Steine wurden
zu Geräten verarbeitet;«) Lapislazuli dient offenbar zu Amuleten.') Die
Siegelcylinder sind sehr zahlreich; technisch zerfallen sie in zwei ver-
schiedene Gattungen (S. 194 f.). Für die Kunstgeschichte bedeuten sie
wenig; die besten dürften aus Onyxarten geschnitzt sein.®) Bernstein
kann unmöglich gefehlt haben.») Kleine Gefässe aus farbigem Glasfluss
kamen mit den Parfümerien, die sie bargen, ins Land.^®) Dortselbst be-
reitete man farbloses Glas mit rein technischem Geschick. ^^ Die buntge-
wirkten oder vielleicht auch gestickten Gewänder kennen wir durch die
Königsbilder hinlänglich, i*) Die Vasenmalerei tritt in Assyrien und Baby-
lonien wenig hervor, weil die Fayenceware bekannt war,**) jedoch ge-
nügen die Scherben von Kojuntschik, um zwei Richtungen der Vasen-
malerei zu konstatieren. Häufiger kommt nur die geometrische Dekoration
vor, welche sich nur bis zu primitiven Vogelreihen erhebt; mehrere Frag-
mente tragen eine aramäische Inschrift. **) Ein anderes dagegen hat über
Keilschriftzeichen Reste eines Löwen- oder Greifenpaares. **) Über die
schwarzen Töpfe haben wir ein ausdrückliches Zeugnis.*«)
Das Material ist gross genug, um eine Analyse der assyrischen
Zeichenkunst zu geben. Weil die Bilder mehr von Handwerkern als
Künstlern herrühren, haben sie ihre bestimmte Schablone, welche vielfach
an die ägyptische erinnert, aber in diesem Parvenüstaate die Verknöche-
rung jener alten Tradition doch nicht erreichen kann. Jeder Assyrier
') Lyra mit Hand : Latabd I 12.
') Blech von einem Sarge: Clebxoitt-
Gavneaü, Ra. 1879 d^c; Cat. de la coli. Le
Clercq II.; zwei Throne: Layabd, discov. p.
198 f. ; G. Smith, Assyrian discoy. p. 482.
*) La YARD a. O. p. 198 u. mon. I 88-91.
II 57. 60. 68; Smith a. 0. p. 431 f.; Rawlik-
soN, the five great mon. 11^ 369 £P. ; Perbot
246—49; Dibulapoy, Tart ant. III S. 50 ff.;
BiRCH, Transact. of the r. soc. of litt. II s.
3, 151 ff.
^) Levy, phönizische Studien I S. 7, 1.
'} Z. B. Pebbot f. 391.
^) Layabd I 97, 9 Alabaatergefäss, 95.
96; ViRCHow, eine Sammlung assyr. Stein-
artefakte namentlich solcher aus Nephrit,
Ztech. f. Ethnol. 19, 456 ff.
^) Doppellöwe, abgeb. Ra. 1, 282; Scheibe
mit Inschrift Proc. Am. or. soc. May 1889
b. CXXXIV ff.
^) JoACH. Mbnakt, les pierres gravöes
de la Haute Asie. Rech, sur la glyptique
Orientale. 2. p. Cylindres de FAssyrie etc.,
Paris 1886 (über die Technik S. 26. 86);
Gemme mit aramäischer Inschrift: Corpus
inscr. Semit. II T. 8 Nr. 51.
®) Gegen Oppbbt wird dies Ztsch. f.
Assyr. 1,244 ff. bestritten.
***) Botta, monument 5, 173; Layabd,
discoveries p. 674 ff.; ausserdem gibt esPerlen
und Armbänder von Glas.
") Layabd, discov. p. 197 (mit Inschrift
Sargons); Pebbot F. 380—1.
»2) Layabd 1 T. 5; Pebbot F. 448 ff.
Vgl. Ezech. 23, 12.
»») Layabd I T. 85.
»*) Hblbio, A. 1875, 221 ff. m. T. H;
Pebbot F. 372 ff.; Corpus inscr. Semit. II
42. 44. 45.
»*) Pebbot F. 379.
»«) Nahum 2, 10. Bucchero-ähnliche Ge-
fässe (S. 178) fand übrigens Petrie schon in
Kahun (lllahun 10).
Kap. VL Die sweiie orientalisierende l^eriode der Weitgeaohicdite. (S 321.) 513
sieht aber wie der andere aus: Stime niedrig, Augenbrauen stark und
geschweift, Augen gross und weit geöfifhet, die Nase stark gebogen und
abgerundet, Mund klein, Lippen fleischig, Kinn rund und stark, Haar und
Bart sorgfältig gekräuselt, die Arme und Beine stark muskulös, dies ist
das Ideal des Assyrers; nur der unterschied zwischen dem langbär-
tigen Mann und dem glatten Eunuchen besteht (T. 6). ^) Höchstens
könnte jemand in den Zügen der Könige etwas Individuelles finden.*)
Diese Typen geben multipliziert wie in Ägypten prozessionsmässige Auf-
züge.') Die augenscheinliche Neigung für das Kraftvolle schliesst eine
gewisse Anmut nicht aus, wiewohl die Frauen in dieser Kunstrichtung
entschieden zu kurz kommen. Zu den ständigen Charakteristika des
Stiles gehört jedoch die Auf biegung der Hand im Dreiviertelsprofil, wenn
man etwas überreicht. Tiere ^) und Bäume sind ebenfalls nur Typen; als
Bäume xor' i^oxijv scheint man die in Assyrien häufige Pappel^) und die
Aleppokiefer gewählt zu haben, die stilisierte Form mahnt uns aber un-
willkürlich an eine Spielwarenschachtel unserer Jugendzeit. Der Erd-
boden pflegt einer Gruppe gleichhoher Ameisenhaufen zu gleichen und die
Wellen der Flüsse formen sich zu regelmässigen Schnecken. Man zeichnet
die Tiere nach dem gewohnten Schema und denkt nicht einmal daran
auch nur die Fehler desselben zu beseitigen.^) An Gespannen bewegen
sich die Pferde taktmässig.'') Nur bei den Löwen gerät der Assyrer mit
sich in Zwiespalt. Weil der König selbst sie des Erlegens würdigt, er-
halten sie eine Art Uniform, d. h. an gewissen Stellen regelrechtes ge-
locktes Haar, und büssen am Schweif die unordentliche Quaste ein. Nichts-
destoweniger sind die Bewegungen der Löwen augenscheinlich in der Natur
beobachtet worden. Das von einem Pfeil durchbohrte Tier scheint den
gegen Greuel abgehärteten Bildhauern Mitgefühl einzuflössen. ^) Über den
altbabylonischen Gesichtswinkel (S. 452 f.) sind die Assyrer nicht hinaus-
gekommen; sogar das einhömige Rind ist noch Regel. ^) Wie in Ägypten,
übertreffen die Assyrer ihre Feinde gewöhnlich an Grösse und unter ihnen
ragt wieder der König hervor; ^o) wie dort dürfen Paare sich halb decken
und Bäume hinter Menschen emporstehen ;^^) ebenso tritt bei Ansichten
von Städten und Gebäuden die Vogelperspektive wiederholt ein.^*) Nötigen-
falls wird das Hintere über dem Vorderen abgebildet; wenn dadurch, wie
in grossen Schlachtenbildem, die Gefahr der Verwirrung entsteht, bringen
Horizontallinien eine gewisse Ordnung hinein.*') Noch inmier dürfen die
1) Prrbot T. X n. F. 255.
') Mbnakt, Gomptes rendos de Tac. des
inscr. 4. 8. t. IX.
•) Z.3B. Layabd II T. 7-9. 47-9.
^) HouGHTON, Tr. B. b. a. 5, 33 ff. (zahme
Säugetiere). 319 ff. (wilde); Polyp: Helbio,
bom. Epos S. 78.
') JPvBBOT 30. 273; vgl. Sachaü, Reise
S 377.
«) S. 428; über die Pflanzenbilder: Bo-
NAYiA, The Babylonian a. Oriental Record
5, 196 ff.; E. BoKAViA, the cone-froit of the
aasyrian monameDts, The Babyl. a. Or. rec.
II Nr. 6, 138 ff. 7, 170 ff. 8, 173 ff.
• Btsdlroeli der Ua«. AlftertiuiwwiHeniohift. YZ.
*) DiBüLAFOT, Tart ant. de la Perse III
T. 14.
^) Asorbanipals Löwenjagd: Disxtlafot
m T. 14.
*) ScHBADBB, Sitzongaber. d. preuss. Ak.
1892 S. 573 ff.; Usisnbb, de carmine quodam
Phocaico p. 6, 1.
1«) Kaulbn P. 10.
1») Pbbbot 253.
1*) Stadt : Pbbbot S. 343 ; Maaer : Layabd
I 63; kgl. Küche von Nimrud : Pbbbot S. 342;
Eaulbh Fig. 74.
**) Z. B. DiEULAFOT, acropole de Suse
p. 71 ff.
33
514
Slassisohe Eunstarohäologie. II« QeBchichie der alten Eiuist.
Inschriften zwischen Bildern stehen und sogar in einem Querstreifen sich
darüber hinziehen,*) mag auch eine Person in ihnen wie in einem Teiche
zu waten scheinen. Schliesslich liegt das ganze Wesen der assyrischen
Bilder in dem Satze eingeschlossen: Der König lässt dem gemeinen Mann,
der die Keilschrift nicht lesen kann, seine Orossthaten in Bilderschrift
erzählen.
Betrachten wir die Dekoration nur vom ornamentalen Standpunkt,
so finden wir jetzt die alten babylonischen Motive, Rosetten, Tiere und
Ungeheuer, in ein System gebracht. Sie bilden Bandstreifen, welche auch,
durch Linien getrennt, übereinander gesetzt werden. Die Tiere und Un-
geheuer gruppieren sich oft paarweise, die Stirnen gegeneinander, ein
Motiv, das allerdings schon alt ist, aber erst jetzt ganz und gar den
Charakter des Wappenstiles erhält.
So ist Assyrien zwar nicht ein selbständiger Faktor der Kunstge-
schichte, wohl aber ersetzt es uns bisher die Lücken der monumentalen
Überlieferung Mesopotamiens und Syriens. Über Susa haben wir be-
reits S. 453 einige Worte gesagt. Hieher mögen die Felsskulpturen des
Landes, ^) sowie die des Reiches Anzan ') zu setzen sein. Das benachbarte
Persien beginnt erst mit Kyros in den Kreis der civilisierten Völker ein-
zutreten. Aber der Gründer selbst wusste sich in seine RoUe noch nicht
recht zu finden. Er blieb bis zum Ende der rauhe Krieger. Die Denk-
mäler seiner Herrschaft sind denn auch sehr spärlich; ein FelsreUef von
Murgab^) bildet den König wie einen Pharao mit dem Pschent und zu-
gleich wie einen babylonischen Dämon mit vier Flügeln und gelocktem
Bart ab. Früher als die Perser gebrauchten die Medier ihre rohe Kraft
zur Reichsgründung. Derjenige Stamm derselben, welcher die Städte Eg-
batana und Rhagai umwohnte, hat etwa 700 — 550 seine Macht behauptet.
Nach Herodot legte der erste König Deiokes Egbatana auf babylonische
Art so an, dass die Burg auf einem künstlichen Hügel stand. Sie ahmte
mit ihren sieben konzentrischen Ringmauern, deren Zinnen verschiedene
Emailfarben hatten, die babylonischen Observatorien nach; 5) noch Polyb
konnte nicht genug die Pracht des Palastes imd des Tempels der Anahita
rühmen.^) Jetzt ist äusserst wenig erhalten und dies nicht datierbar:
ein marmorner Löwe,^) einige emaillierte ZiegeP) und ein paar Cylinder.
Die Persien gegenüber liegenden Bahreininseln, wo geschnitzte Elfen-
beinreliefs und Strausseneier gefunden wurden,^) leiten uns nach Arabien
hinüber. Im Osten desselben war der Haupthandelsplatz öerrha von
flüchtigen Chaldäern gegründet. *<>) Über den Westen, wo der Hafenort
Teima hervorragt, breitete sich nach den Inschriften die syrische Kultur
*) Pbbrot 303; s. auch F. 4.
') Relief von Malamir (Eönigsomat mit
Rosetten) : Dieulafoy, Tart ant. de la Ferse
I S. 33. 35. 39. — Astartefigaren aus Terra-
kotta: LoFTUs, travels p. 379 m. Abb.
') Weissbach, anzanische Inschriften,
Abb. d. phil.-hist. Gl. d. Sachs. Ges. 12,
177 flf.
*) Ebb Pobteb, travels I T. 18.
») 1, 98.
•) 10, 27, 9 ff.
^) Abgeb. bei Justi, Geschichte d. alten
Persiens S. 5.
") Vgl. Babbieb DB Mbtkabd, dici g^ogr.
de la Ferse p. 274.
>) Athenaeum 1889, 6. Juli.
") Strab. 16, 3, 8.
Kap. VL Die swaite orientAÜaierende Periode der Weltgeflchichie. (§.B2l.) 515
aus; demgemäss erinnert ein in den Felsen gehauener Betraum bei dem
alten Hegra, welcher einen Felsenthron bekommen sollte, an nördliche
Sitte. ^) Das alte Reich von Saba schickt 782 und 715 an die Assyrer
Gesandtschaften und aramäische Inschriften reichen bis in dieses ferne
Land.^) Die Eunstdenkmäler bestehen in einigen Reliefs aus ordinärem
Stein oder Alabaster.')
Zu dem aramäischen Kreise gehört dagegen voll und ganz das ar-
menische Gebirgsland, dessen Öeschichte wir aus Eeilinschriften kennen.
Im neunten Jahrhundert bestand dort das Reich ürardhi oder ürartu mit
der Hauptstadt Biaina (jetzt Wan), wo die Könige, hartnäckige Feinde
der Assyrer und besonders Salmanassars n., den Titel „König der Könige,
König von ganz Nairi*^ führten, zeitweilig also über einen Teil des Euphrat-
landes geboten.^) Zuerst finden wir das Babylonische als Schriftsprache,
später wenigstens die babylonische Schrift. Die Denkmäler bestehen in
einem auffallend fein ausgeführten Gylinder,^) ein paar Bronzen nach sy-
rischem Muster^) und eigenartigen goldgeschmückten Bronzeverzierungen
von Thronsesseln ;^) wichtiger als dies alles ist die Abbildung eines Tem-
pels, welche Giebeldach, Säulenfafade und schildartige Verzierungen zeigt. ^)
In einem Grabhügel ist das babylonische Gewölbe aus Stein nachzubilden
versucht.
Aus den assyrischen Inschriften ersehen wir, dass auch nördlich und
nordwestlich vom Wansee mächtige Reiche bestanden ; dahin gehört allem
Anscheine nach Kolchis, ^) wo die ägyptischphönikische Beschneidung herrschte
wie bei den Makronen, ^o) Wir notieren vorläufig, dass im Lande der
Suaner (Suaneten) der König Saulakes angeblich Gewölbe von Gold und
Balken, Säulen und Pfeiler aus Silber ausgegraben habe.^^) Zu Wladikaw-
kas wurde eine Nekropole entdeckt, welche meist rohe Bronzegefässe,
Fibeln, Idole u. dgl. enthielt, jedoch auch eine silberne patera umbilicata
mit aramäischer Inschrift. ^2) Das Gräberfeld von Koban scheint gleich-
falls zum Teil babylonischarmenische Einflüsse zu zeigen. ^^) Wie weit sich
die Kultur dieser Periode in die skythischen Gebiete verbreitete, ist
noch nicht abzusehen. Südliche Analogien lassen sich zu den sitzenden,
einen hohen Trinkbecher haltenden Figuren aus Thon beibringen, welche
ein Grabhügel enthielt. 1*)
») C. I. Semit. II 117 {5./4. Jahrb.).
*) Votivtafel in Berlin.
>) Zwei veröffentlicht bei Wilson, lands
of the bible, Edinb. 1847 p. 747; ein drittes
1872 der R. As. soc. vorgelegt.
*) TiBLB, babyL-assyr. Gesch. S. 187 f.;
babylonischer Cylinder gefanden: Am. J. Vi
T. 18.
*) Ans Rosenjaspis im Haag. Ein vier-
flfigeliger Gott hält zwei Strausse am Kragen :
MxHAiiT, glypt. II p. 89 ff. ; Ga. 5, 250 (Ab-
gnss in Dresden, Ztsch. f. Assyr. 1, 45. 206).
*) LoKOPiiRiBB, B. de Tac. imp. de St
P4t. 1871 u. Ga. 7, 74; nach üim ist anch
die AZ. 1880 T. 15 veröffentlichte Bronze
Armenisch.
') FnBOT n 724 ff.
«) BoTTA, Nin. II T. 140. 141 aus dem
Jahr 714; Bauinschrift eines Tempels aus
der Mitte des 7. Jahrb. Joum. r. As. soc.
14, 653 ff. — Man findet dort auch Qefftsse
mit Fignrenstreifen (Ziegen oder Vögeln mit
Menschenkopf): Pebbot II F. 281. 397 u.
S. 734 A. 2.
») TiKLE a. 0. S. 162.
»0) Herod. 2, 104.
*M Plin. 33 52,
'*) C. 1. Seinit.' II 110 T. 8 (angebUch
5./4. Jahrb.; mit Palmetten und Schwanen-
hälsen).
^') Z. B. Buccherogefässe und Bronze-
fibeln. DafOr danf gesetzt werden (§ 175)
voyage au Gaucase.
^*) DUBQIB 8. IV T. 81,
88*
516 nasaiscli^ EanatairoUologie. ü. Qesohiolite der alten Eanat.
Litter atur: Perbot Bd. II; J. Oi'pbbt, Qrondzfi^e d. ass. Kunst, Basel 1872; fiber
die altannenischen Denkmäler handelte zuerst Fb. £d. Schulz, J. asiatique 1840 p. 257 —
323; B. auch Am. J. 6, 287 f. und § 60.
322. Die Schuhbekleidung (Schnabelschuhe) verbindet Armenien *) mit
den westlicher gelegenen Ländern, deren Kern das spätere Eappadokien
bildet. Nicht bloss dieses Land jedoch, sondern auch Lykaonien und
Isaurien, ja sogar Lydien enthalten eine Anzahl von Felsenskulpturen,
welche schon dadurch ihren inneren Zusammenhang mit Nordsyrien be-
kunden, dass Lischriften in nordsyrischen (hethitischen) Hieroglyphen bei-
gesetzt sind. Ob sie selbst von dem gleichen Volke herrühren und ob sie
die gleichen Urheber wie die nordsyrischen Bildwerke haben — man hat
an die Hethiter gedacht — , dies ist eine Frage, die erst nach Entziffe-
rung der Inschriften eine Lösung finden kann. Hauptorte waren das
heutige Gjaurkalessi (eine Tagreise südwestlich von Ajikyra)*) und das
von Bj'oisos 546 eroberte Pteria, wozu die Ruinen von Boghasköi,') Üjük
und Aladscha gehören.^) Es sind Befestigungen, Paläste und Heiligtümer,
in den Fels und aus demselben gehauen. Bei dieser Felsarbeit kommt die
Plastik insofern zu ihrem Rechte, als an einem Thor in Üjük fünf beinige
Sphinx- und Stierpaare (ähnlich wie die assyrischen Mannlöwen) und an
dem Steinthron von Boghasköi zwei nilpferdartige Löwen halb heraus-
gearbeitet sind.^) Ausserdem sind sowohl an jenen. Stadtruinen als an
Felsabhängen, wo eine Strasse vorbeiführte, Relief bilder eingehauen, die
einen auffällig starken religiösen Sinn bekunden. Sie stellen wohl auch
den König dar, doch keine profane Handlung, sondern gewöhnlich ein
Opfer oder sonst ein Bild aus dem kleinasiatischen Olymp;®) ausnahms-
weise sehen wir einmal den König zu Wagen Hirsche verfolgen.') Wir
bemerken die in'^Nordsyrien seit alter Zeit üblichen Schnabelschuhe, lange
Kleider und hohe steife Hauben, goldne Arm- und Halsbänder, unter den
Göttern fallen sogleich mehrere in die Augen, welche auf ihren heiligen
Tieren stehen ; sie sind nordsyrisch, der gehörnte Hut des Gottes in Ibriz
babylonisch. Uräus mit Sonnenscheibe stammt aus Ägypten; auch der
Doppeladler mag an ägyptische Ornamente anknüpfen.^) Wie in Ägjrpten
') Abb. am schwarzen Obelisk der As-
syrer.
*) G. Pebbot et GuiLLAüME, Ra. n. s.
12, 1 £P. u. expl. arch. de la Galatie p. 156 ff.
T. 9. 10.
*) Texibb, Asie min. 1 T. 73—4; Pebbot,
expl. p. 321 ff. T. 34—52 ; Humaw» u. Püch-
bteik, Reisen 12 u. 13 (Mauern). 14 (Karte).
*) Das. T. 7 ; Texibb T. 3, besser Peb-
bot, expl. p. 321 ff. T. 33—68; Ba. n. s. 23,
157 ff. 209 ff. 281 ff. 345 ff. 24, 15 ff.; Pebbot
lU F. 328 ff. — Jasüikaja: Tbxieb T. 72.
75—79; Hamilton, res. in Asia Minor I
p. 391 ff.; J. of the r. geogr. soc. 7, 74 ff.;
HuMAMir T. 7—10.
^) Pebbot et Guillauxe, expl. arch. de
la Galatie 1 p. 345 f. il T. 57 u. hiat. IV 665;
HüVAKN u. PucBSTEiN, Reison T. 7, 1; Ath.
Mitt. 14, 189; die Frisur erinnert an die
Gottin von Qadesch; Ldwenthron: Tbxisb,
doßcr. T. 82 iPjsteOT F. 296-8).
") Reliefs von Jasilikaia bei Boghasköi
(vielleicht schon aus der folgenden Periode):
S.A. 4; Eflatün-Bunar bei Bey-scheir (Isaurien):
Am. J. of arch. 2, 49 ff. m. T. 1; Pebbot 17
F. 356; s. auch R. a. III 5, 257 ff. T. 11. 12;
Fassiler bei Ikonion : Abb. bei Ramsat, Ath.
Mitt. 14, 170 ff.; Stebbbt, Wolfe expedition
S. 164; Ibriz in Lykaonien: Trans, of the s.
. a. 17 T. zu S. 336; Pebbot IV F. 354;
Ramsat, AZ. 1885 S. 203 ff. T. 13 ; vgl. Aca-
demy 1888, 92.
') Relief von Gharput, im Louvre : Heu-
ZBT, Ac. des inscr. 1892 14. oct (aus dem
9. Jahrh.?). Zwei angeblich bei Eaisarieh
befindliche Reliefs verdächtigt Ajoaud, Ztsch.
f. Assyr. 1, 91 ff.
») Relief von Cjük: Pebbot, expl. T. 68
u. bist. III F. 343; auf einer Gemme unbe-
kannter Herkunft Ra. n. s. 27 T. 4. 28 p. 34
Nr. 371. 7gl. Lovop^bibb, oeuvres 1, 97 ff.;
SiTTL, Adler u. Weitkugel S. U. Od^r ist
Kap. VI. Die zweite orientaliaieronda Periode der Weltgeschichte. (§ 822.) 517
kommt es vor, dass ein Hieroglyphenzeichen ein Bild vertritt. Die Reliefs
können nur roh sein, denn sie bestehen aus sehr hartem Material (Basalt)
oder sind doch unbequem an der Felswand anzubringen gewesen. Nicht
alle haben den gleichen Stil; am auffälligsten sind die Unterschiede in
der Gesichtsbildung, die bei manchen (z. B. im Relief von Ibriz) das Se-
mitische geflissentlich hervorkehrt. Ein Teil der Reliefs mag nicht vor
der Perserherrschaft ausgeführt sein ; übrigens ist selbst die altgriechische
Kultur in diesen entlegenen Winkel gedrungen und hat eine Inschrift als
Denkmal hinterlassen. ^) Solange in Eleinasien nicht tiefer gegraben wird,
ist es nicht möglich, mehr als eine vorläufige Skizze zu geben. ^) Thubal
und Mosoch, d. h. Tibarener und Moscher, bringen noch zu Ezechiels Zeit
ihre Erzgefässe nach Tyrus.') Ebenso blühte in dem bergigen Eilikien
eine eigenartige Metallkunst. ^) Ob wir die Felsengräber von Paphlago-
nien*) der jetzt besprochenen Periode zuweisen dürfen, bleibt noch fest-
zustellen; wohl aber sind phrygische Monumente hier zu nennen.*) Unsere
Überlieferung spricht von Phrygien nur sehr wenig. Die sogenannte
phrygische Mütze kann ihren orientalischen Ursprung zumal in ihrer alten
Form nicht verleugnen;^) auch die übrige Kleidung teilte das Volk mit
den Persem d. h. den Medem. Die Schrift nahm man von den östlichen
Nachbarn an,^) bevor die griechische Buchstabenschrift sich in Kleinasien
verbreitete. Die heiligen Höhlen,^) die unförmlichen Steine, welche die
Göttermutter von Pessinus und andere Oottheiten bedeuteten, >o) und viel-
leicht auch die Sitte, die GR^tterbilder zu bekleiden, ^^) sind schon hier zu
nennen. Dann müssen von der alten Königsdynastie die grossen Felsen-
gräber, worunter das sogenannte Midasgrab, neben welchem ein Heiligtum
mit flügelartigen Akroterien, welche mit den goldenen Tempelchen von
Mykene zu vergleichen sind, lag,^*) und ein paar Burgen herrühren; ^2) am
Eingang des Schlosses von Hojadscha stehen zwei Kolosse. Auch der
Löwe von Kalaba und ein Relief bild stammten gewiss aus solchen Bauten. ^^)
er eine doppelgesichtige Form des babyloni-
schen Geistes Zu (Deutzsoh, ass^. Stadien
1» 96)? In einem assyrischen Rehef bringen
Besiegte das Bild eines Adlers getragen
(Layabd I 67 a).
0 In Üjttk: Ath. Mitt. 14, 188.
') Der thOneme Ochsenkopf in Berlin
(Ohivefal&ch, Kypros T. 191, 1. 2) konnte
ans dieser Periode Kappadokiens stammen.
') Chalyber und Drilen tragen Bein-
schienen : Xen. An. 4, 7, 16. 5, 2, 22.
^) Halbkugelfbrmiges 8ilberblech mit
Darstellung des Königs Tarkondemos von
Erme {"jiQi/ioi): Tafel zu Tr. b. a, 7, 298 in
Lichtdruck; Inschrift doppelsprachig (baby-
lonisch und hethitisch).
*) S. 90; Pbbbot 5, 196 ff. Auch in
Paphlagonien war die Beschneidung einge-
führt (fierod. 2, 104).
•) Ramsat, Jhst. 3, 1 ff. 257 ff. m. T. 17
—21. 26—29.
7) Auf Münzen von Piymnessos: A. 1847
T. ü 5 = Hblbio, Pileus F. 10.
») Ath. Mitt. 14, 181.
•) Amob. 5, 7; vgl. Paus. 10, 82, 3.
") Amob. 7, 49.
>') Tertull. idol. 3, 3; Idol auf Münzen
von Apamea: Ovebbbok, Kunstmyth., Hera,
Münzt 1, 11.
'*) Midasgrab: Leake, Journal; Tezieb,
Asie min. T. 56, berichtigt von Pebbot, expl.
p. 112; MiLCHHÖFER, Anfänge S. 24; Deli-
klitasch bei Harmandschik : Pebrot, expl.
p. 103 ff. 112 T. 5. 6; Afghankiöi: Steuabt,
mon. of Lydia a. Phiygia p. 5; vgl. RrtTER,
Erdkunde 18, 635 ff.; Tezieb, voyage I T. 54.
58. 59.
*') Hojadscha, südwestlich von Ankyra:
Pebbot, expl. p. 156 ff. T. 9. 10 u. Ra. n. s.
12, 1 ff.; Pischmischkalessi beim Midasgrabe:
Jhst 1882 p. 9; Pkbbot III p. 722 (am Thor-
weg Mann mit Caduoeus im Relief, dabei
hethitische Inschrift : Ath. Mitt. 14, 182 u.
T. 6).
") Pebbot, expl. p. 226 ff. T. 32 u. bist,
IV F. 350; Relief: Jhst. 1882 T. 18. Eine
Burg hiess Aeovxiov xe^paAi; (Appian. Mithr.l9).
518
SlaBsiaehe EuuitaroUologie. TL Oeschiohte der alten Kimtt.
Die Felsenreliefs sind geringen Umfangs. ^) Wir finden auch in Phrygien
Uraeus und Sonnenscheibe, Löwenmotive, wappenartige Tierpaare mit Säule
dazwischen,') ebenso auch die Bogenwölbung. Für die eigentlichen Kunst-
werke leisten Münzbilder und ein rohes Bronzevotiv 3) einen sehr dürf-
tigen Ersatz. Die Gewerbsamkeit der Phrygier wurde gerühmt, doch
musste sie durch die blühende Landwirtschaft Einschränkung erfahren;^)
die Fa^ade des Midasgrabes stellt augenscheinlich einen buntgewebten
Vorhang dar. Lykien spielt in der Geschichte keine Rolle, bewahrt aber
noch zur Zeit des Perserkrieges seine Eigenart. Man schrieb mit einer
eigentümlichen Schrift, die mit der kyprischen Zusammenhang hat, und
wendete phönikische Zahlzeichen an. Die Felsengräber und die freistehen-
den Grabtürme (§ 76) gehören ihrer Hauptmasse nach nicht hieher; nur
Xanthos, im Jahre 545 die einzige feste Stadt Lykiens, enthält einige
Denkmäler, welche einst die Akropolis zierten. Die in den Reliefs abge-
bildeten Figuren sind die in der damaligen Dekoration allbeliebten Motive,
wilde Tiere, Löwe auf Hirsch, der babylonische Höa (hier wegen des Pferde-
schweifes Silen zu benennen) als Löwenkämpfer und endlich Hähne. ^)
Steine als Symbole der Götter kamen noch später vor.^) Das benachbarte
Earien gibt seine Eigenart unter griechischem Einflüsse auf. Wir treffen
hier keine ausgeprägten Denkmäler orientalischen Stiles; es finden sich
nur altertümlich strenge Terrakottafiguren sitzender Göttinen.^) Stelen
mit drei Stufenabsätzen ^) haben allerdings eine orientalische Form ; Thon-
särge mit eingeschnittenen und eingedrückten Figuren knüpfen an die alte
Relief keramik der Gegend an.^) Die Münzen zeigen uns verschiedene
altertümliche Idole ^^) und bewahren noch später die Doppelaxt in der Be-
deutung des Blitzes. ^ ^) Auf Eunstarbeiten der Frauen deutet die bekannte
Iliasstelle {J 141 ff.) ; die Earier selbst werden nur wegen ihres Reislaufens
genannt.
Historisch greifbar ist für uns nur das Reich Lydien, dessen neue
Dynastie von Emporkömmlingen vortrefflich in das Zeitalter der Psanmie-
tichiden passt. Gyges tritt mit den Grossmächten seiner Zeit in Verbin-
dung und seine Dynastie zieht die Griechen zum ersten Male in die poli-
tischen Interessen des Orients herein. Dieses kräftige, etwas prahlerische
') Bei Ajazin zwei Löwen, die sich an
einer Säule aufrichten: Jhst. 1882 T. 17;
beim Midasgrab Mann mit Gaduceus und
Hieroglyphen (?}: das. S. 9 u. T. 21; Opfer-
darstellung, bei Ankyra, vgl. CR. de rAc.
des inscr. s. IV t. 20 S. 306.
«) Jhst III T. 17. 18 S. 18. 256. — He-
Bvch. ^akäfLiat] at^Xai inixel/ieyai toTg ai-
ooiotg ttüy anoxonrny,
*) Gott auf einem Tier stehend: Pbbbot
17 F. 367 (F. 868 dfirfte aus griechischer
Zeit stammen); Terrakottakopf: AA. 1891
S. 115 m. Abb.
*) Ael. V. h. 10, 14; Paradox. Vat. 51.
^) Fbiedbbichs -Wolters, Gypsabgüsse
Nr. 136—44 u. 145-48 (Fbllows, discove-
ries p. 174; Pbacuoy, antiquiss. mon. Xan-
thiaca T. 6a. 6b; Lichtdruck bei Dibüijlfot,
l'art ant. III T. 16); vgl. auch Wolters,
Jahrb. 1, 82 ff.
•) Zwei in Trysa: Arch.-ep. Mitt. 7, 141
u. Bbnndobf, Heroon v. Trysa S. 23 nach Th.
ScHUBiBEB, Lit. Centralblatt 1890 Sp. 155.
') InSmyma: Phot. des Inst., Smyma 7.
^) Bucht von Loryma: abgeb. Ross,
Inselr. 4, 48.
B) Glassical Review 1887 p. 82. Thon-
relief : AA. 1889, 91.
*°) Z. B. Zeus von Labranda in Mylaaa :
abgeb. AZ. 41, 283; in Aphrodisias die Stadt-
göttin (verschieden bekleidet): Millikobv,
syU. T. 2, 45; Kbicneb. St. Florian T. 4, 13.
' ») Z. B. in Keramus : Ztsch. f. Num. 2,109 f.
7, 26. FlQgelstier: Imhoof, monn. gr. 468 f.
Kap. TL Die swaite orienialiaierMide Periode der Weltgeeohiolite. (§ 322). 519
Fürstenhaus hat dem Volke einen frischen Impuls gegeben, dass Industrie
und Handel aufblühten; hier zuerst sind bekanntlich Münzen geprägt
worden. Indes zeigt die griechische Überlieferung, dass auch hellenische
Künstler für Lydiens Könige arbeiteten. Aristoteles^) aber schreibt dem
Lyder Oyges das Verdienst zu, die Malerei in Ägypten entdeckt zu haben;
er kannte also ein Gemälde ägyptischen Stiles von ihm. Der Palast des
Kroisos ist noch nicht aufgedeckt, die Königsgräber aber waren ent-
sprechend dem Geschmacke der Zeit ohne Prunk erbaut; auf steinerner
Basis erhob sich über der Grabkammer ein hoher Hügel, welchen Spitz-
säulen (sog. Phalli) bekrönten. 2) Aus der früheren Dynastie stammen
jedenfalls die Felsarbeiten am Sipylos und die bekannten Felsreliefs, welche
die Griechen Sesostris und Niobe nannten; zur Zeit ihrer Anfertigung
waren bei den Lydem noch die hethitischen Schriftzeichen im Gebrauch.*)
Auch in Lydien zeigen einige Münzen altertümliche Tempelbilder, an denen
offenbar Kleider hingen.*) Unter den goldenen Weihgeschenken, wodurch
Kroisos die Griechen verblüffte, befanden sich ein Löwe und eine Brod-
bäckerin, ein Motiv, das wir in altägyptischen Gräbern gefunden haben. ^)
Die berühmten goldenen Bäume des persischen Schatzes sollten aus Lydien
stammen; schon die «kleine Ilias'' nimmt einen solchen Weinstock in Troja
an.®) Die Lyder verstanden sich auf die edlen Metalle, die sie gerne zu
Weissgold mischten (S. 214), desgleichen auf Färben und Weben. ^) Ge-
funden wurden bis jetzt einige goldene Schmucksachen ^) und Thongefässe
mit aufgemalten Ornamenten geometrischen Stils. ^)
Die Erforschung der kleinasiatischen Altertümer ist nicht bloss durch
den Mangel an Ausgrabungen beeinträchtigt, sondern auch dadurch, dass
der Handel vieles ohne Provenienzangabe über Smyrna in den Handel
bringt; z. B. sind gewiss so manche der zahlreichen Skarabäen^^) aus
nichtgriechischen Gegenden. ESeinasien vermittelte zweifellos verschiedenes
aus dem Orient an die Griechen, z. B. scheint die jonische Säule unter
») Aristot. fr. 257.
*) Grabmal des Alyattes Herod. 1, 93 ;
Elearchos bei Ath. 13, 573 a (717; hatQag
lii^^a); Strab. 13, 626 b. 627 b.; vgl. Nicand.
Ther. 633; F. v. Olfbbs, &ber d. Ivd. Königs-
grftber bei Sardes und den Grabbfigel des
Alyattes, preuss. Akad. 1859, 5 T.; Texibb,
Asie min. II ; Haultok, travels I 46; s.
§ 72.
») Pbbbot 17 F. 360 ff.; sog. Niobe (vgl.
Ilias n 602 ff.; Quini Smyrn. 1, 293 ff.), d. h.
Bild der GGttennutter mitlnsobrift: Stbuabt
(§ 72); Ra. n. s. XXXI T. 8 ; A. H. Satcb, the
Niobe of Sipylos, 1883 ; Ramsat, Ath. Mitt.
1889 S. 171; Pbbbot IY S. 754 ff.; sogen.
Sesostris mit einem fihnlicben Nachbar (zu
Earabel): Satcb, Tr. s. b. arch. VII T. zu
S. 266; HiBSCHFBLD, Felsenreliefs (8. S. 520);
AZ. 1 , 2. 3 Sp. 33 ff., verbessert 4, 273 (Text
S. 271 ff.); Pebbot, m^m. p. 9 ff. m. Litho-
phot. u. bist. IV S. 743 ff.; Wrioht, the em-
pire T. 17; Berliner Abguss 173; ein Seiten-
stück in der Nähe: abgeb. AZ. 33, 51.
^) Oybbbbck, Eunstmyth., Demeter und
Kora, Münzt. 8, 1—4; entwickelter in Hy-
paipa: das., Hera S. 17 Münzt. 1, 12; Perga-
mon, mit Schnabelschuhen : AZ. 41, 283 m.
Abb.; Brit. Mus. guido T. 49, 9; Jahrb. 1888
S. 46 (auch in Relief abgebildet: Altert, v.
Perg. 2, 25 ; vgL Inschriften v. Perg. 156,
23 f.).
'*) Herod. 1, 50-52, vgl. Paus. 10, 8, 7.
•) Herod. 7, 27; Plin. 33, 51.
*) Vergoldete u. versilberte Ruhebetten:
Herod. 1, 50; Weberei: Ath. 12, 514c; He-
sych. Avdia ic^g; Färberei Arist. Ach. 112,
z. B. Leder Sappho fr. 19; im allgemeinen
Ael. V. h. 10, 14 nach .Sokrates".
») Beb. III T. 4. 5.
•) BuRGON, Tr. of the r. soc. of littera-
ture 2. Serie t. II p. 291 ff.; Olfebs, Abb. d.
preuss. Ak. f. 1858 S. 549 T. 5.
10) Z. B. Impronte 5, 52 (A. 1837 p.
144, 1).
520 KlaBBiBche EuiiBtaroliftolo^. IL Qeseliiohte dor alten EunH.
nordsyrischen Hieroglyphenzeichen Lykaoniens sich zu finden ; ^) aber es
dürfte doch übertrieben sein, wenn Semper von Eleinasien sagt: „Der
Kessel, in welchem der komponierte Stoff vornehmlich gemischt ward,
woraus später die edle hellenische Eunstform gegossen werden sollte/
Litteratur: Perbot, histoire Bd. V a. Tart de TAsie Mineare, Ra. n. 8. XXV =
m^moires p. 42 ff.; Q. Hibschfbld, d. Felsenreliefs in Eleinasien n. das Volk der Hittiter,
Abh. der prenss. Akad. 1887 m. Abb.; Puohstbin, psendohethitische Kunst, Berlin 1890;
Baxsay, Jhst. 3, 256 ff. u. Ath. Mitt. 14, 177 ff.; G. Radbt. la Lydie et le monde grec aa
temps des Mermnades, Bibl. des 6c. LXIII. Von vielen Denkmälern befinden sich in Berlin
AbgQsse, s. Verz. der vorderasiat. Altertümer (S. 56).
323. Eleinasien war jetzt kein abgeschlossenes Gebiet mehr, denn
das ägäische Meer wurde in diesem Zeitalter ein hellenischer See. Schon
früh empfinden die hellenischen Stämme ein OefQhl der Zusammengehörig-
keit; durch dieses innere Gefühl bildet sich eine Nation und wir haben
es nun nicht mit Griechenland als einem geographischen, sondern als
einem ethnographischen Begriffe zu thun. Für die Archäologie genügt es,
über die Entstehung dieser Nationalität soviel aus den alten und neuen
Annahmen herauszugreifen, dass eine Welle der am Ende des vorigen
Zeitraumes sich erhebenden Springflut der Mittelmeervölker die Reiche der
Achäer traf; die Herrschenden wurden getötet oder verjagt und auf den
Buinen siedelten sich rauhe Gebirgsvölker an, welche besser mit den
Waffen als mit feinen Werkzeugen umzugehen verstanden. Die Kunst-
tradition wurde schroff abgerissen. Das festländische Griechenland stand
mit einer der Reaktionen, die die Weltgeschichte liebt, nicht viel besser
da als bevor die Kultur der Ramessidenzeit in das Land gekommen; nur
dort wo die alte Bevölkerung T)lieb, wurden alte Kunstfertigkeiten, wie
das Gemmenschneiden und die Vasenmalerei einigermassen fortgesetzt. Im
Ganzen aber war die Kluft zwischen den Perioden viel weiter als in irgend
einem der anderen Mittelmeerstaaten, doch gerade deswegen lastete nicht
der Druck ununterbrochener, Jahrhunderte alter Überlieferung auf den
Hellenen. Anfangs freilich mussten sie in Allem unter dem Durchschnitts-
masse der Zeit bleiben und das Technische der Künste allmählich er-
lernen. Wenn Homer von der Pracht eines Gegenstandes einen sehr
hohen Begriff geben will, lässt er ihn entweder von Götterhand oder in
Ägypten, Sidon und Cypem verfertigt sein ; *) so unerreichbar schien das
Fremde, doch spornte die karge Natur der meisten Landstriche die Be-
wohner zur fleissigen Nachahmung an. Dadurch, dass sie im Kopieren
tüchtiges leisten, emanzipieren sie sich von der Einfuhr orientalischer Ar-
beiten, sodann arbeiten sie in gewissen Spezialitäten so gut, dass sie den
Orientalen den Markt streitig machen und jene sogar in deren eigenem
Lande bekämpfen. Diese friedliche Siegesbahn hellenischer Kunstfertigkeit
zu schildern, wird die Aufgabe des folgenden Abschnittes sein.
Die Grundlagen der politischen Verhältnisse waren im grossen und
ganzen die gewöhnlichen dieses Zeitalters. Das dauernde politische Ele-
ment ist nicht eine kräftige Monarchie, sondern wie das ganze Gebiet in
kleine Staaten, welche sich höchstens zu Bünden vereinigen, zersplittert
') Ath. Mitt. 14, 180.
2) Od. cf 615 ff. 0 425, IL ^ 741 ff. u. b. w.
Kap. TL Dto sweite orientallsiereiide Periode der Weltgesehiolite. (§ 823.) 521
ist, 80 verteilt sich in den einzelnen Gebieten die Macht unter die Ge-
schlechter, welche alle politischen und gerichtlichen Entscheidungen treffen.
Da ihre Macht nicht auf der Abkunft an sich, sondern auf dem Besitze
begründet ist, dürfen wir sie Patrizier nennen. Überall sind also ver-
mögliche Leute in grösserer Anzahl vorhanden, welche Yotive und Grab-
mäler ihrem Reichtum entsprechend ausschmücken lassen können; zu
grösseren Werken bringt der Staat wohl ab und zu die Mittel auf, zumal
wenn er im Kriege grosse Beute gemacht oder eine reiche Ernte einge-
heimst, aber die Verhältnisse liegen ungefähr so wie in Yorderasien. Die
Geschlechter können weder zugeben, dass einer der ihrigen durch irgend
etwas ungewöhnliches (z. B. ein Bild- oder Bauwerk, das die Blicke zu-
viel auf sich zieht) errichte, noch haben sie den Ehrgeiz, es den Geschlech-
tem der umliegenden Städte zuvorzuthun. Unterschiede gibt es natürlich,
aber eben solche, die in den natürlichen Verhältnissen lagen, z. B. war
die von dem vorbildlichen Orient abgewandte Westseite von Hellas not-
wendig etwas zurückgeblieben, wenigstens die schwer zugänglichen Ge-
birgsländer im Nordwesten, während der grösste Reichtum und das regste
Leben in den grossen Handelsplätzen Korinth, Aigina, Samos und Rhodos ^)
blühten. Letzteren kamen die besten und teuersten Arbeiten des Orients
als Modelle zu; durch Landwirtschaft gewannen soliden, aber bescheide-
neren Besitz Sparta, die Argolis, Böotien, Thessalien und Sybaris. Zu den
Hirten und Bergbauem von Arkadien, Lokris, Aitolien und Akamanien
kamen selten Fremde; Kreta lag abseits in stürmischen Gewässern. Auf
solchen Lebens^ undVerkehrsumständen beruhten die Unterschiede der grie-
chischen Stämme, nicht in ihrem dorischen oder jonischen Dialekte.^) Wenn
auch, wie die hesiodischen Erga uns ausmalen, der tiefer Blickende die
Macht oft willkürlich gebraucht sah, geht uns hier nur die schöne Aussen-
seite an, wie die Geschlechter selbst angesehen sein sollten. Ihr Regiment
beruht auf dem Gesetzmässigen {dixrj^ ^äfug) und auf der Ehrerbietung
(alSüic), welche man den um eine Staffel höher stehenden zollt, wogegen
jeder Übergriff {vßQig) verpönt ist. Die mäze, um mit unseren Rittern zu
reden, spricht sich in der ganzen Erscheinung jeder Person aus. Die
Kleider sind, wo nicht Krieg oder Fasche Bewegung eine leichtere Beklei-
dung notwendig machen, wie im Orient, lange, bunt gewebt und faltig,
dabei ordentlich gehalten, dass jede Falte gehörig fallt ; das Haar hat die
entsprechende Länge und wird sorgfaltig gepflegt, der Ordnung wegen
jedoch gewöhnlich durch eine Binde zusammengehalten. Der Bart ist
regelmässig zugeschnitten und gekräuselt; manchmal fehlt der Schnurr-
bart. In der ähnlich gehaltenen Tracht der Frauen kommt noch die
Pflicht, sich vor Fremden den Kopf zu verhüllen, hinzu; dabei bedeckt
häufig eine steife Kegelhaube ihr Haupt. Die Bewegungen vollziehen sich
meistens mit Gemessenheit und in glatten Formen, wobei die Hände eine
gewisse Grazie entfalten, z. B. wenn sie eine Blume zwischen den Fingern
^) Pindar sagt von Rhodos (Ol. 7, 50 ff.):
Jvxd 6i atficir tonace ti][vay naaav ini)[-
9oyL(oy rXavxtonig dgimoTioyoig X^Q^^ XQttTsTy '
tf^Qoy; Aber Korinth s. dens. Ol. 13, 6 ff.
*) Stammesunterscbiede wollte Friede-
BiCHs, nationum Graecanun diversitas etc.,
Erlangen 1855 statuieren.
522
Klasflisohe Ennfltaroh&ologie. U. Gesohlohte der alten Svast»
halten oder die Frauen im Gehen ihren langen Rock heben. Die Männer
blicken uns mit voll aufgeschlagenem Auge an , *) während ein konven-
tionelles immer gleiches Lächeln, das man in der Levante oft beobachten
kann, ihren Mund umspielt; letzteres ziemt auch der Frau, während sie
ihr Auge nicht voll zu dem Fremden aufschlägt. Das Lächeln verlässt
den Edelmann nicht einmal im Kampfe und so lächeln uns die Krieger
von Olympia an wie Aias seinen Gegner.*) Übrigens war diese Welt
durchaus keine, in der man sich langweilt; im Gegenteil nahm man, wie
Litteratur und Bilder zeigen, das Vergnügen, wo man es fand, wenn auch
körperliche Übungen, Pferdesport und Jagd obenan standen.
Früher drehte sich der Streit der Historiker um die Ausdehnung,
welche die Absiedlungen der Phöniker in Griechenland einst gehabt hat-
ten.^) Diese Frage ist nur nach den ausdrücklichen Zeugnissen der Alten
zu entscheiden, aus denen hervorgeht, dass die Griechen nie phönikische
Kolonien zu erobern hatten;^) als die einheimische Konkurrenz siegte,
schlössen die Phöniker ihre Faktoreien und gingen still des Weges. Die
Griechen nannten diese fremden Kaufleute „Sidonier" oder „Phöniker",
ein Name, welcher offenbar in der Handelssprache sowenig eine ethno-
graphische Begrenzung hatte als später der eines , Syrers" ; denn wie
sollten die Griechen unterscheiden, ob der fremde Kaufmann phönikisch
oder aramäisch sprach, klang doch auch das Kyprische wie eine fremde
Sprache? Der Handel war nicht einseitig; schon Homer denkt sich den
Alexander und Menelaos Sidon selbst besuchen.^) Psammetich I. liess
griechische Kauf leute in das Nilland zu,^) womit ihnen alle produktiven
Länder erschlossen waren. Dieser lebhafte Warenaustausch drehte sich
natürlich um die überlegenen Manufakturen des Orients. Aber das Ge-
präge der ganzen griechischen Welt konnte nicht von einigen Handels-
firmen abhängen ; die Geschlechter Griechenlands lebten eben in der Haupt-
sache so, wie die Geschlechter aller Länder von den Thoren Ägyptens bis
zum Arno. Die Griechen spielen eine gute Figur in dem internationalen
Völkerbünde, trotzdem hätten sie auf diesem Weg nichts anderes erreicht,
als eine neue Handels- und Industriemacht zu begründen und den Reich-
tum des privilegierten Standes zu erhöhen. Allein die Kurzsichtigkeit der
Geschlechter störte die in schönen Worten formulierte Staatsordnung; als
jene dem Kleinbürger, weil er ohnmächtig schien, auch noch das wenige,
was er hatte, in legalen Formen von Rechtswegen abzunehmen begannen,
da rüttelten sie die ruhige Bevölkerung auf. Dieselbe warf sich jedem
Patrizier in die Arme, der ihr gegen seine Standesgenossen Schutz gab,
und so treten üngeföhr gleichzeitig mit den Staatsstreichen in Lydien und
Ägypten die ersten »Tyrannen" auf. Die bedeutenderen vermögen sich
zwei oder drei Generationen lang zu behaupten, was ihnen Zeit gibt, für
0 "EXUmlß IL A 389.
«) II. fl 212.
') litteratar bei Pöhucakk, griech. Ge-
schichte S. 865 und Busolt, griech. Gesch.
I § 5.
*) Semitische Ortsnamen würden eher
dafür sprechen, dass anter der ursprüng-
lichen Bevölkerung auch semitische Stämme
gewesen.
») Vgl. auch Od. o 427.
^) Vgl. WiEDBKANN, die ältesten Be-
ziehungen zwischen Ägypten und Griechen-
land, 1883.
Kap. VL Di9 swolte orientalisierendo Periode der WeltgesoUohte. (§ 823.) 523
ihren Ruhm zu sorgen, wozu die Mittel aus Konfiskationen flössen. Da
Eriegsruhm durch die politischen Verhältnisse ausgeschlossen war, streben
diese Tyrannendynastien sich durch Wort und Bild zu verherrlichen und,
indem sie ihre Stadt bewundert sehen wollten, reizten sie den Ehrgeiz des
Volkes und gaben ihm einen mächtigen Ansporn, in allen Künsten die
ersten zu sein. Mag auch diese Geschichtsauffassung der demokratischen
Legende späterer Zeit widerstreiten, *) die Thatsachen bezeugen laut, dass
der grosse Aufschwung Griechenlands den Tyrannen von Korinth (etwa
657 bis um 585), Sikyon (vor 648 bis nach 570). Samos (gegen 650 bis
etwa 522), Naxos (gleichzeitig mit Peisistratos),*) Athen (561 — 510) und
den Reformkönigen von Kyrene (etwa 570 — 510) — wir könnten noch
Cumae nennen — zu verdanken ist. Sie standen unter sich selbst wie
mit den neuen Herrschern Lydiens und Ägyptens in regem Verkehre und
der eine lernte dem anderen so manches ab; so erklärt sich die Ähnlich-
keit dieser glänzenden Höfe sehr einfach. Die Entwicklung Griechenlands
stuft sich also während der Periode, die wir hier schildern, in eine klein-
städtische Zeit mit verhältnismässig einfachen Verhältnissen und das
prachtliebende Zeitalter der Tyrannen ab; das letztere können wir rund
auf 650 — 520 begrenzen, da die letzten Jahre der Peisistratiden bereits
unter Finanznot litten.
Fest geregelt wie die Einrichtungen der alten Staaten waren, hatten die
Künstler selbst ihren bestimmten Platz innerhalb derselben. Vom Standpunkte
des Gutsbesitzers, welcher von seinen Einkünften lebt, ist jede Thätigkeit,
welche von der Bezahlung abhängt, etwas herabwürdigendes {ßavavaov);
daher umfasst ein Wort {tex^'r^) alle Gattungen, mag auch der Aufwand
geistiger Kraft noch so verschieden sein, und alle Personen bilden unter-
schiedslos einen Stand (den der druuLiovQyoi). Einzelne Staaten verbieten
ihren- Bürgern diese Thätigkeit oder erklären sie gar für unehrlich.*)
Dieser geldstolzen Auffassung hielt jedoch die Erkenntnis die Wage, dass
der Staat Talente nicht dekretieren könne. Männer mit irgend einer her-
vorragenden Fertigkeit waren ungleich verteilt und, wenn eine Stadt unter
ihren Bürgern keinen geeigneten hatte, musste sie einen Fremden berufen,*)
was natürlich unter ehrenvollen Bedingungen geschah. Schon die solonische
Verfassung bedachte in den OberbeamtensteUen die Demiurgen fast wie
den Bauernstand.*) Aber unter der Masse thaten sich woniger, wie es
scheint, die Talente als die Vielseitigen hervor, Männer wie Theodoros,
welcher in edlen Metallen und Steinen arbeitete, Holz schnitzte und Erz-
figuren machte, Gebäude errichtete und Instrumente erfand. Mit der ün-
entbehrlichkeit solcher Männer verband sich obendrein die Beziehung, in
welcher die »Künste* zu den Göttern standen. Beschränken wir uns auf
die bildenden Künste, so finden wir wie in Ägypten und Babylonien einen
') Härten kamen dabei natOrb'ch vor,
z. B. Frohndienst der ganzen Bfirgerschaffc
(Plut. virt. mul. 262 bd).
') Über die KunstblQte von Naxos Saueb,
Atb. Mitt. 17, 37 flf. m. T. 7.
') Ersteres in Sparta (Flui apophth.
Laced. Ages. 72; Aelian. v. h. 6, 6) nnd
Epidamnos (Aristot. pol. 2, 4, 13) ; letzteres
in Tbespiai (Kxc. Aristot. polit. 76), angeb-
lich auch in Sparta (Nicol. Dam, II p. 188, 7).
*) Odyssee q 382 ff.
B) Aristoteles' Staat der Athener 13, 2.
524
KlasBiflche Ennataroliäologie. U. QeBcbiolite der alten Kirnst,
Gott der Feuerarbeit. Hephaistos fertigt mit seinen selbstthätigen Blase-
bälgen alle Metallarbeiten für die Götter und begünstigte Sterbliche, ver-
steht sich aber auch, wie die Pandorasage zeigt, auf Thonbildnerei ; er ist
der Schutzpatron der Metallarbeiter. Sein Kult hat die Verehrung des
Prometheus, Palamaon und Kedalion zurückgedrängt. Dem Hephaistos
tritt Athene an die Seite, welche nicht bloss die kunstfertigen Frauen,
sondern auch die Töpfer, die überdies den Heros Kerameus über sich
haben, verehrten; sie gibt zu aller zarteren Arbeit, z. B. in Gold, ihren
guten Rat.*) Mit Hephaistos wechselt Daidalos an manchen Orten; ihm
schreibt man auch die Arbeiten in Stein und Holz zu. Alle Quellen, die
dem vierten Jahrhundert vorangehen, setzen ihn ohne Ausnahme in die
Heroenzeit 2) und betrachten ihn als Heros und Verfertiger wunderbarer
Werke. Erst der Rationalismus der Philosophen*) macht ihn zu einem
geschichtlichen Künstler und legt die mythologischen Fabeln verM^ndes-
mässig aus, worin ihnen ein TeU der neueren Archäologen gefolgt ist. In
der Verehrung dieser höheren Wesen haben die Künstler vereint mit den
Handwerkern einigen Zusanmienhalt. Handwerksmässig müssen wir uns
auch ihr Leben und Treiben denken; sie nehmen grosse Arbeiten in
Akkord und teilen sich bei bedeutenderen Sachen in die Arbeitslose.^)
Zumal Brüder betreiben gerne ein Kompagniegeschäft. ^) Der Staat be-
freite die Kunst von der Polizeiaufsicht keineswegs; die Luxusgesetze,
z. B. Solons, welche den Gräberluxus einschränkten, schmälerten auch den
Künstlern ihr Einkommen. Manchen Ortes unterlagen die Bilder der
Sittenpolizei. Noch fester als Polizeivorschriften leitet die Volksmeinung
die Künstler. Schon in den homerischen Gedichten wird der schönste
Mann des achäischen Heeres ausdrücklich genannt; der schönste Knabe,
die schönste Frau im Lande wird ausgezeichnet.«) Konsequenter Weise
verlangte jeder von dem Künstler, dass er nicht diese oder jene Person
kopiere, sondern eine tadellose Schönheit aufsuche und, wenn ihm dies
nicht gelinge, aus dem Kopfe eine solche zusammensetze. Daraus folgte,
dass man nicht nach Modellen arbeitete, sondern aus den einzelnen Formen,
die man sah, ein ideales Bild zusammensetzte ; bei dieser Methode musste
es lange dauern, bis alle Einzelregeln in der Hauptsache richtig gefunden
waren und ein harmonisches Ganze bildeten.
324. Die statuarische Plastik hatte ungefähr dieselben Aufgaben
wie im Orient. Nur allmählich freilich kamen menschenähnliche Götter-
bilder, wie sie von Babylonien ausgegangen waren, in den heiligen Raum
der Tempel ; denn die Hellenen verehrten ursprünglich Steine, spitze Pfeiler,
und andere Symbole der Gottheit.^) Zunächst folgten die gewöhnlich Idole
>) Od. C 233 = V^ 159.
*) IL Z 591 f.; MusaioB bei Schol. Find.
Ol. 7, 66 u. Philod. tt. evcBß. 59; Pindar.
Nem. 4, 59; Eur. Herc. 469; Name des De-
mos JaidaXldtti.
') Zuerst Plato Hipp. maj. 282 a (aber
noch reserviert).
*) LöwY, Inschriften 38. 110. 135. Anek-
dote über den Laokoon; Gruppen: z. B. die
TyrannemnOrder des Eritios und Nesiotes;
Paus. 10, 9, 5. 8. 10, 4. 13, 7. 10; Löwt, In-
Schriften 30. 83. 93.
') Anekdote bei Diodor 1, 98 ; die Stele
von Sigeion machten .Uaisopos und seine
Brüder*.
«) Pausan. 7, 24, 2 ; Paradox. Vatio. 62,
4; KttXXiaTeia auf Lesbos: Tümpbl, PhiloL 50,
566 ff.; daher die 72. Fabel des Babrios.
^) Oyebbeck, Ber. d. sächs. Ges. 1864,
121 ff. (er nennt sie anikonisch).
Xap. YL Die tweiie orientalisierende^ Periode der WeltgeBohiohte. (§824.) 525
benannten Bilder, welche teilweise einer Säule glichen, weil wirkliche Ge-
wänder diese Teile den Blicken entzogen,^) wie z. B. das Idol der Hera
von Samos. Endlich kamen die voll menschlich gebildeten Figuren auf,
die man gewiss schon längst zu anderem Zwecke gebildet hatte. Während
nämlich die alten Tempelbilder, so unvollkommen sie waren, wegen ihrer
Ehrwürdigkeit so lange als möglich behütet, nur im Notfalle ersetzt und
dann meist getreu nachgebildet wurden, hatten die griechischen Künstler
fortwährend mit der Anfertigung von Weihebildem zu thun.*) Dieselben
bestanden, wie überall, aus Bildern der Oötter oder der Weihenden, even-
tuell des zu beschützenden Dritten (z. B. eines Haustieres). Die grosse
Masse hatte nur geringe Grösse und bestand zumeist aus Bronze oder
Thon; solche kleine Votivfiguren empfingen z.B. die Nymphen.*) Billiger
kam statt des Gottes ein Abzeichen desselben (wie Doppelbeile, die den
Blitz des Zeus bedeuteten, in der untersten Schicht von Olympia oder ein
Wagen desselben Gottes) ^) oder sein heiliges Tier, z. B. die Schlange des
Asklepios, die Eidechse Apollos und ein Wolf oder Wolfskopf für ApoUon
Lykios, wie eine eherne Palme für den delischen Gott.^) Statt des Be-
schützten genügte eine Gesichtsmaske ^) oder im Falle geheilter Krankheit
der krank gewesene Körperteil.'') Eine dritte Gruppe tritt erst bei den
Griechen bedeutsamer hervor, nämlich die dauernden Erinnerungszeichen an
Opfer und Gottesdienst. Die einfachsten sind ein Rind aus Bronze^) und
andere Opfertiere, auch Opferkuchen und Mischkrüge.^) Die menschliche
Gestalt kommt nur durch Vermittlung des Tiers herein (z. B. der Kalb-
träger), dagegen lässt man häufig , Jungfrauen' {xogai) fertigen, welche
jedenfalls als Dienerinnen gedacht sind.^^) Ausnahmsweise wird ein Reigen-
tanz, wie in Cypem gespendet.^') Erst in der Tyrannenzeit, seit Ol. 59
kommt die folgenreiche Sitte auf, dass die Sieger bei den oljrmpischen
Spielen zum Danke ihre Statuen weihen dürfen ; anfangs scheinen einzelne
um die Erlaubnis nachgesucht zu haben, bald aber wollte es das Her-
kommen so.^') Nehmen wir dazu noch die später zu besprechenden archi-
') S. 412 f.
•) Vgl. Th. Pahofxa, von ant. Weih-
geschenken u. den Bez. ihrer Geber zu den
Orten ihrer Bestimmung, Berlin 1840, m.
4 T.; £. CuRTius, Nachr. d. Gott. Ges. 1861
Kr. 21 u. Deutsche Rundschau 43, 192 ff.;
L. y. DoHOF, de varüs anathematum Delphi-
corum generibuB, Gott. 1868; E. Puboold,
olymp. Weihgeschenke, Hist. Aufs. E. Cur-
tius gew. S. 221 ff.; F. Zibmann, de anathe-
matis Graecis, Diss. v.' Eönigsb. 1885; Ho-
XOLLB, donaria, in Daremberg's dictionnaire;
Ex. Rbiscb, griech. Weihgeschenke, Wien
1890.
>) Anthol. 9, 326; vgl. Jahn, AZ. 1848,220.
*) Antigonos 45; auch in Olympia und
auf Gypem.
») Plut. Nie. 3; Semosbei Athen. 11, 502.
*) An die Biaske eines Jflnglings, die
sich von der Hand eines Butades in einem
korinthiBchen Heiligtum befand, knapfte
sich eine Novellette (Plin. n. h. 85, 151;
Athenag. leg. pro Christ. 14).
') Am häufigsten für Asklepios (GIG.
1570b; Bch. 2, 422 Z. 15; Ath. Mitt. 2, 253 f.
u. A.), doch auch für andere : Joh. Jag. Fbet,
de more diis simulacra membrorum conse-
crandi, Diss. v. Altorf 1746.
*) Paus. 5, 27, 6, olymp. Inschr. Nr. 31,
AZ. 34, 226 f.; Paus. 1, 24, 2. 10, 16, 3; auf
dem Berge Atabvros; Stier von Perillos oder
Perilos fOr Phalaris; aus Elfenbein GIG. I
150, 30. 151, 42.
•) Od. V 105.
'°) Wir kommen bei den plastischen
Typen darauf zurQck. Ko^ai für die Nymphen:
Anthol. 9, 326.
^') Bronzen aus Olympia: Fubtwaholeb
S. 24; statuarisch von Kallimachos.
") Paus. 6. 18, 7 (Paus. 6, 15, 8 scheint
auf einer unleserlichen Inschrift zu beruhen ;
6, 17; 5 fOr OL 27 nach Vermatang von H,
526
SlasfliAolie Knnfltarcli&ologie. IL Getchiehte der alten KmiBt.
tektonischen Statuen, so ist der E^reis der Stoffe abgeschlossen. In dieser
Periode setzten sich die Bezeichnungen der Statuen fest: ayalfia, eigent-
lich woran sich die Gottheit erfreut und aviqidg^ das Bild eines Mannes
(doch ohne auf Porträtähnlichkeit Anspruch zu machen).
An der Spitze der plastischen Werke erwähnen wir kurz die rohen
Yotivfiguren aus Thon (häufig mit roten und schwarzen Linien bemalt),
aus Bronze oder Blei, welche so stillos sind — öfters vertreten homfftr-
mige Stümpfe die Arme — , dass man wohl kaum je die Yotivfiguren von
Tiryns und Mykene, welche aus den hellenischen Tempeln stammen, von
den Figuren der achäischen Paläste wird unterscheiden können.^) Am
wenigsten ist diese Scheidung möglich, wo die Völkerwanderung die Tra-
dition nicht völlig vernichtete; es dürfte z. B. bezeichnend sein, dass eine
interessante athenische Gruppe (Viergespann mit Lenker) an den Brust-
riemen der Pferde die ,mykenischen" Spiralen aufweist.') Von jener Art
sind die rohen Bronzen aus der ältesten Schicht Olympias,') unter denen
sich mehrere aus Blech geschnittene befinden. Kupfer und Thon liefert
ja Griechenland an vielen Orten. Auf dieser Stufe scheint Rhodos, der
Ereuzungspunkt der Handelsstrassen, einen Schritt voraus zu sein. Es
verschönert Thonfiguren nach orientalischem Muster durch Glasur,^) falls
diese Statuetten nicht, wie anderswo, Importware sind, und produziert
Kalksteinstatuetten von der Art der kyprischen.*)
Die monumentale Plastik beginnt jedenfalls mit den grossen Tempel-
bildern,^) welche jedoch, wie gesagt, nicht vollständig durchgearbeitet
waren, weil sie wirkliche Bekleidung erhielten. Nach den schriftlichen
Quellen waren diese Puppen, zu denen man natürlich am liebsten Holz
nahm, sehr zahlreich. Wir können diese Bilder, welche dem einen altehr-
würdig, dem anderen komisch erschienen,^) nur mehr nach Abbildungen
beurteilen, welche hauptsächlich auf Münzen angebracht sind; so kennen
wir z. B. die Hera von Samos, welche Smilis gefertigt haben soll,^)
die ephesische Artemis^) und den Apollo von Amyklai.^^) Besser aber
FöHSTEB, Sieger in den olymp. Spielen, 1891
S. 4); über die Sitte s. Ca. Scbebeb, de
Olympionicarum statuis, Diss. y. Göttingen
1885.
0 Über Tiryns und Mykene s. Schlib-
mavn's Werke ; Nauplia : Atb. Mitt. 5, 143 f.;
Megara: Scbliemavn, Tiryns S. 95; Atben:
Stepbani, d. ausruhende Herakles S. 66 ff.;
Olympia: Ol. IV S. 43 ff.; Rhodos: Tierfiguren
im brittischen Museum; Cumae: J. de sav.
1872 sepi p. 592 A. Zahllose Tierfiguren
(meist Rmder) aus Bronze oder Blei in Athen.
*) Abgeb. Ztsch. f. £thnol. 22, 67 ; auch
die Rädchen kommen in Olympia vor (Olym-
pia 4, 65).
») Olympia IV S. 28 ff. T. 10-15; dar-
unter Astartefigürchen : T. 15, 259—62, aber
der Reigentanz T. 16, 263 zeigt, dass Hiero-
dulen ebenso dargestellt wurden ; roher Ken-
taur aus dem Perserschutt, abgeb. Ross, arch.
Aufs. I S. 604 f.; DAX. 2, 47, 592.
^) Salzmavit, Kamiros T. 4.
*) Salzkavk T. 9—11; Terrakotta: das.
T 12 14-
•) Vgl. ScHBEiBBB. AZ. 1883, 282 ff.
') Porphyr, abst. 2, 18; Athen. 14, 614b;
Apollod. 2, 2, 2, 2. Pausanias fand die meisten
«viereckigen* Götterbilder in Arkadien (8,
48, 6).
») Euseb. praep. ev. 3, 8; Ovebbbck,
Eunstmyth., Hera Mfinzt. 1; AZ. 41,283;
mit wechselndem Aufputz: Scbbbibbb, AZ.
41, 286 ff.
•) Aus Holz (Plin. 16,213; Vitruv. 2,
9, 13; vgl. J. Bebkays, Heraklits Briefe S.
109), abgeb. auf MOnze (AZ. 41, 284) und
Terrakottaamulet (STBPBAin, Mal. gr^rom.
1, 1 ff).
»0) Brit. Mus. T. 24, 1. 26, 1. 8; Num.
commentary on Pausanias T. N 16. 17;
ausserdem z. B. Parthenos im thrakischen
NeapoUs, auf einem Relief (SobOvji, griech.
Reliefs T. 7, 48), Palladien sehr häufig (das
Palladioa von Troja hatte zosanunengefQgte
Kap. VI. Die sweite orientaliaierende Periode der Weltgeschichte. (§ 324.) 527
veranschaulichen uns diese Art zahkeiche etwas jüngere Weihebilder,
welche offenbar den hieratischen Stil und wohl auch bestimmte Tempel-
bilder des betreffenden heiligen Ortes wiedergeben sollen. Nur zwei sind
gut erhalten. Das eine weihte Nikandre von Naxos der delischen Arte-
mis,^) das andere Gheramyes der Hera von Samos.') Ausserdem gibt es
eine erhebliche Anzahl von Bruchstücken. >) Sie alle, welche altertümeln und
deshalb nicht in allen Einzelheiten, z. B. in der Behandlung des Gewandes,
den echten Stil der Xoana darstellen, verdanken ihre Erhaltung dem Stoffe ;
auf den Marmorinseln (S. 291 f.), unter denen Naxos die Führung über-
nahm, benützte man natürlich den einheimischen Stein, wie in Attika den
pentelischen Marmor, während die Böotier sich mit Kalkstein, welchen ein
farbiger Überzug verbai'g, begnügen mussten. Unter den Sitzfiguren fällt
das pferdeköpfige Bild der Demeter von Phigalia auf.^) Auch von dieser
Klasse gibt es Nachbildungen zu Yotivzwecken, welche das Characteristi-
cum haben, dass die Glieder in zwei rechten Winkeln sich brechen und
der Körper an den Thron angewachsen scheint.^) Manche andere Formen
sind durch kleine Bronzenachahmungen bekannt.^) Wie soll man sich
aber den dädalischen nackten Herakles vorstellen?^) Die primitive Form
des Unterleibes wird meines Erachtens ohne genügenden Grund auf die
Holzbilder zurückgeführt ; ästhetisch erklären sie die echten Kleider, tech-
nisch dagegen gerade im Steine die Entwicklung der Skulptur aus der
Marmortechnik, wonach der Bildhauer ganz natürlich in die gewohnte
Pfeiler- oder Säulenarbeit verfiel (S. 397). Am ausgeprägtesten ist dieser
Ursprung bei den sogenannten Hermen {^E^fiai) , welche manchmal
jenen Xoana glichen.*) Bei Votivbildem und dekorativen Figuren fiel
jener ästhetische Grund fort und so wurde die ganze Gestalt gleichmässig
gearbeitet, aber ganz und gar oberflächlich; geht die Arbeit einmal ins
Einzelne, so kommt dies den Verzierungen des Gewandes, doch nicht dem
Fasse: Apoll od. 3, 13, 3) u. s. w. Die voll-
ständigsten Verzeichnisse liefern Oykrbbok^s
Kunstmythologie und Rosoheb's Lexikon der
Mythologie.
^) Im athenischen Museum Nr. 1 (Ah-
gnss); abgeb. Bch. III T. 1; Ovebbeck I ^96;
Bruckm. Nr. 67 a; vgl. Bnumr, Sitanmgsber.
d. bayer. Akad. 1884 S. 510 ff.
*) Im Louyre ; Bruckm. Nr. 56 ; Bch. 4
T. 13/4; OvBBBECK I *97; vgl. Bbuhh a. 0.
S. 514 ff. Nach der Inschrift (Rom., inscr.
Gr. ant 384; Eibobhoff, Studien S. «30)
erst um 500 v. Chr.
') AkropolismuseumNr.52(^. dgx- 1388
T. 6) u. 81 aus naxischem Marmor Bch. 1880
T. 14 = Musäes d'Ath. T. 10), der samischen
Ähnlich, Import wie eine dritte Ath. Mitt
12, 146; das. Nr. 53, aus pentelischem Mar-
mor die Statuetten in Athen Nr. 4 und 5
CEq). ÜQx, 1884 T. 8, 1) aus dem Ptoion, vgl.
Bch. 12, 398; aus Dolos mehrere Fragmente
in Mykonos (AZ. 40, 323); von Ealktuff aus
dem rtoion in Athen Nr. 2 u. 3 (das eine
mit EQnstlerinschrift eines . . . dotos Boh. X
T« 7, 1); spartanische Statue Nr. 57 Woltkbs;
Nr. 2 MiLOBHÖFBB, vgl. FubtwIkgleb, Ath.
Miti 7, 170. Männlicher Eopf aus dem Ptoion
(Athen Nr. 15): Bch. 1886 T. 5. Steins^-
tuetten von Naukratis: Naucr. 1, 36.
^) Paus. 8, 42, 3. 4 (xnaSya if^ ivedidvio
xal ig äxQovs jovs noiag)^ vgl. EvoLL, Stu-
dien S. 30 ff.
') Demeter vou Tegea, aus einheimi-
schem Marmor: 'Ea. 1874 T. 71; Eybele in
Tempelchen, mehrere Exemplare aus Eyme
und (als phokäischer Import) in Massalia:
Sal. Rbinaoh, Bch. 13, 543 ff. T. 8. Unförm-
liches Sitzbild auf Dolos: Phoi des Insi,
Dolos 10; s. auch Bch. 17, 211. Die Figur
der Arkadierin Ageso in Athen (N. 6, Bruc^]
Nr. 144) ist nach der Inschrift ebenfalls
Imitation eines älteren Werkes.
^) Sogen. Aphrodite aus Olympia: Aus-
grab. V, Olympia IH T. 24 B 5; Frau aus
dem Ptoion Bch. XII T. 11 (ganz deutlich
archaisierend).
') Paus. 2. 4, 5.
») Paus. 8, 39, 6 (viereckig abschlies-
send); Diog. L. 5, 82 (glockenförmig ?). Vgl.
ObrbabOi de religione Hermarum, Berlin 1845.
528
KlasBiBoiie SnnBiarchäologie. IL Geschiohte der alten Kmuit.
menschlichen Körper zu gute. In diesen Nebendingen, z. B. in den Falten,
ist der erste Fortschritt sichtbar. Die bekanntesten Vertreter der zweiten
Stufe sind die Sitzbilder jonischer Vornehmer, welche dieselben dem didy-
mäischen Apollo bei Milet weihten. *) Eine Statue trägt die Inschrift des
Chares, Archen von Teichiussa.*) Wir sehen die langgewandeten Männer
und Frauen ruhig auf hohen Thronen sitzen, die Füsse nebeneinander und
die Hände gleichmässig auf die Lehnen oder die Kniee gelegt. Dieses
Motiv ist ganz babylonisch, wie auch die männliche Tracht der Sitte des
Ostens nahe kommt und die weiche Fülle der Formen der vor der assy-
rischen Blütezeit üblichen Körperauffassung der orientalischen Kunst ent-
spricht; die Erinnerung an die Sphinxalleen der Bamessidentempel ist
nicht am Platze, da jene Statuenallee an der heiligen Strasse erst im
Laufe der Jahre entstand. Einer der Meister, ein sonst unbekannter Eu-
demos, hat sich genannt.^) Gesicht ist keines unversehrt erhalten, wohl
aber passt in der Oberflächlichkeit ein Kopf des gleichen Fundortes hie-
her, bei welchem das Knochengerüste des Auges umgangen ist.*^) In ver^
schiedener Abstufung reihen sich an die mUesischen Bilder ähnliche weib-
liche Sitzbilder; denn gerade in Frauendarstellungen hatte die weiche
Ruhe, die in dem Motiv lag, längeren Bestand.^) Eine solche Statue
fand öfter Erwähnung, weil man in dieser beim Erechtheion gefundenen
Statue die Athena des Endoios wieder zu erkennen glaubte;*) allein ihre
Stellung zeigt schon den Drang nach Freiheit an, abgesehen davon, dass
sie aus naxischem Marmor besteht. Wie G}rpem, so bringt uns Griechen-
land nicht wenige Exemplare von stehenden bekleideten Figuren, welche
die Füsse parallel gestellt haben. ^)
Das Verhältnis der antiken Kunstgeschichte zu dieser ersten Stufe
der grossen Plastik muss nach der über das Schülerverhältnis S. 426 ge-
gebenen Auseinandersetzung so betrachtet werden, dass die Kunstkenner
für den Stil dieser Periode den Namen des Daidalos wählten, anonjone
Werke nach ihm benannten^) und die ähnlich arbeitenden Künstler nach
der Übereinstimmung des Stiles zu Zeitgenossen, unmittelbaren oder mittel-
') Phoi Brackm. Nr. 141 -3; Oyrbbbck
I *10i; DiEULAFOT, Fart ant de la Perse
m T. 15.
') Newton, discoveries T. 74; Berliner
Q. Londoner Abguss (T. 75 ist ebenfalls ab-
geformt).
') Newtov, discoveries T. 76, Inschrift
bei Löwy 3; unser Vorrat alijonischer In-
schriften reicht nicht hin, die Zeit zu be-
stimmen. — Ähnliche Statue aus der Ne-
kropole von Milet, im Louvre: Rayet et
Thomas, Milet T. 21; Statuette von Insel-
marmor aus Ephesos, abgeb. Ii^twIkoleb,
Meisterwerke S. 715.
*) Im brittischen Museum, vgl. Oyer-
BBCK I ^103 f.; Londoner Abguss. In den runden
Formen kommen nahe : Kopf aus dem Didy-
maion: Rayet a. 0. T. 27; aus Rhodos (?)
in Eonstantinopel: Bch. 8, 335 T. 10.
') Aus pariaohem Marmor xerbrochene
Statue in Faros: Arch.-ep. Mitt. 11, 156 f.;
unterteil auf der Akropolis, vgl. Ath. Mitt.
12, 265; aus Inselmarmor ebend.: Lebab-
RsmACH, mon. fig. T. 3, 1. Oybrbbck (I ^105)
rechnet dazu die Bruchstücke einer Statuette
Yom Dipylon (Nr. 7. 7 a); zahlreiche Terra-
kotten (z. B. Heuzey, terrescuites T. 11, 2;
Mon. ined. I 8p. 802 m. Abb., hier mit nieder-
geschlagenen Augen), auch in Phönizien
(Heüzby a. 0. T. 11, 1 = Pebrot UI F. 344).
^) Lebas, mon. fig. 2, 1; 0. Jahn, de
antiquiss. MinerYae simul. T. I 2. 3; nicht
Yor 480/79 : Lechat, ReYue des 6t gr. 1892
S. 385 ff.
^) Aus Eerkyra in der Sammlung Kara-
panos (S. 39); Naucratis I T. 2, 4.
") Auch dem Verfertiger des trojanischen
Pferdes Epeios wurden Bildwerke beigelegt
(Paus. 2, 19, 6; Ygl. Flato Ion 533 a).
Kap. YL Die f weite orientaliaierende Periode der Weltgeaohichte. (§ 324.) 529
baren Schülern des Daidalos machten.^) In Ermanglung der Originale
müssen wir diese Kunstkritik achten und führen daher die Künstler auf:
Dipoinos und Skyllis, zwei zusammenarbeitende Kreter, welche man wegen
einer sikyonischen Legende^) mit besonderer Hochachtung ansah und sie
zu Häuptern der zweiten Gruppe bestellte, femer Endoios von Athen,
Smilis in Aigina') und wohl auch Aristokles von Kydonia.^) Bei dem
Rheginer Klearchos schwankte man zwischen Schüler und Schülersschüler,
knüpft ihn aber auch an den Korinther Eucheiros, welcher Schüler der
Spartaner Syadras und Chartas gewesen sei; dann folgen mehrere Lake-
dämonier (Theokies , Dontas [?] und Dorykleidas), femer Tektaios und
Angelion, die Meister des delischen Apollo, welchen verschiedene athenische
Münzen ziemlich frei wiedergeben.^) Auf diese bekanntesten folgt dann
der Äginete Kallon, welcher nach der Eroberung Messeniens (um 720)
mit dem Spartaner Gitiadas zusammenarbeitet.®) Zur Kontrolle dieser An-
gaben liegen bisher nur zwei in Athen gefundene Inschriften des Endoios
vor ; ^) sie gaben Anlass, denselben zu einem Jonier zu stempeln, beweisen
aber nur, dass er zu jonischen Künstlern und Bestellern Beziehungen hatte.
Athen beaitzt in dieser Zeit für Griechenland geringe Bedeutung, aber
warum soll es deswegen eine Null gewesen sein?'')
Wir erkannten in den Sitzbildem babylonische Auffassung und Tracht,
womit wir nichts weniger als einen unmittelbaren Einfluss behaupten
wollen ; Yorderasien steht hier eben einig geschlossen. Apollo von Amyklai
führt Bogen und Lanze trotz einem orientalischen Gotte und der delische
Gott hat zwei Greife zu seinen Seiten, während eine der drei „ Chariten '^y
die hier die Lanze ersetzten, eine Sphinx hielt.
Aus jener Zerflossenheit wurde die Welt durch die Assyrer und be-
sonders die Kinmierier unsanft aufgeschreckt. Man möchte bei jenen
1) Als historisclies Faktum behandeln
DaidaJos und seine Schale W. Elsik, Arch.-
ep. Mitt. 1881—3 u. EüHiniBT, Daidalos,
Jahrbb. f. Phü. Suppl. XV. 198 ff. ; zur Kritik
8. Euo. PbtsbsxHi Bemerkungen zur ältesten
Qesch. der griech. Kunst, Plön 1871, und
TöPFTEB, attische Genealogie S. 165 ff.
') Plin. 36,9; vgl. Ovebbbok, Rhein.
Mus. 41, 67 ff. Ihre Athene wird auf einer
Mfinze von Kleonai gesucht: Num. comm.
p. 32, 1 T. H 1.
') Vater (Eukleides) und Heimat kannte
man aus einer Urkunde über das samische
Herabild, welches er gemacht (Olympichos
u. Aethlios bei Clem. AL protr. 13 p. 41);
Hören im olympischen Heratempel: Paus. 5,
17, 1; anderes (Athenag. leg. 14; Plin. 36,
90) ist weniger beglaubigt. Über Smilis
Hypothesen bei Fübtwahglbr, Meisterwerke
S. 720 ff.
*) *Ey jotg uaXiara dqx^'^^^ Paus. 5,
25, 11.
*) Oybbbegk, Kunstmythol., Apollon S.
17 ff. Eine Genmie gibt bloss das Haupt-
motiv (MiLLiN, gall. myth. 33, 474). Angeb-
Handbuch der klass. AltertumswlBsenschaft. VI.
liehe Artemis: Bbül£, monn. d' Äthanes
p. 364.
^) Kallon und Gitiadas machen drei
eherne Dreif&sse, unter welchen als Träger
je eine Frauenfigur angebracht war (Paus.
3, 18, 7. 4, 14, 4); Gitiadas fertigte ausserdem
Bild und Haus der Athena Ghalkioikos (Paus.
3, 17, 2; Nachbildungen auf Münzen von
Sparta und Melos: Num. comm. p. 58 f. T.
N13 — 15; 0. Jahn, de antiquiss. Minervae
simulacris Atticis T. 3, 5; Brit. Mus. catal.
Islands T. 24, 13), Kallon ein Tempelbild in
IVoizen (2, 32, 5; der Athenakopf auf dorti-
gen MOnzen [Num. comm. on Paus. p. 47, 2
T. M 1. 2] hat mit Kallon nichts zu schaffen).
Die antiken Kunstgelehrten meinen den
jüngeren Ägineten Kalon, einen Künstler des
5. Jahrhunderts, von dem wir eine Inschrift
haben (Löwr 27) oder einen dritten des
Namens.
») JbXxIov uqx. 1888 S. 208 f. ; über
Endoios Lbchat, R. de 6t gr. Nr. 21, p. 23 ff.
^) Die aliattische Kultur istjonisch nach
LösoHCKB (AÜi. Mitt. 4, 305), Klets (Arch.-
ep. Mitt. 4, 1 ff.) u. A.
34
530
KlasBiBolie Eniutaroliftologie. IL GMchiohte der alten Kunst.
behaglichen Figuren des Didymaions an Eallinos, der «die Dasitzenden''
zum Kampfe aufruft, denken. Mannhaftigkeit wird das Losungswort und
selbst das weibliche Geschlecht — wir erinnern an Sappho — bekommt
wenigstens in der Idee etwas Athenehaftes. Dieser neue Geist scheint die
vordem so schlaffen Körper zu elektrisieren ; sie richten sich energisch auf
und alle Muskeln schwellen, während das Fleisch wie in einer Athleten-
schule auf das zur Gesundheit notwendige Mass zurückgeführt ist. Nur
das Auge verrät nichts von bewusster Männlichkeit; es blickt freundlich
wie bisher, eher noch freundlicher, so will es denn einmal das Gesetz des
Anstandes. Jenen energischen Zug teilt Griechenland wieder mit den
übrigen Ländern des östlichen Mittelmeeres. Die Faustkämpfermuskeln
und Sehnen der „ assyrischen' Manier stinmiten allerdings nicht zu dem
massigen Leben und dem überwiegenden Yegetarianismus der Griechen;
näher stand ihnen Ägypten, mit welchem schon im 7. Jahrhundert engere
Beziehungen angeknüpft wurden. Im Gefolge des Söldners kam der Kauf-
mann dorthin, der sich zu Naukratis häuslich einrichten durfte. Am
engsten verband Amasis die beiden Länder, wenn auch nur für kurze Zeit.
Kein Wunder, dass die Griechen in der Tyrannenperiode von den Ägyp-
tern lernten, was durch das blosse Auge zu lernen war, am meisten
vielleicht durch importierte Statuetten, denn z. B. die rhodische Bronze,
welche ein Kamel mit Treiber darstellt, konnte nur aus der Fremde
konmien;^) da die männlichen Statuen der Ägypter sehr wenig, manch-
mal, scheint es, gar nicht bekleidet waren (S. 460), wurden die Hellenen
obendrein auf das Studium des menschlichen Körpers hingewiesen. Nau-
kratis hat noch griechische und ägyptische Elemente durcheinander: Es
hat den geschlossenen Stand und den an erster Stelle zu schildernden
Typus, denselben jedoch auch so, dass nach ägyptischer Art die eine ge-
ballte Hand auf die Brust gelegt wird; ausserdem herrschen hier neben
dem Kalkstein orientalischer Alabaster und Fayence.^) Die Materialien der
Plastik blieben natürlich sonst die gleichen: Marmor, bemalter Kalkstein,
Thon ') und Holz. Indem wir an die Motive der ägyptischen Plastik dieser
Zeit erinnern, stellen wir zunächst ein Schema auf, wie in den meisten
Fällen die griechischen Bildhauer die Einzelheiten auffassten. Diese Typen
sind etwa folgende:
1. nackter Jüngling, wenig ausschreitend mit platt aufgesetztem
linken Fusse a) die gesenkten Arme mit eingebogenen Fingern am Körper
haltend.^) Dieses Schema trafen wir bereits in Ägypten (S. 460) an. Die
chronologische Fixierung im sechsten Jahrhundert ist durch das von Te-
lekles und Theodoros gefertigte Holzbild des samischen Apollo, die Statue
des Arrhachion, der 564 zu Olympia gesiegt hatte, und die Inschriften
zweier Postamente gesichert.^) In Stein besitzen wir noch zahlreiche.
^) Jhst. 11, 180, 3. Fayencefiguren fin-
den sich auf Rhodos und in Cumae (B. 1858,
143).
^) Geschlossener Stand: S. 528; ApoUo-
typus: Naucr. I T. 1, 4. 9; Jahrhuch 1892 T.
6; ägyptische Haltung : Naucr. I T. 1, 3; Ala-
baster: IT. 1, 1—3; FuBTWAiTGLBB, Meister-
werke S.' 7 13; Fayence: Naucr. IT. 1,6—18.
') Über die archaischen Terrakotten von
Tanagra Jaxot, Bch. 14, 204 ff. T. 13. 14.
*) Vgl. FuBTWAi70LSB, Meisterwerke S.
712 ff.
^) Samischer Apollo: Diodor. 1, 98;
Arrhachion : Paus. 8, 40, 1 ; Grabstaiue des
Kap. VL Die sweite orientalisierende Periode der WeltgeBchiohte. (§ 324.) 531
teilweise sehr verstümmelte Exemplare aus verschiedenen Orten Griechen-
lands.^) Vasenbilder und Wandgemälde bezeugen zum Überfluss die Ver-
breitung dieses Schemas.^) Am nächsten dürften dem vorhergehenden
Zeitabschnitte wohl diejenigen Figuren stehen, deren Rumpf durch seine
stereometrische Form an die vulgäre Bezeichnung «Brustkasten'^ erinnert.')
Ob, wie es gewöhnlich geschieht, zu der ersten Entwicklungsstufe der
uApollo* von Orchomenos zu rechnen sei,*) möchte ich nicht bestimmt be-
haupten ; denn er besteht statt aus Marmor, aus böotischem Kalkstein und
dürfte deshalb mehr polychrom behandelt gewesen sein, unter den besser
ausgearbeiteten repräsentiert wieder der » Apollo" von Thera^) eine alter-
tümlichere Stufe als der von Tenea;«) jener gehört der naxischen Bild-
hauerschule an, wie die Statuen von Megara, Naxos, Aktion, Melos '') und
mehrere von Ptoion, denn der Marmor stanmit aus dem naxischen Tragea.^)
Will man eine Stufenleiter herstellen, so dürfte besonders darauf zu achten
sein, in wie weit die Arme vom Körper sich lösen. Danach würden die
Statue von Thera, der langhaarige Apollo vom Ptoion und der eine Torso
aus Aktion' die Reihe eröfhen, der andere von dort sie schliessen. Manche
Exemplare fallen jenseits der Grenze dieses Zeitalters. Man hat früher
diese Figuren alle dem Gotte Apollo zugeteilt und für die meisten (am
sichersten für die Kolosse)*) wird dieser Name auch bestehen können,
allein durch die erwähnten Zeugnisse ist der Beweis erbracht, dass sie
auch auf Gräbern standen oder einen Athleten ehrten. Es ist eben das
schlichte Bild eines vornehmen Jünglings, welchem nach der Zeitsitte die
Athletik über alles geht; der Ausdruck war ehemals gewiss sinnreicher,
als die Augen noch Farbe hatten.
b) dieselbe Figur, Gegenstände mit beiden steif vorgestreckten Vorder-
armen haltend. Dieses den Ägyptern ebenfalls bekannte Schema fanden
wir schon in dem delischen Apollo von Tektaios und Angelion durchge-
führt, nachdem ein älterer Typus mit voller Gewandung vorhergegangen.*®)
Auch hier begegnen verschiedene Bedeutungen: Kanachos stellte Apollo,
Theodoros sich selbst dar;^^) die monumentale Überlieferung hat hier
jedoch eine verschiedene Beschaffenheit. Die Marmorstatuen und die be-
deutenderen Bronzefiguren dieses Typus scheinen nämlich wegen ihrer
freieren Haltung in die nächste Periode zu gehören, während uns hier nur
Parien Aristion, vor Ol. 70 : vgl. Löschokb,
Ath. Mitt. 4, 300; Weihebild des Naziers
Yiphikartides aus Delos; skulpierte Basis
mit zwei Füssen : Bch. 12, 463 ff. T. 13.
^) OvEBBBCK, Eunstmyth. III 5, 10 ff.
Über die zwei Torsi Yon Aktion im Louvre
HsYDSKAim, Pariser Antiken S. 20; CoLLich
KON, Ga. 1886 S. 234 ff. T. 29.
') Otbbbiok a. 0. S. 15 f.
') Namentlich Torso in Athen : ^fkp. a^/.
1887 T. 1 Sp. 35 ff.; Torso ans Magnesia :
BBuvir, Ath. Mitt. 1883 S. 89 T. 5.
*) Phot. Bmckm. 77 a; vgl. Colugson,
Bch. 1881 p. 319 ff. m. T. 4.
^) In Athen Nr. 8: Abg. Fbibdebichs-
WoLTBBS 13); Bmckm. Nr. 77 c.
^) In München Nr. 41; Phot. Bmckm.
Nr. 1.
») HoLLKAUX, Bch. 11, 560 ff. T. 16
(Arme grösstenteils losgelöst); athen. Abguss.
«) Saueb, Athen. Mitt. 17, 37 ff.
^) Aus Megara: Athen Nr. 13.
^®) Koloss der Naxier (mit Leibgürtel)
auf Delos (unvollendet, weil Lygdamis Ty-
rann wurde, vgl. Aristot. oec. 2, 3): S.
Rbinaoh, Bch. 17, 129 ff. m. T. 5/6; ein un-
vollendeter 10,60 m. hoher in den Stein-
brüchen von Naxos: Boss, Inselr. 1, 39.
^0 Die Dioskuren?: auf Münze von
Troizen, Numism. commentary T. M VII.
34»
532
ElaBsiBche EnnBtaroh&ologie, n. Gesohiohte dex alten Eimst.
Münzbilder ^ und einige kleine Bronzen *) zu erwähnen bleiben. Fehlen
Attribute, so kann man zwischen einem Gott und einem Opferbringer
schwanken.
c) den linken Arm ganz vorgestreckt, mit der Rechten eine Waffe
schwingend; ist etwas Gewand hinzugefügt, so ist es von hinten um die
Arme geschlungen. Diese energische Stellung kommt wohl zuerst bei dem
Kriegsgotte der Ramessidenzeit (S. 458) vor; auch die Griechen stellen
vorwiegend Götter so dar, den Zeus mit Blitz, Poseidon mit Dreizack,
Apollo mit Lorbeerast oder Speer, welche Formen wir durch Münzen und
kleine Bronzen^) kennen; doch dürften bereits damals auch menschliche
Krieger mit Speer und Schild dargestellt worden sein.*)
Die Unsicherheit der Deutung berechtigt uns auch eine seltenere
Variation typisch zu nennen, wonach der unbekleidete Mann ein um den
Nacken gelegtes Tier mit beiden Füssen vorne hält; von der Gewandung
gilt ziemlich das oben bemerkte. Statuarisch wird diese Gruppe durch
den bekannten Kalbträger der Akropolis^) vertreten, dessen billiges Ma-
terial (hymettischer Marmor) von vornherein vermuten lässt, dass der Be-
steller nicht den teuersten der athenischen Bildhauer sich ausgesucht habe.
Dazu kommen einige Bronzen, ß) Später bildete Onatas den Hermes Krio-
phoros. Der Typus kann ja die Herdenbeschützer Hermes oder Apollo,
ebensogut aber einen sterbUchen Viehbesitzer bedeuten.
Der Stand der Füsse wird auf die weiblichen Figuren übertragen,
woraus sich drei entsprechende weibliche Typen, die aber volle Bekleidung
haben, ergeben:
2. Frau mit etwas vorgesetztem linkem Fusse a) wobei die linke
Hand das lange Gewand ein wenig hebt und der vorgehaltene rechte
Unterarm eine Blume hält.') Diesen Typus kennen auch die Phönizier
(S. 497). Das oben (S. 527) erwähnte Weihgeschenk des Cheramyes ver-
rät seinen Archaismus gerade dadurch, dass es eine Reminiscenz an dieses
jüngere Schema bringt. In Marmor ist ein Frauenbild der beschriebenen
Art oft für die Gottheiten der AkropoKs, **) von Eleusis«) und der Insel
^) Z. B. OvERBECK, Eunstmyth. Apollon,
MüDzt. 1, 10—12.
^) Ann. 1834 T. E mit altkormthischer
Inschrift (Röhl, Inscr. Gr. ant. 549); naxische
Figur aus dem 6./5. Jahrh. AZ. 87 T. 7 =
OvERBECK a. 0. S. 36 F. 8 ; zwei aus dem Ptoion
Bch. 10 T. 8. 9; vgl. Ovebbeck a. 0. S. 34 ff.
*) Zeus: Oyebbeck, Eunstmyth. Zeus
S. 11 ff.; Poseidon: Oykbbece, MünztafellV;
Bronze im athen. Nationalmuseum; Beizeichen
auf korinthischer Münze Brit. Mus. T. 4, 13;
Apollo: Oyebbeck, Münztafel 3, 2; vgl.
Samml. Sabouroff T. 146.
*) Bronzen s. Sittl, Parerga S. 25; aus
Sparta, in Athen : Julius, Ath. Mitt. 8, 17 f.
m. T. 1 (Röhl, inscr. 57). Statue, abgeb. in
der Berliner Erzgiesserei (S. 405 Z. 1) ; auch
Bronzen aus Tiryns (Schlibhanit 97), Mykene
(SoHLiEXANN 12) uud Olympia (Ausgr. UI 24;
Olympia IV T. 15. 16).
^) Phot. Bnickm. 6; Musäes d'Ath. 11 u.
ö.; Statuette aus Naukratis: Naucr. S. 36 T. 1.
^) Friedbbiobs, Apollo mit dem Lamm,
Berlin 1861; A. 1879 S. 143 ff.; Milchhöfeb,
Anfänge der Eunst S. 214 f.; Eriophoros:
Samml. Sabouroff T. 146. Vgl. die sardinische
Bronze bei Pais , la Sardegna T. 5, 6 =
Pbbbot IV F. 88.
7) Ga. 8, 20 A. 3; Michaelis, AZ. 22,
137 ff. A. 39, 97; Obsi, Mon. ined. 1, 921 f.
A. 4. Selten sind die Arme gesenkt wie bei
Ja (grosse Terrakott« in MQnchen).
*) Vgl. Thev. Sophulis, t« iy'Jxgono-
Xh aydXfiata xo^v a^/al'ac^; "^^X^^^ Athen
1892, m. 1 T.; Lechat, Bch. 14, 301 ff. 552^ff.
m. T. 6. 6 bis; Verzeichnis auch bei Rich.
Lepsius, Marmorstudien S. 69 ff. m. Abb. Die
Origintde füllen einen Saal des Akropolis*
museums; Reihe von Photogr. in Mus^es d'
Ath. T. 2. 6. 7. 9. 10. 14.
«) Athen Nr. 24-26;: ^. 1884 T. 8, 5
—7; Eopf, Nr. 27: das. 1883 T. 6.
Kap. VI. Die iweite orientaUaierende Periode der Weltgeaohichte. (§ 324.) 533
Delos ausgeführt worden. *) Dieselbe Form kommt kleiner in Terrakotta und
Bronze öfters vor ') und erscheint in späteren Bildwerken, wo man ein altes
Götterbild hinzeichnete.') Wenn wir uns erinnern, dass die Statuen häufig
in den Marmorbrttchen abbozziert oder fertig gestellt wurden, und sehen,
dass die Mehrzahl der Akropolisfunde aus naxischem Marmor besteht, so
fällt es schwer, ihren Ursprung in Athen und nicht in Naxos zu suchen.^)
Auch diejenige Statue, welche wegen der Übereinstimmung ihrer Masse
mit einem Postament, welches den athenischen Künstler Agenor nennt,
zusammengebracht wurde, besteht aus Inselmarmor, während die Basis,
zur attischer Inschrift passend, pentelischer Marmor abgab; auch der Stil
ist altertümlicher als die Züge der Inschrift.^) Zu jener Verschiedenheit
des örtlichen Ursprungs tritt noch der später zu besprechende Unterschied
der weiblichen Form, mit welcher sich eine grosse Mannigfaltigkeit der
Draperie verbindet ; endlich nützten die Künstler auch die Malerei tüchtig
aus, was gewiss wieder Unterschiede bedingte. Obgleich nun die Farben
meistens geschwunden sind, machen die Statuenreihen des Akropolismuseum
doch nur auf den ersten Blick einen eintönigen Eindi-uck; jede verrät in-
dividuelle Auffassung und Leben, wenn auch die meisten zu grösseren
Gruppen (Schulen) sich zusanmienschliessen. An die Künstlergeschichte
können wir sie bisher nicht anknüpfen. Früher nannte man diese halb
zierlichen halb gezierten Frauen Aphrodite und diese Bedeutung lässt sich
bei kleinen Figuren durch beigefügte Attribute rechtf ei'tigen ; ebenso gut
kann aber der Typus eine andere der jüngeren Gottheiten, z. B. Athene
oder Artemis, bedeuten. Andererseits ist der Fall möglich, dass eine Frau
das Bild ihrer eigenen Gestalt weiht. Endlich bezeugt eine Inschrift,^)
dass den Göttern schlechtweg „ Mädchen '^ zur Bedienung geweiht wurden.
b) wie Ib mit Attributen in beiden Händen. Exemplare dieses Typus
sind spärlich erhalten;^)
c) im Kampfschema, wie z. B. eine Bronzestatuette der Athene in
Athen.8)
Schliesslich gehören die sitzenden Statuen hieher, welche in
Ägypten straff auf ihrem Stuhle sitzen. Ausser den zahlreichen Thon-
^) Th. Homollb, de antiquiBsimis Dianae
simnlacris Deliacis, Paris 1885, mit 11 T.;
Bch. 1879 T. 1. 1880 T. 14. 1889 T. 7 S.
217 ff.; Athen Nr. 22; Köpfe : Bch. 1879 T. 8.
*) Terrakotta: aas Eyrene Clabao 632 J,
1449 H; Rhodos Salzxakit, Gamiros T. 11, 1;
in Bronze ebenfalls nicht selten. — Auch in
das Ptoion wnrden solche Franenfiguren ge-
weiht (Bch. 12, 396).
') Z. B. in Terrakottagruppen (Samml.
Sabouroff T. 83. 94); ReL'ef : MB. 6, 10; am
Dionysos Hope: Clabao 695, 1614 = Ro-
schers Lex. I Sp. 1133.
«) Saueb a. 0. (S. 531, 8). Fflr den athe-
nischen Ursprung streiten besonders die neu-
athenischen Archäologen (S. 532, 8).
') Phot. Brackmann Nr. 22 ; farbig Ant.
Denkm. T 19; gegen die Zugehörigkeit Gabd-
NKB, Jhst. 10, 278. 11, 215; dafOr Hebebdby,
Ath. Mitt. 15, 126 f.; Studniczka, Jahrb. 2,
135 ff.; Inschrift erst um etwa 510 geschrie-
ben: Lbchat, Bch. 1892 S. 493, vgl. Wdyteb,
Jahrb. 8, 147 A. 19.
•) JeXtioy 1891, 72 f. (Jhst. 12, 386).
Aus der Litteratur weiss ich nur die Vision
des Proklos (Hannos' Biogr. 30) anzuführen.
') Z. B. einseitig flach in Bronze gear-
beitet Athene auf der Akropolis: Phot.
Bruckm. Nr. 81a.
^) AZ. 1874 T. 10; Bronze der Artemis
aus Tliesprotien, abg. Jahrb. 2, 204; ROm.
Mitt. 3, 280. Athene abg. an den panathe-
näischen Amphoren und einer schwarzfigu-
rigen (Raybt, c^ram. T. 7).
534
KlaBauiolie Kimstarohäologie. IL Ctoflohiohte der alten Kunst.
figuren der Athena Polias >) ist ein steinernes Demeterbild hervorzuheben,
welches einen vollkommen ägyptischen Eindruck macht.')
um diese gewöhnlichen Typen herum gruppiert sich noch eine erhebliche
Menge von Statuenarten, unter denen die Ständebilder jenen allgemeinen
Typen am nächsten stehen ; wir nennen besonders den Reiter oder Ritter^)
und den Hopliten,*) den Läufer,*^) Kitharöden,«) Flötenspieler,') Wagen-
lenker,®) Schreiber.®) In Terrakotta erweitert sich der Kreis des Darstell-
baren natürlich bedeutend. ^^) Das Motiv des Läufers verdient deswegen
Hervorhebung, weil der rasche Lauf durch die stark eingeknickten Eniee
Ausdruck findet. Da ferner der Grieche das Fliegen übermenschlicher
Wesen mit dem Laufen vergleicht, ^ ^) stellen die alten Künstler fliegende
Gottheiten ebenso dar. Dies bezeugt die an den Anfang dieser zweiten
Periode gehörende Göttin von Dolos, welche die Alten Nike genannt zu
haben scheinen.^') Ausserdem nennen wir einen Torso von der Akropolis.^^)
Der Kreis jener Ständebilder wird einst umfassender gewesen sein als
wir wissen, worauf vereinzelte Spuren weisen, z. B. gab es jedenfalls zahl-
reiche Kanephoren ^^) und ähnliche auf liturgische Rechte der Geschlechter
bezügliche Bilder. **) Zu den Typen gehören schliesslich auch die Tierbilder,
es handelt sich vor allem um Kühe oder Stiere als die wertvollsten Opfer-
tiere. Die Löwen gehören zu den architektonischen Figuren (S. 540).
Man verstehe uns nicht so, als ob wir die ganze Kunst der Zeit aus
T}rpen zusammengesetzt dächten; wohl aber bilden diese einen eisernen
Bestand, wie die stehenden Redensarten im Epos, und die Künstler ent-
fernen sich von ihnen nicht ohne Not weiter. Ist dies Naivität oder nicht
vielmehr angewöhnte Selbstbeschränkung P In grösseren Gruppen jedoch
musste notwendig schon mehr Beweglichkeit der Stellungen und Hand-
lungen eintreten; leider ist keine einzige Gruppe intakt erhalten. ^^)
^) Die Mehnahl im Akropolisrnnseam.
*) Aus Tegea, von nicht einheimischem
Tuff (Athen Nr. 57): B^rard, Bch. 14, 382 ff.
T. 11; daher die Sage hei Herodot 2, 171.
») Akropolis : 'Ea. 1887 T. 2 Sp. 40 ff.
(unvollständig in den Mus^es d'Ath. 12),
vgl. WiNTBB, Jahrh. 8, 135 ff. ; Vari (Athen
Nr. 79): Ath. Mitt. 1879 T. 3; Delos: AZ.
40, 328.
*) Olympia IV T. 7. 41.
^) Bronze aus Dodona, hei Ratet.
B) Von Polykrates in das Heraion ge-
weiht : Apul. flor. p. 128 f. Bip.
^) Bronze aus Dodona, hei Ratbt.
8) Olympia IV T. 15, 248-51; heroisiert
in der Tiu'schen Bronze (Tübingen): Gnüir-
EisBN, die altgriechische Bronze des Tux*-
schen Kahinets, Stuttg. 1835, m. 1 T.; Phot
hei Schwabe, Jahrb. 1, 163 ff. m. T. 9 und
Bruckm. Nr. 351b (als Hoplitodromos ge-
deutet von Häuser, Jahrb. 2, 95 ff.).
*) Vgl. E. CcjRTius, die knieenden [?]
Figuren der altgriech. Kunst, Berlin 1869
( Winckelmannspr. ).
^^) Bauer mit Pflug, aus Böotien: Bch.
17, 80 ff. m. T.
»») n. ^ 201.
^*) Von paiischem Marmor (Athen Nr.
21): Bch. 3, 393 ff. T. 6. 7; Bruckm. Nr. 36;
Abg. in Athen u. Dresden ; Restauration von
FuBTwlHOLBB, AZ. 1882 S. 324 ff. ; über die
Bemalung GrIf, Ath. Mitt 14, 319 f.; zur
kunstgeschichilichen Stellung: Bamor, Sitz-
ungsber. d. baycr. Akad. 1884 S. 524 f. (pe-
loponnesisch); Winter, Ath. Mitt 13, 124 ff.;
über eine in der Nähe gefundene Inschrift
des Künstlers Mikkiades s. S. 535, 3.
»») Abgeb. 'Ed. 1888 Sp. 89f.; Qorgone
von Bronze, in Athen (Martha Nr. 841) =
xafxnsifiyovyo^, xau^ftinovt ; analog andere
übermenschliche Wesen, z. B. Kentaur,
Bronze von der Akropolis (Ross, archftol.
Aufs&tze I T. 6; vgl. Hom. hymn. Merc.
224 f.).
*^) Bronze auf jonischer S&ule, aus Po-
seidonia (AZ. 38, 27 ff. T. 6; Berl. Abguss;
über die Inschrift Collitz, Dialektinschr.
1650). Figuren von gelagerten Männern
(Bronze : Olympia IV T. 7, 76 ; öfter in Terra-
kotta) weisen auf ein Opfermahl hin.
^') Statue aus Laurion, Athen Nr. 74;
ebensolche Nr. 75.
>') Reigentanz (?) von sechs Frauen, aus
naxischem Marmor Ath. Mitt. 13, 440.
Kap. VL Di« iweite orientaliitoreiide Periode der Weltgeeohiohte. (§ 324.) 535
Die schriftliche Überlieferung steht bisher ziemlich unvermittelt neben
den Denkmälern. Für den gesamten Zeitstil gebraucht Pausanias das nicht
unpassende Prädikat ägyptisch, insofern die Selbständigkeit noch nicht er-
rungen war. Ein Schulzusammenhang mit der vorhergehenden Periode
fehlt. Nur eine Eimstlerfamilie von Chios scheint eine feste chronologische
Grundlage zu gewähren; nach Plinius arbeiteten vier Generationen in
ununterbrochener Folge: Melas, Mikkiades, Archermos und die Brüder
Bupalos und Athenis, welche Zeitgenossen des Dichters Hipponax waren.
Abgesehen von der letzteren Generation, beruht diese Genealogie auf der
uns ebenfalls bekannten delischen Inschrift, ^) welche nach der wahrschein-
lichsten Ergänzung ^) Mikkiades und sein Sohn Archermos, »die die väter-
liche Stadt des Melas bewohnen', weihten. Da Melas natürlich der
chiische Heros ist, bleiben uns nur drei Generationen übrig, deren Syn-
chronismus mit Hipponax, welchen Bupalos und Athenis durch Earrika-
turen zu Streitgedichten reizten, nicht viel hilft; denn die Alten wussten
nicht, ob der Dichter unter Kyros oder unter Dareios mit den Persem zu
schafifen hatte. Jedenfalls aber gehört die ganze Reihe in das sechste
Jahrhundert. Über die zwei ersten Generationen wissen wir absolut nichts
sicheres, da die nahe dem Postamente gefundene fliegende Frau (S. 534)
nicht zu jenem passt;') erst Bupalos und Athenis gewinnen deutlichere
Gestalt, weil ihr Streit mit Hipponax gebildete Zeitalter interessierte.
Nachdem Attalos die Chariten des Bupalos nach Pergamon übergeführt,^)
brachte Augustus vieles von beiden Meistern nach Rom und zierte beson-
ders den palatinischen Apollotempel damit. ^) Bupalos fühlte sich noch als
Steinmetz, weshalb er den Bau von Tempeln übernahm.^) Ein Sohn eines
der beiden dürfte der Archermos, welchen eine Akropolisinschrift uns
kennen lehrte, sein.'') Wie Plinius mit dieser Familie die Marmorplastik
beginnen lässt, ebenso unhistorisch leitet Pausanias den Beginn des Metall-
gusses von einer samischen Eünstlergruppe her. Nach ihm arbeiten Rhoi-
kos, Sohn des Philes, und Theodoros, des Telekles Sohn, gleichzeitig, nach
anderen aber sind Theodoros und Telekles Söhne des ersteren.^) In diesen
Männern fand Polykrates die rechten Werkzeuge seiner Prachtliebe; sie
bauten ihm den Riesentempel der Hera, machten Figuren aus Erz oder
Holz , trieben prächtige Schaustücke aus Gold und schnitten Edel-
steine.^) Welche Meister er sonst gehabt oder welche an den anderen
Höfen wirkten, entzieht sich vorläufig unserer Kenntnis; nur kennen
wir durch Inschriften verschiedene Meister, die in Athen zu Hause
») LöwY Nr. 1.
') Nicht die Chier weihten das BUdwerk,
sondern die Parier, wenn der Schrift zu
glauben ist (Eibchhoff bei Brunn, tekt. Styl
S. 523 A. 1).
') Gegen die Zugehörigkeit Saüxb, Ath.
Mitt. 16, 182 ff. ; dafür Winteb, Berl. phil.
Woch. 1892 Sp. 64. Earystios (Schol. Arist.
Ay. 673) schreibt zwar jene Nike dem Ar-
chermos zu, deswegen kann sie doch ohne
Inschrift gewesen sein.
<) Paus. 9, 35, 6.
^) Plin. 36, 13. Pbtbbsen glaubt eine
bogenspannende Amazone der Villa Ludovisi
daraus erhalten (ROm. Mitt. 4, 86 ff. ; Phot
des röm. Inst.).
«j Paus. 4, 30, 6.
») *E<p, UQX' 1888 Sp. 73 f.
») Diod. 1, 98; Diog. Laert. 2, 103.
^) OvxBBECK, Schriftq. 273 ff. Dass der
grosse silberne Mischkrug, welchen Eroisos
nach Delphi weihte, von Theodoros her-
rühre, war eine blosse Vermutung (Herod.
1, 51).
536
KlaasiBohe Kanstarohäologie. n. Geaohiohte der alten Knust.
waren oder arbeiteten.^) Mit Phalaris verbindet eine bekannte Tradition
Perillos.
Die Plastik lernt von dem Ausland nur einige allgemeine Regeln,
wenn auch zuweilen ein Götterbild ganz ein orientalisches wiedergibt.^)
Den Griechen selbst bleibt es vorbehalten, sich Vorschriften zu machen.
Was an Haar und Bart der Künstler gegenüber der wirklichen Tracht
ändert, ist schwer zu sagen; die regelmässige Anordnung desselben
teilt Griechenland jedenfalls grundsätzlich mit dem Orient. 8) Wir unter-
scheiden drei Partien des lang getragenen Haupthaares, die Masse des-
selben, welche am Hinterkopf frei den Nacken hinabfallt oder in einem
Knoten^) oder in Flechten aufgenommen wird, dann die Umgebung der
Stime, welche meist in Löckchen („Stimlöckchen'') besteht und in der
Natur oft künstlich angesetzt war, was in der Kunst gleichfalls manchmal
vorkam, und drittens die auf die Brust herabfallenden Flechten. In diesen
Punkten hat unsere Periode schwerlich schon den Schein des Natürlichen
erreicht. Die Wellen des langen Haares geben anfangs kreuzweise Striche
wieder und die Windungen der BrusÜocken sehen wie aus Holz oder Bernstein
geschnitzt aus. In der Darstellung des Auges lag die jeder Modellierung
entbehrende Manier (S. 528) voraus ; das Auge wird nun schärfer umrissen
und von seiner Umgebung abgesetzt, aber der Augapfel bleibt unnatürlich
herausgetrieben.'^) Eine etwas schiefe Stellung der Augen — ein Erbteil
der orientalischen Kunst, das wohl schlaue Überlegenheit andeuten soll —
kommt nichts weniger als selten vor, manchmal erreicht sie einen hohen
Grad, z. B. am Apollo von Thera und attischen Skulpturen ; ^) die Spitzig-
keit der Augenwinkel hängt damit zusammen. Unverkennbar ägyptisch
ist der Hochsitz des Ohres. '^) Die Lippen sind oft auffallend dünn; wenn
sie ein Strich abgrenzt, b) weist dieser am Steinbild wahrscheinlich dem
Maler die Grenze der roten Farbe. Für das konventionelle Lächeln gibt
es sehr verschiedene Ausdrucksweisen, die zwischen leicht gekräuselten
Lippen und einem halbkreisförmigen Mund schwanken. Die Nase hat
manchmal zwei befremdende Erscheinungsformen, nämlich hochgradige
Spitzigkeit und dann die Breite des Rückens,*) welche ein Prophet prei-
send mit einem Turm des Libanon vergleichen konnte. Über die Muskeln
*) Aisopos und seine Brfider : Löwr Nr. 4;
Aristokles: Nr. 9. 10; Epistemon ? Nr. 13;
Endoios ? Nr. 8; Aristion von Faros: Nr. 11.
12; Phaidimos: Athen Nr. 81.
*) Z. B. der «ägyptische* Herakles in
Eryihrai, der von T^ros her geschwommen
sein soll (Paus. 7, 5, 5 if.).
') Es sind zahlreiche abgebrochene E9pfe
erhalten, z. B. Athen Nr. 59 ff. 96 ff. (Meh-
rere abgeformt.) B5otischer Kopf in Abg.
u. Phot.; attische Köpfe im Louvre: 6a. 1887
T. li;; Mon. grecs Nr. 17/18 p. 35; Bch. 11,
446 ff. T. 5; Kopf Jacobsen. Phot. aus der
Sammlung Ray et: Raybt, ^tudes T. 1; Col-
LIGNOK, hist. de la sculpt. 1, 361 ; aus der
Sammlung Rampin: Licntdruck bei Ratet,
Mon. grecs 1878 T. 2, Kopf vom Ptoion:
Athen Nr. 1 ; Zeuskopf: Bruckmann Nr. 221 ;
Bronzeköpfe aus Kythera in Berlin (AZ. 1876
T. 3. 4; Bruckm. 221) und des Zeus, in Olym-
pia (Olympia IV T. 1); altertümlicher Hera-
Kopf in Olympia; Sa^ml. Sabouroff T. 3/4
(Berlin).
^) Altsyrische Tracht S. 468.
^) Vgl. CoKZE, über Darst. des menschl.
Auges 8. 6 f.
*) Auffallend an einem athenischen Kopf
in London : abg. Vaüx, handb. to the ani in
the Br. M. p. 119 n. 251.
') Z. B. am Apollo von Thera u. ft ; Sta-
tue von Girgenti: Woltbbs 153.
^) Jünglingskopf in Dresden, abgeb. AA.
1889 S. 98; öfter in Bronze.
») Z. B. Athen Nr. 15; Terrakotten von
Naukratis: Naucratis I T. 15, 7. 8 (auch ge-
schlitzte Augen).
Kap. YI. Die iweite orientaliaierende Periode der Weltgeaohichte, (§ 825.) 537
fehlte es an sicherer Kenntnis, was z. 6. an dem geraden Muskel zwischen
Brust und Nabel deutlich hervortritt;^) das Knochengerüst kennt man
besser, opfert aber die richtige Form des Hüftknochens gerne, um eine
kelchförmige Kontur des Bauches zu gewinnen.^) Der schlanken Taille
wegen wird oft das Kreuz stark eingedrückt.') Kommt nun noch eine
übertriebene Schulterbreite hinzu, so ergibt sich ein Missverhältnis der
beiden Hälften des Rumpfes, das bei weiblichen Figuren doppelt unnatüi*-
lich ist. Die Formen der Frauenbilder fallen überhaupt durchschnittlich
schlechter aus, weil die Kenntnis des unbekleideten Körpers ungenügend
ist ; wir verweisen nur auf die unnatürlich langen Unterschenkel, die man
z. B. an athenischen Bildern der sitzenden Athena wahrnehmen kann. Die
Zehen sind, ähnlich wie in Ägypten und dem Orient, parallel gestellt und
haben platte Nägel. Dass die zweite Zehe der grossen mindestens gleich
ist und sich an dieselbe anschliesst, konnten die Griechen den Ägyptern
absehen; aber hier scheiden sich ganz deutlich die Schulen. Nur einige
Künstler folgen jener fremden Begel;^) manche trennen die beiden bei
gleicher Länge oder indem die zweite grösser ist , ^) dagegen wird in der
alten Zeit nur ausnahmsweise die grosse Zehe länger gebildet.^) Für die
Stilisierung der menschlichen Formen können wir kaum ein passenderes Bei-
spiel als den „Kalbträger ", das Werk eines Künstlers niedereren Ranges,
anführen. Aber in allem, was der Konvention nicht unterliegt, erscheint
eine merkwürdige Unsicherheit. Die orientalische Unsitte, dass der Körper
selbst die Inschrift trägt, dauert noch fort, wenn sich auch letztere nicht
mehr so vordrängt.
326. Wie wir oben bei Ägypten eine selbständige Malerei zu er-
wähnen hatten, so stellt sich, neben die monumentale Plastik in Griechen-
land die Malerei, freilich noch nicht gleich berechtigt. Was wir S. 416 f.
über das Verhältnis von bemaltem Relief und Malerei sagten, gilt voll und
ganz von den Anföngen der griechischen Kunst. Der Yotivstatue steht
die bescheidenere Votivtafel gegenüber, deren bessere Exemplare man
in Stein ausführt, wobei das Flachrelief mehr oder weniger Farbe erhält.
Diese bemalten Relieftafeln staken in den heiligen Bezirken meistens wohl
an einem Zapfen auf Säulen.^) Malereien auf glatten Steintafeln (S. 417)
weiss ich aus dieser Periode nicht sicher zu belegen;^) billiger kamen
gebrannte Thonplatten, auf die ein Maler vor dem Brennen die Farben
auftrug, zu stehen. Während die zuerst erwähnte Gattung noch spärlich
') Am Apollo TOD OrchomeDos ist der
gerade BanclunnBkel in fünf Wfilste geteüt;
ähnlich, aber feiner Woltbbs 226; vgl. das.
219 u. 212.
*) Z. B. Apollo von Orchomenos.
») Z. B. Athen Nr. 8. 9.
^) Apollo von Tenea; Basis des Euthy-
kratides (Bch. 1888 T. 13); naxisches Xoanon;
Statuette der Ageso.
^) Ersteres: pansche Sitzfigur, Arch.-ep.
Mitt. 11, 157; le^teres an Franenbildem der
Akropolis.
') Pansche Basis aus Delphi, abg. Ath.
Mitt. 13, 129; eine Basis im Heraion und
eine des Mikon gehören in die nächste Pe-
riode.
7) Z. B. Bch. 11, 14 (auf den Schenkeln
einer Apollostatue).
^) Welcksb, alte Denkm. 2, 9, 15; Labüs,
museo di Mantova III 7; Schöne, griech.
Reüefs 14, 67 S. 37 ; Jahrb. 2, 152, 65.
") Die rotbemalte Marmorscheibe zu Ehren
des Arztes Aineios (Athen Nr. 93) ist noch
nicht Teröffentlicht.
538
KlaflBiflohe Kanatarchftologie. II. Oeaohiohte der alten Kunst,
vertreten ist >) (ein Zeichen der bescheidenen Vermögensverhältnisse
der Griechen), kommen die Malereien auf Thon desto häufiger vor und
zrwar nicht bloss für Votive, die an den Bäumen der Haine schaukelten,
oder an den Wänden hingen,') sondern auch um in das Orab mitgegeben
zu werden, wo sie die treue Erfüllung der Begräbnisgebräuche durch die
Zurückgebliebenen abmalten. Alles ist nur Skizze in schwarzer Farbe.
Für den Massenbedarf sind die kleinen Bildchen des Poseidon, der Amphi*
trite. oder solche von Scenen aus dem Leben des Weihenden gefertigt,
deren man viele in dem isthmischen Heiligtum fand.^) um eine Stufe
höher stehen die Votivtafeln des Athenetempels der Akropolis ; *) die athe-
nischen Grabtafeln von 37 — 70 cm. Höhe stellen Totenklage und Begräb-
nis dar.^) Diese sehr bescheidenen Leistungen, deren Stil wir später in
grösserem Zusammenhange behandeln, müssen doch zu ihrer Zeit etwas
gegolten haben, da verhältnismässig viele Maler ihren Namen beisetzten.
So kennen wir den Korinthier Timonidas ®) und die Athener Skythes, Pa-
se(i)as und Euphiletos.'') Die antike Kunstgeschichte hatte selbstverständ-
lich kein besseres Material;®) die Malemamen, welche sie nennt, ^) waren
eben auch Votivtafeln beigesetzt. Nicht zufrieden damit, konstruierten
die Ästhetiker eine Entwicklungsgeschichte der Malerei, je nach der Stufe,
welche die verschiedenen Techniken einnahmen. Von der blossen Kontur
sei man zur Zeichnung mit Innenlinien vorgeschritten; Bilder mit einer
Farbe wurden durch vierfärbige abgelöst und das naturwahre Kolorit
bildete den Schluss. Für jede dieser Stufen weiss PUnius einen Namen, ^o)
d. h. sein Gewährsmann kannte ein signiertes Bild in der betreffenden
Technik. Über die Zeitfolge war nichts bekannt, nur Herodot^^) gibt
einen schwachen Fingerzeig, wenn er erzählt, dass die vor Kroisos fliehen-
den Phokäer unter anderem auch die Votivtafeln mitnahmen. Die ganze
erste Periode der Malerei erregte nur ein antiquarisches Interesse ; für die
Kunstfreunde ging die Geschichte erst mit Polygnot^*) und Kimon**) an.
*) Vielleicht Schöne, Reliefs T. 19, 84;
(Athene in Anslagestellung).
^) ErstereB abgeh. auf Vasen: Raoul-
RocH£TTB, lettres arch^ol. 1, 153 ff.; Bötti-
OHBR, Baumkultos T. 1; letzteres Horat. c.
3, 26, 5 f.
») Ratet, Ga. 6, 101 ff. m. Abb. ; A. 1882
T. ü 1. 2; CoLLiONON, Mon. grecs 1882—84
Nr. 11-13 p. 22 ff. (mit Bibliographie); Ant
Denkm. IT. 7. 8; Ratet et Collionok, cöra-
mique gr. S. XIV f. 142 ff. ; Wilisoh , alt-
korinthische Thonindustrie, Lpg. 1892 S. 31 ff.;
WoRMBTALL, de Gorinthiacis tabellis fictilibus,
Münster 1890; unter den Täf eichen befindet
sich eines mit sikyonischer Inschrift (Wn.isoH
S. 170 f.).
*) Bruchstück ans Eleusis: "Ea. 1885 T.
9, 12 Sp. 178 f., vgl. Jahrb. 1, 91. Empedokles
spielt auf Votivtafeln an (V. 308 f. St.).
*) *Etc.. 1885 T. 3; Benvdobf, griech. n.
sie. Vasenbilder S. 16 zu T. 1 u. 'Ea. 1887
Sp. 115 ff. m. T. 2. 6; FurtwIkoleb, Verz.
d. Berl. Vasensamml. 1, 315 ff.; Ant. Denkm.
II T. 9—11; AA. 1893 S. 196 m. Abb.; Ath.
Mitt. 13, 228; Ga. 13, 225; 'Ed. 1888, 181 ff,
T. 11.
<) RöBL, Inscr. Gr. ant. 20, 1.
^) Klein, griech. Vasen mit Meistersigna-
turen S. HS f. (Ö £xv^g dürfte ein Spitz-
name sein).
^) Das Schlaohtenbild, welches Bularchos
fUr Eandaules gemalt haben soll (Plin. 35,
55), beruht anf der unzureichenden Autorität
des Xanthos.
») Plin. 7, 205. 35, 16. 56; Athenag. le-
gatio 14.
'^) 35, 56 ff. Eumares von Athen unter-
scheidet .zuerst* die Geschlechter, d. h. er
gibt den Frauen weisse Hautfarbe wie die
Maler der schwarzfigurigen Vasen.
'*) 1, 164. Themistokles erneuert die
Bilder in einer Waldkapelle (Flut. Them.
1 a. K).
^*) Nach Theophrast war er der erste
Maler (Plin. 7, 205).
") BoBKBT, aroh. Märchen S. 128 setzt
Eimon in das 7. Jahrhundert; s. dagegen
Studniozka, Jahrb. 2, 156 ff.
Kap. VI. Die sweite oriontalinerende Periode der WeltgeMhiohte. (§ 326.) 53g
Aus der älteren Zeit führten sie nur lächerliche Dinge an, wie dass den
einzelnen Figuren ihre Bezeichnung (z. B. Rind, Pferd, Baum) beigesetzt
wurde oder dass in der »Athenageburt" des Eleanthes Poseidon seinen
heiligen Fisch in der vorgestreckten Hand zu offerieren schien. ^ Aber
schon £mpedokles bekundet das nachmals so oft hervortretende Interesse
der Philosophen für die Malerei.')
326. Wenn wir uns nun zu den Bauten, an denen die Kunst mit-
wirkt, wenden, so bringen es die Verhältnisse Griechenlands mit sich, dass
die Tempel an der Spitze stehen, denn zu diesem Zwecke allein pflegten
die Mittel des Ganzen zu fliessen. So sah diese Periode Wunderbauten
wie das Heraion auf Samos und den Tempel der ephesischen Artemis er-
stehen. 8) Die grossen Heiligtümer geben in der politischen Zersplitterung
den einigenden gemeinsamen Boden der Parteien ab und auch die Ty-
rannen wollen sich dieser klugen Frömmigkeit nicht entschlagen, sondern
die Peisistratosdynastie z. B. unternimmt ausser einem gemeinnützigen
Werke den Riesentempel des olympischen Zeus. Von allen Tyrannen hat
nur Polykrates einen grossen Palast errichtet, der bis jetzt noch verborgen
liegt;*) die Wohnhäuser der einzelnen Staatsbürger aber waren schon
wegen der gegenseitigen Beargwöhnung auf das einfachste ausgestattet.
Mehr durfte der Privatmann für die Gräber thun. Indes fehlen bedeutende
Grabbauten; die Hügelgräber gaben nur Gelegenheit, auf der Spitze ein
Bildwerk anzubringen. Da diese Privatleistungen sich an jene Votivtafeln
und die Plastik anschliessen, wollen wir mit dem Bilderschmuck der Gräber
beginnen.
Während in Lydien einfache Spitzsäulen herkönmilich waren, näherte
sich Griechenland mehr dem ägyptischen Brauche, indem man häufig das
Bild des Verstorbenen an dem Grabstein anbrachte. Doch hatte der ägyp-
tische Gedanke der persönlichen Unsterblichkeit hier keine Geltung, son-
dern die Griechen führten, die Unsterblichkeit in den Nachruhm setzend,
nur den Begriff des Denkmals (fivrjfia) konsequent durch. Da Sparta unter
den griechischen Kleinstaaten die Führung hatte, drückt es seine Hege-
monie auch in den Denkmälern aus. Während alle bedeutenderen Denk-
mäler Athens der folgenden Periode zuzuweisen sind,*) gehören mehrere
Grabreliefs Spartas ohne Zweifel hieher. Am bekanntesten ist das Relief
von Chrysapha, das auf einem Grabhügel gefunden wurde ; es zeigt ein he-
roisiertes Ehepaar, welchem Totenspenden dargebracht werden; ®) ein zweites
ist fast identisch. ^) Kreta hat uns ein fast orientalisches Relief gebracht,
das den Toten nach mykenischer Sitte zu Wagen zeigt.®) Über andere
spartanische Reliefs mit Inschriften erlaubt der Stand der Epigraphik noch
nicht ein genaues Urteil zu fallen;^) die Kalksteinreliefs Lakoniens und
0 Inschriften: Plin. 35, 16; Aelian. ▼. h.
10, 10; Poseidon: Athen. 8, 346c.
') V. 87 ff, Mttllach bei Forph. abstin.
2 21.
») Herod. 2, 148. 3, 60.
*) Suet. Calig. 21.
Eigenartig ist der dreiseitige Grab-
stein Ton Eoropi (Ath. Mitt 1887 T. 2,
Athen Nr. 41).
•) Wolters 58; Samml. SabonroffT. 1;
Bruckm. Phot. 227.
') WoLTBBs59. Der Typus dauerte Jahr-
hunderte lang fort.
^) Unten Jagdhimd : aus Itanos, KQtjnxal
ägxMor, T. 16.
') Z. B. aus Magula in Berlin: Ath. Mitt
540 KlaflBiBche Kanstarohäologie. IL Geachiohte der alten Kuuit.
Böotiens sehen jetzt oft altertümlicher aus als sie zu der Zeit waren, wo
ihre Bemalung die Mängel der Skulptur mehr verdeckte. Einem feineren
vorgeschritteneren Stile ist das Relief von Ince Hall zuzurechnen. *) Hier
erscheint eine malerische Auffassung wie in den Anfängen der schönen
attischen Grabreliefs, von denen zum mindesten die um die Mitte des
6. Jahrhunderts gesetzte Stele des Lyseas hieher gehört. >) Hier ist der
wappenartige Sockel (jugendlicher Reiter) einfach rot auf den glatten Stein
gemalt. Aus der Porträtstele scheint sich noch in dieser Zeit die Grab-
statue entwickelt zu haben, zu welcher, wie schon bemerkt, manchmal
der sogenannte Apollotypus diente.^) Nach orientalischer Gewohnheit
mochte auch schon zuweilen ein steinerner Löwe oder eine Sphinx mit
orientalisch aufgebogenen Flügeln Grabräuber und Dämonen abschrecken
sollen.*) Den Ursprung dieser Sitte zeigen uns zwei Löwen des Dipylon-
friedhofes an, die Hieroglyphen tragen.')
Mehr Stoff geben uns die Tempel. Da der ägyptische Einfluss in
diesem Zeitalter den babylonischen überwog, ruht die monumentale Bau-
weise der Griechen von Anfang an auf dem Steinbau. Nicht als ob im
einzelnen ägyptischer Einfluss^) massgebend gewesen wäre! Wir finden
das Giebeldach in Armenien (S. 515)^) und die Grundlage der sogenannten
jonischen Säulen in Babylonien (S. 314), wenn auch in diesem Zeitalter
der sogenannte dorische Stil mit seinen schweren Säulen (S. 313) überwog.
Desgleichen hat der von Epimenides in Sparta erbaute Rundtempel seine
Analogien innerhalb der babylonischen Sphäre.^) Noch wird der Marmor
nicht zu Bauten verwendet; erst gegen das Ende unserer Periode bauen
die Alkmeoniden, um Aufsehen zu erregen, den delphischen Tempel aus
Marmor. Der damals eigentlich ausbedungene Kalkstein war das übliche
Material der Tempel, wobei auch grober Muschelkalk nicht verschmäht
wurde. Zu diesem Stoff bedurfte es des Stucks, welchen helle Farben
gliederten. Für eine solche Manier passten Reliefs, deren Konturen im
Stein ganz grob zugehauen wurden, weil er nur den Kern für die Ver-
schalung abgab; der Stuck des Grundes wurde mit einer Farbe über-
strichen, wozu sich das allbeliebte Rot oder das Blau des südlichen Hinmiels
eignete. Zu solchen Reliefs gab sich die natürlichste Gelegenheit in den
Metopen (S. 818); denn weil diese beim Bau offen gelassen wurden, be-
2, 314 f.; in Misithra: Athen. Mitt.. 2,
318 ff.
>) Photogr. AZ. XXXIl T. 5 (Woltbbs
240); vgl. AA. 1864, 222. S. ausserdem A.
33, 38; Ba. 1844, 722.
*) CoNZB, attische Grabreliefs T. 1 mit
Text. Ober die Stelenmalerei Lösgbcke,
Ath. Mitt 4, 37 ff.
») LöscHOKB, Ath. Mitt. 1877 S. 36. 289;
GoLLiGKov, 6a. 1887 S. 7; Gonze, Sitzungs-
ber. d. preuss. Akad. 1884 S. 621 ; abgeb. an
einer Lekythos in Bonn: Bonner Stadien
1890 T. 10; ApoUotypus: Milchhöfeb, AZ.
1881 S. 55; Mon. ined. I Sp. 789 T. VI 7. 8;
weiblich: Athen Nr. 89.
*) Liegend auf dem Grab des Menekra-
tes in Kerkyra: Oykrbbok I^ S. 178 (Mitte
des 6. Jahrh. nach der Inschrift); Milet:
Ratet, Milet T. 22; sitzend, auf Eythera,
abgeb. Uagyaffffog 5, 1101 ; Sphinx von Spata:
Athen Nr. 28; Ath. Mitt. IV T. 5; Bruckm.
Nr. 66 (Abgnss); aas dem Firäos: Athen Nr.
76, vgl. 77. 78; Akropolis, aus naxischem
Marmor: 'Ed, 1883 T. 12B; aus Aigina in
Athen (Ath. Mitt. 4, 69, 2) ; kleine Sphinxe
von Bronze, Athen arch. Ges. 1137. 2519;
Hund auf der Akropolis: Lbpsius, Marmor-
studien S. 73.
6) Bch. 17, 189.
«) Lbpsius, A. 9, 94 ff.
^) Pindar schreibt die Erfindung (d. h.
Einführung) der Handelsstadt EorinÜi zu.
c) Paus. 3, 12, 11; 1893 von Waldstein
ausgegraben.
Kap» VL Die sweite orientaliaiereiide Periode der Weltgeeehiohte. (§ 826.) 541
standen die etwaigen Verschlüsse der Fenster in gesonderten, nachti*äglieli
eingepassten Platten. Sodann musste jeder Mann von feinem Geschmaeke
die einförmige Fläche des Giebelfeldes gegliedert wünschen. Den Anfang
werden aller Wahrscheinlichkeit rein dekorative Platten mit orientalischen
Tieren und Flügel wesen gemacht haben; den Übergang von dieser Stufe
zu den mythologischen Bildern veranschaulichen die Metopen des ältesten
Tempels von Selinunt, der die Chiffre D trägt. >) Dort sind nämlich ausser
jenen Wesen nur einzelne Personen in Oruppierung mit Tieren zugelassen.
Vom roten Qrunde heben sich die farbigen Figuren im ProfQ ab, nur der
Stierkopf erscheint von vorne. Der Zweitälteste, mit C bezeichnete Tempel,
welcher um 600 gebaut sein mag; weist eine Reihe von Metopenplatten
auf,') welche auf rotem Qrunde in rotem Rahmen erhaben, teilweise fast
ganz rund gearbeitete und bemalte Darstellungen aus der Mythologie
zeigen; die Malerei steht auf dem Standpunkt der Yierfarbigkeit (Rot,
Blau, Grün und Gelb). Der Steinmetz hat die Metopen als Fenster, aus
denen die Figuren herausblicken, aufgefasst, obgleich dies die Gruppen
lächerlich verzerrt. Giebelreliefs lernten wir erst durch das sogenannte
Schatzhaus der Megarer in Olympia') kennen, wo der Kampf der Götter
und Giganten dargestellt war, aber in Gruppen aufgelöst, denen man die
Yorbildlichkeit von Metopenreliefs ansieht. In Athen dagegen entwarf ein
ungenannter Maler eine Komposition, die der Form des Giebelfeldes ent-
sprach, indem er auf den Gedanken verfallen war, ein sich ringelnder
Drachenleib passe in die unbequeme Giebelecke am besten hinein. Konnte
er da einen anderen Mythus lieber wählen als Herakles und die Hydra? *)
Diese Zeichnung, welche auch zu einem Yasenbilde herhalten musste,
wurde in flachem Relief ausgeführt und ist als Wandgemälde, nicht als
Skulptur zu betrachten. Hierauf griffen die selbständigen Bildhauer den
Gedanken auf und führten ihn in Hochrelief aus, nicht ohne denselben zu
übertreiben. An einem Tempel sah man auf der einen Seite Herakles mit
Echidna und Zeus mit Typhoeus, auf der anderen Herakles mit Triton und
den Schlangenkönig Kekrops.^) Etwas Abwechslung brachte der Diony-
sostempel der Akropolis mit seinem bakchantischen Tanz.^) Am Stein ist
vieles angestückt, weil Stuck und Farbe die Schnittstellen deckten; die
^) Mon. ant. I Sp. 957 ff. mit 3 Tafeln
(Europa als zartes Mädchen auf dem Stier,
geflügelte Sphinx, Herakles u. Stier); Bmckm.
Phot. 288.
^) Bbnndobf, die Metopen von Selinont,
Berlin 1873; farbig bei Sebbaoivalco, ant.
della Sicilia II 25. 26; Originale in Palermo;
Phot.; Ab^., WoLTBBS 149 -51; am besten
erhalten smd 1. Herakles mit den Eerkopen,
2. Perseus und Medusa, 3. Viergespann mit
Wagenlenker und zwei Figuren. BEKin>0BF
S. 26 weist die Tempel G und D der Grün-
dungszeit der Stadt (nach Thukydides 629,
nach Diodor 651) zu.
») Ausgrab. v. Ol. IV T. 18. 19; voU-
ständiger Tbeu, AZ. 1880 S. 50 ff.; Berliner
Abguss. Auch von dem (vielleicht noch äl-
teren) Schatzhause der Eyrenfter sind Reste
erhalten (Studniczka, Eyrene S. 28 ff. mit
Abb.; Berl. Abgüsse).
<) Bruckm. Phot. 16; ^Ea. 1884 T. 7;
Ath. Mitt. 1885 zu S. 237; Ovebbbok IS. 180;
CoLLiQKO» I 213; vgl. Pubgold, 'Ea. 1885
S. 236 f.; Studniczka, Jahrb. 1, 87 ff. (Ver-
hältnis zu der Vase bei Gbbhabd, AV. II
T. 95—6; Ratet, cäram. S. 125); Wilamo-
wnz, Euripides' Herakles 2, 286 ff.
8) Ath. Mitt. 14, 67 ff. m. T. 2. 3; Am.
J. VIII T. 1 (in Farben) S. 28 ff.; Ovbrbbck
1 zu S. 180; CoLLiQNOK I 207; Ath. Mitt. 14,
68 f. 15 T. 2; kleinerer Giebel, ebenfalls mit
Herakles u. Triton, abgeb. Ath. MiH. XI T.
2 u. 'Ea. 1888 S. 99; Ovbbbbck 1 180.
6) Athen. Miti 1886 T. 2.
542
SUuwisohe Kuuitaroliftologie. tL OoBohi^ihte der alten Kuuit.
Bearbeitung geschah nach ziffermässigen Vorschriften (S. 418, 7). Man holte
zu diesen Arbeiten den ordinären Stein der nächsten Umgegend. Von der
Bemalung ist nicht viel zu rühmen, z. B. nahm der Haler tiefes Kupfer-
blau für Bart und Kopfhaar des Typhoeus.^) Der Riesentempel von
Ephesos, der wegen seiner Masse ungewöhnlich eingehende Ausschmückung
verlangte, erhielt durch die Munificenz des Königs Kroisos Säulen, um
welche sich in Hochrelief lebensgrosse Figuren herum zogen.*) Wollte
dadurch der König die bemalten Riesensäulen der ägyptischen Tempel
überbieten? Aller Wahrscheinlichkeit nach hat ein Maler die Vorlagen
entworfen; jedenfalls zeichnen sich diese Bruchstücke durch eine weit
vorgeschrittene Darstellung des Gesichtes und der Qewandfalten aus. Ob
die Verfertiger Ephesier oder Lydier waren, wird bis zur Entdeckung von
Denkmälern der Kroisosherrschaft eine offene Frage sein. Ephesos weist
auch massive Löwenköpfe auf, 3) die nach orientalischer Sitte verwendet
waren. An den Dächern der Tempel prangten häufig bemalte Terrakotta-
Akroterien, welche sich meistens auf ein Gorgoneion oder eine andere
Maske beschränkten ; *) seit Byzes von Naxos das Sägen des Marmors er-
funden (S. 296), traten allmählich immer zahlreicher Marmorziegel ein.^)
Ob die Dekoration sich bereits auf den Fries, für dessen lange glatte
Fläche das Flachrelief passte, ausgedehnt habe, können wir vorläufig nicht
feststellen.«) Flachreliefs kennen wir bisher fast nur von kleineren
Denkmälern, so z. B. religiöse Reliefs von einem kleinen Nymphenheiligtum
auf Thasos (ein lebloses Aggregat von Götterfiguren) ^) und ein samothra-
kisches Relief mit Darstellung Agamemnons und seiner Leute, um die sich
Inschriften rankenartig schlingen.^) Beide Reliefs zeigen schon schlanke
Figuren, aber doch noch ohne Energie, sie gehören also an den Anfang
des zweiten Zeitabschnittes, womit auch die stark orientalisierenden Oma-
mentstreifen des thasischen Reliefs imd das ebenfalls dort zum Schmucke
angebrachte altmodische Seeungetüm übereinstimmen. Da so gut wie diese
Arbeiten*) auch das nun zu erwähnende zur Tempelausstattung gehört,
0 Farbig Ant. Denkm. 1, 30; Colliokok,
I T. 2.
«) MuKBAT, Jhst. 10, 1 ff. T. 8; Bruckm.
Nr. 148; A. H. Skith, cat. of scolpt. I Nr.
24 ff.; MuBBAT, bist, of greek sculptare 1,
111 ff. F. 18—20; OvÄEBBCK V S. 106. 107;
Londoner Abgüsse. Architektonisch dürfte
auch der in Ikaria gefundene haibninde Kopf
sein, welcher ebenfalls von der gewöhnlichen
Rtindplastik stilistisch abweicht (Am. J. 5,
461 m. Fig. 5). Viel ftlter, aber ebenfalls
eigenartig ist der Pfeiler mit halbrunder
Hermenbüste im kretischen Museum {Kgr^n-
xal aQxtctortjteg T. 3).
') Londoner Abguss.
*) FuBTWAiTGLBB, AZ. 1882, 341 ff., Mei-
sterwerke S. 255 A. 7.
^) Mit Reliefs in Ephesos: Jhst. XI T. 4.
Platte mit Widderkopf aus Eleusis, Athen
Nr. 58.
^) Wir haben noch ein dekoratives Hoch-
relief der Akropolis, welches einen blauen
Stier und zwei rote Löwen darstellt (Ovbb-
BBCK I 185; CoLLioNOir I 210; Löwenkopf
faibig: Colligkov I T. 3); s. femer Ra. 11 1
17, 11 ff. 18, 15 ff.; 'Ed. 1891 T. 13; Colug-
iroN I 126. 353.
') Bruckm. Phot. 61; Ratbt T. 4/5;
AZ. 1867 T. 217; Baumbisteb S. 344. In-
schrift: RöHL, Inscr. Gr. ant. 379; Abg.
Über die Wiederherstellung des Heiligtums
Michaelis, Am. J. 1889 S. 417 ff. Fig. 41.
^) Aus Marmor im Louvre ; Woltbbs 34;
Inschrift: Röhl 377; nach KsKXJhi (Bonner
Abg. Nr. 4) TieUeicht Seitenlehne eines
Sessels.
') Basis (?) eines Yotives mit Herakles
und dem Löwen (Athen Nr. 42): Ath. Mitt.
1887 T. 3; desgleichen aus Sparta (Bruckm.
Phot. 226 ; A. 1861 T. C u. ö., Woltebs Nr.
55): ein Paar in verschiedenen Situationen;
vorne liebkosen sie sich, hinten bedroht der
Mann die Frau mit dem Sehwerte (Menelaos
und Helena?). Als VorbUd dienten die asiati-
Kap. VI. Die sweite orientaliBierende Periode der WeltgeBohicbte. (§ 826.) 543
wollen wir an dieselben zwei hochberühmte Werke anreihen, welche
für die Kunstgeschichte im eigentlichen Sinne nicht die ihnen früher bei-
gemessene Bedeutong besitzen; ich meine den sog. Eypseloskasten und
den Thron des amykläischen Apollo. Der „Eypseloskasten" war die
Nachbildung einer öetreidetruhe {xvipäkrj), welche in Olympia unter den
Weihgeschenken sich befand, und von der Tradition für jene Truhe aus-
gegeben wurde, in welcher den kleinen Kypselos die Mutter vor seinen
Feinden geborgen haben soll ; die Nachrichten lauten unbestimmt und sind
dem Herodot nicht bekannt, so dass eine Weihinschrift gewiss nicht auf
dem Werke stand. Folglich liegt über die Zeit kein äusseres Zeugnis
vor; der Ursprungsort war nach den Inschriften jedenfalls dorischen
Stammes. Die Form der Eypsele lässt sich nach Münzen als cylinder-
förmiger Eorb bestimmen ; i) um diesen herum liefen in orientalischer
Weise fünf Bildstreifen, welche in das Cedemholz der Eypsele einge-
schnitten waren ; einen Teil der Figuren bedeckte Goldblech, teilweise war
Elfenbein eingelegt. Inschriften erläuterten mit Ausnahme der obersten
Reihe, wo sie schwer lesbar gewesen wären, die Darstellungen, welche
hauptsächlich auf die griechische Heldensage sich bezogen ; doch sind Alle-
gorien (wie Nyx mit Thanatos und Hypnos, oder Dike und Adikia) ein-
geflochten; den ganzen di*itten Streifen nahmen unbestimmbare Eampf-
scenen ein. In der Beschreibung des Pausanias (V 17 — 19) föllt die
orientalische Vorliebe für Ungetüme auf; die geflügelte »Artemis*, welche
einen Panther und einen Löwen würgt — Pausanias ist der einzige, der
sie Artemis nennt — , mutet ganz orientalisch an. Empfiehlt also der
Reichtum an figürlichen Darstellungen die Eypselostruhe erst dem sechsten
Jahrhundert zuzuweisen, so lag sie doch jedenfalls nicht weit von dessen
Anfang ab. Etwas sicherer ist die Beurteilung des amykläischen
Thrones. Wir fanden im Orient die Sitte, eine Urne auf einen Thron
zu stellen; gleiches widerfuhr den Götterbildern, auch wenn sie stehend
erschienen.*) Die Spartaner dachten also daran, dem früher erwähnten
Schnitzbilde des Apollo von Amyklai einen solchen Thron zu widmen.
Sie beriefen dazu Bathykles von Magnesia, wohl zu derselben Zeit, als
ihre Gesandten von Eroisos für den Apollo von Thornax Gold geschenkt
bekamen. Das Material des Thrones ist unbekannt, wie die Einzelheiten
seiner Form. Frauengestalten trugen ihn statt der Füsse. Reiches Bild-
werk zierte die Flächen, aber weil Pausanias es nur in Auswahl beschreibt,
Bchen Löwenbezwinger, daher die unnatürlich
gerade Stellung der Frau. Das kretische
Relief fflr Ägyptische Gottheiten (Athenaeum
Nr. 3427 S. 39) dürfte spftt sein.
') Münzen von Eypsela in Thrakien:
Ijcboof-Blumsb, griech. Münzen S. 6 T. 1,
4—8 (ygl. SiTTi., Parerga S. 24). Beschrieben
von Pausanias 5, 17—19; über die Tradition
P. Knapp, Eorrespondenzbl. f. d. Gel.-Sch.
Würtemb. 1888; Hypothesen über die Ver-
teilung der Darstellungen: Oybbbegk, Abh.
d. Sachs. Ges. IV (1864) S. 591 fl. u. 1892
S. 1 ff. ; Bbusn , Nuove mem. p. 383 ff. ;
LöscHCKB, AZ. 1876, 113 f. (nach Brunn und
LöscHCKE fünf Streifen an der Vorderseite);
nayttnCidtjg, U&ijyaioy B' (1880) m. 3 T. ;
0. Ebrn, Jahrb. 3, 234 ff.; Abth. Schnei-
DBB, Prolegomena S. 50 f.; FurtwInoleb,
Meisterwerke S. 723 ff. Über den angeb-
lichen inneren Zusammenhang Welcker,
Ztsch. f. alte Kunst S. 270 ff.
') Abbildung auf Münze von Ainos (P.
Gabdneb, types T. 12, 9 ; Schbbibeb, Bilder-
atlas T. 11, 7 u. ö.). Urnen: Ztsch. f. Ethnol.
1890 S. 121 f. m. F. 11; Milani, Mus. ital. I
T. 9ff.
544
Snnstaroh&ologie. U. Oesohiolite der alten Kanet.
ist eine Rekonstruktion unmöglich, i) Oben auf der Lehne war ein Reigen-
tanz in Rundfiguren dargestellt (nach der Tradition Bathykles und seine
Gesellen); der Reigentanz ist in dieser Zeit ein beliebtes Motiv der Sta-
tuettenplastik, ebenso werden wir auch an Geräten derselben Periode oft
Menschen und Tiere von Bronze oben zum Schmuck befestigt sehen.')
Schon früher wahrscheinlich hatten die Spartaner dem Bilde Athena's
eine eherne Behausung, d. h. einen grossen Schrein mit Thüren, wie
er damals in Ägypten vorkam,^) bauen lassen (S. 529, 6). Dieses eherne
Häuschen mit seinem Bildschmuck soll gleich der Statue Qitiadas ge-
macht haben.'*) Der Bronzeschmuck der Prachtgebäude gewann damals
ziemliche Ausdehnung. Wir brauchen uns nicht auf die Epiker zu stützen,
welche aus ihrer Phantasie und aus den Erzählungen der Orientfahrer
schöpfen konnten; die Grotte des idäischen Zeus auf Kreta ergab eine
bedeutende Anzahl von Schilden aus Bronzeblech, aus welchem in konzen-
trischen Kreisen Ornamente, wilde Tiere und asiatische Gottheiten ge-
trieben waren. ^) Sie atmen orientalischen Geist und in der That ver-
gegenwärtigt uns gerade das Bild des armenischen Tempels die Anbringung
dieser Schilde an der Faijade eines Heiligtums. Von solchen Werken
empfingen Homer und der im 7. Jahrhundert dichtende hesiodische
Dichter die Anregung zu ihren Schildbeschreibungen ') in der Weise, dass
jener seine Einbildungskraft frei schalten liess, was ihm den kunstgeschicht-
lichen Wert benimmt, während dieser mit den Bildwerken seiner Zeit ver-
traut war und wahrscheinlich an so scenenreiche Darstellungen, wie der
Kypseloskasten und der amykläische Thron waren, dachte. Der Wert der
zweiten Beschreibung ruht daher in den dargestellten Typen. Doch um
auf die architektonischen Bronzen zurückzukonmien, so haben sich ä jour
gearbeitete oder getriebene Streifen von Bronzeblech erhalten, welche ihren
Platz an Holzarbeiten fanden. Für Figurenreihen ist dort kein Raum,
sondern die Figuren füllen in der Regel eingerahmte Vierecke, welche
kaum mehr als zwei Figuren fassen; bisher sind die Bronzestreifen argi-
vischer Arbeit die bedeutendsten.^) Selten wird eine Figur ganz aus Blech
0 Paus. 8, 18, 9 ff.; vgl. Bbuiw, Rhein.
Mus. N. F. 5, 325 ff. u. griech. Eunstgesch.
S. 178 ff. (Aber Responsion der Darstellungen);
Pyl, AZ. 1852 Nr. 37 ff. m. T. 43. 1853 Nr.
59; BöTTiCHBB, das. 1853 Nr. 59 Sp. 137 ff.;
RüHL, das. 1854 Nr. 70; AA. 1855 Nr. 75;
Klbik, Arch.-ep. Mitt. 9, 145 ff.; Ovebbbck,
Ber. d. sächs. Ges. 1892, 10 ff.; Fustwaug-
LBB, Meisterwerke S. 689 ff.; über die Basis
Tbbkdblekbubo, B. 1871, 126 ff.
*) Auf jenen Gedanken kam der Künst-
ler vielleicht, weil damals wirklich Tänzer
auf den Lehnen balancierten (s. eine Scene
der Situla von Bologna).
') Z. B. kleiner von König Schabataka
(25. Dyn.) in London. Wir verweisen hier
auch auf die spartanische nioXla (s. Hesvch.).
*) Paus. 3, 17, 2.
') Obsi, Museo ital. II. Atlas (der Schild
mit Izdubar auch KQi]rixtti cr^/atori^rfc T.
19; einige Proben Am. J. 4, 431 ff. T. 16—
20); Bbukk, griech. Kunstgesch. S. 90 ff.
m. Abb.
•) SiTTL, Jahrb. 2, 182 ff. (Six, Ath. Mitt.
13, 154 beharrt darauf, dass die Aspis nicht
vor 600 gedichtet sein könne ; ich halte mich
an die litterarhistorischen Quellen). Den
homerischen Schild zu rekonstruieren, haben
seit Gaylus viele versucht. Die Schilderungen
der Tragiker von Schilden der Belagerer
Thebens und von Prachtgewftndem (z. B.
Eurip. IT. 816) sind natürlich phantastisch.
Wertvoller wftren uns die Beschreibungen
in der Aithiopis (Menmons Schild) und Te-
legonie (Gescnichte des Agamedes und Tro-
phonios).
') Aus Arges: Cubtiub u. Fübtwakolbb,
Abb. d. preuss. Akad. 1879 T. 2. 3; Herakles
und Triton in Olympia, mit argivischer In-
schrift: Ausgr. V. Ol. IV S. 18 (R6hl, Inscr.
Kap. VL IHe sweite ori
Periode der Weltgeechiohte. (§ 327.) 545
geschnitten, wie in Ägypten aus Holz geschnitzt (S. 493) J) In kleineren
Zieraten tritt an die Stelle von Bronze Qold.^) Beinplatten eignen sich,
vne wir beim Eypseloskasten sahen, ebenfalls zur Anheftung; wir finden
hier wieder eingerahmte Vierecke mit einzelnen Figuren.^) Endlich wirkt
die babylonische Technik auf die Ausschmückung der Tempel dahin ein, dass
bemalte und gebrannte Terrakottastücke verschiedene Teile des Gebälks
verkleideten. Man findet sie, wenngleich in verschiedenem umfang, an
ziemlich allen archaischen Tempeln.^) In die Plastik fügen sich am ehesten
die Stimziegel und sonstigen Antefixe ein, welche häufig ein Antlitz, z. B.
ein Qorgoneion darstellen.^) Darauf beschränkt sich jedoch die Terrakotta-
dekoration nicht, sie tritt für die Bronze in völlig gleicher Weise ein. Ganz
naturgemäss erhielten sich von diesen Arbeiten nur vereinzelte, kleinere
Stücke. Wir haben noch Figuren, welche ehemals an Spitzen und Ecken
aufgesteckt waren (z. B. Klagefrauen und Sphinxe). Den Bronzeschilden
entsprechen bemalte Terrakotten, welche die Form von Schüsseln oder
flachen Schalen haben und, wie jene an der Wand aufgehängt werden
(S. 334, 4). Den getriebenen Platten stehen die bei der Malerei erwähnten
Plättchen gegenüber. Sogar die ä jour gearbeiteten Bronzen finden Nach*
ahmung in den sogenannten „melischen Reliefs'', deren älteste Exemplare
jedenfalls in diese Periode heraufreichen; z. B. kamen damals die geflü-
gelten Sphinxe auf.^) Vereinzelt ist die orientalische Sitte, Strausseneier
von der Decke herabzuhängen, überliefert.'') Nicht einmal die Prachtbäume
Babyloniens mögen gefehlt haben. ^) Endlich diene zur Charakteristik der
Zeit, dass auch diese Periode ihr Seitenstück zu dem, wie es scheint, unter
Psammetich I. erneuerten Labyrinth hatte und zwar auf Lemnos.
327. Das Kunstgewerbe ist es vor allem, das den Namen Griechen-
lands zuerst weithin berühmt gemacht hat. Freilich standen die Hellenen
bei ihrer Einwanderung ohne Zweifel auf dem Standpunkt der Hausindu-
strie ; was darüber hinausging, hatten sie alles neu zu lernen. Anfänglich
herrschten also die Muster des Auslandes vor, bis Griechenland seinen
eigenen Stil gefunden hatte. Im Interesse der Übersichtlichkeit gehen
wir diesmal nicht von den einzelnen Zweigen des Kunstgewerbes, sondern
von dem Kunststile aus. Bei Naukratis (S. 493 f.) geschah bereits ein
Hinweis auf die beiden Dekorationsweisen, die neben einander vorkommen,
ohne dass wir bisher ihre Entstehungsweise zuverlässig bestimmen könnten;
Gr. ant. 34) ; über Olympia überhaupt: Füst-
wlsoLBB, Bronzefdnde S. 91 ff. ; Woltbbs
57. 58; Olympia IV 8. 45 ff. 98 ff. T. 39, 101
—8; Akropolia: Ath. Mitt. 12, 123, 3; Jbsi
13, 232 ff. m. T. 8. 9 ; Ptoion : Holleaux, Beb.
11, 347 ff. T. 10. 11. 14. 15; Dodona: Caba-
PASos T. 16, 2. 3 ; aus der Cfegend von Sparta :
Ath. Mitt. 1878 T. I 2; Graffito: Gebbabd,
ant. Bildw. T. 80, 1.
^) Athene von der Akropolis: Brackm.
Nr. 81 a; Gnippe aus Kreta, in Berlin: Mn.CH-
böfkb, A. 1880, 213 ff. T. T u. Anfänge S. 169
(Abguss).
'} Pl&ttchen aus Böotien : Jahrb. 3, 362;
femer AA. 1889 8. 104.
Handbuch der klass. AUertumawlasenschaft. VI,
^) Drei aus 8parta in Dhimitzana: Jhst.
12, 41 ff. m. T. 11 ; zwei auf der Akropolis :
das. 8. 42 abgeb.
*) In Olympia S. 299 f.; Sicilien u. Unter-
italien; Aktion; Heraion bei Argos: Wald-
STBiN, excayations T. 8.
^) Groteskes Gorgoneion von der Akro-
polis: Ross, arohftol. Aufsätze I T. 8; farbi-
ger Abg.
«) Z. B. Athen, Arch&oL Ges. Nr. 1490.
1681.
») Paus. 3, 16, 1.
*) Falmbaum, in einem 8chatzhaua zu
Delphi: Plut. sept. sap. 21.
35
546
KUsBische Kuuitaroh&ologie. II. Ctosohiohte der alten Kunst.
nur dies steht wohl fest, dass Griechenland beide Stile fertig aus dem
Osten empfing und nur weiterbildete. Die eine Art, welche die Archäo-
logen jetzt als geometrischen Stil zu bezeichnen pflegen, 9 beruht, wie
schon S. 227 auseinandergesetzt ward, darauf, dass der ganze Gegenstand
oder eine ausgesparte Abteilung mit regelmässig sich entsprechenden Orna-
menten überzogen wird. Dazu eignen sich in erster Linie nur die Zu-
sammensetzungen von geraden Linien, Kreisen und Punkten. Figuren sind
dabei nicht ausgeschlossen, aber entweder sinken sie dabei durch Umstili-
sierung zu reinen Ornamenten herab (z. B. Reihen von Pferden, Hirschen,
Rehen, wilden Ziegen, Reitern) oder sie dienen nur dazu, metopenartig
ein Viereck zu füllen, weshalb der Künstler sie oberflächlich ohne Versuch
der Naturtreue behandelt. Zu diesem System findet man vielfache Ana-
logien; die geometrischen Ornamente sind ja überall, auch bei „Natur-
völkern* verbreitet. Ganz von selbst kann ein systematisch angelegter
Zeichner gelegentlich aus denselben eine Zeichnung geometrischen Stils
erzielen. Ebenso ergibt sie sich in Geweben und bei einfachen Wand-
malereien ganz natürlich. Was sodann die eingemischten Figuren anlangt,
bietet ein Teil der „mykenischen'' Vasen und der Inselsteine die nächsten
Analogien. Einen ausgeprägt orientalischen Charakter hat der zweite
Stil, welchen Löwen, Stiere und Eber, sodann Sphinxe und ähnliche
Mischgestalten kennzeichnen; von den Pflanzen gehören Lotus, Palme
(Palmette) und Rose (Rosette) zu ihnen. Auch hier erscheint das Ganze
wohl komponiert, aber auf Grund der Einteilung in übereinander gereihte
Streifen (Zonen). Auch die Motive dieses Stiles haben wir schon in der
vorhergehenden Periode gefunden, jedoch in der Regel nur vereinzelt; die
streifenförmige Anordnung hat jedenfalls babylonischen Ursprung. Von
Figuren passt am besten die Tiere bändigende Göttin, der Löwenwürger, das
Gesicht der Göttin von Qadesch oder irgend ein Schreckbild herein. Wir
nennen diesen Stil orientalisierend, ohne dem ersten den orientalischen
Ursprung abzusprechen. Endlich ist eine Mischung beider Arten sehr
wohl denkbar, kommt aber ziemlich selten vor. Wir könnten auch noch
eine dritte Manier unterscheiden, die in letzter Listanz auf die Metall-
gefasse der Kefti (S. 471) zurückgeht und sich auch nur in Metall und
dessen Nachahmung gehalten hat. Seine Eigentümlichkeit besteht darin,
dass auf den Rand oder den Rücken des Gerätes Figürchen, am passend-
sten Vögel, aufgesetzt werden; gemäss ihrer omamentalen Bedeutung
sind die Formen nur skizziert. Die vorhergehende Periode hatte die ersten
schüchternen Versuche geliefert.^) Hier ist nicht bloss der homerische
Becher Nestors,') an dessen Rande Tauben sitzen, sowie der von Greifen-
köpfen überragte Mischkrug der Samier, sondern auch manches Fund-
stück ^) einzureihen. Besondere Hervorhebung verdient wegen der nörd-
^) Helbio, A. 47, 221 ff.; Bküvk, griech.
Kunstgesch. S. 53 ff. Ober den ürsprang
BöHLAV, Jahrb. 2, 846 ff. (Holzschnitzerei) ;
Schneider, Ber. d. sächs. 6eB. 1893» 68
(Stickerei).
*) Becher von Mykene: Sohlibkantt,
Myk. F. 346; vgl. Hblbio, d. hom. Epos
S. «371 ff.
») IL ^ 632 ff.
*) Greifen- und Tiervorderteile aus
Olympia: FctbtwIngler, Olympia IV S. 119 ff.;
Fibel mit Vogel darauf, ausEamiros: Psbbot
III F. 594.
Kap. TL Die iw«ite orientalU«r«Bde Periode der Weltgesohlchte. (§ 327.) 547
liehen Analogie das fahrbare Opfergefäss von Krannon, auf welchem zwei
Raben sassen.^)
Beginnen wir mit dem geometrischen Stil, so deuten ihn die homeri-
schen Oedichte durch die mit Nägeln geschmückten Waffen und Stäbe und die
Schilde der Heroen an.*) Bei letzteren lag ja die Einteilung in konzentri-
sche Ringe und deren Besetzung mit Buckeln ganz nahe. Besser erhalten ist
das keramische Material. Die « geometrischen Vasen'' nehmen sich trotz
der einfachen Muster durch die feine Harmonie des gelblichen glatten
Thones und der braunen Omamentfarbe sehr geschmackvoll aus.^) In Er-
mangelung von Inschriften ist es schwer, die Fabriken zu lokalisieren. Zur
Zeit Psammetich's I. waren sie, wie die Funde von Naukratis zeigen, schon
ausser Gebrauch.^) Dort, wo die bemalten Oefässe nicht bloss in die
Oräber, sondern auch auf dieselben gestellt wurden, verwendete man na-
türlich mehr Sorgfalt darauf und mehrte den Figurenschmuck, so dass
z. B. auf sehr grossen Exemplaren ein feierliches Begräbnis oder irgend
ein mit den Erlebnissen des Verstorbenen zusammenhängendes Ereignis,
z. B. eine Seeschlacht dargestellt wird; aber von einer eigentlichen Malerei
können wir kaum reden. Die schattenspielartigen Schemen, welche Men-
schen und Tiere bedeuten sollen, haben ihre nächsten Verwandten an
ägyptischen Hieroglyphenbildem.*) Wir haben hier noch immer eine Art
Hausindustrie vor uns: Der Mann formt den Topf und die Frau bemalt
ihn ; nur die Grösse des Topfes macht einen Unterschied. Da jene Grab-
vasen im altathenischen Friedhofe vor dem Dipylon mehr als anderen Orts
zu Schau standen, nennt man diese vorgeschrittene Art der geometrischen
Vasen am liebsten Dipylonvasen;^) eine von ihnen trägt denn auch eine
attische Inschrift.^) Ein kyprisches Exemplar weist in seinen Spiralen-
reihen einen Nachklang der vorigen Periode auf.^) Ähnliches kennzeichnet
die böotische Abzweigung des geometrischen Stiles.^) Der Dipylonstil
kann mit seinen bescheidenen Mitteln dem pompösen und frappierenden
0 FüSTWAKGLEB, Meisterwerke S. 259
m. Abb.; Antigon. mirab. 15.
*) Besonders TL, M29AS, (versohiedeDe
Erklärongen bei Hblbio, hom, Epos S. -380 f.);
aucb annlöa ouqtaXosaaay II. X 111. Bron-
zen geometrischen Stiles verzeichnen Hrlbio,
B. 1875 p. 135—6 o. d. hom. Epos 8. 379 ff.;
FuRTWAHGLBB, Bronzefondo S. lOff. ; s. Caba-
PANOS, Dodone T. 49, 16-18. 21; Qoldband
von Korinth: AZ. 42 Sp. 106 ff. T. 7 (vgl.
Studniczka, Rom. Mitt. 6, 256 f.).
') CoiTZB, Sitzungsber. d. Wiener Akad.
64, 505 ff. 73, 221 ff. (farbige Probe T. 8);
Lbnobmakt, Qa. 1879 p. 197 ff.; Hibschfeld,
A. 1872, 131 ff. m. T. I K u. M. IX 39. 40; in
y erbindang mit Henkelkrenzen Jhst. 11, 175.
*) Auf Sizilien kommen sie in den äl-
testen Gräbern von Fnsco nnd Megara vor.
An der Fran^oisvase ist eine Amphora im
Hochzeitszag abgebildet.
^) Im Orient kommt der Stil vereinzelt
vor: Holzmalerei aas Ägvpten: Ath. Mitt 13,
302 m. Abb.; CylinderT^ 1892, H 38 Nr.
70 (mit babyl. Inschr.); Fubtwanglbb, AZ.
1885, 142.
•) M. 9, 39. 40. 55; A. 1878, 311 f. 1880,
133; Ath. Mitt 6, 112; Hibschfbld, A. 1872
(s. A. 2) u. Hist u. phil. Aufs. E. Cur-
tius gewidmet S. 335; Bekkdorf, griech.
u. siciL Vasenb. T. 11, 5; GcTRTnjs, arch.
Bronzerelief aus Olympia T. 3, 4. 5 ; Fubt-
wInoleb, Bronzefdnde aus Olympia S. 9 ff.
19 u. Beschr. d. Vasensamml. S. 32 f. Nr. 275;
E. Ebokeb, Jahrb. 1, 95 ff.; zur Zeitbestim-
mung nach der Form der Schiffe Assmanm,
Jahrb. 1, 315 f.; Pbbnicb, Ath. Mitt. 17, 285 ff.
Die Elagefrauen der bekannten Yase sollten
wirklich nackt sein; das gehört zur höchsten
Trauer (vgl. die Geschichte bei Polemon
physiogn. 68). — 1891 wurden an der Pi-
räusstrasse wieder viele gefunden.
T GIA. IV 492 a = Ath. Mitt. 6, 107;
Phot. des arch. Inst, Ath. Mus. 136.
>) Cbsnola, Cyprus T. 29 = Pbbbot III
F. 514 u. 9.; Import nach Mubbat u. Dükm-
LBB, Athen. Mitt. 13, 302.
») BöHLAU, Jahrb. 1888, 352 f.; Fubt-
wIngleb, Beschr. Nr. 65.
35 •
548 KlasaiBohe KmiBtarchäologie. IL Geaohiohte der alten Kunat.
orientalischen Stil nicht die Wage halten. Es wird wohl ein Eompromiss
zwischen beiden versucht, welcher durch eine Anzahl Yasen bekannt ist;
dass er in Attika stattfand, beweisen die Funde der Gräber von Phaleron
und eine Vase mit altattischer Inschrift J) Weitere Folgen hatte dieser
Versuch nicht. In Phokaia dagegen ging die geometrische Dekoration mit
einem älteren Motiv (Masken z. B. der Göttin von Qadesch) eine Verbin-
dung ein,^) wozu die nach den Vasen (S. 557) zu besprechenden Sarkophage
Analogien bieten. Ganz vergessen wurde der geometrische Stil nicht,
sondern er hielt sich vereinzelt noch zur Zeit des Kontrastes von Bot und
Schwarz.*)
Weit grössere Ausdehnung fand die orientalisierende Dekorations-
weise, auf welche die Epen ebenfalls wiederholt Bezug nehmen. Hieher
gehören Agamemnons Schild und die Gewandnadel des Odysseus ; figuren-
reicher waren Pandora's Geschmeide^) und der Schwertriemen des Herakles
in der Nekyia.'^) Einen chronologischen Richtpunkt gibt uns die Nachricht,
dass der Chier Glaukos für Alyattes einen eisernen Dreifussuntersatz goss,
an welchem er erhabene Tiere und Pflanzen anbrachte. ^) Auch in den
erhaltenen Metallarbeiten herrscht der unverfälschte orientalische Geschmack
vor. Von der Gattung der Schalen, die anderwärts so schöne Exemplare
hinterlassen hat, blieben freilich nur ein paar Bronze- oder Kupferschalen. ^)
Dafür haben wir aber die S. 544 angefahrten Prachtschilde aus der idäi-
schen Grotte, sodann eine ganze Reihe von ausgeschnittenen Blechen, die
auf Holz aufgeheftet wurden.^) Kleinere Metallbleche empfingen Stempel
aufgedrückt; so ergaben die Ausgrabungen von Kamiros Goldbleche mit
Kentauren oder geflügelten Göttinnen.®) Ausser solchen Fabrikarbeiten
blieb wenig alter Goldschmuck übrig. ^^) Im Formen von dekorativen Me-
tallfiguren war der Orient ebenfalls Vorbild ; man braucht nur den in Thon
imitierten Dreifuss von Tanagra^^) oder die Spiegelstützen anzusehen. Die
eherne Spiegelscheibe trugen ja mehrmals unbekleidete Astartefiguren; ^^)
erst gegen das Ende der Periode traten griechisch bekleidete Frauen an
ihre Stelle. ^ 3) Die Gravierung in Metall brachte einen figurierten Panzer
') AZ. 1885 T. 2; Ath. Mitt. 6 T. 3;
RoHDBN S. 1945 f.; Phaleronkaxmen: Duxont-
Chaplain, c^ramiques p. 101 ff. und Ra. n.
8. 19, 263 ff.; BöBLAU, Jahrb.2,44ff.; Rohden
S. 1947.
•) Ratet, bist. F. 26.
') Amphora im athenischen National-
museum.
*) Schild: II. A 24 ff.; Gewandnadel:
Od. T 225 ff.; Pandora: Hesiod. Theog. 581 f.;
Xsßtji dy&efiosis JI. A 885; vielleicht auch
goldene Fische in einem Gefäss (Titano-
machia, Aihen. 7, 277 d}.
^) Od. X 609 ff. (sicher interpoL'ert,
aber wann?). Das Wort ^ig>og selbst ist
semitisch.
") Hegesandros bei Athen 5, 210 c.
^) Aus Olympia in Athen mit Darstel-
lungen aus einem orientalischen Kulte, in der
Mitte Sternblume (aramäische Inschrift) : Cor-
pus inscr. Sem. IT T. 8, 112; Eumvo, puni
pia IV T. 52; Berliner Abguss; Fragment,
mit Frauenreigen aus der Zeusgrotte: Museo
di ant. class. II 3 T. 9, 3; s. auch Am. J.
IV T. 19.
') Silber: aus Olympia: FurtwIholeb,
Bronzen S. 57 ; Bronze, aus Olympia : S. 544 f.
A. 7; aus Kreta: A. 1880 T. T, s. Mn.cBHÖFEB,
Anfänge S. 168 f.; Athen : Ath. Mitt 12, 124
(argiyisch oder korinthisch).
») AZ. 1869 S. 110 ff.; Saizmakv, Kami-
ros T. 1; s. auch Ra. 1863 II T. 10.
*o) Aus Korinth : AZ. 1884 T. 8. 9. 10.
") LöscHCKB, AZ. 1881,30 ff. T. 3—5;
Ornat der ephesischen Artemis mit geflügel-
ten oder ungeflQgelten Stiervorderteilen
(Benvdobf, Heroon S. 66).
") Verzeichnis von FübtwIkoleb in
Roschers Lexikon I Sp. 408. Spiegel aus
Hermione : Flasch, Verb. d. Münchner Phil.-
Vers, S. 256 ff.
^') S. dens. Sp. 411; Lb Bas, mon. fig.
sehe Steine T. 40; Pbrbot III F. 550; Olym- I T. 107, 2; AZ. 33 T. 14, 1 (mit 2 Sphinxen;
Kap. Tl. Die sweite orienUUuerende Periode der Weltgeeohiolite. (§ 327.) 549
zu Stande. ^) Der Hauptort der Metallarbeit dürfte in dieser Periode Argos
gewesen sein,^) während Inschriften aramäische und pseudoägyptische Vor-
bilder gewährleisten.^)
Wir wollen hier kurz einflechten, dass Gemmen sehr verbreitet ge-
wesen sein müssen; dies setzt nämlich die solonische Verordnung voraus.^)
Im übrigen scheint unter den Tjrrannen von Samos eine besondere Blüte
dieses Zweiges stattgehabt zu haben ; denn abgesehen von dem berühmten
Ring des Polykrates, heisst Py thagoras Sohn des Steinschneiders Mnesarchos.
Es scheint ja, dass auf den Inseln ein, wenn auch schwacher Faden die
vorige Periode mit der jetzigen verband. Vorläufig wenigstens wagen wir
es nicht, eine sichere Epochengrenze zu ziehen ; sicher gehört zur jüngeren
Gruppe doch wohl der Perseusstein.^) Manche weisen Berührungspunkte
mit den ältesten Münzen auf.^) In den ärmlicheren Zeiten des HeUenen-
tums machte man diese Gemmen aus Fayence, Glas und Bein nach.'')
Dass babylonisch-assyrische Gylinder Vorbilder abgaben, scheinen Funde zu
sichern.^) Durch den Verkehr mit Ägypten kommen Skarabäen ins Land
und finden häufig Nachahmung.*) Die ägyptischen Gartouchen passen voll-
kommen zu der Zeit, denn der auf Rhodos gefundene Scarabaeus von
Cheops gehört zu den Imitationen der saitischen Periode. ^^) Phönikischer
Import scheint ebenfalls erwiesen, ^^ und schliesslich treffen wir die nord-
syrische Gruppierung der Götter und heiligen Tiere. 1*) Steine mit sorg-
fältigen Zeichnungen altertümlichen Stils, die zuweilen eine Inschrift be-
gleitet, sind nicht selten. ^^) Doch hörte die alte Sitte, in die Platte des
Goldringes selbst ein Siegelbild einzugraben, nicht auf.^^)
um wieder an die Metallarbeiten anzuknüpfen, so ergänzen unser
Material die zahlreicher erhaltenen Terrakotten. Den ausgeschnittenen
MetaUblechen entsprechen die «melischen Thonreliefs" (S. 545), 1^) von
denen die orientalisierenden (z. B. S. 545, 6) noch in diese Periode
Nr. 3 gefälscht); Fribdbbiobs, kleine Eonat
S. 19. 24 f.; AZ. 39, 24 f.; eine Altere in
Breslaa (Rom. Mitt. 3, 65 A. 1); Duxont et
Chaplain, c^ramiques T. 31. 32; ans Aigina
B. 1830 p. 94. — Mehrere Standspiegel hei
MiOHONi Mon. grecs Nr. 19 (1891), darunter
Nr. 1 nicht rund, sondern ansgeeohnitten;
fiher solche Reliefs Bch. 11, 360 f.
>) Bei Olympia: Bch. VII T. 1.
«) S. 544 f. A. 7; 'Agyeitj xvh^ Simon.
Am. 27 ; »Qvrijg 'AgyoUxog 4, 152.
>) Aramäisch s. S. 548, 7; Silberplatte
mit imitierten Hieroglyphen, auf Rhodos: B.
1860, 97; ebenso Goldplatte aus Fusco (Si-
cilien): Bch. 17, 215.
*) Diog. Laert, 1, 57.
') MiLCHHÖFBR, Anfänge S. 84 (die Deu-
tung steht allerdings nicht fest); Prometheus? :
das. S. 89.
^) RossBAOH, AZ. 41, 324.
^) Von den beiden ersten, aus Kamiros
in London (Guide 27 ff.) und Berlin ; von
Bein, aus Melos: Ross, laselr. 3, 21.
") Ztsch. f. Assyr. 1,48; AZ. 4,311;
xvhy&Qog, xvhydQiaxog im Schatz von Dolos :
Bch. 6, 123.
*) Vom Heraion: Waldstbin, excava-
iions p. 4 f.; sonst z. B. B. 1840, 140. 1839,
104. 1875, 135. A. 1837, 144.
'^) Heuzbt, catal. des figurines p. 213;
von Tekeloth IL (um 800): Jahrb. 1, 126.
>») B. 1875, 41.
^') JlttnadonovXog , nsoiygag^ij ixtimüt-
fjuxTfoy a^jifataiy a<pQttyidoM&(oy Nr. 28.
") Gadbs, impr. 4 Ap. 35. 44; Scara-
baeen: A. 1837 p. 44; B. 1840, 140 f.; Impr.
d. Inst. 5, 18 = Gadeb, cl. 3 A 118 (Berlin
Nr. 3622, vgl. FxtbtwIitglbb, Roschers Lex.
I Sp. 2198). Scarabaeen von Fayence lieferte
Rhodos; s. auch IlanadonorXog, negiyQtttptj
ixtv7tiafiär(oy agx^^^^ a<pgayi^oU&toy Nr.284;
Lenormaitt, cultures primitives 1, 353. (Die
tanagräische Genune AZ. 1874 S. 157 dürfte
aus dem Perserkrieg stammen).
^^) Ring mit Trage! aphos, einst in Dolos:
Bch. 6, 123; B. 1861, 213 u. s. w.
'^) Verzeichnet bei Schöbe, griech. Re-
liefs S. 59 ff. ; eine im Louvre : Hetdekann,
Pariser Antiken S. 35 ; vgl. Rossbagh, griech.
Antiken S. 20 ff.
550
Klaasiflohe Ennstarohäologie. IL OMohiohte d«r alten Emist.
heraufreichen dürften. Die getriebenen Gefösse bildet man meistens sehr
primitiv nach, indem rote oder bräunliche Farbe des gebrannten Thones
das Kupfer wiedergibt und vor dem Brennen ein Bollcylinder oder ein
Model das gleiche Bild so oft in den Thon eindrückt, bis der ganze Leib
umzogen ist. Diese Kunst scheinen besonders die Insulaner des Ost- und
Westmeeres geübt zu haben, ^) weshalb die Ornamentik viele Jahrhunderte
lang Anklänge an die der vorigen Periode bewahrt.') Über die meist
rohen und kunstlosen Arbeiten erheben sich einige mit grösseren Figuren
ausgestattete Vasen, die erst neuerdings bekannt wurden, weit. Aus
Böotien kam eine Reliefvase, ^) welche zwei Streifen mit Tieren und oben
das Bild einer Göttin, das zwei Frauen mit einem Gewände zu bekleiden
scheinen, zwischen zwei aufgerichteten Löwen aufweist. In Athen befindet
sich ein Trinkhom mit grossem geflügeltem weiblichem Dämon und Ro-
setten.^) Den Übergang zu den bemalten Vasen machen natürlich die
Vasen mit bemalten Reliefs. Darüber kann kein Zweifel obwalten,
dass Teile von Figuren, z. B. am Halse, Henkel oder eine dämonische
Maske im Grunde (wie der gehörnte Kopf der Phineusschale),^) an ver-
schiedenen Vasen in Relief gearbeitet sind ; dagegen pflegt der nicht regel-
mässig, sondern nur zuweilen erscheinende Höhenunterschied zwischen den
bemalten Figuren und dem Grunde natürlichen Prozessen zugeschrieben
zu werden.^) Wie sehr jedenfalls die Malerei von den Relief vasen ab-
hängt, das hat neuerdings wieder eine farbige Nachbildung jenes böoti-
schen Reliefgefässes uns vor Augen geführt. 7) Doch das Verhältnis von
Flachrelief und Malerei geht die Technik an. Hinsichtlich der Dekoration
aber entwickeln sich zahlreiche Spielarten. Wir beginnen natürlich mit
der einfachsten, deren Schmuck n u r in den oben aufgeführten Elementen
der orientalischen Dekoration besteht. Die aus gelblichem Thon gefertigten
Gefässe (zumeist bauchige Vasen) haben um den Leib — eventuell in
mehreren Zonen — BUder von reissenden Tieren, Sphinxen und anderen
Schrecken einflössenden Wesen. Die Grundfarbe der Malerei ist Schwarz,
dessen Einförmigkeit durch rote oder violette Lasurfarben unterbrochen
wird. Früher nannte man diese zuerst in Etrurien beobachtete Gattung
tyrrhenische Amphoren. Neuerdings haben sich in Naukratis viele
Exemplare in zwei Entwicklungsstadien gefunden (S. 493 f.). Ausserdem
sind jetzt mehrere Bronzeoriginale mit Tierreihen bekannt,^) so dass auch
hier die Erfindung Metallarbeitern zuzuschreiben ist. Unter orientalischem
Einflüsse stehen aber so zahlreiche Spielarten, dass wir zunächst wieder
0 PoiTiEB, Boh. 12, 491 ff. m. 1 Abb.
u. Mon. grecs U 54 f . Nr. 14-^16 (A. 1885
— 88) ; MiLGHflÖFEB, Anflüige, passim.; Kyme,
Kamiros und Sicilien : B. 1875, 98 f.; Atnen :
B. 1875, 137; Ereiria: Phoi d. Inst. 18;
Sparta: Lebas, mon. fig. 105 (Ath. Mitt. 2,
318, 19); Sicilien: Kbkxtl^, Terrakotten aas
Sic. T. 55. 56 S. 50 f.; Mon. ined. 1, 761 f.
m. Abb.; Löschokx, AZ. 1881 S. 44; oma-
mental anf Kreta: KQtjjMai aqx^^^'^V^^i
T. 17.
') Z. B. Schalen von Megara: Duhoht
et Gbapladi, c^ram. T. 30. 31. 33 (hier und
3 auch Rosetten im Felde). 40.
») *Ed, 1892 T. 8, oberer Teil vergrös-
sert T. 9.
^) Nachbildung in Würzburg.
») BöHLAU, JÄrb. 2, 34.
^) S. dagegen Sittl, die Phineusschale
und andere Vasen mit bemalten Reliefs,
Würzburg 1892.
') 'S«. 1892 T. 10.
^) M. 5, 25 = MiHHBViivi, mon. di Barone
T. A. B; vgl. y. Duhn, A. 1879, 132 ff.
Kap. TL Die iweite orientalinerende Periode der Weltgeeohiolite. (§ 827.) 551
Hauptklassen scheiden müssen. Wir sehen auf der einen Seite Vasen,
welche, wie die oben beschriebenen, ganz im Stile der neuen Zeit gear-
beitet sind, auf der anderen dagegen solche, welche Elemente der vorigen
Epoche bewahren, zum Teil sogar auf den ersten Blick dieser zugerechnet
werden könnten. Nach der politischen Geschichte dürfte es kaum einem
Zweifel unterliegen, wie diese zwei Hauptklassen sich zu den Ländern
griechischer Nation verhalten. Aus der alten Zeit behaupten sich Jonier,
Äolier, Athener und einige auf den Inseln sesshafte Yölkersplitter ; von
Achäem und Arkadiem können wir in der Kunstgeschichte absehen. Dies
ist das natürliche Gebiet, wo die «Inselsteine', Spiralen, hethitische Mas-
ken u. dgl. wenigstens einige Jahrhunderte noch fortdauern können. Der
neue Stil dagegen schickt sich für Dorier, Böotier und die von diesen ab-
gezweigten Kolonisten. Den Anfang bilden natürlich die Vasengattungen
der ersten Klasse, welche wenigstens in ihrer Frühzeit der zweiten Klasse
zeitlich vorangehen müssen. Da ist zunächst eine kleine Gruppe von
Prachtamphoren, welche man nach Melos zu benennen pflegt;') zu ent-
scheiden ist die Frage der Herkunft nicht, da Inschriften fehlen. Das
Vorbild gaben grosse Bronzeumen, deren Farbe der gelbliche Überzug
nachahmen will; daher ist auch vieles mit einem Grabstichel eingeritzt.
Die Ornamente, unter denen mächtige Spiralen vorherrschen, überziehen
das Ganze. Aber auf der Schulter, oft auch am Halse werden schon
Plättchen mit Figuren aufgemalt; ich sage Plättchen, denn die Einrahmung
und die Zerlegung durch Borten stammen von den oben besprochenen
Metallplättchen. Vielleicht ist der Ursprung dieser Vasen weiter östlich
zu suchen, da die phokäische Kolonie Massalia analoges bietet.^) Auf
Kreta finden wir verschiedene Gefässe, die mit ihren aufdringlichen
Pflanzenmotiven an kyprische Ware erinnern') und eine Fortsetzung der
alten Inselkeramik darstellen ; die eigentlichen Figuren leiden unter dieser
Pflanzenliebhaberei. Attika ist hier wegen der berühmten schwarzfigurigen
Amphora vom Hymettos zu nennen ; ^) obgleich bereits das ganze Gefass
mit drei Reihen Figuren bemalt ist und unten einen Pantherfries hat,
finden wir doch noch die Spiralen im Felde und die schlanken Formen des
alten Stiles. Böotien hinwiederum lieferte ein schwarzfiguriges Gefass,
welches das Polypenomament bewahrt.^) Noch manche Fabrik, die wir
bisher nicht benennen können, ist nur durch ein einziges oder ein paar
Gefösse vertreten. Wir nennen z. B. die Phineusschale,^) welche
zwischen die obscönen Bilder der Aussenseite rote Spiralensysteme ein-
flicht. Die echten Inschriften gestatten vollen Spielraum innerhalb des
Verbreitungskreises des jonischen Lambda; aber die Palme mit dem
Weinstock ist ganz babylonisch (S. 447, 10), der gehörnte Kopf in der
Mitte zwar damals schon weit verbreitet, aber des gleichen Ursprunges.
An der Phineusschale sind die Figuren und der nicht für diese ausgesparte
^) ConzB, melische Thongefässe , Lpg.
1862, iP.; DvxoNT, c^ram. fasc. 3, 213 ff.;
Ratbt et CoLLiGNcm, c^ram. gr. T. 2. 3.
») ßch. 1884, 188 ff. T. 13.
») Obsi, iirneT. 1 = PbbbotVIF. 169.490.
*) Berlin Nr. 56 (Jahrb. II T. 5 ; Bau-
meisters Denkm. 3, 1949). S. anob Nr. 3 des
Mnseo Gregoriano.
^) FüBTWANOLEB, Boscbr. Nr. 1650.
•) Pbot.; Abb. M. X 8 (Izmenbüd) unge-
nflgend.
552
ElassiBohd Konstarohäologie. n. OeBohiohte der alten Kimst.
Raum mit schwarzer Farbe überzogen (ebenfalls von Hause aus babyloni-
scher Geschmack). Dieselbe Manier begegnet auf einer Gruppe von haupt-
sächlich in Italien und Naukratis gefundenen Ge&ssen, die wir vorläufig
„kyrenäisch" nennen wollen.^) Von gelbweissem Parbgrund heben sich
die schwarzen Figuren mit einigen roten Einzelheiten ab. Am besten ge-
kannt ist die Arkesilasschale,^) welche angeblich eine Scene aus dem
Silphionhandel von Eyrene imter Aufsicht des Königs Arkesilas ü. (um
550) darstellt; thatsächlich sehen wir ein Schiffsverdeck, wo eben die
Diener eines Arkesilas Waren abwägen und in den Schiffsraum schleppen.
Die Scene spielt in einem afrikanischen Hafen; Arkesilas bringt eine
nubische Katze, einen Affen und seltene Vögel nach Hause mit. Das
Alphabet der Inschriften kann für spartanisch gelten, lässt also die Wahl
zwischen Lakonien, Kreta (?), Thera und Kyrene, abgesehen von dem ge-
mischten Naukratis. Nur die ältesten Vasen dieser Gruppe, deren Kolorit
in dunkeln Figuren auf weisslichem Grund besteht, haben Berührungs-
punkte mit den älteren Inselvasen, z. B. das Knüpfomament und Spiralen,')
die jedoch bald in die orientalischen Pflanzenvoluten übergehen oder sich
gewisseimassen zersetzen.^) Die Omamentreihen und Feldfüllungen der
zweiten Klasse dringen überhaupt mächtig ein, spielen aber nur die zweite
Bolle nach den figürlichen Darstellimgen, sodass diese Gattung den passend-
sten Übergang zwischen den beiden Klassen darstellt.
Man sieht, dass die alten Motive nur kümimerlich in Fabriken von
verhältnismässig kurzer Dauer oder geringem Exportgebiet fortvegetierten.
Die Zukunft aber gehörte den planvollen Dekorationen, welche durch orien-
talische Metallwaren und sonstigen Import den Griechen vertraut wurden.
Rhodos, der Knotenpunkt des alten Levantehandels, konnte hier nicht
fehlen. Die jüngeren Gräber von lalysos und die Nekropole von Kamiros
(S. 97) lehrten eine lokale Vasengattung kennen,^) wo auf gelblichem
Grunde mit rot- oder schwarzbraunroter Farbe die im Orient üblichen
Ornamente (namentlich über dem Fusse ein Kranz spitziger Blätter und
nahe dem Bande eine Mäanderborte oder ein Flechtband) und die eben-
dort omamental verwendeten Tiere und Mischwesen ohne Phantasie, aber
mit geometrischem Stilgefühl aufgemalt sind. Die vierflügelige Medusa,
welche Tiere würgt, ^) darf man jenen omamentalen Ungetümen zurechnen.
^) Zuerst gruppiert von Lösghoks, de
basi qnadam, Dorpat 1879 S. 12 ff. ; für ky-
renäisch erklärt von Püohbtein, AZ. 1880,
185 f. 1881, 215 ff. T. 10-13; Pottieb bei
Dumont et Chaplain, c^ramiqnes I 293 ff.
400; Sttjdniczka, Eyrene S. 1 ff.; Pottibe,
Beb. 17, 226 ff. Jetzt fanden sieb ancb in
Naukratis Scherben (Naucratis I T. 8. 9;
Studniczka, Eyrene F. 10. 18); Cboil Sxith
lässt sie dort gefertigt sein.
^) M. 1,47; Jahn, Ber. d. säcbs. Ges.
1867 S. 94 ff. T. 4, 8; farbig bei Babelon,
cabinet des ant. T. 12.
') Enflpfomament, wie einst auf Ereta
(S.474): AZ. 1881 T. 10, 3; Masneb, Samml.
S. 14 F. 9; Spiralen: an dem Baum einer
Scbale aus Naukratis, Studniozka, Eyrene
S. 18.
*) Auf frübattiscben Vasen (Jahrb. 11
T. 3. 4 = Bbttnn, Eunstgescb. S. 132. 138)
und einer Pbaleronvase (Lau, d, griecb. Vasen
T. 7, 1 = Bbunn S. 134).
») M. Napol. III T. 52-58; W. Fboeh-
NEB, deux pemt. de vases gr. de la n^crop.
de Eamiros, Paris 1871, f. m. 3 T.; Cbcil
Smith, Jbst. 5, 220 ff. T. 40—43. 6, 371 ff.;
Teller von Eamiros: Salzmann T. 53; Verb,
d. Phil. -Vers, zu Hannover 1864; Pithos von
Eamiros: Salzmann T. 39; Jahrb. 1886, 134 ff.
(geometrisch). 186 ff. (orientalisch) ; Vase von
Ealymnos Jhst. 8, 447 F. 2.
«) Jhst 1885 T. 59.
Kap. VI. Die sweite orientaliaierende Periode der Weltgeeohichie. (§ 827.) 553
Nur selten erst und schüchtern entnimmt der Maler seinen Stoff der
Heldensage.^) Diese rhodischen Vasen sind bereits z¥rischen Gypem und
Etrurien verbreitet. Etwas neues bringt der Euphorbosteller ; ^) sdlerdings
sehen wir einen ganz typischen Kampf von zwei Hopliten über der Leiche
eines Gefallenen, während der leere Raum mit linearen und religiösen
Ornamenten wie übersät ist, abgr von den melisch^ Bildern unterscheiden
jenes die beigesetzten Namen (Menelas, Hektor, Euphorbos). So tritt denn
das Bild mit dem Ansprüche auf, für mehr als ein höheres Ornament, für
eine eigens zu betrachtende Malerei zu gelten. Ähnliche runde Gefasse
mit weissem Malgrund, welche durch konzentrische Kreise gegliedei-t
werden, kommen nicht bloss auf Rhodos, sondern auch in Naukratis vor.^)
Gerade das Ostgebiet des Hellenismus war reich an ähnlichen Bestrebungen,
über die wir bisher nur ungenügendes Material haben. Am schwarzen
Meer fanden sich („pontische*) Vasen,*) welche der rhodischen Art nicht
ferne stehen. Auch in Ilion hat man ähnliche Scherben entdeckt.^) Andere
werden als kleinasiatisch ^) oder als jonisch *) bezeichnet. Eine Vase von
Tanagra hat einen Tierstreifen auf dem Deckel und am Leibe Genrebilder
in Rahmen.^) Die Epigraphik bringt nur in wenigen Fällen Hilfe. Das
älteste Gefäss, auf dem der Töpfer seine Firma beisetzt^) — dargestellt
ist die Blendung Poljrphems und eine Seeschlacht — , hat ein so sonder-
bares Alphabet, dass selbst über den Namen des Verfertigers AqiCTovo^og
(sie) gestritten wird.*®) Dafür weisen uns die Inschriften drei Centren der
Vasenmalerei nach, nämlich Korinth, eine chalkidische Gegend und Attika,
wozu man noch Böotien fügen mag. . Nicht durch Inschriften , sondern
durch stilistische Zusammenhänge verknüpft man eine Gruppe von Lekythoi
und anderen kleinen Gefässen,*i) welche auf hellem Grunde bräunliche imd
rötliche Omamentreihen (z. B. spitze Zacken) und meistens Streifen der
im Orient beliebten Tiere mit Einschluss der Jagdhunde, hin und wieder
auch phantastische Wesen*') haben. Füllomamente sind nur vereinzelt.
Alles ist flüchtig gemalt und durchaus omamental gehalten ; von den Dar-
stellungen menschlicher Figuren ^^) dürften daher nicht alle zu dieser
Gruppe gehören oder doch nur späte Ausläufer sein, namentlich das Bild
von Herakles' Kentaurenkampf. ^^) Da jene einfache Vasenart sehr weite
>) Berlin Nr. 3917 (Perseus allein).
') Ans Eamiros: Salzmaitk T. 53; Conzb,
Verh. d. Phil.- Vers, in Hannover 1864; Bau-
xnsTBB S. 730. Die Inschriften sind in argivi-
Bchem Alphabet. (Erbtsobmkb, Vaseninschr.
S. 6 ff.)
•) Z. B. Naucratis II T. 1 1, 2; vgl. Smith,
Jhst. 11, 177 ff. Aach hier bemerkt man
Reste von Spiralen: Jhst YIII T. 79 S. 120 f.
(mit Kopf verbanden!).
^) Kanne von Eertsch: CR. 1870 S. 177 ff.
T. 4; AA. 6, 18.
'') ScHLiEMAinr, Bios Nr. 1432. 1434. 1436.
•) C. Smith, Jhst 1, 180 ff.
') M. VI 15. VI/ VII T. 78; vgl. Klein,
Enphronios ^ 72 f.; Jonische* Schalen ans
Rhodos: Jhst. 1884 T. 40-43, vgl. Dümmleb,
Rom. Mitt. 3, 162 A. 1.
^) SoHSEiDBB, Ber. d. sächs. Ges. 1893,
62 ff. m. T. 3.
») M. IX 4; A. 1869, 157 ff.; Klbiw, Mei-
stersign. »27 f. ; Wiener VorlegeW. 1888
T. 1, 8.
^^) 'AQi<ntav 6 K{a{io)g nach Dümmleb,
Ugutjoyo^os nach v. Wilamowitz (Hermes 22,
118, 1), vgl. Kaldtka, Ath. Mitt. 17, 113.
^») AZ. 41, 153 ff. T. 10; Smith, Jhst 11,
166 ff.; AA. 1888, 247 U.Ö.
»«) Jhst 11, 179.
»») A. 1877. 37 ff. T. CD2; Jahrb. 1887
T. 2, 3; Jhst XI T. 1. 2 (Hopliten und Reiter)
(der Hals hat die Form eines Löwenkopfes).
•*) AZ. 1883 Sp. 155 ff. T. 10; Bau
meistere Denk. F. 2094.
554
Klaiwiaehe Kniuitarcliftologie. IL Gesohlohte der alten Kunst.
Verbreitong fand und ihre Beste vom ägäischen Meere bis zu den ober-
bayerischen Seen zerstreut sind, kann man mit Sicherheit den Ursprungs
nicht feststellen. Der Name protokorinthisch^) widerspricht sehenden
Sprachregeln. Betrachten wir die Verbreitungssphäre, so kann nichts so
wahrscheinlich erscheinen, als dass die Fabrik Sicilien oder Unteritalien
angehört.^) Wenden wir uns nun zu den echten korinthischen Gefässen
(S. 186). Sie erinnern mit ihrem manclmial in das Grüne spielenden
Bronzeton und den braunen oder schwärzlichen Malereien') an rhodische
Gefässe, indem sie orientalische Dekorationselemente, namentlich Tierfriese,
in strenger Komposition vereinigt zeigen; aber besonders bezeichnend ist
die Abneigung gegen leere Stellen, alles winmielt von Rosetten und ande-
ren Ornamenten. Vögel, Eidechsen, Schlangen und ähnliche kleine Tiere
spielen dieselbe Rolle, was sich manchmal sehr seltsam ausnimmt; die
Wahl dieser Tiergattungen scheint aber etwas nach Mystik oder, wenn
man will, Aberglauben zu schmecken. Als Entwicklungsstufen (die sich
freilich nicht regelmässig ablösten, sondern eine Zeit lang neben einander
hergehen mochten) dürften folgende aufzustellen sein : Zuerst übernehmen
die Töpfer die orientalischen Streifen von Tieren, unter denen Panther,
Adler und Eulen vielleicht auf kleinasiatische Vorbilder weisen möchten,
wenn nicht die Eule der Atheneverehrung ihren !Platz verdankt ; den Tieren
stehen die Mischwesen des Orients und die tierbändigende Göttin in der
Ornamentik gleich. Diese Typen überkommt man fertig und wiederholt
sie mechanisch. Das nächste war die Einführung von Genrebildern, welche
zwei Hauptseiten des altgriechischen Patrizierlebens schildern, die Männer
gerüstet zu Fusse oder zu Pferd und die ausgelassenen Tänze der Diony-
sosfeste.^) Diese Figuren werden mit breitem Pinsel skizziert, haben aber
vor den korrekteren Tierbildem grössere Frische voraus. Indem man
jenen typischen Badern Namen der Heldensage beischreibt, gelangt man
zu Heroendarstellungen, welche in der jüngeren Entwicklung die Tierfriese
gegen den Fuss oder an den Hals des Gefasses zurückdrängen. Wie die
korinthischen Vasenmalereien mit Heroenbildem zu gruppieren seien, be-
darf noch einer genaueren Untersuchung. Die Inschriften einer erheblichen
Anzahl^) verbürgen allerdings den korinthischen Ursprung; nichtsdesto-
weniger brauchen nicht alle übrigen gerade in Korinth angefertigt zu sein,
sondern es kommt z. B. gleich die korinthische Kolonie Kerkyra (S. 186)
in Frage. Und dann, Korinth war gross und bot Spielraum für viele
Fabriken und verschiedene Manieren. Die eine Vase kün aus den Händen
eines Töpfers, die andere von einem professionsmässigen Maler. Timönidas,
den wir schon als Maler einer Votivtafel kennen lernten, hinterliess auch
eine Vasenmalerei,'*) worin er sich von dem Töpferbrauche, alle leere
') AZ. 1883 8. 153 f.
^) Chalkidiscli nennt sie Dümxler (Jahrb.
1887 S. 18 ff.) nach Hblbig's Vorgang (Itali-
ker S. 84 ff. ; A. 1877, 406). Nach Korinth
setzt sie auch Sioth (Jhst. 11, 173 ff.). Die
Funde am Aphroditetempel von Aigina führen
vielleicht auf die rechte Spur.
*) Farbige Tafel (5) bei Kaybt-Coujgkon,
bist, de la oäram.
*) Z. B. FüBTWiKGLEB, Bescht. Nr. 1054
-60.
^) Paul Kbetsohmbb, Ztsch. f. vergl.
Sprachf. 29 (1887) S. 152 ff. Eine Inschrift
ist sikyonisch (s. dens., Vaseninschr. S. 50).
<") Aus KleonaiAZ. 1863 T. 175. Ausser-
dem nennt sich Chares: AZ. 1864 T. 184;
Wiener Vorlegebl. 1888 T. 1.
Kap. VI. Die sweite orientaliaieronde Periode der Weltgeeohiöbte. (§ 827.) 555
Felder auszufüllen, emanzipierte. Weiters kommt die lange Dauer dieser
Yasengattung in Betracht. Die Paläographie ^) beweist, dass noch in vor-
geschritteneren Zeiten die Fabrikation fortdauerte. Aus diesen verschie-
denen Gründen erhellt, dass die erhaltenen Vasen stilistisch in mehrere
Arten sich scheiden; wir haben flott mit breiten Strichen hingeworfene
Farbenskizzen, Filigranarbeiten wie die kalydonische Jagd auf der sogen.
Dodwellvase ') und korrekte etwas steife Zeichnungen nach Art der alt-
athenischen Vasen. Ähnliche Vasen sind nach Ausweis der Inschriften in
Athen selbst verfertigt worden.^) Von den „pseudokorinthischen'' Gefässen
sehen wir ab, weil sie unter Etrurien (§ 330) zur Sprache kommen werden. Der
entwickelten historischen Malerei gehören bereits die schwarzen Bilder der
chalkidischen Vasen an, von denen ein Teil jonische Beischriften in
chalkidischem Alphabete trägt. ^) Diese Gattung hat einen festen oma-
mentalen Rahmen, n&mlich am Halse ein breites Band aus Lotos und
Palmetten und über dem Fusse nach dem Strahlen- oder Blattkranze eine
Art Moiräeband. Auch die Darstellungen selbst können durch schmale
Omamentstreifen eingefasst sein. Der Orient hat noch da und dort in
Füllomamenten und Flügelwesen seine Spuren hinterlassen, aber die Haupt-
sachen werden ohne Schablone, so gut es eben der Maler kann, gezeichnet
und die kleinen Züge von denkender Beobachtung des Lebens (z. B. die
Darstellung der Gebärden) erwecken Sympathie. Bevor wir Athen be-
sprechen, seien hier noch die altböotischen Vasen mit schwarzen Fi-
guren eingeschoben. Die Existenz einer lokalen Schule ist durch die
Firmen der Töpfer Gamedes, Menaidas und Theozotos konstatiert.^) Böo-
tien bleibt aber auf dem Standpunkt des Handwerkerdilettantismus.
Die Autochthonen von Athen scheinen lange Zeit der neuen Richtung
ziemlich abhold gewesen zu sein. Dadurch hatte Athen, weil es zuletzt
in den Wettstreit eintrat, den Vorteil, die Errungenschaften der Anderen
benützen zu können und ohne die Vorurteile langer Gewohnheit weiter zu
bilden. Zwischen dem Dipylonstile und der neuen Richtung liegt keine
bestimmte Manier, sondern die verschiedenen StUe mischen sich bunt.
Nachdem wir bereits die Phaleronkannen (S. 547) und die Amphora vom
Hymettos (S. 551) erwähnt, bleiben uns einige Vasen, für welche noch
kein passender Name gefunden ist; man nennt sie vorläufig „früh-
attisch^ oder gar „protoattisch*^.^) Euer beobachtet man Dipylonstil,
^) CoLUTz, Dialektinschr. 3129. 3135.
3137. 3146. Vgl. DüMOKT, peint. c^ram. p. 23.
') Lau, d. griecb. Vasen T. 3; Bbxtvn,
Ennstgesch. 1, 148 u. 5.
*) HoLWBBDA, Jahrb. 4, 237 ff.
*) Yeneichnet bei Abivbt, Stodien S. 16;
anderes fiigen ans stilistischen Gründen dieser
Gruppe bei Elion, Enphronios S. 64 ff.; Stud-
niczKA, Jahrb. 1, 87 ff.; FubtwXnolbb, Beschr.
1670—2 u. Nachtr. zn 1722. Eine vollstän-
dige Sammlung (bearbeitet von Löschckb)
b^itet das deutsche archäol. Institut vor.
Photographien aus dem Gabinet des möd.
von Giraudon I T. 19-26. II 54. 55; vgl.
auch Cecil Smith, Jhsi 5, 220 ff. T. 40—43
(T. 41 Spirale und Enospe mit einer Stuhl-
lehne verbunden); Inschriften: Ebbtsohmeb
S. 62 ff.
^) Elbiüt, Vasen mit Meistersignaturen
S. »30 f.; EL cor. III 84; G. d. b.-a. 1875
I S. 303; Beb. 1878, 548; Jahrb. I T. 2;
BerlinNr. 2116— 22. 4019—20; Wowefbu),
A A. 8, 63 f. ; Ebbtsghvbb a. 0. S. 52 ff. 228.
•) BöHLAU, Jahrb. 2, 33 ff.; Ath. Mitt.
15. 325 ff. T. 10—12 (Vasen von Vurvä:
Tiere und Flügelwesen, T. 10 Eteste von Spi-
ralen); das. 17, 205 ff. T. 10 (Mischung aller
3 Elemente); Couvb, Bch. 17, 25 ff. T. 2. 3;
Bbnndobf, griech. u. sicil. Vasenb. T. 54,
1. 2; Vase von Burgen M. X 481 k; Lebea
556
XlaBsiflohe Eanstarohäologie. n. Gesohiohte der alten KcuiBt.
orientalische Tiere, Flügelwesen und FüUomamente , drittens aber Reste
von mykenischen Motiven. Aus diesem Tjrpenschatze stellen die Töpfer
nach ihrem Belieben Bilder zusammen. Das Prinzip aber, aus welchem
ein neuer Stil erwuchs, war koloristischer Natur. Die Athener führen ver-
möge des ausgezeichneten Thones ihrer Gegend den Gegensatz von Rot
und Schwarz, nächstdem den von Schwarz oder Rot und Weiss, scharf
durch. Die schwarzfigurige Dekoration der bereits auf mehrere Tausend
sich belaufenden altattischen Vasen — dass sie attisch sind, bezeugen bei
vielen Schrift und Sprache der Inschriften — repräsentiert nicht eigent-
lich einen einheitlichen Stil. Da die grosse Masse dieser Vasen binnen
etwa 70—80 Jahren (600—520) für die Ausfuhr hergestellt wurde, ent-
stammt sie einem fabrikmässigen Betriebe. Sehr viele Vasen sind denn
auch mit gleichgiltiger Routine hergestellt, zahlreiche andere, worunter
die meisten der in Attika verbliebenen, flüchtige Pinseleien ; zu den erste-
ren zählen die panathenäischen Preisamphoren, deren Inschrift tov AO'c*
ved^ev ad'Xov freie Ausfuhr sicherte.*) Die besseren Arbeiten, vor allem
die sehr grossen und die grossfigurigen Gefässe, müssen erst ausgesondert
und stilistisch behandelt werden; es ist jedoch bezeichnend, dass kein ein-
ziger Vasenmaler sich nennt, sondern nur der Besitzer der Töpferei, mit
Ausnahme des Sakonides oder Zakonides, welcher für verschiedene Töpfer
arbeitete.') Exekias gibt ausdrücklich ein paar Mal an, dass er nicht bloss
Fabrikant, sondern auch Maler des Gefässes sei.') Sonst kennen wir das
Kompagniegeschäft des Elitias und Ergotimos, dann den jedenfalls aus
Ägypten stammenden Amasis, dessen Maler zierliche Kleinarbeit liefern,^)
Taleides, Kolchos^) und manchen „Kleinmeister*. Technisch steht Sophilos
für sich, welcher z. B. die weisse Farbe unmittelbar auf den Grund auf-
setzt.^) Aus der Werkstätte der beiden erstgenannten ging die berühmte
grosse Vase in Florenz hervor, welche Franfois bei Chiusi fand.^) Das
figm*enreiche Gefäss gehört jedenfalls in die Frühzeit der athenischen
Vasenmalerei. An den Henkeln erblickt man die löwenwürgende Göttin
und über dem Fusse einen Fries von Tieren im orientalischen Geschmacke ;
auch den Kampf der Pygmäen und Kraniche darf man zu den orientali-
aus Aigina, mit athenischer Inschrift AZ.
1882 T. 9/10.
^) Eine knnstgeschichtliche Würdigung
dieser Vasen, die bis gegen das Ende des
4. Jahrhonderts (nachweislich bis 313, siehe
Ratet, hist. S. 140 f.) gefertigt worden, fehlt
noch; der Stil variiert stark (vgl. z. B. in
Ratet's histoire S. 135 mit S. 139). Ver-
zeichnet von Stbfhani, CR. 1876, 22 ff.; Nach-
träge bei Urliohs, Beiträge S. 31 ff. T. 11
— 15; vgl. Hauseb, nenattische Reliefs S.
159 f. Über die Verwendung zum Schmuck:
Athen. 5, 199 d.
') Belege bei Klein, Meistersignaturen
5. '33 ff. 72 ff.; Dümont et Chaplain, c^ram.
5, 339 ff.; in neuester Zeit wurden mehrere
Inschriften gefunden, z. B. *Ed, 1888 T. 12;
JsXxlot^ 1889, 64. 1890, 49.
*) Gbbhabd, AV. T. 49. 107. 206. etr.
u. camp. Vasen T. 12. D 4. 5 (M. 2, 22)
BEmnMEF, griech. u. sie. Vasen T. 30, 11
Wiener Vorlegebl. 1888 T. 5—7. Fragment
seines Sohnes Nearchos: Wiener Vorlegebl.
1888 T. 4, 2.
*) Mehrere Bilder phot bei Gibaüdok,
vases jpeints I T. 30. 31; Wiener Vorlegebl.
1889 1\ 3. 4; Ra. TIT 13, 31 ff.; vgl. AA. 1893
S 83 f
*) Wiener Vorlegebl 1889 T. 5, 1. 4—
6. 1,2.
•) Ath. Mitt. 1889 T. 1; Wiener Vor-
legebl. 1889 T. 2, 3.
') Einzig brauchbare Abbildung in den
Wiener Vorlegebl. 1888 T. 1—5, aber noch
nicht ganz genügend ; vgl. Behndorf, Arch.-
ep. Mitt. 15, 45 f. 17, 72; fiber die Motive
s. Abthub Sohneidbb, Verh. d. Sachs. Ges.
1891 S. 207 ff.
Kap. TL Die xweite orientaliaiereiide Periode der WeltgeBohiohte. (§ 327.) 557
sehen Elementen rechnen, ebenso erinnert ein Silen an das babylonische
Vorbild. Eine Fülle von Inschriften begleitet die sorgsam gezeichneten
Figuren von Menschen mid Tieren \md zwar nicht bloss Namen, sondern
auch Appellativa wie ,Amme'', , Altar'', , Brunnen', sogar «Hydria'' und
,Sitz'. Die Häufigkeit der Beischriften begegnet auch später noch, während
in flüchtigen Arbeiten oft sinnlose Inschriften beigesetzt sind; manchmal
stehen die Worte der Sprechenden aufgemalt. Die orientalischen Elemente
nehmen inmier mehr ab, sind jedoch gelegentlich noch zu finden, i) Neger
weiss man charakteristisch zu zeichnen.^) Wir stehen eben in einer Zeit,
wo z. B. ein Selon sich zu langem Aufenthalt nach Ägypten begab. Der
Dionysoskult macht sich durch die freigebige Verwendung von Epheu-
ranken und Rebzweigen fühlbar, welche in den Händen vieler Personen
zu sehen sind und nur einen omamentalen Zweck erfüllen. Dass der Adel
Athens die Bestrebungen der heimischen Töpfer begünstigte, bezeugen die
sogenannten Lieblingsinschriften (xaXog . . . .),') worin Namen aus den
besten Familien begegnen ; nicht des Meisters, sondern des Bestellers Liebling
wird genannt, so dass es sich fragt, ob man mit Recht die Wiederkehr
eines Namens benützt, um sämtliche so beschriebene Vasen einem Meister
zuzuschreiben. Athen hat mit diesen Malereien alle übrigen Töpferorte
aus dem Felde geschlagen; Etrurien, Eampanien und Sicilien nahmen die
meisten Arbeiten auf, nach griechischen Plätzen ging vorläufig noch
wenig.^) Welchen Weg die attischen Vasen nach Mittelitalien nahmen,
verkünden die bei dem jonischen Skylletium in Bruttium gefundenen athe-
nischen Münzen des 6. Jahrhunderts.^) Von sich aus war die Vasenmalerei
kaum entwicklungsfähig, aber sie empfing von der eigentlichen Malerei
(S. 537 ff.) Anregungen, wenn auch selten ein ordentlicher Tafelmaler sich
zum Vasenschmücken herabgelassen haben dürfte. Diese Entvricklung voll-
zog sich aber keinesfalls ausschliesslich auf griechischem Boden; trägt
doch eine von den Vasen, welche einem behelmten Eriegerkopf gleichen,
ffieroglyphen.*)
Bei der bemalten Keramik ist nicht zu vergessen, dass die Töpfer
auch Särge anzufertigen hatten. Bemalte Thonsärge kennt man bisher
allerdings nur aus Elazomenai und Rhodos.^) Auf weissem Malgrunde ist
mit gelber Farbe gezeichnet und die Zwischenräume mit Rot ausgefüllt.
Streifen mit Tieren und Sphinxen, Flechtbänder und eingerahmte Büsten
0 Z. B. Vogel mit Menscfaenkopf , an
einer Vase des l^ekias (Gbrhabo, AV. 107);
dann die Osirisangen zom Schatze gegen das
böse Auge; Medusa mit vier Flügeln: Vase
des Amasis Nr. 4; Tierfries: Gebhabd, AV.
122/3; £1. c^ram. I 65 a = M. 3, 44-5
n. s. w.; hieher gehört die S. 548 erwfthnte
DreifossTase.
«) Gkrhabd, AV. 207.
>) WsBinoKB, d. griech. Vasen m. Lieb-
lingsnamen, Berlin 1890 ; Elbih, d. gr. V. m.
Lieblingsinschriften, Denkschr. d. Wiener Ak.
XXXIX (1890); vgL Studkiczka, Jahrb. 2,
159 f.
*) Z. B. DuMONT et Chaplain, cäram.
p. 30 f.; Samml. Sabonroff T. 48, 2 ; Colutz,
Dialektinschr. Nr. 8164.
») Ga. 8, 207.
•) Hbuzby. Ga. 1880, 145 f. T. 20 und
figurines de terre coite T. 7, 2 (Pisbbot III
F. 484).
') Jhst. 4, 10 ff. T. 31; zwei aas Klazo-
menai: A. 1883, 168 ff.; M. 11, 53. 54; Ant.
Denkm« I T. 44—6 (zum Dolonsarkophag
Studniczka, Jahrb. 5, 142 ff.); Probe in Bau-
meisters Denkm. S. 853; Fragmente im
Louvre: Beb. 14, 876 ff« T. 2; Salzxakn, Ea-
miros T. 28; zur Beurteilung DOmmleb,
Rom. Mitt 3, 162 ff.; S. Rbinaoh, Ra. 1883
I 248 ff.
558
XlasBisehe Kunstaroliäologie. tl. dMohlehte d«r alten Kmuit.
mnten ungriechisch an. Heroenmythen fehlen, denn Kämpfe und Wagen-
rennen bleiben innerhalb des Genres. Die Särge sind schlecht gebrannt,
weshalb das Bot stellenweise schwarz wurde, und Zeichnung, wie Malerei
flüchtig, wodurch die Bilder jünger aussehen als sie doch wohl sind.^)
Die schwarze Buccheroware beschränkt sich fast auf Rhodos') und
Sicilien, so dass man an der einheimischen Herkunft zweifeln möchte,
allerdings tragen Funde von Naukratis lesbische Inschriften und mehrere
Exemplare gelangten an .die Ufer des schwarzen Meeres ;') Ornamente
wurden mit weisser Farbe aufgemalt.^) Die Fundberichte zeigen die
Buccherogefässe mit „protokorinthischen* und besonders korinthischen
Vasen vereinigt. b) Die zahlreichen Smaltgegenstände, welche sich in
griechischen Gräbern,^) am häufigsten freilich auf Rhodos fanden, sind ohne
Zweifel samt und sonders Importware aus Ägypten und Phönicien, wie
auch ihre Fayencenachahmungen.'') Ausnahmsweise geriet eine orienta-
lische Muschel mit Gravierung nach Griechenland.^) Von Elfenbein war
bereits die Rede, doch auch Homschnitzereien fanden auf Rhodos noch
Abnehmer.^) In der Weberei herrschten die orientalischen Vorbilder;
geblümte Kleider galten augenscheinlich für die schönsten und sind darum
von den Vasenmalem bevorzugt worden. Die Akropolisstatuen zeigen
hübsche Muster (z. B. Reihen von Palmetten und Lotos) in Rot und Grfin.^^)
Die bedeutendsten Werkstätten aber werden wir bei den Ostgriechen,
wenn nicht gar noch weiter östlich bei den Barbaren (z. B. den Lydiem)
zu suchen haben. ^ ^) Da in dieser Zeit auch die Männer goldenen Schmuck
im Haar und an den Armen trugen, muss eine griechische Stadt an Fest-
tagen einen malerischen Anblick geboten haben. ^>)
Wir wollen schliesslich die Grundzüge des Stiles der zeichnen-
den Künste zusammenstellen, bemerken jedoch zuvor, dass sie vorwiegend
auf dekorativen handwerksmässigen Arbeiten beruhen, und zweitens dass die
meisten Erscheinungen nicht sympathisches Mitleid als Jugendfehler einer
später hochentwickelten Nation verdienen, sondern unter dem Gesichts-
punkte eines Jahrhunderte alten Herkommens, welches mit den sozialen
Verhältnissen zusammenhängt und darum auf allen Kulturvölkern gemein-
sam liegt, zu betrachten sind. Was die Projektion des menschlichen Körpers
anlangt, so kommt die altgriechische Weise weit mehr der babylonischen
0 Dass der Sarkophag M. 11, 54 jünger
und etwa um 500 gefertigt ist, besi&tigt die
Haartracht.
") Jhst. 6, 188; Pottebb, Bch. 1888, 501;
Karlsruhe Nr. 121. 122; ttber die Troas s.
ViKCHow, Verh. d. Berl. Ges. 1882, 49.
') AA. 6, 18; FüBTWANOLEB, Beschr. Nr.
1346 ff.
*) Das. Nr. 1842-8.
*) Mon. ined. I Sp. 784 A. 8. 785 A. 2.
*) B. 1881, 184 f.; Glaspasten: Pebbot
III F. 583—41 (doch kam ans Eamiros nach
London auch ein Stempel).
') Mon. ined. 1, 882, 1; Perbot IIT T. 5.
6 (teilweise mit Hieroglyphen).
^) Tridacna sqnamosa, aus Eamiros in
London (Guide S. 71 Nr. 8).
*) Lowe mit imitierter Eeilinschrift, ans
Eamiros in Rhodos (Guide 16).
10) Ant. Denkm. 1, 19, 2 {'Ed. 1887 T. 9);
*Ed. 1883 T. 8; Rom. Mitt. 3, 291 A. 48. 49.
Breiter Streif mit Tieren und Mischwesen,
an einer sehr alten Vase der Akropolis: 'Ea,
1883 T. 3 ; Ähnliches an der Fnmfoisvase
(Stüdkiozka, Beitrftge F. 28); noch umfang-
reichere Fignrenstreifen in einem Thonrelief:
Studkiczka, Rom. Mitt. 6, 253 ff. m. Abb.
1 1) Purpurnes /M^d/uaxr^oi^ ans Phokaia :
Sappho 44; bunter ^atfAf;c ausLydien: dies.
Fr. 19. Ober die Eleideroracht der Jonier
Demokritos bei Ath. 12, 526 a.
») Athen. 12, 518e; Asioefr. 13 E.; Ath.
12, 523 d. 526a. 528e.
Kap. VI. Die iweite orientaliaierende Periode der Weltgesohiolite. (§ 327.) 559
(S. 452) als dem Herkommen Ägyptens nahe. Die Neigung, die Brust mög-
lichst wenig zu verkürzen, macht sich noch lange bemerkbar. Ebenso ist es
mit dem Gesichtsprofil ; en face erscheinen, wie in Babylonien, am liebsten
zuerst die Köpfe von Unholden (Medusa oder Silenen).^) Das Auge zeichnet
man nach altem Herkonmien ganz, also von vorne ; hiebei tritt sehr häufig
eine Scheidung zwischen Männern und Frauen ein, welche in der guten
Sitte begründet war. Während der Mann sein. Auge voll aufschlagen darf
und soll, ziemt es der Frau, den Blick vor Fremden nicht ganz zu er-
heben, was das Herkommen der Zeichner durch runde und mandelförmige
Oestalt ausdrückt. Der Fuss macht den Zeichnern anfangs viel zu schaffen;
mancher behandelt ihn wie einen blossen Übergang zum Boden, indem er
die Sohle platt auftreten lässt und den Fuss lang und dünn streckt. Sorg-
fältigere Zeichner gaben gewiss schon früher, als es in der Vasenmalerei
geschah, die Höhlung der Sohle an. Dann kam das blosse Aufsetzen des
Ballens, das zu dem zierlichen Benehmen jener Patrizier vortrefflich passte,
an die Reihe. >) Die Bewegungen sind oft nichts weniger als gebunden
(wir erinnern nur an die Tanzbilder), wohl aber schränkt sie die im Re-
liefstil begründete Abneigung gegen Verkürzungen wesentlich ein. Von
Perspektive ist noch keine Rede; die Figuren stehen womöglich neben-
einander,^) doch dürfen sie sich schneiden. Lange stabartige Gegenstände
durchqueren das Gesicht nicht, sondern laufen hinten vorbei.*) Die Tiere
werden ebenfalls nicht nach der Natur gezeichnet, sondern in der Haupt-
sache wie es die Orientalen seit langer Zeit zu thun gewohnt sind. Man
braucht also nur einen Fuss, ein Hom, ein Ohr zu sehen.^) An einem
zweiteiligen Ochsenschweif ^) hat wohl niemand Anstoss genommen. Die
Landschaft besteht höchstens in Ranken (wie auf schwarzfigurigen Vasen),
einem Baume ^) und einer Andeutung des fischreichen Meeres; für letzteres
genügt manchen schon die ägyptische Zickzacklinie.^) Den landschaft-
lichen Hintergrund ersetzt wenigstens in der dekorativen Kunst der horror
vacuü Ornamente (besonders Rosetten und Hakenkreuze oder Variationen
von beiden), Vögel und andere Tiere füllen, wie wir sahen, die leeren
Zwischenräume. Dass auch die Inschriften dekorativ wirken, konnten die
Griechen allenthalben im Orient lernen. Da aber ihre Schrift noch nicht
monumentale Formen wie die Keilschrift oder gar die Hieroglyphen hatte,
suchten sie das Zierende in der Anordnung ; die Lischriften schlingen sich
zwischen die Bilder im Halbkreis, einer Schlangenlinie, Bustrophedon oder
im Winkel.^) Stellt man Handlungen dar, so setzt man diese in Be-
') Ausnahmen bei Ebetschmeb, Vasen-
inschr. S. 57.
') Z. 6. an YaBen des Amasis, wie AZ.
1884 T. 15.
') So ziehen die Nereiden in der Ilias
(£ 68).
*) Poseidon anf Münzen von Poseidonia:
Hbad, doctr. num. S. 67 F. 48.
^) Z. B. ÜBLioHS, zwei Vasen T. 2a;
Gerbabd, AV. 105. 106; auf Münzen: Hbad,
hist. numomm F. 45. 46; FbikdlIhdeb, das
kgl. Münzkabinet T. 4, 190. Über die ägyp-
tische Stdüsierung des Vogelleibes Conze,
AZ. 27, 78 ff. Stilisierte Schüdkröte auf den
Münzen von Aigina: Hbad a. 0. S. 332. Die
Pferde pflegen im Passgang zu gehen (Köbtb,
AZ. 1880, 180).
') Z. B. auf der chalkidischen Geryo-
nesvase.
0 Besonders an der Phinensschale.
*) Vgl. WöTOKAKS, Landschaft in der
Kunst der alten Völker S. 112; Vase des
„Aiistonophos" (S. 553,9); auf Münzen Gba-
SBB, Münzen T. A 420 b.
*) Vgl. WiLisGH, altkorinth. Keramik
S. 167.
560
KlnMJThft KmistueliAologie. IL OeMhlehte dar altfln Koast.
ziehnng zu festen namenlosen Typen; denn zuerst kommen Genrebilder
z« B. eine Hasenjagd/) znr Darstellung^ bis durch Inschriften oder bild-
liche Znthaten eine bestimmte Sage sich heraus entwickelt.') Dies alles
sind Regeln, welche sich die Künstler freiwillig auferlegen; aber es ge-
schah schon oben ein Hinweis auf die verschiedene Qualität der Arbeit.
Der sorgfältige Zeichner, der z. B. die Haare im Einzelnen angab, wird
sich gewöhnlich mehr an die Regeln gehalten haben, als ein halber Laie,
der zu seiner Arbeit vielleicht nicht einmal einen Tag brauchte. Nicht
durch Schlottrigkeit, sondern durch die allmähliche Lockerung jener Fesseln
wurde die Freiheit der Kunst errungen. Ebensowenig historische Bedeu-
tung kommt den Karrikaturenbildem und Obscönitäten zu, welche neben
der Jambenpoesie und den Satyrdithyramben einhergehen.')
Das Sonderleben der nördlichen Nachbarn Griechenlands zu erkennen,
bleibt der Zukunft vorbehalten. Die wenigen Denkmäler sind streng ge-
nommen den Griechen zuzurechnen.^)
Litteratar: Yersach einer Zaaammeiifaasiuig bei BsuLi, llustoiie de Fart grec
avant Pericl^s, Paris 1868, 2. A. 1870; Übersichten von L. ▼. 8tbel, wie die Griechen
ihre Ennst erwarben, Marburg 1892 n. Ad. Michaelis, altatttBche Ennst, Strassbnrg 1893;
aber die Plastik Otebbbck, Geschichte der griechischen Plastik Bd. I^ CoLUoiroH, histoire
de la scnlptnre grecqne Bd. L; Vasenmalerei: BAYBT-CoLuaHOH and Millibt (S. 188); Bei-
träge zur EDnstlergeschichte : H. Chbistie, an inqoiiy on the early bist, of the greek
scolptore, 1832; H. Bbühv, z. ChronoL d. ältesten griech. EflnsÜer, Sitzungsber. d. bayer.
Ak. 1871, 518 ff.; L. Usuchs, d. Anfinge der griech. EflnsÜergesch., Würzbarg 1871 and
1872; M. ZuoKEB, Jahrbb. f. Phil. 135, 785 ff.; PsTsssEff, krit Bemerkungen zur ältesten
Gesch. d. griech. Eonst, Pr. y. Plön 1871 ; £. Cübtius, über Wappengebrauch o. Wappen-
Stil im griech. Altertum, Abh. d. preoss. Akad. 1874; A. Wagheb, traitä d'archM. com-
paröe: la sculptore ani des mon. de TEgypte et de la Gr^ce, Paris 1885, m. 16 T.; Milch-
HöFBB, d. Anfange der Ennst in Griechenland, Lpg. 1883; Th. Schmüllieg, d. phdnizische
Handel in d. griech. Grewässem, II. F^gr. d. Realgjnm. Mfinster 1885; E. Eeoll, Stadien
zur ältesten Ennst in Griechenland, Progr. ▼. Bamberg 1890; J. Lahgb, 4t s. les repr6s.
de la figure hum. dans l'art primitive jusqn'ä Tart grec du Y® si^le ay. JG., Ejöbenh.
1892; J. Oyebbeck, kunstgeschichtl. Miscellen 1. Reihe: Zur archaischen Eunst, Sitzungs-
berichte d. Sachs. Ges. 1892 S. 1 ff.; Fb. Saueb, die Anfänge d. statuarischen Gruppe, Lpg.
1887; ttber die Entwicklung von Eunsttypen Abtbub Sghnbidbb, der troische Sagenkreis
in der ältesten griech. Eunst, Lpg. 1886 u. Prolegomena zu einer neuen Gallerie heroischer
Bildwerke, Lpg. 1890; zur Psycnologie der alten Eunst: Sittl, die Patrizierzeit der griech.
Eunst, Pr. ▼. Wflizburg 1892; zur GeschicJite: Busolt, griechische Greschichte Bd. 1'; Ed.
Mstbb, Gesch. des Altertums Bd. n.
Bevor wir auf Italien kommen, muBS hier ein Gebiet, welches mit
den Griechen in der Beherrschung Italiens konkurrieren konnte, in Betracht
gezogen werden; es sind die westlichen Niederlassungen der Phöniker.
328. Wenn auch die phantastischen Vorstellungen von der Ausbrei-
tung der Phöniker immer mehr zusammenschrumpfen, bleibt doch wenig-
stens dies bestehen, dass sie, vielleicht im 11. Jahrhundert v. Chr., ütica,
Carthago und Gades gegründet haben, auf welche sie die Silberausfuhr
Spaniens und gewiss auch der Zinnhandel hinwiesen. Wie es scheint,
hinderten Zwietracht und die Übermacht der Libyer lange Zeit das Auf-
0 PoTTiEB, Beb. 17, 228 ff.
^) P. J. Meisb, das Schema der Zwei-
kämpfe auf den älteren griech. Vasenhildem,
Rhein. Mus. 37, 343 ff.
") Nicht immer ist das Unanständige auf
Satyren beschränkt; vgl. z. B. die Vase des
Kleisophos.
*) Z. B. Gorgonenhaupt mit hochsitzen-
den Ohren, auf Münze des makedonischen
Neapolis (abgeb. Brit. Mus. Macedonia 83 ff.);
Gestalt mit zwei Hüftenflügeln : das. 136;
über Funde in einem Grabhügel von Tatar-
Basardschik Skobdblis, meditationes Thra-
cicae S. 45.
Kap. VL Die sweite orientaliaiereiide Periode der Weltgeeohichte. (§ 328.) 561
blühen dieser Kolonien; sonst hätten auch die Griechen im Westmeere
nicht so festen Fuss fassen können. Erst 654 besetzen sie Ebusos und
um den Anfang des 6. Jahrhunderts beginnt die Eroberung ^von SicUien
und Sardinien. Sprechen wir also von den Puniern, so müssen wir Gades,
das westliche Sicilien und Sardinien (besonders Tharros) mit einbeziehen.
Die Zeitverhältnisse bringen es mit sich, dass das erste Jahrhundert der
karthagischen Macht (eben das 6. v. Chr.) unter dem Zeichen der neu-
ägyptischen Kultur stand, ^) zumal die Karthager gegen die unternehmen-
den Griechen einen natürlichen Hass empfanden. Seit wir wissen, dass
im Nillande selbst von den nichtägyptischen Arbeitern pseudoägyptische
Waren angefertigt wurden, ist es nicht mehr selbstverständlich, dass die
Gegenstände, welche etwas dem Altägyptischen Fremdes oder unkorrekte
Hieroglyphen aufweisen, ausserhalb Ägyptens, d. h. bei den Karthagern
selbst entstanden. Einfuhr und Nachahmung lassen sich bisher nicht
scheiden. Von grossen Unternehmungen wissen wir aus der alten Zeit
nichts. Es herrschen auch hier die Geschlechter, besser gesagt, die Geldbarone,
welche nur für den Luxus im Privatleben sorgten und nicht duldeten,
dass einer von ihnen die Augen des Volkes auf sich ziehe ; ') ein Versuch,
die Tyrannis zu erringen, blieb ohne Erfolg und so herrschte in allem
Kleinlichkeit.
Von der Plastik ist daher sehr wenig zu sagen. In den Tempeln
standen natürlich Götterbilder, z. B. in Karthago der berüchtigte „Satumus"" ^)
und auf Malta elfenbeinerne «Victorien'' (d. h. geflügelte Göttinen).'^)
Schwerlich dürfte aber auch nur eines der erhaltenen Steinbilder dieser
Periode zuzuweisen sein. In Ermangelung grosser Statuen werden die
sardinische Idole von Bronze'^) und Terrakotta mehr beachtet als sie ver-
dienen. Schmiede und Töpfer sind es, welche diese Votivfiguren anfer*
tigten; wir müssen wiederholen, was wir früher sagten: Es ist zumeist
Bäckerplastik. Nicht alle Handwerker freilich befolgen eine gleiche Manier;
doch lieben die meisten Schmiede stabförmig gestreckte Körper mit langen
Hälsen und zipfelhaubenartigen Kopfbedeckungen. Die Terrakotten haben
wenigstens den Vorzug, dass sie die Existenz der wohlbekannten Typen auch
im Westen nachweisen;^) kulturgeschichtlich fällt dabei auf, dass manche
Frauengestalten sichtlich die Augen niederschlagen. ^) Die Fayencefiguren
des Ptah und der Osirismumien ^) sind, wie die hölzernen Grabfiguren von
Sulcis und Tharros, aus Ägypten eingeführt. In derselben Periode gewiss
begann man, das Gesicht der Toten mit farbigen Thonmasken zu bedecken
und Sarkophage zu bemalen.^)
^) Ober Ägyptisches in Sardinien Ebers an D. Fr. Creuzer über einige sardiscbe
A. 1883, 76 ff. ; J. Lieblein, notice sur les
mon. ^gyptiens trouv^ en Sardaigne, Chri-
stiania vidensk.-8elsk. forhandl. 1879 Nr. 8
m. T.; HsLBio, A. 1876 p. 215 ff.
") Vgl. Diodor. 20, 10. 3.
*) Beschrieben Diod. 20, 14, 6.
*) Cic. Verr. II. 4, 103. Etwas altertQm-
lich ist der Astartekopf anf Münzen von
Eryx (Brit Mus. Sicily p. 62).
^) Vgl. S. 137; MüNTEB, Sendschreiben
Idole, Eopenh. 1822 ; A. Baüx et L. Gtoüin,
essai sur les nurages et les bronzes de Sar-
daigne, Mat^riaux p. Thist prim. de Fhomme
1884. La Marmora hat sehr viele gefälschte
veröffentlicht.
•) FebbotIII F. 322—5.290.291 (Astarte
mit ägyptischem Kopfschmnck). 294 (Bes).
') Pbbeot f. 290. 299; vgl S. 528,6.
8) Pebbot f. 293.
^) Masken: BEMin>0B7, Gesichtshelme
Haudhacb der klus. Altertumswinenachaft. VI. 36
562
XlEMisohe EmiBtarolLftologie. IL Oesohiohte der alten Kniuit.
Da die ansehnlichen Bauten von Sardinien wenigstens prinzipiell zum
vorhergehenden Abschnitte gehören (S. 485), bleiben uns hier nur die ge-
waltigen Mauern des Eryxheiligtums auf Sicilien (S. 116) zu erwähnen
übrig. ^) Ausserdem geben sardinische Votivtempelchen von Stein ^)
wenigstens die Gewissheit, dass es Tempel mit Giebelfeld gab. Architek-
tonische Reliefs sind sehr selten.^) Die bereits in der Bamessidenzeit
(S. 466) eingeführten Fayencescheiben mit Ornamenten sind auf Sardinien
nachweisbar.^) Zur Dekoration sicilischer Gräber dienten, wie im Osten,
von der Decke herabhängende Strausseneier. ^) Die Steinmetzarbeit ist
vorläufig fast nur durch Yotivstelen mit laienhaft eingravierten Symbolen^)
und Sarkophage vertreten, welche manchmal Mumienform haben ;^) ge-
nauer gesagt, diese Gestalt wurde damals eingeführt, um längere Zeit zu
bleiben.
Weniger fragmentarisch ist das punische Eunsthandwerk bekannt.
Die sardinischen Gräber ergaben eine Masse von Juwelierarbeiten in Gold,
edlen Steinen (am häufigsten in grünem Jaspis oder Karneol), von deren
Nachahmungen aus Glasfluss oder Fayence und endlich von Bemstein-
gegenständen. Von den Goldarbeiten dürfte das meiste einheimisch sein ; ^)
die Formen, worunter Tempelchen,») und die Verzierungen (z. B. Löwen,
Greifen und Sphinxe auf Ringen) stinmien im allgemeinen mit den Arbeiten
des Ostens, mögen aber doch ein wenig lokales an sich haben. Mehrere
Gold- und Silberplättchen machen durch imitierte Hieroglyphen Anspruch
auf ägyptischen Ursprung, ^^j ^ug Bernstein wurden z. B. AflFenfiguren
geschnitzt, allerdings, wie es heisst, eine indische Art.^^) Dagegen wollen
die Siegel- oder Schmucksteine und ihre Imitationen ägyptisch sein ; ^^)
nicht bloss die Skarabäenform kommt oft vor, ägyptische Götter und
Hieroglyphen werden nachgebildet und da in Gades,^*) wie auf Sardinien
nichts häufiger als Amulette sind, so wird man nicht leugnen können, dass
neben dem offiziellen Glauben, der kaum Spuren hinterlassen hat, der
ägyptische Aberglaube herrschte. Die Hauptzahl wird in Naukratis und
Memphis hergestellt worden sein. In die eigentliche Kunstgeschichte
schlagen am meisten die Gold- und Silberschalen ein. Die ältere
asiatische Zierweise erkennen wir in dem Streifen von Stieren, der in eine
sicilische Goldschale eingepresst ist.^^) Dagegen gehört die getriebene
S. 67 ; Sarkophag in Palermo: Sbiipeb, kleine
Schriften S. 431 f., s. A. 7.
^) Pkbbot III F. 239 ff.; sehr alter Apollo-
tempel in Utica, mit Gedembalken: Plin.
16, 216.
«) AA. 1851 S. 78.
*) Aas Motye : AZ. 29, 21 m. Abb.
*) Crespi, catalogo T. £ 1. 2 = Pbrrot
F. 480—1.
») Abbkbn, Mittelitalien S. 271.
*) Corpus Inscr. Semit. I T. 41—57 in
Lichtdruck; Pebrot IV 52-4. 79. 253. 309
— 10. 455. 458—63; Pibtschmanh, Phönizier,
T. zu S. 180 u. a.; Gefässe auf Votivstelen
abgebildet: Perrot IV F. 167—8.
') Einer im Museum von Gadiz: B.
arch^ol. 1890, 431 ff. m. T.; andere im Mu-
seum zu Palermo aus Solos: B. d. comm.
di ant. e belle arti in Sic, Pal. 1864 p. 1
T. 1, 1-3.
'^j Aus Sardinien: Z. B. Crespi, catal.
Chessa T. A 18 ; Pbrrot III F. 578 ff.; Ohr-
ring als Auszeichnung: Paradoxa Yat. 61.
•) Diod. 20, 14, 3.
'®) Caba, descr. di due lamine, una d'
argento ed una d'oro con geroglifici; Libb-
LBiK a. 0., mit Tafel.
*>) La Mabmoba, vojage II p. 384 T. 30,
167 {Macacus Bhesu«),
'') Pbrrot III F. 177 ff. 464 ff.; über
die Gemmen von Tharros: Maitsbll, 6a. 1877,
74 ff. 1878, 35 ff. 50 ff.
'>) L. DB Laigub, Ra. 1892 II 291 ff.
>«) Abbkbn, Mittelitalien S. 269, 4.
Kap. YL Die sweiie orientalisierende Periode der Weltgesohiohte. (§ 829.) 563
Silberschale von Praeneste, welche einen phönikischen Namen eingraviert
hat, zu der ägyptisierenden Periode und ähnelt den kyprischen Schalen
(S. 503) ; nur beschränkt sich hier das asiatische Element auf die Qegner
und den Waffenträger des ägyptischen Königs. Der zahme Löwe scheint
eine Reminiscenz an die Chetaschlacht Ramses' ü.^) Die ähnlichen Funde
von Salemo und Praeneste versparen wir, da die Herkunft bestritten ist,
auf Italien. Silbergefasse wurden jedenfalls in Karthago vortrefflich ge-
fertigt;^) die reichen Leute legten daher auf schöne Terrakottavasen kein
Gewicht. Weder wurden griechische eingeführt, noch thaten die einheimi-
schen Töpfer mehr, als dass sie schwarz fimissten oder braune Ornamente
aufmalten.^) Die mehrfach erwähnten Randfiguren waren den Karthagern
bekannt.^) Von der Kunstweberei dagegen bekommen wir dadurch einen
hohen Begriff, dass Polemon über die Tapisserien in Karthago schrieb. *)
Die Wirkungen karthagischen Einflusses können wir bisher nur im
südlichen Spanien (Cierro de los Santos bei Murcia) und Portugal (Ci-
tania dl Briteiros) beobachten; es scheint sich dort eine eigene, übrigens
sehr primitive Kunst mit orientalischen Reminiscenzen ^) entwickelt zu
haben, ^) aber die Kunst durchdringt nicht das Handwerk.^) Unkorrekte
Schriftzüge lassen vermuten, dass auch die einheimischen Sardinier
punische Arbeiten imitierten.^) Ligurien möchte man ebenfalls hier ein-
beziehen, da schon frühzeitig die Karthager dort Söldner warben. >^) Doch
stehen die archäologischen Beweise noch aus.
Litteratur: Zaerat handelte über den Gegenstand F. Müvtsb, Religion der Kar-
thager, 2. Anfl. Kopenh. 1821; PjornoT Bd. III.; Graux, M^langes pnbl. par l'äcole des
hautes 4t ponr le X^me aon. de sa fond. 1878 p. 177 ff.; Lbmobmant, ßoUettini del 4. congr.
intemaz. degli orientalisti in Firenze IL; £. Pais, le Sardegna prima del dominio romano,
Accad. dei Lincei 1881, m. T. 5 — 17, deutscher Auszog v. Rickenbach, die Tnsel Sard. vor
der Herrschaft der Römer, Brflnn 1882.
329. Unteritalien bezeugt seine Schwäche mittelbar durch die zahl-
reichen griechischen Kolonien, welche die älteren Einwohner fast ganz
vom Meere absperrten. Demgemäss ist sehr weniges über Kunst zu be-
richten; Apulien fällt durch seine Bemsteinschnitzereien mit orientalischen
Motiven auf.^0 ^^^ Kampanien tritt ansehnlich hervor, was gewiss
damit zusammenhängt, dass in diese Zeit die Herrschaft der Etrusker fallt.
Indem wir die frühesten Gräber von Cumae mit der Nekropole von Capua,
Suessula und Pontecagnano (5 Miglien südlich von Salemo) zusammen-
») Mon. X 32; Pebbot III F. 36; Phot.; In-
schrift (mit Bihliographie) Corpos inscr. Semit.
I 164; Renan (Ga. 1887 S. 18) findet eine
panische Eigen tflmlichkeit darin.
«) Plin. 33, 141. 143; vgl. Diod. 32, 25.
— Kandelaberform (Pebbot III F. 82. 83)
wie auf Gypem (Cesnola T. 70, 3 ; Pebbot
III p. 836).
^) DsLATTBE, Reyne de Fart chr^tien
XXXII S. 148; SwANN, Archaeologia 40,
483 ff. (Malta) ; Cbespi, catalogo T. E (Sar-
dinien).
*) Pbbbot IV F. 828.
^) Athen. 12, 541a.
®j Z. B. Stier mit Menschenkopf: Ra.
111 2(}, 261; Idol aus P^mera bei Sibet (S.
144) T. 6 zu S. 33 u. Atlas T. 5, 1 (einst
durch Bemalnng verdentlicht); unförmliche
Terrakottafiguren: das. T. 17 zu S. 123.
') B. 1861, 177. 1862, 198 ff.; Taillebois,
B. mon. 1890, 53 ff.
^) Geometrischer Stil: Sibet a. 0. T. 17,
10; orientalische Cypraeamuschel: das., Atlas
T. 2.
") EuTiNO, punische Steine S. 30.
»») Herod. 7, 195.
'0 Schulz, B. 1842, 37 ff.; Abeken,
Mittelitalien S. 410; B. 1868, 220 f.; Pa-
NOFKA, cabinet Pourtal^s T. 20 (z. B. Stier
mit Menschenantlitz ; Wagenlenker mit hoher
spitzer Mütze).
36'
564
KlasBisohe SmiBtaroliäologie. II. GeBchiohte der alten SmiBt.
fassen, ergibt sich hier ein dankbarer Boden für die orientalische Eultnr.
Scarabäen, ein aus aufgereihten Sphinxen, Sperbern, Greifen und Horus-
kindem von Smalt oder Elfenbein bestehendes Halsband und ähnliche
Funde gleichen sardinischen Verhältnissen, i) Wie bei den Puniem, besteht
das ansehnlichste Werk in einem plattierten Silberbecher, welcher uns
wieder einen siegreichen Ägypterkönig zwischen Lotosblumen, dem Horus-
kind und unkorrekten Hieroglyphen vorführt.*) Dieselbe Gegend brachte
ein auf Rädern gehendes vogelförmiges Gefäss, dessen Prototyp wohl nur
zufällig im Orient noch nicht nachgewiesen ist.') Bronzegefösse sind hier
übe|*haupt sehr verbreitet, sie tragen häufig auf dem Deckel Figuren.
Buccherovasen endlich zeigen die Herrschaft fremder Mode an.^) Der
geometrische Stil erfährt eine — in der Vasenmalerei noch nachweis-
bare — Umbildung und Ergänzung durch orientalisch-ägyptische Pflanzen-
motive. ^) Ein pompejanischer Tempel dorischen Stils (S. 121), zu welchem
sehr eigentümliche Wasserspeier gehörten, vertritt die Baukunst dieser
Zeit einigermassen. Dekorativen Zweck hatten dem Anschein nach die
hinten platten Terrakottagruppen. ^) Capua weist die allgemein italischen
Akroterien von Thon auf.
Mit der vorübergehenden Blüte des kampanischen Reiches stehen die
Zustände im Volskerlande, in Latium und bei den Sabinem ungefähr auf
der gleichen Stufe, ^) nur dass die politischen Verhältnisse Roms in wich-
tigen Punkten der griechischen glichen; auf die Geschlechterherrschaft
folgte nämlich im 7. Jahrhundert die «Tyrannis'' der Tarquinierdynastie,
welche in kultureller Beziehung die erste Blütezeit Roms bedeutet. Die
Tarquinier markieren auch bereits öffentlich den geistigen Anschluss an
den Hellenismus, indem ihre Stammessage sie aus einer griechischen Fa-
milie ableitete. Wie Latium damals der hellenischen Kultur erschlossen
ward, setzen die Historiker genügend auseinander,^) wozu noch eine grie-
chische Vaseninschrift zu fügen ist.^) Aber die Archäologie findet auch
so manches orientalische, z. B. den doppelgesichtigen Janus (eine baby-
lonische Idee),^^) die Laren mit Bronzeeimern in der Hand wie gewisse
assyrische Gottheiten, i^) Vejovis mit Pfeil, die Anlage des alten Tempels
des Jupiter Latialis,^^) Armbänder als Zierde des Kriegers,' 3) den Lituus
(wie in Pteria), die Senatorenschuhe mit Halbmondende, ^^) und endlich.
') Vgl. V. DiTHK, Verh. d. Phil.- Vers, in
Trier S. 143; Halsband: M. dell* antachitlt
e belle arti, Nap. 1820 p. 25 T. 3.
«) AusSalemo: M. IXT. 44, 1; A. 1872,
231 ff.; Fböhkeb, coli. Tjazkiewicz T. 2; vgl.
B. 1872, 130 ff. 231 ff. 1874, 285. Der asiatische
Bogenschütze wird als Söldner zu betrachten
sein.
>) Mus^e de Ravestein I Nr. 732; Und-
SST, Zisch, f. Ethn. 22, 50.
*) Nola: B. 1, 15 A.; Herculanemn :
Karlsruhe Nr. 132.
') FuBTwlKGLBK, Beschreibung I S. 22 ff.
u. Nr. 276 ff.; Masnsb, Sammlung Nr. 38 ff.
*) Z. B. Löwen bändigende Göttin von
Capua: AZ. 1854, 183 f. T. 62, 1.
') Grosser Reichtum in Suessa zur Zeit
des Tarquinius Superbus: Dion. Hai. 4, 50, 5;
dives Tiulus: Hör. c. 4, 7, 15; vgl. Dion. Hai.
5, 1; Liv. 1, 31.
") S. auch G. A. Saalfeld, d. Hellenis-
mus in Latium, Wolfenbttttel 1883.
•) A. 1880 T. P 5.
^°) Sogar mit 4 Stirnen: Servius u. SchoL
Verg. A. 7, 608.
»0 B. mun. 1889 p. 72, 1.
") A. 1876, 317.
Plin. 33, 37 ; Sage von Tarpeja.
^^) FuBTWAXGLEB (Roschers Lexikon I
2400, 41 ff.) vergleicht damit die Stiefel des
Hermes im archaischen Stil.
Kap. YL Die iweite orientalisiere&de Periode der Weltgeschichte. (§ 829). 565
um Ägyptisches anzuführen, die Wachsmasken , welche die Römer freilich
dem Toten abnahmen und zu Hause aufbewahrten,^) und die Art des
Webens.') Die Sprache bezeugt ebenfalls phönikischen (tunicä) und mittel-
oder unmittelbaren ägyptischen Einfluss {ebur, sucinus).^) Sollte nicht
Sarrani, der altlateinische Name der Punier, genau das gleiche Wort sein,
das in den Eeilinschriften die Könige von Phönizien, Palästina und Syrien
bezeichnet?^) Ausserdem waren die Etrusker dank ihren sozialen Verhält-
nissen um so viel weiter vorgeschritten, dass sie ihren römischen Nach-
barn vieles lehren konnten. Dies trifft besonders auf Metall- und Thon-
arbeiten zu.*) Wieder ist es die Dynastie der Tarquinier, welche die
engsten Beziehungen zu Etrurien hat.
Der eigentlichen Plastik fehlte anfangs der Anstoss, welchen die
Religion anderswo gab; denn lange Zeit scheuten sich die Latiner, ihre
Götter gleich Menschen zu bilden, indem sie sich mit Symbolen begnügten.^)
Mehr als 170 Jahre nach Erbauung der Stadt, also unter den Tarquiniem
wurde das erste Götterbild zu Rom aufgestellt.^) Die Juno Sospita von
Lanuvium gehört in diese Zeit, weil sie Schnabelschuhe und einen hethi-
tischen Schild hatte. ^) Dem griechischen Geschmack nähert sich die Juno
Lucina, welche eine Blume trug ; ®) von der aventinischen Diana heisst es
überdies ausdrücklich, dass sie der Artemis von Massalia glich.^^') Da der
Marmor fehlte, so waren die nächstliegenden Materialien Holz und Thon.
Jenes bevorzugten die Landleute noch in späterer Zeit,'^) während die
Kunst grosser Thonfiguren die Römer von den Etruskem kennen lernen
konnten.") Die Götterbilder der Tarquinierzeit waren also von Thon und
jedenfalls grell bemalt, wie die öfters erwähnte Erneuerung des Mennigs
im Gesichte zeigt. ^') Ein weiblicher bemalter Kopf mit schiefen Augen und
lächelndem Mund ist von dieser Manier übrig geblieben, i^) Das einzige authen-
tische Beispiel einer Eönigsstatue dagegen, das Bild des Servius, war ein-
heimische Holzschnitzerei , jedoch vergoldet. ^^) In der Bronzeplastik
mussten die Latiner erst ihre Lehrjahre dm*chmachen ; die schlichten ancilia
der Salier verewigten den Namen Veturius Mamurius.*®) Zur Kunst da-
gegen gehören besten Falls die rohen Yotivfiguren, die auf dem Viminalis
^) Hauptsiellen Polyb. 6, 53, 4; Plin.
35, 6; vgl. Vergil. Aen. 7, 177 f. 187 ff.; Eioh-
stIdt, de imaginibos Bomanoram, 3 Progr.,
Jena 1805; A. Dbyoas, de jure imagmnm
apad Romanos, Halle 1882.
«) Festus p. 277, 8. 286, 33.
*) Wbibb, Rhein. Mos. 1883, 542 ff.; vgl.
Macrob. sat. 6, 4, 23.
*) Vgl. Ztsch. f. Assyriol. 3, 356.
^) Über Thonstatoen s. A. 12; die Wörter
tensa, baUeus nnd eaasia sollen etroskisch
sein.
*) Den Mars bezeichnete ein Speer (Varro
bei Clem. AI. p. 30 A Sylb.) ; abgerindeter
Pfahl: Panlns Festi p. 73 (delnbrom). Der
goldene Halbmond ans Velitrae (Fabbetti,
Corpus inscr. Ital. 2733) wird in dieselbe
Kategorie gehOren.
') Varro bei Angnst. civ. d. 4, 31 p.
186, 21.
") Roschers Lexikon II Sp. 605 ff.
') Münzen der Lucilla, Mammaea und
Salonina.
»°) Strab. 4, 1. 4.
*') Til
TibuU. 1, 1, 11. 10, 17 n. A.
*') Man berief Künstler ans Veji (Plin.
35, 157).
^') Verg. ed. 10, 26 (La Cbbda zu 6,
22); Jnven. 11, 116; Plin. 33, 36. 35, 45;
Plnt. qnaest. Rom. 98 p. 175. Später bei
den ßauem ; Voss zu Verg. Georg. II S. 514.
'*) Hblbio, Führer 1, 465 f.
») Dion. Hai. 4, 40, 7; Ovid. fast. 6,
569 ff. 625 ff.; Val. Max. 1, 8, 11.
'^) Demselben wurde eine Figur des
Vertnmnus auf dem Forum zugeschrieben
(Propert 4, 2, 61 ff.).
566
SlasBiache Kuiuitarohäologie. H. Gesvhiohte der alten Kunst.
in Fässern geborgen waren.*) An der berühmten kapitolinischen Wölfin *)
dürfen wir nicht stillschweigend vorübergehen. Als man noch das vor-
scipionische Rom wie einen zurückgebliebenen Bauemstaat betrachtete,
konnte man sie mit der 295 v. Chr. von den Ogulniern errichteten Statue
zusammenstellen. Ihrem orientalisierenden Stile nach wäre sie nur in
dieser Periode unterzubringen, allein sowohl Formen als die Geschichte
des Denkmals machen es wahrscheinlich, dass sie im frühen Mittelalter
entstand, um ein Wahrzeichen der Stadt zu sein.^) Über die alten Ge-
mälde von Ardea und Lanuvium lässt sich Plinius nicht näher aus.^)
In Rom beginnt die eigentliche Architektur mit der Regierung des
älteren Tarquinius, welcher die Stadtmauer, den gewaltigen Tempel auf
dem Kapitel, die Gloaca maxima, deren Wölbung wenigstens mittelbar ein
Produkt der babylonischen Kultur ist, begann und sich persönlich einen
Palast gewiss nicht versagte.^) Auch für grosse Festspiele wurde unter
den Tarquiniern die erste Anlage gemacht. Allein der Steinbau ist ,so-
wenig altnational als die Steinplastik, sondern wiederum treten uns Holz
und Thon entgegen. In Bezug auf jenes gibt das Zwölftafelgesetz, welches
überhaupt mit den Resten des Luxus der Königszeit aufräumt, die bezeich*
nende Verordnung, dass man den Scheiterhaufen nicht mit bemaltem und
geschnitztem Holze bauen dürfe ; wenn dies ehemals den Toten Recht war,
dann war es um so mehr den Lebenden billig. Aus dem Lehmbau ergab
sich eine Dekorationsart, deren erste Heimat wieder Babylon ist. Die
Bauenden brachten nämlich zur Zierde sowohl aussen thöneme Akroterien^)
als im Innern gebrannte Tafeln mit Relieffiguren an. Die Anhänger der
guten alten Zeit sahen in diesem Tempelschmuck ein erwünschtes Zeugnis
der alten Einfachheit. ^) Eine Reihe solcher Platten, welche Darstellungen
aus dem Adelsleben und dem griechischen Mythus enthielten, wurde zu
Yelitrae gefunden; ihrem Stile nach dürften sie nahe an die Grenze des
folgenden Zeitalters zu setzen sein.^) Der Grund ist hellblau wie bei den
emaillierten Ziegeln Babylons. In den Fabrikbetrieb herabgezogen, wird
das Terrakottarelief zur mechanisch gestempelten Thonplatte.^) Den orien-
talischen Einfluss bestätigt die eingeschnürte Form des Altars vom Palatin.^^)
Gestempelte Bleche, ebenfalls im Orient gewöhnlich, kommen wahrschein-
») B. 1878, 11 ff. 1879, 76 f.; besser z.B.
die Spiegelfigur aus Anzi in Leiden : Janssen
V 368.
*) Lichtdruck Ratet I 27 ; Baumeisters
Denkm. 1, 510 ; ygL Helbig, Führer I Nr. 612.
^) Helhig und andere setzten früher die
Figur in das 9. Jahrhundert; das Wolfshild
an dem Elfenheindipt^chon von Ramhona
(BuoNABOTTi, osservazioni, T. zu 8. 257 ff.)
kann jedenfalls nicht dagegen angeführt
werden, da der £lfenheinstil für sich zu be-
urteilen ist.
*) Plin. 35, 17.
^) Frohnarbeiten unter Tarquinius Su-
perbus: Dion. Halic. 4. 44, 2.
«) Polychromes Beispiel ß. 1866,26;
mehrere aus Iianuvium (S. 123; Jhst. 13,
315 ff.), z. B. Maske der dortigen Juno : Mab-
THA, Tart. 6tr. P. 141.
') VgL Liv. 34, 4, 4; Plin. 35, 158.
^) Jetzt im Musöe Napoleon IIL, einiges
im Casino di Pirro Ligorio des Vatikan:
Cabloni, bassirilievi Volsci in terracotta di-
pinti a van colori trovati neUa citta di
Velletri. Roma 1785; Museo Borb. X T. 9—
12; Inghibaxi, mon. etr. 6, 10; Mioau, mon.
ined. T. 61 ; Bouchabd, choix des mon. ant
II T. 79—81; ygl. Stephani, d. ausruhende
Herakles S. 280; Ath. Mitt.2,466; A. 1865
S. 263.
°) Auf dem Esquilin und in Alba Longa
(6. 1875, 232), ebenso in Athen (B. 1875,
137), Tarquinii und Caere.
^^) Guhl-Enqblmann S. 803. Vgl. Re-
nan, mission p. 229; Perbot III F. 191.
Kap. TL Die Bweite orientalijuerende Perlode der Weltgesohiohte. (§ 329.) 567
lieh in Glossen des Y errius Flaccus vor. ^) Janus hat einen ganz ehernen Schrein.
Auf den Grabhügeln scheinen Toffstelen ohne Verzierung gestanden zu haben. ^)
Wie die Kunst im Handwerk sich verhielt, ist philologisch und
archäologisch unklar. Nach der einen Überlieferung organisierte bereits
Numa die Zünfte, darunter auch eine Zunft der Goldarbeiter, ^) wogegen
nach der anderen das Handwerk lange Zeit Fremden und Sklaven über-
lassen blieb.'*) Die Fundthatsachen liegen aber bisher nur einseitig vor.
Wiewohl die ältesten Gräber auf dem Esquilin*^} und die jüngeren von
Alba Longa ^) aufgedeckt sind, veranschaulichen sie uns bloss die beschei-
denen Lebensverhältnisse der Plebejer und Sklaven; die Grabhügel von
CoUatia (Lunghezza) und Lanuvium (Pratina) ^) sind noch nicht mit Erfolg
untersucht, so dass vorläufig nur die Gräber der Geschlechter von Prae-
neste^) zeigen, welche Prachtliebe zur Königszeit geherrscht habe. Auf
eine Bezugsquelle weisen uns die phönikischen Inschriften, die auf einer
Schale von Praeneste und einem Bronzebeile stehen.^) Die Lehnwörter
tunica und mappa zeigen ausserdem die Wertschätzung der punischen Ge-
webe.^®) Die Wörter für Elfenbein und Bernstein sind merkwürdigerweise
ägyptisch. Auf der anderen Seite steht es wenigstens für die Tarquinier-
zeit fest, dass die Römer mit den Griechen den engsten Verkehr hatten;
speziell führen das Alphabet und die sibyllinischen Bücher auf das benach-
barte Kampanien. Diese Hauptgesichtspunkte sind für die folgenden Einzel-
heiten festzuhalten. Für Juwelierarbeiten zeigten die Latiner und ihre
Nachbarn grosse Empfänglichkeit. Die Männer nahmen, wie die Romulus-
sage zeigt, die orientalische Sitte des Schmucktragens an.^^) Welcher Art
der damalige Schmuck war, erhellt aus den erwähnten Funden von Prae-
neste,^*) welche eine überraschende Fülle von Kostbarkeiten enthalten,
aber alle in dem ägyptisch sein sollenden Stil, der uns schon so oft be-
gegnet ist.*^) Diesen Eindruck machen vor allen die figurierten Silber-
schalen, von denen wir eine wegen ihrer punischen Inschrift bereits erwähnt
haben (S. 563).^^) Andere Juwelierarbeiten haben aufgestempelte oder granu-
lierte Verzierungen des gleichen Geschmackes; wir bemerken dabei das
orientalische Weissgold. ^^) Siegelsteine scheinen wenig verbreitet, ^^) da-
^) y. Ip8ille8\md subsiües; der gehörnte
Kopf an dem Erzthor Baudusci/Uana in Rom
dürfte hieher gehören. Siehe S. 568, 5.
«) A. 1855, 74.
») Flut. Num. 17.
*) Dion. Halic. 2, 28, 1.
^) St. de R0881 u. L. Nabdohi, II Buo-
narotti ser. II vol. 9, Marzo 1874; Labcl/lni,
B. com. III 46 ff. VI T. 6—9; Bbizio, pit-
scheinlich von Livios 1, 31 erwfthni
') NiBBY, oontomi di Roma 2, 240.
«) S. S. 123; Hblbio, A. 1876, 197 ff.;
hesonders reiche Fände ergaben die Aus-
grabnngen, deren Ergebnisse sich im Museo
preistorico von Rom (Helbio, Führer 2, 397 ff.)
nnd in der barberinischen Bibliothek befinden.
») S. 563.; M. VIII 37, 65. vgl. B. 1867, 67.
»«) S. 565, 8.
ture e sepolcri deil* Esquilino nell' a. 1875, j '^) S. auch Floms 1, 5; Juven. 5, 164.
Rom 1876 f.; Dressel, A. 1879, 253 ff. 1880, . Die hullae soll Tarqninius Priscus eingeführt
265 ff. 1882, 5 ff.
«) S. 122; dazu B. 1869, 60 ff. 1878, 7 ff.;
Civiltä cattolica s. IX v. V 582 ff. 705 ff.;
Ra. n. s. 31, 331 ff.; Archaeologia XLII (1869)
I. 99 ff. II (1870); Gesellt, scoperte preisto-
riche ed una necropoli laziale al prato del
Fico, Rom 1877. Der Vulkanausbruch, wel-
cher diese Stätten verschüttete, wird wahr-
haben (Plin. 33, 10).
") M. X T. 31-33, vgl. Hblbig, A.
1876, 197 ff.; Archaeol. 41, 1 T. 7. 10. 12. Cler-
xokt-Ganheau, J. asiatique 1878, 247 ff.
»8) Zur Kritik Fabiani, A. 48, 257 ff.
") Pebbot III F. 543 (ganz assyrisch).
") A. 1876, 248; M. X T. 31, 2. 31 a 4.
»•; Z. B. B. 1870, 68.
568
Klassisohe Ennatarchttologie. IL GMohiohte der alten EuiBi.
gegen waren Elfenbeinschnitzereien sehr beliebt, sei es dass sie den Belag
oder den Oriff eines Gerätes abgaben.^) Während in diesen kostbaren
Arbeiten das Fremde vorwiegt, gelangen wir bei den Bronzearbeiten
wenigstens zu minder fremdartigen, trivialeren Typen. Rom und Alba
veranschaulichen den niederen Grad,^) Präneste dagegen die phantastische
Dekorationsweise des Orients; die ältesten Exemplare der dort so zahl-
reichen eisten und Spiegel^) liefern dafür Beispiele. Den geometrischen
Stil dagegen vertreten getriebene Bronzeschilde aus Alba Fucense,^) an
welche noch ein paar Pferdegebisse anzureihen sind.^) Weil die ehernen
Fibeln zu den Eigentümlichkeiten der Eönigszeit gehören, mussten sie die
Flamines stets beim Opfer tragen.^) Etwas umfänglicher sind die kera-
mischen Denkmäler, ohne jedoch mehr als Anneleuteware zu sein. Das
einfache Geschirr der alten Zeit samt der charakteristischen Hüttenform
(S. 487) wird weiter gefertigt, dazu konmien nun schwärzliche Thon-
gefässe.^) Ein bei Tivoli gefundenes Gefäss hat plumpe Figürchen zu
Stützen. Aus griechischen Gegenden werden nur die einfachsten bemalten
Vasen mit Linien- und Blattomamenten, sehr selten aber mit primitiven
Tieren und Menschen, eingeführt.^) Ethnographisch verdienen die thöner-
nen Gylinder^) Beachtung, die.freiÜch in der Form von den babylonischen
abweichen. Man sieht aus allem, dass in Mittelitalien Reichtum damals
selten war und die Kunst sich ziemUch kümmerlich durchschlug.
Litteratur: W. Abekbh, Mittelitalien vor den Zeiten römischer Herrschaft, Stutt-
gart 1843, 11 T.; Dbtlbfsek, de arte Romanomm antiqnissima, Pr. v. Glflckstadt 1866—81.
330, Gegenüber diesen Bauemstaaten nimmt sich das alte Etrurien
glänzend aus. Wir wollen uns weder bei der Herkunft noch bei der
Sprache der Etrusker aufhalten; denn für die Kunstgeschichte dieser Zeit
haben jene Fragen keinen Belang. Nur dies sei erwähnt, dass alle Schrift-
steller des fünften Jahrhunderts mit Ausnahme Herodots darin überein-
stimmen, die Etrusker seien eingewanderte Pelasger; nach Hellanikos
kamen sie von der Mündung des Po und gründeten zuerst Cortona. Es
ist auch recht wohl möglich, dass bei der grossen Völkerbewegung wie
die Dörfer in Hellas, so die Etrusker in die umbrischen Gebiete ein-
brachen, i^) Wie in Ägypten, Südarabien und Babylonien, beruhte der
grosse, geradezu sprichwörtliche Wohlstand des Landes auf einer umfassen-
den gemeinnützigen Eanalisierung, die es ermöglichte, dass in Gegenden,
>) M.X81,3=PkbbotIIIF.623; Archaeol.
41, 1 T. 5. 8, 1-8. Zu dem Prftnestiner Schatze
B. Castellani p. 10 Nr. 15 (Spiegel). 12 Nr.
55; Täf eichen: Fbbniqub, öt. a. Pröneste T. 8.
4 u. Ga. VII T. 5. 6 8. 22 flf.
') PiooBim, la paleoetnologia in Roma
p. 19 n. B. 1866, 97 f.
*) eiste im Musäe Napoleon III., mit
vierflügeligen Harpyien an den Ecken (Vogel-
leib eirund wie in den gleichzeitigen ägyp-
tischen Denkmälern): Bbunn, A. 84, 16, mit
M. VI; VII T. 64, 3; Mem. II T. 14, 1; vgl.
Wieseler, Nnove memorie 2, 421 ff.; Spiegel
in Berlin (vierflQgelige Figur): Gebhabd IV
328, 2. Gef&sse: Archaeol. 41, 1 T. 6. 11.
S. 200 (Pantherkopf).
*) Jetzt in Perugia: Combstabilb, sovra
due dischi antico-italici del museo di P.,
Akad. y. Turin 1874, m. T.; aus Praeneste:
Archaeol. 41, 1 T. 9.
6) GozzADiNi, de quelques mors T. 1,
3, 7. 4, 9.
«) Paulus Festi p. 113.
^) Juven. 6, 342; z. B. in Alba und unter
der Serviusmauer. FelicoUiM bezeichnet wohl
das alte Zweigomament.
^J Unter der servianischen Stadtmauer
(B. com. VI T. 6-8 u. 9, chalkidisches S. 67;
vgl. auch III T. 6 -8, 8) und in den jüngeren
Gräbern von Alba (de Robsi, sec. rapporto
p. 27 ff.; A. 1871, 245. 249 T. ü 7).
•) A. 48 T. Q 3; de Bossi, di alc. oggetti
T 1 8
'lo) Hblbig, Italiker S. 100 A. 1.
Kap. VI. Die zweite orientalisierende Periode der Weltgeschichte. (§ 330.) 569
welche jetzt die Malaria verödet, ansehnliche Städte gediehen. Ganz wie
im Osten finden wir einen Städtebund, die Herrschaft der Geschlechter,
und ein lebendiges Interesse für Handel und Industrie, was nicht aus-
schloss, im Gegenteil wohl veranlasste, dass von Zeit zu Zeit der Bund
sich zu einem offensiven Kriege einigte. Man musste zu den zwei grossen
Produktionsmächten der Punier und der Griechen Stellung nehmen; unter
dem Eindrucke des unaufhaltsamen Yorschreitens der letzteren konnte die
Wahl nicht zweifelhaft sein. Gleichzeitig mit dem Aufblühen der kartha-
gischen Macht wählen die Etrusker diese zur Bundesgenossin und kämpfen
leidenschaftlich gegen die Griechen ünteritaliens und Siciliens. Nur Caere
macht darin mit der Zeit eine Ausnahme. Jedenfalls ist ein friedlicher
Einfluss der Westgriechen von etwa 600 an ausgeschlossen,^) während die
Karthager die Wohlthat eines Handelsvertrages gemessen und vielleicht
Niederlassungen an der Küste (Punicum und Agylla) besitzen. Dass sie
sehr viel Räucherwerk aus Arabien einführten, scheinen die zahlreichen
Thymiaterien sicher zu stellen. Über die Beziehungen zum eigentlichen
Griechenland schweigt die Überlieferung fast ganz. Während die Dionysos*
legende es für möglich hält, dass tyrrhenische Seeräuber im ägäischen Meere
erscheinen, finden wir eine Menge unzweifelhaft attischer Arbeiten in Etrurien ;
auch begannen wohl in derselben Periode griechische Kulte, wie der Apollos,
eingeführt zu werden. Ohne Zweifel kamen schon durch jene Kriege und See-
räubereien genug Beutestücke und gefangene Arbeiter in das Land; aber die
bekannte Bronzefigur des Apollo von Piombino reicht nicht so hoch herauf.
Da wir nicht wissen, wie viel von den später durch schriftliche und
bildliche Quellen bekannten Bräuchen dem alten Etrurien zuzuschreiben
ist, wollen wir nur erwähnen, dass das religiöse Gefühl der Etrusker
sehr stark war >) und wenigstens in der Richtung auf Erkenntnis der Zu-
kunft eine Theologie schuf; dies musste der religiösen Kunst und noch
mehr den Grabanlagen zu gute kommen. Über die Aufgaben der alten
statuarischen Kunst ist hier das gleiche, wie bisher überall zu sagen.
Sie schafft Tempel-, Votiv- und Grabbilder.') Bezüglich der Materialien
möchte man von vornherein eine Übereinstimmung mit Rom annehmen.
Von hölzernen Statuen wissen wir freilich nichts, da schriftliche Quellen
fehlen; dagegen ist die Thonplastik wenigstens für die spätere Zeit aus-
reichend bezeugt;*) hier treten jedoch die Denkmäler ergänzend ein. In
der Nekropole von Caere sassen einst auf den Felsstühlen höchst unvoll-
kommene Frauenbilder; ^) der Meister des berühmten Thonsarkophages
dagegen hat die Gebundenheit schon zum guten Teil abgestreift. Die
kleinen Thonfiguren bekunden geringe Selbständigkeit; während die be-
malten nicht häufig sind,^) entsprach die asiatische Kunst, den Thon zu
^) Tn Volterra finden sich sehr alte pho-
käische Münzen (Period. di numism. 4, 208.
6, 55 ff.). Fabel vom Volke der TagxvyaTot
Steph. B. TaQxvyia; auch das hesiodische
Epos weiss von den Tyrsenem (Theog. 1018).
Pnönikische Inschrift bei Arezzo: B. 1869,
72; etmskische Münze auf Malta: Müller,
Etrusker I > 390.
*) liv. 5, 1, 6; Amob. 7, 26.
') Altertümliche Götterbilder in Falerii u.
Fescennium: Dionys. Halic. 1,21, 1 ; Serv. V. A.
7, 607. Auf alte Statuen mit langem Haar nimmt
Vergil Aen. 10, 832 (s. dazu Servius) Bezug.
*) Vitr. 3, 2, 5; Plin. 35, 157. Vgl. Mi-
LAHi, i frontoni di Luni p. 5.
^) B. 1866 p. 177 ff. (Gewand faltenlos).
*) Nachahmung der ägyptischen knieen
den Figuren im Museo Grregoriano.
570
ElamiBohe EanBtarph&ologie. n. Geflohiohte der alten Konat.
schwärzen, dem nationalen Geschmack. Kleine schwarze Figuren kommen
zahlreich vor, namentlich einfach oder doppelt geflügelte Figuren. Ein
Teil derselben gehörte jedoch zu ebensolchen Gefassen als Träger. Die
Figurenbildnerei hat überhaupt mit der Gefassformerei engen Zusammen-
hang; erfahren doch die Canopen Ägyptens in Glusium und anderen Orten
Nachahmung, wobei die Büsten auf dem Deckel manchmal sogar Schmuck
erhalten.^) Kleine Salbfläschchen stellen häufig sitzende oder stehende
Frauen dar, doch ersetzt hier der Thon sekundär den Alabaster.^) Da
Etrurien Kupferbergwerke bei Volaterrae und auf Elba besitzt und der
Zinnstrasse nahe liegt, gehört auch die Bronzeplastik zu den nationalen
Künsten. Über grosse Statuen ist freilich nichts bekannt; was ihnen am
nächsten kommt, das ist Grabspende. Im Isisgrabe ist nämlich der Ge-
danke des Kanopus zu einer vollständigen weiblichen Büste aus Blech er-
weitert, wobei deren Sockel vier Omamentstreifen umziehen.*) An die
früher besprochene ägyptische Sitte knüpft eine rohe Maske an.^) Votiv-
figuren wurden sehr oft aus Bronze angefertigt; die vorhandenen Exem-
plare«) bedürfen noch der Sichtung und Ordnung. Wir halten es nicht
für förderlich, einzelne derselben, welche griechischen Arbeiten gleichen,
herauszugreifen und für hellenische Werke zu erklären ^) und beschränken
uns darauf, die Verhältnisse nur ungefähr zu skizzieren. In Etrurien und
seinen östlichen Nachbarländern findet man häufig rohe Bronzen, welche
Schmiede gegossen haben ;^) mit diesen zeitlosen Produkten hat sich die
Kunstgeschichte nicht zu beschäftigen. Sie gehen zunächst die Figuren
orientalischen Geschmackes an, welche offenbar alle zur Zierde von Ge-
räten gedient haben, wie die entsprechenden Zeichnungen und Reliefs.
Wir meinen die kleinen Löwen, Sphinxe und Greifen,^) dann Kentauren
mit ganzem Menschenleib, ^0) vierflügelige Wesen, ^i) solche mit Flügeln an
der Brust ^^) und löwenbändigende Heroen. ^^) Die selbständigen Figuren
alter Technik illustrieren die gleichen Typen, welche wir im Osten ge-
funden haben, z. B. die alte Stellung mit parallelen Füssen und Vorder-
armen,^^) den Apollotypus, ^^) den Typus der Akropolisfrauen und dessen
Vorstufe, bei der die Arme steif herabhängen,*«) den Tierträger und den
0 Z. B. Museo Chius. T. 49. 67 ; Mus.
Etr. VI T. G 5; Micali, mon. T. U. 15.
33; Dbhwis II» 308. 313. 386 m. Abb.; v.
DuHK, Bonner Studien S. 34.
*) Z. B. Dbnfis I* 458.
') HöchBtena Kopf in Berlin: Fbiede-
BicBs, kleinere Kunst 2154.
*) S. 571, 6.
^) Aus einem ziro-Grabe von Chiusi.
^) Z. B. eine erhebliche Zahl im Museum
Kircherianum ; Gobi, mus. Etr. Bd. I.
^) Nach FubtwInglbb's Vorgang Eöbtb,
Archäol. Studien f. Brunn S. 1 ff. T. 1 (das
Astarteidol aus Inselmarmor schliesst sich
an die vorige Periode an); Petbbssn, Archftol.
Inst. 22. Dez. 1893.
^) Z. B. aus Chiusi in der Sammlung
Gasuccini; aus Grosseto in der Sammlung
Ravestein; aus Picenum: Caylüs, recueil V
T. 35, 1. 2; etwa 180 aus Arezzo u. s. w.
•) Visconti, sep. di Gere T. 9 A; meh-
rere LOwchen in Si Marinella und der
Zambra gefunden.
»0) B. 1871, 68.
>^) Z. B. Dbhitis II* 427; Pakofka, cab.
Pourtalös T. 40.
»') Aus Perugia, vgl. Dobow, notizie int.
alc. vasi etr. T. 9, 1 ; Vebxiolioli, saggio di
bronzi etr. T. 1, 4.
^") Aus Ghiusi in Berlin (Fbibdbbichs
2162).
1«) In Florenz: Mabtha Fig. 217.
^^) Fbiedbbichs Nr. 2156—8; Mioali,
mon, T. 34, 6.
") FBiBDBBiCHsNr. 2160— 61;derAkro-
polistypus z. B. in Perugia: Gonestabils T.
99, 1 (mit etruskischer Inschrift); Fbisdb-
BiCHS 2155; Dbnnis II S. 233 abgeb. (aus
Rusellae); mit parallelen Füssen: Mioali,
mon. T. 33, 1. 2.
Kap. VI. Die iweite orientalisierende Periode der Weltgesohiohte. (§ 330.) 57 X
Krieger in Angriffsstellung. ^) Unter diesen Bronzen sondert sich eine
Gruppe durch ihre auffallend gestreckten und mageren Körperformen ab,
die ihnen eine gewisse Ähnlichkeit mit sardinischen Werken verleiht.^)
Neue Unterabteilungen ergibt z. B. die Behandlang des Gewandes, dessen
Falten oft noch ganz übergangen, ausnahmsweise durch Punktreihen an-
gedeutet werden.') Gesichtsmasken wurden anfangs durch Stempel her-
gestellt, um an den Hals von Grabgefässen angeheftet zu werden.^) Von
allen getriebenen macht den meisten Eindruck die Büste der Astarte aus
der Grotta dell' Iside, oder vielleicht genauer gesagt, die unter dem Bauche
abgeschnittene, auf einer Basis ruhende Figur einer Göttin in „mykeni-
scher" Tracht.^) Doch nun zur Steinplastik! Etrurien besass eine grosse
Auswahl an gewöhnlichen Steinen, welche sich allerdings zu Bauten
besser eigneten ; da nun der Marmor von Carrara noch nicht entdeckt war
und der Alabaster von Yolaterrae ziemlich lokal blieb, fehlte der rechte
Antrieb zu einer selbständigen Plastik. Der Steinmetz lieferte am häufig-
sten Portalöguren an den Eingang von Bauten, z. B. bewachten zweimal
zwei Löwen die Grotta Campana. ^) In die Gräber selbst scheinen die An-
gehörigen Porträtstatuen der Verstorbenen gestellt zu haben; aus ordi-
närem Stein gefertigt, erhielten sie natürlich vollständige Bemalung. ^) Die
Motive sind einfach und trivial (z. B. hält eine Frau eine Frucht), die
Ausführung ganz laienhaft und nur oberflächlich an fremde Muster sich
anlehnend. Die reichen Herren sahen lieber auf Kostbarkeit der Figuren
und begünstigten die Luxusplastik in Elfenbein, Gold und Bernstein; man
begreift, dass viel mehr Elfenbein-, Bein-^) und Bemsteinschnitzereien ')
als goldene Figuren übrig geblieben sind. Schon die Bilder des indischen
Affen Macacus Rhesus zeigen den fremden Ursprung mindestens eines
Teiles dieser Arbeiten deutlich an. Desgleichen stanmien die ägyptisieren-
den Fayencefiguren, deren kostbarste Stücke Goldfassung hatten, aus
Ägypten; eine trägt eine Königsinschrift der Psammetichidendynastie.^^)
Als eigentliche Gemälde könnte man die gleich zu besprechenden Thon-
platten von Caere betrachten ; jedenfalls blühte damals die Malerei gerade
in dieser Stadt. ^1)
^) Widderträger: s. Fbibdebiohs, Apollo
mit dem Lamm, Berlin 1861 ; Krieger: Mabtha
F. 336; Friedebichb 2164; sehr viele solcher
Figuren impnbliziert.
'} Z. B. jene Fignr von Pemgia (A. 16);
6. 1869, 187 ff.; ganz ungeheuerliche im
Museum Eircherianum.
») Caylus, recueil I T. 28, 1.
*) MiLAHi, Museo ital. 1, 293 ff. T. 8—10.
^) Mioali, mon. ined. T. 6, 2; Dennis P
502; Martha F. 335 u. ö.; Tracht S. 477.
Das Kleid ist mit Figurenstreifen geschm&ckt.
^) Sphinxe, Löwen und Greife in der
Cucumella von Vulci, vgl. Canina, Etr.
maritt. 11 T. 110; NofiL des Vebgbbs T. 19;
geflügelte Sphinx in Civitavecchia.
') Aus der Qrotta dell' Iside: Micali,
mon. ined. T. 6, 1 (stehend, Füsse neben
einander); in Chiusi, von asa fetida: das.
T. 26, 2 (sitzend); in Cittä di Pieve: Dennis
IP 375 f. ; 6 Köpfe in Civitavecchia : Dennis
I« 299.
») Affe aus Caere B. 1874, 87 f.; Sphinx
aus Cortona; Löwe aus Chiusi: B. 1848, 42;
mehrere Löwenköpfchen : B. 1874, 207 ; Figur
mit ägyptischer Tracht im Museo Grego-
riano.
») B. 1876 p. 97; Giom. d. scavi p. 157
Nr. 55; Abbkbn, Mittelitalien S. 409 f.; Affen-
figuren: B. 1874, 87 ff. 1875,49; A. 1875,
224 T. J 1.
'^) Im Grabe Regulini-Galassi (Dennis
P 267) und der Grotta dell' Iside; zu Canino
(K. O. Müller, kleine Schriften 2, 434);
Gometo, in einer tomba a pozzo: B. 1882,
214 ; Goldfassung : in Vulci, Micali mon. T.
46, 1-3, vgl. 9; Inschrift: A. 1876, 242,
") Plin. 35, 17.
572
KlasBisohe Enxuitarohftologie. H. Gesohiohte der alten EmiBt.
Von den Bauwerken des alten Etruriens kennen wir bisher nur
Gräber (S. 355), welche sich in Hügelgräber mit steinernem unterbau ^)
und in Grabkammern sonderten. Bei ersteren verhielt es sich mit dem
Schmucke nicht wohl anders als in Lydien; auf der Höhe stand eben ein
einfacher Pfeiler, höchstens flankierten drohende Steinbilder den Zugang.
Fürsten erhielten als Vorrecht kompliziertere Hügelanlagen, wie die Cucu-
mella in Vulci*) und das von Plinius (36, 91) beschriebene »Porsennagrab*
in Clusium. Die Grabkammem dagegen werden den wirklichen Wohn-
räumen geglichen haben; sie sollten ja auch behagliche Wohnungen des
Toten sein. Woher der etruskische Geschmack seine Richtung empfing,
zeigen ausser den Hügelgräbern auch die unvollkommenen Steingewölbe ')
und Bögen an; ebenso gehen die beliebtesten Dekorationsarten mittelbar
auf Babylon zurück. Es begegnet uns wieder der Wandbelag mit getrie-
benem oder gestempeltem Bronzeblech.*) Die Wandmalerei ging auch hier
von der Nachahmung der Gobelins aus. In der Grotta Gampana zu Veji *)
sind allerlei Figuren, unter denen wilde Tiere und Mischwesen hervor-
stechen, mit Formen und Farben, wie sie sonst nur in Geweben und
Stickereien existieren, von Zimmermalem an die Wand gekleckst. Der selben
Mode gehören mehrere Gräber von Vetulonia an.«) Ganz wie die grie-
chische Vasenmalerei, entwickelt sich dieser Stil weiter, indem unter jene
Wesen Darstellungen von Genrebildern (Krieg und Nachtleben) sich mischen.
Diesen Standpunkt veranschaulicht das kürzlich aufgefundene Grab von
Cometo.') Zur gleichen Zeit machten die Etrusker von der Terrakotta-
verkleidung ausgiebigen Gebrauch. Sie brachten nicht bloss an der Aussen-
seite Antefixe und Stimziegel mit Belief köpfen von Ungeheuern oder rein
menschlichen Wesen, um welche sich Löwenköpfe oder Lotosblüten grup-
pieren, an,*) sie verwendeten auch im Inneren Reliefplatten friesartig.*)
Auch hier kommen die mittelst Stempel verzierten Thonplatten vor;
sodann beginnen jetzt bereits die flachen Terrakottamasken, die an
den Wänden zum Schmuck aufgehängt sind.^^) Jene Art auf die einfache
Wandmalerei anzuwenden, lag in Caere nahe, wo die Grabkammem durch
starke Regengüsse leicht unter Wasser gesetzt werden. Dort begannen
die Maler sehr bescheiden, indem sie zuerst wie versuchsweise eine Sphinx
auf eine Thonplatte malten. ^^) Gegen das Ende der Epoche entstehen
wirkliche Figurenbilder auf Thon in den Grundfarben Schwarz, Rot und
0 S. 348; z. B. in Tarquinii: Dsmas P
388; M. I T. 41, 13b.
*) Canika, Etr. maritt. 11 T. 107.
^) Z. B. Grab Regulini-Galassi bei Caere
(Abeksn T. 4), Grabhügel bei Alsiom; Grotta
Gampana in Veji (Canina, Etr. mar. 1 T.
35, 2).
*) Zu Chiusi: B. 1874, 205 ff. (mit ein-
gestempelten Lotosblumen); Fonterotella:
das.; Bomarzo: Dennis I' 171; Schilde siehe
S. 576.
») Canina, Fant, citt^ di Veji, Rom 1847
T. 28—31; Etruria maritt. I T. 34- -38; Mi-
oali, mon. ined. T. 58; vgl. DBNin8H31ff.
m. Abb.; Mabtha F. 282—4.
•) B. 1840, 147. 1841, 22; Daiwis II
^267; Caere: B. 1834, 97 ff.; A. 1835, 183.
') Not. d. scavi 1892, 261 ff.
«) Abeken, Mittelitalien S. 368 f.; Pa-
NOFKA, Terrakotten T. 10. 47; A. 1881, 54;
über die zahlreichen Akroterien von Caere:
FuBTWANOLEB; Meisterwerke S. 252, 5; Gor-
goneion aus Orvieto: Not. d. sc. 1885 T. 4, 1.
^) Fragmente aus Veji: Abekbk S. 367;
Platte im kapitolinischen Museum ; aus Tos-
canella in Mfinchen.
>°) Bärtige Profilmaske im Museum
Kircherianum.
11) Bbizio, B. 1874, 128 ff.
Kap. VL Die sweite orienUlisierende Periode der Weltgeaohiohte. (§ 380.) 573
Braun, die zu dem Material trefflich stimmen, i) Der Oesichtstjrpus und
die breiten Körperformen zeigen asiatischen Einfluss ohne eine Spur von
etwas ägjrptischem. Die eigentliche Wandmalerei machte den gleichen
Fortschritt zu Figurenbildem ; Tarquinii und Glusium haben solche Wand-
gemälde jenen Caeretaner Tafeln gegenüberzustellen und zwar an ersterem
Orte die Grotta del morto, Gr. del barone und 6r. delle iscrizioni.^) Die
Publikationen dieser Bilder sind ungenügend und die Originale jetzt viel-
fach beschädigt; aber soviel erscheint deutlich, dass die Etrusker hier
keiner fremden Hilfe sich bedienten, sondern selbst die erlernten Elemente
der Wandmalerei fortbildeten. Dadurch ergibt sich eine nationale selbst-
ständige Richtung und insofern verdienen die Etrusker dieser Zeit einen
Platz zunächst den Griechen. Im Stein nahmen sie ebenfalls den Anlauf
zur Selbständigkeit. An Bauten scheinen Steinreliefs, wenn wir von den
Steinthüren mancher Gräber absehen,^) allerdings selten gewesen zu sein;
dafür skulpiert man Grab- und Denksteine. Die Grenzen zwischen dieser
Periode und der folgenden lassen sich schwer ziehen, weil die Selbständig-
keit die traditionelle Straffheit und Gleichmässigkeit etwas lockert. Manche
Steinmetzen hauen breite gedrungene Figuren ein;^) andere scheinen den
fremden Stil nachzuahmen ; ^) die rein dekorativen Platten haben Sphinxe,
Greifen, wilde Tiere, Rosetten und andere Ornamente.*) Wir stellen hie-
her am besten die Reliefs der Aschenumen, insofern dieselben verkleinerte
Grabmäler sind; diese Skulpturen beginnen gegen das Ende der Periode.^)
Einfache Wandmosaiken (S. 301) können nicht für ganz ausgeschlossen
gelten, nachdem das Campanagrab in Yeji an einer Wand sechs gemalte
Kreise mit fünffarbigen Feldern aufweist.*)
Ein handeltreibendes Volk wie die Etrusker waren, lebten sie luxu-
riös und umgaben sich mit den Erzeugnissen des Kunstgewerbes. Die
Gold- und Silberarbeiten stehen auf einer sehr hohen Stufe; noch uner-
reicht ist der Inhalt des Grabes Regulini-Galassi zu Caere, welchem die
Grotta dell' Iside in Yulci und eine Gr. a corridojo zu Tarquinii nahe
kommen.^) Goldene Brustbedeckung mit eingestempelten Figuren, Arm-
bänder, an denen Löwchen aufgesetzt sind, eine aus drei runden Blechen
bestehende Spange, Kette nach Art einer Infel mit in Gold gefassten
Bemsteinplättchen , zwei vergoldete Silberschalen in getriebener Ar-
») M. 6, 30; vgl. Beuk», A. 1859, 325 flf.;
farbig Mas^e Napol. III T. 83 u. MabthaT.4;
einiges in London: Mübray, Jhst. 10, 243 ff.
T. 7; 8. auch Brizio a. 0.; Dbnuis P 257 ff.
Die SteUung der Beine im Sitzen ist schon frei.
«) Chiuai: M. V 15. 16; Gr. del morto:
M. II 2; Mus. Greg. 1 99; Ganina, Etr. maritt.
II 82; vgl. Dennis 1, 325 ff.; Gr. del barone
(nach Stackeiberg benannt): Micali T. 67;
Mus. Greg. 1100; CaninaII86; Dennis 1,
368 ff.; Gr. delle iscrizioni: Mus. Greg. 1 103;
Ganina II 87; vgl. Dennis 1, 364 ff.
') Stackelbesg u. Kestneb, Gräber von
Cometo T. 27; Micau, mon. T. 67, 7; B.
1882, 47; Not. d. scavi 1881, 366.
*) Z. B. Grabsteine von Kriegern: Lanzi,
not. T. 1; MiCALi, mon. T. 14, 1. 2. 51,
1 (mit Blume). 2; Not. d. sc. 1887 T. 8, 3
(aus Orvieto); femer von einem Cippus: Mi-
oali, mon. ined. T. 25, 1.
^) Z. B. CoNESTABiLE T. 39; Grabstein von
Anteils mit Gastmahl in zwei Streifen : Inghi-
BAMi, mon. VI T. C D E; Mabtba Fig. 165.
^) Dennis II' 296; Inohibahi, mon. etr.
VI t. p. 5; B. 1882, 46 f.; Musäe Napol. III
T. 87 (farbig). Noch halb dekorativ ist das
Relief von Florenz bei Mabtha Fig. 256.
^) Z. B. Urne aus Vulci: Micali, mon.
per serv. T. 57.
') Dennis P 41 (der eine Nachbildung
aufgehängter Schalen darin erblickt).
») Gbipi, Gere T. 1 ff.; Mus. Greg. 1 15
—20. 28- 29. 82. 83. 76, 3. 67 b; Micali,
mon. ined. T. 21, 6. 7; Abbken T. 6^ 2.
574
KlassUiohe Sunstarolittologie. It. Oesohiohte der alten KimBt
beit^) u. dgl. Ähnliche Funde wurden im ganzen Lande reichlich ge-
macht;^) besonders häufig kommen Plättchen mit Stempelverzierung,
Blätter, Halsbänder und Ringe vor ; ') letztere haben öfters Figuren ein-
gegraben oder inkrustiert.*) Die Fibeln haben mannigfache Formen.*)
Sind nun diese kostbaren Arbeiten alle im Lande verfertigt worden? Wir
können dies von der Mehrheit nicht glauben, wenn auch bei Populonia
Silberbergwerke lagen. Der goldene Brustschmuck hat seine nächste Ana-
logie in dem Ornate der ägjrptischen Könige ; das Weissgold ist auffallend
oft verwendet.*) Die Fratze des Gottes Besä gibt die Form eines Ohi^
ringes ; ') das Heuschreckenmotiv ®) erscheint; die Silber- und Goldschalen •)
reihen sich den früher besprochenen in der Dekoration an; endlich kehrt
die Steigbügelform der Ringe in Sardinien wieder.*®) Kurz, alles stimmt
zur Annahme punischen Lnportes und punischer Vorbilder. Mit diesen
Juwelierarbeiten hingen Edelsteine, Schmelz und Bernstein untrennbar zu-
sammen. Sie bilden ja einen Teil der Glieder verschiedener kostbarer
Halsketten.**) Echte und falsche Edelsteine werden sehr oft zu Skara-
bäen geformt, eine Form, welche die einheimischen Genmienschneider noch
Jahrhunderte lang beibehalten zu haben scheinen.*') Sie stellen meist
fabelhafte Ungeheuer, Tierkämpfe und Genrescenen dar.^*) Ein Teil er-
weist sich durch ägyptische Götter und Symbole, korrekte und sinnlose
Hieroglyphen als Import. *^) Zuletzt konmien griechische Mythen auf,
deren Figuren sehr sorgfältig gezeichnet zu werden pflegen. Bekannt ist
der grosse Scarabaeus mit den Sieben von Theben.»*) Die Parfümerien
kamen in kleinen Fläschchen aus farbigem Glas, welche manchmal Yer-
^) M. Greg. T. 22 = Abbkxn T. 6, 1 a. b.
Fragment einer vergoldeten Silberschale mit
halb ägyptischen, balb asiatischen Bildern,
aus der Tomba del duce in Vetulonia: Not.
d. sc. 1887 T. 16, 1.
*) Brufitschmuck mit Beiben von Wasser-
Yögeln nnd Ankern: M. X T. 10b 2 (B. 1869,
258 ff.); Armbander: M. 1854 T. 33, 1. 2. IX
T. 44, 2. 3; B. 1875, 257 (geometrische Ver-
zierung); Kopfschmuck aus Caere : Gbifi T. 2
= Mus. Greg. I 84 f.; Stirnband aus Vulci:
MiCAU, mon. ined. 8, 14; Kette: M. X 24a,
6 ab.
') Gestempelte Plättchen aus Aision,
Caere: Gbifi T. 9 = AsEKBir T. 7, 3a— c;
Mus. Greg. I 84; Mabtha F. 102; Tarquinii
B. 1882, 211 (rund); Vulci: Mioali, mon.
2. Ausg. T. 45, 3. 46, 14; besonders in der
Zambra; Silberband mit Löwen: Not. d. sc.
1887 T. 16, 2; auch goldplattierte Bronze-
bleche: aus Cometo B. 1882,43. 163; aus
der Tomba del guerriero: M. X 10 b, 2; vgl.
AZ. 1884 T. 10, 2; Blattkranz von Ponte
Sodo in Mfinchen: Micali, mon. 41, 46;
Blätterarmband aus der Zambra ; Blätter aus
der Grotta della sedia; Halsband mit Flü-
gelwesen und Gorgoneia: Mabtha F. 384
u. s. w.
*) Mioali, mon. in. 1, 28; B. 1871, 66.
1882, 86.
^) Mit gelagerten Löwen: Mioali, mon. i.
T. 46, 5. 6; Mabtha F. 389; 390; mit Pal-
metten und Goldkflgelchen B. 1882, 164;
Prachtstück aus Caere: B. 1866, 178 f.
•) B. 1858, 184 ff. 1874, 54. 1882, 164
u. ö.
^) MiOAU, mon. 46, 1. Nordsvrische
Frauentracht: Gbifi, mon. di Cere T. 9.
') Bei Poggibonsi.
•) Aus Caere: Mus. Greg. I T. 63—66;
Gbipi, Cere T. 5. 8—10 (10, 1 Röhricht des Nil,
9. ägypt. Genrebild); Cabina, Etr. mar. I T. 56.
»0) B. 1882, 86; vgl. Micali, mon. i. T.
46, 19. 21—23. Das Bild eines solchen Ringes
kehrt in Phönizien wieder (B. 1875, 41).
^^) In Aision, Selva la Rocca, flr, d.
Sedia und Veji (Archaeologia XLI T. 5, 3),
vgL B. 1870, 55. 1874, 54.
^>) Abekbn S. 275 ff. 404 ff.; Fbiedbbichs,
Nuove memorie 2, 172 ff. ; z. B. Impronte I
13— 16. VIIL; Micali, mon. ined. 1,26. In
Volaterrae sind sie selten (Dennis II' 191).
") Abstrus Mio ALI, mon. i. T. 46, 17;
Löwenjagd: Micali, mon. ined. 1, 27.
^*) Abeken S. 276 A. 3 u. T. 6, 11. 12;
B. 1869, 67.
") In Berlin: Winckelmakn , descr.
Stosch p. 344, 172; Micali, mon. ined. 105
u. ö.; B. dazu B. 1869, 56 Nr. 12.
Kap. VI. Die swdte orieniftUsieresdo Periode der Weltgeeohiolite. (§ 330.) 575
zierungen (Lotosblumen und Hieroglyphen) in verschiedenem Glasflusse
eingelegt oder Relieffiguren aufgepresst zeigen.^) Von diesem Eunstzweige
ist das gleiche wie von den Juwelierarbeiten zu bemerken. Ägypten
liefert die Modelle, wie denn häufig Hieroglypheninschriften die Authenti-
cität des Ursprunges bezeugen sollen; es passt in der That der Name
Psammetich's I. zu der Zeit vortrefflich.*) Aus Bernstein wurden An-
hänger geschnitzt, die wiederholt einen Affen und zwar den indischen Ma-
cacus Rhesus darstellen.^) Bei anderen Arbeiten ist die fremde Herkunft
oder doch das Vorbild schon durch das Material gegeben; das Elfenbein
z. B. konnte doch nur aus Afrika kommen und dort werden auch wohl
die Figürchen und skulpierten Platten, welche Holzgeräte zierten, ange-
fertigt worden sein.^) Das prächtigste Stück ist der „ Jason *" in vergol-
detem Hochrelief.*) An einheimische Arbeit wird man eher denken, wenn
ein Stück eines rohen Elephantenzahnes mit Reliefs verziert wird, wie es
in Chiusi geschah;^) wir sehen daran unter anderem das Märchen vom
klugen Mann, der sich und die Grefahrten unter dem Bauche von Widdern
rettet, ob wir ihn aber Odysseus nennen dürfen? Sonst weist die Typik
der Elfenbeinarbeit wieder ganz nach Ägjrpten. Dass man in hohen
Räumen Strausseneier an der Decke aufhing, wurde bei Syrien und Griechen-
land erwähnt; thatsächlich nachweisbar sind sie, durch Malerei oder Re-
liefs verziert, in der Grotta dell' Iside und zu Alsium.'') Auch Muscheln
des indischen Ozeans brachten die Händler mit, welche manchmal nach
der Weise der Anwohner des persischen Meeres (S. 452) gravierte Zeich-
nungen erhielten.^) Endlich gehört zu den orientalischen Kunstmateria-
lien der Alabaster. Fremdes und Nachgeahmtes bestinmit zu scheiden,
wird erst dann möglich sein, wenn die Alabasterart jedes Stückes fest-
gestellt ist.^) Die Alabastra kamen gleichfalls als Verpackung der Par-
fümerien ins Land; die grösseren gleichen oft in ihrem oberen Teile
einer Frauengestalt, die man wegen der Taube Astarte nennen darf.^^^) Ein
^) Einfache bläuliche sehr oft, z. B. aus
Selva la Rocca, Zambra, Orte (Dennis I' 141J;
mit ffieroglyphen : B. 1866, 179 f. (26. Dyn.)
1869, 232; Marken: B. 1889, 73. 1841, 111;
Mio ALI 118, 8; Lotosblnmen: aus Alaion; Re-
lief: B. 1882, 100 f. (Stierhetze); ans Cfire,
vgl. Abbkbh S. 271 ff. (GazeUen u. LOwen).
') Fragmente in der Grotta della Sedia;
Gefftsse: B. 1866, 169 f. 1869, 232. 1889,
72. 1844, 102. 107; Mioali, III p. 222;
mon. ined. 7, 4. 5 p. 57 ; Psammetich I. : aus
der Polledrara, Jhst. 1889, 247. — Scarabaeus
mit rätselhaften Schriftzeichen: B. 1874,
54 ff.
») Hblbio, A. 47, 224.
^) Platten: Abbkbn S. 408; Micali T.
41, 10—13 (mitunter Spuren von Vergoldung);
A. 1860, 478 ff. M. VI T. 47 ; sehr schöner
Eimer aus Chiusi, in der Art korinthischer
Vasen M. X 38a, 1; Cy linder ans Caere (ein
Mann bftndigt zwei aufgerichtete Löwen):
M. Greg. II T. 106, 9. 10; Figürchen: S. 571;
M. Greg. 8, 5. 6 ; Micali, m. 41, 8. 9. Schöner
Löffel mit Pahnetten: Dbnkis P 461.
^) Aus Perugia: Inghibami, mon. etr. VI
T. T5, 4; vgL Hbydsilann, Mittheilungen
S 118 f
«) M. X T. 39 a ; vgl. Hblbig, A. 49, 397 ff.;
B. 1874, 207 ff.
') Micali, mon. ined. 7, 1 — 3; A. 1843,
350 ff.; Pebbot III F. 628 (geflflgelte Tiere,
gemalt). 624—5 (wilde Tiere, graviert). 626
— 27 (Genrebilder und orientalische Orna-
mente, graviert) ; aus Thon imitiert in Vulci :
Micali, das. p. 57; kleinere Thoneier: A.
1843, 351.
«) A. 1875, 222; B. 1882, 44. 162. 165;
M. X 24a, 1 f.; mit Zeichnungen: B. 1848,
59; vgl. auch A. 1872, 289. Einfache Tri-
dacna squamosa, Gypraea tigris und Cypraea
Isabella: B. 1872, 83 ff. 1875, 222 Nr. 1 f.
8) Vgl. A. 1876, 241.
>o) Abbkkn S. 269 f.; Mus. Greg. 2, 99 ;
weiblich: aus der Gr. delF Iside und d,
sedia; Mus. Greg. 2, 3.
576
SlaaaiBolie Kanstarehäologie. IL OMohiohie der alten Kmiat»
Alabastron trägt bezeichnender Weise eine Massangabe in Hieroglyphen
aufgeschrieben. ')
Diesen fremdartigen Stoffen und Stilen gegenüber erscheint die
Bronzearbeit nationaler. Wenn im fünften Jahrhundert sogar die kunst-
stolzen Athener tyrrhenische Erzarbeiten schätzen, muss eine lange auf-
steigende Entwicklung vorangegangen sein. In der That zeigen die alten
Gräber, vorab wieder die Grotta dell' Iside in Caere,*) eine ausserordent-
liche Fülle schöner Arbeiten aus Metallblech. Bei der Anführung von
architektonischen Metallzieraten hätten wir auch die an der Wand auf-
gehängten Schilde erwähnen können. Der Dekoration der einen liegt das
natürlichste Schema, das konzentrische, zu Grunde und den Ringen sind
Reihen von Buckeln, linearen Ornamenten und puppenhaften Tieren
eingeordnet;') die anderen konzentrieren sich in einem Schreckbilde,
z. B. mehrere tarquinische in einem Löwenkopf oder gehörnten langbär-
tigen Männergesichte. ^) Eine dritte Gruppe weist Löwenreihen und orien-
talische Flechtbänder für sich oder zusammen auf.^) Das Bronzeblech
wurde sodann auf Leinwand befestigt, um einen schweren Panzer oder
Leibgürtel zu ersetzen.^) In der häuslichen Einrichtung verdeckten gar
oft Bronzeplatten den bescheideneren Eem.^) Das umfassendste Beispiel
der Art gibt der Prachtwagen von Perugia, dessen ^Belag teils in den
beiden Münchner Museen, teils in London sich befindet ; ^) er zeigt haupt-
sächlich Tiere, Ungeheuer und die tierbändigende Göttin. Dann legt der
Etrusker viel Wert auf schön verzierte Lampen und Lampenständer (z. B.
mit vorstehenden Chimärenköpfen). ^) Für religiöse Zwecke dienen die
fahrbaren Bronzegefässe in Kessel- oder Yogelform, welche zu den ge-
meinsamen Kennzeichen dieses Zeitalters gehören dürften.'®) Wie jene,
tragen verschiedene Bronzearbeiten rohe Aufsatzfiguren;^^) Greifen Vorder-
teile an einem Kessel^') haben Seitenstücke in östlichen Gegenden. Die
*) Unoabelu, B. 1841, 111 f.; Abeksn
S 270
•)'Mu8. Greg. it. 15-20.
») Mus. Greg. I 18-20; A. 1829, 87; B.
1837, 66. 1869, 259; Frisdbbichb, kleinere
Ennst Nr. 1008 mit a. b; Archaeologia 41,
198 f. m. Abb. (Veji); Noi d. sc. 1887 T. 14
(aus der Tomba del duce); vgl. Micajj, m. i.
T. 26, 4.
^) Mus. Greg. I 85.
"J Zwei Schilde von Falerii; einer aus
dem Grab Regulini- Galassi; M. Greg. I 20,2.
*) Panzer: A. 1874, 257 f.; thorax linteus
Liv. 4, 20; Gürtel: Hblbio, das hom. Epos
'290, 2 m. Abb. 108 (geometrischer Stil).
7) Z. B. M. (Jreg. I 10. 17. 39; Micau,
mon. i. T. 52; Fbibdebichs, kleinere Kunst 2173
—75; B. 1866, 236; Sbmpeb, der Stil II« 63 f.
(mit Omamentstreifen und einer Reihe ge-
flügelter Sphinxe).
^) 1812 bei Castel S. Mariano gefunden.
Ungenau abgeb. bei Inohibaxi, mon. etr. 3,
22 ff.; MiCALi, mon. in. T. 28—31; DAK.
1, 59; vgl. Yebxiolioli, saggio di bronzi
etr.; Dennis II^ 426; Fbibdebichs, kleinere
Kunst Nr. 970 ff Fubtwanolbr und Pbtbb-
SEV erklären jetzt den Wagen für griechische
Arbeit.
•) Caere: Mus. Greg. T. 15. 16; in Fi-
gurenform: MicALi, mon. i. T. 40, 4; Ztsch.f.
Ethnol. 22, 73. Punisohkyprische Form bei
Fbiedebichs, kleine Kunst S. 169.
^^) Kesselwagen von Perugia: Ztsch. f.
Ethn. 22, 60 ; aus Veji, mit Enten : Arch. XLI
T. 4, 2; Becken mit Pferdevorderteilen, aus
der Grotta dell' Iside: Micau, mon. ined.
T. 8, 1; Vogel wagen aus Cometo : Ztsch. f. Ethn.
22,49; Viterbo (Fragment): das. S. 51; Kohlen-
becken (vom und hinten je zwei Pferde-
Yorderteile) aus der Grotta dell' Iside: abg.
Ztsch. f. Ethnol. 22, 71.
^') Am reichlichsten an einer sohiffartigen
Bronzeschale aus der Tomba del duce von
Vetulonia: Not. d. sc. 1887 T. 17, 1; Am. J.
IV T. 10a; Becher mit Vögeln: Mioali T. 26,
4. Pferdegebiss von Volterra: B. paletn. II
T. 5, 5; Entenköpfe an einer Fibel: Mabtha,
Tart ^tr. F. 52; Dreifuss mit Reitern: M.
XII 3, 14; Löwchen: Not. d. sc. 1887 T. 14.
>0 M. Greg. I 14, 1 (Grab Regulini); s.
Kap. YL Die zweite orientaliaierende Periode der WeltgeBohiohte. (§ 330.) 577
Frauen lieben bronzene Spiegel, deren Griff nach altägyptischem Vorbilde
plastisch zu einer Figur, z. B. Astarte, die in jeder Hand eine Blume
hält, 9 gestaltet wird. Die Scheibe selbst empfängt manchmal gravierte
Zeichnungen, z. B. eine vierflügelige Göttin und Dämonen.') Die Bronze-
schalen entsprechen den assyrischen; 3) unter den sonstigen Bronzegefassen
fallen die platten runden „Feldflaschen'* auf, die oft geschmackvoll mit
geometrischen Ornamenten und omamentalen Wesen verziert sind.^) Eine
zweite echt orientalische Form sind die Thymiaterien.*) In neuerer Zeit
fand man dazu viele Gefasse mit rein geometrischen oder teilweise orientali-
sierenden Omamentstreifen in den tombe a fossa.^) Zur orientalisierenden
Tracht gehören Fibeln in mannigfacher Form (z. B. von Steckmuscheln) ^)
und Spiralen, um die künstliche Frisur zugleich zu erhalten und zu
schmücken.^) ünkünstlerisch , aber historisch wichtig sind die Formen
Palstab (S. 250), couteau-hache und «Rasiermesser'* ; ^) die Hausume macht in
Bronze einen gefälligen Eindruck. ^0)
Diese Hausumen sind jedoch durch die Eanopen (S. 570) so ziemlich
verdrängt, Töpfe, welche oben, wie viele Alabastra derselben Zeit,^*) in
menschliche Büsten auslaufen und zuweilen wirklichen Schmuck haben.
Mit Thon wechselt hiebei Alabaster oder ein anderer Stein. Für die Ge-
schichte der Plastik sind diese zum Teil ganz konventionellen, ägypti-
sierenden, teilweise jedoch sehr realistischen Gebilde noch nicht ver-
wertet.")
Die altetruskische Keramik nimmt einen sehr breiten Raum unter
den Denkmälern ein und weist, weil sie auf einheimischem Stoflfe beruht,
auch nationale Züge auf, obgleich alle vollkommeneren Techniken fremden
Ursprung haben. Den Metallgefassen nähern sich die zahlreichen Vasen,
welche aus geschwärztem Thon {Bucchero, S. 178) oder auch aus kupfer-
farbenem (Redware) bestehen, am meisten; denn die Verzierungen sind
erhaben, durch Stempel oder mit dem Gravierstift in Linien-Punktierung
ausgeführt.^*) Dass diese Manier an die frühere Periode anknüpft, haben
wir schon gesehen (S. 487, s). Die Bucchero-Gefasse, welche verhältnis-
aach Not. d. sc. 1887 T. 15, 5. 6. Parallelen
bei Hblbio, A. 48, 252.
») B. 1866, 10 f.
*) Gebhard, Spiegel T. 328, 2; Iirem*
RAMi II T. 70. 90; E. Cubtius, d. knieenden
Figuren Fig. 2; B. 1866, 229.
') Inohibami, mon. T. 19,1. 2; Mus.
Greg. I 63-66; M. X 32, 1. 33. IX 44, 1; A.
1866, T. GH 4 ; Archaeologia XLI T. 41 ; Möm.
de FAc. de St. Pet. XVII T. 40; Clbbmont-
Gannbait, rimagerie ph^nicienne 1880 T.
1-6.
*) Sbmpeb, der Stü II» 63 f. (mit orien-
talischen Elementen verbunden); Mus. Greg.
1 10; MiCAU, mon. T. 52; M. 11, 59, 2; B.
1869, 258 flF.; vgl. Hblbio, A. 47, 221 ff.
^) Sehr schönes Exemplar mit Streifen
orientalischer Ungeheuer, aus dem Regulini-
grab: Mabtha F. 101.
«) M.X 10a, 3. 10c, 16. 15, 1. 24a, 7.
Handbaoh der klaai. Altorttim.<<wi)«eu8cbaft, VI.
Xa 3; Not d. sc. 1882 T. 13 bis, 13. 24.
^) J. des sav. 1843, 354 f. ; B. de V
acad. de Bmxelles XI 1, 246 ; ebenso in
Megara.
«) B. 1874, 55. 1882, 17; Helbig, das
hom. Epos S. * 242 ff.; andere kleine Schmuck-
stücke aus Caere: M. X 24a Nr. la. c. g. h
(Helbig, A. 1875, 222).
») Palstab: S.250; B. 1868, 116; Rasier-
messer : Helbig, B. 1875, 14 ff.
^^) Schönes Exemplar aus Falerii.
^') S. 575; auch z. B. aus der Polle-
drara in Yulci : Mioali, mon. ined. T. 2 — 4 ;
Abbkbn, Mittelitalien S. 269 f. ; aus Terra-
kotta: AZ. 35, 117 T. 11, 2 (mit Vogel); phö-
nikisch nach Helbig, B. 1876, 240 f.
^') Mehrere aus den ziro-Gräbem von
Chiusi.
") Helbig, B. 1875, 98 f.
37
578
XlassUioho EnnBtarohftologie. IL Geaoliiohte der alten Emuit
massig am häufigsten in Clusium gefunden werden, erfüllen alle Samm-
lungen, sind aber wegen ihrer Häufigkeit und Unscheinbarkeit wenig be-
achtet.^) Eine genauere Untersuchung ergibt bedeutende Verschieden-
heiten dieser scheinbar so gleichartigen Oefässe. Die grosse Masse ist auf
mechanischem Wege hergestellt, indem Bollcylinder einen manchmal rohen,
manchmal feinen Figurenstreifen, der um den Leib der Vase läuft, ergeben
und die plastischen Teile (Nagelköpfe, Masken und Henkelomamente)') aus
Formen gedrückt und dann auf den feuchten Thon aufgesetzt werden; zu
letzteren dürfen wir gewiss auch jene die Füsse vertretenden Figuren
rechnen, welche oft durch die Yierzahl der Flügel ihren fremden Ursprung
verraten.') Ebenso standen öfters Figürchen (z. B. Hähne) auf dem Deckel
oder am Rande. ^) Ausserdem ergeben genauere Beobachtungen, dass die
schwarzen Gefässe einer freundlicheren Farbe keineswegs entbehrten. Auf
die glatte Fläche wurde Weiss aufgetragen oder die vertieften Linien, wie
in der Zeit von Hissarlyk, mit Kreide, auch wohl Mennig ^) gefüllt. Eigent-
liche Malereien (mit erdigen, nicht gebrannten Farben) werden sehr selten
getroffen.^) Jene Stempel und Formen können Importware sein, woraus
sich die ägyptischen Masken ^) erklären würden. Hie und da machte einer
eine Anleihe bei einheimischen Kunstwerken, z. B. bei den erwähnten
Kriegergrabsteinen. ^) Erfreulicher als diese Fabrikarbeiten sind die Ver-
suche im freien Modellieren (wie es die sogenannten Kanopen sind) ^) und
die freihändigen Einritzungen von Ornamenten oder Tieren,'^) obgleich
letztere auf einem sehr bescheidenen Standpunkt zu stehen pflegen. ^>)
Vervollkonmmungen in der Technik zielen auf grössere Ähnlichkeit mit
dem Metall ab.^^) Diese Buccherogefasse finden sich zwar auch an ver-
schiedenen griechischen Orten, sonst aber häufiger nur auf Sicilien ; ^') da
nun Gemmen mit etruskischen Lischriften ebenfalls dorthin gelangten, ist
>) Vieles veröffentlicht von Gobi (S. 129);
Ingbibami, museo Ghiusino T. 8. 20 ff.; Mi-
CALi, ant. mon. T. 17 — 27, mon. ined. 27 —
32; Caniva, Etr. mar. 1, 37; Dobow, voyage
arch. dans rancienne Etr., Paris 1829, mit
16 T.; GsBLL, fouilles dans la nöcropole de
Yolci T. 3. 4; Photographien aus dem Gabi-
net des m^d. von Giraudon, Teil III 136—9;
vgl. S. 178; Schoms Kunstblatt 1826 Nr. 97.
98; J. des sav. 1830, 245 ff. 1834, 144 ff.;
DoBOW, Memorie romane 4^ 135 ff.; Abbkek,
Mittelitalien S. 359 ff.; K. 0. Mülleb, kleine
Schriften 2, 412 ff.; Lenobmabt, Ga. 5, 98 ff.
(p. 101, 2 Bibliographie); Gaxubbini, Ga. 5,
174 ff. ; Mabtha S. 462 ff. m. Abb. Haupt-
sammlungen in Florenz, Chiusi, Rom, Palermo,
Paris und Berlin (FitbtwXnoleb Nr. 1351 ff.),
kleinere z. B. in Turin, München, WOrzburg
u. 8. w.
*) Z. B. Medusenkopf: Mus. Chins. T.
33/4 ; Widderkopf: Mioali, mon. ined. 27, 3;
B. 1875 p. 98 ff.; als Griff Flögelfiguren in
Relief: Micali, mon. ined. 28, 3. 4.
') Micali T. 21, 1; Visconti, mon. se-
polcr. di Cere 9, 2; Gab, Durand 1402-3.
1406. 1409; Mus. Greg. T. 3; LOwen Gab.
Durand 1406.
*) Micali T. 28, 1. 2. 29, 3. 31, 1; Dennis,
IP 360; Flügelpferd: Micali T. 30, 1.
*) FUBTWANOLEB Nr. 1541.
«) Das. Nr. 1543.
') S. auch die ^Anubisyase' in der Samm-
lung Gasuccini: Museo Ghiusino T. 33. 34;
Micali, storia III T. 22.
^) Becher in Florenz; Micau, mon. p.
serv. T. 17, 1; Mabtha F. 331.
*) Micali T. 14. 15; Dennis II» 78. 341;
vgl. B. 1841, 91; Unoabelli, illustraz. di 4
yasi funebri, Roma 1841.
^^) Z. B. Gefäss in Form eines kopf-
losen Vogels: A. 43, 156 ff.; Gaxubbini,
Supplemente Nr. 771 ; punktierte Linearoma-
mente : Micali, mon. ined. 27, 7. 8.
>») Not. d. sc 1884 S. 186 Abb.
1') Metallischer Glanz: S. 178, 10; Nach-
ahmung der Granulation an einer Vase des
kapitolinischen Museums.
") B. 1869, 40; A. 1877, 42 T. AB 3;
B. d. comm. di ant. di Sic. V, 15 T. 4, 2. VI
15 u. a. Vgl. oben S. 558.
Kap. VL Die Bweite orientaÜBiere&de Periode der Weltgesohiohte. (§ 330.) 579
Einführung jener nicht ausgeschlossen. Jedenfalls stammt die beste
schwarze Ware aus Clusium, Porsenna's Residenz. Ein ähnliches Ver-
hältnis waltet bei der Bed wäre ob, welche fast nur in Etrurien
und auf Sicilien gefunden wird.^) Die eingedrückten Bilder bestehen
manchmal in Reihen von Dipylontieren, am häufigsten jedoch folgen sie
dem asiatischen Stil; wie bei den „protokorinthischen'' Vasen, gliedern
sich schliesslich Hasenjagd, Schlacht und Mahl ein. Die Kentauren
haben bezeichnenderweise Doppelbeile. An die Buccherogefasse und ihre
örtlichen Seitenstücke reihen sich die plastischen Vasen aus gewöhnlichem
Thon, unter denen ganz merkwürdige Stücke zu finden sind, z. B. ein un-
gebranntes Gefäss in Ghiusi, das einem Tafelaufsatz gleicht: Zu oberst
eine Göttin, nach syrischer Weise einen Raben auf dem Kopf tragend,
von elf kleineren Frauen umgeben, unter diesen ein zweiter Kreis von
sieben Frauen, zwischen welche Drachenköpfe eingeschoben sind.^) Häufiger
sind die Ganopen (S. 570).
Durch die Funde von Falerii ist die einheimische Vasenmalerei
deutlicher erkennbar geworden; ihr Kolorit beruht auf dem Gegensatz von
Weiss und Schwarz oder Rot, indem auf Bucchero weisse Linien aufge-
tragen oder weissliche Töpfe rot bemalt werden. Der erstere Zweck wird
auch erreicht, wenn der Töpfer in den schwarzen Fimiss des hellen Thones
Ornamente eingravierte. Den Gegenständen nach treten diese Gattungen
an die Seite der geometrischen, Dipylon- und orientalischen Vasen.
In der Hauptsache erfreut sich die etruskische Keramik von Seite
der Archäologen einer gründlichen Missachtung. Nur was für Griechen
zu schlecht erscheint, wird den Einheimischen belassen. Allerdings mag
ja die Sage von den eingewanderten korinthischen Töpfern*) ihren guten
Ginind haben, da das häufige Vorkommen korinthischer Gefasse für sie
spricht; trotzdem werden die Etrusker im Thon doch auch etwas geleistet
haben. Die bemalten Vasen eröffnen eine Reihe schwieriger Probleme.
Von den griechischen Fabriken sind so ziemlich alle vertreten, die nicht
überhaupt nur für den lokalen Bedarf gearbeitet haben. Bedeutender
fallen die „protokorinthischen'', chalkidischen, korinthischen Vasen in die
Augen, am meisten jedoch die attischen schwarzfigurigen. Dass diese
Vasen nicht in späterer Zeit eingeführt oder imitiert wurden, *) ergeben
die Fundumstände. Dagegen bleiben andere Fragen vorläufig ungelöst.
Einige Gruppen von Vasenmalereien sind bisher nur in Etrurien nachge-
wiesen, wenn auch jetzt die Ansicht vorherrscht, sie seien ebenfalls in
Griechenland gefertigt.*) Für die eine Gattung wollen wir den Namen
„tyrrhenische Vasen" beibehalten. Interessanter sind die Vasen der
>) Vgl. LOscHCKB, AZ. 1881, 40 ff. und
Boreafi und Oreithyia S. 7 A. 18; EekuliS,
Terrakotten v. Sicilien S. 50 ff.; Pottibb, Bch.
1888, 491 ff.; Maskeb, Samml. antiker Vasen
Nr. 207 ff. m. Abb.; A. 1884 T. C; Bruchstück
aus Tanagra: Ath. Mitt. 4, 55. LOschcke sucht
das Fabrikationscentrum in dem rhodischen
Gela.
>) MicALi, mon. [ined. T. 38; A. 1843,
361; ein ähnliches abgeb. Denkis IP 312.
') Bbunn, Probleme in der Geschichte
der Vasenmalerei, Abb. d. bayer. Akad. 1871
und über die Ausgrabungen der Gertosa das.
1887
*) M. VI 56, 3; A. 1866 T. R; M. IX 55
(Berlin 1704); Gerhard, AV. 228 (München
124); Elbin, Enphronios *74ff.; D&khler,
Rom. Mitt. 2, 171 ff. T. 8. 9. 3, 164 f.; Schu-
macher, Jahrb. 4, 218 ff.; altattisch aus dem
6. Jahrb.: Löschckb, Jahrb. 2, 278; unter ko-
37*
580
KlaBsiache Eanstaroh&ologie. H. Geschichie der alten EniiBt.
zweiten Art, welche Talent zur Karrikaturenzeichnung verraten; weil sie
an korinthische Vasenbilder erinnern, nannte man sie früher , pseudo-
korinthisch**, jetzt aber nach ihrem Fundorte Caeretaner Vasen. Sie werden
mit Buccherovasen, tyrrhenischen und schwarzfigurigen attischen Gefässen
zusammen gefunden.^) Man kann nicht leugnen, dass die Maler den
Negertypus, die ägyptische Tracht und Affen aus Anschauung oder durch
Arbeiten ägyptischen Ursprungs kennen mussten; daneben erscheinen
orientalische Motive (Rosetten, vierflügelige Göttin, Löwe, auch Stier) und
die Krobylostracht, welche nicht notwendig griechischen Ursprung beweist.
Den korinthischen Vasen kommt eine Gruppe von Caeretaner Hydrien oder
Eelebai näher, unterscheidet sich aber doch z. B. durch den Thon.^) Der
Farbengeschmack nähert sich in Etrurien mehr dem orientalisch-kyprischen.
Die orientalisierenden Gräber liefern noch manches Beispiel eigentümlichen
Kolorites, z. B. Weiss (auch mit Purpur) oder Braun auf spiegelrotem
Grund.') An anderen sind die Umrisse mit roter Farbe gezogen und Blau
verwendet.*) Bemalte Flachreliefs scheinen in Etrurien festzustehen.*)
Die sogenannten „etruskischen Imitationen** ^) werden gewöhnlich danach
bestimmt, ob die Konturen roh eingeritzt, der Fimiss schlecht, der Thon
schwer und die Malerei nachlässig ist. Hier sind weitere Untersuchungen
nötig, welche die am Fusse eingeritzten Handelsmarken hereinziehen
müssen.'') Die Sache liegt nicht so einfach, dass alles Gute von den
Griechen, alles Schlechte von den Etruskem kommt; vielleicht haben noch
andere Völker mitgewirkt.^) Die ganze Untersuchung erfordert eine grössere
Zahl von Publikationen als vorhanden sind.^)
Wenn wir nach diesem Überblick nun das Eigenartige der Etrusker
inmitten der anderen Kulturvölker herausheben sollen, so werden wir dies
in dem auffallenden Betrieb der Buccherotechnik, in den Anfängen der
Wandmalerei und teilweise auch im Formen und Malen des Thones finden.
In die Interessensphäre von Etrurien fallt Corsica, dessen Denk-
mäler noch der Erforschung harren. ^^)
Litteratur: § 117; 0. Mülleb, die Etrusker (1828) 2. Aufl. v. Deecke, Stattg. 1887
behandelte die etruskische Kunst nur nebensächlich; die Lücke füllte erst W. Abeken (siehe
§ 829) aus. Übersicht: Jules Mabtha, Tart ötrusque, Paris 1889, m. 4 T. u. 400 Abb.; Ab-
rinthischem Einfluss (korinthisch -attisch");
der8.| AZ. 1876 S. 108; italisch nach Gerhard,
A. 1831, 14 f. und Brunn, Probleme S. 121.
') Verzeichnis von Dümxlbr, R5m. Mitt.
3, 166 ff. (nach ihm jönisch); Photographien
von Giraudon aus dem ,Cabinet des mödail-
les' in 140—6; am bedeutendsten sind , He-
rakles und Busiris" M. VIII 16. 17 (Bau-
meisters Denkm. 867; Phot. bei Masner,
Sammlung T.2,217); die ,Eentaurenschlacht"
(A. XXXV T. EF); vgl. Helbio, A. 35, 210 ff.
T. EF u. M. VI/VII T. 77 ; Brunk, Probleme
§ 13. 15; Gertosa § 22; Arndt, Studien zur
Vasenkunde § 5; Duxont, cöram. 4. fasc,
269 ff,
') Herakles und Eurytos: Lonop^eier,
Musäe Nap. T. 71—2; farbige Tafel bei
Rayet, bist. T. 6. Über eine andere Art
.korinthischen' Stiles B. 1866, 231 ff.
') Zusammen mit einem Scarabaeus
Psammetichs L: Jahrb. 7,43 F. 1; Ga. 1881
T. 28. 32. 33.
^) MiCALi, mon. ined. T. 4. 5.
»i B. 1869. 72.
•) Z. B. GsELL, fouilles T. 18. 19; M. 1856
T. 10 (Tityos). 6, 15 (Minotaurus).
^) Einiges bei Fabretti, corpus inscrip-
tionum Italicarum, z. B. Nr. 2229 ff.
®) Wir verweisen auf die Inschrift eines
Alabastrons bei Fabretti, secondo Supple-
mente Nr. 1226; Corssen, Etrusker 2, 628.
^) Geometrische Ornament« bei G^ell,
fouilles, Suppl.-T. D.
^^) Roher Sarkophagdeckel: P. Mj&RiMis,
notes d'un voyage en Corse, 1840 S. 53 m.
T.; H. AucAPiTAiNE, Revue africaine 1862
S. 471 m. T.; vgl. Hesych. KvQyiatai,
Kap. VI. Die sweite orientaliaierende Periode der Weltgesohiohte. (§ 331.) 581
riss: Th. Seexakn, d. Kunst d. Etnisker, Dresden 1891, m. 16 T.; Periodeneinteilung nach
Bmnn Lbop. y. Schefvleb, Epochen der etrosk. Kunst, Altenhurg 1882; kulturhistorisch
Ch. Casati, fortis Etruria. La civilisation ^trusque d*aprfes les mon., Paris 1885. Zu dieser
Periode Bbuvn, griech. Kunstgesch. 1, 93 ff. (flher das Grah Regulini-Galassi}. Üher Be-
ziehungen zu Kleinasien NoSl des Vbbgbbs, FEtrurie 1, 135 ff.
331. Etrurien bat im Norden eine natürliche Grenze an den Apen-
nineü, über welcbe nirgends ein guter Weg fiibrt; wäbrend daber der
Osten mit Etrurien zusammengehört, büdet der Norden in diesem Zeit-
alter nocb ein selbständiges Gebiet. Es ist das Hinterland der Adria,
welches zunächst Emilia, Lombardei, Yenetien, sowie Österreich und Bayern
südlich der Donau umfasst und seinen Einfluss auf Piemont, ^) die Schweiz,
Kroatien, Ungarn und Bosnien ausdehnt. Hier hat der fremde Finfluss
eine so abgeschlossene Kultur hervorgerufen, dass sie, wenigstens zeitweise,
mit politischer Einheit zusammengegangen sein muss. Nur einem ansehn-
lichen Reiche konnte es gelingen, den gewaltigen Po zu kanalisieren.')
Wie wir den hier herrschenden Yolksstamm benennen sollen, deutet die
gleichzeitige griechische Litteratur an, welche von Umbrem und Illyriern
schweigt, dagegen venetische Bennpferde rühmt. Die Yen et er also waren
die Träger jener Kultur, und ihr der fremden Gesittung erschlossenes
Reich gibt die Staffage für die griechische Antenors^^ge. Ihnen wird auch
die Yariation der etruskischen Schrift') zugehören.
Die eigentliche Plastik hat keine Geschichte; denn über die ganz
rohen Figuren von Menschen und Tieren aus Bronze, Eisen und Blei,
welche von gewöhnlichen Schmieden stammen,^) lässt sich nichts fest-
stellen, soweit sie nicht Anklänge an die allgemeinen Typen der Plastik
aufweisen.^) An den erstgenannten fällt, wie bei den sardinischen und
manchen etruskischen, die Gestrecktheit der Form auf.^) Marzabotto in
der Emilia liefert zwar zahlreiche Bronzen, ^) aber die roheren sind eben-
falls zeitlos und die besseren, unter denen wir die Typen des sog. Apollo
und der Akropolisfrau (S. 530. 532) bemerken, gelten für griechischen Im-
port; jedenfalls sind sie nicht lange vor dem Ausgange der Periode ent-
standen. Wir wollen nicht ganz verschweigen, dass nach dem aristotelischen
Wunderbuche (K. 82) an der Adria zwei uralte liegende Statuen, die eine
von Zinn, die andere von Kupfer sich befanden. Eine Baukunst scheint
es noch nicht gegeben zu haben ausser höchstens an dem Südrande des
Gebietes. Die Stätte der Gräber bezeichneten in Bologna und Marzabotto ®)
manchmal Grabstelen aus Kalkstein, in welche auf der einen Seite oder
*) Nekropole von Velleja (Notizie d.
scavi comm. alla acc. dei Lincei 1877, 157 ff.).
*) Ein Werk der Etrusker nach Plinius
(3, 120), weil er, wie andere, annimmt, diese
hätten zuerst in Oboritalien gewohnt.
•) C. Pauli, die Veneter, Lpg. 1891.
^) S. 211; Hampkl, Bronzezeit T. 68. 69;
Thonfiguren das. T. 71.
^) Reiter in Angriffsstellung : Hampel
T. 68, 5; ebenso nackter Mann (Gott?) zu
Fuss: T. 68,2.
^) Zaitnoni, arc. abitazioni di Bol. T. 16,
75 ff.
^) MioAU, mon. ined. T. 18; Fibel in
Form eines Reiters: Samml. Ancona p. 50
Nr. 489; mit mehreren Reitern, in Ober-
italien; Dreigespann und Wagenlenker aus
St. Lucia; Tierfibeln aus Este und Lucia;
Ente in Bazzano (Cbbspellani, del sepol-
creto T. IV 38). Die einen Mann im Pelz-
rock darstellende Bronzefigur von Hallstatt
(SiMOKT T. 7, 8) ist mittelalterlich, ebenso
eine aus Speier (Habstbb S. 80) und Ülzen
(EsTORFF, heidn. Altertümer T. 1, 1).
») Bologna: Zaiwoni S. 153 ff. T. 15. 16;
20. 22. 150; Marzabotto: GozzADmi (S. 133)
1871 S. 10. 13. 15 f. (wohl später); andere
sind bildlos (Gozzadiki T. 3, 4. 10).
582
Knnatarchäologie. IL Oesohiohte der alten Kunst.
beiden Figuren eingehauen wurden; mehrere tragen Inschriften. Diese
rohe Plastik, die einst durch Farbe verschönert war, hat im vorhergehenden
Zeitalter (S. 480) ihre Wurzeln; dies zeigen die Form der Stelen, die Hauptdar-
stellung (die verstorbene Person zu Wagen und ein Mann zu Fuss) und
die Verwendung von Spiralen zur Einfassung. Dennoch gehören unsere
Exemplare, von denen mehrere Inschriften tragen, wie es scheint, alle der
neueren Zeit an. Zu den Spiralen sind Epheuranken und Reben gekonmien,
zu dem Hauptbilde Figurenstreifen mit Mischwesen, Tieren oder Genre-
bildern. Man sieht hier die Einwirkung des fremden Eunsthandwerkes.
Weiter nach Norden hinauf scheint diese Kunst nicht gedrungen zu sein.
Marzabotto ist endlich der nördlichste Punkt der Terrakottadekoration.')
Im übrigen wohnten die Leute in schlichten Hütten und, wenn es hoch
kam, wurde über ihrer Leiche ein Grabhügel erhöht.
Ihr bezeichnendes Gepräge erhält die venetische Kultur nur durch
das Kunsthandwerk. Eigentliche Kleinodien aus Gold,^) Edelstein, Glas-
fluss, *) Elfenbein u. s. w. fehlen hier fast ganz ; der Hauptreichtum bestand
in Bronze, welche zu Gebrauchs- und Ziergegenständen aller Art verarbeitet
wurde; der Thon, teils in seiner natürlichen Zusammensetzung, teils ge-
schwärzt, ahmte das Metall, wie sonst, nach, doch hier liebten die Leute,
etwas wirklich Metallenes daran zu haben; daher die bronzenen Nägel
und Buckeln^) und die Metallstreifen, ^) welche so oft in den Thon einge-
legt wurden. Hom und Holz finden vielleicht im Gebirge vor allem sorg-
same Bearbeitung. Die Formen der Gegenstände gehen uns hier nichts
an; nur möchten wir hervorheben, dass die so häufigen Eimer (situlae)^)
bei Ägyptern und Assyrem, in Thon bei den ägyptischen Griechen (in
Daphnai) zu finden sind. Das Sichelmesser ^) hat orientalische Form; die
eiste knüpft wieder an den Süden an.^) Aus der vorigen Periode ist die
Haarspirale geblieben.^) CTnter den zahlreichen Fibelformen fällt eine
etwas barocke mit Schlinge und Knopf auf, die man von der Certosa Bo-
lognas Certosafibel nennt; sie herrscht in Oberitalien, Erain, Istrien, Kroatien
und Bosnien und kommt manchmal in der Schweiz vor. Was nun die
venetischen Funde auszeichnet, ist nicht ein origineller Stil, sondern viel-
mehr die ungewöhnlichen Verbreitungsverhältnisse der S. 545 flf. aufge-
führten Dekorationsarten. >o) Der reine geometrische Stil herrscht nämlich
0 Mon. ant. I T. 9, 7. 31. 84.
') In einem Grab von Marzabotto 57
Goldgegenstände ; Goldblech mit eingepress-
ten koncentrischen Kreisen aus Gasinalbo
(Prov. Modena): B. 1846, 29; ähnlich aus
Marzabotto.
') Zwei blänliche Köpfchen mit Öse, aus
Castelvetro: B. 1841, 76, 8. - Einige Skara-
bäen aus Marzabotto: Gozzadini 1871 S. 8.
^) In Este, zu Bologna scavi Benacci,
sc. Arn. Veli u. S. Francesco.
^) Zinn in Karfreit; Blei in S. Lacia und
Venno.
•) Vgl. Al. Bbbtband, Ea. n. s. 25, 361 flF.
m. T. (Nr. 8 Enten und Ornamente); Brizio,
Atti d. r. deput. di st. patria per le prov. di
Romagna, 8. Jan. 1882; am häufigsten in
Este, welches oft für den Mittelpunkt der
Fabrikation gilt.
') Z. B. GozzAniNi, di un sepolcreto etr.
scop. pr. Bol. p. 25 T. 6; Zakitoni, fonderia
T. 57, 8; Haxpbl, Bronzezeit T. 14. 15. (ungar.
1892) T. 148. 152 u. ö.
^) B. 1841, 76, 8; aus Este; aus Monte-
veglio: Schiabsi, opusc. letter. 1, 73 T. 3
(mit ceometrischer Verzierung).
^ S. 487; Hahpbl, Bronzezeit (ung.) T.
131, 5. 133, 10. 160, 5.
>o) Die Schmuckrädchen (S. 488) sind
noch nicht abgekommen (z. B. solche aus
Klein-Glein in Graz).
Kap. VI. Die sweite orientaliaierende Periode der Weltgeschichte. (§ 831.) 583
fast unumschränkt,^) gleichviel welches Material verziert ist; zu den ein-
fachen geometrischen Figuren treten, wie allenthalben, Wasservögel und
Pferde, selten menschliche Puppen. In Metall sind diese Ornamente ge-
wöhnlich eingepresst oder durch Nägel und Buckel gebildet.*) In Terra-
kotta kommen, abgesehen von jenen Bronzeeinsätzen, ebenfalls geometrische
Muster vor, teils eingraviert, teils eingedrückt.') Malerei ist selten, doch
finden wir die seltsame Mode, den Leib des Gefasses mit abwechselnden
Farbenstreifen zu umgeben.^) Mit den Gefässen sind die eigentümlichen
Thonscheiben, *) Cylinder und Spinn¥drtel zu verbinden. Der nächste Schritt
besteht darin, dass die erwähnten Puppen spezialisiert werden, z. B. dass
man Krieger erkennt.^)
Wiewohl auch das geometrische System aus der Fremde kam, hat
es sich ganz eingelebt; dagegen muten wirklich fremd nur die orientali-
sierenden Dinge an. Als Import erkennt man sofort die bemalten Vasen
griechischen Ursprungs, einige geometrische und „protokorinthische'',^)
ein paar korinthische und schwarzfigurige Gefösse, alles jedoch billige
ordinäre Ware, Ausschuss der italischen Einfuhr. In Bronze scheinen
fremde Elemente nicht so leicht nachweisbar, am ehesten an Beschläg-
stücken, unter welchen die «Diana von Grächwyl'',^) ein bei Bern ge-
fundenes Bildwerk, die tierbändigende Göttin darstellend, fremden Ur-
sprungs zu sein scheint. Verzierte Buccherogefässe finden sich z. B. in
Gemeinlebam. Eine volle Entwicklungsreihe gewähren uns nur jene bron-
zenen Eimer {situlae), ^) welche keineswegs alle der gleichen Manier folgen.
Abgesehen von der überall verbreiteten Mehrzahl, die nur mit Nägeln
und Buckeln dekoriert ist, gehören die Eimer von Sesto Galende ^^) und
') Über die Terremare und ihre Um-
gegend: Helbio, Italiker S. 104 A. 1.
') Gold 8. S. 582, 1 ; Kupfer: Rfistuug aus
Sesto Calende : Bkrm. Biondelu, di una tomba
gallo-italica S. 5; Bronze, z. B. Gaasette aus
Este : CB£8PELLAin, del sepolcreto T. 4 ; vieles
in Hallstatt (Sacken T. 9. 10. 22, 3. 23. 25
—26) u. 8. w.; Kämme aus Hirschhorn in
den Terremare; hölzerner Stab von Castione:
B. di paletnol. ital. IV T. 1, 1.
*) Bologna: Zankoki, arc. abitazioni di
Bol. T. 9, 34 (Menschen). 85 (geflügelte
Löwen und Enten) ; Villanova: Gozzadiki, la
n^cropole p. 25 ff. u. di un sepolcro T. 2—4 ;
Sesto Calende : Bbbn. Bionoelli, di una tomba
gallo-italica, Mem. d. r. ist. lombardo s. III
V. X m. T. Die KreidefQllung kommt noch
in den ältesten Gräbern von Este vor.
*} In den Terremare; bei Bazzano : Cres-
pellaki, del sepolcreto .... scop. presse B.,
Mod. 1875 T. 1; Este, aber in jOngeren Grä-
bern. Schwarze Ornamente auf roten Ge-
fässen in Gemeinlebam und ödenburg.
*) Villanova: Gozzadtki, n^crop. p. 82 f.
und di un sepolcro T. 3, 1 ff.
^) Villanova: de Mobtillet, le signe
p. 79 f.; Mat^riaux 1866, 501 f.
") Gefäss von Bologna: Gozzadiki, di
due sepolcri, Atti d. dep. di st. p. dell* Emilia
n. 8. VI 1 (1881).
') Aus den Scavi Benacci (B. 1875, 50 ff.);
Höhlen von Finale in ligurien: B. paletn.
17, 91 ff. T. 9, 1; Bayern: Beitr. z. Anthrop.
u. Urgesch. Bayerns 1 T. 2. 12, 311 ; Likden-
SCHMIT III 7, r, 3. 4; Ütliberg bei Zürich:
Anz. f. Schweiz. Altertumsk. 1871 Nr. 3 Ziff. 95.
«) S. 144; Mitt d. antiq. Ges. v. ZOrich
6, 109 ff. Man bemerke, dass die Göttin
nach syrischer Art (S. 469) einen Vogel auf
dem Kopfe trägt. Kleinere Stücke aus Kett-
lach in Unterösterreich (Genthe Nr. 118:
Löwe) und Val di Non (laufender Hase,
CoNZE A. 1877, 389); Thonvase mit plasti-
schen Stierköpfen, aus Gemeinlebam ; Stern-
blume: Haxpel, Bronzezeit T. 81, 4. 101, 2.
*) GozzADiNi, int. agli scavi fatti dal s.
Am. Veli p. 38 ff.; Doror, A. 1881, 240 ff.;
HöBNBS, Urgeschichte des Menschen S. 564 ff.;
Bbünn, griech. Kunstgeschichte S. 81 ff.; über
die figurierten Eimer von Este: Ghibasdiki,
Rendic. d. acc. d. lancei V 2, 223 ff.
'^) BioNDBLLi, di una tomba gallo-ita-
lica, Mem. d. r. ist. lombardo 8. III v. X.
(1867) T. 2, 1. 2; Ra. n. s. 16, 21. Zu dieser
Grappe gehört die Hackmesaerscheide von
Watsch (abg. bei Hohnes, Urgesch. S. 586).
584
Klaasiflche Kniustarch&ologie. IL Gesohichte der alten Kunst.
und Trezzo^) zum vorgeschrittenen geometrischen Stil, denn sie haben
die dem Dipylonstil zukommenden Elemente und zwar in Punktiermanier
ausgeführt. Unter den übrigen, getriebenen Eimern ist wenig Unterschied;
sie stehen den griechischen Vasen parallel, welche den Tierstreifen bereits
an den oberen oder unteren Rand zurückgeschoben haben und den Haupt-
teil für Darstellungen aus dem menschlichen Leben verwenden; es sind
gewöhnlieh öffentliche und private Feste. *) Nur die Eimer von Est-e,
namentlich die Gista Benvenuti von Este repräsentieren mit ihrem Gemenge
von Festen, Tieren und Untieren, Kriegsscenen und eigentümlichen Orna-
menten die Auflösungsperiode des Stiles. ^) Zu diesen situlae gehören
Deckel, welche gleichfalls Tiere und Mischwesen in einem kreisrunden
Streifen aufweisen.^) Man pflegt mit diesen Eimern auch einige Rüstungs-
stücke von ähnlicher Technik zu verbinden.^) Seltener sind Nachbildungen
von solchen Erzarbeiten in Thon.®)
Sodann hat der dritte Stil (S. 546) sehr ansehnliche Denkmäler her-
vorgebracht. Wir gedachten bereits oben der auf dem Rücken von Urnen
angebrachten Vögel; ^) hieraus entwickeln sich die Vogelwagen.^) Weitaus
ansehnlicher indes sind die nach orientalischer Sitte auf Rädern laufenden
Gefasse. So hat Este einen thönernen „Wagen*' ; das grösste Werk in
diesem Stile ist jedoch der bronzene „Judenburger Wagen*, der, bei Strett-
weg in Steieimark gefunden, ^) eine grössere Anzahl gegossener Figürchen
ringsherum verteilt hat, welche ein Hirschopfer und einen Festzug dar-
stellen, abgesehen von der den Kessel stützenden Frau. In der Nachbar-
schaft fand man einen zweiten ähnlichen Wagen. ^^) Dazu treten wieder
Fibeln und ähnliche Zierstücke mit einem Reiter, Hund u. dergl.,^') am
häufigsten jedoch einem Wasservogel.
') Caixi, la situla di Trezzo, Mai-
land 1877.
') Situla von Bologna: ZANNONip. 101 £P.
T. 35; nach Abg.; Phot. bei Bbunn F. 61 (im
Felde Rosetten u. fliegende Vögel); Arnoaldi
Veli (zusammen mit einem bemalten Krater
gefunden): Bbizio, Atti e mem. della dep.
di st. patria per la Romagna s. III v. 2
(1884) T. 4. 5; Matrei: D. österr.-ungar.
Monarchie, Tirol, S. 123; Jäobb, Sitzungsber.
der Wiener Akademie 1865; Moritzing
in Tirol: M. X T. 6; A. 46, 164 flF. Die
österreichisch-ungarische Mon., Tirol S. 125;
Obolbb, 21. Progr. d. Gymn. v. Bozen; Fi-ag-
mente von St. Mar ein in Erain: Mitt. d. k.
k. Centralkomm. N. F. 19, 138; Watsch:
§ 160; Deschmann, Mitt. d. k. k. Centralkomm.
N. F. IX (1883); P. Obsi, Atti e mem. d. dep.
di st. patria per le prov. di Romagna III, 1,
5(Modena 1883); Rbinaoh, Ra. 1883 II, 265 ff.;
bei Meidling (Niederösterreich).
») Not. d. sc. 1882 T. 6, 1 ; vgl. T. 6, 10.
7, 1. 7. 16. Femer ist eine schwarze Thon*
ume aus Ödenburg (Höbkbs, Urgeschichte
S. 613) heranzuziehen, deren Frauenfiguren
sich mit der S. 550 erwähnten böotischen
Reliefvase berühren.
*) Aus Este und Hallstatt (Gekthe S. 152).
^) Dolchscheide von Este; Kegelhelm
von Oppeano; Gürtelblech von Watsch.
°) GozzADiNi, di un sepolcreto T. 3, 2.
9. 17 (Mabtha Fig. 69. 70).
'') Z. B. Hampbl, Bronzezeit T. 67, 3. 68, 5
(gehörnt) ; Situla von Frögg mit 4 Pferdchen ;
Bronzefigürchen an Thongef&ssen von Ge-
meinlebam (S. 156), z. B. bei Höbnes, ür-
gesch. S. 610; Bleifigürchen aus Rosegg: das.
S. 594; Thongefässe mit Tierköpfen ans
Loibenberg in Steiermark.
^) Aus Bosnien (Glasinac) und Ungarn,
von Thon aus Este : Undsbt, Ztach. f. Ethn.
22, 52 f.
®) S. 157; beste Abbildung bei Müob,
vorgeschichtl. Atlas T. 41; Bibliographie:
„Ausstellung kulturhist. Gegenstände*^, Graz
1883 S. 4; vgl. Undsbt, Ztschr. f. Ethnol. 22,
58 f. Verschiedene menschliche Bronzefigür-
chen an Zierstücken: Zannovi, la fonderia
T. 44 a, 30. 62. 110.
^0) Bei Radkeraburg: Undsbt a. 0. S. 60;
ebenso zu Szäszv^ossz^k (Siebenbürgen); a.
0. S. 60 (mit Vogelköpfen verziert); Hampbl,
Bronzezeit T. 58, 2; andere Art in Rosegg
(Kämthen): Undsbt S. 61 f.
'*) Fibeln in Bologna: Mabtha Fig. 74.
Eap. VL Die sweite orientalisierende Periode der Weltgeschichte. (§ 332.) 585
Zum Überfluss wurzelt der Stil der vorigen Periode mindestens
im heutigen Ungarn ziemlich fest. Gehänge mit Rädchen und hethitischen
Schilden pflanzen einen alten Typus fort;^) bei den Spiralenreihen schreitet
die Zersetzung sichtlich vor.*)
Das Ergebnis dieser Auseinandersetzungen wird sich rasch formulieren
lassen: Im einzelnen hat das nordadriatische Gebiet kaum etwas besonderes
und doch kommt mit Rücksicht auf das Ganze den begabten Arbeitern
eine gewisse Originalität zu, denn sie brachten es in der einseitigen Technik
und Dekoration zu einer wahren Virtuosität.
Litteratar: Obsi, Ball, paletn. ital. 1885, 161 ff. (venetisch-illyrische Eoltar); Wi-
BEBO, d. Einfloss der klass. Völker auf den Norden, ans dem Schwed. Hamburg 1867; H.
Gekthb, der etrusk. Tauschhandel nach dem Norden, 2. A. Heilbronn 1874; Likdbnschmit,
zur Beurteilung der alten Bronzefunde diesseits der Alpen, Archiv f. Anthrop. 1876; Mabthji,
Fart ^trusque p. 75 ff.; E. Chaktbb, 6i, sur quelques ntScropoles hallstattiennes de Fltalie
et de TAutriche, Paris 1884, m. Abb. In der Litteratur waren bisher topographische Be-
zeichnungen nach den Fundstätten von Bologna (S. 133), Yillanova (S. 135) und Hallstatt
(S. 155; Aquarelle und Beschreibung von Rimisauer in St. Germain) üblich.
332. Das übrige Mitteleuropa und der Norden schliessen sich zu-
nächst an jene Nachbarländer an. Wir können hier nur wiederholen, was
S. 489 über die hervorragende Stellung der am Bernstein- und Zinnhandel
beteiligten Länder ') gesagt wurde ; jetzt kommt ausserdem die phokäische
Kolonie Massalia in Betracht, nach welcher mit der Zeit das Rhonethal ^)
und die Mittelrheinlande gravitieren, gleichwie alte Münzen das Ein-
dringen der Griechen in die Bemsteingegenden bezeugen. 5) Über ein-
flussreiche Kulturcentren verlautet auch in dieser Periode noch nichts;
in den Kreis der mittelländischen Civilisation ist die Gegend noch nicht
eingetreten.
Den Anfang mögen wieder die Metallarbeiten machen, unter denen
die Bronze vorwiegt, während Gold selten vorkommt. An den Süden er-
innern sofort die gerippten Eimer, «) die sogenannten Rasiermesser, ^) kreis-
runde Ohrringe (in der Byöiskäla-Höhle), auf Rädern gehende Kessel
(Kesselwagen),*) Zierschilde aus Blech ^) und die unter Cypem erwähnten
hohen Metallhauben von Gold oder Bronze {tutuli), die sich bis Skandi-
navien verbreiteten, ^ö) Von den Bronzeschalen kommen nur unverzierte
vor.*^) Das Dekorationssystem erweist sich wieder als eng begrenzt;
es entspricht dem geometrischen und ist an den erwähnten Bronzeschilden
80; s. auch Hampel, Bronzezeit T. 56, 1. 63,
4. (ungar. Bearh.) 182, 8.
>) Hampel, Bronzezeit T. 54, 1. 112, 4.
Grosse Schnecken in Gold: das. T. 46, 1 — 4.
*) Das. T. 21, 2. 4. 72. 73. 75, 5. 77. (un-
gar.) 150 u. 5.
') Üher die Oberlausitz s. Ztschr. f. £thn.
1892, Verh. S. 410 ff.
*) Fund einer orientalisierenden Vase:
Latabd, M. 111 38, 3 u. Möm. de Facad. XX
2 T. 6, 6.
^) Fund von Bromberg, nach Fbied-
iJLnder (Ztschr. f. Num. 5, 218 ff.) zweifelhaft.
*) Öfter zwischen Pyrenäen und Weich-
sel, z. B. in Chaumoy bei Bourges: B. arch.
1891, 40 ff. m. T. 7; auch in Irland.
') Z. B. mehrere in Posen.
8) Taus in Böhmen: Ztschr. f. Ethn. 22,
58 mit Abbild. S. 59 (getragen von einer
weiblichen Figur); RichlIt T. 51, 28; Peccatel
in Mecklenburg; wahrscheinlich auch bei
Pennewit: Zeitschr. fflr Ethn. 22, 58; Ystad
(Schweden): Archiv f. Anthr. 5,49 ff.
*) Besonders drei dänische: Atlas de
Farchöol. du Nord T. B V 2. 3. VI 4; Conesta-
bile, sovra due dischi S. 44 f.; Böhmen:
RiOHLT T. 42, 6.
'0) Z. B. bei Schifferstadt (Rheinpfalz)
und Avanton bei Poitiers: Likdensohmit,
Altert I 10, 4, 1. 2 (Mainzer Nachb.).
^0 Z. B. aus dem Hflgel von Mont-
richard (Cöte-d'Or) in St. Germain.
586
KlaBBiflohe Ennatarchäologie. 11. Qeschichte der alten Eniust.
am strengsten durchgeführt.^) Ausser rein geometrischen Ornamenten*)
bemerken wir dekorative Reihen von Vögeln 3) und einfache SchifiFsbilder
(Vorläufer der Marinedarstellungen der Dipylonvasen), welche den Bronze-
messem eigen sind.*) Orientalische, d. h, symbolische Ornamente (S. 230 ff.)
begegnen wohl an Gefässen,*) dagegen fehlt der eigentliche orientalische
Stil hier fast ganz.^) Das schönste Beispiel von Aufsatzfiguren liefert
Gallien in einem Deckel mit Zweigespann und Lenker.^) Überbleibsel der
vorigen Periode begegnen seltener als im Venetergebiete.®)
In Thon bleibt der Stil gleich, nur tritt hier die Farbe ein. Die
roten, schwai*zen und weissen Ornamente finden sich wenigstens in Böhmen,
dem südlichen Baden») und Württemberg und in Gallien***) als Import
oder Nachahmung venetischer Gefässe. An der Bemsteinstrasse wird die
Bemalung von Vasen fortgesetzt, wobei noch immer die weisse Farbe vor-
wiegt, wenn auch Bot und ein bläulicher Stoff dazukommen,*^) ein Geschmack,
der mit dem altetruskischen sich berührt. Farbige Glasperlen und Elfen-
bein gelangten bis nach Brittanien.
Das heutige Russland konnte sich den allgemeinen Bewegungen um so
weniger entziehen als die Griechen verschiedene Punkte der Küste besetzten.
Natürlich finden wir vieles Bekannte wieder: in der Krim Besfiguren und Gold-
plättchen mit Flügelstieren, ") und in Tschertomlizk (Südrussland) einBronzege-
fass mit rohen Tieren am Rande, *3) an einem Henkel die vierflügelige Medusa. >*)
Wir dürfen uns überhaupt die Kultur der Psanmietichidenzeit nicht
eng begrenzt denken. Im Gegenteil empfingen damals entfernte Länder
gewisse technische Kenntnisse, von denen sie bis heute zehren, z. B. ge-
hören zur Erbschaft dieser Zeit die Buccherogefasse des Sudans und Fayence
und Smalt Ostasiens. Nicht minder wird man da und dort die Dekorations-
weise finden.^*)
Litteratur: b. za § 331.
333. Wir haben die Einzelheiten ausführlich auseinandergesetzt,
damit die Bedeutung jedes Volkes innerhalb des gemeinsamen geistigen
Lebens richtig hervortrete. Wir sahen an der Peripherie der alten Kultur-
länder eine individuelle Richtung, die freilich nicht in neuen Elementen,
*) CoNESTABiLE (S. 568, «) führt auch die
nordischen Beispiele an, namentlich aus
Dänemark (Atlas de Varch. du Nord T. B
5, 2—3. 6, 4), Grossbrittanien (Fbanks, horae
ferales, T. 11) nnd Schweden (Montblius,
antiqnit^ suödoises T S. 54 F. 179 a— o).
*) Z. B. Armband, bei Bonstettbn (S.
143) T. 10, 1. 2 und Bronzeplättchen (Mitt.
d. Züricher Ges. XI VT H. 6 T. 8).
^) Kamm aus Flensburg: Höbkes, Ur-
gesch. S. 403 ; Schild aus einem schwäbischen
Torfmoore: das. S. 397.
*) WoRSAAE, nordisk oldseger 1853 F.
75; LiNDENSoHMiT II 3, 3, 7—9. 12 (aus Däne-
mark und Norddeutschland).
') Z. B. Triquetrum in Posen: Vibohow,
Verh. d. Berl. anthrop. Ges. 1874, 110. 219;
Ztschr. f. Ethn. VI T. 15, 2 bc.
^) Goldblech mit Sphinxen, aus Weiss-
kirchen bei Trier: Gbkthe S. 154, 12; Greifen-
köpfe am Rande eines Beckens, bei Lüne-
burg: Lnn)ENscHxiT II 3, 5, 1.
') ÜNDSBT, Ztsch. f. Ethn. 22, 55. Häufiger
sind Vögel (z. B. Riohly T. 38).
«) AÜas de F arch. du Nord B VI Nr. 5. 6. 10.
») Anthrop. Korresp. 1885, 74 f.
»0) Ga. 9, 189 f. (eine Art Greife in Rot-
violett).
^^) Gräberfeld von Zaborowo; s. auch
Verh. d. Beri. anthrop. Ges. 1877 S. 221 f.
") CR. 1865, 195. 201 f. T. 6, 13. 14;
1876, 138 T. 3, 2.
*') EoKOAKOF, antiq. S. 262.
") Trudü VI. archeol 8bje9da w Odessjä
Bd. I T. 1.
^^) Z. B. entsprechen den Zierschilden
des jüngeren geometrischen, bereits mit
Sternblumen und Rosetten versetzten Stiles
die zwei Tam-Tam der Schan (Hinterindien)
im ethnographischen Museum zu Rom.
Kap. VL Die sweite orienUUsierende Periode der Weltgeaohiohte. (§ 333.) 587
sondern in der Art der Verwertung des Fremden beruhte — die »Hall-
stätter'^ Kultur. Die Etrusker, das äusserste Kulturvolk im Nordwesten,
nehmen wenigstens einen Anlauf zu selbständigen Leistungen, besonders
in der Malerei. Das Volk der Hellenen, das in den Kreis der gebildeten
Nationen neu eingetreten war, verhält sich anfangs receptiv und zeigt
etwas eigenes so ziemlich nur in unabsichtlichen Verstössen gegen das
Herkommen, bis im sechsten Jahrhundert die Befangenheit sich mindert
und die Griechen beginnen, sich selbst ihre Gesetze zu geben; sie bilden
das Individuelle aus, weil in ihren kleinen Städten die Menschenmassen
des Orientes fehlten, blicken jedoch offenbar noch zu den Lydem, ihren
Protektoren, auf. >) Als dann die alten Staaten zusammenbrachen, standen
sie bereit, die geistige Führung zu übernehmen.
Schliesslich wollen wir eine kurze Übersicht über einige Einzelheiten,
welche den KünsÜem aller Völker gemeinsam sind, geben. An der Tracht
fallen die kunstvollen, durch Metallzierate befestigten Frisuren und die
langen Gewänder auf, welche freilich in dem heissen Ägypten keinen Ein-
gang finden. Mit der orientalischen Kultur verbreiten sich die sorgsam
gefalteten Leinwandkleider ; ^) dieser Stoff dient jetzt sogar zu Panzern.^)
Die Schnabelschuhe erhalten sich im Osten aus dem vorigen Zeitalter und
gelangen nach dem Westen.^) In keinem Zeitalter lieben Männer und
Frauen hohe einem vollen oder abgestumpften Kegel gleichende Kopf-
bedeckungen, welche häufig Metall ziert, so sehr.^) unter den mannig-
fachen Formen des metallenen Kopfschmuckes der Frauen verdient die
sogenannte Mauerkrone, welche z. B. die ephesische Göttin trug, Hervor-
hebung. Die typischen Stellungen der Rundfiguren sind S. 530 ff. aufgeführt;
dazu könnte noch die Frau, die einen Vogel, eine Blume oder Frucht an
die Brust drückt, gefügt werden. Dann notieren wir im allgemeinen den
lächelnden Ausdruck (S. 522) und die gemessenen Bewegungen. Nicht
einmal in den Händen von Männern fehlt die Blume, ein Zug, der im
späten Mittelalter wiederkehrt.^) An Festtagen erscheinen die Vornehmen
auf metallglänzenden Streitwägen. Die Eigentümlichkeiten der zeichnenden
Künste kamen bereits S. 512 ff. und S. 558 f. zur Sprache. Am meisten aus-
geprägt ist die Eigenart der dekorativen Kunst. Rosetten und die aus
dem heiligen Baum stilisierten Palmetten (S. 232) herrschen vor, während
die naturalistischen Pflanzenmotive der vorigen Periode verschwunden sind;
auch die langen spitzen Blätter, welche den Fuss vieler Vasen umgeben, ')
können oft für Strahlen gelten. Der Granatapfel fügt sich in diese Mode
leicht ein.^) Lotos tritt mehr bei stärkerer ägyptischer Einwirkung auf
') Vgl. Herod. 1. 22. 92 u. ö., auch die
Alkmania^dition. Bbxtvn fgriech. Ennstgesch.
1, 107 ff.) läset die Griechen sogar Assyrien
beeinflussen.
") Z. B. SiHus 4, 223.
») S. 494, 8 ; Paus. 6, 19, 7 ; thorax linteus
eines Königs von Veji: Li v. 4,20; erhalten
in Verbindung mit Bronze, aus Tarquinii: A.
1874, 257 f. (ebensolcher Gürtel in Würzburg).
*) Griechische Beispiele: Ath. Mitt. 1877
T. 20; BBiriTDOBF, griech. u. sie. Vasenbilder
T. 27, 1; A. 1875 T. U; Svoronos, Ulysse
chez les Arcadiens T. 1, 9 (Ga. 1888).
^) Hblbio, über den pileus der alten
Italiker, Sitzungsber. d. bajrer. Akad. 1880 11
S. 534 ff.; Orsi, Mon. ined. 1, 834 f.; s. auch
Imhof, griech. Münzen S. 560 f. u. Porträt-
köpfe auf griech. Münzen S. 8.
•) Wir verweisen auf das Porträt Dante*s
und den , Meister vom Tod Marias".
') Vgl. Jahrb. 1, 139. 2, 60.
8) Z. B. Berliner Vasen Nr. 306. 519. 3984.
588
Klasfliflcbe Knnstarch&ologie. ü. Geschichte der alten Knnat.
(S. 228), wie die Lilie mit Asien enger zusammenhängt. ') Aus dem Webe-
stil wird die geflochtene Borde eingeführt. Unter den Tieren erhalten
den Vorzug die kräftigsten (Löwen, Panther, Stier, Eber)*) und die zu
irgend einem Sport in Beziehung stehenden wie die jagdbaren Tiere und
die Streithähne. ^) An diese Einzelbilder knüpfen dann die Überfälle von
Rindern oder Hirschen durch Löwen**) oder von Hasen durch Adler, die
Löwen-*) und Hasenjagd*) an und nach der friedlichen Seite der Hund
oder ein anderes Haustier unter, auch wohl neben dem Sitze.'') Zu den
schätzenswerten Haustieren rechnet diese Periode, wie wir durch die
Odyssee wissen, die Gänse und so werden wir die besonders in Verbindung
mit geometrischen Verzierungen auftretenden Wasservögel oberflächlichster
Zeichnung nennen dürfen. Die Phantastik des Orientes fügt zu jenen
furchtbaren Tieren Mischwesen, die aus Mensch und Tier zusammengesetzt
sind. Die meiste Beliebtheit geniessen der geflügelte Löwe mit Menschen-
kopf (meist weiblich, „Sphinx* ),*) der Vogel mit Menschenkopf («Harpyie),®)
die zottigen Unholde mit Pferdebeinen und Pferdeschwänzen („Silene*),^^)
die fischleibigen Dämonen („Tritone"), ") dann die Männer, denen am Kreuz
die hintere Hälfte eines Pferdes („Kentauren"), selten eines Fisches")
angesetzt ist, dann der unbärtige oder mit dem Kinnbarte eines orienta-
lischen Löwen ausgestattete Unhold mit Hauern und heraushängender
Zunge („Gorgone"). Damit ist natürlich die Zahl der vorkommenden Phan-
tasiebilder noch lange nicht erschöpft.*^) Unter den Wundertieren kommt
der Greif am häufigsten vor.**) An der ganzen Gruppe von Tieren und
Wunderwesen beobachten wir femer gewisse charakteristische Erscheinungs-
formen: Die Flügel (besonders die der fabelhaften Wesen) werden ge-
wöhnlich nach innen aufgebogen.*^) Die Tiere zeichnet man überhaupt
') Lotos: in der altattischen Kunst Ath.
Mitt. 18, 131 f.; Lilien: 8. 314; Kapitelle von
Neandreia und auf Cypern; einer Palmette
angeglichen, an einer Elfenbeinschnitzerei
von Nimrud.
^) Löwen und Eber: Hymn. hom. 3, 569.
>) Mon. ined. 1, 866 A. 2.
*) Usbneb, de carmine qnodam Pbocaico
S. 12 f.; ebenso Eber: Mioali, storia T. 45,
2; Stier von zwei Löwen überwältigt (Furt-
wiLNOLBB, AZ. 1888 8. 159 ff; ebenso ein
Hirsch (z. B. Gerhard, ant. Bildw. T. 78, 2 ;
Inobirami, mon. etr. III 88, 2); oder ein
Mensch AZ. 1884 T. 9, 2).
^) Über die homerischen Schilderungen
WiLAMOwiTZ, hom. Unters. 1, 290 f. A. 41 ;
AZ. 1888 S. 159; assyrische Denkmäler u. s.w.
•*) 8. 560.
') AZ. 1881 T. 17, 3. 8. 217, 1. 17;
MiLCHHÖFER, AnfUnfce 8. 181, 1.
») Ungeflagelt z. B. in Böotien Ath. Mitt.
4,54.
•) Vgl. Dtjhont, cöram. p. 174 f.; Lonq-
p^RiER zu M. Nap. III. T. 64; Mon. ined. I
864; FuRTWAiroLEB, AZ. 1882, 197; Flasch,
AZ. 1880, 188; Engelmann in Itoschers Lexi-
kon 1, 1846 f.
*°) Vgl. H. BüLLE, d. Silene in der arch.
Kunst der Griechen, Diss. v. München 1898;
s. S. 447. Max Müller, Asien und Europa
S. 810 f. leitet den Silen, wie das Gorgo
neion, von dem ägyptischen Besä ab.
^1) Vgl. Mon. ined. 1 865, z. B. auf Mönzen
von Itanos (Kreta), manchmal in zwei Fisch-
leiber ausgehend (Salzxann, Kamiros T. 31).
»2) Rom. Mitt. II T. 8, 2.
*^) Mann mit Löwenkopf (aPhobos*):
am Kypseloskasten ; ebenso an einer Am-
phora von Kamiros (M. Napol. III. T. 59, 2,
mit Pferdeschweif) und emem Topf von
Chiusi: Micali, storia T. 22; Inghirami, mus.
chius. 1,84).
'*) FuRTWANOLER, Roschcrs Lexikon I.
u. d. W.; Pferd mit menschlichen Händen
und Schlangenschwanz: Vasenscherbe aus
Orvieto, Arch -ep. Mitt. 15, 128 m. Abb.; dop-
pelköpfige Adler (S. 516) und Schlangen (z.
B. Jhst. 5, 289); gehörnte Vögel, an den
Vogelwagen und bei Zannoni, Certosa T. 35,
42, phantastisch weitergebildet an einem
etruskischen Schildcentrum in München.
") Z. B. M. 10, 8. 52; vgl. Kholl, Unters,
über d. Attribut d. Beflügelung in der älte-
sten griechischen Kunst, München 1881.
Kap. VI. Die zweite orientaliBierende Periode der WeltgeBohiohte. (§ 333.) 589
nicht nach der Natur, sondern nach festen Regeln ; >) manches ist geradezu
naturwidrig, z. B. wenn die Löwen alle ihre ßückenhaare wie die Eber
emporsträuben. ^) Sodann treten die Tiere sehr häufig paarweise zusammen,
doch so, dass meistens eine Pflanze (ursprünglich der babylonische Götter-
baum) oder etwas anderes sie trennt. Jene Paare fliessen manchmal zu
einem Doppel wesen mit einem Kopfe zusanmien.^) Den dekorativen Fi-
guren stehen die religiösen am nächsten, denn im Übergang zu anderen
Völkern, welche nicht zugleich den Kultus annahmen, verloren sie ihren
religiösen Sinn und sanken zu blossen Dekorationsbildem gleich den Wunder^
tieren und Mischwesen herab; aus der Mythologie gelangten sie in das
Märchen, wie z, B. bei den Griechen die Sphinx, die Kentauren und Triton,
welche den einheimischen Helden den Sieg schwer machen. Wir nennen
z. B. den Gott Besä, die Maske der Göttin von Qadesch mit ihren in Spi-
ralen auslaufenden Flechten,^) dann den mit einem Löwen oder Wunder-
tier ringenden Heros (babylonisch Izdubar, bei den Griechen Herakles oder
auch Theseus) *) und die Gottheit, welche mit beiden Händen je ein wehr-
loses Tier (meist Löwe oder Wasservogel) an Hals, Fuss oder Schwanz
hält (, asiatische Artemis');^) die nackte Astarte, an welcher das Geschlecht
durch Gesten und Zeichnung besonders betont ist, und der ägyptische Sca-
rabaeus sind ebenfalls nicht zu vergessen. Dagegen zeichnen die Flügel,
und zwar zwei oder vier an der Zahl, thatsächlich oft die Götter aller
Völker zu dieser Zeit aus;^) desgleichen erscheinen letztere nach dem S. 534
bemerkten hie und da laufend.^) Li der Komposition treten die Zonen-
einteilung, die metopenartige Gliederung und die Füllung des leeren Raumes
durch meist sinnlose Füllstücke hervor. Endlich bringt das Kunsthand-
werk verschiedene typische Formen hervor, von welchen wir die bron-
zenen Zierschilde, die Bronzeeimer (S. 582), die auf Rädern laufenden Ge-
fässe (Kessel- und Vogelwagen), ^) die halbmondförmigen Messer*®) und
die grossen kreisrunden Ohrringe (S. 238) erwähnen. Unter den Mate-
rialien verdienen der Bernstein (S. 197 f.), das Weissgold (S. 214), der
farbige Glasfluss und Fayence, dann Muscheln, Perlmutter, Hippopotamus-
knochen u. dgl. Hervorhebung. Masse und Gewichte orientalischen Ur-
sprungs regelten den Verbrauch der Arbeitsstoflfe.
^) Die Pferdemähne wird ohnehin bei
festlichen Gelegenheiten frisiert (Scheitel-
hflschel im Orient und an der Fran^oisvase) ;
die Löwen pflegen im Liegen den Schweif
zwischen den Böinen zu haben.
») Hesiod. Asp. 171; AZ. 1883 T. 16, 5;
Inghibami, mon. etr. III 33, 1 = Micali, mon.
T. 28, 3 ; ÜSBNBB, de carmine qnodam Pho-
caico, Tafel Nr. 1. 10; zu einem Band stili-
siert an dem Löwchen von Chiusi.
») Panther: Rom. Witt. 1887 T. 9; Sphinxe:
Scarabaeus bei Micali, mon. in. 1,26; um-
gekehrt mit zwei Vorderhälften: Impronte
Cent. 1, 50; Donalosok, ant. of Athens, suppL
S. 26. Eine andere Gruppierung (Pferdchen
auf Pferd) bei Hahpbl, Bronzezeit, T. 60, 5.
*) M EBBIAH, Am. J. 1, 159 f.
'^) KöBTE, AZ. 35, 111 ff.; Lakgbehn,
FlQgelgestalten S. 73; Dieulafot, R. crit.
1884 II Nr. 32 u. Tart ant. de la Perse 2, 83.
^) Lakgbehn, Flügelgestalten S. 115;
Studkiczka, Kyrene S. 153 ff.; Gänse wOrgende
Gorgo auf rhodischer Platte: Jhst. 1885/6
S. 278 ff. T. 59; Hermes xvyäyxv^' Hipponax
Fr. 1.
') Laivobehn, Flttgelgestalten der alt-
griech. Kunst, Dias. v. München 1881 ; Enoll
(S. 446 A. 4). Die homerische Hera fliegt
,wie der Gedanke **.
8) Z. B. Zeus bei Gbbhabd, AV. 237.
•) ÜNDSET, Ztsch. f. Ethnol. 22, 56 ff.;
ägyptischer Korb auf Rädern : Od. d 126 ff.
i<>) S. 248 f.; hethitische Hieroglyphe in
Boghasköi.
590 KlaBsische Konstarcdiäologie. n. Geaohiohte der alten Kunst.
Litteratur: C. W. Wibbbo, om Grekernas och Etnukernas inverkan pa bronskul-
turen, Gefte 1869, 1 T. (s. S. 585); über den Stil Julius Lakgb, billedkunstena fremstiUing,
Mto. de Tacad. de Danemark 1892, 5. s. V Nr. 4 (der ein Gesetz der Frontalitftt in der
Plastik entdeckt zu haben glanbt); Aber die Bronzezeit s. S. 208 und die in der Topographie
verzeichneten Monographien, dazu Nattb, d. Bronzezeit in Oberbayem, Mfinchen 1894, mit
Atlas von 49 Tafeln ; RichlV, d. Bronzezeit in Böhmen, Wien 1894 m. 55 T.
Kap. VIL Die erste hellenisierende Periode: Erringrung: der Freiheit.
(525—445).
(T. 8. 9.)
a) Oriechenland.
334. Wir hatten die Anwohner des östlichen Mittelmeeres in politisch
nicht gerade glänzenden, aber den Bürgern vorteilhaften Verhältnissen
verlassen. Mit noch unverbrauchten Kräften waren die Hellenen, von
ihren sogenannten Tyrannen getrieben, in den friedlichen Wettkampf ein-
getreten und, wenn man unter den geschilderten Nationen die erfindungs-
reichste nennen sollte, so würde der Preis unstreitig diesen Neulingen ge-
bühren, welche eben alles neu zu lernen hatten. In Handel und Industrie
waren diese zersplitterten Kleinstaaten zu einer Grossmacht geworden.
Die Männer, welche ihre Geschicklichkeit sogar über den bewunderten
Orient obsiegen sahen, welche die Welt bis Tartessos durchwandert, die
durch Unternehmungslust reich geworden, passten nicht in eine Stadt, wo
die festgesessenen Geschlechter alles regelten, noch dorthin, wo ein Tyrann
für alles sorgen wollte; man war unzufrieden mit dem Bestehenden, in
der Verfassung wie im geistigen und künstlerischen Leben. Wenn ein
Anaximandros und Anaximenes die ganze Welt erklären wollen und ein
Hekataios der ganzen Sagenwelt der Griechen den Märchenzauber abstreift
wie ein Knabe den Schmelz eines Schmetterlingflügels, konnten die Künstler,
die damals auch oft Inschriften anzubringen hatten, also ein bischen Lit-
teraten waren, der Unruhe des Zeitalters sich nicht ganz verschliessen.
Aus der Konventionalität des Bisherigen heraus strebt alles nach Natur,
aus dem Gebundenen nach Freiheit und Beweglichkeit. Aber das Her-
kommen, welches in den Ländern ringsum fest haftet, ist noch immer eine
grosse Macht und das Publikum nicht so verbildet, dass es jeden begeistert
aufnähme, der nur etwas neues überraschendes, was es auch sei, brächte.
Mag sein, dass es einzelne Revolutionäre in der Kunst wie im Leben gab ;
die Geschichte weiss nichts von ihnen. Der Umschwung in der Kunst
vollzog sich mithin langsam und kaum merklich; Schritt für Schritt ge-
wann der demokratische Geist Boden. Er erhielt eine mächtige Förderung,
als die Sieger von Platää und Salamis und König Gelon^die Orientalen
demütigten. Mächtig stieg da das Selbstbewusstsein der Griechen. Jetzt
gilt das Orientalische nicht mehr für vorbildlich, im Gegenteil verpönt
man die alte an den Orient erinnernde Tracht^) und sucht das echte
Hellenentum in einem Gegensatze zu Asien und den „Barbaren* überhaupt.
Gleichzeitig brachte der Sieg in das verhältnismässig geldarme Land grossen
Reichtum, dessen Zehnten der Gottheit und damit der Kunst zu gute
>) Aeschyl. Fers. 183.
Kap. Vn. Die ente helleniaierende Periode: Erringnng der Freiheit. (§ 334.) 591
kam. Folglich ist die Periode wieder in zwei Unterabteilungen zu zer-
legen, deren erste bis zum Xerxeskriege reicht, während die zweite die
folgende Generation umfasst. Man sieht, die Perioden werden in den be-
wegteren Zeiten bedeutend kürzer, die Menschen scheinen rascher zu
leben. Jene Zweiteilung möchten wir so verstanden wissen, dass die
Künstler mit Rücksicht auf die Jahre ihres besten Schaffens, nicht nach
ihrer gesamten Lebenszeit einzuteilen sind. Da bei allen Neuerungen das
persönliche Element ein Hauptgewicht hat, lassen wir diesmal die EünsÜer-
geschichte vorangehen.
Die antike Ästhetik befasst sich mit der älteren Plastik erst von
dem Anfang dieser Periode an, doch findet die erste Gruppe mit dem alter-
tümlichen Eanachos und dem zierlichen Kaiamis ^) z. B. in der kunstge-
schichtlichen Quelle des Plinius keine Berücksichtigung. Kanachos von
Sikyon heisst strenger als sein Gefährte Ealamis, d. h. er steckte noch
tiefer in den herkömmlichen Regeln. Unter seinen Werken — er arbeitete
in jedem üblichen Stoff — fällt sein eherner Apollo im Branchidenheilig-
tum auf, dem König Dareios die Ehre erwies, ihn auf eines seiner Schlösser
bringen zu lassen.*) Statt dass Kanachos dem Gotte nach altem Herkommen
sein heiliges Tier auf die Hand gab oder zur Seite stehen liess, sprang es
an Apollo empor; obendrein bewirkte ein mechanisches Kunststück, dass
das Tier in steter Bewegung erschien.') Seltsam, aber doch ein Zeichen
des Dranges nach Leben! Grössere Erwartung erweckt der Ruf des
Böotiers Kalanmieis, dessen sonderbaren Namen die Griechen Kaiamis
zu schreiben pflegten ; *) er hat noch für seinen Landsmann Pindar und im
Jahre 467 (Ol. 78) für den König Hieron gearbeitet.*) Als gegen das
Ende der römischen Republik Schlichtheit und attische Grazie in die Mode
kamen, da ward Kaiamis der Lysias der Kunst und man bezahlte seine
Werke so teuer wie manche Zeitalter Gemälde des 15. Jahrhunderts.^)
Mancherlei Tempel- und Votivbilder machte Kaiamis, aber Meister war
der Künstleraristokrat in zwei sehr verschiedenen Gebieten, Pferdegespannen^)
und Frauen; Lukian wird nicht müde, seine Sosandra zu preisen, augen-
scheinlich ein Frauenbild nach dem S. 532 f. geschilderten Typus, den wohl
eine Sosandra geweiht hatte. ^) Der Gesamteindruck näherte sich offenbar
') Cic. Brat. 70.
») Herod. 6, 19.
•) Beschreibung bei Plin. 34, 75 (oft
missverstanden) ; derselben entsprechen, ab-
gesehen von der Münchner Artemis, nur
Gemmenbilder (Caobs. impr. 4, 19. 20; Ov£b-
BECK, Anollon, Gemment. Nr. 11), nicht die ge-
wöhnlich angefahrten Münzen von Milet(C)yEB-
BECX a. 0. Münzt. 1, 22. 23; dazu stellen sich
im brittischen Museom eine Bronze [Ratbt
et Thoiias, Milet T. 28, 2 ; Oysrbeck, Plastik
I * 144] und ein Marmorkopf [Specimens of
DUettanti 1 12]).
*) KttX(ififi€i{g) hat eine Inschrift von
Akraiphia bei Gollitz, Dialektinschr. 568 c;
die Koseform ist KäXtog dem. AI. protr. 47
(vgl. mit Schol. Aesch. 1, 188).
») Paus. 9, 16, 1. 6, 12, 1.
•) Urteile: Dionys. Hai. Isocr. 3; Cic.
Brot. 70; Quintil. 12, 10, 7; Greg. Naz. adv.
episcop. 742; Lukuli zahlt 500 Talente für
einen Koloss des Apollo (Strab. 7, 319; Plin.
34, 39; Appian. Illyr. 30).
') Zwei- und Viergespanne: Plin. 34, 71;
Prep. 3, 9, 10; Ovid. ex Pento 4, 1, 33.
^) Lucian. im. 4. 6. dial. mer. 3, 2; es
wurde vermutet, die von Eallias geweihte
Aphrodite sei damit identisch (Paus. 1, 23, 2;
vgl. Pbbllbr, AZ. 4, 343f.; vgl. Petersen,
Nuove mem. p. 99 ff. u. Rüm. Mitt. 7, 59 f. ;
Beiyndobf, über das Kultbild der Athena
Nike S. 45; Michaelis, AZ. 22, 190 ff.); Hera
nach Fbiedbbiohs, Praxiteles S. 25, 49,
592
ElaBsiflcbe Eonatarcbaologie« IL QeBcbicbte der alten Konst.
den typischen Frauenfiguren von der Akropolis.^) Mit Kaiamis verbindet
ein Rhetor ^) Eallon und Hegias oder Hegesias, welche dagegen ein anderer
schon mit etwas jüngeren Meistern zusammenstellt.') Historisches Inter-
esse erweckten die nachmals von Xerxes entführten Tyrannenmörder des
Atheners Antenor^) und die zungenlose Löwin des Amphikrates, welche
ebenfalls an den Mord des Hipparchos anknüpfen sollte;^) von Antenor
kennen wir, wie schon gesagt (S. 533), eine Inschrift, aber keine Statue,
»Nicht geringer als einer der Daidalosschüler und der attischen Werkstatt",
also ein noch altertümlicher Meister war nach Pausanias (5, 25, 13) der
Aginete Onatas, der aber noch 465 arbeitete, wo er für den letzten
Wagensieg des bereits verstorbenen Hieron das Weihgeschenk machte.^)
Dies deutet uns eine angesehene Stellung an; nachmals holten die Atta-
liden einen Eoloss nach Pergamon.^) Individuelles wird uns nichts von
ihm berichtet. Sonst kannte von den Ägineten das grosse Publikum
höchstens noch Anaxagoras, welchem die künstlerische Verewigung der
Schlachten von Marathon und Plataiai anvertraut wurde. ^) Auch Glaukias
war aus Aigina. Als Vorläufer der nächsten Generation erscheint der
Argiver Hagela'idas (Ageladas), der angebliche Lehrer des Phidias und
Polyklet. Er arbeitete schon mit Eanachos zusammen und für Sieger der
65. und 66. Olympiade,®) Eine olympische Inschrift lehrt uns einen Sklaven,
den er zum selbständigen Bildhauer ausgebildet hatte, kennen. ^^) Wie
Hagelaidas stehen der bereits erwähnte Hegias und die Athener Eritios
und Nesiotes^^) welche schon im Jahre 477/6 die zweite Gruppe der
Tyrannenmörder fertigten, ^^j an Jer Grenze der Generationen. Ausser
diesen gab es natürlich noch zahlreiche andere Eünstler; die Inschriften
liefern zu den Buchquellen wertvolle Nachträge. Wir finden die Marmor-
orte Paros^*) und Athen, ^*) dazu auch Lakonien**) vertreten und alte
') Von Kalamis werden bei Conze (Beitr.
z. Gesch. d. griech. Plastik, Halle 1869, S. 19;
vgl. Bbizio, A. 46, 69 ff.) verschiedene Sta-
tuen abgeleitet. Mit der flügellosen Nike
in Olympia verbindet Kalkxank (Bonner
Studien S. 38 ff. T. 4) Eirene auf Münzen der
epizephyrischen Lokrer und die Schutzflehende
Barberini (s. u.).
>) Quintil. 12, 10, 7 ff. Egias schreibt er
sich in einer Inschrift (Ath. Mitt. 13, 441).
») Aus Erz Arrian. An. 3, 16, 7. 7, 19, 2;
Val. Max. 2, 10 ext. 1.
*) Lucian. rhet. praec. 9. Über Hegias
FubtwIngleb, Meisterwerke S. 80 f.
^) Ebenfalls aus Erz, am Eingange der
Akropolis: Paus. 1, 23, 2; Plin. 34, 72; Plut.
garrul. 8 ; Polvaen. 8, 45.
•) Paus. 8, 42, 8.
') Paus. 8, 42, 7. Man glaubte diesen
Apollo auf einem Medaillon von Pergamon
zu erkennen, was Ovebbeck (Eunstmyth.,
Apollon S. 81 f.) ablehnt. Zu seinem Hermes
Kriophoros führt man archaistische Bild-
werke (Ovebbeck I * 278 f.) oder Thon-
figuren an (Conze, A. 1858, 347 ff. T. 0 = Ra.
n. s. V T. 8,3; Statuette in Würzburg), die
aber nichts altertümliches haben. Näher steht
die Statue Collection Baracco T. 31 u. 31a;
vgl. die Münzen Num. comm. T. X 11. 12.
^) Paus. 5, 23, 1 ; Epigramm des Anakreon
Anthol. 6, 139; vgl.Antigonos bei Diog.L. 2,15.
») Paus. 6,14,11. 10,6.8,6.
^^) LöWT Nr. 30. Zwischen diesem Ha-
gelaidas und dem Meister des Zeus von
Ithome klafft eine unüberbrückbare Kluft.
Furtwängler führt eine der strengen Apollo-
auffassungen (z. B. im Louvre : Hol-
lbaüx, Mon. grecs 19/20, 37 ff. T. 13) auf
Hagelaidas zurück. Kalkhamn, Proportionen
S. 78, 1 vermutet in dem Omphalos-Apollo
seinen Herakles Alexikakos.
") Inschriften bei Löwy Nr. 38—40.
'') Parische Marmorchronik Z. 70 f. Da
noch keine Übereinstimmung über die Meister
des Vorbildes erzielt ist, führen wir die er-
haltenen Statuen im allgemeinen Teil auf.
*') Eritonides: Löwr 6; Aristion: das.
11. 12; Euphron: Hoffmann, epigramm. Nr.
258 m. Anm.
^*) Herme des Strombichos, deren Kopf
abgebrochen ist: *Ed, 1889 Sp. 1; Euenor:
HoFFMAKN, epigramm. Nr. 241.
*^) Gorgias: Plin. 34. 49 (zu spftt ange-
setzt); CIA. I 353. IV 373, 214.
Kap. Vn. Die erste hellenisierende Periode: Erringimg der Freiheit. (§ 334.) 593
Namen — in den gleichen Familien, denke ich — wieder auftauchen.^)
unbekannter Herkunft sind Aristokles, der Meister der bemalten Qrabstele
des athenischen Ritters Aristion, *) und Philesios, welcher für die Eretrier
einen kolossalen Erzstier nach Olympia arbeitete; leider ist das Bild fast
ganz zerstört.') Diese ältere Eünstlergeneration, welche Pausanias in
Ägineten und Attiker scheidet, erstreckt sich ungefähr auf die Jahre
520—480.
In die darauffolgende Generation (480—445)*) gehören ihrer Blüte-
zeit nach die Künstler, welche wir jetzt gewöhnlich als Klassiker im
engeren Sinne bezeichnen, während das Altertum dieselben nicht allgemein
so hoch stellte. Die Grundlage unseres Wissens bildet noch immer die
Stufenfolge, welche Plinius oder eigentlich Varro, einem Kunstästhetiker
der alexandrinischen Zeit folgend, von der Geschichte der Erzbildnerei auf-
stellt. Eine auszugsweise Übersetzung derselben (34, 54 — 59) soll den
Ausgangspunkt bilden: „Phidias .... gilt mit Recht für den, welcher die
Giselierkunst anbahnte und zeigte. Von Polyclitus aus«Sikyon, einem Schüler
des Hageladas, .... erachtet man, er habe diese Kunst vervollkonmmet
und die Ciselierarbeit ausgebildet, wie Phidias sie angebahnt; eigen ist
ihm, dass er sich ausdachte, es sollten die Statuen auf einem Beine ruhen,
doch berichtet Varro, sie seien vierschrötig und fast nach demselben Modell
{quadrata . ... et paene ad exemplum). Myron von Eleutherae, gleichfalls
ein Schüler des Hageladas, . . . scheint zuerst die Wirklichkeit verviel-
fältigt zu haben, *) rhythmischer (numerosior) in seiner Kunst als Polyklet
und sorgfaltiger in der Synmietrie; aber auch er habe, nur um die Körper-
formen bekümmert, die Gemütsbewegungen nicht ausgedrückt, auch Kopf-
und Schamhaare nicht korrekter gemacht als die ungeübte alte Zeit es
eingerichtet. Ihn übertraf der Rheginer Pjrthagoras mit seinem in Delphi
aufgestellten Pankratiasten .... Dieser bildete zuerst Muskeln, Adern
und Haar (natur-)getreuer nach." Indem der griechische Kunstrichter die
Vollendung in Lysippos findet, schränkt er das Lob von dessen Vor-
gängern ein, wobei er, vom rein künstlerischen Standpunkte aus, Pheidias
augenscheinlich am niedersten, Pythagoras am höchsten stellt. Andere
Quellen bringen wohl allgemeine Lobsprüche, aber keine ähnlich präcisen
Urteile. Was wir über Leben und Werke dieser Meister wissen, reihen
wir hier unmittelbar an.
Über Pheidias liegen die meisten Nachrichten vor, weil er zu einer
so bedeutenden Persönlichkeit wie Perikles in Beziehungen trat. Des Atheners
Charmides Sohn, ®) erhielt er den Auftrag, für den 456 bereits vollendeten
Zeustempel von Olympia das Gottesbild aus Gold und Elfenbein zu machen. ')
<) Archennos: Epigramm auf der Bni^
von Athen, Nr. 254 Hoffxann; Ealon: Löwt
27; Endoios: Löwy Nr. 8.
«) Löwy 10 (zwischen Ol. 62 n. 68);
CoNZE, Grahreliefs T. 2 farbig; Abg., auch
koloriert.
«) Löwt 26.
^) Wir wählen znr Grenze das Friedens-
jahr 445, welches die Bauzeit einleitet.
Handbncb der Uub. AltertunuwineDachall. YL
^) Im Gegensatz zu dem einen Modell
Polyklets.
^) Angebliches Portrftt (glatzköpfig) im
kapitolinischen Museum : M. V 4; Baumeisters
Denkm. 1, 34; Woltbbs Nr. 487.
^) Über die 2^it des Zeustempels Ur-
lichs, Bemerkungen über den olymp. Tempel,
Würzb. 1877 (wegen des Weihgeschenkes
der Lakedämonier Paus. 5, 10, 4). Philo-
38
594
KlaBBiBohQ EoBstaroliäologie. IIi OeBchiobte der alten Kirnst.
Hierauf dürfte die marmorne ,,Iemmsche Athena'', welche die lemnischen
Kolonisten {jedeuf bMb nach 451) stifteten, gefolgt sein.^) Als es sich dann
um das Tempelbild des neuen Parthenon, dessen Plan die Athener ver-
mutlich um 445 fassten, handelte, wurde Pheidias, bereits ein Greis —
man erkannte ihn in einer glatzköpfigen Figur der Schildverzierung —
mit diesem Goldelfenbeinwerk betraut, damit Athen mit Elis wetteifere.
Er vollendete dieses Werk nach der Chronik des Philochoros Ol. 85,3
(438/7),*) hatte aber keinen Dank dafür, denn ein Metöke denunzierte ihn
wegen Unterschlagung des kostbaren Materials. Da sich Perikles in der
Kommission befand, welche die Anfertigung des Tempelbildes zu über-
wachen hatte ^) — diese Kommissionen sind mit den Baukonmiissionen
nicht zu verwechseln — , nahm der Prozess eine politische Färbung an.
Pheidias wurde verurteilt und flüchtete;^) da seine Nachkommen in Elis
zu Hause waren und das Ehrenamt der Konservatoren {g>aidQwraC) des
Bildes bekleideten, ^) dürfte er sich dorthin begeben und in Elis sein Leben
beschlossen haben. Ausser diesen drei sicheren Werken wurden dem be-
rühmten Manne viele andere zugeschrieben, unter denen sicher Fälschungen
und Werke, die lange vor seiner nachweisbaren Thätigkeit entstanden,
sich befinden.^) Eine Originalarbeit des Pheidias fehlt uns. Den olym-
pischen Zeus, welcher thronend eine Nike auf der einen Hand trug und
mit zahlreichem Figurenschmuck an Thron und Basis ausgestattet war,
beschreibt Pausanias (5, 11) eingehend; wir gewinnen daraus, um nicht
von den Enthusiasten zu reden, nur die allgemeinen Begriffe der Gross-
artigkeit, Farbenpracht und Fülle der Details. Die späten elischen Münzen,
welche teils die ganze Statue, teils den Kopf im Profil nachbilden, ^) zeigen
nichts anderes als die Ungezwungenheit der Stellung und die Schlicht-
heit des Haares. Bei der Athena Parthenos, ^) welche in der einen Hand
Nike, in der anderen einen Speer hielt, welchen beiden unten einerseits
der angelehnte Schild, andererseits die Erichthonios bedeutende Schlange
choros setzt nicht bestimmt, sondern mit
käyetM das Zeasbild an das Ende von Phei-
dias' Leben und lässt ihn durch die Eleer
sterben (Schol. Aristoph. Pac. 605, am besten
bei SoBÖLL [s. S. 621] S. 20 ff.). Das letztere
haben wohl die Rhetoren aufgebracht (vgL
Sen. controv. 8, 2; Spekoel, rbet. Gr. I 455).
^) Athenische Eleruchen wurden auf
Lemnos zwischen 452/1 und 447/6 angesiedelt
(BuBOLT, griech. Gesch. II 538, 3).
*) Schol. Arist. a. 0.
*) Eine Urkunde derselben CIG. 130, 18.
Anekdote: Val. Max. 1 ext. 7.
*) Aristoph. Pac. 605 ^Btdlas ngd^aq
xaxtos; Plut. Per. 31; Schol. Ar. a. 0.; Diod.
12, 39. Eine Übertreibung ist, dass es ihm das
Leben gekostet habe (Plut.).
*) Paus. 5, 14, 5.
*) Getriebenes Silber: Martial. 4, 39, 4.
10, 87, 15 f.; Fische: das. 8, 35; Grille, Biene,
Mücke: Julian, epist. 8 p. 377a (Niceph. Greg,
bist. 8, 7); Weihgeschenke für die Schlacht
von Marathon: Paus. 10, 10, 1; 1, 28, 2 u. A.
(Athena Promachos); für Plataiai: Paus. 9,
4, 1; Plut. Aristid. 20; vorher: Paus. 7, 27, 2.
— Figuren in Rom (Plin. 34, 54. 86, 15) und
Eonstantinopel (Leo Gramm. 87; Cedren. I
566; Schol. Aristid. or. L. vgL Nicetas Cho-
niates p. 359 B— D; Gublitt, Anall. Grae-
ciensia p. 101 ff. nimmt diese Angaben als
glaubwürdig an); Hermes in Theben: Paus.
9, 10, 2 {Uyetai).
0 Numism. comm. S. 71, 2 (vgl. S. *73);
galvanoplast. Nachb. ; vgl. Ovbbbeck, Sym-
bola philol. Bonn. p. 608 ff. Ähnlich eine
Büste in der Villa Albani (Amelüho, Rom.
Mitt. 1893, 184 ff.). Rekonstruktion von
Adler AA. 1891, 138 f.
^) Das Original verbrannte nach FCbreb,
Rom. Mitt. 7, 158 ff. Dagegen Güblttt, Anall.
Graeciensia p. 101 ff. Vgl. über die Athena
Michaelis, Parthenon S. 266 ff.; Tb. Scrbei-
BBR, Abb. d. Sachs. Ges. 8, 541 ff. AZ. 41,
193 ff., 277 ff., dazu E. Lanob, Ath. MiH.
1881, 56 ff. u. GGA. 1883 St. 30. Über das
Fundament D5bpfbld, Ath. Mitt 6, 394;
Reisch. Eranos Vindob. S. 4 f.
Kap. Vn. Die ente hellenisierende Periode: Erringimg der Freiheit. (§ 334.) 595
entsprachen, treten zu den athenischen Münzen plastische Nachbildungen,
indes heisst es hier unterscheiden« Man darf eigentliche Nachbildungen
zunächst in Athen und zwar auf Münzen, ^) in kleinen Yotivfiguren ') und
an Urkundensteinen ^) erwarten. Wie wenig Yerlass in den Einzelheiten
jedoch selbst auf diese lokalen Erzeugnisse ist, thun die verschiedenen
Darstellungen des rechten Armes dar; nur die Marmorstatuette vom Yar-
väkion, ein Relief und die Bleimarke zeigen eine stützende Säule unter
dem Yorderarm *) und davon nur die beiden ersten Nike mit dem Kranze
querüber gestellt, dass sie weder Athena noch den beschauenden Athenern
den Rücken kehrt. Offenbar sollte man sich dabei denken, dass Nike
eben sich umdrehe, um den Schützlingen Athenas zuzufliegen. Der
Helm, auf welchem nach Pausanias in der Mitte eine (den Kamm
tragende) Sphinx und zu beiden Seiten Greife sich befanden, ist am
Yarväkion-Exemplar wieder gegeben, doch der Greif durch den Pegasus
ersetzt; wer hat nun Recht? Die Reliefs der Basis und die Schild-
figuren ^) deutet nur die Statuette von der Pnyx an, doch so, dass wir
nichts daraus gewinnen; denn die sich entsprechenden Bilder des Schildes,
im Innern der Gigantenkampf, aussen die Amazonenschlacht, können nur
in Streifen den Schild umgeben haben, was auch Plinius von letzterer aus-
drücklich bezeugt. Natürlich wurde das hervorragendste athenische Bild
der Göttin Athena für die gesamten Darstellungen der Folgezeit muster-
giltig und ein Teil der Künstler schloss sich enger an das Werk des Phei-
dias an als sich mit der vollen Selbständigkeit vertrug; allein Zeugnisse
für die Einzelheiten der Parthenos können sie nicht abgeben. Am nächsten
reiht sich jenen Nachbildungen die schöne Genmie des Aspasios an.^)
unter den zahlreichen Marmorstatuen ^) finden diejenigen die meiste Be-
achtung, welche den Gedanken des Pheidias, dass der Schild und die Basis
Figurenschmuck empfangen müssen, wieder aufnahmen;^) das Londoner
Schildstück scheint in dem glatzköpfigen Manne Pheidias selbst zu por-
^) Conunentaiy S. 126, 1 ; besonders
wichtig ist eine BleimarkOi welche die ganze
Figur zeigt
*) Marmorstataetten 1. von Lenoraiant
anf der Pnyx gefanden: Wolters 466;
ßmokm. 38 ; 2. vom Varväkion (Ba^ßaxeioy) :
Phot. (Bruckm. 39. 40), auch in nat&rlicher
Grösse.
») Lb Bas T. 39 u. AZ. 1857 T. 105 ==
Michaelis, Parthenon T. 15, 6. 7.
^) Nach Adlbb (Arch. G^s. in Berlin
1882, 3. Jan.) war die 8äale dem Kerne nach
Holz, aussen jedoch ebenfalls chryselephantin.
Gegen die Säule besonders Th. Schbeibbb,
AZ. 41, 277 ff. Bezeugt durch Plut. Per. 13,
nach welchem Pheidias' Name ir t^ cxtjXri
stand. Analogien Num. Comm. £E 16. 17.
Y22.
') Michaelis, Parthenon T. 15, 1 b;
Bmckm. 38 b.
^) Am besten bei Lösohokb, Festschrift
des Vereins v. Altertumsfr. im Rheinland
1891 T. 1,4; s. auch Jahrb. IH T. 10, 10
(vgl. IV 8. 46 f.). Die GoldmedaiUons in der
Ermitage (Wolters 468—9, vgl. Eiesbritzxi,
Ath. Mitt 8, 291 ff. T. 15) sind unter dem Ge-
sichtspunkt, dass der Kreis gefallt werde,
komponiert. Wir nennen hier auch das Bruch-
stück einer kleinasiatischen Thonform (Froeh>
NBR, terresc. de la coli. Gröau T. 95; Lösch-
CKB a. 0. S. 6 m. Abb.).
^) Wolters 466—7. 472—8; Köpfe: in
Köln, LöscHCKB a. 0. S. 1 ff. T. 1 ; Berlin :
Ant. Denkm. I T. 3 ; Neapel : Aus der Anomia
T. 1. 2; im Louvre: Sohrbibeb S. 28; Lon-
don: Anc. marbles 1, 16.
*) Unvollständiger Schild im brittischen
Museum (Strangford): Michablis, Parthenon
T. 15, 34; Schildbruchstück im Museo Chia-
ramonti: das. Fig. 35; Torso mit Schildrest
im Konservatorenpalast: Sohrbibeb T. 3 E
1—3; anderer Torso daselbst: B. com. XI
T. 15. 16; Basis an einer pergamenischen
Statue in Berlin : Altert, v. rergamon 2, 59
T. 33; Jahrb. 5, 114.
38^
596
KlasBisohe Eniuitaroliäologie. ü. Oesohiohte der alten EiuDuii.
traueren. tHher den Stil gibt kein Bild Aufschluss.*) Die lemnische
Athena, welche unbehelmt war,*) glaubte man neuerdings wiederzufinden,*)
es handelt sich um geistreiche Vermutungen, nicht um Thatsachen. Die kunst-
geschichtlichen Resultate sind leicht zu ziehen : Pheidias erscheint in keiner
Hinsicht als kühner Neuerer. Wenn wir aus dem enthusiastischen Lob-
preis seiner Götterbilder den Gesamteindruck derselben formulieren wollten,
wäre es wohl ruhige Würde und Detailreichtum.*) Dass er den vor-
persischen Künstlern am nächsten stand, zeigt Plinius' Kunstgeschichte
an. Sucht man nach einem kunstgeschichtlichen Seitenstück, so ist er
vielleicht giottesk zu nennen. Mit dem plastischen Schmucke des Par-
thenon, welcher ihm oder seiner Schule herkömmlicherweise auf eine
plutarchische Phrase hin zugeschrieben wird, hatte Pheidias keinen nach-
weislichen Zusanunenhang; jenen liessen die Baukonmiission und der Archi-
tekt ausführen. Die Alten sprechen allerdings von „ Schülern '^ oder auch
„Nebenbuhlern" {aemuli) des Pheidias, worunter wir die gesinnungsver-
wandten Zeitgenossen zu verstehen haben. Diese mögen denn hier ihren
Platz finden. In Olympia übertrug die eleische Baukommission die Aus-
schmückung mindestens des westlichen Giebels dem Athener Alkamenes.*'^)
Wenn die Alten denselben als Götterbildner ^) gleich Pheidias schätzen und
ihm wie jenem Würde nachrühmen,^) so fehlt es uns an irgendwelchem
sicheren Material, um dies zu belegen, ^) während die Statuen jenes Giebel-
feldes, welche den Kampf der Kentauren und Lapithen darstellen, ver-
hältnismässig wenig verstümmelt, stellenweise noch mit Farbresten bedeckt
*) Versuch einer Analyse von Püch-
STBIK, Jahrb. 5, 79 ff., welcher den unter-
schied zwischen der Parthenos und den Par-
thenonskulpturen nachgewiesen hat.
«) Paus. 1, 28, 2; vgl. Plin. 34, 54; Lu-
cian. imag. 4; ans Marmor: Phil. Wochen-
schrift 1885 Sp. 1558 ff.
') Aus Reliefs: Studkiczka, Vermut. z.
griech. Eunstgesch. S. 5 ff.; zwei Statuen in
Dresden, eine in Kassel und ein Kopf in
Bologna: FusTWlneLEB, Meisterwerke 8. 1—
153 T. 1 ff. Eine Kopie von Pheidias' Apollo
glaubt Pbtbbsbn in einer römischen Statue
zu erkennen (Rom. Miti 1891 S. 302 ff., 377 ff.
T. 10; nach Phot. Oysbbuck I ^847).
*) Dion. Hai. Isoer. 3; Demetr. eloc. 14;
Plin. 34, 54.
^) Plin. 36, 16 {quod certum est); Lem-
nier (als Kolonist?) nach Suidas.
^) Aphrodite iy xijnois (woran angeb-
lich Pheidias beteiligt war) und Hephaistos
in Athen. Das delphische Weihgeschenk
von Thrasybulos und Genossen kann kaum
von ihm sein (Paus. 9, 11, 6; älteres Weih-
geschenk wieder benutzt nach Cubtiüs, AZ.
41, 359 und Pughstein, Jahrb. 1890, 97).
RsiscB (s. A. 8) versucht nachzuweisen, dass
der DionysoskoloBs erst um 415 entstanden sei.
') Quintii. 12, 10, 8 (7); vgl. Paus. 5, 10,
8; OvEBBECK, Schrifq. 828.
^) Aphrodite, angeblich das Vorbild
der sogen. Venus genetrix, am besten im
Louvre: FübtwInolbb, Roschers Lex. 1,
412 ff.; S. Rbivacb, Ga. 1887, 250 ff. 271 ff.;
Cokzb, Ath. Mitt. 14, 199 ff. m. T. 4; dagegen
Reisch, Eranos S. 18 f.; Dionysos Le-
naios in Athen (Paus. 1, 20, 3) auf atheni-
schen Münzen nach Bbül^ monn. d'Atii.
p. 261; Ovebbbcx I ^378; gehört aber dem
Alkamenes der stehende (Num. chron. 1881
T. 4, 4) oder der mit Kantharos und Tfayr-
sos sitzende? Vgl. jetzt die Vermutungen
von Reisoh, Eranos Vindobonensis S. 1 ff.;
Hera (Paus. 1, 1, 5) angeblich in zwei atti-
schen Urkundenreliefs (Ls Bas T. 42; Scbökb,
griech. Reliefs T. 10, 54 und Hblbio, Führer
1, 223 f. m. Abb.) und Statuen, vgl. Ovee-
BECK, Kunstmyth., Hera S. 445. 462, 12. 464;
Petebsen, ROm. Mitt. 1889, 65 ff.; anders
Reisch a. 0. S. 18; Hephaistos: vgl. Reisoh
S. 21; Asklepios (Paus. 8, 9, 1) in Manti-
neia auf Münzen: Comment. 93, 1, vergl.
Reisch S. 21 f. ; der in mehreren Exemplaren
erhaltene zielende Diskuswerfer identisch
mit dem Pentathlos nach Kekul^, AZ. 24,
109 ff., nach anderen von Naukydes; vgl.
WoLTEBS Nr. 465; dagegen Klein, Arch.-ep.
Mitt. 14, 9; zur Stellung G. Kietz, agonist
Studien I. München 1892 S. 51 f.; wenn das
Urbild der dreileibigen Hekataia wirklich
dem Alkamenes gehört (Petebsen, Arch.-ep.
Mitt. 5, 65 AA), arbeitete er ziemlich alter-
tümlich (FuBTWANGLEB, Meisterwerke S. 206).
S. auch WiMTEB, AA. 1894, 43 ff.
Kap. Vn. Die erste helleniaierende Periode: Erringimg der Freiheit. (§ 834.) 597
aufgefunden wurden. Die des Ostgiebels (die Versammlung zum Wett-
fahren des Pelops und Oinomaos) zeigen keine wesentlichen Unterschiede,
weshalb die Überlieferung, dass letztere von Paionios, dem Meister der
Nike, herrührten, gewiss nur auf einem Missverständnis der später zu er-
wähnenden Nikeinschrift beruht; ob freilich gerade der Athener Alkamenes
und nicht ein Eleer gleichen Namens den Tempel schmückte, muss un-
entschieden bleiben. *) Darum werden die Oiebelgruppen später unter den
erhaltenen anonymen Originalwerken ihren Platz finden. Zur Pheidias-
gruppe gehören ausserdem die Parier Agorakritos und der aus Herakleia
oder ebenfalls von jener Marmorinsel stammende Eolotes. Jener hatte
seinen Ruf durch die athenische Göttermutter und die Nemesis von Rhamnus
erworben, von der man jetzt den Kopf aufgefunden zu haben glaubt,^)
dieser durch das goldelfenbeineme Athenebild in EUs:^) alle diese drei
Bilder wollte, wie es in der Kunstgeschichte zu gehen pflegt, die Nach-
welt Pheidias beilegen.^) Ähnlich erging es den Goldelfenbeinwerken des
viel späteren Pariers Thrasymachos und des Megarers Theokosmos. '^)
Während der spröde Stoff des Elfenbeins, wie auch die Religion,
den EunststU immerhin etwas fesseln musste, arbeitete der Sikyonier
Polykleitos^) in dem geschmeidigeren Erz für profane Zwecke. Das
Publikum kannte und schätzte ihn wegen seiner Erzbilder siegreicher Ath-
leten, in welchen er gleich Pythagoras seine Stärke hatte. Wie wir
hörten, ging er von der Apollostellung (S. 580) ab und liess seine Figuren
das eine Bein nicht vorwärts aufsetzen, sondern leicht zurückstellen ; diesen
Gegensatz von Standbein und Spielbein hatte er nicht erfunden, aber er
0 Die Angabe des Pausanias ist oft be-
sprochen worden, z. B. von B. Föbsteb, Rhein.
Mob. N. f. 38, 421 ff.; Robbbt, archftol. Mftr-
chen S. 41 ff.; Rbisch a. 0. S. 14 ff.; nach
LöscHCKB, wesfcl. Giebelgrnppe des ol^rmp.
Zenstempels, Dorpat 1887 S. 7 von einem
älteren Alkamenes um 480—460. Zwei Al-
kamenes scheidet Six, Jhst. 10, 110 f.
') Nach dem Perserkrieg errichtet: Plin.
36, 17; Strab. 9, 396 (rty^;), nach der Inschrift
von Agorakritos: Zenob. 5, 82; vgl. 0. Robs-
bach, Ath. Mitt. 15, 1; Poskanskt, Nemesis
und Adrasteia S. 95 ; Schbödeb, Aphrodite
S. 43; WiLAMowiTZ, Phil. Unters. 4, 13. —
Kopf in London: Ath. Mitt. 15,64 m. Abb.;
s. Welckbb, Tagebuch 1, 134 (Bmchstflcke
kolossaler Beine); Num. chron. 1882 S. 89
T. 5; Num. comm. p. 151; .Ceres in der Ro-
tunde des Vatikan* nach Fubtwanglbb,
Meisterwerke S. 119, anders Pallat, J. 9, 12
A. 23. Reste der Basis J. 1894, 1 ff. T. 1 ff.;
G. d. b.-a. 1893, 255. 257; 'Ed. 1891
T. 8. GOttermntter: Plin. 36, 17; Athena in
Eoroneia: Paus. 9, 34, 1; Münzbilder: Comm.
p. 117, 1 ; Brit. Mus. cat. T. 7, 6 ff.
') Plin. 35, 54; über seine Herkunft
Paus. 5, 20, 2; goldelfenbeinemer Tisch in
Olympia: Paus. 5, 20, 1; elfenbeinernes Tem-
pelbildinKyllene: Strab. 8,334; .Philosophen",
d. h. bärtige Mftnner aus Eiz: Plin. 34, 87.
*) Nemesis: Paroeroiographen unter "^a/u-
rovcla yifji^ai^; Mela 2, 3, 46; Paus. 1, 33,
3; Solin. 7,26; GOttermutter: Paus. 1, 3, 5;
Arrian. peripl. Pont. 9; Athena: Paus. 6, 26, 3.
^) Thrasymachos, Sohn des Arigno-
tos: Paus. 2, 27, 4; epidaurischer Asklepios:
Paus. 2, 27, 2, nach Athenagoras (legat. 14)
von Pheidias; aber Thr. war in der Bauin-
schrift erwähut (Arch.-ep. Mitt. 14, 126 und
Jeltioy 1891, 64); Abbildungen auf Münzen
(Comm. 43, 2 T. L 4—5 u. Auflegers Katalog
T. 6, 5; Num. chronicle 1892 T. 1) und Votiv-
reliefs (Athen Nr. 173. 174; Bruckm. Phot. 3);
vgl. FowLEB, Am. J. 3, 32 ff. Theokosmos,
Zeus in Megara, wegen des Krieges unvollen-
det: Paus. 1, 40, 4; Pheidias habe mit gearbei-
tet; angebliche Münzbilder: Comment. p. 4, 3
T. A3.
•) Sikyonier Plin. 34, 55 ; Vaterstadt u.
Vater (Patrokles) sind durch die Inschriften
seiner Brüder gesichert (Paus. 6, 3, 4. 2, 22,
7; Löwy 86—88. 89); die Familie muss aber
später, wie die des Pheidias, ausgewandert
sein und in Argos das Bürgerrecht erhalten
haben (daher Argiver in den Zeugnissen des
4. Jahrhunderts: Plato Prot. 311 0; Löwy
87; nach Löschckb, AZ. 1878 S. 11 A. 11
erhielt schon Polyklet das Ehrenbürgerrecht) ;
s. auch Robebt, archäol. Märchen S. 104 ff.
über Polyklets Werke FubtwInolbb, Meister-
werke S. 411 ff.; s. auch A. M^obbt, öt. snr
les Canons de Polycläte, Paris 1892.
598 Klasaisohe Eimfttarohäologie. IL Oeaohiehte der alten EiuDuii.
hielt an der Idee so einseitig fest, dass sie ihm eigentümlich erschien. >)
Mehr Erfindungsgabe bekundete Polyklet, als er die Arme aus der früheren
Gebundenheit erlöste. Für den Sieger im Speerkampf hat er das alte
Motiv des Angriffes (S. 532) verwendet,*) neu dagegen den Typus des
im Stehen den Speer schulternden Doryphoros geschaffen; der Ring-
kämpfer schabte sich mit der Strigilis (S. 272) den Sand des Bingplatzes
ab (Apoxyomenos) und die Siegerbinde legte sich, denke ich, der Läufer
um (Diadumenos).*) £in weiteres Verdienst lag in den anatomischen
Studien, welchen der Künstler in griechischem Oeiste das Ziel setzte, das
absolute Schöne zu entdecken; da zu seiner Zeit bereits alles mögliche
Wissenswerte durch Wort und Schrift gelehrt zu werden begann, ist es
nicht unglaublich, dass er seine Lehre von den Proportionen in einer
„Eanon^ betitelten Schrift vortrug.^) Sein Grundsatz soll gelautet haben,
das Gute entstehe klein weise durch viele Ziffern.^) Diese akademische
Seite seiner Thätigkeit machte den Polyklet zum rechten Vorbilde der
talentlosen Bildhauer, welche auf die Worte eines Lehrers schwören
wollten. Kein anderer Meister dieser Zeitperiode hat soviele getreue
Nachtreter gehabt, solange die Bildhauerkunst in Athletenbildem reichliche
Beschäftigung fand. Ln besonderen der Diadumenos und der Doryphoros
mussten zu vielen Statuen und Büsten herhalten. Aus der Zusammen-
stellung der erhaltenen erkennt man wohl den Einfluss, welchen Polyklet
ausgeübt, aber zunächst müssen diejenigen Arbeiten, welche nur in der
Hauptsache einen polykletischen Eindruck geben, ausgesondert werden.^)
Dann handelt es sich darum, unter den absichtlichen Wiedergaben der
Proportionen die mehr oder weniger sorgfaltigen zu erkennen und die
Verhältnisse entweder durch Divisions- und Multiplikationsformoln oder
nach den landesüblichen Längenmaasen festzustellen.^) Ausser anderen
dürfte die Neigung zur S-Form erst in den späteren Nachbildungen herein-
gekommen sein. Der Gesamteindruck der polykletischen Figuren war
schwer und wuchtig; „viereckig" nennt sie der alte Kritiker, wozu man
vergleiche, dass der Dichter Simonides dieses Wort einem wackeren Manne
lobend beimisst. Jenem wird der Künstler gleich Pheidias in der Zeit
nahe gestanden sein; genauer lässt sich jedoch seine Zeit nicht bestimmen,
^) PHd. 34, 56; Diadumenos: Lucian.
Philops. 18. Eine anonyme Athletenstatue
wurde Polyklet wegen der Beinstellung zu-
geschrieben (Paus. 6, 4, 11; Löwy 50).
*) Nudus telo (überliefert talo) incessens:
Plin. 34, 55 (vgl. Sittl, Parerga S. 24 f.;
WöLFFLnr, Archiv f. lat. Lex. 9, 119 ff.).
') Plin. 34, 55; Ovebbeck, Schriftquellen
953 ff. Über das Motiv des Doryphoros in
Malereien Milohhöfeb, A. 1883, 139. 1. Nach
LöscHCKB, Tod des Phidias S. 36 führte Pheidias
das Motiv des Diadumenos ein (Plinius schreibt
diesem einen anadutnenus zu; so heisst je-
doch eher derjenige, welcher bekränzt wird).
^) S. 418; Galen fingiert dazu eine gleich-
namige Statue (de temper. am. 1, 9 u. de plac.
Hippocr. et Plat. II 5), hinter welcher Neuere
den Doryphoros suchen.
^) Philon mechan. synt. 4, 2.
') Ealkmaitn, die Proportionen des Ge-
sichts S. 18 f. A. 6.
^) Diadumenos: Bmckm. Nr. 46; Wol-
ters Nr. 507 ff.; Petbbssv, B. com. 18, 185 ff.
T. 11. 12; Statue aus Elensis, Jekrlov 1888
S. 177, 2 (vgl. WoLTEBS bei Lepsius, Marmor-
studien S. 83); Terrakotta: Jbst. 6, 243 ff.;
Doryphoros: Friedekicbs, Polykleitos' D.,
Berl. Winkelmannspr. 1864, dazu Pbtbbsen,
AZ. 22, 130 ff.; Fbiedebighs das. Sp. 149 f.;
WoLTEBS 503 ff.; dazu Kalkwatht, Propor-
tionen S. 17, 2; Marmorstatuette aus Aüien
in London Nr. 502. Hermes?: Statuette
(Dresdner Abguss): AA. 1889 S. 57; Eonf
in der Ermitage: Gm&DioNOFF Nr. '679;
Ares?: Lateran Nr. 127; Kopf im Louvre
(Abg.): AA. 1889, 57. Auf die Amazone
werden wir später (S. 604) zurückkommen.
Kap. Vn. Die ente hellenisierende Periode: Erringimg der Freiheit. (§ 334.) 599
da nur über polykletische Oötterbilder (die Hera eingeschlossen) chrono-
logisches Material vorliegt, das einen um 400 arbeitenden Künstler, doch
wohl den jüngereren Polykleitos, anzeigt.
Die naturalistische Richtung scheint Myron eingeleitet zu haben,
ein Sohn des attischen Bergortes Eleutherai.^) Seine Lebenszeit ist nur
nach seinem Sohne Lykios, welcher für Autolykos Ol. 89, 3 (422/1) eine
Statue fertigte, zu erschliessen.^) In der Erzarbeit besonders geschickt,
bildete er Götter und Athleten und hielt es nicht unter seiner Würde,
auf eine eherne Kuh — ein Weihgeschenk, versteht sich — seine höchste
Fertigkeit zu vereinigen.*) Aus den begeisterten Schilderungen dieser
Statue,^) dann des Läufers Ladas, welcher in angespanntem Laufe darge-
stellt war,*) und des Diskoswerfers, der sich zum Wurfe zusammen-
krümmt,®) spricht das Lebensvolle dieser Werke. Myron brach mit dem
alten Herkommen, wonach der Plastik das Dauernde zustand, am ent-
schiedensten, indem er gerade den flüchtigen Augenblick im Bilde fest-
hielt. Dagegen beharrte er bei der altertümlichen Stilisierung der Haare. ^)
Seine Selbständigkeit gegenüber der peloponnesischen Kunst spricht sich
schon in der Wahl der delischen Erzmischung aus.*) Von jenen drei
Hauptwerken Myrons wurde nur der Diskoswerfer nachgebildet, doch ist
über die sogenannten Kopien^) die bei Polyklet gemachte Bemerkung zu
wiederholen. Unter den weniger genannten Arbeiten ist uns die Gruppe
„Athena und Marsyas'^ durch athenische Denkmäler (Münzen und ein
Relief) wenigstens oberflächlich bekannt: Athene wirft die Flöte weg,
Marsyas schleicht heran und drückt seine Verwunderung aus.*^) Die Gunst
der römischen Kunstfreunde hat sich dem energischen Künstler in einer
Weise zugewendet, ^^) dass zahlreiche namenlose Werke ihm aufgebürdet
wurden;^*) vielleicht zählt zu diesen sogar das erwähnte Bild des Ladas. ^')
Desgleichen ist nicht zu bezweifeln, dass verschiedene Künstler der Kaiser-
zeit Myron zum Vorbilde nahmen, worüber seiner Zeit gesprochen werden
soll ; der Auetor ad Herennium erklärt im besonderen die Köpfe für muster-
1) Polemon bei Athen. 11, 486 d; Plin.
34, 57 (Athener Paus. 6, 2, 2. 8, 4).
«) Plin. 34, 79 (vgl. Polemon a. 0.).
') Götter: Ovid. a. a. 3, 219 ; Siat silv. 4,
6, 25; Paus. 2, 30, 2 (Holzbild); Athleten:
Paus. 6, 2, 2. 8, 4. 5. 13, 2; Kuh in Athen
(Cic. Verr. 4, 135) der Stadtgöttin geweiht
(Anson. epigr. 65), in der Eaiserzeit nach
Rom auf den Friedensplatz versetzt (Prooop.
b. Goth. 4, 21).
*) Epigramme bei Ovbbbbck, Schiiftq.
553 ff.
*) Plin. 84, 57 ; Anthol. Planud. 4, 54.
•) Plin. a. 0.; Quintil. 2, 13, 8; Lucian.
Philops. 18.
») Plin. a. 0.
•) Plin. 34, 9.
') Marmorn vom Esqoilin, früher im
Palazzo Massimi, jetzt Lancelotti in Rom
(Bruckm. Phot. 131, nach Phot. Ovbbbbck I ^
224 T.), freier im Vatikan (Wolters 450;
HblbioI 332) und London (das. 452); Bronze-
figur in München (Antiq. 357) zweifelhaft;
Rumpf im kapitolinischen Museum: Clabao
V 858 a, 2212; vgl. eine Genmie des Apolli-
narisschreines zu Siegburg.
><)) Münzen: Comm. p. 132, 7; Finlay'-
sche Marmorvase (Woltebs 456): Ratet I
5. 5 zu T. 33. Gegen die seit Brunn (A. 1858,
374 ff.) übliche Zuweisung von Marsyasbildern
(z. B. Statue im Lateran und Kopf in der
Sammlung Baracco, Rom: Coli. Baracco T. 37)
8. SiTTL, Farerga S. 25 ff.
*•) Vgl. Ovid. a. a. 3, 219; Stat. silv. 4,
6, 25; Petron. 88; eingeschränkt (nach einem
griechischen Blietor) Cic. Brut. 70; Quintil.
12, 10, 7.
") Cic. Verr. 4, 5; Propert 2, 31, 7;
Phaedr. fab. V prol.; Stat. silv. 1, 9, 50;
Martial. 4, 39, 1. 6, 92. 8, 51; Misayerstftnd-
nis Plin. § 57.
") Vgl. Paus. 2, 19, 7.
600
ElasBisohe Ennstarchäoloifie. II. Qesohiohte der alten Eanat.
giltig, ^) eine Ansicht, welche schon im fünften Jahrhundert manche
teilten.*)
An Lebendigkeit muss den Myron Pythagoras noch überboten
haben, weil ihn Plinius' Gewährsmann an das Ende der Reihe setzt; ein
anderer sagt, er scheine zuerst Rhythmus und Symmetrie angestrebt zu
haben. ^) Pythagoras gehörte einer der samischen Familien an, welche
494 auswanderten und später Rhegion besetzten.^) Schon in der Wahl
seiner Stoffe bekundet er realistischen Sinn; er bildet menschliche Sieger
oder Heroen, doch keine Götter; die Gruppe „Apollo mit dem Pytho-
drachen' bedeutet keine eigentliche Ausnahme. Dass Pythagoras körper-
liche Empfindungen auszudrücken verstand, bewies sein Philoktet.^) Leider
ist bildliches Material gerade bei diesem wichtigen Künstler so gut wie
nicht vorhanden.^) Jene Athletenstatuen übrigens gewähren die chrono-
logische Nachricht, dass Pythagoras schon einige Jahre vor dem Xerxes-
zuge arbeitete.*^)
Diese vier Künstler repräsentierten in der alten Kunstgeschichte die
Entwicklungsperiode .des Klassizismus. Man darf getrost sagen, dass dieses
Urteil nicht allein auf Verdienst beruhte, sondern wesentlich davon abhing,
dass auffallende Werke jener Männer in Athen, Olympia und Rom standen.
Plinius selbst gibt die beste Kritik seiner Klimax, wenn er bemerkt (34,
68), Sachverständige schätzten den Phoker Telephanes, der auch für Xerxes
und Darius arbeitete, ausserordentlich hoch, aber seine Werke seien in
Thessalien vergraben. Ähnliche Gründe mögen der Anerkennung manches
anderen Meisters im Wege gestanden sein. Dass es minder Berühmte in
Menge gegeben hat, verstände sich von selbst, auch wenn nicht die In-
schriften von Postamenten uns andere Namen nennen würden.^) Unter
diesen gibt uns Kresilas, ein Kreter vom Stamme der Ky doner, manches
Problem auf. Sein bedeutendes Porträt des Perikles bestimmt seine Zeit;®)
auch versetzt ihn die ephesische Sage in den Agon der Künstler, welche
die verwundete Amazone machen sollten. Wie sich seine Doryphoros zu
dem polykletischen verhielt, ist imbekannt. Plinius rühmt seinen tötlich
verwundeten Mann, an dem man ersehen könne, wie viel Lebenshauch
>) 4, 6.
') Vgl. Ebxul^i Ober den Kopf des pra-
xitelischen Hermes, Stuttg. 1881: Theseus
im Ostgiebel des Parthenon; zielender Dis-
kobol; Münchner Athlet (M. XI 7).
*) Diog. Laert. 8, 47.
*) Plinius (34, 60, vgl. Diog. Laert. a. 0.)
sondert deshalb einen Samier Pythagoras;
eine olympische Inschrift (Löwt 23) beweist
die Identität.
*) Plin. 34, 59.
^) Für den Drachenkampf liegen die
Münzbilder von Eroton (Schbbtbeb, Apollon
Pythokt. S. 68; Baumeisters Denkm. II Fig.
1124; OvEBBBCE, Eunstmyth., Ap. Münzt. 5,
21) am nächsten; die mühsame Stellung
Apollos, der um einen Dreifuss herum auf
den Drachen schiesst, passt vortrefflich zu
der Zeit. Der stehende Philoktet ist oft auf
Gemmen dargestellt, aber verschieden (Mi-
LAWi, il mite di Filottete p. 77 ff. T. 2).
Elein (B. com. 18, 231 ff. m. T. 13) glaubt in
einem Marmorkopf den Perseus zu erkennen ;
anders Ealkmann, Proportionen S. 76, 1;
Walmtbin, Jhst. 1, 168 ff. T. 4—6. 2, 332 ff.
wiU Nachbildungen der Euthymosstatue nach-
weisen. Der Pankratiast von Halimus ist
nach MiLAKi, A. 1881 S. 249 f. T. T und
Bbmkdobf, Anzeiger der Wiener Akademie
3. Nov. 1886 von Pythagoras abhängig; Bronze-
kopf in Berlin : FubtwIkoleb, Meisterwerke
S. 675 ff. T. 32.
^) 484: Paus. 6, 6, 4. 13, 1.
^) Wahrscheinlich Euphron von Paros
in Athen: Löwt 48.
®) Die Inschriften bei Löwy 45—47
dürften dazu passen, liegen aber nicht un-
bedeutend auseinander. Das Porträt ist viel-
leicht in der Periklesbüste des Vatikans
kopiert (vgl. Hblbio, Führer 1 Nr. 281).
Kap. Vn. Die erste helleniaierende Periode: Erringnng der Freiheit. (§ 334.) 601
ihm verblieben sei; es war die Erzstatue eines Dieitrephes, welcher, von
Pfeilen getro£fen, dennoch sich aufrecht erhielt (ähnlich wie die sterbende
Amazone !) ; man wird kaum zweifeln, dass die Pfeile, da keine Erläuterung
in der Inschrift^) erfolgte, auf den Perserkrieg hindeuteten. Jenes Motiv
scheint nun in Arbeiten desselben Jahrhunderts nachgewiesen.^) Der
Amazonenwettstreit machte endlich den Argiver Phradmon auch einem
Teil der Laien bekannt.
Wir haben überall die Abstammung der Kunstler angegeben, indes
kommt wenig darauf an, weil die rasche Zunahme des hellenischen National-
gefühles wenigstens im geistigen Leben die Grenzen der Kleinstaaten ver-
wischte. Es mag, wenn man nach Pindar schliessen darf, Künstler ge-
geben haben, die vorwiegend von Konservativen und solche, die von
Demokraten Aufträge erhielten; solche Gegensätze trennten damals Griechen-
land, nicht aber Dialekte oder gar geographische Begriffe wie z. B. Pelo-
ponnes. Die Überlieferung kennt also nur Individuen, aber nicht örtliche
Schulen. Lnmerhin wird die Erzplastik in den Metallwerkstätten von
Sikyon und die Marmorskulptur, nachdem die attische Hegemonie die
Jonier zurückgedrängt, bei den pentelischen Brüchen vornehmlich zu Hause
gewesen sein.
Während die Untersuchungen der neueren Archäologen sich auf den
Nachweis von Repliken der bei Plinius und Pausanias genannten Werke
jener berühmten Meister richten oder doch peloponnesische und andere
Schulen unterscheiden wollen, vermögen wir in der Überlieferung, wie sie
oben mitgeteilt ist, keine genügende Rechtfertigung dieser Methode zu
erblicken, sondern wir versuchen hier darzustellen, auf welchen Wegen
die griechische Kunst aus der im vorigen Kapitel geschilderten Gebunden-
heit heraus zur vollen Freiheit gelangt.^)
Am deutlichsten springt die Entwicklung an den Typen der Plastik
in die Augen, worüber nur einige Andeutungen. Der Apollotypus
(S. 530) bleibt in der vorpersischen Zeit noch bestehen, doch werden die
Arme ganz vom Körper gelöst und im Ellenbogen etwas gekrümmt, ebenso
die Beine nicht mehr ganz steif und gerade aufgesetzt, und der Kopf
durch Vereinfachung der Frisur erleichtert. Zu den bekanntesten Exem-
plaren gehören der „Apollo Strangford" und der „Apollo auf dem Om-
phalos".*) Der zweite Typus mit Attributen (S. 531) wird ganz gleich-
massig fortgebildet; abgesehen von Haar und Beinen, erhalten die Arme
ungleiche Stellung, namentlich wird der eine Vorderarm etwas gesenkt;
») LöwY 46.
') Six, Jahrb. 1892, 185 ff. (Lutkes, vases
T. 16); FuBTWANOLSB, Meisterwerke S. 265 ff.
') Colum. de r. r. 10, 29; Theodorides
Anthol. 9, 743.
*) Manches, was der Leser vielleicht
hier yermisst, wird bei dem Atticismns der
Eaiseizeit zur Sprache kommen.
^) Strangford in London: Bmckm. Phoi
51 ; Wolters Nr. 89 ; «auf dem Omphalos' (der
daneben gefundene Omphalos gehört nicht da-
zu): Bruckm. Phot. 42, Woltbbs 219; ygL L.
SoHWABE, de Niobidis. De Apolline in Om-
phalo. De Folycliti doiyphoro, Dorpat 1870
(Gesicht leicht gewendet); kurzhaariger Apollo
aus dem Ptoion: Bruckm. Nr. 12 b. Bronze-
statne Sciarra in Rom (Oberkörper etwas zur
Seite): Studniczka, Rl)m. Mitt. 2, 106 T.4/5
(«peloponnesisch*); Oysbbeok I^ 239; Kopf
in Athen Nr. 45: Ath. Mitt. I T. 8—10;
WoLTEBS 223; Knabenstatue: Ath. Mitt. V
T. 1; Apollo in Kassel: Ath. Mitt. 1876 T. 10;
Marmorstatue in Akragas: Woltbbs 153; vgl.
FüBTWANOLEB, L. Winckelmauuspr. S. 4.
602
KlassiBohe Ennstarchäologie. II. Geschichte der alten Ennst
manchmal stehen auch die Hände verschieden. Diese Wandlung veran-
schaulicht die Bronzefigur des Apollo von Piombino.') Die kämpfende
Stellung (S. 582) wird energischer, indem der zurückgestellte Fuss sich
stark streckt und mit dem Boden einen sehr spitzen Winkel bildet, wäh-
rend das vordere Knie stärker gebogen wird; als Beispiel hiefür diene
der schöne Herakles von Dodona.*) Ob diese Typen in der zweiten
Eünstlergeneration fortbestanden, ist nicht ganz sicher. Der nächste Schritt
bestand in verhältnismässig geringen Abweichungen. Aus dem ersten
Typus geht der Beter hervor, bisher durch kleine ordinäre Bronzen ver-
treten ; die Arme sind nicht mehr gesenkt, sondern vorgestreckt oder aus-
gebreitet.') Auf Athleten angewendet, modifizierte sich dieser Typus
zur Darstellung des Faustkämpfers. ^) Bei den Attributen aber wurde das
heilige Tier, welches auf der Hand unnatürliche Verkleinerung erfuhr, mit
dem Gotte in sinnigere Verbindung gesetzt. Dies erreichte Kanachos mit
seinem Apollo (S. 591). In der BeinsteUung vollzog sich aber, als der
ägyptische Einfluss nachliess, eine wichtige Umformung. Von der Schritt-
stellung kehrte man zum ruhigen Stande zurück, verlegte dabei jedoch
das Hauptgewicht des Körpers auf das eine (Stand-)Bein. Eine Vorstufe
dieser Erfindung bezeichnet die Enabenstatue von der Akropolis^) und
der Typus der Jünglingsfigur des Stephanos.*) Diese Art liebte Polyklet,
ohne dieselbe jedoch eifunden zu haben. Wir erinnern dann an den
Doryphoros (Polyklet und Kresilas) und Diadumenos (Polyklet). In Er-
manglung eines zu tragenden Gegenstandes wurde die eine Hand in die
Hüfte gestemmt.^) Mit den Frauenfiguren (S. 532 f.) ging es ähnlich.
Der Aphroditetypus wurde, der weiblichen Natur entsprechend, graziöser,
wofür die Sosandra des Kaiamis ein Muster abgab. ^) Um hier, wie bei
den zwei anderen Typen die Veränderungen genauer darzustellen, müssten
die Ten*akotten und Bronzen mehr herangezogen werden.^) Nicht einmal
der Lauf-Flug (S. 534) fehlt, dessen minder strenge Auffassung in der
Nike von der Akropolis ^®) erscheint. Der polykletischen Stellung ent-
») Bruckm. Phot. 78; über die Zeit Stud-
NiozKA, Rom. Miit. 2, 108 (um Ol. 70) und
Hbtdbkakn, Pariser Antiken S. 28 (Ol. 76) ;
archaisierend nach Lktbonke, A. 1834, 218 ff.
Friedrichs gibt dem Jüngling als opfernden
Schale und E^g. Es ist eine griechische
Inschrift aus Silber eingelegt. Andere Apollo-
bronze: Ratbt, Milet T. 29 (auch das Glied
ist vorgestreckt); s. auch Oyebbece, Apollo,
Münzt. 1, 22. 23; dann die argivische Bronze
in Berlin: Furtwanglbb, L. Winckehnannspr.
5. 1 ff. T. 1 ; Dionysos des Onasimedes (?) in
Theben: Num. comm. p. 112 T. XI.
*) Ratet; Bmckm. Phot 351a; Zeus:
Olympia IV T. 7, 45. 46.
*) Ein Arm betend erhoben, bei Milon,
s. Philostr. V. Apoll. 4, 28.
*) Werk des Ägineten Glaukias: Paus.
6, 10, 3.
») OvBBBECK I* S. 205 ; *Ett, 1888 T. 8,
von Eritios und Nesiotes nach FttbtwIkoleb,
L. Winckehnannspr. S. 8.
^) FüBTWANOLER, argivische Bronze, L.
Winckehnannspr. S. 10 ff.
^) Grabstatue, abgeb. an einer Lekythos:
Bonner Studien T. 10.
8) S. 591. Kopf, von Euthydikos ge-
weiht: OvBBBEOK I^ 196b; Collignon, hist.
I T. 6; Mus^es d'Ath. T. 14; vgl. Jahrb. 1888
S. 271, 1; anderer Kopf: Musäes T. 13;
OvBBBEOK a. 0. F. a; Collignon a. 0.; Athena
im Louvre, Phot.
') Athena in Pellene ,von Pheidias'':
Num. comm. p. 91, 1, vgl. Paus. 7, 27, 2;
bronzene Athenastatuette von der Akropolis:
*Ed, 1887 T. 7 ; Artemis des Menaichmos und
Soidas: Paus. 7, 18, 10; Aeschyl. Sept. 133 f.,
nach Stitdniczka, Rom. Mitt. 3, 279 in der
pompejanischen Artemisstatuette nachgebil-
det. Verwandt die Artemis Strongylions in
Megara: Num. comm. p. 4 T. A I.
'^) Petbbsbh, Athen. Miti 11, 380 ff.
T. 110.
Kap. VII. Die erste helleniaierende Periode: Erringimg der Freiheit. (§ 334.) 603
sprechen voll bekleidete weibliche Statuetten, an denen beide Arme ruhig
herabhängen , während das Spielbein leicht zurück oder nach der Seite
gestellt ist; an anderen z. B. der nach Marathon errichteten, später dem
Pheidias zugeschriebenen Athena Promachos der Akropolis strecken die
Arme (doch ungleichmässig) Attribute vor, ') worauf das Motiv der Par-
thenos des Pheidias folgt.^) Bei den Sitzbildem war die nächste Aufgabe,
die steife Stellung der Unterschenkel zu lösen, was sehr einfach geschah,
indem das eine Bein gewissermassen zum Spielbein wurde und nur ein
Fuss mit der flachen Sohle aufstand. Zu den ältesten Versuchen dürfte
jene „Athena' von der Akropolis, welche man dem Endoios beilegte,^)
gehört haben ; Votivfiguren desselben Fundortes zeigen verschiedene Varia-
tionen. Der olympische Zeus weist ebenfalls eine nicht mehr gespaniite,
wenn auch feste Stellung auf.
Nach den gleichen Grundsätzen werden die Standesbilder weiter
fortgebildet. *) Hier jedoch, wo der Glaube der Väter nicht konservierend
eintrat, konnte die Neuerungslust kräftiger schalten; man schloss auch so-
gleich die Heroenwesen, sofern sie einzeln dargestellt wurden, mit ein.
Es ist hier nun merkwürdig, dass die Phantasie gerade anstrengende pein-
liche Stellungen aufgreift, woran die Grabstatue eines unbequem nieder-
sitzenden Mädchens,^) („Schutzflehende', „Danaide" im Palazzo Barberini) und
die sog. Penelope^) wenigstens streifen. Auch das Mittelding zwischen Liegen
und Hocken, die Stellung des Knaben im Ostgiebel des Zeustempels, welcher
verschiedene Terrakotten entsprechen , gehört dazu. '') Mit dem myroni-
schen Diskuswerfer haben Verwandtschaft der Feuer anblasende Knabe
von Myrons SohnLykios^) und der sich einen Dom ausziehende Knabe ;^)
ersterer gehörte zu einem Opfervotiv, letzterer muss einem jungen Wett-
läufer gegolten haben, Genrebild war er jedenfalls nicht, wenn auch die
') BroDze: Olympia IV T. 7, 55; Mün-
zen von Athen: Nura. comm. p. 128,2: vgl.
Paus. 1, 28, 2; Lange, AZ. 1881, 191 ff.;
Michaelis, Ath. Mitt. 2, 87.
*) Vgl. auch Sterope und Hippodameia
in Olympia ; Elgin marhles in London : Cla-
BAc 821a, 2069bc; Coli. Barracco T. 28.
^) Brnckm. Phot. 145; nach Lechat, K.
des 4t. gr. 1892, 385 ff. 1893, 23 ff. arbeitete
Endoios nach dem Xerxeszuge.
*) Z. B. Krieger aus Dodona, in Berlin
(Abguss); aus der ersten Generation, böotischer
Pfiüger in Würzburg (echt?); Hermes Sjriopho-
ros: Collection Baracco T. 31 u. A (nach Stud-
NiczKA von Kaiamis). Der Knabe auf dem
Hippalektryon (auf der Akropolis: Abb. bei
Lepsius, Marmorstudien S. 72) passt vor-
trefflich für einen Zeitgenossen des Aischylos.
6) M. 9, 34, A. 1871, 202 ff.; Wolters
498; schlechteres Exemplar im Vatikan: Vis-
conti, Museo Pio-Glem. II T. 40; Clabao
835, 209; Helbio, Führer I Nr. 201; nach
KALKMAim, Bonner Studien S. 38 ff. m. T. 4
(Lichtdruck) Eirene des Kaiamis; s. S. 592, 1.
•) Ant. Denkm. I T. 31 ; Woltebs Nr.
211; späte Grabstatne im Vatikan (Helbio,
Führer I Nr. 189; Statuette im Konserva-
torenpalast: B. com. 16, 204 ff. T. 11.
^) Sammlung Sabouroff T. 93 ; Stackel-
bbeg, Gräber T. 49. 64. 52.
^) Ueber das Motiv Zielinski, Rhein.
Mus. 39, 73 ff. mit T. 1 (halblebensgrosse
Marmorgruppe in Neapel, ein Schweineopfer
darstellend); M. Mayeb, Jahrb. 8, 218 ff.
T. 4.
*) Bronzestatue im kapitolinischen Mu-
seum (etwas von unten zu betrachten, auf
der Seite, wohin die verwundete Sohle ge-
kehrt ist): Ratet I T. 35; Woltbbs Nr. 215,
vgL Bbizio, A. 1874, 63 ff.; Kekülb. AZ. 41,
229 ff. m. T. 14;. Gastellanische Statue in
London: M. X 30, vgl. A. 1876, 124 ff.;
Rothschildsche Statuette aus Sparta: Ga. 7,
127 ff. T. 9—1 1 ; im allg. s. Zieliüski a. 0.
S. 100 ff. Die stilischen Urteile schwankten
zeitlich zwischen Kaiamis und Pasiteles
(Ziblinski S. 108); s. FubtwInoleb, der Dom-
auszieher u. d. Knabe mit der Gans, Berlin
1876; ders., Meisterwerke S. 685 f. (Er trat
zuerst für das 5. Jahrhundert ein.) Löschcke,
AZ. 1883, 238 denkt an Pythagoras.
604
Klassisohe Etinatarchäologie. IL Qeaohiohte der alten Kunst.
erhaltenen Exemplare jedenfalls in römischen Gärten standen. Dieselbe
Geschmacksrichtung schuf den Philoktet des Pythagoras,^) den sterbenden
Dieitrephes des Kresilas und die töÜich verwundete Amazone. Dieses letzte
Motiv geht von den Amazonengräbem Griechenlands aus und wurde natür-
lich von einer Stadt veranlasst, die sich nach einer dort gefallenen Ama-
zone benannt glaubte. Dies trifft auf Ephesos zu, wohin die alte Über-
lieferung ') thatsächlich die Entstehung der Amazonenbilder versetzt. Poly-
kleitos, Pheidias, Eresilas und Phradmon sollen gewetteifert haben; und
wirklich gehen die zahlreichen erhaltenen, teilweise falsch ergänzten Ama-
zonenbilder auf drei Typen zurück.^) Allerdings scheint nur der zweite, von
Michaelis dem Polyklet zugeteilte Typus dem Geiste des Zeitalters zu
entsprechen : Die an der rechten Seite schwer verwundete Amazone zieht,
während sie sich mit der Rechten an der Lanze aufrecht hält, mit der
Linken das Gewand von der Wunde. In den zwei anderen Typen ist das
heldenhafte Sterben über dem sinnlichen Reiz vergessen. Der Läufer
Ladas dürfte ebenfalls in jene Reihe einzustellen sein und zwar an das
äusserste Ende, während an den Anfang der lahme Hephaistos des Alka-
menes gehört.^) Eigentliche Lebhaftigkeit der Bewegung scheint aber
nur dem Diskobol und eben jenem Ladas zuzukommen, während an den
sterbenden Figuren die ruhige aufrechte Stellung auffällt. Dies hindert
uns, die ganze Richtung mit Michelangelo zu vergleichen. Diesog.Wettläuferin,
welche in dieselbe Zeit gesetzt wird, ^) stellt kein im Wettkampfe siegreiches
Mädchen dar, denn ein solches durfte nur ein gemaltes Bild weihen,^)
während Atalante statuarisch dargestellt worden sein kann. Doch um das
Gemeinsame jener Bilder zusammenzufassen, die Gesichtsveränderung und
die Körperbewegung gehen nur von einer Empfindung, nicht von Gemüts-
bewegung aus. Die meisten Menschen zeigen keine andere Eigenschaften,
als dass sie schön und stark sind, dazu etwa noch freundlich, doch nimmt
durchschnittlich die Liebenswürdigkeit ab. Die Kunst kennt noch keine
Charakterzüge, sondern Typen; der olympische Oinomaos z. B. entspricht
dem pindarischen Oivo(xaov ßta. Von den Tierbildem ') ist nur zu wieder-
holen, dass sie langsam naturalistischer werden.
Da Einzelfiguren eine nicht sehr reiche Auswahl von Gegenständen
geben, ging ein grösserer Fortschritt von den Gruppen aus. Durch die
Litteratur kennen wir grosse Figurengruppen von Onatas, Aristomedon
und Pheidias, ohne etwas über deren Anordnung zu hören. «Athena und
Marsyas* MyronsundPythagoras' Drachenkampf sind unharmonische Gruppen,
die geistig zu jenen peinlichen Einzelstellungen recht wohl stimmen. Ihnen
^) Vielleicht ist in diese Reihe das an-
gebliche Weihgeschenk des Hippokrates(Paiis.
10, 2, 6) zu stellen.
*) Plin. 34, 53. Vgl. Kkküi^, Comm. in
hon. Momms. S. 481 f.
») Michaelis, Jahrb. 1, 14 ff. T. 1—4
(Litteratur S. 14 A. 1); Wolters Nr. 513 ff.
Michaelis unterscheidet drei Typen, die er
S. 28. 30 und 35 rekonstruiert. Ober Phei-
dias s. auch Lucian im. 4. 6.
*) Cic. nai d. 1, 83; Val. M. 8, 11 ext. 3.
^) Im Vatikan: Visconti, Museo Pio-Cl.
3, 27; nach Phot. Baumeisters Denkm. 3,
2111; WoLTBBS Nr. 213; Helbio, Führer I
Nr. 377.
^) Paus. 5, 16, 3; weder Gewand noch
Zweig stimmt.
^) Frosch von Bronze aus Korinth, ab-
geb. Jahrb. 1, 48.
Kap. Vn. Die erste heUenieierende Periode: Erringnng der Freiheit. (§ 334.) 605
liegt die Gruppe der Tyrannenmörder voraus, welche, nachdem Xerxes
die Figuren Antenors entführt, Exitios und Nesiotes für die Athener aus
Erz bilden mussten; die Chronisten merkten das Jahr der Aufstellung
(477/6) an.i) Das Beizeichen athenischer Münzen, ein Relief und eine
stark ergänzte Neapler Marmorgruppe *) zeigen ziemlich sicher , dass die
mit den wirklichen Ereignissen unbekannten Künstler die zwei Athener
nach der späteren deäiokratischen Legende auffassten; man sieht zwei
Heroen (daher unbekleidet), welche beide zum Angriff mit gezückten
Schwertern schreiten und, wie es im Liede heisst, „den Tyrannen töten/
Diesen typischen Vertreter der Tyrannis muss sich der Beschauer dazu
denken. Eine geschlossene Gruppe haben wir nicht vor uns, nur eine ge-
wisse gegensätzliche Entsprechung und die Idee verbinden die zwei Figuren.
In diesem Zeitalter beginnen aber schon die grossen Giebelgruppen.
Wie wir sahen, fing die Giebeldekoration mit bemalten Flachreliefs an,
auf welche sodann Hochreliefs folgten (S. 541). Fast rund gearbeitet
ist der Schmuck einer gewaltigen Oberschwelle, von der Akropolis,^)
welcher den Übergang zur neuen Mode veranschaulicht; einen von zwei
Löwen niedergerissenen Stier darstellend, gehört diese Skulptur typisch
zur orientalisierenden Periode, in der frischen mächtigen Ausführung da-
gegen dem neuen Stile an, wenn derselbe auch durch den rauhen Poros-
stein nicht voll zur Geltung kommt. Sowie man nun den Marmor zur
Zierde des aus geringerem Steine errichteten Baues heranzog, ergab sich
die natürliche Folge, dass die Giebelfiguren entfernt vom Tempel ganz
rund gearbeitet und nachträglich an dem fertigen Gebäude angebracht
wurden. Daher stellte in jenen Anfängen der Marmorbildhauer die Figuren
von allen Seiten gleichmässig fertig, damit sie beliebig einzufügen wären.
So geschah es bei der Erneuerung des Athenatempels von Aigina, dessen
Entstehungszeit leider nicht bekannt ist.^) Die zwei ziemlich wohl er-
haltenen Giebelgruppen von parischem Marmor, die sich, von Thorwaldsen
ergänzt, in der Münchner Glyptothek befinden,^) stellten ohne Zweifel
Grossthaten äginetischer Heroen dar, wie sie Pindar in seinen Oden zu
verherrlichen liebt. Indes rechneten die Arbeiter auf das Verständnis
ihrer Landsleute etwas zu viel; was wir sehen, entspricht den typischen
») S. 592.
*) Bleimarke: AZ. 1869 T. 24, 1 ; Münzen:
Otebbbck I^ 155; Num. comm. p. 148, 11
T. DD 14— 18; Relief: Ovbbbbok a. 0.; Jhst
y T. 48 ; Schildzdchen an einer panathenäi-
sehen Amphora: AZ. 1870 T. 24, 2; M. X
T. 48cd; an einer Lekythos: Arch.-ep. Mitt.
8, 76 ff. T. 6, 1, vgl. Otbrbbck, Ber. d. sächs.
Ges. 1892, 34 ff.; Gruppe: Woltbks 121—2;
MB. VIII 7. 8; Clakao V 869, 2202. 870,
2203 a; Kopf des Harmodios A. 1874 T. G;
Restauration der Gruppe bei Oybrbbck I ^
157, Tafel ; zuerst von Fbikdbbichs gedeutet
(AZ. 1859, 65). Manche glauben die Gruppe
des Antenor hier zu erkennen; GbIf, Atn.
Mitt. 15, 1 ff. und FubtwIholeb, L. Winckel-
mannsprogr. S. 125 ff. nehmen peloponnesi-
Bchen Einflnss an. Angeblich zweite Kopie
im Giardino Boboli: M. VIII 46, s. Bknhdobf,
A. 39, 311 ff. Gegen die Erklärung E. Gub-
Tius, Hermes 15, 147 ff. (Antwort von Pk-
TBBSEK das. S. 475 ff. u. Ubliohs, Beiträge
S. 99 f.). Bedenklich macht das Vorkommen
der Gruppe auf einem kyzikenischen Stater
(Gardnbb, types T. 10, 4).
») Ra. 1891 IL T. 14 bis; OvbbbbokI* 185.
^) Herodot (3, 59) erwähnt den alten
Tempel zum Jahre 519 (oder 523). Versuch
der Datierung von Ovebbeok, Ztsch. f. Alter-
tumsw. 12 (1856), 404. Über die Ruinen
S. 111; Phot. d. ath. Inst.
^) HanfstängFsche Phot.; Bruckm. Phot.
23-28. 121; Profil des Athenakopfes in
Phot. Giraudon; Woltbbs Nr. 69 ff.. Zeich-
nungen der nnergänzten Bildwerke von Wag-
ner in Würzburg.
606
Elaflsisohe Eniuitarchftologie. IL Oeschiolite der alten Eimat.
Bildern der alten Vasenmalerei, nur dass hier erläuternde Beischriften
fehlen.^) Der altherkömmliche Kampf von zwei Heroen um die Leiche,
im besonderen das homerische Euphorbosmotiv, dass einer während des
Kampfes die Leiche wegziehen will, ist zunächst dahin erweitert, dass
den zwei Kämpfern zwei Greifende entsprechen und über der Leiche die
Göttin Athena steif dasteht, um der äginetischen Partei den Sieg zu ge-
währen. Die abfallende Form des Giebels verlang dazu noch kleinere
Nebenfiguren und zwar finden sich auf jeder Seite ein knieender Hoplit,
ein ebenfalls knieender Bogenschütze und ein von einem Pfeile schwer
Verwundeter.^) Die eine Partei erkennt man beidemale an der hohen
Haube des Bogenschützen als Trojaner , die andere im Westgiebel als
Griechen. Ln Ostgiebel führt ein Mann mit Fellhaube den Bogen, welchen
die meisten Herakles nennen.*^) Die Giebelfiguren wurden ohne Zweifel
unter mindestens zwei Künstler verteilt, weshalb der Ostgiebel eine vor-
geschrittenere Kunstübung, mit anderen Worten die Hand eines jüngeren
Bildhauers zeigt ;^) wenn freilich die Göttin die meisten Mängel aufweist,
wird der Grund davon nicht in der Ungeschicklichkeit liegen. Die ,Ägi-
neten** vor den Xerxeskrieg zu setzen, empfiehlt ein Vergleich mit den
olympischen Skulpturen; denn wenn der Tempel selbst 456 ganz
vollendet war und den Bauten des 6. Jahrhunderts nahe steht, ^) dürften
die Giebelfiguren bald nach den Siegesjahren in Arbeit gegeben gewesen
sein.^) Wir sahen (S. 597), dass Paionios auszuschliessen ist und nur ein
Alkamenes bleibt, welcher nicht gerade der bekannte Athener zu sein
braucht.^) Über die Anordnung der Figuren herrschen noch manche
Differenzen, da Pausanias in seiner Beschreibung (V 10, 6 ff.) irrt und
sich sehr kurz fasst.^) Der Künstler erhielt Aufgaben gestellt, welche
') Vgl. die schwarzfigurige Vase in
München Nr. 53.
') Über die Anordnung EL Bnuinr, über
die Komposition der äginet. Giebelfelder,
Sitzungsber. d. bayer. Akad. 1868 II 448 ff.
u. Bescbr. d. Glyptothek IV. Äginetensaal
S. 66 ff.; pRACBOW, isslädowania po istorii
gretsheskago issknstwa, Petersb. 1871, 2. T.;
K. Lange, Ber. d. sftchs. Ges. 1878 2. Abt.;
OvEBBBCK, das. 1892 S. 38 (Ostgiebel); Six,
AA. 1893, 197 ff. (Ostgiebel); dafür dass die
knieenden Hopliten im dritten Treffen sind,
spricht die Analogie der Triarier. Die Stand-
spuren in den Giebeln des Tempels bleiben
noch zn untersuchen.
') Dies steht keineswegs fest (Ptjrt-
WANOLSB, Roschers Lexikon I 2153; dagegen
A. KöRTB, Jahrb. 7, 68 ff.).
*) Brxjjxv, über das Alter der äginet.
Bildwerke, Sitzungsber. d. bayer. Akad. 1867
S. 9 ff. Die vollständigste technische Beur-
teilung gibt Mabtin Waoneb, Bericht über
die äginetischen Bildwerke, München 1817.
CanoTa urteilte strenger (Missibini, vita di
Ganova p. 328 f.). S. auch F. Lyon, outlines
of the Egina marbles, Liverpool 1829 ; Elenzb,
Reise S. 185 ff.
*) S. 593; DöBPPBLD in »Olympia* II
S. 19 ff.; s. dagegen Flasch in Baumeisters
Denkm. 2, 1099. 1104 GG.
^) Vielleicht spielt Pindar (Ol. 1, 94 ff.)
im Jahre 472 auf den .Ostgiebel an (Siz,
Jhst. 10, 116).
^) Ober die Schule gehen die Ansichten
sehr auseinander: nach Bbunn nordgrie-
chisch ; Eekule, AZ. 1883, 229 ff. (sicilisch);
FuBTWANOLBB, Archäol. Studien H. Brunn
dargebr. S. 67 ff. (Parisch); Graf, Ath. Mitt
15, 12 ff. (Verwandtschaft mit den Tyrannen-
mördem); Flasch, Baumeisters Denkm.
S. 1104 JEE (attisch). Die meisten ent-
scheiden sich für peloponnesischen Stil, spe-
ziell denkt Overbeck an einheimische Künstler.
*) unermüdlich arbeitet Tbeu, welcher
im Dresdner Museum viele Versuche ange-
stellt hat; er liess auch Rekonstruktionen
von Grüttner in kleinem Massstab formen,
s. AZ. 40, 215 ff. T. 12; Jahrb. 3, 174; 4,
266 ff. AA. 60 f. 107 f. 6, 63 ff. ; Bbunn,
Sitzungsber. d. bayer. Ak. 1888 II 183 ff.;
197 ff.; Kbkule, Rhein. Mus. 39, 481 ff.;
Studniczka, AZ. 1884, 281 ff.; Flasch in
Baumeisters Denkm. 2, 1104 X ff.; Löschcke,
d. östl. Giebelgruppe am Zeustempel zu Ol.,
Kap. Vn. Die erste helleniaierende Periode: Erringang der Freiheit. (§ 334.) 607
die gleichzeitige Malerei mehrfach beschäftigten.^) An der Ost- und
Hauptfront sollte eine örtliche Sage, das Wettfahren von Pelops und Oino-
maos, dargestellt werden ; des dreieckigen Feldes wegen sehen wir nur
die Vorbereitungen dazu und als Mittelpunkt und grösste Figur den gött-
lichen Herrn des Tempels selbst in steifer Ruhe, wie auf Aigina Athena.^)
Die übrigen Figuren bekunden eine etwas kleinliche Beobachtungsgabe,
einen harmonischen Eindruck geben sie nicht. Statt der Sterbenden von
Aigina finden wir in den Ecken ruhig liegende Figuren («Flussgötter'*).
Die Rückseite, welche den Kampf der Kentauren und Lapithen unter Assi-
stenz Apollos abbildet, erscheint ungleich lebhafter, doch liegt die Ge-
schlossenheit der Gruppen wie die Heftigkeit der Bewegungen im Stoffe
selbst. Bei der Entdeckung der Giebelgruppen frappierte ein ehemals
fUr die „klassische" Zeit undenkbar gehaltener Naturalismus, welcher,
wie wir sehen werden, nicht allein dasteht; z. B. ist das Alter an
dem Greis des Ostgiebels wie an den Frauen des Westgiebels unerfreulich
dargestellt. Ein drittes Beispiel von Giebelfiguren, Delphis Tempel, der
um die Zeit des Xerxeskrieges vollendet war, ist bisher nicht durch Ori-
ginalreste bekannt.^) Praxias, der in der Manier des Kaiamis arbeitete,
hatte die Giebel begonnen und erhielt nach seinem Tode Androsthenes
zum Nachfolger; die athenischen Alkmeoniden hatten mit der Arbeit
Landsleute beauftragt. Über Athen selbst ist hier nichts zu sagen, weil
die Giebelfiguren des Parthenon meines Erachtens an den Anfang einer
neuen Periode gehören.
Jede Übergangsperiode hat Altes und Neues vereinigt, in der Regel
so, dass auch den starrsten Verehrer der Tradition der neue Geist ohne
sein Wissen erfasst und dass dem kühnsten Neuerer etwas von den Ver-
hältnissen, worin er aufgewachsen, anhaftet. Eine gewisse Gleichheit
herrscht daher auch in so bewegten Zeiten. Wir versuchen einige Be-
obachtungen darüber zusanmienzustellen und verweisen auf die ephesischen
Reliefsäulen (S. 542), wo man die Anfänge des neuen Stiles findet. Wie
die gemessenen Stellungen der Personen|sich lockern, ohne jedoch ihre Ruhe zu
verlieren, ward bereits auseinandergesetzt (S. 601); die Späteren*) nannten diese
Haltung „Eingezogenheif" (cvctoXi]). Haar und Gewand machen einen ähnlichen
Prozess durch. Das erstere,*) welches kürzer gehalten wird, bleibt noch in
regelmässigen, wenn auch einfacheren und etwas loseren Formen. Keil-
förmiger Bart,^) spiralförmige regelmässige Löckchen (z. B. an der Perikles-
büste im Vatikan, Bruckm. Nr. 156), Kopfhaar in regelrechten Wellenlinien,')
Dorpat 1885; den., die wesü. Giebelgr.,
1887; Six, Jhst. 10, 98 ff.; AA. 1893, 197 ff.;
Saubr, Jahrb. 6, 9 ff., 88 ff.; Furtwaägleb,
Jahrb. 6, 76 ff.; Gkaf, Ath. Mitt. 13, 402 ff.
(dagegen Trku, das. 14, 297 ff.); Cübtius,
Abh. d. Berl. Akad. 1891 T. 2 (Ostgiebel).
') E. Cübtius, AZ. 41, 347 ff. T. 17. 18.
u. Sitzungsber. d. preuss. Ak. 1883, 777 ff.
') Six dachte deshalb an eine Statue.
») Pans. 10, 19, 4; Eurip. Ion 184 ff. (über
die Metopen 190 ff.); vgl. Wblckeb, alte
Denkm. 1, 151 ff. 165 ff.; Münzen: Nnm. comm.
p. 118f. T.X xxii-iii; Zeit: Aeschin. 3, 116.
*) Z. B. Demetr. de eloc. § 14.
^) Über die Entwicklung der Haartracht
Wauxsteik, Jhst. 1, 170 ff.; Fubtwäbgleb,
L. Winckelmannspr. S. 4 ff. Am besten kann
man sie an Münzen verfolgen (z. B. Ovbb-
BEOK, Eunstmyth., Apollon, Münzt 2, 1 — 5.
8-13).
") Sterbender Krieger vom Ostgiebel
Aiginas; Atlas in Olympia; auf Münzen bis
nach 480 (Hbad, bist. numm. 75. 388).
^) Z. B. Athen Nr. 60; Domauszieher.
608
Slasaische Eniuitarchäologie. II. OeBohiohie der alten Kniiat.
flache Haarbögen vor den Ohren und lockere Schulterflechten wiegen in
dieser Zeit noch vor. Bei Frauen ist manchmal das Haar sorgfältig ge-
scheitelt. ^) Das Gewand ^) ähnelt der Haarbehandlung : Wir finden regel-
mässig gewellte Falten, welche in der Malerei schon früh vereinzelt vor-
kommen, dann eine Unterscheidung der Falten ober- und unterhalb des
Frauengürtels ^) und weiter Versuche in Realismus.^) In dem ^^archaischen*
Lächeln hatten wir den Höflichkeitsbegriff der vorigen Periode erkannt.
Anfangs dauert es noch fort; in dem demokratischen Athen schwebt es
leise auf den Lippen der Männer und besonders der Frauen, wo die alte
Verfassung geblieben wie auf Aigina, fällt es breit in die Augen («ägine-
tisches Lächeln"). Der Heros der marathonischen Zeit geht lächelnd in
den Kampf und stirbt mit unveränderter Miene. ^) Am längsten hält sich
das Lächeln bei Götterbildern, welche gnädig den Verehrer anlächeln.
Wenn die bekannte Erzählung, dass Pheidias durch Biasverse die Idee
seines Zeus gefasst habe, konkreten Sinn haben soll, so kann sie nur bedeuten,
dass der höchste Gott mit gesenktem Haupte und freundlicher Miene ei^
schien.^) Einige Bilder öffnen leise den Mund.'') Energischere Neuerer ver-
bannten das Lächeln ganz, wussten jedoch nichts besseres an dessen Stelle
zu setzen. Der Eopf ist ihnen ein blosser Körperteil, die Augen animalisch.
Daher haben so viele Köpfe einen leeren nichtssagenden Ausdruck, z. B. die der
olympischen Giebel, wo die Augen alle zu flach und zu gross sind ; ^) manche
Bildhauer stilisieren noch den Kopf, wenn sie die Anatomie des Körpers
schon recht gut auszudrücken verstehen,^) oder machen ihn zu klein. ^^) Die
der südlichen Natur abgelauschte seitliche Neigung, die vielleicht zuerst
am Perikleskopfe erscheint, ^^) drückt mehr Nonchalance als Melancholie
aus. Die athletische Strammheit und Muskulosität der Körper nimmt all-
mählich ab; dennoch pflegen die Frauen breitschulterig zu sein.^') Die
anatomischen Kenntnisse, d. h. die von Generation zu Generation über-
lieferten Lehren vervollkommnen sich immer mehr. Die «Agineten' des
Westgiebels bekunden schon bedeutende Foi-tschritte, unter denen die
richtige Form des Schädelbogens sich befindet,^') neben auffallenden Miss-
giiffen, z. B. tritt der Brustknorpel in allen Stellungen hervor. Manche
dieser Fehler werden mit der Zeit sichere Kennzeichen von Schulen ab-
geben, wie wenn der Meister des Äginetenwestgiebels und ein Bronze-
Eigentümlich kurzes Haar an dem Berliner
Eopf, Bruckm. Phot. 23. 24; Franenkopf aus
Selinunt in Palermo: Bmckm. Phot. 293.
^) Z. B. knieende Lapithin in Olympia
(Auagr. V T. 15).
') Üher die Entwicklung: Unters, auf
Samothrake 2, 72 f.
*) Athena des .Endoios" (S. 603); lEa.
1883 T. 8 ; Moshes d'Ath. T. 5; Tgl. Petbbskn,
Ath. Mitt. 1886, 356.
*) ^Hippodameia*" in Olympia: Ausgr.
II 25. III 11.
') Ebenso Aigisthos an einer rotfigorigen
Pelike in Wien: M. 8, 15 = Wiener Vor-
legebl. I T. 1, 2 = Robsbt, Bild und Lied
S. 154.
') Etwa wie der Apollo auf der Akro-
polis, abgeb.bei Lepsius, Marmorstndien S. 72.
7) HsLBio, B. 1869, 75; Statue in Kassel:
Ath. Mitt. I T. 10.
>) Archiv f. Anatomie 1892, 129 f.
*) Myron: Plin. 34, 58; Enabenstatne
von der Akropolis: Ath. Mitt. V T. 1 n. 13,
226; Geb&lktifiger von Akragas: Ovbrbbck
I^ 474; Typus des Stephanosjünglings.
^^) Ck)KZB, Beiträge S. 20 f.
^^) Michaelis, d. Bildnisse des Thuky-
dides S. 17 A. 34.
") Hbuzbt, terres-cuites du Louvre T.
14. 16, 1. 17, 5. 18, 4. 18 bis 1. 2. 48, 2.
*') Vgl. BRumr, Sitzungsber. d. bayer.
Akad. 1867 S. 13.
Eap.Vn. Die erste helleniaierende Periode: Erringimg der Freiheit. (§334.) 609
giesser sowohl den Nabel zu tief setzen als auch, was gesondert in kleinen
Bronzen käufiger vorkommt, die Medianrinne (linea alta) senkrecht über
den Bauch bis zu den Schamhaaren verlaufen lassen.^) Plinius schreibt erst
Pythagoras die korrekte Darstellung des unter der Haut durchscheinenden
Adern- und Muskelsystems zu. Und so wird bald da bald dort ein Schritt
über oberflächliche Stilisierung hinausgethan ; es bekundet schon rein
künstlerischen Sinn, wenn die äginetischen Hopliten die korinthischen
Helme zurückgeschoben und die Wangenschützer aufgeklappt tragen, da-
mit man ihr Gesicht erkenne.') Am längsten leistete, nachdem die poli-
tischen Schranken gefallen, die Kultustradition dem neuen Geiste Wider-
stand; sie bewahrt nicht etwa blos die Erscheinungsformen der alten
Götter — wie z. B. Onatas das pferdeköpfige Bild von Phigaleia erneuert — ,
sondern sie setzt dem Schönen hartnäckig das Kostbare voran. Man liebt
noch immer Götterbilder von Gold und Elfenbein über alles'*) und vei*-
silbert oder vergoldet wenigstens das Gesicht.*) Kimon weihte ein ver-
goldetes Palladion auf einer Palme.*) Figurierte Gewänder und rote
Schuhe schmückten noch immer die Götterbilder.*) Votivstatuen trugen noch
die ganze Periode hindurch Weihinschriften am Leibe statt an der Basis.*)
Die Malerei ist gleich der Plastik erst von diesem Zeitalter an als
Kunst anerkannt. Die landläufige Malergeschichte begann mit Polygnot,®)
wogegen die genaueren Kenner Kimon von Kleonai an die Spitze stellten.^)
Inmitten des Gebietes der alten Thonmalerei aufgewachsen, soll er zuerst
mannigfaltige Stellungen des Kopfes, Anatomie und Gewandfalten einge-
führt haben. Von seinen Werken blieb ein Steinbruchstück mit der Um-
risszeichnung eines Delphins übrig, i®) Zu den alten Töpferstätten gehörte
die Weininsel Thasos; hier lebte der Maler Aglaophon, welchen seine
Söhne Aristophon und Polygnotos in der gleichen Kunst übertrafen. ' ^) Als
Kimon manchen edlen Mann aus den Städten der Bundesgenossen nach
Athen zu kommen anregte, begab sich Polygnotos nach Athen ^^) und
setzte seinen Stolz darein, die von Kimon veranlassten profanen und reli-
giösen Bauten mit seinem Pinsel zu schmücken, wofür er das athenische
Bürgerrecht erhielt. Unter Perikles soll er noch zur Pinakothek der
Propyläen Bilder geliefert haben. **) Am berühmtesten machten ihn jedoch
*) Ealkkank, Jahrb. 7, 133 ff. m. T. 4.
') Ersteres öfter in Porträts, z. B. an
dem Kopf der Glyptothek (Bmckm. Phot.
21. 22) und bei Perikles.
') Der goldene Mantel der Parthenos
war abnehmbar, um in der Not geborgt
werden zu können.
*) Pindar. Isthm. 2, 8, vgl. Eurip. fr.
490; hölzerner Apollo des Patrokles?: Paus.
6, 19, 6.
^) BsKKDOBF, Eultusbild der Athena Nike
S. 40.
*) Gewand z. B. des olympischen Zeus;
rote Schuhe : Pindar. Ol. 6, 94 (vgl. die meli-
sehe Vase AZ. 1852 T. 61).
^) R. V. SoHNBiDEB, die Eizstatue vom
Helenenberg S. 20.
Handbuch der klMi. Altertmaiiwluenflchan. VI.
8) Theophrast bei Plin. 7, 205.
») Plin. 35, 56; Aelian. v. h. 8, 8; vgl.
das Epigramm Anthol. Planud. 4, 84. Über
seine Zeit vgl. S. 538, ii. S. auch Klein, Eu-
phronios S. '45 ff. Einfluss auf den Vasen-
maler Euphronios: Habtwio, Meisterschalen
S. 154 ff.
^^) Aus der Nähe von Hermopolis auf
Kreta, im Fitzwilliam-Museum (Cambridge):
MicHAEus, anc. marbles S. 248, 13. Inschrift:
[Ki)fAtoy eyQatpi üb,
^ 0 Vgl. die Inschrift in der Lösche und
Plato Gorg. p. 448 b (mit Scholion).
^^) Über seine Zeit FubtwIkoleb, Samml.
Sabouroff I. Vasen S. 5 f.
'^) Diese spricht ihm Robert, Bild und
Lied & 182 f. ab.
39
610
IL
die zwei Kolossalbilder «Iliapersis* und «Xekyia*, welche die Enidier in
die Lesehe von Delphi stifteten. Diese Werke trogen ihm wieder eine
hohe Aoszeichnnng von Seite der Amphiktronen ein. Man ehrte den
Kfinstler nmsomehr, als er nicht des Broderwerbes wegen seine Ennst
betrieb. Aach in der Bildhaoerei soll er sich versacht haben. ■) Schon
fiber die wichtige Frage, ob Polygnot Wandgemälde oder Tafelbilder ge-
fertigt habe, besteht keine Einigkeit. Wir werden nach den schriftlichen
Zeugnissen, welche freilich nicht alle zuverlässig sind, beides annehmen
dürfen.*) Seine Stoffe entnahm Polygnot der Heroensage (Iliapersis zwei-
mal, Unterwelt, Hochzeit der Diosknren, Freiermord, Achilleas auf Skyros,
Naosikaa), wählte aber eigentümlicherweise nie einen Kampf, vielmehr
stets das Nachspiel.^) Er heisst deshalb bei Aristoteles der Ethosmaler,
der ideale Menschen male.^) Was die Alten über Polygnots Kunstarbeit
angeben, bezieht sich vornehmlich auf die Technik, in der er zuerst her-
vorragendes leistete;^) allerdings war seine Kolorit einfach und beruhte
auf vier Hauptfarben.*) Plinius' Gewährsmann fand zuerst bei ihm ge-
öffneten Mund mit sichtbaren Zähnen und mannigfaltigen Gesichtsausdmck ;
die Neueren ^) nennen mit gleichem Hechte oder Unrechte das Motiv des
aufgestützten Fusses, das Lehnen auf einem, in die Achselgrube ge-
stemmten Stab, ein vom Winde segelartig aufgeblähtes Gewand und die
Gruppierung eines Paares, wovon die eine Person der anderen die Hand
auf die Schulter legt, ^) polygnotisch , weil wir sie , zufällig oder nicht,
zuerst in Beschreibungen seiner Bilder finden. Vor allem war Polygnot
Frauenmaler. Er gab seinen Heroinen feine durchsichtige Kleider und
bunte Kopftücher,^) seine Kassandra und Polyxena fanden noch in der
Kaiserzeit Bewunderer ^^) und der athenische Klatsch brachte ihn mit
Kimons Schwester Elpinike, die er in der Laodike porträtiert habe, zu-
sammen, ^i) Eingehende Beschreibungen besitzen wir nur von den delphi-
schen Gemälden, Dank Pausanias, der B. X K. 25 — 31 einen älteren Kunst-
schriftsteller ausschreibt. Diese Beschreibungen, aus denen hervorgeht,
dass der in der Litteratur wohl bewanderte Maler seine Studien in Namen-
beischriften zum Besten gab, reizten, wie sich versteht, die Forscher zur
Wiederherstellung dieser Bilder. Von den älteren Versuchen, unter denen
der der Brüder Riepenhausen (1805) zuerst der Wahrscheinlichkeit näher
konmit, dürfen wir absehen ; die eindringliche Erforschung der rotfigurigen
Vasen gab von Polygnots Stil jedenfalls eine bessere Idee, als man sie
') Plin. 84, 85.
') Tafeljgemälde: in der Stoa Poikile,
Sopatros diaiQ, 1, 8; Synes. ep. 54. 135; Pina-
kothek, Pollianos Anth. Plan. 4, 150, vergl.
IWAKOFP, A. 1861, 278; Julius, Ath. Mitt.
2, 192; in Rom, Plin. 85, 59; Wandgemälde:
in der Lesche?, Paus. 10, 25, 2. 28, 1 (auf
Marmor nach Robkbt, Nekvia S. 37. 58);
dagegen Schöne, Jahrb. 8, 189 ff.; Thespiai:
Plin. 35, 123.
') Vgl. Aelian. var. hist. 4, 8.
*) Poöt. 6. 2 ; polit. 8, 5, 7, Vgl. Aelian.
a, 0.
») Plat. def. or. 47; Plin. 38, 160. 35. 42.
122; Lncian. imag. 7.
«) Cic. Brut. § 70. Ober Pansanias' No-
tizen Schubabt, Jahrb. 105, 177 f.
^) S. besonders Dümxleb, Jahrb. 2, 168 ff.
^) Stephani hat im GR. viele Beispiele
gesammelt (s. Reinach, Ant. du Bosph. cimm.
p. 178 Main).
^) Plin. a. 0.; Lucian. imag. 7.
*^) Lucian a. 0.; Pollianus Anthol. Planud.
4, 150.
^') Plut. Cimon 4 aus einem Komiker.
Kap. yn. Die erste hellenisierende Periode: Erringnng der Freiheit. (§334.) 611
früher bilden konnte, doch durfte die Wichtigkeit jener überschätzt werden,
weil zwischen einer gebogenen Fläche, wie es der Leib einer Vase ist,
und dem ebenen Felde einer Tafel oder Wand eine unüberbrückbare Kluft
besteht. ^)
Mit Polygnotos zugleich arbeitet in Eimons Geiste der Athener
Mikon, welcher Krieg und Sieg des Hellenentums in der Stoa Poikile
und dem Theseion verkündete. >) Über seine Kunstauffassung wissen wir
gar nichts , ebensowenig darüber, welches Verhältnis er zu Polygnot hatte ;
für den Typenschatz der griechischen Kunst mögen seine Amazonen-
schlachten Bedeutung gehabt haben.') Mikon verstand sich auf Holz-
malerei, wovon er an einem Thürflügel eine Probe gab.*) Bildhauer ist
er ebenfalls gewesen. ^) Pheidias , der selbst malte , hatte einen Maler
zum Bruder oder Vetter, den Pänainos,^) der am olympischen Zeus und
dessen Tempel die Malerarbeit besorgte. Jedem dieser drei berühmten
Maler wurde das bedeutendste Historienbild, „die Schlacht von Marathon"
in der Stoa Poikile beigelegt; wie die Komposition zum wirklichen Ver-
laufe der Schlacht sich verhielt, bleibt Mangels zeitgenössischer Berichte
unsicher. Hat Pausanias Recht, drei aufeinander folgende Momente zu
unterscheiden, so waren diese nicht neben, sondern perspektivisch hinterein-
ander dargestellt.^) Götter und Heroen nahmen am Kampfe leibhaftig
teil, dessen siegreicher Ausgang durch die Körpergrösse der Perser*) noch
wunderbarer erschien. Schon früher hatte der Samier Mandrokles ein
Votivbild, das den Brückenschlag des Dareios darsteUte, malen lassen. 9)
Mit Mikon arbeitete an jener Holzthüre der Kolophonier Dionysios,
welchen Aristoteles in der Darstellung der Menschen zwischen Idealismus
und Realismus die Mitte halten lässt; ^®) sonst hatte er die gleiche Rich-
tung wie Polygnot, ^^) doch fanden andere, dass seine Kraft etwas ge-
künsteltes habe.i^) Hier treffen wir zum ersten Mal eine bedeutungsvolle
Notiz über das Kolorit: IHonysios war Hellmaler.**) Ebenso nur ahnen
') YersQche der Wiederherstellung von
0. Jahk, d. Gemälde des Polygnotos in der
L. zu D., Kiel 1841 ; Welckbb, d. Comp. d.
p. Gern; in d. L. z. D., Wien 1847; G. F. Ubb-
MAiTK, epikrit Beitr. fiber die p. G. in der L.
z. D., Pr. V. Gott. 1849; W. W. Llotd, on
the paintings of Polygnotos in the L. at D.,
London 1851, 2 Bde., Gh. Lehobxaht, M^m.
de Tac. r. des sciences de Belgique XXXIV
(Brüssel 1864); N. Gbbhabdt, d. Gomp. d.
Gem. des P. in d. L. zu D., Gott. 1872; Bbnn-
DOBP, Wiener Vorlegebl. 1888 T. 12, 3 (Iliu-
persis) u. Heroon S. 246; Robbbt, d. lliu-
persis des Polygnot, Halle 1892 (Winckel-
mannspr.); Scbönb, Jahrb. 8, 187 ff.; Sohbbibbb,
Nekyia des P., Festschrift f&r Overbeck
S. 184 ff. m. T.
2) Paus. 1, 17, 2. 18. 1. ELÜoHAim
(Amazonen S. 47 ff.) f&hrt die Tarentiner
Amazonenyase (Lütkss, vases T. 43) auf sein
Amazonenbild zurück.
>) Elüohakn, A. 1867, 211 ff.; Bbbn-
DOBF, Heroon S. 189 T. 14. 15.
^) Simonides Anth. Planud. 1, 141. Tech-
nisches bei Plin. 33, 160. 35, 42.
*) PUn. 34, 88; Paus. 6, 6, 1. Inschriften:
LöwT 41 (Ol. 77, 1). 42. Wegen des A in
Nr. 42 nehmen Fbankbl und Röhl an, Mikon
sei ein Jonier gewesen.
•) Bruder: Paus. 5, 11, 6; Plin. 35, 54.
57. 36, 177; Vetter: Strab. 8, 354.
') 1, 15, 3 ravrij (beim Beschauer) —
x6 dk laoi — icx€ttM, Reminiszenzen mag
ein Relief von Brescia (Labus, museo Bres-
ciano T. 51; AZ. 1866 T. 215, 1) enthalten.
Vgl. auch AZ. 1866 T. 124 ; Scbönb, griech. Re-
liefs 56. Über das Bild Bbnndobf, Heroon
S. 156 ff.; Wachsmüth, Stadt Athen II 1, 504 ff.
') Sopatros diaigec. ^rjttj/Ä, 1, 8. Die
Götter Sassen nach Robert (Nekyia S. 56,
34) in der obersten Reihe.
*) Herod.4,88 (er selbst war kein Maler!).
10) Poet. 2.
* 1) Aelian. var. bist. 4, 3.
") Plut. Timol. 36.
*') Fronto ad Verum 1.
89 •
612
KanBtarch&ologie. IL Geschichte der alten Eaiut.
können wir die geschichtliche Bedeutung eines anderen, später wenig be-
achteten Malers. Es ist Polygnots Bruder Aristophon, welchen Plato
über Polygnot gestellt zu haben scheint. ^) Ihn kennzeichnen seine Dar-
stellungen: Er malte den leidenden Philoktet und den verwundeten An-
kaios, dann führte er in seinem schön komponierten Bilde ^Odysseus in
Troja** die allegorischen Figuren der Leichtgläubigkeit und der List ein.*)
Nach jener Seite schliesst er sich an die gleichzeitigen Plastiker an, nach
dieser eröffnet er die fernerhin blühende allegorische Malerei. Es war
jene Zeit, wo ein Sophokles den stöhnenden Philoktet auf die Bühne
brachte und ein Euripides die Personifikationen der Affekte leibhaftig er^
scheinen liess.
Nach wie vor, arbeiten die Künstler Votivtafeln, wobei, wie es
scheint, die Mode mythologisch-heroische Bilder bevorzugte. Ohne den
realen Bückhalt einer Porträtkunst drohte die Kunst gan^; in die Bahn
des sogenannten Idealismus zu geraten. Eigentliche Malschulen gab es
noch nicht. ^) Die wichtige Entwicklungsgeschichte der Malerei liegt wie
in Nebel gehüUt.^) Die Nachricht über das Kolorit der alten Meister,
dass es auf vier Farben beruhe, erhält Licht durch die Lehre Demokrits,
die Grundfarben seien Weiss, Schwarz, Rot und Gelb.^) Reines Blau und
Qrün kannte man also nicht, sondern stellte ähnliche Mischungen von Reb-
schwarz her. ^) Unmittelbare Anschauung von der damaligen Malerei
gibt nur eine polychi'ome Thontafel von der Akropolis, die dem epikte-
tischen Kreise nahe steht, ^) und etwa noch ein fast ganz erloschener
Grabstein ; ^) hiezu kommen Bruchstücke von einfarbig roten Votivtafeln
aus dem Perserschutt. ^) Wir können also der Mal weise nur nahe kommen,
indem wir die bemalten Reliefs und die Vasenmalereien heranziehen. So-
mit gliedert sich die weitere Darstellung in selbständige Denkmäler mit
bemalten Flachreliefs, die Dekoration der Bauten und den Schmuck der
Geräte (in erster Linie der Thonvasen), woraus sich eine Skizze der
zeichnenden Künste überhaupt ergibt.
Die bemalten Flachreliefs auf Grabsteinen und Votivpfeilem nehmen
in dieser Periode an Zahl erheblich zu. Man sieht jedoch leicht, dass
diese Kunst, wo der Meister sich nur manchmal nannte, ein örtliches Ge-
präge hat. Athen ragt durch eine Reihe feiner Marmorarbeiten hervor;
das bekannte Kriegerbild des Aristion zeichnet der Bildhauer Aristokles
mit seinem Namen, nach der Epigraphik noch unter den PeisistratidenJ^)
>) Gorg. p. 448 b,
«) Plin. 35, 138, vgl. Plut. de aud. po6t.
8, 3. quaest. conviv. 5, 1, 2.
') , Von niemand belehrt*: Emped. V. 83.
^) Zeitgenössisch ist nur die Notiz Ions
bei Athen 13, 604 ab. Als Konst x. i. nennen
die Malerei Simonides (Plut. glor. Ath. 3) und
sein Neffe (Ammian. 25, 4, 3).
») Stob. flor. 1, 16 p. 149, 15 W.
•) ScHÖNB, Jahrb. 8, 190 f.
') Bbnkdorf, 'Ea. 1887, 115 ff. T. 6.
*) CoNZE, Grabreliefs T. 13 ; T. 9 ist die
Figur weiss belassen und der Grund bis zu
den schwarzen Konturen rot gefärbt.
*) Ders., griech. u. sie. Vasenbilder T. 4,
2. 5, 1 ff.
^ö) Athen Nr. 29; Löwr Nr. 10; Bruckm.
Nr. 41 a; farbig Ra. I T. 1 zu S. 49 und
CoRZfl T. 2 ; WoLTEBS Nr. 101 ; farbiger
Abguss. Ein ganz ähnliches Relief fanden
die Amerikaner in Ikaria (Am. J. 5, 9 ff. m.
T. 1); die anderen Grabreliefs stellt Gokzb,
die attischen Grabreliefs T. 3 ff. zusammen ;
Laurion, auch Bruckm. 37 a; Lamptrai das.
66b, athen. Abguss; Diskophoros (Athen Nr.
38): Athen. Abg. Votivreliefs: Athen Nr. 36;
Phot. Bruckm. 17 a; Schöne, Reliefs 19,83.
Kap. YIL Die erste helleniaierende Periode: Erringimg der Freiheit. (§ 334.) 613
Fünf erhaltene Reliefs kopieren ein Charitenbild derselben Zeit, gewiss das
am Eingang der Akropolis in die Mauer eingehauene, welches ein So-
krates — nach der Volksmeinung der Philosoph — gefertigt.*) Nach
Ausweis des Marmors haben noch Inselgriechen (Naxier) für Athen ge-
arbeitet.^) Man denkt an den Frauenmaler Polygnot, wenn man sieht,
dass das erste frisch und sorgfältige ausgeführte Bild ') zwei Frauen dar-
stellt. Nach der Mitte des Jahrhunderts beginnen dann die anmutigen
Frauenbilder, welche die athenischen Grabsteine so berühmt gemacht
haben.^) Zu Athen scheint sich Aigina zu stellen. b) Argos und Arkadien
dagegen haben ihren eigenen Stil,*) Lakonien fährt in der Art der Chry-
saphastele (S. 539) weiter.^) Böotien bringt meist Arbeiten aus Kalk-
stein, die, weil der farbige Überzug abgefallen, sehr roh aussehen, wie
der bekannte Grabstein von Eitylos und Dermys aus Tanagra.^) Für
Böotien arbeiten jedoch auch sowohl Attiker in pentelischem Marmor^) als
andere Fremde; in Orchomenos hinterliess der Naxier Alxenor an dem
Grabstein eines alten Mannes, der mit seinem Hunde tändelt, eine prahle-
rische Inschrift. '0) ErfreuUche, origineUe Leistungen weist ThessaUen in
den Grabsteinen der Polyxenaia und des Yekedamos^^) auf. Die Umgegend
des thrakischen Meeres liefert verwandte Erscheinungen.^^) Und so wird
mit der Zeit eine Menge von örtlichen Stilen sich herausstellen, nach
denen man auch die Malerschulen bemessen darf.
Die Baukunst bietet den Künsten jetzt ein ganz anderes Objekt
als früher, weil für die monumentalen Bauten der Marmor in Aufnahme
kommt. Dieser lässt alle Formen, besonders die der Säulen schlanker
werden; die Profile, Kapitelle und Bauomamente werden im Steine selbst
0 Oybbbeck, Schriftq. 907 ff. (nach
Stxtdniozka, Berl. phil. Woch. 1898, 694 der
BöotierSokrates); Kopien and AbbUdungen :
FuRTWASOLBB, Roschers Lex. 1, 881 f. mit
Abb.; Num. comm. p. 150 f. T. EE VI.
"<} Athen. Museum Nr. 33. 34.
>) CoKZB, Grabreliefs T. 12.
^) CoNza T. 16 ff.; T. 15 fällt aus der
attischen Reihe heraus und war allem An-
schein nach einer Fremden geweiht.
*) Ath. Mitt 8, 17, 2 (Wolters Nr. 91).
Athen hat auch eine besondere Art von
Votivreliefs: doppelte Tempelchen mit je
einem Relief bilde Athena's (z. B. Athen Nr.
82, 'Ett. 1890 T. 1, Phot. Rhomaidis).
«) Argos: Ath. Mitt. IV T. 9. 10, 1
(WoLTBBs 50), 2; Ra. II T. 44 u. Lb Bas T.
102, 1 (Votivstein der Poljstrata in Berlin);
Mantineia: Bch. XII T. 4.
') WoLTBBS 55 ff. ; dazu AZ. 1874 T. 5
(Abguss); ähnlich in Tegea: Ath. Mitt. IV
T. 7 (WOLTBBS 54).
8) Athen Nr. 56; Ath. Mitt III T. 14;
Ga. 1878 T. 29; Woltbbs 44 (Inschrift Col-
LiTZ, Dialektinschr. 875); s. auch Woltbbs
45. 48 (Ath. Mitt. IV T. 14, 1).
») Ath. Mitt. III T. 15 (Woltbbs 47 ;
Inschrift bei Collitz, Dialektinschr. 774).
IV T. 14, 2 (aus Eorseia, Woltbbs 46);
Bruckm. 37b (Gathon, aus Thespiai, in Athen,
Nr. 32).
") Athen Nr. 39; Woltbbs Nr. 20;
Bruckm. Nr. 41b; Ath. Abguss; die Pro-
portionen sind auf hohe Aufstellung berech-
net. Bruchstück aus Evthnos in Athen Nr.
37: Woltbbs 22 (penteüscher Marmor).
") Polyxenaia: Athen Nr. 166; Veke-
damos das. Nr. 165 vgl. Bbünn, Ath. Mitt. 8,
80 ff. T. 2. 3 ; aus Larissa (ath. Abguss) junger
Mann mit Hasen: Ath. Mitt. 7, 77 ff.; ein
dritter in Larissa: Bch. 12, 179 ff. T. 6;
Relief von Pharsalos, im Louvre: Bruckm.
Nr. 58; Ratbt; Phot. Giraudon; ath. Abguss
(zwei weibliche Gestalten mit Blumen). An
den Anfang dagegen gehört das BruchstQck
von Tymawo: Bch. 12, 273 ff. T. 16 (Spin-
nerin).
^^) Grabstein der Philis aus Thasos in
Paris, Phot. Bruckm. 232a; A. 1872 T. J;
Abguss; Bruchstück aus Abdera in Athen
Nr. 40; Ath. Mitt. 1883 T. 6, 3; Woltbbs 35.
— Unbestimmter Herkunft in Ince: AZ.
1864 T. A 3. Bd. 32 T. 5 (Woltbbs 240);'
in Venedig: Mauch, vergl. DarsteU. griech.
Bauordnungen T. 24, 1 (Woltbbs 241] ; das
Heraklesrelief der Sammlung (Earapanos
(Heliogr. Ratbt) dürfte unecht sein (vgl.
Ehbbsor, Am. J. 1, 153 ff.).
614
KlasBische Ennstarchäologie. II. Geephichte der alten Sonst.
sorgfaltig und fein ausgeführt. An die Stelle des grell bemalten Stucküber-
zuges tritt die enkaustische Malerei am Steine selbst. Diese neuen Künste
lassen zunächst für den Figurenschmuck nicht sehr viel Zeit übrig. Der
Reliefschmuck beschränkte sich so ziemlich auf die Metopen, wo man
daran festhält, dass das Hochrelief sich für die Fensterfüllungen am besten
eigne, sonst aber kehren die Steinmetzen zu der anfänglichen Praxis
(S. 541) zurück und fassen die Metopenfiguren als BUder schlechthin auf,
wodurch das Profil überwiegt. Aus der ersten Generation gehören die
Metopen der jüngeren Tempel E und F von Selinunt hieher, ^) dann die
neuentdeckten und noch nicht veröffentlichten Metopen vom Schatzhause
der Athener in Delphi. Die zweite Generation vertreten die Metopen des
olympischen Zeustempels, ^) welche die Thaten des Herakles darstellen;
hier finden wir bereits die wichtige Idee einer die Metope in Diagonale
durchschneidenden Figur (Stier und Augeias) und die Füllung des
Raumes durch die Figuren selbst ohne äusserliche Zuthat (Schweif
des Stieres). Grössere FriesbUder sind im eigentlichen Griechenland
nicht nachgewiesen, wenn auch einzelne Bruchstücke mit grosser Wahr-
scheinlichkeit auf solche zurückgeführt werden, z. B. mehrere Reste
von der Akropolis, deren schönster unter dem falschen Namen „Wagen-
besteigende Frau** 3) bekannt ist. Delphi verspricht ähnliche Funde. *) Die
orientalischen Dekorationsmotive mögen noch eine Zeit lang bei den Unter-
thanen Persiens sich erhalten haben, wofür ein Löwenrelief aus Akanthos
zeugt. ''^) Aus der hellenischen Reihe fällt der Tempel von Assos ganz
heraus; dieses Heiligtum einer nicht echtgriechischen, sondern helleni-
sierten Stadt gehört zur kleinasiatischen Kunst. Die Rundplastik scheint
sich fast ganz auf die Giebelfelder (S. 605 f.) beschränkt zu haben; als
wirkliche Grabstatuen sind nur Sphinxe, welche einen älteren Brauch
fortsetzen, sicher erwiesen.^) Die Terrakottadekoration ist trotz des Um-
sichgreifens des Marmors nicht ganz verdrängt, wenn auch die Ver^
kleidungen verschwinden. Im Gegenteil blüht jetzt die Kunst der durch-
brochenen „melischen** Reliefs, aus welcher schöne Stücke hervorgehen. '')
») In Palermo: Bruckm. 287b. 289—91;
vollständiger bei Benndobf (S. 541, 2), in chro-
nologischer Ordnung etwa so folgend: T. 6
(F) — 5 (P) — 7. 8. 9 iPronaos von E) — 10
(Posticum von E); neue Metope (verwandt
mit T. 6) Mon. ined. 1, 245 ff. m. Phot.
*) Die im Louvre befindlichen Stücke
sind längst durch Photogr. bekannt (Heliogr.
Raybt 1 28); Über die neuen Funde a. «Aus-
grabungen*. Vereinigt sind die Reste bisher
nur in Abgüssen (Wolters Nr. 271 — 82).
') Phot. Bruckmann Nr. 21; Woltbrs
Nr. 97 (Haare blond nach Prokesch, Denk-
Arürd. 2, 631); Hauser, Jahrb. 7, 54 ff. erklärt
die Person für einen Mann. Zum mindesten
muBs man statt Frau Göttin sagen. Wahr-
scheinlich gehören dazu die Bruchstücke
Sybel Nr. 5039. 5040 (Nuove Mem. T. 13 A).
5041—2. Vgl. MiLOHHÖFBR, AZ. 41, 180 ff.
(nach ihm I^Vies des alten Parthenon). Klei-
neres Bruchstück eines Giebelreliefs, abgeb.
'Ea. 1839 Nr. 294, Athen Nr. 43.
*) Interessantes Viergespann: Phot. d.
ath. Inst., Delphi 3; Fries vom Schatzhaus
der Siphnier?
*) In Paria: Bruckm. Phot. 231.
•) Weisshaupl, Eranos Vindob. S. 48 ff.
zieht attische Grablekythen heran, aber Nr.
5 — 7, vielleicht auch Nr. 4 sind nur Wieder-
gaben von Reliefs.
') Orestes und Elektra in mehreren
Exemplaren : Sittl, Parerga T. 1 nach Phot.;
Polens und Thetis, aus Aigina: Duicoht et
Chaplain, c^ramiques T. 1; Erichthonios'
Geburt: AZ. 1872 T. 63; Roschers Lex. I
Sp. 1578; Wolters Nr. 120; s. auch Ovbr-
BEOK I * S. 218; Wolters 107. 157—8
Schöbe, griech. Reliefs T. 30-35.
Kap. VII. Die erste helleniftierende Periode: Erringimg der Freiheit. (§ 334.) 615
Ebenso werden halblebensgrosse Frauenmasken von schönem strengem
Stile aufgehängt.^)
Seit dem Perserkriege gewinnt die Malerei auf die öffentlichen Bauten
grossen Einfluss; wenn auch bei den Akropolisbauten nur „Einbrenner'^
{eyxavrai) vorkommen und selbst bei den berühmtesten Meistern eigent-
liche Wandgemälde nicht unzweifelhaft feststehen, ist es doch nun sicher,
dass der Malerei, sei es durch Wandgemälde oder Tafelbilder jetzt eine
wichtige Rolle zukommt. Auf den Athenatempel von Plataiai ^) folgen
der olympische Zeustempel (S. 611) und in Athen die Stoa Poikile, das
Anakeion und das Theseion. Dass Eammergräber mit Malereien ge-
schmückt wurden, darf man wegen Etruriens für sicher annehmen. Der
Thron des olympischen Zeus hat für 3 Seiten 9 Bilder, welche Metopen
geglichen zu haben scheinen.
Unter dem Eunsthandwerk tritt in diesem Zeitalter die Vasen-
malerei bedeutungsvoll hervor. In Griechenland war sie, wie wir sahen,
seit ältester Zeit zu Hause und hier allein ist sie der wahren Kunst nahe
gekommen. Die einzelnen Landschaften unterscheiden sich jedoch be-
deutend. Die korinthische Topfmalerei verschwindet mit dem orientalischen
Geschmacke. In Böotien und Lokris dauern die Klecksereien in schwarzer
Farbe, wie z. B. die Funde im Kabireion (S. 104) gezeigt haben,'*) noch
lange fort und verdienen teils wegen ihrer Mysteriendarstellungen, teils
als humoristische Karrikaturen Beachtung. Desgleichen sind freiere Male-
reien im äolischen Kyme zu finden.^) In Athen dauerte ebenfalls das
schwarzfigurige Malen fort, 5) trat aber gegen neue, farbenfreudige Me-
thoden in den Hintergrund. Jene Manier durch umfassende Verwendung
von Farben zur Polychromie auszugestalten, wie es in der vorigen Periode
der Maler Sophilos®) versucht hatte, wurde nicht beliebt. Durch die Ein-
fuhr orientalischer Salben erhielten die Griechen Salbgefässe aus Alabaster,
welche ohne Zweifel meist farbige Ornamente trugen (S. 493). Der kost-
bare Stoff wurde bei ihnen durch Thon mit weissem Kreideüberzug ersetzt
und dafür die Malerei sorgfaltiger ausgeführt. Die Anfange dieser Manier
hat man besonders durch die Funde von Naukratis (S. 80) ^) kennen ge-
lernt. Flüchtige und sorgfaltige schwarz-weisse Malereien gibt es genug.
Jetzt werden von Künstlern, die ja überhaupt gewohnt waren, auf weissen
Grund zu zeichnen und zu malen, auf Alabastra und Lekythoi, weit sel-
tener auf andere Gefösse Figuren mit feinen farbigen Linien gezogen und
dann meistens Lokalfarben aufgesetzt. Dieselben wollen nicht realistisch
sein, sondern die Zeichnung abtönen; die übliche Bezeichnung „polychrome
Vasenmalerei** trifft also das Wesen nicht. Die neue Blüte beruht viel-
>) Abgeb. AA. 6, 166 F. 10.
^) Plutarch. Aristid. 20.
») WnraEFBLD, Athen. Mitt. 13, 412 ff.
T. 9-12; DümiLKB, Rom. Mitt. 3, 159 ff.
T. 6. Über eine thebanische Abart Wiknb-
FELD, AA. 1893, 63.
0 DüMMLBB, Rom. Mitt. 3, 159 ff. T. 6;
Myrine T. 51.
^) Z. B. enthielt der Grabhügel von Ma-
rathon solche Vasen (StaIs, Ath. Mitt. 1893,
46 ff. T. 2—5); freier Stil z. B. Mus^e Blacas
T. 27/8; Ratet, bist, de la c4ram. S. 215
F. 89.
") Bruchstücke einer Vase: Wintbr,
Ath. Mitt. 1889, 1 ff. T. 1 (farbig); voUstän-
diger Studniczka, Eranos Yindob. S. 233 ff.
^) Als untere Grenze setzt Smith für
Naukratis die Perserkriege an (Naucr. 1, 52).
616 Klasaische KniiBtarchäologie. IL Geschichte der alten Kniut.
mehr auf der Bemalnng des weissen Marmors, welche für uns mit der
Stele des Lyseas (S. 540) beginnt. Die Maler des Zeitalters sind daher
zumeist Bildhauer, wie umgekehrt Egias (Hegias), ') und gerade Pasiades,
der älteste polychrome Maler von Bedeutung,') stand in Verbindung mit
dem Bildhauer Aristion. ') IHe weissgrundige Zeichnung hat schöne Denk-
maler hinterlassen ; die leicht hingeworfenen Skizzen, bei denen die nackten
Körperteile weiss zu sein pflegen, sind wohl die vorgeschrittensten Kunst-
Produkte dieses Zeitalters.^) Weitere Verbreitung fand jedoch eine andere
neue Art der Vasenmalerei; wenn man die unerfreulichen schwarzen Fi-
guren aufgeben und doch den Kontrast von Bot und Schwarz erhalten
wollte , musste der rötliche Thongrund den Figuren verbleiben , während
die schwarze Fimissfarbe den Hintergrund deckte. Zeit und Ort^) der
ersten rotfigurigen Vasenbilder sind vorläufig nicht zu bestimmen. Athe-
nisch können sie nur in dem Sinne heissen, als sie fast alle in Attika ent-
standen, aber Töpfer und Maler stanmiten aus den verschiedensten Teilen
Griechenlands. Die Lieblingsnamen erweisen den Anteil Böotiens und
Euböas, *) einige Inschriften folgen vielleicht dem parischthasischen Alpha-
bet, weshalb man an Polygnots Landsleute gedacht hat. ^) Das dorische
Element macht sich ebenfalls bemerkbar, z. B. ist Argos' Beteiligung
sicher.^) Was die Zeit anlangt, so pflegten früher mit Ausnahme von
Boss') alle Archäologen die rotfigurigen Vasen gegen die Mitte des
5. Jahrhunderts anzusetzen. Der Perserschutt der Akropolis machte diese
Ansicht unhaltbar, ^^) neuestens hat die Ausgrabung des Grabhügels von
Marathon ") die Grenze noch weiter nach oben verrückt. Die Prüfung der
Lieblingsnamen liefert keine anderen Ergebnisse.^') Wir können kurz
sagen, dass die Blütezeit der rotfigurigen Zeichnungen mit den Perser-
kriegen zusammenfiel und ein äusserer Niedergang vielleicht noch vor 445
eintrat. >') Es handelt sich ja um eine Mode der gesellschaftlichen Kreise
>) S. 592. I ScHKEiDEB, Ath. Mitt 14, 341 ff.
') Haüseb, nenattische Reliefs 8. 129. I *) Webnickb, Vasen mit Lieblingsnamen
166; ein drittes Gefäss ans Cypem. Der | S. 103. Vgl. Krbtschxkb, d. griecL Vasen-
Name ist seinem Stamme nach dorisch, die
Endnng aber attisch.
') CIA. IV 373, 96, Ton Dünais, Bonner
Studien S. 80 A. ergänzt
*) S. 183; Bbhrdobf, griech. und sidl.
Vasenb. S. 25 ff.; £. Pottieb, ^tnde sor les
l^cjrthes blancs att ä repr^s. fnn^rair^,
Paris 1883 m. 4 T.; £uropaYase in München :
farbig Jahit, Eoropa T. 6 ; Orpheusschale Yon
der Akropolis: Jhst. IX T. 6 farbig; Schale
des Euphronioe in Berlin Nr. 2282 (mit Ver-
goldung) : Wiener Vorlegebl. V T. 5, 2—6 ;
Lekjrthen in Bonn : Bonner Studien 8. 154 ff.
T. 10—12; Aphroditeschale in London : Salz-
MAJSV, Kameiros T. 60; Baumeisters Denkm.
T. 12; DcMOKT et Chaplaik, c^ram. T. 24
— 27; weisse Grundfarbe kommt sekundär
bei schwarzfigurigen Vasen (am Halse Wflrzb.
Inschriften S. 74 f. 230.
^) DüMHLBB, Jahrb. 2, 173; Klbih, Arch.-
ep. Mitt 12, 90, 10 a u. Lieblingsinschr. 8. 6;
Orthographie der Übei^angszeit nach Kbkt-
scHMEB, griech. Vaseninschr. S. 106 ff. Eigene
Art auf Skyros?: Beb. 17, 207.
^) Der Name Phintias ist dorisch; azgi-
vische Inschrift einer Schale bei Hartwig,
Meisterschalen S. 114 T. 11; Tgl. Fübt-
WAKGLBB, Berl. Phil. Wochensdmft 1894
Sp. 113.
*) Arch. Aufeatze 1, 138 ff.
'^) Die Scherben befinden sich z. Z. im
Eentrikon Museion zu Athen und werden
katalogisiert. Vorläufige Übersicht von GrIf,
Berl. phil. Wochenschr. 13, 253 ff. 289 f. und
Wochenschr. f. klass. Phil. 1893, 132 ff.
") Ath. Mitt. 1893 T. 5, 2.
141) vor. . ^ ") Leagros starb 467, Glaukon war
^) Six dachte an Ägypten, resp. Nau- 433 2 Stratege,
kratis (R5m. Mitt. 1888, 234); s. dagegen Arte. ^') Hartwig setzt Euphronios in die
Eap. VII. Die erste heUenisierende Periode: ErringHBg der Freiheit. (§ 334.) 617
Athens; das zeigen die einseitige Bevorzugung der Trinksehalen und die
Lieblingsnamen an. Die zahlreichen mehr oder weniger bedeutenden
Unterschiede zwischen den Malern oder Fabrikanten und selbst zwischen
den einzelnen Vasen derselben Fabriken reizen, wie billig, den Unter-
suchungstrieb, doch wird man nicht vergessen dürfen, erstens dass der
Fabrikant nicht notwendig der Maler ist, ^) zweitens, dass bekannte Namen
der Fälschung unterlagen, ^) drittens , dass der Maler wohl nicht immer
selbst die Malerei ausführte, sondern eine Skizze entwarf,^) und endlich
dass die antike Malergeschichte von diesen Männern nichts weiss. Manche
fassen den Inhalt der Bilder, die sie zeichnen, sehr banausisch auf. ^)
Unter den Schalenmalern *) ragt Euphronios hervor, welcher durch ein
Weihgeschenk von seinen äusseren Erfolgen Kunde gab;®) aller Wahr-
scheinlichkeit nach begann er als Maler in fremdem Solde, ^) eröffnete
dann ein selbständiges Geschäft und nahm in vorgerücktem Alter andere
Maler in seinen Dienst.®) Der Antaioskrater, *) die Theseusschale^^) und
die weissgrundige Schale in Berlin ^^) sind die besten Werke seines Namens.
Mit ihm wetteifert Euthymides, der einer Malerei die Worte beisetzte:
»Wie niemals Euphronios" und ein ander' Mal sich selbst Bravo zurief. ^*)
Weite Verbreitung fanden dann die Vasen des Doris (gewöhnlich Duris
genannt), ^^) nächst welchem noch der Argiver Phintias^*) und Hermonax*^)
genannt zu werden verdienen. Der Hauptvertreter der konservativen
Richtung, welche die alte und die neue Manier vereinigt, ist nicht der
Töpfer Nikosthenes,^®) sondern der für verschiedene Werkstätten arbeitende
Maler Epiktetos, ^'^) nach dem man den epiktetischen Ereis benennt.
Der Nordgrieche Brygos, **) Chachrylion, Pamphaios, Onesimos, Andokides,
Sikanos und viele andere sind blosse Fabrikanten.^^) So mancher tüchtige
Jahre 500 — 450, Fubtwavolbr dagegen 510
-470; vgl. letzteren AA. 1891 S. 69 f.
0 FuBTw£iroLEB, Philol. Wochenschrift
1894 Sp. 141 f.
^) Durisvase Nr. 22 (JoQig ByqatpcBv
JoQi^ enoveoBv), Hartwig will eine Vase
mit der Signatar des Eupnronios dem One-
simos beilegen.
') Die Bilder sind nicht selten ohne
Raumsinn aufgetragen.
^) Z. B. Hieron und Makron: Ebkül^,
AZ. 40, 1 flF.
^] P. Hartwig, d. griech. Meisterschalen
der Blütezeit des strengen rotfig. Stiles,
Berlin 1893, m. Atlas von 75 T.
^) Inschrift bei Hoffmakn, epigr. 252;
vgl. Klein, Euphronios, 2. Aufl. Wien 1886;
Wiener Vorlegebl. V 1—8 A. 6. — Die weiss-
grundige Schale spricht Hartwig ihm ab.
') Chachrylion Nr. 3 Klein.
^) (Diot)imos: Klein, Meistersign. S. 143.
«) In Paris: M. 1855 T. 5; Wiener Vor-
legebl. V T. 4.
'®) Im Louvre: Mon. grecs T. 1, 2;
Wiener Vorl. V T. 1 (BnouaBv).
»^) Nr. 2282: Vorl. V T. 5, 2 -6; Ger-
hard, Trinksch. T. 14 (BnoiBaev),
»») Klein S. 193 ff.
'*) JOBI$ schreibt er sich; vgl. Klein,
Meistersign. S. 150 ff.; Ferd. Dümhler, Bon-
ner Studien S. 77 ff.; Michaelis, AZ. 1873,
1 ff.; Hblbig, A. 1873, 3 ff.; P. J. Meier, AZ.
1883, 1 ff 1884, 245 ff; Scherben; AZ. 33,
86 f. T. 10.
^«) S. 616,8; Klein S. 191 ff.; Jhst. 12,
366 ff T. 20-23.
») Klein S. 200 ff.
»•) Wiener Vorlegebl. 1889 T. 7. 1890/1
T. 1-7.
") Klein, Euphronios S. *14 ff. Meister-
sign. S. 100 ff.; vgl. Michaelis, altattische
Kunst S. 39 A. zu S. 30; noch vor 514 nach
Stüdniozka, Jahrb. 1887, 159 ff.
'*) Klein a. 0. 8. 175 ff.; ürlichs, d.
Vasenmaler Br., Würzburg 1875 m. 1 T.;
Matz, A. 1872, 294 ff.; Düjimler a. 0. S. 70 ff.
(anfänglich von Hieron abhängig).
^*) Kachrylion: Milani, Mus. Ital. 3,
207 ff.; Pamphaios: Klein, S. >89ff.; dazu
'Ed. 1890 T. 2, 1; Alpr. Körte, Bonner
Studien S. 198 ff.; Reisch, Zeitschrift f(lr
Ost. Gymn. 1887, 647 ; Onesimos : Hartwig
a. 0.; Andokides: Schneider, Jahrb. 4, 195 ff.;
618
Klassische Eonstarohäologie. IL Geschichte der alten Ennst.
Mann hat seinen Namen gar nicht beigeschrieben. ^) Die meisten Maler
kennen wir nur durch einzelne Werke, so von der älteren Gruppe Psiax,*)
aus dem Übergangsstil Oltos,*) dann Amasis den jüngeren,*) Peithinos*) und
Hypsis. «) Dass nunmehr ein Maler Mys gesichert ist, ') dürfte auf die
verdrehte Überlieferung über die Athena Promachos (S. 603) Licht werfen ;
nach Pausanias trieb den Schild, der die Eentaurenschlacht darstellte,
Mys nach einer Zeichnung des Parrhasios. Der Wahrheit dürfte näher
kommen, dass jener Mys der Ältere die Zeichnung entwarf. Nächst den
Vasen mit Meistersignaturen verdienen in der Kunstgeschichte die gross-
figurigen, soweit sie sorgsam ausgeführt sind, besondere Berücksichtigung.*)
Eine dritte Klasse vorgeschrittenen „schönen" Stiles heisst jetzt polygno-
tisch;^) ihre Eigentümlichkeit besteht in der Komposition der Figuren,
welche, statt in einem geradlinigen Fries das Gefass zu umziehen, male-
risch über die Bildfläche zerstreut sind. Diese Weise ist in der That
malerisch, aber doch nur eine neue Lösung des Problems der vollständigen
Raumfüllung, welche im orientalisierenden Stil auf andere Weise zu
stände kam.
Es kann kein Zufall sein, dass zu derselben Zeit das alte Kunsthand-
werk in edleren Stoffen kläglich verfiel. Nachdem die ägyptische und die
orientalische Fafon dem Zeitgeschmacke nicht mehr recht entsprachen,
wandte man sich eine Zeit lang den Etruskern zu. Tyrrhenische Sandalen
gibt Pheidias seiner Parthenos, Sophokles vergleicht der Göttin Stimme
mit der etruskischen Trompete und Kritias (Fr. 1, 7. 8) rühmt die getriebenen
Goldschalen und Erzarbeiten. Wenn auch bisher über das Kunstgewerbe
wenig ermittelt ist, soviel ist klar, dass die alten Muster der Metallkunst
sich auflösten und auf die Vasenmalerei ihren Einfluss verloren, aber kein
neuer Dekorationsstil kam. Die Nemesis von Rhamnus trägt eine Ste-
phane mit Hirschen und „Niken* , und eine Schale mit Äthiopen. Im
zweiten Perserkriege weihten die Griechen nach Delphi einen goldenen
Dreif^ss, den drei eherne Schlangen trugen.") Selbständiger waren Ar-
beiten, welche mit dem griechischen Sport zusammenhingen, nämlich Diskos-
scheiben mit gravierten Bildern, i«) Die S. 548 erwähnten Spiegelfiguren
HoFFHANN, Epigr. 225; Xenokles-Kleisophos :
Ath. Mite. 1889, 329 ff.; Eleinmeister: Rom.
Mitt. 4, 153 ff.
*) , Meister mit dem Kahlkopfe", ,M.
mit der Ranke" bei Habtwio; Bmcfastücke
im Pariser Cabinet des mäd.: Jhst. X T. 2;
Habtwio T. 37, 3.
^) Alabastron in Earlsmlie: Gbbvzeb,
Archäologie 111 T. 1. Za dem Lieblings-
namen Epilykos ist einmal irrtümlich
€yQttq>a$y xaXos gesetzt. Bei Euergides steht
nur s
^) Schale in Berlin 2264: Wiener Vor-
legebl. D 2.
*) Schale in Paris: Luynes, vases T. 44.
^) Schale in Berlin 2279: Gebbabd,
Trinksch. T. 9, 14. 15; Habtwig T. 24. 25.
®) Hydria in München Nr. 4: Gebbabd,
AV. 103; eine zweite? B. 1883, 166.
'} zfeXtloy 1888, 126. Auf ihn geht die
Inschrift '0 Mvg xaXoq &oxet, vai (CIG. IV
7418c). - Mikion: JbXtlov 1888, 12.
^) Z. B. Krater von Altamnra: Hetde-
MANN, Gigantomachie, Pr. ▼. Halle 1881 ; s.
auch A. 1865 T. IK; CR. 1866 T. V2.
®) Verzeichnis bei Robebt, d. Nekjia
des Polygnot S. 39 ff.
*°} Schlangensäule in Konstantinopel :
Fbick, d. platäische Weihgeschenk zu Konst.,
Lpg. 1859 m. T.; Wieseleb, Jahrb. 1889/90
S. 242 ff.; ein Kopf im dortigen Museum
(abgeb. Cttbtis, restes de la Reine des villes
II Fig. 22; WoLTEBS 227 a). Es gehörte
übrigens eine ApoUofigur dazu (Zosim. 2, 31).
^') Aus Ai^ina mit zwei Athleten, in
Berlin: A. 4, 75 T. B u. 5.; aus Sicilien, in
London: Ga. 1875 I T. 35 S. 131 ff.
Kap. YIL Die erste hellenisierende Periode: Erringung der Freiheit. (9 384.) 619
folgten den Wandlungen der Plastik.*) Die Buntweberei behielt teilweise
die orientalischen Muster bei; teilweise jedoch, und zwar wohl besonders
zu Geschenken an Götter wählte man Figurenstreifen, wie sie die Vasen-
malerei liebte.') Der Karystier Helikon, von dem die Rhodier Alexander
einen Überwurf schenkten, wird eher diesem als dem vorigem Zeitalter
zugehören.') Pur schöne Münzen haben die Kaufleute kein Interesse;
daher bleiben die Münzen hinter der Entwicklung der Künste an den
meisten Orten zurück. Man sehe nur z. B. die plumpen athenischen
Münzen.^) Dagegen wendeten die sicilischen Fürsten dieser Kunst ihr
Augenmerk zu und zogen künstlerisch denkende Stempelschneider heran ;
darüber aber an anderem Orte!
Die allgemeinen Grundsatze der zeichnenden Künsten stimmen
hinsichtlich der Gewandung und des Haares natürlich mit den plastischen
(S. 607 flF.) überein. Der springende Punkt ist jedoch hier die verfügbare
Zahl von Stellungen und Bewegungen, worin die Zeichnung der Bildnerei
weit voraneilt, wiewohl der Geist im ganzen der gleiche bleibt. Die Stel-
lungen sind zumeist ruhig und ungesucht; die Rückenstellung ist nicht
mehr selten,'^) in den jüngeren Bildern wird manchmal ein Fuss aufge-
stützt®) und der Körper auf einen Stab gelehnt.^) Die Profilstellung des
Auges lernt man allmälig richtig zeichnen. Die Bewegungen dagegen
verraten einen Ideendualismus; zumeist freilich sind sie anmutig, um nicht
zu sagen zierlich, z. B. tritt man oft nur mit dem Yorderballen des Fusses
auf, namentlich wenn das Bein, wie bei der Auslagestellung, stark zurück
gestreckt wird.^) Die häufige Drehung des Fusses erinnert etwas an die
Tanzstunde, sie gelingt übrigens dem Zeichner noch nicht immer. ^) Die
fliegenden Figuren verlieren allmälig die üngelenkigkeit der Kniee.^^)
Machen die meisten Bilder einen ruhigen harmonischen Eindruck, so frap-
pieren doch zuweilen übertrieben gewaltsame Bewegungen, die freilich dem
Stoffe (z. B. der Iliupersis) zu entsprechen pflegen. Manchmal begegnen
uns Domauszieher-Stellungen (S. 603 f.) wieder.*^) Zu den ruhigen Stel-
lungen stimmt auch notwendig die Gewandbehandlung. Die Falten fallen
so ziemlich gleichmässig entweder in geraden ^^) oder wellenähnlichen
Linien. ^^) Im Gehen konvergieren sie oft bei Frauen gegen den Schoss
1) „Angerona" in Paris, vgl. Hetdb-
UAJXVf Pariser Antiken S. 69; Studniozka,
Beiträge S. 10. Über einen Becher mit
Yoreuklidischer Inschrift Achaios bei Ath.
11, 466 f.
*) Panathenäischer Peplos; Gewebe im
delphischen Tempel: Eurip. Ion 1141 ff.;
Pind. Pyth. 5, 46. Peplos der Athena mit
eilenden Mftnnem und Frauen : Rotfig. Schale
der AkropoHs 'Ea. 1885 T. 5, 3.
>) Plutarch. Alex. 32; Zenob. 1. 56.
*) Eine Mttnze von Abdera bei Ihhoof,
monnaies grecques p. 39 zeigt noch orienta-
lisch abgerundete Flflgel.
M Z. B. bei Duris (P. J. Mbibb, AZ. 1883,
12 u.'A. 27).
^) FüBTWANGLBB, Samml. Sabouroff, zu
T. 114 u. L. Winckelmannspr. S. 37 T. 2;
D&MiiLBB, Jahrb. 2, 170.
^) Vgl. RoBBBT. Nekyia S. 43 m. Abb.
•) Z. B. Wiener Vorlegebl, D T. 7. Samml.
Sabouroff T. 54; Head, bist. num. F. 82;
Bbnrdobf, griech. u. sie. Vas. 19, 3. 36, 8.
49, 4; GsBHABD, AV. 1, 4.
*) 8. z. B. das Relief des Alxenor.
^^) Man kann die Entwicklung an sici-
lischen Münzen verfolgen (Brit. Mus. Sicily
33. 41 u. s. w.).
* ') Patroklos von Achilleus verbanden :
M. I 24 5; Elektra in dem melischen Relief,
nach Phot. Sittl, Parerga T. 2.
*') Sitzende Frau: Gohze, Grabreliefs
T. 25.
*') Kräuselfalten z. B. an der den Wagen
620
Klassische Eanstarch&ologie. n. Geschichte der alien Knnst.
zu.*) Der Gürtel trennt, wie in der Plastik, oft zwei verschiedene Arten
von Falten. Mit dem zierlichen Aussehen dieser Gewänder harmonieren
die Schwalbenschwänzen ähnlichen Zipfel, welche aus der älteren Zeit
überkommen sind, doch nun variiert werden.*) Die Frauengewänder
weisen aber noch etwas besonderes auf: Sie lassen meist die Formen
durchscheinen , was in etwas roher Art durch Innenzeichnung geschieht.
Diese Neuerung dürfte durch die ägyptischen Griechen vermittelt worden
sein; selbst ein Polygnot nahm sie, wie wir hörten, an. Das Hetären-
element bekundet aber hier auch schon zum erstenmal seinen Einfluss auf
die Kunst, ^) gleichwie Pindar seine erhabene Poesie einmal in den Dienst
der Aphroditedienerinen von Eorinth stellte. Die bunten Kopftücher der
polygnotischen Frauen,^) welchen die Kränze der Männer entsprechen,^)
wirken ebenfalls auf den sinnlichen Reiz. Den Gegensatz zwischen Fleisch
und Gewand lassen die Maler nicht unbenutzt. Malerisch entworfene
Gruppen, wie der Westgiebel von Olympia, zeigen bereits Entblössimgen
von Frauen, doch durch Gewaltthat (Kentaurenkampf) entschuldigte.^) Obsceni-
täten durfte ein Hellene, wie die AkropoUsfunde zeigen , selbst der jung-
fräulichen Göttin Athena weihen; vielfältige Anregung gab natürlich das
dionysische Satyrspiel. Trotzdem kam man in der monumentalen Kunst
eine Scheu vor Nacktheit nicht übersehen. '') Kinder naturgemäss zu
zeichnen, fängt erst die zweite Generation an. Wenn wir endlich die
Bilder vom Standpunkt der Komposition aus betrachten, so fehlt es an
geeigneten Quellen zur Rekonstruktion grösserer Figur enbUder.®) Die
orientalische Zoneneinteilung behauptet manchmal ihren Platz. ^) Doch
ist bereits die Linienperspektive erzielt; Euphronios und seine Genossen
wagen Verkürzungen.*®) Man lässt unbedenklich Figuren sich decken;^*)
Paare werden nicht mehr gleich gezeichnet, sondern z. B. bei Gespannen
wirft das entferntere Pferd den Kopf zurück. Tiefe konnten jedoch die
gewöhnlichen Bilder nicht haben, weil das Terrain vernachlässigt wurde;
selbst Polygnot hat gelegentlich einen Hügel nicht einmal durch eine
einfache Linie angezeigt. ^^)
Litteratur: S. 421 (OysBBBOKBd. I); FuvrwlSGLK&f Meisterwerke der griechischen
Plastik, Berlin 1893 mit Atlas (von dem S. 601 berührten Standpunkt aus); Ober die An-
fänge Albin Lönnbece, studier i den arkaisk konsten i Grekland, 1. Diss. y. Helsingfors
1888; von den Efinstlem ist nur Pheidias monographisch behandelt: Waldstbik, essays
besteigenden ,Frau"; Metope von Selinunt:
Mon. ined. IT. (S. 614,i).
^) Bekndobf, Metopen v. Selinunt T. 5,
6; Münzen von Abdera: Gabdnbr, types
T. 3, 31 ; Beschr. d. ant. Münzen in Berlin I
T. 4, 34.
'^) Z. B. Gebhabd, Trinkschalen T. 20;
M. I 23; Benhdobf, griech. n. sicil. Yasenb.
11, 4 (gebogen wie in der archaistischen
Kunst).
'} .Hetärenpsykter des Euphronios' in
Petersburg; siehe Hartwig, Meisterschalen
S. 350 u. ö.
*) Avdiar /^iiQay nenoixvXfieyay Pindar.
Nem. 8, 15.
^) Dieses malerische Motiv hat Pheidias
an seinem Zeus benfilzt.
®) Dazu gehört die Polyxena des Poly-
gnot (Anth. 4, 150). Anadyomene an der
Basis des olympischen Zeus?
^) WiBSELBB, GGA. 1876, 1489 f.; Hau-
SEB, d. neuatt. Reliefs S. 126; Benhdobf,
Heroon S. 248.
«) S. 611.
^) Zwei Reihen öfter an rotfigurigen
Vasen (Bbnndobf, Heroon S. 246).
^°) Man deutet so die catagrapha Kimons
(Plin. 35, 56).
^^) Eine gewisse Perspektive ist den
schwarzfigurigen Vasen nicht fremd (z. B.
Würzburg Nr. 382).
1») Paus. 10, 30, 6.
Kap. YII. Die erste helleniaierende Periode: Erringnng der Freiheit. (§ 335.) 621
on the art of Ph., London 1885; M. Collignon, Phidias, Paris 1886, m. 45 Abb.; biogra-
phisch: Prelleb in der Hallischen Encykl. TU 22, 165 ff.; Mülleb-Stbübivg, Jahrbb. 1882,
289 ff.; Bbunn, Sitzungsber. d. bayer. Akadenue 1878 I 462 ff.; Löscbckb, Hisi. Unters. Am.
Schäfer gewidmet, Bonn 1882; R. SchGll, Sitzungsber. der bayer. Akademie 1888 S. 1 ff.;
Robbbt, Hermes 23, 432; Wilahowitz, Commentariolom gramm. lY. Ind. schol. Gotting.
1889/90 S. 15 f.
b) Die Barbaren:
335. Griechenland nahm unter den alten Kulturländern eine so zen-
trale Stellung ein, dass sein Bruch mit den alten gemeinsamen Überliefe-
rungen allenthalben auf diese zurückwirken musste. Demgemäss findet
man überall die Künstler, wenn auch zögernd, dem griechischen Vorbilde
folgen. Thrakien knüpft in dieser Periode Beziehungen zu Griechenland an;
doch ist bisher von Kunstthätigkeit nur die Buntweberei , deren Stil der
geometrische blieb, bekannt.^) Kleinasien war durch die Griechen vom
Meere grösstenteils abgesperrt und entbehrte seit dem Einrücken der
Perser eines selbständigen Fürsten. Nichtsdestoweniger lag es der Kultur
der griechischen Neulinge nicht ohne weiteres oflTen. Herodots Schilde-
rungen der kleinasiatischen Kontingente (7 , 72 ff.) lehren mittelbar auch
die Grenzen griechischer Kunst kennen: Lyder und Karier haben fast
griechisches Aussehen ; Mysien ist zurückgeblieben, Lykien weist manches
originelle auf, das übrige Eleinasien dagegen schliesst sich an den Orient
an, umsomehr als die Perser diesen Zusanunenhang begünstigten und die
aramäische Sprache und Schrift einführtep.^) Um nun mit dem Westen
zu beginnen, so sind der beobachteten Denkmäler bisher nur wenige — ein
Relief vom Didymaion, das wohl orientalische Ansiedler gesetzt, ^) karische
Pfeiler auf drei Stufen (ebenfalls östlicher Form)*) und der Tempel von
Assos, welcher gewöhnlich den Griechen gutgeschrieben wird, obgleich
Assos keine giiechische , sondern eine hellenisierte Stadt war und sein
Haupttempel vom griechischen Stile vielfach abweicht. Schon der Stein
— einheimischer dunkler Trachyt — gibt ihm ein lokales Gepräge ; dann
befindet sich der bildliche Schmuck nicht am Fries, sondern am Epistyl,
weshalb es ungenau ist, von einem „Fries von Assos* zu sprechen.*) Die
Darstellungen erinnern an die spätesten Bronzearbeiten des Veneter-
gebietes (S. 584); wie dort, ist die symmetrische Stilisierung des Orients
aufgegeben und Ungeheuer oder kämpfende Tiere wechseln in bunter
Reihe mit Bankettscenen und den Siegen des „Herakles* über den Fisch-
menschen und die wilden Pferdemänner. Ebenso ungeschickt sind die
Figuren auf die gleiche Kopfhöhe gebracht. Da die Chronologie wegen
^) Abbildungen auf Vasen des 5. Jahr-
hunderts : FuBTWÄNOLSB, L. Winckelmanns-
Programm S. 35 ff. T. 2.
*) Gewicht in Fonn eines Löwen, ans
Abydos: C. I. Semit. II T. 7, 108; Grah zu
Limvra (Lykien) mit aramäisch-griechischer
Inschrift: C. I. Semit II T. 7, 110; Reisen in
Lykien 2, 69 f.
') Aus Kara-Köi in London: Raybt,
Milet T. 27; Phot. Bruckm. 101 b (durch-
scheinende Gewänder).
^) Zu LCryma: Ross, Inselr. 4, 48 m. Abb.
^) S. 92. Die meisten Platten befinden
sich im Louvre (M. III 34; Clar. II 116 a.b;
Tbxier, Asie min. II T. 112—4; mehreres
photogr. u. abgeg.; Woltbbs Nr. 8 — 12). Die
Amenkaner haben einiges dazu gefunden
( Gl ABKE, investigations at Assos T. 15. 16).
NachWoLTEBs ist derTempel aus dem 7. Jahrb.,
nach RossBAOH (AZ. 41, 333) aus dem 6., nach
Clabke Ende des 5. Das altertümliche
Tempelbild ist auf einem Tetradrachmon
(Abguss im britt. Museum) abgebildet.
622
BlasBiBohe Eanatarchäologie. II. Qeschiohte der alten Ennst.
der lokalen Arbeit und der orientalischen Einflüsse schwankt, wird man
sich an die fliehenden Nereiden halten müssen, welche zwar nach orienta-
lischem Stil die gleichen Bewegungen machen, dagegen aber durch-
scheinende Gewänder tragen.
Lykien bUdet politisch und archäologisch eine eigene Provinz. Die
Bergbewohner halten an den alten Bräuchen lange fest, z. B. trugen
sie noch unter Maussollos lange Haare 0 und verabscheuten die hellenische
Nacktheit. Sie schrieben in einer eigenen Schrift und mit phönikischen
Zahlzeichen. Auf den Münzen erscheinen orientalische Symbole wie der
Greif, Löwe und Stier im Kampfe, geflügelter (auch gehörnter) Löwe,
Triquetrum, Sonnenscheibe, Sphinx, Ammon. Nichtsdestoweniger standen
die Lykier den Griechen nahe. Bereits 516/5 mit den griechischen Eüsten-
städten vereinigt, schlössen sie sich 466 an den attischen Seebund an.
Damals dürfte die Heranziehung griechischer Marmorarbeiter begonnen
haben. Lykien selbst hatte nämlich die Sitte, im Gebirge zwar den vor-
nehmen Toten stattliche Felsengräber mit schön profilierter Fa9ade, ') in
der Ebene aber hohe Grabtürme zu errichten; für beide liefert Persien
die nächsten Parallelen. Unter letzteren ist das bekannteste das Harpyien-
monument (nach den Eckfiguren genannt), dessen monolithen Kern ein
Fries von Marmorplatten, in der spartanischen Art Opfer an die Heroen
darstellend, umzieht.^) Man beachte die unvollkommene Augenbildung und
das leise Lächeln, die zierlichen Bewegungen, die durchscheinenden Ge-
wänder und dabei die Selbständigkeit in der Tracht und den Schönheits-
begriffen. Eine andere Plattenreihe zeigt einen Aufzug, worin assyrisch
aufgeputzte Pferde.^) Im eigenen Lande fanden die Bauherrn kaum
Marmor, <^) geschweige denn geübte Künstler; die Belief s stammen also
von der Hand Fremder, vielleicht kleinasiatischer Griechen. ß) Kleinere
Denkmäler Lykiens bleiben noch zu ermitteln ; die Perserkönige schätzten
vergoldete Schalen lykischer Ai-beit.')
Litteratar: G. Schabf, observationB on the peculiarities of sciilptares seen on tfae
mon. of anc. Lycia, London 1847 m. Abb.; S. 95.
Das übrige Kleinasien ist so gut wie gar nicht erforscht; doch
glaube ich ein flaches Felsenrelief Phrygiens, das den lykischen Reliefs
nahe steht, hier erwähnen zu dürfen.^)
Cypern setzt seinen Kunstbetrieb weiter fort, wobei es gegenüber
den eigentlichen Hellenen noch immer seine Selbständigkeit wahrt. Die
*) Ps. Aristot. oecon. 2, 2, 14.
*) S. 95; in Telmissos: Lichtdrack bei
DiBULAFOY, Fart ant. de la Ferse I T. 7
(Grab des Hundes). 15 (Grab des Amyn-
tas).
") Ratet, mon. I T. 13-16; Phot.
Bruckm. 146-7; Wolters 127—30; über
den Stil Oyebbbce, Ztsch. f. Altertumswiss.
1856, 289 ff.; Bruvn, Sitzungsber. d. bayer.
Akad. 1870 II 205 ff. (zwischen Ol. 65 u. 70);
ErklArungsversachebeiCuBTiüB, AZ. 1855, 1 ff.
u. N. EoNDAKOFF, hlst. Untors. über das Har-
pyienmon. in Xanthos, Odessa 1873 (rus-
sisch).
*) Phot. Bruckm. 102; Wolters 131-5
(sonderbare Pferdebewegungen) ; Au£mg von
Kriegern in Trysa: Bbhitdobf, Reisen II F. 9
= Perrot F. 273—5. Grabrelief aus Xan-
thos: Abguss in München; A. 1844, 150 m.
Abb.; Fries: Phot. Bruckm. 104; Giebelrelief:
das. T. 101a: ? Hahnenfries: das. 103.
^) Beni7D0RF, Heroon S. 36.
«) Vgl. Bensdobf a. 0. S. 250.
^) Vgl. Athen. 11, 465 b aus einem Briefe
Alexanders.
^) Zu Sondürlfi: Chamokard, Bch. 17,
39 ff T. 4.
Kap. VIL Die erste hellenisierende Periode: Erringung der Freiheit. (§336.) 623
kyprische Schrift bleibt im Gebrauch und auf den Münzen wiegen orienta-
lische Motive vor. Dagegen empfindet die statuarische Plastik den Frei-
heitsgeist; die alten Typen (S. 500 f.) lockern sich^) und es entstehen manche
nicht üble Kalksteinarbeiten.*) Die zeichnenden Künste erwecken vor-
läufig keinen günstigen Begriff von dem damaligen Betriebe.^) Der Stein-
bau greift um sich, falls wir die schön geschmückten Lilien- und Sphinx-
kapitelle dieser Zeit zuweisen dürfen.^)
Phönizien und seine Hinterländer weisen gleichfalls in den Münz-
bUdem eine Zersetzung des strengen StUes auf; man wird daher einige
Reliefs^) und Steindekorationen ^) hier einreihen dürfen. Starrer bleiben
die Elfenbeinarbeiten.'') Kilikien, wo die aramäische Schriftsprache herrscht,
hat nur wenig stärkere heUenische Elemente.
336. Die Länder jenseits des Euphrats bilden den eigentlichen Kern
des persischen Reiches, indem sie die Residenzstädte enthalten. Hier ent-
steht aber die Frage, ob es eine persische Kunst gegeben habe. Die
Perser waren nach allen älteren Angaben ein kriegerisches Volk, welchem
Wissenschaften und Künste fernlagen. Ihre Theologie kam von Osten,
die Schrift von Westen, die feinere Tracht aus Medien, während sie selbst
nichts erfanden. Dies hatten sie auch gar nicht nötig, denn es war persischer
Grundsatz, dass man aus den besiegten Ländern die geschicktesten Leute
zum König brachte, um für ihn zu arbeiten.^) Welche Gebiete des Reiches
waren aber nun die arbeitenden? Ziehen wir wieder Herodots Heeresliste
(7, 61 ff.) zu Rate, so scheiden sich sofort zwei Hauptgebiete. Die Ara-
mäer (d. h. Babylonier und Syrer) samt den Phöniziern erscheinen mit
den Hilfsmitteln der Mittelmeerkultur ausgerüstet, wogegen Perser, Meder,
Kissier, Hyrkanier und die Osteranier ihrer Bewaffnung nach halbe Bar-
baren sind und von den Westländem nur die buntgewirkten Kleiderstoffe
angenommen haben.*) Ebenso scheint die Münzprägung im Westen zu
Hause gewesen zu sein; auch war nicht die persische, sondern die ara-
mäische Sprache im offiziellen Gebrauche am verbreitetsten. Aus allem dem
folgt klar, dass wir angesichts der Königsbauten von Persepolis und Susa
nicht von persischer Kunst in nationalem Sinne reden dürfen, sondern
dass königlich persische Hofkünstler jene Arbeiten ausführten. Schmückten
doch sogar griechische Arbeiten die Residenzen; aus dem Königsschatze
von Sardes und den griechischen Heiligtümern wanderten ja Statuen und
kostbare Geräte als Beute heim, der Samier Mandrokles baut dem Dareios
die Meerbrücke und ein ausgezeichnet begabter Thessalier bildet für ihn
und Xerxes (S. 600). Wie die Arbeiter, so kam alles bessere Material,
') Z. B. Ohkkfalsoh-Richteb T. 49, 1.
3. 6. 51, 11. 12 i Pbbrot III 538. 404.
«) Pbbbot III T. 1, 3 (Jünglingakopf);
Bmckm. Phot 203, 2 (bekränzter Mann mit
Taube).
») VotivreUef in Idalion: The Owl T. 5, 4.
*) Pbrbot III F. 51-56.
') Stele des Jebawmelek (ähnlich dem
.persischen* Stil): Pbbbot III t!\ 23; von
Tyros: Pebbot F. 305; ?aus Gebeil: Bbkan,
mission T. 20.
«) Perbot III F. 48, ähnUch 68.
^) Statuette des Louvre: Pbbbot III
F. 281.
") Xen. comm. 4, 2, 33.
^) Die Perser tragen auch kfinstliche
Stimlöckcben (Ps. Arist. oecon. 2, 2, 14).
624
Konstarchäologie. II. Gesohichte der alten Emuit.
unter anderem der Alabaster zum Sarkophag des Dareios ^) und das
Cedemholz für die Saaldecken, ^) aus dem Ausland. Bezeichnender Weise
nennt der hebräische Text des Estherbuches (1, 6) den „Fussboden von
Porphyr und von Marmor der Kaufleute*.^)
Die statuarische Kunst scheinen die Perserkönige nur ffir ihre
Schatzkammern gehabt zu haben; man hört daher z. B. von einem in
Gold(!) getriebenen Porträt von Dareios' Lieblingsfrau.*) Was erhalten
blieb, sind kleine abschreckend hässliche Astartebilder. ^) Ein grosses Hin-
dernis für die Entfaltung der Kunst bildete die persische Religion, welche
die Qöttergestalten auf die geflügelte Sonnenscheibe und halbsymbolische
Gestalt des Auramazda (Ormuzd), einen Abklatsch des assyrischen National-
gottes Asur, beschränkt^) und die Tempel durch Feueraltäre ersetzte, an
denen die Kunst nichts zu thun hatte. ^) Indem die Perserkönige dieser
wenig kostspieligen Religion huldigten, förderten sie nur die profane,
höfische Kunst. Die Ausgrabungen von Persepolis (S. 86), besonders der
Palast des Dareios^) und die „hundertsäulige Halle des Xerxes^,^) sodann
die neueren von Susa (S. 86) geben eine gute Vorstellung von den per-
sischen Palästen. Die Baumeister übernehmen von den babylonisch-assy-
rischen Schlössern die geflügelten Mannslöwen und -Stiere an den Thoren')
und die Dekoration mit figurierten Fayenceplatten, wovon in Persepolis
geringe Reste gefunden sind.^^) Blieben in dieser Beziehung die persischen
Paläste nicht hinter den babylonischen zurück, so hatten sie ihre Eigen-
heit in dem ausgebildeteren Steinbau ; woher dieser kam, hören wir durch
Diodor (1, 46, 4): Kambyses hat aus Ägypten Steinmetzen und Bauleute
verpflanzt, eine Massregel, deren Wirkung in vielen Einzelheiten hervor-
tritt. Das aus zwei aneinandergesetzten Stiervorderteilen bestehende
Stierkapitell (S. 315 f.) » ^ hat zum Hathorkapitell Beziehung, wie das Kapitell
mit geflügelter Sonnenscheibe ^*) an ein anderes ägyptisches erinnert. Die Sta-
tuenalleen des Nillandes sind vielleicht vorhanden gewesen. *^) Wenn nun auch
die endlosen Alabasterfriese Ninivehs fehlen, sind doch an Unterbauten, ^*)
der Wand von Freitreppen, ^^), den Innenwänden der Thore **) und an
Pfeilern Steinreliefs geschmackvoll angebracht; die orientalische Fabel-
welt ist darin ziemlich beschränkt (allerdings kämpft der König mit dem
aufrechtstehenden ahrimanischen Ungeheuer), **) häufiger kommen Audienz-
0 Theophr. lap. 1, 6.
') DiBÜLAFOY 2, 5.
8) Herod. 7, 69.
*) Susa: DiBüLAFOT S. 435.
"") Z. B. Stolze 1, 51.
•) S. 367; Stolze 2, 113-4. 135.
^) Restituiert bei Dieulafoy III T. 7.
») Restitoiert das. III T. 8.
•) Maxmslöwe: Dievlafoy II T. 12;
Stolze 2, 87. 88. 91. 92; Pbrbot T. 2; Stier:
Stolze 1, 55.
*^) Farbige Restitution von Xerxes-
bauten: Dieulafoy III T. 10; Psbbot T. 6;
Dariuspalast: das. T. 9.
'') Es ist jetzt auch in Susa gefunden,
aber dort entwickelter: Dieulafoy S. 325.
Die überfallenden Blfttter an der Basis (Ber-
lin Nr. 567) sind im Orient weiter verbreitet.
«2) Berlin G 43.
'^) Aus Erz vor dem Phantasietempel
des Etihemeros (Diod. 5, 44, 3).
^*) XerKessfial : Flakdin et Gostb T. 145.
^^) Vom apadana, Löwe auf Stier: Stolze
I T. 17; Dieulafoy III T. 18. Palast des
Dareios: das. T. 15; Palast Nr. 2: Flahdik
et Coste T. 94.
»«) Dieulafoy III T. 16. 17; Pkbrot P.
470-1.
>7) Im Apadana: das. II T. 19.
>8) Dieulafoy III T. 17; Flahdih et
Coste T. 125. 152.
Kap. VIL Die erste hellenieierende Periode: Krringimg der Freiheit, (g 336.) 625
scenen vor. Die grossen Rosetten*) machen eine gute Wirkung. Die alt-
herkömmliche Bronzeverkleidung scheint wenig mehr modern; nur ein
getriebener Thilrbelag kann nicht auffallen.^) Beisetzen lassen sich die
Könige in schwer zugänglichen Felsengräbern, deren Fa^ade über dem Ein-
gang höfische Bilder (der König im Umgang mit Ormuzd und als All-
sieger) zieren;') die Anregung gaben wohl die figurierten Giebelfelder der
Griechen oder Epistylreliefs Kleinasiens (wie in Assos), während die sonst
in den Felsen eingehauenen Erinnerungsbilder den älteren Königen abge-
lernt waren.*) Die Technik ist sehr vorgeschritten ; man scheint zur Her-
stellung einer glatten Fläche eine Art Glasur angewendet zu haben.
Unsere Kenntnis vom königlich-persischen Kunsthandwerk wird we-
niger aus Originalen als aus Schriftquellen gewonnen. Gylinder und Gem-
men sind nicht sehr zahlreich, geben aber teilweise vortreffliche Proben
des Zeitstiles. <^) Die grossenteils in den Provinzen geprägten Münzen
stellen eine wahre Musterkarte von Zeichnun^smanieren dar. An Gold-
und Silberarbeiten war natürlich Überfluss.®) Ägyptischer Ursprung wird
speziell für Panzer bezeugt;^) die Glasgefässe ^) kamen sicherlich auch
aus dem Westen. Haematitperlen und schwärzliche Gefasse *) gehören
wohl eher der vorigen Periode an.
Beim Vergleich eines persischen und eines assyrischen Reliefs springt
in die Augen, wie sehr der Stil sich geändert hat. Das breite Lächeln,
die muskulösen fleischigen Formen und die Steifheit sind verschwunden.
Getreu der strengen Etikette ^^) bewegen sich der König und seine Um-
gebung ganz gelassen und gleichmütig, aber mit einer gewissen Zierlich-
keit. Das Haar ist in regelmässige Löckchen gedreht, aber nicht mehr
in schweren Massen, sondern wesentlich gekürzt. *0 ^^^ Falten des Ge-
wandes sind noch regelmässig, bekommen aber einen gewissen Schwung
und durch eine' Schrittfalte Abwechslung, sie bilden sogar schon Augen. ^^)
Die Tiere, z. B. die königlichen Pferde, ^^) machen die neue Mode ent-
sprechend mit. Noch fehlt es an perspektivischer Komposition und so
marschieren wie in Ägypten die Huldigenden, in Streifen geteilt, auf.^*)
Hin und wieder mutet manches ägyptisch i^) oder (wie die Bäume) assy-
>) Z. B. Relief in London, Abg. Berlin
G37.
>) DixuLAFOT 2, 238 (Stemblome).
») DiBULAPOY ITT T. 1, speziell T. 2;
Stolze 1, 73. 2, 106-12; Pkbbot T. 1.
*) Das bedeutendste zu Behistun : Flak-
DTS et CosTS, Ferse ancienne T. 16 = Pebbot
F. 285; mebrere am Nahr-el-£elb: Lepsiüs
A. 9, 12 ff. vgl. Herod. 3, 88.
^) Vgl. Mekakt, pierres grav^es 2, 165 ff.;
Pebbot F. 496—506; Dieulatoy 3, 93 =
MsKAirr 2, 166 rr= Pebbot F. 496 (Dareios
auf der Löwe^jagd); Eondaeof, antiquit^
S. 66 (König mit zwei Griechen kämpfend).
137 (Kampf gegen Skythen). Die zwei letz-
teren sind in Pantikapaion gefanden.
«) Hauptstelle Athen. 12, 514 a— c. f;
dazu kommen die Notizen Aber die im Perser-
Httndbuch der klaoB. Altertumawiflsensohftft. Tl.
kriege gemachte Beute; s. auch Theopömp.
bei Ath. 4, 145 d. Der öfter abgebildete
Thron (z. B. Stolze 1, 60) hatte eine sehr
einfache Form. Das ahrimanische Tier trägt
öfters ein Halsband mit Rosetten.
') Herod. 1, 35.
") Aristoph. Acham. 74.
') Anthrop. Correspondenzbl. 1885 S. 85;
Pebbot F. 522 ff.
»«) Paradox. Vatic. 54.
>») S. z. B. Archaeol. XIV T. 57.
") Z. B. Pebbot V F. 471. 479. 484.
^^) Büschel zwischen den Ohren: Flan-
DiN et GosTB, Perse 11 105 ff.
") Dieulapoy III T. 19.
>^) Zickzacklinie des Wassers auf einer
Mfinze.
40
626
Pa— üiche KnnsUrohaologie. IL GeBehiohte der alten Kunst.
lisch an und die Reihen von Rosetten und Pahnetten sind aus dem vorigen
Zeitalter beibehaltend) Einzelne Arbeiter halten an dem »assyrischen"
Stile strenger fest.^) Trotzdem ist eine leise Anmut hereingekommen; das
Löwenrelief vom apadana des Xerxes zeigt sogar einen sichtlichen Fort-
schritt.')
Litteratnr: § 57; daza G. Gdbzov, Penia, London 1892, 2 Bde. mit Abb.; be-
sonders aber Dieülapoy, Tart antique de la Peree, Paris 1884, Bd. I—IIF; Pbbbot Bd. V.
Eine engliscbe Expedition forrote die bedeutendsten Denkmäler von Persepob's ab ([Cbcil
Smith] Catalogne of casts of seulptares from Persepolis and tfae neigbbourbood, m. 6 T.).
Um den fernen Osten nicht ganz zu übergehen, möchten wir die
Vermutung aussprechen, dass in Indien die ältesten Felsentempel, resp.
-Gräber auf altpersische Vorbilder zurückgehen. Nur damals konnten
die Inder zugleich den geflügelten Mannsstier ^) und das Stierkapitell ^)
kennen lernen.
Auf Ägypten lastete Fremdherrschaft, die umsomehr drückte als
die Anhänger der reinen Feuerreligion die (Jötterverehrung belästigten.
Dennoch ist das Ägypten der Perserzeit mehr unbekannt als unproduktiv.
Herodots Schilderung liefert nicht viel einschlägiges;«) von HeDanikos' Er-
zählungen haben wir leider sehr wenig.'') Öffentliche Denkmäler kommen
nur vereinzelt vor,*') die königlichen Skarabäen haben aufgehört, im Ver-
kehr wird die aramäische Verkehrssprache begünstigt, trotzdem erleidet
der ägyptische Stfl der vorigen Periode geringe Lockerung. Die Denk-
mäler sind jedoch klein: skulpierte Stelen,*) Siegel, Cylinder und Glasge-
fasse aus einem Friedhofe von Sakkarah.^*^)
Im Westen treffen wir bald da bald dort Spuren des neuen Zeit^
geistes. Unter den punischen Mumiensärgen befindet sich einer, an dem
die archaische Stilisierung des Kopfes mit etwas Realistik versetzt ist.^^)
In ünteritalien bieten die Etrusker den Griechen die Spitze; >') fremder
Import (z. B. schwarz- und rotfigurige Vasen) findet sich genug, am meisten
in Nola und Capua, bis in den Jahren 445 — 29 die Samniter Kampanien
erobern und die Einfuhr, wenn auch nicht vernichten, doch stören. Wir
weisen nur auf eine eigentümliche Art von geometrisch und mit Pahnetten-
motiven bemalten Vasen hin.**)
Erst Rom bildet wieder eine Kunstprovinz. Der Sturz der Könige
rief hier keine Reaktion gegen die Kulturbestrebungen hervor, im Gegen-
0 Z. B. Stolze 2, 19.
') Relief in der HandertBänlenballe :
Stolze 1, 63.
») S. 624, 16.
*) CuKNWOHAM, reports 3, 99 T. 28.
^) Ans dem vihära IX. von Bh&dschA,
abgeb. Führer, inscriptions (S. 87) S. 8.
^) Unanständige Marionetten im Kultus :
K. 48 ; Uschebti beim Mahle hemmgezeigt:
K. 78.
^) Hronzegeftese: Athen. 11, 470 d.
") Naophoros ans der Zeit des Darius
im Vatikan; Alabaatervase mit dem Namen
des Xerxes : Catlus, recueil V T. 30 ; Archaeol.
XXXI T. 6.
*) Ans dem Jahr 482, in Berlin: C. I.
Semit. II T. 11, 122; Äg. Ztsch. 1877 S. 127 ff.
T. 1 (bemerkenswert ist der Haarbentel);
Grabstele ans Sakkarah: Bnlaq Nr. 5942.
»*>) C. I. Semit II Nr. 123 ff. Über die
aramäischen Denkmäler CLBRMoirT-GAKKBATr,
Ra. n. s. 36, 98 ff. 37, 21 ff.; Lauth, Sitzungs-
her. d. bayer. Akad. 1878 2, 97 ff.
»») Pebbot III F. 25.
*') In Kampanien: Soph. in Bekkers
Anecd. 1, 413 f.; Tv^rjyig IxvXka Enrip.
Med. 1343. 1349.
'') LEVORXAirr, Academj 1880 Jan. 3
p. 14. 32.
Kap. vn. IHe erste heUenimerende Periode: firringung der Freüieit. (§3B6.) 627
teil übten erst jetzt die Bücher der griechischen ' Sibylle ihre Wirkung
sichtlich aus. Indem diese Orakel die Einführung hellenischer Kulte ver-
anlassten, bedingte dies, dass, wenn man den Göttern ein angenehmes
Heim bieten wollte, die hellenische Tempeleinrichtung zum Vorbilde diente.
Es ist ausdrücklich überliefert, griechische Künstler, Damophilos und Gor-
gasos mit Namen, hätten den . im Jahre 493 eingeweihten Cerestempel mit
Wandgemälden und thönemen Giebelfiguren geschmückt ; ^ das erste eherne
Bild wurde derselben Göttin acht Jahre später errichtet. <) Im Jahre 466
folgt der Hypaethraltempel des Semo Sancus oder Dius Fidius, dessen uns
durch Nachbildung bekanntes Götterbild,') ähnlich wie die gleichzeitigen
griechischen, zwei Attribute vorhält. Den kapitolinischen Tempel beschloss
nach der Sage schon Tarquinius mit einem thönemen Viergespann zu
krönen, welches er in Veji anfertigen liess; es sei erst nach der Ver-
treibung fertig geworden,^) doch ist dieser Tempelschmuck vor dem
vierten Jahrhundert kaum denkbar. Dem Stile nach gehören in diese Zeit
mehrere Reliefs, welche man ohne Beweis durch Kunstraub aus Griechen-
land gebracht sein lässt. Ich meine den «Leukothearelief' genannten
Grabstein, ^) die neuerdings gefundene Grabstele vom Esquilin, ^) den Grab-
stein aus der Sammlimg Borgia, welcher sich jetzt in Neapel befindet und
das Motiv des Alxenor wiedergibt,^) sodann das Orestesrelief von Aricia^)
und die sogenannte Penelope in Hochrelief.^) Diese Werke haben in
Griechenland (besonders im Norden) wohl Analogien, weichen aber in
Einzelheiten ab; wo ein griechisches Seitenstück vorliegt, wie bei dem
Grabsteine des alten Mannes in Neapel, ist das Vorbild ziemlich gedanken-
los wiedergegeben. Aricia bot noch einen bronzenen Jünglingskopf. ^^) Der
zweiten Generation entsprechende Werke zuzuweisen, wagen wir vor-
läufig nicht.
Etrurien steht nach aussen auf seiner Höhe. Es kämpft, gelegent-
lich mit Athen verbündet, gegen die Westgriechen in den südlichen Ge-
wässern und imponiert den Hellenen nicht bloss durch die Waffen, sondern
auch durch sein höheres Wissen und die kunstreichen Arbeiten.^*) Grie-
chische Sitten finden, wie die Wandgemälde zeigen,'*) immer mehr Ein-
gang; die athenischen Vasenmaler haben hier ihren besten Absatzkreis;
kleine Figuren wie der schöne Apollo von Piombino (S. 602, i ) können durch
Handel oder als Beute nach Etrurien gekommen sein.
^) Yarro bei Plin. 35, 154; es scheint,
dass die Wandgemälde auf Thonplatten waren
wie in den Gräbern von Caere (S. 335).
») Plin. 34, 15; vgl. Liv. 2. 41, 10.
>) Helbio, Fahrer 1 Nr. 361 ; abgeb. G.
L. VisooNTi, Stadi e docum. di storia e di-
ritto 2, 105 ff.
^) Plnt Public. 13; Festns n. Ratumena;
Plin. 42, 160 f. u. A.
■) In der Villa Albani: Phot. Brackm.
228; Hblbio Nr. 756; Wolters Nr. 243.
«) Helbiq Nr. 585; Bcom. 11, 144 ff.
T. 13. 14; Abg.; die eines Mannes ans den
sallostianischen Gärten: Gonzb, Grabreliefs
T. 9, 1.
») Wolters 21; Heliogr. Ratet; Phot.
Sommer. Der Fundort ist unbekannt.
*) OvEBBECK I* 216. Aricia wurde 506
durch die Kymäer vor den Etruskern ge-
rettet.
•) Helbio T Nr. 93. Wir nennen noch
das Relief Rom. Mitt. 7, 32 ff. T. 2.
*^) In Palma: Hübneb, ant. Bildw. in
Madrid Nr. 820; Abg.; Abbildungen ähnlicher
Werke bieten römische Familienm Unzen, z.
B. Titia Nr. 1 Babelon.
**) S. 618; TvQöfjytSy yeveay fpaQ/iaxo-
noioy %^yog Aeschjlns bei Theophr. bist. pl.
9, 15.
'«) Sittl, A. 57, 137 ff.
40*
628
KnnBtarohäologie. IL GeBohiohte der alten Kmuit.
Die Plastik hat*jedenfalls Tempel- und VotivstÄtuen hervorgebracht;
aber von den kleinen Statuetten abgesehen, liegt die Entwicklung zur
Freiheit nur in den Sarkophagstatuen, d. h. den liegenden Rundfiguren,
welche mit den Sarkophag- und Umendeckeln verbunden sind, klar vor;
die ägyptischen Mumiensarkophage stehen am Anfang dieser Reihe. Ein be-
malter Thonsarkophag aus Caere (früher bei Castellani, jetzt in London) *) stellt
ein Ehepaar etwas derb, aber voll Kraft und Leben dar; an den Seiten-
wänden befinden sich Genrebilder in Relief. Etwas minder soll die Arbeit
eines zweiten Caeretaner Sarkophages zu Paris sein.*) Weit weniger be-
deutend sind die gleichzeitigen Marmorsarkophage Caeres,') wie auch die
Deckelfiguren von Aschenkisten.*) Aus vorgeschrittenerer Zeit kennen wir
eine kopflose Bronzestatue. ^) Die Chimaira von Arezzo dürfte hier einzu-
reihen sein.^) Später hat man jedoch als „tyrrhenische'' Bronzen die
altertümlichen Werke bezeichnet.^) Die Steinreliefs nehmen an Zahl
wesentlich zu, ^) gehören aber meistens zu jenen Sarkophagen und Urnen ;
die Grenze gegen die vorige Periode (S. 573) ist kaum zu ziehen, weil
verschiedene Manieren herrschen: Hier Anlehnung an das Griechische, dort
schlotterige Fortsetzung des archaischen Stils ^) und anderswo, dieser
gleichend, kleinstädtische Schwerfälligkeit.^^) In der Terrakottaverzierung
erscheinen jetzt ansehnliche Figurengruppen. * ^) Den grössten Aufschwung
nimmt die Wandmalerei, deren Entwicklung durch zahlreiche Gräber,
grösstenteils um Tarquinii herumliegend, veranschaulicht ist. Diese Ge-
mälde repräsentieren verschiedene Stile, ^') in der Hauptsache zwei, wo-
von der eine die Fortsetzung des älteren einheimischen halb gebundenen,
halb realistischen Stiles darstellt, ^^) wogegen der andere mit den rot-
figurigen Yaseumalereien sich berührt. ^^) Nachdem die Ansichten über
^) Phot bei Nbwtok, the GaateUani col-
lection ; Dennis I * 227 ; Inschrift sehr zweifel-
haft: Fabbetti, supplem. III 87 ff.; Mabtha
p. 350) 1 zweifelt den ganzen Sarkophag an.
«) M. 6, 59; vgl. Bbush A. 1861, 391 ff.;
Mus^e Nap. III T. 80 (farbig).
8) Canika, Etr. maritt. 1, 192 T. 60—1.
«) Z. B. Abeken S. 367; Mus. Greg. 46, 1.
^) Im Museo Etmsco zu Florenz: Phot
Brogi. danach Kalkxann, Jahrb. 1892, 132;
griechisch nach Fubtwäivoleb, Meisterwerke
S. 676.
6) In Florenz: Phot. Bmckm. 319; Mab-
tha Fig. 208; vgl. A. 1874, 7.
') Plin. 34, 18. 27; vgl. Tertull. apol.
25; Horat. epist. 2,2, 180; Strab. 16,306;
Quintil. inst. 12, 10, 1. 7.
») Z. B. MiCALi, mon. ined. T. 18. 22;
Comestabilb T. 31—35; Mabtha F. 235—7.
«) Z. B. Mioali, mon. ined. T. 23. 16. 17.
24; Conestabilb T. 40.
^") In der Sammlung Gasuccini: A. XXXVI
T.AB.
* *) Herakles und Athena: Martha F. 221 ;
sinnreicher ist an dem luftigen Platze die
geflügelte Eos mit Kephalos: AZ..XL T. 15.
'») Bbunn, A. 1859, 325 ff. 1866, 422 ff.;
Hblbio, A. 1863, 336 ff. 1870, 5 ff.; vom
Standpunkte der Antiquitäten Sittl, A. 1885,
136 ff.
*') In Tarquini Tomha degli auguri e
deüa eaceia: Eeok, A. 1881, 5 ff. m. T. A u.
M. XI 25. 26, Ober die Inschriften Gamub-
BiNi, suppl. 792 ff.; GroUa del Puleineila
(Bßjetti): Bbizio, B. 1873, 73 ff. (er rechnet
sie noch zur ersten Periode); Grotta del
vecehio: Hblbig, A. 1870, 14 ff. M. IX 14;
Gr. del moribando {morente): Bbizio, B. 1873,
196 ff.; 7*. d^ cacciatari (della pesca e della
caccia): B. 1873, 79 ff. 97 f.; A. 1885, 132 ff.
M. XII T. 13. 14. 14a; T. dei vaai dipinii:
Helbio, A. 1870, 8 ff. 45 ff. 72. M. IX T. 18
—13c; in Chiusi 7. della ttcitnia: Bbauk,
A. e M. 1850, 251 ff. T. 14—16; T. del eoHe
Caauccini: Museo Ghiusino T. 181 — 5; M. 5,
32—4; MiCAU, mon. ined. T. 58, vgl. A. 1835,
19 ff. 1851, 255 ff.; Deposito de Dei: Dkknis
II ' 243 ff.; wahrscheinlich auch bei Poggio
Montolli: Gobi, mus. Etr. 3, 84 ff. cl. II T. 6.
»*) Gr. del citaredo: A. 1863, 344 ff. M.
VI 79; einzelne Köpfe A. 35 T. M; Gr. del
iriclinio (Marzi): M. I 32; Mus. Greg. 102;
GAimr A T. II 81 ; Kopien im brittisohen Mu-
seum; Gr, Querctoh: M. Greg. I T. 104; Gr.
Kap. Vn. Die erste hellenieierende Periode: Erringnng der Freiheit. (§836.) 629
die Zeit der letzteren sich wesentlich verändert, walten Bedenken gegen
die frühere Annahme, die hellenistische Gruppe stehe zeitlich der ersten
nach. Sie dürften wenigstens eine Zeitlang nebeneinander hergeganeen sein. ^)
Koloristisch wiegen in der ersten Gruppe tiefe Farben vor, dagegen in
der zweiten freundlichere, unter denen das Rot eine wichtige Rolle spielt,
weil die Maler sich an den rotfigurigen Vasen gebildet haben. Sie stellen
Feste dar, welche teilweise im Freien abgehalten werden; der Maler ver-
teilt dann die Personen zwischen je zwei schmale Sträucher.
Das Kunstgewerbe stand, wie schon bemerkt, in so hoher Blüte,
dass Bronzen und Sandalen nach Athen gingen (S. 618). Die grosse Masse
dieser Arbeiten trug natürlich keine Figuren; im allgemeinen wird man
sagen dürfen, dass die orientalischen Dekorationsmotive, wenn auch mit
gelockerter Stilisierung fortdauerten.^) Die Goldschalen, welche Kritias
rühmt,') dürften in der Form den vergoldeten Silberschalen des vorigen
Zeitalters gleichen; dagegen werden wir uns ihre Dekoration nach Art
der silbernen oder vergoldeten Gefässe von Chiusi, welche Opferzüge auf-
weisen, vorstellen müssen.^) Zur Metallarbeit derselben Zeit gehören
einige Spiegel^) und die älteren Münzen.*) Skarabäen und andere Gemmen
strengen Stils fallen demselben Zeitalter zu.'') Die rote Vasenmalerei
auf weisslichem Grunde wurde nach Ausweis der Funde von Falerii fort-
gesetzt; zugleich imitierte man die eingeführten Vasen Athens. Unter
allen Erzeugnissen des Kunsthandwerkes steht der Kunst am nächsten der
bronzene Kronleuchter des Museums von Kortona, welchen in getriebener
Arbeit ein Gorgoneion, gehörnte Männerköpfe, bekleidete Sirenen und
kauernde Silene schmücken, wozu noch ein Tierstreif kommt — alles
orientalische Motive, die jedoch schon mit einiger Freiheit vorgetragen
sind. *)
Etnuien führt seine so hoflhungsvoll begonnenen Selbständigkeits-
bestrebungen nicht energisch weiter und es ist leicht zu sehen, dass die
Nachahmung des Hellenischen das Übergewicht bekommen wird.
Von dort aus wurden die nächsten Orte Umbriens beeinflusst; Zeugen
sind die Bronzen von Gubbio (namentlich Kriegerstatuetten) und Amelia.
In Norditalien verschieben sich die Verhältnisse sehr wesentlich, indem
die Etrusker den Apennin überschreiten und die Ebene kolonisieren.
Hiedurch wurde die Gegend des heutigen Bologna und Marzabotto archäo-
Puleella: Bbizio, B. 1873, 98 ff.; T. quarta:
Bbizio, B. 1874, 99 ff.; Gr. dette bighe: Mi-
CALi, storia 68; Mus. Greg. 101; Canina II
85; Kopien in Rom und London; Gr. del
letto funehre: Bsizio, B. 1873, 102 ff.; Gr.
Francesca: B. 1833, 74 ff.; A. 1834, 190 ff.;
Gr. della acrofa nera: Dennis I '396 ff.; ein
Grab von Chiusi: M. V 17; vielleicht auch
ein zweites: Micali, storia 69. 70; Inohibaxi,
mus. Chius. II 122 ff.
') Ähnlich Abbkbn S. 309.
*) HuLBio, B. 1868, 67.
•) Bei Athen. 1, 28b.
^) Silberschale von Chiusi: Dehpstsb I
T. 78; iNGBiBAia, mon. etr. III T. 19, 2; ver-
goldetes Silbergefäss in England : Dexpsteb
I T. 77 ; Inohibaxi a. 0. Nr. 1 ; Millinoen,
nned. mon. II 14.
^) Fbiedbrichs, kleinere Kunst 2, 35 ff.
38 ff. 41 ff.; Gbbhabd, Spiegel I 99; nach
Hblbio, B. 1873, 8 ff. altertOmelnd.
^) Z. B. die Münzen von Thezle oder
Phesu mit der laufenden Furie (Fabretti,
glossarium col. 431 ; Martha F. 400 u. 5.)
') Z. B. A. 57, 221 f. T. GH 38. 39.
•) Mioali, mon. ined. T. 9. 10 ; M. III
T. 41. 42; vgl. Abbkbit, A. 1842, 53 ff.
630
KlasBisohe Kniuitarohaologie. IL Cteohiohte der alten Kirnst.
logisch zu einem Anhängsel Etruriens und die Ausgrabungen ergeben
ebenfalls zahlreiche Figuren und Geräte von Bronze und schwarz- oder
rotfigurige athenische Vasen. Nördlich des Po dagegen scheint man die
frühere Industrie fortgeführt zu haben; vielleicht trat damals die S. 584
erwähnte Zersetzung des orientalischen Dekorationsstiles ein.
Für die Alpenländer ist es von Wichtigkeit, dass die Massalioten
ihre Handelsstrasse bis nach Südtirol, wo sich ihre Münzen auffallend
häufig finden, ausgedehnt haben. Hallstatt liefert eine gravierte Schwert-
scheide, deren Festdarstellung einen eigenen Ausläufer der orientalisierenden
Kunst repräsentiert.^)
Von allen Nordländern sind nur die Skythen auf die griechischen
Neuerungen eingegangen; der über die Perser davongetragene Erfolg
musste sie ja vom Orient abwenden und den Perserfeinden zuführen.
Indem ihnen das Griechische besser gefiel, gaben sie das Herkömmliche
doch nicht ganz auf, so dass eine merkwürdige Mischkunst entstand. Wie-
wohl sie erst in der folgenden Periode zur gänzlichen Entfaltung gelangte,
könnten ältere Denkmäler wohl vorhanden sein,*) doch wagen wir nicht,
ein bestimmtes Urteil auszusprechen.
Das internationale Bild dieser Periode weist notwendig viele Lücken
auf, denn eine Zeit der Neuerungen tritt am klarsten an Individuen, nicht
an Völkern hervor. Individuelle Künstler jedoch hat nur Griechenland in
grösserer Zahl aufzuweisen; in zweiter Linie kommt Etrurien. Sonst
haben die Menschen dieser Zeit nur in dekorativen Werken etwas be-
deutendes geleistet imd das schönste, wie sich versteht, im Dienste des
mächtigsten Königs der Könige. Aber wie verschieden sich auch die
Völker zu dem Neuen verhielten, die Welt war in Bewegung gekommen
wie Herakleitos schon gefühlt hatte: „Alles fliessf*.
Kap. VIII« Die zweite hellenistische Periode: Freiheit der Kunst.
(445—331.)
T. IL 12. 13.
337. Die Vorteile des Perserkrieges waren den Athenern zugefallen,
die rücksichtslos ihre günstige Lage ausnützten. Darüber konnte kein
Zweifel sein, dass, wenn auch die stärkere physische Macht bei Sparta
bUeb, Athen allen Achtung und Interesse einflösste. Eine Blüte des Geistes-
lebens vermögen aber die günstigsten Umstände nicht zu schaffen, wenn
die Mittel des Staates nicht von einem verständnisvollen Mann auf den
rechten Punkt hingelenkt werden. Die Generation des Pheidias hatte
Kimon an der Spitze gesehen, der mit seinen Gesinnungsgenossen, wie
ein Fürst, lieber selbst die Kosten übernahm. Perikles' Politik musste
demgegenüber die Mittel des Staates aufbieten, um der demokratischen
Verwaltung den gleichen Glanz zu verleihen; denn die Masse der Bevöl-
kerung wollte schon damals, dass man, nach innen sparend, nach aussen
prunke. Perikles, ein Mann des alten Athen, wie ihn seine altmodischen
Bilder zeigen (S. 607 u.), sprach wohl nach Thukydides den berühmten Grund-
571.
') Abgeb. bei Höbkes, Urgeschichte 2,
^) Vgl. FubtwXnolbb, Goldfitnd v. Vet-
tersfelde S. 17 (dazu Roschers Lex. 1, 1771).
Kap. Vm. Die EW«lte hellwii«ti»chft Periode: Freiheit der Xniuit. (§ 337.) 631
satz aus: »Wir lieben das Schöne mit Einfachheit und die Bildung ohne
Schwächlichkeit*", doch handelte er im Sinne der neuen Zeit, indem er
die Gemeinde in den auf 445 folgenden Friedensjahren zu ausserordent-
lich kostspieligen Bauten veranlasste. Seine Nachfolger mussten, so gut
es in den EriegsnOten anging, die gleiche Politik befolgen; Alkibiades
fordert Olanz nach aussen, damit das Ansehen des Staates steige. ^) Athen
reizte dadurch andere griechische Städte zu immer prächtigeren Bauten,
selbst Sparta wurde von Lysander in diesen Wettbewerb hineingezogen.
Indes gingen die Mittel bald aus, und nach der Schlacht von Leuktra
kommen die grossen Aufträge fast nur mehr aus neugegründeten Städten
oder von „Barbaren'". Als Ende setzen wir das Jahr, in welchem das
persische Reich aufhörte und makedonische Weltherrscher begannen, wo-
durch die sozialen Grundlagen der Kunst eine wesentliche Änderung er-
fuhren. Unterabteilungen erschienen in diesem Falle nicht erspriesslich,
auch durchkreuzen sich Stimmungen und Meinungen zu sehr, als dass von
vornherein der Zeitgeist zu schildern wäre. Er spricht deutlich genug
aus den Arbeiten selbst.
In jedem der vorausgehenden Abschnitte eröffnete die Plastik den
Reigen der Künste, weil die Malerei die volle Ebenbürtigkeit noch nicht
gewonnen hatte. Das vornehme Auftreten Polygnots adelte diese Kunst
und hob sie weit über die Sphäre der Töpferwerkstätten, wo bisher die
Malerei zu Hause zu sein schien. Sodann gewann letztere durch die Ver-
bindung mit der Marmorskulptur, für welche grelle Töne nicht passten,
an Feinheit, und drittens bedarf der Bildhauer, seitdem seine Kunst in
grossen Giebelgruppen äusserlich kulminiert, malerischen Beirats in der An-
ordnung der Figuren. Endlich hatten die Griechen an Gemeinsinn einge-
büsst und sich persönlichen Interessen und Stimmungen zugewandt. Die
Bildhauerei arbeitet aber doch mehr oder weniger für die Allgemeinheit,
während die Malerei etwas Intimeres hat. Alkibiades schmückt sein
eigenes Haus mit Gemälden ; *) diese Thatsache kündigt eine neue Seite des
Kimstlebens an.
Die Malerei also ist es, welche die meisten Sympathien für sich
hat und das Interesse der Laien wie der Philosophen erweckt; letztere
erörtern sie ästhetisch,^) jene beginnen in ihr zu dilettieren, kostet auch
der Unterricht schweres Geld.*) Dank solcher Gunst des Publikums ist
über die Persönlichkeiten der hervorragenden Maler einiges zu sagen. Den
persönlichen Zusammenhang mit der vorigen Generation stellt der jüngere
Aglaophon, ohne Zweifel ein Verwandter Polygnots, her. Jenen machten
die zwei Votivbilder berühmt, die Alkibiades nach seinen Wagensiegen
(Ol. 90 oder 91) malen liess; die allegorische Richtung Aristophons (S. 612)
ist hier weitergeführt: Olympias und Pythias kränzen den Alkibiades —
') Thucyd. 6, 16.
*j Angeblich soll schon Themistokles
einen prachtvollen Speisesaal erbaut haben
(Klearchos bei Ath. 12, 533 e).
>) Plat. Phaedr. 275 d. sophist. 236 b.
Gorg. 503 e. 504 a; Alexis ^atai^of bei Ath.
13, 562 b u.a. Schon Hippias sprach Aber
Malerei und Plastik (Plato Hipp. min. 368,
maj. 288).
^) Plat Theages 126 e, vgl. Aristot.
polit. 8, 3.
632
Klassiache Kanstarch&ologie. IL Geschichte der alten Kunst.
dieses Motiv kommt dann an TJrkmidensteinen öfter vor — oder er sitzt
im Schosse Nemeas.^) Die Neuerer dagegen waren neue Leute. Pausen
bricht mit dem griechischen Idealismus und malt unschöne Menschen; vor
seinen Bildern warnt Aristoteles die Jugend.*) Was wir sonst allein noch
wissen, dass er ein im Staube sich wälzendes Pferd malte, passt gut dazu.^)
Ein anderer Maler kam von Samos, wo das Heiligtum Heras gewiss vielen
Malern Verdienst schaffte, nach Athen; er hiess Agatharchos. Dass
AUdbiades ihn einsperrte, bis er ihm sein Haus mit Bildern geschmückt,
stellt seine Zeit fest.^) Rasch und leicht arbeitend und ohne Lehrer^)
muss er der akademischen Richtung der Polygnotfamilie ganz entgegen
gewesen sein. Er hinterliess jedoch eine Abhandlung über die crxijvo-
yqatfia^ mit anderen Worten: er stellte die Linearperspektive theoretisch
fest, nachdem Anaxagoras und Demokrit die Wissenschaft der Optik ent-
deckt.^) Sonst war der Athener Apollodoros, der älteste Meister, welcher
noch den verwöhnteren Geschmack späterer Zeiten befriedigte.^) Plinius
setzt ihn in die 93. Olympiade, also in den letzten Abschnitt des pelo-
ponnesischen Krieges. War dieser, wie es scheint, nur durch ein Miss-
verständnis als »Schattenmaler** in weiteren Kreisen bekannt, ») so erwarb
sich der wenig jüngere Zeuxippos aus Herakleia, gewöhnlich Zeuxis ge-
nannt, ^) die unbestrittene Gunst des grossen Publikums ; bei den Sokratikem
gilt der nach Athen übergesiedelte schon deswegen für den Meister der
Malerei, ^^) weil er seine Kirnst auch lehrte. ^^) Die Gegenstände seiner
Gemälde musternd, wird jeder eine schöpferische Beschäftigung mit Misch-
bildungen (Kentaurenfamilie, Autoboreas, Triton) beobachten. * *) Zu der roman-
tischen Phantasie erregte Zeuxis die Sinnlichkeit, indem er Helena ohne
Grund der Kleider beraubte. ^^) Nuditäten begegnen an den rotfigurigen
Yasenbildem genug, aber dort sind eben Hetären dargestellt. Wenn sich
aber die mittlere Komödie vornehmlich um Hetären dreht und mytho-
logische Stoffe travestiert, warum sollten es die Zeitgenossen einem Maler
übelnehmen, der ihnen die euripideische Helena so zurecht machte? ^^)
0 OvEKBBCK, Schriftq. 1130 ff.
2) Poet. 2 ; polit. 8, 5, 7.
') Seine Gegner behaupteten, wenn man
das Bild umdrehe, scheine das Pferd zu
laufen ; daher die Anekdote Flut. Pyth. orac.
5; Ael. v. h. 14, 15; Lucian. Demosth.
enc. 24.
*) Ps. Andocid. c. Alcib. 17 ; Dem.
Mid. 147.
^) Plut. Pericl. 13 ; Olympiod. comm. in
Phaed.
•) Vitruv. VII praef. 10 (dieser mengt
aus dem Borne seines Wissens den Aeschj-
lus mit ein. Eher mag er von Sophokles
herangezogen worden sein).
') Plin. 35, 60; Nikomachos bei Hephaest.
de metr. 4, 7.
^) 'AnoXXo^nüQog 6 axwygixfpog (Schol.
11. X 265, benfitzt von Hesych. u. axia) war
ein Silhouettenzeichner; Plutarch (de glor.
Athen. 2) verbindet ihn mit dem berühmten
Maler.
») Plat. Protag. 318 b; Inschrift bei Ari-
stides II p. 521 D. (Pbbobb Nr. 184.)
»0) Fiat. Protag. 318b. Gorg. 453c; Xen.
mem. 1, 4, 3. Symp. 4, 63, oec. 10, 1 ; Iso-
crat. 15, 2. Nur Aristoteles vermisst das
^9og (poSt. 6).
'*) Flato Protag. 318b.
**) Lucian. Zeux. 3. Timon 54. Das
Eentaurenbild ist von Sandro Botticelli (in
der .Verleumdung des Apelles") und von
Genelli zu skizzieren versucht worden. Das
Tritonenbild ist nach HsYDSKAirN, Terra-
kotten S. 16 benutzt an einem Amethyst
(Gobi, inscr. antiq. etrusc. I T. 1, 5 n. Mus.
Florent. 2, 46).
") Das Bild wurde im Tempel der laki*
nischen Hera aufgehängt (Plin. 35, 64), kam
aber sp&ter nach Rom (das. S. 66). Irrige
Angabe in einem lliasscholion bei EustaÜi.
p. 838, 37.
^*) Jedenfalls war Helena dargestellt,
wie sie Paris erwartet. Man vergleiche die
Kap. Vm. Die iweite heUeniBÜBche Periode: Freiheit der Kunst. (% 337.) 633
Der Stadtrat stellte ihm denn auch die fünf schönsten Bürgerstöchter als
Modelle, was vordem etwas Unerhörtes gewesen wäre.^ Aus diesen
fünf setzte Zeuxis, von dem griechischen Grundsatz des Eklektizismus be-
herrscht, sein Schönheitsideal zusammen, jenes Ideal aber wurde wieder
durch Homer beeinflusst. Von der Helena im besonderen wissen wir
zwar nur, dass er die Worte der troischen Geronten unter das Bild setzte,^)
aber es heisst, er habe grosse Köpfe und Extremitäten und überhaupt
mächtige Formen bevorzugt.') Sein Farbenvorrat war noch der polygno-
tische; doch wusste er bereits Licht und Schatten abzutönen.^) Die Eunst-
anekdote stellt in Gegensatz zu Zeuxis den Ephesier Parrhasios, welcher
von dem Maler Euenor abstammte;^) auch er ist nach Athen gezogen
und den Philosophen nicht ferne gestanden.^) Von einem akademischen
Heldenmaler hatte Parrhasios nichts an sich. Er malte schlanke zierliche
Figuren, heroisches dagegen gelang ihm nicht. ^) Sein »Hermes" galt für
ein Selbstporträt. ^) Parrhasios malte eben ganz im Sinne seiner Zeit,
nach der guten wie nach der bedenklicheren Seite. Statt der ausdrucks-
losen Köpfe früherer Zeit versuchte er sprechende Mienen wiederzugeben;
die Figur, in welcher ihm die Mischung der verschiedensten Stimmungen
am besten gelungen war, nannte er Demos. ^) Dann arbeitete der Lebe-
mann zuerst in grösserem Massstabe für private Kunstfreunde; in die
Schlafzimmer malte er »zur Erholung** lascive Bildchen, ^®) für getriebene
Arbeiten fertigte er die Entwürfe, *i) Handzeichnungen waren im Um-
laufe. ^^) Neben dem Idealisten und dem Kabinetsmaler repräsentiert den
Malerprofessor der auf dem Isthmos geborene Euphranor, welcher gleich
jenen sein Atelier an den Qissos verlegte. ^^) Auf dem Gebiete der Malerei
und der Plastik zugleich thätig und angesehen, scheint er mehr Berech-
nung als Genie bekundet zu haben. Er verband die grossen Extremitäten
des Zeuxis mit den schlanken Formen des Parrhasios, was so manche
Terrakottafiguren illustrieren können. Eine interessante Aufgabe hatte
Euphranor in seiner » Reiter schlacht von Mantineia** zu lösen, i^) In seinen
Bildern erkannte man eine abgewogene Komposition, wie er denn auch
über Symmetrie schrieb. Ein anderes Buch handelte von den Farben.
Indem Athen von guten und schlechten Malern verschiedener Her-
kunft wimmelte,'^) ist es eigentlich erst eine Kunststadt im modernen
bekannte Vase von Rnvo (Oybbbbok, 6al-
lerie 12, 6; Bosohers Lex. 1, 1962).
*) Eroton : Rhetor bei Dion. Hai. Script
cens. 1 und Gic. inv. 2, 1; Akragas: Plin.
35, 64.
«) Ov yifABCig u. 8. w., vgl Val. Max. 3,
*) Plin. 35, 69 ; vgl. auch Anthol. Plan.
4,111,3; Plin. 35, 70.
><>) Plin. 35, 71; Suet. Tib. 44.
'0 Paus. 1, 28, 2; Inschrift bei Athen.
11,782 b fPEBOBB Nr. 185).
") Plin. 35, 68.
7 ext. 3; Anstid. M p. 521 D. | »«) Plin. 35, 128; Quintil. 12, 10, 6.
») Plin. 35, 64; Qnintü. 12, 10, 4. , u) Paus. 1, 3, 4. Über Historienbüder
*) Cic. Brut. 70; Qnintü. 12, 10, 4; vgl. , der Periode Wachsmüth, Stadt Athen 2, 1,
im allgemeinen Plat. rep. 9, 586b; Archytas \ 521 f., der auch die „Schlacht von Oinod'
p. 695 Gal. I in der Stoa Poikile einrechnet (S. 517 ff.),
^) Nach der eigenen Inschrift Athen. > während Robert (Hermes 25, 412 ff.) das
12, 543 d (Pbegbb 181). | dargestellte Ereignis zwischen 462 und 458
^) Xenoph. mem. 3, 10, 1. i setzt
^) Plin. 35, 67; Plut glor. Ath. 2. ' »») Vgl. Plato Ion 532 e; Plut. glor.
») Themistios II 29 c. | Ath. 2.
634
Klasalflohe Kmistaroliftologie* IL Gea^hichte der altoa KuBsi.
Sinne geworden. Aus unbekannten Ursachen begann diese BoUe gegen
die Mitte des vierten Jahrhunderts an Sikyon überzugehen. Nach dem
griechischen Düsseldorf zog der von den Athenern ignorierte Timanthes,
ein Inselgrieche von Eythnos.^) Seinen Ruhm verdankt er vornehmlich
der fein berechneten Mienenskala in seiner „Opferung der Iphigenie';
Kalchas, Odysseus und Menelaos bezeichneten ebenso viele Stufen der Be-
trübnis, wälü'end er des Vaters höchsten Schmerz den Blicken entzog und
so die Einbildungskraft mehr reizte als er durch drastische Darstellung
vermocht hätte.*) Nicht minder klug löste Timanthes das Problem, einen
Riesen darzustellen: Ein Satyr misst den Daumen des schlafenden Ky-
klopen mit einem Thyrsos.') Ungefähr gleichzeitig mit ihm und Zeuxis
lebte Eupompos, von dem nichts weiter bekannt ist als dass er dem jungen
Lysippos riet, seine Modelle im Strassengedränge zu suchen.^) Bei ihm
ging Pamphilos, dessen Wiege zu Amphipolis stand, in die Schule.')
Dieser wurde der berühmteste Lehrer der Malerei, der ein bis dahin un-
erhörtes Honorar forderte und zwei Berühmtheiten, ApeUes und Melan-
thios, zu seinen Schülern hatte, worüber im nächsten Kapitel; in einem
Erfinderverzeichnisse heisst Pamphilos der Erfinder der Malerei,^) d. h.
nach dem Geschmacke des Urteilenden. Sikyons Ruhm sollte im nächsten
Zeitalter noch höher steigen.
Die heroischmythologische Richtung der Malerei wird gleichzeitig
von mehreren Meistern gepflegt, deren Schulzusammenhang wir nicht
kennen. Von Nikomachos, dem Sohne des Malers Aristaichmos, ^)
scheinen schon die Alten nicht gewusst zu haben, wo er aufwuchs und
hauptsächlich thätig war; nur dies steht fest, dass ihm Eretria, ein Fund-
ort sehr feiner Yasenzeichnungen, einen Farbstoff und einen namhaften
Schüler lieferte.^) Unsem Nikomachos zeichnete die grosse Leichtigkeit
und Raschheit des Arbeitens aus.^<^) Da L. Munatius Plauens seine „Nike'
weihte, könnte eine Skizze derselben auf Münzen des L. Plautius Plauens
wiedergegeben sein.^^ Auch Nikomachos' jüngerer Bruder und ein Sohn
widmeten sich der Malerei; **) doch dürfte letzterer mit dem gleichnamigen
Aristeides von Theben nicht zu verwechseln sein.'^) Im Kolorit etwas
hart, bewegte dieser die Herzen der Beschauer durch rührende Scenen:**)
1) Quintil. 2, 13, 12 (Sikvonier heisst er
bei den Homererklärern zu 11. ü 163).
«) Cic. orator 74; Quintil. 2, 13, 12; Val.
M. 8, 11 ext. 6 (er fQgt einen schreienden
Aias bei); Eustath. U. Q 163; Plin. 35, 73;
Anspielung in Aetna V. 597 f. Der Zug ist
in Malereien und Reliefs benutzt (Ovebbeck,
Gallerie S. 316).
») Plin. 35, 74.
*) Plin. 34, 61. Auf seinen Sieger mit
Palmzweig (Plin. 35, 75) fahrt Milchhöfeb,
Archäol. Studien S. 37 ff. Nr. 3 die späteren
Darstellungen (z. B. Bch. V T. 3) zurück.
^) Suidas V. UaufpiXo^; Lehrer: Plin. 35,
75; vgl. Urlichs. Rhein. Mas. N. F. 16, 247 ff.
•) Quintil. 12, 10, 6; Plin. 35, 76. Im
,Plutos* des Aristophanes V. 385 ist ein
anderer gemeint.
') Codex Neapel. Gr. II C 33 fol. 561 b.
^) 0. ScBUCflABDT, N. eine archäologische
Studie, Weimar 1866; auf Aristaichmos
scheinen mir die Lesarten bei Plin. 35, 108
am besten zu passen.
») Plin. 35, 38. 110 (Philoxenos).
»0) Plut. Timol. 86; Plin. 35, 110.
^') Plin. 35, 108; Cohen, m^. cons. T.
33, 7; ähnlich Cameo des Rnfiis Jahrb. III
T. 11, 10, vgl. 4, 60.
»2) Plin. 35, 110.
^') Plinius unterschied die beiden; siehe
Urlicbs, Rhein. Mus. 25, 509 ff.; Ebokbb,
Berl. Phü. Woch. 1888 Sn. 218 ff. u. gleich-
nam. griech. Künstler S. £5.
'*) Plin. 35, 98.
Kap. Vm. Die iweite heUeniatiBohe Periode: Freiheit der Konat. (§ 837.) 635
Ein Säugling, der an die Brust seiner tötlich verwundeten Mutter kriecht^)
— ein Mädchen, das aus unglücklicher Liebe zu seinem Bruder auf dem
Lager hinsiecht') — Herakles im Nessosgewande *) — ein Ejanker.*)
Daneben rechnete der Maler auf weniger sentimentale Gefühle seiner
Käufer.^) Den Hörnern leuchtete Aristeides' Bedeutung praktisch ein, als
König Attalos bei der Versteigerung der korinthischen Beute 100 Ta-
lente auf den «Dionysos^ b<Tt.^) Manche schrieben Aristeides die Er-
findung der Wachsmalerei zu, doch mit Unrecht (S. 407). Die Stoffe des
Aristeides genossen in der alexandrinischen Zeit solche Beliebtheit, dass
man auch ihn für einen Alexandriner halten möchte; doch wurde diese
Richtung bereits von Euripides und Antimachos eingeleitet.
Was der Grieche damals von der Malerei verlangte, legen am besten
die Werke Piatos, welcher selbst das Malen gelernt haben soll, 7) im Zu-
sammenhalt mit einigen Anekdoten dar. Der Maler soll die Natur mög-
lichst getreu nachbilden, dass er Kinder und Ungebildete täuscht, ^) während
die Landschaft nur skizziert zu werden braucht.^) Jenes bedeutet keines-
wegs Realismus. Das Publikum will nicht einmal einen blassen Fleisch-
ton, ^^) sondern regelmässige aus verschiedenen Modellen zusammenge-
stellte Schönheit, untadeligen Teint, überhaupt womöglich schönes und
angenehmes. ^ ^) Folglich kopieren die Maler nicht einen einzelnen Vor-
wurf, sondern sammeln an Personen Einzelheiten, die sie dann zu einem
einheitlichen Ideal verbinden. Dies führt sie in die Häuser der Courtisanen,
die ihren Ruf erhöhten, wenn es hiess, die Maler kopierten ihren
Busen.*') Nichtsdestoweniger gab es auch andere als optimistische und
idealistische Bilder. Die einen Maler zielten auf den Nervenreiz, z. B.
holten sie aus der Mythologie Sensationsstücke, wie den Gigantenkampf
(der Donnerkeil scheint überhaupt ein Zugmotiv abgegeben zu haben),
Prometheus' Folter und die Qualen der Verdammten in der Unterwelt, i^)
Sogar Leichen und verachtete Tiere wurden mit Beifall dargestellt. **) Die
Freunde von Abenteuern fanden Tragelaphen und andere Untiere, ^s) Eine
Katharsis von Mitleid konnte der Grieche des vierten Jahrhunderts vor
den Bildern der Aristeides durchmachen. Andere Gemälde appellierten an
die Sinnlichkeit, wogegen Aristoteles seine Stimme erhob, ^ «) oder wirkten
durch derbe Komik. *^) Wie immer auch die Gemütsbewegung sei, die
') Plin. a. 0.; Anth. 7, 623; in einer
Ilinpersis nach Dilthby, Rhein. Mus. 25,
299 u. Klein, Arch.-ep. Miti 1887, 230. Das
Motiv wiederholte Epigonos in Erz (Micha-
elis, Jahrb. 8, 120 ff.).
«) Plin. a. 0., vgl. Robert, AZ. 41, 40 ff.
») Strab. 8, 381.
*) Plin. a. O. ; Phüoktet nach Robebt,
AZ. 41, 41 A. 11.
*) Pornographien: Athen. 13, 567b.
8) PUn. a. 0. u. 7, 126, richtiger § 24;
Strabo a. 0.
') Diog. L. 3, 5; Apul. de dogm. Plai 1, 2.
«J Plat. Sophist. 234 b. rep. 6,484 c. 501b.
10, 598 c; Anth. Plan. 4, 6.
») Plat. Critias p. 105b-d.
^^) Antiphanes, Euploia fr. 103 = 98.
»>) Plato rep. 5, 472 d; Xen. mem. 3, 10,
2 — Prep. 1, 2, 22 — Xen. mem. 3, 10, 5.
'>) Xen. mem. 3, 11, 1 ; Athen. 13, 588d;
vgl. Aristaen. 1, 1; Cic. inv. 2, 1; Pbrbot,
Ra. n. s. 1, 55 ff.
**) Aen. poliorc. 33, 2 — Sen. controv.
10, 5 — Ps. Demosth. 25, 52.
**) Aristot. poet. 4.
»^) Plat. rep. 6, 488 a.
'«) Vgl. Eurip.Hippol. 1005; Aristot. poUt.
7, 17 p. 1336.
^^) Zeoxis malt ein altes Weib und stirbt
vor Lachen darüber: Anekdote bei Yerrius-
Festas p. 209 (252).
636
Kanstarcbftologie. IL GeB«hiohte der alten Kimat.
Künstler malen statt des blossen rj&og nd&og, nicht Charakter, sondern
vorübergehende Stimmung.^) Der naive «Enthusiasmus^ im platonischen
Sinne scheint ihnen jedoch zu fehlen. Das Yerstandesmässige überwiegt,
und, weil das Publikum durch spitzfindige Philosophen gebildet oder ver-
bildet ist, scheint der Maler hie und da philosophische Gedanken unter
dem Bilde von Heroen dargestellt zu haben. ^)
Diese geistige Mannigfaltigkeit entsprang aus der bedeutenden Er-
weiterung des Gebietes der Malerei. Die Kunst wurde, kurz gesagt, lai-
cisiert. Allerdings malten die gewöhnlichen Maler noch immer Yotivtafeln,
die so flüchtig sein mochten, dass zu einem Stück bloss ein Tag nötig
war,^) und z. B. nur einen reitenden Heros auf weissem Grunde dar^
stellten,*) oder Grabsteine mit dem Porträt im Profil.*) Aber es gehörte
jetzt zum guten Ton, überhaupt ein Bild in die Tempel zu stiften, ohne
dass es gerade den Schutzpatron und den Schützling abzukonterfeien
braucht, und so beginnen die Heiligtümer, eigene Pinakotheken zu ge-
brauchen. Nun steht nichts mehr im Wege, dass der Privatmann in
seinen eigenen Räumen Bilder aufhängt oder Freskobilder anbringen lässt;
sie kommen immer noch billiger zu stehen als echte Wandmosaik, und
tragen zur heiteren Belebung der Räume bei.^)
Wenn auch die Tafel- und Wandgemälde sämtlich zu Grunde gingen,^)
bieten uns dafür die bemalten Reliefs einen ziemlich genügenden Ersatz.
Darüber wird kein Zweifel bestehen, wenn auch der Enthusiasmus über
die sidonischen Sarkophage verfliegen sollte. Den kleineren Bildern ent-
sprechen die figurenarmen Reliefs der Grab- und Votivsteine, welche in
diesem Zeitalter die höchste Blüte erreichen; sogar Aktenstücke erhalten
in Athen und Böotien eine giebelartige Figurendekoration. ^) Aus diesen
letzteren wird vielleicht eine urkundliche Geschichte der zeichnerischen
Fortschritte geschrieben werden können. Die örtlichen Unterschiede
schwinden, weil Athen sowohl im Innern die regste Produktion aufweist
als auch nach auswärts arbeitet oder doch das Vorbild abgibt. Nament-
lich ist Böotien trotz der politischen Gegnerschaft gewissermassen eine
Kolonie der athenischen Relief kunst.^) Thessalien sondert sich nicht mehr
auffallend ab.^^) Statt der lokalen Unterschiede treten uns eher geistige
entgegen; das berühmte eleusinische Reliefe 0 z* ^- ^^i^^^ ^^^ ^^i* Anmut
der Zeichnung doch den Respekt vor den Mysterien empfinden, welcher
dem Künstler die volle Freiheit benahm. Viel freier sind die Asklepios-
*) Xen. mem. 3, 10, 4. 5.
^) Z. B. , Achilleos den Chiron bedienend **
Gnomol. Vindob. 100 = Gnom. Vatic. 11 (Zeit
des Antisthenes).
») Plat le«. 12, 956 b.
*) Aen. poliorc. 31, 15.
^) Plat. sympos. 198 a.
«) Plato rep. 2, 373 a. Von den Heilig-
tümern gebrancht er (Enthyphr. 6 c) das Wort
xatanen oliuXxai,
^) Bruchstöck einer bald nach dem Ni-
kiasfrieden gemalten Thonplatte, Berlin Nr.
2759; CüBTiüs, AA. 1894, 36 f.
») Schöne, griech. Keliefe Sp. 15 ff. T. 7 ff.;
WoLTEss 1156 ff., z. B. ans dem Jahr 375:
Beb. II T. 12; J. 362: ßoh.Il T. 11; aus der
Zeit Königs Philipp: Boh. 3, 123; Böotien:
FuBTwlNOLBB ZU Samml. Sabouroff T. 34.
*) Collection Barracco T. 49; Woltebs
1076 (RoscHEBS Lex. 1, 2557 f. Nr. 4).
^^) Heroenrelief aus Pharsalos: Bch. 12,
181 ff. T. 5; Phot. Bmckra. Nr. 233.
") WoLTBES 1182; Phot. Bmckm. 7; M.
VI T. 45; OvBRBECK, Kunstmyth. III T. 14,
8 u. ö.; böotisch nach Qb£f, Ath. Mitt. 1890,
36 ff.
Kap. Vm. Die iweite heüeniatiache Periode: Freiheit der KmiBt. (§ 837.) 637
reliefs geheilter Kranker.^) In die Grabreliefs dagegen kommt das Ele-
ment der Rührung und Wehmut hinein, das uns modemer berührt. Einzelne
wagen den Tod selbst darzustellen.*) Hie und da ist ein individueller
Stil zu beobachten.') Die grossen Grabsteine mit Hochrelief schliessen
sich enger an die Bildhauerei an.^)
Diese Reliefs bleiben an Wirkung bei weitem hinter den grossen
Friesstreifen zurück, welche jetzt erst ganz das zeichnerische Können
ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Man kann nicht daran zweifeln, dass
Maler oder malkundige Bildhauer die Entwürfe zeichneten, die sodann
mehrere Steinmetzen in Stein ausführten. Da ein bandförmiger, nicht mit
einem Blicke zu übersehender Streifen auszufüllen ist, löst sich hier die
Aufgabe des Zeichners in eine Reihe von malerisch komponierten Figuren-
gruppen auf. Ebensolche Einzelgruppen, in Hochrelief ausgeführt, füllen
die Metopen der dorischen Tempel. Hier dürfte der geeignetste Platz
sein, um von den grossen Eunsttempeln Griechenlands zu sprechen. Als
im Jahre 445 der Friede für lange gesichert schien, nahm Perikles den
Gedanken seines grossen Gegners in der Weise auf, dass er die Athener
auf Kosten des Staates und der Bundesgenossen Monumentalbauten zu er-
richten veranlasste. Die Geschichte des Tempels der Athena Parthenos
gibt uns mehr als ein Rätsel auf;^) genug dass im Jahre 438 der neue
Parthenon vollendet war.®) Kallikrates scheint zuerst den Bau geleitet
zu haben;') vollendet hat ihn Dttinos.®) Der Bauleiter wies dem Fries,
welcher die Aussenseite der Gella vollständig umzieht, einen wenig gün-
stigen Platz unter dem Schatten der umlaufenden Säulenhalle an, wo
lebhafte Bemalung unumgänglich war.^) Der Gegenstand des Frieses
brachte künstlerische Schwierigkeiten mit sich; denn eine Prozession —
in diesem Falle der Festzug der Panathenäen — birgt die Gefahi* der
Eintönigkeit in sich. Diese schwebte dem genialen Künstler offenbar unter
der ganzen Arbeit vor, so dass er geradezu raffiniert nach Abwechslung
strebte imd aus seinem Entwurf alles sich ähnelnde ausmerzte; trotz der
ungeheueren Länge des Frieses widerholt sich keine Figur, trotz der Per-
sonenfülle bleibt alles gut übersichtlich und, indem der Beschauer lang-
sam die Säulengänge durchschreitet, scheint auch der Zug sich vorwärts
zu bewegen, bis beide am Tempeleingang angelangt sind. Welchem
Künstler die Baukommission und der Architekt dieses Werk anvertrauten,
') Ziehen, Ath. Mitt. 17, 229 ff. T. 11.
') Relief ans Oropos: Lb Bab, mon.
fig. 71.
') Z. B. Ubergabsurkunde: Le Bas, mon.
fig. T. 42.
^) Z. B. praxitelischer Eopftypus: Ra.
1875 I T. 14; A. 1876 T. H.
^) Über die vorpersischen Tempelbauten
8. jetzt FuBTWAiTGLKR, Meisterwerke S. 155 ff.
^) S. 105; besonders Michaelis, der
Parthenon, Lpg. 1871 (Metopen S. 124 ff.
T. 3-5; Pries S. 203 ff. T. 9-14); dazu
Robert, AZ. 33, 95 ff.; E. Petebsbh, d. Kunst
des Pheidias am P. u. In Olympia, Berlin
1873 S. 201-337; künstlerisch: Qüib. Vis-
coim, m^m. s. les ouvr. de sculpture qui
appartenaient au P., London 1816; Qua-
TSEX^BE DB QünvcY, lettros ^crites de Rome
k M. Canova sur les marbres d'Elgin, Rom
1818; Waldstein, essays (S. 620 f.).
"*) Plutarch, Per. 13; erwähnt in einer
Inschrift Bch. 14, 177. Über den Bau hat
Plutarch (Pericl. 12. 13) ein Feuilleton ge-
schrieben. Litteratnr bei Büsolt, griech.
Gesch. 2, 561 f.
") Über Änderungen des Bauplanes Ath.
Mitt. 10, 275 ff. 11, 337 ff.
*) Vgl. Klenzb, Aphorismen S. 353 f.
638
XlasfliBobe SimBtarohäologie. Q. fieBohiohte der alten Konai.
berichtet niemand, ja es schweigen alle über das herrliche Werk, das die
Neueren der »Schule des Phidias" zuzurechnen pflegen. Wir möchten
noch ein paar Eigentümlichkeiten hervorheben. Hätte der Künstler einen
anderen Platz zur Darstellung gehabt, würden wir die zuschauenden Göt-
ter, wie auf den gleichzeitigen Vasen, oberhalb der handelnden Menschen
gelagert sehen; so aber mussten sie in gleicher Grösse auf eine Linie ge-
bracht werden und sind eigentlich zu Menschen herabgesunken. Die Pro-
zession selbst ist so sehr auf die Anmut und Ruhe gestimmt — man
denke im Gegensatz dazu an die Beweglichkeit der Südländer — , dass
die markanten Punkte verschwimmen; sonst wäre es nicht möglich ge-
wesen, dass die Übergabe des kostbaren Peplos als Zusammenfalten eines
gewöhnlichen Gewandes gedeutet werden konnte.^) Im einzelnen tadelt
man die Bewegungen der Pferde, was bei einem nicht ritterbürtigen
Künstler in dem pferdearmen Attika Entschuldigung verdient.^) Endlich
brachte es die Natur der Sache mit sich, dass der grosse Fries in mehrere
Arbeitsloose zerteilt wurde und nicht Alle ohne Ausnahme der Arbeit ge-
wachsen waren. Manche Differenzen treten trotz der zahlreichen Be-
schädigungen deutlich hervor. 3) Die Metopen, welche bereits die beliebten
Parallelen zwischen der Besiegung von Kentauren und Amazonen, Troern
und Giganten, aber natürlich in Einzelgruppen aufgelöst, bringen, sind von
Bildhauern unmittelbar in Stein ausgeführt und darum stilistisch ab-
weichend.^) Weder diese noch der Fries befinden sich an Ort und Stelle;
nachdem «die Explosion von 1687 sie schwer beschädigt, liess Lord Elgin
das meiste ausbrechen, infolgedessen die Hauptsache nun im Besitze des
Brittischen Museums ist; einiges ist in Athen, Paris und Palermo zer-
streut.^) Ausser dem Stadttempel waren in Athen noch mehrere andere
Heiligtümer herzustellen. In Athen z. B. ruht das sogenannte Theseion
auf dem Unterbau eines älteren Porostempels; der Bau gilt jetzt für
jünger als der Parthenon, jedenfalls rühren der innere Fries und der ver-
zierte Teil der Metopen von ganz anderer Hand her, ^) wie der Stoff (pa-
1) Vgl. E. Petebsev, d. Feste der Pallas
Athene in Athen u. d. Fries des P., Ham-
burg 1855; A. Michaelis, Nuove mem. 2,
183 ff.; K. BöTncHBB, der Zophoms am Par-
thenon, Berlin 1875 (nach inm ist nur die
Probe des Festzages dargestellt); Flasch,
zum Parthenonfries, Würzburg 1877, m. T.;
Fubtwäkoler, Meisterwerke S. 184 ff.; Wald-
8TEIK, Am. J. 1, 10 ff. (Synoikia des Theseus).
Die Einzeldeutung, z. B. der Gesten (vgl.
Robert, Nekyia S. 55, 30} ist noch sehr im
Rückstände.
') Z. B. an einer Gruppe des Nordfrieses
T. 13, 41 Michaelis; vgl. Pebnice, Bonner
Studien S. 194 ff. Eine durchgreifende Unter-
suchung steht noch aus.
*) Milohhöfeb, Jahrb. 1, 214 ff. (über d.
mittleren Südmetopen); über die Bemalung
'Mjllvs, mon. inäd. 1 43 ff. Ober die Ähn-
lichkeit mit einer schwarzfigurigen Vase
(Oybbbecx, Gallerie 26, 14) Klbik, A. 1877,
264. Zusammenhang von Metopen und Fries
mit Vasenbildem : Miohaeus, Parthenon
S. 139; WiKTEB, jüngere att. Vasen S. 34 ff.
^) London: Sxith, catalogue 1, 132 ff.;
Paris: MicHON, Ra. IIl 23, 76 ff.; Palermo,
Kopf der Iris: Axelung, R5m. Mitt 1893,
76; Waldstein, Am. J. 5, 1 ff. T. 2; in
Athen Aphroditekopf: LGwy, Rom. Mitt.
1893, 98. Abbildungen des Frieses: P. Db-
LABoguE, bas-reliefs du Parthenon et du
temple de Phigalie, neue Ausg. Paris 1860,
f. m. 20 T.; Michaelis (S. 637, e), nach dessen
Nummern citiert wird ; in Phototypie G.
Aroza, les frises du Parthenon, Paris 1868,
f. 22 T.; Phot. Bruckmann 106—115. 194—5;
Phot Mansell ; Woltbbs 595 ff. ; Metopen :
Phot. Bruckm. 181-5. 198; Woltbbs 571 ff.;
von den Louvrefragmenten Phot. Giraudon;
Lapithenkopf daselbst: Mon. grecs II 11,3
S. 1 ff. T. 1. 2.
^) Wolters 526 ff.; Phot. Bmckm. 152
Kap. VUL Die iweite hellenistiBohe Periode: Freiheit der Knnsi. (§ 337.) 639
rischer Marmor) ein anderer ist. Diese Reliefs befinden sich noch an
ihrem Platze. Architektonisch ähnelt dem «Theseion'^ der neue Athena-
tempel von Sunion.^ Der Tempel von Rhamnus muss, da Agorakritos
das Bild fertigte, ebenfalls in diese Reihe gehört haben ;^) dem eleusi-
nischen fehlte bildlicher Schmuck.^)
Der Ausbruch des peloponnesischen Krieges unterbrach den Betrieb
der grossen Bauten ; im Verlaufe desselben wurde wohl noch gebaut, indes
nahmen die Mittel Athens zu sehr ab, um noch grossartiges leisten zu
können. Als Athen während dieser Zeit durch seine Schutzgöttin den
Sieg errungen zu haben glaubte — das Jahr steht nicht fest*) — , er-
richtete es der Athena Nike an dem schönsten Aussichtspunkt der Akro-
polis das zierliche Niketempelchen, welches noch ein Relief streif mit
der Darstellung eines Sieges über Perser und Hellenen ^) umzieht; ähnlich
wie am Parthenon, erscheinen die Qötter als Zuschauer neben der Hand-
lung,«) aber wie verschieden ist sonst die Komposition, dass von ferne die
lebhaft bewegten Menschen und Pferde einem rankenartigen Ornamentband
gleichen. Dieser Bau bedingte, dass die gegen den Aufgang gekehrten
Ränder der hohen Bastion, auf welcher der Niketempel sich erhob, mit
einer Balustrade eingefasst wurden. Das metallene Qitter ruhte auf einer
marmornen mit Reliefs verzierten Mauer, die man „Balustrade des Nike-
tempels ^ zu benennen pflegt.'') Hier erscheinen nur göttliche Wesen und zwar
sowohl Athena selbst als Siegesgöttinnen mit der Siegesfeier beschäftigt.
Die Balustrade enthält schön entworfene Gruppen, die noch jetzt trotz
der argen Zerstörung ihren Reiz nicht eingebüsst, z. B. die Sandalenbinderin
und die stiertötende Nike, welche auf dem gestürzten Stier kniet und ihm
das Messer in die Kehle stösst, womit dem altorientalischen Motiv der
tierbändigenden Gottheit eine ganz neue Wendung gegeben war. Diese
glücklichen Erfindungen kehren im späteren Altertum oft wieder, b) Die
Balustrade zeigt gegenüber dem Fries einen weit vorgeschrittenen Stil;^)
da nun aber schon bei der Erbauung des Tempels eine derartige Schutz-
—3 (nacb Gyps) ; über die Zeit W. Gurlitt,
das Alter der Bildwerke a. die Bauzeit des
sog. Tfaeseion, Wien 1875 ; ders., über Paa-
sanias S. 335, 36; Dörpfbld, Ath. Mitt. 9,
336; dann W. Müllbb, d. Theseosmetopen
vom Tbeseion zu Athen in ihrem Verb, znr
Vasenmalerei, Qöttingen 1888; Bbünk, Si-
tzungsber. d. bayer. Akad. 1874 11, 51 ff. findet
myronische Manier in den Metopen.
>) S. 107 ; etwa 435 erbant nacb Döbp-
FBLD, Ath. Mitt. 1884, 336.
*) Brnchstfiok bei Lb Bas, mon. fig.
T. 19; Fnesrelief in München Nr. 85.
') Das dortige Kultbild (Ekbk, Athen.
Mitt. 17, 125 ff.; vgl. Axelüko, Florentiner
Antiken S. 32 ff.) bildete man schwerlich
nach, da die Profanen keinen Zutritt dazu
hatten.
*) Nahe den Parthenonskulptnren : Es-
KULi (A. 7) ; Pbtbrssn, Ztsch. f. öst. Gymn.
1881, 276 ff. 282 und Wolters, Bonner Stu-
dien S. 92 ff. (etwa 432); amphüochiBcher
Sieg von 425: FubtwInoleb, Meisterwerke
S. 207 ff.; Alkibiades' hellespontischer Sieg :
MiGHABUS, Ath. Mitt. 14, 365; Sieg von
Enidos: Bubsian, Lit. Centralbl. 1869, 1334
u. Wachsxuth, Stadt Athen 1, 584, 3; Ly-
kurgos' Zeit: Ross (S. 105) S. 18 u. Beul^,
Tacropole 1, 261. S. auch Puchsteik, d. jon.
KapiteU S. 14.
*) Nach FuBTwiiroLEB a. 0. S. 214
Schlacht Yon Platflft.
") Fries meist an Ort und Stelle, einiges
in London (Nr. 421 ff.): Phot. Bruckm. 117
—8; WoLTBBS 747 ff. Über den Tempel
S. 105.
') EBKiTLi, die Balustrade der Athena
Nike, Lpg. 1869 u. d. Reliefs der B. d. A. N.,
1881 m. 6 T.; Phot. Bruckm. 34; Phot. Sebah ;
WoLTBBS Nr. 761 ff.; neue Bruckstücke in
Athen gefunden: Yobkb, Jhst. 13, 272 ff.
^) Z. B. LüTzow, Münchner Antiken T.
9; AA. 1891, 122 F. 17d.
*) Michaelis, Athen. Mitt. 14, 864 f.
640
KlassiBche SimBtarchftologie. Ü. Geschiohte der alten Kunst.
massregel nicht fehlen konnte, liegt wohl hier ein Ersatz einer älteren
Balustrade vor.^) Zur zweiten Bauperiode Athens gehört endlich das
Erechtheion, welches vermutlich nach dem Frieden des Nikias gebaut
wurde. 2) Man sieht hier, wie die Baumeister des Einerlei müde geworden
sind. Abgesehen von der ungewöhnlichen Anlage des Baus, finden wir Frauen-
gestalten an Stelle von Säulen (worüber unten) und statt eines gewöhnlichen
Frieses halbrunde Einzelfiguren, welche auf einem dunklen Grund aufge-
heftet wurden, wobei Marmor und eleusinischer Stein malerisch kontra-
stierten; die Bruchstücke erhalten durch eine erhaltene Rechnung einiges
Licht. ^) Der Peloponnes tritt in dieser Bauperiode mit zwei grossen Tempeln
hervor. Das Heraion bei Argos war 422 (Ol. 89, 2) abgebrannt, den
Neubau, welchen Eupolemos leitete, schmückten Metopen aus Marmor,
wovon 1892 die Amerikaner einige schöne Beste auffanden.^) Die grosse
Pest von 430 gab den Bürgern von Phigaleia Anlass, zu Bassai dem
Apollon Epikurios einen Tempel zu errichten, welchen der berühmte Bau-
meister des Parthenon ganz aus Marmor erbauen musste.^) Der einst im
Inneren der Cella über den Säulen angebrachte Fries, Kämpfe mit den
Amazonen und Kentauren höchst dramatisch aber nicht ohne Derbheiten
und Härten darstellend, und die geringen Beste der Metopen befinden sich
im brittischen Museum.^) Auch hier weichen die Metopen vom Fries ab
und auch dieser ist ungleichmässig gearbeitet, weil ihn eben verschiedene
Hände ausführten.^) Mit dem Beginne des vierten Jahrhunderts tritt eine
Wendung ein, indem die Bildhauer die Ausbreitung des Marmorbaues be-
nützen, um die Baumeister zu verdrängen und selbst an die Spitze des
Baues zu treten. Polykleitos der jüngere, Skopas und Praxiteles haben
diesen Schritt gewagt und damit geht die Tempelskulptur in die Leitung
der Bildhauer über.
Zwischen Metopen und isolierten Statuen vermitteln die Giebel-
gruppen, welche in der vorigen Periode bereits zur Blüte gelangt waren.
Die höchste technische Meisterschaft erreicht die Gattung am Parthenon.^)
Leider hat die Explosion von 1687 die Statuen herabgeschleudert und
schwer beschädigt. Das meiste schaffte Elgin nach London;®) kleinere
Fragmente finden sich da imd dort zerstreut. ^^) Der ursprüngliche Bestand
^) FubtwIngler (a. 0.) bezieht eine von
Restaarationen redende Inschriffc des vierten
Jahrhunderts hieher.
<) Michaelis, Ath. Mitt. 1889, 849 ff.
(zwischen 420 und 408); FubtwXnolbBi
Meisterwerke 8. 192 ff.; s. auch S. 105.
') Reste in Athen; Phot. Bruckm. 31
— 33; Abgüsse: Woltbbs Nr. 812 ff.; Schöne,
griech. Reliefs S. 1 T. 1—4; zur Erklärung
der Inschrift (CIA. I 824; Brit. Mus. Inscr.
I 35) RoBBBT, Hermes 45, 481 ff.
*) Waldstein, ezcavations T. 6. 7;
Wasserspeier: Phot. Bruokmann 82, 1 ; Wald-
8TEIN T. 7. Auch dieser neue Tempel wurde
später umgebaut (s. das. T. 7).
*) Paus. 8, 41, 7—9; vgl. Chb. PETSBSBir,
PhUol. 4, 285 ff.; Michaelis, AZ. 84, 161 f.
•) Wolters Nr. 880 ff.; Phot. Bruckm.
86—91; Smith, cat. of greek sculpture 1,
271 ff.; S. 111. Die Anordnung bedarf der
Verbesserung.
^) Waoneb, Berl. Phil. Wochenschrift
1898, 1189. — Nach dem Fries sind meh-
rere Reliefs in Patrai gefälscht (AZ. 40,
59 ff. 165 ff.; WoLTBES 906—8).
s) S. 687 f. Ein Inschriftenbmchstück
von Ol. 86, 8 (484/8) wird darauf bezogen
(vgl. LöscHCKE, Eist. Unters. A. Schäfer gew.
S. 41).
•) Smith, Jhst. 18, 88 ff. T. 5 u. catol.
of sculpture 1, 101 ff. m. Abb. nach den
neuesten Verbesserungen.
»®) Weber'scher Kopf: nach Phot. La-
BOBDB, Äthanes II zu S. 228; Michaelis,
Kap. ym. Die sweiie heUenistiBolie Periode: Freiheit der Kunst. (§ 837.) 641
muss aber nach älteren skizzenhaften Zeichnungen (von Cyriacus, Garrey
und einem Zeichner des französischen Gesandten Nointel),^) der kargen, gleich-
giltigen Beschreibung des Pausanias (1, 24, 5) und den erhaltenen Stand-
spuren') rekonstruiert werden; auf der einen Seite war die Geburt Athenas,
auf der anderen Poseidons Streit mit der Göttin dargestellt, Gegenstände,
welche die Malerei vielfältig beschäftigten.') Die Beschaffenheit des Ortes
brachte es aber mit sich, dass verschiedene Nebenfiguren, die im jetzigen
Zustand teilweise schwer zu deuten sind, angebracht wurden; unter diesen
dürfte Helios durch das delphische Vorbild (S. 607) veranlasst sein. Der
Entwurf rührte jedenfalls von einem einzigen her, während die Ausführung,
wie Gewandbehandlung und Anatomie darthun, verschiedenen Händen an-
vertraut war. Über Giebelgruppen jener anderen Tempel (S. 638 ff.) wissen
wir nichts von Belang. Zu Epidauros sind Bundfiguren gefunden, doch
nur solche von halber Lebensgrösse; hier kennen wir einmal den Meister
durch die Bauinschrift: Es ist Timotheos, ohne Zweifel der Athener.^)
Über die weitere Geschichte der Giebelgruppen gilt das gleiche wie von
den Metopen.
Es scheint, dass die fortschrittlichen Künstler, nachdem am Par-
thenon das höchste erreicht war, sich einem neuen kühnen Gedanken zu-
wandten. Dass die Spitzen des Giebelfeldes mit Zieraten und etwa auch
mit Figuren (wie auf Aigina) gekrönt wurden, war seit langem im Brauch,
doch blieb es bei dekorativen Figuren, bisPaionios aus dem thrakischen
Städtchen Mende eine kecke Idee meisterhaft durchführte. Die Messenier
von Naupaktos wollten während des ersten Abschnittes des peloponnesischen
Krieges^) eine Statue der Nike auf die Spitze des olympischen Zeustempels,
dazu auch noch Akroterien an die Ecken weihen; in der Konkurrenz errang
unser Künstler, wie er in einer Inschrift stolz meldet, den ersten Preis. ^)
T. 8, 6. Neuerdings wurde in London der
Kopf der Iris vom Ostgiebel entdeckt: Am.
J. 5, 1 ff. T. 2; Cat. of sculpt in the Brit.
Mus. I T. 6, 1 (im allg. s. das. S. 101 ff.). Zur
gleichen Schule rechnet Eekül^ (über eine
weibliche Gewandstatue aus der Werkstätte
der Parthenonfiguren, Berlin 1894) eine neue
Erwerbung des Berliner Museums.
») Cyriacus: Westfront 6. April 1436,
beste Kopie in dem Ezcerptenbande des
Pietro Donato zu Berlin; Carrev: am besten
Ant. Denkm. 1 T. 6, 2. 7, 1—3; Anonymus
Nointels: am besten das. I T. 6, 1.
>) Saueb, Ath. Mitt. 16, 59 ff. T. 3; Ant.
Denkm. 1 T. 58; die Reminiscenzen atheni-
scher Münzen (Num. comm. p. 129, 4 f.) sind
belanglos ; Relief von Eleusis : Matbb, Arch.
Inst. 21. Dez. 1892.
>) Michaelis, über die Kompos. der Giebel-
gruppen am F., Tübingen 1870 u. Parthenon
S. 151—203 T. 6—8; Petkbsbn, die Kunst
des Pheidias S. 105—200; Schveibbb, Geburt
der Athena S. 23 ff. T. 2 -7 (Ostgiebel); Stb-
PHAHi, CR. 1872, 60 ff. 222 ff. (Westgiebel
nach einem Yasenbild), dagegen Petebsen,
AZ. 33, 115 ff.; LCdebs, AZ. 30, 81 ff. (ver-
Httudhnch der klM8. AUertumHwiweuacliaft. VI
schiedene Notizen über Bronzeteile) ; Blümheb,
zum westl. Giebelfelde des P., Ges. Schriften
z. Kunstgesch., eine Festg. f. A. Springer;
Fubtwanolbb, Meisterwerke S. 223 ff.;
Ovbbbbck, d. sogen. Nike y. Parthenon, Ber.
d. Sachs. Ges. 1893, 24 ff.; Saueb, Festschr.
f. Overbeck S. 73 ff. Löwenkopf als Wasser-
speier: Phot. Bruckm. 82, 2.
*) S. 108; ^. 1884 T. 3. 4 (Amazonen,
Nike); Phot. Bruckm. 20; Kayyadias, fouilles
d'Epidaure T. 8. 11; toter Jüngling: Phot.
des ath. Inst. 17^. An der Ostseite war ein
Kentaurenkampf, an der Westseite eine
Amazonenschlacht dargestellt.
^) Erst nachträgUch nach Vollendung
des Tempels, wie Pübgold (AZ. 1882, 179 ff.)
durch eine Abarbeitung bewiesen hat, wahr-
scheinlich 424 (Ol. 88, 4) nach Paus. 5, 26,
1; nach der Schlacht von Sphakteria: Fubt-
wakqlbb, Archäol. Studien H. Brunn dargebr.
1893 S. 77.
^) Löwy49: nauJyiog inolfjffe Msy&aios
xttl räxQ(OTiJQia nouop inl xoy yaoy iyixa,
Pausanias (5, 10, 8) fasste dxQatfJQia im
Sinne der späten Zeit, weshalb er dem Pai-
onios den Ostgiebel zuschrieb (S. 597).
41
642
fianuBÖhe SmiBtarohäologie. tL G^esolilolite der alten Kuuit«
Er hat seine Aufgabe nicht bloss dekorativ, sonderti echt künstlerisch ge-
fasst: Die kräftige Gestalt Nikes hebt sich von dem farbigen Mantel,
den der Wind segelartig aufbläht, ab und scheint, weil das Postament
himmelblau gefärbt war, auf einem fliegenden Adler uns entgegenzuschweben. ^)
An einer soviel besuchten Stelle errichtet, musste das Bild Nacheiferung
erregen; auf Dolos wurde derOedanke zu grösseren Gruppen „Boreas ent-
führt Oreithyia" und »Eos und Kephalos* erweitert.*) Diese Bildwerke
werden jetzt nicht voll gewürdigt, weil wir sie nicht an ihrem Platze, vom
Nordwind umsaust, erblicken; sie sind für die Höhe wie geschaffen, nicht
gleich modernen Giebelfiguren dorthin verbannt. Man nimmt gewöhnlich
an, dass die zwei auf Pferden aus dem Wasser auftauchenden Nereiden
von Epidauros ') ehemals die Giebelecken des Asklepiostempels schmückten
(also nach der Bauinschrift ein Werk des Timotheos seien). An ihrem
Platze wären diese Figuren jedenfalls nur inmitten eines Teiches, aber
nicht auf dem Dache. Recht gut passen dagegen die drei Niken auf den
Artemistempel von Epidauros; dieselben verraten deutlich die Anlehnung
an Paionios.*)
•
Der Trieb nach Neuem, Apartem schafft endlich die Halle des
Erechtheions, deren Dach von sechs Jungfrauen an SteUe der gewöhn-
lichen Säulenschäfte getragen wird. Eine derselben ist restauriert, eine
andere nach London verbracht. Letztere wird am höchsten geschätzt, wie
überhaupt die Arbeit unter mehrere geteilt gewesen sein muss. Wir
pflegen die Figuren Karyatiden zu nennen, während der attische Name
nach der Inschrift „Mädchen* (xogm) war.*)
Wir kommen nun zu der eigentlichen Plastik und den selbständigen
Bildhauern, über welche nicht unbedeutendes Material vorliegt. Die
einen entstammen Eünstlerfamilien , andere sind Neulinge und bringen
Neues. Jene Erben ihres Berufes wollen wir zwar keineswegs schlechtweg
als Epigonen bezeichnen. Myrons Sohn Lykios (S. 599) that sich freilich
nicht hervor; dagegen vertreten Praxiteles und Polykleitos alte Familien
ehrenvoll. Dass schon Ealamis einen athenischen Mitarbeiter, Praxiteles,
gehabt hatte, ist kaum zu bezweifeln.®) Jedenfalls arbeitet im vierten
Jahrhundert in Athen eine Bildhauerfamilie, in welcher die Namen Kephi-
sodotos und Praxiteles wechseln.^) Der ältere Kephisodotos war der
Schwager Phokions, welcher 876 zuerst hervortrat®) und machte nicht vor
^) WoLTEM 496/7; Wiederherstellung
von Grüttner (Phot. u. Abb. Ztsch. f. bild. E.
1886, 180 n. 5.). Die Siegerbinde trug Nike
wahrscheinlich nicht ; andere denken an eine
Palme (?) oder an einen Lorbeerzweig. Zur
Wtlrdigung Bbuw» Paionios und die nord-
griechische Kunst, Sitzungsber. d. bayer. Ak.
1876 I 315 flf.
') FubtwXkglbb, Meisterwerke S. 250 ff.
(aus den Jahren 480—20).
') Phot. Bruckm. 19. 20; Eawadiab,
fouilles d'Epidaure T. 8, 2-3a. 11, 16-7;
OVBRBECK IP 127.
*) Kawamas T. 10.
^) S. 105. Ansicht der Halle: Phoi.;
einzelne Karyatide: Bruckm. Phot. 176; Ratet;
WOLTBBS 810. 811.
^) Voreuklidische Inschrift Paus. 1, 2, 4
(nach ü. KöHLEB, Athen. Mitt 9, 78 ff. von
dem berühmten Praxiteles). Auf ihn bezieht
sich wohl die Lieblingsinschrift der Münchner
Schale Nr. 603. Bbunh (Sitzungsber. d. bayer.
Akad. 1880, 435 ff.) bestreitet die Existenz
dieses Praxiteles.
') K6HLBB a. 0. S. 81 f.
8) Plui Phoc 19.
Eap. Vm. Die iweite helleniatiBohe Periode: Freiheit der Kirnst. (§ 337.) 643
374 die allegorische Gruppe „Eirene mit dem Plutoskinde', als nach dem
leukadischen' Siege des Timotheos Friede eintrat. Dessen Sohn Praxiteles
wird zeitlich durch sein intimes Verhältnis zu Phryne, die Alexander den
Grossen überlebte, bestimmt. 0 Sein Sohn, der wiederum Kephisodotos
hiess, erscheint zuerst 334/35 in den attischen Trierarchenlisten ^) und ge-
hört seiner Thätigkeit nach in die alexandrinische Zeit.') Dazu kommt
ein zweiter Praxiteles, welcher im Testament Theophrasts erwähnt wird.^)
Man begreift, dass die alten Kunsthistoriker diese zwei Paare unter ein-
ander verwechselten und dass wir nur eine beschränkte Möglichkeit haben,
sie zu berichtigen. Dem alten Kephisodotos also dürfte die Eirene-
gruppe gehören, welche auf athenischen Münzen abgebildet wurde ;^) danach
erkannte Brunn eine Kopie in der sogenannten Leukoihea der Gljrptothek,
diese Ansicht ist jedoch nicht ganz sicher, da der Typus im späteren
Altertum für verschiedene Bedeutungen Verwendung fand.^) Mit Stron-
gylion zusammen arbeitete er die neun Musen am Helikon.^) Demselben
schreibt Plinius einen „Hermes mit dem Dionysoskinde' (doch wohl das
praxitelische Werk) und die Statue eines Bedenden, d. h. eines Staats-
mannes, der die Hand wie redend ausstreckte, zu.^) Nicht näher fest-
zustellen sind die Athena, von der man jetzt den Kopf gefunden zu haben
glaubt,^) ein unübertrefflich schöner Altar (also Beliefarbeit!) und die
Göttergruppe im Tempel des Zeus Soter von Megalopolis — natürlich nach
371, dem Gründungsjahre der Stadt — mit Xenophon zusammen gefertigt.'^)
Irgend etwas Individuelles wissen wir über Kephisodot nicht. Sein Sohn
Praxiteles hat eine ausgeprägtere Gestalt.^^) Schon als Privatmann ver-
anschaulicht er das Athen seiner Zeit, welches in Wein, Spiel und Weibern
aufging. Seinen Gedankenkreis zeigen die berühmtesten Werke. Den Höhe-
punkt seiner Kunst erreichte er mit einer unbekleideten Aphrodite aus
Marmor und fand eine Stadt — die knidische — , welche dieselbe als
Tempelbild aufstellte.^') An sich ist die Nacktheit allerdings motiviert,
indem die Göttin, wie daneben stehende Amphora andeutet, des Bades
wegen eben ihr letztes Gewand abgelegt hat, aber Praxiteles stellte nur
^) Über seine Zeit Oyxbbbok, Ber. der
BAchs. Qes. 1893, 40 ff. (Blütezeit 338).
>) K. UQa^itaovg £vßQi^t]g CIA. II 804.
•) LöWY Nr. 108 ff.
*) Diog. L. 5, 2, 14; Inschrift 'J^ijyMor
5, 162, 27 £; nach Schol. Theoer. 5, 105
unier Demetrios, nicht dem Sohn des Qo*
natas (übuobs, pergam. Inschr. S. 25), son-
dern Poliorketes (FbIhxbl, Inschr. ▼. Per-
gamon Nr. 137).
*') Paus. 1, 8, 2. 9, 16, 2; Nmn. comm.
p. 147.
') Bbttw, über die sogen. Lenkothea,
Sitzungsberichte der Münchner Akad. 1867;
Phot Bmckm. 43; Woltbbs Nr. 1210; Best
einer Ahnlichen Qmppe im Piraens : Hermes
6, 99; Münzen von Eyzikos (Soteira?) Lbkob-
MAHT, nouv. gall. myth. T. 14, 6.
») Paus. 9, 30, 1.
') Die Beschreibung passt weder auf , Ger-
manicus' (Rbikach, Ga. 1887, 285) noch auf
einen «Adoranten* (Milobhöfeb, Archäol.
Studien S. 39); Elbik (Eranos Yindob.
S. 142 ff.) vermutet manu velata.
») Plin. 34, 74; Woltbbs, Jahrb. 8, 173 ff.
T. 3.
^^) Von dem jüngeren nach Döbpfbld,
Ath. Mitt. 1893, 215 ff. Es ist allerdings
wahrscheinlich, dass der Tempel nach der
Errettung der Stadt im J. 318 erbaut wurde.
Reminiscenz auf Münzen der Stadt: Num.
comm. p. 103, 1.
^^) Ubuchs, observationes de arte Pra-
xitelis, Würzburg 1858; Fbibdbbichs, Pr. u.
die Niobegmppe, Lpg. 1855 S. 3 ff.; Fubt-
wIrgleb, Meisterwerke S. 511 ff.
'») Plin. 36, 20. 21; die Statue kam
später nach Eonstantinopel in das Lauseion,
wo sie 476 verbrannte (Cedrenus I p. 616).
Die Statue war zuerst für Eos bestellt, jeden-
falls für die neue 366 eingeweihte Stadt.
41
644
KlaBBisohe Snnstarohäologie. IL Gesohioliie der tlten Kunst.
eine bei den Malern prinzipiell längst bekannte Genreszene dar, an welcher
nichts göttliches war als die ideale Schönheit. Daher die Erzählung über
das Modell.^) Die Münzen von Knidos zeigen,^) dass nicht die kokette
mediceische Venus, wie man früher glaubte, nach Praxiteles gearbeitet ist,
sondern die vatikanische und verschiedene andere, mit denen man Bronzen
und Terrakotten verbinden muss;') aber im Original liess Aphrodite gewiss
nicht auf das Badegefäss ihr Gewand fallen, sondern neben dasselbe,
indem das Ende desselben aus technischen Gründen den hinteren Rand
der Amphora berührte. Wir stellen dazu das vergoldete Bild Phryne's,
das in Delphi auf hoher pentelischer Säule stand. ^) Eine verwandte Seite
des griechischen Sinnenlebens schlug Praxiteles mit seinem Idealbild eines
schönen Knaben, welchen er Eros nannte, an ; das weltabgelegene Städtchen
Thespiai vermochte durch ihn Jahrhunderte lang Fremde anzuziehen.^) Nach
Plinius schuf der Künstler auch den Eros von Panon, welchen wir noch
durch Münzen kennen;^) in der Plastik scheinen Nachklänge seiner Eroten
vorzukommen.'') Im gleichen Gedankenkreise bewegt sich die Idealisierung
der jungen Satyrn, welche die kräftige Sinnlichkeit verherrlichen. Der
berühmteste gehört zu einem choregischen Denkmale unterhalb der Akro-
polis;^) man glaubt ihn in den gleichmässig proportionierten Marmorstatuen
eines auf einen Pfeiler gestützten Satyrs zu erkennen, das Original da-
gegen dürfte von Erz gewesen sein.^) Andere durch Epigramme oder
Anekdoten hervorgehobene Statuen sind spurlos verschollen. Wir sind
diesmal aber nicht auf Münzbilder und sogenannte Repliken beschränkt,
sondern besitzen mindestens ein Originalwerk, den olympischen Hermes,
der den kleinen Dionysos auf dem Arme trägt; ^^) was Hermes in der ver-
lorenen rechten Hand hielt — eine Weintraube oder ein Spielzeug, z. B.
eine Cymbel — , ist nur vermutungsweise zu beantworten, ^i) Das Bild hat
enttäuscht; so ausgezeichnet der Marmor bearbeitet ist — im Gypsabguss
>) OvEBBECK, Schriftq. 1241. 1242.
>) AZ. 34, 149; GABDznBB, types T. 15,
21; OvEBBECK 11*46.
») Phot. Bruckm. 371 (nach Gyps). [372
Münchner Venus]; Woltebs 1215; vgl. Beb-
KOULLi, Aphrodite S. 206 ff.; Michaelis, AZ.
34, 145 ff. m. T. 12; Terrakotta: z. B. Myrine
T. 5; Bronze: Coli. Tyszkiewicz T. 1; Mon.
in. 1, 965.
*) Athen. 13, 591b; Ael. v. h. 9, 32.
^) Aus pentelischem Marmor (Paus. 9,
27, 3), ein Weihgeschenk der Hetäre Qly-
kera (Strab. 9, 410; falsche Anekdoten Pbe-
OEB, inscr. 189; Anth. Plan. 4, 203, 5); von
Caligula und dann wieder von Nero nach
Rom versetzt, wo die Statue verbrannte:
Paus. 9, 27, 3; Plin. 36, 22; Dio 66, 24; vgl.
Cic. in Verr. 4, 4. 135; Strab. 9, 410; Kopie
in Thespiai (Paus. 9, 27, 4), angeblich auch
in Messana (Cic. in Verr. 4, 4). Vgl. Stabk,
Ber. d. sächs. Ges. 1866, 168 ff.
«) Plin. 36, 23; Münzen: Bübsiak, de
Praxitelis Cupidine Pariano, Pr. v. Jena 1873 ;
RiooAüEB, Sallets Ztsch. f. Num. 8, 81 ff. Das
Epigramm des Palladas braucht nicht hieher
zu gehören. Über die praxitelischen Eroten
Wolters, AZ. 43, 81 ff.
') OvEEBECK, Plastik II* 50 ff.
^) '0 ini TQino&tay aatvQog Athen. 13, 591
b; Paus. 1, 20, 1. 2; jedenfalls o negipofjrog
Plin. 34, 69; ein anderer Satyr in Megara.
Über den einschenkenden Satyr wollen wir
später sprechen.
») Phot. Bruckm. 126 - 7 (Paris); Wolters
1216- '7; BEimDORF und Schöne, Lateran
S. 91 ; Stephan, M^l. gräcorom. 8, 863 ff.;
Helbio, Führer Nr. 521; Brükn (Deutsche
Rundschau 1882, 1 ff.) glaubt das Original
in dem palatinischen Torso des Louvre er-
kennen zu dürfen.
") WoLTBBs 1212; G. Treu, Hermes mit
d. Dionysosknaben, ein Originalwerk des Pr.,
Berlin 1878, f. m. 2 T.; Eekül^, über den
Kopf des praxitelischen Hermes, Berlin 1881.
^^) Weintraube: nach G. Hibsohfbld und
Tbeu von Schaper restauriert (Ztsch. f. bild.
E. 1883, T. zu S. 168); Cymbel: nach Adler
von Tondeur hergestellt. Treu gibt dem
Hermes überdies einen Heroldstab in die
linke.
Kap. Vm^ Die sweiie hellenistiaolie Periode: Freiheit der Kuxuii. (§ 337.) 645
verliert der Hermes ungemein — , so kommt dies der Epidermis zugute,
während irgend ein höherer Reiz fehlt. Das Motiv stammt von des Vaters
Eirenegruppe, gegen die es gemütlich zurücksteht, weil Hermes keine in-
neren Beziehungen zu Dionysos hat;^) das Kind hat einen unkindlichen
Ausdruck (oder soll dies etwa das Götterkinjd kennzeichnen?), hinter der
gleichgiltigen, fast leeren Miene des Jünglings würde niemand den listen-
reichen Gott vermuten. Diese Anstösse riefen die Hypothese hervor, der
Hermes sei ein Jugendwerk,') was wir weder bejahen noch verneinen
können.') Viel bedeutender in geistiger Hinsicht erscheint der Eubuleus,
welchen man früher durch die Inschrift eines Büstenfusses kannte;^) in
Eleusis fand sich nun die inschriftlose Büste eines träumerischen Jüng-
lings, welchem üppiges Lockenhaar laubenartig den Kopf umschattet.^)
Ähnliche Büsten hatten früher den Namen „Vergil'' geführt.^) Die Deutung
auf Eubuleus ist philologisch nicht anzufechten (im Gegenteil begriffe man,
dass Mysteriengläubige sich den eleusinischen Gott kopieren liessen);^)
wohl aber sieht der Kopf nicht nach einer Originalarbeit aus, er wird wohl
aus einer Gruppe der eleusinischen Gottheiten entlehnt sein. Den nur von
Plinius erwähnten ehernen Sauroktonos bilden Gartenstatuen und Nipp-
figuren der Eaiserzeit nach.^) Dieser junge Apollo, der an einen Baum-
stamm gelehnt, eine denselben hinaufhuschende Eidechse mit dem Pfeile
aufspiessen will, ist das genrehafte Gegenstück zum Pythotöter. In neuester
Zeit lieferten die Ausgrabungen von Mantineia drei Marmorplatten mit der
Darstellung des Wettkampfes von Marsyas und Apollo vor den Musen, was auf
die Basisreliefs einer praxitelischen Gruppe bezogen wurde, nicht ohne der
Beschreibung des Pausanias Gewalt anzuthun;^) sollte letzterer doch eine
fremde Notiz verballhornt haben, so wäre Praxiteles' Unfähigkeit im Kom-
ponieren erwiesen, denn der Bildhauer hat nur aus dem Typenschatze
seinerzeit geschöpfte Einzelfiguren neben einander gestellt. *®) Im argivischen
Heiligtum der Artemis Orthia sind dagegen vielleicht Beste der praxi-
telischen Tempelstatuen gefunden.**) Andere Werke kennen wir besten-
^) Der TTpoB ist später noch oft be-
nützt: Wiener Vorlegebl. A T. 12.
') BRxnsrSf Deutsche Rundschan 8, 188 ff.
Dagegen Oybbbsck, Ber. d. sächs. Ges. 1893,
40 ff.
^) Eine Beziehung auf Arkadien findet
S. Rbihaoh, Ga. 1887, 282; Ra. 1888 1 1 ff.
*) LöwY 504.
») 'Ea, 1886 T. 10; Phot. Bruckm. 74;
Ant. Denkm. 1, 34; Abguss (auch mit Er-
gänzungen von Zumbusch).
^) Mantua: Labus, museo I T. 1; Kapi-
tel: BoTTABi, Mus. Capitol. 1, 2; entfernter
in der Sammlung Nicaise Ga. 1886 T. 32;
s. auch Hetdekanv, Marmorkopf Riccardi,
Halle 1888.
^) Praxitelisch nach Bbnkdorf (Anzeiger
der Wiener Akad. 1887, 77 ff.) und Fükt-
wlifeLEB, ygl. P. J. Meieb, Jahrb. 5, 209 ff.;
bestritten von Ksbn, Ath. Mitt. 1891, 11 f.,
gegen welchen s. Rohdx, Psyche S. 696.
^) Plin. 34, 70; frauenhaft im Louvre
Nr. 71 aus der Villa Borghese: Rayet; Ab-
guss; ziemlich abweichend im Vatikan: Museo
Piocl. 1 13; Raybt; ganz ähnliche Bronze-
figur in der Villa Albani: Woltebs 1214;
Phot. Bruckm. 234 u. Ratet; anonym er-
wähnt von Martial. 14, 172; auf Gemmen:
WiNCKELMAiTN, cat. de Stosch p. 190, 1170;
Stosch, pierres ant. gr. p. XIX ; Milliv, pier-
res gray^es Nr. V; Ra. 2, 482.
«) FouoEBEs, Bch. 1888, 105 ff. T. 1—3;
Phot des ath. Inst.; Ovbbbeok I^ F. 160 (er
zweifelte anfangs [Ber. d. sächs. Ges. 1888,
284 ff.], gab aber später seinen Widerspruch
auf [Plastik I^ 61 ff.]); restituiert von Wald-
STEiir, Am. J. 7, 1 ff. T. 1.
'^) Ein ähnliches Musenrelief befindet
sich in Siena: Petbbsen, Rom. Mitt. 1893,
62 ff T. 2,3.
' ') lo. EoPHiNlOTis, UrtoQla xov "A^ovg
1,40.
646
Elaasisohe Kuuitaroliaologio. IL Gesohiohie der alten Kunst.
falls durch Münzbilder; auch unechte gab es einst und gibt es noch.^) Wie
unsere Quellen beschaffen sind, lässt sich am sichersten über die typischen
Motive des Praxiteles sprechen. Von dem ruhigen Stande geht er weiter
zum Ausruhen, indem seine männlichen Figuren sich auf einen Stamm
oder Pfeiler lehnen, die Beine kreuzen und die eine Hüfte ausbiegen, was
ihnen ein weibliches Aussehen gibt.*) Manchmal tändeln sie. Dennoch
darf man stets von ihnen glauben, dass sie nur momentan nach-
lässig erscheinen. Praxiteles hat hier nur malerische Versuche in die
Plastik übertragen.') Seine Frauenfiguren bekleidete er mit einem hoch-
gegürteten Gewände, das einen grossen, die Hüfte verhüllenden Überschlag
hatte ;^) sie stehen seltsamerweise fester als die Männer, Artemis schreitet
energisch vorwärts. Wie dagegen die einzelnen Formen aufgefasst waren,
liegt nicht so klar; nur scheinen Apollo und Dionysos bereits etwas weib-
liches angenommen zu haben. An seinem Hermes fällt der kleine Mund
umsomehr auf, als das Kinn zurückspringt; Schattenwirkung ist am Auge
durch Vorragen des Stirnknochens hervorgerufen. Die Anmut des Ge-
sichtes liegt zum guten Teil in der graziösen Haltung des Kopfes; Praxi-
teles gibt jenem gerne einen sinnlichen Ausdruck, der sogar zu Verirrungen
Anlass gab.^) Vergleicht man seine Arbeitsweise mit der früherer Meister,
so föllt nicht bloss die Bevorzugung des Marmors auf, sondern auch die
Bemerkung, dass er seinen Leibmaler hatte, der ihm seine Statuen mit
Wachsfarben kolorierte;^) so viel gab Praxiteles trotz seiner technischen
Virtuosität auf die Farbenwirkung. Andererseits verstand er sich zu Belief-
ai'beit (S. 645) und fertigte grosse Gruppen für Giebel und sonst ;^) ebenso
gingen Grabfiguren (z. B. ein Krieger neben Pferd) aus seinem Atelier
hervor.^)
Von Polykleitos dem Sikyonier mussten wir einen jüngeren Poly-
kleitos, Mothon's Sohn,^) sondern, welcher nach unserer Ansicht haupt-
sächlich folgende Werke fertigte. Für den argivischen Heratempel (S. 640)
schuf er das Goldelfenbeinbild, ^®) welches ihm das Bürgerrecht von Argos
0 OvBRBBCK, Schriftq. 1195. 1282 ff.;
LöWT 488. 502; Nuova Antologia a. XXVI
Bd. 116, 669 ff. (Baumstamm in Verona).
^) Satyr; Apollon Sauroktonos; Dionysos
in Elia: Num. comm. p. 72 f. m. Abb. (angeb-
lich in der Bronze Sambon: Moseo ital. 3,
751 ff. T. 7).
') Anlehnen an einen Baum: Robsbt,
Nekyia S. 56.
^) Leto und Chlona, in Argos: Num.
comm. p. 37, 16 T. E 36—8; Leto und ihre
Kinder, in Mantineia: Num. comm. p. 93, 2
T. S 16. 17; die gleichen in Megara: das.
p. 6, 8 T. A X; Tyche, in Megara: das. p. 7,
11 T. A XIV; Artemis, in Antikyra: das.
T. Y 17. Von der Hera in Plataiai (Num.
comm. p. 110, 1; Brii Mus., cat. T. 9, 3. 4;
Num. Ztg. m T. 9, 12) und der koischen
Aphrodite (Mus. Hunter. 112, 1) geben die
M&nzen nur den Kopf. Stüdniozka (Ver-
mutungen 8. 25 u. Hermes 22, 496) erkennt
die brauronische Artemis in der sog. Diana
von Gabii. Die Agathe Tyohe, von Athen
auf das Kapitel versetzt (Plin. 36, 23; Ael.
V. h. 9, 39), scheint unbekannt.
^) Diod. XXVI a. A.; Nymphen yeXdSffm
Anth. Plan. 4, 262, 1 ; Aphrodite : Lncian.
imag. 6 u. amor. 13; Anth. Planud. 4, 159, 2;
Eros: Anthol. Plan. 4, 204; Dirne: Plin. 34,
70; dazu die Schilderungen des Kallistratoa.
Anekdoten: Plin. 36, 23. 39; Ael. v. L 9, 39;
Lucian. amor. 15 f. u. ö.
«) Plin. 35, 122. 133.
'} Thespiades in Thespiae, später in
Rom: Gic. in Verr. 4, 4; Plin. 36, 39. 34, 69,
vgl. BxivNDOBF, de anäiol. Gr. evigr. p. 67
(fflnf Bakchantinen); nach Max Matbb, Atfa.
Mitt. 17, 261 ff. Musen; Giebelfiguren am
Heraklesheiligtum in Theben: Paus. 9, 11,4.
*) Paus. 1, 2, 3.
») Paus. 2, 22, 7.
>o) Beschrieben Paus. 2, 17, 4; Ovbbbbok,
Schriftq. 932 ff.
Kap. VnL Die sw«iie lioliMiistiMlie Periode: Freiheit der Knnet. (§ 337.) 647
eingetragen zu haben scheint.^) Für Megalopolis machte er einen Zeus
Philios. Dies sind die erkennbaren Grenzen seiner Thätigkeit; denn ein
Denkmal, das seine Signatur mit der des Lysippos verbindet, muss einen
Böotier Polykleitos meinen oder spätere, nach dem Wiederaufbau Thebens
gemachte Kopie sein.*) Leider wissen wir über den Bildhauer nichts als
was Schriftquellen und Münzen über die argivische Hera und den Zeus
Philios lehren und dies ist herzlich wenig. ^) Jene erkannte Winckelmann
in der Hera Ludovisi, Brunn *) in der „Hera* Famese, von der es zweifel-
haft sein dürfte, ob dieselbe überhaupt eine Hera darstellt. Der jüngere
Polykleitos machte sich im Grunde bekannter als Leiter von Bauten,
worüber bereits oben eine Bemerkung gemacht wurde ; die Badekommission
des Kurortes Epidauros zog ihn zur Erbauung eines steinernen Theaters
und einer Tholos heran.^) Sein Bruder Naukydes machte zum Herabüde
eine Hebe.*) Er steht sonst ganz auf dem Boden des älteren Polykleitos,
dass nur Athleten und Heroen darzustellen seien. Von Polykleitos wahr-
scheinlich stammt Naukydes der jüngere, Bürger von Argos/) der wieder
den Sikyonier Alypos und einen Argiver Polykleitos zum Schüler hat;*)
dies Wlt schon in die alexandrimsche Zeit. In Sikyon waren Verwandte
zurückgeblieben, welche eine Nebenlinie bildeten: Patrokles mit seinen
Söhnen Daidalos und Naukydes;*) vielleicht gehört zu diesem Zweige noch
Alypos, angeblich eines Argivers Polykleitos Lehrer. Es sind Athleten-
bildner; man hat vermutet, dass einer der stehenden Diskoswerfer auf
Naukydes' Diskobol zurückgehe. Jenem letzten Polykleitos dürften die
knöchebpielenden Knaben, welche Plinius in der Vorhalle des Kaisers
Titus bewunderte, gehören; denn es war gewiss der junge Patroklos ge-
bildet, wie er seinen glücklicheren Gegner angreift. Diese den Heros
eponymoB jenes Patrokles darstellende Gruppe dürfte in einer Statue der
Titusthermen wiedergegeben sein.'^) Li Argos selbst kommt nach langer
Pause wieder ein Bildhauer HagelaXdas vor, welcher für Messene ein gi*osses
Zeusbild (den unbekleideten Zeus mit dem Blitze vorwärts schreitend) > 0 ^^^
für Aigion einen unbärtigen Zeus und Herakles schuf ;^^) wir bemerken
eine doppelte Auffassung: Zeus als schrecklichen Blitzgott und dann den-
selben durch jugendliches Aussehen uns näher gebracht. Endlich fehlt
in dieser Reibe die Marmorinsel Paros nicht. Aus einer Steinmetzen-
familie, in welcher, wie es scheint, die Namen Aristandros und Skopas
^) Er heiflst bei Pauaanias 'Joystog.
>) LöwT Nr. 93 (Polykleitoe kann nioht
in6$tc8 geBchrieben haben). Zar Chronologie
siehe besonders L6sohcke, AZ. 1878, 10 ff.;
L6wY a. O.; neuerdings Ghbibt, Sitzungsbei.
d. bayer. Akad. 1894 I 27 ff.; Prbunbb, Bon-
ner Studien S. 217 ff. Die Hera pflegft dem
Alteren Polykleitos zugeteilt zu werden.
») Hera: Num. Comm. p. 34, 6 T. J 12
—15; vgl. OvKBBBOX, Kunstmyth. II S. 43;
Zeus: Num. comm. p. 36, 11 T. K25— 28.
*) A. 1864, 297 ff.; Woltkbs 500 ff.
») S. 108. 324; Theater: Christ a. 0.
S. 1 ff.; Tholos: Ant. Denkm. II T. 2-~5.
•) Paus. 2, 22, 7.
') LöWY Nr. 87.
8) Paus. 6, 1, 3. 6, 2.
») LöWY Nr. 86. 88-9.
^^) Im brittischen Museum Graecorom.
Bculpt. Nr. 186 (Anc. marbl. II 31; Clabag
880, 2254); vgl. Miohablis, AZ. 1867, 102 ff.
(nach ihm alexandrinisch).
*^) Auf messenischen Münzen: Num.comm.
p. 67, 5; Paus. 4, 33, 2; Identitftt bestritten
von OvBBBBCK, Euustmyth. 2, 11 ff. und
HBTDBMAim, Gigantomachie S. 6. Versuche,
die Nachrichten auf öinen HagelaXdas zu be-
ziehen, machten Ovbbbegk, Eunstmythol. 2,
11 ff. und Hbydbkahh, Gigantomachie S. 6.
'-) Abb. iiuf Münzen; Comm. p. 84, 3.
648
ElassiBche Kniuitaroh&ologie, IL Geacbiohie der alten Knnet.
wechselten, >) ging der berühmte Skopas hervor.*) Gleich Polykleifcos
und ziemlich gleichzeitig mit diesem finden wir ihn als Leiter eines Prachtbaus.
Als Ol. 96, 2 (395/4) der Athenatempel von Tegea abbrannte, wurde Skopas
der Leiter des Baues und erhielt so viele Mittel zur Verfügung gestellt,
dass kein grösserer und prächtigerer Tempel im Peloponnes erstand. Diesem
Heiligtum allein verdanken wir Originalwerke des Skopas oder doch Arbeiten
nach Entwürfen desselben ; von den Giebelgruppen, welche die kalydonische
Jagd und die Telephosschlacht am Ea'ikos darstellten, sind einige Reste
ausgegraben worden;^) teilweise war Skopas zum alten Hochrelief zurück-
gekehrt. Andere Nachrichten, welche sich gleichfalls auf Marmorbauten
beziehen, führen in eine wesentlich spätere Zeit. Als nämlich der karische
König Maussollos Ol. 107, 2 (351/50) starb, unternahm seine Gattin Arte-
misia das berühmte Grabmal, welches erst nach ihrem Tode (349) vollendet
wurde. Skopas soll sich mit Bryaxis, Leochares und Timotheos in die
vier Seiten des Denkmals geteilt haben ;^) aus den erhaltenen Besten, über
welche später, die Arbeiten des Skopas herauszufinden, ist noch nicht ge-
lungen. Wie hier Skopas unter anderen Architekten arbeitete, soll er an den
36 kolossalen Reliefsäulen von Ephesos beteiligt gewesen sein, von welchen
anscheinend eine seinen Namen aufwies; auch hier erhebt sich die Frage,
ob von dem Erhaltenen dem Skopas etwas zukommt. Über die Kunst-
richtung des Skopas fehlt aUe Überlieferung; wenn ihn die Neueren
als den pathetischen Künstler Praxiteles dem Freunde der stillen Anmut
gegenüberstellen, so beruht dies ausschliesslich auf dem Ruhm, den seine
Mänade genoss; sie stürmte in bakchischer Verzückung, mit einem toten
Zicklein in den Händen, vorwärts.^) Ln übrigen jedoch machte Skopas,
wie Praxiteles, eine unbekleidete Aphrodite ; auch seine Atalante war nach
dem Münzbilde spärlich bekleidet. Seine auf einem Bock reitende Aphro-
dite Pandemos entspricht gewiss ebenso wenig dem älteren Ideale;^) er
benützte das „polygnotische*" Motiv des bogenförmigen Gewandes. Den
schweren Chiton mit Überschlag trägt auch seine Hekate. '') Skopas' Herakles
scheint bartlos und schlank gewesen zu sein;^) diesen oft vorkommenden
Typus dürfte er eingeführt haben.®) Endlich stimmt Skopas mit Praxi-
teles darin überein, dass er ein grosses Gruppenbild schuf, das, wie die
1) LöwY Nr. 287. 288; Paus. 3, 18, 7.
Einen älteren Skopas nehmen Exsiir, Arch.-
ep. Mitt. 4, 22 ff. und Robert, archftolog.
Märchen S. 46 an; dagegen Bruiin, Sitzungs-
berichte d. bayer. Akad. 1880, 453 ff.
^) Urlicbs, Skopas' Leben und Werke,
Greifsw. 1863; Stark, Philo!. 21, 415 ff.;
R. Weil, Baumeisters Denkm. 3, 1666 ff.; v.
Sybbl, Ztschr. f. bild. K. N. F. 2, 249 ff. und
Rom. Mitt. 6, 241 ff.; Furtwakolbr, Meister-
werke S. 511 ff.
») S. 111 ; Ath. Mitt. 6, 394 ff. T. 14. 15;
Ant. Denkm. 1, 35; Bruckm. Phot. 44; Wol-
ters Nr. 2101—3; Baumeisters Denkm. Fig.
1732 ff. Ausserdem ist eine Mttnze von
Tegea (Nom. comm. p. 108, 1 T. V 20) heran-
zuziehen. Anderes stammt vielleicht vom
Fries (Fouo^res, Bch. 13,477 ff. T. 6; siehe
auch das. 14, 512 ff. T. 12).
*) Plin. 36, 30 ff.; Vitr. 7 praef. 12. (Statt
des wenig bekannten Timotheos nannten
andere Praxiteles).
») Anthol. Pal. 9, 774; Anth. Plan. 4,57.
58. 60; Eallistratos 2. Hsydemaitn (Mitt
S. 75, 180) glaubt auf sie eine zahlreiche Relief -
gruppe zurückführen zu dtlrfen; anders Win-
ter, L. Winckelmannspr. S. 97 ff.
^) In Elis: Paus. 6, 25, 1; Nnm. oomm.
p. 72, 5 T. P 24; R. Weil, Arch. AuMtse
jS. Curtius gew. S. 134.
^) Num. comm.p. 39, 20 T. K41.
«) Num. conim. 30, 7 T. H 11; vgl. Rom.
Mitt. 1, 54 f.
B) Mit Pappelkranz: Graf, R(Sm. Mitt.
4, 189; dazu AA. 1894, 27 m. Abb.; Ovbr-
BECK U* 8. 24 ff. m. Abb.
Kap. ym. Die sweiie hellenistifloho Periode: Freiheit der Kunst. (§ 337.) 649
Thespiaden, nicht notwendig für einen Giebel bestimmt war: „Thetis auf
dem Wege zu Achilleus, begleitet von Poseidon und den Meerwesen'. 9
Daher dürfte es gekonmien sein, dass manche die Niobiden Praxiteles
«oder* Skopas beilegten. Eine nähere Kenntnis jener Gruppe würde lehren
können, ob die pathetische Auffassung der Meereswesen von Skopas in
die Kunst eingeführt ist; dem Inselgriechen wäre sie wohl zuzutrauen,
ihre Quelle hat dieselbe wohl weniger in der Litteratur als im Volks-
märchen. Die Bruchstücke von Tegea und der olympische Hermes be-
weisen aber, dass das männliche Schönheitsideal der beiden wesentlich
verschieden war. Von dem ovalen Gesichte und dem runden Schädel des
Hermes stechen die breiten Backenknochen und spitzen Schädel der Giebel-
figuren scharf ab.
In diesen Bildhauerfamilien wird die Tradition aufrecht erhalten ; sie
repräsentieren, soviel wir beurteilen können, den ruhigen Fortschritt und
den durchschnittlichen Zeitgeist. Aber das Schwanken des geistigen
Lebens tritt in den Neulingen vielleicht deutlicher hervor. Wie es in der
Politik Reaktionäre gab, so erscheint in der Kunstgeschichte Kallimachos
als Nachzügler einer älteren Generation. Dem Kaiamis in seiner zier-
lichen Weise verwandt,*) arbeitete er für das Erechtheion und den pla-
täischen Heratempel, dessen Kultbild Praxiteles fertigte. Ein Komiker
nannte ihn xaTtnrjSnexvog wegen seiner peinlichen Detailarbeit. Baumeister
war er wie seine Zeitgenossen, schreibt man ihm doch die Einführung des
korinthischen Kapitells zu;?) femer machte er eine Frauengruppe (tan-
zende Lakonierinnen) , Hera fasste er als jugendliche Braut. Ein Werk,
das seinen Namen trägt, ein Votivrelief des kapitolinischen Museums mit
einem Satyr und drei Nymphen, wird ihm abgesprochen, weil der Stil
altertümelt; ist die Inschrift wirklich gefälscht?^) Der konservativen Rich-
tung dürfen wir dann auch gewiss die Gold- und Goldelfenbeinkunst zu-
rechnen, deren hervorragendstes Produkt nächst der argivischen Hera der
epidaurische Asklepios des Thrasymachos ist.^) Zur myronischen Rich-
tung gehört ausser Lykios der Tierbildner Strongylion in der letzten
Zeit des peloponnesischen Krieges.^)
Der eigentliche Reformator der Kunst ist dagegen der Sikyonier
>) Plin. 86, 26; nach Urlichs und Bbünn
in einer Friesplatte der Glyptothek Nr. 150,
welche den Hochzeitazng des Poeeidon und
der Amphitrite darstellt (Baumeister T. 62
nach Phot.; Bruckm. Phot. 124), wiederge-
geben. — LüTzow (Ztschr. f. bild. E. 1882
S. 823) führte zwei kleine Terrakottaköpfe in
München (Lützow, Münchner Antiken T. 1.
33) auf Skopas zurück. Neuerdings haben
Graf (Rom. Mitt. 4, 189 ff.) und L. v. Stbel
(Ztsch. f. bild. E. N. F. 2, 249 ff.) eine Reihe
von Eöpfen dem Skopas zugewiesen. Der
Apollo Smintbeus auf Münzen von Alexan-
dreia Troas (Ovbbbbck, 6er. d. sächs. Ges.
1886 S. 13 ff. u. Gesch. d. griech. Plastik n^
S. 17) scheint mir in die Zeit der Perser-
kriege zu gehören. Es fehlt hier der Raum,
um alle Vermutungen auftuführen.
') Dionys. Hai. de Isoer. 8; Greg. Naz.
adv. episcop. 744.
») Vitruv. 4, 1, 10.
*) Löwt500; Abguss Rigbbtti, Campid.
T. I, C; FoooiKi, mus. Capitol. IV T. 43; ver-
teidigt von FuBTWÄNGLBB, Moistorwerke
S. 200 ff.
«) S. 597. Nach einer Inschrift (Beb.
14, 592; Arch.-ep. Mitt. 14, 129) gehört er
in das 4. Jahrhundert. Goldplastik in Athen :
CIA. I 176. 11 2, 720.
^) LöWT 52. Seine eherne Artemis von
Megara kommt auf Münzen von Megara
(Num. comm. p. 4, 1 T. A 1) und Pagai (das.
p. 8, 1) vor.
650
Klasttscho Kuiuitarohäologie. II.
der tlten Kunst.
Lysippos,*) welcher jünger als Praxiteles und Skopas gewesen zu sein
scheint; greift doch sein Leben über die Orenze des nächsten . Zeitalters
hinüber.^) Lysippos begann als einfacher Kunstschmied. Die Historiker,
welche sonst überall einen Schulzusammenhang witterten, hatten von ihm
nur eine gegenteilige Anekdote zu berichten: Als er den Maler Eupompos
gefragt, welchen älteren Meister er sich zum Vorbilde nehmen solle, habe
ihn dieser auf das Strassenpublikimi hingewiesen.') Wenn er auch kein
Naturalist wurde, hat er sich doch seinen eigenen Stil gebildet. Lysipp
ging natürlich von dem berühmtesten Meister seiner Gegend, dem älteren
Polykleitos, aus; statt jedoch ein Aggregat von männlichen Tüchtigkeiten
zusammen zu stellen, beobachtete Lysipp den wirklichen Typus seines
Volkes, daher machte er die Formen schlanker und die Köpfe kleiner.
Hiebei bediente er sich nicht bestimmter Modelle, sondern idealisierte in
seiner Art.^) Wie den Künstler das angelernte Handwerk vor den Vorur-
teilen der zünftigen Bildhauer schützte, so war es ihm in technischer
Hinsicht förderlich; so viele Statuen wie Lysippos hat keiner gefertigt.*)
Freilich beschränkte er sich auf die Erzgiesserei und hatte ohne Zweifel
viele Gesellen. Jene grose Zahl der Statuen lässt zugleich die Beliebtheit
des Künstlers erkennen, welche er freilich zimi guten Teil der Gunst Ale-
xanders dankte. Die bekannten Anekdoten über das Verhältnis von Herr-
scher und Künstler gehen wohl davon aus, dass der König selbst seine
Bilder, deren er eine sehr grosse Anzahl weihte, Lysippos allein auftrug;^)
dieser hat denn auch den Idealtypus Alexanders für die Folge geschaffen,
einen heroischen Jüngling mit aufgebäumtem Stirnhaar, seitwärts geneigtem
Kopfe und etwas empor gerichteten, verschwimmenden Augen. ^) Lysippos
hat den König in verschiedenen Altersstufen und Handlungen aufgefasst,^)
heroisch und doch republikanisch, was ihn von Apelles vorteilhaft untere
scheidet. Ob unter den erhaltenen Alexanderbildern sich eigentliche Nachbil-
dungen der lysippischen befinden, erforderte eine eingehendere Prüfung;
jedenfalls wurden im Altertum — ich denke, unter den Diadochen —
Kopien angefertigt.^) Über Lysipps Götterbilder ist ausser der tech-
nischen Merkwürdigkeit des Zeuskolosses von Tarent^^) nur hervorzuheben,
dass er den Götterkönig ganz unbekleidet darstellte und einmal, wie Hage-
laidas, blitzend schreiten, oder aber lässig, „praxitelisch'', stehen liess.^^)
Der allegorischen Richtung der Malerei folgte der symbolisch ausgestaltete
Kairos.^') Herakles wurde von Lysipp im Sinne der Decadence pessi-
*) E. LöwT, Lysipp u. seine SteUung in
d. griech. Plastik, Holtzendorf sehe Samml.
1891, m. 15 Abb.
^) Frühestes Datom nach Ol. 103: Löwr
94; vgl. Aih. Mitt. 10, 144 £f.
«) Plin. 34, 61.
*) Plin. 34, 65 ; Aber seinen Aussprach
KsKULJ, Berl. aroh. Ges. 1892 November;
vgl. SoHNBiDEB, Festschrift für Overbeck
S. 85 ff.
") Plin. 34, 37.
«) OvERBBCK, Schriftq. 1479 ff. Die
schlechtere Überlieferang spricht von einem
Edikte Alexanders.
») Plut. de Alex. virt. II 2. Alex. M. 4.
8) Plin. 34, 63; vgl. Plut Is. 24.
*) Inschrift aus Lychnidon : Bch. 1,294,
88 = Plut de Alex, fort 2, 2.
") Plin. 34, 40.
^*) Münzen von Megara (Num. comm.
p. 5. 4 T. A 4) und Sikyon (das. p. 29, 6
T. H X).
*') Massgebend sind nur das Epigramm
des Poseidippos (Anth. Pal. app. 66) und eine
Phaedrusfabel (5, 8). Später wurde das Motiv
öfter umgebildet. Die Statue kam in das
Kap. Vm. Die sweite
Periode: Freiheit der Kunst. (§ 337.) 651
mistisch aufgefasst: Er sass müde und niedergeschlagen auf einem Korbe,
welcher die Räumung des Augeiasstalles andeutete. ^) Neben Skopas' Mä-
nade stellt sich die «trunkene*, d. h. den Kopf zurückwerfende Flöten-
spielerin, ohne Zweifel ein dionysisches Weihgeschenk.*) Unter den Por-
trätstatuen gefiel am meisten der Apoxyomenos, von welchem wir noch
eine Nachbildung besitzen.') Handlung und Stimmung dürften nicht immer
harmonieren ; der Mistkorb nimmt sich an einer Kolossalfigur etwas sonder-
bar aus und zum Abschaben des Palästrastaubes stimmt die melancholische
Träumerei des Jünglings nicht ganz. Die Römer der Kaiserzeit legten
überdies gar manchem Erzbilde, auf dessen Besitz der Einzelne oder die
Stadt stolz war, den berühmten Namen bei; denn in Lysipp gipfelt nach
dem Gewährsmann des Plinius die alte Kunst. Wiederholt wurde im an-
tiken Kunsthandel der Name gefälscht,^) sodass wir gegen Zeugnisse von
Dilettanten der Kaiserzeit Misstrauen hegen müssen; dies trifft z. B. auf
die bronzene Tafelfigur eines Herakles d, Herakles epitrapezios') zu. Es
existieren davon verschiedene Exemplare, deren eines von Diogenes sig-
niert-ist.*)
Die zersplitterten Nachrichten und Denkmäler, welche über die son-
stige Kunstthätigkeit vorhanden sind, folgen hier nach den Orten an ein-
ander gereiht. In Athen fanden wir Praxiteles, Skopas, Kallimachos und
die Ooldplastiker in verschiedenem Sinne thätig. Von den übrigen Bild-
hauern interessiert um den Anfang des peloponnesischen Krieges Pyrrhos,
dann aus der Generation des korinthischen Krieges Demetrios, weil jeder
eine Frauenstatue auf die Akropolis machte und hiebe! wohl den alten
Tjrpus weiter bildete. ^) Strabax und andere fertigten die sich inuner mehr
verbreitenden Votiv- und Ehrenstatuen.') Erst aus der Periode des De-
mosthenes sind hervorragende Namen nachzutragen. Leöchares, der für
den Strategen Timotheos (gest. 355), am MaussoUeion (S. 648) und nach-
mals für König Alexander arbeitete,^) knüpfte, als er den „Raub des Gany-
medes', sein berühmtestes Werk, schuf, an die delischen Akroterien (S. 642)
an ; seinem Zeitalter machte er in den halbweiblichen Formen des Knaben
und der malerischen Anlage eine Konzession. Die Marmorgruppe im Vati-
kan mag auf dieses Werk zurückgehen.^) Mit Leöchares zusanunen ar-
Lauseion (Cedren. comp. bist. p. 322 c). Das
Relief in Turin (Benndobf, AZ. 21, 81 ff.
T. 1, 1) ist wohl modern (Hktdekank, Mitt
S. 35), ebenso das Lnpoli-Montferrand'scbe.
0 OvEBBBCK, Scbnftq. 1468 ff.
«) Plin. 84, 63.
') Plin. 34, 62; Marmorstatae im Vati-
kan: Ratet II 47; Woltebs 1264; zweinn-
yoUendete Marmorstataetten aas Eyrene:
Reinach, cbron. p. 712. Vgl. J. Eöfpebs,
der A. des Lysippos u. d. griecb. Palflstra,
Virchows Samml. v. Vortr. VIII Nr. 191; Dia-
dnmenos vielleicht nachgebildet in einer
Thonstataette aus Smyma: Jhst. 1885 T.61
= PoTTiEB, stataettes S. 193.
*) LöwT 476. 606.
*) Ravaissoh, Qa. 10, 29. 65 ff. T. 8;
Hetdexank, Pariser Antiken S. 23 ff.; Wbiz-
SAOKBB, Jahrb. 4, 105 ff. (vgl. besonders
S. 109 f.) m. T. 3; Statuette des Diogenes:
LöwT Nr. 361 ; Jhst. III T. 25.
') P3rrThos: Löwy 53, vgl. Athen. Mitt.
16, 153 ff.; über Nachbildungen seiner Athena
Hygieia Miohaeus, Ath. Mitt. 1, 286 ff.; De-
metrios: Löwy Nr. 62—4; Plin. 34, 76, vgl.
Michaelis, Ath. Mitt. 1, 50.
^) LöwT 55 (Apollodoros ist der älteste
unter diesen). 65 ff. 84 ; Plinius sagt phüo-
sophas (34, 86. 87).
«) Ps. Plut. Vit. X or. Isoer. 27 ; Plut.
Alex. 40.
»j Plin. 34, 79; Tatian. c. Graec. 56 (roV
äy&Qoyvpoy); vgl. Jahit, archäol. Beiträge
S. 20 ff.; vatikanische Gruppe: Wolters 1246;
Phot. Bruokm. 158; Hblbig, Führer I Nr. 398;
nach malerischer Vorlage Fubtwakglbb,
652
KUtMisohe Knnstarcliäologie. IL Geschioliie der tlten Kunst.
beitet der Olynthier Sthennis, dessen Werkeverzeichnis zu keiner Bemer-
kung Anlass gibt ausser dass er neben opfernden und betenden Frauen
auch weinende fertigte — offenbar in der Art der pleureuses der sidoni-
schen Sarkophage. >) Am MaussoUeionsbau nahm weiters Bryaxis teil,
doch muss er jünger als seine Genossen gewesen sein, da er noch für die
Seleukiden und Ptolemäer arbeitete.') Auf den orientalischen Geschmack
allzuwillig eingehend, kann er an dieser Stelle höchstens wegen seiner
Arbeiten im eigentlichen Griechenland stehen, welche indes unbedeutend
sind. Seinen „Asklepios^. eine Figur in malerischer Stellung, kennt man
aus Münzen von Megara.^) Die neu gefundene mit drei Reitern und Tro-
phäen skulpierte Basis^) enttäuschte allgemein, weshalb sich die Entschul-
digung wiederholte, sie sei ein Jugendwerk. In Halikamass war endlich
Timotheos thätig, von welchem man bisher nichts eigenartiges wusste.^)
Die Bauinschrift des epidaurischen Asklepiostempels belehrte uns aber, dass
die in Trümmern erhaltenen Giebelgruppen (S. 642) und die einen Akro-
terien von ihm modelliert und ausgeführt sind.^) Diese athenischen
Künstler arbeiteten meistens für das Ausland, welches die athenischen
Bauten des fünften Jahrhunderts bewunderte; denn letztere zogen zusammen
mit den Festen viele Fremde an. Athen selbst dagegen war in künstle-
rischer Beziehung eine gut bürgerliche Stadt geworden: Schöne Häuser,
prächtige Grabmonumente, Porträtstatuen und Yotive, das war das gewöhn-
liche Arbeitsfeld der damaligen athenischen Bildhauer und Erzgiesser; die
Bilder siegreicher Athleten hatten sowohl an Mannigfaltigkeit der « Sche-
mata'^ als auch im Gesichtsausdruck, der Drohung oder Siegesfreude an-
zeigte, gewonnen.'') Aus der Erlaubnis, welche dem Hieroniken gegeben
ward, sein Bild der Gottheit zu weihen, entwickelte sich mit der Schwä-
chung des religiösen Gefühles die bronzene Ehrenstatue. ^) Als einmal der
Beschluss, dass der Feldherr Timotheos auf diese Weise geehrt werde, ^)
den Bann gebrochen hatte, mehrten sich die Statuen verstorbener und
lebender Bürger an öffentlichen Plätzen von Jahr zu Jahr. Man nahm
anfangs hiezu die einfachsten Typen des Redners; entweder hielt er seinen
rechten Arm in den Mantel eingewickelt, dass nur die Hand an der Brust
zum Vorschein kam — dies kennzeichnet die Männer der alten Zeit, wie
Selon ^^) oder Sophokles, dessen Statue im Lateran ein vorzügliches Beispiel
Samml. Sabouroff am T. 147 S. 5; Ver-
mutuogen Über andere Statuen beurteilt
Oyebbeck II * S. 93 f. Inschriften: Löwy
Nr. 77 flf.; Plin. 34, 79 ist zu lesen:
Lyciscus mangonem [puemm] snbdolae ac
fucatae yemilitatis [Lycius] et ipse puerum
suffitorem.
') Plin. 34, 90; Löwy Nr. 83.
') Herkunft: dem. AI. protr. 4, 48, in-
direkt bestätigt durch die Inschrift ohne
Ethnikon: JeXuoy 1891, 34 ff.
») Num. comm. p. 5, 6 T. A 6. 7.
*) CoüVB, Bch. 16, 550 ff. T. 3. 7. Nach
Kayt ADIAS gehört eine Nike darauf CEa,
1893, 39 ff. T. 4. 5 Nike, 6. 7 Basis).
*) Plin. 34, 91, 36, 32; Paus. 2, 32, 4;
Asklepios in Troizen, auch Münzen (ganze
Figur: Num. comm. p. 49, 9; Kopf: unediert).
«) FoüCABT, ßch. 14, 589 ff.
^) Xenoph. mem. 3, 10, 6 ff.
») H. K. E. EöHLEB, Gesch. der Ehre
der Bildsäule bei den Griechen, Denkschr.
d. k. Ak. zu München f. 1816 u. 17, Bd. VI
S. 67—128.
*) Der , eherne Feldherr* des Andokides
(myst. 38) steht auf heiligem Grunde.
*^) Aeschin. 1, 25. Man hat deswegen
auch Aischines so gebUdet
Kap. ym. Die sweite heUeniatisohe Periode: Freiheit der Kniist. (§ 337.) 653
abgibt ') oder der Staatsmann hielt den Arm wie sprechend ausge-
streckt.*) Der schon vor den Perserkriegen geschaffene Typus des Stra-
tegen, der in Perikles' Büsten noch etwas steif anmutet, wird freier
und interessanter; 3) als Eubulos es verschmähte, sich zum Strategen
wählen zu lassen, mögen diese militärischen Porträts seltener ge-
worden sein. Ob man bereits die Charakterzüge in den Mienen aus-
zuprägen verstand oder die «Zufälligkeiten der realen Erscheinung'
gering achtete, wissen wir nicht.^) Von jenen halb privaten halb öffent-
lichen Arbeiten ist der prachtvolle unterbau geblieben, auf welchem
Lysikrates den im Jahre 334 gewonnenen Dreifuss aufstellte. Der runde
Bau des «Lysikratesmonuments'' trägt über den korinthischen Säulen
einen Fries, welcher die Bestrafung der tyrrhenischen Seeräuber durch
den dionysischen Thiasos darstellt.^) Für die schöne Ausstattung mancher
Grabbauten zeugt die beim Hadriansbogen gefundene Metope mit drei
klagenden Frauen.^) Zu derselben Zeit wurde dank dem Finanzgenie des
Lykurgos Athen von neuem durch glänzende Staatsbauten ausgestattet;
Theater, Stadion und andere Gebäude erhielten prächtige Ausstattung,
leider hören wir weder über die Künstler (abgesehen von dem Ingenieur
Philon)^) noch über den Anteil der Kunst etwas. In das Theater kamen
natürlich Ehrenstatuen — zunächst die der driBi Tragiker. Die Götter
jedoch mussten in dem Athen des vierten Jahrhunderts bestenfalls mit
irgend einer Zierde der Akropolis^) oder Holzschnitzereien, wovon eine
berühmte Stelle des Symposion eine merkwürdige Probe gibt,^) sich be-
gnügen.
Der Peloponnes überragt Athen nunmehr in der staatlichen Pflege
der Kunst, teils weil er im EjHiege siegreich geblieben teils weil hier am
meisten nachzuholen war. Sparta wird auf Lysanders Betreiben mit Hallen
und anderen Prachtgebäuden ausgestattet;^®) doch sprechen unsere einsei-
tigen Quellen zu wenig davon. Argolis' Bemühungen am Heraion und in
Epidauros lernten wir bei der Familie des Polykleitos kennen. Unter den
erhaltenen Originalen sei der als polykletische Hera veröffentlichte Kopf
einer Göttin genannt, i») An den Tempeln von Epidauros (S. 108) waren
viele Künstler beteiligt, die wenigstens zum Teil einheimische gewesen
^) Wolters 1807; Bknkdobf q. Schöhb,
lateran. MuBeam S. 153; Hblbio, Führer
I Nr. 656. Wir können ancli die philosophi
(S. 651 A. 7) hieher stellen.
') Der cantionans des Eephisodotos wird
durch die etmskische Erzstatoe illustriert.
') Z. B. Kopf in der Sammlung Pastoret:
CovzB, AZ. 1868, 1 ff.; Abg. Vor dem Xerxes-
kriege mit den Landesheroen verbunden
(Paus. 10, 1, 10. 10, 1. 2).
*) Plinius (35, 153) scheint das realistische
Porträt von Lysistratos, einem Bruder Lysipps,
an zu datieren. Bilder des AlkibiadesHoussATE,
G. d. b.-a. 1873 II 473 ff. Der langhaarige
Porträtkopf von ausländischem Marmor (Lbf-
sivs, Marmorstudien S. 93 Nr. 249) könnte
den Architekten flippodamos darstellen.
») Antiq. of Athens I 4, T. 1—26; Anc.
marbles IX T. 22-26 u. 0.; Phot.; über die
richtige Anordnung Db Coü, Am. J. 8, 42 ff.
T. 2 '3.
'•) WoiTBBS, Ath. Mitt. 1893, 1 ff.
») S. 277.
*) S. das Verwaltungsideal bei Dinarch.
c. Dem. 96.
*) P. 215 ab (Götterschrein in Gestalt
sitzender Silene, welche die Flöte spielen).
»°) Plut. Lys. 17; Stoa mit zwei Giebel-
feldern: Paus. 3, 17, 4; Perserhalle Paus. 3,
11, 3 nach Ublichs, Beiträge S. 114.
'*) Waldstbik, excavations T. 4. 5;
OvERBBCK, Ber. d. sächs. Ges. 1893, 31 ff.
T. 1. 2; nach Furtwaitolbr attischen Stils,
vielleicht Hebe (Archäol. Studien S. 89 ff.);
er vergleicht damit einen Kopf von Brauron
(T.3).
654
Elaseiflohe Snnstarohäologie. n. Gesohiöhte der alten Knnsi.
sein dürften; doch sahen wir den Athener Tünotheos an einem hervor-
ragenden Platze [S. 652). Die Bergbanem und Hirten Arkadiens treten
erst jetzt in die hellenische Kultorwelt ein; auf Tegea folgt Megalopolis,
das in jeder Beziehung eine moderne Orossstadt sein sollte. Der Tempel
von Lykosura dagegen ist durch die Ausgrabungen als später erwiesen.
Wie natürlich, wuchsen im Lande selbst nach und nach kunstfertige
Männer heran, sodass man nicht immer Fremde berufen musste.') In
Messenien gab die Gründung Messene's vielfältige Anregung. Von den
kleineren Staaten behauptet Sikyon einen ehrenvollen Platz; nach Lysippos
und dem Stamme Polyklets verdient Eleon Erwähnung, welcher an der
Stätte von Olympia arbeitete.') Aus Eorinth stammt der Maler Euphranor
(S. 633), welcher auch Statuen fertigte.
Das kleine Megara deckte seinen höheren Eunstbedarf aus den Nach-
barländern; eine einheimische Eünstlerfamilie können wir durch drei Gene-
rationen verfolgen.*) Böotien, welches eine so wichtige Rolle in der Po-
litik spielt, thut wohl viel für die Kunst — schon die Reliefdekoration
der Urkunden zeugt für Schönheitssinn — und hat Künstler hervorge-
bracht,^) doch macht das Ganze einen attischen Eindruck. Der moderne
Stil reicht bis Thessalien hinauf, wie die Reliefs zeigen. Unter den Münz-
bildern fällt Arne, die Heroine von Kierion, auf, weil sie auf dem Boden
kauernd Kiiöchel spielt,^) ein Motiv, das an den Apollon Sauroktonos er-
innert und später viele Verwendung fand.^)
Die Inseln sind durch die Familie des Skopas vertreten. Im Hinblick
auf Asien notieren wir die kleine Grabfigur einer knieenden Klagefrau aus
Mykonos.*^) In dem nördlichen Kleinasien scheint der blühende Handels-
platz Herakleia eine Künstlerschule besessen zu haben.®) Grössere Be-
deutung hatte der Südwesten, wo die Grenze der hellenischen Kunst er-
heblich über die der Nation hinausging. Der reiche Artemistempel von
Ephesos beschäftigt nach der Überlieferung Skopas und Praxiteles;*) zu
dem weltberühmten Neubau, welcher durch den Brand von 356 notwendig
wurde und bei Alexanders Thronbesteigung noch nicht abgeschlossen war,
gehören die Reste der mit grossen Relieffiguren umzogenen Riesensäulen
— eine Erneuerung der alten aus der Zeit des Kroisos stanmienden
(S. 542)^0). Kos erhielt von Praxiteles die bekleidete Aphrodite und von
seinen Söhnen ein hervorragendes Weihgeschenk. **) Dort fand sich auch
ein Kopf im Stile des olympischen Hermes.**) Für Knidos arbeiteten Praxi-
0 Nikodamos von Mainalos: Löwr Nr. 98;
er arbeitete nach Pausanias in Olympia.
Über athenische Einflüsse A. 1863, 806 ff.
«) LöwY Nr. 95. 96.
') Theokosmos: S. 597, arbeitet noch
nach 404 (Paus. 10, 9, 7) — Eallikles (Paus.
6, 7, 2. 9) — Apelleas: Löwr 99. 100; Plin.
34,56.
*) LöWT Nr. 101. 102.
^) OvERBECK, Poseidon, Mfinzt. 6, 27. 28
u. A., am deutlichsten Mon. grecs 1876 T. 2;
Tgl. Hbtdbmann, d. Enöohelspielerin im Pa-
lazzo Colonna S. 16; Bch. 10, 211 A. 3.
«) HisYDKKAVH a. 0. 8. 24 ff. Ungefähr
gleichzeitig erscheint das Motiv auf einer
Münze von Tarsos: Ztsch. f. Num. 7, 13.
') M. 1 44 ab, vgl. Ath. Mitt 4, 66.
«) Baten: LöWY 61; Plin. 34, 73; Ma-
kedon: Löwr 60.
«) Strab. 14, 641.
>o) Phot. Bruckm. 52 (skulpierter Pfeiler
173); Wolters 1242-3; S. 648.
i>) Plin. 36, 20; Herondas 4, 21 ff.
") Bch. 6, 467 ff. T. 1.
Kap. ym. Die sweiie hellenlBtiMlie Periode: F^iheit der KuiBt. (§dS7.) 655
teles, Bryaxis und Skopas;^) aus derselben Zeit dürfte die Londoner De-
meterstatue erhalten sein.') Die Neustadt Rhodos, eine der schönsten An-
lagen des Altertums, war ohne Zweifel reich mit Skulpturen ausgestattet.
Die Stadt Prione baute der Athene nach Pytheos' Plan einen Tempel, den
Alexander einweihte;') von dort stammen ein Frauenkopf mit der alt-
modischen Frisur der Maussolleionstatuen^) und Hochreliefs, die den Oigan-
tenkampf abbilden.^) Da sie nicht zum eigentlichen Bau gehören, sondern
im Innern der Cella eine Balustrade bildeten, ist es zweifelhaft, ob sie schon
bei der Erbauung angebracht wurden;*) es wäre allerdings überraschend,
schon so früh schlangenfüssige und geflügelte. Giganten zu finden. Man
sieht, dass in Eleinasien die monumentale Kunst wie im Peloponnes blühte.
Königliche Mäcene geboten in Halikamass, MaussoUos und seine Gemahlin
Artemisia, welche 377 — 349 regierten. Die Hauptstadt Halikamass erhielt
den Tempel des Ares, dessen Kultbild von Leochares oder Timotheos her-
rührte,^) und, als MaussoUos 351^0 gestorben war, das wunderbare Grab-
denkmal.^) Welche Künstler hier arbeiteten, ward bereits erwähnt; die
Spitze krönte ein von Pythis gefertigtes Viergespann.*) Satyros und Phileos
waren die Architekten. >^) Das brittische Museum besitzt eine Reihe von
Beliefplatten verschiedener Hände, ^>) dekorative Löwenfiguren, die sich ent-
sprechenden Kolossalbilder des Königspaares, an denen uns die ungriechische
Haartracht und die nach Art der Frauenstatuen behandelte Kleidung des
Mannes auffallen, und andere Beste von Bundfiguren. ^^) Auch die Königin
Ada unter Alexander gab Bryaxis Beschäftigung.^')
Das karische Beispiel zieht Lykien nach. War das Harpyienmonu-
ment orientalisch in griechischer Form, so findet jetzt die fremde Mythologie
Eingang. Das unbedachte Heroon von Trysa (Gjölbaschi) ist an den Innenseiten
und der Fafade von einem Marmorfries in zwei Streifen umzogen, an dem
teilweise griechische Sagen, wie der Freiermord, teilweise aber einheimische
Szenen, z. B. Feste und die Eroberung einer Stadt (nicht die Hiupersis)
dargestellt sind.^*) Fremde Maler entwarfen in der Feme die Vorlagen, die
0 Plin. 36, 22.
«) Raybt II 49 ; Phoi Bruckm. 65 ; Wol-
TEBS 1275; Kopf im Abg. restauriert von
Alb. Wolf; Bbuhbt, Transaotions öf the r.
Boc. of lit., 2. series XI S. 80 ff. u. Yerh. der
29. (Innsbr.) Phil. Vers. S. 39 ff.
■) Vitr. VII praef. 12; Dittxnbbbqbb,
sylloge 117.
*) MuBBAY, history II T. 27, 2; Woltbbs
1241.
^) Jonian antiq. IV 19; Ratet, Milet
T. 15, 11-18 (Nr. 15 gehört nicht daza);
Phot. Bruckm. 79.
') Bestritten von Kleik, Arch.-ep. Mitt.
9, 180, 24; FübtwIhglbb, AZ. 1881, 308;
Woltbbs, Jahrb. 1, 56 ff.
') Vitr. 2, 8, 11.
') S. 95; Versuch einer Restitution bei
Newton, discoveries T. 19.
») Plin. 36, 31. Vgl. Gabdveb, Jhst.
13, 188 ff. (Die Statuen des Eönigspaares
standen nicht darauf.) Einige Reste befinden
sich in London.
") Vitr. Vn praef. 12.
") S. 648; Woltbbs 1221 ff.; Phot.
Bruckm. 96—100; vgl. Bbünk, Sitzungsber.
d. baver. Akad. 1882, 114 ff.; Tbeu, Ath. Mitt
6, 412 ff.
") Löwen : Phot Bruckm. 72. 73; Woltbbs
1239; Königspaar: Phot. Bruckm. 241— 2; Wol-
tbbs 1237-8 ; Newton, trav. II T. 8-10; Reiter:
Phot Bruckm. 71. Hier sind schon die liege-
falten (Brüche) leicht angedeutet. Mit den
Maussolleumskulpturen ist der Herakleskopf
in Basel (M. 8, 54. 55, vgl. A. 1868, 336 ff.)
verwandt.
") Steph. Byz. 'JXe^dp&geta,
**) Bbknoobf, das Heroon v. Trysa, Wien
1889-90, m. 30 T. (er nimmt Zusammen-
hang mit Polygnot an; gegen seine Deutung
s. Ovbbbeok, Gesch. d. griech. Plastik 11^
S. 205 ff.); Woltebs 993—99; kleinere Proben;
656
KUuMisohe EnnBtaroh&ologie. IL Gesehiehte der alten Kuuit.
dann von Marmorarbeitem an Ort und Stelle eingeteilt wurden; so kam eine
wenig symmetrische Gliederung zu Stande. Einem vorgeschritteneren Stile ge-
hört das grossartige Nereidendenkmal von Xanthos an.^ Es war ein hoher
Bau, welcher oben eine Art Tempel trug; nicht weniger als vier in Relief
gearbeitete Friese von verschiedener Manier und dazu Oiebelreliefs schmück-
ten den Bau; zwischen den Säulen standen Rundfiguren von „Nereiden**
(wahrscheinlich Aurae)^) und die Giebel krönte, wie es scheint, je eine
Entführungsgruppe, während Löwen die Ecken zierten. In den Giebel-
reliefs wird teilweise auf die orientalische Scheu gegen die Nacktheit
keine Rücksicht genommen; die Kleidung wechselt, wie am Parthenonfries. ^)
Gyperns Zusanmienhang mit Griechenland wird seit Eimon's See-
zügen lebhafter empfunden, was auch den Handel fördert.^) Euagoras von
Salamis nützt den Panhellenismus für seinen Ehrgeiz in der bekannten
Weise aus; wie er 368 die griechische Schrift einführt, wird er die hel-
lenische Kunst unterstützt haben. In der That sind die Ausgrabungen für
dieses Zeitalter nicht unergiebig. Vasen des freien Stiles^) werden einge-
führt und die Plastik ist gut vertreten; selbst die lokale Kalksteinplastik
folgt dem griechischen Stile. ^)
Dass Phönizien den E[reis schliesse, hätte man früher nie gedacht.
Die Aufsehen erregenden Marmorsarkophage von Sidon^) zeigen schon durch
den parischen Marmor ihren Ursprung an.*) Der vorigen Periode steht
der „Sarkophag des Satrapen^ nahe, welcher noch Lebensereignisse des
Toten selbst zeigt. An dem „lykischen Sarkophag*, dessen Form mit den
lykischen stimmt und aus der gleichen kleinasiatischen Werkstätte her-
vorgegangen sein dürfte, dienen nur Gemeinplätze der griechischen Kunst,
doch aus der Blütezeit der Bauthätigkeit (S. 639 f.), zur Dekoration. Der
jüngere «Sarkophag der Klagefrauen *" {pleureuses) knüpft nicht bloss an
den alten Gebrauch der Totenklage, sondern in der Anlage wieder an ein
Denkmal Lykiens an; das Nereidenmonument trug, wie wir sahen, einen
Säulenaufbau, zwischen den weibliche Figuren verteilt waren. Eine ähn-
liche Anlage ist hier auf die bescheidene Grösse eines Sarkophages redu-
ziert. Über einem dekorativen Reliefstreifen mit Jagddarstellung sehen
wir die Säulenreihen mit weiblichen Einzelfiguren dazwischen, deren Hal-
tung Trauer anzeigt (nicht Klagefrauen!), in Relief ausgeführt. Den
Giebelgruppen und Akroterien entsprechen an den beiden Langseiten iden-
tische Bilder des Leichenzuges und an den Schmalseiten Paare trauernder
Barbaren. Die Frauentypen stimmen mit denen der Grabreliefs des vierten
Arch.-ep. Mitt. T. 5. 6; Ztsch. f. bild. K. 18,
266. 837 ; vgl. Noaok, Ath. Mitt. 18, 305 ß.
') Jetzt im brittischen Museum: M. X
11-18; Michaelis A. 1874, 216 ff. 1875,
68 ff.; WoLTEBS 985—90; Musbat, history
II T. 18. 19; W. W. Lloyd, Xanthian marbles:
the Nereid monoment, London 1845, m. T.
«) Six, Jbst 13, 131 ff., vgl. Plin. 36, 29.
«) FüKTWANOLKB, AZ. 1882, 347. 359 f.
setzt mit vieler Zustimmung das Denkmal
nocb in das fOnfte Jahrhundert; aus dem
letzten Jahrzehnt nach Six, Jhst. 13, 132;
eher doch wohl nicht 1
«) Vgl. z. B. Andok. de reditn 20.
^) Z. B. aus Ghrysochou: Jhst. XI T. 4.
•) Wie AZ. 22, 173 ff. T. 188.
') § 49.
^) Vgl. FuRTWANOLEB, Archäol. Studien
H. Brunn gew. S. 69 ff. (parisch und mit den
olympischen Skulpturen verwandt); Wihtbr,
AA. 1894, 57 ff. m. Abb. (Bibliographie S. 2
A. 1).
Kap. Vm. Die zweite helleniitiBohe Periode: Freiheit der Kunst. (§ 387.) 657
Jahrhunderts überein. Der Alexandersarkophag liegt schon jenseits der
Grenzen dieser Periode. Jene Sarkophage sind augenscheinlich importiert ; ')
in Phönikien selbst setzte man die Anfertigung der Mumiensarkophage
fort, indem man dieselben dem Zeitgeschmacke entsprechend umbildete.
Der griechische Einfluss war aber so stark, dass er sogar die starren Stilregeln
der Elfenbeinarbeit brach. ^) Die politische Geschichte Sidons kann lehren,
wann der hellenische Einfluss besonders stark gewesen sein muss: Straten
I. (370—62) heisst der Philhellene; 350—46 scheint Euagoras n. von
Cypem die Verwaltung geführt zu haben, auf welchen wieder ein grie-
chisch benannter Fürst, Straten ü. folgte.
Hier wollen wir einen raschen Ausblick auf den übrigen Orient geben.
Im persischen Reiche dürften mit der Zeit ähnliche griechische Arbeiten
gefunden werden. Unsere Quellen geben nur allgemeine Nachrichten über
die Pracht der Einrichtung, woraus wir bloss die Becher von lykischer
Arbeit und die buntgewebten Figuren von Persern und Greifen oder Geier-
paaren erwähnen.^) Der Wagen des Königs war mit getriebenen oder
runden Figuren geziert.^) Die Funde bieten analog Phönizien das Bild
des Schwankens nach verschiedenen Richtungen. Susa's Ausgrabung^)
lehrte die Ausstattung einer persischen Residenz unter Artaxerxes Mnemon
(401 — 358) kennen. Dieselben zierten prächtige Fayenceplatten, welche,
die erwähnten Gewebe nachahmend, gehörnte Greife, schreitende Löwen
mit Palmetten und am häufigsten Leibwächter in bunten Gewändern dar-
stellen;®) für die grässliche Buntheit der Greife tragen die vorbildlichen
Gobelins die Verantwortung. Diese Bilder mögen Babylons damaligen
Webestil veranschaulichen. Sonst sind von der susianischen Kunst nur ein
paar unbedeutende Bronzen und Terrakotten geblieben. '') Im Palaste des Arta-
xerxes Ochus (348 — 340) dagegen®) treten Skulpturen in einem ganz neuen
Stile auf, den wir vermutungsweise als osteranisch bezeichnen, weil er
unter den Sassaniden wiederkehrt. Die Kämpfe von Löwen und einhör-
nigen Stieren, die Rosetten und Palmetten, die Menschen selbst ähneln
wohl denen der assyrischen und persischen Denkmale, doch haben wir hier
eine neue Stilmanier vor uns.
Ägypten war lange Jahre unabhängig und mit den Hellenen ver-
bündet. Die Flussräuberkönige versuchten die Traditionen der Pharaonen
wieder aufzunehmen, indem sie Tempel mit den üblichen Darstellungen bauten
und Sphinxe und Löwen errichteten, welche zum Teil nach Rom verschleppt
wurden.») Die Porträtplastik pflegten nur Achoris und Nectanebus n.,*'^)
') Gewiss nicht antiquarisch, wie Winteb
meint; allerdings scheinen die Sarkophage
nicht aUe von vornherein an ihrem Fand-
orte gestanden zu sein.
*) Pbbbot III F. 611 flf.
*) Becher: S. 622; Gevehe: Hipparchos
hei Athen. H, 477 f; Cnrtins 3, 3, 18; mit
Ungeheuern : Aristoph. Ran. 937 ff.
*) Curtius 3, 3, 16.
^) S. 86; dazu A. Billebbbck, Susa,
Lpg. 1893, m. Ahh.
•) LoFTUs, travels p. 396 ff.; Dibülafot,
Bandbaoh der klMi. AltcrtnmsirlaMUMliAfl. Tl.
Tacropole de Suse T. 11 (farbig). 3 (vgl. dens.
S. 275). 5-7; Ra. 1887 I T. 1.2; Am. J. III
T. 13/4; PßBBOT IV F. 530 ff. T. 11. 12. Die
Originale sind im Louvre.
^) Pbbbot V F. 481—2.
•) Stolzb I T. 26-28. 41. 42. 47. 48;
vgl. Abg. Nr. 2 (Gatal. of casts T. 2).
*) Löwen von Nectanebus II. : B. comm.
1890. 307 ff.; Sphinxe des Nepherites I. und
Achoris, im Louvre: Glabao II 246, 405.
>^) WiBDEXAKK, ägypi Gesch. S. 698, 8.
718, 4.
42
658
KlasaiBohe Knnstarohäologie. IL Oeadhiohte der alten Kmuit.
während Nectanebus I. (378 — 60) die Gräberplastik (Sarkophage und
üschebti) erneuerte. Letzterer König setzte die ,|Mettemichstele", wo
die Götter nach nordsyrischer Art auf ihren heUigen Tieren stehen.')
Litteratur: Verzeichnis der Denkmäler bei Wibdocakk, ägyptisclie Geschichte
S. 695 ff.
Das benachbarte Arabien wurde nun in den Kreis der aramäischen
Kultur einbezogen, ohne dass man bisher ansehnliche Denkmäler gefanden
hat. *)
Zum hellenisierenden Gebiete gehört jetzt ganz und gar Sfidruss-
land. Die Grabkammem und Hügel der Krim und der Binnenebene ^) ent-
halten allerdings sehr viel rein griechische Ware, speziell attische Manu-
fakturen; denn Athen unterhielt im vierten Jahrhundert wegen des Ge-
treidehandels freundschaftliche Verbindungen mit den skythischen Königen.
So lebensgetreu haben schwerlich andere gearbeitet als eingewanderte
Griechen und allenfalls deren skythische Schüler. Reich wie jene Gtetreide-
fürsten waren, begünstigten sie weniger die Vasenmalerei, obgleich auch
hier lokale Stücke vorkommen,^) als Arbeiten in den edlen Metallen, vorab
dem Golde des Urals. Nirgends auf griechischem Boden sind so viele und
so schöne Goldarbeiten gefunden worden. Wir unterscheiden rein grie-
chische Arbeiten wie die getriebene Golddecke einer Bogenscheide {Oory-
tös) von Nikopol,*) ein paar gravierte Elfenbeinplättchen und das Gold-
blech mit den zwei Tänzerinen aus dem Grabhügel von Kul-Oba,^) von den
zahlreichen Stücken, welche das Leben der Skythen mit griechischer Ge-
schicklichkeit, doch ohne Verschönerung darstellen. Wir sehen die strup-
pigen Gesellen im Feldlager und im Verkehr mit ihren ülo'ainepferdchen,
wir sehen sie reiten, Brüderschaft trinken, ihre Pfeile prüfen, den Hasen
jagen ;^) die dazu gehörige omamentale Dekoration bekommt durch den an-
geblich einheimischen Greif ebenfalls ein örtliches Gepräge. Dieser lokale
Stil wird besonders an Silbergefässen^) und gestempelten oder getriebenen
Goldblechen ausgeführt,®) seltener in Goldguss, Gold- und Elfenbeingra-
vierung. ^^) Die Münztypen von Pantikapaion^^ scheinen diese Spielart des
^) GoLSHiscHBFF, d. Mettenüchstelei Lpg.
1877.
') Offene Felsenkapelle in Hegra, mit
Insdirift ans dem 5./4. Jabrh. : C. I. Semit.
II 117.
') Hervorzuheben sind der ,Enl-Oba*
(Ani du Bosph. Cimm. T. 13. 20. 25. 26. 34.
44), der Qrabhflgel von Tschertomlisk bei
Nikopol (GouT. Jekaterinoslaw) und der vierte
Eurgan der «sieben BrQder* (CR. 1876,
133 ff. 1877, 9-219 T. 1, 5—9. T. 2. 1878,
131 ff. T. 5, 1).
*) Vgl. Arndt, Studien S. 143 ff.
*) Stephani, CR. 1864 T. IV; Kondakop,
antiquit^s S. 303; Robert, Nekyia S. 38;
Wiener Vorlegebl. B T. 10, 1 (angeblich unter
polygnotischem Einfluss).
^) EoKDAKOP, antiquit^s S. 235. 236.
189.
') Skythische Frauen erscheinen nur aus-
nahmsweise (Ant. du Bosph. Cimm. T. 2, 1).
^) Von Eul-Oba (mit mehreren Bogen-
schützen) und Tschertomlisk (Skythen mit
Pferden): Eondakof S. 296 ff.; CR. 1864
T. 1—3; Stbphaki, die Silbervase von Niko-
pol, Petersb. 1873.
•) Z. B. EoNDAKOF S. 154. 185. 238.
^^) Halskette mit Reitern am Ende, ans
Eul-Oba: das. S. 236; gravierter Ring mit
der Inschrift USfjyd&tjs: CR. 1861, 153 f. T. 6,
11; EoNDAKOF S. 188 F. 178; Elfenbein-
plättchen : EoNDAKOF S. 237.
^') Man beachte z. B. den Fan, abgeb.
Brit. Mus. Thracia 4. 5. 7. 8. Furtwakqlbr
datiert die Funde von Eul-Oba teilweise viel
früher (der Goldfund von Yettersfelde S. 17 f.
21 f.).
Kap. Ym. Die zweite helleniatiBÖhe Periode: Freiheit der Kumt. (§ 337.) 659
Hellenismus örtlich und zeitlich (erste Hälfte des vierten Jahrhunderts) zu
fixieren. Die Skythen selbst versuchten diese skythogriechische Kunst nachzu-
ahmen, zeigten sich aber zu wenig mit der Technik vertraut; denn ihnen darf
man wohl die Ooldplättchen von Tschertomlisk zuschreiben. Man rechnet
auch den Ooldfund von Yettersfelde (S. 26) hieher;^) allein dieser scheint
mir älter, weil strenger stilisiert zu sein und zu den S. 585 f. aufgezählten
Goldsachen zu gehören. Verwandt scheint ein Schmuckstück aus der Pfalz
in Speier.
Litte ratnr: L. Schwabs, d. Griechen u. d. griech. Kunst am Nordgestade des
schwarzen Meeres, Riga 1867; Wibsklbb, Gott Gel Anz. 1876, 1489 ff.
Makedonien bekundet seinen Anschluss an die griechische Kunst
— nach dem griechenfreundlichen Alexandres I. zeigte Archelaos Interesse
für hellenische Bildung, wie dann Alexanders Vater — durch ein schönes
Grabrelief aus Pella.') Die Münzen sprechen dafür, dass erst unter Philipp
der volle Anschluss stattfand. Über die eigene Produktion der Thraker
wissen wir nichts zu bemerken.
Grossgriechenland stand nach den Siegen über Etrusker und
Punier reich und blühend da; nur lässt uns hier die schriftliche Überlieferung
im Stich. Doch als die Punier im Jahre 406 Akragas eroberten, fanden
sie es voll von Gemälden und Statuen.^) Die Westgriechen gliederten
denn auch ihrer Nationalität mehrere Völker als Zugewandte an. Die
Karthager, obgleich politische Feinde der Griechen, wussten dennoch das
Schöne zu schätzen; bei der Eroberung von Akragas z. B. gelangten die
besten Kunstwerke in die Hauptstadt. Gleich der Mutterstadt Sidon be-
einflusste die griechische Manier die Gräberplastik; doch haben wir hier
nur Mumiensarkophage und Terrakottamasken zu erwähnen.^) Die Münzen
konnten selbst einem verwöhnten Sizilier gefallen.^) In Kampanien finden
wir wieder eine lokale Schattierung des Griechischen und zwar in den be-
malten Vasen von Nola. Bei den Römern vollzog die Kunst ihren Über-
gang zum schönen Stil. Auf die früher (S. 627) erwähnten Stelen folgt
am Ende des fünften Jahrhunderts ein Grabstein aus pentelischem Marmor.^)
Mehrere andere Relief steine, wie das „Kapaneus* -Relief in der Villa Al-
bani ^) und die Orpheusreliefs, falls diese nicht späte Imitationen athenischer
Bildhauer sind, *) mögen Grabbauten geschmückt haben. Die Verwendung
von Gruppen als Akroterien ist in Lanuvium gesichert.*) Die Plastik be-
leuchten nur chronistische Quellen, doch interessiert es zu hören, dass im
Jahre 394 die siegreichen Römer aus Falerii unter der Beute Statuen
^) FuBTWAiTGLEB, der Goldfund von
Vettersfelde, Berl. Winckelmannsprogr. 1883.
') In Eonstantmopel : Phot. Brackm.
232 b.
») Diodor. 13, 90, 4.
^) Mmniensiirkophage: ans Solos in Pa-
lermo, Ra. III 2, 337 ff. m. Abb. S. 339 ; Mas-
ken : Pbrbot in F. 642/3.
^) Abb. bei Head, historia nnmomm
p. 738.
•) Bc. 15, 109 ff. T. 6; Hklbio, Führer
Nr. 587.
') ZofiGA, bassir. I 47 n. A.; vgl. Abb.
des arch.-ep. Seminares 8, 141 f.; lykisch
nach WiHTBB, AA. 1894 S. 12 A. 11.
^) In Neapel: Phot. Brackm. 341; Paris:
Phot. Giraudon; Villa Albani: ZoSga, bassir.
I T. 42; Wolters Nr. 1198; Fragment vom
Palatin: Wolters 1199.
*) FuRTwlNOLBR, Meistorworke S. 251
m. Abb.
42
660 ElasBisohA Knnstaroh&ologie. IL OeB^hiohte der alten Knnet.
heimfiüirten 1) und nach dem Abzüge der Gallier eine silberne Gans
weihten.*)
Die Etrusker haben ihre Grossmachtstellung verloren und müssen
sich der Römer mühsam erwehren. Dies ist daher die dürftigste Periode
der etruskischen Kunstgeschichte. Die Plastik ist durch sichere Werke
nicht wohl zu belegen, obgleich die Römer bei der Eroberung von Volsinii
nicht weniger als 2000 Statuen erbeuteten,*) aber wer weiss, welcher Zeit;
vielleicht dürfen wir mehrere Reste hellenistischer Erzstatuen hier ein-
reihen,^) desgleichen den etwas tänzelnd dastehenden Mars von Todi,
welcher bereits im Altertum restauriert worden zu sein scheint;*) an dem
gleichen Orte sind kleinere Kriegerfiguren gefunden worden.®) Die Chrono-
logie der steinernen Deckelfiguren ist noch genauer festzustellen. Wand-
gemälde wüsste ich aus diesen unruhigen Zeiten ebenfalls nicht mit Sicher-
heit anzuführen. Die vielen Kunstfertigkeiten der Etrusker erwarben
aber doch immer noch Aristoteles' Anerkennung.^) Etrurien hat in der That
bisher schon eine überraschende Fülle von Metallarbeiten aller Art in
eleganten, graziösen Formen ergeben. In den dabei verwendeten mensch-
lichen und tierischen Figuren ist die Steifheit völlig überwunden. Orien-
talische Motive hat man, statt sie zu verbannen, in geschickter Weise
umgewandelt. Von den gravierten Spiegelzeichnungen dürften der
Semelespiegel und die Heilung des Telephos^) hier zu nennen sein. Die
Elfenbeinarbeiten blieben, wie in Phönizien, stilistisch zurück.^) Die
griechischen rotfigurigen Vasen, namentlich aber die kampanischen, werden
eingeführt, doch auch geschickt im Lande selbst nachgeahmt; Falerii hat
bisher die erheblichste Zahl derselben geliefert.
Neu-Etrurien jenseits der Apenninen geht, was die Kunstindustrie
anlangt, Hand in Hand mit dem Mutterlande; aus Marzabotto kam die
kleine, aber treffliche Bronzegruppe eines Kriegers und seiner Gattin. ^^)
Die im Jahre 396 beginnende keltische Eroberung entzog jedoch das
fruchtbare Poland der südlichen Kultur. Die Kelten treten nun zum
erstenmale in den Bereich der Weltgeschichte. Die südlichen Völker-
schaften derselben standen hinter den Norditalienem kaum viel zurück, denn
Massalia machte sie seit langem mit den Kulturfortschritten bekannt;
ausserdem zog das Gold der Arvemerberge mit Notwendigkeit auch Luxus
nach sich. Dies bestätigen die aus Golddrähten geflochtenen Halsringe,
mit denen geschmückt die Gallier den Römern damals entgegentraten.
Aber Denkmäler dieser Zeit wüsste ich nicht zu nennen.
Durch die Vorwärtsbewegung der Kelten zwischen Donau und Apen-
ninen wurde der Verkehr zwischen den nördlicheren Ländern und dem
0 Dbtlefsek, Progr. v. Glückstadt 1867
S. 15 f.
*) Senr. Verg, Aen. 8, 655.
») Plin. 34, 34.
*) Riesenann im Museo Gregoriano: Phot.
Parker.
Führer 2, 340 f. Fabbetti, CIL Nr. 85.
•) B. 1866, 71.
Exe. polit. 44.
^) Beide in Berlin ; Semelespiegel : Geb-
BAED, Spiegel I 83; Telephos: das. II 229.
») Z. B. Platten im Loavre: M. VI 46,
*) Im Museo Gregoriano: Mus. Greg. I ! 1-4; Mabtba F. 206.
T. 46; Heliogr. RAYT5T IJ 68; Martha S. 315; »*^) B. 1867, 152 ff.; GozzADnn, ulteriori
vgl. Abeken, Mittelitaliens. 311 A.2; Hblbio, scoperte T. 11, 4; Mabtha S. 511.
Kap. Vm. Die sweite hellenifttisohe Periode: Freiheit der Kaust. (§ 338.) 661
Süden schwer beeinträchtigt. Dem Rheinland verblieb noch die Verbin-
dung mit Massalia, welches manche feine Bronzearbeit sandte, während
das eigentliche Oermanenland in der Kultur zurückging.
338. Nachdem wir nun die Ausbreitung des eleganten Stiles verfolgt^
wollen wir noch einen Blick auf das Kunstgewerbe der Periode werfen.
Die Vasenmalerei hat ihren Höhepunkt bereits überschritten. Das ge-
mischte Alphabet der letzten voreuklidischen Jahrzehnte gebrauchen nur
wenige Vasenmaler, hauptsächlich Aristophanes, Egias und Polygnotos.^)
Äusserlich sind die rotfigurigen Vasen weit verbreitet, zwischen der Krim,
Kyrene^) und Kampanien; allein es geht mit der Technik abwärts. In
Kampanien besonders ist der Thon gelblich, der Firniss bräunlich, man be-
schränkt sich darauf, eine einzige Figur auszusparen. Manche Töpfer finden,
dass es rascher geht, wenn sie die ganze Vase schwarz firnissen und dann
ein paar Figuren mit rötlicher Farbe aufpinseln.^) Die Dekoration sinkt
hie und da zu einem Alphabete,^) einigen Linien, einem Kranze u. dgl.
herab. Die Gefässbildner brauchen neue Gedanken. Den einen finden sie
in der plastischen Form der Vase. Ganz neu war diese Idee freilich nicht.
Von Ägypten hatten die Griechen bereits vor den Perserkriegen die Form
des behelmten Kopfes empfangen;*) mehrere Fabrikanten*) bildeten dann
bärtige oder Frauenköpfe, Phintias eine Lekythos in Muschelform.') Allein
man darf annehmen, dass die anziehende Reihe plastischer Gefasse erst
gegen das Ende des fünften Jahrhunderts beginnt.^) Hier liegt die Quelle
der tanagräischen Figuren. Wann die Vorliebe für Polychromie sich neu
belebte, ist kaum festzustellen; wir verschieben die buntfarbigen Vasen-
malereien besser auf die alexandrinische Epoche. Wie die Blüte der
Vasenmalerei ehemals die republikanische Einfachheit bezeichnet hatte,
so schwand sie mit der Zunahme des privaten Luxus, während nun die
Griechen begannen, dem Oriente auch auf dem Gebiete der Luxuswaren
Konkurrenz zu machen. Der tonangebende Alkibiades kleidet sich per-
sisch ; ^) persische Schuhe u. dgl. konunen schon bei Aristophanes vor. Die
Festgewänder werden wieder bunt.^") Die jungen Ritter halten auf kunst-
reiche Ausstattung ihrer WaflFen und Pferde;*^) ausser dem schon er-
wähnten Bogenbehälter (S. 658) ist unter den Bronzen von Siris das be-
rühmte Paar von getriebenen Wangenschilden erhalten, ein wahres Kunst-
werk.^*) Prächtige Schmucksachen gab es jetzt auch in Privatbesitz; ^^)
man meldet uns die frühesten Namen berühmter Silberziseleure. ^^) Zu an-
^) Aristophanes: Elbin S. 184 ff.; Egias:
ders. S. 186; Polygnotos: ders. S. 199 f.
') Vgl. Elbin, Meistersignaturen S. *31 f.
') Vgl. HBTDBMAinr, Jahrb. 1, 285.
*) Kalinka, Ath. Mitt. 17, 101 ff.
^) S. 261; bronzene LekyÜios des Eoios :
Jhst. 1881, 69 f.
•) Eleih S. 214 ff.
') 'Ea. 1885 T. 9. 10.
B) Vgl. oben S. 261 f.; z. B. Sphinx: Jhst.
VIII T. 72.
>) Athen. 12, 535 e.
»0) Eur. IT. 1149.
'*) Alkibiades hat einen goldelfenbei-
nemen Schild mit einem Eros (Athen. 12,
584 e); das Pferd des Idaios trägt sehr schöne
Phalara (Xen. Hell. 4, 1, 39).
'') S. 118; neae Nachzeichnung der Ama-
zone und des Griechen Am. J. I T. 6; Bbökd-
STBD fand den Stil lysippisch und suchte
einen Zusammenhang mit Pyrrhos. Andere
erkennen den StU des Skopas; Lbnormant
erinnert an Alexander von Epirus.
>») Z. B. Ael. V. h. 12, 1 p. 121, 3 ff.
»*) Athen. 11, 781 e.
662
KlasaiBche Knnstarohäologie. IL Oesohichte der alten Kiumt.
sehnlicher Bedeutung schwang sich die Oemmenkunst auf. Mehrere Meister
zeichneten ihren Namen ein,^) worunter sich ein Skopas findet.^) Die
Tempelinventare sprechen oft von Ringsteinen; selbst das entlegene Kyrene
ist ein günstiger Boden für Oemmenschneider gewesen.^) Endlich gibt es
keine noch so kleine Stadt, die nicht ihre Münzen nach malerischen Ent-
würfen anfertigen liesse.
Es ist nun an der Zeit, die zersplitterten Einzelheiten in einer Dar-
stellung des Zeitgeschmackes zusammenzufassen. Seitdem die Frauen im
öffentlichen Leben eine Bolle spielen — man könnte sagen, seit Aspasia — ,
ist eine Zweiteilung der Anschauungen eingetreten; wir müssen die beiden
Geschlechter strenge sondern. Den halb kriegerischen, halb athletischen
Idealen des fünften Jahrhunderts ist man abhold geworden; unter den
Athleten gefallt der allseitig gewandte Pentathlos.^) Parrhasios und Ly-
sippos bevorzugen schlanke elastische Figuren und Praxiteles die weichen
Formen;^) die praxitelischen Manner ruhen lässig, wie der lysippische
Herakles. Das Haar trägt man kurz geschnitten; wer es lange wachsen
lässt, muss unangenehme urteile gewärtigen. Die Kleidung wird wesent-
lich erleichtert; viele lassen Chiton und Sandalen weg. Das sorgfältige
Strählen des Haares wird selten; man liebt leicht gelocktes, aber nicht
künstlich frisiertes Haar ohne strenge Korrektheit. Die Frauen weichen
anfangs in Haartracht und Kleidung von der Mode des vorigen Zeitalters
nicht viel ab; bald kommen jedoch künstlichere Frisuren auf, welche den
Zweck haben, die Körpergrösse scheinbar zu erhöhen, indem das Haar
über der Stirn oder am Scheitel geknotet wird.^) Den Hetären lernen
kokette Frauen die durchsichtigen Oewänder ab,^) die sogar die Bild-
hauer manchmal im Marmor ausdrückten.^) Der Busen wurde durch hohe
Gürtung oder Kreuzbänder hervorgehoben,^) während der Überschlag die
Hüftenpartie verdeckte. Die gefeierten Hetären gaben, wie wir sahen
(S. 635), den Malern Gelegenheit, sie im Negligee und ohne Kleidung zu
studieren; Phryne spielte vor allem Volke die Anadyomene. So nimmt
der Respekt der Künstler vor den Frauen stark ab. Das Recht, das sie
sich schon früher genommen, in bewegten Scenen einen Teil des Körpers
zu entblössen, dehnen sie jetzt bis zur äussersten Grenze aus.^^') Die
Amazonen stehen ohnehin ausserhalb des griechischen Sittengesetzes. ^^)
Von den höheren Wesen sind es die Personifikationen, welche die Willkür
des Künstlers erfahren. Hygieia am Parthenon, die Dike von Epidaurus ' ')
*) FuBTWANOLEB, Jahrb. 4, 77 f.
«) Jahrb. 8, 185 f.
3) Vgl. Enpolis bei Ael. v. h. 12, 30.
^) Anstot. rhet. 1, 5.
^) Schon Sophokles spottet über die
nXareis und evQvytoroi (ptoreg (Aias 1250 f.).
^) A. 1867, 136; FubtwInglbr, Samml.
Sabonroff, Text zu T. 22 u. Meisterwerke
S. 665; Münze von Leukaa; Brit. Mus. Gorinth.
T. 37, 6.
7) Vgl. Arist. Lys. 48. 150; Eubulos bei
Athen. 13, 568 f.
^) Am Nereidendenkmale von Xanthos;
, Venus Genetrix*.
>) Hohe Gürtung: S. 646; vgl. Pbtbbsen,
Arch.-ep. Mitt. 5, 3 ff.; Kreuzbänder: Selene
am Ostgiebel des Parthenon T. 6, 17
Grabrelief: Woltbbs 1120; am nackten Ober
körper: Heydbmaitn, griech. Vasen 9, 1
M. 2, 59.
^°) Schwach in der 29. Metope des Par
thenon; Lapithin im Fries von Phigalia
Polyxena- und Thetisdarstellungen.
^^) Vgl. die S. 604 erw&hnten Amazonen
Statuen und die Amazonenkämpfe des Maus
soleions.
*') Milchhöfbb, Jahrb. 7, 203 ff. m. Abb.
vgl. Stob. ed. 1, 5 (4), 12, 5 (o&oxolnoy EoVo-
Kap. YIIL Die zweite helleniitiMlie Periode: Freiiieit der Knnet. (§ 338.) 663
und, wenn die Münzen nicht täuschen, auch die echte Eirene Eephisodots
haben die eine Brust entblösst. Vielleicht haben wir in der nackten Frau
des Parthenongiebels ebenfalls eine Personifikation zu sehen. Praxiteles
motivierte selbst bei Aphrodite die Nacktheit noch durch das Bad. Ganz
modern ist wohl nur Zeuxis mit seinem Akt „Helena''. Diese Bilder
passen zu der Wichtigthuerei mit allen Persönlichkeiten der Demimonde,
welche sich in der mittleren Komödie ausspricht. Trotzdem wird gerade
damals das Familienleben der Kunst erschlossen, wenn auch fast nur auf
den Grabsteinen; Gruppen von Mutter, Pflegerin oder Pfleger und einem
Kinde kennt die Plastik seit den Parthenongiebeln.') Die Yasenmaler
bringen Bilder aus dem Kinderleben. Euripides hat hier bahnbrechend
gewirkt, wie er die Aufmerksamkeit auf Ammen und Pädagogen lenkte.^)
In Haltung und Bewegung war die Freiheit errungen worden; nun wurden
Nachlässigkeit und alles Sichgehenlassen erlaubt, vorausgesetzt, dass es
einen eleganten, anmutigen Anblick ergab. Für die Götter galt der gleiche
Grundsatz, wobei die offizielle Kunst sich nicht ausschloss. Die Athena ist
in den Vignetten der attischen Urkunden eine junge Dame, die mit unge-
zwungener Grazie dasteht oder behaglich in einem Lehnstuhle ruht.') So
müssen Inschriften hinzukommen, damit man Götter von einfachen Menschen
unterscheide.'*) Zuweilen nimmt man das alte Kampfschema etwas über-
treibend wieder auf.^) Manchmal verfallt die Eleganz in Manierismus,
z. B. wenn ein Mundschenk die Hand beim Einschenken übermässig hoch
hält^) oder ein Scepter im Stehen weit oben angefasst wird.^) Auf das
„schöne" Sterben wies Euripides bei Polyxenas Tod hin. Lebhafte Be-
wegungen andererseits geben grösseren Kompositionen pathetische Bewegt-
heit. Ausser den Kämpfenden sieht man häufig (z. B. am Parthenon,
Erechtheion und Nereidenmonument) eilende Frauen, in deren Gewänder
der Wind fährt, sie nach hinten reisst und bogenförmig aufbläht; die
Zeichner lösen ausserdem das Haar, das malerisch im Winde flattert.^)
Auch in der Ruhe fallen die Gewänder nicht regelmässig. Steilfalten
kommen noch öfters vor, vielleicht durch kleine Gewichte motiviert.^) Die
Wellenfaltchen werden manchmal im Prinzip beibehalten.^®) Wir müssen
es uns aber versagen, die verschiedenen Mittel, wie man eine geniale Un-
ordnung in das Gewand bringt, durchzugehen.'^) Die Pf erde bäumen sich
fiiay. An ihr sind unter dem Kleide sogar
die Zeichen ihres Geschlechtes heryorge-
hohen. Flasch stellt dazu Glyptothek Nr.
112 (Verh. d. Münchner Phü.-yer8. 8. 246).
') Leukothea mit dem Knaben, West-
giebel Q; Fries des Ereohtheions; Eirene
des Kephisodotos; Hermes des Praxiteles.
«) SxBPHAHi. CR. 1863, 171 ff.
') Z. B. ScHöiTB, griech. Reliefs T. 10,
54; Lb Bas, mon. fig. 34.
*) Z. B. Schöne T. 7, 48. 18, 63. 22, 94;
ygl. HoxoLLB, Bch. 12, 320 f.
^) Zeus yon Ithome; Poseidon auf gleich-
zeitigen Mfinzen yon Haliartos (Brit. Mus.
T. 7, 16).
*) Am Lysikratesmonunent; aQ&fjy Soph.
Ant. 480; nach SrBFHAin, CR. 1873, 157 ff.
auch der praxitelische Satyr 6 inl r^ino^oty,
') SoHöNB, griech. Reliefs T. 11, 57 (um
400).
") Münzen des yierten Jahrhunderts yon
Tarent (Brit. Mus. guido T. 33, 14), Ainos
(Hermes, Brit. M. Thrada 79), Larissa (Brit.
M. T. 5, 12. 14. 6, 1 ff.).
*) Z. B. Parthenonfries, Relief aus Eleu-
sis, Demeterrelief in der Glyptothek: Lürzow,
Münchner Antiken T. 34; Eirene des Kephi-
sodotos?
i<>) SoHöHB, Reliefs 19, 83; Bbücknbb,
Ornament T. 2, 1 ; Bch. IX T. 14.
^') S. z. B. Ubuohs, Skopas S. 208.
664
KlaasiBcbe Kanstarohäologie. IL Geschi^iite der alten Knust.
auf die Hinterfüsse, und die Fische schnellen sich lebendiger. 0 Wie man
gesehen hat, ist die Luft entdeckt; mit der sichtbaren Naturumgebung
machen die Künstler noch inuner wenig umstände, wovon den Schaden
die Komposition des Ganzen trägt. Das Decken und Schneiden der Figuren
ist allerdings schon in unbedenklichem Gebrauche; nichtsdestoweniger
merkt man noch am Parthenonfries den Isokephalismus der sitzenden und
stehenden Figuren und noch am Ende des fünften Jahrhunderts wird ein
auf bergigem Terrain darzustellender Reiterkampf in zwei übereinander
liegende Reihen zerlegt, *) worin der Fries von Trysa übereinstimmt. Ve-
getation wird nur dann plastisch genauer ausgeführt, wenn sie besondere
Bedeutung hat wie der Ölbaum am Parthenon.^)
Über jenen Äusserungen des neuen Zeitgeistes soll nicht vergessen
werden, dass tiefgehende Differenzen in allen Gebieten herrschten. Aischines
und Demosthenes sind in ihrer Art auch künstlerische Gegensätze: Jener
ein freundlicher Mann mit wohlgepflegtem Äusseren, welcher alles „mass-
volle und herkömmliche'' preist (3, 1), dieser der radikale Agitator mit
dem zusammengekniffenen Gesichte; Phokion hinwiederum, das Ideal der
Konservativen, lacht nicht und weint nicht.^) Die Lakonisten übertreiben
die hellenische Einfachheit zu derselben Zeit, wo Alkibiades und Lysander
persischen Prunk lieben. Plato freut sich offenbar über die grossen Fort-
schritte der Kunst, ^) wogegen Aristoteles als Typen der Künstler Pheidias
und Polykleitos — offenbar wegen der GoldeÖenbeinbilder — anführt.^)
Demosthenes bringt gegen Meidias noch eine demokratische Anklage vor,
er habe ein stattlicheres Haus als andere Bürger, und doch wird die
Kunst immer privater. Jede Partei, die am Ruder ist, fasst die öffen1>-
lichen Arbeiten anders auf; man vergleiche nur Eubulos, Demosthenes und
Lykurgos. Ebenso hat wohl die Anmut das Strenge besiegt, aber an des
letzteren Stelle ist die Energie getreten.
Kap. IX. Die dritte hellenistische Periode: König^szeit.
(331—63 V. Chi\)
T. 15. 16.
839. Als Alexander den letzten Dareios gestürzt hatte, trat er als
förmlicher Nachfolger desselben auf. Indem er die Kontinuität der Staats-
ordnung Asiens aufrecht hielt, musste er auch die Kunstthätigkeit im Stile
der orientalischen Herrscher betreiben. Es erneuert sich in den König-
reichen der orientalische Geist und eigentümliche Mischungen griechischen
und orientalischen Geschmackes entstehen. Als Grenze setzen wir das
Jahr 63, welches nur Schattenkönigreiche übrig Hess. Das eigentliche
Griechenland und Unteritalien machten dieser neuen Mode wenige Zuge-
ständnisse, sondern fuhren in der gut bürgerlichen Weise fort, welche das
*) Man betrachte die Entwicklung der
syrakusanischen Medaillen (ELead, bist. numm.
p. 153 f.).
«) Ath. Mitt. 14, 398 ff. T. 12; vgl. das
Votivrelief in Roschers Lex. 1, 2559 f.
*) Vgl. ScHRBiBBBi Bmnnenreliefs S. 90
A. 93.
*) Duris bei Plut. Phoc. 4.
») Hipp. maj. 281 d.
•) Eth. Nicom. 6, 7, 1.
Kap. IX. Die dritte helleniBtische Periode: KOnigszeit. (§ 339.)
665
vierte Jahrhundert vom fünften unterscheidet; viele einzelne ansehnliche
Werke, aber keine monumentale Leistung ausser mit fremden Mitteln!
Daraus folgt, dass die nun zu behandelnde Periode durch die republika-
nische Verwaltung oder unmittelbare königliche Regierung ihre Gliederung
erhält. Da die Eunstthätigkeit in den Städten an die Tradition gebunden
ist, eröffnet billig die städtische Kunst unsere Auseinandersetzungen.
Die Orte des eigentlichen Griechenlands, wo die Kunst die meiste
Beschäftigung fand, waren nicht mehr die gleichen; Athen, das unter
Demetrios von Phaleron noch eine kurze Blüte erlebte, wurde durch den
chremonideischen Krieg ruiniert; für Sparta thaten hin und wieder ehr-
geizige Könige etwas. Indes lag jetzt die Bedeutung der Städte in ihrem
Anteil am Handel. Rhodos tritt hierin an die Spitze; ausserdem sind
Sammelstätten von Kunstwerken die Wallfahrtsorte Dolos und Samothrake,
denen sich Athen als profaner Verehrungsplatz ') an die Seite stellt. Pro-
duktionsstädte dagegen sind von jenen nur Rhodos und Athen, sowie
Sikyon. Kleinasien, d. h. die griechische Westküste mit dem jetzt helle-
nisierten Hinterlande, erreicht durch Lage und Natur des Bodens einen
Wohlstand, der einen grossen Luxus gestattet. Das Gleiche ist in Sicilien
und Unteritalien der Fall, wo bis zu den Siegen der Römer Tarent die
Führerschaft im Genussleben und, versteht sich zugleich, in allen schönen
Künsten hat.
In der Malerei behauptet die sikyonische Schule ihren jungen Ruf
und gewinnt neue Absatzgebiete in den Königreichen.*) Pausias erwarb
sich einen geschätzten Namen nicht so sehr durch Tafelgemälde, geschweige
denn Freskobilder, als durch Genrebildchen, welche in das Getäfel luxu-
riöser Zimmer eingesetzt wurden.^) Diese neue Dekorationsmalerei zog
natürlich die Blumen stark heran und man braucht Pausias' Blumen-
stücke nicht von einem Verhältnis zur Kränzewinderin Glykera herzuleiten.**)
Auch den Freunden des Pikanten kamen er und sein Schüler Nikophanes
willig entgegen.^) Die Wachsmalerei mit ihren glänzenden Farben passte
unter die Wandverkleidung mit poliertem Stein und Glasfluss wie gemacht.
Später ist Nealkes der Hauptvertreter der lokalen Schule, <*) der z. B.
nach Ägypten eine Seeschlacht aus der Perserzeit lieferte. ') Durch Pam-
philos' Lehre (S. 634) können Melanthios und Apelles zur sikyonischen
Schule gerechnet werden. Der erstere behielt die akademische Manier
bei und komponierte nach bestimmter Theorie ; ^) selbst ein Buch über die
Malerei hat er verfasst.") Der Stolz der sikyonischen Schule aber ist der
vielgewanderte Apelles.*^) Zu Ephesos geboren, begann er seine Studien
') Schon zur Zeit des Theophrast (char.3).
') AratoB vermittelt Bilder an den Pto-
lemäerhof (Plut. Arat. 12 a. E.).
») Paus. 2. 27, 3; Plin. 35, 123. 124. 126.
127; Hör. s. 2, 7, 95.
^) Plin. 35, 125.
^) Polemon bei Ath. 13, 567 b; Plui de
and. poet. 3 ( Chairephanea heisst hier der
Schüler) ; vgl. Fronte ad Verum 1 p. 124.
«) OvBBBECK, Sohriftq. 2102 ff.
') Plin. 35, 142.
*) Quintil. 12, 10, 6; Plin. 35, 80; Vitr.
VII praef. 14.
») Diog. Laert. 4, 18.
^°) H. HoussATB, histoire d' Apelles, Paris
1867 ; G. WusTXANN, A.' Leben und Werke,
Lpg. 1870; QuATREM^BB DB QüiNOT, m^m.
sur le döfi d'A. et de Protog^nes, Acad. des
inscr. 1821, m. 2 T.
in der Heimat bei einem gewissen Ephoros und vollendete sie im Atelier
des Pamphilos;') zu diesen Aufenthaltsorten stimmt, dass er fUr Ephesos
und Korinth arbeitete.*) ChronologiBch lässt er eich dadurch fixieren, dass
er zu Alexander in Beziehungen trat, der ihm auaserordentlicfae Qunst
erwies.') Alexanders Stelle übernahm dann der erste Ptolemäer;^) das
Meisterwerk des Apelles besass jedoch der Asklepiostempel von Kos/)
Die Eoer hatten augenscheinlich an dem Fremdenzuflusse von Knidos die
leidige Erfahrung gemacht, dass sie zwischen den zwei Statuen des Pra-
xiteles eine unpraktische Wahl getroffen hatten, wofür sie von Apelles ein
mindestens ebenso wirksames Zugstück erhielten. Sein Bild stellte die
aus dem Meere aufsteigende Aphrodite dar, während sie, noch bis unter der
Brust im Wasser, ihr feuchtes, hoch gehaltenes Haar ausdrückt;^) das
Motiv des Auswindens ist oft wiedergegeben worden, ohne dass eine , Re-
plik" erhalten wäre. Im Asklepiostempel war bereits vorher von seiner
Hand eine Opferdarstellung, welche Herondas, einem Zeitgenossen des
Ptolemaios Philadelphos, im vierten Mimiambos (V. 59 ff.) zu einer be-
wundernden Schilderung Anlass gibt,') während er die Aphrodite noch
nicht erwähnt. Schon Antigonos hatte (zwischen 316 und 308, denke ich)
sein Bild hieher gesandt, welches der höfische Maler im Profil gemalt
hatte, weil dem Fürsten ein Auge fehlte,") Vielleicht ehrten die Koer
den Künstler, welcher ihnen durch sein Talent nUtzte, mit dem Bürger-
rechte; denn eine solche wohlberechnete Ehrung ist in diesem Zeitalter
häufig. ') Ausser der Aphrodite wurde der .Alexander* des epbesischen
Tempels am meisten bewundert, welchem der schmeichlerische Künstler
einen Donnerkeil, der samt den Fingern aus dem Bild berauszuragen
schien, in die Hand gab. '<>) Unter den übrigen Apelleswerken sind die*
jenigen, welche Interesse erwecken könnten (die allegorische Malerei von
der Terläumdung, dos Kückenbild des Herakles und „monocnemoa") nicht
genügend sicher bezeugt.») Die Späteren stellten Apelles ausserordent-
') Suidaa '.intW^r (KaXoaioyto;) ; Plin.
85,76.123. Flut. Arat, 13. T^ow hoieat
er schon bei Herondas 4, 72, dann Strab. 14,
642; Lncian. oalumn. 2. 6.
>) EphesoB: Plin. 35, 92. 98; Ael. v. fa.
2. 3; KariDth: Athen. 13, 588c.
■) Plin. 35, 93. 86; Lncian. calumn. 2 ff.;
vkI. Otebbeck, Schriftq. 1833. Das Porti&t
Fnilippe wird DachtrfigLich gemalt sein,
•) Plin. 35, 69; Bild eines Sduuspielere:
das. g 93.
') Augustus nahm das Bild für den
Tempel Caesare weg, aber schon Nero mnsste
ee durch eine Kopie ersetzen lassen (Strabo
14,657; Plin. 35, 91).
*) Vgl. OvEBBEOK 1849 ff.; bis zur Brust:
Anth. Plan. 4, 180, 5. 182, 7; Ovid. trist. 2,
' 528; vgl. Bbmhdohf, Ath. Mitt. 1, 50 ff. Über
Apelles' Modell weren verschiedene Angaben
verbreitet; Atben. 13, 590 f; Plin, 35, 86.
') HitTLER (Verh. d. Wiener Phü.Tets.
S. 267 A. 2) bestreitet wieder, dass er von
einem Lebenden rede.
') Strab. 14, 657 ; Plin. 85, 90; QuintUian.
2, 13, 12.
') Cous Fun. 35, 79 ; vgl, Causius, Unter-
SDcbungen S. 183.
•°) Flin. 35, 92; PlnL Alex. 4; Ovbssecs,
Schriftq. 1875 ff.
") Verifiumdung: Lucian. caliunn. 4, vgl.
Bl0hmbb, archSol. Studien zu Laoian S. 41 f.,
Aber neuere Restitutionen dieses Bildes R.
FObbtbb, Jahrbuch d. prensa. Eonsts. 1894
S. 27 ff.; Herakles: Plin. 35, 94 (arbitnotor);
bei Petron. 83 ist monocrtmon flberliefert;
wahrHcbeinlich ein Bild, in welchem mit
starker Verktlrznog nur der eine entblOsste
Schenkel erschien (vgl das altspanische Bild
la gamba); moitoehromo» liest OoirsiJ.Ez,
monoghnon (von Antigonos) WusnuKS a. 0.
S. 107; ScHBEiBBB, AZ. 38, 112 f.; vgl. Wi-
LJ.HOWITE, AZ. 33, 169 (Homanfabel); Stdd-
MOUU, Termatnngen Kap. III.; Tiermalerei:
Fronte ep. 1, 7 p. 20 Nibeb.
Kap. DL Die dritte heilenistische Periode: Königezeit. (§ S39.)
667
lieh hoch und sprachen ihm teilweise das Prinzipat in der Malerei zu, ^)
unterliessen darüber jedoch seine Art deutlich zu kennzeichnen. Es scheint,
dass er, wie ein Musikvirtuose, seinen Fingern durch tägliche Übung eine
ausserordentliche Geschicklichkeit erwarb') und dabei trotzdem zwischen
genialer Nachlässigkeit und peinlicher Yerkünstelung die rechte Mitte
fand.^) Man sah seinen Bildern keine absichtliche Komposition und Per-
spektive an^) und doch lehrte er seine Kunst in Büchern.^) Am deut-
lichsten klingen noch einige Bemerkungen über das Kolorit, besonders
die, dass er die Konturen nicht mehr scharf zog, sondern verschwimmen
liess.^) Über die vier Grundfarben ging Apelles noch nicht hinaus, ex-
perimentierte aber sachkundig mit den Farben J) Wo Apelles' Schüler^)
arbeiteten, ist nicht festzustellen. In Athen erlosch die Malerei natürlich
nicht, ^) obwohl in den lateinischen Bearbeitungen athenischer Lustspiele,
welche mehrfach auf Gemälde Bezug nehmen, über den Niedergang der
Malerei geklagt wird.^^') Ein Sohn des Lykurgos, abo ein hochgeborener
Mann, weihte ein Gemälde mit seinem ganzen Stammbaum ;^^) zum Reper-
toire eines Schmeichlers gehört, dass er ein Porträt ähnlich findet. ^^) Die
Kunst wird eben in die Familienkreise eingeschlossen. Es ist aber doch be-
achtenswert, dass ein makedonischer Maler nach Perseus' Sturz gerade
Athen aufsuchte. Um dieselbe Zeit wenden die Römer der athenischen
Malerschule ihr Augenmerk zu; der Philosoph Metrodoros wird dem Aemi-
lius Paulus zugleich als Hauslehrer und als Maler geschickt. ^^) Auch
Sparta war für Maler kein ungünstiger Boden mehr: Kleomenes liess
Bilder aus Megalopolis bringen ^^) und den römischen Beamten schienen
Wandgemälde des Aussägens würdig. ^^) Die rhodische Schule brachte
gleich zu Anfang den Protogenes hervor, welcher auf dem Festlande,
in dem rhodischen Orte Kaunos geboren war.^^) Über seinen leidenschaft-
lichen Fleiss kursierte manche Anekdote; er ist ein unermüdlicher Selbst-
verbesserer gewesen.'*^) Sonst lehren die Lobsprüche der Alten nichts
von Belang. Protogenes arbeitete für seinen Freistaat den Heros lalysos,
dann — gewiss als Demetrios, welcher während der Belagerung jenes
Bild geschont, 304 mit den Rhodiem Frieden geschlossen hatte — por-
trätierte er dessen Vater. Der athenische Staat gab ihm einen echt
bureaukratischen Auftrag („Paralos, Ammonias und die Thesmotheten^).
Den Dramatiker Philiskos malte er dichtend.*^) Nebenbei soll Protogenes
in Erz und Marmor gearbeitet, auch geschriftstellert haben. ^^) Seine Hand-
1) So Plinius (35, 79) und Lucian.
») Plin. 35, 84.
') Kritik eines SchneUarbeiters: Flut,
de edao. puer. 9 ; gegen die Peinlichen : Plin.
35, 79. 80 u. A. (siehe Ovebbbok, Schriftq.
1897 ff.).
*) Plin. 35, 80.
») Plin. 35, 79. 111 u. ind. XXXV.
*) Petron. 63.
') Plin. 35, 42. 97.
«) Plin. 35, 111. 138.
>) OvBBBEGK, Schriffcq. 2145 ff.
>o) Plaut. PoenuL 5, 4, 116.
*0 V. dec. or. VII a. E.
»*) Theophr. char. 2 a. E.
>») Plin. 35, 135.
>*) Plut. Oleom. 25.
") Vitr. 2, 8, 9; Plin. 35, 173.
»•) Paus. 1, 3, 5; PHn. 35, 101; Plut.
Demel^. 22 (nicht ans Xanthos: Suidas u.
nobnovivfig),
") Plin. 35, 101-2. 105. 118; Quintü.
12, 10, 6; Plut. a. 0.
<») Vgl. SoHBJUBBB, Relief bilder T. 84.
*») Plin. 35, 106; 34, 91 ; Suidas JT^wto-
yivfjg, ,Die Mutter des Aristoteles*' ist
vohl falsch benannt.
668
Klassische Knnstarchäologie. n. Oesohiohte der alten Kunst.
Zeichnungen waren geschätzt.^) Die Kunsthistoriker übergingen sonst die
rhodische Schule mit Stillschweigen; nur ein Anakreontiker richtet das
bekannte Gedicht über das enkaustische Bild seiner Geliebten (XV.) an
lyden besten Maler, den Fürsten rhodischer Kunst", sonst lehrt das Lied-
chen nur das weibliche Schönheitsideal dieser Schule: schwarze Haare
mit purpurschimmemden Stirnlöckchen, verbundene Augenbrauen, ein
scharfer und doch verschwimmender Blick und graziöser Hals. Die klein-
asiatische Schule''^) hat den Samier Theon aufzuweisen, einen eigentüm-
lich phantasievollen Mann. Er malte gerne grässliche Scenen, z. B. Orestes'
Muttermord und Wahnsinn, Kassandra, Thamyris. Die Anekdote, dass er
das Angriffssignal blasen liess, als er sein Bild eines vorstürmenden Kriegers
enthüllte, zeigt theatralisches Gebahr en an.^) Was die gesamte Schule
anlangt, hörte ein Athener mit Groll, dass die kleinasiatischen Künstler
mehr gälten als seine Landsleute.^) Bei Unteritalien versagen wieder
die Schriftquellen; 5) monumentale Bilder wie die Porträte von Hieron H.
und Philistis, deren Köpfe durch Relief hervorgehoben waren,^) sind selten,
nur die Vasenmalerei, welche im eigentlichen Griechenland ganz herunter-
gegangen war,^) gibt einigen Begriff von der Kunst, besonders da die
Yasenmaler augenscheinlich ihre Anregungen von der höheren Kunst em-
pfingen. Wenn auch die Fundgebiete Apulien, Lukanien und Kampanien
kleine Unterschiede aufweisen, bleibt der Grundzug der gleiche.*) Das
Prinzip, die Figuren nicht in Friesreihen zu ordnen, sondern über die
Fläche zu zerstreuen, also die Manier der „polygnotischen* Vasen ist
ziemlich durchgedrungen. Manche apulische Vasen haben eine sorgföltig
abgewogene Komposition.^) Doch blickt mehrmals die Einteilung in zwei
übereinander geordnete Streifen durch. Um solche grössere Bilder zu
füllen, muss man erstens dem landschaftlichen Hintergrund etwas Beach-
tung schenken — mindestens wird die Unebenheit des Bodens abgebildet — ; ^®)
zweitens sind Nebenpersonen heranzuziehen. Diese „ Zuschauer '^j teils
Götter, teils Ortsnymphen und andere Beseelungen des Lokals teils
auch einfache, anonyme Menschen, geben den mythologischen Bildern einen
genrehaften Anstrich. Häufig sitzen sie, mit dem Körper gegen aussen
gekehrt, oder man sieht sie nur oben im Hintergrunde den Hügel herauf-
kommend, so dass die untere Hälfte noch verborgen ist.^*) Viele Figuren
sehen den Beschauer an. Gemütsbewegungen, wie Mania und Lyssa,
werden personifiziert, worin schon die Malerei der vorigen Periode voran-
gegangen ist; 12) die Bühnenaufführungen tragen ebenfalls zur Populari-
») Petron. 84.
2) OvBKBEOK, Schriftq. 2110 flF.
«) Quintil. 12, 10, 6; Aelian. v. h. 2, 44.
Sein Name war in einer Quelle des Plinias
zu Theorus entstellt (35, 138).
*) Theophr. char. 23.
^) Schlechtes Votiyporträt: Leonidas Anth.
11, 213.
^) Coli, of anc. marbles in the Br. M.
10, 32 j Helbio, Rhein. Mus. N. F. 27, 154.
^) DuMONT ET Chaplain, cöram. T. 14
-18; Berlin Nr. 2932-8.
^) Über die Sammlungen unteritalischer
Vasen S. 188.
») ß. nap. n. s. VII T. 9; Raoul-Ro-
CHBTTB, mon. in. I T. 66; M. V T. 11; Gbb-
HABO, ges. akad. Abh. T. 12.
»0) Z. B. B. nap. II T. 3 = El. c^r.
III 30.
^') Letzteres besonders in Kampanien
und Lukanien; vergl. Robbbt, AZ. 41, 50
A. 41.
*^) EöBTE, über Personifikationen psy-
chologischer Affekte in der späteren Vasen-
malerei, Berlin 1874.
Kap. IX. Die dritte heUenistlBohe Periode: KOxkigszeii. (§839.)
669
sierung dieser Abstrakta bei, wie überhaupt die Bühne bis herab zu den
Phlyakes^) einen tiefgehenden Einfluss ausübt. Das Kolorit endlich wird
lebhaft und bunt; mit anderen Worten, man sucht der Natur näher zu
kommen. Diese Eigentümlichkeiten treten an den grossen Amphoren und
E^rateren, die manchmal einen riesigen Umfang erreichen, am deutlichsten
hervor, während viele kleinere Gefässe z. B. nur mit netzbedeckten Frauen-
köpfen und Fischen dekoriert sind.*) Obgleich die bessere Vasenmalerei
sich von der eigentlichen Kunst nach ihren Mitteln wenig mehr scheidet,
nennen die Maler sehr selten ihren Namen. Assteas') hat mehrere Vasen
signiert, von denen drei in Paestum .gefunden wurden; dorthin gehört er
auch wahrscheinlich.*) Seine Gegenstände sind bezeichnend für die Zeit:
»der rasende Herakles", „Phrixos und Helle auf dem Meere*, „der Garten
der Hesperiden", „Kadmos tötet den Drachen ** und eine Lustspielscene;
für das Kolorit ist die Einführung des brennenden Scheiterhaufens und
der Sonnenscheibe, welche im Phrixosbilde ihre Strahlen über das Meer
hinsendet, von hervorragender Wichtigkeit. Feuer und dazu noch Blitze
und Regenbogen malt Python in der „Rettung Alkmene's vom Feuer-
tode''.^) Die grosse Amphora des Lasimos aus Canosa^) interessiert
durch den halbmessapischen Namen ihres Verfertigers. Die Nationalität
der unteritalischen Maler war überhaupt sehr gemischt; es gibt rein
dorische, attische und jonische (Assteas), aber auch halb dorische halb
attische Inschriften (Python).') Die meisten Vasen dürften in Tarent ent-
standen sein, ^) welches, wie gesagt, damals in Unteritalien die erste Rolle
spielte; dennoch werden die Kolonien an der Westküste nicht zu über-
sehen sein. Wenn z. B. die Darstellung der Unterwelt und ihrer Dä-
monen, zu welchen sogar Nereiden gerechnet werden,®) an den unter-
italischen Vasen einen breiten Raum einnimmt, ^^) möchte man an die
vulkanischen Erdrisse und „Unterwelteingänge** der ky maischen Gegend
denken. Endlich bringt der Verkehr mit dem Osten manche Idee, z. B.
den „Kriegsrat des Dareios", dessen Titel {näqaaC) an einer Säulenbasis
aufgemalt ist.^*)
Die Geschichte der städtischen Plastik weist vielfach ähnliche Züge
auf. Zu Alexander und seinen Nachfolgern hatte wieder die sikyonische
Schule die meisten Beziehungen, was sie Lysippos verdankte. Seine Söhne
Boidas und Euthykrates, letzterer ein strengerer Stilist als der Vater, **)
Eutychides und der Lindier Chares vertreten für uns die lysippische Schule.
Eutychides machte sich durch allegorische Statuen bekannt. Mit dem
^) Hrydemann, Jahrb. 1, 260 ff.; Vase
Gapnti mit Theaterdarstellungen, Winckel-
mannspr. Halle 1884.
*) In Paestam und Ardea: Abekeh,
Mittelitalien S. 32, 4.
^) Klbik, Meistersignaturen S. ' 206 ff.;
Wiener Vorlegebl. B T. 1-3. VIII T. 12.
*) WiNKBFELD, Bonner Stadien S. 166 ff.;
Tarentiner nach RATBr, hist. de la cäram.
p. 304 ff.
») Mon. inöd. T. 10 ; farbig Jhst. XI T. 6
(Bevers T. 7); vgl. Michaelis, Jhst. 1885, 40.
®} In Paris: Millik-Reinach, yases peints
II 37. 38; Wiener Vorlegebl. 1889 T. 11, 3.
^) Ebetsohmse, d. griech. Vaseninschriften
S. 211 ff.
^) LENOBMAirr, GR. de Fac. des inscr.
1879, 291.
«) Sicilische Vase M. 8, 9.
*°) A. WiNKLBR, de inferorum in vasis
Italiae inferioris repraesentationibus, Diss. t.
Breslau 1888: R. de phil. 1889, 101 f., z. B. A.
IX T. 7; M. II 49; B. 1851, 38 ff.
»0 Aus Canosa in Neapel Nr. 3253: AZ.
1857 T. 103; Wiener Vorlegebl. VII 6.
") Plin. 84, 66.
670
Klassische Konstaroh&ologie. IL Oesohiohte der alten Sonst.
vergoldeten Erzbilde der sitzenden „Tyche" von Antiochien, zu deren
Füssen man den Flussgott Orontes schwimmend erblickte,^) und dem
„flüssig scheinenden'' Bude des Flussgottes Eurotas,') scheint er die ver-
breiteten Typen der Stadt-Tyche und des liegenden Flussgottes geschaffen
zu haben ; inwieweit die nonchalanten Figuren der ersteren auf Eutychides
zurückgehen, bleibt freilich zweifelhaft.') Den Ghares machte der 70 EUen
hohe Eoloss von Rhodos berühmt, welchen die Rhodier nach der Auf-
hebung der bekannten Belagerung (Ol. 119, 2) am Hafen errichteten.
Schon 80 Jahre später warf ein furchtbares Erdbeben das Weltwunder zu
Boden; die Trmnmer soll der arabische Eroberer an einen Juden verkauft
haben. Gleichzeitige Münzen von Rhodos stellen den Kopf von vom und
von der Seite dar.*) An dieser Stelle reihen wir die Statuen ein, welche
als lysippisch bezeichnet werden, ohne dass man sie auf den Meister selbst
zurückleiten kann, wie den betenden Knaben in Berlin ^) u. ä. Die schlanken
cylindrischen Proportionen, beim „lason^ auch das Motiv des aufgestützten
Fusses geben zu jener Charakteristik das Recht, wenn auch die Zeit da-
durch nicht näher bestimmt ist, da noch in der Eaiserzeit Nachahmimg
des lysippischen Stiles stattfand. Sikyon hat manchen anderen Künstler
hervorgebracht,®) desgleichen Argos;') doch sind die bildlichen Denkmäler
spärlich.^)
In Athen dauerte nach der kurzen Episode der lykurgischen Ver-
waltung die Bourgoisiekunst fort. Athen fiel mit den meisten griechischen
Gemeinden der Verarmung heim. Zu Ehren der Frau des Demetrios Po-
liorketes wurde ein Tempel errichtet, an dem nichts besonderes zu sehen
war.®) Für religiöse Kunst sodann waren die Hauswirte der Philosophie-
beflissenen zu aufgeklärt. ^^) Die Mode der choregischen Denkmäler dauert
noch ein paar Jahrzehnte fort; doch stehen die Reliefs des Nikiasmonu-
mentes von 319 * *) und des Thrasyllosdenkmals, welches auch eine Statue
enthielt, ^2) auf keiner hohen Stufe. ^ 2) Diesen entsprachen in dem gleichen
M Paus. 6, 2, 6; Malfdas XI p. 276.
«) Anth. Pal. 9, 709; Plin. 34, 78.
^) Positiv 0. MüLLEB, dissertatt. Antioch.
I 14 p. 36 ff. und Bbuhn, Künstler 1, 412;
kritisch Michaelis, AZ. 1866, 255 ff.; Ver-
zeichnis bei Gabdnbb, Jbst. 9, 47 ff. T. 5 a.
Pbboeb, Rom. Mitt. 1893, 188 ff. T. 5;6; Phot.
Brackm. 154; dazn eine kleine Bronze Ra.
1893 II, 231; MOnzbilder mehrerer Städte
Syriens und Mesopotamiens, von Eyzikos (Brit.
Mus. Mysia T. 13, 1) u. s. w. : Analyse der
Stellung bei Mebz, ästhet. Formgesetz S. 155 f.
*) Vergoldetes Erz: Const. Porph. adm.
imp. 21; Länge: Inschrift bei Strab. 14, 652;
Erdbeben: Polyb. 5, 88; sorgfältige Arbeit:
Lucian. Jnp. trag. 11; technisches: Philo Byz.
de sept. mirac. mundi 4; Verkauf: Const.
Porph. a. 0. 20; Abbildung: Head, bist. num.
p. 540. Vgl. LüDEBS, der Eoloss v. Rhodos,
Hamburg 1865; Schxtbabt, Jahrbb. 186*1,
644 f.; V. Rhoden, de miraculis, Bonn 1875.
») Phot Bruckm. 283; Berlin Nr. 2;
über Geschichte und Restitution Conze, Jahrb.
1, 1 ff. 223; eine neue Ergänzung AA. 1890,
165 m. Abb.
*^) Daitondas: Löwt, Inschr. 97.
') LöwY Nr. 261 ff.
^) Statue des Metrodoros von Pytheas
aus dem letzten Jahrhundert: Sohlibhakk,
Ilios S. 707 f.; Löwt 264; Gruppe des As-
klepios und der Hygieia von Xenophilos und
Straton vielleicht auf Mflnzen abgebildet.
Num. Comm. on Pausanias 40, 24.
») Paus. 1, 37, 6.
i<>) Plato (GesetEe 12, 955 e. 956 ab)
wollte die Weihgeschenke sehr eingeschränkt
haben; Epikur verbot sie nicht (Diog. L. 10,
121).
^0 Teilweise am Beul^'schen Thor ver-
baut; Abg.
^*) Ant. of Ath. n 4 (damals noch ganz);
erhaltener Rest Woltebs Nr. 1329 ; Statue des
Dionysos in London Nr. 432: Anc. marbies IX
T. 1 ; Phot Bruckm. 119. Nach der Inschrift
J. 320, thatsächlich aus dem ersten Drittel des
dritten Jahrhunderts (Ath.Mitt 13,383ff.T.8).
• Vtf
Kap. IX. Die dritte helleiiistisohe Periode: EOnigueit. (§ 839.) 671
Zeitabschnitte die letzten grossen Grabdenkmäler Athens, z. B. das des
Theodektes an der eleusinischen Strasse mit Statuen seiner selbst und der
berühmten Dichter.^) Dauernde Beschäftigung fanden die athenischen
Steinmetzen nur durch Grabsteine, deren Beliefbilder die alten Über-
lieferungen (S. 637) erhielten, und durch Porträtbilder; die Eitelkeit, sich
in Marmor oder Erz öffentlich aufstellen zu lassen, hatte ungeheuere Di-
mensionen angenommen. Nicht bloss der Staat, sondern auch einzelne
Behörden (wie der Areopag) und Vereine erweisen diese Ehre. War z. B.
die Amtszeit eines Eosmeten abgelaufen, so schössen die Epheben zu
einer Marmorbüste zusammen.') Fremde Fürsten wie Demetrios Polior-
ketes wurden überschwänglich oft porträtiert ') und, als sein Namensvetter
der Phalereer fiel, gab es angeblich 360 Ehrenstatuen umzustürzen. Die
Philosophenschulen^) konnten sich in den Porträten der Schulhäupter
ebenfalls nicht Genüge thun. Auch die Berühmtheiten der Vergangenheit
wurden reich bedacht, seitdem man auf allen Gebieten das Alte höher
schätzte. Mit dieser massenhaften Produktion verfeinerte sich gleichzeitig
die Auffassung, wenigstens bei den besseren Bildhauern. Vor allem ver-
mannigfaltigten sie die Stellungen, woraus der Redner Polyeuktos seine
treffliche Parodie, wie man den Demades darzustellen habe, schöpfte.^)
Zu den Variationen der Staatsmänner und Feldherrn musste man nun
Schriftsteller- und Gelehrtentypen erfinden; zumeist stehen sie ruhig ein-
gehüllt oder sitzen vorgebeugt, wie in Gelehrtengesellschaft, auf einem
Katheder; nur in besonderen Fällen {digitis computans) regen sie die Hände.
Ganz vortreffliche Schöpfungen sind die Sitzstatuen der Dichter Menander und
Poseidippos, ^) das Gesicht des Demosthenes, dessen zusammengekniffener
Mund und gerunzelte Stirn wohl von der Ehrenstatue des Polyeuktos her-
rühren,^) und der elegante Aischines mit dem Arm unter dem Mantel,
allerdings keine Originalfigur, sondern dem Sophokles nachgebildet, für
welchen aber die Stellung weniger ckarakteristisch ist.^) Eine weitere
Klasse bildeten in jenem Virtuosenzeitalter die Schauspielerstatuen. ^) Die
Athleten erhielten ebenfalls ihre charakteristischen Stellungen. ^<>) In
Porträts und Grabsteinen hatten die athenischen Bildhauer eine tüchtige
Routine, welche sie nach auswärts empfahl. Zunächst arbeiteten sie frei-
lich für das benachbarte Böotien und das mit Athen eng verbundene
Dolos; letzteres wurde für sie bedeutungsvoll, als nach dem Jahre 168
V. Chr. die Insel zum neutralen Verkehrsplatze der griechischen Welt sich
herausgebildet hatte. Hier kamen nämlich die athenischen Bildhauer so-
wohl mit Orientalen als mit den Römern in Verbindung. ^0 Di® Porträt-
') Ps. Plut. X or. p. 837 cd.
') A. DuxoivT, essai aar Täph^bie att.
1, 246 ff. Bch. 1, 229 ff. 360 ff. m. T. 3-5.
») Flut. Demetr. 2.
*) Z. B. die Epikureer: Cic. de fin. 4, 1.
^) Apsines 12; Oeste des Sprechens:
Vitr. 7, 5, 6.
«) Im Vatikan: Phot.; Woltkbs 1622—3;
Hblbig, Führer I Nr. 198—9.
») Wolters 1312—5; Athen Nr. 327;
MicHABLis bei Am. Schäfer, Demosthenes u.
seine Zeit 3, 405.
8) Statue im Lateran (Nr. 237): Woltebs
1307; Hblbig, Führer I Nr. 656; Phot.
") Z. B. von KaYkosthenes (Plin. 34, 87);
über diesen s. LOwy 113 ff.; Milchhöfer,
Arch. Studien S. 50 ff.
>o) Vitr. 7, 5, 6.
<*) Vgl. Th. Homolle, les Romains ä
D41os, Boh. 8, 76 ff.
672
Klassische Eonstarchäologie. II. Geschichte der alten Ennst.
statue des C. Ofellius Ferus machen die Athener Dionysios und Timar-
chides, ^) das von Berytiem gestiftete Bomabild der Athener Melanos,^)
um nicht zu reden von den zahlreichen Athenern, deren Inschriften allein
geblieben sind. 3) Wir reihen deshalb hier den »Inopos* ein.'*)
Von dieser kleinbürgerlichen Weise stechen die Denkmäler, mit
welchen fremde Prahlsucht die berühmte Stadt beschenkt, scharf ab.
Schon Harpalos errichtet seiner Frau am Engpass von Daphne das prach-
tigste aller altgriechischer Orabmäler, wovon nur die Fundamente übrig
geblieben sind.^) Das meiste aber verdankt Athen dem Ehrgeize der
Wissenschaft und Kunst beschirmenden Attaliden. Sie erbauen in Athen
prächtige Säulenhallen, welche mit Skulpturen reich geschmückt gewesen
zu sein scheinen.'^) Das grösste Interesse beanspruchen jedoch die Reste
der vier grossen Skulpturengruppen, welche Attalos I. «zur Erinnerung an
seinen Oalliersieg (nach 241) auf die Burg weihte; dieselben schilderten
mit äusserer tmd innerer Korrespondenz die Besiegung der Giganten und
Amazonen, der Perser und der Gallier.'') Da eine Figur vom Winde in
das Theater hinabgeschleudert werden konnte,^) dürften diese Gruppen
bronzen gewesen sein. Es gibt noch mehrere in Venedig, St. Germain
und Neapel zerstreute marmorne Statuen von je etwa zwei Ellen Länge,
und zwar vier oder fünf Gallier und ein Vertreter der Besiegten aus
den übrigen Gruppen.®) Seit Brunn »®) wird angenommen, dass hier Nach-
bildungen des attalischen Weihgeschenkes vorlägen. Man pflegt diese
Statuen als Arbeiten der pergamenischen Schule anzusehen; der Marmor
soll kleinasiatisch sein, doch ist dies erst noch fachmännisch zu unter-
suchen und jenes a priori unwahrscheinlich. Wir stehen den Statuen ganz
anders gegenüber als die Zeitgenossen. Der moderne Mensch empfindet
ein Mitgefühl für die Toten, besonders aber für den Sterbenden und den
Gallier, der seine Frau erstochen hat und nun sich selbst den Todesstoss
gibt. Die Alten sahen in ihnen nur Barbaren, die aus Unvernunft zum
Kampfe alle Kleider abgelegt hatten, i*) und „alberne Gallier*, welche so
thöricht waren, den Tod für nichts zu achten, weil sie auf ein Fortleben
im Jenseits hofften. Die Galliergruppen waren kein Melodram, sondern ein
Historienbild.
Über einen hohen Durchschnitt scheinen die athenischen Bildhauer
nicht mehr hinausgekommen zu sein. Nur Silanion (seinem Namen nach
unattischer Abstammung) war ein hei'vorragender Erzgiesser, welcher den
>) LöWY 242; Bch. 1881 T. 12 (nicht
vor Mitte des 2. Jahrb. v. Chr.).
8) LöWY 256; Bch. 7, 465 (1. Jahrh.).
*) LöwT 248—57.
*) In Paris: Clabac IV 750, 1820. VI
1086, 1820; Woltebs 1601.
') Paus. 1 , 37, 5 ; Pbellbb-Robrbt, griech.
Mythol. I 379, 4.
^) Stoa des Eomenes: Döbpfbld, Ath.
Mitt. 13, 100 ff.; des Attalos II. (159-138):
RiCH. BoHN, d. Stoa des Königs A. II zu
Athen, Ztsch. f, Bauwesen 1882 (s. Lollino,
Topogr. S. 312, 2).
0 Paus. 1, 25, 2.
») Plut. Anton. 60.
*) Woltbbs 1403 f[.; Rbinaoh, Ra. III
13, 11 ff.; kleine Figuren in Bronze zu London :
Woltebs, Jahrb. 1, 85 ff. m. Abb. ; über die
Verwundungen Malvbebo, Jahrb. 1, 212 ff.
Wir werden bei der Kaiserzeit auf die
Gallierbilder noch zurückkommen.
>o) A. 1870, 292 ff. M. 9, 19-21.
»0 Vgl Liv. 38, 21.
Kap. IX. Di6 dritte lielleiiistisohe Periode: KOnigeseit. (§ 339.)
673
Lysippeem die Wage halten konnte. Für seine Zeit haben wir nur den
Ansatz des Plinius (Ol. 113).^) Unter Silanions Einzelfiguren verdienen
die sterbende lokaste, deren Todesblässe durch Silbererz ausgedrückt war,
und das Porträt des Bildhauers ApoUodoros, «der personifizierten Leiden-
schaft'', Hervorhebung;') er scheint also das Oewaltthätige geliebt zu
haben. Sein Schüler Zeuziades ist nur durch eine kopierte Inschrift be-
kannt.') Um den Anfang des zweiten Jahrhunderts hatten Eiucheir und
sein Sohn Eubulides unter den Bildhauern einen guten Namen. Von
dem letzteren mag ein Originalwerk vorhanden sein.^) Sicher aber ist
die hübsche, nur etwas kleinliche Marmorstatue der Themis von Rham-
nus^) ein Werk des dortigen Bildhauers Chairestratos, welcher ungefähr
in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts gelebt haben mag. Die
anonyme Oruppe von Prokne und Itys ^) veranschaulicht eine sentimentale
Oeschmacksrichtung. Polyeuktos kennt man durch das 280 errichtete
Demosthenesbild.'') Es mag sein, dass Namen und Beschäftigung in der-
selben Familie sich öfter wiederholten. Die alten Steinmetzenfamilien
treten wieder hervor: Auf das praxitelische Geschlecht wurde schon S. 643
hingewiesen. Dem jüngeren Kephisodotos gehören die für Pergamon ge-
arbeitete Ringergruppe, von welcher das florentinische Exemplar^) ab-
hängen mag, das Porträt Myros und die ihm mit seinem Bruder Timarchos
gemeinsamen Werke, ^) worunter Herondas in jenem vierten Mimiambos
(Y. 43) den Asklepios heraushebt. Der Sohn eines Myron arbeitet für
Dolos. *'^) Für andere waren die berühmten Meister natürliche Vorbilder,
z. B. Pheidias nicht nur hinsichtlich der Athene, sondern auch des Zeus.^^)
Allmählich tritt eine anscheinend zahlreiche KünsÜerfamilie des zweiten
Jahrhunderts mit den Namen Polykles, Timokles, Timokieides, Timar-
chides und Dionysios aus dem Dunkel; Plinius hatte sie schon deswegen
erwähnt, weil sie an den Bauten des Caecilius Metellus beteiligt war.>')
^) Michaelis, Hist. u. phil. Aufs. E. Cur-
tius gew. S. 107 ff. rfickt inn bis in die erste
Hälfte des vierten Jahrhunderts hinauf. Dem
Silanion wird vermutungsweise der ,Diome-
des* in München beigelegt (Phoi Bruckm. 128,
vgl. Flabch, Verh. d. Münchner Phil. Vers.
S. 262 ff.; Bbuiih, Sitzungsb. d. baver. Ak. 1892,
651 ff.). S. Delamarbb, R. de phü. XYllI H. 2.
') Plui quaest. conv. 5, 1, 2; Plin. nat.
fa. 34, 81. Der Name ApoUodoros ist so ver-
breitet, dass der Bildhauer mit dem Sokra-
tiker nicht eine Person sein muss. Ob auf
die Statue Piatos, welche ein Perser weihte,
(Diog. Laert. 8, 25) und die Sapphos (Cic. Verr.
4, 125 ff.) die erhaltenen Bilder zurückgehen
(WnrrKB, Jahrb. 5, 193 ff.; Helbio, Jahrb. 1,
74), lassen wir dahingestellt.
») Plin. 34, 51 ; Löwy Nr. 483.
*) Athenakopf : Phot. Bruckm. 48; Wol-
TEBS 1432 oder 1433. Vgl. Lolliko, Topo-
graphie von Athen S. 313, 6; Plin. 34, 88.
91; Paus. 1, 2, 5. 8, 14, 10; Löwy 223—29,
dazu *Ea, 1887, 114. Nach Milchböfbb,
Archäol. Studien S. 37 ff. ist der digitis com-
ptitans (Plin. 34, 88) von dem Grossvater
Eftudbnch der Uah. AltertiimswiMeQaob«ft. VI.
des Künstlers der Athena; er hält jenen für
Chrysippos (Replik in Paris: Visconti, icon.
gr. T. 23 a). Hermes des Eucheir in Phe-
neos: Num. comm. T. T6.
^) Athen Nr. 231.
•) Paus. 1, 24, 3; AZ. 1859 T. 123, 3
(Lb Bas, mon. fig. T. 24); nach Michaelis.
Ath. Mitt. 1, 304 aus dem letzten Viertel
des 5. Jahrhunderts (vgl. auch Rbisch, Eranos
Vindob. S. 20 A. 3); anders Saueb, Aus der
Anomia S. 109, 3.
') OvEBBECK, Schriftq. 1365 ff.
^) WoLTEBS 1426; Phot. Die erotische
Deutung von symplegma ist unnötig.
') OvEBBECK, Schriftq. 1333 ff.; Artemis
von Antikyra, auf Münzen abgeb. (Num.
comm. p. 124, 2).
*•) Hephaistion: Bch. 16, 479 ff.
'*) Zeus des Atheners Eukleides in
Aigeira (Num. comm. p. 90, 2 T. S 6); der-
selbe machte in Bura Demeter und Eilei-
thyia (das. p. 88, 1 T. S 1). Der ,8tein-
hauer" Eukleides in Piatos Testamente (Diog.
L. 3, 42) ist gewiss ein anderer.
'^) Unvollständige Porträtstatue von
43
674
Xlassisohe EniiBtaroUologie. IL GeBoldohie der alten EanBt.
Im benachbarten Böotien arbeiteten Sikyonier und Athener, ') nichts-
destoweniger sind sehr zaUreiche einheimische Künstler nachweisbar, wenn
man auch nichts Näheres von ihnen weiss.*) Nehmen wir zu Attika und
Böotien noch das Gebiet Megara's und Korinth's, so ist damit die Sphäre
der „Tanagrafiguren" bezeichnet. Vor der mühsamen Steinarbeit
schrecken viele zurück, aber Augenblickseinßllle führen sie in dem bild-
samen Thon rasch aus.^) Im einzelnen betrachtet, erwecken diese einen
höheren Begriff von ihren Verfertigern als denselben gebührt. Die Haupt-
masse — jene unbenennbaren graziösen Frauengestalten — geht von den
im vierten Jahrhundert verbreiteten Haupttypen der Plastik aus.^) Sodann
tritt Aphrodite mit Eros bedeutend hervor; Amoretten in jeder Orösse
und Stellung, selbst frei fliegend, kommen vor, wie in der gleichzeitigen
Dichtung.^) Ausser diesen zwei Hauptgruppen sind wirkliche Erfindungen
nicht sehr häufig, am meisten Phantasie bekunden die Karrikaturen, doch
pflegen diese in der Modellierung zurückzustehen. Die Figuren von Schau-
spielern illustrieren die Bedeutung der zeitgenössischen Bühne. ^) Die als
äginetisch bezeichneten Terrakotten haben soviel eigentümliches, dass sie
eine besondere Bildhauerschule von Ägina erraten lassen, falls nicht die
Fälscher hier ihre Hand im Spiel haben.
Im eigentlichen Hellas stand Olympia nicht mehr voran, sondern
eher Epidauros, dessen Ausgrabung uns verschiedene Künstler kennen
gelehrt hat.') Unter den erhaltenen Werken verdient eine Statue des
Nikon Beachtung, weil sie wie die samothrakische Nike, auf einem Schiffs-
vorderteil stand.®) In dem benachbarten Troizen wurde ein Hermes, der
seinen Kopf etwas schmachtend wendet, gefunden.^) Die Quellen fliessen
sehr spärlich über die Kunst des achäischen Bundeslandes, welche in
manchem von der attischen abgewichen sein mag.^^)
In Sicilien und Grossgriechenland dürften ähnliche Verhältnisse wie
in Böotien geherrscht haben. Die Terrakottaplastik blüht; ^') die eigent-
liche Kunst dagegen können wir in Ermangelung schriftlicher Quellen,
da Ciceros vierte Verrine nicht für eine kunstgeschichtliche Schilderung
gelten kann, nicht fassen. Der Terrakottamanier steht eine Marmorstatue
der Aphrodite aus Syrakus nahe. ^2) Die geringere Durchbildung der
Figuren erweckt kein sehr günstiges Vorurteil.
Von den Inseln des ägäischen Meeres zog nur Rhodos fremde
Künstler an. Die reichen Kauf leute scheinen zwar die Kunst gerne nach
der Elle gemessen zu haben, ^ ») doch gibt ihre Insel den Sammelplatz für
Dionysios und Timarchides, aus Delos: Ho-
MOLLB, Bch. 5, 390 flf. T. 12; Löwy 242; ein
Stück in Elateia: Löwt 241a.
») Löwt zu Nr. 153; Paus. 10, 34, 6. 8.
«) OvERBEOK Nr. 1568 ff.; Löwy 148 ff.
») S. 395 f.
*) Vgl. das Museorelief von Mantineia.
*) Lechat, G. d. b.-a. 1893, 1. Juli,
1. Aug.
«) Körte, Jahrb. 1892, 61 ff.
») S. 108; 'JQX- ^' 1892, 72.
*) Cawapias S. 39. 118.
») Bch. 11, 165 ff. T. 17.
^^) Ober eine originelle Statue Philo-
poimens Flut. Philop. 10 a. E., vgl. c. 21.
'0 S. 119; Earrikatur des Taraa, abg.
Ga. 8, 194.
»*) Clabao IV 608, 1344; Woltebs 1469.
*') Ausser dem bekannten Koloss nennt
Folybios (31, 16, 4) einen 30 EUen hohen
Koloss der Roma.
Kap. VL Die dritte heUeniatiBohe Periode: EOnigeseit. (§ 339.)
675
die Künstler des ganzen Gebietes zwischen Kreta und Cypem ab, 0 welche,
jedenfalls durch Privilegien angezogen, sich dort häuslich niederliessen;
ihre Nachkommen besitzen bereits das rhodische Bürgerrecht.^) Wir
kennen nur eine EünsÜerfamilie, deren fremder Ursprung nicht fest steht. ^)
Diese naturalisierten Rhodier waren dann wieder in Alexandrien und Sy-
rien thätig.^) Die zahlreichen KünsÜerinschrif ten ^) dürften jedoch be-
weisen, dass die eigentliche Blüte der rhodischen Skulptur in den Anfang
des ersten Jahrhunderts, also gegen das Ende des Zeitalters fällt und die
Laokoongruppe sogar nicht mehr hieher gehört.
Das eigentliche Kleinasien folgt monarchischen, asiatischen Tendenzen;
wir erwähnen also nur noch einige bedeutende Werke, welche wir nicht
in einen Schulzusammenhang bringen können. Zur rhodischen Oruppe gehört
vielleicht die Venus von Milo, ein aus Melos in den Louvre gekommenes
Bildwerk. •) Da die Arme verloren gingen — die Zugehörigkeit eines
Armes mit Apfel') wird bestritten — , liegt die Deutung im Ungewissen.®)
Die jungfräulich ernste Göttin ist mit beiden Armen beschäftigt, weshalb
sie eine eigentümliche Stellung einnimmt, damit das Erleid, welches sie
nur von den Hüften abwärts bedeckt, nicht hinabgleite, und zwar hat sie
an einem in gleicher Höhe aufragenden Gegenstände zu thun; nach Mass-
gabe einer Münze ^) dürfte die ungeflügelte Nike dargestellt sein, wie sie
ein Tropaion errichtet. Ob die Künstlerinschrift eines . . . andres aus
Antiochien am Mäander, einer um 280 gegründeten kariscfaen Kolonie,
dazu gehört, ist noch bestritten, ^o) Über die Zeit wird sonst kaum etwas
*) Aus Kreta Timocharis von Eleuther-
nai (LöWY 166—173. [176]) und Protos von
Eydonien (das. 198); aus Milet Archedamos
(das. 200 — 1); aus Halikamass Phyles (Löwr
177—80, vgl. SoHUMACHEB, Rhein. Mus. N. F.
41, 223 ff.); aus dem lindischen Soloi Epi-
charmos (Löwt 191—2), Sosipatros und Zenon
(das. 190); aus Salamis Simos (das. 163; auch
Maler, Pün. 35, 143) und Onasiphon (Löwy
165).
') Die erste Stufe war die intdafila
(Löwy 184—7. 191—2); Timocharis Bürger
L. 174, dann sein Sohn Pythokritos (Plin.
34, 91); Epicharmos Sohn des Epicharmos
L. 191—2; nach der Namensform sind natu-
ralisierte Rhodier Demetrios Sohn des De-
metrios (L. 187), Demetrios Sohn des Helio-
doros (L. 193) und Plutarchos Sohn des He-
liodoros (P. 194).
') Mnasitheos Und Teleson: Löwy 181;
Mnasitheos Sohn des Teleson: das. 182—4;
— fQr sich allein Andragoras: das. 204.
*) Z. B. in Alexandrien Theon und De-
metrios Sohn des Demetrios: Löwy 187.
*) Löwy S. 127 ff.; Hollbatjx, R. de phil.
n. s. 17, 171 ff.; besonders aber Hillbb v.
Gartbikgek, Jahrb. 9, 23 ff. Nach älteren
Quellen G. Eitnbb, die Künstlerschule zu
Rhodus, Wohlau 1880.
«) WoLTKBS Nr. 1448—50; Phot.Bruckm.
298. Das scheinbar ungleiche Gesicht (vgl.
den attischen Ephebenkopf im Louvre Nr.
48; HEYDEMAmr, Pariser Antiken S. 26 f.)
ist naturgetreu, ebenso die kleinen Haut-
falten (C. Hasse, Archiv f. Anat. u. Physiol.
anat. Abt. 1887 S. 119 ff.).
') AZ. 1873 T. 16; Gölbb T. 3; Saloman
T Fig. 15/16; Hasse T. 4.
") Saloman, la statue de Milo dite V^-
nus victriz, Stockholm 1878 ; Gölbb v. Ra-
VEKSBUBO, die Venus v. Milo, Heidelberg
1879, m. 4 T ; zur Kritik Valentin, die hohe
Frau V. Milo, Berlin 1872; aber Kunst,
Künstler und Kunstwerke, 1889; neues über
die V. V. M., Lpg. 1883; PübtwXngleb,
Meisterwerke S. 6(j1, 1; Kbokeb, Festschrift
f. Overbeck S. 45 ff.
«) Münze des Agathökles (310-306):
Brit. Mus. Sicily 195; Aphrodite mit Tro-
paion nach Heydemann, Pariser Antiken
S. 8 f.
*o) Löwy 298; vgl. Ovbbbbck, Ber. d.
Sachs. Ges. 1881, 92 ff.; Saloman, Plinthe d.
Venus V. Milo S. 30 ff.; Fubtwänolbb, Meister-
werke 602 ff.; bezweifelt von Löwy und
Woltebs Nr. 1448. Nach Ravaisson, Mäm.
de TAcad. des inscr. 34, I m. 9 T. gehört die
Inschrift zu einem Hermes.
43 •
676
KUssiBohe KniistaroUologie. IL
der alten Xniuit.
Näheres zu sagen sein, als dass die Statue dieser Periode angehört.*)
Akamanien gab den Römern die Oruppe der neun Musen von Ambrakia,
welche Fulvius Nobilior 189 v. Chr. heimbrachte, woran Münzbilder der
gens Pomponia erinnern.^) Wenn man den Apollo Belvedere als Weih-
geschenk für die Abwehr der Oalliemot (278 v. Chr.) gedacht hat, ') so
liegt dafür kein zwingender Beweis vor.
Das Kunstgewerbe ist an den meisten Orten zugleich mit dem
Wohlstande im Niedergange begriffen. Wie es um die Vasenmalerei
steht, wurde bereits S. 668 auseinandergesetzt. Weil jetzt die demokra-
tischen Orundsätze erschüttert sind, gewinnt die MetaJlarbeit wieder die
erste Stelle; im Giselieren silberner Becher stand natürlich das reiche
Rhodos allen voran. ^) Auf dem gesegneten Sicilien hatte noch in Ciceros
Jugend jede bessere Familie ihr silbernes Tafelgeschirr. <^) Durch solche
Vorbilder erhielt die Reliefdekoration der Thongefässe einen neuen Auf-
schwung. Den reinen Malereien stehen die Vasen zunächst, welche bloss
erhabene farbige Punkte oder vergoldete, auch versilberte Stellen haben;
denn die Vergoldung erhielt eine Unterlage von braunrotem Thon.*) Dann
kommt die Verbindung von Relief und Malerei an derselben Vase.^) Zahl-
reiche Gefässe haben nur ReUefschmuck, z. B. blosse Ornamente und
Masken,^) ein Teil aber .auch erhabene Figuren.^) Die besseren dieser
Gebilde hatten ihrer Zeit hohen Wert.^®)
340. Gegenüber dem bürgerlichen Betriebe lenkte Alexander die
griechische Kunst in ganz andere Bahnen. Es war ihm nicht genug
Lebenszeit beschieden, um die grossen Monumentalbauten seiner asiatischen
Vorgänger zu überbieten; doch hat er die Ideen geschaffen, nach welchen
seine Nachfolger die Kunst pflegten. Von seinem Vater hatte er das
Griechentum in vorwiegend attischer Gestalt überkommen. Wir wissen
von keinem makedonischen Künstler unter ihm; die Griechen Lysippos und
Apelles zieht der König an sich. Über die Lebensverhältnisse des Malers
Aetion, welchen die .Vermählung Alexanders mit Roxane' berühmt
machte, *0 ist nichts überliefert; wir bemerken an dem Gemälde die Bei-
gabe von Inschriften und die allegorische Verwendung der Eroten. Als
jedoch der Eroberer in das Innere Asiens eingedrungen, erfasste das Ko-
lossale der asiatischen Verhältnisse seinen phantastischen Geist mit un-
widerstehlicher Macht, so dass er dem Zauber der Kostbarkeit und der
') Horaz könnte darauf anspielen (c.
3, 28, 13. 14). In das vierte Jahrhundert
setzt die Statue Bbuitn.
') Plin. 35, 66; Eumen. pro restaur.
schol. 7; Basis: B. 1866, 4 ff.; dazu Bc. 3,
57 ff.; Münzen: Mommben, Mfln^w. S. 643,
293; nach 0. Müllbb (Handbuch § 393, 2)
identisch mit den Musen des Polykles.
*) OvRRBECK, Ber. d. sächs. G. 1867,
121 ff.
*) Athen. 11, 464 c. 472 b. 502 e; Lykon
bei Diog. L 5, 72.
*) Cic. Verr. 4, 46. Ähnlich in Tarent
bis 209, vgl. Liv. 27, 16.
«) S. 182,12.
») Z. B. CR. 1866 T. 4; AZ. 1869 T. 18;
HsTDEMAKir, Terrak. S. 9 A. 23.
^) In Eampanien: Hbtdkkakn, Neap.
Yasens. SA. Nr. 276 u. MitteU. S. 27.
'j Jahn, Einleitung A. 1394 ; Vasen mit
Goldschmuck A. 71; AZ. 1848 S. 204, 20.
1869 S. 47, 30; A. 1871, 5 ff.; Rhein. Mus.
N. F. 36, 618 ff., 14; Hbtoemauk, Teirak.
aus dem Museo Naz. zu Neapel, Halle 1882;
AZ. 5, 203 f.
»«) Vgl. Plut. apophth. reg. p. 174 d,
* ') Geschildert von Lukian, Herod. sive
Aktion, von Raphael im Geschmacke der
RenaLssance ausgefQhrt.
F.r%\v
<J
Kap. DL Die dritte hellenietieohe Periode: Eönigeseit. (§340.) 677
ungewöhnlichen Dimensionen unterlag. Um in Bezug auf das erstere nur
eines zu erwähnen, das Gemmenschneiden wird durch ihn als Kunst an-
erkannt und Pyrgoteles mit Apelles und Lysippos auf eine Stufe gestellt.
Das Kunsthandwerk muss ausserordentliches leisten: das Königszelt mag
hinter dem persischen an Pracht nicht zurückgestanden sein;i) die balsa-
mierte Leiche kommt in einen anthropoiden Sarkophag aus getriebenem
Golde.*) Für Alexanders Phantasie war Deinokrates, der Architekt des
ephesischen Tempels, der rechte Mann; er entwarf ihm den Plan der
Grossstadt Alexandrien, ^) konnte aber die überspannte Idee, den Athos
umzugestalten, nicht ausführen.^) Alexander gedachte auch, seinem Vater
Philipp ein Grabmal, das die höchste Pyramide überragte, zu errichten. 5)
Mit des Königs Geld baute Harpalos die prachtvollen Grabmäler in Ba-
bylon und Eleusis, welche noch später Bewunderung erregten.*) Die
leichtsinnige Prachtliebe der Zeit äussert sich am deutlichsten in vorüber-
gehenden Schaustellungen; ein Historiker beschreibt uns den Scheiter-
haufen Hephaistions als ein Wunderwerk, obgleich derselbe nur wenige
Stunden stand. ^) Hellenismus und Prachtliebe kommen zusammen unter
dem Zeichen höfischer Kunst ; Alexander lässt z. B. einen offiziellen Typus
schaflFen, nach dem er, wie Napoleon I.,®) überall gebildet werden will.
Alexanders Nachfolger bekundeten ihre Legitimität durch treuliches
Kopieren seiner Art; nichtsdestoweniger musste das Ergebnis sehr ver-
schieden ausfallen, je nachdem ein Reich auf fast jungfräulichem Boden
oder mitten unter den eingewurzelten Überlieferungen des asiatischen
Altertums emporwuchs.
Billigerweise beginnen wir mit Makedonien. Eine unbefangene
Würdigung alter Zeugnisse ergibt, dass die Makedonier den Griechen für
Barbaren galten und nur die Könige auf hellenische Abstammung Anspruch
machten. Das Volk war kriegerisch und allem eher, als feiner Bildung
und schönen Künsten zugethan. So blieb, so lange eine makedonische
Nation bestand, die griechische Kultur eine Treibhauspflanze und, als
durch äussere und innere Schläge die Eigenart des Volkes zerstört
wurde und Kelten, Dlyrier, Thraker die Felder bebauten,^) konnten jene
Verhältnisse nicht besser werden. Die Könige hatten die kostbarsten Ge-
wänder^®) und unendliche Massen verarbeiteten Edelmetalls und Elfen-
beins, ^i) aber ein Mäcen fehlt unter diesen Soldatenfürsten. Erst ein
Sohn des letzten Königs dilettiert — zu spät! — in Toreutik und feiner
Arbeit.^*) Bisher sind es hauptsächlich die Münzen, welche einige Vor-
stellung von der makedonischen Kunst geben; ^') die weiblichen Göttinen
>) Athen. 12, 538 d.
«) Diodor. 18, 26.
») Strab. 14, 1, 23.
*) Vitr. II praef.
*) Vgl. Plut. Alex. 72.
') Babylon: Theopompos bei Athen. 13,
595b; Eleusis: S. 672.
') Diodor. 17, 114.
•) G. d. b.-a. III 11, 97 ff.
•) Vgl. Liv. 39, 24. 45, 30.
»0) Plnt. Dem. 39; Ath. 12, 535 f; Pracht-
wagen : Diod. 20, 46, 2.
»») Plut. Aem. Paul. 23. 32 f., vgl. Liv.
45, 33.
•2) Plut. Aem. P. 37.
^') Terrakottagrappe aus Pella (Frau
und Kind): AZ. 4, 208.
678
Klassische Knnstarchäologie. II. Geschlohie der alten Xiinst.
haben etwas ki*iegerisches, und zwar nicht bloss Athene, ^) sondern z. B. auch
Nike. Demetrios, den wir ja wohl hier einreihen dürfen, weihte für seinen
Seesieg von 306 eine Nike, deren Bild er auf seinen Münzen anbrachte;
diese ist ohne Zweifel die auf Samothrake gefundene energische Statue«
welche Nike mit der Posaune am Mund in dem Moment darstellt, wo sie
auf einem Schiffsvorderteil, vom Meerwinde umweht, vorwärts stürmt. *)
Zuerst hatte man Nauarchen auf einem Schiffsvorderteil stehend abge-
bildet, dann Heroen und Niken.^)
In Epirus lagen die Verhältnisse ganz ähnlich wie in Makedonien:
Kriegerische Barbarenstämme, nur wenig berührt von dem Hellenismus in
Dodona und den Orenzorten, bildeten die Bevölkerung. Am Hofe herrschte
seit Tharybas, dem mütterlichen Qrossvater Alexanders, ein oberflächlicher
Hellenismus, welcher nach der römischen Eroberung nicht vorhielt. Da
das bronzereiche Dodona zu Griechenland zählen muss, ist nur Pyrrhos'
Regierung hervorzuheben. Seine Münzen sind ja die schönsten, auch kennt
man Porträte von ihm.*)
Thrakien trat seit Miltiades zu den Griechen in freundliche Be-
ziehungen und konnte zu Philipps Zeit für äusserlich halb gräcisiert
gelten. Das neugegründete Königreich des Lysimachos führt sich mit
seinen prächtigen Münzen gut ein; später nehmen die Könige der Odrysen
die Mäcenatenrolle auf sich. Aber die Männer hielten an ihren wüsten
Zechgelagen und sonstigen Unsitten, die Frauen an der blauen Tättowie-
rung fest.
Das gegenüberliegende Bithynien besass Könige, die mehr durch
das Verwüsten von Kunstwerken*) denn als Beförderer der Kunst be-
kannt sind. Dem Geschichtsschreiber des Landes verdanken wir einen
Künstlernamen;^) ob aber dieser Daidalos das Urbild der im Bade
kauernden Aphrodite geschaffen hat, darüber besteht keine Gewissheit. ^)
Die Quellen bringen sonst nichts bezeichnendes;®) unter den Münzbildem,
welche vortrefflich ausgeführt zu sein pflegen, fallen der Selbstmord des
Aias und die angekettete Hesione auf.
Von diesen Ländern, wo das Barbarentum den Hellenismus nur zu
sich herabziehen, aber nicht befruchten konnte, wenden wir unsem Blick
zu den Bürgerkönigen von Pergamon.") Über die eigentliche Nationalität
der Hauptstadt kann man nichts bestimmtes sagen; '^) Thatsache ist nur,
^) Münze von Pella, abgeb. Brit. Mus.
Maced. 90.
2) Im Louvre : Wolters 1358 — 9 ; Phot,
Bruckm. 85; Ratet II T. 52; anschaulicher
Phot. Giraudon (auf dem Schiffe) ; vgl. Unter-
such, auf Samothrake 2, 55 T. 64 mit Er-
gänzung von Zumbusch. Vgl. H. KaßßaSlas,
17 iv AovßQti) lafÄO^Qt^ma Nlxij, Athen 1879.
^) BenndobFi Heroon S. 213 A.; Nike als
Schildzeichen panathenäischer Vasen vom
Jahre 333 und 332: M. X 47 cd.
*) Helbig, Möl. d'arch. 13, 377 ff.
. ß) Polyb. 32, 25, 3. 4; Appian. Mithr. 3.
^) Arrian bei £ustath. comm. in Dion.
Perieg. 793; vgl. Stabck, Ber. d. sächs. Ges.
1860 S. 78 ff.
') Plin. 36, 35 ; von dem Sikyonier Dai-
dalos nach Stephasi, CR. 1859, 123 ff. 1870
S. 57 ff. 215 ff.; Inschrift in Haükamass: Bch.
14, 107. Über die erhaltenen Exemplare
Bebnoulli, Aphrodite S. 314, 1; z. B. im
Vatikan Call, delle masohere 427 (nach Hel-
big Brunnenfigur).
") Ephebe, welcher den Sand schaufelt :
Festus p. 263 (354); Bübsian, fiber ein
griech. Relief aus Pmsa, Ber. d. B&chs. Ges.
1873, 1 ff.
») Litteratur S. 92.
*°) Zweisprachige Inschrift aus dem vier-
ten Jahrhundert: Inschr. v. Perg. 1.
Kap. IX. Die dritte helleniatisohe Periode: Xönigezeit. (§ 340.)
679
dass seit Alexanders Sieg die Bewohner für Hellenen gelten wollten. Die
umliegende reiche Ebene wurde mit Yeteranenkolonien, welche Makedonier,
Griechen und Fremde vereinten, besetzt. 0 Durch die vielfältigen Be-
ziehungen zur griechischen Küste musste das Griechentum ebenso stetig
fortschreiten, wie heutzutage. Kein Diadochenstaat kann daher als mehr
griechisch bezeichnet werden. Bereits Attalos I. (241 — 197) bemüht sich,
seinen neuen Königsthron den älteren durch Entfaltung des höchsten
Glanzes gleichzustellen. Zu diesem Behufe organisierte er den Kunstbe-
trieb bureaukratisch.^) Seine Siege über die Gallier und Antiochos gaben
zu grossen Gruppen von Bronzestatuen ') Anlass, auf deren Vorbild man die
ausdrucksvollen Statuen des sterbenden Galliers im kapitolinischen Museum
und seines Landsmannes aus der Villa Ludovisi, welcher eben die Göttin
getötet und nun sich selbst das Schwert in die Kehle stösst, um nicht
den Verfolgern in die Hände zu fallen, zurückführt;^) beide waren aus
dem korallitischen Marmor Kleinasiens gefertigt. Die Originale standen
vermutlich, malerisch gruppiert, auf einer Plattform.^) Attalos' Nachfolger
Eumenes I. (197 — 159) überbot ihn, etwa zwischen 183 und 174, durch
Erbauung des kolossalen Altares der Stadtgöttin Athena, den eine in
hohem Belief gearbeitete Gigantomachie friesartig an den Treppenwangen
und dem Unterbau umzog. ^) Die geretteten Teile, in Berlin glücklich zu-
sammengesetzt, machen zunächst einen überwältigenden Eindruck und
nötigen jeden, das kühne Zeichnen und die technische Fertigkeit der da-
maligen Künstler, welche ausserordentlich tiefe und hohle Falten erzielten,
zu bewundem; die neue Auffassung der Giganten als Mischwesen ist hier
mit fast mehr orientalischer als griechischer Phantasie ausgenützt.'') An
Ort und Stelle waren indes diese Reliefs ein blosser Dekorationsstreif und
fielen den Besuchern Pergamons höchstens durch die ungewöhnliche Grösse
auf.^) Andere Prachtbauten der Residenz sind zumeist sehr zerstört oder
noch nicht aufgedeckt.^) Erwähnung verdienen die Balustradenreliefis des
Tempels der Athena Polias mit Trophäenbildern. ^'^) Ein kleinerer Fries,
welcher die Plattform des Altars einrahmte, stellt Scenen aus der inlän-
dischen Sagengeschichte dar.^0 ^^^ Einzelfiguren sind infolge der römi-
schen Erbschaft nicht sehr zahlreich; wir nennen einen schönen Frauen-
kopf ^') und die Bronzen, welche gewöhnlich zur Dekoration dienten, wie
0 SOBUCHHABDT, Ath. Mitt. 13, 1 ff.
') '0 int ttay i^ytay rtSy ßaaihxtSy,
CoLLiTZ» Dialektinschr. 2001 (J. 197).
») Plin. 34, 84; Inschriften: Löwy 154.
*) WoLTBBS 1412—3. Masse bei Audbait,
Proportionen T. 22. 23. 8. 9.
*) S. z. B. die Rekonstruktion in , Alter»
tümer v. Perg.* II T. 41.
•) Architektur: Ergebnisse S. 37 ff.; Re-
konstruktion: das. 1880-81, Tafel; über die
Zeit s. besonders Inschr. v. Pergamon 69;
CoHZB, Monatsber. d. Berl. Ak. 1881, 869 ff.
(Eumenes IT.); Künstlerinschriften: Inschr.
V. Pergamon 70—85.. S. femer Tokdbub u.
A. y. Tbbndelenbubg, d. Gigantomachie d.
pergamon. Altars, Berlin 1884, m. Atlas;
PucHSTBiv, Sitzungsber. d. preuss. Akad. 1888,
1231 ff. m. 1 T. 1889, 223 ff.
') Zur Beurteilung s. Brunn, Jahrb. d.
preuss. Eunstsamml. 5, 231 ff.
^) Ampelius 8, 14.
») Strab. 13, 624; Beb. 5, 372 ff.
»0) Droyskn. S. 94 ff. m. T. 43 ff.
* 0 OvEBBEOK II * 285 Tafel; Baumeisters
Denkm. 2, 1270 ff.
'<) Phot Bnickm. 159; über die Athena:
statue GoNZE, Sitzungsber. d. preuss. Akad,
1893, 207 ff. Auch die in der Pisopenvilla
befindliche Büste, welche nach Gerckb, Bon-
ner Studien S. 139 ff. T. 7 Philetairos dar-
stellt, ist in Betriebt zu ziehen (Arndt-
ßruckm. Portr. 107. 108).
680
Klassische Kimstarchftologie. n. Geschichte der alten Kanst.
der Satyr,') Theseus mit dem Minotaurus, ') nach manchen auch der mit
jenem im Kopftypus verwandte Gastellanfsche Domauszieher.') Wer
waren nun die Künstler, die jene Werke schufen? Die pergamenischen
Könige, welche an den hellenischen Nationalspielen sich beteiligten und
ein Stückchen hellenischer Erde (Aigina) erwarben, welche alte, selbst alter-
tümliche Statuen sammelten^) und Oemäldegallerien anlegten,^) konnten
nicht den Ehrgeiz haben, eine Künstlersezession anzuregen. In ihrem
Dienste stehen mehrere Athener, z. B. Phyromachos®) und Nikeratos, die
berühmtesten dieser Gruppe, ') femer ein Praxiteles, Polymnestos und Xe-
nokrates.*^) Böotien, dessen Ruf vermutlich die Terrakotten weit yei^
breiteten, sandte ebenfalls mehrere Bildhauer, z. B. Myron und Theron.^)
Andere mögen von der Küste der Propontis gekommen sein;^^) doch bleibt
Kleinasien im Wettkampf auffallend zurück. Andere nennen sich Perga-
mener, indes dürften sie dies, gleich ihren rhodischen Kollegen, durch Na-
turalisation geworden sein.^^) Mehrere und darunter gerade die berühm-
testen, nämlich Epigonos, Stratonikos und Antigenes, '*) gaben ihre Ab-
kunft nicht an. Der erstgenannte arbeitete bereits vor Attalos' I. Er-
hebung; man kannte von ihm eine sentimentale Oruppe «Kind bei der
toten Mutter*, die einem Gemälde (S. 635) entlehnt war, aber vermutlich
eine Amazone bedeutete'^) und demnach zu den athenischen Gruppen ge-
hörte. Ebenso scheint er jenen sterbenden Gallier gemacht zu haben, i^)
Dass er ein Manierist war, möchte man aus seinen homerisierenden In-
schriften 'Eniycvov Mqya schliessen.^^) Stratonikos und Antigenes waren
echte Hofkünstler, indem sie sich mit Ciselieren abgaben; letzterer schrieb
auch über diese Kunst. ^^) Wir sahen, dass die Attaliden in Athen präch-
tige Statuengruppen und Hallen weihten (S. 672), wie sie auf Aigina das
noch aufzufindende Attaleion errichteten;^^) doch stellten sie schwerlich
asiatische Künstler zu diesen Werken. Als eine eigene rhodische Schule
sich herausbildete, war Pergamon keine Residenzstadt mehr. Vergeblich
suchen wir nach zuverlässigen Kennzeichen einer pergamenischen Schule. ^^)
Nicht einmal die Führung in der Mosaikkunst kann Pergamon zugestanden
werden, obgleich Sosos sich durch den „ungefegten Saal'* berühmt machte; '*)
BiAN, Sitzungsber. d. bayer. Ak. 1874, 154.
8) Inschr. 137. 141?; 144; 188; ferner
133. 135; 74?.
») Inschr. 136 (Löwy 154 mn). 156. 146.
^^) UttQYayol'\ am Altar: Inschr. 76;
vielleicht auch Stratonikos, vgl. Plin. 34, 85
mit 90.
»») Inschr. 75 (vgl. 72). 143. 221.
»») Plin. 34, 84; Löwr 154 c. 155.
>>) Fun. 84, 88; Michablts (Jahrb. 8,
119 ff.) glaubt die Gruppe in einer Neapler
Marmorstatue wieder erkennen zu dürfen.
Vgl. Pbtbbsbn, Rdm. Mitt. 8, 251 ff.; S. Rez-
NAOH, R. d. ät. gr. 6, 37 ff.
^^) Michaelis a. 0. S. 132 nach UrUchs.
»») Inschr. 12. 31. 32?. 22 b. 29.
»«) Plin.34,90.ind.auot.XXXinu.XXXlV.
") CIG. II Add. 2139 b Z. 46.
»«) Vgl. S. 672.
") Plin. 36, 184.
*) FuBTwiNGLEB, der Satyr von Perga-
mon, Winckelmaxmsprogr. Berlin 1880, mit
3 T.
') CoNZE, Theseus und Minotauros, Berl.
Winckelmannsprogr. 1878, m. 1 T.
») In London: A. 1876 T. NO; M. 10, 30;
AZ. 1879 T. 2/3.
*) Inschr. 46. 48 — 50 b (die schwere
Originalbasis wurde natürlich nicht mitge-
nommen, sondern durch eine neue erse^).
*) Fbaiöcbl, Jahrb. 6, 49 ff.
*) Die oft entstellte Namensform ist
durch Löwy 115 gesichert; Plin. 34, 84;
Priapos: Anth. Planud. 4, 239; Asklepios:
Polyb. 32, 25, genauer Diod. 31 Fr. 46 B.;
Lehrer eines Malers Plin. 35, 146.
') Asklepios und Hygieia, in Rom: Plin.
34, 80; Alkibiades und seine Mutter: das.
88 (jedenfalls fttr das Grab des Atheners);
Inschr. 132; Löwy 118. 147. 496; vgl. Bub-
o" •
Kap. DL Die dritte hellenistische Periode: Königsseit. (§340.)
681
er hatte Speisereste und ähnliches, auch Tauben, die am Rand eines Ge-
fasses sassen, dargestellt.
Obgleich erst Eumenes ü. ein grösseres Reich eroberte und vorher
Syrer und Republikaner gegeneinander rangen, empfiehlt es sich doch die
Griechenstädte des westlichen IQeinasiens hier anzureihen, weil die Mittel
der reichen Tempel und Gemeinden weit über das bürgerliche Mass hinaus-
gingen, i) An skulpturenreichen Heiligtümern gehören mindestens der
Dionysostempel von Teos^) und das Artemision zu Magnesia am Mäander
hieher, beide von Hennogenes im 3./2. Jahrhundert erbaut;') umfängliche
Friesreliefs des letzteren mit Amazonenkämpfen befinden sich in Paris,^)
neugefundenes ist nach Berlin verbracht. Über originelle Neuerungsver-
suche in der Dekoration gibt Vitruv (VTL 5) parteiischen Aufschluss. Über
die statuarische Kunst schweigen die Schriftquellen ;^) ich möchte das
bekannte Werk des Apollonios und Tauriskos aus Tralles, die unmittel-
bar bevorstehende Schleifung Dirkes, welches der „farnesische Stier^ in
Neapel nachbildet,^) zur kleinasiatischen Kunst rechnen. Plinius^) weiss
zwar nur, dass die Gruppe aus Rhodos kam, aber Münzen des lydischen
Thyateira und von Akrasos bilden sie ab,") und so wird sie wohl von
Eumenes 11. nach 189 v. Chr., als diese ganze Gegend, auch Tralles, an
sein Reich fiel, dem Apollo geweiht worden sein. Die ganze Gruppe ist
malerisch komponiert, was nicht Wunder nehmen kann, da Tauriskos auch
Maler war;^) weil man sie von allen Seiten betrachten sollte, ist auch eine
Art Hintergrund, felsiger Boden, auf welchem ein Hirt seine Tiere weidet,
hinzugefügt und dieser, wie auch Antiope, mit einer Art Perspektive
kleiner gebildet. Dirkes Gewand ist nicht zerrissen, sondern ateliermässig
so angeordnet, dass man den schönen Oberkörper ganz entblösst sieht.
Einer dieser zwei Panoramaplastiker scheint seinen Sohn im gleichen Be-
rufe erzogen zu haben ; wenigstens fertigte ein Epikrates Sohn eines Apol-
lonios für den Musentempel von Knidos eine bis auf die untere Hälfte
verlorene Gewandstatue.*^) Bei den Marmorbrüchen von Ephesos siedelte
sich ebenfalls eine Bildhauerschule an. Inschriften lehren uns eine Familie
kennen, welche etwa im ersten Viertel des ersten Jahrhunderts und wahr-
scheinlich schon etwas früher thätig war. Agasias Menophilu und sein
Sohn Menophilos arbeiteten für Dolos, ^^) während der „borghesische Fech-
*) Propert. 1, 6, 14 Asiae veteres cernere
divitias.
*) Jonian ani 1. Auag. T. 2—4; AZ. 33
T. 5 S. 28 f. Ober den Tempel von Priene
S. 94.
») Vitr. 3, 2, 6 ff. ; vgl. G. Hibschfbld,
AZ. 83, 30.
*) Phot. Giraudon; Glabao, mus^e II
T. 117 C— J (stillos). Ganz schlecht ver-
öffentlicht sind auch Friesreliefs von Eos
(AZ. 1846, 281 ff. T. 42) nnd Aphrodisias
(DAR. II 66, 845 b, mit Isokephalismos).
Anf den Zeustempel bei Aizanoi machte
neuerdings Naukakn (vom goldenen Hom
bis zu den Quellen des Euphrat) aufmerk-
sam. _
*) Holzschnitzer Eetion in Milet : Theocrit.
Anth. 6, 387. — Kleiner Aphroditekopf aus
Tralles: Wolters 1451.
•) Wolters 1402; Phot. Bruckm. 867;
zur Eiitik. HsTins, antiqu. Aufsätze 2, 182 ff.
») 36, 33. 34.
") EoKHEL, num. anecd. T. 15, 1 ; Ztsch.
f. Num. 14, 9 ff. T. 2; s. auch AZ. 1852
S. 502 f.; MiLLiN, gall. myth. 140, 514; Imi-
tation auf rohem Intaglio aus Aquileja: abg.
Mitt. d. Gentralkomm. N. F. 14, 257.
») Plin. 35, 144.
»«) LöWT Nr. 301. — Komischer Schau-
spieler aus der Gegend von Tralles in Kon-
stantinopel Nr. 36; Dict. des beaux-arts I
T. 31.
^*) Von dem ersteren Fragmente einer
ter" des Ägasias Doeitheu in einer Villa zu Aiitium aufgestellt war.^)
Diese Statue eines nackten Kriegers, der gegen einen Reiter kämpft,
wird von jeher von den EQnetlern als anatomische Schulfigur geschätzt.')
Beide Bmegerfiguren muten ateliermäsaig an. Die Terrakottaplastik blüht
im westlichen Eleinasien ganz bedeutend; leider sind nur die Figuren von
Myrina (3. 93) planmässig erforscht, während die .kleinasiatischen * oder
ephesischen' Terrakotten, namentlich die hUbschen Gruppen, zum grOssten
Teil Fälschungen sind.') Das meiste trägt den Stempel attisch-bQotischer
Erfindung, was zu den Personalverhältnissen der grossen Plastik sehr wohl
passt; manches Modell mag durch Veruntreuung aus Hellas hergekommen
sein. Tanzende Frauen und schwebende Eroten werden oft meisterhaft
modelliert. Aus der zahlreichen dionysischen Scbaar ragt ein tanzender
Satyr mit dem Bakchuskind auf dem Arm hervor.*) Manches wie die
„Venus genetrix" und der „Diadumenos* erinnern an berühmte Statuen.^)
An einigen Stücken bemerkt der Beobachter dennoch ein örtliches Ge-
präge. Die ernste Kunst bildet phrygische Gottheiten *) und Erinnerungen
an die Siege der pergameniscben Könige;') die heitere dagegen schafft
karrikierte Strassenfiguren.^) Unter den Meistern des Kunstgewerbes ist
der Steinschneider Dexamenös von Chios zu nennen.^)
841. Cypern, das erst jetzt unter der Ptolemäerherrschaft in eine
dauernde Wechselbeziehung zum Hellenismus kommt, während es vom
Orient politisch losgelöst wird, kann noch nicht ganz als Provinz der
griechischen Kunst betrachtet werden. Noch Duria verbindet die Gyprier
mit den Phönikem im Lobe ihrer Reinlichkeit.^") Die älteren Monumente
erinnern etwas an den epichorischen Stil, wie der „königliche Sarkophag'
aus Golgoi;") die Kalksteinplastik dauert noch immer fort.") Später
kommt der alexandrinische EinÖuss, den ein Bild des Serapis aus dunkel-
blauem Stein veranschaulicht.'^) Der interessante Siegelring aus Kurion
gehört nicht eigentlich hieher, weil ihn ein Athgner weihte, der seine
heimische Burggöttin dargestellt haben wollte, i^)
Dftss in Syrien und Pbönikien das Griechentum, welches durch den
Sieg von Issos die politische Herrschaft gewann, bereits viel früher seinen
Einzug gehalten, haben wir gesehen (S. 6&6). Die Seleukiden richteten
ihren Hof auf griechisch-makedonische Art ein und zogen in ihre Neu-
grUndungen, z. B. nach Antiochien, *^) Kolonisten aus dem eigentlichen
KoIoBsatetatue (Löwy 289) und ein aof du
Knie gesiinlcener nackter Krieger (Pfaot.
Bmckm. 9); Löwt 287 B.; Menophiloa:
LöwT 291.
'I Aus borgheeischem Besitz im I>ouvre:
Phot. Bruckmann 7S; Heliogr, River II B4;
Kopf separat: daa. 65; Woltebs14; LäwY292.
') M. Ddval, präcis d'anatomie S. 126
ul93 n
Abb.
•) Ndcropole de Myrine T. 26. 2.
') Veaufi: das. T. 8, 1; DiadamenDe:
PoTTiER S. 193 Fig, 62.
') PomxB S. 166 e. 198 Fig. 61.
') Beb. 9, 11 8. 485. 490.
') RiYBT 88, 8 = PornKS F. 56; Pot-
TIB8 8. 196 F. 63.
') Stephahi, CR, 1861, 147 ff. T. 6, 10
(nach ihm ans dem 4. Jahrb.). Lnxna b
Kleinasien: Liv. 37, 59. 39, 6, 7; SaU. CatU.
11 ; Plin. 33, 58, 1.
'") Athen. 12, 542 c.
") Tr. b. ft. 4, 20 ff.
") Weibliche Köpfe AZ. 1864 T. 188.
I. 2; WoLTBBH 1599—1600; Knabenkopf:
MOnchner Äntiq. I 5 Nr. 156. Vgl. web
SaxMäfw, Kvjigiaxä 1, 259 f.
») Abgeb. Jhat. 12, 126; s. S. 686.
'*) CoMzi, AZ. 1884, 165 ff. m. Abb.
■'')ExcDiod.21,l,6.
Kap. IX. Die dritte hellenistisohe Periode: XOnigeEeit (§ Ul.) 683
Griechenland. Die syrische Eigenart wird unterdrückt und nur die Juden
setzen den , Hellenen'' hartnäckigen Widerstand entgegen, bis Herodes der
Orosse in Wettkampf mit der Pracht der Seleukiden eintrat; ^) doch dies
gehört in die nächste Periode. Unter den Fremden befanden sich natür-
lich auch Künstler. Wir fanden den Lysipposschüler Eutychides für Anti-
ochien thätig (S. 669) ; der Apollo von Daphne war ebenfalls fremde Arbeit.
Mehrere Rhodier sind in Syrien beschäftigt.') Einige Künstler geben kurz-
weg Werke des fünften Jahrhunderts wieder: Ein pheidiasischer Zeus
stand im Oljonpieion zu Daphne') und eine pheidiasische Athena kommt
auf mehreren Münzen vor;^) gerade in S3rrien werden Kopien älterer
Werke erwähnt.*) Ferner erbeutete C. Sosius 38/37 v. Chr. in Kilikien
oder dem eigentlichen Syrien die berühmte Gruppe der Niobe und
ihrer Kinder.^) Wahrscheinlich schmückte sie den Giebel eines Apollo-
tempels, wobei die hohe Gestalt der Mutter den mittelsten Platz einnahm.^)
Über den Künstler vermuteten nach Plinius manche Kunstkenner, es sei
Praxiteles oder (sie) Skopas gewesen. Da in römischer Zeit, wie der Tempel
von Luna jetzt bewiesen hat, diese ,^*uppe mehrfach zum Tempelschmucke
verwendet wurde, sind Marmorwieä^rholungen erhalten, besonders die
zwölf 1583 in der Nähe des Laterans gefundenen Statuen, welche jetzt
den Niobidensaal in Florenz füllen, und einzelne Figuren anderer Wieder-
holungen.^) Sie werden genügen, um einige Hauptpunkte der Auffassung
festzustellen. Der Künstler denkt über das Verhältnis von Menschen und
Göttern euripideisch: Wir bemitleiden seine Menschen und begreifen die
Härte der Götter nicht. Er schildert körperlichen Schmerz und, am an-
schaulichsten in der jüngsten Tochter, die den Körper durchzuckende
Angst, dazu, was noch mehr das Mitleid erweckt, Leid und Bangen um
andere.*) Darüber vergisst der Bildhauer den malerisch-sinnlichen Reiz
nicht. Die sterbende Tochter ist ohne Grund tief entblösst und, während
die antike Kunst unmündige Mädchen bekleidet zu lassen pflegt, trägt die
jüngste ein durchsichtiges Gewand, vielleicht hat sogar der Künstler ein
Modell mit einem feuchten Hemd bekleidet. <^) Ist es auch mehr als ein
Zufall, dass Götter auf Münzen von Antiochos IV. und Alexandres 1.^9
die Stellung des Apollo von Belvedere haben? Auf diese kommt ja
^) Über eine angebliche Marmorstatne
des Moses s. Diod. 34, 1, 3.
^) Timocfaaris: Löwy 167; Hermokles:
Lucian. dea Syr. 26.
») Ammian. 22, 13, 1 ; Justin. 39, 2, 5.
*) Unter Antiochos VIL: Mionnbt, descr.
VII I T. 14, 1; besser Miohaeus, Parthenon
T. 15, 27; HuBKB, Num. Ztsch. 3 T. 5, 10;
in Kilikien: Num. comm. T. Y XXII (statt
Säule Baum). Ähnlich Aphrodite von Bery-
tos: Ath. Mitt. 10, 27 ff. T. 1.
^) Joseph, ant. 20, 212 (unter Nero). S.
die Terrakotte AA. 1891, 25 ra. Abb.
•) Plin. 36, 28; vgl. über den Tempel
des Sosius Gabi>thausbn, Topographie II
121 A. 13. Eine NiobidendarsteUung fand
sich in Sidon: Renan, mission T. 42, 10.
') Als Giebelgruppe restaurierte sie schon
CocKEBELL auf einem Kupferstich (verkleinert
R. galleria di Fireiize s. IV, 2 T. 76) ; siehe
auch dens., congetture sopra le statue d.
favola di Niobe, Pisa 1821, m. 17 T. Jeden-
falls war Niobe nur von vorne zu betrachten.
^) Stabe, Niobe und die Niobiden, Lpg.
1863; WoLTEBS Nr. 1247 ff. Vgl. F. Gbn-
siCHEN, de Niobidarum compositione, Berlin
1869; A. Mayebhöfeb, die Florentiner Niobe-
gruppe, Pr. v. Bamberg 1881; H. Ohlbich,
die Florentiner Niobegruppe, Diss. v. Jena,
Berlin 1888.
^) A. Tbendelenbubo, Betracht. Über das
Schöne und Erhabene, Berlin 1846; Mebz,
das ästhetische Formgesetz der Plastik
S. 161 ff.
") MissiBiNi, vita di Canova p. 320 f.
»>) Brit. Mus. cat. Seleucids T. 13, 1. 16,
14. 17, 1 (Zeus mit Donnerkeil in der Hand).
684
Klassische Eansiarohäologie. 11. Geschichte der alten Kunst.
bei dieser leider unvollständig erhaltenen Statue alles an. Doch darüber
später! Ein paar Künstler mit syrischem Bürgerrecht hinterliessen In-
schriften.^) Näher kennen wir von der beglaubigten Kunst des Seien-
kidenreiches fast nur die Terrakottaplastik von Tarsos, welche vieles be-
sondere bringt, z. Z. orientalische Elemente und grosse Oruppen bis zu
fünf Personen.*) Die hübschen Bronzefiguren verdienten ebenfalls mehr
Beachtung als ihnen geschenkt wird.^) Auch die Steinplastik ist nicht
unbedeutend.^) Dem nationalen Geiste mussten die griechischen Künstler
überhaupt in Bezug auf die Religion Zugeständnisse machen. Es genügt
auf die pseudolukianische Schrift »über die syrische Göttin" (von Hiera-
polis) zu verweisen; ich hebe daraus nur die goldene „Semiramis'' mit der
Taube auf dem Kopf (Kap. 33) hervor.'^) Noch immer nützte man das
edle Zedemholz für Götterbilder.®) Die ägyptischen Kulte sind, zumal in
Phönizien, ebenfalls nicht zu unterschätzen.^) Wir wenden uns, da über
Malerei nichts überliefert ist, wenn man nicht die unbedeutenden Grab-
steine heranziehen will,^) zur Baukunst; doch ist über Hochbauten von
Bedeutung nicht viel sicheres zu berichten. Wenn aber Hyrkanos ein
Schloss aus Marmor mit kolossalen Relieffiguren baut, so setzt er alt-
babylonische Gewohnheit in pergamenischer Art fort;^) sein Palast in
Jerusalem trägt ebenso einen orientalisier enden Fries von grossen Löwen. ^^)
Der nationale Felsenbau dagegen dauert mindestens bis zur Evangelien-
zeit fort. Die Denkmäler, *^) welche wir dieser Periode zuweisen zu dürfen
glauben, sind hauptsächlich Felsengräber wie die Grabkammem des Ab-
salon, Zacharias, der Könige, der Richter und d-Messaneh, deren Schmuck
in der Fafade, welche einen gegiebelten Tempel oder einen Thurm nach-
ahmt, oder auch in einer imitierten blinden Thüre beruht.'-) Die Orna-
mente bestehen in einfachen, aber geschmackvollen Pflanzenomamenten
und Rosetten. Drinnen befanden sich einfache Steinsarkophage'') oder
Mumienkästen. '^) Ein ganz hervorragendes Werk ist aber der grosse
„Alexander** -Sarkophag von Sidon, 's) welcher im Grunde wieder ein hohes
gegiebeltes Grabhaus darstellt. Wir sehen Giebelgruppen, Akroterien und
0 Theon ans Antiochia: Löwt 184—6;
Charinos ans Laodikeia: Löwt 188—9.
'0 S. 90.
^) Z. B. Herakles in der Townleysamm-
Inng (2, 303) mit Inschrift (GIG. 3797): Anc.
marbles III T. 2.
*) Mehreres in Berlin (s. Verzeichnis,
Reg. u. Syrien) und im Louvre (Renan, mis-
sion T. 4). Porträts: Arndt -Bruckm. T.
101—4.
^) Auch die Münzen zeigen manches
ungriechische: Brit. M. Seleucids T. 18, 1.
21, 5. 6. 24, 3. 25, 1. 26, 10. 28, 8. Über
das Bild der trauernden , Aphrodite" auf
dem Libanon Macrob. sat. 1, 21, 5; vielleicht
durch Antonius' Schenkung das Erzbild des
«Janus* von „Praxiteles oder Skopas* in
Ägypten fPlin. 36, 28).
«) Plin.l3, 53.
^) Daher Namen wie Isidoros.
^) Aus Arados: Rbnan, mission T. 6.
^) Joseph, ant. 12, 230.
»•) VooW, temple T. 34.
^') £s gibt ein paar phönikische Bau*
inschriften: CIS. 4 (aus Sidon); Gott. Gel.
Anz. 1890, 20 ff. (aus Tyros vom Jahre 221);
auf Tempelbau bezieht sich auch die In-
schrift vom Piraeus aus dem Jahre 96 v.
Chr.
") VgL VoGüi T. 27. 98; 28; 81 (aus
dem Jahre 420). 83 u. le temple S. 43 ff.;
DB Sauloy, Ga. 6, 189 f. T. 31 (im Thal Hin-
nom, nach ihm aus der Zeit der David-Dy-
nastie).
'*) Ga. 1879 T. 36. VIl T. 35; Mus^e
Nap. in. T. 30. 31.
'*) Renan T. 7. 59; Pebbot III 124. 126
—9. 133—4.
»») S. 656; WiNTBB, AA. 1894, 15 ff.
m. Abb.
-"i
Eap. IX. Die dritte helleniatiflche Periode: EOnigSBeii (§ 842.)
685
maskenförmige Stimziegel, dann weiter unten einen omamentalen Fries;
die eine Langseite und die Schmalseite zeigen eine Jagd auf Löwen und
Hirsche, an welcher Griechen und Perser einträchtig beteiligt sind, während
die Hauptdarstellung einen Kampf von Makedonien! und Persem abbildet.
Der Führer der ersteren scheint Alexander der Grosse, aber, wenn er es
wirklich ist, als zweiter Herakles mit dem Löwenfell ausgezeichnet, wie
er von dem baktrischen König Agathokles in der zweiten Hälfte des dritten
Jahrhunderts dargestellt wurde J) Die Bilder sind, ähnlich wie die von
Trysa, nicht für den Platz, den sie jetzt einnehmen, komponiert; was die
Ausführung anlangt, so ist sie von fast übertriebener Sorgfalt sowohl im
Belief als in der Bemalung, welche wegen der ausgezeichneten Technik
sich ungewöhnlich gut erhalten hat. Das eigentümlich bunte Kolorit mag
von den sidonischen Glasfabriken herkommen; gelbe Weinranken auf vio-
lettem Grunde z. B. wirken wie ein zweifarbiges Gefäss aus Glasfluss.
Das Kunstgewerbe Syriens konnte mit demjenigen anderer Königreiche
den Vergleich gut aushalten. Die Giselierarbeiten scheinen zur Seleukiden-
zeit schwunghaft betrieben worden zu sein;^) einige emblemata (d. h. zum
Einsetzen in Gefasse bestimmte Medaillons mit Figuren), deren Zeit nicht
näher festzusetzen ist, entgingen der Einschmelzung.^) Die Verschwen-
dung von Edelmetall war überhaupt gross. ^) Bronzen erhielten gleich-
falls künstlerisch schöne Form.^) Antiochos Epiphanes sass, wie der
olympische Zeus, auf elfenbeinernem Thron. i^) Im syrischen Feldlager
gab es Zelte mit eingewirkten Figuren.^) Die Münzbilder gehören unter
den Seleukiden zu den schönsten ihrer Zeit, verraten jedoch ihrerseits
auch verschiedene Neigungen der Zeichner, wenn man z. B. die fechtende
Athena mit dem ruhenden Apollo vergleicht. Die Glasindustrie nahm
ihren Fortgang.^) Alle Künste wirkten zusammen bei dem grossen Fest-
zuge, welchen Aiitiochos IV. veranstaltete.***)
342. Kommagene vorläufig bei Seite lassend, soll unser Bericht jetzt
Ägypten behandeln. Durch die neueren Ausgrabimgen dürfte es klar
gestellt sein, dass wir im Ägypten der Ptolemäerzeit drei Kulturschichten
zu unterscheiden haben, welche auf der altägyptischen Religion, dem
griechischmakedonischen Hofe und dem seltsam gemischten Volkstum be-
ruhen. Die gebildeten Griechen kamen nach Ägypten mit dem von den
Philosophen eingeimpften Vorurteil, die ägyptischen Priester seien im Be-
sitze aller Geheimnisse des Himmels und der Erde, so dass nach den un-
duldsamen Persem die makedonischen Könige wie Erlöser erschienen. Da
sie die ägyptische Religion durch freigebige Zuwendungen beförderten.
') Num. chron. 1880 T. 10, 1.
') 'AqyvQoxonua in Antiocfaien unter
Antiochos Epiphanes: Athen. 5, 193 d; viel
Goldgeschirr 178 v. Chr. aus Syrien ge-
schickt: Liv. 42, 6; s. auch Cic. Verr. 4, 62;
kostbar war jedenfalls auch der Becher,
wegen dessen Entwendung Euphorien die
'JqaL dichtete; Kandelaber mit Edelsteinen:
Cic. Verr. 4, 64; fpdXuQtx Joseph, ani 14, 45.
») Ga. VI T. 23. 24 S. 188 ff.
^) Stiefel der Soldaten mit goldenen
Nägeln, Efichengerftte aus Silber unter Anti-
ochos VII.: Justin. 38. 10, 3 f. S. auch Joseph,
ant. 14, 34. 106. 107 u. ö.
') Trinkhom in Gestalt einer Sphinx:
abgeb. AA. 1891, 122.
«) Polyb. 26, 1 bei Athen. 5, 193 f.
») Val. M. 9, 1 ext 4.
») Amuletindustrie: 2 Makk. 12, 40.
*) Athen. 5, 194 c ff.
686
SlaBsisohe Kiuuitarohftologie. U. OeBohiohte der alten SuiiBt,
vegetierte die altägyptische Kunst fort; die Oötter^) und die Könige
wurden nach der alten Weise dargestellt*) und die obligaten Bilder be-
gleiteten die Hieroglypheninschriften. Wie es bei Nachahmungen geschieht,
war der Stil manchmal starrer, 3) manchmal freier als ehedem; die Pro-
portionen regelte man neu mittelst 21 gleicher Teile (bis zur Stimhöhe
gerechnet).^) Die meisten Tempel des Landes sind von den Ptolemäem
restauriert oder neu aufgebaut worden. Die Griechen selbst vermieden
zwar den religiösen Kunststil, huldigten aber dem Synkretismus wie im
Kult, so in ihrer Tempelkunst. Serapis, über dessen Meister sogleich
näheres folgt, hatte ein Gesicht wie Lapislazuli (S. 433) und sein Tempel
war voll von Sphinxen, Apisbildem, Kindern, die auf Hähnen, Pfauen,
Löwen ritten u. dgl. Die Mumienbestattung nahmen auch Nichtägypter
an, was dann wieder die Form der Särge bedingte.*) Am Hofe der Pto-
lemäer selbst herrschte der Hellenismus, der jedoch durch den Wunsch,
den legitimen ägyptischen Königen es gleich zu thun, sein besonderes Ge-
präge erhielt. So nahmen die Ptolemäer die kunstvollen Frisuren der
Königinnen und Prinzen,^) vielleicht auch die Strahlenkrone als Söhne
der Sonne an.^) Sie liessen sich basaltne Bilder errichten^) und erbauten
zur Lustfahrt, ähnlich den alten Königen, Schiffe, die prächtiger als mancher
Palast waren. ^) Die Prozessionen endlich gaben das Vorbild für die Fest-
züge voll Pracht und glänzender Kostüme.*^) Den alten Königspavillons
entsprachen herrliche Königszelte.**) Was die Malerei betrifft, so sam-
melten die Ptolemäer sikyonische Bilder (S. 655).**) Unter den ein-
heimischen gelangte ein einziger, der bereits unter dem ersten Ptolemäer
lebte, zur Berühmtheit. Antiphilos, welcher aus einer ägyptischen Land-
stadt stammte (Aegyptius), malte sehr verschiedenes: höfische Bilder, mytho-
logisches,*^) technisch schwierige Genrebilder (Knabe, welcher das Feuer
anbläst, und webende Frauen) und endlich auch Karrikaturen;*^) man
rühmt seine Leichtigkeit des Arbeiten s.*^) Sein Lehrer war Ktesidemos,
welcher „Laodameia'' und „Oichalias Einnahme*', beides tragische Stoffe,
malte. *^) In Alexandrien finden wir zuerst die „Ortsmalerei** (roTroy^oryia),
d. h. Darstellungen von Städten und Orten, von der Vogelperspektive
') Bronzefiguren des Horus and der
säugenden Isis im Louvre: Perrot I 487. 55.
^) Z. B. «Diadochenstele** vom Vizekönig
PtolemaLos in Kairo: Ztsch. f. äg. Spr. 1871,
1 ff.; Leipziger Abguss; Geburt Kleopatra's
in Esned: Chahpollion, mon. II 145; Cae-
sarion: RosELLiNi I 2, 518 T. 23, 83; Kleo-
patra und Caesarion: das. p. 519 T. 23, 25.
26, vgl. Lepsius, Denkm. 4, 53. 54 b; Kopf
von einem Relief, abg. AA. 1891, 25.
*} üiiform des Yogelleibes: Conzb, AZ.
27, 79 m. Abb. S. 13.
*) Vgl. Diodor. 1, 98 mit Lepsius, Briefe
S. 106.
^) Bis ins 5. Jahrhundert, vgl. Äthan,
vita S. Anton. 99.
^) Z. B. auf Münzen Berenike II. : Brit.
Mus. Ptol. T. 13; ähnlich Kleopatra VIL;
Göttin Libya das. T. 6, 7—10. 18, 4-6. 9.
19,4. 21,3; Prinzen: Lepsfus, Denkm. 4,
89 (Caracalla u. Geta); vgl. Lncian. navig. 2. 3.
') Brit. Mus. Ptol. T. 12. 4. 17, 1. 2.
^) Z. B. Ptolemaios VI. in Athen.
») Polyb. 7, 57; Athen. 5, 203 d ff.; Bau-
meister in einer Inschrift von Cypem ge-
nannt: Jhst 1888, 255.
'0) Athen. 5, 197 c ff.; vgl. A. 1863, 374ff.
»») Athen. 5, 196a ff.
*^) Gemäldegallerie : Plut. non posse
suav. vi vi II p. 1093.
^^) Helbio, Untersuchungen S. 225 fflhrt
alle Europabilder auf ihn zurück; aber wo
ist dort Kadmos?
») Plin. 35, 114. 138.
^^) Quintil. 12, 10, 6; unter den hervor-
ragendsten genannt von Theon progymn. 1;
Varro r. r. 3, 2.
1«) Plin. 35, 138.
Kap. IX. Die dritte hellenutieohe Periode: Königueit. (§ d42.) 687
betrachtet.') Der verrückte Ptolemaios VII. erstreckte seinen Hass auch
auf die Maler, welche wie die Gelehrten in die Verbannung wandern
mussten.') Eine bestimmte Vorstellung von den ägyptisch-alexandrinischen
Malern gewinnen wir nicht. Nur was sie dem Publikum bieten durften, zeigt
die Erzählung von Galaton, welcher Homer sich erbrechen und seine Nach-
folger den Auswurf auffangen liess.') Nicht viel sinniger wurde Aristarch
mit der Tragodia an Stelle des Herzens porträtiert.*) In der Plastik
sahen die Könige auf Kostbarkeit, wodurch die vulkanischen Steine des
Landes und die chryselephantine Kunst b) zu Ehren kamen. Der zweite
Ptolemäer zog den Bryaxis (S. 652) heran, um das kostbare Bild des
Serapis zu schaffen, welches aus allen möglichen Metallen und Edelsteinen
bestand und dunkelblau geförbt war.^) Wir fanden ausserdem rhodische
Künstler in Ägypten beschäftigt (S. 675), da es mit Rhodus die engsten
Verbindungen hatte.') Selbstverständlich diente die Plastik oft der Archi-
tektur, 80 dass z. B. auf Kleopatras Grabmal zwei Dienerinnen von Erz
standen.^) Manche Skulptur mag dem Zeitalter der Ptolemäer zuzurechnen
sein ; doch ist hierüber noch keine Untersuchung angestellt. ^) Ebenso bedürfen
die Terrakotten von Alexandrien noch der Prüfung;^®) unter ihnen be-
finden sich auch Bilder ägyptischer Götter und Tiere. Die prächtige Aus-
stattung der Bauten mit Boden- und Wandmosaik aus schönen Steinen,
Glasfluss und Metall ward schon S. 301 ff. behandelt. Mit diesen wechselten
kostbare Gobelins und Teppiche. ^^) Ins einzelne gehende Schilderungen
gibt nur Josephus von dem goldenen Tisch und den Mischkrügen, welche
nach Jerusalem geweiht wurden.'*) Noch ärger war die Verschwendung
der edlen Metalle und Prachtstoffe am Hofe selbst. ^^)
Gegenüber dieser höfischen Kunst regte sich im Volke ein anderer
Geist. In dem Völkergemisch von Ägyptern, Semiten, Makedonien!,
Griechen und ausgedienten Söldern femer Länder '*) fiel die führende
Rolle dem klugen Semiten zu. Es gibt einige Denkmäler, welche äusser-
lich den alten Stelen gleichen, aber eine vollständige Zersetzung auf-
weisen, und diese tragen aramäische Inschriften. Nach gleichartigen Zeug-
nissen gebührt den Semiten die Begründung einer neuen Denkmäler^
klasse. In der Oase von Faijüm sehen wir nämlich die vollständigen
^) Demetrios 6 tonoyQttq)og von Ale-
xandrien, in Rom lebend Diod. XXXI exe.
Vat. 3 et Vales.; Val. Max. 5, 1, 1. Vgl. Ana-
creont. 2 B, 5 f.
») Ath. 4, 184 c.
*) Aelian. var. bist. 13, 21.
*) Bekker Anecd. II 672, 25.
») Theocrit. 17, 125.
•) Clem. AI. protr. 4 p. 43 (er nimmt
einen andern Br^^axis an); über die Farbe
s. S. 686 ; ähnlich eine erhaltene Figur aus
Ägypten, abg. Jhst. 12, 126; über Cypem 8.
S. 682. Schöner Serapis in der Sammlung
Ooldschmidt zu Paris, abgeb. G. d. b.-a.
1893, 259. S. OvERBBCK, Plastik II* 89.
^) Z. B. wurde der rhodische Münzfoss
eingeführt.
") ProTerb. Alex. p. 22, 4 f.
'} Z. B. Torso einer Aphrodite, Wolters
1475; vermeintlicher Alexanderkopf, Wol-
TEBS 1602; kleiner Torso des Marsyas aus
rotem Marmor : Boston Gypsabg. 225.
'**) Nbroutsos-Bby, Tanc. Alexandrie S.
74 f.; PoTTiEB, statuettes p. 139 ff.; Ath. Mitt.
1885 T. 10. 11. Reihen in London, Turin,
Berlin, Paris, Athen.
» ») Athen. 4, 147 f.
") Joseph, ant. 12, 64 flF. 78 ff.
*') Suet. Aug. 71; silberne Pferdege-
schirre: Athen. 4, 148 b; Beschreibung eines
Fürstengewandes bei Apollonios von Rhodos
1, 730 -67.
*^) Mumie mit etruskischer Inschrift, in
Agram: J. Eball, d. etrusk. Mumienbinden
des Agramer Nationalmuseums, Wien 1892;
1887 wurden ungefähr 20 Stelen mit bisher
unentzifferten Inschriften in Aohmlm ent-
deckt.
Mumienkästen abwechseln mit solchea, wo die Gesichtsmaske durch ein
mit Wachsf&rben auf Holz gemaltes Brustbild vertreten ist;') der Tote
scheint bei einem Fenster herauszublicken.*) Die Arbeiten sind vom
Schlage unserer bürgerlichen Familienporträts, wenn auch manche durch
Auffassung oder Surch das interessante Äussere der dargestellten Person
angenehm auffallen. Die vielbestrittene Chronologie muss auf den In-
schriften beruhen: Wenn mehrere Bilder griechische Aufschriften der
Kaiserzeit tragen, so ist an einem eine aramäische, angeblich aus dem
dritten Jahrhundert v. Chr., entdeckt worden.') Wie die Juden von Ale-
zandrien sich Ansehen verschafften, weiss man aus der Litteraturgeschichte.
Sie beteiligten sieh aber nicht nur an der Industrie,*) sondern sie hinter-
liessen auch ein ansehnliches Bauwerk. Es ist der Tempel des Onias,
welchen Josephos beschreibt.'*) Zu seiner Dekoration dienten blau, grtUi
oder gelb glasierte Fliesen mit orientalischen Ornamenten oder ägyptischen
Historienbildern und Hieroglyphen in Weiss.*) Nahe stehen glasierte
Vasen mit Relieffiguren, die den Xamen der Königinnen Berenike und
Kleopatra aufweisen.') Auf orientalischen Einfluss ist gewiss auch der
grosse Aufschwung der Figurenweberei zurückzuführen, deren schönste
Produkte bei jenen PrachtaufzQgen zur Schaustellung kamen.^) Endlich
ist der Zusammenbang zwischen den ordinären buntbemalten Grabsteinen
Syriens und Alexandriens nicht zu verkennen.") Die Vorliebe für bemalte
Vasen zeigt sich nur sporadisch,'") während sehr viele ungefimisste Getässe
aus Rhodos und Knidos eingeführt wurden.
Kyrenaika's Unterschied vom Ägypten der Ptolemäer beruhte in
erster Linie auf der geringen Bedeutung der ägyptischen Kulte. Die
Terrakotten weisen viel gemeinsames mit den hellenischen auf, dennoch
bleibt ein Rest, welcher das Land charakterisiert.ii) Am anfälligsten
sind die kunstreichen Frisuren, welche man wohl auf den Geschmack der
SaharavSlker zurück^hren darf, z. 6. hochaufgetürmte Zöpfe. Der Marmor-
plastik dieser Zeit dürften mehrere Porträte ") und Aphroditefiguren**)
zuzuteilen sein; unter den ersteren ruft ein männlicher Kopf mit einge-
legten Augen die ägyptischen Mumienbilder in die Erinnerung zurOck.'*)
') Ana Faijüm viele in Paris, London
und Berlin; eiaige in MDocben; Frivats. v.
Graf in Wien (Katalog in meiner Gallerie
antiker Portraits aas hellen. Zeit, Berlin ISÜd);
Tgl. Ebebs, ÄUg. Ztg. 1B8S Beil. 135; Hktdji-
MAini, Ber. d. sScbs. Oes. 40, 295 ff.; Cbos et
Bkhbt, I'encaustiqne, Paris 1884 [veröffent-
licht«!! diä Bilder dea Lonvre); Ricb. Gbaul,
d. ant. Portr&tgem. aas den GiabstAtten d.
F., Lpg. 1888 m. Lichtdr.; E. Wilcmh, AA.
1889, 1 S. (nach ihm aus dem 2. oder 3. Jahr-
hundert n. Chr.); Psbbot, Ita. 111 13. 303 ff.
m. T. 12. 13; sua fiawara: Pethie, Uawara
p. 37 ff, Titelbl. n. T. 10 ff. (T. 12, noch ein-
Serahmtea Bild); FonquBT, CR. de l'Ac. 1887
. 229 f.; 1892 wurden drei neue gefunden,
') PgTBis, Hawara T. 9, 4.
*) Qraf Nr. 7 nach Euting.
*) Philo adv. Flaccum 11 p. 523 ff.
>J Ant. 13, 72; b. Jud. 1, 1. 7, 10.
•) Jetzt Teil-el-Jahudeh {S. 80): Tr. b.
B. 7, 178 ff. mit 5 fwb. Tafeln.
') J. d. aav. 1862 Mara p. 162 ff.; B*. n.
a. 7, 259 ff, T. 7 ; vgl. KlCo«*»«. A. 1871,
5 ff. 199 ff.; SoHnaiBBB, Torentik 8. 433.
"] EallixeuoB bei Ath. 1, 196 f (mit Bil-
dern der EOnige).
•) Z. B. AA. 1889, 63 f.
") In den Qr&bem von Sakkara: AZ.
1,80.
") PoTTiBB, Btatuettes p. 131 ff.
'*) FrauenbOste mit hohem Zopf: Shith
a. PoRCHBB (S. 167) T. 74; idealisierter Kopf
des Cn. Cornelius Lentulus: daa. T. 65.
") Statuette in raffinierter Technik:
Skith a. PoBCHBR T. 67, 1 (unter der Brust
gegOrtet); die Sandale lösend, jungfrftnlich
lart: das. T. 71.
>•) SMrTH and Pobchbb T. 64, 2 S. 92.
Kap. CL Die dritte helleniatuehe Periode: KOnigszeit, (§ 943.)
689
343. Kehren wir nun zu den Gegenden zurück, wo das vom Meere
her vordringende Griechentum das asiatische Wesen fester gewurzelt
fand. Wir werden später sehen, dass die syrische Nation wohl zum
Schweigen verurteilt war, aber schliesslich siegreich ihr Haupt erhob. Vor-
läufig fand sie nur in entlegenen Winkeln Schutz. Das Reich derNa-
batäer (jetzt Haurän) war von Arabern bewohnt und griechisch organisiert,
hatte jedoch das Syrische mit einer eigenen Abart der Schrift zur Amts-
sprache; ^) nur ein Aretas, der sich Philhellene nannte, gab seinen Münzen
halb griechische Aufschrift.') Dieses Land ist uns durch Felsskulpturen ^)
und Siegelsteine*) archäologisch bekannt. Da die nomadische Bevölkerung
aus der Vermittlung des Earawanenhandels zwischen dem glücklichen
Arabien und dem Meere reichen Gewinn zog,*) war ihr ein gewisser
Luxus nicht fremd; so konnte der König goldene Kranze zum Gastge-
schenk geben. ^) Kappadokien bekundet seinen Zusammenhang mit dem
Osten durch die Zulassung eranischer Götter;^) aber seine Kunstgeschichte
ist ein leeres Blatt. Die Könige des Pontus nehmen sich die altpersischen
Herrscher zum Vorbild, verehren aber auch semitische Gottheiten®) und
mögen griechische Künstler beschäftigt haben. Interessanter als die un-
ermesslichen Schätze, welche die Römer fanden, sind für uns die Über-
bleibsel der Bronzeplastik. ^) Auf der anderen Seite des schwarzen Meeres,
im Skythenlande dauerte der griechische Einfluss unvermindert fort.
An vielen Orten schmolzen Kolonisten und Skythen zu einem Volke zu-
sammen, wobei jedoch der Hellenismus weniger einbüsste. Die realistischen
echt nationalen Skythenbilder, die wir S. 658 kennen lernten, hören auf
und auch die Barbaren unterliegen der hellenischen Eleganz.*®) In die-
selbe Geschmacksrichtung gehört die Vase von Kertsch, welche eine Jagd
des Königs Darius darstellt. **) Wie im vorigen Zeitalter, steht athenischer
Import (besonders bemalte Vasen mit weisser Deckfarbe, Reliefvasen und
Gefässe in plastischer Form) neben Metallarbeiten, welche mehr oder
weniger orientalischen Geist atmen. Ebenso sind die Terrakottafiguren
entweder schwächere Nachbildungen attischer Typen oder sie stellen
Skythen und von Göttern den Mithras dar.^*) Von- einer monumentalen
Kunst finden sich nur schwache Spuren; beispielsweise seien das Relief
zu Ehren des Königs Pairisades, welches ein Aphroditeheiligtum von
Pantikapaion darzustellen scheint, ^^) und die sehr flüchtigen Wandgemälde
^) Schon zur Zeit des Antigonos: Diod.
19, 96, 1.
^) MoMHBEK, rOmische Geschichte V '
S. 476 A. 3.
») S. 83.
*) MoBDTXAKK, Zcitsohr. d. deutschen
morgenl. Ges. XVIIl T. 5. 6; M. A. Leyy,
Siegel u. Gemmen, Breslau 1869 m. T.
*) Diod. 19, 94, 3. 5. 95, 3.
«) Tac. A. 2, 57.
^) A. V. GuTSCHJCiD, kleine Schriften
3, 185 f.
^) GuTsoBMiD a. 0. 2, 352 f.
») Schöner Kopf AZ. 1878, 150 ff. T. 20;
Vase in Form eines Kopfes: Ga. V T. 13.
Eaodbxicli der klus. Altertumawinenichafk. YI,
Marmorhild des Mithridates Eupator in Paris
Nr. 3000 nach Wimteb, AA. 9, 87 f.
»0) Terrakotte: Kondakop S. 204; pla-
stische Vase: das. S. 192. Solche Skythen
werden zu männlichen Amazonen: Scheide
von Tschertomlizk bei Eondakof S. 305
F. 265. Den Übergang zu diesem Stile zeigt
die Krone von Gross-ßlisnitza (das. S. 53}.
1 0 Koin>AKOF S. 222.
^^) PoTTiEB, statuettes de terre cuite
p. 144 ff.; komische Figuren: Kordakof
S. 100. 101. 206.
'») CR. 1877, 249 ff m. Abb., S. 246; vgl,
Jahrb. 1, 235 ff.
44
690
BlaMiaohe KnnBiarohaoloKie. IL OM^hiöhte der alten Kiinsi.
einer Grabkammer des Mithridatesberges genannt.^) Ahnlich wie in
Etrurien hingen an den Wänden Terrakottamasken. >) Armenien fOhrt
uns zum kräftigen asiatischen Wesen zurück; trotz dem Hellenismus des
Tigranes ') zeigen die Münzbilder regelmässige Stilisierung und Tracht im
spätpersischen Oeschmacke. Jenseits des Euphrats hatte Alexanders Werk
mehr Bestand als man gemeinhin glaubt. Wenn auch die Herrschaft der
Seleukiden bald abgeschüttelt wurde, so brachte das wilde Reitervolk der
Parther nichts als Eisenwaffen und „skythisches* Hausgewebe mit^)
Mesopotamien war es wieder, das unter den neuen Herrschern die Führung
in der Kultur übernahm. Von einer nationalen Kultur findet man freilich
keine Spur, denn der Yölkerwirrwarr hatte nur noch zugenommen. In
Osroene wohnten Griechen, Juden, Syrer und Armenier durcheinander;^)
das neugegründete Batna war ein Knotenpunkt des Welthandels geworden ^)
und im eigentlichen Babylonien durch die Seleukiden bedeutende make-
donische Städte entstanden. Vor Nikephorion und Anthemusa ragte die
Grossstadt Seleukeia hervor, welche noch im Jahre 36 n. Chr. ein grie-
chisches Gepräge trug, freilich aber auch von Syrern und Juden bewohnt
war.^) Nicht einmal im Verkehr herrschte Einheit, sondern es gab drei
Schriftsprachen nebeneinander: Griechisch auf den parthischen Münzen
bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. hinein, ^) dann Syrisch, ^) woraus sich,
seit Claudius etwa, das Pehlevi entwickelte, und die babylonische Keil-
schrift.^®) In den Residenzen dauerte die alte Pracht und Herrlichkeit
fort;^0 ^^ Goldschmiede haben sehr viel zu thun,") ebenso die Stein-
schneider. ^3) Für die Masse bleibt aber der Thon das Hauptmaterial; er
gibt Figuren, teils von griechischem Stil, teils in orientalischem Geschmack
(z. B. Astarte) ^^) und Särge mit reihenweise eingestempelten Figuren
ab.^^) Aus ihm werden die bekuppelten Häuser gebaut. ^^) Durch Glasur
werden Gefässe und Wandfliese verschönert; letztere gehen aber jetzt aus
griechischen Fabriken hervor. ^^) Sonst sind noch einige Bronzen grie-
chischer Art^^) und ein paar Marmorreliefs ^^) bekannt. Doch muss es
einen wirklichen Kunstbetrieb gegeben haben, denn aus Babylon kam ein
Bildhauer Diogenes nach dem Westen. *<^)
0 CR. 1878/9 Titelvignette u. T. 1 (nach
den Inschriften aus dem 1. oder 2. Jahrh.
V. Chr.).
«) CR. 1878;9, 14 ff. m. Abb.
') Künstler Kallimachos: Flut. Lucull.
32; griechisches Theater: Flut. Crass. 33.
*) Vgl. Flut. Crass. 24; Eunap. fr. 21 bei
Suid. V. oiavlyag,
^) Acta Thaddaei aposi 4.
0) Ammian. 14, 3, 3.
') Vgl. Tac. Ann. 6, 41. 42.
®) Nach MoMKSEK, röm. Gesch. V 349
von den griechischen Städten geschlagen.
Griechische Umgebung des Vonones: Tac.
A. 2, 2; griechische Frauen: Flut. Crass.
32 a. £.
») Flut. Anton. 46.
*^) Die späteste datierte Urkunde ist im
Jahre 80 v. Chr. abgefasst (Ztach. f. Assyr.
3, 135).
*') Adrianos fieX, 4 beschreibt den Auf-
zug des Königs von Babylon.
^') Goldene Waffen, Zügel und Schuhe:
Dion. Fer. 1059 ff.
'') SiegelabdrQcke mit Einzelfiguren aus
der Zeit der Seleukiden: Mevaht, pierres
irrav^es 2 179 ff.
'*) Ga. 2, 63 A. 2 ; Pbrrot II F. 293. 299.
") LoFTUS, travels a. res. p. 204 ff.; Jdsti,
Gesch. Fersiens S. 89 m. Abb.
»•) Strab. 16, 1, 5.
'') „Natrongefässe** werden öfter in
Mischna und Tdmud erwähnt; Fliese mit
griechischen Buchstaben (Tir. b. a. 7, 188)
oder Falmetten (abg. Soldi, arts m^o. p. 247)
im Louvre.
") Ga. 6, 28 f. m. Abb.
»») Berlin Nr. 212. 214 (Verz. d. vorder-
asiat. Altert. S. 32).
«») LöWY 361.
Sap.tSL Die dritte helleiuBtiflohe Periode: KönigSBeit. (§343.)
691
Die Fortbildung des persischen Stils aus der Zeit des Artaxerxes
Ochus (S. 657) vollzog sich mehr im Inneren des Reiches. Das Relief des
Ootarzes I., ^) Münzen von Fars und einige Siegelsteine ^) belegen dies.
Über den Inhalt eines Hügelgrabes in Hyrkanien (Tureng-Tepdh, nordöst-
lich von Asterabad), welches 1841 geleert wurde, weiss man leider zu
wenig;') die krummen Eyrosnasen^) waren hier zu finden. Zur Charak-
teristik des Oeschmackes dienen auch die Drachenfeldzeichen der Parther. ^)
Griechische Kolonien haben im innem Persien nicht gemangelt;^) sie
trugen griechische Kultur und Kunst bis an den Oxus, wo Terrakotta-
figuren gefunden sind.^) Zugleich damit drang das Aramäertum dorthin
vor.^) Im Baktrerlande wurden Tausende von „griechischen^ Kolonisten
angesiedelt und es bUdete eine Zeitlang ein halbgriechisches Königreich.')
Die meist unschönen Münzbilder geben den Königen den makedonischen
Hut und die altpersische Adlernase. Das Land war jedoch zu exponiert,
als dass sich hier das Fremde lange hätte erhalten können; schon 128/7
V. Chr. fand ein chinesischer Reisender die Kenntnis des Metallschmelzens
verschwunden. ^<') Nach Ausweis der Münzen hatte der Hellenismus etwa
von 250 bis 150 v. Chr. Amtssprache, Münztypen, Geldfuss und viele
Königsnamen geliefert. Dann tritt neben das Griechische das indische
Prakrit, zeitweise auch das Pali, der griechische Fuss wird durch den
indischen ersetzt; gegen die christliche Zeitrechnung hören die griechischen
Namen auf. Die Typen wurden von den „indoskjrthischen** Königen über-
nonmien und die grichische Schrift blieb in Gebrauch.
Im Pendschab und östlich vom Induslande herrschen ähnliche Ver-
hältnisse. Indien*^) ist zuerst der babylonisch-persischen Kultur er-
schlossen worden (S. 626). Jetzt kamen die Griechen. Auf Alexander
folgen die Seleukiden, welche Verbindungen anknüpfen. Da und dort
trifft man Griechen in hervorragenden Stellungen, i*) Bis in das erste
Jahrhundert n. Chr. erhält sich das Bewusstsein hellenischer Nationalität,
auch wenn die Personen bereits indische Namen führen.") Dabei dauerte
der persische Einfluss fort; die Inder trugen z. B. Hosen wie die Meder.**)
Im allgemeinen jedoch behaupten sie ihre Selbständigkeit mit Würde.
Eratosthenes behandelt Inder imd Arianer als Kulturvölker, was gewiss
') CosTB et Flasdis, voyage en Ferse
T. 119; DiBULAFOY V S. 37.
>) Z. B. Ra. n. s. 31, 331 m. Abb.
^) De Bodb, Archaeologia 30, 248 ff. m.
T. 16 (Funde im Besitz des Schahs).
*) Vgl. Plut. reg. apophth. Cyr. 1.
*) Abgeb. MB. 10, 31.
^) Vgl. die Schrift des Isidoros von
Charax.
') Verh. d. Berl. anthrop. Ges. 22, 347 f.
m. Abb.
^) Inschriften von Münzen ' Sogdianas
ans dem 2. Jahrb.: R. sämit. 1893, 173.
') Gold und Reichtümer im Baktrerreiche :
Epist. Alex. p. 202, 17.
'^) GüTSCHxiD, Geschichte Irans S. 63.
^*) A. Gbüihtbdel, buddhistische Kunst
in Indien, Berlin 1893 (Handbücher der kgl.
Museen zu Berlin) m. Abb.; £. Cubtius, d.
griechische Kunst in Indien, AZ. 33, 90 ff.
^^) Buddhistischer Missionär des KOnigs
A9oka: Tubkoüb's Mahftwanso 71 ; Statthalter
von Sur&schtra: Ind. antiquary 7, 257.
") Arch. survey of Western India 10,
32. 43. 55. Vgl. im aUgemeinen Sylt. Lärij
quid de Graecis veterum Indorum monu-
menta tradiderint, thäse v. Paris 1890;
Wbbbbj die Griechen in Indien, Bitzungsber.
d. preuss. Akad. 1890, 901 ff.; V. A. Smith,
Graeco-roman infiuence on the civilization
of ancient India, J. as. soc. of Bengal LYIII,
I, 3 S. 107 ff m. 4 T.
**) Petron. carm. 46, 5.
44
692
Kniuitaroliftologie. II. Oeaohiohte der alten Kanst.
viel heissen will.i) Yfas wir freilich indischen Stil zu nennen pflegen,
ist erst unter dem Einflüsse der sassanidischen Kunst entstanden. Noch
Megasthenes sah Palibothra mit einer hölzernen Mauer umgeben.') Die
indische Kunstgeschichte beginnt überhaupt erst mit den Bauten des
buddhistischen Königs A^oka, welcher um 256 v. Chr. regierte. Die Felsen-
tempel, welche er zuerst unternahm, fanden zahlreiche Nachahmungen bei
seinen Olaubensgenossen; die Plastik hat darin leider nur geringe Bedeutung.
Das älteste Heiligtum weist männliche Karyatiden und nach persischem
Muster Kapitelle mit Stieren oder Stiersphinxen auf;') in den Grotten
von Pitalkhorft finden sich geflügelte Sphinxpaare, *) — wie man sieht, ist
alles aus der Fremde entlehnt. Die Leiter der Felsarbeit selbst kamen
ohne Zweifel aus Palästina;^) doch lernten ihnen die Inder die Kunst ab:
Die Tschaitjä-Orotte zu Kondäne erbaute im zweiten Jahrhundert «Balaka
Schüler des Kanha'^.^) In diesen Felsgrotten mögen einst Oötterstatuen
gewesen sein;^) erhalten ist davon nichts. Mehr ergeben die gewölbten
Grabdenkmale (tope's oder 8tupa% S. 87);*) denn oft bedecken Reliefs,
deren Gegenstände dem religiösen Leben der Buddhisten entnommen sind,
die Thorwege. ^) Diese nehmen sich natürlich ganz national aus, aber in
der Felsgrotte von Ananta^^) finden wir den heiligen Baum der Babylonier
zwischen je zwei Personen, femer Kämpfe von Männern mit Löwen oder
Stieren und einen Fries von Gänsen, die Lotos im Schnabel halten, end-
lich auch einen solchen von Stufenpyramiden mit einem Lotus dazwischen
— also auch hier weit verbreitete orientalische Dekorationsmotive. * *) Die
Tope's enthalten aber auch kleinere Gegenstände, z. B. kupferne Figuren
des kauernden Buddha. ^^) Die Särge sind oft thönem wie in Babylonien,
diejenigen von Steatit (in Santschi) nur roh ornamentiert. Man findet
darin Stemperlen, unverzierte schwarze Gefässe^^) und Goldbleche. Einen
Begriff von der Metallpracht der Königspaläste gibt „Alexanders Brief ".i*)
Die Privathäuser dagegen bestanden in Fluss- und Meergegenden nur aus
Holz oder Bambusrohr, sonst aus Ziegeln oder Lehm.*») Ein Industrie-
volk sind die Inder des Altertums so wenig als die Perser.") Doch
legten sie auf edelsteinbesetzte Becher, *7) Schmuck und bunte Klei-
») Bei Plut. fort Alex. 1, 6.
3) Strab. p. 702. Bei PoroB angeblich
goldene Götterbilder: Epist. Alex. p. 204, 8 ff.
>) In Bhädschä: Inscriptions p. B ff.
GnthTWEDBL (S. 24) stellt die Skulpturen der
Höhlen von Udajagiri (Bengalen), die ich
nicbt kenne, an die Spitze der Reihe.
*j Inecr. p. 11 f. T. 7, 1; Cave temples
S. 242 ff. T. 15-17.
^) Dafür spricht das Zeugnis der Acta
Thaddaei apost. (ed. Lipsius).
•) Inscr. p. 8 ff.
') Vgl. Bardisanes bei Stob. ecl. 1, 3 (4)
p. 67, 26 ff. W.
^) Ein solcher ist auf einer Münze des
Königs Agathokles von Arachosien (180—65)
abgebildet; s. A. v. Sallbt, Nachfolger Ale-
xanders S. 95; erwähnt im Briefe Alexan-
ders p. 217, 12 ff.
>) Stüpa von Barfthat (Bharhut), Reliefe
an den Tnoren und der steinernen Um-
wallang; ümwallung von Buddhagaj&.
^^) Feboüssok a. BüBOESs, cave temples
p. 70 ff. T. 1, 1. 2.
i»J Ähnlich am Bharhut Stupa (200—
150 V. Chr.).
»2) Aus A^oka's Zeit: Bha vahiIl Ik-
DBAJi, SopftrÄ p. 25 ff. m. T. 5— 2.
*') In jttngeren kommenl naloga zu
den aretinischen Vasen vor.
»*) P. 192 f. KÜBLBB.
»0 Megasth. bei Arr. Ind. 10, 3. 4; Epist.
Alex. p. 195, 22. 197, 6.
*•) Aelian. v. h. 10, 14 nach Sokrates.
") Strab. 15, 718.
Kap. IX. Die dritte helleniatieohe Periode: Königszeit. (§ 344.)
693
düng 0 Wert. Blühendes Gewerbe fand der erwähnte chinesische Reisende
in dem Eophenlande, der Oegend von Dschellalabad und zwar Schnitz-
arbeit, Baukunst, Weberei, Stickerei, Arbeit in Gold, Silber, Kupfer und
Zinn. Echt einheimisch war nur die Industrie in Elfenbein und Ebenholz,
den kostbaren Landesprodukten.')
344. Karthago hat ohne Zweifel auch fiir die Kunst glänzendes
gethan; wenn in Hannibals Gefolge griechische SchriftsteUer waren, wird
auch mehr als ein hellenischer Künstler nach Karthago gezogen sein. Im
Vergleich mit dem Babylonier Diogenes kann das karthagische Bürgerrecht
des Boethos nicht auffallen.^) In der reichen Kaufmannsstadt fand er
besonders als Ciseleur zu thun.^) Was ihn aber in die Kunstgeschichte
brachte, war seine eherne Gruppe eines Knaben, der im Scherz eine Gans
würgt — ein Motiv, das von den Terrakottafiguren herstammte;*) eine
gleichartige Marmorgruppe sah Herondas im Tempel des Asklepios.^) Ge-
legentlich hören wir von punischen Mosaikböden und Säulen, welch'
letztere wohl von gelbem numidischem Steine waren, ^) sowie dass Han-
nibal eherne Götterbilder bei sich hatte. ^) Vorläufig ist wenig gefunden,^)
aber weitere Nachforschungen sind aussichtsreich; denn ein Tempel zu
Schemtu und das Mausoleum von Dugga veranschaulichen noch den grie-
chischen Einfluss, welchen Henkel rhodischer Amphoren inschriftlich be-
stätigen. ^°) Auch Masinissa, der die Berberstänmie Numidiens zu civili-
sieren versuchte, huldigte dem Hellenismus und errichtete eine modische
Hofhaltung.!»)
Weit besser sind wir über Unteritalien unterrichtet. Die samni-
tischen Offensiv- und Defensivkriege, Agathokles' Herrschaft, die Gewalt-
thätigkeit der Republik Tarent und ähnliche Umstände wirkten dahin zu-
sammen, dass die Völkergrenzen verwirrt und die nationale Widerstands-
kraft geschwächt wurde. Die Münzen zeigen, wie selbst die kleinsten
Städte in Ost- und Mittelsicilien, in Bruttium, Lukanien, Kalabrien, Apulien
und Kampanien im dritten Jahrhundert sich ein griechisches Air gaben. !^)
Lukanien, Apulien und Kalabrien waren die besten Absatzgebiete für
schöne griechische Erzeugnisse, teuere Juwelierarbeiten nicht ausgeschlossen.
Der hannibalische Krieg untergrub den Wohlstand dieser Gebiete und sie
sanken mit Ausnahme des gesegneten Kampaniens wieder in bäuerliche
') Euhemeros E. 45. 46; Megasthenes
fr. 37; Gurtiiis 8, 9, 21 ; Schuhe: Arrian. Ind.
16, 5; gestickte Kleider: das. 9; Frauen-
schmuck: Diod. 19, 34, 4. Die buddhistische
Legende von den 7 Kleinodien des Königs
Cakravartin ist besonders im Laüta-Vistara
erzählt; an erster Stelle steht das ,Rad"
{cakra, vgl. S. 483).
^) Tische aus Elfenbein: Epist. Alex. p.
215,11; Messer aus Ebenholz: das. Z. 12;
teuere Ohrringe und Pferdegebisse: Arrian.
Ind. 16. 3. 11.
5) Paus. 5, 17, 4.
*) Plin. 33, 154.
*) Vgl. CR. 1876 T. 6, 9.
•) 4, 31; Blümkeb (Phüol. 51, 123) be-
tont, dass der /f/i^aAoiTnyl vornehmlich in
Ägypten vorkommt. Ein in Olympia ge-
fimdener Kinderarm (Woltisrs 827) stanunt
vielleicht von einer Statue des BoCthos.
^) Cato bei Festus p. 242, 22; Propert.
2, 23, 3.
^) Com. Nepos Hannib. 9, 3.
^) Terrakottamaske: Pkbbot III F. 340.
'0) R. de rart chrötien 32, 149.
> 0 Ptolemaios bei Athen. 6, 229 d.
^^) Über Nola zu Alexanders Zeit Dion.
Hai. ant. 15, 5.
694
Elassiache Ennstarchäologie. IL Oesohichte der alten Ennst.
Verhältnisse zurück. *) Die Steinplastik, dieser Prüfstein der wahren Eunst^
blute, scheint nur in Capua gepflegt worden zu sein, wo man den ein-
heimischen Tuflf benützte.*) An Bronzen besitzen wir vereinzelte schöne
Werke*) und desto zahlreichere Votivfiguren sehr mittelmässiger oder
roher Arbeit.*) Die Terrakottaplastik hat ähnliche Verhältnisse,*) wenn
auch Paestum und Lokroi (S. 117) keine sonderlichen Vorbilder lieferten.
Die Baukunst mag, wenn wir aus den thönemen Antefixen von Luceria
schliessen dürfen, am meisten lokales gehabt haben. ^) An Ort und
Stelle sind jedenfalls die Freskobilder gemalt, welche Orabkammem von
Capua, Nola, Paestum und Canosa zieren;^) aber sie stehen unter dem
Einflüsse der unteritalischen Malerei (S. 668), wenn auch die Trachten
von den griechischen abweichen. Das Kunstgewerbe ist von dem Importe
kaum zu sondern; Brennöfen müssen darthun, dass auch in nichtgriechi-
schen Städten bemalte Vasen angefertigt wurden.*) Andere Gefasse mit
schwarzem Fimiss, Reliefverzierung und einfacher, hauptsächlich weisser
Bemalung haben lateinische Aufschriften, welche ihre Fabrikation in der
kampanischen Stadt Cales darthun; die hervorragendste Exportfirma war
die der Canoleji.®) Die alteinheimische Bronzeindustrie dauerte in Kam-
panien fort, von wo Novios Plautios nach Rom eingewandert zu sein
scheint, 1®) aus dessen Fabrik die ficoronische Ciste hervorgegangen
ist. ' >) Unter ihm machten zwei verschiedene Arbeiter die plumpe Figuren-
gruppe auf dem Deckel und die feine gravierte Zeichnung „Polydeukes'
Sieg über König Amykos**, welche den Leib umgibt. Im Osten Unter-
italiens wurde der einheimische Bernstein zu kleinen Gegenständen und
Figuren verarbeitet. '2)
345. Rom hatte bisher an allen Kulturbewegungen teilgenommen,
wenn auch nur unter den Tarquiniem in hervorstechender Weise. Je mehr
es emporstieg, desto mehr hatte es die Pflicht, auch im geistigen Leben
eine Rolle zu spielen. Aber den Machthabem wurde das glänzende Leben,
dessen Vorbilder von den Königshöfen ausgingen, unheimlich, weshalb sie
den republikanischen Geist durch Polizeimassregeln erhalten zu müssen
glaubten: Über das Notwendige hinausgehen sollte man wohl für den
0 Vgl. Hor. c. 3, 30.
2) Berlin Nr. 161-67 (im Katalog die
Litteratar).
') Z. B. Rindskopf aus Lucanien B.
1830, 25.
*) Z. B. viele aus dem Fucinersee und
ans Pietrabbondante (B. 1860, 8) ; Bronzi
d'Ercol. II 1 ; Bn. 7, 8.
^) Weiblicbe Büste aus Canosa, Samml.
CasteUani (Helbig, Unters. S. 40); Athena,
aus Rocca Aspromonte: Glabao III 457, 847;
MouxsEH, unterital. Dialekte T. 9 S. 175;
Terrakottisn von Capua, Pompeji u. a.; Armen-
tum : B. 30, 27 ; ungriecbische Gruppe aus
Atena: Lekobmant, R. crit. 1882 S. 440.
8) Ga. 9, 12 ff.
') Capua: eines in Neapel (B. nap. n. s.
II 10 f. 13 f.), ein anderes in Dresden Nr.
248; Canosa: S. 119; Nola: AZ. 1850 T. 14;
Paestum: A. 37, 262 ff. T. NO m. M. VIII
21; Ga.8, 335 ff. T. 46 --48.
») S. auch S. 669.
») Bbiwdobp, B. 1866, 242 ff.; WiLMAmra,
Eph. ep. 1872, 9 ff.; Fböhkbb, les mus^ea de
France p. 48 ff. ; Dilthet, AZ. 1874, 78 ff.;
Gobi, mus. etr. II 41; Ritschl, priscae Lat.mon.
epigr. T. 5 ff.; ein Stempel 1874, 82 ff. Relief-
vase des Bassus aus Capua: FbGhkeb, choix
de yases grecs p. 43 ff.
*°) Nach dem d in feced.
^') Claus Bböndsted, de cista aenea
Praeneste reperta, Havn. 1834; 0. Jahn, die
ficoronische Cista, Lpg. 1852; Wiener Vor-
legebl. 1889 T. 12; Phot. der Deckelgruppe.
^^) S. 199; Relief ans Ruvo: Panofka,
cabinet Pourtalds T. 20 (ganz fthnlich Migau,
ant. pop. ital. T. 118, 2); aus Lukanien in
Berlin: AZ. 1872 Sp. 19 f.
Kap. n. Die dritte hellenietieolie Periode: Königszeit. (§ 845.)
695
Staat, aber nicht für sich selbst.^) Wenn anderswo die Frömmigkeit
herrliche Tempel, Götterbilder und Weihgeschenke bestritt, so fehlten in
Born zwar solche durchaus nicht, aber die gottesfürchtigen Geschäftsleute
thaten sich nicht weh. Sparsamkeit gefiel ihnen auch in der Religion ;>)
z. B. verlangten die Staatsraison und das Bankiersinteresse, dass die Metalle
im Umlauf blieben und nicht zuviel in Gestalt von Weihgeschenken der
„toten Hand^ anheimfiel.') Ergiebige Tempelkollekten gelangen nur den
Priestern der Göttermutter.*) Dieses Puritanertum, welches z. B. schon
wegen Besitzes von zehn Pfund Silbergeschirr die Standesehren entzog,
gab dem römischen Staate vom vierten bis zum zweiten Jahrhundert jenen
altmodischen Anstrich, welchen manche irrtümlich von dem ganzen Römer-
tum vorausgesetzt haben. In die Kunst griff namentlich die Yerpönung
der Nacktheit ein.^) Als nach der Niederlage Karthagos so ziemlich alle
Leute von Stand zu spekulieren anfingen, fehlte es den Römern schon an
der Müsse für die Kunst; denn solange der Bürger in Rom weilte, nahmen
ihn die Geschäfte in Anspruch. Endlich brachte der ältere Cato eine Va-
riation des griechisch-makedonischen terrihüe als „römische Strenge" in
die Mode. Auf den griechischen Feldzügen sahen die römischen Offiziere
eine freiere, schönere Welt, die sie gerne nach ItaUen verpflanzt hätten;
zuerst bethätigte Fulvius Nobilior seinen Kunstsinn dadurch, dass er 187
V. Chr. eine grössere Zahl von Kunstwerken kraft des Kriegsrechtes aus
Griechenland nach Rom schaffte. Darunter befanden sich natürlich auch
Skulpturen der früheren Periode, woraus folgte, dass sich der Geschmack
der Römer verwirrte und sie dem Eklektizismus huldigten oder geradezu
das Altere höher schätzten;^) die grössere Regelmässigkeit der älteren
Kunstperioden passte ja viel besser in die damaUge Staatsauffassung, wo
die Kunst überhaupt unter strenger Polizei stand. Die oberste Baube-
hörde war der Senat,') mit den redemptores verkehrte aber der Censor.®)
Persönlich hielten die feineren Leute von dem «schmutzigen Geschäfte^
der Künstler sich fem. Dem Fabius Pictor verschaffte seine Exzentrität
seinen offiziellen Beinamen.
Die römische Plastik hatte ungefähr die gleichen Aufgaben wie in
jenem Zeitalter allenthalben. Götter- und Votivbilder verstehen sich von
selbst. Jene müssen den religiösen Satzungen entsprechen, z. B. werden
im Jahre 207 nach sibyUinischer Vorschrift zwei Figuren aus Cypressen-
holz angefertigt;^) bezüglich der anderen Klasse verdient Erwähnung, dass
Appius Claudius in den 298 gelobten Tempel die Erzbilder seiner Ahnen
weihte. Sehr zahlreich waren aber jetzt die Ehrenstatuen, welche der
Staat Toten (z. B. Attus Navius, Cloelia und den Königen) und den Lebenden
*) Cic. pro Mar. 36. pro Flacco 12;
Hör. c. 2, 15, 13 ff.
») Cic. leg. 2, 40.
') Cicero hat sich in de natura deorutn so
ausgesprochen; vgl. auch Sen. provid. 5; Lact,
inst. 2, 4, 10. 6, 25, 4 ff.
*) Ovid. fast 4, 350.
») Ennins bei Cic. Tusc. 4, 33.
•) Vgl. Ter. Eun. 3, 1, 38.
') Cic. de har. resp. 16; vgl. Gell. hist.
fr. 24 hei Macroh. sat. 1, 8, 1.
^) liv. 42, 3. Näherea üher die staat-
liche Leitung hei Mohhsek, rOm. Staatsrecht
II ^ 422, 2. 542.
») Liv. 27, 37, 5, vgl. Dibls, sihyll. BlÄtter
S. 96.
696
KlasBische KniiBtorohäologie. IL Oesohiehte der alten Knnat,
setzte;^) unter diesen fallen die zahlreichen Reiterstatuen auf, welche
durch Münzbilder einigermassen bekannt sind.^) Beachtung fordern dann
die ehernen Wappentiere von Rom und Lavinium.') Das Erz herrschte
überhaupt entschieden vor.^) Deshalb entging kaum ein Stück der Ver-
nichtung. Zu den nicht wirklich alten, sondern nur herben mangelhaften
Bronzen Italiens gehört die kleine Figur des C. Pomponius, nach der In-
schrift vielleicht aus der Zeit des zweiten punischen Krieges.^) Ardea
hat schöne Terrakotten geliefert, wahrscheinlich auch Velitrae.^) Die An-
fertigung von Ahnenmasken hat fortgedauert; sie gibt auch der Bildhauer-
kunst Impulse zu Marmorbüsten, 7) unter denen das energische Porträt
eines unbekannten Römers hervorragt.^) Die Plastik steht mit der Bau-
kunst in inniger Verbindung. Gleich jene Steinbüsten haben in Praeneste
aller Wahrscheinlichkeit nach auf Gräbern gestanden. ^) Auch ganze Grab-
statuen werden mehrfach erwähnt, ^o) Auf dem Concordiatempel sah man
hoch oben eine Viktoria und ebenso Viktorien an den Antefixen.^^) Die
Terrakottaplastik hatte noch immer viel zu thun. Der kriegerische Ge-
schmack der Römer bevorzugte aber auch die einst allgemein beliebten
ehernen Schilde noch immer, um die Wände zu zieren.^') Die schöneren
zeigten in der Mitte ein Gesicht, z. B. eine komische Maske mit Paus-
backen und herausgestreckter Zunge ^^) oder eine Medusa. ^^) Die Malerei
schätzten die Magistrate als geeignetstes Mittel, ihren Ruhm dem Volke
vor Augen zu stellen, indem sie beim Triumphe die wichtigsten Ereignisse
und die eroberten Städte aufmalen Hessen; >^) Paullus verlangte zu diesem
Zwecke von den Athenern einen Maler, worauf sie ihm den Metrodoros
schickten. ^^) Wer auf seinen dauernden Ruhm bedacht war, weihte seinen
>) Plin. 34, 14.
') Vgl. Koscher, Verh. d. sächs. Ges. d.
Wiss. 1891, 107 ff.; Q. Marcias TremolnB
(siegreich 306 v. Chr.): lav. 9, 43, vgl. Cic.
Phil. 6, 13; Plin. 34, 23, vieUeicht auf De-
naren des L. MarciuB Philippus (Babblon 11
187); ein Lepidus auf Denaren des Man.
Aemilins Lepidus (das. I 117 f.) und M. Aem.
L. (das. I 126 f.); Q. Marcius Rex? auf
Münzen des Marcius Philippus (das. 11 197,
28); Sulla auf Denaren des L. Manlius (das.
II 179, 9. 10).
») Wölfin: Liv. 10, 23, 11; wahrschein-
lich auf Denaren der Ogulnier ahgehildet
(vgl. KöHN, Ztsch. f. Mttnzk. 1845, 65 ff.) ;
üher die erhaltene Gruppe S. 566; es gah
deren mehrere (vgl. Serv. Verg. Aen. 8, 631);
über das Motiv s. A. 1847, 183 ff. 40. 421 ff.
mit T. 0— R; in Lavinium Sau mit 30 Fer-
keln (Varro r. r. 4, 18, vgl. Lycophron 1259)
und Wolf, Adler, Fuchs (Dionys. ant. 1, 59) ;
Stier in Rom : Dion. Hai. 5, 39.
*) Lucil. XV 354, 5B. signa omnia ahena;
vgl. Liv. 9, 40. 44. 10, 38; Plin. 34, 18.
^) Mus. Kircher. II 14 p. 6; vgl. Bbunn,
Gesch. d. griech. Künstler 1, 533.
') Aus der Sammlung Borgia Guattani,
mon. ined. 1787 Maggio T. 3; Fragment einer
Statue das. 1785 Apr. T. 2.
') Bbbnoulli, Ikonographie I. und Über
die Bildnisse d. älteren Scipio, Basel 1875
m. T.
^) In Manchen: Phot. Bruokmann Nr. 10.
») B. 1870, 105.
*^) In Litemum Liv. 38, 56; statuae Cin-
ciae in Rom: Festus p. 262 (354); Enniua
auf dem Grabe Scipios: Plin. 7, 114; Terra-
kottakopf von Esquiün: Burlington cat of
objects of ceram. art Nr. 249.
'0 Liv. 26, 23, 4 (im Jahre 216 voll
endet).
'') Mehrere 329 gestiftet: liv. 8, 20, 8;
ehemals im kapitolinischen Tempel: Liv.
40, 51.
^') Die Giceroanekdote de or. 2, 66 wird
durch eine Münze von Populonia (abg. Brit.
Mus. Italy p. 396) und das Ornament einer
etruskischen Urne (Dütsohke, Bildwerke V
Nr. 640) illustriert. Gemalt: Plin. 35, 25.
^^) Ein solcher, von C. Ovios im dritten
Jahrhundert gefertigter Reliefschild ist er-
halten (im Museo Kircheriano; vgl. Bacim
1, 533).
"^) Zuerst 308 v. Chr., vgl. Sxxpbb. der
Stil 1, 290 ff.; Appian. 8, 66 (der Ütere Scipio
im J. 201).
»«) Plin. 35, 135.
•^•^* '^■3>
Kap. IX. Die dritte helleniatisehe Periode: Königszeit. (§ 345.)
697
Triumphzug, eine Schlacht, einen Überblick des fremden Landes oder
schlimmstenfalls ein Gladiatorenspiel auf eine Holztafel gemalt in einen
Tempel;') die Porträtbilder dienen immerhin auch der memoria,^) Diese
politische Bedeutung imponierte Fabius Pictor, welcher das Handwerk
durch sein eigenes Mitwirken ehrlich machte.^) Er hat sogar al fresco
gemalt, wie überhaupt diese Kunst damals schon verbreitet gewesen zu
sein scheint;^) die Malereien der Grabkammern von Ardea sind erloschen,
dagegen gibt es einen Rest der historischen Wandmalerei. ») Die Prospekt-
malerei wurde von den Römern bei den scenischen Spielen ausgenützt.^)
Ob die erotischen oder schauerlichen Bilder, welche die Komiker er-
wähnen, in Rom so gut wie in Athen zu sehen waren, ^) mag man be-
zweifeln. Aber gemalt wurde jedenfalls sehr viel und Aemilius Paullus
war schwerlich der einzige, welcher seine Kinder im Malen unterrichten
liess.^)
Die Bauten der Römer sind hauptsächlich aus Ziegeln oder aus dem
einheimischen Tuflf und Travertin errichtet, alles Stoffe, welche an Monu-
mentalbauten verkleidet werden mussten. Hiezu dienten Terrakottareliefs;
von den erhaltenen mag man einige, die eine gewisse üngelenkigkeit
unterscheidet, dieser Periode zuschreiben.^) Mosaik ^®) und Stuckrelief
kommen erst unter Sulla auf. Beiläufig erwähnen wir Bronzethore und
bemalten Verschluss,**) bronzene Dachziegel,**) erbeutete Schilde, die an
den Tempelsäulen hingen,*^) und endlich in Tempeln Statuen und Ge-
mälde.*^) Die Steinmetzarbeit wurde wenig betrieben. Das Grabhaus des
Bibulus ist ganz einfach ausgeführt, wie der berühmteste Sarkophag,
welcher die Reste des L. Scipio Barbatus barg, *^) die Sarkophage von
Ardea und die Grabsteine von Praeneste.
Wie unter den Künsten die Bronzeplastik, so ragt unter den römi-
schen Handwerken die Bronzearbeit hervor. Ihr entstammen die zahl-
reichen Spiegel und Gisten, an welchen Praeneste so ergiebig ist. Durch
die Inschrift der ficoronischen Ciste (S. 694) ist aber hauptstädtischer Im-
port und mittelbar wahrscheinlich auch kampanischer Einfluss festgestellt;
0 Triumph: Festiis p. 209 (252); Schlacht:
Liv. 24, 16; geographische Bilder: Plin. 35,
23; Varro r. r. 1, 2; Plin. 3, 3; Gladiatoren:
Plin. 35, 52 — Erlebnisse des Marios: Plut.
Mar. 40.
») Plut. Cat. 19.
») Plin. 35, 19; Val. Max. 8, 14, 6.
*) Liv. 24, 16; Plin. 35, 19 (von dem
Dichter Pacuvius); Varro 1. L 7, 57; Plin.
36, 42.
^) Stadtverteidigung in zweierlei Rot
und Schwarz auf gelblichem Grund, mit In-
schriften, im Konservatorenpalast: Beivndobf,
Heroon S. 247 A. 2.
•) Claudius Pulcher Plin. 35, 23 (Val.
Max. 2, 4, 6).
') Plaut. Men. 1, 2, 34 (134). Merc. 2,
2, 42. Capt. 998 (Unterwelt). Asin. 763;
Ter. £un. 3, 5, 35 (584) (Danae, im Boudoir
einer Hetäre).
^) Plut. Aemil. 6; Varro de lib. ed. bei
Nonius V. plumarium.
") Aus dem Pepethal bei Praeneste, im
Wiener Kunstgewerbemuseum B. 1866, 37;
A. 1867, 402 ff. T. L (an den Sarkophag des
L. Scipio Barbatus erinnernd); zwei Antefixe
aus I^aeneste, mit G5tterbüsten in Hoch-
relief verschiedenen Stils : B. 1866, 25 f.
'®) Ausnahme im picenischen Adria nach
der Schrift: Ritsohl, priscae Lat. mon. p. 51;
CIL. 1 p. 163; s. auch Lucilius sat. 2, 56 B.
'^) Pictis ex faucibus, in der Rennbahn:
Enn. ann. 89.
»«) Z. B. Plin. 33, 57.
»«) S. 696.
^*) Dioskurentempel vom J. 117: Plut.
Pomp. 2.
'^) Im Vatikan: Phot.; Lanzi, notizie
T. 14; PiRANBsi, mon. degli Scipioni T. 3. 4;
WurcKBLMANN's Werke I T. 12 a. A.
698
Klassisolie Ennstorohaologie. IL 6e89hiohte der alten Kmiei.
auser Novios Plautios nennt sich Vibi(u)s P(h)ilip(p)us, augenscheinlich ein
Grieche. >) Nach den Inschriften dürfen wir etwa das dritte Jahrhundert
für die Blütezeit des Betriebes ansehen. Die Spiegel sind mit gravierten
Zeichnungen versehen, welche an die etruskischen erinnern;^) für Ab-
hängigkeit von diesen sprechen auch manche Sprachformen der Inschriften
und besonders eine etruskische Aufschrift.') Bedeutend seltener und durch-
schnittlich schöner sind die Spiegelkapseln mit getriebenen Figuren; das
Hauptstück ist die „teca Tyskiewicz^.^) Bei den Gisten^) muss man
zwischen den gegossenen Figuren, welche den Oriff bilden, und den gra-
vierten Bildern des Leibes unterscheiden. Wir sahen schon bei der fico-
ronischen Giste, dass jene rohe Gussarbeit, diese ein echtes Kunstwerk
sein können. Letzterer steht eine Ciste mit Amazonenkämpfen im Vatikan
nahe.^) Manche sind so schön, dass man an griechische Stempel dachte;^)
doch auch unter den Deckelfiguren finden sich einzelne vortreffliche Ar-
beiten."*) Für schöne Waffen, z. B. Prachtschilde, bekundeten die kriege-
rischen Römer grosse Vorliebe.®) Das prächtige Silbergeschirr der Dia-
dochenzeit lernten die Römer durch Schenkung und Eroberung kennen;
zumal für den Triumphzug wurden Gefässe aus Edelmetall ausgesucht. ^^)
Die Polizeimassregeln schränkten die einheimische Produktion, auch das
Gemmenschneiden augenscheinlich ein.'^) Andererseits fasste die Eunst-
töpferei im Lande selbst nicht Wurzel. Das ordinäre Geschirr ist teil-
weise, nach den Inschriften, aus Etrurien eingeführt.^') Gefimisste und be-
malte Gefässe einfacher Art lieferte ünteritalien;^') für reliefgeschmückte
sorgten die Canoleji von Gales, ^^) rote Relief vasen kamen aus Arettium, i^)
ähnliche dagegen von anderem Thon aus Samos.^^)
346. Etrurien war jetzt keine politische Macht mehr, wogegen die
materiellen Verhältnisse blühten und der Besitz vielleicht besser als je
verteilt war. Nachdem die machthabenden Geschlechter den Römern
sich hatten beugen müssen, scheint der Mittelstand gewonnen zu haben.
Die Etrusker präsentieren sich auf den Urnendeckeln in voller Behäbig-
keit. Körperfülle und rotes Gesicht zieren den gutgestellten Bürger, ^7)
0 Ephem. epigr. Nr. 24 (Gabbucci, syl-
loge 538).
») Aus Praeneste B. 1867, 67 f. 1869,
13 flf. 68. 1871, 53. 1873, 8 f. 58; A. 1873,
124 ff. M. 9, 56, vgl. ScBipPKE, d. präne-
stinischen Spiegel, Breslau 1888; aus Tibur:
Lanzi, int. un' ant. specchio epist. al eh. cav.
Od. Gerhard, Roma 1842 f.
>) Alixentros CIL. I 59, Alixentr. 1501,
Casenter(a) das., Creisita B. 1872, 107,
Diesptr CIL. I 1500 n. ä.; etruskische In-
schrift: CoBSSEK, Sprache der £trusker 1,
371. Vgl. MoMMSBN, CIL. I p. 23; Fhibdb-
BicHS, kleine Kunst 2, 32.
^) S. 247. Eine andere, mit Raub des
Ganymedes: A. 1867, 338 ff. M. VIII 47.
*) Schöne, A. 40, 413 ff. m. M. 8, 56-8.
*) Gbrhabd, Spiegel T. 9—11; sehr
schön auch B. 1871, 41.
^) Abbxek, Mittelitalien S. 310.
*) B. 1866, 101.
») Vgl. SaUust CatU. 7, 4; AeL v. h. II,
9 p. 115, 26. — Kolossale Strigilis mit einer
nackten Frau als Griff: B. 1870, 70 f.; bron-
zene aedicula a. u. 449 errichtet: Plin. 33, 19.
»0) Plin. n. h. 33, 50, 2; Val. Max. 4, 3,
7; Plut. Aem. P. 28. 33.
^ M Nadel mit Frauenfigur, aus Praeneste :
B. 1870, 71 f.; Gemmen: Plaut. Asin. 4, 1,
33. Amph. 422; Terrakottaform eines Me-
daülons: B. 1866, 65 f.
") B. 1877, 87.
'») B. 1869, 68. 1867, 69; Abbkbn, Mittel-
italien S. 323 f.
^*) S. 694; Galenum: Löwb, prodromus
S. 406 f.; A. 1880, 318 f. A. 1.
16) B. 1874, 145. 1867, 135.
»«) LucU. VII 209, 2 B.
>7) Schlanker Körper: B. 1873, 201;
-1
Kap. CL Die dritte helleiÜBtuohe Periode: Königszeit. (§346.)
699
man behängt sich mit Schmuck, soviel man tragen kann, und geniesst
das Leben ohne Rücksicht auf andere, wie es einem behagt. Die römi-
schen Lyriker und Epiker zeichnen mit ungewohnter Satire die dicken
Etrusker, welche nur zu den Freuden des Bacchus und der Venus in Be-
wegung geraten.') Dieses Lebefi und Treiben eines ideallosen Volkes
zeigeA die zahllosen Deckelfiguren von Sarkophagen und Aschenumen
weit mehr als dass sie die Kunstgeschichte beleuchten. Gewöhnlich sehen
wir den Verstorbenen auf bequemem Lager, den linken Ellenbogen auf-
gestützt, in der rechten Hand zumeist eine Opferschale; er blickt uns
gleichgiltig an und, wenn der schmale Raum der Aschenume zur Ver-
kürzung des Körpers nötigt und der Kopf, wie gewöhnlich, nicht gleich-
massig verkleinert wird, empfangen wir oft den Eindruck des Plumpen,
Brutalen.*) Auf einem Sarkophag von Volaterrae ruht ein alter Mann
mit einem Kopf, wie man Bauern zeichnet, und neben ihm seine nicht
jüngere Gattin, eine ausgesprochen böse Frau.^) Von der Wehmut
griechischer Grabsteine ist hier keine Spur, weil selbst in die Trennung
eines Ehepaares die Dämonen der Unterwelt sich einmischen. Ausnahms-
weise liegt die verstorbene Person flach auf dem Rücken oder mit dem
Kopf zur Seite, ^) ist also tot oder sterbend gedacht; ein paarmal beweisen
die Etrusker, dass die kynische Freiheit, die ihnen die Griechen zu-
schreiben, wirklich vorkam.*) Ein Zecher wird abgebildet, wie er sich
am Morgen den wüsten Kopf hält.^) Nur wenige Werke atmen einfache
Vornehmheit, wie der Thonsarkophag der Sejanti Thanunia. ') Die Seiten-
flächen dieser Urnen sind sehr häufig mit hohen Reliefs bedeckt, die zu-
meist griechische Sagen und zwar am liebsten solche, worin Blut ver-
gossen wird und Mischwesen auftreten, nicht ohne Missverständnisse dar-
steDen.®) Die Art des Vortrags derselben entspricht ganz dem Geschmacke
der Zeit; die Vorbilder stammen aus Unteritalien und sind zum Teil mass-
los übertrieben, wie die Einführung von Erinyen und Personifikationen der
Leidenschaften. Die Berührungen mit der römischen Tragödie®) dürften
auf die Gemeinsamkeit der zeitgenössischen Auffassung zurückzuführen
sein. Dagegen scheinen Alexanderbilder Einfluss ausgeübt zu haben, ^o)
Einheimische Schlachtenbilder beschäftigen sich mit den Galliem. ^ ^) Andere
gelbe Gesichter an Urnen von Mnsama:
Djiknis I' 153.
») Catull. 39, 11; Verg. Georg. 2, 193.
Aen. 11, 736 flf.
') Auch in den Darstellungen kommen
brutale Züge nicht selten vor, z. B. reisst
einer im Kampfe dem Gegner einen Arm
aus und schlägt damit auf ihn los (Hbtde-
uAinsf, Zeus im Gigantenkampf 77). Den
Faustkampf Hessen die Etrusker mit Musik
begleiten (Polyb. bei Athen. 14, 615 d).
>) Abgeb. Mabtha S. 348.
^) Sarkophag in Mussignano: Micali,
mon. in. T. 48, 1; A. 1843, 365; Dbwhis I »
470; Sarkophag Ton Vulci: M. VIII 19 a =
Mabtha S. 356.
'^) Exe. Aristot. polit. 44; Phot.; Deckel
von Vulci: M. VIII 18 = Mabtha S. 347
(vgl. A. 1865, 244 ff.).
•) B. 1876, 74.
') Ant. Denkm. I 20 = Mabtha S. 351.
*) S. 4; Schlie, die Darstellungen des
troischen Sagenkreises auf etr. Aschenkisten,
Stuttgart 1868; über die Zeit und die Dar-
stellungsweise Brunn, ume I p. I ff.
') Ribbeck hat in seiner Geschichte der
römischen Tragödie auch die Urnen in Be-
tracht gezogen.
10) Achilleus zu Pferd in der Troilos-
sage: Gonbstabilb, mon. 4, 118 ff. T. 25. 26
(ähnlich der pompejanischen Alexander-
schlacht).
>>) Conbstabile 4, 227 ff.
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Urnen zeigen den Toden beim Mahle oder je nach seinem Stande zu Pferd
und zu Wagen J) Bloss omamentale Bilder sind nicht ausgeschlossen.*)
Trachten und Köpfe sind mit den Vasenbildern Unteritaliens zu vergleichen.
Stilistisch waren die Materialien der Urnen massgebend. Die Etrusker
gebrauchten Terrakotta, die ordinären Steine des Ortes und den einheimi-
schen Alabaster von Volterra, worauf Farben und Vergoldung aufgetragen
wurden, 3) sehr selten dagegen den Marmor, und dieser dauerte sie zu
Hochreliefs. Der Marmorsarkophag von Tarquinii trägt einfache Malereien,
welche an den „Alexandersarkophag* von Sidon (S. 684) erinnern.*) Die
Aufgaben der statuarischen Kunst hingen in der Hauptsache mit Votiven
zusammen. Erhalten sind hauptsächlich Bronzen, zumeist unter 20 Centi-
meter hoch. Eine Anzahl davon steht bessern griechischen Arbeiten nahe,*)
die meisten jedoch verraten provinziellen Geschmack. An jene Aschen-
umen erinnern einige durch unverhältnismässig grosse Köpfe oder kurze
Hälse,*) viele haben wie in früheren Zeiten (S. 571) auffallend schlanke
gestreckte Formen, ') worauf vielleicht die Magerkeit der sardinischen und
ligurischen Nachbarn nicht ohne Einfluss war.^) Daneben sondert sich
eine dritte Gruppe aus, an welcher die Neigung des Kopfes stark auf-
fallt.^) Grössere Bronzestatuen sind selten vollständig erhalten; wir nennen
z. B. den Knaben mit der Gans in Leiden ^^) und die Statue eines kauernden
Knaben, welcher im Begriff ist vom Boden aufzustehen.^^) Die griechische
Sitte der bronzenen Ehrenstatuen wurde von den etruskischen Gemeinden
ohne Zweifel viel nachgeahmt; wir rechnen zu dieser Gruppe den ^arrin-
gatore" (Redner) von Arezzo, ^^) welcher zu den S. 653 besprochenen Sta-
tuen gehört. Von der Gruppe eines Paares (oder eines Mannes und Vic-
torias?) auf einem Wagen sind nur vielversprechende Reste erhalten. ^3)
Zu einem grossen Grabmonument gehörte vielleicht der eherne Schlafgott,
von dem der Kopf in Perugia entdeckt wurde. ^*) Die runden Bronze-
reliefs finden sich, wie in Rom, so auch in Etrurien.**) Die Terrakotta-
plastik bringt grössere und kleinere Götterfiguren hervor, welche die
Existenz einer nationalen religiösen Kunst nachweisen; '®) den Hercules von
') MiCALi, It. av. Rom. T. 27. 28; Conb-
STABILE 4, 171 ff.
') CoNBSTABiLE Nr. 382 a— 6. h. k.
^) Urne von Cetona: Dbnmis IP 360 f.;
ganz vergoldete Urne aus Pastina: B. 1868,
134.
*) In Florenz: Klügmann, A. 1873, 239 ff.
246 ff. m. M. IX 60; Colvin, Jhst. 1883, 354 ff.
T. 36-38 (farbig).
') Z. B. die sprechende Athena aus Arezzo
in Florenz: Phot.; Martha S. 316; Dennis
II »87; Sirene: M. 2, 29.
^) Z. B. Mus^e Ravestein Nr. 475 ; Knabe
mit Vogel aus Perugia in Rom: nach Phot.
Martha S. 507.
') Z. B. Ra. 1, 67; Gori, Mus. etr. T. 104,
3; Gerbard, Gottheiten der Etrusker T. 2,
6. 4, 2; Dennis II » 189; Caylüs, recueil VI
T. 34, 1. 2.
8) Diod. 5, 39, 2.
^) Knabe in Cortona (auch mit sich
sträubendem Stirnhaar). A. XXXVI T. T;
Dennis IP 402; Haruspex, im gregor. Mu-
seum: Dennis II» 478.
'^) MicALi, mon. p. s. T. 43; Martha
S. 508.
^') Aus Cometo im Vatikan: Mioali,
storia T. 44, 1 ; Mus. Greg. I 43, 4 (mit In-
schrift auf dem linken Arm); Phot.; oder
schon im 5. Jahrhundert entstanden? Knabe
mit Vogel aus Perugia im Vatikan: Gone-
stabile T. 99, 6.
^') Phot. Bruckm. 320 u. AmdtrBruck-
mann, Porträts T. 86, Kopf 87. 88.
»») B. 1868, 207 f.
'*) Brunn, A. 1868, 351 ff.; M. VIU 59;
Phot. Bruckm. 235; Martha S. 303.
*^) Mit Medusenkopf, in Florenz: Fa-
bbetti, CIL 2603.
*^) Sitzende Göttin mit Granatapfel aus
Chiusi: Panofka, Terrak. d. kgL Museums
T. 3.
Kap. IZ. Die dritte hellenistiache Periode: KOnigsseit. (§ 346.)
701
Perusia hat der Modelleur G. Rufius stolz mit seinem Namen bezeichnet.^)
Sonst scheint der Thon jetzt nur für die Oräber gut genug befunden
worden zu sein. Häufiger als Figürchen^) sind in Etrurien und dessen
Hinterländern kleine Büsten und besonders halbrunde hohle Masken, aber
auch runde Schilde mit Reliefkopf, die an den Wänden aufgehängt wurden. >)
Die Steinplastik ist abgesehen von den Urnen und Sarkophagen ganz un*
bedeutend.'*)
Unter den Bauten unterscheiden wir erstens die Felsengräber von
Castel d' Asso, Norchia, Sovana und Bieda, ^) deren Fa9aden an diejenigen
Syriens erinnern (S. 684) und vermutlich auch nicht ohne Kenntnis der*
selben gefertigt wurden (es sind an den Giebeln manchmal sowohl
Giebelgruppen als Akroterienfiguren skizziert;^) man kehrt auch wohl zu
dem alten Prinzip der Schlangenleiber (S. 541) zurück, indem der schlangen-
füssige Typhon im Mittelpunkt steht), 7) dann die unterirdischen Grab-
kammem, deren Verzierung ganz an die gleichzeitigen Vasen gemahnt.
Wir finden Bilder, welche im Farbengeschmacke den unteritalischen ent-
sprechen; da die Technik der Freskomalerei sinkt, fassen öfters dicke
schwarze Linien die Gemälde ein; die Teufelsfratzen berühren noch un-
erfreulicher. 8) Den bemalten Vasen mit Relief Verzierung entsprechen die
farbigen Reliefbilder, die ganz dekorativen Charakter tragen. Überhaupt
treten jetzt häufig bloss omamentale Malereien mit Delphinen, Typhonen
u. dgl. auf.^) An die StUllebenbildchen lehnten sich die Gemälde der
Tomba Golini in Orvieto an, *^) während die Tomba Fran9ois ein Historien-
bild aus der römischen Königszeit bringt.^') Vorwiegend Geräte, dazu
aber auch ein paar Stillleben, Typhone u. dgl., jedoch alles in bemaltem
Relief, weist die Tomba de* rilievi in Caere auf.**) Alles in allem, sind
Lust imd Technik in entschiedenem Niedergang.
Die Verkleidung der Wände mit thönemen Reliefplatten wird fort
betrieben; nur ist es schwer, die hieher gehörigen Reste zu fixieren.**)
Da die Verhältnisse Etruriens andauernd gut sind, blüht das Eunst-
handwerk fort, wenn es vielleicht auch jetzt mehr durch Quantität als
') Gegen das 1. Jahrhundert v. Chr.: A.
1867 T. H 2; Pottibb, stataettes p. 223.
«) Caylus, recueil V 38, 2.
') Z. B. DsNins II ' 459 abgeb.; Micali,
storia T. 61, 4. 5 (Büste aus Sabinum); Mus.
Greg. T. 48.
*) Z.B. kleiner Marmortorso B. 1867, 135;
Gobi, mus. etr. I 22. III cl. 1 1. 9.
») S. 130 f.; Dkmnis II» 6flF.
•) Cakina (Etr. maritt. II T. 94) ist
allerdings nicht zuverlässig.
^) Grab La Fontana in Sovana: abgeb.
Denkis II« 7.
*) In Tarquinii Grab der Familie Eizenes :
B. 1874, 102 ff.; Tomba del cardinale: Mioali,
mon. p. serv. T. 65; J. Btbeb, hypogaei or
sepulchral cavems bf Tarquinia, London o.
J.; T. deir Orco: Hblbig, A. 1870, 5 ff. 53 ff.
M. IX T. 14. 15; Dennis I» 345 ff. m. Abb.;
Lattes, Rendiconti del r. ist. lombardo 7.
Ag. 1872; r. del Tifone: M. II 5; Dennis
1 3 327 ff. In Vuloi T. Frangois: Noel des
Vebobbs III T. 21-27; vgl. R. Gabbucci,
tavole fotografiche deUe pitture Vulcenti; in
Caere Gr, del triclinio (deUe pitture): Dennis
I > 247 ff.; Canina, Etr. maritt. I T. 63. 64.
*) Grotta dipinta in Bomarzo : M. I 42 ;
Canina, Etr. maritt. T. 120; Dennis I» 168 ff.;
Tomba di L. Tercenna in Tarquinii: Canina,
Etr. mar. II 82.
^^) CoNESTABiLB, pitture murali a fresco,
Fir. 1865 m. AÜas.
^^) Gabdthausen, Mastama, Lpg. 1882,
m. 1 T.
") Dennis I ' 249 ff.; Noel des Vebgebs,
Etrurie 3, 1 ff. T. 1—3; Mabtha T. 2 u. 3
(farbig). In der Caeretaner Tomba delle
sedie e scudi sind nur runde Schilde und
Stahle aus dem Fels gehauen (M. II T. 19;
A. 1835, 184 ff.; Dennis I » 255 ff.).
*') Z. B. Antefiz mit Inschrift ans Cupra
(Fabbetti, CI. Ital. 2683).
702
Slasflische KuiBtarchäologie. IL GoBohiohie der alten KniiBt.
Qualität seiner Erzeugnisse imponiert. Von den Juwelierarbeiten ist wenig
geblieben.^) Die Gemmen, welche nicht streng stilisiert sind und etrus-
kische Aufschriften tragen, mögen zumeist in diesem Zeitalter entstanden
sein.^) Die Bronzearbeiter verlegen sich am meisten auf Spiegel, deren
Zahl sehr hoch ist. 3) Die gravierten Zeichnungen auf der Rückseite der-
selben fielen je nach dem Zeichner sehr verschieden aus; abgesehen von
Fertigkeit und Technik machen sich verschiedene Stilrichtungen bemerk-
bar, welche noch weiter zu untersuchen sind, z. B. begegnen hier wieder
die auffallig schlanken Extremitäten,^) sodann die geknitterten Falten.^)
Zuweilen heben sich die Figuren von architektonischem Hintergrund ab.^)
Mehrere Spiegel tragen lateinische Inschriften^) und ein in Bolsena ge-
fundener stellt Romulus und Remus dar.^) Zu den Spiegeln gehören die
Spiegelkapseln ;^) hie und da ist auch der Leib einer Ciste ciseliert, wie
der .Amazonenkampf«, welcher von den Deckelfiguren nicht minder ab-
sticht, als es an der ficoronischen Ciste der Fall ist.^<^) Zur Kunst dürfen
die anmutigen Kandelaber mit plastischen Figuren (S. 267) gerechnet werden,
um nicht von den schönen Bronzegefössen zu reden, an denen die Henkel
sehr häufig in Form von Menschen oder Tieren modelliert sind.^*) Da
die breite Masse des Bürgertums den billigen Thon zu schätzen weiss,
blüht die Töpferei von neuem auf. Die Vasenmalerei wird, wie besonders
die Funde von Falerii (S. 131) gezeigt haben, mit Eifer im Lande selbst
betrieben, weshalb man die griechische Einfuhr kaum mehr braucht. Durch
die helle Farbe des Thones und teilweise auch durch das Kolorit machen
die Vasen einen freundlichen Eindruck. Ihre Zeichnungen sind sehr ver-
schieden je nach dem Orade des griechischen Einflusses; ^^) einige schrecken
uns durch ihre Teufelsfratzen. ^^) Der weitere Betrieb der plastischen
Formung führte manche barocke Kombinationen herbei.**) Die caleni-
schen Schalen wurden häufig importiert, wie man mehrere calenische
Münzen in Etrurien findet, und im Lande nachgeahmt, i^) Die korallen-
roten .aretinischen* Qefässe treten erst seit dem Verschwinden der etrus-
') Z. B. GoldbuUa: Mos. Greg. I 81 (126),
1 = Panofka, Atlas u. Atlante T. Nr. 9;
Goldring: A. 1842 T. 5; Ramsay 'scher Ring:
Abbkbn, Mittelitalien T. 7, 6, vgl. AZ. 1863,
105; Schmuck mit Aufschrift in Körner-
technik: M. 1855 T. 10; ferner B. 1858,
184 ff.
*) Zweisprachig: DAK. 1,63,322; Millin,
gall. myth. 171 bis, 602.
") S. 4; Gbbhabd, über die Metall-
Spiegel der Etrusker, Abh. d. preuss. Akad.
1836. 1860; G. Rathqbbeb, über 125 mysti-
sche Spiegel, Gotha 1855 f.; Fböhneb, mus^es
de France T. 24. Über die Zeit Helbio, B.
1871, 90 ff. — Über die jüngeren Bronzen
handelt vom epigraphischen Standpunkt E.
Lattbs, le iscr. pdeolat. dei fittili e dei
bronzi di provenienza etrusca, Rendic d. r.
ist. lombardo.
*) Z. B. CONESTABILE T. 102, 1.
*) Wie Conbstabilb T. 100, 1.
•) B. 1873, 144.
') CIL. I 43—50. 53.
«) M. XI T. 3; Mabtha S. 554.
•) Hblbio, A. 1867, 326 ff. M. 8, 47;
A. 1884 T. F (Mabtha S. 575); Arch.-ep.
Mitt. X T. 8 ; Gbbhasd, Spiegel T. 159. 160.
344.
^0) Aus Vulci: A. 1855, 64 ff.; Mabtha
S. 534; s. auch A. 1866, 163, o. 164, to.
185, 66.
» ») S. 264 f.
») A. 1831, 30 ff. 1834, 264 ff. z. B. M.
II 8 a.
'S) Farbig bei Dbnitis, Bd. 11 Titelblatt;
s. auch Mabtha S. 487 ; braune Figuren mit
weisser Deckfarbe, aus Orvieto: Eöbte, A.
1879, 299 ff. T. 5 m. M. XI 4. 5.
^*) Gefäss aus Vuld: abgeb. Dbhnis
P 464.
'^) Gobi, mus. etr. II 41 ; B. 1866, 241 ff.
1874, 83; Gabbücci, addenda p. 9 Nr. 2379;
sehr schöne im Museo Gregoriano vgl. Gobi,
museo etr. 1 T. 6.
-1
Sap. DL Die dritte heUeniatkohe Periode: SOnigeseit. (§ ^47.)
703
kischen Schriftsprache auf;^) ihre Fabrikation dauert aber bis in die
Kaiserzeit hinein, doch ist schon zur Zeit der Flavier die Technik im
Niedergang. Ihre hauptsächliche Schönheit liegt abgesehen von der Olasur
in der Ornamentik, welche aus der Pflanzen- und Tierwelt stammt und
hie und da kleine Figurenbildchen aufnimmt.^) Eine kunstgeschichtliche
Würdigung dieser weit verbreiteten Gefässegattung steht noch aus. Die
Festgewänder weisen grosse Figuren freier Zeichnung auf.*)
347. Oberitalien steht im ersten Teile dieses Zeitalters unter dem
Drucke der Gallier, um schliesslich in einen Teil Italiens sich zu ver-
wandeln. Die Denkmäler sind vorläufig noch zu unbedeutend, um eine
Kunstgeschichte Oberitaliens schreiben zu können. Die griechische Ein-
fuhr hat wenig Bedeutung mehr, desgleichen die etruskische.*) In einer
Grabstele von Bologna ist das griechische Händereichen mit dem itali-
schen Dämonenwesen vereinigt.*) Mehrere Gräberstätten werden wohl
mit Recht den Galliern zugeschrieben,«) aber sie enthalten nichts, was
eine Kunstübung anzeigte. Eine eigenartig stilisierte bronzene Zeusfigur
aus Verona mag gallisch sein,^) desgleichen die bescheidenen Münzbilder
von Ariminum.®) Am längsten hielten die Ligurier an ihrem rohen Räuber-
leben fest. Nach den Höhlenfunden haben sie, aus Mangel an Metall,
noch unter der Römerherrschaft Steingeräte gebraucht; zur Zeit Diodors
hatten nur einige die römische Bewaffnung, obgleich die Ligurier das
westliche Meer bis Afrika befuhren.^) Etwas den keltischen Funden ähn-
liches kommt nur im Osten (einschliesslich Luni und Carrara) vor, ist
aber ärmlich.
Über das eigentliche Gallien^^) ist etwas besser zu urteilen; denn
die schnurrbärtigen, mit gestreiften Gewändern bekleideten Gesellen machten
sich überall unliebsam bekannt. Die Berichte der Historiker lassen frei-
lich erkennen, dass der fremde Einfluss in Gallien nicht tief ging und
desto mehr abnahm, je weiter man nach Norden und Westen kam. Im
Süden hatten die Gallier Massalia zur Lehrmeisterin — wie es heisst,
sogar in Ackerbau, Städtebau und ähnlichen Grundlagen des sesshaften
Lebens ^1) — und die Goldbergwerke der Arvemer gestatteten den Königen
derselben eine Zeitlang übertriebenen Luxus. ^') Gewöhnlich betrachtet
man die gallischen Münzen als Kern der Denkmäler, ^^) indes wohl mit
*) Ausnahmsweise bei einer Marmorume
mit bilingner Inschrift: B. 1834, 149; über
die Inschriften: GAMUBBnn, le iscrizioni d.
ant. vasi fittili aretini, Roma 1859.
>) Sch&ne Ebeijagd: B. 1867, 133; s. S. 180;
Not. d. sc. 1884, 377 T. 8, 2; Inghiraxi, mus.
etr. V 8 flF.
') Abg. in der Tomba Fran^ois: NofiL
DBS Vbroebs III T. 27 = Martha S. 225.
^) Etruskische bemalte Vase: bei Man-
tua, B. 1847, 17 f.
») Denios II» 509 nach Phot.
') Ceretolo bei Bologna: .vgl. Mazard,
Ra. 39, 161 ; einige Gräber Benacci nnd Luca
bei Bologna; infComo: Rivista arch. della
prov. di Como 1872 ff.; Este: Helbig, B.
1882, 82 f.; bei Siena: B. 1875, 257 ff. .Mis-
sion scientifiqne" A. Gastan's 18801, um
die oberitalischen und gallischen Denkmäler
zu vergleichen.
') B. 1868, 217 f.
8) Brit. Mus. Italy p. 25. 26. 28. 29 m.
Abb.
») Diod. 5, 39, 7. 8.
*^) H. Martin, ^tudes d*arch. celtique,
Paris 1872; Bordier et Gharton, bist, de
France.
»') Justin. 43, 4, 1. 2.
^') Über die Metallbergwerke Galliens
DAVBRiE, Ra. 1867 u. 1881.
'') EuG. HuoHBR, Tart gaulois ou les
704
SUaBiBoha Kniutarohftologls. U. Oesohiolit« d«r alten Ennst.
Unrecht. Denn deren Stempel wurden von Dilettanten geschnitten, die
nicht nach guten Vorlagen, sondern nach fremden abgeschliffenen MUnzen
Philipps, der Sicüier und KOmer, arbeiteten; noch Yercingetoriz üess
Statere Königs Philipp nachahmen. Interessanter als diese traurigen Ver-
ballhomungen sind die unrömischen GötterfigUrchen, die allerdings teil-
weise in die Eaiserzeit fallen mGgen. Kostüm und manchmal auch Stel-
lung (Sitzen mit untergeschlagenen Beinen) sind echt national.') Die
griechischen Götterbilder dagegen sollen den Galliern lächerlich vorge-
kommen sein.*) Von Architektur ist kaum zu reden; Felsenbau mit Ein-
ritzungen liegt in der Pfalz am Brunoldsstuhl (.Brunholdisstuhl') vor,
wo noch ein Goldstater Königs Philipp gefunden wurde.') Im Kunsthand-
werk tritt das Eisenschmieden hervor, wohl nicht ohne Zusammenhang
mit Noricum (S. 209), bis wohin jetzt fast ununterbrochen gallische An-
siedlungen reichten. Die Benennung der ^Eisenkultur" nach La Tine
(S. 144) ist bloss in der Fundchronik begründet.-') Am besten kennen wir
schon verzierte Waffen und Büstungsstücke durch die pergamenischen
Balustradenreliefs (S. 679),'^) im Original jedoch besonders durch die Funde
von Alesia (S. 142). Die Ornamentik nimmt sich wie eine Verkümmerung
der griechischen Voluten aus. Die griechische Einfuhr scheint nicht be-
deutend gewesen zu sein, immerhin gelangten einfache scbwarzgefimiBste
Gefässe ohne Verzierung ß) oder mit weisser, auch gelber Dekoration bis
an den Bhein und fanden hier, wie wir sehen werden, lokale Nachahmung.
Der gravierte Bronzespiegel von Bordeaux weist nach Südosten.') Die
Grabfunde sind aber im allgemeinen gering, weil alles Theuere mit dem
Toten verbrannt wurde. ^) Dennoch verraten sie die Herrschaft einer De-
korationsmanier, welche auf rotem Glasfluss (Email) beruhte") und die
Korallen nachahmte.
Als Spanien während dieser Periode in den Gesichtskreis der römi-
schen Politik eintrat, war es in jeder Beziehung begehrenswert: ein dichter
als die benachbarten bevölkertes Land, reich an Silber und Zinn, mit
Ganlois d'apris lenre mddaillea, Le Hana n.
Parie 1868—74, m. 101 T.
■] S. Kbinacb, Revue celtiqne 1892 Nr.
2; A. Vaissibb, ätude aar lea Btatnettes de
Jupiter costnmdes ä la ganlojse, Besancon
1894 m. T.; Al. BBBTBiNB, Ra. n. b. 43, 321 ff.
(er vergleicht die Stellung mit der baddfai-
Btiechen); Blahchbt, Mäm. de la aoc. des
«ntiqu. 8. VI Th. 1 S. 65-224, m. Abb.; Moe-
TILLBT, contrib. ^ I'hiat. des euperstitioos ;
smulettee gauloiseB et gallorom.; int allge-
meinen a. Fottieb, etatoetteB p. 236 ff.; E.
TusoT , coIlectiDD de figurineB en argile,
Oeuvres premlerea de l'art gaulois, Faria 1860,
in. Abb. n. 75 T.; H. db Cledziou, de la po-
terie gauleiae. Etade aar la coli. Charvet,
PartB 1872, m. Abb. ; G. de Mobtillet, les
potiera allobroges, Annecy 1879, f.
') Diodor. 22, 9, 4.
<) Mbhlib, Bhein. Jahrbb. 94, 43 ff. -
Ppldok-Habtcno, keltiache Bauwerke, Nene
Heidelberger Blatter 1891 I H. 2.
') Aach der NBine .galliach* (englisch
laleceltic) ist mit Toraicht za gebrauchen,
wie Qberbanpt die Definition des Begriffes
La Tlne der Revision bedarf. — Silbei^e-
fSsae in Unterlitten bei AltstAtten: 111. Ztg.
I87I Nr. 1491. Über gallische Bewaffnung
ond Tracht LonoFäBiSB, B. arch. de l'Athe-
naeum fr. 1856. 41 ff.; A. 8, 287 ff.
') Andere Abbildungen kommen in etnu-
kischen Drkundenreliefs, am Bogen von
Orange nnd anf Münzen von M. Foarius
(Cohen T. 19,3; oa Laoov, rechercbeB, Aix
1849) vor.
°) Einzelne in Speier; ans Trier in Berlin
Nr. 2187.
') R». 41, 321 ff. m.T. 10.
') Caea. b. Gall. 6, 19 a. E.
') S. 224 ; J. B. Bdlliot, l'4m«illerie
avant l'^re ohrät. chez les Gaulois, Paria
1875 m. T.
Kap. IZ. Die dritt« )k«llBiii«tlaeli« Pariod«: KDnignelt. (g 348.)
705
Edelsteinen und goldführenden Flüssen. Die Spanier besassen ihre eigene
Litteratur mit besonderer Schrift, welche in eine nördliche und eine süd-
liche Art gespalten war. Selbst die Griechen von Massalia bekundeten
dadurch, daes sie spanische Tracht annahmen, >) einen gewissen Respekt
wie vor einer ebenbürtigen Kultur, Doch war Spanien von allen Seiten
fremden Einflüssen ausgesetzt, da Griechen und Punier die Häfen inne
hatten, von Norden die Kelten ihre Kulte mitbrachten und schliesslich
die Römer ins Land kamen. Der Plastik dieses Zeitalters dürfte ein aus
griechischem Marmor gearbeiteter Kopf, der einem Kelten gleicht, zuzu-
rechnen sein.*) Die Römer fanden als Beute Silberzeug und zahlreiche
goldene Kränze.^)
348. Kachdem die Römer am Rande der heute zu Österreich ge-
hörenden Älpenländer Fuss gefasst, fanden sie hier reguläre Staaten,
welche teils wegen der Bemsteinstrasse, teils durch die berühmten Eisen-
berge von Eisenerz und Hüttenberg*) eine ansehnliche Stellung im Welt-
handel einnahmen und den Wein so «kultivierten, dass sie ihn nach Italien
lieferten.") Diese Völker wandten sich daher nicht dem noch barbarischen
Germanien, sondern lieber Oberitalien zu.*) In archäologischer Hinsicht
können wir durch die Münzen keltischen, griechisch-ägyptischen und ita-
lischen E^nfiusB konstatieren.^)
Gehen wir nun zur zweiten Linie der Nordvölker Ober, so besass
Brittannien, als Caesar es in Rom bekannt machte, dank seinen Minen
von Zinn, Kupfer, Blei und Silber immerhin eine gewisse Kultur; tätto-
wierten sich auch die Bewohner blau, so kämpften die Fürsten auf Wagen,
an denen getriebene Arbeit war.^) Auch in der Druidenweisheit war nicht
Gallien, sondern Brittannien der gebende Teil.^) So sind auch die email-
lierten Schilde vielleicht die schönsten Arbeiten aus dea Anfängen dieser
Technik.
Der Norden ist durch die Kelten jetzt von den Kulturländern ab-
gesperrt und geht zurück, wenn auch auf indirektem Wege einzelnes
hereingelangte, z. B. ein paar griechische Vasen aus TJnteritalien und gal-
lische Terrakotten 'f) bis nach Pommern. Sonst finden wir Ausläufer der
La T^e-Kultur. Die Römer glaubten in Germanien Völker von ursprüng-
licher Einfachheit anzutreffen. Die Archäologie sagt uns aber, dass sie
in ihren Verhältnissen heruntergekommen waren.
Endlich sei der Kreis mit Illyrien und Dakien geschlossen. Jenes
spielte unter einigen , Königen" eine nicht unbedeutende Holle. ■>) Die
') Die Rat«r wollten von etruakiacber
Abkunft sein.
') Zahlreiche PtolemlennBnzen in Steier-
mark: PicHLBB, Repert^irium der ateierischen
HOnzkuDde 1,>J10 ff.; ans Italien: das. 1,
193 ff. 212 ff.
») C»«s. b. QaU. 5, 14. 15; Propert. 2,
l,7ß.
*) Caes. b. Gall. 6, 13 a. E.
'") Terrakotte ans dem Kreia Rnppin :
Verb. d. Berl. arthrop. Res. 8, 44 f. T. 8, 2.
") Vgl. z. B. Plut. Üb. educ, 14.
') Athen. 12, 523 c.
') In Uadrid; abg. .Vom Fela zmn
Meer' 3, 655; Woltkbs 1568.
») Vell. 2, 56 ; Liv. 39, 29. In Caatnlo
wnrde ein silbernes Gef&ae in Form einer
Franenbmst gefunden, welches eine kelti'
berlscbe Inachrift trftgt.
*) Über die alten Bergwerke Mucbir.
(■escbichte von Steiermark 1, 115 ff. Viel-
leicht war auch schon Gold entdeckt,- SiJber
lieferte Pannonien (CIL. III 6575).
') Sueten. Aug. 77,
HiDdbuih dor UiM. AlWttiUD««U««iBcL«ft. TL
ZiBMiMb» F-yf"'***'"C" IL Q— chichto dar altan Knaat.
'irischen rechneten das Volk mit den Kelten znsanunen, weil es an der
k^ltM'hen VOlkerwandernng kämpfend and kolonisierend teilnahm.') So
findet man aocfa in Serbien manche Thonfignren, ') sodann einige Bronzen,
wie deao die .iUrnsche' Form von Erzge^ssen schon in dem Partfaenon-
inrentar von Ol. >*'J. 3 vorkommt. Die La r^ne-Koltiir wm^e durch die
a)t«^ EL^nzrabeo von Boc^nien begünstigt. Auch in das Herzen der Balkan-
haltfin^l ^ind archäologisch wichtige Sitten der Kelten eingedmngen, z. B.
der goldene Schiilterschma<i.') Im Osten an der unteren Donau waren
die Völker sthr zurückgeblieben. Bei den Geten mangelte selbst nm 300
noch der Getreidebau,') Die griechischen Kolonien rangen um ihre eigene
Exi>t*oz: Ap.>Uonia, welches zahlreiche Vasen, darunter kostbare, wenn
auch kleine Gelasse mit Vergoldung*) geliefert hat, bezeichnet an der
Westküste des schwarzen Meeres die Nordgrenze des kräftigen Helle>
niauus.
M9. Es ist ungemein schwer, ans diesen Einzelheiten heraus den
Geist der alesandrinischen Zeit zu erfassen, weil ihr die Schlicht-
hrit fehlt. Im ganzen darf man aber behaupten, dass alles, was wir über
die Deat>n Idoen des vierten Jahrhunderts sagten, jetzt voll entwickelt ist.
Auf der einen Seite Neigung zu allem kraftvollen und gewaltthätigen oder,
am das idodl der italienischen Renaissance, da die Condottieri schon da-
mals nicht fehlten, hieuiit zu vergleichen, dem TerribiUf'} Der mätmliche
K.w-p«- findet daher sein Ideal in dem von Muskeln strotzenden Leibe des
FaosikäUnpfer^: dies hat wieder die Folge, dass sich die Künstler mit den
Muskeln und S<>hnen näher beschäftigen müssen. Wir sehen jetzt eckige
Moskoln herv\^rtn>ten und die Sägemuskeln sachkundig angedeutet. Die
ll«uv sind etv«-^ ISnger und nicht regelmässig gekämmt, sondern haben
N<-:<n)ng sii-h in sträuben:') das emporstrebende Stirnhaar gilt, Alexander
n Khr\ni. für ICtwenb&ft- Sein Porträt übt auch auf das ideale Profil
^tO!4t>r /i<ii stMiien Kiittlnss aus. \'on ihm stammt jedenfalls die starke
IV*tttvr»nt d«>s Stimknin-hens, welcher das Auge überschattet; ») dazu
kwmwt «lio t'uersisch gt^S'.-hwungetie Nase und im Zusammenhang damit
*« l^wrfh^weiohen der oborvn Sninpartie.") Die Zeit ißt gross in inter-
f*«**»'*'«. r»>alisüs«.-hen MSnner[H>rt raten,'") deren Züge meistens durch
sl«rk markiert her^'ortnii'n. ") während nicht die Athener allein
I ti\vtu>ru das frevelnde XX'ort gedacht haben werden: ,Die Götter
IWw »»p^T Hör. I
AZ. I8T8, 7; i. B. Betdemarm, Miti 8. 82
T. 4, 1. Stwrk kamkiert in einer italischen
Terrakotte: Dabeksksd, dict 1 F. 596 =
PoTTiBB, statuettcB Fig. 78,
") Ausser MOnzea b. x. B. das S. 696
erwfthate rSmiscbe Pürtr&t und den Kopf
ans den Tempelruineu von Priene: LQtzows
Kunstblatt 1872, 212.
") FrDber glaubte man, dass zuerst Ari-
stoteles unbftrtjg dargestellt sei, aber mit
der Benennung der Statue Spada fallt diese
Annafame (Gebcke, Rom. Mitt. 5, 15 f.). BBii«
irerden auch apttter noch getragen (POtscbkb,
AZ. 35, 71 f.).
r
Kap. IX. Die dritte hellenistisohe Periode: EOnigszeit. (§ 349.)
707
sind sonst weit weg oder haben keine Ohren oder existieren nicht oder
achten nicht auf uns, dich aber sehen wir anwesend, nicht hölzern noch
steinern, sondern leibhaftig/ Auch die Götter sprechen nur an, wenn
sie dem neuen Ideale gemäss in lebhaftester Bewegung sich befinden,
und dies nicht bloss im Gigantenkampfe, sondern auch, wie die Münzen
zeigen, als einzelne Figuren,^) wozu noch die pathetischen Einzelköpfe
in Dreiviertelsprofil mit mänadenhaft flatterndem Haar kommen.') Solche
genial wirre Haartracht gefällt überhaupt, zumal wenn die Spitzen der
schwarzen Haare goldig schimmern.^) Sonst sind die Olympier zu poe-
tischen Schattenbildern verflüchtigt.^) Unter den Gemütsbewegungen
drängen sich die eniotions fortes vor. Der gewaltthätige Zug macht an
der Grenze des Grässlichen nicht Halt; der Massenmord der Niobiden,
der geschundene Marsyas^) und Dirkes Schleifung (S. 681) kenn-
zeichnen den Geschmack. Vorbilder dazu lieferte den Künstlern die pein-
liche Gerichtsbarkeit; da konnten sie den zuckenden und durch die Haken
und durchflochtenen Peitschen der Haut entkleideten Körper studieren.«)
Frauen und heranwachsenden Jünglingen würde man im Gegensatze zum
Manne eine Überfülle von Kraft verargen; an jenen gefallen jungfräuliche
Zartheit, gestreckte schlanke Gestalten, lange oft schwanenhafte Hälse,
die sie kokett zu drehen verstehen, lange Extremitäten, etwas abschüssige
Schultern, kurz gesagt die Ähnlichkeit mit Knaben,') Die Bewegungen
sind graziös und zierlich; Nike fasst den Kranz mit zwei Fingern;^) Münz-
bilder zeigen Athene auf den Zehenspitzen schreitend. Desgleichen sind
die Stellungen elegant, aber ruhig, weshalb sie oft wiederkehren.») Den
Scheitel des rotgefärbten Haares ^^) schmückt oft eine Schleife, die fontange
des Rokoko. ^0 Binde und Kranz konmien zusammen vor.^^) Aber es ist
^merkwürdig, dass wir kunstvolle Frisuren der Königinnen sehen und einen
Dichter die einfach aufgebundene improvisierte Frisur rühmen hören. >')
^) Münzen von Ptolemaios I. Brit. M.
Ptol. T. I 2. 3. 5. 6. 8, Pyrrhos Brifc. M. T.
20, 11, Syrakua (Br. M. Italy S. 207. 222 j
und Lukanien; Nike von Samothrake: S. 678;
Frau im Giebel von Samothrake: Wolters
1361; vgl. Livius 27, 16.
^) Z. B. Hera auf Münzen von Hyria
(Brit. Mus. Italy S. 92) und oskischen (das.
128).
') Anacreontea 29, 3.
*) Z. B. auf Ptolemäermünzen, wie Brit.
Mus. Ptol. T. 1, 9. 10. Lehrreich für die
Gleichmftssigkeit der Auffassung ist ein Ver-
gleich des ApoUon Aktios (auf Münzen von
Akamanien: Hbad F. 190), des Apollo auf
Münze von Antiochos III. (Head F. 339),
des Velchanos von Phaistos (Hbad F. 255,
zu früh angesetzt) und eines jugendlichen
Gottes von Marathos (Head F. 351).
^) Rote Statuette aus Sparta: Ls Bas
T. 94; zu einer vollen Gruppe gehörte der
Schleifer {Varrotino) in Florenz: Wolters
1414; Phot.
•) Ov g>svxt6y UfxoqrjfjLa Anacreont. 9.
Ausmalung der Qualen in der Poesie: Lucian.
conscr. hist. 66.
') Lucü. 8, 1 f.; Ter. Eun. 2, 3, 22; sehr
deutlich ist der Umschwung auf Münzen von
Histiaia (Brit. Mus. T. 24, 6. 7 u. 9—14);
Terrakotten z. B. Samml. Sahouroff T. 85. 91.
99 flF. 119; Biabdot T. 31, 1. 3. 32, 3. 33, 3.
34,3. 35,2. 3. 54,2; Vasen: Samml. Sab.
T. 67 ; Münze von Morgautia, abg. Brit. Mus.
Sicily 114; lange Unterschenkel im Sitzen:
Relief der Mynno, Samml. Sab. T. 19; Relief
von Dolos Bch. XII T. 14.
^) Goldstater Alexanders.
«) Sybel, Katalog S. XII f.; Ath. Mitt.
8, 24 flF.
»0) Vgl. Cato or. 114.
") Oft bei Apollo, Aphrodite, Artemis,
£ros u. A.; Relief aus Ikaria Am. J. 5, 471 f.
T. 11, 3; »Hygieia* in Athen: Ath. Mitt. 1885
T. 9.
>2) Vasen des späten Stils: CR. 1861
T.4. 6,2; Gemälde: CR. 1860 T. 5; Philostr.
im. 1, 27 avtolg axififxaisi, xai avtfi ddfpyn ;
Brunn, d. philostr. Gemälde, Jahrbb. Suppl.
4, 190.
•3) ApoUon. 3, 50.
45 •
Sogar die Heldenjungfrau Athene wird zum einfachen Mädchen.') Um-
gekehrt unterscheidet den Epheben, dessen göttliches Ideal Dionysos ist,
nur weniges von dem anderen Geschlechte.*) Für sinnlichen Reiz sind
die Menschen sehr empfänglich. Da schon im gewöhnlichen Leben die
Kleidung beschränkt wird,') liebt die Kunst, möglichst viel zu zeigen;
da^ sind die nicht durch die Religion geheiligten Personifikationen sehr
bequem. Aphrodite, welche in dieser galanten Zeit eigentlich nur ein
mythologischer Ehrentitel einer schönen Frau ist, bietet den Stoff zu
mannigfachen Genrebildern: die Sandale lösend, im Bade zusammenge-
kauert, das feuchte Haar auswindend, ihr Taülenband umlegend, im Meere
u. ä.*) Die so gut wie unbekleidete Nike der ficoronischen Ciste ist ein
unreifes Mädchen. Übrigens scheuen die KUnstler vor den strengsten
Göttinnen nicht zurQck; die jungfräuliche Artemis bilden sie wie eine
Amazone und die strenge Hera fast im intimsten Hausgewande.') Die
Amazonen selbst endlich bedürfen manchmal keiner Kleidung mehr.<) Das
Reich des Eros, der sich endgültig zu einer zahllosen Schar von Liebes-
gitttem multipliziert hat, wird von Dichtem und Künstlern einträchtig ge-
pflegt.') Satyrepheben (Satyrisken) und Hermaphroditen haben den pikanten
Beiz des Neuen,*) Sogar Götter (Zeus) und Heroen (Odysseus) versucht
mancher unmündig darzustellen.^) Das Zwischenaltor, wo nur ein leichter
Flaum die Wangen deckt, findet ebenfalls seine Darsteller.^") Das Kinder-
leben erfahrt besondere Pflege. Von den Säuglingen an beobachten wir
die Kleinen beim Spiele, im Verkehre mit ihren Pflegern, dann wie sie
Tiere plagen;'^) häufig idealisiert man sie durch Anheftung von FlUgeln
zu Eroten.") Unter den Tieren gelangen die Hündchen zu Beliebtheit,
Den Pferden bindet man einen zierlichen Schopf zwischen die Ohren;")
man sieht mit Vorliebe die Rosse sich bäumen. Unter den Vögeln ge-
niessen Gänse und Schwäne die meiste Gunst.'*)
') ÄQB KleinaaieD im Lonvre Nr. 37;
vielleicht aucb Berliner Statue ttus FraBcati
Nr. 72.
') Apollo mit weiblicbeo Wangeo : £al
lim. hvran. 2, 37; ßovnais Apollon. 1, 760.
*) Epheben mit entblösster Brust : Tlieocr.
2,79.
*j Sandale lösend: Mjrina T. 5 und
Bronzen; kanemd: Myrina T. 3; Haar aus-
windeod (nach dem Bilde des Apolles] ;
lironzen; mit Taillenband: Bronze; mit dem
Spiegel: Callim. hymn. 5, 21 f.; im Meer,
nuf Bilbemer Schüssel: Änacr. 55.
'] OvBBBECK, Kunstmyth. 3, 54 ff., nm-
Komelir AphrodiU in der Scbildemng eines
Bildes bei Apollonios 1, 744 f., wie man
„VenuH genetrix' abbildet {Bbbnoclli, Aph-
rodite S. r' "■
*) Sarkophag von
Danaiden: Hbydbmak
S. 4); an etruskiacheii
dra, Iphigenie und Ve
') A. FUHTWANOM
malerei, MUnchen Ifi
Cometo; ebeuBo die
r, Mitt«il. S, 93 {Abb.
Umeu sogar Kaasan.
R, hros in der Vasen-
i; .KrosinderTurra- |
kottaplastik* wäre ein noch mannigfaltigeres
Thema; z. B. Eros in der Stellung dea bar-
berinlBchen Fann: M;ripa T. 22. Anacreont.
S B. 8 yeä<pt xttl m/totK ftXovyiay bedarf
keiner Erlänterung ; obscOne Terrakotta-
gruppen: Mabtb4, catalogna 44.
■) P. UBRBHAim, Röschere Lex. 1,2319 ff.
») Odysaeos; A2. 35, 21 A. 14.
'") Z. B. aof MUnzen von Capua (318—
2G8): Hbad. bist nnm. S. 29 F. 12.
"} Sfiuglinge: CR. 1859, 133 ff. 1861,
20 ; Kind auf der Schulter eines Erwachsenen
reitend, aof Dionysos Qbertragen: Statue in
Athen, ScnSu.. Mitt. T. 5, 10 = Wieseler,
Theatergeb. T. 7. 6; Marmoirelief: Piraiosi,
mon. aep. II T, 27; sonst Stbphaiii, ant, dn
Bosph. C. 2, 101; Bbllobi, arcus T. 30; Wui-
sblbb, Denkmäler II Mr. 522. Knabe mit
der Gans: S. 693; mit Ente: 0. JaHu, Ber.
i. Sachs. Qes. 184S, 41 ; CR. 1863, 55.
") Eroten bei der Weinlnse, an einem
Silberbecher nach Anacreont 3, 18.
") AZ.41,44 A. 26.
"j S.Z. B. Ubuzby, terreacuite« T. 53.
Kap.IZ. Di« dritt» bsUeniatiaoh« Porlode: E&nigusit. (g 8
709
Abgesehen vob diesen mehr oder weniger allgemein menschlichen
GeisteBrichtungen machen sich noch andere Strömungen bemerkbar, die
vorzugsweise jener Zeit allein anhaften. Von allen Göttern schien Dio-
nysos dem groBsen Alexander am ähnlichsten, weil beide in unwidersteh-
lichem Siegeslaufe bis nach Indien hinein vorgedrungen waren. Auch seine
Nachfolger, die Ptolemäer, die Seleukiden und Mithradates maskieren sich
mit Vorliehe als Dionysos. Ein dionysischer Zug ist daher sehr zeitge-
mäsB. Er äussert sich besonders in der Haltung des Kopfes, welcher entr
weder stark zurückgeworfen') oder pathetisch gewendet wird;*) letztere
Wendung mag man freilich an Frauen als Koketterie auslegen. Grosse
Blattkränze, welche das Haar überragen, ^ scheinen von den dionysischen
Orgien herzukommen. Die komische Seite der Weinseligkeit wird an
Süenen und alten Weibern*) gebildet. Andersgestimmte verloren sich in
Mystik.')
Wir erinnern, wie das Theater auf die Malerei einwirkt. Die Be-
geisterung für die Orchestik spiegelt sich in den graziösen Figuren ver-
hQllter Tänzerinnen.") Nachdem die isokrat«ische Schule den Grundsatz
durchgefQhrt hatte, dass ein bischen Philosophie (zumal etwas sokratische)
zur allgemeinen Bildung gehöre, kann es niemand auffallen, ihren Spuren
auch in der Kunst zu begegnen. Eb bandelt sich hier nicht etwa bloss um
Porträte der Schulhäupter, welche ihre begeisterten Jünger malen, cise-
lieren und gravieren Hessen.') Personifikationen haben zwar nie gefehlt,
aber jetzt sind sie, wie die Vasenmalerei zeigt, sehr zahlreich geworden,
was gewiss der platonischen Ideenlehre zuzuschreiben ist.*) Unter dem
Einflüsse der philosophischen Komödien der Mimen und Mimiamben ent-
wickelten sich die Darstellungen gewisser Berufe: Bilder aus dem Innern
einer Flötenschule, den Eitnstlerateliers, Theaterkulissen, Barbierläden,
Werkstätten und Arbeitszimmern drängen sich ein;^) Schauspieler, Musi-
kanten, Fischhändler nnd das Extrem der Armut, die Fischer finden jetzt
ihre Darsteller. ■") So realistisch als die holländischen ^eu^en-Stücke oder
') G. EüBTK, über PeraonifikatioDen psy-
cho) ogiacb er Affekte in der Bp9t«ren Vason-
malerei, Berlia 1874. Zeloa und Apate heben
Aphrodite aus dem Meere; Procl. in Plat.
CraL p. 116 B.
') FISteoaohule : auf Vasen freien Stils
CR. 186S, 92 ff.; Eünstleratelier: BUd dee
Pbiliskos Plin. 35, 143; Kulissen: Vase mit
Satyrspiel, H. III 31; Wixbeleh, Theatergeb.
T. 5,2; Barbierlitdenu.WorkHtätt*n: .Pyrei-
kos* (der Name ist verderbt) und Simoa:
Plin. 35, 143; Arbeitszimmer: Bild des Anti-
phUoa Plin. 35, 188.
'") Schauspieler: Bilder des Apelles
(Plin. 35, 93), Aristeides (100), Kratinos?
(140); Statuen des Cbalkostbenes (Plin. 84,
87); Musikanten: Lymppos PI. 84, 68, Leon-
tiskos PI. 35. 141; Fischhändler: Krater aus
Lipara B. 1864, 55; Fischer: PompaianiBche
"" -, 55; Mannorkopf B. 1869.
>) CoszB, Gott Gel. Am. 1866, 1138;
Bbühh, Sitznngaber. d. bayer. Akad. 18T9, 8;
.Helios' in Venedig (Dötschko V Nr. 98).
n Z. B. weiblicher Koloas; Wolters
1482; Rosa, arch. Aufa. I 12. 13; sterbender
Alexander, in Florenz: Woltbbs 1417; in
Terrakotta hfinfig. z. B. Naukratis 1 T. 15, 2.
3. M&naden als Gegenstand der Malerei:
Anacreont 2 B, 3 f.
') Viele Terrakotten ans TarsoB, Attika
') Zuerst StatuettengefSss: "Eä. 1891
T. 10 (s. das. Wkihsbädfi. Sp. 143 ff.); sta-
tuarisch von dem Thebaner (?) Myron be-
nOtzt (PUn. 36, 33); Statnen im kapitolini-
sehen Museum (Uelbk), Führer Nr. 428) und
in München.
') Telttai Anacreont. 4. 7.
') H. Hbtduianh, verhüllte Tfinzerin.
Bronze im Museum zu Turin, Winckelmanns-
progr. 1879.
') Cic. fin. 5, 1.
136.
710
Klasaische Kanatarchaologie. n. GeBobiohte der alten Konat.
die spanischen Bodegones wird man aber diese Malereien kaum denken
dürfen, da sie mit der Litteratur zu sehr zusammenhängen.^) Mehr als
einmal werden geradezu Eomödienscenen abgebildet.^) Die modische
Litteraturgeschichte hat ihre Spuren in den Bildern aus dem Leben be-
rühmter Dichter und Dichterinnen hinterlassen. 5) Zum Schmucke der
Bibliotkek gehörten, wie die Postamente im pergamenischen Saale (S. 361)
zeigen, die Statuen der berühmtesten Schriftsteller.*) Die von Aratos
populär gemachte Astronomie und die Zusammentragung seltener Mythen
gaben wohl nur auf besonderen Wunsch Stoff zu Darstellungen. 5) Die
Rollen der alexandrinischen Bibliothek dürften sonst an dem Zeitgeist un-
schuldig sein; die meisten waren doch bloss zu ewigem Schlaf dort nieder-
gelegt. Nm* das Grossstadtleben hat die Gemüter bald beeinflusst. Weil
der Gebildete sich innerlich so weit von dem Landmann entfernt, fangt
der Grossstädter an, den Bauern und Hirten zu studieren. Künstler und
Dichter machen dieselben salonfähig, doch ohne Schmutz und Löcher und
zufrieden aussehend; als Lisignie hat der Hirt den Krummstab.«) Unter
den Schattenseiten des Landlebens erkennt man höchstens die Domen
an.') Bäume und Felspartien bringen die Votivreliefs, die Vegetation
des Bodens mehr unteritalische Vasen herein. Der Grossstädter nimmt
auch an der Bauernkunst Interesse, welche ihm weit zurückgeblieben,
archaisch erscheint.®)
Seit Euripides das schöne Wort über den Sklaven gesprochen, inter-
essiert sich Litteratur und Kunst für denselben; an den attischen Reliefs
Hesse sich vielleicht eine Art Emanzipation nachweisen. JedenfaUs denkt
jetzt mehr als einer daran, dass der Sklave auch müde werde, und so
kauert in ziemlich vielen BUdwerken der eingenickte Page neben seinem
Herrn.»)
Der freie Mann hinwiederum pflegte inmitten der Autokratien seine
eigene Individualität. Die Porträtkunst steht augenscheinlich sehr hoch;
wir kennen jetzt eigene Porträtmaler, einen Dionysios und die auf Elfen-
bein malende Laia oder laia. ^^) Die Porträtbüsten werden jetzt auch nach
Ausweis der Königsbüsten und Gemmen verschiedenartig behandelt, mit
einem Brustansatz oder einem Gewandstück versehen.
Was aber diesem Zeitalter erst sein Gepräge aufdrückt, das ist der
Wille des Herrschers. Vom Könige hängt alle Kunst ab. Die Fürsten
kreieren eigene Arten von Silbergefässen^^) und ihre Frauen neumodische
Schmuckarten. ' 2) yor allem sind sie darauf bedacht, ihre Hauptstadt,
ihre Burg, ihr Grab zu schmücken und die Schatzkammern mit den kost-
0 Über die Genremalerei Gbbhabt, Ar eh.
des miss. scient. 2. s. V (1868), 1 ff-
') Ealates Plin. 35, 114.
3) 0. Jahn, Ber. d. Sachs. Ges. 8, 706 flF.
*) Auf solche machte Theokrit Epigramme
(6-8 = 20. 16. 17).
*) Vgl. Anacreont. 3. 4.
^) Statue auf dem römischen Forum:
Plin. 35, 25.
') Efaer zieht bei Theokrit 3, 50 ff. dem
Kameraden einen Dom aus dem Fusse.
^) Vgl. Theocrit. 10, 34; zur Bauemkunst
gehören mehrere spartanische Grabsteine, z.
B. Lb Bas, mon. fig. T. 95. 97, 98.
^) Fiflorouische Ciste; Grabrelief: A.
1876 T. H; Terrakottagruppe aus Eleinasien:
Arch.-ep. Mitt. 7, 198 T. 4.
»«) Plin. n. h. 35, 148 u. 113. 147.
^*) Uyrtyoyldss und SeXevxides: Plut
Aem. Paul. 33.
^^) Paul. Diac. p. 20 Ar8in(o)eum] oma-
mentum capitis muliebris.
Kap. Z. Die griephiBoh*rOmiache Zeit. (§ 350.)
711
barsten Dingen zu füllen J) Sie gestalteten ihre Vergnügungen zu Fee-
erien; wir wollen als Beispiel die Nilbarke Ptolemaios' Philopator an-
führen.*) Um auch ihr Volk zu zerstreuen und den Fremden zu imponieren,
unternahmen die Könige prächtige, ja feenhafte Schaustellungen, wofür
schon Alexander der Grosse in dem Scheiterhaufen seines Freundes He-
phaistion ein Muster geliefert hatte. ^) Seine Generale besorgten dann
ihm selbst einen grossen Leichenfestwagen.*) Später wetteiferten Ale-
xandrien und Antiochien in prunkvollen Prozessionen und Volksfesten mit
einander.*) Hieron ü. heckte gar den abenteuerlichen Gedanken einer
schwimmenden Schaustellung aus.^) Endlich werden jetzt Grundzüge der
Art, wie man Könige und Königinnen königlich darstellt, gezogen;^) Dio-
nysos oder Herakles sind die Vorbilder des jugendlichen Herrschers, andere
tragen gleich Helios die Strahlenkrone, Fürstinnen lehnen vornehm nach-
lässig in ihrem Stuhl wie Agrippina ®) oder werden von Vögeln zum Olymp
emporgetragen.
Dieser Vergöttlichung gegenüber predigen die Kyniker, wie einst
Rousseau, mit Erfolg Natur, ohne doch bei den Künstlern viel Erfolg zu
erzielen. Nichtsdestoweniger darf man ihnen ein originelles Werk gut-
schreiben, das wie ein modernstes Pleinairbild anmutet;^) einige athenische
Handwerker oder Bauern stellt es bis auf die wegstehenden Ohren photo-
graphisch getreu, ohne irgendwelches künstlerische Arrangement, aber mit
ausserordentlicher Sorgfalt dar. Die kynische Freude am Natürlichen
mögen wir in dem „ungekehrten Saal^ des Sosos (S. 680) erkennen, der
nach der Andeutung eines Komikers nicht allein stand, i^) Dies ist die
Kehrseite der glanzvollen Periode.
Litter atur: Helbig, Untersachungeii über die campaniscbe Wandmalerei, Lpg.
1873; Rhodos: Eitner, die rhodische Künstlerschule, Wöhlau 1880; Pergamon: L.
ScHWABB, Pergamon u. seine Kunst, Tübingen 1882; Reiffbbscheid, zur pergamen. Kunst,
Breslau 1882; Gallien: An. Barthelemt, Ra. n. s. 10, 1 ff.; Ägypten: Michaelis, Verb,
d. Züricher Phil.-Ver8. S. 34 ff.; Schbeibeb, die Wiener Brunnenreliefs aus Palazzo Grimani,
Lpg. 1888; die Götterwelt Alezandriens, Verb. d. Philologen vers. in Görlitz S. 307 ff.; die
Barockelemente d. heilenist. Kunst, Verb. d. Münchner Pbil.-Ver8. S. 73 ff.; die alexandrin.
Toreutik I. Abb. d. sftcbs. Ges. 14, 273 ff. m. Abb. u. 5 T. Über den gescbichtl. Hintergrund
Dbotsen, Geschichte des Hellenismus, 2. Aufl. 1877—8 (auch franz.); B. H. Heoewisch, über
die griech. Kolonien seit Alexander d. Grossen, Alt. 1811 ; M. Ebdmann, zur Kunde d. heilenist.
Städtegründungen, Progr. d. prot. Gymn. in Strassburg 1883 m. K.; Ed. Hibschfeld (S. 370);
G. Radet, de coloniis a Macedonibus in Asiam eis Taurum deductis, tb^se v. Paris 1892.
Kap. X. Die griechisch-römische Zelt.
(63 V. Chr.— 285 n. Chr.)
T. 17. 18. 19.
350. »Wie die See die Ströme, nimmt Roms Geschichte die aller
anderen Völker auf, welche früher in der Welt um das Mittelmeer ge-
1) Z. B. Appian. Mithr. 23. 115; Florus
2,20.
2) Athen. 5, 38. 39.
») Diod. 17, 12.
^) Diod. 18, 26. 27.
^) Alezandrien: Athen. 5,25—45; Adonis-
fest Theoer. 15, 78 ff.; Antiochien: Athen.
5, 22-24.
«) Athen. 5,40-44.
^) Menander monost. 79 ßaaiXeia d* eUtov
iauy ifitpvxog 9e6g,
8) Hetdbmann, Mitteil. S. 72 f.
«) A. 1876, 176 ff.; AA. 1893, 77 f. m. Abb.
*°) Hesych. &QayayQdg>ovg (was nur
.Nachtstuhlmaler" bedeuten kann).
712
KlaBaiaohe Knnatarohäologie. II. Qeaohichte der alten Kniut«
nannt worden waren/ Diese Worte Niebuhrs können auch die Kunstge-
schichte der sogenannten römischen Periode eröffnen. Als alle ansehn-
lichen Keiche in das römische aufgegangen waren, suchte die Kunst
notgedrungen Rom auf und sie wurde dort gerne aufgenommen. Die
republikanischen Grundsätze der verflossenen Jahrhunderte brachen unter
Sullas Diktatur zusammen, sowie die 'eifersüchtige Beobachtung, ob keiner
sich etwa vor den andern äusserlich hervorthäte, aufhörte. Nun entfaltete
sich das weltbekannte Genussleben und Prahlen,^) wobei die Kunst nicht
das unansehnlichste Werkzeug war. Die ungekrönten Herrscher des römi-
schen Volkes und ihre legitimen Nachfolger fanden sich leicht in die
Rolle, soviel zu bauen und für die Kunst zu thun, als die makedonisch-
griechischen Herrscher zusammen ausgegeben hatten; aus Sueton sehen
wir, dass zu einer richtigen Kaiserbiographie ein Register der Bauten ge-
hörte. Doch brauchten die Künstler durchaus nicht auf den Kaiser allein
ihre Hoffnung zu setzen. Die Grosskapitalisten waren seit dem hanni-
balischen Kriege so zahlreich geworden, dass es vielleicht noch nie auf
der Welt so viele Millionäre beisammen gegeben hat. Sie verwendeten
nun einen beträchtlichen Teil ihres Reichtums, um ihre Umgebung fürst-
lich einzurichten und fügten zu den allgemein menschlichen Leidenschaften
damals zwei modische, die Bauwut und die Sammelwut.*) Statt der
Tempel waren Stadthäuser und Villen die Orte, wo das Kunstleben zu der
glänzendsten Entfaltung gelangte.') Vergeblich suchte Augustus teils
durch Luxusedikte und persönliches Beispiel, teils durch Anregung zu
religiösen und gemeinnützigen Bauten dieser egoistischen Strömung Ein-
halt zu thun.^) Da auch verschiedene Kaiser ihre Individualität sehr sub-
jektiv hervorkehrten, fällt die gemeinsame Grundanschauung, die wir bis-
her überall gefunden haben, teUweise weg und Mode und Laune vermögen
mehr als je zuvor. Wie immer aber der Geist der Zeit sein mag, er
kommt, wie sich versteht, in der Reichshauptstadt zum deutlichsten Aus-
druck, doch sind die Sommerfrischen als Kolonien des hauptstädtischen
Lebens zu betrachten und das zum grossen Teil in den Händen von Haupt-
städtern befindliche italische Land behauptet nur ausnahmsweise seine
Selbständigkeit, besonders da die Neubauten der Munizipien unter Auf-
sicht des Kaisers stehen.^) Zuerst also soll von Rom selbst und dessen
Dependenzen gesprochen werden.
Um mit dem Materiellen zu beginnen, so zeichnet die Internatio-
nalität der Mittel diese Periode vor anderen äusserlich ebenso glänzenden
aus. In Rom, dem Mittelpunkte der Welt, strömten alle kostbaren und
schönen Produkte von sämtlichen Teilen des Reiches zusammen, worunter
sich auch alle Arten schöner Steine befanden. Der Fiskus annektierte
überseeische Steinbrüche von Wert und betrieb sie durch eigene Sklaven.^)
') M. Baudbillabt, histoire du luxe
privö et publique, Bd. II ', Paris 1880; Fribd-
LÄNDER, Bilder aus der Sittengeschichte
Roms u. a., s. Voigt, röm. Privataltertümer
§25.
') Marc Aurel rühmt sich, vom Vater
her zu sein ov/l (piXoix6&o/xog (1, 16 p. 8,
20 Stich); aber das Sammeln S. 33.
>) Vgl. Sallust. Gatil. 12, 3 ; Manil. 5,
507; Lucan. 10, 111.
*) Hör. c. 2, 15, 17 flF.; Suefc. Aug. 72. 28.
30. 29.
*) Dig. 50, 10, 3.
^} So die karystischen, pentelischen ,
\%t
Kap. X. Die griedüach-rOmiache Zeit. (§ 350.)
713
Am Tiber landeten unaufhörlich Schiffe Steinblöcke in solcher Menge, dass
die Behörden die Anzeichnung von Lagerplatz und Besitzer durchführten.^)
Von hier aus schleppten dann zahlreiche Gespanne die Säulen und Quadern
durch die Strassen.*) Die Marmorbrüche von Luna (Carrara) lieferten jetzt
ihren schneeweissen Stein, der in Augustus' Zeit für den schönsten ge-
golten zu haben scheint.') Von den griechischen Marmorarten gelangte
zuerst der hymettische nach Rom, hierauf der karystische {cipollino)^
welchem nur der thasische in der Gunst des grossen Publikums gleich
kam.*) Der pansche Marmor war das Ideal der Weisse und wurde mit
dem pentelischen von den Anhängern des strengen Hellenismus bevor-
zugt.*) Die bei der phiygischen Stadt Synnada gelegenen Brüche von
Dokimion lieferten einen wegen seiner Buntheit gesuchten, teueren Stein
(pavonazzetto), zu dessen Transport der See von Nikomedien gute Dienste
leistete.^) Überhaupt wurden jetzt die Mineralschätze Eleinasiens, das an
bunten Marmorarten so reich ist, erschlossen; wir nennen wenigstens den
Marmor von Prokonnesos {Bianco e nero antico) und lassos {Claudianum,
Porta Santa) und den korallitischen Stein.') Überhaupt wird keine Marmor-
art an das Tageslicht getreten sein, ohne dass man sie zeitweise nach
Rom gebracht hätte.®) Besondere Wichtigkeit gewannen die farbigen
phrygischen und ägyptischen. Über Stein-
brüche und Bergwerke MABquABDT, Staats-
verwaltung 11 « 259 ff.
*) Brnndobf u. ScbOnb, lateran. Museum
S. 853 ff.; Landungsplätze: Henzbn, A. 1843,
333 ff. B. 1859, 68. 1870, 9 ff. 1872, 134 ff.;
Brüzza, A. 1870, 106 ff.; B. com. 19, 45 ff.
'») TibuU. 2, 3, 43 f.; Plin. pan. 51.
*) Verg. Aen. 7, 720 m. Servius; vgl.
Plin. 36, 14; monolithe Säulen von Mamnrra
verwendet: das. § 48; vgl. K. 0. Mülleb,
Etrusker I « 99 ff.; Bbüzza, A. 1870, 166 ff.
*) Hy mettisch (Marmo statuario greco
fetido): Säulen Plin. 36, 7, vgl. 8, 53. 17,6
(von dem Redner Grassus [t 91] verwendet);
Architrave: Hör. c. 2, 18, 8; vgl. Strab. 9,
399; Val. Max. 9, 1, 4; Venus von Arelate;
„Spes" in der Glyptothek Nr. 45; Säulen im
Mittelschiff von 8. Maria Maggiore und S.
Pietro in vincoli ; karystisch: zuerst
Säulen im Hause des Mamurra, Com. Nep.
bei Plin. 36, 48; Neptunporticus des Agrippa;
Strab. 9, 437; Tibull. 3, 3, 14; Sen. Tro. 846;
Plin. 36, 49 (für crustae); Stat. silv. 1, 2,
149. 5, 34. 2, 2, 93 f.; Die Chrys. 79, 2; Por-
ticus des Tempels des Antoninus und der
Faustina; Capit. v. Gord. 32; Sidon. Ap. ep.
2, 2; häufig in Rom gefunden: Bbuzza a.
0. p. 140; Thasisch: (Plut. Cat. min. 11;)
Vitr. 10, 7, 15; Sen. ep. mor. 13, 1 (86), 6;
Stat. silv. 1, 5, 34 f. 2, 2, 92; Suet. Nero 50;
z. B. Euripides im Vatikan, Braccio nuovo 81 ;
Belag der Cestiuspyramide nach Bbllobi.
*) Hör. c. 1, 19, 6; Ovid. am. 1, 7, 52;
Sen. Hippol. 798; Val. Fl. 2, 466. Sehr kühl
spricht Plin. 86, 14.
[ «) Säulen: basilica Pauli PUn. 36, 102;
Hör. c. 3, 1, 41 (vgl. Porphyrie); Tibull. 3, 3,
13. 13, 41; Ovid. ep. 15, 24. 21, 142; Strab.
9, 437; Stat. silv. 1, 5, 37 ff. 2, 2, 87 ff.; Juv.
14, 307; Claudian. in £utr. 2, 271; Sidon c.
22, 137; Paul. Sil. 2, 205; vgl. Die Chr. 79,
2; Lucian. Hipp. 6; Paus. 1, 18, 8. 9; in
Smyma GIG. 3148; Säulen in der Pauls-
kirche und S. Lorenzo fuori le mura; In-
schriften der Bergwerke CIL. III P. 71. Eph.
ep. V S. 47 ff.; Steinbrüche bei Eski-Eara-
hissar, abgeb. Texieb, descr. de TAsie min.
I T. 55.
^) Prokonnesos: für das Maussolleum
verwendet, Vitr. 2, 8, 10; Plin. 36, 47, vgl.
5, 44; GIG. III 3386; Scriptores Langobard.
p. 313, 3. 829, 14; in Ravenna sehr häufig;
lassos, fein und dicht in allen Farben
ausser Grün: zu Inkrustationen, Gesimsen
und Säulen viel verwendet; Capitol. Gord.
3, 32; Paul. Sil. 2, 213; an der porta santa
der Peterskirche; Säulen dortselbst und in
S. Agnese fuori le mura; mehrere Brunnen-
schalen ; marmor coralliticum (elfenbeinartig):
Plin. 36, 62; CILat. XIV 2853 (carolitica);
daraus Antinoos Mondragone; Marmor Ly-
dium {R088O hrecciato tipo\ milchweiss auf
roiviolettem Grund : Paul. Sil. II 215 ; pälom-
hino: Bilderchroniken und Relieffragment
eines Künstlers von Aphrodisias, Löwy871;
phengites (bianco e gidÜo) aus Eappadokien
und Armenien: Suet. Domit. 14; grauer (higio
antico) aus Milet: Stein mit der Inschrift:
ex ratione marmorum Milesiomm.
^) Geblümter Marmor von Epirus {fiore
di persico) mit violetten Flecken Paul. Sil.
2, 131; Cap. Corsini im Lateran; 2 Säulen
714
SlasBische KmiBtarchäologie« IL Gescliichte der alten KniiBt.
Porphjrre und Basalte, welche bisher fast ganz auf Ägypten beschränkt
gewesen waren. Von dort kam roter und grüner Porphyr, sowie der rot-
violette, grossgefleckte porfido brecciato und der tiefgrüne oder schwärz-
liche Basalt. *) Der grüne „lacedämonische Marmor" {Porfido verde afUico)^
ein dunkellauchgrüner Labradorporphyr mit lichtgrünen Erystallen wurde
bei Erokeai im Taygetos gebrochen.^) Nordafrika lieferte den schönen
roten „numidischen Marmor'' {Rosso antico) und den gelben mauretanischen
Stein.**) Halbedelsteine wurden bis zur Grösse von Säulen gebrochen/)
der reale Grund, auf welchem die Vision des himmlischen Jerusalem ruht.
Ausserdem brachte der überseeische Handel noch manche Rarität aus der
Ferne, z. B. dunkelbraunen Stein aus Ceylon.*) Die Einfuhr fremder
Steine griff weit über Rom bis in die Berge hinein.«)
Diese Internationalität der Mittel beförderte die Vermischung der
örtlichen Bildhauermanieren, so dass sich solche nur in der ersten Gene-
ration bemerkbar machten; ausserdem führte der Überfluss an farbigen
Steinen ') zu Ungunsten der Bemalung die Polychromie der Stoffe herbei, *)
welche uns jetzt nur deshalb seltsam berührt, weil die alte Bemalung der
ganz oder nahezu weissen Statuen gänzlich oder beinahe geschwunden ist.
Die unruhig gefleckten und auffallend geäderten Steine passen allerdings
besser zu polierten Flächen, in denen das Licht ohnehin vibriert, als zu
Statuen, wo es eines feinen Farbengeschmackes bedarf, um den Stein mit
dem Gegenstande in Harmonie zu bringen. Nicht sonderlich geschmack-
voll mutet die naturalistische Verwendung des roten Steines an, um den
in S. Antonio de* Portogbesi ; skyrisch:
fQr Bauten Strab. 9, 5, 16 p. 437; ein Block
am Tiber B. 1870» 11; melisch {lAicuUeum):
Plin. 36, 50: aus Teos: Dio Chrys. 79, 2;
chiisch (Marmo africano): bunt aber dunkel:
Stat. silv. 2, 2, 93; St. Peter: Tronk im Ok-
tagon des Vatikans; lesbisch: Julia Pia im
Vatikan Nr. 120 und die kapitolinische Venus:
schneeweisser aus Tyros und Sidon: Stat.
silv. 1, 5, 38.
0 S. 290; vgl. Dio Chrys. 79, 2; Por-
phyrstatuen unter Claudius ans Ägypten ge-
bracht: Plin. 35, 11; Büsten und Statuen aus
rotem Porphyr, in den römischen Museen
häufig ; grüner Porphyr besonders für Säulen
und Gefässe verwendet Vgl. Visconti, Mus.
Pioclem. 6, 228 ff. ; Brüche von Syene : Le-
TBONifE, inscr. II 197, 449; Säule aus Porfido
brecciato im Museo Pioclementino ; aus Ba-
salt: Skulpturen, Vasen, Wannen u. dgl. Von
Passt ist ein Werk über die Porphyrskulp-
turen in Aussicht.
2) Tibull. 3, 3, 14; Strab. 8, 367; Plin.
36, 55; Stat. silv. 1, 5, 40. 2, 2, 90 f.; Paus.
3, 21, 4. 2, 3, 5; Lucian. Hipp. 5; Lamprid.
Heliog. 23; Expos, mundi 52; zwischen Ma-
rathonisi und Levetzowa zu finden: Exp.
scient de Moröe, g^ol. S. 113 ff.; A. Delesse,
A. des mines Xll (Paris 1848), 195 ff.; Boss,
griech. Königsreisen 2, 240 f.; Fiedleb, Reisen
1, 326 ff.; CüBTivs, Peloponnes 1, 34. 206.
266 f. 308. 322 f.; er kommt selten in grös-
seren Stücken vor, weshalb zwei Dresdner
Vasen zusammengesetzt sind; schwarzer Por-
phyr von Tainaron: Tibull. 3, 3, 14; Propert.
3, 2, 16; Stücke im kapitolinischen Museum,
sehr grosse Tischplatte im Palazzo Altemps.
*) Rosao antico aus Oran : für Säulen, Suet.
Jul. 85; Juven. 7, 182; vgl. Hör. ep. 1, 10, 19;
Stat. silv. 1, 5, 36; Plin. 5, 3. 36, 6; Lucian.
Hipp. 6; zwei kolossale im Palazzo Rospigliosi.
14 Stufen am Altar von S. Prassede; sehr viele
Gesimse und Kapitelle, auch Wannen (Mus.
Pioclem. 439) und Statuen. GiaUo antico
(numidisch nach Stat. silv. 2, 2, 92, vgL Sidon.
paneg. Major. 37, aus Mauretanien nach Paul.
Sil. II 217); Brüche bei Simittu (Schemtu) in
Tunis mit Inschriften griechischer Straf-
arbeiter (Ra. 42, 21 ff.); Säulen im Pantheon.
Lateran und am Konstantinsbogen. Aus
Afrika kam auch bunte Breccia, z. B. dunkel-
gelbe mit pfauenfarbigen Wellen (zwei Säulen
in Grottaferrata).
*) Onyx: Plin. 36, 59. 60; Jaspis, bei
Gortys: Pbokesch, Denkw. 1, 600.
^) Plin. 6, 24, nach Ravbstbik (mus^
p. 558) Nr. 48 ,alabastro tartarugato scuro*.
•) Juven. 14, 89 f.
^) Vgl. Strabo 9, 437.
^) S. 301 ; Daphne: Anth. Lat 352 B.
Kap. X. Die grieohisoh-rOmuohe Zeit. (§ 351.)
715
weinvollen dionysischen Kreis einschliesslich Pan ^) oder gar den geschun-
denen Marsyas darzustellen.')
Wir brauchen ausserdem nur kurz hervorzuheben, dass die Verwen-
dung edler Metalle in der Kunst, wenn möglich, noch stieg — die In-
schriften erwähnen oft silberne Götterbilder — und dass der Bernstein
wieder stärker in die Mode kam. 3)
361. Die Kostbarkeit stand keineswegs über der Schönheit, im Gegen-
teil war der Schönheitssinn jener verwöhnten Menschen sehr ausgeprägt.
Von einer Statue beanspruchte man in jeder Einzelheit untadelhafte Schön-
heit.*) Die Schriftsteller lassen deutlich genug die Ansichten ihrer Zeit
erkennen. Es genügt hier, aus dem reichen Materiale einiges von Be-
deutung hervorzuheben.^) Natürlich gebührt der Vorrang den Frauen,
welche jetzt im Vereine mit den Männern beginnen, die Regeln ihrer
Schönheit zu studieren und den Mängeln der Natur nachzuhelfen. Über
das jungfräuliche Mädchen stellt man die reife Frau.^) Niedere Stime
unter krausem Haar, volle Wangen, an welche die langgeschwungenen
Augenbrauen angrenzen, kleiner Mund, darüber eine ebensolche Nase
(manchen gefiel eine leicht gebogene) machten die Schönheit des Gesichtes
aus, welches auf einem zarten Halse ruhen sollte.^) Straffe jugendliche
Brust, hohe schmale Hüften, schlanker Unterleib auf kleinen Füssen und
des ganzen Körpers hoher Wuchs werden gerühmt. Längliche schmale
Hände vollendeten das Schönheitsideal. Griechische Libertinen machen
kokette Einfachheit der lakonischen Frisur populär; um das Ende der
Republik gilt ein Knoten über der Stirn für schön.®) Aber während der
Regierung des Augustus beginnen in Rom die Friseure, welche schon vorher
in Alexandrien so wichtig wie im alten Ägypten gewesen, zu Künstlern, die
zahllose Moden schaffen, aufzusteigen, und so werden die weiblichen Fri-
suren ein Hilfsmittel zur Zeitbestimmung von Bildern.®) Unter Augustus
*) Büste des indischen Bakchus im
Louvre; Pansbüste in Rom (Borioni T. 1).
') Kleiner Torso ans Alexandrien, in
Boston; Anth. Lat. 353, 2B.; gemildert zu
grossen roten Flecken in der Rotunde des
kapitolinischen Museums.
3) S. 197; Dio Chrys. 79,4; S. Mobawski,
po jantar hursztvn wyprawa rzymska do
ujscia Wisly z zozkacn cesarza Nerona, Kra-
kau 1894.
*) Sen. ep. 65; Philostr. v. Ap. 6, 9; Pro-
klos in Tim. p. 81 d ; Theophyl. Simoc. ep. 37
u. A.
^) Fb. Jukiüs, de pictura hat einiges ge-
sammelt; s. auch R. BuBN, Roman litterature
in relation to Roman art, London 1888.
*) Ausser den Lyrikern s. Flut. Anton.
25 a. E.
^) Stirn: z. B. Petron. 126; Martial. 4,
42 (eine hohe heisst in höflichem Stil er-
haben: Stat.silv. 1,2,113); Haar: Petron.128;
Martial. 10, 65; Wangen: Lactant. opif. dei
10; Augenbrauen: Petron. 126; Nase: Catull.
44; Petron. a. 0.; Mund: Ovid. met. 1, 499;
Petron. a. 0. (nach Praxiteles ; Gebhabd,
Berlins ant. Bildw. S. 46 vergleicht die Ar-
temis Colonna in Berlin); Apul. met. 10, 22;
Kinn mit Grübchen: Varro sat. Men. 371;
Hals: Lucian. gallus 17; Mus. Borb. 11,
2; Brust: Stat. silv. 1, 2, 271 f.; Prep. 1,
2, 2; Apul. Anth. 114, 10 B.; dagegen voller
Busen: Sen. Anth. 39, 3 B. ; Hüften: Ovid.
a. a. 3, 780, vgl. am. 1, 5, 22; Hör. s. 1, 2, 93;
hohe Gürtung Ov. met. 6, 59; z. B. Guattani,
mon. ined. 1805 T. 24; auffallend schlank
z. B. MB. 5, 47; Unterleib: Ovid. am. 1, 5,
21; Füsse: Ovid. am. 3, 3, 7 ; Wuchs:
Prep. 2, 2, 5; Ovid. a. a. 1, 624, vgl 3, 276;
durchsichtig zart: Apul. met. 10, 22.
•) Ovid. a. a. 3, 139; Rom. Mitt. 2, 7 flf.;
anonyme Büste Museo Chiaram. 263.
») Hör. c. 2, 11, 23 f.; Prep. 1, 2, 1 ; Ovid.
am. 2, 8, 1. a. a. 3, 133 flF. ; Stai silv. 1, 2,
116; vgl. JoH. H. Kbause, Plotina, Lpg. 1858
S. 148 flF. T. 2-5; J. A. C. van Hbusdb, haar-
dragt en haartool der romeinsche vrouwen.
716
SUMtaDhe EonBuroulologi«. u. QMotaiatate der Uten Kniut.
z. B. lassen sich die Damen die Haare brennen, ') unter Nero kommt der
Xackenchignon auf, *) im zweiten Jahrhundert streift Höhe und Form der
Frisuren fast an Mauerkronen. Der Schmuck verschlingt ungeheuere
Summen. Mit der Libertine wetteiferte die Matrone, soviel als anging,
von den Reizen ihres Körpers durch die feinen Bnissastoffe aus Eos zu
enthüllen;') die linke Schulter wird oft tief entblösst.^) Yon Mannes-
schönheit ist selten die Rede ausser etwa hinsichtlich des Haares und der
Augen; aber der feine Römer erscheint doch etwas schauspiolermässig in
kunstvoll drapierter Toga, welche hie und da aus durchsichtigem Stoffe
gefertigt ist.'') Ein Caesar verdeckt sein dünnes Haar mit dem Lorbeer^
kränze und ein Augustus trägt höhere Sandalen. Die Bartmode wechselte.
Hadrian war der erste Kaiser, welcher den „philosophischen" Vollbart
trug, doch scheint diese Sitte schon unter Trajan begonnen oder, vielleicht
besser gesagt, nie aufgehört zu haben.^) In der Zeit von Mark Aurel
biß Caracalla wird Backen- und Schnurrbart ganz kurz getragen.') Nicht
immer hat man das Stirnhaar gleich gekämmt, sondern z. B. unter Augustus
steil emporgestrichen. '^) Nach tiriechenart begeistert man sich dagegen
für Knaben uad angehende Jünglinge. Je mehr sie Mädchen glichen,
desto schöner schienen sie, daher gelten für sie die gleichen Schönheits-
regeln.") Augustus und Tiborius umgaben sich zu Hause mit einem Chor
nackter Knäblein, wie solche die Kunst überall in allen möglichen Situa-
tionen, z. B. liegend, miteinander ringend oder fechtend, eine Weintraube
haltend u. dgl., anbringt. '"} Die Neigung, Hermaphroditen darzustellen,
— Polykles (S. 673) hatte sie in die Plastik eingeführt — wurde wohl
durch das Prodigium unter Kaiser Claudius angeregt, n)
Die Moralhegriffe waren sehr schwach, wenn wir auf die Privat-
anschauungen sehen; offiziell gab es aber Zeiten, wo die Kaiser die , Ro-
mana severitas" stärker betonten, z. B. unter Augustus '^) und nachdem
Domitian, der einen sehr freien Ton angegeben hatte, gestürzt war. Von
Kaiser Tiberius dagegen, der ebenfalls strenge erschien, wusste man, dass
er lascive Bilder und Figuren Hebte.") So spalten sich die Kunstwerke
■) Ovid. a
:. 1, U, 25 ff.
var. I T. 11; Kopf
3521 1,; Elektrik in Neapel u. A.
•) Horat. 8. 1, 2, 47. 101 ff. vgl. c. 4, 13,
13; TibuU. 2,6,35 (mit üoldföden); Prop.
1. 2, 1. 4, 2, 23; im Bilde Anthol. Lat. 213
B. — Matronen:? Ov. a a. 2, 298; Prop. 1,
2,2; Petron,55;Seii. benef. 7,9; vgl. Martial.
8, 68; Son. ep. 90; Änth. Lat. 23, 3 f.; viele
Statuen der aog. Venus Genetrix, BOgnr einige
der Juno: in Gemälden z. B. MB. 4, 8 (Glek-
tra!). 8,5. 11, 2. 3. 17. 14, 33; raffiniert
dtlnn an der Nereide in Venedig: Clabac
746, 1802; Valkntisklli T. 4; vgl, Over-
BBCK, Konstmyth, 3, 352.
*) Ov. aa. 3, 307 f.
°) Quintil. 11. 3, 145 ff.; durchsichtig:
Varro bei Non. p. 536 Lpg,; Sen. ep. 114;
Jnven. 2, 78. 69; MB. 7, 20; Kallisfr. im. 5.
•) Reliefs am Fonun. Vgl. Cic Cat. 2, 22.
') FuBTwliiaLBB, Sarainl. Sabonroff zu
T.44.
') Bebnoclu, IkoQograpbie 2, 57 f.
') VergU. Anthol. 162 B.; Hör. c. 1, 5, 1;
Ovid, met 10, 631; Sen. Anth. Ut. 40, 3 B.;
Martial. 4, 42, 7 f. 11, 44, 1 ; Apul. flor. (SUtue
des Bathjllos); kurios Suet. Aug. 68; z. B.
NarkisaoB in Wandgemälden fast androgyo
(AZ. 34, 3 A. 3).
'") 0. Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1848,
40; Stepbafi, CR. 1863, 55; Bbnndobf u.
ScafiNE, lateran. Muaeum S. 291. 295; Biet,
de amomm in arte antiqua simulacria et de
pueris minutia ap. antiquos in deliciis habitos,
Harburg 1892, m. 10 T.
") Phlegon mir. 6; im allg. h. P. Hbbb-
KAW, Roschers Lex. 1,2319 ff. ; Hermaphro-
dit ala Amme! Ince Blundell HaU Nr. 25;
ans Tor Marancia; Clarac IV 670. 1548.
'») Propert 2, 5, 19 ff.
■') SuetTib.43.
Kap. Z. Die grieohisch-rOmisohe Zeit. (§ 351.)
717
der Kaiserzeit nach zwei verschiedenen Moralitätsbegriffen. Man beobachtet,
während das gemeinsame Baden beider Geschlechter nicht einmal in der
alten Kirche auszurotten war/) geflissentliche Verhüllungen;*) statt der
Feigenblätter dienen Qewandzipfel, Guirlanden oder auch wohl ein Hüften-
schurz, wobei Kinder nicht ausgenommen sind.') Psyche, weibliche Eroten
und andere Flügelfiguren erhalten vollständige Bekleidung wie christliche
Engel/) Auf der anderen Seite zog unnatürliche Liebe merkwürdig an.
Von dem Satyr, der sein Schwänzchen besieht, leitete man die Hetären-
bilder der „Aphrodite Kallipygos** ab.*) Nach dem Rufe der Kampanier^)
erstaunen wir über das „gabinetto osceno" des Neapler Museums (S. 41)
nicht. Nackte unreife Mädchen nannte man Venus. Wie im vorigen
Zeitalter, konmit eine halbe Entblössung aus malerischen Gründen oft
vor;') von der Durchsichtigkeit der Gewänder war bereits die Rede.
Wenn aber Europa nackt auf dem Stiere ruht®) oder gar Artemis der
Kleider ganz entbehrt, ^) ist die Mythologie zum Deckmantel der Sinnlich-
keit herabgesunken. Überall herrschen im Mythos Liebe und Galanterie;
sogar Hydra denkt man sich mit einem schönen Mädchenkopf, ^^) gleich-
wie Medusa mit schönen Haaren. ^^) In das Ordinäre sinkt die alte Fabel
selten herab, wenn es sich nicht um Herakles, Polyphem und ähnliche
ungeschlachte Wesen handelt. **)
Die gebildeten Kreise hatten ja religiöse Empfindung ganz verloren. *»)
Nach dem Ende der Bürgerkriege lagen viele Tempel verfallen oder ein-
geäschert da.'^) Wie Cicero ausgesprochen hatte, dass die Religion gut
sei, um das Volk in Ordnung zu erhalten, rutschte Caesar beim Triumphe
die Kapitolstiege hinauf und Augustus liess einen Tempel nach dem andern
erbauen.") Der weltliche Arm erreichte den offen Ungläubigen, aber die
Brodherrn der Kunst dachten unter sich des Pilatus skeptische Worte
*) Gyprian. hab. virg. 19.
«) WiBSELEB, Gott. Gel Nachr. 1876
Nr. 47 S. U89 ff.; Hbydemaiw, Mitt. S. 68, 5.
») CR. 1864 S. 234; Petron. carm. 1, 7
(c. 9 wird Nacktheit ausdrücklich entschul-
digt); Victoria ans Herculanemn : MB. 13, 54;
Silen : FuktwInglbb, A. 1877, 224, an einer
eiste Rom. Mitt. 7, 224; Kinder: Lateran
Nr. 194; Amoretten mit Blomenranken : Sar-
kophag hei Robert, Pasiphaesarkophag S. 18;
Phrixos entmannt? A. 39, 90 T. B; Priap-
herme ins Anständige fihersetzt: MB. 10, 25.
Hercules mit der Handhewegung der Venus:
Caylüs, recueil V 66, 1. 2.
*) MB. 4, 47. 7, 48. 54. 10, 31. 11, 15;
Cavpana, opere T. 90 (Sirenen) ; Jahtt, archäol.
Beitr. 163; Dütscbkb, Bildw. V Nr. 621;
Mitt. d. k. k. Centralkomm. N. F. 1889, 251
m. Abh. Von den Dichtem gehört der Quin-
decemvir Valerius Flaccus hieher (z. B. 1,
135. 2, 465 ff.).
^) Satyr: Hbtdemabn, Pariser Antiken
S. 17; Kallipygos: Petron. carm. 19, vgl.
27, 2; Rufinos Anth. 5, 33; Woltebs 1479
— 80; Masse der famesischen Statue bei
AüDBAN, Proportionen T. 14. Das vorige
Jahrhundert brachte es fertig, diese Figur
„la bergöre grecque* zu nennen.
') Anmiian. 14, 6, 25; Auson. ep. 79
(71), 5. S. auch Petron. carm. 4.
7) Amazonen: Stat. Theb. 12, 537; An-
dromeda: MB. 5, 32. Über die Venusfeier
Pervig. Ven. 21.
«) Bronze: Caylus VI T. 80, 1. 2. Mo-
dellakt als Andromeda: Gampana!, opere
T. 57 (ähnliche Scenen bei Bojardo und
Ariosto); Danaiden: Jahn, Ber. d. sächs. Ges.
1856 T. 3E; D AK. 2, 69, 867.
») Dio Chrys. I p. 158, 14 T.; vgl. Hbyde-
MANN, Ber. d. sächs. Ges. 1877, 97.
^°) Bereits bei Lucan. Orpheus Fr. 1;
s. H. L. Ublichs, Verh. d. Görlitzer Phil. Vers.
S. 312 ff.
»0 Ovid. met. 4, 795 f.
^*) Galateia und Polyphem in Wandge-
mälde von Herculaneum (Bbuno Saueb, d.
Torso V. Belvedere S. 56).
'^) ^7P^* 4* idola dii non sint 1.
»*) Hör. sat. 2, 2, 104; c. 3, 6 a. A.
'*) Suet. Aug. 30; Ovid. fast. 2, 59 f.;
vgl. Horat. carm. 3, 6 mit den Erklftrem.
718
SlaasiBche XnnBtarohäologie. Q. Gesoblohte der alten Sn&st.
und Hessen einstweilen die Götter nach ihrem Geschmacke zurecht machen.
Aus den männlichen wurden, soweit es anging, schöne Knaben oder
Epheben^) und die Götterfrauen gewannen an sinnlichem Reiz, selbst
Juno trug ein durchsichtiges Gewand.*) Die Natur beleben die lässig oder
gar nicht bekleideten Gratien und im Wasser tummeln sich die nackten
Nymphen ; ^) der wahnsinnige Greis Tiberius bevölkert wirklich die Grotten
und Felsen Capri's mit Panisken und Nymphen.*) Die durch die Geföllig-
keit der Haushistoriographen zur Ahnfrau des Kaiserhauses beförderte
Venus mit ihrem Sohne triumphiert über alle Olympier. **) Das alte und
neue Rom verbinden sich gewissermassen in der beliebten Gruppe, welche
Venus den Mars umarmend darstellt ;°) geistig nahe steht Eros, der seinen
unwiderstehlichen Bogen spannt.') Überall wimmelt es von Eroten, die
sich in alle Thätigkeiten der Menschen hinein finden.^) In die also er-
niedrigte Götterwelt wird der Fürst und, wer sonst Dichter oder Künstler
entsprechend belohnen kann, emporgehoben. Der Kaiser gleicht Jupiter,®)
die Kaiserin Juno, Ceres oder irgend einer Abstraktion, ein prinzlicher
General Mars*<>) und ein fürstlicher Knabe Cupido oder, im Übergang zum
Jüngling, Bacchus; ein kluger Mann erhält die Hülle eines Merkur (»Ger-
, manicus"), der Hofarzt leiht seine Züge dem Äskulap. *0 Dör dionysische
Mummenschanz eines Antonius und Caligula^^) stammt noch aus dem
vorigen Zeitalter; Hadrians Zeitgenossen schöpften aus dem dionysischen
Kreise das letzte Idealbild des Altertums, den beau tSnibreux Antinoos.*')
Eitle Frauen gaben zu Venusbildem entweder ihren Leib (so das Modell
der esquilinischen Venus) ^*) oder ihr Gesicht her.^^) Am freigebigsten
war man mit solchen kontaminierten Bildern für Verstorbene.**) Dazu
kamen die zahlreichen Abstraktionen, deren durch Münzinschriften ge-
*) Z. B. Merkur puer aled : Stat. Theb.
4, 794; Roschers Lex. I 2430 ff.
*) Tiball. 4, 6, 13; Minerva an der einen
ßmst entblösst: MB. 12, 48, ebenso Demeter:
MB. 6, 54. Arellios gab den Göttinnen die
Züge seiner Maitressen (Plin. 35, 119).
') Nereiden auf Seetieren, verz. von
Habtwio, Rom. Mitt. 3, 69 A. 1.
*) Für die Gratien genügt es, auf Horaz
zu verweisen; Nymphen: Stat. silv. 1, 5, 16 f.;
Tiberius: Suet. Tib. 43.
'^) Triumph des Amor: Ovid. amor. 1, 2,
23 ff.; Triumpnzug der Venus über das Meer:
Verg. A. 5, 816 ff.; Apul. met. 4, 31 ; Nonn.
Dion. 1, 59; MB. 8, 10.
•) Verzeichnet von 0. Jahn, Ber. d.
Sachs. Ges. 1861, 126; im Tempel des Mars
(2 V. Chr. vollendet), vgl. Hslbio, Unter-
suchungen 8. 26; vgl. Ovid. trist. 2, 296.
') Ovid. met. 5, 383. am. 1, 1, 23; Berlin
Nr. 138 u. ö.
») Stephawi, CR. 1877, 192 ff.; Birt
(S. 716,io); Meleag. Anth. 4, 1, 10; (Ovid. met.
10, 516;) MB. 4, 4. 5, 18. 6, 51 ; sie p :
Hbydevann, Mitteilungen S. 69.
^) Vatikan Nr. 550; Sybbl, Katalog
Nr. 428; Stat. silv. 1, 6, 27; Inschrift Bch.
12, 514 Z. 34; auch Mars: Menabd, G. d.
b.-a. 1873 I 450 ff.; Helios: Bch. 12, 514
Z. 34.
'0) Mars: Suet. Cal. 7; Cupido: Suet.
Calig. 7; Bacchus: Guattani, mon. ined.
Maggie T. 1.
^^) Im Braccio nuovo des Vatikan (man
dachte an Antonius Musa) : Helbig, Führer 1
Nr. 6; Phot.
") Plut. Anton. 24; Vell. 2, 82; Athen.
4, 148 d.
^') L. DiETRicHsoK, A. eine kunstarchäol.
Untersuchung, Christiania 1884 (Üniv.-Pr.).
^^) Daher von Alma Tadema zu dem
Bilde «Das Modell des Bildhauers* ge-
braucht.
**) Dresden Nr. 92; Venus mit Kopf
der Marciana in Neapel, u. ö. Vgl. Bbunk,
A. 1849, 403 f.; Venus und Artemis: Guat-
TAWi, mon. ined. 1786 Agosto T. 1. 2. For-
mosa Venus von der Geliebten : Anthol. Lat.
214, 1 B.
»») Tertull. ad natt. 1, 10 (Greis -7 Sa-
tumus, Jüngling — Apollo, Jungfrau —
Diana, Soldat — Mars, Schmied — Vulkan,
vgl. Minuc. 21 ; Amob. adv. natt. 6, 12; Grab-
schrift im Lateran Nr. 529 (Venus) ; Claudian.
epigr. 41.
rr
. ■ ■ ^JLTA'
-1
Kap. Z. Die griechisch-rOmiBche Zeit, (g S51.)
719
sicherte Bilder nichts weiter als beliebige Frauenfiguren sind, welche alle-
gorische Attribute tragen.
Dem Gefühle, dass die neue Kunst weltlich war, konnten sich die
Zeitgenossen selbst nicht entziehen. Juden, Christen und Philosophen
waren gegen die Götterbilder überhaupt; Badrian soll den bildlosen Kult
begünstigt haben. ') Diejenigen aber, welche innerlich oder äusserlich an
den alten Göttern hingen, suchten ungewohnte Formen derselben auf.
Das war die Zeit, wo ein Pausanias die Tempelbilder der entlegensten
Städte aufzeichnete und Kopien von solchen angefertigt wurden.*) Indem
viele das Religiöse in dem Ehrwürdigen fanden, ehrten sie alte Götter-
bilder hoch und hatten ein Empfinden oder Anempfinden für die rohen
Götterbilder der Bauern. Nicht bloss stellte man, wie Augustus, archaische
Bilder auf,^) sondern eine Mode, deren Grenzen wir bisher noch nicht
feststellen können, gab neu gefertigten Werken mehr oder weniger alter-
tümliche Stilisierung. Es ist sehr schwer, manche archaisierenden Figuren
von den „reif archaischen" aus der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts,
zumal in Italien (S. 627) zu unterscheiden; zur Zeit scheint die Stimmung
der Mehrheit der Archäologen die Annahme echter Altertümlichkeit zu
begünstigen, wonach die in Rom gefundenen altertümlichen Werke aus
griechischen Gegenden geraubt wären. Jedenfalls zeugen dann die Funde für
den Kunstgeschmack,*) wie auch die rhetorische Richtung des Atticismus
die Periode des Kaiamis sichtlich begünstigte (S. 591).*) Alte Typen er-
halten neue Namen: Pudicitia fasst ihren Schleier und Spes hält eine
Blume, während sie mit der anderen Hand den langen Rock aufnimmt.^)
Manchmal werden alte Tempelbilder nachzuahmen versucht.') Unter den
Gottheiten begünstigen die Altertümler die herben Jungfrauen Athena und
Artemis*) und die Hermenpfeiler®) am meisten. In den drohend die
Waffen schwingenden Gottheiten mischt sich der Archaismus mit der
Energie des verflossenen Zeitalters.^®) Besonders häufig erscheint der
Archaismus im Reliefschmuck von Altären, heiligen Gebäuden und Tempel-
geräten, i*) Doch selten gelingt es, die Spuren der Nachahmung zu ver-
*) Vita Alex. Sev. 43.
«) LöwY 377.
^) Z. B. solche von Bapalos und Athenis
(S. 535) ; vgl. Lucian. Hipp. 5.
*) Z. B. Kopf: KEKULi, A. 46, 172 ff. u.
M. X6; Enabenkopf in Dresden, abg. AA.
1889, 97; Enabenstatue aus Bronze: B. 1887,
90 ff.; ,Penelope* S. 603 u. a.
^) Vgl. besonders Dion. Hai. de Isoer. 3.
de Isaeo 4.
^) Pudicitia auf Münzen; Montfaucok,
ant. expl. 1 2, 368; Statue aus griechischem
Marmor in Rom B. mun. 1889, 222, ähnlich
Clarac 982 b, 2274 m; Spes auf Münzen
Trajans und Hadrians.
') Bekleideter Apollo in der Villa Bor-
ghese Nr. 117; kolossaler Göttinnenkopf Bon-
compagni: M. X 1.
^) Athene, z. B. Torso in Dresden : Augu-
steum T. 9. 10; Artemis: Statue aus Rom
in London AA. 1889 S. 109; polychrome
Statuette aus Pompeji : Raoul-Rochettb, pein-
tures T. 7; Asklepios aus Antium, Dresden
Nr. 59; vgl. Gbbhard, ant. Bildw. T. 11; A.
1834 T. D.
•) Artemidor. 2, 37.
***) Athena in Dresden Nr. 61 (Wolters
444) im kapitol. Museum u. 5.; Ov. am. 3,
3, 27 ff. (Mars, Minerva, Apollo, Jupiter);
Prud. perist. 10,285. Ein Mischprodukt scheint
auch die nackte Aphrodite strengen Stiles
vom Esquilin zu sein (Boom. 111 T. 3— 5).
^*) Altäre und dreiseitige Basen: in
Athen: Wolters 418—9; Ovebbbck I P. 44
aus pentelischem Marmor in Dresden Nr. 80
im grossen Saale des kapitol. Museums; ka
pitolinisches Puteal: Mus. Capit. IV 21. 22
Korinthisches Puteal (Original verschollen)
Abguss, keine genügende Abb.; Fragment
im Lateran 11; Braun, ani Marmorwerke
wischen; namentlich verraten die äügelärtig aufgebogenen Gewandzipfel
und die keilförmigen Barte die Imitation.
Ausser den femeliegenden Zeiten Übten nicht sowohl die einheimischen
Mysterien ') als die fremden Religionen einen eigentümlichen Zauber aua,
in ihrem Gefolge aber kam so manches künstlerische Element aus der
Fremde, wenn es sich auch der neuen Heimat anpaasen musste. Die Isis-
verehrung beförderte ägyptische Motive. Die reichhaltigsten ägypti-
schen Fundstätten sind bisher die Isistempel in der neunten Kegion Roms^)
und in Pompeji, die vollständigste Sammlung das vatikanische Museum
(S. 42); ausser den Tempeln sind auch Privaträume der Kuriosität halber
in ägyptischer Weise verziert worden, am meisten wohl Hadrians Villa,
die eine eigene ägyptische Abteilung hatte; 9) Hadrian stand gewiss nicht
allein mit seiner Liebhaberei, sonst hätte nicht der Parvenü Trimalchio
nach ägyptischer Sitte ein Skelett beim Mahle vorgezeigt. Die ägypti-
sierenden Arbeiten zerfallen in mehrere Gruppen : Obelisken, Sphinxe,
Löwen und auch Hierogiyphenplatten alten Ursprungs sind aus dem Nil-
lande geholt worden, natürlich fast nur zum Besten der Hauptstadt.*)
Anderes, wie Steinstatuen und Mosaikbilder, wurde eben damals in Ägypten
angefertigt und nach Rom eingeführt, worüber bei Ägypten gehandelt
werden soll. Ein kleiner Rest aber entbehrt alles Lokalstiles und wird
darum wohl in Italien selbst gefertigt sein,^) Die asiatischen Religionen
hinterliessen ebenso ihre Spuren in barock verzierten Heiligtümern, wahr-
scheinlich Adonaea.^) Auch die Mithräen haben Bugenscheinlich orienta-
lische Dekoration, wiewohl das Hauptmotiv, dass Mithras auf einem nieder-
gestürzten Stier kniet, von dem Stieropfer Nike's hergenommen ist (S. 639).'')
Bei Jupiter Dolichenus begegnet die alte nordsyrische Sitte, den Gott auf
den Rücken seines heiligen Tieres zu stellen.^) Aus den Geheimlehren,
welche man unter dem Namen des Gnostizismus zusammenzufassen pSegt,
sind die Amuletsteine mit orientalischen Fratzen und rätselhaften In-
schriften entsprungen; da das Wort aß^a^ag oder aß^aaa^ (Name des
Pompeji: B. 1868, 19; andere Platten: Beb.
6, 313 ff.
'') Archaisierende (!) Statue der Isis ;
MB. 14, 35; SpbiDX von Bronze: HB. 12, 42;
jugiendticher Gott anf dem Kapitol Nr. 3i
wohl auch in Messene; Pbds. 5, 19, 1, viel-
leicht von Hadrian nach Stepsani, Theaeus
u. Minotaurue S. 41.
') Vgl. Philoatr. v. ApolJ. 7, 32; MB. G,
3; ScHREiBBB, Beliefbilder T. 66; Medaillon
TOQ Kaiser Philipp: FuedlXapkb, rSm. He-
daillooa, T. Nr. 1.
') Zofioi, Abhandl. S. 89 ff.; N. MOun.
Mithras, Wiesb. 1833. m. T.; Lajard, introd.
k l'ät. du cult« public et dea mysttrea de
Mitbra, Paris 1847; Stark, zvei Mitbiilen
der grossh. Altertömers. in Karlarubö, Fest-
schrift z. Uoidelberger Phil.-Vers. 1865; J.
AsBACH, d.Mithraa- Inschriften, Rhein. Jahrbb.
H. 84 ; T. Fabbi, de Mithrae dei Solia invicti
ap. R, cultu. Elberf. 1888; Arcb.-ep. Mitt.
7, 202 rr. (dakiscbe Denkmftler).
') Roschers Lex. 1, 1193 f.
T, 5; MarmorvBse auaPorcigliano; Guattani,
mon. ined. 1784, Uarzo T. 2 3; aus Herca-
laneam: MB. 7, 9; Disken: Wobum Abtiey
marblea 1822 T. 28; AvstiiNO, Atti delV
Accad. Ercol. 1840 T. 4 (= Mus. Borb. 10,
15)u.5,3; MB. 13,11; Reliefs mit den Gra-
zien: S. 613; Terrakottareiiefs ans Porci-
gliano: Guattam, mon. ined. 1784 Febr.
T. 2. 3; mehrere bei Campaba, opere in pla-
stica (e, B. T. 58); bekanntes aus Rosamo
iCalabrien): Ä. 1867 T. D; WotTBBa 158
D. A.
') Mysteriendaratellungen : Lotatuxi,
Bc. VII T. 2-5.
<) B. 1852, 348. 1858, 46; Athenaeum
1883 Nr. 2905, 834 f. Nr. 2908, 87; Äg.
Ztech. 1882, 117 ff.
') Vgl. ZofiQA, de obelisois p. 543 ff.
*) S. 390; G. ß. CiPRiABi, ragionam, aui
dodici obelischi egizii che adomano Is cittä
di Roma, Rom 1823; Pakkbr, tbe twelve
egyptian obelisks in Rome. London 1879,
jn. Phot.; Basattplatle mit Hieroglyphen in
Kap. X. Die grieohisoh-rOiniBohe Zeit. (§ 352.)
721
höchsten Wesens der Basilidianer) öfter auf ihnen wiederkehrt, nennt man
sie Abraxasgemmen. Es sind hauptsächlich in Jaspis, Blutjaspis, Eisen-
stein und Sandstein geschnittene oder in Thon imitierte Siegel. Eunst-
geschichÜich stechen sie nur als Zeichen des üngeschmackes hervor.^)
Sonst nimmt die Dekoration der römischen Zeit manches orientalische in
Umbildung auf, vor allem die mit den Arimaspen kämpfenden Greife und
nicht selten die kurvenförmige Stilisierung der Flügel.^)
Neue ftTichtbare Ideen warf die Litteratur unter die Gebildeten.
Vergils übermächtiger Einfluss ging an der Kunst nicht spurlos vorbei;
die unglückliche Dido sah man oft in Gemälden, Statuen und Tapeten.')
Den Laokoon jedoch darf man nicht aus der Vergillektüre ableiten, im
Gegenteile dürfte der Dichter von dem Künstler die Anregung empfangen
haben. Mit seinen Eklogen haben einige idealisierte Bilder wie die alte
Hirtin im kapitolinischen Museum wenigstens geistigen Zusammenhang.
Die modische Gattung der Epigramme veranlasste Gemälde, unter welche
dann der Maler das Sinngedicht setzte.^) Den Einfluss des Pantomimus,
der ohne Zweifel stark war, können wir nur ahnen. ^) Die Alexander-
litteratur regte bei manchen Kaisem einen fömüichen Kultus des make-
donischen Eroberers an; Caracalla z. B. stellte im Jahre 214 überall Por-
träts und Statuen Alexanders auf und liess sich mit Alexander vereinigt
abbilden. ^) Die Büstenform der „Klytia" ') dürfte nicht ohne Zusammen-
hang mit den wunderbaren Mädchen sein, die Alexander in einem Walde
aus Knospen hervorspriessen findet. Ob die Philosophie manchmal ihre
Gedanken bUdlich gestaltete, lassen wir dahin gestellt; jedenfalls benützten
die Philosophen gerne die Fiktion einer Bildbeschreibung, um ihren Lehren
eine gefallige Fonn zu geben.®)
352. Im bisherigen kamen nur laienhafte Einflüsse zur Sprache; die
künstlerischen müssen wir auf die einzelnen Kunstgattungen verteilen.
Über die Plastik der Kaiserzeit hat Brunn») das strenge Urteil gefallt.
*) Job. MACAsn Abraxas apistopistos et
Proteus s. de geminis Basilidianis comm. ill.
J. Chiffletius, Antverp. 1654. 1657 m. Abb.;
MoKTFAUOON, palaeographia Graeca p. X u.
177 ff.; A. Capbllo, prodromos iconicus sculp-
tüium gemmanun basüidiani, amuletici at-
que talismani generis, Yen. 1702, f. m. 44 T.;
Rbüsch, capita deorum et illustr. hominnm
nee non bieroglyphica, Abrazea, amulestra,
Norimb. 1721 f. m. 17 T.; J. J. Bbllebmakn,
Versuch über die Gemmen der Alten mit
dem Abraxasbilde, Pr. d. Gjmn. z. grauen
Kl., Berlin 1817—9, 3 Tle.; Matter, bist,
critique du gnosticisme, 2. A., Paris 1844, Bd. II
m. 1\; J. G. Stickel, de gemma Abraxea non-
dum edita, Jena 1848; A. J. H. Yinoent,
expl. de qq. pierres gnost. (Paris 1849, SA.)
m. T.; vgl. Alb. Dietbbich, A., Lpg. 1891.
Ein orpbisches Gedicht {tibqi Xi&<oy yXvfp^q
Suid.) bezog sich auf solche Bilder; Gsden
XII 207 citiert den Ägypter Nechepso.
2) Kairosrelief in Turin: AZ. 33 T. 1, 1;
Fegasos, auf der Pariser Onyxkamee : Asch*
Huidbuob der klav. Altertumiiwinenschaft. VI,
BACH, Livia T. 2, 2; Sphinx als Tischtrftger,
im Gatajo: DOtschkb, Bildw. V Nr. 611;
Greife an einem Tempelkandelaber des La-
teran: Benitdobf, lat. Mus. T. 14 — Bärtiger
Sphinx als Mauerbekrönung abg. in einem
kampanischen Gemälde (Hblbig Nr. 421).
') Macrob. 5, 16, 5; Anthol. Planud. 4,
151.
*) M. X 36; vgl. Dilthey, A. 1876, 294 f.
nach Euenos, Anthol. Pal. 9, 75.
^) Eine Dirkedarstellung aus Pompeji
(Hblbio Nr. 1153) führt Rekan (G. d. b.-a.
1873, 2, 385 ff.) auf eine Scene der Arena
zurück (vgl. Clem. Rom. ad Gor. ep. I 6).
ö) Herodian. 4, 8, 1. 2.
') HüBNBB, Bildniss einer Römerin, 33.
Winckelmannspr. Berlin 1873 u. AZ. 31, 137.
35, 14 ff.; DiLTHET, Rhein. Jahrbb. H. 53/4
S. 3; ApoUo (?) abg. AZ. 41, 177 f.
^) Ausser Kebes* Pinax s. z. B. August,
civ. d. 5, 20.
^) Greschichte der griechischen Künstler
1, 616 ff.
46
722
KlassiBche Eniuitarcliäologie. IL Geschichte der alten Kunst.
sie sei im wesentlichen unselbständig, während ihr Fbiedebichs^) einen
bedeutenden Grad von Produktivität zutraut; zur Zeit Goethes und
Winckelmanns hatte man die Statuen nicht minder bewundert als die
Bilder der Bolognesen. In der Kunst verhält es sich nun gewiss ebenso
wie in der Litteratur; das Alte galt theoretisch für besser, schreckte aber
die Neuen nicht ab, sondern bald suchten sie den gepriesenen Meistern
ihre Kunst abzulernen, wozu sie in den neu aufgekommenen Museen gute
Gelegenheit hatten, bald schlugen sie neue Pfade ein, wobei man in An-
schlag bringe, dass die meisten Motive, z. B. alle ruhigen Stellungen ^)
vorweg genonmien waren.
Unter Sullas Diktatur wird schon das Sammeln von (alten) Statuen,
Bildern und ciselierten Gefässen erwähnt;') der Kunstkenner der auguste-
ischen Zeit versteht nicht die Künstler überhaupt, sondern die „Alten'
zu beurteilen.'^) Die attische Renaissance der Litteratur lenkte das Inter-
esse wohl auf die voralexandrinischen Werke, doch verstand Cicero den
Atticismus dahin, dass man seinen Bedarf an Kunstsachen in Athen und
Umgebung decken solle. ^) So kam der Atticismus den zeitgenössischen
athenischen Künstlern zu gute; manche derselben mögen nach Rom aus-
gewandert sein, aber die Mehrzahl dürfte nahe den pentelischen Stein-
brüchen bei dem Vülenorte Kephissia und in der von reichen kauf-
kräftigen Fremden viel besuchten Hissosstadt geblieben sein, da in Rom
den Künstlern die Privilegien der Professoren nicht winkten; jene Vorteile
fielen dagegen bei der entlegenen Insel Paros fort, Rhodos lag auch
etwas ferne, noch mehr das Innere Kleinasiens und so folgen den rhodischen
und asianischen Rhetoren ihre kunstbegabten Landsleute nach Rom. In
Athen nun zehrten minder begabte Künstler an dem Erbe der alten Zeit.
Die strengere Observanz, welche mit den Grundsätzen der Diadochenzeit
radikal brach, geht bis auf Myron, Polyklet und Phidias zurück. Der
letztgenannte wird viel bewundert, aber seine chryselephantinen Kolosse
passten wenig zu Vorbildern; inunerhin hat er den verbreitetsten
Athenatypus bis herab zu den tyrrhenischen Sandalen bestimmt.®) Viel
leichter eigneten sich die Regeln des Polyklet (S. 598) zur Wiederbenützung.
Sobald man einmal nicht die Ermittlung polykletischer „Repliken', sondern
die Grenzen polykletischer Einflüsse als Ziel der Forschung aufstellen
wird, kann diese Richtung treffend dargestellt werden.') Wir begnügen
uns damit, einige Hauptpunkte zu berühren. Die Übereinstimmungen mit
den polykletischen Massen ®) sind sehr abgestuft, indem mehr oder weniger
Änderungen eintreten; am weitesten stehen natürlich die Figuren ab, welche
entweder einen neuen Gegenstand zum Ausdrucke bringen, wie Dionysos,
Pan, Heroen oder Antinoos, ^) oder welche in einen anderen Stoff (Marmor)
') Bausteine S. 426 fiP.
') Canova bei Missirini, yita di Ganova
p. 307 f.
») Sallußt. Catil. 11, 6.
*) Hör. 8. 2, 7, 100 f.
6) Cic. Att. 1, 1, 5. 3, 2. 4, 3. 6, 2. 8, 2.
9, 2. 10, 3.
^) Athena des Antiochos, Museo Bon-
compagni: M. III 27; im Louvre: PiBOir,
musöe Napol. I T. 11; Würzburg Nr. 11.
0 S. 598, 7 ; vgl. Petersen, Boom. 1890,
193; ARin>T, Einzelverkauf Serie I Teil 2
S. 6f.
^) Nach Galenos de sanit. taenda 2, 7
das Ideal.
^) Bronzefigur des Pan, nach dem Do-
Kap. JL Die grieohisoh-rttmiflche Zeit. (§ 352.)
723
oder eine andere Kunstgattung^) übertragen sind. Viele nehmen an den
viereckigen Gestalten Polyklets Anstoss, weshalb sie nur die Köpfe ihnen
ablernen und entweder selbständige Büsten und Hermen schaffen') oder
einen polykletischen Kopf auf einen anders komponierten Körper setzen.*)
Bei dem vielgefeierten Myron (S. 599) stehen nur Kopien seines Diskobol
fest;^) an seine Masse erinnern einige Köpfe. ^) Aus Plinius sehen wir
jedoch, dass keiner dieser alten Meister in allem befriedigte; so kann das
eklektische Verfahren nicht Wunder nehmen, z. B. hat eine Athletenstatue
in Paris myronische Situation und polykletischen Kopf.®)
Nicht wenig andere Werke machen ungefähr den Eindruck von
Arbeiten des fünften Jahrhunderts, weshalb sie als römische Kopien ver-
schollener Originale gelten.'') Da sie aber ihrer Schule nach nicht sicher
einzureihen sind, erkennen wir vorläufig in ihnen eine Kunstrichtung der
Kaiserzeit. Hier begegnen uns auch einige Namen von Künstlern, nach
den eigenen Inschriften einer Clique begeisterter Schülerschaft. Einen
Schüler des Pasiteles nennt sich Stephanos, dessen Lehre sich wiederum
Menelaos rühmt, ein Freigelassener des M. Cossutius.^) Ein Genosse war
wohl auch M. Cossutius Cerdo, der Meister von zwei jugendlichen Panen,
deren Motiv öfter wiederkehrt. •) Bei Stephanos also ging wieder Me-
nelaos, der Schöpfer der ludovisischen Gruppe (Ephebe von seiner Mutter
oder älteren Schwester umarmt) in die Schule. i®) Nur von Pasiteles sagt
Plinius etwas Näheres; er war im griechischen Unteritalien geboren, ein
Zeitgenosse des Pompejus, Künstler und Kunstschriftsteller zugleich, der
aber nicht bloss Akademiker war, sondern z. B. wilde Tiere nach dem
Leben modellierte. Die frühere Anschauung, dass Pasiteles und seine
Schule dem Eklektizismus huldigten, ^^) dürfte nicht mehr ganz haltbar
sein; aber auch die neuere Ansicht, sie hätten schlechtweg kopiert, dürfte
zu weit gehen. Verwandte Erscheinungen finden sich in selbst abgelegenen
Teilen des römischen Reiches, wie in Südrussland.* 2) Jene Figuren der
Pasitelesschule gehören teilweise zu einer nicht unbedeutenden Gruppe
von Jünglingsstatuen und Köpfen, welche manchmal apollinische Attribute
bei sich haben.*') Wir nennen dann die Domauszieherfiguren (S. 603 f.)
ryphoros, in Paris: abg. Ath. Mitt. 3, 12; Dio-
nysossiatue aus der Hadriansvilla M. XI 51,
Wolters 520; sog. Achill in der Villa AI-
bani, nach dem Doiyphoros; «Diomedes* in
der Glyptothek; Antinoos in Neapel.
*) Fignr in einem spartanischen Relief:
AZ. 41, 227 f. T. 13, 2.
') Bronzehenne des ApoUonios: Bronzi
d'Erc. I T. 45. 46 S. 161 ff.; Phot. Sommer;
Herme eines Paniskos in der Villa Bor-
ghese: Woltrbs 521; Aresbfiste in Dresden
Nr. 266.
') Bknndobp u. Schöke, lateran. Museum
S. 80.
*) Die Londoner (Nr. 250) stammt aus
der Hadriansvilla.
^) Jünglingskopf im Palazzo Riccardi:
Heydbmann, Mitteil. T. 6 (Wolters 458) ; des-
gleichen aus Rom: Wolters 460.
•) A. 46, 51 ff. T. L.
^) Vgl. bes. Fubtwanoler's , Meister-
werke* (S. 421).
'') KsKULi^, die Gruppe des Künstlers
Menelaos, Lpg. 1870 m. 3 T.; Conzb, Bei-
träge zur Gesch. d. griech. Plastik, Halle
1869; Inschriften: Löwr 374-5. Figur des
Stephanos: Wolters Nr. 225.
») LöwY 376; Phot. Bruckm. 47; über
das Motiv PurtwXnolbr, A. 1877, 202;
Hauser, neuattische Reliefs S. 186, 2.
»0) Phot. Bruckm. 309; Wolters 1560;
die Köpfe: Amdt-Bruckm. Einzelverk. 258
-61.
") Brunn, griech. Künstler 1, 599 f.
»«) Weibliche Porträtstatue: Ant. du
Bosph. Cimm. Titelbild I zu S. 5 (Reinach
8. 39).
") Bronzefigur aus Pompeji in Neapel:
46 •
724
ElaBsisohe Ennstarchäologie. II. GeBChiohte der alten Ennst.
Hermes Ludovisi, ^) Venus Genetrrx,^) Hestia Giustinioni ') und die deko-
rativen Kolosse vom Monte Cavallo, welche Inschriften als Werke des
Praxiteles und Phidias bezeichnen;^) femer gehören in diese Abteilung einige
angebliche Portraits: Alkibiades im Vatikan,^) die stehende Statue des
Anakreon (sog. Pindar oder Tyrtaios)^) und die in mehreren ähnlichen
Exemplaren vorhandenen Büsten der Aspasia^) und Sappho.^) Auch der
Diskobol, welcher das Ziel misst (S. 596, s), und die Wettläuferin sind sta-
tuarisch noch nicht früher nachgewiesen.^) Auf eine ziemliche Zahl be-
laufen sich die derselben Richtung zugehörigen Reliefs, unter welchen
„Orpheus und Eurydike** in der Villa Albani ein hervorragendes Werk ist-*®)
Sogar Leidenschaften werden mit stilvoller Ruhe dargestellt.*^) Statt der
nachlässigen Grazie der vorhergehenden Jahrhunderte erscheint die würde-
volle.**) Parallel läuft mit dieser Richtung die „Erhabenheit* {vipog) in
der Redekunst, welche um Ciceros Zeit Caecilius aufgebracht hatte.
Unter den Meistern des vierten Jahrhunderts gefiel keiner mehr als
Praxiteles, dessen schlaffe Ruhe den Epikureern und Skeptikern zusagte.
Vor allem sind sein Venus und sein junger Satyr oft variiert worden,
um nicht von seinen anderen Werken zu reden (S. 643 ff.) ; an seine Manier
erinnern die zahlreichen Statuen von jungen Menschen oder Göttern in
verschiedenen Ruhestellungen,**) die einschenkenden Satyrn**) und vieles
andere.*^) Von Skopas' Einfluss ist aus den S. 648 dargelegten Gründen
kaum etwas Sicheres zu sagen. Lysippos ist ebenfalls geschätzt worden;
auf ihn weisen z. B. der Ares Ludovisi, *«) der bogenspannende Eros und
der „lasen* in München aus der Hadriansvilla, der entweder Hermes,
welcher einen Befehl seines Vaters empfängt, oder ein seine Sandale
lösender siegreicher Läufer ist, *^) sowie andere Statuen mit aufgestütztem
Phot. Bruckm. 302; Marmorstatue in Man-
tua: Phot. Bruckm. 303; Woltbbs Nr. 222;
im Palazzo Pitti (Dütschke, Bildw. II 4,
vgl. dens. S. 382): Phot. Bruckm. 304; ,Ore-
stes und Pylades' in Paris: Phot. Bruckm.
307; Gruppe von Ildefonso, in Madrid: Phot.
Bruckm. 308; Woltbbs Nr. 1665; , Orestes
und Elektra* in Neapel: Phot. Bruckm. 306.
S. Ebkul^ und besonders Conze aa. 00.;
Torso in Berlin: AZ. 1878, 119 ff. T. 14;
Kopf in der Sammlung ßarracco: Wolters
Nr. 224; Coli. Barracco, vgl. A. 1880, 196 ff.
u. a.
0 Hblbig, Führer TI Nr. 865.
*) S. 596, 8 ; nach Waldstbin, Am. J. 3,
1 ff. pasitelisch.
») Wolters 212.
*) Wolters 1270—1 ; Litteratur bei
Matz-Dühn, zerstreute Bildw. in Rom 1,
260 ff. Sie sind auf die Feme berechnet,
daher ragen die Augen weit vor und die
Mundlinie weicht von der Augenlinien ab.
Über die Ergänzung s. Missirini, vita di
Canova p. 66 f.; unergänzt in alten Kupfer-
stichen abgeb. Das Motiv des einen Rosse-
bändigers kommt im Parthenonfries vor.
6) Sala d. biga: Helbto I 328; Phot.
ßruckm. 129.
«) Vgl. Jahrb. 7, 121.
') Berlin Nr. 266 (AZ. 35, 56 ff. T. 8) ;
Louvre: Glabac 1082,393.
^) HBLBioNr.919; coli. Barracco; Amdt-
Bruckmanns Porträts 145—50; Frauenkopf
in Madrid: Memorie II S. 34.
») Wolters Nr. 213; Hblbig Nr. 377.
»0) S. 627; Hblbig Nr. 783; schwächere
Exemplare befinden sich in Neapel und Paris;
über die Zeit Bbnndobf, Heroen S. 235. Pe-
liadenrelief im Lateran: Phot. Bruckm. 341;
über anderes Hblbig, M. ant. 1, 4, 673 ff.
^^) Z. B. die sinnliche an einem Terra-
kottagefäss: A. 1871 T. R.; Berl. Abg.
*') Gonveniens Latio supercilium (Petron.
1, 2).
^^) Z. B. sog. Antinous (Hermes) im
Belvedere des Vatikan (Wolters 1218; Phot;
Masse bei Audran, Proportionen T. 9; Her-
mes in London und Atnen; sog. Adonis in
Neapel (vgl. Burckhardt, Cicerone I' 96).
'*) Ghbrardini, Bc. 1892, 305 ff.
*^} Z. B. Hermes als SeelenfQhrer: Dres-
den Nr. 60; Ariadne dem Theseus nach-
blickend: das. 280; drei weibliche Statuen
aus Herculaneum in Dresden Nr. 140—42.
»•) Phot. Bruckm. 388; Wolters 1268.
'^} Lambeck, de Mercurii statna vulgo
Eap. X. Die grieohiBoh-rOmisohe Zeit. (§ 352.)
725
Fusse.^) Manche erinnern an die unmittelbar vorhergehende Generation
wie die jetzt „Eirene und Plutos'' genannten Gruppen mit ihren Varianten
(S. 643),^) die Reminiscenzen von der Balustrade des Niketempels ^) und
die dem Erechtheion abgelernten Karyatiden, die der Athener Diogenes
für das Pantheon Agrippas arbeitete/) Anderes passt für das vierte Jahr-
hundert im allgemeinen ohne bestinmites Schulanzeichen. ^) Da das Skul-
pieren dekorativer Arbeiten durchschnittlich den minderen Bildhauern
überlassen blieb, ist in den Reliefs meist wenig Erfindungsgabe zu suchen.
Die Anfertigung kleiner Terrakottafiguren verdarb hier viel, denn durch
jene kam ein Vorrat eleganter, typischer Stellungen zusammen, in den
nun der Künstler hineingriff, um daraus zu dekorativen Reliefs eine Reihe,
wie er sie zur Raumfüllung brauchte, zusammenzumischen. Diese Kon-
taminationsmanier soU schon in der praxiteUschen Zeit begonnen haben
(S. 645), was wir nicht glauben. Wohl aber hat die Kaiserzeit dieselbe
ohne Zweifel von der vorhergehenden Periode überkonunen.*) Die Dia-
dochenperiode war in der Kunst sowenig als in der Litteratur ein über-
wundener Standpunkt. Wenigstens die erste und zweite Generation hin-
durch wirkt die lebhafte Reizung der Nerven nach. Die Nachbildung von
Dirkes Schleifung und dem Untergang der Niobiden, der Laokoon, die
Marsyasfiguren und der dazugehörige Schleifer in Florenz,^) sodann die
sterbenden Gkdlier*) mid Amazonen,*) die Pasquinogruppen, der Fechter
des Agasias und endlich doch auch der Herakles des Glykon sind aus
alexandrinischem Geiste entsprungen; alexandrinisch sind ebenso dem
Geiste nach die Relief gemälde, ^®) welche die Wände schmücken, indem
wir statt der Frieskomposition der archaistischen und „neuattischen *" Werke
eine perspektivische Darstellung und, was damit zusammenhängt, einen
reichen architektonischen und landschaftlichen Hintergrund finden. Der
Apollo von Belvedere.^*) mag hier seinen Platz finden, weil das Motiv
lasonis habita, Diss. v. Bonn, Thom 1860;
Phot. Bruckm. 67 ; Woltebs 1533; Christo-
doros (V. 297 ff.) beschreibt eine solche Sta-
tue; 8. auch Münze von Sybritia auf Kreta
(Lambeck Fig. 4).
*) Kokbad Lavob, das Motiv des auf-
gestützten Fusses in der ant. Kunst, Diss. v.
Lpg. 1879.
^) Messalina u. Brittanicus, im Louvre :
Phot. Giraudon.
«) Phot. Bruckm. 342.
*) Plin. 36, 38. Erhalten sind Karya-
tiden im Braccio nuovo und im Palazzo Giu-
stiniani (vgl. Scbbeibbr, AZ. 41, 200 ff.; Hbl-
BIO, Führer 1, 2 f.); doch ist es ungewiss,
ob sie vom Pantheon (AZ. 1866 S. 230.
251; Adleb, Pantheon S. 13) imd noch
mehr ob sie von dem Bau des Agrippa
stammen.
^) Z. B. polychromes Köpfchen AA. 1889,
98; Artemis einen Pfeil hervorziehend, in
Dresden: Nr. 279; Artemis Mattei im Vatikan:
Hblbio 1 Nr. 37; Athena Giustiniani: Helbio
I Nr. 51; Woltbbs 1436; Phot Bruckm. 200.
*) Fb. Hausbb, d. neuattischen Reliefs,
Stuttg. 1889 mit 4 T., welche 50 der häu-
figsten T3rpen zeigen (der Name „ neuattisch "
ist, wie wir sehen werden, zu ausschliess
lieh) ; WiKTEB, L. Winckelmannspr. S. 97 ff.
m. T.; über das Relief in der Sammlung des
Herzogs von Lul^ in Lissabon: G. d. b.-a.
1893, 263. Ein Corpus wird von Löwy vor-
bereitet.
0 S. 707.
®) In Florenz, Giardino Torrigiani : Amdt-
Bruckm. Einzelverkauf 237/8; Museo Tor-
lonia, von Philumenos: Löwy 381 ; vgl. S. 679.
^) Amazone Patrizi: Matz-Duhn, Bildw.
948; RoBBBT, Sarkoph. II 83.
*^) ScHBEiBEB, die hellenistischen Relief-
bilder, Lpg. 1889 ff. H. 1—10 m. 104 T.;
Proben Phot. Bruckm. 343—4.
'^) Statue und Kopf für sich photogr.;
WoLTEBS Nr. 1523; über den Fundort (wahr-
scheinlich Grottaferrata) Hülsen, AA. 1890,
48; Proportionen bei Audban, Proportionen
T. 17—20; über die Formen Missibini, vita
di Ganova S. 321.
726
KlaasiBche Eniuitarchäologie. n. Geicbiolito der alten Eniuit.
zwar der Empfindung nach aus dem vierten Jahrhundert sein könnt«,
Parallelen aber auf Seleukidenmünzen (S. 683) vorkommen. Der Kopf ist
mit dem Steinhäuser'schen in Basel, welchem die Haarschleife fehlt, enge
verwandt,') ohne dass er als Kopie desselben zu bezeichnen wäre; der
übrige Körper hat an den Extremitäten bedeutende moderne Ergänzungen. 3)
Was Apollo in den Händen hielt, darüber wird gestritten; die Bronze
Stroganoff, welche auf eine Aegis in der linken Hand hinzuführen schien,
ist jetzt als unzuverlässig nachgewiesen.'^) Als Grundlage für eine Er-
klärung muss die Bewegung des Rumpfes dienen: Apollo scheidet von
einem Orte, indem er einen stolzen Blick geradeaus zurückwirft; am
nächsten liegt es also, an Hektors Tod zu denken.^)
363. Dies sind die Schulen der Kaiserzeit, nach ihren Yorbildem
betrachtet; die örtlichen Schulen werden dadurch in ihren Grenzen ver-
wirrt, weil an keinem Orte eine einzige Richtung unversehrt herrscht
Die athenische Bildhauerei hatte noch in der Diadochenzeit viel An-
sehen und fand für die Königshöfe genügenden Ersatz in Rom, teils weil
der Name Athens den Römern imponierte, teils weil der Freihafen Delos
von den athenischen Künstlern beherrscht war (S. 671). Die Athener
nennen sich, ihres Rufes wegen, gerne mit Namen, aber sie gehören den
verschiedensten Richtungen an. Antiochos, welcher eine Athena nach
Pheidias machte,^) Apollonios, Sohn des Archias, an einer polykletischen
Bronzeherme von Herculaneum genannt®) und Diogenes, der Meister der
Karyatiden des Pantheon (S. 725) sind „Atticisten**. Auch Kriton und Ni-
kolaos fertigten zusammen eine Karyatide.^) Hervorragende Beispiele des
Kontaminationsstiles sind der Marmorkrater des Salpion^) und die Am-
phora des Sosibios,®) denen Pontios' Rhyton anzureihen ist.^®) An einen
älteren Typus schliesst sich Kleomenes Kleomenus mit seinem überlegenden
Hermes, der Porträtzüge hat, („Germanicus*) an.") Ein Motiv der ale-
') Phot.; M. 1867 T. 39. 40, vgl. KbkuiJ,
A. 39, 124 ff.; Woltkbs 1525.
^) Nicht oder nur teilweise ergänzt zei-
gen ihn alte Stiche, z. B. der Marcantons
(Thodb, d. Antiken in den Stichen Marcan-
tons S. 13 f. T. 1); s. Petebben, AA. 1890,
50 f.; WiirrBB, Jahrb. 1892, 160; Fbeebicks
(A. 4).
') Vgl. Stephabi, ApoUon BoSdromios,
Petersb. 1860; Ghebabdini, Bm. 1889, 407 ff.;
FübtwXnoleb, AZ. 40, 247 ff.; Kibsbbitzkt,
AZ. 41, 27 ff.; Th. Schbeibbb, Lit. Centralbl.
1891, 273 f.
*) Ein fester Moment wurde nar von
Ovbbbeck (zuletzt Plastik IP 368 ff.) ins
Auge gefasst, welcher den Apollo mit dem
Galliereinfall (S. 676) in Verbindung brachte.
Die anderen seit Winckelmann gegebenen
Deutungen verschwinmien etwas in ästheti-
schen Allgemeinheiten. Vgl. Feuebbach, der
vatikanische Apollo, Nürnberg 1833, 2. Aufl.
Stuttg. 1855; Bbunn, Verh. d. Phil.- Vers, in
Würzburg, Lpg. 1869; G. Salomak, d. Statue
d. belvederischen oder vatik. Apollo, Stockh.
1882, ra. 7 T.; Mebz, d. östhet. Formgesetz
der Plastik S. 158 ff.; WbizsXokbb, Süd-
deutsche Blätter 1894 Nr. 1 ; Hbbm. Fbbb-
BicKS, der Apoll von Belvedere, Paderborn
1894.
^) Im Museo Boncompagni : Phot. Brackm.
253; Kopf: Amdt-Bruckm. Einzelverk. 274 5 ;
OvEBBECK, Abh. d. Sachs. Ges. VIII T. II B
1. 2 Lichtdr.; Löwy 342; die Ergänzung des
Namens ist allerdings nicht sicher; ein An-
tiochos arbeitete für Asinius PoUio (Plin.
36, 33).
•) Ant. d'Ero. V T. 45. 46 u. ö.; Phot,
Sommer; Löwy Nr. 341.
^) An der Via Appia gefanden, in der
Villa Albani: Phot. Bruckm. 254; Löwy Nr.
346; WoLTBBS 1555—6.
^) Aus Formiae in Neapel : Phot. Brackm.
345 ; Löwy Nr. 338.
•) Aus Rom im Louvre: Löwy Nr. 340;
Phot. Bruckm. 60.
^°) Vom Esquilin, im kapitolinischen
Museum: Löwy Nr. 339; Boom. 1875, 118 ff.
T. 12. 13.
") Im Louvre: Löwy 344; Woltbbs
1630; Phot. Bruckm. 69; Statue und Kopf
Kap. Z. Die grieohisch-rOmiache Zeit. (§ 353.)
727
xandrinischen Zeit griff Glykon auf; wie Herakles im kleinen Fries von
Pergamon auf seine Keule gestützt Telephos betrachtet, so steUte er ihn
als Einzelfigur mit einem Stierhals und der übertriebenen Muskulatur, wie
sie von der pergamenischen Oigantomachie her bekannt ist, dar. Das
Müde und Trübe hatte Lysippos aufgebracht.^) Der Torso von Belvedere,
welchen ApoUonios, Sohn des Nestor, fertigte, ist nicht ein ausruhender
Herakles, sondern nach der wahrscheinlichsten Erklärung ein Polyphem
und zwar ein verliebter Eyklop, der an die schöne Galatee denkt. ^)
Ausserdem fanden die Römer in Athen jederzeit geschickte Leute, um
dekorative Dinge aller Art aus Marmor, Stuck und Metall für ihre Villen
zu besorgen.') Athen zehrte von seinem alten Ruhme, hatte aber mit
dem Leben der Weltstädte keine Fühlung. Dm-ch die Hellenisierung der
Lyder, Phrygier und Karier hatte Eleinasien an frischer Kraft gewonnen.
Li der Zeit der mithridatischen Kriege bestimmte es nicht bloss die Haupt-
richtung der Rhetorik, sondern lehrte auch den Römern die Freude an
Statuen, Gemälden und ciselierten Gefässen.^) Ln ersten Jahrhundert
neigt sich allerdings die Blüte. Agasias (S. 681 f.) steht vielleicht an der
Schwelle der Zeitalter. Sein Landsmann Herakleides, Sohn des Agaues,
fertigte eine jetzt als Ares restaurierte Jünglingsstatue von pentelischem
Marmor.^) Archelaos von Prione tritt mit seinem Relief „Apotheose
Homers' zu der Schaar der kontaminierenden Künstler, wenn er auch ein
Relief bild schafft;^) der Nachbildung des famesischen Stieres (S. 681)
haben wir bereits gedacht. Aphrodisias in Karlen^) gewinnt jetzt
durch seine Marmorbrüche Bedeutung. Aristeas und Papias fertigten für
die Villa Hadrians die bekannten kapitolinischen Statuen des alten und
des jungen Kentauren, die unter der ungleichen Wirkung des Eros stehen.^)
Nicht viel früher bildete Zenon einen Konsul ab.^) Ausserdem kennen
wir noch mehrere durch Inschriften und teilweise auch durch ihre Werke
selbst.*®) Die Blüte der rhodischen Schule ist durch die neuesten epi-
graphischen Forschungen zeitlich herabgedrückt *0 ^^^ der litterarischen
Geschichte ungefähr gleich gemacht worden. Ausser anderen Künstlern,
deren Namen wir bloss kennen,**) gehört in das erste Jahrhundert vor
bei Ratbt V T. 9. 10 ; vgl. Bebnoulli, Ikono-
graphie 1, 180. 227 T. 21 ; Hetdbmank, Pariser
Ant. S. 12; es ist wohl derselbe, welcher für
Asinios Pollio Thespiaden, offenbar in Kon-
kurrenz mit Pasiteles, arbeitete (Plin. 36, 33;
andere Ansichten s. bei Löwr). Die medi-
ceische Venus (Phot. Bruckm. 374; Woltkbs
1460; Masse bei Audran, Proportionen T. 15.
16) ist nicht von Eleomenes.
*) Aus den Caracallathermen, in Neapel
(^famesischer Hernes'): Löwy Nr. 345;
WoLTEKs 1265; vgl. A. 1868, 336 ff. B. 1872,
68. Masse bei Audban, Proportionen T. 5
—7. Die Beine sind von Qugliekno della
Porta ergänzt.
*) Im Belvedere des Vatikan: Löwr
Nr. 343; Phot. Bruckm. 240; Wolters 1431;
zur Erklärung Bb. Saveb, d. Torso v. B.,
Giessen 1894.
') Cic. Att. 1, 10, 3: ein solcher Mann
war Euandros, der unter Antonius nach Ale-
xandrien kam und später nach Rom über-
siedelte (Porph. Hör. s. 1, 3, 91). — 'Aya^Tvog:
Eaibel, epigr. 1225.
*) Sallust. Catil. 11.
*) Löwr 293; Clarao III 313, 1439;
Bouillon I T. 8.
•) Lichtdruck Ga. 1887, 3T. 18; Wolters
1629.
') Neubauer, AZ. 1876, 70.
8) Phot.; Helbio I Nr. 508— 9; Lowr
364.
») Perrier T. 15 0 I; Löwy Nr. 365.
»0) Löwy Nr. 364 - 73.
^*) Hiller v. Gäbtrinoen, Jahrb. 9, 23 ff.
^^) Plutarchos, Sohn des Heliodoros (In-
schrift zwischen 82 und 74 v. Chr.), Leo-
chares, Demetrios, Mnasitimos, Charinos von
728
KlaBsische Ennstarchäolo^e. IL Gendhiohte der alten Emuit.
Christus die LaokoongruppeJ) Die drei Rhodier Agesandros, Polydoros
und des ersteren Sohn Athanodoros arbeiteten sie gemeinsam, aber nicht,
wie Plinius behauptet, nach einem Plane (de consilii sententia) aus einem
einzigen Steine. Die Komposition ist nicht eigentlich plastisch, sondern
für die malerische Ausfüllung einer Nische berechnet, wie denn auch die
Gruppe in einer solchen aufgefunden worden sein soll.^) Zu diesem Zwecke
hat sie ein Kunstliebhaber, der an seltenen Sagen Freude hatte, bestellt
und ohne Zweifel dann Vergil davon die Anregung empfangen. Der viel
bewunderte Laokoon ist ein Bravourstück anatomischer Kenntnis, um
deren willen die Kleidung fehlt; er konnte durch den peinlichen, gräss-
lichen Gegenstand nur solche, die an die Schi*ecken der Arena gewöhnt
waren, nicht abstossen.^) Laokoon stöhnt in unsäglichem Schmerze, ein
schuldloser Sohn ist schon entseelt und der andere wird in einem Augen-
blicke ihm gefolgt sein, da der Knoten eines Schlangenschwanzes ihn
fesselt. Von einer römischen Schule vermögen wir keine Spur zu ent-
decken. Die Römer gestanden den Vorrang in der Plastik willig den
Griechen zu, zufrieden mit dem Besitze der politischen Macht.*) Die Be-
vorzugung des Alten und des Griechischen drängte die einheimischen
Künstler zurück und verstaitete ihnen nicht einmal ihre Namen beizu-
setzen; und wie selten nennt die gleichzeitige Litteratur Künstlernamen!
Die Schicksale der Plastik sind auch aus ihren Aufgaben leicht erklärbar.
Der Zahl nach überwiegen jetzt die Porträtbilder;*) denn die gewöhn-
lichen Ehren- und Votivstatuen*) genügten jetzt nicht mehr. Schon zu
Ciceros Zeit wurde ausdrücklich verboten, das Bild eines Anderen im
Hause zu haben. ^) Zu den Bildern auf öffentlichen Plätzen und in Theatern,
die in kleineren Städten schon für einen Akt der Freigebigkeit Belohnung
waren, begannen die Privat-Ehrenstatuen in Stadthäusern und Villen zu
kommen.®) Diese schmeichlerische Mode wucherte unter den Kaisem
Laodikeia, £pichannos vod Soloi, Simon von
Olynth, Theon von Antiocheia.
^) Inschrift des Athanodoros (Löwy
203) wahrscheinlich etwas jünger: Jahrh. 9,
33 ff. Hiedurch dürften sich die bisherigen
Ansichten erledigen : Da Plinius die Laokoon-
gruppe im Hause des Titus erwähnt, soll
sie unter Titas entstanden sein (und wohl
gar ,auf Anweisung des Staatsrates') :
Lessiko, Thiersch; Stephani, B. de TAcad.
des sc. 1848 VI 1-37; Robebt, archäol.
Märchen (weil erst Vergil die Sage bekannt
gemacht habe); über das Verhältnis zu den
Pergamenem : Kekuli^, Zur Deutung u. Zeit-
bestimmung des L., 1883 (aus dem 1. Jahrb.);
Brunn, Jsäirb. d. preuss. Kunstsamml. 5,
263 ff.; A. Tbendelenburo, die L.gruppe u. der
Gigantenfries des pergam. Altares, Berlin
1884 mit 2 T. (älter); vgl. Helbig, I^ührer
1, 96; Woltebs 1422; Phot. Bruckm,, vgl.
Heyne, Samml. antiq. Aufsäze II Nr. 1 ; Lach-
MANN, AZ. 1848, 235 f.; Föbsteb, Verb, der
Göriitzer Phil.Vers. S. 74 ff. 298 ff. u. Jahrb.
9, 43 ff.; A. Häckebmann, d. Laokoonsgruppe,
Greifsw. 1856 u. z. rhod. L.. Gr. 1888.
^) In den Bädern des Titus. Vgl. Schbei-
beb, Fundberichte des P. L. Ghezzi S. 116 f.
') Zur ästhetischen und anatomischen
Beurteilung vgl. ausser Lbssino's Laokoon
Mbbz, das ästhetische Formgesetz S. 281 ff*;
Hbni», d. Gnrope des L., Lpg. 1882; Mebeel.
Ztsch. f. bild. E. 11, 858 ff.; Masse bei AuDSiK,
Proportionen T. 1—4. 24. 25. Irrtum de8
Plinius: Almanach aus Rom 2, 50 ff.
*) Vergil. Aen. 6, 847 f.
^) Hauptwerke: Visconti, iconographie
ancienne I. ic. grecque, Paris 1808. 8 Bde. f-
IL ic. rom., 1817—33, 4 Bde. f.; Bebnovui,
römische Ikonographie, Bd. I. Berlin und
Stuttg. IL 1. (julische Dynastie), 1886 mit
35 T.; Bbuckkann-Abndt, griech. u. röm.
Porträts (im Erscheinen). Die römische Pro-
sopographie, welche von Elebs, Dessau und
von Rohden für das CIL. bearbeitet wird,
wird diesen Zweig weiter befördern.
•) Vgl. Cic. pro Dejot. 34; Verg. ecl. 7,
35; Hör. s. 2, 3, 183. c. 4, 1, 19 f.; CIL. VlU
434; Plin. 7, 3. Über Material und Preise
Friedlandeb, Darstellungen aus der Sitten-
geschichte Roms lU.
^) Cic. Rab. perd. 24.
B) Z. B. Suet. Galba 1 a. E.
Kap. X. Die grieohiflch^rOmisohe Zeit. (§ 353.)
729
üppig, aUes war mit Statuen des Kaisers, seiner Familie, der höheren Be-
amten und der Generäle angefüllt. Der Bedarf war so stark, dass die
Bildhauer Torsen auf Lager hielten, denen sie nach Bestellung die Köpfe
aus gleichem oder besserem Stein aufsetzten;') selten ist der Leib indi-
viduell gearbeitet.') Bei einem Thronwechsel oder sonstigem Umschlag
konnten dann die Klugen einfach den Kopf vertauschen lassen, man durfte
sie nur nicht dabei erwischen.^) Unter den Typen fallen vor den ge-
wöhnlichen Gewandstatuen auf die Panzerstatuen {statuae loricatae), ^) deren
schönstes Exemplar die farbige Augustusstatue von Primaporta ist, ^) dann
die Reiterstatuen {equi), veranschaulicht durch Marc Aurel auf dem Kapitel
und einer Commodusstatuette, *) der Triumphator mit dem Viergespanne ')
und die Statuen in Göttergestalt (S. 718); heroisierte, nackt stehende oder
halbnackt sitzende Ehrenstatuen sind nicht unerhört.^) Die von den
Athletenstatuen ausgehende Tradition wirkt noch dahin nach, dass sitzende
Kaiserstatuen im ersten Jahrhundert noch selten sind.^) Auch experi-
mentieren die Künstler an den Sitzstellungen gerne herum, so dass die
nach älteren Motiven gearbeiteten Statuen wie die Agrippina (S. 711) noch
am natürlichsten erscheinen. In den Zimmern pflegte man sich mit Büsten
zu begnügen, aber davon ganze Gallerien anzulegen. Der Politiker und
der Ehrgeizige sanmielte Kaiserbüsten, der Gelehrte und der Schöngeist
Dichter, Philosophen und andere Berühmtheiten. *ö) Metall galt wohl für
das vornehmste Porträtmaterial und die kapitoUnische Statue eines jungen
Aristokraten („Camillus*) macht in der That einen vornehmen Eindruck. **)
Wer den Marmor nicht bezahlen konnte, kaufte Gypsköpfe.**) Die Form
der imago clipeata wurde bald aufgegeben; man schwankte zwischen dem
einfachen Porträtkopfe und dem Brustbilde (^Aorox).") Eine eigentüm-
0 Stataae loricatae A. 1863, 433; Benn-
DORF u. Schöne, lateran. Museum S. 125;
zwei Töchter des Baibus MB. II 41. 42.
^) Nerva mit schwächlicher Brust M.
Pioclem. III 6.
*) Plut. Anton. 60; Cic. Att. 6, 1, 26;
Tac. A. 1, 74; Plin. 35, 4. 94; Dio Chr. 31
p. 312. 342. 357 M., vgl. Köhlbb, vermischte
Schriften 5, 357; Fbiedlaitobb, Darst. aus
der Sittengesch. Roms 3, 161 ff.; B. 1885, 95 f.;
Ross, Inselreisen 1, 79 f., lottere S. 12 und
Kunstblatt 1840 Nr. 12. 32; Dütscbke, BUdw.
4, 39 f. Über andere Ettikettefragen : Tacit.
A. 13, 8; Marc. Aurel. 1, 17 p. 10, 5. Kolosse
z. B. Suet. Ner. 31 (120 Fuss hoch). Vesp. 23.
*) Verzeichnet von Wboth, Jhst. 7, 126 ff.,
dazu Hebv. V. Rohdbn, Bonner Studien
5. 17 ff. T. 1-3; Arch.-ep. Mitt. 8, 61 T. 2;
Ross, Inselreisen 4, 5. Aegis bei Kaisem :
Serv. Verg. Aen. 8, 435.
*) Im Vatikan: Hblbio, Führer I Nr. 5;
Raybt; Phot. Bruckm. 225.
^) Marc Aurel (unter dem Pferde lag
früher ein Feind nach Löhb, Eranos Vindo-
bonensis S. 56 ff.): Phot. Bruckm. 369; Gom-
modus als Jäger, im Vatikan: Helbig I
Nr. 166; die kolossale Bronzestatue des Do-
mitian beschreibt Statins silv. 1, 1, 37 ff.;
Caesar oder Augustus auf Münzen des Trium-
vir Octiivian: Babblon II 46, 97; verschie-
dene des Augustus, auf Münzen desselben
(I 430, 79. II 36 f. Nr. 63. 65. 66) und des
L. Pincius (II 552 ff. Nr. 3); Trajan, auf
Münzen aus dem Jahre 114: Cohen, m^d.
imp. II 2 Nr. 496 ff.
') In den Atrien der Adeligen: Juven.
8, 1 u. a.; an den Rostra: Schol. Juv. 1, 129;
vgl. Suet Aug. 31; Martial. 8, 44, 6; Tac. A.
4, 23. Agric. 40; Plin. ep. 2. 7;? Pferde in
Venedig (Phot.).
^) Stehend : Marcus Agrippa, in Venedig ;
.Pompejus* im Pal. Spada; vgl. Bebnoulli I
5. 112. 257 T. 7. 22; sitzend Nerva, im Va-
tikan: Helbig I Nr. 303; Phot. Bruckm. 165.
•) Verzeichnet von LoNGPiniEB, Ga. 7,
75; 8. A. 8.
*°) Philosophen: Juv. 2, 4 ff.; Martial. 9,
47, 2; Massenfunde von Büsten wurden z. B.
in der Pisonenvilla von Herculaneum (S. 120)
und einer Villa von Tibur gemacht (Güat-
TANi, mon. ined. 1784 Genn. T. 1. Maggie
T. 2).
") WoLTEBS Nr. 1561; Phot. Bruckm.
") Juven. 2, 4 ff.
") Vgl. ScHÖKB, AZ. 1866, 230; über die
730
KlasBische Kanstarobäologie. II. Geschichte der alten Emuit.
liehe barocke Form hat das Brustbild des Commodus als Hercules.^) Da
man den Leib, wie wir sahen, auf Vorrat und überhaupt „ideal' nach
ziffermässigen Proportionen zu fertigen pflegte, 2) koncentrierte sich die
Porträtkunst auf den Kopf. Der Künstler behandelt ihn natürlich mehr
ideal bei Berühmtheiten der Vergangenheit, mehr real bei einem Zeitge-
nossen; besonders alte Leute beider Geschlechter geben ganz merkwürdige
Beispiele für das Letztere ab.^) Man sah mehr auf Natürlichkeit als auf
das Terribile (S. 706), wiewohl einzelne Persönlichkeiten (z. B. Caracalla)^)
in ähnlicher Weise aufgefasst wurden. In den Athletenstatuen hingegen
ging die Natürlichkeit, weil man nicht mehr Sportleute, sondern ordinäre
Professionisten vor sich hatte, bis zum Realismus.^) Dutzendwaren mit
typischer Behandlung und oberflächlicher Ähnlichkeit hat es natürlich in
Masse gegeben; aber bis zum Ende dieser Periode ragen jederzeit vor-
treffliche Büsten über jene heraus, z. B. noch unter Philippus Arabs (244
—249) ein BUd des Kaisers.«)
Über die Götterbilder haben wir schon unter dem Gesichtspunkte
der Denkungsart gesprochen (S. 717 ff.); trotz allem war ihre Zahl vieUeicht
weit grösser je vorher. Überall waren sie zu finden: Grosse standen in
Tempeln,') vor den Thoren®) und unter Bäumen;») kleinere Figuren und
Büsten wurden geweiht*^) oder dienten für den Hausgebrauch 1*) und be-
fanden sich teilweise in Schreinen {plutei, zothecae), woraus die byzanti-
nischen Heiligenschreine hervorgegangen sind.^*) Noch kleinere Figuren
trug man als Amulette bei sich. ^3)
354. Da im Grunde auch die Bilder des Antinoos (S. 718) Porträte
sind, kann man sagen, dass die selbständige Plastik der Kaiserzeit im
Porträtfache ihren Höhepunkt erreichte. Sonst wird die Plastik jetzt eine
Dienerin der Baukunst, weil sie die Prachtbauten der römischen Kaiser
und Edlen verschönern soll. Cicero setzt dem Atticus auseinander, was
er für seine Villa braucht; es sind megarische Figuren, Hermen aus pen-
telischem Marmor und Bronzeköpfe, ausserdem speziell für die gynma-
Entwicklung der Büste Benndorp u. Schönb,
lateran. Museum S. 209 f.; Hesych. ngoiofiij
^) Im römischen Konservatorenpalast :
Phot. Bnickm. 270; vgl. Petebsen, Rom. Mitt.
3, 303 flf. m. Abb.; Hblbio, Führer 1, 553 ff.
Aualoga finden wir an Grabsteinen, z. B.
GuATTANi, mon. ined. 1788 Giugno T. 3.
') Flut. n. jov axoveiv; August, de libero
arbitrio 2, 16.
3) Z. B. Amdt-Bruckm. 29. 55. 61 ff.,
überhaupt viele Tafeln mit der Unterschrift
«unbekannter Römer** oder , unbekannte Rö-
merin'.
^) In Neapel : Phot. Bruckm. 370.
^) Bronzestatue im Thermen - Museum
(S. 732, n); Labuö, Mantovall T. 46 = Clarao
860,2196; Bm. 4, 80 ff. T. 11.
•) GuATTAKi, mon. ined. 1784, Luglio
T. 2; Hblbio I Nr. 57.
^) Z. B. der bronzene Herkules aus dem
Rundtempel des Forum Boarium (nach dem
neronischen Brande erbaut: Mon. ed A. 1850
S. 30 A. 7).
") Rutil. 1, 229 f.; ebenso standen Sta-
tuen des Kaisers oder der Mater castrorum
häufig vor den Thoren der KasteUe.
»*) Prep. 1, 4, 1; Priapeja 82; in Wand-
gemälden öfter abgebUdet.
'^) Am Libitinatempel verkauft: Plut.
quaest. Rom. 23.
'*) Goldene und silberne Penaten: Snet.
Ner. 32; aus Wachs: Juven. 12, 88; bei
Bauern: Hör. c. 2, 18, 27; Büste der Isis:
MB. 10, 2; Figuren in Prozession getragen:
BEina>oRF u. Schöne, lat. Mus. T. 13, 1 :
Raoul-Rochbtte, mon. inöd. T. 69. Tragbare
Herme, abgeb. MB. 9, 33.
'') Anthol. Lat. 139; Inschrift von Gabii:
Obblu 1368.
»«) Über Sulla Prontin. 1, 11, 11; Val.
Max. 1, 2, 3.
Kap. X. Die grieohiaoh-rOmiaohe Zeit. (§ 354.)
781
stischen Räume Athena- und Herakleshermen.*) Statuen flankierten den
Anfang der Freitreppen, *) Statuen empfingen die Eintretenden im Atrium, ^)
manche Säle bildeten förmliche Museen. Die verschwenderische Anbringung
von Nischen nötigte wieder, diese mit einer Einzelstatue oder Gruppe aus-
zufüllen. Kleine Bronzefiguren standen vermutlich, wie in der Barockzeit,
in kleineren Nischen oder auf den Möbeln; manche Motive, wie der trunkene
Herakles,^) erscheinen eigens für den Tafelaufsatz erfunden. Die kleinen
Terrakotten, welche Pompeji in erheblicher Zahl lieferte, hatten jeden-
falls den gleichen Zweck. ^) Dagegen werden die älteren Verwendungs-
arten des plastischen Schmuckes seltener, z. B. treten die Giebelgruppen
nach Ausweis vieler Abbildungen zurück.^) Noch mehr Statuen fast als
die Gebäude konsumierten die grossen Parke der Vornehmen : Die schlum-
mernde Ariadne, der schlafende Endymion, stehende oder ruhende Satyrn,
Silene, Pane, Hermaphroditen und Nymphen, allein oder in Gruppierung,
belebten die einsamen Plätze der weiten Gärten, wo ihr weisser Marmor
aus dem dunklen Grün der Pinien und des Lorbeers hervorglänzte.'') An
Teiche und Brunnen stellte man einen Neptun, Narkissos, Quellnymphen,
Fischer®) oder Figuren, aus denen Wasser hervorsprühen konnte (Knabe
eine Gans würgend, Silen mit Weinschlauch, Poseidon mit Delphin, Ne-
reide auf eben solchem Tiere, gelagerte oder sich auflehnende Nymphe
mit Urne, auch Nymphe mit Muschel, Eros mit Gefass u. ä.'-^) In Bade-
räume passte Aphrodite als Anadyomene, in der praxitelischen Stellung
(S. 644), sich zusammenkauernd oder ihr feuchtes Haar auswindend, wie
überhaupt nackte ^Venusse'', ebenso die von Act^eon belauschte Diana; ^^)
ein ernsterer Sinn wählte Asklepios als Gott der Hygiene. * 0 Nicht immer
') Ad Att. 1, 8, 2, vgl. 3, 2. 4, 3; 1, 1,
5. 4, 3. 10, 3, vgl. 6, 2. 8, 2. 9, 2. 10, 3;
Herme aus dem Cirkus des Maxentias: Mün-
chen 149; Herakleshermen: Jahrb. 1,55 f.;
'Egfi^ 'HQttxXei: Clabac, inscr. du Louvre T.
54,441.
*) Reiterstatuen, abgeb. in einem Mo-
saik : GuATTANi, mon. ined. 1784 Maggio T. 3.
») S. 729, 7.
*) Herrliches Beispiel aus Velleja; S. 651.
'^i £s genügt auf das Werk v. Rohden's
(S. 5) zu verweisen.
^) Ausser Ornamenten, Schilden und In-
signien wird einmal ein Triton mit Muschel-
hom und Ruder auf Wellen abgebildet: Ro-
bbst, Pasiphaesarkophag, T. 1, 8.
^) Ariadne im Vatikan und in Madrid,
Wolters Nr. 1572—8; Phot. Bruckm. 167;
zum Motiv vgl. Ovid. am. 1, 14, 19 ff.; Pro-
pert. 1, 8, 1 f.; Endymion, aus Hadrians
Villa: GuATTANi, mon. ined. 1784 Genn. H. 1
T. 2; barberinischer Faun in trunkenem
Schlaf: München Nr. 95; Wolters 1401
Phot. Bruckm. 4 (zur Lage vgl. MB. 10, 61
Stat. Theb. 5, 208 f.); erotische Sympleg
men sind häufig z. B. Clabac 721, 1728.
^) Narkissos: Stat. silv. 1, 5, 54 ff. (in
einem Bade); Kallistr. im. 5; Quellnym-
phen: Helbio, Wandgemälde 249 b (gemalt
das. 1054 ff.); Fischer: MB. 4, 55; B. 1869,
136 ; Fischerknabe: Visconti, Mus.
Pioclem. 8, 88; Dütschks, ant. Bildw. 2, 265;
5 Nr. 28.
') Knabe mit Gans: Lützow, Münch-
ner Antiken zu T. 20 ; Knabe mit Gefäss:
Glaeac 755, 1844. 1845; Righetti, Campid.
II 286: Silen mit Weinschlauch: z. B.
0. Jahn, ficor. Cista S. 25; Benndorf und
Schöne, lateran. Museum S. 133; Clarao
713. 1699; pissend Clar. 334, 1748. 780b,
1765c. 734d, 1765 j; Nymphe mit Urne,
ruhend: Clarao 750, 1829a. 752, 1826; MB.
10, 47; s. Benndorf u. Schöne, lateran. Mus.
S. 247 f.; stehend : besonders hübsch in Flo-
renz und Neapel; Nymphe mit Muschel:
Benndorf u. Schöne, lateran. Museum S. 278 ;
schlafender Knabe mit Urne: MB. 4, 54;
M. Piocl. III 44; s. Benndorf u. Schöne, lat.
Mus. S. 250 f.; Zenodot. Anth. Plan. 14, vgl.
211, 12; Plato, Anth. Pal. 9, 826.
^^) Anadyomene: Stat. silv. 1,5, 54 ff.;
Venus das Haar auswindend: Ovid. aa. 3,
228 f.; Actaeon: Stat. a. 0. Dagegen Diana
als Jagdgöttin mit einer Felsengrotte voll
Vegetation: Apul. met. 2, 4; über Neapler
Brunnenfiguren: Cttbtius, AZ. 1879, 19 ff.
T. 1-3; Inder: Kallistr. 1.
'^) Nissen, pompej. Studien S. 154.
732
KlaBsisohe EnnBtarch&ologie. IL Geschiohte der alten EmiBt.
jedoch stimmte die Statue mit dem Orte, den sie schmückte, zweckdienlicb
überein; z. B. wurde neben einem Wasserbecken ein knöchelspielendes
Mädchen gefunden.^)
Die Ausschmückung der Gräber wird trotz der Luxusgesetze Sullas
und Caesars immer grossartiger. Asinius PoUio gab ein glänzendes Muster,
wie die Plastik in reichem Masse heranzuziehen sei.') Die Cestiuspyramide
(14 V. Chr.) konnte einst einen Begriff von der Gräberplastik geben.')
Wenn selbst der reiche Bäcker Eurysakes sich ein monumentales Grab
erbaute,*) musste zu Augustus' Zeit nichts gewöhnlicher sein.*) Das gross-
artigste erzielte aber Hadrian, den Grabhügel des Augustus noch über-
bietend, durch sein Mausoleum.^) Wir wiesen schon auf die göttUchen
Typen der Toten hin; vielleicht am meisten Phantasie entwickelten die
römischen Künstler der Eaiserzeit, wie die modernen, in Einderfiguren,
sobald sie sich von der trivialen Figur des schlummernden Toteneros
emanzipierten.^) Andere Bildwerke, wie der Seelenführer Mercurins, der
alles heilende Aesculap und der Eummerbrecher Bacchus hatten einen
tieferen Bezug zum Prinzip des Todes.®)
Die öffentlichen Gebäude standen, so lange die Finanzen in Ordnung
waren, hinter den Privaten nicht einmal relativ zurück. Was für die
Bäder passte, ist oben schon gesagt; in den Thermen des Caracalla sieht
man noch die abwechselnd rund oder viereckig abgeschlossenen Nischen,
welche einst Statuen aufnahmen.®) Die Palästren enthielten Hermen und
Athletenstatuen. ^^) Bei den Schaugebäuden müssen wir zwischen dem
dauernden Schmucke und der vorübergehenden Festdekoration unterscheiden.
Jener war nicht unbedeutend, da die Ausgrabungen in Theatern Statuen
von Siegesgöttinnen, Wettkämpfern und anderem (z. B. Venus von Capua)
zu ergeben pflegen.^*) Für die Festtage selbst wurden Statuen entlehnt,
häufig aber auch eigene hergestellt, welche durch wirklich oder scheinbar
edles Metall imponierten, z. B. ein silberner Triton mit Trompete bei einer
Naumachie.^^) Statuen stehen auf allen Monumenten, also auf allen
*) Cavacbppi, raccolta I 61.
2) Plin. 36, 23 ff. 33 ff.
») Flut. Sulla p. 474 B; Cic. ad Att. 12,
35, 2. 36, 1; über Bilder Cic. har. resp. 33;
Cestiuspyramide mit Statuen: auf alten Kupfer-
stichen, B. auch Falconbb in Graevii thes.
4, 1462.
♦) S. 353.
^) Epigramm des Varro Atacinus, Anth.
Lat. 24 B.; Seneca das. 27. 28 u. brev. vitae
20; Joseph, ant. 16, 108; Greg. Naz. c. 6, 29.
*^) KicHTEB, Topographie § 66, 3.
^) Letzterer kommt sehr häufig vor (in
der Latteratur z. B. Epigramm in Bukarest:
Arch.-ep. Mitt. 6, 30); an ersteren ist der
Vatikan reich (z. B. Kinder, welche Vögel
quälen); im kapitolinischen Museum (Nr. 9)
ein Kind, nach dem eine Schlange aufzüngelt,
s. Helbig's Führer 2, 430 u. Knabe; mohreres
in Phot. Parker.
8) Merkur: Cohzb, AZ. 25, 105; Körte,
Ath. Mitt. 3, 99 ff.; Aesculap: vgl. DfhrooBKE,
Bildwerke IV S. 34 zu Nr. 46; am Mauso-
leum des Augustus: Guattani, mon. ined.
1784 Nov. T. 2; Bacchus: Avian. fab. 23, 3 f.
') GüATTANi, mon. ined. 1788 Ott T. 1.
'^) Z. B. stammt der Doiyphoros in Ne-
apel aus der pompejanischen Palaestra.
^^) Siegesgöttin: aus Mintumae, Güat-
TAMi 1788 Maggie T. 1 ; Athlet: aus Antinm
in München Nr. 308 ; Bronzestatue im Ther-
menmuseum: Phot.; Venus von Capua: Gla-
RAG 598.
i>) Entlehnung: Cass. Dio 48,42; ver-
goldetes Holz: Ovid. a. a. 3,231 ff., z. B.
metae Suet. Glaud. 21; Triton: Suet. a. 0.
Für die Apotheose Wachsfigur des Kaisers:
Herodian. 4, 2, 2; Scheinbau bei Caesars Be-
gräbnis: Suet. Jul. 84. Bild Trajans: Spart.
Hadr. 6. Ober den Begräbnispomp über-
haupt Fb. Vollheb, de funere publice Ko-
manomm, Lpg. 1892.
Kap. Z. Die griechiBoh-rOnuBohe Zeit. (§ 355.)
733
Triumphbogen.^) und man stellt sie nicht bloss an oder auf Gebäude,
sondern komponiert sie malerisch nach einem bestimmten Gesichtspunkte,
nicht ohne Fehler gegen die regelrechten Formen zu begehen, was am
Marforio, den Dioskuren des Eapitol und anderen Statuen geschah.
Unter dem architektonischen Gesichtspunkte sind femer die Stoffe
der Bundfiguren zu betrachten. Entsprechend den Wänden, Decken und
Böden ist die Mehrzahl der Statuen aus glänzendem Steine, wobei die
bunten Steine (S. 713 f.) und Intarsiaarbeit (S. 411) wiederum mit der Archi-
tektenmanier übereinstimmen. Nächstdem behauptet die strahlende Bronze
ihr Ansehen; wir können sie im ganzen durch die Funde von Herculaneum
am besten würdigen, ') gleichwie uns Pompeji gelehrt hat, dass die farbige
Terrakottaplastik viele Freunde sich bewahrt hatte ;^) unter anderen Funden
der Art mag manche Arbeit der Diadochenzeit sich bergen.*) Figuren
aus Edelmetall waren nichts weniger als selten.^)
355. Infolge der engen Verbindung von Plastik und Baukunst erringt
das Hochrelief jetzt eine fast ebenbürtige Stellung neben der Bund-
plastik, wozu das vorhergehende Zeitalter allerdings den Grund gelegt
hatte. Das Relief empfahl sich schon deshalb, weil der massive Bau aus
der Mode war und die Verkleidung von Ziegelmauem durch Steinplatten
an den schönsten Bauten zur Anwendung kam. Wir beginnen die Dar-
stellung mit den kleinsten Monumenten. Die Postamente von Statuen er-
halten, wenn eine Inschrift fehlt, manchmal Reliefschmuck, ^) häufiger aber
diejenigen, welche einen Kandelaber oder Dreifuss trugen. Sodann werden
viele Grabsteine weiter skulpiert, ') freilich in sehr verschiedener Weise.
Entweder wird der Grabstein rein architektonisch behandelt, dann schwankt
die Dekoration zwischen einfacher Profilierung und reicher Fülle von
Früchten, Guirlanden, Vögeln und Masken,^) oder es steht das Bild des
Toten in ganzer Figur oder als Büste im Mittelpunkte. Diese Verhältnisse
modifizieren sich an den Sarkophagen entsprechend der verfügbaren
grösseren Fläche. Hier kann nicht bloss das Porträtbild mehr Raum ein-
nehmen, indem z. B. die einzelne Büste von Viktorien getragen wird, ^)
mehrere Büsten neben einander stehen oder endlich die ganzen Figuren der
Familien unter Arkaden zwischen je zwei Säulchen erscheinen. Viele
Sarkophage jedoch bekommen figurenreiche Darstellungen nach Art der
') Auf ein ehernes Gespann scheint
„Vergil" Anthol. 186 B. anzu£npielen.
*) Büsten verschiedenen Stiles und mit
griechischen Inschriften in der Pisonenvilla
(S. 120): Raybt; Phot. Sommer, vgl. Gebckb,
Bonner Studien S. 139; Frauenfiguren: Phot.
Bruckm. 294. 295.
3) RoHDKN (S. 5) T. 29 flf.
*) Fund von der Porta Latina in London :
CoMBE, terracottas T. 3. 21. 22. 37. 38. 40;
Nemi: Rom. Mitt. 1886, 176 f.; Ardea: G. d.
b.-a. 1862, 497.
^) Z. B. silberne Statuen des Augustus:
Suet. Aug. 52; silberne Votivfiguren u. dgl.
z. B. CIL. XIV 3. 34. 35. 36. 69. 71. 72. Gol-
dene Victoria in der Curie: Pmdent. c. Symm.
2, 27 ff. (besonders V. 36 ff.). — Kleine Büste
des Elagabalus aus Saphironyx: Borioni
T. 2L
*) Z. B. Visconti, Museo Piociem. 1, 38.
^) Viel Material ist im Corpus inscriptio-
num Latinarum zu finden. Bemalung ist
durch die 24. Fabel des Avian bezeugt.
Manche Hessen sich einen Grabstein im Ge-
schmacke des 5. oder 4. Jahrhunderts setzen
(z. B. Lateran Nr. 10, Wikokelmakn, mon.
ined. 1, 72 u. ö.).
«) GuATTANi, mon. ined. 1787 Ott. T. 3.
Nov. T. 3.
•) Z. ß. Sarkophag von Weyden: Rhein.
Jahrbb. 3, 142 T. 7. 8 ; statt der Büste In-
schriftentafel : Millin, voyage 3, 158 T. 37, 3,
734
KlaBBiaohd Knnatarcli&ologie. IL GeBchiohte der alten Kunst.
etruskischen Urnenreliefs, welche seltener Hochzeiten oder einen anderen
Vorgang aus dem Leben, weitaus häufiger jedoch griechische Sagen dar-
stellten. ^ Altar- und Brunnenreliefs machen keine unbedeutende Zahl
aus. Um zu den eigentlichen Bauten überzugehen, so sind Fries-,
Qiebel- und Metopenreliefs nicht mehr in der Mode.*) Dagegen werden
nun — wohl nach alexandrinischer Manier — die inneren Wände mit
eingelassenen Reliefplatten geschmückt, welche, weil sie Gemälde ver-
treten, auch in der Art von Tafelbildern angelegt sind.*) Als vorzüg-
liches Beispiel mag das Relief ,Perseus und Andromeda*^ *) dienen.
Pfeiler^) und Säulen können ebenfalls Reliefs haben, wovon sich das selt-
same Wagnis herschreibt, dass eine ganze Denksäule mit einem spiral-
förmig emporlaufenden Relief bände bedeckt wird. In dieser Weise tragen
die Trajans- und die Antoninssäule enorme historische Darstellungen,
welche für die Zeitgenossen nur stückweise geniessbar waren. Auch die
Reliefs der Triumphbögen seien nicht vergessen.
Die Geschichte des römischen Reliefs ist noch nicht geschrieben;
man pflegt gewöhnlich zu lehren, die Kunst habe sich bis zu Trajans Zeit
auf einer gewissen Höhe erhalten um dann rasch zu sinken. Zur Klärung
wird eine Zusammenstellung einiger zeitlich bestimmbaren Reliefs beitragen.
Augustus hat ausserordentlich viel gebaut, wovon jedoch weniges auf uns
gekommen ist;^) zur offiziellen Kunst gehört das Relief bruchstück zu San
Vitale in Ravenna (Augustus mit seinen Angehörigen darstellend).^) Zu
seiner Zeit erbaute Tiberius Latinius (f 19) in Aricia einen reichge-
schmückten Porticus. In Tiberius' Regierung fällt der Altar mit den Per-
sonifikationen asiatischer Städte;^) auch seine Nachfolger haben wenig
bedeutende Denkmäler hinterlassen.^) Von den Flaviem hat der kurz-
lebige Titus ein schönes Monument an dem marmornen Titusbogen, dessen
Reliefstreifen den Triumphzug über die Juden zeigen; schöner sind die
Viktorien in den Bogenfüllungen.*^) Aus Nervas Zeit stammen ein paar
Forumreliefs. Trajanus ist der grösste Bauherr unter den Kaisern; aber
etwas spezifisch römisches darf man darin nicht suchen, denn dem spani-
^) Alte Sammlong von Babtoli et Bel-
LOBi, icones et segmenta illostriuin e marmore
tabularum quae Romae exstant, Rom 1645;
dann bei Winckblmann (S. 126) und ZofiOA
(S. 44); Corpus von Robert (S. 5); siehe
auch RoBEBT, der Pasiphaesarkophag, Hall.
Winckelm.-Pr. 1890.
') Merkwürdige Metopenreliefs mit Ken-
taurenkampf, statt der Triglyphon Bäume:
In der Sala delle Muse des Vatikans; Giobel-
reliefs an Tempeln : Stat. Theb. 7, 55 f.
*) Dio Chrys. 7, 1 17 ; Schbeibeb (S. 725, i o).
*) Schbeibeb T. 12. Lukian (dial. mar. 3)
und der Maler Nicolas de Ilelt benützten
das malerische Motiv.
^) Z. B. im Vatikan: Bbunn, exeget.
Beitr. 4., München 1881; schöne im Lateran
(Phot. Parker).
®) Vielleicht stammen manche Barbaren-
statuen aus seinem Porticus .ad nationes*
(Ps. Serv. Verg. Aen. 8, 721).
^) DüTSCHXS, ein röm. Relief mit Darst
der Familie des Augustus, Pr. d. Joh. in
Hamburg 1880; Conzb, d. Familie des Aug.,
Halle 1867; J. FBiBDLAin>EB, AZ. 1867, 110 ff.
Votivaltar: Guattani, mon. ined. 1785, Mag-
gie T. 1 — 3; vierseitiger Altar: das. 1786
Deo. T. 1—3; Reste eines Frieses, die in
den Uffizien und in Rom zerstreut sind.
^) Aus Puteoli in Neapel; wahrschein-
lich auch ein Relief von Capri (Mars und
Venus gefesselt): Guattani, mon. ined. 1805
T. 20.
^) Fragmente von einem Triumphbogen
des Claudius in'der Villa Borghese; Grab-
altar eines Volusiers im Cortile des Vatikan
Nr. 84 (vgl. CIL. VI 2 p. 1043 f ).
»0) S. 391; Phot.; S. Reinach, l'arc de
Titus et les d^pouilles du temple de Jeru-
salem, Paris 1890, m. 1 T.
Kap. X. Die eprieohifich-römiaohe Zeit. (§ 355.)
735
sehen Herrscher dienten Apollodoros von Damascus ^ und andere Künstler
griechischer Zunge.*) Verschiedene Reste von seinem prächtigen Forum
wurden in das lateranische Museum verbracht;^) darunter befanden sich
auch interessante Barbarenstatuen von Daciem und Parthem.-*) An Ort
und Stelle steht noch die Trajanssäule über seinem Grabe, deren Trajans
Kriege darstellende Spiralreliefs Napoleon HI. abformen Hess (S. 74. 391).
Rafael und seine Zeitgenossen schätzten diese Werke sehr hoch;^) es ist
in der That mehr als Militärkunst, namentlich eine Reihe von Köpfen
zieht die Aufmerksamkeit auf sich.^) Einst machte auch Bemalung die
Einzelheiten leichter erkennbar. ') Von Trajans Triumphbogen sind hübsche
Medaillons am Konstantinsbogen wieder verwendet.®) Ausser den be-
kannten Reliefs auf dem Forum, die doch wohl noch unter Trajan gesetzt
sind, verdient der Bogen zu Benevent (S. 391) Erwähnung. Hadrian hat
mehr nach seinem eigenen Sinne gebaut;^) wir erinnern an sein Mauso-
leum und die riesige Villa zwischen Rom und Tivoli (S. 128); in Betreff
des Reliefschmuckes der letzteren verdienen das herrliche Antinoosrelief
in der Villa Albani^<*) und die Erichthoniosgeburt im Vatikan ^^) Ei*-
wähnung. Die Zeit der Antonine lieferte viele Denkmäler, z. B. die An-
toninssäule auf Piazza Colonna in Rom, ^^) dann Reste eines ebenfalls
unter Marc Aurel errichteten Bogens im Konservatorenpalast und die
Basis des Denkmals für Antoninus im Oiardino della Pigna;*^) weniger
Bedeutung hat für uns der Tempel des Antoninus und der Faustina zu
Rom.^^) Ausserdem können dieser Zeit wegen der charakteristischen
Haartracht auch noch andere Arbeiten zugewiesen werden. ^*) Der letzte
bedeutende Bauherr vor der Zeit Diocletians ist Septimius Severus, an
welchen der Severusbogen mit seinen dekorativ vortrefflichen, ehemals
gewiss mit farbigem Stuck bedeckten Kriegsbilder, ^^) der Bogen der Gold-
») Bbünn, Künstier 2, 336. 340.
') Z. B. ApoUonios, Sohn des AmmonioSi
(Inschriften bei JijuiTüae, torogia 'AXe^aydQsias
p. 762 f. und in Klaudianon Oros).
') Benndobf u. SchOnb, lateran. Museum
Nr. 20. 59. 64 b. 68.
*) Am Konstantinsbogen: Rossiia, archi
trionf. T. 68; zwei in Neapel: Maffbi, racc.
56; Clarac 854b, 2161 gf; Kopf eines Da-
ciers: Helbio, Führer I S. 4, 3; eines Par-
thers im Vatikan: Braccio nuovo Nr. 127;
PisTOLESi IV 29; Phot. Bruckm. 178; abboz-
zierte im Lateran Nr. 492 (Glabag 848 b,
2161 k).
^) Thodb, die Antiken in den Stichen
Marc Antons S. 17 f.
') F. BoucHEB, d. Charakt«rköpfe der
Trajanssäule, 1893, f. m. 11 T. Viele sind
einzeln abgeformt. Zum Vergleiche ist ein
schönes Bmchstfick im Louvre (Photogr.
Giraudon ^Gombattants gaulois*) heranzu-
ziehen.
') ß. 1833, 92. 1836, 89; Hittobpf,
temple d'Empedocle S. 142 ff.; Sempeb, Stil
1, 500 ff.
*) Ant. Denkm. I T. 42, 1. 43, 7.
') Gh. Lucas , Tempereur - architecte
Adrien, Paris 1869. Hadrian und die Anto-
nine heissen auf MtLnzen öfter xtlarijg,
") Ohne Ergänzung abg. Bobioni T. 9;
Phot. Bruckm. 368.
»1) M. 112, 2; WoLTEBS 1307.
'^) Eine Aufnahme derselben wird vom
deutschen Institut vorbereitet.
") Phot. Bruckm. u. Phot. Parker (an
den zwei Nebenseiten sind fast gleiche Dar-
stellungen) ; Relief in der Villa Albani (Hel-
Bio Nr. 772); M. 4,4; Basis in der Villa
Panfili: M. Vl/VII T. 76, 1; A. 1863, 195 ff.
468 ff.
^*) G. Valadieb, raccolta delle piü in-
signi f abriebe di Roma antica, Bd. I. Rom
1810, f.
^^) Z. B. Alkestissarkophag im Museo
Ghiaramonti Nr. 179.
"») S. 391; Phot.
736
KlaBsiaohe Kanstarcli&ologie. IL Gesoliiohte der alten Kunst.
schmiede^) und kleinere Reste erinnern.*) Aus den stürmischen Zeiten
des dritten Jahrhunderts fehlen naturgemäss ansehnliche Skulpturen oder
man beachtet sie vielleicht zu wenig, wie die Porta de' Borsari zu Verona
aus dem Jahre 265.
Eigenartig nach Anwendung und Komposition sind die Marmor-
disken mit flachen Relief bildem auf beiden Seiten der Scheibe, die nach
Architekturdarstellungen auf Pfeilern oder Mauern zur Zierde aufgesteckt
waren, 3) wie an denselben Plätzen steinerne Urnen stehen konnten.*)
Von den Steinreliefs lassen sich die Stuckreliefs nicht trennen,
da der Stuck ein billiges Surrogat des Marmors ist; sie eignen sich be-
greiflicherweise nur für rauchfreie Innenräume, wo sie seit Sullas Zeit
nachweisbar sind.^) Wir finden sie in der Farnesina,*) der Hadriansvilla,^)
mehreren ansehnlichen Grabkammern») und sehr häufig in ünteritalien.')
Künstlerisch stehen sie insofern niederer, als sie aus Formen gepresst
werden; dass sie eine Vorstufe der Wandmalerei wären, ist nicht nach-
zuweisen, im Gegenteil wechseln sie häufig mit dieser. Die Terrakotta-
reliefs dagegen, welche, wie die Steinskulpturen, Wände verkleiden,*®)
sind flacher gehalten und stehen daher in ihrem Stile den älteren Reliefs
näher. ^^) Beiläufig bemerkt, fehlen die Terrakottamasken auch in den
Bauten dieser Zeit nicht. *^)
Das Hochrelief dagegen stellt eine unmittelbare Fortsetzung des
Hochreliefs der alexandrinischen Zeit dar. Es ist vermöge seiner tiefen
Schlagschatten auf die Entfernung berechnet und demgemäss auch in der
Komposition perspektivisch eingerichtet, indem die Figuren in mehreren
Reihen hinter oder etwas über einander stehen. In grösseren Reliefs (wie
den kaiserlichen Kriegsbildem) macht sich diese Anordnung ganz gut,
während bei dem verhältnismässig niederen Rechtecke der Sarkophage die
Figuren so zusammengedrängt werden müssen, dass eine Überfülle ent-
steht. Allerdings sind die Personen, von denen wir bloss den Kopf oder
den Oberkörper sehen, zum grossen Teile nur Nebenpersonen. Diese
') S. 391; Phot.
') Relief bei Guattani, inon. ined. S. 32
Aprile T. 1.
'') Münchner Bauernrelief; Relief im
Louvre Nr. 410; Cakina, Tusculo 38, 11-14;
WsLOKBB, alte Denkm. 2, 143 ff.
*) Viele in Neapel : Ra. 42, 92 ff. 129 ff.
193 ff. T. 15 ff.; vgl. Sittl, Würzburger An-
tiken S. 17 ff. T. 11 ff.
') Plin. 36, 183; Vitr. 7, 3, 4. Das Edic-
tum Diocletiani (CIL. III 2, 831, 7) unter-
scheidet den plastea gypsarius (Z. 30) von
dem höher stehenden plastes imaginarius (Z.
29); nXdarrjg Hibschfkld, tituli p. 175. 177
Nr. 24; Löwy Nr. 552; TertulL idol. 3. S.
auch Plin. ep. 1, 10. Vgl. Nissen, pompej.
Studien S. 53 ff.
«) Am Tiber: M. XI/XII suppl. 1891;
in Auswahl: Lessino u. Mau, Wand- und
Deckenschmuck eines römischen Hauses aus
Zeit des Augustus, Berlin 1891.
') Kupferstich Piranesi's.
^) Grabkammer an der Via Latina:
mehreres phot.; M. VI 51, farbig Knnsthist
Bilderbogen 3. Suppl. Nr. 85; Tuffgrab-
kammer mit Stuckdecke, bei Acqua Acetosa,
publ. Y. Gabott, stucchi figurati esist. in ua
ant. sepolcro, Rom 1795, m. 21 T.
*) Pompeji: Formen gefunden in der
,casa delle forme di creta'; Mola di Gaeta:
d'Aoinooubt, fragmentsT. 35; Catania: Hirt,
Amalthea 1, 215.
»«) Campana (S. 800); Combk (S. 65);
GüATTANi, mon. ined. 1785 Apr. T. 3. Neue
Sammlung durch v. Rohdbn vorbereitet, s.
dens.AA.1894, 37 ff.; Phot. Parker u.röm. Inst
**) Leicht altertümelndes Relief von
Rosamo: A. 1867 T. D; Wolters 158; Relief
V. Lokroi A. XIX T. P; B. arch. nap. V T. 5,
1; altertümelnde Haartracht z. B. Gaxpaka
T. 56. 116.
**) In Neapel MB. 7, 44; sehr schön ge-
staltet als Klytiabüste mit zwei Amoretten
im Vatikan: Phot. Parker.
Kap. X. Die grieohiBoh-rOmisohe Zeit. (§ 856.)
737
manierierte Mode herrschte wohl nicht sehr lange. In der zweiten Hälfte
unserer Periode bemerken wir eine allmähliche Rückkehr zu den bewähiiien
Orundsätzen der alten Zeit. Das Relief wird flacher (zuerst wohl an der
Rückseite des Sarkophages) ; ^) die hinteren Figuren rücken empor, wodurch
fast parallele Streifen entstehen; schliesslich ergibt sich wieder die ein-
fache Friesreihe. Eine andere Entwicklung hat mit den Metopen Ähn-
lichkeit, nur dass die Umrahmung aus der gleichzeitigen Architektur,
welche die Arkaden liebt (S. 320), entlehnt ist; so sind die Thaten des
Herakles an einem Sarkophage der Villa Borghese durch Säulen getrennt.^)
Eine solche kunstgeschichtliche Würdigung der römischen Hochreliefs
steht noch aus; dass Entlehnungen einzelner Figuren und Gruppen vor-
kommen, ') versteht sich bei handwerksmässigen Arbeiten ganz von selbst.
Am meisten bedürfen die Ähnlichkeiten zwischen römischen und etruski-
schen Reliefs^) genauerer Untersuchung, zugleich aber die Frage, ob dann
letztere nicht gleichzeitig seien.
356. Während die Plastik mit der Baukunst im Stoffe enge ver-
wandt ist, muss die Malerei bei einer engeren Verbindung verlieren.
Damals litt sie ohnehin schon genug unter der Bewunderung der alten
Klassiker. Apelles, Zeuxis, PaiThasios und bald der, bald jener andere
wurden allgemein den Künstlern als Muster vorgehalten;^) was aber
wichtiger ist, man sammelte ihre Bilder mit grossen Kosten oder liess sie
kopieren.«) In der Riesengaüerie, zu der Rom nun geworden war, blieb
für die zeitgenössischen Maler wenig Platz, zumal das römische Vorurteil
noch nicht ganz überwunden war und man die fremden Maler mit den
Friseuren, Seiltänzern und Taschenspielern ihrer Nation auf eine Stufe
stellte.') Allerdings redeten die Schriftsteller von der Malerei wie von der
Kunst an sich^) und man reihte den Malunterricht dem Erziehungsplan
ein;^) trotzdem oder gerade deswegen fehlte die wahre Empfänglichkeit.
Ein Zeitgenosse Neros klagt, die Malerei sei an der kompendiösen Kunst
der Ägypter und durch den Materialismus der Zeit zu Orunde gegangen. ^^)
Dies mag übertrieben sein; aber es muss doch auffallen, dass nur noch
ein älterer Zeitgenosse Caesars sich einen wirklichen Namen machen
konnte, und schliesslich war es doch nur die fürstliche Schätzung durch
den Diktator, welche das Augenmerk der Leute auf Timomachos von
') Z. B. am Achilleiissarkophage auf dem
Eapitol.
*) Mars und Rhea, im Vatikan (Phot.
Parker).
') Welckeb, alte Denkm. 1, 246; Jahn,
archäol. Beitr. S. 179; Hblbig, Untersuch.
S. 6 ; FöBSTSB, AZ. 33, 81 ; HETDEMAinr, Mit>
teil. S. 112.
*) Vgl. A, 35, 84.
*) Apelles: Vitr. 1, 1, 13; Petron. 88;
Parrliasios: äen. controv. 10, 5; Cic. Tusc. 1,
2, 4; ApeUes, Zeuxis und Nikomachos: Flut,
mul. virt. p. 243 b; A., Protogenes und Anti-
philos : Theon progymn. 1 ; Echion : Cic. parad.
5, 2; Pausias: Hör. s. 2, 7, 95; Aglaophon
Huidbnoh der klMi. AltcrtnmawlaBeufleluft. VI,
und Polygnot: Quintil. 8, 3, 25. 10, 12, 3;
alte Malereien: Plin. 35, 17.
') Ankauf: Sen. tranq. an. 9 ; Plin. 35,
24. 26; Kopien: Dion. Hai. de Diu. 7 p. 644;
Quinta. 10, 2, 6, vgl. § 2; PUn. 35, 91. 125;
Plin. ep. 4, 28, 3 (Porträte) ; in Athen gefertigt :
Lucian. Zeux. 3.
') Eonoentration in Rom: Plut. Demetr.
22; Vorurteil: Val. Max. 8, 14, 6; Griechen-
gesindel: Juven. 3, 76.
*) Hör. a. p. 1. 9. 361 ; Ovid. am. 3, 7,
62; Philodem. mus. p. 91 XXIH 8; Sen. ep.
71; Pers. 6, 68.
») Quintil. 7, 10, 9.
^0) Petron. 2. 88; vgl Plin. 35, 29. 50.
47
738
KlasBisohe EmiBtaroh&ologie. IL GeBohiohte der alten Eimai.
Byzanz lenkte J) „Der rasende Herakles** und »Medea auf den Mord
ihrer Kinder sinnend" hatten jenen so sehr angezogen;*) noch höhere
Bewunderung genoss seine Medusa.^) Eine Scene peinlicher als die andere!
Aber Timomachos' Erfindungen scheinen von den späteren Malern mehi^
fach benützt worden zu sein.*) Der etwas jüngere Arellius fiel dadurch
auf, dass er seine Geliebten als Göttinnen malte; Neros Wertschätzung
machte den FabuUus berühmt, hinter welchem Plinius aus Höflichkeit
noch zwei zeitgenössische Hofmaler nennt. ^) Solche äusserliche Dinge
konnten also noch bekannt machen oder etwa Absonderlichkeiten wie Mi-
niaturmalerei.^) Deswegen brauchten jedoch die anderen Künstler nicht
zu hungern. Die Votivbilder werden zwar selten, dafür Porträte oft er-
wähnt, und zwar besonders in der erotischen Litteratur;') durch ihre
massenhafte Verbreitung kamen sie zeitweise in vornehmen Kreisen aus
der Mode.®) Von diesen Porträtfabrikanten, welche natürlich schmeicheln
und vor allem die Frauen schön weiss und rot malen mussten,®) kennen
wir keine Namen, nur eine Art von Fabrikherm, den Sopolis.*^) Ausser-
dem dient die Malerei auffallend oft zu materiellen Zwecken der ver-
schiedensten Art. Liessen sich doch Schiffbrüchige zum Betteln Bilder
machen;**) farbige Plakate luden zum Gladiatorenspiel ein;") der Redner
benützte die Malerei zu Demonstrationen, besonders wenn er eine Blut-
that schilderte;* 8) die Opposition verbreitete politische Karrikaturen, '*)
aber auf der anderen Seite bestellt die Regierung Bilder zur Stütze ihrer
Stellung.**) Sogar unter den im Zirkus ausgeworfenen Sachen befinden
sich kleine Bildchen.*®)
Wie aber die Gemälde ein Zimmerschmuck geworden waren, ruht
das ganze Ansehen der Malerei jetzt auf dieser Grundlage. Kleine Bild-
chen sind wie Reliefs in die Wand eingesetzt worden, und zwar besonders
in Baderäumen, deren feuchte Luft den Fresken schadete,*^) und in die
Kassetten der Decke. Einige Reste sind davon erhalten.*^) Die kostbarsten
») BüBSiAN, Jahrbb. f. Phil. 87, 104 f.;
F. Bbandstatter, Timomachos' Werke und
Zeitalter, Lpg. 1889 (nach ihm schon um
300 V. Chr.); Ovbbbkck, Schriftqu. 2119 ff.
«) Plin. 7, 126. 35, 26. 136. 145; Over-
BECK, Schriftq. Nr. 2124 ff.
•) PHn. 35, 186.
*) Lucian. de domo 31 (Medea); Medea
in zwei kampanischen Wandgemälden: ?▲-
KOFKA, A. 1, 248; Dilthby, A. 1869, 45 ff.,
dazu AZ. 33, 63 ff.; Iphigeneia und Orestes
(Anth. Planud. 4, 128 nach 0. Jahn, A. 1848,
206) : Helbio, Wandgemälde Nr. 1333.
'') Plin. 35, 119. 120. Ein Maler, der
Diners gibt: Macrob. sat. 2, 2, 10.
«) Titidius Labeo: Plin. 35, 20, vgl. § 26.
') Lucret. 4, 1054; Anthol. Pal. 11,250;
Propert. 4, 11, 83; Strabo 16,648; Celsus,
Vorr.; Suet. Galba 10; Plin. ep. 2, 7 ; Artemid.
5, 53; Dion. soph. Antioch. ep. 1; Aristaen.
2, 10; Aen. soph. ep. 12; Martial. 9, 74. 76;
Anthol. Lat. 23. 150 R. Man stiftet z. B.
das eigene Bild in ein Gymnasien (Artemid.
5, 3). Porträte Verstorbener: Plin. ep. 4, 7,
1; MABiia, atti p. 654; Grabstein der Athe-
nerin Kuanthe.
^) Plin. 35, 4; Eaiserbilder: Herodian. 7,
5, o. 7, A.
*) Lucian. quem. bist, conscr. lä (18);
Eunap. V. soph. p. 18.
>o) Cic. ad Att. 4, 16, 12, vgl. PHn. n. h.
35, 147.
»') Pers. 1, 8f,
") Hör. B. 2, 7, 96 ff.; Plin. 35, 83.
'«) Quintil. 6, 1. 32.
'*) Eunap. fr. 78 p. 48 a.
^^) Unter Severus: Herodian. 3, 9, 12
(auch in Erz 2, 9, 5. 6); Heliogabalus: Hero-
dian. 5, 5, 6; Maximinus: das. 7, 2, 8.
»«) Suet. Ner. 11.
") Plin. 35, 26; vgl. Anthol. Lai 308,
8 B.
'") Göttin Roma, in der Samml. Barbe-
rini?: Spok, recherches d' antiq. Disa. 13,195;
Almanach aus Rom 1, 1 ff. mit farbigem
Titelbild; Köbte, AZ. 1885 T. 4; dort auch
Kap. X. Die grieohisoh-römisohe Zeit. (§ 356.)
739
waren auf Marmor gemalt; solche hat der Athener Alexandros in Mono-
chrommanier ausgeführt und ihnen seinen Namen beigesetzt. i) Die Wand-
malerei nahm einen sehr grossen Aufschwung. Sulla liess zuerst seine
Villa malen und sich selbst darin abbilden.') Bald wurde alles ausgemalt
bis herab zu Läden, Pferdeställen und zweideutigen Lokalen,^) und
der Römer war an Malerei so gewöhnt, dass er sie nicht einmal in einem
hölzernen Zirkus missen wollte*) und jede Legion für das Winterlager
ihre eigenen Maler hatte.*) Ebenso fühlt sich Verrius Flaccus verpflichtet,
der Argo reichen Bilderschmuck anzudichten.«) An den Häusern erstreckt
sich die Malerei bis auf die den Unbilden der Witterung ausgesetzte
Aussenseite.') Um zu einer Geschichte der römischen Wandmalerei zu
gelangen, ist es notwendig, die chronologisch fixierbaren Bilder zu Grunde
zu legen und von den hauptstädtischen*) auszugehen, weil Provinzorte wie
Pompeji und Herculaneum die Kunstbewegung doch nur verworren wieder-
spiegeln; bezüglich der chronologischen Folge ist allerdings ausserdem in
Betracht zu ziehen, dass Wandgemälde in licht- und luftreichen Räumen
nicht selten Restaurierung erfahren. Unter der ersten Eaiserd}mastie ist
jedenfalls der nach Augustus, Livia, Tiberius und Germanicus benannte
Palast auf dem Palatin, innerhalb dessen das „Haus der Livia* gut er-
haltene Wandbilder hat;^) neuerdings ist eine Malerei auf Goldgrund ent-
deckt worden. Unter Augustus begann der Yillenbau auf dem Esquilin,
zu welchem zahlreiche Wandgemälde, darunter die berühmten Odyssee-
landschaften Beziehung haben. ^^) Die Villa der Livia bei Primaporta
bietet jetzt wenig mehr.^^) Nicht unbedeutend sind die Grabgemälde in
der Pyramide des Cestius.^-) Die Wandbilder der kampanischen Städte
Pompeji, Herculaneum und Stabiae^^) entstanden naturgemäss alle vor
dem Jahre 79 und die meisten nach dem Erdbeben von 63. Chronologisch
ein von Maratti tlbermaltes Bild (schla-
fende Venus mit Amoretten): Almanach
1, 7; enkaustisches Deckengemftlde ans dem
Palaste des Titas auf dem Esquilin (Apo-
theose des Titas als Apollo): Alm. 2, 1 ff.;
siehe auch 0. Jahn, röm. Deckengemftlde
des codex Pighianus, Berichte d. s&chs. Ges.
1869, m. 4 T.
>) S. 410; Pitt. d'Erc. I 1.
«) Plin. 22, 12.
>) Laden: Phaedr. fab. 64; Pferdestalle:
Juven. 8, 157.
<) Vgl. Apul. met. 4, 13.
*) Veget.mil. 2, 11.
•) Val. Fl. 1, 128 ff.
») Von der ViUa Hadriana CIL. XIV
3911; Hblbio, Katalog Nr. 7 ff.
^) Ausser spezielleren Werken CoUection
de peintares ant. qui omoient les palais thermes
mausolöes chambres sepulcrales de Tite
Trajan Adrien et Constantin et autres ^di-
fices tant k Rome qu'aux environs, Rom
1782 f. 33 färb. T.; F. Albbrtolli, fregi tro-
vati negli scavi del foro Trajano con altri
esistenti in Roma ed in diverse altre cittä,
Mü. 1838, 28 (?) T.
*) Liov Renibb et Pbbbot, les peintures
du Palatin, Ra. n. s. XXI u. XXII m. 5 T. ;
Pebkot, m^m. d'arch. S. 74 ff.; Kopien der
Bilder des Triclinium in der £c. d. beaux-
arts; B. 1874, 118; Sohbbibbb, A. 1875, 5 ff.;
Phot.; Zimmerdekoration: Güattaki, mon.
in. 1785 Nov. T. 1 u. Dec. T. 2; vgl. F.
ScHWEOHTEN, Wauddekoration aus d. Kaiser-
palasten auf dem Palatin in Rom, Berlin
1878 (ans dem Archiv f. ornament. Kunst).
^^) Odysseelandschaften in der vatika-
nischen Bibliothek: P. Matbanoa, la citta
di Lamo, Rom 1852, m. 11 T.; K. Wöbkann,
d. antiken Odysseelandschaften vom esquil.
Hügel zu Rom, München 1876, f. m. 6 T.
") Alte Denkm. I T. 11 (restauriert von
Siccard). 24 (Landschaft, Phot. des röm. Inst),
vgl. ß. 1863, 81 ff.
'^) Falconibbi, disc. ant. alla piramide
di Gestio. — Pieb Leone Ghezzi, camere
sepolcrali de' liberti e liberte di Livia Augusta
ed altri Gesari, Rom 1731 f.
»») S. 120 u, 121, namentlich die Werke
von Mau; Pbesuhk, die pompej. Wand-
dekorationen, Lpg. 1882 (auch franz.) m. 24 T.
47
740
S[laBBi0ohe EunBtarohftologie. IL Gesohiohte der alten Ennat.
folgen nun unmittelbar die Thermen des Eaiserö Titus.^) Dann treten
Lücken in der Reihenfolge ein. Wir nennen die Villa Hadrians^) und
dann etwa noch das allerdings vielfältig erneuerte Haus der Märtyrer
Johannes und Paulus auf dem Coelius, ungefähr aus der Zeit der afrikanischen
Dynastie stammend.^) Die anderen Wandbilder seien hier nur nach ihren
Gattungen verzeichnet. Unter den Häusern ragt das römische Haus der
Famesina hervor.*) Von den Villen nennt man die von Tor Marancia
unverdienterweise am häufigsten.') Auf die grossen Grabkammem ist
noch immer viel verwendet worden, doch wechselt hier die Malerei öfter
mit Stuck (S. 736); wir wollen die Gräber an der Via Latina hervor-
heben.^) Die feineren Kolumbarien wie das esquilinische und das be-
kanntere in der Villa Pamfili sind ebenfalls ausgemalt worden^) und
ebenso jüdische Katakomben in der Vigna Randanini.^) Von vornherein
ist also nichts dagegen einzuwenden, dass gleich den letzteren auch die
christlichen Katakomben von Anfang an Malereien enthielten. Letzteres
setzt nur voraus, dass die christlichen Begräbnisgesellschaften bereits über
ansehnliche Mittel verfügten. Indes ist hier doppelte Vorsicht geboten,
weil die Katakomben Jahrhunderte lang offen standen und als heilig geehrt
und verschönert wurden. Nur ein Teil der erhaltenen Bilder also gehört
der hier behandelten Periode zu; leider werden diese Malereien gewöhn-
lich nur vom Standpunkte der Dogmengeschichte behandelt.^) Ausserhalb
^) 8. 385 ; 6. Carlbtti, le ant. camere
delle tenne di Tito e le loro pittare, Rom
1776, f. m. 60 T.
^) Arabesques ant. des bains de Livie
et de la ville Adrienne, gestochen von Ponce,
Paris 1789.
») Rom. Quartalschrift 4, 377 ff. (Vögel,
Laubwerk, grosse und kleine Putten).
*) M. XII 7 =■ Ga. 1883 T. 15; siehe
S. 736,8; Villa Massimo-Negroni, 1777 ent-
deckt, von Camm. Buti in 6 Bl. herausgeg.,
gest. V. Campanello u. Vitali, jetzt in Berlm :
A. 1863, 257 ff. T. IK; beim Lateran: G.
Cassini, p itture ant. ritrov. nello scavo aperto
in una vigna accanto Tospedale di S. Gio-
vanni in Lat, Rom 1783 f. 8 T.; Ostia: M.
VIU 28.
B) Jetzt im Vatikan: S. 127 u.; Raoul-
RooHBTTE, peintures T. 1—5 (farbig; fOnf
von unnatürlicher Liebe erfasste Frauen,
mit lateinischen Beischriften); Otricoli: Guat-
TAMi, mon. in. 1785 Dec. T. 3; Scrofano:
Cayxus V 71, 2—5.
") Seccbi, mon. ined. d' un sep. di fami-
glia greca, Rom 1843, m. 2 T.; M. VI 43 ff.
49 ff. A. 1861; zwischen Ostia und Lauren-
tum: A. 1866, 292 ff. T. ST m. M. 8, 28; in
dem pompejanischen Familiengrab Nr. 16
sind nur Arabesken, s. auch Garbucgi, tre
sep. con pitture ed iscr. appart. alle superstiz.
pagane del Bacco Sabazio e del Perseo Mitra,
Neapel 1852 und im allgemeinen G. P. Bel-
LORi et M.-A. DE LA Chausse, le pitt. delle
grotte di Roma e del sepolcro dei Nasoni,
Rom 1706, 3 Bde. f. m. 75 T.
') Esquilin: M. X 60; VUla Pamphiü:
0. Jahv, d. Wandgemftlde des Columbariuma
in der V. P., Mtlnchen 1857, 6 T. ; Saxtbb,
Rom. Mitt. 8, 105 ff.; farbige NachbildaDgen
im Münchner Antiquarium.
8) Phot.
') S. 126 f.; allgemeines Bildwerk Gae-
Bücoi, storia deir arte cristiana, (Bilderwerk)
m. T.; ders., tre sepolcri con pitture ed iscr.
. . . . scoperti in un braccio del cimiterio di
Pretestato in Roma, Napoli 1852; Hypogfinm
von S. Priscilla: Bcrist IV a. 6 T. 3, vergl.
p. 1 ff. ; WiLPERT, Rom. Quartalscbr. 1888,
o9 ff.; Cagliari: Vivanbt, Conferenze di
archeol. crist. 7, 130 ff. ; de Rossi, Images
de la T. S. Vierge choisies dans les catac.
de Rome, Rom 1863; H. F. J. Ltkll, d. Dar-
stellungen der allerseligsten Jungfrau und
Gottesgebärerin Maria auf den Kunstdenk-
mälem der Katakomben, Freiburg 1887 m. Abb.
u. 7 T.; A. DE Waal, das Kleid des Heim
auf d. frühchristl. Denkmftlem, Freiburg 1891
m. Abb. u. 2 T.; J. Wilpbbt, ein Cydus
christologischer Gemälde aus der Katakombe
der Hl. Petrus u. Marcellinus, Freiburg 1891,
m. 9 T. f.; ders., die gottgeweihten Jung-
frauen in den ersten Jahrhunderten d. Kirche,
Freib. 1892, m. 5 T. — theoretische Ver-
suche: A. Pohl, d. altohrisÜiche Fresko- und
Mosaikmalerei, Lpg. 1882 (vgl. dazu Fickeb,
Ztsch. f. Kirchengesch. 10, 253 ff.); Lbfort,
ötudes sur les mon. primitifs de la peint.
chr^t. en Italic, Paris 1885 (mit chronologi-
Kap. X. Die grieohisoh-römisohe Zeit. (§ 357.)
741
dieser Klassifikation sind noch einige andere Bilder zu nennen, welche
verschollen oder längst von ihrer Stelle gerissen sind; ^) letzteres trifft auf
die „aldobrandinische Hochzeit" zu, welche aus dem Besitze der Aldo-
brandini in die vatikanische Bibliothek kam.^)
857. Wie sehr die Malerei zur Dienerin der Baukunst herabge-
sunken war, zeigt nichts besser als die Beliebtheit der Übertragung in
das starre, von ferne zu betrachtende Mosaik (S. 302 f.). Mit dem Ende
der Republik hat es sich in den Speisesälen eingebürgert.^) Ganz parallel
steht das Mosaik dem Wandgemälde jedoch keineswegs. Während letzteres
auf Wände und Decken beschränkt ist, bleibt das Mosaik von diesen
allerdings nicht ausgeschlossen,^) doch eignet es sich besonders für den
Fussboden, wo man einen widerstandsfähigen Schmuck braucht. Infolge
dessen imitieren die Mosaiken häufig kunstreiche Teppiche, sei es dass
eine breite Borte das Rechteck umzieht oder das Feld in Vierecke und
runde Medaillons geteilt ist.^) Ausserdem werden jedoch ganze Gemälde
in einer viereckigen, seltener runden Form®) nachgebildet, wofür die
»Alexanderschlacht" aus Pompeji, welche Goethe ein Wunder der Kunst
nannte,^) und das dramatische Eentaurenbild aus der Villa Hadrians als
Beispiele dienen mögen. ^) An den Wänden entspricht dem bemalten
Stuckrelief das Reliefmosaik, wovon noch einige Stücke vorhanden sind.^)
Diese Kunst erfordert abgesehen von den ordinären Produkten, sehr ge-
schickte Arbeiter; daher hatte sie in Rom ihren Hauptsitz, von wo, wie
noch jetzt, Mosaikbilder in das Ausland gingen. Wir kennen z. B. T.
Sennius Filix und seinen Schüler Amor,i®) vornehmlich jedoch Griechen.**)
Alexandriens Anteil darf nicht gering angeschlagen werden, worüber bei
Ägypten weiteres; von dort war seinem Namen nach ohne Zweifel
P. Aelius Harpokration.**) Auch Pergamon lieferte, wie wir bei Sosos
gesehen haben (S. 680) Vorbilder. Ausnahmsweise finden wir Platten mit
farbigen Einlagen (Marmorintarsia). *^) Der Vollständigkeit halber, nicht
Bcher Obersicht); £. Frautz, Geschichte der
christlichen Malerei, I. Freiburg 1887.
*) L. HoLSTENius, vetns pictura Nym-
phaemn exhibens, Rom 1676 f.; 0. Jahn
(8. S. 740, t).
*) G. A. Bottiches, d. a. H., Dresden
1810, m. 1 T.; Indicazioni solle Nozze Aldo-
brandine, f. m. 2 T.; Öikopie von Nie. Pons-
sin im PaL Doria, eine andere von H. Meyer
flir Goethe. Vgl. Rubens bei Guhl, Eünstler-
briefe 2, 174. Noch Prudhon bewunderte die
weichen Posen der Frauen.
») Hör. sat. 2, 4, 83.
*) An einer Decke unter Commodus:
Spartian. Pescenn. 6; in halbrunden Nischen
ompejaniBchen Brunnen und ebendort
an
an Säulen: NicooLini I T. 20; descr. gen.
T. 63; suppl. 10; MB. lU T. AB. XIV Titel-
büd; Phot.
*) Z. ß. MB. 7, 62.
*) Löwe von Eroten gefesselt: MB. 7, 61.
') Photogr. Sommer; MB. 8, 36—45 (von
37 an einzelne Figuren, 41 farbig); Finati,
sala del gran mosaico pompejano, 1858 m.
2 T. ; A. NiccoLnn, quadro in musaico sco-
perto in P. al 24 ott. 1831, Nap. 1832, m.
11 T. Nach dem Bilde der Malerin Helena
kann das Mosaik schon deshalb nicht ge-
macht sein, weil nur der Schwindler Ptole-
maios Chennos davon weiss.
») M. 4, 50, vgl. A. 1845, 225 flf.; A.
1848, 198 ff.; AZ. 1874, 130; M. Pioclem.
7, 48. 49.
*) Raoul-Rocbbttb , peintures in^dites
S. 395 f. 427 ff. T. 12.
^0) B. ^pigr. 5, 112.
") BBUiffN, Künstler 2, 312 f.
") CIG. 2024—5 (im 2. Jahrhundert n.
Chr.).
»») S. 301 ; Tiger und Stiere, zwei Platten
auf dem Kapitel.
742
ElaBBische Eunstarchäologie. ü. Qeaphiohte der alten Kunst.
wegen erhaltener Denkmäler, ist noch auf die Gobelins , die auch Ge-
mälde heissen, zu verweisen.^)
Diese Zimmerdekorationen weichen unter einander in künstlerischer
Hinsicht prinzipiell stark ab. Von Hause aus sollten sie eigentlich reine
Dekorationen sein. Man imitiert hauptsächlich die Polychromie der Bau-
teile (S. 300) durch verschiedene Farbe, wobei nur architektonische Orna-
mente vorkommen. An den Decken, welche in Felder zerfallen, tritt das
Problem auf, jene kleinen Felder einzeln zu füllen, wo, wenn man einmal
Figuren nehmen wollte, keine anderen als schwebende Menschen und Vögel
am Platze waren ;^) im besonderen erhalten Schlafzimmer die Gestalt von
Lauben, auf deren Zweigen Vögel sitzen.') Diese schwebenden Wesen
werden dann auch auf die Wandfläche übertragen. Eigentliche Figuren-
bUder werden nur in der Form zugelassen, dass sie von Ferne eingerahmte
Tafelbilder zu sein scheinen.^) Auf diesem Standpunkt stehen mehrere
römische Zimmer vom Palatin und Esquilin, die Casa del Laberinto und
andere Häuser Pompejis, sowie eine Anzahl Deckengemälde.^)
Eine zweite, nicht sehr zahlreiche Gruppe wahrt das Dekorative da-
durch, dass die Bilder in einer Farbe und ohne Hintergrund ausgeführt
sind. Hiezu wählt man Rot auf Weiss®) oder auf Bräunlich,') oder aber
Schwarz auf Weiss.») Zum mindesten endlich hat der Hintergrund eine
naturwidrige Farbe, etwa schwarz®) oder golden.^®)
In den Villen wird es öfter vorgekommen sein, dass der Besitzer
nach seinen Wünschen hier ein Fenster ausbrechen, dort eines vermauern
liess. Letzteres und die Freude an schönen Durchblicken verbunden mit
dem Privatiersvergnügen, die Besucher zu vexieren, dürften auf die Er-
findung der Prospektmalerei geführt haben, wie sie in jedem Zeitalter,
wo die VDlenanlagen viele Künstler beschäftigten, blühte. Der Eintretende
schaut in einen Laubgang oder in Säulengänge, deren scheinbar ferne Säulen
und Pilaster perspektivisch ganz dünn erscheinen; er sieht in die Land-
schaft hinaus^') und erblickt dort z. B. ein Stück der Meeresküste mit
Villen oder eine ganze Stadt. ^*)
Zu Rom brachte sie ein Zeitgenosse des Augustus in die Mode,^')
als dessen Gegenstände Plinius aufzählt „Villen und Häfen, Gartenanlagen,
Wälder und Haine, Hügel, Fischteiche, Kanäle, Flüsse und Küsten nach
Wunsch, dazu Figuren von Menschen, die spazieren gehen, zu Schiffe oder
1) Cic. Verr. 4, 1; Lucret. 2, 34; vgl.
Ovid. met. 6, 86.
') Z. B. pompejanisches Deckenbild in
Neapel: Phot. Solche Bilder wurden auch
in Steinrelief ausgeführt (Beispiel in Athen,
4. Seitensaal).
«) Plin. ep. 5, 6, 22.
*) Z. B. MB. 6, 35.
&) Z. B. MB. 13, 35. Mau beschränkt
diese Richtung auf die letzten achtzig Jahre
vor unserer Zeitrechnung.
^) Monochrome von Herculaneum; S.410;
MB. 5, 4.
') Baderaum an der Strasse nach Tus-
culum : Probe bei Caylus, recueil VI T. 33, 1.
^) Mosaik ans Tor Marancia im Vati-
kan: PiSTOLESi, Vaticano IV 1; Helbio,
Führer I S. 1 ; vgl. Cayius, reoueil VII 42.
') Pompejanische Landschaften auf Mar-
mor: M. 11, 44.
^^) Jetzt auf dem Palatin entdeckt,
^^) Villa ad Gallinas und Grab des Pa-
tron an der Villa Latina; in Pompeji: Hklbig,
Katalog S. 384 ff.; Horaz scheint m der Ars
poetica darauf anzuspielen.
^^) So den Hafen von Stabiae in einem
pompejanischen Gemälde (Phot.).
'«) Plin. 35, 116 (der Name ist in studio
verderbt, wofür S. Tadio oder S. Ludio ver-
mutet wird).
Kap. X. Die grieohisoh-röiiiiBche Zeit. (§ 357.)
743
zu Esel aufs Land kommen, Fischer, Vogelfänger oder Jäger oder auch
Winzer ; unter seinen Meisterwerken ist das Bild berühmt, wo wegen des
sumpfigen Zuganges zur Villa Männer die Frauen hintragen und zu
deren Schrecken ausgleiten, und so gibt es noch viele andere humoristische
Bilder. An Orten unter freiem Himmel malte er zuerst Eüstenstädte, was
sich sehr hübsch ausnimmt und wenig kostet. '^ Vitruv (VE 5) stellt sich
demgegenüber auf den engherzigen Standpunkt des Theoretikers ; jene
Ausblicke gestattet er nur in Wandelbahnen und scheinbare Bühnen-
wände in offenen Räumen, 0 während er gegen die Scheinarchitektur heftig
auftritt. Wir lernen durch ihn, dass sie zuerst in Tralles durch den Ala-
bandier Apaturios versucht wurde. Die letztere, wie er sie beschreibt, ent-
spricht ganz den Grottesken der Renaissance, ^) denn sie ist auch mit
Kandelabern, Arabesken und menschlichen oder Tierköpfen bereichert. In
jene Landschaften') wie in diese Scheinarchitektur ^) konmit menschliche
Staffage und, wie bei Poussin, mag dieselbe der Mythologie angehören;
z. B. setzt man in Landschaften den Odysseus (wie auf dem EsquUin)
und belebt das Meer durch die Gestalten der Galateia oder des Phrixos.^)
Die vierte Gattung endlich, welche aus der Imitation kleiner Tafel-
bilder hervorging, nennt Vitruv megcdographiae; es sind wirkliche selbst-
ständige Bilder, meistens mythologischen Inhalts, welche Tafelbilder imi-
tieren. In ausgedehnten Gebäuden schlössen sich die Bilder mehrmals zu
grossen Cyklen zusammen, zu welchen Homer den Stoff zu liefern pflegt.^)
Man sollte hier dieselbe Scheidung, wie bei den Reliefs, eintreten lassen.
Die einen Gemälde führen ein Paar Figuren bühnenartig mit bloss skiz-
ziertem Hintergrund vor,') die anderen gleichen den Relief bildem.
Was den Stoff der eigentlichen Gemälde anlangt, so ist die Mytho-
logie noch inmier bevorzugt. Ihr zunächst steht die idealisierte Geschichte,
der Perserkrieg,*) Alexander der Grosse®) und einzelne romantische Mo-
mente der römischen Geschichte, i®) Die Genremalerei greift aus dem
menschlichen Leben zumeist ganz gewöhnliche Scenen heraus ohne irgend
eine moralisierende Tendenz; wir sehen Quirlten in Läden markten und
in Kneipen spielen und raufen, den Lehrer, Handwerker, ^^) fahrende
') Davon scheinen die in Malerei oder
Mosaik ausgeführten Masken zu stammen
(Baumeisters Denkm. S. 1849 ff.).
>) ScHMABSow, Jahrb. d. preuss. Eunst-
samml. 2, 131 ff.
") Hirten bei den Tieren (Vitruv.) wie
in einem Mosaik der Villa Hadriana.
*) Z. B. MB. 14, 21. 22.
') Mau weist diese Art der ersten Hälfte
des ersten christlichen Jahrhunderts zu, aber
ausser der Villa Famese auf dem Palatin
enthalt z. B. auch die Villa des Titus
(WiKCKBLMAKV 252) solchc Darstellungen.
^) Petron. 29 (dagegen malte Theoros
Tafelbilder; s. über diesen Plin. 35, 144); vgl.
Beihtdorf, A. 1865, 239 ff.; Helbio, Unters.
S. 130; ÜRLiCBS, das hölzerne Pferd S. 17 ff.;
Milchhöfeb, d. Befreiung des Prometheus,
Berlin 1882.
^) Z. B. Freskobild in der Exedra des
palatinischen Stadions (Phot.); «Apollo und
Theseus" im sog. Haus des Hadrian (Phot.);
«Apollo und Neptun" aus Pompeji (Phot);
Mosaik in den Tnermen (Phot.).
B) Pers. 3, 53 f. Braccatis illita Media
porticus.
*) Alexandermosaik s. S. 741, r.
'^) 0. Jabk, der Tod der Sophoniba.
Wandgemälde, Bonn 1869, m. T.; nach Phot.
Bebnoulli, röm. Ikonographie I T. 4, vergl.
S. 56 ff. (Die Deutung ist zweifelhaft.)
' ^) Besonders in der Walkerei zu Pom-
peji: MB. 4, 50; Bäcker B. 1864, 119. 218:
verschiedene Bilder aus der Domitülakata-
kombe: Röm. Quartalschr. 1,20 ff. T. 1—3
(S. 23 ff. Verzeichnis der Parallelen); Forum-
scenen: Pitt. d'Ero. 3, 41.
744
KUBBiflcnB KniiBtarob&ologie. U. QeaDhiohte der nlten Ennat.
Leute ^) und die Dirne >) in ihrem Berufe. Gewdhnlich werden diese rea-
listischen Scenen flöchtig behandelt; Ober den Durchschnitt erheben sich
die Monochrome von Herculaneum. Ebenso musste der Stil der zwar aus
dem wirklichen Leben gegriffenen, aber mit Göttern nnd Allegorien be-
reicherten Gemälde ^) etwas höher gegriffen sein. An diese Genrebilder
schliessen sich die altchristlichen Gemälde an, welche z. B. das Liebe»-
niahl/) den guten Hirten und den Weinberg des Herrn ^) zeigen. Das
Tierleben ist in grösseren Bildern oft unnatürlich stilisiert/) fUr sich aber
vortrefflich behandelt worden, wofür drei bekannte Mosaiken der Ha-
driansvilla Zeugnis ablegen; ') in derselben Zeit blühte das Stillleben, wes-
halb der Baumeister Apollodoros den Kronprinzen Hadrian zu seinen Kür-
bissen zurückverwies.^) In den Landschaften wird gutes geleistet, aber
es ist ,nature endimanch^e." Die Landschaft fUr sich allein ist eine blosse
Wandzierde; wo sie dagegen nur den Hintergrund bildet, da wird sie
stilisiert. Die Maler bevorzugen romantische Felsen und Cypressen ^) und
die Natur scheint nicht für sich allein zu genügen, sondern wird mit
meist unbestimmten Wesen belebt'") oder erhält gar erläuternde Inschrif-
ten.") So romantisch sah jetzt der gebildete Hauptstädter das italische
Land an, seitdem der fleissige Kolone fortgezogen und auf fruchtbarem
Boden ein Park angelegt war. Über das Kolorit ist schwer zu sprechen;
denn Freskobilder werden, zumal von weniger geübten Malern, auf mög-
liehst wenige Farben beschränkt und ihre Konturen mit dunklen Linien
angelegt; so herrschen in vielen Bildern, wie auf einer Wiese, Blau, Rot
und Gelb vor, während sonst die Farbenskala jetzt reicher als früher war,'*)
und die Konturen sind zu deutlich wahrnehmbar.") Doch soviel können
wir sehen, dass man frische luftige Farben liebte'*] und von einem
Atelierlicht nicht wusste. Daher kommen Dämmerung (welche im Süden
überhaupt sehr kurz ist) und Nacht selten vor.'^) Das Kolorit stand höher
als die Linie und die Farben sollten wie beim Regenbogen in einander
übergehen. iB) Die goldgelbe Farbe galt stets für besonders schön;*') nun
bildet man auch die schillernden Kleiderstoffe nach.'^) Die Schriftquellen
lehren uns dann, dass der Wiederschein des Feuers sorgfältig beobachtet
<) Z.B. Villa Pamfili; realistiaches Mo-
saik in Pompeji: MB. 4, 34.
*) Seneea Anthal. 39, 9 B.; aus dem Iq-
panar und der MercurstraBse Nt. 9 (MB. IV
Äv48): Faviü, peintures ^rotiques (S. 120).
') Wie PetroD, 29. Man kaim dazu auch
die Jahreszeitonbiider der Domiti Ilakata-
komben [Phot. Parker) mit männlichen nnd
weiblichen (bekleideten) Eroten rechnen.
*) Lefobt, Ra. HI 2, 224 ff.
'} Praetextatuakatakombe : Phot. Parker.
') Z. B. Dfllphin bei Arion: MB. 10, 7. 8.
') Alle drei in Phot.
>) Cass. Dio 69, 3, 2; Stillleben in 1
lorei: MB. 6. 20. 38; Philostr. im. 2, 26;
Mosaik: MB. 14. 14.
') Plin. 16, 140.
'") Bei Statina (Thebais U, 422) sehen
die Geister von den Bsrgsn herab zu.
") Z. B. äxtal, B. Pbtbbbin, ArdLsp.
MitL 5, 49 f.
") Cic. orator 169.
") Z. B. in der VÜls Pamfili dunkel-
braun bei der Befreiung des Prometheos.
'*) Plutarch, qnom. adol. 11 p. 54«. comp.
Arist. et Men. 8 p. 854 b. Daher sagt man
z. B. ipai&Qvyey ygaifttTt (Kaibel, epigr.
1075, 6).
") PompejaniBChes NachtbUd von Troia :
Umjohb, d. hölzemB Pferd, Wflrabnrg 1881;
Phot.; Philostr. im. 2, 29; 8chatt«n ? EsSfch.
axöroi, äneaxotaifiira,
'") Dionjs. Isae.; Sen. nat. qnaest. 1, 8.
■') Stat. silv. 2, 3, 16, wie bei Caravag-
gio und Juan B. Maino.
"] Aldobracdinische Hochzeit n. a.
(WiNCBEbBAHH, Geschichte S. 131); Hblbm,
Wandgem. Nr. 46 o. 0.; vgl. PhUostr. im. 1, 10.
Kap. Z. Die griechieoh-rOmisohe Zeit. (§ 357.)
745
wurde,*) wozu die Wandgemälde noch dies hinzuzufügen erlauben, dass
dazu die Wiederspiegelung das Gegenstück abgab; ausser der Narkissos-
sage erblickt man Perseus und Andromeda das Medusenhaupt im Wasser,
das alle drei wiedergibt, betrachtend.*) Naturwahrheit, Schattierung und
Perspektive bestimmten das technische Urteil über ein Gemälde.^) Das
Studium des Ausdrucks fand in den Sagen, wie man sie durch die grie-
chische Elegie überkommen, ein ergiebiges Feld, wobei naturgemäss der
Liebesschmerz und -Sehnsucht an erster Stelle stehen, z. B. in den Sagen
von Ganymedes, Hylas, Hyakinthos, Narkissos^) oder so peinlich wie die
Sagen von Phaedra, Myrrha, Eanake u. dgl. sind.^)
Wenn wir auch bei der Malerei die verschiedenartigen Strömungen
fixieren wollen, so sehen wir uns jetzt, da Plinius die Malerei der
Kaiserzeit ohne Gründlichkeit behandelt, auf Inschriften angewiesen. Diese
Beischriften zeigen nun einerseits, dass die aus dem einheimischen Volks-
leben geschöpften Bildchen auch von lateinisch redenden Malern herrühren,
dass dagegen sonst die Griechen stark beteiligt waren. Des Monochromisten
Alexandres aus Athen haben wir schon gedacht, in der Famesina schrieb
ein Seleukos seine griechische Inschrift bei, aber es gibt ausserdem, auch wenn
wir von dem Grabe des Griechen Patron absehen, Fragmente mit grie-
chischen Inschriften,^) Der Einflusß ägyptischer Griechen macht, dass in
der Villa Pamfili manche Nachklänge aus Ägypten erscheinen,'') und die
Erzählung von Salomos Urteil nach Pompeji gelangt.®) Da manche Bilder
in Rom und Pompeji auffällig stimmen, muss es Handbücher der Malerei
gegeben haben, in denen sogar die Farben bestimmter Figuren festgestellt
waren. ^) Hin und wieder erscheint die Hauptperson eines Bildes reali-
stisch behandelt, d. h. wohl mit den Zügen eines Zeitgenossen versehen. ^^)
Einzelne Maler versuchen es mit der Altertümelei.**)
Von der Malerei zweigt sich eine neue Art ab, welche aus unschein-
baren Anfangen grosse geschichtliche Bedeutung gewinnt; es ist die
Buchmalerei. Kräuterbücher und astronomische Leitfaden wollen wir
nicht dazu rechnen, **) eher wären Kalender zu nennen.*') Erst im Vergil-
kultus verfällt Rom zuerst auf Ausgaben mit dem Porträt des Verfassers *^)
und dann auf ganz illustrierte Werke mit förmlichen Gemälden. Zur
vollen Entwicklung gelangte die Buchmalerei aber erst mit dem Codex
in der folgenden Periode.
Plastik und Malerei treten also in den Dienst der Architektur und
werden nicht höher geschätzt als die Kostbarkeit der Stoffe; die in der
Einleitung (S. 712 ff.) aufgezählten edlen Steinarten, welche zu Säulen und.
*) PlulostT. im. 1, 1 u. ö.
«) Z. B. MB. 12, 49.
») Vgl. Phüostr. V. Apoll. 2, 20 p. 33, 11.
*) Petxon. 83; Pentadius Anthol. Lat. 266.
B) Myrrha Anthol. Lat. 928 R; Gem&lde
von Tor Marancia (S. 740 A. 5).
«) Ga. I T. 5;6 p. 20; vgl. Prrbot, möl.
d'arch. p. 87 ; Woltxaitn, Gesch. der Malerei
S. 118 ff. 8. auch Hblbio, B. 1866, 170 ff.
7) 0. Eblleb, Rom. Mitt. 5, 157 ff.
») Db Rossi, B. 1883, 37; s. auch oben
S. 741.
") Perbot, m^langes p. 96.
»0) Pitt. d'Erc. I 14 = MB. 1, 23; MB.
11,48; Mosaik in Centocelle: B. 1866, 171.
^') Hblbig, Katalog Nr. 1286.
i>) Plin. 25, 8; Portrfttwerke des Atticus
und Varro.
**) Ovid. fast. 1 11.
'*) Martial. 14, 186'; Anthol. Lat. 345 B.
746
KlasBisohe KanBiarch&ologie. n. Geschlohte der alten KanBi.
in Platten geschnitten, an Fussböden und Wänden ^) verwendet werden,
müssen im Vereine mit der Vergoldung der Decken*) und Dächer,') den
Figuren aus Metall, Elfenbein, Erz und Bernstein, den bunten Teppichen
Syriens und Babyloniens und den Mischkrügen, Altären, Räucherpfannen
und Kandelabern aus korinthischem Erz einen märchenhaften Eindruck
gemacht haben, welchem der Anblick altchristlicher Basiliken vielleicht
am nächsten kommt. **) Bei grossen Festen, z. B. bei der Feier der Apo-
theose wurde der Schein noch höheren Glanzes entfaltet.^)
358. Von den künstlerischen Gewerben blühten durch den
Luxus der Kaiserzeit am meisten die Steinschneidekunst, die Juwelier-
arbeit und das Ciselieren. Die erstere hat gewiss den weitaus grössten Teil
der Gemmen hervorgebracht, die sich in unseren Sammlungen befinden.^)
Die Graveure (gemmarii) haben häufig ihre Namen eingegraben; danach
können wir sagen, dass die Mehrzahl aus Griechenland stammt, wie Try-
phon und Dioskorides. Auf einer berühmten Gemme steht der Name des
Phrygillos. ^) Es ist nicht zu verwundem, dass die atticistische Richtung
unter jenen Griechen ihre Vertreter hatte ; Aspasios schnitt nämlich einen
grossen Stein nach dem Muster der Athena des Pheidias (S. 595). Gegen
das Ende der römischen Republik wurde das Sammeln von geschnittenen
Steinen eine wahre Leidenschaft. Schon Sulla's Stiefsohn Scaurus besass
eine Daktyliothek und andere wie LucuUus, Pompejus, Caesar und Mar-
cellus weihten solche den Göttern. Man trug am Finger viele Ringe und
der höfliche Mann machte über die schöne Gemme ein Kompliment.^) Er-
haben geschnittene Steine dienten nur zur Zier;^) darunter befinden sich
Prachtstücke wie der „Cameo des Augustus'' in Wien^<*) und der Pariser
mit der „Familie des Tiberius*.^^) Doch wurde den Kaisem noch verargt,
edelsteinbesetzte goldene Gürtel und Spangen zu tragen.*^) Das Porträt-
fach wurde auch hier nicht vernachlässigt , denn Aristokraten trugen gerne
das Bild eines berühmten Ahnen, loyale Bürger das des Kaisers auf dem
Ringe.* 3) Ein hervorragendes Bild ist das von Titus' Tochter Julia, wel-
ches Euodus fertigte.^*) Gelegenheitsarbeiten, wie satirische Karrikaturen,»*)
entsprechen den Genrebildern. Die Kunst wird in diesen Privatliebhabe*
reien durch den Aberglauben beeinträchtigt, indem asü'ologische Bilder
an Steinen angebracht werden**) oder Ungeheuer und Symbole nach Art
') Basilica des Junius aaf dem Esquilin :
Bcom. XXI T. 2- 5.
») S. 337; Paus. 1, 18, 9. Vgl. Flut.
Public. 15; Stat. ßilv. 1, 3, 34 ff. 4, 2, 5, 43 ff.
>) S. 329; delubra micantia Rutil. 1, 95.
') Statius silv. 1, 3; TibuU. 3, 3, 16; Sen.
op. 90; Lucan. 10, 112; Seneca Anth. Lat.
53 B.; Dions Rede 79 (ttber den Reichtum)
u. 7, 117; Lucian. Nigr. 23; zum Kontrast s.
Suet. Aug. 72.
») Herodian. 4, 2, 7,
*) S. 241 ff.; WiESELBB, über einige be-
achtenswerte geschnittene Steine des 4. Jahr-
hunderts n. Chr. I. drei Cameen mit Triumph-
darstellungen, Göttingen 1883, II 1. d. Ca-
meen, 1884, II 2. Intaglien, 1885.
7) Über die Inschriften S. 245.
8) TibuU. 1, 6. 25.
^) S. 195. Grosse Stücke für Reiche:
Juven. 1, 29.
^^) MoNGEZ, icon. rom. T. 19; vgL Beb-
NouLLi, röm. Ikonogr. 2, 262 ff.
") MoNOBz T. 26.
") Herodian. 5. 2, 4.
^*) Suet. Tib. 58; vgl. Monobz, icon. rom.
T. 29, 1. 5; — Ovids Büd: Ovid. trist. 1.
7, 6 ff.
^*) In der Pariser Bibliothek: Liffebt
II 686; Raspe 11521; Cadbs V 434; vergl.
Bbukn, Künstler 2, 499.
^^) Heliogabalus mit Frauengespann : Ra.
2, 20 m. Abb.
'^) Teukros Bab. bei Psellos, parad.
p. 148, 3 West.
Kap. Z. Die griechisch-rOmLiche Zeit. (§ 858.)
747
der Abraxas (S. 721) dieselben schmücken; letztere wurden wohl zumeist
im Orient angefertigt, da überhaupt die meisten Edelsteine über das par-
thische Reich zu den Römern kamen. Abgesehen davon erlitt die Kunst
des Steinschneidens Beeinträchtigung durch schlechthin kostbare Ringe,
die einen Diamanten umschlossen oder nur aus Oold bestanden;^) als die
Münzprägung abwärts ging, galten schon goldene und silberne Münzen
älterer Zeit für genügend schön.*) Leider sind nur die Gemmen, welche
Kaiser darstellen, mit Sicherheit zu fixieren.^) Die geschnittenen Onyx-
gefässe^) gehören teilweise sicher der Kaiserzeit zu, so die famesische
Schale von Achatonyx, welche aus dem Mausoleum Hadrians stammt. In
der Wirkung stehen diesen die zweifarbigen Glasgefasse von der Art der
Portlandvase 5) nahe.
Was die römischen Juweliere leisteten, ist leider fast alles einge-
schmolzen.*) Nur von den getriebenen Silbergefässen ist aus Schrift-
steilem und nach erhaltenen Stücken einiges zu berichten. Mit dem Ende
der Republik beginnt ein wahnwitziger Luxus in diesem Artikel.') Die
reichen Leute sanuneln altes Silber und lassen neues durch ihi*e Leib-(7r-
gentarii^) oder berühmte Bildhauer anfertigen.®) Daher tauchen angeb-
liche Arbeiten der berühmten Plastiker des fünften Jahrhunderts auf, die
man kopiert ;^^) zur altertümelnden Richtung gehört vielleicht das corsi-
nische Silbergef&ss.^O Auch hatten die grossen Fabriken ihre eigene Ma-
nieren.") Plinius fand die Ciselierkunst im Niedergang und warf ihr vor,
dass sie sich durch Erregung der Sinnlichkeit in der Gunst des Publikums
zu erhalten suchte. ^^) Die grossen Silberfunde Galliens wollen wir bei
der provinziellen Kunst erwähnen, wogegen der Hildesheimer Silber-
schatz ^*) mit gutem Grunde von einem römischen Offiziere hergeleitet wird.
Einiges haben ausserdem Praeneste und die kampanischen Städte ge-
liefert.^»)
Nächstdem erzielten die Ciseleure grosses im Treiben von Prunk-
waffen und anderen Paradegegenständen. Wir heben die Prachthamische
hervor, die wir freilich nur mehr aus den Nachbildungen an Marmorsta-
tuen (S. 729) kennen. ^^) Eine andere Gruppe vertritt der prächtige Bronze-
^) Diamant: Y. Hadr. 3; goldene Siegel-
ringe unter Claudins: Flin. 33, 23.
«) Pompon. de usufr. c. 28; S. 242.
8) Z. B. Berlin V 148 (Caligula). 185
(Commodus).
*) S. 194.
6) In London: Woltkbs 2008—9.
•) Über die Verschwendung von Gold
und Silber Flin. nat. bist. 33, 53 £f.; Halskette
mit Cameen: Guattaki, mon. ined. 1784
Marzo T. 1; Schmuck eines Mädchens: Bm.
1889, 178flf. T. 8.
0 Belege Ga. 9, 240.
^) Z. B. Seleucus Juliae Aug. argentari.
Lvsenianus (Sfon, misc. emd. ant. p. 218).
») Pasiteles: Plin. 33, 156.
><") S. 216; Zenodoros kopiert für Nero
Becher des Ealamis (Plin. 34, 47); argentum
vetus: Juven. 1, 76, vgl. Val. Fl. 1, 143.
*') Dehpsteb, Etruria reg. I T. 78; In-
OHiBAXi, mon. etr. ser. III T. 20; Fabbetti,
CIL Nr. 801 T. 32; Michablis, das korsi-
msche Silbergefäss, Lpg. 1859.
12) Plin. 33, 139; Martial. 4,39; Gbutbb,
inscr. 639, 12.
»«) Plin. 33, 157, 4; Hieron. epist. I 43;
-- Galateia: Anthol. Lat. 339 B.
'^) S. 26, 6 ; Fboehnbb, Lenormant et le
tr^sor de H., Paris 1869; F. W. ünoeb,
Ztsch. f. bUd. E. 1869, 65 ff.; Originale in
Berlin, abgeg.; aus der augusteischen Zeit:
Ublichs, Beiträge S. 102 ff.; über die In-
schriften Sattffb, Nachr. d. GG. Nr. 18.
>*) Praeneste: Helbio, A. 1879, 6 ff.;
Eampanien: MB. 10, 14. 46. 11, 45. 13, 49.
15, 35.
^^) Erhalten sind Silberplättchen (Limes-
blatt Sp. 64) ; — Silberplatte im Museo Ejt-
748
Klassisolie Kunstarcbäologie. II. Gtoschiolite der alten Kniuit.
beschlag einer tensa mit Darstellungen aus dem Leben des Achilleus. ^)
Von der gewöhnlichen Bronzearbeit geben die Funde der kampanischen
Städte einen hohen Begriff.') Die Glasindustrie bringt nicht bloss technisch
schöne Arbeiten, sondern auch schöne plastische oder figurierte Stücke
hervor.^) Die Thonindustrie ahmt meistens die getriebenen Gefässe mehr
oder weniger gut nach. Die aretinischen Gefasse sind jetzt ein Ge-
meingut und werden ebensogut in Fabriken von Cumae und Sorrent, in
Spanien und an der deutschen Grenze erzeugt ; ^) zuweilen ziehen die For-
mer etwas zeitgenössisches, z. B. Trajans Kriege, heran. ^) Parallel damit
geht die Fabrikation von Thonampeln, denen man mit meist rohen Stem-
peln Figuren aufdrückt.^) Dagegen ist die Thonmalerei aus der Mode.
Figurierte Gewänder gehörten bereits im zweiten Jahrhundert zum Hof-
omat.') Was die Verwendung der zahllosen Nippsachen anlangt, so sind
die Saturnalien nicht ausser Acht zu lassen.^) Die Dekorationsmotive
ähneln im allgemeinen denen der früheren Zeit, nur kommen infolge der
Circusmanie Wagenlenkerfiguren herein.»)
359. Es sah aus, als ob das ganze Italien nur eine Sommerfrische
für die Hauptstädter und die Municipalen zurückgebliebene Kleinstädter
seien ; teilweise mag diese Anschauung der Schriftsteller am Tiberstrande
berechtigt gewesen sein, aber es gab doch mindestens eine Gegend, welche
eine eigene Betrachtung verdient, und dies ist Etrurien. Schon dass die
etruskische Sprache bis in die Kaiserzeit hinein im schiiftlichen Gebrauche
und wohl noch länger mündlich sich erhielt, zeigt ein kräftiges Sonder-
leben an. Für die Plastik genügt es, auf die Grazien von Siena ^^) und
die höchst ungleichmässig bearbeitete Minervastatue aus Orte^*) zu ver-
weisen. Von den Sarkophagen und Aschenumen gehören vielleicht mehr
als man glaubt in die Kaiserzeit. >^) Manches lässt vermuten, dass die
cheriano: AZ. 1867, 73 ff. T. 225, 1 ; Arnold,
Festgruss d. phU. Ges. zu Würzburg S. 142 ff ;
ScHLiB, B. 1869, 84 (nach den euripideischen
Backchen). Silbernes Eobortenzeichen : Lin-
DENSCHxiT, Altertümer 1 7, 5, 1.
') Auf dem Kapitol: ßm. V T. 11 ff.;
GoNZE, Übungsbl. B 7.
') S. 41. Bronzeciseleur Januaris: Col-
lection Beugnot Nr. 308.
^) Lenobmant, Ra. 1865 m. T.; L. Mebok-
LiN. de vase vitreo Fopuloniense , Dorpat
1851, m. 1 T.; H. Jobdan, die Küste von
Puteoli auf einem röm. Glasgefässe, SA. m.T.
') Vgl. Vergil. Anthol. Lat. 158 B.; Plin.
35, 26. 160; Pers. 1, 130; Martial. 1, 54. 14,
98. 102. 114; vgl. Cavbdoni, B. 1837, 15; B.
1867, 87. 1875, 66 f. 242 ff.; CIL. II 4970 n.
519; Hefner, Westemdorf S. 16 ff. u. s. w.
Als Beispiel der ordinären Stilisierung mag
der Becher A. 36 T. ü dienen.
^) Gefäss aus Blain (Loire inf^rieure):
Odobesco, despre unu vasn de lutu cu nu-
mele lui Decebalu, Bucharest 1873.
«) S. 189. 267; Ampeln der Tutela ge-
woiiit: Hieroo. in fisaiam c. 57 p. 418.
^) Marc. Aurel. 1, 17 p. 10, 4 Stich.
^) FbisdlIndbb, de donis Satumalicüs
aureis et argenteis, Eönigsb. 1876.
^) Mosaikböden im Lateran und den
Diokletiansthermen; Messergriff: Cabtani-
LovATELLi, Atti e mem. d. r. dep. di storia p.
dl Roma ITI, IX fasc. 4 (Bol. 1891).
*°) Phot. Binickm. ; zwei vor der Er-
gänzung gezeichnet von Pinturicchio (an-
geblich Raffael, Phot. Perini 59) im Skizzen-
buche von Venedig, abg. bei Lbrxolibff, d.
Gallerie zu Berlin S. 295. — Neun Statuen
der julischen Dynastie in einem Grabe bei
Caere: B. 1840, 5 f.
'^) In der Villa Albani: Winckelkann,
mon. ined. T. 17; Clabac 111 T. 462 d, 842 b;
Hblbio, Führer 11 Nr. 762.
*') Z. B. „hellenistisches ReUef bild*" in
Florenz: Mabtha, Tart ^tr. S. 368 nach Phot;
Sarkophag von Bomarzo mit Arabesken:
M. I T. 42, 6; Mabtha S. 197; Phaedrasar-
kophag aus Ghiarone: M. 8, 88; Urnen:
CoBssEN, Etrusker 2, 600; Buonabboti, 2,
33 ff.; Ära von Caere: Henzbn, A. 1858,
5 ff. T. A u. M. VI T. 13.
-1
Xap. X. Die giiephiBoh-römiBohe Zeit, (§§ 859—360.)
749
Steinakulptur an Bauten sehr detaillierte Ausführung fand, wobei wir an
das bekannte Kapitell von Toscanella, an dem Frauenbüsten aus Blättern
hervorspringen/) einen als .Blattpflanze behandelten Grabstein^) und die
Köpfe an Thorbögen') erinnern. Einen ansehnlichen Eindruck machen zwei
hohe Aschenbehälter aus Travertin mit polychromem Stuck, welche als
hohe Denkmälerpostamente aufgefasst sind.^) Zur Bronzearbeit gehört
ein schönes Fläschchen, das den , neuattischen'' Reliefs nahe steht. ^) So-
dann wenden die Etrusker den Thon noch inmier weit häufiger an als
anderswo. Wir meinen, versteht sich, nicht Friesplatten, die hier freilich
auch vorkommen,^) sondern die Verwendung von grossen und kleinen Rund-
figuren oder Hochreliefs in Giebeln und an anderen hervorragenden Ge-
bäudeteilen.^) Der Giebel des Apollotempels von Luna stellte in grossem
Formate die Niobidensage dar.®) Ausser solchen grossen Werken arbei-
teten die Töpfer im Wetteifer mit Ciseleuren und Glasbläsern silberfarbige
Befasse^) und Vasen mit farbigem Reliefschmuck (Köpfe auf Knospen
u. dergl.)i<>) Auf Malerei bezieht sich eine wunderliche Inschrift von
Chiusi.^0
Oberitalien wird ebenfalls bei genauerer Untersuchung manche
Besonderheit liefern.^*) Die Bronzefiguren von Industria (S. 136) erwecken
eine hohe Vorstellung von dem Kunstgeschmack der Einwohner. Die
reichen Funde von Aquileja (S. 135) finden hier ihren Platz, i^) Wie der
Bogen von Verona (S. 736) und die dortige Porta de' Leoni zeigen, i*)
blieben dem Polande die Architekturwandlungen nicht fremd; hierin ging
es mit dem angrenzenden Istrien, das zu Pola (S. 158) den Bogen der Sergier
und das Amphitheater in dem neuen Stil aufzuweisen hat, zusammen.
360. Die römische Revolutionsperiode hatte das eigentliche Grie-
chenland furchtbar mitgenonunen und ihm die Kraft zu irgendwelcher
Selbständigkeit geraubt.'*) Die Künstler arbeiten in der Regel für die
Hauptstädter und die , Satrapen" des Orients, weil Mittelgriechenland von
Vergnügungsreisenden, Studenten, Forschern und Verbannten wimmelte,
') M. II T. 20, 7; Martha S. 166.
«) Aus Orvieto: Notizie 1887 T. 8, 2;
Martha S. 212.
*) Porta d*Arco in Volterra: Phot.;
Martha S. 240 (drei Köpfe); Porta di Gioye
in Falerii: Canina, £tr. mar. I T. 15; Martha
S. 152.
*) Martha S. 353. 354. Vgl. auch B.
1866, 66.
^) Aas Conieto: A. 1883 T. E; Martha
S. 525.
®) Aus Orvieto und Caere (in Berlin):
Martha S. 282; B. 1866, 12; Theatermasken:
Arnold, A. 1880, 73 ff. M. 11, 18.
^) Hochreliefs in Orvieto : Gamurrini, A.
1881, 48 ff. T. B C ; kleine Figuren aus einem
Giebel von Orvieto: Notizie 1885 T. 4, j;
Martha F. 218; Fragmente in Bolsena:
Brunn, A. 1862, 274 ff.; M. VI/VII T. 72.
») MiLANi, Museo ital. 1, 89 ff. m. T.
3-7.
^) Martha S. 495 f.
'^) Aus Perusia in Neapel: Consstarilb,
sepolcro d. Yolunni T. 5 ; Martha S. 493.
^*) Aurelius Felicianus pinotor (sie) Augu-
storum sive omnium bonorum virorum (Ra.
1891, 1, 394).
*') Z. B. in der Porträtierung: Museo
Bresciano II T. 13, 3; La aus, m. di Mant.
III T. 59; Hermen für Gräber: CIL. V 6998.
7066. 7119 u. a.; Ehrenhermen: CIL. V 6970.
7142. 7143. 7485; vergoldete Bronzestatne
der Nike aus Cremona, Berlin Nr. 5 (unter
Antoninus und Verus gesetzt) ; Friesfragment
mit Gallierkampf: Labus, museo di Mantua
I T. 39.
1*) Silberschale M. III 4.
^*-) MoTHBS, Baukunst des Mittelalters
in Italien S. 9 m. Abb.
*^) Es ist ein blosser Name nach Seneca
Anthol. Lat. 57.
750
KlassiBche Ennstarch&ologie. tL Aescliichte der alten KanBt.
und im Lande selbst waren es wohl nur teils die Kolonisten von Eorinth,
Patrae und Dyme teils die Zünfte der römischen Eaufleute in Athen,
Argos, Elis und Mantineia, welche genügende Mittel besassen ; schliesslich
thaten einzelne Kaiser und der fürstlich reiche Herodes Attikos, was über
das bürgerliche Mass hinausging.
Der Zustand der verschämten Armut bekam Athen am besten, dessen
Bürgerrechtstitel den Bildhauern ausgezeichnet zu statten kam. Die her^
vorragenderen derselben scheinen alle nach Italien gezogen zu sein; in
Athen blieben wohl nur weniger bedeutende zurück, welche für Olympia
viel zu arbeiten hatten.^) Für den einheimischen Bedarf produzieren die
athenischen Bildhauer zumeist Büsten, von denen mehrere erhalten sind,')
und sonst Votivaltäre und Sarkophage,^) teilweise recht gute Arbeiten,
aber doch im Grunde nur Werkstattprodukte. Diese Fremdenindustrie
arbeitete denn auch ganz nach dem Belieben des Bestellers modern oder
in irgend einer alten Manier. Der Hermes vor der Stoa Poikile soll durch
vieles Abformen schwarz geworden sein ; *) in Marmor sind mehrere Göttei>
bilder und religiöse Reliefs archaischen Stils geblieben.^) Für reiche
Asiaten bequemte man sich zu einem asiatisierenden Stil.^) Die Maler
kopierten, machten Porträte und malten Gräber aus.') Wegen jener Füg-
samkeit einige Worte über die Mäcene der attischen Kunst ! Appius Clau-
dius Pulcher ging im 1. Jahrhundert v. Chr. mit der Restaurierung der
kleinen Propyläen von Eleusis, deren Reste durch ihre reichen Ornamente
auffallen, voran. ^) Zeitlich liegt davon das Horologium des Andronikos,
welches von seinen Reliefbildern der Winde „Turm der Winde* heisst, *)
nicht weit ab. (Dann kamen auf der Akropolis der Tempel der Roma und
des Augustus und das Agrippadenkmal.) ^^) Zwischen 114 und 116 n. Chr.
errichtete Antiochos Phüopappos an einem herrlichen Aussichtspunkte ein
grosses Grabdenkmal, welches jedenfalls Statuen enthielt und jetzt noch
Marmorreliefs aus seinem Leben aufweist.**) Hadrian überbot ihn noch
weit. Das Olympieion, der grosse Thorbogen, eine Wasserleitung und
die monumentale Brücke der eleusinischen Strasse waren bedeutende Unter-
*) Philaihenaios und Hegias, Statae des
Claudius in Olympia: Ausgrab. III T. 20, 3;
Dionysios Sohn des ApoUonios, Frauenfigur:
das. III T. 20, 4; Löwy Nr. 331 ; Eros, Frauen-
statue: Ausgr. IV T. 14, 2; Löwy Nr. 333;
Aulus Sextus Eraton, Matronenstatue: Aus-
grab. IV T. 14, 1 ; Löwy Nr. 334; Eleusinios,
Fragmente einer weiblichen Statue: Löwy
335; in Athen lasen, Torso einer Athena
oder Roma: Löwy 329; in Sparta: ApoUo-
nios, Bruchstück einer Jünglingsstatue : Löwy
336; Demetrios Demetriu, Rest einer Herme:
Löwy 347; in Eleusis: Qu. Pompejus A. f.
'Fm. 1887, 113.
*) Nero im brittischen Museum: Wol-
ters 1650; Juba: Paus. 1, 17, 2, vielleicht
erhalten (Bbütw, A. 1861, 412 f.): Bch. I
T. 3. 4. 5 S. 230 ff. 233 ff. 360 aus den Jahren
111-35, 137, ca. 142.
') Sehr schöner Sarkophag des Aurelios
Epaphroditos in Wilton House: DAR. II
Nr. 117.
*) WoLTEBS 443; Sybbl, Katalog Nr.
11. 19.
*) Wolters 419—421. 437. 439; korin-
thischer Tempelbrunnen (Original jetzt ver-
schollen); Ath. Mitt. IV T. 8, 1 (angeblich
archaisch, s. Fürtwakolbr Ath. Mitt. 7, 162).
') Z. B. Votivrelief aus der Gegend des
Fhilopapposdenkmals: Bch. V T. 1; Wolters
1333; Sybbl, Eatal. 3276.
^) Kopien: S. 737; Porträts: S. 738; Haus
in Eleusis: 'Ed. 1888, 77 ff. T. 4. 5.
8) S. 106.
•) Vitr. 1, 6, 4; vgl. Varro r. r. 3, 5, 17;
Altert, v. Athen Lief. II T. 3 f. Text I S. 96 f.;
Phot. Bruckm. 30; über Reparaturen 'Ed.
1884 S. 169 f. Z. 54.
>») Ant. Denkm. I T. 25. 26.
' >) Ant. of Athens 2, 440 f.; Attas v.
Athen H. 11 T. 11. 12. H. 12 T. 1-9; über
die Zeit Ath. Mitt. 1, 36.
Kap._X. Die griechiach-römiBche Zeit. (§ 360.)
751
nehmungen,') doch ergeben die Ruinen für die Geschichte der Plastik
nichts.') Herodes Attikos, der unter Antoninus seine glänzende Thätig-
keit entfaltete, blieb hinter dem Kaiser nicht zurück; sein Odeion, die
Uissosbrücke und das Stadion mit den dazu gehörigen Anlagen waren in
dem Prachtstile jener Zeit mit verschiedenfarbigem Steinbelag erbaut und
besassen Skulpturenschmuck, wovon einiges wenige geblieben ist.*) Für
sich selbst hat er bei Marathon gebaut; so mögen die zwei dort erhalte-
nen Sitzfiguren und eine ägyptisierende *) seinen individuellen Oeschmack
veranschaulichen. Hieher gehören endlich die Statuen, welche er nach
Olympia stiftete, s) und seine eigenen Porträte.*) Das athenische Theater
hat vermutlich erst unter den Kaisern den Reliefschmuck des Hyposke-
nions und die marmornen Ehrensessel erhalten.') Was wir von der
Kreishauptstadt Korinth ausser der Beschreibung des Pausanias wissen,
beschränkt sich fast ganz auf Münzbilder. Soviel steht fest, dass die neue
Kolonie Korinth viele Sehenswürdigkeiten enthielt, unter den ansehn-
lichen und prächtigen Bauten ragt der Tempel der Octavia hervor, den
samt seinem Kultbilde Münzen zeigen.^) Auch daraus dass bei Korinth
eine ausgemalte Orabkammer entdeckt ist,^) lässt sich ein Schluss auf
die schöne Einrichtung der Stadt ziehen. Die alte Kunststadt Sikyon hat
im 1. Jahrhundert v. Chr. noch immer Künstler, die ihren Namen beizu-
setzen wagen. 1") Der Rest des Peloponnes behauptet in der religiösen
Kunst einen beachtenswerten Platz ; Epidauros errichtet unter den Anto-
ninen dem Asklepios und der Hygieia einen neuen Tempel mit neuen Bil-
dern.*^) Vor allen aber scheint der Messenier Damophon die religiöse
Kunst in reaktionärer Weise betrieben zu haben, was die Aufmerksamkeit
des Pausanias auf ihn zog; er fertigte abgesehen von einem mit Reliefs
geschmückten Opfertisch nur öötterstatuen, welche er entweder aus pari-
schem oder pentelischem Marmor, oder aus Holz oder nach alter Weise
akrolith (S. 412) machte; auch verstand er sich auf die Bearbeitung des
Elfenbeins. Eine solche Persönlichkeit scheint vor dem Zeitalter Hadrians
kaum möglich, wozu noch kommt, dass der Tempel von Lykosura, in den
er arbeitete, nach Massgabe der Architektur der römischen Zeit zugehört, i*)
Die darin gefimdenen Marmorstatuen fallen durch ihre überaus sorgfältige
Arbeit auf; sind doch die reichen Plattstickereien der Gewänder durch
flaches Relief wiedergegeben.**) Da der Marmor von Paros im steten Ge-
brauch blieb, dauerte auch die Steinmetzschule dort fort; Antiphanes
1) LoLLiKo, Topographie S. 319 f. 322.
') Ein Hahn von Gold und Edelsteinen,
den Hadrian in das Heraion weihte, ist auf
einer Münze von Argos abgebildet (Num.
comm. p. 34, 7 T. J 16j.
^) Relief aus dem Odeion: Anc. marbles
of the Br. M. IX T. 28; Lr Bas, mon. fig.
T. 31. — Basis einer Statue der Regilla:
Bch. 16, 453 ff. Nr. VII.
«) Le Bas T. 90. 31; die Berliner Statue
Nr. 100 stammt auch aus Marathon.
^) Kopf des Antoninus Pius: Ausgrab.
III T. 20; Panzerstatue des Marc Aurel:
das. I T. 27—29.
•) Büste : Pakofka, csb. Pourtales T. 37 ;
auf einem Sardonyx in Paris: Ghabouillkt,
catal. p. 25 Nr. 167.
^) Tanzende Frauen: Fhot. Sebah; Probe
des Hyposkenions: Phot. Bruckm. 15.
8) Num. Comm. p. 22, 21 T. E 94—96.
9) nQttxnxa xrj^ «qx ^^- 1882/3 S. 11 ff.;
Kopie in Athen.
^^) Denkmäler des Brutus und Sulla von
Teisikrates und seinem Sohne Thoinias 'Ed.
1885, 103. 105. 1889, 2.
") Paus. 2, 27, 6; Num. Comm. p. 43, 3.
1«) DöRPFELD, Ath. Mitt. 1893, 219 ff.
") Nach. Phot. Ovebbbck, Plastik II *
752
ElassiBche Konstarohäologie. 11. Geschichte der alten Knnet.
arbeitet im ersten Jahrhundert n. Chr. für Melos und Kreta, ^) und ganz
ebenso Athenaios Dionysiu.^) Rhodos bewahrte die Kunst des getriebenen
Silbers. 3) Die abgesonderte Insel Kreta hält mit dem eigentlichen Grie-
chenland nicht ganz gleichen Schritt, sondern wahrt ihre Selbständigkeit;
ihre Kunstgeschichte ist noch zu schreiben, wozu der Stoff nicht mangelt.
Vorläufig wagen wir über die Kennzeichen der drei vor- und nachchrist-
lichen Jahrhunderte nicht überall zu entscheiden.^)
Der politische Schwerpunkt der Balkanhalbinsel lag in Makedonien
und Thrakien, doch erhielt sich hier das alte Volkstum kräftig oder wich
nur den Römern ; Thessalonike dominierte ja nun in diesen Gegenden, wo-
gegen das innerste Thrakien noch im 3. Jahrhundert halbbarbarisch war.^)
Die Münzbilder beweisen, dass unter der afrikanischen Dynastie eine sehr
lebhafte Bauthätigkeit beginnt, nachdem, wie es scheint, Trajan in der
Dobrudscha ein Tropaeum mit Relief schmuck errichtet hatte.®) Die Grab-
und Votivsteine sind sehr zahlreich und verraten eine selbständige Stein-
metztradition; an jenen erblickt man meistens den Verstorbenen zu Pferde
Schwarzwild jagend.^) Diese Arbeiten gingen von den einheimischen Zünften
{rb'xvai) der Steinmetzen aus.^) In den Gräbern hängte man Porträtbilder
auf.^) Am schwarzen Meer bewahrten diö altgriechischen Städte immer
noch die Erinnerung an den Glanz der vergangenen Zeit. . Von den Funden
der Krim gehört ein ansehnlicher Teil diesem Zeitalter an. Der Atticis-
mus macht sich sogar hier in der Plastik fühlbar. ^^) Wenn auch die Aus-
stattung der Gräber abnimmt, so ist doch eine bemalte Kammer anzu-
führen. »^) Die kleinen halbrunden Figuren der Niobiden aus Terrakotta
und Gips, welche einst einen Sarg zierten,**) erlauben wohl auf den Tempel-
schmuck einen Rückschluss. Die Gräber enthalten einige Prachtstücke,
deren Ursprung noch festzustellen sein wird, z. B. ein durchbrochen cise-
liertes Silbergefass (mit Jagddarstellung), das mit dunkelrotviolettem Glas
ausgegossen ist.^^)
361. Kleinasien diesseits des Taurus genoss unter den römischen
Kaisem seine ruhigste Zeit, wenn auch Erdbeben grosse Verheerungen
anrichteten. Vorläufig muss allerdings erst Plastik wie Baukunst aus den
zahllosen Kupfermünzen der Städte erforscht werden. Das Motiv der
mediceischen Venus kommt z. B. auf Münzen von Amisos aus dem Jahre
T. zu S. 486 u. 489. — Bemerkenswerter
Sarkophag aus Korone: Le Bas, mon. 99.
100.
*) Melos: Hermes als Grabstatue, in
Berlin Nr. 200; Rdra. Mitt. 5, 148 abg.; Kreta:
das. S. 147; etwas später Eisidotos: daselbst
S. 147 f.
«) Rom. Mitt 5, 142 ff. m. Abb. S. 143 =
Kqijt, ttQX' T. 7 (Attis an einer Säule).
') Masken zur Ehrung: Inschrift bei
Ross, Hellenika S. 99 Z. 15.
*) S. das Album KQrinxal aQXttiojfjxegf
z. B.. T. 2 (Asklepios?). 6 (kauernde Aphro-
dite). 8 u. 9 (Kaiserbasten). 20 (schwebende
Nike von Gold, mit Schleppkleid).
*) Herodian. 6, 8, 1.
«) Adam-Kilissi, abgeb. Ra. 42, 288,
Reliefs T. 21-25 (vgl. Sourzo, daa. S. 287 ff.).
') Z. B. am Marmarameere und bei He-
rakleia: Pbokesoh, Denkwürd. 1, 357. 363.
^) Inschrift von Perinthos: 'EXXtjy. <ptXoX.
avXX. 1864, 257 ff.
«) Lb Bas II 1409. 1435.
^^) S. 723; Künstler Kephisodotos, an-
geblich im 2. Jahrhundert n. Chr. : Ra. III
2 89
") In Kertsch: CR. 1872.
»») CR. 1863 T. 3, 4. 1868 T. 2.
'») CR. 1872, 143 ff. T. 2, 1. 2.
^^
Kap. X. Die griechlBch-rOmiBche Zeit. (§§ 361—362.)
753
162 vor.*) Die epigraphische Erforschung Kleinasiens bringt Bildhauer-
namep selbst aus den entlegensten Gegenden und zeigt, dass auch die
ungriechische Bevölkerung daran teilnahm. 2) Nichtsdestoweniger liefert
Athen Schiffsladungen von Götterbildern aus Gold und Marmor, oder von
chryselephantinen Werken.') Gold spielt in der kleinasiatischen Plastik
überhaupt eine grosse Rolle.*) Über die Malerei gibt es nur versprengte
Notizen,^) wenn man nicht ein paar Reliefs heranziehen wiU; die Mo-
saiken scheinen selbst hieher aus Rom importiert.^) Die Architektur ist
durch prachtvolle Gebäude aller Art vertreten, wobei man sich nur wun-
dem kann, wie dicht sogar im rauhen Gebirge die monumentalen Bauten
vorkonmien; wir verweisen besonders auf Lykien imd Pamphylien.') Die
Loyalität befeuerte die Asianer zu den höchsten Anstrengungen. So wurde
19 V. Chr. zu Pergamon ein Tempel des Augustus und der Roma gebaut,«)
welchem 25 n. Chr. der ephesische Tempel des Tiberius folgte.^) Das
Kunstgewerbe kennen wir durch die Inschriften, welche allenthalben
zahlreiche Zünfte bezeugen, i^') Das Pontusreich ist durch eine Büste
der Pythodoris, Gemahlin des Polemon, vertreten.*^) Zu dem helleni-
sierenden Kleinasien darf man Cypern rechnen, welches dem Oriente
nunmehr entfremdet ist;^*) der Name Athens übt auch hier seinen
Zauber aus und man kopiert Götterbilder der Akropolis.*') Asien jen-
seits des Taurus lassen wir vorläufig bei Seite, um nach dem Westen
zurückzukehren.
362. Die afrikanischen Provinzen fühlen noch die Nachwirkungen
der alten punischen Kultur.**) Das eindringende Römertum findet hier einer-
seits in den gebildeten Kreisen den Hellenismus der Diadochenzeit so fest
eingewiurzelt, dass nirgends in der westlichen Reichshälfte eine grössere
Neigung dafür bestand, andererseits beim Volke die punischen Gebräuche.
Abgesehen von der langen Gewandung'^) hält dasselbe an den alten un-
schönen oder symbolischen Bildern seiner Götter fest, '^) weiht dieselben
1) Imhoof, griechisclie Münzen S. 560
T. 2, 28.
2) Z. B. in Eilikia Tracheia Thraseas
und Hennophilos: Jhst. 12, 261. 262; la^a-
aafiig Tereovs ÜQijyafievg: das. 239 (unter
einem Relief der korykischen Grotte).
•) Phüostr. Vit. Apoll. 5, 20.
*) Ehrenstatue für Artemidoros in Eplie-
803: Strab. 14, 1, 26. Dreifoss mit drei gol-
denen Götterfiguren: Aristides I p. 516 D.
Menandros (p. 196 Walz) nennt an der Spitze
der Künstler die Goldgiesser.
') Gebundener Lykurgos: Longos 4, 3, 2.
^) Mosaik mit Aeneas und Dido in einer
ViUa bei Balikamass: B. 1860, 105; Nbw-
TOK, discoveries 2, 283.
^) § 76 f. Die Berichte des jüngeren
Plinius an Trajan sind ebenfalls interessant
(z. B. 39. 40). Prachtbrficke mit Statuen zu
Antiochien am Mäander, abg. an einer Münze
(Uead, historia num. S. 520); Heliosmetope
Handbuch der klaw. AltertumflwlMenscbafl. YI.
von Uion: Phot. Bruckm.; Wolters 1855;
Phot. bei Norm AND, Troie T. 14.
«) Dio 51, 20, vgl. Tac. Ann. 4, 37; ab-
gebildet auf Münzen: Eckbel, doctr. num.
2, 466.
*) Ebenfalls auf Münzen dargestellt:
EcKHBL 2, 547.
*^) Öhler, Eranos Vindobonensis S. 276 ff.
(Nr. 18 xoQttXXonXaajai in Magnesia am
Sipylos, CIG. 3408).
") Amdt-Bruckmanns Portr. T. 155'6.
'^) Wandmalerei mit Künstlerinschrift
in einem Privatbause von Salamis: Jhst. 12,
79, 3; Frauenkopf, abgeb. Jhst. 12, 130.
'») LöwY 532.
>«) La Blancbere, Ra. 1889 IT 259 ff.
»*) Serv. Verg. A. 8, 724.
'^) Schlange mit goldenem Kopfe in
Tipasa: Acta S. Salsae; Terrakotte einer
sitzenden Göttin: B. arch^ol. 1891, 157 f.
T. 12. 13.
48
754
KlaMiBclie Kniurtarcliftologie« IL Geschichte der Alien Knust.
rohen Votivreliefs wie früher (S. 562) und stiftet mit freiwilligen Bei-
trägen punische Heiligtümer.^) Die Erinnerung an die einstige Macht
gibt den eigentlichen Afrikanern immer noch einen hauptstadtischen An-
strich. Karthago ringt Lugdunum die zweite Stelle im Reiche ab und
hat hervorragende Gebäude, z. B. ein Odeon, Septizonium und eine Chal-
kostegis.') Aber selbst die Grenzstädte, die eigentlich militärische Lager
waren, übertreffen gleichartige Anlagen in anderen Provinzen bei weitem
an Eleganz und Komfort. In der Litteratur beobachtet man ein lebhaftes
Gefühl für die Kunst.') Eine einheimische Plastik war auf die einheimi-
schen Brüche des gelben und roten „Marmors** angewiesen und wahr-
scheinlich wurden manche Statuen fertig nach Rom gebracht (S. 714).
Der Erzguss scheint etwas in Abnahme.^) Götterbilder fertigte man aus
Holz*) wie aus Silber,®) in ganzer wie in halber Figur,') aber sie gingen
aus „Kunstanstalten ** hervor.^) Die schönen Mosaiken, an denen Afrika
reich ist, kamen wohl aus Italien ; ^) die Gebäude selbst, von welcher Art
sie auch sein mögen, weisen die allgemein römischen Typen auf, doch ist
auch hier die in Syrien am meisten blühende neue Aj*t der Dekoration
z. B. am Janus Quadrifrons zu Theveste und dem Praetorium von Lam-
baesa zu bemerken. ^<^) Hie und da jedoch trifft man auf selbständige Ver-
suche, z. B. ein modern anmutendes Relief mit Darstellung von Luft,
Erde und Wasser.*^) In dem Königreich Mauretanien wird der Helle-
nismus von Juba H. (25 v. Chr. — 23 n. Chr.) künstlich betrieben ; er hat
griechische Inschriften in Jol-Caesarea (Scherschel)^^) und einzelne inte-
ressante Porträtbilder hinterlassen.^')
Neben Afrika spielt Spanien eine sehr bescheidene Rolle, weil sein
Naturreichtum nicht dem Lande, sondern der Hauptstadt zu gute kam
und Spanien von den Welthandelsstrassen etwas abseits lag. Der Norden
und der Westen behielten ihren Götterglauben ^*) und demzufolge ihre alte
religiöse Kunst, während die andere Landeshälfte nach Rom gravitierte.
Hier fanden die römischen Mosaikfabriken ein Absatzgebiet; das an sich
unschöne Mosaik von Barcelona, welches die Zirkusspiele darstellt, ^^) ist
wenigstens antiquarisch bekannt.
363. Gallien grenzt sich in der Kunstgeschichte schärfer ab.^^) Nach
^) Grosse punische Inschrift: Beboeb,
Acad^mie des inscr. 1893 janvier; lateinische
Inschrift aus Numlulis J. 170: Ra. III 20, 215.
') Für die Archi&ologie Karthagos ist
die Appendix Probi zu benützen , deren indi-
viduelle Teile trotz W. Forstes (Wiener
Studien 1892, 2 ff.) afrikanisch sind.
») Z. B. Apul. apol. 14. 33 f.
*) Vgl. Apul. apol. 14.
^) Tertull. idol. (Mars); Apul. apol. (Mer-
kur).
•) CIL. VIII 6981.
^) Thorace Caelestis Augustae CIL.
VIII 993.
^) Ex oficina Murisn)(i), Inschrift einer
Venusstatue von Scherschel (Mowat, Ra. JIl
12, 145 ff.).
^) Mosaik von Hadrumetum mit Dar-
stellung des Labyrinthes: Acad. des inscr.
CR. 1892, 318 ff. m. Abb.; ieppichartiges Mo-
saik mit ägyptisierenden Darstellungen : Ra.
III 20, 217 ff T. 21.
'^) Z. B. Mausoleum des Flavianus mit
pyramiden&hnlichem Aufsatze : Ra. VII T. 140.
»>) AZ. 1864 T. 189, i; vgl Kalkmaiw,
Jahrb. 1, 255 ff.
»») Ra. III 17, 19 f.
13) Bfisten des Ptolemaios (23—40 n.
Chr.): Helbig, Führer I Nr. 33; Woltkbs
Nr. 1645.
^*) MoxMSEN, röm. Gesch. 5, 68, 1.
^^) A. 1863 T. D; Al. Labobde, descr.
d'un pav^ en mos. däc. dans Fanc. viUe d'
Italica, Paris 1802, m. 22 T. f.
") Litteratur: S.703f.; A. de Caühont,
VT
Kap. Z. Die griechiBoh-rOmisohe Zeit, (g 363.)
755
Caesars Eroberung machte die Bomanisierung rasche Fortschritte, da der
Boden gut vorbereitet war und die Oallier sich eifrig dem Neuen zu-
wandten. Nivelliert wurde darum doch nicht alles. Die keltische Reli-
gion erhielt sich neben und inmitten der griechisch-römischen und schützte
sowohl unförmliche Idole *) als Votivbilder, die Nicht-Galliern unverständ-
lich waren.*) In der Provence dauerte trotz der Niederwerfung Massa-
lias der griechische Einfluss bis in das zweite Jahrhundert fort.*) Wir
werden kaum irre gehen, wenn wir das Grabmal der Julier von St. Remy
und den wahrscheinlich Tiberius errichteten Triumphbogen von Orange
auf Massalia zurückleiten. ^)
Obgleich der Boden Galliens an sehr vielen Stellen Marmor, auch
Alabaster, Serpentin, Granit und Porphyr in sich birgt,*) hat sich eine
tüchtige Steintechnik nicht entwickeln können. Im Süden hatte man eher
Gelegenheit, griechischen Marmor, vielleicht auch fertige Arbeiten zu
Schiffe einführen zu können.^) Von dort stammt auch die eigenartige
, Venus von Arles* mit ihrer Rubens'schen Fülle,') welcher die parische
Aphrodite von Fröjus (sog. „Venus genetrix* des Arkesilaos) gegenüber
steht.*) Die meisten Steinskulpturen sind zumeist in einheimischem Mate-
rial plump gearbeitet,^) was oft ein farbiger Überzug beschönigen musste.
Ein Relief des Museums von Sens (aus dem „3.** Jahrhundert) zeigt eine
interessante Gliederung in Rechtecke, welche die Einzelfiguren in Vorder-
ansicht enthalten. 1®) Die Bronzearbeit stand höher, weil die Gallier durch
den Zinnhandel von Alters her mit dem Stoffe vertraut waren. Unter
den häufig gefundenen Figuren befinden sich mehrere weniger vollkommene,
die man den Galliern zuzuschreiben pflegt, andererseits sind aber vortreffliche
Arbeiten erhalten. 'i) Die realistische Figur eines bis auf die Knochen
abgemagerten Menschen fallt durch ihre griechische Kursivinschrift auf.**)
Die grossen Figuren sind, wie überall, selten. Wir notieren schliesslich
die bronzenen Büsten von Göttern in einer Art Umrahmung, die aus At-
ab^cödaire on rudiment d'archöologie I. äre
galloromaine, 2. Aufl. Caen 1870 m. Abb.;
L. Fbiedlakdeb, GaUien u. seine Eultor
unter den Römern, Deutsche Rundschau,
1877 Dezember.
») Sulp. Sev. dial. 2 (3), 8, 4. 9, 2.
*) Z. B. ,1 Jupiter mit dem Rade': Ra.
41 , 3 £f. T. 1 ; bronzener Eber mit 3 HOmem.
') Favormus von Arelate schreibt grie-
chisch; die Münzen von Nemausus zeigen
unter Augustus alexandrinische Zeitrechnung
und Zeichen (Moxxsen, röm. Gesch. V * 100).
*) Beide im Abguss zu St Germain.
Über ersteres s. L. Lohdb, Rhein. Jahrbb.
1867, m. T.; Antike Denkm. I T. 13—17;
Triumphbogen, Reliefs: Phot. Bmckm. 92 — 5.
^) HiaiOABT DB Thttby, A. des mines
VIII (1823).
•) Satyr von Yienne: Wolters Nr. 1498;
Sarkophag aus Bordeaux im Louvre Nr. 240.
^) Louvre Nr. 137. Eigentlich ist nur
der Kopf (Phot. Giraudon) ausgeführt. Sie
wurde im Theater gefunden. Der Provenzale
Salvian (gub. d. 6, 60) spricht von der Theater-
venus
•j Louvre Nr. 135; Wolters 1208.
') Z. B. Medea und ihre Kinder aus
Sandstein in Arles: Millin, voyage T. 68, 2
u. gall. myth. 102, 427; AZ. 33, 65 f. T. 8, 2;
Basaltrelief mit phantastischen Seewesen,
in Dinan : Ra. n. s. 43 T. 2 (bei MOnzen des
Gallienus n. Postumns gefunden).
»0) Phot. Giraudon.
'0 Z. B. Clakac 826, 2083b (Krieger;
vgl. Heydemanv, Pariser Antiken 70); B.
monum. 1876, 352 m. Abb.; Montfauook,
antiq. expl. 1, 132 T. 76, 4; Grivaud de la
Vincellb, recueil p. 116 T. 13, 8; Ga. Vlll
T. 10 (Victoria); Ga. 6, 134 f. T. 20/21 u. Ra.
1880 U 65 ff. T. 13/4 (Porträtbüste mit
blauen Glasaugen); Ga. 9, 80 f. T. 11 (Merkur-
büste).
>«) Ra. 1, 458 ff. T. 13 ; vgl. Paus. 10, 2, 6.
48'
756
Klasaische Konstarohäologie. tL Gesohichte der alten Kanet.
tributen oder kleineren Götterfiguren besteht. 0 öallien produzierte auch
Figuren aus Edelmetall.*) Die Thonplastik bedarf einer Festsetzung ihrer
unteren Grenzen, da es schwerlich angeht, die mangelhafteren der letzten
Periode zuzuweisen. Die Töpfer von Toulon-sur-Allier*) wählen einen
weisslichen Thon, welcher einige Ähnlichkeit mit Silber hat, aber diese
Art ist schlecht zu modellieren, so dass sich der Wert der Figuren auf
die Kultur- und Beligionsgeschichte beschränkt.
Die Bauten Galliens ragen im Vergleich mit anderen Provinzen nicht
eben ansehnlich hervor. Wir finden wieder die obligaten Mosaiken*) und
hin und wieder Wandgemälde.*) Doch sei hier nochmal auf die ansehn-
lichen Bauten Südfrankreichs (S. 138 f.) hingewiesen. Zum Bau des Augu-
stustempels in Lyon wirkten die gallischen Gemeinden zusanmien.^) In
gewerblicher Hinsicht leistete Gallien nicht unbedeutendes,'') weil eine
gute Überlieferung vorhanden war (S. 704). Die Arbeiten von Silber und
Gold imponieren uns durch ihre Masse und manches originelle Motiv.*)
Getriebene Silbermedaillons sind oft in Thon nachgebildet worden,*) wie
überhaupt die Keramik nichts selbständiges leistete.**^) Ob dieOnyxsteine'*)
im Lande selbst geschnitten wurden, bleibt zweifelhaft.
364. Das Rheinland sondert sich, wie gesagt, in vielen Dingen
von Gallien, weil ungewöhnlich starke Garnisonen hier lagen; von den
höheren Offizieren wurde der Ton des luxuriösen Lebens angegeben und
dieses zog seinerseits ein sehr gemischtes Publikum, z. B. die industriösen
syrischen Eaufleute, an. In diesem prunksüchtigen internationalen Leben
ist nicht eigentlich etwas einheimisches, sondern die Mischung so vieler
verschiedener Elemente das bezeichnende.**) Die Steinmetzen verwendeten
gewöhnlich die einheimischen Steine, welche zumeist ordinär waren und
») Ga. IX T. 3; Caylijs, recueil V T. 111.
*) ^Tyche" von yergoldetem Silber aus
Mftcon: Ga. V T. 1/2.
*) Funde in Moulins und St. Germain
(S. Reinach, catal. somm. p. 114 ff.); Payan-
DuMOULiN, antiq. gallo-rom. d^couvertes ä
Toulon-sur-A liier; H^ron dk Yillbfosse, Ra.
1888, 145 ff.: Amtmahn, lit nuptial: terre-
coite gallo-rom., Paris 1892, m. T.; S. 704, i.
*) MiLLiN, S. 138 u. descr. d'une mosaY-
que; Abtaud, recueil des mos. de Lyon et
des depart. m^rid.; Ch. Loriquet, la m. des
promenades ä Reims, Reims 1862, 18 T.;
BuBSiAK, Mosaikbild von Orbe, Züricher
antiq. Ges. 1868, m. 1 kol. T.; Mosaik von
St. Rustice (Südfrankreich): Stark, Städte-
leben im südlichen Frankreich S.608; Kaibel,
inscr. Gr. Sicil. et Ital. 2519.
^) Reste zu Nizy-le-Comte (Aisne): Ga.
8, 197 ff. T. 34— 36; Hebtzbbbo, Kaiserzeit
S. 423.
') Auo. Bebnard, le temple d' Auguste
et la nationalit^ gauloise, Lyon 1863, f. m.
12 T.
') (Bapst,) Essai sur Tindustrie gallo-
rom. en Atträbatio; Arras 1874.
^) Ciselierte Silbergefässe aus Bemay:
Raoül-Rochette, mon. in^d. T. 53; Ls Prb-
vosT, m^m. s. la coli, de vases de B., m. T.;
P. OüRSBL, ant. rom. trouv^es ä Berthouville
präs B., Paris o. J. m. T.; Schatz von Caubae,
in London: B. öpigr. 6, 246 f.; Silberschale
aus der Rhone: Milungbn 136 n. 536 ; iNem-
RAXi II 178; Tarascon: Dbloye, not. sur
deux vases en argent massif, Paris 1863;
Villeret'scher Fund : Lbnorxakt, B. 1830,
107 ff.; Montcomet (Aisne) und Limes (Loire):
Th^DENAT et HeRON de VlLLBFOSSBy Ga.
1885, 105 ff.
^) Fbobbneb, mus^es de France p. 52 ff.
T. 14-16; Ga, 6, 178 ff. T. 30. 9, 257 ff.;
RoULEZ, trois m^daillons de poterie rom.,
Paris 1877, m. 1 T.
") S. 704; H. DE FoHTENAY, inscr. cära-
miques d'Autun, m. T.
**) Grosses Gefäss mit Figuren: Ed.
Aubbbt, tr^sor de Pabbaye de Saint-Maurice
Agaune, Paris 1872 T. 16-18; J. J. Öbi,
der Onyx v. Schaffhausen, Zürich 1882, f.
^*) LöscHCKE, Berl. Phil. Wochensohr.
1893, 222 ff.
Kap. Z. Die grieehiBoh«rOmiBche Zeit. (§ 364.)
757
daher starke Bemalung (hauptsächlich in Rot und Grün) verlangten; *) der
Odenwald lieferte aber harten Basalt, der am Felsberg gebrochen wurde.*)
Marmor wurde nicht häufig eingeführt. Sehr häufig fertigte man aus
einem einzigen Stein (ohne stets den Hintergrund zu durchbrechen) das
kleine Rundbild eines Reiters, der einen schlangenfüssigen « Giganten* zu
Boden geworfen hat; diese »Gigantensäulen*' *) sind wohl mit einem orien-
talischen Glauben in die Rheingegend gekommen. Sie interessieren nur
als Denkmäler religiöser Kunst, wie die Viergöttersteine *) und die Votive
der Matronae deae.^) Die Grabsteine haben meist einen strengmilitäri-
schen Charakter, indem sie den Legionär in Paradestellung und den Reiter
im Gefecht ordonnanzmässig ausgerüstet und mit allen Dekorationen zeigen.
Interessant sind bloss (wenn wir das Kriegswesen bei Seite lassen) einige
Grabsteine von Zivilisten, z. B. der des Schiffers Plussus in Mainz. Die
Bronzeplastik muss ansehnlich und mannigfaltig gewesen sein, wofür wir
die Knabenstatue von Xanten,^) die nach einem älteren Typus gearbeitete
Apollofigur in Speier ^) und Idole wie man sie in Gallien hat, citieren.^) Ein
hölzernes Götterbild scheint durch den Sand von Nymwegen in Versteine-
rung erhallen. Terrakottafiguren haben mehrmals den Fabrikstempel »ad
cantunas novas'' u. dgl.^) und weisen je nach ihrer religiösen Bedeutung
verschiedene Stile, namentlich den gallischen und griechisch-römischen,
auf; jenem wird man die Sitzstellung mit auseinander gespreizten Knien
zuschreiben dürfen, ^o) Beiläufig seien noch die Spielereien von Steinmetzen
und Bergknappen genannt. ^^) Die römischen Offiziere und Beamten er-
bauten sich zahlreiche Villen, welche ebenso geschmackvoll als komfor-
tabel eingerichtet waren; *^) daher die grosse Menge ansehnlicher Mosaik-
böden, die zumal in der Villa zu Nennig und überhaupt im MoseUande
vorkommen.") Unter den pyramidenartigen Grabbauten ragt die » Igel-
säule ^ der Secundiner hervor, ^^) deren Reliefs nach einem neuen Prinzip
') Hbttnsb, Verh. d. Trierer Philologen-
vers, 1879, Lpz. 1880 S. 26 f.
^) S. 296; Rest einer basaltnen Kaiser-
statae vor der Saalbarg.
') Tr^v^dt, le cavalier et Tanguipede,
Laval 1889; AA. 1890, 63 ff.; Fbeidhof, d.
sog. Gigantensäulen, Metz 1892, m. 8 T.; B.
Flohscbütz, d. Gigantensäule v. Schlierstein,
Wiesb. 1890, m.2T.; mythologisch s. M. Matsb,
Verh. d. Görliizer PhUTers. 1889, 336 ff.
*) Verzeichnet von Hauo, Westdeutsche
Ztsch. 10, 9 ff.
^) E. Friederichs, Matronarum monu-
menta, Bonn 1867 ; Ihm, Rhein. Jahrbb. H. 83.
S. 177 ff. 266 ff. H. 84, 73 ff.; Fbiedlakdkr,
Wochenschr. f. klass. Phil. 5, 12 ff.
^) In Berlin Nr. 4: E. aus'm Weebth, die
Bronzestatue von X., Bonn 1858, m. 1 T.;
E. Friederichs, die Xantener Erzfigur, Berlin
1860, m. 2 T.; Abg.
') Stark, Rhein. Jahrbb. H. 61.
•) Rhein. Jahrbb. 13, 118 f. T. 1.
») Rhein. Jahrbb. 1879, 178; Anthr.
Gorr. 1885, 60. Im allg. s. Freudenbero,
Terrakotten aus Ulmen, Rhein. Jahrbb. 18,
97 ff
") Vgl. S. 704; mehrere in Homburg;
ebenso am Grabsteine des Schiffers Plussus
in Mainz.
»0 Stein bei St. Goar: Anthr. Corr. 1878.
66; komische Darstellungen in einem Blei-
bergwerke in Roggendort a. d. Eifel: das.
S. 153; Pferd in einem Eeller auf dem Alt-
heck.
>«) S. 149.
") S. 149; J. N. WiLMOWsKY, röm. Mo-
saiken aus Trier u. Umgegend, Trier 1888,
m. 9 T. (mit Einleitung Uettners über die
Zeitbestimmung) ; Mosaik von Rottweil :
Jahreshefte des wtirttemb. Altertumsvereins
I. Stuttgart 1884; Vilbel: Archiv f. hess.
Altertumsk. X m. 4 T.; AZ. 1860, 113 ff.
'^) PiRKHKDfEBi Opera ed. Goldast S. 93 f.
T. 3; Nbubohr, Abb. d. röm. Monum. in I.,
gez. u. lith. V. Hawich, Trier 1826 f. m. 5 T.;
L. ScHORN, Erkl. der Bildw. an dem röm.
Denkmale zu I. bei Trier, Mflnchen 1835(47)
m. 1 T.; ZuMPFT u. Osterwald, d. rOm. Denk-
758
Klaesische Ktuuitaroh&ologie. U. Geachiohte der alten Knnst.
gegliedert sind, das wir gleichzeitig durch die Mithräen und jenes Kelief
von Sens (S. 755) u. s. w. kennen; die Figuren sind nämlich in recht-
eckigen Fächern an den Pfeilern übereinander gestellt. Und dies ist
nicht der einzige Fall, wo neue dekorative Ideen erscheinen.^) Das
Kunstgewerbe ist im Rheinland ausgezeichnet vertreten, wenn auch nur
die bescheidene Keramik ein lokales Gepräge hat.^) Die Vasenmalerei
fand hier nämlich noch ein Asyl, nachdem sie im vorigen Zeitalter
durch die Gallier Eingang erlangt hatte; allerdings sind die rot oder
weiss aufgemalten Zierrate nur Ornamente oder Inschriften«') Nach
gallischem Muster wird auch weisser Thon angewendet.^) Aus den pla-
stischen Vasen der früheren Zeit sind die Büstenvasen, die den neurömi-
schen Sparbüchsen gleichen, hervorgegangen. Auch die Gagatindustrie
ist eigentümlich.^) Dagegen wird man bei kostbareren Dingen, wie dem
berühmten Bronzebecher mit Romulusbildem,^) noch mehr bei Elfenbein-
arbeiten ^) und am allermeisten bei den Gläsern an Einfuhr denken. Die
Glasgefässe,^) unter denen sich sehr schöne Diatreta (S. 221) befinden,
weisen Motive auf (wie z. B. eine Phiole als Syrinx spielender Affe ge-
bildet ist),^) welche doch wohl alexandrinisch sind. Vielleicht kann man
mit der Zeit noch andere Quellen bestimmen. ^^)
365. Brittanien wurde unter den Römern, wie die Panegyriker
versichern, ein reiches Land und in der That besass es von der südlichen
Küste bis zum Hadrianswall zahlreiche Villen mit kostbaren Mosaiken. ^^)
Gebaut wurde so fleissig, dass der siegreiche Gonstantius brittanische
Meister nach Augustodunum verpflanzte.^') Für die durch die Garnisonen
hervorgerufene Internationalität der Bevölkerung liefert ein Grabstein in
palmyrenischem Geschmacke mit lateinisch-palmyrenischer Inschrift ein
drastisches Beispiel. 1') Von den Gewerben ist nicht viel zu sagen. ^^) Das
innere Wales, Irland und Schottland empfingen die römische Kultur erst
durch das Christentum.
8HG. Die Donauprovinzen verhielten sich zum Reiche ähnlich,
1866, m. 2 T.; F. Wibsblbb, röm. Gläser ge-
funden in Hohen-SOlzen, das. 1876, m. 3 T.
') In Köln: Aus'mWsbbth, Rhein. Jahrbb.
41, 142 ff.
><") Ein Gef&as in D&rkheim stellt den
Kopf eines Barbaren (nach Mehlis eines Sar-
maten) mit Haarscbopf im Nacken dar.
* *) S. 146 f.; Wm. Fowlbb, colonred en-
gravings of Roman mosaic pavements which
have been discovered in Oreat Britain, Win-
terton 1796 ff. 2 Bde. f.; Ltsons, figores of
mosaik pavements in Dorsetshire, 1808, f.;
ders., desgl. in Horkstow, 1801, f.; T. Mor-
gan, Romano-British mosaic pavements, Lon-
don 1886, m. 33 kol. T.
") Paneg. 5, 21 p. 148, 2 f.
»») Tr. b. a. 6, 436 ff.
**) L. jBwnr, ceramic of Great Britain
for the prehistoric times down to the pre-
sent day, London 1878. Ein in der Themse
gefundener ciselierter Silberbecher und schöne
figurierte Gläser worden im vorigen JiJir-
hundert einzeln gestochen.
mal in 1. (mit Vorwort Goethes, Ges. Werke
44, 180 f.).
*) Giebelfeld mit Ranken ausgefüllt an
einem Inschriftensteine vom J. 201 in Mainz;
eigentümliche Architektur in einem Silber-
relief: DAK. II T. 29; Rhein. Jahrbb. 37, 103
T. 3; DoBow, röm. Altertümer in und um
Neuwied S. 68 T. 12.
') Hettneb, Festschrift für J. Ovebbbck
S. 164 ff.
^) LiMDENSCHMiT, Altertümer I 6, 6, 5.
III 6, 4, 4. 6; mehrere in Mainz und Hom-
burg (schwarzgefimisst); Speier (auf terra
sigillata).
^) öfter in der Pfalz mit Nadelreihen
(meist plastisch, selten rotbraun gemalt).
^) S. 192; Schmucksachen aus der Kölner
Gegend : Rhein. Jahrbb. 14, 46 ff.
^) In Bonn: Ublichs, Rhein. Jahrbb. 1,
45 T. 1. 2; Ovebbbok, Katalog S. 114 f.
^) H. Knebel, de signo ebumeo nuper
effosso, Duisburg o. J. m. 1 T.
») S.224; E.aus'xWbbbth, Rhein. Jahrbb.
Kap. X« Die grieohiBch-rOmiBohe Zeit.
365-366.)
759
wie die Bheiiilande und Brittanien, weil sie eine starke und bunt gemischte
Besatzung hatten; infolgedessen sind die Denkmäler ebenso mannigfaltig
als buntscheckig. Die durch die Beschaffung der einheimischen Natur be-
dingte Holzplastik der Alpen ist natürlich jetzt spurlos verschwunden.
Die Gebirge liefern Steine der verschiedensten Art,^) doch blieb es bei
provinziellen Steinmetzarbeiten. ^) an denen nur vielfaltige Übereinstim-
mungen mit orientalischen Werken derselben Zeit auffallen: Greife oder
Panther flankieren eine übersprudelnde Wasserume, Spitzsäulen haben wie
im Thal Josaphat ein hutartiges Dach, Jupiter Dolichenus steht auf seinem
heiligen Tiere;') die Verstorbenen sehen uns auffallend häufig zu zweien
oder dreien wie aus einer Loge an.^) Das merkwürdige Hekataion von
Hermannstadt hat, ähnlich wie die ephesische Artemis, Figurenstreifen
um den Leib.^) Die üppige Ornamentik dringt ebenfalls manchmal ein.^)
Die rohen Terrakottafiguren aus weissem Thon reichen bis Salzburg her-
über.') Die Bleifiguren von Frögg und anderen Orten sind von zeitloser
Rohheit.*) Nur in Bronze wurden künstlerische Werke hergestellt, wie
der bekannte Hermes („Jüngling''), ein barbarischer Oberoffizier und ein
Greif, sämtlich in Virunum gefunden.®) Unter den kleineren Bronzen
hebe ich die beim Rheinland erwähnte halbgallische Sitzstellung hervor. ^^)
Darf man etwa zu jener Bronzeplastik den betenden Knaben in Ver-
bindung setzen, der vielleicht aus Aquileja stanmit?^^) Denn für die Al-
penländer ist von jeher Aquileja die Vermittlerin vieler Eulturelemente
gewesen.^') Noch heute wandern aus der dortigen Gegend Maurer und
Steinmetze nordwärts. So weichen denn auch die Bauten >^) von den ita-
lischen kaum ab, nur sind sie weniger reich als im Rheinland und in
Brittanien. Die Wandgemälde sind höchstens dekorativer Art.^^) Statt
auf schöne Mosaiken, sah man lieber auf die Gewähltheit der Belagplatten
des Bodens, welche nicht bloss aus Oberitalien, sondern bis von Afrika
') Z. B. wurde in Schwaben roter Mar-
mor von fassen und Solenhof er Schiefer
verwendet; in Steiermark herrscht weisser
Marmor vor, auch kennt man Basalte (über
die römischen Steinbrüche Abkbth, Sitzungs-
berichte d. Wiener Akad. 1862, 708 f.). In
Sirmien wurde wahrscheinlich auf Fruska-
gora gebrochen.
>) Z. B. Wölfin mit den Zwillingen: Ja-
BOBNBOO, Kämthen T. 3.
*) Z. B. Panther: Jabobveoo, Eärnthen
T. 4; Spitssäulen: abg. Mitt d. Gentralkomm.
N. F. 17, 246; Dolichenus: Jabobnbog T. 8.
*) Häufig in Cilli (mehr als einmal hat
eine Frau in der Hand eine Blume); drei
Personen schauen in gesuchter Stellung aus
einer Loge, unten befindet sich in altorien-
t>alischem Geschmacke ein Streifen mit Jagd-
hunden und Hasen : abg. Mitt. d. Gentralkomm.
14, 276. Interessantes Grabmal mit Rund-
bild aus dem £chemtha]e bei Hallstatt:
Sitzungsber. d. Wiener Akad. 40, 697 ff. m. T.
*) Arch.-ep. Mitt. 5, 193 ff. T. 1.
^) Jabobneoo T. 12.
^) LöWT, Arch.-ep. Mitt 5, 182 ff. (vieles
fefälscht) (T. 6 Domauszieher). Bessere Terra-
otten aus Pilin (Com. Neogräd) : Anthrop.
Corr. 1877, 12.
8) Mitt. d. Gentralkomm. N. F. XVII T.
zu S. 24.
") Hermes: Phot. Bruckm. 325; Woltebs
1562; Rob. v. Sohubidbb, Jahrbuch d. kunst-
hist. Samml. des allerh. Kaiserhauses 15, 103 ff.
(nach ihm betender Jüngling); Greif: Jabob-
HEG6 T. 7.
") Weibliche Figur aus Cilli : Rich.
Ekabl, Mitt. d. steierm. Vereins 12, 41 ff.
T. 1.
'»') S. 670,b; vgl. Jahrb. 2, 7.
*') F. DE CoNCiNA, sul commorcio dei
Romani in A., Alvisopoli 1810, m. 5 T.;
S. 135.
^^) Verzeichnis der römischen Baureste
Steiermarks bei Fb. Piohlsb, d. röm. Villa
zu Reznei S. 3 f.
^*) Salzburg: Abneth, archi&olog. Anal.
1851 T. 9 a. 1890 wurden zu Noviodunum
(Erain) zwei Grabkammem aus dem 3. (?)
Jahrhundert gefunden.
760
Klassische Knnstaroh&ologie. n. Gesohichte der alten Kunst.
her eingeführt wurden.^) Über die industrielle Thätigkeit ist nicht viel
zu sagen. ^) Örtliche Geschmackseigenttimlichkeiten zeigen sich in Schmuck-
sachen, z. B. stammt aus Brigantium eine bronzene Brosche in Form eines
Wildschweines mit Emailtupfen.*) Bessere Arbeiten wie der schöne figu-
rierte Pferdeschmuck aus Siebenbürgen*) mögen importiert sein; darauf
deutet ja wohl auch das Silbergeföss mit ägyptisierenden Darstellungen.^)
867. Im freien Germanien gab es noch zu Tacitus' Zeit keinen
Bergbau ausser bei den gallisch sprechenden Gothinem, welche Eisen-
gruben besassen ; ^) man brannte wohl thöneme Gefasse, aber keine Ziegel.^)
Besser waren die FärbestofTe ausgenützt, aber roh barbarisch zur Ver-
schönerung der Schilde oder zur Tättowierung.®) Die Häuser verzierte
man mit aufgestrichener Erde, dagegen vermisste der Römer Grabdenk-
male imd Tempel.^) Immerhin brachte der sei es friedliche oder kriege-
rische Verkehr wieder besseres ins Land, wiewohl die Germanen nur bil-
liges Zeug, z. B. Purpursäume, kaufen wollten, i®) Geschenkweise erhielten
Fürsten und Gesandte silberne Gefasse ; Phalerae und die gallischen Hals-
ringe waren hochgeschätzt. ^0 ^^ ofTensten stand den Römern das Land
Marbods, welcher am Hofe des Augustus gelebt hatte ; trotzdem fand noch
Maximinus in den Donaugegenden hölzerne Häuser, weil Bausteine und
Ziegel selten waren. ^^) Von der eigentlichen Kunst wird nichts weiter
gesagt, als dass die Germanen religiöse Bilder hatten, jedoch keine mensch-
lich gestalteten Götter, sondern z. B. ein Schiff, das Hertha bedeutete,
einen Eber oder andere wilde Tiere. ^*) Zu jenen Importgegenständen,
welche bis nach Skandinavien hinauf gelangten, zählen wir kleine Bronze-
figuren, die die Verbreitung griechisch-römischer Mythen begleiteten,**)
silberne Fibeln, Schnallen und Spangen,*^) das grosse getriebene Silberge-
fass aus Gundestrup (Jütland) **), bronzene Gefasse *') und Fibeln provin-
zieller Form, rheinländische Thonvasen^») und einige Genmien.**) Die Chro-
nologie des einheimischen Kunstbetriebes liegt noch im Argen ; es kommen
in Betracht die Werke mit Runeninschriften, z. B. ein rugisches Thon-
köpfchen in Berlin, ^<^) Nachahmungen von Gemmen in blauem Glas mit
') Mitt. d. Centralkomm. N. P. 15, 19;
Mosaiken: s. z. B. Westenhofen S. 243;
Pausinger, Mosaikboden bei Weyereck am
Attersee; Salzburg: Abnbth, arcnäol. Ana-
lekten T. 5— 9, vgl. Löwi, Arch.-ep. Mitt. 5,
176; Abbildung v. 2 alten Mosaiken, welche
im J. 1823 zu Varheli im Hunyader Komitat
entdeckt worden sind, Hermannstadt 1825,
2T. f.
^) Über Steiermark s. Muchar, Gesch.
V. Steiermark 1, 128 flF.
') Abg. Mitteil, der Centralkomm. N. F.
15 95.
*) Arch.-ep. Mitt. 12, 137 ff. T. 4.
*) Aus Ungarn: M. I 56, vgl. A. 5, 179 ff,
6) Tacit. Genn. 6. 43.
') K. 5. 16.
») K. 6. 43.
») K. 16. 27. 9.
^0) K. 5 a. E. 17.
'>) K. 5. 15 a. E.
") Herodian. 7, 2, 4.
'») Tac. Germ. 9. 40. 45. bist. 4, 22.
^*) G. Enoblhardt, statuettes romaines
et autres objets d'art du premier &ge du fer,
M^m. des antiq. du Nord 1872, m. 12 T.;
Friedländeb, AZ. 35, 78 ff. m. T. 10 ; mehrere
Götter und Tiere in Böhmen; Pferdeben:
an der schwarzen Elster: Elexx, Handbuch
S. 366 T. 22; bei Seelow: Verb. d. Berliner
anthrop. Ges. 1875, 87. 114. T. 7, 7.
**) Vgl. Herodian. 4, 7, 3.
*^) Al. Bbrtrand (Acad. des inscr. 28
avr. 1893) vergleicht die Darstellungen mit
den Reliefs von Orange.
^^) Frölino, d. Bronze-Becken im Culmer
Lande, Danzig 1881, m. 1 T.
'») Z. B. am HradigtS (Böhmen).
*') Gameol von ebendort: Anthr. Gorr.
1878, 26; bronzener Scarabaeus aus Dobri-
chov.
^^) Henning, die deutschen Runenin-
'V
Kap. Z, Die griechisch-römuiche Zeit. (§§ 367—368.)
761
rohen Figuren,^) Thongefasse mit eingestempelten Bildern und etwa noch
die yslavischen'^ Steinfiguren in Bamberg, dem Norden und Husiatin (6a-
lizien). *)
368. Den Übergang zum Orient mag Ägypten') vermitteln, dessen
Verhältnisse seit der Ptolemäerzeit ziemlich gleich geblieben sind. Es
hat nur den Herrn gewechselt und an der Reichshauptstadt einen sehr
vorteilhaften Absatzplatz gefunden, während der Welthandel über Ale-
xandrien und Koptos enorm zunahm.^) Wie noch in der Eaiserzeit grie-
chische Kolonien und ägyptische Städte geschieden werden,*) so wird die
Kunst noch immer auf doppelte Weise betrieben. Die monumentale Stein-
plastik hing von den Brüchen vulkanischer Steine (S. 714) ab, welche
sich jetzt im Besitze der Kaiser befanden.^) Zu Granit, Porphyr und Ba-
salt schien aber nun einmal der ägyptische Stil zu passen, freilich nach dem
modernen Geschmacke gemodelt, wodurch in die Steifheit der Tracht und
der Haltung eine gewisse Eleganz hineinkam ; die Frisur wird z. B. ganz
in Locken geflochten.') Jene Steinbrüche lieferten nun für die einheimi-
schen und fremden Tempel und die Bauten der Kaiser, z. B. den ägypti-
schen Teil der Hadriansvilla, Statuen von Göttern (einschliesslich Anti-
noos und die Kaiser), Sphinxe, Löwen mit halb menschlichen Gesichtern,
heilige Tiere, Telamonen, mit Figuren umgebene Säulen, Obelisken und
dergl.®) Die Oberarme der Stehenden sind mit dem Körper wie durch
eine Fischhaut verwachsen, während im Sitzen die eine Hand auf der Brust
liegt. ^) Die Augenbrauen werden plastisch angegeben. Der kindliche
Ausdruck ist jetzt endlich bei Horus und den Patäken getroffen.*^) In
den gleichen Stoffen, vielleicht von den gleichen Arbeitern werden aber
Porträtbilder der Kaiser und Beamten, wie auch Bilder der griechisch-
römischen oder synkretistischen Götter in der internationalen Manier ge-
fertigt; hier genügt es nicht die im Lande selbst gefundenen Bilder ^^) zu
beachten, sondern es ist notwendig, die aus ägyptischen Steinen gefertig-
ten Statuen unserer Museen kritisch zu prüfen. Von den Statuen darf
man die grossen Gefasse aus ägyptischen Steinen nicht trennen, die z. B.
dionysische Symbole (scenische Masken und Thyrsen) tragen. ^*) Die Mar-
morplastik bleibt im Nillande stets etwas gekünsteltes. ^3) Ob Bilder
Schriften, Strassbnrg 1887 T. 16. Eidsiva-
thiDg's Christenrecht K. 24 erwähnt Götzen-
bilder aus Teig oder Thon.
») Ztsch. f. EÜmol. 14, 179 flF. 545 ff.;
F. y. Alten, Repertorium f. Kunstw. 7, 23 ff.
') M. Wbioel, Bildwerke aus altslaw.
Zeit, Braunschw. 1892, m. Abb.
') Fbüardbnt, Collection G. di Demetrio.
Egypte ancienne, Domination rom., 1871 m.T.
^) Vgl. MoMMSEN, römische Geschichte 5,
616 ff.
') CIG. III 4679.
•) C/G. III 4718 mit e u. f.
') Ägypter auf Krokodil, in London:
Clarao 875, 2223a.
^) Z. B. Mus. Capitol. III 32; Montfaücon,
suppl. II 43; Beckeb, Augusteum 2, 11; Kopf
des Antinoos in Dresden Nr. 258; Paviane
und halbmenschliche Löwen im kapitol. Mu-
seum; zwei Säulen mit Figuren, ebendort;
Canopus mit erhabenen Figuren: Bobioki
T. 3. 4; barberinischer Obelisk auf dem Monte
Pincio (jedenfalls aus Antinoupolis); Tela-
mone: zwei kolossale aus rotem Granit, im
Vatikan, S. d. croce greca, vgl. Dietbichson,
Antinoos S. 177 Nr. 11. 12.
») Z. B. M. Borb. 11, 19.
^^) Masse einer stehenden Statue bei
AuDRAN, Proportionen T. 10.
»») Perbot I 488; Ed. Meter, Ägypt.
S. 404.
") Hblbio, Führer I S. 2.
^') Oberflächlich ägyptisierender Anti-
nous im Vatikan; Zeus Helios in Berlin:
762
KUflsiache Kmwtaroh&oloipe. IL Geschichte der alten Kunst.
wie der Nil in Alexandrien oder in Rom gefertigt sind, wird schwer zu
bestimmen sein. Die Metallplastik aber ist so gut wie vollständig der
Einschmelzung anheimgefallen J) Etwas nationales hat nur die neuerdings
bekannt gewordene Oypsplastik, welche den gewöhnlichen, aber bildsamen
Stoff unter grellen Farben verbirgt (S. 413). Was die Malerei anlangt,
so tritt neben jene Oypsbüsten, vermittelt durch bemalte Terrakottamasken,')
die Masse der S. 688 besprochenen enkaustischen Portratbilder.') Helle-
nistische Malereien sind durch Beschreibungen bekannt;^) Clemens klagt
über die kleinen Kassettenbilder in den Schlafzimmern der wegen ihrer
Sittenlosigkeit berühmten Alexandriner;^) ob Bilder, wie «Kleopatra's
Tod'' oder «der Nilgott mit den personifizierten Flut-Ellen,' ^) von Ägypten
nach Italien gebracht wurden oder dort entstanden, wie Rubens seine Nil-
bilder daheim malte, ist nicht zu entscheiden. Wahrscheinlicher durfte
der alexandrinische Ursprung der malerischen Vorlagen sein, nach wel-
chen Nilbilder in Mosaik ausgeführt wurden. Spricht doch auch Lucian
ausdrücklich von ägyptischen Gemälden des Nils und seiner Ellen.') Das
berühmte Mosaik von Praeneste bringt eine vollständige ägyptische Ve-
dute,^) während Nilbilder die ^Alexanderschlacht'' von Pompeji nur ein-
rahmen.^) Gleichzeitig scheinen kleine Mosaikbildchen, z. B. mit einigen
Wasservögeln und Schilfpflanzen, nach Rom ausgeführt worden zu sein.^^)
Ägyptisch ist auch die Erinnerung an den Tod durch ein Skelett und eine
griechische Sentenz. >0 Gleichzeitig werden die alten Tempel umgebaut
und restauriert, wobei ägyptische Wandmalereien die römischen Kaiser
als Sonnensöhne maskiert und, wie die Ptolemäer, ohne Porträtähnlichkeit
zeigen. >') Desgleichen gehören die bemalten Leichentücher dem hierati-
schen Stile an. Ausserhalb des Bannes der Tempel verfallen die Male-
reien in das Phantastische.^^) In den herkömmlichen Reliefs blieb eben-
falls teilweise der Stil, so gut es ging;'^) andererseits dringen auch hier
phantastische Elemente ein. Mit den Gigantensäulen z. B. haben die Re-
liefs, welche den Horus vom Pferde herab ein Krokodil töten lassen, Ver-
wandtschaft.^^) Das gleiche Schicksal trifft die Mumiensärge; denn wenn
AZ. XIX T. 145 = Röschere Lex. 1, 2022;
SophisteDstatue aus Alezandrien: abgebildet
BöTTiOEB, über d. in Alex. v. H. Leutzen gef.
lebensgr. Marmoretatue, (?) S. 448 m. T. 8;
— figurierte Basis mit Inschrift des iQya-
arrjQiaQxos Protys CI6. 4968, beschrieben
von Hrydbhann, Mitt. S. 38.
*) Goldene Figur in Berlin: Jahrb. der
preuss. Kunstsamml. 1889 Sp. IX ; Bronze-
figuren: Caylus vi T. 28, 1-3.
^) Zwei in Berlin.
') S. auch Go. Ebebs, antike Portraits.
Die hellenist. Bildnisse aus dem Fajjum,
Lpg. 1893. Auf dieselbe machte zuerst Cal-
LIAC7D (§ 48) II T. 66 ff. aufmerksam.
*) Über die Beschreibungen des Achil-
leuB Tatios (III 6-8) s. A. 1863, 111 ff.
*) Protrept. p. 66 D; über die Moral
Eunap. fr. 83 u. vit. Aedes, p. 24.
^) Eleopatra: Ponannus Anthol. Lat.
430 B.; Nu: Phüostr. im. 1, 5.
^) Rhet. mag. 6.
») AZ. 1874 T. 12; Pibbalibi, oas. sul
musaico di Palestrina, Rom 1858; Maspebo,
M^langes publ. par Fäc. des hautes ^t. 1878,
45 ff.; GiAC. LüXBBOSO, TEgitto al tempo dei
Greci e dei Romani, Rom 1882 S. 11 ff.; s.
auch 0. Jahn, archäol. Beiträge S. 430.
«) MB. 8, 44. 45; S. 741.
^^) Aus den GaUxtuakatakomben in S.
Maria in Trastevere (Phot. Parker).
'') Mosaik auf dem Eapitol: Phot.
Parker. In den Gärten des Commodus war
der Isiskult aus Mosaik dargestellt (Spart.
Pescenn. 6).
") Augustus: Lbpsiüs, Denkm. Abt. IV
Bl. 70a~f. 71—3; Trajan: das. Bl. 83 b.
'') Grelle Malereien an den Pfeilern
eines Steinbruches: Ztsch. f. äg. Spr. 1882,
135 ff. m. T. 3. 4.
^*) WiNCKXLMAim, mon. ined. 5.
'') Ra. n. B. 32, 196 ff. 372 ff: 33, 23 ff.
! i ; VirjaR5PiEr«:">:«v.
_ _!-._■
Kap. X. Die grieohiach-rOmische Zeit. (§ 368.)
763
auch die Mumifizierung noch am Ende des vierten Jahrhunderts vorkam, >)
stellt sich die Phantastik mit einem hölzernen Sarkophag ein, der einer
nackten geflügelten Dämonin gleicht.*) Die neuen Bauten ähnelten mit
ihrem märchenhaften Glänze den alten Werken des Orients. Wir ver-
weisen nur auf die Beschreibungen des Serapeums.') Wie dort die Kuppeln
mit Metallplatten überzogen waren, so bedeckte in anderen Tempeln
Goldblech die Balken.^) Aus einem solchen Tempel mag das alexandri-
nische Relief, welches Osiris-Dionysos darstellt, herstammen. i^) Auch
die Schilderungen von strahlenden, vielfarbigen Palästen mag der Dichter
Nonnos der Wirklichkeit entlehnt haben. ^) In diese Umgebung passten
die grossen Festzüge von der Art, wie Clemens von Alexandrien im sech-
sten Buche der Stromateis einen beschreibt.^) Und wiederum stimmte zu
dem allen die hohe Blüte der Luxusgewerbe. Die bunten Gewebe Ale-
xandriens aus Wolle und Seide mit Tierfiguren waren im ganzen römi-
schen Reiche berühmt.^) Doch dürften die erhaltenen Reste in diese
Periode heraufreichen. Das zweite wichtige Kunstgewerbe Alexandriens
war die Glasindustrie, mit den berühmten farbigen Gläsern ^) und den pla-
stischen Gefässen, welche bis an den Niederrhein gingen. Die Töpfer-
städte Naukratis und Koptos setzten ihr altes Gewerbe fort, ^^) ohne sich
zu einer Thonplastik aufzuschwingen; denn Votive^^) und obscene Figür-
chen^*) kann man kaum rechnen. Die Goldarbeiten haben durch die Heran-
ziehung ägyptischer Gottheiten einen lokalen Charakter; ^^) kostbare Werke
beschreiben die Dichter.*^) Ringsteine mit ägyptischen Bildern kamen zu
Plinius' Zeit bei den R<)mem in die Mode.^^) Skarabäen dauern noch bis
zur Zeit des Commodus.^^) In Onyx schnitt man Gefässe, und zwar dürfte
die Neapler Sardonyxschale mit prächtigen Relieffiguren ^^) wegen der
darunter befindUchen Sphinx aus Ägypten stammen. Verwandt ist damit
das Braunschweiger Onyxgefass.^^) Sicherlich erhielt sich auch die
Schnitzerei in afrikanischem Elfenbein mit modernisierten ägyptischen
Bildern. 1^) Endlich war Ägypten ohne Zweifel an der Anfertigung ge-
ygl. Bibl. de Föc. des haut. 6t H. 44. (1880)i
78 ff. Ein Knabe auf einem Krokodile einen
Purzelbaum schlagend, in London: Engra-
vings X T. 27.
>) Augustin. serm. 361 (T. V p. 981); sehr
spftt sind zwei Dresdner Mumien: Bbcker,
Augusteum I T. 1. 2; vgl. ZoSga, de orig.
obelisc. p. 264.
2) Berl. Verzeichn. S. 26 Nr. 14.
>) Besonders Rufinus' Kirchengeschichte
2,23.
*) Lucan. 10, 113.
') JrjfAixaagj lajoQia UXe^ay^geiag p. 736.
•) Z. B. Dionys. 3, 125 ff. 10, 41 ff.
') Vgl. DüKiCHBN, Geschichte des alten
Ägyptens S. 291.
«) Lucan. 10,126; Petron. 40; Plin. 8,
196 ; Martial. 14, 150. Schon Plautus (Pseud.
147) erwähnt die heluata tapetia.
») Strab. 16, 2, 25; vgl. Martial. 13, 115.
'<>) Naukratis: Athen. 11, 480 e.
*^) Maspbbo, guide 144.
'') Athanas. hist. Arian. ad monachos
p. 379.
*') ScHBEiBBB, die alexandrinische To-
reutik S. 293 m. Abb.
>') Z. B. Nonnos Dion. 5, 131. 144 ff.
»») Plin. 33, 41.
^') Champollion, archdologie p. 132.
Siegeln war noch zu Plinius' Zeit nicht üblich
(33, 22).
'^) MB. 12, 47; unecht nach Brunk,
Sitzungsber. der bayer. Akad. 1875, 327 ff.;
OvEBBBCK, Kunstmyth., Demeter S. 698, 40;
schon 1549 nachweisbar (Schbbibbb, Verh.
d. Phil.Vers. in Görlitz S. 311 A. 3).
»8) WoLTBBs 2006. Bbüwn a. 0. S. 337 ff.
erklärt es ebenfalls für unecht, aber Müntz
(pröcurseurs de la renaissance S. 182 ff.)
weist dasselbe schon im Jahre 1471 nach.
*^) Platte mit der säugenden Isis, im
Vatikan : abgeb. bei Fea, Winckelmanns
Werke 1, 45L
triebener Gefässe lebhaft beteiligt,*) wofür daa Berliner Stuckmodell ein
originelles Beispiel liefert,*) und ebenso scheint es reliefierte Terrakotta-
platten mit NUbildem exportiert zu haben.»)
Die sUdlich von Ägypten gelegenen Reiche schliessen sich eng an
den Norden, zunächst aber nicht an die Griechen, sondern an die Syrer an,*)
bis in der späteren Kaiserzeit einige Fürsten die Laune haben, griechisch
zu radebrechen. In Eyrenaika machen sich vielleicht die eingeborenen
Stämme jetzt stärker bemerkbar ; ') einige Gräber weisen einfache Male-
reien auf.
369. In Syrien geht ein interessantes Schauspiel vor sich. In der
Zeit der Makkabäer hatte der Hellenismus einen gewaltigen Vorstoss
gegen das Unhellenische unternommen. Ais die Römer alle Volker ge-
bändigt hatten, regierten sie nicht bloss auf griechisch, sondern Fürsten
wie Herodes ,der Grosse" nahmen ihrerseits die Traditionen der Dia-
dochen voll Ehrgeiz auf. Die religiösen Bewegungen geboten diesem ge-
künstelten Hellenentum Stillstand und begrenzten dasselbe auf die Be-
amten- und Litteratenkreise. Antiochien, Gaza, Gadara ') sind in dieser
Beziehung Bollwerke des Hellenismus; allein mochten auch die uns be-
kannten Syrer griechische Kamen führen oder annehmen und mochten sie
die Neu-Athener spielen, die einheimische Nationalität hatte die Zukunft
für sich, weil sie auf dem breiten Fundamente des Volkstums ruhte. Letz-
tere findet nach der Unterdrückungszeit der Seleukiden eine Heimstätte
in dem durch die Wüste geschützten Palmyra (Thadmor), das schon 41
V. Chr. die Eroberungslust des Antonius lockte, aber erst 273 n. Chr. ver^
nichtet wurde. ') Ein eigentliches Reich, worin das Oriechischs auch of-
fiziell die Herrschaft mit dem Syrischen teilte, bestand 137^273,*) aus
welcher Zeit die Denkmäler stammen dürften. Deren sind nun nicht we-
nige,*) wenn auch ziemlich nur von zwei Arten. Die Plastik Palmyras
besteht nämlich in steinernen Porträtbüsten i") und Grabreliefs (ebenfalls
mit Brustbildern) ' '). Was diese Arbeiten auszeichnet, ist weder Schönheit
noch technische Fertigkeit, sondern das nationale und selbständige Ele-
ment, das in ihnen hervortritt; wem die Rassenzüge nicht gelangen, der
machte wenigstens die fremde schmuckreiche Tracht mit Peinlichkeit.
Unter den Bauten stechen ebenfalls die nationalen hervor, und dies sind
die hohen Grabtürme, deren Grundform, wenn man Lykien und Persien
') ScHBBiBEB, die alexandr. Toreutik
Th. I {S. 711).
') ScHBBiBBB a. 0. S. 476 £f. m. T.
') Hblbio, Fohrer I Nr. 40. 11 S. 218.
368.
*) GüTSOHMiD, kleine Schriften 2, 376 f.
') Kopf afrikaaischer Rasse in London ;
Arndt-Bruckm. Portr. 41,2. Das Relief mit
der Nymphe Kyrene (i'n^p fifiä&poio) er-
innert in der Eompoeition an die alten Me-
topen von Selinunt (Smith a. Porchbh T. 76).
') Anthol. 7, 417, 1 f.
') S. 84; dazn Bebrovillb, dix jonrs en
Palmyr^ne; MoMXSBti. röm. Gesch. V ' 441.
') Ä. V. Sallbt, die Fürsten t. Palmyra
unter Gallienus, Claadioa and Aorelian, Berlin
1866, m. 1 T.
') Eine Reihe im Besitze von Jaeobsen
(S. 63): D. SiHONaBH, sculpt. et inscr. de Pal-
myre k la gtypt. de Ny-Karlsberg, Kopenh.
1889, m. T.
'") Zwei im Besitze des genannten:
Amdt-BnickmaDn, PortrSts T. 59. 60; eine
Reihe im Louvre.
") Drei bei Sachic, Reiae 8. 46 T. 5
(jetzt in London); Aber andere s. Tbbc, AA.
6, 164 ra. Abb. ; Tr a b a. 7, 1 ff. m. Phot, ;
eines in Berlin : Mdaoges aeiat. 7, 437
(J. 115).
Kap« Z. Die grieohiBch-rOmisohe Zeit. (§ 869.)
765
in Betracht zieht, für ältere orientalische Überlieferung gelten kann.')
Die Stadt selbst weist ansehnliche Bauten auf,^) weil in der Nähe rötlich
gefärbter Kalkstein reichlich vorhanden war. Die mannigfach eigene An-
lage lassen wir hier bei Seite; soweit sind die Ruinen doch untersucht,
dass man konstatieren kann, die Kapitelle der Säulen seien ganz mit Me-
tallblech verkleidet oder vergoldet gewesen.') Dazu kamen blau und grün
glasierte Terrakotten.^) In einigen Grabtürmen beobachtet man Reste
von Wandmalereien.^) Also mi^gen jene Bauten bunt und glänzend ge-
nug ausgesehen haben. In Palmyra sehen wir auch bereits die architek-
tonischen Ornamente in ein stilisiertes Pflanzengewirr übergehen; da ist
es nun für die Zeitbestimmung der Mode interessant, dass der kleine
Sonnentempel durch die Inschrift des Erbauers in das Jahr 131 gesetzt
ist. In jenen glanzvollen Bauten^) war die Einrichtung nicht minder
glanzvoll. Wenn die dargestellten Personen, Männer wie Frauen, mit
Schmuck überladen sind, so wird man dies nicht dem allerdings bedeutenden
Transithandel von Palmyra^) zuschreiben, denn eine Inschrift bezeugt die
Existenz einer Zunft von Qoldgiessem und Silberciseleuren.®)
Das Königreich der Nabatäer, welches früher die Vormacht des
Semitentums gew^en (S. 689), wurde von den Römern straffer angegliedert
und im Jahre 106 n. Chr. völlig unterdrückt, worauf eine intensive Kolo-
nisation der für den Karawanenhandel ungemein wichtigen Provinz Arabia
erfolgte, die sich nun aber durch Denkmäler wie durch Schriftsprache
nicht mehr von dem Hauptgebiete unterscheidet.^)
Die ansehnlichsten Denkmäler weist die alte Residenz Petra auf,
weil dieselben meist in den Fels eingehauen sind.^®) Zahlreiche Gräber
mit verschiedenartigen, teilweise zweistöckigen FaQaden gehören im Prin-
zipe zur griechisch-römischen Kunst. Wir finden dagegen die Felder-
teilung der Pfeiler mit Ornamenten oder Büsten,^*) welche beim Rhein-
lande zuerst erwähnt wurde, und die Reihen von Stufenpyramiden in
Relief. 1«)
Ebenso war Kommagene kein langes Sonderleben beschieden, da
Yespasian es definitiv mit dem Reiche vereinigte und nun auch hier das
Griechenspiel energisch begann. Indes ist durch die Entdeckung des be-
deutenden Grabmales von Antiochos VIII.^^) das Augenmerk auf die nationale
Kunst gelenkt worden. Die Statuen und Reliefbilder, welche sowohl den
König und seine Ahnen als auch Götter darstellen, sind nach einem sehr
^) DiEULAFOT, l'art ant. de la Ferse
2,74.
^) Saohau, Reise in Syrien S. 39 ff. m.
rhot.
*) Acht Säulen im Peristyl des grossen
Sonnentempels sind ganz ohne Kapitell; an
der Volute eines jonischen Kapitells wurde
Gold entdeckt (Saohau S. 48).
^) Man findet auch kleine Terrakotten
mit Bildnissen und Inschriften (Sachau
S. 46).
*) Sachau S. 45.
^) Wegen des malerischen Eindruckes
nenne ich das Gemälde von AI. Moretti
, Sonnentempel von Palmyra* (gestochen von
Prestel).
') Herben, de commercio urbis Palmyrae,
Göttingen 1831.
^) Aus dem Jahre 257 8: Le Bas-Wad-
DINGTON III 2602.
») MoMMSEN, röm. Gesch. V» 476 ff.
*°) § 53.
»') Labobde T. 35,6. 37.
") Das. T. 33. 34. 39. 40. 49. 57. 58.
^') § 52 a; Humann u. Puchbtein, Reisen
in Kleinasien T. 21-40.
766
ElaBsiBche Kanstarohäologie. II. fieaohichte der alten Kanst.
alten, aber jetzt wieder neuen Prinzipe unmalerisch komponiert und die
Einzelheiten in einem Stile behandelt, welcher zwischen dem griechisch-
römischen und dem persischen steht und sich bei den Gottheiten geradezu
wunderlich ausnimmt. Ausser der Kunststickerei belegen die Abbildungen
in den Eönigskronen auch die Juwelierkunst des Landes. Eappadokien
wird, wenigstens solange es seine Autonomie behauptete, ebenfalls zur
orientalischen Sphäre gehört haben, dies bekundet ein Porträtkopf . 0 I^^^
Reich von Edessa,^) dessen Bevölkerung vorwiegend aus Arabern be-
stand, hatte nicht die zu einer vollen Entwicklung nötige Ruhe, es ist
aber auch der Boden noch zu wenig untersucht. Ein interessanter Ala-
basterkopf ^) beweist den Zusammenhang der Kunst mit dem Tigrislande.
Wichtige Andeutungen gibt die syrische Chronik von Edessa, welche diese
Stadt als einen stattlichen Ort mit Schloss, Mausoleum und schönen Häusern,
wo zahlreiche Handwerker wohnen und königliche Werkstätten bestehen,
schildert.*) Auch die arabischen Nachrichten über die Heiden (Ssabier)
von Harran bringen interessante Beiträge, um den babylonischen Einfluss
zu kennzeichnen; dieselben bauten ihre Kapellen mit Ziegelkuppeln, zu-
weilen auch, wie die indischen Stupas in Halbkugelform, und gaben ihnen
gleich den alten Babyloniem symbolische Farben; unter jenen lagen ge-
mäss dem Brauche des persischen Mithraskultes unterirdische Grotten.^)
Die Angaben über die Götterbilder klingen phantastischer.®) Endlich ver-
bot die Landesreligion Gold zu tragen,^) dafür hatten die Ssabier Siegel-
steine mit Tierbildern (aus alten Gräbern stammend) und Zauberfiguren. ^)
Die Küstenländer Syriens, welche an das Reich enger angegliedert
waren, kehrten, wie es scheint, dennoch seit dem Sturze der Seleukiden
ihre Eigenart heraus, zumal Antiochien als eine Art Hauptstadt des römi-
schen Asiens behandelt wurde. Unter den Provinzialen stach der Syrer
hervor wie ein fremdes, nicht assimilierbares Element. Auch wer ohne
Hass diese Nation betrachtete, fand fremdartige Tracht und ungewohnte
Lebensführung.'*) Demgemäss steht die syrische Kunst der Kaiserzeit in
vielen Dingen für sich. Schon die Münzen, von denen die tyrischen noch
den phönikischen Stadtnamen tragen, lassen darüber keinen Zweifel. ^^)
Von der Plastik wissen wir leider wenig ^i) und auch Malereien sind nur
durch die rhetorischen Beschreibungen im Romane des Heliodoros be-
*) In der Sammlimg Jacobson: Amdt-
Bruckm. Portr. T. 50.
«) § 54; Rub. Düval, J. asiat. Villa.,
t. 18.
•) Pbbbot III F. 317-8.
*) Chron. Edess. 4. 8.
^) Die Zeugnisse sammelte Chwol-
soBV im IL Bande seines Werkes „Die Ssa-
bier": Kuppeln: 8. 37; Halbkugel 8. 381 f.;
Grotten : 8. 369 ff.
«) Chwolsohh 2, 382 f. 385. 388. 390 ff.
394 f.
') Cbwolsohit 2, 42.
®) Chwolsobn 2, 21.
*) Intonsos Cilicas Tibull. 1, 7, 16 ; Sinnes-
art: Polemon phys. 31.
^^) Phönikische Inschrift: Iuboof, griech.
Münzen 8. 767 f.; ftgyptisierendes: das. 8. 757
T. 14. 18.
'*) Berücksichtigung dürfte verdienen:
, Abodah Sarah oder der Gstzendienst. Trak-
tat aus dem Talmud*. Her. v. F. Ch. Ewald,
2. Ausg. Nürnberg 1868. Der Talmud lehrt
unter anderem, dass auch in syrischen Bädern
Statuen aufgestellt waren (Philologus 52,
569 ff.). Götterbilder setzte man neben die
Eiche Mambre (Euseb. vita Const. 3, 53, 1).
Erhalten hübsche Brunnenfigur (Eros) aus
Tarsos: Woltebs 1584. Kleine Bronze der
Gnostiker: Catlus V T. 37, 3. 4. Büste
Herodes* des Grossen in der Ermitage. Auf
atticistische Bildwerke scheint Reoognit.
Clement. 12, 12 (V 11. Vll 26, vgl. Renan,
mission p. 28 f.) zu weisen.
Kftp. Z. Die grieohiBoh^rOmisohe Zeit« (§ ft6d.)
767
kannt. 0 Dagegen kam jetzt die Steinmetzarbeit über die althergebrachte,
bloss technische Fertigkeit hinaus zu einer höheren, wirklich künstlerischen
Form, indem sie das architektonische Ornament mit reicher Phantasie an-
wendete. Die Säulen sind am Schafte öfters spiralförmig kannelliert, ihr
Blätterkapitell reich ausgeführt, indem spitze Blätter, Akanthus, Palmetten
und Voluten an- und übereinander gehäuft werden,') und der Fuss ist von
einem Blätterkranz umgeben.*) Die Vorderteile von Löwen oder Sphinxen
(diese sind der Anständigkeit halber bekleidet) dienen als scheinbare
Träger.^) Muschel- und Schnörkelwerk füllt die Nischen; die geraden
Linien des Gebälkes werden durch Bögen und andere Abweichungen unter-
brochen und die Gesimse bis ins einzelnste dekoriert.^) Die FaQaden
streckten sich in die Höhe, weshalb sie dann wieder durch Querparallelen
gegliedert werden; diese omamentale Aufgabe haben wirkliche oder blinde
Fensterreihen. <^) Bogen und Gewölbe werden kühner als im Westen ver-
wendet und es kommen bereits Arkaden übereinander vor.^) Zur Orna-
mentik werden ausser Weinranken und Früchten, aus denen auch wohl
Vögel oder Büsten hervorlugen, die verschiedensten Motive, z. B. Hals-
geschmeide, herangezogen.^) Üppige Guirlanden hängen aus dem Munde
von Theatermasken und Löwen heraus.^) Diese neusyrische Baukunst ist
am grossartigsten durch die Tempel von Baalbek (S. 83 u.) veranschaulicht,
welchen der Herodestempel von Jerusalem ^®) und das diesem gleichzeitige
Heiligtum von Siah^^) vorangehen, der Zahl nach am besten dagegen
durch die grossen Grabanlagen, '^) welche als wirkliche oder scheinbare
Türme mit spitzem pyramidalem Abschlüsse*) oder aber als geschlossene
Tempel erscheinen, e^) Selbstverständlich gab es daneben viele einfachere
Gräber, welche bloss in den Felsboden oder die Felswand eingetrieben
waren. 1*) Die Plastik ziert dieselbe durch Steinplatten, welche Bronze-
thüren nachahmen, e«) Zur Felsenarbeit selbst gehören Felsenreliefs. *')
») Porträte: Joseph, ant. 15, 26. 27.
>) Z. B. VoGÜ£, temple S. 9. 40. 65 und
120 m. Abb.; Tempel von Jemsalem : Rbnan
T. 41. 42, 1—4; Apamea: Sachaü, R«ise
S. 76; VoQÜÄ, Syrie T. 8. 27. 55.
') In Araq-el-emir, Siah und Sueideh:
VoGÜE, temple S. 40.
*) Löwen: VooOi, Syrie T. 4; Renak,
ftiission T. 55; bekleidete Sphinxe: Renan
T. 53 (mit Schleiertuch).
^) Vooüi, Syrie T. 9.
*) Grab des Jamlichos bei Palmyra:
VogO^ T. 26 (die eine Fa^ade blind); das.
T. 9. 10. 13. 14; blinde, in den viereckigen
Exedren zu Baalbek; Fenster an dem Ecce-
Homo-Bogen in Jerusalem: Vooüi, temple
S. 125 m. Abb.
') S. z. B. K Praetorium* von Müsmieh:
YoGUE T. 7 ; Ealybe, aus dem 3. Jahrb.: das.
T.6.
^) VoGü^, temple p. 138 m. Abb.; dop-
pelter Zahnschnitt: das. T. 5; sehr schöne
PAanzenreihen: das. T. 10—12 u. S. 9; siehe
auch Renan, mission T. 42, 5.
^) Renan, mission T. 42, 5. 61.
»0) Rekonstruiert: Vooüi a. 0. T. 16.
»') VoGü^, Syrie T. 2.
^^) Von solchen Grabbauten spricht das
Matthäusevangelium (23, 29).
^') Grabturm des Jamlichos bei Pal-
myra aus dem J. 73: VoGui, Syrie T. 26;
Mausoleum des Sampsikeramos, aus der Zeit
der Antoninen in Emesa: Labordb, voyage
de la Syrie T. 5 (mit fingierten Pfeilern);
in Hürmül: Renan p. 118 m. Abb.; sieben
kleine Pyramiden der Makkabäer in Modiim
(mit Scniffen und Wa£fen dekoriert), drei
der Königin Helena : Joseph, ant. 20, 4, 3.
^*) Grab des Tiberios Klaudios Sosan-
dros in Beschindelajah : VoGüi T. 92; Grab
von Hamrath in Sueideh aus dem 1. Jahrb.:
Vooüi T. 1 (zwischen den Halbsäulen Tro-
phäen in Relief);? Denkmal von Araq-el-
Emir: Vogüi^, temple S. 38 ff. (nach ihm Pa-
last des Hyrkanos).
1^) S. 351.
1«) Z. B. Renan, mission T. 44, 2. 3.
^^) Votivreliefs von Maschnaka: Renan,
mission T. 34; Bestiarii: das, T. 38.
768
Klaasisohe KanBtarch&ologie. U. Geschichte der alten Kmuit.
Der Figurenschmuck steht gegenüber der Ornamentik sehr zurück ; ^) manch-
mal ersetzen rohe Malereien, in denen Rot voi'wiegt, das Relief.') Doch
kommen Sarkophage nach römischer Art vor.^) Die Römer führten auch
die Mosaikböden in den Gamisonsorten ein.^) Dass der Westen überhaupt
architektonische Anregung bot, obgleich so angesehene Architekten wie
Apollodoros von Damaskos^) aus Syrien stammten, beweist die syrische
Sprache, welche die Wörter palatium, balneum und triclinium aufnahm.
Das Kunstgewerbe Syriens 0) behauptete eine angesehene Stellung.
Durch Schriftstellerzeugnisse wie durch Fabrikstempel steht fest, dass die
sidonischen Glasfabriken für das ganze Reich arbeiteten;^) es scheinen
ihnen wahre Kunstwerke gelungen zu sein.^) Ebenso dauerte die Bunt-
weberei fort*) und überdies hatte Syrien die Spezialität der Silberstickerei ; ^®)
von der Töpferei werden die Terrakotten Gazas erwähnt.*») Die Metali-
arbeit stand nach den Münzbildern auf einer respektabeln Stufe. >') Die
Juwelierkunst mag noch von den Erinnerungen der Seleukidenzeit ge-
zehrt haben. Der grosse Cameo mit der Apotheose des Augustus soll
aus Palästina stammen. >^) Der Talmud erwähnt öfter eine „Stadt" oder
„Jerusalem von Gold*, vermutlich ein mauerartiges Diadem.^*)
370. Jenseits des Euphrat hatten bereits die Parther ein politisches
Gegengewicht zum römischen Reiche geschaffen, ohne ihrer Macht auch
ein höheres Ansehen gewinnen zu können. Was wir über ihre Denkmäler
wissen, ist S. 690 f. zusammengestellt. Als im Jahre 226 n. Chr. das Reich
der Sassaniden erstand, 1*) bedeutete dies mehr als einen Wechsel der
Dynastien, Persien erhebt sich jetzt vielmehr zu einem selbständigen
Faktor in der Kulturgeschichte. Die griechische Sprache erscheint nur
anfangs noch nebenbei auf den Münzen, räumt aber dann dem Pehlevi
vollständig den Platz. Die Sassaniden wollen altpersische Religion ^^) und
den Thron der Achämeniden wieder herstellen und weisen ihre Künstler
auf die Ausläufer der altpersischen Kunst unter Artaxerxes DI. hin
(S. 657), wie sie auch die Paläste von Persepolis restauriert zu haben
scheinen; 1') auch bei ihnen standen die Künstler unter einem Hofbeamten,*®)
') Flüchtiges Votivrelief aus Irapta:
Rbnan T. 31; ornamentiert z. B. Renan
T. 44, 1.
*) Aus Sidon Renan T. 43, 4—9; S. 684, e.
^) Hervorragender Sarkophag aus Sidon :
AZ. 6, 313 ff.
*) Mehrere in Bftlktz am Euphrat: Sa-
CHAU, Reise S. 177 f.
^) Bhunn, Künstler 2, 340 f.
') Über die Zünfte J. Öhler, Eranos
Vindohonensis S. 276 ff.; Sidon: Strab. 15,
2, 757; Plin. n. h. 5, 19; Angaben des Tal-
mud: Louis, Tr. b. a. 8, 398 ff.
') S. 223.
^) Achilleus Tatios (2, 3) beschreibt einen
figurierten Mischkrug aus , gegrabenem*
Glas.
») Heliodor. 7, 19.
><>) Joseph, ant. 19, 344; Philo de vita
ant. 6 (V 330 Tzsch.).
*0 Steph. Byz. rdZa (xigafioi),
12) Z. B. Münze von Caesarea: AZ. 1869
T. 23, 2; Kupferschmid: 2 Tim. 4, 14; —
Bleisarg mit Figuren: Pebbot III F. 123
(bekleidete Psyche).
^^) S. 746; die Johanniter schenkten ihn
Philipp dem Schönen von Frankreich.
'*) Tr. b. a. 8, 405.
^^) Über parthische und sassanidische
Kunst Fbiol, Monatsschrift für den Orient
XVII Nr. 11. 12; über die Sassanidenzeit
DiBüLAFOT, Part antique de la Perse Bd. V.;
Silvestbb de Saoy, sur diverses antiquit^s
de la Perse.
'^) Bknfey, Ztsch. d. deutschen morgenl.
Ges. 8, 450 f.
^') Pehleviinschriften im Palaste des
Dareios: Stolze, Persepolis 1, 49.
>») Sozomen. 2, 11.
Kap. X, Die griechiach-rOmisohe Zeit. (§ 870.)
769
Die Feuerreligion war der Kunst nicht eben förderlich; doch wurde der
strenge Dualismus, wie ehedem, durch Ausnahmen durchbrochen. Der
Gott Mithras und die Anähita sind anthropomorphe Gottheiten, >) wenn
auch Zoroaster selbst dem ersteren eine natürliche Grotte mit blossen
Symbolen geweiht haben soll.*) Da aber eigentliche Tempelbilder fehlten,
hatte, soviel wir wissen, die Rundplastik nur Puppen von Toten für die
fürstliche Leichenklage zu schaffen.') Als selbständige Skulpturen sind
die königlichen Felsskulpturen zu betrachten, *) deren Stil an das Treiben
und Granulieren von Goldblech erinnert; wir sehen den König meist zu
Pferd vor Ormuzd oder vor Huldigenden, oder mit ausgespreizten Knien
auf dem Throne sitzend. Stilisierung des Haares, die platte Projizierung
des Oberkörpers und auch die Zonengliederung ^) weisen in eine ferne
Zeit zurück, wogegen anderes, z. B. die grundlos wegflattemden Gewand-
zipfel, zu der Zeitrichtung stimmt. Während diese Felsenreliefs einen
alten Königsbrauch erneuern, ist die eigentlich höfische Kunst die Malerei.
Der Religionsstifter Mani heisst Maler, doch wissen wir über seine Werke
nichts, wohl aber dass jeder Sassanidenkönig bei seinem Tode gemalt und
das Bild in dem Thronschatz hinterlegt wurde; eine Chronik vereinigte
eine solche KönigsgaUerie auf Purpurgrund. ^) Wahrscheinlich hat die per-
sische Miniaturenmalerei') ihre Wurzeln bereits in dieser Zeit. An den
Wänden der Sassanidenschlösser sah man Bilder von Königen, Kriegs-
szenen und Gelagen aufgemalt.^) Sonst dürften die Bauten nur durch die
Bauformen und die Kostbarkeit der Stoffe geziert gewesen sein; so sagt
Firdusi von einem Feuertempel : „mit hohen Kuppeln, hohen Wänden, mit
Seitenhäusem, Nischen und mit Blenden.* ^) Die Steinbauten können nicht
ansehnlich gewesen sein, weil man grössere Quadern „Steine der Diws*"
nannte.*®) Die Perser bedienten sich eben nach babylonischer Art der
Ziegel. Gebaut wurde sehr viel. Die Chronisten verzeichneten von jedem
König seine Bauten,**) z. B. schreiben sie dem Chosroes I. ein sieben-
stöckiges Schloss zu,*') dessen Idee wohl von den Stufentempeln Babylons
herkam.
Am persischen Hofe blühten natürlich auch die Luxusgewerbe. Wie
die Reliefs überreichen Goldschmuck zeigen, so sprechen die Schriftsteller
von Möbeln, die mit edlem Metall imihüllt sind.*^) Wie unter den Achä-
meniden, ragte bei Festen über dem Königsthron ein Baum von Silber
mit goldenen Ästen, mit Blüten von Rubinen, Früchten von Carneol und
*) WiNDiscmcANir, die persische Anähit&
S. 31.
'^) Eubulos bei Porphjrr. de antro njmph. 6.
') Ammian. 19, 1, 10. Die Zeit einiger
Bronzen (Gatlus V T. 31) ist noch zu be-
stimmen.
*) DiETJLAPOY 5, 113 ff. T. 14—21 ; Stolzb,
Persepolis T. 100— 104. 115—22. 138-46.
*) Stolze T. 140 VI.
') GuTSCHXiD, kleine Schriften 3, 150 f.
'; Frakklin, voyage du Bengal ä Ghiraz
1, 110 f. ed. Langl^s; v. Hamkeb, Schirin,
Lpg. 1809 S. XXII.
8) Firdusi 111 4 gg. E. IX 25. X 30; vgl.
Hftndbaoh der kla«. 41tertninawlMenacli«rt Vi.
Themist. or. 24, p. 306 b.
<>) X 34 SOHACK.
") Firdusi XII 9.
^*) GüTSCHKiD, kleine Schriften 3, 38 ff.
*^) GuTSCHMiDy kleine Schriften 3, 11 f.;
s. auch S. 768, ir ; «Geschichte des Artachgtr"
S. 48 NöLDBKE (künstlicher Teich mit vier
Kanälen und Tunell einer Wasserleitung).
*3) Silberne Tische und Ruhebetten :
Zosim. 3, 25 a. E.; silberne Urnen : Ammian.
19, 2, 1 ; bei den Parthem durfte nur der
König auf einem goldenen Bette schlafen
(Joseph, ant. lud. 20, 67).
49
770
Slassisohe Kuuitarohäologie. IL GoBohichte der alten Kniist.
Saphir, und smaragdenem Laube, woraus goldene Orangen und Quitten
hervorglänzten. ^) An der Decke des Saales, wo der König Recht sprach,
schwebten vier goldene Vögel, „die Zungen der Götter*.*) Die Tiara war
ein mit vielen Edelsteinen besetzter Widderkopf von Gtold.*) Mehr als
ein silberner Becher veranschaulicht durch seine vergoldeten oder farbig
eingelegten Bilder die sassanidischeCiselierkunst;^) auch in Persien scheinen
Thonimitationen mit Reliefs vorgekonmien zu sein.<^) Über Persien ging
der Edelsteinhandel, ^) weshalb auch die Kunst, die Steine zu schneiden,
fleissig betrieben wurde; hiedurch sind zahlreiche Siegelsteine und einige
Cameen geblieben,'') freilich muss man die zahlreichen Fälschungen aus-
sondern. Gleich dem Abendlande verwendet der Orient den Schmelz
reichlich zum Schmuck.^) Bunte Gewänder und Teppiche waren noch der
Stolz Babylons, ^) hier erschien überhaupt der König im höchsten äusseren
Glänze. >o)
371. Der Osten hängt mit dem Sassanidenreiche enge zusammen,
weil die zoroastrische Religion, der Glaube der Mandäer und der Bud-
dhismus um die Völker ein gemeinsames Band schlangen. Am Anfang
dieser Periode ist von Alexanders Werk nicht viel mehr als der blosse
Name der Javanas geblieben.*^) Dafür knüpfen nun die Römer Verbin-
dungen an, deren älteste unter Augustus statthatten; denn ein grosser
Teil des Indienhandels ging über Alexandrien. Auf diesem Wege entsteht
in Indien eine Kunstrichtung, welche, fälschlich indogriechisch genannt,
an die Kunst der Kaiserzeit sich anschliesst.^*) Die selbständige Rund-
plastik bringt fast nur Buddhafiguren hervor; wenn sie auch die Lehren
der Buddhapriester, welche allmählich 32 grosse und 80 kleine Körper-
schönheiten des vergötterten Meisters austüfteln, ^^) nicht ganz missachten
darf, schwebten den indischen Künstlern doch augenscheinlich Knaben-
statuen des Abendlandes vor, nur dass die meisten nach indischer Art
mit untergeschlagenen Beinen dasitzen und die Warze über der Nase
haben. ^^) Jedenfalls hat man Buddha schon damals aus Bronze und Mes-
sing gebildet.*^) Manche Steinfiguren mögen zu Bauten in Beziehung ge-
») Firdnsi Xll 17.
«) Philostr. V. Apoll. 1, 25.
') Ammian. 19, 1, 3.
*) Im Louvre, Jagd des Chosroes II. ,
aus der Zeit des Königs Firuf (458—88):
LoNOPi&HiEB, A. 15, 98 ff. mit M. III 41 ; Ra. 1,
264 m. Abb.; Dibulafot, l'art 5, 103 (ver-
goldet); Chosroes thronend zwischen reli-
giösen Symbolen : DiEULAPOY V T. 22 farbig
(rot, grün und weiss auf Gold).
^) Propert 4, 5, 26 pocula Parthis focis
cocta.
•J Octavianus Anth. 211, 104; S. 193.
') Siegelsteine : Gobikeau, Ra. n. s. 27,
111 f. T. 4. 5. 28, 37 f.; Lajard, culte de
Mithra ö. bes. T. 43 f.; £. Thomas, J. r. as. s. s.
13, 414 ff. T. 3; Dieulapoy V 124; Berliner
Museen: Mitteil, aus den oriental. Samml.,
4. H. (v. G. Steindorpp) 1891 m. Tafeln;
Cameo mit dem gefangenen Valerian im
Pariser Cabinet des mädailles: Babelon,
cab. (S. 52).
^) De LmAS, les origines de r^maillerie
cloisonnöe I T. 1, vgl. 2, 465.
*^) Plin. 8, 74; Xen. Enhes. 1, 8, 2. 8;
Herodian. 4, 11, 8; Nonn. Dion. 40, 301 f.;
vgl. RiEOL, altorientalische Teppiche, 1891
S. 109 ff.
*®) Adrianos, ueXhij 4.
'*) Felseninschriften aus dem 1. Jahr-
hundert n. Chr.: Arch. survey of western
India X 32. 43. 55.
•2) CüETius, AZ. 1875, 90 ff.; V. Smith,
J. as. s. of Bengal 58, 1, 107 ff.; GbGnwbdbl,
buddhistische Kunst S. 78 ff. (er nennt die
Arbeiten Gftndh&ra-Skulpturen nach dem
Hauptfundorte) ; Proben in Berlin u. Leipzig.
^») E. BüBKOUF, Lotus p. 553 ff.; Grün-
wedel a. 0. 8. 120 f.
^*) Gbönwedel Fig. 48. 49. 50. 54. 57.
68. 70.
^^) Die S. 692 erw&hnten kupfernen Fi-
r
Kap. X. Die giieoblBoh-rOmiBche Zeit. (§ 371.)
771
standen sein; ganz besonders entwickelt sich jedoch die Reliefskulptur
schon deshalb, weil sie, wie in Rom, Steinplatten, Backsteine ^) oder einen
anderen geringen Stoff verkleideten. Wieder ist es Buddha, dessen Le-
gende den Hauptstoff liefert. Diese Reliefs erinnern häufig an Sarkophag-
reliefs ;^) mehrmals tritt aber über den von Omamenti'eihen eingefassten
Uauptfries ein zweites, etwas niedrigeres Bild.^) Andere sind nach der
Art des Severusbogens mehr hoch als breit perspektivisch komponiert.*)
Endlich aber kommt auch die Zerlegung in einzelne kleine Felder vor,
die wir an den pyramidalen Grabtürmen und denMithräen gefunden haben. ^)
Unmittelbar an diese Schule knüpfen zwei andere an, welche beide mit
der Sassanidenkunst Verwandtschaft zeigen. Das Charakteristikum der
einen ist der persische Schnurrbart in Verbindung mit einer sorgfältigen
Frisur,^) während die andere regelmässige Löckchen aufweist.'') Indem
aber das Sassanidenreich den Landverkehr mit den Römern ganz abschneidet
und selbst Vorbild sein kann, gerät die römisch-griechische Grundlage in
völlige Zersetzung, und zugleich befördern die eindringenden spät-persi-
schen Elemente die Bildung einer phantastischen Kunst, die man gewöhn-
lich unter indisch versteht. Ihre ältesten Denkmäler gehen also mit Not-
wendigkeit nicht über das dritte christliche Jahrhundert zurück und voll
entwickelt steht der nationale Stil erst im fünften da. Hier kommt es
nur darauf an, die fremden Bestandteile nachzuweisen. Aus dem römi-
schen Reich bezog man z. B. die korinthischen Kapitelle, Eckfiguren an
Kapitellen und Konsolen,^) Reihen von Kymatien und die Aedicula um
Götterbilder, ') Eroten mit Ranken, schwebende Gestalten mit bogenförmig
flatterndem Gewände, omamentale Sirenen und Typhone, schwebende
Genienpaare zu den Seiten der Hauptperson und Medailloneinrahmung der Fi-
guren ; ^^) ebenso ist die Basilikaform mit Apsis nicht zu vergessen.*') Wo-
her die Inder diese Anregungen empfingen, lehren uns die Akten des
Apostels Thaddaeus, welche darauf beruhen, dass ein indischer König
einen Baumeister in Jerusalem anwerben will; desgleichen zeigen die or-
gnren gehören wobl eher in diese Zeit. Über
Einfuhr von Kupfer und Blei Plin. 34, 17.
') Z. B. in Mathura.
-) GbCnwedbl f. 33. 37. 44; vgl. 30. 35.
36. 67. 71.
») GRümvBDBL P. 26. 41.
*) Gbümwedbl f. 29.
^) Grotten von Ajant& : Tnscriptions
T. 15, 2. 19. 23, 1. 24. 25.* 27 u. ö.; Nasik,
Gautampiutra: Cave temples T. 20.
*) Buddhastatnen : GbCnwedel F. 53.
55. 69; Relief: das. F. 40. Alle diese Skulp-
turen sind aus dem Sw&t-Gebiete.
^) Buddhaköpfe: Gn^imEDBL F. 52. 51
(einst durch Farbe ausgeführt); Relief: das.
F. 42.
^) Korinthische Kapitelle : Ajantft XXIV.
(Tnscr. 57). XXI. (das. T.49, 1); Nasik, XV.
(Cave temples T. 21, 3); Elurä, Kailftsa (Cave
T. T. 84, 1—3); Eckfiguren: Ajantft II. (Inscr.
T. 22). XXVI. (das. 59); Konsolen: Ajantft
XXVI (Inscr. 59).
») Kymatien: Ajantft I. (Inscr. T. 18, 1);
Aedicula: das. XIX. (Inscr. T. 30).
*^) Ranken mit Eroten: Dschuuagarh,
(Cave t. T. 3, 3 ; Gbünwedel F. 45) ; schwe-
bende Gestalten: Elurft, Viävakarma-Grotte
(Cave temples 378); Sirenen: Ajantft XVI
(das. T. 45, 3); Typhone: Dschamalgiri (das.
S. 138); Genienpaare: Ajautft II. (Inscr. T.
22). IV (T. 23, 3). VII (T. 27). XIX (T. 30);
Kanheri XXXV (Inscr. 65 u. 66; Cave templ.
S. X); Karlö, Chaitya (Cave t. T. 14); Kon-
divte IX (Inscr. T. 43, 1); Elurft, Par^wanftti:
Cave t. T. 86; verdoppelt Ajantft XXIV
(Cave t. T. 86); verdoppelt Ajantft XXIV
(Cave t. 157); Medailloneinrahmung: Ajantft
XXIV (Tnscr. 57), umgebildet das. I. (Inscr.
T. 20). IV (T. 24). V (T. 25) u. ö.
") Ajantft X (Cave t. T. 28, 2). XIX
(das. T. 37, i). XXVI (das. T. 37, 2); Kan-
höri (Cave t. T. 53); Karle (Cave t. T. 11),
49 •
772
KUHiaoh« KtmatataUologie. U. GoBohioht« der Riten EniuL
nomentalen Stufenpyramiden >) und die gnomenhaften Träger ') syrisch-
figyptische Yorbilder an. Auf das alte Peraien führten wir manches zurück,
wiewohl es mfigüch ist, dass die persische Renaissance auch altpersisches
hereingebracht hat, wie Kapitelle mit Stiervorderteilen, ^} grosse Rosetten*)
und Sternblumen, stilisierte LOwen in der verschiedensten Yerwendiing, ^)
Mannslöwen ^) und geflügelte Tiere. ^) Das Fremde erfährt im l4mde
manchmal eine nationale Umbildung: Pfeilerkaryatiden sind in Btyaderen
umgewandelt, *) Seepferde in Meeretephanten, ') aus den Stierkapitelleo
werden Elephantenkapitelle '°) u. s, w.
Über indische Malerei wird nichts berichtet; Wandgemälde sind vor
dem fünften Jahrhundert kaum erhalten, dagegen entwirft PhüostratoB
von historischen Wandbildern, die aus verschiedenfarbigen Metallen zu-
sammengesetzt sind, eine anschauliche Schilderung. ' ') Das indische Kunst-
gewerbe existiert fOr den Westen nicht. Wenn es heisst, die Leichen
seien mit Glas umschmiert worden, ^') so hat man wohl an Email zu denken.
Die Drachenform der Feldzeichen >>) stammt aus Persien. Datierbare Anti-
caglien vermisse ich; denn die offiziellen Tbonsiegel mit Wappenfignren
sind nicht mit voller Sicherheit Über das fünfte Jahrhundert zurüdt zu
datieren.
Die indisch-persische Kunst verbreitete sich nach China,'*) welches
verschiedenemale mit den Römern verkehrte,") aber doch zunächst auf
Persien angewiesen war; leider ist meines Wissens kein Gegenstand, der
vor das 10. Jahrhundert fiele, erhalten. Japan ist, archäologisch betrachtet,
ein noch jüngeres Land. Gegen Südosten, von Indien aus, reiht sich Hintei^
Indien, vor allem Kambodscha (Khmer) an,*«) sodann der hinterindische
Archipel.!') £>ie persische Adlernase ziert die Holzidole der Papuas wie
die Holzgötzen der Guanoinseln und die 6old£guren von Peru. Die ver-
hältnismässig junge Kunst Amerikas ist durchaus von Ostasien und damit
von den Kulturcentren der alten Welt abhängig.
Im Norden Persiens erstreckt sich das persische Kulturgebiet Über
Armenien, das den Überschuss seiner Bevölkerung an Mesopotamien ab-
gab,iB) weit in das Skythenland hinein, wofür persische Kleidung und
<) AuBiita: Cave teiiip1«s T. I, 1. 2.
') Äjanta VU. (Inaw. T. 27). XV (T.
29. 1). XIX '(T. 30); ChftityH-Grotte in Kan-
heri: Cave temples S. 351 Abb.
') S. 626.
•) Z. B. Ajanta I. (Iiibot. T. 18, 3); .QbOs-
wBDEL Fig. 3; Schaft mit Rosetten; Aouita
(Cave templea 74 m. Abbj.
') Kopf: Ajaota I. (loser. T. W, 1);
LOwenreiterr das. I. {Inscr. T. 18, 1). IV
(dae. T. 24); QbCiiwbdbl Fig. 8.
') An Kapitellen von Naeiic VKI. {Cave
t T 28 3)
') Cave temples T. 16; GrOnwbdel Fig. 5.
") Survey III T. 4.
*j AZ. 33, 93 abgeb.
'") Ele ph an tenschfldel vertreten die Bn-
kranien (Die Chrya. 79, i).
") Vita Apoll. 2, 20 ff.
") Laci&D. de luctu 21.
") Saidaa 'Ivdol.
") SiAN. JuuBH, indnatries ancieimefl et
mod. de l'empire chinoia, Paris 1869; A.
PnzKAtEB, Ennatfertigkeiten n. £QnBto der
alten Cbineeen, Wiener Akad. 1871.
") Bbin«ui>, relations politiqnee et com-
nerciales de l'emp. rom. avec TAsie Orient.,
Paria 1863; Fa. Hibth. Verb. d. Ges. f. Erd-
kunde zu BerUn 1889 Nr. 1.
'*) SoLni, lea arte inäcannna; BASTiAf,
VQlker des Ostl. Aeiens 1,393 ff. IV K. 2. 3;
Lbobaiid, la nonvelle sociäte indocbinoise,
Paria 1878.
") 8. 88.
») Tacit. A. 3, 34 a. E. Über den Anft-
hitakult WitiDiacttMAVti, d, per»,
r
Kap. XI. Die oströmiache Zeit Erneate Herraohaft des Orienta. (% 372.) 773
Buntstickerei zeugen. >) Dortselbst gehen aber zugleich vom Meere neue
Ideen zur Dekoration aus.*) Im Süden dagegen nahm Arabien eine et-
was isolierte Stellung ein. Man interessierte sich dafür, weil dort mit
dem einheimischen Gold an Kleidern und Einrichtung grosser Luxus ge-
trieben wurde.') Mit Ägypten stand das Land in fortwährendem Zusam-
menhang, ^) ebenso natürlich mit der Provinz Arabia ; ^) einen Inschriften-
stein, dessen Oberteil die Form eines Elephanten mit zwei Schlangen da-
rüber hat,*) würde man ohne die Inschrift wohl nach Indien versetzen.
Götterbilder scheint die Religion an Stelle der alten unförmlichen Steine ^)
nicht gestattet zu haben. Dagegen mag einige profane Plastik vorhanden
gewesen sein.®)
Litteratur: Verbältnismässig am aasftlhrlichsten behandelt H. Mbtbr, Goethes Be-
rater, in seiner Kunstgeschichte des Altertums die Kunst der Kaiserzeit; OrBSBBCK, Plastik
n M28 ff.; K. Fr. Hebmann, über den Kunstsinn der Römer, Gott. 1856.
Kap. XL Die oströmisehe Zeit: Erneute Herraohaft des Orients.
(284—1204.)
T. 20.
372. Der alten Kunst hat nach der gewöhnlichen Annahme das
Christentum ein Ende bereitet, weshalb zuerst zu untersuchen ist, wie
sich das Christentum zur antiken Kunst verhält.^) Es wäre von den
Christen jener Zeit, wo das Heidentum herrschte oder wieder zu herrschen
hoflfte, zuviel verlangt, wenn sie freundlich auf die religiöse Kunst ihrer
Gegner blicken sollten. Sie verabscheuten die Götzenbilder und die von
denselben lebenden Künstler, zumal so fanatische Geschäftsheiden wie den
Silberschmied von Ephesos, jedoch nicht die Kunst. Man verbot den be-
kehrten Künstlern nur Werke, die dem heidnischen Kultus dienten, wäh-
rend alles dekorative gestattet war ; danach handeln die Quatuor coronati,
welche trotz ihres Bekenntnisses dekorative Götterfiguren anfertigen.*®)
Nach dem gleichen Grundsatze behandelten die christlichen Kaiser, wie
wir sahen (S. 22), die bereits vorhandenen Götterbilder. Was aber die
IJayer. Akad. VIII 1, 27; berühmter Tem-
pel in Akilisene: Gabdthausbn, Augnstas 2,
166 f., abgeb. auf Münzen des pontischen
Zela: Num. chron. 1843 V. 184; die goldene
Statue ist angeblich auf einem persischen
Stater von Amastris abgebildet (Hbad, historia
S. 432 F. 266). Auswanderung: Philostr. v.
Apoll. 1, 20-38.
') Kleidung; Mela 2, 1; Tac. Germ. 17;
vgl. Paradox. Vat. 50; Stickerei: Claud. 1.
Stil. 1, 157.
^) Silbergefäss aus dem Gouv. Perm:
abg. CR. 1867 S. 209 u. Schbeibeb, alex.
Toreutik S. 325 (Fischereibild).
^) Ausser Artemidoros s. Dion. Perieg.
953.
*) Serv. Verg. G. 1, 57.
^) Im Hauran wurde ein himjaritisches
Siegel gefunden: Tr. b. a. 5, 445 f.
ö) Tr. b. a. 4, 197.
7) Diod. 1,27; Eaaba; von Edrisi in
der Stadt Barba gefunden.
") Weiblicher Porträtkopf aus Marmor:
Tr. b. a. 2, 7 ; Vorderteil eines Luchses mit
Weinlaub und Epheu, aus Bronze: Tr. b. a.
a.0.
») S. Vögelin, über d. Verh. d. Christen
z. bild. Kunst während der ersten vier Jahr-
hunderte, Basel 1872; J. P. Richtbb, christ-
liche Architektur u. Plastik in Rom vor Kon-
stantin d. Gr., Jena 1872; Fb. X. Kbaus, d.
christl. Kunst in ihren Anfängen, Lpg. 1873;
H. Reidblbacb, über den Zusammenhang d.
christl. Kunst mit d. antiken I. Diss. von
Würzburg 1881. Gegen den vermeintlichen
Kunsthass (Gbükeisbn, Kunstblatt 1831 Nr.
29 S. 115 f.) 8. PiPBB, Symbolik I 1, 1 flF.
>o) Tertull. adv. Marcion. 2, 22; Hake-
BEBG, canones S. Hippolyti Arabici p. 69; db
Rossi, Bcrist. 1879, 45 ff.
774
KlasaiBche Konatarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst.
auf die christliche Religion bezüglichen Werke anlangt, ^) ist der Gedanke',
dass alles Herrliche auf Erden Gott gebühre, so alt wie das Christentum»
zumal da die Psalmen den Schmuck des Gotteshauses predigten ; *) diesem
Zweck konnten alle Künste, die Plastik nicht ausgeschlossen/) nützlich
sein. Darüber waren allerdings die Ansichten geteilt, ob man die Gott-
heit darstellen ^) und die Kirchen den Tempeln angleichen dürfe. ^) Kunst-
feindlich dagegen waren nur Sektierer^) und excentrische Leute wie Ter-
tullian ; ^) der grosse Bildersturm im oströmischen Reiche ging von Juden
und Arabern aus und führte dann zu einer glänzenden Reaktion unter
Basilios I. (867 — 886). Die christliche Kunst macht mithin in der Welt-
geschichte nicht Epoche, sondern ihre Anfänge bestehen dariui dass die
herkömmlichen Techniken und Typen allmählich inmier mehr auf christ-
liche Stoffe angewendet werden. Wir haben sogar eine Ehrenstatue für
den Gegenpapst Hippolytus (217 — 235) zu verzeichnen. 8) Im übrigen
machte sich erst das Staatschristentum in der Kunstgeschichte fühlbar.
Nun konnten ja die zahlreichen Koncilien und Synoden gelegentlich auch
die religiöse Kunst mit Vorschriften bedenken^) und die Form, welche
das Ghiistentum am Autokratenhofe erhielt, teilte sich natürlich dem
ganzen offiziellen Schaffen mit; weil also das ideale Leben in der Askese
besteht, gilt asketische Magerkeit für echt christlich ^^) und, weil der Pro-
phet vom Messias sagte, er werde nicht düster noch aufgeregt sein,'^) ist
die ideale Miene unbeweglicher Gleichmut, welcher freilich, wie im Leben,
öfters in Säuerlichkeit umschlug. Trotzdem darf man den Einfluss der
Religion nicht überschätzen, denn der grosse Tross, welcher, abgesehen
von den Heuchlern, die offiziellen Konfessionsänderungen hurtig mitmachte,
beliess Askese und Gleichmut den Mönchen und zog für seinen Geschmack
die private Kunst vor ; dieses gewöhnlich ignorierte Laientum lassen viele
Gedichte und viele Invektiven der Prediger erkennen.**) Für die äussere
Erscheinung holten sich die feinen Leute ihre Vorbilder ganz anderswo,
z. B. waren unter Justinian Miene und Auftreten der Gothen vorbildlich.*')
Bezüglich des Schönheitsideales wollen wir notieren, dass nunmehr die
runde Form des Antlitzes den Vorzug erhält und rabenschwarzes Haar
und durchsichtige Blässe des Gesichtes gefallen.*^)
873. Wenn nun die offizielle Anerkennung des Christentums in der
Kunstgeschichte keine Epoche macht, wo haben wir sonst ein wichtigeres
') LüDTKE, d. Bilderverehrung u. bild-
lichen Darstellungen in den ersten christl.
Jahrhunderten, Freiburg 1874.
^) in der alten Liturgie der griechischen
Kirche heisst es: 'Aylnaov lovg dytmoivxttg
jrjy svTtQ^neiay rov otxov ffov.
>) Ds Rossi, Bcrist. 1887, 136 ff.
') Origenes nannte sie daxvf^axicxo^;
zur Zeit des Chrysostomos wurde in Ägypten
darüber verhandelt.
^) Gyprian. q. idola dii non sint 9.
ö) Z. B. Phot. bibl. cod. 114 p. 91 a 4B.
'') Idol. 3. 8. 25. c. Hermog. 1.
») Lateran Nr. 223 Fickeb.
^) Das zweite Konzil von Nicaea (787)
verlangte kirchliche Gensur (Labbb, concil.
VII col. 831-2).
*^) Schönheit ist wie Reichtum in der
y erfolgungszeit ein Hindernis des Martyriums
(Lb Blaitt, les persecuteurs, Paris 1893,
Kap. 3).
>') Je8ai.42,4.
»2) Hieron. ep. II 9. 17. 20.
'■) Procop. mst. arc. 7.
'^) Rundes Gesicht: z. B. Anonymus bei
BoissoNADB, Anecd. 4, 448 Z. 9; Haar mit
Rabeneiem gefärbt: Mazaris S. 150; kry-
stallene Helle: Legband zu Digenis Akritas
S. 280; Proportionen des Menschen: Aug.
civ. d. 15, 26 p. 115, 1 ff.
Kap. XL Die oatrOmisohe Zeit: Erneute Hemohaft dea Orientii. (§ 378.) 775
Moment zu finden ? Der Orient gehorchte den Römern, ohne die Macht
seiner Geschichte eingebüsst zu haben; wie die Römer jenseits des Eu-
phrats immer und immer scheiterten, so richtet sich innerlich der Orient
zu neuem Glänze siegreich auf. Religion und Geld wirken zusanmien,
dass er im Reiche das Übergewicht bekommt. Syrien erringt sich eine
selbständige Stellung (S. 764) und syrische Kaufleute beherrschen, im
ganzen Reiche angesiedelt, den Handel; die Verehrung des Mithras und
des Jupiter Dolichenus ist die letzte wirkungsvolle Emanation des Heiden-
tums, für den syrischen Sonnengott erwärmen sich Kaiser^) und von überall
her blicken die Christen und Juden nach dem heiligen Lande. Während
das römische Reich durch lange dauernde Anarchie seine Offensivkraft
verliert, wird in Persien ein Thron aufgerichtet, mit welchem der Glanz
des Achämenidenreiches wiederzukehren scheint. Diese Konkurrenz zwingt
dann die römischen Kaiser, ihrerseits Orientalen zu werden, woraus das
Gottkaisertum Diokletians mit seinem orientalischen Gepränge und die
Verlegung der Residenz nach Nikomedien und Konstantinopel folgt. Dieses
neue Kaisertum mit seiner Beamtenhierarchie und seinem Caesaropapismus
war nicht gewillt, der Kunst freie Bewegung zu gestatten. Architekten,
Maler und andere kunstfertige Männer erhielten fiir sich und ihre Ange-
hörigen Privilegien, sogar Pensionsberechtigung, ') dafür mussten sie auch
einem kaiserlichen Rufe Folge leisten.') Die öffentlichen Bauten standen
unter hohen Staatsbeamten, denen ein Regierungsbaumeister beigegeben
war,^) und das Volk musste, wie unter den Sonnenkönigen, hart frohnden.^)
Vor der Bureaukratie diokletianisch-konstantinischen Systems war man
nur im Kloster sicher; aber eine klösterliche Kunst gab es lange nicht.
In den alten Klöstern wird zwar die Handarbeit begünstigt, jedoch nur
soweit als die niederen Stände überhaupt sich darauf verstanden, z. B.
bauen die Mönche ihre Zellen selbst aus Holz oder Steinen,^) flechten
Matten u. dgl. Eine Kunst dagegen wird nicht betrieben ; ') Sticken und
Buntweberei verbietet Gaesarius als Beförderung des Luxus.®) Als aber
die Einrichtungen des weströmischen Reiches zusammenbrachen, war es
mit der weltlichen Kunst wie mit der weltlichen Wissenschaft so gut wie
aus; die Kirche rettete, was zu retten war und für viele Jahrhunderte
fiel nun Bischöfen und Äbten die Leitung der monumentalen Kunst zu.^)
Unter Berücksichtigung dieser Momente werden wir die neue Periode
mit der diokletianischen Verfassungsreform von 284 beginnen. Das west-
römische Reich kommt bald ausser Betracht, doch setzen Theodorich, die
Vandalen und teilweise auch die Westgoten die antiken Traditionen sorg-
sam fort. Dagegen erhalten sich die alten Einrichtungen im oströmi-
0 Ausser Heliogabalus auch Aurelian
(Zosim. 1, 61).
«) Cod. Theod. 13, 4, 1-4. 35 (unter
Konstantin und seinen Nachfolgern)^ s. dazu
GoDOFBBDUB V p. 62 f. od. ' Ritt. Julian
würdigt einen Maler eines Handschreibens
(Brief 65).
*) Paneg. 4, 4 p. 119, 21 Bährbns.
«) Judiees Cod. Theodos. XV 1, 2. IX
17, 2. XV 1, 37. Unter Theodorich sorgte
ein comes fllr Rom (Caasiod. var. 7, 6) und
ein eigener Beamter für den königlichen
Palast (das. 7, 5). Regierungsbaumeister:
Cassiod. var. 7, 15.
^) Lactant. mort. persec. 7.
•) Sulp. Sev. V. s. Martini 10, 4. 5.
7) S. dens. 10, 6.
0) Regula 24.
*) Vgl. RöHN, d. karolingische Pfalz zu
Aachen, Aachen 1889 S. 39 f.
776
KlasBische KanBtarcliftologie. H. Geschichte der alten Kunst.
sehen Reiche bis zur Katastrophe vom Jahre 1204, wo das echte römische
Reich aufhört und mit ihm auch alle seine Einrichtungen für Geistesbildung
fallen, während gleichzeitig die oströmische Hierarchie machtlos wird und
darum nicht, wie einst die lateinische, die Beschützerrolle in Wissenschaft und
Kimst übernehmen kann. In jenem Reiche lebte der Römemame fon und
wir werden gut daran thun, wenn wir das Wort .byzantinisch" vermeiden
und „oströmisch'' dafür sagen. In jener über 900 Jahre umfassenden Periode
macht die Zeit der bilderstürmenden Kaiser (726 — 842)0 dadurch Epoche,
dass ^ie einen guten Teil der alten Überlieferungen vernichtet und Platz
für Neuerungen schafft. Bevor wir einen Überblick der Kunst zu geben
versuchen, müssen wir daran erinnern, dass dieser Zeitraum bisher noch
wenig vom Standpunkt der alten Kunst behandelt wurde.
874. Die Plastik ^ um ihrer selbst willen hatte einen eng begrenzten
Kreis. Zunächst dauerte die Anfertigung neuer Götterbilder fort, bis Kon-
stantin ein Verbot erliess;^) an ihre Stelle traten wie zögernd Christusi
Maria und die Heiligen. Über allen aber standen die Kaiser, welche seit
Diokletian ebenfalls zu den idealen Typen gerechnet werden müssen, wie
man sie in der Sprache mit abstrakten Titeln anredet. Ehrenstatuen für
Unterthanen,*) Ahnenbilder*) und Triumphbilder der eroberten Städte,
Berge und Flüsse^) kamen bald ab. Die Steinskulptur verliert ihr An-
sehen und wird nicht ohne Bedenken auf Mitglieder des Kaiserhauses an-
gewendet.') Für weitaus würdiger gelten Silberstatuen, wie die 700 Pfund
schwere Reiterfigur des Theodosius, welche Arcädius aufstellte.^) Aus
vergoldetem Holze wurde Konstantin, welcher gleich dem Zeus Nikephoros
die Tyche auf der Hand trug, gebildet.*') Den edlen Metallen kam, seit
der Zinnhandel stockte, die Bronze ziemlich gleich; ja man kann sagen,
dass die Plastik nunmehr in der Bronze kulminierte. Hier finden wir eine
auffallend lebhafte und verständige Bewunderung alter Werke. *^) Im Westen
dauert die Bronzeplastik auch unter ostgotischer und vandaUscher Herr-
schaft fort;'*) das hohe Alter der berühmten Petersstatue in Rom wird
angezweifelt,^') aber Süditalien enthält ein treffliches Werk an der grossen
Figur des Kaisera Heraklius (oder Theodosius?) in Barletta.*') Konstan-
tinopel war auf die Reiterstatue Justinians stolz, welche von einer hohen
*) C. F. ScHLCSSEB, Geschichte der hilder-
stürmenden Kaiser des oströmischen Reiches,
Frankf. 1812 (nur politisch); E. Schisnk,
Kaiser Leon III., ein Beitrag zur Gesch. des
Bilderstreites, I. Halle 1880; Touoabd, la
pers^cution iconoclaste d'apr^s la corresp.
de St.-Thöodore Studite, Paris 1893.
^) Strztgowski, Byz. Ztsch. 1, 575 ff.
^) Euseb. V. Const. 2, 45. Vgl. P. Allabd,
Tart paien s. les empereurs chrätiens, Paris
1879. Sacrorum sctUptores erwähnt noch
Firmicus 3, 9, 5.
*) Für Soldaten noch im Jahre 359:
Ammian. 19, 6, 12; Stilicho in Gold und Eiz:
Claudian. cons. Stil. III. 11. S. auch Niceph.
Chumnos, Boissonadb, Anecd. II 3. 4.
^) Anson. epigr. 25.
•) Claud. cons. Stil. III. 22 ff.
') Auson. epigr. 5; Statue Konstantina
und Kopf aus dem vierten Jahrh.: Amdt-
Bruckmann, Porträte.
B) Zonar. 14, 6; vgl. Codinus 187.
») Osterchronik Ol. 277, 3; Stüicho: A.
4; Paneg. 9, 25 codd.: signum deae (der
Tyche).
*^) Cassiod. var. 7, 15; Nikitas Choniates
(S. 425).
^') Zwölf Apostel am Grabe Theodorichfi;
Luxorius Anth. 243. 282. 355; Felix Anth.
Lat. 389 Bahbbns (in einem Bade).
>>) WiOKHOFF, Ztsch. f. bUd. Kunst 1890,
109 ff. — Kleine Orante: Caylüs V T. 34, 2.
Häufiger waren Devotionskreuze (solche mit
Gussformen in Afrika gefunden: Le Coamos
1889, Oktober).
>s) Phot. Moscioni; MB. 14, 25 u. S.
Kap. XL Die oBtrömiBohe Zeit: Erneate Herrschaft des Orients. (§374.) 777
Säule herabblickte. ^) Ausser den Kaisem sah die Öffentlichkeit das Bild
der Tyche, welcher nach dem Untergang des Heidentums der Aberglaube
merkwürdig zugethan war.*)
Der Grundsatz, dass die Statuen dazu bestimmt seien, sich in einen
architektonischen Rahmen einzufügen, erschien immer selbstverständlicher.
Das Zeuxippos-Gymnasium, welches Konstantin 328 erbaute, wurde ein
wahres Museum (S. 34) ; andere Statuen beanspruchte sein Hippodrom. 3)
Die Panegyriker rühmten von den Kaisem, dass sie Märkte und Kirchen
mit Werken von Elfenbein, Marmor, Erz, Edelstein und Gemälden gefüllt
haben. Die öffentlichen Bäder nahmen Statuen in Menge auf, ^) darunter
nach altem Brauche Aphroditen;^) dagegen stellte man jetzt auf Brunnen
den guten Hirten oder Daniel unter den Löwen. ^) Nach altorientalischem
Brauche standen manchen Orts steinerne Löwen und Rinder.^)
Das 2. Konzil von Nicaea gestattete in seiner siebenten Sitzung die
kirchliche Plastik und sie hat auch selbst im oströmischen Reiche einigen
Umfang gehabt.*) Vielleicht am häufigsten wurde die Figur des Hirten
in Stein ausgeführt, doch meist so, dass man sie an der Wand befestigte, ^)
der Ambon von Thessalonike aus dem 4. bis 5. Jahrhundert hat Nischen
für Statuen.^") Sehr alt war auch das Erlöserbild von Paneas.^*) Man darf
aber nicht vergessen, dass für eine unterdrückte und verfolgte Gemein-
schaft wie die Christen die Steinmetzarbeit zu langwierig und geräusch-
voll war. Kein Wunder, dass die Fertigkeit der Meisselarbeit auffällig
zurückging. An Grabsteinen begnügten sich die in den Katakomben hau-
senden Christen mit dem Einritzen von Konturen, welche durch rote oder
auch schwarze Farbe hervorgehoben wurden; diese Zeichnungen waren
flüchtig, fast kindlich. ^^) Auch später hat man auf Grabsteine wenig Mühe
verwendet ; * ^) die Deckplatten grosser Grüfte tragen omamentalen Schmuck, **)
in Karthago liebt man sogar da farbige Muster, z. B. schwarze Würfel
auf weissem Gmnde.**) Papst Damasus begünstigt die bescheidene Kunst
der Steinkalligraphie, welche Philocalus betreibt.*^) Die einsetzbaren Re-
liefs nehmen jetzt ebenfalls ab.^') Die skulpierten Altäre hören, wenn
auch für Kirchen marmorne Altäre gefertigt wurden, mit dem Heidentum
auf,**) wogegen die Schranken (transennae) der Märtyrergräber sorgfaltige
0 Wichtige Beschreibung in Georgios*
progymnasm. 11 (Walz, rhetores 1, 578 ff.).
') Stbzygowski, Analecta Graeciensia
S. 14 ff.
») Glykas 4, 467.
*) Procop. aedif. 1, 11 S. 205; Bad der
Blachemen: Anon. Bandor. 40; S. 776, n.
<^) Agathias Anthol. 9, 619.
^) Eoseb. Vit. Const. 3, 49.
') DccAVGB ZQ Anna Comn. p. 72 C.
^) S. Litteratnr.
») R088I, Bcrist. 1887, 136 ff.; Fickkb,
altchristl. Bildw. im christl. Museum des La-
terans S. 36 ff.; Stbzygowskt, Rom. Quartal-
schrift 4, 96 ff. m. T. 4. Die zwei ältesten
Exemplare werden vor Konstantin angesetzt.
'0) B. des ^c. fran^. 1, 255.
»») Vita S. Artemii 10 u. ö.
'») Z. B. Rom. Quart. I T. 2, 3. 2, 31 ff.
T. 1 ; mehreres in Phot. Parker.
13) Man sehe jedoch den hübschen Grab-
stein des Gerontius aus der Nereuskata-
kombe (Phot Parker).
^*) Bruchstücke vom Grabe des heil.
Martin, abg. Ra. n. s. 31, 112.
>*) R. de Tart ehr. 33, 131 f.
1^) Inschrift aus den Galixtuskatakomben
photogr.
^^) Betende Maria mit griechischer In-
schrift, in S. Maria in Porto (Ravenna) : abg.
Bayet S. 187; Medaillon mit Porträt des
Asketen Paulos (10. Jahrb.).
*^) Altar zu Ehren des Konsuls von 334:
Louvre Nr. 237 (CIL. VI 1682), vgl. Hbydb-
778
SlasBische Kanatarchftologie. H. Gesohiohte der alten Kunat.
Bearbeitung erfahren.') Die kunstverständigen Steinmetzen verlegen sich
jetzt auf Säulen, Sarkophage und grosse Gefässe. Es wird mit der Zeit
notwendig sein, die verschiedenen Steinbrüche hier zu sondern. Eine ge-
sonderte Gruppe bilden ja die Porphyrarbeiten, unter denen die Sarkophage
der hl. Helena und Constantia (?) im Vatikan hervorragen.^) Da der Ba-
salt an verschiedenen Stellen der alten Welt vorkommt, war auch seine
Bearbeitung gewiss nicht auf Ägypten beschränkt. 3) Von den Sarkophagen*)
und anderen Gegenständen aus Marmor darf man im allgemeinen sagen,
dass der weisse Marmor wie Elfenbein behandelt wird. Die kunstvolleren
Stücke weisen durchbrochene Arbeit auf (in der vegetabilischen und ar-
chitektonischen Umgebung der Figuren), die einfacheren haben flache
durch Gravierung und Einkerbung entstandene Reliefs. Die Forschung
muss sich auf lokale Fabiikunterschiede richten; denn wir hören ge-
legentlich die wichtige Thatsache, dass Theodorich in Ravenna einem Sar-
kophagfabrikanten das Monopol verleiht.^) Spanien z.B. steht für sich,*)
ein Sarkophag in La Gayole bei Marseille, den guten Hirten darstellend,
weicht stilistisch vorteilhaft von der Masse ab. In Rom ist der Sarkophag
des Junius Bassus (f 359) wegen seiner Figuren und der eigentümlichen
Umrahmung hervorzuheben.')
375. Als selbständigste und lebenskräftigste Kunst erscheint wieder
die Malerei, welche nunmehr mit einer Art Standesgliederung zu behan-
deln ist; denn private, höfische und religiöse Malerei weichen wesentlich
unter einander ab. Die Maler sind ja in dem ersten Jahrhundert diejeni-
gen Künstler, welche das diokletianische System nicht bloss (in Bilder- und
Wandmaler abgestuft) anerkennt,*) sondern auch mit Privilegien bedenkt;*)
dies hatte natürlich seine Rückwirkung auf den Malunterricht, welcher in
akademische Bahnen gelangte. Kein Wunder, dass wir sogar die Gyps-
klasse finden. 1°) Die erste Art ^ 0 setzt zunächst die alten Traditionen fort.
An die heidnischen Darstellungen *^) schliessen sich nach dem Siege des
Christentums halbheidnische Bilder mit Personifikationen der Natur und
Abstrakta an; ^3) Bilder wie der Zug der Meeresgöttin ^*) passieren für Alle-
KAVVf Pariser Antiken S. 13; christliche
Altäre: S. 367; Prud. perist. 3, 194.
*) Relief der hl. Agnes als Orante : Rom.
Quartalschr. III T. 1.
«) Helena: Hklbio, Führer I Nr. 318;
Pistolssi V 116; vor der Restauration von
Piranesi gestochen; Constantin: Hblbio I
Nr. 315; Visconti. Museo Piocl. VII 11— 12 h.
') Basaltvase mit Reliefs im Kircher'-
schen Museum.
*) In Rom: Grousset, ^tnde sur les
sarcoph. chr^tiens, Paris 1885; Rossi, Roma
sotterr. 3, 443 ff. ; Bcrist. IV 6, 9 ff. 70 f.
87 f.; Römische Quartalschr. 4, 61 ff.; meh-
rere im lateranischen Museum (S. Litt.) he-
findliche in Phot. Parker; Gallien: Le Blant,
^tude sur les sarcoph. chr^t. ant. de la ville
d'Arles, Paris 1878, m. 36 T. u. les sarco-
phages de la Gaule, Paris 1886 m. 59 T. (I.
Arles, II. aus dem tihrigen Gallien); Klein-
asien: Ra. 1, 320 ff. m. 2 T.
*) Cassiod. var. 3, 19.
^) FicKBB, Rom. Quartalschr. 4, 74.
'} BoTTARi, sculture I T. 15 u Diony-
sius, sacr. hasil. Vatic. crypt. mon. T. 81 u.
d'Aginooubt, sculpture T. 6 F. 5—7; Fb. X.
Kraus, altchristl. Kunst S. 117; Vorderseite
grösser: Pistolbsi, il Vat. descr. II T. 19.
«) Edictum Diocletiani 7, 8 f.
*) G. F. BoBRNBBi difls. sawT privilegiis
pictorum, Lpg. 1751; Codex Theodos. XIII
tit. 4.
»0) Gregor. Naz. tetrast. 4, 4 y^tttpevg <ft-
ddaxsb To nXioy xotg ixzvnoig.
>0 MAVBOoiAiofis, 'Ea. 1893, 22 ff.
") Prudent. c. Symm. 2, 39 ff. 50 ; Tempel-
maler in Delphi: Libanios, 'Avxioxog.
'«) Enstath. Macremb. 2, 2, 5. 6, 2. 4,
4, 3 ff
*^) Liber monstromm bei Haupt, opusc.
2, 245.
gorien oder Dekorationsstücke. Daher schreibt noch Fulgentius, ein Gram-
matiker des 6. Jahrhunderts, in seinem Mythologikon vor, wie man jeden
einzelnen Gott zu malen habe. Hie und da Trurden Gegenstände aus der
alten Geschichte') oder Lascivitäten gemalt.*) Den ersten Platz nahm
aber die Porträtkunst ^) ein, von welcher in Liebesgeschichten oft die Bede
ist.*) Ausserdem kamen zu den Ehrenstatuen jetzt auch Ehrengemälde.')
Die UofkQnstler malten ihre Herrscher mit offizieller Staffage,") lieferten
PorträtbUder zur Brautwerbung') und verewigten fürstliche Verlobungen;')
aus den Friedensthaten der Kaiser wurden nach orientalischer Sitte die
Löwenjagden hervorgehoben.") Wenn sie in die äussere Politik eich ver-
stiegen, malten sie .Bäche von Blut' oder den thronenden Kaiser mit
Barbaren zu seinen Füssen.»") Die Kirche stand der Malerei von Anfang
an fi-eundlich gegenüber, weü sie ihren didaktischen Wert für die des
Lesens unkundige Menge erkannte.'') Eine Anzahl erhaltener Bilder wurde
von der Legende in sehr frühe Zeit versetzt. Um nicht zu reden von dem
Veronikabild, ' ') heissen einige Bilder im Orient .nicht von (sterblichen)
Händengemacht* (äxc(po7T{i/f|Ta) ;'^) eine kunstgeschichtliche Untersuchung
verdienten die Madonnenbilder, welche der Evangelist Lukas gemalt haben
soll;!*) unter diesen ist die 130 aus Jerusalem nach Konstantinopel ver-
brachte gHodegetria' wiederholt nachgebildet worden, '^) ebenso die Fana-
') Roinnlus' Bmdenoord: Lozor. Antbol.
325 R.
*) Luxorius AdUioI. 374 R.
') Fictor iniBBinarius: E!dict. Dioc). 7, 9 1
Finnio. 4, 19, 25; Rutil. 1. 545; Theoph;^!.
ep. 6; Procop. ep. 13; Micfaaei ChoniftÜB,
ÜDiBaoHADB, aoecd. 4, 374, 1 u. Q.; du Por-
tr&tmaleD ist am Rande des Widmungabiides
iler Wiener Dtoskorideahandschrift darge-
aUlli
•) Z. B. Theophyl. 8im. ep. 18.
'') Nikepb. Chunmos, Boissoxadb, Aaeod.
II 3. 4.
*) Greg. Naz. or. III (bei Junius, de pic-
tnra 111 g 2). adv. Jnl. inv. I (or, IV K. 80)
(StadtgOttinnen bringen Geschenke and Vic-
torien bekränze u ihn).
') Zosira. 5, 3 ; Claudisn. napt. Uoo. et
M. 23 ff. KaiaerpaitrSte sind in der Minia-
turenhandBchrift fQr Kaiser BaailioB nachge-
bildet.
■) In Aquile^a: Paneg. VI 6.
•) Auson. epigr. 6.
'*) lo. Cbrya. hom. in psalm. I; vgl. Baeil.
hom. 40. Mart.
"} Greg. Naz. or. IT. 19. ep. ad Olymp.;
CbiTsoet. de Lazaro III 1. 2; Greg. Njse. or.
de taudiboa Theodori mart. c. 2; AmbroB. in
psalm. 118, 19. 28; Ang. doctr. Christ. 4, 7;
Gregor. Magn. ep. 7, 111; vgl. Ben. Bbes-
ciANi bei Quhl, Kttostlerbriefe 2, 368 ff.;
LCdtkb, d. Bllderverehning u. bildliche Dar-
stellung in den ersten christl. Jahrhunderten,
Freiburg 18T4.
") Zuerst in der zweiten Hftifte dea
vierten Jahrhunderts erwähnt; Gctscbhid,
kleine Schriften 2, 536 f.; a. snch W. Gbihm,
aber den Ursprung der Cbristusbilder, Verb,
d. Berl. Ak. 1842, 323 ff.; 0. Isola, consido-
razioni a. icona Edeasena, Rom 1ST7.
'*) Z. B. das Bitd des beiL Georg, wo-
nach das Athoskloet«r loÜ Zatygätpov be-
nannt ist.
") Joh. Damasc. opp. (Parie 1712) p. 618.
631; Nicoph Call. bist. eccl. 15. 14; Michael,
V. Theod. Stud. (Sibmomdi opp. V 44); Papa-
i>OFUI,OB, xaTiiloyaf I, 563 {einöi'is): 1. In
UegaspilSon: Ktitö^iav 17 jigoaxvvtjtäftor
lov MeyäXav Inr/Xalov, Athen 1840
p. 54 ff. (p. 57 ff. n. S. IV Zeugnisse Ober die
Lukaabilder; in Wachafarben reliefartig anf
Holz aufgetragen); 2. im Kloster UeU oder
SnrmeU, angeblich um 380 aus Athen ge-
bracht; 3. ilavayia ij Kvxxiüiuiaa auf Cy-
wiTn; 4. "EXcofaa aus Ägypten (Über Atta-
teia) in Wilna; 5, Sta. Maris Maggiore in
Etem: Miloobah, la sainte vierge de St. Lnc
ä St. Marie Majeure, Pans 1862, mit Abb.;
Ober Kopien s. Der Eirchenschmuck, Seckau
1876, 80 ff.; 6. St. Maria del Popolo in Born;
7. Araceli in Rom [auf Cypreasenholz); 8. in
Grotta Ferrata.
"') Theodor. Anagn. bist. I p. 185. Auf
Goldmünze des Monomacboe: GAmHUOCi T.
482, 15; Gemälde mit dem Namen: d'Aqik-
couBT, peinture T. 87; angeblich (Ober Malta)
in der Hofkirtihe von Petarsbnrg.
r
X
780
Slaflsische KnxiBtarohäologie. H. GeBchiohte der alten Kanat.
gia 'H üriyri aus der Zeit Justinians. 0 Es ven*ät einen sonderbaren Ge-
schmack, dass man die Worte des hohen Liedes (1, 5) „Schwarz bin ich
und schön' wörtlich nahm. Bilder von Christus und den Aposteln werden
schon im vierten Jahrhundert erwähnt.*) Dann folgen die Bilder von
Heiligen und gefeierten Theologen.^) Dankbarere Stoffe fand aber der
Maler in der Bibel, den Martyrien und Heiligenleben;*) die Darstellung
des Martyriums der hl. Euphemia, welche Asterios ausführlich schildert,
verdient besondere Beachtung.*) Pedantische Vorschriften, wie sie die
bekannten Malerbücher vom Athos geben, hat man in der oströmischen
Zeit schwerlich gekannt.
Wie im vorigen Zeitalter, erfahren wir nur gelegentlich Namen von
Malern.^) Auf die eigenen Werke setzten die Maler vielleicht nur unter be-
sonderen Umständen ihre Namen, im künstlerischen Wetteifer die Zeichner,
unter welche Basilios H. die Miniaturen seines Menologiums verteilt hatte,
aus Nationalstolz Basilius, der für „Franken' malte. ^) Den geschäfts-
mässigen Betrieb scheint auch dies anzuzeigen, dass man von Bilderkopien
wie von etwas gewöhnlichem redet.®)
376. In technischer Beziehung scheint innerhalb der Tafelmalerei
noch die Enkaustik zu herrschen;^) man kennt auch die Elfenbeinmalerei
noch, ^<') es kommt eine Art von Reliefmalerei vor, aus welcher dann die
Sitte der griechischen Kirche hervorging, Hauptteile des Bildes, z. B. das
Gesicht, mit getriebenem Silberblech zu bedecken. ^ >) Doch nahm jetzt die
Aquarellmalerei auf Pergament und Papier den grössten Aufschwung; wir
pflegen bekanntlich die in den Codices enthaltenen Malereien Miniaturen
zu nennen. 1*) Doch vereinigt dieser unglückliche Name sehr verschiedene
Malarten. Um eigentliche Aquarellgemälde handelt es sich nur bei der
grossen Rolle der vatikanischen Bibliothek, welche den Inhalt des Buches
Josue mit erläuternden Beischriften abbildet; letztere gehören dem zehnten
^) Auf Gemme : abg. Kraus, Realencykl.
2, 364.
«) Euseb. h. eccl. 7, 18, 4.
8) Z. B. Anon. Bandur. 60.
^) Prud. dittocbaeon ; F. Diac Langob. 4,
17 ; Opfer Isaaks : Greg. Nyss. or. de deitate fil.
et sp. 8.; , Bestattung des hl. Ephraim" in
der vatikanischen Bibliothek, angeblich ans
dem 11. Jahrb.: d'Agincourt, peinture T. 82.
^) CoMBEFis, auctarinm novum 1,209 ff.
®) Grabstein des Aarelius Felix aus dem
Jahre 382: Rossi, inscr. urbis Romae 1 318;
Lucillus: Symmachus ep. 6, 50.
') Lateinisches Psiuter für die Königin
Mathilde von Jerusalem (f 1161) im britti-
Bchen Museum (Egerton 1139): Probe bei
Do SoMBRABD, los furts au moyen äge, Album
8 s. T. 12—16; Mosaikbilder der Geburts-
kirche zu Bethlehem: Christi. Kunstblatt
1885 S. 133.
«) Basil. ep. II p. 73e = 2, 3 col. 229 a;
Greg. Naz. or. 43, 1.
^) S. 407 ; Chrysost. Xoy, eü? toV vmtiJQa,
»0) DiKHL, Byz. Ztsch. 1, 479 ff.
' ^) Berbb. Schmidt, Volksleben der Neu-
griechen I 49, 1. 72, 7; S. 417,«.
^'^) Vom paläographischen Standpunkte:
MoNTFAUCON, bibllotheca Goisliniana; Gardt-
HAUSBN, Paläographie S. 93 f.; kunstgeschicht-
lich: KüOLER, Gesch. d. Malerei P 135 ff.;
A. WoLTXAKN, d. Gesch. d. bvz. Malerei in
d. Miniaturen, Im neuen Reich 1877 Nr. 46
S. 711—74; besonders Kondakopf (s. Litt.);
Brockhaus, d. Kunst in d. Athos-KlOstero
S. 1 96 ff.; Bilderwerke: A. de Bastard, peintures
et omements de manuscrits, Paris 1835 ff.
20 Lief, ä 8 färb. T.; W. R. Tyms a, Wyatt,
the art of illuminating, London 1860, mit
100 T.; J. 0. Westwood, palaeographia sacra
pictoria, London 1845, m. 50 T.; einzelnes in
den Prachtwerken von Cdrmbrs, Labartb,
Lacroix, Louandrb und Du Sommbbard über
das Mittelalter; St. Beissbl, vatikanische
Miniaturen, Freibnrg 1893, m. 30 Lichtdr.-T.;
Bordier, descr. des peintures et aatres ome-
ments contenus dans les mannscr. grecs de
la Bibl. nat., Paris 1883; angekfindigt Mi-
niatures de man. de la bibl. nat., Abt.: Man.
grecs, p. p. H. Omont, 50 T.
Kap. ZI. Die oatrdmiBohe Zeit: Emeate Hernohaft des OrientB. (§376.) 781
Jahrhundert an und wir können vorläufig den eigenartigen Stil der mehr
kühnen als schönen Bilder nicht anders fixieren. ') Sehr zahlreich sind die
eigentlichen Malereien, unter welchen jedoch wieder die Titelblätter und
ähnliche ganz dekorativ gehaltene eine besondere Oruppe bilden ; weil das
rechteckige Blatt einer Wand gleicht, erinnern auch die Bilder häufig an
Wandmalereien. Endlich betrachten wir die schwarz belassenen oder ko-
lorierten Federzeichnungen als blosse Skizzen. Ausgegangen ist die Minia-
turenmalerei von der Verschönerung der beliebtesten Dichter. Kein Wunder,
dass die ältesten erhaltenen Bilderhandschriften den Text des YergiP)
und Homer *) enthalten. Bald wurde jedoch die Profanlitteratur höchstens
mit einem Titelblatte bedacht.^) Zumeist nur Erläuterungsbilder, deren
Zweck und Wert nicht künstlerisch, sondern sachlich ist, verschönem die
Wiener Prachthandschrift des Dioskorides, *) die Arat- und Nikanderhand-
schriften,«) Kalender,') Geographien,®) Orakelbücher®) und dgl.; es ver-
steht sich, dass diese Erläuterungen wie Schollen, so gut es ging, aus den
älteren Vorlägen kopiert wurden. Nicht ohne Widerspruch drang die
Miniaturenmalerei in die Bibel ein,^^') aber schon im vierten Jahrhundert
scheint eine feste Tradition, die in einer textlosen Biblia pauperum gesucht
wird, ausgebildet gewesen zu sein.^') Derartige Bilderfolgen beschreiben
in der That Prudentius (im Dittochaeon) und Rusticus Helpidius (in den
Historiarum testamenti veteris et novi libri); man darf annehmen, dass
die Buchmaler so gut ihre Anweisungen besassen, wie einst die Wand-
maler (S. 745).") Daher muss man die Handschriften nach ihrem Inhalte
0 Vatic. Pal. 405 : Gabkucci III T. 157
— 67; d'Agincourt V 28 (das Ganze ver-
kleinert). 29. 30; Proben: Pal. Soc. T. 108
11. Bbissbl T. 4. Nach Eondakoff a. 0. 1,
95 f. aus dem 5. 6. Jahrb.
') Aus dem IV./V. Jahrb. im Vatikan,
Cod. Lat. 3867 : gestochen von P. S. Bartoli,
Rom 1782 (picturae antiquissimae Virg. cod.
Vat.); Proben: Palaeograph. soc. T. 114;
Beissel T. IILA; etwas jünger Vatic. Lat.
3225: gestochen von Bartoli, Rom 1725 (P.
Virg. Mar. opp.). 1741 (antiquissimi codicis
Virgil. fragm.); Proben: Palaeograph. soc.
T. 117; Bbissbl, T. I. II B; Aim^ Chaupollion,
le moyen ftge II T. 1 (farbig).
') Aus dem 5. (?) Jahrhundert in der
Ambrosiana zu Mailand: Mai, Homeri Iliados
picturae ant. ex codice Mediol. bibl. Ambros.,
Rom 1835; Proben: Pal. Soc. T. 39. 40. 50.
51; vgl. Hbydemank, Mitteil. S. 33 f.
*) Dionys von Halikamass, in der Chi-
giana s. X: Moktfaitcon, T. zu S. 24; Lu-
xorius (Anthol. Lat. 226 B.) sagt von dem
Titelblatt seines Büchleins: Carmen namque
tuum duplex Victoria gestat.
^) Wahrscheinlich am Anfange des 6.
Jahrhunderts für die Prinzessin Anicia Juliana
geschrieben (Lambboius, comment. IP 119
—265): Widmungsbild farbig bei Lababtb,
arts industr. T. 78 (einem Gobelin nachge-
ahmt); Porträts griechischer Ärzte, abg. bei
LouAKDBB, les arts somptuaires u. Hbbtzbbbo,
b^zant. Gesch., T. zu S. 74, sonst Pflanzen-
bilder; bescheidenerer Codex auf dem Athos:
GvBzoN, Besuch in d. Klöstern der Levante
S. 194.
^) Sternbilder Arats: Bethb, Rhein. Mus.
N. F. 48, 91 ff.; Nikander, Paris suppl. gr.
247 s. XI: Ga. I T. 18. II T. 11. 24, vgl.
Bbthe a. 0. S. 97.
') Ealenderbilder des Chronographen
vom J. 354, her. v. Strztgowski, Berlin
1889; J. Stbztgowski, d. Monatscyklen der
b^z. Kunst, Report, f. Eunstw. 11, 23flf.; über
die Texte Bbuno Keil, Wiener Studien 1888,
94 ff.
*) Handschrift des Ptolemäus in Vato-
pedhi: Langlois, gäographie de Ptol^mäe,
Paris 1867.
^) Theophan. contin. p. 36, 1 ; über Hand-
schriften des Kaisers Leo des Weisen (886
—911) s. Graux, Archives des miss. sc. s.
III Bd. 6, 218 f.
***) Hieron. Hieb praef. Über Bibelillu-
strationen Bkockhaüs, Kunst in d. Athos-
klöstem S. 169 ff.
'*) De Waal, das Kleid des Herrn auf
den frühchristl. Denkmälern, Freiburg 1891,
m. 2 T., vgL auch Rumohr, ital. Forschungen
1, 166 f.
^') Berger, Mäm. de la soc. nat. des
antiq. de France 1893 LH. bezieht darauf
782
KlaBBisohe Knnstarohäologie. IL Qesoliioliie der alten Kniuit«
sondern. Die lateinischen, welche wir besitzen, fallen sämtliche jenseits
der von uns gesteckten Grenze, i) Desto zahlreicher sind aber die grie-
chischen Codices, welche vor dem dreizehnten Jahrhundert geschrieben
sind. Von den Büchern des alten Testamentes wird im fünften und
sechsten Jahrhundert die Genesis mit Bildern ausgestattet.^) Mit andau-
ernder Freude illustrierten die Mönche nur das ihnen nächstliegende Buch,
die Psalmen samt deren Catenen;^) mit Ausnahme des Pariser Codex und
einiger verwandter Codices, welche von einem poetischen Maler in antiki-
sierendem Geschmacke und mit vielen Personifikationen ausgeführt sind,^)
stimmen die Psalterbilder seit dem neunten Jahrhundert ziemlich unter
einander überein. ^) Auch die Evangelienbilder machen eine im 6. Jahr-
hundert mit dem Purpurcodex von Bossano ^) und einem syrischen Codex ^)
beginnende lückenlose Reihe aus.®) Von den übrigen Teilen des neuen
Testaments ist wenig zu sagen ;^) seit jedoch im 11. Jahrhundert die my-
stische Richtung zur Macht kommt, tauchen die Apokalypsencyklen auf. ^^)
£ine weitere Gruppe bilden die Canonestafeln in griechischer oder syri-
scher Sprache, welche ihr besonderes von der Architektm* entlehntes De-
korationssystem haben. ■ ') Sodann wird der Hauptbestand der griechischen
das griechisch-lateinische Verzeichnis evan-
gelischer Scenen in Cod. Gallens. 48 (9. Jahr-
hundert).
^) Zu erwähnen sind die Zeugnisse des
Hieronymus und Cassiodor (de div. lect. 5).
*) Aus dem 5. (?) Brit. Mus. Cotton.:
mangelhaft Collatio cod. Cotton. facta a lo.
Em. Grahe ed. a HEini. Owen, London 1878 ;
hesser Wbstwood, palaeogr. sacra, Early
greek man. I 2; aus dem 6. in Wien, mit
Gold und Silher auf Pnrpurpergament, von
verschiedenen Händen: Wiener Genesis, her.
V. Habtel u. Wickhoff, Beilage z. 15. Bd.
des Jahrb. der Samml. des aUerhöchsten
Kaiserh. H. 1 T. 1-30, Prag und Wien
1894 (H. 2 zum 16. Bd.); farbige Proben
bei Lababtb, arts industr. T. 77.
') Spbikqeb, Abh. d. sächs. Ges. 8, 210 ff.
*) Catena zu den Psalmen und dem
hohen Lied aus dem 10. Jahrh. in Paris
(Nr. 139 [1878]): vgl. Moktfaucon, palaeogr.
S. 11 ff. m. Abb.; Waagen, Kunstwerke in
Paris S. 217 ff.; Proben bei Düval, mon. des
arts du dessin I T. 39; Lababte 11146—51,
Alb. II T. 82 (farbig); Le moyen äge et la
renaiss. T. 2. Ähnliches aus dem Athos:
Brockhaüs S. 173 ff.
^) 9. Jahrh. in der Sammlung Chludoff
(früher Lobkoff) : Eomdakoff, miniatjury
gretscheskoj rukopisi psaltiri IX. wjeka i^
sobraniä A. J. Chludowa, Moskau 1878 ;
10. Jahrh.: Ambr. sup. M 54; Psalter mit
Catena fflr Basilios II. (976-1025) in Ve-
nedig: farbige Proben bei Lababte, Album
H T. 85. 86 (Hebtzbebo, byz. Gesch. 189);
Psalter vom J. 1066, Brit. Mus. add. 19352:
Proben Pal. soc. 53 u. Report, f. Kunstw. 15,
363; Catena aus dem 12. Jahrb., Ambros.
sup. M 47; desgl. in der Barberina Nr. 217:
BusLAJEFF, Wjestnik obschtsch. drewne- russk.
isk. 1875, Vermischtes S. 67; Mitte des 12. J.:
Brit. Mus. Egerton 1139.
^) 0. V. Gbbhard u. A. Harnack, Evan-
geliorum codex Graecus purpur. Rossan., Lpg.
1880, m. T.; vgl. Battifol, abbaye de Ros-
sano, 1892.
^) Im Jahre 586 beendigt, zu Florenz:
AssEMANi, catal. codic. Orient, bibl. Medic. et
Pal. T. 5. 23. 49 ; kleiner d*Agi500Ubt, peini.
T. 27, 1 ff. farbige Tafel bei Lababtb T. 80.
") Vom Jahre 911/2 in Basel B VI
(cod. 1): HcG, Einleitung 1, 265; J. 964 in
Paris Nr. 70 (3424): Probe Silvestre II 25;
Lababtb T. 84 (farbig), schlechter Mowt-
FAUCON S. 282, 5 ; 10. (?) Jahrh. in der Vati-
cana Nr. 1522: Beissel T. 9; Anf. des 11.
Jahrh. in Parma: Probe Report. 15, 367;
11. Jahrh. Vatic. Gr. 1158 u. 1229: Beissel
T. 10. 11 ; Paris Nr. 74 u. 115: Probe des
ersteren Codex bei Sibxondds, opera varia
IV 665 Par., 477 Ven.; 11. oder 12. Jahrh.,
in der Laurentiana plnt. 6, 23; 12. Jahrh.
Vatic. Urb. Gr. 2: Beissel T. 14 a; Ambros.
sup. M 48 u. B 62, membr. 8; 12. Jahrh. im
bnttischen Museum, Harl. 1810: Probe Re-
peri 15, 368; 12./ 13. Jahrh. aus Karahissar
in Petersburg 105. Anderes verzeichnet
Beissel a. 0. S. 17 A. 1.
^) Apostelgeschichte u. Briefe, aus dem
11. Jahrb., Vatic. Gr. 1208 (mit Goldschrift):
Proben Pal. Soc. 131 u. Beissel T. 12.
10) F. Didot, les apocalypses illumin^es
manuscrites et xylographiques, Paris 1870.
> ') Griechische aus dem 6. Jahrb.: Shaw,
iUuminated omaments, London 1833 T. 1 — 4;
aus dem 10.: Lababtb II T. 83 (farbig).
Kap. ZI. Die OBirftnÜBolio Zeit: Eraente Hemohaft des Orients. (§ 377.) 783
Klosterbibliotheken , die Menologien, ^) die Predigten Gregors von Nazi-
anz*) und des Johannes Chrysostomos, *) illustriert. Andere kirchliche
Litteratur verziert man nur gelegentlich mit Bildern;^) eine eigentliche
Tradition besteht nur bei Eosmas' christlicher Topographie (547 n. Chr.),
welche interessante Bilder begleiteten.^)
377. Mit der Buchmalerei hängt stofflich' und technisch die Wand-
malerei zusammen. In vornehmen Häusern waren noch Wandgemälde
zu sehen ;^) eine neue Mode führt sie in die Lustgärten ein, wo sie ent-
sprechend dem intimen Charakter des Ortes subjektiv gefärbte Gegen-
stände darstellen, z. B. Erinnerungen an eine ausgezeichnete That oder
philosophische Allegorien ; ^) ihnen stehen die Malereien in grossen Speise-
sälen nahe.^) Grabmalereien schliessen sich an die der vorigen Periode
an.^) Zumeist aUerdings verschönem sie die Katakomben, welche nun in
Andachtsplätze verwandelt und deshalb, so gut es geht, an Kirchen an-
genähert werden; so sind denn gewiss die meisten Katakombenbilder i^')
nach Konstantin entstanden, wie die Gemälde der jüdischen Katakomben.
Deren Dekoration zeigt den neuen Stil mit Arabesken, Pfauen, anderen
Vögeln und Urnen vollkommener durchgeführt, als die Katakombe des
hl. Nereus und der Märtyrer Satuminus und Thraso; erstere trägt auch
die biblischen Stoffe einfach vor,^ noch die Tradition der alten Malerei
<) Berflhmtes, für Basilios II. (t 1025)
geschriebenes im Vatikan (Cod. Graec. 1613):
Menologium Graeconun iossu Basilii imp.
graece olim editam, Urbini 1727, 3 Teile;
Pioben bei d'Aoincoubt T. 31—33. 103, 1.
104, 1. 13: Lababtb III 59; AI sommo ponte-
fice Leone XI 11. omaggio giubilare della
bibl. Vaiicana, Rom 1888 T. 1 (farbig);
Beissel T. 16; Aber andere s. Bbockhaus
S. 191 f.
>) KovBAKOFF 1, 61. Eine berühmte
Prachthandschrift, welche viele Beschauer
anzieht, erwähnt Eustathios opusc. p. 249,
57 ff.; 8./9. Jahrhundert Ambros. inf. E 85
(s. A. Mai, pict. p. X), zahllose ungeschickte
Bilder aus Auripigment; zwischen 880 und
885 für den Makedonier Basilios in antiki-
sierender Manier und mit Nachbildung ge-
schnitzter und vergoldeter Rahmen, Paris
Nr. 510: Bastabd, peint. des manuscr. und
Hrbtzbkbo, Byzant., T. zu S. 149; ders. T. zu
S. 196; MoKTFAUCON p. 252; Silyestbb I)B
Sagt II 18; Louandbe T. 31; Lababte II 81
(farbig); vgl. Waagen, Kunstwerke in Paris
S. 202 ff.; vom J. 1063 Vatic. 1063: d'Aoih-
couBT, peint V T. 49, 2.
') Aus dem 11. Jahrb. Ambros. sup. A.
172 mit TitelbUd; aus dem Jahre 1080 fQr
Nikephoros Botaniates Paris. Coislin. 79:
Lababte III 69—71; nach Montfaucon, bibl.
Coislin. Hbbtzbbbg, Byzant. S. 259; vgl.
Waagen, Kunstw. in Paris 8. 227.
*) Johannes Klimakos: 11. Jahrh.
Vatic. Gr. 394 auf Goldgrund, Probe Pal.
soc. 155; Beissel T. 14 b; Ephraim: aus
dem J. 1040 Ottobon. 457: d'Agincoübt V
49, 1 ; Predigten des Mönches Jakob aus
dem il. Jahrh., in Paris Nr. 1208; Lababtb
IIT. 87; Synode von Konstantinopel, Jahr
1066: A. Mai, collectio IV.; Marienpredigten,
aus dem 12. Jahrh. Vatic. 1162: d'Agincoubt
VI T. 50; Beissbl T. 15; Menologium aus
dem 11. Jahrh., Vat. 1613: Beissel T. 16;
Vat. 1616 für Konstantinos Porphyrogenne-
tos: Pitba, Sanctus Romanus, Ilom 1888.
Mischoodices: sehr alt Vindob. 847: Wick-
hoff, d. Ornamente eines altchristl. Kodex
der Hofbibliothek, Jahrb. d. kunsth. Samml.
d. allerh. Kaiserh. 14, 196 ff. T. 14—18; aus
dem J. 1063 : Sabas T. 9.
^) Aus dem 9. Jahrh. Vatic. 699: farbige
Probe bei Lababte II 79, die aber gar nicht
alt aussieht; Kondakoff S. 137 ff. m. Abb.
(,das wichtigste Buch").
^) Symmach. ep. 6, 50. Aus dem 4. Jahr-
hundert Haus der Mftrtyrer Johannes und
Paulus (lineare Ornamente und Nachahmung
von Marmor) : Bcr. IV 6, 68 ff. ; mytho-
logische Wandgemälde: Prudent. c. Symm.
2,56.
') Luxorius Anthol. Lat. 304; Eustath.
Macremb. 5, 1, 2 ff.
*) Beim Bischof Neon von Ravenna:
Brief des Papstes Leo an ihn vom J. 458,
vgl. Wickhoff, Repertor. f. Kunstw. 17, 10 ff.
^) In Parenzo: Stbzygowski in ,Kunst-
gesch. Charakterbilder aus Osterreich* S. 56 f.
»0) Litteratur S. 740. Der Text bezieht
sich auf Photographien,
784
KlassiBche KanBtarch&ologie. II. GdscMohte der alten Kunst.
verratend. In der Priscilla- und Agneskatakombe beginnen schon die
stilisierten Andachtsbilder, welche in den Eirchenmosaiken ihre Vorbilder
haben, und in der Pontianuskatakombe ist die volle Stilisierung der christ-
lichen Grabmalerei vollzogen. Ein Vergleich jener jüngeren Bilder mit
den vatikanischen Vergilminiaturen wird die Chronologie fördern. In mo-
numentalen Bauten dagegen tritt die Freskomalerei hinter das Mosaik
zurück, dessen weite Verbreitung durch den zunehmenden Gebrauch der
Glasstifte befördert wurde; natürlich war letzteres nach alter Sitte auch
in den Speisesälen zu finden. ') Das profane Mosaik hatte ziemlich wenig
Bedeutung;^) die Steinmosaiken, welche gewöhnlich nur einige Figuren in
einer Einfassung von Spiralen und Arabesken oder auch Inschriften (wie
im Mithraeum von Ostia) zeigen, veranschaulichen den tiefen Verfall der
alten Technik.') In den Kirchen dagegen soll bereits die Synode von
Elvira im Jahre 305 die Bilder verboten,^) Konstantin aber solche ange-
ordnet haben. ^) Im fünften Jahrhundert empfiehlt sie der hl. Nilus, rät
jedoch von Darstellungen eines Fischzuges, einer Jagd u. dgl. ab.®) Von
den Teilen der Kirche pflegt deren heiligster, die Absis in erster Linie
berücksichtigt zu werden.') Die Bilder bilden häufig einen Cyklus, wie
in der von Paulinus (354 — 431) geschilderten Kirche von Nola; es kommen
auch Gallerien von gemalten Büsten in Aureolen auf, wofür die alte Pauls-
kirche in Rom und die Katakomben von Neapel Beispiele liefern.^) Die
leicht vergängliche Freskomalerei wird, wo die Mittel und die Arbeiter
vorhanden sind, von dem glänzenderen Mosaik, das auch besser zum poly-
chromen Steinbau passt, verdrängt. Schon Konstantin schmückte die Ba-
silika des Lateran mit biblischen Mosaiken °) und S. Costanza in Rom,
das zwischen 326 und 329 erstand, enthält noch (allerdings st{u*k restau-
rierte) Mosaiken mit Rankenwerk, Vögeln und Urnen oder Nachahmung
der durch Figurenmedaillons verzierten Teppiche.^®) Der Bildersturm hat
sehr viel ruiniert, indem nach 754 Wandgemälde und Mosaiken übertüncht
und an ihre Stelle Landschaften, Gärten mit Vögeln, Tierstücke oder Al-
legorien gesetzt wurden.^*) Fassen wir die zwei technisch verschiedenen
Zweige der kirchlichen Wandmalerei zusammen, so beruht unsere Kenntnis
auf zwei Gattungen von Quellen. Die eine, weniger anschaulich, aber chrono-
logisch besser fixierbar, besteht aus den Schriftquellen, wobei dieses Mal nicht
die Prosaiker, obgleich diese auch schätzenswerte Mitteilungen machen, '=)
*) 8alvian. ad eccl. 4, 33.
') In Bädern nicht mehr üblich: Sym-
mach. ep. 6, 49; Mosaikbild Theodorichs am
Markte von Neapel: Procop. h. Goth. 1, 24
p. 371d; Verzeichnis der erhaltenen welt-
lichen Mosaiken: Am. J. 4, 130 ff.
^) Z. B. in der Gasa di Hadriano zu Rom
(Phot. Parker).
*) Can. 36.
^) Joh. Damasc. ep. ad Theophilum imp.
c. 3 (M. III 349).
®) Epist 4, 61. Augnstin de consensu
evangelist. I 10 scheinen die Gemälde irre-
leitend.
^) J. G. MtJLLEB, die bildlichen Darstel-
lungen im Sanctoarium der christl. Kirchen
vom 5.-14. Jahrb., Trier 1835.
') Paolskirche: Nach Phot. heransg. t.
Gabbuoci, s. Civiltä cattol. 1890, 466 (ans
dem 5. Jahrb.); Neapel: Civilta a. 0. S. 466 ff.
») VII. Synode von Nicaea 787, actio IV.
»») Db Rossi Lief. 17. 18; Phot Parker.
^') Vita S. Stephan! Diac. in den Ana-
lecta Graeca, Paris 1688 I 454; vgl. Theo*
phan. contin. 3, 10.
^') Verlorene Mosaiken von Rom und
Ravenna verzeichnet Müntz, Am. J. 1, 115 ff.
295 ff. Am wichtigsten sind die Beschrei-
bungen der Sergioskirche in Gaza (Choricius
p. 91 ff. Boissokadb) und der MuUergottes-
sondern die jene Bilder begleitenden Gedichte dee Paulinua von Nola,
Prudentius und anderer den ersten Platz einnehmen.') Die erhaltenen
Wanddekorationen *) dagegen sind, wie sich von seihst versteht, entweder
stark beschädigt oder, was fast noch schlimmer ist, erheblich restauriert.
Dem bisherigen Stande der Forschung entsprechend, soll der Überblick
dieses Eunstzwetges sich nach den Orten richten. Im Osten weist Kon-
stantinopel, obwohl die ansehnlichen Kirchen alle in Moscheen verwandelt
und die Mosaiken QberfcUncht wurden, noch prächtige Musivgemälde auf,')
namentlich in der Kuppel der Aja Sofia*) und in der Moschee Kachrie.^)
Thessalonike besitzt die Kuppelmoaaiken von H, Oeorgios und H. Sophia,*)
in Bethlehem versetzen uns die Mosaiken des MOnches Ephraim in der
Geburtskirche an das Ende dieser Periode.') Sonst sind noch einige Mo-
saiken von Klosterkirchen zu nennen.*) Auf italischem Boden«) hängen
mit der orientalischen Kunst die Mosaiken der Residenzstadt Ravenna zu-
sammen, wo das Battistero di S. Giovanni (425—435), die Grabkapelle
der Galla Placidia (440), S. Maria in Cosmedin, S. Vitale (547) und S.
ÄpoUinare nuovo (560) die Entwicklung zum steifen Uofstil darstellen.'")
Der Osten greift auch nach Unteritalien herüber. ■■) Rom behauptet eine
grössere Selbständigkeit imd hat schöne Mosaiken verschiedenster Zeit,
die nur zu sorgsam immer wieder ausgebessert wurden.") An der Spitze
stehen die Mosaiken von S. Costanza (S. 784) und ein ebenfalls konstan-
tinisches Bild in der Peterskirche. '=*) Sodann folgen S. Maria Maggiore,
unter Sixtus III. (432—445) gebaut und S. Paolo (490 vollendet).'«) In
kircbe in den Blechernen zu EonaUntinop«!
(Analeetfl Graec« «. 0. 8. 453).
') PauliuuB; Lagbahob, bist, de Panlin
de Noie, Paris 1882 II Kap. 21 ; Prndentius,
DittnchaeoDi Elpidiua Rusticua; angebliche
Distichen des ÄmbroBioB.
') Verzeichnia der oHtrOmiacheD Mo-
saiken: Am. J. 4, 128 f.
*) Salzenbbbo, altchrist). Bandenkinfiler
KoDstaatiDopela.
*) OwKS Johbs, Äys Sofia. Constanti-
nople, London o. J. m. 25 T.; farbige Probe;
Ubabtb II T. 118. 119 (WandiBknistation).
Die Mosaiken sind nicht vom jnstiaianischeD
Bau, vgl. Bbockbaus S. 43 A. 4.
>) N. KoNDAKOFP, Mosaiken der Moachee
K schrie -Dschamisi (foy^ tij; /uipor) in Eon-
etantinopel, Odessa 18S1, m. 12 T. (niasisch);
farbig bei Gally EmasT, ecci. arcbit; Fbot.:
I'aschal Säball, catai. explic. des principales
maaalqaea, peintures et sculptures existant
it Eahriä-Djami, Const. 18S6.
') Tbiieb, arch. byi. T. 80-40; Dü-
CBESKB et Batkt, missioQ eu Macddoine et
au mont Athos p, 319 t!.; H. Sophia, nach
der Inacbrift aas dem Jahre 495: II. Jlaaa-
ytagyior, 'Eaii'n 1893 Nr. 40. 46.
') Inschrift desselben aus dem Jahre
der Welt 6677 (1176 n. Chr.); Ephraim war
auch Chronist.
') Uegaspiläon im Peloponnea; Daphni
Baudlinoh dsr kliH. AltnrtumiKinFiiKLifi. VI
bei Athen: Lahbakis, jrpMrrtnwxij äp/tmy-
liOyia t^s fior^; Jaqrviov, Athen 1890; Mil-
LBT, Bch. 1893, 195 S.; Eloster des sei.
Lukas bei Orchomenos: Cr. Diehl. l'äglise
et les Tnoselgnea du coovent de St. (sic)-Luc
en Phocide, Paris 1893 m. 72 T.; Basilianer-
kloBter auf Cliios; Tatopedlii auf dem Athos ;
DiDBOH, Ann. archdol. TU 152. — Nikaea:
DiBBL n. Stbzyooivski, Byz. Ztsch. 1, 74 ff.
340 ff. 522 ff.
') GusT. Clausse, basiliques et mosal-
qnea chrätiennea en Italie, 1893; E. Mühts,
Dotes snr lea mosalquea chrdt. de l'Italie,
8 Tle.; Fbz. X. Ebadb, RealencjkL n. Mo-
saiken.
"} Phot,; J. P. Ricbtbb, d. Moaaiken von
Ravenna, Wien 1878; 8. 134.
") 8. Prisco bei Capna, aus dem 5. Jahr-
hundert (jetat lerstart): Öabbucci, storia IV
T. 254—7; S. 117. Maria di Capua {zer-
stört): beschrieben von Mazzocchi, comm.
in mannoreom Neap. kalendarium; Grotta-
ferrata, aus dem 12. Jabrfa.: Phot.
") Sammlung bei du Roesi, mnaaici cri-
stiani e saggi de' pavimenti delle ehieae di
Roma anteriori al aec. XV,, Rom (noch nn-
vollendet); vgl. Vitbt, J. d. sav. 1862<3.
") MüHTZ, Ea. 1882 H; Fkotbiuoham,
Ra.e. Ilt 1,68 ff.
") Db Rossi Lief. 16; Phot Parker.
50
f
786
ElasBisohe Snxwtarch&ologie. n. Geschichte der alten KnnBt«
Rom blieb die kirchliche Mosaikkunst auch fernerhin blühend. Venedig
interessiert als eine Kolonie byzantinischer Kunst; die Genesisbilder in
der Markuskirche sind nach einer Bilderhandschrift gefertigt.*) Die Mo-
saiken bleiben noch für die Kunstgeschichte zu verwerten ; dass sie an
die Malerei der Kaiserzeit anknüpfen,*) versteht sich von selbst. Wegen
der starken Restaurierungen ist es rätlich, nicht so sehr auf die Einzel-
heiten des Stiles und des Kolorits Gewicht zu legen als die Komposition
zu beachten. Die neue Richtung scheint darauf hinauszulaufen, dass nicht
bloss die strenge Frieskomposition wieder eingeführt, sondern auch die
Hofbilder zu Grunde gelegt werden. Wie der Kaiser mit seinem Hof-
staate, so erscheint Christus mit den Aposteln und Heiligen vor uns,
damit wir ihn verehren;*) daher sehen alle, falls sie nicht vor dem Höch-
sten sich verneigen, den Beschauer an. In Erinnerung an den Garten
des Ölberges trennen häufig Bäume die einzelnen Figuren.^)
Von den steinernen Bodenmosaiken ist schon oben gesprochen
worden (S. 784), hier müssen wir betonen, dass die einfachen mit ihren
geschmackvollen Mustern geflochtene Teppiche glücklich nachahmen.*)
378. Die Baukunst an sich, wenn wir von ihrem Figurenschmuck
absehen, nötigt auch dem einseitigen Freunde des Altgriechischen Ach-
tung ab.^) In ihr geht keine Revolution vor, sondern, was neues kommt,
ist nur die konsequente Weiterentwicklung älterer Keime. Wir denken
dabei besonders an die majestätischen Kuppel- und Zentralbauten (S. 324),')
die Basiliken mit ihren Fensterfaijaden (S. 376 f.) und die schönen Arkaden
(S. 320). Die Vielfarbigkeit der Bauten, welche sofort in die Augen
stach, dauerte aus dem früheren Zeitalter fort (S. 712 f.) und erfuhr nur
durch politische Verhältnisse, indem steinliefemde Landstriche verloren
gingen, einige Veränderung. Unter den farbigen und spiegelnden Stein-
sorten 8) werden ausser dem prokonnesischen ^) besonders der weisse Marmor
von Faros, der gelbe von Afrika, der grüne aus Lakedaimon und der
gleichfai'bige, den man mm in Thessalien entdeckt hatte, ^^) der fleckige
Marmor von Synnada (S. 713) und ein purpurroter Stein in Konstantinopel
*) TiKKAKEN, d. Qenesismosaiken in Ve-
nedig u. d. Cottonbibe], üelsingfors 1889.
*) Vgl. MüNTZ, Ra. 1878 Nov. 1879 Aug.
1882 Sflpt.
') Ebenso wendet Augnstin das Bild
eines Thronsaales auf die Philosophie an
(civ. d. 5, 20).
*) Z. B. in H. Georgios: Hebtzbebo, By-
zantiner S. 91.
^) De Rossi a. 0.; A. de BABTHiLBXT,
B. monum. VI s. t. III S. 252 ff.; E. Müutz,
^tudes iconogr. et arch. sur le moyen-äge,
1. s. Paris 1887, 1 ff.; Fr. X. Kraus, Ztsch.
f. christl. Kunst 1, 29 ff.; aus Karthago: Ra.
VII T. 143; auf dem Athos: Didbok, Ann.
archöol. 24, 272 f. T.
•) S. 278; A. Choisy, Tart de batir chez
les Byzantins, Paris 1883; Bilderwerk: Chr.
TfiXiER et PopPLEWELL PuLLAK, architecture
byzant., London 1864, f.
') Basilios I. baute die ,neue' Kirche
mit fünf Kuppeln (Theophan. cont. p. 326 B.).
^) Zosim. 5, 24; Prudent. c. Symm« 2,
151 f. 246 ff.; Gesetz von 440 (Codex Justin.
VIII 12, 21) über die Basilika von Konstant
tinopel; Sidon. oarm. 3, 17 ff. 22, 137 ff.
*) S. 713; für dtj^idsf Konstantins Zosim.
2, 30; vgl. Cedren. I 609; z. B. Säulenkapi-
telle in S. Apollinare zu Ravenna (mit Lie-
ferungszeichen : Rabn, Zahns Ztsch. f. Kunstw.
1, 277).
^^) Paul. Sil. 2, 226: vgl. Tapel, de Thes-
salonica ejusque agro, Berlin 1839 app. III
S. 439 ff.; eine dunkelgrüne Serpentinbreccia
auf hellerem Grund, vgl. Teller, Denkschr.
d. Wiener Akad. math.-naturw. Cl. XL (1879)
S. 202 m. Abb.
^M
zusammengebracht, von wo der Überachusa nach Rom ging ; ') solange
Ägypten zinspflichtig war, verechwendeten die Kaiser den ihnen eignenden
Porphyr.*) Indes geht man mit den schönen Steinen doch viel sparsamer
als frQher um und das Sägen dUnner Platten, welche Boden und Wände
bekleiden, wird eine Hauptbeschäftigung der marmorarii.^) Der farbige
Qlasfluss bot, nach Art des Fensterglases gegossen, einen Ersatz fQr die
farbigen Steine.') Nötigenfalls genügt schon farbiger Anstrich.*) Durch
orientalischen Geschmack kommt jetzt wieder Gold oder Bronze zu frei-
gebiger Verwendung.*) Rom strahlte zur Zeit Claudians int Sonnenlichte
golden and konnte wirklich das goldene heiasen ; ') in Konstantinopel war
ein »goldenes Thor', ein «goldener Speisesaal* mit „silberner Thilre" und
die Säulen des Blachernenpalastes glänzten von Silber und Qold.*) In
der Kreuzkirche von Jerusalpm trugen neun goldene Säulen den Altar
ans Gold und Silber, ein goldener Himmel beschattete das Kreuz und auf
den Säulen der Absia standen silberne Hydrien.*) Eigentlich drückte die
Verschwendung von bunten Steinen und Gold den Figurenschmuck herab; ■")
doch konnten beide einen Bund eingehen, z. B. wird Gold ein beliebter
Untergrund für Gemälde und Mosaiken. In den Stuck drückte man ge-
triebene Bronzemedaillons, z, B. mit den Porträtköpfen der ApostelfUrsten,
ein.'i) Die Fenster wurden mit Goldgläsern, durch welche die Sonne gol-
den hereinschien, geschlossen.'*)
Ausser durch die Materialien, wurde der Bau noch weiter durch
Skulpieren gegliedert. ") Während das eigentliche Relief zurücktritt (S. 777 f.),
erzielen die Steinmetzen grosse Geschicklichkeit in omamentalen und vege-
tabilischen Flachreliefs, welche ihren Zweck vortrefflich erfüllen '*) und die
Kapitelle mannigfaltig gestalten; ") durchbrochene Arbeit findet sich an
Altarschranken. 1*) Technisch stimmen dazu die Elfenbeinschnitzereien, die
z, B. den drei elfenbeinernen Tboren der Chalke in Konstantinopel ihren
Namen gaben. ' ') An den Thoren waren femer Holzschnitzereien zu-
') Cassiod. Vax. 10, 8; ebenso za den
Vandalen: Luzor. Antb. 446, S B.
•) Cedren. 1 609; Ostorchronik Ol. 277, 1 ;
Procop. aedif. 1, 12; Säulen am , goldenen
Thore* von EonBtantinopel.
') Cruatae, niaxai, jtlaKoiir. Den Rflck-
gang der Stein Produktion deatet schon Zo-
simos (5, 24) an.
') In der Kirche von Fareazo finden
wir oblonge Tafeln aus vielerlei Marmor,
rotem Porphjr, hell- und dankelbrannen),
grünem nna schwarzem OlHaflnsa von ireissem
Kalkstein eingefasai An verschiedenen
Stellen sind Perlnatterecbalen ein gefügt.
") An Kirchen: Pnid. perlst. 10, 850.
•) Gold: Cod. JastJn. VIJI 12,21; Pmd.
c. Symro. 2, 151 f.; Lnxor. Änthol. 446, 3
(Porticoa); eherne Ziegel: Osterchronik Ol.
296, 3 (407).
') Cland. cons. Stil. III. 66. 133 f.
') Benjamin v. Tudela p. 24 der franzBe.
Ausg.
') Breviuius p. 33. 34 Gildembibtrr.
'") In dem oben citierten Gesetz von
440 wird verpCnt, dass der Bau .alionios
imaginis aut pictarum cuiuslibet honoris ta-
bularum obumbratione' getrübt werde (fu«'
<>) Sidon. ep. 2, 10.
") Brockbiüs ft. 0. S. 39 ff.; Stbztoowsei,
Bji. Ztsch. 3, 1 1 ff. u. Jeltioy t^g lat. xai
iftroi. iiatQioi 1890, 117 ff. Stilisierter Me-
dosenkopf vom Angusteoo: Am. J. II T. 9,
'*} Z. U. ansgesoichnet am Tempel im
rechten Hofe des diokletiuniscben Pdastes;
Imitation eines figurierten Gewebes, ans
Athen im Louvre: Clabac T. 195; Pbbrot
V F. 438.
") Stbztoowski, Ath. Mitt. 14, 278 ff.;
Ath. Mitt 14, 279.
'>) In 8. Clement« zu Bora.
") Vielleicht sind hierauch die Platten
vom Grabe des gallischen Beiltgen Caletricua
5Q'
r
788
KlaBsische Kmuitarohäologie. IL Gesohiohte der alten Kunst.
lässig, wovon S. Sabina in Rom mit seinen leider zerschmetterten Cy-
pressenthüren ein altes figuriertes Beispiel bietet. i)
Zu einem vornehmen Bau wirken nun Baumeister, Steinmetzen, Erz-
bildner, Wölber {camerarum rotatores), Stukkateure (gypsoplastae) und Mo-
saikarbeiter mit;') den Maler kann man entbehren. Nichts bezeichnet
mehr den Wandel der Zeiten als dass Constantius im Jahre 357 .den per-
sischen Baumeister Hormisdas bei sich hatte. Justinian verfügte beim
Bau der Sophienkirche über kleinasiatische Architekten, Anthemios von
Tralles, Isidoros von Milet und Ignatios.*) Über die Klasse der Stein-
metzen geben die Versetzmarken (S. 294) Aufschluss und zwar zeigen sie,
dass Griechen den Palast Diokletians erbauten und die gleiche Schule in
Konstantinopel, zu S. Vitale in Ravenna und in Parenzo arbeitete. In
Rom dagegen hielt man auf die alten Überlieferungen und empfahl den
Architekten das Studium des Alten. ^
379. Schliesslich sei noch ein Überblick über die ansehnlichen Bau-
werke jener Zeit gegeben. Die Privatgebäude sind nur durch Beschrei-
bungen bekannt, müssen aber sehr prunkvoll gewesen sein;^) „vivirnus
quasi altera die morituri (sagt Hieronymus) ^) et aedificamus quasi semper
in hoc sae/!ulo victuri^ Von den Kaiserpalästen geben die Ruinen in
Salona-Spalato (S. 161) einen gewissen Begriff; die Kaiserburg von Kon-
stantinopel ^) erlitt viele Veränderungen, wovon wohl die meisten im Wett-
streite mit den Chalifen geschahen. Im neunten Jahrhundert lässt der
Kaiser Theophilos einen Palast nach dem Muster der syrischen bauen ^)
und bald darauf wohnt der Makedonier Basilios in der herrlichsten Resi-
denz.^) Die Patriarchate blieben in äusserem Glänze nicht viel hinter den
Kaiserschlössern zurück. ^^) Die grossen Grabbauten sind besser bekannt;
sie erhalten unter den christlichen Fürsten die Eigenschaft von Grab-
kapellen. Ravenna hat die Kapelle der Galla Placidia (S. 785) und das
Grab Theodorichs aufzuweisen; bei Ephesos steht das „Lukasgrab*" ;^i) die
Gegend von Oran besitzt aus dem 5. und 6. Jahrhundert eigenartige Grab-
mäler (djedar) nach dem Typus des „Grabes der Christin".**)
Auf dem Gebiete der öffentlichen Bauten erwiesen sich auch die
Kaiser nach Diokletian sehr thätig, nur wendeten sie gerne älteres Mate-
UDd an der Kanzel von St. Peter (Solbi, arts
m^c. S. 75) einzureihen.
^) J. J. Bbbthier, la porte de St. Sabine,
Ind. 1. y. Freiburg i. Schw. Sommer 1892, m.
Abb. (nach ihm unter Coelestin I. vielleicht
von Petrus Illyricus gearbeitet); Jahrb. der
preuss. Eunsts. 1893 H. 2/3; nach Kraus,
Ropert. f. Kunstw. 17, 50 sind die Felder
Nr. 15 und 17 später und oströmiscb. In
Tyros Hess der Bischof Paulinus im Jahre
314 sehr schöne geschnitzte Altarschranken
machen.
*) Cassiod. var. 7, 5.
^) über die ostgothischen Verhältnisse:
Cassiod. var. 7, 15.
*) Cassiod. a. 0. a. £.; Symmachus ,anti-
quorum diligentissimus imitator* (Cassiod.
var, 4, 51). Darum ist uns Vitruv erhalten.
^) Anicierpalast in Rom: Secund. ep. 3
(Corpus Script, ecci. 25,895); Symmachus:
A. 4; vgl. Sulp. Sev. v. S. Mart. 17, 5. 19, 4.
Über das südliche Frankreich belehren Auso-
nius und Apollinaris Sidonius.
«) Episi II 18.
^) S. 98; liABARTE, le palais imperial
de Constantinople, Paris 1861; D. BtuAisv,
Byzantina I., retersb. 1891 (Mäm. de la soc.
archöol. russe V.).
^) Biographie K. 9.
^) Biographie von Konstantinos Por-
phryrogennetos K. 89.
'^) Treppe von 72 Stufen: Mazaris p. 141.
i>) SixpoB, Tr. b. a. 6, 323 ff.; Webeb
das. 7, 226 ff.; Falkekeb das. 7, 241 ff.
^2) De LA Blancb^re (§ 184).
kVaVi.-
-■^
rial an (S. 18 f.). Wir verweisen auf die Gebäude von Konstantinopel ')
und Trier (S. 148 f.). Das technische Können, welches z, B. in grosBartigen
Cisteroen (S. 388 f.), Wasserleitungen (S. 384 f.) und Wassermühlen zu er-
kennen ist, verdient alle Anerkennung. Doch auch blosse Denkmale haben
noch gewisse Bedeutung. Der Triumphbogen des Konstantin zu Rom ist
teilweise nach orientalischem Gescfamacke an den Durchgängen mit flan-
kierenden Figuren, teilweise ebenso wie ein Innenraum mit Gemälden,
mit eingesetzten runden oder viereckigen Reliefplatten, deren beste von
einem Trajansbogen stammen, geziert ; *) an dem SeitenstUck zu Thessa-
lonike (S. 323) ist wenig von den marmornen Belagplatten geblieben.
Nach alter Sitte erstehen ausserdem Denksäulen mit Retiefbildem, welche
oben eine Eaiserstatue tragen.*) Konstantinopel hat den ägyptischen
Obelisk, welchen Theodosius im Hippodrom auf einer Basis, welche vier
Hofhistorienbilder umziehen, errichten Hess,*) die 386 errichtete aber jetzt
verschwundene Säule Theodosius' I. imd die von Theodosius H. 421 seinem
Vater Arcadius geweihte Spiralsäule, deren Reliefs jetzt fast ganz ver-
nichtet sind.')
Unter den erhaltenen Überresten der nachdiokletianischen Baukunst
machen die Kirchen die grösste Zahl aus und sind bisher am sorgsamsten
behandelt.^) Ein Eirchenschriftsteller des vierten Jahrhunderts schildert
uns die alten Kirchen ärmlich, mit offenem Dachstuhl, mit Schindeldach
und hölzernen Altären;'') doch mag es ansehnlichere gegeben haben/)
Unter Konstantin begann sofort der Kirchenbau in grossem Stil.^) Statt-
liche Kirchen des vierten Jahrhunderts kennen wir durch Beschreibungen.'")
Auch hier folge eine kurze geographische Übersieht, wobei der Leser
nicht vergesse, dass alle Kirchen jetzt mehr oder minder erweitert, aus-
gebessert oder auch nach dem Zeitgeschmäcke umgebaut sind. Im Osten
sind die vor dem 13. Jahrhundert begründeten Kirchenbauten, welche zum
grossen Teil in Moscheen umgewandelt wurden, sehr zahlreich ;> >) vor
') Das Werk von Paspatis (S. 98) er-
schien 1S93 englieoh.
") Phot
■) DuaKB, Repert. f. Kuustw. 2, 121 ff.
*) Phot. Berggien.
') STBZTOonsKi, Jahrb. 8, 230 ff.; Mrne-
BTRIEB, colninna TheDdoBiBDit a Gent. BelliDo
(lelineaU, Parie 1702; Über diese Zeichnungen
8. MDntz, K. dea 6t. gl. 1888, 318 ff.; Verh.
d. arcb. Kongr. in Odessa III, Tafel zn S. 27.
') Litteratur S. 365.
') Optstns Milevit. 11 2. 4, 12.
') Vgl. Enseb. bist. eccl. 8, 1, 5; Lactant.
de mort. peTsec. 12,
') Enseb. v. Conet 2, 45. Vgl. Ciam-
piNi, de fwGiis aedificiis B CoDst. Magno con-
strnctia, Rom 1693 m, T.
'') In Palästina und PhOnicien: Euseb.
bist. ecci. 10, 4; vit. Const. III; vgl. F. W.
Unoeh, die Banl«n Konstantins des Grossen
am hl. Grabe zu Jerusalem, G5tt, 1863; ne-
potianische Basilika: Hieron. epist. 60 (3).
■ ') PnLOHBB, lea anc. äglisea byzantines,
Wien 1879; Pal&atina: H. db VooSä, lea
dglises de la Terre Sainte, Paria 1860; Sepp,
d. Felaenkuppel eine jnstinianiacbB Sophien-
kicche, UQncbea 1882; den., Anhang zu
,krit. Beiträge z. Leben Jesu*, München
1890; in ülba (KUikien) st«ht an der Abais:
"E^yoy litipäyov Aovxä (Jhat. 12, 266);
Konetantinopel; S. 98; Kondakoff, by-
zant. Kirchen u. Alt^rtOmer Konstantin opels,
Odessa 1886 (mssisch); metrische Üeachrei-
bung der Sophienkirche von Paalos Silen-
tiarios (descr. magnae ecclesioe, ed. ill. Fr.
Graefe, Lpg. 1822; ambo, ed. J. Bekker,
Berlin 1815; Beschr. d. Hagia Sophia, übers.
V. J. J. Kreutzer, Lpg. 1875); ächildemng
des Baptisteriums : Anon. progymn. 12 bei
Walz, rW. 1638 ff.; Griechenland: 8.102;
Athen: The Builder 1890 Nr. 2443, 379 ff;
die Kapnikaräa-Kirche ist frühestens im
9. Jahrhundert erbaut (Sakklliom, IlaQyttvaog
11, 430 ff.); OrchomenoB ans dem Jahre 874:
Inschriften bei Schuekakii, Orchomenos
8. 48 f.; Stbztoowski, bjz. Ztech. 3, 1 ff. m.
790
KlaBsisohe Kmuitarch&ologie, II. Geschichte der alten Konst.
allem andern verdienen Justinians Sophiendom in Eonstantinopel mid der
Felsendom in Jerusalem genannt zu werden. Ealabrien und überhaupt
Süditalien, sowie Ravenna kehren sich dem Osten zu.^ In Rom war die
Bauthätigkeit seit Konstantin sehr stark; derselbe begann bereits die
Petersbasilika, die sein Sohn vollendete.^) Dann sind Gallien,') Afrika^)
und Istrien ^) vornehmlich wegen monumentaler Kirchenbauten zu nennen.
Beiläufig wollen wir noch auf die Reste alter Klöster hingewiesen haben. ^)
Alle Kunstfertigkeiten^) behaupteten ihren hohen Stand, ja sie
konnten durch die Wechselbeziehungen zum Orient nur gewinnen, so dass
das oströmische Reich ein Hort aller technischen Fertigkeiten war. Die
Juweliere und Ciseleure hatten für Hof und Kirche, im Lande und nach
auswärts vollauf zu thun ; ^) die Silberarbeit beschäftigte in Konstantinopel
und Karthago einen ganzen Bezirk^) und die grösste Arbeitsteilung blieb
noch rentabel. ^^) Für diese Metallkunst wurde das Email in starkem Masse
herangezogen und ergab ganze Bilder, i^) Schmuck,^') Kirchengeräte, ^*)
T. 1. 2; Saloniki: S. 323; Batet, möm.
8ur un ambon conservö ä Salonique, Arch.
des niiss. n. s. III, 480.
0 Ealabrien: E. Jobdan, Mal. d'arch. 9,
321 ff.; Süditalien: S. 117; C. Dalbono, sulF
opera „studi sai mon. deir Italia merid. dal
IV. al XIII. sec* del Salazaro Demetrio,
Nap. 1873 ; Palermo, Maria dell' Ammiraglio
1143 von einem griechischen Admiral ge-
gründet: S. G. Patbicolo, la chiesa di S. M.
d. A. in R, 1883.
*) Mab. Abmellint, le chiese di Roma,
2. A., Rom 1891; Basiliken S. 377; Peters-
kirche : Inschriften der Gründer Rom. Quai-tal-
schrift 1, 19; Beschreibung der Peters- und
Paulskirche bei Prudentius perist. 12, 31 ff.
45 ff.; San demente: T. Rolleb, St. Clement
de Rome, Paris 1873 m. 9 T.
') Martinskirche in Tours, jetzt ohne
alte Reste: Dehio, Jahrb. d. preuss. Kunst-
samml. 1889, 13 f.; Basilika von Orl^ansville,
326 begründet; Dom von Trier.
*) S. 377; 2. ß. Basiliken in Tipasa (Du-
CHESNE, S^ances de Tacad. des inscr. 1892,
Mars 18), Tigsirt (1894 erforscht) und Sertei
in Mauretania Sitifensis (Plan in der franz.
Festschrift für De Rossi S. 347).
^) Andbea Axoboso. le basiliche cri-
stiane di Parenzo, Atti e mem. d. soc.
ist. d'arch. e storia patr., Parenzo 1891 VI
H. 3. 4.
®) S. 365 ; Movtj tov Koxxov auf Cypem :
JlEQLyQaffij Jtjf — , Venedig 1782; Moyrj tov
MsXa {lovQfjieXa) bei Trapezunt, angeblich
380 gegründet: Jfeotpvxoq hgod. UeXon, 6
KttvaoxttXvßixfjgi 9$la axoXov^ia rdSy off, ntcr,
TJfÄtuy Bagyaßa xal £iMf(pQoylov, Lpg. 1775;
Athosklöster: H. Bbockhaus, die Kunst in
d. Athos-Klöstem, Lpg. 1891; Kloster tov
xvytjyov rtov q>tXo<j6<f(oy am Hymettos:
Stezygowski, JeXiioy lijs Un. xal i^yoX,
itttiQlag 1890, 117 ff.
^) LEimcLAYius, pandect. Torcic. cap. 248;
Reiske zu Konstantins Caerimoniale.
^) Römischer Silberfund vom Jahre 1793
(in die Sammlung Blacas gekommen), aus
dem 4. /5. Jahrb.: Visoonti, lett. su d* una
ant. argenteria nuovam. scop. a R., 2. Aufl.
Rom 1825, m. 24 T.; Funde im Grabe der
Kaiserin Maria (Tochter des Honorius) 1544
gemacht: vgl. B. crist. 1863, 53; bei Verona:
Bcrist. 1874, 118; Verzeichnis eines Silber-
schatzes im Leben des hl. Desiderius (f 621),
vgl. Berl. Phil. V^ochenschr. 1893, 1437;
verschiedenes wertvolle enthält der Schatz
von San Marco: E. MoLnaEB, le träsor de
la basilique de St. Marc ä Venise, Ven. 1888,
m. 7 T.
^) In Konstantinopel: 'jQyvQonQatsTa
Theophan. Justinian. a. 5; Karthago: Augustin.
civ. d. 7, 4.
^^) Augustin. a. 0.
^') Das älteste Zeugnis dürfte aus der
Zeit von Theodosius II. (408-50) stammen
(Schüssel mit dem Abendmahle: Schreiben
bei CoMBEFis, orig. rer. Const. p. 141).
^^) Z. B. Eunap. bei Suidas 'PovtpTyog;
Nonn. Dion. 5, 580; prächtiger Ehering mit
minutiösen Figuren aus dem 10. Jahrhundert:
Acad. d. inscr. GR. 1889, 123 ff.; Ring mit
Emailfiguren aus dem 7. Jahrh. in Palermo:
Rom. Quartalschr. 4, 72.
») Z. B. Vita S. Artemii 23; Oros. 7, 39,
3. 4; Phot. bibL 96 p. 81. 2 (Kreuze); Bre-
viarius de terra s. p. 34 (Kreuz). Der Liber
pontificalis enthält von Papst Silvester an
viele Mitteilungen; s. auch Riant, exuviae
sacrae Gonstantinopolitanae; Giako. Rossi,
commenti sopra suppellettili sacre di argento
ed oro appartenenti ai primissimi secoli
della chiesa, 2. A. Rom 1890, m. 25 T.
«4
Hofgala') und Schatzstücke ") nennen wir nur im allgemeinen. Besondere
Aufmerksamkeit verdienen dagegen dae getriebene Silbergeschirr, von
welchem die heidnischen und sinnlichen Bilder nur schwer weichen wollten/)
namentlich die grossen Platten (disci), wovon Madrid an dem Discus des
Theodosius eine schöne Probe besitzt.*) Dinen zunächst stehen die grossen
getriebenen Schilde aus Silberblech, wie der des EonsulB Aspar vom Jahre
434 mit bureaukratischer Darstellung und der vielleicht ebenso alte oder
nicht viel jüngere ,des Scipio".') Die Kroninsignien veranschaulicht uns
ausser den zahlreichen Eaiserbildern die ungarische Stephanskrone mit
mehreren Emailbildnissen und griechischen Inschriften (1075 — 77),'') so-
dann die Votivkrone Leos VI. (866—911) mit dessen Emailbild in San
Marco.') Die kirchliche Juwelierarbeit vereinigt ihre Kräfte auf Keli-
quienschreine, *) emaillierte Kelche ') und Prunkaltäre, '.") an welch' letz-
teren das Email sogar die ganze Fläche bedecken kann; wenn auch Ced-
renus' Nachrichten über den Altar der Sophienkirche unklar lauten, besitzt
die Marcuskirche in Venedig ein solches 976 — 8 zu Eonstantinopel ange-
fertigtes Antependium (querteiliges Diptychon) in Email.") In diesen Hof-
') QoldKeechirr bei Hofdiner: Lintprand,
antapodoflia VI S; goldene Schilde Dod LÄnisn;
Syaes. de regno 12; Pferdescbmack und
Rastnug aus Gold : Theoph. Simoc. 3, 6.
*) Z. B. vergoldetes Tischchen aus ge-
triebenem Silb«r: Const. Forpb. adm. imp.
noiij^ta fii toi! ^pDiaifV); Conat Porph. I
p. 15 Bonn; Ga. 5, ö3 ff.
*) Bieron.8.0.: Lnxor. Anth. 371; Ha-
cariuB hom. 16; Du Oado, meni. hist crit.
supra el disco de Tbeodosio, Madrid I6I9;
Sitzungsber. d. Wiener Akad. III T. 2; Soldi,
los arta mäc. p. 139 m. Abb. (An weiblichen
GeBtalt«Q iet der Oberkörper zwar unbe-
kleidet, aber die Brust mflimlich gebildet.)
*) Vera, bei Arhkth, antike Gold- und
SilbennoD- in Wien 8. 67; goldener Ehren-
scbild fDr den Eniaer: Faneg^T. Lat. 9, 25;
Schild Aspais in Florenz: Dox. Auo. Bbacci.
diss. Bopra an clipeo votivo, Lacca 1771 m.
Abb., vgl. W. Metes, zwei ant. Elfenbein-
lafeln S. 6 ff.; Schild Scipioe: Millin, nuon.
inöd. I. 10 u. gall. myth. 136. 687; Hktbb-
HAHH, Pariser Antiken S. 68; Schild von
Kertsch, aus dem i. 6, Jahrb.: J. Stbztoowski
IL. N. PoKBOTBKij, d. Sllberschlld von Eertecb,
1892; Tgl. D. Beuajgw, J. d. Minist, f.
Volkaanf kl. 1893, 321 ff. (nise.).
') At^. z. B. EBDiuifHSDOBFUt, dentsche
Gesch. vom westpbäl. Frieden 1, 733.
') Platten von einer Krone mit Bildern
aus den Jahren 1042—54. in Pestb (ge-
funden in Nyitra-Ivanka); Bocx, d. Kleinodien
des hl. röm. Reichs deutacher Nation, Wien
1864; Linas, Häm. Ines k la Sorbonne en
1867; Probe bei Bochbb, Gesch. der techo.
Kflnste 1, 16.
") Silberne in Edeasa; ChroD. Edesa. 61 ;
getriebenes silbernes Kistchen aus Afrika,
in Rom; Bcrist-H, 4, VU8ff. T. 8. 9; Heli-
qoiar von Jaatinas II. nach Poitiera ge-
schenkt, Zeichnung erhalten: Tezier, eaaai
B. 1. argentiera et les emailleura de Limogea;
zwischen 963 und 969 gemacht, in Limburg
an der Lahn: E, aus'h Weshth, d. Sieges-
kreuz d. byz. Eaiaera Conatantin VII. Porphyr,
n. Bomanus IL, Bonn 1866, f.; Sohlumbbbobr,
OD empereuT S. G6H. 672; vgl, BaocKa&ua, d.
Kunst in d. AthoaklSstem S. 45 A. 3; Reli-
quiar des Nikepfaoros Fhokaa (963-69) in
Lawra: Bbockbaub a. 0. S. 45 f.; sechseckiges
von Silber in Theasalonike mit Relief bild :
Ps. Joann. Tfaeaaal. jigai, ay. 22; a. auch
Antiqnit^a raaaea 2, 416 (Dber die Reliquien
von Konstantinopel] ; Swoboda, frOhchristt.
Reliquiarien, Mitt. d. k. k. Centralkomm. N. F.
16. 1 ff.
') Von Romanoa Lekapenos (B19 — 44).
■o)SilbBrner:Chron.EdeB8.|60(.Ti8Ch*);
zu einsmAltargehSrte eine getriebene goldene
Platte aus dem II. Jahrh. in Maeetricht (Gott
und betende Maria, mit griech. Inachrift),
abgeb. bei Bock u. Willeiisih, antiquit^
aacräea, M. 1873 S. 230.
") Pnla d'oTO genannt, abgeb. I^babtb,
hist. des arta industr. U T. 104. 105; R. de
l'art chr^tien VU, T. zu S. 375 ; vgl, ScmiaaB,
Gesch. d. bild. E. ID.; DtmaND, A. archäo).
XX (18601, 208 ff.; Eitblbbbobb, Repert. f.
Kuastw. 10, 235 ff.; Vbludo, imagine d. Ma-
donna di S. M.; La pala d'oro della baa. di
S. M., Ven. 1887, m. 8 T. (sep. aua Pasini,
tr^BOT de St. M.); Fortr&t der Kaiserin Irene,
abg. R. de l'art clir. n. s. 8, 430. — Reliquien-
tafel in der Samminng Stroganoff zu Rom
(tO./ll.J.), verSff. V. Si^LUKBBBeBB.
r
792
ElasaUohe Ennstnrch&ologi«. n. Qescbieht« der alten Emut
kUnsten dilettierten selbst Kaiser, z. B. machte Konstantinos Porphyro-
gennetos eigenhändig einen silbernen Tisch.') Die Gemmenskulptur*)
geht etwas zurück, wiewohl erhaben geschnittene Steine in Fülle an Ge-
wändern,^) kirchlichen Qeräten und Möbeln^) angebracht wurden, unter
den Gemmen, an denen unsere Sammlungen nicht arm sind, verdient der
grosse Saphir mit der Jagd des Kaisers Gonstantius Hervorhebang. ")
Man verstand ferner noch figurierte Gefösse aus edlem Stein zu schneiden.*)
Mit der Edelsteinarbeit wetteiferte die Olasindustrie. Wie sie die ordi-
närsten Geßlsse herstellte,^) so produzierte sie Weingläser aus Purpur^
glas und mit freundlichen Inschriften,") Patenen mit Figuren') und Me-
daillons verschiedener GrOsse, welche vermutlich emaillierte Medaillons
ersetzen sollten.'^) Etwas Neues brachte die Mode in der Einschiebung
von Goldplättchen. mit gravierten Bildern;") diese Technik war nicht
ausschliesslich der Kirche geweiht, sondern blieb in Syrien unter den
Chalifen bestehen.'*)
Aus dem monumentalen Glasmosaik geht das Miniaturmosaik, welches
Geräte schmückt, hervor;") die mosaicierten Tafeln waren manchmal
selbständige Yotivbilder wie das Bild des Evangelisten Johannes in pracht-
vollem Emailrahmen.'*)
Das Elfenbein''') zog so sehr an, dass man Über seine künstlerische
Sprödigkeit hinwegsah. Wir wissen nicht bestimmt, welcher Consul Ordi-
narius zuerst am Neujahrstag etwa 30 — 40 cm. hohe Doppeltafeln (Di-
ptychen) mit seinem und des Kaisers Bild, wozu noch Goldauftrag und rote
Inschriften kamen, verteilte, können aber eine Reihe vom Jahr 406 bis 541
herstellen.'*) Andere Beamte (denen nur das Elfenbein versagt war) und
nians nnd JnstiDS, besoodera in Ägypten :
Ga. 8, 297 r.; Obdiche in GallieD.
") S. 222; Abnbllini, BSm, QuartiJsclir.
" '" ff. T. 3. 4. — J. B. DE RoBsi, Terre r
') Vita Conat. Porph. 20 f.
'I Tafeln bei B. Hasb's Ausgabe des
Leo DiaconuB, Parle 1819; Fobthuk, Arch.
J. 42, 1.19 £f.; Labordb, G. d. b.-a. 1871,
:(82ff.; F. Obann, de gemma Bcalpta Chri-
stian a, G Jessen 1843.
*) Man sieht dies oft ia Bildern.
*) Ruhebett: Prndent. pajchom. 62;
Kreuz; z. B. Kreuz der GalU Piocidia in
') Aus Kaisareia beim Marchesn Rinuc-
cini in Florenz: abgoh. bei Du Fresne, slass.
mediae et inf. Lat. a. E. u. besesr: de loipe-
rat. Constant, etc., Rom. 1755; M. Fbbhkb,
sapphiruB Constantii imp., Heidelb. 1681.
') Aus Ophit«e, Geschenk der Kaiserin
Pulcbena [1028 -34) auf dem Athos: Baybt
p. 198 f.
') Michael Glykas p._445, 21 lifih xai
noTiaiijpioy i* i^« nt'r^c viXov.
') Conat. adm. imp. 53; Ute Csact, in
London: 8amolbiunti, uumi selecti III 41, I.
') Am Rhein, in Podgoritza nnd bei
Soissons gefunden ; s. auch Rom. Quartalschr.
2, 289.
'") Scheibe mit Darstellung der Vicen-
naiia Diokletians: Bhdzza, B. äpigr. 1883
Jan. u. A. 1882; HedaUIen ans der Zeit Juati-
?räsentant le temple de Jämaalem, Gfines
883.
") Arabisch: almjnlt alraognt bildahab.
i")Eüo. M-^ • - - ■
tives, Bmon.
ans dem 10. II. Jahrb. m. religiösen Dar-
stellungen im Schatz des Battiatero Ton
Florenz; Tafolbild an einem Reliquiar von
S. Croce di Gerosalemme in Rom: R. de
l'art clr. n. b. 7, 99 f.; in Paria; Lababtr 11
T. 120.
' ') Unter Johannes TzimiskeB angefertigt
(969—76); BBocKHAm S. 46 f.
") DoBBBRT, Report, f. Ennstw. 8, 165 ff.
") Anr. Fr. Gobi, thesanros vetemm
diptjcbor. etc. Aco. Jo. B. Pasmrii addit.,
Florenz 1759, 3 Bde. fol. (dazu Bd. IV. Paa-
serii eipoBltionea); J. 0. Wbbtwood,
Proc. of the Oxford arehit. soc. 1862; meh-
reres bei Lababib, arta induatriela I T. 1 ff,;
W. Mkter, zwei ant, Elfenbeintafebi der kgl,
Staatsbibl. in München, Abh, d. bajer. Akad.
XV 1, 3 ff. (Litteratnr S. 62 ff.). Mehrere
Bind abgefonnt (Sanunlnng ao der Pterlioer
Kap. XI. Die oBtrOmiBche Zeit: Erneute Hemiohaft des Orients. (§ 379.) 793
auch nichtoffizielle Personen Hessen sich ähnliche Diptychen anfertigen.')
An die offiziellen Diptychen schliessen sich die bischöflichen an, deren
schönstes Exemplar der Kirche von Verona gehörte.*) In diesen Di-
ptychen nehmen wir die offizielle Elfenbeinkunst wahr, welche in erster
Linie die Insignien getreu nachbilden will. Dankbarere Aufgaben boten
sich in den Belagplatten von Elfenbein. An die kurulischen Stühle knüpft
der Bischofsstuhl des Maximianus von Ravenna (546 — 52) an.*) Antik
ist auch der Belag von Kästchen u. dgl. mit geschnitzten Elfenbeinplatten.
Daran reihen sich Reliquienbehälter und Hausaltärchen/) Gefässe,^) be-
sonders aber Buchdeckel. Das Elfenbein hat seinen eigenen Stil, der eine
gesonderte Untersuchung verlangt, während jetzt noch die Urteile über
einzelne Platten um 3 — 400 Jahre aus einander gehen. Wir unterscheiden
mehrere Schulen: Die Mehrzahl schliesst sich an die zwei Arten der
Steinskulpturen an (S. 778). Wir bemerken aber auch eine Gruppe sehr
schöner Arbeiten, welche antikisierend genannt werden können ; eine chro-
nologisch bestimmbare fallt in die Zeit des Kaisers Romanos IV. (1068
— 70),^) in welche vielleicht auch die Madonna der Sammlung Bastard,')
das früher für antik gehaltene Yeroli-Kästchen und andere Arbeiten des-
selben Stils ^) gehören. Eine Abzweigung dieser Art bilden einige figuren-
reiche, dafür aber flüchtigere Schnitzereien.^) Eine dritte, kleine Gruppe
weist durch Ungeheuer und phantastische Wesen nach dem Orient, i®)
Mit Buchdeckeln wurde überhaupt sehr grosser Luxus getrieben,
aber häufig bedeckte Goldblech mit Edelsteinen den Holzeinband ; ^ *) auch
kam das Email glücklich zur Anwendung. ^^) Die Manichäer scheinen nach
Universität). Besondere Erwähnung ver-
dienen 1. das Diptychon von Brescia: Maffbi,
dittico Quiriniano publicato e considerato;
Wieseler, d. Diptychon Quirinianum zu Br.
nebst Bemerk, über die D. überh., Gott.
1868, m. 2 T.; 2. in Zürich: S. Vöoelin, d.
Zürcher D. des Consuls Areobindus, Mitt. d.
antiq. Ges. XI (1857) m. 2 T.; 3. in Berlin:
Mkyer a. 0. T. 2 = Schbeiber, Bilderatlas
'J\ 91, 1; 8. auch Lenobmant, träsor de glyp-
tique; Hbrtzbbbo, Eaiserzeit S. 696 f. 851;
Dahk, Urgeschichte 1, 352. 860; femer nach
Meyer Gbävbk, Rom. Mitt. 7, 204 ff. ; Cha-
BouiLLET, catal. raisonn^ de la coli, de deniers
raöroving., Paris 1890 8. XI A. 1 (Siridius-
Diptychon); Hebok de Villefosse, Ga. 9,
117 ff. T. 16 17 (anonymes aus dem Jahre
515); chronologisches Verzeichnis: Mbyeb
8. 62 ff. u. Ga. 9, 118. Glaudian hat die Stelle,
welche von der Ausstattung handelt (cons.
Stil. ITI. 347 f.), bereits im Jahre 400 ge-
schrieben.
^) Diptychon eines Quaestors an den
Kaiser (auro circumdatum) : Symmach. ep.
2, 81 ; mehrere aus Bein sind erhalten.
*) Sabti, de vetere casula diptycha,
Faenza 1753 (Gallone der Bischöfe in ge-
malten Medaillons).
») GABBUccr, storia VI T. 418.
*) Triptychen: Labartb T. 9. 11; Batet
S. 193; Kofferchen: Lababte T. 10.
^) Fr. Hahn, fünf Elfenbeingefösse des
frühesten Mittelalters, Hannover 1862, mit
3 T.; Schale der Pulcheria, Schwester Ro-
manos' lll. (1028—34) in Xeropotamu: Bayet
S. 200; Brockhaus S. 50 f.
«) In der Pariser Bibliothek Nr. 3268;
abgeb. Ra. I T. zu S. 142; Batet S. 195 u. 0.
') Batet S. 191.
^) TiKKANEK, d. Genesismosaiken 8. 116;
Platte mit dem Erzengel Michael in London :
Lababte I T. 4.
') Evangeliendecke im Domschatz von
Mailand: Lababte I T. 6; Buchdeckel in
Sens : das. T. 1 ; auch vgl. das. T. 9.
>o) Vergoldeter Deckel in Triest: AZ.
33, 131 f. T. 12; Platte von einem Kästchen
(Greif und Stier): Coli. Basilewsky S. 39
T. 8/9; Batet S. 197.
^') Cedren. I p. 517, 9 (auf Konstantin
zurückgeführt) ; Anastas. vit. pontif. I p. 92, 4
Blanoh. (Hormisda, f ^^3). 403 (Kaiser Mi-
chael). Solche sind öfter an Münzen (Basi-
lios I. 886: Bakdubi, num. II 724; Nikephoros
Botaniates, 1078—1108: Saulct, essai s.
class. d. monn. byz. T. 26, 5) und in Wand-
bildern dargestellt.
'^) Mehrere aus dem 10. (?) Jahrh. in
San Marco: Die byz. Buchdeckel der Marcus-
kirche in Venedig, Wien 1866; farbig bei
Lababtb II 102—3: Schlumbsboeb, S. 449;
in Siena (aus der Zeit Basilius* IL?) farbig
794 ElMaiaohe Snnatorcbftologifl. n. QsBchichto der ftlton Kmut,
Augustin zuerst ihre Religionsbücher kostbar eingehüllt zu haben, minde-
stens seit 500 jedoch Übernimmt die christliche Kirche diesen Brauch.')
Was dagegen nicht der Pracht und dem Luxus dient, macht einen
ordinären Eindruck. Gelegentlich beobachtet man den geOissentlichen Ge-
brauch der bescheidensten Metalle, dea Eisens^) und des Bleies. Aus
letzterem fertigt man Särge und kirchliche Gefösse mit Figurenschmuck,')
in grösster Zahl jedoch Bullen zum Siegeln oder Devotionalien.*) Das
Stempelschneiden geht sehr zurltck; höchstens bis in das 5. Jahihundert
hinein sind die Miinzstempel mit Verständnis und nicht mit blosser Rou-
tine gearbeitet ; selbst unter den Contomiatenmedaillons findet sich nichts
gutes, geschweige denn an den TerrakottamedaiUons, deren Gebrauchs-
weise noch der Erklärung harrt, ^) oder den Lampen, an denen nun christ-
liche Symbole die Figuren verdrängen.'^) Die rotthonigen ReliefgefSsse
der Kaiserzeit dauern noch lange, ohne dass man über christliche Sym-
bole und Inschriften hinausgegangen zu sein scheint.')
Eine hohe Stufe erlangt dagegen das oströmische Gewerbe in allem,
was sich auf die äussere Tracht bezieht. Für den Glanz des Hofes war
die Kunstweberei so wichtig, dass der Kaiser sie so viel als möglich ver-
staatlichte^) und seine Gunst häufig durch Geschenke an Kleidern bekun-
dete.*) An den Ornaten des Hofes und der hohen Geistlichkeit musst«
möglichst viel Gold (oder wenigstens Silber) glänzen, ">) sei es dass Me-
tallfäden eingewirkt oder eingestickt oder einzelne Plättchen aufgenäht
wurden; die Prinzessinen lernten nun standesmässig die Goldstickereien.
Mehr als diese steifen Gewänder, in denen der KOrper unbequem und
formlos steckte, interessieren in der Kunstgeschichte die bunten Gewebe,
welche teils die alten orientalischen Motive (Tiere mit mehreren Köpfen
oder Leibern)'^) teils, wie im Streifen der Trabea consularis, menschliche
Figuren zeigen.'*) Das Wort Da/t«a(ica deutet die Beteiligung Dalmatiens
an. Natürlich schmückten bunte Gewebe auch in Form von Teppichen
und Gobelins an festlichen Tagen die Säle.'^)
Ii«i lutBAHTE 11 T. lOIi Manchen: ScHLUit- 1 de quelques sujets repräs. sur des lampes
UEBOBR S. 581; Bosilewski: dere. S. 361. | en terre c. de V6p. ehr.
') Caaaiod. div. lect. 30; 8. 793, ir. ; ') Ermitage Nr. 2056 (Weintraabe, Pfau
') JSger. Hase and Hund in Konstan- , nnd Inschrift).
tinopel: Anon. Bandarii 86; Kreuz auf einer ') ZachabiÄ, eine Verordnung Justiniane
Sfiufe: TfaeodoBioa brev. 66. über den Seidenhandel aus dem Jahre 54U
*) Sarg bei Salono: B. d. arch. e eteria —547, Petcreb. 1865.
Ualm. 1890. 33 ff.; Weihnasserbecken : db '} Const. adm. imp. 82 gg. K.; Maxaris
Roasi, Bcrist. 1867. p. 120. 146.
*) ScHLVKBEBOBR , slgillographie de '") Vgl. Rbibee eu Constant. caerim.
l'empire byzantin, Paria 1885, mit 1100 aulae Byz. p. 70; Werhbdorf, poetae Lat.
Abb.; MlLLET, Heb. 17, 69 ff.; Bulla der Ge- min. 3, 191 ; Nikitas ChoQ. p. 205, 8 ; Clandian.
mahlin des Bonorius im Museo TrivuJzi zu cods. Stil. III. 198; Sulp. Sov. vit. S. Marl.
Mailand: Beriet 1868, 54 f ; über altcbriatl. 24, 4; wir verweisen wieder auf den Über
Devotionalien ; db Rossi Beriet. 1869; Rom. ponMficalie und ansaerdem auf die Schilde-
Quartalachr. 1, 316ff. m. T. 10, 1. Amulette rung des KaiBeromate« bei Corippua laud.
als Zauberei TorpBnt: Ammian. 19, 12, 14 (J. JusHn. 2,88-129.
359). ' ') Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 9, 820 ff.;
') Z. B. ein grosses in der barbe Hui sehen Ammian. 14, 6, 9.
Bibliothek: Rom. Quartalachr. 6, 1 ff. m. Abb. ") S. auch A. Cahibr et Ch. Hahtik,
(5./6. Jahrh). mfilarges d'archöol., Paria 1847 ff. nnd die
*) Verzeicbnie der karthagischen: Db- Reiterstatuo Juatinians.
LATTiB, R. de l'art ehr. 33, 134 ff.; Le Blast, '■) Const Porph. caerim. 2, 16 p. 335 D.
Die dekorative Kunst veranschaulicht die Rückkehr zum altorienta-
lischen Wesen am deutlichsten. >) Wie in den geometrischen Ornamenten
die Spiralen reihen, *) so treten unter den Tieren die Ungetüme und Doppel-
wesen (z, B. der Doppeladler) wieder hervor. Sogar die Schnabelschuhe
erscheinen wieder.*)
880. Nach Eonstantinopel strSmten, wie ehemals nach Rom, Ange-
hörige aUer Nationen zusammen, *) so dass es lange fiir die Metropole
der alten Welt gelten konnte und nach allen Seiten Glanz verbreitete.
Die Nachbarn des römischen Reiches können wir nicht vollständig durch-
gehen, da uns dies zu weit abfahren würde ; indes muss doch ein Über-
blick gegeben werden. In Ägypten war die alte Religion, wie wir
sahen (S. 762 f.), in Auflösung geraten, welchen Prozess die diokletianische
Autokratie, die ihr unverständliche Bücher fiir staatsgeßihrlicb ansah, be-
schleunigte. Mit der ägyptischen Religion und demzufolge mit dem alt-
ägyptischen Stil ist, wiewohl ein dunkler Respekt noch von Synesios und
anderen Späten ausgedrückt wird, in dieser Periode nicht mehr zu rechnen.')
Dagegen fand doch das ,Ägyptertum' im Gegensatz zum griechischen
Alexandrinertum einen starken Rückhalt an den Mönchen und Einsiedlern,
und die Misswirtschaft der kaiserlichen Beamten führte die Opposition
zur religiösen Sektiererei und schliesslich zum Landesverrat. Dieses kop-
tische Wesen ist in der Kunstgeschichte erst kürzlich beachtet worden.^)
In den Urkunden erscheinen Maler, welche für Behörden Kaiserbilder und
für Klöster Religiöses malen, wofür sie z. B. Anweisungen auf Wein er-
halten.') Einzelne der enkaustischen Grabporträte (S. 688) stammen aus
dieser Zeit, z. B. die Frau, welche mit altorientallscber Zierlichkeit einen
Granatapfel an die Brust drückt.*) Die Kirchen*) enthalten vieles unge-
wöhnliche, wie die des Abu Sargah in Alt-Kairo ein derbes Holzrelief,")
doch fragt es sich, ob die volle Sonderentwicklung schon vor die arabische
Eroberung fällt ; die der Miniaturenmalerei ist jedenfalls viel später.
Das koptische Kunstgewerbe kennt man jetzt einigermassen durch die
Gräberfunde von Achmim (S. 81). Betrachten wir den Schmuck, so
fällt uns die Verwendung von Eisen, Zinn und poliertem Holz auf;")
am besten ist die Buntweberei bekannt, deren Produkte zeigen, dass
der alte Ruf Alexandriens damals noch verdient war.") Wahrschein-
') Über die byzantiniscbe Omamanttk
a. SoFBua Müller, lierornaineDtik im Norden
■S. 157 ff., welcher weatticbe EioflElaae an-
nimmt.
*) Diese verbreiten sich dum bis nacb
Skandinavien hinanf {Atlas du Nord, Eiaen-
alter T. I 5. V 92).
') Augoat. aenn. de tempore 248; Du-
CAKQE ZU Anna Comn. p. 140 d.
*) Cbrysosiumoa' Fredigt vom Almosen,
eB.E.
°) Ebebb, Sinnbildliches d. kopt. Kunst,
Lpg. 1892 vrraucbt «Ite Symbole nachzu-
weisen; 8. dagegen Ribql, Eranoa Vindob.
S. 1»1 ff.; Kabl ScBMiDT, Gott Oel. Anz.
1893, 795 ff.
'} Qatet, lea montunents coptea du
musie de Boulaq, M^m. p. p, lea m. de 1a m.
arch. fr. an Caire, Ili faac. 3. Paria 1889 n.
la sculpture copte, G. d. b.-a. 1892 Hai Juli
Ang.; RiKQL, Kyiant. Ztsch. 2,112 ff.; zur
KulturgBBchichte vgl. Henaudot, hiatoire des
patriarchea d'Alexandrie.
=) Wiener Studien 9, 276 f.
") Geaf Nr. 58.
*) BuTLKB, the ancient ooptic churches
of Egjpt. Oif. 1884 ' 2 Bde.
'") ßuTiKB a. 0. I, 191 F. 11; Repert. f.
Kunstw. 15, 375.
") FoKHBR, Grabet- u. Textilfunde T. 1.
") FoBEBK 8. 0. T. 2—15 n. Antiqua
1889; Gbbsfaoh, lea tapiaseries coptes, Paria
r
T
796
KlassiBohe Ennstarchäologie. II. GeBQhiohte der alten EuiBt.
lieh exportierte Ägypten solche Gewebe, wie nachweislich Terrakotta-
vasen. *)
An Ägypten grenzten im Süden die christlichen Reiche von Nubien
mit griechischer Amtssprache, Schrift und Liturgie*) und das Reich von
'Aloa südlich von Meroe.^) Die ansehnlichste Stadt war Axum, dessen
Bauwerke Kosmas Indopleustes beschreibt.'^) Dass sich der oströmische
Einfluss bis nach Südafrika erstreckte, geht aus den kürzlich bei Zim-
babije aufgefundenen Münzen Helenas und des Caesars Constantius
hervor.
381. In Syrien erstarkte wie in Ägypten die nationale Strömung
mit Hilfe des Christentums, welches hier das Heidentum in den »Hel-
lenen'' bekämpfte, und führte schliesslich aus den gleichen Ursachen zu
gleichen Ergebnissen. Von der eigentlichen Kunst wissen wir freilich
wenig. Die Schriftsteller sprechen wiederholt von der Malerei,*) auch
beschreibt Chorikios die Malereien der Sergiuskirche von Gaza (S. 784, 12).
Erhalten ist jedoch nicht viel. In zwei Felsengräbern des 6. Jahrhunderts
zu Schefä' Amer teilt sie sich mit der Steinmetzkunst in die Ausschmückung,
welche in Spiralsäulen und Teppichmustem (Pflanzen, Löwen, Vögeln und
christlichen Emblemen) besteht; der falsche Thürbogen geht aus einem
ümenpaare hervor.^) Was dem christlichen Syrien seinen grössten
Schmuck verleiht, das sind seine Steinbauten, die in reichstem Masse Ge-
schmack, Phantasie und Detailfleiss bekunden ; es sind besonders die zahl-
reichen verlassenen Städte des Wüstenlandes, welche Syrien den ersten
Platz im damaligen Steinbau sichern.'') Sie weisen Gebäude aller Art,
Kirchen, Grabbauten und Privathäuser auf. Nur eine eingehende Analyse
kann den Steinmetzen Syriens gerecht werden, immerhin sei einiges hier
hervorgehoben. Das Kreuz und das Christusmonogramm werden häufig
rund eingerahmt, was die Medaillonform verbreitet, ») und gehen an Kapi-
tellen mit Spiralen oder Akanthusblättem Verbindungen ein. ^) Das Blätter-
werk wird nicht bloss durch Vögel, worunter auch Pfauen, belebt, sondern
zugleich durch Amphoren unterbrochen. >^) Das altnationale Treppenoma-
ment ist in Reihen von Konsolen übergegangen. *0 Die Kapitale werden
von den herkömmlichen Formen emanzipiert, was wieder zur Folge hat,
1890, m. 113 T.; Stabsoff, risunki koptskich
tkanej i nowjejschiä sotschineniä 0 nich (d.
Zeichnungen der kopt. Gewebe u. d. neuere
V. dens. handelnde Litteratur) in der Ztschr.
Wjestnik i9ä8cht8chnych iskustff VIII. (Pet.
1890); SwoBODA, Rom. Quartalschr. 6, 95 ff.
(über einen Kirchenvorhang); Sammlungen
im Berliner Kunstgewerbemuseum: S. 169;
in Wien: S. 172; A. Ribgl, ägypt. Textil-
fnnde im österr. Gewerbem., Wien 1889, 13
T.; bei Graf: S. 172; Hasselmann, München:
Allg. Ztg. 1887 Nr. 245; Proben: Art. J. 1888,
25 f.; 8. auch S. 172.
') Lb Blakt, Ba. n. s. 35, 299 ff.; Wibdb-
MANN, ägypt. Gesch. 1, 165 A. 5.
*) Lbpsius, nubische Gramm. S. CXXIII.
^) Erhulten sind zwei Inschriften in einem
dem koptischen verwandten Alphabet (Lbp-
sius, Denkm. VI Bl. 12).
*) Über den erhaltenen eigentümlichen
Obelisk Ra. 1, 331 m. T.
^) Ghoric. apol. 3, 5; Procop. ep. 25; Job.
Damasc. ep. 114.
«) Rom. Quartalschr. 4, 322 u. 323 mit
Abb.; Hochrelief in einem Felsengrab bei
Edessa: Saohaü, Reise S. 203.
0 S. VoGÜi (S. 83), dazu auch Sachau's
Reise
») Z. B. VoQtt T. 32. 42; Sachau T. 15.
18 u S. 88 (auch J und 0».
•) Z. B. VoGöi T. 47.
'0) Z. B. V00Ü6 T. 45. 62.
»>) VooüÄ T. 115. 122. 141.
-^
dass nicht alle Säulen einer Reihe sich zu gleichen brauchen.') Die
Teppichfabrikation gibt dem Steinmetzen manche Vorlagen, z. B. eine Por-
tiere für eine fingierte Thüre.^) Da die Ornamente rot, grün and schwarz
bemalt waren,') müssen die Gebäude einen prächtigen Anblick geboten
haben, der auch das Herz eines strengen Theologen erfreuen konnte.*)
Von dem syrischen Kunstgewerbe kennt man gerade die zwei Arten,
welche für das Abendland bedeutungsvoll wurden. Die Webekunst illu-
strieren die erwähnten Nachbildungen an Steintbören und Mosaiken ; *) die
linearen Ornamente, die Greife und wilden Tiere,*) die Figuren in Me-
daillona, mit einem Worte die älteren Elemente der Ornamentik mischen
sich mit Kreuzen und Amphoren, und, was eine neue Geschmacksrichtung
bekundet, unter den Tieren tauchen Kamele, Buckelochaen und Tapire
auf. Durch christlichen Eifer entwickelt sich die Buchmalerei,') welche
durch ihr Qppiges Ornament und die derben Farben einen fremdartigen
Eindruck macht ; die Palästinapilger haben gewiss manche Anregung nach
Europa gebracht.^) Im Jahre 636 schnitt aber das arabische Schwert die
bedeutungsvolle Verbindung ab.
Die Sinaihalbinsel wird in der christlichen Zeit die Wohnstätte
zahlreicher Weltflilchtlinge. Kindliche Felsenreliefs im Wadi Mokatteb
bezeugen vollständige Ahnungslosigkeit gegenüber der griechisch-römischen
Kunst, ^) was sich mit der Ausbildung stattlicher Klöster ändert."^) Die
sogenannte arabische Kultur des Chalifenreicbes hat nichts arabisches als
Sprache und Schrift an sich;") die „arabische" Kunst beruht auf der
Fortbildung und Mischung der koptischen, syrischen und sassanidischen. ")
Über die letztgenannte haben wir schon oben (S. 768 ff.) gesprochen.
382. Armenien") fuhr fort zwischen Rom") und Persien hin und
herzuschwanken; aus dem Süden drangen überdies syrische Elemente ein.*^)
Unter dieser Verworrenheit, welche durch die Unzuverlässigkeit der Ge-
schichtsschreiber erhöht wird, notieren wir vorläufig nur einige Denkmäler,
das Muttergottesbild im Kloster Hogotsvanch, welches Moses von Chorene
beschrieb, die Kirche der hl. Hipsime und Cajame in Vagarschabad und
die kürzlich veröffentlichte Bilderhandschrift von Etschmiadzin. '^) Manches
') Vgl. VooOi T. 47. 111.
') VoGÜB T. 24. 28. 43.
') VoGÜ* T. 151.
*) Tgl. Thoodoret. senn. de provident, V.
') Rkna», misaion T. 49.
^) S. Claudian. ia Eutr. 1, 3ST Ober die
Jndaica vela.
') S. 782; Proben bei Lababte, hist. des
arts T. 80 ODd D'AoiHConnT.
') Diese Beobaohtung Springers ist von
Jahitochek in ,Die Adahandschrift* aoBge-
fuhrt.
*} Labobob T. 19 (Kamele, Jagd auf
Uirscbe nnd Stransse etc.).
'") GroBaea Mosaik in KatharineDkloater:
Labordb T. 20.
") Vgl. Alfb. T. Ebembb, Kultnrgesch.
des Oriente 1, 133 f. 2, 273 ff. (Über die Ge-
werbe nach litterarischen Quellen).
'-') Palme mit vergoldetem Hetaltplfitt-
chen im Sultansearten zu Kairo (Kbembb
a. 0. 2, 334); Wandteppiche mit Welt-
Bchan und Stidteansichten in Kairo (das.
2, 295).
") EuQ. BoBß, J. asiat. 3. s. II 209 ff.;
§ 60.
") AbSak Tbr. Mikbuah, d. armeDiBcbe
Kirche in ihren Beziehungen zur byzant.,
Lpg. 1892.
") GuTSCHXiD, kleine Schriften 3, 290 f.
") Jos. Stbztoowski, bvzant. Denkm. I.
das E-Evangeliar, Wien 1891, m. 8 T. ~
Gemme aua dem 3. (?) Jahrh. n. Chr. mit In-
schrift; Visconti, icon. grecque II 366 T. 16,
10; kleine Bronze m WOrzburg.
r
798
KlaMische SnnBtarcli&ologie. II. Geschiolite der alten Kunst.
Motiv, wie die mit Relief verzierten Widder an Gräbern, könnte aus der
vorgriechischen Zeit Kleinasiens stammen.^)
Etwas später greifen die kaukasischen Bergvölker, vor allem die
seit Konstantin bekehrten Georgier (Iberer) in alle Verhältnisse des ost-
römischen Reiches kräftig ein. Viele lebten in Konstantinopel und sie
gründeten auf dem Athos ein nationales Kloster, behielten aber die von
den Persem angenommene Tracht.*) Die Byzantiner schätzten ihre
schönen Gewebe;^) von den alten Kirchen, deren älteste schon unter Kon-
stantin mit Säulen erbaut wurde,^) stehen noch verschiedene und enthalten
manches Altertum , s) auch Bilderhandschriften sind unter den georgischen
Büchern zu finden.®) Indes fallt die Blüte der Kunst mit der des Reiches
(1089 — 1198) zusammen; dass Oströmer aktiv im Lande wirkten, bezeugen
griechische Inschriften.
Dem Nordgestade des schwarzen Meeres wendeten die Kaiser beson-
dere Aufmerksamkeit zu, während von der anderen Seite persische Ein-
flüsse wirksam waren. Bei dem raschen Wechseln der Reiche und der
Völker zwischen Leitha und Jenissei^) seien nur beiläufig die Goldfunde
Ungarns*) und Rumäniens (S. 26), der Silberschild von Kertsch (S. 791)
und die getriebene Schale von Beresoflf (Sibirien)^) erwähnt. Erst das
Reich der Russen ^<^) bietet festes Fundament. Unter Wladimir erbaute
der griechische Priester Joakim die S. Sophia in Nowgorod; unter Jaros-
law (1016 — 54) wurde die gleichnamige Kirche errichtet und mit vielen
Mosaiken und Wandgemälden geschmückt, deren griechische Inschriften
ihren Ursprung anzeigen. Den Malern » *) lenkte ein griechisches Formel-
buch den Pinsel, während in Ornament**) und Baukunst*^) das nationale
Gefühl und andere Einflüsse zur Geltung kamen.
Auch die Südslawen, welche noch zu Justinians Zeit auf einer
») AZ. 41, 263.
«) Nicetas Chon. p. 328, 10 ff.
') Nicetas Chon. p. 328, 10.
*) Sozom. 2, 8.
^) EoKDAKOFF, opis' pamätnikoff drew-
nosti w njekotorych coramach i roonastyräch
Gru9ij (Inventar d. Denkmäler des Altertums
in einigen Kirchen Grusiens), Petersb. 1890,
m. 87 Abb.; Solow'eff, pis'ma i9 Cakawka9'ä
(Briefe aus Transkaukasien), in den Ghudoj.
Nowosti (Kunstneuigkeiten) II 1884; Proben
bei Baybt, art byzantin S. 285. 287. 289;
Repert. f. Kunstw. 15, 374.
^) Evangeliar des 11. Jahrh. im Kloster
Gaunati (Gelati) bei Kutais: Pokbowskij,
Mem. d. kais. arch. Ges., Abt. d. russ. u. slaw.
Arch. 4, 255 ff. ; Probe bei Dobbert, Darst.
des Abendmahles durch die byzant. Kunst
S. 34.
^) Vgl. auch E. Chaktrb, la bijouterie
caucasienne de T^poque scythobyz., Lyon
1893.
*) Jos. Hampel, d. Goldfnnd v. Nagy-
Szent-Miklös, Budapest 1886.
*) KoNOAKOFF, antiquitäs S. 436 (,au8
dem 6. Jahrh.*).
•°) VioLLBT-LE-Duc, Tart Hisse, Paris 1877
(mehr technisch); ygl. Dabcel, G. d. b.-a.
1878, März; Rambaud, histoire de la Russie;
Sabatier, notions s. Ficonographie sacr^e en
Russie, Petersb. 1849; Bilderwerke: Drew-
nosti rossijkaho gosudarstwa = Archäologie
de l'empire de Russie, Moskau 1 849-* 55,
6Bde.m. 6ß. Atlas f. (I. Kirchenschätze, II.
Kroninsignien etc., III. Rflst- u. Sattelkammer,
IV. Porträte und Trachten, V. Prunkgefässe,
VI. altruss. Architektur); Graf Tolstoi und
KoNDAKOFF, Russkiä drewnosti w pamätni-
kach iskusstwa (russ. Altertümer in Kunst-
denkmälem); Wjestnik obschtsch. drewne-
russk. isk. (Mitteil. d. Ges. f. altruss. Kunst).
'*) N. PoKROwsKiJ, Wandmalerei in den
alten griech. u. russ. Kirchen, Moskau 1890
(russisch); Ostromir^sches Evangelion in Pe-
tersburg, 1056/7 in Gross-Nowgorod gemalt:
her. V. WosTOKOFF, Petersb. 1843.
") V. DB BouTOVSKY, hist. de Tome-
ment russe du X^ au XVP si^cle, Paris
1870.
»8) Maury, Ra. Bd. II.
• .■ *
•"^«vi'saK"
sehr primitiven Stufe sich befanden, ') rücken allmählich in den Ereis der
oströmischen Kultur ein.') Venedig schliesst sich in den ersten Jahr-
hunderten seines Bestehens ganz an Konstantinopel an.') Ebenso borgen
im Süden die Normannenkönige in ihrer Residenz zu Palermo (Palatina)
und an anderen Orten Siziliens (z. B. Cefalü) die byzantinische Pracht ;
griechische Inschriften begleiten die Mosaiken von Cefalli und der Orieche
Georgios Äntiochenos erbaute S. Maria deli' Änunirale (Martorana) in
Palermo,*)
Wieviel die .mittelalterliche" Kunst von der „byzantinischen" ge-
lernt habe,') erörtern die Kunsthistoriker in verschiedenem Sinne. Vor
allem ist in Betracht zu ziehen, dass die städtische Verfassung vieler
Orte ^) und damit vielleicht auch die Zünfte des Altertums ') das rOmische
Reich überdauern mochten ; dann lebten Elemente der spätrömischen Kunst
ganz natürlich fort. In Gallien z. B. gehen die spätrSmischen Funde un-
merklich in die „merowingischen" über.^) Dass das oströmische Reich
den Abendländern in allen Künsten weit überlegen war, weil es die Tra-
ditionen des Altertums bewahrte und die Anregungen des Orients empfing,
ist klar und ebenso klar muss es sein, dass jene die schönen Erzeugnisse
der Levante, am meisten die Gewebe,**) zu erwerben und nachzuahmen
trachteten. Dekorative Künste und religiöse Malerei konnten sie von
ihnen lernen; die Plastik mussten sie sich selbst schaffen. Mit dieser be-
ginnt denn auch die neuere Kunst.
Was aber das gesamte Zeitalter anlangt, so ging wohl die zunft-
mässige Technik wegen der politischen Umwälzungen au den alten Kultuiv
statten abwärts und die kunstfertigen Leute wurden selten;"*) es ist be-
zeiclineud, dass Pabst Hadrian für die Decke der Peterskirche von Karl
dem Grossen einen fränkischen Zimmermann erbitten musste.") Aber der
Kunstsinn blieb stets lebendig. Daher darf ich dieses Kapitel und zu-
gleich die alte Kunstgeschichte mit den Worten Lamartine's beschliessen :
') Procop b. Goth. 3, U.
') KuiTZ, Serbiens byzantinische Ho-
mmiente, Wien 1862, m. 12 T. f.
'} ÄBUtNQiUD, Venise et le Bas-Erapire,
Arch. d. miss. scientif. 1867, 43S ff.
*) S. 790, i ; Abb. bei Batkt p. 295. 297.
') Die mittel- nnd uordeuropBiBchen
Fnude Tor der Zeit Karls des Grossen pflegt
man von der VBlkerwandornngKeit oder den
Merovingem zu benennen. Sie bedüifen
aber noch der zeitticfaen Festlegung, wozn
die planmassige Ausbeulung der Schrift-
quellen notwendig ist. Für Deutschland ist
7.. B. nnf Likdbnechhit'b deutsche Altertums-
kunde zu verweisen 1 Irland: Maro. Stokes,
cnrly Christian art in Ireland {vgl. Litt«r.
Kundschsa 18S8 Sp. 22); fiber Spanien siehe
.Tobe Ahadorpelob Rios, arte latino-biian-
tino, Madrid 1861; Schatz von Fuente de
Gnarrazar. 1858 bei Toledo gefunden; F. db
Lastbtrir, descr. du tr^sor de Quarrazar,
Paris 1860, in. 5 färb. T. Farbige Probe bei
Lababte I T. 32; fiber die Plastik: Pavl
Clbkh, merovingische n. karolingische Pla-
stik.
•) Z. B. im Rheinlande: J. E. Kubtzb,
d. deutschen StAdtegrUndungen, Lpg. 1891;
Go. WoLFF, Rerl. phi). Wochenschr. 1891,
1496 f.
') LuDO Mobitz Harthami, Urkunde
einer Tum. G&rtnergenossenBcbaft vom Jahre
1030, Freiburg 1^U2 (dagegen Bnsuai, OOtt.
gel. Anz. Iä9vtj; E. Rodocanachi, les corpo-
rations ouvri^res ä Rome depuis la chnte
de l'etnpire roinain, Paris 1894, 2 Bde.
') Ra. 3, 20, 265.
') Sprinoeb, Uilt. d. k. k. Centralkomm.
1860, 67 f,
'") Im Jahre 497 nurde den KQnstlera
Steuerfreiheit zugeeprochea (Chron. Edess.
741, was in jenen Zeiten der Geldnot viel
heissen will.
"J BvxoBB, Italien. ForscbuDgen 1, 215.
gOO EUuMlsche Etmstftrohftologi«. n. Oeiehiohta der alten Kunst.
,Ich sehe kein Zeichen des Verfalles im menschlichen Gleiste, kein Symp-
tom der Ermüdung oder Veraltung. Zwar seh' ich morsch gewordene
Einrichtungen, die dahin stürzen, aber ich erblicke ein verjüngtes Ge-
schlecht."
Litteratur; Fat dieee Periode fliesMii die schriftlichen Qaellen ziemlich reicli-
lich (unvollendete Sammlung Ton TTnobs, S. 425; b. auch Banduri, imperinm Orientale
1711). In griechischer Sprache beachSftigen sich viele, meist kleine Gedichte mit Ennet-
werken (Paulos Silentiarius; Christaphoros ans Mytilene [1000—1050]: Versi di Crist.
Palrizio ed. Rocchi, Roma 1887; Georgioa Pisides: Stkunbaoh, Wiener Studien 13, 18 ff,
14, 51 ff.; Johannea Euchaltes [1. Hälfte des 11. Jahrh.]: Ladahde, Abb. d. GStt. Ges. 28. 1 ff.;
Theodoroa Prodromus, tk leiKoyta/ieyoy flor Noticee et extr. B, 2. 191 — Migne, patrol.
133', 1419 and Epigramme, z. B. Migne 133, 1101 ff. u. Ä.) nad verschiedene Stellen der
Redner, besonders der Gazäer Prokopios (Iriabti, catal. codd. Matrit. 1, 264 f.] and Cbori-
looa. Über Konstantinopels Herrlichkeiten wurde gerne geschrieben (S. 98; Fabbiciits.
bibl. Graeca VIII a. A.). Das Caerimoniale des Eonstantinoa Porphjrogennetoa haben wir
bereits erwähnt (vgl. D. Bbuajbw, Byzautina II., Peterab. 1893 [mas.]). In lateinischer
Sprache sind ausser den Epigrammen der Anthologie die Schriften des Claudianoa and
Sidonins (Puboold, S. 426), des Auaonins, Prudentius u. a. wertvoll; vgl. J. Fickbb, die
Bedeutung d. altchristl. Dichtungen f. d. Bildwerke, Gesammelte Studien zur Knnstgesch.,
eine Festgabe für A. Springer, Lpg. 188ö; femer K. EOmstleb, die altchristl. InBchrift«a
Afrikas nacb dem Corpus I. Lat. VIII. als Quelle fOr christl. Arch. n. Kirchengesch , Tfibinger
theol. Quartalschr. 1885; Titulorum Gallicanomm liber, verOff. hinter dem Alcimus Avitus
rec. Peiper, Berlin 1883 p. 183 ff.
Auf die sogenannte byzantiaische Kunst achtete schon Qsblaoh auf seiner 1573
gemachten Reise nach Eonstantinopel (Frankf. 1674, f.). Viel Material sammelteu Du
Fbbsnb (CoDstantinopolis Cbriatiana 11. 1!., Paria 1680) nnd Binddrt (imperium Orientale,
Bd. 11. Paris 1711). Vom philologischen Standpunkt betrachtete Hbtitb (Conunent aoe.
Gotting. XI 1, 39 ff. 2, 53 ff.-XIll.) die byzantinische Kunst, vom kunatgeschichtlichen
Rduohb (ital. Forschungen 1, 291 ff. 3, 186 ff.) und Schdaasb (S. 421); s. auch 8av. Ca-
VALLARi, zur hisi Entw. d. Kflnste nach der Teilung des rOm. Reichs, GQtt. 1847. Zu-
sammenfassende Darstellnngen ; Fb. W. Uhoeb, christlich-griechische Kunst, Encykl. von
Brach u. Gruber 85. Th. (Lpg, 1867); Ch. Batst, l'art byzantin, Paria 1883, m. Abb.; Stmt-
oowaKi, Bvircvtia*^ ^^X"l> '" Sp. Lamhroa' iriixäi' fy/cvulionaiifixiiv ; Maybooiasnis, BvZay-
tiv^ tix'^ '"' Bviayuyol tijvBi, Athen 1893; zur Definition: Stbztoowsici, die byzant.
Knust, Byzantin. Ztsch. 1, 61 ff. (nach ihm beginnt sie mit der Gr&ndung Konstantin opels);
Spezialwerke; N. Kohdakoff, hiatoirc de Tart byzantin conaidärä principalement dans les
miniaturea. (zuerst ruasisoh, Odessa 1876-7, m. Atlas v. 14 T.) Paria 1886—91, 2 Bde. m.
42 Abb. (Bd. 11. von Ende dea 9. bia Ende des 12. Jahrhunderte); Uwaroff, bi^antijskij
albwom; Batbt, recherchea aur la peinture et de la aculpturo chrdt. en Orient av. la que-
relle dea Iconoclastes, Paria 1879, Bibl. des Genies fr. d'Ath. et de Rome X.; O. ScHLtni-
BKROER, un empereur byzantin an X" siicle, Nicäphore Fhocas, Paris 1890; Stbztoowski,
Reate altchristl. Kunst in Griechenland, RSm, Quartalschr. 4, 1 ff.; zur Ikonographie; Dob-
BBRT, Daratellnng des Abendmahls in der byzantiniaehen Kunst, Lpg. 1871 (Zahns Jahrbb.
f. Kunstwias. IV.); Stbztoowski, Ikonographie der Taufe Christi, München 1885; N. Po-
KROWBKi, Arbeiten dea 8. archäol. Kougreases in Moskau 1890, Petersburg 1892. Bd. I.;
8. auch PocBOROFF, chrjst. drewnosti i archeol. (christl. Altertümer u. Arcliitologie), 1868;
Paul Dbessbl, eine Stelle des Niketas — Uöros ävötjtos in der Inschrift der Sergiuakircbe
— Narthex — Ambo — Ciberiuni, Erfiirt 1856; periodisch: Hyzant. Zeitschrift, Lpg. 1892 ff.
(auch die Bibliographie bringend); Oesellschaften in Athen (S. 102) und Konatantinopel
(Exnipia iiär /leamwfiKiur igcvrüv, JeXtiov tiöv i^yaauüy, Itas Ä. 1880), Abteilung der
kais. msB, Gesellschaft mit Ztsch.; Verhandlungen der russischen Archllologenkongresse
(S. 162], z. B. in Odessa 2, 1.'3 ff. m. Abb.; christl. Museum der Akademie d. bUd. Kfloste
in Petersburg, andere Sammlungen in Muskau, Kiew etc.; Catsl. de la coU. du prince Solty- ~
koff, Vente 8 avril 1861 (Paris); zur Kulturgeschichte: Jon. Khaubb, die Byzantiner des
Mittelalters; D. Bie£las, nc^i ilvZ«ytiriay, London 1874, lea Grecs au moyen ftge, Paris
1878; AuQ. Mabrast, la vie bysant. au VI'^ siede, Paris 1861; Victor Schdltze, Gesch.
des Unterganges des griech.-rSm. Heidentums, IL; Buby, a hist«ry of tfae Ister Boman
empire, London 1889. 2 Bde.; Kabi. Neuvanh, d. Weltstellung des byzant. Reiches vor d.
EreuzzOgen, Lpg. 1890.
Diese Daratellungen werden fBr das Abendland ergfinzt dorch Dsnrtellungen der
aogonannten .christlicheu ArchSoIogie*. Kunstgeschichte: Frz. X. Kbaus, d. chriaU. Kunst
iu ihren AnRingen, Lpg. 1873; Franz, Geschichte der christlichen Haierei Bd. I. Freibnrg
1SS7; Bilderwerke: Garrucci, storia dell' arte criatiaDB (8. 740); d'äoidcoitbt (8. 420,i);
J. W, Appbll, moaoments of earlj ctiristisii art, London 1872, in. Abb.; aotiqnariach : Hab-
TiOKY, dictionnaire doH antiquitds chrätiennea; Fr. X. KsAua, Bealencyklopftdie der cbrist-
licben Altertflmer, Freibarg; Sxith a. Csestbah, dictionaiy of chrietiaii antiqnities; Ro-
bbet SiHEBB, dict. of Christian antiqnities; Fr. Piper, Einleitung in die monum. Theologie,
Gotha 1S67; J. Bilczkwbxi, archeologia chrzeäcianska (christl. Arch&ol.J, Krakan 1890
in. Abb., n. a.; H. v, Schültzk, de Christi an omm vetemm rebns sepnlcralibus, Gotha 1879;
Ad. Hasisclrtu, d. altchriHtl. Oräberecbmuck, Braaoscbw. 1S86; Katakomban ; S, 126 f.;
Ikonographie; Hüktbb, d. Sinnbilder u. Eunstvorstellungen der alten Chmteii, Altana 1825,
2 Tle.; ßAonL-ßocBBTTB, diso, anr lea typea Imitat, qui conetit l'art du christiHniBme; Didbon,
manuel d'iconographie chr^tienne grecqne et latine, Paris 1845; Fmbd. Fipeb, über den
Christi. Bilderbreis, Berlin 1852, m. 1 T. (Übersicht); P. J. Fiokbb, d. Quellen für die Dar-
steUang d. Apostel in d. altchristl. Knnst, Allenb. 1886; ders., die Darst. d. Apostel in der
altebristl. Kunst, Lpg. 1887; Fb. Wieoanh, der Enengel Michael nnter BerQckaichtigung
i1, bTuatinischen, tJtitaliachen n. romanischen Kunst, Stuttg. 1886; Ober die ApokryiiheD:
DB Waal, Rom. Qnartaleohr. 1, 173 ff. 391 ff. n. a.; liturgisch: Adousti, Ueitrfige z. christl.
KuDstgescbichte n. Litnrgik; Z(.pfeet, Epipbanla. Ein Beitrag z. chriBÜ. Sunstarcb., Wien
1857: Fleubt, 1b messe u. les saintfi de la mesae. Sammlungen christlicbar Alt«rtQmer
sind besonders in Rom (S. 127; Verz. d. Skulpturen im Campo Santo; Archftol. Ehrengabe
z. 70. Gebortatage de Roasi'a, Rom 1892), eine kleine in Berlin (F. Fipbb, d. christl. -arcbliol.
Museum der Univ. z. Berlin 1849—74, Gotha 1874); Gesellschaften in Rom and Volainii;
Zeitechriften ; Revne de l'art chrätien, die rOmiachon (S. 126} n. a.; BQcberschau von Fb,
X. KsAve, im .Rapertorinm f. KunatwiaseiiBobaft'.
m. Angewandte Archäologie (Kritik und
Hermeneutik).
383. Aus der Entwicklung der Geschichtswissenschaft heraus ist es
begreiflich, dass Kritik und Exegese als gesonderter, selbständiger Teil
(Organen) der Wissenschaft gelten. Da jeder Wissenszweig seine ihm
inne wohnende, nicht ausser ihm stehende Methode hat, wodurch die Ein-
zelheiten zum Ganzen in Beziehung gesetzt werden, besitzt die Archäo-
logie umsomehr die ihrige als sie, wie wir in der Einleitung sahen, auf
der Anschauung beruhL Ihre Methode besteht also einfach in dem ver-
ständigem Sehen und in dem Ausdruck dieses Gesehenen durch Worte.
Nachdem wir bisher immer das Allgemeine im Auge gehabt und das Ein-
zelne nur nach seiner Bedeutung fUr das Ganze beurteilt haben, fordert
nun das einzelne Denkmal seine Rechte. Systematik und Geschichte, auf
dasselbe angewendet, ergeben die Beschreibung desselben im besten
Sinne des Wortes. Diese setzt sich zusammen aus Gattung, Material,
Grösse und Stand der Erhaltung, wozu die Schicksale des Denkmales
(Fundbericht, Besitzer, Publikationen) zu fügen sind. Indem das blosse
Sehen mit der Reflexion eine Verbindung eingeht, wird erstens die Echt-
heit des Ganzen oder seiner Teile beurteilt, zweitens der Sinn dessen, was
der Künstler darstellen wollte, erklärt, drittens die kunstgeschichtlicbe
Stellung konstatiert. Winckelmanns Beschreibungen, die, um mit Diderot ')
'} Salon de 1765.
Buidbnch der Um«. AltcrtunttirlneuKluR. TL 51
802
Klassische Knnstarohilologie. Ifl. Angewandte Archäologie.
zu reden, zu denen die Fanatiker gehören, wollen nicht wissenschaftlich
sein; dagegen gab ungefähr gleichzeitig Heinse das Muster einer bei
allem Enthusiasmus anschaulichen Beschreibung. Innerhalb der Archäo-
logie begründete erst das Katalogmachen (S. 38) die wissenschaftliche
Form der Beschreibung.
384. Die Kritik trifft, wie gesagt, teils das Granze teils Zuthaten,
indem sie dasjenige, was dem Altertum entstammt, von den Erzeugnissen
der späteren Zeitalter scheidet. In ersterer Beziehung muss sie unfrei-
willigen Irrtum und absichtliche Fälschung aufdecken. Um mit den
Bauten zu beginnen, gelten in Griechenland so manche Steinanhäufungen
{^eQito^xoi) und Feldbefestigungen der aufständischen Albanesen und Oriechen
(tamburia) für alt, z. B. der „Altar des Zeus'* (eine Einfriedigung zu
Ehren des hl. Elias) auf dem Helikon und die Steinhäuser auf dem Ocha.
Bauten (besonders Schutzbauten) des Mittelalters heissen „prähistorisch'',
während die Burgringe in Böhmen bis etwa zum 13. Jahrhundert nach-
weisbar sind;^) aber auch der Unterschied zwischen römischen Bauten
und dem „Romanum opus*' der germanischen Reiche, zwischen spätrömi-
schen und fränkischen Burgen Griechenlands^) wird nicht immer sogleich
deutlich sein. Die „Römerbrücke* von Cividale hat ein deutscher Stein-
metz im 16. Jahrhundert erbaut. Realistische oder etwas sentimentale
Werke des Altertums, wie der Schleifer, die Kljrtia, Medusa Ludovisi und
andere sind von hervorragenden Kennern der Renaissance zugesprochen
worden;^) thatsächlich arbeitete Federighi damals in alter Manier.*) Die
Zahl der fQr antik gehaltenen Bronzen der Renaissance ist nicht unbe-
deutend;^) ein Silbergefäss des Cellini wurde schon bei seinen Lebzeiten
für antik verkauft.^) Bronzene und eiserne Figuren des 14. und 15. Jahr-
hunderts, besonders wilde Männer („zotteten Mendel*), sind schon als gallische,
germanische, persische und altböhmische Arbeiten veröflfentlicht worden.')
Enkaustische Versuche der Schule von Fontainebleau (Ende des 16. Jahr^
hunderts), wie die „Kleopatra** von Sorrent und die „Muse" von Cortona
galten vielen als antik.®) Um endlich zwischen antiken und mittelalter-
lichen Elfenbeinarbeiten zu scheiden, bedarf es grosser Erfahrung.^) Aus
Geringschätzung der Inschriften sind schon Gemmen mit den Inschriften
mXJEF oder CARLO COSTANZI wegen ihres Stües unter die antiken
eingereiht worden.*«)
Weit grössere Schwierigkeiten bereitet die absichtliche Fälschung,
welche mit dem Handel untrennbar verbunden scheint. Sie beginnt bereits
*) Vgl. Seblaöbk, Mitt. d. k. k. Central-
comm. N. F. 14, 157.
') Z. B. auf Penteskuphia (vgl. Gronaca
di Morea p. 436).
') Schleifer: Kinkbl, Mosaik z. Kunst-
gesch. S. 57 ff.; Medusa: Herm. Grimm, AZ.
30, 42; Marmorbüste der Glyptothek Nr. 238
(s. Brunns Katalog); Relief mit Elementar-
gottheiten: vgl. AZ. 22, 178.
*) BoDE. ital. Plastik S. 114.
*) Kolossaler Pferdekopf in Neapel (nach
Winckelmann griechisch): Filangibri, Ga.
9, 15 ff.; etwas .pompejanisches' : Ga. 8,
177 ff. T. 30. Vgl. Molivibr, les bronces de
la renaissance.
^) Vita di B. Cellini III K. 3.
^) LoKOPiEiBR, Ba. 2, 500 ff.
«) S. 480; Ga. 3, 42. Auch WJnckel-
mann wurde einmal getäuscht (Werke 5,
452 ff.).
») Garruoci, B. 1860.
»0) Auch BVRCH F., WRAV FEC;
MARCHANT. F. (ROMAE).
-'^
Sriük nnd Hermenentik. (§ 884.)
803
in der Renaissance, <) wo z. B. der junge Michelangelo einen marmornen
Eros mit scheinbaren Ergänzungen fiUschte.') Aus der Fälschergeschichte
sind die falschen Sammlungen hervorzuheben, wie das Museum Chiellini
in Livomo,*) die Ebennay er 'sehe Gemmensammlung in Nürnberg (S. 244),
die Daktyliothek des Fürsten Stanislas Poniatowsky^) und Schapira's
„moabitische Altertümer**, welche nach Berlin verkauft wurden.*) Ebenso
unverschämt sind die angeblichen Ausgrabungen in Südspanien und bei
Rheinzabem.«) Jetzt arbeiten Fabriken in Ägypten, Kerbeiah (für baby-
lonisch-assyrische Altertümer), Teheran (für Sassanidengemmen) bei SaYda
und in Palästina, zu Smyma, Gypem, Athen, Stemnitza (Arkadien), Neapel,
Rom, Paris und Brüssel {Fabrique d'antiqMÜSs), um von kleineren Orten
zu schweigen;^) diese produzieren zumeist kleinere Gegenstände, welche
private Sammler kaufen: Bronzestatuetten, Terrakottafiguren, welche so-
gar fragmentiert in den Handel kommen, teUs einzelne Figuren»), teüs
Gruppen, für welche manchmal echte Fragmente verwendet werden,®)
Yasenscherben (besonders mit Inschriften) und leicht erkennbare ganze
bemalte Vasen, i^) Thonreliefs und neuattische Marmorreliefs, an welche
sich Bildhauer in Rom und neuerdings auch athenische wagten, ^i) Schleu-
derbleie ^') und babylonische, assyrische, sassanidische und ägyptische Sou-
venirs. ^ 8) An grösseren Stücken rentiert sich meist nur der Bronzeguss,
wodurch im Winter 1884 sechs Sapphoköpfe verbreitet wurden; zur Zeit
ist aber doch eine ganze marmorne Enabenstatue aus Athen im Eunst-
handel.^^) Das Schneiden antikisierender Genmien ist in Italien seit dem
fünfzehnten Jahrhundert ein lukratives Gewerbe, welches viele berühmte
Namen aufweist;**) es war eben die Schuld des Käufers, wenn er sie für
echt kaufte und Inschriften wie Yigov (Natter), JlixXeq, Ysatakg vigyo^^)
') GoüRAJOD, rimitation et la contre-
fa9on des objets d'art antiqae au XV^ et
au XVI« siöcle, Ga. 1886, 188 ff. 312 ff.
1887.
^) H. WöLFFLur, Jagendwerke des Mi-
chelangelo S. 19; Antinousbüste von 6a-
glielmo della Porta.
') A. Pellborini, la raccolta archeo-
logica Ch. in Livomo, L. 1883, m. 12 T.
^) Catal. des pierres grav. de S. A. le
Prince St. P., Rom 1831, vgl. Cbbuzes,
Schriften II 3, 367 ff. Auch Sestini yerkaufte
eine ganze Sammlang nach München.
«•) Clbrmont S. 101—83.
^) J. Beckbb, d. merovingische Friedhof
zn La Chapelle St. Eloi a. die Antiquitäten-
fabrik zu Rheinzabem, Frankfurt 1856; Hbf-
NBR, Abendblatt zur Neuen Münchner Ztg.
1860 Nr. 60. 178. 217.
') Eerbelah: A. 13; Teheran: Mbnant
S. 7; SaXda: Ra. III 10, 150; Palästina: Glbr-
mont-Gavneau, les fraudes arch^ologiques
en Palestine, Paris 1885; Cypem: Ohnb-
falsch-Richteb, Report, f. Eunstw. VII Nr. 3;
Stemnitza: Ath. Mitt. 4, 130.
*) G. Fbuabdbnt, in der Ztsch. The Stu-
dio, New-York 1890, 15. Mfirz.
») Sal. Rbihach, Ra. III 8, 92 ff.; Rcrit.
1890 1 119; chroniques p. 234 ff. 263 ff. 271 ff.
586 ff. 649 f. 707. S. auch Ga. 5, 190 f.
»<») Fabrik z. B. in Cometo; früher Pietro
Fondi, Gorfu- Venedig (Crbuzbr, Schriften
II 3, 13).
* *) Besonders Monti in Rom (Fr. Haüser,
neuatt. Reliefs S. 81 f.; H. L. Urlichs, Wochen-
schrift f. klass. Phil. 1890, 51 ; Athen : Ra.
III 12, 214; Kairosrelief: AZ. 33, 8; Heydb-
XANN, Mitteil. S. 6 a. E. u. A. 2; AZ. 5, 159;
vielleicht Wolters 239. 242; Ratet I 23;
Bronzerelief: "Eane^og 1884 Nr. 73 m. Abb.
*') Ephemeris epigraphica VI (Berlin
1885).
»3) Babylonien: Am. J. 3, 14 ff. m. T. 2.
383 f.; Mbnakt, les fansses ant. de TAssyrie
et de la Chald^e, Paris 1888, m. Abb.
*^) Marmorbüsten: Furtwänolbr, AZ.
1885, 275. In Ägypten sollen sogar Granit-
statuen neu gearbeitet werden.
»») Valerie Vicentino (Vasari III 579),
Lod. Marmita (das. 581), Flavio Sirleti (Anf.
d. 18. Jahrb.), Ghingi, Alfani, Bemab^, die
Familie Costanzo, Ant. u. Job. Pichler, Natter.
*^) Cameo in München.
51
804
KlasBisohe KonBtaroh&ologieT UL Angewandte Arch&ologie.
ruhig hinnahm. Den grössten Umfang erreichte natürlich die Münzfäl-
schung, welche in der Benaissance zu Padua blühte und an dem Künstler
Goltz und dem Hofrat Becker ihre Matadoren hatte. ^) Die Darstellung
selbst wird nur bei ungeschickten Fälschungen Anstoss erregen, wie wenn
z. B. eine Schapira'sche Figur die Kaiserin Eugenie porträtierte und eine
Minerva von Bheinzabem den bayerischen Baupenhelm trug. Die Mehr-
zahl der Fälschungen verrät sich durch die Yerschiedenartigkeit der Tech-
nik') und die Beschaffenheit der Oberfläche; denn die natürliche Oxydie-
rung (S. 15) kann doch nur in beschränktem Masse durch Oxyde nach-
gebildet werden. Falsche Gemmen (z. B. solche der Poniatowskischen
Sammlung) haben eine übertrieben rauhe Oberfläche.
Die Kritik der einzelnen Teile ist in erster Linie durch die S. 71
besprochene Sitte der Ergänzung, von welcher auch die Bronzestatuen
nicht frei blieben, veranlasst. Man hat angesetzte, aber antike Stücke
von den modernen Ergänzungen zu scheiden, welche meistens aus einer
anderen Steinart, jedenfalls aber aus einem nicht verwitterten Stoffe be-
stehen. Manchmal wird die Erkenntnis dadurch erschwert, dass die alten
und neuen Teile gleichmässig überputzt wurden. Da der polierte Porphyr
eine grosse Widerstandskraft hat, ist es hier am schwersten, das Neue
vom Alten zu sondern.
Auf die Spur der Ergänzungen leiten ausser Fundberichten auch
alte Abbildungen, deren Zeichner freilich umgekehrt manches aus ihrer
Phantasie dazu gethan haben. 3) Hier kann man nicht eigentlich von Fäl-
schung sprechen, während diese allerdings oft bemüht gewesen ist, den
Wert echter Antiken durch Zuthaten zu erhöhen. Dies geschieht am mühe-
losesten durch Beifügung eines Künstlernamens oder anderer Inschriften ; *)
ein frecher Fälscher hat schon im Altertum die berühmtesten Namen ge-
wählt.*) Un verzierte Spiegel erhalten Zeichnung und Inschriften. •) An
Terrakotten werden die Farben aufgefrischt und fehlende Stücke ersetzt,
alte Gemmen und verwitterte Glasflüsse poliert, die Bilder von Gemmen
überarbeitet und erweitert, die beschädigten Teile von Münzen wegge-
geschnitten, Vasen ausgebessert und mit Ölfarbe übermalt,') Statuen,
welche durch die Feuchtigkeit gelitten haben, abgerieben (wie im Tor-
lonia-Museum) oder von einem Bildhauer überarbeitet.*) In den kompli-
ziertesten Fällen ergeben verschiedene alte, nicht zu einem Werke ge-
^) Litteratur S. 805; Sammlung in Athen:
PosTOLAccAäy Synopsis numorum veterum
p. 154 ff.
*) Über Bronzen : Fuhtwäk glbr, Meister-
werke S. 661 f.
') Thode, die Antiken in den Stichen
Marc Antons S. 35.
*) Häufig auf Gemmen, doch mögen
KöHLEB und Stephani zu strenge Kritik ge-
übt haben (S. 245); Apoilas auf einem athe-
nischen Spiegel; Inschriften an der Phineus-
schalo (SiTTL, Phineusschdle, Würzburg 1892)
und anderen Vasen (Urlichs, Beiträge S. 24;
Brunn bei Arndt, Studien zur Vasenkunde
S. 12; Wolters, Jahrb. 1889, 112).
^) LöwY, Inschriften griech. Bildhauer
S. 328 ff.
^) HsYDEXANN, Mitteil, a 116, 308.
') Z. B. Ra. III 10. 89 ff. Die Über-
malung (frz. repeint) lässt sich durch eine
KalilOsung (z.B. 1, 5 : 20) entfernen; vor
Scheidewasser und Säure ist dagegen zu
warnen.
^) Z. B. Gewand des Menander und Po-
seidippos.
'M
Kritik und Hermeneutik. (§ 385.)
805
hörigen Bruchstücke in Verbindung mit Neuem ein Pasticcio, z. B. Terra-
kottagruppen, Mumien,') die Gruppe von Qdefonso u. dgl.
Litteratur: A. Fosisi, Tour de Babel oa objets d'art faux pris pour vrais et vice
versa, Flor. 1868; P. Eudbl, d. Fälscberkünste (le truq%tage\ bearb. v. Br. Bucher, Lpg.
1885; L. Dblgeub, Acad^mie d'arcb^ologie de Belgique, Anvers 1886, Bulletin p. 120 — 37;
S. Bbissbl, gefftlechte Kunstwerke, Stimmen aus Maria Laacb 1890, 431 ff.; Dinbr, Frankf.
Ztg. 1890, 31 ff.; H. Angst, Anz. für Schweiz. Altertumskunde XXXIII 2; 0. Rossbach,
Deutsches Wochenbl. 1891, 128 ff.; über alte Fälschungen: Antiquitäten-Zeitschrift 1890,
21; über das 15. u. 16. Jahrhundert: Coubajod (S. 803, i); über das 18.: Michablis, ancient
marbles p. 77; Sammlung von Fälschungen in Athen; Akt. Aoostino, dialogo de medallas
etc. dial. XI ; Bbauvais, la mani^re de discemer les mäd. ant. de Celles qui sont contre-
faites, Paris 1739, deutsch Dresden 1791; Sestini, sopra i modemi falsificatori di medaglie
greche antiche, Fir. 1826; G. B. Loos, die Kunst falsche Münzen zu erkennen, Berlin
1828; F. W. Kbobch, d. Kennzeichen unechter Münzen (Küln 1838); J. FbiedlIndbr, ein
Verz. V. griech. falschen Münzen, welche aus modernen Stempeln geprilgt sind, Berlin 1883 ;
W. Geissler, d. Echtheitsbeurteilung d. ant. röm. Mtlnzen, Bautzen 1871; Trau, Wiener
Ztschr. für Num. 1871, 105 ff. m. T. 1—4; Becker'sche Stempel: A. v. Stbikbüohel, die
Beckerischen falschen Münzstämpel, Wien 1836; M. Pindeb, d. Becker'schen falschen
Münzen, Berlin 1843, m. 2 T.
385. Die Erklärung der Bildwerke ist deijenige Teil der Archäo-
logie, welcher bisher am wenigsten wissenschaftlich fundamentiert ist,
weshalb in den Einzelfallen wenig Methode herrscht. Wir schlagen des-
halb den historischen Weg ein.
Am Ausgange des Altertums konnte man von niemand eine unbe-
fangene Erklärung der alten Kunstwerke erwarten. Nachdem der Pytha-
goreismus wieder zu Ansehen gekommen war, musste die natürliche Deu-
tung der ünterlegung weichen.^) Der heidnische Volksglaube aber be-
rührte sich mit gewissen Vorstellungen der Neuplatoniker, wenn es hiess,
dass in den Götterbildern übermenschliche Mächte wohnten,^) und die
Christen teilten diesen Glauben, indem sie dieselbe teuflisch nannten; da-
her ging die Erklärung der Statuen lange darauf hinaus, dass sie Zauber-
werke mit einem bestimmten Zwecke seien ;^) am festesten glaubten die
griechischen Christen an Palladien (azoixeta) einer Stadt. ^) Zum mindesten
ersann die geschäftige Phantasie eine Geschichte, in welcher die Menschen
zu Stein verwandelt wurden, was über die Incantada des Judenquartiers von
Saloniki erzählt wurde. ^) In diesen Anschauungen waren die Menschen
aller Bekenntnisse ^ einig, bis allmählich die Freude an Kunst und Alter-
tum nüchternere Ansichten verbreitete. In der Renaissance entstand,
nachdem schon früher die Leute alte Bauten mit ihrem kleinen geschicht-
^) Blumbnbach, Beitr. z. Naturgesch. 2,
117 ff.
') Über die Bedeutung der geschlossenen
Beine ägyptischer Statuen s. Heliodor 3, 13.
•) Vgl. Hermes bei Aug. civ. d. 8, 23 ;
Plut. Is. et Os. p. 491 R.; De Myster. 3, 29;
Götterbilder weinen, bluten, schwitzen u.
dgl. (NXoBLSBACH, d. griech. Volksglaube
S. 170; Aug. civ. d. 3, 11).
*) Beispiel bei Augustin. epist. 1, 17;
angedeutet Cassiodor. var. 10, 30 a. A. (super-
stitiones = Statuen); Vita S. Benedicti (Gregor.
M. dial. II) K. 10.
^) Heyns, Commentatt. soc. r. scient.
Gotting. 12, 303 ff.; z. B. Nikitas Chon. p. 196;
noch jetzt wirkt der Glaube in Gnechenland
manchmal nach (z. B. Boss, Königsreisen
2, 242). Doch kam er auch in Rom, wo er
mit der Vergilsage zusammenhängt, (vgl.
die Mirabüia und Graphia) und in Florenz
(Dante Inf. 13, 146 f.) vor.
*) Stuart u. Revett, Altertümer von
Athen 2, 499.
^) Auch die Phantasie der Mohanune-
daner (z. B. des Maqrlzt) wurde durch Werke,
die ihr Können überstiegen, erregt. Über
den lateinischen Exorcismus S. 35. Noch
im Jahre 1452 bereiste der Nürnberger Muf-
fel Italien mit jenen alten Anschauungen
(vgl. Michaelis, Rom. Mitteil. 1888, 254 ff.).
806
ElaBBiaobe EanatarohKologie. HL AngewMidte ArohKologifl,
liehen Wissen in Verbindung gesetzt ') und die Uarkaurelstatue Kaiser
Konstantin getauft hatten, die richtige Grundanschauung, dass die alte
Kunst dasjenige darstelle, wovon Dichter und Geschichtsschreiber redeten ;
nur schadete bei der Anwendung die Einseitigkeit des Wissens, weil bis
in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein die griechischen Studien
Stückwerk waren. Infolgedessen erklärte man die Statuen mit Vorliebe
aus der römischen Geschichte : , Jason" hiess „Fabricius mit der Pflugschar' ,
ein alter Fischer „Seneca", der Gallier, der sein Weib tötet, .Paetus mit
Ärria," während andere an das ovidische Liebespaar Pyramus und Thisbe
dachten, und endlich die Gruppe des Menelaos ^Papirius und seine Mutter.'
Gelehrte wie Scipione Maffei zogen bereits griechische N'amen vor; Winckel-
mann scheint der erste, welcher bestimmt aussprach, dass die Künstler
hauptsächlich aus Homer und wenigen anderen Dichtem geschöpft hätten.
Diese Anschauung musste jedoch von einem ihr anhaftenden Irrglauben
gereinigt werden, welchen Christ so definierte, ,dass die Bestrebungen der
alten Dichter immer mit den Bildwerken so genau übereinkämen, dass
es scheine, als ob die Bilder nach denselben Versen oder die Verse nach
der Anleitung der Bilder gemacht seien." Dafür») setzten Graf Caylus
und Spence ihre Autorität ein. Man müeste demnach zuvor eine kleine
Bibliothek durchstudiert haben, bevor man die Bilder verstände; denn es
könnten auch „verlegene" (d. h. entlegene) Mythen dargestellt sein.^) Mittler-
weile hatte eine neue Lehre von den etrurischen Altertümern ihren Aus-
gang genommen; der gelehrte Passeri predigt um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts, man müsse hinter den Bildern einen tieferen Sinn suchen. Jedes
Toilettenkästchen war eine „cista mystica" und nicht minder mystisch
jeder Spiegel.*) Diese These fand in die populäre Wissenschaft Eingang
und diente selbst dem rationalistischen Lessing als polemische Waffe.*) Im
Zeitalter der Rosenkreuzer, Freimaurer und üluminaten griff sie in den
Gelebrtenkreisen stark um sich, wobei zunächst die Symbolik der Mytho-
logie von Payne Knight*) und Creuzer erforscht wurde. Als man nun in
Etrurien die grossen Vasenfunde machte, welche Tausende von mytho-
logischen Bildern brachten, geriet die Vaseninterpretation in das gleiche
Fahrwasser und wurde voll Mysterien;') auch als der Rationalismus siegte,
behauptete die Archäologenmystik wenigstens die „Gräbersymbolik". Pa-
nofkas und Bachofens Schriften, auch die Abhandlungen Raoul-Rochettes
sind typische Vertreter dieser Gattung, gegen welche die litterarische Er-
klärung nunmehr in wissenschaftlichen Kreisen die Alleinherrschaft errungen
') Nach den Arabern war fast jeder
Bitu von Moaee, David oder Salomo. Auf
Cypeni hejssen zwei Säulen .Keulen dos
Digenia' (I^ukah, ßi«S t<Sy Kruglioy S. 32 A.).
') Vgl. Thibhbch, Teterum artiflcum
opera veternm poetanun canninjbus optime
explicari, Progr. d. Univ. München 1835.
') Panofka, über verlegene Mythen mit
Bezug auf Antiken des kOnigl. Muaeums,
Preu88. Akad. 1839, m. 5 T.
') 0. RATHOEfiEH, Ober 125 mystische
Spiegel, Gotha 1855, f.
') Er rechnet gegen Klotz ,die heburi-
Bchen* Bildwerke zur ,BUder^rache*.
') Inquiry into the aymboluni of ereek
art a. mythotogy, 1818; ClaBa. Journal Bd.
23—27, Q. Spec. of antient acol^tore II.
') (Jameb Cbbistib,] Diaquiaition npon
the etruBcan vaaes, London 1606, 2. AnS.
1825 ; Gbrhabd, griech. Hyaterienbilder,
Stuttg. u. TQbiDgen 1839, f.
Kritik und Hermeneatik. (§§ 386 -387.)
807
zu haben scheint; für letztere mag man Zoega, Millingen, Welcker, Jahn
und Brunn als hervorragende Förderer nennen.
886. Nach diesen geschichtlichen Vorbemerkungen gehen wir an den
Versuch, die archäologische Erklärung in ein System zu bringen. Vor
allem versteht sich, dass der Weg durch erklärende Beischriften oft ab-
gekilrzt wird; diese geben meist im Nominativ, zuweilen aber auch im
Genetiv*) den Namen der dargestellten Person, welcher sie die unteren
Spitzen der Buchstaben zukehren, an, was in jeder Periode der alten
Kunst vorkommt.') Nur ausnahmsweise, aber nicht so selten als man
meinen möchte, erklären Inschriften auch den Sinn der Staffage.^) Zu-
weilen wird das Gesprochene oder Gesungene m Buchstaben angegeben;^)
Aeschylus denkt sich den Schildzeichen seiner Helden Drohungen beige-
schrieben.*) Genauere Angaben bestehen in belegenden Citaten oder in
Epigrammen. Die Inschriften bieten übrigens keine absolut zuverlässige
Hilfe; denn einerseits haben sie den Zweck, den Raum auszufüllen, 0) anderer-
seits werden sie häufig von ungebildeten Leuten beigesetzt. Viele Vasen-
inschriften bestehen aus sinnlosen Buchstaben, an etruskischen Arbeiten
aber findet man unpassende Namen, z. B. Aivas (Evas = Aias) neben
troischen Helden.')
387. Die erste Grundfrage der archäologischen Interpretation darf
man gewiss so formulieren, innerhalb welcher Grenzen die symbolische
Erklärung eine wissenschaftliche Berechtigung habe. Das Wesen der
Symbolik beruht darauf,^) dass nicht ein Ding selbst, sondern ein zweites,
welches mit ihm eine wichtige Eigenschaft gemeinsam hat, gesetzt wird.
Das Symbol ist also für die Kunst, was der bildliche Ausdruck für die
Sprache ist. Die Anfänge des Symboles aber müssen, wie die der Kunst
überhaupt, in Götterdienst und Königtum liegen. Hinsichtlich des letzteren
geben die schmeichelnden Vergleiche des Königs mit Löwe, Sphinx (S. 433),
Panther (S. 480), Widder*) und Adler (mit Einschluss des zweiköpfigen) ^o)
hinlänglichen Stoff zu bildlichen Symbolen, die z. B. am Throne desselben
angebracht werden. Die Sjrmbolik der Religion dagegen steht im umge-
kehrten Verhältnisse zu ihrem Anthropomorphismus. Diejenigen Religionen,
welche die Darstellungen Gottes verpönen oder mindestens sehr ein-
schränken, wie die jüdische, persische und altchristliche müssen den An-
sprüchen der Sinne durch Symbole, welche das Gottesbild umschreiben,
genügen; diese zu deuten, ist der Geist des Juden durch die Propheten
geschärft, und noch mehr vielleicht der Sinn des Christen, welcher seit
0 0. Jahit, Vasenkatalog S. XGV A. 839;
Frai^kbl, Inschriften aus Pergamon Nr. 164.
') Z. B. am Kypseloskasten bei Polygnot;
Varro 1. 1. 7, 57; Qointil. 1, 4, 16; Apotheose
Homers.
') 8. 559; Relief mit den Beischriften
^Asinus", »Taums'*: Museo Pioclem. 4, 34.
*) Ath. Witt. IX T. 1 ; Swtl, 1. Jahresber.
des Wagnerschen Inst. S. 2 (in Cartouchen).
*) Aeschyl. Sept. 417. 451 f. 629 f.
^) Schon am Kypseloskasten : Paus. 5,
17,6.
^) Hblbtg, B. 1874, 260; Gamubbini, B.
1875, 82 ff.; Mabtha, R. de phü. 1889, 109 f.
Über willkürliche Erklämngsversuche 0. Jahn,
archäol. Beitr. S. 130 A. 31. 33.
^) Philosophisch behandelte den Gegen-
stand F. Tbl. ViscHEB (das Symbol, Philos.
Aufs. f. Zeller, 1887).
*) Spiboel, Kuhns Beitrfige 5, 387 ff.
Symbol der Herrschaft in der „Geschichte
des Artachglr** S. 45 Nöldeke; Köpfe am
Thron: Firdusi, Schahname 9, 18.
^«) SiTTL, Adler u. Weltkugel S. 11 f.
808
SlaBsisohe Eansiarchäologie. III. Angewandte Archäologie.
der Evangelienzeit in dem alten Testamente Vorbilder {typi) erkennt und
diese Typik von allen seinen Kirchenlehrern weit ausgeführt hört oder
liest. 1) Die Verehrer der Götter gewöhnten sich dagegen durch die Götter^
bilder an eine lebensvollere Auffassung der übersinnlichen Welt. Aller-
dings eroberte die menschliche Darstellung der Gottheit erst allmählich
die Länder der Erde, indem sie von Ägypten und Babylonien ihren An-
fang nahm. Die erste Stufe bezeichnet man unpassend als Fetischismus,
besser als anikonisch.') Von Steinen und Bäumen, welche für heilig
gelten, weil einmal dort der Mensch sich der Gottheit nahe glaubte, geht
die Sitte aus, dass man an heiligen Orten Steine und Pfähle errichtet,
welche die Gottheit gewissermassen fixieren; zwei Göttern gebühren zwei
Pfeiler oder zwei Balken. Diese mehr oder weniger kunstlosen Male ge-
hören weder in die Kunstgeschichte noch in die Symbolik — erst später
deutet man eine gewisse Form als Phallos') — , sondern ausschliesslich
in die Religionsgeschichte. Von Symbolen kann erst bei der zweiten
Gruppe gesprochen werden, wo ein Tier oder ein passender Gegenstand
die Gottheit andeutet. Ein Stier bedeutet Zeus Atabyrios,*) Dionysos*)
und Flussgötter,*) eine goldene Ziege in Phleius den Dionysos^) und ein
Wolf den delphischen Apollo.^) Hieher gehört das goldene Kalb des
Pentateuch und auf diesem Ste^dpunkte fanden die südlichen Reisenden
Skythen und Germanen.^) In Rom und Griechenland blieben davon nur
zusammenhangslose Reste, auf welche man gesuchte Abbreviaturen der
reifen Kunst (z. B. Attribute auf einem Throne) *®) nicht zurückbeziehen darf.
Die aus der bildlosen Zeit gebliebenen Reste der Symbolik fristeten in
den sogenannten Mysterien ein kümmerliches, lichtscheues Dasein; wohl
aber traten von Zeit zu Zeit halbphilosophische Sekten auf, welche ihre
Lehren in geheimnisvolle Form hüllten, wofür wir nur die Pythagoreer * *)
und Buddhisten anzuführen brauchen. Ausserdem erinnert uns noch eine
Bemerkung über die Gallier, dass manche Völker den bildlichen Ausdruck
über alles liebten, i*) Darüber, dass die Bilderschrift das Verständnis für
Symbole entwickelte und schärfte, brauchen wir uns nicht zu verbreiten;
auch wenn man die Phantasmen der Kaiserzeit, wie sie z. B. bei Hora-
^) Der ablehneode Standpunkt von Victob
ScHULTZE (die Katakomben, 1882; die alt-
christl. Bildwerke u. d. wissensch. Forschung,
Erlangen 1889), Hasbnoleybb (d. altcbristl.
Gräberschmuck, 1886) und Bebgner (d. gute
Hirte in der altcbristl. Kunst, Berlin 1890)
ist zu wenig historisch ; vgl. Heinbici, Theolog.
Studien u. Kritiken 1882 S. 740 ff.; Dobbbbt,
Report, f. Kunstw. 13, 281 ff.; Wilpebt, Prin-
zipienfragen der christl. Archäologie, Frei-
burg 1888 u. Rom. Quartalschr. 4, 44 ff.
*) S. besonders Ovebbegk, Ber. d. sächs.
Ges. 1864, 121 ff.; Dabembebo, dict. s. v.
baetylia; Homollb, de antiquissimis Dianae
simulacris Deliacis, Paris 1885 8. 72 ff.
^) Dionysos: Max. Tyr. diss. 8, 1; Giern.
Alex, protr. 29 P.; Amob. 5, 39.
*) Strab. 14, 655.
*) Athen. 11,476 a.
«) Pind. P. 1, 185 (vgl. SchoL); Enr. Ion
1261. Orest. 1378; Horat. c. 4, 14, 25;
Aelian. v. h. 2, 33; fisfivxtag ijvte xavQog
11. y237; abgebildet auf Mtlnzen von Se-
linus, Syrakus, Gela, Siris, Poseidonfa, Sybaris
und Pyxus.
0 Paus. 2, 13, 6; Hymnus der eb'schen
Frauen; Lykophron 209.
«) Paus. 2, 18, 6.
*) Eiche =3 Zeus bei den Kelten: Max.
Tyr. 8, 8; kleine Scheibe auf hohem Holz,
bei den Päoniem =: Helios: a. 0.
*o) Hetdbmahn, Mitteil. 6. 66 A. 157.
* *) Sirenen und Musen bei Pythagoras :
Porphyr, v. Pyth. 39. Konsequenterweise
verpönten die Pythagoreer Götterbilder auf
Gemmen (das. 42).
»2) Diodor. 5, 31.
-M
Kritik and Hermeneutik. (§ 888.)
809
poUon zu finden sind, abzieht, bleibt dem alten Ägypten ein ansehnlicher
Vorrat von plastischmalerischen Bildern. Beispielsweise verleiht der König
dem fleissigen Beamten eine goldene Biene. ^) Als Typus der religiösen
Symbolik wollen wir die altchristlichen Symbole 2) kurz darstellen,
wie sie hauptsächlich an Grabsteinen, Ampeln und Siegelringen^) sich
finden: Der Christ, der wie ein Fisch von den Menschenfischern ge-
fangen *) ist und die Speise des Auferstandenen geniesst, ^) lebt einfältig wie
die Taube ^) und setzt seine Hoffnung gleich einem Anker ^) auf den
Erlöser, der, wie eine Taube mit dem Ölzweige die Heilsbotschaft
bringend®) und wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt,®) als guter
Hirt das verirrte Schaf heimbringt, 'o) und der Ausharrende erhält als
Sieger den Palmzweig. **) Wie man sieht, liegt ein unendlich einfaches,
jedem Laien verständliches System vor, welches erst verwickelter wurde,
als die Bibelexegese ihren Aufschwung nahm;^') dann entstanden unter
dem Namen des Melito und Eucherius förmliche Olossare der biblischen
Symbole, welche hinwiederum auf die »Tierbücher* des Mittelalters ihren
Einfluss ausübten.
388. Auf das Verhältnis der orientalischen Religionen zur Symbolik
einzugehen, müssen wir hier unterlassen ; wohl aber ist es notwendig, den
Ausdruck übersinnlicher Ideen in Götterverehrung und Grabesbrauch
bei Griechen und Römern näher zu studieren. Schon im sechsten Jahr-
hundert behandelte der Grammatiker Fulgentius die Gestalten der heid-
nischen Götter, worauf der Liber monstrorum **) und das Buch des Albe-
ricus folgten. Im 16. und 17. Jahrhunderte erschienen zahlreiche Bücher,
aus welchen man das Aussehen der alten Götter kennen lernen sollte;
dabei spielte aber die Phantasie die Hauptrolle, da die „iconologia* des
Ripa^*) und ähnliche vor allen die Künstler des Barock und Rokoko im
') Grabschrift des Hirchuf in Elephan-
tine aus der 6. Dynastie.
*) PiPEB, Mythologie und Symbolik der
christlichen Kunst, Weimar 1847—51, 2 Bde.;
A. Lb Ricque de Moncht, symbolique des
mon. chrdt. aux premiers siäcles de T^glise,
Montp. 1848 (M^m. de la soc. archöol.) mit
Abb.; P. J. Münz, archäol. Bern, über das
Kreuz, d. Monogramm Christi, d. altchristl.
Symbole, d. Kruzifix, JVankf. 1866 m. 8 T.;
8. 808, j .
') Über die altchristlichen Siegelzeichen
steht die klassische Stelle bei Clemens von
Alexandrien (paedag. 3, 11).
*) Matth. 4, 19. Marc. 1, 17; Clem. AI.
hvmn. 26 mit Erklärung Piper's S. 56 ff.;
Tertull. bapt. 1; Inschrift von Autun: ix^Bg
tlyyoL
') Inschrift des Aberkios (unter Mark
Aurel) in Bierapolis: Wilpebt, Prinzipien-
fragen S. 52 ff.; Inschrift von Autun: das.
S. 58; Anonymus bei Pitba, spicil. Solesm.
3, 518. Daher wird Christus selbst mit dem
Fische verglichen: Tertull. bapt. 1; Hieron.
ep. 7 ; Clem. AI. (A. 3). Vgl. Febd. Becker,
d. Darstellung Jesu Christi unter dem Bilde
des Fisches. Breslau 1866; 0. Pohl, d. Ich-
thysmonument aus Autim, Berlin 1880 m.
T. ; Achbus, das Symbol des Fisches und die
Fischdenkmäler der römischen Katakomben,
Marburg 1888 (rationalistisch); de Rossi
bei Pitra, spicil. Solesm. III. (1856) und Roma
sott. II p. 216 f. (mit oder ohne Anker in
S. Callisto); zwei Fische mit Anker: Rom.
Quartalschr. 5, 8 f. Neuestons wollte Ficker
den Fisch in der Aberkiosinschrift auf den
Kybeledienst beziehen (Sitzungsber. d. preuss.
Akad. 1890, 87 ff.). '
•) Matth. 10, 16.
7) Hebr. 6, 19.
8) Genes. 8, 11.
») 1 Petr. 1, 19.
>«) lesai. 16, 11; Luc. 15, 3 ff.; vgl. Bol-
detti, osserv. p. 361 f.
' 0 Apoc. 7, 9.
*^) Z. B. bezieht Hieronymus Rosen und
Lilien auf die Jungfrauen, Veilchen aber auf
die Witwen (epist. II 21, vgl. 15. 20).
*') Her. V. Haupt, im Lektionskat. v.
Berlin Sommer 1863.
^^) Seit 1593 öfter gedruckt; bearbeitet
810
KlasaiBohe Sanatarohäologie. m. Angewandte Aroh&ologie.
Auge hatten. Als in Goethes Zeit die alte Kunst erneut werden sollte,
kümmerte man sich wieder eher um die Bilder der Götter als um diese selbst,
und auf diesem Wege kam ungewöhnlicherweise die Kunstmythologie vor
der Wissenschaft der Mythologie als gesonderter Wissenszweig zustande,
welchem Karl Böttiger 1808 diesen Namen gab. Durch das hohe Interesse
des Gegenstandes und die Fülle der Denkmäler hat sie diese privilegierte
Stellung bis jetzt behauptet, obgleich der Stoff an sich diese Scheidung nicht
empfiehlt; denn wiewohl Herodot und andere Rationalisten des Altertums die
Erfindung der persönlichen Götter den Dichtem zuschrieben, haben sie an
die Künstler nicht gedacht, im Gegenteil herrscht die bei Pheidias' Zeus
ausgesprochene Anschauung, dass die Dichter den Künstlern das Götter-
bild vorgezeichnet haben. Aus der Geschichte des Wissenszweiges erklärt
sich weiters der unhistorische Begriff des Götterideales, der von Winckel-
mann herstammt. Aus den Statuen und Büsten der Kaiserzeit hatte man
die Vorstellung einer feststehenden Physiognomik der Götter gezogen,')
von welcher nur Abweichungen zu notieren seien. Thatsächlich sind es
höchstens einige wenige sehr allgemeine Eigenschaften, welche durch alle
Zeitalter der Kunst hindurch den einzelnen Göttern anhaften. Für die
Praxis mögen jene abstrakten Ideale bleiben, in der Wissenschaft aber
kann die Kunstmythologie jetzt nur mehr das Ziel haben, die Vorstellungen
der verschiedenen Zeitalter und Schulen von den Göttern historisch dar-
zustellen. Bis dieses Ziel erreicht ist, bedarf es noch vieler Untersuchungen,
deren Resultate sich aus vielen Einzelheiten zusammensetzen werden.
Wenn wir aber hier eine provisorische Schilderung der übermenschlichen
Wesen geben wollen, so müssen wir dieselben mit Rücksicht auf die Sym-
bolik in zwei Gattungen sondern, erstens die eigentlichen Götter, deren
ursprüngliche Bedeutung durch die Länge der Zeit verwischt ist — und
den Archäologen glücklicherweise so wenig als die homerische Frage an-
geht — , zweitens die Personifikationen, ob sie in den Kultus aufgenommen
sind oder nur ein Phantasieleben führen. Die eigentlichen Gottheiten
aber müssen in der Archäologie genau wie in der Philologie von doppeltem
Gesichtspunkte aus betrachtet werden; denn anders sind die Götter, welche
das Herkommen einer einzelnen Stadtgemeinde gebildet hat, anders die
Götter der gesamten Nation, deren Einheit die Dichter allmählich herbei-
geführt hatten und ihren Landsleuten fort und fort einprägten. Jene
lokalen Kulte, z. B. der kretische des jugendlichen Zeus Velchanös mit
dem Hahne, kamen durch Tempelbilder, Votivfiguren und -Reliefs, und
besonders durch Münztypen zur Anschauung. Die panhellenischen Götter
dagegen sind es, welche in der wirklichen Kunst ihr Leben führen.
Manche Grundsätze der Götterbildung sind allen gemeinsam. Den
Göttern kommt ideale Schönheit zu und darum richtet sich ihre Gestalt
nach dem Schönheitsideale der jeweiligen Epoche. Sie haben reiches Haar,
von Cesabe Orlandi, Peragia 1764—67,
5 Bde.; V. Cartabt, imagini dei dei degli
antichi, Yen. 1571 u. ö. m. T. (latein. Leiden
1581 u. ö.); andere ältere Litteratur verz.
Catalogus biblioth. Buenavianae 2, 329 ff.
\) Ovid (mei 6, 72 ff.) nnd Petron. (carm.
36) geben darüber einige Andeutungen; im
allgemeinen s. Amob. VI p. 197; Habitus
vobis deos, non oris proprietas solet indicare.
I
Kritik und Hermeneutik. (§ 388.)
811
das bei Jünglingen und Frauen goldblond,*) bei Männern dunkel zu sein
pflegt. Weil sie «unsterblich und nicht alternd' sind, bleibt ihnen das
Greisenalter fremd; nur der uralte Eronos, der wilde Charon und der
Meergreis, welcher in den weissen Wellenkämmen haust, sind ausge-
nommen.^) Über das Verhältnis von Jüngling und Mann ist anfangs keine
Kegel aufgestellt; allmählich aber verlieren die Zeussöhne den Bart, am
spätesten Dionysos und Herakles.^) Dagegen schien bei Zeus und seinen
Brüdern ein Bart der Herrscherwürde zu ziemen, doch ist dies bei Zeus
nicht unausweislich.'*) In der Diadochenzeit ging die Neigung dahin, die
Götter in jungen Jahren darzustellen (S. 708).*) Äusserlich sind die Götter
natürlich prächtig angezogen und die Götterfrauen tragen den kostbarsten
Schmuck je nach der Zeitmode, z. B. unter orientalischem Einflüsse pur-
purne Schuhe.^) So gut wie alles was sie haben, ist von Gold,^) nach
den Dichtem sogar Wohnung, Einrichtung und Wagen samt dem Gespanne;
nächstdem wurden Elfenbein und weisser Marmor ihrer würdig erachtet.
Wenn die Götter sitzen, dient ihnen ein Thron zum Sitz. In der Eaiser-
zeit denkt man sie sich auch auf Wolken sitzen.^) Stehen sie, so reichen
ihre Gestalten weit über menschliches Mass hinaus; daher weiht man
ihnen kolossale Statuen oder stellt kleinere Figuren auf hohe Säulen,^)
ferner erbaut man ihnen riesige Tempel. Alle Götter vermögen sich mit
grösster Geschwindigkeit fortzubewegen, i^) Dies wird sehr oft durch Be-
flügelung ausgedrückt.^^) Schon die Ägypter haben den Göttern zwei
Flügel (S. 432), die Babylonier sogar deren vier verliehen (S. 446), was
die Griechen in der zweiten orientalisierenden Periode übernahmen.^*) Als
sie sich jedoch zu emanzipieren begannen, gaben sie dieses Zeichen der
Göttlichkeit bei den eigentlichen Göttern durchaus auf;* 8) nur bei dem
Götterboten Hermes schien eine Andeutung seiner Schnelligkeit durch
1) Rötlicher Bartflaam : Nonn. D. 3,
414 f.
^) In eiDem Lokalkult ist Zeus kahl-
köpfig (Clem. protr. p. 33 P.).
') Bärtig Apollo: Roschers Lex. 1|454;
Hermes: das. 1, 2399; Ares: Roschers Lex.
1,487; Dionysos unbärtig (im homerischen
Hymnos nur durch Verwandlung): s. S. 819 f.;
Herakles unbärtig: Roschers Lex. 1,2151 ff.;
Christodor. 136.
*) Unbärtiger Zeus: Zwei Statuen in der
Altis Pausan. 5, 24, 6; Karneol mit Neiaov:
OvEBBECK 194 ff.; KQovi^fjg viog Nonn. D. 6,
177; Zeus Velchands in Phaistos: Secchi,
sul Giove /eXxteyog, Accad. Rom. 1810; Percy
Gabdner, types of coins 9, 17; Mionnbt,
descr. 2, 289; 'EXXäyiog in Syrakus: Gabdnsb
1, 25; als Liebhaber der Europa: Nonn. D.
1, 345.
^) Mit Bartflaum: Apollo El. cor. 2, 55;
Gebhard, AV. 22; auch Zeus: Paus. 5,22, 1.
24, 6. 7, 24, 2.
«) Pind. Ol. 6, 94.
') Diese Ansicht teilen nach dem Rig-
veda die Inder; auch Mithras heisst „mit
goldener Gestalt* (Spisoel, Avesta 3, 81).
») Wandgemälde; Verg. Aen. 9, 640; Sil.
12, 405.
') Abgeb. an einem Relief: Clabao 120,
39 ; Hadbayä, ragguaglio di scavi fatti nelF
isola di Capri, Dresden 1794 T. 4; 0. Jahk,
Monatsber. d. Leipz. Societät 1851, 146;
Paus. 2, 17, 5 u. s. w.
«0) J. H. Voss, mythol. Briefe 1, 14 ff.
86 ff. S. z. B. H. Apoll. 108 ; Arist. pepl. 6, 2 B.;
Nonn. Dion. 1, 142. 8, 112. 9, 139. 29, 345;
Paus. 2, 11, 2.
^*) DöBivG, de alatis imaginibus ap. ye-
teres, 1786 u. common tatt. p. 52 ff.; Zo£oa
bei Welcker, kleine Schriften 5, 189 f.; Geb-
HABD, fiber die Flttgelgestalten der alten
Kunst, Preuss. Akad. 1839 = akademische
Abhandlungen 1, 157 ff.; Langbbhn u. Knoll
(S. 589, t).
^*) Nach Sanchuniathon (Euseb. praep. 1,
10) sind alle Götter geflagelt.
^3) JlaXXttöos vno nrBQoig Aeschyl. Eum.
1004; Musen: Pind. Isthm. 1, 64; Dionysos
Psilax in Sparta angeblich geflügelt (vgl.
Wide, lakonische Kulte S. 162).
812
KlasaiBche EniiBtarcbäologie« HL Angewandte Archäologie.
Fussflügel/) Flügelschuhe oder Flügelhut unumgänglich. Die Etrusker
hielten an der Beflügelung bis zum Anfange unserer Zeitrechnung hart-
näckig fest. In der Eaiserzeit betont man den schwebenden Schritt der
Überirdischen.**) Feierlicher erscheinen die Götter auf zweiräderigen
goldenen Wagen, deren Schnelligkeit manchmal Flügel andeuten.*)
Die Beflügelung führt bereits in eine wichtige Gruppe der göttlichen
Kennzeichen hinein — die Abweichungen vom menschlichen Brauche. Am
nächsten lagen diese bei den weiblichen Gottheiten. Bei den Orientalen
entbehrten sie der Kleidung. In Europa lenken sie oft, wie ein Mann,
den zweiräderigen Wagen, sie reiten auf Pferden*) und führen Waffen.*)
Damit ist schon der Übergang zum Wunderbaren vorbereitet : Die Götter
reiten auf Wesen, welche nicht diese Bestimmung haben, wie Stier, Ziegen-
bock und Vogel, oder sogar auf einem Meeresungetüm. Von ihrem Haupte
strahlt Glanz aus, was die Künstler mit zackigen Strahlen oder einem
scheibenähnlichen Nimbus ausdrücken;^) dieses Anzeichen kommt nur in
der Kaiserzeit häufiger vor, als die Schriftsteller so gerne von dem Sonnen-
glanze der Haarspitzen redeten. Als Schmuck tragen besonders die Frauen
in der vorpersischen Zeit den hohen, einem Getreidescheffel ähnlichen
Polos (Modius). Die Aegis^) kommt von Haus aus nicht Athena allein zu;
auch ist das Hom des Überflusses nicht an eine einzelne Gottheit ge-
bunden.®)
Endlich beeinträchtigt das Streben nach Wunderbarem die körper-
liche Einheit des Götterbildes. In Lokalkulten erhält Zeus, der alles
sieht, drei Augen, *) Apollo vier Arme, ^®) eine weibliche Gottheit mehrere
Brüste.^') Im allgemeinen Glauben finden wir aber nur die dreileibige
oder dreiköpfige Hekate. Von den Ägyptern ist der Gedanke ausgegangen,
den Vergleich mit einem Tiere durch Mischung der Körper auszudrücken.
Die tierköpfigen Götter und die menschenköpfige Sphinx haben manches
Seitenstück in anderen Ländern. Nach Griechenland im besonderen ist
die Idee mit der orientalischen Kultur verpflanzt worden, doch haben die
Griechen zumeist nur Unholde und Flussgötter als Doppelwesen aufgefasst.
Der ziegenbeinige Gott Pan hat seinen Kult erst allmählich über Arkadien
ausgedehnt und er bot den Künstlern manches Problem, indem die ver-
schiedenen Versuche zwischen einem bis zu den Knöcheln ganz mensch-
') Grahvase der Myrrhine: Woltebs
1081 ; 8. auch Michaelis , anc. m. S. 702
Nr. 144.
^) Am stärksten iu archaistischen Werken ;
beim Apollo von Belvedere vielleicht nicht
ursprünglich.
^) Bei Triptolemos und sonst (Nonn. Dion.
2, 422. 10, 262).
*) Stephani, CR. 1860, 43 f. mit T. 2 ;
WiLTHBiii, Luciliburg. T. 31, 112. 54, 207;
Sitzungsber. d. Wiener Akad. 9, 15 T. 1;
TuDOT, figurines en argile T. 34/5.
^) In Sparta waren alle Götterbilder
bewafihet (Plutarch. apophth. Lac. XaQiXXov 5).
^) Stephani, Nimbus und Strahlenkranz,
Petersb. Akad. 1859; Serv. Verg. A. 2, 613.
3, 387. 4, 839.
^) Über die Formen Eiesbbizkt, AZ.
41, 34 ff.; Stephami, Apollon Boödromios
S. 32 u. CR. 1860, 101. 1861 T. 3.
^) Dabbmbbbg-Saolio, dict., comucopia
p. 1517.
») In Argolis Paus. 2, 24, 3. vgl. Der-
kylos bei Schol. Eur. Tro. 16. Ohne Ohren
auf Kreta: Plut. Is. et Os. 381 e.
'^) In Amyklai: Sosibios bei Zenob. 1, 54;
Hesych. xovQiitoy; Idole: Roschers Lex. 1,
449, 53 ff.
'^) Artemis von Ephesos: Jahn, Sitzungs-
berichte d. Sachs. Ges. 1851, 147; Stephami,
B. de Facad. de St. P^t. 6, 282 = M^l. Gre-
corom. 1,2; in Megara Paus. 2, 2, 6, auf
Münzen der Eaiseneit: Mionnbt, suppl. 4,
92, 626. 112, 769.
-^
Kritik and Hermeneatik. (§ 888.)
813
liehen Pan^) und einem halb tierischen, der vom Bocke Homer, Nase,
Bart, Beine und Schweif hatte,*) hin und her schwankten. In derselben
Gegend wurde die pferdeköpfige Demeter verehrt. Nur die Stierhömer
finden wir, weil die Sprache die Redensart , Homer haben" besass,*) nicht
ganz ausgeschlossen, doch trägt sie nur Dionysos öfter.^)
Endlich führen die Tempelsymbole, wie Altar und Opferschale in
der Hand, auch Dreifuss und Omphalos, ^) zu der Gattung der Attribute,
welche die Götterindividuen unterscheiden können. So treten die meisten
Tiere zu den Göttern in Beziehung, anfangs in einer Form, welche für
alle sich eignete. Die Götter Babyloniens kämpfen nämlich siegreich
gegen Ungeheuer und wilde Tiere, was sich später noch in den Drachen-
kämpfen <^) und dem Kampfe des reitenden Horus gegen ein Krokodil
(S. 762) erhalten hat; häufig halten sie die Tiere wehrlos mit der Faust
am Schweife, Halse oder einer Tatze ^) — Göttinnen pflegt man in dieser
Situation nach Pausanias' Vorgang persische Artemis zu nennen — oder
aber sie haben ein wildes Tier friedlich im Schosse,®) lenken die Tiere
an ihren Wagen gespannt (Göttermutter und Dionysos) oder reiten auf
ihnen. Die Griechen haben nur unter dem Einflüsse des Orients diese all-
gemeinen Gedanken durchgeführt, während sie für sich vorzogen, die
Gruppen mannigfach zu bilden. Bei einer systematischen Anordnung gehen
(I.) die geschlossenen Gruppen voran. Ist das Tier ruhig mit dem Gotte
verbunden, so kann es auf der Hand, dem Kopfe, einem Knie und etwa
auch auf der Spitze des Szepters sitzen. Der natürlichste Platz ist die
Hand, weil «halten'' auch „ beherrschen'' bedeutet; diese Situation kommt
folglich schon frühzeitig am öftesten vor, wobei man auf die Naturge-
schichte wenig Rücksicht nimmt, z. B. hält Poseidon einen Thunfisch oder
Delphin in der Hand.^) Die Stellung ist so typisch, dass sie selbst wäh-
rend eines Kampfes fortdauert. ^^) Es wird in der zweiten orientalisierenden
Periode der Versuch gemacht, die Scene etwas gefühlvoll zu gestalten, in-
dem eine Göttin den Vogel zärtlich an die Bmst drückt. Später erscheint
jene Verbindungsweise zu gewöhnlich und man wendet den Sceptersitz,
') Bekitdobf u. Sohöne, lateran. Museum
S. 123.
') Lucian. dial. deor. 22, 1.
') Diogenian. 7, 89; vires et comua
Horat c. 3, 21, 18. vgl. Ovid. a. a. 1, 238.
am. 3, 11, 6.
'•) WiBSBLER, der Stierdionysos, Nachr.
d. Gott. Ges. 1891, 367 ff.; A. W. Cürtius,
d. Stiersymbol des Dionysos, Köln 1892, m.
3 T.; nach R. v. Schnxidbb, Jahrb. d. Kunst-
samml. des allerh. Kaiserhauses 1884, 41 ff.
peloponnesisch; in Kyzikos verehrt (Ath. 11,
476 a); vgl. Eur. Bacch. 100; Nicand. AI. 31;
Euphor. fr. 14; Tibull. 2, 1, 3; Sen. Phaedra
761; Caesius Bassus fr. 2 Bahrens; Nonn.
Dion. 6, 165 u. ö.; Orph. hymn. 30, 3. 45, 1.
52, 2. 53, 8; Auson. epigr. graec; die meisten
Stellen kOnnen sich auf ein Trinkhom, das
er trägt, beziehen (z. 6. xegaatpo^of, XQ^^^'
xB^tag), aber König Attalos wird von dem
schmeichelnden PhaSnnos ravgoxBQiog ge-
nannt (Paus. 10, 15, 3). Apollo heisst ein-
mal XQareayog (Dethier, ^tudes arch. 1881,
45).
^) Meist Apollo; Hermes in Wandge-
mälden: A. 29, 166; Hestia: A. 29, 160 ff.;
Gott. Gel. Anz. 1860 Nr. 17—20 S. 161—96;
Frau CR. 1860 T. 2.
*) P. Gasssl, Drachenkämpfe I. Berlin
1868.
^) An den FlQgeln: Wolters 1741.
^) Göttermutter mit Löwen; altertüm-
liche Idole aus Athen (Martha, catal. 23.
24) und Halikamass (Newton, a history of
disc. I T. 46, 5).
*) Auf böotischen Mttnzen noch bis ins
zweite Jahrhundert v. Chr. herein.
>«) Paus. 10, 13, 10; Fries von Assos
(Triton).
814
Klassische Knnstarch&ologie« lU. Angewandte Archäologie.
zuweilen auch den Kniesitz an, währeiW der Platz auf dem Kopf nur vor-
übergehend versucht wird, wenn man nicht an Zimmerreinheit denkt.*)
Die Idee des Beherrschens wird manchmal so verstärkt, dass ein Fuss auf
das Tier tritt, was bei der Schildkröte (Pheidias' Urania) begreiflich, aber
bei einer Maus (Apollo des Skopas) oder selbst einem Delphin (Poseidon)
auffallig ist. Grössere Tiere, z. B. Rehe werden neben den Gott gesetzt,
der sie mit der Hand freundlich, aber doch herrscherisch fasst (Reh oder
Hirsch bei Apollo und Artemis). Die zweite Unterabteilung dieser Gat-
tung ist aus den Fällen, wo das Tier in Thätigkeit ist, zusammengesetzt.
Ein Vogel kann auf den Arm eben geflogen sein oder von demselben weg*
fliegen. Am häufigsten jedoch dient das heilige Tier, wie schon erwähnt,
zum Reiten; wir nennen das Pferd*) und den Stier (Artemis), femer den
Ziegenbock ^) und den Widder ; *) manchmal fliegen die Götter auf grossen
Vögeln*) oder werden von Meerwesen über die Wellen getragen. Bei
kleinen Flügelwesen menschlicher Gestalt und Kindern ist noch die Mög-
lichkeit gegeben,^) dass sie auf der Schulter getragen werden, wie es im
Leben vorkam,^) oder an der Schulter hängen.*)
Pflanzen, welche zu einem Gotte in Beziehung stehen, sind ganze
Bäume und Sträucher, Äste oder Zweige, die in der Hand getragen werden,
Blumen und Früchte in derselben Haltung, ein Kranz auf dem Haupte;
nur ist zu beachten, dass in dem zierlichen Stile der vorpersischen Zeit
eine Blüte oder Frucht in der Hand gar keine tiefere Bedeutung hat
(S. 587). Auf die leblosen Attribute wollen wir hier nicht eingehen, son-
dern sofort in die Einzeldarstellung eintreten.
889. Zeus, der Götterkönig,®) ist in der Regel ein erwachsener
Mann, nur ausnahmsweise ein Jüngling (S. 811), abgesehen davon dass
auch seine Jugendgeschichte dargestellt wird. Den König bezeichneten
Scepter im allgemeinen oder Adlerscepter, Haarbinde und Thron i®) im
Verein mit prächtiger Gewandung ; z. B. hatte der Zeus des Pheidias einen
figurierten Mantel und goldene Schuhe. Spät erhielt Zeus die den römi-
schen Kaiser auszeichnende Erdkugel in die Hand, welche nun die Be-
deutung der Weltkugel bekam. ^^) Zu den Zeiten misstrauischer Oligarchie,
wo der König im Kriege seine Hauptrolle spielte, dachte man sich auch
0 S. 469; Bronze: AA. 1851, 53; Inta-
glio: Ghaboüillrt, Nr. 1575; spätere Bronze
in London: Clasao 593, besser Specimens
II 28.
*) CR. 1860, 43 f.
•) *A<pQo^irij iniTQayla; vgl. Pottier et
Reekach, la necropole de Myrine 8. 294 f.;
0. Rossbach, griech. Antiken S. 30; Böhm,
Jahrb. 4, 208 ff.; Bethe, AA. 1890, 27.
^) Gerhard, AZ. 1850, 149 T. 15; Bethe,
AA. 1890, 27 ff.
^} Schwan: plastisches Gefäss bei Martha,
catal. 41.
•) Auf der Hand: 0. Jahn, A. 13, 285;
Michaelis, A. 89, 99.
^) Dionysos: Stephani, ant. du Bosph.
2, 101 ; CR. 1861, 24 f.; M4l. Gr^corom. 3, 2;
oft Kros bei Aphrodite: GR. 1870; 1 T. 4, 4;
M. 5, 40; Roschers Lex. 1, 410 m. Abb. u. Ö.
^) Clarac 632 d (Bronze v. Industria);
Bernoülli, Aphrodite S. 391.
^) OvERBECK, griechische Kunstmytho-
logie, II, Teil I mit Atlas; Cokzb, Götter u.
Heroen T. 1—4; L. v. Sybel, das Bild des
Zeus, Marburg 1876; Quatrex^re de QuiKcy,
Jupiter Olympien (S. 397); T. B. Emärio-
Dayip, Jupiter, Paris 1833-38, 2 Bde. mit
8 T.; Levezow, Jupiter Imperator, Berlin
1826.
'°) In Olympia trugen Löwen, wie einem
König, den Schemel.
") SiTTL, Jahrbb. f. Phil. Suppl. 14, 48 ff.
-«i
Kritik und Hermeneatik. (§ B89.)
815
Zeus als Kriegskönig mit dem Helm auf dem Kopf.') Den Blitzgott er-
kannte man am Donnerkeil, welcher häufig die Form einer dreiblätterigen
Blüte oder auch die einer Spindel hatte und geflügelt war.^) Die Aegis
pflegt Zeus in der Kunst seiner Tochter zu überlassen. Von den Tieren
kam ihm der Adler zu als König der Tiere, der am höchsten fliegen und
vom Blitze verschont sein soll.^) Er trägt ihm den Blitz im Streite
nach.^) In Dodona hat sich die Taube zu Zeus gesellt;') von der Nach-
tigall scheinen die Bildwerke nichts zu wissen.^) Aus den Pflanzen wählte
man wegen des Orakels von Dodona die Speiseeiche und gab dem Gotte
einen Eichenkranz. ^) Unter den Blumen ist die hochragende Lilie seiner
würdig.^) In menschlicher Gestalt tritt die personifizierte Nike zu ihm,
welche von seiner Hand zu seinen Lieblingen entschwebt oder ihm Sieges-
botschaft bringt.^) Der Ausdruck des Gottes entspricht natürlich seiner
Würde; aber die Zeiten denken verschieden darüber, ob der Herrscher
ein gütiger Bürgerkönig nach der attischen Theseuslegende oder ein auf-
geklärter Autokrat im Stile der Diadochenzeit sein solle. Die einen
Künstler betonen daher die Güte, die anderen die drohungsvolle Majestät.'^)
Der schlichte Zeus des Pheidias (S. 594) *^) unterscheidet sich wesentlich
von dem üppig wallenden Haupthaar des Zeus von Otricoli;*^) in späterer
Zeit hat offenbar die Idee einer schönen Priestergestalt mit wallendem
Haar vorgeschwebt.
Auch sein Bruder Poseidon'^) hat etwas königliches an sich; daher
zeigt er ebenfalls männliche Würde und führt das Scepter.^*) Aber seine
Herrschaft über das Meer gewährt eine Auswahl von besonderen Kenn-
zeichen: Unter den Tieren der See werden am häufigsten die den See-
fahrer erheiternden Delphine ihm zugewiesen, seltener die merkwürdigen
Seepferde ^5) oder die einträglichen Thunfische,»^) von denen er aber den
zu ihrem Fange benützten Dreizack »^) als gewöhnliches Abzeichen hat,
dessen drei Spitzen mit dem Blitze des Zeus in Vergleich gebracht werden
mögen. Jene Fische hält er in der Hand oder hat einen Fuss darauf gestützt.
^) Im Gigantenkampf (Megarergiebel und
Vase) ; yielleicht auch als Einzelfigur (Robert,
archäol. Märchen S. 113).
*) nrauiyag Eur. Bacch. 90; trisulca
face Sen. Pnaedra 689.
>) SiTTL a. 0. 8. 1 ff.
♦) Vergü. Aen. 5, 255 ; Hör. c. 4, 4, 1 ;
Stat. Theb. 3, 507. 532 u. A.
^) Pbeller-Robebt S. 124 A. 2; Odyss.
fÄ 62.
•) Jios ayyeXo<: Soph. El. 149.
') Z. B. auf etraskischen Spiegeln : Pbkl-
LER-RoBEBT, gricch. Mythologie 1, 124.
«) KEKTJLf AZ. 1874, 94 ff.
•) NiXTjtpoQog; dixrjq>6Qog Aesch. Ag. 503
(525).
^^) Die Benennung des Kopfes von Melos
(Heliogr. Rayet; Ovbbbeck, Zeus T. 2, 11.
12; Wolters 1283) ist zweifelhaft (Zeus oder
Asklepios).
^ ^) Älter ist sowohl der Bronze- als der
Terrakottakopf von Olympia (Wolters 311.
312).
") Büste im Vatikan: Phot. Bruckm. 130;
Wolters 1511; Helbio I Nr. 294; Jupiter
Verospi, das. (Statue): Helbio I Nr. 243;
Jupiter Talleyrand: Wolters 449; Alhani:
Helbio U Nr. 771.
»»} Overbeok, Kunstmythol. 3,279 ff.;
Elite c^ramogr. III T. 1 — 34; C. Makitius,
de antiquissima Neptuni figura, Lpg. 1872;
Th. Pakofka, Poseidon Basileus u. Athene
Sthennis, 17. Berl. Winckelmannspr. 1857;
ders., Poseidon u. Dionysos, Preuss. Akad.
1845, m. 2 T.
") Xxrinjovxo^ daXaafftjg Anthol. Pal. 5,
100, 3 f.
^^) Statue in Helike: Strab. 8, 384; A.
29, 187 ff. T. E; auch reitet er auf einem
solchen.
'«) Bild des Eleanthes S. 539.
'^) Wtbseler, de vario usn tridentis,
Gott. i872; nach Walters, Jhst. 13, 13 ff,
Stilisierung eines Lotosszepters.
816
dasBische Kunatarchäologle. III. Angewandte Arcliäologie.
Das Pferd ist Poseidons, der es geschaffen haben soll, i) ebenso der Stier,-)
welcher nach der homerischen Stelle dem Poseidon Helikonios geopfert
wurde. Seewesen verstehen sich von selbst,^) wie auch die zu Vorder-
teilen abbreviierten Schiffe, die der Gott gnädig beschützt. Das Meer
bietet keine andere Pflanze als Schilf, der gelegentlich vorkommt. Häufig
erscheint der Gott auf einem Uferfelsen.*) In seinem Äusseren verkörpert
er das Ideal eines Schiffskapitäns, kräftig, scharf beobachtend, sorgend
und um Ausserlichkeiten unbekümmert, daher das Haar vom Winde zer-
zaust und durch die Feuchtigkeit unregelmässig zusammengeklebt ist.^)
Sowohl die Erdbeben als die Odyssee lassen ihn zeitweise finster und furcht-
bar erscheinen, ß) Wider seine Gegner erhebt Poseidon drohend den Drei-
zack.^)
Der dritte Bruder, PI u ton®) hat ebenfalls die Insignien des Herr^
schers, aber ihm gibt sein finsteres Reich das charakteristische. Schwarz
ist sein Haar,^) schwarz auch sein Gewand. ^^) Ihm kommen der Hades-
hund und die in den Gräbern hausende Schlange ^^) zu. Seine Tarnkappe
hat aus irgend einem Aberglauben die Form eines Hundsfelles {xvv^j) ^')
vielleicht nach einem thrakischen Brauche, da Pluton als Obergewand die
thrakische Zeirä trägt. ^^) Weil der Tod rasch kommt, hat Hades Flügel.'*)
Als Pluton kennzeichnet ihn das Füllhorn ^^) oder ein Blütenstrauss.^^)
Unähnlich seinen beiden Brüdern, ist Pluton unerbittlich, weil aus der
Unterwelt niemand wiederkehrt; seine Miene ist finster und sein Blick
starr geradeaus gerichtet. ^^) Weil er mit dem Todesgott zusammenwirkt,
mag er dessen Attribute haben, i®)
Dir Vater Kronos*^) ist ein Greis, weil er vor der geschichtlichen
Zeit herrschte, *^) und unfreundlich, da er seine Kinder frisst. Seine Dar-
stellungen bedürfen aber einer kritischen Sichtung*^) wie der zeitlichen
Scheidung, denn ausserhalb der Poesie lebt nicht sowohl der Zeusvater
als der Gott des gefürchteten Planeten Satumus ; wegen dessen schwachen
Glanzes ist das Gewand über den Kopf gezogen,**)
') Im besonderen das dankle Ross (Ge-
spann: Eur. Andrem. 1042 f.).
•) TavQBiog,
*) Seedrache: Münze von Poseidonia;
RoBEBT, ant. Sarkophagrel. II 1 b.
<) UBxqaTog Find. P. 4, 138.
^) Kopf im Vatikan: Phot. Bruckm. 140;
WoLTEBS 1542; Statue im Lateran: Phot.
Bmckm. 243; Helbig I Nr. 661.
*) Campana, opere T. 6. 7; majestätisch
bei Euphranor: Val. Max. 8, 11 ext. 5.
'') Münzen von Poseidonia; o^aorqialyag,
'laiya bei Pindar. Gegen die Winde: Sym-
phosius 64, 4.
^J Th. P. Sopboults, Hades in der an-
tiken Kunst, Diss. Berlin 1884; Schebbb,
Roschers Lex. 1, 1793 ff.
») Eur. Ale. 439.
^0) Nonn. Dion. 5, 567.
") In der Hand: Tomba delF Orco.
'^) K. Fb. Heexann, die Hadeskappe,
Winckelmannspr. 1853. Deutlich ausgedrückt
in dem Wandgemälde von Orvieto.
^^) Ze^Qoq>6qog nannte ihn Antimachos
(Fr. 88 K.), vgl. Robbet, Märchen S. 177.
^*) Eur. Ale. 261 ; abgebildet auf Münzen
von Olbia samt Zeirä.
*^) Roschers Lex. 1, 1806 f.; Wblckbb,
alte Denkm. 2. 86 f. 3, 305 ff. 5, 362 f.;
Bbaüh, A. 1853, 111 f.; Hbydehank, Vasen-
samml. 3091.
») ReUef von Lokroi: A. 1847 T. P =
Roschers Lex. 1, 1798.
") Ufjiei^tjrog, dfiBihxog; zur Seite ge-
wandt: Pakofka, Mosöe Blacas T. 19 = £1.
c^r. 1, 24.
»8) Eisernes Schwert: Eurip. Or. 1398.
^^) M. Mateb, Roschers Lex. 1, 1549 ff.
•0) Nonn. Dion. 1, 383. 6, 178.
**) An der Bronze in Florenz ist die
Harpe ergänzt (M. Mateb, ROm. Mitt 1892,
166).
'*) Kennzeichen nach Servios Verg. Aen*
Kritik nnd Hermeneutik. (§ 390.)
817
390. Bei den Söhnen des Zeus kann die Auffassung nicht so ein-
heitlich sein, weil hier die Grundidee des Königs in Wegfall kommt.
Apollo^) ist, abgesehen von den bärtigen Bildungen (S. 811), zuvörderst
ein vornehmer Jüngling im Sinne der vorpersischen Zeit, der sich mit
dem athletischen Sport abgibt (S. 530);') er führt auch die üblichen
Waffen, z. B. Lanze und Bogen zugleich (wie der amykläische Gott), ')
am häufigsten jedoch den Bogen allein.'^) Dass derselbe eine Jagdwaffe
sei, scheint die Beigabe eines Rehes ^) anzudeuten, welchem in Delphi eine
(wilde) Ziege entspricht.^) Als Gott des Gesanges dagegen führt Apollo
die Leier ^) und wird später oft in das lange Gewand des Eitharöden ge-
kleidet; seinen dienenden Chor bilden die Musen. Der delische Kult ver-
bindet die Hyperboreersage mit dem Gotte, wodurch ihm der Singschwan ^)
und der Greift) zufallen; dort finden wir auch die Chariten auf seinen Arm
gesetzt,'®) wie anderswo einen kleinen Dämon (Kabir?).^^) Von Delphi her
hat Apollo Dreifuss, 1*) Omphalos^^) und den Lorbeerbaum;*'*) oft trägt er
einen Lorbeerast in der Hand, zuweilen schwingt er ihn wie eine Waffe. *^)
Als dem Beschützer der Herden ist ihm ein Widder oder ein Lamm bei-
gegeben.'^) Die Maus hat der eigentlich ungriechische Apollon Smintheus.^^)
Wolf'®) und Delphin beziehen sich vermöge Volksetymologie auf den Ly-
kios und Delphinios. Die Hyacinthe tritt in der spartanischen Sage auf; '^)
mehrmals teilt Apollo mit seinem Bruder den Epheu.^®) Apollon Aktios
sitzt, wie Poseidon, auf einer Klippe. Zuweilen begleitet ihn ein kleiner
3, 407; Büste im Vatikan: Phot. Bruckm.
245.
') £. Bbatjk, Artemis Gyrania u. Apollon
mit dem Armbandi Rom 1842 fol.; Oybb-
BECK, Knnstmythol. II Teil 5; Fubtwakgleb,
Roschers Lex. 1, 449 ff.; Bbxndobf, A. 1880,
196 ff.; Kekul^, AZ. 1878, 1 ff.
^) Altert&mlicher Bronzekopf aus Her-
culaneum : Heliogr. Rayet.
^) Lanze: Gbbhard, Trinksch. T. AB,
vgl. AV. 2. 133 a 20.
*) Auf einen Pfeil beschrftnkt am Sau-
roktonos (S. 645) nnd auf Münzen von Delphi
und Seleukos II.
i^) Vgl. CR. 1870;1 S. 165; Pbkllbr I
225, 2. SfjQog>6yog Hjnm. in Apoll. 9 Abbl.
*) Oft aoüT Münzen yon Delplii.
^) C. L. Visconti, Boom. 16, 44 ff. ; alte
Statue in Sparta: Artemon bei Athen. 14,
636 f ; Münze von Metropolis ans dem vierten
Jahrhundert: Brit. M. Thessaly T. 7, 8;
sitzende Statue im Vatikan, Gall. d. statue:
Phot. d. r&m. Inst.; Woltebs 1528; Ublbig,
Register II S. 418. In christlicher Zeit hat
seine Leier wegen des Psalmisten (32, 1. 92)
zehn Saiten (Fulgent. myth. 1, 13); Fl&te:
Alkraan 17.
») Plat. Phaed. p. 85 b; Callim. h. Del.
249 u. A.; s. CR. 1863. 28 ff.; Schwanen-
gespann: Alka!. Fr. 2; Nonn. Dion. 8, 229.
^) Beim delischen Apollo (Publleb 1,
190); s. auch CR. 1864, 57. Auf dem Greif
reitend : vatikanisches Relief, Hblbio I Nr. 5.
Handbuch der klaw. AltertnmswiMenscbAft. VI.
^°) Auf Dolos Statue des Tektaios und
Angelion (S. 529).
^*) Münzen von Kaulonia (vgl. Gbbhabd,
AZ. 5, 120 ff.) und Thessalonike (seit Gor-
dian III.).
'') Wibsblbb, über den delphischen Drei-
fnsB, Gott. Ges. Bd. XV. (1870).
^^) Cabl Bötticheb, d. 0. des Zeus zu
Delphi, Berl. Winckelmannspr. 1859.
") A. 1862, 256 ff.; Lorbeerkranz: Op-
pian. cyneg. 1, 365; Alk. Hess. Anth. 7,
412, 3 f.
*^) Auf den erwähnten Münzen von Kau-
lonia; 'EQig>vXXos Hesych.; Lorbeerzweig auf
athenischen Münzen; Anacreontea 11,6.
*') Widder: auf Münzen von Delphi, Pe-
parethoB, Elazomenai und Nesos (Eephal-
lenia): LoirGPiiBiEB, R. num. 14, 149 ff. T. 6;
A. Vbybibs, les fignres criophores dans Part
grec, gröcorom. et chrdt., Paris 1884 (Bibl.
des ^c. Bd. 39); Höfbb, Roschers Lex. 2,
1431 ff.; FuBTWANOLEB, Saumil. Sabouroff
zu T. 146; Lamm: Fbiedebichs, Apollon mit
dem Lamm, Berl. Winckelm.-Pr. 1861.
") A. 1863, 416 T. N.
iB) Roschers Lex. 1, 443.
i>) In den Händen: Nonn. Dion. 12, 156 f.,
vgl. 2, 82.
") Aesch. fr. 832 N. 6 Kiatrevg; Wand-
gemälde: Ant. d'Erc. 2, 18 (Tbbnitb 1, 7);
goldener Kranz von einem Ptolemäer ge-
weiht: Beb. 2, 329.
52
818
SlaaBisclie KiuBtarcliftologie. IH Angewandte Archftologie«
Dämon („Kabir''), der auf seinem Ann steht oder läuft.') Die persönliche
Erscheinung des Gottes ist von vornherein durch den Zeitgeschmack be-
stimmt, doch hielt man, weil Apollo Seher und Sänger war, an dem vollen
Haarwuchs {dxsQaexofirjg) auch später fest, als die erwachsenen Jünglinge
das Haar kurz trugen, und gab ihm Knabenfrisuren (z. B. die Haarschleife
über der Stirn, wie bei der belvederischen Statue), welche manchmal
einen frauenhaften Eindruck machten; seit Praxiteles dachte man sieh
den Gott ja gerne als heranwachsenden Epheben.^) Der Ausdruck ist ent-
weder der allgemeine idealer Jünglingsköpfe oder etwas schwärmerisch,
wie es für den Gott der Musik passt.^)
Hermes^) hatte so verschiedene Aufgaben, dass erst im fünften
Jahrhundert der Begriff des Boten und später der des klugen Jünglings
markanter hervorzutreten begann; daher wiegt in der älteren Zeit die
bärtige Vorstellung noch vor. Hermes ist nun erstens der Bote der Götter,
dessen Insignien Flügel an den Fussknöcheln, den Schuhen oder dem Hut
sind; in Erinnerung an die Wettläufer denkt man ihn sich als kräftigen
Athleten, der höchstens die leichte Chlamys trägt.*) Zweitens hat er in
dieser Eigenschaft mit der Unterwelt und dem Zwischenreich zu thun,
was sein sogenannter Heroldsstab, (eine geknotete Zwiesel) ^) und an der
Statue des Onatas die Tarnkappe andeuten. Drittens beschützt er die
Schafherden, weshalb ein Widder neben ihm steht, ihm als Reittier dient,
seinen Wagen zieht oder von ihm auf den Schultern oder unter dem Arm
getragen wird.') Viertens weist er den rechten Weg, so dass sein Bild
mit einem Pfeiler zur sogenannten Herme vereinigt an den Strassen stand,
häufig mit drohend emporgerichtetem Phallos.^) In Erinnerung an die
Tötung des Argos führt er auf Vasen strengen Stils das Schwert.®) Ein
Beutel in der Hand kennzeichnet den Gott der Kaufleute;*®) die Syrinx
soll er selbst erfunden haben. Bei Hermes finden wir endlich sehr ver-
schiedene Eigenschaften in der ganzen Haltung ausgedrückt. Die Flink-
heit erkennt man sogar in Darstellungen des sitzenden Hermes, wo das
Momentane der Buhe schön zum Ausdruck gebracht ist.^*) Die spätere
») 8.817,11.
') SchilderuDg bei Apulejus flor. 2, 14. 15.
') Apollo von Belvedere: S. 725; Giu-
stiniani in London: Phot. Bruckm. 53; vgl.
Bbükn, Verh. d. Münchner Phil. Vers. S. 34 ff.;
Statuen : Konservatorenpalast, Phot.; Louvre,
Phot. Giraudon.
*) SoHEBEB, Roschers Lex. 1, 2390 ff.;
vgl. Galen, nf^otqtnx. 3; die Enstatue des
athenischen *E^f*V^ ayoQaiog war muster-
giltig (Lac. Jup. trag. 33).
^) Hymn. mag. in Merc. 3.
^) Stah und Eer^'keion: Münstbbbebo,
Arch.-ep. Miti 15, 135 ff.; ^aßdog jQinhfjXog
Hom. Hymn. 3. 529 f.
^) VEYBiES u. HöPEB (S. 817 A. 16);
Prellbb - RoBEBT, griech. Mythol. 1, 420 f.
Auf Münzen von Ainos und spätrömischen
Denkmftlem kommt ein Ziegenbock neben
Hermes vor (DOtscbkk, Bildw. 4, 117).
^) Gbbhabd, Hyperboreisch-röm. Studien
2, 197 ff. u. über Hermenbilder auf griech.
Vasen, Berlin 1856, m. 5 T. = akad. Abb.
2, 126 ff.; Pbbllbb, Panlys Realencykl. 4,
1857 f.; Fragment einer archaischen in The-
spiai: Colutz, Dialektinschr. 772; die Form
ist angeblich von Samothrake nach Athen
verpflanzt (Uerod. 2, 51) und in Arkadien
häufig (Paus. 8,48,4); lubftrtige Hennen:
Gerhabd a. 0. S. 269, 142; Hetdemakk,
Neapler Vasens. 3366. 3371-2.
•) Habtwio, Jahrb. 8, 159 f.
*^) Berliner Gemme, abg. Roschers Lex.
1, 2428; Statuette in Paris: Clabac Y T. 664,
1540; WoLTBBS 1766.
*>) „Jason* (S. 724); Bronzestatae in
Neapel: Heiiogr. Rayet; nach Phot. Bau-
meisters Denkmäler F. 738; MOnze von Sy-
britia: Pebcy Gabdkbb, types of greek coins
T. 9, 13.
Kritik nnd Hermeneutik« (§ 390.)
8id
Zeit interessiert sich für den ^EQfi^g Xoytog^ welcher nach den zwei Be-
deutungen des ^oyog gefasst ist; entweder erhebt er die Hand zu ruhiger
Rede^) oder er drückt durch jene seine gespannte Überlegung aus.^)
Wegen der bekannten Sage ist der Gott oft im Knabenalter dargestellt.^)
Der Gott Hephaistos*) erscheint schon bei Homer durch sein Ge-
i^erbe von den andern Göttern etwas isoliert. Die Künstler fassen ihn
als den göttlichen Schmied, welcher, wie seine sterblichen Genossen, an
der kegelförmigen Lederhaube und den Werkzeugen (Hammer und Zange)
zu erkennen ist; weil zu der sitzenden Beschäftigung anfangs Lahme zu-
gezogen wurden, ist der Gott selbst lahm gedacht.^) An Stelle der Li-
telligenz erscheint die Freundlichkeit bei ihm ausgesprochen; da die Kunst
aber der Erfahrung bedarf, hat er, obgleich Sohn des Zeus, meistens den
männlichen Bart.®)
Als Vertreter einer zweiten Kunst reihen wir ihm ApoUo's Sohn
Asklepios an, ^) welcher eigentlich nur ein vergötüichter Heros ist; er
repräsentiert das Ideal des Arztes, darum ist er ein gereifter Mann mit
wohlwollendem, denkendem Ausdruck (bald ist er mehr das erstere, bald
mehr das letztere),^) der statt des göttlichen Scepters einen einfachen
Stock führt. ^) Dem Heros ist die Schlange vertraut, welche sich häufig
um seinen Stock ringelt. Göttliches hat er nichts an sich als eine Opfer-
schale in der Hand, vielleicht auch zuweilen den Omphalos zur Seite. ^^)
Oft steht neben ihm ein kleiner Dämon, Telesphoros mit Namen und
knabenhaft gebildet, ohne Bekleidung ^^) oder in dem Kapuzenmantel der
Pestdoktoren; ausserdem gehört zu Asklepios meist die personificierte
Hygieia. Der Hahn ist ihm in Athen heilig, weil er die Dämonen
scheuchen soll.'*)
Halb Heros halb Gott ist auch Dionysos, dessen Darstellung darum
erheblich schwankt.^') Bis in das vierte Jahrhundert hinein denken ihn
sich die Griechen fast ausnahmslos ^^) als würdigen König, der sich nur in
*) Bronzestatnette von Annecy: M. X
50, 4 a; Statue im Museo Boncompagni;
, Jangling* von Virunum (S. 759).
«) .Germanicufl' S. 726. — Statne im
Belvedere: Wolters 1218; Phot.; Kopf in
London : Phot. Bruckm. 224.
>) A. SoBEFFLBBi de Mercorio pnero, Diss.
V. Königsberg 1884.
*) BlGmskb, de Vnlcani in veteribus
artiom monmnentis fignra, Breslau 1870.
^) Ausgedrückt CR. 1862 T. 6; MB. 10,
18; am Pmihenonfries durch den stützenden
Stab; Bild des Alkamenes: Cic. nat. d. 1, 83;
Val. Max. 8, 11 ext. 3.
^) Jugendliche Bildungen: Scbveideb,
Abb. d. Wiener arch.-ep. Sem. 1880 S. 36 ;
Hephaistoskopf im Vatikan: Phot. Bmckm.
244; vgl. Bbuhk, A. 1863, 425 f.
^) SicKLEB, d. Hieroglyphen im Mythus
des Aesculapius, Meiningen 1819; K, A.
Böttigeb, die heilbringenden Götter, Weimar
1803; Pahofka, Asklepios, Preoss. Akad.
1845; E. Löwe, de Aesculapi figura, Diss. y.
Strassburg 1887; Tbbamer, Rosebers Lex.
1, 633 f.; WoLTEBS, Ath. Mitt. 17, 1 ff.; zahl-
reiche Yotiyreliefs in Athen und Epidauros:
Phot. Bruckm. 3. 62 ab; Woltebs 1143 ff.
^) Kopf in London: Phot. Bruckm. 229;
Kopf Blacas in London: das. 230; Statue
auf dem Monte Pincio: Phot. des röm. Inst.
^aidQotiQoy j^O^oyog eiaQivas Kaibel, epigr.
1025 d, 10.
*) Jugendliche Bildung : Wibsblbb, Qött.
Gel. Anz. 1888, 143 ff.; Wboth, Num. chron.
1882, 301 ff. (.Apollo* j ; z. B. Bronze aus Pom-
peji in Neapel: rhot. Sommer 7503 ; Woltebs
1758.
'0) Asklepios (?) Pitti: DAK. 2, 60, 770.
In heroischer Nacktheit erscheint er selten
(Münze yon Serdica unter Caracalla; oder
ApoUo?, s. Berliner Katalog 1, 234).
**) Auf der citierten Münze.
") Prud. cathem. 1, 38; Basil. Megalom.
aenigm. 23, 4.
>>) Thbaxeb, Roschers Lex. l, 1089 ff.
^*) Jung schon in der Statue des Kala^
mis, wenn E. CuBTms (AZ. 1883, 255) Recht
hat.
52*
820
Klasaische Xnnstarch&ologie. HI. Angewandte Aroh&ologie.
Einzelheiten von Zeus unterscheidet. Er kann also Haarbinde und Scepter,
die allgemeinen Abzeichen des Königs, tragen ; ^) ihm eigen aber sind da-
für der Thyrsos mit Epheu und der mit einem Pinienzapfen bekrönte
Stab. An seine Gabe erinnert oft ein Trinkgefäss, meist ein geräumiger
Kantharos oder ein Trinkhom.^) Von den Pflanzen sind dem Dionysos
Weinstock und Epheu, welcher kühlen soll,^) geweiht, von denen Zweige
in der Hand gehalten werden, kranzförmig den Eopf bedecken^) oder, wenn
er ruht, ihn laubenartig gegen die Sonne schützen. Apollo tritt ihm den
Lorbeer ab, weil auch Dionysos Enthusiasmus kennt. ^) Die Pinie ist wohl
aus dem Yerpichen der Weinkrüge, vielleicht auch aus dem Betzinatwein
zu erklären. Über die dionysischen Tiere ist es deshalb schwer, sich kurz
zu fassen, weU Dionysos die Gabe der Verwandlung in verschiedene Wesen
hat. Durch den Kult sind ihm der Ziegenbock, der ihn begleitet oder trägt, ^)
und der Stier, dessen Homer er ausnahmsweise annimmt (S. 813), heilig.^)
Ausserdem begleiten ihn Panther, Löwen und Schlangen, ^) denn Dionysos
bändigt alle gefahrlichen Tiere, dass sie den Maenaden kein Leid anthun ;
oft ziehen Panther, später auch indische Tiger seinen Wagen. **) Er trägt auch
gerne ein Pantherfell (Nebris) umgeworfen. Der Ausdruck des männlichen
Dionysos ist wechselnd, wie die Stimmung beim Weine: Ruhiger Froh-
sinn, Spott, Melancholie^^) und Erregung spiegeln sich darin ab. Die jugend-
liche Bildung scheint erst durch die naxische Sage von den Seeräubern
Verbreitung gewonnen zu haben. Abgesehen von den Münzbildem, welche
auf den Dionysos des Ealamis bezogen werden, sollen die ersten sicheren
Beispiele auf einigen gegen Ende des fünften Jahrhunderts geprägten
Münzen von Naxos zu finden sein; auch deren Zeit steht jedoch nicht
fest.^^) Weder über den Dionysos des Praxiteles noch über den des
Skopas wissen wir zuverlässiges. Seit dem vierten Jahrhundert wird aber
Dionysos am liebsten als schöner Ephebe gefasst, der zumeist in frohem
Lebensgenüsse dahinträumt — die Formen haben meist etwas weibisches, i^)
weil ihm die Athletik fremd ist, und die Haarlocken sind nachlässig ge-
*) £xf]nTovxog Orph. hymn. 52, 7; Nonn.
Dion. 48, 18; xQ^^ofiii^ag Soph. OT. 209.
*) CR. 1867, 180 f.; Rhein. Mus. 37, 236;
golden nach Hör. c. 2, 19, 29; vgl. S. 813, 4.
^) Mnaseas bei Schol. Eur. Phoen. 649;
o'iyoip Nonn. D. 7, 100.
«) In das Haar geflochten GR. 1878/9
S. 18 f.; Trauben: z. B. Tibull. 2, 1, 3; Orph.
hymn. 52, 1; Anon. hymn. in Bacch. 3 Abbl;
Nonn. Dion. 12, 155; ßoxgvrjcpoQoq Orph.
hymn. 30, 5; xuraotpogog Find. Ol. 2, 27;
Ephenthyrsos: Lucian. dial. d. 18, 1.
*) Eur. fr. 480; Claudias bei TertuU.
cor. 1, 12; Stephani, CR. 1861, 59 f.; Epheu
und liorbeer: Hom. hymn. 25, 9.
«) Stephani, CR. 1869, 57 ff.
^) A. W. CuBTius, der Stier des Diony-
sos, Jena 1882; stossender Stier auf Münzen
von Kyzikos, Phleius und Kibyra (Imhoof,
griech. Münzen 1890 Nr. 72). — :? Hase:
CR. 1862, 62 ff.
^) Mit Schlangen bekränzt wie die Mä-
1
naden: Eur. Bacch. 101 f.; vgl. Nonn. Dion.
7, 102. 11, 59. 22, 30. 48. 55.
^) An der Phineusscbale hat er Hirsche
mit Panthern vereinigt; Gespanne von Luch-
sen: Propert. 3, 17, 8; Tigergeepann: Hör.
c. 3, 3, 14; vgl. Sen. Phaedra 761 ff.; Pardel:
Nonn. D. 11, 64. 129. — Ober das Verhält-
nis des Dionysos zu den Vögeln : Wibsblbb,
Nachr. d. GG. 1892, 517 ff.
**') Statue des „Sardanapallos" aus Fra-
scati im Vatikan: Wolters 1284; Hblbio
I Nr. 326; Bronzebüste (»Plato") in Neapel:
Heliogr. Ray et; Wolters 1285.
'0 Brit, Mus. Catal. T. 25, 12. 13.
'') Z. B. Bronzestatue imThermenmoseum:
Phot.; Statue im Vatikan: Phot. d. röm. Inst.
— Büste auf dem Kapitel: Phot. Bmckm.
383; Torso in Neapel: das. 800b; Aristides
in seiner Rede über Dionysos, MB. 8, 9. 13,
47 ; Clem. homil. 5, 15 ; Jul. Firm, de err.
prof. rel. p. 9; Lucian. dial. d. 18, 1.
Kritik und Hermeneutik. (§ 391.)
821
löst *) — und teils die Begeisterung der Orgien, *) teils die Melancholie des
Trinkers, zuweilen sogar dessen geminderte Besinnung zum Ausdrucke
bringt.') Häufig stützt sich der Gott auf einen oder zwei Gefährten.^)
Weil der Kultus aus dem Auslande eingeführt ist und seine Ausübung
einen fremdartigen Anstrich hat, haften auch dem Dionysos gewisse fremde
Äusserlichkeiten an, wie das lange asiatische Ärmelgewand von buntem
Stoff, rote Kothurne, der breite Kopfbund (Mitra) und goldene Ohrringe. •'^)
Den Gott aber deswegen den indischen D. zu benennen, liegt kein Grund
vor. In der Malerei und polychromen Plastik ist sein Gesicht wegen des
Weingenusses gerötet.^) Die häufige Darstellung des Dionysoskindes (am
öftesten mit Silen und Hermes)^) findet ihre Rechtfertigung in der Sage.
Ares®) ist der Krieger imter den Göttern,**) also von den Heroen
nie mit Sicherheit zn unterscheiden, wo nicht der Zusammenhang (nament-
lich Aphrodites Gesellschaft) auf seinen Namen führt. Manchmal scheinen
ihn die Maler sehr realistisch dargestellt zu haben. ^^)
391. Zwischen den Göttinen bestand anfangs im Kulte kaum ein
grundsätzlicher Unterschied. Man bildete eine wie die andere als fürst-
liche Frauen, die reichgeschmückt auf Thronen sitzen oder langsam
schreiten und in der Hand eine Blüte, Frucht oder einen Zweig tragen;
ebenso schildern auch die Dichter alle gleich nach ihrem Schönheitsideale,
höchstens scheint Aphrodite, weil sie die Goldene heisst, mit Goldschmuck
überladen gewesen sein. Die Götterkönigin Hera^^) hat nur durch Lokal-
kulte etwas eigenes wie Granatapfel und Kukuk auf dem Scepter (in Ar-
gos), den Pfau bei sich (in Samos) oder die Sirenen (in Koroneia).'^) Im
übrigen behält sie nur die alten allgemeineren Attribute bei, ein hohes
Diadem (auch Polos), ^^) das Scepter und den Thron. Das Anfassen des
über den Kopf gezogenen Obergewandes ^^) wird später als Züchtigkeit
1) Hynrn. Hom. 7 (6), 4; blond Eur. Ale.
228.
^) Kopf in Leiden: Phot. Brackm. 155.
Tanzend: Lacian a. 0.
') Bronzebüste des bärtigen Dionysos:
Phot. Brackm. 382; Statue im Vatikan: das.
381.
*) R. FöBSTBB, A. 1870, 205 ff.; Hebzoo,
Stadien z. Gesch. d. griech. Kunst S. 15 A. 4;
Satyr: Milaki, Mos. it. 3, 786 ff.; Campava,
opcre in plast. T. 34; Bmun. 1889, 95; Bak-
chantin: ganz leise angedeutet bei Helbig,
Katalog Nr. 1237; Eros: Masnbb, Arch.-ep.
Mitt. 10, 222; „Ampelos" -Gruppe in London,
Anc. marbles III 11; Specimens II 50; Wol-
TEES 1494; Statue oder Herme: Z. B. Wol-
TEES 1485-6; auf zwei gestützt: Bronze-
gruppe von Praxiteles Plin. n. h. 34, 69 ;
Berlmer Skulpt. Nr. 25, im Abguss von £.
Wolff restauriert; Henkel: A. 1846, 218 ff.
1856, 113 ff. 1870, 205 ff.
*) Vgl. z. B. Nonn. Dion. 11, 60. 238 ff.
62. 234. 58; Juba Append. Anthol. 41, 4.
•) Paus. 2, 2, 6. 7, 26, 4. 8, 39, 4. Euri-
pides spricht von seinen weinfarbigen Augen
(Ale. 229).
') Aroh.-ep. Mitt 2, 1 ff.
") Stabk, Ares Soter mit der Aegis,
Ber. d. sächs. Ges. 1864, 194 ff.; Über Ares-
köpfe DiLTHET, Rhein. Jahrbb. 53, 1 ff.; Ares
Borghese in Paris: Phot. Bruckm. 63 (Kopf
gesenkt); Woltebs 1298; Statue im Palazzo
Borghese: Phot. Bruckm. 335; Phot des röm.
Inst.; ,Ares Ludovisi": Woltebs 1268.
») Schwert: Petron. carm. 9, 5. 20, 2;
Helm mit Busch: Nonn. D. 5, 97 f. 12,251;
Speer: Nonn. D. 8, 218; starke Brust: Pria-
peja 35; , ehern": Nonn. D. 7, 105.
'<>) Hftnde und Schild blutig: Nonn. Dion.
8, 40 ff.
'*) Ovbbbegk, Kunstmyth. II 2, 1 ff. m.
T. 9. 10; J. Vogel. Roschers Lex, 1, 2107 ff.;
B. FöBSTEB, über die ältesten Herabilder, Pr.
V. Breslau 1868.
'«) Paus. 9, 34, 3.
*^) Archaischer Kalkateinkopf von Olym-
pia: WoLTBBS 307; Hera des Polykleitos:
Münzen von Elis und Argos; Vase der Er-
mitage: GR. 1859 T. 1; nach Robebt, Mär-
chen S. 180, 2 Brautkrone.
^*) Als Braut an einer der jüngeren
822
KUssiBohe Knnstarohäologie. HI. Angewandte Aroh&ologie.
gedeutet. Als Geburtsgöttin hat sie die Scheere, um die Nabelschnur
abzuschneiden. ^) Endlich betonen manche das homerische Beiwort ßofon$c,
welches wohl nur eine Schönheit, nicht etwas Individuelles angeben sollte.-)
Der Ausdruck ist königlich und kann wegen der bekannten Eifersuchts-
scenen ins Herbe streifen.^)
Unter den übrigen Göttinnen steht ihr Demeter <) am nächsten,
weil sie als Mutter Persephones unter den Matronen rangiert. Sie trägt
fürstliche Kleidung und auf dem Haupte den Modius; wegen ihres Lieb-
lingsopfers haben die meisten Votivterrakotten ein Ferkel in der Hand.
Von der Persephonesage und den Mysterien her führt Demeter in der
Hand eine oder zwei Fackeln; Ähren bezeichnen ihre Gabe^) und dazu
der Mohn das beliebte Gewürz des Brodes. Weil sie in unterirdischen
Megara haust, gesellen sich Schlangen zu ihr.«) Wo Attribute verloren
sind, beruht die Deutung auf mehr oder weniger wahrscheinlicher Hypo-
these.') Ihre Tochter Persephone gleicht ihr, weil sie selbst Königin
ist, in allen Dingen, höchstens erscheint sie jugendlicher;^) der Zusammen-
hang muss meistens die Deutung geben. ^) Hahn^^) und Granatapfel scheinen
ihr eigen zu sein.
Die übrigen Töchter des Zeus sind jugendlich gestaltet, wie seine
Söhne. Athena^^) hat in ihrer Lieblingsstadt oft kein besonderes Kenn-
zeichen; manchmal dient ihr die Aegis als bezeichnender Brustschmuck. ^^)
Zur vollen Ausrüstung gehören Schild, Helm und Speer, es genügt aber
schon ein Helm.*^) In den alten Palladien ^^) hat sie den Speer kampf-
bereit erhoben, steht jedoch still; man wird sie in dieser Haltung nQo/iaxoc
nennen dürfen. ^5) Weil die Göttin den Sieg verleiht, trägt sie Nike oder
auch einen Helm (eine Andeutung der Beute) auf der Hand.^*) Die Eule
sitzt in Athen bei ihr, ^') wobei das tertium comparationis in der Farbe
der Augen liegt; Pheidias bevorzugte aber statt ihrer die Schlange, welche
Meiopen von Selinant; Kopf in der Villa
Ladovisi: OyerbbckT. 9, 12; Woltebs 1515.
*) Suidas y/'HQa,
') Wandgemälde: Baumeisters Denkm.
1, 649 = RoBchers Lex. 1, 2127.
») Prud. perist. 10, 286 ff. Über die
Hera des Polyklet S. 646; Hera Ludovisi,
Kolossalkopf im Museo Boncompagni : Sghbei-
BER, Ludovisi Nr. 104; Woltbbs 1272; Hera
Pentini, Eolossalkopf im Vatikan: Hblbio 1
Nr. 50; Woltebs 1516; über Juno Barberini,
s. A. 7.
*) Oybbbeck, Eunstmythol. TI, Teil 4;
Leo Bloch, Roschers Lex. 2, 1839 ff.
') Sichel: Nonn. Dion. 6, 104.
«) In Reliefs: Oybbbbck, Atlas T. 16, 8;
A. 1861 T. S. Weisse Tauben (rgvyoyes):
Ael. h. a. 10, 33.
^) Statue von Enidos: S. 655 ; Phot.
Bruckm. 65; stehende im Vatikan: Phot. des
röm. Inst.; „Juno" Barberini, Eolossalstatue
im Vatikan: Phot. Bruckm. 172; Hblbio I
Nr. 301.
^) Statue im Vatikan: Woltebs 1519.
•) üvQfpoQovg &ettg Eurip. Phoen. 687;
eleusinisches Relief S. 636; Phot. Bruckm. 7.
»0) Relief von Lokroi: A. 1847 T. F =
Roschers Lex. 1, 1798.
^ 0 FubtwIkolbb, Roschers Lex. 1, 687 ff.;
Ed. Gebhabd, über d. Minervenidole Athens,
Abh. d. preuss. Akad. 1842, m. 5 T.; O. Mül-
LEB, kleine Schriften 2, 134 ff.; Hettbeb, A.
1844, 112 ff.; Stabk, Athene Kurotrophos,
Nuove mem. 2, 243 ff.; J. J. Bbbkoulli, über
die Minerven-Statuen, Basel 1867.
1') Z. B. Statue „des Endoios' (8. 603);
Lucian. diaL d. 19, 1; Statue in der Villa
Albani: Phot. Bruckm. 220; E. Ht^BER,
Nuove mem. 2, 34 ff.
'') Statue im Orto Botanico zu Rom:
Phot. des röm. Inst.
^*) Z. B. auf Münzen (Num. corom. p. 39
u. T. M v) und Vasen.
>') Auf der Burg von Athen S. 603; vgl.
auch Zosim. 5, 6.
'*) Hermen im M. Boncompagni: Phot
Bruckm. 330.
") Auf der Hand: CR. 1867, 153.
[
Kritik und Henneneiitik. (§ 391.)
823
ihren Pflegesohn Erichthonios bedeutete. Später bezog man die Aegis
auf den Blitz und gab ihr diesen wirklich.^) Athena ist auch, vielleicht
als Athena Nike, geflügelt.') Die Erscheinung der Göttin') ist gewöhnlich
die einer kriegerischen Jungfrau, kräftig ohne Fülle, blond und herb in
der Aliene.^) In späterer Zeit streift sie manchmal an das Amazonen-
hafte, ft)
Artemis^) ist ebenfalls zu Anfang eine einfache Göttin ohne be-
sondere Abzeichen.^) Man pflegt allerdings nach dem Vorgange des Pau-
sanias die geflügelte, Tiere bändigende Göttin der orientalisierenden Denk-
mäler „persische Artemis* zu nennen.^) Die bestimmtere Darstellung
der Göttin ist ebenso schwankend als ihr Begriff. Als würdige Schwester
Apollos führt sie Bogen und Pfeile,^) beschäftigt sich mit (gehörnten)
Hirschkühen ^^) und lässt sich von einem Jagdhund begleiten; als die Kunst
nach sinnlichem Reize strebt, bildet sie die Artemisidee nach den Ideen
der Dichter über Atalante und Amazone aus. Die Göttin bindet dann
wie Apollo ihr Haar in einen Knoten auf dem Scheitel, ^^) schürzt ihr Ge-
wand bis über die Kniee auf und trägt Jagdschuhe. ^') Aus einem anderen
Vorstellungskreise stammen Fackel^') und Flügel.") Als Tauropolos reitet
sie auf einem Stier, i^) Über die Benennung mancher Statuen wird man
im Zweifel bleiben. ^^) Artemis ist die herbe Jungfrau wie Athena, dabei
jedoch häufig mädchenhafter; der Blick entbehrt nicht der Energie und
des Stolzes.
Aphrodite^ ^) übt ihre Herrschaft durch ganz andere Mittel aus. In
den alten Bildwerken sieht man freilich eine reichgekleidete Frau mit
Modius, welche zur Bezeichnung nur die auf Cypem ihr heilige Taube
hat^^) und thront oder zirni Gehen ihr Gewand anfasst. In den späteren
Kunstepochen bleiben ihr aus der alten Zeit Frucht oder Blüte in der
Hand, das kokette Anfassen des Schleiers oder des langen Gewandes und
0 Z. B. auf Münzen des Antigonos Qo-
natas.
') Imhoof-Blujibb, Wiener nnm. Ztech.
3, Iff.
') Kopf «vor Phidias*: Coli. Baracco
T. 25; Pheidiaa: S. 594; Pallas von Velleiai
in Paris: Phoi Bmckm. 68; Woltbbs 1434;
Giustiniani im Vatikan: Ph. Br. 200; Hblbio
I Nr. 51; Woltbbs 1436; in der öcole des
beaux-arts in Paris: Bmckm. 171.
*) Stat. Theb. 2, 238.
') Hbydbxann, Zeus im Gigantenkampf
S. 5 A. 2.
^) Schbeibbb, Roschers Lex. 1, 594 ff.;
BBAim, Eunstmyth. T. 48 — 55 ; Fenicia, Diana
la gatta; über die delischen Statuen S. 533.
7) Votiv der Nikandre auf Delos S. 527 ;
vielleicht die .Nike" von Delos (S. 534).
•) S. 589.
^) Das Beiwort iox^atga wird durch
Münzen des taurischen Chersonesos (abgeb.
Beschr. d. ant. Münzen, Berlin 1 S. 4) Ulu-
striert.
><>) Reitend: Hblbio I Nr. 640; Hirsch-
kalb auf der Hand: Statue in der Villa Al-
bani, Glab. II 678 f, 1621 b ; Hblbio 2, 849.
' ') Stat. Theb. 2, 238.
*^) Artemis von Versailles, im Louvre:
Woltbbs 1531 ; archaisierende Statuette aus
Herculaneum in Neapel: S. 719, s ; ausruhende
Artemis in der Villa Pamfili: Phot.; kypri-
sehe Statuette in Wien: Ron. v. Sohnbidbb,
Jahrb. d. kunsthist. Samml. 5, 1 ff. T. 1. 2.
>') Statue im Vatikan (mit Köcher):
Phot. Bruckm. 251; Eur. IT. 21. lA. 1570;
Gic. n. d. 2, 68; Sil. 12, 713 ff. (mit blossen
Armen).
^*) Z. B. Jaspis aus Methone: Ra. 2, 482.
'^) Z. B. Münzen von Amphipolis.
'') Diana in Pari»: Phot Bruckm. 59;
langgewandet mit Diadem und Fflllhom, in
München: Phot. Bruckm. 123.
^0 Bbbhoulli, Aphrodite, Lpg. 1873;
FubtwInolbb, Roschers Lex. 1, 406 ff.; Wol-
tbbs 1476 ff. 1735 ff.
*^) Terrakotten: Hbuzbt, Terrakotten v.
Sicilien T. 2; athenische Münzen; s. auch
BuBSiAN, Ber. d. sächs. Ges. 1860, 223. Tqv-
yoyeg Ael. h. a. 10, 33. Thronende Aphrodite :
Rom. Mitt. 7, 79; Pnrpurgewand : Anacr. 2, 3.
824
ElaBBisohe Knnstarohftologie. m. Angewandte Arch&ologie.
der reiche Schmuck, welcher fiir die putzsüchtige Göttin am besten passt.
Nebenpersonen und -Dinge, welche sie leicht erkennen lassen, sind der per-
sonifizierte Eros, ^) von dem sie zuweilen dessen Pfeile ') und Fackel ') ent-
lehnt, der auf die Meeresgeburt anspielende Delphin und die Muschel.
Unter den Tieren sind ihr die filr Liebe besonders empfanglichen heilig,
wie die Taube — den Sperling ignoriert die Kunst — und der Hase, ^)
Schwan^) und Bock,®) sowie in Elis die Schildkröte. Mit dem Hervor-
treten der Demimonde wird Aphrodite eine Art Personifikation weiblicher
Schönheit, welche nun in durchsichtigem Gewände, nur halb verhüllt^)
oder ganz entblösst gezeigt wird; das letztere motivieren häufig ein Bad
(knidische Aphrodite) und die Meeresgeburt (Aphrodite des Apelles).^)
Alle Stellungen, welche hiebei möglich sind. Stehen, Balancieren ^) und
Kauern ^^) werden angewendet; die Hände legen das Gewand ab oder ziehen
es empor, fassen die Sandalen oder das Busenband, winden das Haar aus
oder decken Brust oder Schoss.^') Die »goldene' Aphrodite Homers wird
nun so aufgefasst, dass sie nichts als Schmuck anhat. ^*) Spiegel und
Busenbinde weiss sie kokett zu gebrauchen.^') Wegen Aphrodites Ver-
hältnis zu Ares wird später ihr Sieg über Waffengewalt gefeiert; sie
spielt mit den Waffen und setzt auf den Helm ihren Fuss. * *) Ein Venus-
ideal gibt es am allerwenigstens, denn alle Stadien vom unerwachsenen
Mädchen bis zur üppigen Frau finden Vertretung. Der feuchte, blinzelnde
Blick kann in der Plastik selten ausgedrückt werden; daher wird man
die Einzelköpfe ^^) besser ohne Namen lassen.
393. Dies sind die Götterindividuen der alten Kunst; ausserdem
kennt der Volksglaube auch Vereine göttlicher Wesen, wie z. B. die
Musen.^^) Diese haben bis zur Kaiserzeit als Göttinnen des geistigen
^) Auf dem Arm: Platte von Rosarno,
A. 1867 T. D; Münzen; Gemme: Gall. myth.
83, 474; an oder auf der Schalter: oft auf
Vasen, in Terrakotta und Bronze; Reiffbb-
SCHEID) A. 1863, 362 ß.; Mfinze der Gens
Cordia, DAE. I[ 266 a; Abb. eines Giebel-
feldes M. ¥40; Aphrodite legt die Rechte
auf die Schulter (Bronzerelief von Tarquinii :
M. VI 47 u. Mfinze von Bruttium, abgeb. Rom.
Mitt. 3, 72, beide Male schiessend ; Elfen-
beinplatte CR. 1868, 55 T. 1, 18) oder auf
den Kopf (Statue im Louvre, Clarao 841,
1291) oder umschlingt ihn (Münze von Na-
gidos, Lajard, rech. pl. 5, 8; Goldmünze der
Gens Claudia, DAE. 11 296 a, fliegend).
^) Eur. Med. 632; Hbydbmaitn, Vasens.
Santangelo 11 = Eekul^, Strenna festosa
offerta a Guil. Henzen.
») Ovid. am. 1, 1, 8.
*) Philostr. im. 1, 6; Pasofka, A. 1833,
292 f.; Bbaun, B. 1835, 199; Gerhard, Pro-
dromus S. 289; Jahn, Ber. d. sächs. Ges.
1854, 253 ff.; Stbphani, CR. 1862, 67 ff.;
Heydemann, Vasensamml. 3255.
^) Auf Schwan: Ealkmakn, Jahrb. 1,
231; vielleicht Frauen überhaupt: 0. Jahn,
AZ. 1858, 230 f.; Stephan:, CR. 1863, 17-
105; Jhst. 12, 316 ff.
<») Epitragia S. 648; Gerhari), AZ. 1854,
274 ff.
7) Z. B. von Melos ? (S. 675); von Capua,
mit Schild: Phot.; Wolters 1452; von Ar-
les: Phot. Bmckm. 296.
^) Büste der Anadyomene in Terrakotta:
CR. 1870/1 T. I 3. 4, besser AZ. 33 T. 7.
^) Die Sandale l5send: S. 708, « ; Ga. 1, 62;
LüTzow, Münchner Antiken S. 11 ; Bebhoulli.
Aphrodite S. 329 ff. 385 ff.; E. Löwr, Arch.-
ep. Mitt. 7, 225 ff. T. 3.
'^) Im Louvre: Heliogr. Ray et.
*0 Eapitolinische (Wolters 1459) und
mediceische Venus (S. 726 f., u); troisohe des
Menophantos: Löwt 377.
'') Terrakotte in Athen Nr. 1618.
>») Plut. fort. Rom. 4, 317 f.
^*) Venus von Capua und Arles.
'') Z. B. Bronzekopf aus Eleinasien in
London: Heliogr. Rayet; Phot. Bruckm. 120;
Berlin, Samml. Eaufmann: Phot. Bmckmann
161; «nach Alkamenes* in Neapel: Phot
'*) 0. Bis, d. Musen in der ant. Eunst,
Berlin 1887.
Kritik und Henneneutik. (§ 892.)
825
Lebens Musikinstrumente und Bücherrollen; in der Weise, dass keine von
ihnen sich von ihren Schwestern unterscheidet. ') Wann man anfing, jeder
Muse eine bestimmte Thätigkeit zuzuschreiben und in der Folge passende
Attribute auszuwählen,*) ist unbestimmbar, weil wir über die Musengruppen
der Diadochenzeit nichts wissen.') Melpomene trägt nun Kostüm und (in
der Hand) Maske der Tragödie, dazu die Abzeichen des Herakles; Terp-
sichere tritt wie ein Eitharöde auf; Thalia scheint als Beschützerin der
!Bkloge gedacht, weil sie einen Hirtenstab und manchmal zottiges Gewand
oder Beinkleider^) trägt; Erato hat eine bequeme iKleidung und ein leichtes
Saiteninstrument, Euterpe die Doppelflöte; Polymnia, welcher der Panto-
mimus geweiht ist, hüllt sich ohne Abzeichen in ihren Mantel; Kalliope
und Elio haben die Symbole der Schriftstellerei, Schreibtafel mit Griffel
und Buchrolle, unter sich geteilt; Urania beschäftigt sich mit dem Him-
melsglobus. Obligat sind aber diese Symbole nicht. Zur Erinnerung an
die Besiegung der Pieriden tragen die Musen oft Federn in den Haaren.-^)
Die Gesichter blicken gewöhnlich ernst und klug.
Die Meereswesen sind zumeist doppelleibig gebildet; doch gehören
Nereus und seine Töchter, die Nereiden, zu einer bevorzugten Klasse.
Nereus hat auf Scepter imd Thron eines Königs Anspruch,^) führt aber
manchmal Poseidons Dreizack.^) Ähnlich den Schaumkämmen der Bran-
dung ist sein Haar weisslich und spärlich. Seine Töchter sind schöne
Mädchen ohne besondere Kennzeichen,^) doch nennen sie die Dichter so
oft virides u. dgl., dass man in der Malerei ihnen wohl eine Böcklin-Stuck-
Farbe zutrauen darf, die bei ihnen wegen der Farbe des Meeres auch einen
guten Sinn hätte ; namentlich sind ihre gelösten Haare grünlich wie Glas. ^)
Da sie sich im Wasser aufhalten, ist ihre Bekleidung spärlich. i^') Die
Künstler sehen auf graziöse Posen der jugendlichen Körper, die oft auf
Seetieren sich hinstrecken.^^) Das Gewand bauscht sich bei Nereiden, wie
bei allen weiblichen Wesen, die im Freien sich bewegen, bogenförmig über
dem Kopf.^') Über eine spätere Bildung der Nereiden wollen wir bei den
Mischwesen reden. Ino-Leukothea erscheint natürlich älter als die Ne-
reiden.^') Ihr Melikertes-Palaemon bleibt Knabe, darf aber den poseidoni-
^) KoQut im Traume Philemons Aelian
fr. 11 ; Magadis: Eapborion bei Ath. 14, 635 ab.
') Galen, ngorgenrixos l, 2, noch nicbt
bei Horaz c. 1, 12, 1 f. 3, 4, 1 ff.
') Mosenrelief aus Mantineia S. 645;
Musemrelief von Halikamass in London:
A. Tbshdblenburg, Berl. Winckelmannspr.
1876; Statuen (z. B. sieben Statuen aus
Tivoli, im Vatikan: Visconti, museo Pio-
Clem. I 18 ff.; Hslbig 1 Nr. 268 ff.) und
Sarkophagreliefs der Kaiserzeit; Mosaik des
Monnus in Trier: Ant. Denkm. I T. 47-49.
*) A. 1861, 130 A. 1.
*) Hbydbmaiw, Mitteil. 107.
«) Thron : Wiener Vorlegebl. VII 2.
') Gbrhabd, AV. T. 8; Vorlegebl. a. 0.
s. auch CoLLiOKON, catal. Nr. 152.
<*) Auf Pferden ? : in Epidauros S. 642 ;
über das sog. Nereidenmonument S. 656.
•) Hör. c. 3. 28, 10; Ovid. met. 2, 11;
Stat. silv. 1. 5, 17; dagegen dunkel: Quint.
Smym. 5, 345; 'JxQijdeidyog: Nonn. D. 6, 309.
7. 225.
'^) Nackt: Nonn. Dion. 1, 101.
^ ') Hkydbm ANN, Nereiden mit den Waffen
des Achilleus, Üniv.-Pr. von Halle 1879;
B.5m. Mitt. 3, 69 ; auf Delphinen, Statuen im
Vatikan: Pistolbsi IV 12; Clarac IV 747,
1805; WoLTBBS 1546-7; Nonn. Dion. 1, 72 ff.
6, 294 ff.
*'-') PiPBB, Mythologie u. Symbolik I "
47 ff.
") In der Odyssee hat sie volle Gewan-
dung, auch Kopftuch.
826
Klassiflohe Knnstarohäologie. IIL Angewandte Archäologie.
sehen Dreizack führen. ^) Proteus, Glaukos ^) und Genossen sind im Bilde
von Nereus nicht zu unterscheiden.
Auch das feste Land denken sich die Griechen von weiblichen Wesen
bewohnt, die sie alle unter dem Namen ,,Nymphen^ begreifen und nur
durch adjektivische Wörter (Dryaden, Hesperiden u. dgl.) spezifizieren.
Sie erscheinen denn auch als „junge Frauen*" in ländlich nachlässiger
Kleidung, sehr oft tanzend. 3) Weil manche die Artemis begleiten, mögen
sie ihr in der äusseren Erscheinung gleichen.^) Etwas besonderes haben
höchstens die Naiaden an sich, welchen Wassergefässe beigegeben sind
oder eine grosse Muschel den Schoss deckt. ''^) Den Nymphen sind in der
Malerei der Eaiserzeit auch männliche Wesen gegenübergestellt.^)
Die geheimnisvollen Götter der Mysterien und Orgien nehmen
eine besondere Stellung ein, weil ihr Bild weder so plastisch feststeht
wie das der vertrauteren Gottheiten noch auch ebenso unmittelbar dar-
gestellt werden darf. Demeter und Persephone^) haben ihre gewöhnliche
Eultgestalt, der die geheimnisvollen Symbole nicht beigefügt werden dürfen ;
lakchos^) und Eubuleus^) dagegen sind schwankende Gestalten, welche viel-
leicht bald bärtig, bald unbärtig dargestellt wurden. Die Eabiren (mit
Flügeln, Trinkhom, bärtig und unbärtig) haben wir besonders durch die
Ausgrabung des Eabireions (S. 104) kennen gelernt. Von Dionysos zweigt
sich Zagreus, der einen Blitz in der Linken trägt, ^^) ab. Die furchtbare
Hekate, welche alle Gestalten annehmen kann, wird etwa seit dem fünften
Jahrhundert (mindestens seit Alkamenes' Bild) meistens dreileibig gebildet; ^>)
gewöhnlich hat sie Fackel und Hund, als Pförtnerin der Unterwelt
Schlüssel, ausserdem Schreckmittel (Schwerter, Geissein, Stricke, Schlangen)
und Opfergegenstände.
393. Die Göttervorstellungen der anderen Völker liegen uns hier
ferne, soweit sie nicht unter griechischem Einflüsse stehen. Aber diese
Mischvorstellungen sind nicht bloss in der Idee, sondern auch im Bilde
sehr schwankend und bedürfen erst noch einer gründlicheren Erforschung
mit Hilfe der Münztypen ; daher fassen wir uns so kurz als möglich. Im
Ägypten der Ptolemäer finden wir Sarapis, welcher an Pluton ange-
M Pinax vom Isthmos: Ant. Denkm. I
7,26.
') R. GIdechens, 61. d. Meergott, Jena
1859. — Aigaion: Viicbt, Ra. 10, 200 ff.
») ZofiOA, bassir. T. 20. 21 ; Votivreliefs
(in Verbindung mitPan): Michaelis, A. 1863,
292 ff.; AZ. 1880 S. 10 Abb.; Ath. Mitt. V
T. 7; Wolters 1136. 1138. 1839—40; Imhoop,
nionn. gr. p. 35 ; Panofka, über den bärtigen
Kopf d. N jmphenreb'efs, Abb. d. preuss. Akad.
1846; Longus 1, 4; liegend: evyai am Sipylos
II. 24, 615 ff.; reitend: Eurip. Snppl. 993;
nackt: Nonn. D. 2, 110 f.; gelöstes Haar:
das. 12, 372 (dynfintfxa).
*) Val. Fl. 3, 522 ff. (mit Bogen, Gewand
bis zum Knie geschürzt, loses Haar, Basen-
band).
^) MiLLiN, gall. myth. T. 80. 81; nackt,
grünlich, mit glasfarbigem Haar (in dem-
selben Ranken): Stat. silv. 1, 5, 15 ff.; nackt:
Nonn. Dion. 12, 377.
^) Man konnte sie nach Dracontius (7,
34) NitnaTot nennen Männliche und weib-
liche auf Münzen: Imhoof, Jahrb. 188H,
289 ff. T. 9, 18. 20. 25—27 u. griech. Münzen
S. 606 f.
^) Stbube, Stadien über den Bilderkreis
von Eleusis, Lpg. 1870, SuppL 1872.
") Angeblich im eleusinischen Relief
(S. 636) als Knabe gebildet; mit Fackel:
Paus. 1, 2, 4. Vgl. Gerhard, Abb. 2, 367 ff.
409 ff.; HöFBR, Roschers Lex. 2, 11.
') Über den eleusinischen Kopf S. 645.
10) Nonn. Dion. 6, 166 f.
' *) Petbrsbk, Arob.-ep. Mitt 4, 140 ff.,
5, 1 ff. 193 ff.; RoscHBs, Lex. 1, 1900 ff.
Kritik und Hermeneiitik.
393-394.)
827
glichen wird,') dann die ungemein mannigfaltig gestaltete Isis^) und
ihren Sohn Harpokrates, dessen Finger am Munde als Geberde des
Schweigens gedeutet wird.') Eleinasien und Nordsyrien haben vor allem
die phrygische Göttermutter,^) mit ihren Löwen als Schosshündchen oder
Zugtieren und dem Tympanon, den auf einem Tiere stehenden Jupiter
Doliehenus^) und die ephesische Artemis^) und Artemis Nanaea.'') Der
karische Zeus mit Doppelbeil®) und die östlicheren Gottheiten mit Wein-
traube^) (Baal-Tars u. dgl.) verdienen ebenfalls Beachtung. Aus Persien
kam Mithras, ein Jüngling mit phrygischer Mütze, welcher einen Stier
niederstösst.'^) In Etrurien ist sehr wenig nationales, ^ ') nur kommt dort
die Beflügelung auffällig oft vor.^^) Latium hat ebenfalls wenig ausge-
prägt neues. Wir nennen den Jupiter Custos mit Hund,**) die Juno
Lucina mit Fackel, ^^) Juno Sospita (Lanuvina) mit Ziegenfell, Schild und
Lanze, ^*) den doppelgesichtigen Janus, ^«) Portunus mit Schlüssel,*') die
„kauernden'' Götter,") Semo Sancus (S. 627), Silvanus*^) und Vertum-
nus;^^) die Laren ^^) sind nach den Eabiren gebildet. Aber Götter in der
Toga geht es nicht. Die gallischen Gottheiten der Diadochenperiode und
der ersten Eaiserzeit sind durch die Terrakotten gut bekannt (S. 704, i);
Jupiter mit dem Rad, der Gott mit dem Hammer und der gallische Her-
cules treten unter denselben hervor.**) In Nordafrika wurde die Himmels-
göttin (Caelestis) eifrig verehrt.")
394. Man mag über den Ursprung des Polytheismus denken, wie
man will, die bisher besprochenen Götter sind in historischer Zeit volle
Persönlichkeiten ; dies zeigen schon ihre Namen, welche ehemals konkrete
Begriffe bedeutet haben mögen, aber der Etymologie aus den gleichzeitigen
Sprachformen Schwierigkeiten bereiten. Hingegen sind andere Wesen
noch im geschichtlichen Zeitalter deutliche Personifikationen*^) und
1) Michaelis, Jhst. 1885, 289 ff.; Bild
des Biyazis S. 687; Bflste im Vatikan: Phot.
Brnckm. 163; Woltsbs 1513; in Kassel:
das. 1514.
') W. Drexleb, Roschers Lex. 2, 360 ff.;
Serviiis deutet Sistrom und Situla allegorisch
(Verg. Aen. 8. 696).
') 0. Jahn, Ber. d. s&chs. Ges. 1855, 47;
Roschers Lex. 1, 2747.
*) CovzBf AZ. 38, 1 ff.; auf dem Löwen :
Clarac 396, 664 A. Rhea lächelt nicht:
Nonn. Dion. 13, 14.
') J. G. 8bidl, Aber den Dolichenusknlt,
Wiener Akad. 1854, m. 6 T.
*) Ubaldiktts, symbolica Dianae Ephe-
siae, Rom 1657, m. Abb.; Roschers Lex. 1,
588 ff.
») Ga. II T. 4-6.
^) Es bedeutete den Donnerkeil (daher
bronzene in der tiefsten Schicht von Olympia
gefunden).
») Ath. Miti 4, 171 ; Ed. Meteb, Roschers
Lex. 1, 2867 ff.
»») Ra. 1892 II 306 ff.; Stark, zwei
Mithräen der grossh. AltertÜQmersammlung
in Karlsruhe, Heidelberg 1865; S. 720.
*^) Rad in der Hand, wie in Gallien:
Ra. 41, 3 ff. T. 1.
") Urne I T. 8, 16 ff. 9, 20 f. 10. 22 f.
13,28. 14, 29f.u.ö.
>») Passbbi, lucemae I T. 30 p. 38;
Über Jupiter s. Aüst, Roschers Lex. 2, 754 ff.
^*) Bbünk, A. 1848, 432 ff.; Rosoher,
Studien z. vergl. Myth. 2, 23 ff.
'^) Paulus Diac. p. 56.
»•) Rosoher, Lex. 2, 49 ff.
") Vogel, Roschers Lex. 2, 605 ff.
^^) Nixi dei Festus s. v.
^») Reiffsbscheid, A. 1866, 210 ff.
'^^) Benhdobf u. Schöne, lateran. Museum
S. 51 f. — Sabinus mit Winzermesser: Verg.
Aen. 7, 178 f.
'*) H. Jordan, Vesta und die Laren auf
einem pompej. Wandgemälde, 25. Berliner
Winckelmannspr. 1865 u. A. 1862, 300 ff.;
Rbifferschbid, A. 1863, 121 ff.
**) S. auch Barzin und Floubst, Ga.
1887; Jupiter mit dem Rad: Hbttner, West-
deutsche Ztsch. 3, 27 ff.; Gaidoz, öt. de mythol.
gaul. I. le dieu gaulois du soleil, Paris 1886.
2») Ga. 1880, 18 ff.
^*) Piper, Mythologie u. Symbolik der
828
ElasBisohe Knnatarchäologie. HI. Angewandte Archäologie.
ihr Name in der Sprache gleichzeitig als Appellativ gebräuchlich. Hier
tritt nun die reine Symbolik ein und die Attribute sind Symbole. Am
nächsten steht den olympischen Göttern die Hestia.^) Doch haftet ihr,
weil sie im Hause waltet, etwas schlichtes und doch geheimnisvolles an.
Wenn etwas sie von anderen Götterfrauen unterscheidet, ist es höchstens
die absolute Ruhe, aber eine sichere statuarische Darstellung ist nicht
vorhanden.*) Der römischen Vesta war der Esel heilig, weshalb er auf
Neujahrslampen angebracht wird.') Auch die anderen Personifikationen
konkreter Dinge machen nicht durchaus den Eindruck des Schemen-
haften.
Gaia^) heisst bei den Dichtern die breitbrüstige, riesige und im
athenischen Kult die kindemährende, doch beschränken die Künstler sich
darauf, in Handlung sie halb aus dem Boden hervorragen zu lassen^) und
sonst sie auf ihrem Elemente gelagert darzustellen.^) Das Meer (Tha-
lassa) wird fast erst in christlicher Zeit abgebildet ; ') die Früheren haben
Okeanos als Person und zwar, wie Nereus, als Greis gedacht. Sein Ge-
schlecht sind die Flüsse,^) deren jeder seinen eigenen Gott hat. Homer
sagt über die Körperbildung nichts. In der Kunst ist dieselbe dreifach:
Stier mit männlichem Gesichte,^) Mensch mit Stierhömem^*^) und endlich
ganz menschlich.^*) Diese menschliche Bildung dringt schliesslich durch,
dafür deutet eine Urne mit Wasser das Element, die liegende Stellung
den Flusslauf") und eine Grotte'*) (aus welcher sich der Gott erhebt) den
Ursprung an; wegen der Ufervegetation kommt öfters Schilf oder ein
Zweig bei den Flussgöttem vor.^*) Grosse Ströme dürfen den Dreizack
der Meeresgötter führen, i*) Neben dem Tiber, der Füllhorn und
ßuder hat, sieht man die Wölfin mit den Zwillingen. ^^) Um den Nil
christL Kaust I Th. 2 (Weimar 1851); R.
Engelhabd, de personif. quae in poesi air
que arte Romanomm inveniuntur, Göttingen
1881.
^) PBEimER, Roschers Lex. 1, 2646 ff.
^) Die nHestia GiuBtiniani" ist falsch
benannt.
^) Rhein. Jahrbb. 22, 36 ff.; an einem
Grabstein in Tarin Nr. 16 Dütschke.
*) F. W. Lilie, de TeUuris deae natura
ex veteram Graecorom fabalis descr., Progr.
1855; Roschers Lex. 1, 1575 ff.
^) Z. B. in der Athenagrappe des perga-
menischen Altares.
') Aaf Mdnzen der Kaiserzeit: Roschers
Lex. 1, 1584 f. Über die späte Beschreibnng
des Mannel Philes s. K. B. Stark, de Tellare
dea deque imag. ejas a M. Ph. descr., 1848
mit 1 T.
^) Als Gegenstück der Erde, mit
Delphin, an einem Panzer des 1. (?) Jahrh.
n. Chr., in der Villa Albani : Claeac V
T. 936b, 2386a; Zo£oa U 111.
^) Gabdneb, Transactions of the r. soc.
of lit. 2. s. XI. m. T.; Lrhnebdt, Roschers
Lex. 1, 1488 ff.
>) Stbebbb, Bayer. Akad. 1838, 537 ff.;
WiBSELBB, Gott. Nachr. 1891, 369 ff.; Eor.
Iph. A. 273 ; Münzen von unteritalischen und
sicilischen St&dten, z. B. Gela (AZ. 1862
T. 168, 12 = Roschers Lex. 1, 1491); Nonn.
Dion. 1, 122; tauriformis Hör. c. 4, 14, 25.
*^) TavQOfiogqfoy ofjifAa Eur. Ion 1261?;
Festus y. taurorum specie; Danubius mit
goldenem Hom: Martial. 10, 7, 6.
^') Vielleicht in den Giebelecken des
olympischen Zeostempels und des Parthe-
nons; Münzen von Sehnunt: Pebct Gabdnbb,
types T. 2, 15. 16; Hbad, bist. nam. S. 147 f.
(aus dem 5. Jahrhundert).
^') Horat. c. 1, 29, 11 pronos rivos; Sta-
tue des Marforio, auf dem Kapitel: Hblbio
1 Nr. 399.
»») Sil. 12, 543; vgL Auson. epigr. 8, 2.
^*) Z. B. Bronze von Philippopolis unter
Hadrian (Eenneb T. 1, 17); Eokhbl, num.
an. T. 5, 8; pinus und Urne: Stat. Theb.
9, 409 f.
*^) Z. B. Strymon: Bronze von Amphi-
polis: Mionnbt, suppl. 3, 26, 190.
^^) Statue im Louvre: Phot. Bruckm. 197.
^^
Kritik und Hermeneutik. (§ 394.)
829
spielen die Flutellen personifizierenden Enäbchen^) und er hat schwarze
Farbe.«)
Am Himmel gibt es mehr Abwechslung. Helios') ist nach home-
rischer Vorstellung ein unermüdlicher Wanderer, als welcher er Flügel
an den Füssen hat, *) bei den Folgenden aber der Wagenlenker der Sonnen-
rosse; die Dichter entwickeln jedoch mehr plastische Phantasie als die
Künstler: Vier weissstrahlende, geflügelte, Feuer schnaubende Rosse, gold-
glänzender und geflügelter Wagen, der strahlenhaarige ^) Helios die Fackel
des Lichtes schwingend, die Strahlen wie Pfeile entsendend und die
Sonnenscheibe vorstreckend,^) diese Gedanken beschränken die Zeichner
auf ein einfaches Viergespann^) und einen Strahlenkranz um das Haupt
des Helios.^) Ausnahmsweise hält er die Himmelskugel ^) und lenkt ge-
flügelte Pferde, ^^) anderes ist recht nüchtern, wie wenn er Peitsche und
Oewand eines Wagenlenkers hat^O oder eine einfache Scheibe ihn be-
gleitet oder umgibt^«) oder sein Gurtriemen die Tierzeichen aufweist.*')
Abstrakter Denkende zeichneten eine Scheibe, welcher die Ägypter Flügel
gaben. ^^) Das Antlitz des Helios föllt durch die weitgeöfheten Augen
und die wallenden Locken, die es wie ein Strahlenkranz umgeben, auf.*^)
Selene,^^) welche zuerst in der kleinasiatischen Sage von Hyperion
persönlich auftritt, wird oft dem Helios entgegengestellt, i^) doch, wie na-
türlich, als eine mindere Gottheit; die strahlenhaarige Göttin hat daher
einen Wagen, doch nur ein Zweigespann,'^) oder sie reitet bloss auf einem
Pferde oder einem Maultier;*^) später vertritt ein Rindergespann oder ein
Reitochse das Pferd, weil die Mondsichel an Homer erinnert. Bei Dich-
tem heisst Selene selbst gehörnt. Wegen ihrer raschen Bewegung haften
ihr Flügel an. Die Mondsichel ruht auf ihrer Stirn, den Schultern oder
1) 8. 762; Phot. Bruckm. 196; Hblbio I
Nr. 47.
») PausRn. 8, 24, 6.
') H. Aleandro, ant. tabnlae mannoreae
Solis effigie symbolisque exculptae, Rom
1676, m. Abb.; Gebbabd, über d. Lichtgott-
heiten auf Kunstdenkmalen, Abb. d. preuss.
Akad. 1838, 383 ff.; Panofka, le lever du
Boleil.
^) ScbwarzfigurigesVasenbild: Stackbl-
BERO, Gräber T. 15, 5; RoscbeiB Lex. 1,
1995.
') Baal-Cbamon bat nacb Macrobius einen
goldenen Bart.
^) Dazu XinaQo^tuyog Eur. Pboen. 179.
7) Pbblleb-Robbbt 1, 431 A. 5. 6. 437
A. 3; Metope von Ilion : S. 753,7 ; Silbergefäss:
Ant. dn Bosph. Gimm. T. 38, 5. 6.
s) Stbfhaki (S. 812, e) S. 25 f.; Büste auf
dem Kapitol: Woltebs 1416. An alten
Vasen bärtig z. B. Stackblbebo, Gräber
T. 15, 5 = Roschers Lex. 1, 1995.
») Wandgemälde MB. 7, 55 = Rosebers
Lex. 1, 2003.
10) Mus. Blacas T. 18; BuU. nap. n. s. V
T. 10, 9.
*') Peitsche: Wandgemälde a. 0.; Ge-
wand: Altar von Pergamon; Metope von
Ilion.
>*) Stephani a. 0. S. 26, 1. 2; Roschers
Lex. 1, 1996 ff.; z. B. Ovbbbbck, GaUerie
T. 11, 1; eingerahmte Büste im Louvre:
Phot. Giraudon.
1') Torso im Vatikan: Raoül-Rochette,
mon. inäd. 46, 3 ~ Roschers Lex. 1, 2002.
»*) Analog Eurip. Ion 122 f.; Orph. fr. 32.
1^) Münzen von Rhodos; Kopf: Habtwio,
Rom. Mitt. 2, 159ff. T. 7, 7 a.
'*) W. H. Rosoheb, Stadien zur griech.
Mythol. u. Eulturgesch., H. 4, Lpg. 1890, m.
5 T.; Darstellungen auf Vasenbildem : Heyde*
MAKN, MitteiL 8. 91.
'') Z. B. in den Giebelfeldern Delphins
und des Parthenon: 0. Jahn, archäol. Beitr.
S. 79 ff.
»«) Pind. 0. 3, 19 f.; Eur. Suppl. 990 f.;
Ostgiebel des Parthenon ; abg. Stephaki,
Nimbus u. Strahlenkranz S. 28; CR. 1860,
44; Pbellbb-Robbbt 1, 437 A. 3. 444 A. 2.
>») Stephani, CR. 1860, 43 ff.; Vasen:
Rossbach, Antiken 8. 23 if.; Bronze von
Patrae: Sbstiki, lett 5, 14 T. 1, 13; an der
Basis des olympischen Zeus: Pbblleb-Robebt
1, 444 A. 3. 445 A. 2.
830
Slaasiflohe Snnatarohftologie. QI. Angewandte Aroli&ologie«
vor dem Gesichte.^) Auch hat Selene den Nimbus.*) Statt Selene kommt
eine gelbe Scheibe mit weissem Gesicht vor, weil schon die Griechen,
worüber Plutarch in einer eigenen Schrift handelt, ein Mondgesicht zu
erblicken glaubten.^)
Eos-Hemera geht dem Helios auf einem Vier- oder Zweigespann
oder einem Reitpferde^) voran und besitzt gleichfalls oft ein Flügelpaar,
die Strahlenkrone oder die Sonnenscheibe, die über ihr schwebt.*) Weil
mit der Zeit der Morgenröte der Thaufall zusammentrifft, giesst sie ein-
mal im Fluge Thau aus einem Eruge.®) Die Maler gaben ihr ohne Zweifel
einen rosigen oder gelblichen Schein.'') Eos begleitet der Heosphoros,
welcher mit einer Fackel vor ihr herreitet ;^) mit diesem bildet der schöne
Hesperos ein Paar, das den Dioskuren gleicht.^) Auch andere Sterne er-
halten menschliche Gestalt, z. B. die von Knaben, die vor Eos tauchend
in das Meer stürzen. Die Sternbilder sind erst spät personifiziert worden. ^^)
Der Eos-Hemera steht gegenüber Nyx,^^) auf welche schon eine Statue
des Rhoikos und eine Figur des Eypseloskastens gedeutet wurden. Die
Dichter schreiben ihr dunkle Gestalt, schwarze Flügel und eine Fackel zu ;
sie wird einmal beschrieben „mit kleiner Fackel nur sich selbst beleuch-
tend. ** ^') Ein Miniaturenmaler von Eonstantinopel gibt ihr die umgekehrte
Fackel.") ^
Unter den seltenen Erscheinungen der Natur ist jederzeit Iris am
liebsten gesehen worden; ^^) doch war ihr Wesen schwer abzubilden. Mögen
die Maler versucht haben, das Farbenspiel nachzuahmen, ihre Gestalt be-
sitzt in der Plastik nichts anderes als die Flügel, ^^) weil sie seit Homer
für windschnell gilt. In ihrer Eigenschaft als Götterbotin führt sie Kery-
keion und Flügelschuhe. Iris hat genealogische Verbindungen mit den
Winden; die Windgötter reiten, laufen oder fliegen nach den Dichtem.
Ihr Wesen zeigen manchmal aufgeblasene Backen an.'®) Unter den Winden
^) EcKHEL, num. anecd. T. 8, 4; Güigni-
Am*, religions de l'ant. T. 74, 321 d; Stb-
PHANI S. 58.
«) Stbphani, Nimbus S. 57 f. u. CR. 1860
S. 43 ff.; Heydbxann, Vasensamml. Nr. 3221.
») Vasen: CR. 1860 T. 3, 3; Gbbhabd,
Lichtgotth. IV 8 = EL cor. II 118.
*) Samml. Sabouroff I T. 63; A. 1878
T. G; Altar von Pergamon; Flflgelgespann :
Stbpbani, Nimbus S. 62; Bnap. n. s. V T. 10,
9; Zweigespann: Verg. A. 7, 26; vgl. Od. \ff
243 f.; reitend: Apul. met. 5, 11, vgl. 3, 1.
*) Stbphaki a. 0. S. 62.
^) MiLLiNGBN, anc. mon. 6 = Roschers
Lex. 1, 1257; vgl. Silins 1, 576. Eine solche
Figur trägt am Panzer des Augustus die
personifizierte Morgenröte (mit Fackel) auf
dem Rücken.
') Lutea Verg. A. 7, 26; Ov. met. 7, 703.
13, 579. fast. 4, 714.
^) Mit Aphrodite: Hblbig, Wandgem.
964—8. Geflügelt im Dithyrambos des Ion.
») Robert, Sarkophagrel. II 11; A. 1869
T. F; Clarac 210, 42.
^^) 0. Robsbach, griech. Antiken S. 80 ff.;
Al. Rieol, Mitt. d. Inst. f. Ost. Geschichts-
forschung 10, 1 ff. Vgl. Nonn. Dion. 1, 163 ff.
Über die Wochentage s. J. db Witte» les
divinit^s des 7 jours de la semaine, Paris
1879, m. 4 T. Auf Mflnzen von Karthaia
bedeutet ein Hund mit Nimbus den Sirius:
AZ. 1848 T. 41, 13.
>') Zweifelhaftes bei Stephaki, der aus-
ruhende Herakles S. 29.
^*) Philostr. jun. im. 5. Auf einem Wagen:
Tibull. 2, 1, 85.
*>) MiLuv, gall. myth. 89, 353.
^*) Max.Mayeb, Roschers Lex. 2, 339 ff.;
E. Fbibdebichs, de Iride dea veterum arti-
ficum monumentis illustrata, Diss. v. GOt-
tingen 1892.
'*) Parthenonfries; 11.^ 185; Hymn. Hom.
5, 315; ungeflttgelt: Hymn. in Cer. 317; ma-
lische Vase (Wiener Vorlegebl. VIII 7);
Fran9oisvase ; angeblich im Ostgiebel des
Parthenon.
'«) MB. 12, 32 = Zahk, Ornamente III
4; Heydemann, Hall. Winckelmannspr. 1876,
16 ff.
Kritik und Hemeneatik. (§ 395.)
831
ist bei den Griechen seit alter Zeit Boreas eine Individualität, die von
der schlimmsten Seite aufgefasst wird.^) Der geflügelte Oott hat in den
attischen Vasenbildem, wenn er Oreithyia raubt, als Thraker finsteres
Aussehen, langes struppiges Haar, das sich manchmal vor Frost aufrichtet ;
"vireil der Wind rasch umspringt, ist ihm zuweilen ein doppeltes Antlitz
gegeben.*) Später stellt man dem wilden Boreas den jungen schönen
Zephyros gegenüber.") In den Cyklen von Windbildem werden, wie bei
den Musen, Attribute jedes einzelnen festgestellt, z. B. die Amphora bei
dem regenbringenden Euros ;^) so. sind am athenischen „Turm der Winde"
(S. 750) acht Gottheiten unterschieden.^) Weibliche Lüfte {Aurae) soll
Praxiteles gebildet haben. Der Thau wird zuweilen unter dem Namen
der Eos abgebildet.^) Die Nymphe Echo erkennt man in verschiedenen Nar-
cissusdarstellungen. ^)
Andere Naturpersouifikationen sind so ephemere Erfindungen von
Dichtem, dass es am Platze ist, sie nicht ohne Warnung zu ei*wähnen.
Es handelt sich um förmliche Personifikation der Berge, Hügel, Thäler
u. dgl.^) Soviel kann man zugeben, dass gelegentlich die Dichter ein
plastisches Bild von den sitzenden Bergen und gelagerten Hügeln er-
fanden,^) aber eine bestimmte und feste Personifikation der Berge und
Hügel schufen erst die Rhetoren unter den christlichen Kaisern. Dagegen
gehören manche bakchische Personifikationen zum Thiasos des Dionysos,
so Akratos,!'^) Ampelos^*) und Methe.**)
395. Wir gelangen nun bereits zu abstrakteren Personifikationen,
die unmittelbar nichts konkretes an sich haben. Die älteren Exemplare
dieser Gattung erscheinen bei den Dichtern bald im Singular bald im
Plural. Wir meinen die Chariten, Hören, Moiren und Erinyen, überdies
kann man auch Eros dazu rechnen.
Wie sollten die Griechen die Chariten *') anders darstellen
denn als anmutige Mädchen? Attribute haben sie auch keine anderen
als was mit dem Mädchenleben zusammenhängt: Rosen, Myrten, ein
Feldbouquet, duftende Äpfel und Salbenbüchschen , Astragalos und
Musikinstrumente.^*) An die Gewandung wagte sich die allegorisie-
rende Phantasie erst nach Alexanders Zeit : Weil die Anmut keinen
>) Rafp, Roschers Lex. 1, 803 ff.
') Der in Schlangen auslaufende , Bo-
reas* des Eypseloskastens dürfte falsch ge-
deutet sein.
») Philostr. imag. 1, 9. Von den Tieren
hat er sich die Schwalbe erwfthlt (Nonn.
Dien. 2, 133).
*) Vgl. StÄt. silv. 1, 6, 11; Coro feriente
Pontum Sen. Thyest. 578.
') Silins gibt z. B. dem Africus dunkle
Flügel (12, 617).
<) Roschers Lex. 1, 1258; lEgca Alcm. 48.
') Fb. Wiesblbr, die Nymphe E., GOtt.
1844; gegen Bilder der Echo Auson. epigr. 11.
^) A. Gerbkr, Naturpersonifikationen in
Poesie und Kunst der Alten, Lpg. 1883
(Jahrbb. f. Phil. Suppl.); A. Schultz, du lo-
corum quales fuerint in arte Graecorum et
Romanorum, Reg. 1888.
») Stat. Theb. 1, 330, vgl. 2, 380. 6, 256;
Usticae cubantis Horat. c. 1, 17, 11; colles
supini Verg. Georg. 2, 276.
'<>) Paus. 1, 2, 5; Jhst. 1886 T. 62.
^') Dionysos' Stütze in der S. 821 A. 4
erwähnten Gruppe wird jetzt fQr weiblich
(,die personifizierte Rebe") erklärt (Woltebs
1494).
'*) In der praxitelischen Dionysosgruppe.
'^) Manso, über Hören und Grazien,
Jena 1787; FubtwInolbb, Roschers Lex. 1,
879 ff.
^*) Ältere Darstellungen werden auf das
Relief des Sokrates zurückgeführt (S. 613);
die älteste ist im thasischen Relief erhalten.
832
BlassiBche Knnstarohäologie. m. Angewandte Archäologie.
Zwang und keine künstliche Verhüllung erträgt, denken sich die Dichter
und Philosophen die Chariten in ungegürteten durchsichtigen Gewändern 0
oder vollständig unbekleidet,') was die Künstler vorzogen. Indem sie
sich liebevoll umschlungen halten, s) stehen sie gewöhnlich so, dass die
mittlere dem Beschauer den Rücken zukehrt.^) Den Chariten gleichen
die Hören ^) in der alten Auffassung; seit sie jedoch die Jahreszeiten
bedeuten und auf vier sich vermehren, was zuerst unter dem zweiten
Ptolemäer vorkommt, «) erhalten sie die Naturgaben, welche jeder Jahres-
zeit eigen sind.'') Die Römer personifizieren dann auch die Jahreszeiten
selbst.®)
Bei den Griechen gleichen die Moiren jenen beiden Schwester-
gruppen vollständig.^) In einem Gedichte alexandrinischer Manier*®) er-
scheinen sie aber bereits greisenhaft, weil ja die Geschicke in grauer Vor-
zeit festgestellt sind, weiters benützt man das homerische Bild vom
Spinnen und andere Metaphern über das Schicksal, um ihnen Spindel,
Lose, Buch und Wage zu geben.* >) Die Erinyen*^) gehören im Kultus
zu jenen freundlichen Göttinnen; nur mögen sie, weil sie unter der Erde
wohnen, Schlangen in der Hand halten*^) und schwarz- oder graugekleidet
sein.*^) Dagegen haben die Dichter seit Äschylus das Bild der Gewissens-
qualen grausig ausgemalt. Schlangenhaarig *^) oder Schlangen ins Haar
geflochten, *«) von Nattern umschlungen, die sich gegen den Frevler richten, *')
Feuer hauchend und mit glühenden Augen, ^^) Fackeln schwingend, i') mit
0 Hör. c. 1, 30, 5 f ; Sen. de benef. 1, 3.
') Galiim. fr. 266 ; aq)agi6g bei Euphorien
(Meinbke, anall. Alex. p. 106); Her. c. 8, 19,
17. 4, 7, 6; anderes bei Pbellbb-Robebt 1,
484 Anm.
») Hör. c. 3, 19, 16 f. 21, 22; Claudian.
29, 88 (imitiert Sidon. c. 11, 113). 31, 8 f. (so-
gar im Schlaf).
*) Gruppe von Siena: S. 748; vgl. Jahn,
£uropa S. 34, 5 ; Eöhleb, ges. Schriften
5, 65 ff.
^) P. Herbmann, de Horarum apnd ve-
teres figuris, Diss. v. Berlin 1887; Rapp,
Roschers Lex. 1, 2723 ff.
^) Ealiixenos bei Athen. 5, 198 b.
^) E. Petersen, A. 1861, 204 ff. 1863,
294 ff. ; RoBEBT, ant. Sarkophagrel. 2, 3 ff. ;
arch.-ep. Mitt. 5, 43 f.; die Höre des Sommers
hat einen etwas geneigten Eopf : Dütscbkb,
Bildw. 4, 255. Die des Herb^es hat einen
Traubenkranz (Nonn. Dion. 12, 21); vgl. Ober-
haupt Nonn. Dion. 11, 488 ff.
8) A. 1852, 218 ff.; Autumnus: Hör. epod.
2, 17 f. (liegend, mit Äpfelkranz auf dem
Eopf). c. 4, 7, 11 (pomifer); vgl. Mabx, Rom.
Mitt. 7, 26; Winter, mit Enten (CR. 1863,
97 ; Lateran Nr. 4) oder Hasen (Petbbsen,
A. 1861, 208. 215 ff.; Dütscbkb, Bildw.
4, 54).
*) Fran9oisvafio; Vasenscherbe; Pbellbb-
Robebt 1, 533 A. 2; insofern ist gegen die
Deutung der „Thauschwestem* am Parthenon
als Moiren nichts einzuwenden.
>o) Catnll. 64, 305. Allerdings schon
naXaiyeyßts Aesch. Eum. 172; fÄaxgaltayeg
Soph. Ant. 987. — Moiren mit ehernen Eeulen :
Apollod. 1,6,2?.
1 0 Welckbb, Ztsch. f. alte Eunst S. 197 ff.;
SoHNEiDEB, Geburt der Athena S. 34 ff.
ZTvyeg« KXfü&ia Plut. mul. virt. p. 260 b.
' «) DiLTHEY, AZ. 31, 78 ff.; Rapp, Roschers
Lex. 1, 1332 ff.
^') Yotivreliefs von Argos: Athen. Mitt
IV T. 9. 10.
^*) Schwarz: Aesch. Eum. 372; Lykophron
1172 m. Tzetzes; Antip. Sid. Anthol. 7, 745,
10; grau: Diog. L. 6, 102.
'") Aesch. Cho. 1048; TibuU. 1,369; Verg.
Aen. 7, 329 ; Nonn. Dion. 10, 40; Achill. Tat.
1, 3. In der Mitte stehen zwei Schlangen
gegeneinander auf : Ovid. met. 4, 495; Lucan.
9, 634; vgl. Verg. A. 7, 450. Vgl. Helbio,
Medusa Ludovisi S. 347 ff.
»•) Hör. c. 2, 13, 35 f. epod. 5, 15; Lucan.
6, 656; vgl. Medusa Rondanini.
") Aesch. Cho. 1049; Eur. IT. 287.
'») Hauch: Eur. IT. 288, vgl. Aesch. Eum.
132 ff.; Blick: Verg. Aen. 7, 448.
»») Verg. Aen. 7, 456 f.
Kritik und Hermeneutik. (§ 395.)
833
dunklen Flügeln, von denen Schlangen zischen, *) und eilig laufend *) —
so stellen sich uns die Erinyen dar. Die Zeichner fassen sie als Jägerinen,
weshalb sie kurzes Gewand, Stiefel, Jagdspeere und Bogen haben; auf die
Gewissensqualen beziehen sich Fackel, Geissei und Schlangen in den
Haaren, um Arme und Gürtel oder in den Händen der Göttinen. Ihr
Blick flösst Schrecken ein. Ausnahmsweise bedeutet ein Spiegel die
quälende Erinnerung.^)
Das freundliche Gegenstück zu den Erinyen ist Eros,^) welchen die
Älteren nur als einen schönen goldblonden Knaben oder Epheben in Pur-
purgewand, ^) der ähnlich wie die Chariten Blumen,^) Früchte oder eine
Leier in den Händen hält, darstellen ; von sterblichen Altersgenossen
unterscheiden ihn die Flügel, welche übrigens zuweilen fehlen, «) worüber
später manches spintisiert wird.^) In der Mehrheit erscheinen die Eroten
schon während der dem Xerxeskriege vorausgehenden Generation, wobei
manchmal der Name wechselt (Pothos, Himeros). Die Attribute des Eros
sind symbolisch: Bogen und Pfeil, ^^) mit dem er unversehens trifft, und
die Fackel der Leidenschaft. Die Kaiserzeit gibt ihm häufig beides zu-
sammen. ^^) Blitz, Hammer und Stachel sind nur vereinzelt geblieben. ^^)
Veränderlich wie Eros ist, darf er auf einer Kugel stehen.^') Als man
das Kinderleben zu studieren begann, boten diese olympischen Kinder
reichen Stoff für Dichter imd Künstler; die Flügel sind ja eigentlich nur
aus einer Art Scheu vor dem Realismus hinzufügt. Man sieht die Eroten
in allen möglichen Beschäftigungen der Menschen; ^^) manche Scene ent-
behrt der Pointe nicht, wie wenn Eroten mit dem Blitze des Zeus, dem
Bogen und der Keule des Herakles oder den Waffen des Ares spielen, i^)
Der Ausdruck wechselt, je nachdem das Alter des Eros gedacht ist. Im
allgemeinen dürfte der kindliche Eros freundlich lächeln, >^) der heran-
reifende ernster blicken*') oder in Träumereien versunken sein, wie der
schöne „Eros* von Centocelle.*^) Später erhalten weitere Gemütsbe-
») Eur. IT. 289. Or. 275. El. 1255;
Verg. A. 7, 408. 476. 561 ; dagegen Aesoh.
Eum. *i241 anrigoig nioTijfiaai,
») Eur. Or. 317.
*) Peitsche des strafenden Gottes: Aesch.
Sept. 591; Schlangengeissel: Nonn. Dion. 10,
38; Fackel und Harpe: Achill. Tat. 1, 3
p. 7, 27 ff.; -Doppelbeil : Sarkophag bei Pbelleb,
Her. d. sächs. Ges. 1850 T. 8.
^) Spiegel auf Vasenbild : Raoul-Ro-
CHBTTB, mon. inöd. T. 36 = Roschers Lex.
1, 1331.
B) FubtwIkoleb, Eros in der Vasen-
malerei, München 1875 u. Roschers Lex. 1,
1349 ff.
^) Sappho64; bunte Haarbinden: Anacr.65.
'') Mit Rosen bekränzt: Aristoph. Acham.
991.
' 8) Ealkmauk, AZ. 41, 135 A. 102.
*) Kalxm AKK a. 0.; vgl. Theophyl. epist.
36. 54; cupido involat Tac. A. 1, 49.
i<^) Angedeutet bei Aeschylus (Prom. 649),
sicher bei Eurip. Hipp. 530 ff. Med. 530.
Hftodbuch der klaas. AltertnmswlBfleiuchaft. VI.
lA. 546.
>») TibuU. 2, 1, 82; Sen. Phaedra 281;
Apul. met. 4, 30; Nonn. Dion. 1, 399 ff. 4,
240; Portlandvase : Gemälde bei Philostr.
jun. 7 u. Achül. Tat. 1, 1, 13; Relief: Bbaun,
antike Mann., Dekade II 5a; s. Bbunn,
philostr. Gemälde S. 279.
*^j Blitz: Schildzeichen des Alkibiades,
Plut. Alcib. 16; Plin. nat. bist. 36, 28; Ham-
mer: Anacr. 48; Stachel: Nonn. Dion. 1, 329.
**) Bronzen, z. B. Woltbbs 1742.
^*) S. 708; Haupt, Sitzungsber. d. sächs.
Ges. d. Wiss. 1849, 40 ff.; Stbphaki, d. aus-
ruhende Herakles S. 350 ff.; Fubtwavolbb
a. 0. 1 Sp. 1366 f.
^^) Eros zur Strafe an einen Baum ge-
bunden: 0. Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1851,
163 f.
*•) Renidens Sen. Phaedr. 282.
*') Eros Famese im Louvre: Phot. Bruck-
mann 378, Giraudon.
»8) WoLTEBS 1578; Hblbig I 183 (auf
Thanatos gedeutet) ; Phot. Bruckm. 379 ;
53
wegungen plastische Gestalt, nachdem deren einige der BDhnenpbilosoph
in das Theater gebracht hatte. ') Vorher herrschten im wesentlichen
Schreckgeetalten. Deimos und P h o b o s sind materiellere Apotropaia,
welche Homer schon am Schild Agamemnons erwähnt (^ 36 ff.) ; später
tauchen sie da und dort auf.') Ihr weibliches Qegenstück ist die Eris,')
eine geflQgelte Schreckgestalt.
Es ist kaum mSglich, alle Personifikationen einzeln aufzuzählen,
wir begnügen uns die wichtigeren Gruppen hervorzuheben. Uit Eros ist
Hymenaios*) verwandt, ein schöner Jüngling, der eben die Mannbarkeit
erreicht hat; seine Kennzeichen beziehen sich auf den Hochzeitszug
(Fackel^) und Kranz) und die anbrechende Schlafenszeit. Der Altersstufe
nach gehört er mit Hebe zusammen, welche man auch nur an ihrem
Alter erkennt, ') da sie, in den olympischen Qötterkreis als Tochter Heras
eingefügt, nur ausnahmsweise Flügel hat ; ') die Deutung ist daher ott
unsicher. Zur Liebe gehört Peitho,^) doch ist diese Frau nur in der Zu-
sammenstellung mit Aphrodite erkennbar. Statt der Moiren tritt seit Ale-
xander, als die Welt an der göttlichen Vorsehung zweifelte, die Tyche*)
auf. Aus ihrem Begriff geht einerseits der Vergleich mit dem Lenken
eines Schiffes (Steuerruder, Schiffsschnabel) hervor, auch wohl die reiche
Spende von Glück (Füllhorn u. dgl.) und die Begünstigung des Handels
(Caduceus); sie läuft oder fliegt, weil sie onversehens kommt,'**) andererseits
dreht sich das Glück wie eine Kugel") oder ein Rad.") Der Weltgang
ist von mannigfacher Art: Den Kühnen unterstützt Nike, ■*) welche meist
Flügel bat, damit man das überirdische Wesen ei^enne, vielleicht aber
auch weil die Siegesnachricht sich rasch verbreitet.^*) Als Botin trägt die
Göttin Roisestiefel*^) und loses dorisches Gewand, aus welchem bei der
Bewegung das eine Bein hervortritt.'*) Weil der Sieg unbeständig ist,
mag Nike wie Tyche auf einer Kugel stehen.") Man fasst Nike am liebsten
Eopf im Profil phot.; Etob mit Bogen in
Neapel : Phot, Soniiner.
') G. KöBTK, fiber Personifikationen psj-
chologiacfaer AfFelcte in d. apäteren Vaaen-
malerei. Berlin 1874.
>) Krpaeloakiistea Fans. 5, 19, 4; Gbr-
HARD. AV. T. 122 f.; B, 1877, 114 (vgl. AZ.
1884. 239); tSuaie Nspoläon T. 69, 2 (vgl.
MlLCHHepgR, Anfangs S. 77); beide am per-
gameniechen AIIat. Fnllor mit geetrBnbtfm
Haar oder entsetzter Miene, auf rOmischen
MOnzen: Cohkh, m6d. cons, XIX. Uoat. 2. 3.
') KypaeloHkaaten ; Vasen : üebbard,
PWEelgeatalten T. 2,5. 6; vgl. Paus. 5, 19, 1;
Philostr.jun. 10; a. Wimblbb. OGÄ. 1885,
87 ff. 7*ö«oF rf'enf Alcm. 151.
*) Schmidt, de Hymenaeo et TaloBio,
Diss. V. Kiel 1886; Stvsv. Roschers Lex. I,
280S f.; Philostratoe, im. 1, 1.
') Dioskorides Anthol. T, 407, 5.
■) Kekuli!, Hebe, Lpg. 1867; Prelleb-
RosEBT 1, 498 f.
') Scbale des Sosiae: Ant. Denkm. I 9.
") Znerst bei Sappbo 1. 18. 135.
') Schulz, A. 1839, 101 ff.; Roechers
Lex. 1,1503 ff.; vgl.Dio Chrys. or. 64; ÄnthoL
adesp. 428, 7; Hymnas auf Tyehe.
'") Galen, ngoiptm.i; fliegend: Aeechjl.
bei Stob. ed. pbja.; Hör. c. 3, 29, 53 f.; Laci&n.
Tim. 30.
") Auf einer solcben stehend: Galen, s.
0. 2; Orid. ei Pont« 2. 3, 56.
' ') Grab der Clandia 8«mne an der Ti*
Appia.
") Fb. Wiisblbb, Qber SlegesgStter und
-GSttinnen und deren Darstellung bei den
Alten, 1871 ; G. EiBSKairzKr, N. in der
Vasenmalerei, L Dorpat 1876; P. £happ, N.
in d. Vasenmalerei, Tübingen 1876; Hfioien:
IvHoor, Wiener onm. Ztach. 1871, 1 ff.
") Appian. Mithr. 66 ^ rc ritt] ....
ra/ü Äiitii]. Aai den raschen Siegealanf
bezieht Paeatoa (Paneg. XII 39 a. A.) die
Flöge!.
I") M. 2, 31 B; A. 8, 109 ff.; Bnap. 1 T. 3;
Möm. de la soo. imp. d'aroL de 8t P4L VI
1, 1 ff. T. 2.
") Nike des Paionios S. 641.
") Oft anf Ullnzen i. B. von Thessalo-
nike; Bad bei Nike: Turin Nr. 36 DOncBxi.
Kritik und Harmenenük. (§ 895.)
835
als personifizierte Siegesfeier. Sie reicht einen Eranz, bereitet das Opfer, »)
schmückt das Tropaion*) oder lenkt den Wagen des Siegers.») Als Ver-
kündigerin des Sieges war sie auf Samothrake dargestellt (S. 678) ; später
tritt sie diese Rolle samt der Posaune an Pheme (Fama) ab. Im Ge-
folge Nikes kommt Eirene,^) welche Wohlstand spendet und die Knaben
nährt. ^) Sie hat daher ein Füllhorn oder pflegt den knabenhaften Plutos.^)
Plutos ist ja ebenfalls ein persönlicher Gott, der in der Poesie blind ge-
dacht ist.') Den Kairos*) soll Lysippos mit nüchterner Symbolik aus-
gestattet haben (S. 650). Die Kehrseite des menschlichen Lebens gibt
einen reichen Vorrat von Ideen ab. Die Etrusker leihen den Dämonen
gewöhnlich die Lanze der Erinyen und Dikes Hammer und Schwert.^)
Thanatos^^) erscheint in doppelter Gestalt, als Einzelperson schrecklich,
in blutrotem Mantel mit scharfem Schwerte, wie ihn die „Alkestis^ schil-
dert (V. 74), dagegen freundlicher als Zwillingsbruder des Schlafes, eine
Auffassung, welche schon am Kypseloskasten vorkonmit, wo der schwarze
und der weisse Bruder in den Armen der Nyx ruhen. Beide haben von
der Nacht dunkle Flügel* 0 (Hypnos in der schönen Bronze von Perugia, **)
die Flügel eines Nachtvogels am Kopfe); Hypnos*') aber besitzt als Ab-
zeichen einen Stab oder ein Hom, womit er Schlaf verleiht, und den
Mohn, dessen Kömer einschläfern, ^*) während Thanatos auf die umgedrehte
erloschene Fackel sich stützt. In der vorpersischen Poesie und Kunst
tritt die Schreckensgestalt der Ker mit tierischen Eckzähnen auf.*^) End-
lich nimmt unter den düsteren Gottheiten Nemesis einen hohen Rang
ein; in Rhamnus freilich war die Tempelstatue des Agorakritos wie eine
olympische Göttin gestaltet.!^) Weil die Götter demjenigen zürnen, wel-
cher sich überhebt, muss man zur Abwendung der Nemesis in den Busen
spucken und so macht die Göttin selbst diese Gebärde. ^^) Später erhält
sie gewähltere Symbole, z. B. den Greif.^^) Ananke (Necessitas) wird in
der Kaiserzeit ebenfalls plastisch ausgestaltet.^^)
') 8. 639; Lajabd, rech, sor le culte de
Venus T. 8- 14; Brit. Mus. X T. 25 6; Boutl-
LOH 11147; Clarao T. 349; Wutckelmank,
mon. ined. p. CHI.
') Nike von Brescia schreibt auf einem
Schild (Phot. Brnckm. 299).
•) Nonn. Dion. 2, 701. — Venustypus
des Kopfes: 0. Jahk» Ber. d. sfiohs. Ges. 1861,
122; HsTDBMANV, Mitteil. S. 28 b.
*) y. Sybel, Roschers Lex. 1, 1221 f.,
2, 317 ff.; MiLANi, Rom. Mitt. 5, 92 ff.; S. 643.
<^) Eur. Bacch. 419 f.
*) Gruppe des Kephisodotos S. 643;
Fragm. ad. lyr. 89 B. tS yXvxeV sigaya, nXov-
rodoreiQu ßgotots.
') Geflügelt Eur. Meleag.fr. 13; Philostr.
im. 2, 27, 4; vgl. Eur. El. 948 f.
») Roschers Lex. 2, 898 f.
*) IvoHiBAia, mon. etr. I T. 25; ZofiOA,
bassir. 1, 39; Raoul-Roohbttb, mon. ined.
T. 35; Doppelbeil?: Gebhabd, Spiegel 1
21, 1.
*®) Lbssivo, wie die Alten den Tod ge-
bildet; J. Lbssino, de mortis apud veteres
figura,Bonn 1866 ; O.Adaioek, d. Darst. d. Todes
in d. griech. Kunst, Graz 1885; K. Robbbt,
Thanatos, 39. Berl. Winckelmannspr. u. arch.
Märchen S. 175 ff.; Ebsilia Cabtaki-Lova-
TBLLT, Thanatos, röm. Essays, Lpg.1891; Bbunn,
SitKungsber. der bayer. Akad. 1880, 185 ff.
") TibuD. 2, 1, 89.
") S. 700; Phot. Bruckm. 235.
*•) WiifKBFELD, Hypnos, Berlin u. Stuttg.
1886; Savbb, Roschers Lex. 1, 2848 ff.; bei
Endymion: Robbbt, Bild und Lied S. 50.
»*) Seren. Sammon. 24; Stat. silv. 5, 4, 18;
Sü. 10, 357 ff.
»») 11. ;P535 ff.; Hes. A. 144 ff. 195. 249 ff.;
Kypseloskasten ; Gbbhabd, Yasenbilder 3, 24.
50 (geflügelt).
»«) Paus. 1, 33, 2 (mit Apfelzweig).
»») SiTTL, Gebärden S. 801.
**) Auf Mflnzen der Antonine.
»•) Mit Urne: Hör. c. 3, 1, 16.
53*
836
EhuBBiBche Ennstarchäologie. IIL Angewandte Aroli&ologie.
Von der Nemesis gewinnen wir durch Dike (Dikaiosyne) *) den
Übergang zu den politischen Personifikationen. Dike ist den Griechen
die strafende Gerechtigkeit, weshalb sie Keule, Hammer oder Schwert
führt. ^) Das Schwert hängt an der Statue von Epidauros ruhig zur
Seite, wogegen Dike mit den anderen Strafwerkzeugen in der vorpersi-
schen Zeit die personifizierte hässliche Adikia bedroht. Die Demokraten
ziehen Demos und Demokratia vor, 8) welchen in Rom der Genius pub-
licus entsprach.^) Die Personifikation einzelner Städte und Länder^)
erfuhr dadurch besondere Begünstigung, dass die meisten eine Heroine
oder auch einen Heros verehrten, von welchem ihr Name angeblich her-
zuleiten war. Die offizielle Kunst benützte diese Vorstellung etwa seit
dem fünften Jahrhundert in ürkundenreliefs (S. 636), auf Münzen^) und
auch zu Statuen.^) In der Prozession des Ptolemaios Philadelphos er-
scheinen Stadtgöttinen mit Diadem und Kranz. ^) Kurz vorher war von
Eutychides der Typus der Stadttyche mit Mauerkrone und Ährenstrauss
geschaffen worden (S. 670). Später hat man oft Repräsentanten der be-
siegten Völker (S. 734 f.) und Figuren besiegter Städte ®) den Römern vor-
geführt. Interessante Länder wie Afrika und Arabia erhielten ihr stereo-
types Bild, z.B. jene Ähren und Elephantenkopf, '**) diese ein Kamel. ^^)
Roma selbst trat, wie es sich gebührt, aus der Menge hervor; denn die
Griechen, welche sie nach den Siegen der Römer zu verehren begannen,
glichen sie der Athena an, von welcher sie, was Einzelfiguren anlangt,
kaum zu unterscheiden ist, wenn äussere Zuthaten, z. B. die Wölfin am
Helm*«) oder die Weltkugel,**) fehlen. Ausserdem kollidiert mit Roma
die Virtus (Romana). Politische Personifikationen bedürfen, wie die ganze
Gattung überhaupt, fast unumgänglich erläuternder Inschriften, z. B. Eke-
cheiria.*^) Die römischen Kaisermünzen sind reich an solchen Frauenge-
stalten.*») Auch die litterarischen Personifikationen, wie Tragodia, i^) Ko-
^) PRELLBR-ROBEBT 1, 150 A. 2.
^) Keule: am Ey pseloskasten Paus. 5,
18, 1; Eur. Hipp. 1171; Hammer: Ampbora
von Caere, Nuove mem. 383 ff. T. 4 = Bau-
meisters Denkmäler 1300; Scbwert: Eurip.
Bacch. 992; Statue von Epidauros: Milch-
BÖFEB, Jahrb. 7, 208 ff. m. Abb.; Phot. Bruck-
mann 14 (von anderen für Aphrodite er-
klärt); ßovTvnei Const. Manass. am. 2, 11.
^) Malerei: Paus. 1,3,8; S.633; Statue des
Demos von Lysen: Paus. 1, 8, 5; Fried
LANDER- Sallet, M ünzksb. zu Berlin 2 Nr. 685 ff.
*) Es gab Darstellungen nach Ammian
20, 5, 10.
^) Auf Münzen: Eckhel, doch*, num
347—527, Nachträge Rnum. 1865, 165;
O. Schultz, d. Ortsgottheiten in d. griech. u.
röm. Kunst, Berlin 1889.
«) Z. B. Taras; Histiaia Rnum. 1865,
164 T. 7, 10; Lemnos: Imhoof, griechische
Münzen S. 6 T. 1, 8; Isthmos: Num. comm.
p. 14.
') In Athen Paus. 1, 18, 6; Ortygia mit
Leto's Kindern, von Skopas: Strab. 14, 640.
^) Athen. 5, 201 de.
») Ov. ex Pento 8, 4, 105; Quintil. 6, 3,
61 — Nola sedens: Silius 12, 168; Hrpata
heisst in einem Epigramm iyaQfjtpoQog Beb.
1, 120.
»0) Als Hut: Ba. 1891, 1, 880 ff.
^1) GoHBN, m^d. imp. II p. 50 Nr. 309
—12. 815-6; MiLLiH, gall. myth. 49, 873.
*') Wandgemälde im Pal. Barberini:
Körte, AZ. 1885, 80 T. 4; am Triumph-
bogen des Septimius Sevems: AZ. 1870, 85;
Wölfin, an der Büste des Louvre Nr. 468:
Clarac 1100, 2820 F; Phot Bruckm. 317.
*») In der Hand, Statue der Villa Me-
dicis: Phot. des röm. Inst. Über Roma Pa-
RisoTTi, Arch. d. r. soc. di storia patria 11,
59 ff.
*^) Den Iphitos bekränzend Paus. 5,
10, 10.
»*) Tölken, über die Darst der Vor-
sehung u. der Ewigkeit nach röm. Kaiser-
münzen, Berlin 1844; Grasfivs, de Con-
cordiae et Fidei imaginibus, Petersb. 1858;
s. Gohen's Register.
'^) Fronte comae torva Ovid. am. 3,
1, 12.
— ^
und Hermeneutik. (§396.) 837
modia, Poiesis und Mythos in der Apotheose Homers (S. 727) brauchen
Erläuterung. >)
Die Personifikationen nehmen nach dem Sturze des Heidentums er«
heblich zu, weil der Anthropomorphismus in die Gedankenwelt flüchtete.
Poesie, Rhetorik und Malerei wimmeln nun von Personifikationen aller
Art, z. B. der Berge, ') der Monate und Jahreszeiten, ^) der Nacht, des
Hades ^) u. s.w. Ihre Bewegungen haben einen tieferen Sinn, so dreht
in Miniaturen der Jordan den Israeliten den Rücken zu und das rote Meer
sieht sich nach Moses um, welcher es mit dem Stab zurückwinkt. Diese
Bilder hat die christliche Zeit mit selbständiger Symbolik, wenn auch
analog der alten, geschaffen und nichts berechtigt, darin an sich eine an-
tikisierende Mode zu finden.
396. Unter den übermenschlichen Wesen sondern sich für die An-
schauung diejenigen aus, welche durch die Mischbildung ihres Körpers
(von Flügeln sehen wir hier ab) auffallen.^) Man kann diese Wesen nicht
richtig beurteilen, wenn man Griechenland allein ins Auge fasst, weil sie
dort nicht entstanden sind, sondern, aus dem Oriente durch Bilderschmuck,
Märchen und Kultus eingeführt, ihren ursprünglichen Sinn vielfaltig ver-
ändert haben. Der Übersichtlichkeit halber ordnen wir diese Fabelwesen
nur nach ihrem Äusseren. Auf die eigentlichen Götter mit vielfachen
Gliedern ward bereits S. 812 hingewiesen; unter diesen fand nur der Kult
der vielbrüstigen ephesischen Artemis (S. 812) weitere Verbreitung, Mac-
robius ^) erklärt aber diese Figur für Isis. Nur durch Mangel an Propor-
tion fällt Priapos,^) der Gott von Lampsakos, auf; in den anständigen
Bildwerken der Kaiserzeit trägt er einen langen Ärmeltalar, den er vorn
aufnimmt, um Früchte und Trauben zu tragen. In den Gäi*ten ist er aus
einem Pfahl roh geschnitzt und droht nicht bloss mit Sichel oder Keule,
sondern auch mit dem vorgereckten Unterleib. Hermaphroditos®) ge-
hört als Sohn des Hermes und der Aphrodite eigentlich in die Mythologie,
wird aber in der Kunst mit den Satjrm zusammengestellt. Über die ein-
fachen Riesen ist nichts zu bemerken ausser dass die Giganten minde-
stens bis zum vierten Jahrhundert, wenn nicht bis zum pergamenischen
Altar (S. 679) als menschliche Krieger in Rüstung oder mit Tierfellen
dargestellt wurden.^) Geryones dagegen wird meistens mit drei Leibern
*) Pale beschrieben Philostr. im. 2, 22;
Paidia auf Vasen (z. 6. Stackelbbbg, Gräber
T. 29 = El. c^r. IV 62; Bnap. n. s. 1, 143);
Pannychis: Vase AZ. 1850, 239. Ohne Bei-
Bchrift kommt die Poiesis (nicht Techne,
vgl. DiLTHRT, B. 1869, 156) in einem Wand-
gemälde (Hblbig Nr. 1316-18 b) vor.
') Greg. Naz. epigr. 249 (auch nQiSyBs) ;
Himer. or. 20, 5; Nonn. Dion. 5, 355. 428;
Isid. Thessal. serm. IV c. 7 (Migne 139, 128 b);
Golgatha: Georg. Pisid. c. ined. 2, 1 Stemb.;
xoXfoyai Nonn. Dion. 5, 354. 438 = nitqai,
das. 5, 459.
*) Erumbacheb, byz. Litt. S. 363.
^) Zaerst Evang. Nicodem. 20; Tartaros
Greg. Naz. epigr. 246—8. Die Stande reitet:
Nonn. par. 4, 8 (33); Aither Georg. Pisid.
Heracl. 1, 13. — Fides mit Diadem: Pnid.
perist. 10, 352 ff.
^) Übersicht bei Lbbsgh in Schoms
Kunstblatt 1846 Nr. 26. 27.
•) Sat. 1, 20, 18.
7) Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1855, 234 ff.
u. Rhein. Jahrbb. 27, 45 ff. ; Stephani, CR.
1860, 32. 1861, 31 ff. zu T. 2, 4; Pbbller-
Robbbt 1, 737 A. 3. Rote Farbe: Hör. s. 1,
8, 5 ; Ovid. fast. 6, 333.
») S. 716; Tgl. Lucian. dial. d. 15, 1.
^) Köpf, de Gigantomachia, Dissert v.
Bonn 1883; V. Staib, de variis Gigantnm
formis in fabulis et arte Graecomm, Diss.
V. Halle 1884; Euhkebt, Roschers Lex. 1,
838
Klassisohe EuiiBtarcliäologie. III. Aagewftiidte Archäologie.
und oft auch geflügelt gedacht. 0 Typhon (Typhoeus) gleicht ihm in der
alten Kunst stark ; z. B. war er im Giebel eines Akropolistempels dreileibig
dargestellt.^) Hundertköpfig und feuerspeiend konnte man ihn nicht ab-
bilden;^) weil aber die verderblichen Fallwinde im Küstenmeer zischende
Laute wie Schlangen hervorbringen, umwanden ihn Schlangen.^) Der scharf-
sichtige Argos hat zuerst ein doppeltes Gesicht,^) bis es mehrere wagen,
an verschiedenen Stellen seines Körpers Augen anzubringen.^) Bei Poly-
phemos^) dagegen machte die Einäugigkeit Bedenken, wogegen man sich
resolut half, indem zu den zweien gewöhnlich ein drittes mitten auf der
Stime befindliches gefügt wird.») Der Fährmann Charon**) ist an den
attischen Lekythen^^) ganz menschlich, aber widerwärtig dargestellt. Später
wird er zu einem Dämon; mit den Schilderungen der römischen Dichter
korrespondieren besonders etruskische Darstellungen aus der Diadochen-
zeit, wo Charon Flügel, Schlangen und den Hanmier Dikes erhält. ^^)
Bei einer zweiten Gruppe besteht die tierische Zuthat nur in mehr
nebensächlichen Dingen, während der Körper im ganzen menschlich bleibt.
Am verbreitetsten sind die Homer, welche offenbar auf das babylonische
Abzeichen der Götter zurückgehen (S. 446). In sehr gemilderter Form
trägt sie Dionysos (Stier dionysos) in manchen Kulten (S. 813) ; ebenso
kommt bei Flussgöttem diese Eigentümlichkeit vor (S. 828). Im übrigen
aber behalten nur diejenigen fremden Götter und Dämonenbilder etwas
tierisches an sich, welche in Griechenland zu Spuk- und Schreckgestalten
herabgesunken sind. Weil die hohe Dichtung sie nur mit Auswahl nennt,
ist es besser, von den geläufigen Namen so viel als möglich abzusehen.
Wir finden erstens gehörnte männliche und weibliche Köpfe drohenden
oder höhnischen Blickes, ^2) zweitens männliche und weibliche Köpfe mit
Hauzähnen an den beiden Ecken des Mundes und einer dem Katzenge-
schlechte entlehnten Nase, mit welcher der runde Kopf harmoniert. Diese
Wesen wurden nach zwei Richtungen vermannigfaltigt, indem entweder
Schlangen die Haare vertretend den Schrecken erhöhten oder bloss die
1653 ff.; M. Mateb, Titanen n. Giganten,
BerUn 1887.
*) Dbbxlbb, RoBchers Lex. 1, 1637 f.;
Stesich. fr. 6, 5 ff.; Aesch. Ag. 870 (834);
Eur. Hercf. 423; Lucret. 5, 28; Hör. c. 2, 14,
7 ; Verg. Aen. 6, 289; Sil. 13, 201; Sen. Hercf.
232 (trimembris CIL. IV 2440; Hygin. fab.
30 p. 64, 21); tergäntiXog Arist. Achani.
1082; geflügelt an einer schwarzfigurigen
Vase, Gbbhard, AV. 105/6 = Roschers Lex.
1, 1631; ungeflügelt an der Eypseloslade
und auf archaischen Vasen (Gerhabd, AV.
104. 107/8); Statuetten aus Gypem und
Votivrelief von dort (S. 503).
2) Ath. Mitt. XIV T. 2/3; Eur. Hercf.
1271 f.
«) Hundertköpfig: Find. O. 4, 8; Dithy-
rambos bei Arist. Nub. 836; Feuer: Aesch.
Sept. 476 ff. Vgl. Hes. Theog. 820 ff.
'*) Auf archaischen Vasen: Mayeb, Ti-
tanen S. 275; Aeschyl. a. 0.; Aristopb. Nub.
336.
^) Aigimios bei Schol. Eur. Phoen. 1133;
schwarzfigurige Vase von Bomaizo: Ra. 3,
310 m. Abb.; unteritalische: finap. 8, 72 ff.
T. 4 (das eine Gesicht ist unbärtig).
*) Über Darstellungen s. die Litteratnr
unter lo; Pakofka, Argos Panoptes, Abh.
d. preuss. Akad. 1835, m. 5 T.
^) 0. Jahn, archftol. Beiträge S. 411 ff.
^) «Drei&ugig* : Artemidor. 1, 26 p. 28,
24 H. Über die Galateabilder: Jahn, archftol.
Beitr. S. 411 ff.; Holland, Lpg. Stnd. 7, 141 ff.;
Saueb (S. 727).
•) W. PüBTWiNOLEB, dcr reitende Cha-
ron, Pr. V. Eonstanz 1849; G. Kbüokb, Gh. u.
Thanatos, Pr. v. Charlottenburg 1866 m. 1 T.
") Mylonas, Beb. 1877, 83 ff.; Collio-
NON, catalogue zu Nr. 682; Bbnndobf, griech.
u. sie. Vas. T. 27, 1; Duvont, c^ramiques
T. 34. Greis: Eurip. Ale. 440.
<i) Roschers Lex. 1, 886 f.
i*) S. 576; Roschers Lex. 1, 1709 o.
^M
Kritik und Hermeneutik. (§ 396.)
889
Rundheit des Gesichtes und etwa die Nasenform von den gewöhnlichen
Menschengesichtern abweichen.^) In ganzer Figur pflegen diese Schreck-
gestalten zu laufen, d. h. zu fliegen und haben wiederholt auch wirkliche
Flügel.^) Die Litteratur bietet für die weiblichen die Namen Gorgonen,^)
Harpyien und Lamia,^) für die männlichen etwa Phobos und Deimos
(S. 834) ; das bekannte Schreckgesicht im besonderen heisst schon bei Homer
Gorgoneion.^) Neben diesen orientalischen Märchen geht eine Sage ein-
her, dass Medusa die Liebe Poseidons erweckte; dies schien die Vorstel-
lung schöner Jungfrauen zu ergeben.^) Nun trat an die Stelle des Gor-
goneions das schöne Medusenhaupt, ^) welches dekorativ verwendet wird.
Die Haare sind selbst Schlangenleiber oder mit solchen durchknotet;
würden diese fehlen, so bliebe eine einfache Frauenmaske übrig; möglich
wäre es, dass Medusa dann durch Flügel^) oder die toten Augen zu er-
kennen wäre („Medusa^ Ludovisi),^) indes wird in letzteren Bildern vrie
in Schlüters Masken eher eine Eünsüerlaune zu finden sein. Mit den Gor-
gonen gehören die schlangenhaarigen Erinyen zusammen, ^o) Satyrn und
Silene sind nur durch das Yerschönerungswerk der Künstler in diese Reihe
gekommen, folglich besser in die folgende Gruppe zu stellen. Es ist ja
nun Zeit, zu den eigentlichen Mischwesen überzugehen, die wir vom archäo-
logischen Standpunkte behandeln müssen.
Stiermänner und Mannsstiere sind im Mythus ungleich verteilt;
einen Stierkopf hat Minotauros, ^ ^) dagegen ein bärtiges Gesicht und ein
Stierleib zeichnen eine Anzahl der griechischen Flussgötter aus, welche
man „Acheron^ zu benennen pflegt. Es ist möglich, dass sich auch Dio-
nysosbilder darunter befinden. Einzelne gehörnte Köpfe sind nicht selten, i')
Der Mannslöwe fehlt, dafür tritt der unter den Ramessiden (S. 458) auf-
gekommene Frauenlöwe, die Sphinx ein;^^) wie im Orient, hat sie häufig
Flügel.**) Seit dem Perserkrieg verlieren sich die orientalischen Formen
und es bleibt ein schöner, wohlfrisierter Frauenkopf auf dem schlanken
Leibe einer Löwin, da man gefährliche Courtisanen damit vergleicht.*^) Der
Löwenmann (mit Löwenkopf) ist am Kypseloskasten als Phobos bezeich-
') Hieroglyphe der Hethiter: Tr. s. b. a.
VII T. 3; Elekta-onmünze: Roschers Lex.
1,1708.
') Vier Flflgel: männlicher Dämon, der
zwei WasservOgel hält, auf Teller von Ea-
miros, Jhst. T. 6.
*) J. Six, de Gorgone, Amsterdam 1885,
m. 4 T.; Gädbghens, Hall. Enoykl. I, 74,
387 ff.; FuBTWAMeLEB, Roschers Lex. 1,
1701 ff.
*) Lamia wetzt ihre Haner im Volks-
märchen (Hahit, griech. n. alb. Märchen 2,
181).
*) IL E 741 = Od. X 634.
«) Pindar. Pyth. 12, 6 ff.
^) Leybzow, ttber die Entwicklung des
Gorgonenideals in der Poesie n. bild. Kunst
d. Alten, Abh. d. preuss. Akad. 1832, m. 5 T.;
R. Gaoeghbks, d. Medusenhaupt y. Blariacum,
Bonn 1874, m. 1 T.; Bbuvn, Verb, der Phil.-
Vers. zu Dessau 1885 u. Westermanns Mo-
natshefte 1885, Dez.; Hblbio, Rendiconti
deU' accad. d. lincei VI 2, 342 ff.
') Z. B. auf rhodischer Münze (Miohnist,
descr. III 162,418); Medusa Rondanini in
München : Pbot. Bmokm. 239 ; Wolters
1597; ähnlich in Köln: das. 1598.
») Phot. Bruckm. 238; Woltkbs 1419.
Nach Helbio a. 0. ist sie eine Erinys.
^^) Dirke ixi^dt^oxo/Äog Nonn. Dion. 8, 239.
^*) Statue im Vatikan: Phot.; Helbio I
Nr. 180; s. die Litteratur unter «Theseus";
Bronzerelief von Perugia: Wolters 175.
^') Woltkbs 56. 169; an Bronzeschilden
von Cometo.
'>) MiLCBHöFEB, Ath. Mitt. 4, 45 ff.
*0 Sphinx von Spata (S. 540); Münzen
von Ghios; Eurip. Phoen. 806. 1019. 1042,
vgl. 809. 1027.
*») Stephaiti, Nimbus 8. 79 u. GR. 1863.
152.
840
ElasBiBche EanBiarchäologie. HE. Angewandte Aroli&ologie.
net.^) Häufiger kommen die Pferdemänner in der doppelten Gestalt
vor, welche man im Orient findet (S. 447). An den menschlichen Leib
ist hinten am Kreuz ein Pferderumpf angestückelt: Diese Darstellung der
Kentauren,*) welche Homer Pheres nennt, herrscht in der vorpersischen
Kunst. ^) Hiebei kommen kleinere Varianten vor;*) nicht selten sind die
Kentauren ithyphallisch. Später sucht man die beiden Leiber harmonischer
zu verbinden, indem man den menschlichen Bestandteil auf die obere
Hälfte des Körpers beschränkt.^) Von der Chironsage geht eine freund-
lichere Auffassung der Kentauren aus, welche ihnen ein regelrechtes Fa-
milienleben mit Frau und Kindern derselben Rasse zuschreibt, was zuerst
Zeuxis darstellte (S. 632). Der einfacheren Form der Pferdemänner mit
Pferdebeinen, Schweif und Ohren pflegen wir den Namen Silene oder
Satyrn®) zu geben. Sie hausen nach der ursprünglichen Volkssage auf
den Bergen und in den Wäldern, wie die Nymphen, und verüben allerlei
Unfug; ausgeprägt ist ihr ithyphallischer Charakter. Indem aber die Si-
lene und Satjrm in die Dionysossage hineinkommen, werden sie sozusagen
von der Kultur beleckt. Die Pferdebeine machen menschlichen Platz, der
Schweif reduziert sich auf ein Schwänzchen. Abgesehen vom Phallos,
drückt jetzt der Kopf die tierischen Eigenschaften der Saiym aus: spitze
Ohren, vom Pferde oder Schwein'') hergenommen, eine platte aufstehendt«
Ziegenbocknase ^) (in welcher Form die Physiognomiker Sinnlichkeit aus-
gesprochen fanden) und noch manches andere') verbanden sich mit bak-
chischen Kennzeichen, aufgedunsenen Wangen, rotem Oesieht und Bart^®)
und Epheu- oder Rebenkranz. Die Alter sonderten sich in Knabenalter
(Satyriskos),^^) Jünglingszeit (Satyr), gereiftes Alter (Silen, Marsyas) und
Greisenalter (Papposilenos).^*) Die Satjrm stecken voll Leben und Unruhe,*^)
voll Lüsternheit und Feigheit; die Silene halten sich an den Wein, der
mit der Zeit schon ihren Leib aufgetrieben hat, und bedürfen oft jüngerer
Stütze **) oder eines Lasttieres, um sich vorwärts bewegen zu können ; Si-
len verlegt sich auch auf die Pflege des kleinen Dionysos. ^^) Harmlos sind
') Paus. 5, 19, 4; kappadokiscbes Re-
lief: Perbot, explor. de la Galatie T. 48 M.;
etruskische Vase : Mns^e Napol. III. T. 59, 4.
^) Sauer, Röschere Lex. 2, 1074 ff.; in
der Vasenmalerei: Golyin, Jhst. 1, 107 ff.
') Am Eypseloskasten (Paus. 5, 19, 7);
Vasen (z. B. fran^oisvase; Colliqnon, catal.
zu Nr. 328. 512; AZ. 1883 T. 10); Bronze-
und Terrakottafiguren: Ross, arcb. Aufs. I
T. 6; M II 29 u. ö.
*) PferdefQsse an den menschlichen
Beinen: A. 1863 T. E. — Mit heraushängender
Zunge, rohe Figuren aus Cypem: Jahrb. d.
prcuss. Kunsts. 1889 Sp. VI; Ra. III 11, 81.
^) Z. B. im olympischen Westgiebel und
im I<Vies von Assos.
*) Quaranta, la mitologia di Sileno
illusir.; Fubtwänoler, A. 49, 232 ff. u. d.
Satyr aus Pergamon, 40. Berl. Winckel-
mannspr.; Bulle, d. Silene in d. arch. Kunst
d. Griechen, München 1898; Sittl, Würz-
burger Antiken, zu T. 1.
n A. 1858, 318 A. 1.
") Lucian. deor. cono. 4.
») Hängende Drflsen (Kopf in der Villa
Albani); Bookswarzen am Halse: Kopf in
der Glyptothek Nr. 99; Haarb&schel an den
Schläfen: Jahrb. 1, 273, vgl. Aristot pby-
siogn. 8.
*°) Auf dem alexandrinischen Theater:
Dioskor. Anthol. 7, 707, 3.
*') Z. B. zwei flötende im Louvre: Wol-
ters 1501-2.
1^) Z. B. Maske abgeb. Hrlbio, Wand-
gem. Nr. 1749; Statue: Sybbl, Katalog 298.
»») Über ihre Tänze A. 1843. 268.
**) ZofiOA I T. 4; Museo Piodem. 4, 24;
Museo di Mant. 25; mit zweien: DAK. II 36.
422; von zwei Satyrn auf einem Fell ge-
tragen : Matz-Duhv II 79, 2325 ; Fba, misc
1, 98; vgl. Bbnndorf u. Schöne, laterao. Mus.
S. 253; Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1869, 37.
*^) Gruppe in Paris: Phot. Bmckm. 64.
und Hermeneutik. (§ 396.)
841
aber diese Falstaffe nicht; ein hämischer Zug spielt um ihren Mund und ihr
Blick deutet Reizbarkeit an. Nach der gröberen Auffassung, die auch im
Satyrspiel beibehalten wurde, sind diese Qesellen am ganzen Rumpfe be-
haart ; die Behaarung weicht dann auf die Brust ^) und verschwindet ganz.
In dem Masse als sie weicht, beschäftigt man sich mit der Kleidung des
Satyrgeschlechtes ; es erhält aus dem dionysischen Kult eine Tierhaut^) und
führt Thyrsos und Tamburin.*) Praxiteles verschönert die jugendlichen
Satyrn so sehr, dass sie schöne Jünglinge werden, an denen die kleinen
Residuen tierischer Natur fast wie Schönheitspflästerchen wirken, ^) manch-
mal verschwindet das Schwänzchen ganz.^) Zum Satyr kommt nun ausser
dem jungen Satyr (Satyriskos) die Satyrfrau (Satyra).'') Satyrn und Mae-
naden stellt man, von Dionysos abgesondert, gewöhnlich bei der Wein-
lese^) oder einem Winzerfeste dar; dieMaenade^) entspricht wohl in der
Kleidung dem Dionysos und seinen Begleitern hat aber nichts tierisches
an sich. Wegen des Satyrspiels fügen die Yasenmaler oft Satyrn in he-
roische und selbst Genre-Szenen ^^) als komisches Element ein. Marsyas^^
sondert sich von dieser heiteren Schaar durch sein tragisches Ende ab.
In der Kaiserzeit sinken die Satyrn wieder zu Waldteufeln herab, werden
mit den Panen verwechselt^') und erhalten bald dies bald jenes unnatürliche
Abzeichen.!*) Der Mannswidder fehlt, der Widdermann dagegen heisst
Zeus Ammon.!^) Der ziegenfüssige Pan, der auch Ziegenhömer hat und
im Gesicht**) an einen Bock erinnert, kommt sogar im Kultus vor; er er*
scheint als Hii-te mit der Syrinx *«) und gesellt sich mit der Zeit Panweib-
<5hen und Panisken zu.*') Mit ihm kämpft Eros.*®) Doch erscheint Pan
zuweilen ganz menschlich gebildet*^) oder nur mit Hörnchen und etwa
auch ziegenohrig.*»^) Die arkadische Fichte ist ihm geheiligt, ^i) Der hasen-
*) Ordinäre Silenbfiste: Phot. Bruckm.
198.
2) Mabtha, catalogue Nr. 663.
^) Löwenhaut: Wblokbr, alte Denkm.
2, 124; Verz. d. Würzb. Antikensamml. 1, 12,
3; anxToy digfia Nonn. Dion. 11, 353.
*) Nonn. Dion. 11, 125.
^) S. 644; IndovisiBcher Satyr mit Binde
und Traubenkranz, Phot. Bruckm. 376; halb
einnickend, Bronze von Herculaneum : Beliogr.
Bavet.
•) Hblbio, AZ. 22, 168.
') Benfdorf u. Sch6nb, lateran. Museum
S. 86; WiESBLEB, weibliche Satyrn u. Pane
in d. Kunst d. Griechen u. Kömer, Gott. Gel.
Nachr. 1890 S. 385 ff.
") An einem Silberbecher Anacreont.
3, 12 ff.
») Rapp, Rhein. Mus. N. F. 27, 581 ff.;
Fell, Schlangen im Haar (Eur. Bacch. 103 f.;
Hör. c. 2, 19, 19 f.) und als Gürtel (Eur. a.
0. 696, vgl. Catull. 64, 258); sie sind auf
Löwen gelagert: Nonn. Dion. 11, 127.
^^) Fboehvbb, notice p. 103 ff. u. les
mus^es de France S. 13, 2 zu T. 3.
**) Stbphaki, Bull. hist.-phil. de TAcad.
II 269 = Mal. gr^corom. 1, 539.
>«) Lucret. 4, 580; Horat. c. 2, 19,4;
Anth. Planud. 1, 15 u. ö.; daher Pan mit
rotem Gesicht: Verg. ecl. 10, 27; Sil. 13, 332.
") Homer: CR. 1874, 66 ff.; Nonn. Dion.
10, 209. 11, 352; Widderhömer: 0. Jahn,
Lauersf orter Phalerae S. 10 ff.; geflügelt:
Benndobf u. Schöne a. 0. S. 305.
'*) Lepsius, Ztsch. f. äg. Spr. 1877, 8 ff.;
OvERBBCK II 1, 273 ff. Über Satyrn mit
Widderhömem s. A. 13; weibliche Maske:
A. 1847, 222 ff. T. L (angeblich Arne).
**) Grotesk, im Vatikan: Phot. Bruckm.
199.
^•) Myrinos Anth. Pal. 7, 703, 3; Anth.
Plan. 1, 17, 2; Pektis und Flöten: Nonn.
Dion. 11, 124. Über Pan auf Nymphenreliefs
S. 826 .
*^) Über weibliche Pane Wieseleb (s.
A. 7); Panweibchen: Phot. Bruckm. 391;
Wolters 1508; Hblbio II Nr. 770; Pans-
herme mit Früchten, Kind auf der Schulter:
Phot., Deutung bezweifelt von Helbio I
Nr. 636.
»8) Bbukn, A. 1849, 370; Hblbio, Wand-
gemälde Nr. 404 -7 ; B. 1874, 89.
'») Pbblleb-Robebt 1, 74G A. 1.
«<') Helbio I Nr. 389.
«•) Nonn. Dion. 2, 85.
842
ElasBiflche KniiBtarchäologie. III. Angewandto Arohftologie.
köpfige Mann fehlt in der Mythologie der historischen Zeit, ^) ebenso der
pferdeköpfige.^) Die Schlange mit Männerkopf ist selten;^) mit Mädchen-
kopf ist sie eine späte Umbildung der Hydra (S. 717). Hingegen koDimen
häufig Männer mit Schlangenbeinen vor, deren Name für die ältere 2^it
nicht feststeht;^) später denkt man sich so den Typhon (S. 838) und die
Giganten. Um den Schrecken zu erhöhen, gehen die Schlangenleiber
wieder in drohend aufgesperrte Köpfe aus.*) Freundlicher sieht der könig-
liche Heros Kekrops aus.^) Das weibliche Gegenstück heisst Echidna ^}
oder Skylla.^) Mannsvögel kommen nur gelegentlich in dekorativen
Werken des orientalisierenden Stiles vor; häufiger sind die Frauenvögel,
welche die griechische Sage teils Harpyien,*) teils Sirenen *ö) nennt;
bei Homer sind die letzteren jedoch ganz menschlich gebildet, ^>) des-
gleichen haben die Harpyien oft vom Vogel nichts als Flügel. Die Varie-
täten der Frauenvögel beruhen auf dem Verhältnis von Frau und Vogel,
ob erstere nur den Kopf >^) oder auch Brust und Arme herleiht (wie am
sogenannten Harpyienmonument und an Werken freien Stiles), femer auf
der Zeichnung des Vogelleibes, welcher manchmal unnatürlich stilisiert ist
und ausnahmsweise von der Taube stammt.^') Ausserhalb Griechenlands
bedeuten jene Wundervögel zuweilen Seelen.*^) Im ägäischen Meere end-
lich lieferten die Seeleute den Dichtern und Künstlern ein reiches Mate-
rial, um Fischmenschen der verschiedensten Art zu ersinnen.**) Der Fisch-
mann heisst bei den Griechen Triton,'^) ist aber im ganzen Mittelmeer
bekannt; ^7) ebenso alt ist die Sage von den fischschwänzigen Meerfrauen, i^)
») MiLCHHÖFBB, AZ. 1882, 286; nord-
syrischer Cylinder: Lajabd, Mithra T. 29, 1.
^) Vgl. Milchhöfsb's Anfänge der grie-
chischen Kunst; litterarisch werden diese
Wesen nor in Indien erwähnt.
^) Reliefs: Fabbktti, inscr. S. 471;
Descr. de l'Egypte, Antiq. V 69 Nr. 11; [Mu-
BATOBi, thes. inscr. p. 20 Nr. 4, ligorianiscb ;]
Lampe: Pabsebi, lucemae ITI 70.
*) Z. B. Vase: Micali, mon. ined. T. 37,
2 = DAK. II Nr. 850; Spiegel: Gbbhabd,
Spiegel I T. 30, 1 (mit Strahlenkranz).
^) Giganten in Pergamon; Naev. fr. 20
B.; Nonn. Dion. 1, 80. 178; Typhon Nonn.
Dion. 1, 158 ff.
<) Stephani, GR. 1872, 48 ff.; athenisches
Thonrelief: Woltebs 140; Citate des 5. Jahr-
hunderts: RoschersLex. 2, 1019. Ganz mensch-
lich auf athenischen Vasen M. 1, 10; CR.
1872 T. 1, vgl. Philoch. fr. 10. — Jüngling:
Stele von Bologna, Zannoni 44, 2 (Woltebs
171).
7) Hes. Th. 300. Am amykläischen
Thron war ein Paar von Schlangenmenschen.
8) A. 29, 220 ff T. FG. M. III 52. 53.
^) LuTNEs A. 1845, 1 ff.; Gebqüand, Ra.
n. s. 2, 18 ff.; Jahn, arch. Beitr. S. 101 f.; Jhst.
13, 103 ff.; Engblmann, Roschers Lex. 1,
1846 f.
»<') Bbunet, Ra. 1853, 736 ff.; G. Kast-
neb, les Sir^nes, Paris m. 11 T.; H. Schba-
DEB, d.s., Berlin 1868; Stephani, CR. 1866,
81 ff. 1880, 80 ff.; Boltb, de mon. ad Odys-
seam pert. S. 25 ff.; an Grabsteinen mit der
Totenklage beschäftigt: Fbibdlakdbb, de
sepulcralibus anaglyphis p. 32 ff.; STSPHAin,
CR. 1866, 50 ff.; Collionon, catal. zu 344.
* *) Ebenso an etruskischen Urnen (Bbuitk,
ume I T. 90 ff.).
^') Harpyien: Lakobebit, Flttgelgeetalten
S. 46 f. ; eirunder Leib ohne Schweif am
Harpyienmonument in Xanthos und einer
Alabasterschale von Naukratis (ArchAol. Ges.
1894, Febr.).
>") Terrakotten aus Rhodos: AA. 1865, 9.
>') In Ägypten (S. 438); Wandgemälde
von Caere.
^^) 0. Jahn, Ber. d. aächs. Ges. 1854,
169 ff. 186 ff.; Bbunn, griechische (rötter-
ideale S. 68 ff.
*®) F. R. Dbbsslbb, Triton u. d. Tritonen
in der Litt. u. Kunst d. Grriechen u. Römer,
I. Pr. V. Würzen 1892 ; 0. Rossbacb, griech.
Antiken S. 40 ff.; J. Esohbb, Triton u. seine
Bekämpfung durch Herakles, Dias. v. Lpg.
1890. Triton hat die weiten Nüstern des
Tauchers (vgl. Ross, Tnselr. 2, 108).
'^) Z. B. am Fries von Assos, in Perugia
(Woltebs 173) und Bologna (Zaknoni 44, 2 ;
Woltebs 171).
**) Rundiigur von Perugia: Woltebs 186.
Kritik und Hermeneutik. (§ 397.)
843
welche die zweite Erscheinungsform der Nereiden sind.*) Durch figuren-
reiche Darstellungen der Anadyomene, des Zuges der Nereiden zu Achil-
leus (S. 825), vielleicht auch der Hochzeit Poseidons^) gewinnt der Ge-
danke eines Meerthiasos, welchem ohnehin die ein Schiff begleitende Schaai*
hüpfender Delphine zum Vorbild dienen konnte, Boden. Die Göttinen
und die schönen Nereiden werden auf dem Rücken von Tritonen, ») Meer-
kentauren, ^) Delphinen, Seepferden (Hippokampen), -löwen,*) -panthern,
-greifen und -drachen dahin getragen ;<^) die Musik machen die Tritone
auf grossen, gewundenen Muscheln.^) So kommt in die Meerwesen ein
gewisser ekstatischer Zug, der in Blick und Haltung des Kopfes ausge-
drückt ist;^) äusserlich aber deuten Algen und Flechten, die einen Teil
des Leibes überziehen,^) ihren Aufenthaltsort an.
Unter dem Einflüsse orientalischer Spekulation werden auch Personi^
fikationen aus verschiedenen Wesen zusanmiengesetzt, z. B. der Gott
Aion.««)
397. Schliesslich ist auch noch über die Untiere und- Ungeheuer
der alten Sage einiges zu bemerken. Diese Schar wechselt in den schon
zur mykenischen Zeit auf den Inselsteinen (S. 475) nachweisbaren Mär-
chen unaufhörlich ihre Gestalt wie die Märchen selbst ; gelegentlich finden
wir geflügelte Schlangen, Schweine und Löwen, * *) geflügelte und gehörnte
Panther,»*) Schlangen mit Hörnern**) und Widderköpfen,»*) Ziegen mit
Schlange als Schweif ^•'^) und manch' ärgeres Mixtumcompositum, dem ein
passender Name fehlt. »^) Der Tragelaphos und der Hippalektryon »^) wurden
durch die asiatischen Teppiche verbreitet und nicht minder das Einhorn,
welches nur einem Missverständnis altorientalischer Stierbilder seinen Ur-
sprung verdankt. ^^) Der Vogel Phoenix ist durch ägyptische Sagen be-
») Vgl. Beunbt, Ba. 1853, 736 ff.; Ne-
reide grün und in zwei Schlangen auslaufend :
Val. Fl. 6. 40 ff. Letzteres scheint von Skylla
entlehnt (S. 842).
') S. das angeblich skopasische (S. 649)
Münchner Relief.
») Nonn. Dion. 1, 59. 6. 293.
«) Im Vatikan: Phot. Bruckm. 139; Hil-
Bio I Nr. 178; Seekentaurin, an der kapito-
linischen Tensa: Helbig I 548.
") Nonn. Dion. 6, 263.
«) Eine reiche Beispielsammlung geben
die monumenti di Perugia von Conestabilb;
Aphrodite: das. T. 3—14; Mosaik Giom. d.
scavi di Pomp. n. s. 2, 42; Ciste M. VI VII
T. 63; Nonn. Dion. 1, 59; Claudian. nnpt. Hon.
37; Sidon. carm. 8, 34 ff.; verhüllte Gestalt:
Stuckrelief, M. VI/VII T. 43 d 3. Verschie-
dene neue Seenngeheuer finden wir in den
kampanischen Wandgemälden (z. B. MB. 10,
8. 19).
^) Nonn. Dion. 1, 62. 6. 275.
") Maffbi, Verona ill. I p. V; Millin,
gall. myth. 49, 303; Gonzb, Gott. Gel. Anz.
1866, 1138 ff.; Bbukn, Sitzungsher. d. hayer.
Ak. 1879 II S. 8. — S. auch Tölken, üher
d. symholische Personifikation der Meeres-
stille in plastischer Darst., Berliner Kunst-
blatt 1828, 8 ff.
') Im Konservatorenpalast: Phot.; Bronze-
bfiste in London: Phot. Bruckm. 138; bärtig
mit Hörnern im Vatikan: das. 136; angeb-
liche Statue mit sehr grossen Ohren im Va-
tikan: das. 137.
^^) ZofiOA, Abhandl. S. 187 ff.; DAK. 2,
967; Baumeisters Denkm. S. 32; frugifer
Amob. VI p. 86; Greis: Nonn. Dion. 7, 22 ff.
* ^) Schlangen: an Demeters Wagen, Nonn.
Dion. 6, 118 (Rjgveda 1, 182, 7); Schwein:
auf Münzen von Klazomenai; Löwe, Stein-
figur im Hügel von Poggio Gigella, B.
1841, 9.
**) Wobum marbles 11.
'') Auf Gypem: Ra. III 11, 80 m. Abb.;
s. die Geographen über C3rpoms Namen Ke-
^äffTBM, 'La; vgl. Nonn. Dion. 5, 164 f.
6, 192.
»*) DAK. 30, 337 c; Ath. Mitt. 8, 141.
'^) Vase: Micali, stör. 20, 1; pompejani-
sches Wandgemälde : Giom. d. scavi di Pomp,
n. s. U T. 4.
*•») S. 588.
^^) Skulpturen der Akropolis; Münchner
Vase Nr. 86; vgl. Roscheb, Lex. 1, 2663 ff.
'^) S. 452 f.; R. Bbown, the unicom,
London 1881.
844
ElasBiBche Kiuutarchäologie. in. Angewandte Archäologie.
kannte) Nur wenige Gestalten gewinnen ein wirklich poetischkünstle-
risches Leben. Hydra 2) und Kerberos*) erhalten durch die Dichter bis
zu 50 und 100 Köpfen; die Zeichner müssen sich mit weniger begnügen
und ziehen bei letzterem die Variante vor, er habe drei Köpfe,*) welche
Zahl auch bis auf zwei vermindert wird. 5) In den Heraklesmetopen von
Olympia hat er vielleicht nur einen Kopf. Statt des Schweifes bäumt
sich eine Schlange auf;^) die Schlangenhaare dagegen verbleiben dem poe-
tischen Apparat.') Mit dem Kerberos ist der Hund des Geryones ver-
wandt.^) In der Heraklessage hat der Hesperidendrache zuweilen zwei
oder drei Köpfe.®) Zur Bellerophonsage gehören das Flügelross Pega-
sos^^) und die Chimaira, welche nach dem bekannten homerischen Verse
aus Löwe, Ziege (natürlich der wilden!) und Schlange gemischt ist; man
muss sie zu den oben berührten abenteuerlichen Mischungen rechnen.^')
Schliesslich entspringt durch vielfaltig variierte Mittelstufen aus dem
ägyptischen Adlerlöwen (S. 458) der adlerköpfige geflügelte Löwe, welchen
wir vom griechischen Gryps Greif zu nennen pflegen. i*) Durch die Hy-
perboreersagen fällt auf ihn ein geheimnisvolles Licht; er wird, zumal
unter den Kaisem, Apollo (S. 817) und Abstraktionen (S. 835) beigegeben
und in der Dekoration Stiere niederreissend und mit Arimaspen kämpfend,
vielfaltig verwendet.
398. Die Götter und Untiere erschöpfen das Gebiet des Nicht- Wirk*
liehen und Nicht-Sichtbaren, für das der Künstler verständliche Formen
schaffen muss, nicht vollständig, denn es bleibt noch die Darstellung der
Seelen und der wunderbaren Vorgänge übrig. Die Geister der Verstor-
benen werden zwiespältig aufgefasst: Denen, die sie nicht fürchten, er-
scheinen sie als kleine geflügelte Wesen, einst als Vögel mit Menschen-
köpfen,'3) dann als kleine geflügelte Menschen'*) — Kriegern fehlen die
Flügel — , später ähnlich den Eroten.^*) Doch nicht immer behielt der
*) P. Cassbl, der Phoenix u. seine Aera,
Berlin 1879.
«) Welckbb, alte Denkm. 3, 357 f. T. 6;
Clem. Konitzeb, Herakles und die Hydra,
Breslau 1861; Furtwanolbb, Roschers Lex.
1, 2198 f. 2224. 2243; P. J. Mbibr, Athen.
Mitt. 10, 237 f. 322 f.; Studniczka das. 11,
61 f.; 0. RossBAOH, griech. Antiken S. 5 fif.
^) Auf Münzen von Etrurien (Ra. n. s.
38, 28 ff.), Elea in Epirus (Brit. M. T. 18, 11),
Cumae (Carblli T. 71, 23) und Eyzikos;
vgl. Ikmisch, Roschers Lex. 2, 1125 ff.
*) Soph. Trach. 1106; Hör. c. 2, 19, 31.
[3, 11, 20;] Ovid met. 10,21; Sen. Hercf.
784; Fulgent. myth. 1, 27; Tzetzes u. A.
^) Schwarzfigurige Vasen : Gebhabd, AV.
97; Inohibami, vasi fitt. 40. 136; Colliokon,
catal. 271.
«) Vgl. Tibull. 3, 4, 87; Sen. Hercf. 787.
•) [Hör. c. 3, 11, 17 f.;] Ovid. met. 10,
21 ; Sen. Hercf. 785 f.
^) Dreiköpfig z. B. an dem kyprischen
Geryonesrelief.
®) d'Hancabvillb III 94; db Witte,
cabinet Durand Nr. 310.
^^) B. TnoRLACirs, de Pegasi eqoi coe-
lestis mytho Graeco, Havniae 1819; Münz-
bild des Geldes von Korinth und seinen Ko-
lonien.
' ') Meistens wird sie als «Miss Verständ-
nis "^ erklärt, doch auf sehr verschiedene
Weise: CLSBiioirr-GAiiNBAU, J. asiat. 1878
S. XXin f. (imagerie phönicienne I. 1880)
(Löwe der einen Hirsch verschluckt); Milch-
BÖFEH, Anfänge der griech. Kunst S. 81 ff.
(Löwe vor einer Ziege oder Gazelle); Bbnk-
DOBF, Trysa S. 61 ff. m. Abb. (assyrischer
Fitigelstier).
'^) FübtwXnqlbb, Roschers Lex. 1, 1742ff.
'S) Wie in Ägypten, S. 433.
^*) Z. B. bei Darstellung der Seelenwfi-
gung in der Ilias und der des toten Patroklos ;
femer auf der „kyrenischen'* Vase, welche
angeblich E3rrene, thatsächlich aber Perse-
phone darstellt ; vgl. auch Cbusius, Roschers
Lex. 2, 1141 ff.
^^) Jahn, archäol. Beiträge S. 128 ff.;
PoTTiBB, ätude sur 1. löcythes p. 75 ff.
Kritik und Hermeneutik. (§ 398.)
845
Tod seine freundliche Qestalt. Die Verstorbenen, insoferne sie in der
Unterwelt keine Ruhe haben und die Überlebenden beunruhigen, also, la-
teinisch ausgedrückt, die Larven, Lemuren u. dgl. sind Skelette oder
Totenköpfe. 1) Diesen zwiespältigen Vorstellungen der Leute steht die
philosophische Idee der Seele gegenüber, welche man mit dem Schmetter-
ling vergleicht. Die personifiziei-te Psyche*) ist also ein Mädchen mit
Schmetterlingsflügeln; eine Art Leben, freilich nur symbolisch, gewinnt
sie im Verhältnis zu Eros, welcher sie brüderlich liebkost — dieses stellen
die in der Diadochenzeit erfundenen Gruppen von Amor und Psyche dar^)
— oder peinigt. Das Wunder an sich (in Einzelfiguren) tritt als Ver-
wandlung auf. Dieser Ideenkreis, welcher im alexandrinischen Zeit-
alter fleissig gepflegt wurde, ist in der Kunst meist nur anzudeuten. Ak-
taion z. B. hat in der selinuntischen Metope ein Hirschfell um ; die meisten
Zeichner lassen ihm nach dem Muster des Theaterkostüms Homer spriessen,
nach denen er auch wohl greift.*») Doch gab es antike Beminis, welche
der Übergang des Frauenleibes und Enabenkörpers in einen Strauch reizte,
und so finden wir die Daphne- und Ampelossage auch mit einer wirklichen
Verwandlung dargestellt.^) Indes begegnet hier auch ein alter Kunstgriff,
dass man nämlich den Lorbeer neben Daphne aufspriessen lässt, wie einst
die Tiere, in welche sich die mit Peleus ringende Thetis verwandelte,
neben ihr erschienen. <^) Da das Wunder meist in dem Eingreifen einer
höheren Macht besteht, sind alle Szenen hervorzuheben, in denen die Götter
sichtbar unter den Sterblichen erscheinen; nach homerischer und hesio-
discher Anschauung ist dies aber eine Gnade, die sie ihren Günstlingen
erweisen, so dass in alter Zeit schon ihr blosses Verweilen neben einem
Helden genügt, damit der Beschauer den göttlichen Schutz erkenne, z. B.
steht Athena oft hinter Herakles, während sie im Aeginetengiebel der
Griechenseite leicht zugekehrt ist. In der Diadochenzeit verwendet man
jedoch die zusehenden Götter viel freigebiger, ja sogar an Stelle blosser
Zuschauer. ') Schon viel früher waren kräftigere Ausdrucksweisen ersonnen
worden. Aus dem Volksglauben geht der Gedanke hervor, dass der Gott
schützend seine Hand über etwas hält, wie der Soldat den Schild über
einen gefährdeten Kameraden.^) Zu einer geschlossenen Gruppe führt die
0 Olfsrs, Abh. d. preuss. Akad. 1830,
36; Stephani, CR. 1863, 249 ff.; Treu, de
ossium humanorain larvarumque apnd anti-
qnos imaginibus, Diss. v. Gott., Berlin 1874
u. AA. 1889, 106 f.; Rich. Hibsch, de ani-
mamm apud antiquos imaginibus, Lpg. 1889:
vgl. Petron. 34.
^) A. GoNZE, de Psyches imaginibns, Ber-
lin 1855; P. Pbiiibr, de Gupidine et Psyche,
Breslau 1875; Stbphami, CK. 1877, 160 ff.;
M. CoLLioNON, essai sur les mon. grecs et
rom. relatifs au mythe de Psyche, Paris 1877;
Wolters, AZ. 1884, 1 ff.; FurtwXkoleb, Jahrb.
3, 73 f., Samml. Sabouroff zu T. 135 u. Ro-
schers Lex. 1, 1370 f.
^) s. A. 2; Gruppe auf dem Kapitel (Phot.
Bruokm. 375).
*) Es scheint noch eine dritte Vorstel-
lung gegeben zu haben, nämlich Hirsch mit
menschlichem Haupt (Nonn. D. 5, 527 ff.).
^) Daphne: Statue in der Villa Borghese:
Clarac 540 b, 966 c; vgl. Braun, Ra. 2, 683;
in Wandgemälden (Hblbio 206 ff.) nur an-
gedeutet; Verwandlung der Heliaden: Phi-
lostr. im. 1, 11; vgl. Roschers Lex. 1, 1984;
Ampelos?: Gruppe in London (S. 821, 4).
«) OvBEBBOK, Gallerie T. 7. 8.
') S. 668; L. Bloch, d. zuschauenden
Götter in den rotfigurigen Vasengemälden
des malerischen Stils, München 1888; vgl.
Nonn. Dion. 5, 296 ff.
*) SiTTL, Gebärden S. 319 ff.
846
KuBstaröhäologie. HI. Angewandte Archäologie.
Auflegung einer Hand, ^) welche schon ganz vertrauliche Gestalt annimmt. ')
Besonders bezeichnend ist die Berührung bei den Heilgöttem.') Mütter^
liehen Gottheiten gegenüber kann der Beschützte zum Kinde werden, wie
z. B. der Pharao auf Isis' Enieen sitzt oder von ihr gesäugt wird. Dieser
orientalische Gedanke^) ist zu Ehren des Alkibiades nach Griechenland
verpflanzt worden.^) Dortselbst jedoch ist die Bekränzung mit einem
Laubkranz oder einer Stimbinde heimisch.®) Manchmal kränzt eine der
hohen Gottheiten ihren Liebling;^) wenn eine Liebesangelegenheit vor-
liegt, reicht ein Eros die Auszeichnung oder Eroten umschwärmen die
Szene. ^) Gewöhnlich jedoch erscheint Nike (S. 834), und zwar oft nicht
den Figuren ebenbürtig, sondern verkleinert in der Luft schwebend.^) Dem
Regenten lenkt sie den Triumphwagen; *°) Fortuna reicht ihrem Liebling^
das Füllhorn. ^ ^) Im Kriege kämpfen Götter und Heroen leibhaftig mit.^*) Man-
chen personifizierten Gottheiten, wie den Erinyen (S. 832), denEUeithyien,^')
dem Schlafgott (S. 835) und den Leidenschaften eignen gewisse Bewegungen,
welche mit ihrer Symbolik zusammenhängen. ^^) Eroten schweben wie Nike
in der Luft (oft eine Siegerbinde haltend), umarmen Frauen, setzen sich
ihnen auf den Schoss oder auf den Arm, helfen bei der Toilette, schieben
die Zögernden vorwärts, weisen auf den Gegenstand ihrer Wünsche u. dgl.**)
Peitho handelt zurückhaltender. Dagegen wirkt der volle Anthropomor-
phismus in dem Willen des Götterkönigs, denn auch dieser abstrakte Begrifi
findet seinen sinnfälligen Ausdruck. Hie und da wohnt Zeus persönlich
einer Handlung bei (z. B. in der Sage vom ParisurteU). Häufiger jedoch
vertritt sein Herold Hermes die Stelle des Weltherrschers, namentlich
wenn es irgend einen Weg zu weisen gilt ; z. B. führt er die Göttinen zu
Paris und leitet Herakles nach den nahen und fernen Stätten seiner
Heldenthaten.
399. Dieser Abschnitt ist wegen der Entwicklungsgeschichte unserer
Wissenschaft vorangestellt worden. Systematisch dagegen gehört vor den-
selben die einfache Kunstsprache, welche ihre eigene Grammatik hat.
Ohne die Ähnlichkeiten übertreiben zu wollen, kann man doch viele Ana-
logien mit der Sprache feststellen; wir müssen wiederholen, dass die
Exegese auf eine Umsetzung des Bildes in Worte hinausläuft. Die dar-
gestellten Personen entsprechen den Substantiven, und zwar den einfachen,
wenn sie kein charakteristisches Abzeichen an sich haben, welches mit
einem Attribut zu vergleichen ist. Jene Personen sind in einem Zustand
<) Das. S. 327 f.; z. B. Athenabei Hellas,
an der Dareiosvase; Aphrodite bei Paris
(Baumeisters Denkm. S. 1162).
') Eros nnd Paris: Baumeister 636.
») SiTTL a. 0. S. 323 f.
*) Z. B. Osee 11, 3.
^) S. 632; verallgemeinert in der Euro-
tropbos: Röscher, Lex. 2, 1628 ff.
^} Ebenso in der Dichtersprache z. B.
Eurip. Iph. T. 12 f. Suppl. 314 f.
') Z.B. Poseidon den Lysandros (Paus.
10, 9, 7).
") Z. B. plastisch: Raub einer Nymphe
durch einen Triton, im Vatikan.
•) Vgl. Tibull. 2, 5, 45,
'") Symmach. or. 1, 4.
^M Ammian. 22,9, 1.
^^) Giebel von Aigina; Marathonschlacht
in der Stoa Poikile.
*') Sie öffnen die Hand zur Geburt : Ro-
Sehers Lex. 1, 1220 f. ; Sittl, Gebärden S.
322 f.
^*) Gegen Lykurgos wird ein Treibstachel
erhoben (Körtb S. 23 ff.).
**) S. FuRTWiLN0LBB*8 Eros u. Spttl, Ge-
bärden S. 284 ff., 331 ff.
i
oder in einer unabhängigen Handlung begriffen (Subjekt und Verbum),
oder letztere erstreckt eich auf eine andere Person (Subjekt, Verbum,
Objekt). Den Adverbien und Präpositionalbestimmungen gleichen die An-
zeichen des Ortes, der Zeit und der Art und Weise. Figurenreichere
Bilder sind die Perioden der Kunst und ihre sog. Cyklen vollständige Er-
zählungen.
Über die Personen an sich bat der Ezeget nichts besonderes zu be-
merken; es handelt sich eben zunächst um Geschlecht und Alter, sowie
die gewöhnliche zeitgenössische Kleidung.') Ältere Leute pfiegen einen
Stock zu tragen, den sie im Stehen unter die Achsel stemmen.') Kleine
Kinder saugen am Finger.'') Sodann beginnt aber die Scheidung nach
Ständen. Über die fiötter ist bereits gehandelt. Die Heroen kennzeichnet
das Ritterpferd nur im KultuB;-*) daher sind beide Dioskuren^) beritten
und erscheinen ursprünglich wie einfache Ritter mit Speer und Hut (Pe-
tasoB oder Piloa) ; individuelle Abzeichen bekamen sie später durch die be-
kannten Sagen, nämlich den Palmzweig als Siegesbotschaft, weisse Pferde
und die Steme über dem Haupte, während die KegelhQte auf die Eierschalen
gedeutet wurden. Seit der Peisistratidenzeit erkennt man Heroen immer
häufiger an ihrer , idealen* Kleidung, indem sie nicht in der üblichen er-
scheinen, sondern sich auf Ghlamys oder Himation beschränken und über-
haupt gar kein Kleidungsstück notwendig haben. Herakles dagegen, der
ehemals in der einheimischen Sage ein Krieger wie die anderen gewesen
war, erhält nun ein eigenes Kostüm orientalischen Ursprungs, aus Löwen-
haut, Keule und Bogen bestehend; ^) dasselbe imputieren die Athener ihrem
Lieblingshelden Theseus.') Herakles wird zwar vielfältig wie ein Gott
aufgefasst; aber nicht idealisiert; im Gegenteil stellen manche seine Lei-
stungen zu dem unschönen Äusseren und der untersetzten Gestalt in Gegen-
satz.') Dichtersage und Volksmärchen oder Komödienwitz veranlassen
würdigere und ordinärere, düstere *) und heitere Darstellungen. Das Füll-
horn"*) erinnert an den Kampf mit Acheloos. Eine dritte Individualität,
allerdings zweiten Ranges ist der Arkadier Ankaios mit Bärenfell und
Doppelaxt. > ') Die Könige und ihre Frauen haben als Auszeichnung die
Binde im Haar") und das Scepter, welches oft ein Adler bekrönt.'^) Die
„Weltherrscher' legen sich die Erdkugel bei >*) und den Strahlen-
') Ea w&re kBiim nOtig gewesen, die
Worte . Man tet Jüngling* xmd ^MsiitelgTeie*
zn schaffen.
') Z. B. WoLTKRO 20. 21. 46.
') Dieser TfpiiB ist ägyptisch und alt-
griechisch (Ath. Mitt. 2, 297).
*) Dekikev. Röschere Lex. 1, 2582 f.
*)FcBTwinoLES, RoBchersLex. 1, 1173 ff.
Hauptstelle Luciau. dial. deor. 26, 1 (Poly
deukea erkennt man als Fauetk&mpfer).
*) Megakleidea (bei Ath. 12, 512 fj be-
obachtet«, dasB er bei Homer tind Xanthos Ho-
plit sei, b«i Steeichoros aber schon die ge-
wChDliche Tracht habe; andere schreiben die
PrioritAt dem Panyasis zu. Tgl. Ober die
Typen FcrtwInolbb, Röschen Lex. 1, 2135 ff.
') Stbfbahi, der Kampf zwischen The-
sena and Minotanroe 8. 45 ff.
") Pindar lethm. 3, 68 ö»^töe nif idio-
9ai xai f^ogipäy ßgaxvs; hftsalicb in dem
Giebelrelief der Akropolis |S. 541); enonn
breite Brust und breiter Nacken: Viü. Flacc.
2, 490 ff.
*) S. noch Prodeni perist. 10. 283.
1°) PuBTwiaoLBB B. 0. 2186 ff.
") J«BN, B. 1846, 131; Ber. d. sacfaa.
Ges. 1848 II 126; A. 40, 324; CR. 1867, 58 ff.,
'*) SiTTL a.0. S. 48 ff.
848
KlaasiBche Kmuitarohftologie. HL Angewandte Aroliäologie.
kränz, 0 von welchem die später übliche Form der Krone stammt. Unter den
Kaisern werden die Julier individualisiert ; Venus gibt ihnen Eros bei ^)
und über der Stirne Cäsars wird ein Stern abgebildet.^) Den Priester
kennzeichnet ebenfalls die Binde, welche das lange Haar umgibt; aus-
nahmsweise ist auf dem Stabe der Adler durch ein Tempelchen ersetzt.^)
Die Priesterin führt den dieterichartigen Tempelschlüssel in der Hand.^)
Die eigentliche Amtstracht der verschiedenen Arten von Gottesdienerinen
sollten uns die „Antiquitäten'' lehren.^) Die Maenaden (S. 821) müssen
wir aber wegen ihres häufigen Vorkommens auch hier erwähnen; sie
stürmen oder tanzen daher mit dem Thyrsos oder auch Tieren in der
Hand, mit Fellen umgürtet, das gelöste Haar im Winde flatternd, wäh-
rend der zurückgeworfene Kopf die bakchantische Ekstase ausdrückt. '')
Zu den Schützlingen der Gottheit gehören auch die Teilnehmer an den
Agonen der Feste. Die Athleten freilich legen alle Kleider ab, weshalb
sie als Sieger nur mit der Binde ^) oder dem Siegessymbole (Apfel, Zweig)
in der Hand auftreten. Auf die Unbequemlichkeiten der Athletik wird
nur manchmal hingedeutet; Faustkämpfer haben zerschlagene Ohren.^)
Die Knöchelringe ^^) scheinen ein orthopädisches Mittel gewesen zu sein,
welches jedoch nicht bloss für den Läufer, sondern auch für den Soldaten
passt; die Statue des Museo Boncompagni wird aber wohl den schnellen
Achilleus, nicht Ares darstellen. ^>) Analog ist die Infibulation Athleten,
Schauspielern und Sängern gemeinsam. ^>) Die Wagenlenker dagegen
tragen herkömmlicherweise einen Talar mit oder ohne Ärmel, manchmal
durch Kreuzbänder zusammengehalten.^^) Die Kitharöden haben das lange
faltige Frauengewand mit breitem Gürtel und gesticktem Einsatz, welches
von den Bildern des Apollon Musagetes her wohlbekannt ist. ^*) Schau-
spieler treten natürlich in dem entsprechenden Ornate auf. Den Dichter,
der manchen Sieg davon getragen, kennzeichnet wie den Sieger die Kopf-
binde ^^) oder mit Rücksicht auf die dionysischen Agone von Athen der
Epheukranz.i^') Die Plastik liebt aber, dem poetischen wie dem prosa-
») Serv. Verg. Aen. 3, 387. Das Vorbild
gaben die Diadochenbilder, den Anstoss viel-
leicbt die Vision des Vaters des Angustus
(Sueton. Aug. 94 p. 80, 5 Roth).
*) Augustus von Prima Porta; Julia:
Martial. 6, 13.
») Sueton. Jul. 88.
*) Bei Teiresias Wiener Vorlegebl. 1889
T. 9 6.
'*) AZ. 22, 152. 35, 18; vgl. Roschers Lex.
2,u. KleiduchoSf'OUyenxwel^ Verg. Aen. 7,418.
•) Bei athenischen Opfern Talar: Par-
thenonfries; Sybel, Katalog 153. 2130; Ber-
lin Nr. 945; Mysterienpriester von Eleu-
sis: Stbübe, Studien S. 26 ff.; TOpffeb, att.
Genealogien S. 46 f.; Kybelepriester mit corona
und occalms: Mabquardt, Staataverwalt. 4,
342; MoHKSBN, Ber. d. Sachs. Ges. 1850, 65.
199; Rheapriester: MomiSEN, inscr. regni
Neapel. 5204; Pythia: Heydbmanh, A. 1870,
224 ; tanzende Hierodulen mit einer Feder (?)
•Krone: Dütschkb, Bildwerke IV S. 2, z.
B. MB. 11,633,50. 14, 44.
') Vgl. Vergil. A. 7, 390 ff.
") Kranz und Wollbinde (Find. Isthm.
5 (4), 62).
») Vgl. Theoer. 20 (22), 45.
»0) M. I 52/3. V 15, 33. VIII, 21, vgl. A.
1865, 287; Hblbig, A. 1867, 336, 2; Gbbhaed,
Trinksch. T. 9; Welcker, alte Denkm. 3,
406**; Mus. It. III S. 7 A. 3.
»») Wolters 1268.
»«) Stbphaki, CR. 1869, 149; Dichter-
statne in der Villa Borghese (Woltebs 1305).
»3) Jahrb. 1, 174, 26; AZ. 41, 44 A. 27.
'*) S. 817.
'^) Ausser der horazischen Stelle über
Lucilius vgl. Anthol. Lat 725, 26 Ribsb;
Welckbr, alte Denkm. 1, 470 ff.; Clabac
840 a, 2099 b; Aristophanes und Menander.
*•) Anthol. Pal. 7, 707; PUn. 16, 34; Juven.
7, 129; Pers. prol. 4; Dötschke, Bildw, V
Nr. 453 (Gatajo); Welckbr, alte Denkm.
1, 479.
^^
Kritik und Hermeneutik. (§ 390.)
849
ischen Schriftsteller ein cylindorförmiges Bücherkästchen an die Seite zu
stellen.*) Der Herold hat den Heroldsstab.*) Den Arzt des Altertums
erkannte man schwerer; wenn aber die Biographen des Hippokrates ^) be-
richten, in seinen Bildern trage er das Himation über den Kopf gezogen,
so scheint damit versucht, die Vorsicht empfindlicher Leute dem ärztlichen
Berater beizulegen. Unter den Frauengestalten gibt es (von den Prieste-
rinen und Maenaden abgesehen) wenig Unterschiede; die Braut erscheint
verschleiert.*) Die soziale Stellung der Personen erkennt man in den
meisten Fällen unschwer aus der Kleidung, doch wo, wie in dem demo-
kratischen Athen, der Sklave fast wie der freie Mann sich üoig, waren
Unterscheidungszeichen notwendig. Da den gutsituierten Bifrger das Ritter-
pferd auszeichnet, so ist der Berittene oder ein Pferd Führende — den
Knappen wird man ja nicht verkennen können — ein Ritter; an Grab-
steinen legen die Familien darauf grossen Wert, weil eigentliche Wappen
fehlen, ^) und sie lassen das Pferd nötigenfalls zum Fenster hereinschauen ^)
oder setzen es klein und wappenartig bei.^) Die Frau von Stand dagegen
beschäftigt sich mit ihrem Schmuckkästchen^) und lässt sich bedienen.
Der Beruf wird an Grabsteinen durch entsprechende Bilder wiedergegeben ;
an Büsten müssen andeutende Symbole genügen.^) Der gewöhnliche Hand-
werker, der Hirte und der Bauer sind leicht an ihrer Kleidung erkennbar,
denn sie tragen nur das Untergewand, und auch dieses hochgegürtet und
einen Teil des Oberkörpers, meist die eine Schulter freilassend (Exomis).
Dazu haben die Landleute und Hirten häufig den Krununstab {xaXavQoip);^^)
letztere führen häufig die Syrinx.^^) Jener Stab zeichnet auch die Päda-
gogen aus, welche überdies durch ein längeres Ärmelgewand auffallen. >*)
Ln allgemeinen stechen die Diener von den Herrn durch einfachere Klei-
dung, bescheidenere Haltung * 3) und auch durch geringeres Körpermass ab,
denn die Sklaven bleiben ewig Kinder. Da überdies an manchen die bar-
barischen Gesichtszüge auffallen,^*) so sei hier gleich von der Unterschei-
dung der Nationen gesprochen. Die Griechen haben, geringschätzig wie
sie auf fremde Völker herabsahen, wenig Auffassungsgabe gezeigt. Die
Trojaner werden schon frühzeitig, indem man mit dem Bogenschützen
Paris beginnt, mit den Phrygem vereinigt. ^^) Die Thraker finden bei den
Athenern aus politischen Gründen eine Zeitlang Berücksichtigung, i^) Im
grossen und ganzen unterscheidet man nur die komischen Äthiopen,'^) die
') Sophokles im Lateran; .Hadrian" aus
Kyzikos: Ga. IX T. 28; Dabbmbebg et Saglio,
dictionn. s. v. capsa.
^) Z. B. im samothrakiscben Relief.
') Soranos nnd Saidas.
*) AZ. 41, 113 A. 26.
*) Toter zu Pferd: Wolters 48.
•) Z. B. RoBchers Lex. 1, 2571.
') Relief von Chrysapha: Ath. Mitt. VII
T. 7.
^) Z. 6. Orabmal der Philis (Woltebs
36). Man denke an den Wettstreit römischer
Damen mit Cornelia.
8) In Relief Schulze, AZ. 33, 3. 11.
^^) Lucian. dial. d. 20, 5; Eroten bei der
QMclbuch der klui. Altcrtnmiwlnetiflohaft. YL
Weinlese: Pittare d'Erc. V p. 65; Zahn, d.
schönsten Ornamente III 73; vgl. Stephani,
CR. 1861, 37; Kleidung des Hirten beschrie-
ben Theocrit. 7, 15 ff.
^*) Lucian. dial. d. 20, 6; z. B. Argos.
^^) Flut an seni ger. 11.
") SiTTL a. 0. 155; S. 710.
'*) Dienerin (U) im Westgiebel von Olym-
pia ; ebenso wohl auch die Messapierinen des
Ageladas (Paus. 10, 10, 6).
^^) Z. B. Aiginetengiebel.
»•) Tracht S. 621; steifer, gestickter
Mantel: Hetdemasit, Mitteil. 113, 302.
'^) Löwenherz, d. Ä. d. klassischen
Kunst, Göttingen 1861.
54
850
ElasaiBche Knnatarcliftologie. III. Angewandte ArcUologie.
struppigen Skythen, Gallier und Germanen ^ und die schön frisierten Orien-
talen.^) In der Kaiserzeit kann die phrygische Mütze jedweden Orien-
talen, z. B. den persischen Gott Mithras, bezeichnen;') ebenso tragen
Attis, Paris und Amazonen Beinkleider/) Seit Alexander der Grosse die
persische Tracht achtbar gemacht hatte, nehmen auch die angeblich aus
dem Orient stammenden Dynastien des Eadmos und Pelops dieselbe in
bescheidenem Masse an.^) Die fabelhaften Völker der Amazonen^) und
Arimaspen werden als Orientalen aufgefasst; nur begegnen uns hier die
gewöhnlichsten äusseren Kennzeichen der Orientalen, während die Ge-
sichter idealisiert sind und bei den Amazonen bald der malerische, ja
auch sinnliche «Reiz überwiegt (S. 708). Beiläufig bemerkt, sind die Tiere
meist konventionell gezeichnet, sehr häufig in unrichtigen Massverhält-
nissen, z. B. Tauben zu gross. Am meisten Konvention weisen die aus-
ländischen Tiere auf; so herrscht in der alten Kunst das Conze'sche Ge-
setz, dass die Köpfe der Löwen im Profil, die der Panther dagegen von
vorne abgebildet werden.')
400. Diese Substantiva der Kunst befinden sich in einer Stellung
oder Bewegung, welche mit einem neutralen Yerbum oder dem griechi-
schen Mediulh zu vergleichen ist. Wir beschäftigen uns zuerst mit den
ruhigen Stellungen, welche nur missbräuchlich als Gesten oder Gebärden
bezeichnet werden. Stehen, Sitzen, Knien und Liegen sind die vier
Grundelemente der Stellungen, welche unendlich viele Spielarten hervor-
gerufen haben. Von der ruhigen Stellung auf platten Sohlen oder auf
einem Standbein mit leicht aufgesetztem Spielbein zweigt sich in der
alten Kunst die Antrittstellung ab (S. 530), sodann die Ruhestellungen,
wobei der eine Fuss auf einen erhöhten Platz gestellt ist oder mit dem
anderen sich kreuzt. Ln Sitzen kann ebenfalls durch letzteres Mittel die
Ruhe ausgedrückt werden. Bei denjenigen Wesen, welche wir uns nur
in steter Thätigkeit und Bewegung denken können, muss es besondere
Beachtung finden, wenn sie einmal sitzen. Abgesehen von Hermes, Ar-
temis und Nike, ist der sitzende Herakles zu erwähnen, welcher nur am
Scheideweg*^) und müde von der Arbeit sitzt (S. 650 f.). Als man gerne
allegorisierte, kamen Vulcanus Quietus ^) und Fortuna Manens (Stabilis) *<>)
auf und in dem Sitzen der Göttermutter wurde ihre Unveränderlichkeit
erkannt. ^^) Wenn Mars sitzt, so herrscht notwendig Friede.**) Ist der
») Über die Skythen S. 658; Tracht z.
B. Heydehakn, Vasensamml. Nr. 2991 (kurzer
Ärmelchiton» Hosen und Haube mit Wangen-
schirmen).
^) Gomptos crinis, von Paris: Hör. c. 4,
9 13.
>) ZofiOA, Abhandl. S. 152 f.; auch Olym-
pos (Ausnahmen Pitt. d'£rc. I 9. III 19; vgl.
Philostr. im. 1, 21)
*) El. cöram. 2, 87 flf.
*) Z. ß. Pelops: A. 1840 T. NO; AZ.
1853 T. 53. 55; 1867 T. 224, 2.
') A. D. CoBET, de Amazonum antiqui-
simis figuris, Diss. v. Berlin 1891 ; M. Stbineb,
über den Amazonenmythus in d. ant Plastik,
Lpg. 1857, m. 5. ; A. Klügmaiw, d. A. in d.
att. Litteratur u. Kunst, Stuttg. 1875; Sta-
tuen: S. 604.
^) GovzB, Reisen auf den Inseln d. thrak.
Meeres S. 9.
^) Xen. mem. 2, 1, 21.
^) Reiffersohbid, Nnove mem. deU* Inst
p. 470.
'^) Roschers Lex. 1, 1505 f., 1513.
^ ') Varro bei August civ. d. 7, 24 p. 304,
14 f.
*') Mfinzen Trajans und Hadrians; Eleg.
in Maecenatem 50.
-^
Sitz sehr niedrig oder gar der einfache Boden, so kennzeichnet er den
Demütigen. Trauernde,') Schutzflehende,*) die possierlichen Satyrn und
vor allem Sklaven kauern ,wie ein Hund" auf dem Boden.*) Damit sind
aber die obscönen ÄmulettGguren kauernder nackter Weiber nicht zu-
sammenzuwerfen,*) ebensowenig als die hübschen Terrakottafiguren mit
dem einen aufgesetzten Bein.") Die knieende Stellung bedeutet, abgesehen
vom Bitten, meist die Entbindung,") wovon die Körner die di nixi be-
nannten. Das Liegen endlich ist die natürliche Stellung der Ruhe, charak-
teristisch jedoch auch für Gottheiten fliessenden Wassers und etwa noch
für personifizierte Hafenplätze.') Die Arme sind unbeschäftigt, sie tragen
oder haben angefasst (halten); hier wollen wir nur hervorheben, daas die
um die Knie gefalteten Hände Trauer und Melancholie anzuzeigen pflegen.^)
Ulli den Kopf gelegt wird der Arm nicht bloss von Schlafenden, sondern
auch von solchen, die im Stehen ausruhen.*) Sprechender ist eine andere
Stellung, welche mit der Haltung des Kopfes zusammenwirkt. Der Be-
trübte, der den Kopf beschwert fühlt, senkt denselben und stQtzt ihn auf
die Hand ; im Stehen pflegt dabei der Ellenbogen des betreffenden Annes
mit dem anderen Arm, im Sitzen dagegen auf das Knie oder den Ober-
schenkel gestutzt zu werden."*) Die zartere Weise besteht darin, doss
das Gesicht nur auf die Spitzen oder den oberen Teil der Finger geneigt
wird ; ' ') doch ist die blosse Deutung auf einfache Ruhe nicht ausge-
schlossen.'^) Im tiefsten Schmerze hält der Sitzende seinen Kopf zwischen
beiden Händen, '') legt ihn auf die Knie oder lässt ihn sogar zwischen
diese sinken,'^) Auch der bloss zur Seite geneigte Kopf macht den Ein-
druck melancholischen Sinnens, wie beim Herakles Famese, dem .Eros"
von Centocelle und Antinoos,"^) geht in Porträten '^) jedoch wahrscheinlich
auf Alexander zurück, er hat bei Venus unzweifelhaft erotischen Charakter
und passt zu gleichartigem Musikspiel.") Häufiger aber halten die Musi-
') DoraUllnDgen der llinpetsis; Niobe:
Stark, Niobe T. 4; koriDthiflche Vase: Baa-
meiBters Denkm. 67. Tgl. Od. <f539= »497.
X 567. n 145; Ear. lA. 1175 n. S.
<) ChalkidJsche Vase: das. 17.
') Oatgiebel von Olympia ; EEKtrLfi, Bhein.
Mus. 39, 487, 2. 490; Bchlafend: S. 710;
Wolters 1011; Anz. d. 5sterr. Akad. 1875
S.54; Stbbl, Katalog 49. 57; Stntnette eines
Negers; Woltkhs, 1785; femer Eros: Ant.
du Boeph. T. 57, 2; CR. 1859 T. 2. 1860
S. 6. .Wie ein Hand* vgl. Callim. faymn.
4, 228 ff.
') Z. B. Beb. XI T. 8, 8-5.
^) Z. B. Stackkiaebo, Qrftber T. 49. 52.
64; Sunmlaug äabouroff T. 93; AstragtdoB-
•) Wblckrr, kleine Schriften S, 186 f.;
WoLTKBs, ■Ep. 1892, 225 ff.; Fb. Mab», Ath.
Mitt. 10, 177 ff.; Hes. Th. 460; Hymn. Apoll.
Del. 116; Paus. 6, 48, 7; Nixi dei Festus,
vgl. Ov. met 9. 294; einschränkend Jni..
Unob S. 590 S. 204 f.; Fubtwänolbb, Berl.
Phil. Wochensclir. 1894, 17 f. Diener e. B.
auf WUnburger Vase Nr. 143.
') MOnze von Megara unter Septimimi
Severus; Hillin, Syüoge T. 2, 30.
') DÜTSCHicK, Bildw. 4, 280; Sittl, Ge-
bSrden S. 23.
") Z. B. Apollo.
■°) Qebärdan S. 24; Peoelopeatatnen:
») Vgl. Irohiravi, TBsJ fittilj 151. 153.
I Olymp
154.
») Z. B. Homer vom Adler zi
getragen : Otbbbece , Pompeji
Nymphe: Baumeisters Denkm. S. 887.
") Plutarch. Anton. 67; Friamoe an der
Vivenziovasa (Neapel 2422); Ovkbbeck, Gall.
25, 24; RoBKBT, Bild u. Lied S. 67 u. Q.
") Gebärden S. 24.
">) Z. B. WoLTRBS 1035. 1046. 1578-9;
Portrfit des Äsop ; Athens in Dresden : Bbtt-
irsB '72,69; Sakduabt, admiranda T. ee;
Hera Ludovisi. Libanios (^»ye- 11, IV 116Q
Rbiske) findet in der Haltuiig Mordgedanken.
") MtcRABLis, d. Bildnisse des Thnky-
didea, StrasBb. 1877 S. 17 A. 34; S. 650.
") öfter bei Apollo; Anakreon Borghese
AZ. 1884 T. 11, 1 (Wolters 1305).
54*
852
SmiBtaroliftologie. IIL Angewandte Archäologie«
zierenden den Kopf zurück, *) wie die Trunkenen, welche ihren Kopf nicht
aufrecht halten können;^) jenes ist an der lateranischen Statue des Dich-
ters Sophokles nur leise angedeutet. Die Stellung der einzelnen Gesichts-
teile, welche, griechisch zu reden, das Ethos ausdrückt, bedarf entweder
keiner Exegese oder letztere ist nur Gefühlssache, wie an einem lehz^
reichen Beispiel dargethan wurde; 3) oft drückt die Miene überhaupt nur
die Stimmung des ganzen Zeitalters aus, wie das Lächeln in der vorper-
sischen Periode (S. 522) und die düstere unter den Diadochen (S. 706).
Ersteres wünscht man von den gnädigen Göttern und Fürsten {sereniias,
Serenissimus). Die medialen Bewegungen erfordern nicht viel Erklärung.
Beim Schnelllauf wii^d wenigstens ein Arm vorgestreckt.'*) Der heftige
Schmerzen leidende Mensch verzerrt den Körper;*) der getroffene wirft
einen Arm empor®) und greift nach der schmerzenden Stelle.') Wenn
die Wunde tödlich ist, sinkt das Haupt ®) und der Sterbende bricht in die
Kniee.») Fröhliche Kinder und Trunkene erheben jubilierend den Arm.*«)
401. Mit einem Objektsatz verglichen wir die auf eine zweite Per-
son bezüglichen Handlungen und Bewegungen. Den Einzelfiguren steht
die gelöste Gruppe am nächsten. Unbestimmt pflegt das Objekt zu
sein, wenn man in die Feme blickt; dies erkennt der Beschauer, wenn
die flache oder gebogene Hand die Augen gegen das Sonnenlicht deckt.
Es versteht sich von selbst, dass ländliche Wesen (Hirten, Satyrn u. dgl.j
dies am öftesten thun.^^ Zum Himmel auf blicken vorwurfsvoll, von
übermenschlichem Unglück betroffen, Laokoon und Niobe, in anderem
Sinne jedoch der Astronom Aratos.^') Dagegen senkt die jungfräuliche
Scham in der Öffentlichkeit die Augen; wenn auch nicht so häufig, als
die Schriftsteller davon reden, zeichnen die Künstler oft Jungfrauen,
Bräute, Knaben und zuweilen unverheiratete Jünglinge in solcher züchti-
gen Haltung ;!') dem gleichen Gefühle entspringt das Verhüllen des Ge-
sichtes.^*) An vielen Orten wurde dies den ehrbaren Frauen durch die Sitte
^) Apollo öfter; Sappho in dem Terra-
kottarelief, A. XXX T. B = Jahk, Abb. d.
Sachs. Ges. VIII T. 2, 1 ; femer z. B. A. 1856
T. 14; El. c^r. II 16 = Banmeisters Denkm.
1540.
') Lysippischer Herakles Martial. 9, 43,
3 ; bronzener Satyr aus Herculanenm : Bronzi
d'Ercol. II 42, 3; Münchner Vase Nr. 2.
') Febd. Labak, der Gemütsausdmck d.
Antinous, ein Jahrhundert angewandter Psy-
chologie auf dem Gebiete d. antiken Plastik,
Berlin 1891.
*) Z. B. Münchner Vase Nr. 54; zwei
Niobiden.
^) Patroklos an der bekannten Schale
(Baumeisters Denkm. 8).
^) Knieender Niobide.
^) Kapaneus (?) in der Villa Albani:
Hblbio 717; Gigant von Pergamon; liegender
und gestürzter Niobide ; scherzhaft auf einen
Satyr übertragen: Samml. Sabouroff T. 128.
•) Verwundete Amazone (S. 604); Ro-
$cbers Lex. 1, 50.
') Medusa öfter, z. B. Sarkophag bei
Cbsnola, ant. of Cyprus 1, 74.
^°) Eros: Wolters 1742; fitcaxaXt^y
a%QBlV.
* ' ) jinoirxonsvuy; vnocxonoy x^Q<* Aeschy-
lus bei Hesych.; Heliod. II p. 65, 7 u. A.; Satyr
Thonrelief, Wflrzburg 11 B 11; Bronze ans
Pompeji: Ztsch. f. d. bild. K. 1884, 187; Im-
HOOF, monnaies grecques p. 94.
^*) BthioBKBB, Ztsch. f. Nnmism. 1881,
T. Nr. 13.
»») Jungfrau: München, Terrak. Nr. 113;
vgl. Ael. y. h. 12, 1; Nicetas 3, 163 u. A.;
Braut: M. X 84 = Wiener Vorlegebl. 1888
T. 8 (CoLLiONON 503); AugS im kleinen Fries
von Pergamon; vgl. Stat. sily. 1, 2, 12; Knabe:
vgl. Athen. 13, 564 b; Ephebe: Pelops im Ost-
giebel von Olympia; Reiter Nr. 116 im Nord-
fries des Parthenon.
^*) Paus. 3, 20, 10, wonach Aidoa so dar-
gestellt war; Obeuzee bezieht dahin Mus. Pio-
clem. 2. 15 ff. Mil.; Hibt, myiiiol. Bilder-
buch 2, 114 f.; Bouillon Ul 3.
I
-«^
Kritik und Hermenentik. (§ 401.)
853
auferlegt, wenn sie die Frauenwohnung verliessen; in der Wirklichkeit
steüte sich nun die Sache ähnlich wie im Orient noch heutzutage, darüber
lassen besonders zahlreiche Terrakotten keinen Zweifel. *) Der eigent-
lichen Kunst kam dieser Gebrauch, der zuviel von dem Gesichte verbarg,
ungelegen, sie wählte daher in der vorpersischen Zeit den Ausweg, durch
eine Gebärde die Verhüllung anzudeuten: Die Frauen haben entweder
das Obergewand bereits auf dem Kopf und ziehen es nun mit einer Hand
von der Seite herüber, oder es ist der ganze Kopf noch frei, dann zieht
die Hand das Kleid über die Schulter herauf (, Venus Genetrix*).*) Später
wurden diese konventionellen Typen etwas seltener, beziehungsweise er-
hielten sie zumeist eine besondere Bedeutung, sei es matronale Züchtig-
keit (Hera) oder Koketterie (Aphrodite). Schliesslich bedeutet die voll-
ständige Verhüllung die Absicht, Thränen zu verbergen,') und dies ist
bei Agamemnon (S. 634) und sonst benutzt.^) Die Gemütsbewegungen,
welche durch den Anblick einer Handlung hervorgerufen werden, haben
in der Kunst keine grosse Mannigfaltigkeit. Freudige Überraschung, Er-
staunen, Verwunderung, Schrecken sind zeichnerisch nur verschiedene
Nuancen von Bewegungen der Arme, je nachdem beide zugleich, ganz
und hoch erhoben werden ; tritt zum Schrecken noch die Furcht, so wendet
sich die Person zur Flucht.^) Eigentlicher Schmerz dagegen wird durch
Andeutung der leidenschaftlichen Schmerzbezeugungen (Haarraufen, Schlagen
des Kopfes, Zerreissen des Gewandes) ausgedrückt. Sorgfältige Künstler
ziehen wohl das Gesicht auch heran, doch sind nur wenige Züge, welche
Mund und Augenbrauen betreffen, wirklich Gemeingut geworden. Von
den Augenbrauen sprechen wenigstens unsere Schriftquellen : Hippo-
lytos drückt seinen sittlichen Zorn dadurch aus^) und der Boreas des
Zeuxis hat sie di'ohend emporgezogen.'') Um den Mund spielt das finstere
Lächeln des Kriegers, ein anderer presst ihn nach spartanischer Art zu-
sammen, ^) der Spottende zeigt die Zähne ;^) eine leise Spur davon be-
merkt man an dem ApoUo von Belvedere. Die Haltung des Kopfes selbst
gewährt nicht viel Gewinn; das hocherhobene Haupt zeigt Stolz (Apollo
von Belvedere) oder Übermut an, i^) umgekehrt aber das gesenkte die
Scham (Alkaios vor Sappho, in dem bekannten Vasenbilde), häufiger je-
doch kommt es dem Sterblichen vor der strahlenden Gottheit zu;^*) in
letzterem Falle sträuben sich vor Entsetzen die Haare.") Wenn die Be-
ziehung zwischen zwei Personen in Worte gekleidet wird, so vermissen
^) L. HsuzET, sar les figures des femmes
voilöes dans Tart grec, Monuments grecs
Nr. 2, Paris 1873, m. 3 T. ; Hbydkmaiw, ver-
hüllte Tftnzerin, Hall. Winckelmannspr. 1879.
m. T.
*) Diese zwei Handlangen werden mei-
stens falsch beschrieben.
•) Odysseus; Sen. Hercf. 1885 f.; Charito
1, 1, 14. 11, 2. 3, 3, 14 u. A.
*) Z. B. Sarkophag M. IX 2, 2.
^) Z. B. Niobiden; entsetzt forteilende
Priesterin als typische Figur: AZ. 35, 18
A. 3.
'•) Agathias Anthol. II p. 657, 109.
') Eine Spur auf der Berliner Vase:
Grrhard, etr. n. kamp. Vas. 26/9 = Roschers
Lex. I Sp. 806.
«j Grabrelief Woltbbs 1004.
>) SiTTL, Gebärden 8. 98; komische
Maske, Martha, catal. 76; Satyrköpfchen :
Sybkl, Katal. 3750.
^^) Oinomaos in Olympia S. 604; vgl.
Nonn. Dion. 19, 316.
»0 Vgl. Hymn. Ven. 157; ApoUon. Rhod.
2, 683 (1) ff. 4, 1315; Ovid. fast. 1, 148. 3,
371
' »«) Mus. Ital. II T. 2 mit Text
854
KlassiBclie Knnstarehftologie. in« Angewandte Aroh&ologie«
wir die mannigfaltigen Kedegebärden des wirklichen Lebens. An vielen
Vasen stehen sich zwei Personen ruhig gegenüber, so dass man das
Sprechen erraten muss. Zumeist wird nur ein Vorderarm erhoben :
in der Diadochenzeit lieben die Maler die ersten drei Finger wie beleh-
rend erheben * zu lassen ; zum leidenschaftlichen Reden (z. B. wenn Hyi>-
sipyle sich rechtfertigt) ^) werden beide Hände gebraucht. Gesenkter
Vorderarm passt für ruhige Auseinandersetzung (z. B. beim Hermes von
Virunum). Das Sprechen zu den Göttern oder das Beten *) erfordert, faJl^
die Hände frei sind, beide Arme. Zuweilen fasst der Betende den Altar,
was auch der Schwörende thun kann; es sei ausdrücklich bemerkt, dasä
beim Schwur die Hand nur in der Aktion des Anrufens oder Betens er-
hoben wird und dass die drei Finger spezifisch christiich sind. Verein-
zeltes können wir hier nicht anführen, müssen aber betonen, dass die
von de Jorio^) inaugurierte Methode, hinter jeder Fingerstellung etwa^
besonderes zu suchen, verfehlt ist. Ein geöffneter Mund bedeutet nicht
das blosse Sprechen, sondern Singen (mit zurückgebogenem Kopf ver^
bunden)^) oder einen Schreckensschrei. ^) Die übrigen SteUungen und
Haltungen in offener wie in geschlossener Handlungsgruppe bedürfen
kaum einer Erklärung, sondern gehen mehr die Kunstgeschichte an;^)
eine gewisse Schwierigkeit besteht nur darin, dass Bewegung und dau-
ernde Steüung nicht klar geschieden werden. Dies ist namentlich bei
den Zeichen der Vertraulichkeit, Freundschaft und Liebe der Fall: am
häufigsten hat die eine Person der anderen die Hand auf die Schulter ge-
legt;^) einen Grad höher steht die Umschlingung des Nackens.^) Ein-
trächtig gesinnte Gatten oder Freunde halten sich an der Hand (aber sie
reichen sich nicht die Hand!).^) Liebe zu einem Untergeordneten spricht
aus der Auflegung der Hand auf den Kopf.^^) Intime Liebe ist in der
Gruppierung einer sitzenden Person mit einer anderen in ihren Schoss
zurückgelehnten ausgedrückt.^^) Gebärden der Liebe dagegen kommen,
von erotischen Scenen abgesehen, selten vor.**)
402. Die begleitenden Umstände einer Handlung sind in der
alten Kunst mehr angedeutet, als ausgeführt; es ist daher notwendig, ihre
Abbreviaturen kennen zu lernen. Diese Kurzsprache teilen die Künstler
jeden Ranges mit einander, z. B. bezeichnete Polygnot eine Flotte durch
M OvEBBBCK, Gallerie T. 4, 3.
') Gebärden S. 174 ff.
^) La mimica degli antichi investigata
nel gestire napolitano, Neapel 1832, m. T.
*) Ath. Witt. IX T. 1; El. cäram. II 16.
^) Leda auf einem pompejanischen Ge-
mälde: Zaes, 2, 20.
^) Z. B. 0. biE, Kampfgruppe u. Kämpfer-
typen in d. Antike, Berlin 1891; stereotype
Stellung des Kämpfers gegen Übermacht: AZ.
35. 18 A. 1 ; E. Cubtius, über antike Gruppen-
bildung, Westermanns Monatshefte 1881 Nov.;
Herzoo, Studien (S. 421); Sauer (S. 560).
^) Stephani hat viele Beispiele im CR.
gesammelt; als Handlung deutet die Stellung
z. B. Helbio, Katalog Nr. 1137.
^) Grabstein des Kitylos und Dermys:
Wolters 44 (wahrscheinlich auch 47); Dios-
kuren: Marx, AZ. 1885, 260; Aphrodite und
Ares: Bernoulli, Aphrodite S. 163 ff.; Jfing-
ling und Frau, häufig als Griff: Michaelis,
A. 1876, 123. Apollo und Herakles: Boschers
Lex. 1, 2191. Übergang im Parthenonfries
(Dionysos und Hermes).
^) Häufig an Grabreliefs und sonst: Ge-
bärden S. 310 ff.
*^) Kaiserin und Eond, auf KaisermOn-
zen (Froehnbr, m^d. 199 = Baumeisters
Denkm. 1325 Fig. 1478).
^0 Z. B. Ant du Bosph. Cimm. 43; vgl.
Lucret. 1, 32 ff. ; Gebärden S. 35.
'0 Gebärden S. 276 f.
Kritik und Hermenentik, (§ 402.)
855
ein Schiff, ein Lager durch ein Zelt, den Strand durch ein paar Steine;
Pferdegespanne entbehren in der Tempelplastik wiederholt des dazu zu
denkenden Wagens. Was den Ort anlangt, so haben wir die erste Schei-
dung zwischen dem Freien und geschlossenen Räumen. Ersteres zeigt
ein unebener Boden, Felsensitz *) oder ein Baum im Hintergrund an; ausser-
dem ist die ideale Staffage mit Nymphen, Satyrn und Panen,^) Fluss-
göttern u. dgl. in Betracht zu ziehen. 3) Ein Altar, ein offenes Tempelchen,
ein auf eine Säule gestellter Dreifuss^) oder ein Tier auf Säule ^) zeigen
ein Heiligtum an. Das von Säulen getragene Dach bedeutet aber an
unteritalischen Vasen auch einen Palast. Als viele Orte durch Krieg in
Asche lagen, konmit ein umgestürzter Säulenstumpf als Staffage vor;^)
Schilf und Steine versinnbildlichen das Meer.^) Für den Innenraum ge-
nügt eine Säule^) mit und ohne Gebälk oder einfach ein an der Wand
hängender Gegenstand, in späterer Zeit auch ein Vorhang;^) ein aufge-
hängter Schwamm oder eine Herme bezeichnet Gymnasien und Palästren. ^^)
Eine Amphora sagt uns, dass die dargesteüte Person (z. B. die knidische
Aphrodite) des Bades wegen ihre Kleider abgelegt hat. Bestimmtere
Ortsangaben sind, wenn nicht durch Inschriften, auf Umwegen zu erzielen.
Theben hat seine sieben Thore und seinen göttlichen Sprössling Dionysos, i^)
Kämpfende Krieger, von friedlich gekleideten Männern getrennt, versetzen
uns in das Haus des Adrastos oder das Feldlager der Achäer, und in
letzterem haben wir auch die brettspielenden Krieger zu suchen.*^)
Auf die Zeit kommt es zum Verständnis selten an; Helios, Selene
und Eos (S. 829 f.) sind mehr dekorativ hinzugefügt. Die Finsternis ohne
Farbe zu bezeichnen, gibt es einen hübschen Kunstgriff, nämlich die An-
bringung eines Nachtvogels.^^) Zur Zeit können wir auch noch andere
Momente rechnen, welche sich auf das Reisen beziehen. Der in der Fremde
Befindliche pflegt zwei Speere, Strohhut und Stiefel zu haben; beim Ab-
schied und bei der Ankunft giesst ihm eine weibliche Verwandte einen
Trank zum Opfer in eine Schale ein.^^)
In Bezug auf den Modus der Handlung belehren uns die Zeichner
zumeist über den Erfolg. Der glückliche Erfolg wird durch eine schwe-
bende Nike (S. 834), einen fliegenden Adler,**) in Liebessachen aber dm-ch
einen Eros von vornherein gesichert; zuweilen stellt man den Sieger auf
0 Z. B. Göttin in der 3. olympischen
Metope.
=») 8. 841; El. cär. II 74; Stkphahi,
BuU. de rac. de St. P^t 12, 257 ff. 300 ff.
= Möl. Gr^corom. 1, 523 ff. 578 ff. Nimbus und
Strahlenkranz S. 67. 123.
') ZoSoA. bassir. 1, 169 ff.; OvebbbcKp
Gall. T. 11, 12; MB. 14, 28; zwei ans Grün-
den der Symmetrie, in Giebeln und Sarkophag-
reliefs: Jahk, Beitr. 17, 3.
*) TiscHBKm, Vasen 1, 28 (Kl. c^r. 2, 79).
4, 10 (iNOHiBAiti 162); M. Greg. 2, 18, 2
(Gerhard, AV. 62); Theater: M. 3, 31.
^) Ross, A. 13, 25 ff. u. arch. Aufs. 1,
201 ff. T. 14.
^) ÜKLICH8, Medeasarkophag S. 15.
') Wolters 471 A.
«) Gerhard, AV. II S. 182.
^) Robert, Pasiphaesarkophag T. 1, 1.
^^) Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1869, 30
A. 79 ; A. 1856 T. 6 (Stosch. Schwefel 678 f.).
^') Thore: in Ovids Kraterbeschreibung;
Dionysos, bei der Hochzeit des Eadmos und
der Harmonia: Würzburger Vase 128.
>>) Welokbr, alte Denkm. 3, 3 f. 20 f.
i>) Clarac, mus^e de sc. 170, 236; El.
c^r. II p. 15; (Gerhard, Spiegel 72.
'*) Stbphani, CR. 1881, 34, 1.
*^) Schon in assyrischen Schlachtenbil-
dem: Latard T. 13. 18. n. ö.
i
856
ElasBisolie Kanstarchäologie. in. Aagewaadie Archäologie.
die rechte Seite.') Manchmal erkennt der Beschauer die Niederlage di-a-
stischer, z. B. lässt der mit Herakles kämpfende Triton den Kopf hängen
und der nemeische Löwe streckt die Zunge heraus. Im übrigen ^w^ollen
wir darauf hinweisen, dass jede Gattung von Scenen ihre typischen
Nuancen hat; z. B. liegt bei einem gewaltsamen Auftritt eine Herme um-
gestürzt auf dem Boden.')
403. Wie der Hauptsatz, nimmt auch im Bilde die handelnde Gruppe
den wichtigsten Platz ein. Die übrigen Personen sind mehr oder weniger
Nebenpersonen. Man begreift, dass diese nachlässig behandelt werden
können; ihre Deutung ergibt sich vielfach aus dem Zusammenhange.
Neben Dionysos und Apollo wird eine ihnen ebenbürtige Frau auch ohne
Attribute als Ariadne^) und Artemis erkannt werden, desgleichen eine
den Kämpfen des Herakles ruhig zuschauende Frau als Athena; ebenso
muss der männliche Begleiter desselben Helden lolaos sein.^) Frauen
neben Meergottheiten sind Nereiden,^) die Begleiterin des Asklepios Hy-
gieia. Assistiert Athena einem Helden, so wird der Krieger, welcher dessen
Gegner unterstützt, Ares sein.«) Ruhig assistierende Personen werden
überhaupt Götter sein. In Kämpfen genügt es die eine Partei zu charak-
terisieren, z. B. Herakles — Kyknos, Kraniche — Pygmäen, Schlangen — der
kleine Herakles; zwei Krieger neben einander im Angriff sind Harmodios
und Ai'istogeiton. In Göttergesellschaften sind die einzelnen Gottheiten
oft nicht alle charakterisiert; wer neben einer sitzenden steht, ist ihr unter-
geordnet, z. B. die jungfräulichen Gottheiten Hera,^) wie Hygieia Asklepios.
Eine äusserliche Relativität beruht auf der körperlichen Grösse; Götter
sind ja viel grösser als die Sterblichen, aber, wenn wir von den Votiv-
reliefs^) und den Giebelfeldern absehen, erscheinen sie nur zuweilen grösser
als die Menschen, mit denen sie verkehren.^) Häufiger sind die wilden
Tiere neben ihnen klein dargestellt. Der riesenhafte Wuchs des Polyphem,
Alkyoneus und Konsorten wird mehr angedeutet als getreu wiedergegeben. ^^)
Der kalydonische Eber zeigt schon durch seine Grösse, dass er ein Untier
ist. ^ 0 Manchmal wird die Hauptperson durch Grösse hervorgehoben, wenn
die Nebenpersonen ihr untergeordnet sind, wie Laokoon, Niobe und der
Dionysos des Lysikratesdenkmals. Zur Erkenntnis der Komposition im
allgemeinen ist es stets notwendig, die Richtung der Blicke zu beachten.
Diese führen ziemlich sicher auf die Hauptperson und Haupthandlung;
manchmal gibt eine vorauseilende Person, die sich umsieht, den Aus-
gangspunkt an.^^) Bei Vasen zeigt eine Gebärde an, dass wir auch
die Rückseite betrachten müssen.^*) Die Zahl der Nebenpersonen wechselt
») AA. 1860, 67 ff.; A. 1861, 268 ff.;
Benndobf, Ath. Mitt. 4, 185; Fboehneb, no-
tice Nr. 1.
») Endvmionrelief: M. Capitol. IV 24;
Wandgemälde: AZ. I. T. 5.
») Z. B. Wolters 214.
♦) Z. B. WOLTEBS 245.
*) Fries von Assos.
«) Münchner Vase 48.
^) Paus. 2. 17, 5. 8, 9, 3.
«) Z. B. WOLTBBS 58. 117.
') OvBBBBCK, Gall. T. 19, 1; Gbbbabd,
AV. 2, 146.
'0) Vgl. die Odysseebilder; Plm. 35, 74;
auoh PhUostr. im. 2, 21. 22. 29. 30; PhU.
jun. 11. 12.
>i) Z. B. Woltbbs 183.
»0 Jahrb. 4, 214 f.
*>) München Nr. 9.
je nach dem Räume, weshalb ea sich nicht empfiehlt, ihnen Namen bei-
zulegen, falls sich diese nicht von selbst verstehen. Gedankenlose Zeichner
setzen Figuren nach äusserlichem Bedürfnis hinzu oder lassen notwendige
Figuren weg; so kommt der Fall vor, dass beim Parisurteil nur zwei
Gottheiten erscheinen. ') Die Komposition ist überdies manchmal durch den
ParaUelismuB dekorativer Bilder beeinträchtigt.")
Da der Künstler an den Moment gebunden ist, vermag er eigentlich
nicht zu erzählen; doch sind verschiedene Versuche gemacht worden, diese
Schranken der Kunst zu überschreiten. Der weitere Fortgang wird auf
verschiedene Weise angedeutet, was man Prolepsis nennen mag.') Kly-
taimnestra erscheint bei Äigisthoa' Ermordung und Neoptolemus tOtet mit
Ästyanax' Körper den Priamos. £ine eigentliche Erzählung ist nur durch
einen BUdercyklus ermöglicht. Häufig erkennt der Betrachter dieselbe
Person an der gleichen Gewandung.^) Bei Raummangel (z. B. an römi-
schen Sarkophagen) fehlt eine Scheidewand der Scenen oder beschränkt
sich auf einen Baum.
404. Nachdem wir sowohl die Symbolik als die naive Charakteristik
in kurzem geschildert, erübrigt noch ein Gebiet, das gewissermassen
zwischen der idealen Göttlichkeit und der irdischen Realität steht; dies
sind die Grabdenkmale, wo sich jene beiden Gattungen kreuzen. Wir
wollen versuchen, die Exegese der Qrabbildor in ein System zu bringen.
Hier kommt es vor allem darauf an. von den unmittelbar aufzufassenden
Dingen die Symbole im eigentlichen Sinne, d. h. was mit dem Toten und
seinem Zustand nur verghchen werden soll, zu scheiden. Zu dieser sym-
bolischen Gattung gehören erstens die göttlichen Grabstatuen der Kaiser-
zeit (S. 718),'') zweitens die schlafenden Eroten („Toteneros"), welche den
Todesschlaf bedeuten,*} und drittens die mythologischen Darstellungen, in-
sofern sie sich auf Schlaf, Tod, Heroisierung und eine Art Auferstehung
beziehen; Endymion und Äriadne im Schlafe, Niobiden, Meleagros, Phaethon,
Ikaros,') Ädonis, Narkissos,*) Dionysos,*) Herakles, Attis,^'') Alkestis, Or-
pheus, Raub der Persephone passen daher vortrefflich. Ebenso sind An-
spielungen auf Mysterien und Orgien denkbar;") femer kOnnen Anspie-
lungen auf die Gottheiten des Todes vorkommen, z. B. sieht man Schlaf
und Tod (S. 835), Greif mit Rad '>) oder das Rad allein, ") welche der
') Obbrabd, AV. 172.
*) Ober die kampanischen Wandgem&lde
A. TBBnxLBNBiTBa, AZ. S4, 1 ff. 76.
•) STiPBAm, CR. 1881, 31 A. 1.
*) Jahk, AZ. 1844, 370; Robbkt, AZ.
1875, 140; Ausnahmen: Kalkmarr, AZ. 41,
70, A. 94.
') Hermes in Belief: DOtscskb, Bildw.
4, 178; auf eine Frau angewendet: Athen.
Uitt. 3, 345, 57.
*) PdbtwIsoleb, B. 1877, 121 ff.; K.
LinOE, Ztach. f. bUd. Knoet 1883, 243 f. 274 ff.
Gegen den Namen .Eroe' protealiert Melea-
groB Anthol. Pal. 7, 421, 3 f. Vgl. Callim.
Äntbol. 7, 451. 459, 4; Meleag. Oad. das.
419,1; Anth. Planud. 210; Artemid. 5, 30.
Anch Aphrodite findet sich auf Grabsteinen
(Mjkmz, Mus. Veron. 127, 3; Anc. marblea
X 55).
') Sarkophag in Messina: üorsL, vovage
II T. 75.
") FuBIwiKQLBB, B. 1877, 151.
') AZ. 22, 163.
"•) Uaackh, Verh. d. Phil. Vers, in Stutt-
gart 1857. 176 ff.
") PöHsTKB. AZ. 1874, 105 f. 1875, 79 ff.
(gegen BaUKH, Sitzungaber. d. barer. Akad.
1875, 21 ff.}.
' *) Bbshdobp d. SvbOhe, lateran. Mnseum
zu Nr. 7.
>•) CIL. V 7835. 7647 (ans chrisOicher
858
SlasBiselie KanBtarchftologie. III. Angewandte Arch&ologie.
Nemesis zugehören. Die Christen übernehmen die Orpheussage, ^welche
sie an den guten Hirten erinnert,') fügen Parabeln dazu und finden auch
im Wechsel der Jahreszeiten die Idee der Auferstehung.*) Andere mytho-
logische DarsteUungen aus heidnischer Zeit haben nur den Zusammenhang
mit dem Toten, dass er an äuseren Vorzügen mit dem Heros verglichen
wird.^) Wieder andere Darstellungen beziehen sich unmittelbar aaf
Leichenfeier und Zustand der Toten. Wir sehen als Anzeichen immer-
währender Erinnerung trauernde Frauen^) oder Sirenen, welche die Toten-
klage bedeuten.^) In Erinnerung an die Inseln der Seligen und das jen-
seits des Okeanos gelegene Totenreich werden Nereiden^) und Seewesen^)
auffallend häufig zur Dekoration herangezogen. Auf den Aufenthalt im
Grabe weist die Schlange, die Bewohnerin der feuchten unterirdischen
Kammern.^) Lebt der Tote in der dankbaren Erinnerung seiner Nach-
kommen als Heros fort, so erhält er das Ritterpferd ^) und empfanget die
Gaben derselben beim Mahle liegend; die häufigen Darstellungen pflegen
„Totenmähler'' zu heissen.'^') Mit dem Grabesaufenthalt hängen endlich
auch die Bilder von wilden Tieren und Ungeheuern zusanmien, welche in
der zweiten orientalisierenden Periode die Gräber gegen Dämonen und
Räuber schützen sollten. ^ ^) Diese Sitte dauerte noch in der Zeit der Auf-
klärung fort, wurde damals jedoch gerne spitzfindig auf den Toten bezogen,
z. B. bedeute ein Löwe einen tapferen Helden,^') eine Löwin mit Widder
die gefahrliche Hetäre^*) und eine Sirene den einschmeichelnden Redner.'^}
Thatsächlich ist nach Alexander das Bilderrätsel auf den Gräbern fleissig
betrieben worden; Symbole bezeichneten den Namen (Löwe = Leon), '^)
den Beruf (Hund = Kyniker)'®) und anderes in manchmal recht verwickelter
Weise; so sollte man am Grabe des Antipatros aus dem Hahn mit Zepter
am Flügel und einem Palmzweig in den Krallen entziffern, dass hier der
phönikische Dichter Antipatros liege, und ein weggeworfener Astragalos
lehrte, er habe den Tod in der Trunkenheit gefunden. i*) Selbst Würfel-
Zeit wie LiNDENSCHMiT, Altert, unserer heidn.
Vorzeit I 3, 8, 7).
') WiLPBRT, Prinzipienfragen S. 6 f.;
Alfb. Haussneb, d. altchristlichen Orphens-
darstellungen, Kassel 1893; Athen. National-
museum Phot. 64. Der gute Hirt ist auch
in den Liturgien zum Toten in Beziehung
gesetzt (Rom. Quartalschr. 5, 280).
') Bcrist. 1863, 4; Rom. Quartalschr.
4, 63.
') In einer Grabschrift von Alexandrien
(Ra. ni 10, 68 a) wird «Herakleides der
Schöne' verglichen mit Osiris, Endymion,
Adonis und Herakles.
*) S. 656; Familiengrab von Achamai;
, Schutzflehende " Barberini (S. 603), ähnliche
Figur in Moskau: B. 1880, 237.
6) S. 842; Erinna Anthol. 7, 710; Mna-
salkas das. 491.
^) Martha, quid significaverint sepul-
crales Nereidum figurae, thäse von Paris
1882.
') Petersen, A. 1860, 396 ff.
^) Der Granatapfel bezieht sich nach
FuBTWÄNOLBB, B. 1877, 158 auf die Unter-
welt.
**) Auf christlichen Grabsteinen ziemlich
selten (Rom. Quartalschr. 4, 154) wie der
Titel Heros (das. 3, 320 Nr. 50. 4, 149).
*°) Hierüber habe ich in den , Würz-
burger Antiken* (zu T. 10) gehandelt Ver-
zeichnis bei Potties, Bch. 10, 317 ; Dkebkek,
Roschers Lex. 1, 2571 ff.
") S. 540; an der Cucumella in Etmrien
u. s. w.
12) Anthol. 7, 344. 426; Kaibel, epigr.
242; Löwe von Chaironeia. Nach Ptolemaios
Ghennos wurde ein Ldwe zuerst auf das
Grab des Herakles gesetzt.
*^) Grab der Lais: Paus. 2, 2, 4, abgeb.
auf MOnzen von Eorinth (Num. comm. 19, U
T. E 73-76).
^*) Grab des Isokratee: Ps. Plut. vii X
or. p. 838.
»6) Woltebs 1008.
") Diog. L. 6, 78.
'0 Meleag. Anthol. 7, 428. Vgl. im all-
gemeinen Antip. Sid. das. 428 — 25. 427;
und Hermeneutik. (§ 405.)
859
figuren fanden in solchen Spielereien Anwendung J) Ob der Hahn die
Streitbarkeit bedeute*) oder auf Sokrates' letzten Auftrag anspiele, wollen
wir nicht entscheiden. Der einstige Beruf im Leben wird nicht eigentlich
durch Symbole angegeben, sondern geht von dem alten schon in der
Odyssee vorkommenden Brauche, dass man das Lieblingswerkzeug des Ver-
storbenen, z. B. das Ruder eines Seefahrers, auf den Grabhügel steckt,
aus; wo der Tote nicht selbst in der Ausrüstung seines Standes (z. B. als
Krieger) 3) erscheint oder die Ausübung des Berufes dargestellt ist, genügt
ein derartiges Abzeichen,^) z. B. Weltkugel und Cylinder für Archimedes.
Ein Modius zeigt den Bäcker an,^) wie das Bild eines Schiffes den See-
mann.^) Auf gleiche Weise werden Auszeichnungen überliefert, z. B. steht
in Pompeji auf dem Grabe der Priesterin Mamia ein Marmorsessel. Über
die Grabgemälde, welche Gastmähler, Spiele, Jagd und Kampf darstellen,
sind die Ansichten in der Beziehung geteilt, ob hier der Verstorbene im
Leben oder im besseren Jenseits dargestellt sei.^) Wir möchten glauben,
dass der Maler den Toten jedenfalls in dem standesgemässen Leben, das
er geführt, abbilden wollte, aber zeitweise wenigstens spielte der in Ägypten
am klarsten ausgedrückte Gedanke, dass dieses schöne Leben über das
Grab hinaus dauern und durch die Abbildung möglicherweise leibhaftig
werden könne, herein.
406, Ausser der Unterscheidung des Symbolischen und Nichtsymbo-
lischen besteht ein weitti*agendes Problem darin, was einfach zu beschreiben
und was zu erklären sei.^) Der blossen Beschreibung unterliegen im allge-
meinen die Ornamente und omamentalen Figuren (S. 230 ff.), obgleich manche
Fälle sinnreicher Ornamente im alten Ägypten und im kaiserlichen Rom
sicher gestellt sind. Es gibt ja auch viele bedeutungsvolle Anspielungen
auf das Königtum (Adler, Löwe, Widder) und auf Götter; wo aber ein
von Hause aus religiöses Zeichen, z. B. das Swastika (S. 233) als solches
erklärbar oder zu einem leeren Ornament herabgesunken sei, hängt von
den gleichzeitigen Anschauungen, die aus der Litteratur zu erkennen sind,
ab. Ebenso ist die Grenze zwischen den Abwehrmitteln der Dämonen
oder des bösen Auges und den omamentalen Masken u. dgl. schwer zu
ziehen (S. 230).
Über das Verhältnis zur Litteratur ist schon früher gesprochen
worden (S. 426) ; welche Dichtungen und in wie weit sie benützt wurden,
gehört in die Geschichte der einzelnen Dichter.^) Zum Verständnis der
Bilder ist dies nicht notwendig, sondern im Gegenteil kann es nur von
Vorteil sein, wenn man den Grundsatz, dass jedes Bild aus sich selbst zu
erklären sei, beherzigt. Illustrationen zu Schriftstellern sind nur in Codices
Meleager 421; db Rosai, Roma Botterr. 2,
309; STEFHAia, titul. Graec. particula 3, 23
Nr. 6 ff.; Hbydemann, Mitteil. S. 36, 86.
>) Leonidas Anthol. 7, 422.
«) Fbäwkel, AZ. 42, 139 ff.; Wolters 39.
^) Wolters 37; Stelen des Lyseas und
Aristion.
*) Vgl. Anthol. 7, 394. 445. 505 (= Sap-
pho 120) ; Nonn. Dion. 5, 523.
^) Rom. Quartalschr. 1, 28.
") Hetdemann, ant. Marmorbildw. 50;
Verona 420 Dütschke.
') Ambkosch, de Charonte Etnisco p. 16;
Stephant, der ausruhende Herakles S. 22;
Hblbtg, A. 1870, 8 f.
») K. 0. Müller, kleine Schriften 2, 675.
^) Siehe meine griechische Litteraturge-
schichte.
860 Klassische Knnstaroli&ologiG. m. Angewandte Arohaologie.
und in den sogenannten Bilderchroniken zu suchen ; jedes eigentliche Bild
aber ist eine selbständige Schöpfung teils nach künstlerischen Prinzipien,
teils mit dem Zwecke, einen gegebenen Platz zu dekorieren.
Für die Exegese sei aber im allgemeinen dies konstatiert, dass die
zu erklärenden Darstellungen nicht nach festen Regeln, sondern nach
psychologischen Einflüssen eingerichtet sind. Setzen die Künstler voraus,
dass die Beschauer sofort auf die ihnen geläufigsten Sagen verfallen, so
sparen sie sich fast jede Charakteristik, was um so lieber geschieht, wenn
die Kunstrichtung der Zeit mehr das Grossartige als das Detail bevor-
zugt;*) es wird genügen, auf den Tempelschmuck von Aigina, Selinunt,
Olympia und den des Parthenon zu verweisen. Daher kann eine detailliertere
Darstellung der Hermeneutik, zu welcher wir später Beiträge liefern zu
können hoffen, nur auf kunstgeschichtlicher Grundlage ruhen.
406. Von der aufgestellten Definition der Beschreibung (S. 801) fehlt
nun nur noch ein wichtiger Punkt, über welchen wir bloss Andeutungen
geben können. Die Zeitbestimmung eines Denkmals hat bloss in einer
beschränkten Zahl von Fällen ein äusseres Zeugnis zur Grundlage. In-
schriften fixieren Münzen, öffentliche Bauten, Ehrenstatuen, Weihgeschenke;
häufig muss jedoch erst die Epigraphik herangezogen werden, um die Zeit
der Schriftzüge zu bestimmen, und man weiss, dass besonders in Bezug
auf die nach Alexander fallenden Perioden erst allmählich eine grössere
Genauigkeit erzielt wird. Viele Funde erhalten durch gleichzeitig entdeckte
Münzen wenigstens einen terminus post quem. Auf dem Kombinations-
wege wird die Zeit oftmals durch historisch-philologische Schlüsse ermittelt.
Für die selinuntischen Metopen (S. 541) und die Funde von Naukratis
(S. 80) ist ein terminus post quem diu*ch die Gründungszeit der Stadt
gegeben ; umgekehrt sind Tiryns, Mykene und Selinus zu einer bekannten
Zeit zerstört worden. In der Geschichte der altathenischen Kunst bildet
der Perserschutt einen Markstein. Überhaupt fallen unter diese Klasse alle
Synchronismen mit politischen Ereignissen und dem olympischen Sieger-
verzeichnisse. Die archäologische Bestimmung hat an dem Fundbestand
oft einen realen Grund, obgleich die Fundschichten trügen können; vor
allem aber beruht sie auf der kunstgeschichtlichen Analyse des Werkes
nach den S. 427 ff. erwähnten Grundsätzen und auf der Analogie fixierbarer
Arbeiten. Wir dürfen aber nicht verschweigen, dass genügende Detail-
untersuchungen, welche die Wandlungen einer Einzelheit durch alle Zeit-
alter hindurch darstellen, kaum vorhanden sind.
Litteratur: Die bibliographischen Angaben müssen wir nach dem bisherigen Be-
trieb einteilen; gleichzeitig wird dieser Absatz eine Ergänzung zum Texte büden.
Prinzipien der Exegese: Bubsian, arch. ELntik a. Hermeneutik, Verb. d. Augs-
burger Phil. Vers. 1862 S. 55 ff.; R. Föbsteb, de hermeneutices archaeologicae principüs,
Gott. 1873; Donati, deUa maniera d'interpretare le pitture ne' vasi fittili ant., Firenze 1861.
Kunstmythologie: Das (unvollendete) nauptwerk ist die , Griechische Kunst-
mythologie* von Fb. Ovebbbck, II. spezieller Teil: I.Zeus, 2. Hera, 3. Poseidon, 4. Demeter
und Kora, 5. Apollon (je ein Textband mit einem sehr übersichtlichen Atlasheft) ; im prak-
tischen Gebrauch ist noch beliebt Milliv, nouvelle gallerie mythologique, Paris 1811 ff.
3 Bde. Text, 2 Bde. m. 190 Tafeln (auch deutsch); Bilderwerke: Aloys Hibt, Bilderbuch
f. Mythologie, Archäologie u. Kunst, Berlin 1805—16, 2 Bde. m. 32 T.; Auo. Rügkbb, Q5tter
0 Vgl. über das fOnfte Jahrhundert Boh. 12, 320 f.
Kritik und Hemieaeiitik. (§ 406.) 861
n. Heroen d. Griechen u. Römer, Berlin 1826, m. 47 T.; Lenobmant, nouvelle gallerie mytho-
logiaue; Müller- Wibsbleb (S. 12); E. Bbaüit, Vorschule der Kunsianythologie, Gotha 1854
(englisch 1856) m. 100 T.; Gosze, Heroen- u. Qdttergestalten d. griech. Kunst, Wien 1874;
J. Langl, griech. Götter- a. Heldengestalten, Wien 1885—87, f. m. 50 T.; Werke von hist.
Bedeutung sind K. A. Böttigbr, Ideen zur Eunstmythologie, Dresden u. Lpg. 1826—36,
2 Bde. m. 7 T. (Abdruck Lpg. 1850); £d. Gbbhard, Prodromus mythologischer Kunst-
erklftmng, Stuttg. 1827 u. P. F. NrrscH, archAoI.-myth. Wörterbuch, 2. A. v. Klopfer, Lpg.
1821, 2 Bde.; Ober ältere Litteratur S. 809 f.; Leitfäden: 0. Sbemahn, d. Götter u. Heroen,
Lpg. 1869, m. 153 Abb.; RArA M^nabd, la mythologie dans Tart ant. et mod., Paris 1878,
m. 823 Abb.; Golliohon, mythologie grecque, Paris; im Zusammenhang mit der My-
thologie Oberhaupt behandeln die Kunstmythologie R. Patits Knioht, ancient art and
mythology, neue Ausg. London 1892, m. 348 Abb.; Fa. Cbbuzer, Symbolik und Mythologie
der alten Völker besonders der Griechen, 2. Aufl. Lpg. 1819—23, 6 Bde. m. 60 T., 3. Aufl.
1836—43; Guiokl^ut, religions de Tantiquit^, Paris 1825—51, 4 Tle. in 10 Bdn., Tl. 4 ver-
mehrte Bearbeitung von Millin's gallerie (262 T.) mit Alfb. JMaubt, religions de Tanti-
quit^ dans leurs rapports avec Tart; Dupuis, planches de Torigine de tous les cultes; G.
Ratbobbsb, die Gottheiten der Aioler, Gotha 1861 und besonders das im Erscheinen be-
griffene , ausführliche Lexikon der griechischen und römischen Mythologie* her. v. W. H.
RosoHEB (Lpg. 1884 ff. m. Abb.); Jahresberichte in der Revue de Thistoire des religions;
Ober Gott er ideale: G. Gbüneisen, über bildL Darst. d. Gottheit, Stuttg. 1828; Ballborn,
d. Anteil der Plastik an d. Entstehung d. griech. Götterwelt u. d. Athene d. Phidias, Hamb.
1893; CoNZE (s. o.); R. Kekul^, über die Entstehung der Götterideide der griech. Kunst,
Bonn 1877; H. BainfK, griech. Götterideale, München 1892 (Sammlung seiner Aufsätze) mit
10 T.; F. Back, z. Gesch. griech. Göttertypen, I. Hermes u. Dionysos, Jahrbb. f. klass. Phil.
1887, 438 ff.; S. Stbickbb, d. Götterstiine, Neue freie Presse Nr. 7612; Zwölfgötter-
darstellungen: Gbbhabd, über d. zwölf Götter, Abb. d. preuss. Akad. 1840; Pbtbbsen, das
Zwölfgöttersystem d. Griechen u. Römer, Hamburg 1853; K. T. Ptl, d. Zwölf götterkreis im
Louvre, Greifsw. 1857; Orientalisches: Glebmobt-Gankeaü, , Timagerie ph^nicienne et
la mythologie iconologique chez les Grecs, I. Paris 1880; Aber Ägypten: S. 434; Lanzonb,
dizionario di mitologia egizia, m. Atlas.
Darstellung von Mythen: Ausser den angeführten Werken s. Raoul-Rocuettb
(S. 12) und besonders Fb. Ovbbbecb, Gallerie heroischer Bildwerke .des thebischen und
troischen Sagenkreises, Stuttg. 1857 mit Atlas; Abth. Scbnbideb, Prolegomena zu einer
neuen Gallerie heroischer Bildwerke, Lpg. 1890, m. Abb.; L. Kjellbsbo, de cyclo epico,
Upsala 1890; Göttersagen, Apollon Pythoktonos: Th. Schbbibeb, A. P., Lpg. 1879;
Geburt der Athens: Bbnndobf, A. 1865, 373 ff.; R. v. Sohveidbb, die Geburt der Athena,
Abhandlungen des arch.-ep. Seminars, Wien 1880; Dionysos' Geburt: Stefhani, GR. 1861,
12 ff.; H. Betdrmahn, Dionysos' Geburt imd Jugend, X. hall. Winckelmannsprogramm ;
indischer Zug: B. Gbaf, de Bacchi expeditione indica monumentis expressa 1. Berlin 1886;
die t3rrrhenischen Räuber: J. de Wrirs, Dionysus et les Tyrrhöniens, Paris 1875; AZ. 1873
T. 5 = DuxoziT et Cbaplain, cöram. T. 23; s. auch u. Pentheus; Hephaistos' Rückführung:
Pbelleb-Robebt 1 177 A. 3; Raub der Persephone: Welckeb, Ztsch. f. alte Kunst 1, 1 ff.; R. Föb-
STEB, d. Raub u. die Rückkehr d. P., Stuttg. 1874, m. 2 T.; über d. Rückkehr Stbube (S. 826, ?);
Robebt, arch. Märchen S. 179 ff., T. 2—5; Prometheus: 0. Jaqn, Prom^thöe, Paris 1848, m. 2 T.;
A. Milcbhöfeb, d. Befreiung des Pr., Berlin 1882, m. T.; Gigantenkampf: S. 837; troischer
Sagenkreis: s. das eben erwähnte, dann Bbtjkn, troische Miscellen, Siteungsber. d. bayer. Ak.
1868 ff.; Fb. Scblib, d. Darstellungen d. troischen Sagenkreises auf etrusk. Aschenkisten, Stuttg.
1868; Urne (S. 5) Bd. L; Parisurteil: Nachträge zu Ovkbbbck S. 206 ff.; Stbphaki, CR.
1861, 34; Helena: W. Koch, Paris vor Helena, Diss. v. Marburg 1889; Telephos u. Philoktet
s. u.; Achilleus: M. Wollseiffen, Achilleus n. Hektor auf einer pränestinischen Cista, Progr.
V. Krefeld 1883; Comze, Arch.-ep. Mitt. I H. 1; Diomedes: Cokze, d. Vorbild d. Diomedes-
gemmen, Jahrb. 4, 87 ff. T. 2; Palladionraub: A. 1858, 228 ff.; Odysseus: Bolte, de monu-
mentis ad Odysseam pertinentibus, Diss. v. Berlin 1882; Enoblmann, Bilderatlas (S. 13);
Odysseus und Kirke: Jahn, arch. Beitr. S. 401 ff. u. AZ. 1865, 17 ff.; Köbte, AZ. 34, 189 ff.;
andere Sagen in alphabetischer Ordnung: K. Dissel, d. Mythos v. Admetos n. Alkestis,
Brandenb. 1882, m. 1 T.; Adonis: 0. Jahn, sur les repräsentations d'Adonis, Paris 1846;
Aithra: Jahn, Sitzungsber. d. sächs. Ges. 1850 S. 180; AA. 1850, 214; M. VI55; Aktaion:
Ziehen, Bonner Studien S. 179 ff.; Alkestis s. Admetos; Winteb, Alkmene u. Amphi-
tryo, Breslau 1876; Archemoros: Gebhabd, A. u. die Hesperiden, Abb. d. preuss. Akad.
1836, 253 ff. = ges. Abb. 1, 5 ff.; Quabanta, de' funerali di Archemoro, Neapel 1852, mit
3 T.; Köhlbb, ges. Schriften 5, 130 ff.; Argonauten: Flasch, angebliche Argonautenbilder,
München 1870; Hbtdexann, Jason in Kolchis, Winckelmannspr. v. Halle 1886; F. M. Avel-
LiNo, il mite di Talo, Neapel 1847, f. m. 3 T.; s. Medea u. Phineus. Atalante: Robebt,
Hermes 22, 444 ff.; Auge: Jahn, Telephos u. Troilos S. 46 ff. u. arch. Beitr. S. 233 ff.; 0.
862 Klamische SniiBtarchaologie. m. Angewandte Archäologie.
Rossbach, A. n. Pelopeia, Philol. Abh. f. M. Hertz S. 144 ff.; A. H. Fibgheb, Belleroplion,
IL Greifsw. 1848, dazu Ekgblmaiin, A. 46, 5 ff.; Stephaki, CR. 1881, 10 ff.; H. W. v. Pum-
WITZ u. Gaffron, 6. in der ant. Eiinst, 1888; P. Sghwabz, de fabula Danaeia, Halle
1881; Jabjs, Philol. 27, 1 ff.; Oykrbbck, Zens S. 406 ff.; C. Böttiorkb, Dirke als Quelle u.
Heroine, Berlin 1864, m. 1 T.; Endymion: 0. Jahn, arcbäol. Beiträge 8. 51 ff.; Herakles:
FuBTWÄNOLEB, Roschers Lex. 1,2192 ff.; Schlangen wflrgend: Fbtedebichs, die pliilostrat.
Bilder S. 11 ff.; C. Eonitzeb, H. und die Hydra, 1861; Eerberos: Vsrr VALBimir. Or-
pheus u. H. in der Unterwelt, Berlin 1865; nemeischer LOwe: ZoSga, bassir. 1 55, 45 ff.;
Michaelis, A. 1859, 64 ff.; Roulez, A. 1862, 192 ff.; Hesperiden: Gebhabd, ges. Abh. 1,
50 ff. 219 ff.; Hippolytos: H. Gidionben, fabulam quae est de Hippolyto et Phaedra quo-
modo effinxerint veteres poStae et artifices, Lpg. 1872; V. Püvtoni, le rappresentuize
fignrate relative al mite di Ippolito, Pisa 1882; Höfbb, de Jone (lo), Dias. y. Halle 1868;
Eephalos: Stephani, CR. 1872, 177 ff. T. 4. 5; E. Bbaün, il ratto di Cefalo, Rom 1838;
Eyrene: Studkiczka, E., Lpg. 1890 n. Roschers Lex. 2, 1717 ff.; Lykurgos: Wbi.ckeb,
alte Denkm. 2, 94 ff.; Stbphahi, CR. 1867, 184; Medea: C. T. Ptl, de Medeae fabula IL
Berlin 1850; Jahn, AZ. 1866, 233 ff.; Dilthey, A. 1869, 5 ff. m. T. AB; Ublichs, ein Medea-
sarkoph., Würzb. 1888; Meleager: EsKULi, de fabula Meleagrea, Diss. v. Berlin 1861 ; Tb.
Habtmann, M. in der griech.-röm. Eunst, Wohlau 1889; Wibsblbb, Narkissos, GU^tt.
1852, m. 1 T. mit Nachtr. in den Gott. Gel Anz. 1869, 251 ff.; E. B. Stabk, Niobe und die
Niobiden, Lnpg. 1863, m. 20 T.; Heydeiiank, N. u. d. Niobiden auf griech. Yasenb., l^pg-
1875, m. 4 T.; ders , über unedierte Niobidenreliefs, Lpg. 1877, m. 5 T.; ders., Analekten
zu den Ennstdarst. aus d. Niobesage, Lpg. 1883, m. 3 T.; Orpheus: Vbit Valentin fs. n.
Herakles); Pentheus: Jahrb. 7, 153 ff.; 0. Jahn, P. u. d. Maenaden, Eiel 1841, mit 3 T.;
Stephani, CR. 1867, 183 f.: Perseus: Panofka, P. u. d. Graeen, Abh. d. preuss. Akad. 1846,
m. 1 T. ; G. Löschcke, d. Enthauptung d. Medusa, Beitr. z. Gesch. d. griech. Malerei, Bonn
1894; Fr. Enatz, quem. Persei fabulam artifices Gr. et Rom. tractaverint, Diss. v. Bonn
1893; Wiesbleb, Phaethon, Gott. 1857, m. 1 T.; A. Banobbt, de fabula Phaethontea,
Halle 1885; Philoktet: Fbiedebichs, d. plulostr. Bilder S. 24 ff.; L. Adb. Milani, il znrto
di Filottete neUa letteratura class. e nelP arte figurata, Fir. 1879; Phineus: F. v. Duhk,
Bern. z. Phineussch., Festschr. z. Earlsr. Phil.-Vers. 1882; 0. Jahn, Teleph. u. Troilos, Eiel 1841 ;
ders., Telephos u. Troilos u. kein Ende; C. Pillino, quomodo Telephi fabulam et scrip-
tores et artifices veteres tractaverint, Diss. v. Halle 1886; Thesen s: Museo Ital. II f 1 ff. 209 ff.;
L. Stephani, d. Eampf zwischen Theseus u. Minotauros, Lpg. 1842 f. ; Cohzb, Theseus u.
Minotauros, Berl. Winckelmannspr. 1878 mit IT.; A. Heydemann, analecta Thesea, 1865;
M. Schell, de tauro Marath. et Minotauro, Pr. 1865; Triptolemos: Stbubb (S. 826. t);
Brunn, über 2 Tr.-Darst., bayer. Akad. 1875; Tierfabeln: 0. Cbusius, Philol. 1889, 185 f.
Symbolik im allgemeinen: Cbeuzeb (S. 861); J. F. Facius, d. etymbol. u. allego-
rischen Kunstvorst. d. Griechen, 1795; Pyl, über symbolische Darstellung der Griechen,
Greifsw. 1855; F. Nobk, etymol.-symboL-mythol. Realwörterbuch, Stuttg. 1843-45, 4 Bde.;
vgl. Blümneb, Laokoonstudien. 1. Der Gebrauch der Allegorie in den bildenden Eflnsten,
Freiburg 1881; Tiere: vgl. die Bearbeitungen des Physiologus (Fbibdb. Lauchebt, Gesch.
des Ph.. Strassb. 1889); Bochabt, hierozoicon, Frankf. 1675 u. 5.; Bastian, das Tier in seiner
mythol. Bedeutung, Ztsch. f. Ethnol. 1, 45 ff. 158 ff.; Ano. de Gubebnatis, zoological
mythology, London 1872, 2. A. 1874 (deutsch Lpg. 1874, französisch Paris 1874); Eranos
Vindobonensis S. 290 ff.; P. Schwabz, Mensch und Tier im Aberglauben der Griechen
u. Römer, Pr. v. Celle 1888; Güst. v. Beider, über Tiersymbolik u. das Symbol des Löwen
in der christlichen Eunst, Wien 1849; Bachofen, der Bär in den Religionen des Alter-
tums, Paris 1889; Rich. Rotteb, Schlange und Hund in ihrer sinnbildl. Bedeutung. Beitr.
z. christl. Tiersymb. d. Mittelalters, Pr. d. Oberrealsch. in Ofen 1857 S. 1 ff.; Aldboyahdi,
omithologia.. Bonon. 1599 u. ö.; Adler: Sittl, Adler u. Weltkugel, Jahrbb. f. Phil. Suppl. 14, 1 ff.;
Fbanciosi, i'aquila, Siena 1887, m. 1 T. ; Hahn : E. BItboen, de vi ac significatione galli in
religionibus et artibus Graecorum et Romanorum, Gott. 1887; 0. Eelleb, Rabe n.Erähe i. Altert,
1. Jahresber. d. wissensch. Vereins f. Volkskunde u. Linguistik in Prag 1893; Beissbl, die
Symbolik der Taube, Stimmen aus Maria Laach 1889, 193 ff.; Bellori, notae in numism.
tum Ephesia tum aliarum urbium apibus insignita, Rom 1658, m. Abb.; L. Weniger, zur
Symbolik der Biene in d. ant. Myth., I. Breslau 1871 ; Glock, d. Symbolik d. Biene u. ihrer
Produkte, Heidelberg 1892; Walter Robebt-Tobnow, de apium mellisque apud veteres
significatione et symbolica et mythologica, Berlin 1893; Muschel u. Perle: Üsenbb, Theolog.
Abhandl. Earl v. Weizsäcker zu s. 70. Geburtstag gew., Berlin 1893; Pflanzen: Pierbb
JoLY, raisons des anciens en la consecration de certains arbres, herbes et fleurs, Metz
j 1588; Böhmer, plantae fabulosae inpr. mythologicae, spec. I— V. Wittenberg 1800 -2; J. H.
, Dierbach, flora mythologica, Frankfurt 1833; Ano. de Gubebnatis, la mythologie des
! plantes, Paris 1878-82 2 Bde.; J. Mübb, d. Pflanzenwelt in d. griech. Myth., Innsbr. 1890
u. d. Parusie der Götter in vegetativer Substanz, Innsbruck 1893; siehe auch Nbmnich,
Polyglottenlexikon; B. Abnold, de Graecis florum et arborum amantissimis, Göttingen
Anhang. Antike Numismatik. (§ 1.)
863
1885; F. WöKiQ, d. Pflanzen im alten Ägypten, Lpg. 1888; Gy presse: F. Lajabd, A. 1847,
34 ff. n. rechercbes snr le oulte du oyprj^s pyramidal, Fans 1854, m. Atlas v. 21 T.; Dic-
tamnns: A. 1861, 302; Eiche: P. Wagleb, d. Eiche in alter u. neuer Zeit, I. Warzen
1891; Lorbeer: Giov. Fr. Madbisio, Racc. d'opnscoli scientif. e filolog. 4, 272 ff. (Venedig
1730); A. 1858, 16 ff. 1862, 338; Böttiohbb, Banmkultus der Hellenen S. 338 ff.; bei Apollo
S. 817; Mohn: M. F. Lochiter, fitjx(oyonatyytoy, Nürnberg 1719; Olive : Eöbebt, d. zahme
Ölbaum in d. religiösen Vorstellung d. Griechen, Pr. y. Mflnchen 1894; Palme: A. Hah-
ifAHN, d. Dattelpalme, ihre Namen u. ihre Verehrung, Nordh. 1858; Rose: Gräfin Lova-
TBLu, Essais 9. 110 ff; Ch. Jobbt, la rose dans Tantiquit^ dans Tantiquit^ et au moyen
äge, Paris 1892; Zweig: A. Steüdebeb, d. Symbol d. Zweiges in d. ant. u. modern. Ge-
brauch, Halle 1857; Kranz: *A, KagixovXag, oXlya rira n€Qi ^QXV^ ^^^ X9V^^^^ ^^'^ ^^^'*
gxiyov Ttagd roT^ naXaioTs "EXkrjaiy, Erlangen 1880; Stiege: Wiesblbb, de scalae symbolo,
Gott. 1863; Bucranium: Philol. 51, 351 ff.; Schl&ssel: Chb. Gottl. Schwabz, de deis cla-
vigeris, Altorf 1728 (opusc. p. 175 ff.); Dbexlbb, Roschers Lex. 2, 1214 ff.; Zahlen-
Symbolik: A. Nägele, rr. d. Staatsoberrealsch. in Marburg 1886. 1887; Farbensymbolik:
WiNCKELitAinf, Versuch über die Allegorie Kap. 6; Cbbuzeb, Symbolik 1, 154 ff.; Polidobi,
del simbolismo dei colori nei monumenti cristiani, Amico cattolico 1846 Juni; F. Pobtal,
les Couleurs symbol. dans Tantiquit^, le moyen &ge et le temps moderne, Paris 1857(8).
Grftbersymbolik: Baobofen, Versuch über die Gr. der Alten, Basel 1859, mit
4 T. (gelehrte Phantasien); E. Cubtius, AZ. 27, 10 ff.; Rhein. Jahrbb. 61, 111, 86 (Gypresse);
Dabembebo et Saglio, dictionnaire y. ascia.
Wappenartiges: C. S. T. Bbbkd, Hauptstücke der Wappen Wissenschaft. Das
Wappenwesen der Griechen u. Römer u. anderer alter Völker, Bonn 1841, m. 17 T.
Anhang.
Antike Numismatik.
1. Da die Numismatik zwar thatsächlich den Rang einer eigenen
Wissenschaft sich errungen hat, theoretisch jedoch nach ihrem üblichen
Betriebe denselben nicht beanspruchen kann, muss unser Abriss der Numis-
matik von ihrer Entwicklungsgeschichte ausgehen. In der sogenannten
Renaissance sammelten die Freunde des Altertums unter anderem Münzen
(S. 36) mit dem Zwecke, die Porträte der römischen Kaiser und Staats-
männer auf ihnen zu finden; so zog Fulvius Ursinus die Münzen für sein
Porträtwerk (S. 11) heran.*) Diese Liebhaberei gewann solche Popu-
larität, dass gebildete Familien den Mädchen die Namen Faustina, Mam-
maea und, was sonst durch Münzen geläufig war, gaben.') Der kauf-
männisch gebildete Pirckheimer stellte die Wertverhältnisse der antiken
Münzen fest,*) während andere bereits dieselben als Geschichtsquellen
verwerteten ; in dieser Beziehung verdient Hubert Goltz genannt zu werden.*)
Ein Münzwerk unternahm zuerst Kaiser Ferdinand I. 1554 durch den
*) S. auch Strada, epitoroe du tbresor
des antiquitez, c'est k dire, portraits de
vrayes medailles des emperenrs, franz. Lyon
1553, ro. Abb.; Thesauri antiquitt. hoc est
impp. Rom iconum .... ex musaeo
Jac. de Strada Mantuani, Tiguri 1557; Djet-
HBLif Kelleb, künstliche u. aigendtliche Bild-
nassen der rhömischen Keyseren, Zürich
1558; Akdb. Geskeb, imperatorum Rom.
iniagines, o. 0. 1559, f.
') Maubo in Opere burlesche 1, 202.
') Priscorum numismatnm ad Nuren-
bergensis monetae valorem facta aestimatio
(Opera ed. Goldast p. 223 ff.).
*) Sicilia et Magna Qraecia, Brugia 1576,
2 Tle. f. m. 47 T.; fasti magistratnum et
triumphorum Romanorum, Brugia 1566, f.
m. 234 T.; Caesar Augustus sive historiae
imperatorum Gaesarumque Romanorum ex
antiquis numismatibus restitutae libri IT.,
Brugia 1574, m. 83 T.; thesaurus rei anti-
quariae huberrimus, Antverp. 1579; de re
nummaria antiqua opera, Antwerpen 1708.
864
Anhang. Antike Numismatik. (§ 2.)
Nürnberger Maler Hans Lautensack.') Der Erzbischof Antonio Agostino
von Tarragona wagte bereits ein umfassendes Werk in Dialogform zu
veröffentlichen, das grossen Anklang fand.*) Im siebzehnten Jahrhundert
macht das Werk von Ezechiel Spanhemius „dissertationes de praestantia
et usu numismatum antiquorum'' (Rom 1664 u. ö. London und Amsterdam
1706—17 in 2 Bden.) Epoche, in dessen zweiten Bande noch vornehm-
lich der für die römische Geschichte aus den Münzen erwachsende Nutzen
hervorgehoben wird. P. Hardouin erklärte die Numismatik für den Kern
der Altertumskunde. Ohne auf die „Münzbelustigung*' vieler gelehrter und
ungelehrter Leute des 17. und 18. Jahrhunderts einzugehen, wollen wir
erwähnen, dass C. Ferd. Hommel die Münzkunde des römischen Rechtes
wegen heranzog.^) Die Kreierung eines eigenen Wissenszweiges ging von
Joh. H. Schulze aus, welcher zuerst 1738 ein Kolleg „Anleitung zur äl-
teren Münzwissenschaft '^ las.^) Zehn Jahre später organisierte der deut-
sche Kaiser Franz L aus den herrlichen Sammlungen der Habsburger ein
eigenes Münz- und Antikenkabinet. Die Praktiker beherzigten diese An-
regung und an der Wiener Sammlung stellte der Jesuit J. Eckhel sein
grosses Werk „doctrina numorum veterum* (8 Quartbände, Wien 1792 —
1798)^) zusammen, welches einen ungeheueren Einfluss ausgeübt hat. Ein
gleich epochemachendes Buch, welches die ganze antike Numismatik um-
fasste, ist seitdem nicht mehr geschrieben worden, unter Joseph n.
mussten sogar die Gymnasiasten den „kleinen Eckhel'' (Anfangsgründe
zur alten Numismatik, Wien 1787, lat. Budae 1799) studieren. Während
des ganzen neunzehnten Jahrhunderts beruhen alle die bedeutenden Fort-
schritte der Wissenschaft auf Einzeluntersuchungen; diese Richtung hat
Sestini^) eingeleitet.
Litteratar: Fb. v. Scblichteoboll, Qber die Gesch. des Stadiums der Münzkunde,
München 1812.
2. Die Sonderstellung der Numismatik beruht auf keinem anderen
Grunde «o sehr als darauf, dass die Sammler hier eine Bolle spielen, wie
in keinem anderen Gebiete. Da schöne Münzen in der späteren Kaiser«
zeit Schmuckgegenstände abgaben (S. 238. 242), legten Römer damals bereits
Münzsammlungen wie Daktyliotheken an.^) Petrarca,*) sein Freund Gugl.
Parenzo und andere Männer der Renaissance sammelten römische Münzen,
in deren Köpfen man ein Schönheitsideal fand.^) Münzen sammeln wurde
ein fürstliches Vergnügen, ^^j welches, wie billig, die römisch-deutschen
Kaiser kaiserlich betrieben. Schon Maximilian I. sanmielte, von Cuspini-
') 300 Münzen in Kupferstich blieben
unveröffentlicht; 1558 erschien von Lazius
zu Wien specimen commentarii veterum nu-
mismfttum.
') Dialoge über Münzen, Inschriften und
andere Altertümer, spanisch (zuerst Tarra-
gona 1575), italieniscn und lateinisch ver-
öffentlicht.
^) Jurisprudentia numism. illustrata, Lpg.
1763, mit auctarium von Klotz 1765.
*) Gedruckt Halle 1766.
^) Addenda, her. v. SteinhOchel, Wien
1826.
*) Vgl. FribdlXkdbb, Berl. Blatter f&r
Münzk. 4, 1 ff.
'') Bei Toulouse wurde ein Gefftss mit
497 Prohnsmünzen gefunden (Möra. de Tacad.
imp. des sciences de Toulouse 1858). Vgl.
J. FBiBDLlin)EB, über Münzsammlungen bei
den Römern, Ztsch. f. Num. 3, 167 ff.
*>) Epiat. fam. 10, 3.
*) DoLOB, a M. Anselmi.
^") Sammlung des Hercules TT. von Este,
Inventar um 1540: Documenti ined. 2, 100 ff.
Anhang. Antike Nnmiinnatik. (§§ 2—3.) 865
anus beraten, „heidnische Pfennige **; mit den Habsburgem traten die
Witteisbacher und seit dem 17. Jahrhundert die Bourbonen, von Agenten
aller Länder unterstützt, in Wettkampf ein. Von den Höfen aus ver-
breitete sich das Sammeln als Leidenschaft^) in die vornehmen Kreise.
Schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts waren Münzkabinette allenthalben
zu finden.*) Anfangs ordnete man die Münzen in ägyptische, griechische,
republikanische und kaiserliche') oder schied statt der zwei ersten Gat-
tungen nur „numi regum, populorum et urbium." Diese Zweiteilung von
römischen und nichtrömischen („griechischen^) Münzen behielt Eckhel,
von welchem das jetzt noch übliche System herrührt, bei; letztere ordnete
er so an, dass er im Westen bei den Säulen des Herkules beginnend
gegen Osten bis Indien vorschritt und dann nach Tingis zurückkehrte (S. 873).
3. Da der Stand der Privatsammlungen unaufhörlich wechselt und
bei den Münzen auf den früheren Besitzer gar nichts ankommt, stellen
wir sie in alphabetischer Reihe hinter die staatlichen Sammlungen. Unter
letzteren sind die Kabinette in London und Berlin, Paris und Wien ersten
Ranges. Die Kataloge der beiden ersten gehören zu den wichtigsten
Hilfsmitteln.
Belgien, BrQssel, kgl. Bibliothek.
Dänemark, Kopenhagen, kgL Münzkabinet: D. Sssrnia, descr. d'alcane medaglie
greche de! nitiseo di Cnrist. Federigo di Danimarca, Fir. 1821, m. 2 T.; C. Raküs, cat. nnm.
vett. Graec. et Rom. masei regis Daniae, Hafn. 1816, 3 Bde. m. 13 T.; Efterretning om det
kong. mynt- og medaiUe-cabinet, Eopenh. 1835; Thorvaldsenmasemn : S. 63; L. Müller,
descr. des monnaies ant. au mns^e Th., E. 1851, m. 4 T.
Deutschland, Berlin: J. FriedlIvdsr u. A. y. Sallet, das k. Münzkabinett, Gesch.
u. Obersiebt d. Sammlung, Berlin 1873, 9 T.; FriedlIndeb, Gescb. d. k. Münzk. zu B., 2. Aufl.
'Berlin 1877; Kgl. Museen zu Berlin. Bescbr. d. ant. Münzen, I.Berlin 1888 (Tau-
riscbe Chersonesus, Sarmatien, Dacien, Pannonien, Moesien, Thracien, thracische KOnige),
II. 1889 Paeonien, Macedonien, d. macedoniscben Könige bis Perdiccas III.), III 1. 1894
(Italien, Aes rüde, aes signatum, aes grave. Die geprägten Münzen Yon Etrurien bis Ga-
labrien). Kupferwerk über den alten Bestand vor 200 Jahren : L. Beoer, thesaurus Branden-
burgicus, Colon. March. 1696-1701, 3 Bde. f. m. 43 T. Periodische Berichte über die Zu-
gänge in der Berl. Ztsch. f. Num. u. dem Jahrbuch der preuss. Kunstsamml.
Danzig, Gymnasium: F. Bobohaudt, Katalog d. griech. u. röm. Münzen der Samml.
des städt. Gymn. zu Danzig, Progr. v. Danzig 1893.
Dresden: Aus Dresdner Sammlungen, her. v. d. numism. Ges. zu Dr., 3. H. Dr. 1883.
Frankfurt a. M., städtisch (Sammlung Rüppell).
Freiburg i. Br., Universität.
Görlitz, oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: A. v. Sallet, d. antiken
Münzen der — , Berlin 1864.
Göttingen, Universität: S. 57.
Gotha, herz. Münzkab.: Che. Sig. Liebe, Gotha nummaria sistens thesauri Frideri-
ciani numismata antiqua, Amst. 1730, f. m. Abb.; F. Schlichteoroll, historia numothecae
Gothanae, Gotha 1799; D. SESTnn, del museo dncale di Gotha, Berlin 1806.
Hanau, Gymnasium: R. Süchieb, d. Camp'sche Münzsamml. des Gymn. zu H., 2 TIe.
H. 1869—70.
Heidelberg, Universität: J. A. Brümiieb, recensio Graecorum aliommque veterum
numorum qui adserv. in acad. antiquario Creuzeriano, Heid. 1836—8, 2 TIe.; antiq. Cr. numi
vet. Rom. famil. imperatorumque usque ad Gordiannm L, 1838; ant. Cr. numi vetores Rom.
imperatorum a Gordiano II. usque ad Joannem I. Zimiscem, 1840; ehemaliges kurpfälzi-
sches Kabinet (dann nach Berlin): L. Beoeb, thesaurus ex thesauro Palatino sei., Heidelberg
1685 f.
Karlsruhe: W. Bbakbach, Gesch. u. allg. Beschr. d. Münz-Kab. zu C. (1877); In
hoof-Blumeb, griech. Münzen in der grossh. bad. Sammlung in K. (Berlin 1879).
*J Kunstgesch. Charakterbilder aus Öster-
reich S. 238.
*) La Bbut^be, charact^res K. 13.
^) Vgl. Sbbbubb, le cabinet monätaire
du prince de Ligne.
U«ii41tqcb der klam. AltertnmfiwImienRrhaft VI» 55
tjtitj ABnug. AnnKfl numinnKux. 19 a.)
Leipzig. Stadtbibliothek: (LEitzMAini,) Katalog des HQnzkab. d.Stadtbibl. ca Leipeis.
L. 1853; Univereitftt.
München, kgl. MOnzkabinet (besoDdere nordgriechiHche nod kiemasiatische !Mfinz«D
BQS der Sammlung Cousin^T?): F. S. Stbebbb, nninisinstB Oraeca ex munea regis BBvari««
hBCl«nuB mions accurate descripta, MDnchen 1635 mit 4 T. n. Ober 55 interssB. griech.
MUnzen, Abb. d. bayer. Äkad. 1635; dere., Versuch einer Lreschichte dee kgl. MOnzkabinets zd
Mancben, M. 1606 u. in den Deukechr. 1817 u. 1821, m. 4 T.; üniTereitUabibliothek ; faisio-
riecber Verein: Oraf F. H. Huvdt, d. aot. HSnien d. biet. Vereins f. Oberbajern, Mfliichni
(1866.) 1871.
Nürnberg, germanischea Hoaeiun: Hflnzsamml. d, germ. NationalmDB, zu N., NUm-
bei% 1856; städtische Sammlang (sua dem Besitz tod J. Peyer): J. u. A. EKsaTKn«, dai^
der Stadt N. angebOrige J, v. Pejersche Münz- n. Hedaillenkabin«!, Nürnberg 16S8.
Ratibor, Gyinnasinm: E. EinscB, Vera. d. rOiD. Mflnien des Gynm., R. 1842.
Rostock, UniveraitAt.
Straasbnrg.
!jtuttgart: Volz, Gescb. d. atattgardiachen Münzcabinets, Stattg. 1791.
Trier: Jahreebericbt d. Oes. f. nützliche Forschnng 1874/77 S. 5 ff.
Tübingen, UDiversitftt: S. 58.
Weimar.
Wiesbaden, Verein f. nassatnsche Altertomakimde : FRUDLXimitK, Annalen fllr
nass. Alt. VI.
Würzburg, VniveraitAt.
Zwickau: Cb. Clodiub, de nnmophylacio lycei Zwickanensis, Zw. 1855.
Fruikreioh, Haraeille, moade nomismatiqDe,
Paris, cabinet des mädailleB, bei der bibliotb^ae nationale (darunter die Sammlung
de Lnynea); S. 52; H. Ddvrbsan, histoire du cab. d. m., Paris 1838; E. Babbloh, cat. dee
monnaies grecqnes de la bibl. nat. Les rois de Sjrie, d'Arm^nie et de Commagfene, 1890,
m. 32T.; les Perses Ach^inänides, lee aatrapea et lee dynastes tribut. de lenr empire.
Cfpre et Phänicie, Paris 1893 mit 39 T.; gallische Hflnzen §8; T. E. Miomcvr, poida des
mädailleB grecqUKS d'or et d'argent du cabinet r. de France. P. 1839; Nnmismata moduli
maximi vnlgo medaglioni ex cimeliarchio Lndovici XIV., Elentherop. 1704, f. m. 41 T.; —
Ebemals St«. Genevieve: S. 52.
GriMli«iiluid: EnoBL, R. nmn. 1684.
Athen, nationales Httnzkabiuet (datin die Ägyptische Sammlung Demebrin); A. Posto-
LAKKAS, xaxäXeyot ruiv ägj^aiuir vofiiafiätiai' /uptJv iSrtöy nöXtay *ai ßaatUtay toi 'J9tj-
«'ijoif iSrixoii yofiiaftarixoii fiovoiiov, I. (bis Makedonien) Athen 1872, f. ni. 5 T. ; dera ,
Synopsis numorum Teterum qni in moseo numismat, Athenarum publice adaervantur, Atlien
1878; Fbdabdiht, collections Giov. di Demetrio. Numismatique de t'Egypte ancienne, l.
monnaies des reis, Paris 1869, m. 12 T.; II. domination romaine, 1871 m. 23 T.; Berichte
von Storohob (%9v. ve/i. fiovatiov iy 'A9.); Eabinet der archBologischen Gesellscbaft, bei
der Univeraitflt.
GroBBbrittaiuiieii, Cambridge, Fitiwilliam Huaeom (Sammlang Leake): 6. 64.
London, Brittisches Museum: B. V. Head, Synopsis of the greek a. roman
coins and medals in the Br. H., oder, a guide to the princip. gold a. silver ooins of tbe
ancienU, 2. A., L. 1680/1, m. 70 T.; Spezialkataloge : Catalogne of the greek coins in the
Br. M., ed. by Reo. Stuart Poole m. Abb.: Italy. by St. Poolb, 1873; Sicily, by B. V.
Ubad, P. Gabdnbb a. R St. Pooue, 1876; Thesaaly to Aetolia, by P. Gabditzb, 1883, mit
32 T.; Central Greecc, 1884, m. 24 T.; Attica, Megarie, Aegina, by Hbad a. Pools, 1886.
m. 26T.; Peloponnesus (exci. Corinth), by GAnniiER, 1887, m. 3TT.i Corinth, oolonies of
C. etc. by Hbad, ed. by St. Poole. 1869, m. 39 T.; Coins of Crete and the Aegean islands,
by Wboth a. Poom, 1886, m. 29 T ; Macedonia et«, by B. Head, 1879; The Taurio Cher-
eoneae, Sarmatia, Dacia, Moeaia, Thracia etc. by Hbad a. GAnoRBB, 1877; Jonia, by B. V.
Head ed. by Poole, 1892, m. 39 T.; Myaia by W. Wroth, ed. by Pools 1892, mit 85 T,;
PontuB, Bithynia, Bosporus, Paphlagonia etc. by W. WaoTH, ed. by Poole, 1892, m. 38T.; The
Ptolemiea, kinae of Egypt, 1883. m. 32 T.| Alexandria a. the nomea by Poole. 1892 m. 32 T.;
The Seleucid kings of Syria, by F. Gabdheb, 1878, m. 28 T.; Grcbbbr a. 8t. Poolb, roman
medallions in the Br. M., 1874. m. 66 T.; Cat. of the roman coins in the Br. M., 1874;
altere Werke: N. F. Hat«, tesoro britannico = the british treasury, London 1719—20.
2 Bde. dat. v. Cristiani, Wien 1763-5), m. 81 T.; T. Coübb. vetenim populorum numi qui
in M.Br. adaervantur, London 1814, mit 15 (aehr BchSnen) T.; Sammlung der Bank von
England.
Oxford, Bodiejana: F. Wiaa, nnmmomm antiquoram scriniis Bodlejanis recondii ca-
talogiis, Ox. 1750, f. m. 23 T.
Anhang. Antike Numismatik. (§ 3.) 867
Italien, Ferrkra, Universit&t: F. L. Bebtoldi, delle medaglie e moneie esist. nel
museo della nniversitä di F., F. 1789.
Florenz, ehemaliges grossheiz. Kabinet: F&. A. Gobi, nam. moseum Florent. exhibens
antiqua nomism., oder, ant. numismata anrea et argentea ouae in thesanro magni ducis
Etmriae adservantor, Florenz 1740 — 42, f. m. 121 T.; A. X. Gobi, ant. nomismata maximi
modnli qoae in reg. thee. m. ducis Etr. ads., Flor. 1790, f. 3 Bde.; F. A. David, le mus^um
de Florence: M^dailles antiques, Paris 1787, m. 90 T.
Mailand, Akademie: B. Biondblli, cenni storici soll' origine, sviluppo e stato attoale
del r. gab. nnm. di M., M. 1880 n. verscliiedene Abhandlangen; Letiera ai G. Cavbdoni sl
sign. D. Sestini sopra due medaglie greche del r. gab. di M., zuletzt M. 1840, m. 3 T.; Mu-
seum Milano-Yiscontiannm, Trajecti 1782, 4 Tle.; Gatalogus populorum, urbium et regum,
quorum numi ads. in museo regio Mediolano, Mediol. 1813.
Mo den a, ehemals herz. Kabinet: C. Caybdoni, dell* origine ed incrementi deir
odiemo r. museo estense delle medaglie, M. 1846.
Neapel, Museo nazionale (aus der Bourbonenzeit, hervorragende Sammlung Sant-
angelo): Fiobblli, cat. del museo naz. Coli. S. Angelo: Monete greche 1866 (vgl. A. 39,
382 ff.; M. 8, 48); Medagliere: Monete greche, I. 1870, Monete romane I. 1870; P. Pbdbusi,
i Cesari in oro, argento, medaglioni .... nel Museo Famese, Parma 1694 — 1727, 10 Tle.;
kleine Auswahl photographiert.
Padua, Museo Bottacin.
Parma.
Pavia.
Rom, bei der vatikanischen Bibliothek: Vbkuti, antiqua numismata ex museo Card.
A. Albani in Yai bibliothecam transl., Rom 1739—44, f. 2 Bde. m. T.; Sammlung von Aes
grave im Museo Kircheriano (§ 64).
Turin, kgl. Museum: A. Fabbbtti, Rossi e Lanzonb, r. museo di Torino: Monete
consolari e imperiali, Rom 1881; Akademie: Museo numismatico Lavy appartenente alla
r. accademia delle scienze di Torino, T. 1839-40, 2 Tle. (I. griech. u. röm. Münzen).
Niederlande, Amsterdam, Akademie.
Haag, kgl. Münzkabinet: J. C. ob Jonoe, not. sur le cabinet des med. et des pierres
grav. du roi des Pays-Bas, La Haye 1823—4, m. Suppl.; Imhoof, Berl. Ztsch. 1876.
Leiden, Universit&t: P. 0. van dbb Cmjs, het munt- en penningkabinet der Leidsche
Hoogschool, L. 1867; notice sur le cabinet num. de Funiversit^ de Leyde, Brux. 1862;
catal. du cab. de monnaies ant. et mod., de möd. et de la bibl. numism., Amst. 1870.
ÖBterreich-üngam, Stift Admont: WicmrBB, Kloster A. u. seine Bez. z. Kunst,
Wien 1888 S. 186 ff.
Bol, Dominikanerkloster auf Brazza (Dalmatien).
Budapest, Nationalmuseum: S. 160.
Czernowitz, Universität.
Gleichenberg, Brunnendirektion.
Graz, Johanneum u. Universität: S. 60.
Hermannstadt, Bruckenthalsches Museum § 166.
Klagenfurt, Stadt (ehemals Vest in Triest): Ixhoof, Wiener Ztsch. 16 (1884), 227 ff.
Stift Klosterneuburg.
K r a k a u , Universitätsbibliothek.
Stift Kremsmfinster.
Linz, Gjonnasium: J. Hötzl, d. Mttnzsamml. im Staatsgymn. in L., L. 1867.
Stift Rein bei Graz.
Rovereto, museo civico: P. Obst, le monete romane di provenienza trentina, Ro-
vereto 1893.
Stift St. Florian: Kbnkbb, die Mfinzsammlung des Stiftes St. Florian, Wien
1871 m. T.
St. Polten, Diözesanmuseum.
Wien, k. u. k. Münzkabinet: S. 60 f.; J. Abivbth, Synopsis numorum antiq. musei Caes.
Vindob., Wien 1837—42, 2 Bde.; Jul. v. Sohlossbb, Beschr. d. altgriech. Münzen I. Thessalien,
lUyrien, Dalmatien und d. Inseln des adriatischen Meeres, Epeiros, Wien 1893, mit 5 T.;
ältere Publikationen : J. Eckhbl, catalogus musei Caesar. Vindob. numorum veterum, Wien
1779, 2 Bde. m. 8 T.; sylloge numorum veterum anecdotorum thesauri Caesarei, Wien
1786, f. m. 10 T.; numi veteres anecd. ex Museo Vienn., 1775, m. 17 T.; Fböuch u. Khell,
numism. cimelii Austriaci Vindob., Wien 1755, 2 Bde. f. m. 15 T.; Stbinbüohbl, notice sur
les mödailles rom. en or du musöe de Vienne, m. T.; J. G. Sbidbl, d. altital. Schwergeld im
k. k. Münzkabinet beschr., Wiener Akad. 1854; vgl. J. Bbbomakn, Pflege der Numism. in
Österreich im 18. u. 19. Jahrb., Wien 1856— 63, 4 Hfte.; Mechitaristen ; Schottenstift (haapt-
sächl. Samml. Timoni) : Nobb. Dechabt, aes grave Romanum et Italicum, Pr. des Schotten-
55 •
868 Anhang. AnUfca Nnndamatlk. (9 4.)
gyain. Wien 1869, m. 2 T.; Deatschritterorden; B. Dudik, des haben deDtschen Biliar
Ordens HUnuaininl. in Wien, W. 1858, m. 22 T.; Fflrst von n. zu Liechtenstein (besonder^
ehpm. Sammlung des Grafen tod Weatpbalen, rOm, Utlnzen von Diokletian bis Konstsntia
den OrosseD); Prinz Ernst eu Windischgrfttz; Domiam. ßeaellBcli.
Stift Zw etil.
Fortngftl, Lissabon: A. C, Twictsa db Abaoao, dwcrip^io historica das moeda.-
roDiBnaa existentes no gabinet« nnfflistnetico de Sna Mageatade el Ret a senhor dorn Luit 1..
L. 1870.
RnHlaad, Charkow, Universität.
Belsingfora, üniversiUt.
Jnrjew-Dorpat, UniveraitAt: E. Hobobhstbbn, recensio namomm imp. in Bmaev
acaderoico, Dorpat 1834.
Kasan, Universit&t.
Kiew, Universität u. Ljcenm.
Moskan, Universitfit u. Lvcenm; Romianiownineeimt: Podbohiwalow, Hns. fiomian-
zow, Hoskan 1884.
Odessa, Lyceiun,' atHdtiach: N. Mubzaubwicz, descr. musei pnblici OdesBani.
I.Odessa 1841 m. 2T.
Petersburg, Akademie der WiaseiiBchaften u. ÜniversitSt; vgl. Cbr. Oiel. Bei
trOge znr nnt NDmisniBtik, Moskan 1886 m. T.
Warscban, Bibliothek.
Bchwedan n. Norwegen, Christiania, ÜDiveintU.
Gotbenbnrg, Hosenra.
Lnnd, UnirersitAt.
OaterBund, Lyceum: FOrteekning Sfver österaonds hOgre ElementarlXroverka mjnt-
och roedaljsamling, II. Antika mynt af P. Olsbon, 1880.
Stockholm: H*LLEnBBBO, berftttelse om evenaka kongl. mjntcabinettet. St 1804.
Sobveia, Bein: F. L. Hulbb, catalogua nnmismatnm vetenim Graecomm et Lati-
Domm quae ezstant in mnaeo civitatis Beraensis, 2. A. Bern 1869.
Wintertbur, städtische Bibliothek.
Spanien: vgl. R, Sebbüsb, B, de nomism. et d'arcb. Bd. VL
Madrid.
Zaragoza, kgl. Gesellachaft v. Aragon: Vic. REqcBHDO, medallas ineditaa ant exist.
en el museo de la r. boc. aragon., Z. 1800.
Türkei, Herakleion auf Kreta: S. 112.
Smyrna, Evangeliki Scholf: S. 39; A. Ebobl, monnaiee grecqnea rares ou in^dile.«
da masde de l'^cole ävangälique et de 1b call, de M. Lawson S Smyme, R. nnm. 1S-S4.
mit 2 T.
Terainlgt« Staaten, Cambridge, UniversitAt.
4. FriTataammlnngen.
N. AbilgBRrd: Catal. namorom veteram Qraec. et Rom. possid. — , Havn. 1817,
Ainslie: Skstini, lettere e diasertazioni nmnism., Livomo 1789-1818, 5 Bde.
mit 12 T.
Albani a. Born 8.867.
Allier de Hauteroche (an den Dnc de BUcas): Dchbbsan, descr. des taid. ant dn
cab.de fen M. -, Paris 1829, m. 16 T.
Aroäconrt a. Ponton.
M. Angelelli ^Bologna): H. BiiircoNi, catal. num. vett urbinm pop. et regam qui
apnd M. A. Bonon. adaerv., Bon. 1827, m. 2 T.
Zeno Apoatolo (jetzt in St. Florian, S. 867): B. 1858, 52.
Arigoni, Venedig: H. AaiaoHt, nnmismata quaedam coinscnnaDe forma« et metalli
musei Hon. Arigoni Veneti. Tarvisü 1741-59. 4 Bde. f. m. 352 T. (Bd. IF. Kaisermedaillons):
SF.BTIHI, catalogus nnm. vett, musei Arigoniani, Berlin 1805, I.
D.-G. de ArozHrena: Catal. des mäd. gr. et rom. compos. la coll.de M. — , Paris 1867.
Baart de la Faille: Coli, de moun. ant. grecques rom. et byz.de Mr. — . Amster-
dam 1870.
BadeigtB de Laborde: CoHBit, catalogue 1869.
Bebr: 8. 52.
Beifort: Katalog m. T.
Bellet de Tavernost: Catal. de la coli, de B. de T. de Ljon: Vente 20. Ferr.
1870. Paris.
Bellioi: SasTtni, lettere (s. u. Ainalie).
Anhang. Antike Nnmisnuttik. (§ 4.) ggg
Benkowitz: Sbstini. desor. delle medaglie gr. e rom. del fii B., Berlin 1809.
Bentinck: Catal. d'ane coli, de möd. ant. faite par la comtesBe Donar, de B., Amster-
dam 1787—8, 2 Bde. a. SappL; Sohlighteoboll, notice de la coli, de m^d. de B.,
München 1815.
Bernas s. Neubarg.
Billoin: Coli. B. M^dailles grecqaes autonomes, Paris 1886.
Duc de Blacas (S. 58): Fr. Maddbn, account of the roman gold coins of the
Duke of Bl., London 1868.
Ferd. Bompois, Nevers: Coli. F. B. M^dailles grecques autonomes, Paris 1882.
Boudacca: Sbstiki, lettere.
H. de la Borde: Cat. of a coli, of greek a. roman coins a. gems from tlie cabinet
of the late Mr. — , London 1870.
*B. Borghesi: Cataloghi del museo B. B. Monete greche e bizantine, Mil. 1881;
Monete rom. cods. ed imp., Roma 1881, m. 2 T.
Borgia (Velletri): Ssstini, lettere.
Edw. Bunbury (London).
Burckhard: Burckhardianum numophylacium I. Helmstedt 1711.
de Camps (Jetzt im Pariser Eabinet): Yaillaht, selectiora numismata in aere ma-
ximi moduli e museo D. Franc, de C. et J. de Wilde, Paris u. Amst. 1692—95, 2 Tle.;
Sestüvi, descr. selectiorum numismatum in aere mazimi moduli e mus. olim abb. d. C. etc.,
Berlin 1808.
Herzog Carl Alexander ▼. Lothringen: Catalogus numismatum nummorumque tarn
veterum quam recentiorum quos coli. Duz Lotharingiae C. A. Auctio Bruxell. a. 1781.
Carpegna (in den Vatikan): Ph. Bdonarboti, osserv. istoriche sopra alc. medaglioni
ant., Rom 1698; Jos. Montbbghi, rariora maximi moduli numismata sei. ex bibl. Casp. Car-
pegnae, Amsterdam 1685 ; Documenti inediti 2, 192 ff.
Ca sali: SssTna, lettere.
Chaudoir: Dom. Ssstiki, descr. d'alcune medaglie greche del museo del sig. Bar.
Stanisl. di Ch., Fir. 1831, m. 6 T., Suppl. Paris o. J.
* Königin Christine von Schweden (an Odescalchi): ELaybrcamp, numophylacium
reginae ChristiDae = iiiödailles de grand et moyen bronze du cab. de la reine Chr., A la
Haye 1742, f. m. 63 T.; Effigies Roman, imperatorum ex ant. numismatibus quae in thesauro
Christinae reginae ads., o. J. f. 165 T.
0. Codrington.
Creuzer, jetzt in Heidelberg: S. 58. 865.
P. van Damme: Cat. de la bibl. et du cabinet de mädailles delaissees p. M. P. v. D.,
La Haye 1807.
P. Duprö: Descr. des m^d. grecques comp, le cab. de M. P. D., Paris 1867, m. 2 T.
Elberling, die wichtigsten Exemplare in meiner Sammlung römischer Münzen,
Luxemb. 1871.
Enner: Rox^ db l'Isle, cat. des möd. ant et mod. inöd. et rares du cab. d'E.,
Paris 1788.
Per. Exereunetes: Auktionskatalog, London 1871.
Farnese (zum Teil nach Neapel), s. dort.
* Feuardent (Paris): Katalog in 2 Tln. m. T.
Ch. Fischer: Fb. L. Patbbvö, raccolta di ant. monete apparten. ad imperatori rom.
e byzant. etc. giä fatta da Ch. F., Palermo 1863, m. 1 T.
Carlo d'Ottavio Fontana (Triest): Sbstini, descr. d'alcune medaglie greche del
museo di C. d*0. F. di Trieste, Fir. 1827—9, 3 Bde. m. 30 T.
* CR. Fox (jetzt in Berlin): Fox, engravings of unedited or rare greek coins,
I. (Europe) London 1856, II. Asia a. Africa 1862, m. 18 T.; Fbiedlamdbb, AZ. 31, 99 ff.;
über Fox s. Num. chron. 4, 16 ff.
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Anhang. Antike Namismatik. (§ 4.) 871
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0. Seyffer, Stuttgart: Mbbzbachbb, Verz. d. v. Prof. Dr. Otto S. in St. hinterlassenen
Sammlung griech. u. röm. Münzen, München 1891, 2 Tle. m. T.
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des monn. rom., Gopenh. 1867 ; 2. descr. d. m. grecques, 1869 ; (in II 1. Byzantiner).
874 Anhang. Antike Niunismatik. (§ 6.)
Vorboten der gi*ossen Revolution gehört, sind jetzt die grossen Kabinette
geordnet und wir werden uns im folgenden daran halten. Es steht uns
nicht zu, an dem praktischen Werte dieser Anordnung zu mäkeln; in
wissenschaftlicher Hinsicht befriedigt sie jedenfalls nur den Lokalhistoriker,
während sowohl die Kunstgeschichte als die Weltgeschichte zu kurz kom-
men. In Anbetracht, dass die Prägung, wie wir sehen werden, ein -wich-
tiges Souveränitätsrecht ist, war die alte politische Einteilung an sieh
vorzuziehen. Mit Rücksicht auf die Kunstgeschichte erlauben ^wir uns
aber eine Modifikation derselben vorzuschlagen:
I. lydisches und persisches Reich mit den Satrapien des letzteren:
n. die selbständigen Republiken und kleinen Fürsten mit griechi-
scher oder auch phönikischer Amtssprache;
ni. die makedonische Grossmacht und die daraus hervorgegang^enen
Reiche, sowie der achäische und ätolische Bund;
IV. das Geld der römischen Republik und ihrer Einflusssphäre;
V. die Kaiserzeit mit kaiserlichen, senatorischen und autonomen
Prägungen.
Im folgenden halten wir uns jedoch ziemlich genau an Eckhels
System.
L NichtrOmisohe (grieohiaohe) Xfinsen:
Es gibt eine einzige brauchbare systematische Darstellung: B. V.
Head, historia numorum. Manual of greek numismatics, Oxford 1887,
m. Abb.; als Elepertorium genügte früher: T. £. Mioknet, description de
mödailles antiques grecques et romaines, Paris 1807 — 37, 6 Bde. m. 9 Bden.
Supplem., Register und Atlas. Ein neues '„Corpus numorum Graecorum*"
hat die preussische Akademie unter Leitung von Imhoof-Blumer unter-
nommen; hievon ist der erste, Sarmatien, Niedermoesien und Thrakien um-
fassende Teil, von Pick bearbeitet, im Erscheinen begriffen, der zweite
wird Makedonien umfassen.
Älteres Handbuch: A. v. Wbblhof, Handbnch der griechischen Numismatik, Han-
nover 1850; auch Dumrbsan, numism. du voyage du jeune Anacharsis, Paris 1824, m. 30 T. ;
für den praktischen Gebrauch: D. Sbstiki, classes generales geographiae numisroaticae s.
moneta urbium etc., 2. A. Florenz 1821, m. 4T. ; Franc, de Dominiois, repertorio numia-
matico per conoscere qualunque moneta greca, Nap. 1826—27, 2 Bde.; Auswahl f&r Unter-
richtszwecke: P. Gardnbb, the types of greek coins, Cambr. 1883, m. 16 T.; Ikhoof-Blumeb,
Porträtköpfe auf ant. Münzen hellen, u. hellenis. Völker, Lpg. 1885; Veröffentlichungen Yerm.
Münzen (die älteren vor £ckhel lassen wir weg): J. Pbllkbik, recueil de m^dailles des rois,
Paris 1762 u. recueil de mödailles de peuples et de villes, Paris 1763, 3 Bde., dazu mölange
de diverses mäd., 1765, 2 Bde. u. 4 Supplements 1765--67, lettres de Tauteur des recueils
de mäd., Frankf. 1770 u. additions aux neuf volumes, A la Haye 1778; E. Habwood, po-
Sulorum et uibium selecta numismata Graeca ex aere, London 1812; J. Millingkn, recueil
e quelques mödailles grecques in^dites, Rom 1812 m. 4 T., ancient coins of greek cities
And kings, London 1831 m. 5 T., sylloge of ancient unedited coins of greek cities a. kings,
1837, m. 5 T. ; Ed. db ÜADALviirE, recueil de möd. grecques in^d., Paris 1828; Sbstiki, de-
scrizione di molte medaglie ant. greche esistenti in piü musei, Fir. 1828—35, 4 Bde.;
Dümbbsan, möd. inäd. ou nouvellem. expl., Paris 1832, dazu: sur diverses rectifications,
1837 ; J. Y. Akebxan, Gentleman's magazine, London 1835 mit 3 T. u. ancient coins of
cities and princes, 1843 ff. 24 Tle. ; C. Gavedoxi, spicilegio numismatico, Modena 1838; Db
LüYNES, choix de mädailles grecques, Paris 1840 (17 T. ohne Text) ; (C. Lenobmant,) Tresor
de numismatique et de glyptique. Rois grecs, Paris 1849; H. N. Huxpbbbt, ancient coins
and medals, 2. Ausg., London 1851, m. Reliefabb.; Imhoof-Blukbb, monnaies grecques publ.
p. Tacad. r. n^erland., Lpg. 1883, m. 9 T. u. griechische Münzen, Abh. d. barer. Akad. 1890,
m. 14 T.; dazu die Werke über die Sammlungen von Fox (S. 869), Imhoof-Blumer (S. 870)
r
» • .
-«
Anhang. Antike Hnmismatik. (§ 6.) 873
maDn, Weissensee 1834 ff. ; in Berlin: Zeitschrift f. Mfinz-, Siegel- und Wappenkunde,
her. V. Köhne, 1841—6, 6 Bde., N. P. 1859—62, Berliner Blätter f. — , 1863-73, 6 Bde.;
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Ges. zu B., 1893; Dresden: Mitteil, des Vereins für Mfinz-, Wappen- und Siegelkunde in
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sphragist. Anz., her. y. Münzforscherrerein zu U., 1870—82, 12 Bde.; München: Mitteil.
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s. p. A. de Barthölemy, G. Schlumberger, E. Babelon, 1883 ff. ; Le Numismate, p. p. H. Hoff-
mann, 1862 ff.; M^langes de nomismatique, v. de Saulcy, Le Mans 1874—82; Le moniteui*
de numismatique, 1881 ff. ; Soci^tä fran^aise de numismatique, Annuaire und Comptes rendus
1866 ff., 2. 8. 1878 ff.;
Grossbrittanien: The num. Journal, ed. by J. Y. Aksrman, London 1837, 2
Bde.; Proceedings of the num. soc. of London 1837—8, 1838, m. 3 T.; beide verschmolzen
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Vaux, J. Evans a. B. V. Head, 1. S. 1838 ff. 20 Bde. mit Register, n. s. 1861 ff., 3. s. 1881 ff.;
Italien: Annali di numismatica, p. da G. Fiorelli, Nap. 1851—3, 2 Bde. m. 6T. ;
Rivista di numism., her. v. Maggiore-Velgano, I. Asti 1865 ; Feriodico di num. e sfragistica
per la storia d'Italia p. p. C. Strozzi, Fir. 1868 ff.; Rivista ital. di numismatica, Milano
1888 ff.;
Niederlande: Tijdschrift voor algemeene Munt- en Fenningkunde, uitg. doorP. 0.
van der Chijs, Leiden 1833-43, m. Reg.
Österreich, Wien: Wiener numism. Monatsh., her. v. G. A. Egger, 1865— 91— V
1. 2; Numismatische Ztsch., her. v. d. num. Ges. in W. (Ch. W. Huber u. J. Karabacek), 1869 ff. ;
Jahresberichte d. num. Ges. in W. von ihrem Anfang 1870—75, 5 H. ; Elubb der Münz- und
Medaillenfreunde, Mitteilungen 1890 ff. ; Numismatische Blätter, 1879 ff.
Russland, Petersburg: Memoiren d. kais. Ges. f. Archäol. u. Num. in St. Pet., her.
V. Köhne, St. Pet. u. Berlin 1847 - 52, m. 123 T. (franz.).
Spanien: Boletin numismätico de Valencia, 1873 ff.; Memorial numismatico espanol
1866-80.
Jahresbericht: R. Wbil, Bursians Jahresbericht 1, 231 ff.
Sammlungen von Abhandlungen vermischten Inhalts: Eckhel, numi ve-
teres anecdoti, Wien 1775, 2 Tle. m. 17 T.; sylloge numorum. vett. anecd., W'ien 1786,
mit 10 T. 2 Bde.; Sestini, lottere e dissertazioni 9 Bde. ; . . . . di continuazione, Flor. 1813
—20; Babt. Borohbsi, oeuvres numismatiques (oeuvrea compl., Paris 1862 ff.); Conte G.
RiN. Cablt, le sue opere, MiL 1784—94, 19 Bde. ; . Duxbbsan, mädailles inödites, JParis 1833;
J. FbiedlIkdbb, nomismata inedita, Berlin 1840; Gbotefend, nned. griech. u. röm. Münzen,
Hann. 1864, m. 2 T.; H. E. £. Kohles, Serapis, Petersb. 1850 m. 10 T.; Pakofka, dissertations
numismatiques, Paris 1832, mit IT.; de lutnes, ^tudes numismatiques; Marchant, lettres
snr la numism. et Thistoire, Paris 1851 ; M. Pindeb, numismataantiqua inedita, I. Berlin 1834, m. 4
T.; M. PiNPER u. J. Fbibdlaitder, Beitr. zur älteren Münzkunde, H. 1. 2. Berlin 1851 m. 8 T.;
Raoul-Rochbttb, mömoires de numismatique; F. D. Saülct, observations numismatiques,
Metz 1834—36, 5 H.; A. Visconti, m^dailles ant. in^dites, Rom 1810 f. (franz. u. ital.) m.
3 T. ; Waddinoton, mal. de numism. et de philol.
6. Weil das Studium der Numismatik von den Sammlungen abhängt,
ist es natürlich, dass deren Ordnung auch für jenes massgebend ist. Wir
betrachten daher die Münzen und die darüber veröffentlichte Litteratur
vom topographischen Standpunkte. Vor Eckhel herrscht in der ge-
samten Numismatik eine ständische Ordnung, wie sie vor der Revolution
auch im Leben die Menschen von einander sonderte. Stiegen die Ordner
der neueren Münzen von den Kaisem bis zu den freien Städten herunter,
so gliederten die Antiquare meistens Imperatores, consules, reges, popuH
und urbes. Eckhel führte dagegen die geographische Anordnung von den
Säulen des Herakles bis Indien und von da gegen Westen bis zum Aus-
gangspunkte durch ; nach diesem Systeme, das in seiner Art auch zu den
876 Anhuig. Antike ZTamlnnKtik. ($$9-12.)
Dax 1883 ; &. Pokcet, iiDtnisin. Ijouaaise. rech, aur lae jetons coDsnlaires de In ville da
Lyon, Paris 1883, m. 5T. ; Lambert, eeaai aur la Dum. gauloise du N.-E. de la Franoe,
Paris 1844, 2Tle. m. 12T.; Al. Hbbhuid, numism. gallo-belee, m. T. ; J. de Witte, rech.
). qui ont regnfi dane les Qanles an III' eiicle de Vtie chr^t., Paris 1869, m, T. ,
imluDgen in Paria, Maraeille, St. Gcnnain und Private. Danicoori in Peronoe
\
grundlegender Katalog (nach Ducsalaib, 1846) E. Mvbet bt M. A. Chabouillbt, catal. das
monnaieB gauloises de la bibl. nationale. Paris 1889; Regeabogeaschasaelcben:
VuLPiua, CurioBitflten VII St. 1 (m. Abb., auch übet die altere Litteratur) ; Schbbibeb, Taschen-
buch f. SQddenlschland ill. m, T, und R. num. 1836; Stbbbkr, über die RegenbogenschDsseln,
Abb. d. bayer. Akademie IX 1. 3. (1360. 1862); Fichleb, Repertariam der steierischen Hflnz-
künde 1, 111 ff.; Pbokih, Turiner Akademie 1865 (über den Fund von Veroelli, vgl. Fkibd-
LlnuBB, Beri. Blatter z. MQnzk. III H. 2 u. B. 1866. 187) ; Dber die Inschriften MovMSEif, Hit-
teil, der antiq. Ges. in Zürich T, 242 S. ; Ph. Dias, Beitrag z. Bestimmung des Goldgewicht« d.
sogen. Regenb., Sitzungaber. d. bajer. Akad. 1861, m. 1 T.
9. Britannien. Hier gibt es nur im Süden Nachahmungen von
gallischen und rOmiscfaen Oeprägen, die mit Claudius aufhöreo.
RcDina, annals of the coinage of Qreat Britain, London '1838; Evahs, andent britiah
coine, London 1864 n. Num. chron. 1880.
10. Italien zerfallt, da Oberitalien nicht in Betracht kommt und
daB römische Silbergeld gesondert behandelt wird, in drei Hauptgebiete,
nämlich Etrurien, das mittelitalische Gebiet des aes grave und das von
den Griechen beherrschte Unteritalien.
Cakblli, DaDioTam Italiae veteria tabulae CCII ad. Cavedoni, Lpg. 1850; Sahbon,
monnaies de la presqnlle italiqoe, Neapel 1870; J. Millidsbk, censid. aur la nmn. de l'an-
cienne Italie, FIoTeni 1841, m. Sappl. 1M4; Fiohelli, monete inedite delV It. antics,
Neapel 3844; GAFnucci, le monele dell' italia antica. Rom 18 HS. f. 2 Bde. m. 125 T. ; M.
SciUTZu, introductioD b l'^tude des monnaies de l'ltalie entique, Paris 1890; HsuptNsnim-
lang im brittisuhen Museum (Katftlog S. 8<J6); Berijner Katalog 111 I.; erste Samml. Carelli
1808 an Künig .loseph Napoleon, 2. Samml., Inventar Docnmenti inedilj 3, 877 ff. ; Ces. Ca-
puti: ToH. Capo, catal. delle monete prim. d'Italia, rem., cons., imp. del dott. C. C B«m 1893.
11. In Etrurien prägt«n Populonia und andere Städte Gold, Silber
und Kupfer nach verschiedenen Währungen; die Miinzbilder sind griechisch,
die Legenden etniakisch.
Deecke, etniskische Forachungen. Heft 11,; Periodico di numiBm. VI m. T. 3; R». 38,
28 ff. T. 16- 18; Gabbccci, Ann. de num. 1884; Vetulonia: Falchi, Ann. de num. 1884,
193 ff 281 ff. 1885, 5 ff. Über die Inschriften Cabati, Rnom. 188S.
12. Mittclitalien weist in Umbrien daa gegossene und geprägti;
Kupfer von Iguvium und Tuder (mit umbriacher Legende) und das s,:hlechte
der römischen Kolonie Ariminum auf. In Picenum prägte das griechische
Änkona nur ausnahmsweise; die römischen Kolonien Firmum und Hatria
hatten aes grave; vielleicht gehört daa mit A bezeichnete nach Asculum.
Latium besitzt mit Sicherheit nur die Silbermünzen von Alba Fucentis,
Aquinum, Cora und Signia; es gibt aber zahlreiches aes grave (teilweise
mit der Inschrift ROMANOM). welches in Mittelitalion geprägt scheint.
Saranium entbehrte vor der römischen Herrschaft der Münzen, hat also
nur halboskische Bronzen der Kolonien Aeaernia und Benevent, sowie
rein oskische von Aquilonia und Telesia: anderes ist zweifelhaft. Im
Frentanerland prägte unter den Römern zuerst Larinum mit gricchiacher
Inschrift Bronzen, dann sowohl die Stadt ala daa Land mit oskischen In-
schriften. Zur Zeit des Bundesgenoasenkrieges prägten die Verbündeten
im Namen von ,Italia' mit oskischen oder lateinischen Legenden und
alphabetisch fortlaufenden Marken der Prägestätten.
Die Litteratur Dber das aes grave ist g 66 ongefHbrt ; J, FriedläHDEB, d. oakiacben
Anhang. Antike Numismatik. (§§ IB-U.) 877
Mfinzeo, Lpg. 1850 ; Bandesgenossenkrieg : P. MiBivis, Rnum. 1845, 77 ff. T. 3—5 ; Bom-
F0I8, les types mon^taires de la guerre sociale, Paris 1873; Atrium: Melc. DelficOi della
ant. numismatica d. cittä d. Atri nel Piceno, Neapel 1826, f.
13. Unteritalien ist reich an schönen Münzen, welche meistens
griechische Inschriften tragen ; die höchste Blüte fallt in die Zeit zwischen
Alexander und dem hannibalischen Kriege. In Kampanien beginnt Cumae
die Silberprägung; Neapolis, die bedeutendste Münzstätte des Landes, ver-
sorgt den Bund der Kampanier mit Silbergeld, nach 338 verbreitet sich
das römischkampanische Bundesgeld mit der Inschrift ROMA(NO), schon
268 hören jedoch Gold und Silber auf. Neben diesen Landesmünzen
gehen das griechische und oskische Stadtgeld und das Kupfer mittelitali-
scher Art einher. In Apulien beginnt um 300 die einheimische Prägung
nach tarentinischem Muster, weicht aber später allmählich dem aes grave.
Man trennt von diesem Lande Kalabrien, in welchem Tarent ausschliess-
lich vorherrscht; sonst gibt es, falls nicht Silbermünzen nach Baletium
gehören, nur Erz. In Lukanien folgen auf die griechischen Münzen im
dritten Jahrundert lukanische (mit griechischer Legende) und auf diese
das Erz der römischen Kolonien Paestum und Copia. In Bruttium wieder-
holt sich dieser Wechsel, nur dass Bhegion bis zum Ende sein Münzrecht
behauptet.
Pbospeb Pabisiüs, rariora Magnae Graeciae numismata, o. 0. 1683, f. m. 13 T.; F.
M. Aybluko, opere 3, 122 ff.; Raoul-Rochbttb, type des moDn. de CauIoDia et de qq. autres
mäd. de la Gr. Gr. et de la Sicile, Paris 1840 m. 3 T. ; Nöhden, specimen of ancient coins
of Magna Grecia and SicUy, London 1826 f. m. T. ; L. Sambon, recherches sur les anc. mon-
naies de Tltalie möridionale, Neapel 1863; Sammlung Northwick 8.870; Campanien:
Fbibdlandeb, Wiener Ztseh. 1869, 257 ff. (Bronzen); über die Bundesmünzen Imhoof, Wiener
Zisch. 1886, 222 ff. ; AUifae u. Fistelia: Dbessel, Eist. u. phil. Aufs. E. Curtius gew. S. 250
ff.; Fensemia n. Hyria: Imhoof, Wiener Ztsch. 1886, 214 ff.; Apulien: G. Riccio, le mo-
nete attrib. alla zecca dell* ant. cittä di Luceria, Neapel 1846, m. 5 T. ; F. M. Avbllino,
Rubastinorum numorum catalogus, Neapel 1844; Tarent: Raoul-Rochbttb, Möm. de l'acad.
des inscr. XIV (1845) m. 5 T. ; de Lutkes, A. 1830, 337 ff.: Abth. J. Evans, the borsemen
of Tareotum, London 1889, ausNum. obren. 1889, 1 ff.; Erzbischöfliche Sammlung in Brin-
disi; Lukanien: D. Maonani, Lucania numismatica, Rom 1775, m. 50T. ; Bruttium:
Maonani, Bruttia numismatica, Rom 1773 f. ; J. v. Stbbbbb, über d. Münzen v. Eaulonia,
bayer. Akad. 1838 m. T.; Panofka, AZ. 1843, 165 ff. ; Rhegion: Gabbucci, Ann. d.
num. 1882.
14. Sizilien. Die erste Hauptperiode reicht bis zum Ende des
punischen Krieges. Drei Nationen machen sich bemerkbar, vorab die
Griechen, dann die Siculer, welche schon vor dem Perserkriege Silber zu
prägen beginnen und die Punier in Motye, Minoa und Panormus. Das
Münzwesen der Griechen passt sich der wechselvollen politischen Geschichte
der Insel und namentlich den Schicksalen von Syrakus an, weshalb die
Geschichtsschreiber Siciliens fortwährend auf die Numismatik Bezug neh-
men. Nach 241 bleibt nur die Selbständigkeit von Syrakus übrig, aber
auch diese nur bis 210; die Römer gestatten einer Menge von Städten,
Scheidemünze zu prägen. Lipara übt nur etwa 350—300 selbständiges
Münzrecht aus und prägt unter den Römern Erz.
Vgl. zu § 13; femer Phil. Pabütab (Palermo 1612, f.) et Auoustiki Sicilia numis-
matica, Leiden 1723f m. T. ; Castbllus de Tcbbi Mijtia (Tobbbmüzza), Siciliae populorum
et urbium veteres nummi, Panorm. 1781—91, f. c. 2 auctariis; A. Salivas, le monete delle
ant. cittä di Sicilia, Palermo 1871, f. 6H.; Landolüta-Patebivö, ricerche num. suirant. Si-
cilia, 1870 — 74, 3 H. m. T. u. illuatr. storica sulle monete dell' ant. S., m. T. ; ders., monete
consolari sicule, 1852 ; H. Fobcella, numismata aliquot Sicula, Neapel 1825, m. 3 T. ; Oc-
878 Anhang. Antike Numismatik. (§§ 15-17.)
TÄTE Erbiceano, sicilische Kunst auf Mfinzen, Dies. v. Erlangen 1892; Holm, Gescliiehtc
SicilieDB; Alaisa: G. Romano, monete romano-sicule del mnnicipio di Aless, Pal. 1833;
Catana: Holm, das alte Catania, Lübeck 1878; Gela: Scbttbbino, Berl. Bl. f. Mfinsk. TL:
Kamarina: Stuart Pools, Tr. of the r. soc. of lit. X, 3 ; Sghvbbiko, Phflol. 32, 490 ff. ; A.
Saunas, sul tipo de' tetradrachmi di Segesta, Fir. 1871, m. 2T.; iMHOOF-BLUErKv, d,
Münzen v. Selinunt und ihre Typen, Winterthur 1872 ; Syrakas: de Luthbs, RnaoL
1843; B. V. Hbad, on the chronological sequence of the coins of Syracase, London 1874 ans
der Nom. chron. 1874, m. 14 T. ; vgL Holm, Berl. Ztsch. 2, 334 ff. ; G. Hultsch, de I^mma-
reteo argenteo Syracus. nummo, Dresden 1862, m. T.; G. Ugdülbna, sulle monete pimico-
sicnle, Palermo 1857, m. 2T. ; Lipara: C. Cavbdoki, monete ant dell' isola di Lifparl
Modena 1869; Sammlungen in London (S. 866); Syrakus; s. auch Zaohabiab, nnmotneca
numismatica Catanorum, Dresden 1842, 6 H. m. T. ; ehemals Sammlungen Torremnzaca in
Palermo (2. an Norihwick, S. 870): s. o. ; Cabrlli, elogio di T., Palermo 1794.
15. IHyrien. In den Kolonien werden seit dem vierten Jahrhundert
korkyräische und korinthische Typen nachgeahmt, unter dem Schutz«
der Römer (230 — 168) prägen mehrere Orte nach römischem Muster. Nur
einige ^ Könige" haben Münzen hinterlassen. Die kaiserlichen Bronzen
sind spärlich. Das nördlich sich anschliessende Pannonien imitierte zur
Zeit seiner Selbständigkeit römische Denare.
Katalog von London S. 866; A. J. Eyaks, Num. chron. 1880, 269 ff.; Sammlungen
Bol auf Brazza, Bogli6 und Jos. Machiedo auf Lesina; Peiagia, Damastion, Sarnoa: Im*
HOOF, Berl. Ztsch. 1, 99 ff. T. 5; Pannonien: Wiener Ztsch. 1871, 595 f.
16. Makedonien. Bis auf Philipp war das Münzwesen, wie das
Land selbst, sehr zersplittert; Hervorhebung verdient die Goldprägung von
Eion (Elektron) und Chalkidike. Philipp vereinigt die Prägung und legt
die wichtige Münzstätte Philippi an; nur das paeonische Königtum be-
hauptet sich 359—286. Alexanders Prägung greift natürlich über die
Grenzen Makedoniens weit hinaus und hat verschiedene lokale Unterschiede.
Bis 146 blieb das Silbergeld national, dann tritt die städtische und pro-
vinzielle Scheidemünze ein. Zur Zeit der römischen Bürgerkriege schmei-
chelten die römischen Generäle den Makedoniem durch lokales Gepräge.
Gbssker, numismata regum Macedoniae omnia, Zflrioh 1738, f. ; L. Müller, nnmis-
matique d*Alexandre le Grand, Eopeuh. 1855, Nachträge von Pbokesch, Wiener ZtscL
1869, 31 ff., 1871, 51 ff.; Büitbubt, Num. chron. 1868. 1883; H. F. Bompois, ezamen chrouol.
des mounaies frapp^es par la communautö des Mac^doniens avant pendant et aprte la
conquete rom., Paris 1876, m. 5 T. ; Bfirgerkriege: Frikdlandbr, B. 1870, 193 ff. ;
Sammlungen in London (S. 866); Berliner Katalog Bd. IL; Couain^ry (jetzt in Mflncheo):
C, voyage dans la Macädoine, Paris 1831, 2 Bde.; Ichnai: Bompois, expL d*un didrachme
inädit de la ville dlchnae, Paris 1874; Paeonien: Berliner Katalog 2, 1 ff.
17. Thrakien. Von den griechischen Staaten behaupteten nur Maro-
neia und Byzanz ihr volles Münzrecht über Philipps Zeit hinaus. Die
Einheimischen imitierten thasische Münzen. Noch im fünften Jahrhundert
beginnen die Fürsten der Odrysen und anderer Stämme Münzen zu
schlagen; Epoche machen die schönen Gepräge des Lysimachos. Nördlich
vom Balkan gibt es nur griechische Städtemünzen. Von den Inseln prägte
Thasos am frühesten und meisten, Samothrake etwas später; Imbros und
Lemnos hatten nur Scheidemünze.
L. MOlleb, den thraciske konge Lysimachus' mynter, 1857, m. 9 T. t=: d. Mfinzen
d. thrakischen Königs Lysimachus, Kopenh. 1858; Gabt, histoire des rois de Thrace et de
ceux du Bosphore Gimm^rien ^claircie par les m^dailles, Paris 1752,* m. 6T.; H. F. Boi-
rois, lettre ä M. W. H. Waddington sur quelques mounaies an^pigraphes attzibnöee indü-
mont ä la ville de Maronea en Thrace, Paris 1878 m. Abb. ; Wiesblbr, Bemerk, z. einigen
thrakischen und mösischen Münzen, Gott. Nachr. 1880, Nr. 1; Katalog von London S. 866;
Berliner Katalog Bd. I.
Anhang. Antike Nnmiematik. (§§ 18—25.) 879
18. Eplrus. Abgesehen von der Scheidemünze weist dieses Land
Geld von Ambrakia, den Molossem und „den Epeiroten" auf; die unter-
nehmungslustigen Könige Alexandres und Pyrrhos (342 — 272) mögen ihre
teilweise sehr schönen Stücke in Italien ausgegeben haben ; dann kommen
Landes- und Städtemünzen neben einander. Die Kaiserzeit ist wieder
schlecht vertreten. Kerkyra weist eine reiche vollständige Serie vom
sechsten Jahrhundert bis auf Caracalla auf.
Katalog von London S. 866. Eerkyra: U. Aaunqoq, xattiXoyog rtoy dg^altay vo/äkt-
fAaTtoy ToSy yfjaü}y Kegxvgas Aevxä&og *Idaxrjs KeifaXArjyias Zaxvyd-ov xai Kvdijgtoy, Athen
1878 m. 6 T. ; M, Seotoxrj, inlxQUfig ini nSQto&toy rtyoiy tov Aäf47i^ov yofAtüfAaxa xal fis-
TfrJUUa T^; intayijaov noXir,, K^qxvqu 1885.
19. Thessalien. Hier bildet das Jahr 196 einen Markstein, insofern
vorher hauptsächlich Städtemünzen, nachher aber Landschaftsmünzen (ab-
gesehen von Larissa) geprägt wurden. Aus der Kaiserzeit gibt es auf-
fallend wenig Kupfergeld. Zu Thessalien rechnet man die Bronzen von
Halonesos, Ikos, Peparethos und Skiathos.
Katalog von London: S. 866. Kierion: Boicpois, obs. snr un didrachme mädit de
la yille de Ciörinm, Paris 1876; Methydrion: Ixhoof, Berl. Ztsch. 1,93 ff.; Bandes-
münzen: Wbil, das. 1, 172 ff.
20. Akamanien ist in den Münzen anfangs von Korinth ganz ab-
hängig; neben dem städtischen gibt es Bundesgeld, Leukas behauptet den
ersten Platz.
Katalog von London S. 866; Imhoop-Blumbr, Wiener nnmism. Ztsch. 10, 1—180;
Ratboebeb, Münzen der Oeniaden in Akamanien, Allg. Encykl. d. Wiss. III 2, 94 ff.
21. Aetolien hat nur Bundesmünzen (ca. 300—168), nicht einmal
städtisches Kupfergeld.
Katalog von London S. 866.
22. Lokris. Die Opuntier prägten Bundesmünzen. Einige Städte
gaben vor der römischen Herrschaft Bronzen aus, Thronion ausnahms-
weise Silber. Später verschwinden die autonomen Münzen.
Katalog von London S. 866.
23. Phokis. Der Bund im allgemeinen als auch einzelne Städte
prägten Geld. Am meisten gab ersterer während des dritten heiligen
Krieges aus. Die Geschichtsschreiber*) heben die Goldstücke hervor,
deren Metall aus den Tempelschätzen stammte. In Delphi wurden Münzen
sowohl im Namen der Gemeinde als auch zeitweise in dem der Amphik-
tionen geschlagen; Hadrian erneuerte das Münzrecht des heiligen Ortes.
Katalog von London S. 866; Syobonos, Beb. 1894; Delphi: Imhoof, Berl. Ztsch.
1,115 ff.
24. Böotien. Auch hier tragen die Silbermünzen sowohl den Namen
des Bundes als den der einzelnen Staaten; erst durch den Sieg von Leuktra
fällt jenem das Monopol zu, das er bis 27 v. Chr. behauptet. In der Kaiser-
zeit prägen noch Theben, Tanagra und Thespiae.
Imhoof-Blumbb, Wiener Num. Ztsch. III (1871), 321 ff., dazu V. (1878) IX (1877);
zur Münzkunde u. Paläogr. Böotiens, 1872 ; B. V. Hbad, history of the coinage of Boeotia,
Num. ehr. 1881 m. T. ; Katalog von London S. 866.
25. Euboea. Die ältere Münzgeschichte ist vielfach unsicher; nur
Chalkis und Eretria sind für die vorpersische Zeit als Prägestätten von
') Diodor. 16, 33, 2. 36, 1.
880 Anhang. Antike UnmiBmatik. (§§26-^1)
weissgoldenen und silbernen Münzen sicher bezeugt. Später tritt Eary-
stos an die Spitze. Unter den Kaisern gibt es Bronzen von drei Städten.
Imhoof-Blümeb, Monatsber. d. preoss. Akad. 1881; Katalog von London (Central
Gr.) S. 866.
26. Attika. Ob die erhaltenen athenischen Münzen bis auf Solen
oder nur auf die Peisistratidenzeit zurückgehen, ist noch nicht bestimmt.
Nachmals sahen die Athener mehr auf Konservierung der alten Typen
einschliesslich der Inschrift A&E als auf Schönheit. Im Jahre 86 hört
die athenische Münzreihe auf; es wird vermutet, dass Hadrian der Stadt
das Münzrecht wieder verlieh mit dem Privileg, das Bild des Kaisers weg-
zulassen. Zeitweise hatten Eleusis, Oropos und Salamis etwas Scheide-
münze ausgegeben.
Cavedoni, osserv. sopra le ant. monete di Ateno ; E. Beül£, les monnaies d* Äthanes,
Paris 1858; G. Rathgebeb, 99 silberne Münzen der Athenaier, Weissensee 1858; E. Bessy,
monnaie de cuivre d' Äthanes (SA.); C. L. Gbotbfbnd, chronol. Anordnung d. athen. Silber-
münzen, Hann. 1872; J. 6. Dbotsxn, z. Münzwesen Athens, Sitzungsber. der preoss.
Akad. 1882.
27. Megaris. Das Land ist bis 243 einheitlich und selbständig, tritt
dann, in Megara und Pagai gespalten, dem achäischen Münzbund (§ 32)
bei; unter den Antoninen, wie es scheint, erhalten die drei Orte des
Ländchens das Münzrecht.
Katalog von London S. 866.
28. Aigina. Pheidon von Argos soll die frühesten Münzen des eigent-
lichen Griechenlands auf Aigina geprägt haben.*) Wir haben auch kaum
ältere ; die Schildkrötenmünzen reichen (mit Ausnahme der Pause von 431
— 404) bis zum Untergang der griechischen Freiheit, Erst unter Severus
beginnt die Prägung wieder.
Katalog von London S. 866.
29. PeloponneB.
^liOttvv, TL. Attfingog, aQx^^f^ ^^> vofAlüfiaxa, 'AvayQaq^rj rdSy rofiMfiartoy rijg xvQias
'EXXtt&og, III. neXonovvijaogy Athen 1891, m. 16 T.
30. Eorinth. Die korinthischen Münzen sind ebenfalls sehr alt und
frühzeitig weit verbreitet, ja mehr kopiert als wohl irgend eine andere
Münzsorte. Von Cäsar bis Gordian HI. reichen die zahlreichen Bronzen
der Colonia Julia.
E. CuRTius, Hermes 10, 215 ff. ; Katalog von London S. 866.
31. PhleiuB und Sikyon. Die Städtemünzen reichen bis zum Jahre
322 ; Sikyon wird dann makedonische Münzstätte mit Alexandertypen und
tritt hierauf in den achäischen Bund ein. Kupfermünzen beginnen unter
Severus, resp. Domitian.
A. 1830, 336 ff. ; Katalog von London S. 866.
32. Achaia. Das ältere Geld bedeutet wenig; dagegen emittierten
die Glieder des achäischen Bundes viele Münzen mit feststehenden Bil-
dern: Auf der einen Seile sieht man den nach rechts gekehrten beki*änzten
Kopf des Zeus Homagyrios und auf der Rückseite ein aus A und X zu-
sammengesetztes Monogramm in Kranz. Hier stehen auch die Zeichen
*) Ephonis bei Strab. 8, 358; Parische Chronik Z. 45.
^i
von Städten oder Beamten ; auf den BronzemÜnzen ist JXAIÜN APfEISiN
u. dgl. auBgeschrieben.
Über die BnndcBinDtizen: SEsnnt, Bopra le medagUe ant. relative slls ooDfaderazione
degU Achei, Mailand 1817 m. 3 T.,- ConsniiBT, snr lea monnaies d'argent de la ligne
nchäemie; Lbicistek Wabbed, greek federal coinage, London 1863 u. Nun. chroD. 1864,
77 ff.; P. Lambbob, B«rl. Ztsch, f. Num. 2. 160 ff.; R. Weil das. 1882, 199 ff.; Cr. F. Sbllbb-
MANK, Qber eine seitens EizmDnze mit dem MoDogramm des achUschen BandeBgeldes,
Bonn 1859, m. 1 T., vgl. FbiedlIndbb, Berl. Ztach. f. Nom. 2, 246 ff. Bei Patras worden in
einem Topf 20000 ach&iaclie HOnzen gefunden.
33. EUb. Die Silbennüazen nehmen unter den festländischen einen
hohen Platz ein. Für kurze Zeit prägten die Pisaten kleine GoldmUnzen.
Unter Uadrian beginnen die Bronzemünzen wieder, wovon einige die be-
kannten Abbildungen des ZeuBbildes (S. 594, 7) bringen. Zu Elia rechnet
man Kephallenia, Ithaka und Zakynthos.
Elia: P. Gabdübb, the coina of Elia, Num. chron. 1879 (1880), 221ff.m.6T.;
Olympia; E. Chbtidb. Berl. Ztach. f. Nnm. 2, 265 ff. ; C. P. de Bobsbt, eur les mddailles
ant des lies de C4phalonie et d'ltbaqae, London 1815, m. 5 T. ; Num. Ztg. 1837 ; n. Aifi-
itfoi u. »eojöxtjs (b. u Kerkjrs); Zakjnthos: Gabvsbb, Nnm. chron. 1885, 81 ff. T. 3—5.
34. UeEHenia. Die Bundesmünzen beginnen im Jahre 369. Zeitweise
prägten Korone und Mothone selbständig. Unter der afrikanischen Dy-
nastie hatten alle Städte das MUnzrecbt.
35. Lakedaimon begann, abgesehen von den verschollenen Eisen-
mUnzen, erst im dritten Jahrhundert zu prägen, behielt aber dieses Recht
fort und fort; im zweiten Jahrhundert scheint sich Kythera abgezweigt
zu haben; unter den Afrikanern gaben wieder die einzelnen Städte Scheide-
nnUnze aus.
BoKPOis, dt. biat. et crit. des portraita attribuäs ä Cldomine III., roi de Lacddämone,
Paria 1870.
36. Argolis. Hier prägten die einzelnen Städte und erhielten im
Laufe des zweiten Jahrhunderts n. Chr. wieder das Münzrecht. Die alten
Städte Methana, Mideia und Tiryns gaben nur vorübergehend Scheide-
münze aus.
Ikhimf, Num. Ztoch. 3, 401 ff.
37. Arkadien. Neben den Städtemitnzen kursierte zahlreiches Bun-
desgeld, bis im achäiachen Bund erstere durchdrangen. Unter Severus
fing die Münzprägung wieder an.
A. T. Sallet, Ztacb. f. Num. 2, 189 ff.; Fbiedläitdeb, daa. 2, 246 ff.; Imboof, das. 8,
289 ff.; Weil, das. 9, 18 ff.; Psophis n. Thelpnsa: Imboof, das. 1, 117 ff.
38. Kreta. Die Numismatik der grossen Insel ist durch die zahl-
reichen Städte sehr zersplittert; sie hat das besondere, dass mehrere kre-
tische Städte unter den Kaisem auch SUbergeld ausgeben durften.
W. Wrotb, Nnm. cbron. 1884, 1 ff.; Londoner Katalog S. 866; J. N. Svobonos, nu-
mismatiqne de la Cr^te ancienne. I. Mftcon 1890, m. 35 T.; Babeloh, Rnum. 1885; Bien-
nos: na^vaaaös 3, 516 ff. m. Abb.
89. Inseln des ägfiiBchen UeereB. Nur ein Teil der Inseln und der
einzelnen Städte prägt Geld; während der Diadochenkriege verfUIlt Wohl-
stand und Freiheit und es gibt nur mehr Scheidemünze, die sich bis
Caracalla erhält. Die Zugehörigkeit vieler Münzen ist bestritten.
BoBBBLl. Num. cbron. 5, 173 ff. u. IXHOOF-BLt'aaR'B Werke; Katalog von London
S. 866; NachtiOge ans Paris: Am. J. 8, 75 ff.; Sammlnag Leake (Abi: Insular Oreece^
S. 870; Amorgos: P. Lambbos, rofiiafiuTa j>)i rtjaov 'Aftoqyov, Athen 1870, m. T. C-:«.
Bmilbucli Hn kiM, A1(irrtnintiwlMni«haR. n. 56
882 Anhang. Antike Nunumatik. (§§ 40—45.)
1870 Nr. 414), vgl. P. Beckeb, Wiener num. Ztsch. 1870, 349 ff.; Delos: Köhlbr, Ath. Mitt.
VI.; Mykonos: K. J. N. Svoronos, yofAia/ÄaTixfj xai UftoQia r^g ag^, Mvkövov, Bch.
1893, 455 ff.
40. Bosporus« Eolchis« Pontus und Südrussland. Die städtische
Münzprägung gewinnt erst in der Eaiserzeit Bedeutung. Im Verkehr mit
den Athenern verfallen skythische Stämme und Könige auf eigenes Geld.
Das Reich von Pontus gibt seit etwa 250 sehr schöne Münzen aus; nach
Mithridates' Fall schlagen die Könige des kimmerischen Bosporus bis
342 (?) n. Chr. Geld in allen üblichen Metallen, welches auf der einen
Seite das Bild des Kaisers trägt.
Katalog von London S. 866, Berlin Bd. I 1 ff.; Sarmatien: Ck>rpa8 nnmonun Grae-
comm, I. her. v. Pick H. 1; Olbia: db Blabambebo, choix de möd. ant. d'Olbiopolis ou
Olbia, Paris 1822, m. 21 T.; kimmerischer Bosporus: A. W. Obbschhikow, znr Münz-
kunde d. k. B., Moskau 1883 ; A. M. Posohiwalow, Münzen des europäischen Sarmatiens,
taurischen Chersonesus u. kimmerischen Bosporus, Moskau 1882; Sibirskt, cat. des m4d.
du B. C, 2 Bde. m. T. ; taurische Chersonesos: Köhlbr, Serapis 2, 86 ff. ; v. Sallbt,
Berl. Ztsch. 1, 17 ff. m. T. 1; über die russischen Werke (besonders Bubatschkow, obschtschij
katalog monet etc. = allg. Katalog d. Münzen d. griech. Kolonien an d. Nordkfiste des
schwarzen Meeres, Odessa 1884) s. Ann. de la soc. fran^. de num. 1884, 4. Sem.; Samm-
lungen in Odessa S. 868; Kotchoubey 8. 870 (besonders Bd. II über die boeporanischen
Könige); Lemme in Odessa: Cat. de mädailles du B. C. formant la coli, de M. J. Lemm^ a
Odessa, Paris 1872; Romantzow: S. 871; Könige: A. v. Sallbt, Num. d. Könige des Bos-
porus u. Pontus von d. Schlacht bei Zela bis zur Abd. Polemos IL, Berlin 1866, m. 1 T.;
Chb. Giel, über d. bosporan. Münzen mit dem Monogramm BAE, BA etc., Petersb. Akad.
1884, u. kleine Beiträge zur Numism. Südrusslands, 1886; Köbbb, Beiträge zur G^esch. der
Archäologie v. Cherronesos in Taurien, m. T.; MithradatesEupator: Th. Rbifach, Rnum.
1887; Sinope: Six, Num. chron. 1885.
41. ffleinasien :
W. H. Wadoington, voyage en Asie-Mineure au point de vue numism., Paris 1853,
m. 11 T.; Rnum. fr. 1851, 149 ff.; Job. Bbabdis, d. Münz-, Mass- u. Gewichtswesen in
Vorderasien bis auf Alexander den Grossen, Berlin 1866; M. Pikdeb, d. Cistophoren n. d.
kaiserl. Silbeimedaillons d. röm. Prov. Asia, Berlin 1856, m. 8 T.; db Lohop^bisb, m^.
impär. grecques relat. aux ^efAiates de TAsie min., Paris 1869.
42. Paphlagonien. Zuerst prägten Satrapen und griechische Städte;
die Könige haben nur einzelne Bronzen hinterlassen.
Katalog von London S. 866.
43. Bithynien hat bis 278 v. Chr. städtische Münzen, dann prägen
die Könige im besten Geschmack der Diadochenzeit und belassen den
Städten nur die Scheidemünze. Unter den Kaisem geben letztere Bronzen
aus, seit Hadrian auch der Bund (xoivov) zu Ehren seines Landsmannes
Antinoos in grossen Massen.
Katalog von London S. 866.
44. Mysien. Unter den autonomen Städten ragen Kyzikos und
Lampsakos, die auch Elektron prägen, hervor. Diese Münzstätten, sowie
Parion dauern auch unter den pergamenischen Königen fort. Nach dem
Erbschaftsantritt der Römer dürfen Pergamon, Adramytion und Parion
die kleinasiatischen Kurantstücke (Cistophoren) ausgeben. In der Kaiser-
zeit gibt es nur Bronzen.
Kyzikos: ttber die Statere G. Lbnobxart, Rnum. 1856; F. Lbnobxabt, das. 1864:
Hbad, Num. chron. 1876—77; Imhoof-Blumeb, d. Münzen der Dynastie von Pergamon,
PreuBS. Akad. IIL 1884; Pergamon in der Kaiserzeit: Wboth, Nimi. chron. 1882, §0 ff.
45. Troas und Tenedos. Bei den oft wechselnden Verhältnissen
des Ländchens hat nur Abydos eine kontinuierliche Serie aufzuweisen.
Über die Münzen von Ilion speziell handelt Scbliemann in .Ilios*.
46. AeoliB, Leabos. Nesos, Fordoselene. Vor der Zeit Alexanders
hat nur Eyme einiges wenige geprägt. Vorübergehend scheint der Bund
Münzen {JIO^E) ausgegeben zu haben.
47. Jonien, Chios, Ikaria, Samos. Die ältesten Silber- und Elek-
tronmünzen tragen keine Inschriften. Manche Satrapen gaben eigenes
Geld aus. Die Könige von Pergamon beliessen den meisten Staaten das
Münzrecht, doch wurden teilweise in ihrem Namen Gold- und Silberstücke
oder Cistophoren ausgegeben. Ebenso duldeten die Rümer bis zur Kaiserzeit
die Mfinzstätten in Ephesos, Milet und Chios.
Katalog von LoDdoa S. 866. Ephesoa: B. T. Bbad, coinage of Epheaua, Nnm. chron.
1880, m. 9 T., addeodR 1881, Nschtrfige bei Imhoof-Bluiuii, griech. Münzen S. 637 IT.;
Pbuct Qabdhbb, Samoe a. Samian coins, Num. chron. 1882, m. 6 T.. Nachtrag Ra. IH 6, 258.
48. Earien, Astypalaia, Ealymna, Earpathos, Eos, Megiste, Nisyros,
Rhodos, Syme, Telos. An die Münzen der selbständigen griechischen Städte
— 1823 wurden etwa 10,000 Didrachmen von Ealymna gefunden ! — schliessen
sich seit dem Anfang des vierten Jahrhunderts die der karischen Dynasten.
In der Diadochenzeit dauert das MUnzrecht fort; königliche Prägstätten
waren in Alabanda, Enidos und Mylasa, auf Astypalaia, Eos und Rhodos,
während die Römer nur Scheidemünze duldeten.
59. Lykien. Bis auf Alexander prägten der Bund und einheimische
Fürsten inschriftlos und mit griechischen oder, was das häufigste ist, mit
lykischen Inschriften. Nach längerer Pause — vielleicht fallen jedoch in
diese einige Städtemünzen — beginnt der Bund unter römischer Oberhoheit
wieder zu prägen, erlaubt aber gewöhnlich den einzelnen Städten, ihren
Namen anzugeben. Erst Claudius löste den Bund auf, doch dauerte das
Silbergeld bis unter Trajan. Die Bronzen sind unter Oordian am häufigsten.
Ch. Fellowb, coine of ancient Lycia before the raign of Alexander, London 1855,
m. 20 T. ; Sn, B. num. 1886 ; Civsßom, aur 1. anc. mon. de la Lycie, Pariaer Akad. 1852,
mit 1 T.
50. Famphylien, Fisidieu und Lykaotüen. Die griechischen Kolo-
nien gehen mit der Münzprägung voran, nach Alexander folgen auch andere
Orte. AspendoB und SiÜyon sind königliche Münzstätten; unter den Rö-
mern werden wieder nur Bronzen geprägt.
Pisidien: Sn, Berl. ZtscL 1878; W. H. WumniaToii, numiRmatique de risanrie et
de 1h Lycaonia, Paria 1883, Tgl. Wbotb, Num. cbron. 1883.
51. Eilibien mit Elaiusa. Mehrere persische Satrapen geben Geld
aus, wobei im Osten die aramäischen, im Westen die griechischen Auf-
schriften vorherrschen. Nach Alexander werden Silbermünzen nur in
MalloB und Tarsos ausgegeben; 67 v. Chr. beginnen die lokalen Scheide-
münzen mit römischer Erlaubnis. Aigai, die beiden Seleukeia und Tarsos
durften Silber prägen.
Ikhodf, Ztach. f. Nntn. 1888.
53. Gypem. Die Stadtfflrsten gaben Münzen mit kyprischen oder
phönikischen (in Eition, Lapethos und Amatbus?), später (seit Euagoras I.)
auch griechische Legenden aus; 312 vereinigen die Ptolemäer die Insel
884 Anhang. Antike Nnmismatik. (§§ 53-57.)
unter ihrer Herrschaft und lassen in ihrem Namen prägen. Seit Augustus
gibt es nur mehr Bronzen.
R. H. Lang, Num. chron. 1871; J. P. Six, Rnum. III 1 (1883), 249 flf. T. 6-8; Colutz,
Sammlung d. griech. Dialektinschriften I. Göttingen 1888; Borbell, not. aar quelques med.
gr. des rois de Chypre, Paris 1886; H. db Lütkbs, numism. et inscriptions cypriotes, Paria
1852, m. 12 T.; db Vooü£, Rnum. 1867, 864 ff. T. 11; Salamis: v. Sallbt, Ztsch. f. Nam.
2, 130 ff.
53. Lydien. Die Münzen der Gygesdynastie waren die ältesten,
welche Herodot kannte ; die Anordnung dieser Elektron-, Gold- und Silber-
münzen kann bei dem Mangel an Aufschriften nur auf Vermutung beruhen.
Erst die Pergamener Hessen in Nysa, Sardes, Thyateira und Tralles Cisto-
phoren prägen, welches Privileg die Römer wieder aufhoben.
Fb. Lknobmant, monnaies royales de la Ljdie, Paris 1876, m. 1 T.; B. Y. Hbad.
coinage of Lydia a. Persia, Marsden's numism. orient. III.; Edw. Thomas, the international
numismata orientalia I; E. Mübet, Rnum. 1883.
54. Phrygiens und Galatiens Städte treten nicht vor dem zweiten
Jahrhundert in die Reihe der Prägeorte ein und nehmen an der Cistophoren-
prägung teil. Die galatischen Könige prägen 68 — 25 v. Chr. Die Bronzen
der Kaiserzeit haben durch ihre eigenartigen mythologischen Darstellungen
ein hervorragendes Interesse.
Über Galatien Bibch, Num. chron. 2, 169 ff. 223 ff. Über den grossen Tefara-
drachmenfund von König Amyntas Buboon, Num. chron. 8, 69 ff.; db Lutnbb, Rnum. 1845,
253 ff.
55. Eappadokien. Vor Alexander prägen die Landesherm teils mit
aramäischen, teils mit griechischen Inschriften. Im dritten Jahrhundert
eifern die Könige den mächtigeren Nachbarn in schönen Münzen nach.
Nach der Errichtung einer Provinz (17 n. Chr.) dürfen einige Städte
Kupfergeld ausgeben.
Bobrbll, Num. chron. 1862, 1 ff.; Fbibdlakdbb, Ztsch. f. Num. 4, 10 ff. 269 ff.; Th.
Rein ACH, R. num. 1886.
56. Armenien und Umgebung, unter den Münzen der seit 190 v. Chr.
herrschenden Fürsten haben nur die Prägungen des Tigranes I. und seiner
Nachfolger eine feste chronologische Grundlage.
V. Langloib, numismatique de TArm^nie, Paris 1859; Thomas, Num. chron. 1867.
1868. 1871 ; Blau, Ztsch. f. Num. 7, 33 ff. u. Num. Ztsch. 9, 90 ff.; Katalog von Paris S. 866.
57. Sjrrien und Arabien. Unter den Persem prägten die Haupt-
orte der Phönizier (Tyrus, Sidon, Byblos und Arados). Die Seleukiden-
münzen sind die einzigen, welche im Namen des ganzen Landes geprägt
wurden, die durch Beinamen der Könige gesichei'te Chronologie beginnt jedoch
erst mit Antiochos IV. Epiphanes. Schliesslich gewann Tigranes von
Armenien kurze Zeit das Reich. Neben dem Seleukidengeld gehen das
im Namen der Ptolemäer geprägte Geld von Phönizien und die für die
Seleukiden geprägten Städtemünzen einher. Dann sondern sich die Reiche
der Makkabäer (143 — 37) und Nabatäer ab. Mit den Siegen des Pompejus
tritt eine grosse Mannigfaltigkeit der Kupferprägungen ein. Die idumäische
Dynastie, die letzten Nabatäer, die Könige von Kommagene und Edessa
und die Fürsten von Palmyra teilten sich in dieselbe mit zahlreichen
Städten; ein Teil der letzteren durfte von Trajan bis 218 *) im Interesse
*) Imhoof, griech. Münzen S. 758 f.
-«<
Anhang. Antike Hnmiamatik. (§ 58.) 885
des Handels sogar eigenes Silber prägen. Elagabalus protegiert seine
Heimat auffallend. Unter öordian kursierte schlechtes Geld mit SC.
Dreissig Jahre später war in Emesa, als Sulpicius Antonius dort residierte,
eine Prägestätte.*) Im südlichen Arabien wurden seit dem vierten Jahr-
hundert athenische, später teilweise auch Alexandermünzen nachgeahmt.
Seleukiden: J. F. Vaillant, Seleuoidamm imperiam sive historia regnm Syrjae,
Paris 1681. Amst. 1738; H. Nobis, annus et epochae Syro-Macedonum in numinis expos.»
Florenz 1691. Lpg. 1696; Fbölich, annales regum et rerom Sjriae nummis illustrati, Wien *
1750 f. m. T.; R. Goüoh, coins of the Seleucidae, London 1808, m. 24 T.; Duake, coins of
tfae Selencids; db Saulot, m^m. sur les monnaies datöes des Söleucides, Paris 1871; Bün-
BUBT, Num. chron. 1883, 65 ff.; Ssübbi-Bby, Gesch. d. Seleuciden u. Arsaciden, (türkisch),
Konetantinopel 1278 (1862) m. Ahb.; Töohon d'Anbeot, diss. s. T^poque de la mort d'Anti-
ochus VII., Paris 1815, m. 1 T.; Katalog von London S. 866, von Paris S. 866; Anti-
ochia: db Sauict, Nnm. chron. 1871; Hieropolis: Six, Num. chron. 1878; Komma-
gene: Katalog von Paris S. 866; Palmjra: db Sactlct, Ra. n. s. 22, 291 ff. u. numism. de
la terre sainte p. 59 ff.; v. Sallbt, die Fflrsten von P., Berlin 1866; Phönizien: J. J.
Bbllbbmabn, Beitr. Aber d. phöniz. u. punischen Mfinzen, 4 StQcke, Berlin 1812 — 16; H. db
LuYKES, essai sur la numism. des satrapies et de la Ph^nicie, Paris 1846, m. T. ; 0. Blau,
Ztsch. d. deutschen morgenl. Ges. VI. IX.; Rbichakdt» Wiener Ztsch. 2, 1 ff. m. T. 1; A.
Gbimm, d. äfinzen von Tyros, Berl. Ztsch. f. Nnm. 1871, m. 2 T.; Six, Num. chron. 1877;
Palästina: Ebbbh. Haübbb, Nachr. v. d. jüdischen insg. gen. samarit. Münzen, Kopenh. u.
Lpg. 1778; Cavbdoni, numismatica biblica, Modena 1850—55 (auch deutsch) 2 Bde.; F. de
Saulcy, nnmismaticnie de la Terre-Sainte, Paris 1874, m. 25 T. (mit Einschluss eines grossen
Teils von Syrien; Nachträge BerL Ztsch. 1, 383 ff.); ders., recherches sur la numism. judalt-
que, Paris 1854 m. 20 T.; M. A. Lbvy, Gesch. der jüdischen Münzen, Breslau 1862, m. Abb.;
F. W. Maddbb, coins of the Jews, London 1881 ; £. Mebzbacheb, Ztsch. f. Num. 1878 und
de siclis nummis antiquiss. Judaeorum, Diss. v. Berlin 1883; Edw. Thomas, the international
numismata orientalia IL; Makkabäer: £b. Fbölich, 2. Ausg. Wien 1754; F. de Saulcy,
Ra. n. s. 23, 1 ff.; £. db Rbvillout, Ann. de num. 1884; F. de Saulcy, histoire d'H^rode roi
des juifs, Paris 1867; Agrippa I. u. II.: Momusbit, Wiener Ztsch. 1871, 449 ff.; Auf-
Ständsmünzen: Mebzbacheb, Berl. Ztsch. 1, 219 ff.; Aelia Capitolina: Keichabdt, Wiener
Ztsch. 1869, 79 ff.; Chalkidene u. Abilene: de Saulcy, Wiener num. Monatsh. 5, 1 ff.; Na-
batäer: db Saulcy, Ann. d. num. 1881, 31 ff.; Arabien: V. Langlois, la numism. des
Arabes avant Tlslamisme, Paris 1859; Mobdtmanb, über d. Münzen der Himjariten, Wiener
num. Ztsch. 12, 289 ff., Nachtrag Berl. Ztsch. f. Num. 14, 15; Sghlukbeboeb, le tr^or de
San'ft, Paris 1880; Head, Num. chron. 1878, 273 ff. 1880, 303 ff.; anderes bei Hbad S. 687;
Edessa: Thboph. S. Baybb, bist. Osrhoena et Edessena ex nummis illustrata, Petersburg
1734; Babelon, R. beige de nnm. 1893, 5 ff.
58. Babylonien, Assyrien und Persien. Erst die persischen Könige
verwerteten die Idee des Münzstempels, wenn auch der Name des Darikos
mit Dareios nichts zu thun hat; die Qoldmünzen sind an verschiedenen
Stellen des Reiches geprägt und auch unter Alexander und seinen Nach-
folgern noch ausgegeben worden. Abgesehen von den Münzen einzelner
Fürsten und Satnipen, herrschen dann die Münzen der parthischen Könige
vor; welche möglicherweise in Seleukeia und Ktesiphon geprägt und an-
fönglich Nachahmungen der Seleukidenmünzen sind; im zweiten und dritten
christlichen Jahrhundert haben sie bereits Pehlevi-Inschriften (S. 690).
An dieselben reihen sich die Münzen der Sassaniden, ebenfalls mit Pehlevi-
Legenden.
Persische Könige: Ttchsbit, de numis vetemm Persarom, Comm. soc. r. Gotting.
rec. I.* III. (1808— 13); Thomas § 53; Satrapenmünzen: de Lüykbs (§ 581 ; Waddiiyg-
TON (§41); Rauch, Berl. Blätter 5, 29 ff.; Dbotsen, Berl. Ztsch. 2, 309 ff.; Blau, de nummis
Achaemen. aramaeopersicis, Lpg. 1855; Babblok, Rnum. 1892, 277 ff. 413 ff.; y. Sallbt,
Wiener Zisch. 1871, 419 ff. (mit griechischen Inschriften); Mbbzbaohbb, das. S. 427 ff. (mit
aramäischen); Hbad §58; Charakene: Waddinoton, m^langes 2, 77 ff.; A, v. Sallbt,
ZtscL f. Num. 3, 249 ff. 8, 212 ff.; Persis: 0. JBlau, die Sarpedoniden d. i. die LandesfQrsten
0 FBOBmniB, Ann. de nnm. 1886, 189 ff. T. 7, 6—8.
886
Anhaag. Antike Hamiamatik. (S§ 59—60.)
von Perdis z. Zeit der SeleukideD u. Arsakiden, Odessa 1879; Mobdtmanv, Ztach. f. Namism.
4, 152 ff. 7, 40 ff. 10, 207 f.; Gutsohmid. Geschichte Irans S. 157 ff.; Parther: J. F. Vau,-
LANT, Arsacidamra imperinm, Paris 1725, 2 Bde. m. Abb.; Babtholoxabi, rech, sur la num.
arsacide, Petersb. Akad. 1848, m. 7 T.; Lonop^bieb, rois Partbes Arsacides, Paria 1853 — 82;
Pbokesch-Ostbn, les monnaies des rois parthes, Paris 1874 — 5; J. Lihdsat, on the hisiozy
a. coinage of the Parthians, m. T.; Pebct Gabdnbb, the Parthian coinage, Marsden's nn-
mism. Orient, n. ed. Tl. V. London 1877; Dieülafot, Fart ant de la Perse VT. 1; Sammlung;
in Petersburg: Alexis de Mabkopf, monn. arsacides subarsacides sassanides etc. de Fin-
stitut des langues orient., Pet. 1889, m. 2 T.; Sassaniden: A. D. Mobdtmann, Erkl. der
Münzen mit Pehlvi-Legenden, 1852, m. 10 T.; B. Dobh, Forschungen in der Pehlewy- Münz-
kunde, Petersb. Akad. 1860; ders., neue Ansichten in der P.-M., Petersb. Akad. 1858; Lokg-
f^bieb, essai sur les m^d. des rois perses, m. T. u. m^d. des Sassanides; Edw. Thomas, J.
r. as. soc. 13, 383 ff.; über Münzfundorte in Persien: Sibilian, Wiener Ztsch. 1870. ^9 ff.;
Sammlung von Bartholomfti (später Fürst Schaohowskoj): B. Dobv, collection de mon-
naies sassanides de feu le lieutenant-g^n. J. de B., 2. A. Petersb. 1875, m. 32 T.
59. Baktrien und Indien. In diesen Gegenden begann die Prägung
erst nach Alexander dem Grossem durch einheimische Fürsten. Da die
Kenntnis dieser Dynastien fast ganz auf den Münzen, welche teils griechische
teils indische (vielleicht auch aramäische) Aufschriften tragen, beruht, ver-
weisen wir auf die einschlägigen Werke.
E. Thomas, bei J. Prinsep, essays 2, 173 ff.; GBorsFBin), d. Mfinzen d. giiech., parthi-
scben u. indoskyth. Könige v. Baktrien u. der Lftnder am Indus, Hannover 1839, mit 2 T.;
RaouL'Rochette, notice sur qq. m^d. grecques de la Bactriane, Paris 1832 m. Sappl.; Wil-
son, Ariana antiqua, London 1841; Ztscb. f. Münzk. d. Morgenlandes 1,202 ff.; GunioirGHAii,
Num. chron. n s. 8, 93 ff. 181 ff. 257 ff. 9, 28 ff. 121 ff. 217 ff. 293 ff. 10. 65 ff. 205 ff. 12,
157 ff.; Gaidoz, Ra. 41, 193 ff.; A. v. Sallet, d. Nacbfolger Alexanders des Grossen in
Bactrien u. Indien, Ztsch. f. Num. VI — X; Aubel Stein, Zoroastrian deities on indoscytfaian
coins, Oriental a. babyl. record 1887 Aug.; Katalog von London S. 866; Cunninoham, coins
of Indian Buddbist satraps with greek inscr., J. of tbe as. soc. of Bengal XXIII (1854);
Edw. Thomas, on tbe coins of tbe dynasty of the Hindu kings of Kabul, London 1847
(SA.); S4h-Dynastie von Suraschtra: ders., J. r. as. soc. 12, 1 ff. m. T. u. A.
60. Ägypten. Die nationalen Herrscher kannten keine Münzen und
die reinen Silbermünzen des Satrapen Aryandes^) sind versehollen. Die
von Alexander inaugurierte Münzprägung wurde von den Ptolemäem eifrig
betrieben ; leider tragen sehr viele nur die Aufschrift ntoXsfiaiov ßaciJiätog
ohne nähere Bezeichnung. Ptolemäische Münzstätten befanden sich auch
auf Cypem (§ 52) und in Phönizien (§ 57). Naukratis scheint nur ganz
vorübergehend geprägt zu haben. Unter der römischen Herrschaft war
Alexandrien wohl die hervorragendste Münzstätte des Ostens. Es prägte
bis 296 (295?)*) und zwar seitTiberius auch Silberdenare; diese kaiserlichen
Münzen sind sowohl mythologisch als für die Eaisergeschichte von grosser
Bedeutung. Alexandrien prägte auch Münzen im Namen der Gaue (Nomen),
welche wie die alexandrinischen in der ganzen Provinz kursierten.
Funde von Naukratis: Head, Num. chron. 1886; Ptolemäer: Vaillaht, historia
Ptolemaeorum, Amsterdam 1701, f.; Cousi5^y, Magasin encyclopöd. 1810 Februar; Schlbds-
HAUS, Studien z. Münzkunde der Lagiden u. Grotes Münzstudien 1863, 139 ff. (Bronzen);
Fb. Lehobmant, essai sur le classement des monnaies des Lagides, Blois 1855; C. StOyb,
Bern, zu den Münzen der Ptolemäer, Pr. v. Osnabrück 1862; Stuabt Poolb, Num. chron.
1864- -67; J. P. Six, Num. chron. 1877. 1886; Hubeb, Wiener numism. Beiträge, zur alten
Num. Ägyptens L— V. in den Wiener numism. Monatsh. IT. — IV. u. Wiener Ztsch. 1869, 1 ff.
(Ptolemaios IV.). 201 ff. (Ptol. V.); Ptolemaios Soter: J. P. Six, over den mynten die
den naam van Ptolemaeus Soter dragen, Amsterdam 1863; FbiedlImdeb, Wiener Ztsch.
1871, 73 ff. T. 8; Berenike I.: Schledbhaub, Grotes Münzstudien 1856; Katalog von
') Herod. 4, 166.
*) unter Heraclius und seinen Nach-
folgern wurde die Prägung wahrscheinlich
wieder aufgenommen (vgl. Wiener Ztschr.
1870, 457 f.). Unter Julian kam ein Münz
meister in Alexandrien um (Ammian. 12, 11).
LoDdoD S. 866, Demetria S. 866 (I), Manchen, Gotha u. BerUn; Hubks, Wiener Ztitch. 1S60, '
I ff., 1870, 389 ff.; Sanunlnng d'Anastaai, jetzt in I'aris; Hnbar S. 870; Alexaadrien:
0. ZoBOA, nnmi Aegypti impentorii, Rom 1787, m. 22 T. [nsch der Sammlung Borgia in
Velletri); A. v. Sallkt, d. Daten der alex. EaiBermünEeii, Berlin 1870 (vgl. Eübbb, Wiener
Ztsch. 1871, 277 ff.]; Nomen: L. F. T&cbok n'ANtiurr, rech, bist, et g^ogr. sur les miä. des
Domea ou präfectures de I'figypte, Paris 1822, m. Ahb.; V. db Luiolois, nnmbm. dsa nomea
d'Eg]^e, PatiB 1852; J. de Rovsi, monnaies des nomea de l'E^ypt«, Paris 1873, m. 2 T.;
Raum. 1874, 1 ff. a. Ann. de nnm. 1882, 145 ff. 1890; Katalog Demetrin S. 866 Bd. II. Über
die schriftlichen Qaelleo: Lenoiuunt, Ranm. 1867.
61. Äthiopien. Kleine Goldstücke und Bronzen der Könige von
Axum wurden zuerst in mangelhaftem Griechiscb, dann auf Äthiopisch
signiert.
En. ROpfxll, Niun. chron. ]. e. Vlll, 121; Fb. Ebnhbb, Sitzangsber. d. Wiener Akad.
89, 554 ff.; Hkuomh, Ztsch. f. deutsche morgenl. Ges. IT, 377 ff.; A. db LoNap^RiEB, B. nnm.
n. B. 13 (1668). 28 ff. T. 2.3; Pbidbaux, Nnm. chron. 1884, 205 ff. m. T. 1885,66; E. Dbodih,
Ra. 1882, 206 ff.; s. auch Arabien % 57.
62. Eyrenaika. Solange das Land frei war, prägten trotz der Herr-
schaft der Battiaden die einzelnen Städte. Die Ptolemäer schlugen an-
fangs besondere Münzen für das Gebiet; dazwischen ßlllt die Selbständig-
kettsepisode von Magas und seiner Tochter. Einzelne Münzen sind fÖr
„die Libyer" geprägt.
S. EU § 60; BoMTDia, mädailles grecqaes antonomea frappdea dana la CTr^nalqne,
Paris 1869; Babblok, RDnm. 1885; Müllrb, Falbe, Lihdbebs, niunismatiqne de l'ancieone
Afriqne, I. Kopenh. 1860, m. Abb., Supplem. 1874, m. 3 T.
63. Syrtica, Byzacene, Zeugitana, Gossura, Gaulos, Melita. Die
Karthager prägten seit ihren sizilischen Eroberungen zahlreiche Münzen,
von denen die inschriftlicb bezeichneten auf Sizilien (§ 14), den Bale-
aren und in Spanien {§ 7) oder für das kriegführende Heer geprägt sind.
Die Inschrift nrwa wird allerdings auf Byrsa gedeutet. Ändere tragen
keine Aufschrift. Mit der römischen Herrschaft tritt städtische Bronze-
prägung mit punischen oder lateinischen (auf Melite griechischen) Legen*
den ein.
Müller (% 62) Bd. II. 1861; A. de LoNSPäaiBB, cat. de m^dailles grecqnea pnniqnes
etc. recneillies ä Cartbage, Paria 1843; J. LiMDBEsa, de numia pQnicis Seztomm, Kopenh.
1824; F. DZ Saulct, recherches snr la Dumigm. pmiiqnfl, Mäm. de l'Ac. des ioBcr. d. b. XV
(1843), 2; g 57.
64. Nnmidien. Die Numismatik der Könige ist mit Ausnahme der
zweisprachigen Münzen von Juba I. (60 — 46) völlig unsicher. Mit dessen
Absetzung treten gleiche Verhältnisse wie in A&ika ein.
HüLLSB (§ 62) Bd. III.; Ztaoh. f. Nnm. 3, 40 ff.
65. Hanretanien- Die Anfänge der Eönigsmünzen liegen ebenfalls
im Dunkeln. König Bogud setzte zuerst (nach 50 v. Chr.) seinen Namen
auf die Münzen. Neben dem königlichen Geld finden wir städtische Bronzen
mit punischen oder lateinischen Inschriften.
UÜLLEB (g 62) Bd. III.
n, BOmiBCh« Hflnsen.
66. Dass die Tarquinier Geld prägten, ist aus kulturgeschichtlichen
Gründen an sich wahrscheinlich ') und auch schriftlich bezeugt, die an-
geblich erhaltenen Münzen aber sind gefälscht. Das ungemOnzte Kupfer
') Vgl. DB LuTifBS, R. nom. fr. 1859, 322 ff.; d'Aolt (s. q.) 1, tl ff.
888
Anhang. Antike Nomnamatik. (§ 66.)
war jedenfalls lange Zeit gangbar, ob man aber zuerst Kupfermünzen
prägte und seit wann, ist nicht überliefert, die Historiker geben nur ab
Anfang der Silberprägung das Jahr 269*) an. Die Kupfermünzen der
Republik stellen den stufenweisen Übergang von der Ware (einem effek-
tiven Pfund Kupfer) zum an sich fast wertlosen Wertzeichen (z. B. *.is
Pfund im Nennwert eines ganzen) dar; von einer eigentlichen « Reduktion^
des Libralfusses auf den Uncialfusses kann man kaum reden. Das repu-
blikanische Silbergeld zerfällt in die mit der Legende KOMA geprägten
Münzen und die weitaus zahlreicheren „ Familien ''- oder Consularmünzen,
welche im Namen eines Magistrats geprägt sind und daher nach Fami-
lien (Aburia, Accoleja, Acilia u. s. w.) geordnet werden. Die chronolo^sche
Bestimmung derselben ist von Mommsen auf die grossen Sammelfunde
von Denaren basiert. In den Bürgerkriegen schlagen, dem Muster des
Pompejus folgend, die Triumvim und ihre Gegner wie Monarchen Geld:
Antonius prägt sogar für die verschiedenen Truppenabteilungen. Auguatus
stellt endlich wieder Ordnung her, indem er Gold und Silber dem Kaiser
d. h. dem Fiskus vorbehielt, die für den inneren Verkehr heatimmte
Kupfer- und Bronzeprägung dagegen dem Senate, d. h. dem aerariuni
überliess; auch die Scheidemünze trägt das Bild des Kaisers, aber die
Marke SC. (Senatusconsulto). Mit Aurelians Münzreform 274 wird die^
aufgehoben und nur vorübergehend unter Florian hergestellt. Die Münz-
stempel der verschiedenen Metalle gleichen sich sehr, so dass die Prägung
offenbar unter einheitlicher Leitung stand. Ausser dem Kaiser darf auch
das Bild der Kaiserin, *) des Kronprinzen oder des eben verstorbenen B^
genten auf die Münze gesetzt werden. Die Autonomie der Scheidemünze
wird Spanien von Caligula, Gallien unter Tiberius und dem Osten mit
der Regierung des Claudius Gothicus entzogen; im Jahre 296 ist die
Münzeinheit hergestellt. Unter Constantin und seinen Nachfolgern werden
für die zwei Hauptstädte eigene Münzen geprägt. Nach der Teilung des
Reiches bestehen die gleichen Prinzipien der Prägung zunächst fort. Die
Anordnung der Kaisermünzen geschah früher vielfach nach dem Metall
oder nach den Titeln und Beinamen der Kaiser, wobei die nicht chrono-
logisch bestimmbaren Münzen (numi vagi) an das Ende gestellt wurden;
Cohens Anordnung nach den Inschriften der Reverse (in alphabetischer
Reihe) hat den Vorzug des raschen Auffindens. Wenn man Eckhels Sy-
stem konsequent durchführt, müssen auch die Prägestätten der Kaiser-
münzen gesondert werden.^)
Grundlegend war Mommsen, Geschichte des römischen MQnzwesens, Breslau 1860,
franz. hearh. u. erweit, von Blacas u. de Witte, Paris 1873—5, 4 Bde.; vgl. Voigt, röm. Pn-
vataltert. S. 769 f.; älterer Versuch : Akton Mayer, Einleitung in die alte rOm. Numismatik,
Zürich 1842; Babov d'Aillt, recherches sur la monnaie romaine, 2 Bde.; L. Pizzamiouo,
saggio monolog. ossia storia della mon. rom., Rom 1867; M. Bahbfbldt u. C. SAMWSSt Ge-
schichte des älteren röm. Münzwesens, Wien 1883; Imhoof-Blümeb, Porträtköpfe auf röin.
Münzen, Leipzig ^^1893; Aes grave: über die im Museum Eircherianum heünäHiche
Sammlung Kircubbs, welcher selbst darüber schrieb, Marchi e Tessieri, TAes grave del
Museo Eircheriano, Rom 1839; G. Secchi, ill. di ant. bilibra rom. in piombo conserv. nel
^) Plin. nat. bist. 33, 3, 44; Epitoma
Livii XV.
^) Fulvia hatte den Anfang gemacht.
3) Salis, Num. ehr. 1867; Taubi», Wie-
ner Ztsch. 1869, 89 ff.
Anhang. Antike Hnmismaük. (§ 67.) ggg
niuseo Kircheriano, Rom 1835, m. T.; C. W. Barth, das röm. Aas u. seine Teile, Lpg. 1838,
m. 6 T.; Sammlung des Schotienstiftes S. 867; Aldini, intorno al tipo ord. delle antiche
monete librali rom., Toriner Akademie 1842; Klüobmann, Teffigie di Roma nei tipi mone
tani piü ant., Rom 1879; db Luthes, ie nnmmus de Servius Tallios, Paris 1859, m. 2 T.
Familienmünzen: Hauptwerk * Babblon, monnaies de la r^publique romaine,
Paris 1885—6, 2 Bde., nächst diesem Cohen, description des monnaies de la r^p. rom.,
Paris 1857 m. 75 T.; ältere Werke: Ch. Patin, familiae Romanae in ant. numismatibus ab
u. c. ad tempora D. Augusti, Paris 1663, f.; G. Riocio, le monete delle antiche famiglie di
Roma, 2. Ausg. Neapel 1839, m. 56 T. u. catal. di ant. medaglie consolari e di famiglie
romane, Neapel 1855, 2 Suppl. 1856—61, m. T.; C. Stibglitz, diatributio num. famil. roman.,
Lpg. 1830; Kbnneb, d. Romatjpen, Sitzungsber. d. Wiener Akad. 24, 253 ff.; Sammlungen:
Andb. Mobbllius, thesanrus Morellianus sive familiamm Rom. numism. omnia ed. Haver-
camp, Amst. 1734, 2 Bde. f.; M. G. Aonethlbb, numophyl. Schulzianum, I. Lpg. 1746; A.
Fabbetti, racc. num. del r. museo di Torino: monete cons., Turin 1876; M. Bahbfbldt,
röm. Eonsularmflnzen in ital. Samml., Berlin 1877; Sammelfunde: Mommsen, A. 35,5 ff.
Berl Ztsch. f. Num. 2, 32 ff. 852 ff.; M11.AN1, il ripostiglio della Venera, Accad. d. Lincei
1880, m. 3 T.
Eaisermflnzen: Die Münzen sind zu bestimmen nach H. Cohen, descr. bist des
monnaies frappöes sous Fempire rom., Paris 1859—68, 6 Bde. u. Suppl. m. 121 T., 2. Aufl.
von Feuardent (1893 bis Bd. Vllf); ältere Werke: Porträtserien S. 864; Ad. Occo, imperat.
Rom. numism., Antw. 1579, ed. Ph. Argelati, Mailand 1730. 1738 f.; Ch. Patin, imperatorum
Romanorum numismata, Argent. 1671, f.; Bandubi, numism. imperatorum Romanorum a
Trajano Deeio ad Palaeologos Augustes. Acc. biblioth. nummaria, Paris 1718, 2 Bde. f.;
Tanini, num. imp ab A. Bandnri editorum snpplem., Rom 1791, f.; Thesaurus Morelli
cont. XII priorum imp. Rom. num., Amsterdam 1752, 3 Bde. f.; Sammlung Farnese S. 868;
praktische Anleitung: Taubeb, Wiener Ztsch. 1869, 89 ff.; Medaillons: I^Hiöhneb, les mö-
daillons de Pempire romaine, Paris 1878; K. B. Stabk, Rhein. Jahrbb. 1876, m. 4 T.; Das-
sibb, Erkl. V. Schaumünzen, deren Gepräge eine Reihe Begebenheiten aus der röm. Gesch.
vorstellen, Lpg. 1763, m. 2 T.; Sammlung in London S. 806, Berlin (Fbiedländeb, Abb. d.
preuss. Akad. 1873, 67 ff. m. 1 T.), Paris S. 866; Albani S. 869; W. H. Shyth, descripi ca-
talogue of acabinet of roman imperial large brass medals, Bedford 1834; Contorniaten:
Sabatieb, descr. g^n. des m^daillons contomiates, Paris 1860; Ch. Robbbt*s Abhandlungen,
Paris 1881, 1885, 1887; Monographien zur Münzgeschichte : Mommsen, über den Verfall
d. röm. Münzwesens in der Eaiserzeit, Verh. d. sächs. Ges. III. u. IV.; Missong, zur Münz-
reform unter den röm. Eaisem Aurelian u. Diokletian, Wiener Ztsch. 1, 105 ff.; über einzelne
Eaiser (alphabetisch): M. Aemilius Aemilianus: J. Eolb, d. Antonine des Eaisers M.
Aem. Aem., Wiener Ztsch. 1876; Anrelianus: Th. Rohde, d. Münzen des Eaisers Au.,
seiner Frau Severina u. d. Fürsten v. Palmyra, 3 Tle. Miskolcz 1882 u. Wien 1881 — 2, m.
3 T.; Caesar: F. de Saülcy, M^m. de la soc. fran^. 1874, m. 10 T.; Caracalla: E. Rapp,
über eine seltene Medaille Caracallas, Bonn 1863; Florianus und Tacitus: Spezialsamm-
lung von Eolb, letzt in Wien; Marinus: Töchon d^Annecy, möm. sur les m^d. de M. et
s. une m^d de lemp. Jotapianns, Paris 1817, ra. IT.; ders., sur les m^d. de M. frapp. a
Philippop., m. 2 T. u. m^daiUe de Temperenr Jotapianus, Pariser Akad. 1822; Postumus:
DE Witts, Rnum. 1844; Romulus: de Lonop^bieb, Rnum. 1860, 36 ff. = oeuvres 2, 463 ff.;
Cbassot V. Flobencoübt, Erkl. d. rätselhaften Umschr. d. Eonsekrationsmünzen des Romulus,
Trier 1843; Sabinianus: Jos. v. Eolb, S. ein vergessener röm. Eaiser, Wien 1878; Sa-
lonina: J. DE Witte, sur Timp^ratrice Salonine, Brüssel 1853, m. IT.; UraniusAnto-
ninus: W. Fboehneb, les monnaies d'U. A., Mäcon 1886, m. 1 T.; Vaballathus und Ze-
nobia: v. Sallbt, Wiener Ztsch. 1870, 31 ff.; §57; oströmische Eaiser: Dufbesne,
de imperatorum Constant. numism., Rom 1655, m. 11 T.; Bandubi (s. o.); de Saulct, essai
de classific. des suites mon^taires byzant., Metz 1836 m. Atlas; Sabatieb, monnaies byz.
inöd., R. de num. beige 1859, m. 2 T. u. notions g^n. sur la monnaie byz., Paris 1858, mit
4 T.; SoLBiBOL, monnaies byzant., Metz 1854; Pindbb u. Fbiedländeb, die Münzen Justi-
nians, Berlin 1843, m. 6 T.; Eohn, Notiz über Justinians Goldmünze, Graz 1872; Delochb
et Ch. Robebt, le monnayage en Gaule au nom de Tempereur Maurice Tibere, 3 m^m.
Pariser Akad. 1883; gallische Eaiser § 8; über die Eaisermünzen vom historischen
Standpunkt s. H. Sghilleb*s Gesch. der röm. Eaiser; speziell J. Y. Akebman, coins of the
Romans relating to Britain described a. illustr., 2. A. London 1844, m. 7 T.; v. Eöhne, die
auf die Geschichte der Deutschen u. Sarmaten bezüglichen römischen Münzen, Berlin 1844,
mit 3 T.
67. Keine anderen Sammlungen sind so sehr durch Fälschungen
entstellt wie die Münzkabinette, doch hat die Erkenntnis derselben grosse
Fortschritte gemacht, freilich hielt die Raffiniertheit gleichen Schritt. Auf
890
AnhAag. Antike Hwnumatik. (§ 68.)
die naiven Fälschungen Cavino's und anderer Paduaner um die Mitte des
16. Jahrhunderts folgte im 18. der Hofrat Becker zu Offenbaeh, ^welcher
' aus Stempeln prägte, da die gegossenen Münzen leicht zu erkennen sind.
Neuere Fälscher, welche sich besonders im Orient, z. B. in Smjrrna *) fin-
den, fälschen mit Vorliebe Goldmünzen, weil dieses Metall nicht oxydiert.
schmelzen geringwertige antike Münzen des Stoffes wegen ein und stellen
durch Veränderungen seltene Stücke her. Durch die Privatsammler ist
eine unwissenschaftliche Übertreibung der Seltenheit eingetreten ; man be-
zeichnete sie früher wenigstens mit C(ommunis) R(arus) RR RRR RRRR.
Über Ab- und Nachbildungen von Münzen ist den allgemeinen Be-
merkungen S. 10. 75 f. manches spezielle beizufügen. Die Münzen ivnrden
durch die Circulation mehr oder weniger abgerieben, dazu schädigte die
Patina die Miniaturreliefs natürlich sehr leicht und die Münzen sind schwie-
riger als grössere Gegenstände zu reinigen. Es kommt also darauf an,
stempelfrisch (a fleur de coin) erhaltene Exemplare aufzufinden und, wenn
diese fehlen, aus mehreren gut erhaltenen Münzen das Urbild wiederher-
zustellen. Dies erschwert sowohl die Abbildung, die am besten vermit-
telst der Photographie geschieht,*) als die Nachbildung, unter deren Me-
thoden die Elektrotyie (S. 75) den Vorzug verdient.')
Litteratar: Fälschung S. 802 ff.; Eleinigung: 8. 72; Berl. Ztsch. 1, 203 f.; Kopien:
RiNOELHARD, d. Eunst alle Arten Abgüsse u. AbdrAcke von Münzen .... zu verfertigen,
Berlin 1835.
68. Die Anfänge des Geldes beruhen auf dem Grundsatz des Tau-
sches; daraus aber, dass eine gewisse Gattung von Gegenständen lieber
als irgend eine andere getauscht wird, entsteht eine Art von Rechnungs-
einheit. Viehzüchtende Völker z. B. berechnen den Wert einer Sache nach
Stücken Vieh; so gibt Homer den Wert von Rüstungen in der Zahl von
Kühen an,^) während das lateinische Wort pecunia auf Kleinvieh deutet;
noch in der Lex Atemia Tarpeja vom Jahr 454 wird, wie früher in den
drakontischen Gesetzen, nach Rindern und Schafen gerechnet. Für die
Städte und den Seehandel war diese Manier nicht geeignet, sondern hier
musste das Metall die Tauschware bilden. Ringe, vielleicht auch andere
Schmuckstücke scheinen, wie bei den Germanen, schon im altägyptischen
Reiche^) und vieUeicht auch in Mittel- und Nordeuropa zur Zeit des
orientalischen Einflusses ^) das Geld vertreten zu haben. In den Gesetzen
von Gortys wird nach bronzenen Kesseln und Dreifüssen gerechnet.')
Eiserne Sicheln (Sudan), Hufeisen (Nigermündung), Spaten und Lanzen-
spitzen (bei den Bongo) und pacquä's (Westafrika) kursieren noch bei den
Negern; so wird man auch den Beilen, Kelten und Messern aus Bronze
^) L. Maybb, Wiener Ztsch. 1871, 435 ff.
^) Früher waren farbige galvanoplasti-
sche Relief bilder beliebt.
') Weniger genaue Abbildungen werden
auf mechanischem Wege von Wilhelm Mayer
in Stuttgart hergestellt (vorläufig 56 Mün-
zen).
^) Ähnlich wie man in Uniamwesi und
Uganda rechnet, und wie ehedem die ger-
manischen Rechte die Bussen bestimmten.
^) Chabas, Acad. des insor. 23 joillet
1875; unter Amenhotep I. im Grabe des
Pa-heri; kupferne Ringe bei den Niam-Niam.
^) Vielleicht in den Pfahlbauten (Bö»*
STETTEN, Ra. n. s. 22, 44 ff.). Angeblich mit
Wertzeichen : Vgl. Frz. v. Riss, d. Zahl- o.
Schmuokringgelder, Pesth 1859« m. 8 T.
7) Vgl. SvoBONOS, Boh. 12, 405 ff. u. 'Ea.
1893, 147 ff.; Goxparbtti, Mus. ital. 2, 242 ff.
682 ff. u. Mon. ant. 1, 114 ff.
einen Handelswert zuachreiben dUrfen. Werden nun diese Gegenstände
nur für den Handel hergestellt, während sie zum Gebrauche zu klein oder
zu zerbrechlich wären, so ist damit der Anfang des Geldes gegeben; Hohl-
kelte, ') kleine Beile*) und Ringe waren offenbar in starkem Gebrauche.
An diese Gruppe wären die Geldateine, namentlich die Beliehen aus sel-
tenen Steinen (S. 192 f.) anzuschliessen, wenn dieBelben wirklich das Geld
verträten;') die Äthiopen sollen Skarabäen (S. 242) genommen haben.-*)
Der professionsmässige Metallhandel fUhrt schon näher an die Abstraktion
des Geldes heran. Wo edle Metalle vorwiegen, erhält das geschmolzene
Erz eine bestimmte Form, welche selbstverständlich mit einem bestimmten
Gewicht zusammenhängt. Das Barrengeld (Gold und Silber) ist schon im
alten Ägypten °) und Babylonien gangbar; es erhielt Marken aufgestem-
pelt, deren zeitlicher Anfang freilich nicht nachweisbar ist.") Die Formen
der Barren sind sehr verschieden (S. 200); die Gallier z. B. hatten Zinn-
stücke in Form eines Astragalos') und der Münzname Obolös kommt na-
türlich von einer entsprechenden Form.") Bei einem so gewöhnlichen und
dabei weichen Metalle, wie das Kupfer war, gab man sich nicht die Mühe,
ihm eine bestimmte Form au&unGtigen, sondern nahm einen Schmelzkuchen
(masaa),') zerhieb {diruere)'") denselben in unregelmässige Stücke {aes
rüde, raudus, rodusculum) und wog") dieselben wie irgend eine andere
Ware. Dieses Zahlungsmittel ist aus Mittel- und Oberitalien, Brittanien >*)
und der äthiopischen Küste des roten Meeres ' ") bezeugt und kommt zuerst
430 V. Chr. in der Lex Julia Papiria vor. Viele Stücke von aes rüde
fand man auf dem Grunde heiliger Teiche (S. 29) und in Gräbern.")
Litterfttnr: Fb. Skhitbb, die Anftuge des Geldes im Altertum, Abb. d. Wiener
ALad. 43, 382 ff.; Gbnvaiiblli, la mooeta primitiv« d'ltolia; H. C. Sodtzo, ätalons poo-
därsux priiiiiti& et lingats inonätBirea, Bukarest 1884, m. 3 T.
69. Diese Geldsorten hatten einen privaten Charakter; für das Ge-
wicht garantierte höchstens der einzelne Zahlende im Augenblick des
Kaufes. Die Münze wird erst dadurch geschaffen, dass der Staat nicht
') ScHAAPPBAüSKN, Anthrop. CoiT. 1877,
141; vgl. dae. 1880, 72. Ein Beil fand fuch
in der Hitte auaeinander gebrochen am
Bodensee (das. 1883, 34 = ^/iinckäuor).
*J Im Nordwesten Frankreichs, vgl.
Diod. 5, 22, 2.
>) Vgl. Anthi«p. Corr. 1883, 84.
•) Pb. Ptato fkjxias p. 400; Libbleih,
ZtBch. f. ig. Spr. 1869, 28 ff. zeigt, dass die
&^ptiscbeii SUarabSen kein be^mmtea Ge-
wicht haben.
') Zu Busir wurde im Munde von Ua-
mien je eine Goldbarre im Gewicht von 3
mUhkat gefondeo (AbdaUatif c. 4 p. 200).
*) Knpferbarren (a«« »i^naiHtn); Chib-
Bici, B. di paletnol. it. 5, 148 ff. 6, 54 ff.; auch
in Akragae sind lieinlicli viele Barren ge-
funden worden ;iuigeprBgtesMetall im Tempel-
schatz von Deloa: Beb. 6, 134. Öoldbairen
aus SiebenbDrgen. 2. H&lfte des 4. Jahrb.:
Aroh.-ep. Hitt. 12, 1 ff. 6 ff. T. 2. 3; iwei
WetesbroDzebarren von Obemdorf (Ober-
pfalz), angeblich aus der HallsUtteraei^ aber ]
nach attischem Gewicht: Navb, Sitzungsber.
i. bayer. Akad. I89I, 441 ff
') Diod. 5, 22, 2; eiserne laUae in Brit-
tannien Caes. b. O. 5, 12.
°) 'OßeUs = ößoXös noch CIA. IV p. 5
'j Serv. Yetg. Aen. 8, 801.
•') Paul. Diac. p. 69.
") Agtipondium, dupondium, txpensa,
ditptntare, eompensare, eompendium, dU-
") Caes.'b. Gall. 5, 12.
") Peripl. mar. Erythr. 6 (Measingl.
'•) Ticarello; Mokksbn S. 170; Berliner
Katalog III 1,1; V. KturxAiiN, Aos mde von
Orvieto n. dan Blt«ste italische Metallgeld,
Ztach. f. Ethnol. 1866, 144 ff.; Funde in Grft-
bem bei Toder (B. 1858, 115) und Marza-
botto; Zinnbronze in Efcrnrien und Umbrien
(MouiBtH, rSm. MOniwesen S. 221. 279),
Eisenbrunze in der Aemilis (Periodico di
num. 6, 229 ff.); SUber in Spanien: Strab. 3,
3, 7.
892
Anhang. Antike Hnmismatik. (§ 69 )
bloss eine bestimmte Form feststellte — „Münzen" ohne Gepräge haben
die Gallier gehabt — ,^) sondern durch seinen Stempel für eine gewisse
Metallquantität haftete. Diese Erfindung wurde in dem Zeitalter des
grossen Aufschwunges, als Tyrannen herrschten, (S. 523) gemacht. Nach
Uerodot^) haben die Lyder das erste Geld ausgegeben (§ 53). Die phry-
gische Königin Hermodike prägt den Eymäem die ersten Münzen;') in
Europa prägt Pheidon die frühesten Münzen auf Aigina^) und die älte-
sten römischen Kupfermünzen mit Bildern werden Servius Tullius zu-
geteilt.^) Man muss, um das antike Geld richtig zu bemteilen, daran fest-
halten, dass unter normalen Verhältnissen Gold- und Silbermünzen stets
Waren von einem bestimmten Gewichte waren. Daher ist die grosse
Kechnungseinheit, das Talent, wie seine Unterabteilungen, Mine, Stater,
Schekel, Drachme und Obolos Gewichtsbezeichnung; die lokalen Rech-
nungsweisen, wie h'tQa in Sizilien und pondo in Rom, machen von dem
allgemeinen Prinzip keine Ausnahme. Dieses Verhältnis von Münze und
Metall wird durch merkwürdige Erscheinungen illustriert: Im Notfall
wird die Ausfuhr von Geld verboten wie einer Ware.^) Der Sieger rechnet
die Beute an Edelmetall nach dem Gewicht, mag dasselbe geprägt oder
zu Geräten verarbeitet sein, umgekehrt dienen die Münzen wieder als
Gewichte, nach denen z. B. in Rezepten nicht selten gerechnet wird.')
Ziehen wir die vollen Konsequenzen dieser Sachlage, so ergibt sich, dass
die Werte der antiken Münzen für uns nur so relativ bestimmbar sind
wie die antiken Preise irgend einer Ware,*) dass femer die sogenannten
Währungen des Altertums Gewichtssysteme sind, folglich in die Metro-
logie gehören, dass dagegen der Numismatik selbst nur das Wertverhält-
nis der Metalle unter einander zufallt. Dieses hat ja öfter gewechselt.')
Gold und Silber standen anfangs wie 14 : 1,*^) dann, allmälig sinkend, ^i)
seit Alexander 10 : 1;**) Augustus regulierte das Verhältnis der Courant-
münzen auf 1 aureus = 25 denarii; bald tritt aber das Goldpfund ein, nach
welchem die Geldbussen häufig bestimmt sind*^) und Constantin seine
Münzen tarifiert. Bei der Reichsteilung dagegen herrschte das Silber-
pfund, welchem 5 Goldstücke gleich standen.**) Jetzt ist bekanntlich die
0 Cassiod. var. 7, 32; bestätigt durch
die Funde von Siena (B. 1875, 260, nach
makedonischem Fuss); Elektronscheibe aus
Chiusi: Period. VI T. 3, 10; drei Silber-
scheiben ans Volterra: Mommsek S 13; Re*
genbogenschüssel, Katalog Seyffer Nr. 63.
*) Herod. 1, 94; Xenophanes bei Pollux
9, 83 ; rvyadag Pollux 3, 87. 7, 98.
») Exe. Aristot. TToÄtT. 37.
*) Ephoros bei Strabo 8, 358; parische
Chronik Z. 45; Ael. v. h. 12, 20; Etvm. M.
oßsXUfxog, Die Athener dagegen schrieben
das frfiheste Geld Theseus zu (Plut. Thes 25).
*) Plin. nat. h. 33, 3, 13. Andere Sage
bei Lucan. 6, 402. Die chinesischen Er-
zählungen über die Münzprägung (Am. J. 4,
284 if.) sind fabelhaft.
•) Zonar. 8, 19; Cic. pro Flacco 28; Cod.
Justin. 4, 63, 2; die Spanier ahmten im 16.
Jahrhundert diese Massregel nach.
^) Z. B. Victoriatus denarius: Marcellns
Empir. 30, 28 p. 320, 17; De mens, et
ponder. 3.
^) Die Bestimmungen von A. v. Rauch
(Mitt. d. Berl. numism. Ges. 1857 und Berl.
numism. Ges. III 1857 u. Berl. Ztsch. 1, 32 ff.)
sind jetzt veraltet.
^) Th. Reikach, Rnum. 1893, 1 ff. 141 ff.;
MicHALivs, d. Geldmetalle u. ihre Wertver-
hältnisse im Altertum, 2. A. München 1894.
'Oj Im Jahre 434: CI Attic. I p. 160.
>') 18:1 Herod. 3, 95; 12:1 Plato
Hipparch. p. 231.
»=') Menander bei Pollux 9, 76; Polyb,
22, 15; Liv. 38, 11 (J. 189).
'*) Rom. Quartalschr. 6, 274 (Salona);
CIG. 2040; Heuzet, mission de Mac6doine
S. 94 Nr. 49; vgl. Priscus fr. 1 p. 72 b 5. 7
Müller.
^*) Cod. Justin. 10,76. Silberpfnnde auch
Anhang. Antike Hnmismatik. (§ 70.)
893
Differenz der Metalle eine bedeutend grössere (24 V2 : 1), wodurch die
Silberstücke zu Scheidemünzen herabgesunken sind.
Litteratur: Über die Aofänge der Münzprägung £d. Metbb, Gesch. des Altertums
2, 547. 552 f. Über die Währungen s. die DarsteUungen der Metrologie; über die enbö-
ische Währung Tmhoof, Monatsber. d. preuss. Akad. 1881, 656 ff.; über die solonische Reform
U. KöBLBB, Ath. Mitt. IX ; G. F. Lehmann, Hermes 28, 530 ff. ; U. y. Wilamowitz (Aristo-
teles' Staat der Athener); dagegen Nissbn, Rhein. Mus. 49, 1 ff.; im allgemeinen v. Sallbt.
Berl. Ztsch. 5, 180.
70. Die Münze im engeren Sinne ist nicht eine Ware, sondern eine
Anweisung des Staates auf eine gewisse Summe, welche nicht durch
den natürlichen Wert der Münze, sondern durch die Autorität des Staates
gedeckt ist. Im Altertum sind diese Münzen nur bei Finanznot einge-
treten. Solche Notmünzen brauchten nicht notwendig aus Metall zu be-
stehen. Es ergibt sich daraus folgende Klassifikation des Geldes im mo-
dernen Sinne:
I. Edelmetall mit minderwertigem gemischt {BiUon): Nicht eigent-
lich hieher sind die alten Münzen aus Elektron (Weissgold) zu rechnen,^)
weil zeitweilig dieses Mischmetall in hoher Schätzung stand, wohl aber
die schlechten Goldmünzen von Capua, Syrakus, Carthago, bosporanischen
Königen und römischen Kaisem aus Kriegszeiten.') Das Silber wird mit
Kupfer, Blei u. dgl. versetzt; schon manche Freistaaten betrieben diese
minderwertige Ausprägung.*) In der Kaiserzeit kam es bei der steigen-
den Finanznot so weit, dass man mehr Kupfer als Silber nahm. Diese
Billonmünzen sind in Alexandrien und Antiochien besonders schlecht ge-
prägt worden; unter Gallienus sank der Silbergehalt bis auf ein Prozent.
II. Das mindere Gewicht von Münzen bedarf noch genauerer Unter-
suchungen, um die durch die Abnützung entstandene Minderung {Passier-
gewicht, jetzt gesetzlich bis zu 0,5 Prozent) auszuscheiden ; nur so plumpe
Kunstgriffe, wie dass eine einfache Drachme als Doppeldrachme ausge-
geben wurde,*) werden hervorgehoben. Bei den Unterabteilungen der
Drachme, welche doch fast nur im lokalen Verkehr kursieren sollten, nahm
man es am wenigsten genau. ^)
in. Die plakierten Münzen enthielten einen unechten Kern {anima su-
baerati), der mit Silberblech überzogen war.^)
IV. Ebenso betrügerisch war das Geld aus silberähnlichem Metall
wie Zinn, Blei und Weisskupfer {Potin), vielleicht auch Nickel.') Das
weissgesottene Kupfer {saussh) wendeten die römischen Kaiser während
der Finanznot des dritten Jahrhunderts ganz allgemein an.®)
in Eios (wohl nach Marc Aurel) Bch. 12, 200:
vgl. HiRSCBFELD, Köuigsberger Studien 1,
85 ff.
0 S. 214. Mehr Süber als Gold: Ber-
liner Ztsch. f. Num. 11, 161.
') D. H. Hering, von d. elektreischen
Münzen d. röm. Kaisers Severus Alexander,
Breslau 1805; Komnenen und ostgotische
Könige. Daher vergleicht Psellos (Carmen
de re medica V. 460) etwas rötliches mit
fränkischen Goldmünzen.
sj Z. B. Lesbos; Rom: Liv. 33, 13.
*) Ps. Arisi oecon. 2, 2, 20 p. 1349 b
37 ff.
^) In Argos: Ixhoof-Blumeb, griechische
Mttnzen S. 533.
*) Vgl. Liv. 33, 46; L. db Waxbl, essai
sur les mäd. placqu^es des anciens, London
1809.
7) Zinn: Ps. Arist. oecon. 2, 2, 20; Blei:
Ra. n. s. 13, 322 ; Potin : Hultsch, Metro-
logie S. '432; Nickel: angeblich im baktri-
schen Reich.
^) Unter Aurelian mit der Wertbezeich-
894
Anhang. Antike ffnmismatik. (§ 71.)
y. Kupfer und Bronze sind nur in Ländern, die an Gold und Silber
Mangel hatten, wie Italien und der Norden, oder mit solchen Gegenden
Handel trieben, wie Sizilien und Ägypten, ein eigentlicher Wertartikel.
Daher ist die Kupfermünze eine Ware, wie die silberne und goldene, in
Italien und dem skythischen Handelsplatz Olbia; auch Ptolemaios Philo-
pator hat wegen des Verkehrs mit Afrika und Italien eine kupferne Wert-
einheit (Schekel), die sich zum Silber wie 1 : 120 verhielt, eingeführt. ^) Sonst
fand das mit Zinn, Zink oder Blei legierte Kupfer zunächst nur als Not-
geld Eingang, z. B. in Athen während des letzten Abschnittes des pelo-
ponnesischen Krieges (406 v. Chr.);*) doch wurde es wieder einge-
zogen.^) Ebenso gab der Stratege Timotheos dasselbe nur als Notgeld
aus.^) Vom vierten Jahrhundert an herrscht die kupferne Scheidemünze,
deren Verhältnis zum Silber der Staat willkürlich festsetzt, im lokalen
Verkehr,^) doch führte das Bedürfnis des Handels dazu, dass Bronze-
münzen selbst weit von ihrem Prägeorte entfernt Absatz fanden.^) In
der Kaiserzeit scheinen Rhodos, Melos, das südliche Eileinasien *) und viel-
leicht noch andere griechische Qegenden aus Mangel an Silbergeld Kupfer-
drachmen u. dgl. ausgegeben zu haben. Aji manchen Orten wurden Eisen-
stücke staatlich anerkannt (im Peloponnes, ^) Byzanz und EJazomenai),^) an
anderen versiegelte Lederbeutel ohne Wert;^®) ausnahmsweise kommt
Olasgeld vor;^^) vielleicht sind die bunten Glasperlen, wie in Ostafrika,
manchmal als Geld aufzufassen.
Münzfälschung war gang und gäbe'*) und nötigte zu grosser Vor-
sicht; ^^) doch betrieben oft die Staaten selbst dieses lukrative Geschäft.
Zur Staatsökonomie gehörte an erster Stelle die Münzfrage. ^^) Der eine
Regent zog das gute Geld ein, um durch schlechte Neuprägung viel zu
verdienen, der andere musste dann wieder das schlechte Geld vernichten. ^^)
Fremde und alte Münzen wm'den geprüft und erhielten, wenn vollwichtig,
eine Kontremarke; die ungiltigen Münzen sollen in Athen mit einem Chi
übei'prägt worden sein.^^)
71. Die Numismatik ist vom archäologischen Standpunkt eigentlich
eine Darstellung und Erklärung dessen, was wir an den Münzen mit dem
nung XX oder XX ' I oder XXI (KA) und
VSV = XS. Die Einundzwanziger beginnen
Bchon unter Gallienos und hören erst unter
Diokletian auf.
>) Kball, Ztßch. f. Äg. 1884, 42 f. Die
Niam-Niam nehmen noch Stangenkupfer gem.
In homerischer Zeit verhält sich Erz zu
Gold wie 9 : 100 (II. 6, 236).
«) Schol. Arist. Ran. 720.
>) Aristoph. Eccl. 816 ff. Auch Aigina
prägte schon früh Eupfergeld.
*) Ps. Aristot. oecon. 2, 2, 23.
^) Menander monost. 156 i^wa natm
^) Fbiedlandeb, Wiener Ztsch. 1870, 22.
^) Ihhoof, griechische Münzen S. 683 ff.
Auffallenderweise kommen im delischen In-
ventar Eupferstatere vor (Bch. 11, 463).
») Aristot Nub. 248 s. Hesych.
«) Ps. Aristoi oecon. 2, 2, 16.
^^) In Karthago: Eiyxias p.400a; Sparta:
Nikol. Dam. bei Stob. U p. 188, 15 ff. (Gold-
und Silbergeld sei bei Todesstrafe verboten
gewesen); Sen. benef. 5, 14.
1 ') Academy 9, 123.
*') Schon Solon bedrohte sie mit Strafe.
Vgl. Firmicus math. 4, 19, 35.
>') Bei Goldmünzen Arrian. Epict h
20; Zendavesta (Justi, Peisien 8. 227).
^*) Ps. Aiistoi oecon. 1, 1, 3.
^^) Hippias: Ps. Arist oeo. 2, 2, 4; Anre-
lian: Zosim. 1, 61.
1«) Schol. Greg. Naz. Miohb 86, 1212 d.
Auge wahrnehmen. Wie in der Denkmälerkunde, wollen wir einige tech-
nische Bemerkungen vorausschicken. Die Münzen sind zumeist geprägt,
und zwar aus freier Hand auf einem Ämbos mittelst eines eisernen Stein*
pels ; ') daher sind viele verprägt, *) d. h. der Stempel nicht genau auf die
Mitte aufgesetzt, ao dass das Bild nicht vollst&idig erscheint, oder es
muss ein doppelter Schlag geführt werden. Weil die Handstempel stark
abgenutzt werden, brauchte man jedes Jahr mehrere neue Stempel, es ist
aber nicht wahr, dass nur selten mehrere erhaltene Münzen aus einem
und demselben Stempel hervorgegangen seien. Am Stempel wird manche»
nachträglich hinzugefügt oder gebessert.^) Dass man im Altertum, wie
im achtzehnten Jahrhundert, für Kleingeld dauernde Stempel hatte, welche
dann durch Jahresstempel vervollständigt wurden, beweist ein Probestück
einer Siliqua aus dem vierten Jahrhundert.') Das Gravieren eines Stem-
pels ist mit dem Qemmenschneiden verwandt; zumal bei den Medaillen
dürfte daher, wie in der Renaissance, '>) öfters eine Personalunion stattge-
funden haben. In der Litteratur kommen eigene Graveure erat spät vor;^)
dagegen haben sich manche, wie neuere Medailleure, dtu-ch kleine Bei-
schriften verewigt.') Sizilien wusste diese schöne Kunst am besten zu
würdigen.^) Ein roheres Verfahren war das Giessen der Münzen in kleinen
Thonformen, von denen noch mehrere erhalten sind.^) Auf diese Weise
stellte man die schweren Kupferstücke her; auch Silber- und Weisskupfer-
münzea wurden gelegentlich gegossen, >°) doch kam diese Manier erst bei
der argen Münzverschlechteiiing seit Septimius Severus in Schwung.
Spuren des Gusszapfens blieben oft stehen ; an dem nach Ausculum ver-
setzten Aes grave hat der Grabstichel nachgearbeitet.
Litteratur: J. et L. SABiTiEit, prodaction de l'or, de l'argent et da cuivre chez
les BRcienB et böt«ls moDötaires dea empirea romain et byzantm, Petersb. 1850; t. Ebkst,
Wiener nmn. Ztg. 1880, 92 ff.
73. Die äussere Erscheinung der Münze betrachten wir zuerst an
sich, dann hinsichtUch der zierenden und erläuternden Zuthaten. Die
plastische Form der Münzen (SchröÜing) ist zumal bei den älteren so un-
regelmässig i-undlich, als es bei der Prägung eines kleinen Metallkuchens
natürlich eintritt. Regelrechte Formen gibt es mehrere: Oval, besondere
Mandelform, Viereck (indoskythisch), Fisch (in Olbia);") schliesslich drang
') Dargestellt aaf Eapfermünze von
Paestnin (spftter auf einem Brakteaten von
Minden, DAHiiiNBERe 729); Werkzeage auf
Denar der gens Carieifi; vgl. Fhikdüvdeh,
A. 31, 407 ff. T. Q 1—3; B. 1860, 207 f.;
Akkrüak, Hom&n coins I T. 14; Stempel in
Wttrfelfonn; AA. 9, 74 f.; aus Avenches:
Anz. f. Schweiz. Altertumsk. 1863, 72 f.; aus
Antiochien, abg. Buch der Erfindangen 4, 236.
') Von den attischen Tetradrachme d
Diog. Laert. 7, 18 tlrnj ftiy xtnoft^tivoK ««'
aoXoixas.
•) Wiener Ztsch. 1870, 27.
') Abg. Wiener Ztsch. 1870, 449.
») V*s»Bi III 671 (. B. ö.
') XttQmcxai; ein Micfaer war der spä-
tere Patriarch (682— 95] Johannes Keautea
(Monolog. Basil. 3. Sept.).
') S. 424; A. V. Saust, die Kfinstler-
inschriften auf griechischen Münzen, Berlin
1871, Nachtrtge Berl. Ztsch. f. Nnm. 2, 1 ff.;
über atbeniscbe Stempelachneider in Italien
PooLE, Num. chroD. 1883; die alteren Zn-
BBinmenetellaiigeu von Raoul-Rocbbtts (lettre
k M. le duc de Luynes, Paris 1831 u. lettre
h, M. Schom, Paris ' 1845) und Bbdfb, griech.
Künstler 2, 415 ff.; sind veraltet, denn viele
Beispiele sind zweifelhaft.
") Über EnaineloB und Kimen Etans,
Nnm. chron. a. 111 11. 206 ff., vgl. Am. J. 8,
466 ff.
■) BlOkher, Technologie 4, 288.
'") Z. B. in Olbia und auf Samos: Hesycb.
inixvtoy.
") Abgeb. Berliner Estalog 1, 17.
896
Anh&ng. Antike
ik. (§72.)
der Kreis durch. Im allgemeinen fallen die antiken Münzen durch ihre
Dicke auf, wobei das Münzbild in hohem Relief hervortritt. Einem niederen
abgestumpften Kegel gleichen Bronzen von Ägypten und Judäa. Die
kleinen spätrömischen Golddrittel (Trientes) ähneln Körnern. ^ Die
Linsenform kommt im taurischen Chersones und der Kerkinitis vor. Von
ihrer Form haben die Begenbogenschüsselchen (S. 875) ihren Namen.
Eine ähnliche Form erhalten dünne grosse Silbermünzen der Diadochen-
zeit und ebensolche Stücke der oströmischen Kaiser und der Sassaniden
{scyphati). Die Grösse der Münzen bestimmt man jetzt nach dem Modu-
lus, welchen Mionnet aufgestellt hat; freilich passt er nur für die runden
Münzen. Die gebräuchlichsten Münzsorten verteilen sich nach den Me-
tallen folgendermassen:
I. Ooldmünsen (ff).
Kleine Goldmünzen (bis zum Ooldheller von etwas über 1 g. herab) ')
sind nur ausnahmsweise geprägt worden. Unter Augustus verdrängte alle
anderen Goldmünzen der aureus, welcher auch in zwei oder drei Teile zer-
legt wurde. Aurelian prägte Binionen und Temionen aus. Diokletian
fixierte den Aureus, nachdem sein Gewicht im dritten Jahrhundert oft ge-
schwankt, auf ^'60 Pfund (5,4 g.); an seine Stelle trat unter Constantin
der solidus, welcher nach der erhaltenen Verordnung V?« Pfund schwer
mit Abteilungen bis zu */48 (l^% g.) ausgeprägt wurde. Die lydischen,
dem Kroisos zugeschriebenen Goldmünzen zerfallen in zwei Klassen, näm-
lich den „babylonischen Stater** von 10,89 g. und den „euböischen" von
8,16 g. je mit ihrem Drittel, Sechstel und Zwölftel. Im fünften und
vierten Jahrhundert herrschte aber der persische Dareikos von 8,42 g.
In den griechischen Gegenden gab es wenig einheimisches Gold (Athen
prägte vielleicht erst nach dem peloponnesischen Krieg),*) bis unter Phi-
lipp aus den thrakischen Bergwerken die berühmten Philippeer von 8,61 g.
(mit den Bruchteilen */2, V*, ^s und Vi«) kamen; Alexander und seine
Nachfolger setzen diese Prägung fort und geben grosse Goldstücke
(doppelte und vierfache Statere^) und Doppeldareiken) aus.
Grosse Goldmünzen ( — 30 mm.) bis zu Tetra- und Oktadrachmen
gaben Syrien, Ägypten und Carthago aus; diejenigen des Heliogabalus
liess Severus Alexander wieder einschmelzen. ') Die späteren Kaiser haben
gerne grosse Goldmedaillons geprägt, z. B. Diokletian bis zu 53,59 g.
(= 10 aureis) und Valens eines von 77,22 g. (in Berlin). Die grösste
bekannte Münze, welche der Baktrerkönig Eukratides ausgab, hat 20 Staterc
Gewicht und 58 mm. Grösse.
n. Elektronmünseii (EL).<^)
Das Weissgold, welches man Lydien zuschreibt, hat, wie das dunkle
Gold, zwei Währungen, ausnahmsweise den »babylonischen Stater* von
1) Koxxoi Sab ATIER I 53.
*) In Etrurien 1, 15—1, 35 gr.
^) Gegen Ende desselben scheint auf
Sicilien (Agrigent, Gela und Syrakus) die
Goldprägung mit einer Einheit von 5, 83gr.
zu beginnen. Die Karthager rechnen nach
X^vcoT (Diodor. 23, 9, 2).
^) D. SssTuri, descr. degli stateri ant,
Firenze 1817, m. 9 T.
^) Lamprid. Sev. AI. 38.
*) Über die Gewichte Head, Nura. cfaron.
1875.
^1
Anhang. Antike KnmiBmatik. (§ 78.) 897
10,8 g., gewöhnlich aber den ^phönikischen" von 14,19 g. (mit ^;«, '.'e, Vii
und V/24). Von hier aus verbreitete sich die Prägung nach der Westküste
von Eleinasien, Euböa und sporadisch nach Aigina und Athen. Hervor-
ragende Bedeutung im Handelsverkehr haben die kyzikenischen Statere
(16,33 g. mit ihrer Hekte, mindestens 2,7 g.) und die ungefähr gleichen
phokäischen (16,59 g.), von denen besonders die Sechstel (2,915 g.) im Um-
lauf waren. Die Griechen bevorzugten überhaupt die kleinen Elektron-
münzen, nicht bloss Zwölftel {Obolen) von 1,17 — 1,36 g., sondern noch
kleinere Bruchteile bis herab zum Zweiundsiebzigstel von kaum 0,2 Gramm
(Samos und Erythrae). Die gesetzmässigen Elektronmünzen treten vor
den goldenen Philippeem zurück.
IIL Silbermünsen (S).
WeU die Benennungen der Münzen wie ihre Gewichte schwanken,
dürften eher die modernen Namen die Anschaulichkeit befördern. Die
gewöhnliche Eourantmünze, der Frank, ist der babylonische Silberschekel,
aiykog^ (Vioo Mine, ^'2 Stater) von 5,57 g., welcher im persischen Reiche
Geltung hatte, >) weshalb er in Eileinasien geprägt wurde und nach Nord-
griechenland übergriff. In Athen führte Selon die Drachme von 4,366 g.
wahrscheinlich aus Euböa ein; eine etwas niedrigere von 3,57 g., welche
in Kleinasien und Tyros vorkommt, ist durch die Ptolemäer zu Ansehen
gebracht werden.
Dieser Drachme entsprach im römischen Münzsystem der Denar,
welcher davon seinen Namen hatte, dass er 10 Eupferassen gleich stand
(X); er war die Normalmünze {nummus)*), welche Augustus auf 4 g. fi-
xierte. Caracalle führte nominelle Doppeldenare {Antoniniani) ein, doch
erfolgte nun die volle Zerrüttung des Silbergeldes. Diokletian bestimmt,
eine Anordnung des Carausius aufoehmend, das Gewicht der kleinen Eou-
rantmünze {siliqua, argenteus minutulus) auf Vse Pfund (XCVI) = 3,41 g.,
womit die anarchische Zeit, welche vom Ende der afrikanischen Dynastie
bis auf Aurelian reicht, ihr Ende findet ; Konstantin führte kleineres Geld,
V144 Pfund, ein, welches von seinem Goldwert (^/looo Goldpfund) milia'
rense hiess. Auf dieses Eleingeld und sein Doppelstück folgte durch die
Münzordnung des Heraclius (615) wieder etwas grösseres Silber (V48 und
V96 Pfund).
Der Handel verlangte jedoch grössere Silberstücke. Hiefür bot sich
von vornherein der Stater Silber von 11,4 gr., welcher neben dem er-
wähnten Schekel geprägt wurde; in Aigina wurde sein Gewicht auf min-
destens 12,4 g. fixiert und der aeginetische Stater verbreitete sich über
fast den ganzen Peloponnes, Phokis, Lokris u. s. w., überhaupt hatte er
vor Alexander das umfangreichste Gebiet.^) Der korinthische Stater von
>) Xenopb. Anab. 1, 5, 6 (= 7'/« atti-
schen Obolen).
>) Die Sigle dafflr ist *.
") Daher rechnet noch Aristoteles da-
nach (fr. 476) ; offizielle Rechnung auf Kreta :
Dosiades bei Atben. 4, 143 b; vorabergebend
auf EubOa: Imhoof, griecb. Mttnzen S. 535;
im deliscben Inventar wird vom ftginetiscben
Stater der deliscbe unterschieden (Beb. 11,
463).
HMidbnob d«r kUM. iÜt<^rtimww)Men«ch«ft. VI . 57
898
Anhang. Antike Knminnatik. (§ 78.)
8,55 g., welcher in 3 Drachmen eingeteilt wurde, konnte dagegen nicht
aufkommen,^) ebensowenig der tarentinische nummos von 8,1 g.^) In
Athen selbst war die Herrschaft der Drachme nur nominell, thatsächlich
kursierten, da die Doppeldrachmenstücke bald abkamen, zumeist Vier-
drachmenstücke (TSTQadQaxiia^ im Verkehr Texqaxua genannt) von 17,46 g.*)
Im vierten Jahrhundert verbreiten sich die etwas leichteren rhodischen
Tetradrachmen von 15,55 g. ; Philipp führt Thaler von 14,51 g. em und
diese beherrschen, in Alexanders Namen massenhaft geprägt und zeitweise
etwas schwerer (bis zu 14,71) ausgegeben, die Königreiche/) Ebenso
sind ihre Halbstücke beliebt. Unter Attalos' I. Regierung kam in Ephesos
der von seinem Münzbilde (Cista mystica, aus welcher eine Schlange her-
auskriecht) benannte Vereiosthaler {xKno^oQoq) von 12,6 g. auf ;^) diese Ci-
stophoren wurden fast identisch im westlichen und mittleren Kleinasien
und auf Kreta geprägt. Die Römer duldeten diese Münzen, sowie die
neronischen Halbstücke von Alexandrien ^) und Ephesos (7,25 und 3,63 g.),
liessen aber bei sich selbst die Thalerform nicht zu. DreidrachmenstQcke
sind nie recht beliebt gewesen.'') Ganz grosse Silberstücke zeigen einen
bedeutenden Aufschwung an: Garthago prägte zwölf Drachmen, die Bi-
salten 8 und 12, dann die Grossstädte von Sizilien im vierten Jahrhundert
(bis gegen 360) Zehndrachmenstücke (38 — 38 mm.), welche Athen und
Alexander mit seinen Diadochen nachahmten. Unter Anastasius bis Justi-
nian kam das Grosssilber als Unterabteilung des Solidus wieder vor.
Die Teilung der Drachme in mehrere, besonders 3 und 4, auch 5, 1^'*.
und einzelne Sechstel (Obolen) war überall üblich, dagegen sind kleinere Ab-
teilungen (^/4, 1/2, '/s Obolen) nicht allgemein; in Tarent und Athen ging
man bis zur Viertelsobole {%€%aQ%riii6Qiov) von 0,17 gr.^) Kleinere Abtei-
lungen (Hemitetai'temorien) sind nicht sicher nachzuweisen. Diese kleinen
Münzen, welche eigentlich nur Schnitzel {xäQiiata) waren, gingen leicht
verloren und genügten dem Kleinhandel nicht. Die Römer prägten nur
Quinare (v) und seltener Sesterzen (ns), dazu gaben die republikanischen
Behörden bis ungefähr 100 v. Chr. eine von ihrem Münzbilde (Victoria)
benannte Zwischenmünze, den Vidoriatus {^ja D.) von 3,36 gr. und dessen
Hälfte (ts) aus.
^) Dazu gehören die Doppelstatere der
Ghalkidike, deren Einheiten noch nicht ge-
fanden sind (ygl.IiiBooF, Monatsber.d.preuss.
Ak. 1881, 659 f., Ann. de num. 1882, 93 ff.
u. griech. Münzen S. 7). Jene Statere meint
offenbar Aristoteles (rep. Ath. 10, 2) mit Di-
drachmen.
*) Ober den Namen Aristot. bei Pollax
9, 80 {yo/Äog in den Tafeln von Herakleia);
Diobol nach Gabdhbb, Num. chron. 1881,
296.
') Danach rechnet man im Jahr 187 das
Silbergeld (Liv. 39, 5. 6).
^) Unter den Ptolemäem hiessen sie
Silberschekel (Lbkobxant, R. ^gypt. 2, 49).
^) M. PiNDEB, über die Gistophoren, Ber-
lin 1856, m. 8 T.; Büwbury, Nnm. chron.
1883.
•) Wiener Ztsch. 1871, 593 (6,72 gr.).
594. In Ägypten rechnet man bis ins vierte
Jahrhundert n. Chr. nach Talenten, Drach-
men und Obolen (Wbssbly, Mitteil, aas der
Sammlung d. Papyrus Erzh. Rainer 1, 30 ff. ;
vgl. Berichte der Sachs. Gesellschaft 1885,
243. Im Matthftusevangelium ist yon sol-
chen Didrachmen die Rede, von denen zwei
einen atatiJQ (Schekel) ausmachen (17, 24 f.).
Über das Münzsystem Alezandriens in der
Kaiserzeit Momxben, rOm. Gesch. 5, 558 A. 1.
') Alexander Nr. 276 Müllbr; Maroneia
(Bch. 11, 463). PoUux führt auch die WQt-
t&tnBy^d&qaxfiov und neyTTjxoyradgaxfdoy an.
^) Über das Zeichen GD Bbuko Keil,
Hermes 28, 643 ff.
'M
Anhang. Antike Homlamatik. (§ 74.)
899
IV. Knpfer* nnd Bronsemflnien.
Über die Einführung und Bedeutung dieser Münzen haben wir
S. 894 einiges gesagt. Da der Kurs dieser Münzen nicht auf dem wirk-
lichen Werte, sondern der staatlichen Festsetzung beruhte, sind Wertbe-
stimmungen nur mit Hilfe von Wertzeichen möglich. ^ Sonst werden die
allgemeinen Bezeichnungen Klein-, Mittel- und Grosserz und Mionnets
Massstab angewendet. Die Normalmünze hiess x^^ovg. Wie es bis zu
fünffachen Stücken gab, so gab es eine (siebenfache?) Unterabteilung mit
Namen lemd; ausserdem kamen x6XXvßo$ einfach und mehrfach vor.
Auch in Bronze findet man winzige Münzchen.*) Über die Eupferwäh-
rung der Staaten, welche das Metall als Wertsache betrachteten, ist eben-
falls nicht viel zu sagen, denn wir beobachten sowohl in den sizilischen
Städten als in Mittelitalien eine oftmalige Minderung des Eupferpfundes
(A/T^a, libra, izs).^) Daher hier nur soviel, dass das Pfund in 12 unciae
zerfiel, aber Akragas nur halbe und Viertelspfunde, dann doppelte und
einfache Unzen, Italien das gleiche (Semis, quadrans, sextans) und ausser-
dem Drittelpfunde (Triens) hatte; über die Wertbezeichnungen ist in § 75 zu
handeln. Unter den römischen Eaisem kursiert das senatorische und
lokale Eupfergeld mit nominellem Werte, fällt aber im dritten Jahrhundert
nach Severus Alexander fast ganz aus. Aurelian führt kupferne Sesterze
(von 7 — 8 g.) und Denare ein. Diokletians Münzordnung vom Jahre 296
unterdrückt dagegen die lokale Emission des kleinen Eupfergeldes. Da-
für wird nun das Reichskupfer zur Steuermünze {foUis) ^) und es erscheint
das Orosskupfer {pecunia majorina).^) Seit der Neige des ersten Jahr-
hunderts waren grosse Medaillons ausgegeben worden (bis zu 75 mm. im
Durchmesser),^) welche nicht in Umlauf kamen. In andere Lebensver-
hältnisse führen die Almosenmarken, die in Eonstantinopel, wie jetzt bei
den Juden von Jerusalem existiert zu haben scheinen.'')
Litteratur: Sammlung von Namen bei PoUux 9, 51 ff. 7, 170 (vgl. Qardnbr, Num.
chron. 1881); die Inscliriften bieten vielerlei Material über die Buntheit des Geld verkehre:
z. B. die Inventare von Delos (Bch. 6, 131 ff.; Jhst. 4, 243 ff.); LEBAS-WADDiiroToiT, inscr.
2596. 2601; hidikamassische Inschrift: Hermes 29, 249 ff.; vgl. auch Lbnobmakt, Rnam.
1867; £. Gbünaubr, altgriech. Mflnzsorten, Winterthor 1877, m. 1 T.
74. Wir wenden uns nun zum Stempel oder dem Bilde der Münze.
Dem einseitigen Herdguss (S. 216) entspricht die einseitige Prägung, wobei
an der Bückseite nur der Eindruck des Ambos sichtbar wird. Entweder
bleibt die Fläche ungefähr glatt (in Etrurien®) und Cypern) ^) oder der Ambos
') Nach Imroof, griech. Münzen S. 533
standen 16Ghalkoieiner äginetischen Drachme
gleich; in Alexandrien rechnete man acht
auf einen Obol (S. 898 A. 6). Letzterer ist
zu Vitnivs Zeits (3, 1) knpfem nnd heisst
anch xeTQMaaQov (Arrian. Epictet. 4, 5). Das
As nennen die Griechen aaaaQ^oy; i^fÄiaa-
aagioy: Imhoof, griech. Münzen S. 135 f.,
aaaägioy fjfuov das. S. 658; oßoXog anf Chios:
das. S. 660.
») Z. B. 1,20 gr. anf Telos.
') Aristoteles setzt eine Xlrga von Agri-
gent einem äginetischen Obol gleich (fr.
476).
*) Vgl. Marquardt, r5m. Staatsverw.
IP 93 ff. (besonders W. Christ, über d.
Follis u. Denar d. spftteren Eaiserzeit, Sitzungs-
ber. d. bayer. Akad. 1865, 1, 121 ff.); Bcrist.
1874, 140; s. Zosim. 2, 38 a. E. Ober die
Zeichen MHA P. Lambros, Rnam. 1869.
') MoMifSBN, Münzwesen S. 881.
') Medaillon des Antoninus Pias mit
Eybele. Litteratur S. 889.
') Wiener Ztsch. 1870, 453 f. (dort ver-
kannt).
•) In Popnlonia (abgeb. Qarrucci T. 72, 9.
10; Brit, Mus. Italy 8. 2, 6), auch in Vetu-
lonia nach Falchi, Ann. de num. 1884,
291 ff.
*) Wohl auch bei der altmakedonischen
57*
900
Anhang. Antike NomiBmatik. (§ 74.)
hat regelmässige Erhöhungen, welche ein vertieftes vierfelderiges Viereck
(Quadratum incusum), seltener ein Dreieck (in Chalkis) oder eine Art T
ergeben; ein sicheres Zeichen des Altertums ist diese mannigfaltig linierte
Figur nicht, denn das südwestliche Eleinasien hat bis in die Kaiserzeit
hinein daran festgehalten. ^ Etwas analoges ist die Spur einer nadelartigen
Spitze, mit welcher die Mitte vieler Kupfermünzen Ägyptens und Vorder-
asiens fixiert wurde. Der Fortschritt zur Doppelprägung wird dadurch
erzielt, dass man jenen mehr oder weniger unabsichtlichen Eindruck
stilisiert, z. B. zu einer Rosette, und in dem vertieften Viereck einen
Buchstaben,^) Kopf u. dgl. anbringt; in Grossgriechenland und an manchen
kleinen Goldmünzen Kleinasiens wird statt des Quadrates ein vertieftes
Bild hergestellt {nummi incusi) und zwar freihändige Kopien von Abdrücken
der Hauptseite. In der vollen Entwicklung jedoch sind die doppelseitige
Prägung und der gleichgeartete Guss die Regel.
Der Stempel hat als nächsten Zweck anzuzeigen, dass die Münze
als vofjLiCfia gemäss der Verordnung dieses oder jenes Staates vollwichtig
geprägt ist. Er hängt also mit dem Münzrecht zusammen.') Nur
souveräne Fürsten und Staaten münzen Gold und Silber aus eigener Macht-
vollkommenheit, andere wie einige persische Satrapen und Grossstädte des
römischen Reiches mit besonderer Erlaubnis des Oberherm, welche jeder-
zeit entzogen werden kann. Kolonien und Munizipien bedurften überhaupt
besonderer Erlaubnis;^) die Provinz Dakien hatte unter Philipp dem Älteren
und seinen Nachfolgern das Recht der Scheidemünze. Ausser Stadtge-
meinden geben auch Gewerkschaften der Bergwerke eigenes Geld aus.^)
Unter den römischen Kaisem muss deren Bild auf die Münzen gesetzt werden,
sowohl in Repub^en als in Osrhoene wie auch im Pontus und Bosporus.
Ebenso muss das Kupfergeld der autonomen Städte des römischen Reiches,
obwohl es ausserhalb des Stadtbezirkes nicht genommen zu werden braucht,®)
das Bild des Kaisers tragen;^) nur Athen war davon befreit. Wer also
Münzen mit dem eigenen BUde schlagen lässt, empört sich auf eklatante
Weise gegen den Souverän. Wird ein Herrscher gestürzt oder misslingt
eine Empörung, so ergeht es auch den Münzen schlecht. Sie werden ein-
geschmolzen oder, wenn es eilt, überprägt, was in den Bürgerkriegen der
baktrisch-indischen Reiche öfter geschah.^) Auf den gemeinsamen Münzen
Garacallas und Getas wurde nach des letzteren Hinrichtung sein Kopf
ausgekratzt. In Parthien soU dies sogar beim normalen Regierungswechsel
Mttnze des Berliner Katalogs T. 7, 67 und
Begenbogenschüssel, Katalog Seyffer Nr. 60.
') Imhoof, Berl. Ztsch. 1, 152 ff.
') Z. B. im böotischen Pharai (Wiener
Ztsch. 1871, 371).
') R. Weil, Stadien auf dem Gebiete
des ant. Münzrechtes, Festschrift z. Feier des
50j&hr. Bestehens der num. Ges. zu Berlin
1893.
^) Silberprägnng in Ephesos, Tarsos ,
Caesarea, Antiochien, Alezandrien u. a.;
PERfMssu A\/Gu8ti in Emerita, Italica, Ro-
mula etc.; IndulgetUia Aug. moneta impe-
trata in Patrae,; Permissu L. Aproni (P.
Dolabettae) procos. in Clypea Zeugit.; Penn.
Sil. in Benrtos; Jussu Aug. Philippi.
^) In Pannonien, Dardanien und Pincum.
•) Galen. nqoxQBnx. 7.
'') Nur unter Augustna sieht man das
Büdnis eines Prokonsuln von Asia und Africa
auf Städtemünzen (Nur 6—4 v. Chr. Moioi*
SBN, Hermes 3, 268 ff. u. Berl. Ztsch. f. Nanu
2, 69 ff., anders WADDiKOTOKy Rnum. n. s.
12, 102 ff. u. L. MüLLEB, Berl. Ztschr. 2,
295 ff,).
8) A. V. Sallbt (§ 59) S. 100. 102. 104;
Num. chron. 10, 213 ff.
Anhang. Antike NnmiBmaiik. (§ 74.)
901
geschehen seinJ) Hält die Anarchie an, so prägen die Münzstätten im
Namen des letzten Königs weiter.*) Das Porträtbild des Herrschers ist
jedoch erst ein Ausdruck hochgesteigerten Selbstgefühles; es steht nicht
einmal fest, ob man bereits Alexanders Bild auf die Münzen setzte oder
Herakles; jedenfalls wäre es nur der apotheosierte König. Den Monar-
chien und Freistaaten sind die religiösen Münzbilder, welche die grosse
Mehrheit ausmachen, gemein.^) In letzteren namentlich entspricht dem
Königsbilde der Kopf einer in der Stadt an erster Stelle oder doch eifrig
verehrten Gottheit. Zu den ol}rmpischen Gottheiten kommen sehr häufig
Personifikationen (S. 833 ff.), z. B. Flussgötter, Eponymen (Lemnos in
Hephaistia) *) und auf römischen Münzen Abstrakta wie Goncordia, Fides,
Salus und Aetemitas. Sehr oft entspricht dem Kopf auf der anderen Seite
ein Attribut, z. B. bei Zeus Adler (mit Schlange oder Blitz), bei Dionysos
ein Gefäss und bei Herakles Keule. Wenn man den Götterkopf einspart,
so bleibt das Attribut, welches aber nicht Symbol zu benennen ist, z. B.
die Ähre der Demeter in Metapont, der böotische Schild Athenas in Böo-
tien, die Taube Aphrodites in Megara, ihre Schildkröte auf Aigina, Aias'
Schild auf Salamis, die cisfa mystka aus dem Kult der Göttermutter
auf den Cistophoren von Kleinasien. Geheiligt war gewiss jedes Tier und
jede Pflanze, welche im Felde steht, wenn wir auch nichts bestimmtes
oder nur materielles darüber wissen, z. B. Palmbaum,*) Pferd (in Orcho-
menos und Tanagra) und Silphion (in Kyrene).*) Werden diese Tiere,
Pflanzen oder Geräte, mit einer gewissen Konsequenz angewendet, so er-
geben sie eine Art Stadtwappen; eine andere Gruppe solcher Bilder be-
steht aus redenden Wappen, z. B. Apfel (fiilXov) auf Melos, Eppichblatt
in Selinunt, Granatapfel in Side, Gerstenkorn in Ej'ithote, Rose in Bhodos
und Rhode, Ziege in Aigai, Aigina, Aigaia und Aigospotamoi, Biene in
Melitaia, Robbe (9<oxi;) in Phokaia, Fuchs in Alopekonnesos, Getreidegefäss
in Kypsela,'') Schlüssel in Kleides, Anker in Ankyra, Herz in Kardia,
Ellenbogen in Ankon, gehörnte Frau in Keraiai, Frau mit Segel in
Histiaia. Auch nichtgriechische Orte betreiben dieses Bilderspiel^ z. B.
hat Tyros in Phönizien eine Palme {^oXvi^), Kelenderis einen Reiter (x^Aij^),
Clunia in Spanien einen Eber {xi'Ovvi^q) und Damaskos ein Reh [iduccXiq).
Wir fügen hier gleich die Münzbilder ein, welche auf den Namen der
prägenden Beamten anspielen, z. B. in Athen drei knieende Frauen auf
Hikesios und eine Keule auf Herakleides, wie in Rom ein Elephant auf
Caesar;^) desgleichen setzt Demetrios Soter in Syrien Demeter auf seine
Münzen. Nach der offiziellen Anerkennung des Christentums erscheinen
') GuTSCHiOD, Geschichte Irans S. 65 aus
chinesischer Quelle.
') BaiSiXito^ ZsXevxov ans dem Seleuki-
denjahr 138: MiomrBT snppL VI II 24, vgl.
GuTSOBMiD, kleine Schriften, 2, 176; 18. Jahr
Honnizd' II. n. 39. von Chosrau IL: Gut-
scHHiD a. 0. 3, 169.
') Üher den religiösen Charakter der
griechischen Münzen E. Curtius, Monatsber.
d. preuss. Akad. 1869 Juni u. Num. chron.
1870, 91 ff.
^) Imhoof, griech. Mftnzen T. 1, 8.
>) Berl. Ztsch. 1, 142 A. 1.
<) FbibdlIndbb, Wiener Ztsch. 1871,
430 ff.
') IxHooF, Griechische Münzen S. 6.
") Auf italischen Münzen Löwe (Leon)
in Tarent: Garelli T. 112, 243; Tänzerin
(Molpagores) in Abdera: Berl. Katalog I
T. 4, 38.
902
Anhang. Antike Namismatik. (§ 74.)
natürlich christliche Embleme auf den Eaisermünzen. ^) Gerade in der
älteren Zeit sind aber manche Münzbilder nur dekorativ, z. B. Sphiirx in
Chios, Greif in Abdera und Teos, Silen auf Thasos, Rosette, Adler, Löwen-
kopf und liegender Widder im samischen Elektronfund und als Gruppe
Löwe einen Stier zerreissend in Akanthos, Adler und Hase (samischer
Fund), Kuh mit Kalb (Lykien, Euböa, Tarsos und Silen eine Nymphe
raubend in Thasos ; ähnliches ist auf Cypem häufig. Aus der Vorgeschichte
wählten die römischen Konsuln^) und auch die Städte, als nur die Vergangen-
heit ihr Stolz war, manche Bilder, z. B. berühmte Mitbürger wie Homer. *)
Eigentliche Denkmünzen waren in alter Zeit nicht üblich, doch deutete
man Siege im Kriege oder bei Nationalspielen durch Nikebilder u. dgl.
an.^) unter den Nachfolgern Alexanders des Grossen konmien zuerst Me-
daillen auf, speziell zeichnet sich das baktrische Reich dadurch aus.^) Die
römischen Kaiser bilden oft politische Vorgänge ab, z. B. Siege, Bauten,
Spiele und Schenkungen sowie Konsekrationen mit erläuternden Inschriften
wie Germania devida, decursio, congiarium, ob cives servcUos (C. Caesar),
consecratio. Zur Erinnerung an hochgefeierte Fürsten, z. B. die Kaiser des
ersten Jahrhunderts, werden Münzbilder in deren Namen {RestUutionsmünzen)
geprägt. Die griechischen Staaten eifern fleissig nach; z. B. schlagen
die zanksüchtigen Kleinasiaten Homonoia-Münzen zur Erinnerung an einen
geschlossenen Vertrag. Noch öfter wird an begangene Festspiele erinnert
(z. B. mit der Inschrift (AXe^dvjQem). Wie anderes, sind auch derartige
Erinnerungsmünzen von patriotischen Bürgern gestiftet worden, wie die
Inschrift einiger Antinoosmünzen, ausdrücklich bezeugt.*) Seit Constans
werden bronzene Spielmarken [Contorniaten] aus solchem Anlass ausge-
geben,^) während Augustus bei den Spielen die verschiedensten Münz-
sorten hatte auswerfen lassen.^) Nicht alle Münzbilder jedoch beziehen
sich auf den Ort der Ausgabe, denn es kommt die Imitation fremder
Münzen dazwischen. Dieselbe liegt bei Kolonien, welche ohnehin die
Kulte der Mutterstadt übernehmen, sehr nahe, ®) ist aber viel ausgedehnter
und kommt zwischen räumlich sehr entfernten Gegenden (wie Akamanien
und Syrien) vor.*®) Zumeist geschieht dies mit sehr verbreiteten und
gangbaren Münzen, wie den athenischen Tetradrachmen. ^>) Wir haben
auch bereits von den einheitlichen Bildern der Vereinsmünzen des achä-
ischen Bundes und E^leinasiens (S. 880. 898) gesprochen;**) eine Inschrift in
0 Eenneb, Arch.-ep. Miit. 1888, 1 ff.
66 ff.
>) Vgl. AZ. 33, 11.
») Vgl. Imhoof*8 Bücher S. 874. 888. Lais
auf Kapfermünze der Kolonie Korinth.
*) Syrakns( Viergespann mit Nike); olym-
pische Siege Philipps: rlut. Alex. 4 a. E.
^) Antimachos auf Diodotos (Brit. Mos.
cat. T. 30, 6); Agathokles anf Alexander,
Diodotos, Antiochos und Eathydemos (Num.
chron. 1880 T. 10, 1 ; Brit. Mus. cat. T. 30, 5.
4, 8; Head, historia Fig. 370); Eukratides auf
die Vermählung von Heliokles und Laodike
(Brit. Mus. catal. T. 6, 9. 10)?; vgl. A. v.
Sallet, Nachfolger Alexanders des Grossen
S. 104.
*) ^OcfLXios MaQxsXXos 6 Ugevs rov Uvuyoov
totg AxaioTg (KoQiv&ioig) dri&fjxBy.
') Litteratur S. 889.
«) Suet. Aug. 75.
>) Zur Kritik £. Gubtivs, Berl. Zisch, f.
Num. 1, 1 ff.
*^) Viele Beispiele bei v. Sallbt, Berl
Ztsch. f. Num. 2, 120 ff. ; s. auch Wbil, Atii.
Mitt. 5, 242.
' ^) Kydonia, Gortys, Hierapytna, Priansos,
Pharsalos und Heraläeia (lonien).
^') J. Lbicestbb Wabbsh, essay on greek
federal coinage, London 1863.
Anhang.
NnmiBmatik. (§74.)
903
Oxford enthält den Vertrag von Magnesia und Smyma, Jahr um Jahr
abwechselnd gleichartige Münzen zu prägen.') In einem solchen Falle
können sich die Staaten in die zwei Münzbilder teilen, wie es zwischen
Neapolis und Suessa wirklich geschah.^)
Neben den Hauptbildem haben viele Münzen kleine Figuren, welche
nicht damit im Zusanunenhang stehen, im Felde ; solche Beizeichen (z. B.
Eithara, Blitz, Ästragalos, Pflanze, Tier, die Gruppe der Tyrannenmörder)
dürften meistens Zeichen der Münzstätten (auf dem Alexandergeld) und
Münzmeister 3) sein. Durch Beizeichen und Inschriften wird das runde
Feld so ziemlich gefüllt; man kann oft aber nicht verkennen, dass schon
die Stellung der Hauptfigur für jenen Zweck arrangiert ist, wie manches
Gemmenbild. Wir rechnen dazu die schwebende Nike, den sich bäumen-
den Pegasos, den stossenden Stier ^) und die so beliebte Bezwingung des
nemeischen Löwen. Zur Komposition des Münzbildes gehören femer die
Einfassung und Begrenzung desselben, über deren Geschichte noch näheres
zu erforschen ist. Als Einfassung dient ein Viereck (glatte Linien,
Perlenschnüre oder beides zusammen), ein einfacher Kreis oder die runde
Perlenschnur, ein Lorbeerkranz ^) und schliesslich auch der gezahnte Rand
{nummi serratt), ^) welcher allerdings eigentlich gegen Plakierung (S. 899)
schützte. Einen breiten, schön ornamentierten Rand haben jüngere makedo-
nische Münzen.') Ein eigentlicher Rahmen (meist von 16 — 18 mm.)
kommt den Medaillons zu, welche manchmal eine kostbare Einfassung
[enchässi] haben und dann gewiss mit den Gnadenpfennigen des sech-
zehnten und siebzehnten Jahrhunderts zu vergleichen sind.^) Bei Köpfen
ist sodann die Abschnittlinie zu beachten. Grössere Darstellungen stehen
meistens auf einer horizontalen Linie (seltener einer Perlenschnur); das
durch dieselbe gebildete Segment, welches Inschriften oder Beizeichen auf-
nimmt, heisst Abschnitt. Ausnahmsweise vertritt ein Fisch u. a. die Boden-
linie. ^) Die Inschriften sind ihrerseits dekorativ, daher auch der abkür-
zende Punkt zum Sterne wird; die Buchstaben selbst werden manchmal
verschnörkelt, am öftesten an den Spitzen durch kugelige Punkte ver-
stärkt. In den thrakischen Kolonien werden die Inschriften gerne ins
Viereck gestellt. Diese bandartige Anordnung geht durch Alexanders
Vermittlung an den Orient über, ^®) wo man ja von jeher die dekorativen
Buchstabenstreifen geliebt hatte. Eine Inschrift im Kranz kommt beson-
ders bei Bundesmünzen (Achaia und Makedonien) vor.^^)
^) Vertrag von Mytilene und Phokaia:
Newton, Tr. soc, lit. VIII.
*) Gemeinsame Münzen von Aphrodisias
und Plaraaa in Earien : Imhoof, griech. Mün-
zen S. 663.
*) Bbandis, Berl. Ztsch. 1, 43 ff.
^) Man vergleiche die Münzen von Thu-
rioi und dem taurischen Chersonesoa mit dem
Cameo bei EGhleb, ges. Schriften V T. 3.
^) Z. B. unter Caracalla: Imhoof, griech.
Münzen T. 1, 1.
^) Schon unter Antiochos I. ; in Carthago
und unter der römischen Republik; das Juden-
deutsch hat ein eigenes Wort (Kerbel) dafür.
^) Z. B. Antigonos Gonatas; Macedonia
Secunda: Berliner Katalog II T. 2, 12.
«) Taubsb, Wiener Ztsch. 1, 415 ff.
T. 12. 13,
*) Fisch: Statere von Kyzikos; vgl. mit
dem Goldring: Ant. du Bosph. Cimm. T. 18,2.
Keule: Chersones, Berl. Ztsch. I T. 1, 1—3;
Blitz beim Adler: unter den Ptolemäem.
Bei den Römern wird etwas Boden ange-
deutet.
^^) Z. B. von Arsakes Epiphanes Berl.
Ztsch. I T. 8, 2 (im Viereck).
11) Von zwei Genien getragen: Aureus
904
Anhang. Antike ITamismatik. (§ 75.)
Die Münzen gehören hinsichtlich ihrer Bilder in die Eunstgescliichte,
ein Gedanke, der schon bei Winckelmann und Heinrich Meyer nicht neu
ist ; ^) doch dürfte eine Formulierung nicht überflüssig sein. Die eigentlichen
Bilder sind unter die Werke der gleichzeitigen Kunst einzureihen, deren
Stile sie zu folgen pflegen. Nur bewirkt die Kleinheit der Bildfläche im
Zusammenhang mit dem Material, dass sie leicht starr erscheinen. Sodann
werden die älteren Typen in grossen Handelsstädten, die viel mit Nichts
griechen *) handeln, gerne fortgeführt, imfi das Misstrauen derselben nicht
zu erwecken; somit bleiben die Münzen Athens hinter dessen Kunstblüte
zeitlich weit zurück. Verfällt aber die Kunst, so geht auch die Gravier-
kunst unfehlbar herunter^) Über die Abbildungen hochgehaltener Kunst-
werke wurde schon S. 423 eine Bemerkung gemacht.
Litteratur; G. A. Klotz, Beytrag zur Gesch. des Geschmacks und der Kunst ans
Manzen, Altenburg 1767; G. ühlicBi Versuch einer Numismatik f. Künstler, Lemberg 1792;
G. L. Stieglitz, Versuch einer Einrichtung antiker Münzsammlungen zur Erlftnterang der
Geschichte der Kunst des Altertums, Lpg. 1809 (ygl. Heidelberger Jahrbb. 2, 75 ff.);
Stuabt Poole, Nnm. ehren. 1864; Imhoof u. Gabdnbb (S. 100); Donaldson, architectora
numismatica, London 1839.
76. Für den Handelsverkehr musste es, sollte man glauben, von Be-
deutung sein, dass Käufer und Verkäufer auch ohne Wage über den Wert
der Münze nicht im Zweifel blieben, dass also die Münzen alle eine Wert-
bezeichnung getragen hätten, allein dies ist nicht der Fall. Das Miss-
trauen war zu gross, das Geld zu sehr Ware. Fast nur kleine Silbermünzen
und Bronzen griechischen Gepräges haben Wertzeichen: T, TE, drei T
in Triquetrumform {TQiTTjtaQirjfjio^iov, TeTaQTtjfAOQiov?), J oder JIO(ßoiov)j
TPIHijAKoßohov), Ligatur von U und X {nsvräxaXxov), HE,^) TPIHj JlOi")
Jlß, n = nevToyxiov^^) manchmal ist der Name ausgeschrieben.') Eine
Ausnahme machten die älteren Silbermünzen von Sikyon; auch die Etrus-
ker, ^) Römer und die letzten Herrscher von Syrakus bezeichneten ihr
Silbergeld öfter, denn sie waren dies vom Erz her gewohnt. Bei dem
Schwergeld Italiens war eine Wertchiflfre schon deswegen angezeigt, weil
das Gewicht öfters herabgesetzt wurde; das As als Einheit hatte den ein-
fachen I , das halbe S(emis), die Uncien runde Punkte, was Nero vor-
übergehend aufnahm.^) Ob solche Engeln auch sonst (z. B. auf den gal-
lischen Münzen) Werte bezeichnen, ist vielleicht noch nicht entschieden
widerlegt. In der Eaiserzeit brauchte man nur bei den nicht unifizierten
Münzen, namentlich der Drachmenwährung von Ephesos u. dgl., eine
Wertbezeichnung. ^0) Unter Diokletian kam die Angabe des Verhältnisses
von SeyerusII., abgeb. Wiener Ztsch. 2, 103;
auch in Argos ist das A dekorativ.
*) Z. B. hat ihn Du Bos ausgesprochen.
') Von dem Standpunkt dieser urteilt
Zenon (Diog. Laert. 7, 7. 18).
*) Hey, zum Verfall der röm. Mttnztypik
in der späteren Eaiserzeit, Abb. aus dem Geb.
d. klass. Altertumsw. W. v. Christ dargebr.
S. 42 ff.
*) Imhoof, griechische Münzen S. 532 ff. ;
Berl. Ztsch. 2, 75 ff. 368 f. 9, 144; 8— E auf
Bronzen von Olbia u. a.: Gabdneb, Num.
chron, 1876, 307 f.; HM in Melos.
^) Imhoof, Num. chron. 1873, 1 ff.
*) Bei den Mamertinem.
') 'Opo^os Metapont, i^fÄioßeXioy Aigion,
dairdgia r^ia Ghios, a<r. d etc. Lakedaemon,
/«Ax. Hl. Astakos u. Apollonia am Rhyn-
dakos, didgaxfioy Rhodos (Bronze), <f(pff//uf/
Melos (Bronze), Acr(^a) Agrigent.
^) Litteratur Berliner Katalog III 1, 36.
^) H (dupondius), I (as), S (semia); vgl.
MoMicBBii, Münzwesen S. 762.
^^) Ähnlich auf Kreta aa. er. x& und »^.
IL .
zum Pfund auf, welches in einzelnen Ziffern oder griechischen Zahlbuch-
staben (z. B. auf Goldmünzen LXXII, OB) ■) auagedrQckt wurde. Daneben
ging ein anderes System einher, wonach man den Wert an dem Münzbild
erkannte;') die Athener haben dies umständlich aaf dem Revers der Gold-
und SilbennUnzen vermittelst Kombinationen von Eule, Halbmond und
OUvenzweig durchgeführt. Desgleichen wechselten auf dem römischen
Schwergeld die Götterbilder. Unter der Severusdynostie wurden die Än-
toniniani zuerst ausgegeben, welche man an der Zackenkrone des Kaisers
erkannte. Von solchen bedeutungsvollen MOnzbildem kommen entsprechende
Kamen von MUnzenaorten her.^)
Gewöhnlich bezeichnen aber die Inschriften {Lebenden):
1. die Stadt, welche die Münzen prägt, zumeist im Genitiv des
Namens der Bürgerschaft, z. B. Sv^aicoaiiav, seltener im Neutrum des Ad-
jektivs {'Olvumwv).*) Oft wird der Name abgekürzt und schrumpft sogar
bis auf den Anfangsbuchstaben zusammen z. B. 9 (KogtriKav), A ('^pj-eiwi') ; »)
2. den Namen des Herrschers im Nominativ, auf Griechisch auch
im Genitiv;«) der Dativ wird ausnahmsweise bei einer besonderen Ehrung
angewendet;')
3. in Republiken den Namen des Beamten, unter welchem die Münz-
prägung steht, im Nominativ oder Genitiv oder abgekürzt;^)
4. einzelne Buchstaben und Ligaturen (Monogramme), welche den
Münzmeister oder die Münzstätte bezeichnen (über die KUnstlerinschriften
S. 895, 7 ] ; die Münzen aus dem Bundesgenossenkriege haben ein fortlaufendes
Alphabet. Im Kaiserreich fuhrt erst Philipp eine konsequente Bezeichnung
der Münzstätten nach römischen Ziffern und griechischen Zahlbuchstaben
durch.*) Nach ihm zieht man genauere Münzmarken vor, wobei SM socra
moneia, OFF officina und PS percussa bedeutet.'")
5. Während die römischen Kaiser auf die bekannte Weise ihr Re-
gierungsjahr angeben, finden wir im Osten unter den Nachfolgern Alexan-
ders und unter Gordianus lU., Philippus und anderen eine direkte Zählung
der Regierungqahre, besonders aber eine fortlaufende Jabresrechnung nach
'] Fbiedländih, de 1& significatioD des
lettrea OB eur \es monsBies d'or byzantines,
Beriin 1873 u. Wiener Ztach. 1871, 479 ff.;
Al. Hibbdbo, d. Vorläufer d«r Wertzahl OB
auf römischen GoldmDnzen, Berlin 1879.
Diese Deutung wird oft beBtritten, aher wir
haben viele offenbare Analoga; aaf Gold H
OB. auf Silber XX XXI XL XCVl K KA PK
PKE, nuf Kupfer XL LXXII-
") Diese Idee gefiel anacbeinend Ariato-
teles (^olit. 1, 3, 14).
*) InjtoQ .... loV leifäxoixar Aäxiartt
Hesych.i xi»a^if6e<K in Myra (Lykien);
Athen. Mitt 14, 413; aoheizhaft yXavKH
Aavectaiixai Ariat. Av. IIOÖ; ntHot (Korinth)
PoUui 9, 6, 76.
•) Imhoof, Wiener Ztach. 1871, 341.
Semitiache Aufschriften haben den Stadt-
namen im Nominativ oder mit der Dativ-
prSpoaition. AnafQhrlicher ist z. B. Kftvfog
') Anderes bei Ihhoof, Borl. Ztsch. 1,
129 f.
•) ♦o™(u)f t[l)fti "Vf"' angeblich ans
Ealikamass.
') Münzen von Tomoi, welche zu Ehren
des Sieges von TraJHn geprügt wurden (Arch.-
ep. Mitt. 15. 19).
») Z. B. Ath. Mitt. 6, 13 (Sparta); Bari.
Ztacb. 1, 21. Auf kretischen Mdnzen finden
HIT rQmisehe Beamtennamen mit ^i im
Genitiv oder Dativ.
*) P. Beook, Berl. Ztach. 2, 189 ff. n.
nnmismatiske nnteraogeker betraefende den
senere romerske kaieertid, Diss. v. Kopen-
hagen 1874.
'") Viminacium (seit Oordianna III.) wird
bei Moeaien eingeordnet; Ober Arelate (311)
Hbtthee, Weatdentflohe Ztach. 6, 1&4. In
Siebenbürgen wurde vieles Gold geprSgt.
906
Anhang. Antike ITamiamatik. (§ 75.)
lokalen Ären von Alexandrien, dem Seleukidenreich u. dgl.,') welche mit
griechischen Buchstaben rechts-, linksläufig oder vertikal angegeben wird.
Zuweilen kommt das Tagesdatum hinzu. ^)
6. Viele Inschriften erläutern die Darstellungen, z. B. die Personifi-
kationen, überhaupt aber solche, wo ein Zweifel entstehen konnte.')
7. Weitere Inschriften beziehen sich auf die Veranlassung der zu
besonderen Gelegenheiten geprägten Münzen (S. 902). Zuweilen begegnet
ein elliptischer Akkusativ.^)
8. Wenn eine ältere Münze zum Verkehr zugelassen wird, erhält sie
den Namen des Monarchen oder der Stadt aufgestempelt {Kontretnarke,
Gegenstempel). ^)
Die Paläographie der Münzen steht unter dem gleichen störenden
Einfluss wie die Typik: Weil die alten Münzen für besser gelten, alter-
tümeln die Inschiiften manchmal, z. B. überdauert die Schreibung ASE
{'vaiwv) Euklid.^) Ligaturen und Monogramme vermeiden die Griechen in
den Umschriften meistens.
Litteratur: Ein geeignetes Nachschlagebuch, welches die Lesung der Inschriften
erleichterte, fehlt bisher; Beiträge in dem S. 872 zitierten Lexikon von Raschb, F. W. A.
ScBLiCKBYBEN, Erklärung der Abkürzungen auf Münzen des Altertums etc., Berlin 1855,
2 T., in den Registem von Hbad's historia, den Münzkatalogen etc.; Fuiedlaxdism, über
einige rätselhafte Buchstaben auf Münzen aus der Zeit Diokletians, Berl. Ztsch. 2, 13 ff.
^) Übersicht bei Hbad, historia S. 792 f.;
A. V. Sallet, Daten der alexandr. Kaiser-
münzen, Berlin 1870; Piitdeb, d. Ära des
Philippus auf Münzen, Beitr.z. alt. Münzk. 1851.
''^) AIOY A auf parthischer Münze.
') Meist am Rande; zuweilen am Hals-
abschnitt (Berl. Ztsch. 2, 2). Ausführlicher
im Felde z. B. in Pautalia unter Caracalla
(Berliner Kat. 1, 202 m. Abb.).
"*) Z. B. tyy xxiujtjy (wie in Eadriano-
polis). Nach RoscH£B,Verh.d. Sachs. Ges. 1891,
140 A. 85 ist zu ergänzen i^xay, iatijazy
u. ä.
^) DB Saulct, M^l. de numism. 1874;
Bahbfeldt, Eoniä*emarken Vespasians auf
römischen Familiendenaren Bremen 1876;
Berl. Ztschr. f. Num. 2, 372 f. Die huldi-
gende Eontremarke Seov ist auf den grossen
Bronzen von Stratonicea aus der afrikani-
schen Dynastie häufig.
*) Beispiele auf Münzen von Pandosia,
Eroton und Tiryns: Gabdnbe, types p. 64,
Nachträge.
8. 2: Schon Ibn-Chordädbeh (f 912 n. Chr.) schrieb ,über die wunderbaren Gebäude **
(Pyramiden u. ä.).
S. 4: etrusk. Spiegel, H. 12 (nicht 2) in Aussicht.
S. 6: Aus Amerika sind zu nennen Numismatio a. antiquarian society of Philadelphia
(Proceedings) und Smithsonian institution in Washington (Annual report).
S. 7: Transactions of the intemat. congress of prehistoric archeology at Norwich, London
1869, DL T.
S. 8: Von der Revue arch^ologique erschien als Bd. III 23 ein Register zu 1870—90; Revue
d'histoire et d'arch^ologie, I.— IV. Brüssel 1859—64. Als eigenartige Zeitschrift
begannen kürzlich Monuments et roämoires, her. v. der Acad^mie des inscriptions
(Legat Piot) zu erseheinen (fasc. 1 m. 14 T.). Z. 5 v. u. ist die Klammer hinter
Gazette des beauxarts zu stellen; der „Courrier' erschien 2. Per. XXXIII — V. XXXVII.
3. Per. L III. IV. VL IX. XI. XII.
S. 9, Z. 1 lies: m. d. archeologia e d. sc. n., S. I. 1865. E. Curtius, gesammelte Abhand-
lungen 2, 77 ff. (Kunstgeschichte). 393 ff. (Epigraphik und Numismatik); Alb. Dumont,
m^langes d'arch^ologie et d'äpigraphie, Paris 1892, m. 17 T.
S. 10: GüST. BouBOABD, les estampes du XVIIP siöcle. Ecole fran9aise, Paris 1885.
S. 11 Z. 11: 1894 erschien II 1.
S. 12 Z. 18 lies Raoül-Roohbttb, Z. 2 v. u. 79 statt 60.
S. 17: Ein Beispiel für die Erneuerung von Festungsmauem in byzantinischer Zeit bietet
Cavalla, vgl. S. Rbikach, Bch. 6, 267 ff. Über kirchliche Verwendung: T. Mabulu,
lottere sopra un' antica capella cristiana scoperta nelle Terme di Tito, Neapel 1813,
m. 2 T. Mehrere Kirchen Roms haben den Beinamen ,»i» Thermis.
S. 21: Die Löcher in den Bauten können auf natürlichem Wege entstanden sein (Ra. n.
8. 23, 33); 8. auch Jos. Suabbsius, de foraminibus lapidum in priscis aedificüs,
Lugd. 1642.
S. 24 : A. F. Klbikschm ipt, über den sogenannten Vandalismus, Torgan 1875 ; Fil. Mabiotti,
la legislazione delle belle arti, Rom 1892.
S. 25: Vielleicht ist die Bedeutung der Heiligtümer als Fundstätten zu wenig betont; vgl.
z. B. Pabis* Schrift über Elateia (S. 104) Kap. 5 und Anhang 3; Sammelfnnd von
Votivbronzen: Not. d. scavi 1888, 229 ff.
S. 25, is: FuBTWliroLBB, Meisterwerke S. 614,8 bestreitet, dass die Venus von Milo ver-
steckt war; sichere Beispiele gibt Lb Blakt, Mal. d*arch. 10, 389 f.; Fund hinter
S. Gioacchino alla Suburra: £. Q. Visconti, Antologia romana 1794.
S. 29: über Bestattungsgebräuche der Ägypter s. S. 434; £. A. Wallis Budoe, the mummy,
chapters on egypt. fun. archeology, Cambridge 1894, m. Abb.; über Babylonien und
As^rien : Stadlbb v. Wolffbbsobüit, der Totenkultus bei den alten Völkern, Progr.
V. Feldkirch 1893; v. Duhn's Aufsatz erschien italienisch B. paletn. 16, 108 ff.
S. 30: Die Auffindung einer Statue ist auf Münzen von Alexandreia Troas abgebildet (Ix-
BooF, griech. Münzen S. 623 f.) Über den Aberglauben, dass die alten Töpfe in der
Erde wüchsen, handelt Gochbt, Ra. n. s. 1, 395 ff.
S. 32: Rakkb's Anleitung ist eine Publikation des Alpenvereins in München.
S. 33: BoBKAFFi, les coUectionneurs de Tancienne Rome, Paris 1867; W. Wukdbbbb, ma-
nibiae Alezandrinae, Pr. v. Würzbnrg 1894.
S. 34: Die neue Philostratosausgabe erachien 1893 (nicht 1883).
908 Naohtr&ge.
S. 35, 7 Möm. de la soc. arch. de Tonraine 8, 123.
S. 36, Litt.: J. Rud. Rahm, d. Erbe der Antike, Basel 1872; Vöge, d. Anfänge des mona-
mentalen Stiles, Strassburg 1894 S. 108 f.
S. 39: A. JouBiN, Mus^e imp. de Gonstantinople. Monmnents fon^raires, Const. 1890; M.
i. ottoman. Gatal. des scnlptares, 1893. Vgl. G. Albert, Mitteilungen d. deutschen
Exkursionsklubs in Eonstantinopel, 1. H., Konstant. 1893. Sammlung Briot in
Smyma. — A. de Riddeb, catal. des bronzes de la soc. arch. d*Athänes, Bibl. des
öc. fran^. f. 69. m. 5 T.
S. 40: Brescia ist an seinem Orte S. 134 erwähnt. Museum von Ferrara: G. Rivakt, ü museo
archeol. di F., F. 1892; Florenz: Gaxpiolia legte Gori's Gemmenwerk neu auf.
S. 41, Florenz: Rosellini, breve notizia d. oggetti di ant. egiziana riportate daUa spedizione
letteraria toscana in Egitto e in Nubia, Fir. 1830.
S. 42: Pesaro: A. Olivibbi, di alc. ant. cristiane oonservate in Pesaro nel Museo Olivieri,
P. 1781; ders., di alc. altre ant. etc., 1784, m. Abb.; Pisa: lies Gokzb statt Gonob.
Helbig's Führer wurde französisch von Toubain mit etwas veränderten Nummern
bearbeitet.
S. 43: In Rom ist jetzt ein neues Museum im Orto botanioo auf dem Goelius errichtet,
wohin der Inhalt der alten Gräber kommt.
8. 44 b): J. DüHBSNiL, histoire des plus c^l^bres amateurs Italiens, Paris 1853 (Balt. Gasti-
glione; Pietro Aretino; Don Ferrante Garlo; del Pozzo); Z. 6 v. u. lies S. 126 statt
§ 100.
S. 45: Barracco: La collection B., jetzt abgeschlossen; Borghese: A. Vbktcbt, 11 museo e
la galleria B., Rom 1893.
S. 46: Gasali: 0. Oblandi, ragionam. sopra un' ara ant. posseduta da Mens. A. G., Rom
1772, m. Abb.
S. 47: Drossel in Rom; Fem. Ippolito d'Este: Arch. stör, d'arte 3, 196 ff.
S. 48: Greppo gehört nach Frankreich, Milani nach Deutschland. Muselli: J. Müsbllixts,
numismata antiqua ab eo collecta. Antiquitatis reliquiae ab eodem coli., m. SuppL,
Verona 1751 — 60, 5 Bde. f. m. T. Nani: Marbres grecs et rom. provenan; du mus^e
N. acquis en 1841 par l'admin. du.Mus^e Galvet d^Avignon.
S. 49: Olivieri s. S. 42.
S. 49 Pascal, bei S. Maria di Gapua: Petbbsbn, Rom. Mitt. 1893, 336 ff.; Poldi-Pozzöli
in Mailand (kleinere G edenstände).
S. 50 § 19: s. auch § 131.
S. 51 § 20: Bei Lastetbie Übersicht der Provinzialmuseen. Paris, Louvre: Zugangs-
Verzeichnisse erscheinen im Bulletin des mus^es; Photographienserie Giraudon; zu den
Vasen s. Pottibb, Bch. 17, 225 ff.; zu streichen „Photographienwerk.*
S. 52: Avignon: s. zu S. 48; Lyon: Dbv^bia, not. des ant. ^gypt. deL.; Rennes:
Ang. Andb£, catal. raisonn^ du mus^e d'arch. et de c^ram. de la ville de Rennes,
2. Aufl.
S. 52 b) : Fboebneb, collection Joly de Bameville. Antiquitös, Paris 1893, m. 22 Heliogr.
S. 53: Bellen Z. 1 lies Katalog; Billoin, Gh., vente 12. avril 1894; Sammlung auf Schloss
Borely in Marseille; Dufourny, lies: Gatal. d'antiquitäs .... qni comp, l'une des
collect. d'olMets d'art formöes par feu M. L. D., Paris 1819.
S. 54: Sammlung Laborde, Katalog Paris 1869; Piot, vente 1890; Polignac: über die Er-
werbung durch Friedrich II. Jahrb. d. preuss. Kunstsamml. 13, 198 ff.
S. 55: Rothschild in Ferriäres; Gh. Tuch^, vente 1887; Toulmouche, vente 1877;
Sammlung Traboud in Marseille. Tyszkiewicz in Rom: Fbobhvbb, collection
T., Phot. Bnickm. H. 1. 2. 3.
S. 57: Hannover: Schuchhabdt, Führer durch das Kestnermuseum« I. H. 1891.
S. 58. Wörlitz: W. HosÄus, d. Wörlitzer Antiken, Dessau 1873.
S. 59: Baron v. Bemus, Stift Neuburg bei Heidelberg: AA. 1893, 187 ff.; Disch: Kunst-
sammlung des verst. Karl Dan. D., Köln 1881, m. 18 Phot; Lindenau s. S. 55.
S. 61: Sammlung Liechtenstein: Arch.-ep. Mitt. 6, 63 ff.; v. Millosicz in Wien, das.
1, 2 ff., 97 ff.; Trau: über die Bronzen das. 2, 146 ff. T. 7. 8.
S. 62: Brüssel: streiche mus^e d*armures; einst Sammlung Flink in Amsterdam, aus drei
älteren (Herzog von Buckingham, Reinst und Six) gebildet: Houbbakbn, Schouburgh II
S. 27; Hevry in Amsterdam; Über Musäe Ravestein Pottibb, Ga. 1887 T. 14.
S. 63, Kopenhagen: S. B. Smith, de malede vaser i antikkabinet i Kjöbenhavn, Kopenh.
1862; Odessa: Katalog von Jurgiewitsch. 3. Ausg. 1892; signierte Vasen her. v.
Fabhakowskt, Denkschr. d. archäoL Ges. XVI.
S. 64 streiche Kotschubey.
S. 65, Leeds: Hioks, Jhst. 11, 255 ff. m. T. 13.
S. 67: Hamilton: Z. 3 v. u. lies upan; F. db Sanotis, pitture de' vasi ant. cavate dalla
coli, del Sig. Gav. H., Rom 1814 m. 63 T.; S. 68 Moses zu streichen.
Haohträge. 909
S. 69, Boston: Museum of fine arts, B. (E. Robikson,) Gatal. of greek, etr. a. roman vases,
B. u. NewTork 1893, m. Abb.; (ders.,) Gatal. of the greek a. roman sculptures,
B. 1887.
S. 73: Franz I. und Philipp IV. scheinen nur Gypsformen zur Anfertigung von Bronze-
abgüssen erworben zu haben. Schon um 1640 hatte der Maler Govaert Flink eine
Sanunlung (Hodbbakisn, Schouburgh 11 S. 22).
S. 74: Z. 6 fehlen Rom und Lyon; Martinelli war besser mit Vanni zu verbinden. «Durch
Oudin in Paris' ist zu streichen. Heidelberg: Verzeichnis, 3. Aufl. 1898.
S. 75: Beyckunen, lies Beynuhnen (Verzeichnis 4. Aufl.). Goubajot et Fb. Mabcoü, catal.
raisonn^ du mus^e de sculpture comparäe du Palais du Trocad^ro, Paris 1892, m.
25 T.; OwKN Jones, the Roman court erected in the Grystal Palace 1854. Über
die Technik: L. Bebnhabd, Gypsabgüsse, Stuckarbeiten und künstlicher Marmor, 1893.
S. 76: Felloplastik oder d. Kunst Modelle von antiken Gebäuden in Kork darzustellen,
Gotha 1804, m. 3 T. Der Gedanke des Pompejannms wurde in Frankreich auf-
genommen (Th. Gaütibb, A. Houssatb, Gh. Gouony, palais pompöien de Tavenue
Montaigne, Paris o. J.).
S. 77 § 41 am Schluss lies Gorrespondant.
S. 79: 1894 erschien der erste Band eines Repertoriums der ägyptischen Funde: Mobgan,
catal. des monum. et inscriptions de VEgypte antique (I. von Assuan bis Eom-Ombo) ;
Sammlungen: Agram; Lyon s. zu 8. 52; Marseille (Sammlung Glot*6ey): G.
Mabpbbo, catal. du musäe 6g. de M., M. 1894. Turin: Gbampollion, lettres rela-
tives au m. r. de Turin; Privatsamml. : lies Abbott; Allem an t, Dugas (A. Mobbt,
mon. ^^pt. de la coU. D., Paris 1894), Farmant, Grant, Loftie (L., the table
of Abood), Passalacmia (nach Berlin; vgl. Osservatore Triestino 1826. 1827), Poignon,
Todros, Weiss, Wiedemann (Bonn), Willbonr; im allg. vgl. Bbüosoh, mein
Leben und mein Wandern, Berlin ^1894 S. 155 ff.; Ausstellung in Alexandien 1894.
S. 80, § 44 fehlt Daphnai (südwestlich von Pelusium), von Psammetich I. erbaut, schon
565 durch Amasis zerstört, also chronologisch wichtig; interessante Vasenfunde: s.
Tanis, II. London 1888; Alexandrien: Lumbboso, ricerche alessandrine , Turiner
Akad. 1871, aneddoti di archeologia aless., das. 1873, ricerche alessandrine, Mem.
d. r. acc. d. Lincei III 3 (1879), wo die italienische Litteratur herangezogen ist.
Lokalmuseum: G. Born, il museo di A. e gli scavi nell a. 1892, AI. 1893.
— — § 44: Kamak, Luksor, Medtnet-Habu und die Memnonskolosse gehören natürlich in
§ 45 zu Theben. Zu Memphis füge: Nekropole von Abusir, Plan Ra. III, 24, 19
(vgL das. S. 18 ff. m. T. 1. 2); Benihassan: Arch. survey of Egypt (Pebct E.
Nbwbebbt,) Beni-Hassan, London 1893—94, 2 Bde. 79 T.; Pyramiden: G. P. Smtth,
new measures of the great Pyramid, London 1884. — Herakleopolis: E. Navillb,
Ahnas el Medineh (Heracleopolis Magna), London 1894, m. 17 T. (Memoir of the
Egypt ezpL fund Nr. 11).
S. 81, S 45: Abydos, lies: Paris 1869-80, 3 Bde. f.; Theben, Luxer: A. Gatet, le temple
de Louxor, 1. fasc. Gonstructions d'Amänophis III., Gairo 1894, m. 75 T.
EomOmbo, bei Philai: Der Tempel, welchen der Nil fortschwemmt und unter-
gräbt, wurde 1893 von der französischen Mission untersucht.
S. 82, § 47: Feblini, cenni sugli scavi operati nella Nubia.
§ 48: Lbpsius, Denkmäler 1, 132—38. 5, 1 ff.; Meroö: Ansicht bei E. Mbteb, Ge-
schichte des alten Ägyptens, T. zu S. 858; über Abessinien B. dela soc. de g^ogr.
s. 11I|» 25.ff. (1844).
§ 49: Tyros: van Oostebzbb, Konservative Monatsschrift 49, 1167 ff.
§ 50, Lakisch: Flindbbs Pbtbie, Tell-ell-Hesy (Lachich), London 1891, m. 10 T.; F.
J. Buss, a mound of cities or Tell-el-Hesy excav., London 1894, m. Abb.
S. 83, § 51 Z. 3 lies Lyon 1883; für Palästina und Syrien ist BIdekeb's Reisehandbuch
(3. Aufl. 1891) nicht zu übersehen. S. auch Thoksok, bibliotheca sacra V (1848)
und das von Luncz in Jerusalem und Frankfurt herausgeg. .Jerusalem. Jahrb.''
(1889 ff.).
S. 83 f., § 52 b: P. Jullien, Missions Gatholiques 1894, separat ital., Mailand 1894; c) Pal-
myra: Bebnoville, dix jours en Palmyrdne, Paris 1868, m. Phot.; AA. 1893, 112 ff.
S. 84, § 54 Z. 7 lies Ns^btn. Der alte Mittelpunkt des Landes war Harr an. S. auch Ghesney,
survey of the £uphrat; Ainswobth, Tr. s. b. a. 1891.
§ 55: Babvlonisch-assyrische Altertümer beobachteten auch schon J. B. Tavemier
(1643) und Niebuhr (Reisen Bd. II). Die Litteratur ist im Anhang von Eaülen's
Leitfaden verzeichnet. Von de Sabzeo erschien Fasc. 3.
S. 86, § 58 : Arch. survey circle, Northwestern provinces a. Oudh (Annual progress report);
angekündigt Photographs of the ancient monuments, temples and sculptures of India,
London (450 T.). Berliner Sammlung : Gbünwedbl, Führer durch die indische Samm-
910 ffaohtr&ge.
long des k. Mnsenins für Völkerkunde, Berlin 1888, m. Abb. Ober die Steinzeit:
Rivbtt-Cabnac, Ra. III 1, 129 ff.
S. 88: In der Oxusgegend sind die Ruinen von Afrosiab bei Samarkond am besten be-
kannt; Sammlung L. Borscbtschewski. Vgl. Moskauer archäol. Gesellsch. 1894.
S. 89 : Bibliographie von Kleinasien bei NAUHAinr, vom goldenen Hom zu den Quellen des
Euphrat, München 1893; Bekndorf, vorläufiger Bericht fiber 2 Osten*. Ezped., Arch.-ep.
Mitt. 6, 151 ff. T. 4—8.
S. 91, § 66, 4 Isaurien interessiert durch seine alt^hristlichen Denkm&ler: A. Hbadlam,
ecclesiastical sites in Isauria. Supplem. paper Nr. 1 of the hell, soc, London 1892,
f. m. 2 T. ; über die christlichen Nekropolen (z. B. Selefkeh) Ducheskb, Beb. 4,
194 ff.
§ 69, Tenthrania: Conzb, Ath. Mitt. 12, 149 ff.
S. 92, § 70: Sammlung Calvert in Tschanak-Ealessi; Hanai-Tep^: Vibchow, Abhandl. d.
preusB. Akad. 1882, 54 ff.; Ilion-Hissarlyk (so schreibe ich nach der türkischen Ag-
glutination) : Nobmakd, L'ami des mon. 1893, 265 ff.; Dörpfeld, Troja 1893, Lpg. 1894
m. Abb.; Ophrym'on : Vibchow a. 0. S. 5 ff.
S. 93, § 73, Alinda: Fabbicius bei Bohn u. Schuchhardt, Altert, v. Aegae S. 27 ff. m. Abb.;
Tralles: über Ausgrabungen Ath. Mitt. 18, 395 ff. T. 12. 13.
S. 93 f., § 74: Obersichtskarte Raybt, Milet T. 1. 2. Magnesia: lies Raoul-Rochrttb; An-
sicht Raybt a. 0. T. 5; Posideion: Ansicht Ratbt T. 22.
S. 95, § 75 streiche Eaunos.
S. 97, § 79 Rhodos: £d. Biuotti et Gottbet, File de Rhodos, Rhodos et Compiegne 1881;
Eamiros: Siana soll das alte Mnasyrion sein.
S. 98, § 80 Samothrake; Die Ausgrabung warf zuerst auf die heUenistische Periode hel-
leres Licht.
§ 81: GuBTis, restes de la Reine des villes, II. Eonstantinopel 1893.
S. 98, § 82. EnrcH berichtete über seine Erforschung Ghalkidikes auf der skandinavischen
Philologen Versammlung von 1892.
S. 99, § 83 Gampus zu streichen.
S. 100: Hebbbdet, die Reisen des Pausanias in Griechenland, AbhandL des arch.-ep. Sem. X.
Wien 1894, m. 2 E.; über die Quellen der Beschreibung Olympias ders., Eranos
Vindobonensis S. 34 ff.; Scholien fand Spibo, Hermes 29, 143 ff., vgL dazu Rbitzbx-
STBiv und V. WiLAMOWiTz das. S. 281 ff.
S. 102, Z. 16: BXdekeb's Handbuch erschien 1893 in 3. Aufl.
§ 86: (Rhanoab^,) Aux amis de l'antiquit^ hommage du comit^ des ant d' Äthanes,
Paris 1869.
S. 103, § 87: Nix, FwyvonovXog, td ^aimtxä, Athen 1891.
§ 91 Abai, englische Ausgrabungen, im Jhst. XIV zu veröffentlichen.
S. 104 § 92: Pläne von Plataiai und Leuktra Gundt, r. geogr. soc., supplem. papers V.
§ 93: von den Earten von Attika erschien das 7. Heft des Atlas.
S. 105, Bauwerke: Pbnbosb, principles erschien 1888 in 2. Aufl.; Akropolis: Vasenfragmente
RiCHABDS, Jhst. 13 T. 12. 14, 186 ff. T. 2—4; Bronzen Jhst. 13, 232 ff.; Terra-
kotten: WiNTBB, AA. 1893, 140 ff.; Niketempelchen: Mon.de Tinst. arch. seet. fran9.
1837 T. 7; Bonner Stadien R. Eekul^ gewidmet T. 5. 6.; Geschichte der Akropolis:
W. MiLLBB, Am. J. 1893, 473.
S. 106, Theseion : Ant. of Ath. suppl. Eap. 8 T. 1 ; Gebhabd, AUg. Litteratnrztg. 1839
Nr. 159—61; Dipylon: über die neuesten Entdeckungen Bbücknbb und Pbbkicb,
Ath. Mitt. 1893, 73 ff.; Z. 18 fiel der richtige Name Olympieion ans; s. auch
JlQaxjiXtt Ttjg aQX- ^'- 1886, 13 ff. T. 1 ; russisches Werk von rawlutski. Eiew 1893;
Aixone (Trachones): Rhüsopulos, B. 1864, 128 ff.; Conzb, A. 1864, 183 ff.
S. 108, § 96d Argos: Plan Exp. de Morde 11 57, Ansicht das. 56; Heraion: über die
amerikanischen Ausgrabungen von 1893 Waldstein, Am. J. 9, 63 ff. 199 ff. T. 9
bis 12 (T. 12 Plan); andere zu Eutzopodhi das. 8. 410 ff.
S. 109, § 97 Sparta: Cbosbt, Am. J. 8, 335 ff.
S. 110 Pherai: Die Ruinen von Janitsa bespricht auch Pbbkioe, AA. 1893, 139.
§ 99: Die olympischen Bronzefunde wurden jetzt nach Athen verbracht.
Megalopolis: Lobikg, Richabds a. Woodhousb, the excavations at M., Lon-
don 1892.
S. 111, Aigina: Athenatempel Ant. of Jonia H T. 3—8; Exp. de Moröe HI T. 46-70;
Tempel am Hafen: lies Jonian ant. II T. 1; Cockbbbll T. 17.
S. 112, Ealaureia: schwedische Ausgrabungen 1894; Ealymnos: S. 97.
S. 115, § 104: Reich an Stadtgeschichten ist die bibliotheca Platneriana des deutschen In-
stituts in Rom (Eatalog, Rom 1886); Ach. Gennabellt, la moneta ed i monuro. pri-
mitivi deUltalia ant., Mem. dell'acad. pontificia Rom, 1843, m. T.; B. Gastaldi,
Nmohtrftge. 911
iconografia di alcani oggeiti di remota antichitk rinvennta in Italia, Torino 1869,
m. 10 T.
8. 115 § 105: B. Oliyiibi, vedute degli avanzi dei mon. ant. delle Due Sicilie, Rom 1794,
f. m. 60 T.
8. 116, Leontinoi: üssiko, Kunstblatt 1846 Nr. 9; Messana (Measina): G. Tbopba, Atti
d. r. acc. Peloritana IX. (Nekropole).
8. 117, Z. 3 ist hinter Lupus einznfQgen: , 8trassb. 1887; ders., — Z. 5 lies aUa topogr.;
§ 106: A. Anoblucci, ricercbe preistor. e stör. nell'Italia meridionale; § 107: Giov.
AxBLUNo, Tetä del bronzo nelle Galabrie, Napoli 1890.
S. 118, Poseidonia: F. Nicolas, illustr. di dae vasi fittili ed altri mon. recentemente troy.
in Feste, Rom 1809, f. m. 3 T.
8. 119, Ravo: Sammlang Gapnti 8. 188; Tarent: A. Yalbntb, molle Tarentom.; über das
Mnsenm B. palete. 20, 20 ff.; Eampanien: Sahchbz 2 Bde.
8. 120, Wandgemftlde: Raoul-Roohette, peintores ani in^dites, Paris 1836; Villa der
Pisonen: gegen den Namen Mommsek, AZ. 1880, 82 ff. Plan von Weber bei Petba.
8. 121, Pompeji: Niccoliki bis 1892 115 Lief.
8. 122, § 112: F. Mabtelli, le antichitä dei 8icoli primi e vetostiss. abitatori del Lazio e
della proY. dell'Aquila, Aquila 1830; G. Niccolucci, Rendiconto d. r. accad. delle
scienze fisicbe matem. di Napoli 1868 Angust; M. 8. de Rossi, rapporti sugli stndi
e solle scoperte paleoetnol. neiritalia media (III. Rom 1871) nnd le scoperte e gli
stndi paleoetn. nein, c, Rom 1872, m. 2 T.; kyklopische Mauern: Bukbubt, Glassical
Mus. 1845 II 147 ff.; Alatrium: Rom. Mitt. 4, 144 f. T. 5. 6. 6, 349 ff.; Algidus: Mu-
seum and art galleiy Nottingham Castle. lUustrated catal. of class. ant. firom the
Site of the temple of Diana Nemi, Nott. 1893, m. 20 T.
8. 123, Antium: G. B. Rasi, sul porto e territorio di Anzio, Pesaro 1833—33, 2 Bde. m.
7 E.; 1894 wurde der Palast des Theodorich ausgegraben, welcher zuerst für den
Tempel des Jupiter Anxur galt; es scheint aber ein Venustempel (A. 1894, 144).
Gera; G. B. Pistilli, cenni storici suU'ant. citta di Gori, Velletri 1894.
8. 125, Z. 1 ist Evelyn zu streichen; San GaUo: fttge hinzu „und seine Verwandten' ; vgl.
auch Gbtvüllbb, M^m. de la soc. des ant. XLV.; Top h am, in der Fellows library
in Eton College: Athenäeum Nr. 3482 8. 104; Bilderwerke, Aldboandi: Eine neue
Bearbeitung haben Schreiber und Hülsen unternommen.
8. 126: Wtbbakd de Geest, Kabinet der Statuen, Amsterdam 1702.
8. 127 in der Mitte, lies Raoul-Roohette; § 114, Via Appia: Das Werk von Pbatilli er-
schien in Neapel 1745, f. m. 3 T.
8. 128, Tibur: P. Mabquez, illustr. della viUa di Mecenate in Tivoli, Rom 1812; Villa
Hadrians: Wikkefeld, AA. 9, 73 f.; § 115; Ostia: G. B. Rast, sul porto romano di
Ostia e di Fiumicino, Rom 1826, m. K.; Sabinum: G. Maboooo, ragionam. archeol.
sulla Sabina, Rom 1830; Nioo. Pebsiohbtti, viaggio archeoL sulla via Salaria nel
circondario di Cittaducale, Rom 1898 8. 150 ff.; Marruciner: L. Camabba, Rom 1651
m. Münzb.
8. 128, § 116, Picennm: Sammlung primitiver Töpferware im Mus^e Fol; Asculnm: Samm-
lung bei der Bibliothek von Ascoli.
8. 129 Cnpra maritima (jetzt Terra del Massaccio): Das Werk von Coluoci erschien Ma-
cerata 1779; G. Fb. Lanoblotti, disseri epist. in comprova delle ant. di C. M., Mo-
naco (1753) m. Abb. C. montana: Von Sabti erschien 1748 in Pesaro die 2. Auf-
lage und 1752 eine .lettera in difesa*. G. Colucci, sulle ant. cittä piceneFalera
e Tignio, Fenno 1777—78; L. Lakzi, della condiz. e del sito di Pausula cittä ant.
del Piceno, Fir. 1792.
§ 117: Über die Fundorte und Sammlungen findet man weiteres bei Pauli, corpus
inscriptionum etruscarum (I. Lpg. 1893, Nordetrurien).
S. 131 : Das römische Florenz wird neuestens mit Erfolg aufgedeckt (z. B. grosse Thermen).
G. Amati, mon. gentil. e crisi scop. a Lorio(?) nella Aurelia I. 1824; Luna: Ober
den rUpostiglio von Carrara A. 1863, 64 ff.; Tarquinii: Babnabei, le necrop. anti-
chissime di Cometo.
S. 132 Vetulonia: Htigelgräber Ra. III 23, 101 ff.; gegen Falchi trat auf Dotto de'Dauli, V.
non fü a Colonna di Marenmia, Rom 1891 ; V. e i nuovi errori del cav. Falchi, 1891 ;
la questione di V., 1893; Viterbo: Die Schrift Mabiai^'s erschien Rom 1730; Vola-
terrae: Cbibbici, ipogei di Volterra, B. di paletn. ital. II.
§ 118 Umbrien: Belluoct, avanzi deU'epoca preist nellUmbria.
S. 133, Fulginii: F. Pobtaro, diso, sopra Fant, della cittä di Foligno, Perugia 1618;
Iguvium: Vitt. Paoliabi, etä della pietra in Gubbio, Flor. 1885 m. 1 T.; Guido
BoNABELLi, il territorio di Gubbio, not. geolog., Rom 1891; Tifernum (Cittä di Ca-
stello), von Totila zerstört: Maohbbiki-Gbaziani, storia di C. di C., 1890 m. Abb.;
912 Hachträge.
Tu der (Todi) mit Tempel: 6. Aobbtti, testimonianze e confronti sul tempio di
Marte in Todi, Perugia 1818.
S. 133 § 119: Zur Umgebung Bolognas gehört Villanova (Landgut des Grafen Gossadini,
1853 untersucht), welches S. 135 an falschem Platze steht
S. 134, Forum Julii (Forri): Santabelli, abitazioni primitive a Villanova nel Forlivese,
2 memorie; Mutina: Osserv. sopra un sepolcreto etr. scop. nella collina modenese,
Mod. 1842. C. BoNi e Genbbali, sulle terremare modenesi, 1870; A. Gbbspbllajtx,
la carta topograf. delle terremare moden., Vignola 1884; Mentale: P. Bohizzi,
relazione e conclusioni sugli scavi fatti nella terramare del Mentale 1871, Mod. 1872,
m. 2 T.; C. Boni, la terramara del M., I. Mod. 1882; Parma: Stbobbl und Pigobiki,
le terremare e le palafitte del Parmese, sec. rel., Atti d. soc. ital. d. scienze natar.,
Milane 1864.
— — - § 120: Ober die Pfahlbauten Mabinoiti, Atti d. soc. it. di scienze nat., Mailand 1866
m. T.; Stofpani das. 1863 V 154 £f.; Quaglia, catal. della collezione di oggetti arch.
e preistor. possed. da Gius. Qu. (Die Sammlung befindet sich jetzt im römischen
Museo preistorico); Bebriacum: L. LucHiin, Bebriaco illuatr. dai suoi scavi archeol^
Gasalmaggiore 1878; Benacus: Obti di Manaba, di alc. antioh. di Garda, Verona
1836, m. T.; Mantua: G. Przza Rossa, scavo di vasi etr. sul Mincio nel Mantoyano,
1847; A. PoBTioLi, il museo civico di M. negli anni 1868, 1869, 1870, M. 1871;
A. Pabazzi, orig. e vicende di Viadana, I. V. 1893, m. 3 T.; Mediolanum: BolL d«
consulta, jetzt Serie 111.; Varese: Quaolia, laghi e torb. del circondario di V.,
m. T. ; Verona: Maffbi's Werk wurde 1825 — 26 mit ungedruckten Noten (5 Bde.)
herausgegeben; Mabtinati, storia delle palafitte veronesi; Villanova, s. die Bemer-
kung zu § 119.
S. 135, § 121 Aquileja: Xenia austriaca, Wien 1893, VIII. Majobica, Fundkarte y. Aquileja
(Progr. y. Görz) m. E.; Sammlung Gregorutti jetzt im Museum yon Aquileja. Ateste :
G. DA ScHio, sulle iscriz. ed altri mon. retoeuganei. Päd. 1852; Gobobnons, antichita
preistor. anariane della regione euganea, Padua 1888; G. Ghibabdiki, mem. int. alle
ant. scoperte nel fondo Baratella presse Este, Not. d. sc. 1888; Liot, sulla. palafitta
del lago di Fimon; über die Chronologie der Gräber Hblbio, B. 1882, 74 ff.; Bei-
luno: Leicht, suU' etä del bronzo nel Bellunese; Padua: Museo civico.
S. 136 Venedig: T. £. Gkstabi. origine de Venezia e dei primitivi abitanti delle lagune,
Venedig 1894.
S. 137: Museum auch in Sassari; G. Caba, cenno sopra diverse anni, decorazioni e Sta-
tuette militari rinvenute in Sardegna, Cagliari 1871, m. 6 T.; Gorsica: A. de Mob-
TiLLET, monuments mögalithiques de la Corse; tlber die Funde von Mutola Sivo-
NETTi Malaspina 1894.
§ 124: Frankreich konnte ich wider meinen Wunsch nicht gerecht werden und auch
jetzt diesen Abschnitt nicht genügend yerbessem, weil mir die Hilüsmittel hiezu fast
alle unerreichbar sind. Ich darf wohl hoffen, dass der eine oder der andere fran-
zösische Leser meinen guten Willen durch Berichtigungen und Nachträge yergilt.
— Das dictionnaire blieb unvollendet (bis 1878 II 1 A— L).
S. 138, Z. 9: RuELLB behandelte zuerst ,1. p^r. publ. jusqu'en 1870 incl., Paris 1880; Z. 10:
von Lastetbib etc. erschien II H. 1 — 3 (ü krault, Pyr^näes-Orient.). Von den
Bildwerken nennen wir noch Hennin, les monum. de l'hist. de IVance, Paris
1856 ff. Bd. I.
- — § 125: Skizzen yon Giul. da San Gallo (S. 125) aus den Jahren 1492—97: Mühtc
et Laübi^be, M^m. de la soc. des ant. de France XLV; über christliche AltertOmer
in den Museen: Ra. III 1, 47 ff.; J. J. L. Babgbs, rech, 'arch^l. sur les colonies
ph^nic. ^tablies sur le littoral de la Geltoligurie, Paris 1878, m. 8 T.; Castanier,
histoire de la Provence dans Tantiquitö I. la Provence pr^histor. et protohist., Paris
1893, m. K. u. T.; G. N. Allon, descr. des mon. des diff. äges observ^ dans le
d^p. de la Haute-Vienne, Limoges 1821; J. Roman, r^pert. arch^oL du d^partem.
des Hautes- Alpes, 1888. Die Soc. arch. du midi in Toulouse veröffentlicht ein Album
des mon. et de Tart anc. de la France; Acad^mie Delphinale; Arles: B. arch^ol.
d'A., her. y. der Sociöt^ arch^ol., Aix 1889 — 91; BivEiLLB de Beaxjbeoabd, prome-
nades dans la ville d* Arles, Aix 1889.
S. 139 Nemausus (lies Nlmes): Z. 3 y. u. lies: m. 14 T., 7. A. y. Pbbbot 1838; Hifp.
Bazin, Nlmes gallo-romain, Paris 1892; A. Pblet, les mosalques de N., N. 1876;
Nizza mit Museum; Tauroentum (Kolonie der Phokäer): M. Gibacb, mt&m, sur
T., Pariser Akad. 1854, m. 4. T.; Vienna: Hipp. Bazin, Vienne et Lyon gallo-romains,
Paris 1891.
§ 126, Artois: A. Tbrninck, TA. souterrain. Arras 1880, 2 Bde.; Aube: Soci^t^
ücadöm. ... du d^p. de TAube (Mömoires).
t
Haohträge. 913
S. 140 Boulogne-Bur-Mer: Ober das Museum s. Notes boulonnaises; Bourges: Ober das
mnsöe lapidaire M4ni. de la soo. des antiq. du Gentre IV. (B. 1873), 1 ff.; Bretagne:
R. KsBYiLEBy Armorique et Bretagne, Paris 1893 Bd. I. m. 1 T.; vgl. Finistöre;
Cannes, Museum; Cdte-d*Or: Commission des antiq. du dep. de la G.-d'O. (M^-
moires); Dinan, Museum; Entrains, mit Tempel und Gebäuderesten; Baüdiau,
bist. d'£., Nevers 1879; Epinal, Museum; Finist^re: Soo. archöol. (Bulletin); Paul
Du Ghastellieb, mon. pröbist. et primit du d^p. F., 1889; Langres: J. F. 0. Luqubt,
antiquitös de L., L. 1838, m. 1 T.; Le Maus: £. Hüobeb, cat. du mus^e arch. du
M.. Le M. 1869.
S. 141, Normandie: Gochbt, s^pultures gauloises rom. franques et norm., Paris 1857; Or-
leans: Soci^t^ (M^moires 11851); P^riguenx (£. Esper andibü, musöe de P., 1893
m. 11 T.) und Perpignan mit Museum; Picardie: Ztsoh. Jia Picardie; Saintes:
Ghavdbuc DB Gbazannss, antiqu. de la ville de S. et du d^p. de la Charente-Inf.,
1820 m. 7 T.; Saint-L5 mit Museum; Saint-Quentin: Th. Eck, St.-Quentin dans
Fant, et au moyen-ftge, Paris 1894; Savoyen: Gosta de Bbaurboabd et A. Perrin,
catal. de Fexpos. arch^ol. du döp. de la Savoie, m. Abb.; Sens: Soci^t^ arcb^ol. und
Museum; Tarn-et-Oaronne: Soci^t^ arcböol. (Bull. arcb. et bist.); Venddme: statt
V. lies Vendömois; d^p. Vosges: Soci^t^ d'^mulation des V. (Annales); J. B. Jollois,
m^m. sur ouelques ant. remarquables du döp. de Y., Paris 1843, m. 40 T.
S. 142 b) Alesia: Fr. Lenorxaitt, mäm. sur TA. des commentaires de G^sar; Cadurcum
(Gabors): P. de Fontenillbs, fouilles k la caseme d'infanterie de Gabors, G. 1876,
m. 4 färb. T.; Garacotinum (Harfleur): Fallub, M4m. de la soc. d. antiq. de Nor-
mandie 1840; Naef, L*ami des mon. 8, 147 ff. m. 2 T.; Lugdunum: Spon, neu ge-
druckt 1858; s. auch oben unter Vienna; Sequani: Dunod, bist, des Sequanois,
Dijon 1725.
8 127 Museum in Lütticb: Gatal. descriptif du mus^e prov. de Liäge, L. 1864, 2 Tle.;
Gerde bist, et arcb. de Gand; Maastncbt gebort in § 128: Lbbmans, romeinsche
ottdbeden te Maastriebt, Leiden 1843, m. 6 T.
S. 143, § 128: Landesmuseum in Leiden; Museen in Nijmegen, Groningen, Drente, Fries-
land, Overijssel, Amheim, ütrecbt, Alkmaar, Amersfoort, Amsterdam, Gouda, Haarlem,
Maastriebt, 's Gravenbage ; Privats. Nairac in Bameveld ; über die Vereine Blök, West-
dentscbe Ztech. 7, 1 ff.; P. Sobiyerii antiquitatum Batavicarum tabularium, o. 0. 1609
m. Abb.; G. Lbexans, romeinscbe oudbeden te Rossem in den Zalt-Bommelerwaard,
Leiden 1842, m. 18 T.
g 130: J. Staub, Pfahlbauten in d. scbweizeriscben Seen, Zfiricb 1866, m. T. ; Victor
Gross, Station de Gorcelettes, ^poque du bronze, Neuveville 1882.
S. 144, § 131: Gartailbao, les ftges pr^bist. de TEspagne et de Portugal, 1886; de la Pbna,
manual de arqneologia prebist., Sevilla 1890; in Valencia sociedad arqueologica
(Memoria de los trabajos llevados a Gabo, 1876); Almerica: lies Almeria; Gerdena:
Fr. Martorell y Pbka, apuntos arqueologicos del viaje ä G.
S. 145 b) Barcino : Associacion artistico-arqueologica Barcelonesa (Album fotogr. de la ex-
posicion de träges y armas); über das Mosaik A. de Laborde, descripcion de un
pavimento de mosayco descubierto en las ruinas de Italica, Paris 1806, f. m. 21
kol. T.; in der Nabe r^ekropole von Mataro mit eigentümlichem Geschirr: Ga. 7, 1 ff.;
c) Al. Boutrue, rapport . . . sur une miss. arch. en Portugal, Paris 1893 (im An-
hang Bibliographie Portugals); Gh. Lucas, ötude sur les mon. portugais, 1881. Die
Sammlung Lul^ fällt durch eigentümliche Reliefs auf.
— — § 132, Z. 4: Das Werk von Grose erschien London 1773; James Douglas, nenia
Brittanica, London 1793, m. T.; es gibt verschiedene Bilderwerke über Englands
Denkmäler, z. B. J. Garter, specimens of anoient sculpture and painting now re-
maining in England, neue Ausg. London 1838, f. m. 120 T.
S. 146, Ganterbury: Museum (John Bbeat, antiqu. in the G. M., G. 1875 m. Abb.); Roach
Smith, ant. of Richborougb, Reculver a. Lymme, London 1850, m. T.; Th. D. Whit-
AKER, bist, of Richmondshire, London 1800, f. 2 Bde.; Wiltshire mit den Stein-
denkraälem von Stonehenge: The W. Magazine (gegenwärtig 27. Band); Galedonia:
Thomas Penkakt, tour in Scotland, London 1776, 2 Bde. m. T.; Soc. of antiqu.
veröffentlicht Proceedings; Irland: R. bist. a. archeol. association of Ireland (Journal).
S. 147 f., § 134: Schweiohaeusbr et Golbbrt, ant. de TAlsace, 1828, m. T.; Max. de Rikg,
tombes celtiques de TAlsace, nouv. suite de m^m., Strassburg 1865, m. 16 T.; desgl.
Strassbnrg 1870, f. m. 2 T.; Samml. Engel-Dolfus in Domach (Photographien in
St. Gennain); Museum von Metz, vgl. Jahrb. d. Ges. f. lothr. Gesch. V.
S. 148, S 135: G. Litzbl, Beschr. d. röm. Todten-Töpffe, welche bei Speyer ausgegr., Trier
1749, m. Kupf.; Sammlungen in Frankentbai, Kaiserslautern und Landau.
8 136: Von Dobow, Opferst, erschien 1826 eine 2. Aufl. m. 40 T.
Handbuch der klass. AltertomawiMCiuclian« VI, 5S
914 Nachträge.
8. 149 Bontobriga (Boppard): v. Gohaubbn, Boppard, Rhein. Jahrbb. 1871, m. 4 T.;
Dfisseldorf: Sohneideb, Lokalforsch, über d. alten Denkm. des Kreises D., D. 1874.
§ 137: Bei Frankfurt ist ein wichtiger Fundort Heddernheim (Funde im bist.
Museum zu Frankfurt): ^Mitteil. Aber röm. Funde in H., I. her. y. Verein f. Gresch.
u. Altertumsk. zu Frankfurt, Fr. 1894, m. 4 T.
S. 150 § 137: Berichte tiber das Museum von Wiesbaden erscheinen in den Annalen des
Vereins f. nass. Altertumskunde.
S. 152, § 146: Samml. BleU, Grosslichterfelde. P. A. Paüu, die röm. und deutschen Alter-
tümer am Rhein 1. Rheinhessen, Mainz 1820.
S. 153, § 151: K. Bissikobb, Fundorte römischer Münzen in Baden, Karlsruhe 1849; H.
ScHBEiBEB, d. Hünengräber im Breisgau, Freib. 1826; K. Bissikobb, Bilder aas der
Urgeschichte des badischen Landes, Karlsr. 1891 (Neujahrsblätter 1.) m. Abb.; Alter-
tumsverein für Baden («Schriften*; Generalbericht über Wirken und Gedeihen seit
Gründung bis Mai 1858); Aurelia Aquensis: Rappbnegoeb, A. A. als rOmische
Niederlassung, 1855; A. Batbb, Römer- Werke auf dem obem Markte zu Baden.
Garlsr. 1853, f. m. 3 T.; Konstanz: (Fickleb,) Führer durch K. u. die Altertumshalle
im Kauf hause, 1864; Eitekbenz, röm. Niederlassung bei Messkirch, Konstanz 1836,
m. 4 T.; städtische Kunst- u. Altertümersamml. in Heidelberg; AltertümersammL in
Villingen.
g 152 Württemberg: Periodisch Württemberg. Vierteljahrshefte f. Landei^eschichte:
Fundberichte aus Schwaben her. v. württemb. anthrop. Verein, 1893 ff.; Jagst-
hausen: Funde im dortigen Schloss; v. Dübbich u. W. Mekzbl, die Heidengräber
am Lupfen, Stuttg. 1847.
S. 153 f., § 153: Über die neueren Forschungen Ohlenschlagbb, Verb. d. Münchner PhiL-
Vers. S. 22 ff.; Niederbayem: histor. Sammlung in Straubing.
S. 155, § 155: Bozen, Lokalsamml. im k. k. Gymnasium: P. Oboleb, archäol. Notizen aas
Südtirol. I. Progr. v. Bozen 1866, II. 1871; Tridentum: Gampi, il sepolcr. diMeclo
nella Naunia, m. T.; Über den prähistorischen Bestand des Museums B. paletnol. 2.
138 ff. T. 6. 7.
S. 156, § 157 Vindobona: Xenia Austriaca, Wien 1893 I. Abt. 1. W. KuBrrscHEK, V. (Progr.
des 8. Gymn.).
S. 157, § 159: Fundkarte von Pichler im Grazer Johanneum; F. Kehneb, über die röm. Reichs-
strasse von Virunum nach Ovilaba, Wiener Akad. 1871.
S. 157 f., § 161: Litteratur im Katalog von Kumz; F. Babkabbi, delle anticbita dei castel-
lieri deiristria e del Veneto, Rendic. de' Lincei V 3, 19 ff.; Barcola: Funde in Triest.
S. 158: J. K. Hba&e, prävodce Nächodem.
S. 159 Z. 8 lies (Pamatky archaeologick^) ; retr. ; Prag: lies St. Berger; Rusin: Samml.
Strassem.
§ 163 Z. 2 v. u. lies Byöiskäla.
S. 160, § 165: £. Hekzlmakk, d. Grabungen d. Erzbisch, v. Kalocsa L. Haynald, Lpg. 1873,
m. Abb.; Aquincum: über die Begräbnisplätze Hamfel, Budapest R^gisögei 1891 3,
47 ff.: Eravisci: Hampel, az eraviscus n^p es ^ml^kei (d. Volk d. £. u. seine
Denkm.), Budapest Rägis^gei 1892; Pescaba (Orsowa): Schsiidl, Sitzungsber. d.
Wiener Akad. 5, 154 f.
S. 161, § 167: Ljübic, c^tal. delle ant. delFeta di bronzo nel museo naz. di Zagrabia, m. T.
§ 168: Die Ausgrabungen schreiten mit Erfolg vorwärts, besonders bei Butmir;
von den Mitteilungen erschien der 2. Band ; «Katalog d. bosnisch-hercegowinischen
Landesmuseums ", Sarajevo 1888; Serbien: Periodisch Glassnik serbskoga utsenog
druschtwa.
S. 162, § 171: Antiquitäs publ. par la comm. provisoire d^archöol., Petersb. 1846, f. m. 11
färb. T.; für 1882—1888 erschien 1893 ein Gompte-rendu m. Atlas v. 8 T.; Sbornik
imperatorskago russkago istoritscheskago obschtschestwa (Samml. d. k. russ. bist
Ges.). Peterburg, bis 1893 87 Bde.
S. 162 f., § 173: Habtmaün, d. vaterländ. Museum zu Dorpat, m. T.; Gotthabd v. Hakskn,
d. esthländische Provinzialmuseum, m. T.
§ 175: Waxbl, recueil hat 66 T.; Blabambbbg, notice sur quelques objets d'anti-
quit^ d^couv. en Tauride dans un tumulus, Paris 1822, m. 1 T.
S. 163 § 174: Sammlung Paul (illustr. Katalog 1894).
S. 164, § 176: Provinzialmuseum in Tifiis; daselbst Ges. f. armenische Archäologie; Koban:
Sammlung in St. Germain.
§ 177: J. OuvABOFF, les Marions, 1875 (russisch) m. Atlas; Aspelin, de la civili-
sation prähist. des peuples permiens, Leide 1877; J. de Baye, rapport sur les däcou-
yertes faites par M. Savenkov dans la Sib^rie Orientale, Paria 1894, m. 4 T.
Nachträge. 915
8. 164 § 178: Periodisch Finska fornminnesföreninges Tidskrift.
§ 179: FiKN Magitusskn, bidrag til nordisk archaeologi.
§ 180: SoPHUS MüLLBB, ordning af Danmarks oldsager, 1. steenalderen, Kjöb. 1888, 2.
bronzealderen, 1891; Ober den Thorsbjerg Fund Resumö Ra. n. s. 9, 424 ff.;
Sbhbstedt, fortidsminder og oldsager fra Egne om Bornholra, Kjöb. 1878; Worsaab,
Sleswigs oldtidsminder.
S. 165, § 181 : über das Museum von Bergen Lobakoe, samlingen af nordisk oldsager i
Borgens mnseum, 1875.
— — § 182: H. HiLDBBBAKD, de förbistoriska folken; Nationalmusenm : Montbliüs, the
nat. bist, musenm, 1887; Bbob Emil Hi;j>bbband og Haks Hildbbband, tegningar
ur svenska statens historiska Museum (Atlas).
S. 165, § 183: Boubguigbat, Souvenirs d'une explor. scientif. dans le nord de TAfrique,
Paris 1868—70 (darin über die megalitbiscben Ruinen von Roknia, m. 9 T.); St. Gsbll,
rech, arch^ol. en Alg^rie, 1894.
S. 166, § 185: Gsbll et H. Obaillot, ruines rom. au nord de FAur^s, M^l. d'arch. et
d'bist. 13, 461 ff.; Museum in Pbilippeville (Katalog von Bebtband).
— — § 186: H. Saladin, descr. des ant. de la r^gence de Tunis, Rapport sur la mission
faite en 1882—1883, 1886 m. Abb.; fasc. 2. Paris 1893, m. 10 T.; Museum Alaoui:
Gauckler, cat. des objots entr.äs au mus^e Alaoui en 1892, Tunis 1893; Cartbago:
A. L. Dblattrb, fouilles arcb. dans le flaue sud-ouest de la colline de St.-Louis en
1892, Paris 1894; Ce. Gbattx, sur les fortifications de Garthage ä T^poque de la
3. guerre punique, 1878; Aber die Häfen G. Torb, Ra. III 24, 34 ff.; Institut de
Garthage.
S. 167, § 187: Gabüana, diso, of a tombcave at Ghain Sielem, Gozo in June 1884, m. T.
— — § 188: kurze Übersicht Illustr. London News 1861 Nov.
S. 172, Litt.: M. Rosa, delle porpore e delle materie vestiarie presse gli antichi, Modena
1786, m. T.; Aber antike Buntweberei db Ronchaud, Ra. n. s. 23, 245 ff.; Stoffproben
auch in Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und Wfirzburg; Färberei, Litt.: über die
Purpurfischerei, Zn. Atifingog UnoQixai fueXhai S. 26 ff; '0^. 4*^81^6^1X0^, 'ExptjfA,
g>iXofÄa9wy 1879, 132 ff.
S. 175: In Ägypten hat sich ein Hokgefäss von Horemheb erhalten (Wibdehank, Gesch.
Ägyptens S. 411 f.).
S. 177, 6: Beddemheim, vgl Gh. L. Thomas, Mitteil, über röm. Funde in H., her. v. Verein
f. Gesch. u. Alterturosk. zu Frankfurt I.; A. 10: über byzantinische Töpfermarken
Ra. n. s. 32, 82 ff. m. 14 T.
S. 179: über Glasur Klügmabk, A. 1871, 199 ff. (in Villanova fand sich ein innen email
liertes, aussen versilbertes Gefäss, s. das. S. 195 ff.); J. Dbagbbdorff, de vasculis
Romanorum rubris, Diss. v. Bonn 1894, m. 1 T.
S. 183: Die „lokriscben Vasen* setzt Gabdbbb, Jhst. 14, 185 nach Erefcria; abgesehen von
den dortigen Funden ist vielleicht die bei Plinius (35, 38) erwähnte Erde von Eretria
zu citieren. S. auch Stais, 'Ea, 1894, 65 ff., T. 2; Gaix de Saint- Athoub, M^m. de
la soc. des antiq. 1892, 54 ff.
S. 186, 1 : DB Witte, A. 49, 294 ff. 50, 276 ff. M. X 48 i-n.
S. 187, 14 lies: die neueren Orient. Thonw.
S. 188: 1. G. G. Haus, dei vasi greci comunemente chiamati etruschi, Palermo 1823, m.
1 T.; neuestes Bilderwerk J. E. Habrison a. D. S. Mac Goll, greek vase paintings,
London 1894, m. 43 T.; s. auch Scelta di vasi dip. per la piü parte di proven.
etrusca ora ripubblicati sulla ediz. di Berlino 1. Rom 1842, m. 78 T.; Vasensamml.:
London: A. S. Mürray, designs from greek vases in the Brit. Mus., London 1894,
m. 15 T. (Schalen); in Boston (besonders aus Gittä di Pieve) s. zu S. 69.
S. 189, § 198: Das Werk von Bartoli und Bellori erschien italienisch Rom 1704, m.
116 T.; Litt.: R. J. Sele^neff, proi^wodstwo i ukraschenie glinänych i9djelij w
nastojaschtschem i proschlom (Herstellung u. Verzierung der Thonwaren in der
Gegenwart u. in der Vergangenheit), Petersb. 1894, m. Abb.; J. M. Blashfibld, a
selection of vases, statues, busts etc. from terracottas, London 1857; praktische
Versuche der Nachbildung im Prussia-Museum (Katalog I 2 S. 1).
S. 190, 4: Gh. Rau, drilling in stone without the use of metals, 1869; praktische Versuche
im westpreuss. Provinzialmuseum ausgestellt.
S. 192, t: in Salzburg Mitt. d. k. k. Gentralkomm. 1893, 173; in der Rheinprovinz Kor-
respondenzblatt d. westdeutschen Ztsch. 7*, 209 ff.; A. 8: Arzruki, Ztsch. f. Ethnol. XV.
S. 194, Litt.: Albr. Schraitf, Handbuch der Edelsteinkunde, Wien 1869; Delle pietre pro-
ziose, Mil. 1879, m. Abb.
S. 198 A. 9: Opfert, Tambre jaune chez les Assyriens, vgl. Altpreussische Monatsschrift
1880, 680 ff.; Litt.: Stoppani, Tambra nella storia e nella geologia, Mil. 1886 j
58*
916 Nachträge.
chemische Untersachongen von Emim, Schriften der naturfonch. Ges. zu Danzig
N.. F. V. VI.; Bernsteinschmnck : Sammlangen von Stantien nnd Becker.
S. 199, 6 Z. 3: 1878 n. 1879 8. XVIII ff. m., Abb.
S. 200: über eine Bronzeschmelze in der Sirka bei Prag und ihre Parallelen, Mitt. d. k.
k. Centralkomm. 1893, 201 ff.
S. 209 Litt. : Sammlang v. Fr. Freiherr v. Lipperheide AA. 1894, 126 ff. (zum grossen Teil
ans der Samml. Ancona; Bilderwerk m. bO T. bevorstehend).
S. 212: Sam. Kölbsbb, aoraria romano-dacica, 2. Aosg. v. Seivert, Poeon. 1780; A. 10: As-
DAiLLOK, Bch. 1893, 197.
S. 213 Litt. : Deloumb ist za streichen; er handelt von den argentarii^ die mit Silbergesdiirr
nar als Pfand za thun hatten.
S. 217: J. Sbitz, essai snr la fönte des anciens et celle des chevaaz de Ohio, Paria 1806.
S. 220: Aber die Marken von Metallarbeitern Zahnohi, la fonderia di Bologna 8. 113 ffl
T. 55; ScHRBiBBR, d. alexandr. Toreatik, Abb. d. sächs. Ges. 14, 380 ff.
8. 222, Litt: Z. 1 lies Rbiffbnstbin; Fowlbb, on the process of decay in glaas, Arehaeo-
logia XLII (1880).
8. 223, 11 : Glasöfen in Tamassos s. Ohnxfalsch, Report f. Eanstw. 1886, 458, 17; Litt.:
BoBTEHPs, gaide da verrier, Paris 1868.
S. 226, Litt. Z. 13: von Zahn erschien 1870 die 3. Aaflage mit 100 T.
8. 228 LiU.: Krbll, Kanstgewerbeblatt 1893, 193 ff.
8. 236 Z. 4 fiber die pintaderas Issbl, La natara 1884, 371 ff. a. B. paletn. 16, 190; A. 9:
Schahsammlungen befinden sich im Saalbargmoseum and in D&sseldorf.
8. 237: Die Stephane erscheint häufig als ein mit Knöpfen oder Rosetten besetztes Band
(A. 39, 95 f. T. D).
8. 239: Grosser Brast- und Halsschmuck abg. bei Waldstbin, excavatlons T. 8, 7. 17.
S. 240, 12: Aboelucci, Atti d. r. acc. di Torino 11, 876 ff. m. Abb. (nach ihm apulischen
Ursprungs). — Litt.: Assyrische Fibeln, vgl. Luschan, Verh. d. Berl. anthrop. Ges.
1893, 387.
8. 242: Ringsammlung in Landesborough; vgl. (F. C. Cbokbb,) Collection of rings a. per-
sonal Ornaments, 1853, m. Abb.
S. 243 Litt.: J. Myeb, scarabs, Lpg. 1894.
8. 244, Privatsamml.: Badeigts (8. 868), de Laborde (Katalog 1869); Montigny, Coli, de
M. de M. Pierres grav^es, Paris 1887; Dnc d'Orl^ans: J. G. Jaoobi, Versach einiger
der vornehmsten geschn. Steine mythoL Inhalts aus dem Kab. des Henogs v. Or-
leans, Zürich 1796; Praun: de Mubb, descr. du cab. de M. Paul de P. ä Nuremberg
1797; de la Turbie: Katalog von Visconti, opere varie III.
S. 246 Litt. : über byzantinische Phylakteria Schlumbbbgeb, R. d. ät. gr. 5, 73 ff.; Millbt.
Bch. 1893, 638.
8. 247, g 226: ? J. B. Pacichblli, de tintinnabulo Nolano, Neapel 1693, m. Abb.; § 227:
Eine Sammlung der griechischen Spiegel wird vom deutschen Institut vorbereitet.
Die Spiegelfiguren verzeichnet Pottibb bei Duniont et Chaplain, c^ramiques 2, 249 ff.
(dazu AA. 6, 165).
8. 248, § 228: P. Lacombb, arms a. armours in antiquity a the middle-ages, engl. London
1874, m. Abb.; Angblucci, l'arte nelle armi, L'ltalia militare XXV. (1886); W.
Rbichbl, homerische Waffen, Abhandl. des arch.-ep. Seminars d. Univ. Wien XI.
(1894); Turin: Anoblucci, catal. deU'armeria reale, Turin 1890, m. Abb.; kais. SammL
von Tscharskoje Selo, jetzt in der Ermitage : G. db Kaemmerbr, Farsenal de Tsarsko^
Sälo ou coli, d'armes de l'Empereur de Russie, Petersb. 1869, m. 40 T.; A. 6: Ra.
VIII T. 165.
8. 249 : Über die Schwertformen (mit Massangaben) F. db Villenoisy, Ra. III 24, 230 ff.
S. 250 Litt.: Über den Namen Celt Mucu, Mitt. d. anthrop. Ges. in Wien 24, 84 ff.
8. 251: über Armschienen FijrtwIwolkb, Olympia 4, 161 ff.
S. 252, Litt: 0. Donnbb v. Richtbr in , Mitteil, fiber röm. Funde in Heddemheim* I.
Frankf. 1894; Sammlung Fr. Freiherr v. Lipperheide, bestehend aus Photographien
und Zeichnungen.
8. 253 Litt. : R. Zschillb und R. Forrbb, d. Pferdetrense in ihrer Formentwicklung, Berlin
1893, m. 20 T.; Hufeisen: Sohlibbbn, Nassauische Ann. 26, 163 ff.; Bbaüngart,
Landwirtsch. Jahrbb. 22, 325 ff. T. 4-9,
8. 254, Litt. : Tbxtob db Ravisi, öt. sur les chars de guerre ^gyptiens, (SA.) 1880, m. 2 T.
S. 255, 7: L. M abohakt, ampoules de pelerinage trouv. en Bourgogne, D^on 1873, m. 1 T.
S. 257, 5: A. Namüb, de lacryraatoriis, Luxemb. 1855.
8. 260,1«: PuBOOLD, A. 57, 167 ff. T. B.
8. 268, § 236: über die geometrischen Verhältnisse 0. Schbffbrs, Proportionen in der bild.
Kunst, Stade 1892 (Ztsch. d. Vereins der Zeichenlehrer).
S. 268, 10: 0. C. F. LiscB, tkber die ehernen Wegenbecken 4er Bronzezeit, Schwerin 1860.
ti. 269, § 239; Zuweilen werden Vorder- nnd Hinterheine unterschieden (Studhiczk*, Eyrene
S. 8 ff. m. Abb.).
S. 270, 5: Passkhi, InoeniBe IH T, 39.
S. 271, Litt.: Dber die Formen der ThronstOhle FusTWÄiraLiB, Meisterwerke 8. 706 ff.;
sonst E. DmniCH, de cnthedris femia&rum Romanoniin, Lpz. 1836.
S. 272: Die <«Bte SchlDeselform ist wohl der aus Geweih gemachte 8cbiebeschtüssel
(Saalbargmuseum) ; Brshnia- ond Chnbbscbitlssel konnten schon die Römer; Schlflssel-
sammlnng im SBalhargraiiaeun) ; g 340: Pottieh-Rbinacr, 1a näcropole de Mjrina
S. 246 ff. (wo andere Litteratnr angeführt ist); PuRTwiHDLBB, Olympia 4, 206.
S. 273. Litt: PsBNics, ROm. Mitt. 5, 40 ff. u. griechische Gewichte, Berlin 1894, m. 1 T.;
Ä. 2: Inschrift von Tegea Beb. 1893, 4 f. .Gleicharmige W. in L.' gehört zu A. 4.
A. 4: Wage in ansererem Sinn, anf HDnzen abgebildet, A. XXXIT. Q2; A. 7: inSpalato
Hitt. d. k. k. Centralkomm. 1893, 164 ff.
S. 275: L. Bolle, das KnOchelapiel der Alten, Wism. 1886, m. 2 T.; Aber Spieltafeln Ihx,
Bonner Studien S. 223 S.; A. B: Milami, Rendic. d. fux. de' Lincei V 3, 268 ff. m,
T.; Sabtori, Studien aas dem Gebiete d. griech. PriT»taltertllRier I., HDnchen 1893,
m. 6 T.; Cae. BOhm, da cottabo, Dias. v. Bonn 1893; A. 6; Sammlnng im Saal-
burgmuseum.
S. 277, Litt.: Die Inschrift von Puteoli (CIL, X 1781; Bruns, fonfes jnrisR. '332) ist be-
handelt von WitOAirp, die puteolanische Baninscbrift, Lpg. 1894 (Jahrhb. Suppl. XX.)
m. Abb.; fiber die antike Terminologie Pboxib, vocaholi lat. d'archilettnra pOBter. a
Vitrnvio ovrero sconoscint« a lui, Memorie dell'accad. di Torino 1876.
S. 278, Litt: H. HObsch, Über griech. Architektur, 2. A. Heidelb. 1824, m. 5 T.
S. 279, Litt: C. Phohib, gli arehitetti e l'archittettura presao i ßomaoi, Tnriner Aka-
demie 1871.
S. 282, g 249 Z. 1 Bauhntte] lies LanbhQtte. A. 5: lies .Agamedes*.
S. 283: Steinbau ohne HSrtel, nur mit Erdspuren weisen verschiedene Zwischenkastelle
des germanischen Limes auf; die Mauern massen entsprechend dicker sein (Heiden-
stock 2 Met«r, Haisei 2,90—3,10).
S. 287, Litt: Altes Verzeichnis der Bausteine bei laidor eng. 19, 10; G. Jebvis, i tesori
sotterranei dell'Italia IV. geologia economic*, Turin 1889, ro. Abb.
8. 293: CtKTOPBiLDS, neu aufgelegt Oxford 1828. 1892; A. L. Wirsino, Marmora et ad-
Snsa aliquot lapides ^ Abbild, d. Marmorarten und einiger verw. Steine, NQmberg
1875 f., m. 13 färb. T.; W. Aktcnt, Marmor vorlagen in Farben nach der Natur, 1893,
m. 18 T.
S. 294: In den Steinbrüchen von Turrah ist an einer Wand ein Monolith mit Cartouche
PsainmetichB II. roh vorgezeiobnet (CaAHPOLUON-FieBic, Egypte p. 367).
S, 295, 2. Absatz: Ochsenscblitten sind bei Lbpsids, Denkm. 3, 3a n. Rosbllini, inon. stör.
I, T. 15 abgebUdet.
S. 296, Litt,; Maspebo, monum. ägyptiens de Hammamat; M. W. Blackdbk and G. W.
Fbabeh, coli, of hieratic graffiti from the alabaster quarry of Hat-Nub near Tel El
Amama, London 1894; Veisetzmarkeu vom argivischen Heraion Am. J. 1898, 219,
von Leontinoi: Kunstblatt 1846 Nr. 9 8. 37, Lokroi: Rilm. Mitt. 5, 201.
8. 300, Litt: über figürliche Akroterien FdbtwInolbr, Meisterwerke S. 250 ff.
S. 304: BroQzeverkleidung von Wänden kommt auch in der ROmerstadt Aventicum vor:
Mitt d. antiqu, Ges. in Zürich XVE (1868) T. 21.
S. 304, % 260: Der Akantbus konnte schon hier erw&bnt werden, da er sich nicht auf die
Kapitelle beschrfinkt. Als Akroterion kommt er am Parthenon vor, sonst weist ihn
das Erechtheiou zuerst auf; vgl. FubiwIkoler, Samml. Sabouroff I, Skulptur, Einltg.
S. 8. Das Ornament wird jetzt auf linearem Wege erklärt; vgL A. Adüel, d. Gesch.
des Akanthusblattes in d. Kunst, Die Spirale in der dekorat. Kunst, Progr. v.
Graz 1891.2.
S. 305, 8: Statt .Denkm." lies Bildw.
S. 307, Proportionen; P. FaupS, tb^orie des proportions en arcbitecture par l'aDal. des mon.
La Grfece et ses coloniea, Paris 1892, f. m. 25 T,: K. DtnioN, 4tudes d'art grec. Sj^m-
mätrie et harmonie. Le logeion Paris 1894 ä. 1 ff.; über Grundlegung eines gleich-
schenkeligen Dreiecks Dkhio, Ztsch. f. d. bild. K. 1894, 273 ff.
S. 308, § 262: K. MSllingbr, Formenlehre der Baukunst des alten Griechenlands, H. I.
Kassel 1665. 1869, mit 12 T.
S. 309 Karyatiden: Prblleb, A. 1843, 396 ff.; Dber den Namen Woltsbs, AA. 1893, 196.
S. 314: Die in Delphi aufgefundene Sphinx der Naxier steht auf einer jonisohen SSnIe,
woran Volut«n und Kjma nicht verschmolzen sind.
r
918 Nachträge.
S. 817, Litt.: J. L. üsbiitg, den graeske soilebygnings ndvikling, Festschr. d. Univ.
Kopenh. 1894, m. 2 T. (franzita. Bull, de TAcad. de Danemark 1894).
S. 323, 8 267: Wegen der wichtigen neuen Entdeckungen haben wir die ältere Latteratnr
(z. ß. L. HiBT, oBservaz. iator. architetton. sopra il Panteon, Rom 1791, m. 3 T.)
fibergangen.
8. 328: Modelle der verschiedenen Bedachnngsarten befinden sich im Saalbnrgmuaeain.
8. 333, Litt.: Donaldson, trait^ des portes monam. de la Gr^ce et de Fltalie, 1833. —
§ 273 Litt.: 6. Ratet, les cadrans solaires coniques, 1875; S. SpnzBB, die Uhr. Beitr.
zur Culturgesch. d. Alten, Essek 1885.
S. 336, § 276 Opus spicatum heisst auf Deutsch Fischgrätenwerk.
8. 337, 8: Unter den Transvolatüia sind wohl zunäcbst metallene Tauben zu v^erBtehea
(Konzil von Eonstantinopel act. Y ; nach Anastasius von Konstantin der PeterBkirche
geschenkt).
8. 339, 5: Ober die , Erdställe' in Niederösterreich Lambert Kabbnbb, Wiener Altertums-
verein 1886, Blätter des Vereins f. Landesk. v. Niederösterreich 1889, Ausgrabaiigen
in Mautem 1890 bis 1891, Mitteil. d. k. k. Centralkomm. 1892; .HeidenlOcher* bei
Goldbach am Bodensee: Kunstdenkmale des Groesherz. Badens 1,496; A. 8: Runde
und viereckige StrohhQtten sind in Thonreliefs des Museo Kircheriano abgebildet
(Phot. d. röm. Inst.); A. 9: Grundriss und Rekonstruktion der runden Häuser findet
man bei Zaukovi, arcaiche abitazioni di Bologna T. 4. 5 ; fondi di capanne in Valle
della Vibrata (Teramo).
8. 340 A. 9: R. de Marchi, ricerche alle insulae di Roma, Mailand 1891.
8. 341, 4: J. Bebgeb, moderne u. antike Heizungs- und Ventilationsmethoden, Berlin 1870,
m. 9 Abb.
8. 343, Litt., Ägypten: Hauspläne bei Prissb d'Avbnnbs, bist. livr. 5; vgl. Cbampolxiok,
notes 2, 319 ff.; Bbüosch, Geschichte Ägvptens 8. 425 f.; Griechenland, aber die
Andeutungen des Herondas Groiset, Ami des mon. 1892 Nr. 29 8. 18 ff.; Rom, über
die antiken Grundrisse (Jobdav, forma T. 34) Hülsen, ROm. Mitt 5, 46 ff. T. 3.
8. 344: Ober die verschiedenen Arten der Brunnen- und Backofengräber B. paletn. 17, 138;
Tombe a pozzo Hblbio, A. 1884, 111 f. 1885, 6 ff. Die puits fun^raires erklärt jetzt
Li^RE für Senkgruben (Ra. UI 24, 399 ff.). — A. 7: bei Pisa 1894 gefunden.
8. 347 : Ober die christlichen Katakomben von 8. Giovanni bei 8yrakus CARim, le catac.
di 8. Giovanni in 8iracusa, Rom 1890. — A. 7 : Grab des Räubers Ballista: Vergil.
Anthol. 160 B.
8. 349 f. : In den alten P3rramiden befindet sich das Grab nach Maspero unter dem Boden.
8. 350, e : Künstliche Grabhöhlen kommen auch auf Sizilien und Sardinien {pertusos, domu^
de 'Jana = Feenhaus) vor, z. B. Not. d. scavi 1891, 324.
8. 352 A. 4: Orvieto Not. d. scavi 1887 T. 9. Den runden Hütten mügen die runden
Gräber entsprechen (Zaknoni, abitazioni arcaiche T. 23, 2. 11).
8. 353 Z. 6 V. u. lies 7).
8. 355: G. A. Ricct, osservaz. archeol. sopra un ant. mausoleo consolare incavato nel Monte
Albano presse il convento di Palazzolo, Rom 1828, m. 5 T.; Grab der Christin in
Afrika: Berbbugobb, R. africaine 1867.
S. 357: Steinhaufen errichtete man für Hermes Enodios und den babylonischen «Hermes'
(Philol. 52, 568 f.)
8. 358, s: F. Gumont, notes snr un temple mithriaque d*Ostie, Gand 1891, m. 2 T.
8. 359, s: Rundtempel des Herkules auf dem Forum boarium: Rossi, M. ed A. 1854, 28 ff.
8. 360: Das templum muss rechtwinklig sein (vgl. Varro bei Serv. Verg. Aen. 2, 512).
Der 6nM9odof4og war auf der Akropolis nach £. Cubtiüs, AA. 1890, 163, J. W.
White, the opisthodomus on the acr. at Athens, o. 0. 1894 und MilchhOfbr, Philo!.
53, 352 ff. ein eigenes Gebäude.
S. 361 9: Tempel von Eleusis Liv. 31, 25.
8. 362, 1 : Teilweise auch der Zeustempel von Olvmpia Paus. 5, 10, 10.
S. 365 : Die Entwicklung des Tempelbaus aus dem offenen Hof ist an dem Pythion von
Gortys gut zu studieren (Mon. ant. ined. 1, 15 ff.).
8. 367 : Mit dem pergamenischen Altar rivalisiert jetzt der ebenfalls mit kolossalen Reliefs
geschmückte Altar von Magnesia (AA. 9, 76); über den grossen Zeusaltar von Olympia
Adleb, AA. 9, 85; über die olympischen überhaupt Wbbviokb, Jahrb. 9, 88 ff.; A. 13:
Litteratur 8. 861.
S. 367 f.: Ein kritischer Fall eines „Schalensteines* ist in den Mitt. d. k. k. Centralkomm.
1893, 193 f. zu finden.
8. 369, Litt.: Rob. Munbo, the lake-dwellings of Europe, London 1890. In der Provinz
Groningen sind die alten Terrassenanlagen {tcierden) der Überschwemmungen wegen
errichtet.
S. 370: Die alte EiDbeit von Festaog, Wohnhaus nnd Tempel ist in Tello am deutlichsten
(vgl. Hbuzby, CR. de l'acad. des inacr. 1894, 34 IT.).
S. 374: Über den Limes s. jetzt Sittl, die Grenzbezeichnung der RBmer, Wagnerpr. v.
WOraburg 1894; Litt.: Mei(ih£b et Lbnoih, architecture militaiTe, Paris 1857 (In-
struktioD m. Abb.); Thore: Inneres des Augustaatbores in Nlmes Ra. VII T. 141.
S. 377: Die Ar Vereins- oder QeachBftazweoke bestimmte private baailicA trug den Nomen
des Erbaners oder des Inhabera z. h. hieaa S. Maria Maggiore frflher Basilica Liberii
oder B. Sicinini. — Rekonstruktion der Basilica nnd des Forums von Silcester The
Bnilder 1894 Nr. 2670 in. T. Basilica von Tipaeaa (Tefäoed) Ra. Yll T. 151.
S. 378, Litt: Leache, s. DCmjiler, Deiphika, Festscbr. d. Univ. Basel 1894, 23 ff.; Dber das
amphitheatralische Thersileion in Megalopolia Batbeb, Jhst. 13, 338 ff.; Bshson, das.
319 ff. T. 21.
S. 380: Das 1893 ausgegrabene Tbeater von Deloa hat besondere Wichtigkeit, weil es durch
eine ununterbrochene Reibe von Urkunden illustriert wird; die Orchestra scheint
dort einen vollen Kreis gebildet zu haben. Vgl. Homolle, Beb. 1894, 161 ff.; K.
Ddmok, «tudes d'art ^rec, Paris 1894, 15 ff. m. 1 T. (Ober das Logeion). Sikyon:
s. auch Am. J. 8, 388 ff.; Magnesia: DSbppbld, Ath. Mitt. 1894 T. 1-3; Phot. des
ath. Inst; Litt, rOmiacbe Theater: in Lissa (Mitt d. k. k. Centralkomm. 1894, 119 f.).
PoIb (jetzt verschwunden) und Salona.
S. 380: Dber das Theater des Curio (Plin. 36, 117. 120) Homollb u. Ninoi, Ga. 1889, 11 ff.,
T. 3. 4.
S. 382: Die »pina ist in Vienne erhalten und heisst .Grab dea Pontins Pilatus.*
S. 363: Ziehbrunnen ans Holz von der Saalburg, abg. Westdeutsche Ztnch. VII T. 7.
S. 384: Eine bedeutende Wasserleitung ist zn Segovia erhalten; Litt,: Konstantinopel:
GcTS, voyage üttäraira (1776) 2, 6 ff. m. T.; Paluk». byiant Ciatflnien. Hitteil,
d. deutschen Eikursionaklubs in Konstant. 1893 I. 48 ff.
S. 385: zur Technik Mobib, snr lea apparella de cbaoffage et de Ventilation empl. par lea
Romains ponr lea tbermea 4 air cbaud, Pariser Akad. 1874 m. 1 T,; Modell eines
Hjpocauatnm im Saalbursmnsenm ; grosse Thermen wurden 1892 in Faeaulae und
kDrElich in Floreni entdeckt; Ober Florenz s. auch D. H. Maski, delle antiche ierme
di Fireoze, F. 1751; Aachen: B. M. Leosoh, die Rainen des ROmerbades zu A.;
Aqnincum: S. 160; a papfSldi kOzfOrde, Budap. 1890.
S. 386, Utt.: Hoenaaee, a. 8. 81; H. Bbown, the Fayflm and lake Uoeria, London 1892.
Das hochentwickelte Kanalsfstem Alexandriens ist noch erkennbar. Fuciner See:
C. LiFPi, lago Fncino ed emissario di Claudio, Neapel 1816. Über die Kanalbauten
an den Mündungen des Nila, Tiber und der RhAne handelt E. DESJABDixa, «perfU
bist snr lea embouohnrea du Rböne, Paria 1866, m. 21 T.
S. 388, Litt.: Aber Csrthago s. Cbcil Torr, Ra. III 23, 34 ff.; Classical Review 1891, 280 ff.
1893, 374 ff. Über Hochacker erschien eine ansfDbrIiche Abhandlung von H. v.
Raheb, Beitr. t. Anthrop. u. Drgesch. Bayerns 1893, welcher ihren Znsammenhang
mit den Rfimerstrnssen nachweist
S. 389, 1 : Ein Gjpsmodell des Denkmals von Adam-Klissi befindet sich in der Wiener Aka-
demie der bildenden KSnate.
S. 390 f., Litt.: N. L'Hotb, sur les ob^lisques ägyptiens et en partic, snr l'ob^lisque de
Louqaor, Paris 1836; Triumphbogen in Benevent: C. Nolli, l'arco trionfale eretto
all'Imp. Nerva Trajano in Benevento, o. 0. u. J., f. ro. 8 T.; Q. C. Roesi, l'arco
Trajano di Benevento, Napoli 1816, 3 Bde. m, Atlas t. 30 T.; Perugia: B. Obsiiii,
disB. Buir arco etr. della Via Vecchia, P. 1807, m. S T.
S. 393, Litt. : R Wlimo, Haine u. Gftrten im g^ech. Altertum, Pr. v. Chemnitz 1893.
S. 398, I : Ein Instrument fOr Sarkophag macher iat am Grabmal eines Entropius dargestellt
(abg. Fb. X. Kbacs, altchristl. Kunst 8. 119).
8. 405 Z. 1: Die Vase stellt nach 0. Rosbsach, ROm. UiU. 8, 67 A. 1 eine Töpferei dar;
fllr eine Erzgieaserei spricht wieder DGhmlkb, Bonner Stadien S. 83 A. 26.
S. 418, Litt.; Über Farbe und Perspektive a. E. Bbbtbahd, A. de Grenoble 5, 1 ff.; eine
farbige Wiedergabe von Faijümer Bildern erscheint erst in den Ant. Denkm. 11 H. 2,
S. auch P. GiBABD, la peinture ant., Paris 1892.
8. 420 griech.-rOm. Kunst: Heihhich Mbtib, Geschichte der bildenden Kunst bei den
Griechen von ihrem Ursprünge bis zum höchaten Flor, Dresden 1824, 2 Bde. (Bd. II
Anmerkungen) und als III. Teil: Geschichte der bildenden Kflnste bei den Griechen
nnd RSmem, Zeit ihres Abnebmens, her. v. Riemer, 1836; Tbibbboh, Aber die
Epochen der bildenden Kunst, Manchen 1816—25, 3 Tis.; knirer Abriaa von Kbkdlb
in Bodekera Griechenland; vgl. E. LOnr, Untersuch, z. griecb. KOnatlergesch., Wien
1883. Der Versuch eines Bilderlehrbuches ist gemacht von G. Codoky, olbum -manneis
d'bistoire ds l'art, I. Paris 1894, m. 215 Abb.
r
920 Nachträge.
S. 422, Litt.: Die Register zur Gaz. d. b.-a. reichen schon bis 1880; diejenigen zu Serie 4
(—1890) stehen in Aussicht; in Skandinavien erscheint Tidskrift fbr bildande Konst
«L'Jtalia artistica e industriale* (Rom 1894 f.) bildet einige Antiken ab.
S. 423, A. 1 : Die Inschrift bei LOwr gehört, wie eine zweite das. 532, in A. 2.
8. 425, Litt.: Über die Schriftquellen s. Watson, J. of claas. a. sacred philologj» Cam-
bridge 1854, 239 ff.
S. 426 : Ober die Epigramme der Anthologie P. Vitry, Ra. III 24, 315 ff.
S. 428, Litt., Anatomie: Deutsch v. Fbobiep. engl. v. John Gibson; s. auch Hekkb, d. Henscfaen
des Michelangelo im Vergleich mit d. Antike, Rostock 1871 u. Vortrftge Ober Plastik.
Mimik u. Drama, Rostock 1892; A. G. Meteb, Studien z. Gesch. der plastischen
Darstellungsformen, Lpg. 1894. Das alte Werk Yon Audran (1640-1691) «die
Proportionen des menschlichen Körpers* enth< detaillierte Massangaben berQhinter
Antiken (neue Ausg., Zürich angekündigt).
S. 429, Tracht: M. Evaus, chapters on greek dress, London 1894.
S. 430: In neuester Zeit wurden in einer Höhle (Grotte du Pape) von Braasempony (Landes)
rohe Elfenbeinfiguren, zumeist Griffe in Form von bekleideten oder anbekleideten
Menschen beider Geschlechter gefunden. Über die Naturvölker siehe jetzt auch H.
Balfour, the evolution of decorative art, New-York 1893; zum Prähistorischen s.
E. B. Ttlor, primitive cultnre, 3. Ausg. London 1891, 2 Bde., deutsch von J. W.
^engel u. Fr. Pocke, Lpg. 1873, 2 Bde.
Kap. III.: Der wesentlichste Fund, der während des Druckes gemacht wurde, be-
steht in dem kostbaren Inhalt der Ziegelpyramide von Dahschur (de Morgan, le tr^sor
de Dahühour, 1894), aus welchem hervorzugehen scheint, dass die hohe BiQte der
Juwelierkunst, welche im neuen Reich ersichtlich ist, bereits unter der 12. Dynastie
(Usertesen II. und seinen beiden Nachfolgern) begann.
S. 435: Ein wichtiges Kapitel des ägyptischen Geisteslebens behandelt G. M. Ollivieb-
Beaübegard, la cancature ^gyptienne, Paris 1894, m. Abb. u. 5 T.
Kap. IV. : Das Silbergefäss (CR. de l'acad. des inscr. 1893, 169) trägt die Inschrift
des Fürsten Entena.
8. 456: Wir wollen ausdrücklich beifügen, dass die Pflanzenomamente der , Steinzeit*
(Troton, habii lac, Lausanne 1860 T. 7, 35) mit dem theräischen Dekorationssystem
zusammenhängen.
S. 458, Kap. V.: Die europäische Selbständigkeit vertreten A. Bebtband et S. Reikach,
les Geltes dans les valläes du Pö et du Danube, Paris 1894, der letztere auch in
L'anthropologie 1893, 539 ff. 699 ff. 1894, 15 ff. 173 ff. 288 ff.
S. 463, is: über die ägvptischen Emailziegel s. Gatst. G. d. b.-a. 3. p., 12, 54 ff.
S. 471: De Sarzec fand 1894 neue Bruchstücke der Geierstele auf.
S. 473, Z. 6 lies «welchem*. Die Erforschung Kretas hat weitere Fortschritte gemacht;
Skizze von B, ^PiXaxtjg, 'Earla 1894, 352 ff. Halbherr grub drei Kuppelgräber von
Erganos, eine Stadt bei Lvttos und eine Höhle bei Lebena (mit , theräischen **
Vasen) aus; die vorhellenischen Inschriften mehren sich.
S. 476 ff. A. 2: Skarabäen mit dem Namen des Thntmes II f. und Amenhotep sind auch in
der untersten Schicht des Heraions gefunden (Berl. phil. Woch. 1894, 699). —
Schriftraarken sind jetzt auch in Menidhi, wie in Kreta, ünterägypten (Jhst. 1892 3
S. 149) und Lakisch (Quarterly statem. 1893, 113 ff.) gefunden. Über den StierMes
Hausee, Jahrb. 9, 54 ff. m. Abb.; über die l'ierbilder: Cook, Jhst 14, 81 ff.; Kuhhirt:
HussEY, Am. J. 8, 374 ff.; s. auch Rbber, Beitr. z. Kenntn. d. Baustiles der heroischen
Epoche, Sitzungsber. d. bayer. Akad. 1888 II 79 ff.; H. Kluge, d. Schild des Achilleus
u. d. myk. I?\inde, Jahrbb. f. Phil. 149, 51 ff.
S. 478, 8 u. 4 lies Reichel statt Reisch.
S. 481, ?: Die Goldbecher sind von Gillieron in Athen galvanoplastisch nachgebildet.
8. 485: Die Verzierung durch eingebohrte Löcher ist jetzt auch auf Sicilien (Stein aus
Melilli B.paletn. 17 T. 6, 12) und Oberitalien (de Stefaki, un dodecaedro . . . scop.
nelle antichiss. capanne di pietra del Monte Loffa, Verona 1886) nachgewiesen.
S. 488, s : Muscheln B.paletn. 17, 63 f.; Perlmutterscheiben und -Vierecke das. S. 66.
S. 516, Z. 1 : F. FiNzi, ricerche per lo studio delF antichit4 assira, Torino 1872.
S. 517 ist eine Stele von Dorylaion, welche eine geflügelte Göttin mit Tier und Blume
darstellt (Beb. 1894, 129 ff. T. 4 bis), einzureihen.
S. 526: Zu den olympischen Votivflguren kommen nun die delphischen.
S. 527: Wie solche Idole noch in vorgeschrittenen Zeiten nachwirkten, zeigen die Statuen
Coli. Barracco T. 27. 28 und Terrakotten. Zu A. 5 sind noch eine Figur von Eleu-
therna und ein Torso im Museum von Mykonos anzuführen (Patbosi, Rendic. d. acc.
d. Lincei 1894, 18. März ra. Abb.).
S. 529, 7 Z. 2 lies R. des ^t. gr.
Nachträge. 921
S. 531 : Der in Delphi entdeckte Apollo (mit der Basis aus einem naxischen Marmorblock
gearbeitet, aber von einem Argiver .... medes) zeigt, dass der naxiscbe Marmor
aucb unbearbeitet exportiert worde. — £in Torso (vieUeicbt aus Tbasos), anscheinend
zur Alteren Qmppe gehörig, befindet sich in Eonstantinopel (Nr. 8 Joübik; vgl. Bch.
1894, 69 A. 1).
8. 532, 6 : Basis des Ealbträgers CIA. IV 373, 238.
S. 536, s Z. 6 lies: Kopf Jacobson (Phot.) aus der Samml. Rayet.
S. 538, 6 : AA. 6, 168 F. 19 (schwarzfigurig). 196.
S. 540 : unter den architektonischen Figuren ist jetzt auch eine (in Delphi gefundene) Sphinx,
Weihgeschenk der Naxier und aus naxischem Marmor, aufzuführen.
S. 541 : Metopen- oder Friesplatten aus Kalkstein hat jetzt auch das Schatzhaus der Sikyonier
in Delphi geliefert.
S. 542: Thasos hat noch ein zweites Relief gespendet, welches den sohiessenden Herakles
auf einem Knie darstellt (abg. Ra. 1885 I 472, besser Bch. 1894, 64 ff. T. 16).
S. 548: Über die Kypseloslade sei noch ausdrücklich gesagt, dass sich die Bildstreifen
natürlich nicht um das ganze Oerftt, sondern von einem Henkel zum andern herum-
zogen. Dass die Lade aus Holz bestand, bedingt dabei nicht die viereckige
Form; rundliche Kästchen mit eingelegten Elfenbeinschnitzereien sind im vorigen
Jahrhundert häufig angefertigt worden, ebensolche Büchsen mit vollständigem Elfen-
beinbelag mindestens seit dem Anfang des Mittelalters. Zu runden Holzgeräten
mügen manche Bronzebleche gehören, wie sie im Grazer Johanneum restauriert sind.
Thöneme Kypselen wird man auch unter den Vasen finden (z. B. eine aus Gross-
griechenland, Samml. Ostrovich im Triester Museo civico). Neuerdings versuchte
H. Stuart Jonbs wieder eine Rekonstruktion (Jhst. 14, 30 ff.j.
S. 547, 3 lies Goldschmuck: AZ. 42, 106 ff. T. 10.
S. 547: Über die Inschriften von zwei Scherben, welche etwa der des Kalbträgers gleich-
zeitig sind, Kbbtscbmeb, Vaseninschriften S. 233; zu A. 6 Brücknbr u. Peunicb,
Ath. Mitt. 1892, 397 ff. Die grösste der neugefundenen Vasen misst 1 m 80 cm.
Über die Schiffsbilder (A. 6) s. neuerdings C. Torr, Ra. III 25, 14 ff.
S. 549, 6 : Über den Zusammenhang mit Münzen und Vasen Löschckb, Bonner Studien
S. 253 A. 12.
S. 553, is: AZ. 1883 T. 10; AA. 1894, 33 F. 37.
S. 556, « : Studkiczka, Eranos Vindobonensis S. 233 ff.
S. 558, 7 : Löwchen in den neugefundenen Dipylongräbern (Ra. 1892 I 82), ebenso Elfen-
beinfigfirchen.
S. 563: Die Denkmäler der Sikuler (^3. Periode") hätten hier einen Platz verdient, z. B. die
Nekropole von Finocchito bei Note (Orsi, B. paletn. 20, 23 ff. 37 ff. T. 2—5).
S. 564, Z. 10: Über die Urnen mit Deckelfiguren v. Duhn, A. 1879, 123. 128 ff. mit M.
XI 6, 8. s u. Rom. Mitt. 1887, 269 ff.
S. 569 : Auch Vetulonias Nekropole hat rohe Frauenbilder aus Asa Fetida geliefert (abgeb.
Ra. III 24, 103 f.).
S. 572, s: Viereckige Kammer mit Kuppeldach in Vetulonia (Ra. III 24, 101 ff.); vgl. auch
Am. J. 9, 213 ff.
S. 576, 8 : neu zu publizieren Ant. Denkm. II H. 2.
S.580: Farbige Abbildungen von Polledrara- Vasen Jhst. 14, 206 ff. T. 6—8 (farbig).
S. 586: Bronzevase in Form eines Kopfes aus dem Gouv. Pskow, abg. bei Wankbl, Mitt.
d. anthrop. Ges. in Wien 5, 9.
S. 595, 6 über die Goldmedaillons s. jetzt S. Rbivach zu Antiq. du Bosph. Cimm. S. 63.
S. 597, s: Die Funde von Rhamnus sind auch 'Fm. 1891. 65 ff. T. 8. 9 veröffentlicht; A. 5:
über die Votivreliefs Kaßßadiag, ^. 1894, 13 ff. T. 1.
S. 601 : Das aufgefundene Basisstück zeigt, dass ein Kresilas eine Periklesbüste zwischen
440 und 430 weihte (U^/. JeXtloy 1889, 35 Nr. 2); eine Periklesbüste ist in der
Coli. Barracco T. 39. 39a veröffentlicht.
S. 602, i : Bronze Bch. 1894, 44 ff. T. 5/6.
S. 603, 6 : Über die vatikanische Statue Kibsbritzky, Institute archaeol. semestria etc.,
Rom 1879.
S. 605,4: Furtwänolsr, Berl. phil. Woch. 1894, 1279 setzt jetzt den Tempel 489—7.
S. 606, t: In Dresden sind die Gypsabgüsse der Aegineten nach Treu geordnet, ebenso die
der olympischen Giebelfiguren.
S. 607: Eine chronologische Reihe lässt sich jetzt vielleicht auch schon von den Figuren
der Giebelecken herstellen; freilich ist der Standort der gefundenen Figuren nicht
ganz sicher gestellt. Wir meinen die eine Blume haltenden Frauen und die Greife
des Aeginetentempels (Glyptothek Nr. 70. 71; Photogr.), sowie die Reiterfiguren des
922 Haohträge.
athenischen Schaizhauses in Delphi (FubtwjLnoleb, Berl. phil. Wochenschr. 1894,
1280) und des Tempels von Lokroi (Köm. Mitt V T. 9).
S. 614 sind die Funde von Delphi einzureihen (vgl. FubtwIngler a. 0. Sp. 1274 ff.). Aus
parischem Marmor und wahrscheinlich auch von parischen Ettnstlem gefertigt sind
der noch sehr unvollkommen komponierte Giebel und der schöne Fries des Schaiz-
hauses der Siphnier; letzterer gleicht inhaltlich dem Parthenonfries, wie wir bereits
ein altes Vorbild der Parthenongiebel in Delphi nachgewiesen haben (S. 607). Vom
Schatzhaus der Athener, das nach Marathon erbaut wurde, sind Metopenplatten ge-
funden worden (vgl. Homollb, Beb. 1893, 611 ff.).
S. 627: Auch der mit Reliefs geschmtlckte Marmorthron der Aphrodite im Museo Bon-
compagni, welchen Petersen um 470 ansetzt (Boom. 1887 T. 15. 16; Rom. Mitt VII
T. 2; Ant. Denkm. II 6. 7; Hblbio, Führer II Nr. 886) wird in Betracht za
ziehen sein.
S. 638, », Z. 2 lies 24 statt 23; Fragment in Athen: Saueb, Festschrift f. Overbeck 1893,
73 ff. T. 1.
S. 640, 1 0 : Athenisches Fragment des Ostgiebels a. 0.
S. 641, s: Über die Mittelgmppe des östlichen Parthenongiehels Siz, Jahrb. 9. 83 ff. Auch
die Aufstellung der Abgfisse im Dresdner Gypsmuseum ist zu beachten.
S. 644, 0 : Satyr auf dem Kapitel, Phot. Bruckm. 377.
8. 647, 1 1 : über Imitationen des 2^us Fubtwanglbr, 50. Winckelmannspr. S. 6.
S. 652: Über den daphnischen Apollo des Biyaxis Büttner- Wobst, Hist. Unters. E. Förste-
mann gew., Lpg. 1894.
S. 655: Aus Enidos ist vielleicht auch der ^^Brunn'sche Kopf in München Nr. 89 (Abhdt,
Festschrift f. Overbeck 1893, 96 ff.) ; femer kam aus Halikamass eine Frauenatatae
in den Louvre (Michon, Beb. 1893, 410 ff. T. 17).
S. 661 : Milchböfeb, zur jüngeren attischen Vasenmalerei, Jahrb. 9, 57 ff.
S. 666, 1 : Die Herondaastelle ist öfters besprochen worden, z. B.'von Rich. Meistbb, Fest-
schrift f. Overbeck 1893, 109 ff.
S. 671: Die für Delos arbeitenden Bildhauerateliers befanden sich auf Rheneia, wohin
Marmorblöcke aus Paros kamen; daher blieben dort unvollendete Statuen liegen
(Sybbl, Katalog 412. 413). — A. 7: Waonbb, A. 1836, 159; Notizia di un busto di
Demostene, Neapel 1841 ; Friedrich, über d. Abbildungen des D., Braunschweig 1842.
S. 673, 8: Über die Köpfe Graf, Jahrb. 9, 119 ff.
S. 675, 8 : Restitution von John Bell, Magazine of art 1893, Nov. S. 16.
S. 676, 11 : R. Förster, Jahrb. d. preuss. Kunsts. 1894, 182 ff.
S. 678, 2 : Plan des Standortes Ath. Mitt. 1893, 340.
S. 679, ü: Die Athenastatue schreibt Winter, AA. 1894, 43 dem Alkamenes zu.
S. 681: Friesfragmente von Magnesia am Mäander bei Rayet, Milet T. 4; Aufnahmen vom
Tempel der Athena Polias in Milet das. T. 6— 17 (von T. 13 an Details, Reste des
Frieses T. 15).
S. 687 war der Ptoiemäercameo in Wien hervorzuheben (beste Abbildung Jahrbuch der
kunsthist. Samml. des allerh. Kaiserhauses II T. 2).
S. 693: Im Mus^e Guimet zu Paris werden n&chstens Abdrücke von durchbrochenen Reliefs
aus Nordchina ausgestellt, welche aus dem 2. Jahrb. v. Chr. stammen sollen.
S. 718, la: Weitere Litteratur Roschers Lex. 2, 919.
S. 719: Der Apollo des Kanachos (S. 591), dessen Tier zu ihm aufspringt, wurde öfter
nachgebildet (Artemis in München Nr. 93, nach Phot. Baumeisters Denkm. 1, 349;
Pan beschrieben bei Longus 2, 24).
S. 720, s: Sortais fand 1894 im sogenannten „Ganopus'* jonischen Baustil, dagegen ägypti-
sierende Ge^se und Statuen; 4: Erman, Rom. Mitt. 1894, 210 ff.
S. 720 f.: Nun ist auch einmal ein Abraxas mit semitischer Inschrift aus Sidon gebracht
worden (CR. de TAcad. des inscr. 1894, 131).
S. 721, 1 : King, the gnostics, (?) m. T.
S. 723, 18 : Apollon Mazarin, vgl. Hollbaux, Mon. grecs 1891,2.
S. 725: Schrbiber's Atlas ist jetzt mit Heft 11 abgeschlossen.
S. 726, s: Die Bronze Stroganoff ist falsch nach FurtwÄngler, Meisterwerke S. 659 ff.; A. 4:
Nach Wütter, Jahrb. 1892, 164 ff. ist die Statue ein Original und Werk des
Leochares.
S. 727, 1 : Eine ältere und feinere Bronzefigur ist AA. 1894, 121 abgebildet.
S. 728, b: Von Amdt-Br. sind bis jetzt 19 Lieferungen ausgegeben; a. E. lies , fördern' .
S. 729, 6 : RoscHBR, über die Reiterstatue Julius Caesars auf dem Forum, Ber. der sAchs.
Ges. 1891, 96 ff. m. 4 T.
S. 734: A. 8 Puteolanische Basis, vgl. 0. Jahk, Ber. d. sächs. Ges. 1851, 119 ff.; CIL X 1624;
Nachträge. 923
BannieisteTS Denkm. S. 1297. — Die Titusthermen (S. 385. 740) waren auch hier zu
erwähnen.
S. 735: Ober die Basia der Antoninssänie s. auch Roschers Lex. 2, 910 f.
S. 740, 0 : A. Scognaxiolio, notice aur deux catacomhes de la nouy. voie Salaria ä Rome
et snr deux peint. qui s'y tronvent, Paris 1863, m. 3 T.
8. 746: Auf die Angustus- und Tiberiuscameen folgen chronologisch ein grosser Cameo in
Nancy, der vielleicht Hadrian darstellt (Mokgez, iconogr. T. 38, 7 ; LioN Germain,
B. mon. 1883, 458 ff.; B. ^pigr. 3, 314) und ein Gameenbild des Septimius Severus
und seiner Familie (in Paris: Milliv, mon. in^d. S. 178 ff. Nr. 16).
S. 748, 0: G. P. Skcchi, il musaico Antoniniano rappr. la scuola degli atleti, Rom 1843,
mit 1 T.
8. 751, is: Für die Datierung Overbecks spricht auch Robeat, Hermes 1894, 429 ff., wäh-
rend Kayyadias und 8. Rein ach (G. d. b.-a. 1894 I 230 ff.) die 8tatuen in das vierte
Jahrhundert v. Chr. setzen.
8. 754: Die von einer Pyramide bekrOnten Grabdenkmäler finden sich in Nordafrika wie
in Syrien; 1894 wurde ein solches bei Bem&da (Tripolis) entdeckt, welches bezeidi-
nenderweise eine neupunische und lateinische Inschrift hat. Reliefs umziehen den
8ockel (Ph. Bbbgeb in der Acad^mie des inscr.). — Die kleineren Funde Afrikas
dürften im allgemeinen die Moden des Gesamtreiches wiederspiegeln ; z. B. stellt die
jüngst in das Museum des Bardo gekommene Silberschale von Biserta in Gold in-
krustiert oder damit plakiert nicht bloss Apollo und Marsyas, sondern auch idyl-
lische Bilder von der Art, wie sie Schreiber jüngst sammelte, dar.
8. 755, 4 : Über das Grabmal der Julier Hübnrb, Jahrb. 3, 10 ff. ; über den Triumphbogen
Aug. Cabistie, Tarc de triomphe d'Orange, Paris 1856, m. T.
S. 756: Besonderes Interesse hat das 1894 in St.-G6me bei Nfmes gefundene Mosaik, erstens
weil es den Namen des Verfertigers und zwar eines Griechen (Pythis Antiochu)
trägt, sodann weil wir hier das früheste Beispiel der im Mittelalter nicht seltenen
Linien-Labyrinthe (, Jerusalemwege*) haben (vgl. eine Salzburger Mosaik in Wien und
die Basilika von OrMansville).
8. 760 f.; A. 16 8. Müller, Nordiske fortidsminder H. 2, 35 ff. 62 ff. T. 6—14; Bertbano,
Ra. ni 22, 283 ff. T. 10—12. 24, 152 ff. (er schreibt das Geftss den Cimbem zu). —
Zu diesem Paragraphen wäre noch verschiedenes Zweifelhafte anzuführen. Was
Klemm im Handbuch der germanischen Altertumskunde 8. 347 ff. anführt, ist, etwa
mit Ausnahme einiger Tierfiguren auf T. 22, wohl alles mittelalterlich, wie die
schlechten Imitationen antiker Gemmen (aus Alsen und sonst: Enoelhabdt, Aar-
böger for nordiske oldkyndighed og historie H. 1, 50 ff. m. Abb.; Verb, der Berliner
anthrop. Ges. 1874, 154. 155 m. Abb.). In Mecklenburg, besonders zu Prillwitz (jetzt
in Neubrandenburg; anderes in Strelitz) wurden Götzenbilder gefälscht (Verb. d. Berl.
Ges. fQr Anthrop. 1878, 264 ff.). Sodann fehlt am Ende die Litteraturangabe : Über
die Ornamentik Sophus Müller, die Tieromamentik im Norden, Hamburg 1881
8. 17 ff.; über römische Funde ausser § 133 ff. C. Fr. Wibero, de klassiska folgens
förbindelse med Norden och inflvtande pä dess civilisation, Stockh. 1868, der Ein-
fiuss der klass. Völker auf den mrden, Hamburg 1867 8. 43 ff.; über Römisches in
Skandinavien A. Lobanoe, Ztsch. f. Ethnol. 7, 245 ff. 330 ff.
S. 763, 1 : Christliche Mumieninschrift, veröff. v. G. Schmidt, Ztsch. f. äg. Spr. 32, 52 ff.
8. 764 : Grabgemälde von Eyrene, abg. Bebobet, Proceed. of the exped. to the north, coast
of Africa 8. 451 ff. m. T., schlechter bei Pacho T. 54.
8. 774, s : La Blant, M^l. d'arch. 3, 439 ff.
8. 776, 1 8 : T. Mabülli, diso, stor.-crit. sopra il colosso di bronzo esistente nella citta di Bar-
letta, Napoli 1816, m. T.
8. 777: Der gute Birte und Daniel vertreten Orpheus, von welchem in Rom der lacus
Orphei benannt war (Richteb, Topographie § 83). — Über mangelhafte Skulpturen
aus der Zeit Basilios' I. Stbzygowsky, Byzant. Ztsch. 1894, 1 ff.
8. 779, 18: Christusbild in 8. Lorenzo in Palatio zu Rom: P. Mencacci, alc. memorie suir
imagine acheropita del 88. Salvatore di Sancta Sanctorum, Rom 1863, m. Abb.
8. 783, e: Ussoff, miniatjury k gretschesk. kodeksu ewangeliäe VI^* otkrütomu w Rossanu
(die Miniaturen der zu Rossano entdeckten griech. Evangelienhandschrift des sechsten
Jahrb.), Ztsch. d. Moskauer arch. Ges. 1881; A. 7: Bisoioni, bibl. Med. Laur. catal.
T. 20.
8. 785, 1 : Über die Paulinusbasilika Holtzingeb, Ztsch. f. bild. E. 20, 135 ff.; A. 8: Daphni,
MiLLET 'Ed. 1894, 99 ff. T. 4; die Restaurierung und Aufdeckung der ursprünglichen
Mosaiken dauert fort.
8. 789, 1 1 , Konstantinopel : Kondakoffs Schrift erschien in den Tmdy VI. archeol. sbje9da w
Odessje (1887).
924 Nachträge.
8. 790, i: Pawlowskt, äiwopis' palatinskoj kapelly w Palermo, Petersb. 1890; Ravenna:
S. 134; G. Hard, relazione dei mon. d'architettura bizaniina in R., R. 1844; A. 2:
A. ScooNAHioLio, della primitiva basilica del martire S. Agapito discop. nella contrad«
Le Quadrelle ad un miglio dall* ant. Preneste, Rom 1865, f.
S. 795 f.: Über Skulpturen der oströmiscben Zeit handelt T. Hattbb Lewis im Anhang des
11. Memoir of the Egypt expl. fund (1894).
S. 798, 5 Z. 4 lies: , Kirchen u. Klöstern*. — Für Russlands Entwicklung sind die Denk-
mäler der Krim aus der Zeit oströmischer Herrschaft wichtig (Grabkammer von
Kertsch aus dem Jahr 491: Kulakowskt, Rom. Quartalachrift 1894, 49 ff. m. 2 T.).
S. 799: Bezüglich der byzantinischen Einflüsse auf Westeuropa gibt Dobbert, Jahrb. der
preuss. Kunstsamml. 15, 125 ff. 211 ff. die neueste Übersicht
S. 800 f.: PoKROwsKi, evangelie w pamätnikach ikonographii preimuschtschestwenno bi-
Vantijskich i russkich (das Evangelium in den Denkm&lem der Ikonographie, bes.
den byz. u. russ.), Petersb. 1892; Strztoowski, Archftolog. Ehrengabe der r5m.
Quartalschr. f. de Rossi, 1892 8. 894 ff. (1. Weihinschrift Theodosius* des Grossen am
goldenen Thor zu Konst., 2. Grabrelief in der Sammlung W. Golenischeff eu Pet,
3. die Maria-Orans in der byz. Kunst); seit 1894 erscheint in Petersburg und Leipae;
Bi9antiJ8kij wremennik (Byzant. Zeitung).
S. 816,8: statt .Berlin« lies .Würzburg*.
S. 857: Die erhaltenen Bildercyklen betreffen meist den troischen Krieg, z. B. die soge-
nannten Bilderchroniken oder ilischen Tafeln (gesammelt von 0. Jahn u. A. Michaelis.
griechische Bilderchroniken, Bonn 1873; über die Vorlagen Brüning, Jahrb. 9, 136 ff.j
und die .homerischen Becher* (Robert, 50. Winckelmannspr. S. 1 ff. m. Abb.)*
S. 859, s: Analoges Ra. 1894 I T. 5. 6 u. Dblamarbb, arch^ol. de TAlg^rie T. 77.
S. 861, Darstellung von Mythen: K. Robert, Bild und Lied, Berlin 1881 (Philo!. Unter-
such angen V.).
S. 862, Theseus: 0. Wulff, zur Theseussage, Diss. v. Dorpat 1892.
S. 865, Deutschland: Arolsen, fürstl. waldeckische Münzsamml. (Gadbchens, d. Antiken d.
f. w. Museums S. 6 f.).
S. 867, Padua: Kunz, il museo Bottacin, Period. di num. 1. — III.
S. 872, Litt. Z. 5 lies Fk. b £. Gneochi, gnida numismatica, Mil. 1886.
S. 876 f : G. DE Miiviois, le monete gravi e le ghiande missili di Fermo, F. 1868, m. Abb.;
A. Olivibrt, della fondazione di Pesaro, P. 1757, m. Münzabb.
S. 877: G. Papatodero, della fortuna di Oria, cittä in prov. di Otranto, 2. A. Napoli 1858,
m. 20 Münzt.
S. 883 § 49: Diaxantaras, Bch. 1893, 557 ff. (aus seiner eigenen Sammlung).
S. 885: lies .Hierapolis*.
S. 886 f.: Sammlung ägyptischer Münzen im Museum von Ghiseh (Gabon, Annuaire de la
soc. num. 1894, 153 ff.).
S. 887 § 63: A. Matb, d. ant. Münzen d. Inseln Malta, Gozzo und Pantelleria, Pr. d. Wil-
helmsg. in München 1894, m. 1 T.
S. 889: P. Paciaudi, ad nummos consulares Illviri Marci Antonii anim. phil., Etom 1757,
m. Abb.; D. Promis, medaglione di Marc' Aurelio Gesare, Asti 1864, m. 1 T.; ost-
römische Kaiser: Sammlung von G. Macridi- Pascha, jetzt an den Sultan überge-
gangen (Katalog bevorstehend).
S. 891 : St. de Rossi, pezzi d'aes rüde di peso definito e le ascie di bronzo adoperate come
valore monetale, Rom 1886.
S. 897 : Über den grossen Elektronfund von Samos Babelon, R. num. 12, 149 ff. T. 3.
S. 901: Auf den Dareiken ist wohl nicht der König selbst, sondern ein dem assyrischen
Nationalgott Asur verwandtes Wesen, welches das Reich durchfliegt, dargestellt. —
Eine grössere Anzahl von Sternbildern bemüht sich Svobonos, Beb. 1894, 101 ff.
nachzuweisen.
S. 902 : Über den Zweck der Contorniaten Fböhneb, Annuaire de la soc. fran^. 1894, 83 ff.
Register.
Ein Stern gibt an, daes die Stelle im Nachtrag nochmal behandelt lat, ein Kreuz, wo die Litteratur ileht.
A.
Aachen 149, Bad 919.
Abacus 313.
Abai 910.
Abaton 99.
Abbildongen berttbmterWerke
423.
Abbott 79.
Abbozzieren 397.
Abbreviaturen 854 ff.
Abdallatif 2.
Abdruck 75.
Abella 119.
Abendmahl 800.
Aberdeen 64.
Aberglauben an Steine 193.
Abessinien 909.
Abformen 75.
Abhandlungen, archäol. 9.
Abilene 885.
Abilgaard 868.
Abklatsch 75.
Abraxas * 720 f.
Abschied 885.
Absis 376.
Abunol 144. «
Abuscharein 85.
Abusimbel 460 T. 4, 8.
Abusina 154.
Abusir 909.
Abydos *81.
AcademiaTheodoro-Palatina3.
Acanthus 228. 917, -kapitell
310.
Accademia Ercolan. 8.
Accademia d. Lincei 5 f.
Achäische Bundesmttnzen 880
f. T. 25, 16.
Achaia 111.
Achamai 106.
Acheiropoieta *779.
Acheron 839.
Achilleus 861.
Achmim 81.
Achuen'aten 81.
Achna 96.
A9oka 692.
Adana 90.
Adam-Kilissi *389,«. 752,6.
Adikia 836.
Adler 807. 815. 855. t862.
Admetos 861.
Admont 867.
Adonis 850. 861.
Adria 135.
Adscban^ä 88.
Aedicula 345.
Aegineten *60bL T. 8, 5. 6.
Aeginetische Schule 593.
Aegis 822.
Aegypten, Topographie *77 ff.;
Kunstgeschichte *430ff.T. 2
(altes und mittleres Reich).
457 ff. T. 4 (neues Reich).
491 ff. T. 6, 1 (Psammeti-
chiden). 626 n.657 f. (Perser),
685 f. (Ptolemäer), 761 f.
T. 20, 1—3 (Römer), *795 f.
(Oströmer); Münzen *886 f.
898, 7.
Aegyptische Motive bei den
Römern 720. 745.
Aehren 822.
Aelia Gapitolina 885.
Aemilianus 889.
Aeolis 92 f., Münzen 883.
Acren auf Münzen 905 f.
Aes grave 888 T. 21, 18—22,
rüde *891, signatum 891, e.
Aeschines 671.
Aesculap s. Asklepios.
Aesthetik 425.
Aetemitas 836, is.
Aethiopien * 82 ; Kunstge-
schichte 494; Münzen 887.
Aötion »676.
Aetolien 103, Münzen 879.
Aötoma 327.
Aetzen 219.
Affenbilder 571. 575.
Afghanistan 88.
Africa (Provinz) *165, Kunst
* 753 f., Personifikation
836.
Afrika, Inneres 445.
Afrosiab 909.
Agade 85.
Agasias 681 f. 727. T. 13, 14.
Agatharchos 632.
Ageladas 592.
Agesandros 728.
Ageso 527, ».
Aglaophon 609; der jüngere
631.
Agorakritos 597.
Agostino 864.
Agraffen 238.
Agram *161.
Agrigent 115.
Agrippa I. und IL 885.
Agrippina 729 T. 17, s.
Agttontum 157.
Ahnas el Medineh 909.
Aigai 93.
Aigila 109.
Aigina *111; Bildhauer 593;
üriebelgruppen 605 f., Eck-
figuren 921, Münzen 880
T. 24, 10, Schmuck 475
T. 5, 6, Terrakotten 674,
Vasen 186.
Aigosthena 108.
Ainslie 868.
Aiolis 92 f., Münzen 883.
Aischines 652. 671 T. 12, 11.
Aisoneia 103.
Aithra 861.
Aithusa 330.
Aix 138.
Aixone 106.
Ajäsuluk 94.
A jour 216.
Akademien 3.
Akanthos 228. 917, -kapitell
310, Stadt Akanthos, Relief
310.
Akamanien 103, Münzen 879.
Akdsche-kajä 94,
926
ftegiflter.
Akragas 115.
Akrai 115.
Akraiphia 104.
Akrasos 93.
Akratos 831.
Akrolithe Statueu 412.
Akropolis * 105, Frauensta-
tuen 532 f. T. 6, 9, Giebel-
reliefs 541.
Akroterien »299 f. 542. 566.
572
Aktaiön 845. 861.
Aktion 108.
Akustik 307.
Alabaster 192. 290. 493. 508 f.
(Assyrien). 510. 575 (Etru-
rien).
Alabastron 257. 575 f.
Aladscba 516.
Alaisa 878.
Alaoni *166.
Alaria 145.
Alatriom 122.
Alba Fucense 128.
Alba Longa 122. 567.
Alba Pic. 128.
Albaccini 71.
Albani 37. 44, Mfinzsammlung
868.
Albano 123.
Alberici 45.
Aldobrandini 45.
Aldobrandinische Hochzeit 741
T. 19, 9.
Aleeia *142.
Aletium 119.
Alexander 676 f., Idealbild
650. 706 T. 12, 9. 14, 13,
Münzen 878. 901 T. 25,2;
„sterbender" T. 14, 5.
Alexandersarkophag 684 f.
T. 13, 3.
Alexanderschlacht 741 m. T.
19, 8 (Mosaik). 743.
Alexandreia Troas 92.
Alexandrien*80, Glasfabriken
224, Kunst in der Eaiser-
zeit 761 ff., Münzen 886 f.
898, 7, Vasen 188.
Alexandropol 168.
Alexandres von Athen 470.
745.
Alfedena 122.
Algardi 71.
Algidus 122.
Algier *165.
alignements 354.
Alinda •93.
Alkamenes 596 f. 922.
Alkestis 861.
Alkibiades, Porträt 653, 4.
724, Gemälde 631 f.
Alkmene 861.
all^e couverte 854.
Alleen von Sphinxen u. dgl.
460.
Allenlüften 143.
Allier 139, de Hauteroche 868.
AUifae 877.
Almeria *144.
Alnwick Castle 79. 146.
Aloa 796.
Alpenländer, Kunstgeschichte
487. 581 ff.
Alphabetvasen 661.
Alsium 130.
Altamura 119.
Altane 332.
Altar *366 f., vor dem Tempel
360, auf Gräbern 345, vom
Palatin 566, chnstiicher
777.
Altartafeln 441 (Aegjpten).
Altenburg 55. 152.
Altiochiero 49.
Altkirch 148.
Altofen 160.
Alxenor 613 T. 9, 6.
Alypos 647.
Amanos 90.
Amar^sion 106.
Amasia 90.
Amasis 556, der jüngere 618.
Amastris 90.
Amazone sterbende 604, ver-
wundete 725 T. 8, 13.
Amazonen 850.
Amberg 154.
Ambras 60.
Ambrosiana 41.
Am^court 868.
Amenhotep II 1. 461.
Amen-Hui 466.
Ameniritis 492.
Amerika, Kunst 772, Samm-
lungen 69.
Amiens 139.
Amisos 90.
Ammonsvase 82.
Amor 8. Eros.
Amorgos 111, Münzen 881.
Ampelos 831. 845.
Amphiaraion 107.
Amphikrates 592.
Amphiprostylos 330 T. 22, 10.
Amphitheater 381.
Amphitryon 861.
Amphora 255.
ampulla *255.
Amrith 497,
Amulette ^245 ff.
Amulettsteine 242.
Amykläischer Thron 543.
Amyklai 109.
Amyntas von Galatien 884.
Anadyomene 666. 731.
Anagyrus 106.
Anakaia 106.
Anakreon 724.
Anaphe 111.
Anatomie *428.
Anaxagoras 592.
Anaxyrides s. Beinkleider.
Ancoat 66.
Ancona AI. 45, Stadt 128.
Andokides 617.
Andronikos, Horologinm 750.
Andros 112.
Androsthenes 607.
Anfänge der Kunst 429 IL,
der Münzen 890 f
Angelelli 868.
Angerona 618 f. T. 9, 12.
Angouldme 139.
Anhalt 152.
Ani 88.
Anikonisch 524. 808.
Ankaios 847.
Anker 809.
Ann Arbor 69.
Annecy 139.
annuli 813.
Anopolis 113.
ansa comuta, Innata 264. 266.
455. 488.
Anstandsregeln 428 f.
Anstrich 300.
Antarados 82.
Antefixe s. Akroterien.
Anten 331 T. 22, 12.
Antenor 592. 605.
Antequera 144.
Anthedon 104.
Anthologie *426.
Anticaglien 167.
Antigonos 680.
Antikragos 95.
Antikyra 103.
Antimon 203. 511.
Antinoos *718, Relief 785
T. 18, 9.
Antiochien 83, Münzen 885.
AntiochosVIH., Grabmal 765;
• von Athen 726.
Antiparos 112.
Antiphanes 751 f.
Antiphilos 686.
Antiquarii 3.
Antiquarium 37.
Antium *123.
Antonine, Bauten 735.
Antoninianus 897. 905 T. 26,
10.
Antoninssäule *735 T. 18, 11.
12.
Antonius, Münzen 924.
Anu 80.
Anxia 118.
Anzan 453 f. 514.
Anzi 118.
Aosta 136.
Apameia 83 (Syrien). 91 (Bi-
thynien), 95 (Paropfaylieo).
Apelles 665 f.
ftegister.
927
Aphrodisias 727.
Aphrodite 823 f. T. 14, 10,
archaische 533 , capitoli-
nische T. 16, 16, esqoili-
nische 718, in der Kaiser-
zeit 731, Kallipjgos 717,
knidische 643 f. m. T. 12, 4,
koische 666, kyprische 500.
533, mediceische 726, n
T. 16, 17, melische * 675.
♦25,11 T, 13, 7, Mannor-
thron 922.
Apokalypse 782.
Apokryphen 801.
Apollo 817 f., von Amyklai
526, (sogen.) archaischer
*530f., yon Belvedere 683 f.
725 f. T. 16, 10, Mazarin
922, mit dem Omphalos 601
T. 8, 1. Yon Piombino 602
T. 8, 2, Pythoktonos 861,
Strangford 601, Stroganoff
*726. von Tenea 530 f.
T. 6, 8.
Apollodoros 632, von Dama-
skos 768.
Apo]lonia 161, Vasen 706.
Apollonios 681 T. 13, 13, Sohn
des Archias 723. 726 T. 16,
4, Sohn des Nestor 727.
ApoUonospolis 81.
Aposkopenon 852.
Apostel 801.
Apostolo 868.
Apotheose, Feier 746, Homers
727 T. 18, 8.
Apotropaia 230.
Apoxyomenos 598 (Polyklet).
691 m. T. 12, 8 (Lysipp).
Appius, Propyläen 750.
Appretur 172.
Apsis 376.
Aptara 113.
Apulien 118 f., Vasen 668,
Münzen 877.
Apulum 161.
Aquae ApoUinares 29, Sextiae
138.
Aquädukte 384.
Aquileja *135. 759.
Aquincam *160, Bad 919.
Aquitania 142.
Ära s. Altar.
Arabia personif. 836.
Arabien 84, Kunst 445. 454.
472. 514 f. 658. 773, Münzen
884 f.
Arados 82 T. 5, 1.
Aratoshandschriften 781.
Arausio 138.
Arbela 85.
Archäologie, Name und Defi-
nition 1 f.
Archäologisches Institut 4.
Archaismus 719 f. 745. 750.
Archelaos von Priene 727
T. 18, 8.
Archemoros 861.
Archermos 535, jüngerer 593,i .
Architekten 306 f.
Architektur ♦276flr.T 22.
Architrav 317.
Archivolte 323.
arcosolium 322.
arcus 390.
Ardea 123.
Arelate * 138, Münzstätte
905, 10.
Arellius 738.
Arenberg 58.
Arene Candide 136.
Ares 821, Lndovisi 729. 848.
Aretinische Gefftsse 180. 702 f.
748.
Arezzo 130, Redner 700.
argenteus minntulus 897.
Ai^olis 108, Münzen 881.
Argonauten 861.
Argos *108, Metallarbeiten
544 f. A. 7. 549, ReUefs
613.
Argos (Riese) 838.
Ariadne 856. 731 T. 16, 20.
Ariana 88.
Ariccia s. Aricia.
Aricia 123, Orestesrelief 627.
Arimaspen 850.
Ariminum 132.
Aristandros 647 f.
Aristeas 727.
Aristeides 634 f.
Aristionstele 593. 612 f.
Aristokles 593. 612 f., von
Kydonia 529.
Aristonophos 553.
Aristophon 609, Maler 612.
Aristoteles 425.
Arkaden 320, an Sarkophagen
737.
Arkadien 110, Reliefs 613,
Plastik im 4. Jahrb. 654,
Münzen 881.
Arkesilasvase 552.
Arles * 138.
Armbänder 241.
Armenien 88, Kunst 515. 690.
797 f., Münzen 884.
Armentum 118.
Armschienen 916.
Amai 132.
Arolsen 52, Münzsammlung
924.
Arozarena 868.
Arpinum 123.
Arretium 130, Redner 700.
Arrezzo s. Arretium.
arringatore 700 T. 15, 2.
Arsakiden 885 f.
Arsinoe 96.
Artaxerxes Ochus 357.
Artemis 823, ephesische 526.
589.682.813, Leukophiyene
941, Nanaea 827, persische
589. 813 T. 7, 11, von Pom-
peji 719,8 T. 16, 2, von
Versailles T. 16, 11.
Artemision 112 (Eub5a).
Artois 912.
Aiyballos 257.
Arzt, Kennzeichen 849.
As 899. 904 T. 21, 18.
Aschaga-Bej-köi 891.
Aschenkiste 255, vgl. Umen-
reliefs.
Aschenurne 255.
Asculum *128.
Asea 110.
Ashmolean 66.
Asiatische Religionen in Rom
720.
Asine 108.
Askalon 82.
Asklepieion 106. 361.
Asklepios 819, in Bädern 731,
auf Gräbern 732.
Asklepiosreliefs 636 f. T. 10,5.
Aspasia 724.
Aspasios 595. 746.
Aspendos 95.
Asphalt 281.
Assisi 132.
Assos 92, Tempelreliefs 621 f.
Assteas 669.
Assu&n 81.
Assyrien 85, Kunst t421. 454.
472. »506 ff.
Aatarte 449, s. 455. 477. 487.
624 T. 3, 4.
Astragaloi 274.
Astragalos, omam. 304; -Spie-
lerin T. 12, 12.
Aaturia 145.
Asur, Stadt 85, Gott 507.
Asurbanipal, Relief 510.
Atalante 861.
Atameus 91.
Atelier der Maler 408 f.
Ateste ♦ 135.
Athanas 79.
Athanodoros 728.
Athen, Topographie *105, Bild-
hauerschule 592. 651. 670 ff.
726 f., Malerschule 631 ff.
667, Münzen 880. 905 T.
24, 1—8, Vasenmalerei 185.
555 ff. 616 f. — Museen 39,
Gypse75, Mttnzkabinet866.
Athena 822 f. T. 8, 4. 5, Ge-
burt 861, Göttin der Künste
524, Kranaia 104, Polias
534 f., Promachos 603, von
Velietri T. 16, 15.
Athenagoras 424. f42b,
Athenis 535.
Athienau 97.
928
Aegiaier.
Athleten 848, Schemata 652.
Atlas, antiquarischer 13.
Atreusgrab 479 ff. T. 5, 8.
atrium 328. 340. 376 (selbst-
ständiges).
Atrium 877.
Attaleia 93 (Lydien). 95 (Pam-
phylien).
Attalos, Weihgeschenk 672.
679 T. 13, 9.
Attica 390.
Atticismus 722 ff.
Attika * 104 ff., Münzen 880.
Attis 850. 857.
Attische Vasen etc. s. Athen.
Aube • 139.
Auch 139.
Aufsätze, archäol. 9.
Anfstandsmflnzen 885 (jüdi-
sche).
Auge, Darstellung 428. 559,
der Hera 822.
Auge 1 861 f.
Augen, omamental 231 f.
Augsburg 154.
Äugst 144.
Augusta Praetoria 136, Tau-
rinonun 136, Treverorum
148, Vindelicorum 154.
Auguatodunum 139.
Augustus, Bauten 734, Cameo
746. von Primaporta 729
T. 17, 1.
Auramazda 624.
Aurae 831.
Aurelia Aquensis * 153.
Aurelianas, Münzen 889.
aureus 896 T. 26, 5.
Ausfuhr von Altertümern 70.
Ausgrabungen 30 ff.
Ausstellungen 72.
Autumnus 832, s.
Antun 139.
Aventicum 144.
Avignon 52.
Avranches 139.
Axos 113.
Axum 796, Münzen 887.
Azanis 110.
Azära 45.
B.
Baalbek 83. 767 T. 20, 4. 5.
Baal-Tars 827.
Baart de la Faille 868.
Babylon 85.
Babylonien *84, Kunst t421.
♦445 ff. 471 f. 504 ff., Münzen
885.
Babylonischer Stater 896 f.
Baccacciano 130.
Backofengräber *344.
Backsteinbau 280 f.
Badegeräte 272.
Badehaus 885.
Badeigts 868.
Baden * 153 (Land), *153 (in
Baden), 156 (bei Wien).
Badenweüer 153.
Baeblani 136.
Bäckerei 342.
Bäckerkunst 275.
Bäder 385.
Bär 862.
Bäume, heilige 357. 447, me-
tallene zum Schmuck 503.
510. 519. 545. 769 f.
Bagtsche-Deresi 90.
Bahreininseln 514.
Baiae 119.
Baktrien, Kunst 691, Münzen
886.
Balawat 85, Prachtthor 510.
Baldwin 244.
Balearen 145, Münzen 875.
Balustraden 331 f.
Baly-Dagh 92. 473.
Bammeville *52.
Bankgräber 351.
Baptisterium 364.
Barbarenstatuen 735 T. 17,20.
Barberi 71.
Barberini 45.
Barberinischer Faun 731, i
T. 16, 12.
Barbo 45.
barbotine 181.
Barcelona *145, Mosaik 754.
Barcino s. Barcelona.
Barcola 913.
Bargylia 93.
Bari 119.
Barletta, Koloss 776.
Barone 45. 70.
Barracco *45.
Barre 52.
Barren 200, als Geld 891.
Bart rasiert 432. 446. 706, it.
716.
Bartholdy 45.
Bartholomäi 885.
Bartoli 174.
Basalt 714.
Basel 143, Museum 61, Gypse
74.
Basilewsky 52.
Basilica 376 f. 328 f. T. 21,5.
Basis von Säulen 312 f., Bron-
zen 404, Statuen 415.
Basrelief 401.
Bassai 110.
Bassin 384.
Bäte 106.
Baucylinder 505.
Bauemkunst 710.
Bauinschriften ♦ 276 f.
Baukunst * 276 ff. T. 22.
Baum 8. Bäume; heiliger, in
Babylonien 447 T. 3, 5.
Baumeister 806.
Bauomamente *304 ff.
Baupläne 306.
Bausteine *287 ff.
BauteUe * 808 ff.
Bauwut 712.
Baxter 45.
Bayern * 153.
Bazzano 184.
Beaune 140.
Beanvais 140.
Bebriacnm 911.
Becker 804. 890.
Beckum 150.
Befestigungskunst 374.
Behr 52.
Beigaben der Toten 27. f ^ 29.
Beilchen aus Stein 245.
BeUe 249 f.
Beinarbeiten 196, -figoren 397.
Beinkleider 850.
Beinschienen 251.
Beirat 82.
Beisatzgefässe 27.
Beizeichen 903.
Bekanntmachungen 391.
Bekleidung von Statuen 413.
Bekränzen 846.
Belbina 110.
Beleuchtung der Räume 324 f.,
der Tempel 361 f., durch
das Dach 328.
Beifort 868.
Belgien 142.
Belgrad 161.
Bellerophon 862.
BeUet 868.
Bellini 868.
Bellen 53. 224.
Bellori 45.
Belluno * 185.
Belmore 79.
Belvedere 42, s. Apollo.
Bemalung der Gebäude 300 f.,
des Metalls 219, der SU-
tuen 413.
Bembo 45.
Benacci 133.
Benacus *134.
Benevent 122.
Benihassan 441. 909.
Benkowitz 869.
Bentinck 869.
Beresoff 798 (Schale).
Bergamo 134.
Bergan 244.
Bergbau 199.
Berge personif. 831.
Bergen * 165.
BerggOtter 831.
Betgkiy stall 221.
Bergwerke 199, Münzen 900.
Berlin 152, Museen 55 f..
Mttnzkabinet 865.
Bern 143 f., Museum Gl.
Bernay 756, s.
Benut«iD 197. 489. 562. 568
Branteghem 62.
a.9.
Blundetl 67.
Braachi 46.
Bemns 908, Mflnzkabinet 870.
Bobeli 41.
Braunfela 60,
Berrhoia 162.
Bocchi 136.
Beryto« 82.
Boden erhSfat 25.
Braaron 106.
Um (Be») 231. 589, Pfeiler-
Bogen 390.
Braat 849.
figor 494.
Böhmen *158.
Breccia 714, i.
BOotieu 109, MOnzen 879,
Bregenz 155.
UeHchreibnngvoD Denkmftleru
Reliefe 613, Skulpturen 674,
Bremen 150.
801 f., TOQ Fnnden 82.
Vasen 555.
Brennofen 177.
Ueschreibungen von Bauwer-
BoSthoH 693 T. 14, 6.
Breacia 134.
ken 276 f, bei Diobtero
Bogen 319 f. (Architektur).
Breülas 151, Museum 56,
426.
735 (der argentarii).
Gjpee 151.
Betender Enab« 670. 759.
Bretagne '140.
BetUehem 785.
Boghaeköi 516.
Breu 66.
Betti 45.
BrigantJnm 155.
Beugnet 53.
Bobrer 398.
Brigetio 160.
BevUacqoft 45.
Boidaa 669.
Brindiai 119.
Boissard. J. J. 11. 124.
briquetage 368.
BolcodeniB 139.
Brittania ■145, Eunat 421.
stellt 850 ff.
Bolmarai.« 158.
705. 758, MOnzen 876.
BejDnhDeii '75.
BhilM 87.
Bologna 133. 26. 629 f. 703,
Moseuin 40, Situla 584 T.
zen 866.
Biban-el-Moluk 62.
7,6,
Brodraine 260.
Bibelhandscbriften 780 f.
Bolsena 132.
Bromberg 151.
Bibliographie 7 ff, der Na-
Bomarza 130.
Bronze 203 ff.
mismatik 872.
Bompoia 869.
BronzeabgOsse 75.
Bibliotbeken 361.
Bieda 130.
Bonaparte, Lucien 46. 129.
Biehlei 244.
Boncompagni 45.
Bronzensanmlungen '208 f.
Biehl 143.
Bondacca 869.
Bronzeplastik 403 f.
Bieoe t862.
Bona 148 f , Mnaenm 56.
BieDenkorbform 321. 323.340.
Bononia 133, vgl. Bologna.
Bronzewagen • 268. 576. 584.
470. 488. 489.
Bronzezeit 207.
Biennos 881.
Boppard 913.
Borde, de la 869.
Broomball 66.
Bilderchroniken 924.
Browne 66.
Bildercjklen 743. * 857.
Bordeaux 140, Qypae 74.
Bruckenthal 160.
Boreas 831.
Brocken 387.
Borely 908.
Borgfiese «45 f.
BrUckmann 58.
776.
BrOla 46.
Bilderwerke 11 ff.
Borgheai 869.
ßrOon 159.
Bildhauerei '397 ff.
Borgheaiecher Fechter 681 f.
BröBBel 142. Museum '62,
Billoin 869.
Boi^ia 46, MDnzsammlnng
HQDzkabiuet 865.
Billon 893.
869.
Bnmelleachi 277.
Borioni 46.
Brunnen •383.
281 f.
Bombolm 915.
Bninnengrilber 344.
DorreU 66.
BniBtbild 729.
Birkenfeld 148.
Bosnien • 161.
Bruetgurt der Pferde 253.
Bma^arniecbe 251.
BiTB'Nimrud 85.
BoBporoB, kinunerischer 163,
MQnzen 882.
BisagDO 136.
Brustspangen 241.
Biscari 116.
Boeaage 286.
Bnittium -117, MOnzen 877.
Bithynien 91, Kunat 678,
Boston -69. Gypae 74.
Bryaxis •652.
Münzen 882.
Bottacin 867,.. 924.
Brygos 617.
Blacaa 53, Mtlnzkabinet 869.
BouEhes-du-RhOBO 138.
BubasÜs 80.
Blayds 66.
Boulogne-anr-Mer 913.
ßnccherogefftsae 178. 512, i.
Blaye 140.
Bourgea *140.
Boviflae 123.
(aasyrisch). 564 (kampa-
niach). 577 f. (etruBkisch).
Blech 214. 215, -figuren 403.
Bozen •155,
Buchdeckel '.!74. 793 f.
Knust 794.
Brabant 143.
Bucbillustration 467 (Ägyp-
Bleidacb 202.
Bracara 145.
tisch). 745 (römiBch).
Blera 130.
Brackenbofer 58.
Budapest 160.
Buddha, Figuren 770 T. 20, 8,
Blitz 815, bei Äthena 823.
Bramantino 124.
BloiB 140.
Schalen 472.
Blume in der Hand 587.
Buddba-Gaya 88.
Blumen t862.
Brandopferaltar 367.
BudimSric 158.
58
r~7
930
Register.
Badran 95.
Bficher 273.
Bflchse 255.
Bttgelkanne 474.
BühneDgebaude 379.
Bltoten 415.
Bukoliker 426.
Bukowina 160.
Bukranien 305. 863.
Balak 79.
Bnlarchos 538, s.
Bulgarien 161 f.
bulla 239.
Bulla regia 166.
Bundesgenossenkrieg, Mflozen
876.
BundesgenoBsenmünzen 902 f.
Buntdruck 172.
Buntweberei *171 f. 504. 768.
794. 797 u. ö.
Bupalos 535.
Bura 111.
Burckhard 869.
Bnrdigala 140.
Burgen 370 f.
Burgos 145.
Burgringe 372.
burgus 342, 4.
Burlington f. a. club 66.
Burungum 149.
Busirisvase 580.
Btttmir 914.
Bj ^iskäla * 159.
Byrsa 166.
Byzantinische Kunst 776, Ein-
fluss auf den Westen * 799.
Byzanz 98.
Byzes 296.
C.
Cadix 144.
Cadurcum 913.
Caere 130,Wandgemälde572f.
Caesar, Mfinzen 889.
Caesarea (Mauretanien) 166.
Cagliari 137, christl. Malereien
740, ».
Cahors 913.
Caieta 123.
Caledonia * 146.
Cales 119 fKampanien). Va-
sen 694, 132 (Umbrien).
Calvados 140.
Calvert 909.
Calvet 52.
Cambridge 64, Gypse 74.
Cambridge (Amerika) 77.
Cameen 194. *746. 922 T.
19, 10.
Camillus 729 T. 15, 3.
Campana 46. 132.
Campanagrab 572.
Campanari 46.
Campodumim 154. l
Camps 869. i
Candelori 46.
Canino 46. 130.
Cannes 913.
Canolejus 694. 698.
Canonestafeln 782 T. 21, 9.
Canopen 570. 577.
Canosa 119.
Canova 72.
Canterbury 913, Museum 64.
Cannsium 119.
Canziano 157.
Capello 46.
Capitolinisches Museum 36.
43.
capitolium 370.
Capranica 46.
Capreae 119.
Capsa 274.
Capua 120.
Caputi 188.
Caracalla T. 17, 10, Mttnzen
889.
Caraootinum 913.
Caraffa 46.
Caranda 139.
Carelli 876.
Carleton 146.
Carlsrube 57.
carmina figurata 274.
Carmona 144.
Camuntum 156.
Carpegna 869.
Carpi 46.
Carrara *131, Marmor 292.
713.
Carrey 641.
Carthago *166, Kunst 754,
Mttnzen 887, vgl. Punier.
Casali *46, Mttnzsammlung
869.
Cassel 56.
Castel 149, d'Asso 130.
Castellani 46. 70.
castellieri 372.
castra stativa 370.
Castra vetera 149.
Casuccini 130.
Catajo 42. 46.
Catanzaro 117.
Cavaceppi 47. 71. 124.
Caylus 3. 10. 12.
Ceder 174, in Babylonien 447.
Celeja 156.
cella 360.
Celt *249.
Cenisola 136.
Centralbau 324.
Centumcellae 128.
Centuripae 116.
Cerdena 913.
Ceretolo 133.
Certosa 133.
Cervetri 130.
Cervignasoo 47.
Cesarini 47.
Cesi 47.
Cesnola 95.
Cestiuspyramide 732. 738.
Chacbrylion 617.
Chairestratos 673.
Chaironma 104, Denkmal 353.
Chalcidicum 376.
Cbaldäer 505.
Chalke 97.
Chalkedon 91.
Chalkidene, Mttnzen 885.
Chalkidike 910.
Chalkidische Vasen 186. 557.
Chalkis 112.
Chalkus 899.
Chftlons-s.-S. 140.
Chambery 140.
Champagne 140.
champleve' 224.
Charakene 885.
Charente 140.
Chares 528 (Statae) m. T. 6,
7. 554, 6 (Maler), 670 (von
Lindosj.
Chariten 831 f.
Charkow 63.
Charon 838.
Chartas 529.
Charvet 53. 224.
Ch&tiUon 140.
eher 140.
Cheramyes , Weihgeschenk
527.
Cherchel 165.
Chersones, tauriscber 163.
Mttnzen 882.
Cheshire 146.
Chessa 137.
ehester 146.
Cheta 467 f.
Chianciani 103.
Chichester 64.
Chiellini 803.
Chigi 47.
Chimaira 844. 628 (von Arez-
zo).
China 772. 922.
Chios 97, Bildhauerschule 535,
Vasen 186.
Chirurgische Instrumente 275.
Chiusi 130.
Choiseul 53.
Chorsabad 85.
Christ. J. Fr. 3. 13.
Christentum, Verh<nis zur
Kunst 778 f.
Christine (Königin) 47, Mflnz-
kabinet 869.
Christliche Archäologie fSOOf.,
Dichter 426. fSOO, Kunst
773 flf., Symbole 808 f.
Christodoros 34.
Chrysapha, Grabrelief 539.
chryselepbantine Kunst 397.
Chijsostomos, Predigten 783.
Register.
931
Cbuen'eten 465 T. 4, 10.
Chor 148.
Ghutaten 465.
Chytroi 96.
Giacconi 124.
Cicero 425.
Cilli 156.
Cimetra 122.
Cioffi 47.
CipoUino 291. 713.
Cippus 355.
Circeji 123.
Circua *d82, -darstellnngen
748.
Cirta 166.
Ciselierkonst 215. 676. 763
eisten 268. 697 f. T. 15, 9 a b,
a cordoni 257.
Cisiernen «383.
Cistophoren 898 T. 25, 15.
Citrusbaom 174.
Cividale 135.
Civita Gastellana 131.
Civita Lavinia 123.
Civitavecchia 130.
Clarac 12.
Claudia Aeqnum 161.
Glandianua 426.
Clemens von Alexandrien 424.
Glercq 53.
Clermont 140.
Cleve 149.
Cloaca maxima 385 f.
cloisonnö 224.
Clusinm 130.
Codex argenteua 273, Bero-
linensis 125, Goburgensis
125, pnrpnreua 273.
Goelesyrien 83.
Coelius, Haus der Märtyrer
740.
Cogbm 66.
Colchester 65.
Golonia Agrippina 149.
Colonna 47.
colosseum 381 T. 18, 3.
columbaria 346, Wandgemälde
740.
colnmna rostrata 389.
Commodus 730 T. 17, 9.
Como 134.
Compidgne 52.
compositiones 169.
Comum 134.
Concordia 836, is.
Gonstantia 162.
Constantine 165 f.
Consularmfinzen 888 f.
Contma 149.
Gonze'scbes Gesetz 850.
Gera * 123.
Gorcbiano 131.
Cordova 144.
Corinium 146.
Comell üniv. 69.
Cometo 131.
Gorrosion 14.
Corsica *137, Kunst 580.
Corsini 47.
Cortona, Akademie 4. 129,
Stadt 130, Kronleuchter
267. 629.
Gosa 130.
Cospi 47.
Cossutins Cerdo 723.
Cöte-d'or * 140.
Götes-du Nord 140.
Covema 149.
Crannogs 368.
Grassier 244.
Crespellano 133.
Greuzer 58.
croix ansäe 233, gammle 233,
pattäe 238.
Gromlech 348. 354.
crustae 216.
cryptoporticus 386.
Cucumella 132. 572.
Gumae 120.
Cupra * 129.
Gyklen 743. 857.
Cylinder s. Siegelcylinder.
Gymbeln 247.
Cypem 95 f., Kunst 454.
472 f. 499 f. 622 f. 656. «82.
753, Mttnzen 883 f.
Gypraea moneta 489.
Gypresse 174. 1863.
Gyriacus v. Ancona 100 f.
Czartoryski 53.
Czemowitz 160.
Öaslau 159.
C.
D.
Dach * 325 f.
Dacien 160, Kunst 705 f.,
Münzen 900.
Dacierstatnen 735.
Dahachnr 920.
Dänemark *164.
Daidalos 524. 528 f. 647 (Si-
kyonier). 678 (Bithynier).
Dakien s. Dacien.
Daktyliothek 243. 746.
Dali 96.
Dalmatien 161.
Damascus 83.
Damme 869.
Damophilos 627.
Damophon *751.
Danae tB62.
Danaide *603.
Danzig 151. Münzkabinet 865.
Daphnai 909.
Daphne 845.
Daphnien 106, Mosaiken 785,8.
Dareikos 896. 924 T. 23, 15.
Darmstadt 56.
Darzau 150.
Decke 336 f.
Deckel 266.
Deckenbilder 742.
Deimos 834.
Deinokrates 677.
Deinos 256.
Deir-el-Bahari 81.
Dekeleia 106.
Dolos 112. 358 (Apollotempel).
532 f. (Frauenstatuen). 642
(Giebelfiguren), Münzen 882.
Delphi 103. 921 f., Giebel-
gruppen 607. Reliefs 922,
Münzen 879.
Delphin 229. 815. 817.
Delpbinion 104.
Demeter 822, von Knidos 655
T. 12 10.
Demetrios 651 T. 14, 14 (Por-
trät des Poliorketes).
Demirhissar 99.
Demokratia 836.
Demos 836.
Demosthenes 664. *671 T. 14,
16.
Denar 897 T. 25, 28. 26. 27.
26, 1-4.
Denderah 81.
Denkmäler 388 if.
Denkmünzen 902.
Denen 53.
denticuli 304. 319.
Depoletti 47.
Depotfunde 26.
Derby shire 146.
Derrhiopos 99.
Dertona 136.
Despuig 50.
Destailleur 124.
Deutschland 146 ff., Museen
55.
Deva 160.
DoYonshire 244.
Devotionskreuze 776, 12.
Dexileos T. 10, 3.
Diadem 237.
Diadnmenos 598 T. 8, 11.
Diamant 194.
Diatreta 221 f.
Dichter 848 f.
Dictamnus t863.
Didymaion 94, Statuen 528.
Dijon 52.
Dikaiarchia 120.
Dike 836.
Dilettanti 3 f.
Diluvialzeit 429 f. T. 1.
Dimitriu 79.
Dinan 913.
Diogenes 651. 725.
Diokletians Palast 161. 871.
Diomedes 678, 1. t861.
59*
932
Begiater.
Dionyslos von Halikamaas
425, von Kolopbon 611,
Porträtmaler 710.
Dionysos 819 f. 709, an Sarko-
phagen 857, Thiasos 831.
Diorit 449.
Dioskorides 746 (Gemmen-
Schneider). 781 (Wiener
Handschrift).
Dioskuren 847.
Dipoinos 529.
Dipteros 831.
Diptychen 792 T. 21, 10.
Dipylon *106. 373, -vasen
*o47 T. 7, 1.
Dirke t862.
Disch « 59. 224.
Disken 328. 736.
Diskosscheiben, verziert 618.
Diskoswerfer, zielender 596, e,
myronischer 599 T. 8, 12.
Disney 66.
Djorgarden 165.
Dobrichov 158.
Dobrudscha 162.
Dodona 9.*.
Dodwell 66, -vase 557.
Dokimion 713.
Dokl^a 161.
Dolche 248 f., mykenische
481 T. 5, 11.
Dolerit 290. 449.
dolium 256.
Dolmen 354.
Donauprovinzen 758 f.
Dontas 529.
Doppelaxt 250. 468. 518.
Dordogne 140. 338 f. 429 ff.
m. T. 1, 3.
Dorfschulze 437 T. 2, 3.
Doris 108.
Dorischer Stil 310 T. 22, 1.
Dorische Wanderung 490.
Domauszieher 603. 723. T. 8,
15.
Dorpat * 162, Museum 63,
Münzsammlung 868.
Dorstadt 161.
Dorykleidas 529.
Doryphoros 598 T. 8, 10.
Doubs 140.
Drachenkampf 813.
Drachme 897.
Draguignon 140.
Draperien 838.
Drechseln von Bein 196, Holz
174.
Dreifuss 260, bei Apollo
817.
Dreischlifcze 317.
Dreischlitzgefässe 275.
Dreizack 275. 815 (Poseidon).
828 (Flussgötter).
Dresden 152, Museum 56.
Mflnzkabinet 865.
Dromos 348.
Dronthe 489.
Drovetti 79.
Druidensteine 354.
Dscholan 83.
Dublin 146, Museum 65.
Dfibel 285.
Dflrrenberg 155.
Düsseldorf 914.
Dufoumy *53.
Dugas 909.
Dugga 166.
Dumanli-Dagh 93.
Dup^rac 124.
Duprö 869.
Durand 53.
Durchbrochene Arbeit 216.
Durchreiben 75.
Dnris 617.
Dutant 53.
Dutuit 53.
Dyme 111.
Dzialynska 58.
E.
Ebauches 397.
Ebenholz 174.498.
Ebermayer 244.
Eburacnm 146.
Ebnrovices 142.
Eburum 159.
Echidna 842.
Echinus 813.
Echo 831.
Eckhel 864.
Ecole des beaux-arts 74.
Ecole fran9aise 5.
Edelsteine * 192 ff., künstliche
222, in Metall eingesezt
219 f.
Edessa 84. 766, Münzen 885.
Edfu 81.
Edinburgh 65.
Eger 159.
Egesta 116, Münzen 878.
Egias 616.
Egypt exploration fnnd 79.
Ehrenstatnen 652. 671.
Eiche 815. t863.
Eierbecher 260.
Eierstab 304 T. 22, 6.
Eileithyiagrotte 113.
Eimer 257. 583 f. T. 7, 15,
vgl. Situla.
Einhorn 843. 452 f.
Eining 154.
Einschmelzen 21.
Eirene 835.
Eisen 209, in ostrümischem
Gebrauch 794, Münzen 894.
Eisenberg 152.
Eisenerz 156.
Eisenkultur 209. 704.
Eisleben 152.
Ekecheiria 836.
Eklektiker 723.
Elam 453.
Elateia 104.
Elberiing 869.
Elea 118.
electrum 225.
Elegie, Einfluss 745.
Elektron 214, -mOnzen 896 f.
Elektrotypie 75.
Elephanta 88.
Elephantine 81.
Eleusinische Gottheiten 826,
•es Relief 636 T. 10, 1, -er
Stein 288.
Elensis 106. 110 (Arkadiea).
Eleutherai 106.
Elfenbein 196.792 u.5.,>figQren
897, -maierei 710. 780.
Elgin 28. 66, gallery 65.
Elia 110, Münzen 881.
Elisabeth, hL 85 (Reliqniar).
El-Kargeh 82.
Elsass *147.
Email 224. 790 (byzantinisch),
emaillierte Ziegel 451. *463, i s.
505 f. 509.
Emailmalerei 225.
emblemata 216.
Emesa 88.
Emilia 183.
Emissar 386.
Emona 157.
Emplekton 286.
Emporiae 145, Mfinzen 875.
En caboche 243.
EndoioB 528 f. [608 T. 8, 4].
jüngerer 593, i.
Endymion 731. 862.
Engel-Dolfus 913.
England *145 f., Museen 64 ff.
Englefield 67. 189.
Enkaustik 406 f. 780.
Enna 116.
Enner 869.
Entasis 812.
Entrains 913.
Eos 880.
Epeios 528, s.
Ephesische Göttin s. Artemis.
Ephesos 94, Bildhanerschnle
681. Reliefsftulen 541, die
Siäteren 648.654 T. 11,9,
ünzen 883.
Epheu 817. 820.
Epheukranz 848.
Epidauros 108, Giebelgmppen
641. 642 T. 11, 6, andere
Skulpturen 674, Neubau
161 (lUyrien).
Epigonos 680.
Epigramme 426.
Epikrates 681.
Epiktetos 61 7.
Epinal 918.
Begiateif.
933
Epirus 99, Kunst 484. 678.
Marmor 713,8, Münzen 870.
Episcopios 11.
Episiylion 317.
Equi 729.
Eraklf 112.
Erato 825.
Eravisci 914.
Erbach 59.
Erchia 106.
Erdbeben 16. 24, Einfluss auf
die Architektur 308.
Erdkugel 814 (Zeus). 847
(Kaiser).
Erdställe 347. 918.
Erdwälle 372.
Erech 85.
Erecbtheion 105, kunstgesch.
640. Korenballe 642 T.
11,7.
Eretria 112, Vasen 915.
Erfindungen 427.
Ergänzung 71.
Ergissa 98.
Ergotimos 556.
Erhaltung der Denkmäler
24 ff.
Erinyen 832.
Eris 834.
Erklärung der Denkmäler
805 flf.
Ermitage 64.
Erneuerung der Denkmäler
16 f.
Eros 833. 824. 708. 718 T. 14,
11, in Handlung 846, von
Centocelle 833 T. 16, 19.
Eiythrai 94.
Eryx 116.
Eschmunazar 496.
Esel 828.
Eski-Sagra 162.
Esquilin, Grabstelen 627,
Wandgemälde 738.
Este *135, Eimer 583 f.;
(Fem.Tppol. d*) 908.
Esthland 914.
Estremadura 145.
Etrurien * 129, Kunstge-
schichte t421. 568 ff. 627 ff.
660 f. 698 ff. 748 f., Münzen
876.
Etruskische Vasen 580 T. 15,
10.
Etschmiadsin , Bilderhand-
schrift 797.
Euböischer Stater 896 f.
Enboia 112, Münzen 879.
Enbuleus 645. 826.
Eubulides 673.
Eucheir 673.
Eucheiros 529.
Eudemos 528.
Eugen Yon Savoyen 61.
Eule 822.
Eulogia 257.
Eumares 538, m.
Eumeniden 832.
Euodus 746.
Eupalinos 97 f.
Euphiletos 538.
Euphorbosteller 553.
Euphranor 633.
Euphronios 617 T. 9, 9.
Eupompos 634.
Euripides 426.
Eurysaces 353. 732.
Euterpe 825.
Euthykrates 669.
Euthymides 617.
Eutychides 669 f. T. 13, 4.
Evangelienhandschnften 782.
Evreux 140.
Exedra 324. 375 f.
Exegese 805 ff.
Exekias 556.
Exereunetes 869.
Exeter 65.
Exhedra 324. 375 f.
Exomis 849.
Exorcismus heidnischer Funde
35.
F.
Faber 59.
Fabretti 47.
Fabrikstempel derTöpfer *177,
der Metallarbeiter 916.
Fabullus 738.
Fa^ade 324 ff.
Fackel 822 (Demeter). 823
(Artemis).
Fächer 248.
Faesulae 130.
Fälschung von Antiken 802 ff.,
Münzen 889, Namen 427.
Färberei *172.
Faijüm 81, Porträte 687 f.
762. 795 T. 20, 3.
Falera 911.
Falerii 131.
Falten der Hände 851.
Fama 835.
Familie des Augustus 734,
Lj^komedes 7 1 , Tiberius 746.
Familienmünzen 888 f.
Farben der Vasenmaler 183 f.
Farbensymbolik 863.
Farbstoffe 405, Veränderung
derselben 410.
Famese 47.
Famesina 740.
Farnesischer Herakles 726 f.
T. 16, 8, Stier 681 T. 13, 13.
Fass 256, -gräber 344.
Fassiler 516, e.
Faun, bai'berinischer 731, 7
T. 16, 22.
Faustkämpfer 848.
Fayence vgl. Glasur.
Fayenceplatten 463 (ägyp-
tische) T. 4, 7.
Fechter, borghesischer 681 f.
T. 13, 14, sterbender 679
T. 13, 10.
Federsticken 173.
Feldflasche 257. 577.
Feldzeichen 252.
Felix Hall 67.
Felsarbeit 297.
Felsbau 470 (ph5nikischj.
Felsengräber 701 (Etrurien),
-höfe 358, keller 341,
-kirchen 358, -reliefs 389.
442 (ägytisch). 625 (per-
sisch). 769 (Sassanidisch),
-tempel 87. 358. 692, -Zeich-
nungen 489.
Felshügel bearbeitet 358.
Felsspalten 339 (Wohnung).
343 (Grab).
Fenster 324, -gläser 787,
-umen 268.
Feoli 47.
Ferdinandeum 155.
Ferentinum 131.
Ferkel 822 (bei Demeter).
Ferrara, Museum *40, Münz-
kabinet 867.
Fesch 53.
Festungswerke wieder be-
nützt 17.
Festzug 711. 763.
Fetischhütte 359.
Feuardent 869.
Feueraltar 367.
Feuernekropole 450.
Fibeln *239f. 488.
Ficoroni 47. 70.
Ficoronische Ciste 694 T. 15,
9 ab.
Fidenae 128.
Fides 836, 16.
Fiedler 59.
Fiesole 130 f.
Filigranarbeit 218.
Fingerringe 241 ff.
Finist^re 913.
Finnland *164.
Firmum 129, Münzen 924.
Fimiss der Thongefässe 179.
Fisch 809, Münzform 895.
Fischer 731, s ; Gh. Fischer
869.
Fischgräte 197, -nwerk 918.
Fitzwilliam 64.
Flachrelief 401.
Flandern 142.
Flasche 257, vgl. Feldflasche.
Flavium Solvense 156.
Flechtarbeit 170.
Fleischgabeln 261.
Fliegen in der arch. Kunst
584.
Fliessen 149.
934
Register«
Flink 908.
Florenz *131, Museen *40 f.,
Mflnzkp.binet 867.
Florianus 889.
Flncbmale 347, 7.
Flagel 588, bei Göttern 589.
811. 827 (etruskisch) T. 3, 1.
Form 432. 446.
Flussgötter 828 f. 839.
Flusskiesel 192. 474.
Fogelberg 47.
Fol 61.
Foligno *133.
FoUis 899.
Fontainebleau , Kupferstich
♦10.
Fontana 61, MQnzkabinet 869.
Forli 911.
Forman 67.
Formen zum Giessen 216,
fflr Tbonfiguren 395 f.
Formereien 74.
Formiae 123.
Formscbfissel 180.
forum 874.
Forum Hadriani 148, Julii
911 (GalUa Cisalp.), 135 f.
(Venetien), 139 (Südfrank-
reich).
Foucquet 53.
Fould 53. 244.
Fourmont 101.
Foumierarbeit 174.
Fox 869.
Franca 61.
Franche-Comt^ 140.
Franchini 869.
Francia 125.
Francois 31, -vase 556.
Frankfurt * 149, Museum 57,
Mfinzkabinet 865.
Frankreich *137 ff., Museen
♦51 ff., vgl. Gallien, Kelten.
Frauenburg 151.
Freibnrg 153.
Freitreppen 333.
Fr^jus 139.
Frentaner 122, Münzen 876.
Frescomalerei 335. 407.
Freudenan 156.
Friederichs 74.
Friedhof 346.
Friedrich von Gotha 59.
Fries 317 f., -reliefs 637 flf.
Frögg 157.
Frontalität 590.
Frühattische Vasen 555 f.
Frusino 123.
Füllhorn 816.
Fürstenberg 59.
Fugger 59.
Fulginii *133.
Fuligno *133.
Fundangaben 70.
Funde 29 ff.
I Fundkarten 76.
Funghini 47.
Fuss aufgestützt 724 f.
Fussbodon 336.
0.
Gabii 123.
Gades 144.
Gänsfuss 156.
Gagat * 192. 758.
Gaia 828.
GaUlard 869.
Galatien 91, Münzen 884.
Galaton 687.
Galizien 159.
Galizin 64.
Gallerien 321. 332.
Gallien *137 ff., Kunstge-
schichte 421. 703 ff. *754ff.,
T. 20, 10, Münzen 875, vgl.
Kelten.
Gallier, sterbender 679. 725.
GalHpoli 119.
Gallische Götter 827.
Galvanoplastik 75.
Gammaqnadrat 234.
G&ndh&ra 770, 12.
Garamanten 169.
Gurdasee 134.
Gargara 92.
Gartenkunst *392. T. 19, 5.
Gastra 255.
Gätinais 140.
Gaulanitis 83.
Gaza 82, Sergioskirche 784, 12.
Gazette archäol. 8.
Ge 828 f.
Gebärden 429.
Gefängnis des Sokrates 355.
Gefängnisse 378.
Gefässe *254 ff., auf Gräbern
345, an Wänden 334, in
plastischer Form 661 ff.,
steinerne 392.
Gegenstempel 906.
Gehörnter Kopf 459 (ägyp-
tisch). 838.
Geierstele *471.
Geison 328.
Geister s. Seelen.
Gela 116, Münzen 878.
Gemeinlebam 156.
Gemmenkunst 194. 549. 662.
746. 792.
GemmeAsammlungen *243 f.
Gemütsbewegungen 853.
Geneviöve, Ste. 52.
Genf 144, Museum 61.
genius publicus 836.
Genrebilder 709 f.
Gent 918.
Geometrische Dekoration 227.
546 f. 582 f.
Georgien 798.
Gerberei 342.
Gergovia 142.
,GermanicuB* 726 T. 16, 7.
Germanien ^760.
Gerona 145.
Geryones 887 f., sein Hand
844.
Gesellschaften, archfiol. 6 f..
numism. 872 f.
Gesichtshelme 252.
Gesichtsmasken 288.
Gesichtsamen 262 f. 4öö
T 3 18.
Gesimse 818 f. 828.
Getreidegruben 341.
Gewand, durchsichtig 716.
Gewandnadeln 289 f. 4H>*
u. ö.
Gewebe * 170 ff.
Geweihe 196.
Gewichte ♦272.
Gewölbe 821.
Gezahnte Münzen 903.
Ghezzi 124. 125.
Giallo antico 714, s.
Giebel 826, -feld 827 T. 22, 9.
-grappen 327. 605 ff. 731.
•reUefs 541.
Giessen von Figuren 403.
Münzen 895.
Giessgefässe 256.
Giganteja 169.
Giganten 887. 840 (schlangea-
leibig), -sänlen 757.
Gigantomachie 887, von Per-
gamon 679.
Giocondo 125.
Gips 8. Gyps.
Girardot 53.
Gurgenti 115.
Gitiadas 529. 544.
Gitter 338, -reliefs 175.
Giusti 47.
Giustiniani 47 f.
Gizeh 79. 81.
Gjaurkalessi 516.
Gjölbaschi 95. 655 f.
Gladiatorenkasernen 378,
-Waffen 248.
Glas ^221 ff. 768, -fläBchchen
574 f., -fluss 75. 222. 558.
-geld 894, -industrie 74^
(römische). 763 (alexandri-
nische). 792 (ostr5mische),
-mosaik 302 f., -pasten s.
-fluss, -perlen 222.
Glasur * 179. 463 u. ö.
Glaukias 592.
Glaukos 826 (Meergott). 548
(Metallarbeiter).
Glienecke 57.
Glock 869.
Glocken ^246 f., -krater256,
-türme 865.
Gloucester 146.
1 Glykon ♦ 726 f. T. 16, 8.
935
Glyptothek 58.
Gnathia 119.
Gobelins 171. 742. 794.
Görlitz 151, Mfinzkabinet 865.
Goethe 58.
Götter unter den Menschen
845 f. 856 (Grösse).
Götterbilder 809 ff., im Freien
359, an Schiffen 359, ani-
koniscbe 808.
Götterideale 810. t861.
Göttermutter 827. 850.
Göttingen 57, Gypse 74.
Göttweih 60.
Gold *211f.. Wert 892.
Goldarbeiter 220, -bronze 206.
Goldener Schnitt 307.
Goldene Statuen 404.
Goldfunde 26.
Goldgläser 222. 792.
Goldmünzen 896.
Goldschmiede 220.
Goldscbmuck nachgebildet 73,
YgL Schmuck.
Goldstickerei 794.
Golgoi 97.
Goltz 804.
Gorgasos 627.
Gorgoneion 231, als Antefix
542.
Gorgonen 838 f. 588. T. 7, 12.
Gortys 113.
Gorytos 253.
Gorzano 134.
Gosselin 169.
Gotha 57, Münzkabinet 865.
Gottorp 57.
Gozzo '169.
Grab der Christin *355, der
Horatier 353, des Kimon
355, des Porsenna 352 f.,
des Vergil 353.
Grabdenkmäler *343 ff., Er-
klärung 857 ff. t863.
Grabhaus *352.
Grabhöhle *350.
Grabhügel 347.
Grabkammer 350 f.
Grabkapelle 353.
Grabkirche 364.
Grabkult 434 (Aegypt.)
Grabmalereien . Bedeutung
859, vgl. Wandmalerei.
Grabreliefs 612 f. (5. Jahrb.).
636 f. (4. Jahrb.) T. 10, 2. 3,
ygl.Grabdenkmäler, -reliefs.
Grabsäulen 353.
Grabstatuen 540. 614. 732
T. 16, 7. 18. 17, 18.
Grabsteine 733 (römisch) m.
T. 18, 15. 777 (christbch),
vgl. -denkmäler, -reliefs.
Grabtafeln 538.
Grabtürme 767.
Gräber 343 ff. 732 (Kaiserzeit),
wieder benutzt 17, *funde
27 ff., -Strasse 28. 346.
Grächwyl 144. 583.
Graf 79.
Graffiti 401.
Grahamme 869.
Gramm 870.
Granatapfel 822.
Granit 289.
Granulation 218.
Granvella 62.
Graphit 177, a.
Gravieren in Metall 218, auf
Stein 194.
Graz 60. 156.
Grazien 831 f.
Gr^au 53, Münzkabinet 870.
Greif 844. 230 (omamental).
588. 721. 835, bei Apollo
817, mit Rad 857, -enkapi-
teU 316.
Greifswalde 151.
Gr^noble 52.
Greppo M8, Münzkabinet 870.
GreviUe 244.
Griechenland *99 ff., Museen
39, Münzkabinet 866, Kunst-
geschichte t*421. 476 ff.
(1. Orient. Periode). 520 ff.
(2. Orient. F.). 590 ff. (1.
hellen.). 630 ff. (2. hellen.).
664 ff. (Königpeit). 749 ff.
(Kaiserzeit).
Griechische Münzen 874 ff.
Griff von Gefässen 257, von
Stichwaffen 249.
Grille 53.
Grimani 48.
Grivaud 53.
Grossbritannien * 145 f., Mu-
seen 64 ff.
Grossenhain 152.
Grossgriechenland 117.
Grosseto 130.
Grotten 357 f. (heüige).
Grottesken 743.
Gruben 339 (Wohnungen).
Grubenschmelz 224.
Grübchenomament 180.
Grumentum 118.
Gruppen 852 ff., von Göttern
und Tieren 813.
Grynion 93.
Guamacci 132.
Guben 151.
Gudea 447 f. T. 3, 8. 9.
Gün-Dagh 93.
Günverdschenlik 95.
Gürtel 251.
Guimet 53.
Guirlanden 305 T. 18. 5.
Guldberg 63.
Gundestrup 760 vSilbergefftss).
Gurina 157.
Gusseisen 210.
Gussformen 216.
Gusswerk 284.
Guter Hirt 809. *777 T. 21, 2.
Guttae 317, Iridis 875.
Guttentag 870.
Gyges 518 f.
Gymnasien 382 f.
Gypsabgüsse *73.
Gypsfiguren 403. 762.
Haag 62, Münzkabinet 867.
Haarnadeln 238.
Haarspangen 238.
Haartracht 429.
Hades, person. 837.
Hadria 136.
Hadrian T. 17, 6, -s Bauten
735. 750 f. (in Griechenland),
-viUa * 128. * 720. 740, -wall
146.
Hadschar-kim 169. 485 T. 5, 14.
Haeduer 142.
Hängelampen 261.
Hafenanlagen *388.
Hagelaldas 592, der jüngere
♦647.
Hagemans 62.
Hahn 1) 819. 822. 588 (orna-
mental). 859 (an Grabstei-
nen). t862; 2) Samml. 59.
Halai 103.
Halberstadt 152.
Halbmonde auf Statuen 415,
von Thon 488.
Halbmondförmige Messer
248 f. 582 T. 3, 16.
Halbrund 324.
Halbsäulen 332.
Halikamass 95. 655.
Halkyonischer Meerbusen 107.
Halle 152, Gypse 74.
Hallen 375 f.
Hallstatt 155. 581 ff. 630
(Schwertscheide).
Hals von Gefässen 264.
Halsbänder 239.
Hamilton 67.
Hammer 819 (Hephaistos).
Hammeraxt 250.
Hanai-Tep^ 909.
Hanau 149, fiAünzkunde 865.
Handbücher 13.
Handel 69 ff. (mit Altertü-
mern); im Altertum 168.
429.
Hannover 150, Museen *57.
Harfleur 912.
Harlem 62.
Harnische 251.
Harpe 248. 816, ii (Kronos).
Harpokrates 827.
Harpyien 842. 496, -monu-
ment 622 T. 9, 14 ab.
Harran 909.
936
Begister.
HÄTtwell 67. 79.
Hase t824.
Hasenjagd 560.
Hathorkapitell 316.
Hatborkopf 504.
Hauran 83.
Haus *340 ff. T. 19, 1, -berge
348.
Hauser 59.
Hausindustrie 168.
Hauskapelle 359.
Hausnmen 263. 474.
Haute-Loire 140.
Haute-Vienne 140.
Hautrelief 401.
Hay 79.
Hebe 804.
Hebemaschinen 296 f.
Heddemheim 914.
Hedervar 870.
Heemskerk 125.
Hegesias 592.
Hegeso T. 10, 2.
Hegias 592.
Heideken 870.
Heidelberg *|153, Museum 57,
Gypse * 74, Münzkab. 865.
Heiligenbilder 780.
Heilige Strasse 106.
Heiligtümer 357 ff.
Heizung 385. 918.
Hekate 826.
Hekatompedon 105.
Hekte 897.
Helena 861.
Helikon 619.
Heliogravfire 10.
Heliopolis 80 (Aegypten). 83
(Syrien).
Helios 829 f.
Helme *251 f.
Helsingfors 164.
Hemera 830.
Hengrave 146.
Henkel von Gefässen 264.
Henkelkreuz 233.
Heospboros 830.
Hepbaistos 819. 524, Rfick-
ftthrung in den Olymp 861.
Hera 821 f. t862, von Argos
646 f., Ludovisi T. 16, 14,
von Samos 526.
Heraclius 170, Kaiser 776.
Heraion 97 (Samos). ♦ 108 f.
640 (Argolis).
Herakleia 91 (Bithynien). 103
am Oeta). 118 (Lukanien).
Herakleides 727.
Herakleion 112.
Herakleopolis 909.
Herakles 847, von Dodona
602 T. 8, 3, epitrapezios651,
nach Skopas 648, -bermen
731. Vgl. Glykon.
Heraklius ♦776.
H^rault 140.
Uerculaneum 120 f. 31. M&d-
chenstatue T. 17, 13, Wand-
gemälde 738 f.
Herdguss 216.
Hermannstadt 160.
Hermaphrodit 837. 708. 716.
Hermen 415. 527. 818, archai-
sierende 719, umgestürzte
856.
Hermes 818 f., auf Gräbern
732 T. 16, 18 (von Andres),
von Trözen 674.
Hermogenes 681.
Hermonaz 617.
Herodes Attikos 751.
Heroen zu Pferd 847.
Herold 849, -sstab 818.
Heroen 364.
Herrenhausen 57.
Herry 62.
Hertz 67.
Herzegowina 161.
Herzogenberg 60.
Hesperiden 862, -drache 844.
Hesperos 830.
Hesiodischer Schild 426. 544.
Hessen «152, -Nassau 149.
Hestia 828.
Hethiter 467 f. 516.
Hevry 908.
Heyne 13. 4^0.
Hierapolis 83, Münzen 885.
Hierodulen 848, «.
Hildesheimer Fund 26. 747
T. 19,11.
Himera 116.
Hinterindien 88.
Hippalektryon 843.
Hippo 166.
Hippodrom 382.
Hippolytos t862 (Heros). 774
(Papst).
Hipponion 117.
Hirschkuh 823.
Hirten 849.
Hispania 144, Münzen 875.
Hissarlyk ♦92. 454. 473.
Hochäcker *388.
Hochrelief 401.
Höhlen 338 f. ra. T. I, 1 (Woh-
nung). 357 (heilige).
Homer 813 (von Göttern).
838 f. (der Schreckgestal-
ten).
Hof 338.
Hoflfmaun 53, Münzsamml.
870.
Hofkünstler 436.
Hohenleuben 152.
Hohenzollem 153.
Hohlguss 217.
Hohlziegel 281.
Holkham Hall 67.
Holzarbeit * 174 ff.
Holzbau 282.
Holzschnitzerei 394.
Holzteile von Steinbaaten 29^,
Homburg 150.
Homer 743, -ische HaiMi>
Schriften 781, -iacher Schild
426. 544.
Homonoia Münzen 902.
Hope 67.
Horaz 426.
Hören 832.
Horizontalen 307 (Karraturi.
Homarbeit 195 f.
horrea 878.
Horta 181.
Horte 26.
Horus ein Krokodil tötend 762.
Houben 59. 149. 244.
Howard 67.
HradiSt^ 158.
Huber 870.
Hügel, personif. 381.
Hügelgräber 347.
Hünengräber 352 T. 5, 17.
Hütten *339, -nmen 263. 356.
Hufeisen *253.
Hund t862.
Hunter 870.
Hyadnthe 817 (bei Apollo).
Hydra 844. t862, verschdoert
717.
Hydria 255.
Hydruntum 119.
Hyettos 104.
Hygieia 819.
HykBOskOnige 457.
Hymenaios 834.
Hymettische Amphora 551.
-er Marmor 290. 713.
Hypäthndtempel 328 f. 33^.
361 f.
Hypnos 835.
hycocaustum 350. 919.
Hypogeura 351.
Hypokraterion 256.
Hypostyl 337.
Hypsis 618.
Hyria ♦877.
Hysiai 109.
I.
lata 710.
lakohos 826.
lalysos 97. 475.
lason 724 T. 12, 7.
lasos 93 (Karien). 94 (Jonieo).
Marmor 713.
Iberer 798.
TbnChordädbeh 907.
Ibriz 516, «.
Ichnai 878.
Iciliua 59.
Idäische Grotte 113.
Idalion 96.
Igel 149, -Säule 757 f. T. 20, 11.
Iguvium •132.
Italien, Museen 39 ff., Topo-
.luwßleu 236.
IkRria 106.
graphie '114 ff., Kunst.
Ikuos 857.
geschieht«: Anfinge 486 f.,
Ilitefonso 50.
vgl. Etmrien, Kampanien,
E.
Ilibens 145.
[{oni,Unterita)Jen;Manzen
Kabalien 91.
llion -92, HeUoametope 758,7,
876 ff.
Kabir826,beiApolio817.818.
Münzen 882.
Ithaca, Moaeum 69.
Kabireion 104, -vasen 615.
IlJMhe Tafeln 924.
Ithaka U4, Münzen 881.
Kachrylion 617.
Illici 145.
Ithome 110.
Eadeech s. Qadesch.
Illaetrationea 13.
Ivanoff 870.
Kadmosdynastie 850.
Kämme 248.
lUvricum 161, KnnBt 705 f.,
Mflnzen 878.
Ivenn« 157.
Kftrathen •157.
Imago clipeaU 729.
■mbnces 281.
J.
KSaariani 106.
Jacobsen 63.
Klaenapf 260.
ImbrM 98.
Jacques, P. 125.
Kairos 835.
Imhoof 870.
Jadeit 192.
Kaiser als Götter dargestellt
Import 168.
Jader 161.
718. -münsen 888 f. 900
tnoantada 805.
Jagdhnnd 823.
(Bild), -Statuen 729. 776.
Inee HrU 67, Kelief 540.
T. 17, 1-10. 21, 1.
incenee cnps 268.
Jahresbericht« 7.
Kalabrien 877.
incnsi 900.
Kaiamis 591.
Kalaoria «112.
472. 626. 691 f. 770 ff. ,
allegorisch 858.
Kalbtrftger • 532. T. 6, 10.
MQnzen 886.
Janue 827. 564, quadrifrons
Kaleh 85.
IndoekTthJBch s. Indien.
373.
Indnatria 136.
Janze 53.
Kallatia 162.
Infibolation 8*8.
Kallimachos 649.
Ingres 52,
472. 772.
Kalliope 825.
Jasilikaja 516. ..
KallistratoB 425.
Innenban 334.
Jafta 119. 188.
KaUon 529.592,iOngsrer593,i .
Innenbof 338.
Java 88.
Kalpis 255.
Innebnick 155.
Jean Fat 140.
Kalymnos 97. 112.
Ino 825.
JekateriDoslaw 163.
Kamarina 878.
Inopoa 672.
Jemen 84.
Kambodscha 88, Kunst 772.
Inechrift«n,erktfirend80T. 539
Jena 57. 152.
Kamiroa ^97.
(anf Oemildenl, aof MODzen
Jenidachekai 93.
Jenkins 70.
schichte *563 f. 626. 659. 668
903.
Jerusalem 83. 767 <Herodefl.
(Vasen), MQnzen 877, vgl.
tempel), vgl. Juden.
Untentalien.
97. 111 f. 456 f. 473 f..
Jet 8. Gagat.
Kanachos 591.
M0nzen881f.,joniBchelU.
Joannenm 60.
Kanalbanten ^386.
des thrakiaclien Heeres 98.
JoDien -93 f., MOnzen 883.
Joniarfie Inseln 114. t879
719 T. 18, 6.
iDHelvaaen 456.
(Münzen), -es Kapit*ll '314,
Institut, arcbaol. 4.
■erBaustilSlO. 519. T. 22,2.
Institute S. 4 ff.
Josephs Grab 83.
len 311, Vasen 263.
iDsnla *840. 342.
Josuerolle 780.
Kanopen 262.
Intarsia in Holz 174. St«in
Juden, Knnstge8cliicht«t421,
Kanopos 80.
301. 711.
467 f. 469 f. 495.
Kanten der Payade 329.
Interamna 133.
Judenbnrg 157, Wagen 268.
Kantharoa 259. 020 (bei Dio-
Interamnium 129.
684 T. 7, 16.
nysos).
Julia Chrysopolia 134.
Julier, Charakteristik 848.
Kapitell 313.
lolaoB 856.
los 112.
Grabmal •765.
-es Museum 36. 43.
Ipsaubnl 82.
Junins 419.
schichte 516 f. 689. 766,
Iris 830.
Irland »146.
827, Sospita 565. 827, vgl.
Münzen 884.
iMunen *91, Felaenreliefs
Hera.
Karfreit 158.
516, Mflnzen 883.
Jupiter Cuatos 827, Doliche-
Karien 93. fiunat 518, Münzen
raca 146.
nna 720. 827. vgl. Zeus.
883.
Isis 727.
Jnrid 61.
Karlsrahe 153, Mosenm 57
Issondon 140.
Juijew s. Dorpai.
TsthmoB 108.
Jne-oba 163.
Kamak -81.
Jstrien -157.
Karpathoa 112.
Italica 145.
Jnvavia 155.
Karten, archfiol. 76.
rn
938
Begiaier.
Karthago *166, Kunst 754,
Münzen 887. vgl. Panier.
Karyatiden *309. 642 m. T.
11, 7. (Erechtheion). 725 u.
726 (Rom),
Kary stischer Marmor 29 1 . 7 1 3.
Kaserma 109.
Kasos 112.
Kasse 271.
Kassettendecke 337. 738 (Bil-
der\
Kassope 99.
Kastelle 374.
Kastelloriso 95.
Katakomben * 347, römische
127, -bilder 740. 783 ff.
Katana 116, Münzen 878.
Katzingri 109.
Kauernde Figuren 851.
Kaukasus * 164, Kunstge-
schichte 472. 515.
Kaulonia 877.
Kaunos 93.
Kaurimuscheln 489.
Kebrene 92.
Kefta 468 T. 5. 8.
Kegelförmige Haube 819.
Kekrops 842.
Kelebe 256. 259.
Kelte * 249.
Kelten 660. 703 f.
Kemp 67.
Kempten 154.
Kenehreai 109.
Kent 146.
Kentauren 840. 588.
Keos 112.
Kephallenia 114.
Kephalos 862.
Kephisodotos 642 f. m.T. 12,1.
745 (Einfluss), der jüngere
*673 T. 13, 5.
Kephissia 106.
Ker 835.
Keramik 176 ff.
Kerberos 844. 816. t862.
Kerbschnitzarbeit 174.
Kerkyra »114, Münzen 879,
Vasen 186.
Keros 112.
Kertsch 163, Silberschild 798.
Kerykeion 818.
Kessel 260, -wagen 268. 576.
584 T. 7, 16.
Kestner *57.
Kestros 408.
Keszthely 160.
Khmer 772. Vgl. CH.
Kibyra 95.
Kiel 150.
Kierion 879.
Kiew 163.
Kileh-Schergat 85.
Kilikien 90, Münzen 883.
Kimolos 112.
' Kimon von Kleonai 609.
KindergefAsse 261.
Kinderleben 708. 716.
Kirchen 364 f. 789 f., gerate
790.
Kircher 36. 43.
Kirke t861.
Kissier 453.
Kistophoren 898 T. 25, 15.
Kitharöden 848.
Kition 96.
Kjökkenmöddinger 25.
Klagenfurt 157. Münzen 867.
Klappspiegel 247.
Klaros 94.
Klazomenai 94, Sarkophage
557.
Klearchos 529.
Kleiderstoffe 171.
Kleidung 236. 428 f.
Kleinasien *88 ff., Kunstge-
schichte 454. 473. 516 ff.
621 f. 668 (Maler). 758 ff.,
Münzen 882.
Kleitor 110.
Kleomenes 726 T. 16, 7.
Kleon 654.
Kleonai 108.
Klibanos 260.
Klima 2; Einflusa auf Archi-
tektur 308.
Kline 270.
Klio 825.
Klitias 556.
Klöster 365. 790.
Klosterkunst 775.
Klostemeuburg 60.
Knabe mit Gans 693. 731. o
T. 14, 6, schlafender das.
Knidos 95. 654 f., Aphrodite
643 f. T. 12, 4, Demeter
655 T. 12, 10, Münzen 883.
Knight 870.
Knobeisdorf 870.
Knochen 195.
Knöchelringe 848.
Knöchelspielerin 654.
Koban * 164. 472. 515.
Kochgeschirr 260.
Köcher 253.
Köln 149.
König in Aegypten 435.
Königsberg 151, Gvpse 74.
Königsgräber in Palästina 83.
Königswart 61.
Körperforroen 428.
Körperschmuck 235.
Kohlenbecken 260. 268.
Koiuntschik 86.
Kolb 889.
Kolchis, Münzen 882.
Kollektivfunde 26.
Kolonai 92.
Kolonienmünzen 900.
Kolonos 106.
Kolophon 94.
Kolorit 409. 744.
Koloss von Rhodos 670, -e
von Abusimbel 460 T. 4, 8,
Monte Cavallo 724.
Kolosseum 381 T. 18« 3.
Kolotes 597.
Kolumbarien 346, 'Wandge-
mälde 740.
Koroana 90.
Kombulte 164.
Kommagene 83, Kunst 7 65 f.,
Münzen 885.
Komodia 836 f.
Komödienbilder 710.
Kom-Ombo 909.
KompositkapiteU 315 T. 22,4.
Koncilien über Kunst 774.
777.
Kongresse, archäol. 6 f.
Konservierung von Kunst-
werken 72.
Konsolen 329.
Konstantin (Kaiser), Kirchen-
bauten 789, Triumphbogen
789; (Grossfttrst) 64.
Konstantinsbogen 789.
Konstantinopel * 98, Kirchen
*789, 1 1 , Mosaiken 785, Mu-
seum *38 f., Schriftquellen
800.
Konstanz *153.
Kontamination von Motiven
725.
Kontomiaten 889. *902 T. 26.
16.
Kontremarken 906.
Kopai 104.
Kopaissee 386.
Kopenhagen 164 f., Museum
*63, Münzkabinet 865.
Kopf, umgeformt 235 f., -be-
deckung236, -haltong 851 f.
Kopien 73. 423. 780.
Koptische Kunst 795 f.
Korai 725.
Korallen 197.
Korallitischer Stein 713.
Korinth 108, unter den Rö-
mern 751, Münzen 880,
Vasen 186. 554. 615 T. 7,3,
Votivbilder 538.
Korinthischer Sül 310. 313
(Kapitell). 649 T. 22, 3, es
Erz 206.
Korsika *137, Kunst 580.
Korykische Grotte 90.
Kos 97. 654.
Kosmashandschriften 783.
Kossäer 453.
Kotchoubey 870.
Kottabos *275.
Kotyle 258.
Kragos 95.
Kragstein 320.
Register.
939
Krain 157.
Erakau 159.
Krallenkreiiz 233.
Sjrane 114.
Kranz t863, von Metall u. dgl.
237.
Krater 256.
Kreagra 261.
Kreidefallimg von Ornamen-
ten 456.
Krepis 333.
KresUaa *600 f.
Kreta 112 f., Kunst »473. 752,
MOnzen 881, Vasen 551.
Kreuz 233.
Kreuzgewölbe 322.
Kreuznach 149.
Kriegerkopf 557 (Vasenform).
Kriegsschaden 23.
Kriophoros 532, vgl. Widder.
Kriosphinxe 433, e.
Kritik 801 ff.
Kritios 592. 605.
Kriton 726.
Kroatien 161.
Krone 848.
Kroninsignien 791.
Kronleuchter 267.
Kronos 816.
Krüge 256.
Krysing 150.
KtesidemoH 686.
Ktesiphon 85 (Stadt).
Kuban 164.
Künstler 418 , -inschriften
423.
Kugel 834 (bei Tyche), vgl.
Erdkugel, Weltkugel ; -stein
157.
Kuhkopf, my kenischer 478.
Kujuntschik 86.
KulOba 163.
Kunst, definiert 163, -akade-
mien 73, -gattungen 410 ff.,
-geschichte im allg. 421 f.,
-gewerbe 163 , -gewerbe-
museum 169, -händler im
Altertum 33, -mythologie
810 ff. t860 ff., -raub der
Römer *33, -Schriftsteller
424, -spräche 846.
Kupfer 201, -münzen 894. 899,
-stich 10.
Kuppelbau 321. 511.
Kuppelgräber 321. 348 f.
Kurgan 163.
Kurion 96.
Knriositfttenkabinette 33 ff.
Kurland 162.
Kurvatur der Horizontalen 307.
Kuschiten 445.
Kutzopodhi 910.
Kyathos 258.
Kybele 827, -priester 848, o.
Kykladen 111 f.
' Kyklopen 838.
Kyklopische Bauten 283. 477.
*122 (in Mittelitalien).
Kylikeion 270.
Kylix 259.
Kymatien 304 T. 22, 5-8.
Kyme 93, Vasen 615.
Kynee 710.
Kynos 103.
Kyparisso 109.
Kypseloskasten *543.
Kyrene ^167, Münzen 887,
Plastik 688 f. 764, Vasen
186. 552, Wandgemälde
923; (Nymphe) 862.
Kyrosgrab 86.
Kythera 109.
Kyzikenischer Stater 897.
Kyzikos 91, Münzen 882.
L.
Labellum 356.
Labioum 123.
Laborde 908.
Labyrinth 113. 463 (in Aegyp-
ten).
Lachis *82.
lacrymatoria *257.
lacunaria 337.
Ladas 604.
Ladenburg 155.
Lächeln, archaisches 522. 608.
T. 8, 6.
Länder personif. 836.
Lagerstädte 370.
lagoena 257.
Laibach 157.
Lakedämonischer Marmor 7 14.
Lakisch *82.
Lakonien 109, Münzen 881.
Lambaesis 166.
Lamia 839.
Lamm 809. 817.
Lampadarien 267.
Lampen 189.
Lamy 244.
Lancashire 146.
Landleben 710.
Ijandleute 849.
Landschaft 421. 742 f.
Landschaftliche Umgebung
333 f.
Landstrassen 386.
Landungsplatz 388.
Lange Wand 156.
Langres *140.
Laokoon 728. T. 16, 9.
Laos 118.
Lapidarien 193.
Lapislazuli 301. 433. 439.
I laquearia 337.
Laren 564. 827.
I Larissa 103.
Larymna 104.
Lanmos 669.
Lasurstein s. Lapislazuli.
La T^ne 144. 704.
Laternen 267.
Latium 122, Kunst 564 ff.,
Münzen 876, vgl. Rom.
Latrine 386.
Laubhütte 339.
Laubsägearbeit 174.
Lauenburg 150.
Lauersfort 149.
Laufen in der arch. Kunst
534.
Laurentum 123.
Laureacum 156.
Laurion 106. 212 f.
Lausanne 144.
Lavicum 123.
Lavinium 123.
Leake 67, Münzsamml. 870.
Lebadeia 104.
Lebedos 94.
Lebes 260.
Lecce 119.
lecttts 270.
L^cuyer 54.
Lederarbeit 173 f.
Ledergeld 894.
Leeds 908.
Leesen 189.
Le Frey 870.
Legge Pacca 70.
Legierung von Edelmetall
213 f., von Münzen 893.
Lehmbau 279 f.
Lehm verband * 282 f.
Leibnitz 156.
Leibschurz 477.
Leichenraub 27 f.
Leicbenverbrennung 344.
Leiden 62, Münzkabinet 867.
Leier 877.
Leinwand 587.
Leipzig 152, Museum 57,6ypse
74, Münzkabinet 866.
I Leistchen 317.
' Leitfäden, archäol. 13.
Leitner 87.
Lekane 256.
Lekythos 257, auf Gräbern
345.
Le Mans 913.
Lenimö 870.
Lemnos 98.
Lengerich 150.
Lengyel 160.
lionnick 189.
Leo X. 31.
Leochares 651 f.
Leontinoi *116.
Lema 109.
Leros 97.
Lesbos 97.
Lösche *377 f. 610 (Delphi).
Lessa 109.
Leuca 119.
940
Leuchtturm 388.
LeukaB 114, Münzen 879.
Leukotbea 825, -relief 627.
Leuktra 907.
Leren 244.
Lewis 244.
Libarna 136.
libra 899.
Lichtenau 55. 59.
Lieblingsinschriften 186. 557.
Liechtenstein, Museum *61.
Liege *142.
Liegende Stellung 851.
Lignit 192.
Ligono 125.
Ligurien 136, Kunst 563. 703.
Lilie 588, 1. 815 (bei Zeus),
-nkapitell 314. 497 (Syrien).
502 (Cypem) T. 3, 11.
Lille 140.
Lilybaeum 116.
Limbourg 142.
limes 147. *374.
Llmniti 97.
Limousin 140.
Lindos 97.
Linz 156, Mttnzkabinet 867.
Lissabon 145, Mttnzkabinet
868.
Lithika 193.
litra 899.
Litteratur, Verhältnis zur
Kunst 710. 721, zur Er-
klärung 859 f.
loculi 347.
Löbbecke 870.
Lötung 217.
Lövö 160.
Löwen omamental 230, an
Eingängen 460. 509. 571,
in Gruppen 229. 389. 588
T. 3, 7, bei Dionysos 820,
in der assyr. Kunst 513,
•köpf als Wasserspeier 326.
541, auf menschlichem Leib
839 f.; -thor 480 T. 5, 7.
Loftie 909.
Loggien 331.
Lokris 103, Mttnzen 879,
Vasen ♦183.615.
liokroi 117, Giebelfiguren 922.
Lombardei *134.
Londesborongh 67.
London 146y Museen 65, Gypse
75, Münzsammlung 866.
I^rbeer 817. t863.
Lorch 156.
Lorichs 875.
Lorio 911.
Lormier 879.
Lorraine 140.
Lothringen 148, Herzog Karl
Alexander 869.
Lotos 228. 434. 588, 1, -säule
314.
Louvre *51.
Lowther Castle 67.
Luceria 119, Mttnzen 877.
Lucia, S. 158.
Lucian 425.
Ludius 742, 13.
Ludovisi 48.
Ludovisische Gruppe 679.
T. 13, 11.
Ludwigslust 150.
Lübeck 150.
Lüttioh ♦ 142.
Luftziegel 279 f.
Lugdunum * 142, Münzen 875.
Lukanien 118, Vasen 668,
Münzen 877.
Lukas (Seliger) 106; -bUder
779.
Luksor »81. 909.
Lul^ 912.
Luna 131, Marmor 713, Tem-
pelgiebel 749.
lupanar 843.
Lupfen 914.
Luqsor *81. 909.
Lutetia 142.
Luxemburg 143.
Luxor s. Luqsor.
Luxus in Rom 712.
Luynes 54, Mttnzkabinet 870.
Lychnites 292.
lychnuchos 267.
Lydien 93, Kunst 518 f.,
Münzen 884. 892. T. 28, 14.
Lykaonien 91, Felsenreliefs
516, Münzen 883.
Lykien 95, Kunst 518. 622.
655 f., Münzen *883.
Lykios 603
Lykosura 110. 751.
Lykurgos (Athener) 653 ;
(Heros) 862.
Lyon *52. *142.
Lyra 274. 817 (Apollo).
Lyseas 540. T. 6, 13.
Lysikratesmonument 106. 653.
Lysiroachos, Münzen 878.
Lysippos 650 f. 724 (Einfluss)
T. 12, 7-9.
Maastricht * 142 f.
Mäcon 141.
Mactaris 166.
Madonnenbilder t740,9. 779.
Madrid 50.
Mäander 226.
Mähren 159.
Maenaden 841. 848.
Maenianum 330.
Maestricht *142f.
Maffei 1. (in Rom) 48; 2. Scip.
44. 48.
Magdeburg 152.
Magnesia am Mäander *94,
Tempel *68l.
Magnesium 511.
Magnoncour 54, MünzsammL
870.
Mailand 135, Museum 41 ,
Mttnzkabinet 867.
Maine 141.
Mainz 152, Centralmuseiim
147.
Maja 155.
Makedonien 98, Kunst 659.
677 f., Mttnzen 878.
Makkabäer, Mttnxen 885.
T. 24, 13.
Malacca 145.
Malachit 433.
Malerei 416 f., Technik «405 ff..
Geschichte dergriediischen
538. 609 ff. 631 ff., 737 ff.
Malis 103.
Malmaison 52.
Malta 167, Kunst 485, Mfin
zen ♦887.
Mammuth 429 f.
Man 146.
Manchester 66.
Mandl 870.
■Mannheim 153, Gypse 57.
Mannsstier 447. 509 (aasyr.).
624 (persisch).
Mantegna 125.
Mantinea 110, Reliefs 645.
Mantua *134, Museum 41.
Marasch, Löwe 497.
Marathon 106.
Marathos 82.
Marburg 67.
Marcanton 10.
Marcaretolo 133.
Marcellustheater 380.
mare 369.
Maremmen 129 f.
Margaritis 870.
margines 386.
Maria di Capua 120.
Mariarast 157.
Marienburg 151.
Marigny 54.
Marinelia 131.
Marinns 889.
Marion 96.
Mark Aurel. Reiterstatue 729.
T. 17, 8, Bauten 735 T. 18,
10-12.
Marktplatz 374.
Marlborough 244.
Marmor, Arten *290 ff., gesägt
787, zu Kalk gebrannt 21.
für kleinere Gegenstände
193, Statuen402. 456 n. s. w.
Marmorata 295.
Marmorplatten 787.
Marmorziegel 296.
Marne 141.
Begister.
941
Maroneia, Münzen 878.
Mamiciner *128.
Marseille 139, Museum 52,
&gypi Samml. 908» MOnz-
kabmet 866.
Marser 128.
Marsyas 840. 841, ans rotem
Stein 714.
Martini 125.
Martres-Tolosanes 142.
Marzabotto 138. 581. 629 f.
660.
Masikytos 95.
Masken 229. 326. 401 f.
Massalia 189, Einflnss 585.
Massenfunde 26.
Massengräber 846.
Massilia s. Massalia.
Mastabas 81. 350 T. 2, 2.
Mataro 913.
Materialien der Kunst 163,
der Architektur 279 ff.,
Einflnss 429.
Matrei 155.
Matrensa, Kuppelgrab 485.
Matronae deae 757.
Mattei 48.
Mattiacum 149.
Mauerkrone 587.
Mauern 372.
Mauretanien 165, Kunst 754,
Münzen 887.
Mauricius 889.
Maus 817.
Mausoleum 352, Hadrian8 7B2.
Maussolleion 95. 352. 655. 648
T. 10, Hab.
Mau8sollo8statue655.T. 11, 10.
Maxiuiianus, Biscbofstubl 793.
Mayer, Jos. 68, 79 f.
Mazara 116.
Mazarin 54.
Mazela 166.
Mead 68, Mfinzkabinet 870.
Mechanik 307.
Mecklenburg 150.
Meclo 914.
Medailleure 895.
Medaillons 889. 899. 903. T. 26,
12. 13.
Medea t862.
Medianrinne 609.
Mediceische Venus 726, 11
T. 16, 17.
Medici 36. 48.
Medien 88, Kunst 514.
Medina-Celi 50.
Medinei^Habu *81.
Mediolanum *135.
Medusa 839. 717 T. 16, 21,
vgl. Perseus.
Meer personif. 828, -thiasos
843 T. 19, 7, -tiere 474.
483, an Grabmälem 858.
Meermann 62. I
Meester de Ravestein 107.
Megalithische Denkmäler 284.
megalographiae 743.
Megalopolis * 1 10, Thersileion
919.
Megara 62, Bildhauer 654,
Vasen 186; Hyblaea 116.
Megarer, Schatzhaus 541.
Megaron 361.
Meilensteine 386 f.
Meiningen 152,
Meissel 250. 397.
Melanthios 665.
Melas 535.
Meleager t862.
Meletopulos 870.
Melikertes 824.
Melische Aphrodite 675, T. 13,
7, Reliefs 545. 614, Vasen
561.
Melone 130.
Melos 113.
Melpomene 825.
Memnonskolosse *81. 460.
Memphis 80.
Menander, Statue 671.
Menasc^ 80.
Mendoza 51.
Menelaion 110.
Menelaos 723. T. 16, 5.
Menge 73.
Menhir 353 f.
Menidhi 106.
Meniskos 415.
Menkens 59.
Mennig im Gesicht 565.
Menologien 783.
MenophUos 681.
Meran 155.
Mercati 190.
Merier 914.
Meio« *82, Geschichte 494.
Mortons 59. 244.
Mertesen 444.
Mesopotamien *84.
Messana 910.
Messene 110.
Messenien 110, Mflnzen 881.
Messer 248 f.
Messerchen aus Stein 246.
Messing 204.
Messkirch 914.
Metallarbeit 215 ff.
Metalle *199 ff., als Geld 890 f.
Metallguss *216.
Metallkuchen 200. 891 (als
Geld).
MetaUplastik 403 ff.
Metallschmuok von Bauten
♦303 f. 451. 785.
Metallstreifen in Thon 582.
Metallsucher 21.
Metapont 118.
Methana 109.
Methe 831.
Methydrion 879.
Metopen 318, -reliefs 540 f.
614. 637 ff.
Metropolis 94.
Mettemich 61, -stele 658.
Mettmann 149.
Metz * 148.
Meynaerts 870.
Michael, Erzengel t801.
Michelangelo 71.
Midasgrab 517.
Midea 109.
Mienen 429. 852.
Mikkiades 535.
Mikon 611.
Milani *48.
Milet 94, Votivstatuen 528
T. 6, 7, Athenatempel 922.
miliarense 897.
Milieu der Kunst 428.
Milo s. Melos, melische Aphro-
dite.
Millefiorigläser 223.
Miliin 12. 13.
Mülingen 68.
Millosicz 908.
Milyas 91.
Mimaut 54. 80.
Mimus 709.
Mineralogie 287.
Minerva v. Orte 748.
Miniaturen 274. 780 ff. T. 21,
12.
Miniaturmalerei 408.
Miniaturmosaik 792.
Miniaturumen 246.
Minoa 108.
Minotaurus 839.
Mintumae 123.
Minussinsk 164.
Minutoli 59.
MioUis 48.
Miramar 60. 79.
Mischkrflge 256.
Mischwesen 837 ff.
Mitani 454.
Mithraeum ♦358.
Mithras 720. 827. T. 20, 6.
Mittelägypten 80.
Mittelalter, Antikensammlun-
gen ^35 f.; -liehe Kunst 799.
Mittelitalien 122.
Moabitische Altertümer 808.
Modelle von Bauten 306, von
Statuen 398.
Modellschttssel 180.
Modena 134, Museum 41,
Münzkabinet 867 ; Herzogin
V. Mod. 61.
Modius 812. 821. 822.
Möbel 269 ff.
Mönche als Künstler 775.
Moerissee 81. 919.
Mörtelbau 281 f.
Moguntiacum 152.
942
Eegister.
Mohn 822. fSSS.
Moiren 832.
Molo 388.
M Omentphotographie 428.
Monate, personif. 837.
Mond 829 f.
Mondragone 48.
Mondsee 156.
MongeUi 48.
Monochrom 417. 742.
Monogramm Christi 238 f.;
-e der Künstler 424, auf
Münzen 905.
Monolithe 295.
Monopteros 331 f.
Mentale 911.
Montauban 52. 141.
Montbäliard 141.
Mont-de-S^ne 141.
Monterozzi 131.
Monteverdi 48.
Montfaucon 10. 11.
Montorsoli 71.
Montpellier 139, Museum 52.
Moormnde 29.
Moras 870.
Morbihan 141.
Morelli 888.
Morgenstern 250. 830.
Morini 142.
Moritz V. Sachsen-Zeitz 870.
Mosaik 302. 741 f. 785, in der
Hadriansvilla 744. T. 19, 6,
von Praeneste 762.
Moscardi 48.
Moselthal 149.
Moselle 141.
Moskau 162, Museen 63,
Mflnzkabinet 868.
Moustier 870.
Mühlhausen 148.
Müller, K. 0. 14.
München, Museen 58. 154,
Gypse 74, Münzkabinet866.
Mündung von Gefässen 264.
Münster 150.
Munter 870.
Münzbilder 899 fiP.
Münzen 891 ff., dekorativ 238.
35 (im Mittelalter), in Grä-
bern 27.
Münzfälschung 894.
Münzfunde 26.
Mtlnzpammlungen 863 ff.
Münzsorten 895 ff.
Münzstätten 905.
Münzstempel 895.
Mumien 434, -Sarkophage 440.
460. 469. 495 f. 562. 657.
659. 762 f. T. 2, 9.
Murcia 145.
Murghftb 86.
Murra 221.
Murrinische Gefässe 221.
Muscheln tS62, in Gräben»^.
27. graviert 558. 575, als
Trinkgefäss 259; -kalk 287;
-werk 305.
Muse von Cortona 409.
Musäe Napoläon I. 38, III. 51.
Museen 3z ff.
Museion 861.
Muselli 908, Münzkabinet 870.
Musen 824, von Ambrakia 676.
Museo Borbonico 41, Ghiara-
monti, Gregoriano 42, Eir-
cheriano, Pioclementino 42.
museum 37.
Musikinstrumente 274.
Musterbücher 187.
Mutina M34.
Mykene 109.
My kenische Vasen 482 f. T.4,
14. 5, 18, Periode *476 ff.
T. 5.
Mykonos 113, Münzen 882.
Mylasa 93.
Myndos 95.
Myrina 93, Figuren 682 T. 14,
12.
Myrlea 91.
Myron 599 f. 723 (Einfluss),
der jüngere 673. 680.
Mys 618.
Mysien 91, Münzen 882.
Mysterienbilder 857.
Mysteriengötter 826.
Mysterien beiligtümer 361.
Mythos personif. 837.
N.
Nabatäer 83, Kunst 689. 765.
Nabel, Stellung 608 f.
Nabonid 505.
Nabuchodonosor 504.
Nachbildungen von Antiken
73, von Münzen 890.
Nachod 914.
Nacht personif. 837, vgl. Nyx.
Nagelköpfe 220. 332 f. (an
Thoren).
Nagelputzer 248.
Nahr-el-Kelb 468. 625, 4.
Najaden 826.
Namur 142. 143.
Nancy 141.
Nani *48.
Nantes 141.
Napata 494.
Napoleon I. 37 ; (Prinz) 189.
Naramsin 451.
Narbo 139.
Narkissos 731, 8. 857. t862.
Narthakion 103.
Natter 803.
Naturkräfte, zerstörende 14 ff.
Naturvölker 430.
Naturwissenschaften 428.
Naukratis 80, Plastik 493. 530,
Vasen 186. 493 f.
Naukydes 647.
Naupaktos 103.
Nauplia 109.
Navarra 188.
Naxischer Marmor 527. 533.
613.
Naxoe 113.
Nealkes 665.
Neandreia 92.
Neapel 121, Muaeum 41 f.,
Münzkabinet 867.
Neapolis 121.
Nebenpersonen 856.
Nebi-Junis 86.
Nebo 508 (Statuen).
Nebris 820.
Nebukadnezar 504.
Necessitas 835.
Negau 157.
Neigung der Säulen 308.
Nekropolen 28.
Nemansus *139, Münzen 875.
Nemea 109.
Nemesis 835.
Nemi 122.
Nenfro 289.
Nennig 149. 343.
Nephrit *192.
Nereiden 842 f. 825. 858 (an
Grabmälem) , -monument
656. T. 11. 8.
Neretum 119.
Nereus 825.
Nerva 729. T. 17, 5.
Nesiotes 592. 605.
Nesle 141.
Neuattische Reliefs 725.
Neuburg 908, Münzkab. 870.
Nene Funde 8.
Neumagen 149.
Neumann 870.
Neusiedel 160.
Neuwied 59. 149.
Nevers 141.
Newby 68.
New-York 69.
Niausa 99.
Nicaise 54.
Nicholson 68.
Nickel 893, 7.
Niederbayem *154.
Niederlande *143.
Niederösterreich 156.
Nifillo 219.
Nikaia 91.
Nikanderhandschriften 781.
Nikandre, Weihgeschenk 527.
Nike 834. 815 (bei Zeus). 822
(bei Athena). 846 (in Hand-
lung), von der Akropolia
602, Delos 534, des Pafo-
nios 641. T. 11,5, von Sa*
mothrake *678 T. 13, 8, vgl.
Niketempelchen.
Nikeratos 680.
Register.
943
Niketempelchen 105. 639. 725
(Nachbildimgen). T. 11, 4.
10. 7.
Nikitas Choniatis 425.
Nikolaos 726.
NikomachoB 634.
Nikophanes 665.
Nikopolis im Pontns 90.
Nikosia 96.
Nikosthenes 617. T. 7, 8.
Nil 762. 828 f. T. 20, 2.
Nimbus 812.
Nlmes »139. T. 20,9.
Nimnid 85.
Nimrad-dagli 83. 765 f.
Nimwegen 143.
Niniveli 86.
Niobe t683. 862. T. 14, 1;
-bild 519.
Niobiden 683. tS62. T. 14,
1-3.
Nippftr 85.
Nisaia 108.
Nischen 324. 329.
Nisibis 84.
Nissen 63.
Nisyros 97.
Nizza 912.
Nointels Anonymus 641.
Nola 121.
Nomen 886 f.
Nonsthal 155.
Norba 123.
Norchia 131.
Nord 141 (Departement).
Nordafrika * 165 f , EunBt485.
753 f., vgl. Karthago, Pu-
nier.
Nordendorf 154.
Noriker 705.
Normandie *141.
Normannen *799.
Northampton 68.
Northnmberland, Museum 68,
Münzkabinet 870.
Northwick 870 f.
Norwegen 165.
Norwicb, Gypse 74.
Notion 94.
Notmünzen 893 f.
Novara 137.
Novempopulania 875.
Noviodunum 144.
Noyiomagus 149.
Novios Plautios 694.
Nowgorod, Kirchen 768.
Nubien *82, Kunst 445. 796.
nuclei 190.
Nürnberg, Münzkabinet 866.
Numidien *166, Kunst 693,
Münzen 887.
Numidischer Stein 714.
Numismatik 863 ff.
nummos 898.
Dummus 897.
Nun-Eridu 85.
nuraghus 137. 342. 352.T. 5,15.
Ny-Garlsberg 63.
Nydam 164.
Nymburg 158.
Nymphaeum 384.
Nymphen 826, mit Urne und
Muschel 731, 9.
Nyon 144.
Nyx 830.
0.
Oasen 81 f.
Obelisken ''388 f., Anfänge
442, in Rom 720.
Oberägypten 81.
Oberbayem 154.
Oberfranken 154.
Oberitalien 133, Kunst 581 ff.
629. 660. 703. 749.
OberOsterreich 156.
Oberpfalz 154.
Obervestalin T. 17, 12.
Obizzi 48.
Obol 897. 898.
Observatorien , babylonische
363 T. 3, 10.
Obsidian 192. 246.
Ocha 112.
Odeion 380. 751.
Odenwald 152.
Odescalchi 49. 244 (Gemmen).
871 (Münzen).
Odessa 162. 163, Museum *63,
Münzkabinet 868.
Odeum 380. 751.
Odyssee 861, -landschaften
739.
Odysseus 861.
Oedenburg 160.
Oeffentliche Bauten 368.
Oehringen 153.
Oelmalerei 406.
Oelzweig 809.
Oesterreich 154 ff., Museen
60 ff.
Oestersund 868.
Offida 129.
Ohr, Hochsitz 536.
Ohreulen 475.
Ohriöffelchen 248.
Ohrringe 238.
Oiniadai 103.
OinochoS 257.
Oinoe 107.
Oiiaia 103.
Okeanos 828.
Olbia, Münzen 882.
Oldenburg 150, Gypse 75.
Oliaros 113.
Olive t863.
Olivieri 42. 49.
Olmütz 159.
Olpe 257.
Oltos 618.
Olympia * 1 1 0 , Zeustempel
593, 7 (Zeit). 596 f. 606 f.
m. T. 9, 1-3 (Giebel). 614
m. T. 9, 5 (Metopen).
Olympieion *106.
Omphalos 813. 817 (bei
Apollo).
Onatas 592.
Onesimos 617.
Oniastempel 688.
Onyx 756, -geiässe 194. 747.
763 (Braunschweiger Ge-
fäss u. famesische Schale).
Ooskyphion 260.
Operationswerkzeuge 275:
Ophryneion *92.
Opisäiodomos 360.
Opitergium 136.
Oppermann 54.
Optik 307.
opus Alexandrinum 302, in-
certum 284, isodomum 286,
pseudisodomum 286, reticu-
latum 334, sectile 302, si-
gninum 281. 336, spicatum
♦336.
Oran 165.
Orange 138, Triumphbogen
♦755.
Orchestra 378 f.
Orchomenos 104, Grabrelief
613. T. 9, 6.
Oreichalkos 204.
Organe der Archäologie 3 ff.
Oria 119.
Orient 77 ff.
Orientalen 850.
Orientalisierende Dekoration
546. 548 f.
Orientierung der Tempel 362.
Orlöans ♦Ul, Duc d^ 244.
orlo etrusco 243.
Ormenion 103.
Ormuzd 624.
Ornamente ^225 ff. 304 ff.
(architektonische).
Oiopos 107.
Orpheus 857 (an Grabdenk
mälem). 858 (christlich).
923 (auf Brunnen). t862,
-relief 724.
Orsini 49. 125.
Orsowa 914.
Ort der Handlung 855.
Ortskunde 76 ff.
Orvieto 132.
Osirisaugen 231.
Osnabrück 150.
Ossero 157.
Ostfriesland 150.
Ostia ♦128.
Ostpreussen 151.
OsirOmische Kaiser, Münzen
♦889.
-Ostseeprovinzen 162 f.
944
Register«
Ostiini 119.
Ota^to 119.
Otricoli 133. 815 (Zeus) m. T.
16, 13.
Onest 141.
Ouvaroff 64.
Ovale Räume 324.
Ovid 426.
Oxford 66, Mflnzkabinet 866.
Oxusland 909.
Oxydieren 15.
Pacca 70.
Paciaudi 3.
Padua *136, Museum 42,
Manzkabinet *867, Mttnz-
fälschung 804. 890.
Pädagog 849.
Päligoer 128.
Päonien 878.
Paestum »118. T. 6, 14.
Paiania 107.
Paidia 837, i.
Paionios 641. T. 11, 5.
l'ala d'oro 791.
Palästina *82, Mttnzen 885.
Paläste 370.
Palaestra 382 f. 732 (Skulp-
turen).
Palagi 49.
Palaimon 825.
Palatin 371. 738 m. T. 19, 4
(Malereien).
Ptüazzolo 115.
Pale 837, i .
Palermo 116, Museen 42,
Kirchen 790. »799.
Palette 409.
Palin 49. 80.
Palissaden 372.
Palladien 478. 822.
Pall Mall 68.
Palm 59.
Palme t863.
Palmette 232.
Palmyra *84, Kunst 764 f.,
Münzen 885.
Palmzweig 809. t863.
Palombino 713, ?.
Palstab 250.
Pamfili 49.
Pamphaios 617.
Pampbilos 634.
Pamphylien 95. Münzen 883.
Fan 812 f. 841 f. 714 (von
rotem Stein).
Panainos 611.
PanathenäiBche Ampboren
556. ^186. T. 7,9.
Pancoucke 54.
Pandataria 117.
Paniili 49.
Pannonien, Mttnzen 878, vgl.
Ungarn,
Pannycbis 837, i.
Panopolis 81.
Panormos 116.
Pantheon *323. 359 T. 18, 1.
Panther 481. 820.
Pantikapaion 163.
Panzerstatuen 729.
Papandriopulo 80.
Paphlagonien 90, Kunst 517,
Münzen 882.
Paphos 96. 473.
Papias 727.
Papposilen 840.
Paradewaffen 248.
Paramythia 99.
Parastades 330.
Paravey 54.
Parönt 54.
Parenzo 157. 790 (Basilika).
Paris (Heros) 850. t861;
(Stadt) 142. Museen 51,
Münzkabinet 866.
Parischer Marmor 292.
Parma *134, Museum 42.
Paropamisus 454.
Paropsis 259.
Paros 113, Bildhauerschule
592. 647 f. 781 f.
Parrhasios 633.
Parsberg 154.
Parthenon 105. T. 11, 1,
Giebel »640 f. T. 11, 2. 3.
Metopen und Fries *637 f.
T. 10, 6 ab c. 8.
Parther 690, Münzen 885 f.,
-Statuen 735.
Parzen 832.
Pasargadai 86.
Pascal 909.
Pas-de-Calais 141.
Paseas 538.
Pasiades 616.
Pasiteles 723.
Pasquino 725, T. 14, 4.
Passalacqua *79.
Pasten 75.
Patera 259.
Patin 871.
Patina 15.
Patmos 97.
Patrokles 647.
Paul 914.
Pauli 60.
Paulinus von Nola 784.
Pausanias *100.
Pausias 665.
Pauson 682.
Pausula 911.
Pavillon 342.
Pavonazzetto 713.
Pawlowsk 64.
Peabody 69.
pecunia majorina 899.
Pegasus 844.
Peiraieus 107.
Peithinos 618.
Peitho 834.
Pelagia, Münzen 878.
Pellerin 871-
Pelopiden. Tracht 850.
Peloponnes 108, Münzen 8<^
Pelten 334.
Pembroke 68.
Pempobola 261.
Penelope 603. T. 16, 3.
Pensicher 96.
Pentelischer Marmor 290. 71
Pentheus 862.
pentimenti 409.
Pentinetgläser 223.
Pentini 49.
Peparethos 113.
Peperino 289.
Percy 244.
Parotis 54.
Pergamenische Schule 671
678 ff.
Pergamon 92, Altar 367. 67<
T. 13, 12 ab, MOnzen 88':
Perge 95.
per^ula 340. 374 f.
Fenegeten 99.
Pärigueux 913.
Perikles 631 f., Büste '^^OI
607. 608. T. 8. 16.
Perillos 536.
Peripteros 330.
Perirrhanterion 392.
Peristyl 338.
Perizonius 871.
Perien 197. 1 862, -schnür 304.
Perlmutter 197. 439.
Permier 914.
Perpignan 913.
Perrot 420 f.
Persephone 822, Raub und
Rückkehr 861.
Persepolis 86, Bauten 6M f.
Perserkämpfe 743.
Perserschutt 616.
Perseus t862, und Andro-
meda 734. T. 18. 7.
Persien 86, Kunst 421. 514.
623 ff. 657. 690 f., Münzen
885.
Persis 885.
Personifikationen 827, Münzen
901.
Perugia 131, Bronzefund 570.
576, Schlafgott 700.
Peruzzi 125.
Pesaro »42.
Pescaba 914.
Peschiera 135.
Pesth 160.
Petavius 54.
Petersburg 162, Museen 64.
Münzkabinet 868.
Petersstatue 776.
Petra 84. 765.
fiegüitor.
945
Petronell 156.
PetroBsa 26.
Petworth 68.
Pentinger 60.
Pfahlbauten * 368, * 143
(Schweiz).
Pfalz ♦148.
Pfau 871.
Pfeifen 318,6 (Architektur).
Pfeiffer 871.
Pfeile 250.
Pfeiler 308 f. -paar 857.
Pfeilspitzen 250, aus Stein
246.
Pferd 428. 816 (Poseidon).
849 u. 858 (auf Grabsteinen),
-egebisse *253, -esohmuck
253. 760.
Pflanzen, zerstörend 15, hei-
lige 814. -bilder 428, -ka-
pitell 314 , -Ornamente
♦227 f., -Symbolik 862.
Pflaster 387.
Phaethon 862.
Phalerae 253.
Phaleron 107, Vasen 548.
Phallos auf Gr&bem 345. 519.
Phanagoria 163.
Phanai 97.
Phantastische Tiere 588, vgl.
Untiere.
Pharai »110.
Pharsalos, Grabrelief 613.
T. 9, 8.
Pharus 388.
Pheidias ♦593 ff. t620f. T. 8,
8 n. 9. 722 (Kinfluss).
Pheidon 892.
Phelloplastik ♦76.
Pheme 835.
Pherai ♦HO (Messenien).
Phiale 259.
Phidias s. Pheidias.
Phigaleia 111, Skulpturen 640.
T. 10, 10 ab.
Philadelphia (in Lydien) 98;
(in Amerika) 69.
Philai 81.
Philesios 593.
Philetairos 679, ii.
Philippeer 896.
Philippeville 915.
Philippopel 98.
Philisterland 82.
Philoktet 862.
Philons Inschrift 276.
Philopapposdenkmal 106. 853.
750.
Philosophie, Einfluss auf die
Kunst 709. 721.
Philostrate 34.
PhineuB t862, -schale 551.
Phintias 661.
Phletus 108, Münzen 880.
Phobos 839 f.
Phönikischer Stater 896.
Phönix 843.
Phönizien 82, Kunst t421.
495 f. 623. 656 f. 682 f.,
Münzen 884.
Phokäischer Stater 897.
Phokaia 94, Vasen 548.
Phokis 103, Münzen 879.
Pholegandros 118.
Photogranimetrie 10.
Photographie 10.
Phradmon 601.
Phrygien 91. Kunst 517.
Phrygillos 746.
l'hrygische Mütze 850, -er
Stein 713.
Phthiotis 910.
Phylakteria 246.
Phyle 107.
Phyles 675, i .
Phyromachos 680.
Physiologische Beurteilung
428.
Physiologus 862.
Pianosa 132.
Picardie ♦141.
Picenum ^128, Münzen 876.
Pichler 802. 803.
Piemont 136
Pierres branlantes 390.
Pietra dura 242.
Pinienzapfen 328. 820 (Dio-
nysos)
Pinsel 409 f.
pintaderas ^236.
Pintnricchio 125.
Piombino 602 (Apollo). T.
8,2.
Piot ♦54.
Piräusstein 288, vgl. Peiraieus.
Pisa, Camposanto 85. 42.
Pisani 871.
Pisaurum 133, Münzen 924.
Piscina 384.
Pisidien 91, Münzen 888.
Pisonenvilla 33. ^120.
Pitatie 93.
Pithom 80.
Pithos 256.
Pityusa 113.
Pizzughi 158.
Plakierung von Münzen 893.
Plataiai ^104.
Plato 673, f.
Plattierung 214.
Plektron 274.
Pleuren 103.
Plinius, nat. bist. 424 f., -villa
343.
Plinthe 310 ff.
Plotheia 107.
Pluton 816.
Plutos 835.
Pnyx 106.
Poggibonsi 131.
S^ti(3l7uch der klan. Alicrtumswiflsenachalt. VI,
Poggio Colonna 132, Renzo
130.
Poiesis 887.
Poitiers 141.
Poitou 141.
Pola 158.
Polemon 33 f. 99.
Polen 162.
Polieren von Statuen 400.
Polignac ^54.
Polis tis Chrysochou 96.
PoUedrarayasen ^580.
Polos 812.
Polvchromie 228. 800 f (Ar-
chitektur).483. 712f.786f.
Poiydoros 728.
Polyeuktos 673.
Polygnot 609 f.
Polygnotische Vasen 618.
Polygonbau 284. 324.
Polykleitos 597 ff. T. 8, 10. 11.
722 f. (Einfluss), der jüngere
646 f.
Polykles 673.
Polykrates 535.
Polylithe Statuen 411.
Polymartium 131.
Polymnestos 680.
Polymnia 825.
Polypenomament 228. 474.
483.
Polyphemos 838.
Pomfred 66.
Pommern 151.
Pompejanisches Haus *76.
Pompeji ^121. 31, Wandge-
mälde 738 f.
Pomponius 696.
pondera 886.
Poniatowski 49. 244. 803
(Gemmen).
Pontios 726.
Ponton d'Am^court 871.
Pontus 90, Kunst 689, Münzen
882.
Populonia 131, Münzen 876.
Porano 182.
Porcellan, ägypt. 179.
Porcigliano 128.
Porös (Insel) 112; (Stein)
287 f.
Porphyr 290. 400. 714. 778.
787.
Porta d'Arco 749, s, di Giove
das.
Portal 332.
Porticus 375.
Portlandvase 747.
Porträtbilder 710. ^728 f. (Sta-
tuen)?. 17. 11 -19, gemalte
687 f. 738.
Porträtsammlungen 36.
Porträt werke 11.
Portugal ♦145.
Portunus 827.
6Q
946
Register.
Portus 128.
Porzellan, ägypt. 179.
Posamentierarbeit 173.
PoseidippoB 671 (Statue) T.
13,6.
Poseidon 815 f. T. 6, 12.
Poseidouia *118.
Posen 151.
Posideion 909.
Posno 54.
Postamente von Bronzen 404,
Statuen 415.
Postumus 889.
Potamos 107.
Potin 893.
Potsdam 55.
Pourtal^s 54.
Pozzo Cass. 49. 125.
Pozzuoli 120.
Praclithamische 747.
Prachtwagen 253.
Prftgung der Münzen 895.
T. 23, 12. 13.
Prähistorische Archäologie 6.
t430 f.
Praeneste 123, orientalisie-
rende Funde 567, vgl. ei-
sten, Latium, Rom.
Prag 158.
Prasiai 107.
Praxias 607.
Praxiteles *642 ff. 680. 724
(Einfluss) T. 12, 2—5.
Priapos 837.
Price 80.
Prione 94. 655.
l^riester 848.
Priesterin 848.
Prima Porta 128, Wandge-
mälde 738.
Prinz V. Wales 79.
Privatbauten 338 f.
Profile der Bauten 317 ff.
Prokesch-Osten 871.
Prokonnesischer Marmor 713.
Prolepsis der Kunst 857.
Prometheus 861.
Pronaos 360.
Proportionen der Bauten *307,
der Geftsse 916 n., des
Körpers (in Aegypten) 464.
492.
Propyläen 361 , in Athen
105.
Prospektmalerei 742.
Prostylos 330.
Protoattische Vasen 555 f.
Protogenes 667 f.
Protokorinthische Vasen 554.
Provence *138.
Prozessionen 711.
Prosa 91.
Psalis 375.
Psalmenhandschriften 782.
Fsammetichs Dynastie 491 ff.
Psaphis 107.
Psendoägyptisches 561.
Pseudodipteros 331. T.22,11.
PseudokorinthischeVasen 580.
PseudotripteroB 331.
Psiax 618.
Psophis 111, Mfinzen 881.
Psyche 845.
Psychologische Affekte 883 f.,
Auffassung 428.
Psykter 256.
Pteria 516.
Ptolemäer 685 ff.. MOnzen
886 f., -Cameo 922.
Ptoon 104.
Pndicitia 719.
puits fnn^bres *344.
pule 369.
Pulszky 61.
Punicum 131.
Punier, Kunst 560 f. 626. 659.
693, vgl. Karthago, Nord-
afrika.
puntelli 399.
Puppen 275.
Purpur ♦ 172. 405.
Puteal 367.
PuteoU 120, Basis *734.
Puy-de-Döme 141.
Pylon 361.
pyramidaler Abschluss des
Grabes 757. 767. 922.
Pyramiden »81. »349 f. T. 2, 1
Pyrgoi 131.
Pyrgoteles 677.
I^rrhos (von Athen) 651;
(König) 678.
Pythagoras 600. T. 8, 14.
Pytheos 655.
Pythia 848, «.
Pythodoroa 753.
Pythokritis 675, 2.
Qadesch 467, Göttin v. Q. 458.
468 f. 477. 589.
Quaderbau 285.
Quadrans 899.
Quadratum incusum 900.
Quatuor coronati 402. 773.
Quellbauten 383.
Quellen der Kunstgeschichte
422 f.
Qnellnvmphen 731, e.
Quetschstein 191, 9.
Quinar 898.
Quirini 49.
Rad 827, ». 834 (bei Tyche).
857 (an Gräbern).
Etädchenornament 456. 488.
T. 5, 16.
Räuchergefässe 268.
R^ffael 31. 125.
Ragusa 161.
Raifö 55.
Ramessiden 459 ff.
Ramses II. 461. T. 4, 4. vgl.
Ramessiden.
Randfiguren 546 f. 576. 584.
586.
Randleisten 285.
Ranken werk 305.
Rapp 871.
Raseneisen 201.
Raspel 897.
Raoul-Rochette 55.
Rath 62.
Ratibor 866.
Ratisbona 154.
Raup 871.
Ravenna 134. 924, Mosaiken
785.
Ravestein *62.
Rayet 55.
Reate 128.
Rechentafeln 273.
Rechentiache 273.
Rechte Seite 855 f.
Red-ware 180. 579.
Regenbogenschüsseln 875. T.
23, 9.
Regensburg 154.
Reggio 117 (CaUbiia). 134
(Emilia).
regulae 317.
Regulini-Galassi 130. 573.
Reh 817.
Reichel 871.
Reihengräber 346.
Reims 52. 141.
Reinigung 72.
Reisender 855.
Reiterstatuen *729.
Reji 142.
Relief 303. 400 f. 415 f. f416,
ä creuz 401, ä jonr 493,
-gefftsse 181. 550. 676. 794,
-gemälde 725. 734.
Reliquiarien 255.
Rembrandt 62.
Renesse-Breidbach 871.
Rennes 141, Museum 908.
Renntier 430.
Repliken 422 f.
repouss^ 216.
Rescheph 458.
Restaurationen 16 f.
Restitutionsmflnzen 902.
R^vil 55.
ReviUod 62.
Revue archöologique 8.
Reynier 60, Mfinzsamml. 871.
Rhädestos 98.
Rhamnus 107. »597. 639.
Rhegion 118, Mflnzkab. 877.
Rheinland in römischer Zeit
*756 ff.
Rheinprovinz *148.
Register.
947
Rheinsiein 60.
Rheinzabem 148, Fälschungen
803.
Rhenaia 112.
Rhode 150.
Rhodos *97, Bildhauer 674 f.,
Ciseleure 752, Maler 667 f.,
Terrakotten 526, Vasen
552 f.
Rhoikos 535.
Rhyton 259.
Riccardi 49.
Richborongh 913.
Richmond 68.
Richmondshire 913.
Richter 244 (Gemmen).
Riechbüchschen 248.
Riefelung 309.
Riesen 856.
Riez 142.
Riga 162.
Rimini 182.
Rinder von Bronze 525.
Ringe ^241 flF.
Ringergmppe T. 13, 5.
Ripa 809.
Ripatransone 129.
ripostigli 26.
Ritter 849.
Roda 152.
Rode 871.
Röhrenwurm 430.
Roger 55.
Rogers 68.
Roknia *166.
Rolandi 49.
Rollet 244,
Rollin 871.
Rom ♦123 ff., Kirchen 790.
Kunst 564 ff. 626 f. 65» f.
694 f. 711 ff. 773 ff. 785 ff.
887 ff., Zerstörung der Rui-
nen 20, Museen *42 ff.
125 f., MOnzkabinet 867.
Roma 836.
Rondinini 49.
Rose t863.
Rosette 228. 447 f. 455. T.3,6.
Rospigliosi 49.
Rossano , Pnrpurhandschrift
*782.
Rossie 68.
Rosso antico 714.
Rotfiguriger Stil 182. T. 10,12.
Rothschild *55.
Rottenburg 153.
Rottweil 153.
Rotunde 323.
Roubaix 141.
Ronen 52. 141.
Roussel 55.
Rovereto 867.
Rubens 63.
Rubi 119.
Rudiae 119.
' Rückingen 149.
Ragen 151.
Rufius 701.
Ruhebett 270.
Rundbau 323.
Rundfiguren 411.
Rundtempel 323. *359. T.
18,2.
Rusellae 131.
Rushbom 146.
Ruspoli 49.
Russen 798.
Russland * 162 f., Museen 63 f.
162 f. vgl. Skythen.
Rnstica 286.
Ruvo ♦119.
s. •
Saalbui^ 150. 374.
Saba 515.
Sabaria 160.
Sabina (Kaiserin) T. 17,7;
(S.), Thüren 788.
Sabinianus 889.
Sabinum 128.
Saburoff 64.
Sachsen 152.
Sackrau 151.
Sanfte 270.
Sfinger 848.
Sarge s. Saikophage.
Säiüen 310 f. 316 (Durch-
schnitt), -fa^ade 330 f., -hal-
len 375 f., -Ordnungen 310 f.
t^317 T. 22, -Säle 337.
Saggau 157.
Saguntnm 145.
Salda 82.
Sainte-Colombe 141.
Sainte-Genevi^ve 866.
Saintes 141.
Saint-Lö 913.
Saint-Louis 166.
Saint-Quentin 913.
Saint-R^my 139, Grabmal 755.
Sais 80.
Saitische Dynastie 491 ff.
Sakonides 556.
Salamis (auf Cypem) 96, Mün-
zen 884; (Insel) 107.
Salbfläschchen 257.
Salomo 470.
Salona 161, Palast 371.
Saloniki 99.
Salonina 889.
Salpion 726.
Salzburg 155.
Salzkammergut 155.
Salzwedel 152.
Samarkand 88.
Sambon 871.
Same 114.
Samische Geflsse 180. 186.
698.
Sammelfunde 26, von Münzen
889.
Sammlungen 32 ff.
Samnium 122, Münzen 876.
Samos 97, Künstlerschule 535,
vgl. samische Gefftsse, Hera.
Samothrake ♦98, Nike 678.
T. 13, 8, Relief 542.
San'a 84.
Sandementi 871.
Sangallo ^125. 912.
San Georgio 871.
Sankt-Bemhard 137, -Florian
867, -Johann 157, -Marga-
rethen 157.
Sanssouci 55.
^antona 145.
Santorin 113.
Santsohi 87.
Sanvitale. Relief 734.
Sanxay 141.
I Saphir 194.
I Sappho 724,
Saragossa 858.
Sarajewo ♦161,
Sarapis 826 f. 687.
Sardanapallosstatue 496.
Sardes 93.
Sardinien ^137, Kunst 484 f.
561 ff.
Sarkophage 355 ff. 733 f. (rö-
mische). 777 f. (christliche)
T. 15, 4. 5. 18, 16. 17. 21,
7. 8, auf Basis 353, wieder
benützt 17, vonSidon 656 f.
684 f., vgl. Mumiensarko-
phage.
Sarmizegetusa 161.
Sarsina 133.
Sarteano 131.
Sassaniden 768 f. T. 20, 7,
Münzen 885 f.
Satrapenmünzen 885.
Sattel 253, -rippen 328.
Satyr 840 f., einschenkender
724.
Satyrisk 840. 708.
Sauroktonos 645. T. 12, 5.
Savaron 55.
Savignano 134.
Savoyen •141.
Scalambrini 49.
Scarabaeus ^242 f. T. 2, 10.
Scarabantia 160.
Scarfö 244.
Scartazza 134.
Schabeisen 272.
Schachtgraber 344.
Schackmann 871.
Schaffhausen 144. 430.
Schale 259, -nmaler617, -en-
steine ^367 f.
Schallbecken 247.
Schapira 803.
Schatzgräber 30.
60 ♦
948
Scfaatzhäuser 360.
Schauspieler 848.
Scheich-el-Beled 437. T. 2,8.
Scheinarchitektor 748.
Scheiterhaufen Hephaistions
711.
Schekel 897.
Scbemtu 167.
Scherschel 165.
Schicksale der Denkmäler
Uff.
Schiebegräher 851.
Schiff 393, -sbilder 489 (auf
Bronzemessem). *547,6 (auf
Dipylonya8en),-8häuser388,
-smalerei 406, -svorderteil
678 (Basis). 816 (bei Po-
seidon).
Schild 250, an den Wänden
303. 305. 334. 544 (Zeus-
grotte). 568 (Mittelitalien).
576 (Etrurien) T. 7,4, sil-
bern 791, des Scipio 791,
-beschreibungen 426. 544.
Schildpatt 197.
Schilf 816.
Schillernde Stoffe 744.
Schindeldach 829.
Schlafgott 700.
Schlangen 816. 819. 820. 822.
858 (an Grabsteinen), von
Metall 506, t. 509, mit
Menschenkopf 842, -säule
812, -Stab 819.
Schleife 707.
Schleifer 707.
Schlesien 151 (Preussisch-).
159 (Oesterreichisch-).
Schleswig-Holstein 150. 918.
Schleudergeschosse 252.
Schlichtegroll 244.
Schliemaun 31.
Schlosserarbeit 175.
Schlttssel »271 f. t868.
Schmelzen der Metalle 200.
Schmieden 210.
Schmuck * 236 ff., der Statuen
412.
Scbnabelschuhe 468. 516. 587.
795. T. 7, 14.
Schneiden aus Metall 403, 3
Schnitzen 174 (Holz). 196
(Bein).
Schnurornanient 180.
Schönheitsfreude 524 (Grie-
chenland).
Schönheitsideal 428 f. 715 f.
Schöpflin 58.
Schottland * 146.
Schreiberstatuen 438. T. 2, 4.
Schreibgriffel 273.
Schreibzeug 273.
Schriftquellen *423 ff.
Schriftwesen 273.
Schrötling 895 f.
B«giaier.
Schüssel 259.
Schuhe ♦236.
Schule Homers 97. 358.
Schulpforta 74.
Schulz 871. 889.
Schutz der Denkmäler 24.
Schutzwaffen 250.
Schwalbenschwanz 286.
Schwarzfigurige Vasen 182.
556 f.
Schwan 817 (bei Apollo). 824
(bei Aphrodite).
Schweden * 165.
Schweiz * 148 f., Museen 61 f.
Schwerin, Museum 58, Gypse
75.
Schwert ♦248, -gurt 249,
-scheide 249.
Schwetzingen 153.
Scipio, Sarkophag 697. T. 15,4,
Schild 791.
scyphatus 896. T. 23, 10.
Seeland 143.
Seele, dargest. 488. 842. 844 f.
Seepferd 815.
Seeverkehr 387 f.
Seevölker 490.
Segesta 116, Mttnzen 878.
Seguier 871.
Seiher 258.
Seine-et-Mame 141, -et-Oise
141, -införieure 141.
Selefkeh 909.
Selene 829.
Seleukeia (Babylonien) 85,
Pieria 88.
Seleukiden, Münzen 885.
Seleukos Nikator T. 14, 15.
Selinunt 116, Metopenreliefs
541 m. T. 6, 15 n. 16. 614
m. T. 9, 4, Münzen 878.
sella curulis ♦270.
Selzen 152.
Semiramis, Anlagen 369.
Semiramokerta 88.
Semis 899. 904.
Semo Sancus 627.
Senatsprägung 888 f.
Sendscherli 88, Reliefs 470.
T. 5, 4.
Senkereh 85.
Sens ♦141.
Septali 49.
Septimius s. Severus.
Septizonium 385.
Sequani 913.
Serajewo ^161.
Serapeum 81. 763 (Alexan-
drien).
Serapis 826 f. 687.
Serbien ^161.
Sereth 160.-
Serpentin 290.
Serrati nummi 903. T. 23,
11.
Servius Tullius, Manzen 892.
Sesostris 458, -relief 519.
Sesterz 898. T. 25, 25.
Sesto 136, -Calende 135.
Seti I. 468.
S^tif 165.
Severusbogen 735. T. 18, l:>.
SeviUa 145.
Sextans 899.
Seyffer 871.
Siah 767.
Siana ^97.
Sibirien ^164.
Sichern 83.
Sicilien 115 f., Kan8t4g5. 6.59.
674. 676, Mflnaen 877 f.
Side 95.
Sidon 82, Sarkopha«re 6&6 t
684 f. T. 11, 11. 13.3.
Sidonius 426.
Siebenbürgen 160.
Siegel, antike, im Mittelalter
18, -cylinder 242. 452 (ba-
bylonische). 512 (assy-
rische). 625 (pernsohe) T.
8, 8. 12, -kapseln 248, -ringe
241 ff.
Siegessäulen 889.
SigiUata 180.
Signia 123.
Signina 176.
Signol 55.
Sikanos 617.
Sikinos 113.
Sikuler 921.
Sikri 88.
Sikyon 108. Badhauer 669 f.
751, Maler 684. 665 f..
Münzen 880.
Silanion 672 f.
Silber 212 f. 892 (VerhÄltnis
zum Gold), -arbeiter ♦220,
-bronze 206, -funde 27, -ge-
schirr 212 f. 710. 747. 790.
-münzen 897, -scbaleii bOS
(kyprische). 562 f. (Prä-
neste). 564 (Salemo). 567
(Präneste)?. 7,5, -Stickerei
768.
Silberne Statuen 404.
Silen 840 f. 496 (in Syrien). 281
(omamental). 781, • (mit
Weinschlauch).
siliqua 897. T. 26, 15.
SUos 841.
Silvanus 827.
Sima 826.
Simitthu 167.
Simos 675, i.
Simpulum 258.
Sinaihalbinsel 797.
Sinope 90.
Siphnos 113.
Sippara 85, Stele 506.
Sipylos, Reliefs 519.
K
Register.
949
Siracnsa 49 (Conte di).
Sirenen 842, an Qrabroälern
858.
Sirgolla 85.
Siris 118. 661.
Sitififl 166.
Situla 257. 494. 511. 583 f.,
von Bologna 584, T. 7, 6.^
Sitzende Stellang 850.
Skandinavien *164, Kunst
1 421. 923.
Skarabaeos * 242 f. 549 (in
Griechenland). 891 (als
Geld).
Skelette 845.
Skiagraphia 417.
Skiathos 113.
Skizzenbfiolier 124 f.
Sklaven 710. 850.
Skopas 647 ff. 724 (Einfloaa).
T. 12, 6.
SkopeloB 113.
SkyUa 842.
SkyUis 529.
SkyphoB 259.
Skyros 118, Mannor 718
f. A.
Skythen 484. 515. 586. 630.
658 f. 689. 752. 772 f.,
Tracht 850.
Smalt 8. Email, GlasfiosB.
Smeth, de 244.
Smilis 529.
Smintheus 817.
Smith 244 (Gemmen).
Smjöla 163.
Smyma 94, Museum 39, U&ns-
kabinet 868.
Soana 131.
Soane 68.
Sociale Bedürfnisse 429.
Societa iperboreo-romana 4.
Society of antiquaries 3 f.
Sokrates 618.
Solarium 330.
Solidus 896. T. 26, 14.
Sohns 60.
Soloi 97.
Solns 116.
Soba 160.
Sommavilla 128.
Somme 141.
Sommerville 245.
Sonne omam. 232, -nrad 485,
•nscheibe 495. 829, -nuhren
*333.
Sophienkirche 789, ii. 785
(Mosaiken). T. 21,3. 4.
Sophilos 556. 615.
Sophokles 671.
Sophoniba 743, lu.
Sopolis 738.
Sosandra 591.
Soflibios 726.
Sosos 680.
South Kensington Museum
169, Gypse 75.
Sovana 131.
Spada 49.
Spalato 161.
Spanhemius 864.
Spanien *144f., Kunst 486.
563. 704 f. 754, Museen 50,
Mttnzkabinet 868 f.
Spano 137.
Sparta *109 653 (unter Ly-
sander). 667 (unter den Dia-
dochen).
Spatal07, Sphinx 540 T. 6, 11.
Speier 148.
Speisetische 270 f.
Spes 719.
Sphinx 433. 458. 491. 495.
588. 839. T. 4, 3, von (Ji-
zeh 230. 439 T. 2, 1, der
Hatschepsu T. 2, 8, von
Spata 540 T. 6, 11.
Sphyrelata 403.
Spiegel * 247 , -kapsek 247.
698. 702, -staizen 548 f.,
-zeichnungen577. 660. 697 f.
702 T. 15. 8.
Spielgerftte * 275 f.
SpineUi 119.
Spiralen 220. 456 (Hissarlyk).
480 ff. (Mykene) T. 4. 13.
5, 9. 795 (Byzanz), bronzene
für die Haare 487. 577. 582.
Spiralkreuz 233.
Spiralsäulen 312.
Spitzbogen 319.
Spitzer 55.
Sporaden 111.
Sprechen 853 f.
Springbrunnen 384.
Squarcione 73.
Ssabier 766.
Stabiae 122, Wandgemälde
738 f.
Stackeiberg 60.
Stade 150.
Stadion 382.
Stadtanhige 368 f.
Stadtwappen 901.
Städelsches Institut 57.
Städte personif. 836.
Stängelchen 311 f.
Staffelei 409.
Stahl 210.
Stamata 107.
Stamnos 255.
Stanze 215.
Stater 896 (Gold). 897 f.
(Silber).
Statuae loricatae 729.
Statuen 411.
Statuetten 411.
Stavanger 165.
Stefani 871.
Steg an den Säulen 312.
Steiermark 156.
Steinamanger 160.
Steinarten 287 ff. 712 f. (in
Rom).
Steinbau 282 ff.
Steinbrflche * 294 ff.
Steinbficher 193.
Steindamm 388.
Steingeräte * 190 ff.
Steingut 176.
Steinhäuser 62, -scher Kopf
726.
Steinhaufen auf Gräbern *347,
für Hermes 918.
Steinkistengrab 352.
Steinmetzarbeit 286 ff.
Steinmetzzeichen 294.
Steinplastik 397 ff.
Steinringe 372.
Steinsessel 391.
Steinsetzungen 354. 390 (la-
byrinthische).
Steinzeit 190.
Stelen 344.
Stempel der Mttnzen 895.
Stephane 237 f.
Stephanos 723 T. 16, 6.
Stephanskrone 791.
Stern omam. 232.
Sternbilder, person. 830.
Stettin 151.
Steuerruder 834.
Sticken 173.
Stiegen 342. t863.
StiegUtz 871.
Stier der Artemis 823, des
Dionysos 820, als Flussgofet
808. des Poseidon 816, -dio-
nysos 813. 838, -kapitell
315 f. 502 (Cypem). 624
(persisch) T. 9, 13.
Stillleben 744.
StUmischung 310 f.
Stjemstedt 871.
Stlengis 272.
Stoa 375, des Attalos 672,
des Eumenes 672.
Stobart 80.
Stockholm *165, Museum 68,
Mttnzkabinet 868.
Stockwerk 342.
Stonehenge 354.
Stosch 243. 244 f.
Stowe 68.
Strabax 651.
Strahlenkranz 812, bei den
Kaisem 847 f.
Stralsund 151.
Strangford 68.
Strassburg 148, Museum 58,
Gypse 74.
Strassen 369 f.
Strategenbilder 653.
Stratonikeia 93.
Stratonikos 680.
950
fiegiaier.
Stratos 103.
Straosseneier 837. 498. 545.
562. 575.
Strawberry-Hall 68.
Strehlen 152.
Streitaxt 250.
Streitwagen *253.
Strettweg 157.
Strigilis 272.
Stroganoff 64, Bronze 726,
Münzkabinet 871.
Strohdach 329.
Strongylion 649.
Stuckreliefs 335. 736 T. 19, 2.
Stücken von Statuen 399.
Stahle 269.
Staizen von Statuen 399.
Stufenpyramiden 349 f.
Stufenthürme 363.
stüpa 87. 352. 692.
Stura 112.
Stuttgart 153, Museum 58,
Münzkabinet 866.
Stylobat 812. 333.
Suaner 515.
Subhi-Pascha 871.
Substruktionen 333.
Sadfrankreich *138.
Südmssland *163, Kunst vgl.
Skythen, Münzen 882.
Südslawen 798.
Suessula 122.
SukeUArba 166.
Sulcis 137.
Sulmo 122.
Sulzer 871.
Sunion 107. 639.
Sarrentum 122.
Snsa(Afnka) 167; (Asien) 86,
Kunst 453. 514.657; (Pie-
mont) 137.
Susiana 86.
Sutrium 131.
Sutzos 871.
Swastika 233.
Syadras 520.
Sybaris 118.
Sydney Park 68.
Sylt 150.
Symbole 807 f.
Symbolik 806. t862 f.
Syme 81. 98.
Symplegmen 731, ?.
Synagoge 364.
Synnada, Marmor 713.
Synoikismen 370.
Syrakus *116, Münzen 878
T. 23 20. 21.
Syrien *83, Kunst 454. 467 flF.
495 ff. 682 f. 764. 766 f.
796 f., Miniaturen ♦783,
Münzen 884 f.
Syros 113.
Szeged-Oethalom 160.
Szekszärd 160.
T.
Tabema 340.
Tacitus 889.
Tadius 742.
Tadmor 84.
Tänzerinnen 709.
Tättowiemng 236.
Tafelbilder 408, ältestes Bei-
spiel 441.
Tainaron 109.
Talayot 352.
Talleyrand 55.
Taman 163.
Tamassos 97.
Tanagra 104, -figuren 395 f.
674 T. 14, 7-11.
Tanarei 137.
Tanis 80. 457.
Tanzplätze 378.
Tarbes 142.
Tarent *119, Münzen 877.
Tarn 142, -et-Garonne 913,
-kappe 816, 818.
Tarquinii * 131, Wandgem&lde
573. 628 ff.
Tarraco 145.
Tarsos 90, Terrakotten 684.
Tatianos 424 f.
Taube 809 (christlich). 823
(Aphrodite).
Taufe Christi 800.
Taufkirchen 364.
Tauriskos 681 T. 13, 13.
Tauroentnm 912.
Tauromenium 117.
Tauschieren 218.
Teanum 122.
Technik des Kunstgewerbes
163 ff., der Architektur
279 ff., der Kunst 394 ff.
Tectorium 284.
Tegea 111 , Giebelgruppen
648 T. 12, 6.
Tegel 60.
Tegianum 118.
Teiche, heilige 29.
Tektaios 529.
Telamon 131.
Teichinen 475 f.
Telephanes 600.
Telephos t862.
Telesphoros 819.
Tell-Basta 80, •e]-Amama465,
-el-Hesy *82, -el-Jahudeh
80, -Gurob 81.
Tellö ♦85, Pallast 371.
Teimissos 95.
Telos 98.
Tempe 103.
Tempel »359 ff. 462 (Ägyp-
tische). 17 (in Kirchen ver-
wandelt), -bilder, alte 526 f.,
-eben 246. 562 (von Gold),
-Schlüssel 272.
Temperamalerei 406.
Temple 68.
Tenea 108.
Tenos 113.
Tensa, kapitoi. 747 f.
Tentyra 81.
Teos 94, Dionysostempel 681.
Teppiche 171.
Terpsichore 825.
Terracina 123.
Terra d'Otranto 119.
Terrakotta vgl Keramik, -me-
daillons 794, -plastik 395 f .
674 T. 14, 7—12, -reliefs
736.
Terrakotten, architeki. 22 f.
Terassen der Tempel 362.
-Städte 369.
Terremare ♦ISS. 368.
Terrine 259.
Tersatto 123.
Tetartemorion 898.
Tetradrachmen 898.
Teurusia 157.
Teuthraoia 909.
Teutra 160.
Thalaasa 828.
Thaleia 825.
Thamugadi 166.
Thanatos 835.
Tharroe 137.
Thasisoher Marmor 291. 713.
Thasos 98, Münzen 878, Mar-
mor 291. 713, Nymphen-
relief 542.
Thau, personif. 831.
Thausonwestem T. 11, 3.
Thayingen 429 ff. T. 1, 2. 3.5.
Theater *379. Skulpturen 732.
Thebanischer Sagenkrei8t861 .
Theben (Aegypten) *61; (B5-
otien) 104.
Thödenat 80.
Thelpusa 111, Münzen 881.
Themis 673.
Theodorich als Restaurator 20,
Theodoros 535.
Theodosius, Discna 791, Sftule
789 T. 21, 6.
Theokies 529.
Theokosmos 597.
Theokrit 426.
Theon 668.
Thera 113. 456 T. 3, 14. 15.
Therapne 110.
Thermai 117.
Thermen ♦385.
Theron 680.
Theseion *106, Fries und Me-
topen 638 f. T. 10, 9.
Theseus 847. t*862.
Thespiai 104.
Thessalien 103, Münzen 879.
Thessalische Reliefs 613.
Thessalonike 99. 752. 785.
(Mosaiken).
Register.
951
Theveste 166.
ThibUis 166.
Thiers 55.
Thiersch 60.
Tbira 93.
Tfaisbe 104.
Tbolos 323.
Thomas 871.
Thoms 63.
ThomBen 871.
Thon 176 ff., weisser 756. 757.
759, -lampen 189 f. 748.
794, -plastik 395, -sftrge
557 f. 628 (von Caere), -ta-
feln 612, -wirtel 272.
Thore *332 f., von Burgen
und Städten *372 f.
Thorax 729.
Thorikos 107.
Thorsbjerg *164.
Thorwaldsen 71, -museum 63.
Thrftnenfläschchen *257.
Thraker dargestellt 849.
Thrakien 98, Kunst 484. 621.
678. 752, Manzen 878.
Thrasyllosmonument 670.
Thrasymachos 597. 649. T.
10,5.
Thronsessel *269. ♦271.
Thubumica 166.
Ihüren 332 f., mit Bronze-
flberzug 493, vgl. Sabina.
Thüringen 152.
Thürklopfer 333.
Thngga 166.
Thunfisch 815.
Thuria 110.
Thurioi 118.
Thurm der Winde 750.
Thusnelda T. 17, 21.
Thymbra 92.
Thymiaterion 268. 577.
Ti 442 (Grab).
Tiber 828.
Tiberius, Bauten 734, «Fa-
milie" 746 T. 19, 10.
Tibur ♦128.
Ticinum 135.
Tiepolo 871.
Tierbilder 428.
Tiere, heilige der Qötter 813.
Tierfabel t862.
Tierköpfige Götter 433.
Tieromamente 228, Streifen
als Dekoration 550.
Tierschfidel als Trinkgefäss
258 f.
Tiersymbolik 862.
Ti emnm 911.
Tiger 820.
Tignio 911.
Timanthes 634.
Timarchides 673.
Timarchos 678.
Timgad 166.
Timokieides 673.
Timokles 673.
Timomachos 737 f.
Timonidas 538. 554.
Timotheos (von Athen) 641.
652, (Feldherr) 652.
Tintenfässer 273.
Tirol ♦ 155.
'Kryns 109. 476 ff.
Tisch 270, auf Gr&bem 345,
von Stein 392, -ffisse 392.
Tithora 104.
Titus T. 17, 4, -bogen 734.
Titnsthermen 385. 740.
Tivoli ^128.
Todi 911.
Töpferei ♦ 176 ff.
Töpferscheibe 177.
Tojgafigur T. 17, 11.
Toilettengegenstände 247 ff.
Tolentinum 129.
Tolfa 131.
Tolmein 158.
Tomba a fussa 344, a pozzo
♦ 344, a ziro 344.
Tomoi 162.
Tonnengewölbe 322.
Topos 87. 352. 692.
Topham 910.
Topographia 686 f.
Topographie 76 ff.
Torgau 152.
Torlonia 49.
Tormarancia 127 u.; 740.
Tomo 135.
Torques 239.
Torre, de la 875.
Torremuzza 50, Mttnzkab. 50.
Torso 71, von Belvedere 727.
Torrusio 188.
Tortona 136.
Tortosa 82.
Torus 313.
Toscanella 131. 749.
Totenbestattung 29.
Toteneros 857.
Totenmahl 858.
Totenmasken 238 f. 440. 478
(mykenisch).
Touche 908.
Toulmouche 908.
Toulon 52, -sur-AUier 142,
756.
Toulouse 142.
Tours 142.
Townley 68.
Traboud 908.
Trachones ^106.
Trachten ^428 f.
Trachyt 289.
Tragelaphos 843.
Tragodia 836.
Trajan, Bauten 734 f., -sbrficke
387, -ssäule 735 T. 18, 14.
Tralles ^93.
Transennae 777.
Transfeld 101.
Transport von Obelisken und
Kolossen 435.
Transvolatilia ♦337,e.
Trapezophoren 392.
Trapezunt 90.
Trau ♦61.
Traunfellner 872.
Travertin 288.
Treiben 215.
Treppen 342.
Trevisani 50.
Tribunal 376.
Trichtergruben 369.
Tridacna 197.
Trient ^155.
Trier 148, Münzen 866.
Triest 157.
Triglyphen 317.
Trikka 103.
Trinkgefftsse 258 ff.
Trinkhorn 259. 820.
Tripolis 169.
Triptolemos t862.
Triquetrum 232.
Tritone 842. 231. 588.
Triumphbogen ♦390.
Triumphwagen 253.
Trivnlzi 50.
Troas 92, Münzen 882.
Trocad^ro 908.
Trochilos 264.
Trockenmauem 282.
Troglodyten 338 f.
Troilos 862.
Trolscher Sagenkreis 861.
Troia 92.
Trojaner 849 f.
Tropaion 389.
Tropfen 317.
Truddhi 352.
Truhen 271.
Truvine 137.
Tryphon 746.
Trysa 95. 655 f.
Tschatli-Derä 93.
Tuder 911.
Tübingen 58.
Türkisperlen 486.
Tullianum 378.
Tumuli 348.
Tunis ^166.
Tupfenomament 180.
Turbia 389.
Turin 136, Museum 43 f.,
ägypt. Samml. 908 f. Münz-
kabmet 867. 888.
turris 342.
Tuscania 131.
Tusculum 123.
Tuskanischer Stil 311, Tem-
pel 365.
Tutulus 236. 500. 585 T. 7,
13 ab.
952
Regster.
Tux 60.
Tyche 833, yon Antiochien
670, T. 13, 4, von Konstan-
tinopel 777.
TympaDon 327.
Typen 808.
TVphon 838, Bchlangenl eibig
Tyrannen 522 f.. -mOrder 605
T 8 7
Tyro8'*82, Münzen 886.
Tyrrheniscfae Bronsen 628 ,
Vasen 550. 579 f.
Tyszkiewicz *55.
U.
Udine 135.
Ueberkragang 819.
Ueberlingen 153.
Uebermalong 804.
Ueiük 516.
Uelzen 150.
üferbauten 888.
Uffizien 40.
Uhren 333.
Uhrturm 388.
Umbrien *132, Knnst 629.
Münzen 876.
Uncia 904.
Ungarn »160, Kunst 487 f.
581 f. 798, Museen 60 ff.
Ungeheuer 843 f.
Unterägypten 80.
Unterbau 333.
Unterfranken 154.
Unteritalien*117, Kunst 563 f.
626. 668 f. m. T. 1 (Male-
rei). 693 f., Mosaiken 185,
Münzen 877.
Untersatz von Vasen 264.
Untiere 843 f.
Upsala 63.
Uranius 889.
Urardhi 514.
Urbino 133.
Uriconium 146.
Urkundenreliefs 891. 636 T.
10,4.
Urnen, steinerne 736, bei Fi-
guren 698 f., -reliefs 7. 699 f.
748, T. 15, 6.
Ursinus 50.
Uruk 85.
Urania 88.
uschebte 434. 459. 460 T. 4, 2.
Utrecht 143, Museum 62.
Uwaroff 64.
Uzielli 68.
Vaballathus 889.
Vacca 124.
Vafiö 109, Goldbecher «481.
T. 5, 10.
Vaga 167.
Vaison 139.
Valencia *145.
Val Trompia 135.
Valle, della 50.
ValOby 164.
Var 142.
Yarannos 60.
Varese 911.
Vari 107.
Varro 424.
Vasen * 254 ff., in plastischer
Form 261 f. T. 12, 13, -er-
klärang 806 f., -maierei
181 f. 616 f. ♦661. 668 f.
(unteritalische). 702 f.,
-Sammlungen 188.
Vatikanische Museen 42.
Vaucluse 138.
Veii 131.
Velanidezza 107.
Veli 133.
VeUa 118.
Velitrae 123, Terrakotten 566.
Velleja 32. 134.
Velletri 128.
Vendöme *142.
Venedig «136, Museen 44,
Kunst 799, Mosaiken 786,
Markuskirche 791.
Veneter 581 f.
Venetien 135.
Ventimiglia 137.
Venus in der Kaiserzeit 718,
genetriz 596, s. 724. 755.
853, V. Arles 755, v. Fr^jus
755, vgl. Aphrodite.
Venusia 119.
Vercellae 137.
Verdun 142.
Vereine, archftol. 6 f.
Vereinsgebäude 378.
Vereinsmünzen 902 f.
Vergers 55.
Vergil 721, Prachtansgaben
745, Handschriften 781.
Verglaste Wälle 298.
Vergoldung 215. 216.
Verhüllung des Gesichtes
852 f.
Verkehrsmittel 386 ff.
Verkleidung der Wände 285.
Vermo 158.
Verona *135. Museen 44.
Verospi 50.
Verputz 284 f. 320.
V^errocchio 71.
Verschlackte Wälle 298.
Versilberang 215.
Verschiedenfarbige SteineSOl»
bei Statuen 411.
Versetzmarken 294. t*296 f.
788.
Verteidigungswerke 371 f.
Vertilium 142.
Vertumnus 827.
VervielfältigungSYorfalireii
9 ff.
Vesontio 142.
Vespasian T. 17, 8.
Vesta 827. 828, GiaBtiniani
724.
Vestalin T. 17, 12.
Vestiner 128.
Vettersfelde 151. 26. 659.
Vetulonia *132.
Veturius Mamnrius 565.
Via Appia, Ardeatina etc.
«127 f.; Utina,GrabgeinlUde
736. 740.
Viadana ♦134 f.
Vibius 698.
Vibo 117.
Vicarello 29.
Vicenza 136.
Victoriatns 898.
Vicus Anrelii 153.
Vienne • 139.
ViergOttersteine 757.
Vilbel 153.
VUla Hadrians ♦128. 740,
•nova ♦185, rustica 350.
ViUen 841 f.
Viminiacium 905, lo.
Vindobona ^156.
Virtns 836.
Virunum 157, Bronzestatuen
759.
Visconti, E Q. 87 f.
Vitali 50, Münzkabinet 872.
ViteUeschi 40.
Viterbo ♦132.
Vitravius 277.
Vittuone 135.
Vivenzio 188.
Völker, personif. 836.
Vogel auf dem Kopfe 469,
-wagen 564. 576.
Volaterrae «132.
Volsinii 132.
Volumniergrab 131.
Voluten, joniscbe 314, -faenkel
265.
Vorarlberg 155.
Vorbau 330.
Vorhänge 171 f. 333.
Vorlegeblätter, Wiener 13.
Vorratsgefässe 255.
Vorsetssänlen 381.
VoBges 913.
YotivbUder 525.
Votivnischen 860.
Yotivsäulen 389.
Votivtafeln 587 f. 612. 636.
Vulci 132, Grotta deU' Iside
573.
Vurvä 107.
Wachsfiguren 396.
Wachsmalerei 406 f.
Register.
953
Wachsinasken 565.
Wägen 253 f.
Währungen 892 f.
Waffen *248.
Wagen *273, -besteigende
Ftsm 614 T. 9, 7, -geleise
386, -lenker 848.
Wagnermuseum 58.
Wald-Algesheim 153.
Wales 146.
Walkerei 342.
Wallis 144 y Felsskulpturen
487.
Wallmoden 57. 60.
Wallraf-Musseum 149.
Walmdach 328.
Walpole 68.
Wan 88. 515.
Wand 329 (Aussen-). 334
(Innen-), -maierei 335.
♦738ff. T. 19, 3ff., in Grä-
bern 351 f., vgl. Malerei;
-schmuck 334.
Wangenstficke 252.
Wappen 863. 901, -Schema
480.
Warschau 162.
Warttürme 373 f.
Washington 69.
Wasserbecken 392.
Wasserbehälter 385.
Wasserleitung *384.
Wasserspeier 326.
Wasservögel 588.
Wasserwärmer 260.
Watsch 157.
Way 79.
Weben 170 f.
Weber, Job. Dav. 50.
Wege 386.
Wehrgehänge 249.
Wehrgurt 251.
Weihgeschenke, ausgebessert
16.
Weihrauchgefässe 268.
Weimar 58.
Weinstock 820.
Weissenburg a. S. 154.
Weissgold 214, Münzen 896 f.
Weissgrundige Vasen * 183.
615 f.
Weisskupfer 204. 893.
Weltkugel 814.
Welzl V. Wellenheim 872.
Werkzeuge 272.
Werlhof 872.
Wernigerode 75. 152.
Weilbezeichnung auf Münzen
904f .
Wesseling 872.
Westenhofen 343.
Westphalen 150.
Westpreussen 151.
Whittall 872.
Wiczay 472.
Widder 817 (Apollo). 818
(Hermes). 807 (Symbol des
Königs), vgl. Eriophoros.
Wien *156, Museen 60 f.,
Münzkabinet 867 f.
Wiener Neustadt 156.
Wiens 157.
Wiesbaden * 149 f., Münzkab.
866.
Wigan 872.
Wilde 63. Münzkabinet 872.
Wilde Männer 802.
Wilton House 69.
Wiltshire 913.
Winckelmann 419.
Windgötter 830 f.
Wind isch -Garsten 157.
Windsor Castle 244.
Winter 832, s.
Wirtel 272.
Wirtshäuser 343.
Wittekindburg 150.
Witzleben 872.
Wladikawkas 515.
Wobum 69.
Wochentage, personif. 830, i o.
Wölfin, kapitol. 566, Gruppe
der Ogulnier 696.
Wörbzig 152.
Wörlite ♦58.
Wohnstätten 338 ü,
Wolf 817.
Wolters 74.
Woodward 69.
Worm 63.
Worms 153.
Worsley 69.
Würfel 274.
Württemberg *153.
Würzburg 58, Gypse 74.
Wunder dargestellt 845.
Wurfeisen 250.
X.
Xanten 149, Enabenfigur 757.
Xanthos 95, Reliefs 518. 622.
656.
Xenokrates 680.
Xiphonia 117.
Tonne 142.
York 66.
Z.
Zaborowo 151.
Zagreus 826.
Zahlensymbolik 863.
Zahnschnitt 304. 319.
Zakonides 556.
Zakynthos 114, Münzen 881.
Zambra 130.
Zange 819.
Zara 161.
Zaubergehänge ^246.
Zauberwerk 805.
Zea 107.
Zeichnung 9 f , im Altertum
407 f.
Zeit der Handlung 855, -be-
stimmung von Kunst-
werken 860.
Zeitschriften 8 ff., für Kunst-
geschichte *422, für Numis-
matik 872 f.
Zellenschmelz 224.
Zephyros 831.
Zerstörung der Altertümer
20 ff.
Zeus 814 f., Ammon 841, ka-
rischer 827, von Otricoli
T. 16, 13, -grotte 113. 544
(Schilde).
Zeuziades 673.
Zeuxipposgymnasium 34.
Zeuxis 632 f.
Ziege 817. 820. 824.
Ziegel 280, -bau 280 f., -py-
ramide 441, -Stempel 281.
Zimmer 334.
Zink 202.
Zinn 202 f.
Zollfeld 157.
Zophoros 318.
Zügel 253.
Zürich 143 f., Museum 51 f.
Zweig, symbolisch t863, -Or-
nament 455.
Zwickau 152, Münzkab. 866.
Zwölf götterdarstellungen 367.
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(Nürnberg), Günther (München), Jaeger (Köln), ^essling (Hamburg),
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Matthaei (Kiel), Matthias (Düsseldorf), Münch (Koblenz), Plew (Strass-
bürg), Schimmelpfeng (Ilfeld), Simon (Strassburg), Toischer (Prag),
Wendt (Karlsruhe), Zange (Erfurt), Ziegler (Strassburg) u. a.
beranagegeben von
Dr. A. Baumeister.
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Halbfranz werden auf Wunsch nachgeliefert, ^^z:
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Erster Band, 2. Abteilung:
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reich-üngarn und Gesamt-Europa, in Verbindung mit zahlreichen Mit-
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Toischer, Professor am L deutschen Gymnasium in Prag.
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Zweiter Band, 2. Abteilung (erscheint zu Ostern 1895).
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der Spezialdidaktik), von Dr. Adolf Matthias, Direktor am städtischen
Gymnasium und Realgymnasium in Düsseldorf, nebst zwei selbstän-
digen Anhängen: 1) über die Internatserziehung von Dr. Gustav
Schimmelpfeng, Direktor an der k. Elosterschule zu Dfeld, 2) über
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Hamburg und Redakteur der Zeitschrift für Schulgesundheitspflege.
Dritter Band.
Spezielle Didaktik und Methodik. Erste Hälfte.*)
r. ProtestantiBohe Religionslehre yon Dr. Eduard Zange, Direktor des Real-
gymnasiums in Erfurt.
IL Katholische Religionslehre von Job. Nep. Brunner, Priester und Religionslehrer
an der Luitpold-Reaischule in München.
III. Lateinisch von Dr. Peter Dettweiler, Direktor des Gymnasiums in Rensheim.
IV. Griechisch von Dr^ Emil Brocke, Direktor des k. Gymnasiums in Marienwerder,
y. Französisch von Dr. Wilhelm Mttnch, Provinzial-Schulrat in Koblenz.
VI. Englisch von Dr. Friedrich Glauning, Professor und Stadtschulrat in Nfimberg.
VII. Deutsch von Geh. Hofrat Dr. Gustav Wendt, Oberschulrat und Direktor des
Gymnasiums in Ka^jsruhe.
VIII. Geschichte von Dr. Oskar Jäger, Direktor des Friedrich- Wilhelmsgymnaaiums
in Köln. ••
Tlerter Band.
Spezielle Didaktik und Methodik. Zweite Hälfte.*)
IX. Rechnen nnd Mathematik von Dr. Max Simon, Professor am Lyceum in
Strassburg.
X. Physik von Dr. Kieesling, Professor an der Gelehrtenschule des Johanneums in
Hamburg.
XI. Mathematische Geographie von Dr. Sigmund Günther, Professor am Polytech-
nikum in München.
XII. Geographie von Dr. Alfred Kirch hoff, ord. Professor der Erdkunde an der
Universität Halle.
XIII. Naturbeschreibung von Dr. £. Loew, Professor am k. Realgymnasium in Berlin.
XIV. Chemie von Dr. Rudolf Arendt, Professor an der öffentlichen Handelslehranstalt
in Leipzig.
XV. Zeichnen von Dr. Adalbert Matthaei, Professor an der Universität Kiel.
XVI. Gesang von Dr. Johannes Plew, Oberlehrer am Lyceum in Strassburg.
XVII. Turnen und Spiele von Dr. J. G. Lion, Direktor des Tumwesens in Leipzig.
Das 99fl[aiidbue]i der Ersleliuiigs« und ITnterrielitslehre^^
ist ein Seitenstück zu dem Handbuch der klassischen Altertumswissen-
schaft. Wir geben der Hoffnung Ausdruck, dass es wie dieses sich einer
freundlichen Aufnahme in den Kreisen der Schulmänner zu erfreuen haben
wird. Band I, Abteilung 1 (enthaltend die Geschichte der Pädagogik mit bes.
Berücksichtigung des höheren Unterrichtswesens von Prof. Dr. Theobald
Ziegler, sowie eine Reihe einführender Erörterungen unter dem Titel „Zur
allgemeinen Einleitung' vom Herausgeber) ist soeben zur Ausgabe ge-
langt. Die Vorbereitungen sind von langer Hand getroffen, und
ein rasches Erscheinen darf mit Sicherheit in Aussicht gestellt
werden. Binnen 2 Jahren soll das ganze abgeschlossen vorliegen.
Der Preis ist im Verhältnis zu dem Gebotenen billigst gestellt,
um eine möglichst allgemeine Subscription zu ermöglichen.
*) AnaBer der BandauBgabe der ^Speziellen Didaktik und Methodik* werden von den einzelnen
Fächern auch Separatauagaben — zu etwas erhöhten Preisen — zur Veiffigung atehen. VUls Band III
und IV nicht yoUat&udig aubakriblert werden wollen, wird um beaondere Hitteilung gebeten.
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