Skip to main content

Full text of "Archäologie der Kunst : nebst einem Anhang über die antike Numismatik"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


ry^...^y 


/^•^l/' 


^  .^,   •  ^^nW^'v  -vv 


■ 

1 

1 

1 

*^,.,>,it,-,,.'!7         ■■'" 

1 

1 

1 

m 

c 


J^ 


li^^fe 


PDArn«« 


0 


HANDBUCH 

^  DER 

KLASSISCHEN 


AUERTÜMS-WISSENSCHAPT 

in  systematischer  Darstellung 

mit  besonderer  Rücksicht  auf  Geschichte  und  Methodik  der  .einzelnen 

Disziplinen. 


In  Verbindung  mit  Gymn.-Rektor  Dr.  Autenrieth  (Nürnberg),  Prof.  Dr.  Ad. 
Bauer  (Graz),  Prof.  Dr.  Blass  (Halle),  Prof.  Dr.  Brugmann  (Leipzig),  Prof.  Dr. 
Busolt(Kiel),  Geh.-Rat.  Dr.  v.  Christ  (München),  Prof.  Dr.  Gleditsch  (Berlin), 
Prof.  Dr.  0.  Gruppe  (Berlin),  Prof.  Dr.  Günther  (München),  Prof.  Dr.  Heerdegen 
(Erlangen),  Prof.  Dr.  Hommel  (München),  Prof.  Dr.  Hübner  (Berlin),  Prof.  Dr. 
Jul.  Jung  (Prag),  Prof.  Dr.  Krumbacher  (München),  Prof.  Dr.  Larfeld  (Rem- 
scheid), Dr.  LoUing  f  (Athen),  Prof.  Dr.  Niese  (Marburg),  Geh.  Regierungsrat 
Prof.  Dr.  Nissen  (Bonn),  Prof.  Dr.  Oberhummer  (München),  Priv.-Doz.  Dr. 
Öhmichen  (München),  Prof.  Dr.  Pöhlmann  (Erlangen),  Gymn.-Dir.  Dr.  0. 
Richter  (Berlin),  Prof.  Dr.  Schanz  (Würzburg),  Geh.  Oberschulrat  Prof.  Dr. 
Schiller  (Giessen),  Gymn.-Dir.  Schmalz  (Tauberbischofsheim),  Prof.  Dr.  Sittl 
(Würzburg),  Prof.  Dr.  F.  Stengel  (Berlin),  Prof.  Dr.  Stolz  (Innsbruck),  Priv.-Doz. 
Dr.  Traube  (München),  Prof.  Dr.  ünger  (Würzburg),  Geh.-Rat  Dr.  v.  ürUchs  t 
(Würzburg),  Prof.  Dr.  Moritz  Voigt  (Leipzig),  Gymn.-Dir.  Dr.  Volkmann  f 
(Jauer),  Prof.  Dr.  Windelband  (Strassburg),  Prof.  Dr.  Wissowa  (Marburg) 

herausgegeben  von 

Dr.  Iwan  von  Müller, 

ord.  Prof.  der  klassisclien  Philologie  in  Mttnchen. 


•*  <■> . 


Sechster  Band. 

Archäologie  der  Kunst. 

Nebst  einem  Anhang 

Über  die  antike  Numismatik. 


"»oO^>*fr<gOfr*<^X)oo.>- 


MÜNCHEN  1896 

C.  H.  BECK'SCHE  VERLAGSBUCHHANDLUNG 

OSKAR  BECK. 


JÄ.RCH10L0GIE 


DER 


KUNST. 


Nebst  einem  Anhang 


über 


die  antike  Numismatik* 


Von 


Dr.  Karl  Sittl, 

ord.  Profeflsor  der  klMstacben  Philologie  and  Arcblologie  in  Würibiirg. 


Mit  einem  Atlaa  yon  460  Abbildnngeii. 


i7..a*i*i*a»:4iia 


MÜNCHEN  1896 
C.  H.  BECK'SCHE  VERLAGSBUCHHANDLUNG 

OSKAR  BECK. 


vv?^LlBKAKY 


Mio  Beohtc  Torbehalten. 


'p/p. 


t/-6> 


0.  H.  Beck'sche  Bachdruokorei  In  Kdrdllngcn. 


Vorrede. 

Als  icli  vor  sieben  Vierteljaliren  micli  endgültig  entscLloss,  meine 
llntwürfe,    die  allmälilioli  im  Laofe  der  Jahre  weiter  und  weiter  be- 
grenzt worden  waren,   zu  einem  Lehrbuch,  das  in   die  Encyklopädie 
der   Altertumswissenschaft  hineinpasse,    auszugestalten,   stand   es  mir 
klar  vor  Augen,  dass  auf  einen  äusseren  Erfolg  des  Buches  von  vom- 
herein  zu  verzichten  sei;  denn  bei  der  unendlichen  Fülle  des  Stoffes, 
die  sich  fortwährend  mehrt  und  ausdehnt,  wurde  auch  ein  Altmeister 
der  Wissenschaft  in  die  Lage  kommen,    dass   ihm   nach  redlichstem 
Bemuhen  der  nächste  beste   unliebsame  Lücken  und  Versehen  nach- 
wiese.   Dergleichen  umfassende  Arbeiten  bringen  es  ja  mit  sich,  dass 
in  einzelnen  Momenten   das   Gedächtnis  versagt   und   schliesslich  ein 
physisches  Ziel  sich  setzt,   wenn  auch  das  ideale  noch  nicht  erreicht 
ist.    In  diesem  Sinne  ist  die  Aufgabe  mehr  als   einmal  von    Sach- 
kundigen als  unmöglich  bezeichnet  worden. 

Da  ich  doch  wohl   hoffen  darf,   dass   der  eine  oder    der  andere 
Benutzer  die  Vorrede,   die  einzige   Stelle  eines   Lehrbuches,  wo   der 
Verfasser  aus   seinem  Objektivismus   heraustreten  darf  und  soll,   mit 
freundlicher  Teilnahme  liest,  möchte  ich  über  einige  Punkte  mich  hier 
erklären,   an  denen  auch  ein  nicht  von  vornherein  abgünstiger  Leser 
Anstoss  nehmen  könnte.     Vor  allem  möge  man  mir  nicht  einen  ge- 
flissentlichen Widerspruchsgeist  imputieren,    der  mir   trotz  der  vielen 
Heterodoxien  des  Buches   ferne  liegt.     Wenn   eine  Wissenschaft  wie 
die  Archäologie  seit  mehr  als  50  Jahren  niemals  im  Zusammenhange 
dargestellt  worden  ist,  tritt  mit  Notwendigkeit  eine  bedenkliche  Zer- 
splitterung  des  Arbeitens   ein.     Die   monographische  Darstellung   hat 
aber  nur  dann  Anspruch  auf  dauernde  Wertschätzung,  wenn  sie  von 


VI  Vorrede. 

der  Erkenntnis  des  Ganzen  ausgeht  und  auf  das  Ganze  wieder  ab- 
zielt; ist  diese  Bedingung  nicht  erfüllt,  so  muss  sich  der  Defekt  bei 
der  Einordnung  des  Einzelnen  in  das  Ganze  herausstellen.  Sodann 
wird  es  in  der  Theorie  kaum  einem  Widerspruche  begegnen,  wenn 
wir  sagen,  dass  in  der  Kunstgeschichte  der  Subjektivismus  eine 
dauernde  Grundlage  nicht  schaffen  kann  und  das  Interesse  der  wahren 
Wissenschaft  verlangt,  denselben  soviel  als  möglich  zu  verbannen  und 
die  trockenen  Thatsachen  über  die  glänzendsten  Hypothesen  zu  stellen ; 
hier  finden  die  Schriftquellen  ihre  rechte  Stelle:  sie  füllen  nicht  mehr 
wie  ehedem  fast  die  ganze  Kunstgeschichte  aus,  aber  sie  regeln  die 
rein  archäologische  Beurteilung  der  Bildwerke  und  müssen  dies  thun, 
weil  der  Subjektivismus  nirgends  so  blüht  wie  im  Kunsturteile.  Fehlt 
die  Polemik  gegen  meine  Vorgänger  so  gut  wie  ganz,  so  glaubte  ich 
sie  gewissenhaft  ohne  Unterschied  der  Meinung  nennen  zu  müssen 
und  zwar  nach  dem  erprobten  Grundsatze  des  alten  Plinius,  dass 
kein  Buch  so  schlecht  sei,  aus  dem  man  nicht  etwas  lernen  könne; 
meine  bibliographischen  Angaben  nehmen  sich  freilich  nicht  bloss  in 
unserer  wenig  lesenden  Zeit  recht  altmodisch  aus,  sondern  sie  werden 
mir  auch  viele  und  nicht  immer  höfliche  Berichtigungen  zuziehen. 
Jeder  weiss,  dass  die  öffentlichen  und  privaten  Bibliotheken  im  Fache 
der  Archäologie  nicht  denselben  Ansprüchen  genügen  und  genügen 
können,  wie  in  anderen  Fächern.  Alle  Bücher,  deren  Titel  man 
kennt,  einzusehen,  wäre  an  Bibliotheken  ersten  Hanges  unmöglich,  ge- 
schweige denn  in  Würzburg,  obgleich  hier  die  Verhältnisse  wesent- 
lich besser  als  an  den  meisten  deutschen  Universitäten  sind.  Indem 
ich  nun  soviel,  als  mir  möglich  war,  vollständig  las  oder  kontrollierte, 
glaubte  ich  nach  reiflicher  Erwägung  auch  nicht  kontrollierbare  Ci- 
tate  mitteilen  zu  dürfen;  denn  diese  sind  ja  nicht  dazu  bestimmt, 
abgeschrieben  zu  werden,  sondern  dass  der  Benutzer  sie  nachsehe  und 
die  Abbildungen  nach  Anleitung  des  Textes  betrachte.  Die  Angaben 
über  Museen  und  Ausgrabungen  dürften  so  umfassend  sein  als  man 
von  dem  Sammelfleiss  eines  Einzelnen  verlangen  kann.  Offizielles 
Material  zu  erhalten,  erwies  sich  als  aussichtslos.  Die  so  wünschens- 
werte private  Hilfe  eines  einheimischen  Archäologen  ward  mir  nur 
für  Böhmen,  dank  der  Freundlichkeit  von  Herrn  Prof.  Dr.  Vysoky, 
zu  teil,  vielleicht  aber  regt  mein  Buch  den  Patriotismus 
manches  Forschers  an,   der  seine  Gegend   in  einer   neuen 


Vorrede.  VII 

Auflage  korrekter  und  vollständiger  vertreten  wünscht, 
micli  durch  Nachrichten  zu  unterstützen.  Auch  sonst 
wird  jede  Berichtigung  von  mir  dankbar  aufgenommen 
werden,  wie  mich  schon  vor  der  Drucklegung  die  hiesigen  Ver- 
treter der  indischen  und  germanischen  Philologie  und  des  Staats* 
rechtes  und  dann  bereits  verschiedene  Leser  durch  Mitteilungen  zu 
Dank  verpflichteten.  Ich  darf  auch  nicht  unterlassen,  die  liebens- 
würdige Geduld  zu  rühmen,  mit  denen  die  Vorstände  und  Beamten 
der  Münchner  und  Würzburger  Bibliothek  mir  Auskünfte  erteilten; 
auch  in  den  Alpen  erschloss  sich  dank  dem  Admonter  Stifte  und 
seinem  Bibliothekar  ein  BücherquelL 

Endlich  noch  einige  Worte  über  den  Atlas!  Der  Gedanke, 
welcher  den  Ausgangspunkt  bildete,  war  der,  dass  auf  eine  Kon- 
kurrenz mit  den  grossen  Illustrationswerken  verzichtet  werden  müsse; 
denn  auf  dem  heutigen  Standpunkte  der  Archäologie  sind  Lichtdrucke 
oder  Heliogravüren  grösseren  Formates  ein  unumgänglicher  Apparat 
der  Forschung.  Auf  solche  grössere  Abbildungen  war  also  in  den 
Anmerkungen  zu  verweisen,  während  für  den  Atlas  das  Charakte- 
ristische in  erster  Linie  stand.  Auf  den  einzelnen  Tafeln  sollten  die 
Kennzeichen  der  Perioden  übersichtlich  zusammengestellt  werden,  so 
dass  gemäss  der  Definition  der  Archäologie  die  Kunstgeschichte  auch 
ohne  Worte  in  blossen  Bildern  vorgetragen  würde.  Das  kleine  Format 
derselben  bedingte  aber  den  Ausschluss  der  photographischen  Repro- 
duktion, denn  diese  vermag,  abgesehen  von  besonders  günstig  ge- 
lagerten Fällen,  noch  keine  befriedigend  deutlichen  Bildchen  zu  er- 
zielen, wie  auch  die  Vorlagen  gleichartig  sein  müssten;  denn  Photo- 
graphie und,  beispielsweise,  Konturstich  vertragen  sich  unmittelbar 
neben  einander  nicht.  So  schien  denn  das  Medium  der  Handzeichnung 
geboten,  obgleich  letzterer  die  mechanische  Genauigkeit  der  Photo- 
graphie abgeht.  Dies  war  das  Ideal;  in  der  Ausführung  machten 
sich  die  Schwierigkeiten  bemerkbar,  die  jeder  kennt,  der,  zumal  fem 
von  einer  Kunststadt,  ein  illustriertes  Buch  herausgibt:  Wie  oft  fehlt 
schon  eine  zum  Nachzeichnen  geeignete  Vorlage;  es  ist  ja  seltsam 
genug,  dass  von  einem  grossen  Teil  der  kunstgeschichtlich  wichtigen 
Denkmäler  gute  Abbildungen  mangeln,  während  wir  einen  Ballast  fast 
überflüssiger  Bilder  zu  schleppen  haben.  So  ist  schon  die  Auswahl 
sehr  behindert.     Dazu    kommt   noch   die  Rücksicht  auf  den  Wunsch, 


VTTT  Vorrede. 

dass  man  die  bekanntesten  Kunstwerke  nicht  vergeblich  suche;  er 
klingt  laienhaft,  hat  aber  doch  einen  wissenschaftlichen  Gehalt,  denn 
jene  Lieblinge  einer  vergangenen  Geschmacksperiode  kennzeichnen 
nicht  bloss  jenen  modernen  Zeitabschnitt,  sondern  stellen  auch  eine 
gewisse  Richtung  des  Altertums  dar.  Dann  ist  der  rechte  Mann,  der 
die  Antiken  mit  Verständnis  zeichnen  kann,  in  unserer  Zeit  nicht 
leicht  zu  finden.  Man  wird  also  begreifen,  dass  der  Atlas  in  der 
vorliegenden  Gestalt  das  Ergebnis  vielfaltiger  Erwägungen  und  Ver- 
suche des  Verlegers  und  Verfassers  ist.  Die  Zeichnungen  sind  zum 
weitaus  grössten  Teil  von  Herrn  Kunstmaler  Leonhard  in  München 
hergestellt,  nur  ganz  wenige  hier  gezeichnet.  Zu  den  numismatischen 
Tafeln  lag  eine  erhebliche  Zahl  von  Zeichnungen,  welche  R  Weil  in 
Berlin  hatte  anfertigen  lassen,  vor;  sie  wurden  zumeist  nach  Ori- 
ginalen des  Münchner  Münzkabinetes,  welche  Herr  Konservator  Rig- 
gauer  zur  Verfügung  stellte,  ergänzt.  Die  Schwierigkeiten,  welche  zu 
überwinden  waren,  hatten  die  widrige  Folge,  dass  im  Text  nur  einige- 
male  auf  die  Bilder  verwiesen  werden  konnte  und  hiebei  die  Ziffern 
mehrfach  abweichen.  Dafür  wurden  umgekehrt  in  das  Bilderverzeich- 
nis Verweisungen  auf  den  Text  aufgenommen,  und  das  Register  um- 
fasst  auch  die  Abbildungen.  Das  Register  ist  von  mir  selbst  ver- 
fasst,  damit  keine  Mühsal  mir  erspart  bleibe. 

Würzburg,  Ende  Oktober  1894. 

K.  S. 


Inlialtsverzeiclmis. 


Seit« 

Einleitung 1 

§  1.     Begriff,  Name  und  Entwicklung  der  Archäologie 1 

§  2.     Organe  der  Archftologie B 

§  3.     Allgemeine  Bibliographie    * 7 

I.  ]>eiikiiiAlerkande« 

Kapitel  L    Die  Sehickaale  der  DenkmAler. 

§  5.     Natürliche  Ursachen  des  Untergangs                         14 

§  6.     Einwirkung  der  Menschen  durch  Veränderung  und  Wiederbenützung  16 

§  7.     Absichtliche  Zerstörung  und  staatlicher  Schutz 22 

Kapitel  IL  Erhaltimg  und  Anlflndung  der  geretteten  Denkmäler. 

§  8.     Gräber  und  andere  Fundstätten 24 

Kapitel  IIL  Funde  und  Ausgrabungen. 

§    9.    Zufällige  Funde  und  Schatzgräberei 29 

§  10.    Ausgrabungen           30 

§  11.    Das  Ausgraben 32 

Kapitel  IV.  Sammlungen  und  Kuseen. 

§  12.    Antike  Kunstsammlungen  und  deren  Beschreiber 32 

§  13.    Sammlungen  des  Mittelalters            35 

§  14.    Sammlungen  vom  14.— 17.  Jahrhundert 36 

§  15.    Neuere  Museen 37 

§  16.    Museen  in  der  Türkei  und  Griechenland 38 

§  17.    Öffentliche  Museen  Italiens 39 

18.  Italienische  Privatsammlungen 44 

19.  Museen  Spaniens 50 

§  20.    Museen  Frankreichs 51 

§  21.    Französische  Privatsammlungen 52 

§  22.    Museen  Deutschlands ^5 

§  28.    Deutsche  Privatsammlungen 59 

§  24.    Museen  Österreich-Ungarns 60 

§  25.    Museen  der  Schweiz 61 

^  26.    Museen  Belgiens  und  der  Niederlande 62 

§  27.    Museen  Skandinaviens *  63 

§  28.    Museen  Russlands 63 

§  29.    Museen  Grossbrittaniens           64 

§  30.    Englische  Privatsammlungen ...  66 

§  31.    Museen  Nordamerikas 69 

§  32.    Altertümerhandel  und  Fundgesetze 69 

§  83.    Ergänzung  von  Altertümern 71 


X  Inhaltoyerzeichnis. 

Selie 

§  84.  Reinigung  nnd  Konservierung  yon  Altertamem 72 

§  35.  Ausstellungen 72 

§  36.  Kopien  von  Gemälden  und  Gypsabgflsse 73 

§  37.  Bronzeabguss,  Galvanoplastik,  Elektrotypie  und  Glaspasten          ...  75 

§  88.  Abdruckmethoden 75 

§  39.  Bansen  und  Korkmodelle 76 

Kapitel  Y.  Archäologisohe  Ortsknnde. 

§  40.  Quellen  und  Fundkarten 76 

§  41.  Orient 77 

§  42.  Ägypten 77 

§  43.  ünterägypten 80 

§  44.  Mittelä^pten 80 

§  45.  Oberägjpten            81 

§  46.  Oasen 81 

§  47.  Nubien 82 

§  48.  Äthiopien 82 

§  49.  Phönizien 82 

§  50.  Philisterland            82 

§  51.  Palästina 82 

§  52.  Syrien 83 

§  53.  Arabien 84 

§  54.  Mesopotamien 84 

§  55.  Babylonien 84 

§  56.  Assyrien 85 

§  57.  Susiana  und  Persien 86 

§  58.  Indien  mit  Afghanistan 86 

§  59.  Medien 88 

§  60.  Armenien 88 

§  61.  Kleinasien 88 

§  62.  Kilikien 90 

§  63.  Kappadokien 90 

§  64.  Pontus    ..............  90 

§  65.  Paphlagonien 90 

§  66.  Milyas,  Pisidien,  Kabalien,  Lykaonien  und  Isaurien 91 

§  67.  Phrygien  und  Galatien 91 

§  68.  Bithynien        .............  91 

§  69.  Mysien  und  das  hellespontische  Phrygien 91 

§  70.  Troas 92 

§  71.  Aiolis 92 

§  72.  Lydien 93 

§  72.  Karien 93 

§  74.  Jonien 93 

§  75.  Doris 95 

§  76.  Lykien 95 

§  77.  Pamphylien 95 

§  78.  Cypem 95 

§  79.  Inseln  an  der  Westküste  Kleinasiens 97 

g  80.  Inseln  des  thrakischen  Meeres 98 

§  81.  Thrakien 98 

§  82.  Makedonien 98 

§  83.  Epirus 99 

§  84-6.  Griechenland  im  allgemeinen;  Periegeten  utid  Pausanias;  Reisewerke; 

Zeitschriften 99 

§  87.  Thessalien 103 

§  88.  Akamanien 103 

89.  Ätolien 103 


lalimlUTeneioliiiis.  YT 

Seife 

§     90.    Lokris  und  Doris 108 

§     91.    Phokis 103 

§     92.    Böotien 104 

§     93.    Attika 104 

§     94.    Megaris 107 

§     95.    Pelopoimes 108 

§     96.    Koiiotli,  Sikyon,  Phleins  und  Argolis 108 

§     97.    Lakonien 109 

§     98.    Messenien 110 

§    99.    Elis 110 

§  100.    Arkadien 110 

§  101.    Achaia 111 

§  102.    Inseln  des  igäischen  Meeres 111 

§  103.    Jonische  Inseln 114 

§  104.    Italien  im  allgemeinen 114 

§  105.    Sicilien 115 

§  106.    Unteritalien  im  allgemeinen 117 

§  107.    Brattinm 117 

§  108.    Lnkanien 118 

§  109.    Apnlien 118 

§  110.    Kampanien 119 

§  111.    Samnimn 122 

§  112.    Mittelitalien  im  allgemeinen;  Latium 122 

§  113.    Rom                                               123 

§  114.    Die  Landstrassen»  Ostia  nnd  Tibor 128 

§115.    Marser,  Yestiner,  Paeligner  and  Marrociner 128 

§  116.    Picennm 128 

§  117.    Etrorien 129 

§  118.    ümbrien 132 

§  119.    Gallia  Gispadana 133 

§  120.    Gallia  Trimspadana 134 

§  121.    Venetia 135 

§  122.    Lignria 136 

§  123.    Sardinien 137 

§  124.    Frankreich  im  allgemeinen 137 

§  125.    SadCrankreich 138 

§  126.  Das   übrige   Frankreich    a)  nach  Departements   und  Hauptorten,  b)  nach 

den  alten  Namen 139 

§  127.    Belgien 142 

§  128.    Niederlande 143 

§  129.    Luxemburg 143 

§  130.    Schweiz 143 

§  131.    Hi^ania 144 

§  132.    Brittannia,  Galedonia,  Irland 145 

§  133.    Deutschland  im  allgemeinen 146 

§  134.    Elsass-Lothringen 147 

§  185.    Pfalz 148 

§  136.    Rheinprovinz 148 

§  137.    Hessen-Nassau 149 

§  138.    Westphalen            150 

§  139.    Hannoyer,  Braunschweig,  Oldenburg  und  Bremen 150 

§  140.    Schleswig-Holstein,  Lübeck 150 

§  141.    Mecklenburg 150 

§142.    Ponunem 151 

§  143.    Preussen 151 

§  144.    Posen 151 


XII  InhalUTerseichni«. 

8«!te 

§  145.    Schlesien 151 

§  U6.    Brandenburg 152 

§  147.    Provinz  Sachsen 152 

§  148.    Königreich  Sachsen 152 

§  149.    Thüringen,  Anhalt 152 

§  150.    Hessen 152 

§  151.    Baden            153 

§  152.    Württemberg 153 

153.  Bayern 153 

154.  Österreich  im  allgemeinMi 154 

155.  Vorarlberg  und  Tirol 155 

§  156.    Salzkammergut;  OberGsterreich 155 

§  157.    Niederösterreich 156 

§  158.    Steiermark 156 

§  159.    Eämthen 157 

§  160.  •  Krain 157 

§  161.    Küstenland 157 

§  162.    Böhmen  und  Österreichiach-Scblesien 158 

§  163.    Mähren 159 

§  164.    Galizien  und  Bukowina 159 

§  165.    Ungarn 160 

§  166.    Siebenbürgen 160 

§  167.    Kroatien  und  Dalmatien        . 161 

§  168.    Bosnien  und  Herzegowina;  Albanien  und  Serbien 161 

§  169.    Bulgarien 161 

§  170.    Rumänien 162 

§  171.    Russland  im  allgemeinen 162 

§  172.    Polen  und  Litthauen 162 

§  173.    Ostseeprovinzen 162 

%  174.    Die  russische  Tiefebene 163 

§  175.    Nordküste  des  schwarzen  Meeres 163 

§  176.    Kaukasusländer 164 

§  177.    Sibirien 164 

§  178.    Finnland 164 

g  179.    Skandinavien  im  allgemeinen 164 

§  180.    Dänemark 164 

g  181.    Norwegen 165 

§  182.    Schweden 165 

§  183.    Das  römische  Africa 165 

§  184.    Mauretanien 165 

8  185.    Numidia 166 

§  186.    Tunis 166 

§  187.    Malta  und  Gozzo 167 

8  188.    Tripolis;  Cyrenaica 167 

Kapitel  YI— X.  Die  Denkmäier  nach  Material,  Teehnik  nnd  Zweek. 
Kapitel  VI.  Xaterialien  nnd  Technik  des  Kunatgewerbee. 

§  189.    Definition  von  Kunst  und  Kunsthandwerk            167 

$  190.    Industrieverhältnisse;  Handel;  Kunst  im  Handwerk Itj8 

§  191.    Verhältnis  von  Material  und  Technik 169 

§  192.  Flechten  und  Weben;  Bemalen,  Färben  und  Appretieren  der  Stoffe;  Posa- 

mentierarbeit  und  Stickerei;  Lederarbeit 170 

§  193.    Holzarbeit 174 

§  194.    Keramik:  Brennen  des  Thons 176 

§  195.    Färben  und  Glasieren  des  Thons 178 

§  196.    Reliefverzierung  des  Thons 180 


InhaltsTeneichniB.  XTTT 

Seite 

§  197.  Gravierung  auf  Thon ;  Vasenmalerei 181 

198.  Verwendimg  des  Thons 189 

199.  Steingeräte 190 

§  200.  Edelsteine 192 

§  201.  Knochen,  Hdmer  und  Zähne;  Elfenbein;  Schildpatt 195 

§  202.  Perlen,  Korallen,  Muscheln  und  Bernstein 197 

§  203.  Metalle:  Einffihrang;  Bergbau,  Schmelzen,  Metallhandel     ....  199 

§  204.  Kupfer 201 

§  205.  Blei  und  Zink 201 

§  206.  Zinn  und  Antimon 202 

§  207.  Legierungen  des  Kupfers  (Brom&e) 203 

§208.  Eisen 209 

§  209.  Gold 211 

§  210.  Süber 212 

§  211.  Legierungen  der  edlen  Metalle,  Versilberung  und  Vergoldung ;  Plattierung  213 

I  212.  Blecharbeit:  Pressen  und  Treiben;  Metallguss 215 

§  213.  Lötung;  Filigranarbeit;  Grravierung;  Tanschieren;  Niello;  Ätzen  und  Be- 
malen; Einsetzen  von  Edelsteinen 217 

§  214.  Metallomamente;  Metallarbeiter;  Sammlungen  von  Bronzen  220 

§  215.  Bergkrystall,  Murra,  Glas  und  Glasfiuss 221 

S  216.  Email 224 

§  217.  Weltgeschichte  des  Kunstgewerbes 225 

KapiteL  YIL   Die  kunstgewerblichen  Arbeiten  nach  Form  und  Yerriening. 

§  218.  Allgemeines 225 

§  219.  Ornamentik;  Geometrische  und  Pflanzenomamente 225 

§  220.  Tier-  und  menschliche  Ornamente 228 

§  221.  Apotropaia  und  religiöse  Ornamente 280 

9  222.  Dekorative  Inschriften;  Farbe  und  Komposition  der  Ornamente          .  234 

I  223.  Formen  im  allgemeinen 235 

§  224.  Färbung,  Tättowiemng  und  Umformung  des  Körpers;  Kleidung  und  Schmuck  235 

§  225.  Fingerringe;  Gemmenkunde 241 

§  226.  Amulette 245 

§  227.  Spiegel,  Fächer  und  andere  Toilettegegenstände 247 

§  228.  Waffen 248 

§  229.  Schutzwaflfen;  Schleudergeschosse;  Feldzeichen;  Köcher      ....  250 

8  230.  Pferdeschmuck  und  Wägen                                  253 

I  231.  Gefftsse  im  allgemeinen;  Vorrats-  und  Giessgefässe 254 

§  232.  Trinkgefässe                         * 258 

§  233.  Schfisseki  und  Kochgeschirr 259 

§  234.  Kindergefässe;  phantastische  Formen           261 

§  235.  Gesichts-  und  Hausumen 262 

§  236.  Formen  der  Gefftssteile                                 263 

$  237.  Ampeln  (Lampen);  Kohlenbecken  und  Räuchergefässe         ....  266 

§  238.  eisten 268 

§  239.  Möbel;  Schlflssel 269 

§  240.  Werkzeuge;  Wirtel;  Badegeräte;  Gewichte 272 

§  241.  Schriftwesen 273 

§  242.  Musikinstrumente;  Dreizack;  Operationswerkzeuge 274 

g  243.  Bäckerkunst 275 

KapiteL  Vm.  Die  Bankiinet  nach  Material  nnd  Technik« 

§  244.  Stellung  der  Architektur;  SchriftqueUen 277 

8  245.  Litteratur 278 

§  246.  Allgemeines  tlber  die  Technik;  Lehmbau 279 

§  247.  Ziegelbau 280 

§  248.  Bindemittel  desselben 281 


XIV  InhaltsTerseiolmia. 

8<>ite 

§  249.  Holzbau 282 

§  250.  Anfänge  des  Steinbaus 282 

§  251.  Opus  incertum;  Verputz;  Verkleidung 284 

§  252.  Quaderbau 285 

§  253.  Bausteine 287 

§  254.  Vom  Steinbruche  zum  Bauplatz 294 

§  255.  Felsarbeit 297 

§  256.  Verbindung   von   Stein-    und   Holzbau;   Ausschmtlckung   der   Bauten  mit 

Terrakotta 298 

§  257.  Anstrich 300 

§  258.  Inkrustation  und  Mosaik 301 

§  259.  Steinrehef  und  Metallschmuck 303 

§  260.  Bauomamente 304 

§261.  Persönlichkeit  der  Architekten;  ihre  wissenschaftlichen  Kenntnisse    .  306 

§  262.  Eunstformen  der  Bauteile  im  allgemeinen;  Pfeiler 308 

§  263.  Säulen           309 

§  264.  Gebälk 317 

§  265.  Bogen 319 

§  266.  Gewölbe 321 

§  267.  Rund-  und  Centralbau 323 

§  268.  Fa^ade  im  allgemeinen;  Dach;  Giebelfeld 324 

§  269.  Wände 329 

g  270.  Säulenfa9ade 330 

§  271.  Syntax  der  Säulen  und  Pfeiler 332 

§  272.  Portale 332 

§  273.  Sonnenuhren 333 

§  274.  Unterbau 333 

§  275.  Innenbau;  Dekoration  der  Wand 334 

§  276.  Fussboden 336 

§  277.  Decke 336 

8  278.  Säulensaal;  Peristyl;  Hypäthraltempel 338 

Kapitel  IX.  Die  Werke  der  Baukunst. 

§  279.  Privatbauten;  Wohnstätten 338 

§  280.  Wohnungen  der  Toten  im  allgemeinen 343 

§  281.  Grabdenkmäler,  Hügelgräber 347 

§  282.  Pyramiden 349 

§  283.  Grabkammern  und  Häuser 350 

§  284.  Reine  Denkmäler;  Oromlech  und  Dolmen 353 

§  285.  Sarkophage  und  Urnen 355 

§  286.  Heiligtümer,  Anfänge 357 

§  287.  Tempel 359 

§  288.  Synagogen  und  Kirchen 364 

§  289.  Altäre;  Schalensteine 366 

§  290.  Öffentliche  Bauten:  Stadtanlage;  Pfahlbauten 368 

§291.  Burgen  und  Paläste;  Verteidigungs werke 370 

§  292.  Marktplatz;  Hallen  und  Geschäffcsgebäude 374 

§  293.  Tanzplätze,  Theater,  Odeen,  Amphitheater,  Stadien 378 

§  294.  Gymnasien    und  Palästren;  Quell-  und  Brunnenbauten,  Wasserleitungen, 

Bäder  und  Kloaken 382 

§  295.  Verkehrsmittel:  Wege,  Brücken  und  Hafenanlagen ;  Uferbauten  und  Hoch- 
äcker       386 

§  296.  öffentb'che  Denkmäler:   Obelisken,  Siegesdenkmäler,  Felsenreliefs,  Säulen, 

Triumphbogen  u.  ä.,   staatliche   Bekanntmachungen    und    Inschriften  388 

§  297.  Steinerne   Sessel,   Tische,   Kandelaber,    Becken    u.   dergl.;    Gartenkunst; 

Schiffsbau 391 


lahalUTerseiohiiis.  XY 

Seite 

Kapitel  X.  Die  eigentiiclieB  Kflnste. 

§  298.    Sknlptor  in  Holz,  Terrakotta,  Bein  und  Hom,  Stein  (einschliesslich  Reliefs) 

und  Metall 394 

§  299.    Technik  der  Malerei 405 

§  300.    Die  Eonstgattungen;  Verhältnisse  der  EOnstler 410 

n«  Gesehiohte  der  alten  Kaust. 

Kapitel  I.  Einleitung. 

§  301.    Entwicklung  und  BibHographie   der  Geschichte  der  alten  Ennst  und   der 

allgemeinen  Eunstgesohichte 419 

§  302.    Bildliche  Quellen 422 

§  303.    Schriftliche  Quellen 423 

§  304.    Die  geschichtlichen  Momente  in  der  Eunst 427 

Kapitel  n.  Die  Anfl&nge  der  Knnst. 

§  305.    Die  Eunst  in  der  Diluvialzeit;  prähistorische  Bibliographie  429 

Kapitel  m.  Die  ägyptische  Knnst  des  alten  und  mittleren  Beiches. 

§  306.    Einleitung -        ....  481 

§  307.    Statuarische  Eunst 437 

§  308.    Zeichnende  Eünste;  Eunsthandwerk ;  Eflnstlemamen   .        .        .        .        '  441 

§  309.    Nubien,  Innerafrika  und  Arabien 444 

Kapitel  IV.  Die  Knnat  des  alten  Babyloniens. 

§  310.    Einleitung 445 

§  311.    Statuarische  Eunst 448 

§  312.    Die  dekorativen  Eflnste 450 

§  313.    Babylonischer  Einfinss  auf  den  Osten,  ArabieUi  Syrien,  Eleinasien  (Hissarlyk) 

und  den  Archipel 453 

Kapitel  Y.  Die  erste  orientaliaierende  Periode  der  Weltgeschichte: 

Das  Zeitalter  der  Bamessiden. 

§  314.    Ägypten  unter  den  Hyksos  und  den  Rameasiden 457 

§  315.    Syrien  und  Palästina 467 

§316.    äeinaeien,  die  Inseln  des  ägäischen  Meeres,  Hellas  473 
§  317.    Balkanhalbinsel,   Inseln  des  Westmeeres,  Nordafrika,  Spanien,   Italien, 

Mittel-  und  Nordeuropa;  Charakteristik  und  Begrenzung  der  Periode  484 

Kapitel  VI.  Die  sweite  orientalisierende  Periode  der  Weltgeschichte 

(1080)  ca.  660-525. 

§  318.    Ägypten  unter  der  saitischen  Dynastie;  Äthiopien 490 

§  319.    Syrien  und  Palästina 494 

§  320.    Cypern 499 

§  321.    Babylonien,  Assyrien,  Susa,  Persien,  Medien,  Arabien,  Armenien  und  der 

Eaukasus 504 

§  322.    Eleinasien 516 

§  323.    Griechenland:  Geschichtliche  und  soziale  Verhältnisse    ....  520 

§  324.    Statuarische  Plastik  (Eunstwerke  und  Eünstler) 524 

§  325.    Malerei 537 

§  326.    Bauten  (Gräber  und  Tempel)  mit  ihrer  Dekoration 539 

§  327.    Eunstgewerbe ;  Stil  der  zeichnenden  Eünste 545 

§  328.    Die  Punier  und  ihre  Eolonien 560 

§  329.    Unteritalien  und  Latium 564 

§  330.    Etrurien 568 

I  331.    Das  nordadriatische  Gebiet 581 

g  332.    Das  tlbrige  Mitteleuropa  und  der  Norden 585 

§  333.    Obersicht  Ober  die  Periode 586 


Xyi  InhaliBTerseicluiitf. 

Seite 

Kapitel  Vn.    Die  erste  helleniaierende  Periode:  Erriagnng  der  Freiheit 

(525-445). 

§  334.    a)  Griechenland:  Einleitung,  Plastik,  Malerei,  Baukunst  und  Kunstbandwerk  590 

§  335.    b)  Die  Barbaren:    Thrakien,  Eleinasien,  Gypem  und  Phönizien  621 

§  336.    Persische  Kunst,  Indien,  Ägypten,  Italien,  der  Norden,  Skythen                 .  623 

Kap.Vm.  Die  Eweite  helleniaierende  Periode:  Freiheit  der  Knnat  (445—881). 
§  337.    Griechenland:  Malerei,  der  Schmuck  der  Bauten,  statuarische  Kunst.    Die 
Meister,  die  Stätten  der  Kunst  im  eigentlichen  Griechenland,  Klein- 
asien, Gypem,  Phönizien,  Orient,  Stldrussland,  Makedonien,  Italien, 

der  Norden           630 

§  338.    Kunstgewerbe:  Der  Geist  der  Zeit 661 

Kap.  IX.  Die  dritte  helleniaierende  Periode:  Königaaeit  (881—68  ▼.  Giir.). 

§  339.    Griechenland:   Städtische  Kunst 664 

§  340.    Alexander  der  Grosse;  Makedonien,  Epirus,  Thrakien,  Bithynien,  Pergamon 

und  Kleinasien 676 

S  341.    Gypem  und  Syrien 682 

§  342.    Ägypten  und  Kyrenaika 685 

§  343.    Nabatäerland,  Kappadokien,  Pontus,  Skythenland,  Persien  und  Indien  689 

§  344.    Karthago  und  Unteritalien            693 

§  345.    Rom 694 

§  346.    Etrurien 698 

§  347.    Oberitalien,  Gallien  und  Spanien 703 

§  348.    Alpenländer,  Brittannien,  der  Norden,  lUyrien  und  Dakien  705 

§  349.    Geist  der  alexandrinischen  Zeit            706 

Kap.  X.    Die  grieohiach-römiache  Zeit  (68  ▼.  Giir.— 885  n.  Chr.). 

§  350.    Einleitung;  die  Materialien 711 

§351.     Begriffe  von  Schönheit,  Moral  und  Religion;    Archaismus,  ägyptische  und 

orientalische  Einflüsse;  Litteratur 715 

§352.    Die  selbständige  Plastik :  Ihre  VorbUder 721 

§  353.    Ihre  Schulen;  Aufgaben  der  Plastik 726 

§  354.    Architektonische  Statuen 730 

§  355.    ReHefs 733 

§  356.    Malerei 737 

§  357.    Mosaik  und  Wandmalerei 741 

§  358.    Kunstgewerbe 746 

§  359.    Italien            748 

§  360.    Griechenland,  Thrakien  und  Südrussland .  749 

§  361.    Kleinasien  und  Gypem 752 

§  362.    Afrikanische  Provinzen  und  Spanien             753 

§  363.    Gallien 754 

§  364.    Rheinland 756 

§  365.    Brittannien            758 

§  366.    Donauprovinzen 758 

§  367.    Germanien  und  Skandinavien 760 

§  368.    Ägypten  und  Kyrenaika 761 

§  369.    Syrien            764 

§  370.    Sassaniden 768 

§  371.    Indien,  Skythenland  und  Arabien 770 

Kap.  XI.    Die  oatrömiache  Zeit:  Erneute  Herrachaft  dea  Oriente 

(284—1204). 

§  372.    Verhältnis  des  Ghristentums  zur  Kunst        .        .                 ....  773 

§  373.    Geschichtiiche  Einleitung 774 

§  374.    Skulptur 776 

§  375.    Malerei 778 

I  376.    Buchmalerei          . ....        .  780 


InhaltaTerEeiobnls.  XVII 

Seite 

§  377.    Wandmalerei  und  Mosaik 783 

§  378.    Baukunst 786 

§  379.    Die  Bauwerke;  Kunsthandwerk 788 

§  380.    Ägypten  und  der  Sudan 795 

S  381.    Syrien  und  Sinai 796 

§  382.    Armenien,  Georgien,  Russland  und  der  Westen 797 

III.  Angewandte  Archäologie  (Kritik  und  Hermeneutik). 

§  383.    Die  Beschreibung 801 

§  384.    KriHk            802 

§  385.    Erklärungsmethoden 805 

8  386.    Erklärende  Beischriften 807 

§  387.    Die  symbolische  Erklärung 807 

§  388.    Die  Götterdarstellung  im  allgemeinen 809 

§  389.    Zeus,  Poseidon,  Pluton  und  Kronos 814 

§  390.    Apollo,  Hermes,  Hephaistos,  Asklepios,  Dionysos  und  Ares  817 

§  391.    Hera,  Demeter  und  Persephone,  Athena,  Artemis  und  Aphrodite  821 

§  392.    Musen,  Nereiden,  Nymphen  und  Mysteriengötter 824 

§  393.    Die  nichtgriechischen  Götter 826 

8  394.    Personifikationen  der  Natur 827 

§  395.    Chariten,  Hören,  Moiren,  Erinyen  und  Eros,  sowie  die  übrigen  Personifikationen  831 

§  396.    Mischbildungen 837 

8  397.    Untiere  und  Ungeheuer 843 

8  398.    Geister,  Psyche;  Wunder  und  Theophanie            844 

8  399.    Die  Kunstsprache:   Personen 846 

400.  Einfache  Handlungen  und  Stellungen 850 

401.  Gruppen 852 

8  402.    Die  begleitenden  Umstände 854 

8  403.    Nebenpersonen 856 

8  404.    Erklärung  der  Grabdenkmale 857 

8  405.    Grenzen  der  Exegese            859 

8  406.    Zeitbestimmung  eines  Denkmals 860 

Anhang:  Antike  Nnuilsniatlk. 

8     1.    Entwicklungsgeschichte 863 

8    2.    Entwicklung  der  Münzkabinete 864 

8    3.    öffentliche  Sammlungen 865 

8    4.    Privateammlungen 868 

8    5.    Bibliographie 872 

8    6.    Topographie:  Allgemeines  873 

8    7.    Spanien           875 

8    8.    Gallien            875 

8    9.    Brittannien 876 

8  10.    Italien:  Allgemeines 876 

8  11.    Etrurien 876 

8  12.    Mittelitalien 876 

8  13.    Unteritalien 877 

8  14.    Sidlien            877 

8  15.    lUyrien            878 

8  16.    Makedonien 878 

8  17.    Thrakien 878 

8  18.    Epirus 879 

8  19.    Thessalien 879 

6  20.    Akamanien 879 

8  21.    Aetolien 879 

6  22.    Lokris 879 

8  23.    Phokis 879 


XVin  InhaltsTerzelohnis. 


§24 
§25 
§26 
§  27 
§  28 
§  29 
§  30 
§  31 
§32 
§33 
§34 
§  35 
§  36 
§37 
§38 
§  39 
§  40 
§41 
§42 
§43 
§44 
§45 
§46 
§47 
§48 
§  49 
§  50 
§51 
§  52 
§  53 
§  54 
§  55 
§  56 
§  57 
§  58 
§  59 
§  60 
§  61 
§  62 
§  63 
§  64 


Seite 

Böotien            879 

Kuboea            879 

Attika 880 

Megaris 880 

Aigina 880 

Peloponnes:  Allgemeines 880 

Korinth 880 

Phleios  und  Sikjon 880 

Achaia 880 

Elis 881 

Messenia 881 

Lakedaimon             881 

Argolis             881 

Arkadien 881 

Kreta 881 

Inseln  des  ftgäischen  Meeres 881 

Bosporus,  Eolchis,  Pontos  und  Sfldrussland            882 

Kleinasien:  Allgemeines 882 

Paphlagonien 882 

Bithynien 882 

Mysien 882 

Troas  und  Tenedos         .        .        . 882 

Aeolis,  Lesbos,  Nesos,  Pordoselene 883 

Jonien,  Chios,  Ikaria,  Samos 883 

Karten,  Astypalaia,  Karpathos,  Kos,  Megiste,  Nisyros,  Rhodos,  Syme,  Telos  883 

Lykien             883 

Pamphylien,  Pisidien  und  Lykaonien 883 

Kilikien  mit  Elaiusa 883 

Cypem 883 

Lydien 884 

Phrygien  und  Galatien            884 

Kappadokien            884 

Armenien 884 

Syrien  und  Arabien 884 

Babylonien,  Assyrien  und  Persien 885 

Baktrien  und  Indien 886 

Ägypten 886 

Äthiopien 887 

Kyrenaike 887 

Syrtica,  Byzacene,  Zeugitana,  Cossura,  Gaulos,  Melita           ....  887 

Nnmidien 887 

Mauretanien             887 

Römische  MQnzen 887 

Fälschungen  und  Nachbildungen             889 

Anfänge  des  Geldes 890 

Erste  Prägungen;  Metall  wert 891 

Minderweitige  Münzen            893 

Technik  der  Münzprägung 894 

Schrötling  und  Geldsorten 895 

Stempelbilder 899 

Aufschriften             904 


Erklärung  der  häufigsten  Abkürzungen. 


A.  =3  Annali  dell'  institoto; 
a.  =  and; 

ÄÄ.  =  archftologischer  Anzeiger; 

Alb,  =  Abbildung; 

Abg.  =  Abgnss; 

Äg  Ztseh.  =  Zeitschrift  f.  ägyptische  Sprache; 

Am.  J.  =  American  Journal  of  archeology; 

Ann,  de  num.  =  Annuaire  de  la  soc.  fran^.  de  numismatique ; 

Ant.  Denkm.  =  Antike  Denkmäler; 

Anihr.  Korr,  =  Eorrespondenzblatt  der  anthropolog.  Gesellschaft; 

Arch.  =  Archaeologia; 

Areh.-ep.  Mut.  =  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen; 

Ath.  Mitt.  =  Mitteilungen  des  deutschen  archäolog.  Institutes  in  Athen; 

AV,  =  auserlesene  Vasenbilder; 

AZ.  =  archäologische  Zeitung; 

B,  =s  Bulletino  dell'  instituto; 

Beh.  =  Bulletin  de  correspondance  hell^nique; 

B.  com.  {mun.)  =  Bulletino  della  commissione  comunale  (municipale); 

Bcr.  =  Bullettino  di  archeologia  cristiana; 

Ber,  =  Berichte; 

Berl  phü,  Woch.  =  Berliner  philologische  Wochenschrift; 

Berh  Ztseh.  ■=  Zeitschrift  fOr  Numismatik,  redig.  v.  A  y.  Sallet ; 

Bibl,  d.  ^.  =  Biblioth^ue  des  ^coles  fran^aises; 

CI.  =  Corpus  inscriptionum  {G.  =  Graecarum,  /.  =  Italicaruro,  L.  =  Latinarum); 

coli.  =  collection; 

DAK.  =  Denkmäler  alter  Kunst; 

Diss.  =  Dissertation; 

'Ea.  {'Etp,  aQZ')  =  'Etprjfiegls  aQXft^oXoyiXtj ; 

El.  eSr,  =  Elite  cäramographique; 

F.  =  Figur; 

Ga,  =  Gazette  arch^ologique ; 

(r.  d.  b.-a.  =  Gazette  des  beaux-arts; 

Ges.  =  Gesellschaft; 

Gesch.  =  (Schichte; 

GGA.  =  GOtting.  gelehrte  Anzeigen; 

Heliogr.  =  Heliogravüre; 

</.  =  Journal; 

Jahrb.  =  Jahrbuch  des  archäol.  Institutes; 

Jhst.  =  Journal  of  hellenic  studies; 

K  =  Kapitel; 

3f.  =  Monumenti; 


XX  Erklärung  der  häufigsten  Abkürzungen, 

MB,  =  Museo  Borbonico;  f 

MiL  =  Mälanges; 
Mem,  =  Memorie; 
M,  Greg,  =  Moseo  Gregoriano; 
M,  Nap,  III,  =  Mus^e  Napoleon  III.; 
Mon.  (ant.)  ined.  =  Monumenti  antichi  inediti; 
Mon,  greea  =  Monuments  grecs; 
Not.  d,  8c.  =  Notizie  degli  scavi ; 
Num,  chron,  --  Numismatic  chronicle ; 
Philol.  =  Philologus; 
Phot.  =  Photographie; 
Püi,  d'Erc,  =  Pitture  d'Ercolano; 
R.  =  Revue; 

Ra.  =  Revue  arch^ologique ; 
R,  er.  =  Revue  critique; 
R.  d,  H.gr.  =  Revue  des  ^tudes  grecques; 
R.  de  pkil.  =  Revue  de  philologie ; 
reck.  =  recherches; 

Rhein.  Jahrbb.  =  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande; 
Rhein,  Mus.  =  Rheinisches  Museum; 

Rom.  Mitt.  =  Mitteilungen  des  deutschen  archäologischen  Institutes,  Römische  Abteilung ; 
T.  =  Tafel; 

Tr.  8.  b.  a,  =  Transacüons  of  the  society  of  biblical  archeologj; 
Verh.  =  Verhandlungen,  z.  B.  d,  Phü.Vers,  =  d.  Versamml.  deutscher  Philologen; 
Ztech.  =  Zeitschrift,   f.  äg.  Spr,  =  für  ägyptische  Sprache,  f.  Ässyr.  =  für  Assyriologie, 
f.  bild.  JT.  =  für  bildende  Kunst,  f.  Ethn.  =  f&r  Ethnologie. 


Einleitung. 


1.  Begriff»  Name  und  Entwicklungr  der  Archäologie. 

Die  Archäologie  ist  nicht  ein  Wissenszweig,  dessen  Grenzen  jahr- 
hundertelange Arbeit  allmählich  sicher  bestimmt  hat,  sondern  ihre  Auffassung 
hängt  noch  vielfach  von  dem  Platze  ab,  welchen  ihr  Neigungen  und  Pflich- 
ten ihrer  Vertreter  innerhalb  der  Altertumswissenschaft  anweisen.  Geht 
man  von  den  Quellen  der  letzteren  aus,  so  eröffnet  sich  ein  Gegensatz 
der  Denkmäler  und  der  Schriftquellen,  wonach  man  von  der  Philologie  im 
ursprünglichen  Wortsinne  die  Denkmälerkunde  unterscheiden  wird.  Nach 
diesem  Gesichtspunkte  fallen  alle  Überreste  des  Altertums  (auch  die  Hand- 
schriften und  Schriften,  sofern  sie  etwas  substantielles  sind)  unter  den  Be- 
griff der  Archäologie;  aber  eine  abgeschlossene  Wissenschaft  ist  sie  in 
diesem  Sinne  so  wenig  als  die  Buchphilologie,  weil  die  Kunde  der  Denk- 
mäler und  die  der  Schriftwerke  sich  zu  einem  einheitlichen  Bilde  des 
Altertums  gegenseitig  ergänzen  müssen.  Hiebei  gebührt  allerdings  je  nach 
dem  Zweige  der  Altertumswissenschaft  bald  der  einen  bald  der  anderen 
der  Vorrang.  Augenfällig  ungleich  ist  die  Wichtigkeit  der  beiden  Quellen- 
arten in  der  Li^teraturgeschichte  einerseits  und  der  Kunstgeschichte 
andererseits,  welche  demzufolge  im  Mittelpunkte  der  Denkmälerkunde  steht. 
Dagegen  ist  kein  Grund  abzusehen,  warum  sie  nicht  als  ein  wichtiger 
Zweig  der  Altertumsforschung,  vielmehr  als  Sonderwissenschaft  aufgefasst 
werden  sollte;  Geschmack  erfordert  ja  jedwede  Kritik,  mag  sie  sich  nun 
auf  künstlerische  oder  litterarische  Werke  beziehen. 

Die  methodische  Eigenart,  wodurch  nicht  bloss  die  Kunstgeschichte, 
sondern  die  Denkmälerkunde  überhaupt  von  der  Buchphilologie  sich  unter- 
scheidet, besteht  in  der  Richtung  auf  die  sinnliche  Erkenntnis  des 
Altertums.  Wer  Archäolog  sein  will,  muss  vor  allem  sehen  können. 
Diese  Beobachtung  mittelst  des  Auges  ist  ihm  mit  dem  Naturforscher 
gemeinsam. 

Den  Namen  der  Archäologie  hat  mangelhafte  Kenntnis  des  griechi- 
schen Wortgebrauches,  welcher  sich  auf  jedwede  Kunde  der  älteren  Zeit 
bezog,  verschuldet.  In  früheren  Jahrhunderten  hiess  der  mit  der  Antike 
sich   beschäftigende  Gelehrte  antiguarius  (it.  antiquario,  franz.  antiquaire), 

Handbncb  der  Uan.  illt«rtiizDiiwJtBeD8cbaft.    VI.  1 


ElasBisohe  Ennstarchäologie.    Einleitang. 


wovon  seine  Wissenschaft  in  Italien  den  Namen  (scienza)  anfiquaria  bekam. 
Als  jedoch  um  die  Neige  des  achtzehnten  Jahrhunderts  das  Griechische 
bei  Gelehrten  wie  bei  Laien  in  die  Mode  kam,  verdrängte  das  noch  jetzt 
übliche  Wort,  weil  es  k  la  grecque  war,  die  bescheidener  klingende  latei- 
nische Bezeichnung.  Nachdem  1768  Job.  Aug.  Emesti  seine  pedantisch- 
elegante archaeologia  lüeraria  geschrieben,  popularisierte  K.  A.  Böttiger  das 
Wort  Archäologie  unter  uns  Deutschen  durch  seine  im  Winter  1806  ge- 
haltenenen  Vorträge,  wenn  er  auch  selbst  ein  ander  Mal  vorsichtiger 
„Archäologie  der  Malerei"  sagte,  wie  Otfried  Müller  sein  Werk  „Archäologie 
der  Kunst"  betitelte.')  Jetzt  pflegt  man  bei  uns  den  kürzeren  Namen 
vorzuziehen  und  nur  eine  christliche  Archäologie  daneben  zuzulassen ; 
in  Frankreich  freilich  schliesst  jener  auch  die  Zeit  des  Mittelalters,  im 
neuen  Griechenland  die  sogenannten  Realien  ein. 

Die  Archäologie  hat  sich  lange  unselbständig  und  fast  unmerklich 
entwickelt;  die  erstarkte  Wissenschaft  gestalteten  neue  Entdeckungen  in  un- 
unterbrochener Folge  um,  doch  so,  dass  oft  lange  nachher  die  Konsequenzen 
der  letzteren  gezogen  wurden.  Indem  die  Vermehrung  des  Stoffes  und  die 
Verarbeitung  sich  vielfach  durchkreuzen,  fehlt  es  an  Stufenjahren,  wie  sie 
innerhalb  der  engeren  Philologie  die  Scheidung  der  Perioden  erleichtem. 
Darum  folgt  hier  statt  einer  Geschichte  der  Archäologie  nur  eine  Skizze 
der  Denkmälerforschungen  bis  zu  der  Zeit,  wo  aus  ihnen  ein  eigener 
Wissenszweig  zu  erwachsen  begann. 

Vom  Ende  des  Altertumes  an  gibt  es  kaum  eine  Reisebeschreibung 
oder  topographische  Schrift,  2)  welche  die  grossen  Denkmäler  vergangener 
Zeiten  mit  Stillschweigen  überginge;  aber  eine  selbständige  Stelle  hat 
solchen  Beobachtungen  zuerst  und  allein' im  Mittelalter  Abdallatif  aus 
Bagdad,  ein  arabischer  Arzt  des  12./3.  Jahrhunderts  (557 — 629derHedschra), 
im  4.  Kapitel  seiner  Beschreibung  Ägyptens,  welches  in  der  grösseren, 
verlorenen  Ausgabe  viel  ausführlicher  war,  angewiesen.  Die  geistige  Um- 
wälzung des  Abendlandes,  deren  Anfange  ungefähr  in  die  gleiche  Zeit 
fallen,  verhalf  den  Denkmälern  nur  zu  untergeordneter  Stellung:  Der  Phi- 
lologe illustrierte  mit  ihnen  seine  Klassiker,  zumal  wenn  er  (wie  ein  Span- 
hemius  oder  die  Gronovii)  einen  holländischen  Verleger  hatte,  oder  be- 
nützte einzelne  Stücke,  die  ihm  zufallig  bekannt  wurden,  zur  Schaustellung 
seiner  Belesenheit;  tiefer  interessierten  ihn  nur  Porträte,  mythologische 
Bilder  und  etwa  noch  Geräte.  Dem  Lokalhistoriker  waren  die  Monumente 
geschichtliche  Urkunden  seiner  Heimat.  Der  Künstler  kokettierte  in  Wor- 
ten mit  der  Antike  und  den  Namen  ihrer  grossen  Meister  oder  suchte 
ernstlich  der  zeitgenössischen  Kunst  durch  dieselbe  aufzuhelfen.  Der  An- 
fang einer  höheren  Stufe  ist  schwer  zu  bestimmen;  denn  wie  oft  ist  in 
dem  vergangenen  Italien  ein  ausserordentliches  Wissen  mit  einem  ehrgeiz- 
losen Gelehrten  zu  Grabe  getragen  worden!  Immerhin  scheint  aus  den 
veröffentlichten  Studien  soviel  hervorzugehen,   dass  gegen  die  Mitte   des 


')  Schon  1809  wurde  Fb.  Gottl.  Welckeb 
zum  Professor  der  griechischen  Litteratur 
und  Archäologie  in  Giessen  ernannt. 

^)  Besonders   die  Schriften  über  Rom 


(s.  0.  Richter,  Topographie  §  6,  7)  und  die 
Berichte  aus  dem  heiligen  Lande  seit  Silvia 
(z.  B.  Bbocabdus,  descriptio  terrae  sanctae, 
Histoire  litt,  de  la  France  21,  207  ff.) 


Organe  der  Arohäologia    (§  2.)  3 

vorigen  Jahrhunderts  die  Mannigfaltigkeit  der  Funde  den  Gesichtskreis  der 
Antiquare  wesentlich  erweitert  hatte.  Der  erste,  welcher  die  Aufgaben 
einer  archäologischen  Wissenschaft  ins  Auge  fasste  und  aussprach,  war 
Graf  Caylus^)  (1692 — 1765);  auch  sein  bescheidener  italienischer  Freund 
Paciaudi  (1710 — 85)  hat  in  seiner  Weise  viel  dazu  beigetragen,  dass  die 
Archäologie  aus  der  Enge  der  Lokalforschung  herauskam.  Auf  den  Ka- 
theder aber  brachte  sie  der  vielseitige  Joh.  Friedrich  Christ  (1734 — 56 
Professor  in  Leipzig).  Winckelmann  dagegen  hat  seinen  Platz  in  der 
Entwicklung  der  eigentlichen  Kunstgeschichte. 

Litteratur:  C.  Bebnh.  Stabk,  Systematik  und  Geschichte  der  Arch&ologie  der 
Kunst  (Handbuch  der  Arch.  d.  K.  I.),  Lpg.  1880,  wo  die  älteren  Schriften  einigermassen  voll- 
ständig verzeichnet  sind;  vgl.  auch  G.  Perrot,  R.  de  deux  mondes  1880  p.  516- -55; 
Waldstein,  essays  on  the  art  of  Pbeidias,  Cambridge  1885  Kap.  1.  Brunn,  Archäologie 
und  Anschauung,  Münchener  Rektoratsrede,  1885.  —  Abdallatif:  Hauptausgabe  von 
SiLVESTRS  DE  Sact,  Paris  1810  (mit  vielen  Parallelstellen).  —  Porträte  und  Mythologie: 
Stark  S.  105£P.  ;  über  Geräte  s.  z.  B.  Guido  Panciroli,  raccolta  breve  di  alcune  cose  piü 
segnalate  c'hebbero  gli  antichi,  sehr  oft  ital.  u.  lat.  gedruckt  und  Paul  Petavius,  antiqua- 
riae  supellectilis  portiuncula,  P.  1610.  —  Caylus  u.  Paciaudi:  Correspondance  in^dite  du 
comte  de  C.  avec  le  P.  P.,  publ.  par  Cb.  Nisard,  Paris  1877,  2  Bde.;  S.  Rocheblavb,  essai 
sur  le  comte  de  C,  Paris  1889. 

2.  Orgrane  der  Archäologrie. 

Die  Archäologie  ist  eine  Wissenschaft,  in  deren  Betrieb  die  Kraft 
des  Einzelnen  weniger  Bedeutung,  als  anderswo  hat;  die  grossartige  Er- 
weiterung ihres  Gebietes  verdankt  sie  vielmehr  dem  Zusammenwirken 
mehrerer.  Zuerst  allerdings  schlössen  Altertumsfreunde  wie  die  antiquarii 
im  Quirinal  (1478 — 1553)  zur  Erneuerung  des  antiken  Lebens  ihren  Bund;  die 
nüchterne  Denkmälerforschung  blieb  der  römischen  Akademie  der  christ- 
lichen Altertümer  überlassen,  bis  im  vorigen  Jahrhundert  mehrere 
Gesellschaften  Italiens  und  Englands  sich  der  archäologischen  Arbeit  zu- 
wandten. Den  Übergang  zur  Neuzeit  bezeichnet  die  1726  zu  Cortona  ge- 
gründete accademia  etrusca.  An  den  wichtigsten  italienischen  Orten  ent- 
standen dann  Vereinigungen,  um  die  Funde  zu  überwachen,  zu  sammeln, 
abzubilden  und  zu  erklären:  in  Rom  die  Accademia  di  antichitä  profane, 
unter  Benedikt  XIV.  (1714 — 58)  begründet  (später  in  die  pontificia  acca- 
demia romana  di  archeologia  umgewandelt),  in  Florenz  die  socieiä  colom- 
baria  1735,  zu  Neapel  die  bedeutende  Accademia  Ercolanese,  welche  seit 
1755  die  unermesslichen  Funde  der  verschütteten  Städte  Campaniens  be- 
kannt zu  machen  hatte.  Fanden  diese  Italiener  an  ihrem  Wohnsitze  und 
in  dessen  nächster  Umgegend  genügend  zu  thun,  so  richteten  die  engli- 
schen Dilettanti  und  die  Society  of  antiquaries  ihr  Augenmerk  bereits  auf 
Griechenland.  Mit  der  Zeit  erwachte  auch  in  den  weniger  fundreichen 
Ländern,  sobald  die  Fürsten  den  Anstoss  gaben,  grösseres  Interesse  für 
die  örtlichen  Altertümer;  1763  trat  die  Academia  Theodoro-Palatina  in 
Mannheim  zusammen  und  bald  nachher,  unter  Napoleons  I.  Herrschaft, 
erhielten  jene  lokalen  Bestrebungen  eine  mächtige  Förderung  durch  die 
Regierungen. 


I)  Sprich  Kälass. 

1 


4  ElasBisohe  Kanstarch&ologie.    Einleitimg. 

AccademiaetruBca:  Saggi  di  dissertazioni  accadem.  pabblicamente leite  nella  nobile 
A.CC.  Etr.  di  Cortona,  Roma  1737—99,  9  Bd.  m.  T.;  On.  Boni,  elogio  dell'  ab.  D.  L.  Lanzi, 
Pisa  1816  p.  366  ff,  —  Pontificia  accad.:  veröffentlichte  Atti,  Serie  I.  1821  —  64  Bd. 
I-XIV.;  Dissertazioni  S.  I.  1821-1864  Bd.  I-X.  s.  II  Bd.  I.  1881,  m.  204  T.  --  Soc. 
colomb.:  Organ  Memorie  di  yaria  emdizione  1747  ff.  —  Acc.  Erc:  Organ  Memorie,  vgl. 
G.  Castaldi,  della  r.  accademia  Ercolanese  dalla  sua  fondaz.  sinora,  Nap.  1840;  F.  M. 
AvELLiNo,  ragguaglio  de'  lavori  della  r.  A.  E.  per  1833—40,  42,  44  e  46,  Nap.  2  Tle. 
s.  auch  §  106.  —  Dilettant],  veröffentlichten  ausser  den  grossen  Eupferwerken  über 
Griechenland,  Specimens  of  ancient  sculpture  Aeg.  Etr.  Gr.  and  Rom.  selected  from  diffe- 
rent  coli,  in  Great  Britain,  L.  I.  1809  II.  1835  f.  Vgl.  Historical  notices  of  the  society  of  D., 
London  1855;  Michaelis,  Ztsch.  f.  bild.  Kunst  14,  65  ff.,  104  ff.,  133  ff.  —  Soc.  of  ant.: 
Vetusta  monumenta  1747—1835,  5  Bde.  290  T.;  vgl.  A.  Hümb,  the  leamed  societies  and  prin- 
ting  clubs  of  the  united  kingdom^  L.  1853. 

Als  durch  die  darauf  folgenden  Friedensjahre  Müsse  und  Sicherheit 
auch  für  die  Altertumsforschung  geboten  wurden  und  ein  wichtiger  Fund 
den  andern  drängte,  regte  diese  überwältigende  Fülle  des  Neuen  den  Ge- 
danken einer  Zentralstelle  an,  welche  die  Nachrichten  sammelte  und  rasch 
verbreitete.  So  entwickelte  sich  dank  Ed.  Gerhard  (1795 — 1867)  aus  der 
kleinen  Societä  iperboreo-romana  (1825)  1829  das  archäologische  In- 
stitut (insütuto  per  la  corrispondenza  archeologica)  in  Rom.  Deutsche  und 
Italiener,  von  Franzosen  kräftig  unterstützt,  stellten  auf  dem  unerschöpf- 
lichen Boden  der  Weltstadt  eine  grossartige  Konzentration  der  Archäologie 
Italiens  her,  ohne  dass  Griechenland  und  andere  Länder  ausgeschlossen 
wurden.  Jahrzehnte  lang  war  das  Institut  der  unbestrittene  Mittelpunkt 
der  Archäologie  durch  seine  italienisch  abgefassten  Zeitschriften  (1829  bis 
1885),  die  Annali,  Abhandlungen  enthaltend  und  von  Tafeln,  welche  als 
tavole  d'aggiunta  mit  Buchstaben  bezeichnet  sind,  begleitet,  *)  und  daneben 
die  Monumenti  inediti,  Bilderhefte  in  Folio,  welche  12  Bände  füllen,*)  ferner 
das  BuUettino  mit  Sitzungs-  und  Fundberichten,  wozu  Gelegenheitsschriften 
unter  dem  Titel  Memorie  (1832,  nuove  mem.  1865)  kamen.  Ausserdem 
fanden  sich  die  Mittel,  um  ganze  Denkmälerklassen  in  ungewohnter  Voll- 
ständigkeit bekannt  zu  machen,  so  die  etruskischen  Spiegel  (Ed.  Gerhard, 
etruskische  Spiegel,  Berlin  1839—68,  4  Bde.  mit  450  T.,  Bd.  V.  von  Klüg- 
mann und  Körte  begonnen,  H.  1,  1884,  H.  2  in  Aussicht)  und  Urnenreliefs 
(Rilievi  delle  ume  etrusche  I.  von  Brunn,  1872,  11.  und  III.  von  Körte  im  Er- 
scheinen), sowie  Gemmenabdrücke  (Impronte  genmiarie  scoperte  dall'  anno 
1829,  raccolte  e  formate  dall*  incisore  Tomm.  Cades,  8  Centurien  1829 — 34). 
Teils  finanzielle  Gründe,  teils  politische  Verhältnisse  beeinträchtigten  seit 
1848,49  den  internationalen  Charakter;  1870  wurde  das  Institut  verstaat- 
licht, 1874  zur  deutschen  Reichsanstalt  gemacht  und  am  9.  Dezember  des- 
selben Jahres  ein  Zweiginstitut  in  Athen  errichtet,  1886  die  alten  Zeit- 
schriften eingezogen  und  die  deutsche  Sprache  eingeführt. 

Litteratur:  An  die  Hyperboreer  erinnern  noch  „Hyperboräisch-römische  Studien 
für  Archäologie**,  hrsg.  v.  Gerhard  I.  1832,  IL  1852  und  die  unvollendeten  Monumenti  della 
Bocietä  iperborea  romana,  Tafel  1 — 12  Stuttg.  1828;  über  das  archäologische  Institut  vgl. 
Ad.  Michaelis,  Geschichte  des  deutschen  archäologischen  Institutes  1829—1879,  Berlin 
1879  (auch  italienisch).  Zum  fünfzigjährigen  Jubiläum  erschien  ausserdem  1879  „Institute 
archaeologico  C  semestria  feliciter  peracta  gratulantur  juvenes  Capitolini**  Über  die  Zeit- 
schriften erschienen  von  Zeit  zu  Zeit  Register:    Indice  generale  ftir   1829 — 33,   in  den  A. 


^)  Anfangs  erschienen  daneben  franzö- 
sische Annales  (Bd.  I.  1837-39.  II.  1845). 


')  In  den  Jahren   1841-54   waren  sie 
mit  den  Annali  vereinigt. 


Orgtne  der  Arob&ologie.    (§  2.) 


1833  (V)  p.  369  ff.;  R«pertorio  universale  delle  opere  doli' institoto  archeologico  dalVanoo 
(1834—1843)  1848,  (1844-53)  1856,  (1854—56)  den  Monum.  Ann.  e  Bull.  1854-56  bei- 
gegeben, (1857—63)  1864,  (1864—73)  1875. 

Wir  stehen  jetzt  in  der  Periode  der  strengnationalen  Organisation, 
wobei  der  Staat  oder,  wie  in  England  und  Amerika,  private  Vereinigungen 
die  Leitung  übernommen  haben.  Aufsichtsbehörden  und  Kommissionen 
überwachen  die  Altertümer  des  eigenen  Landes ;  dauernde  Niederlassungen 
bestehen  in  fremden  Landern  (vorläufig  zu  Rom,  Athen  und  Kairo);  Ex- 
peditionen werden  zur  Erforschung  einer  bestimmter  Gegend  ausgesandt. 
Solche  „missions  scientifiques"  haben  vorzüglich  die  französischen  Regie- 
rungen von  jeher  begünstigt,  weshalb  die  „Archives  des  missions  scienti- 
fiques''  zahlreiche  uns  interessierende  Berichte  enthalten.  Der  Wetteifer 
der  Nationen  kann  der  Wissenschaft  nur  zu  gute  kommen.  War  freilich 
früher  das  Italienische  die  Sprache  der  Archäologie,  reichen  jetzt  die  vier 
Weltsprachen  samt  der  neugriechischen  Schriftsprache  nicht  immer  aus. 

Das  deutscheReich  besitzt  jetzt  ein  „kaiserliches  deutsches  archäo- 
logisches Institut^  mit  dem  Sitze  in  Berlin  und  Niederlassungen  in  Rom 
und  Athen.  Dasselbe  veröffentlicht  seit  1886  ein  jährlich  erscheinendes 
„Jahrbuch*  mit  Supplementheften,  an  Stelle  der  Monumenti  in  zwangloser 
Folge  „Antike  Denkmäler*  (Bd.  L  11.  H.  1)  und  statt  des  Bullettino  „Mittei- 
lungen des  k.  d.  a.  L*,  Römische  Abteilung  mit  italienischem  Nebentitel 
(Rom).  Die  „Mitteilungen  des  k.  d.  a.  L  in  Athen*  (Athen),  jetzt  entsprechend 
„Mitteilungen  — ,  athenische  Abteilung*  benannt,  begannen  bereits  1876.') 
Ausser  der  Fortsetzung  der  älteren  Sammelwerke  verdankt  man  dem  neuen 
Institute  „griechische  Thonfiguren  aus  Tanagra*  von  Kekulö,  Stuttg.  1878 
mit  Atlas;  ders.,  die  antiken  Terrakotten  I.  die  antiken  Terrakotten  von 
Pompeji  (Bearbeiter  v.  Rohden),  Stuttg.  1880;  römische  Thonreliefs  von 
V.  Rohden  in  Vorbereitung,  ebenso  ein  Typenkatalog  der  Terrakotten;  „die 
antiken  Sarkophagreliefs*  von  Robert  (Bd.  11,  Berlin  1890);  „die  attischen 
Grabreliefs*  von  AI.  Conze  (Lief.  1—4  m.  T.  1—100,  Berlin  1890  flf.); 
die  chalkidischen  Vasen,  von  Löschcke  vorbereitet.  Unter  Leitung  von 
Michaelis  ist  ein  Repertorium  für  ein  künftiges  Corpus  sfatuarum  begonnen. 
Dazu  konmien  noch  einzelne  Veröffentlichungen,  die  an  ihrem  Orte  zu 
erwähnen  sind.*) 

Frankreich  unterstellte  A&r  Acadimie  des  inscriptions  (in  deren  Comp- 
tes  rendus  Korrespondenzen  und  Berichte  erscheinen)  eine  Ecole  frangaise 
sowohl  zu  Rom^)  als  zu  Athen ;  letztere  veranstaltet  auf  griechischem 
Boden  sehr  viele  Ausgrabungen.  Ihre  Zeitschriften  sind :  Bulletin  de  Tdcole 
fran^aise  d' Äthanes  1868 — 71,  12  Nummern,  ersetzt  durch  das  Bulletin  de 
correspondance  hell^nique  1877  flf.*)  und  Melanges  d'archeologio  et  d'histoire, 
Rom  1881  flf. 

In  Italien  hat  sich  jetzt  die  reale  Äccademia  de'IAncei  der  Archäo- 


')  Register  erscheinen  zu  je  5  Jahr- 
gängen. 

')  Ober  die  Thätigkeit  des  Institutes 
veröffentlicht  der  Generalsekret&r  Al.  Cokzb 
in  den  Sitzungsberichten  der  k.  preussischen 


Akademie  Jahresberichte. 

•)  A.  Gepproy,  V6€ole  fran^aise  de  Rome, 
ses  Premiers  travaux,  Paris  1884. 

**)  Zu  Bd.  I— X  ist  ein  Register  (Paris 
1889)  erschienen. 


Q  KlaBslsche  Kanatarchftologie.    Einleitong. 

logie  angenommen,  welche  nicht  bloss  die  italienischen  Pundberichte,  son- 
dern auch  Monumenti  inediti  (I.  Mailand  1889)  herausgibt. 

Österreich  ist  wegen  des  archäologisch -epigraphischen  Seminars 
der  Universität  Wien  zu  nennen,  welches  Abhandlungen  (1877  flf.)  ver- 
öffentlicht. Auch  hängen  die  Archäologisch-epigraphischen  Mitteilungen  aus 
Österreich-Ungarn  (Wien  1877  flf.)  damit  zusammen. 

Die  englischen  und  amei-ikanischen  Einrichtungen  sind  enger  begrenzt 
und  daher  besser  in  dem  typographischen  Abschnitte  zu  würdigen;  doch 
nennen  wir  hier  schon  das  archaeological  insiitute  of  America  (annual  report). 

Vereine  und  Gesellschaften  sind  durch  die  Verhältnisse  gewöhnlich 
auf  einen  engen  Kreis  des  Forschens  eingeschränkt.  Als  rühmliche  Aus- 
nahme ist  wieder  eine  Stiftung  Gerhards  zu  nennen,  »die  archäologische 
Gesellschaft  zu  Berlin"*  (1841  gegründet),  welche  1843 — 1885  die  „archäo- 
logische Zeitung**  (abgekürzt  AZ.)  in  Verbindung  mit  dem  „archäologi- 
schen Anzeiger**  (AA.)  herausgab,*)  femer  seit  ihrem  Bestehen  alljährlich 
Winckelmannsprogramme  erscheinen  lässt;  auch  „Sitzungsberichte**  fehlen 
nicht.  In  Nachahmung  dieser  Gesellschaft  wurde  1843  die  ^British  archeo- 
logical  association*'  begründet;  von  den  DUettanti  und  Antiquaries  ward 
bereits  gesprochen. 

Daneben  sind  jedoch  auch  die  grossen  Gesellschaften  nicht  zu  ver- 
gessen, welche  die  Archäologie  pflegen,  insofern  sie  zur  Zeit  mit  der 
Anthropologie  zusammenhängt;  denn  da  das  „Prähistorische**,  d.  h.  die- 
jenigen Funde,  welche  aus  Zeiten  stammen,  über  welche  uns  die  klassi- 
schen Quellen  nichts  oder  zu  wenig  sagen,  von  der  klassischen  Archäologie 
vernachlässigt  wurde,  fiel  es  wegen  der  Häufigkeit  primitiver  Erzeugnisse 
kraft  der  Entwicklungstheorie  den  Anthropologen  zu.  Wir  nennen  die 
„Deutsche  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte** 
mit  „Archiv  für  Anthropologie**  (Braunschweig  1866  flf.,  bis  1892  21  Bde. 
mit  Abb.),  „Zeitschrift  für  Ethnologie**  (Berlin  1869  flf.  mit  Supplementen) 
und  „Korrespondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  etc.**  (Braunschweig), 
welchem  die  Berichte  über  die  „jährlichen  allgemeinen  Versammlungen** 
beigegeben  werden.  In  Frankreich  sind  die  SociiU  cVanthropologie  de  Paris 
mit  Bulletins,  die  „Mat^riaux  pour  l'histoire  primitive  et  naturelle  de 
rhomme**  1864  flf.,  Revue  d'anthropologie,  Revue  d'ethnographie,  alle  drei 
seit  1890  vereinigt  unter  dem  Titel  L'anthropologie  zu  nennen.  Italien  besitzt 
das  Archivio  per  l'antropologia  e  la  etnologia,  Fir.  1871  flf. 

Das  internationale  Instituto  di  corrispondenza  archeologica  ist  bisher 
durch  archäologische  Kongresse  nicht  genügend  ersetzt.  Abgesehen  von 
den  „Versammlungen  deutscher  Philologen  und  Schulmänner**,  bei  denen 
die  Archäologie  stets  ein  belebendes  Element  abgibt  und  seit  Jahren  eine 
eigene  Sektion  inne  hat,  vermochten  fast  nur  die  „prähistorischen**  Alter- 
tümer die  Nationen  zu  internationalen  Kongressen  zu  einigen.  Ein  „congrh 
d^anthropologie  et  d'archMogie" ,  über  den  sodann  ein  illustrierter  „compte 
rendu**  erschien,  hat  in  Antwerpen  1866  (CR.  I  Brux.  1868),  Paris  1867  (C.  R. 


0  Register  zu  den  Jahrgängen  1843—45; 
1865—67  lautete  der  Titel:  Denkmäler,  For- 


schungen und  Berichte. 


Allgemeine  Bibliographie.    (§  3.) 


n  1868),  London  1868  (engl,  m  1869),  Kopenhagen  1869  (Kopenhagen  IV 
1875),0  Bologna  1871  (B.  V  1873  m.  23  T.),*)  Brüssel  1872  (Br.VI1873 
m.  90  T.),0  Stockholm  1874  (St.  VH  1876,  2  Bde.)^),  Budapesth  1876  (B. 
Vm  1876—88,  2  Bde.),*)  Lissabon  1880  (L.IX  1884),  Paris  1889  (P.  X  1889), 
Moskau  1892  stattgefunden. 

Andere  Versuche  sind  vereinzelt  geblieben  und  hatten  mehr  ein  ört- 
liches Interesse,  wie  die  Kongresse  von  Bonn  1868  (Verhandl.  des  intern. 
Kongr.  zu  B.,  herausg.  v.  E.  aus  m  Weerth,  Bonn  1871),  Tiflis  1881  (Virchow 
u.  W.  Dolbischew,  der  archäol.  Kongr.  in  T.,  Ztschr.  f.  Ethn.  14,  73  flf.)  und 
Odessa  1884  (russ.  Sitzungsber.  Od.  1884). ß) 

8.  Allgremeine  Bibliographie. 

Ein  bibliographisches  Handbuch  der  Archäologie  ist  nicht  vorhanden; 
doch  wird  sie  in  mehreren  bibliographischen  Werken  berücksichtigt,  auch 
die  Kataloge  grosser  Bibliotheken  verdienen  Beachtung. 

JoH.  Alb.  Fabbicius,  bibliotheca  antiquaria,  Hamburg  1713.  '1760;  Jos.  Sah.  Ebsch, 
Litteratar  der  schönen  Künste,  Lpg.  1814.  *1840;  C.  Cayedoni,  bibliografia  archeologica  1843 
(mir  onzagänglich);  Ebn.  VikeT;  biblioth^que  m^ihodique  et  raisonn^e  des  beauz  arts,  Lief. 
1.  2  (Nr.  1-2362)  Paris  1874  (über  seine  Vorgänger  vgl.  1214  ff.)  —  J.  M.  Fbaihce,  cata- 
logns  bibliothecae  Buenavianae  tomus  II  Lpg.  1753  S.  323  ff.;  Leop.  Cicognaba,  catalogo 
ragionato  dei  libri  d'arte  e  d*antichitä,  Pisa  1821,  Bd.  IL;  Otto  Jahn's  Bibliothek.  Archä- 
ologie, Bonn  1877 ;  E.  Yinbt,  catalogne  m^thodique  de  la  biblioth.  de  F^cole  nationale  des 
beaux-arts,  Paris  1873;  South  Kensington  Museum,  Universal  catalogue  of  books  on  art, 
London  1870 — 77,  3  Bde.  mit  Supplementen;  KataXoyog  xtay  ßißXitay  x^g  i&vixijg  ßifiXio&ijxrjg 
T^c  '£JUa(fo(,  Teil  fT  (Deffher)  'J^/atoXoyiaf  Athen  1891  (mit  Sachregister). 

Periodische  Verzeichnisse  der  neu  erschienenen  Schriften  und  Ab- 
handlungen enthalten  die  „ Bibliotheca  philologica"  (Beriin  1874  flf.,  Abth.  VI  7), 
das  „Jahrbuch  des  k.  deutschen  archäol.  Institutes**  und  das  „Repertorium 
für  Kunstwissenschaft"');  eine  Ergänzung  dazu  gibt  das  „Verzeichnis  der 
anthropologischen  Litteratur*'  (I  Urgeschichte  und  Archäologie)  im  Archiv  für 
Anthropologie.  Regelmässige  Besprechungen  bringen  das  „Literarische  Cen- 
tralblatt*^  (früher  von  Bursian,  jetzt  Th.  Schreiber)  und  die  Revue  critique 
(von  SaJ.  Reinach).  Jahresberichte  dagegen  sind  bisher  nicht  durchzuführen 
gewesen;  einzelne  erschienen  im  „Philologus*  (Bd.  1,732  flf.  von  Walz,  Bd.  14, 
645  flf.,  16,  85  flf.,  21,  406  flf.  von  K.  B.  Stark),  im  „Jahresbericht  über  die 
Fortschritte  der  klassischen  Alterthumswissenschaft"  (1,  1465  ff.  von  Stark 
und  Bursian;  ein  neuer  in  Arbeit),  in  den  „Jahresberichten  des  philologischen 
Vereins  zu  Berlin"  von  R.  Engelmann  (Litteraturbericht  über  Archäologie) 
und  in  den  Jahresberichten  des  Archaeological  instüute  of  America  im  tenth 
ann.  report,  Cambridge  1889  von  Alfr.  Emerson). 


')  S.  CafellikI;  congresso  intemazionale 
di  archeologia  preistorica.  IV.  sessione  a  Cop. 
nel  1869,  Bologna  1870;  D.  Oliyecbona,  den 
archeologjska  Kongressen  i  Köpenhanm  1869, 
Stockh.  1870. 

^)  Mbstobf,  der  archäol.  Gongress  i.  B. 
Aufzeichnungen,  Bonn  1871. 

^)  G.  Bebnabei,  il  congresso  di  antrop. 
ed  arch.  preistoriche  di  Brosselle  1872;  Born, 
desgL  Lecce  1874. 

*)  Mestobf,  Bericht  Üher  den  internst, 
archäol.  n.  anthrop.  Gongress  zu  Stockholm, 


Hamhurg  1874. 

^)  Mestobf,  der  anthropol.  u.  arch.  Gongr. 
in  B.,  Hamhurg  1876;  üher  die  Ausstellung: 
M.  E.  Ghaitibe,  Texposition  hongroise  d'anthr. 
e  d'arch.  pr^hist.  a  B.-P.  1876,  Paris  1877 
m.  Abh. 

•)  Vgl.  Berl.  phil.  Wochenschr.  4,  1557 
ff. ;  russ.  Journal  des  Ministeriums  für  Volks- 
aufkl.  3.  Abt.  Januar  S.  1  ff.  März  S.   1  ff. 

^)  Früher  auch  Jahns  Jahrbücher  für 
Philologie  und  die  Gazette  archöologique. 


8 


KlaBsisohe  Knnstarohäologie.    Einleitung. 


Die  archäologische  Litteratur  trägt  durch  ihren  Gegenstand  ein  eigen- 
artiges Gepräge;  einerseits  sind  Monographien,  die  irgend  ein  neuer  Ein- 
zelfund veranlasst,  auffallend  häufig  und  darum  die  Zeitschriften  so  be- 
deutend, andererseits  spielt  auch  die  Entwicklung  des  Illustrationswesens 
gewichtig  herein. 

Die  Zeitschriften,  welche  von  staatlichen  Instituten  oder  Gesell- 
schaften herausgegeben  werden,  haben  wir  bereits  erwähnt;  die  unab- 
hängigen konnten  mit  wenigen  Ausnahmen  wegen  des  kleinen  Leserkreises 
und  der  Illustrationskosten  diese  Konkurrenz  nicht  aushalten. 

In  Deutschland  sind  alle  der  Art  nach  kürzestem  Bestände  unter- 
gegangen; Frankreich  besitzt  die  Revue  arch^ologique  1844 — 60,  nouvelle 
sörie  1860 — 81,  3.  1882  flf.,  von  welcher  jährlich  2  Bände  erscheinen.  Hier 
ist  auch  die  Archäologie  zuerst  in  die  Journale  gedrungen,  indem  der 
Archäologe  Miliin  ihr  in  seinem  Magasin  encyclop^dique  1795  flf.  einen  Platz 
einräumte.  In  englischer  Sprache  erscheinen  die  »Archaeologia*  (London 
1779  flf.,  2.  Ser.  1888  LI.,  1890  LH.)*)  und  die  nicht  zu  umgehende  ameri- 
kanische Zeitschrift  „The  American  Journal  of  archeology  and  the  history 
of  fine  arts"  (Baltimore  1885  flf.);  ausserdem  sind  das  Museo  italiano  di 
antichitä  classica  dir.  da  D.  Comparetti  1884  ff.  und  die  Revista  pentru 
istorie,  archeologie  si  filologie  (Bukarest  1882  ff.)  zu  nennen. 

Eingegangene  Zeitschriften:  in  Deutschland  Ztsch.  f.  Geschichte  u.  Auslegung  der 
alten  Kunst,  hrsg.  v.  Fr.  G.  Wblckbb  1.  Gott.  1817—18,  m.  6  T.;  Amalthea  oder  Museum  der 
Ennstmythologie  und  bildlichen  Altertumskunde,  hrsg.  v.  A.  Böttioer  Bd.  I— III.  Lpg.  1820, 
22;  25  m.  18  T.;  Archäologie  imd  Kunst  hrsg.  v.  demselben  I  1.  Stück,  Breslau  1828,  m. 
4  T.;  Mbmnon,  archäol.  Monatsschrift,  redig.  v.  G.  Simonides,  I  1.  2.  München  1857;  Archä- 
ologisches Intelligenzblatt  der  Hallischen  Litteratuiztg ,  hrsg.  v.  E.  Gebhabd  1833—38; 
Archäologisches  Beiblatt,  bei  ,Eos''  1864 — 6,  2  Bde.;  in  Frankreich  Bulletin  arch^ologique 
de  l'Ath^naeum  fran^ais,  Paris  1854/5.  1856  janv.— oct.;  Indicateur  de  Tarch^ologie,  Paris 
1873/4;  Annales  arch^ologiques  (hauptsächlich  für  christliche  Archäologie)  par  Didron  ain4; 
Paris  1844—81,  28  Bde.  (der  letzte  enthält  die  Register);  Gazette  archäologique,  Paris 
1875—1888.  1889  H.  1;  in  England  The  Archaeologist  and  Journal  of  antiquarian  science, 
London  1842,  10  Nummern;  Archaeological  Journal  1843;  British  archeological  quarterly 
Journal  1844;  Museum  of  Classical  antiquities  1851 — 53,  2  Bde.  mit  T.;  in  den  Nieder- 
landen Antiquiteiten,  v.  N.  Westendorp  u.  C.  J.  C.  Reüvbns  1. — IIT.  Groningen  1819—26.^) 
Ausserdem  haben  andere  periodische  Werke,  namentlich  Akademieschriften  und  ähnliches 
der  Archäologie  eine  Heimstätte  gewährt  (z.  B.  Mämoires  lus  ä  la  Sorbonne :  Archäologie). 

Die  nächste  Aufgabe  der  archäologischen  Zeitschriften  sollte  sein, 
eine  Rundschau  über  alles  Neue  zu  bieten;  dankenswerte,  aber  nicht  er- 
schöpfende Mitteilungen  bringen  die  Berliner  philologische  Wochenschrift, 
die  Wochenschrift  für  klassische  Philologie,  das  Repertorium  für  Kunst- 
wissenschaft und  das  Beiblatt  der  Zeitschrift  für  bildende  Kunst  („Kunst- 
chronik"), dann  die  Revue  archöologique,  Gazette  des  beaux  arts  und  Bulle- 
tin des  musees  und  früher  die  Gazette  archöologique  („Courier  de  Tart  an- 
tique"  von  S.  Reinach),  in  englischer  Sprache  die  Academy  und  das  er- 
wähnte American  Journal  of  archaeology  (unter  dem  Titel  archaeological 
news),  auch  Zeitschriften  allgemeineren  Inhalts,  American  antiquarian  and 
oriental  Journal,  endlich  in  Italien  die  Civilta  cattolica  und  die  Cronachetta 


»)  Registerband  zu  I.— L.  1889,  S.  750  ff. 
Verzeichnis  der  Tafeln  und  Abbildungen. 
^)  Die  Zeitschriften,    welche  allgemeine 


Kunstgeschichte,  Kunstgewerbe  und  die  Ar- 
chäologie einzelner  Länder  betreffen,  sind 
hier  noch  nicht  aufgeführt. 


Allgemeine  Bibliographie.    (§  3.)  9 

mensuale  di  scienze  natural!  e  di  archeologia,  Serie  11,  Rom  1875  ff.  (Mar. 
Armellini). 

Nach  der  »prähistorischen  Seite"  wird  die  Archäologie  journalistisch 
behandelt  in  folgenden  Zeitschriften:  Prähistorische  Blätter  v.  Naue,  seit 
1889;  Beiträge  zur  prähistorischen  Archäologie  mit  archäol.  Litteratui'blatt 
V.  Forrer;  Antiqua,  Zürich  und  Dresden. 

Die  Zersplitterung  der  archäologischen  Litteratur  veranlasste  ver- 
hältnissmässig  viele  und  bedeutende  Sammlungen  von  Aufsätzen, 
welche  in  den  erwähnten  Zeitschriften  und  in  periodischen  Werken  ver- 
mischten Inhaltes  erschienen  sind;  wir  reihen  der  alphabetischen  Aufzäh- 
lung ähnliche  Sammelbände  an. 

F.  M.  Ayelliko,  opusculi  diversi,  Napoli  1826—33,  3  Bde.  m.  T.;  C.  A.  Böttioeb, 
kleine  Schriften  archäologischen  und  antiquarischen  Inhalts,  hrs^.  v.  J.  Sillio,  2.  Aufl., 
Lpg.  1850,  3  Bde.  m.  17  T.;  Em.  Bubnoüf,  memoirea  sur  Tantiquit^,  Paris  1879;  Caylus, 
Abhandlungen  zur  Geschichte  und  zur  Kunst,  deutsch  von  Meüsel,  Altenburg  1768—69, 
2  Bde.;  Jon.  Fbtedb.  Chbist,  Abhandlungen  Aber  die  Litteratur  und  Kunstwerke  vornehmlich 
des  Altertums,  Lpg.  1776;  de  Clabag,  m^langes  d'antiquit^s  grecques  et  romaines,  Paris  1830; 
Fb.  Cbeuzeb,  zur  Archäologie,  Lpg.  und  Darmstadt  1846 — 7,  3  Bde.  m.  21  T.;  Casp.  Facius, 
Miscellen  zur  Greschichte  der  Cultur  und  der  Kunst  des  Altertums,  Koburg  1805;  Fböhker, 
m^langes  d'epigraphie  et  d'archöologie,  Paris  1873;  R.  Gabbucci,  dissertazioni  archeologiche 
di  vario  argomento,  Rom  1864—66,  2  Bde.  m.  18  T.;  *£d.  Gebhabd,  gesammelte  akade- 
mische Abhandlungen  und  kleine  Schriften,  Berlin  1868,  2  Bde.  m.  Atlas  v.  82  T.;  J.  Gub- 
LXTT,  archäol.  Schriften  ges.  v.  C.  Müller,  Altenb.  1831 ;  Chb.  G.  Hbtke,  opuscula  academica, 
Gott  1785—1812,  6  Bde.  und  Sammlung  antiquarischer  Aufsätze,  Lpg.  1778—9;  ^0.  Jahn, 
archäologische  Aufsätze,  Greifswald  1845  m.  3  T.  und  archäologische  Beiträge,  Berlin  1847 
m.  14  T. ;  H.  K.  E.  Köhleb,  gesammelte  Schriften,  hrsg.  von  Ludolf  Stephani,  Petersburg 
1850 — 53,  6  Bde.  m.  32  T.  (Bd.  3 — 5.  Gemmen);  A.  J.  Lbtbonne,  oeuvres  choisies,  publ.  par 
E.  Fagnan,  3.  s^rie:  ArchMogie  et  philologie,  Paris  1883—85,  2  Bde.;  *A.  de  liONOPEBisB, 
oeuvres  complätes,  Paris  1883 — 87,  7  Bde.  (I.  arch^ologie  Orientale;  II.  III.  antiquitös  grecques 
et  gauloises;  VII.  Supplement  et  table);  F.  A.  Mayeb,  ein  Dutzend  antiquarischer  Rhapsodien, 
Tuttlingen  1844,  m.  8  T.;  G.  Minebvoti,  memorie  accademiche,  Nap.  1862,  m.  9  T.;  •Otfbied 
MÜIJ.SB,  kunstarchäologische  Werke,  Berlin  1873,  5  Bde.;  F.  Münteb,  antiquarische  Ab- 
handlungen, Kopenh.  1816,  m.  5  T.;  *C.  T.  Newton,  essays  on  art  and  atcbeology,  Lon- 
don 1880  m.  4  T.;  *G.  Pebbot,  mämoires  d'arch^ologie,  d'epigrapbie  et  d'histoire,  Paris 
1875,  m.  9T.;  G.  Psoias,  memorie  e  lottere,  raccolte  da  G.  Lumbroso,  Turin  1877;  Qua- 
tbsmebe  de  QuiNCT,  recueil  de  dissertations  sur  difförents  sujöts  d'antiquit^,  Paris  1819, 
m.  7  T.  und  recueil  de  dissertations  arch^ologiques,  P.  1836,  m.  7  T.,  G.  Rathoebeb,  archä- 
ologische Schriften,  Gotha  1857  f.;  Raoul-Rochette.  monnmens  et  ouvrages  d'art  antiques, 
Paris  1829,  2  Bde.  m.  13  T.  und  m^moires  d'arch^ologie  asiatique,  grecque,  ötrusque,  Paris 
1846—8,  2  Bde.  m.  12  T.;  Ol.  Ratet,  ^tudes  d'arch^ologie  et  d'art,  Paris  1888  m.  Abb. 
und  5  Phot.;  S.  Rbinach,  esquisses  arch^ologiques,  Paris  1888  m.  8  T.;  P.  Ch.  Robebt, 
m^langes  d'archöologie  et  d'histoire,  Paris  1875  m.  4  T.;  *L.  Ross,  archäologische  Aufsätze, 
1.  Samml.  Lpzg  1855,  2.  Samml.  1861,  m.  34  T.;  Roülez,  mölanges  de  philologie.  d'histoire 
et  d'antiquitid,  Bruz.  1840  ff.;  Bebith.  Stabk,  Vorträge  und  Auf^tze  aus  dem  Gebiete  der 
Archäologie  und  Kunstgeschichte,  Lpg.  1880;  W.  Vischeb,  kleine  Schriften,  Bd.  II.  archäol. 
und  epigraph.  Schriften,  Lpg.  1878,  m.  26  T. ;  Ennio  Quibino  Visconti,  opere  varie  italiane 
e  francesi,  Milano  1817-31,  4  Bde.  m.  80  T.,  vgl.  G.  Rossi,  florilegio  Visconteo  o  indice 
generale  compilato  alfabeticamente,  Mii.  1848—50,  3  Bde.;  L.  Völkel,  archäologischer  Nach- 
lass,  hrsg.  v.  K.  0.  Müller,  H.  1.  Gott.  1831,  m.  T.;  F.  G.  Wrlckbb,  kleine  Schriften,  5.  Bd., 
Elberfeld  1867,  m.  2  T.;  Winckelkaitn,  Werke,  hrsg.  v.  Femow,  Meyer  u.  Schulze,  Dresden 
1808 — 20,  8  Bde.  m.  Atlas;  vollständig  m.  Noten  v.  Jos.  Eiselein,  Donaueschingen  1825 — 
1829,  12  Bde.  und  ital.  Prato,  1830—34,  12  Bde.  mit  Atlas  v.  200  T.;  Zo£ga,  Abhand- 
lungen, hrsg.  V.  Welcker,  Göttingen  1817. 

Wenn  die  Archäologie  auf  den  Denkmälern  selbst  beruht,  so  muss 
ihr  litterarischer  Betrieb  in  engstem  Zusammenhang  mit  der  bildlichen 
Vervielfältigung  derselben  stehen.  Früher  hing  diese  von  der  zweifel- 
haften Treue  einer  Zeichnung  ab,  deren  Wert  das  Können,  die  Sehschärfe 
und  die  Gewissenhaftigkeit  oder  eigentlich  die  künstlerische  Unselbständig- 


10 


Elassisohe  Knnstarohäologie.    Einleiinng. 


keit  des  Zeichners  bedingten.  Barockkünstler  wie  Sandrart  bildeten  die 
Figuren  nach  dem  Geschmacke  ihrer  Zeit  um  und  setzten  sie  in  eine  ma- 
lerische Umgebung.  Die  Zeichnung  hat  allerdings  den  Vorteil,  dass  man 
das  Charakteristische,  namentlich  die  Umrisse  betonen,  das  Zufallige  weg- 
lassen und  etwaige  Ergänzungen  angeben  kann;  eine  gewisse  mechanische 
Genauigkeit  ist  auch  schon  mittelst  der  camera  obscura  erzielt  worden. 
Zur  Vervielfältigung  der  archäologischen  Zeichnung  war  bis  in  unser  Jahr- 
hundert herein. der  Kupferstich  allgemein  üblich.  Marcantonio  Raimondi 
aus  Bologna  (um  1475 — 1534),  gewöhnlich  Marcanton  genannt,  begrün- 
dete, wahrscheinlich  von  Raphael  angeregt,  den  Antikenstich,  der  zunächst 
in  seiner  Schule  und  der  von  Fontainebleau  (von  Fantuzzi  und  Genossen) 
gepflegt  wurde.  Im  siebzehnten  Jahrhundert  verfiel  derselbe,  wie  gesagt, 
der  Zeitmanier.  Montfaucon  und  der  sachverständige  Graf  Caylus  haben 
ihn  wieder  gehoben.  Vor  den  ausgeführten  Kupferstichen  (gravures  ter- 
minies)  verdienen  die  blossen  Umrisse,  Konturstiche  (gravures  au  trau)  fast 
den  Vorzug;  Abdrücke  „im  Gegensinn"  waren  nicht  unerhört,  wodurch 
Lessing  zu  dem  bekannten  Missgriflf  mit  dem  „Fechter"  verleitet  wurde. 

Die  moderne  Vervielfältigung  hängt  von  der  Photographie  ab; 
denn  diese  stellt  die  Erscheinung  getreu  und  nicht  verschönert  dar.  Mit 
farbenempfindlicher  Platte  aufgenommen,  kann  sie  sogar  erloschene  Farben 
zeigen.  Nichtsdestoweniger  hat  sie  auch  ihre  Nachteile;  die  Lichtreflexe 
können  allerdings  durch  die  Erkenntnis  des  richtigen  Beleuchtungswinkels 
vermindert  werden,  die  Photographie  gibt  aber  nur  zu  getreu  allen  Schmutz, 
der  sich  im  Laufe  der  Zeit  angehängt  hat,  und  die  unbedeutendste  Be- 
schädigung wieder.  Hervorstehende  Teile  werden  vergrössert  (z.  B.  die 
vorgestreckte  Hand  des  Arringatore).^)  Das  Plastische  erfährt  ungenügende 
Wiedergabe,  um  von  der  Farbe  gar  nicht  zu  reden.  Ganz  unzulänglich 
ist  die  Photographie  für  Vasenbilder;  manchmal  muss  der  Photograph  nach- 
träglich die  Platte  überarbeiten;  isochromatische  Platten  sind  jedenfalls 
empfehlenswert. 

Während  die  Verbreitung  der  Originalphotographien  nur  mangelhaft 
vor  sich  geht,  besorgen  die  für  den  Druck  notwendige  Vervielfältigung 
die  photographischen  Verfahren,  und  zwar  Flachdruck  (Photolitho- 
graphie, Photozinkographie,  Lichtdi'uck) ,  Hochdruck  (Heliotypie,  Photo- 
typie,  Zinkotypie,  Autotypie  etc.)  und  Tiefdruck  {hiliogravure, 
Mlioglyptique,  Heliographie,  photogravure  und  photographischer  Kupfer- 
druck). Die  letztgenannte  Klasse  macht  allein  einen  künstlerischen  Ein- 
druck, ist  aber  wegen  Unklarheit  der  Linien  für  Lehrzwecke  weniger  ge- 
eignet. Die  Photographie  kann  auch  zur  Aufnahme  architektonischer  Pläne 
benützt  werden  2)  mittelst  des  photographischen  Theodoliten  (Photogram- 
metrie).^) 

Über  Marcanton  und  seine  Schule:  Adam  Bartsch,  le  peintre  graveur,  Bd.  XIV; 
Henry  Thodb,  die  Antiken  in  den  Stichen  Marcantons,  Agostino  Venezianos  und  Marco 
Dente's,  Lpzg.   1881;    Schule  von  Fontainebleau:   Bartsch  a.  0.  Bd.  XV  S.  299  ff.; 


^)  Doch  soll    diesem  Fehler   durch  die 
Naturalphotographie   von   Eugen    Hackh 
Stuttgart  abgeholfen  sein. 


m 


2)    Die  Farben-Albertotypie   ist   in  die 
Archäologie  erst  noch  einzuführen. 
*)  Z.  B.  in  Stolze's  Persepolis. 


Allgemeine  Bibliographie.    (§  3.) 


11 


Photographie:  H.  Vogel»  die  chemischen  Wirkungen  des  Lichtes  und  die  Photographie 
in  ihrer  Anwendung  in  Kunst,  Wissenschaft  und  Industrie,  Lpg.  1874;  £.  Tbutat,  la  Pho- 
tographie appliquäe  ä  Tarch^ologie,  Paris  1879;  A.  Eisenlohr,  die  Anwendung  der  Photo- 
graphie f&r  Monumente  u.  Papyrusrollen,  Abhandlungen  des  Orientalistenkongresses  zu  Lei- 
den 1885;  C.  ScHiEHDL,  Geschichte  der  Photographie,  Wien  1891  Kap.  XIII;  anderes  bei 
W^EssELY,  Anl.  zur  Kenntnis  und  zum  Sammeln  der  Werke  des  Kunstdruckes  '293;  über 
die  Mangel  Brunn  AZ.  34,  20  ff.  Über  die  vorhandenen  Photographien  von  Antiken  fehlen 
Übersichten  (vorläufig  Amsler  und  Ruthardt,  die  Hauptwerke  der  Kunstgescb.  in  Original- 
photographien,  Berlin  1889;  dies.,  Verz.  der  Photographien  nach  Malereien,  Lief.  1  Berlin 
1893  Nr.  1—40  Mosaiken,  41—227  Wandgemälde;  in  Vorbereitung:  Verz.  der  Phot.  nach 
Skulpturen);  Paul  Arndt,  photographische  Einzelaufnahmen  antiker  Skulpturen,  München 
1893  (1.  Serie  eines  Bruckmann'schen  Unternehmens).  Gedruckte  Kataloge  existieren  von 
der  Thompson-Serie  und  der  Parker-Serie,  von  den  Photographien  des  deutschen  archäolo- 
gischen Institutes  (Jahrb.  1891  S.  74  ff.)  und  verschiedenen  Kunsthändlern,  besonders  G. 
SoMKEB  in  Neapel  und  Rbomaides  freres  in  Athen. 

Die  Geschichte  des  archäologischen  Buchwesens  dürfte  mit 
Peutingers  Fragmenta  Romanae  vetustatis  in  Augusta  Vindeliconim,  welche 
1505  zu  Augsburg  erschienen,  zu  beginnen  sein.  Eine  ausgeprägte  Vor- 
herrschaft ist  zu  keiner  Zeit  einem  Verlagsorte  zugefallen,  ausser  dass 
für  Deutschland  im  siebzehnten  und  achtzehnten  Jahrhundert  das  reiche 
Nürnberg  die  archäologischen  Bücher  zu  edieren  pflegte.  Anfangs  be- 
schränkte man  sich  auf  die  Denkmäler  Roms ;  über  die  ewige  Stadt  griffen 
nur  die  beliebten  Büstensammlungen  hinaus. 

lUustrium  virorum vultus,  gestochen  von  Aüqüstikus  Venbtus  (Ag.  de  Musi), 

Rom  1569;  FuLvros  Ursinus  (Orsini),  imagines  et  elogia  virorum  illustrium,  Rom  1569—70 
n.  G.;   lUustrium  virorum  vultus,  Rom  1589,  im  Verlag  von  Lafrbrius  (Ach.  Statins). 

Vereinzelt  steht  Johannes  Episcopius  (de  Bisschop)  mit  seinen  Werken : 

Signorum  veterum  icones  1630,  semicenturia  altera  1671?  und  para- 
digmata  graphices  variorum  artificum,  Haag  1671. 

Mit  dem  Zeitalter  Ludwigs  XTV.  beginnen  die  „eleganten"  Blumen- 
lesen aus  den  „Gärten  des  Altertums" : 

J.  Spon,  recherches  curieuses  d  antiquit^,  Lyon  1683  und  miscellanea 
eruditae  antiquitatis,  Frankf.  1679,  Leiden  1685  (Poleni  nov.  thos.  antiqu. 
Rom.  et  Graec.  suppl.  IV  633  flf.) ; 

L.  Beger,  spicilegium  antiquitatis,  Cöln  (bei  Berlin)  1692,  2.  Ausg. 
1694,  f.  m.  Abb. 

Aus  der  silbenklaubenden  Buchgelehrsamkeit  des  siebzehnten  Jahr- 
hunderts brachte  die  Erlösung  trotz  Mangelhaftigkeit  der  Zeichnungen  und 
trotz  Aufnahme  vieler  Fälschungen*)  das  grosse  Anschauungswerk  des 
Mauriners  B.  de  Montfaucon  (L'antiquite  expliqu^e  et  röpresentöe  en  figures, 
Paris  1719,  10  Foliobände  mit  fast  1100  Tafeln),  welches  binnen  zwei 
Monaten  vergriffen  war;  so  begierig  strebten  die  Zeitgenossen  nach  An- 
schauung des  Altertums;  1724  kamen  fünf  Supplementbände  hiezu.^)  Der 
von  dem  Strassburger  Rektor  Schatz  gefertigte  Auszug  (Nürnberg  1757, 
f.  mit  150  Tafeln)  war  wegen  seiner  Zweckmässigkeit  lange  das  archäo- 
logische Handbuch  der  deutschen  Schulmänner.  Nach  einer  Pause')  folgte 


V)  Eine  kritiBche  Untersuchung  seiner 
Quellen  steht  noch  aus;  man  pflegt  vor  den 
Fälschungen  Boissards  zu  warnen. 

')  Im  Jahre  1722  erschien  eine  zweite 
Ausgabe. 

*)  Zu  nennen  wären  höchstens  M.  A. 


v(an)  N(idegk),  antiquitates  sacrae  et  civiles 
Romanorum  explicatae,  Haag  1726  fol.  m. 
82  (84)  T. ;  Ant.  BobionI;  coUectanea  anti- 
quitatum  Romanarum,  Rom  1736,  f.  m. 
100  T. 


12 


Elassisohe  Kuntstarohftologie.    Einleiinng. 


das  weit  kritischere  Werk  des  Grafen  Caylus:  »Recueil  d'antiquitös  egyp- 
tiennes,  etrusques,  grecques  et  romaines,  Paris  1752 — 68  (I*  1761)  in  7  Quart- 
bänden.*) Diese  Kupferwerke  zirkulierten  in  manchen  antiquarischen 
Vorlesungen,  ein  bescheidener  Anfang  des  archäologischen  Unterrichts. 

Die  Reihe  der  modernen  Werke*)  eröffnet  A.  L.  Miliin,  welchen  das 
Geschick  nach  Paris  gestellt  hatte,  als  dort  die  schönsten  Antiken  Europas 
vereinigt  zu  sehen  waren;*)  an  seine  „monumens  antiques  in^dits  ou  nou- 
vellement  expliquös*  (Paris  1802 — 1804,  2  Bde.,  92  Taf.)  schlössen  sich 
zahlreiche  Bilderwerke  vermischten  Inhalts.  Einige  derselben  verfolgen 
ein  ähnliches  Ziel  wie  Miliin: 

Monumenti  inediti  di  antichitä  e  belle  arti  raccolti  e  dati  in  luce 
da  una  societa  archeol.,  distrib.  1.  u.  2.,  Nap.  1820,  m.  10  Taf.;  J.  Mil- 
lingen,  ancient  unedited  monuments,  London  1822 — 26,  Bd.  I  (bemalte 
Vasen)  m.  40  Taf.,  11  (Plastisches)  m.  22  Taf.;  G.  Cumberland,  outlines 
from  the  ancients  exhibiting  their  principles  of  composition  in  figures 
and  bassorelievos  taken  chiefly  from  inedited  monuments  of  Greek  and 
Roman  sculpture,  London  1829,  m.  81  T.;  Ed.  Gerhard,  antike  Bild- 
werke, Stuttg.  u.  Tübingen  1827,  mit  Atlas  v.  320  Taf.;  Raoul  Rochette, 
monumens  inedits  d'antiquitö  grecque  ^trusque  romain,  I.  cyclo  h&oique, 
Paris  1828 — 33,  6  H.  f.  m.  93  Taf.;  C.  Poppe,  Sammlung  von  Ornamenten  und 
Fragmenten  antiker  Architektur,  Skulptur,  Mosaik  und  Toreutik  auf  einer 
Reise  durch  Griechenland,  Italien  und  Sizilien  aufgenommen,  Berlin  1834, 
H.  1.  2.  f.;  E.  Braun,  antike  Marmorwerke  zum  ersten  Male  bekannt  ge- 
macht, 1.  u.  2.  Dekade  Leipzig  1843,  f.  m.  24  Taf.;  Welcker,  alte  Denk- 
mäler, Göttingen  1849 — 64,  5  Bde.  m.  Taf,  (I.  Rundfiguren,  11.  Reliefs, 
m.  Vasen,  IV.  Wandgemälde,  V.  Ergänzungen) ;  Rud.  Gädechens,  unedierte 
antike  Bildwerke,  I.  Jena  1873,  f.  m.  4  Taf. 

Andere  Werke  suchen  einen  Überblick  über  die  Denkmäler  mit  Rück- 
sicht auf  die  Kunstgeschichte  zu  geben: 

Reveil  et  Duchesne-Mönard,  musee  de  peinture  et  de  sculpture,  Paris 
1828—34,  16  Bde.  m.  Abb.,  2.  Aufl.  Paris  1872,  10  Bde.  m.  1172  Taf. 
(die  ganze  Kunstgeschichte  umfassend);  Otfried  Müller  und  Österley, 
Denkmäler  der  alten  Kunst  (abgekürzt  DAK.),  Göttingen  1832  ff.,  3.  Aufl. 
von  Wieseler  1877;  F.  Comte  de  Clarac,  mus^e  de  sculptures  antiques  et 
modernes,  Paris  1841 — 53,  je  6  Bde.  Text  u.  Atlas  (noch  immer  die  reichste 
Sammlung  von  Statuen,  jedoch  nur  stillose  Umrisszeichnungen);  Saint- 
Sylvestre,  chefs-d'-oeuvre  de  l'art  antique,  Paris  1860,  46  Taf.;  0.  Ray  et, 
monuments  de  l'art  antique,  Paris  1879 — 83,  2  Bde.  mit  90  Heliogravüren; 
Bruckmann,  Denkmäler  der  griechisch-römischen  Plastik,  unter  Leitung 
von  Brunn,  München,  Liefg.  1 — 60  (Lichtdrucke);  Seemanns  kunsthisto- 
rische Bilderbogen,  Leipzig  1879,  mit  3  Supplementen;   Lucy  M.  Mitchell, 


*)  Eine  deutsche  Ausgabe  begann  A. 
W.  WiNTKRscHMiDT,  wovon  der  erste  Band 
in  Nürnberg  1766  erschien.  Bald  darauf 
folgten:  L.  S.  Adah,  recuoil  de  sculptures 
antiques  grecques  et  romaines,  Nancy  1754, 
Paris  1755,  f.  und  Musellius,  antiquitatis 
reliquiae,  Verona  1756,  f. 


^)  Die  antikisieriende  Kunstrichtung 
bringt  hervor  L.  Gutot,  portefeuille  de  Tar- 
tiste,  P.  1806  m.  72  T. 

^)  Die  Veröffentlichungen  über  das  Na- 
poleonische Museum  sind  §  15  zu  finden.  Über 
Miliin  s.  Kraft  und  Böttioer,  A,  L.  Miliin, 
Lpg.  1819;  Stark,  Systematik  S.  257  f. 


Allgemeine  Bibliographie.    (§  3.) 


13 


selections  from  ancient  sculptures,  Atlas  v.  20  Photogr.,  Berlin  1883;  Biblio- 
theque  des  monuments  figur^s  grecs  et  romains,  herausg.  v.  Sal.  Reinach 
(verkleinerte  Neuausgabe  älterer  Bilderwerke,  I.  Le  Bas,  monuments  d'an- 
tiquit^  figur^e  en  Gröce  1888,  11.  Vasenbilder  vonMillin  und  Millingen  1891, 
in.  antiquit^  du  Bosphore  Cimm^rien  1891). 

Für  akademische  Unterriehtszwecke  ist  eine  Auswahl  von  Denkmälern 
zusammengestellt  in  Wiener  Vorlegeblättern  für  archäologische  Übungen, 
begründet  von  Conze,  weitergeführt  von  Benndorf  Serie  A — E,  seit  1888  (9) 
jährlich. 

Von  philologischen  Gesichtspunkten  aus  wurden  teils  antiquarische 
Atlanten  teils  Illustrationen  zu  Klassikern,  besonders  Homer  zusammen- 
getragen : 

Steinbüchel,  grosser  antiquarischer  Atlas,  Wien  1833;  Kulturhisto- 
rischer Bilderatlas  I.  Altertum,  bearb.  v.  Th.  Schreiber,  2.  Aufl.,  Leipzig 
1888,  m.  100  Taf.  (Textbuch  von  K.  Bernhardi);  in  alphabetischer  Folge: 
Baumeister,  Denkmäler  des  klassischen  Altertums,  München  und  Leipzig 
1885 — 88,  3  Bde.;  Daremberg  et  Saglio,  dictionnaire  des  antiquites. 
Lief.  1—17  (A— Fas). 

Tischbein,  Homer  in  Zeichnungen  nach  Antiken  mit  Erläuterungen 
von  Heyne,  Heft  1—9  1801—5,  Stuttg.  1821,  2  Bde.;  Fr.  Inghirami,  galleria 
Omerica,  Fiesole  1831,  3  Bde.,  503  Taf.;  Fr.  Overbeck,  die  Bildwerke 
des  thebischen  und  troischen  Sagenkreises,  Stuttgart  1857,  m.  33  Taf. 
(noch  jetzt  das  geeignetste  Buch,  um  sich  in  der  archäologischen  Erklärung 
zu  üben);  R.  Engelmann,  Bilderatlas  zum  Homer,  Leipzig  1889,  m.  3G  Taf. 
(auch  separat  zu  Ilias  und  Odyssee) ;  Bilderatlas  zu  Ovids  Metamorphosen, 
Leipzig  1890,  mit  26  Taf.;  OUer,  Bilder^Atlas  zu  Cäsars  Büchern  de  hello 
Gallico,  Leipzig  1890. 

Dieser  Abschnitt  sei  beschlossen  mit  einem  Überblick  über  unsere 
Vorgänger,  welche  systematische  Darstellungen  der  Archäologie  ge- 
geben haben.  Wie  sich  von  selbst  versteht,  begleiten  diese  Schriften, 
in  Deutschland  wenigstens,  die  Einführung  und  Hebung  der  Archäologie 
an  den  Universitäten.  Nachdem  bereits  Johann  Friedrich  Christ  (1739 — 56 
in  Leipzig)  Vorlesungen  in  archäologischem  Sinne  gehalten  und  einen  Band 
Studien  (S.  9)  veröffentlicht,  fand  der  neue  Wissenszweig  in  Göttingen 
(Heyne,  akademische  Vorlesungen  über  die  Archäologie  der  Kunst  des 
Altertums  insbes.  der  Griechen  und  Römer,  Braunschweig  1822),  Altorf 
(Joh.  Phil.  Siebenkees,  Handbuch  der  Archäologie,  Nürnberg  1799 — 1800, 
2  Teile)  und  Leipzig  (Joh.Aug.  Ernesti,  archaeologia  literaria,  Leipzig  1768, 
neu  von  Martini  1790;  Chr.  D.  Beck,  Grundriss  der  Archäologie  I.  Leipzig 
1816)  regelrechte  Vertretung.  In  Frankreich  führte  Miliin  die  Archäologie 
in  den  Kreis  der  Wissenschaften  ein,  indem  er  zugleich  ihr  „agrhnent'^ 
betonte  (Introduction  ä  T^tude  des  monumens  ant.,  Paris  1796,  neu  1826). 
Von  den  zahlreichen  Handbüchern  und  Leitfäden*)   vermochte  sich  keines 


*)  Beachtung  verdienen  besonders :  Chax- 
POLLiOK-FiOBAO,  r^sum^  complet  de  l'arch^o- 
logie,  Paris  1825—26.  m.  Abb.  u.  trait^  öläm. 
d'arcböologie,    2.  Aufl.  Paris  1843,   2  Bänd- 


chen; A.  V.  Steikbüchel,  Abriss  der  Alter- 
tumskunde, Wien  1829;  F.  G.  Petersen, 
Allg.  Einleitung  in  das  Studium  der  Archä- 
ologie,   Lpg.    1829    (nach   dem  Dänischen, 


14 


Klassisohe  Knnstarohäologie,    I.  Denkmälerknnde. 


durch  neue  Auflagen  auf  der  Höhe  der  Wissenschaft  zu  erhalten;  das 
zweckmässigste  Buch,  K.  0.  Müllers  Handbuch  der  Archäologie  der  Kunst 
(zuerst  Breslau  1830  erschienen,  3.  Aufl.  mit  Zusätzen  Welckers  1848, 
Neudruck  Stuttgart  1878)  ist  nicht  erneuert  worden.  Die  treffliche  sehr 
freie  Bearbeitung  von  L.  Ross  (iy%eiQidiov  Tijg  ägxaioloytag  Twg  Te^vojv  I. 
iatoQia  Tijg  Tt'xvr^c  fi^'xQtg  dloiaecog  KoQiv&ov  1841)  blieb  unvollendet,  ebenso 
das  „Handbuch  der  Archäologie  der  Kunst"  von  K.  B.  Stark  Bd.  I  (Leipzig 

1880).  0 


L  Denkmälerkunde. 

Kap.  L  Die  Schicksale  der  Denkmäler. 

Tablda  consnmit  fermm  lapidemque  vetustas 
nnllaque  res  malus  tempore  robor  habet 

6.  Die  Litteratur  erneuert  sich  fortwährend  durch  Abschriften  und 
Neudrucke;  für  die  Denkmälerkunde  jedoch  bedeutet  der  Verlust  eines 
Gegenstandes  eine  Minderung  ihres  Stoffes.  Daher  gebührt  der  Erforschung 
des  Vergehens  ein  hervorragender  Platz. 

Wo  der  Unkundige  über  Böswilligkeit  oder  Vernachlässigung  schelten 
zu  müssen  glaubt,  herrschen  sicher  wirkende  Gesetze.  Langsam,  aber 
stetig  zerstören  die  Kräfte  der  Natur.  Mag  auch  die  Luft  des  Südens 
weniger  feucht  als  die  nördliche  sein,  so  schädigt  sie  doch  im  Verein  mit 
Regenschauem 2)  und  Sonnenlicht  alles  im  Freien  befindliche;  am  kräftig- 
sten wirkt  in  allen  Fällen  die  salzige  Meerluft.  Namentlich  wenig  dichte 
Steinarten  wie  Sandstein  oder  weicher  Peperin  setzen  dem  Steinfrass  (djßr 
Corrosion)  geringen  Widerstand  entgegen.^)  Die  südliche  Hitze  bringt 
Holzfiguren  zum  Bersten.^)  Am  schlechtesten  ertragen  die  Farben  atmo- 
sphärische Einflüsse,  weil  aus  den  mit  Wasser  angemachten  die  Feuchtigkeit 
entweicht,  was  ihre  Erscheinung  verändert ;  ihr  molekularer  Zusammenhang 
löst  sich  auf  und  die  Malerei  bekommt  Risse.  So  bedurften  die  älteren 
Bilder  nach  einiger  Zeit  der  Auffrischung. 5)  Ausserdem  ändern  sich 
manche  Farbstoffe  an  der  Luft,  wie  man  leider  an  allen  neu  aufgedeckten 
Wandgemälden  beobachten  kann.  Gleichzeitig  wird  von  ihr  der  Bewurf 
der  Wände  gelockert,  so  dass  er  samt  den  Farben  abblättert.  Ein  ähn- 
licher  Prozess   geht  an  Mosaiken  vor  sich.®)     Auf  Stein  sind  die  alten 


Eopenh.  1825} ;  Sal.  Reikaoh,  manuel  de  phi- 
lologie  classique,  2.  Aufl.  Paris  1883  fF.  (Bd.I. 
Text,  II.  Ausführungen).  Der  neueste  ele- 
mentare Leitfaden  ist:  E.  Kroker,  Katechis- 
mus der  Archäologie,  Lpzg.  1888;  H.  Wbs- 
TROPP,  handbook  of  archaeology,  Lond.  1868 
m.  111.,  für  Reisende. 

^)  Derselbe  hatte  vorher  „archäologische 
Studien  zu  einer  Revision  v.  K.  0.  Müllers 
Handbuch*  (Wetzlar  1852)  veröffentiicht. 

^)  Hör.  c.  3^  30,  3  imber  edax. 


»)  Vgl.  LuoRBT.  5,  306  fF. 

*)  Hör.  sat.  2,  5,  39  f. 

»)  Plat.  leg.  6,  769  c;  Plin.  n.  h.  35,  26; 
als  etwas  besonderes  von  Werken  des  Zeuxis 
nondum  vettistatis  injuria  victas,  Petron.  83. 
Fast  erloschenes  Wandgemälde  photogra- 
phiert  bei  Wilpert,  Cyclus  christolog.  Ge- 
mälde T.  1. 

^)  Ein  altes  Zeugnis  bei  Prokop  b.  Goth. 
1,  24  p.  371  d. 


Kap.  I.  Die  Schicksale  der  Oenkmftler.    (§  5.) 


15 


Farben  wenig  widerstandsfähig  und  ihre  ehemalige  Existenz  oft  nur  aus 
der  Beschaffenheit  der  Oberfläche  zu  erraten.^) 

Nicht  so  augenfällig  sind  die  zerstörenden  Wirkungen  der  Pflanzen 
(besonders  der  sogenannten  Kalkpflanzen);  doch  zeugten  schon  früh  Bau- 
werke von  der  Sprengkraft  des  wilden  Feigenbaums  und  zur  Zeit  Theo- 
dorichs erblickte  man  in  solchen  Bäumen  eine  bedenkliche  Gefahr  für  die 
Ruinen.*) 

Die  Erde  bewahrt  das  ihrem  Schutze  anvertraute  und,  was  sie  durch 
Erhöhung  des  Niveaus  allmählich  zu  decken  erhalten  hat,  ebenfalls  nicht 
unversehi-t.  Hier  liegt  die  zerstörende  Kraft  vornehmlich  in  der  ein- 
sickernden Feuchtigkeit,  deren  Wirkungen  je  nach  der  Art  des  Bodens  und 
des  StoflFes  sich  bedeutend  unterscheiden.  Von  den  organischen  Stoff'en 
vergeht  das  gewöhnliche  harzfreie  Holz  am  leichtesten  in  humushaltigem 
Boden,  weniger  in  Thon  und  Moor;  ungebrannte  Knochen  kalzinieren, 
im  Humus  vermodern  sie;  Hom  vergeht  meistens  mit  Ausnahme  der 
Zapfen ;  Leder  und  Gewebe  können  sich  ausserhalb  der  trockenen  Luft 
Ägyptens,  welche  auch  das  Holz  schont,  in  Moor  und  bei  Verbindung  mit 
Holz  oder  Bronze  (deren  Patina  die  Fäden  überspinnt)  erhalten.  Unter 
den  unorganischen  Stoffen  sind  alle  Metalle  durch  das  Oxydieren  bedroht, 
doch  nicht  ganz  gleichmässig.  Reines  Kupfer  hat  häufig  nur  eine  dünne 
Patina  (Edelrost),  bei  Gusshaut  sogar  auch  diese  nur  stellenweise.  Bronze 
hingegen  erhält  meistens  eine  Patina,  welche  gewöhnlich  grün  (doch  in 
verschiedenen  Nuancen),  seltener  bläulich  ist, 3)  während  sie  an  feuchten 
Orten  ins  Bräunliche  oder  Schwarze  spielt  und  an  der  Meeresküste  Salz- 
krystalle  enthält.  Die  Patina  vereinigt  sich  leicht  mit  Sand  und  Ähnlichem 
zu  einer  Kruste  oder  zu  „Warzen".  Manchmal  durchsetzt  die  Oxydiorung 
das  Ganze,  bis  dasselbe  zerbröckelt  oder  nur  ein  Metallkeni  übrig  bleibt; 
daher  das  horazische  aere  perennius.  Dieser  Prozess  schreitet  am  rasche- 
sten im  Eisen  fort,  weshalb  vorrömische  Eisengegenstände  ziemlich  selten 
sind  und  die  Alten  oft  über  das  „Giff*  klagen.*)  Besser  widersteht  das 
im  Feuer  geglühte  Eisen,  an  dessen  Oberfläche  sich  Eisenoxyduloxyd 
(meist  blauschwarz  oder  bei  weiterer  Umwandlung  rot)  entwickelt.  Die 
übrigen  Metalle  leiden  durch  Feuchtigkeit  nicht  unbedeutend;  bei  Gold 
wird  die  Oberfläche  matt  und  messingähnlich,  manchmal  bräunlichrot  (Chlor- 
gold), bei  Silber  grau  oder  leicht  violett  (Chlor-  oder  Schwefelsilbor,*) 
wobei  jedoch  starke  Kupferlegierung  grünlich  erscheint  und  sich  schliess- 
lich aussondert,  bei  Zinn  und  Blei  weisslichgrau  oder  ausnahmsweise  hell- 
grün. Bernstein  neigt  zum  Zerbröckeln.  Hingegen  ist  gebrannter  Thon 
sehr  widerstandsfähig  und  wird  nur  im  feuchten  oder  lehmigen  Boden 
angegriffen. 


1)  Sbhpeb,  kleine  Schriften  S.  431 ;  SittL; 
Würzburger  Antiken  S.  20. 

")  Hör.  epod.  5,  17  f.;  Prop.  4(5),  75; 
laven.  10,  145;  Martial.  10,  2,  9;  Caseiod. 
var.  7, 6  a.  E.,  vgl.  2,  89. 

')  In  Pompeji  (AZ.  3,  198)  und  einst  in 
Delphi  (Plut.  Pythiae  orac.  2  flf.). 


*)  Z.  B.  Artemidor.  5,  15.  Freilich  wer- 
den die  unförmlichen  oxydierten  Eisenreste 
von  den  Ausgrabern  leicht  übersehen  (vgl. 
z.  B.  Schliemann,  Bericht  über  die  Ausgrab, 
in  Troja  im  Jahre  1890  S.  20). 

*)  Farbige  Abb.  bei  Salzmann,  nöcropolo 
de  Kamiros  T.  2. 


16 


KlastsiBohe  Eunstarchäologie.    I.  Denkmälerknnde. 


Diese  Naturkräfte  haben  ihre  Thätigkeit  sofort  nach  Vollendung  des 
Werkes  begonnen ;  dem  Zersetzungsprozess  kam  nachlässige  Arbeit  fördernd 
entgegen.  Das  Wort  des  Evangeliums  z.  B.  von  dem  Hause,  das  auf  Sand 
gebaut  ward,  ist  begründet  durch  die  babylonische  Unsitte,  keine  eigent- 
lichen Fundamente  zu  graben,  sondern  nur  Sand  aufzuschütten;')  infolge 
dessen  sprechen  die  Könige  des  Zweiströmelandes  so  oft  von  dem  Verfalle 
alter  Bauten.  Auch  in  Ägypten  haben  die  Baubeamten  ungeduldiger 
Herrscher  viel  gesündigt.  Häusereinsturz  kam  sogar  in  Rom  öfter  vor.*) 
Im  kleinen  schadete  unsolide  oder  ungeschickte  Arbeit  nicht  minder, 
z.  B.  beim  Schmieden  des  Eisens  oder  dem  Guss  der  Bronze,  wo  in  den 
Höhlungen  sich  leicht  Rotkupfererz  bildet. 

Ausser  diesen  stetigen  Ursachen  stürmen  von  Zeit  zu  Zeit  Natur- 
katastrophen auf  die  Werke  menschlicher  Hand  ein.  Die  Erdbeben, 
denen  besonders  die  von  Griechen  bewohnten  Gegenden  ausgesetzt  sind, 
haben  selbst  manchen  massiven  Steintempel  gefallt;  keiner  menschlichen 
Gewalt  wäre  es  gelungen,  die  Riesensäulen  des  olympischen  Zeustempels 
zu  stürzen  und  in  Trümmer  zu  schlagen.*)  Man  erkennt  hier,  wie  einst 
am  Tempel  von  Aigina,  das  Erdbeben  an  der  regelmässigen  Lagerung  der 
hingestürzten  Bauteile.  Der  Sturmwind  („aquilo  impotens^)  vermag,  wie 
am  besten  Babylonien  zeigt,  Holz-  und  Lehmbauten  zu  vernichten.  Das 
Überfluten  der  wilden  Gebirgswasser  hat  Olympia  teils  zerstört,  teils  mit 
einer  Schicht  von  Kies  und  Sand  überdeckt;  dort  begegnet  auch  das  sel- 
tene Beispiel  eines  Bergrutsches,  welcher  die  Nordterrasse  zerstörte.**) 
Feuersbrünste  endlich  haben  in  den  Grossstädten  Jahr  für  Jahr  Unheil  an- 
gerichtet; verhängnisvoll  für  die  Kunst  war  z.  B.  der  Brand  des  Zeuxippos- 
museums  unter  Justinian,  um  nicht  zu  reden  vom  neronischen  Brande. 

6.  Auch  wo  Menschen  selbst  an  der  Zerstörung  teilnehmen,  wird 
der  Nationalökonom  gute  Gründe  finden  können.  Im  Gebrauche  sind  nun 
einmal  alle  Gegenstände  der  Abnützung  ausgesetzt  und  überdies  die 
feineren  Arbeiten  dem  Zerbrechen  oder  mindestens  der  Beschädigung  ihrer 
Form.^)  Sogar  bei  Götterbildern  kann  man  von  Abnützung  reden,  inso- 
fern sie  durch  Liebkosungen,  Salben  und  Ankleben  von  Votiven  entstellt 
wurden.^) 

Die  Abnützung  oder  Beschädigung  bedingt  aber  wieder  Ausbesserung 
und  Erneuerung.  Wir  können  deren  Spuren  an  vielen  Bauten  beobachten 
und  in  Eleusis,  wie  im  Kabirion  drei  Bauschichten  unterscheiden.  Über- 
haupt dürfte  kaum  ein  Bau,  der  mehrere  Jahrhunderte  hindurch  benützt 
wurde,  in  ursprünglichem  Zustande  zu  finden  sein.  Die  Erneuerung  er- 
streckte sich  sogar  auf  schadhafte  Weihgeschenke,  welche  Pflicht  in  grie- 
chischen Städten  den  Strategen  oblag.')    Gerade  ordnungsliebende  Männer, 


*)  In  Abu-Scbabrein  ( J.  of  the  r.  asiatic 
Boc.  16,  408)  und  Chorsabad  (Botta,  monu- 
ment  de  Ninive  5,  58). 

2)  Z.  B.  Catull.  23,  9. 

°)  Abb.:  BöTTioHBB,  Olympia,  Tafel  zu 
S.  32;  vgl.  Paus.  2,  7,  1. 

*)  Karte  bei  Bötticheb,  Olympia  T.  3 
u.  A. 


^)  Z.  B.  von  einer  Statue  des  Lysipp 
Plin.  34,  63. 

«)  SiTTL,  Gebärden  S.  180  f.;  Philostr. 
her.  2  p.  290,  7. 

')  Athen:  Böokh,  Staatshaush.  IP  52». 
321;  Pergamon:  Inschriften  von  P.  Nr.  18 
Z.  11. 


Kap.  I.    Die  Bchioksale  der  Denkmftler.    (g  6.) 


17 


die  alles  rumenhafte  nicht  leiden  konnten,  wie  König  Theodorich,  werden 
vielen  Schaden  gestiftet  haben;  letzterer  gab  selbst  zerfallende  Bronze- 
statuen in  die  Kur.*) 

Die  Abänderung  wird  schon  bedenklicher,  wenn  sie  sich  nach  neuen 
Bedürfnissen  oder  einem  neuen  Geschmacke  richtet.  Dieser  Gesichts- 
punkt findet  seine  nächste  Anwendung  auf  alles  private  Eigentum,  nicht 
so  sehr  auf  das  staatliche.  Doch  sind  die  Festungswerke  bis  in  die  neuere 
Zeit  herein  selten  ungenutzt  geblieben,  sondern  immer  wieder  ausgeflickt 
worden;-)  so  gibt  es  zu  Argos,  in  Thessalien,  Arkadien,  Epirus  (z.  B.  Gü- 
mana)  Burgmauern,  deren  unterste  Schicht  aus  dem  Altertum,  hin  und 
wieder  sogar  aus  sehr  frühen  Zeiten  stammt.  Auch  mühevolle  gemein- 
nützige Werke,  wie  Wasserleitungen  oder  Leuchttürme  sind  gerne  wieder 
in  Stand  gesetzt  worden.^)  Die  konfiszierten  Tempel  verwandelten  sich, 
wenn  der  Fiskus  sie  hergab,  nach  den  nötigen  Umbauten  in  christliche 
Kirchen,*)  wie  in  Rom  das  Pantheon,  der  Tempel  des  Antoninus  und  der 
Faustina,  sowie  der  der  Fortuna  virilis,*)  in  Athen  der  Parthenon,  welcher 
nachmals  zu  einer  Moschee  diente  (Altertümer  von  Athen  IT.  K.  1  T.  1), 
Erechtheion  und  Theseion  ;^)  doch  verwechsle  man  damit  nicht  die  Ver- 
wendung der  Plattform  eines  abgetragenen  Tempels  für  die  Grundfesten 
eines  neuen  Monumentalbaus,  was  sehr  häufig  vorkommt.  Ebenso  ist 
nicht  jeder  antike  Bau,  welcher  zu  einer  Kirche  diente,  ein  Tempel  ge- 
wesen, sondern  etwa  ein  Staatsbau  oder  eine  grosse  Grabanlage.')  Grab- 
kammern nahmen  oft  andere  Tote  auf  (z.  B.  das  sogenannte  Grab  des 
Kimon  bei  Athen)  und  empfingen  dann  neuen  Schmuck.^)  Antike  Grab- 
steine sind  in  den  Landfriedhöfen  Griechenlands  und  noch  mehr  Klein- 
asiens, wo  die  Mohammedaner  sie  gerne  nach  ihren  Bräuchen  umarbeiten, 
häufig*)  und  auf  dem  Grabe  des  Minnesängers  Ulrichs  von  Lichtenstein 
steht  ein  Römerwerk  (Die  österreichisch-ungarische  Monarchie,  Steiermark 
S.  278  Abb.)  Karl  der  Grosse  und  andere  Würdenträger  des  Staates  und 
der  Kirche  ruhen  in  römischen  Sarkophagen,^*^)  wie  man  sie  in  verfallenen 
Städten  fand.  Mancher  marmorne  Sitz  diente  in  der  Kirche  einem  Bischof 
als  cathedra^  so  in  S.  Marco  und  S,  Stefano  rotoyido  zu  Rom.     Von  kleinen 


')  Cassiod.  var.  1,  25.  2,  39.  4,  24.  30. 
10,  30. 

^)  Vgl.  z.  B.  die  Cronaca  di  Morea  p.  426. 

')  So  der  Leuchtturm  des  Caligula  in 
Boulogne  von  Karl  dem  Grossen. 

*)  Euagrios  1,  16;  Theodoretos  y.  d. 
Märtyrern  8  p.  606 ;  Procop.  aedif .  p.  328 
Dindorf;  Gbron.  Pascbale  J.  379;  Johannes 
V.  Damaskos  ünag.  2,  1 1 ;  Combefis,  origines 
p.  1 ;  Oros.  7,  27, 14 ;  von  Gregor  dem  Grossen 
lur  England  empfohlen,  ep.  9,  4,  71;  über- 
trieben von  Kedrenos  1  p.  428  (Bonn)  und 
vielen  Neueren. 

^)  Anderes  bei  Fiorh^lo,  Geschichte 
der  zeichnenden  Kunst«  1,  9  Anm.  n. 

®)  Stbzyoowski,  Ath.  Mitth.  14,  271  if.; 
Ztseh.  f.  bildende  Kunst  22,  370. 

HnodbQch  der  Ums.  Altertniiuwlneiiflchaft.  VI. 


^)  S.  ürbano  bei  Rom;  s.  auch  Gilbebt 
a.  a.  0. 

^)  Mosaiken  in  einem  etruskischen  Grab 
bei  Cometo  (M^m.  de  l'acad.  des  inscr.  13, 
762). 

^)  Sterbet,  leaflets  from  the  notebook 
etc.  p.  6  f.;  griechisches  Beispiel  abgeb.  in 
einer  Photographie  des  arch.  instit.,  Athen 
varia  51. 

*®)  Karl  der  Grosse:  Abgeb.  bei  Dahn, 
Urgeschichte  der  germ.  u.  rom.  Völker  3, 
1165;  Bischof  Simpertus  v.  Augsburg  (t807): 
im  dortigen  Museum;  Erzbischöfe  von  Pa- 
lermo: Al.  Cassano,  del  sotterraneo  doUa 
chiesa  cattedrale  di  Palermo,  Pal.  1849  m. 
T.  —  Ein  Sarkophag  in  Ruinen  geradezu 
gesucht:  Beda  bist.  4,  19. 

2 


18 


glasBiBohe  Enntstarob&ologie.    L  Denkmftlerknnde. 


Gegenständen  heben  wir  nur  die  geschnittenen  Steine  hervor,  mit  denen 
seit  Pipin  viele  Fürsten  siegelten.^) 

Schädlicher  pflegt  die  Verwendung  zu  ganz  verschiedenem  Zwecke 
zu  sein.  Der  Titusbogen  und  andere  Bauten  Roms  litten  schwer,  weil  sie 
der  mittelalterliche  Adel  als  Festungen  gebrauchte,  bis  der  Senator  Branca- 
leone  im  Jahre  1257  die  Schleifung  der  meisten  befahl;*)  der  grosse  Sonnen- 
tempel von  Palmyra  wurde  eine  Grenzfestung,  wie  die  Moles  Hadriani 
ein  Kastell  (Engelburg).  Für  Wohnräume  eigneten  sich  Monumentalbauten 
nicht  eben  besser ;  in  dem  Riesentempel  von  Edfu  hauste  eine  ganze  Dorf- 
gemeinde, am  Anfange  dieses  Jahrhunderts  war  der  Parthenon  eine  Türken- 
wohnung (Dodwell,  travels  in  Greece  I,  Tafel  zu  S.  339),  das  Lysikrates- 
denkmal  der  Bibliotheksaal  von  Kapuzinern  (Dodwell  L,  Tafel  zu  S.  288), 
Felsengräber  dienten  zu  Weinkellern,  Viehställen,  Schweinekoben,  ja  selbst 
Wohnungen; 3)  daher  fanden  sich  im  „ Schatzhause ^  von  Orchomenos  Reste 
aller  Zeiten.  In  den  Gegenden,  wo  man  das  Korn  quetscht,  sind  Altäre, 
Säulentrommeln  und  Kapitelle  ausgehöhlt  worden,  während  Statuetten  den 
Stossel  vertreten;*)  aus  granitnen  Statuen  und  Pfeilern  wurden  in  Ägypten 
Mahlsteine.  In  Syrien  walzt  man  die  flachen  Lehmdächer  mit  Säulen  glatt.  ^) 
Sarkophage  verwandelten  sich  häufig  in  Tauf  steine,^)  Brunnenbehälter  und 
Viehtröge,  so  mancher  Römerstein  in  ein  Reliquiarium  oder  gar  in  einen 
Pranger.')  Die  Frauen  schmücken  sich  mit  aneinander  gereihten  Münzen. 
Im  einzelnen  kommen  die  sonderbarsten  Quiproquos  vor:  der  Krater  des 
Salpion  wurde  Schiffspflock,  dann  Tauf  stein;  die  Aschenume  der  älteren 
Agrippina  und  ihres  Sohnes  nahm  man  im  dreizehnten  Jahrhundert  zum 
Getreidemass  der  Stadt  Rom.*) 

Alle  diese  Punkte  zusammen  haben  kaum  soviel  Einfiuss  ausgeübt, 
als  das  Zusammensuchen  bequemer  Baumaterialien.  Im  Altertum  war 
die  Verwendung  alter  Bauten  und  beschädigter  Steinskulpturen  dort,  wo 
Gesetze  galten,  nur  zu  Gunsten  der  Grundfesten  und  Umfassungsmauern 
eines  Heiligtums  gestattet.  Die  Insel  Philai,  die  athenische  Akropolis 
(Penrose,  principles  of  Ath.  architecture  T.  40 ;  Phot.  des  Inst.)  und  kyp- 
rische  Tempel  legen  davon  Zeugnis  ab.^)  Bei  verlassenen  Städten  und 
ruinösen  Profanbauten  nahm  man  es  indess  schon  frühzeitig  nicht  genau;  ^^) 
im  geheimen  eigneten  sich  die  Privaten  an,  soviel  sie  konnten,  i^)  verzwei- 


*)  WiooERT,  N.  Mitth.  des  thüringisch- 
säcbs.  Vereines  YII  H.  4,  1  ff. ;  bessere  Ab- 
bildungen bei  Carl  Heffner,  die  deutschen 
Kaiser-  und  Königssiegel,  Würzburg  1875. 

^)  Gregorovius,  Geschichte  der  Stadt 
Rom  5,  317,  2. 

*)  Prokesch,  Denkwürdigkeiten  2,  206. 

*)  Chakdler,  Reise  nach  Kleinasien  I 
K.  5  a.  E.  n.  13  a.  E.;  Prokesch  a.  0.  2, 352. 

*)  Sachau,  Reise  in  Syrien  S.  63. 

")  Piper,  Mythologie  und  Symbolik  1, 
1,  57  f.;  vgl.  Malalas,  13,  345. 

')  Gumpoldskirchen,  Mitteil,  der  k.  k. 
Gentralcomm.  17,244;  Pettau,  Abb.  in  ^Die 
Dsterreichisch-ungar.  Monarchie,  Steiermark** 
S.  85. 

»)  Rom.  Mitt.  1891  S.  10  f.;  über  einen 


Sftulenschaft,  welcher  zuerst  ein  Bild  Regillas 
trug,  Rhein.  Mus.  45,  285  f. 

^)  Philai,  unt«r  Nektanebos  II.  Zisch, 
f.  ägypt.  Sprache  1885  S.  13;  Athen:  Lol- 
LiNG  Bd.  III  S.  299,  4;  Ath.  M.  11,  165.  14, 
120.  121.  307.  17,  189  (nach  Dörpfeld  um 
457),  bestritten  von  Ad.  Bötticher,  Philol. 
Wochenschrift  1887  Spalte  35;  auch  am 
Dipylon:  Adler,  AZ.  33,  158  ff.;  Köhler, 
Ath.  Mitth.  10,  403;  Inschriftensteine  in  den 
Fundamenten  des  Romatempels. 

^")  Strab.  13,  600  §  39  (aus  Timaios), 
sicherer  p.  599  §  38;  Suet.  Domit.  5;  Ägyp- 
ten unter  den  Ptolemäem:  Petrie,  Hawara  S.  8. 

*  ^)  Verbot  Beb.  4, 224  f.  =-  Dittekberger 
sylloge  13  Z.  54f.;  Benützung  alter  Grab- 
denkmäler:  Bch.  6,  417.  10,  91  (in  Myrina). 


Kap.  L    Die  Sohicksale  der  Denkmäler.    (§  6.) 


19 


feinde  Belagerte')  und  verschiedene  Machthaber  setzten  sich  über  jegliches 
Bedenken  hinweg.  Wie  republikanische  Magistrate  in  Rom  auf  Kosten 
der  Provinz  Tempel  bauten,*)  so  verschmähten  weder  die  Kaiser  noch  der 
Krösus  von  Athen  alte  Quadern.  3)  Auch  die  Kleinstaaten  nahmen  in 
den  Zeiten,  wo  dem  kleinsten  Verdienste  seine  öffentliche  Auszeichnung 
sicher  war,  öfters  zur  Basis  einer  Ehrenstatue  oder  zu  Inschriften  älteres 
Material.*) 

Epoche  macht  der  Kaiser  Konstantin,  welcher  für  seine  neue  Residenz 
ein  ungeheures  Material  brauchte'^)  und  zugleich  vor  den  Heiligtümern 
nicht  zurückschreckte.  Auch  im  alten  Rom  liess  er  für  seinen  Triumph- 
bogen Reliefplatten  aus  dem  des  Trajan  brechen.  Er  erlaubte  femer  die 
Benützung  von  Ruinen,  jedoch  nicht  das  Verschleppen  vom  Lande  in  die 
Stadt.  Schon  Konstantins  musste  die  Grabbauten  schützen,  aber  die  uner- 
müdliche Wiederholung  des  Ediktes  beweist  seine  Erfolglosigkeit.  Julian 
verbot  die  Entfernung  von  Baustücken  überhaupt,  um  die  verfallenden 
Tempel  zu  schützen,  während  sie  Majorianus  nur  von  der  Erlaubnis  der 
judices  abhängig  machte.*)  Von  jetzt  ab  werden  die  alten  Säulen  emsig 
zusammen  gesucht.  Der  Staat,  dessen  Finanzen  immer  schlechter  werden, 
schämt  sich  nicht,  öffentliche  Bkuten  zusammenzuflicken,')  und  errichtet 
in  Kriegsnot  neue  Mauern  mit  der  grössten  Rücksichtslosigkeit ;  man  denke 
nur  an  die  Ostmauer  von  01)rmpia,  deren  Abbruch  so  viele  Skulpturen 
geliefert  hat.*)  Wenn  Altäre  wiederholt  in  Grundfesten  sich  finden,^)  mag 
dabei  etwas  Aberglaube  mitgespielt  haben. 

Noch  jetzt  wird  in  griechischen  Gegenden  schwerlich  eine  Landkirche 
oder  Kapelle  erbaut,  ohne  dass  bearbeitete  Steine  hiezu  aus  Ruinen  herbei- 
geholt würden.  Musterbeispiele  für  eine  mosaikartige  Zusammensetzung 
sind  die  kleine  Metropolis  in  Athen  und  die  H.  Taxiarchi  Ponsa  bei  Ko- 
roneia.^^)  Für  Wohnhäuser  dienen  alte  Skulpturen  besonders  zu  Eck-  und 
Thürsteinen,  auch  als  Steinsitze  vor  dem  Hause. '  *)  Dann  nehmen  die  Ein- 
friedigungen der  Felder,  die  Weinkelter  und  die  Brunnen  viele  Trümmer 
auf.  Kriegerische  Zeiten  erforderten  leider  viele  Festungsbauten,  deren 
Geschichte  meist  erst  aus  den  Chroniken  festzustellen  bleibt;**)  der  Ama- 
zonenfries des  Maussolleions  musste  aus  den  Festungsmauem  von  Budrun 
ausgebrochen  werden  und  das  Niketempelchen  ist  aus  einer  Batterie  wieder 


»)  Diod.  20,  93,  1. 

')  Liv.  42,  B  (vom  Senate  gehindert); 
Plin.  36,  45. 

')  O.  Ritter,  Steinmetzzeichen  S.  18; 
Ath.  M.  14,  65.  Orakelstein  in  der  Mauer 
von  Chalkedon  Socrai  hist.  ecci.  4,  8. 

*)  Schon  im  1.  Jahrh.  v.  Chr.:  Inschriften 
von  Pergamon  Nr.  30;  s.  auch  Cvrtius, 
Stadtgeschichte  v.  Athen  S.  260  A. ;  sogar 
Inschriftenstele  aus  Säulentrommel  gemacht: 
Rosa,  Reisen  im  Pelop.  42. 

^)  Niceph.  Gallistns  7,  48. 

«)  Cod.  Justin.  8, 10,  6.  7.  Cod.  Theodos. 
9,17,1—5.  Novell.  Majorian.  Tit.  6;  Novell. 
Valent.  Tit.  5.  Ein  Fall  ist  im  78.  Brief 
Julians  besprochen. 

^)  Im  Jahre  367  Bad  aus  den  Mauern 


Chalkedons  gebaut:  Socrat.  4,  8;  goldene 
Pforte  inEonstantinopel :  Stkzyoowski,  Jahrb. 
8,  1  fF.,  besonders  37  f.;  ayeuodovXioy  unter 
Leo  dem  Isaurier:  Fr.  ünger,  Quellen  der 
byz.  Kunstgesch.  S.  342  ff. 

^)  Über  einen  anderen  Mauerbau  vom 
Jahre  1390  s.  Dukas  XIII  p.  47. 

®)  Piper,  Mythologie  u.  Symbolik  I  1, 
54  f. 

*^)  Metropolis,  in  Photographie.  Über 
zwei  Kirchen  in  Gaza  Clermont-Ganneau, 
Acad.  des  inscr.  6.  Mai  1893;  älteres  Zeug- 
nis des  Theodoretos,  von  den  Märtyrern  8. 

'^)  Im  grössten  Masse  zu  Simisa  (Mes- 
senien). 

**)  Türkische  Mauern  1452  aus  Kirchen 
erbaut:  Dukas  34,  241. 

2* 


20 


Elassische  Emustarchäologie.    I.  Denkm&lerkimde. 


hergestellt.  Einfache  Quadern  und  Inschriftensteine  sind  ganz  gewöhn- 
lich zur  Verstärkung  der  Mauern  verwendet,  nur  dass  man  im  Orient 
die  Einsatzstücke  mit  weissem  Kalkverputz  zu  bedecken  liebt.*)  Unter 
allen  neueren  Beherrschern  des  Ostens  dürften  aber  die  kaufmännischen 
Venezianer  die  Ausbeutung  am  gründlichsten  betrieben  haben.*)  In 
Italien  brachte  die  rege  Restaurationslust  Theodorichs  den  Ruinen  grossen 
Schaden;  bis  Ravenna  residenzfahig  wurde,  mussten  viele  Ruinen  Steine 
hergeben.»)  Dies  ging  während  des  Mittelalters  so  weiter;  zur  Zeit  des 
Exils  von  Avignon  waren,  wie  Petrarca  dem  Tribun  des  römischen 
Volkes  klagt,  die  alten  Bauten  Roms  vogelfrei.  Auch  die  Päpste  ver- 
wendeten nach  ihrer  Rückkehr  alte  Steine  zu  grossen  Werken,  z.  B. 
Sixtus  V.  zu  Gunsten  der  Peterskirche.  Aus  bearbeiteten  Steinplatten  wur- 
den Schwellen,  Treppenstufen  (wie  die  hellenistischen  Relief  platten  des 
Palazzo  Spada  einst  in  S.  Agnese)  und  Fussbodenbelag  von  Kirchen,*) 
ohne  Rücksicht  darauf,  dass  die  Tritte  allmälig  die  Oberfläche  platt  schliffen, 
verwendet.  Im  siebzehnten  Jahrhundert,  als  das  Kolosseum  zum  neuen  bar- 
berinischen  Palaste  Steine  liefern  musste,  entstand  das  geflügelte  Wort: 
Quod  non  fecerunt  barbari,  fecerunt  BarberinL  In  den  ehemaligen  Provinzen 
des  römischen  Reiches  ging  es  ähnlich;"^  für  meine  Landsleute  verweise 
ich  auf  die  Palastkapelle  von  Aachen  und   die  Kreuzkirche  in  Augsburg. 

Nicht  immer  fand  man  die  Säulen  in  nächster  Nähe,  sondern  schleppte 
sie  mit  grossen  Kosten  weit  herbei;  Rom  scheint  für  den  Steinbruch 
der  ganzen  Christenheit  gegolten  zu  haben,  denn  der  Abt  Suger  von 
St.  Denis  (1122 — 51)  gedachte  dort  das  Baumaterial  für  die  neue  Stifts- 
kirche zu  holen,  bis  in  der  Nähe  Ruinen  entdeckt  wurden. <^) 

Jederzeit  brachte  die  dauernde  Besiedelung  der  gleichen  Stätte  (wie 
in  Rom),  die  Nähe  einer  grossen  Stadt  (z.  B.  Kairo  bei  Memphis)  und 
jedwede  regere  Bauthätigkeit  den  grössten  Schaden.  In  Indien  verwüstet 
die  Kaste  der  Vudra's  die  Stoindenkmäler,  während  in  Mesopotamien  der 
Gowerbezweig  der  sakkar's  in  der  Ausbeutung  der  Ziegelbauten  besteht.^) 
Freilich  wissen  auch  unsere  Bauern  die  Nützlichkeit  der  römischen  Legionen- 
ziegel für  Backofen  und  Küchenpflaster  zu  würdigen^)  und  die  Anwohner 
der  Nordsee  gehen  der  Deich-  und  Hafenbauten  wegen  bis  zum  Ausgraben 
alter  Steine.  Jedenfalls  sind  die  Denkmäler,  wie  Ostsyrien  darthut,  unter 
nomadisierender  Bevölkerung  stets  am  besten  geschützt  gewesen,  weil 
diese  ihr  Material  nur  wenig  gebrauchen  kann. 

Leider  wurde  oft  das  Material  unter  völliger  Zerstörung  der 
Form  verwertet.  Um  die  Marmorplatten  zur  Verkleidung  der  Ziegel- 
bauten und  zu  buntem  Marmormosaik  zu  beschafl*en,   zersägten  in  Rom 


')  Aus  Thcssalonikes  Ruinen  unter  Mu- 
rad  II.  1430  ein  Bad  in  Adrianopel  erbaut 
(Anagnost.  18);  1864  Hafenbauten  in  Kon- 
ßtantinopel  mit  Baustücken  von  Assos;  die 
athenische  Stadionbrücke  wurde  zu  Quai- 
bauten abgetiagen. 

'^)  Schon  1127  kam  die  Säule  des  Marcus- 
10 wen  aus  Deloa  (?). 

*;  Cassiod.  var.  2,  7.  36.  7, 15,  vgl.  2,  37; 


3,  9,  vgl.  10.  49. 

*)  Vgl.  B.  crist.  1881  S.  26  ff.  T.  1.  2; 
Rom.  Quartalschrift  3,  60  ff. 

^)  Ein  altes  Zeugnis  in  der  Biographie 
des  hl.  Hilarius  von  Arelate  {S.  Leon.  M.  opp. 
ed.  Quesnel  1700  p.  369). 

®)  Felibien,  bist,  de  St.  Denys  p.  189. 

^)  Menant,  les  fausses  antiq.  p.  89. 

^)  CoHAüSBN,  Saalburg  S.  5  f. 


Kap.  I.    Die  SoldokBale  der  Denkmäler.    (§  6.) 


21 


die  mannorarii  besonders  während  des  Mittelalters  grössere  Blöcke.^)  Die 
alten  Kanonen  schleuderten  manche  in  Mannorkugeln  verwandelte  Skulptur. 
Dass  durch  das  Brennen  des  Marmors  Kalk  gewonnen  werden  könne, 
wussten  die  Syrer  schon  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.,*)  eine  Erfindung, 
welche  wahrscheinlich  schon  im  Altertum  auch  an  bearbeitetem  Marmor 
geübt  wurde.  ^)  Sicherlich  sind  zu  verschiedenen  Zeiten  schöne  Bauteile 
und  unersetzliche  Bildhauerwerke  von  Rom,*)  Ostia,  Olympia  und  Pergamon 
in  Kalköfen,  die  man  der  Bequemlichkeit  halber  mitten  in  den  Ruinen 
angelegt  hatte,  gewandert.  Mit  hölzernen  Göttern  heizten  freigeistige 
Philosophen  und  stumpfe  Bauern  den  Ofen,*)  wie  die  heutigen  Ägypter 
mit  Mumien.  Eingeschmolzen  wurde  alles,  was  aus  münzbarem  Material 
bestand.  Kostspielige  Kriege  und  überhaupt  Leere  der  öffentlichen  Kassen 
haben  oft  die  Einschmelzung  von  Tempelgut  und  Götterfiguren  veranlasst.«) 
Dasselbe  Schicksal  traf  auch  in  gewöhnlichen  Zeiten  die  ausser  Gebrauch 
gesetzten  Gefasse  der  Tempel,  wie  es  jetzt  in  griechischen  Kirchen  aber- 
mals der  Brauch  ist.^)  Aus  älteren  Statuen  gingen  Kolosse  der  jeweiligen 
Herrscher  hervor.*)  Auch  die  Tempelräubereien  sind  wegen  ihrer  Häufig- 
keit und  Grossartigkeit  nicht  gering  anzuschlagen.^)  Das  Material  der  Gold- 
und  Silberarbeiter  besteht  zumeist  in  älteren  Stücken  und  Münzen.  Wo  an 
Metall  überhaupt  Mangel  herrschte,  verfielen  selbst  Bronze-  und  Eisen- 
arbeiten dem  Schmelztiegel;*®)  ganze  Bronzestatuen  sind  deswegen  gestohlen 
worden.  *  *)  Die  lateinischen  Eroberer  Konstantinopels  sollen,  wie  Nikitas  klagt, 
die  schönsten  Werke  eingeschmolzen  haben.  Aber  erst  durch  die  Kanonen- 
fabrikation wurde  die  Bronzeplastik  vollends  vernichtet.  *  *)  Spuren  von  Metall- 
suchem,  die  um  einer  metallenen  Klammer  wegen  einen  Quaderstein  oder  eine 
Säule  bis  zur  Mitte  durchbohren,  sind  häufig  sichtbar  (z.  B.  Dieulafoy,  Tart 
ant.  de  la  Perse  I.  T.  3.  u.  19;  Texier,  descr.  de  l'Asie  min.  m.  T.  147— 9)  >3) 


*)  Verboten  von  Papst  Leo  X.  am  27. 
Augast  1516  (BoTTABi,  Lettere  pittoriche  VI 

p.  15). 

*)  'fheophrast  über  die  Steine  69. 

')  Diesen  Verdacht  erweckt  ein  Vers 
des  Martial  (8,  35):  Ältaque  cum  Licini  mar- 
mora  ptüpis  erutU.  An  Grabmälem  verboten 
von  Constantius  Cod.  Theod.  9, 17,  2  (J.  349). 

*)  Gilbert,  Stadt  Rom  3,  454,  2;  s.  die 
Briefe  des  Grafen  Castiglione,  z.  B.  I  p.  105; 
Flaminio  Vacca  klagt  1594  darüber.  Die 
Verstaatlichung  der  hauptstädtischen  Kalk- 
brennerei unter  Theodorich  war  schwerlich 
den  Monumenten  vorteilhaft  (Cassiod.  var. 
7,  17).  Ein  Beispiel  aus  Konstantinopel: 
Glykas,  annales  p.  566, 6. 

^)  Die  Anekdoten  von  Diagoras  sind 
bekannt;  Bauern:  Ps.  Vergil.  p.  159  1.  Bäh- 
rens. 

•)  407  V.  Chr.  in  Athen :  Aristoph.  Bro- 
sche 718  flf.  (vgl.  Revue  des  6t.  gr.  2,  124  ff.) ; 
Vgl.  CIA.  II  403 -5.  Perikles  schliesst  bei 
seiner  Berechnung  des  Kriegsschatzes  auch 
das  verarbeitet«  Edelmetall  ein  (Thuc.  2, 13, 4. 
5).  Nach  dem  neronlschen  Brand:  Tacit. 
ann.  15,  45;  Maximinus:  Herodian.  7,  3,  5; 
Konstantin:    Euseb.  v.   Constant.  3,  54,  4; 


Sozom.  2,  5,  vgl.  Socrat.  5,  16;  für  Alarich: 
Zosimos  5,41;  unter  den  Komnenen:  Zonaras 
18,  22;  Nik.  Chon.  p.  729;  im  Jahre  1453 
Phrantzes  III  4  S.  256;  vgl.  Ducange  zu 
Anna  Comnena  p.  128  a. 

^)  Homolle,  Bch.  6,  93. 

s)  Im  Jahre  506  Theophan.  5998  u.  Ma- 
lal.  16,  400. 

")  Z.  B.  Galen,  protr.  92.  96 ;  Plut.  aet. 
Gr.  47;  das  Vorgehen  der  Phoker  ist  be- 
kannt (vgl.  G.  Kbemos,  IcQoavXot  tov  Ilv&iov 
kgovy  Athen  1889). 

^^)  Ober  eine  eherne  Statue  siehe  die 
achäische  Inschrift  Bch.  II,  98,  4;  die  kili- 
kischen  Seeräuber  sammelten  planmässig 
Bronze  und  Eisen  zur  Anfertigung  von  Waf- 
fen (Appi&n.  Mithrid.  4  a.  E.);  Constans  IF. 
liess  663  das  Erzdach  des  Pantheon  und 
anderes  rauben. 

»»)  Cassiod.  var.  2,35.36. 

'*)  Vgl.  Gyllius,  Constantinop.  II  17; 
ürban  VIII.  liess  1625  aus  der  Erzdecke  der 
Vorhalle  des  Pantheon  Mörser  giessen. 

^')  Säulen  in  Palmyra:  Sachau,  Reise 
in  Syrien  S.  44;  Tempel  von  Aigina;  Colos- 
seum  und  Mauern  von  Fiesole. 


22 


dassische  Eanstarch&ologie.    I.  Denkmälerknnde. 


und  werden  fälschlich  dem  Mittelalter  aufgebürdet;  schmolz  doch  schon 
Justinian  eine  bleierne  Röhrenleitung  für  seine  Bauten  ein')  und  anderer- 
seits wurden  im  griechischen  Aufstande  wegen  des  Bleies  der  Verklanmie- 
rimgen  die  Cellamauer  des  Parthenon  und  Hadrians  Wasserleitung  einge- 
rissen.   Not  kennt  eben  keine  Rücksicht. 

Derartige  Zerstörungen  um  des  Materiales  willen  dauern  bis  auf  den 
heutigen  Tag  fort,  meist  im  Geheimen,  aber  in  Algerien  und  Tunis  offen.*) 

7.  Absichtliche  Zerstörung,  die  ihren  Zweck  in  sich  selbst 
hatte,  schadete  verhältnismässig  wenig,  jedenfalls  viel  weniger,  als  mancher 
den  Gothen,  Mönchen  und  Türken  —  jetzt  auch  wohl  ein  Grieche  den 
Bulgaren  —  zutrauen  möchte.  Religiöse  Bilderstürme  hat  das  Altertum  nur 
selten  erlebt,  wie  Ägypten  unter  Chuenaten  und  Juda  unter  Hiskia  und  Hosia ; 
die  bildlosen  Perser  schonten  die  griechischen  Tempel  und  Götterbilder 
begreiflicherweise  nicht.  Bei  den  Christenverfolgungen  wurden  natürlich 
die  gegen  das  Vereinsgesetz  errichteten  Kirchen  und  gemeinsamen  Grabstätten 
niedergerissen.  Unklarer  liegen  die  Verhältnisse  der  Zeit,  wo  es  mit  dem 
Götterdienste  abwärts  ging.  Als  der  Rationalismus  herrschte,  stellte  man 
sich  vor,  fanatische  Mönche  hätten  die  Tempel  und  Götterbilder  planmässig 
verwüstet,  was  spätgriechische  Schriftsteller  allerdings  zur  Erbauung  ihrer 
Leser  den  rechtgläubigen  Kaisem  nachrühmten.  3)  Als  die  übliche  Praxis 
können  wir  feststellen,  dass  die  Regierung  die  Tempel  als  Festplätze  bestehen 
liess,*)  nutzbar  verwertete  oder  an  die  Kirche  zur  Wiederbenützung  schenkte 
(S.  17),  die  Götterbilder  aus  edlem  Metalle  (S.  21)  wurden  allerdings  zer- 
stört, solche  von  Kunstwert  blieben  dagegen  im  Tempel  zugänglich  oder 
kamen  an  Orte,  wo  sie  keinen  Anstoss  erregten;  sie  sollten  fernerhin  die 
Städte  zieren,  aber  rein  vom  Opferblute  nur  das  Auge  erfreuen.^)  Der 
Staat  griff  dort  ein,  wo  das  Vereinsgesetz  verletzt  wurde  (wie  durch 
Kirchen  der  Häretiker)^)  oder  wo  seine  Kontrole  machtlos  war,  wie  bei 
mysteriösen  Kulten  —  389  wurden  das  Serapeum  und  das  Mithreum  in 
Alexandrien  zerstört  — ,  bei  ländlichen  Heiligtümern')  und  Hausgöttern.^) 
Es  versteht  sich,  dass  auch  die  Zerstörung  der  Venustempel  mit  ihren 
fornices  seit  dem  Sittengesetze  Konstantins  betrieben  wurde.  ^)  An  manchen 
Orten  konnte  freilich  auch  religiöser  Zwiespalt  der  Bevölkerung,  wenn 
lokale  Verhältnisse  ihn  verschärften,  Ausschreitungen  veranlassen,  was 
besonders  in  Asien  geschah.  Hatten  unter  Julians  Schutz  die  Heiden  von 
Emesa  die  christlichen  Gräber  zerstört,^®)  so  nahmen  später  die  Griechen 
Asiens  wieder  an  den  Tempeln  Rache.  *^)     Die  Erbitterung  der  Mohamme- 


*)  Zonaras  14,  6  p.  274,  15  ff.  DnmoBF; 
vgl.  aucli  Cassiod.  var.  3,  31. 

»)  Ga.  9,  68  f. 

*)  Cedren.  I  p.  498  (Bonn);  Theophanes 
Chron.  J.  5816  u.  5822;  Georg.  Alex,  bei 
Photios  Cod.  96  p.  80  b  1  ff.  Vgl.  Fr.  Unger, 
Quellen  der  byzant.  Eunstgesch.  S.  9  ff.  Die 
Motive  des  von  Eusebios  vit.  Const.  3,  56  er- 
zählten Falles  sind  unbekannt. 

^)  Verordnung  des  Constans  Cod.  Theo- 
dos. 16,  10,  3. 

*)  Vgl.  die  Verordnungen  im  Codex 
Theodosianua   16,  10,  8.  15.  17—19;    Codex 


canonum  eccl.  Afr.  58;  Prudent.  c.  Symm. 
1,  501  ff.  perist.  2, 481  ff.;  Euseb.  v.  Const.  3, 
54;  Sozomen.  2,  5.  Zu  dem  scheinbaren  Zer- 
störungsbefehl vom  Jahre  426  (Cod.  Theod. 
Ges.  25)  s.  Gothofredus'  Anmerkung. 

®)  Sozomen.  5,  5;  Socrat.  3,  11. 

^)  Verordnung  vom  Jahre  399:  Cod. 
Theod.  16,  10,  16. 

8)  Malalas  18,492;  privat Theophan.  5810. 

ö)  Euseb.  V.  Const.  3,  55.  58. 

***)  Julian.  /Äiao7i<6y(üy  p.  416,  16.  466, 
6  H.;  Theophan.  5853. 

*')  Sozom.  2,  5,  vgl.  5,  5.   Theodoret.  5, 


Kap.  L    Die 


der  Denkmäler.    (§  7.) 


23 


daner  richtete  sich  nur  gegen  wirklich  verehrte  Bilder,  also  christliche 
Heiligenbilder')  oder  was  die  Ssabier  für  ihren  Kult  beanspruchten,  z.  B. 
eine  monolithe  ägyptische  Kapelle.^)  Nirgends  aber  ist  der  Thatbestand 
so  sehr  durch  unwahre  Erdichtungen  entstellt  wie  hier.*) 

Weit  mehr  Verheerungen  hat  im  Altertum  der  politische  Hass  an- 
gerichtet; denn  der  Sturz  eines  verhassten  Herrschers  zog  die  Vernichtung 
seiner  Bilder  (manchmal  selbst  die  Münzen  nicht  ausgenommen)  nach  sich, 
damit  sein  Andenken  völlig  untergehe.^)  In  Konstantinopel  hat  der  Aber- 
glaube glaubensschwacher  Fürsten  und  Zeiten,  dass  den  antiken  Statuen 
geheime  politische  Kräfte  innewohnten,  zu  Zerstörungen  oder  Verstümme- 
lungen geführt.^)  Beiläufig  nenne  ich  den  Unfug  übermütiger  Leute  und 
gelangweilter  Hirten,  welchem  vor  allem  die  Köpfe  von  Hochreliefs  zum 
Opfer  fallen,  und  üble  Laune  von  Privatbesitzern.^) 

Wahrhaft  unberechenbar  jedoch  ist  die  Vemichtungskraft  des  Krie- 
ges.^) Belisar  lässt  die  Bildsäulen  der  Engelsburg  auf  die  stürmenden 
Gothen  schleudern®)  und  thatsächlich  wurde  der  barberinische  Faun  dort 
im  Graben  gefunden;  beim  Kampfe  der  Kronprätendenten  um  das  Kapitel 
mussten  Statuen  eine  Barrikade  bilden.^)  Und  wie  viele  Bilder  und  Holz- 
figuren  mögen  nach  und  nach  in  Lagerfeuern  verbrannt,  wie  viele  Gemälde 
von  unverständigen  Plünderern  auf  ein  transportables  Bruchstück  ver- 
kleinert worden  sein.  Unstreitig  aber  hat  die  Verwandlung  alter  Bauten 
in  Pulvermagazine  der  Akropolis  enormen  Schaden  gethan;  nachdem  eine 
Explosion  1636  die  Propyläen  getroffen  hatte,  flog  am  16.  September  1687 
der  Parthenon  durch  eine  wohlgezielte  Bombe  auf,  wobei  die  grosse  Lücke 
gerissen  und  die  Giebelfiguren  herabgestürzt  wurden ;  1676  kam  der  Nike- 
tempel an  die  Reihe  und  endlich  explodierte  während  des  Aufstandes  das 
Magazin  des  Erechtheions. 

Die  Altertumsfreunde  sind  auch  nicht  schuldlos  an  der  Minderung 
der  Denkmäler.  Am  schlimmsten  kam  die  Akropolis  durch  Lord  Elgin, 
der  die  Bildwerke  des  Parthenon  ausbrechen  liess,  und  durch  Souvenirs 
abschlagende  Midshipmen  weg;   quod  no7i  fecerunt  Gothi,  fecerunt  ScotL^^) 

Fast  ebenso  unaufhaltsam  wie  die  Natur  vernichtet  die  menschliche 
Hand  das  Alte.    In  den  Städten  muss  das  Verfallende  dem  Neuen  Platz 


21.  29.  Rede  ▼.  den  Märtyrern  606;  Theo- 
phan.  5853 ;  GIG.  8608  :=  Kaibel  epigr.  gr. 
1060,  3.  —  Zerstörung  in  Carthago:  August, 
civ.  d.  18,  54  p.  344,  28  ff.  D.;  der  hl.  Martin 
V.  Tours  handelt  nach  der  Verordnung  (A. 
7):  Sulp.  Sev.  v.  Mart  14. 

*)  S.  z.  B.  Acta  Sanctorum,  April.  III 
p.  153. 

*)  Makbizi  in  Silvestre  de  Sacy's  Aus- 
gabe des  Abdallatif  p.  248. 

')  Julian,  epist.  78;  Procop.  b.  Vand.  1,5 
(dem  Victor  von  Vita  1,  12  unbekannt); 
Eadmer,  Abt  von  St.  Alban,  lässt  nach 
Matthaeus  von  Paris  Bronzefiguren  zerschlagen 
u.  s.  w.  In  Libanios'  Rede  ne^i  U^v  hören 
wir  einen  Bhetor,  nicht  einen  Historiker. 

')  Z.  B.  Plutarcfa,  Leben  des  Arat   13; 


über  Münzen  Ztsch.  f.  Num.  2,  371.   3,  261. 

*)  Z.  B.  Nicet.  Chon.  Alex.  III  4  S.  687. 

*)  Über  den  Herzog  de  la  Meilleraye  s. 
Fböhneb  zu  Nr.  493  der  Skulpturen  des 
Louvre;  über  den  Herzog  von  Nevers:  Mi- 
chaelis, ancient  marbles  p.  44  f. 

^)  £ine  lange  Liste  der  Beschädigungen, 
welche  Athens  Denkmäler  durch  die  Be- 
lagerung 1826  7  erlitten,  gibt  Pbokesch  in 
den  Denkwürdigkeiten  3,  505  ff. 

8)  Prokop,  Gothenkrieg  1,  22  p.  367  bc. 

•)  Tacit.  bist.  3,  71 ;  im  J.  904  wurde  der 
Hafen  von  Thessalonike  durch  Grabsteine  und 
Sarkophage  gesperrt  (Kameniatis  17). 

'°)  Die  beste  Kritik  übt  daran  der  Dichter 
des  ChUde  Harold  (II  11  f.). 


24 


ElassiBche  EniiBtarclL&ologie.    I.  Denkm&lerkimde. 


machen,  wenn  sie  nicht  herabkommen  und  veröden;  auf  dem  Lande  wird 
mit  der  wachsenden  Bevölkerung  die  Fläche  des  Kulturlandes  fortwährend 
erweitert  und  alljährlich  zerstört  Hacke  und  Pflug  des  Landmannes  alle 
Hindernisse  seiner  Arbeit,  je  systematischer  (durch  Flurbereinigung),  desto 
gründlicher;  nur  die  massiven  Römerstrassen  widerstehen  der  Pflugschar 
und  erscheinen  als  Streifen  der  Unkultur  zwischen  den  Feldern.  *)  Ausser- 
dem ist  unseren  Landleuten,  wie  den  ägyptischen  Fellachen  und  den 
Persern^)  bekannt,  dass  das  an  antiken  Wohn-  und  Grabstätten  ange- 
sammelte Erdreich  (arabisch  säbach)  ein  vortrefflicher  Dünger  ist.  Nichts 
soll  nutzlos  imd  brach  liegen,  und  so  heisst  es  nur  zu  oft:  Etiam  periere 
ruinae. 

Diese  Bedingungen  des  Unterganges  sind  mächtiger  als  alle  Verord- 
nungen zum  Schutze  der  Denkmäler,  deren  es  genug  gegeben  hat. 
Der  römische  Staat  schützte  die  alten  Werke  im  Interesse  des  Fiskus, 
welcher  Grund  jedenfalls  auch  für  seine  germanischen  Rechtsnachfolger 
und  die  ägyptischen  Chalifen  massgebend  war;  letztere  behielten  sich  auch 
schon  einen  Anteil  an  gefundenen  Schätzen  vor.^)  Eine  ziemlich  wirksame 
Hilfe  leistete  dem  Staate  der  weit  verbreitete  Glaube,  dass  in  den  Ruinen 
böse  Geister  wohnten.*)  Die  Bulle  des  Papstes  Pius  H.  vom  28.  April 
14625)  macht  Epoche,  weil  sie  bereits  aus  archäologischem  Interesse  ent- 
sprungen ist.  Erst  als  die  Vorliebe  für  öffentliche  Museen  um  sich  griff, 
folgten  auch  andere  Staaten  mit  Verordnungen  nach.«)  Eine  Kommission 
für  die  Erhaltung  der  Altertümer  setzte  die  dänische  Regierung  schon 
1807  ein,  was  in  den  meisten  Ländern  Nachahmung  fand;  1890  wurde 
ein  internationaler  Kongress  über  diesen  Gegenstand  abgehalten. 

Litteratur:  Hetite,  Commentationes  societatis  r.  scient.,  Gotting.  XFI  292  ff.  (die 
Gründe  des  Unterganges  werden  an  Konstantinopel  exemplifiziert);  F.  Ldtdekann,  de 
interitu  operum  artis  statuariae  apud  veteres,  Zittau  1839.  —  Naturkatastrophen:  Fr.  Unoeb, 
Quellen  der  byz.  Kunstgesch.  S.  74  ff.  (über  Konstantin opel);  Chronik  der  Erdbeben:  Hoff, 
Gesch.  der  Veränderungen  der  Erdoberfläche,  Gotha  1840;  Zerstörungen:  A.  F.  Klbinschmid, 
über  den  sog.  Vandalisraus,  Torgau  1875;  —  E.  Kühnert,  de  cura  statuarum  apud  Grae- 
cos,  Berlin  1883;  Schutzmassregeln  unter  den  Päpsten,  gesammelt  von  Fea,  viaggio  ad 
Ostia  p.  82  ff.;  A.  v.  Wussow,  die  Erhaltung  der  Denkmäler  in  den  Kulturstaaten  der  Gegen- 
wart, Berlin  1884,  2  Bde.;  Nadbyl  in  Frh.  v.  Stengels  Wörterbuch  des  deutschen  Ver- 
waltungsrechtes Bd.  1  S.  263  ff.  (Freiburg  1890);  Revue  g6n.  d'administration  1883  p.  401. 
1889  p.  129  ff.     Vorschläge  von  E.  v.  Tröltsch,  Anthrop.  Korrespondenzbl.  1889  S.  104  ff. 


Kap.  IL    Erhaltung:  und  Auffindung:  der  g:6r6tt6t6n  Denkmäler. 

Parlan  le  tombe  ovo  la  storla  e  muta. 

8.  Wo  soviele  dauernde  Gründe  und  zufällige,  aber  desto  energischere 
Momente  zur  Vernichtung  zusammenwirken,  konnten  nur  verhältnismässig 
wenige  Denkmäler  des  Altertums  übrig  bleiben,  soweit  sie  nicht  auf  eine 


»)  B.  archöol.  1891  p.  219. 

»)  Am.  J.  6,  286. 

^)  Römer:  S.  19;  Cod.  Theod  XV  tit.  1 
de  operibtis  publicis,  z.  B.  Verordnung  Theo- 
dosiiis'  IL  (vom  Jahre  411)  15,  1,  48;  Theo- 
dorich :  Gilbert,  Stadt  Rom  2,  452,  1 ;  Chil- 
dench  I.  und  Karl  der  Grosse:  Baluze  form. 
I  235;  Chalifen:  Abdallatif  K.  4  S.  195  f. 

*)  Schon  in  der  Apokalypse  (18,  2)  ange- 
deutet; arabisch  heiss^i  diese  Dämonen  gule^s. 


^)  Abgedruckt  bei  Müntz,  les  arts  ä  la 
cour  des  papes  1,  352.  Auch  Martin  V. 
(1411—37)  interessierte  sich  für  die  Erhal- 
tung der  Denkmäler;  schon  vorher  hatte 
Petrarca  den  erwähnten  Appell  an  Cola  di 
Rienzo  gerichtet. 

®)  Die  erste  in  Deutschland  ward  von 
dem  Baireuther  Markgrafen  Alexander  1780 
erlassen. 


Kap.  IL    Erhaltimg  und  Auffindung  der  geretteten  Denkm&ler.    (§  8.)        25 


der  erwähnten  Arten  Verwendung  fanden.  Die  Bauten  wiegen  natürlich 
vor,  wogegen  sehr  wenige  Statuen  jederzeit  am  Tageslichte  verblieben 
sind,   die  dann  zu  Stadtwahrzeichen   wurden   wie  die   Wölfin   in  Rom.*) 

Wie  die  Natur  zerstört,  schützt  sie  auch.  Durch  verschiedene  Ur- 
sachen, besonders  durch  das  Verfaulen  von  Schutt  und  Kehricht,  wenn 
keine  Polizei  für  deren  Entfernung  sorgt,  wird  das  Niveau  des  Bodens  an 
bewohnten  Statten  nach  und  nach  wesentlich  erhöht.  Diese  euphemistisch 
so  genannte  „Kulturschicht"  hat  an  manchen  Stellen  eine  sehr  bedeutende 
Höhe  erreicht,  z.  B.  in  Olympia  hin  und  wieder  7  Meter,  auf  dem  römi- 
schen Forum  volle  13  Meter;  am  grössten  ist  wohl  die  Auf  höhung  in  den 
Nilsedimenten,  wo  die  Grabenden  erst  in  Tiefen  von  39 — 72  Fuss  den 
natürlichen  Boden  erreichten.*)  Besondere  Beachtung  verdienen  die  Plätze, 
wo  man  an  den  übereinandergelagerten  Fundschichten  die  allmähliche  Auf- 
höhung  verfolgen  kann  wie  zu  Hissarlik')  und  Lachis;*)  Kirchen  von  ältester 
Gründung  werden  mit  der  Zeit  Unterkirchen  (S.  demente  in  Rom,  die 
dreistöckige  Basilika  von  Parenzo  und  Marienkirche  in  Saloniki). s) 

Wenn  Flüsse  zerstören,  so  breiten  sie  dabei  eine  Decke  von  Kies 
und  Sand  über  die  Trünmierstätte,  wie  dies  in  Olympia  geschah,  oder 
wühlen  das  Fortgerissene  in  ihr  Bett  ein;  daher  wurde  bei  der  Tiber- 
regulierung vieles  unter  dem  jetzigen  Bette  gefunden.^)  Bei  Hochwasser 
kann  dann  nach  Jahrhunderten  das  geborgene  Gut  wieder  an  den  Strand 
getrieben  werden,  was  z.  B.  am  Alpheios  mit  einem  Helm,  welchen  Hieron 
nach  seinem  Seesiege  weihte,  geschah. 

Die  Erde  birgt  Fundstücke  in  erheblicher  Anzahl  an  ehemals  be- 
wohnten Orten  und  die  wertvollsten  naturgemäss,  wo  ehemals  Paläste  und 
Villen  gestanden  oder  Tempel  sich  erhoben  hatten.  Je  besuchter  ein 
Heiligtum,  desto  grösser  die  Zahl  der  Votivgaben,  von  denen  nur  ein  Teil 
im  Tempel  selbst  Platz  fand,  die  meisten  aber  den  Temenos  unter  freiem 
Himmel  erfüllten.  Freilich  sind  die  wertvollen  Weihegeschenke  meist 
schon  lange  verschwunden  und  nur  die  Postamente  und  kleinere  Figuren 
oder  Gegenstände  geblieben. 

An  jedem  ehemaligen  Wohnort  sieht  man  eine  Menge  von  Scherben 
umhergestreut.  Absichtlich  zusammengelegt  aber  wurde  einst  zerbrochenes 
Tempelgut,  für  welches  eigene  Keller  existierten.*')  Im  Norden  operiert 
die  Archäologie  mit  dem  Begriflfe  „Küchenabfalle",  welche  man  mit  dem 
dänischen  kjökkenmöddinger  bezeichnet;  es  sind  grosso  Lager  von  Speise- 
resten (besonders  Muschelschalen,  „Muscheldämme**)  Scherbon  u.  dgl.,  welche 
sich  an  der  Ost-  und  Westsee,   in  Russland,   an  den  Küsten  von  England 


0  Dass  den  Bildern  von  Menander  und 
Poseidippos  der  Heiligencharakter  beigelegt 
worden  sei,  ist  erfanden. 

<)  Ztach.  f.  Ethnol.  1,  36  nach  Homer. 

')  S.  die  Tabelle  bei  Schliemann,  llios 
S.  XXI;  vgl.  NoBMAKD,  la  Troie  d'Hom^re 
T.2, 

^)  Östlich  vom  Lykabettos  liegen  acht 
Schichten  von  Gräbern  übereinander  (Pro- 
KBSCH,  Denkw.  2,  606). 


*)  Gregor.  Palam.  Thessal.  homil.  10. 

•*)  Projekt  von  B.  G.  Nabo,  manifeste  di 
associazioue  per  la  privilegiata  escavazione 
nel  Tevero,  Rom  1818. 

')  In  Kamiros  (Ath.  Mitth.  6, 1  ff.);  Nau- 
kratis;  Ptoion  (Beb.  9,  479.  523);  Olympia; 
Tsthmos:  Fürtwänoler,  Beschr.  der  Vaseii- 
samml.  1,  47;  Capua:  Beloch,  Kampanien 
S.  358. 


26 


Klassische  Ennstarchäologie.    L  Denkmälerkunde. 


und  Spanien  und  bei  Tarent,  in  Olmütz^)  und  Brandenburg  auch  an  Flüssen 
sich  finden.  Man  kann  damit  den  Mens  Testaceus  (Monte  Testaccio)  ver- 
gleichen, welcher  sich  südlich  vom  Aventin  erhebt,  der  etwa  30  Meter 
hohe  Kehrichtberg  der  Weltstadt,  welcher  unter  dem  neuen  Humus  eine 
Riesensammlung  von  Scherben  und  abgebrochenen  Henkeln  birgt.*)  Ähn- 
liche Hügel  liegen  vor  Tarsos  und  Kairo.') 

Anderes  ist  schon  im  Altertum  unter  demBoden  geborgen  worden. 
Viele  Ängstliche  vergruben  in  unsicheren  Zeiten  Geld  und  Kostbarkeiten 
und  so  mancher  nahm  sein  Geheimnis  mit  hinüber.  Solche  Horte  (Sammel-, 
Kollektiv-,  Massen-,  Depotfunde,  ital.  i^ipostigli)  sind  keineswegs  selten: 
Grosse  Goldhorte  sind  aus  Hissarlik  (Schatz  des  Priamos  genannt),  Vetters- 
felde (bei  Guben  an  der  Oder)*)  und  Petrossa  (Rumänien)  bekannt.*)  Den 
Hildesheimer  Silberfund  des  Berliner  Museums^)  popularisieren  zahlreiche 
Nachbildungen.  Wie  oft  sind  Gefasse  voll  Münzen  in  die  Erde  vergraben,*') 
manchmal  sogar  bei  den  Toten  geborgen  worden.  8)  Nicht  so  sicher  steht 
das  Urteil  über  die  Bronzehorte,  welche  Vorräte  von  Fabrikanten  oder 
Händlern  sein  mögen.  Den  grössten  Fund  dieser  Art  hat  Bologna  auf- 
zuweisen, wo  über  14,000  Bronzegeräte  (zumeist  in  einem  einzigen  riesigen 
Gefasse  vereinigt)  sich  vorfanden.^)  An  Depositen  von  Terracotten  fehlt 
es  selbstverständlich  nicht.*®)  Selbst  Statuen  wurden  geborgen,  wie  man 
glauben  darf,  von  Verehrern  der  alten  Religion,  welche  auf  die  prophezeite 
Wiederkehr  der  Götterherrschaft  vertrauten. '^)  Die  kapitolinische  Venus 
wurde  zu  Rom  in  einer  Mauerblende  gefunden  und  auf  ähnliche  Weise 
entging  die  Aphrodite  von  Melos  in  Gesellschaft  mehrerer  anderer  Bild- 
werke der  Zerstörung.  12) 


')  Mitt.  der  k.  k.  Gentralkommission  N. 
F.  16,  226. 

0  De  Rossi,  B.  crist.  1870  p.  20  f.;  L. 
Bruzza,  sopra  vari  oggetti  ritrov.  sul  T.  e 
nell'  Emporio,  Roma  1872;  die  gestempelten 
Henkel  sind  von  Dressel  (A.  1878  p.  118  ff.) 
in  dem  noch  ausstehenden  XV.  Bande  des 
CIL.  zu  bearbeiten. 

*)  In  Tarsos  hat  sie  Ainswobth  (§  58) 
beobachtet;  Kairo:  Ra.  1891,  1,  299  f. 

*)  Bastian,  der  Goldfund  von  Vetters- 
felde, Ztsoh.  f.  Ethnol.  1883  S.  129  ff.;  Furt- 
wÄNOLER,  der  Goldfund  von  Vettersfelde, 
Berlin  1883,  8  T. 

-')  The  treasure  of  Petrossa,  Publikation 
der  Arundel  Society  1869;  Hampel,  Gold- 
fund von  Szent-Miklos. 

•)  Wieseler,  der  Hildesheimer  Silber- 
fund, Bonn  1868;  H.  Hölzer,  der  Hildes- 
heimer antike  Silberfund,  Hildesheim  1870. 
Die  grösseren  Silberfunde  sind  verzeichnet 
Ga.  9,  261  ff.,  338  ff. 

'')  Z.  B.  10700  Münzen  in  zwei  Kupfer- 
vasen zu  Annecy  Ga.  I  114;  über  10000  am 
Hadrianswall :  Hermes  12,  257  ff.;  15000  bei 
Villeneuve-le-Roi  Ra.  1868  S.  220  f.;  angeb- 
lieh gegen  80000  Goldstücke  in  Brescello 
(MoMMSEN,  Gesch.  des  röm.  Mttnzwesens 
S.  755);  60  Pfund  Münzen  in  einem  Bronce- 


geflLss  1772  in  Stradonic  gefunden  (Katalog 
der  retrospektiven  Ausstellung  [in  Prag] 
Nr.  297) ;  andere  grosse  Funde  wurden  ge- 
macht 1540  in  Siebenbürgen  (40000  Gold- 
münzen\  1653  in  Toumay,  1714  in  Modena 
(angeblich  80000  Stück),  dann  in  Foix  (über 
60000)  und  S.  Vital  (Montfaucon  Tant.  expl. 
8,  136);  der  grösste  aber  (angeblich  eine 
Regimentskassa)  mit  ungefähr  110000  Bronze- 
münzen in  Evreux  (R.  numism.  3.  s.  T.  X 
S.  7-27). 

^)  Z.  B.  auf  Thera:  Ross,  Inselreisen 
1,81. 

^)  Zannoni,  la  fonderia  di  Bologna, 
Bol.  1888,  m.  57  Phot.  Bei  Winterthur  wur- 
den ungefähr  20  Zentner  gefunden,  aber  ein- 
geschmolzen; s.  auch  John  Evans,  on  a 
hoard  of  bronze  objects  found  in  Wilburton 
Fean,  near  Ely,  Westminster  1883. 

^^)  Z.  B.  Dressel,  di  un  grande  depo- 
sito  di  anfore  rinvenuto  nel  nuovo  quartiere 
del  Castro  pretorio,  A.  1879  m.  12  T. 

'»)  Le  Blant,  Mölanges  d'arch.  1890 
p.  389. 

'*)  Göler  V.  Ravensburg,  Die  Venus 
V.  Milo  S.  14  f.;  ähnlich  der  Bronzekoloss  des 
Herkules  in  der  vatikanischen  Rotunde  und 
die  Bronzen  von  Annecy. 


Kap.  IL    Srhaltuig  nnd  Auf&ndimg  der  geretteten  Denkmaler.    (§  8.) 


27 


Die  reichsten  und  zahlreichsten  Fundstätten  jedoch  sind  die  Wo  h  n  u  n  g  e  n 
der  Toten  infolge  der  materiellen  Anschauung,  welche  nie  ganz  ausge- 
storben ist,  dass  die  Menschen  auch  nach  dem  Tode  ihre  leiblichen  Be- 
dürfnisse beibehalten.  So  bekamen  sie  häufig  Esswaren  (Muscheln,  Eier 
u.  dgl.)')  und  Getränke  in  das  Grab  mit,  jedenfalls  aber  allerlei  Geräte. 
Am  bedeutendsten  der  Zahl  nach  sind  die  „Beisatzgefässe'',  deren  ein 
rhodisches  Grab  nicht  weniger  als  zweihundert  aufweist.')  Manchmal 
waren  sie  vorher  schon  auf  dem  Scheiterhaufen  gestanden  und  hatten 
durch  die  Asche  gelitten.')  Dazu  kommen  vor  allem  Schmucksachen  als 
Reste  der  vollständigen  Festkleidung,  bei  dem  kriegstüchtigen  Manne  auch 
Waffen.  Indes  darf  man  jenen  Brauch  nicht  so  vei*stehen,  als  ob  regel- 
recht die  im  Leben  üblichen  Gebrauchsgegenstände  mitgegeben  worden 
wären;  zu  einem  solchen  Opfer  verständen  sich  die  Erben  doch  nicht  gerne. 
Vieles  wird  nur  für  die  Gräber  auf  den  Schein  gearbeitet:  um  nicht  zu 
reden  von  dem  weichen  Feingold  der  Schmucksachen,  gibt  man  Blech 
(z.  B.  sogenannte  Parade waffen,  wie  Schilde  aus  Holz  und  Blech)  ^)  statt 
massiver  Arbeit,  Thon  statt  Metall,  scheinbare  Goldarbeiten  aus  vergoldetem 
Thon,  Gefässe  ohne  Ausguss  oder  solche,  die  viel  zu  klein  sind,  Spiegel, 
welche  das  Gesicht  verzerren,  einzelne  Ohrringe,"^)  und  anderes,  was  keinen 
praktischen  Wert  hat,^)  wenn  nur  der  Form  Genüge  geleistet  ist. 

Die  Zeit  dieser  Gräberfunde  lässt  sich  am  sichersten  mit  Hilfe  der 
Sitte  feststellen,  eine  kleine  Münze  (Savdxrf)'^)  für  Charon  beizugeben,  ein 
Brauch,  der  von  Griechenland  nach  Italien  und  selbst  zu  den  Germanen^) 
sich  verbreitete;  weil  die  Leute  Kleingeld  im  Mund  zu  tragen  liebten, 
wurde  die  Münze  dem  Toten  in  den  Mund  gesteckt,  viel  seltener  dagegen 
in  die  rechte  Hand  gegeben*.)  Manche,  welche  Grabschänder  fürchteten, 
zerbrachen  die  Münzen.*®) 

Leider  blieb  der  Inhalt  der  Gräber  nicht  unangetastet.  Die  ägypti- 
schen Kriminalakten  ^^)  und  die  griechischen  Romane  zeigen  vielmehr  den 
Leichenraub  sehr  verbreitet,  fast  möchte  ich  sagen  als  Gewerbe  or- 
ganisiert.    Die  Verwünschungsinschriften  vieler  Gräber,   welche  zum  Teil 


^)  JoBio,  metodo  p.  125  f. ;  Früchte  in 
Kertsch:  CR.  1862  S.  IX.  XII;  Scbassel  mit 
Eiern  auf  Iscbia  B.  1829  p.  20  A.  1 ;  Mu- 
scheln in  Athen  (B.  1868  p.  165),  Megara 
Hyblaia  (Mon.  ined.  1,  806)  und  Syrakus  (A. 
1877  p.  39);  Eier  in  Regensburg  .gefunden : 
Correspondenz  v.  u.  f.  Deutschland  1872 
Nr.  355. 

*)  Allerdings  kleine  Aryballen:  Dümokt 
et  Chaflain,  c^ramique  de  la  Gröce  propre 
p.  174. 

')  Hetdemahn,  Neapler  Vasens.  Nr.  2373 
und  Mitteilungen  S.  57,  1368. 

*)  Ross,  Inselreisen  3,  18. 

^)  In  Cnmae  und  Etrurien:  Dennis,  ci- 
ties  a.  cimiteries  II '  242. 

•)  Z.  B.  in  Mykene  Ath.  M.  1,  320. 

')  Ausnahmsweise  eine  Goldmünze  (in 
Ägypten,   und   zu   Yardbari   in  Thessalien, 


JeXrioy  rrjg  'Earlas  8.  Mai  1887,  wohl  auch 
in  Mesopotamien,  weil  später  bei  den  Ssa- 
biem  üblich).  Regelmässige  Geldbeigabe  z. 
B.  in  dem  Begräbnisplatz  von  Villaricos 
(Granada)  Philol.  27,  375. 

^)  Z.  B.  aus  dem  fränkischen  Kirchhof 
bei  Ober-Olm  im  Mainzer  Museum;  noch  in 
später  Zeit  bei  den  Römern  z.  B.  B.  1867 
p.  197. 

«)  Öfter  in  Ancona  B.  1863  p.  198  ff. 

•0)  Petbie,  Hawara  S.  13. 

* ')  Die  ältesten  stammen  etwa  aus  dem 
Jahr  1100  v.  Chr.  (Ebman,  Ztsch.  f.  äg.  Spr. 
1879  S.  81  ff.  148  ff.  Ägypten  1,  189  ff.). 
Zur  Zeit  des  Johannes  Chrysostomos  mussten 
Gräberbesucher  gewärtigen,  auf  Plünderer 
zu  stossen  (hom.  60  in  evang.  Job.  §  5).  Der 
Codex  Theodosianus  hat  einen  eigenen  Titel 
de  sepulcris  violatis  (9,  17). 


28 


ElassiBche  Euiuitarchäologie.    I.  Denkmälerknnde« 


aus  christlichen  Zeiten  stammen,^)  und  auch  die  verborgenen  Eingänge 
mancher  Gräber  bestätigen  indirekt  die  bedrohte  Lage  der  Toten.  In  den 
Friedhöfen  verödeter  Städte  wühlten  Eroberer  und  neue  Kolonisten.*) 
Selbst  Fürsten  waren  vor  ihren  Nachfolgern  nicht  sicher,  s)  König  Theo- 
dorich spricht  sogar  seine  merkwürdigen  Grundsätze  unverhohlen  aus: 
„Äurutn  sepulcris  juste  detrahitur,  uhi  dominus  non  habetur;  itnmo  culpae 
genus  est  imitiliter  aiditis  relinquere  mortuorum,  unde  vita  potest  sustentari 
viventium" ;  nur  Leichenschändung  und  private  Öffnung  der  Gräber  ver- 
bietet er.*) 

Unter  diesen  Umständen  sind  die  Gräber  häufiger  erbrochen,  als  un- 
versehrt, alles  wertvolle  geraubt,  das  Zerbrechliche  oft  in  Stücken.*)  Doch 
zeigt  letzteres  nicht  immer  einen  Leichenraub  an.  Denn  manchmal  wur- 
den die  thönernen  Gefasse  schon  von  den  Hinterbliebenen  zerschlagen, 
damit  der  Tote  nicht  wiederkehre,^)  oder  sie  waren  an  der  Wand  an  eiser- 
nen Nägeln  aufgehängt,  welche  dann  vom  Rost  zerfressen  wurden.^)  Daher 
finden  sich  selbst  in  den  bestverwahrten  Gräbern  (z.  B.  in  Unteritalien 
und  zu  Aquileja)  Scherben  vor,  deren  Bruchstellen  dann  natürlich  nicht 
frisch  aussehen.  Auch  wenn  Terrakottafiguren  so  oft  zerbrochen  aus  den 
Gräbern  kommen,  tragen  nicht  immer  die  grabenden  Arbeiter  die  Schuld 
daran.®) 

Einen  lehrreichen  Überblick  des  bunten  Inhaltes  der  Gräber  geben 
das  Werk  des  Baron  v.  Stackeiberg:  „Die  Gräber  der  Hellenen"  (Berlin 
1836 — 37)  und  die  Sammlungen  des  Museo  civico  in  Bologna.  Leider  wird 
der  Inhalt  von  Gräbern  selten  veranschaulicht  wie  der  der  Särge  bei  Stackel- 
berg  a.  0.  T.  8  und  in  der  Revue  arch^ologique  I T.  12  (S.  388  flf.).  Bei  Massen- 
funden von  Gräbern  sind  die  zwei  Klassen  der  Nekropolen  (Friedhöfe, 
häufig  an  einem  der  Stadt  gegenüberliegenden  Berge  angelegt)  und  der  von 
den  Stadtmauern  ausgehenden  Gräberstrassen  (wie  vor  dem  athenischen 
Dipylon  und  den  Thoren  Roms)  zu  unterscheiden;  „Reihengräber"  dagegen 
scheint  erst  der  gormanische  Staat  zu  kennen.  Familiengräber  sind  in 
der  Regel  längere  Zeit  hindurch  benützt  worden  (S.  17),  so  dass  sich  die 
Funde  verschiedener  Zeiten  mischen. 

Endlich  verdienen  einige  seltene  Fundstellen  Erwähnung.  Das  trü- 
gerische Meer  hat  zwar  schon  mehr  als  einmal  die  Hoffnungen  der  Schatz- 
sucher getäuscht,  sogar  die  Meerenge  von  Salamis,  während  der  Xerxes- 
kanal  am  Athos  wenigstens  einen  Schatz  von  Golddareiken  lieferte.    Dafür 


^)  Oskar  Tbeübbb,  Beiträge  zur  Gesch. 
der  Lykier,  2.  T.  Tübingen  1888;  Voqü^, 
le  temple  de  Jerusalem  p.  132  f.;  christ- 
liches in  den  Epigrammen  des  Gregor  von 
Nazianz  und  bei  Gatti,  Rom.  Quartalschr.  6, 
266  ff. 

^)  In  den  cäsarischen  Kolonien  Korinth 
(Strab.  8  p.  381  §  23)  und  Capua  (Suet.  Caes. 
81). 

^)  Bekannt  ist  die  Sage  über  Kyros' 
Grab;  Davids  Grab  unter  Herodos:  Joseph, 
ant.  16,  181;  daher  richtet  sich  der  sidoni- 
sche  König  Eschmunazar  gegen  leichen* 
schänderischo  .Edle**. 


^)  Cassiod.  var.  4,  34.  18.  —  Spätere 
Verordnung  gegen  Grabräuber  bei  Zappert, 
Sitzungsber.  der  Wiener  Akademie  1850  II 
S.  794  f. 

5j  Z.  B.  B.  1878  p.  28;  A.  1879  p.  135; 
Megara  Hybiaia  und  Bologna:  M.  inediti  1 
Sp.  767  A.  1. 

^)  Sal.  Reinach,  Amer.  J.  4,  415  Anm. 
10;  Prop.  5,  7,  34;  Deutscher  Aberglaube: 
Philol.  33,  336  f.  A.  3. 

')  Ross,  Insolroisen  2,18;  Phincusschale 
in  Würzburg. 

8)  Reinach  a.  0.;  Beb.  6,  406  f.  10,  322. 


Kap.  m.    Funde  und  Aasgrabnngen.    (§  9.) 


29 


entschädigen  die  heiligen  Teiche,  in  welche  die  geheilten  Pilger  ihre 
Opfergabe  (meist  eine  Bronzefigur),  Becher  oder  geldwertiges  Kupfer,  hin 
und  wieder  jedoch  Steinaltäre  und  Votivinschriften  versenkten,  wie  die 
Aquae  ApoUinares  ( Vicarello)  *)  und  der  See  auf  dem  Monte  Falterona  in 
Etrurien,*)  die  Quelle  von  Pyrmont')  und  andere.*)  Manchmal  jedoch 
warf  man  kostbai^e  Dinge  in  den  Teich,  um  ein  Gottesurteil  anzurufen.  5) 
Über  die  Flüsse  ist  schon  oben  (S.  25)  gesprochen  worden;  hin  und  wieder 
empfingen  auch  sie  Opfergaben.«)  In  der  Umgegend  der  Ostsee  treten  er- 
hebliche Moorfunde  (dänisch  mosefund  benannt)  auf. 

Litteratur:  Bestattungsgebräuche  in  Griechenland  örtlich  verschieden  s. 
z.  B.  Paus.  2,  7,  2:  bisher  mehr  von  der  litterariachen  Seite  bearbeitet  —  J.  J.  Bachofen, 
die  Gräbersymbolik  der  Alten,  Basel  1859  m.  7  T.;  Rohde,  Psyche  I.  Freiburg  189();  Run. 
Weisshäüpl,  die  Grabgedichte  der  griechischen  Anthologie,  Abb.  des  arch.-epigr.  Seminars 
H.  7,  Wien  1889;  archäologisch  Haussoullier,  quomodo  sepulcra  Tanagraei  decoraverint ; 
in  Italien:  Fb.  v.  Duhn,  Bonner  Studien  R.  Kekulö,  gewidmet  S.  21  fiP.;  Deutsch- 
land: Weinhold,  die  heidnische  Totenbestattung  in  Deutschland,  Sitzungsber.  der 
Wiener  Akad.  Bd.  29.  30;  Steiermark:  WEnraoLD,  Mitt.  des  bist.  Vereins  f.  St. 
10,  265  ff.  m.  3  T.,  auch  8.  UO  ff.;  Böhmen:  S.  Dobbovsky,  über  die  Begräbnisart 
der  alten  Slaven,  Prag  1786.  Beisatzgefässe:  Gochet,  archöologie  ceramique 
et  s^pulcrale  ou  Fart  de  classer  les  s^pultures  anciennes  d'apres  la  c<$ramique,  Paris 
1860.  Thonfiguren:  E.  Pottieb,  quam  ob  causam  Graeci  in  sepulcris  figlina  sigilla  de- 
posaerint,  these  von  Paris  1884;  L^on  Heuzey,  rech,  sur  les  figures  des  femmes  voilees 
dans  Tart  grec,  Monum.  grecs  fasc.  2.  3;  unpraktische  Beigaben:  0.  Jahn,  Katal.  der 
Yasensamml.  König  Ludwigs  I.  S.  G.  Gl ;  Ebnst  Bötttcheb,  Hissarlik  wie  es  ist,  5.  Sendschr. 
S-  95  ff.;  M&nzen:  D.  Th.  Lehmann,  de  numis  sepulcralibus,  Vitemb.  1704;  G.  E.  Sbyfpebt, 
de  nummis  in  ore  defunctorum  repertis,  Dresden  1712,  Jena  1749;  Reinh.  Suchieb,  Münzen  aus 
Römergräbern,  Numismat.  Ztg.  1873  Nr.  1;  Ublichs,  Neues  Schweiz.  Mus.  1, 154;  G.  Kbügeu, 
Gharon  u.  Thanatos,  Berlin  1866  S.  5  ff.  A.  5;  Iwan  Müllbb,  Privataltert.  §  123  S.  *218,  1; 
über  die  Gräberformen  s.  E.  IX  Architektur.  —  Moorfunde:  nach  Wobsaae  Votivgaben , 
bestritten  von  H.  Petebsen,  Aarböger  1890  S.  210  ff. 

Kap.  IIL    Funde  und  Ausgrrabungren. 

9.  Vom  Altertum  bis  zum  heutigen  Tage  sind  zufällige  Entdeckungen 
jederzeit  vorgekommen;  ist  doch  Gelegenheit  genug  dazu  da.  Ein  Fluss 
schwemmt  das  im  Sande  geborgene,  wenn  seine  Strömung  einmal  zunimmt, 
wieder  an  das  Ufer,')  ein  Gewitterregen  reisst  den  Boden  auf  oder  der 
Stunnwind  verweht  manchmal  eine  Sandschicht  wieder,  die  er  einst  hinge- 
breitet;*) der  Bauer  zieht  in  der  feuchten  Erde  tiefere  Furchen  oder  macht 
einmal  ein  seit  langem  unbebautes  Landstück  urbar.  *'^)  Bei  Portici  gräbt  man 
eine  Zisterne  und  durchschlägt  dabei  die  Aschendecke  von  Herculaneum; 
die   ersten  Finder  der  Katakomben  waren  Puzzolangräber.     In  Rom,  wo 


»)  B.  1852  p.  13.  1853  p.  82  f.  A.  1859 
p.  34  ff.  Rhein.  Mus.  1854  S.  20  ff.;  E.  Dbs- 
JABDIKS,  deuxidme  mission  en  Italie,  Paris 
1858  p.  64  ff.;  das  beste  abgebildet:  Mabchi, 
la  stipe  tributata  alle  divinitä  delle  Acque 
Apollinari,  Rom  1852. 

*)  B.  1838  p.  65  ff.  1842  p.  179  ff.  A. 
1843  p.  354;  Micali  mon.  ined.  p.  89—102 
T.  12—16. 

«)  AZ.  1864  S.  246  •  ff. 

*)  Am  Hadrianswall  Hermes  12,  257  ff.; 
Am^lie-les-bains  bei  Arles  Ra.  1847  IV  409; 
in  Wales  herrscht  noch  ein  ähnlicher  Brauch 
(AZ.  1864  p.  249  f.).  Im  allgemeinen  vgl. 
B.  M.  Lbbsch,   Geschichte   der  Balneologie, 


Würzburg  1863  S.  41  ff.  44  ff. 

*)  Z.  B.  Zosim.  1,  58. 

^)  Clitumnus  Plin.  ep.  8,8;  Nilkatarakte 
Sen.  nat.  quaest.  4,  2. 

')  Wie  der  Alpheios  (S.  25).  die  Donau 
(J.  Gaisbergeb,  Altertümer  aus  dem  Strom- 
bette der  D.,  1858  m.  1  T.)  und  Themse 
(Archaeologia  XXVIII  T.  4-8j. 

8)  Z.  B,  Trba.  2,  114. 

^)  Schon  im  Altertum  machten  die 
Bauern  Funde :  Liv.  40, 29 ;  Verg.  G.  1, 493  ff.; 
Hör.  c.  2,  1,  30;  im  Mittelalter:  Fnlcojus  bei 
Spring EB,  Bilder  aus  der  neueren  Kunstgesch. 
P38. 


30 


SlaBsiBche  KnnBtarchäologie.    I.  Denkmälerknnde. 


eine  Generation  über  der  anderen  baute,  brauchen  die  Bauleute  nur  Grund 
auszuheben,  um  unversehens  in  eine  ältere  Schicht  zu  geraten ;  aber  früher 
redete  man  nur  in  Ausnahmsfällen  davon,  0  wie  als  während  der  Krönungs- 
feier Friedrichs  I.  das  „Grab  der  Pallas**  entdeckt  wurde.  Die  Zufallsfunde 
erreichten  eine  besondere  Ausdehnung  erst  in  neuester  Zeit  durch  die  rö- 
mische Bauspekulation  und  die  Anlage  der  kleinasiatischen  Eisenbahnen. 
Absichtlich  in  der  Erde  zu  graben,  fiel  meistens  nur  den  Schatz- 
gräbern ein.  Dieser  an  abergläubischen  Künsten  reiche,  durch  Träume*) 
beförderte  Erwerbszweig  beginnt  schon  im  Altertum  zu  blühen,^)  und  wird, 
als  der  Staat  dem  Bankerott  nahe  kommt,  sogar  offiziell  betrieben,*)  was 
in  der  Renaissance  wiederkehrt,  5)  und  grassiert  jetzt  besonders  im  Orient, 
wo  beschriebene  Steine  für  Verstecke  von  Schätzen  gelten,  die  man  nur 
klein  zu  schlagen  brauche,^)  um  zu  letzteren  zu  gelangen.  In  jeder  tiefen 
Höhlung  des  Berges  erblickt  das  Volk  Asiens  eine  Schatzhöhle,  jede  ko- 
lossale Statue  bewacht  Schätze.')  Was  der  Schatzgräber  gewinnt,  kommt 
nicht  der  Wissenschaft  zu  Gute,  sondern  wandert  gewöhnlich  beim  Gold- 
oder Silberarbeiter»)  in  den  Schmelztiegel,  welches  Los  auch  schon  zufällig 
gefundenen  Horten  zuteil  ward;®)  gar  oft  freilich  verwandelte  sich  der 
geträumte  Reichtum  in  Kohlen  und  Asche,  d.  h.  der  Fund  bestand  in  einer 
Aschenurne,  mit  der  man  nichts  anzufangen  wusste. 

Litteratur:  Wrioht,  Archaeologia  Bd.  XXX  S.  438  ff.;  G.  Zafpebt,  Sitzangsber.  der 
Wiener  Ak.  1850  II  S.  752-98. 

10.  Wie  die  Religion  so  oft  den  Anstoss  zu  Fortschritten  gab,  so 
haben  auch  die  eigentlichen  Ausgrabungen  von  religiösen  Absichten 
ihren  Ausgang  genommen.  Schon  die  neubabylonischen  Könige  nämlich 
gruben  nach  den  Fundamenten  und  Bauurkunden  der  Heiligtümer  der 
Vorzeit,  damit  ihre  Neubauten  gegen  die  Orthodoxie  nicht  verstiessen.  *o) 
In  der  Zeit  des  Christentums  folgen  die  Grabungen  in  Palästina  nach  dem 
Kreuzigungsorte,**)  Märt3rrerstätten  und  heiligen  Bildern.*^) 

Sylvester  ü.,  der  gelehrte  Mystiker,  mag  zuerst  aus  profanem  In- 
teresse in  Rom  gegraben  haben,  wenn  ihn  auch  die  Menge  für  einen 
Schatzgräber  hielt.  *^)     Der   seit   dem   zwölften   Jahrhundert  zunehmende 


')  Z.  B.  ein  altrömisches  Beispiel  bei 
Zosimos  2y  2 ;  dann  Pausan.  5,  20,  8 ;  in 
Attilas  Zeit:  Jordanes  K.  20;  vom  Jahre 
1300  in  Österreich  Chronik  des  Bernhard. 

')  Tacit.  A.  16, 1  £f.;  Prophezeiung  Suet. 
Vesp.  7. 

^)  Artemid.  2,  59;  phantastische  Erzäh- 
lungen, in  denen  rätselhafte  Inschriften  eine 
Rolle  spielen:  £.  Rohde,  griecb.  Roman 
S.  366  f.  A.  2.  Über  Schatzgräberei  s.  be- 
sonders Zappert,  Sitzungsber.  der  Wiener 
Akad.  1850  II  787  ff. 

*)  Olympiodor  bei  Phot.  bibl.  I  p.  60  a 
23  flF.  B. 

^)  Ein  Fall  aus  dem  Jahr  1490:  Raiser, 
das  röm.  Antiquarium  zu  Augsburg  S.  6  A.  9; 
s.  auch  Bubckhardt-Geioer,  Die  Kultur  der 
Renaissance  in  Italien  PS.  325  A.  2. 

•)  Sterbet,  leaflets  p.  7  ff.;  Reinach, 
chroniques  p.  16;  fiber  andere  abergläubische 
Vorstellungen  Politis,  fieXirtj  1, 147  ff.;  Per- 


bot, mämoires  p.  324  ff. 

')  Abdallatif  K.  4  p.  196  f. 

^)  Ein  alter  Fall  bei  Theophanes  Chron. 
I  p.  231,  3  Bonn. 

^)  So  Hess  die  Eidgenossenschaft  den 
Silberfund  von  Wettingen  1633  einschmelzen 
(Ferd.  Keller,  Mitt.  d.  antiqu.  Gesellsch.  in 
Zürich  15,  133  ff.);  unter  Kaiser  Ludwig  dem 
Deutschen  wurde  ein  Goldfund  für  Kirchen 
verwendet  (Mon.  Germ.  Script.  II  754).  Her- 
moldus  Nigellus  rät  das  gleiche  mit  zwei 
Bronzestatuen  zu  thun. 

»0)  Ztsch.  f.  Assyriol.  1,  35. 

'  ^)  Alfr.  Holder,  inventio  sanctae  cru- 
cis,  Lpg.  1889. 

**)  Z.  B.  Grab  des  „Job*  bei  Kameas: 
Silviae  peregrinatio  p.  61;  bei  den  Giiechen 
wiederholt  sich  dies  noch  in  unserem  Jahr- 
hundert (Ross,  Inselreisen  3,  34). 

^*)  Wilhelm  v.  Malmesbury,  de  regibus 
Angl.  II  10. 


Kap.  HL    Fände  und  Ausgrabungen.    (§  10.) 


31 


selbstgefällige  Ahnenkult  der  Italiener,  im  besonderen  der  Römer  musste 
das  Interesse  für  alles,  was  von  den  „Vorfahren"  stammte,  wesentlich 
steigern;  kein  Wunder,  dass  gerade  der  antikisierende  Imperator  Fried- 
rich n.  in  seinem  Lieblingsland  Sizilien  Grabungen  anstellen  liess.^)  Aber 
erst  die  sogenannte  Renaissaneezeit  sah  zahlreiche  Ausgrabungen,  welche 
übrigens  mit  der  lebhaften  Bauthätigkeit  des  16.  Jahrhunderts  Hand  in 
Hand  gingen.*)  Die  Italiener  hatte  ein  wahres  Fieber  ergriffen;  wenn 
man  von  der  Verzückung,  in  welche  die  Römer  über  die  Leiche  der  »Tochter 
Ciceros"  gerieten,  liest,  kann  ein  Unbefangener  kaum  umhin,  die  Sache 
pathologisch  zu  betrachten.  Die  Italiener  suchten  bereits  auch  auf  den 
griechischen  Inseln  (z.  B.  auf  Chios)'*)  nach  Antiken.  Das  Ausgraben  muss 
man  jedoch  reinen  Raubbau  nennen,  weil  das  Ziel  die  Auffindung  möglichst 
vieler  beweglicher  Gegenstände  war.  Einige  Ordnung  brachte  erst  das 
Breve  Leo's  X.  vom  27.  August  1515  hinein,  welches  die  Anzeige  aller 
Funde  befahl.*)  Die  Technik  des  Ausgrabens  und  Hebens  wurde  bald 
sehr  vervollkommnet.^)  In  der  zweiten  Hälfte  des  achtzehnten  Jahrhun- 
derts erwachte  der  Eifer  der  italienischen  Grossgrundbesitzer  von  neuem, 
mit  welchen  Hamilton,  Fegan  und  andere  Engländer  in  Wettstreit  traten. 
In  Griechenland  machten  während  der  napoleonischen  Zeit  spekulative 
Enthusiasten  die  ersten  glücklichen  Ausgrabungen  auf  der  Akropolis,  in 
Aigina  und  Phigaleia.  Die  dritte  Epoche  bezeichnen  die  1823  beginnenden 
Ausgrabungen  in  Etrurien,  wo  vor  anderen  die  Güter  von  Lucian  Bona- 
parte Massen  von  Vasen  ergaben.  Der  thätigste  Ausgraber  war  bis  jetzt 
jedenfalls  Alessandro  Fran^ois,  dessen  Wirksamkeit  sich  vom  Jahre  1819 
bis  1857  erstreckte,^)  der  bekannteste  Heinrich  Schliemann  (f  1891).^) 

Der  Raubbau  ist  jetzt  nur  noch  den  Gesetzen  zum  Trotz  möglich, 
blüht  aber  nichtsdestoweniger  allenthalben;  ihm  entstammen  z.  B.  die 
zahlreichen  Terrakottaköpfchen  aus  Griechenland,  welche  den  beschädigten 
Figuren  abgebrochen  werden.  Eine  planmässige  Ausgrabung  kennzeichnet 
sich  sofort  durch  die  Berücksichtigung  der  Topographie.  Raphael  soll 
bereits  1519  beantragt  haben,  das  antike  Rom  freizulegen,  doch  steht  die 
Autorschaft  des  phantastischen  Schriftstückes®)  nicht  fest.  Herculaneum 
(seit  1738)®)  und  bald  auch  Pompeji '®)  wurden  die  hohe  Schule  des  Grabens, 
wenn  auch  anfangs  noch  der  Gedanke,  möglichst  vieles  aus  der  Erde 
herauszuholen,  herrschte.    Mit  den  Bourbonen  wetteifernd,  liessen  die  Her- 


0  Raühsb,  Hobenstaufen  IIP  419. 

<)  Z.  B.  als  Sixtus  V.  die  1581  vollendete 
Vüla  Peretti  baute  (Huebneb,  vie  de  Sixte  V. 
I  p.  233  f.). 

')  Ilg,  über  den  kunstbist.  Wert  der 
Hypnerotomacbie  S.  50. 

*)  Bei  Fka,  viaggio  ad  Ostia  p.  91. 

')  Hebung  der  Antoninssäule  1705,  in 
Kupfer  gestocben  von  Am.  v.  Westerbout. 

®)  CoKESTABiLE,  Arcbivio  storico  1858 
YII  1  £f.;  seinen  Namen  trägt  die  Francois- 
vase,  deren  Auffindung  er  selbst  A.  1848 
p.  299  ff.  erzäbli 

')    BbGckkbb,     Heinrich     Scbliemanns 


Selbstbiographie,  Lpg.  1892;  Scbucbardt, 
Scbliemanns  Ausgrabungen,  2.  A.  Lpg.  1893 
(englisch  1891). 

^)  Raffaello  d'Urbino.  Lettera  sulle  anti- 
chita  di  Roma  scritta  a  Papa  Leone  X.  con 
note  di  P.  E.  Visconti,  Roma  1834;  Spbin- 
OEB,  Raffael  2,  125  f.  369  f. 

^)  M.  RuooiEBO,  storia  degli  scavi  di 
Ercolano,  Nap.  1886  m.  12  T. 

*®)  Gius.  FioBELLi,  Pompejanarum  anti- 
quitatum  bistoria,  Nap.  1860—62,  Bd.  I.  J. 
1748-1818,  Bd.  IL  1819—60;  fortgesetzt 
unter  dem  Titel:  gli  scavi  di  Pompei  dal 
1861  al  1872,  Nap.  1873,  m.  20  T. 


32 


Klassische  Ennstarchäologie.    I.  Benkm&lerkaxide. 


zöge  von  Modena  1761 — 65  Velleja  aufdeckend)  Im  Norden  sind  aus  jener 
Periode  höchstens  die  Württemberger  Untersuchungen  von  Eöngen  1780 
bis  1784  zu  nennen.  2)  Die  neueren  planmässigen  Ausgrabungen  gehen 
zumeist  von  den  archäologischen  Kommissionen  und  Gesellschaften  (S.  5  ff.) 
aus.  Die  neueste  Zeit  sah  auch  die  Bildung  mehrerer  spezieller  Ver- 
einigungen, denen  man  in  England  den  Namen  {Cyprus,  Egypte,  Palestina) 
exjyloration  fund  gibt. 

Litteratur:  Beule,  fouilles  et  d^couvertes  resum^es  et  discut^es  en  vue  de  Thist. 
de  Tart,  Paris  1878 — 75,  Bd.  I.  Griechenland  und  Italien,  II.  Afrika,  Asien  und  Sfidruss- 
land  (in  sehr  subjektiver  Auswahl). 

11.  Das  Ausgraben  an  sich  (im  Reporterstil  die  „Wissenschaft  vom 
Spaten*  genannt)  ist  eine  technische  Fertigkeit,  weshalb  nach  dem  Vor- 
gange der  neapolitanischen  Regierung  jetzt  Ingenieure  zur  Leitung  heran- 
gezogen werden ;  ihre  Unerlässlichkeit  mag  man  an  einem  Vergleiche  von 
Schliemanns  älteren  und  letzten  Berichten  ermessen.  Ungeschicklichkeit 
von  Laien  hat  grossen  Schaden  angerichtet.  Viele  Grabhügel  sind  ohne 
Ergebnis  ruiniert  worden,  weil  man  nicht  von  oben  einen  senkrechten 
Schacht  hineineintrieb.  Über  gewisse  Fertigkeiten  der  Ausgrabung  und 
ersten  Behandlung  haben  Erfahrene  Mitteilungen  gemacht,  welche  immer- 
hin nützen  können.  Die  Beschreibung  eines  Fundes  (z.  B.  Angabe  von 
Ort,  Tiefe,  Orientierung  und  Form  eines  Grabes)  setzt  sich  aus  so  vielen 
Einzelheiten  zusammen,  dass  ich  auf  das  offiziöse  „Merkbuch  vorgeschicht- 
liche Altertümer  aufzugraben  und  aufzubewahren"  (1889,  für  Preussen  und 
Bayern  eigens  bearbeitet)  verweise.  Auf  die  Tiefe  des  Fundortes  jedes 
Gegenstandes  kommt  meistens  viel  an,  doch  wird  die  Genauigkeit  der 
Bestimmung  dadurch  beeinträchtigt,  dass  der  natürliche  Boden  uneben  ge- 
wesen sein  kann  (wie  z.  B.  beim  Dipylon  die  Grabmäler  der  Kerkyräer 
5  Meter  tiefer  liegen  als  die  benachbarten)  oder  dass  durch  stärkeres 
Eindringen  von  Wasser  die  Gegenstände  an  einer  Stelle  tiefer  hinab- 
rutschen ;3)  z.  B.  hat  sich  bei  Eisenach  unter  Steingeräten  ein  bayerischer 
Sechser  gefunden. *) 

Litteratur:  Die  ältere  bei  Elehh,  germanische  Altertumskunde  S.  384  f.;  A.  de 
JoRio,  metodo  per  rinvenire  e  frugare  i  sepolcri  degli  antichi,  Nap.  1824,  8  T. ;  Scheioeb, 
über  das  Reinigen  von  Altertümern,  Mitt.  des  historischen  Vereins  für  Steiermark  7,  97  ff.; 
0.  Tischleb,  das  Ausgraben  von  Urnen  u.  deren  weitere  Behandlung,  Korrespondenzbl.  f. 
Anthrop.  1883  Nr.  12.  1884  Nr.  8;  Monatsblätter  her.  v.  d.  Ges.  f.  pommersche  Gesch.  1888  I; 
Flindebs  Petbie,  ten  years  digging  in  Egypt  1881—91,  London  1892.  —  Ausser  dem 
„Merkbuch*  vgl.  Joh.  Ranke,  Anleitung  zur  anthropologisch- vorgeschichtlichen  Beobachtung 
im  Gebiet  der  deutschen  u.  österreichischen  Alpen. 

Kap.  IV.    Sammlungren  und  Museen. 

12.  Das  Altertum  kennt  in  der  Regel  nur  Kunstsammlungen,  denn 
das  Alte  wurde  aufgesucht,  weil  es  besser  gefiel  oder  doch  in  den  gebil- 
deten Kreisen  für  klassisch  galt.  Spätestens  im  zweiten  Jahrhundert  v.  Chr. 
begannen  Fürsten  und  Standespersonen  mit  grossen  Kosten  ältere  Kunst- 
werke zu  sammeln  ;S)  hundert  Jahre  später  war  schon  eine  wahre  Sammel- 


')  G.  Tononi,  documenti  inediti  intomo 
nlla  scoperta  di  Velloia  e  gli  illustratori  d. 
sue  antichita  1881. 


3)  Z.  B.  B.  1,  184. 

*)  Anthrop.  Korr.  Vers.  1874  S.  52. 

^)  Ptolemaios  lU.  lässt  sich  sikyonische 


Kap.  tV.    Sammlniigen  und  MaBeeiL    (§  12.) 


33 


wut  entbrannt,  die  volle  zwei  Jahrhunderte,  wenn  nicht  länger,  anhielt. 
Man  mag  bezüglich  des  Verres  Cicero  nicht  alles  aufs  Wort  glauben,  er 
ist  jedenfalls  der  erste  leidenschaftliche  Privatsammler,  den  wir  kennen. 
Wer  nicht  wie  er  in  die  Provinzen  kam,  fand  in  der  Hauptstadt  bei  den 
Kunsthändlern  der  Saepta^)  Silberarbeiten,  Gemälde,  Bronzen,  Luxustische, 
Genmien  und  Statuen.*)  Der  reiche  Privatmann  schmückte  damit  Stadt- 
haus und  Villa,  ^)  wovon  die  sogenannte  Pisonenvilla  in  Herculaneum  mit 
ihrer  Statuen-  und  Büstensammlung  eine  Vorstellung  geben  kann.^)  Es 
mutet  ims  schon  museumsmässig  an,  wenn  Statuen  und  Hermen  eine 
griechische  oder  lateinische  Nunmier  tragen^)  und  in  fürstlichen  Häu- 
sern eigene  Kustoden  vorhanden  sind;^)  hin  und  wieder  wird  auch  eine 
Notiz  über  die  Besitzgeschichte  überliefert.'')  Nachdem  bereits  Rom  mit 
den  Kunstwerken  der  Provinzen  so  bereichert  worden  war,  dass  manch- 
mal mehr  Statuen  als  Menschen  an  einem  Platze  zu  sehen  waren  ^)  und 
dass  sie  einen  eigenen  Comes  statuarutn  und  den  nicht  sehr  geschmackvoll 
betitelten  Tribunus  rerutn  nitentium  in  Anspruch  nahmen,^)  konnte  Kon- 
stantinopel nach  der  Konfiskation  der  Tempelschätze  für  ein  Riesen- 
museum gelten,  in  welches  i.  J.  545  sogar  ägyptische  Statuen  Aufnahme 
fanden.*®) 

Wenn  auch  manche  Tempel  förmliche  Gemäldegallerien  hatten,  i*) 
mögen  ihre  Schätze  mehr  ein  Sammelsurium  als  eigentliche  Kunstsamm- 
lungen gewesen  sein,  weil  die  Gläubigen  alles  mögliche  schenkten.  Indes 
über  Augustus  wird  doch  ausdrücklich  berichtet,  dass  er  in  seinem  Palaste 
statt  Statuen  und  Gemälden  „alte  und  seltene  Dinge**  aufstapelte'*)  —  das 
erste  nachweisbare  Kuriositätenkabinett.  Auch  seine  Zeitgenossen  scheinen 
den  Kunstwerken  manche  Anticaglie,  z.  B.  alte  Dreifüsse  beigesellt  zu 
haben.**) 

Litteratur:  H.  Blümkeb,  Düettanten,  Kunstliebhaber  und  Kenner  im  Altertum, 
Berlin  1873. 

Die  Schriftsteller  beschäftigten  sich  freilich  nur  mit  den  Kunst- 
samndungen  der  Tempel  und  des  Staates.  So  schilderte  im  zweiten  vor- 
christlichen Jahrhundert  Polemon    die   Gallerien  in   den   Propyläen   der 


Bilder  sohicken  (Plutarch,  Aratos  12);  älte- 
stes Zeugnis  aus  Rom:  Prolog  zu  Plautus 
Casina  Y.  7  (nach  Mokksen  zwischen  94  und 
84  yerfasst). 

>)  Martial.  9,  59. 

«)  Hör.  ep.  1,  6,  17;  Silber:  Hör.  s.  1,  4, 
28.  Plin.  33,  157  (ut  sola  iam  vetustate  cen- 
seatur);  Bronzen:  Hör.  c.  2,  3,  21  f.  s.  1,  4, 
28.  Tertull.  cult  fem.  1,  5;  Tische  Juven.  1, 
138.    Über  Caesar  Suet.  Jul.  47. 

»)  Stat  silv.  2,  2,  63  ff.    Suet,  Aug.  72. 

**)  D.  CoMPARETTi  e  6.  DB  Pbtra,  la 
viUa  ercolanese  dei  Pisoni,  Torino  1883  m.  T. 

*)  HsYDBitAiiN,  Pariser  Antiken  S.  18  f.; 
Weihgeschenk  Nr.  IUI.  B.  com.  1889  p.  42; 
Strausseneier,  Skarabäen  u.  dgl.  mit  phSni- 
kischen  und  etruskischen  Marken:  Pbbrot, 
histoire  de  Tart  3,  851  f.,  855  f. 

^)  Ein  „a  Statuts*'  ist  im  Columbarium 

Handlmeh  der  Ums.  AltertumswlmeiiBcluift  VI. 


der  Livia  beigesetzt;  Inschrift  aus  dem  Jahr 
153  bei  Orelli  2417. 

^)  Über  den  Tafel-Herakles  Martial.  9, 
43,  7  fiP.  Aus  der  Korrespondenz  eines  Samm- 
lers: Cic.  ep.  7,  23. 

»)  Polyb.  9,  3;  Cassiod.  var.  7,  15;  vgl. 
ÜBLiCHS,  griechische  Statuen  im  republi- 
kanischen Rom,  Würzburg  1880;  F.  Jacobi, 
Grundzüge  einer  Museographie  der  Stadt 
Rom  zur  Zeit  des  Augustus,  I.  Speier  1884. 

°)  ScHiLLEB,  Geschichte  der  römischen 
Kaiserzeit  2,  63. 

^®)  Hbyitb,  Commentatt.  soc.  r.  scient. 
Gotting.  XI  1,  1  ff.  2,  23  ff.,  XII  273  ff.  vgl. 
Eusebios'  Leben  Konstantins  3,  42.  54;  über 
die  alte  Sophienkirche:  Ath.  M.  14,   274,  1. 

»»)  Strab.  14,  1,  14. 

^2)  Sueton.  Aug.  72  a.  E. 

»s)  Hör.  c.  4,  8,  1—8. 

3 


34 


ElaBsiBche  KoziBtarchäologie.    L  Denkmälerkimde. 


Akropolis  und  der  Stoa  Poikile  von  Sikyon.^  In  solchen  Büchern  ist  die 
äussere  Anregung  zu  den  berühmten  „Bildern*  (eixoveg)  der  Philostrate 
zu  suchen.  Philostratos  der  zweite,  Professor  der  Rhetorik  zu  Rom  in  der 
ersten  Hälfte  des  3.  Jahrhunderts,  gab  unter  dem  Titel  etxoveg  eine  Be- 
schreibung von  65  Gemälden  heraus,  welche  nach  seiner  Angabe  in  einer 
Privatgallerie  von  Neapel  zu  sehen  waren.  Hier  liegen  keine  trivialen 
Beschreibungsübungen  aus  der  Rhetorenschule  vor,  sondern  es  handelt  sich 
nach  der  Vorrede  um  eine  Einführung  in  die  verschiedenen  Arten  (ciStj) 
der  Malerei.  Ob  diese  Musterstücke  nach  wirklicher  Anschauung  gemacht 
oder,  wie  es  in  der  Zopfzeit  vorkam,  aus  Erinnerungen  zusammengesetzt 
sind,  darüber  lässt  sich  streiten.  Der  philostratische  Stil,  überladen  mit 
gesuchten  Gedanken  und  Wörtern,  entfernt  sich  soweit  von  klarer  Anschau- 
lichkeit, dass  schon  Graf  Caylus  die  Frage  anregen  konnte,  ob  diese  Ge- 
mälde nicht  aus  der  blossen  Phantasie  geschöpft  seien.  Goethe  und  Welcker 
hielten  an  der  Authenticität  fest.  Nach  Passow  (1836)  wurden  die  Zwei- 
fel besonders  von  K.  Friederichs  formuliert,  gegen  den  Brunn  auftrat; 
zum  Austrag  ist  die  Sache  noch  nicht  gekommen,  doch  hält  eine  starke 
Gruppe  den  Satz  aufrecht,  dass  der  Inhalt  aus  Dichtem  und  Mythographen 
geschöpft  sei;  dann  wäre  Philostratos,  welcher  seine  Einbildungskraft  so 
wunderbar  gebrauchte,  dass  er  Fachmänner  täuschen  konnte,  und  sich  doch 
als  blossen  Beschreiber  einführt,  ein  psychologisches  Rätsel.  Wohl  aber  liegt 
die  Möglichkeit  nahe,  dass  er  das  einigende  Band  einer  Gallerie  erdichtet 
habe.  Im  Grunde  hat  die  Frage  wenig  Bedeutung;  denn  was  könnte  ein 
Kunsthistoriker  mit  einer  Galleriebeschreibung  ohne  Namen  der  Meister  oder 
doch  der  Schulen  anfangen? 

Litteratur:  Caylus,  Histoire  de  Tacad.  des  inscr.  29,  156;  Fbibdebichs,  die  phüo- 
strat.  Bilder,  Erlangen  1860;  Bbunn,  Jahrbb.  Suppl.  4, 177—303;  Fkiederichs,  Jahrbb.  Suppl. 
5,  133  ff.  u.  Matz,  de  Philosia*atorum  in  describendis  iinaginibus  fide,  Bonn  1867;  Bbunn,. 
Jahrbb.  103,  1  ff.,  81  fiP.;  Matz,  Philol.  31,  585  ff.;  Nemitz,  de  Philostratorum  imaginibns, 
Breslau  1875;  £.  Bebtraito,  an  critique  (?)  d*art  dans  l'antiqoiy.  Philostrate  et  son  4cole, 
Paris  1881;  A.  Bouoot,  Philostrate  ancien;  une  galerie  ant.,  introd.,  trad.  et  comm.,  Paris 
1881;  Kalkmakw,  Rh.  Mus.  37,  397  ff.;  vgl.  G.  Wentzel,  Festschrift  für  C.  Robert  S.  134  ff. 

Unter  den  Ausgaben  sind  die  erklärende  von  Jacobs  u.  Welckeb,  Lpg.  1825  und  die 
Übersetzung  von  Bebtbakd  1881  zu  nennen.  Die  Ausgaben  L.  Katsebs  sind  überholt  durch 
die  Teubnerausgabe :  Philostrati  maioris  imagines  rec.  seminariorum  Vindobonensium  sodales, 
Lpg.  1883.  Das  10.  Kapitel  des  zweiten  Buches  (Achilleus'  Schild)  figuriert  bei  Suidas  als 
eigene  Schrift,  scheint  also  zur  Homererklärung  exzerpiert  worden  zu  sein. 

Der  jüngere  Philostratos  hat  ebenfalls  eixovsg  geschrieben;  unsere 
Handschriften  brechen  im  17.  Stück  ab.  Kallistratos  dagegen,  der  nur 
eine  Anzahl  rhetorischer  Beschreibungen  gesammelt  herausgab,  gehört  nicht 
mit  den  Philostraten  zusammen. 

Keinerlei  Zweifel  ist  gegen  die  metrische  Beschreibung  erhoben  wor- 
den, welche  Christodoros,  ein  Ägypter  aus  Theben,  von  den  Bronze- 
werken des  Zeuxipposbades  zu  Konstantinopel  (532  im  Nikaaufstand  zerstört) 
gegeben  hat;  da  das  Stück,  wie  es  jetzt  das  dritte  Buch  der  griechischen 
Anthologie  bildet,  einer  Einleitung  und  des  Schlusses  entbehrt,  scheint  es 
von  dem  Sammler  einem  grösseren  Gedichte   entnommen  worden  zu  sein. 


M  S.  über  ihn  §  80.   Er  wird  zusammen 
mit  Hypsikrates   und  Antigonos    bei  Dioge- 


nes Laertios  als  Autorität  im  Bilderbeschrei 
ben  angeführt  (7,  188). 


Kap.  tV«    Sammliiiigen  und  Maseen.    (§  13.) 


35 


Einen  Einblick  in  die  Sammlungen  der  griechischen  Tempel,  für  welche 
im  Bedürfnisfall  eigene  Schatzhäuser  (&r^(ravQo£  in  Olympia  und  Delphi)  oder 
Bronzemagazine  (xcclxad'^xaiy  in  Athen  und  Dolos)  erbaut  wurden,  erhal- 
ten wir,  da  die  Bruchstücke  der  Periegeten  zu  geringfügig  sind,  nur  durch 
Inschriften,  welche  in  ziemlicher  Anzahl  vorhanden  sind;  sie  bestehen 
zum  grösseren  Teile  aus  den  Extraditionsprotokollen  der  abgehenden  Be- 
amten, zum  kleineren  aus  wirklichen  Inventaren  und  Accessionsverzeich- 
nissen. 

Litteratur:  Newtoh,  die  griech.  Insohr.  übers.  ▼.  Imelmann  S.  36— *48;  Hokolle, 
Bch.  6,  1 — 167  (fiber  die  delischen  Abrechnungen);  Studniczka,  Vermutungen  zur  griech. 
Kunstgeschichte  S.  18  ff.;  Swoboda,  Wiener  Studien  11,  65  ff.  Die  archäologische  Ver- 
arbeitong  dieser  wichtigen  Inyentare  ist  noch  sehr  im  Rückstand.  Vgl.  auch  Cic.  Verr.  4, 
140;  Diod.  14,  27,  4. 

13.  Bei  der  grossen  Menge  der  Gelegenheitsfunde  konnte  es  dem 
Mittelalter,  der  natürlichen  Fortsetzung  des  Altertums,  nicht  an  Samm- 
lern fehlen.  Wurden  auch  die  meisten  Metallgegenstände  eingeschmolzen, 
80  hob  man  doch  anderes  sorgsam  auf.  Die  römischen  Gläser  z.  B.  wurden 
bei  den  Franken  aus  technischen  Gründen  gesammelt  ;9  Silbergefässe  und 
vielleicht  auch  andere  schöne  Vasen  kamen  nach  Recitation  der  „oratio 
super  vasa  in  loco  antiquo  reperta"^)  in  die  Silberkammer  von  Fürsten  und 
Prälaten.*)  Geschnittene  Edelsteine  und  Elfenbeinschnitzereien  wurden  in 
Kirchen-  und  Regentenschätzen  gehütet  und  Reliquiarien  (wie  das  Grab 
der  hl.  Elisabeth  in  Marburg  und  der  Reliquienkasten  der  hlg.  drei  Könige  in 
Köln)  zu  Daktyliotheken  gemacht.^)  Auch  Münzen  von  schönem  Gepräge 
müssen  geschätzt  worden  sein,  da  sie  nicht  etwa  bloss  hin  und  wieder 
kursierten,*)  sondern  gleich  den  Gemmen  unter  Otto  III.  und  Friedrich  II. 
nachgebildet  wurden.*)  Skulpturen,  besonders  Grabsteine  und  Sarkophage 
zierten  kirchliche  Bauten,  je  nach  ihrer  Beschaffenheit  eingemauert  oder 
an  den  Wänden  aufgestellt,  wie  am  Dom  von  Siena  und  im  Campo  Santo 
von  Pisa.')  Zu  einem  solchen  Zweck  wird  Henry  v.  Blois  (1129 — 1171 
Bischof  von  Winchester)   in  Rom   antike  Statuen   gekauft   haben®)     Auch 


*)  Theoplulus,  schedula  II  12. 

')  „Omnipotens  sempiterne  Deus,  insere 
te  officiis  nostris  et  haec  vascula  arte  fabri- 
caia  gentilium  subJimitcUis  tuae  potentia  ita 
emundare  digneris,  ut  omni  immunditia  de- 
puUa  »int  tuis  fidelibus  tempore  pacis  atque 
tranquiUit€Uis  utendaf*,  (In  den  Sacramen- 
tarien  des  8.  und  9.  Jahrhunderts  im  west- 
lichen Deutschland,  Frankreich  und  der 
Schweiz). 

')  Theodulphus  z.  B.  heschreibt  ein  Sil- 
bergefass  mit  den  Thaten  des  Hercules. 

*)  PiPEB,  Symbolik  und  Mythologie  1, 
1,  59  ff.,  508;  Wrioht,  Archaeologia  30, 
438  ff.;  Elisabeth:  Fr.  Gbeuzeb,  zur  Gem- 
menkunde.  Antike  geschnittene  Steine  vom 
Grabmahl  der  hl.  EL,  Lpg.  1834  =  kleine 
Schriften  2,  3,  339  ff.;  Köln:  W.  V(ogel), 
Sammlungen  der  prächtigen  Edelgeateinen, 
womit  der  Kasten  der  dreyen  Weisen  Köni- 
gen im  Dom  zu  Köln  ausgezieret  ist,  Bonn 
1781,  m.  Abb.;  aus  dem  Kirchenschatze  von 


St.  Dem's  stammt  unter  anderem  eine  grosse 
Camee  in  der  Pariser  Bibliothek. 

^)  Correspondenzblatt  f.  Anthrop.  1891 
S.  53. 

')  S.  auch  Bannenbebo,  Brakteaten 
1179  a,  und  Mittelaltermünzen,  Frankf.  Hess 
1879  Nr.  431;  Gemmen:  Wiogehs,  Mittheil, 
des  thüring.  Vereins  VII  H.  4  S.  1  -  26. 

^)  Eingemauert:  schon  am  Anfang  des 
7.  Jahrhunderts  zu  Bregenz,  Walafrid  Strabo 
vita  S.  Galli  c.  6;  in  Altenkirchen  auf  Rügen, 
Ende  des  12.  Jahrb.  (Kugleb,  Pommersche 
Kunstgesch.  S.  10  f.);  s.  auch  Dblabobde, 
la  gravure  en  Italic  p.  273  ff.;  Siena:  Ga.  4, 
15  f.  mit  T.  5;  Pisa:  s.  S.  42;  Verona: 
DüTSCHKE,  ant.  Bildwerke  in  Oberitalien  IV 
S.  XVIII  f. 

®)  Mon.  Germ.  XX  p.  542  (Michaelis, 
ancient  marbles  p.  XXI);  unter  Friedrich  I. 
soll  der  Kardinal  Orsini  Sammler  gewesen 
sein  (RaumeB;  Hohenstaufen  VP  682). 


36 


ElasBische  Sanstarchäologie.    1.  Denkmftlerkande. 


im  Mittelalter  war  ja  der  Kunstsinn  nicht  erstorben;  im  Gegenteil  beweist 
die  häufige  Nachbildung  antiker  Arbeiten,  dass  sich  viele  für  dieselben  in- 
teressierten. Auch  verhehlen  einige  ihre  Bewunderung  für  die  Schönheit 
der  Kunst  durchaus  nicht,  z.  B.  der  Byzantiner  Nikitas  und  der  Gallier 
Fulcojus. 

Litteratur:  Über  die  Spuren  der  Antike  im  Mittelalter  Spbinoeb,  Nachleben  der 
Antike  im  Mittelalter,  in:  Bilder  ans  der  neueren  Kunstgeschichte,  2.  Aufl.,  Bonn  1888 
Bd.  I  S.  1  ff.;  MüNTZ,  Jdsav.  1887  S.  40  ff.,  317  ff.;  Cabl  Mbybb,  d.  griech.  Mythus  in  den 
Kunstwerken  des  Mittelalters,  Repert.  f.  Kunstw.  12,  159  ff.,  235  ff. ;  M^bim^b,  et.  sur  les  arts 
du  moyen  äge  p.  367;  A.  Dancel,  Gd.b.-a.,  avril  1878  p.  384;  Foisset,  Ga.  4,  86.  Imita- 
tion der  Trajanssäule  für  Bischof  Bemward  von  Hildesheim;  römischer  Sarkophag  von 
Niccolo  Pisano  1260  am  Stuhl  des  Baptisteriums  nachgebildet. 

14.  Die  ersten  bestimmten  Nachrichten  über  Altertümersammlungen 
gehören  dem  vierzehnten  Jahrhundert,  welches  ja  schon  ganz  zur  Neuzeit 
zu  rechnen  ist,  an;*)  im  Quattrocento  hatte  die  Begierde,  möglichst  viele 
Überreste  des  Altertums  stets  um  sich  zu  haben,  bereits  viele  erfasst. 
Papst  Paul  n.  (1464 — 71)  brachte  das  erste  ansehnliche  Museum  zusammen. 
Dauernder  war  jedoch  die  Schöpfung  seines  Nachfolgers  Sixtus  IV.  (1471 — 84), 
das  kapitolinische  Museum,  welchem  unter  Julius  11.  die  Belvederesamm- 
lung  gegenübergestellt  wurde.  Im  Wetteifer  mit  ihnen  sammelten  die 
Medici  aufs  eifrigste.*)  Privatleute  beschränkten  sich  vorzugsweise  auf 
Porträtbilder,  also  Büsten,  Münzen  und  Gemmen,  wobei  sich  Fulvius  Ursinus 
(t  1600)  besonders  hervorthat.  Diese  Sammlungen  waren  zumeist  nicht 
von  dem  künstlerischen  Schmucke  der  Wohnräume  geschieden,  im  Gegen- 
teil dienten  die  Antiken  vielfach  zum  Schmucke  von  Gärten,  Brunnen, 
Höfen  und  Treppen;  Bruchstücke  wurden,  wie  man  noch  in  der  Villa  Albani 
beobachten  kann,  in  Ziegelwände  zur  Verzierung  eingesetzt.  Für  das 
Casino  der  Villa  Ludovisi  gab  der  Bildhauer  Canova  die  Aufstellung  nach 
künstlerischen  Grundsätzen  an.  Künstler^)  und  Kunstfreunde  wetteiferten 
darin,  „Kunstkammem**  anzulegen. 

Der  auch  auf  die  heidnischen  Götterbilder  ausgedehnte  Bilderhass 
mancher  evangelischer  Sekten*)  und  die  moralischen  Bedenken  katholischer 
Theologen  lenkten  den  Blick  auf  das  antike  Kunstgewerbe  (die  Anticaglien) ; 
dessen  Platz  war  unter  den  „Artificialsachen**  der  Kuriositätenkabinetts, 
„Kunst- und  Naturalienkammem**  und  cabinets  descurieux,  wie  sie  vor  etwa  drei- 
hundert Jahren  autkamen.  *)  Die  Besitzer  konnten  sich  damit  rühmen,  dass  schon 
König  Salomon  sich  ein  derartiges  Kabinett  angelegt  habe.  Das  bedeutendste 
war  unstreitig  das  nach.  Athanasius  Kircher  benannte  Museum  der  Jesuiten 
in  Rom,  welches  sich  auch  allein  erhalten  hat,  älter  jedoch  schon  die 
Sammlungen  Cospi  in  Bologna,  Moscardi  in  Verona  und  des  Pariser  Jesuiten 
Petavius.    In  der  Prager  Hofburg  häufte  Kaiser  Rudolf  H.  allerlei  curioses 


^)  Fr.  Squarcione  in  Padua  sammelte 
Statuen  und  Vasen  aus  Griechenland  und 
Italien;  der  Dominikaner  Franc.  Massa  in 
Treviso  schenkte  seinem  Kloster  1347  nach 
erhaltenen  Urkunden  seine  ganze  Kunst-  und 
Altertümersammlungen. 

*)  MüNTZ,  les  collections  des  Mödicis 
au  XV.  siecle,  2.  Aufl.,  Paris  1888. 

^)  Z.  B.    Valerie   Viceutino  in   Vicenza 


und  Rubens. 

*)  Vgl.  z.  B.  die  Vorrede  zu  den  Bibel- 
bolzschnitten Holbeins. 

^)  Verzeichnis  aller  (beginnend  mit « Agra 
in  Indien".  Der  grosse  Mogol):  D.  Major, 
unvorgreiffliches  Bedencken  (s.  u.),  im  An- 
hang; als  Typus  nenne  ich:  Index  Musei 
Linckiani,  Lpg.  1783  (Job.  Heinr.  Lincke  in 
Leipzig). 


Kap.  TV.    Sammlnngen  nnd  Museen.    (§§  14,  15.) 


37 


und  antikes  auf.*)  Ein  beliebter  Name  dieser  Raritätensammlungen,  in 
denen  Naturgeschichte  und  Ethnographie  vorwogen,  war  seit  Ulisse  Aldroandi 
(um  1550)  musea  {musaea),  wovon  der  jetzige  Gebrauch  von  Museum 
kommt,  während  antiquarium  die  antiquarische  Abteilung  des  Museums 
bedeutete;  doch  wählten  die  Besitzer  oft  noch  gesuchtere  Namen,  z.  B. 
i^wrixo^aviiaTovQyrjfjiaTorafAfTov.^)  Die  Gelehrten  und  die  Adeligen,  deren 
Bildung  durch  eine  methodische  Reise  den  letzten  Schliff  bekommen 
sollte,  pilgerten  in  diesem  Jahrhundert  von  Kabinett  zu  Kabinett,  wie  L'art 
de  l'homme  de  V^ph  oder  der  neueröffnete  adelige  Ritterplatz  (Winckelmanns 
Leitfaden)  sie  anwies. 

Litteratur:  Fiorillo,  Gesch.  der  zeichnenden  Künste  1,  125  ff.;  Müntz,  Raphael 
*€02  ff.  bist,  de  Tart  pendant  la  renaissance  2,  106.  pr^courseurs  p.  82.  les  arts  ä  la  cour 
des  papes  2,  167.  175;  Stakk,  Handbuch  1,  105  ff.;  L.  Niepce,  arch^ologie  lyonnaise.  Les 
chambres  de  merveilles  ou  cabinets  d'antiquites  de  Lyon  depuis  la  renaissance  jusqu'on 
1789,  Lyon  1884;  aus  älterer  Zeit:  Mabillon,  museum  Italicum,  Paris  1687;  Montfaucon, 
diarium  Italioum  sive  monumentorum  veterum  bibliothecarum  musaeorum  notitia,  Paris  1702; 
F.  K.  G.  HiRSGHiNG,  Nachrichten  von  sehenswürdigen  Gemälde-  und  Kupferstichsammlungen, 
Münz-,  Gemmen-,  Kunst-  nnd  Naturalienkabinetten  etc.  in  Teutschland,  Erlangen  1786  —92, 
6  Tle.  —  Theorie  der  ,,Musaea*:  M.  B.  Valevtini,  Museum  Museorum  oder  allgemeine 
Kunst-  und  Naturalienkammer,  Frankf.  1704—14,  3  Tle.,  besonders  aber  die  im  Anhang 
des  ersten  Bandes  abgedruckte  Schrift:  Majob,  unvorgreiffliches  Bedencken  von  den  Kunst- 
und  Naturalienkammem  insgemein. 

15.  Die  Kunstfreunde  und  die  Liebhaber  behaupten  mit  ihrer  sub- 
jektiven Sammelweise,  deren  Methode  höchstens  darin  bestand,  alles  kuriose 
zu  sammeln,  bis  in  unser  Jahrhundert  herein  die  Vorherrschaft,  indes  be- 
ginnt sich  schon  im  18.  Jahrhundert  ein  neuer  Geist  zu  regen.  Indem  der 
Kardinal  Albani,  Winckelmanns  Gönner,  auch  die  seinen  Schönheitssinn 
abstossenden  Werke  archaischer  und  ägyptischer  Kunst  nicht  verschmähte, 
wurde  sein  Museum  die  natürliche  Grundlage  für  die  erste  Geschichte  der 
alten  Kunst.  Der  Musterstaat  Toscana  begann  Einrichtungen,  die  für  ihre 
Zeit  musterhaft  waren;  nachdem  nämlich  der  treffliche  Grossherzog  Leopold  II. 
die  mediceischen  Sammlungen  vereinigt  und  mehrere  Privatkabinette  dazu 
erworben  hatte,  musste  Lanzi  1780  das  stattliche  Museum  planmässig 
ordnen  und  einen  handlichen  Katalog  abfassen.  Nach  dem  Rate  Heynes 
wurden  die  vielen  grossen  und  kleinen  Sammlungen  Italiens  durch  die 
zweckmässigen  Übersichten  von  Ramdohr  (Malerei  und  Bildhauerkunst  in 
Rom)  und  Bartels  (Beschauung  der  Kunstschätze  von  Neapel  und  Sicilien) 
wahrhaft  zugänglich.  Aus  der  Zersplitterung  so  vieler  Kabinette  heraus 
konnte  ein  grosses  Museum  nur  durch  Gewalt  geschaffen  werden  und  diese 
übten  die  siegreichen  Generäle  des  Direktoriums,  besonders  der  erste  Konsul, 
in  Italien  rücksichtslos  aus,  freilich  nicht  der  Archäologie  zu  Liebe,  sondern 
um  vor  den  Quinten  von  Paris,  die  sich  mit  Hilfe  von  Millin's  Magazin  ency- 
clopedique  in  das  Altertum  zurückschraubten,  Scipio,  Caesar  oder  Alexander 
zu  spielen.  Es  war  eine  Gewaltthat,  doch  um  ihrer  glücklichen  Folgen 
willen  verzeihlich.  An  den  ungeheueren  in  Paris  zusammengebrachton 
Sammlungen  schulte  sich  Ennio  Quirino  Visconti,  der  erste  Museums- 
archäologe.   Sie  lieferten  auch  den  Stoff  für  eine  Reihe  von  Prachtwerken, 


^)  L.  Ublichs,  Ztsch.  f.  bUdende  Kunst 
5,  47  ff.,  81  ff.,  136  ff.;  Svatbk,   culturhist. 


Büder  ans  Böhmen,  Wien  1879,  S.  227  ff. 
^)  Majob  a.  0.  Kap.  4  und  5. 


38  ElassiBohe  Ennstarchäologie.    I.  Denkmftlerkiinde. 

welche  zum  erstenmal  einen  Begriff  von  der  unerschöpflichen  Fülle  alter 
Kunstwerke  gaben: 

Robillard-Peronville  et  Laurent,  Musöe  francjais,  Paris  1803 — 11, 
4  Bde.  f.  m.  344  T.,  2.  Aufl.  1829—30,  dazu  Henri  Laurent,  le  musee 
royal,  Paris  1816 — 22,  2  Bde.  f.  m.  161  T.;  Les  monumens  antiques  du 
Musee  Napoleon,  erklärt  v.  Schweighäuser  und  Petit  Radel,  gezeichnet 
von  PiROLi,  Paris  1804 — 6,  4  Bde.  f,  m.  318  T.;  Filhol,  Carapfe  et 
Lavallee,  galerie  du  Musöe  Napoleon,  Paris  an  Xn  (1804) — 1815,  10  Bde. 
m.  720  T.,  Register  1816,  fortgesetzt  durch  (A.  Jal)  Mus^e  royal  de  France, 
Paris  1827,  m.  72  T.;  besonders  aber  P.  Bouillon  et  Bins  de  Saint- 
VicTOR,  Mus^e  des  ant.,  Paris  1811—27,  3  Bde.  f.  m.  282  T.  (später 
wiederholt  abgezogen,  aber  schlechter,  z.  B.  1863). 

Auch  nachdem  das  Geraubte  zum  grössten  Teile  zurückgegeben  war, 
blieb  doch  die  Anregung.  Aus  den  sorgsam  behüteten  und  nur  Fremden 
von  Distinktion  zugänglichen  Kabinetten  wurden  überall  öffentliche  Museen, 
auf  welche  anfangs  noch  ästhetische  Rücksichten  einen  glücklichen  Ein- 
fluss  ausübten  wie  im  Vatikan  und  zu  München.  Nachdem  Visconti  durch 
seine  Kataloge  des  kaiserlichen  Museums  (1811)  und  des  Louvre  (1817) 
die  Technik  dieser  Litteraturgattung  gezeigt,  begründete  0.  Jahns  Be- 
schreibung der  Vasensammlung  König  Ludwig  I.  (1854)  den  gelehrten 
Katalog,  wie  14  Jahre  später  Brunns  Beschreibung  der  Glyptothek  den 
kunstgeschichtlichen.  In  der  Aufstellung  des  Museumsinhaltes  vollzieht 
sich  ein  Umschwung  zur  historischen  Folge. 

Litteratur:  Über  die  Bildung  des  Mus^e  Napoleon  Berichte  des  Malers  Wicar  in 
der  Correspondance  de  Napoleon  I<^^,  III.  (1859)  p.  498  ff.;  Einsprach  gegen  den  Kunstraub 
erhob  Quatrbmere  de  Quinct,  lettres  sur  le  pröjudice  etc.,  Paris  1796,  Rom  1815.  Über 
die  Anlage  von  Museen:  C.  A.  Böttiger,  über  Museen  und  Antikensammlungen,  Lpg.  1808 
(Bibliothek  für  redende  u.  bildende  Künste  IV.);  W.  v.  Humboldt,  Gutachten  bei  Wolzogen, 
aus  Scbinkels  Nachlass  III  (1863)  S.  298  -328;  £.  Gerhard,  über  archäol.  Sammlungen  u. 
Studien,  Berlin  1860;  £.  Gurtius,  Kunstmuseen,  ihre  Geschichte  u.  ihre  Bestimmung,  Berlin 
1870  (Altertum  u.  Gegenwart  1,  99  ff.). 

16.  Es  gibt  wohl  das  Wort  Musoographie,  aber  die  Sache  existiert 
bisher  nicht;  daher  soll  ein  erster  Versuch  der  Zusammenstellung  gemacht 
werden,  da  die  Museographie  zu  dem  notwendigen  Rüstzeug  des  Archäologen 
gehört.  Eine  Übersicht  der  Museen  und  Sammlungen  muss,  wenn  sie 
nicht  mit  der  archäologischen  Topographie  konkurrieren  soll,  auf  diejenigen 
allgemeineren  Inhaltes  sich  beschränken,  während  die  Lokalsamm- 
lungen in  jenen  Abschnitt  gehören.  Die  Einteilung  ist  nach  den  Ländern 
gemacht,  wobei  die  privaten  Sammlungen  in  alphabetischer  Folge  hinter 
den  öffentlichen  Museen  jedes  Staates  angereiht  werden.  Die  Privat- 
sammlungen sind  es,  durch  welche  in  die  Museen  Leben  gebracht  wird. 
Die  einen  Besitzer  sind  nur  eine  feinere  Art  von  Händlern;  die  anderen 
hinterlassen«  selten  Erben,  die  den  mühsam  errungenen  Besitz  nicht  sofort 
zum  Auktionator  schaflFen. 

Türkei.  Hier  begann  der  griechische  Patriarch  Kyrillos  VI.  (1813 — 21) 
ein  panhellenisches  Museum  ohne  nachhaltigen  Erfolg.^)  Ein  staatliches 
Museum,   1869  von  A'ali-Pascha  in  Konstantinopel  gegründet,   welches 


*)  Ross,  Reisen  im  Peloponnes,  S.  20. 


Kap.  IV.    Sainininngen  und  Miueen.    (§§  16,  17.)  39 

sich  fiüher  in  der  ehemaligen  Irenekirche  befand,  füllt  den  Tschinili-Kjöschk 
des  alten  Serai:  Gould,  catal.  du  mus^e  imp.  de  Const.,  1871;  Sal.  Beinach, 
catalogue  du  mus^e  imperial  d'antiquit^  ä  Constantinople,  Const.  1882,  vgl. 
seine  Chroniques  d'Orient  p.  32  f.;»)  die  grossen  Funde  von  Sidon  haben 
ein  zweites  Museum  notwendig  gemacht.  Der  griechische  Syllogos  besitzt 
eine  kleine  Sammlung.  Bedeutender  ist  die  der  griechischen  evayyeXixrj 
(fX^^^  i^  Smyrna  (meist  aus  Eleinasien  und  von  den  Inseln);  Katalog  in 
MowreTov  xai  ßißhaS'jjxr]  v^g  evayyeXixfjg  «X^oi^g,  Usgiodog  A  S.  29  flf.; 
über  die  Zugänge  periodische  Berichte  in  derselben  Zeitschrift  und  in  der 
Smymaer  'Itavia;  Gewichte:  Papadopoulos-E^rameus,  catalogue  descriptif 
des  poids  antiques  du  mus^e  de  Tecole  evang^lique  ä  Smyme,  Movaetov  IV 

5.  65  flf.  m.  7  T.;  Bronzen:  ders.,  Athen.  Mitt.  4,  114  flf. 

Griechenland.  Über  den  früheren  Stand  der  Museen  berichten: 
K.  0.  Müller,  Athens  Antikensammlungen,  herausg.  v.  Ad.  Scholl,  Frankf. 
1843,  6  T.;  R.  Keküle,  die  antiken  Bildwerke  im  Theseion  zu  Athen, 
Leipzig  1869;  H.  Heydehann,  die  ant.  Marmorbildwerke  in  der  sog.  Stoa 
des  Hadrian,  im  Windturm  des  Andronikos  etc.  zu  Athen,  Berlin  1874; 
L.  V.  Sybel,  Katalog  der  Sculpturen  zu  Athen,  Marburg  1881  (wichtige 
Statistik  mit  Litteratumachweisen) ;  A.  Milchhöfer,  die  Museen  Athens, 
Athen  1881.  Jetzt  ist  mit  Ausnahme  der  Akropolisfunde,  für  welche  ein 
eigenes  Museum  besteht,  alles  Staatseigentum  im  i&nxov  oder  xsvtqixov 
fiovtf€iov  vereinigt  (17.  KaßßadCag^  xcczdXoyog  rov  xsvtqixov  a^^orioilo/exo? 
fiovtrsiovy  H.  1.  2,  Athen  1886 — 7,  unvollendet  und  jetzt  durch  xaTaXoyog 
%9v  i^vixov  fJLovü€iov  Bd.  I  yXvTtzd  Tov  i&vixov  fiiovaeiov,  Athen  1892  er- 
setzt; über  die  ägyptische  Sammlung  (Jo.  Demetriu  in  Alexandrien) :  Püch- 
STETN,  Athen.  Mitt.  7,  1  flf.;  *Eg).  aQX-  1885  S.  28  flf.;  über  die  mykenischo 
H.  Schliemann,  cat.  des  tresors  de  Mycenes  au  musee  d'Athenes,  Lpz.  1882; 
Zugangsverzeichnisse  im  aqxaioXoyixov  dslrhv;  Serien  von  Photographien 
bei  Rhomaidhis  und  dem  archäologischen  Institut,  nach  den  Akropolis- 
statuen:  C.  Rhomaides  et  P.  Cawadlas,  les  musees  d'Athenes,  H.  1.  2.  Athen 
1886  f.).  Das  Museum  der  archäologischen  Gesellschaft  im  Polytechnikum 
enthält  Vasen  (Gollignon,  catalogue  des  vases  peints  du  mus^e  de  la  soc. 
arch.  d'Ath.,  Bibl.  des  6c.  fran9aises  H.  3).  Terrakotten  (Martha,  catalogue 
des  terrescuites  du  m.  de  la  s.  a.  d'A.,  Bibl.  des  6c,  fran9.,  H.  16,  Paris 
1880,  m.  8  Taf.)  und  andere  kleinere  Funde.  Athenische  Privatsamm- 
lungen von  Karapanos  (jetzt  dem  Staate  angeboten;  Übersicht  in  der  Nta 
€^rjfA€Qfg  7.  Mai  1893),  Spyridon  Lambros  und  Rhusopulos. 

17.  Italien.  Die  unerschöpflichen  Sammlungen  sind  schon  frühzeitig 
für  Kunstfreunde  übersichtlich  dargestellt  worden  (ausser  den  zu  §  14  und 
in  §  15  angeführten  Werken  z.  B.  Fed.  Zuccaro,  l'idea  dei  pittori  scultori 
e  architetti,  Turin^löO?;  Bottari,  lottere  pittoriche  VI.;  Richardson,  account 
of  the  statues,  basreliefs,  drawings  and  pictures  in  Italy,  London  1754;  in 
neuester  Zeit    besonders   v.  J.  Burckhardt,    der  Cicerone,   I.  Altertum, 

6,  Aufl.  1893,  franz.  von  G^rard  1885  (in  systematischer  Anordnung)  und 
V.  LÜTZOW,  die  Kunstschätze  Italiens  in  geographisch-historischer  Übersicht, 


^)  Die  Provenienzangaben  sind  sehr  schwankend. 


40  Klaasische  Eonstarchäologie.    I.  Denkmälerkonde. 

Stuttgart  1882 — 5  f.).  Der  italienische  Staat  hat  eine  Aufnahme  aller  Samm- 
lungen begonnen  (Catalogo  generale  dei  musei  d'antichita  e  degli  oggetti 
d'arte  raccolti  nelle  gallerie  e  nelle  biblioteche  del  Regno,  Bd.  I.  III.  IV.,  Rom 
1881 — 83)  und  die  für  die  Besitzgeschichte  so  wichtigen  älteren  Inventare 
sammeln  lassen  (Documenti  inediti  per  servire  alla  storia  dei  Musei  dltalia, 
Firenze  e  Roma  1878 — 80,  4  Bde.);  auch  Bottari's  Lottere  suUa  pittura  etc. 
enthalten  einschlägige  Dokumente.  Oberitalien  ist  von  H.  Dütschke  auf- 
genommen (die  antiken  Bildwerke  in  Oberitalien,  Lpg.  1874 — 82,  5  Bde., 
I.  Campo  Santo  zu  Pisa,  ü.  zerstreute  antike  Bildwerke  in  Florenz,  III.  die 
antiken  Marmorbildwerke  der  Uffizien  zu  Florenz,  IV.  Turin,  Brescia, 
Verona  und  Mantua,  V.  Vicenza,  Venedig,  Catajo,  Modena,  Parma  und 
Mailand).  Wichtig  ist  auch  Heydemann,  Mitteilungen  aus  den  Antiken- 
sammlungen in  Ober-  und  Mittelitalien,  Halle  1879,  6  T.  Bilderwerke 
s.  Topogr.  §  100;  Portafoglio  d'un  artista  delle  migliori  statue  antiche  esis- 
tenti  in  varii  musei  dltalia,  Milano  o.  J.,  54  T. 

a.  Offentliohe  Sammliingen. 

Bologna.  Museo  civico  ausser  örtlichen  Funden  [„Situla  von  Bologna**] 
Sammlung  des  Mailänder  Malers  Pelagio  Palagi  mit  vielen  Vasen  (Kodros- 
schale):  Guida  del  museo  civ.  di  B.,  B.  1887;  Cenni  storici,  relazioni  e  cata- 
loghi  del  m.  c.  di  B.,  B.  1871,  darin  p.  53 — 187  Vasenkatalog  von  Brizio, 
berichtigt  von  Heydemann,  a.  0.  S.  54  flf.  —  Museo  delV  universitä,  vgl. 
Heydemann  a.  0.  S.  51  flf. 

Catajo  s.  Padua. 

Ferrara:  über  die  einstige  Sammlung  Herzogs  Alfonso  H.  Documenti 
m.  p.  6  flf. 

Florenz.  **üffizien  (angefangen  von  Cosimo  Medici,  aber  eigentlich 
begründet  von  seinem  Sohn  Pietro ;  Sammlungen  des  Niccolo  Niccolini  und 
Poggio;  Antiken  der  Villa  Medicis,  s.  bei  den  Privatsammlungen  unter 
„Medici**;  zur  Geschichte:  §  14  und  Pelli,  saggio  storico  della  r.  galleria  di 
Firenze,  Fl.  1779,  sowie  ältere  Beschreibungen  wie  bei  Boccm,  bellezze  di 
Firenze;  unter  der  Elite  des  Tribuna  genannten  Saales  befinden  sich  die 
„mediceische  Venus**,  eine  Ringergruppe,  ein  die  Cymbeln  schlagender 
Satyr,  ApoUino  und  der  Schleifer):  Katalog  von  Dütschke  a.  0.  Bd.  HI., 
dazu  Heydemann  a.  0.  S.  72  flf.;  Bilderwerke:  Museum  Florentinum  cum 
observ.  A.  F.  Gorii,  Flor.  1731  flf.  (Gemmae  antiquae  «x  thesauro  Mediceo  et 
privatorum  dactyliothecis  Florent.,  1731 — 32  m.  200  T. ;  statuae  antiquae  de- 
orum  et  virorum  illustrium  1734,  m.  100  T.;  antiqua  numismata  praestan- 
tiora  maximi  moduli,  1740 — 42,  3  Bde.  m.  115  T.  —  ganz  unzuverlässig); 
F.  A.  David,  le  musöum  de  Florence,  Paris  1787,  6  Bde.;  Wicar  et  Mon- 
GEZ,  tableaux  statues  basreliefs  et  camöes  de  la  galerie  de  Florence  et  du 
Palace  Pitti,  Paris  1789—1807,  4  Bde.  f.  m.  200  T.,  2.  Aufl.  1809—1814, 
3.  Aufl.  1827,  4.  Aufl.  1852—56;  P.  Benvenuti,  gall.  reale  di  Firenze,  Fl. 
1812—20,  4  Bde,  1817—33,  13  Bde.  (Antiken  in  Bd.  9—13);  L.  Bartolini, 
galerie  de  Florence,  Fl.  1840—44,  6  Bde.  f.  (ital.  1841—45);  über  die  Vasen: 
RouLEZ,  m^langes  de  philosophie,  d'histoire  et  d'antiquites  11 — V,  Brux. 
1840  flf.;   Gemmen:    Campiglia,  raccolta  di  num.  200  tav.  intagliate   con- 


Kap.  IV.    Bammlangen  und  Mnaeen.    (§  17.)  41 

tenente  gemme  antiche  che  si  conservano  nella  r.  gall.  di  Fir.,  Fir.  1790; 
Abndt-Bkückmanns  Einzelverk.  83 — 95. 

Museo  egizio  ed  etrusco:  Vgl.  Heydemann,  Mitteilungon  S.  83  ff.; 
Gamurrini,  relazione  storica  del  r.  m.  eg.  ed  etr.  in  Fir.,  1873  m.  1  T.; 
A.  M.  MioLiARiNi,  indication  succeinte  des  mon.  ^gypt.  du  m.  de  Florence, 
1859;  W.  B.  Bebend,  principaux  monuments  du  m.  egyptien  de  Florence, 
I.  steles,  bas-reliefs  et  fresques,  Paris  1882,  f.  m.  19  T. 

Kleinere  Sammlungen  in  Palazzo  Boboli  u.  A. :  Dütschke  a.  0.  Bd.  II, 
mit  Ergänzungen  von  Heydemann  a.  0.  S.  100  flf. ;  Soldini,  giardino  di  Bo- 
boli, Flor.  1757  m.  T.;  Arndt-Bruckmanns  Einzelverk.  96—117;  W.  Ame- 
LUNO,  Florentiner  Antiken,  München  1893,  m.  Abb. 

Mailand.  Museo  archeologico  (1893  durch  königliches  Geschenk  ver- 
mehrt) :  I  prineipali  monumenti  del  m.  a.  di  Milano,  M.  1874  m.  4  T.  (auch  franz.); 
S.  Levi,  delle  antich.  egiziane  di  Brera,  Rom  1886,  SA.m.  2  T.;  kleiner  Führer. 

Biblioteca Ambrosiana:  J.P.Opicelli, mon.bibl.  A.,M.  1618;  Fed.Bor- 
romeo,  musaeum  bibl.  A.,  M.  1625;  L.  Biraohi,  monum.  ant.  della  b.'A.,  M.  1858. 

Mantua  (die  alte  herzogliche  Sammlung  der  Gonzaga,  1627  geplün- 
dert; das  beste  kaufte  Karl  I.  von  England).  Museo  della  reale  acca- 
demia:  Borsa,  m.  d.  r.  a.  d.  M.  1790;  6.  Labus,  m.  d.  r.  a.  d.  M.,  M. 
1830 — 34,  3  Bde.  m.  164  schlechten  T.  Photographienwerk :  Monumenti  del 
m.  di  M.,  mit  Text  von  Mainardi,  M.  1865,  H.  1,  2;  Dütschke  IV.  S.  24  flf.; 
Arndt-Brückmanns  Einzelverk.  9 — 25;  vgl.  Mainardi,  relazione  intomo  al 
museo  antiquario  di  M.  1873. 

Modena.  Museo  lapidario  {früher  r.galleria  estense):  Ad.Ventüri, 
la  r.  g.  e.  in  M.,  M.  1882—83,  m.  131  Abb.  (enth.  auch  eine  Geschichte  der 
Sammlung);  C.  Cavedoni,  dichiarazione  degli  antichi  marmi  modenesi,  2 
Tle.  M.  1828;  Malmusi,  museo  lapidario  Modenese,  M.  1830. 

Neapel.  **Museo  nazionale  (früher  borbonico,  das  bedeutendste  aus 
der  Sammlung  Famese  und  aus  den  kampanischen  Städten;  orientalisches 
von  Borgia  in  Velletri;  bei  den  Vasen  werden  die  Sammlung  Sanfangelo 
und  die  BaccoÜa  Cumana  von  denen  des  Museo  Borbonico  geschieden) :  Po- 
puläre Kataloge  von  Finati  (il  r.  m.  b.  descritto),  Dom.  Monaco  (guido  gen6- 
ral  du  m.  n.,  jetzt  6.  Aufli.  1893,  auch  englisch)  u.  a.;  Spezialkataloge :  C. 
Ceci,  piccoli  bronzi  del  r.  m.  b.,  N.  1858  querf.  m.  11  T.;  R.  d'Emilio, 
cat.  degli  ant.  utensili  di  bronzi  servati  nel  r.  m.  b.,  N.  1827;  Wandgemälde 
(s.  §  106);  C.  Heydemann,  die  Vasensammlungen  des  Museo  naz.  zu  N., 
Beriin  1872,  m.  22  T.;  Gemmenkatalog  Documenti  m.  S.  81  flf.;  G.  Fio- 
relli,  catalogo  del  museo  naz.  di  Napoli,  N.  1866—73,  12  Hefte;  Bildor- 
werke:  Piroli  (s.  §100);  Real  Museo  Borbonico,  N.  1824— 57, 16Bde.  mit 
991  T.,  Nachdruck  Rom  1845  flf.,  unter  dem  Titel  chefs  d'oeuvre  de  Tart  an- 
tique,  Paris  1867  flf.  (Vgl.  A.  de  Olenino,  lettres  ä  un  dilettante  sur  l'ouvrage 
intitule  R.  M.  B.  1834  m.  T.) ;  Raff.  Gargiulo,  raccolta  dei  monumenti  piü 
interessanti  del  r.  m.  b.  e  di  varie  coUezioni  private,  N.  1845,  4  Tle.  m. 
200  T.  (auch  franz.  1845  m.  180  T.),  erweitert:  CoUection  of  the  most  re- 
markable  monuments  of  the  national  museum,  1869,  1872  m.  420  T.;  Dom. 
Monaco,  les  monuments  du  musde  nat.  de  Naples,  Specimens  from  the  Naples 
museum,  N.  1877  m.  168  T.;   Specimens  of  domestic  articles,  47  T. ;  Ger- 


42  ElassiBohe  Ennatarohäologie.    I.  Denkmälerknnde. 

HARD  und  Panofka,  Neapels  antike  Bildwerke  I,  Stuttgart  1828 ;  ßaccolta 
pornografica,  N.  1866  f.;  Musee  de  Naples.  Peintures,  bronzes  et  statues 
erotiques  formant   la  coUection    du  Cabinet   secret,   avec  leur  explic.  par 

C.  Famin,  P.  1832.  1836,  1857  m.  60  T.;  F.  M.  Avellino,  descrizione  di 
alcuni  antichi  monumenti  del  m.  b.,  N.  1842  m,  3  T.;  Fiorelli,  ßulletino 
del  m.  n.  di  N.,  nur  24  Nummern,  N.  1863 — 65. 

Padua.  Villa  del  Catajo:  (C.  CavUDoni)  Indicatore  dei  principali 
monumenti  antichi  del  museo  estense  del  Cat.,  Modena  1842.  —  Palazzo 
del  ragione  (weniges):  Furlanetto,  tavole  rappresentanti  le  lapidi  Pata- 
vini  posti  nelle  logge  adjacenti  ad  Salone  di  P.,  1847  m.  T. 

Palermo.  "^Museo  nazionale  (wichtig  durch  die  Funde  von  Selinunt 
und  die  Sammlung  Casuccini  aus  Chiusi) :  Ant.  Salinas,  guida  popolare  del 
museo  naz.  di  P.,  P.  1882;  del  m.  n.  di  P.  e  del  suo  avvenire,  1874  u. 
relazione  del  r.  m.  di  P.;  vgl.  Jhst.  12,  55;  über  die  Vasen:  Heyde- 
MANN,  AZ.  28,  11  flf.,  42  flf.  m.  T.  31  u.  33,  29,  53  flf.  T.  45—48.  Über 
eine  ehemalige  Klostersammlung :  Blasi,  breve  ragguaglio  del  m.  del  mona- 
stero  di  S.  Martine  delle  Scale,  P.  1774  (deutsch  v.  Jon.  Bernoulli,  Zusätze 
zu  Murrs  Nachrichten  von  Italien  IQ  1782  S.  106—33). 

Parma.     Beal  museo   d*antichitä  (besonders  Funde  von  Velleja): 

D.  P.  DE  Lama,  guida  del  forestiere  al  ducal  m.  d'ant.  di  P.,  P.  1824  mit 
1  T.;  Fiore  della  duc.  galleria  Parmense  1826;  L.  Pigorini,  origine  e  pro- 
gressi  del  r.  m.  d'a.  di  P.,  1869  u.  il  r.  m.  d'a.  di  P.  e  gli  scavi  di  Velleja, 
P.  1872;  Bronzen:  E.  Braun,  A.  1840  S.  105  flf.,  T.  H  u.  M.  HI  15.  16; 
Büsten:  abgeb.  Ga.  V  T.  9;  Töpferstempel:  Borqhesi,  A.  1841,  p.  225  flf.; 
Arndt-Brückmanns  Einzelverkauf  69 — 82. 

Pesaro.  Biblioteca  Olivieri;  hier  befindet  sich  die  Lampensamm- 
liehe  Passeris  (zur  Kritik  E.  Dressel,  Rom.  Mitt.  7,  144  flf. ;  das  ungewöhn- 
lung  ist  alles  falsch). 

Pisa.  Im  Campo  Santo:  P.  Lasinio,  raccolta  di  sarcofagi,  urne  e 
altri  monumenti  di  scultura  del  C.  S.  di  P.,  P.  1814,  157  T.;  Katalog  von 
Dütschke,  a.  0.  Bd.  I,  dazu  Conce,  Ztsch.  f.  öst.  Gymn.  1875  S.  431  flf. 
und  Heydemann,  Mitteilungen  S.  68  flf. 

Rom:  Im  allgemeinen  Nibby,  Roma  nell'  anno  1838,  2  Bde.;  Be- 
schreibung der  Stadt  Rom  Bd.  II  Tl.  1 ;  E.  Braun,  die  Ruinen  und  Museen 
Roms,  Braunschw.  1854  (auch  englisch) ;  X.  Barbier  de  Montault,  les  musees 
et  galeries  de  Rome,  R.  1870;  Heibig,  Führer  durch  die  öffentlichen 
Sanmilungen  klassischer  Altertümer  in  Rom,  Lpg.  1891,  2  Bde.  u.  A.  Über 
Bilderwerke  s.  §  109. 

**Die  Vatikanischen  Museen  zerfallen  in  das  Museo  Pio-Clementino 
(von  Clemens  XIV.  und  Pius  VI.  erbaut),  dann  die  jüngeren  Museo  Chiara- 
monti  und  Nuovo  Braccio  Chiaramonti,  gewöhnlich  nur  Braccio  fiuovo  ge- 
nannt, (von  Pius  Vn.  gestiftet)  und  das  Museo  Gregoriano,  von  Gregor  XVI. 
1836  für  die  ägyptischen  und  etruskischen  Altertümer  bestimmt.  Das 
Cortile  del  Belvedere  (Geschichte  von  Ad.  Michaelis,  Jahrb.  5,  5  flf.)  nahm 
ähnlich  der  florentinischen  Tribuna  die  Elite  auf:  Laokoon,  Apollo,  „An- 
tinoos*  (Hermes)  und  den  Torso  des  Hercules. 

Allgemeiner  Katalog:  E.  6.  Massi,  descrizione  compendiosa  dei  musei 


Kap«  lY.    Sammliingen  und  Mnaeen.    (§  17.)  43 

dell'antica  scultura  greca  e  romana  nel  palazzo  Yaticano,  4.  Ausg.,  R.  1892 
(auch  franz.  u.  engl.);  Description  du  nouveau  bras,  Mus^e  Chiaram.,  M.  Pie- 
Clem.,  au  Vatican,  Rom  1867,  2  Tle.;  Bilderwerke:  Er.  Pistolesi,  il  Vati- 
cano  descritto  ed  illustrato,  Rom  1829 — 38,  8  Foliobände. 

Altes  Museum:  über  die  Bronzen  Mich.  Mercati,  metallotheca  Vati- 
cana,  ed.  J.  M.  Lancisius,  R.  1717,  appendix  1719  f. 

Museo  Chiaramonti:  H  Museo  Chiaramonti,  con  Tesplicazione  de' 
sig.  F.  A.  Visconti  e  G.  A.  Güattani,  R.  1808—43,  3  Bde.,  2.  Aufl.,  Mai- 
land 1820,  m.  79  T. 

Museo  PiO'Clementino  (mit  den  Funden  von  Tormarancia,  s.  §  110): 
E.  Q.  Visconti,  il  Museo  Pio-aementino,  7  Bde.,  R.  1782—1807,  m.  380  T. 
f.  2.  A.  MaU.  1818—22,  7  Bde.  m.  621  T. 

Museo  Gregoriano:  (Fr.  Xav.  Maximis)  Museum  Etruscum  quod 
Gregorius  XVI.  in  aed.  Vatic.  constituit  (gewöhnlich  citiert  Museum  Gre^ 
gorianum),  Rom  1842,  2  Bde.  m.  214  oder  238  T.  (zwei  verschiedene 
Ausgaben) ;  vgl.  Unoarelli,  descr.  dei  nuovi  musei  Gregor,  etrusco  ed  egi- 
ziano  aggiunti  al  Vatic,  R.  1839;  Heibig  2,  208  ff.;  Katalog  von  Reisch 
in  Arbeit. 

Vatikanische  Bibliothek:  Helbio  2,  181  flf. 

Museo  (Gregoriano)  Lateranense  (von  Gregor  XVI.  1844  ge- 
gründet): Benndorf  u.  Schöne,  die  antiken  Bildwerke  des  lateranensischen 
Museums,  Lpg.  1867  m.  24  T.  (sehr  lehrreich);  Garrucci,  monumenti  del 
museo  Lateranense,  Rom  1861,  m.  51  T. 

Städtische  Museen  im  Konservatorenpalast  (1471  von  Sixtus  IV. 
begründet)  und  im  Museo  Capitolino  (von  Michelangelo  projektiert,  1650 
von  Innocenz  X.  eröffnet;  „kapitolinische  Venus");  Kataloge:  S.  Wood, 
the  Cap.  M.  of  sculpture,  acatalogue,  R.  1872;  Nuova  decr.  del  Museo  Ca- 
pitolino, R.  1882.  Bilderwerke:  Bottari  u.  Foggini,  Museo  Cap.,  R.  1742 — 48, 
Bd.  I.  n.  f.,  neu  Museum  Cap.,  R.  1750 — 83,  4  Bde.  m.  T.,  erneut  von  Lo- 
catelli,  Mail.  1819 — 20,  3  Bde.;  Ferd.  Mori,  sculture  del  museo  Capitolino, 
Rom  1806 — 24,  2  Tle.  in  4  Bdn.  (Tafeln  nicht  fortlaufend,  sondern  nach 
den  Standorten  gezählt);  Montaonani-Mirabili,  il  museo  C.  illustrato,  R. 
1820 — 4,  4  Bde.  (Bd.  DI.  Büsten)  m.  T.;  P.  Righetti,  descrizione  del  Cam- 
pidoglio,  R.  1833 — 36,  2  Bde.,  291  T.;  Armellini,  sculture  di  Campidoglio, 
K.  1843—44,  2  Bde.  m.  T.;  Geschichte:  Michaelis,  Röm.Mitt.  1891,  S.  1—66; 
E.  MüNTZ,  les  antiquit^s  de  la  Ville  de  Rome,  P.  1886. 

Museo  delle  Terme:  Helbig  a.  0.  2,  196  flf. 

Museum  Kircherianum  (ein  hauptsächlich  von  dem  deutschen 
Jesuiten  Athanasius  Kircher  [1601 — 1680]  nach  dem  Vorgange  des  Alf. 
Donini  S.  J.  angelegtes  Antiquarium ;  Kataloge :  Ettore  de  Ruggiero,  cata- 
logo  del  m.  K.  I.  Rom  1878  m.  Abb.;  Helbig  2,  366  flf.;  Tafelwerke:  G.  de 
Sepibus,  Romani  collegii  societatis  Jesu  museum,  Amst.  1678,  f.  (stillos); 
Phil.  Bonanni,  museum  Kirkerianum,  R.  1709  f.;  (Contucci)  Musei  Kirke- 
riani  in  Romano  S.  J.  collegio  aerea  notis  illustrata,  Rom  1763 — 65,  2  Bde. 
(Bd.  I  eisten  und  Spiegel,  II  Figuren)  m.  45  T. 

*Turin.  Museo  egizio  e  delle  antichitä  (vereinigt  aus  den  könig- 
lichen und  Universitätssammlungen,  durch  die  Bronzen  von  Industria  und  die 


44  Elassiache  Ennstarohäologie.    I.  Denkmälerkonde. 

ägyptische  Sammlung  interessant):  Gazzera,  descrizione  dei  monum.  egizj 
del  r.  museo  eg.,  T.  1824,  m.  12  T.;  P.  C.  Orcürti,  catalogo  illustrativo  de 
monum.  egizii  del  r.  m.  di  T.,  T.  1852 — 55,  2  Bde.  m.  3  T.;  (Franc.  Rossi) 
Mon.  egizi  del  m.  d'ant.  di  T.,  u.  guida  del  m.  egizio  di  T.,  T.  1884;  Ri- 
VAUTELLA  u.  RiccoLVi,  Marmora  Taurinensia,  Turin  1743 — 47,  2  Bde.  m.  T. ; 
DüTscHKE  IV.;  zur  Geschichte:  Promis,  storia  dell'  ant.  Torino,  p.  VIT  flf.; 
DüTSCHKE  IV  S.  Vn  ff. ;  Ariod.  Fabretti,  il  museo  di  antichitä  deUa  r.  uni- 
versita  di  Turino,  T.  1872  m.  Abb.  (Auszug  Gott.  gel.  Anz.  1877  S.  641  ff.). 

Venedig.  *Museo  archeologico  della  Marciana:  A.  Q.  G.  e 
A.  Zanetti,  delle  antiche  statue  greche  e  romane  che  nelF  antisala  della 
libreria  di  S.  Marco  e  in  altri  luoghi  pubblici  di  Venezia  si  trovano,  V. 
1740—43,  2  Bd.  f.  m.  100  T.;  (G.  Valentinelli)  Marmi  scolpiti  del  m.  a.  d. 
M.  di  Venezia,  Prato  1863,  2.  A.  1866,  m.  58  T.;  Cat.  dei  marmi  nel  pa- 
lazzo  ducale;  Dütschke  V  S.  25  ff.;  M.  Collignon,  basreliefs  grecs  votifs  du 
m.  de  la  M.  ä  Venise,  Monuments  grecs  1883.  —  Museo  civico:  Dütschke 
5,  139  ff. 

Verona.  Museo  civico  (fast  nur  einheimisches):  Cat.  degli  oggetti 
d'arte  e  dantichita  del  M.  C.  di  V.,  V.  1865—67;  Dütschke  IV  S.  XVIO  ff.; 
Arndt-Brückmanns  Einzelverk.  4. — 8. 

*Museo  laj)idario  des  Scipione  Maffei  (durch  die  von  Goethe  bewun- 
derten griechischen  Grabsteine  bekannt,  überhaupt  reich  an  griechischen 
Antiken):  Maffei,  Museum  Veronense,  V.  1749  (mit  stillosen  Abbildungen); 
Giüs.  Venturi,  guida  al  m.  1.  Veronese  L,  V.  1827  m.  12  T.;  Arndt-Bruck- 
MANN  1. — 3. 

b.  Italienisohe  Privatsammlnngen. 

18.  Aus  der  grossen  Zahl  der  italienischen  Privatsammlungen  heben 
wir  nur  die  in  die  Litteratur  eingeführten,  welche  unsere  Museen  bereicher- 
ten, hervor.  Ihr  Bestand  hat  oft  gewechselt;  denn  die  Besitzer  sind  meist 
halb  Liebhaber  halb  Händler.  Scheinen  sie  alles  verkauft  zu  haben,  so 
findet  sich  schon  wieder  neues  bei  ihnen.  Bezüglich  der  Persönlichkeiten 
der  Sammler  ist  auf  das  grosse  Werk  von  Litta,  famiglie  celehri  italimie, 
zu  verweisen.  Aus  Italien  kam  zu  uns  die  Sitte,  berühmten  Kunst- 
werken den  Namen  des  Besitzers  ohne  weiteres  beizusetzen  (Flora  Famese). 

Statistik  für  Rom:  Matz  u.  v.*  Dühn,  antike  Bildwerke  in  Rom  mit 
Ausschluss  der  grösseren  Sammlungen,  Lpg.  1881—2,  I.  Statuen,  Hermen, 
Büsten  und  Köpfe;  H.  Sarkophagreliefs;  III.  Reliefs  und  sonstiges,  Register. 

*Albani,  in  der  Villa  Albani  zu  Rom  (besonders  von  dem  Kardinal 
Albani  gehoben,  jetzt  im  Besitz  Torlonia's;  manches  ist  von  der  napoleo- 
nischen Zeit  her  in  Paris  verblieben) ;  Kataloge :  Indicazione  antiquaria  per 
la  villa  suburbana  dell'  eccell.  casa  A.,  R.  1785,  2.  A.  1803;  Morcelli, 
Fea,  Visconti,  la  villa  A.  (ora  Torlonia)  descritta,  R.  1869  (auch  franz.); 
Publikationen:  vieles  in  Winckelmanns  Monumenti  inediti  (§  100);  G.  Zoega, 
li  bassirilievi  di  Roma,  gestochen  von  Piroli,  herausgegeben  von  Piranesi, 
R.  1808,  2  Bde.  115  T.  (deutsch  v.  Welcker,  Giessen  1811—12,  103  T.); 
S.  Raffei,  ricerche  sopra  un*  Apolline  della  villa  del  card.  A.  e  osservazioni 
sopra  alcuni  ant.  monumenti  esistenti  nella  V.  A.,  R.  1821,  7  Tle.  f.  m. 
16  T. 


Sap.  IT.    Sammlimgen  and  Museen«    (§  18.)  45 

Alberici:  Versteigerungskatalog  von  J.  Sambon  (Catal.  de  la  collection 
A.,  antiquit^s  classiques  etc.). 

Aldobrandini,  Villa  Aldobrandina  („aldobrandinische  Hochzeit^,  jetzt 
in  der  vatikanischen  Bibliothek) ;  Inventar  Documenti  HI  p.  130  flf. 

Alticchiero  s.  Quirini. 

Ancona  Am.  in  Mailand  (1892  versteigert):  Catal.  descrittivo  delle 
raccolte  egizia  preromana  ed  etrusco  rom.  d.  A.  A.  in  Milano,  M.  1880,  m. 
20  T.;  Ancona,  le  armi,  le  fibule  e  qualche  altro  cimelio  della  sua  eollezione, 
Mil.  1889,  m.  T. 

Azära,  Don  Nicola  de,  spanischer  Gesandter  in  Rom,  Freund  von 
Mengs  (nach  Madrid). 

♦Barone  Baracco,  Rom  („Apollo  Baracco**,  M.  1880  T.  16,  1,  vgl.  A. 
1880  S.  196.  202.).  Vgl.  Ga.  5,  248  f.  Veröffentlichung  von  Bruckmann  be- 
gonnen: La  eollezione  B.,  München  1893  ff. 

Principe  Barberini,  Rom  (teilweise  schon  zu  Winckelmanns  Zeit  ver- 
kauft; vieles  kam  in  die  Glyptothek;  „Apollo,  Ares  und  Eirene  Barberini", 
„barberinischer  Faun",  „barberinischer  Kandelaber":  H.  Tetu  aedes  Barbe- 
rinae,  R.  1647,  f.  m.  T;  Inventar  Documenti  IV  p.  19  flf. 

Kardinal  Barbo  (Paul  n.)  in  Rom  (kam  an  Lorenzo  Medici):  Ra.  n. 
s.  36,  186. 

R.  Barone,  Neapel:  Mikervini,  monumenti  inediti  posseduti  da  R.  B. 
L  Nap.  1852,  m.  27  T. 

Barthol dy  in  Rom  (seit  1828  in  Berlin):  Th.  Panofka,  il  museo  Bar- 
toldiano,  Berlin  1827. 

Baxter  in  Florenz  (durch  Goldarbeiten  bekannt):  J.  Sambon,  Cata- 
logue  de  la  collection  B.  de  Florence,  Rom  1887  (Versteigerungskatalog). 

Gio.  Pietro  Bellori  (1615 — 96)  in  Rom  (von  Friedrich  I.  von  Preussen 
gekauft,  dann  nach  Dresden;  s.  §  22  unter  Berlin). 

Kardinal  Pietro  Bembo  („tabula  Bembina",  sonst  tabula  Isiaca  ge- 
nannt, jetzt  in  Turin):  Opere  di  P.  Bembo  III  p.  266. 

Betti,  Neapel:  AZ.  6,  246  flf. 

Bevilacqua,  Verona  (vor  1520  zu  Rom  begonnen,  besonders  aber 
um  1680  von  Graf  Gregori  vermehrt;  vieles  in  die  Münchner  Glyptothek): 
Uruchs,  Glyptothek  S.  6. 

Bonamici  Innoc:  Vgl.  Ant.  Fr.  Gori,  symbolae  litter.  II  209. 

Boncompagni,  jetziger  Besitzer  der  Ludovisi-Sammlung  (s.  u.). 

*  Principe  Borghese  in  Rom  (Gründer  Don  Marcantonio  B.;  vieles 
aus  Gabii  1797;  1806  das  meiste  an  Napoleon  I.  überlassen;  „borghesi- 
scher  Fechter",  „Ära  Borghese"):  Über  den  alten  Bestand  J.  Manilli,  Villa 
B.,  R.  1650;  Dom.  Montelatici,  v.  B.  fuori  di  porta  Pinciana,  R.  1700; 
Andr.  Brigentius,  V.  Burghesia  vulgo  Pinciana  poetice  descripta,  R.  1716, 
m.  26  T.;  Lamberti  u.  E.  Q.  Visconti,  sculture  del  palazzo  della  v.  B. 
detta  Pinciana,  R.  1796,  2  Bde.  m.  258  T.  (die  nach  dem  Standorte  des 
Kunstwerkes  bezeichnet  sind);  monumenti  Gabini  della  villa  Pinciana,  R. 
1797  m.  T.  1—47.  a— f,  beides  zusammen  2.  A.  R.  1808—10,  4  Bde.,  3.  A. 
Mail.  1835;  aus  neuerer  Zeit:  Visconti,  illustrazione  de' monumenti  scelti 
Borghesiani,  R.  1821,  2  Bde.  m.  80  T.;   Nibby,   monumenti  scelti  Borghe- 


46  filasBisohe  Knnstarohäologie^    I.  Denkmftlerkande. 

siani,  1832,  2.  A.  v.  Labus,  Mailand  1847  mit  Atlas;  Helbig  a.  0.  2,  132  flf.; 
Kroker,  magazzeni  di  V.  B.,  B.  1884  Nr.  8.  9. 

Gio.  Paolo  Borgia  in  Velletri  (nach  Neapel):  ZoSga,  numi  Aegyptii 
imperatorii  prostantes  in  Museo  Borgiano  Velitraeo,  Rom  1787,  22  T.,  und 
Katalog  der  Gemmen  und  Amulette,  Documenti  IV  p.  395  flf.;  Inventar 
Documenti  I  p.  275 — 427;  einzelnes  gestochen. 

Kardinal  Borioni  in  Rom:  Ron.  Venüti,  Ant.  Borioni  collectanea  an- 
tiquitatum  Romanarum,  Rom  1736,  f.  m.  100  T. 

Kardinal  Braschi  Onesti  (vieles  in  die  Glyptothek). 

Brtils,  belgischer  Maler  (nach  Würzburg):  B.  1858,  34. 

*Campana  in  Rom  (jetzt  in  Petersburg  und  Paris;  besonders  Gold 
und  Terrakotten,  auch  Vasen,  zumeist  aus  Caere):  Cataloghi  del  Museo  C, 
R.  1858,  12  Hefte,  mit  5  T.  (Auszug  AA.  1859  S.  23  flf.);  Campana,  an- 
tiche  opere  in  plastica  (Terracottareliefs),  R.  1842 — 51,  m.  120  T.;  Miner- 
vini,  terrecotte  del  m.  C;  H.  d'Escamps,  gallerie  des  marbres  ant.  du 
m.  C.  ä  Rome,  Paris  1862,  2.  A.  Berlin  1868  m.  110  Phot. 

Dom.  Campanari,  Bronzen  in  das  Brittische  Museum:  AZ.  5,  185  flf. 
Vasen:  Bröndsted,  a  brief  description  of  thirtytwo  ancient  greek  painted 
vases  lately  found  by  Mr.  C,  London  1832. 

Candelori,  Vasensammlung  aus  Vulci:  B.  1,  75  flf.,  82  flf.,  107  flf. 

Principe  di  Canino  (Lucien  Bonaparte):  L.  Bonaparte,  Museum  iStrus- 
que.  Fouilles  de  1828  et  1829,  Vases  peints  avec  inscriptions,  Viterbo 
1829;  Catalogo  di  scelte  antichita  etrusche  trovate  negli  scavi  del  princ. 
di  C.  1828 — 1829,  Vit.  1829;  Vases  ^trusques  de  L.  Bonaparte  prince  de 
Canino,  o.  0.  1830  1.  Lief.,  u.  A.  (s.  0.  Jahn,  Beschr.  der  Vasensamml., 
S.  XVI,  19;  Ch.  Babthelehy,  notice  d'une  coUection  de  vases  et  de 
coupes  ant.  en  terre  peinte  provenant  du  feu  pr.  de  C,  Paris  1848  (be- 
triflft  eine  verschiedene  Sammlung). 

Ant.  Capelloin  Venedig:  Prodromus  iconicus  sculptilium  gemmarum 
Basilidiani  amuletici  atque  talismani  genere  de  Museo  A.  C.  senatoris 
Veneti,  V.  1702  f. 

Capranica  in  Rom  (fast  alles  1584  von  Kardinal  Ferdinande  de' 
Medici  für  die  Villa  Medici  angekauft):  Dütschke  S.  XVIII;  Documenti  IV 
p.  IV  f.,  Inventar  das.  S.  377  flf. 

Principe  Tiberio  Caraffa  in  Neapel:  Pflaumer,  merc.  Ital.  II.  p.  59. 

Kardinal  Ridolfo  Pia  da  Carpi,  Rom:  Boissard,  antiquitt.  urban. 
Rom.  1597,  p.  109. 

Casali  in  Rom  (in  den  Vatican;  »AraCasali":  Wieseler,  die  Ära  C, 
Gott.  1884). 

Aless.  Castellani  in  Rom,  ältere  Sammlungen  1865  und  1873  an 
das  brittische  Museum  (Hera  von  Girgenti,  Terracottasarkophag  von  Caere): 
The  Castellani  collection  photogi-aphed  by  S.  Thompson,  London  1873—1883 
versteigert:  Collection  d'antiquites  de  M.  A.  C,  Paris  18G6;  (Froehner) 
Catalogue  des  objets  d'art  antiques,  du  moyen  äge  et  de  la  renaissance 
dcpendant  de  la  succession  A.  C,  Paris  1884,  2  Bde.  m.  59  T.;  de  Witte, 
notice  de  quelques  vases  de  la  collection  de  M.  A.  C,  Paris  1865. 

Catajo  s.  Obizzi. 


Kap.  IT.    SammliiAgen  nnd  Maaeen.    (§  18.)  47 

Cavaceppi  (vgl.  §  45)  in  Rom  (teilweise  an  Torlonia). 

Cav.  della  Chiesa  diCervignasco  in  Turin:  Catalogo  della  collezione 
di  oggetti  d'arte  e  di  antichita  del  c.  d.  C.  d.  C,  Fir.  1881. 

Gio.  Giorgio  Cesarini  (f  1585)  in  Rom  (vieles  im  Besitz  von  Tor- 
lonia): Urlichs,  Ztsch.  f.  bildende  Kunst  1870  S,  51  flf. 

Cesi  in  Rom  (im  16.  Jahrh.  von  dem  Kardinal  Federico  gebildet;  1622 
zerstreut):  Aldboandi,  statue  p.  124  flf.;  Jahrb.  1891  S.  139;  Schreiber,  Villa 
Ludovisi  S.  7. 

Chigi  im  Palazzo  Odescalchi  zu  Rom  (1728  nach  Dresden  gebracht): 
Inventar  Documenti  n  p.  175  ff.;  anderes  jetzt  im  Pal.  Chigi  (Venus  aus 
der  Troas). 

Christine,  Königin  von  Schweden  (1626—1689,  seit  1668  zu  Rom  im 
Pal.  Corsini;  die  Münzen-  und  Gemmensammlungen  kamen  an  Odescalchi): 
Über  ihre  Ausgrabungen  Abchenholz,  Mömoires  concemant  Christine  reine 
de  Suede  TL  S.  148. 

Vinc.  Cioffi  in  Neapel:  benützt  von  Licetüs,  de  reconditis  antiquorum 
lucemis.  Buch  VI. 

Fil.  Colonna  in  Rom  (17.  Jahrb.;  Quesnoy  restaurierte  hier). 

Corsini  („corsinisches  Silbergefllss**):  Die  Antiken  wurden  zerstreut. 

Cospi  in  Bologna  (an  die  Stadt  geschenkt;  „cospianische  Schale^): 
Lob.  Legati,  museo  Cospiano,  Bol.  1677. 

Depoletti  in  Rom:  vgl.  Repertorio  univ.  delle  op.  dell'  inst,  ai'ch.  1864 
S.  38. 

Raf.  Fabretti  (1619—1700)  in  ürbino;  nur  die  Inschriftensteine 
wurden  1702  von  seinem  Sohn  veröffentlicht. 

♦Farnese,  durch  Papst  Paul  III.  [1534—49]  gefördert;  zuerst  in  der 
Villa  Farnese  auf  dem  Palatin  [Inventar  von  1568  Documenti  I  p.  72  ff.], 
dann  in  Parma,  nach  dem  Aussterben  des  Hauses  1734  an  Neapel  [In- 
ventar Documenti  IV  p.  186  ff.];  das  Beste  wurde  dorthin  gebracht,  der  Rest 
1864  verkauft  —  „Flora  Farnese",  „Hera  F.",  „Hercules  F.**,  „famesischer 
Stier* ;   P.  Aquila,  galeriae  Farnesianae  icones,  auch  deutsch,  Augsb.  v.  J. 

Feoli  in  Rom  (aus  seiner  Besitzung  Campomorto  bei  Vulci  ):  B.  1, 
57  f.;  Sec.  Campanabi,  antichi  vasi  dipinti  della  collezione  F.,  Rom  (1837), 
m.  2  T.  Vasenformen.  Die  Vasen  in  Würzburg  (s.  u.;  Brunn  B.  1863, 
47  ff.). 

Ficoroni,  römischer  Antiquar,  Sammler  und  Händler,  1664 — 1747, 
(„ficoronische  Ciste**):  Justi,  Ztsch.  f.  bild.  Kunst  7,  302. 

Fogelberg,  schwedischer  Bildhauer  in  Rom  (bes.  Terrakotten  aus 
Rom  und  Griechenland,  in  das  Münchener  Antiquarium). 

V.  Funghini(?):  U.  Medici,  cenno  sugli  oggetti  d'arte  ant.  raccolti  e 
posseduti  dal  cav.  V.  F.  1886. 

Conte  Giusti  in  Verona  (eine  der  wonigen  Renaissancesammlungen, 
die  noch  unabhängig  bestehen) :  6.  Orti  di  Manara,  gli  ant.  monum.  greci 
€  rom.  che'  si  conservano  nel  giardino  de'  conti  G.  in  V.,  V.  1835,  m.  9  T.; 
, Relief  Giusti**  Millin  mon.  in^d.  71,  1  =  Welcker,  alte  Denkm.  U  T.  2,  18 
=  Jahn,  Bilderchroniken  T.  2,  6. 

*Marchese  Vinc.  Giustiniani  in  Rom  (Griechisches  durch  den  Dogen 


48  Slas&isohe  EanBtaroliäologie.    I.  Denkmälerkn&de. 

March.  Giustiniani  herbeigebracht,  z.  B.  Ath.  Mitt.  4,  273,  1;  vieles  jetzt 
bei  Torlonia;  „Hera,  Apollo,  Vesta  Giustiniani**):  (Sandrart)  Galeria  Giusti- 
niana  del  march.  V.  G.  (R.  1631—40),  322  T.  in  2  Bdn.  f.  ohne  Text  (später 
nachgedruckt;  Register  in  Documenti  IV  p.  XIV  flf.);  Inventar  von  1793: 
Documenti  IV  p.  418  flf.;  F.  Aür.  Visconti,  indicazione  delle  sculture  del 
pal.  G.,  Rom  1811. 

Abb.  H.  Greppo:  J.  Witte,  descr.  des  m^d.  et  des  antiquites  de  M. 
l'abbö  H.  G.,  Paris  1856. 

Grimani  (von  Kardinal  Dom.  Gr.  in  Rom  gebildet  und  1523  nach 
Venedig  geschenkt):  A.  Sanquirico,  monumenti  del  M.  Gr.,  1831  m.  T.; 
Thiersch,  Reisen  in  Italien  1,  249  flf.;  über  die  jetzige  Privatsammlung 
DüTSCHKE  5,  144  flf. 

Kircher  s.  o,  S.  43. 

Lambruschini  (zur  Sammlung  Ravestein). 

*Ludovisi  (Villa  und  Sammlung  angelegt  von  Cardinal  Ludovico  Ludo- 
visi,  1623  vollendet;  Ausgrabungen  in  dem  Gebiete  der  Villa,  den  Grärten 
Sallusts;  ein  Teil  aus  dem  Besitz  von  Cesarini;  jetzt  Museo  Boncompagnie ; 
„Ares,  Hera  und  Medusa  Ludovisi"):  Th.  Schreiber,  die  antiken  Bild- 
werke der  Villa  L.,  Lpg.  1880. 

Maffei  in  Rom,  15./16.  Jahrb.:  Jahrb.  1890  S.  19,  53.  1891  S.  133. 

Scipione  Maffei  in  Verona  (1675  — 1755;  an  Verona  geschenkt); 
s.  0.  S.  44. 

Mattei  in  Rom  (vieles  nach  München;  „Amazone  Mattei**):  R.  Ve- 
NUTUS  et  J.  Ch.  Amadutius,  vetera  monumenta  quae  in  horis  Caelimontanis 
et  in  aedibus  Matthaeorum  adservantur,  R.  1776 — 79,  3  Bde.  m.  270  T.; 
Inventar  um  das  Jahr  1640:  D  Buonarroti  ser.  III.  vol.  4  S.  385  flf. 

Medici,  s.  S.  40;  die  Villa  Medicis  in  Rom  wurde  1560  erbaut  und 
dann  von  Kardinal  Ferdinand  erworben;  1677  brachte  man  Venus,  Schlei- 
fer und  Ringergruppe  in  die  üffizien,  1775  folgte  der  Rest  nach  (Inventar: 
Documenti  IV  S.  77  flf.) 

C.  A.  Milani:  Versteigerungskatalog  vom  4.  Juni  1883  mit  16  T. 

Miollis  in  Rom:  (Fil.  Aur.  Visconti)  Indicazione  delle  sculture  e  della 
galleria  de'  quadri  esistenti  nella  villa  M.  al  Quirinale,  Rom  1814,  m.  6  T. 

Villa  Mondragone  bei  Frascati  („Antinous  M.**  in  Paris). 

Mongelli  in  Neapel:  Bnap.  n.  s.  11.  2. 

Giulio  Monteverdi,  in  Rom:  ARNDT-BRUCEJfANNs  Einzelverk.  135 — 50. 

Lod.  Moscardi  in  Verona:  Note  ovvero  memorie  del  museo  del  conte 
L.  M.,  Padoa  1656  f.  Ver.  1772  m.  Abb. 

*Nani  in  Venedig  (vieles  aus  Griechenland,  vor  allem  aus  dem  Pelo- 
ponnes;  später  an  Tiepolo;  in  neuerer  Zeit  verkauft  und  zerstreut):  Clem. 
BiAGi,  monumenta  Graeca  ex  museo  J.  N.  Veneti  ilL,  Rom  1785;  ders.,  mon. 
Graeca  et  Latina  ex  m.  J.  N.  V.  i.,  R.  1787,  m.  T.;  Jac.  Nani,  coUezione  di 
tutte  le  antichita  che  si  conservano  nel  M.  Naniano,  Ven.  1815,  f.  m.  417 
Abb.;  Paciaudi,  monumenta  Peloponnesiaca,  Romae  1761,  2  Bde.  m.  T. 

Obizzi  in  der  Villa  del  Catajo  (jetzt  im  Besitz  der  Erzherzoge 
V.  Este) :  Inventar  Documenti  HI  p.  28  flf. ;  Cavedoni,  indicazione  dei  princip. 
monum.  ant.  del  r.  museo  estense  del  C,  Modena  1842;  Paulinus  a  S.  Bar- 


Kap.  TV.    Sammlungen  nnd  Moseen.    (§  18.)  49 

tholomaeo,  mumiographia  musei  Obiciani,  Padua  1800;  Dütsciike  V  S.  160 
flf.;  Abndt-Bbuckmanns  Einzelverkauf  32 — 68. 

Odescalchi  in  Rom  (s.  unter  Christine;  1724  nach  Madrid):  Gemme 
manni  bronzi  etc.  di  L.  0.,  R.  1749,  f.;  P.  S.  Babtou,  Museum  Odescalcum 
s.  thesaurus  antiquarum  quae  in  M.  0.  adservantur,  Rom  1702,  1747, 
1751—2,  2  Bde.  f.  m.  102  T.;  Inventar:  Documenti  ined.  IV  p.  329  flf. 

Olivieri  in  Pesaro  (jetzt  der  Stadt  gehörig),  meist  Inschriften. 

Fulvio  Orsini  (§  14):  P.  de  Nolhac,  les  collections  d  antiquitfe  de  F. 
O.,  M^langes  d'arch.  IV  p.  139—231. 

Palagi  in  Mailand  (nach  Bologna). 

Pal  in  (sanmielte  als  Gesandter  in  Konstantinopel  aus  Griechenland, 
Eleinasien  und  Ägypten):  Catalogue  des  objets  contenus  dans  le  cabinet 
d'antiquites  de  feu  M.  le  chev.  de  P.,  Rom  o.  J. 

Panfili,  Rom:  Villa  Pamphilia  eiusque  palatium,  R.  o.  J.  m.  T. 

Pentini  (Juno  P.  im  Vatikan,  Braccio  nuovo  Nr.  112). 

Poniatowski,  Rom  (»VasePoniatowski"  mit  Triptolemosdarstcllung) : 
Indicazione  degli  oggetti  piü  interessanti  esistenti  nella  yiüsl  .  .  .  .  P., 
R.  1821. 

Cassiano  dal  Pozzo,  1588 — 1657,  seit  1626  in  Rom  (in  seiner  Sanmi- 
lung  studierte  der  Maler  Poussin),   s.  Schreibeb,  Ber.  d.  sächs  Ges.  1885. 

Cardinal  Quirini  (bekannt  durch  das  Diptychon  Quirinianum:  Wiese- 
leb, das  D.  Q.,  Gott.  1868),  durch  Vermächtnis  mit  der  bibliotheca  Quiriniana 
nach  Brescia:  Al.  Sala,  ill.  dii  monumenti  ant.  di  spettanza  della  mun.  bibl. 
Queriniana  di  Br.,  Milano  1843. 

Quirini,  Villa  Alticchiero:  Mad.  J.  W(ynne)  C(omtesse  des  ürsins  et) 
D(e)  R(os£MBEbg),  A.,  Padoue  1787,  m.  29  T.  u.  1  K.;  vgl.  Miklosich, 
Sitzungsber.  der  Wiener  Akad.  103,  460. 

Riccardi  in  Florenz:  H.  Heydemann,  Marmorkopf  R.,  Halle  1868, 
m.  2  T. ;  Dütschke  a.  0.  Bd.  II. 

Rolandi-Magnini  in  Rom:  vgl.  Venuti,  accurata  e  succinta  descri- 
zione  di  Roma  modema  I  riorie  5  p.  188. 

Rondinini  (Rondanini)  in  Rom  (1758  begründet,  später  in  die  Mün- 
chner Glyptothek;  ^Medusa  Rondanini*'):  Volkmann,  Nachrichten  aus  Italien 
2,  309. 

Rospigliosi  in  Rom. 

Ruspoli  in  Rom  (vieles  in  der  Glyptothek  und  bei  Torlonia);  neue 
Sammlung  in  Cervetri  (über  eine  Vase  Klein,  Euphronios  *263,  2). 

Santacroce  in  Rom,  16.  Jahrb.:  Jahrbuch  1891  S.  141  f. 

Scalambrini  in  Rom:  Catalogo  della  collezione  di  Sc,  Rom  1888. 

Septali  (Settali)  in  Mailand:  Museo  Septaliano. 

Conte  di  Siracusa:  Fiobelli,  notizia  dei  vasi  dipinti  rinvenuti  a  Cuma 
posseduti  dal  c.  d.  S.,  Nap.  1856,  f.  m.  18  T. 

Spada  in  Rom:  Matz  u.  v.  Dühn,  ant.  Bildwerke  in  Rom  I. — Hl., 
Lpg.  1881 — 2;  E.  Bbaun,  12  Basreliefs  griechischer  Ei-findung  aus  Palazzo 
Sp.,  dem  kapitolin.  Museum  u.  Villa  Albani,  Rom  1845. 

*Principe  Torlonia  in  Rom  (von  Alessandro  Torlonia  gebildet):  Vis- 
conti, marmi  nel  palazzo  di  T.,  m.  T.;   I  monumenti  del  Museo  T.  ripro- 

HftDdbndi  der  kla».  Altertnm^riflsenachafl.    TL  4 


50  Elassiache  Ennstarchäologie.    I.  Denkmftlerkiiiide. 

dotti  con  la  fototipia,  R.  1884;  Vitali,  marmi  scolpiti  esistenti  nel  pal.  Tori., 
2  Bde.  m.  T.;  P.  E.  Visconti,  catalogo  del  m.  T.,  R.  1883;  Benndorp,  Rom. 
Mitth.  1,  112  flf. 

Torremuzza  in  Palermo:  Bartels,  Briefe  3,  618  flf. 

Franc.  Trevisani  in  Venedig  (alles  aus  Griechenland):  Musemn  Tre- 
visani  m.  50  T.  (sogar  mit  Massstab  nach  Art  der  Photographien  Bnick- 
manns). 

Trivulzi  in  Mailand. 

Ursinus  s.  Orsini. 

Della  Valle  (gegründet  von  dem  Kardinal  Andrea  d.  V.  [f  1533 
oder  1534]  mit  Funden  aus  den  Thermen  des  Agrippa,  1584  an  den  Kar- 
dinal Fern.  de'Medici  verkauft):  Inventar  Docum.  IV  p.  380;  Gotti,  le  gal- 
lerie  di  Firenze,  p.  313. 

Verospi  in  Rom  (im  vorigen  Jahrhundert  zerstreut;  „Jupiter  V.**) 

Pietro  Vitali  in  Rom  (Teil  bei  Torlonia). 

Hippel.  Vitelleschi  in  Rom  (um  1650;  Ausgrabungen  im  Neapoli- 
tanischen). 

Joh.  Dav.  Weber  in  Venedig:  Fr.  Thiersch,  Reisen  in  Italien  1,  269 
flf.;  RiNCK,  Kunstblatt  1828  Nr.  44  f. 

Anonymer  Versteigerungskatalog  von  J.  Sambon :  Catalogue  d'une  col- 
lection  d'antiquitfe  ^trusques  et  romaines  (Florenz). 

19.  Spanien.    Die  Museen  sind  nicht  sehr  zahlreich,  enthalten  aber 

viel  wichtiges:   Vgl.  Dom.  Ant.  Ponz,  viage  de  Espafla,   Madrid   1772 — 3, 

2  Bde.  1777 — 94,  18  Bde.;  Ceferino  Aranjo  Sanchez,  museos  de  Espafla, 

Madrid  1875;    Kataloge:    E.  Hübner,   die  antiken  Bildwerke  in  Madrid, 

Berlin  1862,  m.  2  T.,  Nachträge  von  Bethe  AA.  1893  S.  5  flf.;  Bilderwerk: 

Museo  Espaöol  de  antigüedades  I. — X.  M.  1872 — 85  m.  372  T.;  periodische 

Mitteilungen:   Anuario  del  cuerpo   facultativo  de  archiveros,  bibliotecarios 

y  anticuarios,  Madrid. 

a.  Staatssammlimgen. 

Madrid.  *Museo  del  Prado  (hauptsächlich  von  Philipp  II.  und  IV.  im 
Alcdzar  zusammengebracht;  früher  Antiken  im  Schloss  II defense;  „Gruppe 
von  Ildefonso"):  Palastinventare  des  Alcäzar  von  1602,  1636,  1686;  AA. 
1893  S.  5.  8  f. 

Museo  arqueolögico  nacional  (1. prähistorisches,  2. ägyptisches,  3.ky- 
prisches,  4.  aus  Yecla  [Murcia],  5.  kleinere  Antiken);  Katalog:  Catalogo 
del  M.  a.  n.  mit  Tafeln  Bd.  1. 1883  von  Ant.  Gutierrez  und  Jüan  de  la  Rada; 
Vasen:  Jose  Ramon  Melida,  sobre  los  vasos  griegos  etr.  e  italo-gr.  del  M. 
a.  n.,  M.  1882;  AA.  1893  S.  5  ff. 

b.  Spanische  Privatsammlimgen. 

Azara  s.  S.  45. 

Despuig  in  Palma  (Mallorca)  (vom  Kardinal  D.  besonders  durch  Aus- 
gi'abungen  in  Aricia  1786 — 96  begründet):  (Joaqüin  Maria  Bover)  Noticia 
historico-artistica  de  los  museos  del  emin.  sefior  card.  D.  esistentes  en  Mal- 
lorca, P.  1846,  vergl.  AA.  1849  S.  57  ff. 

Medina-Celi  in  Sevilla  (ein  Teil  in  Rom  1519  gesammelt,  mehr  von 
Pius  V.  1566—72  geschenkt). 


Sap.  IT.    Sammlnngen  and  MoBeen.    (§§  19,  20).  51 

Don  Diego  Hurtado  de  Mendoza  (1503 — 75)  in  Pedrola  bei  Sara- 
gossa: InventÄr  vom  Jahre  1621,  s.  Hübneb  S.  340. 

20.  Frankreich.  Clement  de  Ris,  les  mus^es  de  la  province,  P.  1859, 
2.  A.  1872;  W.  Fböhneb,  les  mus^es  de  France.  Recueil  de  monuments  ant., 
F.  1873,  f.  m.  40  T;  öaidoz,  Rä.  3,  11,  120  flf.  (mit  Einschluss  von  Elsass- 
Lothringen),  Nachtrage  Bd.  13;  R.  de  Lasteybie,  Album  arch^ologique  des 
musöes  de  province  H.  1.  Paris  1890  m.  8  Heliogr.;  über  Nordfrankreich  Max 
Mateb,  Jahrb.  4,  184  flf. 

a.  FransOsLiohe  StaatsBammlimgen. 

Da  die  Provinzialmuseen  zumeist  nur  lokale  Bedeutung  haben,  stellen 
wir  Paris  voran. 

Paris:  Über  das  Musfe  Napolion  I.  s.  S.  38;  Rapport  de  M.  le  Comte 
de  Nieuwerkerke  sur  les  travaux  de  remaniement  et  d'accroissement  r^alis^s 
depuis  1849  dans  les  musöes  imp^riaux,  P.  1863  u.  dsgl.  sur  la  Situation 
des  musöes  pendant  le  r^gne  de  Napoleon  IQ  (1853 — 1869) ;  H.  Sauval,  histoire 
et  recherches  des  antiquit^s  de  la  ville  de  Paris,  P.  1724,  2  Bde.;  Waagen, 
archäologische  Ährenlese  auf  einer  Reise  in  Frankreich,  AA.  1856  Nr.  89; 
Heydemann,  Pariser  Antiken,  Halle  1887. 

**Mu8Se  national  du  Louvre  (die  Sammlung  wurde  von  Franz  I. 
begründet  und  befand  sich  vor  der  Revolution  in  Versailles:  Simon  Tho- 
masin, recueil  de  figures,  groupes  etc.  et  autres  omemens  de  Versailles, 
Amst.  1695,  3  Bde.;  vgl.  A.  Lemaitbe,  le  Louvre,  histoire  du  monument  et 
du  musee,  Paris  1874).  Kataloge:  W.  Fböhneb,  notice  de  la  sculpture  an- 
tique  du  m.  n.  d.  L.,  2.  A.,  Paris  1874  (p.  XTÜ  flf.  Verzeichnis  der  älteren 
Kataloge);  Catalogue  sommaire  des  monuments  de  sculpture  exposes  hors 
vitrines,  P.  1890;  L.  Heüzey,  cat.  des  figurines  ant.  de  terre  cuite  du  m. 
d.  L.  I.  (Orient,  Cypem  und  Rhodos),  P.  1882;  Adb.  de  Longpebieb,  notico 
des  bronzes  ant.  du  Louvre,  I.  P.  1879 ;  E.  de  Rouge,  notice  sur  les  mon. 
exposes  dans  la  galerie  d'antiquites  egyptiennes  du  L.,  2.  Aufl.,  P.  1852; 
E.  Revilloüt,  catalogue  de  sculpture  egyptienne,  P.  1889;  P.  Piebbet,  cat. 
de  la  salle  historique  de  la  galerie  ^gypt.,  Paris  1882;  A.  J.  Gayet,  mu- 
see du  Louvre.  Stiles  de  la  XH®  djmastie  au  m.  d.  L.,  2  Hefte,  Paris 
1886—89,  m.  60  T.,  s.  u.  (Bibl.  de  V6c.  des  hautes  et.  fasc.  18);  E.  Ledbain, 
notice  sommaire  des  monum.  phöniciens  du  m.  d.  L. ,  P.  1888;  Hebon  de 
Villefosse,  notice  des  mon.  provenants  de  la  Palestine  et  cons.  au  mus. 
du  L.,  Paris  1876,  m.  1  T.;  M.  Schultze,  chaldäische  Bildwerke  im 
Museum  des  Louvre,  Pr.  von  Oldesloe  1883,  m.  T.;  Longpebieb,  notice  des 
ant.  assyriennes  du  musöe  du  L.,   oeuvres   I.;   H,  L.  Feer,  les  ruines   de 

Ninive suiv.  d'une  descr.  du  m.  assyrien  du  L.,  Paris  1865;  Sauzay, 

notice  des  ivoires  du  L.;  L.  de  Laborde,  notice  des  ömaux  etc.,  P.  1857; 
Alfb.  Dabcel,  notice  des  iSmaux  et  de  rorffevrerie  du  m.  du  L.,  P.  1883  — 
Publikationen:  Clarac  (S.  12)  u.  S.  38;  Terrakotten:  L.  Heuzey,  les  figu- 
rines ant.  de  terre  cuite  du  m.  du  L.,  P.  1883,  m.  56  T. ;  Vasen:  Photogra- 
phienwerk  1890. 

"^Musie  Napolion  III  (besonders  altorientalische  Gegenstände  und 
Vasen  aus  der  Sammlung  Campana  enthaltend) :  E.  Desjabdins,  notice  sur 
le  m.  N.  EI.,  P.  1862;  Cat.  des  objets  provenants  de  la  mission  de  Phd- 

4* 


52  Elassisohe  Kanatarohäologie.    I.  Denkm&lerkiinde. 

nicie,  P.  1862;  (Ch.  Clement)  Catal.  des  bijoux  du  m.  N.  m.,  P.  1862, 
2  T. ;  J.  DE  Witte,  notice  sur  les  vases  peints  et  ä  reliefs  du  M.  N.  III., 
P.  1862 ;  Publikationen :  Longperier,  M.  N.  HI.,  P.  1864,  Liefg.  1—4,  f.  m. 
100  T.  und  M.  N.  choix  de  mon.  ant.,  P.  1868—74,  Lief.  1—29. 

*Cabinet  des  inedailles  in  Verbindung  mit  der  Bibliothek  (von  Lud- 
wig XIV.  begründet) :  A.  L.  Cointreaü,  bist,  abregne  du  cab.  d.  m.  et  an- 
tiques  de  la  bibl.  nat.,  P.  1800;  Marion  Dümersan,  histoire  du  c.  d.  m. 
etc.  avec  descr,  des  monuments  exposes  dans  le  c.  d.  m.,  P.  1828;  ders., 
notice  des  monumens  dans  le  c.  d.  m.,  P.  1822,  m.  42  T.;  A.  Chabouillet, 
catal.  gen.  des  camees  et  descr.  des  objets  exposes  dans  le  c.  d.  m.,  P. 
1858;  E.  Ledrain,  les  monum.  egypt.  de  la  bibliothäque  nat..  Lief.  1 — 3, 
P.  1879 — 80,  m.  100  T.  Publikationen:  Ern.  Babelon,  le  cabinet  des  ant. 
ä  la  bibl.  nat.,  P.  1887,  m.  89  T.  f. 

St  Geneviive.  1796  an  den  Staat:  Cl.  du  Molinet,  le  cabinet  de 
la  bibl.  de  St.  G.,  I.  P.  1692  f.  m.  5  T. 

Avignon.     Mus^e  Calvef, 

Compiägne.    Städtisches  Museum  mit  Vasen. 

Dijon.     Vgl.  Bch.  6,  292  flF.  m.  T. 

Grenoble:  attischer  Grabstein  Ga.  6,187  f. 

Lyon:  A.  Comarmond,  description  des  antiquites  et  objets  d'art  con- 
tenus  dans  les  salles  du  Palais  des  Beaux-Arts  de  la  ville  de  L.,  L. 
1855—57,  28  T. 

[Malmaison  in  der  napoleonischen  Zeit:  Al.  Lenoir,  peintures,  vases 
et  bronzes  ant.  de  la  M.,  P.  1810.] 

Marseille:  Katalog  v.  A,  Pelet;  G.  Maspero,  catalogue  du  m.  ägyp- 
tien  de  M.,  M.  1889. 

Montauban.     Musie  Ingres  (24  antike  Vasen). 

Montpellier.  Jfws^ö  i'aire;  Notice  des  tableaux  et  objets  d'art,  1850. 

Reims.    Städtisches  Museum,  Sammlung  Duquenelle  (auch  Vasen). 

Ronen.  Mus^e  d'antiquites:  Cat.  du  m.  d'a.  de  R.,  R.  1875;  J.  Ade- 
line, bist,  et  descr.  des  tresors  d'art  au  m.  da.  et  le  musee  ceramique 
de  R.,  R.  1882,  m.  80  Illustr. 

Toulon,  Arsenal:  vgl.  Ga.  9,  187  f. 

b.  Privatsaininlaiigeii  in  Frankreich. 

21.  Die  Privatsammlungen  sind  in  Frankreich  ausserordentlich  zahl- 
reich und  bedeutend  (vgl.  Ris-Paquot,  annuaire  du  collectionneur  de  la 
France  et  de  la  Belgique;  Edm.  Bonn  äffe,  dictionnaire  des  amateurs 
fran9ais). 

de  Bammeville:  Catal.  de  la  coli,  de  M.  de  B.,  P.  1881. 

Alb.  Barre:  (Froehner)  Antiquites  grecques.  Vases  peints  de  la 
Grande-Grece  et  de  TAttique,  terrescuites  de  Tanagra,  poterie  et  verres 
chypriotes.  Collection  de  M.  A.  B.,  vente  17/18  mai  1878,  m.  26  Abb. 
und  5  kol.  T.,  7  Phot. 

Basilewsky  (wenig  Antikes;  in  die  Ermitage) :  Collection  B.,  cata- 
logue raisonne  par  A.  Ducret  et  A.  Basilewsky  1874,  2  Bde.  m.  T. 

Behr:  Fr.  Lenormant,  descr.  des  medailles  et  antiques  compos.  le 
cab.  de  Mr.  le  Baron  B.,  P.  1857. 


Kap.  VI.    Sammlangen  und  Maaeen.    (§  21.)  53 

Bellon  in  Rouen:  Versteigerungskatalog  14.  niars  1888  m.  Illiistr., 
Auszug  Ra.  3,  11,  384  flf.  =  Reinach,  chroniques  p.  479  flf.;  Proben  der 
Terrakotten  Ga.  8,  145  «.  T.  21.  9,  325  flF.  T.  13. 

Beugnot:  J.  de  WriTE,  descr.  de  la  coli.  dant.  de  Mr.  le  vicomte  B., 
P.  1840,  m.  T. 

Duc  de  Blacas  (vgl.  de  Wiite,  notice  sur  le  duc  de  B.,  Einl.  zur 
franz.  XTbers.  von  Mommsens  Gesch.  des  röm.  Mtinzwesens;  1866  in  das 
brit.  Museum):  G.  Gheb.  de  Rossi,  vasi  greci  denominati  etr.  scelti  nella 
copiosa  raccolta  di  S.  A.  il  sg.  duca  di  B.  d'Aulpt,  Rom  1823;  Th.  Pa- 
NOFKA,  Mus^e  B.,  Paris  1829,  m.  32  T.  s.  §  29. 

Charvet:  Froehner,  coUection  Gh.,  Paris  1883. 

Comte  de  Choiseul-Gouffier  (besonders  in  Konstantinopel  zusam- 
mengebracht) :  L.  J.  J.  DuBois,  catalogue  d'antiquit^s  egyptiennes  grecques 
romaines  et  celtiques,  Paris  1818. 

De  Clercq:  CoUection  d.  Cl.  Catal.  methodique  et  raisonne.  Antiquites 
assyriennes,  Paris  1885  flf.,  f.  m.  T. ;  Menant,  catal.  des  cylindres  orientaux 
de  la  coUection  de  C,  Paris  1891  f.,  2  Bde. 

Prince  Czartoryski:  J.  de  Witte,  descr.  des  coHections  d'antiquites 
conserves  ä  Thötel  Lambert  (coUection  du  pr.  Gz.),  Paris  1886,  m.  T. 

V.  Denen:  J.-J.  Dubois,  descr.  des  objets  d'art  qui  composaient  lune 
des  parties  du  cabinet  de  feu  M.  le  baron  V.  D.,  P.  1826. 

L^on  Dufourny:  (Dubois)  Catal.  de  la  vente  L.  D.,  P.  1819. 

Chev.  E.  de  Durand:  J.  de  Witte,  descr.  des  ant.  et  objets  d'art 
qui  composent  le  cabinet  de  feu  M.  le  Ch.  d.  D.,  P.  1836,  m.  5  T, 

Aug.  Dutuit  (ausgezeichnete  Bronzen):  (Fr.  Lenormant)  CoUection 
A.  D.  Antiquites,  medaüles  et  monnaies  objets  divers  exposes  au  palais 
du  Trocadero  en  1878,  P.  1879,  m.  36  T. 

Gräfin  Dzialynska,  Paris:  Longperier,  Ra.  n.  s.  17  (1868),  345  flf. 

Kardinal  Fesch:  Verkaufskatalog  1816. 

Nie.  Foucquet  (unter  Ludwig  XIV.;  aus  seiner  Sammlung  der  betende 
Knabe):  Edm.  Bonnaffe,  les  amateurs  de  Tanc.  France.  Le  surintendant  F., 
P.  1882. 

Louis  Fould:  Catalogue  de  la  prdcieuse  coli,  d'antiquites  de  feu  M. 
L.  F.,  P.  1860;  A.  Chabouillet,  descr.  des  ant.  et  des  objets  d'art  comp, 
le  cabinet  de  M.  A.,  Paris  1861,  f.  m.  39  T.     vgl.  B.  1862  S.  69  flf. 

Baron  de  Girardot:  vgl.  Mowat,  B.  monumental  1876  p.  352. 

JuUen  Gr^au:  Froehner,  CoUection  J.  G.  Bronzes  antiques,  P.  1885, 
m.  48  T. ;  terrescuites  dAsie  mineure  de  la  coli.  J.  G.,  P.  1879 — 86,  2  Bde. 

Toussaint  Grille:  Catal.  des  coUections  de  feu  M.  T.  G.,  Angers  1851. 

Grivaud:  Katalog  von  Dubois. 

Guimet:  Annales  du  Musee  G.,  P.  seit  1878. 

H.  Hoff  mann  (1886  und  1888  versteigert):  W.  Froehner,  coUection 
H.  H.  Terrescuites  ant.  verrerie  et  bijoux  d'or,  P.  1886,  m.  20  T. ;  marbres 
et  bronzes,  P.  1888,  m.  24  T.  (auch  im  Auszug  ohne  Abbildungen). 

Vicomte  Hipp,  de  Janze  (1865  Schenkung  von  Bronzen  und  Terra- 
kotten an  das  Cabinet  des  medaüles):  Catal.  des  objets  d*art  antiques  et 
de  la   renaissance,   möd.   composant  la   coli.  J.  Vente  16.  avr.  1866;   vgl. 


54  Klassische  Ennstarchäologie.    I.  Denkm&lerknnde. 

Ga.  1886  Nr.  3.  4;  de  Witte,  choix  de  terres  cuites  ant.  du  cabinet  de 
M.  le  V.  de  J.,  Paris  1857  f.  m.  44  T. ;  Biardot,  les  terrescuites  grecques 
funebres,  P.  1872.     Vgl.  B.  1862,  21  ff. 

Lambert:  s.  Czartoryski. 

Cam.  Leeuyer:  CoUection  C.  L.,  terres  cuites  ant.  trouvees  en  Grece 
et  en  Asie  mineure,   Paris  1882,  f.  m.  117  T.;   26.  April  1883  verkauft. 

*H.  Alb.  duc  deLuynes  (an  das  Cabinet  des  medailles):  Description  de 
quelques  vases  peints  etrusques  italiotes  siciliens  etgrecs,  P.  1840,  f.m.  45T.; 
vgl.  A.  A.  1850  S.  211;  interessante  Gemmen:  Amer.  J.  2,  286  flf.,  m.  7  T. 
W.  Mawell,  Ga.  2,  131  f.,  147  flf. 

Magnoncour:  A.  de  Longpebier,  descr.  du  cabinet  de  M.,  P.  1840, 
m.  2  T. ;  J.  de  Witte,  descr.  des  vases  peints  et  des  bronzes  ant.  qui  com- 
posent  la  coli,  de  M.  M.,  P.  1839,  m.  1  T. 

Marquis  de  Marigny:  Euo.  Plantet,  catal.  descriptif  de  la  coli,  des 
statues  ant.  de  M.  de  M.,  P.  1885,  m.  28  Heliogr. 

Kardinal  Mazarin  (nach  England:  Michaelis,  ancient  marbles  p. 
43  flf.):  Inventaire  de  tous  le  meubles  ou  C.  M.,  London  1861. 

P.  Mim  au  t:  (Dubois)  Descr.  des  antiquites  egyptiennes  grecques  et 
rom.  compos.  la  coU.  de  feu  M.  M.,  P.  1837. 

Nicaise:  vgl.  Ga.  1886  T.  32. 

Oppermann:  AZ.  1864,*  253  f. 

P ,  s.  Piot. 

Panckoucke:  Dubois,  catal.  des  vases  grecs  formant  la  col.  de  M.  P., 
P.  0.  J.  m.  T. 

Paravey:  J.  de  Witte,  catal.  P.,  f^vr.  1879. 

Parent:  vgl.  Ra.  1868  I  97. 

P^reti(5  (in  Beirut  aus  Phönicien,  Cypem  und  dem  Archipel  gesam- 
melt): Versteigerungskatalog  4.  Febr.  1856;  Bch.  3,257  flf. 

Dion.  Petavius  in  Paris  (f  1652):  D.  P.,  antiquariae  supellectilis 
portiuncula,  P.  1610  f. 

Eug.  Piot  (vgl.  Edm.  Bonnaffe,  E.  P.,  P.  1890):  Fr.  Lenormant,  coli, 
d'ant.  grecques  recueillies  dans  la  Grande-Grece,  l'Attique  et  TAsie  mineüre 
par  M.  E.  P(iot),  P.  o.  J. 

Kardinal  Melch.  de  Polignac  (1723—32  Gesandter  in  Rom;  300 
Marmorwerke,  besonders  aus  den  Ruinen  des  sog.  Palastes  des  Nero  und 
Marius,  an  Friedrich  11.  von  Preussen  verkauft):  Etat  et  description  des 
statues  etc.  trouväs  ä  Rome,  assembl^s  et  apport^s  en  France  par  feu 
Mr.  le  Card,  de  P.,  Paris  1742;  Recueil  de  sculptures  antiques  grecques 
et  romaines  formant  autrefois  la  coli,  du  c.  d.  P.,  (Nancy)  1754  f.  m.  62  T,. 
Paris  1755  f.     Vgl.  Benndorf,  Ath.  M.  1,  169  flf. 

Gust.  Posno  (durch  altertümliche  ägyptische  Bronzen  berühmt) :  Coli, 
de  M.  G.  P.,  ant.  ägyptiennes  gröcoromaines  et  romaines,  P.  1883,  m.  6  T. 

*Comte  de  Pourtales-Gorgier:  Dubois,  descr.  des  antiques  faisant 
partie  des  coli,  de  M.  le  C.  d.  P.,  P.  1841,  m.  5  T.;  Cat.  des  objets  d'art 
et  de  haute  curiositö . . .  comp,  la  coli,  de  P.-G.,  Vente  6  fevr.  1865,  m. 
Abb.  u.  5  Formentafeln;  Panofka,  antiquites  du  cat.  du  C.  de  P.,  P.  1834  f.. 
m.  41  T.;  Souvenirs  de  la  galerie  P.,  P.  1863,  f.  60  Phot. 


Xap.  TV,    Sammlungen  und  Mnseen.    (§  22.)  55 

A,  Ra  i  f  e:  Fr.  Lenormant,  descr.  des  ant.  egypt.  babylon.  assyr.  iiiedes  pers. 
pheniss.  gr.  r.  ^tr.  et  americ.  comp,  la  coli,  de  fou  M.  A.  li.,P.  1867,  ni.  12  Abb. 

RaouI*Rochette':  Cat.  dos  mon.  ant composant  la  coli,  de  feu 

M.  R.-R.,  P.  1855. 

Ol.  Ray  et:  Cat.  de  vente  de  la  coli.  0.  R.,  avril  1879. 

Revil:  Verkaufskatalog  vom  25.  Februar  1845. 

Roger:  Cat.  de  vente  de  la  coli,  du  baron  R.,  1842. 

Baron  Rothschild  in  Fontainebleau :  Vgl.  Ra.  1886  janv. 

de  Roussel  in  Nlmes  (zu  Alexandrien  gesammelt):  Michaelis,  Par- 
thenon S.  202. 

J.  Savaron:  A.  Verniere,  le  president  J.  S.,  B.  bist,  et  scientif.  de 
l'Auvergne  1892  (auch  sep.). 

Signol:  vgl.  Ra.  IE.  1,  126. 

Spitzer:  CoUection  Sp.  Antiquite  moyen-äge  renaissance  I  (die  An- 
tiken, von  Froehner  behandelt),  P.  1890,  f.  m.  T. ;  1893  versteigert. 

Talleyrand  (^Zeus  T.**). 

Thiers  (an  das  Louvre;  wenig  Antikes):  (Ch.  Blanc)  Coli,  d'objets 
de  M.  Th.  lögu^e  au  mus^e  du  Louvre,  P.  1884,  m.  44  T. 

Tyszkiewicz  in  Paris  (Bronzen):  W.  Froehner,  la  coli.  T.,  München 
1893,  Lief.  1. 

Ad.  Noel  des  Vergor s:  Cat.  de  la  coli,  d'antiquites  (vases  peints 
bronzes  peintures)  de  feu  M.  A.  N.  d.  V.,  1867. 

Anonyme  Kataloge:  J.  de  Witte,  catal.  des  vases  peints  provenant 
de  l'Etrurie,  P.  1837. 

Catal.  d'une  coli,  d'ant.:  statuettes  vases  terrescuites  etc.  recueillis 
a  Athönes.     Vente  le  24  f^vr.  1881,  P. 

Catal.  de  la  vente  d'antiquit^s :  poterie  bronzes  verres  ivoii'es  pierres 
grav^es  et  sculpt^es,  terres  cuites,  figures  de  Tanagra,  sarcophages  ägypt., 
avril  1885,  m.  4  T.,  P.  1885. 

22.  Deutschland«  Im  allgemeinen:  Janssen,  oudheidcnkundige  Reis- 
berigten  uit  Duitschland,  Hongarije  etc.  L  1861 ;  L.  Viardot,  les  musees 
d'Allemagne  et  de  Russie,  3.  A.,  P.  1860;  IIerm.  Al.  Müller,  die  Museen 
und  Kunstwerke  Deutschlands,  Lpg.  1857 — 58,  2  Bde. 

a.  Staat0Bammliingen. 

Altenburg,  Lindenau's  Museum  (Vasen). 

Arolsen.  FürstL  waldeck'scfies  Museum:  R.  Gädechens,  die  An- 
tiken des  f.  w.  M.  zu  A.,  A.  1862;  ders.,  der  antike  marmorne  Himmels- 
globus zu  A.,  Gott.  1862,  m.  2  T. 

Berlin  (aus  den  kgl.  Kabinetten  in  Potsdam  und  Sanssouci  erwachsen: 
Berger,  thesaurus  Brandenburgicus  selectus  I.  gemmarum  et  numismatum 
Graecorum  elegantiorum  series,  Cöln  bei  Berlin  1696  f.  11.  römische  Münzen, 
ni.  1701  vermischtes  [die  1696  erworbene  Sammlung  BellorisJ ;  Antiquites 
dans  la  coli,  du  roi  de  Prusse  ä  S.-S.,  Danzig  1769—72,  2  Bd.  f.  m.  24  T.  v. 
L.  Krüger;  L.  Friedlaijder,  zur  Gesch.  der  kgl.  Museen  in  Berlin,  B.  1880). 

*Alte8  und  neues  Museum.  Populäre  Kataloge:  Führer  durch  das 
a.  u.  n.  M.;  Verzeichnis  der  antiken  Skulpturen;  Beschreibung  der  perga- 
menischen  Bildwerke;  Führer  durch  die  Ruinen  von  Pergamon;  V^erzeich- 


56  ElaBsiBche  Ennstarchäologie.    I.  Denkmälerknnde. 

nis  der  ägyptischen  Altertümer  und  Gypsabgüsse ;  Verzeichnis  der  vorder- 
asiatischen Altertümer  und  Gypsabgüsse ;  wissenschaftlich :  Illustriertes 
Verzeichnis  der  antiken  Skulpturen,  B.  1891  m.  Abb.  (S.  VIH  flf.  über  die 
Geschichte  der  Sanunlung) ;  vgl.  Gebhard,  Berlins  antike  Bildwerke,  B.  1835, 
und  neu  erworbene  antike  Denkmäler  des  kgl.  Museums  zu  B.,  B.  1836 

—  1846,  4  Hefte;  Lepsius,  Beschreibung  der  Wandgemälde  in  der  Abt. 
der  äg.  Altert,  im  kgl.  Museum,  2.  Aufl.  Berlin  1870;  ders.,  die  Wandge- 
mälde in  der  Abt.  der  äg.  Altert,  d.  kgl.  M.,  2.  A.,  Berlin  1870,  f.  m.  37  T. 

**Antiquarium:  Vasen:  Furtwängler,  Beschreibung  der  Vasen- 
sammlung im  Antiquarium,  B.  1885,  2  Bde.  m.  7  T.;  Gerhard,  coupes  et 
vases  du  m.  r.  de  B.  et  d'autres  collections  I.  coupes,  Bl.  1 — 14  u.  A — F; 
griech.  und  etrusk.  Trinkschalen  des  kgl.  Museums  zu  B.,  B.  1840  f.;  tazze 
dipinte  del  r.  m.  di  B.,  Rom  1842  f.;  etr.  und  kampan.  Vasenbilder  des  kgl. 
M.  z.  B.,  B.  1843  f.  m.  31  T.;  apulische  Vasenbilder  des  kgl.  M.  zu  B.,  B. 
1845,   f.  m.  21  T.;   Trinkschalen  und  Gefässe   des  kgl.  M.  zu  B.,  B.  1848 

—  1850,  f.  m.  37  T.  —  Terrakotten:  Th.  Panofka,  T.  des  kgl.  Museums 
in  B.,  B.  1842,  m.  64  T.;  R.  Keküle,  griechische  T.  aus  Tanagra  und  Ephe- 
sos  im  Berl.  M.,  B,  1878,  m.  32  T.;  —  Bronzen:  Friederichs,  Berlins  antike 
Bildwerke  11.  Geräthe  und  Broncen  im  alten  Museum,  Düsseldorf  1871;  — 
Gemmen  (Grundstock  die  Sanmilung  des  Baron  Stosch):  Tölken,  erklär. 
Verzeichnis  der  ant.  vertieft  geschnittenen  Steine  der  kgl.  preussischen 
Sammlung,  Berlin  1835.  Periodische  Berichte  im  „Jahrbuch  der  preussi- 
schen Kunstsammlungen." 

Bonn.  Akademisches  Kunstmuseum:  Kekule,  das  a.  K.  zu  B.,  B. 
1872  S.  144  flf.;  Zugänge:  AA.  1890  S.  10  ff.;  J.  Overbeck,  kunstarch.  Vor- 
lesungen im  Anschluss  an  das  a.  K.  zu  B.,  Braunschweig  1853. 

Braunschweig,  Herzogt.  Museum  („Braunschweiger  Onyxgefass**): 
Führer  V.  Riegel  1883;  W.  Gerhard,  Braunschw.  Ant.,  Br.  1876—77,  2  Tl.  m. 
2  T.;  ders.,  Vasenfragm.  im  h.  M.  zu  B.,  B.  1882  m.  2  T.;  AA.  1890  S.  7  flf. 

Breslau.  Archäologisches  Museum  der  Universität:  A.  Ross- 
bach, das  a.  M.  an  der  U.  zu  B.,  2.  A.  Br.  1877;  0.  Rossbach,  griech. 
Antiken  des  a.  M.  in  B.,  B.  1889,  m.  2  T. 

Carlsruhe  s.  Karlsruhe. 

Cassel.  Museum  Fridericianum  (einiges  aus  Athen  1687):  J. 
M.  Gesner  et  TiEDEMANN,  marmorum  Cassellanorum  explicatio,  Gott,  und 
Rinteln  1753—86,  6  Tle.;  Diet.  Tiedemann,  Dissertatt.  HI.  Cassel.  1778  flf.; 
VöLKEL  in  Welckers  Ztsch.  I  1,  151;  Katalog  von  Pinder  1874;  „Leitfaden 
zum  Besuch  der  Sammlungen  des  Museums  zu  Kassel"   1873. 

Darmstadt.  Grossh,  Museum:  Ph.  A.  F.  Walther,  die  Sammlungen 
von  Gegenständen  des  Altertums,  der  Kunst  u.  s.  w.  im  grossh.  M.  zu  D. 
2.  A.  D.  1844. 

^Dresden  (vieles  aus  der  Brandenburgischen  Sammlung,  dem  Besitz 
von  Bellori,  dann  des  Fürsten  Chigi  und  des  Kardinals  Albani;  stark 
restaurieii) :  J.  G.  Lipsius,  Beschr.  der  churfürstl.  Antikengallerie  in  Dr., 
Dr.  1798,  m.  11  T.;  Herm.  Hettner,  die  Bildwerke  der  kgl.  Antikensamm- 
lung zu  Dresden,  3.  A.  Dr.  1875,  m.  24  Abb.;  Führer  durch  die  kgl.  Samm- 
lungen zu  Dresden,  Dr.  1889,  Nachtrag  1891;  über  das  Assyrische:  Ztsch. 


Kap.  rV.    Sammlungen  und  Museen.    (§  22.)  57 

f.  Assyriol.  1,  48  ff.;  Tafelwerke:  B.  Leplat,  recueil  des  marbres  antiques 
et  modernes  qui  se  trouvent  dans  la  galerie  royale  et  electorale  de  Dresde 
(in  anderen  Ausgaben  gal.  du  roi  de  Pologne  ä  Dresde),  Dr.  1733  f.  230 
T.  ohne  Text;  mit  Suppl.:  J.  G.  Lipsiüs,  coli,  d'estampes  pour  la  deseription 
de  la  galerie  Electorale  des  ant.,  Dr.  1803  f.  52  T.;  D.  Ch.  G.  Ludwig, 
terrae  musei  regii  Dresdensis,  Lpg.  1749  f.  m.  T,;  W.  G.  Becker,  Augus- 
teum,  Dresdens  antike  Denkmäler  enthaltend,  frz.  Lpg.  1804 — 11,  3  Bde., 
deutsch  Dr.  1805—12,  2.  A.  1832—37  m.  Atlas  v.  162  T.  (Bericht,  und 
Nachträge  von  W.  A.  Becker  1837).  —  Periodisch:  Spezialberichte  über 
die  Verwaltung  der  kgl.  Sammlungen  im  Jahre 

Frankfurt.  Siädelsches  Institut  (einige  Vasen  aus  Canino):  Ver- 
zeichnis der  öffentlich  ausgestellten  Kunstgegenstände  des  Städel'schen 
Kunst-Listitutes,  Frankfurt  1858  S.  44  ff. 

Glienecke,  im  Park  Antiken. 

Göttingen:  Fr.  Wieseler,  die  Sammlungen  des  archäol.  und  numis- 
matischen Institutes  der  Univ.  G.,  G.  1859;  G.  Hubo,  Originalwerke  der 
archäol.  Abtheilung  des  arch.  numismatischen  Institutes  in  Göttingen,  G. 
1887;  Fr.  Wiesbleb,  Göttingische  Antiken,  Gott.  1858,  m.  T. 

Gotha.  HerzogL  Museum:  G.  Rathoeber,  Beschr.  d.  h.  M.  zu  G.,  G. 
1835,  2  Tle. 

Gottorp,  einst  herzogliche  Kunstkammer:  Olearius,  Gottorffische 
Kunstkammer  m.  T. 

Hannover  (1.  früher  dem  Grafen  Wallmoden  gehörig,  2.  Kestner- 
museum):  (J.  Molthan)  Verzeichnis  der  Bildhauerwerke  und  Gemälde  in 
den  kgl.  hannov.  Schlössern  und  Gebäuden,  H.  1844;  Führer  durch  die 
Museen  in  H.  und  Herrenhausen,  3.  A.  H.  1889. 

Heidelberg.  Universität  (Teil  der  Sammlung  Thiersch).  Ehemals 
Sammlung  der  Kurfürsten:  Beger,  thesaurus  ex  thesauro  Palatino  selectus 
sive  gemmarum  et  numismatum  quae  in  electorali  cimeliarchio  continentur, 
Heidelberg  1685,  f. 

Herrenhausen  s.  Hannover. 

Jena.  Archäol.  Museum  der  Universität:  C.  Göttling,  Verz.  der 
Gegenstände  des  a.  M.  d.  ü.  J.,  3.  A.  J.  1854. 

*Karlsruhe.  Grossherz,  vereinigte  Sammlungen.  Führer  durch 
die  grossh.  v.  S.  zu  K.  1881;  Vasen:  Gr.  v.  S.,  Winnefeld,  Beschreibung 
der  Vasensammlung,  K.  1887,  Ergänzungen  von  Duim,  Jahrb.  4,  218  f. 
T.  5.  5,* 2  ff.;  Bronzen:  Schumacher,  antike  Br.  der  grossh.  badischen 
Altertümers.  in  K.,  K.  1885,  32  T.;  Terrakotten:  Fröhner,  die  griech. 
Vasen  und  Teri-ak.  der  grossh.  Kunsthalle  zu  K.,  K.  1860;  Die  grossh. 
badische  Altertümersammlung  in  C,  K.  1877—81,  3  Hefte  f.  m.  Phot. 

Leipzig.  Archäol.  Museum  der  Universität:  G.  Ebers  und  J. 
OvERBECK,  Führer  durch  das  a.  M.  d.  ü.  L.,  Lpg.  1881  (besonders  S.  5  ff.,  45  f.). 

Mannheim.  Grossherz,  Antiquarium  -(von  dem  Kurfürsten  Karl 
Theodor  angelegt):  G.  Fr.  Gräff,  antike  Bildwerke  imgr.  A.  inM.,M.  1837— 
39,  2  Hefte;  Ferd.  Haüg,  die  röm.  Denksteine  des  gi\  A.  zu  M.,  Progr.  v.  M. 
1877  (mit  Geschichte  der  Sammlung);  K.  Baumann,  die  ant.  Mamiorskulp- 
turen  des  gr.  M.  zu  M.,  Festschrift  zur  36.  Versamml.  deutscher  Philol.  zu 


58  Klassisohe  Kanstarchäologie.    I.  Denkmälerknnde. 

Karlsruhe  1882  S.  15  flf.  m.  15  T.;  ders.,  römische  Denksteine  und  Inschriften 
der  vereinigten  Altertüraersamml.  zu  M.,  Pr.  v.  M.  1889,  2  T. 

München  (von  Herzog  Albrecht  I.  begründet,  durch  König  Ludwig  I. 
ausserordentlich  bereichert).  Zur  Geschichte:  W.  Chbist,  Beiträge  zur  Ge- 
schichte der  Antikensammlungen  Münchens,  Denkschr.  der  bayer.  Akad. 
1864  m.  3  T.;  J.  Stockbaüer,  die  Kunstbestrebungen  am  bayerischen  Hofe 
unter  Herzog  Albrecht  V.  und  seinem  Nachfolger  Wilhelm  V.,  Wien  1874): 

♦♦Glyptothek  (1830  eröffnet,  mit  König  Ludwigs  I.  Ankäufen  aus  Rom 
und  Griechenland;  vgl.  ürlichs,  die  Glyptothek  Königs  Ludwig  I.  nach 
ihrer  Geschichte  und  ihrem  Bestände,  München  1867,  und  Beitr.  zur  Ge- 
schichte der  Glypt.,  Würzburg  1889  —  Apollo  von  Tenea,  Agineten, 
„Jason*,  Eirene  und  Plutos,  Ilioneus):  H.  Brunn,  Beschreibung  der  Glyp- 
tothek Königs  Ludwig  L  zu  M.,  5.  A.,  München  1887;  C.  v.  Lützow,  Münch- 
ner Antiken,  M.  1861 — 69,  7  H.  m.  42  T.;  Hanfstängl,  die  vorzüglichsten 
Skulpturen  der  kgl.  Gl.  in  M.,  M.  1868,  60  Phot.  f.;  Meisterwerke  der  kgl. 
Glyptothek  in  M.,  84  Einzelphot.  von  Bruckmann. 

*Vasensammlung  (ebenfalls  von  König  Ludwig  I.  angelegt) :  0.  Jahn, 
Katalog  der  Vasensammlung  Königs  Ludwig  I.  in  der  Pinakothek  zu  M., 
M.  1854,  m.  11  T.  Vasenformen  und  Inschriften;  ders.,  kurze  Beschreibung 
der  V.  etc.  etc.,  3.  Aufl.  (von  Brunn),  M.  1875;  Thiersch,  über  die  helleni- 
schen bemalten  Vasen  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Sammlung  Königs 
Ludwig  V.  Bayern,  M.  1842,  m.  6  T. ;  C.  v.  Lürzow,  de  vasis  fictilibus  anti- 
quis  more  archaico  pictis  in  pinacotheca  Monacensi,  M.  1856;  Lau,  die 
griechischen  Vasen  und  ihr  Form-  und  Dekorationssystem,  44  T.  nach 
Originalen  der  k.  Vasensammlung  in  München,  Lpg.  1877  f. 

*Antiquarium:  Christ  und  Lauth,  Führer  durch  das  kgl.  A.  in  M., 
M.  1870;  Christ,  über  griechische  Bildwerke  und  Inschriften  aus  der  Samm- 
lung des  Hofrats  Pauli  im  A.,  Sitzungsber.  der  Münchner  Akad.  1866  m. 
2  T. ;  ders.,  Weickum's  Inschriftensammlung  aus  der  Türkei,  ebend.  1875. 

Schwerin.  Grossherz.  Museum:  Fr.  Schlie,  Gypsabgüsse  antiker 
Bildwerke  im  grossherz.  M.  zu  S.,  S.  1887  S.  330—34. 

Strassburg.  Museum  Schöpflins  (f  1771),  im  Besitze  der  Stadt, 
1870  zerstört:  Jer.  Jac.  Oberlini  Museum  Schoepflini,  Str.  1771 — 75  (L 
lapidarium,  11.  marmorarium,  DI.  vasarium)  m.  17  T. 

Stuttgart.  Kgl.  Museum  der  bildenden  Künste:  A.  Haackh, 
Katalog  der  Sammlungen  des  k.  M.  d.  b.  K.  zu  St.,  I.  plastische  Samm- 
lung, St.  1863. 

Tübingen.  Archäol.  Sammlung  der  Universität  (namentlich 
Antiken  von  Tux):  L.  Schwabe,  Geschichte  der  a.  S.  d.  U.  T.,  T.  1891. 

Weimar:  Goethes  Kunstsammlungen  von  Chr.  Schüchardt  u.  A.,  Jena 
1848—49,  3  Tle. 

Wörlitz:  L.  Gerlach,  choix  d'antiques  conservöes  au  chäteau  et  au 
panthäon  de  W.,  Zerbst  o.  J.,  m.  6  Phot. ;  A.  Scholl,  über  W.'sche  Antiken, 
Gott.  1863  (S.  A.). 

*Würzburg.  Kunstgeschichtliches  Museum  der  Universität 
(Sammlungen  von  Wagner  aus  Rom  und  Unteritalien,  Faber  aus  Athen, 
Feoli  aus  Vulci ,  *  aus   Griechenland) :   Ubliciis,  Verzeichnis  der  Antiken- 


Kap.  IV.    Sammlnngen  und  Mnaeen.    (§  23.)  59 

Sammlung  der  Univ.  W.,  3  Hefte,  W.  1865—72  (H.  UI  Feolische  Vasen); 
SiTTL,  WüTzbm-ger  Antiken,  Würzburg  1890,  m.  15  T.;  periodisch:  Jahres- 
bericht des  (v.  Wagnerschen  Institutes)  kunstgesch.  M.  1892  S. 

b.  Deotsohe  PriYatsammliuigen. 

23.   Arenberg:   (unechter  Laokoonkopf,  M.  11  41  A). 

Brackenhofer  in  Strassburg:  Valentini  Museum  Museorum  3, 69  flf. 

B.  Brückmann:  Yerz.  einer  Sammlung  von  Medaillen  und  Münzen, 
Gemmen,  Mosaiken,  Statuen,  Urnen  etc.  aus  dem  Nachlass  von  B.,  Braun- 
schweig 1812—13,  12  T. 

Friedr.  Creuzer  in  Heidelberg  (jetzt  in  Karlsruhe):  Verz.  der  antiken 
Münzen,  Bronzen,  Bleie,  Terrakotten,  Vasen,  Marmore,  Gemmen  und  an- 
deren Anticaglien  nebst  Abdrücken  im  Besitz  des  Geheimrats  und  Prof.  Dr. 
C.  in  H.,  H.  1852. 

Disch  in  Köln:  Catal.  de  la  coli.  D.  ä  Cologne.  Vente  12  mai.  Col. 
1881,  m.  18  T. 

Graf  Erb  ach  auf  Schloss  Erbach  im  Odenwald  (in  Ron^  gegen  Ende 
des  vorigen  Jahrhunderts  gesammelt):  Ed.  G.  Anthes,  die  Antiken  der 
gräfl.  Erbach-Erbachischen  Sanunlung  zu  E,  i.  0.,  Darmstadt  1885;  K.  B. 
Stark,  zwei  Alexanderköpfe,  Festschrift  der  Univ.  Heidelberg  zur  Feier 
des  50jähr.  Stiftungsfestes  des  deutschen  arch.  Instituts  in  Rom  1879. 

Fiedler  in  Dresden:  A.A.  1891  S.  20  ff. 

Faber  (in  Athen  angelegt;  nach  Würzburg) :  Katalog  einer  vorzugs- 
weise aus  Athen  stammenden  Antikensammlung  des  Legationsrats  F.  in 
München,  o.  0.  u.  J.  f. 

Friedrich,  Prinz  von  Sachsen-Gotha:  vgl.  Briefe  von  H.  Meyer  in 
, Litterarische  Zustände  u.  Zeitgenossen  in  Schilderungen  aus  K.  A.  Böttigers 
handschriftlichem  Nachlass**,  Lpg.  1838,  2  Bde. 

Fürst  Fürstenberg  in  Donaueschingen. 

Raimund  Fugger  in  Augsburg:  K.  Bürsian,  die  Antikensanmilung 
R.  Fuggers,  Denkschr.  der  bayer.  Ak.  1874. 

Goethe  s.  o.  unter  Weimar. 

Quintus  Icilius:  Cat.  des  antiques,  curiosites  et  des  tableaux  de 
M.  Q.  L,  Potsdam  1784. 

Hahn  in  Hannover:  Coli,  de  Mr.  le  Dr.  H.  de  Hanovre,  Paris  1869, 

Hauser  in  Stuttgart  (wird  für  Vasenscherben  zitiert). 

Houben  in  Köln:  Coli,  des  ant.  romaines  de  M.  H.,  Col.  1860,  m.  4  T. 

Lindenau  in  Altenburg:  (H.W.  Schulz)  Gipsabgüsse  und  Antiken 
der  L.'schen  Sammlung,  1852,  m.  1  T. 

F.  Menkens  in  Köln:  C.  Bone,  römische  Gläser  der  Sammlung  des 
Herrn  F.  M.,  Jahrbb.  f.  PhU.  1886  S.  49  ff. 

Mertens-Schaafhausen  in  Köln:  Cat.  des  collections  de  Mme  M.  H. 
Monuments  de  Fantiquit^  etc.,  Col.  1859,  m.  8  T, 

V.  Minutoli:  Katalog  der  Sammlung  antiker  Kunstgegenstände  aus 
dem  Nachlasse  des  Herrn  v.  M.,  Lpg.  1858,  m.  6  T. 

Fürst  von  Neuwied. 

Baron  Palm:  Katalogus  der  P.'schen  Antikensammlung,  verf.  vom 
Eigentümer,  Karlsr.  1843. 


60  ElaBsisohe  Ennstarchäologie.    I.  Denkmälerkande. 

Pauli:  s.  u.  München,  Antiquarium. 

Konrad  Peutinger  (1465 — 1547)  in  Augsburg:  Inventar  in  seinem 
Testamente;  KoUektaneen  in  Augsburg  Nr.  526,  527  u.  München  Cod.  Lat.  24. 

Tobias  Reymer  in  Lüneburg:  Valentini,  Museum  museorum  3,26. 

Schloss  Rheinstein. 

Rumohr. 

Fürst  Solms-Braunfels  in  Braunfels:  J.  C.  Schaum,  die  fürstlichen 
Altertumssammlungen  zu  Br.,  o.  0.  1819,  m.  12  T. 

0.  Magnus  v.  Stack elb er g  (in  Griechenland  gesammelt;  nach  Dres- 
den): Catal.  de  la  coli,  d'ant de  St.,  Dresden  1837,  m.  3  T. 

Schloss  Tegel  (Sammlung  von  W.  v.  Humboldt  in  Rom  1802—1808 
angelegt) :  G.  F.  Waagen,  das  Schloss  T.  und  seine  Kunstwerke,  B.  1859. 

Friedr.  Thiersch  in  München  (nach  Karlsruhe  und  Heidelberg): 
K.  V.  LüTzow,  Kat.  der  Antikensammlung  von  Fr.  Th.,  M.  1860. 

Tux  (t  1798;  nach  Tübingen;  „Tuxsche  Bronze")  s.  u.  Tübingen. 

E.  de  Varannes  in  München:  „Gallerie  etrusk.,  griech.  und  mittel- 
alterlicher Kunstwerke **,  München  1863. 

Graf  Walmoden  in  Hannover:  Nachricht  von  einer  Kunstsammlung 
zu  Hannover  1781;  Michaelis,  marbles  S,  91;  s.  u.  Hannover. 

Anonym:  Verz.  einer  Antiquitätensammlung  in  Bronze,  Eisen,  Blei, 
Marmor,  Silber,  Elfenbein,  in  gebrannter  Erde  und  Gemmen  in  Gold  ge- 
fasst,  Gotha  1844,  m.  8  T. 

Anonymi  kurioses  Antiquitäten-Kabinett:  Katalog  bei  Valentini,  Mu- 
seum museorum  3, 95  flf. 

24.  Österreich-Ungarn.  Vgl.  Handbuch  der  Kunstpflege  in  Öster- 
reich, 2.  Aufl.,  Wien  1893. 

a.  öffentliohe  Sammlimgeii. 

Schloss  Ambras  s.  jetzt  unter  Wien. 

Stift  Göttweih. 

Graz.  Joanneum  (1811  gestiftet;  Schenkungen  von  Prokesch  u.  a.): 
Fr.  PicHLER,  das  bist.  Museum  des  Joanneums,  o.  J.  (S.  3  f.  über  die  älteren 
Sammlungen);  seit  1811  Jahresberichte;  Katal.  der  prähist.  Gegenst.,  Mün- 
zen und  Antiken. —  Epigraphisch-numismatisches  Kabinett  der  Uni- 
versität: Fr.  Pichler,  das  e.-n.  K.  der  Univ.  Graz,  Gr.  1892. 

Stift  Herzogenberg. 

Stift  Klosterneuburg:  Die  Schatzkammer  und  die  Kunstsammlung 
im  lateran.  Augustiner-Chorherrenstifte  Kl.,  1869. 

Miramar:  S.  Reinisch,  die  ägyptischen  Denkmäler  in  M.,  Wien  1865, 
m.  43  T. 

Prag.     Archäologisches  Kabinett  der  Universität, 

*Wien.  K  k,  kunsthistorisches  Hofmuseum  (besonders  reich  an 
österreichischen  Funden):  E.  v.  Sacken  und  F.  Kenner,  die  Sammlung  des 
k.  k.  Münz-  und  Antikenkabinets,  Wien  1866,  m.  T.  (in  der  Einleitung 
geschichtliche  Übersicht);  E.  v.  Sacken,  die  antiken  Skulpturen  des  k.  k. 
Münz-  und  Antikenkabinets  in  Wien  beschrieben  und  erklärt,  Wien  1873,  m. 
35  T. ;  die  antiken  Bronzen  des  k.  k.  Münz-  u.  Antikenkabinets  in  W.  beschrieben 
und  erklärt,  I.  diefigur.  Bildwerke  klassischer  Kunst,W.  1871,  m.54T. ;  dieant. 


Kap.  IV.    Sammlungen  nnd  Maaeen.    (§§  25.)  61 

Gold-  u.  Silbermonumente  d,  k.  k.Münz-u.  Antikenkabinets  inW.,W.  1850  f.,  m. 
41  T-;  die  ant.  Cameen  des  k.  k.  Münz-  und  Antikenkabinets  in  W,,  W. 
1840^  f.,  m.  25  T. ;  F.  Kenneb,  die  ant.  Thonlampen  des  k.  k.  Münz-  und 
Antikenkabinets  und  der  k.  k.  Ambrasersammlung,  Archiv  für  Kunde 
österr.  Geschichtsquellen  20,  1  flf.  m.  18  Abb.  u.  3  T.;  J.  Bergmann,  Über- 
sicht der  Ambraser  Sammlungen,  3.  Aufl.,  W.  1855;  Steinbüchel,  scara- 
bees  egyptiens  figures  du  musee  des  ant.  de  S.  Maj.  Temp.  ä  Vienne,  V. 
1825.  Periodisch:  Jahrbuch  der  kunsthist.  Sammlungen  des  österr.  Kaiser- 
hauses 1883  ff.;  ders.,  Beschi-,  d.  k.  k.  Samml.  ägypt.  Altert.,  Wien  1826 
m.  4  T.  —  Universität:  archäologische  Sammlung. 

b.  ÖBterreiohiBche  PriYataammlongen. 
Prinz  Eugen  von  Savoyen  (in  Wien;  nach  Dresden  verkauft):  Sal. 
Eleineb,  Vorbildung  aller  ausländischen  Thiere,  so  in  dem  Thier-Gai-ten 
Sr.  Hochf.  Durchl.  Eugenii  Fr.  Hertzogen  von  Savoyen  .  .  .  aufbehalten 
werden,  Augsburg  1734.  Fontana  in  Triest  (jetzt  in  Bonn,  Breslau  und 
Göttingen;  Vasen  an  Baron  Sartorio,  Triest):  Börnes,  Arch.-ep.  Mittei- 
lungen n.  DI. 

Jo.  Angelo  de  France  in  Wien  (1808  an  den  Kaiser):  Eckhel  und 
Mabtinj,  musei  Franciani  descriptio,  mit  Vorrede  von  Reiz,  Lpg.  1781,  2  Bde. 

G.  V.  Juri'c :  Handb.  S.  167. 

Graf  Lamberg-Sprengenstein  (einst  Gesandter  in  Neapel)  in  Wien 
(vieles  jetzt  kaiserlich) :  Al.  de  la  Borde,  collection  des  vases  grecs  de  Mr. 
le  comte  de  L.,  Paris  1813—24,  2  Bde.,  f.  m.  154  T. 

Graf  Lanckororiski-Brzezie,  Wien:  Handb.  S.  168  f.;  Fürst  v.  u.  zu 
Liechtenstein:  Arch.  ep.  Mitt.  VI. 

Fürst  Metternich  auf  Schloss  Königswart  (Böhmen). 

Herzog  von  Modena  (Erzherz.  Franz  Ferd.  v.  Este)  in  Wien. 

Pulszky  in  Pesth.    Fr.  Trau:  Arch.  ep.  M,  H.— V. 

25.  Schweiz:  Im  allgemeinen:  Wieseleb,  Antiken  in  der  südwestlichen 
Schweiz  und  Turin,  Nachr.  v.  d.  Ges.  der  Wiss.  zu  Göttingen  1877. 

a.  öffentliche  Sammlnngen. 

Basel:  W.  Vischer,  über  einige  Gegenstände  der  Sammlung  von  Alter- 
thümern  im  Mus.  zu  B.,  B.  1849  u.  a.,  s.  kleine  Schriften,  Lpg.  1877—78,  2  Bde. 

Bern.  Museum:  (Studen)  Verzeichnis  der  auf  dem  M.  in  B.  aufbe- 
wahrten antiken  Vasen  und  römisch-keltischen  Alterthümer,  B.  1846  m.  4  T. 

Genf.  Musie  archiologique  der  faculte  des  lettres.  —  Musie  Fol 
(1890  an  die  Stadt):  Le  musee  F.,  Gen^ve  1874,  2  Bde.,  f.  m.  132 T.  (Bd.  I 
terrescuites  ant.) ;  Catal.  du  m.  F.  Antiquites,  G.  1874—76,  3  Bde. ;  Vases 
antiques  des  coUections  de  la  ville  de  Geneve  1892;  vgl.  Wieseler,  Gott. 
Nachr.  1877  S.  624  flF.;  Heydemann,  Mitteilungen  S.  43. 

Lausanne,  Musie  cantonal  d'oMf  ig'Mifes(z.B.babylonischeCylinder) 
mit  einer  Musealkommission,  welche  Berichte  veröffentlicht  (Troyon,  Rap- 
port sur  les  coUections  d'ethnologie  du  musee  cant.,  L.  1858.) 

Zürich.  Sammlungen  der  antiquarischen  Gesellschaft:  R. 
Ulrich  und  A.  Heizmann,  Katalog  der  Samml.  d.  a.  G.  in  Z.,  Zürich  1890, 
L  vorrömische  Abt.,  m.  17  T. ;  11.  griech.-ital.-röm.  Abt.,  assyrisch-ägypt.  Abt. 


62  Klassische  Sunstarohäologie.    t,  Denkmälerknnde. 

m.  12  T. ;  DI.  alemannisch-burgundische  Gräberfunde  und  mittelalterl.  Abt.,  m. 
15  T. ;  0.  Benndobf,  die  Antiken  von  Zürich,  Antiquar.  Ges.  1872,  m.  8  T. 

b.  Privatsammlnngen. 

Rath  in  Genf:  Catal.  des  liiodöles  d'aprös  l'antique,  sculptures  et 
tableaux  du  M.  R.  ä  Gen^ve,  G.  1859. 

Gust.  Revillod  in  Varembe  bei  Genf,  Äriana,  1890  an  die  Stadt  Genf. 

Steinhäuser  in  Basel:  »Steinhäuserseher  Apollo",  jetzt  im  Museum 
von  Basel. 

26.  Belgien  und  Niederlande. 

a.  Staatssammlnngen. 

Brüssel.    Musie  d'armures, 

Haag.  Museum  Meermanno-Westreenianum:  K.  B.  Stark,  Bei- 
träge zur  ant,  Denkmälerkunde  I.  Monumenta  musei  M.-Westreeniani, 
Sitzungsber.  der  sächs.  Ges.  der  Wiss.  1860  m.  4  T. 

KgL  Münzkabinett:  Mänant,  les  eylindres  orientaux  du  Gab.  r.  des 
mödailles  ä  la  Haye. . 

Harlem.    Teyler-Museum. 

*Leiden.  Museum  van  Oudheden:  Leemans,  descr.  des  ant.  du  m. 
de  Leide,  L.  1840;  ders.,  monumens  ^gyptiens  du  Musee  d'antiquit^s  des 
Pays-Bas  ä  Leide,  L.  1839  ff.,  f.  2  Bde.  m.  T.;  L.  Janssen,  de  grieksche, 
romeinsche  en  etrurisehe  monumenten  van  het  M.  v.  0.  te  L.,  L.  (1848) 
(S.  I  flf.  Geschichte  und  ältere  Litteratur),  grieksche  en  romeinsche  graf- 
reliefs  uithet  M.  v.  0.  te  L.,  L.  1851,  f.  m.  8  T.;  ders.,  de  etruskische  graf- 
reliöfs  uit  het  M.  v.  0.  te  L.,  L.  1854,  f.  m.  20  T.;  ders.,  terracottas  uit 
het  M.  V.  0.  te  L.,  L.  1862,  f.  m.  10  T. ;  Roülez,  choix  de  vases  peints 
du  musöe  d  antiquites  de  Leyde,  Gand  1854,  f.  m.  20  T. 

Utrecht.  Museum  van  Oudheden:  Nie.  Chevalier,  recherche  cu- 
rieuse  d'antiquites  venues  dltalie,  de  la  Gröce,  de  TEgypte  contenant 
plusieurs  bas-reliefs,  statues  de  marbre  et  de  bronze  etc.,  que  Ton  voit 
dans  la  chambre  de  raretez  de  la  ville  d'U.,  U.  1709.  1712  f.  m.  61  T.; 
Sophus  Müller,  catalogus  van  het  M.  v.  0.  der  stad  U.,  U.  1878  m.  T. 

b.  PriTatsammlnngen. 

van  Branteghem  in  Brüssel:  Froehner,  CoUection  v.  B.  Antiquites 
ögyptiennes  ph^nic.  grecques  et  rom.,  Paris  1892  (Versteigerungskatalog). 

Kardinal  Granvella  (f  1586)  in  Brüssel:  vgl.  Ztschr.  f.  bild.  Kunst 
5, 136  flf. ;  Inventar  vom  Jahre  1607  im  Staatsarchiv  von  Mecheln. 

G.  Hagemans  in  Lüttich:  G.  Hagemans,  un  cabinet  d'amateur.  No- 
tices  archöologiques.  Liege  1863,  m.  16  T.;  c^ramique  grecque  et  etrus- 
que  n  1856. 

Herry  in  Antwerpen:  Catal.  des  tableaux  vases  peints  grecs  et 
^trusques,  bronzes de  MUe.  H.,  Anvers  1848. 

*E.  de  Meester  de  Ravestein  in  Brüssel  (sammelte  in  Rom;  an 
die  Stadt)  (sehr  reiche  Sammlung  kleiner  Gegenstände):  Musee  Ravestein, 
Catalogue  descriptif.  Liege  et  Bruxelles  1871—82,  3  Bde.  m.  T.  (L  col- 
lection   ^gyptienne,   11.  vases  peints,  III.   Supplement:  terres  cuites   etc.), 

Rembrandt  (1606—1669,  1658  versteigert):  vgl.  Guhl,  Künstler- 
briefe 2,  220  f. 


Kap.  IV.    Samailiuigen  nnd  Museen.    (g§  26—28.)  63 

P.  P.  Rubens  (1577 — 1640;  an  den  Herzog  von  Buckingham) ;  vgl.  Gühl, 
Künstlerbriefe 2, 40.143 ff.;  Repert.  f.  Kunstw.  10, 111 ;  Walpole,  aneciK.lO. 

Graf  Thoms  in  Holland:  Les  antiquitös  de  M.  le  comte  de  Thoms, 
o.  0.  1745,  m.  17  T. 

Jac.  de  Wilde:  Signa  antiqua  e  museo  Jacobi  de  Wilde  per  Mariam 
flliam  aeri  inscripta,  Amst.  1700,  m.  60  T. 

27.  Skandinavien. 

a.  Staateaammlimgen. 

Kopenhagen.  Antikenkabinett  (von  Christian  VHI.  begründet; 
catalogus  der  alten  Eunstkammer,  von  Oligerus  Jaeobaeus,  m.  T. ;  nola- 
nische  und  cumanische  Funde) ;  Katalog  von  Sophus  Birket  Smith,  1861 — 
62;  Wieseleb,  Gott.  Gel.Anz.  1863  St.  49  S.  1921  «.;  J.  L.  üssing,  to 
graeske  vaser  i  antik-kabinettet  i  Kjobenhavn,  Kj.  1866  (S.  A.)  m.  2  T. ; 
nye  erhvervelser  til  antiksamlingen  i  Kj.,  Kj.  1884,  m.  3  T. 

Thorwaldsen-Museum  (1837  der  Stadt  vermacht):  L.  Mülleb,  Mus^e 
Th.,  Kopenh.  1847—56,  3  Bde.  m.  T.  (intaglios  et  camees  du  M.  Th.). 

Stockholm.  Statens  historiska  museum  (unter  Gustav  HI.  begründet): 
Forteckning  pa  de  statyer,  byster  og  antiker  som  förvaras  a  kgl.  Museum 
i  St.,  St.  1841;  C.  Fr.  de  Fredenheim,  Musei  regis  Sueciae  antiquarum  e 
marmore  statuarum  etc.,  Stockh.  1794  f.  m.  T. ;  vgl.  AA.  1853  Sp. 
394  flf.,  1865  Sp.  147;  Wieseler,  Phüol.  17,2. 

üpsala.     Universität, 

b.  Privatsammlnngen. 

Guldberg:  Guldbergs  Sammlung  von  ägypt.  und  röm.  Altert,  her. 
V.  WiEDEWELT,  Koponh.  1786. 

Carl  Jacobson  junior,  Glyptothek  in  Ny-Carlsberg  (Kopenhagen): 
Serie  von  Photographien;  palmyrenische  Grabsteine:  D.  Simonsen,  sculp- 
tures  et  inscriptions  de  Palmyre  ä  la  Glyptotheque  de  N.-C,  Kopenh.  1889. 

Cl.  Nissen  in  Kopenhagen:  Müntz-  und Antiquitäten-Cabinet  von  Cl. 
N.,  K.  1730. 

Olaus  Worm  in  Kopenhagen:  gab  selbst  das  Museum  Wormianum 
mit  Tafeln  heraus. 

Über  andere  alte  Privatsammlungen:  M.  B.  Thorlacius,  antiquitates 
quasd.  ex  monumentis  priscis,  praecipue  ex  gemmis  musaei  Muenteriani 
et  Monradiani,  Kopenh.  1814. 

28.  Bnssland;  Berichte  im  (russ.)  Journal  des  Ministeriums  für 
Volksaufklärung. 

Staatesaxiimlimgen. 

Charkow.    Ärchäol.  Museum  der  Universität. 

Dorpat-Jurjew,  desgl. 

Moskau.  Universitätsmuseum  der  schönen  Künste  und  Alter- 
iümer  und  Rumiantzotc-Museum:  Compte  rendu  des  mus^es  public  et 
Roumiantzow. 

Odessa.  Museum  der  Gesellschaft  der  Geschichte  und  Alter- 
tümer (teils  aus  der  Gegend,  teils  durch  Geschenk  von  Sp.  Destunis  aus 
Kleinasien  und  den  Inseln):  Memoiren  der  Ges.  I  (1844)  S.  636  S. 


64  KlassiBche  EniiBtarohäologie.    L  Deiikmftlerktinde. 

Pawlowsk:  L.  Stephani,  die  Antikensammlung  zu  P.,  Memoires  de 
TAc.  de  St.  Petersbourg,  Serie  VE,  Bd.  18,  P.  1872  m.  2  T.,  dazu  B.  1872. 

**Petersburg.  Ermitage  (Grundstock  von  Katharina  ü.  zusammen- 
gebracht; Südrussische  Funde  Samml.  v.  Lyde  Brown,  Teil  der  Samm- 
lungen Campana  und  Saburoff):  Beschreibung  der  Antiquitäten  in  der  E., 
Moskau  1856  (russisch);  Skulpturen:  (Güedeonoff)  E.  imperiale,  Museo 
de  sculpture  antique,  2.  Aufl.,  P.  1865,  m.  T.;  Saal  von  Kertsch :  Stephani, 
guido  1864;  Campanasammlung:  Notice  sur  les  objets  d'art  de  la  galerie 
Campanä  ä  Rome  acquis  pour  le  mus^e  imp.  de  TE.,  Paris  1861;  Vasen: 
L.  Stephani,  die  Vasensammlung  der  k.  E.,  Pet.  1869,  2  Tle.  m.  16  T.; 
Gemmen:  A.  Miliotti,  descr.  d'une  coUection  de  pierres  grav^es  qui  se 
trouvent  au  cabinet  imp.  ä  St.  P^t.,  I.Wien  1803,  f.  m.  126  T.;  Fr. Wie- 
seler,  gemmae  litteratae  in  der  E.  zu  P. ;  Ägyptisches:  W.  Golenischeff, 
Erm.  imp.  Inventaire  de  la  collection  ^gypt.,  Pet.  1891 ;  Studie  von  Rayet, 
etudes  d'archöologie,  Paris  1888. 

Universitätsmuseum  der  schönen  Künste  und  Altertümer. 

Museum  der  klassischen  Archäologie  hei  der  Akademie, 

b.  Bnsaische  PriTataammlnngeii. 

Grossfürst  Konstantin  Nikolajewitsch. 

Galizin  in  Moskau:  B.  1880,  236. 

Kotschubey:  Koehner,  mus^e  Kotschoubey. 

A.  de  Montferrand:  Memoires  de  la  soc.  imp.  d'arch.,  St.  Petersb. 
VI,  1852,  S.  1—97,  m.  15  T. 

Graf  Ouvaroff  (Uwaroff):  vgl.  Berl.  philol.  Woch.  4,  96. 

*Graf  Saburoff  (ehem.  Gesandter  in  Athen;  nach  Berlin  und  Peters- 
burg verkauft):  Ad.  Furtwängler,  die  Sammlung  Sabouroff.  Kunstdenk- 
mäler aus  Griechenland,  Berlin  1883—87,  2  Bde.  f.  m.  149  T. 

Graf  Stroganoff  in  Petersburg  („Apollo  Stroganoflf"):  Sculpture 
ancienne  et  moderne  de  la  coli,  de  S.  E.  le  comte  de  S.,  P.  1807,  m.  T. 

29.  GroBsbrittanien.  Allgemeines:  Jam.  Dallaway,  on  statuary  and 
sculpture  among  the  ancients  with  some  account  of  specimens  preserved 
in  England,  L.  1816;  Waagen,  the  treasures  of  art  in  Great  Britain,  L. 
1854,  3  Bde.  mit  Supplement:  Galeries  and  cabinets  of  art  in  Great  Britain, 
1857;  CoNZE  AZ.  1864,  *  161  ff.,  *  209  ff.;  Ad.  Michaelis,  ancient  marbles  in 
Great  Britain,  Cambridge  1882,  mit  einigen  Tafeln,  Supplement  Jhst.  5, 
143  ff.  T.  48.  —  Bildei-werk:  Specimens  of  antient  sculpture  (S.  4). 

a.  öffentliche  Sammlnngen. 

Aberdeen.  Archeological  museum  of  the  university:  Katalog 
von  Ch.  Michie. 

Cambridge.  I  itzwilliam-Museum:  Annual  report;  (hauptsächlich 
Sammlungen  von  Disney,  Clarke  u.  A.);  Michaelis  S.  241  ff.;  vgl.  C.  D. 
Clarke,  greek  marbles  depos.  in  the  vestibule  of  the  public  library  of  C, 
C.  1809,  m. 4  T. 

Canterbury  (Kent):  J.  Brent,  the  Egyptian  Grecian  Roman  a.  Anglo- 
Saxon  ant.  in  the  M.  at  C,  C.  1875;  Michaelis  S.  272  ff.;  über  die  Terra- 
kotten AZ.  22,  121  ff.  137  ff.  T.  181.  182. 

Chichester  (Sussex). 


Kap.  IV.    Bammhuigen  und  Moseen.    (§  30.)  65 

Colchester  (Essex). 

Dublin. 

Edinburgh.    Museum  of  the  Society  of  Scotland:  Catalogue  of 
antiquities  in  the  M.  etc.;  Michaelis  S.  297  f. 

Exeter. 

Liverpool.    Public  Museum  (Sammlung  von  Joseph  Mayer,  s.  u.): 
Michaelis  S.  423  «. 

London.    **Briti8h  Museum,   department  of  Greek  and  Roman 
antiquities  (von  Karl  I.  begründet,  aus  Griechenland,  Rom  und  der  Samm- 
lung zu  Mantua,  jetzt   das  grossartigste  Museum   der  Welt,  welches  teils 
durch  Schenkungen,   teils  durch  eigene  Ausgrabungen  diesen  ersten  Platz 
gewonnen  hat;    vgl.  A  Catal.  and  description  of  King  Charles  the  First's 
capital  coUection,  London  1757;  Michaelis  p.  27  flf.;  Edwards,  Hves  of  the 
founders  of  the  British  Museum,  L.  1870)  (Funde  von  Phigaleia,   Halikar- 
nass    und  Knidos,    Layards  Ausgi-abungen  u.  s.  w.);  Kataloge  im  allg.: 
Synopsis  of  the  contents  of  the  Br.  M.;  Vaux,  handbook  to  the  antiquities 
in  the  Br.  M.,  L.  1851  m.  Abb.  —   Fachkataloge:  A.  H.  Smith,   catal.  of 
sculpture  in  the  department  of  greek  and  roman  antiquities,  Br.  M.,  L  L. 
1892;    (BiKCH  and  Newton)   Cat.  of  the  greek  a.   etruscan  vases   in   the 
Br.  M.,  2  Bde.,  L.  1851 — 70,   10  T.  Vasenformen;   Catal.  of  the  engraved 
gems  in  the  Br.  M.,  L.  1888  m.  9  T.  —  Abteilungskataloge:   Br.  M.  Guido 
to  the  Elgin  gallery,  the  sculptures  of  the  Parthenon,  to  the  greek-roman 
sculptures  I.  1879.  11.  1876,  to  the  bronze  room,   to  the  first   and   second 
vase  room,  to  the  select  greek  coins;    H.  Ellis,  the  Elgin  and  Phiga- 
leian   marbles  of  the   classical  ages  in  the  Br.  M.,  2  Bde.;  Synop- 
sis (s.  o.):   Graecoroman    sculptures,    2.  A.  L.  1879;    G.   Long,    the 
egyptian  antiquities  in  the  Br.  M.,  L.  1846,  2  Bde.  m.  Abb.;  S.  Sharpe, 
Egypt.    antiquities   in  the  Br.  M.,    L.  1862;    (Pinches)   Br.  M.  Assyrian 
antiquities.     Guide  to  the  Kouyunjik  gallery,  1884;   Guide  to  the  Nim- 
roud  central  saloon,  L.  1886;   Ch.  Newton,  a  guido  to   the  Blacas   col- 
lection  of  antiquities,  L.  1867;  H.  Ellis,  the  Townley  gallery  of  classic 
sculptures  in  the  Br.  M.  L.  1846,  2  Bde.  m.  Abb.;  —  Bilderwerde:  T.  Combe, 
Hawkins,  Ockerell  and  Birch,   a  description  of  the  collection  of  ancient 
marbles  in  the  Br.  M.,  L.  1812—61,  11  Bde.  m.  384  T.  (Bd.  IV.  Phigaleia. 
VI.  bis  Vin.  Parthenon,  IX.  Elgin  miscellanies,  der  Rest  aus  der  Townley- 
Sammlung) ;  T.  Combe,  a  description  of  the  collection  of  ancient  terracottas 
preserved  in  the  Br.  M.,  L.  1810,  m.  40  T.;  Sam.  Birch,  gallery  of  antiqui- 
ties selected  from  the  Br.  M.  by  F.  Arundale  archit.  a.  S.  Bonomi  sculptor, 
2  Tle.  L.  (1843),  57  T.  (ägyptisches,  I.  Mythologie  E.  geschichtliche  Denk- 
mäler) ;  Greek  and  roman  statuary.     Br.  M.  Photogr.  by  St.  Thompson,  L. 
1872,  f.  m.  50  T.;  Catal.  of  a  serie  of  photographs  from  the  collcctions  of 
the  Br.  M.  Egyptian  series,  by  S.  Birch,   L.   1872;    vieles   photographiert 
(L.  Caldesi,  photographs  of  anc.  marbles  etc.  in  the  Br.  M.,  L.  1873;  Ch. 
Harrison,  Br.  M.  photographs,  L.  1872;  Katalog  bei  Twietmeyer  in  Leipzig); 
Gypsabgüsse:    Catalogue  of  re-productions  from  ancient  marbles,  bronzes, 
etc.  in  the   Br.  M.   1890.    —    Zugänge    in   den  Parlamentsberichten   und 
neuerdings  von  Cecil  Smith  in  der  Classical  review  verzeichnet. 

Handbuch  der  klaas.  Altcrtnm8wii»en8chaft.    YL  5 


66  Elassisohe  Knnstarohäologie.    I.  Denkmälerknnde. 

Burlington  fine  arts  club:  (Froehner)  B.  f.  a.  c.  Catalogue  of  greek 
ceramic  art  exhibited  in  1888,  L.  1888,  m.  54  T. 

Manchester.    Ancoats  Museum. 

Oxford,  University  galleries,  Äshmolean  Museum  (hauptsäch- 
lich lokales  und  ägjrptisches),  Pomfred  marbles  (seit  1755),  [Arundel 
marbles  (s.  unter  Arundel)  in  der  Bodleyan  library,  Queen's  College  etc.: 
Handbook  guide  for  the  university  galleries,  0.  1862;  Catalogue  of  the 
egyptian  antiquities  in  the  Äshmolean  Museum,  1881 ;  Prideaux,  marmora 
Oxoniensia,  Ox.  1676  f.;  (Chandler)  Marmora  Oxoniensia,  Ox.  1763,  3  Bde. 
f.  m.  76  T.;  Michaelis  S.  538  flf.;  Percy  Gardner,  Lincoln  u.  Merton,  cat. 
of  greek  vases  in  tke  Ashm.  M.,  0.  1893,  20  T. 

York:  Ch.  Wellbbloved,  a  hand-book  to  the  antiquities  in  thegrounds 
and  Museums  of  the  Y.  philosophical  society,  7.  A.  Y.  1881. 

b.  EngÜBche  PriYatsammlangen. 

80.  Die  englischen  Privatsammlungen  sind  sehr  zahlreich,  aber  ver- 
hältnismässig wenig  bekannt;  ihre  Grundlage  wurde  in  der  zweiten  Hälfte 
des  vorigen  Jahrhunderts  gelegt,  z.  B.  kam  vieles  aus  dem  Atelier  von  Ca- 
vaceppi  (§  33)  dorthin,  um  zunächst  den  Augen  der  Welt  zu  entschwinden. 

Thomas  Earl  of  Arundel  (seit  1642  auf  Reisen  in  Italien,  Paros, 
Dolos  etc.),  drei  Sammlungen:  1.  in  London,  1667  nach  Oxford;  2.  zu 
Lambeth,  dann  von  Pomfret  gekauft,  1754  nach  Oxford;  3.  im  Arundel- 
house  (Sussex),  1678  nach  Wiltonhouse  (s.  u.):  Michaelis  p.  6  ff. 

Blayds,  Englefield  Green  Surrey  bei  Windsor  (s.  Englefield):  AZ.  4, 
295  f.  5,  17,  verkauft  AA.  1849  S.  97  *. 

Blundell  s.  Ince  Hall. 

Borrell,  1852  versteigert:  AZ.  10,  222  S. 

John  Watkins  Brett:  Dlustr.  catalogue  of  the  valuable  coli,  of  pic- 
tures  and  other  works  of  art  of  the  egyptian,  greek,  romana,  mediaeval 
periods,  L.  1864,  m.  42  T. 

Broomhall  (Schottland),  Elginsche  Sammlung  attischer  Grabdenk- 
mäler u.  dgl.:  Michaelis,  Jhst.  5,  143  ff.;  Conze,  Verh.  d.  Görlitzer  Philo- 
logenvers. S.  279  f. 

Lyde  Browne  in  Wimbledon:  Catalogo  dei  piü  scelti  e  preziosi  marmi 
che  si  conservano  nella  gall,  del  Sigr.  L.  B.  * . .  .aW.,  London  1779,  vgl. 
Michaelis  S.  88. 

Jones  Coghill:  J.  Millingen,  peintures  antiques  de  vases  grecs  de  la 
coli,  de  Sir  J.  C,  Rom  1817,  f.  m.  52  T. 

J.  Disney  auf  Hyde  bei  Jagatestone  (an  das  Fitzwilliam-Museum  in 
Cambridge):  J.  D.,  Museum  Disneianum  being  a  descr.  of  a  coli,  of  ancient 
marbles,  specimens  of  anc.  bronze  a.  various  anc.  fictile  vases,  London  1846 
bis  1849,  3  Tle.  m.  130  T. 

Do d well  (aus  Griechenland;  hauptsächlich  an  das  Münchner  Anti- 
quarium ;  Dodwellvase) :  (E.  Braun  oder  Bünsen)  Notice  sur  le  musee  Dod- 
well  et  catal.  raisonne  des  objets  qu'il  contient,  Rome  1837. 

J.  Edwards:  Collection  of  fine  greek  vases  of  J.,  London  1815. 

Elgin  s.  Broomhall. 


Kap.  IV.    Sammliingeii  und  MuBeen.    (§  SO.)  67 

H.  Englefield:  Vases  of  the  coli,  of  Sir  H.  E.,  London  1820. 

Felix  Hall:  Descriptive  sketch  of  ancient  statues  busts  .  .  .  .  at  F. 
H.,  London  1854  m.  T. 

Form  an  in  Pippbroke  House:  AZ.  22,  167*. 

*W.  Hamilton  (viele  Vasen  aus  Unteritalien ;  ein  Teil  kam  in  das 
Britische  Museum,  ein  anderer  an  Hope) :  d'Hancarville,  antiquit^s  ätrus- 
ques  grecques  et  romaines  tir^es  du  cabinet  de  Mr.  H.  ä  Naples,  P.  1766 
—1767,  4  Bde.  f.,  2.  Aufl.  1785,  5  Bde.  m.  360  Abb.,  3.  Aufl.,  Florenz 
1801 — 8,  4  Bde.  f.;  Collection  of  etruscan,  grecian  and  roman  antiquities 
from  the  Cabinet  of  the  Hon.  W.  H. ;  Tischbein,  collection  of  engravings 
from  ancient  vases ...  in  the  possession  of  S.  W.  Hamilton,  Neapel  1791 
— 1795.  Paris  und  Florenz  1803—10,  4  Bde.  f.,  Bd.  V  nicht  ausgegeben, 
s.  darüber  Jahrb.  1,  308  flf.  (deutsch  v.  Böttigeb,  Lief.  1—3,  Weimar  1797 
— 1800);  Th.  KikKj  outlines  from  the  figures  and  compositions  Jupon  the 
greek  roman  and  etruscan  vases  of  the  late  Sir  W.  H.,  London  1804,  m. 

62  T. ;  Michaelis  S.  109  ff. ;  Zannoni,  illustr.  di  due  urne ed  alcuni 

vasi  Hamiltoniani. 

Schloss  Hartwell:  W.  H.  Smith,  aedes  Hartwellianae,  L.  1851 — 
1864,  2  Bde.  m.  T. 

B.  Hertz  (meist  Gemmen):  Catalogue  of  the  celebrated  collection 
of  assyrian  babyl.  egyptian  greek  etr.  roman.  peruviana  indian  mexican 
antiquities  formed  by  B.  H.  Salb  7.  Febr.  1851,  m.  5  T.;  AA.  9,91  ff., 
107  ff.,  12,  432  f. 

Holkham  Hall  (Norfolk),  im  Besitz  des  Earl  of  Leicester:  Guide 
to  H.,   Norfolk  1861;  MichaeUs  S.  302  ff. 

Hope  in  London  (s.  unter  Hamilton):  Auktionskatalog  1849;  vgl.  AA. 
7,  97  ff. 

Hope  in  Deepdene:  Michaelis  S.  279  ff. 

Castle  Howard  in  Yorkshire:  Michaelis  S.  325  ff. 

Ince  Hall,  im  Besitze  von  Blundell:  Account  of  the  statues  busts 
bassrelieves  cinerary  ums  and  other  anc.  marbles  a.  paintings  at  L  col- 
lected  by  W.  H.,  Liverpool  1803;  Engravings  and  etchings  of  the  princi- 
pal  statues  busts  bassreliefs  sepulchral  monuments ...  in  the  collection  of 
H.  Blundell  Esq.  at  Ince,  Liverpool  1809,  2  Bde.  f.  m.  158  T. ;  Michaelis 
S.  333  ff. ;  über  Blundell  ders.  S.  99  ff. 

Kemp  in  London  (R.  Ainsworth):  Monumenta  vetustatis  Eempiana, 
London  1719 — 20,  2  Tle.;  vgl.  Michaelis,  ancient  marbles  p.  48  f. 

Lansdowne  House  in  London:  A.  H.  Smith,  catalogue  of  the  anc. 
marbles  at  L.,  London  1889;  Michaelis  S.  435  ff.;  Reihe  von  Abgüssen. 

Colonel  Leake  in  London:  AZ.  4,206  ff. 

Lady  Londesborough:  Cat.  of  a  collection  of  ancient  and  mediaeval 
rings  and  personal  omaments  formed  by  L.  L.,  o.  0.  1853. 

Lord  Londesborough:  Fairholt,  miscellanea  graphica.  Represen- 
tations  of  ancient  mediaeval  and  renaissance  remains  in  the  possession  of 
L.  L.,  L.  1857,  m.  44  T. 

Lowther  Castle:  Michaelis  S.  487  ff. 

Marbury  Hall  (Cheshire):  Michaelis  S.  500  ff. 


68  KlasBisohe  Konstarohäologie.    L  DenkmUerknnde. 

Joseph  Mayer  in  Liverpool  (jetzt  im  Museum  von  Liverpool) :  Pülszky, 
catal.  of  the  Fejerväry  ivories  in  the  museum  of  Jos.  Mayer,  Liverpool 
1856;  Katalog  von  Gatty;  AZ.  22,218  «. 

D.  Mead  (f  1753,  1755  versteigert):  Museum  Meadianum,  London 
(1754);  Michaelis,  ancient  marbles  p.  49  ff. 

Millingen  (in  das  britische  Museum):  AZ.  5,154  ff. 

H.  Moses:  A  coli,  of  ancient  vases  altars  paterae  tripods  candelabra 
sarcophagi  etc.,  London  1814,  m.  150  T. 

Newby  Hall:  Michaelis  S.  522  ff. 

C.  Nicholson:  Catalbgue  of  egyptian  and  other  antiquities  collected 
by  Sir  J.  N.,  London  1858;  C.  Waldstein,  notes  on  the  coUection  of  ancient 
marbles  in  the  possession  of  Sir  C.  N.,  1886  (S.A.)  m.  2  T. 

Marquis  of  Northampton  auf  Castle  Ashby  (besonders  Vasen) :  AZ. 
4, 340  ff.  39,  303.  1864  S.  237  *  f. 

Fall  Mall:  Campanabi,  description  of  the  etruscan  and  greek  anti- 
quities at  P.  M.,  London  o.  J. 

Pembroke  (Thomas  Herb,  f  1732,  aus  den  Sammlungen  Arundel, 
Giustiniani,  Mazarin)  in  Wilton  House:  James  Kennedy  (von  der  2.  Aufl. 
an  statt  Richard  Cowdric),  description  of  the  antiquities  and  curiosities 
in  W.  H.,  Salisbury  1751  1769  u.  ö.  m.  25  T.;  Description  of  the  pic- 
tures  statues  bustos  bassorelievos  etc  in  the  house  at  W.,  7.  Aufl.,  Salisb. 
1776;  RicHARDSON,  aedes  Fembrokianae,  London  1774;  ital.  Katalog  Li- 
vorno  1760;  Newton,  notes  on  the  sculptures  at  the  W.,  London  1849; 
74  Blätter,  geätzt  von  Carry  Cread,  London  1731;  Michaelis  S.  665  iBf. 

Petworth  House:  Michaelis  S.  596  flf. 

Richmond  (Surrey):  Michaelis  S.  619  flf. 

Sam.  Rogers:  (Versteigerungskatalog)  Catal ogue  of  the  very  cele- 
brated  coli,  of  works  of  art,  the  property  of  S.  R.,  L.  1856  (AA.  1856,  247  ff".). 

Rossie  Priory  (Pertshire):  Michaelis  S.  648  flf. 

John  Soane  in  London:  AZ.  22,  165  *  f.;  J.  W.  Wild,  a  general 
description  of  Sir  J.  S's.  Museum,  5.  Aufl.,  1882;  Michaelis  S.  473  ff. 

Stowe:  H.  Rümsey  Forster,  the  St.  catalogue,  London  1848  (verkauft). 

*Strangford  (Gesandter  in  Athen;  in  das  britische  Museum;  Apollo 
Strangford;  Bruchstück  einer  Kopie  des  Schildes  der  Parthenos):  AZ.  22, 
163  *flf. ;  Michaelis,  marbles  p.  161  f. 

Strawberry-Hill  s.  Walpole. 

Sydney  Park:  Bathurst,  Roman  antiquities  at  S.  P.,  Gloucester- 
shire  1879. 

Temple  (Gesandter  in  Neapel):  AZ.  6,  244  flf.;  Sammlung,  einst 
Henry  Templc's  in  Broadlands:  Michaelis  S.  217  flf. 

*Charles  Townley  (1737 — 1805;  zum  britischen  Museum  s.  o.):  Mi- 
chaelis S.  96  flf. 

Uzielli:  J.  G.  Robinson,  catalogue  of  the  various  works  of  ai't  for- 
ming  the  coli,  of  M.  U.,  London  1860,  m.  14  T. 

Horace  Walpolo  in  Strawberry  Hill  (f  1797;  1842  versteigert): 
Walpole,  works  2, 393  flf.;  Conyers  Middleton,  germana  quaedam  antiqui- 
tatis  eruditae  monumenta . . .  quibus  Romanorum  veterum  varii  ritus   illu- 


Kap.  IV.    Sammlangen  und  Mnaeen.    (§§  31,  32.)  69 

strantur,  London  1745;  Catalogue  of  the  classic  contents  of  Strawberry 
HiU,  1842. 

Wilton  House  s.  Pembroke. 

*Woburn  Abbey  (Bedfordshire),  im  Besitz  des  Herzogs  von  Bedford: 
Outline  engravings  and  descriptions  of  the  W.  A.  marbles,  St.  James's 
1822,  f.  m.  48  T. ;  Catalogue  of  the  marbles  bronzes  terrecotto  and  casts 

at  W.  A.,  L.  1828 ;  Robinson,  Vitruvius  Britannicus.  History  of  W.  A., 

1833  m.  T.;  Michaelis  S.  721  flf. 

Woodward:  Museum  Woodwardianum,  o.  0.  1728. 

Worsley  in  Appuldurcombe  (Wright)  (1785  Reise  in  die  Levante; 
jetzt  im  Besitz  des  Earl  of  Yarborough  in  Brocklesby  House  [Lincolnshire]) : 
(Rieh.  Worsley)  Museum  Worsleyanum  or  a  coUection  of  antique  basso- 
rilievos,  bustos,  statues  and  gems  with  views  of  places  in  the  Levant,  mit 
Text  von  E.  Q.  Visconti,  L.  1794(— 1803),  2.  Aufl.  1824,  2  Bde.  m.  208  T., 
deutsch  Lpg,  u.  Darmst.  1826—29,  Lief.  1—6,  ital.  Mailand  1834,  m.  79  T.; 
Catal.  of  the  pictures,  works  of  art,  antiquities,  sculptures  etc.  in  the  house 
of  Brocklesby  Park,  Lincolnshire,  London  1856;  Michaelis  S.  116  ff.,  226  ff. 

31.  Nordamerika.    Ann  Arbor,  University  of  Michigan. 
Baltimore.    Peabody  Museum:  Vasen  Rom.  Mitt.  2,167  ff..  Am. 

J.  o.  a.  1888  S.  385. 

^  ^^ 

Boston.  Museum  of  fine  arts:  Trusties  of  the  M.  o.  f.  a.  Annual 
report  seit  1877. 

Ithaca.    Cornell  University,  Museum  of  classical  archeology. 

New-York.  Metropolitan  museum  of  art:  über  die  Vasen  Jahrb. 
2,  193,  240,  5,  Am.  J.  2,  396  ff.  T.  12,  6—11;  Cesnola-Sammlung  aus  Cy- 
pem:  A  descriptive  atlas  of  the  Cesnola  collection  of  Cyprian  antiquities 
in  the  metr.  m.  of  art,  N.-Y.,  I.  Boston  1885  ff.;  Potteries  of  the  Cesnola 
collection,  N.-Y. ;  Charvet  collection  von  Gläsern :  W.  H.  Goodyear,  Am.  J. 
1,  163  ff.  T.  7.  8.  —  National  museum  (besonders  Orientalisches  und 
Prähistorisches)  mit  Annual  report  1848  ff.  —  Museum  of  the  histori- 
cal  Society, 

Philadelphia.  University  of  Pennsylvania  (viel  Babylonisches, 
8.  Ztschr.  f.  Assyriol.  4, 163  f.  und  Hebraica  1888  etc.  p.  74—76). 

Washington.  National  museum:  A.  R.  Addison,  Courrier  de  lart 
1889  p.  34;  auch  Orientalisches:  Proceedings  of  the  Am  er.  oriental.  soc. 
Mai  1888  p.  XXVÜ  f. 

32.  Die  Museen  hängen  in  ihrer  Entwicklung  von  dem  Altertümer- 
handel ab,  dieser  jedoch  seinerseits  wieder  von  den  staatlichen  Fund- 
gesetzen; denn  wenn  auch  so  ziemlich  alle  italienischen  Sammlungen  in 
der  Weise  angelegt  wurden,  dass  man  nur  im  eigenen  Boden  zu  graben 
brauchte,  um  das  Museum  füllen  zu  können,  ist  doch  die  grosse  Mehrzahl 
der  Sammler  nicht  so  glücklich.  Eine  Veränderung  des  Besitzes  fand 
nicht  bloss  durch  Kauf  oder  „Verehrung**,  sondern  auch  häufig  durch 
Sequestration  oder  Plünderung  statt.  In  die  nördlicheren  Länder  gelangten 
klassische  Werke  zuerst  durch  Reisende,  welche  noch  kein  Ausfuhrverbot 
behinderte.  Aus  Griechenland  brachten  Handelsschiffe,  die  ihre  Ladung 
gelöscht  hatten,  Marmorwerke  wie  den  Inopos  als  Ballast  zurück. 


70 


KlasBisohe  Knnstarohäologie.    I.  Denkmälerkimde. 


Schon  Klemens  XI.  verbot  1701  und  1704  die  Ausfuhr;  so  blieb  der 
Handel  zunächst  römisch  und  in  den  Händen  von  gelehrten  Liebhabern, 
die  fortwährend  sammelten  und  wieder  verkauften  (z.  B.  Fr.  Ficoroni, 
1 1747).  Aber  ein  eigentlicher  Kunsthandel  entwickelte  sich  erst  im  Laufe 
des  vorigen  Jahrhunderts,  als  die  römischen  Nobili  den  alten  Familienbesitz 
in  Geld  umzusetzen  begannen.  Der  Engländer  Jenkins  hat  viele  Käufe 
zwischen  ihnen  und  englischen  Vornehmen  vermittelt,  *)  denn  keine  englische 
Standesperson  absolvierte  die  modische  „classical  tour**,  ohne  Antiquitäten 
in  den  Koffern  heimzubringen.  Die  Kriegsnöten  der  Revolutions-  und  der 
napoleonischen  Zeit  zwangen  die  meisten  zu  Veräusserungen,  so  dass  diese 
Jahrzehnte  die  günstigsten  für  auswärtige  Sammler  waren,  bis  die  legge 
Pacca  vom  7.  April  1820  die  Ausfuhr  der  Altertümer  aus  dem  Gebiete 
des  Kirchenstaates  mit  einem  Zoll  von  20  Prozent  belegte  und  von  der 
Erlaubnis  der  Regierung  abhängig  machte.  Aus  falschem  Patriotismus 
hat  Griechenland  seit  1834  die  Ausfuhr  vollständig  verboten;  sehr  zweifel- 
haft ist  überdies  die  Berechtigung,  dieses  Gesetz  auf  die  in  der  Türkei 
gefundenen  hellenischen  Altertümer  auszudehnen.  In  der  Türkei  bestehen 
seit  einiger  Zeit  ähnliche  Verhältnisse  wie  in  Rom ;  auch  Frankreich  greift 
in  das  private  Recht  ein.  Italien  besitzt  seit  neuester  Zeit  ein  eigenes, 
scharfes  Ausfuhrgesetz. 

Diese  bureaukratischen  Vorschriften  haben  den  Antikenhandel  natür- 
lich nur  belästigen,  aber  nicht  unterdrücken  können.  Über  den  jetzigen 
Gang  desselben  mögen  folgende  Andeutungen  genügen.  Das  Gefundene 
oder  heimlich  Ausgegrabene  wandert  in  der  Türkei  meist  zum  Goldarbeiter, 
welcher  nebenbd  antikadschi  (Antikenhändler)  zu  sein  pflegt,  in  Griechen- 
land dagegen  zu  „Gevatter*  (kumbaros)  in  die  Stadt.  Um  nicht  von  dem 
Kleinhandel  der  Reisenden  zu  reden  —  die  Sammlungen  von  Gesandt- 
schaftsmitgliedern, wie  Saburoflf,  fallen  mehr  ins  Gewicht  — ,  haben  sich 
als  grosse  Märkte  des  Südens  Rom,  Neapel,  Athen  und  Smyrna  herausge- 
bildet; auch  Kairo  und  Beirut  sind  nennenswert.  Unter  den  Altertümer- 
händlem  jener  Orte  machten  sich  in  der  Entwicklungsgeschichte  der  Mu- 
seen namentlich  Alessandro  CasteUani  in  Rom,  Raffaele  (später  V.)  Barone 
in  Neapel 2)  und  Petros  Lambros  in  Athen  einen  Namen.  In  der  nörd- 
lichen Hälfte  Europas  nimmt  jedenfalls  Paris  die  erste  Stelle  als  Kunst- 
markt ein.  Das  grosse  Risiko  des  Transportes  und  noch  mehr  des  Schmug- 
gels verteuert  ungemein;  der  Preis  einer  Terrakottafigur,  die  dem  Finder 
um  höchstens  100  Fr.  abgekauft  wurde,  ist  schon  auf  4 — 8000  Fr.  ge- 
stiegen. Dies  ist  jedoch  nicht  die  einzige  Folge  jener  Ausfuhrverbote; 
auch  die  Wissenschaft  selbst  leidet  Schaden,^)  indem  aus  guten  Gründen 
die  Fundangaben  der  Verkäufer  und  gar  erst  die  der  Finder  mehr  oder 
weniger  weit  von  der  Wahrheit  sich  entfernen;  z.  B.  gelten  Funde  aus 
dem  eigentlichen  Hellas  oft  für  kleinasiatische.  Kyprisches  wird  gerne 
von  Syrien  aus*)  verschifft.  Die  Provenienzangaben  bedürfen  daher  einer 
genauen  Prüfung.     Zum  mindesten  wird  statt  des  Ortes  das  weite  Gebiet 


^)  Michaelis,  anciont  marbles,  S.  75  ff. 

A  AZ.  5,  188  ff. 

')  Reinaoh,  R.  d.  deax  mondes  1  mars 


1883. 

*)  Perrot,   R.  d.  deux  mondes  1  fövr. 
1879  p.  573. 


Kap.  IV.    Samxnlnngeii  und  MuBeen.    (§  33.)  71 

der  Provinz  im  allgemeinen  genannt.  Von  zerbrechlichen  Gegenständen 
schlägt  man  das  beste  Stück,  welches  leicht  zu  transportieren  ist,  ab ;  da- 
her die  vielen  Terrakottaköpfchen!  Auch  der  Vertrieb  der  Fälschungen 
wird  durch  die  Erschwerung  des  Handels  befördert;  doch  von  ihnen  soll 
im  letzten  Teile  gehandelt  werden.  Um  die  Verwirrung  voll  zu  machen, 
haben  Neapler  Händler  längst  die  Handelskonjunktion  wahrgenommen  und 
ihre  Dinge  den  einträglichen  Weg  über  Griechenland  nehmen  lassen,  wenn 
die  Gattung  (z.  B.  die  der  Spiegel)  dort  selten  vorkommt. 

Litteratur:  Ober  den  römischen  Handel  Bebtolotti,  Arcb.  stör.  art.  1,  173  ff,; 
PreisYerzeichnis  aus  dem  16.  Jahrhundert:  Documenti  per  servire  etc.  III  p.  4  f.;  eine  Art 
Tarif  bei  Gayacefpi,  raccolta  III.  Einleitung;  derselbe  bandelt  in  der  Einleitung  zu'  Bd.  II. 
Ober  die  verschiedenen  Arten  von  Betrügereien.  Sammlung  von  päpstlichen  Verboten  bei 
Fea,  viaggio  ad  Ostia  p.  105  ff. ;  Griechische  Gesetze :  £vXXoyij  itQXMoXoyixüiy  yofÄOiy,  di«- 
rayfiartüy  xai  iyxvxXiaty,  Athen  1886;  türkisches:  Ka.  1884  I  336. 

33.  Kunsthändler  und  -Sammler  bedienten  sich  früher  der  guten 
Dienste  des  Ergänzers;  denn  unvollständige  Werke,  einen  Torso  (Sturz) 
ohne  Extremitäten  wollte  man  in  keinem  Museum,  geschweige  denn  in 
einem  Wohnhause  aufstellen.  Das  ästhetische  Geniessen  würde  ja  gestört 
worden  sein,  wenn  die  Einbildungskraft  einen  Teil  hätte  ergänzen  müssen. 
Schon  im  Altertum  angewendet,*)  ist  die  Ergänzung  seit  der  Renaissance 
etwas  selbstverständliches;  man  schreibt  die  Einführung  dem  römischen 
Bildhauer  Andrea  del  Verrocchio  (1435 — 88)  zu.  In  diesem  Fache  ent- 
wickelten zu  Rom  6iov.  Agn.  Montorsoli  (1507 — 1563),  der  bei  der  Re- 
stauration des  Laokoon  und  des  belvederischen  Apollo  beteiligt  war,  der 
päpstliche  Hof  bildhauer  Algardi  aus  Bologna  (1602 — 54),  dann  um  die  Wende 
des  vorigen  Jahrhunderts  Bart.  Cavaceppi^),  Fil.  Albaccini,^)  Fr.  Barberi 
und  Vinc.  Pacetti,  in  der  Regel  Künstler  und  Kunsthändler  zugleich,  eine 
ausgebreitete  Thätigkeit.  Meister  wie  Michelangelo  und  Thorwaldsen  (der 
Restaurator  der  Ägineten)  rechneten  sich  solche  Arbeiten  zur  Ehre  an. 
Wenn  auch  Marmorergänzungen  vorwogen,  so  waren  doch  Bronzestatuen 
nicht  ausgeschlossen,  wie  der  betende  Knabe*)  und  Apollo  Stroganoif*) 
beweisen. 

Zu  diesen  Ergänzungen  gebrauchten  die  Künstler  triviale  Bücher, 
z.  B.  die  iconologia  des  Cesare  Ripa  (1593  u.  ö.  in  Rom  gedruckt).  Wenn 
auch  manche  Ergänzungen  ausgezeichnet  gelangen,  arbeiteten  immerhin 
die  Bildhauer  meist  sehr  willkürlich  und  machten  sich  nichts  daraus,  an- 
tike Teile  wegzuschlagen,  um  ihren  Gedanken  ungestört  durchführen  zu 
können.  Wie  ihre  Phantasie  die  fremdesten  Bestandteile  zu  einem  Ganzen 
verband,  kann  ,,die  Familie  des  Lykomedes**  zeigen,  zu  welcher  die  Reste 
von  einem  Apollo,  drei  Musen,  zwei  Mädchen  und  zwei  Frauen  herhalten 
mussten.^)    Aus  dem  Museum  des  Museo  Torlonia  wurde  der  Feuerbringer 


')  Plin.  36,  5 ;  auch  die  bekannte  Anek- 
dote Yon  Mimunius  gehört  hierber. 


^)  GöTHB,  Winckebnann  und  sein  Jahr- 
hundert 1805  S.  357. 


')  Er  veröffentlichte  selbst  ein  Pracht-   i  *)  Gonze,  Jahrbuch  1,  8  f. 

werk,  in  dessen  Einleitung  er  von  der  Kunst  I  ^)  0.  Ad.  Hoffhann,  Herrn- Apollo  Strog., 

gut  zu  restaurieren  handelt:    Raccolta  d'an-   |   Marburg  1889  und  dazu  Th.  Schreiber,  Lit. 


tiche  statue  busti  bassirilievi  ed  altre  scul- 
tnre  restaurate,  3  Bde.,  Rom  1768—72,  f. 
m.  180  T.;  vgl,  Justi,  Winckebnann  2, 1,  323. 


Centralblatt  1891  Sp.  273  f. 

*)  Levezow,  über  die  Familie  des  Lyko 
modes,  Berlin  1804. 


72  Elassische  Kanstarchäologie.    I.  Denkm&lerkande, 

Prometheus,  aus  einem  Römer  unbekannten  Namens  in  den  vatikanischen 
Grotten  der  Apostel  Petrus.*)  Das  Vorurteil,  dass  jede  unvollständige 
Statue  ergänzt  werden  müsse,  wurde  zuerst  erschüttert,  als  Canova  gegen 
die  Ergänzung  der  Parthenonfiguren  protestierte.  In  neuerer  Zeit  ist  man 
Ergänzungen  abgeneigt,  soweit  sie  nicht  leicht  erkennbar  und  mühelos  zu 
entfernen  sind,  wie  Stuck  mit  Marmorstaub  bei  Marmor,  Gyps  bei  Stein 
und  Thon,  Wachs  bei  Bronze. 

Litteratur:  Hetke,  antiquarische  Aufsätze  2,  VI,  172  ff.;  Henbici,  comm.  VII.  de 
statuis  ant.  mutilatis  recentiori  manu  refectis,  Wittenb.  1803  ff. 

34.  Jetzt  kommt  es  nicht  mehr  darauf  an,  die  Denkmäler  zu  er- 
gänzen und  zu  verschönem,  sondern,  nachdem  sie  vorsichtig  gereinigt 
sind,  in  dem  jetzigen  Zustande  zu  erhalten.  Die  Reinigung  erstreckt 
sich  auf  mineralische  Ansätze,  da  Kalk-  oder  Thonerde,  Silicate  u.  dgl. 
am  Stein  (wie  an  den  pergamenischen  Skulpturen)  haften ;  gegen  diese  ist 
Salzsäure  ein  energisches,  aber  gefährliches,  entschieden  zu  missbilligendes 
Mittel.  Die  Patina  der  Bronzen  vereinigt  sich  mit  Erde  zu  Klümpchen; 
kann  man  auch  grössere  Auswüchse  absprengen  und  anderes  mit  einer 
Metallbürste  entfernen,  so  ist  doch  Betupfen  (mit  Watte)  oder  Bestreichen 
mittelst  einer  Flüssigkeit  (Alkohol,  acidum  citricum  C®  H®  0^  oder  acidum 
chlorhydricum)  vorzuziehen.  Silber  wird  in  Salmiak  gelegt.  Da  die  aus- 
gegrabenen Gegenstände  unter  dem  Einflüsse  von  Licht  und  Luft  leiden 
und  auch  die  Versetzung  in  die  feuchte  Temperatur  Nordeuropas  den 
ägyptischen  und  orientalischen  Dingen  schadet,  -sind  konservierende 
Massregeln,  über  die  das  „Merkbuch**  (S.  32)  Auskunft  gibt,  unerlässlich ; 
die  Kunst  freilich,  die  Mineralfarben  der  Wandgemälde  zu  erhalten  oder 
aufzufrischen,*)  scheint  verschollen. 

Litteratur:  A.  Jungfer,  Reinigung  alter  Münzen,  Industrieblätter  (Berlin  1871); 
Stillmann  bei  Rbinach,  chroniques  p.  28  f.;  'Jqx.  ^.  1888  S.  227  ff.  1889  S.  102,  3.  1892 
S.  32ff.;  Eisen:  Raffyb,  Ra.  1865  I  392;  Conservierendes :  Ed.  Krause,  Ztsch.  f.  Ethnol. 
1882  S.  533  ff.,  1883  S.  360  ff.;  Monatsblätter,  hrsg.  v.  d.  Ges.  f.  pommersche  Geschichte 
1888  I. 

35.  Wiewohl  durch  Abbildungen  der  Bestand  der  Museen  auch  in 
die  Feme  bekannt  wird,  so  haftet  jenen  doch  der  Mangel  an  plastischer 
Form  an.  Man  hat  schon  öfter  versucht,  die  Zersplitterung  der  Museen 
und  Privatsammlungen  vorübergehend  durch  Ausstellungen  zu  heben. 
Mit  den  Weltausstellungen  pflegt  seit  1851  eine  „retrospektive  Ausstellung" 
verbunden  zu  werden ;  doch  kommt  eine  wissenschaftliche  Bedeutung  wohl 
nur  der  ägyptischen  und  der  Terrakotten-Abteilung  der  vorletzten  Pariser 
Ausstellung  zu.  Ebenso  haben  die  Kunstgewerbeausstellungen  eine  hi- 
storische Abteilung  (vgl.  §  189).  Die  Anthropologenversammlungen  sind 
gleichfalls  von  Ausstellungen  „prähistorischer**  Altertümer,  allerdings  lokalen 
Charakters,  begleitet,  was  bei  der  Wiener  Philologenversammlung  1893 
Nachahmung  fand. 

Litteratur:  Lenormant,  les  antiquit^s  ä  Texposition  rötrospective,  Paris  1866;  Cata- 
logue  generale  de  Texposition  universelle  1867:  Histoire  de  l'art  et  monuments  historiques 
und  Histoire  du  travail;  Exposition  retrospective  au  Trocadero  —  Les  beaux-art«  et  les 
arte  döcoratifs  ä  Tcxposition  universelle  de  1878,  IL  l'art  ancien,  Paris  1879;  Mabiettb-Bey, 


»)  Ztsch.  f.  bild.  K.  1890  S.  110.  •  111. 

*)  GuATTANi,  monum.  inediti  1784  Febbr.  p.  15  ff. 


Kap.  IV.    Sammlongen  und  Museen.    (§§  34—36.)  73 

la  galerie  de  TEgypte  ancienne  k  Texposition  r^trospect.  du  Trocadero,  P.  1878;  —  L'art 
ancien  ä  Texposition  nationale  beige  publ.  sous  la  direction  de  Cam.  de  Roddaz,  Brux. 
1882,  f.  m.  T.  —  Katalog  der  archäologischen  Ausstellung  im  k.  k.  Österreich.  Museum  für 
Kunst  und  Industrie,  22.  Mai  bis  81.  August  1893,  Wien  1898. 

36.  Dauernd  dagegen  können  Gegenstande,  die  sich  in  festem  Besitze 
befinden,  durch  getreue  Nachbildung  in  gewissem  Sinne  allgemein  zu- 
gänglich werden.  Kopien  von  Gemälden  freilich  sind  bisher  nur  in 
beschränktem  Masse  gemacht  worden,  da  die  antiken  Wandmalereien  wieder 
al  fresco  nachgebildet  werden  sollten  (wie  etruskische  im  römischen  Museo 
Gregoriano  und  in  der  Münchener  Vasensammlung) ;  in  Ölfarben  *)  verlieren 
sie.  Es  sind  Wasserfarben  vorzuziehen,  am  besten  entspricht  Aquarell- 
malerei auf  tibergypster  Grundlage.  Einzelne  Juweliere,  wie  Castellani  in 
Elom,  Teige  in  Berlin,*)  TiflFany  u.  a.  haben  antiken  Goldschmuck  nachge- 
formt. Für  alle  Werke  der  Plastik  ist  der  Gypsabguss  (it.  gesso,  frz. 
moulage,  engl,  cast)  jedenfalls  das  beste  Kopierverfahren,  wenn  auch  nicht 
ein  tadelloses ;  denn  dem  durchsichtigen  Marmor  gegenüber  erinnert  er  an 
Totenmasken  („Thon  ist  Leben,  Gyps  Tod,  Marmor  Auferstehung"),  auch 
nimmt  der  Gyps  sehr  leicht  Schmutz  und  Rauch  in  seine  Poren  auf,  welche 
auch  das  v.  Dechent'sche  Besprengungsverfahren  nicht  vollständig  schliesst ; 
zur  Reinigung  dient  höchstens  Gypsmilch.  Nicht  nur  dass  der  Gyps  selbst 
keine  Farbe  gibt,  können  bemalte  Bildwerke  nicht  wohl  abgegossen  wer- 
den, weil  die  Farbreste  darunter  leiden  würden.  Überdies  stören  oft  die 
Gussnäten.  Das  Verfahren  ist  nämlich  dies,  dass  die  Figur  mit  im  Wasser 
aufgelöstem  Gyps  (am  besten  Alabastergyps,  weniger  gut  mit  hydraulischem 
Kalk)  überstrichen  wird;  ist  der  Qyps  erhärtet,  so  schneidet  man  ihn  in 
Stücke.  Deren  Innenseiten  werden  gereinigt,  mit  Öl  bestrichen  (später 
treten  daher  oft  gelbe  Flecken  hervor)  und  wieder  zusammengefügt,  worauf 
durch  Eingiessen  von  Gyps  der  Abguss  sich  ergibt.  Neuerdings  hat  man 
Versuche  mit  Wachsformen  gemacht. 

Seit  alter  Zeit  bekannt,  ist  der  Gypsabguss  in  der  Frührenaissance 
an  Lebenden  geübt,  bald  jedoch  schon  auf  alte  Denkmäler  angewendet 
worden,  wie  in  der  alten  Universitätsstadt  Padua  von  dem  auch  Originale 
sammelnden  Maler  Squarcione,  Mantegnas  Lehrer  (1394 — 1474), 3)  wobei 
der  Zweck  des  Abgusses  stets  ein  künstlerischer  war.  Franz  I.  von 
Frankreich  und  Philipp  IV.  von  Spanien  Hessen  bereits  durch  ihre  Hof- 
maler Primaticcio  und  Velazquez  ansehnliche  Gypsmuseen  anlegen.*)  Bald 
folgen  die  Kunstakademien  von  Antwerpen  (1680)  und  Amsterdam  (1700), 
deren  Beispiel  auf  die  Empfehlung  von  Kunstschriftsteilem  wie  Houbraken 
in  vielen  niederländischen  Städten  nachgeahmt  wurde.  Der  Malerkavalier 
Mengs  beschenkte  Deutschland  in  der  Goethe  begeisternden  Dresdner 
Sammlung  mit  dem  ersten  Institute  der  Art;^)  bald  darauf  konnten  die 
oberdeutschen  Kunstfreunde  nach  Mannheim  pilgern.  In  unserem  Jahr- 
hundert dienen  die  Sammlungen  von  Gypsabgüssen  in  der  Regel  als  Lehr- 


')  Serie  in  Würzburg.  |           *)  Primaticcio:  Cellini,  vita  III  K.  8.9; 

')   .Prähistorische  Goldfunde   in   Nach-  j   Vasari  Xlfl  3  flF. ;  Velazquez:  Jüsti,  Velaz- 

bildungen*  mit  14  Abb.,  Berlin  C.  1884.  quez  2,  153  ff. 

')  ScARDEOimjs,   de   civitate  Patav.  bei  ^)   Eine'  andere  Sammlung   schenkte  er 

GaAEvirs,  thes.  VI  3,  442.           .  der  Madrider  Kunstakademie. 


74 


Klassisohe  Kunstarohäologie.    I.  Denkmftlerkiuide. 


apparat  in  Verbindung  teils  mit  der  Antikenklasse  der  Kunstakademien 
(bei  uns  zuerst  in  ansehnlichem  Masse  zu  Düsseldorf,  wo  Cornelius  stu- 
dierte; am  bedeutendsten  in  der  Pariser  Ecole  des  beaux-arts),*)  teils 
mit  den  Universitäten,  unter  welchen  Göttingen  vorangegangen  war. 
Alle  deutschen  Universitäten  (besonders  Bonn,  Halle,  Leipzig,  Mün- 
chen, Strassburg  und  Würzburg),  femer  Bordeaux,  Cambridge,  Oxford, 
Boston  und  andere  amerikanische  Hochschulen  sind  mit  Gypssammlungen, 
deren  Anordnung  die  kunstgeschichtlichen  Anschauungen  des  Aufstellers 
anzuzeigen  pflegen,  ausgestattete  Auch  einige  reiche  Mittelschulen  eifern 
nach.  Hinsichtlich  des  Umfangs  ragen  einige  Sammlungen  von  Staaten 
und  Städten  hervor,  an  deren  Spitze  jetzt  die  Dresdner  (im  neuen  Alber- 
tinum  untergebracht,  mit  3244  Nummern,  ungerechnet  1440  Fragmente) 
steht;  ihr  kommt  ziemlich  gleich  die  nunmehr  vorläufig  geordnete  Ber- 
liner, 2)  deren  Katalog  (Friedrich s-Wolters,  die  Gipsabgüsse  antiker  Bild- 
werke, 1885)  wegen  seiner  Litteratumachweise  ein  nützliches  Nachschlage- 
buch ist. 

Zur  Popularisierung  eignen  sich  die  Serien  von  Gemmenabgüssen. 

Die  wichtigsten  Abgüsse  sind  aus  der  kgl.  Formerei  der  Berliner 
Museen,  der  des  Louvre  und  von  Brucciani,  dem  Former  des  britischen 
Museums  zu  beziehen,  um  von  kleineren  Serien,  wie  in  München  und 
Dresden, 3)  nicht  zu  reden;  ausserdem  sind  die  Privatgeschäfte  von  Leop. 
Malpieri  in  Rom,  Nap.  Martinelli  in  Athen  und  Aug.  Gerber  in  Köln  zu 
nennen.*)  Historische  Bedeutung  hatte  für  die  deutsche  Archäologie  die 
Firma  Vanni  in  Frankfurt  a.  M.  Die  grossartigste  Leistung  des  Gypsab- 
formens  ist  jedenfalls  die  Abformung  der  Trajansäule,  welche  auf  Veran- 
lassung Napoleons  EI.  durch  Oudin  in  Paris  erfolgte. 

Litteratur:  Brunn,  Denkschriffc  über  die  Gründung  eines  Museums  von  Gypsab- 
güssen  klassischer  Bildwerke  in  Müncben,  München  1867;  Universitätssammlungen, 
Basel:  (J.  J.  Bebnoulli)  Führer  durch  das  Gipsmuseum  in  der  Skulpturenhalle  zu  B.,  B. 
1888;  Bordeaux:  Faculte  des  lettres  de  B.  Mus^e  archöol.  Catalogue  m^thodique  des 
moulages  des  oeuvres  de  sculpture  grecque,  1.  fasc.  Bordeaux  1890;  Boston:  Edw. 
Robinson.  Museum  of  fine  arts.  Descriptive  catalogue  of  the  casts  from  greek  and  romain 
sculpture,  B.  1887,  m.  1  T.;  Breslau:  A.  Rossbach,  Verz.  der  Gipsabgüsse  und  Originalien 
antiker  Bildwerke  im  kgl.  Museum  f.  Kunst  und  Altert,  an  der  Univ.  Breslau,  Br.  1861; 
Cambridge:  (Waldstein)  Fitzwilliam  Museum  Cambridge.  Catal.  of  casts  in  the  museum 
of  classical  archeology,  London  1889;  Göttingen:  Fb.  Wieseleb  (s.  S.  116);  Halle:  C. 
RoBEBT,  Führer  durch  das  arch.  Museum  der  Univ.  H.  -  Wittenberg,  H.  1892:  Heidel- 
berg: (v.  Dühn)  Kurzes  Verzeichnis  der  Abgüsse  nach  antiken  Bildwerken  im  archäolo- 
gischen Institut  der  Univ.  H.,  H.  1887;  Königsberg:  L.  Fbiedländeb,  die  Samml.  von 
Gipsabgüssen  nach  Antiken  zu  K.,  K.  1850;  Leipzig:  Oveebeck,  Führer  durch  das  anti- 
quarische Museum  der  Un.  L.,  Lpg.  1881;  München:  (Beünn)  Kurzes  Verz.  des  Museums 
von  Gypsabgüssen  klassischer  Bildwerke  in  M.,  M.  1886;  Norwich,  N.  free  academy: 
Catal.  and  brief  description  of  the  plaster  reproductions  of  greek  and  italian  sculptures  in 
the  Slater  memorial  museum,  N.  Conn.,  Cambridge  1889;  Strassburg:  Verz.  der  Abgüsse 
griech.  und  röm.  Bildwerke  im  kunstarch.  Institut  der  Kaiser  Wilhelms-Uni v.  Str.,  Str.  1887 
(Nachträge  AA.  1890  S.  15j;  Würz  bürg:  (H.  L.  Ublichs)  Verz.  der  Abgüsse  nach  ant. 
Bildwerken  in  den  akad.  Kunstsammlungen  der  Univ.  W.  1887;   Schulpforta:   0.  Benn- 


')  Vgl.  AZ.  3,  13  ff.;  Ebn.  Vinet,  l'art 
grec  au  palais  de  Tindustrie,  Art  et  archö- 
ologie  1874  p.  271  ff.;  Euo.  Müntz,  guido 
de  r^cole  nationale  des  b.-a.,  Paris  1889. 
Auch  das  Museum  der  Akademie  der  bil- 
denden Künste   in  Wien  gehört  zu  dieser 


Gruppe  (v.  Ltirzow,  Führer  durch  d.  Samm- 
lungen, 2.  Aufl.  1892). 

2j  Vgl.  AA.  1893  S.  78  ff. 

3)  AA.  1891  S.  128  ff. 

*)   Von  allen  sind  Kataloge  erschienen. 


Kap.  IV.    Sammlnngen  nnd  Maseen.    (§g  37—39.) 


75 


DORF,  das  Miiseum  der  Gipsabgüsse  nach  Antiken  zu  Pforte,  Naumburg  1864;  Wernige- 
rode: P.  V.  Bbsnnino,  erkl.  Verz.  der  dem  giäflich  Stolberg 'sehen  Gymnasium  zu  W.  ge- 
hörigen Gipsabgüsse  nach  antiken  Bildwerken,  Pr.  v.  W.  1890;  Athen:  Cavvadias,  Kttid- 
Xoyog  raiy  €r  ito  i^yixto  fiovaelot  ixfxayemyy  Athen  1898;  Schloss  Beyckuncn  (Ostpreussen) : 
Fb.  V.  Farknhkid,  beschr.  Verzeichnis  der  Abgüsse  nach  Antiken  im  Schlosse  zu  B.,  3.  A. 
Königsb.  1877;  London,  South  Eensington  Museum:  W.  Pbbry,  descriptive  catalogue  of 
the  collection  of  casts  from  the  antique  in  the  S.  K.  M.,  2.  A.,  L.  1887;  Oldenburg:  Verz. 
der  Gemälde,  Gypse  und  Bronzen  in  der  grosshcrz.  Sammlung  zu  0.,  6.  A.  0.  1890  S.  154 
—  67;  Schwerin:  Schlib,  GypsabgOsse  antiker  Bildwerke  im  grossh.  Museum  zu  Schwerin, 
S.  1887  (mit  ausführlichen  Analysen). 

37.  Nachformungen  von  kleinen  Bronzen  und  Thonfiguren  in 
gleichem  Material  sind  vielfach  gemacht  (erstere  z.  B.  von  den  Italienern 
und  Franzosen  des  17.  und  18.  Jahrhunderts,*)  auch  von  Röhrich  in  Rom)^) 
und  nicht  selten  später  als  echt  verkauft  worden.  Die  Thonnachgüsse'^) 
sind  jedoch  an  dem  Mangel  von  Farbspuren  und  Malgrund  leicht  zu  er- 
kennen. Der  Bronzeabguss  grösserer  Werke  ist  wegen  seiner  Kost- 
spieligkeit eine  Ausnahme;  gegenüber-^ einem  marmornen  Original  wie  der 
Venus  von  Medici,  welche  Ludwig  XIV.  abgiessen  liess*,)  bedeutet  er  eine 
Seltsamkeit.  Die  Möglichkeit,  den  Gypsabguss  zu  bronzieren,  wird  leider 
nicht  benützt.*)  Dagegen  hat  die  galvanoplastische  Methode,  welche 
auch  bei  der  Trajanssäule  Anwendung  fand,  ihr  Hauptgebiet  in  der  Nach- 
bildung von  Münzen  und  Medaillen.  Gegenwärtig  ist  die  Elektrotypie  mo- 
dern, mittelst  welcher  eine  grosse  Reihe  schöner  Münzen  des  britischen  Mu- 
seums (Bakclay  Head,  a  guido  to  the  select  greek  and  roman  coins  exhibited 
in  electrotype,  Brit.  M.)  und  des  Münchner  Münzkabinetts  (Verz.  griechischer 
Münzen  meist  aus  dem  kgl.  Münzkabinett  zu  M.,  welche  in  galvanoplast. 
Nachbildungen  von  0.  Aufleger  [München]  zu  beziehen  sind,  München  1883 
m.  7  T.)  nachgebildet  ist;  dieses  Verfahren  eignet  sich  sehr  gut  zur  Er- 
gänzung kleinerer  Münzkabinette  (z.  B.  F.  W.  Madden,  guido  to  the  select 
greek  roman  and  other  coins  exhibited  in  electrotype  in  Brighton  College, 
1878).  Gemmen  können  in  farbigem  Glasfluss  (Glaspasten)  nachge- 
bildet werden,^)  dessen  Anfertigung  man  schon  im  Altertum  verstand. 

38.  Andere  Verfahren  passen  nur  für  Relief technik ;  es  ist  der  Ab- 
druck in  seinen  verschiedenen  Arten.  Für  Gravierungen  eignet  sich  das 
Durchreiben,  für  flache  Reliefs  dasselbe  oder  der  Papierabklatsch.  Auf 
Münzen  kann  man  Blei-  oder  Zinkpapier  (Stanniol)  mit  einer  Schraube 
oder  Handpresse  aufdrücken  und  das  Ergebnis  mit  geschmolzenem  Schwefel 
auspinseln.  Schwefel-,  Wachs-  und  Siegelabdrücke  von  Münzen  und  Gem- 
men waren  früher  sehr  beliebt,  haben  aber  keine  genügende  Haltbarkeit; 
Lippert  verwendete  sächsische  Talgerde  mit  Hausenblase ;  Paste  aus  Asche 
scheint  das  feinste  zu  sein.')  Für  weiteren  Transport  eignet  sich  die  Ab- 
formung  mit  Papiermasse,  wobei  6 — 8  Lagen  faserigen  spanischen  Papieres 


')  Grössere  Reihe  im  grQnen  Gewölbe 
von  Dresden. 

*)  AZ.  30,  44. 

*)  Serie  in  Würzburg. 

*)  LöwY,  Inschriften  griechischer  Bild- 
hauer S.  340;  Nachgüsse  der  mediceischen 
Gemme  mit  Amor  und  Psyche  aus  dem  18. 
Jahrhundert. 

')   £b  gibt  auch  Metallguss   mit  Ver- 


einigung von  Wismut  und  Zinn. 

^)  R.  £.  Raspe,    catal.   raisonnö   d'une 

coli,  g^n^rale  de  pierres  gravöes 

moul^es  en  pftte  par  Jos.  Tassie,  London 
1791,  2  Bde.  mitT. ;  Dumebsan,  empreintes 
polychromes  ou  cam^es  coloriäs  iroitant  les 
pierres  grav.  ant.,  Paris  1825.  Über  die 
Technik  handelt  Mabiette,  trait^. 

0  Cbnnini,  pittura  K.  171. 


76 


Elassisohe  Kanstarcli&ologie.    I.  Denkmälerkonde. 


in  feuchtem  Zustand  aufeinander  gepresst  werden  (neuerdings  für  die  per- 
sischen Felsskulpturen  angewendet). 

Litteratur:  E.  Hübner,  über  mechanische  Kopien  von  Inschriften,  Berlin  1881 
(mit  Gebrauchsanweisungen);  Serien  s.  unier  Genmien;  Dehn,  zolfi;  Pafadopoulos,  negir- 
yQttgnj  ixxvmafAdxiav  aQ^aitoy  G<fQayidoXi&(ov  dvexdoztay, 

39.  Dem  Abdruck  entspricht  bei  flachen  Zeichnungen  das  Bausen 
(mit  Gelatinepapier).  Architekturdenkmäler  werden  im  kleinen  aus 
Kork  modelliert  (Phelloplastik) ;  solche  Modelle  finden  sich  z.  B.  in  Berlin, 
Daimstadt,  München  und  Leiden.  Das  Ideal  der  Reproduktion  ist  die 
gänzliche  Erneuerung  eines  Hauses  mit  seiner  Einrichtung,  wie  sie 
Ludwig  L  von  Bayern  in  dem  »pompejanischen  Hause**  versucht  hat;*) 
diesen  Gedanken  nahm  in  Schweden  kürzlich  die  prähistorische  Wissen- 
schaft auf. 

Kap.  V.    Archäologische  Ortskunde. 

Qaacumqne  ingredlmur.  In  allqnam  historlam  vestlgliim  ponimus. 

40.  Dieser  Teil,  welchem  eine  interessante  Seite  abzugewinnen  nicht 
ganz  leicht  ist,  muss  doch  umfangreich  ausfallen,  weil  weder  die  allge- 
meinen Darstellungen  der  Erdkunde  —  ich  nenne  besonders  Karl  Ritter 
und  Elise  Reclus'  nouvelle  geographie  universelle  —  noch  die  Lehrbücher 
der  alten  Geographie  für  unsere  Zwecke  auch  nur  entfernt  genügen;  die 
Kunde  von  den  Überresten  der  Städte  des  Altertums  und  ihrer  Erforschung 
ist  aber  die  unentbehrliche  Grundlage  der  Kunstgeschichte,  zumal  wenn 
die  letztere  nicht  nach  Ländern,  sondern  in  der  Hauptsache  nach  Perioden 
geschieden  werden  soll. 

Es  kommt  zunächst  auf  die  erhaltenen  Bauwerke  einer  jeden  Stadt, 
die  dort  gemachten  Funde  und  Ausgrabungen  an,  nicht  so  sehr  auf  die 
eigentliche  Topographie,  welcher  die  blosse  Lage  und  Benennung  der  Ge- 
bäude das  wichtigste  ist.  Eigentlich  sollten  jedesmal  Gründung,  Besitz- 
wechsel, Plünderung,  Zerstörung  und  ähnliches  verzeichnet  werden,  weil 
alles  dies  die  Überreste  wesentlich  beeinflusst;  doch  reicht  der  Raum  nicht 
aus,  diese  archäologischen  Regesten,  welche  hoffentlich  ihren  Böhmer  finden 
werden,  planmässig  durchzuführen.  Veraltete  Litteratur  gibt  es  in  der 
archäologischen  Geographie  eigentlich  nicht ;  je  älter  die  Beschreibung,  desto 
vollständiger  kann  sie  das  Denkmal  darstellen,  viele  Monumente  sind 
überhaupt  nur  mehr  durch  die  Mitteilungen  älterer  Forscher  bekannt. 

Was  die  Landkarten  für  die  Geographie,  das  sollten  Fundkarten 
für  die  Archäologie  sein;  aber  abgesehen  von  einem  verfrühten  Versuche 
einer  Karte  Italiens  im  „Almanach  aus  Rom**  1810  S.  197  flf.,  hat  die 
Ai"chäologie  bisher  nur  mit  Plänen  einzelner  Stätten  gearbeitet  und  die 
Kartographie  der  prähistorischen  und  lokalen  Forschung  überlassen,  welche 
sehr  in  das  Einzelne  geht  und  sogar  mit  den  Flurkarten  (1 :  2500)  arbeitet. 
Hier  sind  nach  älteren  Versuchen  und  den  Vorschlägen  Chantres  durch 
eine  internationale  Kommission  sehr  detaillierte  Zeichen  festgesetzt,*) 
welche  für  die  gesamte  Archäologie  bearbeitet  werden  sollten.    Wir  geben 


*)    R.    Waitdeber,    der    pompejanische 
Bau  bei  Aschaflfenburg,  Heidelb.  1859. 


*)  Correspondenzbl.  f.  Anthrop.  1875   S. 
81  if.,  89  f[.;  dazu  1892  S.  125. 


Kap.  V.    ArohäologiBohe  Ortsknnde.    (§§  40—42.)  77 

dieselben  in  der  Übersicht  der  Bauwerke,  sodass  hier  nur  folgende  zu  er- 
wähnen bleiben: 


T     A     0     ♦     ^     w 


Steinbrnch. Bergwerk.     Einselfand.     GrdaaererFuiid.    Werkstatte.  Wohnstätte.  I^ökkenmöddiii«  (9.  25). 

Der  Zustand  der  Denkmäler  wird  angegeben  durch  einen  unten  an- 
gefügten Kreis  (untersucht)  und  einen  oder,  zwei  Diagonalen  (verwüstet 
—  verschwunden) ;  ein  bräuliches  Gelb  bedeutet  die  ältere  Steinzeit,  Grün 
die  jüngere,  Rot  die  Bronze  und  Blau  das  Eisen.  Die  Zahl  wird  durch 
ein  oder  zwei  Kreuzchen  (viel,  sehr  viel)  oder  eine  Ziffer  bezeichnet. 

Ausgrabungsberichte,  Untersuchungen  und  Sammlungen  der  Ein- 
heimischen, sowie  Reisewerke  geben  zusammen  das  archäologische  Bild 
einer  Gegend.  Den  Anfang  machten  die  zuletzt  genannten  Bücher,  welche 
im  siebzehnten  Jahrhundert  modisch  wurden,  als  jeder  Gebildete  Reisen 
machen  und  hiebei  ausser  GaUerien  und  Berühmtheiten  auch  die  Denk- 
mäler der  Vorzeit  besehen  musste,  wie  Justus  Lipsius  in  seinem  Briefe 
über  die  »nobilis  et  erudita  peregrinatio"  auseinander  setzt. 

Litteratur:  J.  Beckmakv,  Literatur  der  älteren  Reisebeschreibungen,  Göttingen 
1807-10,  2  Bde. 

41.  So  ist  der  .ganze  Orient  für  die  Archäologie  durch  Roisende 
erschlossen  worden,  besonders  durch  folgende: 

CoBNELis  DE  Bkuyn  oder  Bbuin  (niederländischer  Maler,  der  1676—93  reiste), 
Reizen  door  de  vennaardste  Deelen  van  Klein- Asia,  de  £y landen  Scio,  Rhodus,  Cyprus  etc., 
Delft  1698  f.,  u.  ö.  m.  über  200  T. ;  Oubely,  travels  in  the  East,  m.  T. ;  Rica.  Pococke, 
description  of  the  East  and  some  other  countries,  London  1743—45,  3  Bde.  f.  (T.  Ägypten; 
II.  Palästina,  Syrien,  Mesopotamien,  Cypem  und  Kreta;  IIF.  Archipelagus,  Kleinasien,  Thra- 
cien  und  Griechenland),  deutsch  Erlangen  1754—5,  2.  A.  1777.  Systematisch  behandelt  den 
ganzen  Orient:  Babblon,  manuel  d*arch^ologie  Orientale:  Chaldöe,  Assyrie,  Perse,  Syrie, 
Jud<^,  Ph^nicie,  Carthage,  Paris  1888  (engl.  v.  Evbtts,  New-Y.  und  L.  1889);  de  Vooüe, 
m^langes  d'arch.  orient;  Etudes  archäologiques  etc.  dödi^es  ä  M.  le  Dr.  C.  Leemanns,  1887; 
Gesellschaften  in  England :  Society  of  biblical  archeology  (Transactions,  seit  1872.  Scbluss 
IX  H.  1,  1887  und  Proceedings).  In  Amerika:  American  oriental  society  (Journal  of  the . . .). 
Bibliographie:  Trtibner*s  Orient  record;  Orientalische  Bibliographie,  Berlin  1887  flf.  —  Ein 
semitisches  Museum  besitzt  Cambridge  in  Amerika;  aus  einer  Sammlung  semitischer  Alter- 
tümer von  K.  S.  Williams  in  ütica  N.Y.  sind  im  Amer.  J.  2,  247  ff.  T.  5.  6  einige  baby- 
lonische und  assyrische  Cy linder  veröffentlicht.  —  Auch  Zeitschriften  beschäftigen  sich  mit 
dem  Orient :  Asiatic  quarterly  review,  Records  of  the  past,  Revue  d'Assyriologie  et  d'arch^- 
ologie  Orientale  (Paris  seit  1884),  Correspondent  d'Orient. 

42.  Äg^ten.  Die  unbeweglichen  Denkmäler  wurden  bei  dem  regen 
Verkehre,  der  trotz  der  Kreuzzüge  viele  unternehmungslustige  Abendländer 
nach  dem  prunkliebenden  Stapelplatze  aller  orientalischen  Reichtümer 
führte,  nie  ganz  vergessen  und  die  arabischen  Einwohner  selbst  interes- 
sierten sich  dafür.*)  Bedeutungsvoll  wurde  die  entente  cordiale  Frank- 
reichs mit  den  Osmanen,  deren  Frucht  die  ersten  Berichte  französischer 
Missionäre  waren.  Dann  beginnen  die  Orientfahrten,  von  denen  die  Rei- 
senden Mappen  voll  Zeichnungen  und  Aquarellen  nach  Hause  brachten, 
die  darauf  der  Kupferstich  zum  Ruhme  des  kühnen  Landfahrers  verviel- 
fältigte.  Ägyptische  Gegenstände  bildeten  einen  Handelsartikel,  zumal  die 


»)  üher  Abdallatif  s.  S.  2. 


78  SlasBiBohe  SanBtarohäologie.    I.  Denkinälerkimde. 

Mumien,  welche  ein  offizielles  Heilmittel  gegen  Abzehrung  waren  und  den 
Konsultationszimmem  weltkundiger  Ärzte  ein  feierliches  Aussehen  gaben. 

Litteratur:  P.  Pierre  Belon,  de  admirabili  operum  antiquoram  et  rerom  suspi- 
ciendarum  praestantia  11.  Itl.  1553,  Buch  I.;  Sicard  in  den  Mömoires  des  missions  du 
Levant  IL;  um  1670  nimmt  ein  Architekt,  dem  Athanasius  Eircher  (turris  Babel  p.  71)  den 
Namen  Titus  Livius  Buratinus  gibt,  alle  Denkmäler  auf;  Pococke  u.  a.  s.  §  41;  Norden,  dra- 
wings  of  ruins  and  statues  at  Thebes,  London  1741  =  voyage  d'Egypte  et  de  Nubie,  mit 
Noten  herausgegeben  von  Langl^s,  2  Bde.,  engl.  1757  f.  m.  159  T.,  deutsch  Breslau  1779; 
besonders  Bruce,  travels  into  Abyssinia,  Edinb.  1790  u.  ö.  Bd.  L;  E.  D.  Clarke,  travels  in 
various  countries  of  Europe,  Asia  and  Africa,  London  1812 — 13,  m.  T. 

Was  Kaufleute  und  Reisende  von  Grabräubem  erhandelten,  bildete 
mit  den  ägyptischen  Schaustücken  altrömischer  Villen  zusammen  die  ältesten 
ägyptischen  Museen:  das  päpstliche  (1748  von  Benedikt  XIV.  auf  dem 
Kapitel  begründet,  dann  in  den  Vatikan  übertragen:  S.  42),  das  der 
Familie  Borgia  in  Velletri  (S.  46)  und  die  Sammlung  der  Herzöge  von 
Savoyen  in  Turin  (S.  43) ;  auf  die  beiden  ersteren  hat  Winckelmann  seine 
Darstellung  der  ägyptischen  Kunst  gegründet. 

Ägypten  wurde  erst  1798  durch  Bonapartes  Expedition  in  Wahrheit 
der  Wissenschaft  erschlossen;  nach  dem  vorläufigen  Berichte  von  Vivant 
Denen  (voyage  dans  la  basse  et  la  haute  Egypte,  Paris  1802  m.  141  T., 
4.  Ausg.  1803,  ital.  erweitert  Flor.  1808  m.  151  T.,  deutsch  Hamb.  und 
Mainz  1803)  schloss  die  berühmte  „Description  de  l'Egypte"  (P.  1809,  2.  A. 
1820,  Abteilung  antiquit^s,  5  Bde.,  Text  m.  426  T.  und  Atlas  m.  53  T.)  auch 
die  Denkmäler  ein.  Von  da  an  häufen  sich  die  Veröffentlichungen,  zumal  seit 
die  europäischen  Regierungen  in  der  Aussendung  wissenschaftlicher  Mis- 
sionen wetteifern.  Die  Werke  von  Rosellini,  Champollion,  Lepsius  und 
Prisse  d' Avenues  bilden  die  Grundlage  der  ägyptischen  Archäologie. 

Litteratur:  Will.  H^AiaLTON,  remarks  on  several  parts  of  Tarkey  I.  Aegyptiaca, 
London  1809f.  m.  T.;  Millik,  Egyptiaques,  Paris  1816  m.  12  T.;  Belzoni,  narrative  of  the 
Operation  and  recent  discoveries  in  Egypt  and  Nubia,  London  1821,  mit  Atlas;  (preussiscbe 
Expedition  1820  1)  H.  v.  Minutoli,  Reise  zur  Oase  des  Jupiter  Ammon  und  nach  Ober- 
ägypten, Beri.  1825,  m.  Atlas,  Nachtr.  1827;  Ippol.  Rosellini,  i  monumenti  dell'  Egitto  e 
della  Nubia,  Pisa  1832  flf.  f.  in  38  Lief.;  Fr.  Champollion  (der  Entzifferer  der  Hiero- 
glyphen), monuments  de  FEgypte  et  de  la  Nubie,  Paris  1833—45,  4  Bde.  mit  gegen  500  T, 
(dazu  Champollion  le  jeune  et  G.  Maspero,  notices  descriptives  des  monuments  de  V  E.  et 
d.  1.  N.,  P.  1844 — 89,  2  Bde.  f.  m.  Abb.);  Ch.  Lenormant,  mus^e  des  antiquit^s  ögyptiennes, 
P.  1835 — 42,  f.  m.  39T.;  Gir.  Seoato,  nuova  illustrazione  storico-monumentale  del  Basso 
ed  Alto  Egitto  del  prof.  Dom.  Valeriani,  Firenze  1836,  2  Bde.  Text  und  2  Bde.  Atlas, 
m.  160  T.;  Prisse  d'Avennes,  monuments  ögyptions,  Paris  1843—47,  m.  52  T. ;  ders. 
histoire  de  Tart  ögyptien,  Paris  1876—9,  ein  Atlas  von  160  T.  (die  getreueren  Originaldurch- 
zeichnungen befinden  sich  in  Paris);  (preussiscbe  Expedition)  Lepsiüs,  Denkmäler  aus 
Ägypten  und  Äthiopien,  Berlin  1849,  12  Bde.  f.  in  6  Abt.,  m.  900  T.  (L  Abt.  Topographie 
und  Architektur;  Zeichnungen  verschönert),  dazu:  Briefe  aus  Ägypten,  Berl.  1852;  Max.  du 
Camp,  Egypte  Nubie  Palestine  et  Syrie,  Paris  1852,  f.  2  Bde.  Phot.  1—112  Ägypten  und 
Nubien,  6  Jerusalem,  7  Baalbek ;  H.  Brugsch  et  J.  Dümichen,  recueil  de  monuments  ägyp- 
tiens,  Lpg.  1862—85,  6  Bde.  m.  493  T.  (I.  IL  monuments);  de  Rouge  et  de  Banville, 
album  photographique  de  la  mission  remplie  en  Egypte,  Paris  1865;  Dümichen,  Resultate 
der  auf  Befehl  S.  Maj.  des  Königs  Wilhelm  I.  v.  Preussen  im  Sommer  1868  nach  Ägypten 
entsendeten  photogr.  Expedition,  B.  1869  u.  photogr.  Resultate  der  nach  Ägypten  enteende- 
ten photogr.  Expedition^  B.  1871.  Ohne  selbständige  Bedeutung  sind  die  Zusammenstellungen 
V.  J.  Gardner  Wilkinson,  the  manners  and  customs  of  the  ancient  Egyptians,  3.  Aufl.  v. 
BiRCH,  London  1878  3  Bde.  und  Osburn  (S.  80). 

Eine  ständige  Mission  unterhält  nur  die  französische  Regierung  in 
Kairo,  von  welcher  Recueil  de  travaux  relatifs  ä  la  philologie  et  ä  Tarcheo- 
logie  ^gyptiennes  et  assyr.,  I. — X.  Paris  1870—80,   seit  1881   „Memoires 


Kap.  V.    Archäologiflohe  Ortakunde.    (§  4d.)  79 

de  la  mission  archeologique  fran^aise  au  Caire  (1. 1881 — 84,  P.  1884,  m.  28  T.) 
erscheinen;  das  Institut  ^gyptien  gibt  ein  „Bulletin''  (1859  ff.)  heraus.  Bald 
nach  der  Erschliessung  Ägyptens  hatten  Ausgrabungen  begonnen,')  doch 
kam  diesen  geringe  Bedeutung  zu,  bis  bei  der  ägyptischen  Regierung  ein 
Altertumsdepartement  gebildet  wurde,  dessen  Vorstand  Mariette  zwei  Jahr- 
zehnte lang  planmässige  Ausgrabungen  geleitet  hat,  die  seine  Nachfolger 
Maspero  und  Gr^au  fortsetzten ;  seit  der  englischen  Besitzergreifung  wirkt 
auch  der  private  „Eg3rpt  exploration  fund**  mit  bestem  Erfolge.  Die 
überraschenden  Ergebnisse  sind  durch  die  Natur  des  Landes  begünstigt, 
da  der  Sand  und  die  ungemeine  Trockenheit  der  Luft  selbst  Kleider,  Holz 
und  PapyrusroUen  erhalten. 

Litteratur:  Mabiette,  fonilles  ex^cnt^es  en  Eg3rpte,  en  Nubie  et  au  Soudan,  Paris 
1869,  f.;  ders.,  monuments  divers  recueillis  en  Egypte  et  en  Nubie,  28  Hefte,  P.  1872  f.; 
A.  Erhan,  der  Egypt  exploration  fund  nnd  seine  Arbeiten.  Berliner  philol.  Wocbenscbrift 
10,  954—64;   Fluvdsrs  Petbie,  ten  years  digging  in  Egypt  1881—91,  London  1892  m.  K. 

Durch  die  offiziellen  Ausgrabungen  ist  das  Landesmuseum,  welches 
1889  von  Bulak  (Boulaq),  einer  Vorstadt  Kairos,  nach  Gizeh  versetzt  wurde, 
zur  bedeutendsten  Sammlung  herangewachsen;  es  beteiligte  sich  an  den 
Pariser  Weltausstellungen  1867  und  1878  in  eindrucksvoller  Weise.  Andere 
ägyptische  Sanmilungen  ersten  Ranges  haben  der  Pariser  Louvre  mit  dem 
dortigen  Cabinet  des  medailles,  das  Britische  Museum  und  Berlin ;  kleinere 
sind  zu  sehen  im  Vatikan,  zu  Turin,  Florenz  (Rosellinis  Sammlung)  und 
Bologna,  im  Münchner  Antiquarium,  zu  Bonn  und  Köln,  in  Leiden,  im 
University  College  von  London,  im  Ashmolean  Museum  zu  Oxford  und 
zu  Liverpool,  in  üpsala,  Kopenhagen,  Christiania,  Helsingfors,  der  Peters- 
burger Ermitage,  femer  zu  Konstantinopel  und  Athen  (Sammlung  Jo. 
Dimitriu),  Sammlung  Way  im  Museum  of  fine  arts  in  Boston  und  Abbott 
im  Besitz  der  New- York  historical  society.  Dazu  kommen  zahlreiche 
Privatsammlungen,  die  teilweise  nur  Ägyptisches  enthalten. 

Litteratur:  Bulak-Gizbh:  Ältere  Führer  von  Mariette-Bey  und  Maspero;  L.  Thude, 
Ffihrer  durch  das  Museum  von  Gizeh,  Kairo  1892;  neuer  englischer  Katalog  von  Phil. 
Vibet;  Mabiette-Bet^  Diiii  et  BicHABD,  album  du  musöe  de  Boulaq,  Caire  1872,  f.  40  Phot. 
(1—37  alti&gypt.,  38.— 40.  aus  griechischer  und  römischer  Zeit);  Ausstellungskatalog  s.  S.  72. 
Vgl.  auch:  L.  Vasalli,  i  monumenti  istorici  egizi,  il  museo  e  gli  scavi  d'antich.  eseguiti 
per  ordine  di  8.  A.  il  vicerö  Ismail  Pasciä,  Mil.  1867. 

Athen  S.  39;  Berlin  S.  55;  Bologna  S.  40;  Florenz  S.  41;  Konstantinopel  S.  38; 
Leiden  S.  62;  Liverpool  8.  64;  London  S.  64 f.;  Mailand  S.  41;  Oxford  S.  65;  Rom  S.  42; 
Turin  S.  43;  femer  L.  Vassalli,  i  musei  egizi  d'Italia,  Roma  1873;  über  Bonn  und  Köln 
WnEDBXAiTN,  Rhein.  Jahrbb.  H.  78  (1884);  liiEBLEi»,  die  ägyptischen  Denkmäler  in  St.  Peters- 
burg, Helsingfors,  üpsala  und  Kopenhagen,  Christiania  1873. 

Privatsammlungen  (in  Frankreich  und  England  vornehmlich):  Prinz  von  Wales: 
Transactions  of  the  soc.  lit.  V  1  (1874):  in  JJfiramar,  jetzt  Wien:  S.  L.  Reinisch,  die  ägypt. 
Denkmäler  in  M.,  Wien  1865,  mit  43  T.;  Abbot;  AInwick  Castle:  S.  Birch,  catalogue  of 
the  coUections  of  egyptian  antiquities  at  A.  C.  belonging  to  the  duke  of-N.,  L.  1880, 
vgl.  Atbenaeum  1883,  7.  Juli;  G.  d'Athanas:  Series  of  highly  finished  engravings  by  P. 
Q.  Visconti  comprising  a  few  of  the  principal  objecto  in  a  coli,  of  eg.  ant.  of  G.  d'  A., 
London  1837,  f.  m.  16  T.;  Earl  of  Belmore  (jetzt  im  Brit.  Museum):  (Birch  oder  Haw- 
KiNs)  Tablete  and  other  eg.  monumento  from  the  coU.  of  the  E.  of  B.,  L.  1843,  f.; 
Drovetii  (1822  nach  Turin):  Inventar  Docum.  IIF  p.  206  ff.;  Graf,  Wien;  Uarttcell 
Hause,  J.  Leb,  Cat.  of  the  eg.  ant.  in  the  M.  of  H.  H.,  o.  0.  1858;  J.  Bonomi,  cat.  of  the 
coli,  of  eg.  ant.  belonging  to  R.  H.,  London  1869;  Roh,  Hay  (jetzt  im  Brit.  Mus.):  Birch, 
on  the  eg.   coli,    of  R.  H.,   L.  1870;    Landsdowne   llouse   s.  S.   67;    Mayer:   Charles  T. 


')  Schon  1816  grub  Carvilia  bei  dem  -grossen  Sphinx  (Bibch,  Glassical  Museum  1860). 


80  KlasBische  Eonatarchäologie.    L  Denkm&lerknnde. 

Gatty,  coli,  of  the  M.  collection  I.  The  egypt.  ant.,  Liverp.  1877 ;  Baron  de  MenascS:  Catal. 
de  la  coli,  des  ant.  ^g.  du  B.  de  M.,  Paris  1891  m.  10  T.;  Mimaut:  Dubois,  antiqu.  ^gypt, 
de  M.,  P.  1837;  Nicholson:  s.  S.  67;  Duke  of  Northumberlandj  s.  unter  Alnwick  Castle; 
chev.  de  Palin:  Dobow  et  J.  Klafroth,  coU.  d'ant.  ägjpt.  rec.  par  Mr.  le  eh.  de  P.,  P. 
1829,  f.  m.  34  T.  (über  1800  Abraxas  und  Skarabäen);  Papandriopulo:  P.  E.  Visconti. 
monumenti  egiziani  della  raccolta  del  s.  P.,  Rom  1828.  f.  m.  14  T.;  Passaiacqua:  Passa- 
LACQüA,  catalogue  des  ant.  döcouv.  en  Egypte,  P.  1826,  m.  2  T\  F,  G,  Hilton  Price  (aus 
Bubastis):  Transactions  of  the  soc.  of  bibl.  arch.  9,  44  S,  m.  Abb.;  H,  Stobart:  Stobabt, 
Egyptian  antiquities  collected  1854—55,  f.;  Th^denat-Duvent:  Dubois,  antiquit^s  4g.  de 
Th.,  Paris  1822. 

Periodische  Nachrichten  von  ägyptischen  Altertümern  bringen  die 
„Zeitschrift  für  ägypt.  Sprache",  Revue  egyptologique  (1881  flf.)  und  M^- 
langes  d'archöologie  ^gyptienne,  I. — HI.  1872 — 78,  besonders  aber  jetzt 
das  Mus^e  ^gyptien  1890  flf.  m.  T. 

Die  Topographie  Ägyptens  ist  wissenschaftlich  bisher  nicht  dargestellt. 

Litteratur:  unvollendete  Vorarbeit :  Dümichen,  Geographie  des  alten  Ägyptens,  in 
Onckens  Weltgeschichte  Bd.  I.  —  Reisehandbücher:  Badeckeb  (Ägypten),  Mubbat  (hand- 
book  to  Egypt),  und  Ebebs  (Cicerone);  Illustrationswerke:  W.  Osbubn,  monumental  history 
of  Egypt,  London  1854,  2  Bde.  m.  T.;  Ebebs,  Ägypten  in  Wort  und  Bild,  Stuttg.  1878 
—1879.  2  Bde. 

Bibliographie:  Ibbahih-Hilmy,  the  literature  of  Egypt,  London  1886—8,  2  Bde. 
(-1885  incl.). 

43.  UntBrägypten.  D.  Valebiani,  nuova  illustrazione  storicomonum.  del  Basso 
Egitto,  L  Flor.  1886;  de  Rouoe,  geographie  ancienne  de  la  Basse  Egypte,  Paris  1891; 
The  war  office  map  of  the  Delta. 

Anu-Heliopolis  mit  berühmtem  von  Usertesen  I.  gegründetem  Tempel:  Ztsch.  f. 
ägypt.  Spr.  1874  S.  85  £f.;  1892,3  grosse  Ausgrabungen  (vorläufig  Denkmäler  der  saiti- 
schen Zeit). 

Bubastis  (Tell-Basta) :  Naville,  the  bist.  res.  ofthe  oxcavations  at  B.,  Transactions 
V.  A.  Inst.  1889,  u.  B.  (1887—89),  London  1891  m.  54  T.  (Eg.  Expl.  F.  VII);  ders.,  the  festive 
hall  of  Osorkon  II.  in  the  great  temple  of  B.,  Eg.  Expl.  F.  X. 

Kanopos  (erst  in  der  Ptolemäerzeit  Stadt,  s.  Wiedemann,  Herodots  2.  Buch  S.  91). 

Naukratis  (Teil  Nebireh),  nicht  eine  griechische  Gründung,  sondern  von  Amasis 
den  Griechen  überlassen  (Herod.  2,  178),  später  ganz  bellenisiert:  J.  S.  Buckinghah,  a  visit 
to  the  ruins  of  the  ancient  city  of  N.,  (SA.)  1844;  1884 — 7  ergebnisreiche  Ausgrabungen  des 
Egypt  exploration  fund,  welche  die  Wechselbeziehungen  Griechenlands  und  Ägyptens  be- 
leuchten: Flindebs  Petbie,  E.  Gabdneb  and  f.  G  biffith,  Naukratis,  London  1886 — 8, 
2  Bde.  (Eg.  Expl.  F.  III.  u.  VL);  vgl.  Jhst.  6,  202  ff.,  8,  119  ff.;  4th  rep.  of  Eg.  expl. 
fund  29  ff.;  über  das  Alter  der  frühesten  griechischen  Inschriften  Differenz  zwischen  Gard- 
ner (Jhst.  7,  220  flF.  —  Mitte  dos  siebenten  Jahrb.)  und  Kirchhoff- Hirschfeld  (Rhein.  Mus. 
1887  S.  209  flF.,  44,  461  ff.,  um  570). 

Pithom:  Naville,  the  store-city  of  P.,  2.  A.,  London  1885,  m.  13  T.  u.  2  K.  (Egypt 
Expl.  F.  I.). 

Sais  (gewann  erst  als  Residenz  der  saitischen  Dynastie  Bedeutung):  Litteratur  bei 
Wiedemann,  Herodots  2.  Buch  S.  258  f. 

Tanis  (San):  Flinbebs-Petbie,  T.,  Egypt  exploration  fund  II.  u.  IV.  London  1885 
—1888  m.  82  T. 

Tell-el-Jahudeh  (=  Judenhügel) :  Hayteb,  Transactions  ba.  7,  177  ff.  m.  PI. 

Alexandrien  (Beschreibung  der  Burg  bei  Aphthonios  progymn.  12)  liegt  grössten- 
teils unter  der  modernen' Stadt  begraben:  Mahmoud-Bey,  möm.  sur  Fant.  Alexandrie,  ses 
faubourgs  et  env.  decouverts  par  les  fouilles,  Kopenhagen  1872;  D.  Neboutsos-Bey,  Tan- 
cienne  AI.,  Paris  1888,  m.  T.  u.  K.;  ders.,  {(QxatoXoyixal  iy  Aiyvntta  ayaaxa(pi(l  xal  ano^ 
xitXvifjeig^  Athen  1873;  notes  sur  les  fouilles  röcemment  excecutees  a  AI.  en  1874 — 5,  AI. 
1875  m.  Abb.,  und  im  Udfjyaioy  Bd.  B'  und  r';  Mttqy.  JfjfAtxaag,  larogict  rrjg  'JXe^tty^Qslag, 
Athen  1885,  S.  727  ff.  m.  K.;  H.  de  Vaügany,  rech,  sur  les  anc.  monum.  situös  sur  le 
Grand-Port  d*  AI.,  AI.  1888,  m.  T.  u.  K.;  Caesareum:  Bull,  de  l'Inst.  Eg.  1875;  Diabathra: 
Wachsmuth,  Rh.  M.  42,  306  ff.;  Grabstelen:  Am.  J.  of  arch.  3,  261  ff.,  T.  17. 

44.  Mittelägypten.  Hier  konzentriert  sich  alles  ägyptische  in  der 
Hauptstadt  Menphis  (gewöhnlich  Memphis  genannt,  nachmals  Steinbruch 
für  Babylon  und  Kaii^o).    Sein  Burgfrieden  schliesst  im  Osten  jenseits  des 


Kap.  V.    Arohäologüiche  Ortaknnde.    (§  43—46.)  81 

Niles  die  Tempel  und  Paläste  von  El  Karnak  und  Luqsor  ein,  im  Süd- 
westen die  Tempel  von  Medinet-Habu,  während  im  Westen  das  Pyra- 
midenfeld von  El  Dschiseh  (Oizeh)  sich  ausdehnt.  Sodann  sind  die  sog. 
Memnonskolosse  und  das  Serapeum  zu  erwähnen. 

Plan  bei  Dümichbh  a.  0.  zn  S.  64  nach  Lepsius;  Mabiettb,  Karnak,  etude  topogr. 
et  archöol.,  Lpg.  1875,  m.  Atlas  von  57  T.;  über  den  grossen  hypostylen  Saal  Maxence 
DB  RocHEMONTEix,  1891;  Luqsor:  Ramsespalast  Langl,  Denkmäler  der  Kunst  12;  Pyra- 
miden: Greaves,  pyramidographia,  Miscellaneous  works  T.;  Grobert,  description  des  pyra- 
mides  de  Ghiz^h;  J.  £.  PerbikO;  the  pyramids  of  Gizeb,  London  1839-42,  3  Bde.  f.  m. 
58  T.;  H.  Vtbs,  Operations  carried  on  at  the  pyramids  of  Gizeh  in  1837,  London  1840 
—1842,  3  Bde.  m.  T.;  The  great  pyramid  in  Egypt,  Edinburgh  (1867)  m.  37  T.;  C.  P. 
Smyth,  our  inheritance  in  the  great  pyramid,  5.  Ausg.,  London  1890  m.  25  T.;  Petrie, 
the  pyramids  and  temples  of  Gize,  London  1883  (enthält  die  genauesten  Messungen); 
Brugsch,  die  neuesten  Entdeckungen  auf  den  Pyramidenfeldem  von  Memphis,  Wester- 
manns  Monatshefte  1882  Bd.  51,  620  ff.  m.  9  Abb.;  Restaurationen  und  Erneuerungen 
nachgewiesen  von  Borchardt  und  Sethe,  Ztsch.  f.  ägypt.  Spr.  30,  83—106;  Pyramide  von 
Med  um  aus  der  4.  Dynastie:  Flikders  Petrie,  Medum,  London  1892,  m.  36  T.;  Arbeiter- 
häuser  in  Kahun  fOr  die  Pyramide  Usertesen'a  II.;  Mastaba*s  (Beamtengräber  des  alteu 
Reiches):  Mariettb,  les  M.  de  Tancien  empire,  Paris  1881 — 86,  f.;  Memnonskolosse: 
Langl  14;  Serapeum:  Brunst  de  Presle,  le  S<^rap^um;  Mariette,  le  S^rap^um  de 
Memphis,  Paris  1857—60  f.,  m.  100  T.  und  Paris  1882,  mit  Atlas. 

4o.  Oberftgypten.  A.  Maribtte-Bet,  voyage  dans  la  Haute  Egypte  entre  le 
Caire  et  la  premiöre  cataracte,  Caire  et  Paris  1878,  2.  Aufl.  1893  f.  2  Bde.  m.  83  T.;  Cii. 
Blanc,  voyage  de  la  Haute  Egypte,  Paris  1876  m.  80  Abb.;  Prokesch,  das  Land  zwischen 
den  Katarakten  des  Nil,  Wien  1832. 

Abydos:  Mariette,  Abvdos',  Paris  1879—80,  2  Bde.  u.  catalogue  g^n^ral  des 
monuments  d*A.  däcouverts  pendant  les  fouilles  de  cette  ville,  Paris  18>^0. 

Achuen'aten  (Tell-el-Amarna),  Gründung  des  Reformkönigs  Chuen'aten  (Anfang 
des  14.  Jahrh.):  Grosse  Ausgrabungen  von  Flinders  Petrie  1892,  Funde  in  London,  vgl. 
AA.  1893  S.  67  f. 

Apollonospolis  (Edfu)  mit  wohlerhaltenen  Tempeln  (Langl  IV  4);  der  grosso 
Tempel  ist  von  Ptolemaios  Euergetes  I.  begonnen  und  nach  95  Jahren  unter  Euergetes  II. 
geendigt  worden:  Vollständig  veröffentlicht  von  Maxence  de  Rochekonteix,  le  temple 
d*Edfou  T.  1.  =  T.  X  fasc.  1  der  M^m.  de  la  miss.  arch.  fr.,  Paris  1892,  m.  T. 

Elephantine:  Academy  1889  Nr.  887  S.  327  f.;  Archaeol.  VII  T.  21—24. 

Panopolis  (Achmtm),  für  die  christliche  Zeit  wichtig  (z.  B.  Papyri  und  Gewebe) : 
R.  FoRRBR,  Die  frühchristlichen  Alterthümer  aus  dem  Gräberfeld  von  A.-P.,  Strassburg 
1893,  mit  18  T.;  ders.,  die  römischen  und  byzantinischen  Seidentextilien  aus  dem  Gräber- 
feld von  A.-P.,  m.  T.;  farbige  Nachbildungen  im  Portfolio  of  art  des  South  Kensington 
Museum,  5.  Serie,  London  1889. 

Insel  Philai,  hauptsächlich  in  der  Ptolemäerzeit  mit  Tempeln  bebaut:  G.  Parthey, 
de  Philis  insula  ejusque  monumentis,  Berlin  1830,  m.  2  T.;  G.  Ben^dicte,  descr.  et  bist. 
de  rile  de  Ph.,  L  Paris  1893,  m.  42  T. 

Syene  (Assuän)  mit  Tempeln  und  Steinbrüchen. 

Tentyra  (Denderah)  mit  seinen  berühmten  Tempeln :  Jollois  et  Devilliers,  descrip- 
tion des  ant.  de  Tentyris  etc.,  Paris  1817,  f.;  Mariettb-Bey,  Denderah,  Paris  1869—75, 
4  Bde.  u.  Suppl.  f.  m.  166  T.;  DCmichen,  Baugeschichte  des  Denderahtempels,  Strassb.  1877  f. 

Die  »nundertthorige*  Residenzstadt  Theben,  nicht  vor  der  11.  Djmastie  erscheinend, 
seit  dem  Erdbeben  vom  J.  27  v.  Chr.  in  Ruinen :  J.  G.  Wilkinson,  topography  of  Thebes, 
London  1835,  m.  T.;  Jollois  et  Devilliers,  descr.  g^n^rale  de  Thebes,  Paris  1813,  f.;  A. 
H.  Rhind,  Thebes  its  tombs  and  their  tenants,  London  1862,  m.  8  T.;  N.  L*  Höte,  lettres 
^crites  d'Egypte,  Paris  1840;  Greene,  fouilles  ex6cut<^es  ä  Thebes  dans  l'a.  1855,  Paris 
1855,  f.;  Mariette,  Deir-el-Bahari,  Lpg.  1877,  f.  mit  Atlas;  G.  Maspero,  la  trouvaille  de 
Deir-el-Bahari,  Cairo  1882,  m.  30  Phot.;.  E.  Lefebvrb,  les  hypog^es  royaux  de  Thebes,  Paris 
1889,  2  Tle. ;  J.  Dümichen,  Grabpalast  des  Patuamenap  in  der  thebanischen  Necropolis, 
Lpg.  1884-85,  f.  m.  Atlas  v.  56  T. 

Die  Wüste  im  Osten  des  Nil  interessiert  durch  Steinbrüche  u.  dgl.:  Schweinfurth, 
alte  Baureste  und  hieroglyphische  Inschriften  im  Uadi  Gasiis,  Abb.  der  preuss.  Akad.  1885. 

46.  Oasen.  Oase  des  Mörissees  (Faijüra,  Teil  Gurob),  um  270  v.  Chr.  mit 
Militärkolonien  besetzt;  viele  Gräber  bunten  Inhaltes:  Pleyte,  Moeris,  m.  T.;  Flindebs 
Pbtbie,  Hawara,  Biahmn  and  Arsinoe,  London  1889,  m.  30  T. ;  Kahun,  Gurob  and  Hawara, 
L.  1890,  m.  28  T.;   lUahun,  Kahun  and  Gurob  1889-90,  L.  1891,  m.  33  T.    (Kahun,  im- 

Bftadbnch  der  Umb.  Altertumswioaenschaft.  VI.  6 


82  ElassiBche  Kanstarohäologie.    I,  Denkmälerkonde. 

provisierte  Stadt  der  Bauleute ,  welche  für  üsertesen  IL  die  Pyramide  von  Illahun  er- 
richteten). 

Oasen  von  Oberägypten:  Cailliaud,  voyage  k  Toasis  de  Th^bes,  her.  v.  Jomahd, 
Paris  1813,  1822,  m.  T.;  Abch.  Edhonstoke,  a  joumey  to  two  of  the  oases  of  Upper  Egypt, 
London  1822,  m.  T. 

Oase  des  Zeus  Ammon  (EI  Eargeh):  Drovetti  et  Gaillaud,  voyage  ä  Toase  de 
Syouah,  hrsg.  v.  Johard  ;  Mikutoli,  Reise  zum  Tempel  des  Jupiter  Ammon  in  der  libyschen 
Wüste,  Berlin  1834;  G.  Bbuosch,  Reise  nach  der  grossen  Oase  el-Khargeh  in  der  libyschen 
Wüste,  Lpg.  1878,  m.  26  T. 

47.  Nubien  hat  eine  Reihe  von  bedeutenden  Felsentempeln  aus  den 
Zeiten  der  ägyptischen  Herrschaft :  Bürckharpt,  travels  in  Nubia,  2.  Aufl.,  London 

1822  (deutsch  Weimar  1823);  F.  C.  Gau,  antiquitös  de  la  Nubie,  Paris  1822— 27,  f.  78  T. 
(deutsch  Stnttg.  1821—28,  fast  nur  Architektur  und  Inschriften) ;  von  den  oben  angeführten 
kommen  besonders  Belzoni  und  Lbpsius  in  Betracht. 

Abusimbel  (-al,  Ebsambul,  Ipsambul)  mit  Felsentempeln,  jetzt  vom  Untergang 
bedroht:  Dümichen,  der  äg.  Felsentempel  von  A.,  Berlin  1869;  Lakol  I  3. 

Biban-el-Moluk  mit  Eönigsgrab:  (Belzoni)  Catalogue  of  the  various  articles  of 
antiquity  to  be  disposed  of  at  the  eg.  tomb,  London  1822,  Zeichnungen  1829. 

48.  Äthiopien.  Hoskins,  travels  in  Aethiopia,  London  1835;  Rüfpell,  Reise  in 
Abyssinien,  Frankf.  1840  m.  T. 

Mero6:  F.  Caillaud,  voyage  ä  Mero^,  Paris  1823—7,  4  Bde.  m.  12  T.  und  2  Bde. 
Atlas  m.  150  T.;  über  die  früher  sehr  ansehnlichen  Ruinen  s.  Silvestbb  de  Sact's  Noten 
zu  Abdallatif  p.  230  ff. 

Sinaihalbinsel  s.  hinter  Syrien. 

49.  Phoenicien.  J.  Eenbick,  Phoenicia,  London  1855,  m.  2  E.  u.  2T.;  Hans 
Peutz,  aus  Phönicien,  Lpg.  1876;  Rich.  Pzetschkann,  Gesch.  der  Phönizier  S.  3  ff.;  G.  Raw- 
LiNsoN,  Phoenicia,  London  1889. 

Epochemachend  für  die  Erforschung  dieses  schmalen,  von  den  Bauen- 
den sorgföltigst  ausgenützten  Landstreifens,  dessen  Felsboden  überall  Spuren 
von  Bearbeitung  zeigt,  war  die  „mission"  Ernest  Renan's,  welcher  1860  von 
Napoleon  DI.  entsendet  wurde  (Mission  de  Phönicie,  Paris  1864,  mit  Atlas); 
auch  die  Republik  veranstaltete  eine  solche  1881  (Clermont-Ganneaü, 
mission  en  Palestine  et  en  Ph^nicie  entreprise  en  1881,  cinq  rapp.,  Archives 
des  miss.  scient.  et  litt.,  3.  s^rie  t.  XI).  Die  reichsten  Sammlungen  phö- 
nikischer  Altertümer  befinden  sich  im  Mus^e  Napoleon  IH.  (S.  51),  im 
Louvre  (S.  51)  und  in  Konstantinopel. 

Arados-Arvad,  Antarados-Earne  (Tortosa)  und  Marathos  (Amrith),  zusammen 
ein  Gemeinwesen  bildend  (zur  Römerzeit  schon  zerstört):  s.  die  Mission  de  Ph^nicie. 

Berytos  (Beirut;  die  römische  Kolonie  und  die  neuere  Stadt  haben  die  alten  Reste 
grossenteils  aufgebraucht) :  J.  Bononi,  notice  of  some  curious  remains  of  ant.  in  the  vicinity 
of  Beyrout  (L.  1834,  SA.)  m.  2  T.;  Henby  Guys,  relation  d'un  s^jour  de  plusieures  annöes 
ä  Beyrout,  Paris  1847 ;  Ra.  III  pl.  57  p.  489;  A.  10  p.  12,  M  II  51. 

Sidon  (Salda):  Ausgrabungen  in  Rimat  1849,  s.  AA.  9,  49  ff.;  Entdeckung  einer 
Ftirstennekropole  mit  bemalten  Sarkophagen  (Funde  nach  Konstantinopel):  Ra.  III  10,  138  ff. 
mit  Plänen;  Haxdy-Bey  et  Th.  Reikach,  une  necropole  royale  ä  Sidon,  Paris  1892  ff.,  f.  m. T. 

Tyros  (die  schönste  Stadt  der  Welt  nach  Osee  9,  13):  Litteratur  bei  Pietschmaitn, 
S.  65  A.  3,  dazu  J.  de  Bebtou,  topographie  de  Tyr,  SA.  1884. 

50.  Philisterland.    K.  B.  Stabk,   aus  dem  griechischen  Orient.    Gaza  und  die 

philistäische  Küste,  Heidelberg  1874. 

Askalon:  Th.  Reinach,  sculptures  d'A.  (Vers.  1888,  4  S.  m.  T.). 

Gaza  (Blütezeit  unter  den  römischen  Kaisern  als  Kopfstation  der  arabischen  Kara- 
wanen; von  Chobikios  [p.  7  der  Ausgabe  Boissonade's]  geschildert):  Mignot,  M^m.  del' 
acad.  des  inscr.  34,  341  ff. 

Lakisch-Lachis  (Tell'el-Hesy),  von  Flindebs  Petbib  ausgegraben;  Fundschichten 
von  der  mykenischen  Zeit  an  bis  zum  Ende  des  Altertums. 

51.  Palästina  hat  für  die  Archäologie  keine  sonderliche  Bedeutung; 
über  die  Zeit  interessanterer  Denkmäler  (wie  der  Gräber  um  Jerusalem) 


Kap.  V.    Aroh&ologiBclie  Ortskniide.    (§§  47—52.)  g3 

gehen  die  Ansichten   weit  auseinander:  v.  GuiRiN,  description  g^gr.  hist.   et 

arch^ol.  de  la  Palestine,  Paris  1868  ff.,  5  Bde. ;  L.  Cl.  Fillion,  atlas  arch^ol.  de  la  Bible, 
London  1883,  93  T.;  F.  db  SaülcTi  voyage  antour  de  la  Mer  Morte  et  dans  les  terres 
bibliqnes,  Paris  1853—54,  2  Bde.  mit  AÜas  v.  76  T.  u.  K.  (phantasievoll);  Greyillb  J. 
Chestsb,  the  sorvey  of  Western  Palestine,  London  1881;  christliche  Denkmftler:  de 
Vooüi,  les  äglises  de  la  Terre  Sainte,  Paris  1860. 

Vereinigungen  und  Zeitschriften:  Ztsch.  des  deutschen  Palästinavereins;  Ztsch.  f&r 
alttestamentalische  Wissenschaft;  Transactions  of  the  society  of  biblical  archeology;  Pra- 
voslavnij  Palestinsky  sbomik,  Petersburg;  American  Palestine  exploration  fund  (State- 
ment of  the  -  -). 

Bibliographie:  Reinh.  Röhbight,  bibliotheca  geographica  Palaestinae,  Berlin  1890 
( —  1878),  seitdem  in  der  Ztsch.  des  deutschen  Palfistinavereins  fortgesetzt. 

Jerusalem:  Aug.  Salzxank,  Jerusalem,  Paris  1856  f.,  40  Phot.;  £.  Pibbotti,  Jerusalem 
explored,  London  1874,  2  Bde.  m.  63  T.;  F.  de  Saulcy,  Jerusalem,  Paris  1882;  Febgussok, 
the  temples  of  the  Jews  and  the  other  buildings  in  the  Heram  area  at  J.,  London  1878, 
m.  T.;  11.  Gute,  Ausgrabungen  bei  Jerusalem,  Lpg.  1883;  G.  Mauss,  la  piscine  de  Betheeda 
ä  Jerusalem,  Paris  1889;  angebliche  KOnigsgräber :  Raoul  Rochbttb,  sur  les  tombeaux  des 
rois  ä  J.  1852. 

Sichem,  .Josephs  Grab' :  Transactions  of  bibl.  arch.  11  T.  zu  S.  80. 

Land  der  Nabat&er  (Hameln) :  £.  G.  Ret,  voyage  dans  le  Haouran  et  aux  bords 
de  la  Mer  Morte,  Paris  1860,  m.  26  T. 

Oanlanitifi  (Dscholan):  Schuxachee,  Ztsch.  des  deutschen  Palästinavereines  1886 
S.  167—368,  m.  Abb. 

52.  Sjrrien  war  bisher  dem  Raubbau  preisgegeben ;  die  wissenschaft- 
liche Durchforschung  dieses  geschichtlich  so  wichtigen  Landes  beginnt  erst. 

PooocKE,  description  of  the  East  IL;  anderes  verzeichnet  bei  E.  0.  Müllbb,  kunstarchftol. 
Werke  5,  3  A.  2;  Cassas,  voyage  pittoresque  de  la  Syrie  etc.,  Paris  an  VII  (1799),  f.  m.  T., 
unbrauchbares  Bilderbuch,  dessen  Vollendung  gerichtlich  verhindert  wurde ;  C.  W.  M.  van 
DE  Velde,  narrative  of  a  joumey  through  Syria  and  Palestine  in  1851  a.  1852,  Edinburgh  a. 
London  1854,  2  Bde.;  E.  Kitteb,  Denkmäler  des  nördlichen  Syriens,  Berlin  1855 ;  de  La- 
bobdb,  voyage  en  Orient,  Bd.  II.  Paris  1862,  f.  m.  vielen  T;;  E.  A.  Beaufobt,  Egyptian 
sepulcres  and  Syrian  shrines,  London  1861,  2  Bde.  m.  T.;  de  Vooue,  Syrie  centrale.  Archi- 
tectnre  civile  et  religieuse  du  premier  au  septiäme  si^cle  de  notre  dre,  Baudry  1865—77, 
2  Bde.  m.  T.  (sehr  wichtig);  Richabd  F.  Bubton  and  Chables  F.  Ttbwhitt  Dbake,  unexplored 
Syria,  London  1872,  2  Bde.  m.  25  T. ;  Jos.  Tschebnik,  Ergilnzungsheft  zu  Petermanns  Mit- 
theüungen  1875;  Ed.  Sachau,  Reise  in  Svrien  und  Mesopotamien,  Lpg.  1883,  m.  2  E.  u. 
Abb.;  C.  R.  Condeb,  Heth  a.  Moab,  London  1883,  m.  Abb.;  E.  Badekeb,  Handbuch  für 
Palfistina  und  Syrien. 

Samndungen  von  Subhi-Pascha  (f  1886)  in  Eonstantinopel  und  Peretid  (S.  54). 

a)  Kommagene  stellt  den  Übergang  von  Mesopotamien  zum  Westen 
dar;   archäologisch  gehört  es  zu  Eappadokien.    Denkmal  auf  dem  Nimrud* 

Dagh:  Hukann  und  Puchstein,  Reisen  in  Eleinasien  und  Nordsyrien,   Berlin  1890,  m. 

Atlas;  0.  Hahdy  Bey  et  Oscam  Effendi,  le  tumulus  de  Nimroud  Dagh,  Const.  1883,  35  T. 

Sendscherli:  Ausgrabungen  in  S.,  Heft  1.  Einleitung  und  Inschriften,  Berlin  1893. 

b)  Mittelsyrien  fällt  durch  die  treflflich  erhaltenen  Städte  christ- 
licher Zeit  auf:  F.  Sohneideb,  die  altchristlichen  Ruinenstfidte  von  Mittelsyrien,  Mainz  1878. 

Antioohien:  E.  0.  Mülleb,  antiquitates  Antiochenae,  Commentatt.  acad.  Gotting. 
VIII  S.  205  ff.,  separat  Gott.  1839  =  kunstarchftol.  Werke  5,  1  ff. 

Apameia  (Ealat-el-medik):  Sachau  a.  0.  S.  71  ff.  mit  Plan;  nördlich  von  Apameia 
sehr  gut  erhaltene  Ruinen  christlicher  Zeit  in  der  Gegend  von  Elbftra  (namentlich  zu 
Elkefr,  Serdschille  und  Ruwdha) :  Sachau  a.  0.  S.  86  ff.,  96  ff.  mit  Abb. 

Emesa  (HOms). 

Hierapolis-Earkemisch  (Mabog,  Membidsch):  Dissertationen  von  Maspebo  (de 
Carchemis  oppidi  situ  et  hist.,  Paris  1873,  m.  3  E.),  Skene,  G.  Siqth. 

Seleukeia  Pieria:  Allen,  Abh.  der  Berl.  Ak.  1854;  W.  H.  Yates,  Museum  of  class* 
ant.  II  111  ff.;  A.  Boubquenoud,  sur  les  ruines  de  S.  de  P.,  Paris  1860. 

c)  Coelesyrien.  D ama sku s:  J.  B.  Pobteb,  five  years  in  Damascus,  2.  Aufl 
London  1870. 

Heliopolis-Baalbek  mit  den  berühmten  Tempeln:  Rob.  Wood,  the  ruins  of  H. 
otherwise  B.  m  Coelesyria,  London  1757  f.  m.  40  T.,  deutsch  von  Brucker  1782;  Oppebt, 
exp^dition  p.  10  ff.;  H.  Fbaubeboeb,  die  Akropolis  v.  B.,  Frankf.  1892,  m.  22  Phot. 

6* 


84  Elaasische  Knnatarch&ologie.    I.  Denkmälerkiuide. 

Tadmor-Palmyra,  seit  dem  2.  oder  1.  Jalirh.  v.  Chr.  bis  273  n.  Chr.  Residenz- 
stadt, von  Aurelian  zerstört,  1691  von  englischen  Eaufleuten  aus  Aleppo  entdeckt,  mit 
vielen  Tempeln  und  Gräbern:  Seller,  antiquities  of  Palmyra,  London  1696;  Rob.  Wood, 
the  ruins  of  Palmyra  otherwise  Tedmor  in  the  desert,  London  1753  f.  m.  57  T.;  Abaidblbk 
Lasabew,  P.,  Petersb.  1884,  f.  m.  13  T.  (rassisch) ;  M.  Soubb,  las  minas  de  Pidmira,  Mon- 
tevideo 1889 ;  Th.  Smith,  adnotationes  ad  monumenta  Palmyrena.  —  Sammlung  palmyreni- 
scher  Altertümer  bei  Jacobsen  (S.  63). 

63.  Arabion.  Bbugsch,  Wanderung  nach  den  Türkisminen  und  der  Sinaihalb- 
insel, 2.  Aufl.  Lpg.  1868  m.  3  T.;  Petra,  dessen  Gebiet  mit  grossartigen  Felsengräbern  be- 
deckt ist :  LioN  DE  Laborde  et  Linant,  voyage  de  l'Arabie  Pätrc^e,  Paris  1830,  f.  m.  69  T. 

Glückliches  Arabien  mit  vielen  Burgen:  Cbüttendbn,  narrative  of  a  joumey  to 
San'ä ;  J.  Hal^vy,  rapp.  s.  une  mission  arch.  dans  le  Yämen,  Par.  1872 ;  E.  Glaseb,  Skizze 
der  Geschichte  und  Geographie  Arabiens  II.  Berlin  1890. 

64.  Mesopotamien  ist  archäologisch  noch  sehr  wenig  erforscht;  die 
Durchgangspunkte  der  Karawanen  waren  Edessa  (Urfa),  von  132  v.  Chr. 
bis  217  n.  Chr.  Hauptstadt  des  zweisprachigen  Fürstentimis  Osroene  (6üt- 
scHMiD,  Untersuchungen  zur  Gesch.  des  Königsreichs  Osroene,  St.  Petersb. 
1887;  über  die  christlichen  Denkmäler  Düval,  histoire  religieuse  et  litte- 
raire  d'Edesse  jusqu'ä  la  premiere  croisade,  Journal  asiat.  XVIII  Nr.  1 — XIX 
Nr.  l)und  Nisibis  (N.^bin). 

Texieb,  FArmänie,  la  Perse  et  la  M^sopotamie,  Paris  1842,  f.  m.  151  T.:  Sachau's 
Reise  (s.  S.  83);  Ritteb,  Asien  VII  2,  320  ff.  (Edessa). 

55.  Babylonien.  Die  altbabylonischen  Ruinen  waren  nie  ganz  unbe- 
kannt; Benjamin  von  Tudela  und  die  katholischen  Missionäre  Philippe 
della  s.  Trinita  und  Pietro  della  Valle  gaben  in  ihren  Reisebeschreibungen 
auch  von  ihnen  Bericht,  der  letztgenannte  sogar  Abbildungen.  Allein  diese 
Bücher  wurden  bald  vergessen.  Nachdem  jedoch  Reisende  und  Kaufleute 
wiederholt  geschnittene  Steine  und  Siegelcylinder  mitgebracht  hatten  (vgl. 
Ritter,  Geographie  2,  146;  Heeren,  Ideen  I  2,  209),  forschte  zuerst  wieder 
ein  englischer  Schriftgelehrter  1811  und  1820  in  den  Ruinen  der  Städte 
des  Exils,  aber  erst  die  grossen  assyrischen  Funde  belebten  das  Interesse 
für  Babylonien  von  neuem;  1849 — 52  unternahm  W.  Kenneth  Loftus  die 
erste  gründliche  Bereisung,  1851 — 54  erfolgte  die  französische  Expedition 
unter  Fulgence  Fresnel  nnd  Oppert,  deren  Sammlungen  leider  im  Tigris 
untergingen.  Glücklicher  waren  die  für  das  Louvre  gemachten  Aus- 
grabungen von  Ernest  de  Sarzec  1877 — 81,  worauf  der  englische  Konsul 
Rassam  neue  Forschungen  in  Sippara  und  Birs  Nimrud  anstellte.  In  neu- 
ester Zeit  wetteifern  Amerikaner,  Deutsche  und  Franzosen. 

C.  J.  RiCH,  memoir  on  the  ruins  of  Babylon,  in  , Fundgraben  des  Orients"  von 
Hammer  III.  (1812)  S.  129 — 62.  197—200;  second  memoir  1818,  zusammen:  narrative  of 
a  joumey  to  the  site  of  B.  in  1811,  London  1839;  Keb  Portes,  travels  in  Georgia,  Persia 
etc.,  London  1821—22,  2  Bde.  m.  86  T.;  Buckinohäm,  travels  in  Mesopotamia  etc.  with 
researches  on  the  ruins  of  Nineveh,  Babylon  and  other  ancient  citics,  London  1827;  W. 
Fb.  AiNSWORTH,  travels  and  researches  in  Asia  Minor,  Mesopotamia,  Chaldaea  and  Armenia, 
London  1842;  Loftus,  travels  and  researches  in  Chaldaea  and  Susiana,  London  1857; 
(Opfert)  Expedition  en  M^sopotamie,  Paris  1863,  mit  Atlas;  de  Sabzec,  d^couvertes  en 
Chald^e,  Paris  1884  if.;  über  Rassam:  Pinches  Trba.  8,  347  flF.;  Wolfe  exploring  expedition 

il885):    Papers  of  the   archeol.  Institute  of  America,  III.  Boston  1886.    —  Populär:  Fbanz 
[auleit,  Assyrien  und  Babylonien  nach  den  neuesten  Entdeckungen,  4.  A.,  Freiburg  1891. 

Durch  diese  Ausgrabungen  sind  die  Museen  von  London  und  Paris 
(S.  51)  die  Hauptfundstätten  babylonischer  Altertümer  geworden;  neuer- 
dings haben  kleinere  Expeditionen  Babylonisches  nach  Berlin  und  Phila- 
delphia gebracht.    Ansehnlich  ist  auch  die  babylonische  Abteilung  im  New- 


Kap.  Y.    Aroh&ologisohe  Ortskande.    (§§  53—56.)  g5 

yorker  Museum  (Sammlung  von  Hayes  Ward).  Die  wichtigste  Privat- 
sammlung besitzt  de  Clercq  in  Paris,  einiges  auch  Liverpool  und  das  Can- 
tonalmuseum  von  Lausanne. 

Agade. 

Ar  bei  a:  Ansicht  bei  Opfert  T.  16. 

Babel -Babylon  (bei  el-Hillah),  erst  seit  Hammurabi  ansehnlich,  von  Nabuchodonosor 
und  seinen  Nachfolgern  vergrössert,  dann  stets  Regierungssitz,  zuletzt  bei  Dion  (75,  9)  er- 
wähnt: Vgl.  RicH  a.  0.  und  Oppbrt  (Ansicht  T.  2,  Babil  T.  3  u.  15,  Karte  T.  6-8,  Resti- 
tution T.  12.  13);  La  YARD,  Niniveh  and  Babylon,  London  1853  (deutsch  Lpg.  1856);  W. 
B.  Sklby,  memoir  on  the  ruins  of  Babylon,  Bombay  1859,  m.  2  T.;  Kiepert,  Karte  der 
Ruinenfelder  von  Babylon,  Berhn  1883;  Archaeologia  XVIII  T.  20;  Birs-Niinnid  .'(babylo- 
nischer Thurm),  abgeb.  Opfert  T.  4,  in  früherem  Zustande  nach  della  Valle  bei  Kirch br, 
tnrris  Babel,  Tafel  zu  p.  94;  vgl.  Rassam,  a.  0.  und  Trba.  8,  188  ff. 

Borsippa. 

Ktesipnon  (MedAIn),  seit  Orodes  T.  parthische  Residenz,  164  n.  Chr.  von  den 
Römern  verbrannt:  Ritter,  Asien  VII  2,  852  ff.  Die  Aivan  Kesre  genannte  Ruine  abge- 
bildet bei  KiRCHER  a.  0.  p.  99  aus  derselben  Quelle. 

Larsam-Ellasar  (Senkereh). 

Nippür  (Niffer,  im  Gebiete  der  Affedsch):  1888  amerikanische  Ausgrabungen. 

Nun-Eridu  (Abu-scharein)  mit  Tempel  des  altchaldäischen  Gottes  Eridu:  Taylor, 
J.  of  the  As.  soc.  15,  260  ff.,  404  ff. 

Seleukeia,  griechische  Kolonie,  vor  Ktesiphon  Residenz,  gleichzeitig  mit  diesem 
zerstört. 

Sippara  (Abu-Habba):  Rassam^  Trba.  8, 172  ff.;  Delitzsch  bei  Mürdtbr,  kurzgefasste 
Geschichte  Babyloniens  und  Ass3rriens,  Stuttg.  1882  S.  273  ff. 

Sirgulla  oder  Sirpurla  (Teil 6),  von  de  Sarzec  aufgegraben  (s.  o.);  vgl.  Hedzey,  Ra. 
1881  n.  s.  42,  56  ff.,  257  ff.;  ders.,  un  palais  chald^en,  Paris  1888;  Perrot,  Revue  de  deux 
m.  1.  Okt  1882,  523  ff.;  Opfert,  Verh.  d.  5.  intemat.  Orientalistenkongr.  in  Berlin  2,  236  f. 
Die  Ausgrabungen  werden  jetzt  fortgesetzt :  Acad^mie  des  inscr.  Compte  r.  1892  S.  314. 

Uruk  oder  Erech,  griech.  OrchoS  (Warkah;  vgl.  Loftus,  W.  its  ruins  and  remains, 
London  1855  (SA.). 

66.  Assyrien.  Der  Entdecker  Assyriens  war  der  französische  Konsul 
Paul  Em.  Botta,  welcher  1843 — 46  bei  Chorsabad  Niniveh's  Ruinen  auf- 
fand und  ausgrub.  Mit  noch  grösserem  Glücke  legten  der  Engländer  Henry 
Layard  und  der  englische  Konsul  Hormuzd  Rassam  1845 — 54  die  Königs- 
paläste und  einen  Teil  von  Asur  bloss.  Vieles  fügten  Victor  Place  (1852 
in  Chorsabad),  George  Smith  (1873 — 74)  und  Rassam  für  sich  allein  (1877 
—78)  hinzu. 

J.  RiCH,  narrat.  of  a  residence  in  Eoordistan  and  on  the  site  of  ancient  Niniveh, 
London  1836,  2  Bde.;  Botta,  lettres  sur  les  d^couvertes  ä  Ehorsabad  pres  de  Ninive,  Paris 
1845,  m.  55  T.;  ders.,  monument  de  Ninive  dec.  et  d^crit,  Paris  1847-  -50,  5  Bde.  f.  m. 
374  T.  von  Flandin  (1.  II.  Architektur  und  Skulptur,  V.  Text);  Layabo,  Niniveh  and  its 
remains,  6.  Aufl.  Lpg.  1849,  2  Bde.  m.  Atlas  von  100  T.  (deutsch  von  Meissner,  Lpg.  1850), 
second  senes  1853  m.  71  T.;  Place,  Ninive  et  l'Assyrie,  Paris  1865-9,  3  Bde.  f.  (III.  88  T.); 
G.  Smith,  Assyrian  discoveries,  lA)ndon  1875,  7.  A.  1883;  Rassam,  Trba.  VII  (1880)  S.  37flF. 
mit  Plänen  —  populär:  W.  S.  W.  Vaüx,  Niniveh  and  Persepolis,  2.  A.  London  1850  m. 
Abb.;  Layabd,  Niniveh  and  Babylon,  London  1853  (deutsch  Lpg.  1856);  Fr.  Kaulen,  Aasy- 
rien  und  Babylonien,  4.  A.  Freiburg  1891;  —  kartographisch:  Felix  Jones,  vestiges  of 
Assyria,  London  1855,  3  K. 

Die  Ausgrabungen  der  Engländer  bereicherten  das  brittische  Museum  (S.  65),  wäh- 
rend Botta*8  Ausbeute  dem  Louvre  (S.  51)  zu  gute  kam.  Berlin  besitzt  wenigstens  eine 
reiche  Sammlung  von  GypsabgQssen  neben  weniger  bedeutenden  Originalen.  Einzelnes  kam 
nach  Dresden  (S.  56),  Manchen  und  St.  Petersburg.  Seit  1893  hat  der  Vatikan  ein  eigenes 
assyrisches  Museum. 

Asur  (Kileh-Schergat),  die  alte  Residenz  mit  dem  Tempel  des  Nationalgottes  Asur. 

Dür-Sarrukin  (, Stadt  Sargons**),  zwei  Meilen  nordöstlich  von  Niniveh  (Chorsa- 
bad), von  Sargon  (Saijukin)  II.  704  erbaut. 

Imgurbel  (Balawat),  von  Salmanassar  II.  vollendet. 

Kai  ah  (Nimrud)^  sfidliche  Vorstadt  Ninivehs  seit  Salmanassar  I. ;  880  erbaute  Asur- 
nasirpal  den  Nordwestpalast,  Salmanassar  11.  (f  824  oder  825)  den  Zentralpalast. 


86 


Klassische  Ennstarohäologie.    L  DenkmälerkuiLde. 


Nebi-Jünis  mit  Ruinen  der  Bauten  Asarhaddons. 

Niniveh  (Kojuntschik,  gewöhnlich  nach  englischer  Art  Kuyunjik  geschrieben,  bei 
Mossul),  die  Hauptstadt  des  zweiten  assyrischen  Reiches;  Riesenpalast  des  Sinacherib 
(Sanherib)  (705/4-681);  andere  Bauten  von  Asurbanipal  (668—26):  Karte  von  Niniveh 
und  Umgebung  bei  Opfert,  exp.  T.  20;  Felix  Jokes,  topography  of  Nin.,  J.  of  the  r.  as. 
soc.  XV  (1855). 

57.  Susiana.  Früher  wenig  besucht,  ist  Susa  durch  die  neuen  fran- 
zösischen Ausgrabungen  (1885/6)  bekannt  geworden ;  die  reichen  Ergebnisse 
befinden  sich  im  Louvre. 

de  Bode,  travels  in  Luristan  and  Arabistan,  1845;  Loftus  (s.  o.);  Marcel  Dieula- 
FOY,  Tacropole  de  Suse,  Paris  1890  ff.  m.  Abb.  u.  K.  I.  (histoire  et  g^ographie),  II.  (forti- 
fication),  III.  IV.  TApadana  et  FAyadana;  populär:  ä  Suse,  Paris  1888;  Berichte  in  der  Ra. 

1885-87. 

Persien.  Das  Land  ist  seit  Cornelius  van  Bruyn  (S.  77)  auch  hin- 
sichlich  seiner  alten  Denkmäler  wohl  bekannt;  die  grundlegenden  Werke 
von  Coste-Flandin  und  Stolze  stellen  die  Ergebnisse  einer  französischen 
und  einer  preussischen  Expedition  (1876)  dar.  Abdrücke  befinden  sich 
im  brittischen  Museum. 

Reisewerke  von  Bbuin  (S.  77),  Chardin,  Niebuhb,  Mobrieb  (joumey  through  Persia, 
und  second  joumey)  und  Eer  Pobteb  (S.  84);   anderes  verzeichnet  Amer.  J.  2,  53;  Perse- 
polis  illustrata,  London  1739  f.  m.  21  T.;  C.  F.  Ch.  Hock,  veteris  Mediae  et  Persiae  monu 
menta  descripta  et  explicata,  Gott.  1818,  m,.  8  T.  (Preisschrift);  Coste  et  Flandin,  voyage 
en  Perse  etc.,  Paris  1843—54,  2  Bde.  mit  Atlas,   665  T.  in  6  Bänden;  F.  Stolze,  Perse- 

f»olis,  die  achämenidischen  und  sassanidischen  Denkmäler  und  Inschriften  von  Persepolis, 
stakhar,  Pasargadae,  Shfthpür,  Berlin  1882,  2  Bde.  f.;  üher  das  Werk  des  Ingenieurs 
Dieulafoy  s.  den  historischen  Teil;  L.  Dübsux,  la  Perse,  Paris  1881,  m.  86  T.  Vgl.  Schwabe, 
hibliographie  de  la  Perse,  Paris  1876. 

Die  alten  Denkmäler  liegen,  abgesehen  von  den  Felsenreliefs,  auf 
engem  Räume  beisammen,  die  der  Lebenden  im  Thale  des  Polvar-Rud 
—  nämlich  Persepolis  und  die  ältere  Residenz  des  Dareios  —  die  der 
Toten  in  Pasargadai  (Murgh&b)  mit  dem  Grabe  des  Kyros  (Stolze  a.  0. 
2,  127  flf.;  beschrieben  Von  Aristobulos,  Strab.  15,  3,  7;  Arrian.  An.  6,  29,  4) 
und  anderen  Königsgräbem. 

58.  Indien  mit  Afghanistan  (Ariana).  Wenn  auch  schon  Marcus 
NiEBUHR  (Reise  11 31  flf.,  T.  5  flf.)  indische  Denkmäler  bekannt  gemacht  hatte, 
blieb  doch  naturgemäss  die  planmässige  Erforschung  den  englischen  Gesell- 
schaften überlassen.  Besonders  ist  seit  1784  die  [royal  Asiatic  society  in  Lon- 
don zu  nennen,  dann  die  Asiatic  society  of  Bengal  (Journal  a.  proceedings, 
früher  Asiatic^researches  [and  transactions),  Bombay  brauch  (mit  Museum 
in  Bombay;  Journal  Bd.  XVUL  1891),  Ceylon  brauch  (Journal).^)  Die 
offizielle  Centralstelle  ist  das  „office  of  curator  of  ancient  monuments  of 
India;2)  periodisch  erscheinen:  A.  Cunningham,  Archaeological  survey  of 
India,  Simla  and  Calcutta  1871 — 84  (mit  dem  Jahre  1862  beginnend,  jetzt 
eingegangen;  Register  zu  Bd.  1 — 23.  1887);  Archaeological  survey  of 
Western  India.  Reports  by  J.  Burgess,  Bd.  1 — 5.;  Miscellaneous  publications 
Heft  1 — 12;  Arch.  survey  of  Southern  India,  Bd.  I.  1887. 

Museen  bestehen  in  Bombay,  Calcutta,  Labore,  Lucknow  und  Peschauer, 
sowie  in  London  (India  Museum)  und  Florenz  (Museo  Indiano);  einiges 
haben  Berlin  und  Leipzig.    Im  Jahre  1881  fand  in  Berlin  eine  Ausstellung 


^)  Vorübergehend:   Literary  society  of 
Bombay,  Transactions  I.  1819. 


-90. 


0  Memoir  on  the  Indian  snrreys,  1875 


Kap.  Y.    Aroh&ologisohe  Ortokande.    (§  57--58.)  87 

statt  (6.  BiBDwooD,  Ausstellung  indischer  Kunstgegenstände  zu  B.  1881, 
deutsch  Lpg.  1881  m.  Abb.);  unter  den  Privatsammlern  ragt  Leitner  in 
Labore  hervor  (vgl.  Alt-  und  neuindische  Kunstgegenstände  aus  Prof.  Leit- 
ners jüngster  Sammlung,  Wien  1883). 

Zur  Topographie:  Cukninoham,  anoient  geography  of  India  Bd.  I.,  London  1871; 
MunBATy  handbook  of  Bengal,  desgl.  Bombay,  Madras.  —  Reisewerke:  James  Todd, 
travels  in  Western  India,  London  1889;  Lord  Valentin,  travels  II  161  ff.  —  Bilderwerke: 
W.  HoooES.  select  views  of  antiquities  in  India  Nr.  1 — 12;  W.  Daniell,  oriental  sccnery 
and  antiquities,  London  1795—1809,  6  Bde.  f.  m.  150  T.;  Pannelibr,  THindoustan,  Paris 
1816,  6  Bde.  m.  104  T.;  J.  Langles,  monuments  anciens  et  modernes  de  THindoustan,  Paris 
1821,  f.  m.  Atlas  y.  150  T.;  M.  Gbindley,  scenery^  costumes  and  arcfaitectnre,  chiefly  on 
the  westem  side  of  India,  6  Bde.  o.  0.  u.  J.  m.  36  T.;  B.  R.  Habbington,  portfolio  studies 
from  the  ancient  Hindu  architectnre,  London  1889;  Übersicht:  Güst.  Lb  Bon,'  les  monu- 
ments de  rinde,  Paris  1893,  m.  400  Abb.  nach  Phot.;  sehr  vieles  photographiert:  Major 
Gill's  one  hundred  stereoscopic  illustrations  of  archeology  and  natural  history  in  Western 
India,  1864  mit  Text  von  Fergusson;  Capt.  Lyon*s  Photographs  of  ancient  archeology  in 
Southern  India.;  Colb,  preservation  of  national  mon.  in  I.,  Paris,  10  Hefte,  Heliogr. 

Archftologische  Übersichten  von  Landestheilen:  Babu  RajbndbalIl  Mitba,  antiqui- 
ties of  Orissa,  2  Bde.,  Calcutta  1875—1880;  A.  Fühbkr,  the  monumental  antiquities  and 
inscriptions  in  the  North-Westem  provinces  and  Oudh,  Arch.  survey  n.  s.  II,  Allahabad 
1891;  J.  BuBOBSs,  provisional  lists  of  architectural  and  other  archaeological  remains 
in  Westem  India,  Bombay  1875;  James  Todd,  annals  and  antiquities  of  Rajasthan  or  the 
central  and  westem  Rajpoot  states  of  India,  2.  Aufl.,  Madras  1853;  Alex.  Rea,  list  of 
ancient  monuments  selected  for  conservation  in  the  Madras  presidency  in  1891,  Madras 
1891,  28  S.  f.;  Robbbt  Sewell,  lists  of  the  antiquarian  remains  in  the  presidency  of  Madras, 
L,  Madras  1882. 

Zeitschriften:  Indian  antiquary  (1872  ff.)  und  Journal  of  Indian  art. 

Die  ältesten  Denkmäler  Indiens  sind  sehr  ungleichartig  verteilt,  alte 
Nekropolen  mit  Hügel-  und  Steinkistengräbem  finden  sich  im  Dekan  (Phillips, 
report  of  tumuli  or  ancient  burial  places  in  the  Salem  district);  die  bud- 
dhistischen stüpa'a  oder  (angloindisch)  tope's  {als  ReliquienbehsAter  ddgaba, 
dägoba,  ddgopa  oder  tschaitya  geheissen)  sind  besonders  im  Westen  ver- 
breitet. Hauptfundort  ist  Bhilsa  im  Staat  Gwalior  mit  den  Gruppen 
Santschi,  Sonari,  Satdhära,  Bhodschpur  und  Andher. 

E.  RiTTBB,  die  Stupas,  Tope's  oder  die  architektonischen  Denkmale  an  der  indobaktrischen 
Königsstrasse  und  die  Kolosse  von  Bamyan,  Berlin  1838  m.  1  E.  u.  8  T.;  Massok,  memoirs 
on  the  topes  and  sepulchral  monuments  of  Afghanistan.  Ariana  antiqua,  London  1841 ; 
CuNKiKOHAM,  the  BhilsB  topes,  London  1854;  F.-C.  Mabsey,  Sanchi  and  its  remains,  Lon- 
don 1893;  J.  of  the  r.  as.  s.  13,  108  ff.;  Buboess,  the  Bhuddhist  stupas  of  Amar&vatI  and  Jag- 
gayyapeta,  London  1887  (Arch.  survey  of  Southern  I.)  m.  690  T.;  Babu  Rajbndbalala 
Mitba,  Buddha  Gaya,  the  hermitage  of  Sakya  Muni  (vielleicht  von  A^oka),  Calc.  1878, 
m.  51  T.;  A.  Cukninghax,  Mahabodhi  or  the  great  Buddhist  temple  under  the  Bodhi  tree 
at  Buddha  Gaya,  London  1892;  CuionNOHAM,  descr.  of  the  stüpa  at  Bharhut  (2.  Jahrh.  v. 
Chr.,  wichtige  Skulpturen),  London  1879;  Stüpa  auf  dem  Missaka-Gebirge  (Ceylon):  Feb- 
6U8809,  history  of  Indian  architecture  S.  191  ff.;  Sämäth-tope  in  Benares;  Amrävati  (4.  Jahrh. 
n.  Chr.);  Sopftr&  nördlich  vom  Bombay:  Bhaovanlal  Indbaji,  antiquarian  remains  at  S.  and 
Padana,  Bombay  1882  (aus  dem  J.  of  the  Bombay  brauch)  m.  1  T. 

Alte  Tempel  sind  in  sehr  geringer  Zahl  erhalten:  Henry  Hardy 
CoLE,  illustrations  of  ancient  huildings  in  Cashmir,  London  1869,  m.  57  T. 
(Sonnentempel  v.  Marttand,  um  380  v.  Chr.) ;  Burgess,  the  temples  of  Sä- 
trunjaya.  The  celebrated  Jaina  place  of  pilgrimage  near  Pälitanä  in  Kä- 
thiÄw&d,  Bombay  1869,  f.  m.  45  Phot. 

Eine  gesonderte  Gruppe  bilden  die  seit  Acjoka  (250  v.  Chr.)  nach- 
weisbaren, im  Verlaufe  eines  vollen  Jahrtausends  und  darüber  erbauten 
Felsentempel,  über  tausend  an  der  Zahl,  meist  im  westlichen  Indien 
und  buddhistisch;  besonders  bekannt  sind  die  Tempel  von  Elurä  (Ellora), 


88  Klassische  Eunstarchäologie.    L  Denkmälerkunde. 

die  mit  Malereien    und  Skulpturen  geschmückten  von  Adschantä  und  die 
brahmanischen  von  Elephanta. 

Febgusson  and  Buboess,  the  cave  temples  of  India,  London  1880  m.  99  Tafeln; 
bessere  Abbildungen  bei  Bubgess,  report  on  the  Buddhist  cave  temples,  London  188B 
(Archaeol.  survey  of  W.  L);  ders.,  the  Buddbist  caves  and  their  inscr.,  Report  IV  m.  60  T.; 
£IIora:  Langles  a.  o.  II  67  if.,  54  ff.;  Bubgess,  the  rock  cut  temples  of  Elurä  or  Verul, 
Bombay  1877,  u.,  the  caves  of  Elura  and  the  othei  Brahmanical  and  Jaina  caves  in  W.  I., 
Report  V.  m.  51  T.;  Adschantä:  Bubgess,  notes  on  the  Bauddha  rock  temples  of  Ajantä 
their  paintings  and  sculptures,  Bombay  1879  (Miscellaneous  publ.  9)  m.  31  T.;  Elephanta: 
Bubgess,  the  rock  temples  of  E.  or  Gharapuri,  Bombay  1871,  m.  13  Phot.;  Junnar:  Mis- 
cell.  Publications  I.;  Nädsur  und  Karsambia:  das.  XII. 

Mit  den  indischen  verwandte  Denkmäler  erstrecken  sich  einerseits 
über  Hinterindien  und  besonders  die  Inseln  Java,  Madura  und  Bali;  auf  Java 
arbeitet  die  archäologische  Gesellschaft  von  Dschokschokarta.  Erst  in 
neuester  Zeit  sind  Denkmäler  beigebracht  worden,  welche  sicher  diesseits 
der  Grenzen  des  Altertums  fallen.  Ostasien  ist  überhaupt  für  die  Archä- 
ologie nicht  viel  mehr  als  ein  Fabelland. 

Cartailhac,  les  bronzes  prähistoriques  du  Cambodge,  L* Anthropologie  1,  641  ff.  m. 
15  Abb.;  über  die  Steinzeit  Japans:  Verb.  d.  Berl.  Ges.  f.  Anthr.,  1878,  S.  428  ff.;  J.  Mülleb, 
über  Altertümer  des  ostindischen  Archipels,  Berlin  1859,  m.  21  T. 

Andererseits  sind  gerade  ältere  Denkmäler  im  oberen  Pendschab 
(Tacht-i-Bahi,  Buddha-Gaya  und  Mathura)  und  den  angrenzenden  Ländern 
(Afghanistan,  dem  alten  Ariana)  häufig;  1889  grub  Deane  bei  Sikri  im 

Thal  des  Kabulflusses. 

Ausser  den  Schriften  von  Rittbb  und  Masson  vgl.  H.  H.  Wilson,  Ariana  antiqua, 
2.  A.,  London  1861,  m.  T.;  CH.  H.  Cole)  lUustrations  of  Greco-Buddhist  sculptures  from  the 
Yusufzai  district,  Calcutta  1886,  7  S.  f.  m.  30  T.;  Sikri:  Pariser  Akad.  21.  Febr.  1890. 

Die  Gegenden  um  den  Oxus  beginnen  seit  der  russischen  Besetzung 
etwas  heller  zu  werden;  bei  Samarkand  wurde  bereits  der  Boden  ange- 
schürft. De  Morgan  hat  1891  Dolmens  und  andere  Gräber  verschiedener 
Zeiten  ausgegraben:    J.  asiatique  1892,  S.  189  flf. 

59.  Medien  ist  noch  nicht  durchforscht,  nur  in  Egbatana  und  Rhagai 
einiges  notiert;  des  erstcren  Zerstörung  ist  seit  dem  Anfang  des  13.  Jahr- 
hunderts, wo  es  der  arabische  Geograph  Jakut  beschrieb,  weit  vorge- 
schritten. 

HöcK  s.  unter  Persien. 

Tempel  der  „Artemis'  in  Eonkobär*  (Ehasr-i-shirin),  abgeb.  J.  r.  asiatic  soc. 
12,  117  T. 

Am  Urumiasee  sind  in  Göktepe  erfolgreiche  Ausgrabungen  ge- 
macht worden:  Amer.  J.  6,  286  S,;  Museum  des  Missionary  College  in 
Urumia. 

60.  Armenien.  Bbosset,  rapports  sur  un  Yoyage  arch(§ologique  dans  la  G^orgie 
et  dans  TArmänie,  St.  Pötersb.  1849 — 51,  3  Bde.  m.  Atlas  v.  45  T.;  J.  de  Morgan,  mission 
scientifique  au  Caucase,  I.  les  premiers  äges  des  mötaux  dans  l'Arm^nie  russe,  m.  7  T. 
und  215  Abb.,  IL  rech,  sur  les  origines  des  peuples  du  Caucase,  m.  16  T.  und  46  Fig., 
Paris  1889. 

Wan,  älteste  Residenz,  mit  Denkmälern  der  a8S3Tischen  Zeit. 

Semiramokerta  (Shamiramakert) :  Jdsav.  1828  p.  451;  Kunstblatt  1829  Nr.  32. 

Ani,  Hauptstadt  der  späteren  Zeit,  bis  in  das  11.  Jahrb.  hinein:  Brosset,  les  ruines 
d*Ani,  capitale  de  TArm^nie,  Petersb.  1860-61,  2  Bde.  m.  45  T.;  1892  russische  Aus- 
grabungen. 

Ober  Eaukasion  s.  Russland. 

61.  Elelnasien.  Kleinasien  ist  so  oft  der  Schauplatz  politischer  Ver- 
änderungen und  vorwüstender  Kriege  gewesen,    dass  von   seinem   alten 


Kap.  Y.    Arohäologisohe  Ortskonde.    (§  59—61.)  89 

Reichtum  verhältnismässig  wenige  alte  Denkmäler  übrig  blieben ;  das  meiste 
stammt  aus  der  Zeit  der  römischen  Herrschaft,  wo  die  Kleinasiaten  die 
Freigebigkeit  der  Natur  ihres  Landes  in  friedlicher  Müsse  geniessen 
konnten.  Freilich  sind  Ausgrabungen  noch  viel  zu  selten,  ebenso  fehlt  es 
an  Organisation  der  Erforschung,  eine  Lücke,  die  allerdings  die  archäolo- 
gischen Schulen  in  Athen  zu  ersetzen  suchen.  Der  Smymaer  Handel  zer- 
streut die  Antiken  überallhin ;  speziell  kleinasiatische  Sammlungen  sind  das 
Museum  der  Evangelischen  Schule  (S.  39)  und  die  Sammlung  Humann, 
früher  auch  Gonzenbach  (dann  Lawson,  jetzt  •  zum  Teil  in  der  evangelischen 
Schule)  zu  Smyma. 

Die  antiken  Reste  führen  hier  meistens  die  türkischen  Namen  weran  {wiran,  ören 
—  Rainen),  hissdr  oder  kal^  (Schloss),  iskikaUssi  (altes  Schloss),  UchifutkaU  (Judenschloss), 
assarkjöi  (Burgdorf). 

Von  Reisenden  ist  EHeinasien  sehr  viel  erforscht  worden  and  die  meisten  Reise* 
werke  enthalten  archäologische  Beiträge:  Pitton  db  Toürnbfort,  relation  d*im  voyage  de 
Levant  fait  par  ordre  da  roi,  Paris  1717,  Amst.  1718,  Lyon  1727,  m.  T.  (deutsch  Nümb. 
1777,  3  Bde.);  Chishull,  antiquitates  Asiaticae  Ghristiauam  aSram  antecedentes  I.  London 
1728,  f.  (hauptsächlich  Lydien  und  Phrygien);  Rtch.  Pococke  (S.  77);  Ricu.  Chanbleb, 
travels  in  Asia  Minor,  Oxf.  1775,  deutsch  Lpg.  1776  (für  die  Dilettanti,  der  Jonian  anti- 
quities  wegen;  die  damals  von  Pars  gemachten  Aufnahmen  befinden  sich  im  Print-room 
des  Brittischen  Museums);  Choiseul-Gouffibr,  voyage  pittoresque  dans  Tempire  ottoman, 
en  Grece  etc.  [1774]  I.  Paris  1782,  f.  m.  Atlas;  II  1.  (Inseln  von  Kleinasien)  1809,  m.  33  T.; 

II  2.  (Troas)  1820,  2.  Aufl.  1842;  Macdonald  Kiiwbir,  joumey  through  A.  M.,  1812; 
Walfole,  memoirs  relating  to  European  and  Asiatic  Tarkey  and  other  countries  of  the 
East,  2.  Aufl.  London  1818;  Leake,  Journal  of  a  tour  in  Asia  Minor,  London  1824;  Rot- 
tibrs,  itin^raire  de  Tiflis  ä  Constantinople,  Bruxelles  1829  m.  T.  u.  K.;  F.  V.  J.  Abüudkll, 
discoveries  in  Asia  Minor  with  descr.  of  the  ruins  of  ancient  cities  and  espec.  Antiochia 
of  Pisidia,  London  1834,  2  Bde.  u.  9  T.;  L^on  de  Labobde,  voyage  en  Orient,  Bd.  I,  Paris 
1838,  f.;  Ch.  Fellows,  a  Journal  written  during  an  exoursion  m  A.  M.  1888,  London  1839, 
m.  T.  u.  E.  (auch  deutsch);  W.  S.  Aikswobth,  travels  and  researches  in  A.  M.,  Mesopotamia, 
Chaldaea  and  Armenia,  London  1842,  m.  T.  u.  Abb.;  W.  J.  Hamilton,  researches  in  A.  M., 
Pontus  and  Armenia,  London  1842  (deutsch  Lpg.  1843)  m.  T.  u.  Abb.;  Ch.  Fellows,  travels 
and  researches  in  A.  M.,  more  particularly  in  the  province  of  Lycia,  London  1852;  Hom- 
maibe  de  Helle,  voyage  en  Turquie  et  en  Perse  1846-48,  Paris  1853—60,  4  Bde.  m. 
Atlas  V.  119  T.;   Le  Bas  et  Waddington,  voyage  archöologique  en  Grece  et  Asie  mineure 

III  1.;  C.  T.  Newton,  travels  and  discoveries  in  the  Levant,  London  1865,  2  Bde.  m.  39  T.; 
H.  J.  VAN  Lennep,  travels  in  little  known  parts  of  Asia  Minor,  London  1870,  2  Bde.  m.  K. 
u.  Abb.;  G.  Pebbot,  Edm.  Güillauke  et  J.  Delbet,  exploration  arch^ologique  de  la  Galatie 
et  de  la  Bithynie,  de  la  Mysie,  de  la  Phrygie,  de  la  Carie  et  du  Pont,  Paris  1872,  2  Bde. 
f.  m.  80  T.,  abgekürzt  Pebbot,  mömoires  d'archäologie  p.  10 — 73;  E.  J.  Davis,  Anatolica  or 
the  Journal  of  a  visit  to  some  of  the  ancient  ruined  cities  of  Caria,  Phrygia,  Lycia  and 
Pisidia,  London  1874;  G.  Hibschfeld,  vorläufiger  Bericht  über  eine  Reise  im  südwestlichen 
Eleinasien,  Berl.  Akad.  1874.  1875.  1879  m.  K.;  Sitlington  Sterbet,  an  epigraphical  joumey 
in  A.  M.,  und  The  Wolfe  expedition  in  A.  M.,  Papers  of  the  American  school  Bd.  iL  u.  IIL 
1888  m,  K.;  Humann  u.  Puchstein,  Reisen  in  Kleinasien  u.  Nordsyrien.  Berlin  1890  (S.  1  ff. 
Phrygien,  Galatien,  Eappadokien)  mit  Rücksicht  auf  die  christlichen  Denkmäler:  Abundell, 
the  seven  churches  of  Asia,  London  1828;  über  Prähistorisches:  Papadopulos -  Keba- 
1IEX7S,  ij  U&lyfi  inoxv  iy  rj  MixgCt  Uaiff,  Smyma  1875  m.  1  T.;  über  die  Kaystrosebene : 
G.  Webeb,  R.  des  ^tudes  gr.  V  (1892)  S.  7  ff.;  Bübesch,  Verh.  d.  sächs.  Ges.  1892  S.  42  ff.; 
über  die  Reisen,  welche  von  Österreich  aus  (hauptsächlich  durch  die  „Kommission  für 
archäologische  Erforschung  Kleinasiens**)  ausgeführt  werden,  erscheinen  im  Anzeiger  der 
philosophisch-historischen  Klasse  der  Wiener  Akademie  Berichte;  P.  Tremaüx,  voyage 
arch^ologique  en  Asie  Mineure,  m.  101  T.  (über  das  Datum  AA.  1893  S.  31). 

Reisebücher:  Ausführliche  Beschr.  Natoliens  oder  Kleinasiens,  Nümberg  1695; 
Mubbat's  handhook  for  travellers  in  Turkey  in  Asia,  4.  A.;  Davies,  Asiatic  Turkey  mit 
Abb.;  praktische  Ratschläge :  Sal.  Reinach,  conseils  aux  voy ageurs  archöologues  en  Gröce 
et  dans  TOrient  hell^nique,  Paris  1886. 

Bilderwerke:  Ch.  Texieb,  description  de  TAsie  mineure  faite  par  ordre  du  gou- 
veraement  fran^ais  de  1833  ä  1837,  Paris  1839—49,  3  Bde.  255  T.  (Pläne  etwas  phanta- 
stisch); ders.  u.  R.  P.  Pullan,  the  principal  ruins  of  A.  M.,  London  1865,  f.  m.  51  T. 


90  Klassisohe  Ennstarch&ologie.    I.  Denkmftlerkimde. 

Theoretische  Werke:  Ritter,  Kleiaasien;  Tchihatcheff,  Asie  Mineure,  descr. 
physique,  statist.  et  arch^ol.  de  cette  contröe,  Paris  1853 — 69;  Ch.  Texieb,  Asie  Mineure, 
Paris  1862,  m.  32  T.  u.  2  K. ;  W.  S.  M.  Vaüx,  Greek  oities  and  islands  of  A.  M.,  London 
1877  m.  Abb.;  E.  Curtius,  Beiträge  zur  Gesch.  u.  Topographie  Kleinasiens,  Abb.  der  Berliner 
Akad.  1872,  m.  T.;  Rajisat,  the  historical  geography  of  A.  M.,  London  1890  (rein  historisch). 

Karte:  H.  Kiepert,  nouvelle  carte  g^n^rale  des  provinces  antiques  de  Tempire  otto- 
man,  6  Blätter,  Berlin  1884. 

Periodische  Litt  er  a  tu  r:  Mitteilungen  in  den  Zeitschriften  von  Smyma,  'AfJkaX- 
^eitty  'Jvajohxi]  eni&eatQrjcig,  'J^fiovia,  *Itaviay  MivrtJQ,  Monatsschrift  "OfjLtj^og,  IJ^oo^og. 

Mit  dem  eigentlichen  Asien  hängen  in  der  Kultur  am  engsten  die 
Länder  jenseits  des  Taurus  und  des  Halys  zusammen: 

62.  Eilikien.  Orientalische  Bevölkerung,  durchsetzt  von  alten  griechi- 
schen Kolonien;   Gründungen   der  Seleukiden  (Seleukeia)   und  Ptolemäer. 

W.  B.  Babker,  Lares  and  Penates  or  Cilicia  and  its  govemors,  London  1853,  mit 
Abb.;  Victor  Langlois,  voyage  dans  la  Cilicie,  Paris  1861  m.  28T.;  K.  J.  Neukann,  zur 
Landeskunde  u.  Geschichte  Kilikiens,  Jahrbb.  127,  527  £f. 

Amanosgegend:   Karte  6a.  9,  45. 

Kilikia  Tracheia:  J.  Th.  Beitt,  Proceedings  of  the  r.  geogr.  soc,  London  1890, 
XII  445  ff.  m.  K.  u.  Jhst.  12,  206  ff.  T.  12. 

Adana  mit  vielen  Bauwerken:  S.  N.  Maggiose,  Adana  citta  dell'  Asia  Min.,  Pa> 
lermo  1842. 

Bagtsche-Deresi:  Plan  Beih*  Jhst.  12,  223. 
Korykische  Grotte  (Ghorgos):   Collignon,  Bch.  4,  133  f. 

Tarsos,  1852  Ausgrabungen  von  Langlois  (s.  o.),  Funde  im  Louvre,  unter  denen  die 
Terrakotten  hervorragen  (L.  Heuzey  Gd.  b.-a.  14,  384  ff.):  Barth  AA.  1849  Nr.  25;  R.  Kol- 
DEWEY,  Das  sogenannte  Grab  des  Sardanapal  zu  Tarsus,  Aus  der  Anomia  1890  S.  178 — 85. 
(Abgebildet  auf  Tetradrachmen  Antiochos  YIL,  VIII.  und  IX,  nach  Babelon  Altar  des 
Zeus  Dolichenos.) 

63.  Eappadokien.  Bevölkerung  mit  den  Syrern  verwandt ;  über  die 
alten  Felsendenkmälor  s.  Ramsay  und  Hogarth,  Recueil  des  travaux  relat. 
ä  la  philol.  et  l'arch.  ^gypt,  et  ass.  XIV  94  flf.  XV  89  S.  m.  T.  und  den 
historischen  Teil;  nach  Alexanders  Zeit  ganz  hellenisierter  Hof;  seit  dem 
1.  Jahrhundert  n.  Chr.  Litteratur  in  griechischer  Sprache:  N.  S.  Rizos,  t« 

KttnnaSoxixd,  Konstant.  1856;  Paylos  Eabolidis,  td  Kannadoxixd,  2  Bde.,  Konstant.  1875; 
J.  N.  Bakbows,  on  horseback  in  Cappadocia,  Boston  1884  m.  K. 
Komana:  P.  Kabolidis,  Ko^avtt, 

64.  Pontns  gewinnt  erst  durch  die  pontischen  Könige  (Theod.  Reinach, 
Mithridate  Eupator,  Paris  1890,  m.  Ahb.)  und  die  römischen  Gründungen 
Pompejupolis,  Megalopolis,  Nikopolis  {^Elkijv.  (pikoX,  SvkXoyog,  IZ^oQxaioX, 
naqdqx.  S.  134  flf.)  und  Sebasteia  Bedeutung.  Das  Land  ist  archäologisch 
wenig  bekannt;  die  Denkmäler  der  trapezuntischen  Kaiser  fallen  jenseits 
der  Grenzen  unserer  Aufgabe. 

Am  asia  abgeb.  auf  einer  Mflnze  unter  Alexander  Severus,  British  Museum 
Pontus  T.  2,  8. 

Amisos:    Sohxidl,  Wiener  Sitzungsber.  5,  160  f.;  abgeb.  bei  Reinach  a.  0. 

Trapezunt  (die  Tempel  wurden  unter  Valerian  von  den  Gothen  vernichtet,  Zosim. 
1,  33):  -Ta/?.  'Itaayy'iirjg,  laxoqia  xai  ffTattfftixrj  TganeCovyrog  xal  rijg  nsgl  ravtrjy  /oi^ag, 
Konstantin.  1870;  r.  X.  reoiQyiddrjg,  yecoyQatpixrj  negiygacpiij  xrjg  TQaneCovytog,  Trapezunt 
1879;  Wv<f.  Aetßadrjyog,  'EXXtjy,  (piXoX,  avXXoyog  Z*  S.  7  ff. 

66.  Paphlagonien  aramäisch,  von  der  Küste  aus  hellonisiert:  6.  Hibsch 

FELO,  paphlagonische  Felsengräber.  Ein  Beitrag  zur  Kunstgesch.  Kleinasiens,  Abhandl.  der 
preuss.  Ak.  1885,  phil.-hist.  Abt.  1  ff.;  Sitzungsber.  der  preuss.  Ak.  1882  S.  1089  ff.;  Jhst. 
4,  275  ff. 

Amastris:  'Jßgadfi,  'EXXrjytxog  g)iXoX,  ffvXXoyog  V  47  ff. 

Sinope  (von  Caesar  wieder  kolonisiert):  Ua^vaaaog  6,869  f.;  abgeb.  bei  Reinach 
(s.  oben). 


Kap.  V.    Aroh&ologisohe  Ortskunde.    (§§  62—69.)  91 

Den  Übergang  von  Asien  zum  vollen  Griechentum  stellt  die  zweite 
Zone  dar: 

66.  l)Milya8.  O.  Benkdorf  u.  G.  Neumann,  Reisen  im  sQd westlichen  Kleinasien 
Bd.  IL,  Wien  1889,  m.  40  T. 

2)  Pisidien,  zur  Zeit  des  Dion  (35,  14)  wie  Pamphylien  stark  be- 
völkert; griechische  Kolonie  Selge. 

Karl  Graf  Lanckoroi'ski,  Städte  Pamphyliens  und  Pisidiens  (1884—5  erforscht) 
Bd.  IL  Pisidien,  Wien  1892,  m.  T.  (aach  französisch  1893). 

3)  Eabalien.    Olbasa:  Bch.  1,  332  ff. 

4)Lykaonien  und  Isaurien.  Ein  lykaonischer  Dialekt  ist  im 
1.  Jahrh.  nachzuweisen;  Isaurien  tritt  erst  im  oströmischen  Reiche  hervor. 

Jhst.  11,  151  ff.;  Athenaeum  Nr.  3277  S.  233  f.;  KigiXXog  6  ?',  Urrogixij  ncQtyQatptj 
tov  ip  Biiyffp  (1812)  imSo^ ,  XfOQoy^atpixov  niyaxog  ri;;  fieydXtj^  a^/t(rar^(T;r£i(T;  'Ixoyiov  o.  J. 

67.  Phrygien  und  Galatien.  Zur  Zeit  des  Philostratos  (v.  Apoll. 
8,  7,  12)  noch  nicht  hellenisiert ;  die  alten  Grabdenkmäler  haben  vorläufig, 
wie  in  Paphlagonien,  die  meiste  Bedeutung. 

G.  HiRSGHFELD,  über  Kelainai-Apameia-Kibotos,  Abh.  d.  prenss.  Akad.  1875  S.  1  ff. 
T.  1 ;  Beb.  3,  478  ff.  6,  503  ff.  Jhst.  3,  1  ff.  119  ff.  256  ff.  4,  53  ff.  370  ff.  5,  241  ff.  11,  151  ff.; 
MoRDTMANN,  'üUAi/K.  (piXoX,  iTvXXoyog  t  dgX'  ^aQagT,  S.  XIV  ff  (Nakoleia,  jetzt  Seidi-gasi)  u. 
fiber  Gordium,  Pessinus,  Livri  Hissar,  Sitzungsber.  der  bayer.  Ak.  1860  8.  169  ff. ;  W.  M. 
Ramsay,  antiquities  of  Southern  Ph^gia  and  the  border  lands,  Am.  J.  3,  344  ff.  4,  6  ff.  mit 
Karte  T.  2/3.  262  ff.;  G.  Weber,  Dinair  (Gueskler),  Colones,  Apamöe  Cibotos,  Besannen 
1892  m.  PL  u.  2  K. 

Davon  zweigte  sich  Galatien  ab  (schon  gegen  Ende  der  Republik 
Gallograeci;  ^EXlaidq%M  unter  Hadrian,  Bch.  7,18;   Griechen  nach  The- 

mistios):  Perrot,  s.  oben;  Hibschfeld,  Jhst.  4,  275  ff.  Der  Tempel  der  Göttermutter,  der 
von  den  pergamenischen  Königen  erbaut  war  (Strab.  12,  5,  3)  und  noch  zur  Zeit  Julians 
stand  (Ammian.  22,  9,  5),  harrt  seines  Entdeckers. 

68.  Bithjmien.  In  der  Kaiserzeit  ^EXkaidgxrjg;  vo  xoivov  xatv  iv 
Bid-vviif  ^Ekkijvüov,  Inschrift  bei  Perkot  (s.  oben  p.  32)  und  Dig.  49,  1,  25; 
Griechen  bei  Dio  51,  20. 

lEXXtjy.  g)iXoX,  avXXoyoSf  o^/aioA.  naga^.  IT'  43 ;  Hükann,  Bericht  über  eine  Reise 
nach  Ankyra,  Sitzungsber.  der  preuss.  Akad.  1881  S.  751  ff.,  1891  (Thal  des  Thymbres,  jetzt 
Pursak)  m.  K.;  X^.  llcniaSonovXogy  Bi&vyMna. 

Chalkedon:  Tempel  des  Zeus  Urios,  1869  von  A'ali-Pascha  ausgegraben,  vgl.  'EXXtjy, 
tptXoX.  avXkoyog  ^  S.  120  ff.  m.  T.  u.  S.  254. 

Heraklea:  P.  Becker,  die  herakleotische  Halbinsel  in  archäologischer  Beziehung, 
Lpg.  1856,  m.  2  K. 

Myrlea-Apameia  (rOmische  Kolonie):  X^.  UmiadonovXoq,  yXXriy,  ifiXoX,  fsviXQyoq 
5,  173, 

Nikaia:  Prokesch,  Denkwürd.  3,  108  ff. 

Prnsa  (Brussa),  zur  Zeit  Strabons  blühende  Stadt:  B.  /.  KaySfiqy  ij  ÜQovaay 
Athen  1883. 

Im  westlichen  Kleinasien  ruht  der  Schwerpunkt  bei  den  griechischen 
Kolonien : 

69.  Mysien  und  das  hellespontische  Phrygien.  j.  Leghevalier,  Reise 

durch  die  Propontis  und  Pontus  Euxinus,  Lpg.  1801;  le  Bas,  itin^raire,  T.  41— 54;  Fsiogy. 
*EaQiy6g,  Mowfetoy  xal  BifiXio^i^xi]  rtjs  evayyeX.  axoXrjg  ffhog  d  S.  105  ff. ;  Conze,  Teuthra- 
nia,  Athen.  Mitt.  12,  149  ff. 

?  (Aschaga-Bej-köi):  Fabricius,  Ath.  M.  11,  1  ff.  m.  T.  1. 

Atarneus  bei  Dikeli-köi  (schon  zur  Zeit  des  Plinius  zerstört):  Lolling,  Ath. 
Mitt.  4,  1  ff. 

Kyzikos  (Irmeniköi):  Prokesch,  Denkwürdigkeiten  3,  270  ff.;  K,  S.  Maxqijg, 
*E3iXrjy,  (p^oX.  cvXX,  Iff  S.  25  ff.;  Kolossaltempel  Hadrians  noch  von  G^acus  gesehen,  vgl. 
Th.  Rbinach,  Bch.  14,  517  ff.  m.  Plan.    Viele  Funde  nach  Konstantmopel;   Beschreibung 


92  Elassische  Eanstarchftologie.    I.  Denkmälerkunde. 

der  Reliefs  des  Tempels  der  pergamenischen  Königin  Apollonis  im  dritten  Buche  der 
Anthologie. 

Pergamon,  üher  den  früheren  Stand:  Prokbsch,  Denkwürd.  3,  304  ff. ;  deutsche 
Ausgrabungen  auf  der  Burg  1879—81 :  Conze,  Huhann,  Bohn  u.  A.,  die  Ergebnisse  der 
Ausgrabungen  zu  Pergamon,  Vorläufiger  Bericht,  Berlin  1880;  desgl.  1880-81,  Berlin  1882; 
Fabricius  und  Trendelenburg,  „  Pergamon  **  in  Baumeisters  Denkmälern  II  1206  ff.;  Haupt- 
werk: Kön.  Museen  zu  Berlin.  Altertümer  von  Pergamon,  Bd.  IL  (Rice.  Bohn)  Das 
Heiligtum  der  Athena  Polias,  Berlin  1885,  m.  Atlas;  VIII.  1.  (Frankel)  Die  Inschriften  von 
Pergamon,  Berlin  1890;   Bohn,   der  Tempel   des  Dionysos  zu  P.,  preuss.  Akad.  18^5,  m. 

1  T.  u.  2  Vign.;  Fr.  Thiersch,  die  Königsburg  von  P.,  Stuttgart  1883;  Skizzen  aus  Perg. 
nach  der  Natur  gezeichnet  von  C.  Wilbero,  Berlin  1880  f.  m.  12  T.;  über  den  grossen 
Altar  s.  den  historischen  Teil  (Königszeit  der  griechischen  Kunst). 

70.  TrOftS.  Einzig  brauchbare  Karte:  H.  Kiepert,  neue  Spezialkarte  des  west- 
lichen Kleinasiens  (Begleitwort  zu  H.  1,  1890). 

J.  B.  Lechevalikb,  voyage  de  la  Troade  fait  dans  les  annöes  1785  et  1786,  3.  Ausg. 
Paris  1802,  mit  Atlas;  W.  Gell,  topography  of  Troy  and  its  vicinity,  London  1804,  f.  m. 
Abb.;  P.  B.  Webb,  osservazioni  intorno  alle  stato  antico  e  presente  dell'  agro  Trojane, 
Biblioteca  Italiana,  Mil.  1821;    A.  F.  Mauduit,  d^couvertes  dans  la  Troade,  London  1840, 

2  Tle.  m.  7  T.  u.  K. ;  Sayce,  notes  from  joumeys  in  the  Troad  and  Lydia,  Jhst.  1,  75  ff.; 
ScHLiEMANN,  Rciso  in  der  Troas  im  Mai  1881,  Lpg.  1881  ra.  K. 

Alexandreia  Troas  (von  Lysimachos  angelegt):  Gymnasien  oder  Bad  (des Herodes 
Attikos?)  Jonian  ant.  II  T.  54;  Texier  II  T.  107;  Pbokesch,  Denkwürd.  3,  366  ff.;  Kolde- 
WEY,  Ath.  M.  9,  36  ff.  T.  2.  3. 

Assos  (Bejramköi):  Prokesch,  Denkwürdigkeiten  3,  380  ff.  und  Wiener  Jahrbuch 
1832  II  S.  59;  Athenatempel,  1835  das  freiliegende  in  den  Louvre  geschafft  (M.  III  34), 
1881 — 84  amerikanische  Ausgrabungen,  zwei  Drittel  der  Funde  in  Konstantinopel,  ein 
Drittel  in  Boston:  J.  Th.  Clarke,  report  on  the  investigations  at  Assos,  Papers  of  the 
american  school  of  archeol.  I  (1881)  p.  1  ff.  (vgl.  Ztsch.  f.  b.  K.  1883  S.  85  ff.  mit  Plan). 

Baly-Dagh  (Troja?):  J.  G.  v.  Hahn,  Ausgrabungen  auf  der  homerischen  Perga- 
mos,  Lpg.  1865,  m.  4  T. ;  Schlibmann,  Ilios  S.  23  u.  ö. 

Gargara  samt  Lamponia  und  Pionia:  Clarke,  Am.  J.  4,  291  ff.  (kyklopische  Mauern 
S.  300). 

Ilion  (Hissarlyk  oder  Hasarlyk),  als  Stadt  von  Lysimachos  angelegt,  bald  herunter- 
gekommen; von  Fimbria  bis  auf  den  Grund  zerstört,  dann  wieder  aufgebaut;  unten  ältere 
Schichten,  wovon  die  zweite  „Stadt  des  Priamos*^  heisst;  viel  höher  liegt  die  mykenische 
Schicht,  welche  jetzt  Dörpfeld  Troja  nennt;  Ausgrabungen  von  Schliemann  1871—82,  1890 
wieder  aufgenommen  und  jetzt  von  Dörpfeld  mit  Erfolg  fortgesetzt:  Schliemann,  Atlas 
trojanischer  Altertümer,  Lpg.  1874,  218  Phot.  (auch  französ.);  IVojan.  AlterthÜmer,  Lpg. 
1874  (auch  französ.);  Troja,  Lpg.  1884,  m.  150  Abb.;  Ilios,  Lpg.  1886  (auch  französ.  und 
engl.),  m.  1800  Abb.;  Bericht  über  die  Ausgrabungen  in  Troja  im  Jahre  1890,  Lpg.  1891; 
Schuchhardt  (s.  S.  31,7);  Ch.  Normand,  la  Troie  hom^rique,  Paris  o.  J.  (Supplement  zu 
L'Ami  des  monuments),  m.  29  Heliogr.;  vgl.  Sittl,  Parerga  S.  19  ff.;  Babin.  rapport  sur 
les  fouilles  de  M.  Schliemann  ä  Hissarlik,  Paris  1893;  G.  Schröder,  Archiv  f.  Artillerie- 
und  Ingenieuroffiziere  des  deutschen  Reichsh.  Bd.  99,  2  (gegen  Dörpfelds  Befestigungs- 
theorie); Athenatempel:  0.  Rossbach,  AZ.  42,  223  ff.  m.  T.  14. 

K ehren e  (Kis-Kalessi):  Calvebt,  on  the  site  and  remains  of  Cebrene,  Archaeol.  J. 
XXII  (London  1865). 

Kolonai:  F.  Calvert,  on  the  site  and  remains  of  Colonae  and  of  Ophr3mium, 
Archaeol.  J.  Bd.  XVIT.  (1860). 

Neandreia  (Tschigri-dagh),  gegen  Ende  des  4.  Jahrb.  verlassen:  Clarke,  Amer. 
J.  2,  136  ff.;  Rob.  Koldewey,  Neandreia,  51.  Winckelmannspr.  Berlin  1891,  m.  Plan  und 
68  Abb. 

Ophryneion  s.  unter  Kolonai. 

Thymbra,  Tempel  des  Apollon  Smintheus  (die  Ansätze  schwanken  zwischen  der 
Zeit  vor  Alexander  und  dem  3.  Jahrhundert),  1866  englische  Ausgrabungen:  Antiqu.  of 
Jonia  IV  p.  46. 

Alle  kleineren  Orte  der  Troas  mit  Ausnahme  von  Abydos  gehen 
durch  Gründung  von  Alexandrion  und  Dion  ein ;  Kebrenia  und  Gergis  über- 
leben sie  nur  kurz;  Skepsis  wird  in  der  Kaiserzeit  wieder  hergestellt, 
später  Kebrene  als  byzantinische  Festung. 

71.  Aiolis*  Sayce,  explorations  in  Aeolis,  Jhst.  3,  218  ff.;  Ramsay,  Jhst.  2,  44  ff., 
271  ff.  (über  den  südlichen  Teil). 


Kap.  y.    Archäologiacshe  Ortskonde.    (§§  70—74.)  93 

Aigai  (Nimnid-Kalessi) :  Clbbc,  Beb.  10,  275  ff.  m.  Skizzen;  Reinach,  Bch.  5,  131  ff., 
511;  BoHN  und  Schuchhardt,  Alterthttmer  von  Aigai,  2.  Ergänzangsheft  des  Jahrbuches  d. 
arcb.  Inst 

Grynion  (Sakrän),  1883  tärkiscbe  Ausgrabungen  in  der  Nekropole  s.  R  bin  ach  chron. 
p.  7ff.;  Karte  Bch.  1882. 

Kyme  (Naznurt),  1881  französische  Ausgrabungen,  neue  Entdeckungen  von  Baltazzi 
1887.8,  s.  Ra.  UI,  11,  84  ff. 

Myrina  (Ealabassary),  Nekropole  mit  5000  Gräbern,  1880 — 86  französische  Aus- 
grabungen, welche  besonders  sehr  viele  Terrakotten  ergaben;  Funde  zu  einem  Drittel  in 
Konstantinopel  (Reinach,  Amer.  J.  4,  413  ff.  T.  14  5),  zwei  Drittel  zuerst  in  der  französischen 
Schule  zu  Athen,  jetzt  das  beste  im  Louvre,  einiges  im  Museum  der  archäologischen  Ge- 
sellschaft zu  Athen,  in  Smyma,  Berlin  und  Karlsruhe  (Pottier,  les  terrescuites  de  Myrine 
au  mus^e  du  L.,  Gdba.  1886  p.  261  ff.):  £.  Pottier  und  Sal.  Rkinach,  Bch.  6,  197  ff.  mit 
T.  9  (Topographie),  388  ff.  m.  T.  8  (Gräber),  557  ff.  (Terrakotten).  7,  81  ff.,  204  ff.,  440  ff., 
493  ff.,  9,  158  ff.,  165  ff.,  359  ff.,  485  ff.  T.  11.  10,  81  ff.,  296  ff.,  315  ff.  m.  T.  10.  11.  13-15; 
dies,  und  Vetbies,  la  necropole  de  Myrine,  Paris  1886,  2  Bde.  (Bd.  II.  Atlas)  m.  49  T. 
u.  K  =  Bibliothdque  des  öcoles  fran^.  II.  s.  Bd.  8. 

Pitane  (Tschandarly),  1883  tdrkische  Ausgrabungen:  Rbinach,  chron.  p.  9  f.  20. 

Die  Mehrzahl  der  Fundstätten  ist  noch  nicht  mit  den  alten  Namen  zu  benennen, 
nämlich  die  Nekropolen  von  Dumanli-Dag  (1883  türkische  Ausgrabungen  s.  Rein  ach,  chro- 
niques  p.  9.  20  ff.),  G&n-Dagh  (Reinach,  p.  82),  Jenidscheköi  (Reinaoh,  p.  82.  223  f.)  und 
Tschatli-der^  (Reinach,  p.  711  f.). 

72.  LydlOn«  R.  Struabt,  a  description  of  some  ancient  monuments  with  inscrip- 
tions  still  existing  in  Lydia  and  Phrygia,  London  1842,  m.  17  T.;  Fbllows,  introductory 
remarks  to  Lycia,  'Caria  and  Lydia,  I.  London  1847  f.  m.  K.;  Stark,  aus  dem  Reiche  des 
Tantalos  und  Kroisos,  1872;  Gtustav  Weber,  le  Sipylos  et  ses  monuments,  Paris 
1880  und  EvayyeX.  axoXrj  n,  Tl.  «  x«t  ß'  S.  89  ff.  m.  T.  3.  S.  105  ff.;  Sayce,  Jhst.  1,  83  ff.; 
E.  Curttus,  Artemis  Gygaia  und  die  lydischen  Fürstengräber,  AZ.  11,  148  ff. ;  Foucart, 
Bch.  1887  S.  79  ff.  m.  K.  (Hermosthai) ;  'Jgun,  ^ovtQiiQ,  ro  ^YQXfivioy  nedioy,  Movastov  xal 
ßißX,  ti^s  Bvayy,  axoXijg  ne^,  F  hog  1885, 6  m.  K. 

Akrasos:  Bch.  11,  176. 

Attaleia:  Bch.  11,  168. 

Philadelphia:  Curtius,  Abb.  d.  preuss.  Akad.  1873. 

Sardes:  erste,  noch  vollständigere  Abbildung  mit  Tempel  am  Paktolos  bei  Pey- 
soNEL  1750;  Ghandler,  Kap.  75;  Prokesch,  Denkwürdigkeiten  2,  13  ff.;  1891  französische 
Ausgrabungen;  Nekropole:  Spieoelthal,  Abb.  d.  preuss.  Akad.  1858. 

Thira,  Gräber:  "OfitjQog  1877,  März. 

73.  Karien.  Fellows,  s.  unter  Lykien ;  Newton,  discoveries  2,  575  ff.;  Duchesne 
und  CoLLioNON,  Bch.  1,  361  ff.;  1880,1  österreichische  Forschungsreise:  0.  Benndorf  und 
G.  Neuhann,  Reisen  im  südwestlichen  Kleinasien  I.  Reisen  in  Lykien  und  Karien,  Wien 
1884,  f.  (Auswahl  der  Illustrationen:  Graphische  Künste  1886  S.  16  ff.);  Benndorf,  vor- 
läufiger Bericht  über  2  Österreich.  Expeditionen  nach  Kleinasien,  Arcb.  ep.  Mitth.  VI,  Wien 
1883;  Vasenfunde:  Winter,  Ath.  Mitt.  1887  S.  234  ff. 

AI  in  da  (Mogia),  Palast,  Theater,  Gräber:  Le  Bas,  Architecture.  Asie  min.  II  T. 
1—7,  Plan  itinär.  T.  62. 

Bargylia:    Le  Bas,  itin.  T.  67. 

Iasos:    Le  Bas  itinör.  T.  66. 

Kann  OS :   Gollionon,  Bch.  1,  338  ff. 

Lag  in  a  (LaSna),  Hekatetempel  mit  Fries,  1891 '2  türkische  Ausgrabungen :  Newton, 
discoveries  2,  554  ff. 

Mylasa:  Le  Bas  itinör.  T.  64  (Grab  und  kyklopische  Mauer);  Bch.  5,  31  ff.;  Tempel 
des  Zeus  Labrandeus  und  alte  Königsburg:  Le  Bas,  Architecture,  Asie  min.  II  T.  8.  9. 
itinör.  T.  65. 

Stratonikeia  (Eski-Hissar):  Akast.  Papalukas,  negl  rrjg  noXetag  ItQaxovixslagy  Jena 
1886;  Tempel  mit  grossem  Fries  1892  von  Hamdy-Bey  aufgegraben;  Bericht  im  Bch.  bevor- 
steihend. 

Tralles-Kaisareia:  Diam.  Ghaviaras  in  der  Jubiläumsschrift  des  Syllogos  von 
Konstantinopel  S.  254  ff. 

74.  Jonien«  Jonien  ist  schon  frühzeitig  durch  die  Expedition  der 
Dilettanti  bekannt  gemacht  worden:    Jonian  antiquities  with  permission 

of  the  Society  of  Dilettanti  ed.  by  R,  Chandleb,  N.  Revett  and  W.  Pars, 


94  KlasBische  Xnnstarchäologie.    I.  Denkmälerkimde. 

London  1769 — 97,  2  Bde.  f.,  deutsch  von  Wagner,  Lpg.  1830,  Atlas  von 
HOT. 

Ephesos  (Ajäsuluk),  riesiger  Artemi  Stempel  (nach  Schriftquellen  und  Mflnzen 
A.  HiRT;  der  Tempel  der  Diana  zu  Ephesns,  Berlin  1809  m.  3  T.)i  erste  Aufnahme:  Edw. 
Falkekeb,  Ephesus  and  the  temple  of  Diane,  London  1862,  m.  23  T.  u.  Abb.;  1870,1  eng- 
lische Ausgiabungen:  John  T.  Wood,  discoveries  at  E.,  London  1877,  m.  35  T.;  Newton 
Transactions  of  the  soc.  of  bibl.  arch.  IV  part.  2  ( 1876) ;  J.  Feboüsson,  the  temple  of  Diane 
at  E.  with  special  reference  to  Wood's  discoveries  of  its  remains,  separat  aus  den  Trans- 
actions of  the  institute  of  british  architects,  London  1883  m.  T.  u.  Abb.  (Resumö  von  Stabk, 
Ztsch.  f.  bild.  Kunst  y II  [1872]  S.  206  ff.);  Skulpturen  in  das  brittische  Museum:  Mubbay, 
history  of  Greek  sculpture  p.  111  ff.  u.  Jhst.  1889  S.  Iff.,  T.  3.  4;  älterer  Tempel:  Jhst. 
10,  2  ff.  T.  3.  <4 ;  sogen.  Grab  des  hl.  Lukas  (Rundbau) :  H.  Rylandb  and  G.  Webbb,  Trans- 
actions of  the  soc.  of  bibl.  arch.  1881 ;  P.  A.  Dur  au,  un  prötendu  tombeau  de  saint  Luc  ä 
Eph^se  restitud  ä  la  m^m.  de  saint  Antipas,  Paris  1882;  G.  Webeb,  Ra.  III  17,  36  ff.  m. 
Plan  u.  Abb.;  sogen.  Gefängnis  des  Apostels  Paulus:  Adleb,  Abh.  der  preuss.  Akad.  1872 
S.  40  ff.;  —  im  idlgemeinen:  Pbokbsch,  Denkwürdigkeiten  2,  102  ff.;  G.  Webeb,  guido  du 
vo^ageur  ä  Ephese,  Smyma  1891,  2  PL,  2  E.,  2  Restit.  des  Tempels;  Stabk,  nach  dem 
gnech.  Orient  S.  207—32;  E.  Cubtius,  Beiträge  zur  Gesch.  und  Topogr.  Kleinasiens,  Abh. 
der  preuss.  Akad.  1872  S.  34  ff.  T.  1  ff.  und  Ephesos,  ein  Vortrag,  Berlin  1874,  m.  2  T.; 
M.  IlttQaylxag,  'EXXtjy.  tpiXoX,  cvXXoyog,  Konst.  14,  46  ff.;  G.  Webeb,  ^tude  sur  la  choro- 
graphie  d'Eph^se,  Movaslov  xal  ßirßX.  T17;  BvayyeX,  ax^^V^  ^^Q*  ^  y  ^^^  ^*  ^  ff*  ™*  ^-f 
Terrakotten:  Kekitl^,  griech.  T.  aus  Tanagra  und  Eph.,  Stuttg.  1878. 

Erythrai,  Plan:  Le  Bas,  itinäraire  T.  70;  sibyllinische  Quellgrotte:  Bubesoh,  Ath. 
Mitth.  17,  16  ff. 

Jas  OS :  W.  Judeich,  Ath.  M.  15,  137  ff.  mit  Plan. 

Klares  s.  Eolophon. 

Klazomenai  (Insel  S.  Giovanni  bei  Vurla):  Pbokesch,  Denkwürdigkeiten  2,  163  ff.; 
Plan:  Le  Bas,  itinör.  T.  72. 

Kolophon  mit  Klares  und  Notion:  Schuchhabdt,  Ath.  M.  11,  398  ff.  mit  Plan; 
FoNTBiEB,  EvayyeXMij  ffxoXij  Ueo,  t  i.  a  xai  ßf  S.  185  ff.  m,  Karte  (T.  4);  kleiner  Plan 
Ra.  III  10,  94. 

Lebedos:  Plan  Le  Bas  itin^r.  T.  68. 

Magnesia  am  Mäander:  Tempel  der  Artemis  Leukophryne  (aus  dem  dritten 
Jahrhundert  nach  Döbpfbld,  Ath.  Mitt.  1891  S.  264  f.),  1843  französische  Ausgrabungen 
(Fries  mit  Amazonenkämpfen  grossenteils  im  Louvre,  Ra.  III  10,  257  f.  T.  17.  18;  Clabac, 
musäe  de  sculpt.  T.  117  C— J);  Jonian  ant.  I  K.  1  T.  2;  Raoul  Rochette,  J.  d.  sav.  1845 
Okt.  u.  Nov.  m.  1  T.;  Ross,  Hellenika  S.  40  ff.;  1891—93  deutsche  Ausgrab.,  Funde  nach 
Berlin;  Photographienserie  beim  Institut  —  Nekropole  und  Theater,  1890  türkische  Aus- 
grabungen: S.  Reinach,  chroniques  p.  715;  s.  auch  unter  „Milet**. 

Metropolis:  Abistot.  Fontbieb,  tibqI  t^s  iy  'layiq  Mtjx^onoXeof^,  Mowxetoy  xal  ßißX. 
t,  evuyy.  a/oAiyf  nsQ.  B'  h.  ß^  xal  y   S.  65  ff. 

Milet  (griech.  PaUtia,  türk.  Balät):  1872  französche  Ausgrabungen,  Funde  im  Louvre: 
0.  Ratet  et  A.  Thomas,  Milet  et  le  golfe  Latmique:  Tralles,  Magndsie  du  M^andre,  Prione, 
Milet,  Didymes,  Häradöe  du  Latmos,  Paiis  1877—9,  2  Bde.  m.  Atlas,  vgl.  auch  Ghoiseul- 
GouFFiBB  voyage  pittor.  I  T.  113.  114;  Jonian  ant.  I  K.  3  S.  27. 

Südlich  davon  Heiligtum  des  didymäischen  Appelle  ('s  to  J^ronda),  an  dessen 
Zugangsstrasse  einst  die  hochaltertümlichen  Statuen  standen,  welche  sich  jeizt  iin  britti- 
schen  Museum  befinden:  Jonian  antiqu.  I  K.  3;  C.  T.  Newton,  a  history  of  discoveries  at 
Halicamassus,  Cnidus  and  Branchidae,  Bd.  II,  London  1863,  S.  527  ff.  m.  T.  74—76  des 
Atlas;  0.  Rayet,  le  temple  d'Apollon  Didym^en,  Paris  1876. 

Phokaia  (Fökia):  'J.  JlanaöonovXog,  ^taxaixd,  Smyma  1879  (vgl.  naQyaac6g2f  350  ff. 
m.  Karte) ;  Reinach,  chron.  p.  224  f. 

Prione:  Tempel  der  Athene  Polias  (von  Pythons  unter  Alexander  vollendet),  1870 
Skulpturen  in  das  Brittische  Museum:  Ghoiseul-Gouffieb  T.  116;  Jonian  antiqu.  I  K.  2; 
Rayet  (s.  unter  , Milet*);  Pullan,  Pr.  and  Tees,  London  1881. 

Smyma,  durch  bedeutende  Febenanlagen  interessant:  Pbokesch,  Denkwürd.  2, 156 ff. 
8,336  ff.  (über  den  sogenannten  Tempel  der  Kybele);  Gini.  Lane,  Smymaeorum  res 
gestae  et  antiquitates,  Gott.  1851;  Ancienne  Smyma  (Naulochon),  Paris  und  Smyma  1880; 
Ramsay,  Jhst.  1,  63  f.;  Hümann,  Westermanns  Monatshefte  1881  S.  462  ff.;  M.  TaaxigoyXovg, 
T«  £f4VQyttixdy  2  Tle.,  Smyma  1876—9;  'HfiCQoXoyioy  xal  odrjyos  £fiVQyt]g  1890.  In  der 
Nähe  die  Felsenburg  Akdschd-kajä:  G.  Webeb,  Ath.  Mitt.  10,  212  ff.  mit  Plan. 

Tees,  Dionysostempel  (die  Skulpturen  meist  in  Konstantinopel) :  Ghoiseul-Gouffieb 


Kap.  y.    Archäologische  Ortskimde.    (§§  74—78.)  95 

0 

T.  124;  Jon.  antiq.  I  E.  1;  G.  Hibsohfeld,  AZ.  33,  23  ff.  m.  T.  5;  Rsinach,  chron.  p.  5  f.; 
PuLLAN  (s.  unter  ,Priene'). 

75.  Doris.  Spbatt,  Archaeologia  49,  2,  345  ff.  m.  K. 

HalikarnassoB  (Budron):  Beschreibung  von  Kanabntios  im  15.  Jahrh.  s.  Anoelo 
Mai,  nova  coli.  Vat.  II  p,  XIX;  Boss,  Inselr.  4,  30  ff.  (Plan  zu  S.  39);  Plan  AZ.  5  T.  12.  — 
Maussolleion  (die  Reliefs  1846  aus  der  Festungsmauer  herausgebrochen),  1857 — 59  eng- 
lische Ausgrabungen,  die  beweglichen  Funde  im  Brittischen  Museum :  Ch.  Newtok  s.  unter 
«Eleinasien**  und  .Milet''  (discoveries  Bd.  I),  u.  papers  respecting  the  excavations  of  H., 
London  1858,  m.  10  T.;  J.  Fergüsson,  the  Mausoleum  at  Halicamassus  restored,  London 
1862  m.  9  T.;  Ch.  Pexebssn,  d.  Mausoleum,  Hamburg  1867,  m.  3  T.  —  Reste  eines  dori> 
sehen  Säulenbaus:  Choiseul-Gouffibb  I  T.  99  f.  —  Sehr  alte  Nekropole:  Paton  Jhst. 
8,  66  ff. ;  DöMMLEB,  Ath.  Mitt  13,  273  ff. 

Eaunos:  Beb.  1,  338  f. 

Eni  dos,  1856  englische  Ausgrabungen  besonders  im  Tempel  der  Demeter  („Demeter 
von  Enidos*  Newton  T.  55  und  Bbucemaen  65)  und  der  Musen:  Newton  aa.  00.  (disco- 
veries ll  S.  345  ff.). 

Myndos  (Gümischlü),  Nekropole  bei  Assarlyk,  1887  englische  Ausgrabungen  (Glas- 
sical  Review  1887  p.  80;  .The  Academy  30.  April  1887  S.  313):  Newton,  discoveries  2,  573  ff. 

76.  Lykien,  reich  an  grossen  Grabbauten,  Sarkophagen,  Reliefs  und 

Theatern:  L.  Mayeb,  views  in  the  Ottoman  empire  chiefly  in  Garamania,  London  1803, 
deutsch  von  J.  A.  Bebok,  Lpg.  1812  m.  20  T.;  F.  Bbaufobt,  Karamania,  London  1817,  2.  A. 
1818  m.  T.  (besonders  Soloi  in  Eilikien);  Ch.  Fellows,  excursion  in  Asia  minor  (s.  oben) 
u.  account  of  discoveries  in  Lycia,  L.  1841  m.  T.  (beides  zusammen  deutsch  v.  Zenker, 
Lpg.  1853,  m.  63  T.  u.  3  E.);  ders.  s.  unter  Lydien;  G.  Scharf,  observations  on  the  pecu- 
liarities  of  sculptures  seen  on  the  mon.  of  L.,  L.  1847;  Spratt  and  Fobbss,  travels  in  L., 
Milyas  and  the  Cibyratis,  London  1847,  m.  2  Bde. 

Eragos,  Antikragos  u.  Masikytos:  Mus.  of  class.  ant.  2,  161  ff. 

Telmissos,  mit  Gräbern:  Choisbul-Gouffieb  I  p.  118  T.  67.  68. 

Trysa  (Gjölbaschi)  mit  grossem  Heroon:  0.  Benndobf  u.  Neuhann,  das  Heroen  von 
Gjölbaschj  T.  I.  Wien  1889  m.  34  T. 

Xanthos:  Hadbian  Pbachov,  antiquissima  monumenta  Xanthiaca  =  drewnjejtie 
pamjätniki  plastiki  if  Xantba  w  Likii,  Petersb.  1871,  Atlas  von  7.  T.;  Falkeneb,  Mus.  of 
class.  antiq.  1,  256  ff.;  Em.  Bbatjn,  A.  16,  133  ff.  m.  T.  B.  C  u.  M.  IV  T.  2.  3;  Fellows,  the 
Xanthian  marbles,  London  1843;  account  of  the  Jonic  trophy  monument  excavated  at 
Xanthus,  London  1848. 

Insel  Eastellöriso:  'J.  £nvgidf]s,  17  y^cog  Meyiatrj,  UttQvaaao^  1880  S.  461  ff. 

77  P&mphylien ,  schon  in  früher  Zeit  griechisch,  aber  mit  einheimi- 
scher kleinasiatischer  Schrift:  siehe  die  unter  Lykien  aufgeführten  Bücher;  Jaritj- 
XöyXovg,  nsQt^yt^ats  $lg  xijv  n«fi<pvXiay  xarcr  ro  1850,  Eonstant.  1855;  G.  Hibschfeld, 
Monatsber.  der  preuss.  Akad.  1874  S.  710  ff.  1875  S.  121  ff.  1879  S.  299  ff.  Ztschr.  d.  Berl. 
Ges.  f.  Erdkunde  12,  325.  14,  279  ff.;  Eabl  Gbäf  Lanckobo^ski,  Städte  Pamphyliens  und 
Pisidiens  (1884/5  erforscht)  I.  Wien  1890,  m.  31  T.  (auch  franz.). 

Apameia  Eibotos:   Hibschfeld,   Monatsber.  d.  preuss.  Ak.  1875  S.  121  ff. 

Aspen  dos  mit  Theater:  Texieb  III  T.  232— 41;  getreuer  Lanckobonski  S.  102  ff. 
T.  20-27. 

Attalia  (Adalia)  mit  Prachtthor  Hadrians. 

Gfinverdschinlik:  Hibschfeld  a.  0.  S.  124. 

Eibyra  (Griechenbund  CIG.  5882):  0.  Benndobf  u.  G.  NEUMAim,  Reisen  im  süd- 
westlichen Eleinasien  II.  Milyas  und  Eibyratis,  Wien  1889. 

Perge  (Eski-Ealessi),  Theater  und  Burg:  Plan  bei  Hibschfeld,  Rec.  von  Lai^cko- 
BoüsKi  zu  S.  23  f. 

Side  mit  Theater. 

78.  Cypem.  Die  Aufmerksamkeit  der  Archäologen  wurde  auf  diesen 
wichtigen  Kreuzungspunkt  griechischer  und  orientalischer  Kultur  zuerst 
durch  L.  Ross  gelenkt,  der  1844  Sandsteinstatuetten  in  ägyptisch-phöniki- 
schem  Stile  nach  Berlin  sandte.  Aber  erst  viel  später  haben  Angesiedelte 
in  ziemlich  dilettantischer  Weise  Cypems  reiche  Fundstätten  ausgebeutet, 
zuerst  der  General  Luigi  Palma  di  Cesnola,  ein  sehr  unzuverlässiger  Ge- 
währsmann, dessen  Funde  zum  grossen  Teil  nach  New- York  (S.  69),  teil- 
weise auch  nach  Konstantinopel  kamen  oder  durch  Verkauf  zersplittert 


96  Klassische  Eanstarohäologie.    I.  Denkmälerkimde. 

wurden,  dann  Ohnefalsch-Richter,  welcher  in  einer  Reihe  fremder  Zeit- 
schriften und  in  eigenen  (The  Owl,  1888/9,  11  Nummern,  und  Journal  of 
Cyprian  studies  1890,  ein  Heft)  zahlreiche  Artikel  veröffentlicht  hatte,  als 
er  endlich  seine  Funde  zu  einem  Werke  verarbeitete.  Systematisch  hat 
die  englische  Schule  in  Athen  seit  1888  die  Sache  angegriffen.  Ein  Landes- 
museum befindet  sich  zu  Nicosia  und  1892  konnte  eine  kyprische  Aus- 
stellung gehalten  werden.  Kyprisches  befindet  sich  besonders  in  New- 
York,  dann  in  Berlin,  London  und  Paris,  einiges  zu  Turin.  Ungers 
Sammlung  kam  in  das  Johanneum  zu  Graz;  Privatsammlungen  von  Franz 
Colombo  in  Triest;  Konstantinidis  in  Nikosia;  Pensicher,  1886  in  Paris 
verkauft  (Auktionskatalog);  E.-H.  Lawrence  in  London  (L.-C.  collection, 
London  1880,  60  Phot.,  f.  vgl.  S.  Reinach,  chron.  p.  476). 

LusiGKAN,  corograffia,  Bologna  1573;  Ross,  AZ.  3,  100  und  Reisen  auf  den  griechi- 
schen Inseln  Bd.  IV.  Halle  1852  S.  83  ff.;  L.  Palma  di  Ckswola,  the  antiquities  of  Cyprus, 
London  1873  f.;  Cypras,  itw  ancient  cities  tombs  and  temples,  London  1877  (Cypern,  seine 
alten  Städte,  Gräber  u.  Tempel,  von  L.  Stern,  Jena  1879) ;  (zur  Kritik :  Rich.  Nbubaübr, 
der  angebliche  Aphroditetempel  zu  Golgoi,  Comment.  philol.  in  hon.  Th.  Mommseni  p.  673 — 93 ; 
Report  of  W.  J.  Stillmann  on  the  Cesnola  collection,  New- York  1885  u.  A.);  (Frobhneb) 
Antiquitös  chypriotes  provenant  des  fouilles  faites  en  1868  par  M.  de  C,  Paris  1870,  mit 
6  T.;  DöLL,  die  Sammlung  C,  M6m.  de  Facad,  di  St.  Pötersb.  VH.  s.  XIX  Nr.  4  p.  1—76; 
E.  PoTTiEB  Bch.  3,  83  ff.;  Lawrence -Cesnola  collection,  London  1881,  m.  60  Phot. ;  G.  Co- 
lonna-Ceccaldi,  mon.  ant.  de  Chypre,  de  Syrie  et  d'Egypte,  Paris  1882,  m.  34  T.;  D.  G. 
HoGABTH,  devia  Cypria,  Oxf.  1889  m.  Phot.;  Ohnefalsch-Richter,  Kypros,  Berlin  1893 
(auch  englisch),  m.  273  Abb.  u.  229  T.;  Prähistorisches:  Dümmler,  Ath.  M.  3,  209  ff. 
—  Periodische  Schriften:  s.  oben;  The  Cyprus  Museum  H.  1.  1883,  2.  1886;  Excerpta  Cypria, 
Beiblatt  zu  The  Owl  1893. 

Bibliographie:  Claude  Delayal  Cobham,  attempt  at  a  bibliography  of  Cyprus, 
2.  Aufl.  Nicosia  1889;  vgl.  Oberhummkr,  Ztsch.  d.  Ges.  f.  Erdkunde  XXV  (1890)  S.  1-83 
u.  Iw.  Müllers  Jahresbericht  Bd.  77  (1893). 

Achna  im  Osten:  Richter,  Graphic.  19.  Jan.  1883;  The  Owl  p.  78  ff.  m.  2  T. 

Arsino6  (Polis  tis  Chrysochou):  Ausgrabungen  von  Ohnefalsch,  Funde  in  Paris 
27.  u,  28.  Mai  1887  versteigert  (Katalog);  1889  englische  Ausgrabungen:  Jhst.  11,  1  ff. 
T.  3-5.    12,  298  ff  T.  13-15. 

Chytroi  (Voni),  Heiligtum  des  Apollo,  seit  1883  englische  Ausgrabungen:  Ohne- 
falsch, Ath.  M.  9,  127  ff.  T.  4.  5. 

Idalion  (Dali),  Ausgrabungen  von  Hamilton  Lang,  vgl.  Tr.  r.  soc.  lit.  s.  XI  1878 
p.  30  ff.  m.  5T.  u.  PL;  Archaeologia  26,  30  ff.;  1883-85  Ausgrabungen  von  Ohnefalsch, 
vgl.  The  Owl  Nr.  6  (mit  Plan)  —  8. 

Kition  (Lämaka);  1880  ff.  englische  Ausgrabungen:  vgLRsiNACH,  chroniques  p.  173  ff.; 
Plan  im  Corpus  inscr.  somit.  I  S.  35;  Altes  Bauwerk  H.  |Phaneromeni :  Ross  AZ.  9,  327  f. 
T.  5;  Ohnbfalsch,  AZ.  39,  311  ff.  T.  18  (Quellenhaus). 

Kurion  (bei  Episkopi):  Ross,  AZ.  3,  99  ff.;  Fürtwanglbr,  Jahrb.  1,  132  ff.  Berl.  phil. 
Woch.  1885  Sp.  1184;  1883  Ausgrabungen  von  Ohnefalsch:  Reinach,  chroniques  p.  185  ff.; 
DE  Castillon  Saint  Victor,  rapport  sur  les  fouilles  de  Curium.  Paris  1891.  Tempel  des 
Apollon  Hylates:  Phot.  des  archäol.  Inst.  Cypern  4. 

Marion  (Marin),  1886  Nekropole  mit  441  Gräbern  von  Ohnefalsch  entdeckt:  Paul 
Herrmann,  das  Gräberfeld  v.  M.  auf  Cypern,  Winckelmannspr.  Berlin  1888  m.  T.;  1889 
Ausgrabungen  der  englischen  Schule:  Jhst.  1890  S.  1  ff.  T.  3—5;  1891  S.  298  ff.  T.  13-15 a. 

Nikosia,  Nekropole  von  den  Engländern  ausgegraben:  Jhst.  9,  152  ff.;  Reinach, 
chron.  188  f. 

Paphos,  Neupaphos,  Residenz  und  römische  Provinzhauptstadt  (Ktima):  Gräber,  s. 
E.  Pottier,  Bch.  1880  S.  497  ff.;  Altpaphos  (Kuklia),  Nekropole  von'Paläokastron  Ross  AZ. 
9,  321  ff.  =  archäol.  Aufsätze  S.  408  ff.;  E.  Pottier,  Bch.  4,  497  ff.;  Hooarth-James,  Jhst.  9, 
267  f.;  Oberhümmer  a.  0.  S.  231  ff.  -  1888  Tempel  der  Aphrodite  von  den  Engländern 
ausgegraben:  Jhst.  9,  147  ff.  T.  7— ll](Plan  des  Tempels  S.  193);  Phot.  d.  arch.  Inst., 
Cypern  5  ff.  —  Zwei  grosse  Monolithe  (Phot.  bei  Hogarth)  nach  den  einen  religiöses 
Monument,  nach  jenem  Ölpresse,  vgl.  Athenaeum  1888  I  S.  474  f. 

Salamis  (später  Constantia):  Al.  Palma  di  Cesnola,  Salaminia  (Cyprus),  London 
1882,  2.  Aufl.  1884,  m.  über  700  HL;  1880  ff.  Ausgrabungen  (vgl.  Ohnefalsch,  Athen.  Mitt. 


Kap.  V.    Archäologische  Ortsknnde.    (§§  78- -79.)  97 

1881  S.  191  ff.  244  ff.  1883  S.  133  ff.  Repert.  f.  Kunstw.  9, 204;  Jhst.  1883  T.  33/4;  besonders 
1890  durch  die  Engländer:  Jhst.  12,  59  ff.  T.  4—10;  H.  Katharina  (Quellhaus?)  Jhst.  1883 
S.  111  ff.  T.  33  f. 

Soloi  (Palä^hora  bei  Karavostassi),  1883  Ausgrabungen  von  Ohnefalsch:  Reinach 
chron.  184  f. 

Tamassos,  bedeutende  Ausgrabungen  von  Ohnefalsch-Richter. 
Noch  nicht  identifiziert: 

Athienau  (früher  für  Golgoi  gehalten),  Vasenfundort:  Neubaüfb  (s.  oben);  Cec- 
CAI.DI,  monuments  p.  35  ff. 

Limniti  bei  Soloi,  mit  Temenos  des  Apollo,  1886  von  den  Bauern  ausgebeutet: 
Jhst.  1889  S.  82  ff. 

79.  Inseln  an  der  Westkttste  Eleinasiens. 

Ghalke:  Ross,  Inselreisen  3,  114  ff. 

Chios:  A.  Af.  BXacxoq^  Xecrxff,  Hermup.  1840,  2  Bde.;  Ch.  Alimokakis,  xro?  iJ  vr^^o^ 
iy  rj  cf^;|f««o*Ti?«,  Diss.  von  Erlangen  1882;  JfjfÄ.  ZvyofiaXag,  TtQayfÄareia  nsQi  rijg  Xiov^ 
Athen  1884;  Fustbl  de  Coulaivoes,  Archives  des  miss.  scient.  V.  (1858)  S.  481  ff.;  Gonze, 
Philol.  14,  155  ff.;  Stüdniczka,  Ath.  M.  13,  160  ff.  m.  T.  3.  4.  (Hauptstadt  und  Süden)  — 
Tempel  in  Phanai  (Kato-Phand) :  Phil.  14,  156;  Ath.  M.  13,  162  —  sogen.  Schule  Homers 
{ JaaxaXoner^tt):  abgeb.  bei  Chandler,  Philol.  14,  156,  Ath.  M.  13,  163  u.  a.;  Prokssch, 
Denkwürd.  1,  82  ff.;  Uand^rjg,  Uagyacoog  4,  640  ff. ;  —  Sammlung  im  Gymnasien:  Ath. 
M.  13,  186  f. 

Kalymna  (Eälimnos):  Ross,  Inselreisen  3,  139  ff.,  4,  8  ff.;  Kiydvvrjg,  17  yijcoc  KdXvfA' 
yog,  Athen  1879;  Nekropole  bei  Pothia:  Newton,  travels  1,  285;  Class.  Review  1887  S.  80; 
Terrakotten :  AZ.  6,  277  ff. 

Kos  (Stanki):  Ross,  Inselreisen  3,  126  ff.,  4,  11  ff.;  A.  Küster,  de  Go  insula,  Halle 
1833;  Newton,  discoveries  2,632  ff.;  Ratet,  m^m.  sur  l'tle  de  Kos,  Paris  1876;  Marc. 
DuBOis,  de  Go  insula,  Nancy  und  Paris  1884  m.  3  K.;  Bch.  5,  196  ff.;  Paton  and  Hicks, 
tiie  inscriptions  of  Gos,  Oxf.  1891.  —  Tempel  (des  Asklepios?)  mit  Fries:  Ross,  AZ. 
4,  281  ff.  m.  T.  42.  —  Brunnenhaus  der  Burinna  und  Heroon   des  Gharmylos:   Ross,  AZ. 

8,  241  ff.  m.  T.  22. 

Leros:  ^loy.  Oixoyo/46novXog,  Ae^iaxu,  Athen  1888  S.  148  ff. 

Lesbos  (Mitilini):  G.  L.  £.  Zander,  Beiträge  zur  Kunde  der  Insel  Lesbos,  Hamburg 
1827;  BouTAN,  rapport  sur  la  topographie  et  Thistoire  de  Ttle  de  Lesbos,  Archives  des 
miss.  scientif.  1864;  A.  Gonzb,  R«ise  auf  der  Insel  Lesbos,  Hannover  1865  m.  T.;  R.  Kol- 
dewey,  die  antiken  Baureste  der  Insel  L.,  Berlin  1890  m.  T.;  H.  Kiepert  und  R.  Kolde- 
WEY,  Itinerare  auf  der  Insel  L.,  Berlin  1890,  m.  2  K.;  Kartenskizze  Ra.  III  11  T.  9.  —  Joni- 
scher Tempel  aus  Trachyt  bei  Mesa:  Bruchstücke  in  Berlin  Nr.  1004.  1382.  —  Sammlung 
im  Gymnasien  der  Hauptstadt. 

Nisyros:  alte  Burg  bei  Mandraki. 

Patmos  (Pätinos):  V.  Guerin,  descr.  de  Tile  de  P.  et  de  Tile  de  Samos,  Paris  1856. 

Rhodos  hat  erhebliche  Bedeutung  als  Ankerplatz  aller  Schiffe,  die  von  und  nach 
den  syrischen  Häfen  gingen;  so  war  es  dem  orientalischen  Einfluss  stark  und  frühzeitig 
ausgesetzt:  Goronelli  e  Parisotti,  isola  di  Rodi,  Venedig  1688,  m.  15  T.;  B.  Euo.  Ant. 
Rottibrs,  description  des  monuments  de  Rhodos,  Brux.  1828,  m.  75  T.;  Ross,  Inselreisen 
3,  70  ff.,  4,  54  ff.;  A.  Berg,  die  Insel  Rhodus  bist.,  geogr.,  archäol.  u.  malerisch  beschrieben. 
Braunschweig  1861,  m.  70  T.  u.  100  Abb.;  V.  Guerin,  voyage  dans  Ttle  de  Rhodos,  Paris 
1856,  4.  Aufl.  1881:  Hiller  v.  Gärtrinqen,  Ath.  M.  17,  307  ff.;  —  bedeutende  Ausgrabungen 
von  Biliotti,  welcher  darüber  in  seinem  „diary  of  excavations  in  Rhodos'*  berichtet;  durch 
seine  Sammlung  ist  das  meiste  Rhodische  in  unsere  Museen  gekommen:  Ern.  Soturby, 
catalogue  of  a  collection  of  greek  and  roman  antiquities  excavated  in  Rhodos,  1881;  Ver- 
kaufskatalog von  Smith  1885.    -  Felsengräber:  Ross,  AZ.  8,  209  ff.  m.  T.  19. 

lalysos  mit  sehr  alten  Funden:  AZ.  1873  S.  104  f.;  Ga.  5,  202  T.  26.  27;  Dumont 
et  Ghaplain,  ceram.  de  la  Gröce  propre  III  S.  43  ff.;  Gh.  T.  Newton,  essays  on  art  p.  284  f.; 
Gh.  Lbnormant,  les  ant.  de  la  Troade  2,  34. 

Kamiros:  Ross,  Inselreisen  3,  95  f.;  1858  und  1865  Ausgrabungen:  Auo.  Salzmann, 
nöcropole  de  Gamiros,  Paris  1867  -  73,  1875,  60  T.  (ohne  Text);  Löschcke,  Ath.  M.  6,  1  ff.; 
Murray,  Ra.  1882  p.  342  ff.;  Yasenfundorte  Vizikia  und  Siana,  Hügel  von  Kimissala. 

Lindes,  Tempel  auf  der  Burg:  AZ.  9,  281  ff.  m.  T.  25. 

Samos:  B.  1830  p.  225  f.;  Guerin  (s.  Patmos),  S.  124-328;  'Enafi.  2ra^orn«%, 
lafÄUtxdy  Athen  1862  und  ^neirfQig  ri^g  Idfiov  1875  ff.;  —  Sammlung  in  der  Hauptstadt  — 
Heraion  (6  Kilometer  südwestlich  vonTigani):  Jonian  ant.  I  K.  5;  1879  und  1883  Aus- 
grabungen:  J.    T.   Bekt,    Jhst.  7,  143  ff.;    P.    Girard,    Bch.  4,  383  ff.  T.  12;    Glerc,  Bch. 

9,  505  ff.  —  Wasserleitungstunnel   des   Eupalinos,  18s2  und    1884  Ausgrabungen : 

HAXtdbach  der  kUoa.  AlterinmfiwlcutcnBchafL  VI.  7 


dg  Slassiache  Knxistarchäologie.    I.  Denkmälerknnde. 

Bknt,  Academy  1883  Nr.  579  S.  408  ff.;  Fabricius,  Ath.  M.  9,  163  ff.,  T.  7.  8;  Epam.  J. 
Stakattadis,  71€qI  toi  oQvyfiaros  tov  EtmaXlrov  iv  ^afÄta,  Samos  1884;  der  Palast  des  Poly- 
krates,  dessen  Ruinen  noch  zur  Zeit  des  Galigula  (Sueton.  21)  gezeigt  wurden ,  ist  bisher 
nicht  aufgedeckt.  —  Tempelruinen :  Bch.  4,  383  ff.  T.  12. 

Syme:  Ross,  Tnselr.  3,  121  ff.;  Hügelgrab  AZ.  8,  134  f.  m.  T.  13. 

Tel  OS  mit  Akropolis. 

80.  Inseln  des  thrakischen  Meeres.  Gonze,  Reise  auf  den  Inseln  des 
thrakischen  Meeres,  Hannover  1860. 

Imbros:  BaQ&oXofiaTogf  laxoQixoy  vnofiyrjfia  negl  r^g  yi^ov^IfÄßgoVy  Konstant.  1845. 

Lemnos:    Cousin  et  Dübbbach,  Bch.  1885  p.  45  ff.;  Reinach,  chron.  p.  138  ff. 

Samothrake,  während  der  Diadochenzeit  sehr  reiches  Heiligtum  mit  Bauten  der 
Ptolemäer  („Nike  von  Samothrake'',  Bruckm.  85):  Kiepert,  A.  1842  S.  139  ff.;  Blau  und 
Schlottmann,  Berichte  der  preuss.  Akad.  1855  S.  601  ff.;  Deville,  Archives  des  missions 
scientif.  II  Bd.  4,  253  ff.;  1873  österreichische  Ausgrabungen :  Conze,  Haüser,  Neumann, 
archäologische  Untersuchungen  auf  S.,  Wien  1875,  m.  72  T.;  Conze,  Hauser,  Bennporf, 
neue  archäologische  Untersuchungen  auf  S.,  Wien  1880,  m.  76  T. 

Thasos:  6.  Perrot,  memoire  sur  Tile  de  Thasos,  Archives  des  miss.  scientif.  1864 
(Plan  auf  T.  2);  E.  Miller,  le  mont  Athos,  Vatopödi  et  l'ile  de  Th.,  Paris  1889  m.  2  K.; 
Karte  auch  Ra.  III  11  T.  10;  vgl.  Reinach,  chron.  p.  74  ff.,  103  ff.;  E.  Jacobs,  Thasiaca, 
Berlin  1893,  m.  3  T.  —  Hauptstadt:  Pbokesch,  Atti  dell'  accad.  Romana  d'archeol.  VI 
(1835)  p.  179  ff.  und  Denkwürdigkeiten  3,  614  ff.;  1863  Ausgrabungen  Millers  am  Hafen  der 
Panagia,  Funde  im  Louvre:  Ra.  1865  II.  und  Comptes  rendus  de  Tacad.  des  inscr.  1865 
und  1866;  1887  von  Th.  Beut  (Triumphbogen,  Theater,  Nekropole),  Funde  nach  Konstan- 
tinopel; vgl.  Classical  Review  1876  S.  210  f.    —  Sammlung  von  Christidis  in  Panajä. 

81.  Thrakien.  Verhältnismässig  noch  wenig  erforscht;  in  der  Ehene, 
besonders  um  Philippopel  sind  viele  Grabhügel.  Für  Ostrumelien  ist  der 
Anfang  eines  Landesmuseums  bei  der  Bibliothek  von  Philippopel  gemacht. 

BX,  r.  SxoQ^eXfjg,  meditationes  Thracicae,  Lpg.  1877  S.  45  f.;  C.  Jirecbk,  Beitr.  zur 
ant.  Geogr.  u.  Epigraphik  von  Bulgarien  und  Rumelien,  Monatsher.  der  preuss.  Akad.  1881 
S.  434  ff.  ^EXXrjy.  g)iXoX,  avXX.  l'  151;  A.  Dühont,  rapport  sur  un  voyage  archöologique  en 
Thrace,  Archives  des  miss.  scientif.,  Paris  1871  p.  447—506  (Griechisch  'EXXrjy.  <ftXoX,  avXX, 
q  S.  359  ff.);    ders.,   incriptions  et  monuments  ngures  de  la  Thrace,   Paris  1876,  Arch.  a. 

0.  s.  III  Bd.  3.;  ders.,  m^langes  archöol.  1872  S.  25  ff.;  Skobpil,  einige  Bemerkungen  tther 
archäol.  und  historische  Untersuch,  in  Thrakien,  Philippopel  1885  (bulgarisch);  über  die 
Küste:  Pafadofulos-Eerameus,  'EXXr]y.  g^iXoX.  avXX,,  naXaioy^afp,  naQdQtrjfxa  JZ'  S.  65  ff.; 
Sammlung  in  Rhädestos  (Rodosto)  beim  SQt^xirtog  (piXsxTiaidevTixog  avXXoyog  (Verzeichnis 
bei  Papadopülos  a.  0.  S.  76  ff.)  —  Vgl.  noch  A.  Dümont,  möl.  d*arch.,  Paris  1889. 

Byzanz,  unter  Konstantinopel  verschwunden  (Säule  des  Tbeodosios,  Sophien- 
kirche, Schlangensäule) :  Alte  griechisciie  Beschreibungen  bei  Combefis,  originum  rerumque 
Constantinopolitarum  e  variis  autoribus  manipulus,  Paris  1664;  Banduri,  Imperium  Orien- 
tale, Paris  1711.  Venedig  1729  Bd.  III.  (besonders  Georgios  Kodinos,  vgl.  Kruhbachbr, 
byzant.  Litteraturgesch.  §  79,  ausserdem  anonym  Jlc^l  xtov  rdqxoy  xtoy  ßaaiXeitjy  z(6y 
öyztjy  iy  ra  yaw  rtoy  uyltoy  anoatoXtay  u.  A.  Hiezu  gehören  noch  rhetorische  Schilderungen, 
wie  der  Marienkirche  Basilios'  des  Makedoniers  von  Photios  und  BxtfQaais  tov  Jvyovcre- 
ayog  von  Georgios  Pachymeres);  P.  Gyllius,  de  Constantinopoleos  topographia  IL  IV., 
Leiden  1632;  Dallaway,  Contantinople  ancient  and  modern;  Th.  Allok,  Constantinoplo 
ancient  et  moderne,  Paris  o.  J.,  2  Bde.  m.  64  T.;  ^xagXdxog  J,  BvCdytiog,  ij  Ktjyataytiyov- 
TioXiSy  Athen  1851—69,  3  Bde.;  Tchihatchep,  Constantinoplo  et  le  Bosphore,  Paris  1862; 
Dethier,  nouvelles  decouvertes  archäol.  faites  ä  Constantinoplo,  Konst.  1867,  m.  1  T.; 
Paspatis,  BvCnyriyal  fAcXhac,  Konstant.  1877;  Über  die  Kaiserpaläste  und  die  Kirchen  s. 
den  historischen  Teil;  Amphitheaternach  Abbildungen:  Bock,  Bull,  de  Tacad.  belgique  XV 
2,  426  ff.  XVll,  107  ff.  m.  T.;  Cisternen:  Prokesch,  Denkwürdigk.  3,  287  ff.;  Stadtmauern: 
'0  ^i£  K(üyataytiyovn6Xet  iXX.  (ptXoX.  avXX.j  naQaqxijfJLa  tov  IJ'  tofiovy  Konst.  1884  m.  K. 

Umgebung:  Gyllius,  de  Bosporo  Thracio,  Leiden  1632. 

Ergissa-Trajana  (Eski-Saghra) :    Bch.  6,  177  ff. 

Philippopel,  viele  Reliefs:  vgl.  'EXXr^y,  (piXoX.  avXX.  q   339  ff. 

82.  Makedonien*  Th.  Desdevises-du-Dezert,  göographie  ancienne  de  la  Mace- 
doinc,  Paris  1863,  m.  K.;  M.  Dimitsas,  Maxe&ovixd  uQx^ioXoyixd  Bch.  IV  (1880)  H.  2;  ders., 
dg/aia  yeioyQittfla  xrjg  Maxedoyitegy  Athen  1870 — 74,  2  Bde.;  NiK.  Philippidis,  JJagyaaaog 

1,  290  ff.;  erforscht  besonders  durch:  E.  M.  Coüsinery,  voyage  dans  la  Mac^doine,  P.  1831, 
2  Bde.  mit  vielen  Tafeln;  L.  Heuzey  et  H.  Daumet,  mission  archeologique  de  Mac^doine, 
Paris  1876,  m.  44  T.  u.  K.  —  Archäologische  Gesellschaft  in  Doxaton. 


Kap.  V.    Arch&ologische  Ortskunde.    (§§  80—84.)  99 

DemirhiBsar  bei  Serrae:  nagyaaaos  2,  532  f. 

Derriopos:  Dethier,  'ESLktjy,  tfiXoX»  avXX.  J'  89  ff. 

Niausa,  in  der  Gegend  Grabkammer  mit  Wandgemftlden :  Ra.  III  17,  114. 

Thessalon ike  (SaJoniki),  blühte  besonders  unter  den  Kaisem:  F.  Tafel,  de  Thessa- 
lonica  eiusque  agro,  Berlin  1839;  M.  JijfÄiraag,  yetoyg.  II  329  ff.  und  'RfieQoXoyioy  tjJ? 
UyatoXfjg  J  (1885)  S.  1—9;  Relief:  'nXtiy,  <fiX.  cvXX.  J'  323  f.;  Incantada  («die  Verzau- 
berte*, Karyatide):  Altert,  v.  Athen  III  K.  9;  K.  W.  Göttlino,  de  incantata  Thessaloni- 
censi,  Jena  1863,  m.  T.;  Triumphbogen:  K.  F.  Kincb,  Tarc  de  triomphe  de  Saloniquc, 
Paris  1890,  f. 

83.  EpirUS.  Reich  an  alten  Burgen.  Leakb,  travels  in  northem  Greeco 
Bd.  I.  rV.;  PouQüBviLLB,  voyage  I. 

Abaton:  N,  nerg^g,  Ua^yttaacg  I  (1886)  S.  40  ff. 

Dodona  (bei  Tsaraköwista  unter  dem  Tomaros),  Zeustempel,  der  bis  zum  mithrida- 
tischen  Krieg  bestand,  ausgegraben  von  C.  Karapanos,  Funde  Cmeist  kleine  Weihgeschonko 
und  Orakeltftfelchen)  in  dessen  Privatbesitz  (S.  39):  Carafanos,  Dodone  et  ses  ruines, 
Paris  1878,  2  Bde.  Ra.  1883  p.  253  ff.,  Bch.  1,  245  ff.,  14,  155  ff.,  T.  4.  5,  s.  auch  Jhst. 
2,  228  f.  Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad.  1877  S.  163  ff.,  1878  S.  1  ff.;  Am.  J.  of  arch.  5, 
84  f.;  Nachr.  d.  Gott.  Ges.  1879  S.  1  ff.  1089  ff.;  AZ,  36,  115  ff.;  über  gelegentliche  Funde: 
Arch.  ep.  Mitth.  aus  Österreich  4,  59  ff.  5,  130  ff.  6,  146  ff. 

Campus:  Raxsat,  Jhst.  4,  53  ff. 

Kassope  mit  Theater:  Lbake  a.  O.  I  247  ff.  mit  Plan  S.  245. 

Passarön:  Ta^ya^ag,  TJiXtjy,  <piXoX.  avXX,  V  125  ff. 

Photik^  (Param^thia-Ajfdonatkalessi),  schöner  Bronzen fund  vom  Jahr  1792:  Ra. 
II  25,  353  ff.,  nagyaaaog  3,  129  ff.;  meist  im  brittischen  Museum  (Michaelis  marbles 
Anm.  313). 

84.  Griechenland«  Die  Bereisung  Griechenlands  um  seiner  Denk- 
mäler willen  begann  schon  vor  dem  Beginne  unserer  Zeitrechnung,  als 
dem  Lande  nicht  viel  mehr  als  Erinnerungen  übrig  geblieben.  Nach- 
dem der  Büchervorrat  der  Hellenen  in  der  alexandi-inischen  Bibliothek 
aufgenommen  war,  ging  es  an  die  Inventarisation  der  Denkmäler,  wobei 
den  Inschriften  ein  besonderes  Augenmerk  geschenkt  wurde.  Mehrere 
schrieben,  was  man  im  16.  Jahrhundert  „Heiligtumbuch**  nannte,  Verzeich- 
nisse von  Weihgeschenken  eines  grossen  Tempels,  so  Polemon  aus  der 
Troas  (um  den  Anfang  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.)  das  Heiligtumbuch  der  Akro- 
polis,  Spartas  und  Delphis,  Heliodoros  ein  athenisches,  Alketas  ein  delphi- 
sches, Menodotos  ein  samisches  und  Demokritos  das  ephesische.  Andere, 
wie  Diodoros  (vor  308  v.  Chr.)  und  der  athenische  Chronist  Philochoros, 
zeichneten  die  Grabmäler  auf.  Man  hat  sich  daran  gewöhnt,  diese  Männer 
Periegeten  zu  nennen. 

Litteratur:  Pbellbb,  Polemonis  periegetao  fragmenta,  Lpg.  1838;  M.  Bbnker, 
der  Anteil  der  Periegese  an  der  Kunstschriftstellerei  der  Alten,  Diss.  v.  München,  1890; 
nach  y.  Wilamowitz,  Antigonos  S.  9  ist  Polemon  mit  dem  Sohn  des  Milesios  identisch, 
welcher  176  v.  Chr.  delphischer  Proxenos  wurde. 

Seit  der  erzwungenen  Einigung  der  griechischen  Gebiete  unter  der 
römischen  Herrschaft  trieb  die  Reiselust  viele  Hauptstädter  von  Sehens- 
würdigkeit zu  Sehensvnirdigkeit,  die  sie  ohne  Hilfe  eines  Fremdenführers 
nicht  verstanden.  Zu  diesem  Dienste  werden  oft  Künstler,  die  ja  ohne- 
hin von  römischen  Aufträgen  lebten,  herangezogen  worden  sein.^)  Schon 
unter  Augustus  schrieb  der  Bildhauer  Pasiteles  einen  „Cicerone"  über  die 
sehenswerten  Kunstwerke  des  Reiches.  *)  Aus  jener  Periode,  wo  der  ge- 
bildete Mann,  den  Kopf  mit  historischen  Notizen  angefüllt,  alles  Alte  auf- 
suchte und,   weil  statt  der  Freigeisterei  ein  schwächlicher  Mysticismus  in 


')  Hauptstelle  im  Gedichte  Aetna  V.  569—600. 
«)  Plin.  nat.  h.  36, 39.  index  XXXIII.  XXXIV. 


100  ElaBBische  Ennstarohäologie.    I.  Denkm&lerknnde. 

die  Mode  gekommen  war,  in  altmodischen  Bildern  die  Naivität  eines 
unschuldigeren  Zeitalters  fand,  stammt  das  erhaltene  Werk  des  Pausa- 
nias.  Dieser  anderweitig  nicht  bekannte  Mann  —  nach  seinem  Buche 
ein  Lydier  von  Gebm-t,  welcher  unter  Mark  Aurel  schrieb  —  stellte  in 
zehn  Büchern  das  festländische  Griechenland  einschliesslich  Aigina  [Ttsgi^- 
yrjfftg  Trjg  ^EXldSog)  mit  Rücksicht  auf  dessen  Geschichte  und  Sehenswür- 
digkeiten dar.  Nach  einer  Mode  jener  Zeit  war  Herodot  in  Stil  und  Auf- 
fassung sein  Vorbild,  wie  auch  das  Prunken  mit  erborgten  Citaton  den 
Menschen  des  zweiten  Jahrhunderts  verrät.  Er  schöpft  einerseits  aus 
Büchern,  statt  deren  er  nach  herodotischer  Art  mündliche  Quellen  fingiert, 
andererseits  aus  persönlicher  Anschauung;  der  Umfang  der  letzteren  wird 
sich  kaum  je  bestinmien  lassen. 

Litteratur:  Herodotnachahmung :  Böckh,  ges.  kleine  Schriften  4,  208  fF.;  Pfündt- 
NER,  P.  periegeta  Imitator  Herodoti,  Diss.  von  Königsberg  1866.  —  Nur  5,  20,  2  erscheint 
eine  Art  Quellenangabe;  über  5,  23,3  f.  vgl.  Robert,  archäol.  Märchen  S.  16  A.  1.  —  Die 
von  Chr.  König  (de  Pausaniae  fide  et  auctoritate,  Berlin  1832)  angeregte  Frage  nach  der 
Glaubwürdigkeit  wurde  erst  unter  dem  Eindruck  der  olympischen  Ausgrabungen  lebhaft 
erörtert,  zu  Ungunsten  des  Schriftstellers  von  Ud.  v.  Wilamowitz  (Hermes  1877  S.  344  ff.), 
Paul  Hibt  (de  fontibus  Pausaniae  in  Eliacis,  Diss.  v.  Greifswald  1878),  Maass  (de  Sibyl- 
larum  indicibus,  Greifsw.  1879),  G.  Hirschfeld  (AZ.  1882,  97  ff.),  Kalkmann  (Pausanias 
der  Perieget,  Berlin  1886),  mehr  oder  weniger  wohlwollend  dagegen  von  Jon.  Schub art 
(Jahrbb.  127,  469  ff.),  Brunn  (ebend.  129,  53  ff.),  Hitzig  (zur  Pausaniasfrage,  Festschrift  des 
phUol.  Kränzchens  in  Zürich,  Z.  1887  S.  57  ff.),  Gurlitt  (über  Pausanias,  Graz  1890)  und 
Benker  (s.  0.).  Auch  die  Aufdeckung  Delphis  wird  zu  seiner  Kritik  beitragen;  eine  Probe 
bei  PoMTOw,  Ath.  Mitt.  14,  15  ff.  —  Unter  den  nach  schlechten  Handschriften  gemachten 
Ausgaben  sind  bemerkenswert  die  Texte  von  Clavier  (1814—23),  Bekker  (1826),  Din- 
DORF  (Paris  1845)  und  Schubart  (Lpg.  1853),  die  kritische  Ausgabe  von  Schub  art  und 
Walz,  Lpg.  1838—39,  3  Bde.  (eine  neue  von  Hitzig  vorbereitet,  ebenso  für  die  bibl.  Teub- 
neriana  von  Spiro),  femer  die  erklärende  von  Siebelis,  Lpg.  1822—28,  5  Bde.  (mit  Wort- 
register). Die  Handschriften,  deren  keine  über  das  15.  Jahrhundert  zurückgeht,  stammen 
aus  einer  Vorlage;  einen  Codex  stellt  auch  die  lateinische  Übersetzung  des  Amasaeus 
(1516.  1547)  dar.  Beiträge  zu  dem  noch  immer  fehlenden  Kommentar:  Panofka,  Proben 
eines  archäologischen  Kommentars  zu  P.,  Monatsber.  d.  preuss.  Ak.  1840  S.  33  ff.,  1858 
S.  223  ff.,  m.  28  Abb.;  archäol.  Komm,  zu  P.  Buch  II  Kap.  24,  Berlin  1855,  m.  3  T.;  Pau- 
saniae descriptio  arcis  Athenarum  von  0.  Jahn  1860,  2.  Aufl.  1880  v.  Michaelis; 
Jane  Harrison,  mythology  and  monuments  of  Athens,  London  1890;  Imhoof  und  Percy 
Gardner,  a  numismatic  commentary  on  P.,  separat  aus  dem  Jhst.  1885—87,  m.  Licht- 
druckt.; auch  C.  G.  Siebelis,  progr.  de  vocabulis  ayaXfjia  ^oat/oy  et  av^qiag  ap.  P., 
Bautzen  1818. 

Die  rhetorischen  ix^qdffsig  toncov  der  Kaiserzeit  bewegen  sich  meist 
in  Allgemeinheiten.^) 

85.  Unter  der  byzantinischen  Herrschaft  war  Griechenland  eine  von 
den  Weltstrassen  abgelegene,  in  der  Hauptstadt  kaum  bekannte  Provinz, 
die  erst  allmählich  wieder  entdeckt  werden  musste. 

Schon  früh  sind  durch  die  Kaufleute  von  Pisa  und  Venedig  griechische 
Werke  nach  dem  Westen  gebracht  worden.  Als  die  griechischen  Kaiser, 
weil  der  Untergang  des  Reiches  drohte,  mit  den  verhassten  Italienern 
eifrigen  Verkehr  anbahnten,  konnten  schon  einzelne  Humanisten  zu  ihren 
Antiken  auch  einige  griechische  fügen.  Nach  Poggio  Bracciolini  2)  kam 
der  gelehrte  Kaufmann  Cyriacus  von  Ancona  (ungefähr  1391  geboren, 
vor   1459  gestorben),    der    die    günstige   Gelegenheit   zu  Studien    in    den 


')  Hermog.  prog.  10,  vgl.  Aphth.  prog.  12  (mit  Beispiel);  Theon  prog.  11. 
«)  Shbphbbd,  lifo  of  P.  B.  p.  291. 


Kap.  V.    Arohftologische  Ortskonde.    (§§  85.)  101 

griechischen  Gebieten  benützte,  die  er  handschriftlich  niederiegte  und  mit 
Zeichnungen  versah.  Auch  die  byzantinischen  Auswanderer  brachten  An- 
tiken mit.  Bereits  in  dem  Museum  des  Kardinals  Pietro  Barbo  (als  Papst 
Paul  n.)  scheinen  griechische  Werke  gut  vertreten  gewesen  zu  sein:») 
Seit  dem  vielseitigen  P.  Belon  (im  16.  Jahrh.)  haben  viele  Enthusiasten 
und  Gelehrte  Griechenland  bereist  und  ihi*e  Beobachtungen  veröffentlicht; 
durch  die  italienischen  Ausfuhrverbote  (S.  70)  wurden  auch  die  Sammler 
auf  den  Osten  gewiesen,  wo  man  mit  Bestechung  alles  erreichen  zu  können 
meinte.*)  Offiziell  jedoch  sind  Griechenlands  Denkmäler  wohl  nur  unter 
Ludwig  XIV.  durch  dessen  Gesandten  Marquis  de  Nointel,  für  welchen 
Lucas,  de  la  Croix  und  Vaillant  arbeiteten,  studiert  worden,  indes  blieben 
die  Ergebnisse  ungedruckt. 

Litteratur:  Piebbb  Bklon  du  Maks,  les  obscrvations  de  plnsieurs  singularitez  et 
cboses  m^morables  trouv^es  en  Grece,  Asie  etc.,  Paris  1554,  Anvers  1555,  Paris  1588 
(lat.  Antw.  1589)  (Qber  die  Inseln,  Makedonien  und  Thrakien);  Georges  Wheler,  journey 
into  Greece,  London  1682  f. ;  Jac.  Spon  et  G.  Wheleb,  voyage  dltaiie,  de  Dalmatie,  de 
Grece  et  dn  Levant  fait  aux  ann^es  1675  et  1676,  Lyon  1678,  Amst.  1679.  1682,  2  Bde. 
m.  T.  (1679  Kritik  von  Guillbt  und  Spok,  reponse);  de  BRxnN  (S.  77);  Toübnbfort 
(S.  89);  PococKE  (S.  77)  Bd.  TU;  R.  Chandlkb,  travels  into  Greece,  Oxf.  1776  (deutsch 
1777,  franz.  mit  Noten  v.  Fauvel);  Choiseul  -  Goupfieb  (S.  89)  Bd.  I;  L.  Pouqueville, 
voyage  en  Moröe  k  Constantinople  pendant  les  ann^os  1798  et  1801,  Paris  1820 — 22, 
5  Bde.  (deutsch  Lpg.  1805,  3  Bde.  m.  T.,  Meiningen  1824-25  4  Bde.),  2.  A.  1826-27  6  Bde.; 
W.  Gell,  the  itinerary  of  Greece  with  conunentary  on  Pansanias  and  Strabo  I.  (Argolis) 
London  1810.  1827  (franz.  Paris  1828),  m.  28  T.  und  the  itinerary  of  Greece  containing  ono 
bundred  routes  in  Attica,  Boeotia,  Phocis,  Locris  and  Thessalia,  London  1819 ;  E.  D.  Clabke, 
travels  Bd.  11  Abt.  1 — 3,  London  1812-16;  P.  0.  Bboendsted,  Reisen  und  Untersuchungen 
in  Griechenland,  Stutt^.  (franz.  in  Paris)  1826 — 30  m.  62  T.,  reise  i  Graekenland  1810—13, 

Sobenh.  1844,  m.  E.;  W.  M.  Lsake,  travels  in  Northern  Greece,  London  1835,  4  Bde.  m. 
T.,  travels  in  the  Morea,  London  1830,  3  Bde.  m.  T.,  Peloponnesiaca,  London  1846  m. 
5  T.  (wohl  die  vollständigsten  antiquarischen  Beschreibungen  des  Landes) ;  L.  v.  Elenze, 
aphoristische  Bemerkungen  gesammelt  auf  seiner  Reise  nach  Griechenland,  Berlin  1838, 
m.  6  T.;  L.  Ross,  Reisen  u.  Reiserouten  durch  Griechenland,  1.  Reisen  im  Peloponnes,  Berlin 
1841,  Reise  des  Ednigs  Otto  u.  der  Eönigin  Amalie  in  Griechenland,  Halle  1848,  2  Bde., 
Wanderungen  in  Griechenland  im  Gefolge  des  Eönigs  Otto  u.  der  Eönigin  Amalie,  Neue 
Ausgabe  der  Eönigareisen,  Halle  1851,  2  Bde.,  Erinnerungen  und  Mitteilungen  aus  Griechen- 
land, Berlin  1863  (sehr  lehrreich);  H.  N.  Ulrichs,  Reisen  und  Forschungen  in  Griechenland, 
I.Bremen  1840,  II.  Berlin  1863,  6T.;  E.  G.  Fibdleb,  Reise  durch  alle  Teile  des  Eönig- 
reiche  Griechenland,  Lpg.  1840 — 41,  2  Bde.;  Chb.  Auo.  Bbaitois,  Mitteilungen  über  Griechen- 
land, I.  Reiseskizzen,  Lpg.  1842 ;  H.  Hettkeb,  griechische  Reiseskizzen,  Braunschweig  1853, 
m.  4T.;  Rakoabe,  Souvenirs  d'une  excursion  d'Athönes  en  Arcadie,  Paris  1857  m.  18  T.; 
J.  L.  üssiKO,  griechische  Reisen  und  Studien,  Eopenh.  1857  m.  3T.;  W.  Vischeb,  Erinne- 
rungen und  Eindrücke  aus  Griechenland,  Basel  1857,  2.  Aufl.  1875;  A.  Chenavabd,  voyago 
en  Grfece  et  dans  le  Levant  fait  en  1843,  Lyon  1858,  m.  81  T.;  F.  Unoeb,  wissenschaftliche 
Ergebnisse  einer  Reise  in  Griechenland,  Wien  1868;  F.  G.  Welckeb,  Tagebuch  einer  grie- 
chischen Reise,  Berlin  1865,  2  Bde.;  Ad.  Bötticheb,  auf  griechischen  Landstrassen, 
Berlin  1883. 

Handschriftliches:  Gybiacus  vok  Ancona,  Biographie:  de  Rossi  inscript.  christ.  II 
p.  356—87;  Handschriften:  Corpus  inscr.  Lat.  III  1  p.  XXll  f.  129  f.  VI  1  p.  XL  f.  Epheme- 
ris  II  H.  1;  Hülsen  bei  Löwy,  Inschriften  griechischer  Bildhauer  S.  XXX;  Reisch,  über 
die  Zeichnungen  des  G.  im  Codex  Barberini  des  Giuliano  di  Sangallo,  Ath.  M.  14,  217  ff.; 
Yatic.  5252:  Beb.  1,  219,  3;  Excerptenhandschrift  des  Petrus  Donatus  zu  Berlin,  vergl. 
Mommsbn,  Jahrb.  d.  preuss.  EunstsammL  4,  73  ff.;  AZ.  1882  S.  368  ff. ;  G.  Tbansfeld  (1672 
von  den  Türken  gefangen),  Handschrift  im  Haag:  Michaelis,  Ath.  M.  1,  102  ff.  (über  sein 
Leben  ders.,  Im  neuen  Reich  1876  I  S.  950—94)  —  Abbe  Fourmont  (1690—1745), 
Mappen  in  der  Pariser  Bibliothek,  teils  stillos,  teils  unzuverlässig,  siehe  Catlus  recueil 
VIT.  47-60. 


^ 


Docum.  p.  serv.  alla  storia  deimusei  I.  p.  II.  und  1  ff. 
Pbacham,  the  compleat  gentleman,  2.  A.  1634  p.  107  f. 


102  Klassische  Konsiarchäologie.    L  Denkmälerknnde. 

Archäologische  Berichte:  Fauvel  im  Magaain  encyclopedique  1808--1812; 
Sammlung  von  Walpole  (s.  oben);  K.  0.  Müller,  archäologische  Mitteilungen  aus  Griechen- 
land, hrsg.  V.  Ad.  SchöU  I.  Frankf.  1843  m.  6  T.;  Bubsian,  archäologisch-epigraphische  Nach- 
lese aus  Griechenland,  Bericht  der  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1860;  Conzb,  Michaelis  und  Peb- 
vanoglu,  A.  1861  (33)  S.  6  flf.  T.  A— F  u.  Philol.  19,  163  ff.  m.  T.;  Fb.  Wiesblbr,  archäol. 
Bericht  über  seine  Reise  nach  Griechenland,  Gott.  1878  (SA.);  besonders  aber:  Lb  Bas  et 
Waddinoton,  voyage  archöologique  en  Grece  et  en  Asie  Mineure,  Paris  1847—88:  Itinö- 
raire  5  Hefte  m.  73T.;  Monuments  d'antiquit^  figur^e  en  Gräce  m.  152T.;  Architecture 
(18  T.  Athen,  22  Peloponnes,  2  Inseln,  47  Kleinasien).  Über  die  prähistorischen 
Altertümer:  Dumont,  Ra.  1867  II  S.  141  ff.,  356  ff.;  Finlay,  naQaTtjQtjaeig  inl  trjs  it^'EXßetUc 
xccl  EXXddt  TiQo'CatoQixrjg  aQXMoXoylag,  Athen  1869;  G.  Hirschpbld,  Verh.  d.  Berl.  Ges.  f. 
Ethn.  1871  S.  106;  Sp.  Lambros,  laxoQiKal  fieXeravy  Athen  1884  S.  1  ff.;  Sammlungen  des 
naturhist.  Vereins  in  Athen  u.  private  (s.  Dumont  a.  0.);  christliche  Denkmäler:  Cou- 
CHAUD,  ^glises  byzantines  en  Gr6ce,  Paris  1842;  STRZYGowstfi,  Rom.  Quartalschrift  4,  1  ff., 
97  ff.;  Sydney  Howard  Barnsley  a.  Rob.  Weie  Schultz,  Byz.  architecture  in  Greece,  her. 
V.  dem  engl.-arch.  Inst,  in  Athen  1893.  —  Sammlung  in  Athen. 

Bilderwerke:  Dalton,  views  in  Greece  and  Egypt,  London  1751.  1781;  Le  Roy, 
les  ruines  des  plus  beaux  monuments  de  la  Gröce,  Paris  1758,  2.  A.  1770  f.  2  Bde.  m. 
60  T.;  J.  G.  Leorand,  monuments  de  la  Gr^ce,  Paris  1808  f.  m.  97  T.;  H.  W.  Williams, 
select  views  in  Greece,  London  1829,  1892  2  Bde.  m.  64  T.;  0.  M.  v.  Stackblbero,  la  Grece. 
Vlies  pittoresques  et  topographiques,  Paris  1834,  m.  140  T.;  W.  B.  Deverbux,  views  on  thc 
shores  of  the  Mediterraneum  1847;  Ansichten  aus  Griechenland,  gestochen  unter  d.  Leit. 
V.  C,  Frommel,  28  T. ;  Robebtson,  photographs  of  grecian  antiquities  at  present  romaining 
in  Greece,  Ath.  1854,  m.  55  T.;  Photographienserie  des  Institutes  (S.  11). 

Skizzenbuch  Lord  Elgins,  1805  von  Lusieri  und  andern  gefertigt,  im  Print-Room 
des  brittischen  Museums  (verz.  im  Supplement  zu  Stuabt  a.  Rbvett,  antiqu.  of  Athens 
1829;  vgl.  Bblgeb,  Beiträge  S.  21;  Zeichnungen  des  Fauvel  in  der  Bibliotheque  nationale 
zu  Paris;  Aufnahmen  von  Gell  im  brittischen  Museum. 

Reisehandbücher:  für  Archäologen  am  geeignetsten:  Bädekeb  (Griechenland, 
2.  Aufl.  Lpg.  1888),  E.  Isambert  (itin^raire  descriptif  histor.  et  archi^ol.  de  l'Orient  I.  Gr6co 
et  Turquie  d'Europe,  2.  A.  Paris  1873,  m.  11  K.  u.  23  PI.)  und  Mürray  (handbook  of  Greece). 

Theoretische  Darstellungen:  Bursian,  Geographie  von  Griechenland,  Lpg. 
1862—72,  2  Bde.;  Lolling,  in  dieser  Encyklopädie  Bd.  III. 

Karten:  Einzig  brauchbar  die  österreichische  Generalstabskarte  (auch  griechisch 
bearbeitet)  und  für  die  Küsten  und  Inseln  die  englischen  Admiralitätskari«n. 

Periodische  Berichte:  Jetzt  im  UgxfttoXoyixoy  deXtlov  (1888  ff.),  früher  im  Jour- 
nal officiel;  daneben  in  der  Tlaydaigay  'A^vd  fjtov  dvdXsxxa  yciüyQag-Axd  (piXoXoyixti  tato- 
Qix«  oixov.  xttl  negi  i(p£VQ6as(ov  1832  und  'AS^y^oy,  jetzt  noch  im  Il«Qvaaa6g  (1877  ff.), 
TjßdofÄttgj  *Effxla  u.  s.  w. 

Litteraturverzeichnisse:  vieles  bei  Lolling  a.  0.  und  John  Edw.  Sandys,  an 
easter  vacation  in  Greece,  London  1887;  Jahresberichte  von  Gust.  Hibschfeld  in  Behms 
geograph.  Jahrbuch  X  451  ff.,  XII  241  ff.  (mit  Register),  XIV  145  ff.  (bis  1890)  und  Ober- 
hummer im  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  klass.  Altertumswiss.  LXIV  347  ff. 
LXIX  251  ff.  Die  einheimische  Litteratur  bei  '^,  MrjXiagdxt^g,  yeoeXXrjyixij  yBCjygatpixij  fpi- 
XoXoyittj  Athen  1889,  mit  Nachträgen  von  Gust.  Hirschfeld  (Obebhümmeb  LXIV  349.  437). 

86.  Die  Erforschung  Griechenlands  ist  jetzt  der  Generalephorie 
der  Altertümer  unterstellt.  Neben  ihr  wirkt  die  archäologische  Gesell- 
schaft, welche  'Eiprjinsqlg  äQxmoXoyixri^  Athen  1837 — 60,  nsQ.  B!  1862 — 
1874,  r!  1883  fif.,  ÜQaxTixa  trjg  €v  ^ÄOnf^vaig  dQXCcioXoyix^g  haiQiag  1837  flF. 
und  revixai  awelevaeig  1860 — 70  veröffentlicht.  Die  aQxmoXoyiag  xQ^ft^ia- 
vixr^g  haiqia  (JsXtiov  I.  1892)  mit  Museum  beschränkt  sich  auf  die  christ- 
lichen Altertümer.  Das  Ausland  ist  durch  die  Filialen  des  französischen 
und  des  deutschen  Institutes  (S.  5)  vertreten,  zu  welchen  vor  einiger 
Zeit  die  englische  archaeological  school  (seit  1886)  und, die  American  school 
of  classical  studies  (seit  1882:  Papers  of  the  A.  school  of  cl.  st.  at  Athens, 
Boston  1885  flF.  Bd.  I. — IV.  V.  im  Druck;  Annual  report  of  the  managing 
committee  of  the  A.  s.  of  cl.  st.  at  Athens,  Cambridge  1883  flf.)  hinzutraten. 
Von  Europa  aus  wirken  die  Association  pour  Tencouragement  des  etudes 
grecques  in  Paris  (Monuments  grecs,  Paris  1872—86,   13  Hefte)  und  die 


Kap.  V.    Aroh&ologiflohe  ÖrtBkunde.    (§§  86-91.)  103 

Society  for  the  promotion  of  hellenic  studics  (Journal  of  hellenic  studies, 
London  1880  ff.). 

Die  Ruinen  heissen  jetzt  gewöhnlich  EUinikd  (Heidnisches),  kasiro 
(Schloss),  paljö-,  jiftö',  ourriö-,  jinäkokastro  (altes,  Zigeuner-,  Juden-,  Frauen- 
Schloss),  pfUjovdsaro  (alter  Bazar),  mdrmara  oder  mannarid  (Mannorbruch), 
porta  oder  porfes  (Thor,  -e),  sideröporta  (eisernes  Thor),  filakes  (Gefäng- 
nisse), vassilikä  oder  paldtia  (Königsburg) ;  Ziegelruinen  nennt  man  lutrö 
(Bad). 

87.  Thessalien  beginnt  seit  der  griechischen  Besitzergreifung  er- 
forscht zu  werden,  gewährt  aber  noch  zu  wenig  Sicherheit  des  Verkehrs; 
die  nennenswerten  Funde  liegen  um  die  grösseren  Städte  herum.  Am 
interessantesten  sind  die  Reliefs  (Hebbrdey,  Ath.  Mitt.  15,  199  ff.,  T.  4 — 7). 
Ein  Provinzialmuseum  befindet  sich  in  Larissa. 

J.  A.  Leonahdob,  vetorartj  r^g  SsüaaXias  ;|fa>^o>^^(«jpia,  Festh  1836,  m.  6T.;  Nik. 
Gbobgiadis,  SeaaaXia,  Athen  1880;  Hetzet,  le  mont  Olympe  et  TAcanianie,  Paris  1860, 
m.  16  T.  u.  xnission  arch.  de  Mac.  (8.  98) ;  Alfs.  [Msziebes,  m^m.  sor  le  P^lion  et  TOssa, 
Paria  1853;  *EXXtjyix6g  <fiXoX,  cvXXoyog,  a^x"^^^-  TtaQagrrjfia  IK  S.  1  ff. 

Aisoneia  (Burg  von  Sesklo  in  Pelasgiotis) :  Lolliko,  Ath.  Mitt.  9,  97  ff. 

Korope:  Ath.  Mitt.  7,  69  ff. 

Narthakion:  Beb.  6,  356  ff. 

Ormenion  in  Magnesia  (Dimini  oder  Dem^ni)  mit  Kuppelgrab:  Lolling  a.  O. 

Tempe:  6.  L.  Kbieok,  das  thessalische  T.  in  geograph.  u.  antiquar.  Hinsiebt,  Lpg. 
1835,  m.  K. 

Trikka  (Trikkala):  K.  BXvraaxtjg,  avvxofJLog  latogia  rrji  noXetag  TQixxäXa}y,  Athen 
1862;  —  AskJepiosbeiligtum:  Zibben,  Ath.  Mitt.  17,  195  ff. 

88.  Akarnanien,  reich  an  Befestigungswerken,  die  noch  wenig  unter- 
sucht sind:  Hbuz&t,  s.  oben  (§  87);  E.  Obebhümheb,  Akamanien,  München  1887,  be- 
sonders S.  24  ff. 

Aktion,  Apollotempel  von  Champoiseau  18678  au.sgegraben  (z.  B.  archaische  Apol- 
lotorsi 6a.  1886  p.  234  ff.  T.  29),  1892:  Ra.  III  20,  260.  Nikopolis  lag  schon  zu  Julians  Zeit 
in  Trümmern  (Panegyr.  11,  9). 

Stratos  (Surovigli)  mit  grossem  Dipterostempel,  1892  französische  Ausgrabungen 
(viele  Terrakotten);  Plan  bei  Bubsian,  Geogr.  I.  T.  2. 

89.  Ätolien  ist  noch  weniger  bekannt,   wird  aber  wohl  kaum  je 

vieles  bieten.  Baziv,  l'Etolie,  Archives  des  missions  scientif.  1864  1. 1  2">«  serie,  2.  H.  ; 
R.  Schillbach,  die  Ruinen  von  Oiniadai  und  Pleoron  (Berlin  1858);  Plan  von  Oiniadai  bei 
BUBSIAK,  I.  T.  3. 

90.  Westliches  Lokris.  Naupaktos,Asklepieion:  R.  Weil,  Ath.  Mitt.  4, 22  ff. 

Malis  und  Oitaia.  Gobdon,  account  of  two  visits  to  the  Anopaea  or  highlands 
above  Thermopylae,  Athen  1838. 

Herakleia,  1891  Funde  in  Sideröporta  beim  Eisenbahnbau. 

Doris.    Lolliko,  Ath.  Mitt.  9,  305  ff. 

östliche  Lokrer.  Gibabd,  etude  sur  la  Locride  opontienne,  Paris  1877  und  de 
Locris  Opuntiis,  these  von  Paris  1881 ;  N.  Chalköpulos,  UXtirtoy  1884  S.  418  ff. 

Atalante,  Vasenfunde:  Ath.  Mitt.  1,  253. 

Halai:  Coütorga,  Ra.  1860  II  390  ff. 

Kynos  (Livanätes),  Nekropole  wie  auch  in  H.  Theologos:  Beb.  3,  213  ff. 

91.  Phokis.    r.  Kgifiog,  *<oxixd,  Athen  1880,  2  Bde. 

Antikyra:  Tempel  des  Apollo:  '^QX*  «^«^^'o*'  1889  S.  171;  Felsenheiligtum  der  Ar- 
temis: LoLLiNo,  Ath.  Mitt.  14,  229  ff.  T.  7. 

Delphi.  Die  Ausgrabung  dieses  Ortes  wurde  dadurch  so  sehr  verzögert,  dass  er 
grösstenteils  unter  dem  Dorfe  Kastri  liegt.  Nachdem  Tbiersch,  0.  Müller  (1^^40)  und  für 
die  griechische  Regierung  Laurent  kleinere  Grabungen  unternommen  hatten,  ist  1893  end- 
lich die  vollständige  Freilegung  von  der  französischen  Schule  mit  Erfolg  begonnen  worden ; 
zunächst  wurde  das  Schatzhaus  der  Athener  entdeckt.  —  Abbildung  des  Tempels  auf  del- 
phischer Münze  der  älteren  Faust ina:  Brit.  Mus.  T.  4,  22;  Altertümer  von  Athen  IV  K.  5.  9; 


104  SlaSBiBChe  Ennstarcliäologie.    I.  Denkmälerkimde. 

TraERSCH,  Denkschriften  der  bayer.  Akad.  III  (1840)  S.  1  flf.;  Ulrichs,  Reisen  1,25—118;  le 
Bas,  itin^r.  T.  37—40;  Weschbb  et  Foucabt,  möm.  sur  les  ruines  et  Thistoire  de  Delphes, 
Missions  scientif.  1865  m.  K.  und  Abb.;  Aufnahme  des  bisherigen  Standes  bei  H.  Pomtow, 
Beiträge  zur  Topographie  von  D.,  Beriin  1889,  m.  14  T.  -  ■  Halle  der  Athener;  Bch. 
1881  S.  1  ff.;  Ath.  Mitt.  9,  264  ff.  T.  11.  12.  14,  207  ff. 

Elateia,  Tempel  der  Athena  Kranaia,  1884  von  den  Franzosen  ausgegraben;  die 
Funde  teilweise  in  Dhrachmani:  P.  Paris,  Blatte,  these  von  Paris  1892,  m.  15  T.  Bch. 
1 1,  46  ff.,  405  ff.  m.  T.  1.  3—5.  12,  37  ff.;  Ath.  Mitt.  3,  19. 

Hosios  Lukas:  Ch.  Diehl,  T^glise  et  les  mosaiques  du  couvent  de  Saint-Luc  (?)  en 
Phocide,  Paris  1873,  m.  72  T. 

Tithora:  Ulrichs,  2,  114  ff.  =  Rhein.  Mus.  N.  F.  2,  544  ff. 

92.  Böotien,  an  Grabfunden  sehr  reich,  doch  wii-d  zu  viel  Raubbau 
betrieben;  daher  ist  der  Name  Böotiens  erst  alhnählich  häufiger  genannt 
worden.  Was  es  an  Skulpturen  lieferte,  ist  meist  provinzielle  Arbeit  (Ver- 
zeichnis von  6.  Körte,   die  antiken  Skulpturen  aus  Böotien,  Athen.  Mitt. 

3,  301  flf.,  4,  268  flf.). 

Akraiphia  (hei  Kardhitsa)  mit  dem  Ptoon  (Palagia),  französische  Ausgrabungen : 
Ulrichs,  Reisen  1,  239  ff.;  Hollbaüx,  Bch.  8,  509  ff.,  9,  520  ff.;  archaische  Skulpturen:  10, 
66  ff.,  98  ff.,  190  ff.,  269  ff.  T.  4—7.  9.  12,  380  ff.  m.  T.  11  und  12.  14,  602  f.  T.  3  (Bronzen). 

Antbedon  (bei  Lukisi),  die  älteste  Stadt  Böotiens  nach  dem  Schiffskatalog  (V.  508) : 
Amer.  Journal  6,  96  ff.  T.  14  (Plan),  15  (Bronzegeräte). 

Ghaironeia,  Theater:  le  Bas,  itiner.  T.  36;  Löwenmonument  von  der  bekannten 
Schlacht:  Welckeb,  Mon.  ed  A.  1856  S.  1  ff.  T.  1;  1879  Ausgrabungen  der  archäologi- 
schen Gesellschaft  an  dem  Löwen:  Stamatakis,  'J&ijyaioy  IX;  früher  Lokalsammlung  in 
dem  nahen  Kapräna  oder  Eapruna  (vgl.  JlQaxxixd  jejg  o^/otoA.  kxaiQlas  1874/5,  S.  42  ff.), 
jetzt  in  Liwadhia. 

Delphinion:  Ath.  Mitt.  10,  350  ff. 

Hyettos  (beim  Hofe  Dendra,  eine  Meile  östlich  von  Martine):  Coutoeoa,  Ra.  1860 
II  394  f.;  1873  von  Stamatakis  ausgegraben :  U&ijyaioy  1,  490  ff. 

Eabireion  (bei  Ambelosalessi),  1887/8  deutsche  Ausgrabungen:  Ath.  Mitt  13,  81  ff. 
(Karte  S.  84).  412  ff.  T.  2.  9-12;  Kern,  Hermes  1890  S.  1  ff. 

Kopai  (Topölia):  Schliemann,  Orchomenos  S.  51  ff. 

Larymna:  Abb.  bei  Dodwell,  class.  tour  I  T.  zu  S.  229;  Plan:  Bubsian  I  T.  3. 

Lebadeia  (Liwadhia),  Funde  im  dortigen  Museum. 

Orchomenos,  sogen.  Scbatzhaus  des  Minyas  mit  Funden  verschiedener  Zeiten, 
zum  Teil  von  Schliemann  ausgeräumt:  ders.  Jhst.  2,  122  ff.  und  Orchomenos,  Lpg.  1881 
(Plan  T.  3);  alter  Charitentempel  (Schliemann  S.  16);  Plan  bei  Bübslan,  Geogr.  I  T.  1; 
Wandkarte  des  Seegebietes  von  Kaufest  1892. 

Plataiai:  Spencer  Stanhope,  topography  illustr.  of  the  battle  of  Plataea,  London 
1817;  ViscHER,  Erinnerungen  S.  '-^543  ff.,  dazu  Fabricius,  Theben  S.  17;  1889—91  ameri- 
kanische Ausgrabungen:  Amer.  J.  5,  439  ff.,  6,445  ff.,  m.  T.  23;  Plan:  Leake  North.  Gr. 
II  T.  3. 

Ptoon  B.  Akraiphia. 

Tanagra  (Skimatari),  reiche  Nekropole,  wo  1870—74  der  Raubbau  begann,  von 
welchem  die  „tanagräischen**  Terrakotten  herstammen;  einige  Funde  im  dortigen  Museum: 
n^axuxu  trjg  aQXt^^oX,  er.  1874/5  S.  31  ff.,  1876/7  S.  11  f.;  U&tjyaiov  2,  401  ff.,  3,  164  ff., 

4,  291  ff.;  J.  Spencer  Staithope,  topographical  sketches  of  Megalopolis,  Tanagra,  Aulis 
and  Eretria,  London  1831  f.;  AZ.  33,  148  ff.  (mit  Karte);  Plan  bei  Bürsian  Geogr.  l  T.  1. 

Theben,  abgesehen  von  Alexander  wiederholt  durch  Erdbeben  zerstört:  Lokal- 
sammlung in  der  griechischen  Schule  (handschriftlicher  Katalog  von  Koromantsos);  Auf- 
nahme der  Mauern  von  E.  Fabricius,  Theben,  Freiburg  1890,  berichtigt  von  ü.  v.  Wila- 
MowiTZ,  Hermes  26,  191  ff.;  Nekropole:   Böhlau,  Jahrb.  3,  325  ff. 

Thespiai  (Erimökastro),  1889  französische  Ausgrabungen  bei  der  hl.  Paraskevi; 
Museum  im  Erimökastro :  Abgeb.  bei  Dodwell  1  Tafel  zu  S.  256 ;  R.  ScraLLBACH,  de  Thes- 
piarum oppido,  Neu-Ruppin  1856;  P.  Decharme,  Missions  scientif.  1867  m.  K. 

Thisbe  (Kakosia),  amerikanische  Ausgrabungen  1889:  AA.  1856  S.  281  f.;  American 
Journal  1890  S.  112  ff. 

93.  Attika«  E.  Curtics  u.  J.  A.  Kaupert,  Karten  von  Attika,  Berlin  1881  ff., 
H.  1.— 7.  T.  1—21.  mit  Erläuterungen;  Leake,  die  Demen  von  Attika,  übers,  v.  Wester- 
mann, Braunschw.  1840;  The  unedited  an  tiquities  of  Attica,  comprising  the  architectu- 
ral  remains  of  Eleusis,  Rhamnus,  Sunium  and  Thoricus,  by  the  society  of  Dilettanti,  London 


Kap.  V.    Arch&ologiflche  Ortskonde.    (§§  91—93.)  105 

1817    (deutsch  von  C.  Wagner,   Dannstadt  1829  m.  78  T.,  franz.  v.  Hittorff,   Paris  1832, 
m.  60  T.),  2.  Aufl.  1833  f.  m.  78  T.;  christliche  Altertümer:  s.  S.  102. 

Athen,  Litteratur  hei  Milchhöfer  (, Athen*  in  Baumeisters  Denkmälern  I  144  ff.) 
und  LoLLiNO  (Handhnch  III  292  ff.);  Stadtgeschichte:  Cubt  Wachsmuth,  die  Stadt 
Athen  im  Altertum,  Bd.  I  Lpg.  1874,  II  1.  1889;  £.  Cürtius,  die  Stadtgeschichte  von  Athen, 
Berlin  1891;  Führer:  Haussoullieb,  Äthanes,  in  der  Sammlung  Guide- Joanne  1888  und 
Jakb  Habrisok,  mythology  and  monuments  of  ancient  Athens,  London  1890;  ältere  Be- 
Schreibungen:  L.  Cte.  db  Labobdb,  docuraents  in^dits  ou  peu  connus  sur  Thistoire  et 
les  antiquit^s  d'Athenes  au  XV®,  XVI"  et  XVII®  siöcle,  Paris  1854,  2  Bde.  m.  3  T.;  Bau- 
werke: Stuabt  and  Rbvbtt,  antiquities  of  Athens,  London  1762—1816,  4  Bde.  (im  Auf- 
trage der  Gesellschaft  der  Dilettanti  bearbeitet,  S.  3;  deutsch:  Altertümer  von  Athen, 
Darmstadt  1829—31);  F.  C.  Pbnrosb,  two  letters  from  Athens,  London  1846;  investigation 
of  the  principles  of  Athenian  architecture,  London  1851,  f.;  Tempel  neu  aufgenommen  bei 
S.  A.  IwANOFF,  architektonische  Studien  I.  Berlin  1893;  christliche  Denkmäler:  Auo. 
MoMKSBK,  Athenae  Christianae,  Lpg.  1868;  T.  J.  Negovraogy  /^urnaA^ixra  U^tjyai^  Athen 
1889;  Veduten:  Stadbmakk,  Panorama  von  Athen,  München  1841,  m.  T.;  Henbi  Beck, 
vues  d' Äthanes  et  de  ses  monuments,  Berlin  1868,  f.  -  Karte:  Kaufest,  Athen  und  Um- 
gebung, 2.  Aufl.  Berlin  1892. 

Akropolis:  Zusammenfassend  Ad.  BömcHEB,  die  A.  von  Athen  nach  den  Berichten 
der  Alten  und  den  neuesten  Forschungen,  Berlin  1888,  m.  36  T.  und  Pausaniae  descriptio 
arcis  Athenarum  ed.  0.  Jahn,  2.  Aufl.  v.  Michaelis,  Bonn  1880.  —  Erste  grosse  Ausgrabung 
1835/7  durch  L.  Boss,  Schaubebt  u.  Hansen  (die  Akropolis  von  Athen  nach  den  neuesten 
Ausgrabungen,  I.  der  Tempel  der  Nike  Apteros,  Berlin  1839  f.;  B.  K.  Hellbb,  archäologisch- 
artistische Mitteilungen  über  die  Ausgrabungen  auf  der  Akr.  zu  A.  1835,7,  Nürnberg  1852 
m.  22  T.);  1852  am  Erechtheion  von  Thiersch  gegraben,  im  selben  Jahre  von  Beule 
(Facropole  d' Äthanes,  Paris  1862);  weiters  1862:  C.  Bötticheb,  Bericht  über  die  Unter- 
suchungen auf  der  Akr.  v.  A.,  Berlin  1863,  m.  13  T.;  Ergänzungen  zu  den  letzten  Unter- 
suchungen auf  der  Akr.  in  A.,  (Göttingen)  1864y7  m.  7  T.;  1876  Frankenturm  von  Schlie- 
mann  niedergerissen;  1876/7  Reinigung  des  Südabhangs  durch  die  archäologische  Gesell- 
schaft (Plan  Beb.  1,  170),  Freilegung  des  Asklepieions  (über  die  Votive  Beb.  1,  150  ff,  2, 
65  ff.);  1883 — 90  Untersuchung  bis  zum  nackten  Gestein  durch  Kavvadias  und  der  Perser- 
schutt gesichtet:  Bohn,  Rekonstruktion  der  athen.  Akr.,  Philol.  Wochenschrift  1883  Nr. 
10  Sp.  309  ff.;  Kawbbau,  deutsche  Bauztg.  1888  Nr.  1  mit  Plan;  Thöoxönou  (Doublet),  Ga. 
1888  p.  28  ff.,  82  ff.;  über  die  Vasenscherben  vorläufige  Bemerkungen  von  Gbäf,  AA.  1893 
S.  13  ff.;  über  die  Bronzen:  Batbeb,  Jhst.  13,  124  ff.,  m.  T.  6.  7.;  die  Funde  sind  im  neuen 
Akropolismuseum  untergebracht. 

Propyläen:  Bohn,  die  Propyläen  der  Akropolis  zu  Athen,  Berlin  1882,  vgl.  Dubh, 
Ztsch.  f.  bild.  Kunst  1884  S.  291  ff.,  320  ff.;  Iwanoff,  architekt.  Studien  T.  18-21.  23.  24; 
Restauration  des  Südflügels  von  Döbpfeld,  Amer.  J.  1,  157  ff.,  m.  Abb. 

Niketempelchen:  Altertümer  v.  Athen  II  K.  5  T.  13;  Ross,  Schaubbt  u.  Hansen 
(s.  o.);  Pbestbl,  der  Tempel  der  A.  N.,  Mainz  1876;  Lb  Bas,  architecture,  Äthanes  T.  1  —  10; 
Iwanoff,  architekt.  Studien  T.  15-17;  Skulpturen:  Woltbbs  747  ff.;  Kekule,  die  Reliefs 
an  der  Balustrade  der  Athena  Nike,  Stuttg.  1881,  vgl.  Pbtebsbn,  Zt^ch.  f.  Ost.  Gymn.  1881 
S.  261  f. 

Parthenon:  Altertümer  von  Athen  II  K.  1,  9.  IV  K.  5,  1,  Reliefschmuck  II.  K.  1. 
IV  K.  4,  11—14;  Bötticheb  (s.  oben);  J.  Febousson,  the  Parthenon,  London  1883; 
Döbpfeld,  Ath.  M.  6,  283  ff.;  J.  L.  Ussing,  de  Parthenone  eiusque  partibus,  Kopenhagen 
(Univ.)  1849;  Hauptwerk:  Ad.  Michaelis,  der  P.,  Lpg.  1871;  Iwanofp,  architekt.  Studien 
T.  22.  27;  Abbildungen  der  Skulpturen  (grösstenteils  von  £lgin  nach  London  gebracht; 
sehr  weniges  auf  der  Akropolis)  in  den  Ancient  marbles.  —  Älterer  Parthenon  (Kimons?): 
Döbpfeld,  Ath.  Mitt  17,  158  ff.  m.  T.  9. 

Über  den  1885  entdeckten  älteren  Athenetempel  (o  dqx^Tog  yaog,  früher  ixatofi- 
mdov  genannt)  Döbpfeld,  Ath.  Mitt.  10,  277.  11,  165.337  ff.,  12,  190  ff.  Ant.  Denk- 
mäler 1886  T.  1.  2;  Pbnbose,  Jhst.  12,  275  ff.  m.  T.  16—18.  13,  32  ff.;  Fowleb,  Amer. 
J.  8,  1  ff. 

Erechtheion:  Altertümer  v.  Athen  II  T.  16.  17.  19.  20;  Lanql,  Wandtafeln,  I  8; 
H.  W.  Inwood,  the  Erechtheion  at  Athens,  London  1827.  1831,  m.  T.,  deutsch  von  A.  F. 
V.  Quast,  das  E.  zu  Athen,  Berlin  1840;  Thiebsch,  über  das  Erechtheum  auf  d.  Akropolis 
zu  Athen,  Denkschr.  der  baver.  Ak.  24,  79  ff.,  27,  99  ff.  und  Epikrisis  der  neuesten  Ent- 
deckmigen  über  das  E.,  1833;  Bötticheb,  der  Poliastempel  als  Wohnhaus  des  Königs 
Erechtheus,  Berlin  1851;  T6taz,  Ra.  1852,  S.  1  ff.,  81  ff.  (Hansbn,  Wiener  Bauztg.  1851 
S.  342  ff.);  UQaxxixd  xfjg  inl  *EQsx^eiov  imxQonijgy  1853  m.  T.;  Leop.  Julius,  über  das 
Erechtheion,  München  1878;  Aug.  Choisy,  l'Erechtheion,  Paris  1884  =  Etudes  sur  Tarchi- 
tecture    grecque  III.;    Iwanoff,   architekton.   Studien   T.  7—14;    über   den   Nordeingang: 


106  ElaBBÜiche  Kanstarchäologie«    I.  Denkmftlerkiinde. 

Schultz,  Jhst.  12,  1  ff.,  m.  T.  1  ff.  (dazu  Babnslet  das.  S.  381  ff.);  Restitation  von  Niemand, 
Wiener  Vorlegeblätter  Serie  C  T.  12. 

Asklepiosh  eilig  tum,  am  Südabhang,  enthielt  viele  Votivreliefs,  die  jetzt  im 
Nationalmuseum  vereinigt  sind:  Gibard,  TAscl^pieion  d'Ath^nes,  Bibl.  des  ec.  d'Atb.  fasc. 
23,  1882,  m.  4  T.;  v.  Duhn,  AZ.  1877  S.  139  ff.;  Ziehen,  Ath.  Mitt.  17,  229  ff.  (Reliefs). 

Sogen.  These ion:  über  die  Benennung  Lolliko  S.  318,  3;  Ross,  ro  Btjueioy  xai  6 
vaog  tov  *'jQetag,  Athen  1838;  A.  Schultz,  de  Theseo,  Breslau  1874;  Altert,  v.  Athen  III, 
K.  1,  1—10,  Skulpturen  11 — 24;  Iwanoff,  architekton.  Studien  T.  1 — 6;  Fries:  Studniczka, 
Jahrb.  2,  167. 

Lysikratesmonument:  Antiquities  of  Athens  I.  4;  Lützow,  Ztsch.  f.  bild.  E.  3,  23. 
236  ff.,  mit  Restauration;  ttber  den  Fries:  Marbles  in  the  Brit.  Mus.  Bd.  IX;  in  den 
meisten  Handbüchern  falsch  geordnet,  vgl.  De  Gou,  Amer.  J.  8,  42  ff.  m.  T.  2/3. 

Gräberstrasse  vor  dem  Dipylon,  schon  in  sehr  alter  Zeit  benützt;  davon  benannt 
die  Klasse  der  „Dipylonvasen":  Cubtius,  AZ.  29,  12  ff.  m.  T.  42—44. 

Sogen.  Pnyx,  über  Ausgrabungen:  AA.  1862  S.  324  ff.;  zusammenfassend  J.  Cbow, 
Papers  of  the  Amer.  school  4,  207  ff.;  unterhalb  angebliche  Enneakrunos:  Dörpfeld,  Ath. 
Mitt.  17,  90  ff.,  434  ff. 

Sogen.  Tempel  am  llissos:  Iwakoff,  architekt.  Studien  T.  29—31. 

Denkmal  des  Philopappos  (s.  den  geschichtlichen  Teil,  Eaiserzeit):  Altert,  von 
Athen  lU  K.  5,  1—11. 

Archäologische  Statistik  der  Landorte:  Ath.  M.  12,  81  ff.,  277  ff.,  13,  337  ff. 

Acharn ai  (Menidhij  mit  Kuppelgrab. 

Aixone  (Trächones)  mit  Theater  und  zahllosen  Gräbern,  die  seit  langem  ausge- 
beutet worden  sind  (z.  B.  rührt  vieles  in  Stackelbebo's  «Gräbern*  von  dort  her);  Sammlung 
V.  Komninös,  früher  Luriotis  in  Trächones  (Stark,  nach  dem  griechischen  Orient  S.  361. 
406  f.;  Ath.  Mitt.  4,  193  f.). 

Amarysion  (Marussi):   Sittl,  Berl.  phil.  Woch.  Vlll.  Nr.  26. 

Anagyrus  s.  Vari. 

Anakaia:  U&ijt^aioy  10,  47  ff. 

Bäte:  'E^tj/iegls  ccqx''^^^'  1884  S.  31  ff. 

Brauron:  Ross,  archäol.  Aufs.  1,  222  ff. 

Daphnien,  Ausgrabungen  der  archäologischen  Gesellschaft,  1892  Tempel  der  Aphro- 
dite (Le  Bas  itin^raire  l  T.  8)  gegen  Eleusis  zu  aufgedeckt;  kleine  Sammlung  oaselbst;  siehe 
auch  unter  „Eleusis";  alte  Klosterkirche:  Lampakis,  /^mreai^fX);  aQx^ioXoyia  trjg  fioyijg 
Jafpviov,  Athen  1890  (Dissert.  v.  Erlangen)  mit  Plan. 

Dekeleia:  UfijyMov  3,  126  ff.;  Riemank,  R.  de  philol.  IV  (1880)  p.  120;  Funde  im 
kgl.  Schloss  von  Tatöi. 

Eleusis  (von  Julian  aus  den  Ruinen  erneuert,  Panegyr.  11,  9):  Ant.  of  Attica  Kap. 
1—5;  Ornamente  bei  Dodwell  I,  Tafel  zu  S.  175;  1860  Ausgrabungen  der  beiden  Lenor- 
mant  („eleusinisches  Relief):  Lenorkant,  recherches  arch^ologiques  ex^cutöes  ä  Eleusis 
dans  le  cours  de  Tannee  1860,  Paris  1862,  und  monographie  de  la  voie  sacr^e  eleusinienne 
[Weg  vom  Dipylon  zum  Korydallos]  l.  Paris  1864,  vgl.  R.  gön.  de  Tarchitecture  1868 
Bd.  XXVI;  Tempel  der  Artemis  Propylaia  aufgenommen  bei  S.  A.  Iwanoff,  architekt.  Stu- 
dien I.  Berl.  1893  T.  29  -31;  1882  ff.  von  der  archäologischen  Gesellschaft  freigelegt: 
V.  Blavettb,  Bch.  8,  252  ff.  9,  65  ff.  ra.  T.  1 ;  '£kp.  agx.  1883  S.  1  ff.  75  ff.  109  ff.  194  ff.  253  ff. 
T.  1.  5.  9-11.  1884  S.  70.  135.  179.  213  T.  8.  9.  1885  S.  149.  169  T.  8.  9.  1886  S.  19.  185. 
257.  272  T.  3.  1888  S.  193  ff.  m.  T.  12;  UQaxiixd  1883  S.  51  ff.  T.  E.  1884  S.  64  ff.  T.  J, 
1885  S.  25  ff.  1887  S.  50  ff.  mit  Plan;  Dörpfeld,  Ath.  Mitt.  1886  S.  328  ff.;  kleiner  Plan  bei 
Bädeker  S.  116;  kleines  Museum  der  archäologischen  Gesellschaft. 

Eleutherai  s.  Oinoe. 

Erchia:  Milchhöfer,  Sitzungsber.  der  Berl.  Akad.  1887  S.  55  ff. 

Ikaria,  1888  amerikanische  Ausgrabungen:  VII.  annual  report  of  the  Amer.  school 
at  Athens;  Blck  Amer.  Journal  4,  421  ff.  5,  9  ff.  m.  T.  1  (archaische  Grabstele),  155  ff.  m. 
T.  3—5,  461  ff.  (Skulpturen)  m.  T.  11.  13. 

Kaesariani  auf  dem  Hymettos  mit  Tempelresten:  Aafincixrjg,  JJagyaaaos  5,  645  ff. 

Kephissia,  dessen  römische  Glanzzeit  Gellius  (1,  2)  beschreibt:  ^kleine  Sammlung 
an  der  Platia  und  bei  Skylitzis;  Grab  mit  schönen  Sarkophagen:  Benndorf,  AZ.  1868 
S.  35  ff.,  vgl.  Urlichs,  Beiträge  S.  79  ff.  T.  17.  18. 

Kolon os:  Milchhöfer,  E.  Curtius  dargebrachte  Festschrift  S.  339  ff. 

Lauriou  mit  den  alten  Bergwerken:  s.  Kap.  VI  unter  , Silber". 

Marathon:  Prokbsch,  Denkwürdigk.  2,  432  ff.;  Finlay,  on  the  battle  of  Marathon, 
1843,  m.  3T.  (deutsch:  hiatorischtopogr.  Abhandl.  S.  1  f.);  Ath.  Mitt.  1,  67  ff.  3,  259  ff.; 
H.  Bbllf,  Globus  1878  —  ttber  den  Grabhügel:  Abb.  bei  Dodwell  II  zu  S.  159;  1884 
von  Schliemann  geöffnet  (Ztsch.  f.  Ethnol.  1884  II  S.  85  ff.),    erfolgreicher  von  der  griechi- 


Kap.  V.    Arohftologische  Ortsknnde.    (§§  94—95.)  107 

sehen  Regierung  C^gx*  ^^^^^oy  1890  S.  65.  123  T.  3);   Dionysostempel   der  Tetrapolis: 
noQyaaüoi  2,  727  ff. 

Oinoe  (vnlgo  Eleutherai,  nach  anderen  Phyle)  mit  sehr  gut  erhaltenen  Festungs- 
werken: Lb  Bas,  itin^raire  T.  9— 11;  Ross,  arehfiol.  Aufsätze  1,  234  ff.;  Erbkax,  Ztsch.  f. 
Bauwesen  29  T.  44.  285 ;  Plan  m.  Ahb.  v.  Erbprinz  Bernhabd  von  Mbininoen. 

Oropos:  G.  Fihlat,  remarks  on  the  topography  of  Oropia  and  Diacria,  Athen  1838 
m.  T.  u.  London  1839  (SA.);  Amphiaraosheiligtum,  1884  ff.  von  der  archäologischen  Gesell- 
schaft ausgegraben:  n^ax^xd  1884  T.  E.  1886  S.  51  ff.  T.  3;  Ath.  Mitt.  1886  S.  329  ff.; 
F.  DuBRBAGH,  de  Oropo  et  Amphiarai  sacro,  these  von  Paris  1890;  Phot.  des  arch.  Inst., 
Oropos. 

Paiania:  Ross,  archäol.  Aufsätze  1,  209  ff.;  Lokalsammlung  in  der  Schule  von  Ko- 
ropi,  s.  Polykratos,  Uagyaonog  12,  205  ff. 

Peiraieus,  Bl&tezeit  im  5.  und  4.  Jahrhundert,  seit  Sullas  Belagerung  nur  mehr 
ans  einigen  Häusern  bestehend:  Hiivstin,  de  Piraeo,  th^se  von  Paris  1877;  Plan  bei 
BIdbkbb  S.  109;  Grundlagen  der  von  Lysander  geschleiften  Mauern,  Schiffshäuser  (Dhba- 
GHATSis  n^axjixd  r^g  «p/.  ^r.  1885  S.  63  ff.  T.  2.  3)  und  Wohngebäude  (z.  B.  JjQaxrixd  jijg 
«>/.  kr.  1886  T.  2,  mehrere  Grundrisse;  'ßcrWa  1892  Nr.  14.  15),  1887  8  französische  Aus- 
grabungen an  den  Mauern  der  Eetioneia:  Bch.  11,  129  ff.  201  ff.  12,  337  ff.  m.  T.  12,  Plan 
Philol.  Wochenschr.  1888  Sp.  226  (vgl.  451);  periodische  Mitteilungen  von  Dhraohatbis  im 
Ilaqyacaog  (z.  B.  11,  103  ff.  ober  die  Schiffshäuser  von  Zea),  JlaUyysysaia,  ÜQaxuxd  zrjg 
ag/aioXoyix^g  hctiqlag,  Berl.  philol.  Wochenschrift  u.  A.;  Dörpfbld  ,  ein  antikes  Bau- 
werk [einer  religiösen  Bruderschaft]  im  P.,  Ath.  Mitt  9,  279  ff.  T.  13.  14.  —  Sammlung  im 
Gymnasion  (Katalog  von  Dhbaghatsis  bevorstehend). 

Phaleron,  Gräber  mit  alten  Vasen  (Phaleronvasen). 

Phyle,  Kastell:  Lbakb,  Demen  T.  5,  3;  Lbbas  itin^raire  T.  7.  7  bis. 

PlOtheia  (Stamäta,  nördlich  vom  Pentelikon):  Amerikanische  Ausgrabungen  Amer. 
J.  5,  423  ff.  m.  T.  12. 

Potamos:  Athen.  Mitt.  10,  89  ff.;  1893  Ausgrabungen  von  Loper. 
Prasiai:  Ath.  Mitt.  4,  351  ff, 
Psaphis:  Ath.  Mitt.  10,  354  ff. 

Rhamnus,  zwei  Tempel  der  Nemesis:  Uned.  antiq.  K.  6.  7;  Iwanoff,  architekton. 
Studien  I  T.  33—35.  Der  ältere  aus  Porös:  Ross,  AZ.  8,  167  ff.;  Ausgrabungen  in  Tempel 
und  Burg  1884:  Ath.  Mitt.  4,  277  ff.;  Schnbideb,  Berl.  phil.  Woch.  1884  Sp.  1305  ff.  m.  Kro- 
quis;  vgl.  H.  Posnaksky,  Nemesis  u.  Adrasteia  S.  98  ff.;  Phot.  des  arch.  Inst.,  Rhamnus;  für 
die  Skulpturen  ist  ein  neuer  Saal  des  Nationalmuseums  erö&et. 

Salamis  (Kuluri):  AZ.  1855  S.  155  f.;  Athen.  Mitt.  1,  127  f.;  in  neuester  Zeit  haben 
sich  die  mykenischen  Funde  sehr  vermehrt;  Lokalmuseum  im  Hauptort. 

Spata  (bei  Liöpeschi),  1877  Höhlengräber  der  mykenischen  Periode  entdeckt:  Bch. 
2,  185  ff.  m.  T.  13—19;  »Sphinx  von  Spata*  (Bbuokmann  66a). 

Stamata  s.  Plötheia. 

Sunion  mit  Athenatempel :  Unedited  ant.  K.  8;  Jonian  ant.  II  K.  5  T.  9 — 14;  Tbb- 
bieb,  Archives  des  miss.  scientif.  II  s.  3  (1863),  79  ff.;  Döbpfbld,  Ath.  Mitt.  9,  323  ff.  mit 
T.  15.  16;  aber  die  Skulpturen  Fabbiciüs  ebend.  338  ff.  m.  T.  17—19. 

Thorikos:  unedited  antiq.  of  Attica  K.  9;  Theater  bei  Dodwbll  I  T.  zu  S.  528, 
1886  von  den  Amerikanern  freigelegt:  Miller  u.  Cushikg,  Papers  of  the  Am.  school  IV 
(1888)  S.  10  ff.  23  ff.  T.  1—7.    Neueste  Funde  aus  my kenischer  Zeit. 

Vari  (=  Anagyms?)  mit  dem  grössten  Friedhofe  von  Attika:  JeXrloy  1891  S.  15  f. 
29  ff.;  Nymphengrotte  photogr.,  beschrieben  von  Zijaiogy  'EßdofAag  Ä  dq,  40. 

Velanidezza,  Grabhügel  aus  der  Zeit  vor  den  Perserkriegen:  Stefhani,  Rhein. 
Mus.  4, 3 ;  LöscHCKE,  Ath.  Mitt.  4, 36;  1889  griechische  Ausgrabungen;  JeXiioy  1890  p.  16  ff.; 
Phot.  beim  archäologischen  Institut. 

Vurvä,  Grabhügel:  Stais,  Athen.  Mitt.  15,  318  ff.  T.  9—13.    Phot.  desgl. 

94.  MegariSy   ein  wegen  Armut  der  Bevölkerung  wenig  ergiebiges 

Land.  P.  W.  Fobghhamkbb,  Halkyonia.  Wanderungen  an  den  üfem  des  halkyonischen 
Meeres,  Berlin  1857,  m.  Holzschn.;  Schubbino,  Umwanderung  des  megarischen  Meerbusens, 
Ztsch.  f.  aUg.  Erdkunde  N.  F.  XVII  S.  434  ff.;  Lebegue,  de  oppidis  Megaridis;  LoLinro,  ^Earju. 
«>r.  1887,  201  ff. 

Megara  mit  Resten  von  Befestigungen  und  einem  Brunnensystem;  kleines  Museum: 
Pbokesch,  Denkwürdigkeiten  2,352  ff.;  AA.  1853  Nr.  58,  59.  1854  S.  421  f.;  Lolling, 
'Etptjfi.  uQx.  1887  Sp.  201  ff.;  Ausgrabungen  der  archäologischen  Gesellschaft  am  Tempel 
des  Zeus  Aphesios:  Philios,  *E(pTjfA,  dgX'  1890  Sp.  21  ff.  T.  4—6,  dazu  Lolung,  Sp.  55  ff. ; 
Phot.  des  Instituts,  Megara. 


108  Klassische  Ennstarchäologie.    I.  Denkmälerkande. 

Äigosthena:  Erbkah,  Zisch,  f.  Bauwesen  29  (1879)  T.  44.  45;  1898  englische  Aus- 
grabungen. 

Minoa  und  Nisaia:  Athen.  Mitt.  5,  1  ff. 

96.  Der  Peloponnes  wurde  durch  die  Herrschaft  der  Venezianer 
früh  erschlossen  und  lieferte  bereits  damals  Skulpturen  an  die  Museen. 
Epochemachend  war  jedoch  die  an  die  französische  Besetzimg  des  Pelo- 
ponnes anknüpfende  Erforschung  im  Februar — Juli  1829. 

Albrizzi,  esatta  notizia  del  Peloponneso;  Paolo  M.  Paciaudi,  monumenta  Pelo- 
ponnesia  commentariis  explicaia  Rom  1761,  2  Bde.  mit  T.;  (A.  Blouet)  Expedition 
scientifique  en  Moröe  ord.  par  le  gouv.  fran^ais,  Architecture,  inscriptions  et  vues 
du  Peloponn^se,  Paris  1831 — 38,  3  Bde.  m.  Atlas  von  280  T.;  Leakb,  iravels  in  tho 
Morea,  London  1830,  3  Bde.  m.  K.  u.  PL,  und  Peloponnesiaca,  London  1846,  m.  5  K. ;  Itine- 
rarium  durch  den  Peloponnes,  Nauplia  1833 ;  Pouillon  Boblayr,  rech,  g^ogr.  sur  les  ruines 
de  Moree,  Paris  1836;  E.  Cürtius,  Peloponnesos,  Gotha  1851—2,  2  Bde.;  E.  Bbule,  ^t. 
sur  le  P.,  Paris  1855;  W.  G.  Clark,  Peloponnesus,  London  1858;  E.  Breton,  Athenes,  suiv. 
d'un  voyage  dans  le  Peloponn^se,  Paris  1862,  m.  9  T.  und  vielen  Ahb.;  Th.  Wysb,  an 
excursion  in  the  Peloponnesus  in  1858,  London  1865,  2  Bde.  m.  24  T.,  K.  u.  Abb.;  W.  Lang, 
peloponnesische  Wanderungen,  Berlin  1878;  Mezierbs,  voyage  dans  le  Peloponnese,  An- 
nuaire  de  Tassoc.  p.  l'enc.  des  6t.  gr.  XX  p.  1—62;  Schliemann,  Verb,  der  Bert  Ges.  f.  An- 
throp.  1889  S.  414  ff. 

Anfang  zu  einem  peloponnesischen  Landesmuscum  in  Dhimitzana  (Arkadien). 

96.  Der  NordOStdU*  Litteratur  bei  'Jyz.  MfjXiaQaxrjs,  ysüiygafpia  nohtixtj  via 
xai  (Ig^ala  rov  yofiov  'AQyoXidog  xai  KoQiy&iagf  Athen  1886  S.  ly  ff, 

a)  Korinth:  Jgayaxarig,  'EtfTjfÄ.  rtoy  <piXofia&iay  1879  p.  219  ff.;  altdorischer 
Tempel:  Stuart  a.  Revett,  Ant.  of  Ath.  K.  6  T.  2,  deutsch  III  Lief.  12  T.  10  f.;  Exp.  do 
Mor^e  3,  77  ff.;  Phot.;  über  die  von  den  Bauern  geschickt  ausgebeuteten  Begräbnisplätzo 
Bch.  3,  29  ff.,  am  ergiebigsten  ist  das  vasenreiche  Athiki.  Über  Privatsammlungen  Ath. 
Mitt.  4,  159  f. 

Isthmos  und  isthmisches  Heiligtum:  Prokescu,  Denkwürd.  2,  711  ff.;  Magy.  Jij^ 
fAitaas,  6  'la^fiSs  xtjg  Kogiv&ov,  Athen  1883,  mit  Plan  und  llaQvaaaog  6,  777  ff.;  1883  fran- 
zösische Ausgrabungen:  Monceaux,  Ga.  IX  (1884)  p.  273  ff.,  354  ff.  (T.  38  Plan,  klein  bei 
Bädbker  zu  S.  239).  1 885  p.  205  ff.,  402  ff. ;  viele  bemalte  Votivtäfelchen :  Monuments  grecs 
II  T.  1 1  ff. ;  Benndobf,  griech.  u.  sicil.  Vasenbilder  T.  9  ff.;  Klein,  Vasen  mit  Meistersigna- 
turen S.  9  ff. 

Eleonai  mit  Vasen. 

Tenea  („Apollo  von  Tenea*  in  München). 

b)  Sikyon:  Prokesch,  Denkwürd.  2,  726  ff.;  R.  Gompf,  Sicyonica,  Berlin  1832;  H. 
BoBRiK,  de  Sicyoniae  topographia,  Königsberg  1839,  m.  K.;  1887  amerikanische  Ausgra- 
bungen im  Theater:  Mc  Murtry  und  Earle,  Amer.  J.  5,  267  ff.  T.  6—9. 

c)  Phleius:  Plan  bei  Ross,  Reisen  im  Peloponnes  S.  34. 

d)  Argolis,  mit  Städten  und  Burgen  ganz  bedeckt:  leBas,  cahier  2;  Gell,  Argolis, 
London  1810,  m.  28  T.;  *i(ü.  Kog}iyi<6rrjgf  latoQta  roi*'jQyovg,  Bd.  I.  Athen  1892 — 3,  m.  48  T. 

Argos:  A.  1861  S.  15  ff.;  Plan  bei  Gell;  Theater  1891  ausgegraben  von  J.  Kophi- 
niotis,  s.  taioQLtt  rov  "Jgyovg  1,  87  ff.  m.  T.  19;  Tempel  der  Artemis  Orthia  auf  dem  be- 
nachbarten Berg  Likoni,  1888  von  demselben  ausgegraben,  s.  latogla  rov  'lägyovg  1,  39  f. 
m.  Plan;  Sammlung  in  der  Demarchia  (vgl.  Milchhöfer,  Athen.  Mitt.  4,  148  ff.,  mit  Zu- 
sätzen von  Kophiniotis,  larogia  1,  95  ff.),  Museum  projektiert. 

Asine,  uralte  Ansiedlung  auf  dem  Burghügel:  Schliemavn,  Tiryns  S.  56. 

Epidauros,  Tempel  des  Asklepios  und  des  ApoUon  Maleatas,  zu  Sullas  Zeit  eines 
der  drei  reichsten  Heiligtümer  Griechenlands:  Dodwell  II  T.  zu  S.  250  u.  263;  1881—91 
Ausgrabungen  der  archäologischen  Gesellschaft:  -^^vortof  9,  464  ff.  10,  53  ff.;  ngaxuxd 
1881  ff.  (Plan  1884  T.  1);  K.  Rück,  bayer.  Gymnasialbl.  1892,  578  ff.;  Kawadias,  fouillea 
d'Epidaure,  I.  Athen  1893;  Chr.  Blinkenberg,  Asklepios  og  bans  Fraender  i  Hieron  ved 
Epidauros,  Kopenh.  1893;  Photographien  des  arch.  Inst.,  Epidauros;  von  dem  jüngeren  Po- 
lyklet  erbautes  Theater:  K.  Dümon,  le  thöätre  de  Polyclete,  Paris  1889,  2  Bde.  f.  m.  2  T.; 
Tho  los  desselben:  Defrasse  et  Lechat,  notes  sur  Epidaure  I.  le  ^Xog  de  Polyclete,  Bch. 
14,  631  ff.;  Restitution  von  Dörpfeld,  nQaxrtxa  1884  T.  3;  Skulpturen:  ^.  «?/.  1884 
T.  3.  4.  1886  T.  11—13;  Petersen,  Athen.  Mitt.  1887  S.  309  ff.;  P.  Foucart,  sur  les  sculp- 
tures  et  la  date  de  quelques  ^difices  d'E.,  Bch.  15,  589  ff. 

Heraion,  nach  423  von  Eupolemos  neu  erbaut,  1854  von  Bursian  und  Riso  Rangabe 
untersucht:  B.  1854  S.  XIII  ff.;  Rakoab£,  Ausgrabung  beim  Tempel  der  Hera  unweit  Argos. 


Kap.  V.    Arohäologiache  Ortskunde.    (§§  95-97.)  109 

Sendschreiben  an  Rosa,  Halle  1853;  1892  amerikanische  Ausgrabungen,  die  sich  auch  auf 
den  älteren  Tempel  erstreckten:  Waldstein,  excavations  of  the  Am.  school  of  Athens  at 
Argos,  I  London  1892  m.  8  T.;  Skulpturen  (vgl.  F.  Lenobmant  Ra.  1867  Bd.  XVI)  früher 
in  Arges,  jetzt  in  Athen. 

Hysiai:  Lebas,  itin^r.  T.  30. 

?  (Kaserma),  polygone  Burg:  Lebas,  itin^r.  T.  31.  32. 

Kenchreai  mit  Grabpyramide:  Ross,  Reisen  im  Peloponnes  S.  142  ff. 

Lerna:  BuTTMAim,  L.,  dessen  Lage  u.  urtlichkeiten,  Abh.  der  preuss.  Ak.  1821  ni. 
1  T.;  Tempel  der  Demeter  Prosymnaia:  A.  1861,  20  flf. 

LCssa  (Kastrajki):  Kaßßatflas,  'E<pvf^.  «?/.  1884  S.  21. 

Methana:  Abb.  bei  Dodwbll  II  T.  zu  S.  282. 

Midea  (Katzingri)  mit  polygonal  gebauten  Burgmauern:  Sittl,  aus  der  Argolis,  Phil. 
Wochenschr.  1889  Nr.  52;  1890  von  J.  Kophiniotis  ausgegraben,  laiogia  1,  152  ff. 

Midea  (Dendhra)  nach  Curtius-Bursian,  ein  Ort  der  gleichen  (mykenischen)  Periode: 
DöBPPKLD,  Ath.  Mitt.  1 7,  95  f. 

Mykenai  (Station  Charwati),  von  den  Argivem  463  der  Stadtrechte  beraubt,  aber 
nicht  vernichtet,  sondern  noch  lange  bewohnt  (Phil.  Woch.  1892  Sp.  306  f.);  Burgmauern 
(Abb.  Gell,  Argolis  12);  vgl.  Gerbabd,  mykenische  Altertümer,  Berlin  1850,  m.  1  T.;  1876  7 
Teil  der  unteren  Königsburg  und  einige  Grabkammem  von  Schliemann  ausgegraben: 
ScBLiEJfANK,  Mykenä,  Lpg.  1878  (auch  franz.  u.  engl.);  F.  Adleb,  AZ.  1876  S.  193  ff.  m.  16  T.; 
LiüDEFSCHMiT,  Schliomanns  Ausgrabungen  in  Troja  u.  M.,  Mainz  1878;  E.  Schulze,  Mykenai, 
Russische  Revue  Bd.  16  (1880)  m.  6  Abb.;  Fb.  Lenobhant,  G.  d.  beaux-arts  1879  f^vr.  avr.; 
Znsammenstellung  der  Vasen:  FurtwXnoleb  u.  Löschcke,  myken.  Thongefässe,  12  T.;  dies., 
myk.  Vasen,  m.  Atlas  v.  44  T.  —  Funde  in  Athen  (S.  39) ;  1886/8  obere  Burg  mit  dem 
Königspalaste  und  Gräber  von  Tsuntas  ausgegraben:  llQaxnxd  Trjg  agx-  ^f-  1886  T.  4 
(Plan);  'Eqp.  ap/.  1888  Sp.  119  ff.  mit  T.  7—10,  1891  S.  1  ff.  T.  1-3;  vgl.  Dörppeld,  Ath. 
Mitt.  1886/87  H.  3;  über  die  Gräber  der  Burg:  Beloeb,  die  mykenische  Lokalsage  von  den 
Gräbern  Agamemnons  und  der  Seinen,  Progr.  des  Friedrichs-Gymn.  zu  Berlin  1893;  Plan: 
Steppen,  Karten  von  Mykenae,  mit  erläut.  Texte,  Berlin  1884,  m.  2  K.,  neuer  der  Plan  der 
Burg  in  den  JjQttxtixa  (s.  oben)  (wiederholt  Berl.  phil.  Woch.  1889  S.  131).  —  K,  Taovuagj 
Mvx^vtti  xai  MvxtipaTog  nohtuTfios,  Athen  1893,  m.  11  T. 

Nauplia,  hauptsächlich  vorhellenische  Felsengräber  am  Palamidhi-Berg :  Lollino, 
Ath.  Mitt  5,  143  ff.  'J^vaiov  7,  183  ff..  8,  518  ff.;  neue  Funde  1892:  'Aqx-  ^eXrloy  1892  S.  73; 
christliche  Denkmäler:  Zrjaiog,  JbXtIov  jrji  laxoQ.  xai  i&y.  hai^lag  1,  521  ff. 

Nemea  mit  dem  bekannten  dorischen  Tempel:  Pbokesch,  Denkwürd.  2.  739  ff.;  Je- 
nian  ant.  II  K.  6  T.  15—18. 

Tiryns  (Station  Tiiyns  bei  Kophinij,  nach  dem  Sturze  der  achäischen  Könige  von 
den  Hellenen  besiedelt,  wobei  der  Palast  zum  Tempel  wurde;  nach  dem  Perserkriege  der 
Stadtrechte  beraubt,  später  wieder  mit  Münzrecht,  bis  in  die  byzantinische  Zeit  bewohnt. 
An  den  riesigen  Burgmauern  1831  erste  Versuche:  Heinb.  Thiebsch,  Fr.  Thierschs  Leben, 
2,  60;  Al.  Raitoab^,  M^moires  des  sav.  ^trangers  pr^s.  ä  l'Acad.  de  France  1.  s.  5  p.  420; 
Gallerien  oder  Korridore  der  Mauern:  AZ.  3  T.  26;  1876  und  1884^5  oberer  Teil  der  Burg 
mit  dem  Königspalaste  von  Schliemann  ausgegraben:  Schliemann,  Tiryns,  Lpg.  1886.  Die 
grössere  Unterburg  und  die  Stadt  harren  noch  ihres  Entdeckers. 

Troizen:  abgeb.  Dodwell  II  T.  zu  S.  270;  Ausgrabungen  wären  sehr  zu  wünschen. 

97.  Lakonien.    Le  Bas  cah.  2. 

Gentralmuseum  in  Sparta  (s.  H.  Dbessel  u.  A.  Mtlchhöfeb,  die  antiken  Kunstwerke 
aus  Sparta  und  Umgebung,  separat  aus  Ath.  Mitt.  Bd.  II  S.  293— 474);  die  Denkmäler 
haben  mehr  für  die  Lokalgeschichte  der  Kunst  Interesse,  wenn  auch  Thukydides'  bekanntes 
Wort  fibertrieben  ist. 

Sparta:  H.  K.  Stein,  Topographie  des  alten  Sp.,  Progr.  d.  kath.  Gymn.  zu  Glatz 
1890,  m.  K.  u.  PI.;  K,  NeatoQitfrjg,  ronoyqafpia  j^g  ag^aiag  Indqttjg,  Athen  1892 ;  Plan  im 
Itinerarium,  T.  zu  S.  11  und  bei  Bädekeb  zu  S.  281;  Tempel  des  Apollo  Hyper- 
teleatas,  1885  aufgesucht:   Sophults,  JJQaxxixd  rrjg  aQxaioXoyixrjg  hmQlttg  1885  S.  35  ff. 

Amyklai  (Vaphiö):  Plan  A.  1861  S.  49;  Kuppelgrab:  Mube,  Rhein.  Mus.  6,  240  ff. 
m.  Abb.;  1889  ausgegraben:  *Eq>.  «>/.  1889  T.  7-10  S.  130  ff. 

Grytheion,  Ruinen  aus  der  Blütezeit  unter  römischer  Herrschaft:  Ross,  Königs- 
reisen 2,  232  ff.;  Lb  Bas  itin^r.  T.  24.  25. 

Kypärisso  westlich  von  Tainaron,  früher  reiche  Fundstätte  (Itinerarium  S.  15). 

Kythera  (Tscherigo),  Aphroditetempel,  1887  Versuch  von  Schliemann  (Ztsch.  f. 
Ethnol.  1888  S.  20  ff.);  Aigila- Antikythera:  "l(o.U/Pü)fÄav6g,  navSt^ga  18,  118  ff. 

Tainaron,  Poseidontempel:  Bubsian  ,  Abhandl.  der  bayer.  Akad.  Bd.  7,  3,  773  f.; 
B.  1857  S.  154  f.;  zwei  Tempel  drei  Meilen  entfernt  in  Kakovuni :  Le  Bas,  architecture, 
Peloponn^se  II  T.  1—14. 


110  ElaBsiache  Ennstarchäologie.    I.  Denkmälerkiuide. 

Therapne,  Menelaion  mit  vielen  Votivfiguren,  18334  von  Ross  ausgegraben:  Ross, 
aichäol.  Aufsätze  2,  341  ff. 

98.  MeSBOnieil.  Ampheia:  U,  UeTQidtjgj  «yaxäXvilJis  t^i  a^jjfaiaff  ndXstos  U., 
Kalamata  1877. 

IthomeundMessene  mit  grossartigen  Festungsanlagen:  ders.,  Uaqpacaoq  Z,  824  ff., 
1018  ff.;  £xttv  Qog  Olxovofidxtjg,  ra  ato^ofieya  ^l&tofAtjSy  Metraijytjg  xtel  raiv  niQi^y  Kalamata 
1879  m.  K.;  Tempel  des  Artemis  Laphria:  Lb  Bas,  architecture,  Peloponn.  I  T.  1  —  10; 
hervorragend  schöne  Festungswerke:  Gell,  Städtemauem  T.  36;  Expdd.  scientif.  de  la 
Mor^e  T.  24  ff.;  Plan:  Bädekeb  zu  S.  363;  Donaldson,  ant.  of  Athens  1826  III  T.  1;  Funde 
im  Schulhaus  von  Mavromati. 

Pharai  (Kalamata,  offiziell  Kalamai):  *A,  nexQi&rjg,  dgxf^^oX,  xal  Urto^ixal  cgevyav 
negl  ^agay  xal  KaXafitoy,  Kalamata  1875 ;  kyklopische  Mauern,  Tempel  u.  A.  1  ^/a  Stunden 
östlich  bei  Jannitsa:  17.  U.  Ko/Avrjyog  a.  0.  S.  1  ff. 

Thuria:  Le  Bas  itinör.  T.  27-29. 

99.  Elis.    Hier  konzentriert  sich  das  Interesse  auf  die  heilige  Stätte 

von  Olympia,  während  das  übrige  vernachlässigt  wird.  J.  Sp.  Stanhope,  Olym- 
pia, London  1824,  m.  17  T.;  Boüton,  m^m.  sur  la  Triphylie,  Archives  des  miss.  scientif.  2. 
s.  1  (1864),  203  ff. 

Olympia,  1829  französische  Ausgrahungen  am  Zeustempel  (aufgenommen  von 
IwANOPP,  architektonische  Studien  I  T.  39—44),  wodurch  Stücke  der  Dekoration  in  den 
Louvre  gelangten;  1874—78  deutsche  Ausgrahungen:  erste  Berichte  in  der  Arch.Ztg.  Pho- 
tographienwerk :  Ausgrabungen  zu  Olympia,  5  Bde.,  Berlin  1875—81,  2.  A.  in  Lichtdruck; 
Auszug  von  40  T.:  , Funde  von  Olympia**;  offizielle  Veröffentlichung:  Olympia.  Die  Ergeb- 
nisse der  von  dem  Deutschen  Reich  veranstalteten  Ausgrabungen,  hrsg.  v.  E.  Curtius 
und  Fr.  Adler;  vorläufig  erschienen  Textband  II  1  und  Tafelband  I.  „Architectur**  und 
Textband  IV  u.  Tafelband  IV  „die  Bronzen  und  übrigen  kleineren  Funde**,  bearbeitet  von 
Ad.  Furtwäkgler.  Kraft  des  deutsch-griechischen  Vertrages  sind  andere  photographische 
Publikationen  bisher  verhindert.  Populär:  E.  Curtius  u.  Fr.  Adler,  Olympia  u.  Umgegend, 
Berl.  1882;  Ad.  Bötticher,  Olympia,  das  Fest  u.  seine  Stätte,  Berlin  1883,  2.  Aufl.  1886; 
Restitution:  R.  Bohn,  Wandtafel  des  Tempelbezirks  von  Ol.  (Launiiz'sche  Wandt.  Nr.  23), 
Cassel  1884;  V.  Laloux  et  P.  Monceaux,  restauration  d'Olympie,  Paris  1889  m.  10  T.; 
Reliefbild  von  Bildhauer  Walger  in  Berlin.  Funde    im   Syngrös-Museum  zu  Olympia, 

dessen  Zierde,  der  praxitelische  Hermes,  nach  Athen  gebracht  werden  soll. 

In  neuester  Zeit  tritt  das  nahe  Gebiet  des  Dorfes  Mazi  (Skillus?)  bedeutungsvoll 
hervor;  über  den  dorischen  Tempel  vgL  AA.  1893  S.  114. 

100.  Arkadien.  Durch  seine  abgelegene  Lage  und  geringe  Bevöl- 
kerung sind  die  Denkmäler  hier  verhältnismässig  gut  erhalten,  daher  die 
zahlreichen  glücklichen  Ausgrabungen ;  Sammlungen  befinden  sich  in  Dhimi- 
tzäna  (Ath.  Mitt.  4,  127  ff.),  Dhrachmani,  Megalopolis  und  Tripolitza  (Ath. 

Mltt.  4,  144  ff.).  Ch.  Th.  Schwab,  Arkadien,  seine  Natur,  Geschichte,  Einwohner  u.  Alter- 
tümer, Stuttgart  1852;   R.  Schillbach,  zwei  Reiseberichte  aus  Arkadien,  Jena  1865. 

Asea  ( Franko vrisis):  A.  1861  S.  32  T.  F3. 

Azanis:  F.  nanaydgiag,  UCo.yiäg,  Uvqyog  1886. 

Bassai  s.  Phigaleia. 

B^lbina,  Foseidontempel :  JT.  'J.  Kofiytjyogf  dgx'^''oXoyixai  ^ittTQi.ßai,  Tripolis  1874 
p.  22  ff. 

Eleusis:  B.  *.  SegatpüfA,  'Eßtfofidg  n,  ß',  I.  i,  dq.  25, 18;  1890  amerik.  Ausgrabungen, 
(H  'E&yixrj  22.  Dez.  1890). 

Eleitor:  Plan,  Lb  Bas  itinär.  T.  34. 

Lykosura:  Abgeb.  Dodwbll,  II  T.  zu  S.  394;  griechische  Ausgrabungen  1890  im 
Tempel  der  Despoina;  Funde,  unter  denen  die  Skulpturen  Damophons  hervorzuheben,  in 
Megalopolis  und  Athen:  Normand,  Ami  des  mon.  Nr.  31  S.  150  ff.  m.  T.;  Kawadias,  fouilles 
de  Lycosoura  I.  Athen  1893,  m.  4  T.;  Döbppbld,  Ath.  Mitt.  1893  S.  219  f. 

Man  t  in  ei  a:  Plan  bei  Gell,  Proben  antiker  Städtemauem  1832  T.  35;  Thor  an- 
lagen, Plan  im  Itinerarium  S.  5  und  Ross,  Reisen  im  Peloponnes  S.  124  f.;  1887/8  fran- 
zösische Ausgrabungen:  G.  Fouqebes,  Bch.  14,  65  ff.  T.  1  (Plan).  245  ff.  T.  17.  18.  593  ff. 
T.  7.  8  (Skulpturen);  vgl.  11,  485  ff.  Funde  in  Tripolitza. 

Megalopolis  (Sinano),  von  Epameinondas  gegründet,  seit  222  v.  Chr.  halb  in 
Ruinen:  Plan:  Itinerarium  T.  zu  S.  7;  1834  Ausgrabungen  von  Ross  (Reisen  im  Peloponnes 
S.  81  ff.);  Athen.  Mitt.  4,  130  f.;   Theater:   abg.  Dodwbll  II  T.  zu  S.  375;    1890  englische 


Kap.  y.    ▲rch&ologische  Orteknnde.    (§  98—102.)  Hl 

Ausgrabungen  im  THeater  nnd  auf  der  Agora:  Jhst.  11,  215  ff.;  Lobing,  British  school  at 
Athens,  report  of  the  committee  1890  S.  13  ff.;  Döbpfeld,  Ath.  Mitt.  16.  256.  17,  97  f. 

Phigaleia,  Apollotempel  zu  Bassai:  1812  von  Stackeiberg,  Cockerell  und 
Haller  erforscht:  O.  M.  v.  Stack blbbbo,  der  Apollotempel  zu  Bassae  in  Arkadien  und  die 
daselbst  ausgegrabenen  Bildwerke,  Berlin  1826  f.  m.  31  T.;  Cockebell  etc.,  Ant.  of  Athens 
Kap.  17,  1 — 10;  Cockebell,  the  temples  of  Jupiter  Panhellenius  at  Aegina  and  of  Apollo 
Epicnrius,  London  1860;  Lb  Bas,  cahier  1;  Arch.  Inst.  Phot.  Phigaleia;  Architektur  bei 
IwANOFP,  architekt.  Studien  T.  T.  36.  37;  der  Fries  für  sich:  G.  M.  Waoneb,  i  bassorilievi 
antichi  della  Grecia  o  sia  fregio  del  tempio  di  Apollo  Epicurio  in  Arcadia,  Rom  1814; 
CoMBE,  marbles  IV,  1820;  BBUCKHAim  T.  86—91;  jetzt  im  Brittischen  Museum;  kyklo- 
pische  Mauern:  Abgeb.  im  Itinerarium  S.  9. 

Psophis,  1890  amerikanische  Grabungen,  s.  Eleusis. 

Tegea  (bei  Piali):  über  frühere  Funde  Ath.  Mitt.  4,  131  ff.;  Tempel  der  Athena 
Alea,  nach  394  von  Skopas  erbaut,  1862  von  der  archäologischen  Gesellschaft  ange- 
schürft: Ath.  Mitt.  4,  168  ff.;  1879  deutsche  Ausgrabungen:  Ath.  Mitt.  1880  S.  52  ff.;  Archi- 
tektur: Adlbb,  Ceniralblatt  der  Bauverwaltung  1882;  Döbpfeld,  Ath.  Mitt.  1883  S.  274  ff. 
T.  13.  14.  1886  S.  17  ff.  m.  T.  2;  Skulpturen:  Tbeu,  Ath.  Mitt.  1881  S.  393  ff.;  G.  Fouoebbs, 
Bch.  14,  512  ff.  m.  T.  12;  B^babd  Beb.  16,  529  ff.  (Plan  T.  13),  17,  1  ff.;  Weil  in  Baumeisters 
Denkm.  III  S.  1666  ff.  Antike  Denkmäler  l  T.  35.  —  Funde  im  Museum  zu  Piali  {UaQ- 
vac^og  3,  878  ff.),  das  meiste  nach  Athen. 

Thelpusa,  1890  amerikanische  Ausgrabungen,  s.  Eleusis. 

101.  Achaia.  Vorläufig  entsprechen  die  Funde  seinem  berühmten 
Namen  nicht. 

Aigion:  Lokalsammlung. 

Bura  mit  Theater:  UaQvttaaog  5,  820  ff. 

Dyme  (von  Pompejus  Piraten  angesiedelt,  unter  Caesar  römische  Kolonisten):  Ath. 
Mitt  3,  60  ff. 

Patrai,  froher  ein  Flecken,  Kolonie  unter  Angustus:  SxBtf,  N,  StofjtonovXog,  UrtoQia 
Ttjg  noUag  natQüiy,  Athen  1888  S.  58—108;  Odeion:  'Jqx-  ^^^rioy  1889,  März;  Samm- 
lung im  Gymnasien  und  der  Demarchie,  vgl.  Ath.  Mitt.  4,  125  f. 

102.  Inseln  des  ägäischen  Meeres.  Chrtst.  Bondblmontit  Florentini  librum 
insulamm  Archipelagi  ed.  de  Sinner,  Lpg.  u.  Berlin  1824  (von  etwa  1414—22  in  Griechen- 
land; über  die  Handschriften  Sal.  REnfACH  in  der  Jubiläumsschrift  des  griechischen  Syl- 
logos  S.  181  f.  und  chroniques  p.  353  f.);  Dapper,  description  de  T Archipel,  Amst.  1688. 
deutsch  Augsburg  1688,  franz.  1703,  neugriech.  v.  Bernabdos,  Athen  1836;  Rondolf,  ^tat 
des  lies  de  r Archipel,  1867;  Lacroix,  les  iles  de  la  Grece,  Paris  1881,  27  T. ;  ['J.  MrjXiaQaxrjSy 
KvxXad&x(i,  Athen  1874;]  L.  Ross,  Reisen  auf  den  griechischen  Inseln  des  ägäischen  Meeres 
[, Inselreisen*]  Bd.  I— 111,  Stuttg.  u.  Tab.  1840—45;  IV.  (Reisen  nach  Kos,  Halikamassos, 
Rhodos  und  der  Insel  Cypem),  Halle  1852;  Fiedleb,  Reise  (S.  6);  Bevoit,  Archives  des 
missions  scientif.  II  386  ff.;  Michaelis,  A.  1864  S.  246  ff.  (Dolos,  Thera,  Sikinos  und  Paros); 
Th.  Bent,  Jst.  5,  42  ff.  u.  the  Cyclades,  London  1885,  m.  K. 

Museum  fQr  die  Kykladen  in  Syra. 

Aigila  s.  Lakonien. 

Aigina:  v.  Schabnhobst,  A.  1,  201  ff.,  m.  T.  A  (Plan);  E.  Aboüt,  m^m.  sur  File 
d*£gine,  Archives  des  missions  scient.  3,  481  ff.;  Ross,  archäol.  Aufs.  1,  45  f.;  Athena- 
tempel  (Herod.  3,  59)  mit  den  „Ägineten**  1811  von  C.  R.  Cockerell  und  Haller  ausge- 
graben: Cockebell,  the  temples  of  Jupiter  Panhellenius  [sie]  at  Aegina  and  of  Apollo 
Epicurius  at  Bassae,  London  1860  f.  m.  38  T.;  Stackblbebo,  Apollotempel  zu  Bassae  Beil.  3; 
Ross,  Kunstbl.  1837  Nr.  78;  Jonian  ant.  II  K.  6  ff.;  Klenze,  Reise  S.  175  ff.;  U,  Movazo- 
^vdrig,  'H  Aiyiyaia  1831  aQ.  i;  Ca.  Garnier,  le  temple  de  Jupiter  Panhellönien,  Paris  1884, 
m.  13  T.;  Langl,  Wandtafeln  I  11;  Iwanofp,  architekton.  Studien  L  T.  28;  Giebelfiguren 
in  Mfincben:  s.  griechische  Kunst,  arch.  Periode;  Tempel  (AphroditesV)  am  Hafen: 
abgeb.  Dodwell  I  T.  zu  S.  552;  Jonian  ant.  6  T.  1;  Klbnze,  a.  0.  S.  159  ff.,  T.  1,  1.  ~- 
Ende  der  zwanziger  Jahre  viele  Felsengräber  mit  meist  schwaizfigurigen  Vasen  ausge- 
beutet: B.  1829,  S.  122  f.  —  früher  Museum  (handschriftliches  Inventar  von  Kambanis), 
jetzt  alles  in  Athen. 

Amorgos  (Amurgos),  in  der  Kaiserzeit  Strafkolonie):  *J.  Mrjhagdxtjgf  'JfioQyog, 
Athen  1884  m.  K.;  JsXrlov  tijg  taroQixtjg  itaigiag  I.  S.  569  ff.,  m.  K.;  'ifOttyyidrjg,  IlaydijQa  t 
157  ff.;  Ath.  Mitt.  1,  328  ff.  u.  A.,  s.  Rbinach,  chroniques  p.  471,  2;  1888  französische  Aus- 
grabungen :  Deschamps,  Bch.  12,  324  ff.,  Funde  nach  Syra. 

Anaphe  mit  Tempel  des  ApoUon  Asgelatas:  L.  Ross,  über  A.  und  Anaphäische  In- 
schriften, bayer.  Akad.  1838  =  archäol.  Aufsätze  2,  486  ff.  m.  3  T.;  Ath.  Mitt.  1,  249  ff. 


112  Klassisohe  Konatarchäologie.    I.  Denkmälerkunde. 

Andros,  in  der  Eaiserzeit  (, Hermes  von  Andres*,  Bruckvann  18):  J.  E.  v.  Riyola, 
de  situ  et  antiquitatibus  insulae  Andri,  Progr.  v.  Offenburg,  Freiburg  1844;  Le  Bas,  Ra.  1846 
S.  273-92;  'J.  MrjXiagdxrjg,  negiygacpt}  xrjg  vrjaov  "JvdQov,  Hermup.  1881;  Ath.  Mitt.  1, 
235  ff.;  naydcjQa  K  B'  S.  184  f.  (Gaurion);  Jgayciratjg,  Uaqvaaaog  5,  781  ff.,  874  f.  (Turm 
des  hl.  Petros). 

Antiparos  s.  Paros. 

Delos  mit  der  Friedhofinsel  Rheneia:  zuerst  von  Boi^delmonte  beschrieben,  Ra. 
1883  I  75  ff.;  über  seine  Nachfolger  (besonders  Ra.  1830  I  S.  9  ff.;  B.  1830  p.  9  f.;  Ross, 
Inselr.  1,  30  ff.;  Bbnoit,  Archives  des  miss.  scientif.  II  (1851)  386  ff.)  Bch.  1,  219  ff.;  Altert. 
V.  Athen  III  K.  10  T.  1  ff.,  IV  K.  6  T.  1—3;  Plan:  Exp.  de  Mor^e  III  T.  1.  1873  fran- 
zösische Ausgrabungen,  dann  griechische  von  Stamatakis  'J^vaioy  II  131  ff.  IV  456  ff., 
seit  1877  wieder  französische  Ausgrabungen  (Nike  des  Archermos,  Frauenstatuen  u.  dgl.): 
J.  A.  Lebeoüe,  recherches  sur  Dolos,  Paris  1876,  m.  2  T.  u.  K.;  Hovolle,  Bch.  1,  219  ff., 
279  ff.,  2,  1  ff.,  3,  393  ff.  (Bildwerke),  515  ff.  (dekorative  Skulpturen);  les  fomlles  de  Dolos, 
Paris  1879,  m.  6  T.;  B.  de  la  soc.  göograph.  de  I'Est  1881  m.  K.;  Monuments  grecs  1878; 
Biblioth^que  des  öcoles  fran9.,  fasc.  49,  Paris  1887  m.  K.;  Hauvettb-Besnaült,  Bch.  6, 
295-352  (Tempel  der  fremden  Gotter);  P.  Paris,  Bch.  8,  406  ff.,  473  ff.,  m.  T.  20.  21: 
FouGEREs,  Bch.  11,  244  ff.;  Bürnoüf,  Ra.  n.  s.  26,  105  ff.;  G.  Hirschfeld,  Deutsche  Rund- 
schau 1884  H.  2;  Jbbb,  Jhst  1,  7  ff.;  Ussino,  Abb.  d.  k.  dän.  Ges.  der  Wiss.  1874  Nr.  1; 
Plan  bei  BXdekeb  zu  S.  143;  über  den  xBqdtiPog  ßtofiog  Bch.  8,  417  ff.  m.  T.  17—19.— 
Funde  in  Athen  und  Mykonos. 

Euboia.  J.  Girard,  m^m.  sur  File  d'Eub^e,  Missions  scientif.  1851;  E.  Bürsian, 
quaestionum  Euboicarum  capita  sei.,  Lpg.  1856;  Auo.  Baumeister,  Topographie  und  Skizze 
der  Insel  Euböa,  Lübeck  1864,  m.  2  T.  (vgl.  Vischeb,  kleine  Sehr.  1,  588  f.);  Rangabe, 
mtSm.  sur  la  partie  m^ridionale  de  l'Üe  d'Eub^e,  Mäm.  de  l'Acad.  des  inscr.  1853  p.  220  ff.; 
über  die  Nordküste  Ath.  Mitt.  8,  7  ff.  —  Sammlung  in  Chalkis. 

Artemision:  Lollino,  Ath.  Mitt.  8,  200  ff. 

Chalkis:  T.  nanaßaalXeiogy  U&tjyä  2,  149  ff.  m.  T. 

Eretria:  1891  amerikanische  Ausgrabungen  in  Theater  und  Gräbern  JeXtioy  1891 
S.  21  ff.;  Nekropole:  Bch.  3,  211  ff.  JeXtioy  1889  öfters. 

Stura,  Ruinen  auf  dem  Ocha  und  die  «Drachenhäuser"  :  Gibard  a.  0.  S.  708  ff.,  724; 
Rangab^  a.  0. 

[os  (Niö),  angebliches  Grab  Homers:  Welckeb,  Ztsch.  f.  Altertumsw.  1844  Nr.  37 
—41.  1845  Nr.  25  =  kleine  Schriften  3,  284  ff.;  Pasch  van  Erienen,  aus  dem  Nachlasse  v. 
L.  Ross,  Halle  1860. 

Kalaureia  (Porös),  Poseidontempel  (Palatia)  von  Ghandler  aufgefunden  (S.  177  der 
deutschen  Ausgabe),  Plan  bei  Lebas,  itin^r.  T.  15. 

Kalymnos,  nach  Zeitungsnotizen  von  1893  beachtenswerte  Ruinen. 

Karpathos:  Ross,  Inselr.  3,  50  ff.  (Karte  S.  62);  Baudoüin,  Bch.  4,  621  ff. ;  'Efifj, 
MayioXdxtjgj  Jtogixoy  il^cfta/Lta  Kagnddov,  Athen  1878;  Beut,  rockcut  tombs  of  Carpathos, 
Athenaeum  9.  Mai  1885;  Jhst.  6,  235  ff.  Auf  dem  benachbarten  Eiland  Saria  .Palatia'^: 
Phot.  d.  Inst.  Sporaden  10. 

Kasos:  Ross,  Inselr.  3,  32  ff.;  Bent,  Jhst.  6,  235  ff. 

Keos  (2iä)  (kolossaler  Löwe  u.  Türme;  , Torso  von  Eeos"):  Bröndsted,  Reisen  Bd.  L; 
*J,  Mr]Xiagdx7]g,  s.  Andres.;  Ilayay.  KctaxgtafAiyog,  ^EßdofAug  I.  1884  Nr.  32,  7.  Okt. 

Koros,  prähistorische  Funde:  Köhler,  Ath.  M.  9, 156  ff.  m.  T.  6. 

Kim 0 los  (Kimöli)  mit  vielen  Gräbern:  Ross,  Inselreisen  3,  22  ff. 

Kreta  tritt  immer  deutlicher  in  seiner  Bedeutung  für  die  ältesten 
Zeiten  der  griechischen  Geschichte  hervor;  die  Ergebnisse  der  Zeusgrotte 

sind  vielversprechend:  Fr.  Barozzi,  descrizione  dell'  isola  di  Greta  1577,  handschr.  im 
Museo  Correr  zu  Venedig  (vgl.  Mus.  Ital.  II  154);  Onori  Belli  Vicentino,  trattato  dell'  isola 
di  Candia  1583,  viel  benützt  (vgl.  Maffei,  Verona  illustrata  IV  p.  64),  Auszug  von  Zbno 
in  der  Ambrosiana,  vgl.  Museum  of  class.  ant.  II  (London  1852  3)  S.  263  ff.;  £d.  Falkener, 
description  of  some  important  theatres  and  other  remains  in  Crete,  from  a  map  bist,  of 
Candia  by  0.  Belli  1586,  London  1854,  8  T.  u.  Abb.;  0.  Dapper  (S.  111);  de  Torres  y  Ri- 
bera, antiquae  insulae  Cretae  periplus,  Venedig  1804,  m.  4  K.;  F.  W.  Sieber,  Reise  nach  der 
Insel  Kreta  im  griechischen  Archipelagus,  Lpg.  1823,  2  Bde.  mit  14  T.  u.  K.;  R.  Pashlet, 
travels  in  Crete,  Cambr.  u.  Lond.  1837,  2  Bde.;  Thbnon  Ra.  Bd.  14—18;  Raulen,  description 
de  nie  de  Cröte,  Paris  1859-61,  2  Bde.  m.  Atlas;  T.  A.  B.  Spratt,  travels  and  researches 
in  Crete,  London  1865  7,  2  Bde.  m.  T.  u.  K.;  G.  Perrot,  File  de  CrMe,  Paris  1867. 

In  Eraklf  befinden  sich  das  kretische  Landesmuseum  und  ein  tpiXexnatdevxtxog 
avXXoyog :  KardXoyog  rwy  iy  tiJ  fAovffeUo  rov  (piXexnaid.  avXXoyov  'HgaxXeiov  äq^moTrixtay, 
Herakleion  1888;  Kgrjrixai  aQ^aiorr^xeg  o.  0.  u.  J.  (Album  m.  20  Phot.). 


Kap.  V.    Aröhäologisohe  Ortsknnde.    (§  102.)  113 

Anopolis  Pediados. 

Aptara  oder  Aptera  (Paljökaatro) ,  1862  und  1864  französische  Ansgrabungen : 
Wbschsb,  Ra.  n.  s.  10,  75  ff.;  Arcluves  de  miss.  scient.  II.  s.  Bd.  1,  439  ff. 

Axos. 

Gortjs  (Aji-Dheka):  Abgab.  Toürnsfobt,  voyage  litt.  II.;  die  alte  Eönigsstadt  hat 
Schliemann  nicht  auffinden  können;  Tempel  des  pythischen  Apollo  von  Halbherr  aus- 
gegraben: Museo  Italiano  II  Sp.  181  ff.,  561  ff.  m.  T.  7—9;  Mon.  ant.  I  Sp.  9  ff.  m.  T.  1—5; 
angebliches  Labyrinth  (nach  anderen  Steinbruch):  Pbokesch,  Steiermärkische  Ztsch.  N.  F. 
m  (1886)  H.  1  S.  89  ff.  und  Denkwürd.  1,  606  ff.  mit  Plan. 

Kreta  eigentömlich  sind  die  vielen  heiligen  Grotten: 

idäische  Zeusgrotte:  Fabbicius,  Athen.  Mitt.  10,  59  ff.;  vom  Syllogos  ausgegraben: 
Halbhbkb  und  Obsi,  Museo  ital.  II  punt  3  m.  T. 

Grotte  der  Eileithyia  bei  Anmisos  (Od.  r  188  erwähnt)  mit  Resten,  deren  älteste 
aus  der  mykenischen  Periode  stammen:  Ausgrabungen  durch  den  Syllogos  (Beschreibung 
vor  dem  Katalog  des  kretischen  Museums  S.  13  ff.). 

Grotte  von  Amarion. 

Grotte  von  Psychikö:  Ausgrabungen  des  Syllogos. 

Melos  (Milos),  die  am  frühesten  durchsuchte  Insel;  von  ihr  tragen 
die   Aphrodite   und    die   melischen  Vasen   ihren  Namen :  Ross,  Inselr.  3,3  ff., 

145  ff.;  Pbokesch,  Denkwürd.  1,  536  ff.  2,  203  ff.;  Lekobmant,  A.  1,  341  ff.;  grosse  Nekro- 
pole  (Plan  Exp.  de  Mor^e  III  T.  28),  Pläne  von  Grabanlagen:  Ross,  S.  10.  15.  16,  teilweise 
christlich:  Ross  a.  0.  S.  145  ff.  m.  Abb.;  Batet,  Beb.  2,  347  ff.  m.  Plan;  in  den  Gräbern 
Vasen  (s.  oben)  und  Terrakotten:  0.  Rossbach,  griechische  Antiken  S.  20  ff.  Karten  bei 
Kabl  Khbehbubo,  die  Inselgruppe  von  Melos,  Lpg.  1889. 

Mykonos  (Mlkoni):  um  1828  Ausgrabungen;  Lokalsammlung. 

Naxos:  E.  CtTBTnrs,  Naxos,  Berlin  1846,  1  K.;  E.  Dugit,  deinsula  Naxo,  Paris  1867. 
Oliaros;    I.  ÜQfüTodixogj  ij  'OXlagog  xai   ro  cnijXaioi/  avrijg,  'j&ijyMoy  H'  351  f. 

Faros:  Ross,  Inselr.  1,  44  ff.;  Pbokesch,  Denkwürd.  2,  20  ff.,  44  ff.;  Thibbsch,  über 
Faros  und  parische  Inschriften,  Abb.  der  bayer.  Akad.  1834  I  S.  583-644,  m.  2  T.;  F.  M. 
W.  Beckeb,  de  Paro  insula  I.  chorographia,  Diss.  v.  Münster  1868  m.  K.;  Fragmeute: 
Altert  V.  Athen  IV  K.  6  T.  4-7;  Katalog  der  Skulpturen:  Löwr,  Arch.  ep.  Mitt.  11,  147  ff. 
m.  T.  5 — 9  (hier  sind  auch  die  Sammlungen  der  Inseln  besprochen).  Antiparos:  Ross, 
Inselr.  1,  53;  Bbnt,  on  prehistoric  remains  in  A.,  J.  of  the  anthropological  mstitute,  XIV 
(1884)  H.  2. 

Peparethos  (Skopelos):  Gibabd,  Beb.  3,  180  ff.  (p.  59  Litteratur);  £.  'J.  Oixoyofiog, 
17  vijcog  nenaQtj&os,  Jena  1883;  Sxaß^yr^og,  llx&ecig  aQX'fioXoyixrj  ne^i  tijg  njcov  £xoniXov, 
Athen. 

Pholegandros:  '/.  Kotrtagivijg,  Üaydiaga  fC  S.  640  f. 

Pityusa  (Petscha  oder  Spetscha)  scheint  nur  bvzantinische  Denkmäler  zu  haben: 
'Ay.  K,  'Ogiaydovy  neg.  t^g  yijffov  Uixaag  rj  JSnBxamy,  Athen  1878  S.  8  ff. 

Sikinos:  L.  Ross,  «QxnioXoyLa  ttjg  yijaov  Zixiyov,  Lektionskatalog  von  Athen  1837 
(verkürzt  Arch.  Aufs.  2,  480—85);  H.  Reinoakuk,  die  Sporadeninsel  S.,  Darmstadt  1839, 
Ztech.  f.  d.  Altertumsw.  1838  Nr.  86  S.  697. 

Siphnos:  Zifpyiaxa  von  Dhraghatsis  versprochen,  vgl.  UaQyaacog  8,  143  f. 

Skiathos:   Gibabd,  Beb.  3,  186  ff.  (Litteratur  p.  59  f.). 

Sky  ros:  Pbokesch,  Denkwürd.  2,  183  f.  194  ff.;  Lebeoue,  Ra.  n.  s.  25  (1873),  173  ff.; 
Gibabd  a.  0.  p.  59  ff. 

Syros  (Sira):  'J^ijyaioy  2,  513  ff.  643  ff.,  4,  3  ff.;  KXcSy  Ixitpayog,  iniygag)ttl  rijg 
yrjaov  £vQov,  Athen  1875;  CoifZE,  zwei  griech.  Inseln,  Syra  und  Samothrake,  Osten*.  Wochen- 
schrift für  Wiss.  und  Kunst,  N.  F.  Wien  1872  S.  201  ff.;  vorgriechische  Nekropole  bei 
Panagia  della  Grazia  an  der  Ostküste;  —  Sammlung  im  Gymnasion. 

Ten  OS  (Tinos):  Ross,  Inselr.  1,  11  ff.;  MavQOfiaQÜg,  negiodeia  t^g  Tijyov  ^rot  ce^/etio- 
trjTsg  Tijff  yijaov  ravtrjg,  Athen  1865;  Ath.  Mitt.  2,  59  ff.;  'EnafjL,  rsatQyayjonovXog,  Tijyiaxdy 
Athen  1889  S.  18.  35  ff .  —  ehemals  Sammlung  bei  der  Kirche  der  Evangelistria:  Ross, 
Inselr.  1,  17. 

Thera  (Santorin),  unter  einer  Decke  von  Bimsstein  Reste  uralter 
Wohnungen  und  Gräber: 

H.  Maxet,  de  insula  Thaso,  Paris  1874  m.  K.;  Fougtri,  Santorin  et  ses  ^ruptions, 
Paris  1879  (Über  die  Ausgrabungen  S.  94—  131)  und  Arch.  des  missions  scient.  s.  II.  Bd.  4, 
223  ff.;  Ra.  23,  271  ff.;  R.  d.  deux  m.  83  (1869),  923  ff.;  Lenormant,  Ra.  n.  s.  XIV  423  ff. 
Acad.  des  inscr.  1866  p.  269  ff. ;   vgl.  Pegues,  bist,  et  ph^nom^nes  du  volcan   et  des  lies 

fiaudbuch  der  kU».  AltertuniRwinsenscbaft.  VI.  8 


114  Klassische  Kunstarohäologie.    L  Denkmälsrkunde. 

volcaniques  de  Santorin,  Paris  1842;  Felsengräber:  Ross,  A.  1842  p.  15  ff.  M.  III  20.  26, 

4.  5,  vgl.  auch  Ross,  Inselreisen,  3,  27  ff.;  Ga.  8  T.  32  S.  220  f.;  würfelförmiges  Tempel- 
chen: M.  III  25,  9,  besser  Ga.  8  T.  37  S.  221  f.  —  Sammlung  in  der  Ecole  fran9aise  zu 
Athen  (vgl.  Schlibmann,  Tiryns  S.  67  f.  119.  134.  157). 

103.  Jonische  Inseln.  W.  Goodisson,  historical  and  topographical  essay  on 
Corfu,  Leucadia,  Cephalonia,  Ithaca  and  Zante,  London  1822,  m.  4K.  u.  8T.;  0.  Ribhann, 
rech,  archöol.  sur  les  lies  ioniennes,  Bibl.  des  ^c.  fran^.  fasc.  8.  12.  18,  Paris  1879—80 
I.  Korfa,   IL  Eephallenia,  III.  Zante,   IV.  Cerigo,   V.  Anhang. 

Ithaka  (Thiäki),  um  Homers  willen  oft  untersucht,  aber  mit  wenig 

Ergebnissen :  W.  Gell,  the  geography  and  antiquities  of  Ithaca,  London  1807,  m.  14  T. 
(phantastisch);  Lee,  Archaeologia  33  (1849)  S.  36  ff.,  T.  2.  3;  Schliexakk,  I.,  der  Pelo- 
ponnes  und  TVoja,  Lpg.  1869;  beste  Karte  bei  Pabtsch,  EephaUenia  und  I.,  Petermanns 
geogr.  Mitt.  Ergänzungsh.  98,  Gotha  1890,  m.  2  K.;  £.  Seilliebe,  une  excursion  ä  Ithaque, 
Paris  1892. 

Kephallenia  (Kefalloniä) :  G.  Biedermann,  die  Insel  K.  im  Altertum,  Progr.  v. 
München  1887,  m.  5T.;  Pabtsch  (s.  Ithaka)  —  Museum  in  Argostoli;  Privatsammlungen 
von  A.  Migliarfessi  und  Tsimaratos  (s.  Riemann  a.  £.). 

Krane  s.  Pabtsch  a.  0.    Same,  Akropolis  abgeb.  bei  A.  v.  Wabsbebg,  Ithaka  T.  2. 

Kerkyra  (Korfli):  O.  Ribkann  (s.o.);  Bebnh.  Schmidt,  korkyräische  Studien, 
Lpg.  1890 ;  beste  Karte  bei  Pabtsch,  88.  Ergänzungsh.  v.  Petermanns  Mitt.;  Museum  in  der 
Hauptstadt  —  Hauptstadt,  jetzt  Paljöpolis:  A.  v.  Wabsbebo,  Lützows  Kunstchronik  1884 

5.  290  ff.;  Nekropole:  Obioli  in  der  Gaz.  degli  stati  uniti  delle  isole  lonie  1843  und 
1846;  dorischer  Tempel  zu  Kardhäjki  (Cardacchio) :  Cockebell  etc.,  Antiqu.  of  Ath.  3.  Lief. 
T.  4 — 8;  Klenze,  Apliorismen  S.  lOff.;  Artemistempel  mit  Tausenden  von  Terrakotten, 
Ausgrabungen  von  Karapanos,  Funde  in  seiner  Sammlung  (S.  39):  Leohat,  Beb.  1891 
S.  1-112. 

Leukas  (Santa  Maura):  beste  Karte  bei  J.  Pabtsch,  die  Insel  L.,  Petermanns 
Mitt.,  Ergänzungsh.  Nr.  95,  Gotha  1885. 

Zakynthos  (Zante,  gespr.  Tschante):  Riemann,  Kap.  II L 

104.  Italien.  Zusammenfassende  Darstellungen  der  alten  Denkmäler 
Italiens  haben  zumeist  fremde  Gelehrte,  Reisende  und  Künstler  versucht: 

Laub.  Scbbadeb,  monumentorum  Italiae  U.  IV.,  Helmstädt  1592;  Gluyeb,  Italia  antiqua, 
Amst.  1623  u.  ö.,  dazu  Holstenius  adnotatt.  ad  Gl.,  Rom  1666  u.  ö.;  Lalandb,  voyage 
d'un  Fran^ais  en  Italic.  Paris  1769,  2.  A.  1786,  9  Bde.  mit  Atlas;  Felix  Radel,  voyage 
dans  les  principales  villes  de  Tltalie,  Paris  1815,  2  Bde.;  M.  Pbunettt,  viaggio  pittorico 
antiquario  d'Italia  e  Sicilia,  Roma  1820,  4  Bde.;  Bilderwerke:  M.  Sadeleb,  vestigi  delle 
antichit4  di  Roma,  Tivoli,  Pozznoli  et  altri  luochi,  Prag  1606  f.,  Rom  1660  mit  50  Abb.; 
Babbault,  recueil  de  divers  mon.  anciens  repandus  en  plosieurs  endroits  de  Tltalie,  Rome 
1770  f.,  m.  166  T.;  (Piboli)  Chef-d'oeuvres  de  Tart  antique,  tiräs  de  coUections  d'ltalie  et 
princip.  du  Mus^e  royal  de  Naples  avec  texte  p.  H.  Feybb,  Paris  1866  -  67,  3  s^ries,  5  Tle. 
m.  579  T.    Anderes  ist  schon  S.  39  f.  verzeichnet. 

Während  für  die  Geschichte  der  älteren  Ausgrabungen  die  Register 
zum  Bullettino  des  archäologischen  Institutes  die  Nachweise  liefern,  stand 
bisher  im  neuen  Italien  eine  Generaldirektion  der  Altertümer  an  der  Spitze, 
von  welcher  die  „Notizie  degli  scavi  di  antichita"  1876  flf.  ausgingen; 
dieselben  sind  den  Schriften  der  Accademia  de'  Lincei  beigegeben  und 
bilden  seit  1886  den  zweiten  Teil  der  Memorie.  Alles  übrige  ist  über 
Bruchstücke  nicht  hinausgekommen: 

FiOBELLi,  sair  ordinamento  archeologico,  Roma  1883 ;  Bullettino  archeologico  italiano 
pubbl.  da  G.  Minervini  I.,  Nap.  1862;  Fiobelli,  solle  scoverte  archeologiche  fatte  in  Italia 
dal  1846  al  1866,  Nap.  1867  (im  Anhang  Bibliographie);  Luigi  Tobblli,  manuale  topogra- 
fico  archeologico  dell'  Italia  1.  fasc.  (Atti  dell'  Inst.  Veneto  di  scienze  lottere  ed  arti  s.  IV 
v.  1,  1872)  und  riassunto  del  primo  vol.  del  man.  top.  arch.  d*Italia  1875. 

Nur  die  sogenannte  prähistorische  Forschung  ist  fest  organisiert.  Sie 
hat  ein  eigenes  Landesmuseum  in  Rom,  ihre  besondere  Zeitschrift  (Bullet- 
tino di  paleontologia  italiana,  Parma  seit  1875)  und  eine  Bibliographie 
(PiGORiNi,  materiaux  pour  l'histoire  de  paleontologie  italienne.  Bibliographie, 


Kap.  V.    Archftologiflohe  Ortsknnde.    (§§  103—105.)  115 

Parma  1874;  Saggio  d  un  catalogo  bibliografico  antropologico  ital.,  Modena 
1883). 

B.  Gastjlldi,  iconografia  di  alcuni  oggetH  di  remota  antiohitä  rinvenati  in  Italia, 
Torino  1869,  m.  10  T.;  ders.,  lake  habitations  aod  prebistoric  remains  in  ....  Northern  a. 
Central  Italj,  London  1865,  2T.;  E.  B.  SoBMAin,  Varcbeologia  preistorica  in  Italia,  1875; 
Sammliing  von  Steingeräten  bei  Prof.  Bellocci  in  Perugia;  Moseum  in  Rom:  L.  Pioobini, 
il  museo  naz.  preistorico  ed  etnografico  di  Koma  1881,  sec.  rel.  1884;  vgl.  Brizio,  Nuova 
antologia  s.  III.  Bd.  24. 

105.  Sicilien  ist  seit  dem  sechzehnten  Jahrhundert  schon  von  den 
Einheimischen  durchforscht  worden;  zahlreiche  Studien  und  Bilderwerke 
beziehen  sich  auf  seine  Denkmäler.  Für  periodische  Veröffentlichungen 
ist  seit  langem  gesorgt:  früher  durch  die  Annali  civili  del  regno  delle  due 
SicUie,  1852 — 60,  später  das  Bullettino  della  commissione  di  antichita  e  belle 
arti  di  SicUia  (Palermo  1864 — 75)  und  Archivio  storico  Siciliano  1873 — 4, 
n.  s.  1877  ff.;  jetzt  ist  La  Sicilia  artistica  ed  archeologica  (1887  ff.)  dazu 
gekommen.  Eine  Sammlung  sicilischer  Altertümer  hatten  zuerst  die  Je- 
suiten von  Palermo  unternommen ;  dieselbe  ging  in  das  Landesmuseum  zu 
Palermo  auf.  In  der  Zeit  der  privaten  Yasenausgrabungen  haben  mehrere 
Adelige  Sanunlungen  angelegt,  die  meist  weiter  verkauft  wurden. 

Tb.  Fazbllus,  de  rebus  Siculis  1558  u.  5.;  Ant.  Mongitore,  bibliotbeca  Sicula,  Pa- 
nonni  1707—14,  f.  2  Bde.;  Gbaevii  tbesaurus  antiqnitatum  et  bistoriaram  Siciliae  Sar- 
diniae  Corsicae,  Lugd.  Bat  1723—5,  15  Bde.  f.;  J.  d'Obyillb,  Sicula,  Amsterdam  1764, 
2  Tle.  f.;  N.  Magoiobe,  monamenti  Siciliani  di  anticbitä  figurata.  Pal.  H.  1 ;  ders.,  due 
opuBColi  arcbeolog.,  Pal.  1834  (Akragas,  Selinus,  Eryx,  Segeata):  J.  Schübbino,  bist.-geogr. 
Studien  fiber  Altsicilien,  Rhein.  Mus.  28,  81  ff.  und  sicilische  Studien,  Ztscb.  f.  Erdkunde 
9,  365  ff.;  A.  üolm,  Beiträge  zur  Berichtigung  der  Karte  des  alten  Siciliens,  Lübeck  1866 
m.  K.;  Cavailabi,  sulla  topografia  di  talune  citta  greche  di  Sicilia,  (Pal.  1880);  Febd.  Fbeih. 
V.  AiiDBiAV,  prfthistorische  Studien  aus  Sicilien,  Ztscb.  f.  Ethnol.  X.  Suppl.  (1878)  m.  8  T.; 
G.  M.  CAFADicci,  dizionario  delle  antichita  esistenti  in  Sicilia,  Siracusa  1820;  F.  S.  Cayal- 
LARi,  relazione  sullo  stato  delle  antichita  di  Sicilia,  sulle  scoverte  e  sui  ristauri  fatti  dal 
1850  al  1872,  Pal.  1872.  —  Reisen:  Ign.  Patebkö,  princ.  di  Biscari,  yiaggio  per  tutte  le 
antichita  della  Sicilia,  Nap.  1781,  m.  2  T.,  Pal.  1784;  Hodel  und  Saint-Non  (s.  S.  106);  J. 
P.  D*OsTEBWALD,  vojBge  pittoresquo  en  Sicile,  Paris  1822—26,  2  Bde.  —  Bilderwerke: 
GlBTNBB,  Ansichten  der  am  meisten  erhaltenen  Monumente  Siciliens,  1819;  Dom.  duca  di 
Sebbadifalco,  le  antichita  di  Sicilia  esposte  ed  illustrate,  Palermo  1834—42,  5  Bde.  f. 
(11.  Selinus,  IV.  Syrakus,  V.  Katana)  und  vedute  pittoriche  degli  antichi  monumenti  della 
Sicilia,  Neapel  1843,  m.  24  T.;  J.  Hittobff,  architecture  ant.  de  la  Sicile,  Paris  1827,  mit 
Atlas,  1870  m.  Atlas  y.  89  T.;  S.  Anoell  a.  T.  Evans,  sculptured  metopes  in  Sicily,  Lon- 
don 1826,  f.  Terrakotten:  Fb.  Avolio,  delle  antiche  fatture  d'argilla  che  si  ritrovano 
in  Sicilia,  Palermo  1829,  m.  12  T.;  Kekul^,  die  antiken  Terracotten  II.  die  T.  y.  S.,  Stuttg. 
1884,  f.  m.  61  T.  Yorgriechisches:  Andbcak  (s.  oben);  Orsi,  B.  di  paleontol.  ital.  s.  II 
1  5  a.  15  S.  158  ff.  197  ff.  T.  4—7;  Maucbbi,  su  talune  tombe  antichissime  ...  tra  Licata 
e  Racalmuto  (im  Sfiden  der  Insel).  A.  1880  S.  5  ff. 

Auf  Sicilien  kreuzt  sich  der  griechische  Einfluss  mit  dem  phöniki- 
sehen,  welcher  im  Westen  durch  die  politischen  Verhältnisse  unterstützt 
wird;  in  der  Kaiserzeit  ist  das  Land  bereits  romanisiert  (vgl.  Ps.  Plato 
ep.  8  p.  353;  Plut.  Timol.  17). 

Akragas  (Girgenti),  Blütezeit  unter  Theron  (488-73),  tpiXayXaog  xaXXiara  ßQoteay 
TtoUtoy  (Pind.  Pyth.  12,  1),  Ol.  93,  3  von  den  Karthagern  zerstört;  mehrere  Tempel  (z.  B. 
der  des  olympischen  Zeus:  Diodor  13,  82)  (Hera  von  Girgenti,  im  brittischen  Museum); 
1804—8  Ausgrabungen:  R.  Politi,  il  viaggiatore  in  Girgenti,  Girg.  1826,  2.  Aufl.  1842,  m. 
40  T.;  J.  Scbübbino,  bist  Topographie  von  Akragas  in  Sicilien,  Lpg.  1870  (ital.  Turin  1888), 
m.  2K.;  Houbl,  voyage  IV  T.  218.  221;  Gabtneb,  T.  1  ff.;  Sebbadifalco,  Bd.  III.  C1836); 
fiber  den  grossen  nie  vollendeten  Zeustempel  Wilkins,  111  T.  14—17;  Klbnze,  d.  Tempel 
des  olymp.  Jupiter  zu  Agrigent,  Stuttg.  o.  J.;  Cockbbell,  Antiqu.  of  Athens  T.  1—8;  Ne- 
kropole:  S.  Melb,  sepolcri  acragantini,  Trani  1886    —  Museum:  Jhst.  12,  46  ff. 

Akrai  (Palazzölo),  viele  Gräber  am  Monte  Pinita  mit  Vasen  und  Terrakotten: 
G.  JuDiCA,  le  antichita  di  Acre,  Messana  1819,  f.;  John  Hogg,  Museum  of  classical  antiq., 

8* 


11g  ElassiBohe  KonBtarchftologie.    I.  Denkmftlerknnde. 

II  240  £P.;  J.  SoHUBRiNO,  Akrae-Palazzolo,  Jahrbb.  f.  Pbil.  Sappl.  4,  659  ff.;  Gaetako  Gomiso, 
ricercbe  per  Tistoria  dei  popoli  acrensi,  Nicastro  1873  (prähistorische  Fo^de).  Funde  in 
Syrakus  u.  in  den  Privatsammlungen  Baron  Judica  und  Bonelli-Ferla  in  Palazzolo. 

Centnripae  (Centorbi)  bietet  viele  kleine  Funde:  Phil.  Ansaldi,  monum.  deir 
antica  Gentnripi,  Cat.  1851.    Sammlung  Ant.  Gamerano. 

Enna  mit  Schlenderbleien  aus  dem  Sklavenkriege  133—32  v.  Ghr. 

Erjx  s.  Segesta. 

Gela,  Glanzzeit  498—485:  Pizolanti,  memorie  istoriche  deir  antica  cittli  di  Gela, 
Palermo  1753;  G.  Linabes,  alcune  parole  sul  vero  sito  di  G.  in  Licata,  Palermo  1845; 
ScHVBBiKo,  Rhein.  Mus.  28,  65  ff. 

Himera,  Mitte  des  7.  Jahrhunderts  von  Zankle  aus  kolonisiert,  408  zerstört,  Über- 
bleibsel in  Thermai  angesiedelt:  1862  Tempel  ausgebeutet,  Funde  in  Palermo;  B.  Romano, 
antichitä  termitane,  Palermo  1838,  m.  2  T. 

Eatan a  (Gatania),  Kolonie  aus  Naxos,  nur  476—61  syrakusanisch,  mit  Tempel, 
zwei  Theatern,  Amphitheater  (abgeb.  z.  B.  bei  Dahk,  Urgeschichte  I  S.  162  Tafel)  und 
Zirkus:  D.  Petbi  Gapreri,  monumenta  historica  urbis  Gatanae  IL  IV.,  Gat.  1639—41,  mit 
Noten  im  Thes.  Sic.  Bd.  X.;  V.  M.  Ahioo  et  Statella,  Gatana  illustrata,  1740 — 46;  (Giao. 
Mabia  Patebnö)  Del  ginnasio  ed  anfiteatro  di  Gatania,  Palermo  1770,  f.;  A.  Holm,  das 
alte  Gatania,  Lübeck  1873;  M.  Mdsümeci,  illustrazione  delP  odeo  di  Gatania,  G.  1822,  m. 
IT.  —  Museo  Biscari,  begründet  durch  die  Ausgrabimgen  des  Principe  B.  im  18.  Jahr- 
hundert: D.  Sestini,  descr.  del  museo  antiquario  e  del  gabinetto  d'istoria  naturale  del  Prin- 
cipe di  B.,  Livomo  1787,  m.  Münzbildem;  Jhst.  12,  56. 

Leontinoi:  Golttmba,  archeologia  di  Leontini,  Archivio  stör.  Sicil.  1891. 

Lilybaeum:   A.  di  Gibolamo,  sulV  origine  ed  antichit&  di  Lilibeo,    Palermo  1856. 

Mazara:  Akt.  Gastiglione,  sulle  probabili  origini  di  M.,  M.  1875  und  sulle  cose 
antiche  della  citta  di  M.,  Alcamo  1878. 

Megara  Hyblaia:  J.  Sohubbiko,  Umwanderung  des  megarischen  Meerbusens  in 
Sicilien,  Zisch,  f.  allg.  Erdkunde  N.  F.  17  (1864),  434  ff.;  1879,  1889  u.  1891  Ausgrabungen: 
Gavallabi  u.  Obsi,  in  den  Mon.  ant.  ined.  I.  Abt.  4  (1892)  Sp.  689  ff.  m.  10  T.;  über  die 
Terrakotten:  F.  S.  Gavallabi,  Boli.  d.  comm.  di  ant.  e  belle  arti  di  Sic.  1873  Nr.  6;  Eekul^, 
die  Terrakotten  v.  Sicilien,  Berlin  1884  S.  7. 

Panormos  (Palermo),  anfangs  punisch,  dann  gemischt:  B.  Romano,  saggio  sopra 
alcuni  antichi  avanzi,  Palermo  1827;  J.  Schubbikto,  die  bist.  Topographie  v.  Palermo, 
1.  T.  Lübeck  1870;  R.  Salvo  e  S.  Lanza,  guida  di  Palermo  e  dintomi,  Palermo  1875;  V.  de 
GiovANin,  la  topografia  antica  di  P.  dal  sec.  X.  al  XY.,  Pal.  1884  m.  E.  u.  8  T.,  u.  sulla 
topografia  antica  di  P.,  P.  1887  m.  1  T.;  Sarkophage  s.  S.  42;  GrÄber:  B.  1834  p.  209; 
Museum  s.  S.  42;  Sammlung  der  Universität. 

Segesta,  Stadt  der  Elymäer,  wahrscheinlich  altjonischer  Abkunft  (Meisteb,  Philol. 
49,  647  ff.),  unter  Augustus  römische  Kolonie;  unvollendeter  dorischer  Tempel:  Wilkins 
E.  5;  Sebbadifalco  I;  Gäbtneb  a.  0.;  Hittobff  u.  Zanth  a.  0.;  Fkaccia,  Egesta  e  i  suoi 
monumenti;  A.  Mabbone,  cenni  sulle  antichitä  di  Segesta,  Palermo  1827;  Hittobff 
a.  0.  T.  2 — 6  u.  recueil  des  mon.  de  S^geste  et  de  S^linonte,  Paris  1870;  in  der  Nähe 
Tempel  der  Aphrodite  auf  dem  Eryx  (25  n.  Ghr.  von  Tiberius  restauriert,  Tac.  A. 
4,  43,  dann  wieder  von  Glaudius  Suet.  Glaud.  25):  G.  Gastbonovo,  Erice  oggi  Monte  San 
Giuliano  in  SicUia,  2  Tle.,  Pal.  1873—75. 

Selinunt  mit  einer  ganzen  Gruppe  von  Tempeln,  welche  man  jetzt  mit  römischen 
Buchstaben  bezeichnet;  das  Bewegliche  in  Palermo:  Houel  T.  16  ff.;  Hittobff  T.  10—29; 
Sebbadifalco  Bd.  II;  Bbi^vdobf,  die  Metopen  von  Selinunt  mit  Untersuchungen  über  die 
Geschichte,  die  Topographie  und  die  Tempel  von  Selinus,  Berlin  1873  m.  T.  (S.  5  A.  1 
Verzeichnis  der  älteren  Litteratur;  in  der  Einleitung  auch  über  die  übrigen  Entdeckungen, 
z.  B.  die  Nekropolis).  Neuere  Funde:  Mon.  ant.  I  S.  950  ff.  (alter  Tempel,  G  mindestens 
gleich);  B.  d.  comm.  di  ant.  e  belle  arti  di  Sic,  H.  4  (1871)  S.  2  ff.;  das.  1872  m.  T.  (Ne- 
kropole  von  Galera  u.  Bagliazzo);  A.  Salinas,  degli  oggetti  rinvenuti  negli  scavi  di  Sei. 
1883,  Notizie  d.  scavi  1883  p.  287  ff.  m.  3  T.  (Terrakotten  und  Kreidestücke);  Herakles- 
tempel auf  der  Burg:  J.  S.  Gavallabi,  Not.  d.  scavi  1884  S.  318  ff.;  J.  J.  Hittobff,  re- 
stitution  du  temple  d'Empädocle  ä  Sölinonte,  Paris  1851  m.  24  T.  (vgL  A.  2,  263  ff.);  neue 
Pläne  der  Tempel:  AA.  1893  S.  12. 

Solus  (Solnnte),  unter  karthagischer  Herrschaft  doppelsprachig :  Sebbadifalco,  cenni 
sugli  avanzi  dell'  ant.  Solunto,  Palermo  1831,  f.;  Giov.  Sal.  Page,  Solunto  ossia  le  rovine 
di  un'  antica  cittä  sul  monte  Gatelfano,  Palermo  1872;  A.  Salinas,  Solunte,  ricordi  stör. 
e  arch.,  Paris  1884;  ders.,  scavi  di  S. 

Syrakus  (Siracusa),  am  Schluss  des  8.  Jahrhunderts  gegründet:  Mibabella,  dichia- 
razioni  della  pianta  dell'  antiche  Siracuse,  Napoli  1613  f.  m.  T.;  Giac.  BoNAKia,  l'antica 
Siracusa  illustrata,  Messina  1624  (delle  ant.  Siracuse),  o.  0.  1717,  2  Bde.,  latein.  v.  Haveb- 


Kap.  y.    Arohäologisohe  Ortskimde.    (§  106—107.)  117 

CAMP,  Lngd.  B.  0.  J.;  W.  Leakb,  topographical  and  historical  notos  on  Syracuse,  Trans- 
actions  of  literature,  London  1848  m.  2  K.;  Cayallari  (Vater  und  Sobn)  und  Holm,  topo- 
grafia  archeologica  di  Siracusa,  Palenno  1883  m.  15  T.,  kürzer  bearbeitet  von  Lupüs,  die 
Stadt  SvTakns  im  Altertum.  Eine  bist. -topogr.  Skizze,  Strassburg  1885;  Gavallari,  appen- 
dice  della  topogr.  archeol.  di  Sir.,  Turin  u.  Palermo  1891  m.  T.  Ausgrabungen  von  Lan- 
dolina;  Tempel:  Beül£,  les  temples  de  Syracuse,  SA.;  Tempel  der  Artemis  auf 
Ortygia:  Wilkins,  Magna  GraeciaE.  2;  Theater:  Houel  III  T.  187  ff.;  Wilkins,  Magna 
Graecia  K.  2  T.  7;  Ant.  of  Athens  p.  48  T.  4.  5;  Grabkammern:  Relazione  su  di  un* 
antica  stanze  sepolcr.  in  Siracusa,  Girg.  1827;  sehr  alte  Nekropole  von  Fusco:  Mauceri, 
A.  1877  S.  37  ff.  T.  A — D;  Grab  von  Matrensa  aus  der  mykenischen  Periode:  Helbio  A. 
1877  p.  56  ff.  m.  T.  8;  —  Funde  im  dortigen  Museum  (»Venus  von  Syrakus*,  vgl.  Gaval- 
lari, Sicilia  artistica  III  p.  5  ff.  m.  2  T.):  Jhst.  12,  56  ff. 

Tauromenion  (Taormina),  erst  seit  358  griechische  Stadt;  berühmtes  Theater 
(Phot);  Lokalmuseum:  vgl  AZ.  1878  T.  1. 

Thermai   s.  Himera. 

Xiphonia:  A.  Holm  und  L.  Vioo,  Archivio  storico  Sicil.  I.  Pal.  1873  S.  156  ff., 
295  ff. 

[Malta  gehört  archäologisch  zu  Afrika.] 

Panda taria  (Pantelleria) :  G.  dalla  Rosa,  abitazioni  deir  epoca  di  pietra  neir 
isola  di  P..  Parma  1871,  m.  2  T. 

106.  ünteritalien.  Dieser  Teil,  schon  durch  die  zahlreichen  griechi- 
schen Kolonien  interessant,  ist  in  seiner  Gesamtheit  oder  in  seinen  Haupt- 
teilen besonders  oft  behandelt  worden;  er  war  auch  früher  durch  das 
»Bulletino  archeologico  napoletano*  (Nov.  1842 — 8,  6  Bde.  nuova  serie 
1.  Juli  1852 — 60  [3]  in  der  Archäologie  vertreten,  während  jetzt  die  „r, 
accademia  di  archeologia,  lottere  e  belle  arti**  in  Neapel  (Rendiconto 
1862  S„  Atti,  Napoli  1865  flf.  XIH.  1887—9,  m.  T.)  für  ihn  sorgt.  Die 
Accademia  Pontaniana  in  Neapel  (Atti  1832  flf.  Rendiconto  1853  flf.)  hat 
für  uns  wenig  Bedeutung.  Wir  scheiden  die  Kolonien  von  den  einheimi- 
schen Städten  nicht,  denn  in  der  alexandrinischen  Zeit  überschwemmten 
ihre  gewerblichen  Erzeugnisse  die  Hinterländer;  dagegen  schritt  unter  den 
Römern  die  Verschmelzung  der  Nationalitäten  rasch  vor.  Zu  Strabos  Zeit 
(6,  389)  waren  nur  noch  Tarent,  Rhegion  und  Neapolis  griechisch ;  Prokop 
musste  den  Namen  Grossgriechenland  schon  begründen. 

Litteraturverzeichnis  im  Corpus  inscr.  Lat.  X  p.  XXV  ff.;  D.  Romaitelli,  antica  topo- 
grafia  istorica  del  regno  di  Napoli,  Nap.  1815,  3  Bde.;  J.  C.  Habe,  cities  of  Sonthem  Italy 
and  Sicily,  London  1883;  Houel  nnd  de  Saint-Non,  voyage  pittoresqae  ou  description 
da  royaume  de  Naples  et  de  Sicile,  Paris  1781  —  86,  4  Bde.  f.;  Bädeker,  Unteritalien  und 
Sicüien,  8.  Aufl.;  Mich.  Abch.  Lufuli,  iter  Yenusinum  vetustis  monnm.  illustratum,  Nesm. 
1793  m.  Abb.;  W.  Wilkirs,  the  antiquities  of  Magna  Graecia,  Cambridge  1807  m.  73  T.; 
Fb.  Lbi70bxant,  la  Grande-Gröce,  Paysages  et  histoire,  Paris  1881 — 84,  3  Bde.  (vgl.  A.  Holm 
in  Bursians  Jahresbericht  1881  S.  111—31);  Fundberichte:  Antichita  scoperte  nelle  pro- 
vincie  meridionali,  Documenti  per  servire  alla  storia  de'  musei  II  S.  1 — 97;  M.  Ruooiero, 
degli  acayi  di  antichitk  nelle  province  .  .  .  di  Napoli  . .  .  .,  Neapel  1888  I.  m.  7  T.  — 
Christliche  Denkmäler:  Dem.  Salazabo,  studi  sui  monumenti  dell'  Ttalia  meridionale  dal  IV 
al  XIII  secolo,  Neapel  1871 — 7,  2  Bde.  f.  —  Hauptsammlung  in  Neapel  (S.  41). 

107.  Brnttinm.  Die  Plünderung  der  Gräber  scheint  hier  schon  aus- 
nehmend früh  begonnen  zu  haben  (Joachim  Abbas  [t  1202],  concord.  novi  et  vet. 
testam.  p.  30  b  ed.  1519).  Mabafiotus,  croniche  et  antichitli  di  Calabria,  Padua  1601; 
L.  Gbimaldi,  studi  archeol.  sulla  Calabria  Ultra  seconda,  Nap.  1845.  —  Sammlungen  in 
Caianzaro  (Lenobmant,  Grande-Grfece  11  312  ff.  und  Ga.  8,  206  ff.)  und  zu  Reggio  (Jahres- 
berichte von  Canonicus  de  Lobenzo). 

Hipponion  (Veiponion-Heiponion-Vibo),  Kolonie  von  Lokroi,  389  v.  Chr.  zerstört, 
379  aufgebaut,  nach  verschiedenen  WechselföUen  189  Kolonie  Vibo:  Capialbi,  Mem.  d. 
inst.  p.  159  ff.,  T.  4.  5. 

Lokroi  (Gerace  marina),  höchste  Blüte  zur  Zeit  des  älteren  Dionjsios:  de  Lutnes, 
A.  2,  3  ff.,  m.  M.  1.  15;  Akt.  Capialbi,  ruine  di  Locri^  Neapel  1849;  J.  Cabmelo  Palumbo, 
necropoli  Geraci,  Termini  Imerese  1876;  1889  altjonischer  Tempel  ausgegraben:  Petebsen, 


11g  Klassische  Kanstarcliftologie.    I.  Denkmftlerknxide. 

Rom.  Mitt.  5,  201  ff.;   Ant.  Denkmäler  I  T.  51—2;  Photographien  des  arcb.  Inst.  ,Locri*, 
Skulpturen  nach  Neapel. 

Rhegion  (Reggio):.Not.  d.  scavi  1883  S.  350  ff.;  0.  Axt,  zur  Topographie  von  Rhegion 
und  Messana,  Grimma  1887. 

108.  Lnkanien.  Hier  beginnt  bereits  das  unerschöpflich  scheinende 
Gebiet  der  bemalten  Vasen;  Küsten  und  Binnenland  sind  mit  reichen 
Gräbern  erfüllt,  durch  die  freilich  nur  die  alexandriniscbe  Periode  aus- 
reichend beleuchtet  wird. 

Giijs.  Aktonwi,  la  Lucania,  Napoli  1745  u.  ö.  (1795—7,  2  Tle.  m.  Suppl.);  Lom- 
BARDi,  Memorie  d.  Inst.  1, 195  ff.;  Bozza,  la  Lucania,  2  Bde.,  Rionero  1890;  vgl.  G.  Tbopba, 
fonti  e  letteratura  dellu  geografia  Lucana,  Messina  1893. 

Anxia  (Anzi),  der  reichste  Vasenfundort  dieser  Gegend. 

Armentum,  Nekropole:  B.  1830  p.  27. 

Elea-Velia,  um  540  von  den  Pnokäem  gegründet:  Müntbb,  Velia  in  Lukanien, 
Altona  1818;  db  Lüynbs,  A.  1,  381  ff. 

Grumentum,  reich  an  Vasen:  B.  1830  S.  22  f.,  vgl.  Siris. 

Herakleia  s.  Siris. 

Kroton,  710  von  Achäem  gegründet,  194  römische  Kolonie:  R.  Grosser,  Geschichte 
und  Altertümer  der  Stadt  Kr.,  Minden  1866-67,  2  Tle.;  Herat«mpel  aus  der  2.  Hälfte  des 
5.  Jahrhunderts:  YIJl.  annnal  report  of  the  archaeol.  institute  of  America  p.  42  ff. 

Laos,  Kolonie  von  Sybaris,  390  lukanisch:  Gioja,  memorie  storiche  e  documenti 
sopra  Lao,  Laino  e  Sibari  della  Magna  Grecia  citta  antichissime,  Napoli  1884. 

Metaponton  (Mensole),  Gründung  von  Sybaris  und  Kroton  im  7.  Jahrhundert, 
hexastyler  dorischer  Tempel  (Tavola  de'  PalUidint)  mit  Terrakotten,  neuerdings  ausge- 
graben, ein  anderer  jetzt  Chiesa  di  Sansone  genannt:  B.  1830  S.  17  f.;  H.  db  Lutnes  et 
T.  J.  Debacq,  Mötapont,  Paris  1833,  f.  m.  10  T.;  Sante  M.  Simone,  stndi  sugli  avanzi  di 
M.,  Bari  1875  m.  4  T.;  Dürm,  Ztsch.  f.  bild.  Kunst  1887  S.  91;  Lenormant,  Ga.  8,  62  ff.;  M. 
Lagava,  topografia  e  storia  di  Metaponto,  Napoli  1891,  m.  21  T.;  Lokalmuseum. 

Poseidonia-Paestum,  Kolonie  von  Sybaris  aus  dem  7.  Jahrhundert,  zwischen  400 
und  390  lukanisch  geworden,  345  römische  Kolonie  (doch  landete  dort  332  Alexander  von 
Epirus);  berühmte  dorische  Tempel,  wovon  drei  längst  bekannt,  sog.  Poseidon-  und 
Oerestempel,  sowie  , Basilika':  Thom.  Major,  the  ruins  of  Paestum  or  Posid.,  London  1767 
(anonjTn).  1768  f.,  m.  31  T.  (französ.  v.  J.  Valennes  1768  m.  30  T.  und  Dumont  1769  m. 
18  T.,  deutsch  von  A.  H.  Baumgärtner,  Würzburg  1781);  P.  A.  Paoli,  le  rovine  della  cittk 
di  Pesto,  Rom  1784  f.,  64  T.;  Pikanesi,  opere  Bd.  XV,  21  Bl.;  G.  M.  Delagardette,  les 
ruines  de  Paestum  ou  Pos.,  Paris  1799.  1840  m.  14  T.  f.;  D.  Vbnuti,  i  t«rapi  di  Pos.  de- 
scritti,  Rom  1805,  9  T.;  Ron.  Paolini,  dissertazione  della  cittk  di  P.,  Rom  1784  f.  m.  65  T., 
memoria  sui  monum.  di  antichitä  e  di  belle  arti  che  esistono  in  Miseno,  in  Baoh,  in  Baja, 
in  Guma,  in  Gapua  ant.  ed  in  Pesto,  Neapel  1812  m.  Atlas;  D.  Romanelli,  viaggio  a  Pompei, 
a  Pesto  e  di  ritomo  ad  Ercolano  ed  a  Pozzuoli,  2.  A.,  Neapel  1816—7,  2  Bde.;  Gius.  Ba- 
monte,  le  antichitä  Pestane,  Neapel  1819  m.  K.;  A.  Aüres,  ötude  des  dimensions  du  grand 
temple  de  Paestum,  Nlmes  und  Paris  1868,  f.  2  Bde.  m.  Atlas;  Les  temples  de  Paestum, 
restauration  ex^cutäe  en  1829  par  H.  Labroust,  m.  Text  von  L.  Dassy,  Paris  1877,  m.  21  T.; 
1830  ein  vierter  Tempel  ausgegraben:  B.  1830  p.  135  ff.  226  ff.,  MB.  15  T.  7--14; 
Maücb,  Supplem.  zu  Norroand,  archit.  Ordn.  1831  T.  15,  GräbermitVasen:  B.  1834  p.  50. 

Siris,  jonische  Kolonie  aus  dem  7.  Jahrhundert.  Hier  soll  der  berühmte,  jetzt  im 
brittischen  Museum  befindliche  Bronzefund  gemacht  worden  sein:  P.  0.  Bröndstbd,  die 
Bronzen  von  Siris,  Kopenhagen  1837,  m.  6  T.,  kürzer:  the  bronzes  of  Siris,  London  1836, 
f.  m.  8  T.  (über  den  Fundort  Michaelis,  marbles  Anm.  405);  C.  Perkins,  Amer.  J.  of  arcb. 
I  162  f.;  an  dessen  Stelle  wurde  432  Herakleia  von  Tarent  und  Thurioi  gegründet,  bald 
nach  330  aber  von  den  Lukaniem  erobert:  B.  1830  p.  18  f.;  M.  dB  Yenxjti,  ausführliche 
Beschreibung  von  Heracleia,  übers.  Frankfurt  1750. 

Sybaris,  510  zerstört,  Neu-Sybaris  453-448;  seit  1879  italienische  Ausgrabungen : 
Not.  d.  scavi  1879  (Karte  auf  T.  5)  und  1880;  Gius.  Gadicamo,  la  necropoli  monumentale 
di  Sibari,  Milano  1879;  Gahera,  Arte  e  Storia  IX  p.  14 — 24. 

Tegianum  (Thal  von  Diane):  St.  Macchiarolli,  Diane  e  Tomonima  sua  valle, 
Neapel  1868. 

Thurioi,  443  gegründet;  268  hürt  die  Silberprägung  auf;  194  römische  Kolonie 
Copia;  1878  Nekropole  ausgegraben:  Not.  d.  scavi  1879  p.  49  ff.  77  ff.  122  f.  156  ff. 

109.  Apnlien.  Es  nimmt  unter  den  Hinterländern  der  griechischen 
Städte  den  ersten  Platz  ein  und  hat  nach  dem  Zeugnis  der  Münzen  gegen 
300  V,  Chr.  die  griechische  Kultur  angenommen. 


Kap.  V.    Arch&oiogiBohe  Ortokonde.    (§§  108—110.)  119 

Emm.  Mola,  peregrinazione  letteraria  per  una  parte  deir  Apulia  cod  la  descriziono 
delle  Bue  sopravanzanti  antichitä,  Bari  1796. 

Am  meisten  ist  der  Osten  (Terra  d'Otranto)  durchforscht  worden :  Marciako  (17.  Jahrb.), 
descrizioike,  origine  e  saccessi  aella  Terra  d*Obr.,  Neapel  1855;  Arditi,  la  corografia  fisica 
e  Btorica  della  prov.  di  T.  d'O.,  Lecce  1881 ;  L.  de  Simone,  di  im  ipogeo  messapico  e  delle 
origini  de*  popoli  di  T.  d'O.,  Lecce  1872  m.  2  T.;  Lenorhant,  Ga.  7,  25  ff.  88  ff.,  m.  Abb. 
(besonders  über  die  ungriechischen  Denkmäler  der  Messapier).  Die  Commissione  conser- 
vatrice  de'monomenti  storici  d'O.  gibt  ,relazione"  (seit  1872)  heraus;  auch:  Tipi  degli 
scavi  negli  anni  1869—70,  m.  T.;  Conunissione  per  i  monum.  storici  archeol.  e  di  belle 
arti  di  T.  d'  0.,  sei.  archeol.  Tor.  1878. 

Aletium:  N.*M.  Cataloi,  Aletio  illustrata,  Neapel  1841. 

?(Altamnra),  Vasenfundort. 

Barium  (Bari);  Lokalmnseum  im  Ateneo. 

Brundisium  (Brindisi):  della  Mokaca,  memorie  storiche  di  Br.,  1674;  stiidtisches 
Museum;  Sanmilung  von  Nervegna. 

Canusium  (Canosa),  grosse  Funde  1813:  A.  L.  Millin,  description  des  tombeaux 
de  Canosa,  Paris  1816,  f.  m.  27  T.  (Reliefs,  Vasen  u.  a);  ehemals  Sammlung  des  Canonicus 
Basta:  B.  1868  p.  185  ff.;  AZ.  1870  S.  51. 

Gnathia:  L.  Pepb,  notizie  stör,  ed  archeoL  deir  ant.  Gn.,  Ostuni  1883;  Sammlung 
der  Frau  Scarfi-Colucci  in  Fasano. 

Hydruntum  (Otranto),  griechische  Kolonie:  Fr.  Lenobmant,  Ga.  1882  Nr.  2=  Aca- 
demy  1882  Nr.  519  S.  274  ff. 

Eallipolis-Anxa  (Gallipoli):  städtisches  Museum. 

Leuca:  G.  Abditi,  la  L.  Salentina,  Bol.  1875;  Bottt,  le  caveme  del  Capo  di  L., 
Lecce  1871;  Tassblli,  antichitä  di  L.,  Lecce  1693. 

Lucer ia:  J.  B.  d'Aheli,  storia  di  Lucera,  L.  1861;  Ga.  9,  12  ff.  (S.  20  über  das 
Museum  der  Bibliothek). 

Neretum  (Nardö):  Tafubi,  dell*  origine,  sito  ed  antichitä  di  N.  vgL  (Corpus  inscr. 
Lat  IX  p.  2). 

Rubi  (RuYo),  ein  Hauptfandort  von  Vasen:  Giov.  Jatta,  cenno  stör,  sull'  antichis- 
sima  citta  di  Ruvo,  Nap.  1844;  J.  Abnbtb,  Bericht  über  die  Funde  von  Ruvo,  österr.  Akad. 
1852;  Not.  d.  scavi  1883  p.  379  ff.;  Sammlungen  von  Jatta  (nachher  in  Neapel ^  Fatelli 
und  im  städtischen  Museum. 

Rudiae  (Rugge):  C.  de  Gioboi,  illustrazione  sulle  tombe  di  Rugge,  Lecce  1872;  an- 
sehnliches Museum  in  Lecce;  Sammlung  von  L.  de  Simone,  Villa  Sant' Antonio;  vgL  L.  de 
SufOKE,  Lecce  e  i  suoi  monumenti,  1879,  2  Bde. 

Sturni  (Ostuni)  mit  städtischem  Museum. 

Tarent  (Täranto),  708  von  Spartanern  gegründet,  in  der  Gracchenzeit  Kolonie,  60 
n.  Chr.  durch  Veteranen  ergänzt:  G.  B.  Gaoliabdo,  descr.  topografica  di  Taranto,  Neapel 
1871  m.  K.;  Catalogo  di  oggetti  antichi  rinvenuti  in  Taranto  nel  1881,  Tar.  1881;  Viola, 
Not.  d.  scavi  1881  p.  377—436  m.  T.  (Plan  auf  T.  6);  Helbio  B.  1881  S.  196  ff.;  Lenormant 
Ga.  7,  148  ff.,  m.  T.  25-6,  30—1,  36;  8,  191  ff.,  Ga.  1883  chron.  p.  58  f.  Alter  dorischer 
Tempel  Ga.  VII  T.  25;  Phot.  des  arch.  Inst.  Tarent  1.  2.  Reich  an  Terrakotten:  Dümmleb, 
A.  55,  192  ff.,  T.  OP.  M.  11,  55-6;   Evaks,  Jhsi  7,  1  ff.;  kleines  Museum  in  Tarent  selbst. 

üria  (Oria)  mit  städtischem  Museum. 

Venusia  (Venosa):  Nat.  M.  Cimaliae  antiquitates  Venusinae,  Neap.  1757;  Mich.  A. 
Lupuli  iter  Venusinum,  Nap.  1793. 

110.  Eampanien,  unerschöpflich  an  Funden  wie  an  Gaben  der  Natur: 

M.  DE  Laub£Ktis,  universae  Campaniae  felicis  antiquitates,  Neap.  1826,  2  Bde.;  6.  Sanchbz, 
la  Campania  sotterranea  e  brevi  notizie  degli  edincii  scavati  entro  Roccia  I.  Nap.  1833; 
J.  Bblocb,  Kompanien,  Topographie,  Geschichte  und  Leben  der  Umgebung  Neapels  im  Alter- 
tum, Berlin  1879,  m.  13  T.;  v.  Ddhn,  Grundzüge  einer  Geschichte  Campaniens,  Verb,  der 
Trierer  PhiL-Vers.  1879,  Jahrg.  1880  S.  141  ff.;  —  Commissione  di  Caserta  (Atti  1870  ff.).  — 
Ausstellung  in  Caserta:  Miivervini,  guida  illustrativa  della  mostra  archeologica  campana  in 
Caserta,  Neapel  1879;  Sammlung  von  Spinell!  in  Acerra  —  über  die  griechischen  Kolo- 
nien: K.  Fricke,  die  HeUenen  in  Kampanien,  Pr.  v.  Hildesheim  1873  (dazu  Philol.  Anz. 
6,  151  ff.). 

Abella:  Ion.  D'A^NA,  Avella  illustrata,  1782. 

Acerra  (Acerrae):  C.  Cafobale,  ricercbe  archeol.,  topograf.  e  biograf.  della  dioeesi 
A.,  Nap.  1892  ff. 

Baiae  s.  Paolini  unter  Dikaiarchia. 

Cales  (Calvi),  421  a.  u.  Kolonie:  Zona,  Calvi  antica  e  moderna,  1797.  1820. 

Capreae  (Capri),  bis  auf  Augustus  Eigentum  von  Neapel,  dann  Krongut,  durch  die 
Bauten  des  Tiberius  bemerkenswert:   R.  Uadbava,   ragguagli   di  varii  scavi   e  scoverte  di 


12Ö  fflassische  Knnstarohäologie.    L  Denkmftlerkande. 

aniichitä  fatte  nell'  isola  di  C,  Neapel  1793,  m.  9  T.  =  Hadsawai  Briefe  über  verscliie- 
dene  zu  Capri  entdeckte  Altertümer,  Dresden  1794;  Rosabio  Mangoni,  ricerche  topogra- 
fiche  ed  archeol.  sull'  isola  di  C,  Nap.  1880.  1834;  Seconda  relazione  deir  antichitä  di  C. 
o.  J.;  Quaranta,  le  antiche  ruine  di  C,  Nap.  1835. 

Capua  (S.  Maria  di  Capua),  Theater  und  Nekropole;  „Psyche  y.  C:  Cam.  Pellbobino, 
apparato  alle  antichitä  di  C,  Nap.  1651,  1771,  2  Bde.;  Fb.  Gbanata,  storia  civile  della  cittä 
di  C,  Nap.  1752,  2  Bde.;  0.  Rinaldo,  memorie  istoriche  della  fedel  cittä  di  C,  Nap.  1753, 
2  Bde;  Giao.  Rucca,  C.  vetere,  Nap.  1828,  m.  2  T.;  Paolini  (s.  o.);  Raoul  Rocubtte,  notice 
sur  les  fouilles  de  Gapoue,  J.  des  sav.  1853,  m.  Abb.  u.  1  T.;  Riccio,  not.  degli  scavam. 
del  suolo  deir  ant.  C,  Nap.  1855,  m.  13  T.;  v.  Duhn,  B.  1876. 1878,  A.  1879,  S.  119  «f.;  R.  Pbblo, 
Capua  vetere,  S.  Maria  di  C.  1887.  Über  das  Amphitheater  aus  Marmor:  F.  Alviki, 
anfiteatro  carapano,  Nap.  1833,  f.  m.  16  T.:  MB.  15,  87—39.  41.  48. 

Dikaiarchia,  194  v.  Chr.  römische  Kolonie  Puteoli  (Pozzuoli):  BuLiFo,'^de  rebus 
Puteol.,  Gronovii  thesaurus  antiq.  Graec.  VII;  So.  Mazzella,  sito  et  ant.  della  cittä  di  Poz- 
zuolo  e  del  suo  distretto,  Nap.  1594.  1606,  m.  Abb.;  G.  C.  Capacgio,  la  vera  antichitä  di 
Pozzuolo,  Roma  1652;  P.  Sabvelli,  guida  de'  forestieri  curiosi  di  vedere  e  d'intendere  le 
cose  piii  notabiie  di  Pozzoli,  Baja,  Miseno,  Cuma  ed  altri  luoghi  convicini,  2.  A.  Nap.  1688, 
m.  T.  (franz.  1702,  5.  A.  1784);  A.  Pabbino,  nuova  guida  per  Tantichitä  curiosissime  di  P. 
etc.,  Nap.  1751  m.  Abb.;  P.  Antonio  Paolini,  avanzi  delle  antichita  esistenti  a  Pozzuoli, 
Cuma  e  Baia,  Nap.  1768  f.  m.  69  T.;  C.  Cbccabini,  avanzi  delle  antichita  di  P.  e  luoghi  vi- 
cini,  Nap.  1775,  m.  67  T.;  G.  d'ANCOBA,  guida  ragionata  per  le  antichita  e  per  le  curiositä 
natnrali  di  P.  e  de'  luoghi  circonvicini,  Nap.  1792,  m.  51  T.  (auch  frz.);  Romanelli  (siehe 
Poseidonia);  A.  db  Jobio,  guida  di  P.  e  contomi,  Nap.  1817.  *1822.  '1830  mit  Atlas; 
P.  Panvini,  ü  forestiere  alle  antichita  e  curiosita  naturali  di  P.,  Cuma,  Baja  e  Miseno, 
Nap.  1818,  m.  52  T.;  L.  Palatino,  storia  di  P.  e  contomi,  Nap.  1826;  „Serapistempel" 
(«Piscina**):  A.  de  Jobio,  ricerche  sul  tempio  di  Serapide  in  P.,  Nap.  1820,  m.  3  T.;  Ch. 
Babbaye,  on  the  temple  of  Serapis  at  P.,  London  1847,  m.  2  T.;  Amphitheater:  G.  Rucca, 
sopra  l'ipogeo  dell'  anf.  Puteolano,  Nap.  1851. 

Herculaneum  oder  Herculanum,  jetzt  unter  Resina,  79  n.Chr.  vom  Vesuv  ver- 
schüttet, 1738  bei  Anlegung  eines  kgl.  Landhauses  nahe  Portici  entdeckt,  Funde  früher  in 
Portici,  jetzt  in  Neapel  (S.  41).  Zur  Bearbeitung  dieser  Funde  wurde  die  herkulanische 
Akademie  gegründet  (S.  3).  Über  die  Geschichte  der  Ausgrabungen  S.  31.  Im  vorigen 
Jahrhundert  sind  zahlreiche  gemeinverständliche  Schriften  wie  Winckblvann's  Sendschreiben 
über  die  herkulanischen  Ausgrabungen  veröffentlicht  worden,  da  einige  Jahrzehnte  lang  die 
merkwürdigen  Entdeckungen,  welchen  die  Geheimthuerei  der  Neapolitaner  einen  besonderen 
Reiz  gab.  Fürsteh  und  vornehme  Herrn  interessierten. 

Geschichte  der  Ausgrabungen:  S.  31  A.  9;  Bilderwerke:  A.  Gobi,  admiranda  anti- 
quitatum  Herculan.,  Rom  1752,  2  Bde.;  Le  antichita  di  Ercolano,  Napoli  1757 — 92,  (grössten- 
teils von  Pasqü.  Cabcani),  I— IV.  Malereien,  V.  VI.  Bronzen,  VII.  Lampen  und  Kandelaber, 
VIII.  Verzeichnisse:  catsJogo  degli  ant.  monumenti  dissotterrati  dalla  citta  di  Ercolano, 
1754—5;  (französ.  Paris  an  XII— XIV.  (1804—6),  6  Bde.,  deutsch  von  C.  G.  v.  Mubb, 
Augsb.  1777—1802,  7  Bde.  mit  2  Supplementen,  630  T.);  dazu  Ott.  Ant.  Bayabdi,  pro- 
dromo  delle  antichita  d'Ercolano,  Nap.  1752,  3  Bde.  (wertlos);  Fban^.  A.  David,  les  anti- 
quit^s  d'Herculanum  avec  les  explic.  par  Sylvain  Marächal,  Paris  1780 — 1803,  l2  Bde.  m. 
Tafeln;  Piboli  e  Pibanesi,  antichita  di  Ercolano,  Rom  1789—1807,  franz.  Paris  1804 — 6, 
6  Bde.  (I.— III.  Malereien,  IV. — VI.  Bronzen)  m.  308  T.;  Herculanum  et  Pomp^i.  Recueil 
gdn^ral  des  peintures,  bronzes,  mosaiques  ....  gestochen  von  Roux,  mit  Text  von  Babb£, 
Rom  1837-40,  8  Bde.  (VIU.  cabinet  secret)  m.  760  T.  (deutsch  von  Kaisbb,  Hamburg  1838 
— 1841,  Bd.  I — VI);  E.  Tbollope,  iilustrations  of  ancient  art,  selected  from  objects  dis- 
covered  at  Pompei  and  Herculanum,  London  1854  m.  54  T.;  —  Accademia  Ercolanese 
(Memorie  1822 — 62,  9  Bde.  u.  Rendiconti  1852)  —  Führer:  d'Anooba,  prospetto  storico- 
fisico  degli  scavi  d'Erc.  e  di  Pompei,  Nap.  1803  m.  2  T.;  A.  de  Jobio,  not.  sugli  scavi  di  E., 
Nap.  1827,  m.  5T.  —  Wandgemälde:  W.  Tbbnite,  Wandgemälde  aus  Pompeji  und  Her- 
culaneum, Berlin  1845  -  60,  f.  m.  48  T.;  Wolfq.  Hblbio,  Wandgemälde  der  vom  Vesuv  ver- 
schütteten Städte  Campaniens  beschrieben,  Lpg.  1868  mit  Atlas  von  23  T.;  fortgesetzt  von 
Sooliano,  le  pitture  murali  scoperte  negli  anni  1867—79,  Neapel  1879.  —  Theater:  Fb. 
Pibanesi,  toatro  d'Ercolano,  Rom  1783,  10  T.  (opere  Bd.  XIX);  Villa  der  Pisonen: 
D.  Compabetti,  la  villa  Ercolanese  dei  Pisoni,  Turin  1883  f.  m.  T.  (vgl.  dazu  Mau,  B.  1883 
S.  87  ff.;  Ausgrabungsplan  von  dem  Architekten  Weber)  —  Bibliographie:  Fb.  Fübchheim, 
bibliografia  di  Pompei,  Ercolano  e  Stabia,  2.  Ausg.  Neapel  1891. 

Kymai-Cumae  (Cuma)  mit  Gräbern  der  verschiedenen  Perioden  griechischer 
Kultur,  welche  leider  früher  nicht  wissenschaftlich  behandelt  wurden :  A.  Febbo,  apparato 
delle  statue  nuovamente  trovate  nella  distrutta  Cuma,  Nap.  1606  (angehängt  an  das  Buch 
von  Mazzella,  s.  u.  Dikaiarchia,  u.  lat.  von  Havebcahp,  Thesaurus  antiquit.  et  bist.  Ital.  IX 


Kap.  V.    ArohftologiBohe  Ortskiinde.    (§  110.)  121 

p.  4);  Paolimi  s.  unter  Poseidonia  u.  Dikaiarchift;  F.  C.  L.  Stckleb,  Beschreibung  eines  merk- 
würdigen griechischen  Grabmales  bei  Cnmae  mit  3  Basreliefs  über  bakchische  Mysterien, 
(Weimar  1812)  m.  3  T.;  v.  Olfbrs,  über  ein  merkwürdiges  Grab  bei  Gumae  und  die  in 
demselben  enthaltenen  Bildwerke,  Abb.  der  preuss.  Akad.  1830,  Berlin  1831  8.  1 — 47  m.  T.; 
C.  M.  Riccio,  cenni  stör,  snlla  distrutta  citüi  di  Cuma,  Nap.  1846;  G.  Fiobblli,  monumenti 
antichi  Comani,  Teil  1  -4,  Nap.  1853,  m.  4  T.;  Ashpibbl,  Archaeologia  Bd.  37;  Nekropole: 
Not.  d.  scavi  1883  S.  270  ff.  T.  4-6.  1884  S.  349  ff.;  für  die  Vasen  eigene  Abteilung  (Rac- 
colta  cumana)  des  Museums  in  Neapel. 

Neapolis  (Näpoli),  noch  von  Tacitus  als  griechische  Stadt  bezeichnet,  zur  Zeit  des 
Gotenkrieges  klein  und  den  Namen  der  Einwohner  nach  stark  latinisiert.  Die  Alter- 
tümer sind  wegen  der  fortdauernden  Besiedelung  wenig  bedeutend :  Ausser  den  zahlreichen 
Beschreibungen  der  Stadt  (von  Cablo  Celano,  Cestabi,  G.Mazzanghi,  Nobile,  Dom.Roma- 
NBLLi  U.A.)  vgl.  über  die  Gräber:  Not.  d.scav.  1884  p.  362  ff.;  die  christlichen  Denkmäler: 
Akt.  Cabacciou,  de  sacris  ecclesiae  Neapel,  monumentis  1645;  Katakomben:  A.  de  Jobio, 
guida  per  le  catacombe  di  S.  Gennaro  aei  Poveri,  Neapel  1839. 

Nola  mit  reicher  Nekropole  (besonders  Vasen,  woher  man  früher  die  schönen  rot- 
figurigen  Vasen  nolanisch  zubenannte). 

Pompeji,  schon  im  Jahre  63  durch  ein  Erdbeben  zerstört,  die  erneuerte  Stadt  79 
unter  der  Asche  des  Vesuv  begraben,  1582  bei  einem  Eanalbau  des  Dom.  b'ontana  ge- 
funden; BiANCHiKi  (storia  univ.,  Rom  1697  S.  246)  erkannte  schon  die  richtige  Benennung; 
1713  zweite  Entdeckung  beim  Bau  eines  liandhauses,  seitdem  immer  bearbeitet,  aber  noch 
lange  nicht  ganz  freigelegt.  Seit  1861  (über  die  frühere  Zeit  Fiobelli,  antiquitatum  Pom- 
peianarum  historia  I.  1748-1818.  II.  1819—1860,  Neapel  1860—62)  erscheinen  regel- 
mässige Berichte,  zuerst  im  Giomale  degli  scavi  di  Pompei,  Nap.  1861 — 65;  Gli  scavi 
di  P.  1861 — 72;  dann  in  den  Notizie  degli  scavi  (S.  114),  daneben  Berichte  von  Mau  im 
Bullettino  und  den  römischen  Mitteilungen;  Pompei,  rivista  illustrata  I.  Neapel  1881.  In 
Pompeji  besteht  jetzt  eine  italienische  Schule,  während  das  deutsche  Institut  regelmässige 
Kurse  abhalten  lässt.  Indem  sich  eine  dichte  Aschendecke  über  die  Stadt  breitete,  blieben 
die  innere  Einrichtung  der  gewöhnlichen  Privathäuser  und  deren  Mauern  besser  als  an 
anderen  Orten  erhalten,  ganz  unversehrt  freilich  nicht;  denn  es  ist  wohl  schon  von  den 
Entkommenen  nach  ihrem  Besitz  gegraben  worden.  Alles  in  allem,  bietet  selbst  jetzt,  wo 
alles  bewegliche  in  das  Museum  gekommen  ist,  Pompeji  das  eindrucksvollste  Bild  einer 
antiken  Stadt  Die  wichtigsten  Häuser  haben  ihre  eigenen  Namen,  unter  denen  sie  in  der 
Litteratur  bekannt  sind,  z.  B.  Qiaa  del  Fauno  (nach  der  berühmten  Bronzefigur  eines 
tanzenden  Satyrs),  Casa  di  MeUagro  und  del  Centauro  (von  Wandgemälden  benannt),  Casa 
del  poeta  tragico  (von  dem  angeblichen  Besitzer),  ebenso  Casa  di  Pansa,  Villa  di  Diomede 
(den  Gräbern  der  Diomedesfamilie  gegenüber  liegend);  berechtigter  sind  Namen  wie  Casa 
di  Jjucrezio. 

Grosse  Bilderwerke:  Fb.  Pibanesi,  vues  de  la  Grande  Gröce  =  antiquit^s  de  Pom- 
peia,  armures  et  autres  objets  d'antiquit^,  1804—7,  4  Bde.  m.  171  T.;  F.  et  G.  Mazois,  les 
ruines  de  Pompei,  Paris  1824—38,  4  Bde.  208  T.  (architektonisch  bedeutend);  Faüsto  e 
Fblicb  Niccouia,  le  case  ed  i  monumenti  di  Pompei  disegnati  e  descritti,  Nap.  1854  ff.  f. 
(bis  Anfang  1891  103  Lief,  ä  2  T.);  Roux-Babbe  (s.  Herculaneum) ;  Blumenlesen  und  Über- 
sichten: F.  DE  Glabac,  sur  les  fonilles  de  Pompet,  Naples  1813,  m.  16  T.;  W.  Gell  and 
John  P.  Gaudy,  Porapejana,  London  1817—9,  2.  Aufl.  1821,  3.  A.  1852,  2  Bde.  m.  88  T., 
2.  Serie  1830-32  (1835),  2  Bde.  mit  über  100  T.;  L.  Gobo  v.  Agyagfalva,  Wanderungen 
durch  P.,  Wien  1825,  f.  m.  20  T.;  Donaldson,  Pompei  illustrated,  London  1827,  2  Bde.  m. 
100  T.;  L.  Rossini,  le  antichitä  di  Pompei,  Roma  1830,  f.  m.  75  T.;  P.  F(uvagalli),  Pom- 
peia,  trattato  pittorico,  storico  e  geometrico,  Firenze  o.  J.  f.;  Dteb,  Pompei,  London  1867, 
m.  300  Abb. ;  £.  Bbbton,  Pompäia  däcrite  et  dessin^e,  3.  AidH.  Paris  1869,  m.  50  T. ;  Oveb- 
beck,  Pompeji,  4.  Aufl.,  Lpg.  1884,  m.  30  T.  u.  1  PL;  Emil  Pbesuhn,  Pompeji,  Die  neuesten 
Ausgrabungen  von  1874  -  81,  10  TIe.,  Lpg.  1878—81,  2.  Aufl.  1882  (auch  franz.).  —  Kurze 
Übersichten:  v.  Rohden  in  Baumeisters  Denkm.  III  S.  1356—84  m.  Abb.;  Aug.  Mau,  Führer 
durch  Pompeji,  Neapel  1893,  m.  22  Abb.  u.  K. 

Architektur:  Pompei.  Choix  d'^difices  inädits,  Paris  o.  J.  f.  m.  17  T.;  Mau,  pom- 
pejanische  Beiträge,  Berlin  1879  (sucht  die  Bauperioden  zu  scheiden);  H.  Nissen,  pom- 
pejanische  Studien  zur  Städtekunde  des  Altertums,  Lpg.  1877;  F.  M.  Avellino,  descrizione 
di  una  casa  pompeiana  con  capitelli  figurati  all'  ingresso,  Nap.  1887,  m.  10  T.;  F.  v.  Duhn, 
u.  L.  Jacobi,  der  griechische  Tempel  in  P.,  Heidelberg  1890,  9  T.  u.  3  Abb.  —  Bau- 
ornamente:  0.  J.  Schmidt,  Skizzen  von  Ornamenten  zu  P.,  Altenburg  1829,  f.  —  Wand- 
gemälde: Ders.,  Conturen  der  antiken  Freskomalereien  zu  P.,  das.;  Mau,  pompejanische 
Beiträge,  Berlin  1879  u.  Geschichte  der  dekorativen  Wandmalerei  in  P.,  Berlin  1882,  und 
namentlich  die  unter  Herculaneum  erwähnten  Werke.     Gräber:  A.  L.  Millin,  description 

8** 


122  KlasBisohe  Knnstarohäologie.    1.  Denkm&lerkimcle. 

des  tombeaux  a  Pomp^i,  Naples  1813,  m.  7  T.;  samDitische:  v.  Dühk  B.  1874  S.  159  ff.  — 
Terrakotten  s.  S.  5. 

Früher  wurden  die  Funde  in  Portici  aufbojKrahrt:  jetzt  befinden  sie  sich  in  Neapel 
(S.  41). 

Stabiae  (Castellamare) :  s.  unter  Herculaneum;  K.  Acton,  Souvenirs  de  Tancienne 
Tille  de  Stabies  aujourd'hui  C,  Naples  1858,  m.  2  T. 

Suessnla  (Gancello),  Nekropole:  Funde  im  Lokalmuseum  und  im  Museo  preistorico 
zu  Rom;  Not.  d.  scavi  1878;  v.  Duhn,  B.  1878  S.  145  ff.,  1879  S.  141  ff.,  Rom.  Mitt. 
2,  235  ff.;  MiNBRViM,  B.  arch.  Campano  1878  m.  4  T. 

Surren  tum  (Sorrento):  Phil.  Anastasiüs,  Surrentinorum  antiquitates,  1740. 

Teanum  Sidicinum:  Mich.  Broccoli,  Teano  Sidicine  antico,  Neapel  1825. 

111.  Samniom  kommt  bisher  sehr  wenig  in  Betracht. 

Babtolini,  viaggio  da  Napoli  alle  forche  Caudine  ed  a  Benevento,  1827. 
Aufidena  (Alfedena)  mit  Lokalmuseum. 

Beneventum  (Benevento):  Si^ef.  Bobgia,  memorie  istoriche  della  pontificia  cittli  di 
Benevento,  B.  1760,  3  Bde.;  Sabnklli,  memorie  deir  insigne  coUegio  di  S.  Spirito,  Nap. 
1688  f.;  DB  Vita,  thesaurus  antiquitatum  Benevent.,  Rom  1754—74,  2  Bde.  f.;  Triumph- 
bogen des  Trajan:  Pbtebsen,  R5m.  Mitt.  7,  239  ff.  —  Museo  d'antichitä:  Annali  del  M. 
d'a.  e  della  biblioteca  Beneventana. 

Cimetra  im  Hirpinerland :  N.  Corcia,  Atti  d.  r.  accademia  di  archeol.  188081, 
Nap.  1881. 

Frentani:  Ant.  Lud.  Antii^obi,  antichitä  nella  regione  de*  Fr.,  1790. 

Snimo  (Sulmona)  mit  Lokalmuseum. 

112.  Mittelitalidn.  W.  Abekbn,  Mittelitalien  vor  den  Zeiten  römischer  Herr- 
schaft, Stuttg.  1843  m.  11 T.;  H.  Kiepert,  carta  geografica  ed  archeoL  dell' Italia  centrale, 
Berl.  1881,  4  Bl. 

Latium  im  weiteren  Sinne  (ausser  Rom),  reich  an  Denkmälern 
aller  Zeiten: 

Ath.  Kibcheb,  Latium,  Amsterdam  1671,  f.  m.  vielen  T.  u.  Abb.;  Latii  veteris  anti- 
quitatum vestigia,  Rom  1751,  f.  m.  58  T.;  ColJectio  veteris  Latii  antiquitatum,  Rom  1771. 
1776,  f.;  VuLPi,  Latium  vetus,  3  Bde.  m.  T. 

Zeitweise    interessierten    die    kyklopischen   Stadtmauern   am 

meisten:  Mabianna  Dionioi,  viaggi  in  alcune  citta  del  Lazio  che  diconsi  fondate  dal  r§ 
Satumo,  Rom  1809  —  12,  f.  m.  30  T.  (Ferentino,  Alatri,  Alba  imd  andere  Orte  mit  kyklo- 

Eischen  Mauern);  J.  J.  Middletok,   grecian   remains  in  Italy,  a  descr.   of  cyclopian  walls, 
ondon  1872  f.;  M.  Yasi,  itinerario  istruttivo  di  Roma  antica  e  modema  e  delle  sue  vicin., 
Rom  1816,  2  Bde.  m.  vielen  T.;  Nibby,  viaggio   antiquario   ne'   contomi   di  Roma,    Rom 
1819,  2  Bde.  (mit  Ansichten  und  Plänen);  ders.,  analisi  storico-topografico-antiquaria   della 
carta  de'  dintomi  di  Roma,  2.  Aufl.  Rom  1848—49,  3  Bde.   in   alphabetischer  Reihenfolge 
(I.  A — D,  II.  E— Q,  111.  R — Z);    Chb.  Mülleb,    Rom's   Campagna   in  Bezug    auf  alte  Ge 
schichte,  Dichtung  und  Kunst,  Lpg.  1824,  2  Bde.;  Bobhanv,  altlat.  Chorographie  und  Städte 
geschichte,  Halle  1852;  E.  Desjabdiks,  essai  sur  la  topogr.  de  Latium,  Paris  1854,  m.  7  T. 
M.  Rossi,  saggi  degli  studi  geologico-archeologici  fatti  nella  campagna  Romana,  Rom  1867 
Bbizio,  sulle  scoperte  archeolog.  della  citta  e  provincia  di  Roma  negli  anni  1871  -2;  Rod 
FoNTEAKivB,  guida  per  gli  avanzi  di  costruzioni  poligonie  dette  ciclopiche  satumie  o  pelasg 
nella  prov.  di  Roma,  Rom  1887;  Karte:  Westfhal,  die  röm.  Campagna,  Berl.  1829,  m.  2  K.; 
Museum  in  Rom  s.  §  104. 

Alatri  um  (Alatri),  durch  seine  kyklopischen  Mauern  berühmt  (s.  oben);  Wasser- 
leitung :  Bassel,  A.  1881  p.  204  ff. 

Alba  Longa,  von  den  Römern  schon  in  der  Königszeit  zerstört;  sehr  alte  Funde 
unter  der  Lava  des  jetzt  erloschenen  Vulkanes;  Ausgrabungen  M.  de  Rossi's  in  der  Ne> 
kropole  westlich  vom  Albanersee  von  Mont«  Crescenzio  bis  jenseits  Castel  Gandolfo,  ebenso 
östlich  beim  Caput  aquae  Ferentinae:  Pibanesi,  antichitä  di  Albano  e  di  Castel  Gandolfo 
1762,  55  T.  (opere  Bd.  XI.);  Li  monumenti  di  Alba  Longa  e  del  Tuscolo,  Rom  1854,  f. 
m.  26  T.;  M.  S.  de  Rossi,  A.  1867  p.  5  ff.,  1871  p.  240  ff,,  1876  p.  359  ff.;  secondo  rap- 
porto  Bugli  studii  e  sulle  scoperte  paleoetnol.  nel  bacino  della  campagna  rom.,  Giomale 
arcadico  n.  s.  Bd.  58;  A.  Viscokti,  lettera  a  Camevali  sopra  alcuni  vasi  sepolcrali  rin- 
venuti  nelle  vicinanze  dell'  antica  A.  L.,  m.  T.;  anderes  bei  Helbig,  die  Italiker  in  der 
Poebene,  S.  82  f. 

Algidus-Berg  mit  dem  Dianatempel  am  Nemi-See:  Archaeologia  L  S.  58  ff.  T.  7 — 9; 
0.  Rossbach,  Verh.  der  Görlitzer  Phil.-Vers.  S.  147  ff.  m.  3  T. 


Kap.  y.    ArohftologiBohe  Ortskunde.    (§§  111—113.)  123 

Antiam  (Porto  d'Anzo),  ergiebig  wegen  der  römischen  Strandvillen :  Pii.  a  Turre, 
(della  Torre),  monumenta  veteris  Antii,  Rom  1700,  2  Bde.  m.  Abb.;  Fr.  Losbardi,  Anzio 
ant.  e  mod.,  Rom  1864,  cenni  stör.  1887;  Not.  d.  scavi  1888  p.  234  f. 

Ardea,  noch  näher  zu  untersuchen:  Archaeologia  XL IX  T.  3- -5;  über  die  Befesti- 
gungen: Richter.  A.  1884  S.  90  ff.,  M.  12,  2. 

Aricia,  schon  1789  und  1791  Ausgrabungen:  Lucidi,  memorie  storiche  deir  Ariocia, 
Rom  1796;  Abbkkn,  gli  antichi  tempi  di  Gabii  ed  A.,  A.  1840  S.  23  ff.  m.  T.  D;  A. 
BoRMANK.  antiquitates  Aricinae,  Diss.  v.  Halle  1848;  viele  Funde  in  Spanien:  Hübner, 
antike  Bildw.  8.  292  ff. 

Arpin  um  (Arpino}:  Ch.  Eelusall,  a  classical  excursion  from  Rome  to  Arpino,  Genf 
1820,  London  1821,  m.  5  T. 

Bovillae  mit  dem  Haine  der  Julier  («Apotheose  des  Homer*). 

Gajeta:  Antichitä  Ciceroniane  ed  iscrizioni  esistenti  nella  Villa  Fonniana  in  Gastel- 
lone  di  Gaßta,  Nap.  1827,  6  T. 

Capena:  P.  Galletti,  C.  municipio  de'  Romani,  Rom  1756. 

Circeji:  archäologische  Karte  von  G.  B.  Cipriaki  gestochen;  Gius.  Capfoni,  il 
promontorio  Circeo,  Velletri  1856. 

Cora  (Cori)  mit  dorischem  Tempel:  Ast.  Antolino,  Fordine  dorico  ossia  il  tempio 
d'Ercole  nella  cittä  di  Cori,  Rom  1785,  f.  m.  T.;  Pirakesi,  antichitä  di  C,  1763  f.  13  T. 
(opere  Bd.  IX). 

Formiae:  P.  Mattei,  di  alc.  scavi  eseguiti  in  una  oontr.  dell'  ant.  Formia,  Nap. 
1872,  m.  4  T. 

Frusino  (Frosinone):  L.  de  PERSiis,di  alc.  avanzi  di  mura  pelasgiche  nel  territorio 
di  Collepardo,  Fros.  1893. 

Gabii  (Pantan  de'  Griffi)  mit  Tempel  der  Juno  Gabina  (sogenannte  «Diana  von 
Gabii*  in  Paris,  Phot.  v.  Bruckmann  59):  P.  M.  Galletti,  Gabio  antica  citta  di  Sabina, 
Rom  1757;  Abekbh,  s.  Aricia;  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  von  1792  in  die  Villa  Borghese 
(s.  S.  45),  dann  nach  Paris. 

Labicum:  F.  de  Ficoroni,  le  memorie  ritrovate  nel  territorio  della  prima  e  seconda 
citta  di  Labico,  Rom  1745,  f.  m.  T. 

Lanuvium  (Civita  Lavinia),  1885  der  alte  Tempel  der  Juno  Sospita  aufgefunden: 
LuMLBY,  Archaeologia  XLIX,  S.  367  ff.,  T.  24—27. 

Laurentum  (bei  Porcigliano),  vom  Fürsten  Chigi  ausgegraben;  angebliche  Villa  des 
Plinius,  8.  Fea,  viaggio  ad  Ostia  (§  114)  S.  66  ff. 

Lavinium,  Tempel  der  Venus  Genetrix  1802  entdeckt  (plastische  Funde  verzeich- 
net im  ,Almanach  von  Rom  II  201  ff.*). 

Minturnae:   Sammlung  auf  Schloss  Tersatto  bei  Fiume  (Arch.  ep.  Mitt.  5,  157  ff.). 

Norba:  Plan  und  Thore  der  kyklopischen  Mauern  M.  I  1.  2. 

Praeneste,  bisher  die  reichste  Fundstätto  älterer  Reste  von  Latium,  besondersaus 
der  orientalisierenden  und  alexandrinischen  Periode;  viele  Gisten  und  Spiegel:  Suabesius, 
Praeneste  antiqua,  Rom  1655;  E.  Fbrniqüb,  4tude  sur  Prdneste  ville  de  Latium,  Bibl.  des 
4c.  fran9.  XVII,  Paris  1880  m.  1  K.  u.  3  T.;  A.  1870,  336  ff.  (Gisten).  1871,  119  ff.;  B.  1872, 
107;  Not,  d.  scavi  1876,  Ag.  p.  113  ff.;  Tempel  der  Fortuna:  Nibby,  il  tempio  di  For- 
tuna Prenestina  ristaurato  da  C.  Thon,  Rom  1825,  f.;  P.  Blondel,  M^langes  d  arch^ol.  et 
dTiist.  II.  (1882)  p.  168  ff.  m.  T.  4.  5.  —  Grosse  Sammlung  im  Besitz  der  Familie  Bar- 
berini  in  Rom. 

Signia,  Thor  M.  I  3;  A.  1,  78  ff. 

Terra  ein  a-Anxur  (Tarracina):  P.  Matranoa,  la  cittä  di  Lamo  stabilita  in  T.,  Rom 
1852,  m.  11  T.;  R.  de  la  Blanchsre,  Terracine,  Paris  1884,  m.  5  T.  (Biblioth^ue  des  ^coles 
fran9.  34.  fasc.). 

Tibur  s.  hinter  Rom. 

Tusculum  (Albano):  Li  monumenti  di  Alba  Longa  e  del  Tuscolo,  Rom  1854,  f.; 
C.  Gariiya,  descrizione  dell'  antico  Tuscolo,  Rom  1841  f.  m.  53  T.;  Piranbsi,  antichitä  di 
Albano  e  di  Castel  Gandolfo;  GB.  de  Rossi,  A.  1873  p.  162  ff. 

Velitrae  (Velletri)  („Pallas  von  Velletri*  in  Paris,  Bruckm.  68);  ehemals  Samm- 
lung Borgia  in  Velletri  (S.  46):  Al.  Boroia,  istoria  di  V.,  1723;  Tomm.  Bavco,  storia  di 
Velletri  1851. 

113.  Born  mit  den  Landstrassen,  Ostia  und  Tibur: 

«und  spricht  in  Jener  ersten  Stadt  der  Welt 
nicht  Jeder  Platz,  nicht  Jeder  Stein  zu  nna?* 

Die  Topographie  von  Rom  geht  uns  hier  nichts  an;  sie  ist  bereits 
von  0.  Richter  am  Ende  des  3.  Bandes  zur  Genüge  beleuchtet,  wo  der 
Leser  auch  die  topographische  Litteratur  verzeichnet  findet.  Wir  behandeln 


124  KlasBMohe  Knxistarchäologie.    I.  Denkmttlerknnde. 

hier  nur  das  Archäologische.  Es  versteht  sich,  dass  von  den  Gebäuden 
die  Paläste  (z.  B.  auf  dem  Esquilin)  und  die  Bäder  (wie  die  schon  im 
16.  Jahrhundert  bekannten  Thermen  des  Titus  und  Caracalla)  |die  reichsten 
Ergebnisse  liefern. 

Bibliographie :  Bongui,  biblioteca  storica  di  Roma  aniica,  Rom  1880 ;  als  Leitfaden 
am  besten  0.  Riohtbb  a.  0.  u.  Badekeb's  Handbuch ;  zusammenfassend :  R.  Lancia» i,  forma 
urbis  Romae,  Mailand  1893,  46  Blätter  (im  Erscheinen  begriffen). 

Die  Ausgrabung  des  alten  Rom  hängt  grösstenteils  mit  der  Bau- 
thätigkeit  zusammen;  je  mehr  gebaut  wurde,  desto  ergiebiger  waren  die 
Funde,  Im  sechzehnten  Jahrhundert  ragt  deswegen  die  Regierung  Sixtus'  V. 
(1585 — 90)  hervor.  Die  französische  Zwischenherrschaft  eröflhete  die 
eigentlichen  archäologischen  Ausgrabungen ;  solche  zeichnen  dann  das  Pon- 
tificat  Pius'  Vn.  aus  (ügoeri,  ichnographia  veterum  monumentorum  quae 
Pio  vn.  Pont.  Max.  jubente  effossa  et  reparata  sunt,  Paris  1826).  Die 
ergebnisreichste  Periode  beginnt  mit  dem  Jahr  1852;  seitdem  Rom  die 
Hauptstadt  Italiens  geworden  ist,  arbeitet  die  Commissione  archeologica 
comunale  (seit  1877  municipale,  mit  Bullettino  I.  1872,  11  flf.  1874  flf.) 
für  die  nichtchristlichen  Altertümer;  doch  hat  der  Baukrach  von  1889 
die  beim  Ausheben  von  Grundfesten  gemachten  Funde  (s.  0.  Richter, 
Verh.  d.  Görlitzer  Philologenvers.  S.  17  flf.)  sehr  gemindert.  Die  deutschen 
und  französischen  Institute  sind  bereits  S.  5  erwähnt;  Parkers  societä 
archeologica  britannica  in  Roma  hatte  keine  wissenschaftlichen  Zwecke 
und  ist  jetzt  durch  die  British  and  American  archeological  society  ersetzt, 
welche  seit  1889  ein  Journal  herausgibt. 

Die  älteren  Aasgrabungsberichte  enthalten  vielfach  wichtige  Notizen:  Müntz» 
les  mon.  ant.  de  Rome  K  l'^poque  de  la  renaissance,  P.  1885,  aus  der  Ra.  1884,  [  297  ff., 
II  38  ff.;  plans  et  monumente  de  Rome  ant.,  Rom  1892  (M^l.  d'arch.  XII.,  Suppl.  m.  2T.) 
les  antiquit^s  de  la  ville  de  Rome  aux  XIV«,  XV«  et  XVI«  siecle,  Paris  1866  m.  4  T.; 
C.  Fea,  miscellanea,  Rom  1790—1836,  2  Bde.;  Th.  Schbbiber,  unedierte  römische  Fund- 
berichte aus  italien.  Archiven  und  Bibliotheken,  6er.  der  sächs.  Ges.  1885  S.  175  ff.;  die 
Fundberichte  des  Pier  Leone  Gfaezzi  [1674  —  1755],  Berichte  der  sächs.  Ges.  der  Wiss. 
1892  S.  105  ff.  m.  3  T.  Besonders  wichtig  sind  die  Fundberichte  des  Flaminio  Vacca  vom 
Jahre  1594:  Th.  Scbbeibeb,  Berichte  der  sächs.  Ges.  1881  S.  48  ff.;  vgl.  Montfaücon,  diarium 
Ital.  p.  104  ff.,  vollständiger  C.  Fea,  miscellanea  philolog.  f.  1790.  p.  51  ff. 

Dann  folgen  die  zahlreichen  Skizzenbücher,  welche  x>ft  den  ursprünglichen  Be- 
stand eines  Monumentes  zeigen,  jedoch  auch  an  Unzuverlässigkeit  leiden,  weil  die  Zeichner, 
insbesondere  die  Architekturzeichner  ihrer  Phantasie  die  Zügel  schiessen  Hessen :  Matz,  über 
Sanunlungen  älterer  Handzeicbnungen  nach  Antiken,  Nachr.  d.  Gott.  Ges.  1872  S.  48  ff.; 
Jobdan,  Topographie  der  Stadt  Rom  I  1,  87  ff.  und  Forma  urbis  Romae,  Einleitung;  Müirrz, 
Ra.  1884  I  297  ff.,  11  38  ff.;  Robebt,  Sarkophagreliefs  II.,  Vorwort;  zur  Kritik:  Wilpebt,  die 
Eatakombengemälde  und  ihre  alten  Kopien,  Freiburg  1891. 

Diese  Quellen  zerfallen  in: 

1.  Skizzenbücher  von  Künstlern. 

Santo  Bartoli  (1635—1706):  in  der  kgl.  Sammlung  zu  Windsor  (Conze,  AA.  1864 
S.  240;  Matz,  AZ.  1873  S.  35),  anderes  in  Holkham  (AA.  1864  S.  214);  Jean  Jacques 
Boissard  (1528—1602)  ausBoissard:  in  der  bischöfl.  Bibliothek  zu  Metz,  in  Paris  St.  Ger- 
main 1078,  landschaftliches  Archiv  in  Graz  Nr.  1007;  vieles  bereits  von  ihm  selbst  in  der 
urbis  Romae  topographia  et  antiquitates  (s.  unten)  veröffentlicht.  Seine  Zuverlässigkeit  ist 
nicht  gross;  sogen.  Bramantino  (Bart.  Suardi):  Architekturstndien  in  der  Ambrosiana 
(hrsg.  V.  Ano.  della  Cboce  und  Gius.  Mokoebi,  le  rovine  di  R^ma,  2.  Aufl.,  Mil.  1879, 
ra.  80  photochromolith.  T.;  vgl.  Jobdan,  Topogr.  1,  1,  86);  Bart.  Cavaceppi  (t  gegen 
1800):  75  Folianten  in  der  Akademie  von  San  Luca  in  Rom;  Alf.  Ciacconi,  3  Bde., 
vgl.  Rossi,  Roma  sotterr.  I  p.  12  ff.;  Corpus  inscr.  Lat.  VI  1  p.  I.  VI.;  Cyriacus  v.  Ancona: 
8.  S.  100  f.;  Destailleur  (Architekt,  1787  geboren):  in  Berlin,  Lanciani,  Mel.  d'archöol.  et 
d'hist.  XI  159  ff.  T.  2-5;  Ed.  Dupörac  (t  1601):  1  Band  im  Louvre,  Kopie  in  Berlin 
Cod.  Spanhem.  43    (FbÖbneb,   Musees  de  France  p.  30;    Corpus  Inscr.  Lat.  VI  1  p.  LIV); 


Kap.  y.    Arohäologiflche  Ortoknnde.    (§113.)  125 

Evelyn,  diary  von  1644;  Batt.  Franchi  (f  1561):  contraffiazioni  in  Turin,  benützt  von 
Bobbbt;  Pier  Leone  Ghezzi  (1674—1755),  6  Folianten  im  Vatikan:  Scubbibbb,  Ber.  d. 
Sachs.  Ges.  1892  S.  105  ff.;  Fra  Giocondov.  Verona:  vgl.  Vasari;  Märten  van  Veen,  ge- 
nannt van  Heemskerck  oder  Hemskeerk  (1498—1575,  in  Rom  1532-6):  2  Bde.  in  Berlin: 
MicHABLis,  Jahrb.  1891  S.  125  ff.;  Jahrb.  d.  preuss.  Kunstsammlungen  1884  S.  327  ff.  1891 
S.  317  ff.;  Pierre  Jacques,  Bildhauer  aus  Rheims  (1572—77  in  Rom):  Audollent,  Melanges 
d'arch.  et  d*hist.  1889  p.  120  ff.  T.  2  ff.;  Gbffroy  ebend.  1890  S.  194  ff.;  Pirro  Ligorio, 
Architekt  von  Neapel,  der  vieles  fälschte  (um  1510 — 1583,  t  um  1585  nach  Archaeologia 
51,490;  in  Rom  1535-68):  30  Folianten  (rantichitä  di  Roma)  im  Archiv  von  Turin  (Ab- 
schrift in  der  Ottoboniana),  10  in  der  Nationalbibliothek  zu  Neapel  (XIII  B),  1  in  der  Bod- 
lejana,  Canonici  Mss.  138  fol.  (vgl.  Middlbton,  Archaeologia  51,  489  ff.,  m.  Abb.),  anderes 
im  Vatikan  und  in  Paris;  vgl.  A.  1858  d.  21  ff.,  51  ff.,  308  ff.,  B.  1871  p.  268  ff.,  B.  com. 
1,  230  ff.;  Corpus  inscr.  Lat.  VI  1  p.  LI  ff.;  über  die  Reliefs:  Dbssau,  Sitzimgsber.  der 
preuss.  Akad.  1883  S.  1077  ff.;  Andrea  Mantegna  (1431—1506):  in  der  Sammlung  Albani 
(WiNCKBLMAHN,  Gesch.  der  Kunst  I  K.  3  §  25;  Cbowb  und  Cavalcasbllb,  Gesch.  der  ital. 
Malerei,  deutsch  v.  Jobdan  V  2,  372-  445);  Martini  (1439—1502):  in  Turin,  Jordan  Topogr. 
1,  1,  78  f.;  Bald.  Peruzzi  (f  1536):  hauptsächlich  architektonisches  in  Siena,  Matz  a.  0. 
S.  51  ff.;  Jordan  I  1,  87  ff.;  mit  Zeichnungen  Peruzzi's  hat  Serlio  das  4.  und  5.  Buch  der 
architettura  (oft  aufgelegt)  illustriert.;  Pinturicchio  (1454  —  1513):  vgl.  Ztsch.f.  bild.  Kunst 
1884  S.  58;  Raffael  (27.  Aug.  1515  zum  Aufseher  der  Antiquitäten  ernannt):  ein  Heft  in 
Holkham,  vgl.  Passavant,  Rafael  2,  586  ff.;  Matz,  AZ.  31,  35;  anderes  (vgl.  Winckel- 
MANN,  Brief  an  Valenti,  Sept.  oder  Okt.  1758)  verschollen;  Giuliano  di  San  Gallo  (1443 
— 1517):  Zeichnungen  von  1465  in  der  Barberina  (49,  33,  auch  griechische  Monumente 
nach  Cyriacus  kopiert  s.  Rbiscb,  Athen.  Mitth.  14,  217  £f.),  anderes  in  Florenz  und  Siena 
(Matz  a.  0.  S.  47;  Jobdan  a.  0.  I  1,  86  f.); 

2.  Sammlangen  von  KuiiBt-  nnd  Aliertnmafreanden. 

Fulvio  Orsini:  im  Vatican  cod.  Ursin.  3439;  Matz,  Gott.  Nachr.  1872  S.  54  f.; 
Hulsbn,  Rom.  Mitth.  1889  S.  251;  Stef.  Vinand  Pighius  (geb.  1520  in  Campen,  f  1604 
als  Domherr  in  Xanten):  Codex  Pighianus  aus  den  Jahren  1550-55  in  Berlin  s.  0.  Jahn, 
Ber.  der  sächs.  Ges.  1868  II.  III.  S.  161  ff.,  T.  1-5.  1869  I.  II.  S.  1  ff.;  Matz,  Monatsber. 
der  preuss.  Akad.  1871  S.  448  ff.;  Cassiano  del  Pozzo  aus  Siena  (1589—1657;  1611  nach 
Rom,  vgL  LuMBBOso,  Miscellanea  di  storia  ital.  XV  1875  S.  136  ff.):  Museo  cartaceo  in  min- 
destens 16  Folianten,  jetzt  in  Windsor,  vgl.  Matz,  Gott.  Nachr.  1S72  S.  61  ff.;  AZ.  1873 
S.  33  f.;  Corpus  Inscr.  Lat.  VI  1  S.  LIX;  Michaelis,  ancient  marbles  p.  718  f.;  anderes 
im  Besitz  von  A.  W.  Franks;  vgl.  Robert,  der  Pasiphaesarkophag  S.  9  T.  3;  Tir. 
ScBBEiBBB,  Berichte  der  sächs.  Ges.  37  (1885)  S.  93;  anonyme,  die  man  nach  der  Bibli- 
othek benennt:  Codex  Berolinensis  im  Berliner  Knpferstichkabinet  (vgl.  Schreibbb,  Hist. 
und  phil.  Aufs.  E.  Curtius  gewidm.  S.  101  (nach  ihm  grösstenteils  von  Ferrari  unter  Circgor 
XIII.);  Robebt,  ant.  Sarkophagreliefs  II  S.  XI,  der  Pasiphaescirkophag  S.  8  m.  T.;  Miciia- 
BLis,  Rom.  Mitt.  1891  S.  21  u.  0.;  Codex  Coburgensis  auf  der  Veste  Coburg,  zwischen 
1550  und  1554  in  Rom  angelegt:  Matz,  Monatsber.  d.  preuss.  Ak.  1871  S.  447  f.;  über  ver- 
sprengte Blätter:  Robert,  Westdeutsche  Ztsch.  f.  Gesch.  und  Kunst  IV.  1885  S.  278  ff.,  403; 

0.  Kern,    Rom.  Mitt.  5,  150  ff.   T.  7;    Codex  Escorialensis  -  II  aus  Rom    1490-1510: 

JusTi  bei  Müntz,  antiqnit^s  de  la  villo  de  Rome  p.  157  ff.;  Rendic.  delV  acc.  dei  Lincei  1888 
I  S.  71  ff.;  Fickeb,  Rom.  Mitt.  1888  S.  317  ff.,  1889  S.  75  f.;  über  kleinere  Michaelis, 
römische  Skizzenbücher,  Jahrb.  6,  125  ff.,  218  ff.,  7,  83  ff.  (Register  S.  100  ff.). 

Zeichnungen  sind  sehr  zahlreich  im  Kupferstich  vervielfältigt  worden  (z.  B.  Samm- 
lung in  drei  Bänden  anf  der  Barberina). 

ünverächtlich  sind  auch  die  Bilder  und  Fresken  mit  Ansichten  von  Rom  aus 
dem  16.  Jahrhundert:  db  Rosst,  piante  icnografiche  e  prospettiche  della  cittit  di  Roma,  Rom 
1879;  Enr.  Stevenson,  topografia  e  monumenti  di  Roma  nelle  pitture  a  fresco  di  Sisto  V. 
della  biblioteca  Vaticana,  in  der  Festschrift  der  Bibliothek  zum  Papstjubiläum  (Vorläufer 
einer  Sammlung);  Hülsen,  B.  com.  20,  38  ff.  T.  2—4. 

Bilderwerke:  Andr.  Fulvius,  de  urbis  antiquitatibus  IL  V.  1527;  G.  Fabbicius, 
Romae  antiquitatum  11.  dno  ex  aere  marmoribus  saxis  membranisve  collecti  1550,  Bas. 
1587  =  Graevü  thes,  ITT  398—467;  ders.,  antiquitatis  monumenta  insignia,  Basel  1549;  ül. 
Aldboandi  oder  Aldrovandi,  statue  antiche  di  Roma  1556,  2.  Aufl.  1558.  1560  (hinter  Mauro, 
8.  u.).  1562  (vgl.  AZ.  34,  151);  Contabino,  antiquita  di  Roma,  1575;  Ant.  Lafrbrt,  speculuin 
Romanae  magnificentiae,  Rom  1575.  1590;  Stef.  Pbrac  (aus  Paris),  i  ve»tigi  dell' antichita 
di  Roma,  Rom  1575;  Girol.  Porro,  statue  antiche  che  sono  poste  in  diversi  luoghi  nelln 
cittii  di  Roma,  Ven.  1576,  f.  m.  52T.;  J.  B.  de  Cavaleriis  (Cavalieri),  antiquarum  statii- 
arum  Urbis  (Veteris)  Romae  lib.  I.  (zwischen  1566  und  1570^  I.  I.  u.  Tl.  1584.  1585,  libri 
IV.  1594;  Gakücci,  antichitä  di  Roma,  Yinegia  1580;  Laur.  Vaccarius,  antiquarum  statu- 


126  ElassiBche  Eunstarcliäologie.    I.  Denkmälerkimde. 

arum  urbis  icones  I.  1584.  II.  1624;  Hier.  Franzinus,  icones  statoorum  antiquarom  urbis 
Romae,  Rom  1589,  antiquitates  Romanae  urbis  Romae  1596;  J.  J.  Boissard,  Romanae  nrbis 
topographia  et  antiquitates,  Francof.  1597—1602,  6  Bde.  f.  m.  535  T.  1627  6  Bde.  m.  560  T.; 
Sadelbr,  1606  (s.  Italien);  Jao.  Laubi,  antiqnae  urbis  splendor,  Rom  1612  (3  Bde.  f.  u.  in 
Quatt).  1625.  1649,  m.  104—7  T.;  Antiquarum  statuarum  nrbis  Romae  ....  icones,  Rom 
1621  f.;  Marchiucci,  antiquarum  statuarum  urbis  Romae  icones,  1623,  2  Bde.;  Fr.  Pebrieb, 
icones  et  segmenta  nobilium  signorum  et  statuarum  quae  Romae  exstant,  o.  0.  1638,  f.  m. 
100  T.;  J.  J.  DE  RuBEis,  insigniores  statuarum  urbis  Romae  icones  1668;  Sandbabt,  teutsche 
Akademie  1675—9;  admiranda  sculpturae  veteris  1683;  insignium  Romae  templorum  pro- 
spectus  exteriores  et  interiores,  Nümb.  o.  J.;  des  alten  und  neuen  Roms  grosser  Schauplatz 
=  Romae  antiquae  et  novae  theatrum,  Nürnberg  1684,  5,  6  m.  59  T.  Architektur;  (Anonjrm) 
Roma  regina  mundi,  Augsburg  1688;  Ant.  Desoodez,  les  ödifices  ant.  de  Rome  mesur^s  et 
dessin^s,  Paris  1682.  1779  f.  (die  erste  Frucht  der  1665  gestifteten  französischen  Kunst- 
akademie in  Rom).  Causseus  (de  la  Chausse),  Museum  Romanum,  Rom  1690  f.  2  Bde. 
170  T.  1746  (Zuverlässigkeit  angezweifelt);  de  Rossi  und  Maffei,  raccolta  di  statue  antiche 
e  moderne,  Rom  1704,  3  Bde.  f.;  Bonay.  ab  Overbbke,  reliquiae  antiquae  urbis  Romae,  1708  f., 
franz.,  Amsterd.  1709,  la  Haye  1765,  3  Bde.  f.;  Borioni,  collectanea  antiquitattmi  Romana- 
rum, m.  Anm.  y.  Venuti,  Rom  1736  t.  100  T.  (meist  Bronzen  und  falsche  Oameen);  Giüs. 
Vasi,  deUe  magnificenze  di  Roma  antica  e  moderna,  Rom  1747 — 61,  10  Bde.  f.;  Giahb. 
Pibanesi  (der  grösste  Stecher  in  seiner  Gattung,  unzuverlässig,  aber  imponierend),  le  an- 
tichitÄ  romane,  1756,  4  Bde.  m.  218  T.  (II.  III.  Grabmäler),  2.  vermehrte  Ausg.  1786,  m. 
224  T.;  Supplement  Bd.  V.  (Tempel);  Bellobi  et  Babtoli,  admiranda  Romanarum  antiqui- 
tatum,  Rom  o.  J.  f.;  Babbault,  les  plus  beaux  monnments  de  la  Rome  ancienne,  o.  0.  1761 
m.  T.,  deutsch  Augsb.  1767.  1782;  dors.,  monuments  antiques,  Rom  1783,  f.  m.  94  T.; 
WiNCKELMANN,  monumonti  inediti,  zuerst  Rom  1767,  deutsch  Berlin  1791—2  (vgl.  S.  9  Z.  9 
V.  u.j;  Magnan,  la  ville  de  Rome,  Rom  1778,  2  Bde.  m.  425  T.,  ital.  1779,  i  Bde.  385  T.; 
Elegantiores  statuae  antiquae  quae  in  variis  Romanis  palatiis  asservantur,  Rom  1786  m.  42  T.; 
G.  B.  CiPBiANi,  monumenti  di  fabbriche  antiche,  Rom  1796—1803,  3  Bde.  m.  301  T.; 
UooEBi,  giomate  pittoresche  degli  edifizi  ant.  di  Roma  e  dei  contomi,  Rom  1800  (IV~VI. 
die  drei  Baustile);  Taylob  and  Cbesy,  the  architectural  antiquities  of  Rome,  London  1821, 
f.  2  Bde.;  Tubgoni,  fabriche  antiche  di  Roma,  intagl.  da  D.  Bmsa,  Mil.  1827,  90  T.  f.; 
Canina,  gli  edifizi  di  Roma  antica,  Rom  1848—56,  6  Bde.  f.  (4.-6.  Atlas);  Reber,  die 
Ruinen  Roms  und  der  Campagna,  Lpg.  1863,  m.  35  Lith. ;  H.  Stback,  Baudenkmäler  des 
alten  Rom,  Berlin  1890,  f.;  Ceohetblli,  Roma  e  snoi   mon.  ant.  e  mod.,  2.  A.  Rom  1889,  f. 

Studien:  Lumisden,  remarks  on  the  antiquities  of  ancient  Rome,  London  1797; 
Piale,  sopra  alcuni  monumenti  di  Roma  antica,  Rom  1833. 

Unter  den  zahllosen  Reiseberichten  haben  die  älteren  teilweise  historischen  Wert; 
nicht  alle  sind  gedruckt,  wie  von  Nie.  Audebert  aus  Orleans  (1574—8  in  Italien,  jetzt 
im  brittischen  Museum,  s.  Ra.  1887  II  315;  Report,  f.  Kunstwiss.  3,  288;  Müntz,  les  ant. 
p.  72)  und  Evelyn  (diary  von  1644).  Über  die  Beschreibungen  —  namentlich  Poggio 
Bracciolini  sah  die  Ruinen  in  viel  vollständigerem  Zustand  —  s.  0.  Richteb  §  11.  Zu  den 
Quellen  des  älteren  Bestandes  gehören  auch  die  Renaissancedichtungen  in  italienischer 
und  lateinischer  Sprache,  ernste  und  scherzhafte  (z.  B.  von  Lod.  Dolce,  a  M.  Daniello 
Buonriccio). 

Periodische  Mitteilungen:  Güattani,  monumenti  antichi  inediti,  Rom  1784 — 
1805,  7  Bde.  (nach  Jahrgang,  Monat  und  Tafel  zu  zitieren!)  und  memorie  enciclopediche 
romane  sulle  belle  arb',  Rom  1806-19,  7  Bde.;  Almanach  aus  Rom  Bd.  I.  Lpg.  1810. 
II.  1811;  Notizie  sulle  antichita  e  belle  arti  di  Roma  per  l'anno  1805,  m.  vielen  T.  (nicht 
fortgesetzt);  Memorie  romane  di  antichita  e  di  belle  arti,  Pesaro  1824  —  7,  4  Bde.  m.  T.; 
Archivio  storico  archeologico  e  letterario  della  cittä  e  provincia  di  Roma,  Rom  1875  ff. 
(III.  1878/9);  B.  com.  s.  oben;  Berichte  von  Hülsen  in  den  Römischen  Mitteilungen. 

Da  sich  die  römische  Topographie  zu  einem  selbständigen  ausge- 
dehnten Wissenszweige  entwickelt  hat,  reihen  wir  die  einzelnen  Denkmäler 
bei  der  Architektur  ein.  Nur  die  christlichen  Denkmäler  haben 
hier  ihren  Platz,  weil  sie  sich  über  zwei  Perioden  der  Kunstgeschichte 
verteilen.  Ihre  zunftmässige  Behandlung  begann  mit  der  Begründung  der 
päpstlichen  Akademie  (S.  3);  später  wurde  eine  päpstliche  Kommission 
für  christliche  Altertumskunde  eingesetzt.  Das  meiste  verdankt  man  der 
societa  di  archeologia  cristiana  unter  Leitung  de  Rossi's,  welcher  in  ziem- 
lich zwangloser  Folge  ein  BuUettino  di  archeologia  cristiana  her- 


Kap.  T.    Archäologische  Ortakimde.    (§  114.)  1^7 

ausgibt  (I.  Serie  1863  flf.;  nuova  serie  1871  flf.,  jetzt  4.  Serie  1888  be- 
schlossen) ;  jede  Serie  hat  einen  Registerband,  dazu  konunt  ab  und  zu  ein 
r^soconto  delle  conferenze  dei  cultori  di  archeologia  cristiana  in  Roma. 
Seit  1881  besteht  ein  Collegium  cultorum  martyrum.  Selbständige  Bedeu- 
tung gewinnt  daneben  die  deutsche  Vereinigung  im  deutsehen  Campo  Santo 
unter  de  Waal,  welche  eine  Römische  Quartalschrift  für  christliche  Alter- 
tumskunde und  für  Kirchengeschichte  (Freiburg  1887  flf.)  herausgibt. 

Früher  war  nur  die  Katakombe  des  hl.  Sebastian  (Coemeterium  ad 
Catacumbas)  an  der  appiBchen  Strasse  stets  zugänglich;  aber  1578  stiess 
man  auf  das  Coemeterium  Jordanorum,  was  den  Anstoss  zur  Begründung 
der  sogenannten  christlichen  Archäologie  gab  (Römische  Quartalschrift  2, 
209  ff.).  Privatleute  legten  Sammlungen  an  (Carpegna,  Bonarroti  und  Fr. 
Vettori  [t  1770]),  aus  denen  dann  das  päpstliche  Museum  im  Lateran  ent- 
stand, sie  zeichneten  vieles  und  veröffentlichten  Kupferwerke,  deren  Zu- 
verlässigkeit freilich  jetzt  sehr  angefochten  wird. 

Akt.  Bosio,  Roma  sotterranea,  Rom  1632,  f.,  vermehrt  1650,  lat.  v.  Aringhi,  Roma 
smbterranea,  Rom  1651  f.  und  Köln  u.  Paris  1659  (versohieden  paginiert);  Boldetti,  osser- 
Tazioni  sopra  i  cimiteri  de'  santi  martiri,  Rom  1720,  2  Bde.  f.;  Bottari,  sculture  e  pitture 
sagre ;  Joh.  Ciakpini,  opera.  Vetera  monimenta  et  de  sacris  aedificiis,  Rom  ^1747,  3  Bde.  f.; 
A.  M.  LuFi,  dis8.  ad  nuper  inyentmn  Severae  martyris  epitaphimn,  Palermo  1734,  f.  m.  T.; 
Macabiüs  (L'Heareux),  hagioglypta  sive  picturae  et  sculptorae  sacrae  antiquiores,  veröff. 
y.  Gabbucci,  Paris  1856;  Th.  M.  Mamachi,  origines  et  antiquitates  christianae,  2.  A.  Rom 
1841 — 50,  6  Bde.;  Mabchi,  monomenti  delle  arti  cristiane  primitive  nella  metropoli  del 
christianesimo,  Rom  1844  u.  architettnra  della  Roma  sotterranea  cristiana,  Rom  1844—45, 
m.  68  T.;  Raoul  Rochsttb,  trois  m^moires  sur  les  antiquit^s  chrötiennes  des  catacombes, 
M^m.  de  Tacad.  des  inscr.  et  belles  lettres  XIII  (1838)  —  Skizzensammlnng  von  Fba'^Alf. 
CiAGCOKio,  Cod.  Vat.  Lat.  5409.  —  Vgl.  Rossi,  Roma  sotterranea  Bd.  II.  Einleitung;  zur 
Kritik:  Wilpebt,  die  Eatakombengemälde  und  ibre  alten  Kopien,  Freiburg  1891,  m.  28  T. 

Epoche  macht  das  Pontifikat  Pius'  des  Neunten,  welcher  Giam^at- 
tista  de  Rossi  mit  der  Leitung  von  Ausgrabungen  beauftragte;  dieser 
fand  den  Friedhof  des  Callistus  und  dann  eine  Menge  christlicher  Be- 
gräbnisstätten vom  ersten  bis  vierten  Jahrhundert. 

Rossi,  Roma  sotterranea  Bd.  I — III,  Rom  1864—77,  f.;  Pebbbt,  catacombes  de  Rome, 
Paris  1851—55,  Bd.  I — III.  arcbitecture,  peintures  murales;  IV.  lampes  vases  pierres; 
V.  inscriptions,  figures  et  symboles;  VI.  Text  zu  I— V;  Tbeoph.  Rolleb,  les  catacombes  de 
Rome,  Paris  1882,  2  Bde.  f.  m.  100  Heliogravüren  —  Übersiebten:  Nobthcote  and  Bbown- 
LOW,  Roma  sotterranea,  London  1869  m.  T. ;  Fb.  X.  Kbaus,  Roma  sotterranea,  2.  A.  Frei- 
burg 1879;  ViCTOB  Scbultzb,  die  Katakomben,  ibre  Gescbicbte  und  ibre  Monumente,  Lpg. 
1882;  am  besten  Mab.  Abmsllini,  descrizione  dei  cimiteri  cristiani  di  Roma,  Rom  1884. 

Die  bedeutendste  Sammlung  ist  im  Lateran,  kleinere  im  deutschen 
Camposanto,  Museum  Kircherianum  (Sammlung  Zurla),  Propaganda  und 
bei  der  vatikanischen  Bibliothek. 

Lateran:  J.  Fickbb,  die  altcbristl.  Bildwerke  im  cbristlicbeu  Museum  des  L.,  Lpg. 
1890;  Campo  Santo:  Römiscbe  Quartalscbrift  6,  9  ff.;  Bibliothek:  G  B.  de  Rossi,  incrementi 
dei  moseo  sacro  della  bibl.  Vat.  durante  il  pontificato  di  Leone  XIII.,  Rom  1893. 

114.  Die  Landstrassen^  welche  strahlenförmig  von  Rom  ausgehen, 
sind  mit  Gräbern,  auch  ab  und  zu  mit  Villen  besetzt. 

Via  Appia:  Pbatilli,  della  via  Appia  reconosciuta  e  descritta  da  Roma  a  Brindisi; 
Canina,  la  prima  parte  della  v.  A.  dalla  porta  Gapena  a  Bovillae,  Rom  1853,  2  Bde.  (Plan 
vergrOssert  M.  5,  58) ;  A.  Pelleobivi,  descrizione  della  v.  A. ;  Ao.  Rek.  Picci,  monumenti 
antichi  della  v.  A.  (Rom  1843)  f.;  ö.  Bohksack,  die  V.  A.  von  Rom  bis  Albano,  Wolfen- 
bfittel  1886;  —  Grabmal  der  Gaecilia  Metella. 

Via  Ardeatina:  1822  beim  Casale  di  Tor  Marancia  (ricbtiger  Narancia)  eine  reicbe 
Villa  ausgegraben:  L.  Biondi,  i  monumenti  Amaranziani,  Rom  1S43,  f.  m.  50  T. 

Via  LatinB;  1858  Ausgrabungen  am  3.  Meilenstein :  L.  Fobtukati,  relazione  gene- 


128  Klasaiaclie  San«.tarchäologie.    t.  Denkmftlerkiuide. 

rale  degli  scavi  luDgo  la  via  L.,  Rom  1859  m.  K.;  Giamp.  Seochi,  monumenti  inediti  d^un 
antico  sepolcro  di  famiglia  greca  scoperta  in  Roma  su  la  Via  Latina,  Rom  1843  f.  m.  2  T. 

Via  Labicana,  Gentumcellae  (Gentocelle),  bekamit  durch  den  Eros  von 
Gentocelle. 

Via  Flaminia,  mit  mehreren  Villen,  worunter  die  der  Livia  Ad  Gallinas  am  Casale 
di  Prima  Porta  (von  dort  die  schöne  Augustusstatue  von  F.  P.). 

Tibur,  die  Villenstadt  Roms;  sogenannte  Villa  des  Cassius,  reiche  Fundstätte, 
welche  unter  Pius  VI.  ausgebeutet  wurde:  Lioobio,  trattato  delle  antichitä  di  Tivoli, 
Codex  Vatic.  5295;  Kibcheb  s.  o.  ;  St.  Gabbal  e  Fausto  dbl  Re,  delle  ville  e  de'  piii 
notabili  monumenti  antichi  d.  cittä  e  del  territorio  di  T.,  Rom  1779,  mit  Plan,  Anhang 
1785;  F.  A.  Sebastiani,  viaggio  a  Tivoli,  Fuligno  1828,  2  Tle.  m.  T.;  F.  Buloabiki,  notizie 
stoiiche  antiquarie  statistiche  ecc.  intomo  all'  antichissima  citta  di  T.,  Rom  1848,  mit 
Plan;  F.  Gobi,  viaggio  pittorico-antiquario  da  Roma  a  Tivoli  e  Subiaco,  Rom  1855  — 
R.  VoLPi,  dissert.  intomo  alla  Villa  Tiburtina  di  Manlio  Vopisco,  suo  sito  e  magni- 
ficenza,  con  molte  iscrizioni  di  nuovo  scopertesi  in  T.  l'a.  1736,  m.  2  T. 

Am  grossartigsten  ist  die  mehrere  Stunden  zur  Durchwanderung  erfordernde  Villa 
Hadrians,  die  schon  oft  ausgebeutet  wurde  (z.B.  zu  Ende  der  80er  Jahre  des  vorigen 
Jahrhunderts  vom  Gonte  Marefoachi,  wobei  der  lasen  der  Glyptothek  gefunden  wurde): 
PiBBO  LiooBio,  dechiaratione  della  pianta  della  v.  A.,  Rom  1668,  lat.  (ichnographia  villae 
Tiburtinae  Hadriani  G.)  Rom  1751,  f.  m.  2  T.;  Fbanc.  Pibanbsi,  pianta  delle  fabriche  .... 
nella  v.  A.,  Rom  1781,  m.  6  Bl.;  A.  Nibbt,  descrizione  della  v.  A.,  Kom  1827,  3  Bde.;  Penna, 
viaggio  pittorico  della  V.  A.,  Rom  1836,  4  Bde.;  Nordwestfassade  von  Esqui^  restauriert: 
The  Builder  1893  S.  15. 

Ostia:  über  die  älteren  Ausgrabungen  (seit  1783  privat,  zumeist  für  englische 
Rechnung,  seit  1801  offiziell,  wobei  die  Funde  in  das  Museo  Pioclementino  kamen)  Alma- 
nach  aus  Rom  2,  239  ff.;  planmässig  seit  1855  aufgedeckt  (Funde  im  Lateran);  Nibbt, 
viaggio  antiquario  ad  Ostia,  Atti  d.  accad.  pontif.  3,  319  ff.  u.  analisi  2,  448  ff.;  Fea,  relazione 
di  un  viaggio  ad  Ostia  e  alla  Villa  di  Plinio  detta  Laurentino,  Rom  1802;  Ganina,  indi- 
cazione  delle  rovine  di  Ostia  e  di  Porto,  Roma  1830,  f.  m.  T,;  G.  L.  Visconti,  A.  1857 
S.  281  ff.  (Plan  M.  6,  11).     1864  S.  147  ff.  T.  K-N  (über  das  Mithraeum). 

Portus  (Porto):  Nibby,  Porto;  Rasi^  Porto  Romano;  Lanciani,  A.  40,  144  ff.  m. 
M.  8,  49. 

115.  Marser.  Emm.  Tebnique,  de  regione  Marsorum,  these  von  Paris  1880; 
Abruzzen:  Societa  di  storia  patria  A.  L.  Antenori  negli  Abruzzi  (Bollettino  1889  ff.). 

«  Alba  Fucense:  Pbomis,  le  antichita  di  A.  F.,  Rom  1836  m.  3  T.;  über  die  grossen 
Wasserbauten :  Almanach  aus  Rom  1,  12  ff.  m.  2  T.;  Geoffbot,  l'arch^ologie  du  lac  Fucin, 
Paris  1878. 

Sab  in  um,  noch  in  der  augusteischen  Zeit  ein  schlicht  bäuerisches 

Land.  Gius.  Akt.  Guattani,  monumenti  Sabini,  Rom  1827—32,  3  Bde.  m.  T.;  T.  Bebabdi, 
antiche  citta  Sabine,  Rom  1881;  vgl.  die  S.  122  angeführten  Werke  Nibbys  (von  viag- 
gio Bd.  1). 

Fidenae:  christliche  Denkmäler,  B.  crist.  s.  V  a.  3  S.  43  ff.  T.  2. 

Reate  (Rieti):  Bunsbn,  A.  1834  p.  99—145. 

Sommavilla  gegenüber  dem  Soracte:  B.  1836  p.  172.  1837  p.  65.  70  ff.  209  ff. 
1838  p.  71. 

Ve  st  in  er.  Aveja:  V.  M.  Giovenazzi,  deUa  citta  di  A.  de'  Vestini,  Rom  1773,  m.  T. 

Paeligner.  Corfinium  Not.  d.  sc.  1877  p.  211  ff.  1878  p.  254  ff.  1879  p.  182  ff. 
207.  224. 

Marruciner.  Teato  (Chieti):  Nicolino,  istoria  della  citta  di  Chieti,  Neapel  1657; 
B.  Lanzellotti,  di  un  antico  sepolcreto  presse  Chieti,  Chieti  1882. 

116.  Picenum  mit  dichterer  und  wohlhabenderer  Bevölkerung,  daher 
archäologisch  nicht  uninteressant. 

Seit  1889  erscheint  eine  Nuova  Rivista  Misena  (s.  Repert.  f.  Kunstw.  13,  453  f.); 
über  eine  Sammlung  Lanzi,  notizie  ^^37,  1;  G.  Colucci,  antichita  picene,  Fermo  1786 — 93, 
14  Bde.  f.  m.  Atlas;  Cab.  Abduini,  nuova  iUustrazione  delF  ant.  Piceno,  Ripatransone  1844; 
P.  MoNTEccHiNi,  la  strada  Flaminia,  Pesaro  1879. 

Alba:  Fr.  Akt.  Bbandimabte,  lettere  suir  ant.  A.  del  Piceno,  Fermo  1824. 

Anco  na,  von  Dionysios  dem  Älteren  gegründet,  doch  war  das  griechische  Element 
schwach;  Uaupthafen  für  den  illyrischen  Handel:  G.  Morelli,  guida  di  A.  e  de'  suoi  din- 
torni,  Ancona  1885;  Nekropole:  Not.  d.  sc.  1888  p.  488  ff.;  Funde  im  Lokalmuseum. 

Asculum  (Ascoli-Piceno):    G.  B.  Cabducci,   discorso  sulle  memorie  e  i  monumenti 


Kap.  V.    Arohäologisohe  Ortsknnde.    (§§  115—117.)  129 

di  A.,  Fermo  1853;  lokale  Sammlung,  vgl.  Giulio  Gabbielli,  il  palazzo  comonale  di  A.-P.  e 
le  sne  raccolte,  A.  1879. 

Cupra  maritima:  Giub.  Colucci,  C.  maritima.  Cupra  montana  (Ripatransone): 
Sabti,  de  antiq.  Picent.  civitate  Cupra  montana;  P.  M.  Paciaudi,  dissert.  delle  antichita  di 
R.,  Ferrara  1741;  T.  Cabitako,  dies,  sopra  alcune  antichita  scoperte  a  R.,  m.  3T.;  in  der 
Nähe  Offida:  G.  Allbvi,  0.  preistorica»  Abc.  1889. 

Firmum  (Fermo):  Micn.  Catalani,  origine  e  antichita  fermane,  Fermo  1778;  Fil. 
Rafaklli,  guida  storico-artistica  della  provincia  di  Macerata  I.  F.  1885;  Theater:  A.  1858 
S.  125  ff.  T.  G- J. 

Interamninm  (Teramo):  Palma»  storia  della  parte  piü  settentrionale  del  Regno  di 
Napoli,  T.  1835;  N.  Bindi,  Castel  San  Flaviano  e  di  alcuni  monumenti  di  arte  negli  Ab- 
ruzzi,  Nap.  1879-80,  2  Bde. 

Tolentinum  (Tolentino):  A.  1881  p.  2U  f. 

117.  Etrurien»  ein  Land,  das  Rom  an  Massenhaftigkeit  der  Funde 
nahekommt  und  es  in  der  Mannigfaltigkeit  weit  übertrifft.  Seit  dem 
17.  Jahrhundert  wurden  die  Altertümer,  besonders  die  kleinen  Bronzen 
und  die  bemalten  Vasen  studiert;  man  abstrahierte  daraus  allgemeine 
Regeln  über  den  etruskischen  Stil  und  nahm  z.  B.  alle  altertümlichen 
Bronzen  für  Etrurien  in  Anspruch.  Nach  dem  Erscheinen  von  Dempster's 
Werk  bildete  sich  1726  die  Accademia  Etrusca  zu  Cortona  (S.  3.  4),  welcher 
schon  1727  Baldellis  Sammlung  zufiel. 

C.  Inohiraxi,  EtruBcarum  antiquitatum  fragmenta,  Frank  f.  1637,  f.  m.  Abb.;  Th. 
Dekpster,  de  Etruria  regali,  ed.  Th.  Cokk,  Florenz  1723—6,  2  Bde.  m.  93  T.;  Phil.  Bonab- 
Ron  (Michelangelos  Neffe),  explicationes  et  coniecturae  additae  ad  monumenta  etrusca 
operi  Dempsteriano,  Florenz  1726;  Passbri,  in  Theodori  Dempsteri  libros  de  £truria  reg. 
paralipomena,  Lucae  1767,  f.  m.  7  T.;  Fr.  Qori,  museum  etruscum,  Florenz  1737—43,  3  Bde., 
f.  m.  299  T.    (Auszug  von  Schwbbbl,  Nürnberg  1770,  m.  58  T.) 

Die  erfolgreichen  Ausgrabungen  begannen  1823  bei  Corneto  und  sind 
dann  ununterbrochen  fortgesetzt  worden ;  besondere  Verdienste  erwarb  sich 
anfangs  Lucien  Bonaparte,  Prinz  von  Canino.  Die  Grundbesitzer  bear- 
beiteten ihren  Boden,  bildeten  Sammlungen,  die  sie  in  das  Ausland  ver- 
kauften, und  fingen  dann  wieder  von  neuem  zu  graben  und  zu  sammeln 
an.  Nur  ein  Teil,  allerdings  ein  sehr  bedeutender,  wurde  für  Italien  einer- 
seits nach  Florenz  (S.  40),  andererseits  in  das  Museo  Gregoriano  in  Rom 
(S.  43)  gerettet. 

DoRow,  Etrurien  und  der  Orient.  Nebst  Thorwaldsen*s  Darstellung  der  1828  ent- 
deckten etrurischen  Altertümer,  Heidelberg  1829  (französ.  voyage  arch^ol.  dans  l'ancienne 
Etmrie,  P.  1829],  m.  16  T.,  und  Erlebtes  Bd.  III.;  Miss  Hamilton  Grat,  tour  to  the  se- 
pulchres  of  Etruria  in  1839,  3.  Aufl.  London  1843,  mit  28  Abb.;  Millikoen,  on  tbe  late 
discoveries  in  Etruria  (1830  und  1834),  Transact.  of  the  r.  soc.  of  literature  IL;  Noel  des 
Ykroers,  TEtrurie  et  les  Etrusques,  Paris  1862—64,  m.  Atlas  v.  39  T.;  Helrio,  viaggio 
nell'  Etruria  e  nell*  Umbria,  Rom.  Mitt.  1,  214—42  m.  T.;  zusammenfassend  George  Deknis, 
the  cities  and  cimeteries  oir  Etruria,  3.  Aufl.  London  1883  m.  T.  (deutsch  nach  der  1.  A.  von 
Meister,  Lpg.  1852,  anziehend  geschrieben);  systematisch:  W.  Abeken,  Mittelitalien  vor  den 
Zeiten  römischer  Herrschaft,  Stuttg.  1843  m.  11  T.;  über  prähistorische  Funde:  J.  Goccni, 
di  idcuni  resti  umani  e  degli  oggetti  di  umana  industria  dei  tempi  preistorici  raccolti  in 
Toscana,  1865. 

Neuere  Bilderwerke:  Museum  Gregorianum  (S.  43);  Bonaparte,  Mus^e  etrusque 
(S.  46);  Ikgbirami,  monumenti  etruschi  o  di  etrusco  nome,  Fiesole  1821 — 6,  10  Bde.  mit 
465  T.  (1.  IL  Urnen,  III.  IV.  Spiegel,  V.  Bronzen,  VI.  Architektur,  VlI.  VIll.  Vasen, 
IX.  Verschiedenes,  X.  Register);  Micali,  storia  degli  antichi  popoli  italiani,  Florenz  1832, 
3  Bde.  mit  Atlas :  monumenti  inediti  per  servire  alla  storia  etc.,  Mail.  1836,  120  T.,  früher : 
ritalia  avanti  il  dominio  de*  Romani,  Florenz  1810,  4  Bde.  m.  Atlas  von  67  T.  1821. 
Mailand  1827.  Genf  1831,  französ.  Paris  1824. 

Das  jetzt  ziemlich  verödete   Strandgebiet  der  Maremmen   ist  wie   eine  Art  von 

terra  incognita  wiederholt  gesondert  behandelt  worden:  Ximekbs.  csame   dell'  esame  d*un 

libro  sopra  la  Maremma  Sanese ;    P.  Manzi,  sopra  le  ultime  scoperte  fatte  lungo  il  littorale 

dell*  antica  Etruria  1836;  L.  Canina  ,   Tantica  Etruria  marittima  comprcsa  noUa  diziouo 

Bandbnch  der  klaai.  Alteriiuniiwiueiiachart.  VI.  y 


130  Elassiache  Eunstarchäologie.    I.  Denkm&lerkimde. 

pontificia  descritta  ed  illostrata  con  i  monumenti,  Rom  1846—49,  2  Bde.  f.  m.  Atlas,  I.  1851 
(m.  73  T.).  II.  1861 ;  Noel  dbs  Veroebs  (s.  oben);  Lokalmuseen  bestehen  in  Civitavecchia, 
Grosseto,  Livorno  und  Carrara  (Akademie  der  schönen  Künste);  über  den  einstigen  Bestand 
in  Siena  Giamb.  Pecci,  raccolta  universale  di  tutte  le  iscrizioni,  arme  e  altri  monumenti 
81  antichi  che  modemi  esistenti  nella  citta  di  Siena  fino  all'  a.  1731,  3  Bde.  handschriftlich 
im  Stadtarchiv. 

Für  Südetrurien  sind  die  Werke  über  die  Umgebung  Roms,  besonders  die  Bücher 
Nibbt's  (S.  122)  anzuführen. 

Alsium  (Palo  und  Monterone),  Grabhügel  1838  geöffnet:  B.  1839,  81  ff.  1840,  133. 
1841,  39  ff.;  M.  1,47;  Canina,  Etr.  mar.  1,126  T.  40;  Abbkbn,  Mittelitalien  S.  267. 

Aquae  Apollinares  (Vicarello)  s.  S.  29. 

Arretium  (Arezzo),  bekannt  durch  die  «Chimaira  von  Arezzo** :  Alessi,  cronaca  d*  A., 
15.  Jahrb.  in  der  Biblioteca  Riccardiana,  A.  1872  S.  280  ff.  m.  T.;  Not.  d.  sc.  1887  p.  437  ff.; 
orientalisierender  Fund  von  1869:  B.  1869  p.  72;  römisches  Amphitheater:  L.  Güazzesi, 
dissertazioni,  2.  ed.,  Pisa  1761;  Museum  bei  der  Fratemita  della  Misericordia :  Heyde- 
MANN,  Mitteilungen  S.  104  ff. 

Baccacciano,  orientalisierende  Funde:  B.  1875  p.  233  ff. 

Blera  (Bieda):  Plan  bei  Dennis,  I  p.  206. 

Bomarzo  s.  Polymartium. 

Caere  (Cervetri),  ergebnisreiche  Ausgrabungen  von  Cavallari,  Campana,  General 
Galassi  und  Erzpriester  Don  AI.  Regulini;  die  Gräber  liegen  besonders  auf  dem  Grund  La 
Banditaccia  und  am  Monte  Abutone:  P.  E.  Visconti,  intomo  gli  antichi  monumenti  sepol- 
crali  scoperti  nel  ducato  di  Ceri,  Rom  1836,  f.  m.  13  T.  (Ausgrabungen  von  AI.  Torlonia); 
A.  1835  p.  177  ff.  m.  M.  II  19;  L.  Canina,  descrizione  di  Cere  antica.  Rom  1838,  f.  m.  10  T. 
(Plan  bei  Dennis  1,  235);  C.  L.  Gbifi,  monumenti  di  Cere  antica,  Rom  1841,  f.  m.  12  T.; 
J.  des  sav.  1843  Mai,  Juni,  Juli,  Sept.;  Polbtti,  osservazioni  intomo  alle  tombe  etrusche 
di  Cere;  ansehnlich  sind  die  nach  den  Findern  oder  nach  dem  Inhalte  benannten  Grab- 
kammem,  Grotta  Regulini-Galassi  (aus  der  orientalisierenden  Periode,  1836  aufgedeckt: 
Canina  a.  0.  p.  73  ff.  und  Etr.  maritt.  T.  50—59;  Gbifi,  T.  5,  1.  8.  9. 10,  1.  2;  Mus.  Greg. 
I  T.  15—20.  63.  64,  1—3.  65,  1.  2.  66,  1.  2;  E.  Bbaun,  B.  1836  p.  56  ff.  1838  p.  173;  Jül. 
Bbaun,  Studien  und  Skizzen  aus  den  Ländern  der  alten  Kultur,  Mannh.  1854  S.  355  ff.; 
WiLKiNSON,  Arch.  J.  12  (1856)  S.  1  ff.),  della  sedia  (desgleichen:  Dennis  I  275  ff.;  Vis- 
conti a.  0.  p.  31;  Canina,  Etr.  mar.  I  p.  197  T.  70),  de*  Tarquinii  und  del  triclinio 
(B.  1847  p.  61—97);  über  die  Scavi  Calabresi  B.  1866  p.  177  ff.;  orientalisierende  Funde  in 
der  benachbarten  Zambra:  Abeken,  B.  1840  p.  133  und  Mittelitalien  S.  236.  268.  272; 
MicALi,  mon.  ined.  p.  375  ff.  T.  56;  Canina,  Etr.  mar.  I  p.  198  T.  73.  —  Ära  von  Caere, 
Weihgeschenk  des  C.  Manlius:  A.  1858,  5  ff.  M.  Vf.  13. 

Canino:  A.  1881  p.  228;  über  die  Ausgrabungen  des  Fürsten  Lucian  s.  §  18. 

Castellum  Axia  (Castel  d'Asso)  bei  Viterbo,  Reihe  von  Felsengräbern:  B.  1839, 
75.  1874,  257;  Inohibaui,  monum.  etr.  4,  188;  Plan  bei  Dennis  I  174. 

Chianciani,  Nekropole  von  Fran9ois  ausgegraben:  B.  1851  p.  161  ff. 

Clusium  (Chiusi),  Nekropole  mit  Leichenbrand  und  Grabkammem :  Sabzana,  della 
capitale  dei  Tuscanesi;  Vebiuolioli,  sepolcro  etrusco  chiusino,  Perugia  1818;  B.  1859 
p.  103  ff.;  A.  1848  p.  306  ff.;  aus  sehr  alter  Zeit  tombe  a  ziro  B.  1874,  203  ff.  1875, 
218  ff.;  Tomba  Pania  A.  1877,  397  ff.  T.  UV;  M.  10,  39  a.  Grab  auf  Biffa  B.  1874  p.  203  ff.; 
zu  Fonterotella  B.  1874  p.  205,  s.  auch  B.  1873  p.  154;  sehr  alte  ärmliche  Gräber  auf  dem 
Poggio  Renzo:  B.  1875,  216  ff.;  Bebtband,  sepultures  a  incin^ration  de  P.  R.  pr^s  Ch., 
Paris  1874;  angebliches  Labyrinth  des  JPorsenna:  II  laberinto  di  Porsenna  publ.  e 
dichiar.  daU'  instituto  di  corrisp.  archeoL,  Rom  1840  f.  Auch  die  christliche  Periode  hat 
Denkmäler  hinterlassen:  Cavedoni,  cimiteri  di  Chiusi,  Modena  1853;  F.  Livebani,  le  cata- 
combe  e  antich.  crist.  di  Chiusi,  Siena  1872.  —  Die  Privatsammlung  Casuccini  (veröffent- 
licht von  D.  Valebiani  e  F.  Inghibahi,  etrusco  museo  chiusino,  Fiesole  1832 — 3,  2  Bde. 
f.  m.  217  T.)  kam  nach  Palermo  fS.  42),  die  Sammlung  Giov.  Paolozzi  nach  Neapel. 

Corchiano  s.  Fescennium. 

Cortona:  Plan  bei  Micau,  ant.  mon.  T.  6;  handschriftliche  Chronik  von  Baldelli 
1570;  Mazocchi,  diatrib.  X.  acad.  Corton.  t.  TIT.;  Venuti,  sopra  l'antica  citta  di  C,  Dissert. 
Corton.  IV  p.  1  ff.  wie  (überhaupt  die  Schriften  der  Akademie  von  Cortona  (S.  4);  orien- 
talisierendes  Grab  des  Hügels  Melone:  Dennis  IP  411;  ansehnliches  Museum :  Fb.  Valesio, 
A.  Gobi  und  R.  Venuti,  museum  Cortonense  in  quo  vetera  monumenta  compiectuntur  quae 
in  academia  Etrusca  adservantur,  Rom  1750,  f.  m.  85  T.;  Heydemann,  Mitteilungen  S,  107  ff.; 
bronzener  „Kronleuchter  von  C.**:  Heydemann  a.  0.  S.  107  ff. 

Cosa,  seit  345  v.  Chr.  römische  Kolonie:  Plan  bei  Micali,  ant.  mon.  T.  4. 

Faesulae  (Fiesole):  Plan  bei  Mioali,  ant.  mon.  T.  5;  Del  Rosso,  saggio  di  osser- 
yazioni  sui  monumenti  dell'  antica  citt^  di  F.^  Firenze  1814  und  una  giomata  d'istruzione 


Kap.  T.    Arohäologisohe  Ortekimde.    (§  117.)  131 

a  F.,  Firenze  1826,  mit  Atlas;  Inghibami,  guida  di  F.;  bekannt  durch  die  kyklopisclien 
Manern  und  sein  Theater:  H.  DOtsohxb,  AZ.  34,  93  ff.  m.  T.  8—10;  Museum:  D.  Maccio, 
il  museo  di  F.,  Arte  e  storia  9,  46  ff. 

Falerii  (FäUeri  und  Civita  Castellana);  A.  1860,  211  ff.  T.  F>  H;  Plan  bei  Dsimis 
1,  87  aus  Cakdsa;  berühmte  Bracke;  Columbarien  in  den  Felswänden;  Funde  im  Muäeo 
della  villa  di  papa  Giulio. 

Ferentinnm  (Ferento)  mit  interessantem  Theater:  A.  1837,  62  ff.,  Plan  1839  T.  F. 

Florentia  (Firenze),  rSmische  Kolonie,  an  Altertümern  arm:  Müvtz.  les  pr^curseurs 
de  la  renaissance  p.  44. 

Herta  (Orte):  Just.  Fontaniki,  de  antiquitatibus  Hortae  coloniae  Etmscorum,  3.  Ausg. 
Rom  1723  m.  T.  Leiden  o.  J.  f.;  B.  1837  p.  129. 

Luna  (Lnm*):  C.  Pbomis,  memorie  dell'  antica  cittä  di  Luni  e  del  suo  stato  presente, 
Turin  1838,  Massa  1857  m.  1  T.;  S.  A.  Rbmbdi,  scavi  fatti  in  L.  nel  1858  e  59  e  ripostino 
di  Carrara,  1860;  scavi  fatti  in  L.  nel  1857,  Ponz.  1875.  Tempel  mit  Giebelfignren : 
MiLAHi,  Museo  di  antichitä  ital.  I  89  ff.  m.  5  T. 

Norchia,  mit  Felsengräbern:  Plan  bei  Dsinns  1,  197. 

Orvieto  s.  Volsinii. 

Perusia  (Perugia):  Fbl.  Ciatti.  deUe  memorie,  annali  et  istor.  delle  cose  di  P., 
P.  1638;  ders.,  Perugia  etrusca;  Raccolta  delle  cose  segnalate  di  pittura,  scoltura  ed  archi- 
tettura  che  si  ritrovano  in  P.  e  suo  territorio  (handschriftlich  in  der  Biblioteca  comunale); 
Yebjuoliou,  scayi  Pemgini;  Caxpanabi,  tavole  perosine;  Mioliabiki,  Zibaldone|;  6.  Gonb- 
STABiLB,  dei  monumenti  di  P.  etrusca,  P.  1855—70,  4  Bde.  (I.  vita  di  6.  B.  Vermiglioli 
1855;  II.  ii  sepolcro  dei  Volunni  (1840,  m.  9  T.),  1855  m.  16  T.;  III.  monumenti  etruschi  e 
romani  della  necropoli  del  Palazzone  in  P.  circostanti  al  sepolcro  dei  Volunni,  1856,  mit 
9T.;  IV.  monumenti  etruschi  nel  territorio  de'  P.);  Hblbio,  B.  1884,  177  ff.;  Vasenfunde: 
Bbukn,  B.  1858,  147  ff.;  berühmter  Bronzefund  aus  der  orientalisierenden  Periode  (teils 
in  Perugia,  teils  in  München);  —  Museum  der  Stadt  und  Universität:  Indicazione  antiquaria 
per  il  gabinetto  archeologico  di  proprieta  deir  ill.  magistrato  di  P.,  P.  1830;  Conbstabilb 
a.  0.  IV.;  Hbtdeiiaiiii,  Mitteilungen  8.  112  ff. 

Poggibjonsi  bei  Siena:  Hügelgrab  schon  1507  geöffnet. 

Poggio  Renzo  s.  Chiusi. 

Polymartium  (Bomaizo):  Vittobi,  memorie  archeologico-storiche  sulla  cittk  di  Po- 
limarzo  oggi  B.,  Rom  1846;  dazu  A.  1831—2,  B.  1830—2.  1834  u.  ö. 

Populonia:  Plan  bei  Micali,  ant  mon.  T.  2;  vgl.  Ximbkbs  (S.  129). 

Punicum  (S.  Marinella  und  Puntone  del  Castrato),  1840  Gräber  der  orientalischen 
Periode  gefunden:  B.  1840,  113  ff.,  1847  S.  51—93;  Abbken,  Mittelitalien  S.  239.  242. 
267 ;  Micali,  mon.  ined.  p.  356.  386  T.  3. 

Pyrgoi  (?  Punta  di  Guardiola  und  Selva  la  Rocca  bei  St.  Marinella):  Plan  bei 
Dbbnis  1,  289;  L.  Caioha,  A.  1840  S.  34  ff.  m.  T.  £  F. 

Rusellae  (Grosseto):  Plan  bei  Micali,  ant.  mon.  T.  3. 

Sarteano,  orientalisierendes:  B.  1875,  234;  Sammlung  Fanelli':  B.  1859  S.  78  ff. 

Suana  (Soana  oder  Sovana),  Gräber  aus  der  orientalischen  Periode:  B.  1843,  155  ff.; 
A.  1876  p.  242;  Plan  bei  Dbkvis  II  5. 

Sutrium  (Sutri):  Plan  bei  Dbünis  I  S.  65,  Ansicht  ebend.  T.  zu  S.  74. 

Tarquinii  (Cometo):  Plan  bei  Wbstphal  (S.  122),  daraus  bei  Dbknis  I  T.  zu  S.  305; 
Dasti,  Cometo-Tarquinia,  Rom  1878  (separat  daraus  Tombe  etmsche  dipinte);  Gräber  aus 
sehr  verschiedener  Zeit:  H.  Bbtlb,  les  tombeaux  de  Cometo,  1837;  über  die  ältesten  a 
pozzo  und  a  fössa:  Helbio,  A.  1883  S.  285  ff.  T.  R  und  M.  11,  59.  60,  Resic.  dell'  acc.  de' 
Lincei,  A.  1884  S.  108  ff.;  Undsbt,  A.  1885  S.  5  ff.;  zahlreiche  Grabkammem  auf  Monterozzi, 
dem  flachen  Bergrücken,  der  sich  vor  der  Stadt  erstreckt:  Stackblbebo,  über  die  Hypogäen 
von  Tarquinien  (1828,  unvollendet  und  nicht  veröffentlicht);  James  Byres,  hypogaei  or  the 
sepulcral  cavems  of  T.,  London  1842;  aus  der  orientalischen  Zeit  Tomba  del  guerriero: 
A.  1874,  249  ff.  M.  10,  10— lOd,  und  andere:  B.  1870  p.  56  f.  1874  S.  54  ff.;  über  die  jünge- 
ren Grabkammem  ist  in  der  Geschichte  der  hellenisierenden  Wandmalerei  der  Etrusker  zu 
handeln.  —  Städtisches  Museum  in  Cometo;  Sammlung  des  Bischofs,  der  Gräfin  Braschi 
und  des  Sindaco  Dasti. 

Telamon,  Hafenort  von  Vetulonia:  Febd.  Cabchidio,  memorie  storiche  delF  antico 
e  modemo  T.,  Firenze  1824. 

Tolfa,  östlich  von  Civitavecchia,  orientaüsierende  Gräber:  B.  1866  p.  225  ff. 

Tuscania  (T  ose  an  eil  a):  S.  Caxpababi,  Tuscania  e  i  suoi  monumenti,  Montefiascon 
1858:  Sammlung  der  Gräfin  Campanari. 

Veji  (Isola  Famese),  zur  Zeit  des  Properz  (4,  10,29)  verödet;  1811—21  Ausgra- 
bungen; Nibby,  analist  de'  dintorai  di  Roma  III  380—438;  Nabdini,  Vejo  ant.;  Dom.  Maz- 
zoccHi,  y.,  8U*  defensi;   Gbll,  gli  avanzi  di  Veji  Ulustrati,  Memorie  deli'  inst.  1,  1  ff.  mit 

r 


132  Klassische  Kimstarchäologie.    1.  Denkmälerkande. 

Plan  (daraus  bei  Dennis  I  zu  S.  1);  L.  Canika,  descrizione  dell'  antica  citta  di  V.,  Rom 
1847,  f.  m.  44  T.;  P.  R.  Garbücci.  on  the  discovery  of  sepulcral  remains  at  Yeji  and 
Praeneste,  transl.  by  W.  M.  Wylie,  London  1867 ;  über  Vasen :  Cajcpanabi,  vasi  deli'  Isola 
Famese;  Grotta  Campana  (orientalisierend):  Drnnis  I*  31  if.,  B.  1840  p.  12  ff.;  über  ein 
anderes  Grab  Arcbaeologia  41,  196  ff.  —  Funde  meistens  im  Vatikan  und  Lateran. 

Vetulonia,  früher  an  verschiedenen  anderen  Orten  gesucht  (Inohiraki  und  Ah- 
BBOSCH,  Mem.  d.  Inst.  1,  95  ff.),  sicher  in  Poggio  Golonna  (Gemeinde  Castiglione  della  Pes- 
caja);  in  den  alten  Gräbern  orientalische  und  noch  frühere  Funde  mit  wenig  Metall:  Isid. 
Falchi,  ricerche  di  V.,  Prato  1881 ;  ders.,  gli  avanzi  di  V.  sul  Poggio  di  Golonna  nella 
maremma  Grossetana,  Grosseto  1882;  ders.,  Not.  d.  scavi  1885  p.  98  ff.  T.  6-9;  ders.,  V., 
la  sua  necropoli  antichissima,  Florenz  1893  m.  19  T.;  Helbig,  Rom.  Mitt.  1,  129  ff.;  über  die 
orientalisierende  Tomba  del  guerriero  (oder  duce)  Am.  J.  4,  175  ff.  m.  T.  10.  11.  Die  von 
Miiani  1893  angestellten  Ausgrabungen  ergaben,  dass  etwa  im  5.  Jahrhundert  v.  Chr.  die 
Stadt  nach  Poggio  Castiglione  (bei  Massa  Marittima)  verlegt  wurde.  —  C.  D.  de'  Dauli, 
V.  non  fu  a  Colonna  di  Maremma,  Rom  1891. 

Vicarello  s.  S.  26. 

Viterbo  =  Surrina?:  Camilli,  monumenti  di  V.;  Makiani,  breve  notizia  dell'  an- 
tichita  di  V. 

Volci  (Vulci  oder  Vulcia):  Plan  bei  Dennis  I  438  nach  Knapp;  grosse  Ausgrabungen 
des  Fürsten  von  Canino  und  FrauQois.  Vinc.  Campanabi,  notizie  di  Vulcia  antica,  Macerata 
1829;  ß.  1884  p.  161  ff.;  über  die  Vasen:  Wblcker,  kleine  Schriften  5,  140  ff.;  Gerhard, 
rapporto  Volcente,  A.  1831,  5  ff.  (seinerzeit  epochemachend);  neueste  Ausgrabungen  für  den 
Fürsten  Torloniu,  sehr  wichtig:  St^ph.  Gsell,  fouilles  dans  la  necropoie  de  Vulci,  Paris 
1891  (£cole  fran9.  de  Rome)  m.  19  T.;  aus  der  orientalischen  Periode  Grotta  delT  Iside 
in  der  PoUedrara:  B.  1839,  71  ff.  1844, 105  ff.,  A.  1843,  350  ff.  1866,  409  ff.;  Micali,  mon. 
ined.  p.  37—71  T.  4—8  (Funde  im  brittischen  Museum);  Cucumella:  B.  1829,  50  ff.  M.  I 
41,  2;  MiCALi,  ant.  pop.  III  p.  94  T.  62;  Ausgrabungen  des  Grafen  Ravizza  d'Orvieto  1858: 
Brunn,  B.  1858  p.  184  ff.  Die  Grabkammern  der  hellenisierenden  Zeiten  sind  durch  Vasen 
und  Wandmalereien  (Garbücci,  tavole  fotografiche  delle  pitture  Vulcenti,  Rom  1866,  7  Phot.) 
ausgezeichnet. 

Volaterrae  (Volterra),  Ausgrabungen  schon  1728  begonnen:  Plan  bei  Micali,  ant. 
mon.  T.  1,  kleiner  bei  Dennis  II T.  zu  S.  144;  Inghirami,  A.  1832,  26  ff.  T.  A  u.  mon.  etr.  II  p.  78 
—110;  B.  1845,  137.  1860,  183  ff.  1861,  144  ff.  1862,  206  ff.;  Theater:  A.  Cinci,  ü  teatro 
antico  di  Volterra,  V.  1884  —  Museo  Guamacci,  schon  1761  der  Stadt  geschenkt:  A.  F. 
GoRi,  musei  Guamacii  antiqua  monumenta  etrusca  eruta  e  volaterranis  hypogaeLs,  Florenz 
1744,  f.  m.  40  T.;  F.  Babnabei,  ii  museo  etrusco  di  V.,  V.  1878;  L.  R.  Büzzaolia,  pubbl. 
museo  e  bibliot.  Guam.  in  V.,  Fir.  1877.  —  Sammlung  Callai:  B.  1859,  71  ff. 

Volsinii  (dem  Namen  nach  in  BoLsena  fortlebend,  aber  ehedem  an  der  Stelle  von 
Orvieto;  später  wurde  die  Stadt  verlegt;  vgl.  Prokops  Gothenkrieg  2,  20  p.  434  c:  Pic- 
coLOMiNi  Adami,  guida  storico-artistica  della  cittä  d'Orvieto  e  suoi  contomi,  Siena  1884; 
Fr.  Pennachi,  cenni  storici  e  guida  di  0.,  B.  1863  S.  41  ff.;  Körte,  A.  1877  p.  95—185  m. 
3  T.;  Not.  d.  scavi  1884  S.  384  ff.;  Plan  bei  Dennis  II  18;  nahe  dabei  zu  Porano  reiche 
Gräber  —  Museum  der  Stadt  und  Sammlung  Faina  in  Orvieto.  —  Bei  Boise  na  altchrist- 
liche Funde,  wegen  deren  dort  eine  Gesellschaft  für  christliche  Archäologie  sich  gebildet 
und  ein  Museum  angelegt  hat  (Stevenson,  Rom.  Quartalschrift  2,  327  ff.). 

Inseln  von  Toscana:  R.  Forbsi,  sopra  una  collezione  di  oggetti  antistorici  trovati 
nelle  isole  dell'  arcipelago  toscano,  1867;  G.  Chibrici,  ant.  mon.  della  Pianosa,  Reggio 
1875,  m.  2  T. 

118.  ümbrien,  ähnlich  wie  Samnium  geartet,  doch  architektonisch 
nicht  unbedeutend. 

M.  GüABDABASSi,  indicc-guida  doi  monumenti  pagani  e  cristiani  riguardanti  la  storia 
e  l'arte  esistenti  nella  provincia  dell'  Umbria,  Perugia  1872;  Helbig  (s.  oben  S.  129). 

Ariminum  (Rimini):  T.  I'emanza,  delle  antichitä  di  Rimino  11.  IL,  Ven.  1741  f.  m. 
Abb.;  L.  Nabdi,  descrizione  antiquario-architettonica  con  rami  dell'  arco  di  Augusto,  ponte 
di  Tiberio  e  tempio  Malatestiano  di  Rimino,  R.  1813,  f.  m.  17  T.;  L.  Tonini,  R.  avanti  il 
principio  dell'  era  volgare,  R.  1848—62,  3  Bde.  u.  deir  anfiteatro  di  R.  o  relazione  degli 
scavi  fatti  n.  1843—4,  R.  m.  3  T.;  ders.,  le  figuline  riminesi  ordinate  ed  illustrate,  1870. 

Arna:  Verhiglioli,  dell'  antica  citta  di  A.  umbro-etrusca  comm.  storico-critico, 
Per.  1800. 

Cales  (Cagli),  massive  Brücke:  G.  Mocui,  sopra  li  avanzi  di  ....  Cagli,  Fossom- 
brone  1876;  ders.,  storia  di  C,  C.  1878. 

Aöisiuni  (Assisi)  mit  dem  bekannten  Tempel:  Gu attant,  monum.  inediti  1786 
Mätzo  S.  20  ff.  m.  T,  1;  —  Gio.  Ant.  Aktolini,  il  tempio  di  Minerva  in  A.,  (Mil.)  1803  f. 


Kap.  y.    Archäologische  Ortaknnde.    (§§  118-119.)  133 

Falginii  (Fnligno);  Tempel  der  Minerva:  ttber  die  treffliche  lokale  Anlage  Goethis, 
italienische  Reise  S.  159  Hempel. 

Ignyiunif  interessantes  Theater:  B.  1863,  225  ff. 

Interamna  (Temi):  G.  Eroli,  oggetti  antichi  scavati  in  T.  dal  1880  al  1885,  Rom 
1886  m.  1  T. 

Ocriculum  (Otricoli),  1775  ff.  ergiebige  Ausgrabungen:  Guattani,  monumenti  in- 
editi  1784  Januar  T.  3  (Plan).  Aprile  p.  27  ff.  (Basilica).  Luglio  p.  59  ff.  (BadK  Settembre 
p.  71  ff.  (Theater).  Ottobre  p.  81  ff.  (Amphitheater)  u.  0.;  «Zeus  von  Otricoli'*  im  Vatikan 
(Bruckm.  130). 

Pisanrnm  (P^saro):  An.  Olivterii  db  Abattbüs,  marmora  Pisaurensia,  Pis.  1738,  f.; 
Olivieri,  delle  fignline  Pesaresi,  P.  1780. 

Sarsina:  Fil.  Aivtonint,  delle  antichita  di  S.,  Faenza  1769. 

Ürbinum  (Urbino):  Schon  im  vorigen  Jahrhundert  bestand  ein  Museo  lapidario. 

119.  Gallia  Cispadana,  vom  fremden  Import  bereits  weniger  stark 
berührt,  aber  mit  dem  Nachlass  einer  dichten,  nicht  sehr  reichen  Bevöl- 
kerung, welche  vielfach  auf  Pfahlbauten  und  ähnlichen  künstlichen  An- 
lagen (terremare,  früher  marniere  genannt)  wohnte;  es  waren,  wenn  wir 
Strabons  Angabe  mit  denen  anderer  Quellen  zusammenhalten,  ümbrer 
und  im  Westen  Ligurer,  zu  denen  fremde  Kultur  durch  etruskische  Kolo- 
nisten und,  nachdem  die  gallischen  Eindringlinge  vernichtet,  von  römischen 
coloni  getragen  wurde. 

Stbobbl,  avanzi  preromani  raccolti  nelle  terremare  e  palafitte  delF  Emilia  I  Parma 
1863;  Hblbig,  die  Italiker  in  der  Poebene  l.  Lpg.  1879  (mit  Karte  u.  2  T.).  —  R.  Depu- 
tazione  di  storia  patria  per  le  provincie  di  Romagna  (Atti  e  memorie,  gegenwärtig  serie  lll., 
Bd.  11). 

Bononia- Felsina  (Bologna),  angeblich  etniskische  Gründung,  seit  189  v.  Chr.  römi- 
sche Kolonie;  die  Bauten  sind  römisch:  Gozzadtni,  intomo  all'  acquedotto  ed  alle  termo 
di  B.,  B.  1864,  f.,  u.  le  mura  che  cingono  Bologna,  1881.  Die  zahllosen  Gräber  dagegen 
repräsentieren  die  verschiedensten  Epochen;  man  benennt  sie  nach  den  Fundorten ;  an  der 
Certosa  (Friedhof)  417  Gräber:  Brizio,  B.  1872,  12  ff.  71  ff.  108  ff.  177  ff.  202  ff.;  Hirsch- 
feld, AZ.  1871,  7  ff.;  Ant.  Zankoni,  gli  scavi  della  C.  di  B..  B.  1876,  2  Bde.  f.  m.  150  T. 
(Plan  d.  Stadtumgebung  T.  2.  3),  im  Giardino  pubblico  1 15  Gräber,  Arsenal  (Gozzadini,  intomo 
ad  alcuni  sepolcri  scavati  nell*  arsenale  militare  di  B.,  1875,  m.  1  T.),  giardino  Margherita 
(v.  DuHN,  sepolcro  etrusco  scoperto  nel  giardino  M.  presse  Bol.),  dann  an  privaten  Be- 
sitzungen von  Benacci  [jetzt  Caprara]  (Zannont,  scoperte  archeologiche  di  Felsina.  Scavi 
B.,  1875;  Bbizio,  Not.  d.  sc.  1889  p.  288— 333),  de  Lucca  und  Amoaldi  Veli  (Gozzadinj, 
intomo  agli  scavi  archeologici  fatti  dal  Sig.  A.  V.  presso  B.,  B.  1887  f.  m.  14  T.);  vergl. 
noch  GozzADini,  studii  archeologict-topografici  sulla  citta  di  B.,  1868  m.  K.;  Zannoni,  cenno 
sugli  scavi  della  via  del  Pratello  in  B.,  1873;  G.  Gozzadini,  scavi  governativi  in  un  lembo 
della  necropoli  felsinea  1885—6,  B.  1886  u.  kleinere  Abhandlungen  —  grosser  Bronzen- 
fund:  S.  26  und  Zannoki,  ripostiglto  di  bronzi  dell*  etä  di  Villanova  a  B.,  1877; 
Vasen:  Bbitnn,  über  die  Ausgr.  d.  Certosa  v.  B.,  Abb.  der  bayer.  Akad.  1887.  —  Populäre 
Übersicht:  R.  F.  Bübton,  etruscan  Bononia,  a  study,  London  1876,  m.  Abb.;  J.  Mestobf, 
der  archäologische  Kongress  in  B.,  Hamburg  1871;  Congr^s  international  d*anthrop.  V., 
Bol.  1871 ;  Alfb.  Madby,  Compte  rendu  de  Tacad.  1874,  9.  Jan.;  Pioorini  in  der  Zeitschrift 
Comelia  1  Nr.  8.  9.  —  Zannoni,  arcaiche  abitszioni  di  B.  scoperte  e  descritte,  Mil.  1893, 
Bd.  I  m.  25  T. 

Umgebung  von  Bologna:  Gozzadhvi,  note  archeologiche  per  una  guida  delF  Apennino 
Bolognese,  Bol.  1881  u.  i  sepolcreti  etruschi  di  Monte  Avigliano  e  Pradalbino  e  di  S.  M. 
Maddalena  di  Cazzano  nel  Bolognese,  1875;  Ceretolo:  Gozzadimi,  di  un  ant.  sepolcro  a 
C.  nel  Bolognese,  1879  m.  1  T.;  Crespellano:  Gozzadini,  il  sepolcro  di  Cr.  nel  Bolognese, 
Bol.  1881  m.  1  T.;  Marcaretolo:  G.  Pancaldi,  la  statua  ed  altri  monamenti  antichi  scavati 
a  M.  tra  Ferrara  e  B.,  B.  1839,  m.  3T.;  Marzabotto,  das  „etraskische  Pompeji**,  wohl- 
erhaltene Stadt  bei  der  Villa  des  Grafen  Aria:  Gozzapini,  di  una  ant.  necropoli  a  M.  nel 
Bolognese,  B.  1865,  f.  m.  20  T.;  di  ulteriori  scoperte  nell'  ant.  necropoli  a  M.,  B.  1870,  f. 
m.  16  T.;  renseignements  sur  une  ancienne  n^cropole  ä  M.  pr^s  de  B.,  1871;  l'^löment 
^tra&que  est  saus  mölange  avec  T^lement  gaulois  1871 ;  Brizio,  guida  alle  antichita  .  .  . 
di  M.,  Bol.  1886;  una  Pompei  etr.  a  M.  nel  Bolognese,  Bol.  1887;  scavi  a  M.  dal  novembre 
1888  a  maggio  1889,  m.  T.;  Ed.  Meter,  Anthrop.  Correspondenzbl.  1889  S.  1  ff.;  S.  Polo: 
GozzADiHi,  nuovi  scavi  nel  fondo  S.  P.  presso  B.,  1884. 


134  ElassiBohe  Kanstarchäologie.    I.  Denkm&lerkimde. 

Die  Funde  der  Bologneser  Gegend  sind  im  Museo  civico  zu  Bologna  aufge- 
stellt (S.  40). 

Julia  Chrysopolis  (Borge  S.  Donnino):  A.  Gmozzi,  controversie  archeolog.  patrie, 
B.-S.  D.  1843. 

Über  die  Terremare  des  Herzogtums  Parma  Karte  von  Pioobini  und  Stbobsl. 

Mutina  (Modena)  mit  Umgebung:  Cayedoni,  indicazione  di  alcuni  oggetti  antichi 
scopertisi  neir  agro  modenese  e  reggiano,  1841;  memorie  per  servire  alla  storia  degli 
stad  estensi  I.;  gruppo  di  sepolcri  ant.  in  M.,  M.  1866;  P.  Gaddi,  scavi  archeologici  fatti 
nella  piazza  r.  di  M.  nel  1865,  1867;  A.  Crespellami,  mame  modenesi  e  monumenti  anticbi 
lungo  la  strada  Claudia,  m.  Supplement,  Mod.  1870—71,  10  T.  u.  1  K.;  scavi  del  Modenese, 
1881,  m.  2  T.;  andere  Litteratur  bei  Hblbig,  Italiker  S.  7  fif.;  Bazzano:  Grespellaki,  del 
sepolcreto  e  degli  altri  monumenti  antichi  scoperti  presse  B.,  M.  1875,  m.  4  T.;  Gorzano: 
Coppi,  monografia  ed  iconografia  della  terramara  di  G.  I — III.,  Modena  1871—76;  Savi- 
gnano:  CrespellanI;  di  un  sepolcreto  preromano  a  S.  sul  Panaro,  M.  1874,  2  T.;  Scar- 
täzza:  G.  Boni,  avanzi  di  costmzioni  rom.  alla  Sc.  presto  M.,  M.  1878,  m.  2  T.;  Karte 
der  Gegend  von  Cbespellani,  Modena  1874  —  Funde  zu  Modena  (S.  41). 

Parma:  Lopez,  lottere  intomo  alle  ruine  di  un  antico  teatro  scoperto  in  Parma 
1844.  —  Museo  d'antichitä:  Dütschkb,  antike  Bildwerke  5,  356  ff. 

Ravenna  erreichte  erst  unter  den  letzten  römischen  Kaisem,  den  Gothen  und  By- 
zantinern als  Regierungssitz  seine  Blütezeit:  A.  Zirardini,  degli  antichi  edifizj  profani  di 
R.  11.  U,  Faenza  1762,  m.  T.;  Besid.  Sprbti,  de  amplitudine  eversione  et  restauratione 
urbis  R.  11.  III.,  R.  1793.  3  Bde.;  G.  M.  Cardoni,  R.  antica,  R.  e  Faenza  1876-9;  Ch.  Diehl, 
Ravenne.  Etüde  d'archöol.  byzantine,  Paris  1885 ;  Heydemann,  Mitteilungen  S.  65  ff.;  pracht- 
volle mosaikgeschmückte  Kirchen  des  6.  Jahrhunderts.  Theodorichs  Grab :  A.  F.  v.  Quast. 
die  altchristlichen  Bauwerke  von  Ravenna,  Berlin  1842;  Photographien  von  Ricci  —  seit 
1890  Museo  bizantino  nazionale. 

Regium  (Forum)  Lepidi  (Reggio):  Chierioi,  le  antichi ta  preromane  nella  prov. 
di  Reggio,  R.  1871  —  Museum  in  Reggio. 

Velleja  bei  Parma,  1761—5  ausgegraben  (S.  32)  und  durch  seine  Bronzefiguren 
berühmt:  Giov.  Antoliui,  le  rovine  di  Veleja,  Milane  1819—22  f.  m.  T.  —  Funde  in 
Parma  (S.  42),  auch  in  der  ehemaligen  famesischen  Sammlung.  —  Not.  d.  sc.  1877  p.  157  ff.T.  5. 

120.  Gallia  Transpadana  gleicht  in  seinen  sozialen  Verhältnissen 
dem  südlichen  Teile,  doch  ist  der  Import  sehr  unbedeutend;  die  meisten 
Funde  stammen  aus  der  Kaiserzeit  oder  den  unmittelbar  vorhergehenden 

Jahrhunderten: 

B.  BioNDELLi,  importanza  degli  studi  archeolog.  in  Lombardia,  Mil.  1854,  m.  2  T.; 
Castelfbaivco,  paletnologia  lombarda,  Atti  d.  soc.  ital.  di  scienze  naturali  Bd.  XVIIl  fasc.  IV.; 
Karte  der  prähistorischen  Funde  von  Mabioni. 

Benacus  lacus  (Gardasee):  Labus,  intomo  l'isoletta  del  läge  Benaco  e  gli  ant. 
monum.  che  vi  si  conservano,  Brescia  1821 ;  s.  unter  Peschiera. 

Bergomum  (Bergamo):  Zahlreiche  Abhandlungen  von  G.  Mantovaih,  z.  B.  notizie 
archeologiche  bergomensi  per  1880  e  parte  del  1881,  B.  1881  m.  Abb.,  desgl.  biennio  1882 
—83,  B.  1884,  m.  5  Lichtdr.,  desgl.  1884—1890,  B.  1891,  m.  5  T.;  gli  scavi  dei  conti  Suardo 
a  Gicola,  B.  1879;  B.  Muoni,  antichitä  romane,  nel  basso  Bergamasco  e  cenni  storici  s. 
Calcio  ed  Antignate,  Milane  1875  u.  antiohitä  romane  a  Fornovo  e  Martinengo  nel  basso 
Bergamasco,  1882  —  Funde  im  Museo  Opitergino  (?);  Mantovani,  M.  0.,  B.  1874;  G.  Finazzi, 
delle  lapidi  bergamasche  e  dei  loro  raccoglitori  e  illustratori,  B.  1851. 

Brixia  (Brescia):  Oderici,  storie  Bresciane;  Labus,  int.  vari  monumenti  scoperti  in 
Br.;  G.  Bosellini,  nozioni  archeologiche  intomo  al  territorio  di  Br.  1874  —  Museo  patrio 
in  dem  von  Vespasian  erbauten  Tempel  („Victoria  von  Brescia*):  Labus,  museo  Bresciano 
illustrato,  Br.  1838  f.  m.  60  T.  (S.  LTV  ff.  ältere  Litteratur  über  Brescia);  dazu  Fbd.  Odobici, 
antichitk  Christiane  di  Br.,  1845;  F.  Odorioi,  guida  di  Br.,  rapporto  alle  arti  ed  ai  monu- 
menti, Br.  1885;  Dütschkb,  antike  Bildw.  IV  S.  XIV  ff.,  122  ff.,  s.  auch  §  18  unter  Quirini. 

Comum  (Como):  M.  Monti,  storia  antica  di  Como;  J.  Regazzoni,  paleoetnologia. 
L'uomo  preistorico  nella  provincia  di  Como,  Milane  1878,  m.  10  T.;  Rivista  archeologica 
della  provincia  di  Como  1872  ff.,  0.  Redaelli,  lettere  sulla  memoria  storico-archeol.  intomo 
il  piano  d*Erba  nella  provincia  di  Como  di  C.  Annoni,  Lodi  1832;  A.  Corbelluti,  cenni 
storici  archeolog.  sopra  Castel  Seprio  (Severe),  C.  1872.  —  Städtisches  Museum:  V.  Aldini, 
gli  antichi  marmi  comensi,  Pavia  1834,  m.  2  T.;  Catalogo  della  raccolta  preromana  e  romana 
del  museo  di  C,  C.  1892. 

Mantua  (Mantova):  G.  B.  Intba,  Mantova  nei  suoi  monumenti  di  storia  e  d'arte, 


Eap.  y.    Archäologische  Ortskande.    (§§  120-121.)  135 

M.  1885;  Museum  in  Mantua  (Relazione  intomo  alla  istituziono  del  Patrio  Museo  in  M.  ed 
ai  monumenti  sin  qui  raccolti,  M.  1853)  und  Viadana. 

Mediolanum  (Milano):  Rosmini,  storia  di  M.  m.  T.;  Alciatus,  antiquitaies  medio- 
lanenses  (s.  darüber  Corpus  inscr.  Lat.  V  p.  621,  1);  Castiolioni,  Mediolanenses  antiquitaies, 
M.  1625;  C.  Aiiati,  antichitä  di  Müano,  MU.  1747  (?).  1821,  f.  m.  45  T.  u.  antichitä  di 
Milano  esistenti  presso  S.  Lorenzo,  M.  1821  f.  m.  4  T.  (Architekturreste  und  Grabsteine); 
6.  8acchi,  intomo  al  sepolcreto  romano  scoperto  nel  giardino  publico  di  Mil.,  1859.  — 
Museo  patrio  di  archeologia  (Aber  die  Zugänge  Berichte  im  Arcnivio  storico  Lombarde  u. 
Boll.  d.  consulta  del  museo  arch.  in  M.  [Brera],  m.  T.,  serie  T.  IL);  über  die  Antiken  der 
ambrosianischen  Bibliothek  Dütschkb  5,  392  ff. 

Peschiera,  Pfahlbauten  im  Gardasee:  L.  Pigorini,  le  abitazioni  lacustri  di  P.,  Ac- 
cademia  de'  Lincei  Bd.  274  (1876/7)  S.  3  ff.;  y.  Sacken,  der  Pfahlbau  im  Gardasee,  Sitzungs- 
bericht der  Wiener  Ak.  48  (1864),  298  ff. 

Gebiet  von  Ticinum:  B.  Biofdelli,  di  una  tomba  gallo-italica  scoperta  a  Sesto 
Galen  de  sul  Ticino,  1867  m.  2  T.;  P.  Castelfbakco,  la  stazione  preistorica  del  Molinaccio 
sulla  riva  sinistra  di  Ticino,  1873;  la  necropoli  di  Royio  ai  piedi  del  Monte  Generöse  nel 
cantone  T.,  1875  m.  2  T.;  i  Merlotitt,  stazione  umana  della  prima  eta  del  ferro  sulla  riva 
destra  del  Ticino,  1873,  m.  2  T. 

Torno,  am  Comersee,  Villa  Pliniana:  A.  Cavagna-Sangiuliavi,  T.  e  le  armi  ivi 
sterrate,  MiL  1879  m.  T. 

Val  Trompia:  G.  Curioki,  di  alcuni  avanzi  di  antichitä  osservati  nei  monti  della 
Val  T.,  Mil.  1854  u.  della  condizione  in  cui  si  trovano  alcuni  antichi  monum.  nella  V.  T.  e 
nella  Val  Camonica,  Mil.  1870. 

Verona:  Torellus  Saratna,  de  origine  et  amplitudine  civitatis  Veronae,  V.  1540 
f.  m.  T.;  Zu  AHB  Caroto,  de  la  antiquita  de  Verona  con  novi  agionti  cioe  pitafi  etc.,  V.  1560 
f.  o.  O.  1764;  Sc.  Maffbi,  V.  illustrata,  V.  1732,  f.  4  Bde.,  abgekürzt  1771,  2  Bde.;  unter 
den  schönen  Bauten  ragt  das  Amphitheater  (in  neuerer  Zeit  ausgebessert)  hervor: 
alter  Kupferstich;  Sc.  Maffei,  descrizione  delF  auf.  di  V.,  V.  1841  m.  T.;  Bart.  Giuliari, 
lettere  concementi  Tanfiteatro  di  V.  1817;  relaz.  degli  escavamenti  fatti  nell'  a.  di  V.,  V. 
1818,  neu  1880;  topografia  dell'  anfit.  di  V.,  V.  1822;  andere  einheimische  Abhandlungen 
von  OB.  Pbrsico  1820,  Giüs.  Vbntüri  1817,  Sim.  Stratioo  1824;  A.  Monza  e  G.  Pinali, 
scavi  deir  antico  romano  teatro  in  V.,  Mil.  1845;  A.  Pompei,  sugli  scavi  eseguiti  intomo 
all*  anfit.,  V.  1874;  Theater:  G.  Pinali,  relazione  d.  scavi  dell'  ant.  rom.  teatro  ora  detto 
Gastello  di  S.  Pietro  in  V.,  1845;  Thore:  Obti  Manara,  di  due  antichissime  porte  in  V., 
V.  1840,  f.  m.  7  T.  —  Museen  (S.  44). 

Über  die  Umgegend:  P.  Martinati,  le  antichitä  di  Rivoli  Veronese,  Ver.  1875; 
B.  Biondelli,  di  una  scoperta  archeol.  fatta  nella  provincia  di  V.,  1873  m.  1  T. 

Villanova,  gab  einer  Periode  (Eisenzeit)  den  Namen:  Gozzadini,  la  nöcropole  de 
V.,  Bologne  1870,  m.  Abb. 

Vittuone:  B.  Biondelli,  di  un  nuovo  sepolcreto  romano  test^  scoperto  a  Vittuone, 
1869  m.  1  T. 

121.  Venetiä  hat  als  Durchzugsland  der  Kauf  leute  des  Südens  viele 
fremde  Produkte.  —  Sammlung  in  Belluno,  Cividale  (s.  unter  Forum  Julii) 
und  Udine. 

Adria  s.  Hadria. 

Aquileja,  in  der  Eaiserzeit  grosser  Handelsplatz,  Eopfstation  der  Bemsteinstrasse, 
seit  1807  offizielle  Ausgrabungen:  Giand.  Bertoli,  le  antichitä  di  A.,  Venedig  1729  (?). 
1732.  1739  f.;  Toppo,  di  alcuni  scavi  fatti  in  A.;  0.  Breitschwert,  A.,  das  Emporium  an 
der  Adria,  Stuttg.  1880;  H.  Majonioa,  epigraphisches  aus  A.,  Progr.  1885;  Arch.  epigr. 
Mitt.  2,  46  if.  -  K.  k.  Staatsmuseum:  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  N.  F.  16,  61  ff.  126  ff. 
157  ff.;  Carlo  Greoorutti,  le  antiche  lapidi  di  A.  Iscrizioni  inedite,  Triest  1887;  Majo- 
NicA,  Wegweiser  durch  das  Staatsm.  in  A.  1884;  guida  man.  d.  i.  museo  dello  stato  in  A.; 
Jahresberichte;  Bernsteinfunde:  B.  v.  Ritter,  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  1889  S.  102  ff. 
152  ff.  244  ff.;  vieles  in  Triest;  Samml.  Baron  Ritter-Zähomy  in  Görz  und  Gregorutti  in 
Paperiano  bei  Fiumicello.  —  Plan:  Ichnographia  A.  Romanae,  Wien  1865. 

A  teste  (Este),  Hauptstadt  des  merkwürdigen  Euganeervolkes:  Franc.  Francbschetti, 
Ippol.  Angelieri  e  Bartol.  Lonigo  Estensi  ed  il  cod.  vaticano :  Anticaglie  che  si  ritrovano  in 
E.,  suo  territorio  ed  altrove,  Vicenza  1892  (Festschrift  für  de  Rossi).  —  Museum  in  Este : 
L.  Benventtti,  indic.  del  m.  d*E.,  Bologna  1882;  G.  Chierici,  una  visita  al  m.  archeol.  di 
Este  1878.  Privatsammlung  von  Baratela:  Gherardini,  la  collezione  B.  di  E.  illustrata 
1888  m.  T. 

Forum  Julii  (jetzt  Zuglio  bei  Cividale,  wo  ein  Museum  sich  befindet):  Brionoli 


136  Slassisclie  Knnstorchaologio.    I.  Denkmälerkande. 

DB  BRUWimop,  Giom.  Arcad.  17,  400  ff.;  Ztsch.  Forumjulii  di  Cividale  (über  das  Museum, 
1889  Nr.  1-5.  7.  8.  10  -U). 

Hadria  (Adria),  griechische  Kolonie  ohne  Stadtrecht,  289  von  den  Römern  besetzt: 
V.  DB  Vit,  Adria  e  le  sue  antiche  epigrafi  illustrate,  Florenz  1888,  2  Bde.;  0.  Boccm,  osserv. 
sopra  un'  antico  teatro  scoperto  in  Adria,  Yen.  1739,  m.  13  T.  (Plan,  Vasen,  Münzen, 
Mosaik  und  Inschriften);  F.  A.  Bocchi,  Timportanza  d'Adria  antica,  Loreto  1870;  Vasen: 
B.  1832  p.  205  ff.  1834,  134  ff.;  Micali  mon.  ined.,  Flor.  1844  S.  279-97  T.  45.  46.  -- 
Museo  Bocchi  in  Adria  (grösstenteils  Vasenscherben) :  Schöne,  le  antichitä  del  museo  B.  di 
A.,  Rom  1878,  m.  22  T.  f. 

Opitergium  (Oderzo):  A.  Zalla,  0.,  (Venezia  1876). 

Patavium  (Padua):  Laub.  Pionobh,  origines  Patavinae,  Thes.  antiqu.  ital.  VI  T.  3; 
Seht.  Ursatus  (Orsato),  monumenta  Patavina,  P.  1652  f.;  Fublanetto,  le  lapidi  patavine, 
m.  T.  -~  Patavinae  aquae?  (Abano  bei  Padua):  Gio.  Fb.  Zanetti,  di  una  statua  di- 
sotterr.  appr.  gli  antichiss.  bagni  d'A.  e  di  altre  ant.  ivi  scoperte  nel  presente  anno  1766, 
Ven.  1766. 

Sesto:  A.  M.  Cobtinovis,  sopra  le  antichita  di  S.  nel  Friuli,  üdine  1801. 

Lagunen  yon  Venedig:  Carlo  contb  de' Silvestri,  descrizione  istorica  e  geografica 
delle  ant.  paludi  ora  chiamate  lagune  di  Venezia,  1736. 

Vicetia  (Vicenza):  Paolo  Lioy,  le  abitazioni  lacustri  della  pietra  nel  Vicentino, 
Venedig  1805 ;  Ausgrabungen  im  Theater  •—  städtisches  Museum :  Dütschke,  antike  Bildw. 
in  Oberitalien  5,  1  ff. ;  ARmoT-BRuoKMANN's  Einzelverk.  26—31. 

122.  Lignria,  erst  durch  die  Kaiser  gehoben,  während  vorher  die 
Gebirgsgegenden  wenigstens  so  ziemlich  auf  dem  Standpunkt  wilder  Völker 
waren. 

Bar.  de  Maltzan,  monuments  d'antiquit^  romaine  dans  les  ^tats  de  Sardaigne,  o.  0. 
1828,  f.;  GiAC.  DuRA^'DI,  il  Piemonte  Cispadano  antico;  G.  F.  Capurro,  nozioni  archeol. 
intomo  alla  Liguria,  1874;  Fabretti,  degli  studi  archeologici  in  Piemonte,  1880;  Fr.  Molon, 
preistortci  e  contemporanei,  Mailand  1880,  f.  m.  5  T.;  Issel,  nuovi  documenti  sulla  Liguria 
preistorica,  Genova  1873;  nuove  ricerche  sulle  caverne  della  L.,  Acc.  dei  Lincei  Bd.  275, 
Rom  1878;  la  Liguria  geologica  e  preistorica,  Genua  1893,  m.  30  T.,  3  Bde.;  S.  Varni, 
di  un  sepolcreto  romano  scoperto  nell'  a.  1863  e  di  alcune  altre  antichita,  Genua  1869  m. 
2  Phot.  Verkehrsmittel:  E.  Gblesia,  porti  e  vie  strate  dell'  antica  Liguria,  Gen.  1863; 
—  periodisch:  Giomale  Ligustico  di  archeologia,  storia  e  letteratura.  Gen.  1874  ff.; 
Societk  per  la  conservazione,  lo  studio  e  le  ricerche  dei  monumenti  di  antichita  e  di  belle 
arti  nella  provincia  di  Torino,  mit  Atti  1876  ff.  —  Ausstellung:  M.  Staolieno  e  L.  T.  Bel- 
GRANO,  catalogo  deir  esposizione  artistico  archeologico  industriale  apei-ta  nell'  accad.  ligu- 
stica  Ta.  1^68,  Gen.  1868  m.  Anh.;  Arene  Canjdide,  in  Liguria  Orientale,  der  Hauptfund- 
ort Yorrömischer  Dinge;  s.  Issel  a.  0. 

Augusta  Praetoria  (Aosta),  25  t.  Chr.,  Milit&rkolonie,  mit  Triumphbogen,  Amphi- 
theater, Brücke  n.  s.  w.:  C.  Promis,  le  antichita  di  A.:  Aug.  Pr.  Salassiorum,  Akademie  v. 
Turin  1862,  2  Bde.  14  T.;  Aübert,  Aoste  m.  Abb. 

Augusta  Taurinorum  (Turin):  C.  PnoHis,  storia  deir antica  Torino:  Julia  Augusta 
Taurinorum,  Turin  1869,  m.  3  T.;  G.  di  S.  Qüintino,  ricerche  intomo  ad  alcune  cose  antiche 
dissotterrate  in  Torino,  1832,  m.  2  T. 

Baebiani;  P.  R.  Garrucci,  antichita  de'  Liguri  Bebiani  raccolte  e  descritte,  Nap. 
1845,  ra.  6  T. 

Bisagno:  F.  Podesta,  escursioni  archeologiche  in  val  di  B.,  Gen.  1878. 

Bodincomagus  siehe  Industria. 

Cenisola:    F.  Podesta,  sepolcreto  ligure  di  C,  Gen.  1880  m.  2  T. 

Dertona  (Tortona):  G.  A.  Bottazzi,  le  antichita  di  Tort,  e  del  suo  agro,  Alessandria 
1806;  s.  auch  unter  Libama. 

Industria,  früher  Bodincomagus  (Monteü  da  Po),  1808  und  1811  Ausgrabungen  von 
Graf  Morra  de  Lavriano;  sehr  schöne  Bronzen  u.  anderes  in  Turin:  G.  P.  Ricolvi  e  A.  Rivaü- 
tella,  il  sito  delP  antica  citta  d'  J.  scoperta  ed  illustrata,  Turin  1745,  2  Bde.;  Fondemens 
d'anciens  ödifices  döcouverts  en  1808  et  1811  par  le  C.  B.  Morra  de  Lavriano  .  .  .  dans 
le  Site  de  l'ancien  municipe  d'  L,  Turin  1843.  m.  6  T.  (vgl.  Corpus  inscr.  Lat.  V  p.  845) ; 
A.  Fabretti,  dell'  antica  citta  d'  I.  detta  prima  Bodincomago  e  de'  suoi  monum.,  Akademie 
V.  l\irin  1881.  m.  28  T.;  über  die  Funde:  Wieseler,  Gott.  Gel.  Nachr.  1877  S.  677  ff.; 
Heydbxann,  Mitteilungen  S.  41  ff. 

Libarna  (Serravalle  Scrivia):  G.  A.  Bottazzi,  osservaz.  storico-crit.  sui  ruderi  di 
L.  ed  origine  di  alcuni  castelli  nel  Tortonese,  Novi  1815;  C.  F.  Biscara,  dei  ruderi  di  L. 
antica,  Turin  1873  m.  1  T.;  S.  Varni,  appunti  di  diverse  gite  fatte  nel  t^rritorio  delF  antica 
L.,  Genua  1873,  2  Tle.  —  Theater:  S.  Varni,  appunti  sul  t«atro  di  L.,  1873. 


Kap.  y.    Arcli&ologiache  Ortskande.    (§§  122-124.)  137 

Novaria  (Novara):  A.  Ruscont,  grictimoli  ed  i  Bessi  nel  Vercellese  o  nol  Novaresio 
1877;  notizie  archeolog.  riguardanti  la  provincia  di  Novara  1877;  Museum:  Societä  arche- 
ologica  pel  museo  patno  Novareso,  mit  relazione  (z.  B.  pei  quinquennto  1874 — 79,  N.  1880). 

Segusio  (Suaa),  Triumphbogen  aus  dem  Jahr  8  v.  Chr. 

Tanarei:  V.  Dr  Abbatb,  illustraz.  della  villa  di  Marie,  casa  e  lari  dell'  imperatore 
de*  Romani  P.  Elvio  Pertinace  ne'  Celto-Liguri  Tan.,  Alba  1818  m.  3  T. 

Vercellae  s.  unter  Novara. 

Sogar  auf  dem  grossen  Sankt  -  Bernhard  gruben  1891  die  Italiener  mit  Erfolg: 
V.  DiTHK,  B.  di  paletnologia  5,  188  ff. 

Ventimiglia,  schönes  Amphitheater:  6.  Rossi,  snl  teatro  rom.  scoperto  a  V.,  1878 
m.  2  T. 

123.  Sardinien.  Eine  arme  wilde  Insel,  die  nur  durch  ihre  nurdghus 
genannten  Grabtürme  und  die  punischen  Importartikel  interessiert;  Griechi- 
sches findet  sich  nur  vereinzelt  (z.  B.  Vasen  Ba.  Nap.  n.  s.  4,  182). 

A.  V.  Maltzak,  Reisen  auf  d.  Insel  S.,  Lpg.  1869;  Dr.  La  Marmora,  voyage  en  Sardaignc, 
Bd.  II.  antiquit^,  Paris  und  Turin  1840  m.  Atlas  (vgl.  Spano,  emendamenti  ed  aggiunte 
all' itinerario  delFisola  di  Sardegna  del  c.  A.  della  Marmora,  Cagliari  1874,  m.  111.)  und 
sopra  alcnne  antichita  sarde  ricavate  da  an  manoscr.  del  XV.  sec,  Mem.  deir  Acc.  di  Torino 
s.  II  Tl.  14  (1853)  m.  7  T.  (zur  Kritik  Pais,  la  Sardegna  prima  del  dominio  romano,  p.  112 ff.); 
F.  LüiTBLLi,  scavi  di  antichita  romane  in  S.,  1820  m.  1  T.;  F.  Orsoni,  dei  primi  abitatori 
della  Sardegna  1.  osservaz.  geolog.  ed  archeoL,  Bologna  1881 ;  0.  Montelius,  nagra  minnen 
fran  Sardinien,  Ymer  1883.  Der  Canonicus  Giov.  Spano  war  lange  die  Seele  der  sardi- 
nischen Stndien;  er  legte  eine  Sammlung  an  (Catalogo  della  sua  raccolta  archeologica  sarda 
Cagliari  1860—65,  2  Bde.  m.  T.),  erhielt  lange  Jahre  eine  eigene  Zeitschrift,  das  Bullettino 
archeologico  sardo  ossia  raccolta  dei  monumenti  antichi  in  ogni  genere  di  tutta  l'isola  di 
Sardegna,  Cagliari  1855  ff.  (die  neue  Serie  1883  ff.  wird  von  E.  Pais  geleitet)  und  ver- 
öffentlichte J^resberichte  (Scoperte  archeologiche  fattesi  in  Sardegna  nel  —  oder  in  tutto 
Tanno  —  ),  femer  Mnemosine  sarda,  Cagliari  1864  und  viele  kleine  Abhandlungen.  —  Museum 
bei  der  Universität  Cagliari:  Vinc.  Crispi,  il  museo  d*antichita  di  Cagliari,  C.  1872;  A.  Cara, 
snlla  genninitä  degli  idoli  sardo-fenicii  nel  museo  di  antichita  in  C,  C.  1875,  m.  17  T.  u. 
Abb.;  Alb.  Cara,  sigiUi  di  C,  1877;  G.  Cara,  notizie  sul  museo  di  a.  d.  r.  un.  di  C,  1872; 
memoria  sopra  certi  stmmenti  nel  m.  di  a.  di  C,  1872  m.  1  T.;  P.  Gennart,  cenni  intomo 
al  m.  d*a.  della  r.  un.  di  C.  —  Privatsaramlungen  von  Chessa  (V.  Crbspi,  catalogo  di 
antichita  sarde  possedute  dal  Ch.,  m.  T.)  und  Della  Marmora  (s.  o.;  jetzt  in  Berlin). 

Calaris  (Cagliari)  mit  (Mähern. 

Sulcis  im  Osten:   AA.  9,  77  ff. 

Tbarros  (Comus)  an  der  Westküste:  Spaho,  notizie  sulFantica  citta  di  Tarros, 
Cagl.  1851;  Gros.  Cara,  mon.  d'ant.  di  recente  trovati  in  Th.-C,  Cagl.  1865. 

Truvine:  G.  Spako,  memoria  suU'  antica  T.,  o.  0.  1852  m.  Abb. 

Ober  die  Nnragen:  Gianwant.  Arri,  lettera  int.  ai  nur-hag  della  Sardegna,  Tor.  1835; 
N.  von  Isili:  abgeb.  Micali,  mon.  ined.  71,  4. 

Corsika  ist  in  der  Erforschung  sehr  zurückgeblieben. 

P.  Mi^Riif^E,  notes  dun  voyäge  en  Corse,  Paris  1840  m.  T.;  H.  Aücapitainb,  les 
Phöniciens  en  Corse,  Revue  africaine  1862. 

124.  Frankreich.  Hier  ist  die  Lokalforschung  nicht  bloss  so  alt  wie 
in  Italien,  sondern  auch  seit  langem  organisiert;  das  ganze  Land  ist  mit 
einem  Netz  von  archäologischen  Gesellschaften  und  Museen  überzogen, 
was  die  Erforschung  sehr  fordert,  indes  doch  für  den  Fremden  den  Nach- 
teil hat,  dass  sich  die  Bibliographie  ungemein  zersplittert. 

Eine  genügende  archäologische  Topographie  von  Gallien  gibt  es  nicht;  zu  E.  Des- 
jardivs,  gdograpbie  bist,  et  administrative  de  la  Gaule  romaine,  Bd.  I-IV.  Paris  1876—93 
tritt  allerdings  das  «dictionnaire  arch^ologique  de  la  Gaule**  von  Alex.  Bertrand,  Paris 
1867,  welches  die  Commission  de  g^ographie  historique  de  Tancienne  France  (früher  de 
la  topographie  des  Gaules)  veröffentlichte.  Das  Ministerium  des  Unterrichts  hat  ein  R^Sper- 
toire  arch^ologique  de  la  France  herausgegeben.  Über  die  Arbeiten  der  gelehrten  Ge- 
sellschaften, welche  im  ^Annuaire  des  soci^t^s  savantes  de  la  France **  von  A.  d'Heri- 
ooüBT  verzeichnet  sind,  orientiert  die  „Revue  des  sociöt^s  savantes  des  d^partements".  Die 
Landesvereine  und  -Commissionen  sind,  während  im  vorigen  Jahrhundert  nur  eine  Aca- 
d^mie  celtique  mit  M^moires  bestand,  verhältnismässig  zahlreich:  Comitc^  historique  des 
arts  et  monuments  (Bulletin  arch^ologique,  Paris  1843   ff.;   Instructions  du  Com.,  o.  J.), 


138  ElassiBche  Knnstarohäologie.    L  Denkmälerkunde. 

Comito  des  travaux  bistoriqnes  et  scientifiquea  (Bulletin  arch^ologique,  Paris  1883  ff.). 
Socidte  Dationale  des  antiquaires  de  France  (M^moires  et  dissertations  des  ant.  de  F.,  seit 
1817  nnregelmässig ;  seit  1834  jährlicher  Congr^s  archöologique  de  France,  über  welchen 
je  zwei  Jahre  später  Berichte  erscheinen:  C.  a.  d.  F.  —  e  Session.  Söances  gt^n^raux  tenues 
ä  —  en — ),  Soci^t^  fran9aise  d'arch^ologie  pour  la  conservation  et  la  description  des  monu- 
ments  (Bulletin  monumental,  Paris  1834  ff.),  Soci^tä  de  numismatique  et  d'archöologie 
(Gomptes  rendus,  söiie  I.  1869  ff.  II.  1879  ff.),  Soci^tö  d*anthropologie  (Bulletin),  £cole  d'an- 
thropologie  de  Paris  (Revue  mensuelle  1891  ff.).  Die  zahlreichen  Einzelschriften  sind  in 
Bibliographien  gesammelt:  Ch.  E.  Ruelle,  bibliographie  g^nörale  des  Gaules,  Paris  1886; 
Lasteybib  et  Lefevre-Pontalis,  bibliographie  gönörale  des  travaux  historiques  et  arch^o- 
logiques  publiees  par  les  soc.  savantes  de  la  France  I.  Ain — Gironde,  Paris  1888.  Ein* 
Landesmuseum  (Musöe  des  antiquites  nationales)  besteht  jetzt  in  St.  Germain-en-Laye : 
S.  REn^ACH,  antiquitös  nationales.  Description  raisonn^e.  Mus^e  d.  a.  n.  I.  epoque  des  allu- 
vions  et  des  cavemes,  Paris  1889  m.  Abb.;  ders.,  catal.  sommaire  du  m.  d*a.  n.  au  chftteau 
de  St.  G.-en-L.,  Paris  1889;  A.  Mazabd,  ^tude  descriptive  de  la  c^ramique  du  m.  d.  a.  n.  de 
St.  G.,  St.  G.  1875.  Die  Museen  der  Provinzen  und  von  Elsass-Lothringen  sind  in  der  Ra. 
(s.  S.  51)  verzeichnet;  vgl.  Gokte  de  Ris,  les  mus^es  des  provinces,  Paris  1859,  2  Bde.; 
RoB.  DE  IiASTBYBiE,  Album  arch^ologiquo  des  musöes  de  province  I.  Paris  1890  f.  m.  T. 

Die  allgemeine  Betrachtung  der  Altertümer  beginnt  im  vorigen  Jahrhundert:  Sc. 
Maffet,  Galliae  antiquitates  quaedam  selectae,  Paris  1733,  Verona  1734  m.  Abb.;  Caylus 
DE  LA  Sauvagere,  recueil  d'antiqnit^s  dans  les  Gaules,  Paris  1770,  m.  29  T.;  C.  Glerisseau, 
antiquites  de  la  France,  o.  0.  1778,  Paris  1804  f.  2  Bde.  (Bd.  I.  Ntmes);  prähisto- 
risches: £.  Gartailhac,  la  France  pr^hist.  d  apres  les  sepultures  et  les  monuments, 
Paris  1889.  Auf  grosse  Bilderwerke  wie  Lemaitre,  monuments  de  la  France  Bd.  1  (bis  auf 
die  Karolinger)  und  Laborde,  monuments  de  la  France,  Paris  1816  f.  und  Aufsätze  wie 
BoccHER  DE  Perthes,  antiquit<$s  celtiques  et  antediluviennes  oder  Goghet,  sepultures  gau- 
loises  et  romaines  sei  nur  beiläufig  hingewiesen. 

125.  Sttdfrankreich  bildet  Dank  seinen  griechischen  Kolonien  und 
der  Nachbarschaft  Italiens  eine  eigene  archäologische  Provinz;  die  Pro- 
vence gibt  wirklich  noch  ein  Bild  reicher  Municipien  des  Römerreiches, 
welche  von  einem  Hauch  griechischer  Eleganz  berührt  sind. 

MiLUN,  voyage  dans  les  döpartements  du  midi  de  la  France,  Paris  1807 — 11,  4  Bde. 
m.  Atlas  V.  80  T.;  J.  F.  A.  Perrot,  lettres  sur  Nismes  et^e  Midi.  Histoire  et  description  des 
monuments  ant.  du  midi  de  la  France,  Paris  1840,  2  Tle.  m.  60  T.;  Stark,  Städteleben, 
Kunst  und  Altertümer  in  Südfrankreich,  Jena  1855;  G.  LENTHiRic,  les  villcs  mortes  du 
golfe  du  Lion,  4.  Aufl.  Paris  1883  m.  15  PL;  Ern.  Ghantre,  ötudes  pal^oethnologiques  dans 
le  bassin  du  Rhone,  Paris  o.  J.  f.  m.  Atlas;  ders..  Tage  du  bronze  aans  le  b.  d.  Rh.;  nach 
Departements:  Granoent  et  Durand,  description  des  monuments  antiques  du  midi  de  la 
France,  d^p.  du  Gard,  Paris  1819,  f.  m.  42  T.;  Atlas  de  la  statistique  des  Bouches-du- 
Rhone,  m.  T.;  Notice  sur  les  divers  genres  de  söpulture  en  usage  pendant  l'antiquit^ 
reconnus  dans  les  diverses  fouilles  faites  dans  le  d^p.  des  B.-du-Rh.,  Mars.  1873;  J.  Gilles, 
les  voies  romaines  et  massiliennes  dans  le  d4p.  des  B.-du-Rh..  Avignon  und  Paris  1884  m. 
2  T.;  Antiquites  et  monumens  du  d^partement  de  Vaucluse,  Paris  1808.  —  Perio- 
disch: Provence  artistique  et  pittoresque  und  Annales  du  Midi  1889  ff.  £s  besteht  eine 
Society  arch^ologique  du  midi,  welche  seit  1832  ein  Bulletin  herausgibt. 

Aquae  Sextiae  (Aix):  A.  E.  Gibelin,  lettres  sur  les  fours  antiques  qu'on  a  d^molies 
ä  Aix  en  Provence  et  sur  les  antiquites  qu'elles  renfermoient,  Aix  1787,  10  T.;  Rouard, 
rapport  sur  les  fouilles  d'antiquitös  faites  ä  Aix  en  1841,— 1842,— 1843  et  1844,  Aix  1842, 
4,  5,  3  Hefte;  ders.,  bas-reliefs  gaulois  trouvös  ä  Entremont  prös  d'Aix  en  Provence,  Aix 
1852  —  Museum:  H.  Gibert,  catalogue  du  mus^e  d'Aix,  Aix  1862  und  le  mus^e  d'Aix  1. 
comprenant  les  monuments  arch.  etc.,  Aix  1882,  m.  1  T.;  vgl.  Zell,  Mitt.  d.  bist.  Vereins 
für  Steiermark  11,  132  ff. 

Arausio  (Orange)  mit  Theater  und  herrlichem  Triumphbogen  (Skulpturen  bei  Bruck- 
mann  T.  92—94):  Gasparin,  histoire  de  la  ville  d'O.  et  de  ses  antiquites,  0.  1815,  mit 
6  Abb.;  Auo.  Garistie,  monuments  ant.  a  0.,  Paris  1856  f.  m.  54  T. 

Arelate  (Arles)  mit  Amphitheater  imd  Friedhof,  unter  Konstantin  Metropole  Galliens, 
reich  an  christlichen  Grabmonumenten;  1844  Ausgrabungen  in  les  Aliscamps:  (Dumont) 
Description  des  anciens  monumens  d'A.  o.  0.  u.  J.  (vgl.  Millin,  mon.  in^d.  2,  291  A.  2),  m. 
32  T.;  Lalauziisbes,  histoire  d'A.,  ra.  T.;  J.  J.  Estrangin,  descr.  de  la  ville  d'A.  antique  et 
moderne,  Aix  1845  u.  ötudes  sur  A.;  J.  M.  Trichaud,  itin^raire  du  visiteur  des  principaux 
monum.  d'A.  et  des  environs,  17.  Aufl.,  A.  1872;  E.  Le  Blant,  dtude  sur  les  sarcophages 
chretiens  antiques  de  la  ville  d'A.,  Paris  1878  m.  36  T.  —  Museum:  Valabregue,  G.  d. 
b.-a.  1883  S.  337  ff.  („Venus  von  Aries"). 


Eap.  y.    ArohäologiBohe  Ortekande.    (§§  125-126.)  139 

Bolcodenis:  J.  J.  L.  Baboes,  notice  sur  les  antiquitös  de  Belcodene.  Ancien  castrum 
de  B.  (Bouches-du-Rhöne),  Paris  1883,  m.  14  T. 

Foram  Julii  (Fröjus)  (.Aphrodite  von  Fröjus",  Wolters  1208):  J.  J.  Aubknas. 
histoire  de  Fr.,  F.  J.,  ses  antiquitös,  son  port,  Fr.  1881,  m.  3T.;  C.  Jüllian,  Fr.  romain, 
1886;  V.  Pbtit,  B.  monumental  XXX. 

Massilia-Massalia  (Marseille);  die  alte  Stadt  ist  den  Bedfirfnissen  der  neueren 
fast  ganz  gewichen:  J.  B.  Grossom,  recueil  des  antiquitäs  et  monuments  Marseillois,  M. 
1773,  m.  T;  Vasen:  Dumont,  Bch.  8,  188  flf. 

Narho  (Narbonne):  Commission  arch^ologique  mit  Bulletin;  Museum:  M.  Toubnal, 
description  du  m.  de  N.,  N.  1847. 

Nömausus  (Nimes),  schon  1689  grossartige  Ausgrabungen,  um  welche  sich  Oolbert 
verdient  machte;  korinthischer  Tempel  (Maisun  carröe):  Clerisseau  (s.  u.)  T.  2  ff.; 
Amphitheater  (les  Arenes);  Nymphaeum:  A.  Pblbt,  essai  sur  le  nymph^e  de  N.,  N. 
1852;  Thermen:  ders.,  essai  sur  les  anciens  thermes  de  Nemausus,  N.  1863;  Mauern: 
ders.,  essai  sur  l'enceinte  rom.  de  N.,  N.  1861,  m.  3  T.;  Brücke:  Poldo,  diso  de  l'antiquite 
de  Nismes,  lAon  1560;  J.  Grassbr,  diss.  de  antiquitatibus  Nemausensibus,  Paris  1607; 
Clebisseau,  antiquit^s  de  la  France  I.  mon.  de  N.,  Paris  1778,  f.  m.  42  T.;  Maucomble, 
histoire  abr.  des  antiquit^s  de  la  ville  de  Nismes  et  de  ses  environs,  N.  1806,  m.  14  T.; 
M.  MinABD,  histoire  des  antiquit^s  de  la  ville  de  N.  et  de  ses  environs.  N.  1750  -58,  7  Bde. 
1819.  1822,  m.  14  T.;  Pebbot,  histoire  et  antiquit<^s  de  Nismes;  L.  Boucoiban,  guide  aux 
mon.  de  N.  et  au  Pont-du-Gard,  N.  1883,  m.  6  Abb.  —  Museum:  A.  Pblet,  catal.  du  mus^e 
de  N.,  6.  Aufl.  N.  1873. 

Saint-R^my  (einst  Glanum),  bekannt  durch  das  Denkmal  der  Julier. 

Yaison  mit  Theater  (1862  Ausgrabungen)  und  Brücke. 

Vienna  (Vienne):  J.  du  Boys,  Viennae  antiquitates,  ehemals  ungedruckt  in  der 
BibL  Floriacensis;  Lb  Lievbe,  histoire  de  Tantiquitö  de  la  cit^  de  V.;  Chorieb,  antiquit(^s 
de  la  ville  de  V.;  Et.  Ret  et  Vietty,  monumens  romains  et  gothiques  de  V.  en  France, 
Paris  1821—31,  f.  3  Tle.  m.  T.;  Rey,  guide  des  ötrangers  ä  V.;  A.  Allmer  et  A.  de  Terre- 
basse,  inscriptions  antiques  (I. — IV.)  et  du  moyen-Äge  de  V.  en  Dauphin^,  V.  1875,  6  Bde. 
m.  Atlas;  Allmkb,  döcouverte  ä  Vienne  de  quatre  helles  statuettes  antiques  d'Hercule  et 
de  Mercnre  et  de  divers  antres  objets,  Vienne  1866;  Plan  von  Babzik  B.  archöol.  1891 
T.  23  S.  320  ff.  —  Museum:  Delobmb,  description  du  mus^e  de  V.  (Isere),  V.1841,  m.  9  T. 
(mit  Nachrichten  über  die  Bauten). 

Alpengebiet:  Florian  Vallbntin,  les  Alpes  Cottiennes  et  Grates.  Geographie  gallo- 
romaine,  Paris  1883  m.  1  K. 

Als  St&tte  wissenschaftlicher  Forschung  ist  noch  Montpellier  zu  nennen,  welches 
eine  soci^t^  arch^ologique  (M^moires  1848  ff.)  und  ein  Museum  (G.  Lafenestre  et  E.  Michel, 
histoire  et  description  du  musöe  de  M.,  Paris  1884)  hat. 

126.  Das  übrige  Frankreich. 

a)  Naoh  Departements  nnd  Hanptorten: 

Aisne:  Ch.  Goxabt,  le  camp  romain  de  Vermand  (Ai.),  St.  Quentin  1860,  m.  14 
Abb.;  J.  PiLLOY,  ^tude  sur  les  anciens  lieux  de  söpultures  dans  TAi.,  St.  Q.  1883—4,  4  H. 
m.  T.;  Hauptfundort  die  Nekropole  von  Gar  an  da  (Canton  Fere-en-Tardenois),  Gräber  von 
der  Steinzeit  bis  zu  der  Merovingerzeit,  1873  ff.  von  Fb.  Moreau  ausgebeutet:  Fr.  Morbau, 
Album  des  principaux  objets  recueillis  dans  les  söpultures  de  C.,  Annöes  1877 — 1889,  12 
Bde.,  St.  Quentin  1877—90,  m.  T. 

Allier:  J.  C.  Clement,  inventaire  arch^ol.  et  bibliograph.  des  communes  du  departem. 
de  FAllier  I.  Canton  de  Bourbon  TArchambault,  Moulins  1892,  m.  K.  u.  Abb.;  Sammlung 
▼on  Aym4  Rambert  in  Vichy,  vgl.  Ga.  1,  93  ff. 

Amiens:  Soci^te  des  antiquaires  de  Picardie  (Bulletin)  mit  Museum:  Catal.- du 
musee  döpartemental  d'antiquites,  Amiens  1845;    Ch.  Dufour,  m.  d'ant.  d'A.,  A.  1843  (SA.). 

Angouldme:   Mus^e  archöologique  (Catal.  du  mus^e  a.  d*A.,  A.  1886  m.  Abb.). 

Annecj,  durch  Bronzen  bekannt:  Mus^e  municipal,  vgl.  Ga.  1,  114  ff. 

Anbe:  A.  F.  Abnaüd,  voyage  arch^ol.  et  pittoresque  dans  le  däp.  de  l'Aube  et  de 
Pancien  diocdse  de  Troyes,  Troyes  1837,  m.  T.;  Aüpaüvre,  Album  pittoresque  et  monu- 
mental du  d^p.  de  PAu.,  Tr.  1852  f.;  Ch.  Fichot,  statistique  monum.  du  döp.  de  FA.,  Paris 
1884—8,  2  Bde.  m.  T. 

Auch:  Cabinet  des  antiques,  Chaudbuc  de  Cbazannes,  notice  sur  le  c.  d.  a.  de  la 
viUe  d'Auch  (SA.). 

Antun  (Augustodunum):  Stbph.  Ladoneus,  Augustoduni .  .  .  antiquitates,  Aug.  1640; 
Soci^t^  ^duenne  (Mömoires)  mit  Museum:  H.  de  Fontenat,  notice  de  tableaux  dessins 
estamps  . .  .  ezp.  dans  les  salles  du  mus^e  d'Au.,  Au.  1875. 

Avranches:  Soci^t^  arch^ologique  mit  M^moires  1842  ff. 


140  Elasaische  Knnstarchäologie.    I.  Denkmälerknnde. 

Beanne:  Gandelot,  histoire  de  la  ville  de  B.  et  de  ses  antiquit^s,  Dijon  1772: 
Beauvois,  excursioDS  archöologiqnes  dans  rarrondissement  de  B.  1869  m.  2  T. 

Beauvais,  Museum:  (Hottbioant)  Recueil  des  antiquit^s  bellovaques,  B.  1860 
m.  Abb. 

Besan^on  (Vesontio):  A.  Castan,  le  thö&tre  de  V.  et  le  Square  arch^ol.  de  B.,  B. 
1873,  m.  5  T.;  ders.,  le  Champ-de-Mers  de  V.,  B.  1870,  m.  4  T.;  ders.,  les  aränes  de  V.  et 
le  Square  arch.  du  canton  nord  de  B.,  B.  1886,  m.  1  T.;  Museum:  A.  Gastan,  catal.  des 
peintures  dessins  sculptures  et  aiiti<||iit^s  des  mus^es  de  B.,  7.  Aufl.,  B.  1886. 

Blaye  (Blavia):  E.  Bellemer,  histoire  de  la  ville  de  BL,  Bordeaux  1876,  m.  Plan; 
Acad^mie  des  sciences,  belles-lettres  et  arts  de  B.,  mit  Sitzungsberichten. 

Blois:  DB  LA  Saussate  ,  m^moires  sur  les  antiquit^s  de  la  Sologne  bl^soise, 
Paris  1845. 

Bordeaux  (Burdigala):  Venuti,  dissertations  sur  les  monuments  de  B.,  B.  1754; 
Lbcour,  tombeaux  antiques  trouv^s  ä  Saint-M^dard  d'Eyran  pr^s  de  B.,  B.  1806  f.  m.  6  T. 
(Sarkophagreliefs).  —  Museum:  Mus^e  arch^ologique  de  B.,  Katalog  von  1888. 

Bourges:  Album  de  Monuments  gallo-romains  de  la  ville  de  B.,  B.  et  Paris  1857, 
f.  Lief.  1.  2.  m.  12  T.  -  -  Museum.  Für  Bourges  ist  die  Sociöt^  des  antiquaires  du  Gentre 
(M^moires)  thätig. 

Bretagne,  interessant  durch  ihre  vorrömischen  Denkmäler  (Gromlechs,  Menhirs  und 
Dolmens):  Abbe  D^rio,  histoire  eccl^siastique  de  Br.,  2  Bde. 

Galvados:  de  Gaumont,  statistique  monumental  de  G.,  3  Bde. 

Ghftlons-sur-Saone,  Museum:  J.  Ghevbier,  catalogue  du musäe  de  Gh.,  Gh.  1886. 

Ghambery:  savoyische  Geschichts-  nnd  Altertumsgesellschaft  (Mömoires  et  do- 
cuments). 

Ghampagne:  (Alfr.  G aussen,  portefeuille  arch^ologique  de  la  Gh.;)  Morel,  la  Gh. 
souterraine,  Ghälons-sur-Mame  1876. 

Gharente:  A.-F.  Lievre,  exploration  arch^ologtque  du  d^p.  de  la  Gh.,  Angoul.  I. 
IL  Ganton  de  Mansle,  1883  m.  11  T.;  Sociötö  arch^ol.  et  histor.  de  la  Gh.  (Bulletin). 

Gher:  A.  Buhot  de  Kbrsers,  statistique  monumentale  du  dt^p.  du  Gh.,  canton  des 
Aix-d^Angillon,  Paris  1875  (Ra.  n.  s.  30,  344  ff.). 

Glermont,  Museum. 

Göte-d'Or:  J.  B.  Leclero  et  J.  Gaveau,  arch^ologie  celto-romaine  de  l'arrondisse- 
ment  de  Ghätillon-sur-Seine  (Göte  d'Or),  Paris  1844;  H.  Baudot,  rapport  sur  les  döcou- 
vert«8  arch^ologiques  faites  aux  sources  de  la  Seine,  Dijon  1845  m.  T.;  Voies  romaines  et 
r^pertoire  archäologique  de  la  G.  d'Or;  H.  Marlot,  les  antiquitt^s  gallo-romaines  de  la 
commune  de  Vic-de-Ghassenay  (G.-d'Or),  Semur  1875.  —  Socio tö  arch^ologiquo  du  Ghätil- 
lonais.     Vgl.  Vertilium. 

Götes-du-Nord:  G.  de  Gheneliere,  deuxieme  inventaire  des  monuments  mega- 
lithiques  compris  dans  le  d^p.  des  G.,  Saint-Brieuc  1892. 

Dordogne  mit  Höhlenwohnungen  aus  der  Renntier-  und  jüngeren  Steinzeit  (z.  B. 
Höhle  von  Gorgnac). 

Doubs:  J.  Gauthier,  röpertoire  archdol.  du  canton  du  Glerval  (D.),  Besannen  1884, 
desgl.  de  Baume-les-Dames  1884,  desgl.  de  TIsIe-sur-le-Doubs  1884,  desgL  de  Roulans  1890. 

Draguignan:  Socio tö  d'c^tudes  scientif.  et  archöol.  (Bulletin). 

Evreux:  Th.  Bonuin,  antiquitös  gallo-romaines  du  Vieil-E.,  E.  1845.  m.  50  T. 

Franche-Gomtö:  A.  Gastan,  la  F.-G.  et  le  pays  de  Montböliard,  Paris  1877. 

Gfttinais:  Soci^t^  historique  et  arch^ologique  du  G.  (Annales). 

Haute-Loire:  Ayxard,  recherches  arch^ologiques  dans  la  H.-L. 

Haute-Vienne:  Allou,  description  des  monuments  des  diffärents  äges  observös 
dans  le  d^p.  de  la  H.-V.,  Lim.  1821. 

H^rault:  P.  Gazalis  de  Fondouce,  documents  sur  la  pöriode  prehistorique  fouinis 
par  la  r^gion  du  d^p.  de  TH.,  Montpellier  1870. 

Issoudun  (Anxellodunum)  mit  Museum. 

Jean  Fat:  A.  Nicaise,  le  cimetiäre  gallo-roroain  de  la  fosse  J.  F.,  Ghälons  et  Reims 
1883,  m.  22  T. 

Lang  res:  Soci^tö  bist,  et  arch^ol.  de  L.  (M^moires). 

Lille:  comroission  archeologique  (Bulletin);  Museum:  E.  Reynart,  catalogue  des 
tableaux  basreliefs  et  statues  exposes  dans  les  galerios  du  musöe  des  tableaux  de  la  ville 
de  L.,  5.  Aufl.,  Lille  1875. 

Limousin:  Tripon,  historique  monumental  de  Tancienne  province  du  L.,  Limoges 
1837,  m.  Abb.;  Sociöt^  d'agriculture,  sciences  et  arts  de  Limoges  (Bulletin)  und  Soci^te 
archeologique  et  historique  du  L.  (Bulletin). 

Lorraine:  L.  Beaulieu,  arch^ologie  de  la  L.,  Paris  1840 — 43,  2  Bde.  m.  T.;  G. 
Bernhardt,  les  peuples  pr^historiques  de  la  L.,  Paris  1891.  —  Soci^tö  d'arch^ologie  (Journal 


Kap.  V.    Archäologische  örtaknnde.    (§  126.)  141 

de  la  a  d*a.  et  du  comitö  du  inus^  lorrain,  Nancy  1852—74,  12  Bde.  m.  2  Registerbänden ; 
M^moires). 

Lyon  s.  unten  unter  Lugdunum. 

Mftcon:  H.  de  Fesbt,  le  M&connaia  pr^historique,  Mäcon  1870,  m.  40  T.;  Acadömie 
de  M.  (Aunales). 

Maine:  Revue  historique  et  arch^ologique  de  la  M. 

Marne  (s.  Champagne):  Aüo.  Nicaisk,  röpoque  gauloise  dans  le  dep.  de  la  M.,  Paris 
1884,  m.  4  T.;  Möbel,  d^couverte  de  söpnltures  gauloises  au  territoire  de  Marsen.  Chäl. 
1875;  Stadt  zwischen  St.-Dizier  und  Joinville:  Gbivaüd  de  la  Vincblle,  arts  et  m^tiers  des 
anciens,  Paris  1819  Lief.  1 — 16. 

Montauban  mit  Museum. 

Montb^liard:  Mustok,  le  pr^historique  dans  le  pays  de  M.,  M.  1887  m.  56  T. 

Mont-de-S^ne:  Bulliot,  le  temple  du  M.,  Mömoires  de  la  soc.  Eduenne,  n.  s.  III. 

Morbihan  (s.  Bretagne):  Penhouet,  antiquitds  ^gyptiennes  dans  le  däp.  de  M., 
Vannes  1812,  f.  m.  5  T.;  Soci^tä  polymathique  de  M.  in  Vannes  (Bulletin)  mit  Museum. 

Mo  seile:  Ch.  Robbbt  et  R.  Gagnat,  ^pigraphie  gallo-romaine  de  la  M.,  Paris 
1883,  m.  T. 

Nancy,  Museum;  s.  Lothringen. 

Nantes:  Sociötä  arch^ologique  de  N.  (Bulletin  1876  £P.);  Museum:  P.  Lbboi,  Courrier 
de  l'art  1889  Nr.  26.  28.  31. 

Nesle:  DrjHAMEL-DicijEAK,  descr.  arch.  du  canton  de  N.,  Paris  1884,  m.  45  T. 

Nevers:  Sociät^  archöologique  m.  Sammlung;  Sammlung  im  palais  ducal,  vgl.  Bab- 
bibb  de  Montault,  ivoire  latin  du  musäe  de  N.,  Tours  1884,  m.  1  T. 

Nord:  Commission  archöologiqne  du  d^p.  du  Nord;  Sociötö  des  antiquaires  du  Nord 
(Mömoires). 

Norm  an  die:  Cochet,  N.  souterraine,  Paris  1855,  m.  T.;  s.  Nord  und  Calvados. 

Orleans:  Soci^t^  arch^ologique  de  TOrl^anais  (Bulletin);  Museum:  E.  Maecillb, 
histoire  et  description  du  mus^e  d*0.,  Paris  1884;  bei  Neuvy-en-Sullias  viele  Votivbronzen 
gefunden:  Mantellibb,  Mömoires  de  la  soc.  arch^ol.  IX.  1865,  m.  16  T.;  Vebgnaud-Romag- 
nesi,  sur  des  sculptures  ant.  trouvöes  ä  0.,  Paris  1834. 

Ouest:  Soci^t^  des  antiquaires  de  TOuest  in  Poitiers  (Bulletin  und  Mämoires). 

Paris  s.  Lutetia. 

Pas-de-Cal,ais:  Dictionnaire  bist,  et  arch^ol.  du  d^p.  du  P.,  publik  par  la  comm. 
d^p.  des  mon.  bist. 

Pi cardio:  Socio t^  des  antiquaires  de  Picardie  (M^moires  und  Bulletin,  mit  Atlas 
für  Bd.  3.  6.  7). 

Poitiers  s.  Ouest. 

Poitou:  Sgiauvb,  möm.  sur  les  antiquitös  du  P.,  P.  1804,  m.  12  T. 

Puy-de-Döme:  J.  Bouillet,  description  ^arcb^ologique  des  monuments  celtiques, 
romains  et  du  moyen  äge  du  d^partement  du  P.-de*D.,  Clermont-Ferrand  1875. 

Reims:  Cb.  Lobiquet,  R.  pendant  la  domination  rom.  d*aprös  les  inscriptions,  une 
diss.  sur  le  tombeau  de  Jovin,  R.  1860,  m.  4  T.;  vgl.  Ra.  1860.     Museum  s.  S.  52. 

Renne s:  J.  Toulkouche,  histoire  archöol.  de  Tepoque  gallo-romaine  de  la  ville  de 
R.,  R.  1846,  m.  20  T.;  Museum:  Andb^,  catal.  raisonn^  du  mus^e  d'arcb^ol.  de  la  ville  de  R. 

Riez  s.  Reji. 

Roubaix,  Museum. 

Ronen:  Museum,  s.  S.  52. 

Sainte-Colombe:  Allmbb,  S.-C.  ä  Töpoque  romaine,  Ann.  de  Vienne  1877. 

SainteS;  Museum:  L.  Audiat,  le  mus^e  de  la  ville  de  S.  I.  antiquit^s  gallo-rom., 
Paris  1890,  m.  40  T. 

Sanxay,  1881  Ausgrabungen:  Ra.  42,  179  ff. 

Savoie:  Pkbbin,  ötude  pr^histor.  sur  la  S.,  Paris  1870,  m.  20  T.;  Paul  Vionnet, 
les  monuments  pr^bistoriques  de  la  Suisse  occidentale  et  de  la  Savoie,  Lausanne  1872,  m. 
35  T.;  E.  L.  Bobbsl,  les  monuments  anciens  de  la  Tarentaise  (S.).  Paris  1884,  mit  Atlas 
von  95  T. 

Seine-et-Marne:  Sociöt^  d'arcbäologie,  sciences,  lettres  et  arts  du  dep.  de  S.-et-M. 
in  Meaux  (Bulletin). 

Seine-et-Oise:  Luynes,  not.  sur  les  fouilles  exöcut^es  ä  la  Butte-Ronde  pres  Dam- 
pierre, Paris  1867,  m.  19  T. 

Seine-inferieure:  Cochet,  la  S.-i.  Histoire  et  arcliöologie,  2.  Aufl..  Paris  1864, 
m.  K.;  ders.,  r^pertoire  du  d^partement  de  la  S.-i.,  Paris  1872;  Commission  des  antiquit(?9 
de  la  S.-i.  (Bulletin). 

Sens:  An.  de  Montaiolon,  G.  d.  B.-A.  1880. 

Somme  s.  Nesle. 


142  KlasBische  Knnstaroh&ologie.    1.  DenkmAlerkimde. 

Tarbes  (Hautes-Fyr^nöes) :  Musöe  archöologique  mit  Katalog. 

Tarn:  Beschreibung  von  A.  Cabaybn  1867  m.  E. 

Toulon-sar-Allier:  Patan-Duhoklin,  antiquitös  galloromaines  däcouvertes  ä  T.-s.«  A ., 
Le  Puy  1860  m.  4  T. 

Toulouse,  Academie  des  sciences  de  T.  (Mömoires);  Museum:  A.  du  Mtos,  notice 
des  monuments  antiques  et  des  objets  de  sculpture  moderne  conserv^s  dans  le  musäe  de 
T.,  T.  1828  u.  descr.  du  m.  des  antiquit^s  de  T.,  T.  1835;  Roschach,  catal.  du  m.  de  T. 
Martres-Tolosanes  ist  reich  an  Skulpturen:  Lebeoue,  B.  archeol.  1891  S.  396 — 423 
T.  26—31. 

Tours:  L.  Boilleau,  notice  sur  les  objets  gallo-romains  trouves  dans  la  fondation 
du  nouveau  palais  de  justice  de  T.,  1840  m.  3  T.;  Society  archöologique  de  la  Touraine 
(BuUetin). 

Yannes,  Museum. 

Var:  de  Bonstettek,  carte  archdol.  du  d^p.  du  Y.,  Toulon  1876. 

Yenddme:  Soci^t^  archeol.  du  V.  (Bulletin). 

Yerdun,  mus^e:  Ra.  n.  s.  17,  380  f. 

Yonne:  Max.  Quastin,  r^pertoire  archeol.  du  d^p.  de  Y.,  Paris  1868. 

b)  Nach  den  alten  Namen: 

Alesia,  unter  Napoleon  III.  ausgegraben:  vgl.  dessen  Leben  Julius  Caesars;  T. 
FivEL,  r Alesia  de  Cäsar  pres  de  Novalaise,  Paris  1866. 

Aquitania:  Th.  K.  Jokes,  reliquiae  Aquitanicae,  London  1870  m.  T. 

Augustodunum  s.  oben  unter  Autun. 

Belle vaci  s.  Beauvais. 

Bibracte,  das  „gallische  Pompeji":  Ra.  n.  s.  23,  173  ff.  235  ff.  320  ff. 

Eburovices:  Th.  Bomnik,  antiquitäs  gallo-romaines  des  Eburoviques,  Paris  1860, 
f.  m.  T.;  8.  Evreux. 

G  ergo  via:  Pibquim  de  Gembloüx,  histoire  et  antiquitäs  de  G.  Bojorum  chez  les 
Eduens,  Bourges  1843. 

Haedui:  Soci^tä  Eduenne  (Mömoires);  Pibqutn  de  Gekbloux,  histoire  de  Quarräe- 
les-tombes  chez  les  Eduens  födärös,  Bourges  1843;  s.  Autun  u.  Gergovia. 

Lugdunum  (Lyon),  der  Hauptort  Galliens  während  der  ersten  drei  Jahrhunderte: 
J.  Spon,  recherches  des  antiquitös  et  curiositäs  de  la  ville  de  L.,  L.  1673;  Colonia,  anti- 
quites  de  la  ville  de  L.;  Abtaud,  Lyon  Souterrain ;  A.  de  Boissieu,  inscriptions  antiques  de 
L.,  L.  1846  —54;  A.  M.  Chenayabd,  L.  antique  restauräe  d'apr^s  les  recherches  et  docu- 
meuts  de  F.  M.  Artaud,  London  1850,  f.,  5  T.;  0.  Hibschfeld,  L.  in  der  Römerzeit,  Wien 
1878;  Plan  von  Babzin  B.  archöol.  1891  S.  318  ff.  T.  24.  —  Academie  des  sciences,  belles- 
lettres  et  arts  de  L.  (Mämoires).  —  Musöe  lapidaire:  A.  Cohabhond,  description  du  m.  1. 
de  la  vüle  de  L.,  L.  1854,  m.  19  T.;  s.  auch  S.  52. 

Lutetia  (Paris),  Ausgrabungen  im  Palais  Luxembourg:  Gbivaud  de  la  Yincelle, 
antiquit<^s  gaules  et  romaines,  Paris  1807  m.  Atlas  von  40  T.;  L^on  Landau,  un  coin  de 
Paris:  le  cimot^re  gallo-romain  de  la  nie  Nicole,  Paris  1878. 

Morini:  Sociät^  des  antiqQaires  de  la  Morinie  in  Omer  (M^moires  und  Bulletin;  vgl. 
E.  Dbakabd,  notice  sur  la  soc.  et  tables  des  m^m.  et  bull.,  2  Bde.). 

Reji  (Kiez):  J.  de  Laubiebe,  les  mon.  de  Riez,  Tours  1874. 

Yertilium,  grosser  vicus  mit  Thermen  u.  dgl.  im  Cbfttillonnais,  1889  Ausgrabungen: 
B.  archäoL  1891  S.  82  ff. 

Yesontio  s.  Besan9on. 

127.  Belgien.  Xavieb  de  Reul,  Tage  de  la  pierre  et  Thomme  pr^historique  en 
Belgique,  Revue  trimestrielle  s.  2,  Bd.  17  (Br.  1868);  Sohuebmans,  objets  ätrusques  d^cou- 
ver&  en  Belgique,  Brux.  1872;  Karte  der  prähistorischen  Funde  von  Jos.  van  dbb  Mablbn. 
—  Organe :  Academie  d'archeologie  de  Belgique  (Annales,  Anvers  1843  ff.  1865  ff.,  3.  Serie 
1875  ff.);  Commissions  royales  d'art  et  d'archöologie  in  Brüssel  (Bulletin  1862  ff.  m.  T.); 
Sociöte  d'archeologie  de  Bruxelles  (Annales  1887  ff.  m.  T.);  Sociötä  historique  et  archeol. 
dans  le  duch^  de  Limbourg  (Publications  1864  ff.);  Soci^td  histor.  et  archöol.  de  Maestricht 
(Annales  und  Publications);  Socit^t^  archöol.  de  Namur  (Annales);  Institut  arch^ologique 
lidgeois  in  Lüttich  (Bulletin  1852  ff.  m.  T.).  Letzteres  veranstaltet  auch  Ausgrabungen 
z.  B.  1868  in  Juslenville:  S.  Bobmans,  rapport  sur  les  fouilles  opörees  en  1868  ä  J.  par 
l'i.  a.  1.,  L.  1869. 

Flandern:  de  Bast,  recueil  d*antiquit^s  romaines  et  gauloises  trouvöes  dans  la 
Flandre  proprement  dite,  Gand  1808,  m.  T. 

Limburg:  J.  Habets,  däcouvertes  d'antiquitös  dans  le  duch^  de  Limbourg,  SA.  1873, 
2  Tle.;  L.  Bamps,  aper^u  sur  les  d^couvertes  d'ant.  antörieures  ä  la  domination  rom.  faites 
dans  le  L.  beige,  Hasselt  1887. 


Kap.  V.    Arohäologiflche  OrtBkande.    (§§  127—130.)  143 

Maestri  cht:  C.  Ubaohs,  Tage  et  rbomme  pröhistoriques  et  ses  Utensils  de  la  Station 
lacnstre  prös  de  M.,  2.  Aufl.  Lidge  1884,  m.  2  T. 

Namur:  Bebcbev»  bist,  du  fer  dans  le  pays  de  N. 

128.  Niederlande.  (Rbuysns)  Körte  beschrijving  der  romeinsche  bouwvallen  ge- 
Yonden  bij  de  opdelv.  1827—29,  Leiden  o.  J.  (1829),  f.;  Janssen,  oudheidenkund.  Ont- 
deckingen  in  Nederland,  Amst.  1865,  m.  2  T.;  W.  Plbyte,  Nederlandsche  oudbeden  van  de 
vroegste  tiiden  tot  op  Karl  den  Groote,  Leiden  1877—87,  2  Bde.  f.  mit  über  150  T.;  C.  R. 
Ubbmans,  Nordbrabants  oudbeden,  *b  Hertogenboscb  1865,  m.  T.;  Janssen,  de  romeinsche 
beeiden  van  Zeeland,  Middelb.  1845;  tan  Leeuwabdbn,  die  Altertümer  W es tfriesl and s. 
—  Lokalmuseum  zuNimwegen  im  Rathans  und  bei  Herrn  Guyot:  Rhein.  Jahrbb.  7,  35  ff.; 
in  Utrecht  zwei  Privatsammlungen:  Rhein.  Jahrbb.  9,  17  ff. 

Forum  Hadriani  (Voorburg  bei  'a  Gravenhage):  C.  J.  C.  Reuvens,  notice  et  plan 
des  constructions  romaines  trouv^es  dans  les  fouilles  faites  en  1827 — 1829  sur  Templace- 
ment  pr^sume  du  F.  H.,  Leide  (1829). 

129.  Luxemburg.  Alex.  Wilthem,  Luciliburgensia  sive  Luzemburgum  Romanum 
ed.  A.  Neyen,  Luxemburg  1842,  m.  99  T.  —  Soci^t^  pour  la  recherche  et  la  conservation 
des  monuments  historiques  dans  le  Grand-Duch^  de  Luxembourg  (Publications  1846  ff.), 
seit  1868  Institut  historique  (Publications  de  la  section  archäologique). 

Über  das  linksrheinische  Deutschland  s.  §  137  ff. 

130.  Schweiz.  Dieser  geben  in  archäologischer  Beziehung  die  Pfahl- 
dörfer der  zahlreichen  Seen  ihren  eigenen,  intimen  Charakter;  Moor  und 
Seeschlamm  haben  ungewöhnlich  viele  interna  des  einfachen  Haushaltes 
bewahrt.  Diese  Pfahlbauten  waren  schon  früher  von  Fischern  beob- 
achtet worden,  kamen  aber  erst  durch  die  Dürre  des  Sommers  1853  zur  all- 
gemeineren Kenntnis.  Sie  steUen  die  Lebensverhältnisse  armer  Leute  durch 
viele  Jahrhunderte  hindurch  dar: 

Die  allgemeinen  Schriften  sind  bei  den  Architekturdenkmälern  verzeichnet ;  L.  Desor 
et  Louis  Favkb,  le  bei  äge  du  bronze  lacustre  en  Suisse ,  Mömoires  de  la  soci^t^  des 
Sciences  naturelles  de  Neuchätel  IV  Tl.  2  (1874  f.);  Desor,  die  Pfahlbauten  des  Neuenburger 
Sees,  deutsch,  Frankfurt  1866;  Victor  Gross,  les  habitations  lacustres  du  Jac  de  Bienne, 
D^lämont  1873,  m.  8  T. ;  r^sultat  des  recherches  dans  les  lacs  de  la  Suisse  occidentale, 
Zfirich  1876;  les  demi^res  trouvailles  dans  les  habitations  lacustres  du  Lac  de  Bienne, 
Porrentruy  1879;  les  Protohelv^tes  ou  les  premiers  Colons  sur  le  bord  des  lacs  de  Bienne 
et  Neuchätel,  Berlin  1883  m.  33  T.;  Fero.  Keller,  etablissements  lacustres,  Zürich  1876 
(Bieler  und  Neuenburger  See),  7.  Bericht  der  antiquar.  Gesellschaft;  Züricher  See:  Mittei- 
lungen der  antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürich,  besonders  Heft  9  und  15;  Berichte  von 
Heterli  in  Zfirich;  Antiquarische  Gesellschaft  in  Wetzikon  und  historischer  Verein  Lora  in 
Pfäffikon. 

Ausserdem:  Matth.  Merian,  topographia  Helvetiae,  Frankfurt  1642.  1654.  1658,  f. 
m.  Abb.;  F.  8.  Schmidt  de  Rossan,  recueil  d'antiquitäs  trouv<^es  h  Avenches,  Gulm  et  d'autres 
lieux  de  la  Suisse,  I.  Beme  1760,  m.  25  u.  10  T.;  Frankf.  1771  m.  34  T.;  G.  de  Bonstetten, 
recueil  d'antiquit^s  suisses,  Bern  1855  m.  28  T.,  supplöments,  Lausanne  1860—67,  m.  Abb. 
u.  38  color.  T.  und  tombeauz  d'Anet,  m.  T.;  Wtlie,  on  an  example  of  phalerae  and  other 
antiquities  of  Switzerland,  London  1872  (SA.)  m.  Abb.;  A.  Jahn,  die  keltischen  Altertümer 
der  Schweiz,  Bern  1860;  zusammenfassend:  Th.  Mommsen,  die  Schweiz  in  der  römischen 
Zeit,  Zürich  1854  m.  T. 

Diese  letztgenannten  und  überhaupt  die  wichtigsten  Arbeiten  yeröifentlichte  die 
, antiquarische  Gesellschaft*  in  Zürich,  namentlich:  Ferd.  Keller,  römische  Ansied- 
lungen  in  der  Ostschweiz,  I  1860,  m.  7  T.  II  1864  m.  2  T.;  Statistik  der  römischen  An- 
siedelungen in  der  Ostschweiz  1864,  m.  14  T.;  helvetische  Denkmäler  I.  1869,  m.  8  T. ; 
archäologische  Karte  der  Ostschweiz,  Zürich  1874.  Die  Gesellschaft  gibt  , Mitteilungen*, 
ein  , Jahrbuch*  und  den  , Anzeiger  für  schweizerische  Altertumskunde*  =  Indicateur 
d'antiquit^s  suisses  (früher  ,Anz.  für  Schweiz.  Geschichte  und  Altertumskunde*  1.— 12. 
Zfirich  1855 — 66,  m.  T.)  heraus.  Periodisch  erscheint  auch  ,  Antiqua*  in  Hottingen-Zürich 
(1883  ff.)-  Basel  und  Chur  haben  eine  historisch-antiquarische  Gesellschaft  („Beiträge*, 
resp.  ,  Jahresbericht*),  Bern  einen  historischen  Kantons  verein  („Archiv*);  Lausanne  ist  der 
Sitz  der  Gesellschaft  für  die  romanische  Schweiz.  —  Landesmuseum  in  Zürich;  ausser  den 
sogleich  zu  erwähnenden,  Sammlungen  in  Biel  und  Däsor  in  Neufchätel. 

Allenlüften  im  Kanton  Bern:  Fellenberg  u.  Jahn,  die  Gräber  bei  A.,  Zürich  1870. 


144  Klassische  Knnstaröh&ologie.    I.  Denkm&lerkunde. 

Äugst:  W.  ViscHBB,  Bericht  über  die  für  das  Museum  erworbene  Schmid'sclie 
Sammlung  von  Altertümern  aus  Äugst,  Basel  1858  m.  1  T.  —  Funde  in  Basel. 

Aventicum  (Avenches)  im  Kanton  Waadt,  blühende  Bömerstadt,  307  von  den  Ale- 
mannen zerstört,  bis  jetzt  die  ergiebigste  Schweizer  Quelle  römischer  Altertümer:  ScHmoT 
(s.  0.);  C.  BuBSiAN,  A.  Helvetiorum,  Züricher  antiquar.  Gesellschaft  1867  -70,  5  Hefte  mit 
32  T.;  E.  J.  MiLBS,  Archaeol.  Review  1888  Nr.  6  August. 

Bern:  A.  de  Bohstetten,  carte  archäologique  de  Beme.  Genf  1876. 

Genf:  J.  Spon,  histoire  de  Geneve,  Leiden  1680,  2.  A.  1682,  3.  A.  Utrecht  1685. 
Genf  1730;  J.  B.  G.  Galiffb,  Geneve  bist,  et  archeol.,  G.  1860,  suppl.  1872;  B.  Rebeb, 
rech,  archeol.  dans  le  territoire  de  Fancien  ävöche  de  Geneve,  Genf  1892;  Sociöt^  d'histoire 
et  d'arch^ologie  de  Geneve  (Mömoires  et  documents  1841  ff.,  m.  T.,  vgl.  Ed.  Favbe,  Memorial 
des  50  premieres  ann^es  de  la  s.  d'a.  1838 — 88,  Gen.  et  Paris  1889);  Museum  S.  61. 

Grächwyl,  bekannt  durch  einen  Bronzezierat  orientalischen  Stiles  („Diana*  oder 
„Artemis  von  Gr.**):  Jahn,  etruskische  Altertümer  in  der  Schweiz,  Antiquar.  Ges.  1852, 
m.  4  T.;  J.  G.  Stickel,  de  Dianae  Persicae  monumento  Graechwyliano,  Jena  1856. 

La  Täne  gab  einer  Periode  der  Eisenzeit  den  Namen  (vgl.  L.  Liitdenschmit,  das 
römisch-germanische  Gentralmuseum  T.  30 — 33):  Viotob  Gboss,  La  T^ne,  un  oppidum  hel- 
vöte,  Paris  1886,  f.  m.  13  T. 

Lausanne:  Museum,  s.  S.  61;  L.  Levade,  dict.  gäogr.  et  bist,  du  Ganton  de  Vaud, 
Laus.  1824. 

Noviodunum  (Nyon):  J.  J.  Mülleb,  Nyon  zur  Römerzeit,  Zürich  1875. 

Schaff  hausen,  dessen  Umgebung  schon  zur  Renntierzeit  besiedelt  war:  städtische 
Sammlung. 

Wallis,  voll  von  sehr  alten  Felsskulpturen:  B.  Rebeb,  ezcursions  arch^ologiques 
dans  le  Valais,  Geneve  1891. 

Zürich,  Museum,  s.  S.  61. 

131.  Hispania.  Das  Land  ist  durch  die  politischen  Wirren  dieses 
Jahrhunderts  in  der  wissenschaftlichen  Durchforschung  etwas  zurückge- 
blieben. 

Litteraturverzeichnis  Corpus  inscript.  Lat.  11  p.  I — XXX VU;  über  ältere  handschrift- 
liche Bücher  Enqel  Ra.  111  17,  100  ff.;  Bbbn.  Aldbete,  varias  antigüedades  de  Espana, 
Africa  y  otras  provincias,  Amberes  1614;  Mobalbs,  antigüedades  de  Espana;  Bon  Ant. 
PoNz  (s.  §  19);  Josef  Obtiz,  viage  arquitectonico  antiquario  de  Esp.,  Madrid  1807  f.;  Al. 
DE  Labobde,  voyage  pittoresque  et  historique  de  TEspagne,  Paris  1806—20,  2  Bde.  f.  m. 
T.;  itin^raire  descriptif  de  FEspagne,  3.  Aufl.  Paris  1828,  6  Bde.  m.  Abb.;  J.  A.  Gbab-Beb- 
MUDEZ,  sumario  de  las  antigüedades  romanas  que  hay  en  Espana,  en  especial  las  pertene- 
cientes  A  las  bellas  artes,  Madrid  1832;  Monumentes  arquitoctonicos  de  Espana,  90  H.  mit 
ungefähr  300  T.,  Madrid  1859—85,  f.;  Hübneb,  B.  1860—62  und  Monatsber.  der  preuss. 
Akad.  1860—62;  s.  auch  S.  50;  Museo  Espanol  de  antigüedades,  redigiert  von  Dbloado, 
Madrid  1872-80,  11  Bde.  —  Landesmuseum  (Museo  arqueologico  nacional)  in  Madrid: 
Don  Juan  de  Dios  de  la  Rada  y  Deloado,  catalogo  del  museo  arqueol.  nac.  Seccion 
primero  (prähistorisches),  I.  Madrid  1883;  über  die  Privatsammlungen  Ra.  11  17,  226  ff. 

a)  Hispania  Baetica  ist  dank  der  Nachbarschaft  Afrikas  in  den  inter- 
nationalen Kulturkreis  früher  und  intensiver  einbezogen  worden.  In  neuerer  Zeit  wurde) 
daher  erfolgreich  nach  voiTömischen  Dingen  gegraben;  auch  megalithische  Denkmäler 
kommen  vor. 

B.  1861,  166  ff.,  228  ff.,  245  ff.  1862,  99  ff.;  A.  Schetelio,  Archiv  f.  Anthrop.  1874 
(Prähistorisches).  Auch  die  real  academia  sevillana  de  buenas  letras  (Memorias  literarias 
1773  ff.)  sei  genannt. 

Abuüol,  Nekropole:  veröffentlicht  von  Don  Manuel  de  Göngoba  y  Mabtinez, 
Madrid  1868. 

Almerica  mit  neolithischen  Funden:  Siret  freres,  les  premiers  äges  du  m^tal  dans 
le  sud-cst  de  l'Espagne,  Anvers  1887,  m.  26  T.  u.  Atlas  m.  71  T.  f.,  Auszug  Brüssel  1888 
(vgl.  Materiaux   p.  Thist.  prim.  22,  49  ff.,  121  ff.,  172  ff.  m.  24  Abb.). 

Antequera  (Anticaria):  Josi^  Benavidas,  glorias  de  A.,  Rom  1892. 

Carmo  (Carmona),  Ausgrabungen   in  der  Nekropole;   aus  den  Ergebnissen  ist  ein 
Museum  gebildet:  Dios  de  la  Rada  y  Delgado,  necropolis  de  C,  Madrid  1885,  m.  25  T. 
(i.  BoNsoR  et  A.  Engel,  la  näcropole  romaine  de  C,  Ra.  1891,  1,  385  ff. 

Corduba  (Cordova)  mit  Museum. 

Gades  (Cadix):  Suarez  Salazab,  antigüedades  gaditanas,  G.  1610;  punische  Nekrc 
pole  aufgedeckt:  ägyptische  Anmiete  de  Laigue  Ra.  III  20,  291  ff.;  Museum:  Katalog  von 
Paanc.  de  Yeba  1890. 


Kap.  V.    ArohftologiBohe  Ortaknnde.    (§§  181—132.)  145 

Iliberis  bei  Granada,  Provinzialmiiseain  in  Granada:  Katalog  von  Gomez  Morevo 
(Vater  nsd  Sohn). 

Italica,  von  der  Kommission  der  Denkmäler  in  Andalusien  fiberwacht:  loo  de  la 
GoBTiKA,  antigttedades  de  I.,  1840;  Thermen  A.  1861  S.  375  ff.  T.  R. 

Malacca  (Malaga),  prähistorische  Höhle:   Ed.  Navaruo,   la  cueva  del  tesoro  1884. 

Sevilla,  mnseo  provincial  im  Ateneo  y  Sociedad  de  ezcorsiones,  vgl.  AA.  1893  S.  9. 
b)  Den  Rest  des  heutigen  Spaniens  fassen  wir  in  gleicher  Weise  zusammen: 

Alava:  F.  Coello  y  Quesada,  noticias  sobre  las  vias,  poblaciones  j  ruinas  anti- 
guas,  especialmente  de  la  ^poca  romana,  en  la  prov.  de  A.,  Madrid  1876. 

Asturia:  C.  M.  Vioil,  Asturias  monumental  epigrafica  y  diplomatica,  Oviedo  1887, 
mit  einem  Band  Tafeln;  vgl.  Hübnbr,  Deutsche  Litteraturztg.  1888  Sp.  734  ff. 

Barcino  (Barcelona),  Provinzialmuseum:  illustrierter  Katalog  von  Amt.  Elias  db 
MouHO  1888;  bekanntes  Mosaik  A.  1863,  135  ff.  T.  D. 

Burg  OS,  kleines  Museum:  Ra.  III  17,  228. 

Emporiae  (Ampurias),  griechische  Kolonie:  Vasenfunde,  wie  in  Cabrera,  18  km.  von 
Barcelona:  6a.  7,  5. 

Estremadura:  J.  oi  Vnj,  coUeccion  de  inscripciones  y  antigUedades  de  E., 
Madrid  1846. 

Gerona,  museo  arqueologico:  M.  Vebgak,  el  m.  a.  de  G.,  Revista  historica  111 
S.  155.  157. 

lllici  bei  Alicante:  Ibabba  t  Mahzoni,  I.,  su  situacion  y  antigUedades,  1879  m.  T. 

Murcia,  Museum. 

Saguntum,  Theater. 

Santona  an  der  Nordkfiste:  A.  Febkakdbz  -  Guebba,  el  libro  de  S.,  Madrid  1872. 

Tarraco  (Tarragona):  Albinana  t  de  Bobbas  t  Bofabull,  T.  monumental,  T.  1849; 
Hübhbb,  T.  u.  seine  Denkmäler. 

Valencia,  Kabinett  der  Universität. 

c)  PortngaL  L.  A.  Rbsbndius,  11.  IV.  de  antiquitatibus  Lusitaniae,  Eborae  1593  f.; 
Chb.  Bbllbbhahn,  Erinnerungen  aus  Siideuropa,  Berlin  1851  S.  195—304;  Gublitt,  Ber- 
liner Monatsberichte  1868  ff.;  AA.  1868  S.  15;  Hübneb,  noticias  archeologicas  de  P.,  Lisb. 
1871,  m.  T.  —  Periodisch  erscheint  Archeologia  artistica  1872  ff.  Die  «sociedade  archeo- 
logica  Lusitana*  gibt  ,annaes*  (1850  ff.)  heraus.  Museen  bestehen  in  Lissabon  und 
C?oimbra. 

Die  Bauten  römischer  Zeit  sind  nicht  unbedeutend,  z.  B.  ein  Theater:  Lüiz  Abt.  de 
AzEVEDo,  dissertafao  sobre  o  antigo  theatro  romano  descoberto,  Lisboa  1815. 

Bracara:  Hieb.  Coktb  db  Abootb,  de  antiquitatibus  conventus  Bracaraugustani, 
ülyssip.  1738. 

d)  Balearen,  durch  die  talayots  (steinerne  Grabtürme)  auffallend: 

Ex.  Cabtailhac,  monuments  primitifs  des  lies  Balöares,  Toulouse  1892  mit  Atlas 
V.  51  T.,  vgl.  R.  crit.  1893  S.  158  ff. 

132.  Brittannia  zeichnet  sich  durch  seine  zahlreichen  komfortabel 
eingerichteten  und  mit  Mosaikböden  geschmückten  Villen  aus. 

J.  HoBSLET,  Britannia  Romana,  London  1732,  f.  m.  105  T.;  Stukblet,  palaeographia 
Britannica  or  discourse  on  antiquities  in  Britain,  London  1743—52;  Gbose,  antiquities  of 
England  and  Wales,  6  Bde.  m.  Abb.;  Will.  Roy,  military  antiquities  of  the  Romains  in 
Br.,  London  1793,  f.;  Sah.  Ltsobs,  reliquiae  Britannico-Romanae,  London  1813 — 17,  f.  3  Bde. 
m.  156  T.  (IL  Glocester,  111.  Romervilla  mit  schönen  Mosaikböden  in  Bignor);  Akebkak, 
an  archaeological  index  to  remains  of  antiquities  of  the  celtic,  romano-brit.  and  anglosaxonic 
periods,  London  1847  (auch  französ.)  mit  20  T.;  Gh.  Roach  Smith,  Gollectanea  antiqua 
1854—68;  Jobk  Evans,  ancient  stone  implements,  weapons  and  Ornaments,  London  1872; 
ders.,  petit  album  de  Tftge  du  bronze  de  la  Grande-Bretagne,  London  1876;  ders.,  petit 
album  des  ftges  de  la  pierre  de  la  Grande-Bretagne,  Paris  1878  m.  476  Abb.;  ders..  Tage 
du  bronze.  Instruments,  armes  et  omements  de  la  Gr.  Br.  et  de  ITrlande,  Paris  1882,  mit 
540  Abb.;  ders.,  ancient  bronze  implements  of  Great  Britain;  Gbeenwall,  british  barrows, 
Oxford  1877  m.  Abb. 

Gesellschaften:  British  archaeological  association  (Journal  1845  ff.;  Register  zu 
Bd.  1—42);  R.  archaeological  Institute  of  Great  Britain  and  Ireland  (Proceedings  of  the  annual 
meeting  1845  ff.;  die  Zusammenkünfte  sind  mit  Ausstellungen  verbunden),  Cambridge  anti- 
quarian  society  (Report  and  Communications);  Society  of  antiquaries  of  London  (Procee- 
dings); Anthropological  institute  of  Great  Britain  and  Ireland  (Journal).  —  Periodisch  er- 
scheint auch  The  Antiquary. 

Sammlungen  in  einer  eigenen  Abteilung  des  brittischen  Museums,  bei  der  Society 
of  antiquaries  of  London  (A.  Way,   cat.  of  antiqu.,  coins  etc.  in  the  possession  of  the  S.  of 

HftDdbTicli  der  klast.  AltertuiuswiiiaeDschaft.  VI.  10 


146  SlasBiBohe  Euzuitarohaologie.    I.  Denkm&lerknnde. 

a.  of  L.  1847)  und  bei  Privaten,  wie  dem  Herzog  von  Northomberland :  J.  Collikowoob 
(Brucb),  descriptive  catalogue  of  antiquities  chieflv  British  at  Alnwick  Castle,  1883  mit 
Abbüd. 

Unter  den  Landesteilen  ragt  die  Umgebung  des  Hadrianswalles 
wegen  ihrer  dichten  militärischen  Besetzung  hervor. 

J.  G.  Bruce,  the  Roman  wall,  3.  Aufl.  London  1867  m.  T.;  J.  C.  Maolauohlak,  the 
Roman  wall,  1857  f.;  ders.,  memoir  written  doring  a  survey  of  the  roman  wall  1858 ; 
C.  Wellbbloved,  Eburacnm  1842;  Duke  of  Northukbebland,  memoirs  on  the  remains  of 
Roman  occupation  in  the  north  of  England,  London  1857  -  69,  3  Bde.  f.;  J.  C.  Bruob,  lapi- 
darium  septentrionale  or  a  description  of  the  monnments  of  roman  rule  in  the  north  of 
England,  London  1870—75,  5  Bde.  f.  m.  15  T.,  herausgegeben  von  der  „Society  of  anti- 
quaries  of  Newcastle-upon-Tyne',  welche  periodisch  die  Archaeologia  Aeliana  herausgibt. 

Carleton  mit  Museum,  s.  Isca. 

Cheshire  s.  Lancashire. 

ehester,  archeological  society  mit  Museum:  An  illustrative  catalogue  of  the  roman 
altars  and  inscribed  stones  in  the  Grosvenor  Museum  belonging  to  the  Ch.  a.  s.,  Ch.  1886. 

Corinium  (Cirencester):  Buckmakn  and  C.  H.  Newmarch,  in  Gentleman*s  Magazine, 
N.  F.  XXXIII  (1850)  m.  12  T. 

Derbyshire:  Gilbert  Pilkutoton,  a  view  of  the  present  State  of  D.  with  an  ac- 
count  of  its  most  remarkable  antiquities,  Derby  1789,  2  Bde. 

Gloucester:  Museum,  Antiquary  1892  S.  68  ff. 

Hengrave:  The  history  and  antiquities  of  H.  in  Suffolk,  London  1822  f.  mit 
vielen  T. 

Isca  Silurum  (Caerleon):  J.  Euward,  descr.  of  a  roman  building  a.  other  remains 
lat.  discov.  at  C,  London  1850,  m.  18  T.;  J.  Lee,  J.  S.  or  an  illustrative  catalogue  of  the 
museum  of  antiquities  at  Carleton,  London  1862,  m.  52  T. 

Eent:  Brtan  Faussett,  inventorium  sepulcrale:  an  account  of  some  antiquities  dug 
up  at  Gilton,  Kingston  etc.  in  the  country  of  Eent,  hrsg.  v.  Ch.  Roach  Smith,  London 
1856,  m.  20  T.;  G.  Payke,  Archaeologia  LI  447  ff.  m.  K. 

Lancashire:  W.  Thompson  Watkik,  Roman  L.,  1883;  Historical  society  of  L.  and 
Cheshire  (Transactions). 

London:  CR.  Smith,  catalogue  of  bis  museum  of  L.  antiquities,  London  1871, 
m.  19  T. 

Insel  Man:  Lewis,  notes  on  some  archaic  structures  in  the  isle  of  Man. 

Rushborn:  Pitt  Rivers,  ezcavations  in  Cramborne  Chase  near  R.,  2  Bde.  1887—8 
m.  159  T. 

Uriconium  (Wroxter):  J.  C.  Anderson,  the  roman  city  of  ü.  at  Wroxter,  Salop, 
London  1867  m.  12  T. 

Wales:  J.  0.  Westwood,  lapidarium  Walliae:  the  early  inscribed  and  sculptured 
stones  of  W.,  Oxf.  1876—79  m.  101  T.;  Archaeologia  Cambrensis. 

Galedonia.  A.  Gordon,  itinerarium  septentrionale,  London  1727,  f.  mit  66  T.;  Ca- 
ledonia  Romana,  London  1845,  m.  15  T.;  D.  Wilson,  prehistoric  annals  of  Scotland,  Edinb. 
1851.  Society  of  antiquaries  of  Scotland,  mit  Museum:  Jos.  Anderson  u.  Mitchell,  cata- 
logue of  antiquities  in  Nat.  Museum  of  the  s.  of  a.  of  Scotland,  Edinb.  1876. 

Irland  ohne  römische  Ansiedelungen,  aber  doch  durch  Mannig- 
faltigkeit der  Funde  beachtenswert.  Die  archäologische  Forschung  kon- 
zentriert sich  in  der  Royal  Irish  Academy  (Transactions  and  Proceedings), 
zu  welcher  das  Landesmuseum  in  Dublin  gehört  (W.  R.  Wyle,  a  descrip- 
tive catalogue  of  the  antiquities  in  the  museum  of  the  r.  I.  Ac,  T.  1 — 3. 
Dublin  1863,  einzeln:  catalogue  of  the  antiquities  of  stone,  earthen  and 
vegetable  materials  in  the  museum  of  the  r.  I.  A.,  D.  1857,  catal.  of  the  an- 
tiquities of  gold  in  the  m.  etc.,  D.  1867). 

EuG.  Alfe.  Conwell,  discoveiy  of  the  tomb  of  OUam  Fodhla,  D.  1873 

133.  Deutschland  zerfallt  archäologisch  in  zwei  ziemlich  scharf  be- 
grenzte Teile,  die  von  den  Römern  besetzten  Gebiete,  welche  etwa  mit 
Brittannien  zu  vergleichen  sind,  und  das  ärmliche  freie  Germanien.  Be- 
ginnt die  Durchforschung  jener  schon  in  der  Humanistenzeit,  so  waren 
die  unscheinbareren  Denkmäler   den  Landleuten  und  ländlichen  Halbge- 


Kap.  V.    Arch&ologiaohe  Örtsknnde.    (§§  13d— 134.)  147 

lehrten  überlassen,  deren  Phantasie  und  Aberglaube  ihr  Spiel  mit  ihnen 
treiben  konnten.  Die  aus  grossen  Steinen  zusammengefügten  Gräber  nannte 
man  Hünengräber,  -betten  oder  Heidenschanzen.  Mauern  und  Erdwälle 
hiessen  Heiden-,  Hunnen-,  Schweden-,  im  Osten  auch  Wenden-,  Sorben- 
oder Hussitenschanzen.  Die  graulichen  Urnen,  welche  die  Bauern  häufig 
fanden,  sollten  wie  die  Schwämme  > gewachsen*  sein  oder  man  teilte  sie 
den  Zwergen  oder  dem  Zwischenreiche  zu,  woraus  wieder  die  seltsamsten 
Geschichten  sich  ergaben,  z.  B.  dass  die  Gefasse  um  Pfingsten  höher  her- 
aufstiegen und  dann  leichter  zu  bekommen  wären.  Dergleichen  Aberglauben 
hat  in  der  niederdeutschen  Ebene  Valentini  (Museum  Museorum  TL  p.  5) 
gesammelt.  In  der  Aufklärungsperiode  begannen  sich  die  Fürsten  und  die 
Gelehrten  um  die  einheimischen  Denkmäler  zu  bekümmern  (S.  3).  In  der 
Zersplitterung  der  vielen  Ortsvereine  *)  fangt  sich  nun  allmählich  das  Bedürf- 
nis nach  Zusammenhang  und  Zusammenwirken  zu  regen  an.  Das  „Gorrespon- 
denzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte* und  das  „Korrespondenzblatt  des  Gesamtvereins  der  deutschen 
Geschichts-  und  Altertumsvereine"  (1863  ff.)  vereinigen  die  Lokalforschungen, 
was  wenigstens  für  den  Westen  Deutschlands  auch  das  „Korrespondenzblatt 
der  westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst"  besorgt;  neuestens 
erscheinen  ,,Nachrichten  über  deutsche  Altertumsfunde"  (1890  ff.).  Eine 
staatliche  Vereinigung  besteht  vorläufig  nur  für  die  Erforschung  des  römi- 
schen Grenz walls  (Limes)  (Organ  der  Kommission:  Limesblatt) ^). 

In  Originalen  und  Nachbildungen  veranschaulicht  die  deutschen  An- 
tiquitäten das  römisch-germanische  Centralmuseum  in  Mainz, 
während  in  dem  Germanischen  Museum  zu  Nürnberg  Altertümer  nur  der 
Vollständigkeit  halber  gesammelt  sind. 

L.  LnrDENSCBXiT  (Solrn),  das  römisch-g.  C.  in  bildlichen  Darstellungen  ans  seinen 
Sammlongen,  Mainz  1889,  50  Lichtdrucktafeln  (Übersicht  über  die  im  Museom  verkäuf- 
lichen Nachbildungen);  Germanisches  Museum :  Anzeiger  fQr  Kunde  der  deutschen  Vorzeit 
N.  F.  Nürnberg  1853—83,  11  Bde.,  Anzeiger  des  germanischen  Nationalmuseums  1884—90, 
3  Bde.  Für  das  Königreich  Preussen  ist  Centralstelle  das  anschauliche  .Museum  für  Völker- 
kunde" in  Berlin  (Führer  durch  die  Sanmilungen  des  M.  f.  V.,  4.  Aufl.,  Berlin  1890  S.  8  ff.); 
Nachweisung  der  bei  höheren  Lehranst.  im  Königreich  Preussen  vorh.  Samml.  vor-  und  früh- 
geschichtlicher Altertümer,  im  Korresp.  des  Gesamtvereins  1889  S.  59  ff.  Bei  der  Berliner 
Anthropologenversammlung  1880  wurde  eine  «Ausstellung  prähistorischer  und  anthropolo- 
gischer Funde  Deutschlands'  veranstaltet  (Katalog,  Berlin  1880;  photographisches  Album). 

Die  Vorarbeiten  zur  Kartographie  werden  an  ihrem  Orte  aufgeführt  werden;  ein 
grösseres  Gebiet  behandelt  v.  Tröltsch,  Fundstatistik  der  vorrOmischen  Metallzeit  im  Rhein - 
gebiet,  m.  vielen  Abb.  u.  6  K.,  Stuttg.  1884. 

Übersichten:  Gust.  Klemm,  Handbuch  der  germanischen  Altertumskunde,  Dresden 
1836  m.  23  T.  (die  ältere  LitteratuF^  ist  S.  383  ff.  verzeichnet);  Sam.  Chr.  Wagencr,  Hand 
buch  der  vorzüglichsten  in  Deutschland  entdeckten  Altertümer  aus  heidnischer  Zeit,  Wei- 
mar 1842,  m.  1390  Abb.  -  populäre  Leitfäden:  Merkbuch  (S.  32);  A.  v.  Cohaüsbn,  die 
Altertümer  im  Rheinland,  Wiesbaden  o.  J.;  Wandtafel  „Altertümer  aus  unserer  Heimat", 
zusammengestellt  durch  v.  Tröltsch,  Stuttgart.  Die  reichste  Bildersammlung,  jedoch  unüber- 
sichtlich ist:  L.  LiNDENSCBMiT,  die  Altertümer  unserer  heidnischen  Vorzeit,  Mainz  1858  ff. 
Bd.  I— III.,  jetzt  im  IV.  Bande  stehend  (die  Tafeln  sind  nach  den  Heften  jedes  Bandes 
gezählt). 

134.  ElsaSS-Lothringen.     J.  D.  Schöpflik,  Alsatia  illustrata  Geltica  Romana 


^)  JoH.  Müller,  die  wissenschaftl.  Ver- 
eine und  Gesellschaften  Deutschlands  im 
19.  Jahrhundert,  Berlin  1883—87. 


')  Über  den  Limes  vgl.  besonders  A. 
V.  CoHAüSEN,  der  römische  Grenzwall  in 
Deutschland,  Wiesbaden  1884,  m.  52  T. 

10* 


148  ElasBiBohe  Enxuitaroh&ologie.    L  Denkm&lerlnmde. 

Francisca,  Golmar  1751 ;  db  GoLsiRT,  antiqait^s  rom.  du  pays  limitrophe  du  döp.  du  Haut- 
Rhin;  A.  Goste,  FAlsace  romaine,  ^tudes  arcböoL,  Mulh.  1859,  m.  2  K.;  Faudel  et  Bleicher, 
mat^riaux  pour  une  ^tude  pr^historique  de  l'Alsace,  Golmar  1883;  Fr.  X.  Kbaus,  Kunst  uud 
Altertum  in  Elsass-Lothringen,  Strassburg  1876  -89,  3  Bde.;  F.  Babtheleicy,  rech,  arch^ol. 
Bur  la  Lorraine  avanfc  Thistoire,  Nancy  1889  m.  31  T.  u.  2  K.  Vereine  bestehen  in  Metz 
(Soci^t^  d'arch^ologie  et  d'histoire  de  la  Moselle  mit  Mömoires  und  Bulletin  1858  ff.  und 
Gesellschaffc  fdr  lothringische  Geschichte  und  Altertumskunde  mit  Jahrbuch  1888,  90), 
Golmar  (Soci^t^  d*histoire  nationale,  mit  Sammlung;  Bulletin),  Mühlhausen  (Sociät^  du 
mus^e  historique,  Bulletin  1876  ff.)  und  Strassburg  (Sociötö  pour  la  conservation  des  monu- 
ments  historiques  mit  Bulletin  1856  ff.).  Museen  besitzen  die  Städte  Altkirch  (Rbusch. 
die  römischen  Altertümer  im  Museum  zu  A.,  A.  1883),  Hagenau,  Metz  (Bull,  de  la  soc.  des 
aniiq.  de  France  1865  p.  59  ff.;  A.  Mioettb,  catal.  des  tableaux  et  des  sculptures,  Metz 
1876;  0.  HoFFMAKN,  der  Steinsaal  des  Altertumsmuseums  zu  Metz,  M.  1889 1,  Mühlhausen 
(s.  o.)  und  Strassburg  (S.  58);  Sammlung  Migette  in  Longeville  und  Pfarrer  Merciol  in 
Morville.  —  Ausstellung  lothringischer  Altertümer  in  Metz  1889,  s.  Eorrespondenzbl.  des 
Gesamtvereins  1889  S.  169  ff. 

135.  Die  Pfalz  hat,  wie  das  Elsass,  keine  Denkmäler  ersten  Ranges, 
kleinere  Funde  aber  aus  allen  Zeiten  in  Fülle. 

Lehne,  römische  Altertümer  der  Gaue  des  Donnersberges,  Gesammelte  Schriften, 
her.  y.  Külb  I.;  König,  Beschreibung  der  römischen  Denkmäler  in  der  Pfalz,  Beilage  zum 
Intelligenzblatt  des  Rheinkreises  (1823.  1828)  m.  Abb.;  Mehlis,  Studien  zur  ältesten  Ge- 
schichte der  Rheinlande,  Lpg.  1875  ff.,  Abt.  VIII.  archäologische  Karte  der  Pfalz  und  der 
Nachbargebiete,  Lpg.  1885  mit  „Verzeichnis  der  Fundorte*  (ebenso  in  den  Mitt.  des  bist.  V. 
der  Pf.  H.  12)  u.a.;  Litteratur  verz.  von  Mehlis  im  Jahresber.  der  Pollichia,  Dürkheim 
1888  S.  154  ff.;  s.  auch  Ohlenscblaqer  §  153. 

Ein  ansehnliches  Museum  befindet  sich  bei  dem  historischen  Verein  (Jahresbericht 
1842  ff.  m.  T.)  in  Speier:  (Habster)  Katalog  der  bist.  Abt.  des  Museums  in  Sp.,  Sp.  1888, 
m.  1  T.;  Sammlung  in  Dürkheim. 

Der  Hauptfundort  ist  Rheinzabern,  wo  1838—58  gegraben  wurde;  doch  liefen 
plumpe  Fälschungen  mit  unter. 

Btrkenfeld.  Verein  für  Altertumskunde;  prähistorisches  Museum;  F.  Back,  rö- 
mische Spuren  und  Überreste  im  oberen  Nahegebiet  I.  Birkenfeld  1891. 

136.  Bheinprovinz  mit  vielen  bedeutenden  Städten,  Kastellen  und 
Landsitzen  der  Römer. 

DoBow,  Opferstätten  und  Grabhügel  der  Germanen  und  Römer  am  Rhein,  Wies- 
baden 1819-  21,  2  Bde.;  ders.,  die  Denkmale  germanischer  und  römischer  Zeit  in  den 
rheinisch -westphälischen  Provinzen  1.  Stuttg.  1828,  mit  Atlas  v.  36  T.;  v.  Tböltsoh  (s.  o.); 
für  die  christlichen  Denkmäler  Fb.  X.  Kbaüs,  christliche  Inschriften  der  Rheinlande, 
I.  Freiburg  1890. 

Provinzialmuseen  bestehen  seit  1893  in  Bonn  (Katalog  des  früheren  Museums  von 
F.  Hettnbb)  und  seit  1877  zu  Trier  (F.  Hettneb,  die  römischen  Steindenkmäler  des 
Provm.  zu  Tr.  mit  Ausschluss  der  Neumagener  Monumente,  Trier  1893;  die  Serie  der 
Hermen  von  Welschbillig  in  60  Photogr.);  einiges  befindet  sich  in  den  Anlagen  von  Aachen. 
In  Köln  fand  1876  eine  kunsthistorische  Ausstellung  statt;  über  die  römische  Abteilung 
s.  AZ.  34,  203  ff. 

Seit  1842  gibt  der  „Verein  von  Altumsfreunden  im  Rheinlande **  die  wichtigen  .Jahr- 
bücher* (Rhein.  Jahrbb.)  heraus  (Register  zu  H.  1—60  in  H.  65).  ich  erwähne  noch 
den  historischen  Verein  für  den  Niederrhein  insbes.  die  alte  £rzdiÖzese  Köln  (Annalen,  Köln 
1855  ff.);  Verein  in  St.  Wendel,  mit  Sammlung. 

In  der  Rheinprovinz  treten  Trier  und  das  benachbarte  Moselthal  so 
stark  hervor,  dass  sie  den  ersten  Platz  erhalten  müssen.  » 

Trier  (Augusta  Treverorum),  „das  nordische  Rom **,  schon  unter  Claudius  ansehnlich 
von  285  bis  Valentinian  II.  Residenzstadt  und  als  solche  zeitweilig  die  grösste  Stadt  dies- 
seits der  Alpen,  seit  464  in  den  Händen  der  Franken:  Browebi  et  Maseni  antiquitates 
et  annales  Trevir.,  Col.  1626;  G.  Quednow,  Beschr.  der  Altertümer  von  Trier  und  dessen 
Umgebungen  aus  der  gallisch-belgischen  und  römischen  Periode,  Trier  1820,  2  Bde.  m.  28  T.; 
Habwich  Sohn,  Triers  Altertümer  und  Umgebungen  in  22  pitt.  Ansichten,  Trier  1823  f.; 
Chb.  W.  Schmidt,  Baudenkmale  der  römischen  Periode  und  des  Mittelalters  in  Trier  und 
seiner  Umgebung,  Trier  1843,  Lief.  4.  5';  v.  Wilmowsky,  archäologische  Funde  in  Trier 
und  Umg.,  Trier  1873  m.  4  T.;  römische  Mosaiken  aus  Trier  und  dessen  Umgegend,  Trier 
1888;  mit  Atlas  v.  9  T.;  E.  Abemd,  d.  monumentale  Trier  von  der  Römerzeit  bis  auf  unsere 


Kap.  V.    Aroh&ologiaohe  Ortskande.    (§  135—137.)  149 

Tage,  Lnxemb.  1898,  S.  43  f.  m.  13  T.  —  zusammenfassend:  G.  Schneexaitk,  das  römische 
Trier  und  die  Umgegend,  Trier  1852;  F.  Hettner,  das  römische  Trier,  T.  1880  —  über  das 
Museum  siehe  oben.  Der  historisch-archäologische  Verein  (Mitteilungen,  Trier  1856 — 60, 
2  Hefte)  ist  eingegangen;  an  seine  Stelle  trat  die  „Gesellschiaft  für  nützliche  Forschungen 
zu  Trier'  (Jahresbericht);  Porta  nigra  (schon  bei  Wilibald  Pirkheiheb,  opera  ed.  Goldast 
S.  93  f.  abgebildet),  aus  Claudius'  Zeit  nach  den  eingeritzten  Inschriften  (Mommsen,  Monats- 
berichte der  preuas.  Akademie  1864  S.  94  ff.);  Amphitheater:  y.  Wilmowsky ,  Jahres- 
bericht der  Ges.  f.  nützl.  Forschung  1855  S.  3—19. 

Moselthal  mit  zahlreichen  Villen,  welche  durch  Mosaiken  berühmt  sind:  Ausonius, 
Mosella  (idyll.  X.);  J.  A.  Raxboux,  Altertümer  und  Naturansichten  im  Moselthal  bei  Trier, 
Tr.  und  München  1824  fL  m.  16  T.;  J.  G.  Wtttbnbaor  ,  Forschungen  über  die  römischen 
Altertümer  im  Moselthale  von  T.,  2.  Aufl.  T.  1844  (französ.  1840);  t.  VITiliiowsky,  die  rö- 
mischen Mosel  Villen  zwischen  Trier  und  Nennig,  Trier  1870;  sowie  die  unter  Trier  auf- 
geführten Schriften;  Igel,  bekannt  durch  die  Igeler  Säule  (das  Grabmal  der  Sekundiner); 
Nennig:  v.  Wilmowskt,  die  römische  Villa  zu  Nennig  und  ihr  Mosaik,  Bonn  1865,  f.  m. 
9  T.;  Noviomagus  (Neumagen),  «das  römische  Pergamon",  von  Ausonius  y.  11  ,divi  castra 
inclita  Constantini*  genannt:  J.  Shbtius,  antiqnitates  Neomagenses,  Noviom.  1678,  m.  T.; 
Hettnbb,  Anthrop.  Eorrespondenzbl.  1885  S.  49  ff.;  ders.,  die  Neumagener  Monumente, 
Frankf.  1881,  m.  T.;  auch  vorrömisches  haben  Coverna  und  Gontrua  (Cobem-Gondor^ 
geliefert:  Rhein.  Jahrbb.  87,  17  ff.  T.  3.;  Jagdvilla  in  Fliessen:  Chb.  W.  Schmidt,  a.  0. 
Lief.  4,  m.  6  kol.  Tafeln  Mosaiken.  —  Funde  in  Bonn. 

Aachen:  Geschichtsverein  (Zeitschrift  1880  ff.),  im  Jahrgang  1892  Verzeichnis  der 
FundsteUen  von  J.  Scbkeioeb. 

Bonns  (Bonn):  Das  römische  Lager  in  B.,  Festschrift  zu  Winckelmanns  Geburtstage 
her.  vom  Vorst.  des  Vereins  v.  Altertumsfr.  im  Rh.,  Bonn  1888. 

Burungum:  A.  Rein,  Haus  Bürgel,  das  römische  B.  nach  Lage,  Namen  und  Alter- 
tümern, Grefeld  1855. 

Castra  Veter a  bei  Xanten  (berühmt  die  Bronzestatue  von  Xanten  in  Berlin):  F. 
BiBD,  Bedeutsamkeit  des  Niederrheins  (besonders  Wesel  und  Umgegend)  zur  Zeit  der  rö- 
mischen Herrschaft,  Wesel  1826  m.  T.;  F.  Fiedleb,  römische  Denkmäler  der  Gegend  von 
Xanten  und  Wesel,  Essen  1824,  m.  5  T.  —  Sanmilung  von  Phil.  Houben  (durch  Gläser 
ausgezeichnet),  später  an  Emundts  in  Aachen,  dann  D.  Reiling  in  Mainz:  Denkmäler  von 
G.  V.  und  Colonia  Trajana  in  Ph.  Houbens  Antiquarium  zu  X.  mit  Erläut.  v.  Fiedleb,  Xanten 
1839,  m.  12  T.,  Supplement:  Antike  erotische  Büdwerke  in  Houbens  Antiquarium  v.  Fiedlbb, 
X.  1839,  m.  5  T. 

Cleve:  Buggenhagev,  Nachrichten  über  die  zu  Ol.  gesammelten  teils  römischen 
teils  vaterländischen  Altertümer,  Berlin  1795,  m.  22  T.  u.  13  Abb. 

Colonia  Agrippina  (Köln):  C.  v.  Veith,  das  römische  Köln,  Festpr.  des  Vereins  v. 
Altertumsfr.,  Bonn  1885,  m.  Plan.  —  Städtisches  Museum  Wallraf-Richartz:  DOntzeb,  Ver- 
zeichnis der  röm.  Altertümer  des  M.  W.-R.  in  Köln,  3.  Aufl.  Köln  1885;  Lampen :  ^  Kisa, 
Rbein.  Jahrbb.  H.  93  S.  35  ff.;  mehrere  Privatsammlungen :  H.  Dütschke,  die  antiken  Denk- 
mäler der  Kölner  Privatsammlungen,  Bonn  1877,  2  Tle.;  aus  der  Antikensammlung  des 
Herrn  Ed.  Heretatt  in  K.,  Rhein.  Jahrbb.  1867. 

Kreuznach:  0.  Kohl,  die  römisclfan  Inschriften  und  Steinskulpturen  der  Stadt  Kr., 
Kr.  1880,  m.  1  K. 

Lauersfort,  durch  die  ,Lauersforter  Phalerae"  bekannt:  A.  1860  p.  161  ff.  mit 
T.  E;  M.VI41. 

Mettmann:  J.  Schkeideb,  Untersuchungen  über  die  alten  Denkmäler  im  Kreise  M., 
Düsseldorf  1877  (SA.). 

Neuwied:  Dobow,  römische  Altertümer  in  und  um  M.,  Berlin  1826,  f.  m.  30  T. 

137.  Provinz  Hessen-Nassau.  Schon  vor  mehr  als  lOO  Jahren  bildete  sich 
hier  eine  Sociötä  des  antiquit^s  de  Gassei,  welche  1780  Schriften  zu  veröffentlichen  begann, 
nachdem  noch  viel  früher  Östebling,  de  urnis  sepulcralibus  et  armis  lapideis  veterum  Gat- 
torum,  Marburg  1714,  m.  1  T.  erschienen  war.  Jetzt  arbeiten  der  Verein  für  nassauische 
Altertumskunde  und  Geschichtsforschung  in  Wiesbaden  (Annalen  1827  ff.  Mitteilungen  an 
die  Mitglieder  1861  ff.)  und  der  Geschichts-  und  Altertumsverein  in  Frankfurt  (Archiv  f. 
Gesch.  u.  Altert.);  städtisches  Museum  in  Frankfurt. 

Gastel  (Mattiacum):  J.  Beckeb,  castellum  Mattiacorum.  Das  römische  G.,  Wiesb. 
1863  (Ann.  f.  nass.  Altertumsk.)  m.  T. ;  ders.,  die  Rheinübergänge  der  Römer  bei  Mainz, 
Frankf.  (SA.). 

Hanau:  R.  Suchieb,  die  römischen  Münzen,  Stempel  und  Graffiti  von  Gross-Krotzen- 
bürg  und  der  Umgebung  von  H.,  Progr.  v.  H.  1882,  m.  86  Abb. 

Rückingen  bei  Hanau:  A.  v.  Dükckeb,  das  Römerkastell  und  das  Todtenfeld  in 
der  Kinzigniederung  bei  R.,  Hanau  1873,  m.  Abb.  u.  5  T. 


150  Elassisohe  Eunstarchäologie.    I.  Denkmälerkonde. 

Saalburg,  Römisches  Castell  bei  Homburg,  sehr  lehrreich  fQr  die  Anlage  des  rö- 
mischen Lagers:  v.  Cohausen  und  L.  Jacobi,  das  Römercastell  S.,  4.  Aufl.  Homburg  1892, 
2  T.;  abgeb.  bei  Hertzbero,  Eaiserzeit  S.  126  ff.  und  Dabv,  Urgeschichte  II  425;  —  Funde 
im  Saalburg-Museum  zu  Homburg  (Katalog). 

Wiesbaden:  E.  Reuter,  zur  Geschichte  des  römischen  W.  Das  Römercastell  bei 
W.,  W.  1871,  m.  4  T.;  römische  Ansiedlungen  in  der  Umgebung  von  W.,  W.  1876,  4  T. 
u.  K.;  römische  Wasserleitungen  in  W.  und  seiner  Umgebung,  W.  1877  m.  7  T.  u.  PL  (SA.) 
—  Altertumsmuseum:  A.  v.  Cohaüsen,  antiquarischtechnischer  Führer  durch  das  A.  zu  W., 
W.  1888,  m.  K.  u.  PI. 

138.  Westphalen.  Nordhofp,  Kunst-  und  Geschichtsdenkm&ler  der  Provinz  W., 
I.  Hamm  1880,  IL  Warendorf  1886;  Jos.  Kehper,  münsterländische  Götterstätten,  Münster 
1883  —  Geschichts-  und  Altertumsverein  in  Paderborn  (Ztsch.) ;  Museum  der  Stadt  Balve  — 
Ztsch.  f.  vaterländische  Gesch  u.  Altertumskunde  Westfalens,  Münster. 

Die  Forschungen  richten  sich  hauptsächlich  auf  Illustrierung  des  Tacitus,  z.  B.  die 
Bohlenwege  in  den  sumpfigen  Gegenden  (s.  Oldenburg). 

1 39.  Hannover.  Ältere  Litteratur  bei  Klemx  S.  420  ff.;  Wächter,  Statistik  der 
im  Königr.  Hann.  vorhandenen  heidnischen  Denkmäler;  W.  Mitboff,  Kunstdenkmale  und 
Altertümer  im  Hannoverischen,  H.  1878,  2  Bde ;  Tbroast,  die  heidnischen  Altertümer  Ost- 
frieslands, Emden  1879 ;  zusammenfassend :  J.  H.  Müller,  vor-  und  frühgeschichtliche  Alter- 
tümer der  Prov.  H.,  her.  v.  J.  Reimers,  Hann.  1893,  m.  25  T.  —  Historischer  Verein  in 
Hannover  (Atlas  vorgeschichtlicher  Befestigungen  in  Niedersachsen  H.  1.  2);  Geschichts- 
und Altertumsverein  in  Osnabrück  (Mitteilungen);  Verein  für  Geschichte  und  Altertümer 
in  Stade  (Archiv)  mit  Sammlung.  —  Ethnographische  Sammlung  in  Göttingen. 

Beckum:  Nachricht  von  den  bei  B.  entdeckten  alten  Gräbern,  Münster  1836,  mit 
1  T.  u.  K. 

Darzau:  Chr.  Hostxakn,  der  Umenfnedhof  bei  D.,  Braunschweig  1874,  m.  11  T. 
Lengerich:  Hahn,  der  Fund  von  L.,  Hannover  1854. 

Ülzen:  G.  v.  Estorff,  heidnische  Altertümer  der  Gegend  von  Ü.,  Hann.  1846,  f. 
Atlas  von  16  T.  u.  1  K. 

Wittekindburg  bei  Osnabrück;  über  die  neuesten  Ausgrabungen  Schuohhaed,  Aus- 
grabungen auf  der  W.  bei  RuUe,  Mitt.  des  bist.  Vereins  zu  Osnabrück  XV  369  ff.;  Philol. 
Wochenschr.  1892  Sp.  863  f. 

Braunschweig :  Litteratur  bei  Klexv,  S.  423;  städtisches  Museum. 

Oldenbarg:  Oldenburger  Landesverein  für  Altertumskunde  (, Bericht",  z.  B.  V. 
V.  Alten  u.  0.  Tekge,  die  Altertümer  und  Kunstdenkmäler  des  Jeverlandes,  Oldenb.  1885, 
m.  Abb.;  VI.  v.  Alten,  die  Bohlenwege  im  Flussgebiet  der  Ems  und  Weser). 

Bremen:  KttnsÜerverein  für  Geschichte  und  Altertum. 

140.  Schleswig  -  Holstein  ist  auffallend  früh  und  eifrig  erforscht 
worden.  Bereits  der  Schleswiger  Paulus  Chytraeus  (f  1609)  sammelte  ein- 
heimische Altertümer;  schon  1719,  resp.  1734  wurden  die  Privatsamm- 
lungen von  Rhode  und  Krysing  in  Flensburg  durch  Verzeichnisse  bekannt; 
vgl.  Anthrop.  Korresp.  1875  S.  61;  Klemm  a.  0.  S.  419  f. 

A.  L.  J.  MiCHELSEK,  von  vorchristlichen  Kultusstätten  in  unserer  Heimat,  Schles- 
wig 1878;  Richard  Haupt,  die  Bau-  und  Kunstdenkmäler  der  Provinz  Schleswig- 
Holstein,  Kiel  1887 — 89,  3  Bde.;  ders.  und  Fr.  Wetser,  die  Bau-  und  Kunstdenkmäler  im 
Kreise  Herzogtum  Lauenhurg,  1.  u.  2.  Ergänzungsheft,  Ratzeb.  1890.  —  Schleswig-Holstein- 
Lauenburgische  Gesellschaft  für  die  Sammlung  und  Erhaltung  vaterländischer  Altertümer 
(Berichte  1836  ff.  m.  T.);  naturwissenschaftlicher  Verein  zu  Kiel  (Schriften  1874  fF.).  — 
Schleswig-Holsteinisches  Museum  vaterländischer  Altertümer  in  Kiel  (1835  eröffnet,  seit 
1873  mit  dem  Flensburger  Museum  bei  der  Universität  vereinigt):  H.  Handelmann,  Weg- 
weiser durch  das  schl.-h.  M.,  Abt.:  Stein-  und  Broncealter,  K.  1879.  Die  älteren  Funde 
wurden  nach  Kopenhagen  verbracht. 

Sylt  mit  zahlreichen  Grabhügeln,  die  schon  1756  untersucht  wurden :  H.  Handbuiann, 
die  amtlichen  Ausgrabungen  auf  Sylt  1870,  1871  u.  1872,  Kiel  1873. 

Lübeck:  Geschichts-  und  Altertumsverein  (Mitteilungen). 

141.  Mecklenburg.  Ältere  Litteratur  bei  Klemm  8.  416  ff.;  A.  Moblot,  l'antiquite 
du  Mecklenbourg,  Zürich  1868,  41  S.  m.  Abb.  —  Verein  für  mecklenburgische  Geschichte  u. 
Altertumskunde  in  Schwerin  («Jahrbücher*  und  „Berichte**)  mit  Antiquarium  —  grossherz. 
Sammlung  in  Ludwigslust:  Sohböteb,  Friderico-Franciscanum  oder  grossherz.  Altertümer, 
samml.  aus  der  al^erra.  und  slawischen  Zeit  Mecklenburgs,  Ludwigslust  1824,  3  H.  f.; 
Beltz,  Übers,  über  d.  vaterl.  Alt.  im  M.  zu  S.,  1882.    Museum  in  Neu-Strelitz. 


Kap.  y.    ArohftologiBohe  OrUknnde.    (§§  138—145.)  151 

142.  Pommern.  Ältere  Utteratur  Elsmk  S.  414  f.;  Easiski,  d.  Gräberfeld  bei  der 
Persanziger  Mühle,  m.  Abb.:  E.  Walter,  prähist.  Funde  in  Pommern  zwischen  Oder  u.  Rega, 
Pr.  des  Marienstiftsgymn.,  Stettin  1889,  m.  E.  —  Gesellschaft  für  pommersche  Geschichte 
(«baltische  Studien*),  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertum  in  Greifswalde  (Beiträge 
zur  pommerschen  Eunstgeschichte),  Geschichts-  und  Altertumsverein  in  Stettin  (Monats- 
blätter) —  Sammlung  der  Universität  Greifswalde;  Provinzialmuseum  für  Neu-Vorponunem 
und  Rügen  in  Stralsund:  R.  Baieb,  die  vorgeschichtl.  Altertümer  des  Pr.  f.  N.  V.  u.  R. 

Der  interessanteste  Teil  ist  die  Insel  Rügen:  F.  F.  v.  DOgkeb,  vorgeschichtliche 
Spuren  des  Menschen  am  Wege  nach  R.  und  auf  der  Insel  R.  selbst,  Berlin  1868. 

148.  Preussen  hat  vor  der  Nachbarprovinz  den  grossen  Vorteil  ge- 
habt, aller  Welt  seit  uralter  Zeit  den  Bernstein  zu  liefern;  so  zeigen  sich 
hier  die  Ausläufer  aller  grossen  Kulturströmungen.  Entsprechend  dieser 
anziehenden  Mannigfaltigkeit  ist  das  Land  vortrefflich  durchforscht. 

Christ.  Fbid.  Reubch,  de  tumuL's  et  umis  sepulcralibus  in  Prussia,  Regiom.  1724, 
m.  T.;  andere  ältere  Bücher  bei  Klemm  S.  415  f.;  Bujaok,  preussische  Steingeräte, 
Königsb.  1875  m.  5  T. 

Westpreussen:  Lissaueb,  prähistorische  Denkmäler  der  Fror.  W.,  Lpg.  1887; 
ders.,  Altertümer  der  Bronzezeit  in  der  Proy.  W.,  Danzig  1891,  m.  14  T.;  ders.,  neue  Bei- 
träge zur  pomerellischen  Urgeschichte,  m.  T.;  Abhandlungen  zur  Landeskunde  der  ProT. 
W.  1891  ff.  —  Naturforschende  Gesellschaft  zu  Danzig  (Schriften);  anthropologischer  Ver- 
ein in  Danzig,  mit  Sammlung;  historischer  Verein  in  Marienwerder  (Zeitschrift);  Altertums- 
gesellschaft in  Elbing  und  Graudenz  —  Westpreussisches  Provinzialmuseum  in  Danzig: 
Führer  durch  die  natwgesch.  und  vorgeschichtlichen  Samml.  im  w.  Pr.,  3.  Ausg.  1891. 

Ostpreussen:  Altertumsgesellschaft  Prussia  in  Königsberg  (Sitzungsberichte  und 
Monatsschrift)  mit  dem  Prussia-Museum ;  physikalisch-ökonomische  Gesellschaft  in  Königs- 
berg (Schriften,  z.  B.  XXIII.  Tischler,  Stemzeit  in  Ostpreussen);  Geschichts-  u.  Altertums- 
verein für  Ermeland  in  Frauenburg  (ebendort  Sammlung  des  Doms). 

Gräberfelder  von  Sehern  und  Klein -Koslau  aus  dem  2.  u.  8.  Jahrh.  n.  Chr.,  1891 
ausgegraben. 

144.  Posen  empfindet  wie  Schlesien  den  Einfluss  des  Bernsteinhandels. 

Crügbr,  über  die  im  Regierungsbezirk  Bromberg  aufgefundenen  Altertümer,  Mainz 
1872,  m.  T. ;  Schwartz,  Materialien  zur  prähistorischen  Kartographie  der  Provinz  P.,  mit 
, Nachträgen",  P.  1880.  —  Historischer  Verein  für  den  Netzedistrikt  zu  Bromberg  mit  Mu- 
seum ;  Verein  der  Freunde  der  Wissenschaft  mit  dem  polnischen  Nationalmusenm  in  Posen ; 
Verein  der  Freunde  der  Wissenschaft  u.  Gopemicusverein  in  Thom  mit  Sammlung;  Aus- 
stellung 1888  in  Posen:  Korrespondenzbl.  d.  Gesaratvereins  1889  S.  2  ff. 

Verschiedene  Gräberfelder,  besonders  bei  Z aber o  wo:  Vibchow,  Verhandl.  der  Berl. 
Ges.  f.  Anthrop.  1875  m.  T. 

145.  Schlesien  ist  ebenfalls  ein  Durchzugsland  und  überdies  von  der 
mittleren  Donau  aus  leicht  erreichbar,  wodurch  die  Magnaten  des  Landes 
sich  mit  grösserem  Luxus  umgeben  konnten.  Sehr  reich  ist  die  Görlitzer 
Gegend. 

L.  D.  Hebmakk,  Masslographia,  Brieg  1711,  m.  T.;  andere  ältere  Schriften  bei  Klemm 
S.  404  ff.,  487  ff.;  Moscb,  die  äten  heidnischen  Opferstätten  und  Steinaltertflmer  des  Riesen- 
gebirges, Görlitz  1855;  Martin  Zimmer,  die  bemalten  Thongefässe  Schlesiens  aus  vorge- 
schichtlicher Zeit,  Breslau  1889,  m.  7  T.;  Karte  der  prähistorischen  Fundstellen  der  Provinz 
Schlesien,  Brieg  1878.  —  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  Schlesiens  in  Breslau 
(Ztsch.  1862  ff.);  Oberlausitzer  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Görlitz  (Mitteilungen) 
mit  Museum;  Gesellschaft  fQr  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz;  Nieder- 
lausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Altertumskunde  in  Guben  (Mitteilungen); 
Schlesisches  Provinzialmuseum  in  Breslau;  Verein  für  das  Museum  schlesischer  Altertümer 
(Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift);  Sammlungen  der  Gymnasien  in  Glogau,  Guben 
(H.  Jbntsch,  die  prähistorischen  Altertümer  der  Gymnasialsammlung  zu  Guben,  I.  G.  1883) 
und  Neisse. 

Guben:  H.  Jentsch,  die  prähist.  Altertümer  aus  dem  Stadt-  und  Landkreis  G.,  H.  IV. 
Pr.  V.  Guben  1889;  s.  unmittelbar  vorher. 

Sackrau  (Sakrau)  mit  Funden  römischer  Zeit:  Anthrop.  Korr.  1886  Nr.  12;  Gremplbb, 
der  Fund  von  S.,  Berlin  1888,  f. 

Vetters  fei  de  bei  Guben,  berühmter  Goldfund:  s.  S.  26. 


152  Klassiflohe  Eunstaroliftologie.    L  Denkmälerkonde. 

146.  Brandenburg.  Elekx  S.  412  ff.;  E.  Fbiedel,  die  Stein-,  Bronce-  und 
Eisenzeit  in  der  Mark  Br.,  Berlin  1878;  ders.,  Altertümer  von  Prenzlau  nnd  Umgegend, 
Berlin  1879;  vorgeschichtliche  Funde  aus  Berlin  und  Umgegend,  2.  Aufl.,  Berlin  1880;  Voss 
u.  Stimmung,  Br/s  vorgeschichtliche  Altertümer,  Berl.  1886.  —  Märkisches  Provinzialmuseum 
der  Stadtgemeinde  Berlin :  Run.  Buchholz,  Verz.  der  im  m.  Pr.  d.  St.  B.  befindlichen  Berliner 
Altertümer,  Berlin  1890;  Sammlung  des  Gvninasiums  in  Cottbus.  —  Gesellschaft  f.  Anthro- 
pologie in  Berlin  (Verhandlungen);  Altmärkischer  Verein  für  vaterländ.  Gesch.  u.  Industrie 
zu  Salzwedel  (Jahresbericht). 

147.  Provinz  Sachsen.  Elbxm  S.  407  ff. ;  Vorgeschichtliche  Altertümer  der  Pr. 
Sachsen  u.  angrenzender  Gebiete,  herausg.  v.  d.  histor.  Kommission  der  Prov.  S.,  I.  Abt. 
Halle  1883,  f.  m.  Photographien;  Augustin,  Abbildungen  von  den  mittelalterlichen  u.  vor- 
christlichen Altertümern  in  den  Gauen  des  vormaligen  Bistums  Halberstadt,  (Wernigerode) 
1872.  —  Geschichts-  und  Altertumsverein  in  Halle  (Neue  Mitteilungen),  mit  Sammlung 
und  in  Magdeburg  (Geschichtsblätter);  Geschichts-  und  Altertumsgesellschaft  in  Eisleben 
(Mannsfelder  Blätter)^  Harzverein  für  Geschichte  imd  Altertum  in  Wernigerode  (Geschichts- 
blätter). 

Torgau  mit  Umenfeld:  Archiv  f.  Anthrop.  11,453. 

148.  Königreich  Sachsen.  Hier  sind  die  Gegend  von  Grossenhain 
und  das  Elbethal  bei  Meissen  besonders  ergiebig. 

Klemm  S.  397  ff.;  J.  A.  Wagneb,  die  Tempel  und  Pyramiden  der  Urbewohner  auf 
dem  rechten  Eibufer,  unweit  dem  Ausfluss  der  schwarzen  Elster,  Lpg.  1828;  E.  Pbeuskbb, 

Blicke  in  die  vaterl&idische  Urzeit des  sächsischen  und  der  angrenzenden  Lande, 

Lpg.  1841  ff.  3  Hefte.  —  Isis,  Sektion  für  vorhistorische  Archäologie  in  Dresden;  Ge- 
Hchichts-  und  Altertumsverein  in  Eisenberg  (Mitteilungen)  und  Freiberg;  deutsche  Gesell- 
schaft in  Leipzig  (Jahresbericht)  mit  Sammlung ;  Altertumsverein  in  Zwickau  (Mitteilungen). 
—  Sammlung  im  mineralogischen  Museum  zu  Dresden:  Mitteilungen  aus  dem  kgl.  m.  M. 
in  Dr.  1.    Die  Urnenfelder  von  Strehlen  und  Grossenhain,  Cassel  1875,  m.  10  T. 

149.  In  Thttringen  fallt  die  grosse  Zahl  der  Hügelgräber  auf. 

Klekx  S.  401  ff.;  A.  Götze,  die  Gefässformen  und  Ornamente,  Jena  1891.  —  Ge- 
schichts-  und  Altertumsgesellschaft  in  Altenburg  (Mitteilungen),  Verein  für  thüring.  Ge- 
schichte und  Altertumskunde  in  Jena  (Zeitschrift),  hennebergischer  Altertumsverein  in 
Meiningen  (Neue  Beiträge  zur  Geschichte  des  Altertums)  mit  Sammlung,  Geschichts-  und 
Altertumsverein  in  Roda  (Mitteilungen),  voigtländischer  Verein  in  Hohenleuben  (Jahres- 
bericht) mit  Sammlung  —  Germanisches  Museum  in  Jena;  Sammlung  bei  der  grossh.  Bi- 
bliothek in  Weimar,  sowie  in  Coburg. 

Anhalt.  Hosaeus,  die  Altertümer  Anhalts,  Dessau  1879.  —  Sammlung  der  Bi- 
bliothek in  Dessau. 

Nekropole  von  Wörbzig:  Verhandl.  des  naturhist.  Vereins  für  Anhalt  XXXI.  Bericht, 
Dessau  1874. 

160.  Hessen  bringt  uns  wieder  zur  römischen  Einflusssphäre  zurück. 

Jos.  Emele,  Beschreibung  rOmischer  und  deutscher  Altertümer  in  dem  Gebiete  der 
Prov.  Rheinhessen,  Mainz  2.  Aufl.  1838,  m.  34  T. ;  Ph.  A.  F.  Waltheb,  die  Altertümer  der 
heidnischen  Vorzeit  innerhalb  des  Grossherzogtums  Hessen,  Dannstadt  1869  m.  E.;  J.  F. 
Knapp,  römische  Denkmäler  des  Odenwaldes,  Heidelberg  1873,  m.  E.  u.  7  T.;  Ennstdenk- 
mäler  im  Grossherzogtum  H.,  8  Bde.,  1885 — 90;  G.  Schäfer,  die  Denkmäler  der  bildenden 
Kunst  im  hessischen  Odenwald,  Ber.  des  freien  deutschen  Hochstifts  1892  S.  180  ff.  m. 
Abb.  —  Earte:  Fb.  Eofleb,  archäol.  Karte  des  Grossh.  Hessen,  Darmstadt  1890,  2  Bl.  — 
Historischer  Verein  für  das  Grossh.  Hessen  in  Darmstadt  (Quartalblätter) ;  Archiv  der  hess. 
Geschichte  u.  Altertumsk.,  Darmstadt  1835  ff.  —  Sanmilung  v.  Gust.  Dieffenbach  in  Friedberg, 
jetzt  in  Darmstadt. 

Mainz  (Moguntiacum):  GoUectana  antiquitatum  in  agro  Moguntino  repertarum,  M. 
1520.  1525  f.;  J.  Fuchs,  alte  Geschichte  1.  von  Erbauung  der  alten  Festung  Maguntiacum 
bis  zu  den  Zeiten  Trajanus',  Mainz  1770  m.  T.;  K.  Klein,  die  röm.  Denkmäler  in  und  um 
M.,  M.  1861.  —  Mainzer  Verein  zur  Erforschung  der  rheinischen  Geschichte  und  Alter- 
tümer (Zeitschrift  m.  T.).  —  Museum  der  Stadt  Mainz:  Katalog  des  M.  der  St.  M.,  M.  o.  J.; 
J.  Beckbb.  die  röm.  Inschriften  und  Steinskulpturen  des  M.  der  Stadt  M.,  M.  1876;  Ab- 
bildungen von  Altertümern  des  Mainzer  Museums,  her.  von  dem  genannten  Verein,  Mainz 
1848—55,  6  Hefte  m.  Abb.  (IL  das  Schwert  des  Tiberius).  Schon  der  Kardinal  Aibrecht 
hatte  eine  Sammlung  angelegt:  Jag.  Cubio,  praef.  ad  edit.  Pompon.  Gaurici  1542. 

Selzen:  Lindenschxit,  das  germanische  Totenlager  bei  S.  in  der  Prov.  Rheinhessen, 
Mainz  1848. 


Kap.  V.    Arebaologiflohe  Ortslninde.    (§§  146—153.)  153 

Vilbel  a.  d.  Nidda  mit  zahlreichen  römischen  Fnnden,  z.  B.  einem  grossen  Mosaik: 
BossLSB,  Arch.  f.  hess.  Gesch.  n.  Altert.  X.  Darmstadt  1862,  m.  4  T. 

Wald- Algesheim:  E.  aü8*x  Wbbbth,  der  Grabfand  von  W.-A.,  Winkelmannsprogr. 
Bonn  1870,  m.  6  T. 

Worms  (Borbetomagns) :  Altertomsverein  —  Paulinusmuseum :  Wbgkbblino,  die 
röm.  Abteilung  des  PM.  in  W.,  W.  1885—87,  2  Hefte. 

151.  Baden.  Monb,  Urgeschichte  des  badischen  Landes,  Karlsruhe  1845;  M.  Ring. 
sur  les  Etablissements  rom.  du  Rhin  et  du  Danube,  principalement  dans  le  sud-ouest  de  Y 
Allemagne,  Strassb.  1852—3,  2  Bde.  m.  E.;  W.  Bbambach,  Baden  unter  rOmischer  Herr- 
schaft, 1867;  E.  Waokbb,  archäologische  Obersichtskarte  von  Baden,  Karlsruhe  1883; 
ders.,  Hügelgräber  und  Umenfriedhöfe  in  Baden,  Karlsruhe  1885 ;  K.  Bissivobb,  Verzeich- 
nis der  Trümmer-  und  Fundstätten  aus  römischer  Zeit  im  Grossherz.  B.,  Karlsruhe  1885, 
m.  K.  u.  Anthrop.  Korr.  1885  S.  107  ff.  —  Karlsruher  Altertumsverein  (Zwangslose  Hefte  1. 
1881 — 90,  K.  1891);  Mannheimer  Altertumsver.  (Sammlung  von  Vorträgen). 

Baden  (Aurelia  Aquensis):  B.  Fbickeb,  die  röm.  Funde  zu  B.  1880  (SA.);  Römische 
Baureste  in  B.,  4  lith.  Tafeln  darstellend  die  Baureste  um  das  Kloster  zum  hl.  Grab  in  B., 
Karlsruhe  1850  f. 

Badenweiler  mit  grossem  Bad  (Plan  bei  Guattani,  mon.  ined.  1785  Febr.  T.  1): 
1892  Ausgrabungen. 

Freiburg:  Gesellschaft  für  Altertum  und  Volkskunde  (Zeitschrift);  städtisches 
Museum. 

Heidelberg:  Sammlung  bei  der  Bibliothek:  C.  B.  A.  Ficklbr,  röm.  Altertümer  aus 
der  Umgegend  von  H.  u.  Mannheim,  M.  1865;  Berichte  von  C.  Chbist. 

Konstanz:  L.  Lbimbb,  Geschichte  des  röm.  K.;  ders.,  Entwicklung  von  Konstanz, 
Schriften  des  Vereins  für  Gesch.  des  Bodensees,  H.  11  (1881).  —  Rosgarten-Museum. 

Ladenburg  (Lopodunum):  B.  Stabk,  Bonner  Jahrbb.  1868. 

Mannheim  s.  S.  57  u.  unter  , Heidelberg*. 

Schwetzingen:  Kardinal  von  HIfblih,  Acta  Academiae  Palatinae  IV. 

Oberlingen,  städtische  Sammlung. 

152.  Wflrttemberg.  Römersteine,  verschiedene  Grabhügel,  bei  6rö- 
hingen  (Oberamt  Ehingen)  Trichtergruben. 

Chb.  Fb.  Sattleb,  topogr.  Geschichte  des  Herzogtums  Württemberg,  Stuttg.  1784  m. 
T.;  Ed.  Paulus,  d.  Altertümer  in  W.,  Stuttg.  1877;  ders.,  archäol.  Karte  v.  W.,  3.  Aufl. 
Stuttg.  1876,  4  Bl.  f.;  Kunst-  und  Altertumsdenkmale  im  Königr.  W.,  Stuttg.  1889  ff.  m. 
Atlas;  0.  Fbaas,  über  die  ältere  Steinzeit  in  Schwaben,  ViTürttemb.  naturwiss.  Monatshefte 
1877;  K.  MnjiBB,  die  römischen  Begräbnisstätten  in  W.,  Stuttg.  1884  (SA.)  m.  Abb.;  K.  v. 
Tböltsch,  Altertümer  aus  unserer  Heimat,  Stuttg.  1890  f.;  0.  Fbaas,  Kunst-  und  Altcr- 
tnmsdenkmale  im  Königreich  W.,  Stuttg.  1889  ff.;  FOhb,  Hügelgräber  auf  der  schwäb.  Alb; 
C.  F.  V.  GoK,  d.  röm.  Altert,  u.  Heerstrassen  d.  schwäb.  Alb  u.  am  Bodensee,  Stuttg.  1846; 
W.  Nestlb,  Funde  antiker  Münzen  im  Königreich  W.,  Stuttg.  1893.  —  kgl.  Kommission 
für  die  Staatsaltertümer;  Wirttembergischer  Altertums  verein  (Jahreshefte  1844  ff.  m.  T.; 
Schriften  1850  ff.  m.  Abb.);  1891  wurde  die  topographische  Aufnahme  des  Landes  begonnen. 

—  Kgl.  Museum  vaterländischer  Kunst-  und  Altertumsdenkmale  in  Stuttgart:  Katalog  der 
kgl.  Staatssammlung  vat.  K.  u.  A.  1.  Die  Reihengräberfunde,  bearbeitet  von  L.  Mayer, 
Stuttg.  1883;  s.  auch  S.  58;  Museum  in  Ulm  und  Sammlung  in  Riedlingen. 

Rottenburg  a.  N.  (Colonia  Sumlocenne):  v.  Jaukann,  Col.  Suml.,  R.  a.  N.  unter  den 
Römern,  Stuttg.  1840,  m.  28  T.;  neuere  zu  R.  a.  N.  aufgefundene  röm.  Altertümer,  Stuttg. 
1855,  m.  14  T. 

Rottweil:  Römische  Altertümer  in  der  Umgegend  von  R.  a.  N.,  2  Abt.  Stuttgart 
1833—5  m.  T.  —  Museum:  Lauchebt,  die  römischen  Thongefässe  etc.  zu  R.,  Mitteilungen 
des  archäol.  Vereins  zu  R.,  Tübingen  1845;  0.  Höldbr,  die  römischen  Thongefässe  der 
Altertumssamml.  zu  R.,  Stuttgart  1889,  m.  22  T. 

Yicus  Aurelii  (Öhringen):  0.  Ksllbb,  V.  A.  oder  ö.  zur  Zeit  der  Römer,  Bonn 
1871  m.  Abb. 

Hohenzollern.    Geschichts-  und  Altertumsverein  in  Sigmaringen  (Mitteilungen) 

—  Museum  in  Sigmaringen:  LnfDENscHxrr,  vaterländische  Altertümer  des  fürstl.  hohenz.  M. 
zn  8.,  Mainz  1860. 

163.  Bayern  zerfällt  in  sehr  ungleiche  Teile,  römische  Provinz,  Glacis 
und  Barbarenland. 

F.  A.  Matbb,  verschiedene  in  B.  gefundene  römische  Altertümer,  München  1840,  m. 
10  T.;  J.  V.  Hbfmbb,  das  römische  B.  in  seinen  Schrift-  u.  Bildmalen,  3.  Aufl.,  München  1852, 


154  Elassiflche  EuiiBtarohaologie.    I.  Denkm&lerkande. 

m.  8  T.;  Bibliographie  von  Fr.  Ohlensohlaoer  im  Jahrbuch  der  geographischen  Gesellschaft, 
H.  8  (München  1884);  ders.,  prähistorische  Kaite  Bayerns,  München  1875  ff.  mit  «Verzeich- 
nis der  Fundorte*.  —  Periodisch:  Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns 
(Bd.  X  1892)  —  Sammlung  im  Nationalmuseum  (vorzugsweise  römisches);  prähistorische 
Sammlungen  in  München. 

a)  SfidUoh  der  Donan: 

Abusina  (Eining),  1879  ff.  ausgegraben,  in  vortrefflicher  Erhaltung:  Wolfo.  Sobsei- 
NER,  Verh.  des  bist.  Vereins  für  Niederbayem  XXII  H.  3.  4  (1882);  ders.,  Wegweiser,  1886; 
vgl.  Ohlensohlaoer,  Ausland  1883  Nr.  19. 

Augusta  Vindelicornm  (Augsburg):  Peutinger  (S.  11);  M.  Velsbr,  rerum  August. 
Vindelicorum  11.  VIII.,  Venedig  1594  f.  m.  v.  T.;  Denkwürdigkeiten  des  Ober-Donaukreises 
vom  Jahr  1820  („die  röm.  Altertümer  zu  A.*)  m.  T.';  Kaiser,  die  reichen  Funde  an  röm. 
u.  anderen  Altertümern  auf  dem  Rosenauer  Berg  bei  A.,  A.  1846.  -  Historischer  Verein 
von  Schwaben  und  Neuburg  (Jahresbericht);  damit  verbunden  Maximilians  -  Museum : 
V.  Kaiser,  das  römische  Antiquarinm  zu  A.,  A.  1823,  m.  5  T.;  M.  Mezoer,  die  röm.  Stein- 
denkmäler, Inschriften  u.  Gefässstempel  im  M.-M.  zu  A.,  A.  1862,  m.  2  T.;  Jahresbericht  d. 
bist.  Vereins  1881—4  S.  XXIV. 

Gampodunum  (Kempten),  1885  ff.  freigelegt,  besonders  das  wichtige  Forum:  Der 
Altertumsverein  Kempten  gibt  heraus  ,  Bericht  über  die  vom  Altertumsverein  Kempten 
vorgenommenen  Ausgrabungen  römischer  Baureste  auf  dem  Lindenberge  bei  K.",  erster,  K. 
1888,  mit  29  T.,  zweiter  1890,  m.  2  K.;  Franz  Bayberoer,  die  Burghalde  bei  K.,  K.  1885, 
Jahresb.  des  bist.  Vereins  für  Schwaben  u.  Neuburg  1886;  A.  Thiersch,  Anthrop.  Korresp. 
1886  Nr.  1.  2  m.  Abb. 

Katisbona-Kegina  (Kegensburg):  Ohlenschlager,  Sitzungsber.  der  bayer.  Akad. 
1872  und  1874.  —  Historischer  Verein  (Jahresbericht)  mit  Museum:  J.  Dahlen,  das  mittel- 
alterlich-römische Lapidarium  u.  die  vorgeschichtlich-römische  Sammlung  zu  St.  Ulrich  in 
R.,  R.  1882. 

Schwaben:  historischer  Verein  s.  Augsburg;  anthropologische  Gesellschaft  in  Mem- 
mingen (Jahresbericht  1882  ff.);  Augusta  Vindelicorum  und  Gampodunum  s.  o.;  Norden- 
dorf  (zwischen  Donauwörth  und  Augsburg):  G.  G.  Mbzger,  de  operibus  antiquis  ad  vicum 
N.  e  solo  erutis,  Progr.  v.  Augsb.  1846,  m.  2  T. 

Oberbayern:  historischer  Verein  in  München,  Freising,  Ingolstadt  und  Traunstein 
mit  Sammlungen;  Jül.  Naue,  die  Hügelgräber  zwischen  Ammer-  und  Staffelsee,  Stuttgart 
1887,  m.  59  T.  u.  1  K.;  Auer,  prähistorische  Befestigungen  und  Funde  des  Ghiemgaues. 

Niederbayern:  historische  Vereine  in  Landshut,  mit  Sammlung;  Abusina  s.  o. 

b)  nördlich  der  Donau: 

Oberpfalz:  historischer  Verein;  Hügelgräberfunde  bei  Parsberg  (Früh-La  T^ne: 
ScHNEiDEKANDEL,  Über  Hügelgräber  bei  P.,  Oberpfalz,  P.  1886;  Niederle,  Beiträge  zur  An- 
throp. u.  Ürgesch.  Bayerns  IX  S.  18  ff.  T.  1—4);  19  Grabhügel  bei  Amberg  1816  geöffnet, 
s.  Katalog  des  Nationalmuseums  S.  3  ff.  —  Museum  in  Kegensburg:  J.  Dahlen,  das  mittel- 
alterlich-römische Lapidarium  u.  die  vorgeschichtliche  Sammlung  zu  St.  Ulrich  in  R.,  K. 
1882;  F.  Wieseler,  archäol.  Beiträge  I.  über  einige  Antiken  in  R.  namentlich  eine  Bronze- 
statuette des  Mercurius,  Gott.  1888,  m.  T. 

Mittelfranken:  J.  A.  Döderlbin,  antiquitates  in  Nordgavia  Romanae,  Weissenburg 
1731  m.  2  K.;  Festschrift  zur  Begrüssung  des  18.  Kongresses  der  deutschen  anthropologi- 
schen Gesellschaft  in  Nürnberg,  Nürnberg  1887,  m.  12  T.,  31  Abb.  u.  1  K.  —  Historische 
Vereine  in  Ansbach  und  Dillingen  mit  Museum  —  reiche  Grabhügel  (Funde  im  National- 
museum): Akt.  Mater,  Über  einen  im  Fürstentum  Eichstädt  entdeckten  Grabhügel  eines 
Druiden,  Eichst.  1825;  B irici an is  (Weissenburg  a.  S.)»  1892  Ausgrabungen:  Altertumsverein 
in  Weissenburg  a.  S.;  J.  Pickel,  Beschr.  verschied.  Altertümer,  welche  in  Grabhügeln  alter 
Deutschen  nahe  bei  Eichstädt  sind  aufgefunden  worden,  Nümb.  1789,  m.  4  T. 

Oberfranken:  historischer  Verein  zu  Bamberg  mit  Sammlung;  Sammlung  des 
Pfarrers  Engelhard  in  Königsfeld. 

Unterfranken:  historischer  Verein  in  Würzburg  mit  Sammlung;  städtische  Samm- 
lung in  Aschaffenburg;  Sammlung  Gonradi  in  Miltenberg.  —  Sandbergee,  die  prähistori- 
sche Zeit  im  Maingebiet,  Frankf.  1875;  s.  auch  §  137  Hessen-Nassau. 

154.  Österreich  hat  ähnliche  Verhältnisse  wie  Bayern,  aber  natür- 
lich in  grösserem  Massstabe.  Die  archäologischen  Forschungen  sind  hier 
musterhaft  organisiert. 

Eine  Übersicht  geben  Franz  Tschischka,  Kunst  und  Altertum  in  dem  Österreich. 
Kaiserstaate,  Wien  1836  u.  das  Handbuch  der  Kunstpflege  in  Österreich  her.  vom  k.  k. 
Ministerium  für  Kultus  u.  Unterricht,  2.  Aufl.  Wien  1893;   Centralorgan :  k.  k.  Centralkom- 


Kap.  V.    Ardhäologisohe  Ortskunde.    (§§  154-156.)  155 

missioD  ZOT  Erforschung  und  Erhaltung  der  Bandenkmale,  seit  1853,  bis  1867  aach  Trans- 
leithanien  umfassend,  1873  reformiert  (I.  Sektion  für  Objekte  der  prähistorischen  Zeit  und 
der  antiken  "Kunst;  ITI.  Sektion:  historische  Denkmäler);  sie  veröffentlicht  Sitzungsproto- 
kolle 1853—57,  Jahrbficher  1856—61,  5  Bde.  (nur  I.  II.  mit  archäologischen  Aufsätzen), 
jetzt  Mitteilungen  1856  ff.  20  Bde.  N.  F.  1875  ff.  und  »Bericht  der  CC.  etc.  über  ihre  Thätig- 
keit  im  Jahre  —  *;  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften,  prähistorische  Kommission  (Mit- 
teilungen); Anthropologische  Gesellschaft  in  Wien  (Mitteilungen  1871  ff.).  —  Sammelstelle 
für  prähistorische  Altertümer:  die  anthropologisch-ethnographische  Abteilung  des  k.  k. 
naturhistorischen  Hofmuseums  in  Wien.  —  Bilderwerk:  Kunsthistorischer  Atlas,  herausg. 
von  der  Centralkommission  I.  Abt.  Sammlung  von  Abbildungen  vorgeschichtlicher  u.  früh- 
geschichtlicher Funde  aus  den  Ländern  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie,  red.  von 
MucH,  Wien  1889,  100  T.  —  Übersichten:  v.  Sacken,  Leitfaden  zur  Kunde  des  heidnischen 
AlteHxims  mit  Beziehung  auf  die  österreichischen  Länder,  Wien  1865,  mit  61  Abb.;  „Die 
österreichisch-ungarische  Monarchie  in  Wort  und  Bild**  (noch  nicht  vollendetes  Pracht- 
werk), in  den  Abschnitten  ,zur  Vorgeschichte* ;  Ilo,  kunstgescbichtliche  Charakterbilder  aus 

\.  sterreich-üngam,  Wien  1893. 

Schriften  allgemeineren  Inhalts:  J.  v.  Abketh,  Reisebemerkungen  vonVindobona  über 
Tergeste  nach  Salona  1846,  Denkschr.  der  Wiener  Akad.  1850;  J.  6.  Sbidl,  Beiträge  zu 
einer  Chronik  der  archäologischen  Funde  in  der  österreichischen  Monarchie,  fortges.  von 
Kkkner  1851-60;  J.  v.  Abneth,  archäologische  Analekten,  Sitzungsber.  der  Wiener  Akad. 
1862,  m.  Abb.  u.  3  T.;  Conzb,  römische  Bildwerke  einheimischen  Fundorts  in  Österreich, 
3  Tle.,  Wien  1872—7,  17  T.  —  Samml.  Matthias  Much  in  Wien. 

166.  Vorarlberg.  J.  S.  Douolass,  die  Homer  in  Vorarlberg,  Thur  1870,  m.  4  T.; 
Landesmuseum  in  Bregenz;  Vorarlberger  Museumsverein  (Rechenschaftsbericht). 

Brigantium  (Bregenz),  noch  ziemlich  gut  erhaltene  Gebäude  verschiedener  Art: 
Mitt  der  CC.  N.  F.  15,  89  ff.  m.  T.,  17,  151  ff,  199  ff.,  216  ff.  m.  T.,  19,  44  ff.  m.  Plan;  S. 
Jenhy,  bauliche  Überreste  von  Br.,  l.Innsbr.  1872,  m.  3  T. 

Tirol  bedeutet  in  der  metalllosen  Zeit  nicht  viel,  nimmt  aber  dann 
an  der  blühenden  Bronzeindustrie  Norditaliens  Anteil.  Die  Fremden- 
industrie  (besonders  in  Bozen  und  Meran)  führt  leider  zu  Raubbau  und 
Zersplitterung  der  Funde. 

A.  JloER,  Wiener  Sitzungsber.  1851 ;  Tappühteb,  Studien  z.  Anthrop.  Tirols  und  der 
Sette  Communi;  Provinzialmuseum  das  Ferdinandeum  in  Innsbruck  (Zeitschrift  und  Jahres- 
bericht): An.  PiGHLEB,  die  Antiken  im  Museum  u.  Katalog  über  die  plastischen  Kunst- 
gegenstände im  Ferdinandeum  zu  L,  Ztsch.  des  Ferdinandeums  1875  S.  8  ff.;  Sammlung  in 
Roveredo. 

Bozen  (Hauptfundstätte  das  südlich  gelegene  Gräberfeld  von  Pfatten):  Museum. 

Matrejum  (Matrei),  getriebene  Bronzebleche  der  2.  orientalischen  Periode :  Giova- 
HELLT,  le  antichitä  rezio-etruscbe  scoperte  presse  Matrai,  Trento  1845. 

Meran  (Maja?):  Dav.  SchOmhbbr,  über  die  Lage  der  Römerstadt  Maja;  Stakpfer, 
Vorgesch.  v.  M.,  Progr.  v.  Meran  1884;  B.  Mazegger,  Rdmerfunde  in  Obermais  bei  M.,  M. 
1887;  Sammlung  von  Tappeiner. 

Nonsthal,  Campi  neri  bei  Cles:  Louis  v.  Caxpi,  tombe  della  prima  etä  del 
ferro,  1887;   Korrespondenzblatt  des  Gesamtvereins  1889  S.  61  ff. 

Tridentum  (Trient):  Giovakelli,  Trento  cittä  de*  Rezj,  Tr.  1825;  Fb.  Ahbbosi, 
Fevo  antico  trentino,  Tr.  1872;  P.  Orsi,  la  topografia  del  Trentino  all'  epoca  romaua; 
periodisch:  Archivio  trentino;  kommunales  Museum  (darin  die  Sammlung  Giovanelli's). 

156.  Salzkammergut.  Abnbth,  Wiener  Sitzungsber.  1851  S.  183  ff.;  Richter, 
Verzeichnis  der  Fundstellen,  Mitteilungen  der  Gesellschaft  f.  Salzburg.  Landeskunde  XXT 
(1881)  H.  1.  —  Museum  Caroline- Augusteum  in  Salzburg  ( „Jahresbericht' ,  «Führer'*);  über 
die  Antiken  Arch.-ep.  Mitt.  5,  175  ff.  T.  6.  7.    Museumsverein  m.  Samml.  in  Ischl. 

Juvavia  oder  Juvavum  (Salzburg):  Klemk,  deutsche  Altertumskunde  S.  434;  Aus- 
grabungen 1815  ff.,  besonders  auf  dem  Walserfeld:  J.  C.  Koch-Sternfeld,  S.  unter  der 
Herrschaft  der  Römer,  MtLnchen  1815,  m.  K.;  Ign.  v.  Schumann  v.  Maknseog,  Juvavia, 
8.  1842;  V.  Hsfnbb,  die  römischen  Denkmäler  Salzburgs,  Wien  1851  ni.  6  T. 

Dürrenberg:  F.  Heoeb,  Gräberfunde  auf  dem  D.  bei  Hallein,  Wien  1882,  m.  1  T. 

Hallstatt  mit  fast  1000  Gräbern,  reich  an  Bronzefunden,  Tvelche  der  Hallstätter 
Periode  den  Namen  gegeben  haben:  Gaisbeboeb,  die  Gräber  bei  H.,  Linz  1848;  Fb.  Si- 
xoNY,  die  Altertümer  vom  HaUstätter  Salzberg,  Sitzungsber.  der  Wiener  Akad.  1850  mit 
7  T.;  V.  Saokev,  das  Grabfeld  v.  H.,  Wien  1868.  —  Funde  meist  in  Linz,  weniges  in  Hall- 
statt (Musealverein). 


156  Süassische  EnnBtaroltäologie.    I.  Denkmälerkande. 

Mond  See,  Pfahlbauten:  Much,  III.  Bericht  über  die  Pfahlbanforschangen  im  M., 
Wien  1876. 

Oberosterreich.  Fb.  Eenneb,  die  Römerorte  zwischen  der  Traun  und  dem  Inn, 
Wien  1878,  m.  5  Abb.;  Bibliographie:  H.  Gommenda,  Materialien  zur  landeskundlichen  Biblio- 
graphie Oberösterreichs,  1855—91;  Periodisch:  Beiträge  zur  Landeskunde  y.  Österreich  ob  der 
Enns  —  Linzer  Mnsealverein  —  Museum  Francisco-Carolinum,  nach  dem  Erzherzog  Franz 
Karl  benannt  (Musealblatt  1839—48;  Zeitschrift  1842-44;  , Bericht*  1835  ff.);  städt.  Mu- 
seum in  Wels. 

Gänsfuss:  Gräberfunde  in  der  Samml.  der  freiwilligen  Feuerwehr  Gilgenberg  be 
Braunau. 

Lauriacum  (Lorch):  Gaisbergbr,  L.,  Beiträge  (s.  o.)  1846  S.  1  ff.  m.  T.;  J.  Gartneb, 
Lauriacum  Lorch  Enns,  Linz  1878. 

.157.  NiederOsterreich.  Ed.  v.  Sacken,  archäologischer  Wegweiser  durch  das 
Viertel  unter  dem  Wiener  Walde  von  Niederösterreich,  Wien  1866,  desgl.  ob  dem  Wiener 
Walde  1878,  m.  4  T.  u.  181  Abb.;  ders.,  Kunst  n.  Altertum  in  N.,  Wien  1877  (SA.);  Matth. 
MucH,  germanische  Wohnsitze  u.  Baudenkmäler  in  N.-ö.,  Wien  1875  (Mitt.  d.  anthrop.  Ges. 
in  Wien  V.).  Sammlungen  in  Eggenburg  (aus  Krahuletz),  Krems  und  Retz  (städtisch), 
Göttweig  und  Rosenburg  (Schloss  des  Grafen  Hoyos,  aus  dem  Mannhartfigebirge). 

Baden  bei  Wien:  Callians,  Badens  örtliche  Entwicklung  1881;  GOnzbubg,  die 
I.  stadtgeschichtliche  Ausstellung  in  Baden  1888;  Katalog  der  II.  stadtgesch.  Ausst.  in  B., 
1890;  städt.  RoUettmuseum. 

Carnuntum  (Petronell  bei  Wien),  Ausgangspunkt  der  ostgermanischen  Handelsstrasse, 
grosse  Römerstadt  mit  Triumphbogen  und  anderen  schönen  Staatsbauten:  Pet.  Lambecius, 
iter  Gamuntinum,  2.  Aufl.  1766;  Kubitschek  u.  Fbankfurteb,  Führer  durch  C.,  3.  A.  Wien 
1891,  m.  PL  u.  Abb.;  Bericht  über  Ausgrabungen  in  C.  im  Jahr  1883,  Wien  1884;  seit  1886 
Verein  , Carnuntum"  in  Wien  (Jahresbericht),  welcher  Ausgrabungen  veranstaltet :  Arch.-ep. 
Mitt.  8,  59  ff.  10,  12  ff.  12,  146  ff.  T.  5—9;  Übersicht:  Studniczka,  Bilder  aus  C.,  Wien  1884; 
E.  Schmidel,  Ausflug  nach  C.  am  8.  Aug.  1889,  Wien  1889,  m.  4  T.  —  Museum  in  Beutsch- 
Altenburg;  Sammlung  von  Baron  Ludwigstorff  in  Deutsch- Altenburg  u.  Graf  0.  Abensperg 
Traun  in  Petronell. 

Gemeinlebarn,  drei  Hfigelgräber  der  Hallstätter  Zeit  mit  vielen  Urnen:  Szok- 
batht,  die  Tumuli  von  G.,  Mitt.  der  prldiistorischen  Kommission  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  I  Nr.  2 
(Wien  1890)  m.  76  Abb.  u.  2  T. 

Krems,  städtisches  Museum. 

Lange  Wand  bei  Wiener-Neustadt:  v.  Sacken,  Sitzungsber.  der  hist.-phil.  KL  der 
Wiener  Akad.  XLIX. 

Vindobona  (Wien):  Abhandlungen  von  Aschbach  und  Kenner;  Altertumsverein  zu 
Wien  (Monatsblätter  1884  ff.,  Berichte  und  Mitteilungen  1856  ff.  m.  T.)  —  historisches 
Museum  der  Stadt  Wien  (1888). 

158.  Steiermark.  K.  Mateb,  Versuch  über  steyermärkische  Altertümer,  Grätz 
1782;  PüFF,  Ausgrabungen  und  Altertümer  in  St.,  Österreich.  Blätter  f.  Litt.  u.  Kunst  III 
(1846)  Nr.  1;  Muchab,  Geschichte  des  Herzogtums  St.  Bd.  I  (Graz  1844)  m.  12  T.  u.  K. 
(S.  347  ff.  Verzeichnis  der  Fundorte),  Nachträge  am  Ende  von  IL— IV.,  Register  im  IX.  Band; 
Übersicht  bis  1854:  Pbatobeveba,  Mitt.  des  bist.  Vereins  f.  St.  H.  5  S.  107  ff.;  Fbitz 
PicHLER,  archäologische  Pundkart«  der  St.  (her.  von  anthrop.  Verein),  Graz  1878  m.  2  K.  — 
periodisch:  Steiennärkische  Zeitschrift  —  Historischer  Verein  für  Innerösterreich  1844—48 
(Schriften  1.  H.  Grätz  1848);  historischer  Verein  für  St.  seit  1849  (,  Mitteilungen*  und 
, Jahresbericht*;  , Übersicht  aller  in  den  Schriften  des  h.  V.  f.  St.  bisher  veröffentlichten 
Aufsätze*,  unter  Archäologie  S.  14);  anthropologischer  Verein  in  Graz.  —  Museen:  Joan- 
neum  in  Graz  (S.  60),  Amfels,  Gilli  (Führer  durch  die  Vereinssammlungen  1889),  Eisen- 
erz (hauptsächlich  nicht  antike  Dinge:  Joh.  Krainz,  das  kulturhistorische  Museum  in  Eis., 
Eis.  1888),  Fürstenfeld,  Gnas  und  Hartberg  (aus  den  umliegenden  Hügelgräbern);  prä- 
historische Sammlung  des  Grafen  Platz  in  Schloss  Freudenau  bei  Mureck  (vgl.  Mitteil,  des 
bist.  Vereins  4,  235  ff.  m.  2  T.);  Sammlung  Kadau  in  Friedau  —  prähistorische  Ausstellung 
in  Graz  1875  (Gesammtkatalog),  kulturhistorische  Ausstellung  in  Graz  1883  (Katalog). 

Celeja  (Cilli):  J.  Abneth,  die  neuesten  archäol.  Funde  in  €.,  Wiener  Akad.  1860, 
m.  8  T. 

Flavium  Solvense  (Leibnitzer  Feld)  südlich  von  Graz,  viele  Grabhügel  mit  römi- 
schen Münzen  aus  den  ersten  3  Jahrhunderten :  Steyermärk.  Zeitschrift  N.  F.  4.  J.  2.  H. 
S.  128  ff.;  Rioh.  Knabl,  wo  stand  das  Fl.  S.  des  C.  Plinius?  Schriften  des  bist.  Vereins  für 
Inneröst^rreich  H.  1  m.  32  T.  u«  K.  —  Musealverein  in  Leibnitz  —  Funde  im  Museum  zu 
Leibnitz  und  Ferkmuseum  zu  Gamlitz. 


Kap.  V.    Arohaolosiftolie  Örtaknnde.    (§§  157-161.)  157 

Strettweg  bei  Judenburg»  bekannt  durch  den  bron2enen  Judenburger  Wagen: 
Mitt.  d.  bist  Vereins  3,  67.  4, 54.  13, 91 ;  Pbatobeybiu,  Antiken  S.  41 ;  Abbildungen  des  Fundes : 
Mitt,  d.  bist.  Vereins  T.  1  -  5.  6  (Wagen). 

Eugelstein:  Pichlsb,  Mitt.  des  bist.  Vereins  35,  107  ff.  m.  1  T. 

Skt  Jobann  am  Draufeld:  Ekabl  ,  Mitt.  des  bist.  Vereins  21,  3  ff.;  Müllneb, 
Grazer  Tagespost  1873  Nr.  77-79. 

Mariarast  bei  Marburg,  Umenfeld:  Arcbiv  f.  Antbrop.  11,  231  ff.  399  ff.;  Mitt.  der 
Centralcomm.  1875  S.  59.  1876  S.  IX  —  Sammlung  des  Grafen  Wurmbrand  in  Scbloss 
Ankenstein. 

Negau:  von  bier  bekannte  Bronzebelme  in  Graz  und  Wien. 

Saggautbal,  besonders  Eiein-Gleim:  Pbatobbveba,  Mitt.  d.  bist.  Vereins  VII  (1857\ 

Wies  in  Sulmtbal:  Nekropole  von  Hflgelgräbem  (Heidenkögel),  Mitt.  der  antbrop. 
Ges.  in  Wien  XIII.  u.  XV. 

Windiscb-Garsten:  Eehnbb,  über  die  Ausgrabungen  in  W.-G.,  Wien  1872,  m.  6T. 

159.  E&rntheii  hängt  archäologisch  noch  mit  Oberitalien  zusammen. 

Mich.  F.  y.  Jabobnboo-Altbnfbls  und  Graf  Alfb.  Cbistalnigo,  K.,  römiscbe  Alter- 
tflmer  in  Abb.,  Klagenf.  1843—45,  2  H.  m.  16  T.;  v.  Jabobmbgg- Altenfels,  Kämtbens  röm. 
Altert&mer,  Elagenfurt  1870,  m.  5  Pbot  u.  13  T.;  Pichleb,  urgescbicbtlicbe  Studien  zur 
k&rtbn.  Ortebildung,  Carintbia  1886;  Hauseb,  Mitt.  d.  k.  k.  Centralcomm.  19,  26  ff.  (Lavant- 
tbal).  —  Gescbicbtsverein  und  Landesmuseum  (Jabrbucb  1871  ff.)  in  Elagenfurt:  Carintbia 
1812  ff.,  neue  Carintbia  1890  ff.  —  Museum  des  Staatsgymn.  in  Villacb;  Sammlung  in 
St.  Paul  und  St  Veit. 

Aguontum  bei  Lienz:  über  ältere  Ausgrabungen  Müchab,  Tiroler  Bote  1828 
Nr.  94-97. 

Frögg- Felden  bei  Rosegg,  ergiebige  Nekropole  von  Hügelgräbern  der  Hallstätter 
Periode,  1886  ff.  Ausgrabungen:  Mitteil,  der  Centralcomm.  14,  81  ff.  15,  69  ff.  17,  24  ff. 
m.  T.  102  ff.  18,  40  ff.  19,  84  ff. 

Gurina  im  Obergailtbal :  Ad.  B.  Meybb,  G.  im  0.,  Dresden  1885,  f. 

Ivenna  im  Jauntbal:  Plan  bei  Jabobneog  a.  0. 

Teurnia:  Jabobnegg,  die  Römerstadt  T.  in  Noricum,  Notizenblatt  der  Wiener  Akad. 
1854  Nr.  9  und  Plan  bei  Jabobnegg  a.  0. 

*  Virunum  auf  dem  Zollfeld,  Kolonie  unter  den  Claudiem  („Jüngling  von  V.',  Bronze- 
statue des  Hermes):  J.  Domivik  Pbunneb,  splendor  urbis  antiquae  Salae,  Klagenf.  1689; 
M.  Schottky,  V.  oder  die  Altertümer  des  Saalfeldes  in  Kärnten,  1823,  f.  m.  4  T.;  1881  ff. 
Ausgrabungen  von  Pighlbb,  Verzeicbnis  der  Funde:  Mitt.  der  Centralcomm.  N.  F.  14,  247  ff. 
15,  18  ff.;  Pichlbb,  V.,  Graz  1888,  m.  48  T. 

160.  Erain  gehört  ebenfalls  zu  der  Kultursphäre  Oberitaliens;  die 
Ruinen  heissen  oft  gradise  (Schlösschen). 

DiMiTZ,  Gescbicbto  Krains  von  der  ältesten  Zeit,  Laibacb  Bd.  I.;  Hochstetteb,  Be- 
gräbnisstätten in  Krain,  m.  T.  —  Landesmuseum  in  Laibacb  (DESCHMAifN,  Fübrer  durcb  das 
krainiscbe  L.,  L.  1888);  Musealverein  für  Krain  (Jabresbeft  des  Vereins  des  kr.  L.;  Mit- 
teilungen 1888  ff.;  Izvestja  muzejskega  drustva  za  Kranjsko  1891  ff.). 

Emona  (Laibacb):  MÜllneb,  E.,  bistoriscber  Verein  für  Krain  zu  Laibacb  (Mit- 
teilungen); Laibacber  Moor  mit  Pfahlbauten  (1875  entdeckt):  Deschmaiin  a.  0.  S.  18  ff. 

Watscb  (Va£)  und  St.  Margaretben  mit  italischen  Broncen:  Hochstettbb, 
Denkscbr.  der  Wiener  Akad.,  matbemat.  CL  XLVII;  Funde  von  Watscb  in  der  Samml. 
des  Fürsten  Ernst  zu  Windiscbgrätz. 

161.  Das  Küstenland  bietet  einen  interessanten  Gegensatz  zwischen 
primitiven  Wohnungen  in  den  Höhlungen  des  Karst  (z.  B.  S.  Canziano)  und 
den  prächtigen  römischen  Eüstenstädten. 

Cassas,  voyage  bistorique  et  pittoresque  de  Tlstrie  et  de  la  Dalmatie,  Paris  1802, 
scbwindelbaft,  s.  Aus  Schinkels  Nacblass  1,  53;  Rübbi,  antichitk  romane  deiristria.  — 
—  Periodisch:  L'Istria,  her.  v.  Kakdler,  Triest  1846  fF.  —  Societä  del  gabinetto  di  Minerva 
(L'arcbeografo  triestino,  Triest  1829  ff.ji  Societä  Istriana  di  archeologia  e  storia  patria  in 
Parenzo  (Atti  e  memorie,  1885  ff.,  m.  Museum,  vgl.  Arcb.-ep.  Mitt.  15,  48  ff.);  Societä 
adriatica  di  scienze  naturali  in  Triest  (Bollettino).  —  Museo  civico  di  antichitä  in  Triest, 
auch  einiges  nicht  einheimische,  besonders  tarentinisches  enthaltend  (C.  Kuwz,  il  museo  c. 
d.  a.  di  Tneste  c.  note  illustr.  del  c.  Gregorutti,  Tr.  1879,  m.  4  T.;  Atti  del  c.  m.  d.  a.  1886 
Nr.  1,  1891  Nr.  2),  das  prähistonsche  im  Museo  civico  di  storia  naturale  (Atti  del  m.  c.  di  st 
n.  Bd.  YII.  1890);  Museen  in  Görz  und  Parenzo  (s.  o);  Privatsamml.  v.  Eugen  Geiringer 
in  Triest  und  Marchese  Gravisi  in  Capodistria. 

Aquileja  s.  S.  135.    Ossero:  Arcb.-ep.  Mitt.  4,  73  ff.;  Mitt.  d.  Centrale.  N.  F.  11, 


158  £laB8ische  fiLOziBtarolLäologie«    1  Denkm&lerkiinde. 

1  ff.;  Samml.  Bolmarsid  in  Yeglia,  Arch.-ep.  M.  15,  67  ff.;  Pizzughi:  Nekropole,  Fände  in 
Parenzo,  vgl.  Amoboso,  Atti  e  mem.  d.  soc.  istr.  5,  225  ff.  T.  10, 

*Pola,  mit  Amphitheater,  Bogen  der  Sergier,  Tempel  des  Angustos  und  der  Roma: 
schon  von  Palladio  studiert;  Stüabt  and  Rbvett,  antiqmties  of  Athens  IV  E.  1—3;  Th. 
Allason,  pictoresque  views  of  the  antiquities  of  P.  in  Istria,  London  1819,  f.;  Gabeis,  P. 
und  seine  Umgebung;  ders.,  P.,  seine  Vergangenheit,  Gegenwart  und  Zukunft,  Wien  1887; 
JuL.  Weide,  malerische  Ansichten  der  römischen  Baudenkmäler  zu  P.,  o.  J.  f.;  Notizie  stör, 
di  P.,  Parenzo  1876;  Porta  aurea:  Mitt.  d.  k.  k.  Centralcomm.  N.F.  19,  129  f.  m.  Abb.  u.  T.; 
Amphitheater:  P.  Stancovioh,  dello  anfiteatro  di  Pola,  Venedig  1822,  8  T.  —  Sknlpturen- 
sammlung :  .Reighel,  Arch.-epigr.  Mitt.  15,  151  ff.  m.  Abb. 

Karfreit  bei  Tolmein  u.  S.  Lucia,  reich  an  vorrömischen  Funden :  G.  Mabohesetti, 
la  necropoli  di  S.  Lucia  presse  Tolmino,  Scavi  del  1884,  Trieste  1886  m.  10  T. 

Vermo:  Ders.,  la  necropoli  di  V.  pressso  Pisino  neiristria,  1884,  5  T. 

162.  Böhmen  nimmt  im  östlichen  Teile  an  der  Eulturströmung  Teil, 
während  es  sich  sonst  mehr  an  die  westlichen  und  nördlichen  Nachbar- 
länder anschliesst.  Die  ergebnisreichen  Fundstätten  sind  besonders  Burg- 
stätten oder  Wallburgen  (hradiUe)  und  Grabhügel  (mohyly,  hroby);  zu 
nennen  ist  z.  B.  die  Gegend  um  Schaab.  Die  „prähistorischen*'  Funde 
Böhmens  reichen  von  der  Diluvialzeit  bis  gegen  1300,  wo  aus  Deutsch- 
land die  mittelalterliche  Kultur  eindrang.  Am  sichersten  sind  auszuscheiden 
die  Funde  aus  der  Zeit  des  böhmischen  Herzogtums,  bezeichnet  durch  die 
einheimischen  Denare,  und  die  Periode  des  römischen  Einflusses,  vertreten 
durch  die  Umenfelder  von  Dobrichov,  Budimefic,  Nymburg  bei  St.  Adal- 
bert  u.  a.  Allmählich  tritt  jetzt  auch  die  zwischen  beiden  liegende  „mero- 
vingische**  Periode  deutlicher  hervor.  Die  viel  besprochene  Frage,  seit 
wann  die  Slawen  im  Lande  sind,  geht  die  Archäologie  so  gut  wie  nichts 
an.  Bronzedepöts  und  Gussstätten  kommen  häufig  vor,  besonders  in  Jinec 
bei  Horovic,  wovon  der  T3rpus  der  Jinecer  Bronzen. 

V.  BiBNENBBBK,  Versuch  über  einige  Altertümer  im  Königreich  Böhmen,  Hradec 
1778—85;  Dobbowsky  (s.  Gräber  S.  29);  M.  Ealika  v.  Jathensteiit,  Böhmens  heidnische 
Opferpläize,  Gräber  und  Altertümer,  Prag  1836;  Pbeuskeb  (s.  Sachsen);  Joh.  £.  Wocbl,  d. 
Bedeutung  d.  Stein-  u.  Bronzealtert,  f.  d.  Urgesch.  d.  Slawen,  Prag  1869;  ders.,  Grundzüge  d. 
böhm.  Altertumsk.,  Prag  1845,  2  Bde.  m.  Abb.;  ders.,  PravSk  zemö  öesk^  (Böhmens  Urzeit), 
1866—68,  russ.  Kiew  1875;  W.  Osbornb,  üb.  einen  Fund  aus  d.  jüngeren  Steinzeit  in  Böhmen, 

Prag  1880;  L.  Snajdb,  Materiälv  ke  kulturnfm  d^jinäm  lide  bydlivsich  v  hofejgim  pori6i  Labe 
(Materialien  zur«  Eulturgesch.  der  Menschen,  welche  am  oberen  Laufe  der  Elbe  wohnten), 
Jiöin  1881;  L.  Snajdb,  Po6ätkoyö  predhistorick^ho  mistopisu  zeme  6eskö  (Anfänge  der  vor- 
historischen Topographie  Böhmens,  Pardubitz  1891);  Niedeble,  piispevky  k  anthropologii 
zemf  ieskych  (Beiträge  zur  Anthropologie  der  böhmischen  Länder)  I.  die  Skeletgräber  der 
letzten  prähist.  Zeit  in  Böhmen,  Prag  1891  (deutscher  Auszug  Mitt.  d.  anthrop.  Ges.  in  Wien, 
20,  102  ff.);  B.  JelInek,  Materialien  zur  Vorgeschichte  und  Volkskunde  Böhmens,  Mittheil, 
der  anthrop.  Ges.  in  Wien  Bd.  XXI;  ders..  0  vyvinu  prav^köho  cloveka  v  Cechäch  (über 
die  Entwicklung  des  prähistorischen  Menschen  in  Böhmen),  Prag  1892;  SmolIk,  Otto's  Con- 
versationslexikon  (Ott&v  Slovnik  Nau6ny),  VI  1892  S.  271  ff.;  Piö,  Archaeologicky  vyzkum  ve 
stredm'ch  Cechäch  (arcbäol.  Forschungen  in  Mittelböhmen),  Prag  1893,  m.  38  T.  (von  einem 
deutsch.  Auszuge  begleitet);  Woldbich,  Beiträge  zur  Urgesch.  Böhmens  V.  (Mitteil,  der  an- 
throp. Ges.  in  Wien  N.  F.  XIII  N.  1);  L.  Niedeble,  Lidstvo  v  doba  predhistorick^.  Se 
zvläStuim  zretelem  na  zemö  slovanskö  (die  Menschheit  in  prähistorischer  Zeit.  Mit  beson- 
derer Rücksicht  auf  die  slavischen  Länder),  Bd.  1.  Prag  1893.  —  Festungswerke:  B. 
Jelinbk,  über  Schutz-  und  Wehrbauten  in  der  vorgeschichtlichen  und  älteren  geschichtlichen 
Zeit,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Böhmen,  Prag  1885;  Pi6,  die  altslavische  Wehrkraft 
zu  Lande  und  Wasser,  Zur  rumänisch-ungarischen  Streitfrage  S.  148  ff.;  Monographien: 
J.  L.  Pi£,  Mu^sky  a  jeho  okoli  v  ohledu  archaeologicköm  (M.  und  seine  Umgebung  in 
archäologischer  Hinsicht),  Prag  1888;  F.  Hegeb,  Ausgrabungen  auf  dem  Umenfeld  von 
Neudorf  bei  Chotzen  in  Böhmen,  Wien  1882,  m.  1  T.;  E.  Pbikkyl,  Zähori  po  stränce 
starontnicko-historick^  (Z.  nach  der  archäologisch -historischen  Seite),  Sobechleby  1891.  -- 
Kaiser  Franz  Joseph's  böhmische  Akademie  für  Wissenschaft,  Litteratur  und  Kunst  in 
Prag  (Ceskä   akademie   cisare  FrantiSka  Josefa  pro   vedy,    slovesnost  a   um^ni  v  Praze); 


Sap.  t.    Arohäologisohe  ÖrtBkonde.    (§§  162—164.)  159 

Kgl.  böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Prag  (kr.  öeskä  spole6nost  nauk 
Y  Praze);  Verein  fOr  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen»  zu  Prag  mit  Sammlung 
(Mitteilungen  1862  ff.,  Beiträge,  Jahresberichte);  Verein  der  Freunde  der  böhmischen  Alter- 
tumskunde in  Prag  =  Spole&ost  prätel  staro2itnosti  6eskych  (Zprävy  spoleönosti  etc.,  Be- 
richte 1889  ff.).  —  Periodisch:  Pamätky  archaeoloeick^  a  mlstopisnä  (Archäologische  imd 
topographische  Denkmäler),  Prag  1853  ff.  m.  T.;  Cesky  lid  (das  böhmische  Volk),  Prag 
1892  ff.  —  Landesmuseum  in  Prag ;  Spole^nost  musea  kralovsti  öesk^ho  archaeologicky  sbor 
=  Gesellschaft  des  kgl.  böhm.  M.,  archäol.  Abteilung  (Pamätky  rchaeologick^);  aretrospektivo 
Abteilung  der  Landesjubiläumsausstellung  in  Prag  1891:  Katalog  der  retrospektiven  Aus- 
stellung, Prag  1891.  •  -  Vereine  und  Sammlungen  einzelner  Städte,  sowie  Privatsammlungen: 
Bechyn  (Sammlung  des  Fürsten  Paar  aus  dem  Riesengräberfeld  zwischen  Jistebnic  und 
Moldautein);  Böhmisch-Trübau  (städt.  Museum);  Budweis  (städt.  Mus.  u.  Ad.  Rodler); 
Öaslan  (Städt.  M.,  MuseumsTerein  =  V6ela  Caslavskä,  Jahresberichte  1882  ff.  =  Zprävy 
mnsejniho  spolku  \t.  C;  photograpbisches  Album  von  Altertümern,  her.  v.  Cl.  Öebkak; 
Chotebor  (städt.  M.);  Chrudim  (Museumsverein);  Dobrenic  (Samml.  Prochäzka);  Eger  («das 
Museum  der  Stadt  £.*,  1891);  Franzensbad  (SammL  Cartellieri);  Graslitz  (St.  M.);  Hohen- 
mauth  (St.  M.);  Hlinsko  (Bezirksmus.);  Horic  (Mus.  u.  arcb.  Museumsverein,  mit  Jahres 
her.);  Jarora^r  (Städt.  M.);  Jungbunzlau  (Regionsmuseum),  dann  städtische  in  Klattau,  Eolin' 
Königgrätz;  Kozel  bei  Stiahlau  (prähist.  Samml.  des  Grafen  Ernst  Waldstein);  Kuttenberg> 
(städt.  Mus.  u.  Verein  Vocel),  Laun  (Bürgerschule  und  H.  Merz);  Leitmeritz  (Diöcesanmuseum); 
Leitomischl  (st);  Lobositz  ( A.  v.  Weinzierl) ;  Melnik  (si);  Miroschau  (W.  Richly);  Nächod 
(st  Mus.);  NeÜuk  (Frh.  v.  Rauch)  ebenso  Neu-Bydi^ov,  Neuhaus- Jindrich&v-Üradec  und 
Nimbui^;  Nischburg  (Fürstenberg.  Museum);  Ohrad  (Schwarzenbergisches  M.);  Opo6no 
(Volksschule);  Pardubic  (städt.  M.);  Pilsen  (städt  bist.  Mus.);  Pod^brad  (Bürgerschule 
und  Job.  Hellich);  Poli6ka  (Museums verein  Palacky);  Prag  (städt  Mus.;  Samml.  von 
St.  Bcrrger,  Em.  Mika  und  Frh.  y.  Neuberg);  Roztok  (Sammlung  Franz  Ryzner);  Schlau 
(städt  M.),  ebenso  Täbor,  Taus,  Trebnitz  und  Tumau;  Stift  Tepl;  Teplitz  (Graf  Clary  u. 
Fassel). 

ÖBterreich-Schlesieii.  Eülka,  Mitt.  d.  anthrop.  Ges.  in  Wien  19,  13  ff.;  Schlesisches 
Museum  in  Troppau;  GeseUschaft  Matice  Opavskä  mit  Museum;  Sammlung  Bukowansky 
in  Polnisch-Ostrau. 

163.  Mähren  mit  Höhlen  in  den  Kalkgebirgen,  deren  Inhalt  in  uralte 
Zeit  zurückreicht. 

Topographie  Mährens  vorbereitet  vom  Musejni  spolek;  H.  Wakkel,  Bilder  aus  der 
mährischen  Schweiz  und  ihrer  Vergangenheit,  Wien  1882;  Prvnl  stopy  lidsk^  na  Morav^; 
ders.,  Beitrag  zur  Gesch.  der  Slaven  in  Europa,  Olmütz  1885;  M.  Kbü,  die  Höhlen  in  den 
mährischen  Devonkalken  und  ihre  Vorzeit,  Jahrb.  d.  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  1891  Bd.  XLI 
H.  3;  ders.,  Odob^  prav^kä  a  novovek^  na  Morav^  (Über  die  alte  und  neue  Zeit  in  Mähren), 
Brunn  1892;  H.  Wankel,  die  prähist  Jagd  in  M.,  Olmütz  1892;  Monographien:  Prikryl, 
Osvetimany,  Hora  Sv.  Elimenta  1884;  Martin  Enfi,  Kulin  a  (und)  iKostellk,  T.  Brunn 
1888 — 91  (prähistorische  Höhlen),  deutscher  Auszug,  Anthrop.  Eorrespondenzbl.  1889  S.  146 
ff.;  über  die  Pfahlbauten  Wankel,  in  der  Festschrift  des  Museumsvereins  zur  Anthropo- 
logenvers, in  Wien  1889,  m.  Abb.  —  Mährisches  Museum  in  Brunn  (Museumsverein  = 
Musejni  spolek  v  Bme);  Franzensmuseum  der  k.  k.  Ackerbauges.  ebendort  (Führer  durch 
das  Franzensmus.  1891);  vaterländisches  -Museum  in  Olmütz,  Museumsvereiu  (Zeitschrift 
1884  ff.,  Öasopis  vlastenecköho  musejniho  spolku  v  Olomouci);  städtische  Museen  in  Teltsch 
und  Znaim;  Stift  Raigem;  Privatsammlungen:  J.  Knies  in  Blansko,  Brandt  in  Celechovic, 
£d.  Peck  in  HoUeschau,  H.  MaSka  in  Teltsch*;  Erich  Mladeck  in  Mährisch-Ostrau;  Martin 
Ktü  in  Steinitz,  Palliardi  in  Znaim.  —  By6isk01a-Höhle;  Eburum  (Olmütz)  wichtiger 
Handelsort:  Wankel,  kolovä  stavby  v  Olomouci. 

164.  Oalizien  mit  vielen  tumuli,  Burgstätten  u.  dergl.  (mogila,  grod- 
zisko,  horoduszcze,  zamczysko),  worin  sich  bemalte  Gefässe  finden;  Felsen- 
bauten in  Polanica  und  Bozhureze. 

J.  N.  V.  Sadowski,  wykaz  zabytköw  przedhistory  cnych  na  ziemiach  polskich 
(Nachweis  der  vorhistorischen  Denkmäler  in  polnischen  hegenden),  H.  1.  1878;  Albin 
EoHN  und  G.  Mehlis,  Materialien  zur  Vorgeschichte  des  Menschen  im  östlichen  Europa, 
I.  Jena  1879;  E.  v.  Rooawsky,  o  wyskopaliskach  Le^ajskich  (über  die  Ausgrabungen 
y.  Leiajsk),  Erakau  1856;  ders.,  o  rozkopaniu  mogity  w  Siedliszowieach  (über  die  Ausgr. 
des  Grabes  v.  Siedliszowice),  in  der  Biblioteka  warszawska,  1860;  Eopernicki,  poszu- 
kiwania  archeologiczne  w  Horodnicy  nad  Dniestrem  (Archäol.  Forschungen  in  Hurodnica  am 
Dniestr),  Erakau   1878.  —  Przeglad  archeologiczny  I.   Lemberg  1876;  Zbiör  Wiadomo§ci 


160  KlaBsisohe  funstaroli&ologie.    L  Deiikmälerkiinde. 

do  anthropologii  krajowes,  Erakau  1877  fif.;  Dwutygodnik  naukowy  (wissenschaftliches  Zwei- 
wocheDblatt),  Erakan  1878  ff.  —  Sammlungen  in  Krakau:  Universität  (A.  Eohn,  Ztsch.  f. 
Ethnol.  9,  151  ff.),  Gzartoryski,  Akademie ;  in  Lemberg  prähistorische  Sammlung  des  Grafen 
DzieduBzycki.  —  Akademie  in  Krakau  mit  Kommission  zur  Erforschung  der  vorhistorischen 
Archäologie  Polens:  veröffentlicht  seit  1878  Monumenta  Poloniae  praehistorica;  stauropi- 
gianisches  Institut  in  Lemberg:  Archäologisch-bibliographische  Ausstellung  1889;  archäol. 
Landesverein  für  Gal.,  mit  Sammlung. 

Bukowina.    Hauptort  Sereth  (Mitt.  der  Centralkomm.  17,  80  ff.) 
Kaikdl,  Geschichte  der  Bukowina,  I.  1887;  ders.;  zur  Altertumsk.  d.  B.,  1892;  Lan- 
desmuseum in  Czemowitz  1893;  Sammlung  bei  der  Universität;  rumänischer  archäologischer 
Verein  (Societatea  archeologica  romänä  tn  Bucovina)  mit  Sammlung  (vgl.  Romanische  Revue 
VI.  1890);  Sammlung  von  Joh.  v.  Zotta,*  in  Stefanowka. 

166.  Ungarn,  durch  die  natürliche  Wasserstrasse  von  jeher  dem 
Verkehr  und  Durchzuge  offen.  Weil  daher  die  mannigfaltigsten  Denkmäler 
vorhanden  sind,  ist  Ungarns  archäologische  Stellung  nicht  klar  übersicht- 
lich; am  deutlichsten  heben  sich  natürlich  die  Bömerfunde  ab. 

Selig  Cassbl,  magyarische  Altertumskunde,  Berlin  1848;  Eitelbeboeb  v.  Edblbebo, 
Bericht  über  einen  archäol.  Ausflug  nach  Ungarn  in  den  Jahren  1854—55,  Wien  1856,  m. 
6  T.;  Fb.  X.  Rokbb,  r^sultats  g^neraux  du  mouvement  arch^ologique  en  Hongrie,  Budapest 
1878;  J.  Hampel,  antiquit^s  prähistoriques  de  la  Hongrie,  1877  m.  T.;  Pulszkt,  a  r^zkor 
Magyarorszäban  (die  Kupferzeit  in  Ungarn),  Budapest  1883,  f.;  J.  Hamfbl,  Altertümer  der 
Bronzezeit  in  Ungarn,  B.  1887;  Inoved  Unoset,  sur  Tage  de  bronze  en  Hongrie,  1.  Chri- 
stiania  1880;  PulszkY;  die  Denkmäler  der  Eeltenherrschaft  in  Ungarn,  B.  1879,  m.  32  Abb.; 
vollständige  Darstellung  im  2.  Bande  des  Congräs  de  Budapesth  (S.  7)  mit  vielen  Tafeln. 
—  Monographien  (ausser  über  Römerstädte):  W.  Lipp,  die  Gräberfelder  von  Keszthely, 
Budapesth  1865,  m.  360  Abb.  u.  3  T.;  Mob.  Wosinskt,  das  prähistorische  Schanzwerk  von 
Lengyel,  Budapesth  1888;  Vibchow,  Verh.  der  anthrop.  Ges.  in  Berlin  1890,  67  ff.;  E. 
V.  Sacken,  Grabhügel  von  Lövö,  Jahrbb.  der  k.  k.  Centralkomm.  I  (1856);  Bela  Sz^chb- 
NYi,  Funde  aus  der  Steinzeit  im  Neusiedler  Becken,  Budap.  1876;  Fbiedb.  Pichlbb,  Be- 
richt über  die  von  S.  Maj.  d.  Kaiser  dotierten  archäol.  Ausgrabungen  in  den  Gebieten  von 
Solva  u.  Teutra,  Graz  1878;  J.  v.  LenhosbiIk,  die  Ausgrabungen  zu  Szeged-Öthalom  in 
Ungarn,  Wien  1886;  A.  v.  Kübinti,  Szekszärder  Altertümer,  Pesth  1857,  m.  4  T.  — 
Archäologische  Kommission  der  Akademie  der  Wissenschaften :  Archaeologiai  közlem^nyek 
(Arch.  Mitteilungen)  1859  ff.;  Archaeologiai  ^rtesitö  (Arch.  Verhandlungen)  1871  ff.;  Monu- 
menta archaeologica,  4  Bde.  —  Nationalmuseum  in  Budapesth:  periodisch  Acta  musei  na- 
tionalis  hungarici;  Monuments  öpigraphiques  du  mus^e  nat.  hongrois,  dess.  et  expl.  par 
E.  Desjabdins,  Budap.  1873,  f.  m.  35  T.;  J.  Zicben,  römische  Bildwerke  im  Nationalmuseum 
zu  Pesth,  Arch.-ep.  Mitt.  13,  43  ff.  m.  Abb.;  Berichte  in  Archaeol.  örtesit^.  —  Übersicht  über 
die  anderen  Sammlungen,  durch  eine  Ausstellung  gegeben:  J.  Hampel,  catal.  de  Texposit. 
prehistorique  des  mus^es  de  province  et  de  collections  particuliäres  de  la  Hongrie,  Budap. 
1876  m.  Abb.;  Südungar,  bist.  V^erein  in  Temesvar,  m.  Museum;  Sammlung  Egger  in  Wien, 
engl.  Versteigerungskatalog  von  Pülszky  1891  (vgl.  Archiv  f.  Anthrop.  20,  349  ff.). 

A  quin  cum  (Altofen)  mit  grossartigen  Bädern:  Schönwisneb,  de  ruderibus  Romanis 
et  aiiis  monum.  in  solo  Budensi,  Budae  1778,  f.  m.  3  T.;  Salakon,  s.  Ungarische  Revue  1886 
S.  127  ff.;  KuzsiNSKY,  die  Ausgr.  zu  A.  1879—91,  Budap.  1892,  m.  Abb. 

Brigetio  bei  Komorn:  Arch.-epigr.  Mitt.  10,  105  ff. 

Sabaria  (Steinamanger ,  Szombathely) :  Schönwisneb,  antiquitates  et  historia  .  .  . 
Sabariensis,  Pesth  1791:  Arch.  ep.  Mitt.  2,  9  ff. 

Scarabantia  (ödenburg):  Victob  R^cset,  Sopron  ökori  neve  ^s  a  sopromegyei  rö- 
mai  feliratok,  Sopron  1857;  Komitatsmuseum  und  städtisches  Museum;  Privatsammlungen 
des  k.  Rates  Ivan  Paür  und  von  Storno. 

I(i6.  Siebenbürgen  hatte  durch  seine  ßoldbergwerke  Bedeutung,  da- 
her die  grossen  Funde  von  Goldmünzen. 

V.  Steinbücbel,  notice  sur  les  mödaillons  en  or,  Wien  1826.  —  (ungarischer)  archäo- 
logischer Verein  in  Deva  mit  Museum  und  Zeitschrift;  (deutscher)  Verein  für  siebenbür- 
gische  Landeskunde  („Correspondenzblatt**,  «Archiv"  und  Jahresbericht)  —  Batthiani'sches 
Museum  zu  Carlsburg;  Bruckentharsches  Museum  zu  Hennannstadt  (Nagy-Szeben):  Katalog 
von  Abneth,  Sitzimgsber.  der  Wiener  Ak.  1851  VI  285  ff.;  Privatsamml.  von  Frl.  v.  Torma 
in  Broos  aus  dem  Marcs-  u.  Csermathal  (Archiv  d.  V.  f.  siebenb.  Landesk.  N.  F.  Bd.  14  H.  3). 

Neigebaugb,  Dacien,  Kronstadt  1881;  (S.  J.  v.  Hohenhausen)  Die  Altertümer  Daciens 
im   heutigen  Siebenbürgen,  Wien  1875,  m.  T.;  M.  J.  Ackver,  die  römischen  Altertümer  u. 


Kap.  y.    Aroli&ologiBohe  Ortskimde.    (§§  160-169.)  161 

deutschen  Bargen  in  S.,  m.  K.»  n.  die  Kolonien  and  militArischen  Standlager  der  Römer  in 
Dacien,  Jahrbb.  der  k.  k.  Gentralkomm.  I.  II.  Wien  1856—7;  0.  Beivndorf  u.  0.  Hibscb- 
FELD,  vorlAufiger  Bericht  über  eine  archäol.-epigr.  Reise  in  Dacien,  Mitt.  d.  Gentralkomm. 
1873  S.  328  ff.;  K.  Gooss,  Chronik  der  archäologischen  Funde  Siebenbürgens,  Hermann- 
Stadt  1887. 

A  pul  am,  Lagerstadt:  E.  Gooss,  die  römische  Lagerstadt  A.  in  Dacien,  Progr.  von 
Schftssburg  1878. 

Sarmizegetusa  (Gradistin-Yärhely):  Zarmizegethosa,  die  1823  za  Värhely  ent- 
deckten Mosaiken,  Hermannstadt  1825.  —  Funde  von  Dorstadt  im  Dorfe  Koncza. 

167.  Kroatien*  B.  Böck,  historische  Ergebnisse  eines  archäologischen  Fundes 
in  Croatien,  Wien  1858,  m.  1  T.  —  kroatischer  archäologischer  Verein  in  Agram  (Anzeiger, 
Viestnik  hrvatskoga  arkeologiäkoga  druztva  1879  ff.)  —  Museum  in  Agram :  Sime  Ljubic, 
popis  arkeologi6koga  ....  muzeja  u  Zagrebu,  I.  H.  1.  £gipatska  sbirka.  Predhistori6ka  sbirka, 
Agram  1889,  m.  36  T. 

Dalmatien  blüht  erst  unter  den  Kaisern  recht  auf,  fallt  aber  ziem- 
lich früh  in  die  Hände  der  Germanen. 

[Ober  Gassas  s.  §  161;]  v.  Eitelbbboeb,  die  mittelalterlichen  Eunstdenkmale  Dal- 
matiens,  Bericht  der  k.  k.  Gentralkomm.  1862;  A.  Hauses,  Spalato  und  die  römischen  Mo- 
numente Dabnatiens,  Wien  1883  (Vortrag);  Archaeologia  XL VIII  T.  1—4.  XLIX  T.  1.  2; 
Jacksov,  Dalmatia,  the  Quamero  and  Istria,  Oxf.  1887.  —  periodisch:  Bullettino  di  storia 
e  archeologia  Dalmata,  Spalato  seit  1878.  —  k.  k.  Staatsmuseum  in  Spalato,  mit  Bullettino: 
DktiJ,  il  imp.  r.  mnseo  di  antichitä  in  Sp.,  1872;  Verzeichnis  der  Lampen  von  BuLid,  B. 
di  arch.  dalmata  IX  Nr.  1 — 4;  Altertumsyerein  in  Enin;  vaterländisches  Museum  (domo- 
rodni  mozej)  in  Ragusa;  Museo  comnnale  in  Corzola;  Samml.  Bolmarcic  in  Ossero  auf 
Lussino. 

Claudia  Aequum  (Citluk):  Funde  im  Franziskanerkloster  Sinj;  Samml.  v.  Conte 
Pavlovic. 

DokUa:  Ra.  n.  s.  44,  74  ff.  mit  Karte. 

Epidaurns  (Ragusa),  griechische  Kolonie:  F.  Sch-b,  Steiermärkische  Zeitschrift 
N.  F.  5.  J.  H.  1  (1838)  S.  139  ff;  G.  Gelcich,  di  Ragusa  e  de'  monumenti  che  sono  in  essa, 
R.  1888,  m.  Abb.  u.  IT. 

lad  er  (Zara):  Museum  im  Tempio  di  S.  Donato,  Tgl.  W^iener  Abendpost  1889  Nr.  206. 
207:  L.  Haüsbb  e  Fb.  Bttliö,  Mitt.  d.  k.  k.  Gentralkomm.  VIII  (1884);  Samml.  des  Gym- 
nasiums. 

Salöna  oder  Sälönae  (Spalato),  julische  Kolonie,  kurze  aber  glänzende 
Blüte  durch  Diocletians  Niederlassung :  Adam,  ruins  of  the  palace  of  the  emperor  Diocletian 
at  Sp.,  L.  1764;  F.  Cabbaba,  topografia  e  scavi  di  Salona,  (Trieste  1850,  m.  2  T.;  de'  scavi 
di  Sal.  nel  1848,  Wiener  Akad.  1851  m.  6  T.;  de*  scavi  di  S.  nel  1850,  Prag  1852,  m.  5  T. 
(deutsch  Lpg.  1854);  Fb.  Lanza,  monumenta  Salonitana  inedita,  Wiener  Akad.  1856,  m.  12  T.; 
deir  antico  palazzo  di  Dioclet.  a  Sp.,  Triest  1855,  f.  m.  12  T.;  Eitslberoeb,  Jahrb.  d.  Gentral- 
komm. 1860  S.  135.  229  ff.;  neue  Aufnahmen  y.  Hauser  1877  (s.  o.);  R.  F.  Bubton,  the  long 
waU  of  S.  and  the  ruined  cities  of  Pharia  and  Gelsa  di  Lesina ,  m.  2  T.;  Zachabia,  mar- 
mora  Salonitana;  altchristlicher  Friedhof  mit  Basilika:  Lucas  Jelic,  das  Coemeterium  von 
Monasterine  zu  Sal.,  1891.  —  Prähistorische  Samml.  von  Noyak. 

168.  Bosnien  und  Herzegowina.  Mob.  Höbkes,  Altertamer  der  Herze- 
gowina, Wiener  Sitzungsber.  Bd.  107  m.  34  Abb.;  Phil.  Ballif,  römische  Strassen  in  Bos- 
nien u.  der  Hercegovina,  I.  Sarajevo  1893,  m.  12  T.;  Höbnbs,  wissenschaftliche  Mitteilungen 
aus  Bosnien  u.  der  Hercegovina,  her.  vom  bosn.-herc.  Landesm.  in  Sarajevo  Bd.  I  (prähisto- 
rische u.  römische  Archäologie)  1893,  m.  30  T.  u.  760  Abb.;  prähistorische  Anleitung  von 
Radinskt.  —  Bosnisch-herzegowinisches  Landesmuseum,  archäol.  Abteilung  in  Sarajevo  (ver- 
öffentlicht: Glasinak  zemaljskoga  muzeja);  Musealverein  —  Bronzescbatz  von  Grehin-Gradac 
bei  Mostar,  Mitt.  der  k.  k.  Gentralkomm.  N.  F.  14,  7  ff.  m.  Abb.;  Ausgrabungen  in  den  Ne- 
kropolen  von  Glasinac  1888. 

Türkischer  Teil  von  Dlyricnm.    Pxbvakoolü,  Archeografo  Triestino  X  20    28. 

Apollonia  (Avlona),  griechische  Kolonie:  'EXXrjy.  (piXoX,  avXX.  Konstantinopel  H'  300. 

Serbien.  F.  Kanitz,  römische  Studien  in  Serbien,  Denkschr.  d.  kais.  Akad.  Bd.  92, 
m.  120  Abb.;  ders.,  die  prähistorischen  Funde  in  S.  bis  1889,  Mitt.  der  anthrop.  Gesellsch.  in 
Wien  19,  150  ff.  ~  Museum  in  Belgrad:  Über  die  prähistorischen  Gegenstände  Waltbo- 
wiTZ  1892. 

169.  Bulgarien  hat  in  der  Ebene  viele  Grabhügel  aufzuweisen, 
während  das  Gebirge  ziemlich  öde  war.    Auf  der  Balkanhalbinsel  werden 

Eaudbnch  der  Uan.  AltertnnmwimeDscbaft.    VI.  1 1 


162  dasaiache  Snnatarohftologie.    I.  Denkmftlerkiuide. 

alte  Anlagen  gern  dem  Kaiser  Trajan  (Trojan)  zugeschrieben  (Jirecek, 
Heerstrasse  S.  5  flF.  u.  Monatsber.  d.  preuss.  Akad.  1881,  447). 

A.  Pappadopoülos  -  Vretos,  la  Bulgarie  ancienne  et  moderne.  Petersburg  1856; 
C.  Allabd  et  S.  Renier,  la  Bulgarie  Orientale,  Paris  1864;  Kokst.  JiBBi5BK,  cesty  pro  Bul- 
harskn  (Reisen  in  Bulgarien),  Prag  1888;  Arch.-ep.  Mitt.  10,  43  ff.  m.  K.  T.  6.  129  ff.;  Mo- 
natsber. der  preuss.  Akad.  1881  S.  434  ff. 

Berrhoia  (Eski-Sagra) :  Jirecbk,  Monatsber.  a.  0.  S.  435.  —  Museum  in  der  Schule. 

170.  Bum&iiieii.  Am  reichsten  ist  die  Dobrudscha,  welche  zuerst 
1829  bei  der  russischen  Besetzung  und  dann  1855  durch  die  verbündeten 
Truppen  erforscht  wurde. 

Sammelstelle:  Museum  in  Bukarest  —  periodisch:  Revista  pentru  istorie  archeologie 
si  iilologie,  Bucur.  1882  ff.;  Journal  d'Odessa  1829  u.  1830  (vergl.  Athen.  Mitt.  9,  210  ff.); 
G.  Satoer  et  A.  Desarnod,  album  d*un  voyage  en  Turquie,  Paris  o.  J.;  Allard,  la  Dobroutcha, 
Paris  1859;  Dbsjardins,  Ra.  n.  s.  17, 255  ff.  T.  10.  11;  Soutzo,  Ra.  n.  s.  42,  204  ff. 

Eallatia  (Mangalia):  Ra.  n.  s.  42,  300  f. 

Tomoi-Constantia  (Küstendsche),  447  von  Attila  zerstört:  P.  Becker,  Beiträge  zur 
genaueren  Kenntnis  Tomis  u.  der  Nachbarstftdte,  Lpg.  1853;  Robert,  note  sur  les  d^bris 
ant.  recueillis  en  1855  ä  Eustendj^,  Extr.  des  M4m.  de  TAcad.  de  Metz  1862;  Milliuoek, 
'EXXr]y.  g)iXoX.  avXX,  S  105  ff.  ^  249  ff.  IT'  dg/,  nagdgr.  64  ff.;  Perrot,  m^moires  d'arch^ol. 
p.  181  ff.;  Ra.  n.  s.  42,  296  ff. 

171.  Bussland.  Alwin  Kohw  (s.  o.);  C.  Grbwinok,  Archiv  f.  Anthrop.  VTI  H.  1, 
2.  1874  S.  59— 110;  Uwarow,  Archäologie  Russlands:  Das  Steinalter,  Moskau  1881;  zu- 
sanmienfassend :  J.  Tolstoi  u.  N.  Eondakoff,  Russkiä  drewnosti  w  pamiatnikach  iskusstwa 

(die  russischen  Altertümer  in  den  Monumenten  der  Eunst),  2.  Heft,  Petersb.  1889.  —  Ge- 
sellschaften: Commission  arch^ologique  de  Tacad^mie  imperiale  de  St.  P^tersboorg  (Gompte 
rendu  seit  1859,  zuletzt  pour  1881,  Petersb.  1884:  franz.  Berichte  über  Ausgrabungen  mit 
den  durch  ihre  enorme  Gelehrsamkeit  bekannten  deutschen  Abhandlungen  von  Ludolf 
Stephaki  und  Atlas ^;  Sociät^  imperiale  d'archöologie  et  de  numismatique  de  St.  Pöters- 
bourg  (M^moires,  publ.  par  Dr.  B.  de  Eoehne,  St.  Pöt.  1847—52,  7  Bde.  m.  120  T.;  i9wjestiä 
drewnosti  imp.  arch.  obschtsch.  1859  ff.  m.  T.);  desgl.  in  Moskau  (i^wjestiä,  Moskau  1873  ff.) 
und  Odessa  (russ.  Denkschriften,  Zapiski  1844  ff.  m.  T.,  Inhaltsverzeichnis  in:  Notice  sur 
la  soc.  imp.  Odessoise  d'hist.  et  d'ant.  et  sur  ses  m^moires,  Odessa  1875;  vgl.  W.  Jüroie- 
witsch,  bist.  Abriss  der  50jährigen  Thätigkeit  der  kais.  Odessaer  Ges.  für  Gesch.  u.  Alter- 
tümer 1839-1889,  Od.  1889,  russ.;  Museum  §  28).  —  Sehr  beliebt  sind  Eongresse  der 
Archäologen  und  Anthropologen,  über  welche  erscheinen  ,Trudui  arch.  sbje^da  w — **  (Ver- 
handlungen des  archäol.  Eongresses  in  — )  und  „Protokoly  ^asjedanij  antropologitscheskaho 
otdwla  obschtschestwa"  erscheinen;  s.  auch  Gatalogue  des  antiquitös  pr^historiques,  Moskau 
1873.  —  Sammlungen:  s.  §  28,  auch  zu  Nikolajew  im  Gouv.  Cherson.  Der  Staat  veröffent- 
licht grosse  Bilderwerke:  Antiquitös  de  l'empire  de  Russie,  Moskau  o.  J.  (unter  Nikolaus  I.), 
6  Serien;  Mat^riaux  pour  Tarch^ologie  de  Russie  =  Materialy  po  archeologii  Rossii,  Petersb. 
1881  ff.  f.  (zuletzt  Vlll.  Strzyoowski,  der  Silberschild  von  Eertsch);  sibirische  Altertümer 
1889  ff.  —  Bonn  ELL,  Beitr.  z.  Altertumsk.  Russlands,  I.  Pet.  1882. 

172.  Polen  schliesst  sich  archäologisch  an  die  Süd-  und  West- 
länder an. 

Ttszkiewicz,  badania  archeologiczne,  Wilno  1850;  Zabytki  prezdhistorzczne  ziem 
Polskich:  monuments  pr^historiques  de  Tancienne  Pologne  I.  sörie,  Ej-akau  1879.  —  Perio- 
disch: Rocznik  dla  archeologöw-numizmatiköw-bibliograföw  Polskich;  Wiadomosci  archeo- 
logiczne  (Archäologische  Nachrichten)  I.  Warschau  1873,  mit  vielen  Abbildungen;  russisch 
Warschawskiä  uniw.  i^wjestiä  1886  ff.  (Nachrichten  der  Warschauer  Universität)  —  archäo- 
logische Museen  in  Warschau  und  Wilna;  Museum  Podczaczinski  in  Warschau. 

Litthauen.  C.  Grewingk,  über  heidnische  Gräber  Russisch-Litthauens,  Dor- 
pat  1870. 

173.  Die  Ostseeprovinzen  haben  ärmliche,  barbarische  Verhältnisse. 

C.  Grewingk,  das  Steinalter  der  Ostseeprovinzen,  Dorpat  1865  ra.  2  T.;  zur  Kenntnis 
der  in  Liv-,  Esth-,  Kurland  und  einigen  Nachbargegenden  aufgef.  Steinwerkzeuge  heid- 
nischer Vorzeit,  Dorpat  1871.  —  Ges.  für  Gesch.  u.  Altertumskunde  der  Ostseeprovinzen 
Russlands;  kurländische  Gesellschaft  fttr  Li tteratur  u.  Kunst  (Sitzungsber.) ;  Geschicbts-  und 
Altertumsgesellschaft  in  Riga  (Sitzungsberichte  und  Mitteilungen);  gelehrte  esthnische  Ge- 
sellschaft in  Dorpat  (Verhandlungen  und  Sitzungsberichte).  —  Museum  in  Riga,  Mitau  und 
Beval;  Sammlung  von  Bahr  im  Brittischen  Museum,  von  Kruse  in  Berlin.    Vgl.  Fr.  Kruse, 


Kap.  V.    Arohäologische  OrtBknnde.    (§§  170—175.)  163 

nissische  Altert&mer,  1.  Bericht  fiher  die  Hauptresultate  der  im  Jahre  1843  gestifteten 
Centralsammlung  vaterlftnd.  Altert,  an  der  Univers,  zu  Dorpat,  D.  u.  Lpg.  1844;  ders.,  kurzer 
Bericht  über  das  neugestiftete  Centralmuseum  vaterl.  Altert,  an  der  Universität  zu  Dorpat, 
D.  1844. 

Livland:  Fb.  Kbüsb,  Necro-Livonicai  Dorpat  1842;  Baehr,  die  Gräber  der  Liven, 
Dresden  1850;  Vibcbow,  archäol.  Reise  nach  L.,  Yerhandl.  der  Berl.  anthrop.  Ges.  1877 
S.  365  ff.  T.  8.  9. 

174.  Die  russische  Tiefebene  macht  den  Übergang  von  Galizien 
und  Polen  zur  Küste  des  schwarzen  Meeres;  sie  ist  reich  an  Grabhügeln, 
(mit  einem  tatarischen  Worte  Jcurhan  oder  hur g an  genannt)  z.  B.  im 
Gouvernement  Jekaterinoslaw,  bei  Alexandropol  und  in  der  Kirgisensteppe. 

M.  Grabowski,  Ukraina  dawna  i  terazniejsza  (die  einstige  und  jetzige  Ukraine); 
A.  Stuck£SBer6  u.  N.  Wissotzky,  Materialien  zur  Kenntnis  des  Steinalters  im  Gouv.  Kasan, 
K.  1885  m.  16  T.  (vgl.  Archiv  f.  Anthrop.  20,  374  ff.).  —  Antiquitös  publikes  par  la  com- 
mission  arch^ologique  provisoire  de  Kief  I.  Kiew  1846,  f.  —  Karte  bei  Kovdakof  a.  0.  S.  231. 

Ryzanöwka  (Ukraine),  Kurgan  mit  grossem  Groldfnnd  (jetzt  im  akademischen  Mu- 
seum zu  Krakau):  Goo.  Ossowski,  grand  kourhan  de  R.  d*apr6s  les  recherches  faites  en 
1884  et  1887  (pohi.:  wielka  kurhan  Ryzanowski),  Crac.  1888  f. 

Smjela  im  Kreis  Tscherkask,  Gouv.  Kiew;  1885  wurden  53  Kurgane  geöffnet:  Graf 
Alezsi  Bobbinsky,  die  Kurgane  u.  die  zufälligen  archäol.  Funde  in  der  Nähe  der  Ortschaft 
Sm.,  Petersburg  1887  (russisch),  f.  m.  2  K.  u.  24  T.  (vgl.  Archiv  f.  Anthrop.  19,  110  ff.). 

175.  Die  Nordküste  des  schwarzen  Meeres  vereinigt  griechischen 
(besonders  athenischen)  Import  und  den  Reichtum  der  skythischen  Könige 
in  ihren  Grabhügeln,  worin  man  schon  unter  Katharina  U.  gegraben  hat. 

Waksbl,  Darstellung  antiker  Denkmäler  aufgefunden  an  den  KOaten  des  schwarzen 
Meeres,  Petersh.  1801,  8  S.  m  12  T.  (russisch);  L.  de  Waxel,  recueil  de  quelques  antiquites 
trouv^es  sur  les  bords  de  la  Mer  Noire  app.  ä  Tempire  de  Russie,  Berlin  1803,  2  Bde.  m. 
20  T.;  Raoül  RocHBTTB,  antiquites  grecquea  du  Bosphore  Cimmörien,  Paris  1822  m.  15  T.; 
P.  V.  KöPPBN,  Altertümer  am  Nordgestade  des  Pontus,  Wien  1823,  m.  2  T.;  B.  Köhne,  Bei- 
träge zur  Gesch.  u.  Archäologie  des  Chersonnesos  in  Tannen,  St.  Petersh.  1848  m.  10  T. 
(auch  russisch),  Nachtrag  St.  Petersh.  1850;  P.Becker,  Mäm.  de  la  soc.  imp.  d'arch.  de  St. 
Pötersb.  5,  361  ff.  6,  103  ff.  176  ff.;  ders.,  Kertsch  u.  Taman,  Moskau  1857;  Graf  Oüvabow, 
recherches  sur  les  antiquites  de  la  Russe  m^ridionale,  Paris  1855—60  f.  m.  34  T.  (russisch, 
ifljedowaniä  o  drewnostiäch  jusnoj  Rossii,  1851— 56);  W.  Lattschbw,  zur  Gesch.  archäol. 
Forschungen  in  Südmssland,  Auslese  aus  den  Papieren  von  Olenin,  Denkschriften  der  kgl. 
Odessaer  Ges.  XV.  (russisch).  —  Reisewerk :  Dübois  de  Mohtp^beüx,  voyage  autour  du 
Caucase,  Paris  1839—43,  Bd.  V  mit  sörie  IV.  des  Atlas.  —  Zusammenfassend:  G.  Aschik, 
Bosporskoe  zarstwo,  Odessa  1848,  3  Bde.  m.  T.  (Bd.  II  Gräber,  111  Funde);  F.  Bbün  Tschnbb- 
xob'e,  swomik  i^ljedowanij  po  istori  tscheskoi  geografii  jusnoj  Rossii  (1852 — 77),  Odessa 
1879;  KoNDAKOF,  Tolstoi  et  Sal.  Redtach,  antiquites  de  la  Russie  m^ridionale,  Paris  1891 
(russ.:  Russkiä  drewnosti  §  171),  m.  Abb. 

Die  oben  (§  171)  erwähnte  archäologische  Kommission  beschäftigt  sich  zunächst  mit 
Südrussland;  ausser  dem  Compte  rendu  veröffentlichte  sie  Antiquitös  du  Bosphore 
Gimmörien,  Pet.  1854  (vgl.  Lenobmant,  Pariser  Akad.  1861;  verkleinerte  Ausgabe  mit 
Register  zum  Compte  rendu  von  Sal.  Reinach,  Paris  1892)  und  Recueil  d'antiquit^s  de  la 
Scythie,  1866.  1873,  46  T.  Ausser  den  erwähnten  Gesellschaften  ist  die  griechische  ,ikxaiQia 
T^g  IctoQiag  xal  aqxaioXoyiag^^  in  Odessa  {'AnoXoyiofjLog  t^g  iy  Vötjaato  er.  1846  ff.)  mit 
Museum  {JJoQyaaaog  Bd.  5,  597  ff.)  zu  nennen.  —  Über  die  Museen  §  171;  Privatsammlung 
von  Lemm^  in  Odessa. 

Abia,  Hain  des  Achilleus  (Bender):  Bull,  des  sc.  bist.  9,  141. 

Pantikapaion  (Kertsch),  alte  Königsstadt,  abgeb.  bei  Theod.  Reivach,  Mithridate 
Eupator,  Paris  1890;  Pläne  bei  Dübois  V  118  ff.  Aschik  I  T.  4;  Gräberberg  seit  1825 
ausgebeutet  mit  dem  Hügel  Kul-Oba  (Jus-Oba)  1831  und  Pawlowskoj  Kurgan  1858: 
OwssJAJTifiKow ,  Grabkammer  im  Mithridatesberg  bei  Kertsch,  Historischer  Bote  (Petersh.) 
41,  477  (russisch);  Akt.  Aschik,  Kertecheiskijä  drewnosti  (Altertümer  von  Kertsch),  Odessa 
1845,  f.  m.  T.;  J.  Sabatieb,  Souvenirs  de  Kertch,  St.  Pöt.  1849,  m.  8  T.;  G.  Aschik,  tschasy 
do  suga  (Stunden  der  Müsse),  Odessa  1851,  m.  8  T.;  D.  Mac  Phbbson,  antiqnities  of  Kertch, 
London  1857,  m.  12  T.  u.  2  K.;  R.  Thomson  and  J.  Hooo,  sketches  of  Kertch,  its  larger 
tumuli  and  some  other  remains,  London  1857,  m.  5  T. 

Phanagoria  (Station  Semaja,  Halbinsel  Taman) :  K.  Göbz,  archäol.  Topographie  der 
Halbinael  Taman,  Moskau  1870,  m.  Abb.,  K.  u.  3  T. 

11* 


164  Klasaisohe  Kanstarohftologie.    L  Denkmftlerlniiide. 

176.  Die  Eaukasusl&nder  haben  keine  selbständige  Stellung,  son- 
dern sind  im  Norden  von  der  Kultur  der  Ebene,  im  Süden  von  Armenien 
beeinflusst. 

J.  Bartholomaei,  lettares  namismatiques  et  arch^ol.  relatives  ä  la  Transcancasie,  Pet. 
1859;  £bn.  Chantrb,  rechercbes  anthropologiques  dans  ie  Caucase,  Paria  1879—82,  2  Bde. 
m.  Atlas;  ders.,  origine  et  ancieDnetö  du  premier  äge  da  fer  au  Caucase,  Lyon  1892;  Fr. 
Batrrn,  contr.  ä  l'archöologie  du  Caucase,  Lyon  1883;  Virohow,  Bayerns  Untersuchungen 
über  die  ältesten  Gräber-  und  Schatzfunde  in  Eaukasien,  Berlin  1885,  m.  16  T.  —  Reise- 
werk: Fr±d.  Dubois  (s.  o.)  Bd.  V  (Paris  1843)  mit  Atlas,  s^rie  IV.  —  K.  russische  Ge- 
sellschaft fflr  Archäologie  in  Tiflis  (russ.  Denkschriften  1875,  f.  m.  T.)  —  rass.-archftolo- 
gischer  Kongress  in  Tiflis  (vgl.  8.  162).    S.  auch  §  60  Armenien. 

Kombulte  in  Digorien,  Gräberfeld  der  La  T^ne-Periode. 

Eoban  in  Ossetieh,  altes  Gräberfeld  aus  der  Hallstätter  2^it:  Ghaktbr  a.  0.  Bd.  II; 
ViRCBOw,  das  Gräberfeld  von  K.  im  Lande  der  Osseten,  Berlin  1883,  m.  11  T. 

Kuban-Gebiet,  an  der  Mündung  des  Hypanis  (Kuban)  Gruppe  von  Kurgauen, 
„die  sieben  Brüder",  1875  ausgegraben:  CR.  1876  p.  153  f. 

177.  Sibirien  hat  zwischen  Ural  und  Altai  Grabhügel  und  am  Jenissei 
alte  Steinbauten  aufzuweisen. 

Es  erschienen  Arbeiten  von  Wladimir  de  MaIkof  1876,  J.  R.  As^elin  (§  178),  Alfr. 
Maüry  Paris  1868;  £.  Df.sor,  mobiliers  prdhistoriques  de  la  Sib^rie  1872.  —  Sibirische 
Altertümer,  §  171;  über  sibirische  Steinwerkzeuge:  Ztsch.  f.  Ethnol.  10,  461  ff.  >-  Archäo- 
logisches Museum  der  Univ.  Tomsk  und  in  Minussinsk:  F.  R.  Martin,  T&ge  du  bronze  au 
musöe  de  Minoussinsk,  Stockh.  1893,  m.  33  T. 

l'iS.  Finnland.  J.  R.  Aspelin,  antiquit^s  du  Nord  Finno-Ougrien,  Helsingfors 
1877  ff.  f.;  Hjalmar  Appelqren,  Suomen  muinaislinnat  (vorgeschichtliche  Schanzen  in  Finn- 
land), Helsingf.  1891.  —  Museum  in  Helsingfors  (Gat.  raisonn^  des  antiqu.  du  Nord  Finne- 

Ougrien,  Hels.  1878)  und  in  Abo. 

1'29.  Skandinavien  ist  die  Heimat  der  planmässigen  Erforschung 
der  „prähistorischen"  Altertümer  und  hat  die  strenge  Periodenteilung  der- 
selben hervorgebracht. 

J.  J.  A.  WoRSAAE,  Leitfaden  der  nordischen  Altertumskunde,  Kopenh.  1837;  zur 
Altertumskunde  des  Nordens,  Lpg.  1847  m.  T.;  afbildninger,  Kopenh.  1854;  die  Vorgeschichte 
des  Nordens,  Hamburg  1878  (nordens  forhistorie  efter  samtidige  mindesmaerker,  Nordisk 
Tidskrift  for  Yetenskap,  Konst  och  Industrie  Stockh.  1878  H.  1—3);  Russland  og  del  skandi- 
naviske  Nordens  Bebyggeln  og  äldste  Kulturforhold,  Aarböger  1872;  Nilsson,  das  Stein- 
alter oder  die  Ureinwohner  des  skandinavischen  Nordens,  übers,  v.  Mestorf,  Hamburg  1868; 
L.  ZiNCK.  nordisk  arcbaeologi.  Stenalderstudier,  Kopenh.  1890  (Streitschrift);  S.  Nilsson, 
die  Ureinwohner  des  skandinavischen  Nordens  (Skandinaviska  nordens  urinvänare)  I.  das 
Bronzealter  (bronsaldem),  aus  dem  schwed.,  Hamburg^  1866,  engl.  1868;  Sophus  Müller, 
die  nordische  Bronzezeit  und  deren  Periodeneinteilung,  Jena  1878;  0.  Montblius,  remains 
from  the  iron  age  of  Scandinavia,  2  Tl.,  Stockh.  1869  m.  Abb.  (2.  T.  schwedisch);  populär: 
C.  RosKNBBRG,  uordboemes  aandsliv  (Geistesleben  des  Skandinaviers),  Bd.  I.  Kopenh.  1878; 
Wn^KEL  HoRN,  kort  udsigt  over  Nordens  Oldtideninder,  Kopenh.  1883  m.  Abb.  —  Periodisch ; 
Annalen  für  nordische  Altertumskunde.  —  Bibliographie:  Tu.  Möaius,  Verzeichnis  der  auf 
dem  Gebiete  der  altnordischen  Sprache  und  Litteratur  von  1855  bis  1879  erschienenen 
Schriften,  Lpg.  1880. 

180.  D&nemark  fallt  durch  seine  Moorfunde,  deren  chemische  Unter- 
suchung manches  neue  ergeben  hat  (Aarböger  for  nord.  oldkyndighed 
1891  S.  97  ff.)  und  die  Kjökkenmöddinger  (S.  25)  auf. 

J.  P.  Madsek,  antiquit^s  pröhistoriques  du  Danemarc,  Tage  de  pierre,  Kopenh.  1869 
f.  m.  45  T. ;   ders.,  Tage  de  bronze  -=  broncelalderen,  Kopenhag.  1873,  f.  m.  43  T.;  afbild 
ninger  af  Danske  oldsager  og  mindesmaerker  o.  J. ;  Petersen,  steenalderen  (Steinalter) 
C.  Enoelhardt,   Denmark  in  the  early   iron   age,  London  1866;   Morlot,   ^t.  göologico 
archäol.  en  Danemark  et  en  Suisse.  Laus.  1860.  —  Monographien  über  Moor-  u.  ä.  Funde 
Enoelhardt,   Nydam   Mosefund  1859—63,  Kop.  1865,  m.  15  T.  u.  Abb.;  Thorsbjerg  Mose- 
fund, et  samlefund  fra  den  aeldre  jemalder,  Kopenh.  1863  m.  18  T.;  Vallöby  fundet,  1873 
(aus  der  älteren  Eisenzeit).  —  Prähistorische  Abteilung   des   ethnologischen   Museums  in 
Kopenhagen   (enthält  auch  viele  ältere  Funde  aus  Schleswigholstein):   WorsaaE,  nordisk 
oldsager  i  det  kongl.  Museum  i  KjObenhavn,  Kopenh.  1859;  C.  Ekgblhabdt,  das  Museum 


Kap.  V.    ArohäologiBche  Ortskande.    (S§  176—184.)  165 

f^  nordische  AlteiiOmer  in  Ck>pM  Kop.  2.  Aufl.  1876  (franzSs.  1868)  —  k.  Gosellschaft  far 
nordische  Altertumskunde  =  k.  nordiske  oldskrift  selskab  (Mömoires  de  la  sociöt^  r.  des 
antiquaires  du  Nord,  frz.  u.  deutsch ;  Jahresversamml.  1838  ff.;  Bulletin  1843 ;  AarbQger  for 
nordisk  oldkjndighed  og  historie;  Annaler  for  n.  o.  1836,7;  veröffentlichte  auch:  Atlas 
d'archdologie  du  Nord,  Cop.  1857  f.;  Nordiske  Fortidsminder,  1890  ff.,  f.  m,  Phototypien). 

181.  Norwegen.  O.  Ryoh,  norwegian  antiquities,  Lond.  1880--5,  2  Bde.  =  nor- 
disk oldsager,  Christ,  m.  382  Abb.;  H.  Hillbbrand,  den  ftldre  Jemälderen  i  Norrland  —  An- 
naler for  nord.  oldkyndighed ;  Norwegischer  antiquar.  Jahresbericht;  Foreningen  til  Norske 
Fortidsmindesmerkers  Bevaring,  Aarsberetning,  Kristiania  1862  ff.  m.  T.  —  Museum  in 
Christiania  (bei  der  Universität),  Bergen  (Borgens  Museums  aarsberetning),  Throndhjeni, 
Tromsd  and  Stavanger  (Zugänge  verzeichnet  im  Aarsberetning).  Die  früheren  Funde  kamen 
nach  Kopenhagen  (Undsbt,  Christiania  vidensk.  selskabs  forhandlinger  1891  S.  1  ff. 

182.  Schweden.  N.  6.  Bruzblittm,  svenska  fomlemningar.  Andra  hftft,  1860; 
Hahs  Hildbbränd,  svenska  folket  under  hednatiden,  2.  Anfi.  =  das  heidnische  Zeitalter  in 
Schweden,  Hamburg  1873;  Oskar  Mortelius,  Sveriges  fomtid,  Schwedens  Vorzeit  =  la 
Suede  pr^bistorique,  m.  Atlas;  antiquit^s  su^doises,  Stockh.  1873 — 5;  remains  from  the  iron 
age,  Stockh.  1869;  Sveriges  histona,  St.  1875;  fbrhistoriska  fornforskningen  i  Sverige  under 
aren  1880  och  1881;  Mandblobbn,  atlas  de  Thist.  de  la  civilisation  en  Su^de,  f :  Felsen- 
zeichnungen:  L.  Baltzbb,  h&llristningar  fran  Bohuslftn,  Göteborg  1881.  —  Historisches 
Museum  (statens  historiska  Museum)  in  Stockholm :  0.  Moittbuus  ,  Führer  durch  das  M. 
vaterl&nd.  Altertümer  in  St,  deutsch  von  Mbstobf,  Hamburg  1876  -  Nordisches  Museum 
(Samfundet  f5r  Nordiska  museets  främjande);  andere  Sammlungen  in  Aalborg,  Lund,  Malmo 
und  üpsala.  Ein  praktisches  Museum  mit  Reproduktion  alter  Wohnstätten  ist  auf  Djur- 
g&rden  bei  Stockholm  begründet  (Allgem.  Ztg.  Beilage  1892  Nr.  50).  —  Kongl.  |Vitterhets 
Historie  och  Antiquitets  Akademie  (Mänadsblad;  Handlingar;  Antiquansk  tidskrift  för 
Sverige,  1892  Bd.  XII);   Svenska  fomminnesf^reningen  (tidskrift). 

183.  Das  römische  Afrika  war  früher  nur  hinsichtlich  seiner  römi- 
schen Denkmäler  bekannt;  diese  tauchen  immer  grossartiger  aus  dem 
Boden  auf,  aber  allmählich  tritt  nun  auch  das  punische  Afrika,  welches 
unter  dem  römischen  verschwunden  schien,  an  das  Licht  hervor;  noch 
höher  hinauf  reichen  die  Dolmengräber  und  die  Funde  in  Höhlen  {liauanet) 
des  Gebirges. 

Voyage  d^  M.  Shaw  dans  plusieures  provinces  de  la  Barbarie  et  du  Levant  F.; 
Pbtbsoivket  et  Dbsfontairbs,  voyages  dans  les  r^gences  de  Tunis  et  d' Alger,  publi4s  par 
Dnreau  de  la  Malle  L;  Exploration  scientifique  de  TAlg^rie  pendant  les  ann^es  1840,  1841, 
1842:  Beauz-arts,  architecture  et  sculpture,  par  A.  Ravoisi^,  Paris  1846—53,  Lief.  1—32 
f.,  archäologie  par  A.  H.  Dblamabb,  1850,  3  Bde.  m.  193  T.;  G.  Boissiere,  TAlg^rie  romaino, 
2.  A.,  Paris  1883,  2  Bde.;  Gh.  Tissot,  göographie  comparäe  de  la  province  romaine  d'Afrique, 
Paris  1884,  3  Bde.;  Descr.  de  FAfrique  du  Nord.  Section  arch^ol.  Atlas  arch.  de  la  Tu- 
nisie,  livr.  1.  Paris  1893  m.  4  E.;  Karten  zu  Corpus  inscr.  Lat.  VITl.  und  Ephemeris  epigra- 
phica  V.;  Guides  en  Alg^rie  ä  Tusage  des  touristes  et  des  arch^ologues  I.  Caonat,  Lamb^se, 
Paris  1893.  —  Prähistorisches:  Lbtournbux,  Mat^riaux  pour  Thistoire  primitive  et  natu- 
relle de  rhonune  5,  427  ff.;  Karte  von  Castailhao  in  Association  fran9.  p.  ravancement  des 
Sciences.  Session  d'Oran  1888.  —  Periodisch:  Bulletin  de  correspondance  africaine,  Alger 
1882  (H.  1 — 5);  Bulletin  des  antiquitäs  africaines;  Revue  de  FAfrique  fran^aise;  Revue  afri- 
caine. —  Museen  in  Algier,  Gonstantine  und  Oran:  R.  de  la  BLAiYOHäRE,  mus^es  et  col- 
lections  archöologiques  de  TAlg^rie  et  de  la  Tumsie  I.  G.  Doublet,  mus^e  d'Alger,  Paris 
1891,  m,  17  T.;  II.  ders.  u.  P.  Gauckler,  m.  de  Gonst.  1893  m.  16  T.;  III.  de  la  Blanch^e. 
m.  d'Oran,  1893  m.  7  T.;  IV.  Gaückleb,  m.  de  Gherchel,  1893,  m.  21  T.;  Sammlungen  in 
Philippeville  und  Tlem9en.    Das  Louvre  hat  jetzt  eine  eigene  Salle  d'Afrique. 

184.  Mauretanien.  Aus  politischen  Gründen  in  seinem  westlichen 
Teile  nur  oberflächlich  erforscht. 

R.  otB  LA  BLASCHiBB,  vovago  d*^tude  dans  une  partie  de  la  Maur4tanie  G^sarienne, 
Arch.  des  missions  1883  m.  12  T.;  Tissot,  s.  Handbuch  III  S.  511;  db  la  MARTiin^RB,  B. 
arcb^ol.  1890  S.  134  ff.  T.  7—9;  Ed.  Gat,  essai  sur  la  prov.  rom.  de  Maur^tanie  Gäsarienne, 
Paris  1891,  m.  2K.;  A.  de  Montoravier,  sur  les  ant.  rom.  de  la  prov.  d'Oran,  Paris  1843, 
m.  T.  —  A.  Gaise,  la  tombeau  de  Juba  VI.,  Mon.  bist.  d'Alg^rie,  Blida  1892,  7  S.  — 
Museum  in  Oran:  Poinssot,  Bull,  trimestriel  1883  janv.;  s.  §  183.  —  Sociötö  de  geogra- 
phie  et  arch^ologie  de  province  d'Oran  (Bulletin  trimestriel  des  antiquitäs  africaines,  Paris 
1882  ff.  m.  T.  u.  Abb.). 


\QQ  KlasBiBche  Kanatarchäologie.    I.  Denkmftlerkiinde. 

Caesarea   (Scherschel),    1886-90  Ausgrabungen:    Victor  Waille,   de  Caesoreae 
monumentis  quae  supersunt,  these  v.  Paris,  Alger  1891  m.  4  T.;  Mus.  in  Scherschel  (s.  o.) 
Sitifis  (S^tif):  Periodisch  Echo  de  S^tif. 

186.  Numidia.     L.  Renibb,  voyage  archöologique  au  pied  de  TAur^s,  Ra.  Bd.  8. 

Cirta-Constantina  (Gonstantine) :  Dukeau  de  la  Malle,  recueil  de  renseigne- 
ments  pour  Texp^ditions  dans  la  prov.  de  Const.  1837.  —  Periodisch:  Annuaire  de  C.  (schon 
1853,  mit  Album).  —  Sociöt^  archäologique  du  döpartem.  de  C.  [(Bulletin  und  Mämoires 
1858  ff.;  Recueil  et  notices  1853  ff.,  m.  über  400  T.;  Bd.  21  Register  zu  1-20;  1888  er- 
schien Bd.  24).  —  Museum:  s.  §  183;  A.  Cherbonneaü,  album  du  musöe  de  C,  Paris  1862, 
2  Hefte,  30  Abb. 

Hippo  regius  (Hippone):  Acad^mie  d'Hippone  (Bulletin,  Bone  1865  ff.  mit  vielen 
T.  u.  E.  und  Gompte  rendu  des  r^unions). 

Lambaesis,  im  2.  und  3.  Jahrhundert  grösste  Gamisonsstadt:  Wilmakns,  Common 
tatt.  Mommsen.  (franz.  v.  Th&)bnat,  Paris  1884);  Caonat  s.  §  183.  Guides  I.;    Museum  im 
Praetorium. 

Thamugadi  (Timgad),  im  1.  Jahrhundert  erbaut,  kürzlich  bedeutende  Ausgrabungen 
E.  Boeswillwald  et  R.  Cagnat,   Timagad.  Une  cit^  africaine  sous  Tempire  romaine,   Paris 
1891  ff  f.;  Plan  Ra.  TU  17,15. 

Theveste  (Töbessa),  höchste  Blüte  unter  der  afrikanischen  Kaiserdynastie :  gross- 
städtische Bauten,  vierseitiger  Triumphbogen  des  Caracalla. 

Thibilis  (Annuna)  bei  Hippo:  Reliefs  B.  arch^ol.  1891  p.  251  ff.  m.  T. 

Thuburnica  (Henschir-Sidi-Alibel-Gassem):  B.  archöol.  1891  S.  161  ff.  mit  Plänen. 

Mazela  u.  Roknia,  tausende  von  megalithischen  Gräbern:  Faiohebbe,  Bull,  de 
l'Acad.  d'Hippone  1868  Nr.  4.  5;  BouBGxnGNAT,  histoire  des  monuments  m^galithiques  de 
Roknia,  Paris  1868,  99  T. 

Suk-el-Arba:  Cakton,  B.  arch^ol.  1891  S.  207  ff.  m.  K. 

186.  Tunis,  zuerst  von  Graf  Camillo  Borgia  1815  und  1816  er- 
forscht (der  Tod  vereitelte  die  Herausgabe  seines  grossen  Tafel  Werkes), 
seit  der  französischen  Besitzergreifung  durch  den  Service  beylical  tunisien 
des  antiquit^s  et  des  arts  in  den  Weltverein  einbezogen.  Die  eifrigsten 
Forscher  und  Sammler  sind  Offiziere. 

Ch.  Cubisol,  notice  sur  la  r^gence  de  T.,  1867  m.  T.;  A.  Daüx,  rech,  sur  Torigine 
et  remplacement  des  emporia  ph^niciens  dans  le  Zeugis  et  la  Byzacium,  Paris  1869  mit 
10  T.;  Daux,  vojages  et  recherches  en  Tunisie,  Tour  du  monde  1872  m.  Abb.;  d'H^eisson, 
relation  d'une  mission  arch^ologique  en  Tunisie,  Paris  1881,  m.  9T.;  R.  Cagnat,  explora- 
tions  ^pigraphiques  et  archöologiques  en  Tunisie,  Paris  1883—86,  m.  5  E.  u.  explorations 
nouvelles  en  Tunisie;  Atlas  arch^ol.  de  la  Tunisie,  m.  Text  v.  Babelon,  Cagnat,  S.  Rbinach, 
Paris  1893  H.  1  f.;  Salädin,  mission  en  Tunisie;  Handbuch:  Cabton,  de  Tunis  ä  Dugga, 
Paris  1893;  Prähistorisches:  Bellucci,  l'etä  della  pietra  in  Tunisia,  Roma  1876  u.  Congr^s 
pröhist.  de  Budapesth  1,  204 ff.;  megalithische  Denkmäler:  Bbrtholon,  Mat^riaux  pour  l'hist. 
de  l'bomme  22,  416  ff.  —  Museum  im  Bardo;  Alaoui  in  Tunis:  R.  de  la  Blanchebe,  col- 
lect ions  du  M.  A.,   I.  monuments  du  culte  chretien,  Paris  1890. 

Bulla  regia,  1889-90  Ausgrabungen:  B.  archöol.  1890  p.  149  ff.  1892  S.  69  ff.  '  J 

Carthago,  wiederholt  zerstört  und  wieder  überbaut;  an  Hochbauten  blieb  nur  eine 
Wasserleitung  stehen.  Die  meisten  Funde  gehören  der  christlichen  Stadt  an,  doch  ist  man 
jetzt  auch  in  die  punische  Nekropole  eingedrungen:  C.  Falbe,  recherches  sur  l'emplace- 
ment  de  Carthage,  Paris  1833,  mit  Atlas;  Excursions  dans  TAfrique  septentr.  par  les  dö- 
l^gu^s  de  la  soc.  stabile  ä  Paris  pour  l'expl.  de  C,  Paris  1838,  m.  4  T.;  N.  Davis,  Carthage 
and  her  remains,  London  1861,  Karthago  u.  seine  Überreste,  deutsch  Lpg.  1862,  mit  T. 
(Ausgrabungen  für  das  brittische  Museum);  M.  Beule,  Nachgrabungen  in  K.,  deutsch  Lpg. 
1863  m.  T.  u.  Plan  der  Byrsa;  jetzt  fortdauernd  von  den  französischen  Missionären,'^  be- 
sonders P.  Delattre  bearbeitet:  Ch.  Lavigebie,  de  Tutilitä  d'une  mission  archöol.  permanente 
ä  Carthage,  Alger  1881,  m.  4  T.;  Sainte  Marie,  mission  ä  Carthage;  Delattbe,   objets   ar- 

ch^ol ä  l'exposition  d'Amsterdam,  Tunis  1883;   arch^ologie  chrötienne  de  Carthage: 

fouilles  de  la  basilique  de  Danous-el-Earita,  Lyon  1886,  m.  Abb.  (christlicher  Kirchhof);  les 
tombeaux  puniques  de  Carthage,  Lyon  1891  u.  A. ;  zusammenfassendes  Werk  in  Vorberei- 
tung; über  die  punischen  Gräber  auch  Ra.  III.  17,  52  ff.  —  periodisch:  Les  missions  catho- 
liques  und  Cosmos.  —  Funde  in  St.  Louis  auf  der  Byrsa:  Delattbe,  les  lampes  du  musäo 
de  Saint-Louis  de  Carthage,  R.  de  l'art  chr^t.  XXXII  (1889)  p.  147  ff. 

Dugga,  einst  Thugga,  1893  Ausgrabungen  von  Cabton  (s.  o.). 

Mactaris  (Maktar):  Plan  der  Nekropolen  B.  arch.  1891  S.  510. 


Kap.  V.    Arohäologiaohe  Ortsknnde.    (§§  185—189.)  167 

Simitthu  (Sohemtu),  1893  Ausgrabungen;  Theater:  Toutain,  Möl.  d'archöol.  12, 
359  ff.  m.  T.  1—3. 

Susa  (Soosae):  Ra.  1,  810  ff.;  Privatsammlungen  Ra.  III  20,  217  ff. 
Yaga:  Caonat,  n^cropole  phönicienne  de  V.,  m.  T. 

187.  Malta  und  Oozzo  durch  die  eigenartigen  rohen  Steinbauten 
ausgezeichnet : 

Fkarc.  Abela,  descrizione  di  Malta  1647 ;  C.  A.  Babbaro,  degli  avanzi  d*alouni  anti- 
chissimi  edifizi  scoperti  in  M.,  M.  1794;  Mi^ob,  histoire  de  Malte,  Paris  1841,  I  p.  321 — 30; 
C.  Pebcy  Badgbb,  historical  guide  to  Malta  and  Gozzo,  M.  1878;  Cabuana,  recent  dis- 
coveries  at  Notabile,  Malta  1881;  ders.,  report  on  the  antiquities  ezisting  in  the  islands 
of  M.,  1881  m.  Abb.;  besonders  zu  Hadschar-Eim  («Stein  der  Verehrung*)  bei  Valletta: 
Cabuana,  recent  further  excavations  of  the  megalithic  antiquities  of  Hagiar-£im,  Malta, 
Malta  1886,  f.  m.  7  T.;  Gigant eja  auf  Gozzo:  Monuments  inödits  de  Tlnstitut,  Sect.  fr.  I 
T.  1.  2;  Grabkammem:  A.  A.  Caruai7a,  discovenr  of  a  tomb-cave  at  Ghain  Sielem,  Gozzo, 
Malta  1884;  christliche  Katakomben:  Cabuana,  hypogaeum  Tal-Liebru,  Malta,  M.  1884.  — 
Museum  in  der  öffentlichen  Bibliothek;  ehemals  Sammlung  des  Vizekanzlers  Abela,  siehe 
Majob,  unvorgreiffliches  Bedencken  E.  10. 

1813.  Tripolis,   Land   der  Garamanten,  mit  merkwürdigen  Stein- 

denkmälem.    H.  Babth,  Reisen  Bd.  I  u.  Wanderungen  durch  das  punlsche  u.  kTrenäische 
Eflstenland,  Berlin  1849. 

Kyrenaica,  um  631  von  den  Griechen  kolonisiert;  die  alte  Stadt 
ist  noch  nicht  aufgefunden,  aber  die  Gräber  liefern  viele  Vasen  (z.  B. 
panathenäische)  und  Terrakotten,  welche  namentlich  durch  die  englischen 
Konsuln  von  Benghasi  nach  London  kamen. 

Paul  Lucas,  deuxi^me  vojage  dans  la  Gröce  etc.,  Paris  1712  m.  Abb.;  J.  R.  Pacho, 
relation  d*un  voyage  dans  la  Marmarique,  la  Cyrönaique  et  les  oasis  d'Andjelah  et  de  Mara- 
deh,  Paris  1827—29,  m.  100  T.;  H.  Babth  a.  0.;  R.  Mubdoch  Smith  and  E.  A.  Pobcheb, 
history  of  the  recent  discoveries  at  Gyrene  made  during  an  expedition  to  the  Gyrenaica 
in  1860—61,  London  1864,  f.  m.  86  T.;  Gampebio  u.  Maboli,  Reisen  in  Gyrenaica,  Peter- 
manns Mitteilungen  27  (1881),  321  ff.;  Haimann,  la  Girenaica,  Rom  1882;  F.  B.  Goddabd, 
Amer.  J.  of  phil.  5,  31  ff. 


Kap.  YI-X.  Die  Denkmäler  nacli  Material,  Technik  and  Zweck. 

Kap.  VI.  Materialien  und  Technik  des  Kunstgewerbes. 

189.  Was  unter  dem  Begriffe  Kunst  zu  verstehen,  ist  nicht  leicht 
in  Worten  auszudrücken;  denn  wenn  man  in  aristotelischer  Weise  die 
Idee  der  Nachahmung  zu  Grunde  legt,  bleibt  vieles,  immerhin  künstlerisch 
geartete  ausserhalb  der  Grenze.  Beziehen  wir  dagegen  die  Kunst  auf  das 
subjektive  Gefallen  —  was  die  dogmatische  Ästhetik  das  Schöne  nennt  — , 
so  ist  auch  dasjenige,  was  durch  seine  Zweckdienlichkeit  Wohlgefallen  er- 
regen kann,  mit  eingeschlossen. 

Die  eigentliche  Kunst  steht  zur  praktischen  Verwendung 
in  Gegensatz,  wogegen  das  Kunsthandwerk  einen  zweckdien- 
lichen Gegenstand  verschönert.  Weil  das  letztere  aus  dem  täglichen 
Leben  erwächst,  ist  es  seinem  Ursprünge  nach  das  ältere  und  bringt  die 
reine  Kunst  aus  sich  hervor.  Wir  wollen  darum  zuerst  von  dem  Kunst- 
gewerbe sprechen,  dessen  Erzeugnisse  unsere  Museen  erfüllen  und  von 
den  italienischen  Antiquaren  einst  Anticaglien  (etwa  „antike  Kleinig- 
keiten'' zu  übersetzen)  benannt  worden  sind. 

Litte ratur:  Die  allgemeinen  Vorbegriffe  erörtert  Ebnst  Försteb,  Vorßchule  der 
Kunstgeschichte,  Lpg.  1862. 


168  Klassische  Knnstarchäologie.    I.  Denkm&lerkande. 

190.  Das  Altertum  kennt,  wie  das  Mittelalter,  nur  Hausindustrie, 
welche  je  nach  den  Lebens-  und  Vermögensverhältnissen  eines  Volkes  vor- 
wiegend von  Sklaven  oder  Frauen,  auch  von  dem  Herrn  des  Hauses  aus- 
geübt wird,  und  das  professionsmässige  Handwerk,  dagegen  keinen  eigent- 
lichen Fabrikbetrieb;  dadurch  ist  die  geisttötende  Massenherstellung  nach 
einem  Modell  von  vornherein  ausgeschlossen.  Die  ordinäre  Arbeit  (Flecht- 
werk, Gewebe,  grobe  Töpferwaaren  und  Holzarbeiten)  verbleibt  zum  grossen 
Teile  der  Hausindustrie;  der  strebsame  Gewerbetreibende  grübelt  also  nicht 
über  Verbilligung  und  Beschleunigung  seiner  Arbeit  nach,  sondern  bemüht 
sich  nur  um  deren  Vervollkommnung.  Das  antike  Handwerk  ist  im  grossen 
und  ganzen  Kunstgewerbe  und  Luxusindustrie.  Jeder  einzelne  Arbeitende 
bedeutet  ausser  der  mechanischen  Arbeitskraft  auch  eine  Summe  von  er- 
lerntem Können,  und  es  ist  kein  Wunder,  dass  die  Wörter  t^x^'*?  und  ars 
Wissenschaft,  Handwerke  und  Künste  in  dem  Gedanken,  dass  jegliche 
nicht  maschinenmässige  Arbeit  eine  Kunst  sei,  einträchtig  umfassen. 

Das  Kunsthandwerk  sieht  sich  erst  seit  der  Massenanfertigung  billiger 
Waare  auf  Fürsten  und  Kapitalisten  angewiesen;  dagegen  fand  es  einst 
auch  in  bescheidenen  Republiken  eine  Heimstätte,  dank  der  schönen  Sitte, 
dass  man  den  Göttern  und  Toten  Geräte  spendete,  bei  welchen  der  Künst- 
ler, von  praktischen  Rücksichten  frei,  seine  Gedanken  auf  die  gefallige 
Erscheinung  konzentrieren  konnte.^)  Den  Lebenden  verdachte  es  im 
Gegenteil  die  kleinstädtische  Demokratie,  wenn  sie  etwas  schöneres  hatten, 
als  ihre  Nachbarn,  und  die  Litteraten  eiferten  gegen  die  tqv^i^,^)  Der 
Absatz  in  der  Heimat  genügt  selten,  das  Kunstgewerbe  zu  erhalten. 
Der  Handel  muss  seine  Produkte  in  fremde  Länder  bringen,  während 
ordinäres  Zeug  selten  die  Transportkosten  und  das  Risiko  des  Seeweges 
lohnte.  In  jedem  Lande  folglich,  wo  nicht  etwa  Gesetze  die  Einfuhr  hin- 
derten, wie  überstrenge  Philosophen  wünschten,*)  setzt  sich  die  Summe 
der  besseren  Arbeiten  aus  einheimischen  Fabrikaten,  Import  und  fa9on- 
nierten  Importartikeln  (wie  z.  B.  lydische  und  karische  Frauen  Elfenbein- 
gegenstände bemalen)  zusammen.  Je  nach  dem  Kulturstande  wiegt  die 
eine  oder  die  andere  Gattung  vor,  die  groben  Arbeiten  jedoch  pflegen,  wie 
gesagt,  in  der  Regel  einheimisches  Fabrikat  zusein;  auch  darüber  herrscht 
Einigkeit,  dass  die  mangelhaften  Nachahmungen  kunstgewerblicher  Arbeiten, 
denen  technisches  und  zeichnerisches  Geschick  mangelt,  im  Lande,  wo  man 
sie  jetzt  findet,  gemacht  sind.  So  viel  Vorteile  die  Ausfuhr  dem  Hand- 
werk bringt,  so  stört  sie  doch  auch  die  künstlerische  Entwicklung.  Der 
Geschmack  des  Abnehmers  muss  Berücksichtigung  finden;  lebt  nun  letzterer 
in  einfacheren  Verhältnissen,  so  wird  er  seine  Mode  nicht  so  oft  ändern  als 
der  civilisierte  Landsmann  des  Fabrikanten.  In  diesen  Fällen  kommt  es 
vor,  dass  altmodische  Formen  für  die  Ausfuhr  beibehalten  werden,  was 
gegenüber  Afrika  schon  für  das  alte  Ägypten  nachgewiesen  ist.*) 


0  S.  27;  Schol.  Townl.  ^  702  unter- 
scheidet zwischen  Dingen  des  wirklichen 
Gebrauches  und  Weihgeschenken. 

')  Am  meisten  Material,  zum  teil  recht 
kleinlicher  Art,  hat  Athenaios  im  12.  Buche 
seiner  Deipnosophisten  zusammengetragen. 


»)  Fiat.  leg.  8,847  c. 

*)  Max  Müller,  Asien  und  Europa  S. 
108  f.  A.  1;  vgl.  Periplus  maris  Ervthr.  6. 
Bei  einem  gebildeten  Volk,  wie  die  Etrusker 
waren,  liegt  die  Sache  nicht  so  klar. 


Kap.  VL    Materialieii  nnd  Technik  des  Knnatgewerbes.    (§§  lOO-^lSl.)     169 

Die  Kunst  in  der  Arbeit  ist  ihrer  niedersten  Form  nach  Geschicklich- 
keit, beruht  also  auf  der  technischen  Gewandtheit  in  der  Behandlung 
des  Materials;  die  eigentliche  Kunst  bethätigt  sich  aber  in  der  schönen 
Form,  welche  nicht  unmittelbar  aus  dem  praktischen  Bedürfnisse  ent- 
sprungen ist,  und  in  der  Verzierung  des  Gegenstandes.  Die  einfachste 
Gestalt  der  letzteren  besteht  in  geometrischen  Figuren  und  Naturgebilden 
(Ornamentik).  Aus  diesen  Grundzügen  ergibt  sich  die  Disposition  der 
folgenden  Auseinandersetzung. 

Litteratnr:  Bb.  Bccheb,  Geschichte  der  technischen  Künste  I.  (Email,  Mosaik, 
Miniaturmalerei,  Gljptik),  Stattg.  1875,  II.  (Goldschmiedejcunst),  1886,  m.  Abh.;  ders.,  Real- 
lezikon  der  Kunstgewerbe,  Wien  1883;  Bilderwerke,  worin  das  Altertum  freilich  Neben- 
sache ist:  J.  Lababte,  hisi  des  arts  industriels,  Paris  1864—66,  4  Bde.  Text,  2  Bde.  Tafeln; 
€h.  Louandbe,  les  arts  somptuaires,  Paris  1857—58,  2  Bde.  Text  und  2  Bde.  Tafeln  (mit 
dem  5.  Jahrh.  n.  Chr.  beginnend);  Vorbilder  für  Fabrikanten  und  Handwerker,  her.  v.  der 
k.  preuss.  techn.  Deputation  f.  Gewerbe;  periodisch:  Der  Formenschatz,  von  G.  Hirth, 
München  1879  ff.  —  Museen:  die  erste  Weltausstellung  von  1851  hatte  die  sofortige  Grün- 
dung des  South  Kensington  Museum  in  London  zur  Folge,  für  welches  eine  Reihe  von 
Handbüchern  ausgegeben  sind:  Wbstwood,  a  descriptive  cat.  of  the  fictile  ivories  in  the 
S.  K.  M.,  London  1876;  W.  Maskbll,  description  of  the  ivories  ancient  and  mediaeval  in 
the  S.  K.  M.,  m.  24  T.,  verkürzt  ancient  and  mediaeval  carved  ivories  1872;  Colb,  de- 
script.  cat.  of  tapestry,  wovon  and  embroidered  egypt.  textiles  in  S.  K.  M.,  1887.  Ihm 
zunächst  stehen  das  .österreichische  Museum  für  Kunst  und  Industrie*  in  Wien  (vgl.  Eitbl- 
BEBGBB  V.  Edelbebg,  gesammelte  kunsthistorische  Schriften  2,  81  ff.  180  ff. ;  periodische 
«Mitteilungen*  N.  F.  1886  ff.;  Masnbb,  die  Sammlung  antiker  Vasen  und  Terrakotten  im 
k.  k.  Osterreich.  Museum  für  Kunst  und  Industrie,  Wien  1891,  m.  11  T.),  das  Berliner 
Kunstgewerbemuseum  und  das  Pariser  Musöe  des  arts  d^coratifs.  Weniger  bedeutend  sind 
die  Kunstgewerbe-  beziehungsweise  Gewerbemuseen  in  Bonn,  Dresden,  Düsseldorf,  Halle, 
Kaiserslautem,  Nürnberg,  Strassburg  und  Stuttgart,  in  Brunn,  Budapesth  (de  Radtsics  de 
KuTAS  et  M.  C.  Hebpka,  cat.  des  reprod.  galvanoplast.  du  musäe  des  arts  d^coratifs  hongrois, 
B.  0.  J.  m.  Abb.),  Olmütz,  Pilsen,  Prag  und  Reichenherg,  zu  Florenz,  Rom  (Ztsch.  f.  bild. 
K.  1891  S.  89  ff.)  und  Venedig  (Museo  Gorrer :  £.  Molinieb,  Venise,  ses  arts  döcoratife,  ses 
mos^es  et  ses  colleetions,  Paris  1889,  m.  207  Abb.;  V.  Lazabi,  notizia  delle  opere  d'arte  et 
d'antichitä  della  raccolta  C.  di  V.,  V.  1859),  im  Pariser  Hotel  de  Cluny  (Cat.  des  objets 
d*art  de  Tant.  etc.  expos^s  au  Mus^e  des  Thermes  et  de  TH.  de  C,  Paris  1852),  in  Lyon, 
London  (Sydenham  Museum)  und  Edinburgh.  In  diesen  Sammlungen  stehen  die  antiken 
Erzeugnisse  gegenüber  den  neueren  zwar  zurück,  sind  aber  doch  nicht  ausgeschlossen  und 
erfahren  durch  letztere  mannigfache  Erläuterung. 

Ahnlich  steht  es  mit  den  zahlreichen  Zeitschriften,  wie  Kunstgewerbeblatt  (Lpg. 
1885  ff.,  N.  F.  1890  ff.,  zur  »Ztsch.  f.  bildende  Kunst*  gehörig),  Revue  de  arts  d^coratifs 
1880  ff.,  Art  Italien  d^coratif  et  industriel,  Venedig  1891  ff.  u.  A. 

191.  Da  Material  und  Technik  sich  wechselseitig  bedingen,  können 
sie  nicht  von  einander  getrennt  werden.  Aber  die  Bedeutung  der  Gegen- 
stände ist  so  verschieden,  dass  abgesehen  von  dem  Gegensatz  des  Eunst- 
handwerks  und  der  eigentlichen  Kunst  eine  weitere  Sonderung  bezüglich 
der  Bauwerke  eintreten  muss.  Denn  wenn  auch  der  Architekt  an  sich 
kein  Küntler  ist,  braucht  doch  der  Unterschied  zwischen  den  stehenden, 
ansehnlichen  Bauten  und  den  beweglichen  kleinen  Anticaglien  nicht  des 
nähern  auseinander  gesetzt  zu  werden.  Wir  wollen  also  zunächst  von  dem 
Kunstgewerbe  im  engeren  Sinne  reden  und  hiebei  mit  den  Materialien  und 
der  Technik  beginnen.  Was  die  alten  Meister  über  letztere  gelehrt,  ist 
verschollen;  erst  in  der  Zeit  Karls  des  Grossen  begann  man  Recepten- 
bücher  der  Byzantiner,  welche  damals  dem  Abendlande  durch  treue  Fort- 
setzung der  alten  Fertigkeiten  sich  weit  überlegen  zeigten,  in  das  Latei- 
nische zu  übersetzen,  was  ihren  Untergang  verhinderte;  von  dieser  Art 
sind  die  anonymen  Compositiones  aus  der  Zeit  Karls  des  Grossen  und  be- 


170  Klaaaisohe  Knnatarohäologie.    I.  Denkmftlerlniiide. 

sonders  Heraclius   (ein  Pseudonym)   de  aiiibus  Romanorum  (=  ^PwfAaiwv^ 
Byzantiner). 

Litte ratur:  Das  antike  Knnstgewerbe  im  allgemeinen  ist  dargestellt  yon  Blüxnbr, 
die  gewerbliche  Thätigkeit  der  Völker  des  klassischen  Altertums,  Lpg.  1869;  ders.,  das 
Kunstgewerbe  im  Altertum  (Gesch.  des  Eunstgew.  in  Einzeldarst.),  Lpg-  1885—8,  2  Bde. 
(populär,  mit  Abb.);  Büchsenschütz,  die  HauptstAtten  des  Gewerbefleisses  im  klassischen 
Altertum,  Lpg.  1869  (in  geographischer  Ordnung  dargestellt);  R.  M^nabd,  histoire  des  arts 
decoratifs:  la  d<$coration  en  Gr^ce,  Paris  1885.  —  über  die  technische  Seite:  0.  Jahn,  Dar- 
stellungen antiker  Reliefs,  welche  sich  auf  Handwerk  und  HandelsYerkehr  beziehen,  Lpg. 
1862,  8  T.;  ders.,  Darstellungen  des  Handwerks  und  Handelsverkehrs  auf  antiken  Wand- 
gemälden, Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1868,  d  T.;  Grivaud  de  la  Vincbllb,  arts  et  m^tiers  des 
anciens  repr^sentes  par  les  monuments,  Paris  1819  f.  (unvollendet)  m.  T.;  H.  Blümnbr, 
Technologie  und  Terminologie  der  Gewerbe  und  Künste  bei  Griechen  und  Römern,  Lpg. 
1874—87,  4  Bde.  (I.  Behandlung  der  Kleiderstoffe  und  des  Leders;  II.  Thon,  Holz,  Hom 
u.  dgl;  IIT.  Stein;  TV.  Metall,  Glas,  Malerei);  ders.,  Denkmäler-Nachlese  zur  Technologie, 
AZ.  35,  51  ff.  m.  T.  6.  7;  ders.,  technische  Probleme  aus  Kunst  und  Handwerk  der  Alten, 
Berlin  1877  (Samml.  gemeinverständl.  Vorträge  H.  278);  Schbkibke,  Atlas  T.  63—75.  - 
Heraclius:  H.  von  den  Farben  und  Künsten  der  Römer,  her.  v.  Ilo,  Wien  1873  (Quellen 
Schriften  f.  Kunstgesch.  Bd.  IV);  Compositiones:  beiMuBATosi,  antiquitates Ital.  II  364-87. 

192.  Unter  den  Stoffen  wurden  naturgemäss  diejenigen  am  frühesten 
ausgenützt,  welche  auf  die  leichteste  Weise  zu  gewinnen  und  zu  bearbeiten 
waren:  Pflanzenstoffe,  Wolle,  Holz,  Thon,  Knochen  einschliesslich  Hom  und 
Steine.  Auf  diese  beschränkt  sich  die  menschliche  Arbeit  in  ihren  An- 
fängen, wie  sie  auch  in  einfachen  Verhältnissen  stets  vorwiegen. 

Das  Flechten  von  Matten  und  Körben  oder  korbartigen  Gegenstän- 
den streift  die  Kunst  insofern,  als  durch  verschiedenartiges  oder  gefärbtes 
Stroh  bunte  Muster  hergestellt  werden,  was  die  Ägypter,  denen  die  Natur 
in  der  Papyrusstaude  ein  vortreffliches  Material  liefert,  von  jeher  am  ge- 
schicktesten verstanden;  die  natürlichen  Muster  sind  das  Flecht-  und  Zick- 
zackband, Quadrate  und  Rauten.  Alte  Flechtarbeiten  kommen  leider  sehr 
selten  vor;*)  zumeist  sind  wir  auf  farbige  Abbildungen  angewiesen.*)  Auch 
hat  die  ältere  Vasenmalerei  nicht  selten  Körbchen  imitiert.^) 

Litteratur:  Blümneb  1,  288  ff.;  Messikombb,  die  Gewebe  u.  Geflechte  der  Schweiz. 
Pfahlbauten,  Ausland  1867  S.  715  ff. 

Durch  das  Zwischenglied  grober  geflochtener  Wollenstoffe,  von  denen 
man  in  gallischen  Gräbern  Reste  gefunden  zu  haben  glaubt,  ist  das  Weben 
aus  dem  Flechten  hervorgegangen.^)  Mit  dem  alten  stehenden  Webstuhl,*) 
wo  sich  senkrechte  und  wagrechte  Fäden  (Kette  und  Einschlag)  kreuzten, 
hat  man  ausser  einfarbigen  Stoffen  quergestreifte '')  oder  solche  mit  farbi- 


*)  Körbe  aus  den   ägyptischen  Gräbern   1   kinson  II  60  n.  91,  2.  III  135  n.  354,  2;   Pe- 


(z.  B.  Berliner  Museum  9631);  Matte  mit 
Rautenmuster  in  der  Höhle  von  Cravanche 
gefunden  (Ra.  n.  s.  31,  290).   Kunstlose  Reste 


nelopedarstellungen ;  Miniatur  des  vatikani- 
schen Vergilcodex:  Babtoli,  antiq.Virg.  cod. 
etc.  S.  129;    tQrkischer   Webstuhl  in  Klein- 


finden  sich  in   den  Pfahlbauten,   dann  von  asien:  abgeb.  beiBBKNDORF,  Rsisen  inLjkien 

einem  Korbwagen  in  Steiermark  (aus  Goldes,  j  1,  18;  noch  jetzt  zu  Athen   in  den  rvg)Ttxa 

in  Graz).  j  gebräuchlich.    Über  den  Webstuhl  der  Pfahl- 

*)  Ägyptische  Abbildungen  von  Matten:  j  bauem:    Kelleb,    Pfahlbauten,    4.  Bericht, 

Lepsius,  Denkm.  1  41 ;  Wilkinsoit,  manners  '  S.  22 ;  Heiebli,  Anz.  f.  Schweiz.  Altertumsk. 

I   T.  8;    RosELLiKi,    monumenti    civili    71;  i  1887  Nr.  2.  3.    Vgl.  Riegl.  Mitteil,  des  k.  k. 

Pbissb  28;    Korb    in    pompejanischem    Ge-  >  österr.  Museums  f.  Kunst  u.  Industrie  N.  F. 

mälde:  M  B.  11,  32.  !  8,  290  ß.  m.  6  Abb. 

^)  Z.  B.  geblfimter  Korb  von  Thon,  aus  1  ^)  Virgatus,  ^aßitatoq :  Stellen  bei  Blüm- 

Milatos:  KQtjTMal  a^/creoTi^rf;  T.  15.  i  meb  1   152  A.  3  u.  1;  weiss  mit  roten  Strei- 

*)  Vgl.  Lucbez  5,  1348.  ]  fen:   Description  de  l'Egypte  II  T.  18;  gelb 

')  Abbildungen  aus  dem  Altertum :  Wil-  \  mit  rot:  thöneme  Klagefrau  in  Würzburg. 


Kap.  VL    Materialien  und  Technik  des  Kunstgewerbes.    (§  192.) 


171 


gern  Rande')  hergestellt.  Die  Gallier  erfanden  die  gewürfelten  Muster;^) 
jünger  sind  die  schillernden  Stoffe  (changeants).^)  Der  Luxus  konnte  hier 
nur  in  der  Kostbarkeit  des  Stoffes  (Seide)  und  des  Randes  (golden^)  oder 
purpurn)  Uegen. 

Eine  eigentliche  Dekoration  ermöglichte  erst  der  horizontale  Web- 
stuhl, dessen  Erfindung  den  Ägyptern  zugeschrieben  wird.^)  Dort  fand  ja 
Herodot  zu  seiner  Verwunderung,  dass  die  Männer  (d.  h.  Professionisten) 
webten.^)  Die  Kunstweberei  spaltete  sich  in  zwei  Zweige,  die  Herstellung 
von  Kleiderstoffen  und  die  Teppichweberei.  In  beiden  haben  sich  die  Ori- 
entalen hervorgethan  und  unter  ihnen  wieder  die  Babylonier,  welche  ihren 
Ruf  Jahrtausende  lang  behaupteten.  Ägypten  stand  in  dieser  Fertigkeit 
zurück,  weil  die  dortige  Religion  Leinwand-  und  Byssusgewänder  bevor- 
zugte,') während  sich  für  Buntweberei  die  Wolle  am  besten  eignet.  Durch 
jahrelange  Arbeit  an  einem  einzigen  Kleide®)  wurden  Prachtgewebe  er- 
zielt, welche,  wie  der  in  Athen  an  den  Panathenäen  dargebrachte  Peplos,®) 
für  Götterstatuen  oder  für  Fürstlichkeiten  bestimmt  waren.  Dagegen  legten 
es  die  Griechen  einem  Privatmanne  schon  als  Luxus  aus,  wenn  er  geblümte 
Kleider  trug;^®)  die  Orientalen  ihrerseits  liebten  buntgewirkte  Stoffe»^)  und 
haben  zeitweise  auch  den  klassischen  Völkern  ihren  Geschmack  annehm- 
bar gemacht.  Eine  grössere  Anzahl  von  Buntwebereien  haben  sich  in  Süd- 
russland und  vor  allem  in  ägyptischen  Gräbern  der  Kaiserzeit  erhalten, 
um  nicht  zu  reden  von  den  Gewändern  in  den  Reliquienkammem,  welche 
erst  jetzt  wieder  zu  Ehren  kommen,  nachdem  die  alte  Kenntnis  antiker 
Stoffe^*)  verschollen  war  und  wieder  erneuert  werden  musste.  Auch  Pom- 
peji lieferte  im  Hause  des  Siricus  alte  Gewebe. 

Teppiche  und  Gobelins  kommen  bei  nomadisierenden  Völkern  auf, 
wo  sie  Zelt,  Sitz,,  Lager  und  Reitdecke  abgebend  den  Hauptteil  des 
Mobiliars  ausmachen;  sesshaften  Leuten  dienen  sie  zur  Verkleidung  der  aus 
ordinärem  Material  hergestellten  Böden  und  Wände,  sodann  als  zeltartige 
Verkleidung  des  Speisesaales  und  zur  Herstellung  von  Himmelbetten.  Un- 
gewöhnliche Mühe  wird  man  auf  Theatervorhänge  und  ganz  besondere  auf 
Tempelportieren  verwendet  haben.  Die  königlichen  Fabriken  von  Pergamon 
verbreiteten  in  römischer  Zeit  den  Namen  der  attalischen  Teppiche.  Künst- 
lerische Arbeiten  mussten  selbstverständlich  nach  Zeichnungen  eines  Malers 
gemacht  werden,  wenn  auch  unsere  Überlieferung  kein  Seitenstück  zu  den 
Arrazzi  und  wittelsbachischen  Gobelins  liefert.  Diesen  wichtigen  Kunst- 
zweig kennen  wir  nicht  sowohl  durch  Abbildungen   oder  Überbleibsel    als 


>)  Blükiteb  I  200  f. 

«)  Dera.  I  152,  4. 

>)  Ders.  I  152,  A.  5  und  153,  1 ;  solche 
Stoffe  sind  öfter  in  den  kampanischen  Wand- 
gemälden abgebildet. 

*)  Ders.  1  155  ff.;  Seide  mit  Goldfäden, 
in  Ebiaswebereien:  Hieron.  ep.  II  17. 

^)  Enstathios  zu  Ilias  1,  31. 

•)  2,  35;  Jes.  19,  9. 

')  Die  Tempel  steuerten  daher  Byssos- 
gewftnder  (Inscnriffc  von  Rosette  Z.  17.  18). 

ä)  Auf  Malta:  Cic.  in  Verr.  4, 103. 

')  Mit  Darstellung  von  Zeus  und  Athene 


im  Gigantenkampfe,  auf  gelbem  Grunde: 
Eurip.  Iph.  T.  223  f.  Hec.  467  ff  —  Abbil- 
düng  des  Webstuhles  der  Penelope :  Wiener 
Vorlegebl.  D  T.  12,  2. 

'")  Athen.  12,  512  bc.  523  ad.  528  e. 

'  *)  Schon  in  den  Gemälden  der  Rames- 
sidenzeit  werden  sie  so  abgebildet,  mit  Strei- 
fen und  Linearomamenten  in  Rot,  Blau,  Weiss 
(Schwarz),  selten  Gelb  (Max  Mülleb,  Asien 
und  Europa  S.  299). 

^^)  Major,  unvorgreiffliches  Bedenken 
K.  7. 


172 


ElassiBohe  EanBtarchftolos^e.    I.  Denkmälerknnde. 


durch  Nachahmungen    in    ägyptischen  Wandmalereien    und   in    römischen 
Mosaikböden. 

Die  Muster,  welche  beim  Weben  ungesucht  entstehen,  setzen  sich 
aus  geraden  Linien  zusammen  und  gleichen  hierin  den  Stickmustern;  dem 
Gebote  des  Webstuhles  folgen  sie  darin,  dass  sie  entweder  immer  wieder- 
kehren oder  durch  Wechsel  der  Richtung  Paare  bilden^). 

Litteratur:  Blümneb  l,  89  ff.;  J.  Falke,  Ztsch.  f.  bild.  K.  3,  63  ff.  97  ff.;  J.  A.  Kühn, 
über  die  Kunstweberei  der  Alten,  Lpg.  1881 ;  G.  Buscuan,  Archiv  f.  Anthrop.  18,  235  ff.  u. 
über  die  Anfänge  und  Entwicklung  der  Weberei  in  der  Vorzeit,  Verh.  d.  Berliner  Ges.  f. 
Anthrop.  1889  S.  227  ff.  m.  14  Abb.,  Litteratur  S.  227;  Heuzey,  une  Stoffe  chald^enne,  CR. 
de  TAcad^mie  des  inscr.,  16.  April  1886;  —  Gewänder:  Fb.  Bock,  Geschichte  der  liturgi- 
schen Gewänder  des  Mittelalters  I  S.  123  ff.  m.  Abb.;  altes  Verzeichnis  ägyptischer  Kleider- 
stoffe :  Revillout,  Revue  4gyptol.  V  Nr.  4 ;  über  den  hl.  Rock  in  Trier :  C.  Willexs,  der 
hl.  Rock  zu  Trier,  Trier  1892;  Gewebe  in  Kiel:  Mestorf,  Ztsch.  d.  Ges.  f.  Gesch.  v.  Schles- 
wig-H.  6,  195  ff.;  Wiesbaden:  Cohausen,  das  Spinnen  und  Weben  bei  den  Alten,  Ann.  f. 
Nass.  Altert.  15,  23  ff.  m.  T.  2;  Reste:  Katalog  des  South  Kensington  Museum  (S.  169);  Al. 
RiEOL,  ägyptische  Textilfunde  im  k.  k.  Osterreich.  Museum,  Wien  1889,  m.  13  T.;  J.  Kara- 
BA^EK,  Katalog  der  Th.  Graf  sehen  Funde  in  Ägypten,  Wien  1883.  Einiges  auch  in  den 
Kunstgewerbemuseen  von  Berlin,  Brunn,  Reichenberg  u.  A.  Ober  die  Funde  von  Achmim 
S.  87.  —  Teppiche:  F.  Buohholtz,  de  aulaeorum  velorumque  usu,  I.  Götting.  1876;  Al. 
RiEGL,  altorientalische  Teppiche,  Lpg.  1891,  m.  36  Abb. 

Der  Buntweberei  entspricht  bei  Leinwand*)  und  ähnlichen  glatten 
Geweben  das  Bemalen  der  Stoffe,  welches  an  Mumienbinden')  und 
Segeln/)  wie  auch  Papparbeiten  ^)  nachweisbar  ist.  In  Indien  ist  es  noch 
für  feine  Stoffe  geblieben.  Die  Ägypter  wussten  auch  gegen  «Ende  des 
Altertums,  Figuren  blau  aufzudrucken.^') 

Die  Färberei  hing  sowohl  von  den  einheimischen  Farbstoffen  jedes 
Landes  als  auch  von  dem  wechselnden  Geschmacke  ab;  doch  herrschte 
eine  gewisse  Einstimmigkeit  der  alten  Völker  darüber,  dass  purpurrot, 
violett,  schneeweiss  und  goldgelb  die  schönsten  Farben  seien.  Muster  ver- 
standen die  Ägypter  durch  Beizen  hervorzubringen.  Die  phönikischen 
Purpurfabriken  haben  ihren  Ruf  nie  eingebüsst;  auch  die  Färbereien  von 
Lydien  waren  angesehen.  Unter  den  einfarbigen  Gewandresten  ziehen 
natürlich  die  Purpurstücke  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.') 

Litteratur:  Blümneb  1,  215  ff.;  über  den  Purpur  besonders  Looarzb-Düthikrs, 
m^iD.  sur  la  pourpre,  Ann.  des  sciences  nat.  1859  s^r.  IV.  zool.  u.  Archiv  f.  Anthrop.  VII. 
Lit.  S.  9. 

Die  Appretur  der  Stoffe  kann  abgesehen  von  der  schönen  Glättung 
der  Fläche  dem  Rande  eine  gefallige  Form  geben.  Wir  erhalten  so  die 
natürliche  Franse,  die  schon  die  Ägypter  kunstfertig  zu  behandeln  wuss- 
ten,®) und  den  ausgezackten  Rand,  welchen  archaische  Werke  und  kam- 
panische Wandbilder^)  zeigen.   Durch  Knüpfarbeit  entstehen  aus  den  Fran- 


^)  Z.  6.  Flügelpferde  in  dem  pompeja- 
nischen  Mosaik,  yergrössert  MB.  8,  38. 

^)  Reste  sehr  feiner  Tücher  an  Urnen 
etruskischer  Gräber;  B.  1874  p.  206.  1877 
p.  194  f.;  Vebmiolioli,  ant.  iscr.  di  Perugia  I 
p.  187,  2. 

»)  Z.  B.  Caylus,  recueU  V  T.  8.  9. 

*)  WiLKiNsoN  III  T.  16;  vgl.  Ezechiel 
27,7. 

^)  Bruchstück:  Beobr,  thes.  Brandenb. 
III  S.  402,  vgl.  BöTTiGEB,  aichäol.  Ähreniese 


I  S.  2  T.  3;  Sarg:  Blümenbach,  Beitrfige  2, 
67;  Sandalen  :  ders.  2,  78  f. 

*)  In  Grafs  Sammlung;  vgl.  Repertorium 
für  Kunstwiss.  1887  S.  405. 

^)  Z.  B.  Mantel  in  einem  Grabe  von 
Bomarzo:  Yittobi,  mem.  Polim.  p.  38;  in 
Düsseldorf:  Rhein.  Jahrbb.  93,  224  ff.  T.  11. 

^)  Frau  Tina  Bergen,  Kunstgewerbeblatt 
4,  129  f. 

»)  MB.  10,  24.  11,  20.  Zwei  spitzwink- 
lige Einschnitte  sind  archaistisch. 


Sap.  VI.    Maierialien  und  Technik  des  KnnstgewerbeB.    (§  192.) 


173 


sen  Quasten  und  Troddeln,  welche  die  Semiten  schon  in  der  Ramessiden- 
zeit  liebten^);  beides  kommt  auf  den  assyrischen  Denkmälern  ganz  ge- 
wöhnlich vor. 

Der  bunte  Besatz  und  die  ebengenannten  Dinge  konnten  selbständig 
durch  Posamentieren  hergestellt  und  dann  aufgenäht  werden.  Einen  breiten 
Einsatz  mit  Figuren  trugen  vorne  Götterbilder  (wie  z.  B.  der  archaistische 
Athenatorso  in  Dresden  zeigen  kann)  und  die  griechischen  Kitharöden. 

Litte ratur:  BlOmner  1,  200  fip. 

•« 

In  ähnlicher  Weise  ist  das  Sticken  accessorisch,  welches  in  Ägyp- 
ten*) an  der  weissen  Leinwand  ausgebildet  wurde  und  gewiss  zuerst 
in  Kreuzstichen  bestand.  Indes  sind  die  Nachrichten  überhaupt  ziemlich 
spärlich.  Die  Ägypter  kannten  bereits  die  Glasperlstickerei.  In  der  Dia- 
dochenzeit  tritt  die  uns  unbekannte  „phrygische**  Manier  auf,  bei  der  viel 
Gold  verwendet  wurde;*)  dann  spricht  man  von  der  offenbar  hochent- 
wickelten Federstickerei  [ars  plumaria),  welcher  ähnliche  künstliche  Werke 
entsprungen  zu  sein  scheinen  wie  am  Anfange  unseres  Jahrhunderts  durch 
Bonav.  Blanks  Liebhaberei.  Ihr  Ursprung  mag  in  dem  Seidenlande  China 
zu  suchen  sein,  wo  noch  Koste  der  Technik  existieren.  Sogar  mit  gefärbten 
Fleckchen  aus  Gazellenleder  zu  sticken,  haben  die  Ägypter  verstanden.*) 
Ornamentstickerei  und  Bildstickerei,  welche  die  Alten  „Malen  mit  der 
Nadel  ^  nennen,  sind  jedenfalls  in  der  Ausübung  getrennt  gewesen. 

Zwischen  Stickereien  und  Buntwebereien  zu  unterscheiden,  gestatten 
nur  wenige  der  so  zahlreichen  antiken  Abbildungen  in  Ägypten,  Assyrien 
und  auf  altgriechischen  Vasen,  sowie  an  den  bemalten  Statuen  der  Akro- 
polis  (besonders  der  Frauenstatue  des  »Antenor**  und  der  „Amazone**);  auch 
die  Nachrichten  der  Schriftsteller  sind  oft  recht  unklar,  z.  B.  wenn  sie 
von  goldenen 5)  oder  gar  goldgefärbten*)  Kleidern  reden.  Die  Ornamente 
der  Stickerei  stimmen  insofern  mit  den  Webemustem  überein,  als  sie  eben- 
falls auf  geraden  Fäden  beruhen.  Alle  aus  geraden  Linien  bestehenden 
Figuren  werden  bevorzugt;  statt  des  Kreises  begegnet  das  Polygon,  statt 
konzentrischer  Kreise  drei  konzentrische  Sechsecke  (ein  beliebtes  assyri- 
sches Muster);  aus  der  Spirale  wird  I-j|  ,  aus  der  zurückschlagenden  Welle 

der  sogenannte  Mäander  Iffll .  Die  Wellenlinie  endlich  verwandelt  sich  in 
eine  Eeihe  zusammenhängender  Dreiecke. 

Litteratur:  Sempkb,  der  Stil,  Bd.  I;  A.  Stübkl,  über  peruan.  Gewebemuster  und 
ihnen  analoge  Ornam.  der  altklass.  Kunst,  Festschr.  z.  Jubelfeier  des  25jähr.  Best.  d.  V.  f. 
Erdk.  zu  Dresden;  F.  Fischbach,  Ornamente  der  Gewebe,  Hanau  u.  London*1883  f.  160  kol. 
Tafeln  in  bist  Folge  m.  engl.  Text;  Dupoht-Aubbbvillb,  Tomement  des  tissus,  Paris  1875 
f.  m.  100  T. 

Die  Behandlung  des  Leders  kommt  nur  hinsichtlich  mancher  Luxus- 


')  Abgebildet  in  ftg^tischen  Wandge- 
mälden :  Max  Müllvr,  Asien  u.  Europa  S.  299. 

«)  Lucan.  10,  142. 

')  Pbrygianas  auro  spissas  Sen.  de  be- 
nef.  1,  3. 

*)  Mumie  einer  Königin  aus  der  21.  Dy- 


nastie: Pbot.  bei  Maspebo,  trouvaille  de 
Deir-el-bahari  T.  17;  Villiebs  Stüabt,  fu- 
neral  tent  of  an  £g.  queen,  London  1882. 

*)  Verg.  Aen.  8,  6ö9. 

•)  Simmias  bipennis  1 1 ;  Horat.  c.  4,  9, 14- 
Sen.  Bippol.  4,  9,  14;  Lucian.  nee.  16. 


174  SlaBBiBohe  ^nnatarckäologie.    t.  f)enkmälerkiinde. 

gegenstände  für  das  Kunstgewerbe  in  Betracht.  Das  Altertum  versteht 
sich  nicht  bloss  auf  das  Färben,  sondern  sowohl  das  Ausschaben  von  Fi- 
guren, als  das  Einpressen  von  Ornamenten  in  feines  Leder  ist  bereits 
frühzeitig  den  Ägyptern  bekannt  gewesen J)  Alt  ist  auch  das  Sticken  in 
Leder. «) 

198.  Ein  nicht  schwer  zu  bearbeitendes  Mittel  bot  die  Natur  im 
Holze,  dessen  verschiedene  Arten  sich  durch  besondere  Vorzüge  unter- 
scheiden. Das  gefügigste  und  darum  bildsamste  ist  das  kurzfaserige,  wie 
von  Buchs-  und  Birnbaum.  Das  Feigenbaumholz  empfahl  sich  durch  Leich- 
tigkeit und  Zartheit.  Einen  Farbton  haben  Eichen-,  Nussbaum-,  Linden-, 
Bim-  und  Buchsbaumholz  in  Abstufungen  von  hellgelb  bis  dunkelbraun, 
ganz  besonders  aber  fallt  das  schwarze  Ebenholz  auf.  Die  gut  zu  polierende 
Cypresse  und  die  gelben  Wachholderhölzer  sind  dauerhaft  und  wohlriechend, 
welch'  letzteres  auch  von  Ceder  und  Tuja  gilt;  für  diese  Eigenschaft  ist 
der  Orient  von  jeher  sehr  eingenonmien  gewesen.  Die  Eibe,  wie  der 
russische  Name  negnoj  besagt,  und  die  Eiche  sind  unverwüstlich.*)  Von 
inländischen  Bäumen  wurden  zu  gewöhnlichen  Arbeiten  die  unfruchtbaren 
vorgezogen;  doch  ging  der  Holzhandel  lebhaft,  denn  die  Luxustischlerei 
warf  sich  auf  die  kostbaren  Holzarten,  die  von  weit  her  kamen.  Die  Ceder 
konnte  man  vom  Libanon,  aus  dem  innern  Cypern  und  Kilikien  erhalten.*) 
Viel  weiter  her,  aus  Indien,^)  kam  das  schwärzliche  Ebenholz,  das  der 
Westen  trotz  der  grossen  Entfernung  schon  früh  kannte.  Die  Römer 
lernten  in  Ciceros  Zeit  von  den  Siciliern®)  und  diese  vorher  wohl  von  den 
Karthagern,  das  Holz  des  Citrusbaumes  in  Mauretanien  benutzen.')  Je 
kostbarer  das  Holz,  desto  feiner  der  Arbeiter !  Nachweislich  sonderten  sich 
die  citriarii  Roms  ab  und  fanden  nur  die  Elfenbeinarbeiter  ihrer  Kollegi- 
alität würdig.^) 

Die  kunstreiche  Behandlung  gliedert  sich  hauptsächlich  in  Drechseln 
und  Schnitzen,  doch  kommen  dazu  mehrere  dekorative  Künste.  Durch 
Kerbschnittarbeit  erhalten  Holzplatten  (z.  B.  Thürfüllungen  in  Ägypten) 
vertieftes  Relief.  Bei  der  Laubsägearbeit  wurden  die  Zwischenräume 
ganz  ausgehoben;  solche  Arbeiten  dürften  den  Kern  für  manche  der  er- 
haltenen Blech-  und  Terrakottaarbeiten  ä  jour  abgegeben  haben.  Die 
Fournierarbeit  besteht  darin,  dass  ein  geringwertiger  Holzkem  mit 
Platten  von  edleren  Holzarten  belegt  wird.  Abwechslung  der  Farbe  zu 
erzielen ,  wurde  zuerst  an  Stäben  versucht ,  wo  die  Ägypter  mittelst 
schmaler  Streifen  anders  gefärbter  Rinde  Ornamente  herstellten.^)  Dann 
setzt  man  Stücke  von  andersfarbigem  Holze  ein,  woraus  sich  das  poly- 
chrome Holzmosaik  (Tarsia,  Intarsia)*^)  entwickelt;  selbst  Reliefmosaik  ist 
später  angewendet  worden.     Diese  Techniken  können  auch  mittelst  Farbe 


0  Erman,  Ägypten  II  598. 
')  Gürtel   mit  Bronzeperlen,   in  Speier; 
mit  kleinen  Bronzebuckeln,  ebend. 

*)  Die  Linde   galt  für  frei  vom  Wurm- 


*)  Verg.  Georg.  2,  116;  Solin.  55. 
«)  Cic.  in  Verr.  4,  17;  Plin.  13,  92. 
^)  Von  den  Mauren  PI.  13,  91.  100. 
^)  Statut  der  citriarii  und  eborarii  Bc. 


frass  (Plin.  16,  65).  |   19,  161  ff. 

*)  Leo  Andeblind,  Ztsch.  des  deutschen  '  *)  Waffen   und   Scepter   Gizeh- Museum 

Palästinavereins  X  H.  2;  Euo.  Oberbummeb,      (Bulaq)  4611.4725.  Berlin  4724. 
die  Insel  Cypern  S.  82;  Strab.  14,  669.  '*')  Plin.  ep.  5,  6. 


Kap.  VL    Itaierialien  und  teohnik  des  Snnstgewerbea.    (§  193.)  175 


imitiert  werden  (z.  B.  findet  sich  gelbes  Holz  mit  roter  Maserung  am 
Totenbett  des  Ety  in  Gizeh)J) 

Die  Holzarbeit  vereinigt  sich  oft  notgedrungen  mit  der  Schlosser- 
arbeit, indem  die  Teile  durch  Nägel  verbunden  werden,  wobei  die  bron- 
zenen Nagelköpfe  einen  glänzenden  Schmuck  abgeben  und  die  natürlichste 
Ornamentik  bilden,*)  oder  indem  die  fertige  Arbeit  Schloss  und  Beschläge 
erhält.  Wie  die  häufig  für  sich  gefundenen  Tiervorderteile  angebracht 
wurden,  zeigt  der  langobardische  Fürstensarg  von  Civezzano. 

In  Holz  wird  sodann  auch  nur  der  Kern  hergestellt,  um  mit  Leder  5) 
oder  Metallblech*)  überzogen  zu  werden;  Bein-  oder  Elfenbeinplatten 
leimte  man  auf.^)  In  diesen  Fällen  konnte  der  Gegenstand  einfach  nach 
der  wertvolleren  Hülle  benannt  werden  (z.  B.  ** elfenbeinernes"  ®)  oder 
»silbernes**  Ruhebett). 

Elfenbein  ist  auch  in  Intarsia  angebracht,  worauf  sich  die  Ägypter 
schon  zur  Zeit  des  mittleren  Reiches  verstanden.')  Metallblech  und  Thon- 
platten  wurden  ausgeschnitten  und  in  Form  von  Gitterreliefs  an- 
genagelt. 

In  der  Verwertung  des  gewöhnlichen  Holzes  zeigt  sich  an  vielen 
Orten  ein  auffallender  Rückgang,  der  verschiedene  Gründe  hat:  Die  Lich- 
tung der  Wälder,  welche  teils  durch  den  Bau  von  Schiffen  und  Kriegs- 
maschinen,®) teils  durch  Waldbrände  unaufhaltsam  vorschritt,  und  die 
Bindung  vieler  Haine  in  der  toten  Hand,  die  zunehmende  Verbreitung  der 
Metalle  und  die  gewandtere  Bearbeitung  des  Steines.  In  Geräten  geht  das 
Holz  vielfach  anderen  Materialien  voran  und  erhält  sich,  abgesehen  von 
einzelnen  alten  Bräuchen,^)  bei  Bauern,  Hirten  und  gemeinen  Soldaten, 
welche  meist  hölzernes  Geschirr  gebrauchen.*^)  Mancher  Landsturm  rückt 
mit  hölzernen  Speeren  aus.**)  Selbst  zum  Schmucke  finden  manche  das 
Holz  nicht  zu  schlecht.**)  Am  besten  behauptete  es  seinen  Platz  im  Bau, 
doch  hier  nur  unselbständig,  und  dann  in  der  Zimmereinrichtung.  Geschnitzte 


>)  Ebman,  Ägypten  2,  599. 

*)  Thüre  in  Dhimitzana;  Geräte  in  der 
Tomba  del  gnerriero  zu  Corneto  (1874); 
Pompeji  B.  1868  p.  46;  Ra.  n.  s.  18,  20;  ab- 
gebildet an  Laden  und  Truhen,  auf  Vasen: 
MiNEBvn^i  mon.  Barone  22;  HEYDEMAim, 
Santangelo  535,  Neapel  3255  u.  A. 

■)  Phrygiscbe  Kästchen  (risci):  Terent 
Eun.  4,  6,  16  mit  Donat. 

*)  Z.  B.  wird  ein  Silberblech  von  einem 
Ruhebette  weggestohlen  (Suet.  Cal.  32). 

^)  Daher  stammen  die  erhaltenen  Bein- 
reliefs; iXetpayzoxoViTjTos  {xXiyai  dem.  fAl. 
paed.  2,  3,  35). 

*)  Z.  B.  Amos  6, 4 ;  vgl.  den  demotischen 
Roman  von  Stne  Hamns  S.  9. 

■ 

^)  Ermah,  Ägypten  II  605,  2;  Lbpsius 
8,  64a.  2,  19;  Wilkinson  I  413  (=  Ebman 
S.  261J.  414. 

•)  Z.  B.  Appian.  Mithr.  27.  30. 

')  Eine  der  Amphoren  in  den  atheni- 
schen Gerichtssälen:  Aristot.  U&tjy,  noX. 
p.  36. 


^^)  Mörser  samt  Stdssel:  Hesiod.  E.  423; 
neXXa  (Melkgeföss);  Schüssel:  Pollux  6,  87; 
Dio  Chrys.  7,  76  (bei  den  Slovenen  kerniza); 
ftfAtpiü^iq  (Milchgefäss :  Philetas  bei  Ath.  11, 
783  d);  Becher:  Verg.  ecl.  3,  36  ff.;  Tibull.  1, 
10,8;  xavxcW  zufolge  dem  Neugriechischen ; 
Trinkgefäss  bei  den  Geten  (Diod.  21,  12,  5), 
davon  die  Holzflasche  (ploska)  bei  den  Ru- 
mänen und  bei  den  griechischen  Hirten; 
concha  nach  dem  spanischen  cuenca;  Holz- 
fässer, im  3.  Jahrb.  n.  Chr.  zu  Aquileja  (He- 
rodian.  8,4,4),  abgeb.  an  einer  spanischen 
Silberschale  AZ.  31  T.  11;  Geschirr  des  Cu- 
rius  (Val.  M.  4,  3,  5)  und  des  Caracalla  (He- 
rodian.  4,  7,  5) ;  vgl.  Hieron.  ep.  I  25. 

")  Tacit.  Ann.  2, 14;  Herodian.  7, 4,  3.  6; 
hölzerne  Keulen  in  Pfahlbauten:  Gkoss,  les 
Protohelvötes  T.  4,  11.  12;  Ztsch.  f.  Ethnol. 
13,  177  (Abb.);  Mitt.  des  Centralkomm.  N.  F. 
14,245.^ 

**)  'JaxQayaXoi  als  Ohrringe  in  Klein- 
asien:  Anakreon  Fr.  21, 2;  Ebenholz:  Blbichb, 
Matöriaux  pour  Thist.  22,  405  ff. 


176 


KlaBsische  Kunatarchftologie.    1.  Denkmftlerkiuidd. 


Nippsachen  haben  immer  ihre  Liebhaber  gefunden,  doch  scheinen  sie  mehr 
im  Oriente  als  in  Europa  ausgeführt  worden  zu  sein.  Abgesehen  von  den 
Stöcken  mit  figuriertem  Knauf,  welche  nach  Herodot  bei  den  Babyloniem 
herkömmlich  waren J)  hat  Ägjrpten  reizende  Schnitzereien  hinterlassen.  Da 
gibt  es  Löflfel  mit  unbekleideten  Frauen  als  Griff,  Schmuckbüchschen,  welche 
Affen  umklammern  oder  ausspionieren,  Salbgefässe  mit  Mädchen  im  Röh- 
richt und  andere  mit  Barbaren,  Nadeln  mit  Tierköpfen  u.  dgl.*)  Spätere 
Holzarbeiten,  z.  B.  Kämme  sind  selten  und  wenig  bedeutend;*)  eine  ge- 
wisse fortlaufende  Tradition  dürfte  sich  nur  bei  den  hölzernen  Stehleuch- 
tern (Standerlingen)  zeigen,*)  welche  die  katholische  Kirche  bis  auf  den 
heutigen  Tag  benützt. 

Litteratur:  Blümner  2,  237  ff.;  Intarsia:  Chb.  Schbbbb,  Technik  und  Geschichte 
der  Intarsia,  Lpg.  1891;  A.  Seidenstickbb ,  Waldgeschichte  des  Altertams,  Frankfurt 
1886,  2  Bde. 

194.  Zu  den  leicht  zu  bearbeitenden  Materialien  gehört  femer  der 
T  h  0  n ,  dessen  Bildsamkeit  ihn  zu  den  verschiedensten  Arten  der  Bearbei- 
tung und  Benützung  geeignet  erscheinen  lässt.  Die  Keramik  nimmt 
daher  durch  die  Massenhaftigkeit  ihrer  Erzeugnisse  heutzutage  eine  wich- 
tige Stelle  in  der  Denkmälerkunde  ein,  welche  ihr  im  Altertum  nicht 
zukam.  Die  gewöhnliche  Töpferware,  welche  auch  der  Bauer  selbst  leicht 
herstellen  konnte,^)  interessiert  uns  nur  als  niederere  Stufe  der  Fein- 
töpferei,  bei  der  die  Schönheit  und  Gefälligkeit  der  Erscheinung  von 
Belang  sind.  Erstere  wiegt  in  altertümlichen  Verhältnissen  vor,  erhält 
sich  aber  stets  im  gewöhnlichen  Hausrate. 

Bezüglich  des  Stoffes  bemerken  wir  zwei  verschiedene  Bestrebungen  : 
Wo  Metallgefasse  fehlen  oder  selten  sind,  liebt  man  den  Thon  durch  Bei- 
mischung von  Sand,  gestampftem  Granit,  Quarz,  Glinmierschiefer  oder  Kies, 
auch  durch  feuerfesten  Graphit  zu  härten;®)  unserem  Steingut  ent- 
sprechen die  aus  zerstossenen  Scherben  und  Kalk  bereiteten  Signina,  "*) 
Dagegen  streben  besonders  die  Griechen  feine  leichte  Arbeiten  herzustellen, 
zu  welchem  Zwecke  der  Thon  sorgsamst  geschlämmt  wird;  so  können 
die  athenischen  Töpfer  eine  Wand  von  nur  zwei  Millimeter  Dicke  wagen.®) 
Nicht  zu  verwechseln  damit  ist  die  natürliche  Zusammensetzung  des  Thones, 
welche  nach  den  Fundgruben  wechselt,  da  der  Prozentsatz  von  Kieselerde, 
Kalk  und  Eisenoxyd  variiert  und  Magnesia  fehlen  kann.^)  Der  feuchte 
Thon  wird  ursprünglich  mit  den  Händen  bearbeitet,  und  solche  Gefasse 
kommen  nicht  bloss  in  ältester  Zeit  vor,  sondern  auch  später  sogar  an 
bedeutenden  Töpferorten.  ^^)     Allein  schon  in  den  Gräbern  von  Benihassan 


*)  Herod.  1,  195;  E.  Fb.  Hebmann,  de 
sceptri  regii  antiquitate  et  origine,  Gott.  1851; 
Benndobf,  A.  37,  380. 

3)  Pbbbot  1 585.  586.  590;  Ebman  2,  564. 

»)  B.  mun.  1889  S.  499;  vgl.  Martial. 
14,25. 

*)  Cic.  ad  Qu.  3,  7  (aus  Samos  bezogen) ; 
Petron.  95 ;  Martial.  14,  44. 

»)  Z.  B.  TibuU.  1,  1,  39  f. 

*)  In  Orchomeoos  (Schlibhann  S.  44); 
sehr  häufig  in  Deutschland  und  Österreich. 

')  Plin.  35,  165. 


^)  Gaboiulo,  cenni  sulla  maniera  di  rin- 
venire  i  vasi  fittili  p.  12  fiP.;  Blümkbb  1  S.  40 
A.  1. 

^)  Analysen:  Jahn,  Katalog  der  Vasen- 
samml.  S.  CXXXIX;  Bronqniabt,  trait^  1, 
414;  Blümnbb  2,  70;  Wilisch,  altkorinthi- 
sche Thonindustrie  S.  15;  Gefasse  von  Villa- 
nova: GozzADii«  (S.  135)  p.  28  A.  1. 

>o)  Für  Naukratis  bezeugt  von  Athenaios 
11,  480  e;    Beispiele  aus  der  römischen  Eö 
nigszeit:  Helbig,  Italiker  S.  86;  mit  griechi- 
schen Vasen  zusammen  auf  dem  Esquilin: 


Kap.  Vt    Materialien  und  Technik  de«  Ennatgewerbea.    (§  194.)  177 

erscheint  die  mit  den  Händen  getriebene  Töpferscheibe,  die  sowohl 
durch  erhaltene  thönerne  Exemplare  als  durch  zahlreiche  Abbildungen  ver- 
anschaulicht wird.  9  Di6  jetzt  übliche  mit  den  Füssen  bewegte  ist  im 
Altertum  Ausnahme.*)  Hals  und  Fuss  wurden  besonders  gedreht,  die 
Henkel  ebenso  für  sich  geformt  und  dann  angesetzt.  Unregelmässigkeiten 
beseitigte  ein  Polierinstrument  (abgeb.  bei  Blümner  2, 50).^)  Eine  Zwischen- 
stufe vor  Erfindung  der  Drehscheibe  mag  in  der  Verwendung  hölzerner 
Reifen  bestanden  haben,  deren  Eindrücke  z.  B.  an  den  Innenwänden  von 
Gefassen  der  Arvalen  wahrnehmbar  sind.^)  Ist  das  Gefass  nun  roh  her- 
gestellt, so  genügt  es,  dasselbe  in  die  Sonne  zu  stellen,  welche  freilich 
nicht  überall  so  kräftig  wie  in  Babylonien  wirkt;  an  der  Luft  getrocknete 
Gefösse  sind  jedoch  gar  nicht  selten.  Rascher  und  gründlicher  wirkt  das 
Feuer  des  Ofens,  welchem  freilich  auch  manche  Mängel  anhafteten,  wie 
das  homerische  Gedicht  Kdfuvog  (das  14.  der  sogenannten  Epigramme)  an- 
deutet. Brennöfen,  welche  nach  der  hauptsächlichen  Windrichtung  des 
Ortes  angelegt  wurden,*)  haben  sich  mit  runder  oder  auch  viereckiger 
Form  in  beträchtlicher  Anzahl  vorgefunden,  namentlich  in  Eampanien, 
Frankreich,  Deutschland  und  England.**)  Die  älteren  einfacheren  Einrich- 
tungen sind  jedoch  durch  wenige  Beispiele  ^)  und  einige  zum  Teil  zweifel- 
hafte Abbildungen*)  erläutert.  Aus  Gründen  der  Feuerpolizei  liegen  die 
Brennöfen  auf  einem  Gebiete  vereinigt;  wenn  in  Rheinzabern  77  Töpfer- 
und 36  Ziegelöfen  beisanmien  gefunden  wurden,  so  ist  ähnliches  im  athe- 
nischen Stadtviertel  Eerameikos  vorauszusetzen.  So  entwickelt  sich  ganz 
natürlich  eine  zunftmässige  Fabrikation  ordinärer  Töpferware;  bei  den 
Griechen  erhalten  die  Amphoren  oder  Spitzfasser,  bevor  sie  mit  Wein  oder 
Öl  gefüllt  in  das  Ausland  gehen,  einen  amtlichen  Stempel  auf  ihren  Hen- 
kel,®) die  Römer  dagegen  halten  auf  Fabrikstempel,  die  sich  in  grosser 
Anzahl,  z.  B.  auf  dem  Monte  Testaccio  (S.  26)  und  in  Gallien,  vorfinden.  *<>) 
Der  Grad  der  Ofenhitze  ist  so  verschieden,  dass  auch  das  Ergebnis,  das 
überdies  von  der  mineralischen  Zusammensetzung  des  Thones  abhängt, 
stark  differiert.  AUe  Spielarten  von  Grau,  Gelb  und  Rot  kommen  vor, 
ebenso  ungleichmässig  gebrannter,  versengter  und  vom  Rauch  geschwärzter 


Bc.  3,  49  ff.  T.  6-8,  9.  18.  31.  Gefässe  von 
Dhiinini  und  Sesklo:  Ath.  Mitt.  9,  116. 

*)  ßLÜMKCB  2,  38  f.;  auf  korinthischen 
T&felchen  Berlin  869.  880,  Ant.  Denkm.  1 17. 
18;  Ga.  1880  p.  101  F.  3;  Vasen:  Berlin 
640.  815.  868-9.  814? 

•)  Hesych.  nodoigoxaXog;  Sirach  38,  29. 

^)  Angebliche  Poliersteine;  abgeb.  bei 
ScHLiBMANi«,  Tiryns  S.  89  f.;  in  Böhmen  und 
InnerOsterreich  diente  häufig  ein  Stück  Gra- 
phit zum  Glätten  (vgl.  S.  176  A.  6). 

*)  HiLBio,  Italiker  S.  87. 

»)  Ath.  M.  4,  173,  1. 

")  Cales,  Puteoli  (Bruzza,  scoperta  di 
fignline  in  Pozzuoli,  Rom  1875);  Nordendorf 
in  Oberbayem:  Hefneb,  Oberbayer.  Archiv 
f.  Vaterland.  Gesch.  22, 1  ff.,  speziell  S  56  ff., 
Plan  T.  4, 1—3  (S.  60  ff.  Verzeichnis  anderer); 
Heidelberg:  Stark,  Rhein.  Jahrbb.  1878;  Vir- 

BADdbncb  der  Uimi.  AltertumswisBeiiachaft.    VL  12 


CHOW,  Ztsch.  f.  Ethnol.  1882  S.  524  ff.;  Ne- 
viodunum:  Mitt.  der  Centralkomm.  1889 
S.  132;  bei  Heipfau:  das.  1893  S.  98  ff.  m. 
Abb.;  vgl.  Blümnkb  2,  23  ff. 

')  In  Sparta  Ath.  Mitt.  2,  300. 

*)  Blümner  2,  46  ff. ;  vielleicht  auf  ko- 
rinthischen Täfelchen  abgebildet :  Ant.  Denkm. 
1,  8;  Ga.  1880  S.  101  F.  1;  vgl.  Wilisoh,  d. 
altkorinth.  Töpferindustrie  S.  18. 

®)  Über  Henkelinschriften  s.  Hinrichs, 
£pigraphik  §  139. 

'°)  Ältere  Sammlungen  von  FROKEorRR, 
H.  ScHUBRMAiis  Und  G.  Marini,  iscrizioni 
ant.  doliari,  Rom  1884;  vgl.  Hübäbr,  röm. 
Epigraphik  §  67.  68;  Th.  Habert,  la  po- 
terie  antique  parlante,  Paris  1893,  m.  37  T. 
Die  gewöhnlichen  Abkürzungen  sind  of(ficina) 
und  f(ecit). 


178 


SlasBiBohe  SmiBtarohäologie.    I.  Denkmälerlninde. 


Thon.  Römische  Töpfer,  vornehmlich  der  Nordprovinzen,  lieben  helle  Thon- 
arten,  welche  im  Feuer  weiss  werden.  ^)  An  schwach  gebrannten  Gefassen 
schliessen  sich  die  Poren  nur  unvollkommen,  weshalb  solche  nicht  zu  wirk- 
lichem Gebrauche  dienten  (S.  27.  29)*);  doch  erfordern  in  heissen  Ländern 
Wasserkrtige  die  Eigenschaft,  dass  das  Wasser  durch  die  Poren  der  Wände 
verdunsten  kann,  indes  erzielt  man  dies  durch  Zusatz  von  Sand.  Auf 
diese  Arten  kommt  grobe  Töpferware  zu  Stande. 

195.  In  das  Gebiet  der  Kunst  gehört  zunächst  die  gefällige  Erschei- 
nung des  Thon  es.  Dieselbe  kann  schon  durch  sorgfältiges  Schlemmen 
und  Brennen  erzielt  werden;  dazu  tritt  noch  manchmal  eine  eigentliche 
Färbung,  und  zwar  hellgrünliche  zur  Imitation  patinierter  Bronze,')  wie 
gelblicher  Thon  das  frische  Metall  nachahmt,  oder  ein  Silberton  nach 
Art  der  Silbergefässe,  worauf  sich  die  Töpfer  von  Naukratis  verstanden.*) 
Die  ziemlich  seltene  glänzend  braune  Farbe  mag  an  altes  Kupfer  er- 
innern.-'^) Die  schwärzlichen  Bücchero-Gefässe  —  bucaro  nannte  der 
Spanier  ein  aromatisches  Gefäss  indischer  Fabrik  —  sind  jedenfalls  dort 
aufgekommen,  wo  die  Mischung  von  Asphalt  und  Erde  in  der  Natur 
vorkam,  nämlich  in  der  Gegend  des  toten  Meeres;  dann  wurden  sie  in 
den  asphaltreichen  Ländern  Babylonien  und  Assyrien  hergestellt.  Von 
hier  aus  verbreiteten  sie  sich  mit  der  orientalischen  Kultur  weit  und  breit, 
teils  durch  Export,  teils  durch  Nachahmung;  in  letzterem  Falle  waren  die 
Mittel  der  Färbung  sehr  verschieden.  So  könnten  die  weit  auseinander- 
gehenden Ansichten  über  die  Technik^)  alle  in  Beschränkung  richtig  sein. 
Wo  die  Kunst,  den  ganzen  Stoflf  mit  schwarzer  Farbe  zu  durchdringen, 
unbekannt  war,  wie  in  Thrakien  und  den  Donauländern,')  da  reichte  es 
schon  hin,  Graphit  oder  Ofenschwärze  bei  ersticktem  Feuer  einzuschmälen 
oder  Kohlenstaub  zuzusetzen.®)  Ebenso  verschieden  sind  die  jetzt  gebräuch- 
lichen Manieren;  während  in  Szegedin  und  Rustschuk  das  Brennen  genügt, 
reiben  die  Inder  die  Oberfläche  mit  Pflanzensamen  (z.  B.  Gyrocarpus  asia- 
ticus,  auch  Abutilon  indicum),^)  In  Etrurien  behaupteten  sich  die  Bucchero- 
Gefasse  mindestens  bis  gegen  den  Anfang  unserer  Zeitrechnung.  Man 
lernte  dem  Thon  ausserdem  einen  metallischen  Glanz  zu  geben  ^^)  oder  gla- 
sierte ihn  geradezu. 


')  Vgl.  z.  B.  G.  F.  Baldini,  sopra  certi 
vasetti  di  creta  in  grnn  numero  trovati  in 
una  cainmera  sepolcrale  n.  vigna  di  S.  Ce- 
sario  in  Roma,  m.  1  T. 

*)  Jayatdwy  vdQetfU  fizeXeig  Axioclios 
371  e. 

^)  Korinthische  Vasen  haben  manchmal 
diesen  Thon;  Vase  von  feiner  Erde  mit 
goldenem  Kranze,  aus  Tanagra:  B.  1874 
p.  125. 

*)  Athen.  11,  480  e.  Einfacher  ist  der 
schlichte  weisse  Überzng  (z.  B.  eines  Gefässes 
in  Speier);  in  Tiryns:  Schubmann  S.  116  ff. 

'')  Ein  Ossarium  in  Speier.  Zwischen 
Bronze  und  Kupfer  stehen  die  grossen  me- 
lischen  Vasen  (ArchÄol.  Ges.  361—68). 

°)  John,   die  Malerei  der  Alten,   Berlin 


1886  S.  166  ff.  (Asphalt);  B.  1887  p.  28  ff.; 
BiRCH  -448  ff. ;  Witte,  6t.  sur  les  vases  peints 
p.  48  ff.;  Oant6,  archeologia  e  belle  arti,  Nap. 
1861  K.  5  §  128  (von  innen  und  aussen  ge- 
brannt); nach  Hostmann  in  der  untersten 
Schicht  von   Hissarlyk   durch  Einschmelzen 

eines  Überzuges  von  Fichtenharz  erzeugt; 
Blümneb  2,  60  ff. 

')  Thrakien:  'FMrjy.  tpiXoX.  ffvXX.  Iff  151 ; 
Augsburg  u.  A.  Geschwärate  Reliefbecher 
kommen  noch  spät  aus  Griechenland;  ihr 
Name  dürfte  fdsXmyig  sein  (Herondas  1,  79). 

®)  Dies  wiegt  in  Tirol  vor. 

»)  Verh.  der  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1878 
S.  228. 

^°)  Dennis,  cities  and  cimitaries  11  '308. 


Kap.  VL    Haierialien  und  Teohnik  des  Sniuiigewerbea.    (§  195.)  179 

Da  die  rote  Farbe  immer  gefiel,  sind  rotthonige  Gefässe  nichts 
weniger  als  selten;  die  Athener  stellten  sie  durch  Mennig  her,*)  während 
in  römischer  Zeit  das  Glasurmittel  zugleich  die  Farbe  gab. 

Die  Technik  wird  bei  gleichem  Erfolge  vereinfacht,  wenn  bloss  die 
Oberfläche  des  Thones  verdeckt  wird.  Dies  war  eine  Notwendigkeit  bei 
getrockneten,  nicht  gebrannten  Gefössen,  wenn  sie  ihren  Inhalt  lange  be- 
halten sollten.  Zu  diesem  Behufe  strichen  die  Babylonier  Asphalt  darüber, 
andere  Völker  verpichten  die  Gefässe;  daraus  entstand  der  bekannte  schwarze 
Firniss  der  griechischen  Vasen,  dessen  Glanz  und  Haltbarkeit  die  Nach- 
ahmer selten  erreichten;  vor  der  Kaiserzeit  hatte  nämlich  der  griechische 
Einfiuss  dieser  Manier  in  Europa  weite  Verbreitung  gegeben.^)  Farbe 
und  Glanz  zugleich  aber  erhielt  die  Oberfläche  in  der  Glasur,  welche 
durch  Eintauchen  in  eine  Alkalilösung  oder  durch  einen  alkalihaltigen  An- 
strich entsteht.*)  Diese  Kunst  wurzelt  am  festesten  im  Orient,  wo  sie 
jedenfalls  auch  erfunden  worden  ist.  Man  spricht  unrichtig  von  ägyp- 
tischem Porzellan;  in  Naukratis  ist  allerdings  eine  grosse  Fabrik  ent- 
deckt worden,  *)  auch  geht,  nach  den  Skarabäen  zu  urteilen,  die  Kunst  des 
Glasierens  bei  den  Ägyptern  bis  in  die  Zeit  der  dritten  Dynastie  zurück. 
Besonders  schön  glänzen  die  Glasuren  unter  Amenhotep  IQ.,  wo  man  auch 
Violett  und  Chokoladebraun  zu  erzielen  verstand.  Sonst  weist  Babylonien 
die  vollkommensten  Glasuren  auf,  während  die  Assyrier  etwas  zurück- 
bleiben. Die  alten  Farben  sind  Neapelgelb  (erzeugt  durch  Bleiantimonit 
mit  Zinn),*)  Weiss  (Zinnoxyd)  und  Blau  (Kupferoxyd  mit  Blei  oder  pul- 
verisiertes Lapislazuli),«)  seltener  Rot  (Kupfersuboxyd  oder  Eisenoxyd)  und 
Grün  (Kupferasche).  Die  Farben  verändern  sich  oft,  Grün  in  Braun,  Blau 
in  Weiss.  ^)  Die  glasierten  Gefässe  verbreiteten  sich  vielleicht  schon  mit 
der  mykenischen  Kultur;*)  jedenfalls  begleiteten  dieselben  und  die  gleich- 
gearbeiteten Skarabäen  die  zweite  orientalische  Periode.^)  Während  im 
Oriente  die  Kunst  des  Glasierens  nie  verloren  gegangen  zu  sein  scheint, 
verschwindet  sie  im  Abendlande;  nur  grün  zu  glasieren,  mögen  die  grie- 
chischen Töpfer  später  neu  gelernt  haben.  Im  Grunde  ist  der  Firniss  nur 
ein  Surrogat  der  Glasur  und  zwischen  beide  hinein  gehört  das  metallische 
Graubraun  vieler  Vasen  von  Naukratis  und  Rhodos.  Sicherlich  ist  während 
der  alexandrinischen  Zeit  die  korallenrote  Glasur  erfunden  worden,  welche 


*)  Suidas  u.  KütXiados  xegaf^^eg;  Zin- 
nober? LucU.  ine.  137  M.;  Eisenoxyd  nach 
dem  Heizog  von  Luynes;  vgl.  Blümnbr  4, 
524.  Auch  die  spätkorinthischen  Vasen  haben 
roten  Thon. 

^)  Über  die  Frage  der  Zusammensetzung 
Blümnkb  2,  72  fip.  524.  Schwarzblauer  Fir- 
niss begegnet  in  Etrurien  (Fabbbtti,  supple- 
mento  iJl  286). 

')  Hbfhbr  S.  20.  17  f.;  Mohgez,  Eist,  et 
m^m.  de  Tlnstitut  royal  de  France  III.;  s. 
auch  F.  Kelleb,  die  rote  römische  Töpfer- 
ware mit  besonderer  RQcksicht  auf  ihre 
Glasur,  Speier  1876 ;  Blüm rbb  2,  88  fiP.  4, 525. 

*)  Petbie,  Naucratis  I  S.  36  ff.  T.  37 


für  solche;  Nr.  79—81  tragen  den  Namen 
von  Psammetich  L,  Nr.  82  von  Psamme- 
tich  II.). 

*)  Latabd,  discov.  p.  166. 

^)  Ein  Klumpen  wurde  in  Chorsabad 
gefunden  (Place,  Ninive  2,  250  f.). 

^)  Petbie,  bist,  scarabs  p.  9. 

^)  ScHLiEMANN,  Orchomeuos  S.  45;  My- 
kene  S.  123. 

^)  Farbige  Abbildungen:  Musöe  Napo- 
leon III.  T.  49-51  (aus  Rhodos;  49,  6  mit 
imitierter  Kartusche  des  Königs  Apries). 

'0)  Ross,  Inselreisen  3,  55;  B.  1874  p.  125 
Scherben  aus  Kyrene;  andere  unbestimmter 
Herkunft    in    verschiedenen    Sammlungen; 


(sehr  viele  glasierte  Skarabäen  und  Formen    ,   Thon  in  Smaragd  verwandelt:  Sen.  ep.  90. 

12» 


180 


SlaBsiBclie  Sanstarohäologie.    I.  Denkmälerknnde. 


diearetinischen  Gefässe  auszeichnet;')  diesen  Namen  tragen  die  letzteren, 
insofern  sie  massenhaft  in  und  um  Arretium  gefunden  werden  und  ein 
römischer  Töpfer  sich  selbst  als  figulus  Aretinus  bezeichnet.*)  Nicht  über- 
all gelang  es,  den  frischen  Glanz  und  die  satte  Farbe  zu  treffen;  diese 
minderen  Gefasse  mit  Reliefverzierung  (s.  u.)  pflegt  man  weniger  begrün- 
det samische  zu  nennen.  Ebenso  missbräuchlich  ist  der  Name  vasa 
sigillata,  welcher  von  der  lemnischen  Erde  herkommt.  Beide  Gattungen 
sind  über  das  römische  Reich  verbreitet.  Gelbroter  Lack  zeichnet  Gefasse 
von  Trier '^)  und  anderen  Römerstädten  aus. 

196.  Soll  die  Vase  weiteren  Schmuck  erhalten,  so  eignet  sich  der 
Thon  in  feuchtem  Zustande  zu  vertiefter  Ornamentierung.  Die  ein- 
fachste Weise  besteht  darin,  die  Finger  einzudrücken  (was  das  Tupfen- 
oder Grübchenornament  ergibt)*)  oder  eine  Schnur  straff  herumzulegen; 
dieses  Schnurornament  reicht  bis  in  die  Steinzeit  hinauf  und  ist  weit 
verbreitet,^)  später  wird  es  zum  Perlenstab  verschönert.*)  Das  nächste 
Instrument  ist  ein  einfacher  Griffel,  mit  welchem  man  beliebig  Punkte  und 
Linien  eindrückt.  Vielleicht  hat  man  dann  die  kammartigen  , Kopfkratzer ^ 
zur  Beschleunigung  der  Arbeit  verwendet.^)  Die  zweite  Stufe  der  Thon- 
verzierung,  welche  mit  der  Verbreitung  der  orientalischen  Kultur  zu- 
sammenfallt, ist  die  Einprägung  eines  Stempels,  welcher  das  gleiche 
Muster  öfter  wiederholt;  vielleicht  haben  Spielereien,  wie  sie  später  noch 
vorkommen,  z.  B.  das  Eindrücken  einer  Münze,*)  diese  Erfindung  herbei- 
geführt. Wir  finden  solche  gestempelte  Ware  von  geschwärztem,  rotem 
oder  bräunlichem  Thon  (Bed-ware).  Matrizen  für  Inschriften  und  einzelne 
Ornamente  (z.  B.  Masken)  blieben  fort  und  fort  im  Gebrauche;^)  erst  mit 
den  letzten  Jahrhunderten  unserer  Zeitrechnung  kam  eine  neue  Blütezeit 
der  Reliefgefässe,  welche  nun  massenhaft  hergestellt  wurden  —  dank  der  Er- 
findung der  Modell-  oder  Formschüsseln ,  aus  denen  das  Gefäss  im  ganzen 
gepresst  werden  konnte;^®)  dieselben  sind  oft  recht  roh,  wie  mit  dem  Messer 
geschnitten.^*)  Hohes  Relief  kam  auf  diese  Weise  natürlich ^  nicht  zu 
Stande;  solche  Figuren  (namentlich  Masken)  mussten  gesondert  ausge- 
drückt und  dann  auf  den  feuchten  Thon  gepresst  werden.  Aus  freier 
Hand  dagegen  schnitt  der  Töpfer  Ornamente  in  den  feuchten  Thon.**)  Zu 


')  Fabboni,  storia  degli  anticbi  vasi 
fittili  Aretini,  Arezzo  1841;  Blümneb  2, 67  ff. 

")  Corpus  inscr.  Lat.  II  4970,  519. 

»)  Jahresbericht  1863;64  S.  39. 

*)  Wahrscheinlich  daxtvXtoroy  Ion  bei 
Athen.  11,  468c;  Abbildungen:  Beiträge  zur 
Anthrop.  u.  Urgesch.  Bayerns  I  T.  12,  28.  13, 
1—3.  10—14.  16.  17.24.26;  Lindewschmit, 
Altertümer  II,  1,  1,  1.  2.  In  Schweden  soll 
das  Ornament  fehlen :  Hildbbband,  Anthrop. 
Corresp.  1876  S.  75.  Nägeleindrflcke  sind 
seltener 

^)  Lepsius,  Denkm.  II  T.  153,  43  (Zeit 
der  5.  Dynastie);  Archiv  für  Anthrop.  7 
T.  18,  33;  phönikisch  nach  Elopffleibcb, 
Anthrop.  Korresp.  1875  S.  87. 

^)  An  malerischen  Vasen  mit  Gold- 
ßchmuck:    Jahn,    Vasen    mit  Goldschmuck 


T.  2,  3.  4;  Ant.  du  Bosph.  Cimm.  T.  53, 2.  54, 
1.  57,  1. 

^)  Palliabdi,  Ztsch.  des  vaterländischen 
Musealvereins  in  Olmütz  (tschechisch)  6,  78. 

^)  Teller  von  Hadria,  mit  Abdruck  einer 
Uncia  aus  dem  3.  Jahrh.  v.  Chr.:  Heydbmakk, 
Mitteilungen  S.  26  f.;  schwarze  Gefasse  in 
Acquacetosa  mit  Denarstempel:  Abbken, 
Mittelitalien  S.  323. 

^)  Blümneb  2,  104  m.  Abb.;  Bibch,  J.  r. 
arch.  inst.  VIII  (1851);  Fetbie,  Naukratis  I 
T.  29;  aus  Terrakotta  in  Speier. 

^*^)  Muster  von  solchen  bei  Hefkbb, 
Töpferei  v.  Westemdorf  S.  25  ff. ;  Fabboni, 
vasi  Aret.  T.  7;  sehr  viele  in  Speier:  Hab- 
steb's  Katalog  S.  11. 

' »)  Z.  B.  MB.  12,  45. 

'»)  Wiederholt  in  der  Pfalz. 


Kap.  VL    Materialien  nnd  Technik  des  Kunstgewerbe«. 


196-197.)     18 1 


keinerlei  hohen  Leistung  kann  es  die  Aufspritzung  oder  Aufpinselung 
flüssigen  Thonschlammes  bringen.  Zu  ersterer  diente  eine  Art  Trichter 
(Malhom,  franz.  barbotine).^)  Diese  Art  {en  barbotine)  kommt  in  römischer 
Zeit  vor  und  erzielt  bei  Anwendung  weisser  Farbe  eine  einfache  Poly- 
chromie.')  Älter  ist  die  Herstellung  von  flachen  Reliefs  mittelst  des 
Hodelliersteckens,  doch  müssen  diese  fast  stets  durch  Farbe  hervorgehoben 
werden.  Diese  Art  erscheint  nach  meiner  Ansicht  schon  im  7./6.  Jahr- 
hundert,^) dann  vereinzelt  an  einer  rotfigurigen  Akropolisscherbe  des  Hip- 
paichmos,  öfter  zur  Zeit  des  malerischen  Stils.  Als  Beispiel  sei  die  präch- 
tige Petersburger  Vase  Nr.  525,  die  aus  Cumae  kam,  genannt.^) 

Litteratur:  Mazabd,  sur  les  poteries  samieiuies,  B.  des  antiquaires  de  la  France 
1884  8.  278  ff.;  Gefftsse  mit  Inschriften  in  Relief:  An.  de  BABTHiLBMT,  6a.  III  172  ff.; 
SiTTL,  die  Phineusschale  und  fthnliche  Vasen  mit  bemalten  Flachreliefs,  Wüizburg  1892 
(das  Innenbild,  Silenmaske,  ist  zweifellos  Relief). 

197,  In  den  gebrannten  Thon  kann  man  mit  einem  spitzigen  Instru- 
mente gravieren  (z.  B.  in  Hissarlyk,  Gypem,  Etrurien,  Oberitalien  und  dem 
Norden),  doch  bringt  dies  kein  deutliches  Bild  hervor.  Es  muss  die  Farbe 
hinzukommen,  was  am  einfachsten  so  geschieht,  dass  die  Furchen  damit 
ausgefüllt  werden,  z.  B.  bei  dunklem  Grund  mit  weisser  Kreide^)  und  bei 
hellem  mit  Graphit.  Bequemer  jedoch  malte  der  Töpfer  die  Farbe  mit 
Pinsel  auf  den  gebrannten  Thon;^)  aber  als  die  Erfahrung  lehrte,  dass  sie 
so  nicht  haltbar  sei,  schritt  er  zum  Brennen  der  Farben  vor,  indem  er 
auf  den  Thon  vor  dem  Brennen  malte.  Die  Orientalen  haben  infolge  ihrer 
Vorliebe  für  alles  Leuchtende  die  Emailfarbe  vorgezogen,  doch  auch  diese 
lieber  in  grösserem  Massstabe  an  Wandfliesen  angewendet. 

Die  Vasenmalerei  weist  bei  genauerer  Betrachtung  wesentliche 
Unterschiede  auf.  Wir  finden  z.  B.  hinsichtlich  des  Verhältnisses  zu  den 
ebenbenannten  Verfahren  bemalte  Reliefs,  Malerei  in  Verbindung  mit  Gra- 
vierung a)  der  Konturen  und  Einzelheiten  b)  nur  der  letzteren,  femer 
Malerei  mit  Federzeichnung  in  der  gleichen  Abstufung  und  endlich  die 
reine  Pinselmalerei,  das  rascheste  und  billigste  Verfahren. 

Was  die  Farbe  selbst  anlangt,  so  soll  sie  nicht  naturgetreu  sein, 
sondern  entweder  zum  Fimiss  oder  Thon  stimmen  oder  damit  kontrastieren. 
An  die  beliebten  Glasuren  erinnern  die  blauen  Ornamente  der  ägyptischen 
Vasen  von  Gurob  und  Tell-el-Amama.  Die  halbglasierten  Gefasse  von 
Naukratis  und  Rhodos  haben  Scharlach  oder  Purpur  und  Weiss  (?)  auf 
Graubraun.')  Zu  den  gelblichen  Nuancen  des  Thones,  wie  ihn  die  Vasen 
des  geometrischen,  orientalischen,  korinthischen  und  chalkidischen  Stiles 
zeigen,  passen  Braun, ^)  Schwarz  und  Rot.  Wegen  der  Natürlichkeit 
der  Farbenstimmung   kommen    solche   hellbraune  Gefässe    mit  schwarzer 


>)  Hbfitkb  S.  51  ff.  m.  T.  4, 12. 13 ;  Bbono- 
HIABT  T.  29,  1—4. 

^)  Gef&sse  in  Speier;  ebend.  bespritzte 
Ziegel. 

^)  Schildzeichen  plastisch:  Hartwig, 
Meisterschalen  S.  629  A.  2;  über  anderes, 
wobei  auch  die  Vergoldung  hereinspielt,  s. 
dens.  S.  244.  248.  250.  368.  494. 

*)  CR.  1862  T.  3  u.  5. 

^)  Z.  B.  erste  Schicht  von  Hissarlyk, 


Riynäi  und  Teplitz  in  Böhmen. 

^)  Wie  in  Ägypten,  doch  besteht  dort 
die  Verzierung  nur  in  einigen  Streifen. 

^)  Biliottis  Samml.  Nr.  2-8;  Hydria 
aus  der  Polledrara:  Micali,  mon.  in.  T.  4. 

*)  Farbige  Abb.  z.  B.  bei  Gokzb,  An- 
fänge T.  8.  Das  dunkle  Violettbraun  der 
Vasen  von  Dhimini  und  Sesklo  (Ath.  Mitt 
9,  116)  ist  kaum  die  ursprüngliche  Farbe. 


182 


Klassisolie  KmiBtarchaologie.    I.  Denkmftlerkimde. 


Bemalung  auch  später  vor.*)  Gelbweisse  Ornamente  auf  braunrotem 
Thon  sind  wenig  verbreitet.*)  Die  Ausbreitung  der  schwarzen  Silhou- 
etten hängt  augenscheinlich  mit  der  Einführung  des  schwarzen  Firnisses 
zusammen,  welcher  alles  bis  auf  die  ausgesparte  Bildfläche  bedeckt.  Sie 
bleiben  darum  auch  noch  länger,  als  der  Thon  bereits  schön  rotgebrannt 
wird;  man  spricht  von  schwarzfigurigem  Stil.  Hier  ist  die  blosse 
Silhouette  gegeben,^)  die  notwendig  einen  altertümlichen  Eindruck  macht. 
Bei  starkem  Brennen  geht  die  schwarze  Farbe  teilweise  in  Rot  über.*) 
Dieser  Anregung  bedurfte  es  kaum,  um  das  düstere  Schwarz  mit  dem  be- 
liebten Rot  zu  vertauschen.  Das  Problem  war  gelöst,  als  nicht  mehr  die 
Bildfläche,  sondern  die  Figuren  selbst  inmitten  des  schwarzen  Firnisses 
ausgespart  wurden.  Die  Schalenmaler  machten  den  Anfang,  während  sich 
an  den  Amphoren  die  schwarze  Malerei  etwas  länger  hielt.  ^)  Da  das 
Aussparen  nicht  geringe  Sorgfalt  erfordert,  wird  gewöhnliche  Ware  oft 
einfach  ganz  gefimisst,  worauf  die  schwarze  Fläche  Malereien  bald  in 
gelber  oder  rötlicher  Farbe,')  bald  in  Weiss  empftngt.®) 

Die  Farbe  ist  wie  gesagt  nur  dekorativ;  doch  ist  die  blosse  schwarze 
Farbe  zu  unfreundlich,  um  nicht  einen  Schritt  zum  Naturalismus  zu  ver- 
anlassen. Auf  die  schwarze  Grundfarbe  werden  daher  meistens  Lasur- 
farben aufgesetzt:  Weiss,  wodurch  fast  regelmässig  die  Frauen  bezeich- 
net werden.  Violett  und  Dunkelrot,  seltener  Mattweis,  Rosa  und  Lila; 
nur  ausnahmsweise  setzt  der  Maler  diese  Farbe  unmittelbar  auf  den  Thon- 
grund.'ö)  Zur  thongrundigen  Manier  hingegen  passen  Deckfarben  nicht, 
so  dass  dort  höchstens  eine  tiefere  Schattierung  von  Rot,  wie  bei  gelben 
Figuren  Braungelb,  oder  Glanzlichter  vorkonmien.  *  *)  Später  aber  hat  eine 
farbenfreudige  Zeit  Weiss  und  andere  Farben  in  reichem  Masse  hinzu- 
gegeben.  Ein  besonderer  Luxus  bestand  in  der  Anwendung  von  Gold,**) 
sei  es  Goldfarbe  auf  schmutzig-weissem  Grund  oder  Rauschgold,  mit  welchem 
die  aufgetragenen  rotbraunen  Erhöhungen  umhüllt  wurden;  das  Vorbild 
gaben   die  Silbergefasse   mit   vergoldeten   Relieffiguren   oder   Inschriften, 


*)  Athen,  Archäol.  Ges.  5897,  mit  starken 
Gravierungen;  5920,  freier  4273. 

^)  In  Orvieto  neben  korinthischen  Vasen : 
AA.  1893  S.  82. 

^)  Eine  gewisse  Schattierung  findet  an 
„kyrenäischen*  Vasen  statt  nach  Puchstein, 
AZ.  39,  245  f. 

*)  Z.  6.  Athen,  archäol.  Ges.  3106. 

^)  Über  das  Problem,  das  die  Schild- 
zeichen boten:  AZ.  41,  3  f. 

^)  Jahn,  Einl.  Anm.  494;  Bruivk,  Cer- 
tosa  S.  494. 

')  Schon  unter  den  Akropolisscherben 
vertreten. 

^)  Z.  B.  kleine  Aryballen  in  Athen 
(Arch.  Ges.  2512.  2606.  2905.  3108.  3513— 
14);  Gefässe  mit  lateinischen  Inschriften  aus 
dem  5.  Jahrhundert  der  Stadt;  grosse  Am- 
phora aus  Eorinth  (im  Kunsthandel). 

»)  Z.  B.  CoLLiGNON,  catal.  Nr.  197. 

»0)  Weiss:  Fran^oisvase  Jahrb.  1887,  281; 
Arch.  ep.  Mitt.  1888  S.  41 ;  Vase  des  Sophilos 


Ath.  M.  14  S.  2;  schwarzflgurige  Vasen  des 
Amasis  AA.  1893  S.  84;  mehrere  Scherben 
von  der  Akropolis;  manchmal  an  spätkorin- 
thischen Vasen  AA.  1893  S.  83. 

^  *)  Jahrb.  4,  199 ;  ausnahmsweise  gelb- 
liches Braun :  Klein,  Euphronios  ^277 ;  Glanz- 
lichter: Hartwig,  Meisterschalen  S.  324. 
337;  A.  Flasch  (die  Polychromie  der  grie- 
chischen Vasenbilder,  Wüi-zb.  1875)  nimmt 
an,  die  Deckfarben  seien  nur  vielfach  ver- 
schwunden, ehemals  aber  vorhanden  ge- 
wesen. 

*-)  0.  Jahn,  über  bemalte  Vasen  mit 
Goldschmuck,  Lpg.  1865,  m.  42  T.;  Stephani, 
CR.  1874  p.  56  (1862  T.  1);  AZ.  1867  T.  224, 
2;  Ra.  1875  T.  20;  Collionon,  catal.  564  ff.; 
B.  1867  p.  93  f.  1868  p.  155;  Anthr.  Corresp. 
1879  S.  109  u.  s.  w.;  goldene  Inschrift  Fa- 
BBBTTi  Corpus  inscr.  Ital.  2762  (Cumae);  Gold- 
schmuck an  einem  .alten*'  Gefäss:  Alexis 
bei  Ath.  11,  466  e. 


Kap.  VL    Haterialien  und  Teohnik  de«  SunstgewerbeB.    (§  197.) 


183 


möglicherweise  auch  tauschierte  Arbeiten  ab.  Vielleicht  lehrte  Ägypten 
diese  Kunst,  da  sie  dort  noch  von  den  Töpfern  in  Siut  hie  und  da  geübt 
wird.  Auch  Versilberung  kommt  vor. ')  Ob  die  Deckfarben  {engobes)  ein- 
gebrannt worden  seien,  'darüber  streiten  die  Fachmänner;^)  jedenfalls  gehen 
dieselben  bei  Anwendung  von  Säuren  oft  leicht  ab. 

Wenn  die  älteren  dieser  Vasengattungen  an  die  Bronzegefasse  sich 
anschliessen,  so  gehen  die  Vasen  mit  weissem  Grunde  von  den  Ala- 
baster- und  Mannorgefassen  aus,  weshalb  auch  diese  Technik  für  Ala- 
bastra  und  Lekythoi')  am  beliebtesten  blieb;  doch  kommt  sie  an  den  ver- 
schiedensten Formen  vor^)  und  wird  selbst  auf  grosse  Thonsärge  ausge- 
dehnt.^) Den  Thon  tiberzog  man  hiebei  mit  einer  Kreideschicht,  deren 
Beschaffenheit  sich  nicht  gleich  blieb.  Der  in  das  Gelbliche  spielende 
feste  Überzug  kennzeichnet  die  sogenannten  Vasen  von  Lokroi;®)  die  Mehr- 
zahl dagegen  hat  eine  kreideweisse  Oberfläche,  die  leicht  abblättert.  Des- 
wegen wurden  Versuche  mit  einer  Glasur  gemacht  und  Halbmajolika  her- 
gestellt. Eine  eigene  Gruppe  dürften  die  bläulich  schimmernden  Lekythoi 
bilden.^)  Auch  diese  Vasen  haben  zum  grossen  Teil  einfarbige  Bilder, 
einfach  schwarze,^)  braune,^)  sehr  feine  rote  Silhouetten  oder  auch  nur 
farbige  Umrisszeichnungen.  ^^)  Indes  regt  der  weisse  Grund  viel  mehr  zu 
koloristischen  Versuchen  an.  Die  Farbe  wird  nach  der  Grau  in  Grau  ge- 
nannten Manier  abgetönt.^*)  Schwarz  und  Rot  kontrastieren  hübsch,**)  wo- 
bei das  Rot  wieder  nuanciert  werden  kann.*^)  Daran  reihen  sich  schliess- 
lich polychrome  Gefässe,  einige  Lekythoi,  Schalen  und  Teller.  ^*) 

Es  gibt  manche  Versuche,  welche  auf  das  gleiche  koloristische  Ziel 
hinweisen,  z.  B.  wenn  zuerst  auf  den  schwarzen  Fimiss  ein  dünner  gelb- 
lich weisser  Malgrund  ^^)  oder  auf  den  roten  Thon  ein  schwarzer  *®)  auf- 
getragen wird. 

Mit  welchen  Mitteln  diese  Vasenmalereien  ausgeführt  wurden,  ist 
nicht  sicher  festgestellt;  über  die  Farbstoffe  ist  noch  keine  Verein- 
barung erzielt, ")  doch  dürfte  sich  schon  aus  den  Veränderungen,  welche 


»)  Klüomakk,  A.  43,  1  ff.;  B.  1871  p.  18. 

')  Dafür  Bbononiart  I  26  und  JXnhickb 
S.  156;  dagegen  s.  Blümkbb  2,  80,  2. 

*)  E.  PoTTiEB,  ^tade  aar  les  läcythes 
blancs  antiques  ä  repr^sentations  fiin^raires, 
Paris  1883  (BibL  des  ^c.  fran9.  fasc.  30); 
Nachträge  Am.  J.  2,  385  ff.  T.  10—13;  Pot- 
TiBB,  les  l^cythes  du  cab.  des  mäd.,  Ga.  1885; 
Fboehnbb,  deux  peintores  de  vases  grecs, 
Paris  1871. 

*)  Z.  B.  Bflchse  in  Athen,  arch.  Ges.  2423. 

*)  Von  Klazomenai,  Pottier  Bch.  14, 
376  ff.  T.  2. 

«)  Ratet,  c^r.  p.  216;  Jhst.  13,  7. 

')  Mehrere  im  athen.  Nationalmnsenm. 

")  Jahn,  Katalog  S.  CLXXIII  Ä.  455. 
489--93;  A.  1876  T.  A;  Ermitage  Nr.  2211; 
zwei  etrnskische  Oinochoen  im  kapitolini- 
schen Museum;  häufig  in  Naukratis  (Petrie 
p.  51,  auch  mit  purpurner  Deckfarbe)  und 
auf  Rhodos. 

•)  A.  1877,  T.  Q;  M.  Greg.  II  26;  Gbb- 
HASD   Trinksch.  14, 5 ;   £1.  c^r.  III  44  u.  A. 


Verzeichnis  der  weissgrundigen  Schalen  bei 
Hartwig,  Meisterschalen  S.  484  ff.  499  A.  1 . 

^^)  Ober  rote  Silhouetten  und  Umriss- 
zeichnungen im  allg.  Hartwig,  Meisterschalen 
S.  57  A.  2.  409.  413.  431,  1. 

^0  München  332  (Thiersch,  hellenische 
Vasen  T.  4). 

'')  Farbige  Abbildung  bei  Rayet,  cöra- 
mique  T.  11.    So  in  Lokroi  (s.  A.  6). 

*^)  Z.  B.  rohe  Malerei  aus  Athienu.''(Cy- 
pem)  Jahrb.  1,  79  ff.  T.  8. 

^*)  Fröhner,  deux  peintures  de  vases 
grecs,  Paris  1871  T.  1  (aus  Kamiros);  Klein, 
Euphronios  ^240  ff. 

**)  Grosser  rotfiguriger  Skyphos  in  Athen 
(Arch.  Ges.  5867). 

^®)  Angeblich  unvolleudete  Vase,  Bruch- 
stück Brongniart  I  Fig.  53  =  Bircu  I  Fig. 
119  =  Blümnbr  2,  79  Fig.  14. 

»0  Blümhbr  2,  75;  A.  1858,  41.  361  ff. 
1859, 240. 399;  Dürand-Gr^villb,  Ra.  1891 II 
99  ff.  1892  I  363  ff.;  B.  des  antiquaires  1892 
S.  92  f.  (über  die  altertümlichen  Vasen). 


184  ElassiBche  EauBtarchäologie.    I.  Benkmftlerkmnde. 

sie  durch  Luft,  Licht  und  Brennen  erleiden,  manches  erschliessen  lassen. 
Die  Linien  sind  oft  mit  solcher  Genauigkeit  hergestellt,  dass  man  nicht 
an  freihändiges  Zeichnen  denken  möchte;  Lineale  können  zur  Anwendung 
gekommen  sein,  vielleicht  befestigte  auch  der  Maler  gegebenen  Falls  seinen 
Pinsel  an  der  Drehscheibe. 2)  Die  Abbildungen  antiker  Töpfereien')  geben 
keine  Auskunft  darüber.  Jedenfalls  waren  die  Werkzeuge  sehr  verschie- 
den, je  nachdem  die  Zeichnung  sorgfältig  gemacht  wurde.  Für  ordinäre 
Ware  genügte  ein  dicker  Pinsel,  mit  welchem  die  Figuren  flüchtig  hin- 
gekleckst wurden.  Li  der  archäologischen  Litteratur  wird  von  dieser 
Bauemware  meist  nur  das  absonderliche,  wie  die  oft  grellen  und  karri- 
katurenhaften  Produkte  Cypems,  beachtet;  aber  ein  Gang  durch  irgend  eine 
aus  dem  eigentlichen  Griechenland  zusanmiengebrachte  Sanmilung  zeigt 
die  grosse  Zahl  flüchtiger  Klecksereien  in  schwarzer  oder  roter  Farbe, 
über  deren  Alter  seit  den  Akropolisfunden  niemand  im  Zweifel  sein  wird, 
nachdem  sie  früher  für  Produkte  der  Verfallszeit  gegolten.  Die  schwarzen 
Pinseleien  wiegen  in  Böotien  sogar  vor.  Andererseits  besitzen  unsere 
Museen  allerdings  eine  sehr  grosse  Zahl  sorgfaltig  gezeichneter  Bilder; 
freilich  sind  die  Striche  oft  nicht  so  regelmässig,  wie  man  nach  den  Ab- 
bildungen meinen  möchte,  sondern  unsicher  oder  korrigiert.*)  Aber  nicht 
wenige  Zeichner  schreiben  in  dem  Bewusstsein,  etwas  tüchtiges  geleistet 
zu  haben,  ihren  Namen  mit  ^yQaips  oder  lygatpe  bei,  wovon  die  Namen 
der  Fabrikanten  mit  inoirjce^  eTtoiei  wohl  zu  unterscheiden  sind;  denn  selten 
versteht  der  Fabrikherr  selbst  zu  malen. 

Im  Laufe  des  vorigen  Jahrhunderts  begannen  in  Sicilien  (Girgenti), 
Kampanien  (Nola)  und  Etrurien  bemalte  Vasen  gefunden  zu  werden, 
welche  vorerst  in  den  Zimmern  der  Grundherrn  die  Gesimse  zierten;  der 
eine  und  der  andere  wie  die  Valletta's  sammelte  auch  wohl  schon  plan- 
mässig  „hetrurische  Vasen". ^  Bald  erhielten  die  Bilder  das  gewichtige 
Lob  des  Akademiedirektors  Mengs.')  Lnmerhin  zeigen  die  älteren  Ab- 
bildungen fast  durchgängig  eine  gänzliche  Verkennung  des  Stiles.  Die 
grossen  Ausgrabungen  Südetruriens  brachten  tausende  von  Vasen,  über 
welche  Gerhabd's  berühmter  »rapporto  intomo  i  vasi  Volcenti"  vom  Jahre 
1831  (A.  3,  5 — 215)  die  erste  wissenschaftliche  Übersicht  gab.  Patriotische 
Italiener  wie  Lücien  Bonaparte»)  verteidigten  mit  Eifer  den  Satz,  die 
Vasen  seien  an  ihrem  Fundorte  entstanden.  Da  der  griechische  Ursprung 
indes  jedem  Unbefangenen  einleuchtete,  tauchten  über  die  Einfuhr  ver- 
schiedene Mutmassungen  auf,  die  so  ziemlich  alle  Möglichkeiten  erschöpf- 


0  Bbrthelot,  Ra.  III  20,  269  f. 

^)  PoTTiBRa.  0.  S.  95;  Duband-Gb^yille 
a.  0.  S.  19  f. 

')  Besonders  das  Yasenbild  A.  1876  T. 
DE  =  Blümner  2,  85. 

*)  EvYDEUAVVy  Neapler  Vas.  3161;  vgl. 
Abeken,  Mittelitalien  S.  414.  Antike  Üben 
malungen  nimmt  Exein  (Jahrb.  7,  140 ff.)  ar 

'*)  Beide  zusammen  behandelt  W.  Elbik, 
griechische  Vasen  mit  Meistersignaturen, 
2.  Aufl.  Wien  1887;  P.  Hartwig,  die  grie- 
chischen Meisterschalen   der   Blütezeit  des 


strengen  rotfigurigen  Stiles,  Berlin  1893  m. 
Atlas  von  75  T.  Eine  Sammlung  der  Vasen 
mit  Meisterinschriften  ist  von  Benndobf  in 
der  neuen  Serie  der  Wiener  Vorlegeblätter 
(S.  13)  angebahnt. 

«J  JusTi,  Winckelmann  II  2,  392. 

')  [BrANCONi]  Lobschrift  auf  den  Ritter 
A.  R.  Mengs,  Zürich  1781  S.  49. 

^)  Teilweise  schon  Lanzi,  dei  vasi  an- 
tichi  dipinti  p.  20  AT.  Vgl.  de  Witte,  dtude 
p.  25.  121;  DuMONT  peint.  c^ram.  p.  15  ff. 


Kap.  YI.    Matorialien  und  Teohnik  des  Kunstgewerbes.    (§  197.) 


185 


ten.  Mit  dem  griechischen  Ursprung  der  Tyrrhener^)  ist  es  natürlich 
nichts.  Die  ernsthaften  Thesen  gruppieren  sich  danach,  ob  man  Athen 
durch  Import*)  oder  Einwanderung  von  Flüchtlingen, 3)  oder  aber  Griechen- 
land überhaupt,  vornehmlich  Unteritalien  und  Sicilien  durch  Kolonisation 
oder  Metoikismos  (Gerhard  und  Welcker)  oder  Einfuhr  (Raoül-Rochette) 
den  Ursprung  zuschrieb;  die  vermittelnden  gaben  attische  Muster  zu, 
suchten  aber  die  Fabriken  in  den  chalkidischen  Kolonien^)  oder  in  Gross- 
griechenland und  bei  Doriem  (Bünsen).  Brunn  wollte  die  Zeit  der  Ein- 
fuhr bedeutend  herabdrücken.  ^) 

Seit  etwa  drei  Jahrzehnten  verschieben  sich  die  Verhältnisse  inmier 
mehr  zu  Gunsten  Griechenlands;  während  früher  Unteritalien,  Sizilien  und 
Etrurien  die  bedeutendsten  Fundländer  für  Vasen  waren,**)  mehrt  sich 
jetzt  die  Zahl  der  Vasen  griechischen  Fundortes  alljährlich  und  niemand 
wird  den  Ursprung  der  bemalten  Vasen,  Imitationen  abgerechnet,  anderswo 
suchen  als  in  dem  Gebiete  zwischen  Sizilien  und  Cypern,  zwischen  Nau- 
kratis-Eyrene  und  Südrussland.  Man  weiss  jetzt,  dass  zu  den  italischen 
Völkern  tausende  von  bemalten  Vasen  exportiert  wurden,')  welche  in 
Form  und  Manier  auf  deren  Geschmack  berechnet  waren;  so  sind  die 
grossen  bemalten  Gefässe  im  eigentlichen  Griechenland  selten,^)  dagegen 
viele  einfachere  Sorten  und  schwer  transportable  Formen  ausserhalb  des 
letzteren.  Folglich  richten  sich  die  Untersuchungen  jetzt  auf  die  Fest- 
stellung der  griechischen  Fabrikorte.  Die  sicheren  Hilfsmittel,  welche  dazu 
dienen,  sind  ausser  den  Nachrichten  der  Alten  über  Vasenexport  die  In- 
schriften und  hin  und  wieder  auch  Darstellungen  aus  den  örtlichen  Kulten. 
Nach  diesen  Grundsätzen  lassen  sich  folgende  Fabriken  feststellen:  Abge- 
sehen von  mykenischen  Vasen,  deren  Muschelomamente  wohl  mit  Recht 
auf  die  Aphroditeverehrung  in  Argolis  zurückgeführt  werden,^)  nennen 
die  Griechen  selbst  in  erster  Linie  Athen,  dessen  Töpfer,  eine  Zunft  mit 
dem  Patron  Eeramos,  einem  Sohne  des  Dionysos  bildend,  bis  nach  Afrika 
exportierten;^®)  hiemit  stimmen  die  meisten  Inschriften,  welche  überwiegend 
in  voreuklidischer  Schrift  abgefasst  sind,  einige  in  sehr  altertümlichen 
Buchstaben,  welche  dem  7.  Jahrhundert  entstammen  dürften.     Ebenso  er- 


')  MiLLiHOBN,  on  the  late  discoveries  in 
Etruria,  London  1834. 

')  So  Otfbibd  MOllkb  in  den  Gott  Gel. 
Anz.  1831  Nr.  133,  Brobrbstbd  u.  Cbbuzbb; 
6d8T.  Ebaxbb,  über  den  Styl  und  die  Her- 
kunft der  bemalten  griechiBchen  Thongefftsse, 
Berlin  1837. 

')  Aus  Thurioi  in  der  91.  Olympiade 
(Hibt). 

*)  Otfb.  Müllbb,  kleine  Schriften  2, 
520  f.;  BöcxB ,  tlber  die  panathenäischen 
PreiegefSsse  (s.  S.  186  A.  1). 

^)  Probleme  in  der  Geschichte  der  Vasen- 
malerei, Abb.  der  baver.  Akad.  XII  (Mflnchen 
1871),  und  in  der  S.  133  angefahrten  Ab- 
handlung über  die  Funde  der  Certosa;  Paul 
AiWDT,  Studien  zur  Vasenkunde,  Lpg.  1887. 
Gegen  Brunn  Hblbig,  B.  1871  S.  85  ff.  u.  A. 

')  Für  die   einzelnen  Orte  s.  die  Orts- 


kunde S.  115  ff.;  Übersicht  bei  Gaboiulo,  cenni 
S.  13  f.  u.  Jahn,  Yasensamml.  S.  XXI  ff. 

')  Über  den  Vasenhandel  vgl.  Arist.  Ach. 
902;  Ps.  Arist.  mirab.  p.203T.;  Scylax  112 
p.  54  Huds.  (durch  Phönicier);  Hör.  c.  1,  20, 
2.  3;  Plin.  35,  46. 

^)  Im  dortigen  Handel  heissen  sie  glastres 
(Blumentöpfe). 

»)  TöMPBL,  Philol.  51,  385  ff. 

*°)  Skylax  peripl.  a.  0.;  Philochoros  bei 
Harpokration  u.  xegafieTg;  Suidas,  xegafdlg; 
Paus.  1,  3,  1;  Kritias  el.  1,  12  ff.;  Pind.  fr. 
124,  3;  Herod.  5,  88;  Matron  conviv.  103; 
Leonidas  Anthol.  7.  455,  3;  Anth.  7, 12;  Plin. 
7,  55;  Plutarch.  II  p.  42d;  Athen.  1, 18c.  11, 
480  c.  Etwas  einschränkend  äussert  sich 
Helbio,  sopra  le  relazioni  commerciali  degli 
Ateniesi  coli'  Italia,  R.  Accad.  dei  Lincei, 
Rom  1889. 


IQQ  KlasBiBohe  Kanataroliäologie.    I.  Denkmftlerkimdei 

innert  der  Inhalt  der  Bilder  oft  an  Athen;  um  nicht  zu  reden  von  den 
panathenäischen  Preisamphoren,  in  denen  der  Sieger  das  heilige  öl  er- 
hielt, *)  weisen  auch  die  Namen,  welchen  das  Lob  xaXog  in  den  soge- 
nannten „  Lieblingsinschriften "  2)  erteilt  wird,  auf  athenische  Adelsgeschlechter. 
Der  Thon  vom  Vorgebirge  Eolias  galt  für  den  allerbesten.^)  In  der  Nach- 
barschaft liegen  das  „töpfeverkaufende**  Aigina,^)  noch  jetzt  der  Ent- 
stehungsort der  Wasserkrüge,  Megara*)  und  Korinth,  wo  die  Töpfer- 
scheibe erfunden  worden  sein  soll  und  weissliche  Thonlager  sich  bis 
Sikyon  erstrecken ;  ß)  nach  Korinth  führen  die  zahlreichen  Inschriften 
korinthischen  Alphabetes.')  Der  grösste  Teil  des  Peloponnes  dagegen 
bleibt  schon  wegen  seiner  Unergiebigkeit  an  bemalten  Vasen  ausser 
Betracht.  Im  Westen  nennen  unsere  litterarischen  Quellen  nur  Kerkyra, 
welches  die  adriatischen  Küsten  versorgt  zu  haben  scheint.®)  Das  chal- 
kidische  Alphabet  alter  („chalkidischer**)  Vasen  kann  sowohl  Euböa  als 
Kampanien  anzeigen.  Im  Osten  werden  die  Weininseln  Thasos^)  (es  gibt 
auch  Vasen  mit  Inschriften  thasisch-parischen  Alphabets),  ^^)  Samos  *^)  und 
Chios'2)  genannt,  dann  Rhodos  wegen  parfümierter  Gefasse.*^)  Nau- 
kratis  wurde  bereits  erwähnt;  an  seine  Stelle  trat  später  Alexandrien.***) 
Kyrene  kann  für  Vaseninschriften  spartanischen  Alphabets  in  Betracht 
kommen. *5)  ^uf  italischem  Boden  hatten  die  Töpfer  von  Hadria^^)  und 
Cumae,  letztere  anscheinend  wegen  ihrer  billigen  Ware,*')  Ruf.  Die 
achäischen  Städte  waren  ebenfalls  an  der  Anfertigung  bemalter  Vasen 
beteiligt.  1*)  Schliesslich  haben  lateinische  Töpfer  athenische  Ware  imi- 
tiert.**) Auch  an  anderen  Orten  mögen  exportfähige  Fabriken  bestanden 
haben;  doch  wird  eine  besonnene  Forschung  nur  auf  die  stilistische  Unter- 
scheidung der  Fabriken,  nicht  sofoii;  auf  ihre  Benennung  ausgehen.  Die 
in  die  untere  Seite  des  Fusses  eingeritzten  Zeichen,  welche  man  in  den 
Vasenkatalogen  zusammengestellt  findet,  sind  noch  unausgenützte  Urkunden 
des  Vasenhandels. 

Die  Vasenmalereien  sind  Dekorationen  für  billigen  Stoff;  also  wurde 
jedenfalls  kein  Bild,  das  irgend  eine  künstlerische  Komposition  hatte,  für 
die  Terrakottavase  erfunden.     Man  konnte  an   dem  runden  Gefäss   eine 


*)  Toy  J&Bye^ev  a^Xoy  e/Äi;  vgl.  BROBin>- 
STED,  m^moires  sur  les  vases  panath^naiques, 
Paris  1833;  K.  0.  Müller,  Abh.  der  Gott, 
Ges.  VII  S.  1321  ff.;  Böckh,  opuscula  4.  350  ff.; 
Panofka,  vasi  di  premio,  Fir.  1826  H.  1 
m.  6T. 

')  Panofka,  die  griech.  Eigennamen  mit 
KaXog,  Berlin  1850,  m.  4  T.;  W.  Klein,  Vasen 
mit  Lieblingsinschriften,  Denkscbr.  d.  Wiener 
Akad.  phiL-bist.  Cl.  Bd.  XXXIX  2  m.  Abb.; 
Wernicke,  d.  gr.  Vasen  m.  Lieblingsinschr., 
Berl.  1890;  Hartwig,  Meisterscbalen  S.  6  ff. 

3)  Athen.  11,482  b;  Suid.  u.  KütXia&og 
XBQCtfiijq. 

*)  PoUux  7,  197;  Steph.  Byz.  u.  r«C«; 
über  die  Thonlager  Bursian,  Geogr.  2,  78. 

•*)  Stephanos  s.  v.;  Athen.  1,  28  c. 

»)  Theophrastos  bei  Schol.  Pind.  Ol.  13, 
16.  21;  xoQBvfJLoxa  Strab.  8,381;  xega/nog 
KoQiy»iog  Pollux  10,  182. 


')  G.  E.  WiLiscH,  über  altkorinthische 
Töpferei,  Lpg.  1891. 

®)  Hesych.  KeQxvgaixo't]  ctfÄtpogeig  tii 
'J&Qiaya  xegd/nia, 

•)  Aristoph.  Lysistr.  196;  Töpferhenkel 
Stephaki,  Möl.  gr^corom.  II  13  f. 

»<^)  DuMMLBR,  Jahrb.  2,  171,  173. 

^*)  Noch  bei  Ausonios  epigr.  8,  1. 

»«)  Xioy  ^vtoy  Beb.  II  325  Z.  25. 

^»)  Athen.  11,  464bc. 

»*)  Athen.  11,  465c. 

**)  Stuoniczka,  Kyrene,  Lpg.  1890,  m. 
38  Abb. 

*•)  Ps.'A-ristot.  mirab.''ausc.  1046;  s.  A.  8. 

")  Horat.  sat.  1,  6,  118;  Tibull.  2,  3,  48; 
Stat.  silv.  4,  9,  43;  vgl.  Plin.  35,  12. 

*")  Tischbein,  coli.  1 23  =  Dubois-Mais. 
T.  16,  1  (CoLLiTZ,  Dialektinschr.  1657). 

'«)  Gamubbiki,  B.  1887  p.  221  ff. 


Kap.  TL    Materialien  nnd  Technik  des  Knnatgewerbee.    (§  197.) 


187 


solche  ja  gar  nicht  mit  .einem  Blick  übersehen.  Vielleicht  gab  es,  wie  in 
Japan,  Musterbücher  voll  Skizzen,  jedenfalls  aber  irgendwelche  An- 
weisungen, wie  gewisse  Personen  und  bestimmte  Scenen  darzustellen 
seien.  Infolgedessen  sind  mehrere  Bilder  zwar  nicht  identisch,  aber  immer- 
hin einander  sehr  ähnlich.*)  Hamiltons  Wort,  Vasengemälde  müsse  man 
wie  eine  Sammlung  Handzeichnungen  betrachten,  gilt  doch  nur  für  die 
besten.  Die  Geschichte  der  Malerei  lässt  sich  nun  einmal  nicht  durch  die 
Masse  der  erhaltenen 'Vasen  ersetzen;  höhere  Wertschätzung  verdienen 
vornehmlich  die  Vasen  mit  Meistersignaturen  (S.  184)  und  die  grossfiguri- 
gen  Bilder,  welche  einer  Sammlung  wohl  wert  wären.  Je  ordinärer  aber 
das  Gefäss,  desto  starrer  bleiben  Form  und  Dekorationsweise  bewahrt. 
In  Ägypten  liefern  Siut  und  Eeneh  jetzt  das  rote  und  graue  Geschirr  wie 
zur  Zeit  des  alten  Reiches;^)  Tunis  ist  über  die  geometrische  Dekoration 
nicht  hinausgekommen.*)  Überhaupt  sind  die  orientalischen  Thonwaren*) 
des  Studiums  der  Vasenforscher  wert.  Auch  auf  Aigina  werden  die  po- 
rösen Wasserkrüge  {kannates)  in  alter  Form  gefertigt. 

Um  den  Vasen  ihre  richtige  Stellung  anzuweisen,  müssen  wir  sie 
vom  Standpunkt  der  Alten  betrachten.  Die  grossen  Fässer  und  die  Vor- 
ratsgefasse  für  Flüssigkeiten^)  waren  aus  praktischen  Rücksichten  thönem. 
Als  eigentliches  Geschirr  ist  jedoch  das  Thongefäss  sehr  gering  geschätzt, 
ja  verachtet;  dafür  lassen  sich  mit  Leichtigkeit  viele  Belege  beibringen.®) 
Nur  allegorisierende  Neuplatoniker  fanden  es  für  die  Gabe  des  Dionysos 
besonders  geeignet.'')  Sollte  man  Thonvasen  höher  achten,  so  mussten 
sie  schöne  Reliefverzierungen*)  oder  ungewöhnliche  Grösse  haben;®)  allein 
selbst  diese  Ausnahmen  waren  nur  Modelaunen.  Dazu  genoss  das  Metall- 
geschirr stets  zu  hohes  Ansehen.  So  blieb  also  der  Feintöpferei,  höchstens 
Hochzeitsgeschenke  *^)  und  Wanddekorationen  *  ^)  ausgenommen,  keine  andere 
Stätte  als  im  Kultus  und  in  der  Pietät  gegen  die  Toten.  Überhaupt  eig- 
nete sie  sich  für  alle  Zwecke,  wo  die  Gefasse  gar  nicht  oder  nur  selten 
benützt  wurden.**)  Hin  und  wieder  traten  die  Hygieniker  für  sie  ein.*^) 
Aber  nicht  der  Thon,  sondern  das  Metall  gab  die  Musterbilder  ab.**) 

^)  Vgl.  Plutarch.  apophth.  reg.  p.  174d; 
Strab.  8,  6,  23  p.  381. 


*)  Bbbndobf  B.  1865  p.  160;  Eekul^, 
Hermes  S.  21 ;  vgl.  Löschcke,  AZ.  34, 108  ff. 

*)  Auch  Koptos-Enft  ist  fortdauernd  eine 
Töpferstadt  (Athen.  11,  464  b);  farbige  Ab- 
bildungen altägyptischer  Thongef^sse:  De- 
scription  II  87  u.  0. 

*)  Ztsch.  f.  büd.  Kunst  1883  S.  26;  Italien : 
Fb.  Lipfitann,  Mitt.  des  dst.  Mus.  1871  April. 

*)  Du  Sabtel,  Sammlungen  von  Abbil- 
dungen keramischer  Objekte  aus  dem  nahen 
nnd  fernen  Oriente,  Wien  1885  f.;  über  Ost- 
syrien: Ztsch.  f.  Ethnol.  1882  S.  464  ff. 

*)  Z.  B.  arafiyioy  Artemid.  5,  25. 

«)  Ezechiel  23,  33  f.;  Klagelieder  4,  2 
Aristoph.  Eccl.  988;  Xenoph.  oec.  8,  19 
Demosth.  19,  237;  Athen.  11, 464a;  Suet.Claud 
32;  Hör.  s.  1,  6,  118.2.  3, 144;  Prop.  4,  2,  62 
Martial.  14,  114;  Hieron.  ep.  I  25.  n|19  a.  A. 
Auson.  epigr.  8,  2;  ignoriert  Apocal.  18,  12 
Merkwürdigkeit  bei  Agathokles. 

')  Porphyr,  de  antro  nympharum  13  p. 
14  Goens. 


»)  Polyb.  31,  1  bei  Athen.  5,  194  b;  Ho- 
rat:  s.  2,  2,  95. 

'°)  Hesych.  Xexayi&es;  Photios  u.  x^^«- 
fioy.  Daher  bei  der  Hochzeit  des  Pentheus 
abgebUdet,  Ath.  11,  474  d. 

*')  Abgebildet  z.  B.  Wiener  Vorlegebl. 
1889  T.  9,  14. 

'')  Panathenäische  Vasen  (s.  oben';  vgl. 
Pindar.  Nem.  10,  35);  in  Phigaleia  zur  Bewir- 
tung des  Chors  4,  149b;  noch  unter  den 
Kaisem  im  Vestakult  Val.  M.  4,  4,  11 ;  Pro- 
pert.  4, 1. 21  ff.;  Pers.  2,  60;  athanuvium  Paul. 
Diac.  p.  18.  Vgl.  Cic.  parad.  1,  2;  Dion.  Hai. 
2,23;  Plin.  35,  158;  Apul.  apoL  18;  Schol. 
Hör.  1,  31,  11.  —  Schon  im  Altertum  ge- 
flickte Gefksse:  Bibch  p.  ^156 ;  Gebhabd,  AV. 
T.  145;  Cat.  Durand  819;  Cat.  6trusque  134. 

**)  Man  sehe  z.  B.  die  Rezepte  des  Scri- 
bonius. 

'^)  Mit  Bezug  auf  die  Fran^oisvase  führt 


ISg  Klasrisohe  Eanstarchäologie.    I.  Denkm&lerkande. 

Die  Vorbildlichkeit  des  Metalls  wird  drastisch  durch  Metallzierate 
von  Thonge fassen  dargethan.  So  haben  Thonumen  aus  Gemeinlebam 
(orientalische  Periode)  an  der  Mündung  Bronzefigürchen  angesetzt;  eben- 
dort  wurden  ausgeschnittene  und  getriebene  Bronzeplättchen  auf  dunklen 
Grund  aufgekittet.  In  der  Schweiz  und  Jütland  gibt  es  dunkle  Gefässe 
mit  eingelegten  Zinnstreifen.  ^ 

Litteratur.  1.  Theoretische  Werke:  Lanzi,  de'vasi  antichi  dipinti,  Flo- 
renz 1807;  Ä..  JoBio,  sul  metodo  degli  antichi  nel  dipingera  i  vasi,  Napoli  lol3;  James 
Ghbistie,  disquisition  upon  the  painted  greek  vases,  London  1825  m.  T.;  Raff.  Gabgiulo, 
cenni  snlla  maniera  di  rinvenire  i  vasi  fittili  Italo-Greci,  Napoli  1831,  2.  Aufl.  1843,  mit 
10  T.;  Gebhabd,  rapporto  (s.  S.  184);  C.  Fba,  storia  dei  vasi  fittili  dipinti,  Rom  1832;  Cak- 
PANABi,  intomo  i  vasi  fittili  dipinti,  Rom  1836;  Gust.  Ebameb,  Ober  den  Styl  und  die  Her- 
kunft der  bemahlten  griechischen  Thongefässe,  Berlin  1837;  Westbofp,  epochs  of  painted 
vases,  London  1845.  ^1856;  Tbiebsch,  Ober  die  hellenischen  bemalten  Vasen,  Denkschr. 
d.  bayer.  Akad.  1.  Gl.  Bd.  IV.;  Osakn,  Revision  der  Ansichten  über  die  griechischen  Vasen, 
Denkschr.  der  Ges.  f.  Wiss.  u.  Kunst  zu  Giessen  I.  1847;  0.  Jahn,  Beschreibung  der  Vasen- 
sammlung König  Ludwigs  1.  (S.  58)  (Verzeichnis  älterer  Litteratur  S.  LXXXVH);  ders.,  die 
griechischen  bemalten  Vasen,  in :  aus  der  Altertumswissenschaft  S.  305  ff.;  G.  Pebbot,  J. 
des  savants  1883  p.  361  ff.;  Ratet  et  Colliokon,  histoire  de  la  c^ramique  grecque,  Paris 
1888,  m.  16  T.;  v.  Robdbn,  Vasenkunde,  in  Baumeisters  Denkmälern  III  1981  ff.;  Milliet, 
etudes  sur  la  c^ramique  grecque,  Paris  1891;  periodenweise :  Ober  die  ältesten  Vasen  M. 
GoLLiONON,  les  c^ramiques  grecques  de  style  primitif,  Ann.  de  la  facultä  de  lettres  de  Bor- 
deaux III  (1881)  S.  37  ff.;  Fubtwängleb,  griecn.  Vasen  des  sogen,  geometr.  Stiles,  AZ.  43, 
131  ff.;  L.  ÜBLiCHs,  2  Vasen  ältesten  Stiles,  Wflrzburg  1874,  m.  3  T.;  Gonze,  zur  Gesch. 
der  Anfänge  griech.  Kunst,  Wien  1870,  1873  m.  11  T.;  fiber  die  entwickelteren  Gattungen 
s.  den  historischen  Teil.  Ein  ausführliches  Werk  ist  von  Fubtwanoleb  in  Aussicht  ge- 
stellt. —  Bilderwerke:  Passebi,  picturae  Etruscorum  in  vasculis,  Rom  1767— 75,  3  Bde. 
f.  ro.  300  T.,  2.  Aufi.  1787,  3.  1806;  Millin,  peintures  de  vases  antiques,  publ.  par  Dubois- 
Maisonneuve,  Paris  1808—10,  2  Bde.  f.  mit  150  Tafeln;  Ddbois-Maisonkeuvb,  iniro- 
duction  ä  Tötude  des  vases  antiques,  Paris  1817—34,  f.  m.  101  T.;  Ad.  Büok,  one 
hundred  engravings  frora  paintings  on  greek  vases,  London  1812  f.;  Millingen,  pein- 
tures antiques  et  inödites  de  vases  grecs,  Rom  1813,  f.  m.  63  T.  und,  ancient  unedited 
monuments  I.  painted  greek  vases,  London  1822  (die  Werke  von  Millik  und  Millinobk 
wurden  in  VerKleinerung  von  Reinach  herausgegeben,  s.  S.  13);  Inohirami,  pitture  di  vasi 
fittili,  Fiesole  1833  ff.,  4  Bde.;  0.  Jahn,  Vasenbilder  hrsg.  u.  erkl.,  Hamburg  1839,  m.  4  T.; 
Ed.  Gebhabd,  auserlesene  griechische  Vasenbilder  haupts.  etruskischen  Fundorts, 
Berlin  1840—58,  4  Bde.  m.  330  T.  (citiert:  AV.);  Lenobmant  et  de  Witte,  ^lite  des 
monuments  c^ramographiques,  Paris  1844—61  Bd.  I — IV.  (dieux)  m.  408  T.  (El. 
cöram.);  Frobbneb,  choix  de  vases  grecs,  Paris  1867;  0.  Benndorf,  griechische  und  sicilische 
Vasenbilder,  Berlin  1869—70;  Alb.  Dumont  et  J.  Ghaplaik,  peintures  cöramiques  de  la 
Grfece  propre,  Paris  1882—90,  2  Bde.  m.  90  T.  Dazu  kommen  die  Werke  über  Vasen 
Sammlungen,  deren  viele  existieren :  1.  Griechenland,  im  Museum  der  archäologischen 
Gesellschaft  (S.  39),  auch  im  Gentralmuseum ;  2.  Italien:  Bologna  (S.  40),  Ghiusi  (S.  130), 
Neapel  (S.  41),  Rom  im  Maseo  Gregoriano  (S.  43);  in  Privatsamrolungen  (meist  jetzt 
aufgelöst) :  Bourguignon  in  Neapel,  Gampana  (S.  46),  Gampanari  (S.  46),  Ganino  (S.  46), 
Gaputi  in  Ruvo  (Jatta,  vasi  italo-greci  del  signore  G.  di  Ruvo,  Napoli  1877  m.  10  T.), 
Gastellani  (S.  46),  Faina  in  Orvieto,  Fattibaldi  in  Anzi,  Feoli  in  Vulci  (S.  47),  Hamilton 
(S.  66),  Jatta  zuerst  in  Ruvo,  dann  in  Neapel  (Giov.  Jatta,  catalogo  del  museo  J.,  Neapel 
1869;  Minebvini,  descrizione  di  alcuni  vasi  fittili  antichi  della  collezione  J.,  I.,  Neapel 
1846),  Navarra  in  Terranova  (B.  1867  p.  225  ff.),  Palagi  in  Mailand  (jetzt  in  Bologna),  Panet- 
tieri  in  Girgenti,  Santangelo  (jetzt  in  Neapel),  conte  di  Siracusa  (S.  49),  Tomisio  (Hbtde- 
XANN,  B.  1869,  144  ff.  190  ff.),  P.  Vivenzio  (Museo  Vivenzio  o.  0.  u.  J.).  Frankreich  besitzt 
die  grosse  Sammlung  des  Louvre  (s.  S.  51);  über  das  Mus^e  Napoleon  HI.  S.  51  f.;  eine 
selbständige  Stellung  haben  die  Vasen  im  Mus^e  c^ramique  der  Porzellanfabrik  von  S^vres 
(Al.  Bkongniabt  et  D.  Rtocbeux,  descr.  möthodique  du  mus^e  cor.  de  la  manufacture  de 
porcelaine  de  S.,  Paris  1845,  2  Bde.  80  kol.  T.),  welchem  Musdes  c^ramiques  in  Limoges 
und  Ronen  gefolgt  sind.  Ausserdem  besass  Frankreich  eine  grosse  Zahl  prächtiger  Privat- 
samrolungen, welche  meist  auf  dem  Wege  durch  das  Hotel  Drouot  nach  allen  Richtungen 
gewandert  sind;  ich  nenne  z.B.  Beugnot,  Blacas,  Durand,  Gräfin  Dzialynska,  Ducde  Luynes 
(jetzt  im  Louvre),  Magnoncourt,   R^vil,   Ober  welche  S.  52  ff.  zu   vergleichen   sind.     Die 


Abthub  Schneideb  (Goldtypen  des  Ostens  in  1  S.  209  ff.)  diesen  Gedanken  aus, 
griechischer  Kunst,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1891   |  >)  Ra.  43,  228  f. 


Kap.  Tl.    Materialien  und  f  eohnik  des  Knxuitgewerbea.    (§  198.) 


189 


Vasensammlung  des  Prinzen  Napoleon  (W.  Frobhkeb,  choix  de  vasea  grecs  in^dits  de  la 
coli,  de  S.  A.  I.  le  pr.  N.,  Paris  1867,  f.  m.  7  T.)  wurde  ein  Raub  der  Flammen.  Deutsch- 
land besitzt  ansehnliche  Vasensammlungen  in  Berlin  (S.  56),  München  (S.  58),  Würz- 
burg (S.  58)  und  Karlsruhe  (S.  57);  wir  erwähnen  noch  die  aus  Italien  zusammenge- 
brachte Sammlung  des  Freiherm  von  Leesen  in  Gotha  (E.  Scbulzb,  Beschreibung  der 
Vasens.  des  Fr.  v.  L.,  Lpg.  1871,  vgl.  Hbtdbmank,  AZ.  30,  91  AT.,  m.  T.  70).  In  Österreich 
haben  das  kunsthistorische  Hofmuseum  (durch  die  Sammlung  des  Grafen  Lamberg  S.  61), 
das  Kunstgewerbemuseum  (S.  169)  u.  Krakau  ziemlich  viele  Vasen.  In  Belgien  sammelten 
Privatleute,  z.  B.  Alph.  de  Branteghem  in  Brüssel  (S.  62),  Hagemans  (S.  62)  und  Baron  de 
Man  de  Lennick  (Cat.  de  la  riebe  coli,  de  porcelaines  anc,  falences  rares  et  vases  ^trusques 
de  M.  le  b.  d.  M.  d.  L.,  Bruz.  1864).  Die  russischen  Sammlungen  (S.  63  ff.)  gewannen 
durch  die  südmssischen  Funde  grossen  Reichtum  an  schönen  Vasen.  Im  Brittischen 
Museum  befindet  sich  eine  der  grOssten  Samminngen  (S.  65);  aus  Privatbesitz  hat  der 
Burlington  fine  arts  club  (S.  66)  manches  vereinigt;  s.  dann  S.  66  ff.  unter  Blayds,  Coghill, 
Korthampton  u.  a. ;  über  die  Vasen  von  J.  Edwabds  :  Collection  of  fine  GrecK  vases  of  J. 
£.,  London  1815,  und  die  des  Sir  Heniy  Englefield:  H.  Moses,  a  serie  of  engravings  of 
ant.  vases  from  the  coli,  of  Sir  H.  E.,  London  1820  m.  40  T.,  2.  Aufl.  1848  m.  52  T.  - 
In  kleinerer  Anzahl  finden  sich  Vasen  an  vielen  Orten;  z.  B.  in  Kopenhagen.  Dazu  kommen 
auch  noch  die  Lokalsammlungen  in  Sicilien  und  Unteritalien,  (S.  115  ff.),  sowie  in  Etrurien 
(S.  129  ff.) 

198.  So  ziemlich  alles,  was  man  den  Göttern  und  den  Toten 
weihte,  wurde  für  den  billigen  Massen  verkauf  in  Thon  nachgebildet,  aber 
eben  nur  nach  dem  Original  von  Metall  oder  auch  Stein  kopiert,  z.  B. 
kleine  Dreifüsse,  *)  Tischchen,  *)  Schildchen,  ^)  kleine  Pyramiden,  Schmuck- 
sachen, Spinnwirtel,  LöffeP)  u.  dgl..  Doch  die  grösste  Zahl  machen  die 
Lampen  aus,  die  man  ohne  Grund  römisch  zu  nennen  pflegt.  Der  Name 
passt  nur  insofern,  als  die  schwarzgefimissten  mit  den  bemalten  Vasen 
und  die  gewöhnlichen  mit  dem  gepressten  Geschirr  der  jüngeren  Zeit 
(S.  180)  zusammengehören.^)  Diese  Terrakottalampen  sind  den  metallenen 
nachgebildet,  nur  dass  sie  hinter  diesen  an  Mannigfaltigkeit  und  Kunst 
zurückstehen;  ihr  Interesse  besteht  eigentlich  nur  in  dem  figürlichen 
Schmuck,  der  sich  oft  auf  das  Schlafzimmer  bezog,  nicht  selten  jedoch 
Liebhabereien  des  Besitzers  (z.  B.  Gladiatorenspiele  oder  Tierhetzen)  an- 
deutete. Häufig  sollten  Götterbilder,  amulettartige  Symbole  ^)  und  christ- 
liche Zeichen  gegen  Nachtgeister  und  Dämonen  der  Unterwelt  schützen. 
Deshalb  wurden  die  Thonlampen  verhältnismässig  früh  in  Bilderwerken 
zusammengestellt  (Fr.  Licetus,  de  lucemis  antiquorum  reconditis  11.  VI., 
Ven.  1621.  Utini  1652  f.  m.  Abb.;  P.  Bartoli  und  Bellori,  lucemae  ve- 
terum  sepulchrales  iconicae,  lat.  vertit  Beger,  Cöln  bei  Berlin  1702,  3  Bde. 
118  T.)  und  [gesammelt,  namentlich  von  Passeri  (lucemae  fictiles,  Pes. 
1739 — 51,  f.  3  Bde.,  jetzt  in  Pesaro  s.  S.  42).  Li  neuerer  Zeit  sind  wohl 
einige  Sammlungen  (Wien  S.  61,  St.  Louis-Karthago  S.  166)  katalogisiert, 
im  übrigen  aber  die  Lampen  ziemlich  vernachlässigt  worden.^) 

Litteratur:  Allgemeine  Werke  über  die  Keramik:  Gbasse,  Beitr.  z.  Gescb.  d.  Ge- 
fftssebildnerei,  Dresden  1853;  Chaffbbb,  marks  and  monogr.  etc.,  London  1863;  B.  Kerl, 
Abriss  der  Tbonwareninduatrie,  Braunschw.  1871;  Alb.  Jaqübmabt,  histoire  de  la  cäramique, 
Paris  1873,  m.  12  T.  u.  200  Abb.;  Al.  Brokoniabt,  trait^  des  arts  c^ramiques  ou  des  pote- 
ries,  3.  Aufl.,  Paris  1877,  2  Bde.  m.  Atlas;  C.  W.  Elliott,  pottery  and  porcelain  from  early 


')  SoBXiEKAiTH,  Orchomenos  S.  44. 
»)  AZ.  1884  S.  96  A. 
')  In  verschiedenen  Sammlungen  (Athen, 
Berlin,  Wttrzburg). 

*)  Aus  fUvnäö  in  Böhmen. 

')  Ober   die  Anfertigung    der   Lampen 


vgl.  Dblattbb,  R.  de  Tart  ehr.  1889  S.  147  ff. 

")  0.  Jahn,  Ber.  der  sächs.  Ges.  1855 
S.  74,  177. 

')  J.  J.  Bachofen,  römische  Grablampen, 
Basel  1890,  m.  Atlas  von  55  T.;  H^bon  de 
ViLLEFOSSE,  lampes  cbr^tiennes  in^dites. 


190 


Klaasisohe  Knnataroli&ologie.    1  fienkm&lerkiixide. 


times  down  to  the  Philadelphia  exhibition  of  1876,  Newyork  1878,  m.  165  Abb.;  Fb. 
JlKNicKB,  Grondriss  der  Keramik  in  Bezug  aof  das  Kunstgewerbe,  Stuttg.  1879,  m.  460  Abb.; 
E.  Gabnieb,  bist,  de  la  c^ramique,  2.  Aiä.,  Tours  1883,  m.  11  T.  u.  179  Abb.;  ästhetisch: 
J.  ZiBGLBR,  ^tudes  ceramiques,  recherches  des  principes  du  beau,  Paris  1850,  f.  mit  Atlas 
V.  14  T.;  speziell  für  das  Altertum :  S.  Bibch,  history  of  ancient  pottery,  2.  Aufl.,  London 
1873;  Duo  de  Luynes,  de  la  poterie  antique,  A.  4,  138—50;  (Jahn  (S.  58);  Gocbbt,  arch^- 
ologie  c^raroique  et  säpulcrale,  Paris  1860,  m.  10  T.;  über  die  Technik:  J.  F.  G.  Hacts- 
KANN,  de  confectione  vasorum  fictiliura,  quae  vulgo  eirusca  appellantur,  Gomment.  soc.  reg. 
scient.  Gotting.  rec.  V.  (1823)  S.  117  ff.;  Gaboiulo  (S.  188)  S.  «19  ff.;  Blümnbb  II  S.  1  ff.; 
Stockbaubb  und  Otto,  die  antiken  Thongefässe  in  ihrer  Bedeutung  für  die  moderne  Gefäss* 
industrie,  Nürnberg  1878,  10  T.  f.;  antike  Darstellungen:  korinthische  Täfelchen,  Ant. 
Denkmäler  1,  8.  14;  an  einer  Vase:  Blühnbb,  Ath.  Mitt.  14,  150  ff.;  Vasenscherbe  von  der 
Akropolis.  —  P.  Vikebcati-Sozzi,  la  figulina  iconogr.  ed  epigrafica,  Berg.  1877. 

199.  Für  dön  härtesten  Stoflf  musste  vor  Erfindung  der  Metalle  der 
Stein  gelten.  Seine  Benützung  ging  notwendig  von  den  durch  Elementar- 
ereignisse losgelösten  Brocken  (namentlich  Geröll)  aus.  Es  gibt  gewisse 
Steinarten  (Kiesel,  besonders  Quarz,  Feuerstein,  Homstein  und  Obsidian), 
aus  denen  durch  blosses  Zerschlagen  scharfkantige  Werkzeuge  (dänisch 
flintflakker)  entstehen.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  diese  ge- 
schlagenen Steinwerkzeuge  allerdings  den  Anfängen  der  Menschheit, 
der  Diluvialzeit,  eigen  sind,  aber  einerseits  auch  viel  später  (z.  B.  in  der 
slavischen  Zeit  Ostdeutschlands)  ^)  als  improvisierte  Hilfsmittel  vorkommen 
können,  andererseits  von  den  unabsichtlich  zersplitterten  Steinen  äusserst 
schwer  zu  scheiden  sind;  die  Tausende  von  zerschlagenen  Feuersteinen, 
welche  den  ägyptischen  Wüstenboden  bedecken,  werden  nur  von  einem 
Teile  der  Forscher  als  Reste  der  ägyptischen  Steinzeit  anerkannt.*)  Die 
unbezweifelten  Artefacte  aus  Stein,  welche  die  Entdecker  Nordamerikas 
bei  den  Indianern  fanden  und  dann  Michele  Mercati  (der  Verfasser  der 
metallotheca  Vaticana  1717)  bei  uns  nachwies,  während  in  Norddeutsch- 
land und  Skandinavien  der  Aberglaube  mit  den  Donneräxten  oder  Don- 
nerkeilen sein  krauses  Spiel  trieb  3)  und  sie  in  die  Apotheken  ein- 
schmuggelte, haben  bereits  sehr  mannigfaltige  Form  und  zeugen  von 
grosser  technischer  Geschicklichkeit.  Wie  und  ob  es  möglich  war,  den 
Stein  ohne  Metallgerät  so  vollkommen  zu  bearbeiten  und  sogar  zu  durch- 
bohren,^) dies  ist  eine  Frage,  die  sehr  verschieden  beantwortet  wird;  die 
nicht  seltenen  Werkstätten,  welche  durch  einen  Vorrat  von  noch  nicht 
bearbeiteten  Steinbrocken  {nuclei)  gekennzeichnet  sind,^)  bedürfen  weiterer 
Untersuchung.  Steingeräte  sind  jetzt  in  allen  Ländern  der  alten  Welt 
nachgewiesen,  doch  kann  ich  den  Ausdruck  „Steinzeit"  nicht  billigen,  da 
das   Kennzeichen   der   Periode   nicht    der   Gebrauch    der   Steinwerkzeuge, 


0  Verh.  der  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1878 
S.  329. 

'-*)  MooK,  Ägyptens  vormetallische  Zeit, 
Würzb.  1880;  bestritten  von  Chabas,  ätudes 
fiur  l'antiquitö  historique,  p.  323  ff.  458  ff.; 
Lkpsiüs,  Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1870  S.  89  ff. 
113  ff.;  vgl.  Ztscb.  d.  Ges.  f.  Erdk.  1872  Vll 
S.  437  ff.;  Ztsch.  f.  Ethnol.  1,  23  ff.  135  ff.  2, 
85  ff.;  Maspero  ,  hist.  anc.  des  peuples  de 
rOrient  p.  2;  Reiss,  Verh.  d.  Berl.  Ges.  f. 
Anthrop.  1889  S.  702  ff.  T.  4.  5;  Sayce,  Aca- 
dcniy  1893  Feb.  27 ;  Wiedemann,  ägyptische 


Geschichte  1,  160  ff. 

^)  Eil.  Stobaei  opuscnla,  Dantisci  1752 
p.  113  ff.  m.  Abb.;  Valentini  musaeum  mu- 
saeorum  1,  53  ff. 

*)  Anthrop.  Corresp.  1877  S.  155.  1889 
S.  121  ff.;  H.  Fischer,  das.  1883  Nr.  2.  An 
manchen  Geräten  (z.  B.  einer  Serpentinaxt 
in  Graz)  ist  die  Bohrung  nicht  zu  Ende  ge- 
fahrt. 

^)  Z.  B.  G.  Pbllegrint,  officina  preisto- 
rica  a  Rivole  Veronese  di  armi  e  utensili  di 
selce,  Verona  1875. 


Kap.  TL    Materialien  und  l^edmik  des  Kanatgewerbee.    (§  199.)  19 1 


sondern  das  Fehlen  des  Metalles  ist.  Als  die  metalllose  Zeit  schon 
längst  zu  Ende  war,  dauerte  der  Gebrauch  der  Steine  bei  allen  Völkern 
ohne  Ausnahme  fort,  wenn  auch  sein  Verhältnis  zum  Metall  in  den  ver- 
schiedenen Ländern  und  zu  verschiedenen  Zeiten  nicht  gleich  blieb.  Es 
war  auch  ganz  begreiflich,  dass  der  Stein,  sorgsamst  bearbeitet  und  oft 
geschliffen,  so  dass  er  selbst  im  Glänze  wetteifern  konnte,  schlecht  her- 
gestelltem teuerem  Metalle  vorgezogen  wm'de;  schon  früh  lässt  sich  wahr- 
nehmen, dass  ungewöhnlich  harte  Steinarten  oder  solche  von  schöner 
Farbe  (über  welche  bei  den  Gemmen  gehandelt  werden  soll)  auf  weite 
Entfernung  verhandelt  worden  sind.  In  historischer  Zeit  sodann  müssen 
wir  zwischen  metallarmen  und  Kulturvölkern  unterscheiden.  Jene  befinden 
sich  an  den  Rändern  der  bewohnten  Erde,  in  Nordeuropa  und  in  den  öden 
Küstenstrichen  des  südlichen  Meeres.*)  Nebenbei,  weil  der  Metallvorrat 
nicht  ausreicht,  konrnit  der  Stein  auch  bei  den  freien  Germanen  und  Britten 
bis  tief  in  das  Mittelalter  hinein,  zur  Waffe  geschärft,  vor.*)  Bei  den  soge- 
nannten Kulturvölkern  sind  die  Grenzen  schon  viel  enger  gezogen ;  Hirten 
und  Waldläufer  mögen  auch  dort  Steinmesser  benützen.')  Doch  weil  das 
Naturgemässe,  Ungekünstelte  auch  den  Göttern  lieb  zu  sein  scheint,  be- 
nützen die  Ägypter,  bei  denen  gemuschelte  Feuersteingeräte  überhaupt 
noch  in  der  zwanzigsten  Dynastie  nachweisbar  sind,  jene  Messer  zum  Ein- 
balsamieren der  Mumien,  daher  sie  neben  manchen  gefunden  werden,*)  und 
die  Israeliten  zur  Beschneidung.  Dem  entsprechend  wendete  sich  auch 
der  Aberglaube  den  Steingeräten  zu,  doch  sei  hier  vorläufig  nur  eines  ge- 
fassten  Feuersteines  Erwähnung  gethan.^)  Indem  wir  ebenso  zunächst 
von  den  wertvolleren  Steinen  absehen,  ist  festzustellen,  dass  im  gewöhn- 
lichen Gebrauche  Steingeräte  sich  nur  in  den  Fällen  erhielten,  wo  es  auf 
die  Dauerhaftigkeit  ankam,  z.  B.  Gewichte,*")  Mühlsteine,')  Handmühlen  und 
Reibsteine,  ^)  Gefasse  zum  Teigkneten  (in  Pompeji  aus  Lava),  Wetz-  und 
Quetschsteine,  ^)  Mörser,  ^^)  Hämmer, i»)  Ankersteine  *^)  und  Ringe,  um  Schiffe 
an  das  Ufer  zu  binden.*^)  Gefässe  aus  gewöhnlichem  Stein  sind  ganz  lokal, 
z.B.  in  Gallien»*)   und  bei  den  Indern,  wo  sie  als  Bettelschalen  Buddhas 


^)  Z.  B.  die  Oreitai  am  indischen  Meere : 
Aman.  Ind.  24,  9.  Der  Metallhandel  ging 
dort  nach  dem  „Periplns"  lebhaft. 

')  Helbio,  Italiker  in  d.  Poebene  S.  42  f. 
(Angelsachsen  in  der  Schlacht  von  Hastings; 
der  schottische  Landsturm  im  13.  Jahrhun- 
dert). Steingeräte  noch  in  Gräbern  der  Me- 
rovingerzeit  (Ra.  n.  s.  31,  368)  n.  der  Hunnen 
(Grabfeld  Ton  Cziko  1893)  —  zum  Feuer- 
schlagen? 

»)  Theocrit.  25,  275;  Joseph,  ant.  14, 4, 1. 

*)  Herod.  2,  86  (vgl.  Wiedemaitn  zur 
Stelle);  Diod.  1,  91. 

^)  Abgeb.  MoLON,  preistorici  T.  III  Nr. 
20  a— e. 

^)  In  Athen,  Pompeji  (Ritschl,  über  an- 
tike Gewichtsteine,  Bonn  1866)  u.  a. 

')  In  Orchomenos:  Sghliemakn  S.  24 
(mit  gravierten  Ereuzlinien);  in  Pompeji  aus 
Lara:  abgeb.   Guattani,   mon.   ined.   1786 


raaggio  T.  1  S.  39  f. 

^)  Klbkm,  german.  Altertumsk.  T.  1,  1. 
2;  Foulon-Mekabd,  las  moulins  primitifs,  B. 
de  la  soc.  arch.  de  Nantes  1869. 

^)  Die  , Quetschsteine*,  welche  in  ver- 
schiedenen Gräbern  Deutschlands  und  sonst 
vorkommen  (z.  B.  auf  der  Limburg :  Mehlis, 
Studien  zur  alt.  Gesch.  d.  Rheinlande  2.  Abt.) 
dienen  nach  Reichabd  (Verh.  derBerl.  Ges. 
f.  Anthr.  1889  S.  214  flF.)  bei  den  Negern  zum 
Schärfen  der  Mahlsteine. 

*°)  So  die  alten  Erklärer  des  Wortes 
oXfÄog;  noch  jetzt  im  d^partement  de 
rindre. 

»»)  Samt  Bohrergriff  in  Naukratis  ge- 
funden (Petrie  I  S.  43). 

^«)  Z.  B.  Lykophron  618. 

'^)  In  und  bei  Rom  häufig  (dcu-tj/Ua): 
A.  40,  165. 

»*)  Ra.  2,  304  ff. 


192 


EiaBBisclie  Knxuiiarcliftologie.    L  fienkm&lerkimde« 


verehrt  wurden;^)  auf  Siphnos  war  eine  Steinart  so  weich,  dass  man  aus 
ihr  Reliefschalen  drehen  konnte,*)  wie  aus  karystischem  Steine  Lampen.') 

Litteratur:  Geschlagene  Steine:  H.  Fischer,  Archiv  f.  Anthrop.  1875  U.  3 
und  Anthrop.  Gorr.  1883  S.  9  ff.;  zur  Kritik  Much,  Mitt.  d.  anthrop.  Ges.  in  Wien  VI 
(1876)  Nr.  4;  über  die  Steinzeit  der  einzelnen  Länder  s.  die  Ortskunde;  im  allgemeinen 
vgl.  die  Werke  über  prähistorische  Altertümer;  dann:  6.  Gastaldi,  raccolta  di  armi  e 
strumenti  di  pietra  delle  adiacenze  del  Baltico,  1870;  Calobi  Cbsis  f.,  delle  arme  di  pietra 
e  di  alcune  preteso  antichita  dei  tempi  preistorici,  1871;  Lbfic,  les  armes  et  les  outils  pr^- 
historiques  reconstituös,  Paris  1872,  m.  24  T.  —  über  die  Kulturvölker:  Chb.  Pbtbbsen, 
Spuren  des  Steinalters,  welche  sich  bis  in  die  Zeiten  der  beglaubigten  Geschichte  erhalten 
haben,  Hamburg  1868  (Festschr.  des  akad.  Gymn.). 

200.  Während  jetzt  der  Begriff  der  Edelsteine  feste  Grenzen  hat, 
sind  dieselben,  in  je  frühere  Zeit  wir  zurückgehen,  desto  unmerklicher. 
Für  bescheidene  Ansprüche  war  schon  ein  hübscher  geschliffener  Pluss- 
kiesel^)  oder  ein  Stück  Eisenkies^)  ein  Zierstein;  andern  gefiel  der  Lignit 
(Braunkohle),  welcher  in  dem  kohlenreichen  Böhmen  und  in  Frankreich 
vorkonmit.^*)  Der  schwarze  Qagatstein  (englisch  jet)  wurde  in  Gallien 
und  nahe  der  oberen  Donau  seit  der  Renntierzeit  zu  Schmucksachen  u.  dgl. 
verarbeitet,')  wie  um  Bologna  der  Arragonit  und  schwarze  Steatit.  Als 
bereits  ein  internationaler  Verkehr  angebahnt  war,  verbreiteten  sich  von 
Asien  her  die  schönfarbigen  und  sehr  harten  Gesteine,  welche  zu  kostbar 
waren  als  dass  man  sie  zu  etwas  anderem  als  >Schmuck  und  Amuletten 
verwendet  hätte;  der  grüne  Nephrit,  über  dessen  Herkunft  sich  ein 
langwieriger  Streit  entsponnen  hat,^)  und  die  ihm  ähnlichen  Jadeit,  Chlo- 
romelanit  und  Eklogit,  dann  Fibrolith  (graues  Thonsilikat) ,  Melanit 
(schwarzer  Granat),  Diorit,  Hämatit,  Obsidian®)  und  Steatit,  (Speckstein); 
in  grösseren  Stücken^bricht  der  orientalische  Alabaster,'**)  der  in  Ägypten 
und  Assyrien  zu  Hause  ist.  Diese  Steine,  soweit  sie  nur  in  Asien  und 
Ägypten  vorkommen,  begleiten  den  Zug  der  orientalischen  Kultur  nach 
dem  Westen.  Die  ersteren  Glückssteine  verwendete  man  zu  kleinen  Beil- 
chen, Pfeilspitzen  und  Messerchen,  welche  als  Amulette  den  Toten  beige- 
geben wurden,  oder  zu  Schleuderkugeln  und  Spinnwirteln ;  ^  ^)  für  die  Stein- 
zeit können  sie  natürlich  nichts  beweisen.  Aus  dem  durchsichtigen,  leicht 
zerbrechlichen  Alabaster  fertigte  man  häufig  Salbengefasse,  die  davon  den 
Namen  alabastra  behielten.     Der  hohe  Preis   führte  zu  Surrogaten;   statt 


^)  Bhagvanlal  Indbaji,  Sopärä  and  Pa- 
dana  p.  39. 

*)  Theophr.  lap.  7,  42;  Steph.  Byz. 
£iq>yog, 

3)  Sotakos  bei  ApoUon.  bist.  mir.  36. 

^)  Z.  B.  an  einem  babylonischen  Hals- 
band, abgeb.  Soldi,  les  artsm^connus  p.  25; 
in  Chics  öfter  gefunden;  J.  Gassies,  notice 
sur  les  cailloux  ouvrös  d'origine  dite  cel- 
tique  des  environs  d'Agen,  1863  (SA.)  m.  1 
T.;  manche  haben  Inschriften  (Caylus,  re- 
cueil  IV  339  f.  Vi  130  ff.). 

^)  LiNOENSCHKiT ,  Altertümer  II  H.  12 
T.  6  12. 

'«)  Prager  Ausstellung  1891  Nr.  106. 117. 
124 ;  Bleiche,  Materiaux  pour  Thist.  22, 405  ff. 

')  Fbaas,  ZtBch.  f.  Ethnol.  10,  246  ff.; 
Bleiche  a.  0. 


^)  Heins.  Fisches,  Nephrit  und  Jadeit, 
Stuttgart  1875;  A.  B.  Metsb,  Jadeit-  und 
Nephritobjekte,  Lpg.  1882,  m.  T.  =  k.  eth- 
nogr.  Museum  II.  III.  u.  die  Nephritfrage, 
Berlin  1883;  aus  dem  Eünlüngebirge  nach 
ScHLAOiNTWEiT,  Sitzuugsber.  der  maä.-phys. 
Cl.  d.  bayer.^  Akad.  1873,  2. 

")  MiNA  Paluhbo,  B.  di  'paletnol.  ital. 
1,  165  ff.;  Melos  und  Kimolos  haben  grosse 
Lager.  Vgl.  Szabö,  Congres  pröhist.  Buda- 
pest 1,96  ff. 

^^)  Über  den  honiggelben  Alabaster  vgl. 
ToMM.  Belli,  lettera  a  P.  E.  Visconti  sulla 
scoperta  dell'  alabastro  melleo,  Rom  1833. 

")  Erstere  in  Assyrien  und  Griechen- 
land, letztere  in  Orchomenos  (Schlibkanm 
S.  24)  und  Mykene  (ders.  S.  113.  154). 


Kap.  VL 


und  Technik  des  fanstgewerbes.    (§  200.) 


193 


der  Nephritsteine  suchte  man  Liasschiefer  oder  Serpentinarten  und  schliff 
sie  zu;^)  an  Stelle  des  Alabasters  aber  trat  auf  den  Inseln  des  ägäischen 
Meeres  der  Marmor,  aus  dem  man  in  der  orientalischen  Zeit  Gefasse  fer- 
tigte.*) Nahe  der  Schwelle  der  klassischen  Zeit  schützte  ihn  noch  seine 
durch  mühsame  Arbeit  erzielte  Durchsichtigkeit.  3)  Später  hat  man  ihn  da- 
gegen nicht  mehr  für  kleine  Dinge  verwendet.^)  Zu  der  gleichen  Ge- 
schmacksrichtung passt  es,  dass  die  ägyptischen  und  babylonischen  Könige 
die  vulkanischen  harten,  aber  polierbaren  Gesteine  der  Wüste  holen  lassen ; 
doch  werden  wir  von  diesen  besser  bei  der  Architektur  und  Plastik 
sprechen. 

Allmählich  beginnt  der  Geschmack  empfindlicher  zu  werden  und  der 
Begriff  der  Edelsteine  wird  enger.  Doch  hängt  derselbe  nicht  allein  von 
Schönheit  und  Seltenheit  ab.  Wie  die  assyrische  Litteratur  zeigt,  haben 
bereits  die  Babylonier  Lehren  über  die  geheimnisvollen  Kräfte  ge- 
wisser Steine  aufgestellt. s)  Die  antiken  Quellen^)  fehlen  leider  bis  auf 
die  orphischen  Lithika,  den  Damigeron,  Epiphanios'  Buch  von  den  12  Steinen 
und  des  Michael  Psellos  Traktat  von  der  Kraft  der  Steine,  woran  sich 
dann  die  mittelalterlichen  „Lapidarien"  (Steinbücher)  des  Orients  und 
Occidents  reihen;  die  gemeinsame  Quelle  dieser  Fabeln  bleibt  zu  er- 
mitteln. Noch  jetzt  lebt  der  Glaube  im  Orient,  in  Griechenland  und  ver- 
schiedenen Teilen  des  Abendlandes  fort.  Bei  Bauern  Sachsens  und  Irlands 
vererben  sich  solche  „Glückssteine",  während  man  in  Preussen  „Schreck- 
steine" (Serpentinkeile)  zu  kaufen  bekommt.^) 

Litteratur:  Lithika,  rec.  E.Abel,  Berlin  1881;  Damigeron:  Pitba,  spicilegium 
Solesmense  Bd.  III.;  Epiphanios:  Opera  II  p.  228  f.;  Psellos:  Migne  patrol.  Graeca  CXXII 
col.  896  a  ff.;  Ober  die  arabischen  Bearbeitungen  de  M^lt  et  H.  Ooubbl,  R.  de  philol.  n. 
s.  17,  63  ff.  120  ff.;  Aberglauben:  Cabtailhac,  Tage  de  pierre  dans  les  Souvenirs  et  super- 
stitions  populaires,  Paris  1878;  S.  Reinach,  Ra.  III  11,  71  =  chron.  408  A.  2;  Rich.  Andbeb, 
Mitt.  d.  anthrop.  G.  in  Wien  XII  (N.  F.  II.)  1882;  Andbian,  Anthr.  Corr.  1893,  61  ff. 

Die  Alten  waren  mit  sehr  vielen  edlen  Steinarten  bekannt;  denn  der 
schwunghafte  Handel  machte  die  Steine  der  entferntesten  Länder  zum 
Gemeingute  der  Reichen  der  ganzen  Welt.  Das  Edelsteinland  des  Alter- 
tums ist  Indien  sammt  dem  angrenzenden  Ariana**)  und  den  baktrischen 
Steppen  bis  zum  kaspischen  Meer;^)  hierüber  waren  einst  die  ausschwei- 
fendsten Vorstellungen  verbreitet,  Ktesias  fabelt  sogar  von  Onyxbergen.  Im 
Abendlande  aber  vermittelten  Massalia,  Karthago  und  Alexandrien  den  Edel- 
steinhandel.*®)  An  letzterem  Orte  schwemmen  manchmal  noch  die  Meeres- 
wogen aus  versunkenen  Schiflfen  edle  Steine  ans  Land.  ^*)  Nach  Analogie 
des  Edelmetalls  scheinen  die  Händler  die  Ziegelform  der  Steine  bevorzugt 


M  Armringe  im  Elsass  (Schiltigheim, 
Mundolsheim  und  Herrlisheim). 

»)  Ath.  Mitt.  1886  S.  15  ff.;  vgl.  auch 
nodoymtiJQ  Xid^a^vQSog  Stesich.  30. 

')  Alabastron  und  Büchse  aus  dem  Grabe 
des  Aristion,  abgeb.  AA.  1893  S.  78. 

*)  Angebliche  Ausnahme:  Oi^o^otj  und 
xvne^oy  in  einem  Bilde  des  Hippeus,  Feie- 
rn on  bei  Ath.  11,  474  d.  über  grössere  Ge- 
fäase  ist  in  der  Architektur  zu  handeln. 

»)  Ztsch.  f.  Assyriologie  1,  208  f. 

")  Litteratur  bei  Susemibl,   Geschieht« 

i;»iidbiiob  der  Ums.  AltertuiuawiftaenBchafL  VI. 


der  griechischen  Litteratur  in  der  Alexan- 
drinerzeit 1,  856  ff. 

')  Verhandl.  der  Berl.  Ges.  f.  Anthrop. 
1877  S.  472  m.  Abb. 

»)  Dionys.  Perieg.  1103  ff. 

»)  Theophrast.  lap.  35;  Dion.  Per.  724; 
Plin.  37,  37;  Ritteb,  Geographie  2,  551  ff. 

•ö)  Vgl.  Theophr.  a.  0.  (z.  ß.  «V*pa|  aus 
MassaUa  und  Karthago  18). 

^  )  0.  ScHNEiDEB,  naturwissensch.  Bei- 
träge zur  Geographie  u.  Kulturgesch.,  Dres- 
den 1883. 

13 


194 


Klaasiflche  Konstoroliftologie.    L  Denkm&lerkande. 


zu  haben.*)  Der  antike  Geschmack  unterschied  sich  von  dem  unsrigen; 
der  Diamant  tritt  sehr  zurück,*)  auch  die  eigentlichen  Edelsteine  {pierres 
fines)  wie  Rubin,  Saphir  und  Smaragd  sind  seltener  als  bei  uns.  Doch 
gilt  der  Saphir  für  den  schönsten  Edelstein^) 

Litteratur:  Tm  allgemeinen  Kabl  Exil  Kluob,  Handbach  der  Edebteinkande, 
Lpg.  1860;  speziell  F.  Corsi,  delle  pietre  antiche,  2.  Aufl.  Rom  1833;  J.  H.  Kbausk,  Pyrgo- 
teles  oder  die  edlen  Steine  der  Alten,  Halle  1856,  m.  3  T.;  C.  W.  King,  the  natural  histoiy 
of  precious  stones  and  of  the  precioua  metals,  London  1867,  m.  1  T.;  Arch.  Billing,  the 
science  of  gems,  jewels  etc.,  London  1867  m.  Photogr.  (kritisch);  Em.  Soldi,  les  arts 
mäconnus^  2.  Aufl.,  Paris  1881;  Edw.  W.  Strebtbb,  precious  stones  and  gems,  3.  Aufl.  Lon- 
don 1882,  m.  13  T.;  A.  H.  Ghuscb,  precious  stones  considerated  in  their  scientific  and 
artistic  relations,  with  a  catal.  of  the  Townshead  coli,  of  gems  in  the  South  Kensington  M., 
London  1883;  BithiNER,  Technologie  3,  227  ff.;  Köhler,  üher  Sard,  Onyx  und  Sardonyx 
der  Alten,  Gott.  1801,  ges.  Schriften  4,  83  ff. 

Die  Bear.beitung  der  Edelsteine  gehört  wegen  der  Kleinheit  und 
Kostbarkeit  der  Gegenstände  zu  den  feinsten  Gewerben.  Die  Färbekunst 
war  hoch  entwickelt,*)  freilich  nur  zum  Zwecke  des  Betruges.*)  Der  rohe 
Stein  wurde  mittelst  Schmirgel  (Naxium)  oder  einer  Art  Wetzstein^)  so  zu- 
geschliffen, dass  sowohl  die  Oberfläche  als  die  Seiten  in 'eine  bestimmte 
Form  gebracht  wurden.  Sollte  der  Stein  aufgenäht  werden,  so  durch- 
bohrten ihn  die  Arbeiter  früher  mit  Röhren.')  Grössere  Steine  werden 
vermittelst  Rädchen  und  kleinerer  Steine  zu  Gefassen  ausgehöhlt.  Diese 
Kunst  wurde  im  Dienste  der  Diadochen  und  der  reichen  Römer  eifrig  be- 
trieben, so  dass  Salbfläschchen  aus  Onyx  selbst  in  weiteren  Kreisen  ver- 
breitet waren  ;**)  Mithridates  soll  zweitausend  Onyxgefasse  besessen  haben.®) 
Die  erhaltenen  bedürfen  einer  kritischen  Prüfung,  da  in  den  Fürsten- 
schätzen bis  zum  18.  Jahrhundert  Edelsteingefässe  stets  zu  den  hervor- 
ragendsten Prachtstücken  gehörten.^**)  Das  Gravieren  geschah,  was  wenig- 
stens für  die  ältere  Zeit  sicher  steht,  nicht  auf  mechanischem  Wege  durch 
ein  Metallrädchen  oder  -Kölbchen;  doch  ist  noch  festzustellen,  wann  eigent- 
lich diese  Erfindung  gemacht  und  eingeführt  wurde.  Am  Anfange  steht 
wohl  das  Gravieren  mit  einem  harten  Steinsplitter  (z.  B.  von  einem  Dia- 
manten, naxischen  Stein  oder  Ostrakias);^^)  diese  Manier  erscheint  an  den 
babylonischen  Cylindern  besonders  deutlich.  Auch  später  kommen  unvoll- 
kommene, mit  den  einfachsten  Werkzeugen  ausgeführte  Produkte  vor,  die 
wie  zerkratzt  aussehen.  Um  jedoch  vertiefte  Flächen  herzustellen,  brauchte 
man  ein  Bohrinstrument,'^)  welches  kleine  halbkugelförmige  Vertiefungen 
machte  {a  globolo).  Dieselben  sind  oft  nicht  einmal  miteinander  verbunden 
worden.'^)     Bei   den  Assyrern  kommen  beide  Manieren   zuerst  gesondert 


0  Naucratis  I  T.  25,  27-30. 

')  M.  PiNDEB,  de  adamante,  Berlin  1829. 

*)  Klagelieder  Jeremiä  4,  7. 

<)  Plin.  37,  197;  Firmic.  math.  4,  14,  23; 
Bebtbblot,  coli,  des  alchimistes  grecs  p. 
57.  350. 

*)  Der  Schein  grosserer  Tiefe  wnrde 
dnrch  Unterlegen  von  Harz  erzielt:  Fibel 
aus  dem  5.  Jahrhundert  B.  mon.  1879  p. 
71,1. 

°)  Dioskor.  5,  165  {afjLVQig);  Theophr.  lap. 
44  (der  beste  aus  Armenien). 

')  Abgeb.inWesterm.Monatsh.  1891  S.92. 


8)  Catull.  66,  83;  Horat.  c.  4, 12, 17;  Plin 
36,  60. 

^)  Appian.  Mithr.  115;  vgl.  auch  Cic. 
Verr.  4,  27. 

'^)  Otto  I.  schenkte  eines  seinem  Schwie- 
gervater (Radulphus  Higdenus  polychronic. 
VI  a.  925);  auch  die  Sage  vom  Gral  gehört 
hieher. 

»>)  Plin.  37,  177.  200. 

»2)  Plin.  37,  200. 

<8)  Z.  B.  Meteb,  Kunstgeschichte  I  S.  10 
T.  1 ;  Impr.  gemm.  1  18—20.  30—32.  III  21 
-26;  vgl.  RossBACU,  AZ.  41,  343  ff. 


KtLp.  VI.    Materialien  und  Technik  des  Kunstgewerbes.    (§  201.)  195 

vor,  bis  sie  unter  den  Sargoniden  sich  vereinigen. ')  Das  auf  solche  Arten 
hergestellte  vertiefte  Relief  heisst  mit  einem  italienischen  Worte  intaglio 
(eingeschnitten).  Wenn  dieses  auch  wegen  der  praktischen  Verwendbarkeit 
zum  Siegeln  weitaus  überwog,  so  war  dagegen  das  erhabene  Relief,  dessen 
Herstellung  eine  kleine  Säge  erfordert,  zum  Schmuck  geeignet.*)  Man 
benannte  dasselbe  mit  dem  fremdartigen  Worte  Camee  (ital.  cammeo),^) 
Diese  Art  reicht  mindestens  bis  zur  12.  ägyptischen  Dynastie*)  zurück  und 
ist  am  meisten  unter  den  Ptolemäern  und  den  römischen  Kaisern  künst- 
lerisch betrieben  worden. 

Wohl  die  interessanteste  Frage  bezieht  sich  darauf,  ob  die  antiken 
Graveure  optische  Vergrösserungsmittel  (z.  B.  Glastropfen  oder  eine  mit 
Wasser  gefüllte  Glaskugel)  anwendeten;  bezeugt  ist  darüber  nichts.  Jeden- 
falls existieren  geschnittene  Steine  von  ausserordentlicher  Kleinheit  (wie 
ein  Bild  der  Plotina  von  6  Millimeter  Durchmesser). 

Litteratar:  Über  die  Technik  der  Steinschneidekonst  schrieben  in  alter  Zeit  Laas 
{nBQi  Xl&toy  yXvtfijg  Bekkxb,  anecdota  Graeca  p.  1182),  im  Mittelalter  Theophilus  (3,94), 
dann  P.  J.  Mabibttb,  trait^  des  pierres  grav^es,  Paris  1750,  2  Bde.;  Lob.  Nattbb,  trait^  de 
]a  m^thode  antique  de  graver  en  pierres  fines  comparäe  avec  la  m^th.  moderne,  London 
1754,  f.;  Hebm.  Rollst,  Gljptik,  in  Buchers  Geschichte  der  technischen  Künste,  Stnttg. 
1875  Bd.  I.  —  Über  Gemmen  im  allgemeinen  handeln  ausser  den  S.  194  angefiihrten  Schrift 
ten  Klotz,  Ober  den  Nutzen  und  Gebrauch  der  alten  geschnittenen  Steine,  Altenburg  1768; 
Lbssino,  Briefe  antiquarischen  Inhalts,  1768—9;  Millin,  introduction  ä  T^tnde  des  pierres 
grav^es,  Paris  1797;  J.  H.  Krause,  Gemme  in  Ersch  und  Grubers  Encyklopädie  S.  Ißd.57; 
T.  BisHLBB,  Ober  Gremmenkunde,  Wien  1860;  C.  W.  Kino,  antique  gems  and  rings,  London 
1872  m.  52  T.;  Auo.  Gastbllam,  delle  gemme,  Fir.  1870;  J.  H.  Miodlbton,  the  engraved 
gems  of  classical  times,  with  a  catalogue  of  the  gems  in  the  Fitzwilliam  Museum,  Cam- 
bridge 1891  m.  2  T.;  Blüxnbb,  Technologie  3,  279  ff.;  Blondsl,  histoire  de  la  glyptique; 
über  Cameen:  Descr.  d'un  cam^e  ant.  du  oabinet  Famese,  Petersburg  1810;  Böttioeb, 
fiber  die  Ächtheit  und  das  Vaterland  der  antiken  Onyxcameen  von  ausserordentlicher  Grösse, 
Lpg.  1796;  Wibsblbb,  Onyxcameo  Hawkins,  Nachr.  d.  Gott.  Ges.  1882  Nr.  23  S.  709  ff.; 
Ober  den  grOssten  erhaltenen  Gameo  aus  der  Sainte-Chapelle  in  Paris:  Bbbnoulli,  r5m. 
Ikonographie  2,  275  ff.    Die  Ringsteine  kommen  erst  im  nftchsten  Kapitel  zur  Sprache. 

Von  den  Formen,  welche  die  Edelsteine  erhalten,  werden  wir  später 
handeln;  dagegen  muss  schon  jetzt  bemerkt  werden,  dass  die  Onyxarten 
eines  malerischen  Reizes  nicht  entbehren;  denn  weil  hier  dünne  verschie- 
denfarbige Schichten  über  einander  liegen,  kann  der  Graveur,  je  nachdem 
er  tiefer  eindringt,  verschiedene  Farben  zusammenstellen;  z.  B.  besitzt  die 
Pariser  Bibliothek  einen  zweifai'bigen  Sardonyx  mit  Amphitrite  (Nr.  106)^) 
und  einen  dreifarbigen  Sardonyx  mit  dem  Gespann  des  Pelops  (Nr.  68). 
Ausnahmsweise  verwertete  ein  Graveur  die  farbigen  Adern  eines  Steines.«) 

201.  Von  den  erlegten  Tieren  hat  man  nicht  bloss  die  Haut  benützt; 
ihre  harten  Bestandteile,  Knochen,  Hörner  und  Zähne  sind  um  so  eif- 
riger verarbeitet  worden,  je  mehr  ein  Volk  die  Jagd  betrieb.  Daher  ist 
die  Verwendung  bereits  für  die  Diluvialzeit  nachweisbar.  In  Russland 
Schossen  noch  in  der  Kaiserzeit  die  roheren  Völker  mit  Pfeil-  und  Lanzen- 


*)  Mbnakt,  glyptiqne  Orientale  2,  22. 

')  Ahh.  hei  Soldi,  les  arts  m^connns 
p.  43. 

')  Camaeus  bei  Matthaeus  von  Paris 
(f  1259);  s.  DiEZ,  etymolog.  Wdrterbuch  I. 
unter  cammeo. 


*)  Auch  Caylüs  hat  eine  ägyptische 
Camee  (rec.  I  1,  3). 

^)  Ebenso  zweifarbiger  Sardonyxbecher 
itn  Schatz  der  Abtei  St.  Maarice  in  Wallis 

(Phot.). 

«)  Plin.  37,  5. 

13^ 


196 


Klaaaiflche  Ennstarchäologie.    I.  Denkm&lerkande. 


spitzen  aus  Knochen.  *)  Griffe, 2)  Lanzenspitzen, 3)  Musikinstrumente,  zu 
denen  die  Sage  passt,  die  erste  Flöte  sei  aus  Hirschhorn  gemacht  worden,*) 
sind  in  alter  Zeit  nichts  ungewöhnliches.  Dazu  kommen  die  schlichtesten 
Äusserungen  des  Kunsttriebes:  Gravierungen  in  Bein,  über  welche  wir 
am  Anfange  der  Kunstgeschichte  handeln  wollen,*^)  und  allerlei  Schnitze- 
reien, die  im  Gebirge  (z.  B.  den  Abruzzen)  oder  sonst  unter  ärmlichen  Ver- 
hältnissen angefertigt  wurden,  ß)  Das  Bein  dagegen  ist  in  historischer  Zeit 
nur  ein  billiger  Ersatz  für  das  Elfenbein,  dessen  matter  Glanz  ausser- 
ordentlich gefiel.  Die  Alten  bezogen  dasselbe  aus  dem  Sudan  über  Syene,') 
während  das  indische  Elfenbein  nach  den  syrischen  Ausfuhrhäfen  ging;*) 
das  beste  sollte  man  in  Adule  kaufen.®)  Doch  war  fossiles  Elfenbein  nicht 
ganz  unbekannt.^®)  Nach  dem  Westen  kam  es  sowohl  in  Gestalt  von 
Zähnen »>)  als  in  Halbfabrikaten.^*)  Zum  Zwecke  der  Bearbeitung  wurde 
das  Elfenbein  zunächst  in  Platten  zersägt.  Dann  kam  das  Schnitzen, 
mittelst  dessen  man  Kämme,  Zahnstocher,  Ohrlöflf eichen,  Haarnadeln,  Sonnen- 
schirme,^^)  chirurgische  Instrumente,^^)  Würfel, Castagnetten,*^)  Miniaturge- 
fasse  und  ähnliche  Kleinigkeiten ^*')  herstellte;  meistens  jedoch  verkleidete 
die  geschnitzte  Elfenbeinplatte  einen  Holzkem  (z.  B.  an  Tischen,  und  Tisch- 
füssen,  Betten,  Kästchen,  in  christlicher  Zeit  Reliquienkästchen)  oder  wurde 
in  Holz  eingelegt  (S.  175).  Auch  bildete  Elfenbein  oft  den  Griff,  z.  B.  eines 
Messers.  Drechselarbeit  wurde  zur  Gewinnung  einer  runden  Form 
benützt;  z.  B.  sind  so  die  sogenannten  tesserae  oder  Marken  entstan- 
den,^') welche  als  Eintrittsbillette,'®)  Prüfungszeugnisse  für  Gladiatoren ^®) 
u.  dgl.  dienten;  Medaillons 20)  vermitteln  den  Übergang  zur  künstlerischen 
Verwendung.  Als  natürliches  Ornament  der  Beindreherei  ergibt  sich  der 
Kreis  mit  einem  Punkt  im  Centrum,  von  concentrischen  Bj-eisen  umgeben. 
Eine  sekundäre  Dekoration  ist  die  schon  von  Homer  erwähnte  Bema- 
lung des  Elfenbeins;   jetzt  nimmt  man  die  Farbe  natürlich  selten  mehr 


^)  Finnen  Tac.  Germ.  46;  Sarmaten  Paus. 
1,  21,  5;  Hunnen  Amm.  31,  2,  9. 

2)  VonHirschhornB.  1875  p.  198;  Bocks- 
horn, Rhein.  Jahrbb.  H.  46  S.  117. 

»)  Anthr.  Corresp.  1874  S.  22. 

^)  Aus  Knochen  oder  Geweihen  Anthr. 
Corresp.  1874  S.  51;  Hygin.  fab.  165.  —  alt- 
indische Knochengeräte:  Ztsch.  f.  £thnol.  2, 
171  f. 

^)  Zu  den  Kuriositäten  zählt  ein  Wolfs- 
zahn mit  den  12  Göttern  (in  Rom,  Winckel- 
mann's  Werke  S.  102,  1). 

^)  Aus  den  Abruzzen:  Bruitn  A.  1862 
S.  284  flf.  T.  P;  vgl.  Rugoiero,  catalogo  1  S. 
236;  Trinkgefässe  bei  den  Geten  Diod.  21, 
12,  5;  äatQuyaXot  aus  Gazellenhorn :  Polyb. 
26,  1  bei  Atb.  5,  194  a.  Biberzähne  in  Ober- 
italien, aus  Aberglauben  verwendet:  Congr^s 
Internat,   pr^hist.  VI  IL  (Budapest)  1,  443  ff. 

^)  Juven.  11,  124. 

••)  Verg.  G.  1,  56.  Aen.  12,  67;  Hör.  c. 
1,  31,  4;  Ov.  am.  2,  5,  40;  Paus.  4,  12,  3; 
phönikische  Händler  mit  Elephantenzähnen : 


Palaephat.  6,  2. 

*)  Peripl.  maris  Erythr.  4. 

^")  Theophrast,  Steinbuch  37. 

**)  Ein  solcher  mit  Reliefs  verzierter 
wurde  in  Cliiusi  gefunden:  M.  X  39a  l.Jj 

'«)  Hom.  11.  J  141  ff. 

»3)  Anakreon  21, 13. 

'*}  Viele  Sonden  in  Pompeji  (Sammlung 
des  Prof.  Scalzi  in  Rom)  und  auf  dem  Es- 
quilin  gefunden  (B.  com.  1889  p.  498,  1). 

^•')  Ägyptische  im  Louvre:  Perrot  I  576. 

'«)  Urne:  Krinagoras  Anthol.  7,  645,  6|; 
axiadiaxtj  Anacr.  21,  13. 

^^)  F.  W1E8ELEB,  comm.  detesseris  ebur- 
neis  osseisque  I.  Gott.  1866;  CIL.  I  715  ff.; 
Exempla  Script,  epigr.  S.  XXXVll  S.  432  ff. 

>^)  In  Form  eines  gammarus  (dataxog) 
für  den  Rang  r,  aus  Puteoli  Ra.  1  261;  Lit- 
teratur  Ra.  lil  13,  230  f. 

^®)  Die  Litteratur  ist  in  Iw.  Müller's 
Jahresbericht  Bd.  LVl  S.  103  verzeichnet. 

^°)  BuoNARROTi,  osservazioni  istor.  s.  alc, 
medagl.,  Rom  1698. 


Kap.  VI.    Materialien  und  Technik  des  Ennatgewerbes.    (§  202.)  197 


wahr.O    Manche  behaupteten,   es  sei  die  Erfindung  gemacht  worden,   das 
Elfenbein  zu  erreichen.*) 

Litteratur:  Theophilos  TU  92  (Beinschniizerei),  93  (Färben);  Blümnek,  2,  357  ff.; 
Mabquardt,  röm.  Privataltert.  Bd.  II  3.  Abschn.  6;  über  das  £lfenbein:  A.  W.  Schleobl,  zur 
Geschichte  der  Elephanten,  indische  Bibliothek  1,  140  ff.  (Nachträge  bei  Tafel,  dilacidatt. 
Pindar.  1, 152);  Elfenbeinarbeiten:  W.  Maskell,  ivories,  ancient  and  roediaeval.  London  1875 
m.  8  T.  n.  38  Abb.;  Pdlszky  in  der  Einleitung  zu  dem  S.  68  Z.  1  erwähnten  Katalog;  Wtatt, 
notices  of  sculptore  in  ivory.  Die  bedeutendsten  Sammlungen  befinden  sich  im  Louvre 
(S.  51),  Liverpool  (Sammlung  Fej^rväry)  und  im  SouthfEensington  Museum  (S.  169);  s.  auch 
Oldfjbld,  a  catalogue  of  specimens  of  ancient  ivory-carvings,  London  1856. 

Die  Schildkrötenschale  wurde  in  alter  Zeit  zum  Resonanzboden  der 
Lyra  genommen;  erst  der  römische  Luxus  verfiel  auf  den  Gedanken,  sie 
gleich  den  Elefantenzähnen  zu  zersägen  und  das  Schildpatt  wie  das 
Elfenbein  zu  benutzen.^) 

Litteratur:    Blüxnbr  2,  375  ff. 

302.  Bei  den  Produkten  des  Meeres  denken  wir  vorzugsweise  an 
Perlen  und  Korallen;  allein  jene  dienten  der  blossen  Prunksucht,  diese 
dem  Aberglauben.  Nur  die  alten  Gallier  brachten  die  roten  Zweiglein,  an 
deren  Schutzkraft  auch  sie  vielleicht  glaubten,  gerne  an  ihren  Waffen  und 
Schmuckstücken,  ohne  die  weissen  Korallen  zu  verschmähen,  an.^)  Künst- 
lerisch wurden  beide  Stoffe  nur  der  Kuriosität  wegen  benutzt;*^)  auch 
Perlmutter  bedeutete  füi*  das  Altertum  nicht  mehr.^) 

Litteratur:  Blümneb  2,  378  ff.;  Korallen  in  Italien:  Guabdabassi  B.  1876,  93  ff.; 
Cafellini,  Congrto  intemat.  pr^hist.  Budapest  1,  447. 

Wir  wollen  in  frühere  und  interessantere  Zeiten  zurückgehen.  Als 
man  die  Metalle  noch  nicht  ausnützte,  war  die  starke  Fischgräte  neben 
den  Tierknochen  ein  unverächtliches  Hilfsmittel  und  da  die  Putzlust  nicht 
erst  ein  Erzeugnis  höherer  Kultur  ist,  wurden  schon  damals  Muscheln  (z. 
B.  Turitella,  Pectunculus  und  Natica)  und  die  Ringe  des  Röhrenwurmes 
von  weit  entfernten  Meeresküsten  gebracht,  als  noch  Renntiere  in  Mittel- 
europa hausten.')  Diese  Liebhaberei  blieb  bis  zur  Zeit  der  ersten  Kultur- 
bewegungen. Die  Ägypter  reihten  Kaurimuscheln  zu  Halsbändern  auf.^) 
Vor  allem  ist  die  Tridacna  squamosa  hochgeschätzt  worden  und  hat 
selbst  Zeichnungen  eingraviert  erhalten;^)  sie  scheint  die  zweite  orientalische 
Periode  zu  begleiten.*®)  Noch  bekannter  ist  der  Bernstein,  dessen  Fi- 
scherei in  der  Ostsee  bereits  vor  Einführung  der  Metalle  von  den  Astyem 
betrieben  wurde,  nachdem  ihn  früher  vielleicht  ein  Urwald  im  Kreise 
Heydekrug  bequemer  geliefert  hatte;  das  Gewonnene  ging  auf  dem  Land- 


*)  Kästchen  aus  Herculaneum  in  London, 
abgeb.  Ra.  II  T.  32  zu  S.  282;  Goldplättchen 
mit  Hausenblase  aufgeleimt:  Heraclius  1.  9; 
Beinnadel  mit  vergoldetem  Kopf  in  Speier. 

^)  Demokrit  nach  Seneca  ep.  100;  Plu- 
tarch,  ob  das  Alter  genüge  u.  s.  w.  4. 

*)  Die  Zähne  des  Nilpferdes  waren  nur 
eine  Kuriosität  (Paus.  8,  46,  4). 

*)  Plin.  32,  23 ;  schöne  Beispiele  in  Speier 
(farbige  Abb.  eines  torquis,  Beitr.  z.  Anthrop. 
u.  Urgesch.  Bayerns  VI  H.  2/3) ;  übrigens  ist 
die  weisse  Koralle  mit  Triton  tritonis  leicht 
zu  verwechseln. 

6)  Korallenarbeiten:  B.  1876  S.  93  ff.; 
Bild  des  Pompejus  aus  Perlen  PL  37,  14. 


*)  Suet.  Ner.  31  (Wandschmuck  in  Neros 
goldenem  Hause);  Astragalos  in  Rom  B.  1846 
p.  95;  Zierrate:  Jorio,  metodo  p.  131. 

^)  Funde  von  Schweizerbild  bei  Schaff- 
hausen; über  Höhlenfunde:  Fischeb,  B.  de 
la  soc.  g^ol.  de  France  s.  II  t.  4  (Paris  1876). 

®)  Abgeb.  bei  Caylus,  recueil  V  T.  15 
4.  5. 

*)  Mehrere  in  Naukratis  (Naukratis  I 
T.  20)  und  Etrurien. 

'^)  In  Assyrien,  Bethlehem,  Naukratis 
(I  S.  35  T.  20,  10.  12. 16)  und  Italien.  Mu- 
schelhalsband in  einem  alten  Grab  von  Velig 
in  Böhmen  (Prager  Ausstellung  Nr.  262). 


198 


Elassische  Ennsiarch&ologie.    I.  Denkmälerknnde. 


wege  nach  dem  Süden,  z.  B.  vermittelten  die  Pannonier  und  Veneter  das 
kostbare  Harz  über  Camuntum  und  Aquileja  nach  Rom;')  eine  andere 
Strasse  ging  nach  dem  Rhein,  2)  Ausserdem  wird  auch  fossiler  Bernstein 
von  rötlicher  Farbe  im  Libanon,  auf  Sizilien,  in  Kalabrien,  Lukanien  und 
der  Emilia,  bei  Incheville  im  Bois  l'Abbö,  nahe  bei  Berlin  und  an  ver- 
schiedenen Stellen  Österreichs  und  Rumäniens  gefunden.^)  Auch  steht 
fest,  dass  derselbe  den  Alten  bereits  bekannt  war  und  verarbeitet  wurde.*) 
Indes  kommt  er  in  zu  geringer  Menge  vor,  als  dass  man  alle  italischen 
Gegenstände  davon  ableiten  könnte.  Unbestimmte  Nachrichten  der  Alten 
reden  vom  Flusse  Eridanos,  wogegen  schon  Herodot  (3,  115)  sich  aus- 
sprach, oder  von  der  skythischen  Insel  Basileia,^)  welche  dann  für  Britta- 
nien  erklärt  worden  zu  sein  scheint.^)  Aber  zu  den  Funden  passt 
nur  die  Nennung  von  Ligurien^)  und  Indien.®)  Abgesehen  von  der  ausge- 
breiteten Verwendung  an  seinem  Ursprungsorte  und  in  Aquileja,  gehört 
der  Bernstein  hauptsächlich  zum  Schmuck  der  beiden  orientalischen  Perio- 
den;^) erst  seit  der  Unterwerfung  von  Noricum  und  Pannonien  wurde  er 
wieder  erreichbarer,  doch  kam  nur  wenig  und  dies  zu  sehr  hohem  Preise 
nach  Rom.'®)  Die  meiste  Verbreitung  haben  überhaupt  Bemsteinperlen 
gefunden;  1')  dann  folgen  Kugeln,  Knöpfe,  Phalli,  Früchte,  Masken.  Die 
Ringe  tragen  manchmal  geschmackvolle  Verzierung.'*)  Ganze  Figürchen 
waren  jedenfalls  Kostbarkeiten  ersten  Ranges. '3)  Die  Römer  schätzten 
zur  Zeit  des  Plinius  den  durchsichtigen  braungelben  und  den  dunkelroten 
„falemischen"  Bernstein  am  meisten.  Der  Kostbarkeit  wegen  wm'de  er 
auch  aus  Kobalt  gefälscht.  ^^) 

Litte ratnr:  Die  ältere  bei  Rüpbbti  zu  Tacit.  Germ.  45;  Fb.  Waldmank.  der  Bern- 
stein im  Altertum,  Fellin  1882,  Berlin  1883;  Blümnbb,  Technologie  2,387  f.;  K.  G.  Jacob, 
Ztsch.  d.  d.  morgenl.  Ges.  43,  253  ff.;  über  den  alten  Bemsteinhandel:  Capellini,  Gongräs 
international  d'anthrop.,  Stockh.  1874  S.  791  ff.  (fossil);  Helbio,  osservaz.  soprail  commercio 
dell'ambra,  Accad.  de'Lincei  274  (1876-7)  p.  10  ff.  (fossil);  vermittelnd  Fbiedlandeb,  AZ. 


')  Plin.  37,  11;  B.  v.  Rittbb,  Bernstein- 
funde  Aquilejas,  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkonmi. 
1889  S.  102  ff.  152  ff.  244  ff. 

^)  Genthe,  über  den  Anteil  der  Rhein- 
lande am  vorrömischen  n.  römischen  Bem- 
steinhandel, Monatsschr.  t.  rheinlsch-westph. 
Geschichtsforschung  und  Altertumskunde  II 
S.  1—3;  MüLLENBOFF,  deutscho  Altertums- 
kunde 1,211  ff.  469  ff. 

^)  Libanon:  0.  Fbaas,  das  Vorkommen 
der  fossilen  Kohlenwasserstoffe,  Lpg.  1884 
S.  321;  Sicilien:  H.  R.  Göppebt,  sulr  ambra 
di  Sicilia,  Rom  1879;  Kalabrien:  Pio  Man- 
TovAiri,  ß.  d.  r.  comm.  geolog.  d'Italia  1877 
p.  376;  in  der  Emilia:  Gozzadini,  de  quel- 
ques mors  p.  16;  Berlin:  Vossische  Ztg.  1883, 
10.  Septbr. ;  Österreich  und  Rumänien :  G. 
ZiNCKBN,  Anthrop.  Corr.  1884  S  61  ff. 

*)  Z.  B.  Perle  in  Auvemier  (Neuenburger 
See):  Anz.  für  Schweiz.  Altertumsk.  1876, 
April  Nr.  2. 

^)  Diod.  5,  23  vgl.  Plin.  4,  94). 

«)  Sotakos  bei  Plin.  37,  35. 

')  Theophrast  de  lap.  16.  29  (daraus 
Plin.  37,  33) ;  s.  A.  3. 


8)  Archelaos  bei  PI.  37,  11;  in  derThat 
in  Indien  Mitt.  der  k.  k.  Gentralkomm.  1889 
S.  103. 

^)  Z.  B.  in  Mykene:  Schliemann  S.  235. 
283.  353  (von  der  Ostsee:  ders.,  Tiryns  S. 
425  f.) ;  bei  Homer  d  73.  460.  c  295  f.  Hymn. 
1,  104. 

»«)  Stat.  süv.  1,  2,  124;  Paus.  5,  12,  7; 
vgl.  Ov.  met.  2,  364  ff.;  Plin.  37,  12. 

*0  Man  reihte  sie  an  Metallstäbchen 
auf,  deren  viele  in  Aquileja  gefunden  wer- 
den; eines  aus  Frögg  abgeb.  Mitt.  der  k.  k. 
Centralcomm.  N.  F.  18,  42. 

^^)  Schönes  Exemplar  aus  Aquileja: 
Mitt.  der  Centralcomm.  1889,  T.  zu  S.  154; 
vgl.  B.  1860  p.  98.  1861  p.  66. 

")  Affe  (der  indiscne  Macacus  Rhesus) 
an  einer  Halskette  aus  Präneste;  Augustus: 
Paus.  5,  12,  7. 

»')  Plin.  37,  12. 

*-')  Van  Bastelaek,  Tambre  taill^  ou 
vöritable  et  l'ambre  moul^  au  faux  dans 
Tant.,  Brux.  1876  und  Annales  de  chimie  et 
de  physique. 


Kap.  TL    Materialien  und  Te 


des  Kunstgewerbes.    (§  203.) 


199 


1871  S.  49;  Güardabassi,  B.  1876  p.  97  f.;  Sadowski,  Congres  intern,  pr^hist.  VTII  Bndap. 
Bd.  1,  413  ff.;  Oskar  Sohkbideb,  natarwiss.  Beitr.  zor  Geographie  and  Knltorgeschichte, 
Dresden  1883  S.  176—214;  besonders  aber  Olsbauskn,  Verb.  d.  Berl.  anthrop.  Ges.  1890 
S.  270  ff.  1891  8.  286  ff.  (S.  286  f.  Litteraturverz.);  Qber  die  Sammlung  des  Britt.  Mus.: 
Franks,  Congres  internst,  pr^hist.  VIII.  Budapest  Bd.  1,  433  ff.;  Bernsteinfunde  von  Ganosa: 
Album  von  Dbtkbn,  Neapel  1866.  —  Bernsteinschmuck:  Klebs,  Beiträge  zur  Natur- 
kunde Preossens  V.  Königsb.  1882 ;  s.  auch  die  Ortskunde  S.  135  (Aquileja). 

203.  Da  die  Metalle  meist  gar  nicht  oder  doch  nur  selten  in  ge- 
diegenem Zustande  vorkommen,  setzt  ihre  Gewinnung  einen  höheren  Kultur- 
grad voraus  als  die  Verwendung  von  Holz,  Thon,  Stein  und  ähnlichen 
ungekünstelten  Stoffen.  Folglich  ist  die  erste  Periode  der  menschlichen 
Geschichte  metalllos.  Dann  treten  die  Völker,  welche  im  eigenen  Lande 
Metalle  gewinnen  oder  den  produktiven  Gegenden  nahe  wohnen,  hervor, 
wogegen  die  Völker,  welche  diese  Vorteile  nicht  geniessen,  länger  in  der 
metalllosen  und  der  metallarmen  Periode  verharren. 

Litteratur  über  die  Metalle:  J.  Chb.  J.  Bethe,  de  antiquitatis  re  metallica,  Brixiae 
1815;  F.  H.M.Zippe,  Geschichte  der  Metalle,  Wien  1857;  J.  P.  Rossionol,  les  m^taux 
dana  Tantiquitö,  Paris  1863;  Ergänzungsblfttter^  Hildburgbausen  1865—66  Bd.  T.;  Rich. 
Andbeb,  die  Metalle  bei  den  Naturvölkern  mit  Berücksichtigung  prähistorischer  Verhält- 
nisse, Lpg.  1884;  A.  Bibba,  über  alte  Eisen-  und  Silberfunde,  archüol.-chem.  Skizze,  Nürn- 
berg 1873;  Olshausbn,  chemische  Beobachtungen  an  vorgeschichtlichen  Gegenständen, 
Ztsch.  f.  Ethnol.  1884  S.  516  ff.;  R.  Lepsius,  die  Metalle  in  den  ägyptischen  Inschriften, 
Abb.  d.  preuss.  Akad.  1871,  sep.  Berlin  1872  (franz.  Paris  1877);  Blümneb  4,  7  ff. 

Die  erste  Stufe  des  Bergbaues  war  gewiss  der  Tagbau,  wobei  die 
einen  Arbeiter  mit  schweren  Hämmern  das  Gestein  zertrümmerten  und 
die  anderen  dasselbe  in  Körben  fortschafften.^)  Später  gewiss  fing  man 
an,  in  die  Tiefe  zu  dringen  und  beim  Scheine  der  Grubenampeln  zu 
schaffen,  während  die  Erze  in  Säcken  nach  oben  getragen  wurden.  2)  An 
verschiedenen  Orten  der  alten  Welt  sind  Spuren  römischer  und  vorrömi- 
scher Bergwerke  sichtbar,  z.  B.  im  Lauriongebirge,  in  Bulgarien,  *)  Gal- 
lien,*) Österreich^)  und  Tunis.®)  Dort  haben  sich  auch  Werkzeuge,  Schöpf- 
räder u.  dgl.  gefunden.')  Die  Phönizier  genossen,  wie  es  scheint,  zuerst 
den  Ruf  kundiger  Bergleute  gleich  den  Yenetianem  und  mögen  wie  diese 
den  Metallschätzen  der  Fremde  nachgespürt  haben.  ^)  Bei  den  Griechen 
dürfte  der  fachmännische  Betrieb  durch  König  Philipp  von  Makedonien 
angeregt  worden  sein;  seit  ihm  treten  wissenschaftlich  gebildete 'Bergleute 
auf.*)  In  das  Bergrecht  gewähren  die  (37.)  demosthenische  Rede  gegen 
Pantainetos,  die  inschriftliche  lex  Vipascensis  (von  Aljustrel  in  Portugal)  und 
der  Codex  Theodosianus  (X  19  de  metallis  et  metaUariis)  Einblick. 


')  Abgeb.  auf  korinthischen  Votivtafeln, 
Berlin  Nr.  871.  872. 

*)  Palaephatus  incredib.  10,  2. 

^)  JiRECBK»  Archäol.repigr.  Mitt.  X  75  ff. 

*)  Ra.  41,  201  ff.  261  ff.  (PlÄne  S.  216-8 
267.  276  f.) 

^)  MucH,  das  vorgeschichtliche  Kupfer- 
bergwerk auf  dem  Mitterberg  (Salzburg), 
her.  von  der  k.  k.  Centralkomm.;  siebenbür- 
gischer  Stollen  (Tagbau),  abgeb.  Illustr.  Ztg. 
1892,3  S.  767. 

*)  Bleibergwerk  von  Dscbebel  Irsas: 
H.  Haupt,  Berg-  u.  Hüttenmftnn.  Ztg.  1883 
Nr.  25.  26. 


')  Abbildungen  aus  Gallien:  Ra.  41,  205 
ff.  338  f.  342.  346.  349  ff.;  Werkzeuge  im  Lau- 
rion:  Atbenaeum  1887  S.  751;  F.  Posbpky, 
zwei  röm.  Schöpf rftder  aus  den  Gruben  von 
Verespatak  in  Siebenbürgen  und  San  Domingo 
in  Portugal,  Wien  1877, m.  IT.;  ^otg]  fisraUi- 
x6y  axevog  Hesych.  Spezialsammlung  der 
Eupfergewerkschaft  Mitterberg  zu  Mühlbach 
(Satzkammergut). 

8)  Vgl.  über  Thasos  Herod.  6,  47 ;  Plin. 
7,  197. 

')  Krates  o  fieraXXevriji  i  Strab.  9,  2,  18 
p.  407;  Gorgos  schrieb  über  indische  Berg- 
werke (ders.  15  p.  700). 


200 


KlaBBisohe  Eaii«tarohäologie.    I.  Denkmftlerknnde. 


Litteratur:  Interessante  Beschreibungen  lieferten  schon  Diodor  V  K.  36-38  (über 
die  span.  Bergwerke)  III.  12  ff.  und  Cassiodorius  (variae  9,  3);  Bl.  Caayophiu  de  antiquis 
auri  argenti  stanni  aeris  ferri  plumbiqne  fodinis,  Wien  1757;  Ch.  de  Flobencourt,  über 
die  Bergwerke  der  Alten,  Göttingen  1785;  J.  Fr.  Reitexeier,  Geschichte  des  Bergbaues 
und  Hüttenwesens  bei  den  alten  Völkern,  Göttingen  1785;  J.  et  L.  Sabatibr,  production  de 
Tor,  de  Targent  et  du  cuivre  chez  les  anciens,  Petersb.  1850;  L.  Simoni,  R.  d.  deux  mondes 
1862  (Bd.  39)  S.  603  ff.;  A.  Leger,  les  travaux  publics,  les  mines  et  la  m^tallurgie  aux 
temps  des  Romains,  Paris  1875  m.  Atlas  von  12  T.;  Blümner  4,  100  ff.  Über  die  spanischen 
Bergwerke  Litteratur  bei  Blüxneb  IV  1,  8;  Bikder,  die  Bergwerke  im  römischen  Staats 
haushält,  Ztsch.  f.  Bergrecht,  her.  v.  Bbassart  XXXII  (1892)  H.  1.  2.;  G.  Wilmanns,  d.  röm. 
Bergwerkordnung  v.  Vipasca,  Bonn  1877;  spanisches  Relief  bild:  Ra.  n.  s.  43,  193  ff. 

Das  Ausschmelzen  der  Erze  erfolgte  meistens  am  Bergwerke  selbst 
oder  nicht  weit  davon  in  Waldschmieden,  wo  die  nötigen  Holzmassen  zur 
Hand  waren.  Jetzt  bezeichnen  alte  Schlackenhalden  solche  Stätten.  Die 
Schlacken  und  „Ekbolades"  (taubes  Gestein)  des  Laurion,  welche  jetzt 
noch  viel  Metall  liefern,  beweisen  freilich,  wie  unvollkommen  die  Schmelzung 
geschah.  2)  Die  Gallier  brachten  lange  Zeit  die  Kupfererze  zwischen  zwei 
durchglühten  Steinen  zum  Schmelzen.  3)  Dann  dürfte  die  Benützung  eines 
korbartigen  Gefasses  gefolgt  sein,  wie  es  nach  einer  populären  Abbildung 
im  Sudan  zum  Schmelzen  des  Raseneisens  verwendet  wird.*)  Endlich  ge- 
langt man  zu  eigenen  Schmelzhäusern.  •'^) 

Litteratur:  Anweisungen  hei  Theophilus  3^  62  ff.;  s.^jden  vorigen  Paragraphen; 
Blühneb  4,  108  ff.;  Spuren  alter  Schmelzen  z.  B.  (Eisen)  Hüttenberg:  M Cnnichs,  Geschichtl. 
Entwickl.  der  Roheisen  Produktion  S.  5;  Eisenerz;  Essing  im  Altmühlthal:  Anthrop.  Corresp. 
1876  S.  55;  Saalburg:  Beck  u.  y.  Cohausen,  Annalen  d.  Nass.  Altert.-Vereins  14,  317  ff. 
15,  124  ff.  m.  T.  5;  Rheinpfalz:  Anthr.  Corresp.  1883  S.  147  ff.;  Modell  des  Eisenberger 
Ofens  in  Speier;  an  der  Maas:  Bbbchex,  bist,  du  fer  dans  le  pays  de  Namur;  Schweiz: 
Quiquebez,  notice  sur  les  forges  primitives  dans  le  Jure  Bemois,  Zürich  1871;  England: 
Faibbain,  iron,  its  history  etc.;  (Kupfer)  Mitterberg  (s.  o.);  Augsburg  (Reste  im  Antiqua- 
rium);  (Silber)  Laurion  (s.  o.);  (Gold)  Rauris,  Hallstatt  und  Hallein:  Wubmbband,  An- 
throp. Corr.  1877  Verhandl.  S,  152  ff. 

In  diesen  Schmelzen  stellte  man  das  Rohmetall  für  den  Metall- 
handel  in  gewissen  regelmässigen  Formen  her.  Gewöhnlich  waren  es 
grosse  Kuchen  (fxvdQoi)  oder  Scheiben  (hebräisch  kikkär,  in  der  Dias  ^826 
aolog  benannt)/)  auch  Barren/)  seltener  kegelförmige  Stücke^)  oder 
Würfel.^)  Für  Edelmetalle  ist  mindestens  seit  der  Ramessidenzeit  die 
Form  eines  Ziegels  beliebt  worden,  woneben  die  kleine  ovale  oder  rund- 
liche (ägyptisch  neves)  einhergeht;  ^^)  in  jener  Gestalt  kommen  auch  un- 
edle Metalle  vor.**)  Künstlichere  Formen  fallen  bereits  in  das  Gebiet  der 
Numismatik. 


^)  Z.  6.  im  Fichtelgehirge ;  Hephaistos 
Hes.  Theog.  864  ff.      ,      ^ 

')  KoQdeXXa^,  ne^l  xav  axogujy  xal  rijg 
fjietttXXovQytxijg  ßiofitj/aylag  iy  'EXXädi,  Athen 
1865. 

')  Plin.  34,  96;  Anthr.  Correspondenzhl. 
1875  Verhandl.  S.  28. 

*)  KdXa&og  Hesych. ;  Schmelztiegel  za 
Felsö-Euhin  (Eomitat  Arva)  gefunden :  Anthr. 
Corr.  Vers.  1877  S.  101. 

6)  Plan  Ra.  41,  271. 

')  Z.  B.  £isen  im  6.  Jahrh.  Herod.  1, 
165;  abgebildet  an  einer  Vase,  Berlin  Nr. 
1002  (Gerhard,  Trinksch.  10/11';  Ovbrbeck, 
kunstmythol.  Atlas  T.  4,  12);  erhalten  z.  B.  in 
Vafiö  CE(p.  KQX'  1889  Sp.  156  f.  Blei  u.  Bronze). 

')  Bronze  in  Assyrien  und  Norddeutsch- 


land (Putzig  bei  Danzig :  Anthrop.  Correspon- 
denzhl. 1874  S.  67);  Blei  in  Cartagena,  ge- 
stempelt (Berl.  philol.  Wochenschr.  1884  S. 
319);  über  die  Herstellung  Ra.41,  262. 

^)  Eisen  in  Italien ;  Silber  und  Elektron 
in  Troja.  Kuchen,  Barren  und  Stäbchen  in 
Bosnien  gefunden;  vgl.  auch  den  Grabstein 
des  athenischen  Schmiedes  Sosinos. 

^)  Rhomboidales  Eisen :  F.  Keller,  Anz. 
f.  Schweiz.  Gesch.  und  Altertumsk.  1858  S. 
38  ff.;  rautenförmiges  in  Mittelafrika;  Naub, 
Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad.  1891  S.  441  ff.; 
Luppen  aus  Gallien  und  Assyrien,  abgeb. 
Ra.  41.  341  f. 

^»)  HüLTSCH ,  Metrologie  S.  ^406  A.  1 ; 
unter  Caesar  Plin.  33,  17. 

»»)  In  Naukratis  Petbie  I  T.  25,  22-26. 


Kap.  VI.    Materialien  und  Technik  des  Ennstgewerbee.    (§§  204—205.)     201 


Jetzt  war  das  Metall  soweit  hergerichtet,  dass  es  transportiert  werden 
konnte.  Der  Metallhandel  erscheint  in  der  alten  und  neuen  Litteratur 
selten,  verdient  aber  nähere  Behandlung,  da  er  für  die  Entwicklung  des 
Kunstgewerbes  von  höchster  Bedeutung  war.  Vorläufig  möchte  ich  nur 
auf  einige  Momente  hinweisen:  Tauschhandel  (im  ersten  Gesänge  der 
Odyssee),  Verkauf  schmelzbarer  Gegenstände,  z.  B.  erbeuteter  Waffen 
(Tlias  H  473  ff.),  weite  Seetransporte,  wie  von  Karthago  bis  Phönizien 
(Ezechiel  27,  12)  und  endlich  Ausfuhrverbote  im  politischen  Interesse;  aus 
dem  römischen  Reiche  durfte  zeitweise  weder  Bronze  noch  Eisen  nach 
Persien  gebracht  werden.*) 

204.  Unter  allen  Metallen  lag  die  Gewinnung  des  Kupfers  am 
nächsten,  weil  dasselbe  an  vielen  Orten  gediegen  vorkommt.  Da  die  grüne 
Patina  die  Unterscheidung  des  Kupfers  von  der  Bronze  schwierig  macht, 
ist  das  unscheinbare  Metall  früher  einfach  mit  der  letzteren  zusammen- 
geworfen worden;  überdies  unterscheidet  die  griechische  Sprache  jene 
beiden  nicht.  Genauere  chemische  Untersuchung  zeigten,  dass  das  Kupfer, 
wie  ganz  natürlich,  der  Bronze  vorhergeht  und  sich  neben  ihr  behauptet. 
Will  man  den  Begriff  Kupferzeit  einführen,  so  würde  dieser  bedeuten, 
dass  damals  nur  das  Kupfer  bekannt  war,  und  dass  es  infolge  dessen  auch 
zu  Waffen  und  schneidenden  Werkzeugen  diente,  wofür  es  sich  wegen 
seiner  Weichheit  nicht  eignet.  Diese  Kupferzeit,^  welche  bereits  die 
Forscher  des  Altertums  voraussetzten,^)  ist  jetzt  wohl  in  allen  Ländern 
(in  Griechenland  z.  B.  zu  Mykene  ^)  und  auf  Thera)  nachgewiesen.  Auch 
nachdem  die  Kunst  erfunden  war,  das  Kupfer  durch  Legierung  zu  härten, 
ersparte  man  sich  das  teuere  Zinn,  wo  es  nicht  unbedingt  nötig  war. 
Das  Kupfer  behauptet  also  seinen  Platz  in  Gestalt  von  Gefässen,*)  Lam- 
pen,*) Inschriftentafeln,«)  Scheidemünzen  und  Figuren,  welche  „byzantinisch" 
genannt  zu  werden  pflegen. 

Litteratur:  C.  Btschoff,  das  Kupfer  in  der  vorchristlichen  Zeit,  Berlin  1865; 
Matth.  Much,  die  Kupferzeit  in  Europa  und  ihr  Verhältnis  zur  Kultur  der  ludogermanen, 
2.  Aufl.  Jena  1893;  Fb.  v.  Pulszky,  die  Kupferzeit  in  Ungarn,  Budapesth  1884,  m.  149  Abb.; 
über  Asien  und  Afrika:  Bertbblot,  Acad.  des  sciences  1893  30.  Jan.  (Untersuchung  je 
einer  altägyptischen  und  altbabylonischen  Arbeit);  Pbtbie,  lUahun  S.  270;  La.yard,  Niniveh 
T.  96 ;  Athenaeum  1889,  6.  Juli  (Insel  Bahrein) ;  Sadowski,  Handelsstrassen  der  Griechen  und 
ROmer,  deutsch  v.  Kohn  S.  V  (Ural). 

205.  Für  die  Aufgabe,  das  Kupfer  zu  härten,  standen  mehrere  Me- 
talle zu  Gebote,  welchen  eine  selbständige  Bedeutung  so  gut  wie  gar  nicht 
zukommt.  Das  Blei  ist  leicht  zu  bearbeiten,  aber  weder  schön  noch  er- 
freulich, dazu  plump  und  schwer.  Somit  wurde  es  wohl  anfangs  probe- 
weise herangezogen,  so  dass  sich  an  verschiedenen  Orten  bleierne  Äxte 
u.  ä.  finden;^)    dann  blieb  es  bei  Gefässen,  besonders  Aschenumen,  welche 


^)  Expositio  mundi  22. 

')  Agatharchides  de  mar.  Erythr.  29; 
Lucret.  5,  1285  ff.;  Varro  bei  Aug.  de  civ. 
d.  7,  24. 

')  S.  Sghlizmank's  Register. 

*)  Kupfergeschirr  in  kampanischen  Bil- 
dern abgebildet:  Hblbio,  Wandgem.  1496. 
1497. 

^)  In  Wflrzburg;  eine  getriebene  Platte 


AZ.  1862  T.  166,  3. 

®)  Indien  und  Persien  (Gutschmid,  kleine 
Schriften  3.  10);  Plättchen  mit  (abergläubi- 
scher?) griechischer  Inschrift  Mem.  d.  I. 
1,  187. 

^)  Etrurien:  abgeb.  de  Mortillet,  musöe 
pröhistorique  T.  93;  Bretagne  und  Norman- 
die:  Ra.  42, 335  ff.  m.  Abb.;  England:  Evans, 
ancient  great  implements  of  Great  Britain 


202 


ElaBBiBche  KimBtarch&ologie.    I.  Denkmälerkunde. 


in  der  Kaiserzeit  thönerne  und  oft  auch  gläserne  zu  umschliessen  pflegten,  ^) 
Marken  und  Stempel, '^j  buUae  römischer  Soldaten')  und  griechischer  Christen, 
Gewichte,  Wasserröhren.*)  Dazu  kamen  seit  Konstantin  die  Bleidächer 
grossartiger  Gebäude  des  Ostens.-^)  Die  rohen  Votivfiguren  („Bleisoldaten") 
kann  man  kaum  zur  plastischen  Kunst  rechnen.  Schliesslich  ist  auch  die 
bescheidenste  Gebrauchsweise  (zerbrochene  Gefasse  mit  gehämmertem  Blei- 
drat  zu  flicken)  bekannt  gewesen.®) 

Das  Zink  dient  nur  zur  Legierung,  um  Messing  zu  erzielen,  hat 
aber  keinen  selbständigen  Wert.') 

Litteratur:  E.  B.  Hofhank,  das  Blei  bei  den  Völkern  des  Altertums,  Berlin  1885: 
Auo.  Vogel,  zur  Geschichte  des  Zinkmetalls,  Westermanns  illustrierte  deutsche  Monats- 
hefte 1886. 

206.  Das  Zinn  kommt  an  verhältnismässig  so  wenigen  Stellen  der 
Erde  vor,  dass  es  die  meisten  Völker  erst  nach  Entwicklung  des  inter- 
nationalen Handels  kennen  i  lernten.  Die  Alten  selbst  reden  nur  von 
Hispania,  wo  es  an  der  Küste  von  Kantabrien',  in  Galizien  und  Por- 
tugal gefunden  wird,  ®)  und  den  „Zinninseln"  (Kassiterides),  d.  h.  Wight 
oder  anderen  brittischen  Inseln,  welche  die  Ausfuhrhäfen  für  die  reichen 
Erzgruben  von  Comwall  abgaben;  von  hier  zu  Schiffe  nach  Gallien  ge- 
bracht, wanderte  das  Metall  zu  Lande  nach  Massalia,  später  auch  nach 
Narbo.ö)  Dass  die  Phönikier  je  bis  zu  jenen  nördlichen  Zinngruben  ge- 
langt seien,  ist  eine  haltlose  Behauptung;  dagegen  scheint  allerdings  der 
griechische  und  indische  Name  xaaaizeQog^  kastira  von  dem  aramäischen 
gasürä  zu  kommen.  Später  wusste  man  von  Zinngruben  in  Chorasan.^®) 
Ausserdem  könnten  die  Zinnerze  Toskanas, '')  des  Fichtelgebii'ges  *-)  und  be- 
sonders Frankreichs  ^^)  in  Betracht  kommen,  sodann  die  Zinnlager  Indiens, 


p.  445 ;  Schweden :  Montelius,  vgl.  Olshau- 
SBN,  Ztech.  f.  Ethnol.  1883  S.  86  ff.  Votiv- 
beile  aus  Olbia  in  der  Ermitage. 

')  Mehrere  in  Pompeji  seit  der  Zeit  des 
Augustus;  B.  1830  p.  10.  1867  p.  98;  Ann. 
e  Mon.  1855  T.  13;  M.  Borb.  12,46;  Geb- 
HARD,  ant.  Bildw.  87,  1—4;  Athen.  14,621a; 
Paul.  Diac.  p.  46  calces]  ampuUae  plumbeae; 
Eimer  im  porapejanischen  Isistempel ;  kleine 
Gefässe  als  Weihgeschenke ;  auf  dem  Tay- 
getos:  Ross,  Reisen  im  Pelop.  S.  19.  Das 
Misstrauen  gegen  diese  Art  (db  Witts,  Ra. 
n.  s.  14,  120;  B.  1867  p.  98)  ist  übertrieben, 
wenn  auch  manches  Renaissancemodell  von 
Goldscbmiedearbeit  unter  die  Antiken  gera- 
ten sein  mag. 

')  Appian.  Mithr.  31 ;  Garrucci,  addenda 
S.  10  f.  Nr.  2383 ;  Salinas,  descr.  di  una 
racc.  di  piombi  siciliani  detti  mercantili,  Rom 
1864 ;  PoRTOOHEST,  notizie  stör,  del  commercio 
dei  Greco-siculi,  Gatania  1864;  Fr.  de'  Fi- 
coRONi,  i  piombi  antichi,  Rom  1740;  Posto- 
LACCA,  i  piombi  inediti  del  naz.  museo  nu- 
mism.  di  Atene,  A.  40,  268  ff.  u.  M.  8,  53; 
Garrücci,  R.  numism.  1862  S.  402  ff.  vgl. 
1863  p.  288;  D.  AHSBOSKTTr,  i  piombi  figu- 
rati  del  museo  Cavaleri  1872;  Dumokt,  de 
plumbeis  apud  Graecos  tesseris,  Paris  1870. 

>j  In  Brittanien :  CIL.  VII 1269  add.;  Eph. 


ep.  m  S.  144.  318.  IV  S.  209.  -  -  Würfel:  Ath. 
Mitt.4,  118. 

*)  Stat.  silv.  1,  3,  67;  mehrere   erhalten. 

^)  Zosim.  5,  24  p.  281,  15  (das  alte  Se- 
natsgebäude  in  Eonstantinopel);  Sanutus  bist. 
II.  IV  18;  Konstantinos  Pogonatos  gründet 
in  Epirus  die  fiovrj  rrjg  fÄokvßdoaxendorov. 

^)  ScHUEMANN,  Tiryus  S.  193  f.;  Ross, 
Inselreisen  1,  67. 

7)  Alte  Gruben  hat  Thasos:  Ra.  III  11, 
251  f. 

^)  Diod.  5,  38,  4 ;  B.  de  la  soc.  g^ol.  de 
France  2.  s.  VII  183;  Ra.  41,  334  f. 

»)  Diod.  5,  22,  2  ff.  38,  4;  Herodot  pole- 
misiert gegen  die  Existenz  der  Zinninseln 
(3,  115);  vgl.  aber  v.  Gutschmid,  Literar. 
Centralbl.  1871  Sp.  528. 

»<>)  Strabo  15,  2,  10;  Zinn  kommt  in  der 
That  mehrfach  in  Chorasan  vor  (Globus 
1887  Nr.  11  S.  175). 

^^)  Boll.  del  comitato  geologico  ital., 
sett.-nov.  1878;  vgl.  auch  Materiaux  p.  Thist. 
prim.  1876  p.  445;  Ra.  41,  335.  Auch  die 
Lava  des  Aetna  soll  Zinn  enthalten. 

")  Archiv  f.  Gesch.  u.  Altertumsk.  v. 
Oberfranken  XV  H.  3;  Anthrop.  Corresp. 
1884,  17  ff. 

»»)  Ra.  41,  274  ff.  326  ff.;  P.  de  Cebac, 


Kap.  VI.    Katezlalien  und  Teohnik  des  Kunstgewerbes.    (§§  206—207.)    203 

Hinterindiens  und  Chinas.  Doch  lassen  uns  hier  Denkmäler  und  Zeugnisse 
im  Stich.  Das  reine  Zinn  kam  erst  nach  Homer,  für  den  es  noch  ein 
fabelhafter  StofiF  ist,  dessen  Sprödigkeit  er  nicht  kennt,  zu  den  Griechen; 
es  bedurfte  seinerseits  eines  Zusatzes  von  Blei  oder  Antimon,  um  be- 
arbeitungsfahig  zu  werden.  Das  „Silber  der  Armen"  kann  es  der  Archäo- 
loge nicht  nennen.  Einige  Gefässe,  *)  Votivfigürchen  *)  und  ähnliche  ge- 
ringe Ware,*)  das  ist  die  ganze  Zinnarbeit  des  Altertums.  Zinnstreifen 
dienten  im  Norden  zur  Tauschierarbeit  (S.  188);  das  Verzinnen  der  Ge- 
fasse^)  scheint  von  Gallien  ausgegangen  zu  sein. 

Litteratur:  DüYRAmit  ^tnde  sur  l'^tain  (?);  6.  Bapst,  rorfövrerie  d'ätain  dans 
Tantiquit^,  Ra.  1882—84,  etudes  sur  Tätain,  Paris  1884,  m.  9  T.;  Reteb,  Geschichte  des 
Zinnes,  Österr.  Ztsch.  f.  Berg-  u.  Hüttenwesen  1880. 

Das  fast  silberweisse  Antimon  (Spiessglanz)  ist  aus  den  Erzen 
schwierig  auszuscheiden,  weshalb  es  in  reinem  Zustand  wenig  bearbeitet 
wird.  Sein  Anwendungsgebiet  ist  vorläufig  enge  zu  begrenzen:  Baby- 
lonien,  *)  Assyrien  und  Transkaukasien,  ^)  wo  es  wahrscheinlich  heimisch  ist. 

207.  Diese  und  das  später  zu  besprechende  Eisen  waren  die  Metalle, 
welche  zur  härtenden  Legierung  des  Kupfers  geeignet  schienen.  Man 
gebraucht  für  alle  Arten  derselben  jßtzt  den  Namen  der  Bronze,  was 
durchaus  zu  missbilligen  ist;  denn  diese  Bezeichnung,  welche  von  den 
Byzantinern  stammt  und  auf  die  Stadt  Brundisium  sich  bezieht,  bedeutet 
die  Messingart,  welche  dort  für  Spiegel  üblich  war.')  Die  bisher  ge- 
machten Analysen  alter  „Bronzen**  sind  sehr  zahlreich,  doch  so  geartet, 
dass  wir  statt  Ergebnisse  bloss  Direktiven  für  planmässigere  Unter- 
suchungen zu  geben  versuchen.  Vor  allem  sei  bemerkt,  dass  Bestandteile, 
welche  unter  l°/o  betragen,  nicht  als  absichtliche  betrachtet  werden  kön- 
nen, sondern  nur  zeigen,  dass  die  Scheidekunst  nicht  vollkonmien  war. 
Auch  bei  1  —  unter  5^/o  liegt  die  Wahrscheinlichkeit  nahe,  es  seien  diese 
wenig  bedeutenden  Bestandteile  deshalb  geblieben,  weil  man  Erze  und 
nicht  gereinigte  Metallkuchen  (S.  200)  zusammenschmolz;  hiebei  ist  nur 
das  Zinn  auszunehmen,  welches  durch  das  Schmelzen  „abbrennt**.  So  oft 
daher  Zinnbronze  umgeschmolzen  wird,  vermindert  sich  der  Zinngehalt. 
Nun  sind  aber  nachweislich  ältere  Bronzen  oft  eingeschmolzen  worden; 
daher  die  zerbrochenen  Gegenstände  (Sammelerz,  a£s  collecticium)  an  Guss- 
stätten. ^)  Durch  wiederholtes  Umschmelzen  entstanden  auffallend  schlechte 
kupferige  Produkte.*)  Endlich  ist  noch  in  Berücksichtigung  zu  ziehen, 
dass  bei  Legierung  nicht  immer  darauf  gesehen  wurde,  ob  sich  die  Me- 
talle gut  mischten;  so  werden  verschiedene  Teile  des  gleichen  Gegenstandes 
stark  abweichende  Analysen  ergeben  können,  z.  B.  eine  Statue  von  Lille- 
bonne 91,477  (—880)  Kupfer,    8,4  (5)  Zink  —95  Kupfer,   5  Zinn  —82,53 

Montrebas  (Commune  de  Soumans),  son  tu-  '  ^)   Schon  in  Tello  fand  sich  der  Rest 

mnlus,  ses  mines  d'etain,  Gurret  1886.  eines  Gefässes. 

M  Ans  Krain,  Mitt.  der  Centralkoram.  ^)  Knöpfe  u.  dgl. 


1892  S.  57;  in  Camnntmn:  Arch.-ep.  Mitt. 
10,  36. 

»)  AA.  1889  S.  173  f.;  Inventar  des  As- 
klepieions,  Bch.  II  425  Z.  58. 

')  Olshauskn,  Ztsch.  f.  Ethnol.  1883 
S.  86  ff. 

*)  Blüxkkb  4,  477. 


')  Vgl.  ßgRTHELOT,  Ra.  III  12,  294  ff.  17, 
49  ff.  Identisch  ist  wohl  das  koptische  baröt 
(nach  Lepsius,  Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1872  S.  118 
von  Berytos  am  Libanon). 

8)  Anthr.  Corr.  Vers.  1877  S.  101. 

•  WuBMBRABO,  Anthr.  Corr.,  Vers.  1877 
S.  102.  154. 


204 


KlasBisohe  Kanstarchäologie.    I.  Denkmälerkande. 


Kupfer,  9,196  Zinn,  6,896  Blei,  1,270  Zink,*)  während  am  Judenburger 
Wagen  das  Gestell  aus  Zinnbronze  (8,27),  die  Figuren  aus  Zinnbleibronze 
hergestellt  sind.*)  Soviel  zur  Kritik!  Die  Legierungsmetalle  Zink,  Blei, 
Eisen  und  Antimon  sind  sämtlich  da  oder  dort  schon  in  den  Kupfererzen 
vorhanden;  danach  wird  sich  mit  der  Zeit  die  Herkunft  der  verwendeten 
Kupfererze  bestimmen  lassen,  wobei  besonders  die  antimonhaltigen  (wie  sie 
sich  z.  B.  in  den  Pyrenäen  und  auf  Thasos  finden)  *)  Beachtung  verdienen. 
Nach  dem  Gesagten  dürften  sich  folgende  Legierungen  ergeben: 
1.  Kupfer  und  Blei,  dunkle  Mischung,  im  mykenischen  Zeitalter  be- 
kannt, in  der  römischen  Kaiserzeit  nicht  selten;  8  Teile  Blei  auf  100 
Kupfer  nach  Plinius.*)  2.  Kupfer  und  Zinkerze  oder  Zinkoxyd  (Mes- 
sing), ebenfalls  schon  im  mykenischen  Zeitalter  bekannt;*)  dann  scheint 
das  oQfi'xaXxog  oder  oQi'xaXxog  bei  den  Griechen  lange  Zeit  ein  fabelhaftes 
Metall  gewesen  zu  sein.  Nach  den  Münzen  ist  das  Messing  seit  dem 
3.  Jahrhundert  v.  Chr.  wieder  bekannt.^)  3.  Kupfer  und  Eisen,  ver- 
einzelt auf  Sardinien.')  4.  Kupfer  und  Antimon  scheinen  für  sich 
allein  nicht  vorzukommen;  wohl  aber  sind  über  3®/o  Antimon  in  assyrischen 
und  westpreussischen  Zinnbronzen  nachgewiesen. 8)  5.  Kupfer  und 
Nickel  (sehr  hart),  wohl  natürliche  Mischung.^)  6.  Kupfer  und  Ar- 
senik (Weisskupfer,  oQefxaXxog?)  wahrscheinlich  durch  natürliche  Ver- 
bindung*^); indes  haben  Bronzen  von  Zaborowo  bis  zu  IP/o  Arsenik.**) 
7.  am  häufigsten  Kupfer  und  Zinn.  Diese  Mischung  dürfte  dort,  wo 
die  Natur  Zinn-  und  Kupfererze  vereinigt  hat,  d.  h.  in  Cornwall  zu  suchen 
sein.  Wir  werden  am  besten  nach  Teilen  rechnen:  Auf  3  Teile  Kupfer 
ein  Teil  Zinn:  z.  B.  am  Altai;  gallischrömisches  Beil  (25,10).  Auf  4  Teile: 
in  Ägypten;  Schale  von  Niniveh  (18,37);  Kessel  von  Lagiewniki  (20,9); 
Helm  aus  Kerkyra  (18,10);  gallisches  Beil  (19,61);  Bronze  von  Septimius 
Severus  (20,43).  Auf  5  Teile:  in  Ägypten;  Münze  von  Ptolemaios  IX. 
(15,64);  Schwert  aus  der  Churer  Gegend  (15,37,  zinkhaltig).  Auf  6  Teile: 
ägyptischer  Dolch  (14);  Schwert  von  Mykene  (13,6);  Gefäss  aus  Kam- 
panien  (14);  zu  Xanten,  aus  der  Zeit  des  Augustus  (13,99);  sog.  Schwert 
des  Tiberius  (13,93);  Fibula  aus  Mainz  (13,83);  Fibula  (13,89,  bleihaltig); 
Horschowitz  in  Böhmen  (14,25);  Untergleim  in  Steiermark  (14,11 — 12,06); 
Schwert  aus  Steier  (14,38);  Bronze  von  Kaiser  Philipp  I.  (14,68).  Auf 
7  Teile:  Nagel  vom  Schatzhaus  des  Atreus  (12,  nach  Gell  11);  zwei 
Stäbchen  aus  Niniveh  (12,70  und  12,33);  Äes  grave  (12.,90).  Auf  8  Teile: 
Sicilische  Rüstung  (11);  Schale  aus  Korinth  (11,91);  Meissel  aus  Peschiera 
(11,76);  Gussform  in   Berlin  (11,70,   zinkhaltig);  Amberger  Hügelgräber; 


0  Clabao,  mus^e  de  sculpture  I  p.  75,  2, 

^)  Mitt.  d.  bist.  Vereins  f.  Steiermark  4, 
60.  S.  auch  B.  arch^ol.  1891  S.  42  (11,  689 
—  12,  795-13,  403  Zinn). 

»)  Ra.  41,  271;  11111251. 

*)  Schwert  von  Mykene:  Schlibmamn 
S.  424  ff.  (13,  06). 

*)  Gefässgriff  von  Mykene  (10,8  0,0): 
ScHLiKMAKN,  Tirvns  8.  160.  S.  auch  Dbsor, 
les  palafittes  du  lac  de  Neufchatel  1865  p.  72. 

^)  Trajanische  Fibeln:   Sadowski,  Han> 


delsstrassen  S.  126. 

0  B.  1882  p.  70. 

8)  Helm,  Anthrop.  Corr.  1891  S.  105  ff. 

®)  Graf  WüRMBBAND,  Verh.  der  anthrop. 
Ges.  in  Konstanz  1877,  150  ff.';  eine  Münze 
des  baktrischen  Königs  Euthydemos  soll  von 
Nickel  sein. 

'°)  Z.  B.  in  einem  megalithischen  Grab 
zu  Janiszewek  (Kujavien),  Verh.  der  Berl. 
anthr.  Ges.  1880  S.  380. 

>')  Anthr.  Corr.  1875,  Verh.  S.  11. 


Kap.  TL 


und  Teohmk  des  KmuiigewerbeB.    (§  207.) 


205 


Ring  von  Cmachowo  (11,40);  Schwert  von  Biberkor  (11,89);  Bronze  von 
Trajan  (11,5,  bleihaltig).  Auf  9  Teile:  in  Mykene  (10,8),  Niniveh,  an 
archaischen  Werken  Griechenlands,  z.  B.  der  Tuxschen  Bronze  (10,7), 
Bronzeblech  von  Samothrake  (10,11),  zwei  Statuetten  (10,13),  Gefäss  (10,3) 
in  der  Schweiz  (mit  Kobaltteilen,  also  aus  Walliser  Erzen),  in  Skandi- 
navien; Schwert  aus  Gallien  (10);  Reste  von  Jankowo  (10,31),  häufig  in 
Peschiera,  Armring  von  Seeon  (9,61);  römische  Bronze  (10,72,  bleihaltig); 
Aes  grave  (9,80,  bleihaltig);  Bronze  von  Tiberius  (9,80,  bleihaltig),  Domi- 
tian  (9,82),  Antoninus  Pius  (10,5  [bleihaltig]  und  9,66),  Commodus  (10,20). 
Auf  10  Teile:  kyprische  Bronzen;  Statuette  (9,22);  elastischer  Ring  vom 
Rhein  (9);  Bronze  von  Kaiser  Philipp  I.  (9,1).  Auf  11  Teile:  eine  Ana- 
lyse von  Hissarlyk  (8,64) ;  Bronzen  von  Cypem  (8,50,  beide  bleihaltig) ; 
Alexander   Severus    (8,   bleihaltig),    Gordianus   in.    (7,62,    ebenso).      Auf 

12  Teile:  Bologna  (7,08);   Bronze  von  Konstantin  (7,14,  bleihaltig).     Auf 

13  Teile:  in  mehreren  Münzen  der  Kaiserzeit  nachweisbar.  Auf  14 
Teile:  Münze  von  Konstantin  (6,81).  Auf  15  Teile:  kyprische  Bronze 
(6,2);  Fibula  aus  Herculaneum  (6,14).  Auf  16  Teile:  Villanova  (gegen 
6^;o);  eine  Analyse  von  Hissarlyk  (5,70);  Münze  von  Aurelian  (5,05 
u.  6),  Maximianus  (5,07).  Zinnzusätze  unter  5®/o  dürften  beweisen,  dass 
der  betreffende  Gegenstand  durch  Umschmelzen  seine  jetzige  Form  erhielt; 
dies  kommt  in  Mykene  (2  und  1,09)  und  Hissarlyk  (4,39  und  3,84)  öfter 
vor,  ebenso  in  Österreich  (Svijany  4,  Stollhof  1,37),  bei  falscher  römischer 
Münze  aus  dem  2.  Jahrh.  v.  Chr.  (0,40),  von  Augustus  an  sehr  häufig  in 
Münzen,  und  in  Cjrpern  und  Schlesien  sinkt  der  Zinngehalt  auf  einen 
minimalen  Rest  herab,*)  ebenso  an  den  Rossen  von  San  Marco  (0,70), 
einer  etruskischen  Kette  (0,16)  u.  ö.  Es  ist  ein  ganz  natürlicher  Vorgang, 
dass  diese  einfachen  Legierungen,  weil  entweder  das  Ergebnis  nicht  be- 
friedigte oder  das  Zinn  teuer  war,  kombiniert  wurden.    Daraus  ergab  sich 

1.  Kupfer  mit  Zinn  und  Blei:  z.  B.  Figuren  des  Judenburger  Wagens 
(8,19  o/o  Zinn,  4,47  ^jo  Blei); 2)  Schmucksachen  in  Schweizer  Pfahlbauten; 
Dolch  und  Bronze  aus  Cypem  (8,50  Zinn,  1,50  Blei);  griechische  Bronze 
(10,90  Zinn,  5,20  Blei),  Statuette  (10,13  Zinn,  5,25  Blei),  Statue  von 
Eleusis  in  Berlin  Nr.  1  (8,36  Zinn,  5,74  Blei),  Blech  aus  der  Krim  (21,70 
Zinn,  11,36  Blei),  Spiegel  aus  Kampanien  (32  Zinn,  6  Blei),  Gefäss  (10,03 
Zinn,  1,72  Blei),  SchnaUe  aus  Euböa  (7,47  Zinn,  22,44  Blei),  Basen  von 
Figuren  (9,33  u.  9,34,  resp.  6,74  u.  24,46),  und  viele  Bronzen  römischer 
Zeit,    Barren  in  Puthig  (11,70  Zinn,  11,25  Blei,  Anthr.  Korr.  1874  S.  67). 

2.  mit  Zinn  (IVs— 2'/2  0o)  und  zink  (10  bis  über  15»:  Minervastatuette 
in  Paris  (2  Zinn,  14  Zink,  dazu  1  Blei),  römisches  Armband  (1,79  Zinn, 
15,30  Zink,  bleihaltig),  MetaUplatte  von  Äugst  (2,40  Zinn,  10,61  Zink, 
eisenhaltig);  Fibula  aus  dem  Rheinland  (1,35  Zinn,  11,03  Zink,  bleihaltig), 
Fibula  von  Gruneiken  (16,24  Zink,  1,21  Zinn,  Verh.  d.  Berl.  Ges.  1871 
S.  11),  aus  Elbing  (2,22  Zinn,  7,15  Zink,  Verh.  der  Berl.  anthr.  Ges.  1877 
S.  270).  —  Ausnahme:  Giessform  in  Berlin  (11,70 Zinn,  1,24  Zink);  Schwert 
von  Hallstatt  (11,38—2,75);  in  Marzabotto,  selten  in  der  Certosa.    3.  mit 

0  B1E8BL,   Schlesiens   Vorzeit  27.  Ber.  ')  Mitt  des  bist.  Vereins  f.  d.  Steiermark 

1875  S.  71.  4,  60. 


206 


SlasBisclie  Knnstarcliäologie.    1  Denkmftlerknnde. 


Zinn  und  Eisen:  in  den  megalithisehen  Denkmälern  von  Algerien;  Lanzen- 
spitze von  St.  Andrä  (12,57  Zinn,  5  Eisen).  4.  entsprechend  2.  mit 
Bleizusatz  z.  B.  1,21  —  15,95  —  3,27  nach  Philipps;  römischer  Löffel 
1,83  —  13,02  —  3,16;  Fibeln  aus  dem  Rheinland:  2,00  —  8,22  —  1,70;  1,50 
—  9,31  —  2,03 ;  1,72  —  12,31  —  1,44 ;  in  anderer  Weise:  Victoria  von  Brescia 
9,44  —  1,92  —  7,68;  Viktoriastatuette  7,33  —  3,03  —  12,11;  Wagenbeschlag 
von  Salzburg  6,90  —  3,12  —  6,80;  femer  Minervafigur  in  Paris:  2  —  14  —  1 ; 
römisches  Pferdegebiss  5,18  —  6,60  —  44,17;  Henkel  6,81  —  15,80  —  10,03. 

Gegenüber  den  Ergebnissen  der  chemischen  Analysen  sind  die  Nach- 
richten der  Alten  von  nicht  sonderlichem  Werte.  Plinius  nennt  aus  der 
alten  Zeit  eine  äginetische,  argivische  und  delische  Mischung,  aus  der 
späteren  eine  syrakusanische;  *)  aber  nur  von  der  brundisischen  Mi- 
schung, welche  in  den  Spiegelfabriken  Brundisiums  verwendet  wurde,*) 
kennen  wir  ungefähr  die  Bestandteile,  denn  die  römischen  Spiegel  haben 
dies  unter  sich  gemein,  dass  sie  aus  Kupfer,  Zinn  und  Blei  gemischt  sind, 
so  zwar,  dass  das  Zinn  ein  Viertel,  ein  Fünftel  oder  zwei  Fünftel  aus- 
macht.^) Andere  Mischungen  werden  ohne  Namen  angeführt;  z.  B.  empfiehlt 
der  Mechaniker  Philon  für  Schienen  3  Drachmen  Zinn  auf  1  Mine  Kupfer. 
Plinius  dagegen  spricht  von  den  Bronzelegierungen  des  Handwerks  gar 
nicht,  sondeiii  nur  von  der  Zierbronze,  welche  zu  Statuen  und  Inschriften- 
tafeln diente.  Diese  wurde  in  der  Weise  hergestellt,  dass  zum  geschmol- 
zenen Kupfer  ein  Drittel  alte  Bronze  und  dann  noch  12^/2  Pfund  Silber- 
blei zugesetzt  wurden.*)  Diese  Zierbronze  ist  offenbar  aus  der  Silber- 
bronze (dem  sogenannten  korinthischen  Erz)  abgeleitet,  welches  angeblich 
in  Korinth  durch  zufälliges  Zusammenschmelzen  von  Bronze  und  Silber 
entstanden  sein  soll^)  und  wohl  schon  bald  nach  Alexander  bekannt  war.«) 
Von  römischen  Sammlern  wurde  diese  Silberbronze  zeitweise  leidenschaft- 
lich gekauft.  Unter  Justinian  hört  man  wieder  von  ihr')  imd  so  scheint 
sie  auf  direktem  Wege  in  den  romanischen  Stil  gelangt  zu  sein.  Durch 
Analysen  sind  in  nicht  wenigen  Bronzen  Deutschlands  kleine  Silberzusätze 
nachgewiesen.^)  Die  Goldbronze,  welche  ebenfalls  korinthisch  hiess,^) 
war  seltener;  doch  ist  aus  dieser  Mischung  z.  B.  die  aus  dem  Pompejus- 
Theater  geholte  Statue,  welche  in  der  Rotunde  des  Vatikan  steht.  *<^) 


»)  84,  8. 9. 10. 13. 75;  die  argivische  ver- 
sucht FuRTWÄiiQLER  ZU  hestimmen :  Olympia 
IV  S.  102  f.  u.  eine  argivische  Bronze  S.  3. 

^)  PI.  33,  180  (stanno  et  aere  mixtis), 
vgl.  34,  160.  Über  die  Spiegel  s.  auch 
Aiciphr.  3,  66,  1;  Bast,  epist.  crit.  p.  179; 
Beckmann,  Beitr.  z.  Gesch.  der  Erf.  3,  284  f. 

»)  24,  48  Z.,  67.  98  K.,  7,  12  Blei  aus  Tu- 
rin; 25  Z.,  67  K.,  8  Blei  in  Wiesbaden,  23, 74 
Z.,  67,  55  K,  8,  50  Blei  in  Bregenz  (Mitt.  d. 
k.  k.  Centralk.  N.  F.  14,  257),  25,  65  Z.,  69, 
31 K.,  4,  96  aus  Bonn;  25  Tle.  Z.,  50  K.,  50  Blei 
nach  der  mittelalterlichen  Theorie :  Ra.  ITI 17, 
50  f.  22,  73  Z.,  71,  60  K.,  4,  80  Blei  aus  der  Ge- 
gend vonChur.  —  19,05  "/o  Z.,  63,  69  K.,  17, 
29  inM  ainz  -  39,  8  Z.,  55,  8  K.,  4,  3  Blei  in 
Bregenz  (Mitt.  N.  F.  14,  256). 


*)  Plin.  34,  97.  Eine  Bronzeart  hiess 
xQaTe^wfiaTtt  iHesychios);  die  Bronzen  von 
Tegea  fallen  durch  ihre  besondere  Patina 
auf  (Ath.  Mitt.  4,  169). 

^)  Durch  Feuersbrunst  Plut.  Pyth.  or.  2; 
Zerstörung   der  Stadt  Flor.  2,  16;  PI.  9,  139. 

®)  Ko^iyO^ioi  xtt&oi,  Zimmerschmuck  eines 
reichen  Hauses:  Diphilos  bei  Athen.  6,  236b; 
KoQiy&taxttl  vdgiai  Ath.  11,  488  d;  KoQiy^i- 
ovQyecs  (fidXai  Eustath.  U.  12,  812  p.  907. 

')  Beschreibung  des  Augusteon  Georg, 
prog.  (Walz  I)  580  ff. 

*)  Z.  B.  1,45%  in  einer  Schale  von  Re- 
dischau,  Posen  (Wocel  p.  564). 

»)  Plut.  Pythiae  orac.  2. 

»0)  M.  Vin  50. 


Kap.  Vi. 


und  "feohnik  des  SnnatgewerbeB.    (§  207.) 


207 


Litteratar:  D.  Hünbfeld  und  F.  Picht,  RSgens  luetalliscfae  Denkm.  der  Vorzeit 
vorzugsweise  cbemisch  bearbeitet,  Lpg.  1827;  Wocel,  arcbäologische  Parallelen,  Sitzungs- 
ber.  der  Wiener  Ak.  1854.  1855;  F.  Wibbl,  die  Knltur  der  Bronze-Zeit  Nord-  und  Mittel- 
europas. Ghemisch-antiqu.  Stadien,  Kiel  1865,  m.  5  T.;  Fellenbero  und  Stbüye  ,  I^wjestiä 
imp.  archeolog.  obtschestwa  VI  2,  108  ff.  134  f.  172  ff.;  £.  v.  Bibba,  die  Bronzen  und  Kupfer- 
legierungen  der  alten  und  ältesten  Völker,  Erlangen  1869;  £.  Reybr,  Berg-  und  Hütten- 
männische Ztg.  1888,  6.  9.  Febr.;  6.  Fabbboni,  del  bronzo  ed  altre  leglie  conosciute  in  an- 
tichitä,  Atti  dell'  accad.  I  1  (livomo  1810)  p.  203  ff.;  J.  H.  Gladstone,  Proceedings  of  tbe 
soc.  of  bibl.  arch.  XII  4.  März  1890;  anderes  bei  Bli^mneb  IV  S.  186  f.;  altitalische 
Bronzen:  Vibchow,  Ztsch.  f.  EthnoL  1886  S.  149  ff.;  nordeuropäische:  Phillips,  Quar- 
terlj  Journal  of  the  chemical  soc.  IV  3,  252—300;  J.  A.  Phillips,  Liebigs  Annalen  81, 
207;  Hallstätter:  Schböttbb,  Sitznngsber.  d.  mathem.-naturw.  Klasse  d.  kais.  Ak.  37  (1861), 
Juni  u.  Miit.  d.  bist.  Vereins  v.  Steiermark  12,  219  ff.;  böhmische:  Stolba,  Sitzungsber. 
d.  k.  böhm.  Ges.  d.  Wiss.  Prag  1866  I  S.  9—17. 

Da  die  Natur  in  Comwall  Kupfer-  und  Zinnerze  verbunden  hat,  dürfte 
dort  die  Erfindungsstätte  der  Zinnbronze  zu  suchen  sein.  Wie  das  Zinn 
nach  den  nicht  begünstigten  Ländern  durch  den  Handel  gelangte,  wurde 
bereits  oben  auseinander  gesetzt.  Zumeist  aber  scheinen  bereits  legierte 
Barren  und  alte  Bronze  gehandelt  worden  zu  sein;  wo  aber  die  Mischung 
der  ersteren  für  den  Welthandel  stattfand,  ist  nicht  bekannt.  Nur  über 
die  Hauptorte  der  Bronzeindustrie  haben  wir  einige  Andeutungen,  welche 
sich  freilich  auf  verschiedene  Jahrhunderte  verteilen.  In  homerischer  Zeit 
exportieren  die  Phöniker  und  Thraker  Bronzewaren,  letztere  im  besonderen 
Schwerter.*)  Ihnen  folgen  Argiver,  Ägineten  und  Lakonier.  Im  fünften 
Jahrhundert  sind  tyrrhenische  Bronzen  selbst  in  Athen  geschätzt,  während 
später  Capua  ein  Hauptort  der  Bronzeindustrie  war.-)  Auf  die  Fabrik- 
marken, deren  manche  sowohl  in  Pompeji  und  Herculaneum  erschienen,  als 
in  West-  und  Nordeuropa  wiederkehren,  wird  in  Zukunft  mehr  zu  achten 
sein.*)  Bisher  hat  sich  das  Interesse  zumeist  der  Verwendung  der  Bronze 
in  ihrem  Verhältnis  zum  Eisen  zugewendet.  Die  zuerst  von  skandinavi- 
schen Gelehrten  angenommene  Bronzezeit  soll  der  Eisenzeit  vorange- 
gangen sein,  eine  Frage,  welche  bejahend  und  verneinend  mit  Rücksicht 
auf  die  Funde,  die  Überlieferung  und  die  Technik  erörtert  wurde.  Die 
Einführung  des  Eisens  wird  unten  zur  Sprache  kommen;  hier  nur  soviel, 
dass  unter  den  ältesten,  chronologisch  bestimmbaren  Funden  das  Eisen 
zwar  nicht  häufig,  aber  doch  immerhin  vorkommt.  Die  Geschichte  der 
Bronze  lässt  sich  überhaupt  nicht  in  eine  Formel  bringen.  Zuvörderst 
hat  das  Kupfer  samt  seinen  Legierungen  den  Vorzug,  sich  leicht  zu  Blech 
hämmern  zu  lassen,  wodurch  es  sich  für  Gefasse,  Überzüge  eines  Holz- 
kems  und  Harnische  vortrefflich  eignet.  Dann  müssen  wir  unbedingt 
Zierstücke  und  praktische  Geräte  unterscheiden.  In  Rücksicht  auf  die 
erstere  nämlich  verdient  die  Bronze  ein  halbedles  Metall  genannt  zu 
werden.  Sie  findet  umfangreiche  Anwendung  für  Schmuck  des  Körpers, 
des  Hauses  (in  Gestalt  von  Gefässen)*)  und  des  Grabes;  Parade waffen  sind 


»)  Ilias  V'808.  N577;  vgl.  Alkaios  Fr. 
15  (derselbe  erwähnt  Fr.  45  Schalen  von 
Teos). 

')  Porph.Hor.  s.  1, 6,  118;  daher  schreibt 
Vergil  den  Campanem  und  Volskem  eherne 
Waffen  zu  (Aen.  7,  743.  8,  804). 

*)  Z.  B.  Yon   C.   Galpumius,   Tischfuss 


aas  Pompeji:  Ovbbbbox,  Pompeji  *381 ;  vgl. 
RoB.  MowAT,  marques  de  bronziers  sur  ob- 
Jets  ant.  trouv^s  ou  apport^s  en  France ;  B . 
öpigr.  1883 '4. 

*)  Die  Wahl  zwischen  Bronze-  und 
Knpfergeschirr  (S.  201)  hing  wohl  vom  Preise 
ab;  s.  auch  Aristot.  polit.  1,  8  p.  1256. 


208 


Klassische  Konstarohäologie.    L  Denkaiftlerkiiiide. 


gewöhnlich  aus  Bronze.  Im  Kultus  hatte  die  letztere  ebenfalls  stets  den 
Vorzug  vor  dem  Eisen/)  schon  deswegen,  weil  dasselbe  für  unheilbringend 
galt.  Aus  Bronze  sind  die  Votivgegenstände  mittleren  Preises  gearbeitet; 
was  man  alles  derart  herstellte,  würde  eine  lange  Liste  abgeben.  Am 
deutlichsten  ist  die  ausschliesslich  religiöse  Bestimmung  unbenutzbarer 
Dinge,  wie  kleiner  Disken,  Altärchen  (z.  B.  2  Centimeter  hoch  aus  Viru- 
num),  Wägelchen,,^)  eines  Caduceus^)  u.  dgl.  Den  Toten  endlich  hat  man 
mit  gleicher  Freigebigkeit  Bronzewaffen  und  Bronzegeräte  beigegeben. 
Ganz  verschieden  davon  lautet  jedoch  das  Ergebnis,  wenn  der  Archäologe 
untersucht,  ob  zu  einer  gewissen  Zeit  die  Schlachten  mit  bronzenen  Waffen 
geschlagen  wurden,*)  ob  der  Bauer  das  Feld  mit  bronzenen  Werkzeugen 
bearbeitete,  ob  der  Handwerker  ebenfalls  auf  Bronze  angewiesen  war. 
Die  alten  Dichter  der  Griechen  haben  dies  thatsächlich  von  der  Heroen- 
zeit geglaubt,  indem  Homer  dieselbe  im  Glänze  der  Bronze,  wie  der  Edel- 
metalle schilderte  und  Hesiod  diese  Vorstellung  sozusagen  theoretisch  in 
seiner  Darstellimg  der  Weltalter  formulierte.  Nüchterne  Praktiker  er- 
kannten sofort  die  schwache  Stelle  dieser  Hjrpothese:  Bronze  übertrifft 
das  reine  Kupfer  nicht  viel  an  Härte.  So  glaubten  sie  denn,  jenes  Zeit^ 
alter  habe  das  Geheimnis  besessen,  das  Kupfer  zu  härten.^)  Es  bleibt 
noch  sicher  festzustellen,  wie  sich  die  Bronzefunde  der  Gräber  zu  denen 
alter  Schlachtfelder  und  Wohnstätten  (namentlich  der  Pfahlbauten  und  der 
oberitalienischen  Terremare)  verhalten;  jedenfalls  bedeutet  die  Bronzezeit 
in  jenem  beschränkten  Sinne,  wie  die  Kupferzeit,  nur  eine  Übergangs- 
periode, in  welcher  das  Eisen  nicht  ganz  unbekannt  war.  Die  Bronzezeit 
gehört,  so  verstanden,  auch  zu  der  Experimentierperiode  der  noch  unent- 
wickelten Metalltechnik. 

Litteratur:  G.  Pbtsbsbn,  über  das  Yerh.  des  Bronzealters  zur  hist.  Zeit  bei  den 
Völkern  des  Altertoms,  Hamburg  1868;  Fr.  v.  Roüobhokt,  die  Bronzezeit  oder  die  Semiten 
im  Occident,  deutsche  vermehrte  Ausg.  v.  Kbebl,  Gütersloh  1869;  Fb.  W.  Unqeb,  Mitt. 
aus  dem  Gott.  Anthrop.- Verein,  Lpg.  1874  H.  1;  Sophus  Müller,  Ursprung  und  erste  Ent- 
wicklung der  europ.  Bronzekultur,  deutsch  v.  Mestobv,  Arch.  f.  Anthrop.  XV  (1884)  S.  323  fif. 
und  separat;  0.  Montelius,  die  Bronzezeit  im  Orient  und  Südeuropa,  Archiv  f.  Anthrop.  XXI 
H.  1.  2  (1892);  anderes  bei  Blümnbb  4,  39  ff.  und  S.  119,  sowie  im  topographischen  Teil, 
namentlich  bei  Skandinavien  S.  164  f. 

Da  im  Kunsthandwerk  die  Bronze  alle  anderen  Metalle  an  Masse  der 
Erzeugnisse  überwiegt  und  nicht  so  sehr,  wie  Silber  und  Gold,  die  Hab- 
gier zum  Einschmelzen  reizt,  machen  die  „Bronzen"  eine  ansehnliche  Abtei- 
lung jedes  Museums  und  vieler  Privatsammlungen  aus;  durch  Publikationen 
sind  besonders  bekannt  die  etruskischen  des  Museo  Gregoriano  (S.  43)  und 
die  herrlichen  kampanischen  in  Neapel  (S.  41).  Am  genauesten  wurden  die 
olympischen  Bronzen  dargestellt  (S.  110);  ein  eingehender  Katalog  mit  Ab- 
bildungen existiert  für  die  Karlsruher  Sanmilung  (S.  57).  Im  Zusanunen- 
hang  mit  dem  Mittelalter  und  der  neueren  Zeit  wurden  die  antiken  Bron- 


^)  Z.  B.  das  römische  Opferbeil  (acce- 
ris,  Faul.  Diac.  p.  10;;  das  Sieb  der  Vesta- 
linen  (ders.  p.  106);  Macrob.  sat.  5,  19,  11: 
ad  rem  divinam  pleraque  a€nea  adhiberi 
Bolita. 

")  Drei  MB.  15,  49. 

^)  In  Neapel :  Quabauta,  diss.  sopra  un 


caduceo  di  bronzo  che  si  conserva  nel  r. 
m.  Borbonico. 

*)  Plato  rep.  12,  956  a  aidrjQog  xal  /«A- 
xos  TtoXßfÄtoy  o^yava  meint  mit  dem  zweiten 
Gliede  die  Schutzwaffen. 

*)  Plutarch.  Pyth.  orac.  2. 


Kap.  TL    Xaterialien  und  Technik  dee  KunBigewerbes.    (§  208.) 


209 


zen    durch    eine  Ausstellung    des  Wiener   Kunstgewerbemuseums  veran- 
schaulicht. 

Litter atur:  Th.  FannfBL,  Katalog  der  historiachen  Bronze- Ausstellang  im  k.  k. 
dsterr.  Maseain,  Wien  1883;  Bronzensammlung  von  Giolio  Sambon  in  b^lorenz  (fiber  eine 
Statuette  Mus.  Ital.  III  T.  7).  Aus  den  Publikationen  ist  noch  hervorzuheben:  Gonbstabilb, 
pitture  murali  a  fresco  e  suppellettili  etruschi  in  bronzo,  Firenze  1865,  mit  Atlas. 

208.  Das  Eisen  kommt  meistens  in  Verbindungen  vor,  deren  Wert- 
sehätzung einen  geübten  Blick  erfordert,  es  reizt  nicht  durch  Glanz  und 
die  Herstellung  einer  schmiedbaren  Masse  ist  zwar  an  sich  nicht  schwer, 
gibt  aber  ohne  Aufbietung  grosser  Mühe  kein  recht  befriedigendes  Re- 
sultat, Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ging  die  Eisengewinnung,  abge- 
sehen von  den  nicht  häufigen  Stücken  des  Meteorsteines, ')  einerseits  von 
dem  Raseneisen  aus,  das  sich  besonders  in  den  Ländern  des  obern  Nil 
findet,  ebensogut  freilich  in  dem  nordischen  Ostgothland,  ^)  andererseits 
von  den  leicht  durch  Tagbau  zu  gewinnenden  Eisenschätzen  Noricums, 
wo  ganze  Berge  (Eisenerz  in  Steiermark  und  Hüttenberg  in  Kämthen) 
aus  Spateisenstein  mit  etwa  45  ^/o  Metallgehalt  bestehen. ')  Wie  sie  von 
diesen  Mittelpunkten  aus  sich  über  die  Erde  verbreitete,  entzieht  sich  bis- 
her unserer  Kenntnis.  Auch  die  Fundthatsachen  stimmen  zu  jenem  aprio- 
ristischen  Ansätze,  indem  die  ältesten  Eisenarbeiten  am  Nil  aus  der  Zeit 
der  ersten  Pyramide^)  und  im  südlichen  Österreich*)  nachgewiesen  sein 
düi*ften;  die  ägyptischen  Denkmäler  kennen  überhaupt  keine  eisenlose 
Zeit.  Ebenso  hat  nach  der  Sage  der  benachbarten  Phöniker^)  (voraus- 
gesetzt, dass  sie  alt  ist)  das  Götterpaar,  welches  dem  Hephaistos  entspricht, 
die  Eisenarbeit  gelehrt.  Auf  einen  dritten  ürsprungsort  dürften  die  Nach- 
richten der  Alten  von  dem  chalybischen  Stahl  hindeuten,  da  die  kaukasi- 
schen Eisenfunde  (nach  de  Morgan)  sehr  alt  zu  sein  scheinen;  doch 
schreiben  erst  Schriftsteller  der  Kaiserzeit  den  Chalybem  die  Erfindung 
des  Eisens  zu.^)  In  Hissarlyk  und  den  Orten  mykenischer  Zeit  ist  das 
Eisen  noch  selten;  die  Massageten  kannten  es  selbst  zu  Herodots  Zeit 
nicht.  Jedenfalls  ist  die  Eisenzeit  in  den  verschiedenen  Ländern  sehr  un- 
gleichmässig  eingetreten.  Was  Griechenland  anlangt,  so  spricht  schon 
Homer  von  Eisenausfuhr*)  und  kennt  es  als  Wertartikel,  welcher  auch 
der  Tempelschätze  nicht  unwürdig  ist;  nach  einer  herodotischen  Anekdote 
war  indes  noch  zur  Zeit  des  Kroisos  einem  Spartaner  das  Schmieden  des 
Eisens  höchst  wunderbar.  Später  hatten  Sinope  (wohl  als  Ausfuhrhafen 
des  Chalyberlandes),  Cypern,  von  wo  Demetrios  ausserordentlich  harte 
Panzer  erhielt, 'ö)  Lydien  und  Lakonien^*)  in  der  Eisenindustrie  des  Ostens 
einen  guten  Namen.     Italien  stand,  etwa  mit  Ausnahme  von  Hva  und 


^)  L.  Bbok,  Archiv  f.  Anthrop.  12,  293  ff.; 
Leoithabd  S.  186. 

')  über  alte  Schmelzen  HbdbbstbÖm, 
Hanadsbladet  1889. 

*)  Hier  kommen  Schmiedemarken  vor: 
Hacke  aus  Pettau  in  Leibnitz. 

*)  Flihdebs  Pbtrie,  Pyramids  S.  85. 

»)  Anthrop.  Corresp.  1889  S.  206  ff. 

^)  Sanchuniathon  bei  Eus.  pr.  ev.  1,  10, 8. 

Handbuch  der  klua.  AltcrinmflwlMeuachaft.     VI. 


^)  A.  Riese,  Rhein.  Mus.  36,  206  ff. 

«)  Odyssee  «  184. 

»)  Z  48  =  -/i  133  =  I  324  .  (p  10.  1  366 
=  «^261?  vgl.  Hymn.  Hom.  5,  180;  Hesiod. 
E.  150  f.  176. 

'^)  Plut.  Dem.  6,  21. 

*0  Daimachos  bei  Steph.  Byz.  Aaxe- 
^aifiony;  Saker  und  Parther:  Plin.  34,  145; 
Indier:  Peripl.  mar.  Er.  6. 

14 


210 


SlasBiBohe  EmiBtarcliftologie.    I.  Denkmftlerkimde. 


Sardinien,  im  Eisenbetrieb  zurück,  i)  während  im  Norden  das  Eisen  fleissig 
verarbeitet  wurde;  neben  Norieum  verdient  das  Biturigerland  Erwähnung.*) 
Auch  die  Länder  nördlich  der  Donau,  z.  B.  das  Fichtelgebirge  und  Mähren,^) 
weisen  sehr  alte  Eisenschmelzen  auf. 

Litteratur:  Münnichsdobfer,  geschichtliche  Entwicklung  der  Roheisenproduktion ; 
W.  Faibbain,  iron,  its  histoiy  etc.;  J.  Undset,  das  erste  Auftreten  des  Eisens  in  Nord- 
europa, deutsch  von  Mestobf,  Hamburg  1882,  m.  209  Abb.;  Mob.  Alsbebo,  die  Anfänge  der 
Eisenkultur,  Yibchows  Sammlung  gemeinwiss.  Vortr.  H.  476/7  (1886);  L.  Beck,  Gesch.  des 
Eisens  v.  d.  ältesten  Zeit  bis  um  d.  J.  1500  n.  Chr.  1^.  Braunschweig  1892,  m.  315  Abb.; 
A.  Lang,  the  iron  age  in  Greece,  The  antiquary ^1884  März;  Ebn.  Ghantbb,  6t.  pal^oethnol.: 
Premier  äge  du  fer,  Paris  1880,  f. 

Die  Bearbeitung  des  Eisens  besteht  hauptsächlich  im  Schmieden, 
wobei  durch  Löschen  eine  Art  Stahl  erzeugt  wurde.  Gusseisen  war, 
wie  es  scheint,  den  Phönikem  bekannt*)  und  hat  sich  erst  spät  über  das 
römische  Reich  verbreitet,  *)  ohne  jedoch  recht*  ausgenützt  oder  auch  nur 
allen  dem  Namen  nach  bekannt  zu  werden.^) 

Litteratur:  J.  Hausmakk,  de  arte  ferri  conficiendi  yeterum,  Gommentatt.  soc.  r. 
scient.  Gotting.  1820  IV;  A.  Gublt,  Eisen-  und  Stahlgewinnung  bei  den  Römern,  Nassauer 
Annalen  XIV  2,  317  ff.  XV  124  ff.;  Ausland  1881  Nr.  37  S.  721  ff.;  R.  Pahlbb,  d.  Löschung 
des  Stahles  b.  d.  Alten,  Wiesb.  1885;  Blümneb  4,  67  ff.  205  ff.  340  ff. 

Das  unscheinbare  Äussere  und  die  Sprödigkeit  des  Eisens  schränkten 
seinen  künstlerischen  Gebrauch  sehr  ein;  hemmend  war  auch  das  (be- 
sonders bei  den  alten  Römern  herrschende)  religiöse  Vorurteil  gegen  das 
Eisen,  welches  von  vielen  Zeremonien  geradezu  ausgeschlossen  war')  und 
an  dem  ersten  auf  Erden  vergossenen  Blute  eine  gewisse  Mitschuld  zu 
tragen  schien.  Mithin  bestehen  aus  Eisen  meistens  schneidende  Werk- 
zeuge oder  Gebrauchsgegenstände,  welche  besonders  hart  sein  müssen: 
Schwerter,  Messer,  Lanzen-  und  Pfeilspitzen,  8)  Scheren  (besonders  Schaf- 
scheren) und  Rasiermesser,^)  femer  Schlüssel, *^)  Wagenachsen ^0  und,  wo 
die  Eisenarbeit  blühte,  eiserne  Panzer.^*)  Die  Baumeister  wussten  den 
grossen  Nutzen  des  Metalles  nicht  zu  würdigen.  Wenn  wir  von  den 
eisernen  Nägeln,  Zapfen  und  Klammem  absehen,  sind  selbst  eiserne  Gitter 
etwas  seltenes;*^)  die  eiserne  Schwelle   des  Janus**)  mag  ein  poetisches 


1)  Mehr  Kupfer  als  Eisen  Lucret.  5, 1286. 

2)  Rutil.  1,  351  ff. 

*)  H.  Waukel,  prähistorische  Eisen- 
schmelz- und  Schmiedestätten  in  Mähren, 
Wien  1879. 

*)  .Eisengiesser"  in  phönikischer  In- 
schrift von  Gypem  Corpus  inscr.  Semit.  67 
und  einer  punischen  von  Carthago  Ra.  III 
20,  254  f. ;  Aryballos  in  Megara  Hyblaia  M. 
ined.  I  Sp.  799,  ebenso  in  Fusco,  Museum 
von  Syrakus  Nr.  6055;  Gublt,  der  guss- 
eiseme  Hohlring  aus  der  Byciskala-Höhle  in 
Mähren.  Rhein.  Jahrbb.  1886  S.  220  ff. 

6)  Blümnbr  4,  357  A.  3;  F.  L.  Bertoldi, 
parere  sopra  un  basso-rilievo  di  ferro  fuso  nel 
museo  numismatico,  Ferrara  1815. 

«)  Schol.  B.  Townl.  11.  «P'826;  Hesych. 
etpifQTJfiara. 

')  Flut,  praec.  ger.  reip.  26.  Arist.  21 ; 
im  Hain  der  Dea  dia,  Hei7ZEN  acta  fratr. 
Arv.  p.  128  ff.;  der  Flamen  Dialis  und  die 
sabinischen  Priester  durften  nur  bronzene 
Basiermesser  verwenden   (Serv.  Verg.  Aen. 


1,  448;  Macrob.  sat.  5, 19, 13;  verallgemeinert 
Joh.  Lyd.  de  mens.  1,  31);  die  Etrusker  be- 
nützen bei  der  Anlegung  einer  Stadt  eine 
bronzene  Pflugschar  (Macrob.  a.  0.).  Das 
Tempelgesetz  von  Furfo  (Corpus  inscr.  Lat. 
1 603)  muss  das  Eisen  ausdrQcKlich  erlauben. 
®J  rXvg)avoy  Hymn.  3,  41.  109;  Lanzen- 
spitze in  Kroisos'  Geschichte  Herod.  1,  34; 
Säbel  bei  den  Skythen  Herod.  4,  62 ;  J.  ünd- 
SBT,  ein  kyprisches  Eisenschwert,  Christiania 
1886    iSA.)   m.   T. ;    Messer    aus    Mykene: 

SCHLIEMANN   S.  83. 

^)  In  der  Saalburg  und  sonst  in  Deutsch- 
land öfter  gefunden;  Sappho  119,  3  (Epi- 
gramm). 

'^)  Aus  Mykene:  Sghlibmann  S.  83. 

' ')  IL  E  723. 

*')  Saul  und  Goliath;  Demetrios  (s.  o.); 
die  Scharen  der  Rhäter  ferrata  Hör.  c.  4, 
14,  29  f. 

*')  Am  Mausoleum  des  Augustus:  Strab. 
5,  8  a.  E.  p.  236. 

»*)  Lucan.  1,  62. 


Kap.  VL    Materialien  und  Technik  dea  Knnatgewerbea.    (g  209.)         211 


Bild  sein.  Sapor  soll  allerdings  eine  eiserne  Brücke  über  den  Tigris  ge- 
baut haben.  ^)  Man  wollte  eben  sonst  das  düstere  Metall  nicht  sichtbar 
anwenden;  selbst  eiserne  Nägel  erhielten  gerne  bronzene  Köpfe.*)  Nichts- 
destoweniger wird  in  eisenarmen  Zeiten  oder  von  armen  Leuten,  auch  bei 
geschickten  Schmiedevölkem  dem  Eisen  ein  höherer  Rang  eingeräumt. 
Dann  dient  es  sowohl  zu  Schmuck  als  zu  Weihgeschenken.  Ersterer  be- 
steht in  Ringen;  nur  eiserne  Ringe  erlaubte  das  römische  Gesetz  den 
Sklaven,^)  wie  Manus  Gesetzbuch  (K.  10)  den  Ureinwohnern  bloss  Schmuck 
aus  „rostigem"  Eisen  zugestand.  Unter  den  eisernen  Weihgeschenken*) 
werden  in  der  Litteratur  allerdings  nur  das  eiserne  Dreifussgestell  des 
Glaukos  und  grössere  Figuren  hervorgehoben.  5)  Kleine  unförmliche  Votiv- 
figuren  haben  sich  erhalten/)  doch  ist  gegenüber  diesen  Vorsicht  am 
Platze,  da  in  den  Ländern  südlich  der  oberen  Donau  bis  auf  den  heutigen 
Tag  für  die  Heiligen  Oswald,  Wendelin  und  Leonhard  solche  Tierfiguren 
geschmiedet  worden  sind.'') 

Litteratar:  Liobb,  la  ferronerie  ancienne  et  moderne,  Paris  1875;  A.  Lbdebüb, 
Eisen  und  Stahl  in  ihrer  Anwendung  für  bauliche  und  gewerbliche  Zwecke,  Berlin. 

209.  Unter  den  Metallen  haben  alle  Völker  dem  Golde  den  höchsten 
Wert  beigemessen;  wahrscheinlich  suchte  man  bereits  in  ältester  Zeit  im 
Flusssande  nach  den  hellglänzenden  Körnern.  Für  Goldländer  galten  im 
Altertum  Arabien,*)  Indien^)  und  Äthiopien,  ^^)  wozu  nach  der  orientalischen 
Fabel  das  Arimaspenland  trat.^^)  Thatsächlich  kam  aber  das  Gold  von 
Osten  aus  Hinterindien,  Tibet  und  China  und  von  Süden  aus  Nubien,  wo 
schon  die  Agjrpter  ergiebige  Bergwerke  betrieben.^*)  Das  Arimaspengold 
wird  im  Ural  zu  suchen  sein.  Der  Goldsand  von  Lydien  und  dem  Reiche 
des  Midas  versiegte  bald.  ^3)  Auf  Thasos  und  dem  gegenüber  liegenden 
Festland  sollen  schon  die  Phöniker  gegraben  haben.  >^)   Nachdem  Siphnos 


>)  Nach  Mirchond  (A.  v.  Gutsghmid, 
kleine  Schriften  3,  8). 

*)  In  Grrabhügeln  der  Bretagne  (B.  ar- 
ch^ol.  1891  S.  493  f.)  und  römischen  Gräbern 
Deutschlands. 

«)  PL  33,  9.  11.  12  (später  noch  für  die 
Bräute  ablich).  30;  noch  unter  Augustus, 
vgl.  Suet.  Aug.  100;  gefunden  in  Rom  (Bc. 
1889  p.  97  mit  Gemme),  Dodona,  Naukratis 
(Fetrib  I  S.  43),  dem  Asklepios  geweiht: 
Bch.  II  421,  II  Z.  9;  Fibeln,  grosse  von 
Certosaform,  aus  den  Hügelgräbern  von  Pod- 
semel  (Unterkrain),  eine  mit  mehreren  Knö- 
pfen (Hallstätter  Form)  aus  Gemeinlebam; 
Armband  in  Gometo;  vereinzelt  Schmuck  in 
Bayern;  grosse  Haarnadeln  und  Armbänder 
Anthr.  Corresp.  1885  S.  18  m.  Abb.;  polierter 
Eisenschmuck  kommt  noch  in  Afrika  bei  den 
Massal  und  Damaras  und  am  Ural  bei  den 
Wogulen  vor. 

*)  In  Delphi  Diod,  16.  33,  2;  Becher  im 
Tempel  des  Mars  ultor  PI.  34,  141. 

*)  P.  3,  12,  10.  4,  31,  10.  10,  18,  6;  PI. 
34,  141 ;  vgl.  Schubabt,  Rhein.  Mus.  15,  102. 

•)  In  Württemberg:  Anthr.  Corr.  1891 
S.  5  f. 

')  Altbayem  (Kröten):  Ztsch.  f.  Ethnol. 


1882  S.  415;  Steiermark  (F.  S.  Piohlbb, 
eiserne  Votivgaben,  Wien  1870,  mit  Abb. 
S.  10—12);  aus  dem  mittelalterlichen  Würt- 
temberg: Anihr.  Corr.  1892  S.  39. 

8)  Agatharch.  96  p.  185.  102  p.  190  (nach 
Indien);  im  Jahre  716  Goldsteuer  an  König 
Sargon  (Dünoxeb,  Gesch.  d.  Altert.  IP  327). 

»)  Soph.  Ant.  1037  f.;  Arrian.  Ind.  8,  13; 
aus  dem  Hafen  Ommana  in  Gedrosien:  Anon. 
peripl.  m.  Erythr.  36  p.  286  M.  Indien  steuert 
Gold  an  die  Perser:  Her.  3,  94;  Fabeln:  He- 
rod.  3,  102  und  Etesias  bei  Phot.  bibl.  72 
p.  46  b  27  B;  näheres  bei  Lassen,  lud.  Alter- 
thumsk.  1,  419.  849  ff.  u.  Sghbadeb,  Sprach- 
vergl.  u.  Urgesch.  244  ff. 

'0)  Blümnbb  4,  12  f. 

»»)  Gesch.  d.  griech.  Litteratur  1,213  f. 

")  S.  den  geschichtl.  Teil. 

»8)  Herod.  1,  169.  5,  49.  7,  28;  aus  dem 
Sande  des  Paktolos  und  Hermos  Her.  1,  93. 
5,  101;  Soph.  Phil.  394;  zur  Zeit  Strabos  nicht 
mehr  (13,  626.  591);  Bergwerke  zwischen 
Atarneus  und  Pergamon  Strb.  13,  591.  14, 
680;  vgl.  Ps.  Arist.  mir.  52  p.  834  a  23; 
Flut.  mul.  virt.  27  p.  262  d;  Goldfunde  vom 
Sipylos  Bch.  1879  T.  4.  5. 

'*)  Herod.  6,  46.  47;  PI.  7,  197. 

14* 


212  Elassiache  KanBtarcli&ologie.    t.  Denkm&lerknnde. 

und  die  Pithekusen^)  rasch  verschollen  und  auch  Thrakiens  Schätze  nicht 
dauernd  vorgehalten,  lieferte  das  südliche  Gallien,  in  geringem  Masse  die 
Alpen  2)  und  der  Sand  des  spanischen  Tagus^)  das  kostbare  Mineral. 
Den  Römern  trugen  die  Bergwerke  Siebenbürgens,  welche  vorher  bereits 
von  den  einheimischen  Königen  ausgebeutet  worden  waren,  *)  am  meisten 
ein.  Die  klassischen  Länder  selbst  waren  goldarm  und  auf  Einfuhr  an- 
gewiesen, welche  anfangs  sehr  spärlich  erfolgte.^)  Seit  mehrere  Staaten 
die  Goldprägung  eingeführt  hatten,  wurde  das  Material  zu  Goldarbeiten 
gewöhnlich  in  Form  von  Goldstücken  geliefert.«) 

Das  Gold  hat  stets  der  Götter')  und  der  Herrscher  vor  allem  würdig 
geschienen,  so  dass  Goldarbeiten  besonders  im  Besitz  der  Fürsten  und  in 
Tempelschätzen  zu  finden  waren  und  selbst  die  Wohnräume  nicht  selten 
von  goldenem  Schmucke  erstrahlten.  Bei  Privatleuten  fand  sich  das  Gold 
am  frühesten  wie  auch  später  am  häufigsten  in  Form  von  Schmuck, 
welchen  die  griechische  Demokratie  allerdings  nur  Frauen  und  Würden- 
trägem zugestand;  goldene  Gefasse  werden  erst  in  Zeiten  des  Luxus 
häufig,  vorher  hatte  man  Trinkschalen  aus  Gold  um  so  höher  geschätzt, 
als  diesem  eine  schützende  Wirkung  gegen  Gift  zugeschrieben  wurde. 

Litteratur:  Ad.  Frantz,  das  Gold  im  Altertom,  Berg-  und  Hüttenmännische  Ztg. 
XXXIX  (Lpg.  1880)  S.  5  ff.  41  ff.  62  ff.  97  ff.;  A.  del  Mab,  hist.  of  the  precious  metals  from 
the  earliest  times  to  the  present,  London  1880. 

210.  Das  Silber  geniesst  wegen  seines  matteren  Glanzes  und  weil 
es  leicht  schwarz  wird,  geringere  Wertschätzung  als  das  Gold;  indes  hatte 
es  für  die  Asiaten  dafür  den  Reiz  der  Seltenheit,  denn  ihrem  Weltteile 
fehlen  (mit  Ausnahme  Sibiriens)  Silbererze  fast  ganz,  ^)  während  dieselben 
an  vielen  Orten  Europas  sich  finden.  Für  Griechenland,  wohin  das  Silber 
anfangs  aus  weiter  Ferne  kam,^)  ist  das  Lauriongebirge  seit  483  be- 
deutungsvoll,^^) doch  rentierte  sich  der  Betrieb  schon  im  Laufe  des  vierten 
Jahrhunderts  nicht  mehr.  Unter  den  übrigen  europäischen  Minen  nehmen 
die  spanischen,  um  deren  Besitz  viel  Blut  floss,  die  erste  Stelle  ein.  In 
dem  silberreichen  Spanien  scheint  das  Metall  zuerst  verarbeitet  worden 
zu  sein.  Silbergefässe  und  Silberschmuck  kamen  gleich  dem  Golde  Göt- 
tern und  Herrschern  zu;  die  griechischen  Tempelinventare  führen  daher 
viele  Silberarbeiten  auf.  * ')  Auch  der  alte  Tempel  von  Jerusalem  hat  Silber- 


1)  Herod.  3,  57;  Gruben  der  Chalkidier  ^)  Goldener  Stuhl  göttliche  Ehre:  Suet. 

und  £retrier  Strab.  5,  247.  Jul.  76  (von  Caesar  gefordert). 

*)  Vercellae:  PI.  33,  78;   Strab.  p.  218;   |  ^)  Gypem  hat  zwischen  den  Bergen  Dei- 


Gebiet  der  Taurisci:  Strab.  p.  208;  Noreja: 
Strab.  p.  214. 

«)  Rutil.  1,  356  u.  A. 

*)  Münzen  der  Könige  Sarmis  u.  Eoson: 
B.  1848  p.  50. 

*)  Herod.  1,  169;  vgl.  Theopomp  bei 
Athen.  6,  232  b;  Böckh,  Staatshaush.  1,  6  ff.; 
über  das  alte  Rom  PI.  33,  14  ff. 

^)  Dreifuss  des  Gelon  Ja/nagsriov  /^f- 
aov  ?  Preoeb,  inscr.  Gr.  metr.  83;  Ehrenkranz 
für  Maussollos  Le  Bas  Asie  min.  Nr.  40  ix 
dttQeixoiy  nevnjxoyra;  ebenso  in  Griechen- 
land nach  /^vaor  berechnet,  s.  Hültsoh, 
^ech.  Metrologie  S.  130  A.  1. 


naretos  und  Akamas  Silber. 

^)  llias  B  857;  vgl.  Stesichoros  bei  Strabo 
3,  148. 

>o)  K:o(»(f£AAaf,  le  Laurium,  Marseille  1869 
m.  E.  u.  3  T.;  ovyonrixij  tditf  fjtstaXXevnxwy 
TtQoCoyttov  Tov  Aavgiov,  Athen  1870;  negl 
rav  fjt,  7IQ.  r.  A.  xal  tov  'Ogoinov  1875  (auch 
franz.)  u.  A.;  J.  H.  Hahsex,  de  metallis  At- 
ticis,  1.  Hamburg  1885. 

^^)  Weihgeschenke  des  Gyges  und  Alj- 
attes  Herod.  1, 14, 25;  vgl.  Phainias  u.  Theo- 
pomp, bei  Athen.  6,  231  e;  dann  Herod.  1, 
164  (in  Phokaia). 


Kap.  VI.    Kaierialien  und  Teohnik  des  XiiiiBtgewerbes. 


210-211.)     213 


geschirr  besessen.  0  An  letzterem  fanden  die  Griechen  seit  den  beute- 
reichen Perserkriegen  Gefallen,  aber  erst  in  den  drei  letzten  Jahrhunderten 
V.  Chr.  ist  es  das  Kennzeichen  eines  wohlhabenden  Hauses  und  bei  den 
Griechen,*)  wie  auch  bei  den  südlichen  Galliern*)  und  den  Etruskem^)  in 
Masse  vorhanden.  Der  Günstling  eines  syrischen  Königs  lässt  bei  einem 
Festzuge  tausend  Trägerlasten  schweren  Silberzeuges  paradieren.^)  In 
Born,  wo  ehedem  nur  ein  silbernes  Salzfass  und  ein  Opferschälchen  auf 
den  Tisch  gekommen  waren  und  der  ganze  Senat  angeblich  nur  eine  Tafel- 
gamitur  besessen,  wurde  der  Luxus  auf  die  Spitze  getrieben.  Bis  zum 
Nachttopf')  herab  war  alles  von  Silber,  doch  verband  sich  mit  der  Wert- 
schätzung des  blossen  Metalles  die  Sammelleidenschaft  für  getriebene 
Arbeiten,  worüber  später.®)  Die  Inschriften  und  Schriftquellen  genügen, 
um  einige  Hauptorte  der  Silberarbeit  nachzuweisen.  Während  der  früheren 
Zeiten  treten  Phönizien  und  Karthago,^)  Iberien^®)  und  Etrurien^^)  beson- 
ders hervor,  während  der  Diadochenperiode  ausser  den  Residenzen  La- 
konien**)  und  dann  Rom.**)  Die  Silberarbeiter  haben  schon  damals  ihre  Fa- 
brikmarken gehabt.")  Silbergeschirre  sind  verhältnismässig  zahlreich  noch 
erhalten,  zumeist  in  grösserer  Zahl  vereinigt  (S.  26).  An  jene  Vorliebe  der 
Römer  knüpft  der  Brauch  an,  die  kirchlichen  Geräte  so  viel  als  möglich 
aus  Silber  anzufertigen,  was  sich  schon  für  die  vordiokletianische  Zeit 
nachweisen  lässt;  damals  mehrten  sich  auch  die  silbernen  Lampen,  *''^)  welche 
der  Orient  noch  jetzt  liebt.  Auch  der  silberne  Schmuck,  welcher  freilich 
bei  den  Spaniern  seit  uralter  Zeit  vorkam  ^^)  und  sonst  hin  und  wieder  den 
Toten  beigegeben  wurde,*')  nimmt  in  der  spätrömischen  Zeit  auffallend  zu. 

Litteratar:  A.  Dblouhe,  les  manieurs  d'argent  ä  Rome  jnsqu'ä  rempire,  2.  Ausg. 
Paris  1891;  Blüxnkb  4,  302  ff. 

211,  Die  Weichheit  der  edlen  Metalle  wirkte  mit  ihrer  Kostbarkeit 
dahin  zusanmien,  dass  die  Arbeiter  den  wertvolleren  Stoff  mit  einem 
anderen  vermengten  (legierten)  oder  nur  die  Aussenseite  aus  dem  ersteren 
herstellten.  Für  Legierungen  ist  das  Gold  schon  deshalb  sehr  geeignet, 
weil  es  dadurch  die  verschiedensten  Nuancen  zwischen  Rötlich  und  Weiss- 
lich  erhält,  wodurch  es  für  die  unten  zu  besprechende  Metallpolychromie 
Wichtigkeit  bekommt;  doch  haben  die  antiken  Juweliere  das  Feingold  viel 


')  Baracfa  1,  8  unter  Sedekias. 

«)  Find.  N.  9,  119  ff.;  Ion  epigr.  2,  2. 

•)  Ausser  der  4.  Verrina  vgl.  Phjlarcbos 
bei  Athen.  4,  142  a  (d);  Polyb.  31,  3,  16;  Val. 
Max.  4,  3,  7;  PI.  33,  142. 148. 149;  Plaut.  Aul. 
2, 4, 64.  Pseud.  1, 2, 29.  Lucius  Scipio  bringt 
aus  Eleinasien  1400  Pfund  «argenti  caelati* 
(PI.  33,  148);  Erbschaft  des  Attalos  PI.  33, 
149. 

*)  Liv.  36,  40  (J.  191  v.  Chr.). 

»)  Ath.  4,153  d;  Diod.  5,  40. 

•)  Polyb.  31,  3, 16. 

'}  Peä'on.  27:  von  Clemens  im  Paida- 
gogos  getadelt.  Spiegel:  z.  B.  Acta  Pauli  et 
Theclae  18. 

«)  Ga.  8,  1  ff.  9,  332  ff. 

•)  Hom.  V741.  (^615.  o  104.  123.  Eine 
der  Schalen  von  Prlüieste  M.  10,  32,  1.  la 


=  Ga.  1877  T.  5  (vgl.  dort  Rbnan  p.  18). 

^®)  Schale  in  einem  Grabe  bei  Montiego 
(4  M.  V.  Urbino):  GAHUHBiifi,  appendice  p. 
6,  T.  1,  31  (vgl.  Lbnoehant,  Ra.  1882  II  31). 

")  Vier  Schalen  von  Caere:  Cakina, 
Etr.  marit.  I  T.  56,  4.  57,  7.  8  =  M.  Greg.  1 
62,8;  M.  Greg.  1  62-66. 

'>)  Delisches  Inventar  Beb.  11,  463. 

^^)  Acht  SUbergefässe  in  Turin  Fabbbtti 
Supplemente  I  13  ff. 

•*)  Z.  B.  0  in  Turin:  Dütsohkb,  Bild- 
werke 4,  115  u.  117. 

")  Schon  vorher  z.  B.  C  I  Lat  XIV  47. 
Reliquiarium  in  Edessa:  Passio  S.  Thomae 
p.  159,  15  f. 

»•)  Funde  von  Almeria. 

*^)  Z.  B.  silberne  Ohrringe  aus  Cypem 
{ZaxeXXttQio^,  KvTtQtaxä  1,  258). 


2U 


KlasBiBche  Kimatarchäologie.    I.  Denkmälerknnde. 


mehr  als  die  heutigen  verwendet.  Historisches  Interesse  hat  das  aus  zwei 
Teilen  Gold  und  drei  Teilen  Silber  mit  einem  Kupferzusatz  gemischte 
Weissgold,  welchem  viele  den  altgriechischen  Namen  Elektron  zu 
geben  lieben.  Die  Ägypter,  bei  welchen  es  usm  hiess,  schätzten  das  Weiss- 
gold merkwürdig  hoch,  wie  schon  der  Satz  beweist:  „Re^  (der  Sonnengott) 
hat  gesagt,  als  er  anfing  zu  sprechen:  Meine  Haut  ist  reines  Elektron.*^) 
Diese  Mischung  erscheint  mit  der  zweiten  orientalisierenden  Periode  im 
westlichen  Kleinasien,  von  den  Zeitgenossen  Homers  hochgeachtet  und  in 
Lydien  zu  Münzen  verwendet,  was  die  Jonier  nachahmten.  Bei  den  Ly- 
diem  blieb  das  Weissgold  und  wurde  dadurch  den  Griechen  nie  ganz 
fremd.  ^)  Durch  den  Orient  kam  es  dann  schliesslich  bei  den  Kaisem  des 
Ostens  wieder  zu  höherem  Ansehen  3)  und  gelangte  so  in  das  sogenannte 
Mittelalter. 

Litteratur:  M.  Scheins,  de  electro  veteram  metallico,  Berlin  1871;  Ermav,  Ägypten 
2,  612,  1. 

Andere  Arten  (z.  B.  Silber  mit  Blei)  sind  selten  mit  Wissen  und 
Willen  der  Besteller  oder  Käufer  angewendet  worden.  Daher  schützten 
sich  diese  auf  mancherlei  Weise.  Ohne  die  Anekdote  von  Archimedes 
näher  zu  berühren,  wollen  wir  nur  erwähnen,  dass  beim  Gusse  Proben 
bei  Seite  gelegt  wurden,^)  während  das  Gewicht  der  fertigen  Arbeit  in 
Ziffern  an  derselben  stand.  ^) 

Während  die  Legierung  die  Farbe  änderte,  sah  frische  Vergoldung 
oder  Versilberung  nicht  unecht  aus  und  kam  noch  billiger.  Man  überzog 
also  einen  minderwertigen  Kern  mit  Blech  von  Edelmetall  (Plattierung). 
Diese  Manier  scheint,  wofern  der  Kern  ungefähr  gleich  schwer,  d.  h.  eben- 
falls von  Metall  ist,  nur  an  „Bronze**-,  d.  h.  wohl  Kupferfiguren  häufiger 
vorzukommen,  welche  man  mit  Silberblech  überzog,®)  Wo  Bronze  zu  den 
Edelmetallen  gehörte,  umhüllte  es  manchmal  einen  eisernen  Kern.'')  Be- 
steht dagegen  das  Innere  aus  Holz,  so  darf  bei  der  Beurteilung  auch  die 
Rücksicht  auf  die  grössere  Leichtigkeit  und  Beweglichkeit  nicht  ausser 
Anschlag  bleiben.  Holzgegenstände  mit  einem  Überzug  von  Goldblech  sind 
seit  sehr  früher  Zeit  nachweisbar  und  werden  noch  häufiger  mit  Bronze- 
blech ausgeführt;»)  diese  Art  ist  für  Architekturteile  (Thüren  und  Säulen)») 
wie  auch  an  Wägen  i<>)  notwendig.  In  der  Fläche  musste  das  dünne  Gold- 
blech aufgeklebt  werden,  was  mittelst  Harz  geschah.^')    Die  eigentliche 


^)  Ebhak,  Ägypten  2,  620. 

<)  Soph.  Ant.  1037  f.  (aus  Sardes);  In- 
ventar von  Delos  (Beb.  11,  463)  und  Eleusis 
{'Fkp,  dQX'  1888  S.  42  Z.  19);  Plut.  Pythiae 
orac.  2 ;  Hesych.  ^XexTQoy, 

^)  Julian,  sympos.  p.  307  d  (des  Zeus 
würdig).  Kaiser  Justinus  I.  schenkt  dem 
Papst  Hormisdas  (514 — 23)  nach  dem  Liber 
pontificalis  gahata  electrina. 

*)  Inventare  von  Delos  Bch.  6,  134,  vgl. 
HoMOLLB  ebend.  S.  94. 

*)  Bch.  6,  97  A.  4. 

«)  AZ.  35,  78  flf.;  mehrere  in  Gallien: 
Ga.  II  S.  3  A.  1.  5  A.  1  u.  T.  1 ;  silberne  Na- 
gelköpfe AA.  1891  S.  122. 

'')   Griffe   aus  Sulz  a.  Neckar,   Prähist. 


Blätter  IV  S.  10. 

8)  Aus  Vafiö  (T.  7, 14);  Mykene:  Schlie- 
iiAiwS.377-86.391— 422a. 485— 512;  MiLCH- 
HÖFEB,  Anfange  S.  13  ff.;  Dodona  und  Olym- 
pia öfter;  Stab  aus  Tarquinii  (Gastellani  79, 
80)  wie  das  Scepter  des  Latinus :  Verg.  Aen. 
12,  210  —  Gefässe  aus  Frögg  in  Kämthen 
(Mitt.  der  k.  k.  Centralkonmi.  N.  F.  17,  105); 
Giste  von  Präneste  in  der  Barberina  —  öfter 
in  athenischen  Schatzverzeichnissen  und  den 
delischen  Inventaren.  Ausnahmsweise  Gold 
auf  Bein:  Schliemann,  Mykene  F.377 —86. 503. 

»)  S.  §  259. 

'0)  Micali  ant,  mon.  T.  28;  Bm.  1877 
T.  11  ff. 

'*)   In  Ägypten  (Bluhevbacb,  Beitr.  z. 


Kap.  TL    Katerialien  und  Teehnlk  des  Kunstgewerbee.    (§  212.) 


215 


Vergoldung^)  ist  ebenfalls  eine  sehr  alte  Erfindung,  welche  die  ausge- 
dehnteste Anwendung  findet.  Es  entwickelt  sich  ein  eigener  Stand  der 
Vergolder  {xQV(r(OTai\  inauratores)^  an  welchem  selbst  Frauen  teilhaben.^) 
Die  Vergoldung  im  ganzen  betraf  fast  nur  attische  Grabbeigaben  aus 
Terrakotta  (Medaillons,  Astragalen  und  omamentale  Köpfe)  *)  oder  Bronze- 
figuren.**)  Versilbert  dagegen  wurden  Bronzespiegel  ^)  und  Postamente  von 
Gips.*)  Überdies  ist  eine  teilweise  Vergoldung  oder  Versilberung  im  Inter- 
esse der  Polychromie  oft  angewendet  worden,  die  erstere  z.  B.  an  griechi- 
schen Vasen  oder  Terrakottafiguren  und  passender  an  den  Ziselierungen 
alter  Silberschalen,  die  letztere  aber  an  den  getriebenen  Bildern  von 
Bronzearbeiten.  '^) 

212.  Die  kunstmässige  Bearbeitung  der  Metalle  zerfällt  in  drei 
verschiedene  Hauptarten,  Schmieden,  Blecharbeit  und  Giessen.  Das  Schmie- 
den, durch  welches  im  Altertum  das  Eisen  fast  ausschliesslich  bearbeitet 
wurde,  blieb  auf  dem  Standpunkt  des  schlichten  Handwerks  stehen,  wes- 
halb wir  auf  seine  Technik  nicht  näher  eingehen. 

Litteratar:  BLüiorBB  4,  360  ff.  m.  Abb.;  Graf  Wubmbband,  das  Urnenfeld  von 
Mariaraat,  sep.  Braunschweig  1879  S.  59  f. 

Das  Kupfer  samt  seinen  Legierungen  (je  kupferreicher,  desto  besser) 
und  die  edeln  Metalle  lassen  sich  leicht  mit  dem  Hammer  zu  Blech 
schlagen,^)  in  welcher  Form  die  Metalle  grosse  Bildsamkeit  haben.  Das 
Blech  lässt  sich  nämlich  bearbeiten  I.  mechanisch  durch  Einpressen 
einer  Form  (Stanze),  sei  es,  dass  das  Blech  mit  einem  hölzernen  Hammer 
in  eine  hölzerne  Form  oder  um  einen  geschnitzten  Holzkern  eingeschlagen 
wurde  ^)  oder  dass  der  Arbeiter  dasselbe  zwischen  eine  eiserne  oder  stei- 
nerne Form  und  eine  Bleiplatte  legte  und  dann  einen  starken  Schlag  auf 
letztere  führte.^®)  Omamentformen  scheinen  sich  in  Mykene  gefunden  zu 
haben."')  H.  aus  freier  Hand,  indem  das  Blech  von  innen,  entsprechend 
den  aussen  aufgezeichneten  Umrissen,  durch  kleine  Hämmer  erhaben 
herausgetrieben  wurde,**)  was  Treiben  oder  Ciselieren  (franz.  au  re- 
pouss^  heisst.   Hiebei  wurde  bis  zur  Gefahr  des  Zerreissens  gearbeitet;*') 


Naturgesch.  2,  71)  so  gut  wie  im  5.  Jahr- 
hundert nach  Chr.  (B.  mon.  1889  S.  74). 

^)  Recepte  hei  Theophilus  3,  35—39. 

')  XQWfiotQM  in  einer  athenischen  In- 
schrift BcL  13.  79. 

')  AZ.  30,  39;  Furtwänolbr,  Samml. 
Sabouroff  asu  T.  145;  AA.  1891  S.  122. 

^)  Herkules  aus  dem  Theater  des  Pom- 
pejus  ?  vgl.  S.  206;  Kugel  u.  Flamme  im  lö- 
mischen  Cirkus:  Ammian.  17, 4,  15;  Figuren: 
Ross,  Inselr.  3,  141  A.  2.  3  und  Berliner  Mu- 
seen, Yerz.  der  vorderasiat.  Altert.  S.  99  Nr. 
774;  Nägel,  angeblich  vom  Schatzhanse  des 
Atreus  in  München;  Votivschiffchen  aus  Jüt- 
land;  Lspaob,  r^ponse  h  la  notice  de  M. 
Hittorf  sur  les  pyramidions  en  bronze  doröe, 
Paris  1836;  P.  5,  10,  4.  5;  'AqxmoX,  deXuoy 
1887  Jan.  Febr.  —  Eiserner  Helm,  im  deli- 
sehen  Inventar  Bch.  6,  130. 

»)  Ra.  41, 115. 


•)  CIG.  3159  (für  einen  Smyrnäer);  Me- 
nander  monost.  469  ^vnog  yvvrj  nitpvxBv 
flQyvQ<i}fjiivoq\  Gefftsse:  A.  1871,  5  ff. 

')  Klappspiegel  AA.  1891  S.  123. 

•)  Vgl.  Theophilus  I  K.  23. 

^)  In  Mykene:  Milchhöfeb,  Anfänge 
der  griech.  Kunst  S.  13. 

^^)  Theophilus  divers,  artium  schedula 
3,74. 

*  ' ')  SCHLIBMANN,  Myk.  S.  121  =  SCHBEIBBR 

Atlas  70,  9.  10  =  Blümnbb  Techn.  4,  238  — 
Hohlformen  in  Olympia :  Ausgrub.  IV  T.  24, 
3  26  S  19 

»2j[  Werkzeuge:  Theophilus  Hl  13,  über 
die  Arbeit  K.  26.  73.  77.;  Abbildung  der  Ar- 
beit auf  einer  Camee  in  Neapel  Mus.  Borb. 
1  53,  3. 

'')  Quintil.  2,  4,  7;  Bböitdsted,  Bronzen 
von  Siris  S.  2;  Michaelis,  das  corsinischo 
Silbergefäss  S.  5. 


218 


ElasBiBohe  Kmuitarohäologie.    I.  Denkm&lerkimde. 


und  Bronze  an  den  Gefässen  Mykenes  noch  nicht  üblich.  Die  Lötungs- 
kunst  erreichte  ihren  Höhepunkt  in  der  Filigranarbeit  mit  Draht,  der 
aus  Blech  geschnitten  und  rund  gehämmert  wurde.  Seit  der  mykenischen 
Periode  fand  sie  bei  der  Fabrikation  von  Schmucksachen  die  meiste  An- 
wendung; in  grösserem  Stile  kommt  der  angelötete  Draht  nur  für  Panzer 
in  Betracht,  wie  solche  Armschienen  in  Ungarn  und  Bologna  gefunden 
nnd  Brusthamische  an  altgriechischen  Vasen  abgebildet  werden.  Auf  die 
Goldarbeit  allein  beschränkt  sich  die  Granulation  oder  Auflötung  von 
Goldkügelchen,  welche  mittelst  Essig  hergestellt  sind.  *)  Auch  dieses  Ver- 
fahren kannten  die  Handwerker  der  mykenischen  Zeit  bereits. 

Litteratur:  Blümnbr  4,  290  ff.;  Göppert.  über  die  Bedeutung  von  ferruminare 
und  adplumbare  in  den  Pandekten,  Breslau  1869. 

Gegossene  und  getriebene  Sachen  werden  mit  einem  Grabstichel*) 
überarbeitet.  An  Rundfiguren  graviert  der  Künstler  viele  Einzelheiten, 
besonders  Haar,  Pupillen  und  Flugfedern.  Auf  den  Spiegeln  und  den 
eisten  wiegt  die  Gravierung  vor.^)  Hin  und  wieder  wird  der  Grund  mit 
Tremolierstich  rauh  punktiert,  damit  die  glatten  Figuren  besser  hervor- 
treten.*) Die  fein  gravierten  Bänder  und  Blätter  aus  Goldblech  beginnen 
schon  in  der  altägyptischen  Zeit. 

Schon  bei  Gelegenheit  der  Vergoldung  und  Versilberung  wiesen  wir 
auf  die  Polychromie  der  Metallarbeiten  hin.  Gravierung  mochte  hervor- 
gehoben werden,  indem  man  Goldplättchen  auf  die  Zeichnung  auflegte  und 
die  Linien  nachfuhr.^)  Ein  Farbeneffekt  wird  jedoch  viel  mannigfaltiger 
und  schöner  erzielt,  indem  der  bildliche  oder  ornamentale  Schmuck  in 
andersfarbigem  Metall  eingelegt  wird.  Das  blosse  Einschlagen  von  Onia- 
menten  aus  Metallblech  in  einen  anders  gefärbten  Metallgrund  heisst 
Tauschieren  {tausia,  alV  agemina).  In  der  Regel  dient  das  edlere  Metall 
zur  Zierde:  Gold  auf  Silber^)  und  Silber  auf  Bronze^)  (bei  den  Germanen 
auch  auf  Eisen).®)  Eisen  einzuschlagen,  war  eine  vorübergehende  Mode 
der  ersten  Kaiserzeit.  ^)  Durch  Kombination  wurden  mehrere  Farben  er- 
zielt ;^<*)  an  einem  Dolch  von  Vafiö  bemerkt  man  einen  feinen  Farbensinn, 
der  zwischen  Gold  und  Bronze  dm-ch  helle  Bronze  vermittelt.  Tauschierte 
Arbeit  findet  billige  Imitation  in  schwarzem  Thon,  welcher  Einlagen  aus 


1)  Schüssel  aus  Vafiö  T.  7,  6;  im  Grabe 
Reguüni-Galassi;  Recepte  bei  Theophilus  3, 
35—37. 

^)  Abgeb.  Blühneb  S.  264;  Instrumente: 
Theophilus  3,  6  ff.  72;  Werkzeugkasten  mit 
verschiedenen  Meissein  und  Grabsticheln 
1891  in  Rom  gefunden.  —  Schönes  Beispiel 
der  Helm  von  Canosa:  Friederichs- Wolters 
Nr.  160. 

^)  Man  hat  freilich  über  die  Technik 
noch  andere  Ansichten  aufgestellt,  vgl. Christ, 
Sitzungsber.  der  bayer.  Akad.  1885  S.  404. 

*)  Bronzebüchse  aus  Rom:  Gatlus,  recu- 
eil  V  T.  75,  5—7;  Bronzegefäss  das.  T.  94, 6. 

^)  Skythische  Silberschalen  aus  dem 
5.  Jahrh.  CR.  1881  S.  6  f. 

^)  Gefässe  aus  der  ägyptischen  Refor- 
mationszeit: Max  Müller,  Asien  und  Europa 


S.  309  A.;  Inschrift:  Cass.  Dio  44,  7. 

^)  Ägyptisch  (Blümi^r  4,  270  A.  3)  und 
assyrisch ;  Fibel  v.  Gruneiken  (Ostpreussen), 
abg.  Verh.  der  Berl.  anthrop.  Ges.  1871  S.  10; 
Bisellium  B.mun.  1874  T.  3.  4;  Deichselspitzo 
Caylüs  V  T.  61,  4.  5;  Inschrift  von  Gewich- 
ten aus  Entrains  Ga.  II  p.  7  A.  5;  AA.  1891 
S.  124.  Vielleicht  auch  Zinn  an  Schilden: 
CIA.  II  720  B;(ergänzt).  Zinnbeschlag  eines 
Bronzemessers  in  Leibnitz. 

^)  Vase  aus  der  Mainzer  Gegend,  Lin- 
DENSCHXIT  III  2  T.  7,  2;  ?  ai^vjgovq  vndqyv- 
Qog,  Ring  im  Inv.  v.  Delos  Beb.  6,  122. 

®)  In  Gold:  Petron.  32;  in  Bronze:  Suet. 
Aug.  7  (Inschrift). 

»0)  LiwDENSOHMiT  III  H.  9  T.4, 3;  IV  T.  11 
3.  16,  1.  2.  3. 


Kap.  VL    Xatorlalien  und  Technik  des  Kunstgewerbes.    (§  213.) 


219 


Zinn  oder  Silber  erhält.  *)  Wenn  das  Gold  legiert  wurde,  konnte  jeder  die 
Beobachtung  machen,  dass  sich  dessen  Farbe  dadurch  veränderte.  Davon 
ausgehend,  erzielte  die  Ramessidenzeit  bunte  zwischen  Silbergrau  und  Rot- 
gold liegende  Ooldfarben.  Diese  Technik  ziert  die  berühmten  mykenischen 
Dolchklingen.  Auch  scheint  es,  dass  die  homerische,  wie  die  hesiodische 
Schildbeschreibung  darauf  Bezug  nehmen.  In  der  byzantinischen  Zeit 
blühte  die  Kunst,  wie  es  scheint,  wieder  auf.^)  Die  japanische  Goldfarberei 
ist  der  letzte  Ausläufer  der  antiken  Technik. 

Litteratar:  Wibsbleb,  Gott  Nachr.  1886  S.  29  ff.;  Blümiybr  4,  270  ff.;  Gbobo 
BucHHKB,  die  MetaUfärbung  und  deren  Ansfahnmg,  Berlin  1891. 

Einen  weiteren  Schritt  in  der  chemischen  Bearbeitung  des  Metalles 
bedeutet  das  Niello  (mittellateinisch  nigeUum,  jetzt  Tulaarbeit  genannt), 
die  Ausfüllung  einer  vertieften  Zeichnung  durch  schwarzes  Pulver  von  Silber, 
reinem  Kupfer,  Blei  und  Schwefel,  welches  an  Ort  und  Stelle  in  einer 
Muffel  eingeschmolzen  wird.  Diese  Erfindung  schreibt  Plinius ')  den  Ägyp- 
tern zu  und  beschränkt  sie  auf  das  Silber,^)  welches  sich  allerdings  für 
die  Niellomanier  ganz  besonders  eignet,  s)  Unter  den  Nielloarbeiten  in 
Bronze  befindet  sich  Zweifelhaftes;®)  überhaupt  verdienten  die  antiken 
Niellos  eine  kritische  Untersuchung,  soll  doch  selbst  in  Stein  die  gleiche 
Art  vorkommen.')  Das  Atzen  des  Metalles,  welches  in  neuerer  Zeit  so 
schöne  Zierstücke  ergab,  dürften  dagegen  die  Alten  nicht  gekannt  haben. 
Die  Polychromie  der  Metallarbeit  wird  auf  flüchtige  und  billige  Weise 
durch  Bemalung  nachgeahmt.  Dass  die  Ägypter  diese  Kunst  übten, 
steht  fest,®)  während  manche  schriftliche  Notizen  wegen  der  Unklarheit 
der  lateinischen  Terminologie  nicht  entscheiden  lassen,  ob  bemaltes  oder 
tauschiertes  Metall  gemeint  sei.*)  Die  bemalten  Spiegel  der  Neuperser 
mögen  alter  Tradition  entstammen. 

Kunstvoller  ist  die  Emaillierung,  über  welche  im  nächsten  Abschnitte 
gesprochen  werden  soll;  hingegen  ist  die  Einsetzung  farbiger  Edelsteine 
mehr  prunkvoll  als  künstlerisch.  Vor  Alexander  finden  wir  solche  Ge- 
fitöse  {h&ox6kkrf[a)  bei  Persem  *<^)  und  überhaupt  bei  Barbaren  ;>')  vielleicht 
haben  schon  früh  die  böhmischen  Gebirge  mit  ihrem  Steinreichtum  der- 
artige Arbeiten  veranlasst.     Die  griechisch-orientalischen  Höfe  treiben  mit 


')  Zinn  S.  219,7;  Süber:  in  GOln  Jahrb. 
1, 127. 

')  Recept  bei  Theophilos  3,  40. 

«)  Ebenso  Theophilas  3,  28.  29.  32.  41. 

*)  Ägyptisierende  Kanne  aas  dem  öden- 
burger  Comitat:  Buchbb,  Gesch.  der  techn. 
Kfinste  2,  8;  Schüssel  in  Peterbnrg;  Vase 
von  Herthoayille  (lb  Pbevost,  mäm.  sur  la 
coli,  de  vases  ant.  iroav^es  ä  B.  T.  9);  Pjxis 
von  Vaison  Ga.  4,  111;  Mischkrag  aas  Hil- 
desheini (Holzeb  S.  7) ;  Löffel  B.  crist.  1868 
p.  79;  T&felchen  Zieh.  f.  Nam.  1882,  1. 

*)  Dolch  von  Vafiö;  sonst  aas  dem  Nor- 
den: Mitt  der  antiqn.  Ges.  in  Zfirich  14  H. 
4  T.  5,  7.  11  =  Blümkbb  4,  270;  Likdbn- 
scmciT,  Altert.  111  9,  4,  4;  Armring  aus  Deh- 


laa,  Prager  Aasstell.  110;  vgl.  Dabembebo 
et  Saolio,  dici  p.  1138. 

')  Sarkophag  von  Tarragona  AZ.  10, 
156;  ScHBBiBEB,  Brannenreliefs  S.  82  f. 

^)P1.  33, 46;  so  die  tabala  Bembina 
in  Tarin  (Pionobi  ,  mensa  Isiaca ,  Rom 
1605). 

»)  Waffen:  Verg.  A.  7,  796.  12,  281;  La- 
can.  1,  398;  von  der  bronzenen  Weltkugel 
des  Archimedes  Laetant.  inst.  2,  5,  19  (nach 
Cicero?):  si  astrorum  figaras  in  illo  aere 
pictas  effictasqae  vidisset. 

^^)  Athen.  11,  782  a  aas  Parmenion. 

'  ^)  Delische  Inschrift  bei  Dittenbebgbb, 
sjlloge  367  Z.  170,  47  %pvinrjq  ßaQßa^txog 
M&oxr'XXfjrog. 


220 


KlaBsiBohe  KuiiBtaroh&ologie,    I.  Denkmftlerkimde. 


edelsteinbesetzten  Bechern,  Kandelabern  u.  dgl.  ungeheueren  Luxus ')  und 
verleiten  ihrerseits  die  römischen  Sieger.*)  Für  die  Kirchen  {crux  gern- 
mata)  und  die  Kaiser  Ostroms  wird  diese  Kunst  in  reichstem  Masse  ge- 
übt. In  Deutschland  (z.  B.  in  Nordendorf)  finden  sich  Gefässe  mit  Stücken 
farbigen  Glases  als  billige  Imitation. 

214.  Die  natürlichen  Ornamente  der  Metallarbeit  bestehen  in 
Nagelköpfen  und  Spiralen.  Erstere  dienen  eigentlich  zur  Vernietung,') 
werden  aber  dann  ein  Ziermotiv,  das  in  ganzen  Reihen,  z.  B.  an  Rändern 
und  Henkeln  von  Gefassen*)  oder  koncentrisch  an  Schilden  angewendet 
wird.  Die  kegelförmigen  (konischen)  Nieten  geben  vielen  etruskischen 
und  deutschen  Bronzegefässen  einen  eigenartigen  Schmuck.  *)  Dann  werden 
auch  wohl  die  blossen  Köpfe  durch  hohle  Buckeln  nachgebildet.  Von  den 
Spiralen  ist  schon  bei  der  Filigranarbeit  die  Rede  gewesen. 

Der  Betrieb  der  Metallarbeit  hat  sich  fortschreitend  spezialisiert. 
Die  griechische  Sprache  ignoriert  den  Grobschmied  und  weist  dem  Kupfer- 
oder Erzarbeiter  die  Fühi'ung  zu.  Letzterer  befasst  sich  in  der  homeri- 
schen Zeit  auch  mit  der  Bearbeitung  edler  Metalle.  Aber  schon  in  der 
klassischen  Zeit  findet  eine  Menge  von  Spezialitäten  (Schwertfeger,  Hamisch- 
macher  u.  dgl.)  ihr  Auskommen.  Aus  politischen  Gründen  achten  die  Re- 
gierungen auf  sie  und  es  gehört  zur  orientalischen  Staatsweisheit,  die 
Metallarbeiter  eroberter  Länder  in  das  eigene  Reich  zu  verpflanzen.®)  Seit 
Alexanders  Zeit  sind  überall  die  Juweliere  von  den  gewöhnlich  Arbeitern 
gesondert.  Ausser  der  Kostbarkeit  verlangt  das  edle  Metall  auch  feinere 
Bearbeitung  und  feinere  Werkzeuge.')  Das  Gold  lässt  sich  unendlich  dünn 
schlagen  (Goldschlägerei).  Vielleicht  wurden  schon  damals  die  Modelle 
aus  Buchsbaum  geschnitzt.  Über  den  Lokalbetrieb  lauten  die  Mitteilungen 
der  Alten  höchst  unzureichend.  Man  kann  sich  fast  nur  an  die  Erwähnung 
von  Innungen  halten,®)  wobei  es  auffallen  muss,  dass  in  der  Kaiserzeit 
die  Griechen  Eleinasiens  den  lateinischen  Namen  der  Goldarbeiter  über- 
nehmen;^) ausserdem  hat  das  zahlreiche  Vorkommen  von  Juwelieren  in 
Inschriften  eine  gewisse  Bedeutung.  Letzteres  beobachten  wir  an  manchen 
abgelegenen  Orten,  wie  in  Korykos,  einem  Bergneste  des  rauhen  Kilikiens. 

Litteratur:  s.  §  209;  dazu:  Al.  Castellani,  möm.  sur  la  joaillerie  chez  les  anciens, 
Paris  1860;   Aüg.  Castbllani,  della  orificeria  ital.»  Rom  1872;   ders.»  degli  ori  e  degli  gio- 

i'elli  nella  esposizione  di  Parigi  del  1878,  Rapporto,  Rom  1879  (Auszug  Ga.  5,  165  ff.);  Alfb. 
)abcbl,  6d  b.-a.  1888  S.  146  ff.;  Jewellery  antique,  London  o.  J. 

Spezielle  Sanmilungen  von  Metallarbeiten  überhaupt  sind  nur  vorüber- 
gehend  veranstaltet    worden.      Sonst    scheidet   man    die   Metalle    streng. 


»)  Ath.  4,  147  f ;  Plut.  Aem.  33;  Cic. 
Verr.  IV  62;  Sirach  50,  10;  Auson.  epigr. 
8    3 

'«)  Plin.  33, 5. 37,  2;  luv.  5,  39.  43  f.;  Clem. 
AL  paed.  2,  3,  35. 

»)  Helbio,  B.  1879  Nr.  3.  4. 

*)  ScHÖNB  A.  1866  S.  189  m.  T.  GH  10. 

^)  LiNDENscHMiT,  über  Ursprung  u.  Her- 
kunft einer  Anzahl  Denkmale  des  sog.  älte- 
ren Eisenalters,  Mainz  1871  S.  16. 

^)  1  Sam.  13,  19;  2  Könige  24,  14  ff.;  Je- 
remias24,  1.  29,  2;  jedenfalls  handelte  auch 


Porsenna  nicht  anders. 

'')  Hesych.  Xaßls]  axevos  /pi'ffo/oExoV; 
Abbildung  eines  Goldschmiedes  in  einem  Be- 
lief von  Laodikeia  Ra.  1892  II  T.  23. 

*)  In  Rom  schon  seit  Numa;  Inschriften 
römischer  Goldarbeiter  Ra.  n.  s.  7,  179  ff.;  in 
Palmyra  Innung  der  Gold-  u.  Silberarbeiter: 
Waddington,  inscr.  2603  =^  Vogüä,  inscr. 
Sem.  Palm.  23  (J.  257).  —  £ixv(ayiaf  eine 
Gattung  von  Ohrringen,  Hesych. 

')  AvQttQioi  z.  B.  in  Ephesos  nach  einer 
Inschrift  von  Syra. 


Sap.  VI    ICaterialiön  und  Tedinik  des  Knnfttgeirerbes.    (§  215). 


221 


Nachdem  von  den  Bronzen  (S.  208  f.)  und  Bleien  (S:  201  f.)  bereits  die  Rede 
gewesen,  erübrigt  nur  noch  auf  die  Sammlungen  von  Edelmetallarbeiten 
hinzuweisen.  Solche  finden  sich  besonders  im  Museo  Gregoriano  (S.  43), 
im  Mus^e  Napoleon  in.  (S.  51),  zu  Wien  (S.  60)  und  in  der  Petersburger 
Ermitage  (S.  64).  Unter  den  Privatsammlem  hat  sich  bereits  in  der 
ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  der  römische  Prälat  Leone  Strozzi  einen 
Namen  gemacht. 

Litteratar:  G.  Bapst,  le  mus^e  r^trospectif  da  metal  h  Texposition  de  ranion  cen- 
trale des  Beaux-Arts,  Paris  1881. 

215.  Den  edlen  Steinen  könnte  man  auch  die  mineralischen  Stoffe 
zuzählen,  welche  farblos  und  durchsichtig  sind.  Der  Bergkrystall  be- 
gleitet den  Zug  der  orientalischen  Kultur  nach  Westen  schon  in  der  „my- 
kenischen*  Zeit;*)  stammte  dieser  vom  Ural,*)  so  hatten  die  Alpenbe- 
wohner den  gleichen  Stoff  bei  sich  in  reicher  Fülle,  weshalb  Arbeiten  von 
Bergkrystall  nirgends  häufiger  als  in  dem  Emporium  Aquileja  sind.  Bei 
den  Hauptstädtern  jedoch  war  er  eine  grosse  Kostbarkeit.^)  Die  Krystall- 
schneider  lieferten  Gefässe,*)  später  auch  Siegel^)  und  kleine  Büsten.«) 
Die  berühmte  Murra,  aus  welcher  die  murrinischen  Gefässe  der  Römer 
gefertigt  wurden,  dürfte  mit  dem  Flussspat  (Fluorit)  identisch  sein. 

Litteratur:  Heraclius  I  12  (Schneiden  des  Krystalls) ;  N.  Guibbrtus,  de  murrinis, 
Frankf.  1597;  F.  £.  Saxius,  de  murrinis  veterum,  Lpg.  1743;  Faust.  Cobsi,  de'vasi  murrini' 
Rom  1830  (er  erwähnt  aach  die  erhaltenen  Gefässe);  Fb.  Thibbsch,  über  die  vasa  murrina 
der  Alten,  Denkschr.  der  bayer.  Akad.  1833. 

Diese  Vorbilder  gab  die  Natur  für  das  Glas,  dessen  Erfindung  den 
Phönikem  zugeschrieben  wird.  Seiner  Zusammensetzung  nach  unter- 
scheidet sich  das  antike  von  dem  heutigen  dadurch,  dass  es  weniger  Kalk, 
dafür  aber  mehr  Natron  und  Aluminium  enthält.  Die  vielbewunderte 
irisierende  oder  opalartige  Farbe  jedoch  entstand  durch  allmähliche  Zer- 
setzung der  Oberfläche,  wenngleich  der  Silberglanz  auf  Absicht  beruhen 
mag.  Das  Fensterglas,  welches  auf  eine  Steinplatte  gegossen  wird,  die 
es  unten  matt  macht,  während  es  oben  wolkig  wird  und  abgeschliffen 
werden  muss,  hat  im  Altertum  wenig  Bedeutung.  Das  geformte  Glas  da- 
gegen ist  durch  Blasen,  entweder  unter  Rotierung,  welche  runde  Formen 
erzeigt,  oder  in  viereckigen  gerippten  Formen  entstanden.  Der  Boden  er- 
hält mehrere  konzentrische  Reifen,  die  Henkel  werden  oft  gerippt.  Der 
Leib  kann  als  Verzierung  Fäden  und  Tropfen  erhalten,')  welche  mit  der 
Zange  gestellt  oder  zu  geperlten  Butzen  ausgedrückt  werden.  Die  also 
geformten  Arbeiten  erhielten  oft  noch  weiteren  Schmuck.  So  gibt  es 
gravierte  Glasgefässe,  eine  Technik,  die  in  Rom  besonders  gegen  Ende 
des  4.  und  im  5.  Jahrhundert  n.  Chr.  geübt  wurde.®)  Mit  dem  Rade 
schliff  man  Inschriften  und  Bilder  ein;  auf  dieselbe  Weise  dürften  die 
diatreta,   auf   deren  Aussenwand   ein   ein  paar  Centimeter  abstehendes 


*)  ScHLiSMABir,  Mykene  (s.  Register). 

')  Vom  kaapischen  Meer  und  vom  Ther- 
modon  Dion.  Per.  724.  780  ff.;  aas  dem  Orient 
Plin.  37,  2,  9  f. 

»)  Stat.  Büv.  1,  2,  126;  vgl.  Plin.  a.  0. 

^)  ScHLXKKAim  S.  88.  344;  Plin.  37,  6. 

*)  Theophr.  lap.  5,  20. 


*)  BoBioNi,  collect,  antiqn.  Rom.  T.  IL; 
Mabtiki  zn  Emesti,  archaeolog.  S.  160  f. 

^)  Barocke  Ornamente  MB.  11,  28/9. 

^)  Rom.  Qoartalschr.  6,  54;  Beispiele  ans 
Porto  Bcrist.  1868  p.  35  ff.;  Pilloy  Ga.  9, 
224  ff.  T.  32  3;  Mowat,  Ra.  n.  s.  44,  280  ff. 
m.  T.  23. 


222 


KlasslBohe  Sunstarcliftologie.    t.  Denkmälerkimde. 


Maschennetz  ruht,  entstanden  sein;*)  diese  schwierigste  Arbeit  stellten 
eigene  diatretarü  her.  Das  Anlöten  von  Figuren  blieb  eine  Ausnahme.') 
Zuletzt  verfielen  die  Glaser  auf  ein  sehr  einfaches,  aber  kostbares  Aus- 
kunftsmittel: sie  setzten  Goldplättchen  mit  gravierten  Bildern  ein,  welche 
man  nun  unter  einer  Glasdecke  sah.  Diese  Manier  hat  vorzugsweise  bei 
den  alten  Christen  geblüht. 

Litteratur:  Alte  Vorschriften  von  Heraclius  I  4.  5  und  Theopbilas  II  1  ff.;  Reifrn- 
BTEiN,  Sendschreiben  an  Winckelmann  über  die  Glasarbeiten  der  Alten;  A.  Sauzay,  la 
verrerie  depuis  les  temps  les  plus  recul^s  jusqu'ä  nos  jours,  Paris  1869,  m.  66  Abb.,  und 
marvels  of  glass-making  of  all  ages,  London  1870,  m.  63  Abb.;  A.  Dbyillb,  histoire  de  Tart  de 
la  verrerie  dans  Tantiquit^,  Paris  1873,  m.  113  T.;  M.  A.  Wallacb,  glassin  the  old  world, 
London  1883.  1890;  Blühneb  4,379ff.;  Ilo,  in  der  Ausgabe  Cenninis  zu  K.  159.  172  und  in 
Teirichs  Blättern  f.  Kunstgew.  1872  S.  30;  dazu  die  am  £nde  des  §  angefahrten  Bücher  über 
einzelne  Sammlungen  —  über  die  diatreta:  G.  d'Adda,  ricerche  sulle  arti  e  suirindustria 
romana,  Mailand  1870  (SA.)  m.  2  T.  u.  A.,  s.  Blümiteb  4,  400  ff.  —  Goldgläser:  Theo- 
pbilus  II  13—15;  F.  Büokabbott,  osserv.  sopra  alc.  framm.  di  vasi  ant  di  veiro  omati  di 
ngure  trovati  ne'  cimiteri  di  Roma,  Fir.  1716,  f.  m.  34  T.;  R.  Gabbücct,  vetri  omati  di 
figure  in  oro  trovati  nei  cimiteri  dei  cristiani  primitivi  di  Roma,  Rom  1858  f.;  £.  aüs'm 
Wbebth,  Rhein.  Jahrbb.  36,  121  ff.  T.  3;  Kbaus,  Realencykl.  1,  608  ff. 

Ebenfalls  schon  sehr  früh  verstand  man  das  Glas  durch  Oxyde  zu 
färben.  Unter  den  verschiedenen  Farben,  deren  Herstellung  noch  nicht 
ausnahmslos  ermittelt  ist,^)  erfreuten  sich  Blau  (das  durch  Kobalt  herge- 
stellte gewöhnliche  und  das  silberblaue  Ergebnis  von  Bleioxyd,  welches 
oft  in  Weiss  übergegangen  ist)^)  und  Grün  (aus  Kupfer-Bioxyd  und  das 
smaragdene,  welches  die  Ägypter  mäfek  '^arit  „falscher  Smaragd^  nannten, 
mit  Kupferprotoxyd  hergestellte)  der  grössten  Beliebtheit  und  scheinen 
auch  die  ältesten  Glasfarben  zu  sein.»)  Der  farbige  Glasfluss  eignet 
sich  nun  nicht  bloss  zu  den  Aufgaben  des  Krystalls  und  reinen  Glases  — 
also  zu  Gefassen,  wie  die  berühmte  grüne  Portlandvase  und  der  smaragdgrüne 
„sacro  catino"  aus  Caesarea  in  Genua*)  sind,  und  zu  Büsten')  — ,  sondern 
es  lassen  sich  daraus  Imitationen  von  Edelsteinen,  und  zwar  auch  von  ge- 
schnittenen (Intaglios  und  Cameen)  anfertigen,  welche  man  Glaspasten 
zu  nennen  pflegt.^)  An  diesen  sind  alle  Gemmensammlungen  sehr  reich. 
Dann  ist  die  Anfertigung  von  Glasperlen  ein  schwunghafter  alter  Ge- 
werbzweig. Endlich  wird  der  Glasfluss  sogar  zur  Verschönerung  von 
Bauten  herangezogen;  denn  die  von  Herodot  erwähnte  smaragdne  Säule 
in  Tyros  und  der  saphime  Ziegel  des  Pentateuch  waren  sowenig  echt  als 
der  grüne  Glasziegelboden  auf  der  Tiberinsel.  ^)     Mehrfarbigkeit  lässt  sich 


»)  Rhein.  Jahrbb.  5/6  S.  377  ff.  T.  11. 12; 
LIX  T.  2;  besonders  schöne  aus  Novara  im 
Museo  IVivulzi  und  aus  der  Gegend  von 
Strassburg  (m.  Acclamation  von  Maximianus): 
DE  Rossi,  Roma  sotterranea  3,  327  f. 

*)  Gefäss  im  Besitz  von  Lionel  Roth- 
schild (Fböhnbr  p.  87  ff.). 

*)  Mattweiss:  Zinn-Bioxjd;  amethysten: 
Manganesium-Bioxyd ;  weinrot:  Lösung  auf 
Goldbasis;  blutrot  (Plin.  36,  67):  Mischung 
von  silex,  Pottasche,  Blei,  Zinn,  Kupfer  und 
Eisen;  opakes  Rot:?;  durchsichtiges  Braun: 
Silber-Chlomre;  mattes  Braun:  Uranium 
—  Rötlichgelb  und  Schwarz  (Theophilus  2, 
7.  12). 

*)  Jhst.  12,  199. 


^)  Silberblau  in  Tiryns;  Blau  in  Mykene: 
ScHLiBMANN  S.  179.  184;  beides  in  Ägypten. 

^)  MiLLiNOBN,  Transactions  of  the  r.  soc. 
of  Htt.  I.  (1828). 

')  Ra.  2,  149  ff.  (sechseckige  paropsis, 
mit  Reihen  vertiefter  Punkte  verziert). 

«)  Des  Tiberius,  in  Florenz  Mus.  Flor.  I 
T.  3;  vgl.  Reifenstein  in  Cretjzers  Studien 
V.  St.  2. 

*)  Künstliche  Smaragde  von  Demokrit 
erfunden:  Sen.  ep.  100;  im  Inventar  v.  Dolos 
Bch.  6,  122  (vttXivog),  Cameen  werden  auch 
aus  zweierlei  Stoff  zusammengesetzt,  z.  B. 
Weiss  auf  Krystall,  aus  Praeneste  Guattani 
mon.  ined.  1787  Genn.  T.  2.  3. 

»0)  MiNUTOLI  S.  13. 


Kap.  VL    Materialien  und  Technik  des  Itünstgewerbee.    (§  215.) 


223 


in  mehr  als  einer  Weise  hervorrufen.  Die  kostbarste  besteht  darin,  dass 
das  Relief  der  Glascameen  vergoldet  wird J)  Den  Onyxarbeiten  entspricht 
es  künstlerisch,  wenn  an  blauen  Glasgefässen  erhabene  Figuren  in  Weiss 
eingesetzt  werden,')  wofür  sich  unter  den  Glaspasten  Analogien  finden. 
Einfacher  ist  das  Eindrücken  von  Stücken  anderer  Farbe  in  den  weichen 
Grund,  worauf  die  Oberfläche  geglättet  wird;  diese  Arbeiten  heissen  Pen- 
tinetgläser.  So  finden  sich  im  Rheinland  oft  weissgefleekte  grüne  oder 
blaue  Gläser.^)  Durch  die  Beobachtung,  dass  die  Glasflüsse  von  ver- 
schiedener Schmelzbarkeit  seien,  erzielten  die  Ägypter  schöne  bunte  Gläser, 
welche  sich  von  ihrem  Lande  aus  über  Europa  verbreiteten.  Besonders 
in  der  zweiten  orientalischen  Periode  führten  die  Händler  aus  den  Häfen 
der  Levante  Massen  von  Fläschchen,  welche  Salben  enthalten  haben  dürften, 
und  zweifarbige,  mit  Augen  versehene^)  oder  bunt  gestreifte  Glasperlen^) 
nach  dem  Westen,  wo  besonders  die  Einwohner  von  Sizilien  und  Etrurien 
Abnehmer  waren.  Die  kunstreichsten  Arbeiten,  z.  B.  polychrome  Glas- 
statuetten, ^)  blieben  im  Lande.  Eine  mehr  mechanische  Verwertung  der 
bunten  Glasflüsse  sind  die  Millefiorigläser;  hier  werden  Glasstäbchen 
verschiedener  Färbung  mit  rundlichem  oder  viereckigem  Querschnitt  an- 
einander geschmolzen  und  in  Plättchen  geschnitten,  so  dass  jedes  die  gleiche 
Zeichnung  bietet. 

Litteratur:  ReceptfQr  Pasten:  Heraclius  I  14;  Minutoli,  über  die  Anfertigung  und 
die  Nutzanwendung  der  färbigen  Gläser  bei  den  Alten,  Berlin  1836;  Tischleb,  über  Aggry- 
Perlen  und  über  Herstellung  farbiger  Gläser,  Physikalisch-ökonomische  Ges.  zu  Königs- 
berg 1886  und  Anthrop.  Corresp.  1886  S.  129;  dazu  die  Schriften  über  Email  §.216. 

Indem  wir  darauf  hinweisen,  dass  Glasfluss  durch  glasierten  Thon 
(Fayence)  imitiert  wurde  (S.  179),  wollen  wir  versuchen,  die  Glasindustrie 
zeitlich  und  örtlich  zu  betrachten.  In  Ägypten  ist  sie  uralt,  wie  Wand- 
malereien bezeugen,  ^)  und  hat  dort  bis  in  das  späte  Mittelalter  ihren  Ruf 
behauptet,  um  dessenwillen  die  venetianischen  Fabriken  anfangs  Sand  und 
Alkali  aus  Alexandrien  bezogen.®)  Mit  letzterem  wetteiferte  Sidon,  ^)  wo 
der  Fabrikant  Artas  für  den  Export  eine  zweisprachige  Marke  hatte.  ^<') 
Cypem  scheint  ebenfalls  viel  Glas  produziert  zu  haben  ;^*)  der  lakonische 
Name  des  Glases  dürfte  aus  dem  Kyprischen  stammen,  i^)  Ausserdem  sind 
verschiedene  Fabrikmarken  überliefert.'^)  Bei  der  ungeheueren  Produktion 


')  Btehleb,  Gemmenkunde  S.  15. 

>)  Farbig  M  B.  15  T.  55 ,  s.  dazu  den 
Text 

^)  Bock  u.  W.  Memsek  ,  antiquitäs  sa- 
cröes,  1873  S.  79  ff. 

*)  Tischler,  Anthrop.  Corresp.  1879  8. 
131  f. 

^)  Abgeb.  z.  B.  eine  von  der  Rosenlnseli 
Beitr.  z.  Anthrop.  und  ürgesch.  Bayerns  1. 
T.  11,  196. 

^)  Wie  des  Hohenpriesters  Ptahmose  in 
Gizeh :  Ebman  II  607  f. 

7)  BlexNER  4,  394  f.;  Glas  mit  Gartouche 
des  Königs  Thothmes  III.  (1600  y.  Chr.)  im 
brittischen  Museum :  Art  Journal  1888  S.  363. 

•)  Strab.  16,  758;  Ath.  11,  784c;  Martial. 
14,  115;  Vopisc.  Sat.  8;  Treb.  Poll.   Claud. 


17;^Vopisc.  Aurel.  45. 

^)  Ausser  Lukian  und  Strabo  vgl.  he- 
bräische Stellen  bei  A.  Löwt,  Proceedings  of 
the  soc.  of  bibl.  archeol.  1881—82  S.  84. 

")  Mus6e  Ravestein  1606;  B.  mun.  1874 
p.  221;  vgl.  Ra.  1863  II  217. 

» »)  Ra.  III  8,  99 ;  Castan  Bch.  3,  94  ff. ; 
Cesnola,  oro  e  vetri  ant.  dl  Cipro  scav.  negli 
a.  1876—79,  Turin  1885  m.  8  T.;  mehreres 
im  Osten*.  Museum  für  Kunst  und  Industrie, 
im  Fitzwilliam-Museum  zu  Cambridge  und 
den  Sammlungen  Charvet  und  Slade. 

**)  Hesjch.  XoyovQioy  und  XoyxovQioy. 

^*)  Verzeichnis  bei  Fböhkeb,  nomencla- 
ture  des  verriers  grecs  et  romains  (116),  o. 
0.  1879  (separat  aus:   La  verrerie  antique). 


224 


Klaamsohe  KnnBiarohftologie.    1.  BenknUUerkilnde. 


und  dem  weiten  Vertrieb  ist  es  schwer,  die  Fabriken  zu  unterscheiden. 
Ein  offenbar  sachkundiger  Ägypter  belehrt  uns,  das  die  Alexandriner  alle 
Formen  der  in  ihrem  Welthafen  zusammenkommenden  Gefasse  nach- 
ahmten^) und  dass  die  Sidonier  ihren  Gläsern  spitze  Vorsprünge  gaben.  ^) 
Aus  Alexandrien  stammen  also  wohl  die  gläsernen  Affen  und  ähnliche 
phantastischen  Formen,  welche  am  Rhein  öfter  vorkommen.^)  Was  sodann 
die  Zeit  anlangt,  so  haben  schon  Viele  kurzweg  alle  Gläser  der  Römer- 
zeit zugewiesen.  Nun  ist  es  ja  richtig,  dass  wir  nur  von  der  Eaiserzeit 
behaupten  können,  es  sei  damals  das  Glas  jedem  Bürger  erschwinglich 
und  leicht  erhältlich  gewesen.*)  Die  rhetorischen  Schriftsteller  spielen 
gerne  mit  der  Billigkeit  und  Nichtigkeit  des  Stoffes.  5)  Auf  der  anderen 
Seite  wurde  damals  freilich  auch  grosser  Luxus  entwickelt.^)  Aber  schon 
die  Tempelinventare  genügen,  um  zu  zeigen,  dass  das  Glas  den  Griechen 
längst  in  den  verschiedensten  Formen  bekannt  war.  Die  Glasindustrie 
hat  im  Osten  das  sogenannte  Altertum  überdauert  und  schliesslich  auch 
Lampen  in  ihren  Bereich  gezogen.') 

Litteratur:  Die  Untersachongen  über  die  antiken  Gläser  knüpfen  meistens  an 
Sammlungen  an.  Private  haben  sich  um  das  Zusammenbringen  schöner  Serien  verdient 
gemacht:  Cbarvet  (Fbobhnbr,  la  verrerie  antique.  Descr.  de  la  coli.  Charvet,  o.  0.  1879,  f. 
m.  35  T.  u.  Abb.;  jetzt  im  Museum  von  New- York:  Am.  J.  1,  163  ff.  m.  T.  7.  8),  Disch  in 
Köln,  Fei.  Slade  (jetzt  im  brittischen  Museum:  A.  (W.  Franks),  catalogue  of  the  collection  of 
glass  formed  by  Fei.  SI.,  London  1871  f.m.40T.)  und  Bellen  in  Ronen  (Allard,  verres  chr^tiennes 
des  Premiers  si^cles,  Evreux  1891).  Ansehnliche  Sammlungen  besitzen  auserdem  St.  Ger- 
main, das  Musäe  Ravestein  in  Brüssel  (Catal.  descriptif  II  p.  69  ff.),  Trier,  Wiesbaden,  Mann- 
heim, Worms,  Mainz,  Petersburg  (aus  der  Krim:  Ant.  de  la  Scythie  II  S.  123  ff.  T.  77.  78), 
das  brittische  Museum  (Henry  Wallis,  The  art  Journal  1888  S.  361  ff.  m.  Abb.),  das  South 
Eensington  Museum  (Katalog  v.  Nbsbitt),  d.  Fitzwilliam-Museum  zu  Cambridge,  Wien  (Bücher, 
d.  Glassamml.  d.  k.  k.  österr.  Mus.,  Wien  1888),  eine  kleinere  Würzburg.  Vom  historischen 
Standpunkt  werden  einige  Gläser  in  der  Kunstgeschichte  der  Kaiserzeit  besprochen  werden. 

216.  Wenn  man  auch  den  Glasfluss  häufig  Smalt,  Schmelz,  it.  smalto, 
frz.  ^mail  nennt,  so  bezeichnet  Email  im  engeren  Sinne  doch  nur  den 
farbigen  Glasschmelz,  der  in  pulverisiertem  Zustand  auf  Metall  oder  Thon 
an  Ort  und  Stelle  aufgeschmolzen  wird.  Diesen  ninmit  entweder  eine  ver- 
tiefte Grube  auf  —  Grubenschmelz,  imail  ä  champ  levi  —  oder  ein  von 
aufgelöteten  Metallstreifchen  begrenzter  Raum  —  Zellenschmelz,  imail 
cloisonnL  Letzteren  haben  die  Ägypter  bereits  mit  grosser  Kunstfertigkeit 
angewendet,  am  schönsten  an  der  goldenen  Amulettafel  der  Königin 
A'hhötep,  die  sich  jetzt  in  Gizeh  befindet.  Nachdem  er  in  der  Blütezeit 
der  Kunst  vernachlässigt  worden,®)  wird  er  wieder  von  den  Oströmem 
verschwenderisch  angewendet,  mit  denen  die  Germanenkönige  wetteifern.^) 
Das   Grubenemail  ist  zuerst  im   2.  Jahrhundert  n.  Chr.  bei  Galliern  und 


»)  Athen.  11,  465  c. 

«)  Athen.  11,  468  c. 

>)  Affe  in  der  Sammlung  Disch  (vgl. 
Rhein.  Jahrbb.  41,  142  T.  3,  ähnlich  44,  275 
=  MoKTFAUCON  suppl.  V  p.  142  T.  61);  andere 
Tiere  in  derselben  Sammlung;  Priapos:  Juven. 
2,  94;  Helm  mit  Vögeln,  Rhein.  Jahrbb.  86, 
120  T.  3,  2:  Trinkhom:  das.  T.  3, 1  —  Smalt- 
gefäss  in  Form  eines  Seeigels  aus  Aigina 
B.  1831, 185. 

^)  In  pompejanischen  Häusern  sind  Glas- 


gefftsse  gefunden  worden  (M  B.  5,  13). 

^)  TertuU.  mart  4  a.  £.;  Hieronym.  ad 
Laetam,  ad  Demetriadem,  ad  Salvinam. 

•*)  Sen.  benef.  7,  9. 

')  Job.  Philop.  in  Aristot.  anal.  II  p. 
221;  Codinus  orig.  Constant.  p.  100. 

^)  Jedoch  in  Eertsch  nachweisbar:  An- 
throp.  Eorresp.  1891  S.  133. 

')  Von  konstantinos  Porphyrogennetos 
im  Ceremonienbuch  öfter  erwähnt;  die  Tech- 
nik wird  von  Theophilos  K.  53  beschrieben. 


Kap.  Vn.  Die  kanatgewerbL  Arbeiten  nach  Form  u.  Versienmg.  (§§  217—219.)    225 

Brittaniem  nachweisbar  ^)  und  blüht  auch  fernerhin  bei  jenen  am  meisten, 
doch,  wie  es  scheint,  vor  allem  im  3.  Jahrhundert.*)  Über  die  Verwendung 
des  Emails  soll  nur  weniges  bemerkt  werden :  Es  schmückt  ausser  Gefassen 
und  Schmucksachen  Waffen')  und  ersetzt  Edelsteine  und,  was  die  Oallier 
betrifft,  Korallen.^)  Unter  den  zahlreichen  emaillierten  Fibeln  stechen  die 
Gewandnadeln  mit  mehrfarbiger  Emaillierung  hervor,  welche  vom  Kaukasus 
bis  Gallien  zu  finden  sind.^) 

Litter atur:  Ueraclius  1,  3.  2,  18—21;  A.  v.  Cohauben,  romischer  Schmelzschmuck, 
Nassauische  Annalen  XIL,  sep.  Wiesb.  1873,  m.  2  koL  T.;  v.  Sacken,  über  einige  röm.  Metall- 
und  Emailarbeiten,  Jahrb.  d.  Samml.  des  allerh.  Eaiserh.  I  S.  41  ff.  m.  Abb.;  de  Linas,  Ga.  9 
T.  18/9 ;  ders.,  les  origines  de  rorföyrerie  cloisonn^e.  2  Bde.;  Joh.  Schulz,  der  byzantinische 
ZeUenschmelz,  Frankf.  1890  m.  22  Lichtdruckt;  Sammlung  des  k.  russ.  Staatsrates  ▼.  Sve- 
nigorodskoj  (Publikation  von  N.  Kondakoff  bevorstehend);  über  die  spätgriechischen  Aus- 
di^cke  Byzant.  Ztsch.  1,  511  ff.;  über  das  mittelalterliche  eleetrum:  M.  Scheins,  de  electro 
veterum  metallico,  Berlin  1871;  über  angebliche  £mailmalerei :  J.  Labarte,  recherches  sur 
la  peinture  en  ^mail  dana  l'antiquit^  et  au  moyen  &ge,  Paria  1856,  m.  9  T. 

217.  Aus  dem  Detail  des  Technischen  wollen  wir  zum  Schlüsse  das 
Welthistorische  hervorheben.  Das  Kunstgewerbe  erhält  seine  erste  Aus- 
bildung besonders  in  Ägypten,  welchem  Babylonien  an  Bedeutung  nahe 
kommt.  Von  Syrien  aus,  das  sich  die  Fertigkeiten  der  Nachbarländer 
angeeignet,  wandert  das  Eunsthandwerk  nach  Nordwesten  immer  weiter 
und  weiter.  Seit  den  Perserkriegen  ist  in  Europa  ein  gewisser  Rückgang 
wahrnehmbar,  aber,  als  Alexander  den  Orient  wieder  näher  gebracht,  wird 
das  etwa  Vergessene  nachgeholt  und  im  Dienste  des  Luxus  sogar  ver- 
bessert. Durch  die  sogenannte  Völkerwanderung  wird  die  zunftmässige 
Überlieferung  der  Handwerkergeheimnisse  im  Westen  schwer  geschädigt, 
während  sie  im  Osten  bleibt.  Vermittelst  schriftlicher  Anweisungen  und 
Musterarbeiten  werden  daher  schliesslich  die  Oströmer  dem  Abendlande 
Lehrer  der  antiken  Kunstfertigkeit. 

Kap.  VIL  Die  kunstsrewerblichen  Arbeiten  nach  Form  und  Verzlerunsr« 

218.  Die  künstlerischen  Elemente  jeder  Arbeit  sind  zu  suchen  erstens 
in  der  schönen  Form,  welche  nicht  unmittelbar  durch  das  praktische  Be- 
dürfnis bedingt  ist,  zweitens  in  der  accessorischen  Verzierung  des  Gegen- 
standes, welche  wohl  mit  ihm  zusammenhängt,  aber  allgemeinen  Grund- 
sätzen unterliegt. 

Litt  er  atur:  Gottfb.  Sempeb,  Wissenschaft,  Industrie  und  Kunst,  Braunschweig 
1852,  und  der  Stil  in  den  technischen  u.  tektonischen  Künsten,  Frankf.  1860—63,  2.  Aufl. 
München  1878—79,  2  Bde.  m.  22  T.;  Ch.  Blakc,  grammaire  des  arts  döcoratifs,  Paris  1882; 
Jak.  Falke,  Ästhetik  des  Kunstgewerbes,  Stuttg.  1884;  B.  Buche a,  die  Kunst  im  Hand- 
werk, 3.  Aufl.,  Wien  1888,  m.  26  Abb.;  s.  femer  die  zu  §  189  angeführten  Schriften. 

219.  Die  einfachere  Art  der  Verzierungen  ist  die  reine  Ornamentik, 
welche  in  geometrischen  Bildern  oder  in  Figuren   besteht,   welche  weiter 


')  Philostrat.  im.  1,  28;  kupfernes  Hen-  ')  Vandalische  Prachtwaffen:    Gassiod. 

kelgefäss    aus   der   Grafschaft  Essex,    mit  var.  5,  1. 
einer  Münze  Hadrians.  ^)  Vgl.  Plin.  32,  23. 

')  Bronzegef&BS  aus  Piquentum  (Istrien) :  ^)  Z.  B.  in  der  Gegend  von  Namur,  um 

Jahrb.  d.  knnsthist.  Samml.  d.  allerhöchsten  das  2.  Jahrh.  unserer  Zeitrechnung:   B.  ar- 

Kaiserh.  1,  41  ff.  Vgl  auch  Ztsch.  f.  chnstl.  ch^ol.  1891  S.  87  ff. 
Kunst  2,  133  f.                                                    i 

Handbuch  der  Umb.  Altertums wlMteuBchaft.    VI.  1^ 


226  Klassische  SünsiaroHäologie.    L  Denkmftlerkaiide. 

keine  Bedeutung  haben,   als   dass  sie   eine  glatte  Fläche  gefällig  unter- 
brechen oder  ausfüllen  sollen. 

Litteratar:  Über  die  Ornamente  sind  zahlreiche  Schriften  vorhanden,  die  jedoch 
fast  ohne  Ausnahme  auf  die  Praxis  abzielen.  Die  allgemeinen  Werke  sind  verzeichnet  bei 
Franz  S.  Meter,  Handbuch  der  Ornamentik,  3.  Aufl.  Lpg.  1890  S.  8  ff.;  Grundzüge: 
WoBNUM,  analjsis  of  omament,  London  1866;  Meyer  a.  0.;  Alois  Hauser,  Grundzüge  der 
omamentalen  Formen  und  Stillehre,  Wien  1888;  Alois  Rieol,  Stilfragen.  Grundlegungen 
zu  einer  Geschichte  der  Ornamentik,  Berlin  1893;  allgemeine  Bilderwerke:  Owen 
Jones,  the  grammar  of  omaments,  London  1874  (auch  deutsch,  Lpg.)*  f-  112  T.;  Racinet, 
Tomement  polychrome,  Pariso.  J.  f.  lOOT.;  Sammlungen  antiker  Ornamente:  Antoniki, 
manuale  di  vari  omamenti  componente  la  serie  de'  vasi  ant.,  Rom  1821,  3  Bde.  m.  T.;  Bkb- 
TRAND,  recueil  d'omements  et  de  decorations  antiques,  o.  0.  u.  J.  m.  72  T.;  F.  Busslbr,  Ver- 
zierungen aus  dem  Altertum,  Berlin  1806  ff.,  21  H.  m.  T.  (vgl.  Aus  Schinkels  Nachlass  11. 
Anh.);  A.  Uggeri,  omamenti  greci  inediti,  Rom  1820,  m.  5  T.;  Poppe,  Sammlung  von  Orna- 
menten und  Fragmenten  antiker  Architektur,  Skulptur  u.  s.  w.;  Zahn,  Ornamente  aller  klass. 
Kunstepochen,  Berlin  1843,  f.  m.  50  T.;  L.  v.  Elenze,  die  schönsten  Überreste  griechischer 
Ornamente  der  Glyptik,  Plastik  und  Malerei,  2.  Aufl.  München  1866,  m.  24  T.;  C.  Steomann, 
Ornamente  griechischen  und  römischen  Stiles,  Stuttg.  1866,  37  T.  f.;  zur  Theorie:  L. 
Hesselbacb,  vergleich.  Darstellung  der  antiken  Ornamentik  mit  der  des  Mittelalters  und 
der  neueren  Zeit,  Würzburg  1849,  m.  9  T. 

Von  den  aus  blosser  Laune  entsprungenen  Ornamenten  hat  eine 
systematische  Darstellung  nicht  zu  reden;  zu  einer  geregelten  Verzierung 
legt  die  Technik  jedweder  Art  den  Grund.  An  die  im  vorigen  Abschnitte 
gegebenen  Andeutungen  erinnernd,  stellen  wir  hier  die  technischen 
Ornamente  kurz  zusammen:  in  Flechtarbeit  die  geflochtene  Borte  (Flecht- 
band, Geriemsel)  und  das  Zickzackband;  an  Stickereien  das  stehende  oder 
liegende  Kreuz,  auch  mit  angesetzten  Haken  oder  eingerahmt;  in  der 
Weberei  gemeinsam  mit  den  beiden  genannten  Künsten  alle  Kombinationen 
von  geraden  Linien,  Quadraten  (Schachbrettmuster),  Rauten,  Zickzack- 
linien, desgleichen  mit  gerader  Basis  (Wolfszahnomament),  treppenartig 
ansteigende  Linien,  Zinnenreihe  (Zahnschnitt),  ferner  die  eckigen  Formen 
von  Schlangenlinien,  Spiralen  und  Meereswellen,  woraus  sich  dann  weiter 
die  verschiedenen  von  dem  kleinasiatischen  Flusse  Mäander')  benannten 
Kombinationen  entwickeln  —  in  Thon  Tupfen,  Schnurornament  und  vielleicht 
auch  andere  Flechtornamente  —  bei  Drechselarbeit  in  Holz  oder  Bein,  ähn- 
lich wie  bei  der  Drehscheibe,  einfache  und  konzentrische  Kreise,  in  Holz 
Nägelreihen  —  bei  Metall  Nagelköpfe  und  Buckeln,  sowie  die  Drahtspirale. 

Litteratur:  Semper  hat  den  Einfluss  der  Webeomamente  ausserordentlich  hoch 
geschätzt;  vgl.  auch  de  Ronchaud,  Ra.  n.  s.  23,  309  ff.;  F.  Fischbach,  Oramente  der  Gewebe, 
London  1883,  f.,  160  kol.  Tafeln  mit  englischem  Text. 

Diese  Ornamente  verbreiten  sich  schon  sehr  frühzeitig  auf  andere 
Techniken,  und  zwar  am  leichtesten  dann,  wenn  die  ganze  Arbeit  in  einem 
anderen  Stoffe  nachgebildet  wird,  z.  B.  ein  Metallgefass  in  Thon.  So  finden 
sich  z.  B.  die  Nagelköpfe  und  Buckeln  in  Thon  und  an  steinernen  Thüren. 
Das  Zickzackflechtband,  der  Mäander  und  die  Treppenlinie  ^)  erscheinen 
an  Thonvasen  und  Bronzen  u.  s.  w.  Hier  kann  bereits  die  historische 
Forschung,  freilich   nur  mit  aller  Vorsicht,  einsetzen,   indem   eine  solche 


*)  Mäander  mit  Zacken:  Hartwig,  Mei- 
Bterschalen  S.  575  m.  A.  Im  Gebiete  des 
gleichnamigen  Flusses  weist  er  als  Münz- 
yeichen  auf  diesen  hin  (Imhoof,  gricch.  Mün- 


zen S.  668).   In  der  späteren  Kaiserzeit  tritt 
der  Mäander  zurück,  daher  die  ungenügende 
Definition  des  Hesjchios. 
*)  Jahrb.  1,  90,  15. 


Kap.  TiL    Die  konstgewerbL  Arbeiten  nach  Form  n.  Versiemng.    (§  219.)    227 

Übertragung  eines  technischen  Ornamentes  häufig  nur  zu  gewissen  Zeiten 
wirkliche  Beliebtheit  geniesst,  während  sie  allerdings  jederzeit  vor- 
kommen kann;  z.  B.  tritt  die  Spirale  ausserhalb  der  Metalltechnik  in  der 
mykenischen  Periode  auffallig  hervor.  Besonders  ist  auf  die  Ornamente 
zu  achten,  welche  bei  ihrer  Übertragung  eine  Umbildung  erfahren,  weil 
das  technische  Hindernis  aufhört;  so  entsteht  aus  der  Zickzacklinie  die 
Wellenlinie,  aus  einem  Viereck  mit  Diagonalen  ein  Kreis  mit  Durchmessern 
oder  eine  Sternblume.  Allein  auch  bei  jenen  Ornamenten,  welche  von 
der  technischen  Grundlage  sich  völlig  entfernt  haben,  ist  es  geraten,  mit 
dem  Urteil  vorläufig  abzuwarten.  Jahrelang  hat  z.  B.  das  Wellenomament 
für  ein  Kennzeichen  slavischen  Geschirres  gegolten,  obgleich  es  auf  der 
ganzen  Welt  und  in  ältester  Zeit  (z.  B.  zu  Hissarlyk)  vorkommt.  Eben- 
sowenig geht  es  an,  den  geometrischen  Stil  den  Indogermanen  zuzu- 
weisen. *) 

Bedeutend  geringeren  Umfang  haben  die  symmetrischen  Orna- 
mente, welche  den  umgebenden  Linien  parallel  laufen.  Den  Leib  eines 
Gefässes  umziehen  Kreislinien,  ein  runder  Schild  wird  durch  konzentrische 
Kreise  gegliedert,  eine  viereckige  Fläche  zerfällt  in  eine  Anzahl  kleinerer 
Vierecke.  Überhaupt  verstehen  wir  unter  symmetrischen  Ornamenten  die 
Gliederung  einer  grösseren  Fläche. 

Da  beide  Arten  auf  Linien  beruhen  und  äusserlich  geometrischen 
Figuren  gleichen,  nennt  man  sie  geometrische  Ornamente;  von  einem 
geometrischen  Stil  darf  man  nur  sprechen,  wenn  beide  Gattungen  zu- 
sammenwirken, was  bereits  eine  entwickelte  Zeichenkunst  voraussetzt. 

Litteratur:  G.  Gonestabilb,  sovra  due  dischi  in  bronzo  ant.  ital.  del  rnnseo  di 
Peragia  e  sovra  Tarte  omamentale  primitiva  in  Italia,  Turin  1874,  m.  9  T.;  W.  Jost,  die 
Entwicklungsphasen  der  geometrisch-omamentalen  Uriypen  im  Vergleich  mit  der  joggen 
Yerzierungskonst  der  Bewohner  d.  Sfldseearchipels,  Pr.  ▼.  Düsseldorf  1893  m.  3  T. 

Während  die  linearen  Ornamente  streng  genommen  nur  durch  die 
Belebung  einer  einförmigen  Fläche  verschönem,  besteht  der  natürlichste 
Schmuck  jedes  Dinges  in  Blumen  und  Pflanzen  überhaupt.  Wie  mit  den 
lebenden  Pflanzen  bald  dieses  bald  jenes  geziert  wurde,  so  wurde  gerne 
der  leicht  welkende  Schmuck  im  Bilde  festgehalten.  Botanische  Illustra- 
tionen entsprächen  weder  dem  Zwecke  noch  harmonierten  sie  mit  den 
geometrischen  Ornamenten.  Folglich  erhielt  jedes  Pflanzengebilde  eine 
bestimmte  leicht  zu  zeichnende  Form,  die  sich  in  das  Ornamentsystem 
einordnen  liess;  diese  stylisierten  Pflanzen  haben  natürlich  ihre  Form 
an  einem  bestimmten  Orte  und  zu  einer  bestimmten  Zeit  erhalten,  was 
ihnen  eine  nicht  geringe  Wichtigkeit  für  die  Kunstgeschichte  gibt.  Wo 
Pflanzen  und  Blumen  in  Fülle  die  Arbeiten  schmücken  und  selbst  die  ein- 
fachen Ornamente  überwuchern,  wie  in  Ägypten,  da  muss  das  ganze  Volk 
blumenfreundlich  sein.  Eine  solche  Neigung  führt  zu  Studien  nach  der 
Natur  oder  zum  Naturalismus,  welcher  in  der  Kaiserzeit  namentlich 
wahrnehmbar  ist,  aber  nie  über  den  Formalismus  den  Sieg  erringt.  Das 
älteste  Pflanzenomament  ist  vielleicht  der  senkrechte  Strich  mit  zwei 
Reihen    schräg  emporgerichteter  Seitenstriche   (Zweigornament),  welchen 

»)  CoKZB,  Sitzungsber,  der  Wiener  Akad.  1870  S.  505  ff.  1873  S.  221  ff. 

15» 


228 


Elassisohe  KuxiBtareliftologie.    I.  Denkmftlerkimde. 


schon  die  metalllose  Zeit  kennt.  ^)  Zu  einem  umschliessenden  Ornament- 
band eignen  sich  die  bei  wirklichen  Kränzen  verwendeten  Zweige  von 
Lorbeer,  Ölbaum,  Epheu  und  Weinstock,  Die  Kanken  des  letzteren 
schlingen  sich  häufig  um  schwarzfigurige  Vasen  und  sonst  zwischen  andere 
Bilder  hinein.*)  Förmliche  Gewinde  und  Guirlanden  verbreiteten  sich  erst 
in  der  Diadochenzeit,  als  die  Kranzwinderei  eine  Kunst  geworden,  waren 
indes  schon  den  Ägyptern  bekannt.^)  Unter  den  Blumen  hat  jedes  der 
beiden  ältesten  Kulturvölker  seine  Wahl  getroffen  und  durch  Vermittlung 
der  Vorderasiaten  den  Europäern  aufgedrängt.  Die  Ägypter  stellten  die 
Lotosblume  am  höchsten,  veränderten  jedoch  ihre  natürlichen  Formen*) 
in  sehr  gewaltsamer  Weise.  Weitere  Verbreitung  fand  die  allbeliebte 
Rose  in  der  Form  der  Rosette,  welche  sie  in  Babylonien  erhalten  haben 
mag.  Bald  erscheint  sie  in  Reihen,  bald  ist  sie  wie  hingestreut  über  leere 
Plätze.  Die  Lilie,  ebenfalls  eine  orientalische  Blume,  hat  ausserhalb  der 
Baukunst  keine  Bedeutung.  Ebenso  gehört  der  in  Italien  und  Griechen- 
land heimische  Akanthos  (Bärenklau)*^)  der  Baukunst  an.  Die  wichtige 
Palmette  dagegen  tritt  ihrem  Ursprung  nach  zu  den  Symbolen. 

Litteratar:  Ant.  Sedeb,  die  Pflanzen  in  Kunst  u.  Gewerbe;  Schubert  v.  Soldbrn,  d. 
Stilisieren  d.  Pflanzen,  Zürich  1888;  W.  H.  Goodyear,  the  grammar  of  the  Iotas,  London  1891,  f. 

220.  Von  den  Tieren  stehen  den  Pflanzen  die  Meerwesen  am 
nächsten;  aber  obgleich  die  Kunstentwicklung  an  Meeresküsten  erfolgte, 
scheinen  jene  Motive  nur  unter  religiösen  Einflüssen  benützt  worden  zu 
sein;  der  mykenische  Polyp  wird  wenigstens  auf  die  sogenannte  Aphro- 
dite der  Gegend  zurückgeführt,  ß)  Die  Pflanzenwelt  mit  den  kleinen  sie 
belebenden  Tieren  in  Beziehung  zu  setzen,  wie  es  die  ostasiatische  Kunst 
so  meisterhaft  versteht,  gelang  den  Alten  nicht.  Unter  die  Guirlanden 
der  Kaiserzeit  ducken  sich  wohl  Vögel  und  Häschen;  aber  die  Stilisierung 
bleibt  stets  fühlbar.  Ein  griechischer  Vasenmaler  lässt  z.  B.  eine  Palmette 
wie  einen  kleinen  Strauch  durch  einen  Hahn  anpicken.^)  Mit  einer  ge- 
wissen Planmässigkeit  werden  überhaupt  nur  Teile  von  Tieren  als  Porm- 
teile,  jedoch  nicht  als  Ornamente  angewendet.  Denn  da  die  Sprachen  den 
Begriff  Fuss,  Kopf  auf  Geräte  übertragen,  so  liegt  es  nahe,  statt  des  ein- 
fachen Fusses  das  Bein  eines  Löwen,  Stieres  oder  einer  Ziege,  als  Mündung 
einen  aufgesperrten  Löwenkopf,  als  Vorsprung  oder  Verkleidung  einer  Niete 
die  Köpfe  von  Löwen,  Stieren,  Widdern,  Pferden  oder  Eseln  zu  setzen.®) 
Ganze  ruhende  Figuren  können  Lehnen  tragen.  Dieser  Gebrauch  von 
Tieren  als  Geräteteilen  hat  grosse  Verbreitung  gewonnen,  welche  jedoch 
nicht  ganz  gleichmässig  ist.  Namentlich  fallt  die  Dürftigkeit  der  ägypti- 
schen Tieromamentik  im  Vergleich  zu  der  orientalischen  auf.  Schon 
freier  ist  die  Anbringung  von  Tierköpfen  oder,  genauer  gesagt,  aufragenden 
Köpfen    und   Hälsen    am  Rande  von  Gefässen   oder   der  Bedachung  von 


»)  Anthrop.  Corresp.  1876  S.  74. 
*)  Vgl.  Hermes  13,  366  f. 
»)  Erman,  Ägypten  1,  272. 
*)  Abgebüdet  Am.  J.  3,  276.  290.  291. 
»)  Meybb  a.  0.  T.  21—23,  Ranken  T. 
24-26. 

•)  TöMPEL,  Philologu8  51,385ff.;  ebenso 


Eammmuscheln  an  einem  pompejanischen 
Bleigefässe :  MB.  12,  46. 

')  Lau,  griech.  Vasen  T.  4,  2. 

^)  Letztere,  von  Weinreben  umrankt, 
waren  in  den  Speisesälen  an  den  fnlcra 
(Hygin.  fab.  274 ;  im  Original  in  der  Samm- 
lung Hoffmann  [S.  53]). 


Kap.  Vn.    Die  kunatgewerbl.  Arbeiten  nach  Form  tl  Yerzierong.    (§  220).     229 


Holzgeräten:  Schlangen-  und  Greif enhälse  eignen  sich  dazu  natürlich  am 
besten.  Die  Beobachtung,  dass  Wasservögel  gerne  in  langen  Reihen  zu 
eins  und  eins  sich  bewegen,  veranlasste  die  Ausfüllung  von  langen  Streifen 
durch  eine  Reihe  von  Gänsen  oder  wie  man  sie  sonst  nennen  will,  weil 
die  Art  in  den  Vasen  und  Bronzewerken  des  geometrischen  Stils  sehr 
oberflächlich  bezeichnet  wirdJ)  Bald  denkt  man  nicht  weiter  über  die 
naturgeschichtliche  Berechtigung  der  Reihe  nach  und  nimmt  die  Tiere 
nach  Belieben.  Natürlich  werden  nicht  in  allen  Stilen  die  gleichen  Tiere 
gewählt.  Wir  finden  teils  Hirsche,  Rehe  und  Pferde,  teils  Löwen,  Panther 
und  Wildschweine.  Letztere  Tierreihen  bezeichnen  hauptsächlich  die  zweite 
orientalische  Periode;  damals  wurde  auch  der  Versuch  gemacht,  die  Reihen 
zu  beleben,  indem  zwei  Tierarten  paarweise  einander  gegenüberstellt 
oder  in  Kampfgruppen  gebracht  werden  (ein  Löwe  reisst  einen  Stier  oder 
einen  Hirsch  nieder).*)  In  derselben  Zeit  kommt  das  Durchschnittsbild 
des  Fisches  auf,  das  die  Ägypter  durch  Vereinigung  der  Köpfe  nicht  übel 
kombinieren.  8)  Der  Delphin  machte  sich  bei  den  Schiffahrt  treibenden 
Völkern  so  beliebt,  dass  er  auch  in  die  Ornamentik  Eingang  fand.*) 
Früher  dagegen  hatte  man  gewöhnliche  Fische  bevorzugt.*)  Indem  wir 
andere  Motive  zu  den  Apotropaia  verweisen,  erwähnen  .  wir  schliesslich 
noch  die  in  Ornamente  übergehenden  Vögel  und  Delphine  pompejanischer 
Dekoration.«) 

Litteratar:  Schubert  v.  Soldebn,  das  StUisieren  der  Tier-  u.  Menschenformen,  Lpg. 
(1892)  m.  146  Abb.;  M.  Höbnes,  die  ornamentale  Verwendung  der  Tiergestalt  in  der  prä- 
historischen Kunst,  Mitt.  d.  anthrop.  Ges.  in  Wien  XX  (1892). 

Von  der  menschlichen  Gestalt  ist  zumeist  der  Kopf  in  der  Art 
der  Tierköpfe  verwendet,  und  zwar  gewöhnlich  weibliche  Köpfe,  resp. 
Masken.')  Der  volle  runde  Kopf  kommt  viel  seltener  vor,  z.  B.  am  ägyp- 
tischen Sistrum  nach  dem  Zeugnis  der  Hieroglyphe.  Die  volle  menschliche 
Gestalt  in  plastischer  Erscheinung  zum  Ornament  herabzuwürdigen,  wider- 
strebte dem  Gefühle;  nur  gefangene  Feinde  Hess  schon  der  Ägypter  ewigen 
Trägerdienst  leisten.®)  Leichter  kann  die  Menschengestalt  in  die  Orna- 
mentik eingeordnet  werden,  wenn  sie  sich  mit  tierischen  Elementen  ver- 
mischt (Pane,  Silene,  Typhone  u.  dgl.)  oder  indem  ihre  Extremitäten  in 
Ranken  übergehen^')  oder  auch  die  Köpfe  mit  Laubwerk  überzogen 
werden.*®) 

Litteratnr:  s.  §  220;  über  das  Rangverhältnis  von  menschlichen  Figuren,  Tieren 
und  geomeladschen  Gebilden  s.  Kbokeb,  Jahrb.  1886  S.  95  ff. 


*)  Der  Gänsemarsch  erscheint  in  christ- 
lichen Bildwerken  wieder,  vgl.  Mabtiony, 
dict.  des  ant.  p.  70. 

*)  UsENBB,  de  Iliadis  carmine  quodaro 
Phocaico,  Bonn  1875  (Festschr.  d.  Univ.). 

*)  WiLKnrsoir,  manners  II  42  =  Erman, 
Ägypten  2,  563. 

0  Anf  Grabsteinen:  Ath.  Mitt.  14,  193; 
Vasenbild:  A.  1880  T.  N;  vgl.  Biedermann, 
der  D.  in  der  dichterischen  u.  bild.  Phan- 
tasie der  Griechen  u.  Römer,  Halle  1881. 

*)  AZ.  1881  S.  228;  bei  den  Ägyptern 
öfter  an  Schalen,  Löffeln  und  Büchsen. 

•)  MB.  12,  55. 


')  Masken  von  „Jungfrauen*  an  Bechern: 
Alexis  bei  Athen.  11.  482a  (11  328K.).  Vgl. 
auch  FüBTWiNGLER,  Bronzefundc  1879  S.  70  f. 

8)  An  Tischplatte :  Wilkinson,  manners 

I  417;  zwei  an  einer  goldenen  Schale :  ders. 

II  6. 

*)  Angeblich  zuerst  von  Didymaion  zu 
Milet  (Tbxiee,  Asie  mineure  II  181),  sehr 
häufig  seit  der  alexandrinischen  Zeit  (s. 
Bbnndobe  und  Schöne,  Lateran  59  S.  40  f.; 
AZ.  34,  104),  z.  B.  in  den  kampanischen 
Städten. 

»0)  MB.  13,  27,  1. 


230 


Klassische  KiixiBiarchftologie.    I.  Denkmälerknnde. 


221.  Die  Weiterbildung  der  omamentalen  Figur  zur  Darstellung  einer 
Handlung  in  Malerei,  Gravierung  oder  Relief  können  wir  hier  nicht  ver- 
folgen; dagegen  gehört  in  eine  Darstellung  der  Ornamentik  noch  das 
Grenzgebiet  der  Einzelfiguren,  welche  Zweck  und  Bedeutung  haben.  Der 
Bequemlichkeit  halber  mag  man  sie  symbolische  Zeichen  und  Figuren 
nennen.  Richtiger  jedoch  ist  der  griechische  Name  Apotropaia;  denn, 
wie  inmier  sie  geartet  sind,  sie  sollen  jedes  sie  erblickende  Wesen  bösen 
Willens  abwehren  imd  in  die  Flucht  treiben.  Sie  zerfallen  aber  wieder 
in  profane  Schreckbilder  und  in  religiöse  Symbole.  Zu  den  ersteren  mag 
man  Löwen,  Panther,  Stiere,  ^  Widder  und  Schlangen  rechnen;  diese  Be- 
deutung ist  recht  deutlich,  wenn  z.  B.  Schlangen  einen  Helm*)  oder  Schild*) 
zieren  oder  wenn  Löwen  ein  Thor  zu  beiden  Seiten  behüten,  wie  das  von 
Mykene  oder  das  eines  phrygischen  Grabes.  Das  Motiv  des  Doppel- 
schutzes konmit  noch  in  später  Zeit  omamental  vor.^)  Als  Aufsatz  eines 
Grabmales  ist  der  Löwe  öfter  bezeugt^)  und  erhalten,*)  oder  es  kauern 
an  den  vier  Enden  der  Sarkophagdeckel  kleine  Löwen.  ^)  Im  ganzen 
schützen  jedoch  häufiger  übernatürliche  Wesen  gegen  böse  Geister;  der 
Orient  hat  hier  einen  reichen  Vorrat  von  Schreckbildem  geliefert.  Mit 
dem  Löwen  sind  die  menschenköpfige  Sphinx  und  der  adlerköpfige  geflügelte 
Greif  verwandt.  Über  die  ursprüngliche  Beziehung  der  ersteren  zum 
ägyptischen  König  an  anderer  Stelle!  Jedenfalls  schrieben  ihr  während 
der  zweiten  orientalischen  Periode  die  Ägypter  schützende  Kraft  zu.®) 
An  Thronen  bleibt  sie  zwar  der  älteren  Idee  treu,  sonst  aber  muss  man 
sie  ebenfalls  zu  den  Apotropaia  rechnen,  wenn  sie  z.  B.  Grabkammern,  ^) 
Sarkophage*®)  oder  Grabsteine  *0  behütet.  Der  babylonische  Greif**)  ver- 
dankt seine  grössere  Verbreitung  dem  Umstände,  dass  er  durch  eine  alte 
Dichtung  den  Hellenen  vertraut  und  später  dem  Gotte  Apollo  als  dem 
Schützer  der  ihm  benachbarten  Hyperboreer  zugeteilt  wurde.  Es  genügt 
hier,  auf  die  wichtigsten  Arten  seiner  Verwendung  aufmerksam  zu  machen. 
Er  ist  an  Helmen  oft  zu  sehen,* 3)  dann  an  Sarkophagen  und  Urnen,  an 
Gefässen  und  Geräten  aller  Art;  hier  werden  Körperteile  desselben,  wie 
des  Löwen,  in  den  Gegenstand  selbst  eingegliedert,  z.  B.  Greifenklauen  als 
Füsse  eines  Dreifusses.**)     Der  Greif  ziert  Tempeldächer  *  5)   und  Tempel- 


*)  0.  Jahn.  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1885  S.  58 
A.  116;  Bekndobf,  Reisen  im  südwestl.  Klein- 
asien  1,  18.  52;  an  Kohlenbecken:  Jahrbach 
1890  S.  131  f.;  Stier  bei  dem  bösen  Auge : 
Mosaik  B.  com.  1890  S.  24. 

'^)  Auf  Melos:  Ross,  Inselreisen  3,  18. 

>)  Aigis  nach  Abbildungen. 

*)  Vase  zwischen  zwei  abgewendeten 
Löwen:  an  einem  Reliefstein  von  Salzburg, 
abgeb.   Mitt.  d.  Centralkomm.  N.  F.  18,  59. 

^)  Wbloksb,  alte  Denkm.  5,  71  £f. 

^)  Z.  B.  in  Milet  aus  dem  7.  Jahrh. 
(RöHL,  inscr.  ant.  483),  Kerkyra  u.  ö.;  auf 
einer  Aschennme  liegend :  Conkstabile,  mon. 
di  Perugia  T.  76,  2. 

')  Z.  B.  in  Golgoi  und  oft  in  Etrurien 
(besonders  Chiusi);  vgl.  Useneb,  de  carmine 
quodam  Phocaico  p.  15,  1. 


^)  Inschrift  aus  der  26.  Dynastie:  Wibde- 
MAKif,  Herodots  2.  Buch  S.  599. 

")  Ein  Paar  aus  Chiusi,  Denios,  cities 
II'  818;  eine  kolossale  in  Hochrelief  an 
einem  Felsengrab  in  Norchia  (A.  1832  p.  295. 
1833  p.  29). 

»0)  Z.  B.  Visconti,  M.  Pioclem.  5,  22  = 
Ovbbbeck,  Gallerie  T.  29,  1. 

^  *)  le  Bas,  mon.  fig.  T.  78 ;  Pebvanogltj, 
die  Qrabsteine  der  alten  Griechen  S.  80  ff. 
Über  die  Sphinx  vgl.  K.  Böttichbb,  Ber.  d. 
sächs.  Ges.  1854  S.  53  ff. 

'^)  FuBTWANOLEB,  Greif,  in  Roschers 
Lexikon  I.  Sp.  1742  ff. 

*')  Helm  des  Perseus  und  der  Athene 
(z.  B.  auf  Münzen  von  Velia). 

*•)  Von  Fröjus:  Spon,  misc.  p.  118. 

^^)  InAigina(Münchn.GlyptoÜiekNr.71). 


Kap.  Vn.    Die  kanBtgewerbL  Arbeiten  naoh  Form  u.  Versienmg.    (§  221.)     231 

brunnen.  *)  Selbst  ganze  Städte  (Tics,  Abdera,  Pantikapaion)  scheinen  sich 
ihn  zum  Wappenzeichen  genommen  zu  haben.  Die  Eaiserzeit  oder  viel- 
leicht bereits  die  alexandrinische  hat  augenscheinlich  an  der  äusseren  Oe- 
stalt  des  Greifen  Gefallen  gefunden  und  ihn  häufig  in  Friese  oder  andere 
figurenreiche  Räume  mit  anderen  Figuren  oder  Ornamenten  zusammen 
gesetzt;  z.B.  kämpfen  die  Greife  mit  Arimaspen*)  oder  mit  Herakles,^) 
sie  packen  Schlangen,*)  oder  zerreissen  Hirsche. 5)  Zwei  Greife  stehen  zu 
beiden  Seiten  eines  Gefässes,  von  dessen  überquellendem  Wasser  sie  auch 
wohl  trinken.*)  Bei  den  Griechen  war  das  Gorgoneion  durch  die  Athena- 
legende  volkstümlicher.'')  Es  wird  in  Gewänder  eingewoben®)  und  ziert 
Knöpfe,^)  so  dass  auch  andere  als  Athena  es  auf  der  Brust  tragen  können.  ^^) 
Die  alte  Baukunst  hat  gerne  Akroterien  daraus  gemacht.  Zu  dem  ge- 
hörnten Mannskopf,  welchen  schon  die  alten  Chaldäer  verwendeten 
und  die  Etrusker  an  Zierschilden  von  Tarquinii  anbrachten,  fehlt  uns  der 
Name.  Ägypten  hat  seinen  Gott  Bes  (Be8a)^0  (als  Apotropaion  z.  B.  an 
einem  Gefass)  ^^),  an  welchen  sich  die  griechischen  Silene  anschliessen. 
Diese  dienen  öfter  Gefasse  zu  tragen  i*)  und  verrichten  ähnliche  Arbeit  an 
Hyposkenion  uod  Marmorstühlen  des  athenischen  Theaters.  Die  spätere 
Kunst  liebt  die  Typhone  und  Tri  tone,  deren  Schlangen-  oder  Fischleib 
schön  geschwungene  Linien  bietet;  ^^)  wenn  weibliche  Tritone  eingeführt 
werden,  ist  es  ein  Zeichen,  dass  der  Gedanken  an  ein  Apotropaion  schon 
ganz  ferne  liegt,  und  so  ist  es  allen  diesen  Schreckbildem  ergangen.  <^) 
Mit  der  Aufklärung  sanken  sie  zu  blossen  Ornamenten  herab,  z.  B.  wird 
auch  der  Pegasos  ein  blosser  Lückenfüller.  ^*^) 

Litteratur:  Goblbt  d'Alyieba,  la  migration  des  symboles,  Paris  1891;  Barr  Ferree, 
the  element  of  terror  in  primitive  art,  American  antiquarian  New- York  1889  Nov.;  Nereiden 
u.  Tritone:  Liohtwark,  Jahrb.  d.  preuss.  Ennsta.  5,  86. 

Andere  Zeichen  erinnern  an  göttliche  Wesen  und  gewährleisten  dadurch 
deren  Schutz.  Aus  Ägypten  stammen  die  Augen,  welche  auf  Osiris  Bezug 
haben  und  bei  den  Griechen  und  Etruskem  besonders  im  6.  Jahrhunderte  Ge- 
fasse und  Schiffe  schützen.  ^")  Aus  dem  heiligen  Baume  der  Babylonier,  welcher 

*)  WiKCKBiMASir,  mon.  in.  5  =  DAK.  II  >  ^)  S.  Roscher's  Lexikon  I  Sp.  2880  fif. 

^*)  Perrot  I  548. 

»«)  M.  IX  T.  15  (Tomba  deU'  Orco);  M. 
Pioclem .  7,  4. 

>^)  Die  Typhone  sind  vielleicht  von 
Antiochien  aus  (vgl.  Strab.  16, 2,  7)  popula- 
risiert worden;  über  Tritone  vgl.  Gerhard, 
ant.  Bildwerke  T.  8  u.  Prodromus  1,  139  f. 


18,  197. 

')  Am  Stahl  des  Dionysospriesters  im 
athenischen  Theater:  Ra.  1862  II  T.  20;  in 
Etmrien:  Dennis  IP  174. 

s)  Spätetmakische  Vase  B.  1867  p.  134; 
am  Panzer  einer  Eaiserstatne  in  der  Villa 
Albani:  ZoSga,  bassoril.  T.  109. 

«)  An  einem  Sarkophag  der  Villa  Pan-  '   144  A.  5.  6.  39;  als  Aufsatz  MB.  13,44. 
ffli:  Stbphani,  CR.  1863  S.  277  ff.  I  »)  Weibliche   Tritone:   M.  Flor.  2,  46; 


^)  Silbergefäss  in  Wien:  Arneth.  Gold 
n.  Silbergefftsse  T.  8. 

®)  Elfenbeintafel  aas  dem  6./ 7.  Jahrb., 
abgeb.  in  den  Mitt.  d.  Centralcomm.  1889, 
T.  zu  S.  181. 


M.  1,  18  A;  nag&eyoi  TQlxtavoq  Philostr.  2, 
18;  Snhinxe  mit  den  Flügeln  in  Ranken 
tibergenend,  häufig  an  Kandelabern,  vgl.  M. 
Pioclem.  VII  37.  39.  40 ;  Dütschkb,  Bildw.  IV 
S.  58. 

')  Roschers  Lexikon  I  Sp.  1712.  i  ^^)  Micali,  mon.  ined.  T.  28;  Gerhard, 

8)  Eurip.  Ion  1421.  _    I   Trinkschalen  T.  13, 1  u.  ö. 

*')  E.  Lef^bvre,  le  mythe  osirien  I.  les 
yeux  d'Horus,  Paris  1874;  A.  57,  144;  das 
Schiffsauge  hat  sich  noch  in  China  und  Nord- 
westamerika erhalten;  Schildzeichen:  In- 
GHiRAXi,  pitture  2,  164. 


')  Fttrtwangler  ,  Samml.  Sabouroff  T. 
145;  CR.  1865  T.  III  6.  7.  29;  Ant.duBosph. 
T.  21 ;  abgebildet  an  einem  eleusinischen 
Torso  in  Cambridge  (DAK.  II 92). 

*^)  In  den  Metopen  von  Phigaleia ;  eine 
albanische  Karyatide. 


232 


ElaBBische  Kunstarch&ologie.    I.  Denkmftlerkande. 


in  zahllosen  religiösen  Bildern  derselben  erscheint,  entwickelt  sich  die  so- 
genannte Palmette,  zunächst  ein  Strauch,  welcher  an  allen  Zweigen  oder 
nur  dem  mittleren  Blüten  hatJ)  Die  westlichen  Nachbarländer  bilden 
dieses  Pflanzenbild  omamental  aus,  indem  sie  die  zwei  äusseren  Stengel 
zu  Voluten  stilisieren.*)  Später  entsteht  daraus  die  griechische  Palmette, 
welche  an  Vasen  und  in  der  Architektur  ihre  üppigste  Entfaltung  findet.*) 
Von  Babylon  geht  auch  die  Verehrung  der  Sterne  aus;  aber  wie  die  Ge- 
stalt dieser  Leuchtkörper  wiedergeben?)  Häufig  setzt  man  ihr  Bild  aus 
sechs  oder  vier  Kreisabschnitten  zusammen.'^)  Die  Sternblume  gehört  wohl 
auch  hieher;  der  griechische  Name  oigavtaxog  scheint  an  den  Ursprung  zu 
erinnern.  Der  durch  zwei  Durchmesser  in  vier  Teile  zerlegte  Kreis  dürfte 
ebenfalls  einen  Stern  bedeutet  haben.^)  Die  Sonne  wird  hin  und  wieder 
wie  ein  Rad  gebildet;^)  häufiger  zeigen  sie  Urnen  Germaniens  als  rote 
Scheibe,  welche  schwarzbraune  Strahlen  oder  Punkte  im  Kreise  umgeben,') 
ähnlich  ohne  Farbe  zahlreiche  Bronzearbeiten.*)  In  den  Mittelpunkt  dieser 
Sonnenscheibe  setzten  Urnen  von  Zaborowo  das  Triquetrum,®)  dessen 
reinste  Form  ein  Ring  ist,  an  welchem  drei  Krallen  haften.  Dieses  Sym- 
bol dürfte  sich  auf  die  scheinbare  Bewegung  der  Sonne  beziehen,  ^^')  denn 
es  besteht  eigentlich  aus  den  Innenteilen  eines  altertümlichen  Rades.  ^*) 
Bei  den  Hellenen  geht  es  durch  eine  ringlose  Mittelform**)  in  ein  dreifaches 
Bein  über,  welches  in  Vasenbildem  öfters  Schilde  schmückt")  und  TQiaxeXtg 
heisst.  Im  Orient  dagegen  behält  das  Triquetrum  seinen  religiösen  Charakter 

bei,  bekomnmit  aber  leichter  zu  zeichnende  Formen  (  f[     |    ^r^  ).  Diese 

haben  sich  von  Vorderasien  *^)  bis  nach  Baktra  *^)  verbreitet  und  tragen 
bei  den  späteren  Persem  den  Namen  mahru.    Viel  häufiger  begegnet  uns 


M  An  babylonischen  Cylindern. 

')  In  Fhönizien :  Marmorrelief  von  Ära- 
dos  M.  Nap.  III  T.  18,  3.  4;  Kapitell  von 
Golgoi  das.  T.  33, 4;  Silberschalen  von  Cjpem; 
rhodische  Vasen:  Salzhanv,  Camiros  T.  33 
u.  ö.;  Brustschild  aus  dem  Grab  Regulini- 
Galassi  u.  a. 

')  Z.  B.  schräge  Palmettenpaare  mit  Li- 
nien in  Voluten  verbunden,  häufig  an  Era- 
teren  von  Bologna,  z.  B.  Lau,  die  griechischen 
Vasen  T.  31, 1. 

*)  Sechs:  Fussbodenfragmente  aus  Nini- 
veh  im  Louvre;  assyrische  Bronzeschalen: 
Latard,  second  series  T.  61. 62;  vier :  Schlie- 
HAKN,  Mykene  S.  330;  oft  in  den  germani- 
schen Reichen. 

^)  Oft  an  Urnen;  auf  melischen  Thon- 
gefässen:  Gonze,  mel.  Thongef.  T.  2;  vergl. 
Stbphani,  CR.  1864  p.  234  ff.;  Gerhard,  AV. 
3,  199;  M.  8,  44.  Die  Peripherie  punktiert 
in  makedonischen  Prägungen  z.  B.  Imhoof- 
Blumeb,  griech.  Mfinzen  T.  1,  9. 

«)  Münchner  Vase  126. 

')  Haupt,  Schlesische  Vorzeit  II  H.  4. 

^)  Dänisches  Messer:  WoRSAAE,  oldsager 
1853  Fig.  75. 


')  Auf  Mfinzen  der  Lykier  (z.  B.  Hera- 
kleia:  Fbllows,  account  T.  34, 8)  und  des 
Agathokles  (abgeb.  Brit.  Mus.  Sicily  191  n. 
192),  femer  von  Arpi  in  Apulien;  über  einer 
Weihinschrift  in  Kilikien:  Jhst.  12,  226. 

'0)  Nach  ViRCHOw,  Anthr.  Vers.  1875 
S.  44;  das  doppelte  Triquetrum  Schildzeichen 
des  Zeus:  Jkp.  agx-  1886  S.  121. 

^^)  Beizeichen  einer  korinthischen  Münze 
350—38,  abgeb.  Brit.  M.  Sicily  T.  11, 5. 

^')  An  einem  Stein  mit  griechischer  In- 
schrift in  Gilicia  Tracheia:  Jhst.  12,  226. 

")  Oft  auf  schwarzfigurigen  (Göttlino, 
comm.  de  crure  albo  in  clipeis  vasorum 
Graecorum,  Jena  1855),  seltener  an  rotfigu- 
rigen  (El.  c^r.  I  9  und  Jhst.  12, 340  m.  Abb.); 
dabei  geflügelt,  auf  Münzen  von  Syrakus: 
DB  LuYNES,  ^t.  numism.  p.  84;  Dioskor.  Anth. 
Pal.  6, 126  XQUfaoTg  tov  xa^vv  aydQtt  noaiv, 

^*)  Auf  Münzen  von  Selge,  Kilikien, 
Lykien  (Fellows  a.  0.  p.  14),  Palmyra 
(MoRDTMANN,  Sitzungsbor.  der  bayer.  Ak. 
1875,  Suppl.  S.  74  Nr.  12);  in  Kilikien  Jhst. 
12, 232. 

^^)  Lekormant,  num.  des  rois  grecs 
78,  12. 


Kap.  Vn.    Die  knnBtgewerbl.  Arbeiten  nach  Form  u.  Yersiemiig.    (§  221.)     233 

das  Henkelkreuz  {croix  ansfe)^  Hakenkreuz,  Swastika  (altindisch  „Wohl- 
ergehen''), croix  gammle  (crux  gammata),  Gammadion,  Onostikerkreuz, 
Fylfot  (dänisch),  in  der  regelmässigsten  Form  ein  Kreuz,  an  dessen  vier 

Ende  parallele  Striche  angesetzt  sind  (  p4-'  ,  seltener   Mn  j,  aber  auch 

mit  schiefem  Querstrich.  >)  Dass  dieses  einen  Stern  bedeute,  ist  allerdings 
erst  aus  den  Erippendarstellungen  der  Katakomben  zu  belegen ;  ^)  aber  für 
seine  religiöse  Bedeutung  und  Verwendung  spricht  sowohl  der  indische 
Brauch  ä)  als  die  in  Ägypten  und  anderwärts  erfolgte  Gleichsetzung  mit 
dem  christlichen  Kreuze.^)  Auf  Island  ist  das  Henkelkreuz  ein  Zauber- 
zeichen geblieben.^)  Das  Hakenkreuz  ist  das  älteste  internationale  Symbol, 
da  es  bereits  zu  Hissarlyk  und  in  Höhlen  Frankreichs  begegnet;  dann 
ziert  es  viele  Produkte  der  zweiten  orientalischen  Periode.*)  Münzen  be- 
weisen seine  Verbreitung  bis  Baktra')  und  die  Fortdauer  in  der  Kaiser- 
zeit,®) wo  Inschriftensteine  dasselbe  Zeichen  tragen.^)  An  Gewändern  *^) 
dagegen  könnte  es  ein  technisches  Ornament  (S.  226)  sein.  Die  Form  des 
Hakenkreuzes  wird  durch  Abrundung  der  Ecken  kursiver  (Krallen-  oder 
Spiralkreuz,  croix  patt^e)»')  oder  voller  gestaltet  durch  Punkte  i*)  oder 
mäanderartige  Ansätze.  1^)  Von  einem  „vorchristlichen  Kreuz**  zusprechen, 
ist  unhistorisch. 

Litteratar:  L.  Müller,  Religiöse  symboler  af  Stjerne-,  Eors-  og  Cirkelform  hos  01- 
tidens  Eulturfolk,  Eong.  Danske  Videnskabemes  Selskabets  skrifter  phil.  bist.  Gl.  5.  S. 
Bd.  3  (1864);   ders.,   Hermes-Stavens-Oprindelse  1865;    ders.,  UndersGgelse  af  et  gammelt 

?er8i8k  Symbol,  1865;  Gabr.  db  Mobtillbt,  le  signe  de  la  croix  avant  le  ChristiaDisme, 
^aris  1866,-  Vibchow,  Verb,  der  BerL  Ges.  f.  Anthrop.  1871  S.  27  flf.;  J.  B.  Wabino,  ceramic 
art  in  remote  ages,  w.  essays  on  the  Symbols  of  the  circle,  the  cross  and  circle,  the  fylfot 
and  the  serpent,  London  1874  f.  m.  55  T.;  Edw.  Thomas,  the  indian  Swastica  a.  its  western 
connterparts,  London  1880  (vgl.  Schliemann,  llios  S.  397);  Rochholz,  Verb.  d.  Berl.  Ges. 
1889  S.  663  ff.  (Swastika  in  der  Schweiz);  Zmiobodzki,  Archiv  f.  Anthr.  19,  173  ff.  m.  T.4— 7 
(Swastika).  Eigentliche  Naturerscheinungen  z.  B.  der  Blitz  (Schwabtz,  Festschrift  d.  natur- 
wiss.  Vereins  d.  Provinz  Posen  1887  S.  227  ff.)  dürften  kaum  nachzuweisen  sein. 

Das  Christentum,  welches  diese  Symbole  nicht  verpönte,  weil  ihr 
Ursprung  bereits  vergessen  war,  setzte  das  Kreuz  an  den  Ehrenplatz 
der   Ornamentik;  ^^)    in    älterer   Zeit  wurde    allerdings    das   Monogramm 


')  Auf  Mflnzen  von  Gaza,  z.  B.  bei  Im-  I  ^)  Mittelitalische  uncia:   abg.  Brit.  Mus. 

BOOF-BiTTinai,  griech.  Mflnzen  T.  14,21.  |   Italy  p.  59;   Mflnzen  von   M.  Antonius  und 


*)  P.  Onnx)  Woipp,  der  Tempel  von 
Jerusalem  S.  48  ff.;  H.  Swoboda,  Litt.  Rund- 
schan 1892  Sp,  183.  Schon  von  Wibsblrb, 
Ztsch.  f.  Ost  Gvmn.  1864  S.  768  angenommen. 

')  An  vielen  buddhistischen  Inschriften; 
Schutz  der  Schiffe  nach  dem  RAmftyana. 

*)  Lbtronüb,  A.  15,  115  ff.  m.  T.  G.; 
Bcrist.  6,88  ff.;  Gabbucci,  storia  1,  155  ff.; 
Kbaus,  Realencykl.  2,  224  ff. 

»)  Gegenwart  1878  Nr.  20  S.  310. 

*)  Z.  B.  in  Gypem :  Cesnola-Stbbn  T.  92 
S.  364  f.,  und  häufig  in  Tharros. 

')  Lenoehakt,  num.  des  rois  grecs  T.  77, 
14;  mit  Punkten  zwischen  den  Schenkeln, 
auf  Mflnze  ven  Medeon  (?):  Ikhoof,  griech. 
Mflnzen  S.  553  T.  2,  26. 


Octävia  (CoHEK  [  p.  37),  Hadrian  (Cohen 
Nr.  626.  1088.  1141),  Clodius  Macer  (Nr.  8). 

")  Z.  B.  aus  Torda  in  Ungarn:  Eph. 
epigr.  IV  p.  62  Nr.  136. 

^®)  Hetdemann,  Vasensamml.  v.  Neapel 
1988.  2856-7.  2905. 

*^)  Z.  B.  an  einem  Diskos:  Tischbein, 
Vasen  4, 38. 

*')  Auf  mykenischen Vasen  (FubtwXngler 
T.  4, 18),  häufig  auf  rhodischen ;  wiederholt 
an  archaischen  Vasen,  M.  Greg.  Nr.  4  u. 
Jahrb.  4,  225;  reihenweise  an  einem  Gewand, 
arch.  Vase  der  Samml.  Sabouroff  T.  48. 

IS)  Teller  aus  Kamiros,  abg.  AZ.  30,  38. 

»*)  In  Gold  Hieron.  ep.  II  15;  Prudent. 
u.  A.;    Funde    zu     Karthago  mit   Formen, 


234 


Klasaioohe  Kimstarchftologie.    I.  Denkmälerkunde, 


Christi  (  ^r'  j  in  der  Architektur  lieber  verwendet.  *)  Beide  grenzt  häufig 

ein  Kreis  von  ihrer  profanen  Umgebung  ab.     In  Ägypten  variierte   man 
mit  dem  alten  Henkelkreuz   (Nilschltissel).*)     Die  Byzantiner   webten   in 

Seide  gleicharmige  Kreuze  ein,  die  sie  ab  und  zu  in  zwei  rechte  Winkel  — l— 

zerlegten.    Daran  schliesst  sich  das  Gammaquadrat    j     |  ,  welches  auf  das 

tszqayQaiiixaxov    {ßsiq)    anspielt.    Der  achtlinige  Stern*)    und   das    ASi^) 
stammen  aus  der  Apokalypse. 

222.  Inschriften  werden,  je  mehr  die  Schriftzeichen  Figuren  oder 
Ornamenten  gleichen,  um  so  lieber  zur  Dekoration  herangezogen,  also  zu- 
meist Hieroglyphen,  welche  in  der  12.,  18.  und  19.  Dynastie  ganze  Wände 
gleich  einem  bunten  Teppich  überziehen,  und  dann  die  Keilschrift;  beide 
bedecken  oft  wesentliche  Teile  von  Menschenfiguren.  In  der  älteren  grie- 
chischen Kunst  zeigt  die  Anordnung  der  Inschriften  oft  eine  Absicht,  mit 
ihnen  das  Bild  zu  verschönern,'^)  welche  so  weit  geht,  dass  oft  Buchstaben 
ohne  Sinn  an  einander  gereiht  werden.  <5)  Für  den  Gebrauch  des  einfachen 
Alphabetes  gibt  es  mehrere  Beispiele.  Der  dekorative  Charakter  wird 
sichtlich  verstärkt  durch  augenfällige  kunstreiche  Anordnung,^)  z.  B.  in 
Guirlanden  (wie  an  altgriechischen  Vasen)  oder  in  senkrechten  Buchstaben- 
kolonnen {pToixTjSov)^  durch  lebhafte,  selbst  bunte  Kolorierung  der  ein- 
gegrabenen Zeichen®)  oder  starke  Schattenwirkung. ^)  Symbolische  Orna- 
mentik jedoch  ist  nur  bei  den  ideogrammatischen  Hieroglyphen,  welche 
ein  ganzes  Wort  bedeuten,  möglich.  ^<>) 

Zur  Ornamentik  gehört  endlich,  wenn  auch  nicht  unumgänglich,  so 
doch  regelrecht  die  farbige  Ausführung.  Das  Ornament  bedarf  eigent- 
lich nur  einer  von  der  des  Ganzen  abweichenden  Farbe,  welche  mit  der 
natürlichen  der  Pflanzen,  Tiere  und  Menschen  nicht  übereinzustimmen 
braucht.  Wendet  man  mehrere  Farben  an,  so  entsteht  die  Gefahr,  dass 
das  Auge  des  Betrachters  verwirrt,  mithin  unangenehm  berührt  wird.  Da- 
rum muss  eine  Farbe  die  Grundfarbe  werden,   welche  die  übrigen  ausein- 


abgeb.  Gosmos  n.  s.  14  Nr.  248  =  Rachr. 
n.  8.  8,  129  f.;  vgl.  J.  Stockbaver,  Kunstge- 
schichte des  Kreuzes,  Schaff  hausen  1870. 

^)  AafjinttXfjg,  «^/cf/oAoyta  trjg  (Aoyijg 
Jafpylov  p.  84  ff.  m.  Abb. 

«)  Carl  Schmidt,  Gott.  Gel.  Anz.  1893 
S.  804  ff. 

»)  Aafjtnaxfjg  a.  0.  p.  85.  139 ;  vgl. 
Apocal.  1,  16.  22,  16;  £useb.  evang.  dem.  9 
p.  655. 

*)  AafjLndxriq  a.  O.  p.  84  ff. 

^)  Auf  den  ältesten  schwarzfigurigen 
Vasen;  Scarabaeus:  AZ.  41  T.  16,  19;  Stele 
von  Sigeion:  Röhl,  Inscr.  Gr.  ant.  492  und 
LöscHCKE,  Ath.  Mitt.  4,  279f. 

^)  Von  gleicher  Hand  ähnlicher  Art: 
Jahrb.  8,97  A.  11;  Hartwig,  Meisterschalen 


S.  443. 

')  Im  Grabe  des  Ch&beusokar  aus  dem 
alten  Reich:  Maribtte,  les  Mastabas  p.  74  ff. 

**)  Grün:  in  einer  Pyramide  der  6.  Dy- 
nastie, Monatsber.  d.  preuss.  Ak.  1881  S.  326; 
grün  und  rot:  kyprische  Inschrift,  Berl. 
phil.  Wochenschr.  1887  Sp.  379;  rot  und  blau, 
nach  den  Zeilen  wechselnd:  '^^/.  ^bXxIov 
1888  S.  117;  bunt:  schon  in  einigen  Gräbern 
des  alten  Reiches. 

*)  Hieroglyphen  haben  unter  der  20.  Dy- 
nastie einen  übermässig  vertieften  Rand: 
Lepsius,  Verzeichnis  S.  18. 

^^)  Z.  B.  Perrot,  bist.  I  552  (zwischen 
Pflanzenbündel  Auge  und  Korb  =  uza  neb, 
alles  Heil) ;  vgl.  Ed.  Meter,  Gesch.  des  alten 
Ägyptens  S.  121. 


Sap.  Tu.  Die  kmuitgewerbl.  Arbeiten  naoh  Form  u.  Verzierang.  (§  222—224.)     235 


anderhält.     Diese  geschmackvolle  Anordnung  lässt  sich  schon  unter  den 
Ramessiden  beobachten.  ^ 

Da  die  Ornamente  auf  geometrischer  Grundlage  erwachsen  sind,  unter- 
liegt auch  ihre  Komposition  geometrischen  Gesetzen.  An  manchen  Orten 
heben  sie  in  Randleisten,  Friesen  und  Borden  die  Grenzen  hervor; 
meistens  aber  erfüllen  sie  den  eingeschlossenen  Raum.  Hier  lassen  sich 
drei  Prinzipien  erkennen:  Es  wird  ein  Feld  umrahmt  und  durch  Figuren- 
schmuck hervorgehoben  (wie  an  vielen  Vasen)*)  oder  die  ganze  Fläche 
wird  in  Felder  zerlegt.  Dies  führt  die  Webe-  und  Stickkunst  in  den 
Teppichen  am  konsequentesten  durch;  ebenso  reihen  wir  hier  die  Beispiele 
des  S.  227  erwähnten  geometrischen  Stiles  ein,  wobei  auch  neben  Figuren 
der  Grundcharakter  durch  mehrfache  Parallellinien  betont  wird.  Endlich 
lässt  sich  der  Grundsatz  erkennen,  den  ganzen  Raum  so  vollständig  als 
möglich  auszufüllen  und  keinen  Fleck  leer  zu  lassen.  Diesem  Geschmacke 
scheinen  die  Babylonier  seit  alten  Zeiten  gehuldigt  zu  haben;  am  meisten 
findet  man  ihn  in  der  zweiten  orientalischen  Periode  verbreitet,  bei  welcher 
er  auch  weiter  zu  erörtern  ist;  damals  mussten  sogar  Tiere,  und  zwar 
nicht  bloss  fliegende  Vögel,  sondern  z.  B.  Schlangen  zur  Füllung  des 
Raimies  herhalten.  Wenn  ein  rundes  Feld  geringen  Umfangs  mit  dem 
Bilde  eines  lebenden  Wesens  ausgefüllt  werden  sollte,  bevorzugten  die 
Zeichner  seit  uralter  Zeit  besondere  geeignete  Stellungen,  z.  B.  ein  Thier, 
das  umblickt  oder  das  um  ein  Geschoss  sich  windet,^)  laufende  oder  flie- 
gende, knieende  oder  sich  beugende  Gestalten.^) 

223.  Wenn  wir  nun  auf  die  Formen  selbst  eingehen,  so  kann  hier 
keine  historische  Entwicklung  der  einzelnen  gegeben  werden ;  dazu  ist  die 
Erforschung  noch  zu  sehr  im  Rückstande.  Aber  die  Grundzüge  festzu- 
stellen und  dadurch  jene  zu  lenken,  wollen  wir  doch  anstreben. 

Da  die  Form,  wenn  auch  durch  den  Stoflf,  immerhin  zunächst  durch 
die  Anforderungen  des  Gebrauches  bedingt  wird,  muss  hier  auch  von 
diesem  ausgegangen  werden.  Wie  der  Mensch  sich  trägt  und  häuslich 
einrichtet,  das  umschliesst  alles,  was  die  Industrie  für  den  Massenabsatz 
herstellt. 

224.  Weil  das  Leben,  zum  Glücke  für  die  Kunst,  nicht  den  Geboten 
der  reinen  Vernunft  folgt,  gehört  die  kunstmässige  Behandlung  des  nackten 
Körpers  geschichtlich  vor  die  entwickelte  Kleidung.  Einfache  Färbung 
(teils  weiss,  teils  rot)  erscheint  bei  den  Äthiopen,*)  muss  jedoch  früher 
viel  verbreiteter  gewesen  sein,  da  in  der  Krim  rotgefärbte  Skelette  ge- 
funden wurden,  ebenso  wie  die  rotgefärbten  Schädel  von  Anagni  und  Brunn«) 
ein  Seitenstück  zu  dem  rotangestrichenen  Gesichte  des  kapitolinischen 
Jupiter  sind.^)     Die  plastische  Umformung  des  Kopfes  ist  nim  eben- 


')  Ägyptische  Panzer:  Rosblliiii  TIT.  121, 
17;  WiLiUKBOir,  manners  I  p.  221,  53  a. 

')  Über  die  ältesten  Beispiele  s.  Gonzb, 
Sitznngsber.  d.  Wiener  Akad.  64, 518;  Schitsi- 
DKB,  Jahrb.  4, 197  f.;  Ath.  Miti  6, 3. 

')  Schon  oft  auf  Inselsteinen ;  vgl.  im 
aUgemeinen  Milchhöfbb,  Anfänge  S.  177. 

*)  Rom.  Mitt.  3,  61  ff. 


»)  Herod.  7,69;  Plin.  33, 112. 

^)  Anthrop.  Korresp.  1892,  38;  im  dilu- 
vialen Löss  bei  Predmost  (Mähren)  kamen 
rote  Mammutknochen  vor. 

')  Plin.  a.  0.;  vgl.  Plat.  quaest.  Rom.  98. 
Athena  Skiras  wurde  weiss  gefärbt  (Schol. 
Ar.  Vesp.  961). 


236  ElasBiache  Knnatarchttolegie,    L  Denkmälerknnde. 

falls  an  verschiedenen  Orten  Europas  nachgewiesen,  i)  Ausserdem  erwähnen 
die  Alten  die  blaue  Tättowierung  der  Thrakerinen.*)  In  Ostligurien  fand 
man  Thonstempel  mit  einem  Topf  Ockerfarbe,  welche  den  Zweck  der  in- 
dianischen pintaderas  (wie  die  Spanier  sagten)  gehabt  zu  haben  scheinen; 
bemalt  dürften  auch  die  alten  Einwohner  Brittanniens  gewesen  sein.') 

Die  Kleidung  ist  von  jeher  der  wechselnden  Mode  unterworfen  ge- 
wesen, weshalb  wir  von  den  Gewandformen  im  Zusammenhange  mit  der 
Kunstgeschichte  handeln  werden,  über  die  kunstvolle  Ausführung  der 
Kleider  (Weberei,  Stickerei  und  Walkerei)  ist  bereits  (§  192)  gesprochen. 
Als  selbständige  Zuthaten  kommen  dazu  die  angenähten  Fransen  und 
Borten  und  die  aufgenähten  metallenen  Zierate,  z.  B.  Goldplättchen  (wie 
in  Palästina,  Etrurien  und  Südrussland),*)  Bronzespiralen, s)  und  kunstvoll 
gefasste  Münzen ß)  oder  Edelsteine;^)  in  der  Kaiserzeit  bevorzugte  man 
die  Cameen.  Die  eingehendste  Schilderung  eines  solchen  Prunkgewandes, 
wie  sie  nur  zu  Festen  angelegt  wurden,  gibt  der  Pentateuch  bei  Gelegen- 
heit der  Vorschriften  über  den  Hohenpriester.  Auch  die  Kopfbedeckun- 
gen haben  ihre  Modeformen;  hier  hat  nur  der  Orient  mit  seinen  hohen 
Hauben  \tutuliis,  Tiara,  phrygische  Mütze)  etwas  ansehnliches  erzielt.^) 
Bei  den  Schuhen^)  ist  die  orientalische  Schnabelform  historisch  bedeutend. 
Sonst  kommt  das  Färben  des  Leders  (z.  B.  mit  Purpur)  und  Metallschmuck, 
wie  die  lunula  der  römischen  Senatoren,  in  Betracht.  ^*^) 

Den  einfachsten  und  doch  schönsten  Schmuck  des  Körpers  gaben 
die  Blumen  ab,  mit  denen  der  Mensch  sich  selbst  und  seine  anthro- 
pomorphon  Götter  schmückte.^*)  Nachdem  einmal  das  Anfangsstadium,  wo 
man  allerlei  glänzende  und  seltsame  Stücke  sich  anhängte  (S.  192),  vor- 
über war  und  die  Goldarbeit  vorherrschte,  lieferten  die  Blumen  und  Pflanzen 
die  beliebtesten  Vorbilder  für  Schmucksachen.^') 

Litteratur:  Über  griechische  Juwelen  B.  1830,  91  S.;  M.  ed  A.  1854  S.  94;  Ant. 
Denkm.  1,  12;  AZ.  1884  T.  10;  Guhl-Enoelmann,  Leben  der  Griechen  S.  309  ff.;  Südruss- 
land: EoNDAKOF,  antiquit^s  S.  57  ff.  233  ff.  305  ff.;  Kaukasien:  ders.  S.  456  ff.;  Etrurien:  vgl. 
das  Mus.  Gregor.  (S.  43);  farbiges  Titelbild  zu  Martha,  l'art  ^trusque;  Gnathia:  B.  Nap.  3, 
129  ff.  Ein  voller  Schmuckkaaten  wurde  in  Lyon  gefunden:  Comabmokd,  descr.  d'un  4crin 
d'une   dame  rom.,  Lyon  1841.     Bedeutende  Sammlungen  befinden  sich   in  Gizeh   (S.  79), 


*)  NiEDKBLB,  die  neuentdeckten  Gräber 
y.  Podbaba,  Mitt.  d.  antbrop.  Ges.  in  Wien 
Bd.  22  u.  separat  Wien  1892. 

^)  Abgebildet  in  den  ägyptischen  Bil- 
dern der  „Sarden*  (Max  Müller,  Asien  u. 
Europa  S.  384)  u.  ö. 

*)  Der  Name  der  Britten*  wird  von 
altir.  britf  kambr.  hreith  (variegattis)  abge- 
leitet, wozu  Picti  stimmt. 

*)  Blühkeb  1,  211;  in  der  Kaiserzeit 
Götterbüsten  in  Medaillonfassung :  Naucratis 
I  T.  27.  Goldene  Blätter  auf  Mumien  (Ab- 
dallatif  c.  4  p.  199 :  Stirn,  Auge,  Nase  und 
weiblicher  Teil)  und  achäischen  Leichen. 

^)  Haube  aus  dem  Schemer  Gräberfeld, 
im  Prussia-Museum;  bronzene  Spiralen,  Ringe 
und  Plättchen,  besonders  auf  lederner  Klei- 
dung: ViRCHow,  Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Ges. 
1877  S.  392  f. 

^)  Medaillon    des  Tetricua,    im  Pariser 


Kabinett  (M^m.  de  FAc.  des  belles-lettres 
26, 504). 

^)  Z.  B.  unter  Aurelian :  Vopisc.  Aurel.  28. 

^)  Helbio,  Über  den  Pileus  der  alten 
Italiker,  Sitzungsber.  der  bayer.  Ak.  1880  I 
487  ff. ;  Formen  der  Tiara  und  der  phrygi- 
schen  Mütze:  MB.  8,  43.  —  Der  Kyniker 
Menedemos  trägt  einen  Hut  mit  den  zwölf 
Tierkreisfiguren:  Diog.  L.  6, 102. 

^)  B.  Balduinus,  de  calceo  antiquo  et 
NiORONius,  de  caliga  veterum,  Lpg.  1733, 
m.  Abb. 

*°)  Purpurschuhe  mit  Bronze  knöpfen  trug 
die  archaische  Amazone  der  Akropolis. 

^')  Die  Lares  Compitales  wurden  nach 
Augustus'  Verordnung  zweimal  jährlich  mit 
Blumen  geschmückt:  Suet.  Aug.  31. 

'2)  Daher  Namen  wie  fioXa/ior  (Photios 
aus  Aristophanes). 


Kap.  Vn.    Die  kimstgewerbL  Arbeiten  nach  form  n.  Verzierung.    (§  224.)     237 


Berlin  (S.  56),  London  (S.  64),  Paris  (S.  51),  Petersburg  (S.  64),  Rom  (moseo  Gregoriano, 
S.  43)  und  New- York,  auch  im  Münchner  Antiquarium  (S.  58).  Der  , Schatz  des  Priamos' 
aus  Hissarlyk  ist  mehr  her&hmt  als  merkwürdig. 

Um  mit  dem  Kopfe  zu  begimien,  so  ist  es  bekannt,  wie  oft  die  spä- 
teren griechischen  Republiken,  als  sie  sonst  nichts  mehr  zu  sagen  hatten, 
einen  goldenen  Kranz  >)  an  Beamte  und  Bürger  von  wirklichem  oder  an- 
geblichem Verdienst  an  Stelle  eines  Ordens  verliehen.  2)  Die  Kaiser  er- 
hielten sie  häufig  von  Städten  als  Huldigungsgabe,  ^)  wie  einst  wahrschein- 
lich die  persischen  Könige.^)  Bei  manchen  Kampf  spielen  empfing  sie  der 
Sieger,*)  in  Rom  der  Triumphator.*)  Andere  dienten  zu  königlichen  Gast- 
geschenken, ')  zu  Brautgaben  ^)  und  Weihgeschenken.  ®)  Solche  Kränze 
trug  man  wohl  selten  im  Leben,  ^^)  häufig  aber  sind  sie  in  das  Grab  mit- 
gegeben worden;  so  besitzen  wir  zahlreiche  Lorbeer-,  Steineichen-  und 
Myrtenkränze,  zumeist  aus  Gold,  selten  Bronze,  zwischen  deren  Blätter 
manchmal  Figuren  eingeschoben  sind.^>) 

Den  Fürsten  wie  die  Fürstin  unterscheidet  von  den  gewöhnlichen 
Menschen  die  Stirnbinde  (Diadem),  welche  auch  die  Götter  auszeichnet. 
Ihre  einfachste  Form  ist  ein  unverziertes  Band  aus  Metallblech; ^2)  daran 
lehnen  sich  die  breiten  Stimreife  mit  ornamentalem  Schmuck.  >»)  Dann 
folgen  die  in  der  Mitte  hochansteigenden  Bänder*^)  und  die  Formen,  welche 
an  unsere  Kronen  erinnern,  indem  sie  am  oberen  Rande  mit  Zacken,  ge- 
wundenen Strahlen  1*)  oder  einer  Art  Lilienblüten  besetzt  sind.  Die  geringe 
Zahl  der  vorhandenen  Stücke*^)  wird  durch  die  zahlreichen  Herabilder,*') 
altertümliche  Göttinnenköpfe  ^^)  und  viele  griechische  Terrakottafiguren  er- 
gänzt;   letztere  zeigen  z.  B.  prachtvolle  Stirnreife  in  mehreren  Etagen.  ^^) 


*)  Paschalius,  de  coronis,  Leiden  1680. 

')  Eur.  Phoen.  856;  vgl.  XQ^^^V  ^*f"7 
Soph.  Ant.  699;  in  Rom  PI.  33,  38.  Über  die 
Abbildungen  an  Ehreninschriften  Husset, 
Am.  J.  6, 69  ff.  T.  12.  13;  zu  berücksichtigen 
sind  auch  die  römischen  Kaisermünzen,  wel- 
che bei  Vota  publica  geprägt  wurden. 

»)  Vgl.  Ps.  Menander  II  K.  12. 

*)  Im  Schatze  von  Susa:  Diod.  19, 48, 8. 

^)  Pind.  Ol.  8, 1  /^v(r(KrTe^a»'Ctf»'  di^Xfav) 
Arr.  Ind.  23,  6. 

•)  PL  33,  11. 

')  Am  Ptolemäerhof  Justin.  18.  2,  9. 

•)  Dracont  10,  513. 

»)  Herodian.  8,  7,  2. 

*^)  Der  Tyrann  Elearchos:  Justin.  16,  5, 
10;  Priester  in  Alexandrien:  am  Ende  des 
Alexanderromanes. 

'')  Aus  Armento  in  München:  Schbei- 
BEB,  kulturhist.  Atlas  T.  83,  15;  Abnbth, 
Gold-  u.  Silbermonumente  T.  13;  aus  Ithaka 
(vgl.  Stackelbebo,  Schilderung  seines  Lebens 
8.  225):  Stackblberg,  Gräber  T.  72;  andere 
in  der  Krim:  Ant.  du  Bosph.  Gimm.  S.  IV; 
KoKDAKOF,  antiquit^s  S.  43  ff.  m.  Abb.;  CR. 
1875  8.  16  ff.;  A.  12  T.  B  11;  A.  32  (1860) 
p.  472.  476;  M.  6,  46  e.  47  c;  M.  Greg.  I  T. 
86-91,  127—32;  Gbbhard,  ant.  Bildw.  III 
T.  60;  bei  einem  Frauengerippe  aufKephal- 


lenia:  Pücklbb-Muskau,  Südöstl.  Bildersaal 
III  515;  eherner  Lorbeerkranz,  abgeb.  bei 
Dahn,  Urgesch.  2,  459;  Jhst.  11,  56.  12,  167. 

»•)  Solche  z.  B.  in  Würzburg. 

^')  Bronzener  aus  Theben:  A.  1880  p. 
124  ff.  T.  G  1  -  -3  (T.  H);  vgl.  den  korinthi- 
schen AZ.  1884  T.  8,  1;  20  cm.  breiter  Gold- 
reif mit  zwei  Perlstäben,  aus  Ludwigsburg, 
Anthrop.  Gorresp.  1881  S.  51 ;  mit  vier  Spi- 
ralen, abgeb.  Ztsch.  f.  bild.  K.  1884  S.  185. 

'^)  Sehr  schöne  mit  Figuren:  AZ.  1884 
8.  94  abgeb. 

")  Vergil  schreibt  eine  solche  Krone 
schon  dem  Latinus  als  Sohn  des  Sol  zu  (Aen. 
12,  162  ff). 

*>)  S.  A.  13;  Arbeiten  in  Filigran:  M. 
Greg.  I  84;  Abnbth,  k.  k.  Münz-  u.  Antiken- 
kabinett II  S.  40  Nr.  267-70. 

^^)  Z.  B.  auf  Münzen  von  Argos  u.  Elis: 
Brit.  Mus.  T.  12-14.  27.  -MB.  8,  34.  10, 
20.  11,  50. 

^B)  Z.  B.  im  athenischen  Museum  Nr.  66 
(mit  Rosetten  und  Palmetten);  Artemis  von 
Pompeji;  kyprischer  Kopf:  Cesnola,  ant.  of 
Cypru8l878  T.  28r;  Bronze:  Fböhneb,  coli. 
Gröau  Nr.  935  T.  27  (diese  mit  Lilien);  Sphinx 
von  Spata  (Lilien  und  Lotos). 

***)  Heuzby,  terrescuites  T.  15, 1.  —  Nee 
Caput  gemmis  oneres,  Hier.  ep.  II  17. 


238 


ElasBiflche  Xnnatarchftologie.    I.  Denkmftlerkimde. 


Nach  dem  Vorgange  der  alten  Dichter  pflegt  man  diesen  Stirnschmuck  der 
Frauen  Stephane  zu  nennen. 

Der  barbarische  Brauch,  dass  die  Frauen  ihren  Kopf  mit  einer  Reihe 
von  Goldmünzen  umgeben,  reicht  schon  in  das  5.  Jahrhundert  n.  Chr. 
zurück.  *) 

Die  Gattung  der  Ohrringe  ist  noch  durch  sehr  schöne  Exemplare 
vertreten.  Die  einfachsten  Formen  sind  offene  Ringe  (i'ipjuaTa),  an  welche 
sich  Goldkügelchen  ansetzen,  oder  durchbohrte  Scheiben,  die  einen  Teil 
des  Ohres  decken  und  besonders  im  sechsten  und  Anfang  des  fünften 
Jahrhunderts  beliebt  gewesen  sind,^)  hin  und  wieder  auch  Rauten,*)  Spiral- 
federn'^) und,  wie  jetzt,  schlichte  Boutons.  Dann  folgen  künstlerisch  mannig- 
fache Pflanzenmotive,  z.  B.  Knospen  und  Kelche, ß)  und  die  Vasenform.') 
Griechische  Juweliere  lassen  oft  kleine  Eroten,®)  Niken  oder  andere  Flügel- 
wesen ^)  an  den  Haken  schweben.  Später  legten  die  Frauen  auf  kostbare 
Steine  höheren  Wert.»«) 

Litteratur:  C.  Babtholini  de  inauribus  veterum,  Amsterdam  1676,  m.  T.;  0.  Ross- 
bach, Rom.  Mitteil.  3,  63  f.  UDd  griechische  Antiken  S.  27  A.  2;  ägyptische  Ohrringe:  Pebbot, 
histoire  I  574-5;  M.  Greg.  T.  27.  120—2. 

Die  Haarnadeln  bieten,  abgesehen  davon,  dass  die  Nadel  gewunden 
sein  kann,^*)  nur  ihren  Kopf  zur  Verzierung  dar.  Wenn  derselbe  nicht 
als  Perle  gedacht  ist  —  er  kann  deshalb  aus  einer  Glasperle  bestehen  — 
ist  er  entsprechend  seiner  Stellung  der  Kopf  eines  Menschen  oder  Tieres, 
ausnahmsweise  der  einer  Pflanze,**)  oder  er  wird  als  volle  Figur  behan- 
delt;*^) manche  wagen  eine  Figurengruppe.**) 

Litteratur:  M.  Greg.  T.  64;  MB.  9,  15  Nr.  9  -17.  19;  Caylus,  recueil  JV  T.  80, 
5  S.  264. 

Bei  kunstvolleren  Frisuren  sind  Haarspangen  (Agraffen)  erforderlich, 
welche  sich  von  den  übrigen  Spangen  im  künstlerischen  Princip  nicht 
unterscheiden;  in  der  Litteratur  sind  die  goldenen  , Baumgrillen **  (T^vTtyeg) 
der  alten  Athener  bekannt,  an  welche  das  südrussische  Haarband  mit 
Baumgrillen  aus  Goldblech  eine  Erinnerung  bietet.*'^) 

Die  Sitte  goldener  Gesichtsmasken  für  die  Toten  gehört  der 
ersten  orientalischen  Periode  an*^)  und  taucht  später  bei  den  skythischen 
Fürsten  wieder  auf.*') 


^)  Salvian.  gub.  d.  1, 10  distenta  aoreis 
nummis  marsupia. 

*)  Arethusa  auf  den  vorpersischen  Mttn- 
zen  von  Syrakus;  Martha,  l'art  ätr.  p.  567  f. 

»)  Rom.  Mitt.  3,  63  f. ;  M.  Ital.  I  p.  339; 
Gebhabd,  AV.  T.  299  (Vase  des  Epiktet). 

*)  Sehr  schöne  aus  Aham  (Oberbayern) 
Kgixoi   tragen   die   Perser   (Euheroeros  bei 
Diod.  5,  45,  6). 

^)  Megara  Hyblaia:  M.  ined.  I  809  mit 
Abb.;  M.  di  ant.  I  T.  8,  14  p.  311;  Helbio, 
Epos  S.  243;  SruDiaczKA,  ßeitr.  S.  114  Nr.  66. 

*)  KttXvxeg  bei  Homer;  ady&a  Alkman 
Fr.  118;  Olivenblätter  aus  Messene:  Oixoyo- 
fÄttXTjg  p.  43. 

^)  Aus  dem  Peloponnes  in  Dresden;  MB. 
12,  44. 

»)  Aus  Athen  abgeb.  Ath.  M.  4,90;  Krim: 


Ant.  du  Bosph.  T.  7;  CR.  1868  T.  1.  1880  T. 
4,  5.  6,  vgl.  1876  S.  152. 

®)  Sirene:  Stackblbbro,  Gräber  T.  73. 

'«)  Hier.  ep.  II  20  gg.  E. 

'»)  Oben  Figur:  AZ.  35  T.  11,4;  M.  8, 
58  e;  vgl.  AZ.  35,118. 

»')  Für  Tirol  ist  der  Mohnkopf  be- 
zeichnend. 

^^)  Z.  B.  an  Nadeln  aus  Melos,  Vulci  und 
Pompeji. 

**)  Zwei  Beispiele  bei  Hirth,  Formen- 
schatz 1888  Nr.  86. 

>'^)  SiTTL,  die  Patrizierzeit  S.  29  Fig. 
23  b. 

**)  Ägypten,  Syrien  und  Mykene. 

")  Kertsch  (Kondakof,  antiqu.  S.  70) 
und  Olbia,  bionzene  in  Nola,  thöneme  in 
Garthago. 


Kap,  VQ.    Die  kniiBigewerbl.  Arbeüen  nach  Ponn  n. 


(§  224.)     239 


Litteratar:  Ed.  EObkeb,  antike  Totenmasken  1.  Rhein.  Jahrbb.  1879;  0.  Benkbobb, 
fiber  Gesichtshelme  und  Sepulkralmasken,  Denkschr.  der  Wiener  Akad.  1878  m.  17  T.  und 
12  Vign. 

Die  Halsbänder  gehen  ganz  natürlich  von  Schnüren  und  Ketten 
aus.  Die  gedrehte  Schnur  in  Gold  ist  die  bekannte  keltische  tonjuis,^) 
welche  wohl  auch  Homer  mit  Skixeg  meint;  die  Schnur,  ornamental  be- 
handelty  wird  zur  Schlange,  wie  sie  athenische  Kinder  tragen,*)  oder 
wenigstens  mit  Schlangen  verziert.')  Mittelst  des  Drahtes  werden  Spiralen 
hergestellt.*)  Die  Kette  mit  ihren  vielen  Gliedern  gibt  dem  Neuerungs- 
sinne  mehr  Spielraum,  z.  B.  wird  sie  wiederholt  aus  Kügelchen  und  Körnern 
zusanmiengesetzt.^)  Durch  Beiziehung  von  Bernstein,  Glas,  Edelsteinen 
und  Elfenbein  lässt  sich  eine  bunte  Reihe  herstellen,  welche  der  Amuletten- 
glaube noch  seltsamer  macht.  Dieser  wirkt  auch  nach  einer  anderen 
Richtung.  Etruskische  und  römische  Knaben  trugen  bekanntlich  an  einer 
Schnur  ein  rundes  oder  linsenförmiges  Medaillon  (bulla),  welches  Schutz- 
mittel gegen  das  böse  Auge  und  die  Dämonen  enthielt.^)  Es  ist  die  ein- 
fachste Gestalt  des  Halsbandes  mit  Anhängseln,  die  teilweise  einförmig 
sind,  z.  B.  bullae,'^)  Rädchen,^)  ÄpfeP)  oder  schlechtweg  Münzen,  wofür 
die  Inder  den  Namen  dandr  hatten,*®)  teils  Erfinderlaunen  und  Aberglauben 
in  wirrem  Durcheinander  entsprungen  sind.")  Lange  Ketten  konnten  mehr- 
mals um  den  Hals  herumgelegt  werden  {oQfioi);^^)  daraus  entstand  der 
halsbergenartige,  grosse  Hals-  und  Brustschmuck,  welcher  oft  auch  den 
Nacken  bedeckte.  In  Gestalt  einer  Ägis  gehörte  er  schon  zum  Ornate 
einer  ägyptischen  Königin,*')  das  Bild  der  ephesischen  Artemis  war  damit 
belastet  *^)  und  nachdem  etruskische  Frauen  den  Anfang  gemacht,  trugen 
die  Damen  der  römischen  Kaiserzeit  solche  goldene  Pelerinen,  allen  Buss- 
predigem  zum  Trotze.*^)  Dagegen  trug  eine  ligurische  Leiche  als  Hals- 
schmuck einen  —  Amphorenhenkel. 

Litteratur:  Job.  Scheffeb,  de  antiquonim  torquibos,  Holm  1656,  Hamb.  1707, 
Graevii  thes.  ant  Rom.  XII 901  ff.;  Mohnickb  (A.  1);  A.  1860  p.  205  ff.;  E.  Foubobignibb,  ätude 
snr  lea  bracelets  et  Colliers  gaulois,  Paris  1892,  m.  2  T.;  Janssen,  over  de  gouden  hals- 
banden en  ringen  te  Velp  gevonden,  Amheim.  1851;  M.  Gregor.  T.  123—26;  verschiedene 
Namen  in  den  delischen  Inventaren  Beb.  6,  123. 

Die  Gewandnadeln  (Fibeln,  Gewandspangen,  Kleiderhaften,  Agraffen), 


')  MoBmcKB,  Rhein.  Jahrbb.  1878  H.  62; 
abg.  Ra.  1, 123;  in  dem  Roman  des  Kühe- 
meroB  tragen  die  Männer  üjQenrol  xvxXoi 
(Diod.  5, 45, 6). 

')  Eorip.  Ion  25. 

')  In  einem  badischen  Hügelgrab:  An- 
throp.  Eorresp.  1882  S.  5. 

*)  Faijüm:  AA.  1890  S.  94;  Cypem:  Cbs- 
bola  T.  25;  Megara  Hyblaia:  Mon.  in.  I 
Sp.  836. 

')  Ans  Eicheln,  in  Tarquinii;  Spinnwirtel: 
Hblbio,  Italiker  S.  22;   B.  com.  VI  T.  6-8. 

')  Solche  Bullae  sind  zahlreich  erhalten, 
z.  B.  mehrere  in  Regensbnrg.  Vgl.  Am.  J. 
6, 113.  8, 166;  Baumeisters  Denkm.  1  S.  76  f. 

')  Etruskisch :  A.  1860  S.  474  ff,  M.  6, 
46ab. 

")  Am  Balse  asFyiEcher  Götter  Lat- 
▲BD  7. 


*)  Halsband  Mantos:  patmisches  Scholion 
zu  Thuc.  3,  3  (R.  de  phil.  1877  p.  185). 

*°)  Abgeb.  an  einem  Grabstein:  Axati, 
antichita  di  Milano  I  T.  22. 

'*)  Eine  ägyptische  Glaskette  mit  gol- 
denen Anhängseln:  Pebbot,  bist.  I  570; 
kleine  liegende  Löwchen:  Athen,  abg.  Ath. 
Mitt.  4,90;  Krim:  Ant.  du  Bosph.  IX.  XI. 
XII;  CR.  1870  VI;  Baumeisters  Denkm.  I 
S.  76.    Etrurien:  M'.  Greg.  122  b.  125  I  a. 

")  Hom.  hymn.  1,  103  f.;  nerdXotg  taa 
xaXxay  Alkman  Fr.  39. 

**)  Perbot  1  509  aus  der  22.  Dynastie. 

>*)  MB.  7,  11. 

")  Pitt.  d'Ercol.  II  17;  Böttiobb,  Sabina 
II  T.  11;  Caylüs,  rec.  Vü  p.  70;  Ovid.met. 
10,  265;  Juven.  2,  85;  Suet.  Galba  18;  Clem. 
AI.  paed.  II  p.  209  B  Sylb. ;  Lucian.  amor. 
41 ;  Cyprian.  hab.  virg.  14. 


240 


ElasBische  Snnatarchftologie.    L  Denkmälerkunde. 


welche  das  Kleid  an  oder  nahe  der  Schulter  zusammenhalten,  sind  infolge 
des  Mangels  von  Knopflöchern  ein  notwendiger  Bestandteil  der  antiken 
Tracht,  dass  kein  Schmuckstück  sich  häufiger  und  in  verschiedeneren 
Formen  findet.  Der  von  oben  sichtbare  Bügel  kann  eine  einfache  gerade 
Platte,  eine  gebogene  oder  statt  dessen  eine  Röhre  sein;  die  Röhre  wird 
verdoppelt,  zu  einem  aufgeblähten  Segel  geöffnet*)  oder  in  einen  runden 
Schild  verbreitert  (Scheibenfibel.  ^)  Dieser  Schild  wird  auch  an  das  eine 
Ende,  wo  sich  die  Spitze  befindet,  verlegt.')  Verwandt  sind  damit  die 
Fibeln,  welche  an  Steckmuscheln  erinnern.*)  Das  Ende  lässt  sich  leicht 
einem  Schwalbenschwanz  oder  dem  Buchstaben  T,  auch  geradezu  einem 
Kreuze  angleichen.  Als  Accedentien  werden  Bilder  in  den  Bügel  eingra- 
viert 5)  oder  eingepresst.®)  Konstruktiv  überflüssig  sind  Zuthaten  wie 
Knöpfe,')  welche  in  grösserer  Zahl  auftreten  können,*)  Beeren,^)  Vogelköpfe 
oder  andere  Köpfe  einzeln  oder  paarweise,  *<^)  ganze  Vogelfiguren  ebenfalls 
einzeln  oder  gepaart.**)  Die  Drahtarbeit  ist  die  Quelle  weiterer  Formen, 
indem  das  Ende  oder  der  ganze  Bügel  zu  Draht  gehämmert  und  in  kunst- 
volle Schnörkel  gebogen  wird;**)  die  nächste  Stufe  bilden  Spiralen,  *')  welche 
in  Pompeji  beliebt  waren;  endlich  wird  eine  Art  Brille  hergestellt  und 
diese  Brillenfibeln  verbreiteten  sich  seit  der  mykenischen  Zeit**)  über  die 
klassischen  Länder  und  die  Donaugegenden  vermöge  orientalischen  Ein- 
flusses.*^) Liessen  vornehme  Leute  Edelsteine  oder  Bernstein  einsetzen, 
so  war  für  die  Masse  die  in  Mitteleuropa  beliebte  emaillierte  Fibel  da. 
Krainer  oder  Watscher  Fibeln  sind  kunstreich  aus  Bronze  und  Eisen  zu- 
sammengesetzt. 

Litterator:    Rhodius,  de  acia  p.  56  ff.  m.  T.;  Smbtius,  antiquitatea  Neomag.  p.  86; 

i.  Ges.  V. 


Ztsch.  f.  Ethnol.  1889  S.  205  ff.  (ttber  die  ältesten  Formen);  Sadowski  T.  4;  Anthrop.  Corresp. 
1891  S.  133  ff.;  Mayer,  Gurina  S.  15  ff.;  Formen  in  Griechenland  und  Italien:  Helbio 
B.  1874  p.  58  ff.;  F.  Trotok,  ant.  Armbänder  und  Agraffen,  Mitt.  d.  antiqu.  Ges.  'in  Zürich 


')  Häufig  in  Italien;  aus  Pawelau  (Schle- 
sien), abgeb.  bei  Sadowski  I  Nr.  45.  — 
Kahnform,  mehrfach  in  Graz. 

*)  LiNDENSCHHiT  II  6,  3,  9.  12;  Host- 
XAKN,  Umenfriedhof  bei  Derzau  T.  8  Fig. 
11.  12. 

■)  LiNDEKSCHMIT   I   7,  3,  1  ff. 

^)  Grosse  aus  Megara:  Raoul-Rochettb, 
J.  d.  sav.  1843  S.  354  f.;  de  Witte,  B.  de 
Tacad.  de  Brux.  t.  XI  1,  246. 

^)  Z.  B.  Wflrfelaugen  an  einer  Fibel  von 
Amelia  B.  1866  p.  8. 

«)  MB.  7,  48. 

')  LiKDENSCHMIT  II  6,  3,  1—4.  7-11.  7, 
3,  3.  4.  8-12.  15  u.  Beilage  zu  II,  VIII  3. 

^)  An  der  Fran^oisvase  bei  den  Moiren 
(Studniczka,  Studien  Fig.  28.  29);  in  Megara 
Hyblaia  7.  Jahrh.  M.  ined.  I  Sp.  809;  streng- 
rotfigurige  Vase  Millin,  peint.  T.  60;  in 
Venetien  Not.  d.  sc.  1882  T.  4,  40;  B.  di  pal- 
etnol.  ital.  1878  S.  117.  1880  S.  131. 

«)  Schöne  Fibel  im  M.  Nap.  III.,  abgeb. 
G.  d.  B.-A.  1.  s.  Bd.  14,  T.   zu  S.  155   und 


Dabehbebo,  dict.  p.  795,  Fig.  962. 

»°)  LlNDBUSCHMIT  I  4,  3,  1—9.  11,4,  2, 
2.  3.  10. 

'  *)  Caylüs,  recueil  V  92,  1 ;  v.  Sackbk, 
Leitfaden  S.  99  Fig.  39;  Tboyon,  habit.  la- 
custr.  T.  17. 15;  Lindenschhit,  Hohenz.  Altert. 
S.  134  Fig.  76  —  weidendes  Pferd  B.  1875 
p.  135  f.  (aus  Theben);  Hund  mit  Rehkalb, 
nach  der  Odyssee  r  226  ff.;  Reiter,  im 
Gamlitz. 

*'-*)  LiNDENSCHMiT  II  11,  2,  2—5;  hohen- 
zoll.  Altert.  T.  13,  10.  18,  9.  20,  37;  Gais- 
bergeb,  Altertümer  von  Hallstatt  VUI 12  ab. 

*^)   LiNDEKSCHMIT   I   9,  2,  9. 

»')  ScHLiEMANW,  Mykoue  Fig.  297-300, 
"^)  Helbio,  hom.  Epos  S.  192  A.  5;  Ca- 
BAPANos,  Dodone  T.  50,  9;  Bch.  12,56  mit 
Abb.;  CR.  1880  T.  2, 16;  AZ.  1884  T.  8,  9. 
11.  12;  Sadowski  S.  171  T. 4, 16. 17.  35— 39. 
46;  LiNDENSCHjfiT  I  9,  2,  7—9.  3,  2.  3.  II  11, 
1,  2—4;  Gaisbebgeb,  Altert,  v.  Hallstatt 
T.  III  11,  10,  9.  II  3;  BöscHiNO,  Schlesien XI 
F.  2,  II  1. 


Kap.  Vn.    Die  InmatgewerbL  Arbeiten  nach  Porm  u.  Veniernng.    (§  225.)    241 


II  8.  1843;  DüTBCBKB,  über  eine  Goldfibula  ans  Etrurien,  Rbein.  Jahrbb.  H.  64;  Museo  di 
Moscardi  S.  102  m.  5  Abb.;  Griyaud  de  la  Vikoellb,  arte  et  m^tiers  T.  41  ff.;  Arcb.-ep. 
Mitth.  X  S.  40  Fig.  2-5  n.  T.  1,  1;  Beb.  12,  58.  59  m.  Abb.  (aus  dem  Tempel  der  Athena 
Kranaia);  Sgbuxachsb,  Beschreibung  der  Sammlung  ant.  Bronzen  T.  1. 

Wo  die  Sitte  herrschte,  das  Obergewand  mitten  auf  der  Brust  zu 
schliessen,  erforderte  sie  zweigliediüge  Schnallen  (Brustspangen),  welche 
freilich  von  den  Gürtelschnallen  schwer  zu  scheiden  sind;')  an  die  schild- 
förmige Fibel  erinnert  der  Doppelschild.  ^) 

Die  Armbänder,  welche  je  nach  der  üblichen  Tracht  am  Oberarm 
oder  am  Handgelenke  getragen  wurden,  haben  häufig  Schlangenform  oder 
laufen  in  zwei  Schlangenköpfe  aus.  Beide  Arten  sind  in  ganz  Europa 
und  Vorderasien  nachzuweisen. ')  Andere  bezeichnen  nur  den  Anfang 
durch  Tierköpfe  (Löwen,  Widder,  Gänse).**)  Leichtere  Armbänder  werden 
hohl  gearbeitet  und  dabei  glatt  belassen,  mit  Buckeln  verziert  oder  zu 
Tonnen  gestaltet.*)  Der  schmale  Reif  wird  einem  Perlenbande  angenähert^) 
oder,  mit  dem  Zwischengliede  des  gebuckelten  Armbandes,  aus  grossen 
halben  Eierschalen  von  Bronze  zusammengesetzt.^)  Wie  jetzt,  haben 
manche  Armreife  Anhänger.®)  Mühsame  Arbeiten  sind  z.  B.  ein  Filigran- 
armband mit  Figuren  aus  der  Krim  ^)  und  ein  durchbrochener  Reif,  dessen 
Linien  den  Namen  der  Trägerin  ergeben.'®) 

Litteratur:  F.  Bartholivi  de  armillis  veterum  schedion,  Havn.  1647.  Amst.  1676; 
Catlüs,  rec  V  T.  93,  3— 7;  E.  Troyon,  bracelets  et  agraffes  ant.,  Züricher  antiq. 
Ges.  1852,  3  T.;  A.  1860  p.  171  ff.;  Darembero,  dict.  I  43  ff.;  Fjl.  Schiassi,  sopra  un'  armilla 
d'oro  del  museo  ant.  dell'un.  di  ßologna,  Bei.  1815;  s.  auch  unter  Fibeln. 

225.  Die  Bildungen  der  Fingerringe  gehen  zumeist  auf  die  ein- 
fachen Grundformen  des  Reifes  und  der  Schlange*')  zurück.  Die  Steig- 
bügelform gehört  der  zweiten  orientalischen  Periode  an.  Aus  Golddraht 
werden  Zylinder  hergestellt.'*)  Überhaupt  kommen  individuelle  Gestalten 
häufig  vor.'^)  Die  Händler  mussten  ja  Ringe  für  sehr  verschiedene  Per- 
sonen haben  und  vom  Dreiobolenring  des  Armen  bis  zum  Zehnminenring 
war  ein  weiter  Schritt.'*)  Vor  allem  müssen  wir  zwischen  dem  Siegelring 
und  dem  Schmuckring  unterscheiden.  Herodot  erzählt  als  etwas  Besonderes, 
dass  jeder  Babylonier  seinen  Siegelring  habe.  Zur  Zeit  des  Aristophanes 
liessen  Ringe  einen  reichen  Mann  erkennen,''')  imd  aus  dem  gleichen  Grunde 


»)  Archaische  Formen:  AZ.  1884  T.  9,  3; 
Bch.  12, 57  m.  Abb. 

')   LlNDENSCBMlT   I    7,  4,  1—4. 

*)  'Ö^tff  (s.  Hesych.),  igdxtoy,  vgl.  Fr. 
Jacobs,  verm.  Schriften  5,  421 ;  Darembero, 
dict.  S.  436  (m.  Abb.  eines  pompejanischen) ; 
Am.  J.  I  T.  9  (Artemis  in  Konstantinopel); 
MB.  7,  46  (=  Baümwster's  Denkm.  130 
F.  137).  12,44;  Mitt.  d.  anthr.  Ges.  in  Wien 
19,  24  f.  m.  6  Abb.  (aus  Krain);  Montelius, 
Führer  S.  56  F.  66  u.  Sveriges  fomtid.  Atlas 
U  S.  104  F.  344—5;  Anthr.  Korresp.  1874 
S.  49;  Verh.  d.  Berl.  Ges.  1877  S.  394;  Mitt. 
d.  anthrop.  Ges.  in  Wien  19,  Sitzungsber. 
S.  22  f.  (aus  Persien). 

^)  Ldwe :  Babylonisch,  Abguss  in  Berlin 
G  90;  Widder:  aus  Eurion  Cesnola-Sterk 
T.  54;  zwei  Gansköpfe:  drei  aus  Tharros, 
8pabo,  catal.  p.  5  Nr.  1.  6  Nr.  10.  13. 

HftDdbuch  der  klan.  Altcrtumawlsscnscbaft.    VI. 


')  Linbehschxit  II  1,  2,  2.  4.  In  Süd- 
deutschland  und  der  Schweiz. 

®)  LlNDBVSOHllIT  1  9,  1,  2 — 9. 

')  Den.  I  9,  1,  1.    II  6,  2,  1-3. 

»)  In  Italien  AZ.  8,  205  f. 

»)  Ant.  du  Bosph.  C.  T.  6,  3  =  Bau- 
msister's  Denkm.  1, 136. 

><*)  ^tXtoTcga  Archäologisches  Museum 
in  Athen  77. 

^*)  Mit  aufgerichtetem  Kopf  viele  im 
Heiligtum  der  Artemis  Limnatis  (Ross,  Reisen 
im  Pelop,  19  f.). 

'^)  Archäol.  Museum  in  Athen  58. 

»')  Exp.  de  Mor^e  III  T.  19,  IV;  Ant. 
Denkm.  I  T.  12,  15.  19.  21;  Arch.-ep.  Mitt. 
XI  T.  5, 4;  Rankenwerk  bei  Catlüs  V  T.  112. 

^*)  Aristoph.  Thesm.  425;  Aelian  v.  h. 
12,  30. 

«•^)  Eccl.  632;  Nub.  332. 

16 


242 


KlaBBiBche  KmuitArohftologie.    !•  Denkmälerkande. 


zeichnete  der  goldene  Ring  den  römischen  Ritter  aus.  In  dem  gleichen 
Staate  war  er  für  Gesandte  und  Triumphatoren  eine  Insignie.*)  Die 
Menschen  der  Kaiserzeit  andererseits  sahen  es  für  eine  besondere  Noblesse 
an,  wenn  an  jedem  Finger  mehrere  Ringe  steckten;  zum  vornehmen  Hause 
gehörte  eine  Daktyliothek,  aus  der  der  Besitzer  nach  Belieben,  z.  B.  mit 
Rücksicht  auf  die  Temperatur,  wählen  konnte. 

Der  plastische  Schmuck  eines  Ringes  beschränkte  sich  zuvörderst 
auf  die  Anbringung  eines  Siegelbildes,  als  jedoch  die  Ringe  an  der  Hand 
sich  mehrten,  wurden  auch  sozusagen  scheinbare  Siegelringe  gefertigt.  Im 
Metalle  selbst  konnte  die  Platte  graviert  werden  ;*)  dann  finden  wir  gol- 
dene Tauschierung  an  silbernen  Ringen.^)  Ein  Höfling  kam  sogar  auf 
die  Idee,  statt  ihrer  eine  Goldmünze  des  regierenden  Kaisers  anlöten  zu 
lassen.*)  Allein  die  Weichheit  des  Goldes  verhinderte,  dass  die  ganz 
goldenen  Siegelringe  in  häufigerem  Gebrauche  waren ;  noch  weniger  dienten 
die  Ringe  von  Anfang  an  zum  Siegeln.  Vielmehr  trug  im  Oriente  der 
Mann  von  Stand  oder  kaufmännischem  Beruf  ein  Siegel  angehängt,  welches 
die  Form  eines  Cylinders  hatte  und  der  Axe  nach  durchbohrt  war.^>)  Die 
Gravierung  drückte  sich  durch  Rollen  des  Zylinders  ab.  Diese  Siegel- 
cylinder  bestanden  am  zweckmässigsten  aus  pietra  dura  (Porphyr, 
Jaspis,  Hämatit,  Bergkrystall  u.  dgl.),  auch  Elfenbein  oder  Bein,  die  ordi- 
nären aus  Thon.  Solche  Siegelcylinder  gebrauchten  die  Babylonier  seit 
ältesten  Zeiten;  von  ihnen  nahmen  die  Assyrier  und  andere  benachbarte 
Völker  die  Sitte  an.  Hin  und  wieder  taucht  ein  Siegelcylinder  auch  in 
Griechenland®)  und  Ägypten')  auf. 

Litteratur:  über  Fingerringe  Fort.  Ligeti  de  anulis  antiquis,  Utini  1645,  m.  T.; 
G.  LoNOi  de  annulis  signatoriis  antiq.,  Frankf.  1709  u.  A.,  s.  Catal.  biblioth.  Buenav.  II  369 
f.;  W.  Jones,  finger-ring  lere,  London  1877  m.  vielen  Abb.;  Fortnum's  Daktyliothek  in  Lon- 
don. —  Cylinder:  Tassib,  cat.  de  pierres  grav.  T.  9—11;  Dubois,  pierres  grav.  ögypt.  et 
persanes;  Dobow,  morgenländische  Altertümer  H.  1  T.  1;  Gullihorb,  oriental  cylinders; 
MifiNANT,  recherches  sur  la  glyptique  Orientale,  Paris  1883—86,  I.  cylindres  de  la  Chal- 
d^e,  II.  cylindres  de  TAssyrie  etc.  2  Bde.;  ders.,  empreintes  de  cylindres  assyro-chaldäens 
relev^s  sur  des  contrats  d'int^r^t  priv^  au  Mus^e  Britt.,  Paris  1880;  Kataloge  der  Samm- 
lungen im  Haag  (S.  62).  zu  New -York  (das  Metropolitan-Museum  besorgt  Reproduktionen) 
und  De  Clerq  (S.  53).     Der  Holzschnitt  ist  zur  Wiedergabe  ganz  ungenügend. 

In  Ägypten  herrschen  nicht  die  Siegel,  sondern  die  Amulettsteine 
vor.  Da  der  Mistkäfer  wegen  seiner  bekannten  Thätigkeit  zur  Lehre  von 
der  Auferstehung  in  Beziehung  gesetzt  wurde,  schützt  das  Bild  des  Scara- 
baeus  gegen  das  Böse.  Der  Bequemlichkeit  halber  wird  seine  Form  zu 
diesem  Zweck  etwas  stilisiert,  der  Rücken  gekrümmt  und  die  Flügel  ge- 
rundet. Der  Scarabaeus  wird  ebenfalls  der  Länge  nach  zur  Aufnahme 
einer  Schnur  durchbohrt  imd  die  untere  flache  Seite  mit  Hieroglyphen  (be- 
sonders einem  Königsnamen)  oder  Figuren  graviert;  doch  sind  Ausnahmen 


')  Plin.  33,11. 

2)  Figur  auf  Fisch,  aus  der  Krim :  Ant. 
du  Bosph.  T.  18,  2. 

^)  Aus  Megara  Hyblaia  Mon.  ined.  I 
Sp.  828;  Kertsch  Jhst.  1884  S.  72  Atl.  47, 11. 

*)  Caylus  V  T.  112, 1  (Kaiser  Maximus). 

^)  Die  Verbindung  mit  einem  Ringe  ist 
aus  KovDAKOF,  antiquitds  p.  66  ersichtlich. 

*)  KvXifV^f^ogy     xvhydQiüxog    aus     Gold 


oder  in  Gold  gefasst,  im  Schatz  von  Delos 
Bch.  6,123;  auch  Juvenal  2,  66  erwähnt 
cylindri.  In  Krim*schen  Gräbern  des  4.  und 
3.  Jahrhunderts  werden  orientalische  Cy- 
linder und  Gemmen  gefunden  (CR.  1869 
T.  1, 18;  Ant.  du  Bosph.  T.  16,  5.  6.  10). 

')    Champolliok  -  FiOEAc  f    arch^ologie 
p.  116. 


Kap.  Vn.    Die  kmuitgewerbl.  Arbeiten  nach  Vorm  n.  Versientüg.    (§  225.)     243 


nicht  unerhörte)  Die  besseren  Skarabäen  bestehen  wie  die  Cylinder  aus 
pietra  dura^  doch  wurde  das  Land  von  den  Töpfern  und  Glasern  mit  billi- 
gen aus  Formen  gepressten  Skarabäen  von  glasiertem'  Thon  oder  blauem 
Glasfluss  überschwemmt.  Da  in  der  Zeit  der  saitischen  Dynastie  der  Skara- 
bäenaberglaube  in  vollster  Blüte  stand,  verbreitete  er  sich  während  der 
zweiten  orientalischen  Periode  über  alle  Küsten  des  Mittelmeeres.  Nach- 
ahmungen waren  sehr  häufig,  fielen  jedoch  oft  flüchtig  aus ;  letztere  heissen 
Skarabäoiden.*) 

Litteratur:  J.  J.  Bbllbbhank,  ttber  die  Skarabäengemmen,  I.  IL  Berlin  1820—21; 
6.  Rathgebsb,  Skarabften  mit  Abbildungen  durchgängig  aioliscber  Heroen,  Gotha  1861; 
Frikdbbicbs,  degli  scarabei  greci  ed  etruschi,  Nuove  mem.  II  172  ff.;  grosse  Übersicht  von 
ordinären  Skarabäen  und  Modeln:  Naucratis  I  T.  37.  38;  über  die  Wiener  Sammlung  Stein- 
bOchu.  (S.  61). 

Indem  der  Siegelstein  in  einen  Ring  eingefügt  wurde,  musste  er  sich 
in  seiner  Form  demselben  anpassen.  Dem  Scarabaeus  steht  die  ovale 
Form  am  nächsten,  welche  alle  anderen  an  Häufigkeit  tibertriflft.  Durch 
Abkanten  ergeben  sich  Sechsecke  (für  den  Smaragd  vorzüglich  geeignet) 
und  die  spätorientalischen  Achtecke.')  Seltener  sind  die  Cylinder*)  und 
vierseitigen  Stäbe,*)  bei  denen  nur  eine  schmale  Seite  zu  Gesichte  kommt. 
Die  Oberfläche  ist  meist  ungeföhr  gerade;  rundlich  {en  caboche)  zuge- 
schliflfene  Steine  erinnern  an  die  Skarabäen,  die  modernen  Facetten  hin- 
gegen kannte  man  nicht.  Wohl  aber  herrschte  in  Teilen  Italiens  die 
Mode,  dem  Stein  eine  Randleiste  {prlo  etrusco)  zu  geben.«)  Endlich  sind 
auch  andere  Formen,  z.  B.  Astragalen')  nicht  ausgeschlossen.  Die  Dar- 
stellungen der  Ringsteine  erstrecken  sich  so  ziemlich  auf  alle  Gebiete  der 
Mythologie  und  des  Lebens;  dabei  versteht  es  sich  wegen  des  beschränk- 
ten Raumes,  dass  Einzelfiguren  vorwiegen.  Wie  die  Gemmenschneider 
verstanden,  in  das  gegebene  Oval  die  Zeichnung  hineinzukomponieren,  ver- 
diente eine  nähere  Untersuchung;  umblickende  Tiere  finden  wir  schon  auf 
den  ältesten  Steinen  Griechenlands.®) 

Die  Edelsteinliebe  vornehmer  Herrn  verschaffte  den  Ringsteinen  die 
Ehre,  mindestens  seit  dem  15.  Jahrhundert  eine  der  kostbarsten  Abteilungen 
der  Eunstkabinette  abzugeben.  Um  nicht  von  dem  alles  beginnenden 
Petrarca  zu  reden,  gehörten  Daktyliotheken  zu  den  Hofanstalten  von  Flo- 
renz,^) Mantua  und  Parma;  unter  Ludwig  XV.  kamen  sie  von  neuem  in 
die  Mode.  Besonderen  Eindruck  machte  die  Sammlung  des  Baron  von 
Stosch  in  Florenz,  welche  sich  jetzt  in  Berlin  befindet. 

Grosse  öffentliche  Sammlungen  sind  in  Berlin,  Florenz,  Haag,  Lon- 
don, Neapel,  Paris,  Petersburg,  Rom  (Vatikan)  und  Wien,  kleinere  in 
Darmstadt,  Göttingen,  Kassel,  Kopenhagen  (Thorwaldsenmuseum)  u.  a.    An 


')  Gravierung  auf  Flfigeldecken:  Impr. 
111  1.  2;  AZ.  35,  117  A.  36;  Racken  und 
Seiten :  Impr.  V  44.  46. 

')  Griechische  Form  des  Scarabaeus  AZ. 
41  T.  16,  19. 

')  ?  Sechseckiger  Ring  im  Schatz  von 
Delos :  Bch.  6, 122. 

*)  S.  242. 

")  Z.   B.  AZ.  41,  257    aus  Aphrodisias, 


mit  Abb. 

^)  In  £trurien,  Apulien  und  Sicilien 
(B.  1869  p.  55  ff.  Nr.  2.  9  /a/^e  xal  av). 

'')  Z.  B.  A.  1874  p.  204  T.  S. 

«)  Ath.  Mitt.  11  T.  6,  9.  18;  davon  auch 
auf  Münzen  (z.  B.  Grossgriechenlands) ;  vgl. 
FüBTWANOLBR,  AZ.  1885  S.  134. 

')  Inventar  der  Sammlung  von  Pietro 
de'  Medici:  Documenti  inediti  II  98  f. 

10* 


244  XlasBiache  KnnatBrohftologie.    1.  Denkmälerkande. 

der  Spitze  der  zahlreichen  kostbaren  Privatsammlungen  steht  die  der 
Königin  von  England  in  Windsor  Castle.  Die  Sammlungen  wurden  seit 
Stosch-Winckelmann  sachlich  und  zwar  hauptsächlich  nach  den  Göttern 
geordnet,  so  dass  z.  B.  Waffen  zu  den  Attributen  des  Mars  gerechnet  wer- 
den. Eine  vernünftigere  Ordnung  ist  noch  zu  erhoffen.  Die  Fälschungen 
sind  sehr  zahlreich  und  oft  schwer  erkennbar. 

Litteratur:  Über  SammlaDgen  im  aUgemeinen  Gatalogus  biblioth.  Buenav.  II  533  ff.; 
J.  GüBLiTT,  über  Gemmenkunde,  Magdeb.  1748  S.  32  ff.;  Chr.  Th.  db  Mitrb,  biblioth^que 
glyptographique,  Dresden  1804;  Cuämpollion-Fioeao,  Abriss  der  gesamten  Arcbäologie. 
deutseh  v.  Fritsch  II  30  ff.  52  ff.;  King,  notices  of  collections  of  glyptic  art,  London  1861 
und  im  Handbuch  (S.  195)  p.  238-61. 

öffentliche  Sammlungen:  Berlin  S.  56;  Pavofka»  Gemmen  mit  Inschriften,  Berl. 
Akad.  1851 ;  Grasbb,  die  Gemmen  des  k.  Museums  zu  B.  mit  Darst.  antiker  Schiffe,  Berlin 
1867;  Cambridge:  J.  H.  Middleton,  engraved  gems  of  classical  times  w.  a  cat.  of  the  gems 
in  the  Fitzwüliam  Mus.,  Gambr.  1891;  Darmstadt  S.  56;  Florenz  S.  40;  Göttingen  S.  57; 
Bernh.  Müller,  14  Gemmen  der  Göttinger  Universitätssammlung,  m.  Abb.;  Haag  S.  62; 
Kassel  S.  56;  Kopenhagen  S.  63;  Leiden:  Janssen,  Nederlandsch-Romeinsche  Daktyliothek ; 
London  S.  65 ;  Murray,  catalogue  of  engraved  gems  m.  T.;  A.  H.  Siuth,  catalogue  of  en- 
graved gems  in  the  Br.  M.,  London  1888  m.  10  T.;  Paris  S.  51;  ältere  Litteratur:  Mariettb, 
trait^  historique  des  pierres  grav^es  du  cab.  du  Roi,  Paris  1750,  f.  2  Bde.  257  T.,  nach 
Rokokozeichnungen  von  Bouchardon  (mit  allgemeiner  Einleitung  und  Bibliographie);  J.  Fr. 
Chbbeau,  livre  de  totes  ant.  grav^es  d'apr^s  les  pierres  et  les  comalines  du  cab.  du  Roi, 
Paris  1754,  m.  20  T.;  Caylus,  recueil  des  pierres  grav^es  du  cab.  du  Roi,  o.  0.  u.  J.  m.  306 
T.,  2.  Aufl.  m.  300  T.;  vgl.  auch  Barbot  de  Jouy,  not.  des  gemmes  et  joyaux  de  la  gal^rie 
d'Apollon,  Paris  1867;  Petersburg  S.  64;  Rom  S.  43;  Wien  S.  60. 

Privatsammlungen:  Königin  von  England,  Windsor  Castle  (ein  Theil  aus  der 
Sammlung  Smith  [Gori]):  Fobtnüx,  Archaeologica  XLV  1  ff.  m.  T.  1—4.  Auswahl  bei  Micha- 
elis, ancient  marbles  S.  717  ff.;  Azdra;  Baldwin:  Baldwins  Museum,  o.  J.  (1780)  m.  63  T.; 
Baldwin  collection  of  gems  o.  0.  u.  J.  m.  54  T.;  Bergan:  A.  Thiele,  die  Sammlung  B.  antiker 
vertieft  geschnittener  Steine,  Nürnberg  1885,  9T.;  Biehler  in  Wien:  Bishlbb,  Katalog 
seiner  Gemmensammlung,  Wien  1871;  DucdeBlacas  S.  53;  G.  deCrassier:  Descriptio 
brevis  gemmarum  quae  in  museo  suo  asservantur,  Leodii  1740,  m.  T.;  Devonshire  (im 
bouth  Kensington  Museum  aufgestellt):  Goskond,  Devonshires  cabinet  of  gems,  London 
1730  f.  (vgl.  Kino  S.  246  ff.  482  ff.);  Jak.  Ebermayer  in  Nürnberg  (nur  Fälschungen  von 
Dorsch):  £.,  gemmarum  affabre  sculptarum  thesaurus  rec.  J.  J.  Baier,  Norimb.  1720,  f.  m. 
30  T.;  Fould,  grossartige  Sammlung,  1860  verkauft:  S.  53;  Greville  s.  unter  Percy; 
Houben  in  Köln  S.  59;  Karapanos  in  Athen  S.  39;  Lamj:  Cabinet  de  pierres  grav^es 
de  L.,  m.  T.;  P.  Leven:  Köln:  Rhein.  Jahrbb.  14, 17  ff.;  J.  Harry  Lewis:  Middleton,  the 
L.  collection  of  gems  and  rings  in  the  possession  of  Corpus  Christi  College,  Cambridge, 
London  1892;  Duc  de  Luynes  S.  54;  Marlborough  (gebildet  von  Lord  G.  Spencer,  dazu 
die  Sammlungen  von  Lady  Betty  Germaine  und  W.  Ponsonby):  (Babtolozzi)  Gemmarum 
antiquarum  delectus  ex  praestantioribus  desumptus  quae  in  dactyliothecis  ducis  Marl- 
buriensis  conservantur,  London  1780—91,  2  Bde.  f.  m.  100  T.,  2.  A.  1845;  Pierres  graväes 
du  duc  M.;  M.  gems,  London  1845,  2  Bde.;  Thoughts  on  the  cameos  and  intaglios  of  ant. 
suggested  by  the  sight  of  the  Blenheim  collection,  Oxford  1847;  Nbvil  Story-Maskelynb, 
the  M.  gems,  1870;  Frau  Seb.  Mortons -Schaffhausen:  L.  Urliohs,  13  Gemmen  aus  der 
Samml.  der  Frau  — ,  Rhein.  Jahrbb.  1846,  m.  1  T.;  Conte  Natali  in  Ragusa;  Northamp- 
ton  S.  67;  Livio  Odescalchi,  Herzog  von  Bracciano  (zuvor  im  Besitz  der  Königin  Chri- 
stine von  Schweden):  P.  S.  Bartoli,  museum  Odescalchum  sive  thesaurus  antiquarum  gem- 
marum op.  N.  Galeotti,  Rom  1751—2,  2  Bde.  f.  m.  102  T.;  Duc  d'Orl^ans:  (La  Chaü  et 
Leblonp)  Description  des  principales  pierres  grav^es  du  cab.  de  S.  A.  Mens,  le  — ,  Pai'is 
1780-84,  2  Bde.  f.  m.  180  (179)  T.;  Graf  Percy:  John  Spilesbury,  collection  of  fifty  prints 
from  antique  gems,  London  1785,  m.  50  T.  (zum  Teil  aus  den  Sammlungen  Greville  und 
Slade);  Fürst  Ötan.  Poniatowski  (meist  Fälschungen):  Photographic  facsimiles  of  the 
ant.  gems  of  — ,  by  J.  Prendeville  and  Magnin,  London  1857  -  9,  2  Bde.  mit  258  Phot.; 
Catftl.  des  pierres  gravees  ant.  de  S.  A.  le  prince  S.  P.,  Florenz  1832—33,  3  Tle.;  Richter: 
JoH.  Fr.  Christ,  musei  Richteriani  dactyliotheca,  Lpg.  1743;  Marchese  Rinuccini,  Flo- 
renz; Baron  Roger  S.  55;  Herm.  Rollet:  Rollet,  die  antiken  Schriftgemmen  meiner 
Sammlung,  Arch.-ep.  Mitt.  10, 123  ff.;  Scarfö,  descrizionedellepietreincise;  F.  Schlichte- 
groll: Choix  des  princ.  pierres  gravees  de  la  coli,  qui  appart.  autrefois  au  baron  de  Stosch, 
Nürnberg  1798,  f.;  Slade  s.  unter  Percy;  Th.de  Smeth:  Hemsterhuis,  lettre  sur  une 
pierre  ant.  du  cab.  de  Th.  de  Sm.,    La  Haye  1762;   Konsul  Smith   in  Venedig   (jetzt  in 


Kap.  YIL    Die  kunstgewerbl.  Arbeiten  nach  Form  u.  Yerziemiig.    (§  226.)     245 

Windsor):  Akt.  Franc.  Gobi,  dactyliotheca  Smithiana,  Venedig  1767,  2  Bde.  f.  m.  100  T. 
(11.  Bd.  aUgezneineren  Inhalts);  Maxwell  Sommerville  (jetzt  im  Besitz  der  Stadt  New- 
York):  Sommebyillb,  engraved  gems,  Philadelphia  1892  m.  Abb.;  Baron  Phil.  v.  Stosch 
(jetzt  in  Berlin) :  Stoscb,  pierres  antiques  gravees  sur  lesquelles  les  graveors  ont  rois  leurs 
noms,  Amsterdam  1724,  f.  m.  70  T.;  Winckblhann,  pierres  gravöes  da  feu  baron  de  Stosch, 
Florenz  1760,  Nürnberg  1775  (zu  berichtigen  nach  Tölken's  Berliner  Katalog);  Strozzi, 
Florenz;  Turk. 

Bild  er  werke:  Abnbas  Vico,  monumenta  aliquot  antiquomm  ex  gemmis  et  cameis 
incisa,  Rom  (1550)  f.  m.  37  T.;  Abb.  Gorlabüs.  dac^liotheca.  Delft  1601  f.  m.  148  T.  Antw. 
1609.  Leiden  1672.  1694,  5,  1707,  2  Bde.  m.  283  T.  franz.  Paris  1778,  2  Bde.  m.  282  T.; 
Pbtb.  Stbphanonis  gemmae  antiquitus  scolptae,  Rom  1627,  m.  51  T.,  P^dua  1646  mit  Erkl. 
V.  lacetos;  Lbon.  Aoostini,  le  gemme  ant.  figurate,  1657—69,  2  Bde.  m.  265  T.,  2.  Aufl.  von 
Bellori  1686—8,  2  Bde.  m.  261  T.,  lat.  von  J.  Gronovius,  Amst.  1685.  Franeq.  1694,  2  Bde. 
m.  269  T.;  M.  A.  Causko  (de  la  Chausse),  raccolta  di  gemme  antiche  figurate  incise  da  P. 
Sante  Bartoli,  Rom  1700,  m.  200  T.,  2.  Aufl.  1805,  2  Bde.;  Jac.  de  Wilde,  gemmae  sei. 
antiquae.  Amsterdam  1703;  Dox.  de  Rossi,  gemme  ant.  flg.,  coUe  sposiz.  di  P.  A.  Maffei, 
Rom  1707—9,  4  Bde.  m.  410  T.  (die  Tafeln  Agostini*s  sind  hier  wiederholt);  E.  J.  Ghebon 
LB  Hay,  recueU  de  pierres  antiques  gravöes  (Paris  1712?)  f.;  Mich.  Ph.  Levesque  de  Gbavelle. 
recueil  de  pierres  gravöes  ant.,  Paris  1732-7,  2  Bde.  m.  206  T.;  G.  Ogle,  gemmae  antiquae 
caelatae,  Lond.  1741  (englisch:  antiquities  explained  1737);  Abt.  Franc.  Gobi,  thesaurus  gem- 
marum  ant.  astriferarum.  Acc.  Atlas  Famesianus  marmoreus  et  dissert.  in  gemmas  ant.  J.  B. 
Passerü,  Flor.  1750,  f.  3  Bde.  m.  200  T.;  Akt.  Mab.  Zabetti,  gemmae  antiquae.  Venedig  1750  f.; 
Fb.  de'  Ficoboki  et  Nie.  Galeotti,  gemmae  ant.  litteratae  aliaeque  rariores,  Rom  1757,  26  T.; 
F.  WoBLiDOE,  a  select  coli,  of  drawings  from  curious  antique  gems,  etched  after  the  manner  of 
Rembrandt,  London  1768,  2  Bde.  m.  182  T.;  (Passebiüs)  Novus  thes.  gemmarum  veterum,  Rom 
1781-83,  3  Bde.  f.  m  324  T.,  2.  Aufl.  1797  (hier  auch  Bd.  IV  m.  100  T.,  Text  von  Cassini);  Ven. 
MovALDiBi,  nov.  thes.  gemmarum  veterum,  Rom  1781—88,  3  Bde.  m.  T.;  Bbacci,  memorie  degli 
ant.  incisori  che  scolpirono  i  loro  nomi  in  gemme  e  cammei,  Florenz  1784—86,  2  Bde.  f.;  Ign.  Mab. 
Rapoki,  recueil  des  pierres  ant.  gravees,  Rom  1786,  f.  m.  88  T.;  Fed.  Dolce,  descr.  di  200 
gemme  ant.,  Rom  1792;  Rice.  Dagley,  gems  selected,  London  1804.  1822,  m.  21  T.;  J.  F. 
Roth,  mythologische  DiÜEtyliothek,  Nürnberg  1805,  m.  2  T.;  Millin,  pierres  gravöes  inödites, 
Paris  1817—25,  T.  1—62;  C.  W.  Knigbt,  modern  and  antique  gems,  London  1828,  85  T.; 
Lebobmakt,  tr^sor  de  numismatique  et  de  glyptique,  Paris  1834—50,  20  Bde.,  f.  Th.  1. 
monnmens  ant.  (s.  Bmnets  manuel).  Zur  Kenntnis  orientalischer  Siegelringe  dienen: 
J.  Ddbois,  choix  de  pierres  gravees  ant  ^gypt.  et  persanes,  1818  (vgl.  Gott.  gel.  Anz.  1819 
S.  182  ff.);  DE  Vogüe,  intailles  s^mitiques;  Lbwy,  aramäische  Siegel;  Sichel,  nouveau 
recueil  de  pierres  sigillaires,  Paris  1866.  Auch  die  Texte  zu  den  Sammlungen  von  Ab- 
drücken (S.  75)  sind  nicht  zu  übersehen,  besonders:  Dactyliothecae  Lippertianae  univer- 
salis signorum  exempUs  nitidis  redditae,  mit  Text  von  Job.  Fb.  Chbist  und  Heyne,  Chilias  l. 
1755,  II.  1756,  III.  1763;  und  Raspe,  catalogue  des  empreints  de  Tassie,  London  1791, 
2  Bde.  m.  57  T.  (auch  englisch).  -  Zur  Kritik:  H.  K.  E.  Köhleb,  gesammelte  Schriften, 
Bd.  5.  6.  Petersb.  1852—53,  m.  20  T.  (sehr  skeptisch  in  Bezug  auf  die  Gemmen  mit  In- 
schriften); konservativer  A.  Fubtwämgler,  über  die  Gemmen  mit  Künstlerinschriften,  Jahrb. 
3,  105  ff.  193  ff.  m.  T.  3.  8.   4,  46  ff.  m.  T.  2. 

226.  Da,  wie  wir  sahen,  der  Aberglaube  bei  den  Ringsteinen  herein- 
spielt, dürfte  es  am  Platze  sein,  nach  dem  Schmuck  von  den  Amuletten 
zu  sprechen.  Um  in  chronologischer  Ordnung  zu  verfahren,  erwähnen 
wir  zuerst  die  kleinen  Beile  aus  seltenen,  schönen  oder  durch  Härte  aus- 
gezeichneten Steinen,  ein  Brauch,  der  sich  von  Babylon  und  Niniveh  0  bis 
herab  zu  den  „Derwischäxten"  der  Mohammedaner  und  den  MrgoneXtxta  der 
Neugriechen  verfolgen  lässt.*)  Solche  Beilchen  von  Diorit,  Hämatit, 
Nephrit,*)  Jadeit,  Gneis,  Eisenkiesel  und  Kieselschiefer  finden  sich  in 
Ägypten,*)  Syrien,*)  Indien,«)  am  oberen  Nil,^)  in  Nordeuropa,  sehr  zahl- 

*)  Im  brittiscben  Museum.  *)  Aus  Glasfluss:  Naukratis  I  S.  43. 


«)  H.  Martin,  Ra.  1865  XII  S.  293;  Er. 
EiBCHNER,  Thors  Donnerkeil  u.  die  steiner- 
nen Opfergerftte  des  nordgermanischen  Hei- 
dentums, Neustrelitz  1853. 

')  Verzeichnet  von  Fischer,  Anthrop. 
Korresp.  1881  S.  23  ff. 


^)  Alexandrette :  Rbinach,  chron.  p.  482. 
^)  Allahabad:    Anthrop.   Korresp.    1884 

S    13 

-')  ViRCHOw,  Ztsch.   f.  Ethnol.  1886  S. 
85  ff.;  ScHWBiNFUKTH,  das.  1885  S.  297  ff. 


246 


KlasBiache  KuiiBtArcUologie.    I.  Denkmftlerkande, 


reich  aber  im  westlichen  Kleinasien ^)  und  in  Griechenland.*)  In  dem  letzt- 
genannten Lande  begegnen  auch  kleine  Pfeilspitzen  und  Messer  eben 
aus  Obsidian.^)  Miniaturwaflfen  werden  in  Gräbern  überhaupt  als  Amu- 
lette aufzufassen  sein.*)  Die  eigentlichen  religiösen  Amulette  sind  in  der 
Regel  Götterbildchen  und  Figuren  heiliger  Tiere,  viel  seltener  dagegen 
Symbole.  Als  solche  werden  wir  die  augenförmigen  Edelsteine  bezeichnen, 
welche  im  neubabylonischen  Reich  dem  Nabu  gewidmet  wurden,«^)  ebenso  die 
altchristlichen  Fische.  <^)  Von  den  geschnittenen  Edelsteinen  sind  offenbare 
Amulette  am  ehesten  diejenigen,  welche  auf  beiden  Seiten  Gravierungen 
haben.  Die  abergläubischen  Gemmen  der  Gnostiker  und  ähnlicher  Sekten, 
welche  von  einer  häufig  wiederholten  Inschrift  Abraxas  heissen,  bilden 
nur  in  religionsgeschichtlicher  Beziehung  eine  eigene  Gruppe. 

Litteratur:  J.  Emele,  Qber  Amulette  und  was  darauf  Bezug  hat,  Mainz  1827,  mit 
3T.;  0.  Jahn,  über  den  Aberglauben  des  bösen  Blickes  bei  den  Alten,  Sitzungsber.  der 
Sachs.  Ges.  1855  S.  28  ff.  m.  T.;  J.  Becker,  ein  Amulett  aus  dem  Museum  zu  Wiesbaden, 
Wiesb.  1866  m.  Abb.;  Ad.  Baues,  Arch.-ep.  Mitt.  1,  68  ff.;  Schlukbebgeb,  R.  des  ^t.  gr. 
1891 ;  Albb.  Dietebich,  Abraxas,  Lpg.  1891.    Über  Zaubergehänge  Byzant.  Ztsch.  1,  359. 

Zu  den  abergläubischen  Zierstücken  dürfen  wir  weiters  auch  die 
Tempelchen  und  die  Glocken  zählen.  Die  ersteren  boten  an  Wallfahrts- 
orten den  Juwelieren  eine  einträgliche  Beschäftigung,  indem  die  Besucher 
goldene  oder  silberne  Nachbildungen  des  Tempels  kauften;  viele  davon 
mögen  wohl  an  Ort  und  Stelle  geweiht  worden  sein,  aber  die  übrigen 
wanderten  mit  nach  Hause,  dem  Besitzer  den  Schutz  der  Göttin  zu  sichern. 
Abgesehen  von  den  zahlreichen  aediculae  der  Göttermutter,  worin  diese 
sitzend  erscheint,')  erläutern  die  goldenen  Astartetempelchen  von  Mykene 
die  bekannte  Scene  in  Ephesos.®)  Einen  verwandten  Ursprung  mögen  die 
goldenen  Miniatururnen  Mittel- und  Nordeuropas  haben.^) 

Litteratur:  Bötticheb,  Tektonik  2,257;  Avellino,  descrizione  d'una  casa  sott.. 
1843  S.  20;  D.  Fbahcesconi,  illustr.  di  un'  umetta  lavorata  d'oro  etc.  all'  agemina,  Yen. 
1800,  m.  3  T. 

Die  Glocken  sind  jetzt  der  wichtigste  Gegenstand  der  Gelbgiesserei; 
im  Altertum  aber  gab  es  nur  Glöckchen  und  Schellen,  welche  überdies 
selten  dem  modernen  Zwecke  dienten.  ^^)  Häufiger  wurden  sie  Lieblings- 
tieren angehängt^*)  und  gegen  böse  Geister  geläutet,'^)  wozu  die  Beobach- 
tung, dass  die  Katzen  das  Schallen  verabscheuen,  beigetragen  haben  dürfte. 
Solche  Amulettglocken  sind  ausser  in  Bronze  gelegentlich  in  Blei  und  Gold 


^)  Anthr.  Gorresn.  1874,  57;  zahlreiche 
in  der  Münchner  prähistorischen  Sammlung. 

')  PoLiTis,  HttQyaaaos  4,  596  f.;  Anthr. 
Corresp.  1874  8.  85  ff.;  Vibcbow,  Ztsch.  f. 
Ethnol.  1886  S.  85  ff.;  Bch.  11,  490;  Jektloy 
Tijff  'Earlag  Nr.  481. 

»)  Ath.  Mitt.  1886  S.  15  ff.;  Schliemann, 
Tiryns  S.  56  f.;  noch  in  Gräbern  römischer 
Zeit:  Ross,  Inselreisen  1,  161. 

^)  Vgl.  Klemm,  germanische  Altertums- 
kunde S.  368  m.  T.  23;  Mon.  ined.  I  860  A.l. 

*)  Am.  J.  3,  338  f. 

^)  Z.  B.  ein  Karneol  in  Würzhurg. 

^)  Z.  B.  LB  Bas,  voyage  arch.  T.  43; 
vgl.  Stxphani,   der  ausruhende  Herakles  S. 


320  f.  (68  f.);  Gonze,  Sitzungsher.  d.  prensa. 
Akad.  1878  S.  866  f.;  AZ.  1880  S.  1  ff. 

^)  Acta  apost.  19,  24;  karthagische  Vo- 
tive:  Diod.  20,  14,  3;  Abb.  bei  Sobliexann, 
Mykene  S.  306. 

')  Aus  Etrurien  im  M.  Gregoriano  und 
in  München;  aus  Unter-Glauheim  (Bayern): 
Koch,  Alpenetrusker ,  Lpg.  1853  S.  48  (ei- 
förmig); zwei  in  Schweden:  Wibbro,  d.  £in- 
fluss  d.  klass.  Völker  auf  den  Norden  S.  21 
A.  5. 

*'^)  Morgenglocke:  Lucian.merc.cond.24. 

*')  Jahn,  Abh.  d.  bayer.  Akad.  8,  275  ff. 

*')  Jahn,  Ber.  der  sächs.  Gres.  1855  S. 
79;  A.  1880  p.  295  ff.;  Bbuzza,  AZ.  33,  55  f. 


Kap.  Vn.    Die  kanstgewerbL  Arbeiten  nach  Form  n«  Veriieriisg.    (§  227.)     247 


ausgeführt  worden.')     Auch  die  Cymbeln   (Schallbecken)*)  waren  nicht 
bloss  liturgische,  sondern  zugleich  Geister  bannende  Werkzeuge. 

Litteratar:  Ako.  Rocha,  de  campanis,  Rom  1612;  Hibb.  [Magiub,  de  tmiinnabulis, 
Amsterdam  1664  m.  Abb.;  Hbnr.  Arn.  Stockfleth,  de  campanarum  usu  apud  veteres,  Al- 
torf 1665;  L.  MoBiLLBT,  6t  sur  Temploi  des  clochettes  chez  les  anciens  et  depuis  le  triompbe 
da  cfaiistianiBme,  Dijon  1888,  m.  12  Abb.  u.  12  T.;  eine  Abbildung  auch  bei  Gaylub,  recueil 
VI  T.  90, 6. 

227.  Vom  Schmucke  sind,  wir  ausgegangen  und  kehren  zu  ihm  wieder 
zurück,  indem  wir  die  Toiletteninstrumente  anhangsweise  besprechen. 
Durch  ihre  Zahl  nehmen  unter  den  Antiquitäten  die  Metallspiegel  einen 
hervorragenden  Platz  ein.  Die  Spiegel  aus  Silber,  wie  sie  die  vornehmen 
Damen  gebrauchten,*)  sind  freilich  fast  alle  verschwunden;  dafür  gibt  es 
tausende  von  bronzenen  Spiegeln,^)  die  meistens  runde  Form  haben;  doch 
konmit  durch  Einbeziehung  des  Griffes  auch  eine  geschweifte,  bimenähn- 
liche  auf,  von  welcher  Praeneste  viele  Exemplare  geliefert  hat.  Wo  es 
nicht  auf  den  praktischen  Gebrauch  ankommt,  wie  bei  Grabbeigaben,  er- 
halten die  Spiegel  durch  Aufkrämpung  der  Ränder  konkave  Gestalt.  Da 
die  Platte  benutzbar  sein  soll,  wendet  sich  der  Yerschönerungstrieb  zuerst 
dem  Griff  zu  und  gibt  ihm  im  Hinblick  auf  den  Gebrauch  die  Form  einer 
nackten  oder  bekleideten  Frau,  ein  ägyptisches  Motiv,  **)  welches  vor  den 
Perserkriegen  auch  die  griechische  Fabrikation  beherrschte;  nach  orientali- 
schem Vorgang,  weil  vermutlich  solche  Spiegel  häufig  der  Astarte-Aphro- 
dite  geweiht  wurden,  erhält  die  Frau  mehrmals  göttliche  Attribute.^)  An 
ihr  lassen  sich  durch  schwebende  Eroten,  geflügelte  Sphinxe  u.  dgl.  sozu- 
sagen Tangenten  herstellen,  welche  die  Grifffigur  mit  der  Spiegelscheibe 
fester  verbinden.  Diese  Übergangsfiguren  passen  auch  zu  einfacheren 
Stielen;  am  entgegengesetzten  Teile  der  Peripherie  entspricht  ihnen  ein 
kleiner  Aufsatz,  gebildet  z.  B.  aus  ein  paar  Vögeln.  Die  meisten  italischen 
Spiegel  und  ein  Teil  der  griechischen  sind  an  der  aufgekrämpten  Seite  mit 
gravierten  Zeichnungen  ausgestattet,  welche  meistens  auf  die  Mythologie 
oder  auch  auf  den  Gedankenkreis  der  Benutzerinnen  Bezug  haben.  Aus- 
nahmsweise hebt  sich  das  Bild  in  tauschierter  Arbeit  ab.^)  Eine  andere 
Spiegelart  gleicht  einer  runden  Büchse  mit  befestigtem  Deckel  und  pflegt 
Klappspiegel  genannt  zu  werden;  hier  gibt  der  Deckel  Gelegenheit  zur 
Ciselierung.®)  Manche  beliebte  Darstellung  mag  mit  einem  Stempel  her- 
gestellt worden  sein.®) 

Litteratar:  Gbbhard's  Werk  über  die  etmskischen  Spiegel  s.  S.  4;  db  Wittb,  les 
miroirs  chez  les  anciens,  Bruz.  1872,  Par.  1873;  Beckmakv,  Beiträge  IIl  4.  Stück;  Bot- 
TiOEB,  Vasengemälde  H.  3  S.  46;  A.  Schippke,  de  speculis  Etruscis  quaestt.  I.,  Breslau  1881 ; 
Mus.  Greg.  I  T.  61  ff.  91  ff.;  mehrere  kampanische  MB.  9, 14. 


*)  Blei,  im  Mttnchner  Anüq.  483;  Gold, 
vom  Esquilin  AZ.  33,  55;  an  Geräten  befe- 
stigt: KoNDAKOF,  antiquit^s  S.  241.  243. 

*)  Fkabbel,  AZ.  34,  28  ff.  m.  T.  5;  Cbü- 
sius,  Philol.  52,  514  ff. 

')  Aus  Gold  mit  Edelsteinen  Plut.  conj. 
praec.  14. 

*)  Mit  goldenem  Griff,  aus  der  Krim: 
KoHDAKOF,  antiquitäs  S.  311. 

^)  WiLKiHsoN,  customs  II  351  =  EbhaRi 
Ägypten  I  317. 


•)  Bbbnoctlli  ,  Aphrodite  S.  85  ff. ;  0. 
RossBACH,  griech.  Antiken  S.  36  ff.  m.  T.  2, 
1 ;  FuBTWANQLEB  in  Röscher *s  Lexikon  1, 411 . 

')  Ra.  1868  T.  13  (aus  Ljron). 

")  Z.  B.  Fbibderichs,  kleme  Kunst  3  ab; 
Myloras,  ila^yaaao'c  1,  39  ff.  m.  T.  1;  Ga. 
1876  T.  10;  AZ.  1876  S.  8  m.  T.;  Ant.  du 
Bosph.  Cimm.  43;  CR.  1865  T.  5;  Ra.  III, 
21,  80  ff.;  in  Thon  imitiert,  aus  Olympia , 
Berl.  Antiq.  6287. 

')  Fbibdebichs,  kleine  Kunst  3  ab. 


248 


SlaBBische  EmiBtarohftologie.    I.  Denkmftlerkiinde. 


Die  Toilette  wird  durch  Ohrlöffelchen  (auriscalpia)  mit  Nagel- 
putzer>)  und  durch  Riechbüchschen  (sogenannte  Siegelkapseln)*)  vervoll- 
ständigt. Von  Kämmen  sind  Exemplare  aus  Bein,  Elfenbein  imd  Bronze 
erhalten,^)  doch  nur  mit  dürftigen  Verzierungen  (meist  Drechselomamen- 
ten).  Die  Fächer  haben  jedenfalls  ein  wichtiges  Gebiet,  in  welchem  sich 
Luxus  und  Phantasie  entfalten  konnten,  abgegeben;  die  jüngeren  Vasen- 
bilder und  die  Wandgemälde*)  liefern  mannigfaltige  Bilder,  welche  eine 
eigene  Darstellung  verdienten.  Eine  vollständige  Sammlung  von  Toilette- 
artikeln führten  manche  der  Cisten  vor  Augen,  über  welche  §  238. 

Litteratur:  Ägyptische  Formen  der  Fächer  und  Sonnenschirme:  Tr.  b.  a.  8,  386  flf 
m.  Tafehi. 

228.  Während  der  Schmuck  vorwiegend  dem  weiblichen  Geschlechte 
zukam  und  in  griechischen  Staaten  einem  Manne  nach  den  Perserkriegen 
das  „  Goldtragen "  ausdrücklich  gestattet  werden  musste,  konzentrierte  der 
Mann  der  kriegerischen  alten  Zeit  seine  Prunk-  und  Putzlust  auf  schöne 
Waffen.  Da  dieselben  oft  in  das  Grab  mitgegeben  wurden  —  natürlich 
sind  dies  lieber  Paradewaflfen^)  als  brauchbare  Eriegswerkzeuge  —  und 
auch  Schlachtfelder  (z.  B.  Alesia)  ergiebig  sind,  zählen  die  erhaltenen  Waffen- 
stücke nach  Tausenden.  Eine  hervorragende  Waffensammlung  besitzt  Neapel ; 
auch  die  Museen  von  Berlin  und  Olympia,  die  Waffensammlungen  von 
Tscharskoje  Selo,  Turin  und  Paris  [Musie  d'artillerie)  bieten  viel.  Eampanien 
scheint  auf  schöne  Waffen  der  Gladiatoren  grossen  Wert  gelegt  zu  haben.  *^) 
Was  die  alten  Abbildungen  anlangt,  so  ist  besonders  auf  die  Balustrade 
von  Pergamon  (Altertümer  von  Pergamon  11  S.  95  ff.  T.  43 — 50),  das  Heroon 
von  Trysa  und  die  Trajanssäule  hinzuweisen. 

Litteratur:  Neapel,  s.  Fjorblli's  Spezialkatalog  (arme  antiche)  8.  41;  Berlin:  Fbib- 
DEBICH8,  kleine  Kunst  S.  218  £f.;  Mailand:  A.  Bazzebo,  le  arme  ant.  nel  maseo  di  arch.  in 
Mil.,  Mil.  1880;  Olympia:  Bronzen  S.  110;  Alesia:  Vebcberb  de  Reffte  (im  Namen  Na- 
poleons III.)>  les  armes  d'Alise,  Ra.  n.  s.  10,337  ff.  m.  Abb.;  Qüichbrat,  examen  des  armes 
trouväes  ä  Alise  St.  Reine,  Paris  1865,  m.  1  T.;  Tiefenau  in  der  Schweiz:  Bonstbttbk,  notice 
sur  les  armes  et  chariots  de  guerre  däcouverts  ä  T.,  1751.  —  Handbttcher:  F.  A.  C.  v. 
Specht,  Geschichte  der  Waffen  I.  (vorgeschichtliche  Zeit),  Lpg.  1870,  m.  18T.;  M.  Jahks, 
Handbuch  einer  Qeschichte  des  Kriegswesens,  Lpg.  1880  m.  Atlas;  A.  Demhin,  £ncyklopädie 
der  Waffenkunde,  3.  Aufl.  Gera  1892,  m.  4500  Abb.;  Guhl-Ei^oelhank,  Leben  der  Griechen 
S.  382  ff.  829  ff.;  Keller,  älteste  Waffen,  Mitt.  d.  Zur.  Ges.  I.  m  T.  7. 

Das  Schwert  und  der  Dolch,  von  welchem  das  Messer  kaum  zu 
trennen  ist,  können  eine  Zierform  der  Klinge  haben,  und  zwar  die  Blatt- 
form, welche  den  praktischen  Vorteil  besitzt,  dass  der  Schwerpunkt  dabei 
nach  vorne  liegt;  sie  war  schon  in  der  Ramessidenzeit  gebräuchlich  und 
kam  erst  in  der  Eaiserzeit  ab.')  Das  Sichelschwert  {axivdxr^q^  ccQiirjy  ensis 
falcatus)  ist  hauptsächlich  asiatisch,®)  begegnet  aber  in  der  Perseussage 
und  als  Ausnahme   bei  den  Italem.®)     Ihm  entsprechen  die  halbmondför- 


')  ScBUMACHEB,  BroBzen  T.  2,  4.  5 ;  MB. 
9, 15.  18. 

«)  SCHÜMACBEB  T.  3,  47.  48. 

»)  Z.  B.  MB.  9,  15,  5—8. 

*)  Z.  B.  MB.  8,  21. 

*)  Für  die  nofiriij  Herodian.  7,  11,  7.  — 
Unheilvolle  Waffen  sind  bei  den  Dichtem 
schwarz  gefasst  (Aeschyl.  Agam.  1127. 
Sept.  43). 

•)  MB.  3,  60.  4,  13.  7,  14.  15,  30. 


^)  LiHDENSCHMiT  II  H.  1  T.  3  ff. ;  abge- 
bildet z.  B.  noch  an  einem  etroskischen 
Spiegel  MB.  13,  53,  am  frühesten  aber  in 
ägyptischen  Darstellungen  der  Syrer:  Max 
MüLLEB,  Asien  n.  Europa  S.  305  m.  Abb. 

*)  Benndobf,  Heroon  v.  Trysa  S.  137  f.; 
noch  unter  Herodes  Joseph,  ant.  14, 424; 
kleines  Sichelschwert  bei  Göttern:  Menaht, 
glyptique  II  S.  97  F.  93.  94. 

')  Kampanisch   nach   Vergil    Aen.  VII. 


Kap.  YJL    Die  knnstgewerbl.  Ajrbeitea  nach  Form  a.  Teradernng.    (§  228.  )  249 

migen  Messer,  welche  oft  Rasiermesser  genannt  oder  auch  für  Ledermesser 
(^ Keile*)  erklärt  wurden.^)  Sie  gehören  zu  den  Kennzeichen  orientalischen 
Einflusses  auf  das  europäische  Binnenland  und  den  Norden.  War  die 
Klinge  nicht  zu  wirklichem  Gebrauche,  sondern  nur  zum  Prunke  bestimmt, 
so  erhielt  sie  auch  ornamentalen  oder  figürlichen  Schmuck.  Ersterer  passte 
nicht  bloss  für  den  Platz,  wo  der  Griff  ansetzte ;  ^)  wahre  Prachtstücke 
sind  die  eingelegten  Dolche  von  Mykene  und  das  sogenannte  Schwert  des 
Tiberius  im  brittischen  Museum.  3)  Der  Ansatz  des  Griffes  ist  in  älterer 
Zeit  leichter  zu  verschönem,  weil  die  Parierstange  fehlte.*)  Die  Nägel, 
welche  den  Griff* mit  der  Klinge  verbinden,  mögen  aus  edlerem  Stoffe 
(Silber  auf  Erz,  Gold  auf  Silber)  bestehen,  wie  uns  Homer  lehrt;  häufig 
sind  sie  in  Hufeisenform  gruppiert.^)  Ausser  den  Nägeln,  gravierten  oder 
getriebenen  Ornamenten  und  Gold-  oder  Elfenbeinbelag®)  darf  der  Griff 
plastische  Form  bekommen,  wozu  den  nächsten  Anlass  die  Jagddolche,  mit 
welchen  die  getroffenen  Tiere  abgefangen  und  ausgewaidet  wurden,  boten.  ^) 
Auch  in  diesem  Punkt  hat  der  individuelle  Geschmack  manches  geneuert.^) 

Litteratur:  I.  ühdset,  die  ältesten  Schwertformen,  Ztsch.  f.  Ethnol.  22, 1  ff.;  Naue, 


prähistorische  Schwerter,  München  1885,  m.  T.;  Bastiait  u.  Voss,  die  Bronzeschwerter  des 
kgl.  Museums  zu  Berlin,  Berlin  1878;  G.  Mariotti,  sui  pugnali  di  bronzo  scop.  a  Castione 
dei  Marchesi  nel  Pannigiano,  Parma  1876  m.  1  T.;  R.  Bürtok,  the   book  of  the  sword, 


London  1884;  Auslage  eines  Messerschmiedes,  abgeb.  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1861  T.  9,  9.  Ein- 
schlagmesser  mit  figuriertem  Heft:  Likdenschmit  II  5,  2.  Die  Petermandrsche  Sammlung 
in  der  k.  k.  Fachschule  zu  Steyr  enthält  Messer  aller  Zeiten. 

Neben  dem  Schwerte  kommen  noch  in  Betracht  die  Schwertscheide 
—  eine  prächtige  goldene  mit  Figuren  kam  aus  NikopoP)  — ,  das  Wehr- 
gehänge ^®)  und  der  Schwertgurt,  welcher  aber,  da  früher  die  Schwerter 
über  der  Schulter  getragen  wurden,  mit  dem  Wehrgürtel  zusammen  zu 
behandeln  ist. 

Da  die  Eriegswaffen  aus  den  Werkzeugen,  mit  welchen  der  Mensch 
den  Kampf  ums  Dasein  führt,  sich  entwickelt  haben,  nimmt,  je  einfacher 
und  altertümlicher  die  Verhältnisse  sind,  das  Beil  einen  desto  wichtigeren 
Platz  in  der  Ausstattung  des  Mannes  ein;  es  hat  daher  zahlreiche  „prä- 
historische" Formen  in  Stein,  Kupfer  und  Bronze,  welchen  nur  mittelbare 
Bedeutung  für  die  Kunstgeschichte  zukommt.  Unter  den  eigenartigen 
Hauptformen  heben  wir  hervor  den  Kelt,  der  auf  der  einen  Seite  eine 
meisselförmige  Schneide  hat,  während   er  auf  der  anderen  walzenförmig 


732;    bei   Gladiatoren    vorkommend    (Mab-  I  köpf  (aus  Bein)  in  Paris,   Abguss  in  Berlin 

quABDT,  röm.  Staatsverw.  IIP  563).  G  79;  Vogelkopf:  Benndorf,  griech.  u.  sie. 

')  Fbiedbbicbs,    kleine  Kunst   1217  ff.  '  Vasenb.  T.  5;  prachtvoller  Griff  mit  Jagd- 

(Ledermesser);  Hrlbio,  AZ.  32,  168  f.  1  bildem,  aus  Tschertomlizk :  Kondakof,  anti- 

*)  Z.   B.   Wolfszahnomament:    Lindbn-  '  quit^s  S.  304. 

8CHXIT  T  6,  2,  1.  8. 5.  I  8)  2.   B.   Viergespann   Val.   Max.    1,  8 


')  L.  Lbbsch  im  Bonner  Winckelmanns-  '  ext.  9. 
progr.  1848  m.  T.;  Jak.  Beckkb  (S.  152  Z.  4  |  ')  CR.  1864  T.  5,  1  S.  172  ff.;  vgl.  die 

V.  u.).  I  Statuette  bei  v.  Sacken,  antike  Bronzen  T. 

*)  Z.  B.   in  den  alten  Dipylongräbem :   '  42  S.  104.    Eine   ornamentierte   ist   in    der 

UiTDBBT,  Ztsch.  f.  Ethnol.  1890  S.  2.  '  Iliupersis  des  Brygos  (üblichs,  Beiträge  T. 

*)  LiwDENSCHMiT  I  2,  4,  3—6.  6, 2,  2,  5.8,   j  18)  abgebildet. 
3^  1 — 4a.  11,  2,  1.  5—8.  II  11,  8,  4—6.  ***)  Diodor  notiert  aus  Poseidonios,  dass 

*)  Gold:  CR.  1864  T.  5,  2.  !  die  Kelten  die  Schwerter  an  bronzenen  oder 


')  Mit  Eberkopf  Boom.  19,  237  ff.  mit 
T.  8;   babylonischer  Dolch  mit  Kaninchen- 


eisernen  Gehängen  trugen  (5,  30,  3j. 


250 


KlaBsisohe  EanBtaroh&ologie.    L  De&km&lerkiiiide. 


ist,  um  angesteckt  zu  werden.  Der  Palstab  (vom  altnordischen  päU 
Spaten,  Hacke)  gleicht  einem  kurzen  dicken  Meissel  oder  Stemmeisen  und 
ist  mit  der  keilförmig  zulaufenden  Seite  in  einen  Schaft  eingefügt.  Die 
Hammeraxt  ist  nach  vom  zugespitzt  und  hat  ein  Stielloch,  das  zwischen 
scharf  ausgearbeiteten  Ecken  liegt.  Bronzene  Beile  mit  zwei  Ösen  scheinen 
Westeuropa  eigentümlich.  *)  Die  Beile  mit  gekrümmter  Schneide  sind  ihrem 
Ursprünge  nach  ägyptisch.^)  Das  Doppelbeil  scheint  eine  asiatische  Waffe 
zu  sein,  ohne  dass  es  die  Europäer  verschmäht  hätten.^) 

Litteratur:  H.  Schbeibbb,  die  ehernen  Streitkeüe  zumal  in  Deutschland,  Freiburg 
1842;  W.  OsBOBNB,  das  Beil  u.  seine  typischen  Formen  in  der  vorhistorischen  Zeit,  Dresden 
1887  f.  m.  19  T.  Aus  Moscardi's  Museum  (T.  9)  wurden  bronzene  Gelte  als  Eatapultenstttcke 
veröffentlicht. 

Seltenere  Waffen  sind  die  Streithämmer,*)  die  bronzenen  Morgen- 
sterne^) und  gar  die  ostafrikanischen  Wurf  eisen,  welche  im  Altertum  nur 
durch  ägyptische  Abbildungen  belegt  sind.^) 

Die  Lanze  hat  mit  dem  Schwerte  in  der  Blattform')  Verwandschaft, 
doch  weicht  diese  in  der  Eaiserzeit  fast  ganz  der  kantigen.  Bei  den 
Etrusken  finden  sich  manche  Eigentümlichkeiten.  Die  Entwicklung  der 
Pfeilspitzen*)  verläuft  parallel. 

229.  Besseren  Anlass  zu  reichem  Schmucke  ergaben  die  Schutzwaffen. 
Den  Schild  schmücken  als  technische  Ornamente  die  konzentrisch  ange- 
ordneten Nägel  oder  Buckel  und  der  die  Mitte  verstärkende  Schildbuckel, 
welcher  den  Träger  wappenmässig  kennzeichnet  und  meist  zugleich  die 
Feinde  schreckt  oder  verhöhnt.*)  Über  die  Schildzeichen  geben  die  Vasen- 
bilder und  die  Dichter  i*^)  genügenden  Aufschluss.  Ausgehend  von  jenen 
konzentrischen  Nägelreihen,  teilte  man  das  Rund  des  Schildes  in  konzen- 
trische Kreise,  welche  zur  Zeit  orientalischen  Geschmackes  mit  Tierreihen 
oder  anderen  Figuren  ausgefüllt  wurden.  Der  pseudohesiodische  Schild 
liegt  noch  innerhalb  der  Grenzen  der  Möglichkeit,  der  homerische  aber 
bereits  jenseits.  Die  erhaltenen  Schilde  sind  zumeist  Wandzierden  oder 
Votivstücke,  daher  aus  Blech  mit  Holzunterlage  gearbeitet.  Nach  Ab- 
bildungen trugen  manche  Schilde  an  der  Innenseite  Malereien.  *0 

liitteratur:  Hübneb,  Arch.-epigr.  Mitt.  2,  105  ff.  vgl.  CIL.  VII  495  (Schildbuckeln); 
G.  H.  FucBS,  de  ratione  quam  veteres  artifices,  inprimis  vasorum  pictores  in  clipeia  ima- 
ginibus  exomandis  adhibuerint,  Göttingen  1852;  Massieu,  degli  scudi  votivi  1748. 


')  Am  häufigsten  in  Andalusien,  dann 
Portugal  (Anthr.  Corresp.  1882  S.  35),  Eng- 
land und  Irland  (Evans,  the  ancient  bronze 
implements,  London  1881  Fig.  86-88.  92. 
106  f.);  seltener  in  Frankreich:  Evans  a.  0. 
S.  96.  105. 

^)  Max  Mülleb,  Asien  u.  Europa  S.  9. 

^)  Z.  B.  war  die  bipennia  nach  Silius 
(4,  15)  römische  Waffe  im  zweiten  punischen 
Kriege. 

*)  Viele  von  Stein  in  den  nordischen 
Museen:  Worsaas  S.  13  Nr.  38.  14  Nr.  45, 
in  Bronze  S.  25  Nr.  104  f.  26  Nr.  106  ff.;  ab- 
gebildet am  Hünengrab  von  Merseburg,  Anthr. 
Corr.  1881  8.  51. 

^)  Mehrere  in  Steiermark  gefunden,  jetzt 


in  Graz. 

^)  Max  Mülleb,  Asien  u.  Europa  S.  6 
m.  Abb. 

^)  Z.  B.  unter  Ptolemaios  Euergetes: 
Brit.  Mus.  Ptolem.  T.  17,  1.  2. 

^)  Über  eine  eigentümliche  Form  Löscboke, 
AZ.  34,  109  A.  3. 

«)  0.  Jahn,  Ber.  d.  sftchs.  Ges.  1855  S. 
57  f.  63  f.;  Hübneb,  Arch.-ep.  Mitt.  2,  105  ff. 
T.  6. 

^°)  Z.  B.  ausser  Homer  Stesichoros  70; 
Aischylos,  Sieben  525;  Vergil  Aen.  7,  789  ff. 

*')  Gigantenvasen  aus  Melos  M.  grecs 
1875  T.  1  und  Tanagra  'ßy.  a>/.  1883  T.  7 
(dazu  TsuNTAS  Sp.  174,  1). 


Kap.  TIL    Die  kiinfligewerbl.  Arbeiten  nach  Form  n.  Tersiernng.    (§  229.)    251 


Der  Brustharnisch  war  in  seiner  UnfÖrmlichkeit  anfangs  nichts 
weniger  als  ein  Schmuck  des  Kriegers;  nur  Spiralen  zierten  ihn,  welche 
die  Teile  yome  verbanden.  *)  Allmählich  lernten  die  Plattner  ihn  den  Formen 
des  menschlichen  Körpers  nachzubilden.  Mit  sorgfältiger  Gravierung  und 
Ciselierung  wurden  nun  Prachtstücke  hervorgebracht,  für  welche  gewiss 
wirkliche  Künstler  die  Entwürfe  machten  wie  Mielich  und  Schwarz  zu 
fürstlichen  Rüstungen.  Einige  Originale  sind  erhalten,*)  werden  jedoch 
von  den  Abbildungen  an  späten  Vasen')  und  namentlich  an  Statuen  römi- 
scher Kaiser  und  Generäle*)  bei  weitem  übertreffen.  Zum  Harnisch  ge- 
hören manchmal  Schulterbeläge,  von  denen  es  auch  verzierte  Exemplare 
gibt.^) 

Unterhalb  des  Harnisches  schützte  der  Wehrgurt  den  Leib.  Der 
Ledergürtel  geht  uns  wegen  seiner  bronzenen  Gürtelschnalle  hier  an.  Künst- 
lerischer ist  der  breite  Bronzeblechgürtel  mit  Leinwandunterlage,  welcher 
im  6./5.  Jahrhundert  graviert,  ß)  später  aber  getrieben  wurde.  ^) 

Litteratur:  Alb.  Müllbb,  das  oingnlam  militiae,  Fr.  v.  Plön  1873,  m.  1  T. 

Die  Beinschienen  haben  für  die  Kunst  wenig  Interesse,  wenn  auch 
zu  den  vollen  Prachtrüstungen  kunstvolle  Stücke  aus  Bronze  gehörten.®) 
Dagegen  hat  der  Helm  die  Phantasie  der  Waffenschmiede  vielfach  be- 
schäftigt. An  erster  Stelle  wird  der  Helm  erhöht  und  imposanter  ge- 
staltet. Als  der  Krieger  noch  einfach  ein  Tierfell  über  den  Kopf  zog, 
mag  er  oft  den  Kopfteil  eines  Rindes  genommen  haben.  Darauf  weisen 
wohl  die  Helme  mit  nachgebildeten  Hörnern,  wie  sie  in  der  Ramessiden- 
zeit  von  manchen  Völkerschaften  getragen  wurden®)  und  sich  besonders 
in  Italien  erhalten  zu  haben  scheinen. '<^)  An  den  königlichen  Adler  erinnert 
der  Flügelhelm,*')  dessen  bescheidenere  Form,  die  geflügelte  Filzhaube  in 
Lykien  getragen  wurde. '2)  Den  Feind  sollte  ein  nickender  Haar-  oder 
Federbusch  verwirren,  worin  sich  der  Südländer  kaum  genug  thun  konnte. 
Neben  den  doppelten  Hörnern  und  Flügeln  steht  der  doppelte  Busch,  i») 
Mit  einem  dreifachen  lässt  sich  der  Päonierkönig  Audoleon  (315 — 286) 
abbilden;**)  drei  Bügel  hat  oft  die  Göttin  Athena,  selbst  wenn  sie  im 
Kleinen   dargestellt   wird.**)     Der  Bügel   mag   die  Form    eines   ruhenden 


^)  Offc  in  schwarzfigurigen  Vasenbildern; 
alexandrinisch,  s.  A.  37,  286  A.  1. 

*)  Z.  B.  in  Olympia  und  aus  Zante  Bch. 
1883  T.  1/2. 

')  Z.  B.  an  einer  Prachtvase :  Millingbn, 
peintures  T.  49,50  =  AZ.  III  T.  36. 

*)  Bonner  Studien  S.  1  ff.  m.  T.  1—3. 

»)  Z.  B.  MB.  4,  29. 

•)  Helbio,  das  hom.  Epos  S.  ^288  ff.; 
griechischer  in  Athen. 

')  Mit  Medaillons  MB.  5,  29;  einen 
prachtvollen  beschreibt  Quintus  Smymaeus 
10,  180  ff. 

8)  MB.  4,  13,  1-3.  7,  14. 

*)  Von  den  Schardana  nach  ägyptischen 
Bildern;  Sohliemanv,  Mykene  S.  213. 

^°)  In  Ghiusi  (verdoppelt):  Milchhöfeb, 
Anfänge  S.  96;  Bronze  aus  Sicilien:  Catlus 
y  T.  60,  1;  Vasenbild  bei  Tischbuh  3,  43; 


Gbrhabd,  Spiegel  4,  399;  [Stierhömer  mit 
Ohren  auf  Tetradrachmen  des  Seleukos  T., 
in  Beziehung  auf  den  Stierdionysos:  Hbad, 
historia  num.  p.  638  F.  336] ;  mit  Helmauf- 
satz dazwischen,  abgeb.  in  Herculaneum  MB. 
7,  7;  Liv.  27,  33,  2;  Verg.  Aen.  12,89  cornua 
cristae  von  Turnus. 

")  Bbnndobf,  Heroon  von  Trysa  8. 137; 
abgebildet  an  einer  pränestinischen  Ciste 
MB.  14,  40. 

»2)  Herodot  7.  92. 

'*)  Auf  unteritalischen  Vasen  abgebil- 
det: Gbbhabd,  Trinkschalen  und  Gefässe 
T.  D;  Heydbhann,  Vasensamml.  3230  u.  A. 

*^)  Brit.  Mus.  Macedonia  p.  4,  m.  Abb. 

1^)  Z.  B.  aus  Industria  Glarao  462,  848a; 
Köln:  Rhein.  Jahrbb.  64,  72;  Cabapanos, 
Dodone  T.  11,  4. 


252 


KlasBisohe  Ennstarohäologie.    I.  Denkmftlerkaiide. 


Tieres,  einer  Sphinx  oder  eines  Schwanenhalses  haben.  *)  Da  die  Schläfen- 
teile eines  stärkeren  Schutzes  bedurften,  lag  es  nahe,  hier  omamentale 
Figuren  aufzusetzen,  was  die  Athenabilder  am  besten  illustrieren;  Pheidias 
und  athenische  Tetradrachmen  brachten  dabei  den  Pegasös  in  die  Mode.') 
Geflügelte  Wesen,  wie  die  Chimaira,^)  waren  ja  überhaupt  für  diese  Stelle 
geeignet.  Eine  Musterkarte  phantastischer  Paradehelme  geben  die  Sassa- 
nidenmünzen.  In  der  Schlacht  bot  natürlich  nur  der  das  ganze  Gesicht 
bedeckende  Helm,  welchen  man  korinthisch  zu  nennen  pflegt,  hinreichen- 
den Schutz.  Gleich  dem  Brusthamisch  wurde  er  mit  der  Zeit  den  Gesichts- 
formen treu  angepasst,  so  dass  der  Gesichtshelm  (Maskenhelm)  ent- 
stand;*) er  war  bei  Galliern  und  Lusitaniern  verbreitet,^)  jedoch  auch  den 
klassischen  Völkern  wohlbekannt.®)  Bei  Prunkhelmen  genügten  indes 
Wangenstücke  vollauf,  welche  bequem  ciseliert  werden  konnten.  Unter- 
italien hat  schöne  Arbeiten  geliefert,')  vorab  die  herrlichen  Helmwangen 
mit  Figuren  unter  den  Bronzen  von  „Siris**.®) 

Litteratur:  Heuzet,  6a.  6,  145  ff.  m.  Abb.  (Formen  im  Orient  und  Altgriechenland); 
Bauer,  Eriegsaltertümer  351  A.  3.  4  (5.  Jahrhundert) ;  A.  46, 46  ff.  m.  T.  (Helmschmuck) ; 
A.  Bebtband,  le  casque  de  Berry,  Ra.  29  (1875),  244  ff.;  prächtige  Exemplare  z.  B.  MB. 
7, 14.  10, 31;  Fund  von  Negau  in  Steiermark  (6  Helme,  jetzt  m  Graz):  Mitt.  d.  Gentralkomm. 
1880  S.  33  ff.;  skythische  Formen:  Kondakof,  antiq.  p.  48  f. 

Wollen  wir  auch  die  fernwirkenden  Geschosse  hereinziehen,  so  er- 
übrigen, da  die  Pfeilspitzen  schon  S.  250  besprochen  sind,  nur  die  Schleu- 
dergeschosse. Während  von  denen  der  älteren  Zeit  nur  zu  bemerken 
sind,  dass  manche  aus  „Glückssteinen''  wie  Haematit  bestanden,  empfan- 
den im  Diadochenzeitalter  und  unter  den  ersten  Kaisern  sogar  die  ge- 
gossenen Schleuderbleie,  an  deren  Stelle  oft  steinerne  (wie  in  Gallien)  oder 
thönerne  (in  Karthago)  Verwendung  fanden,  die  Wirkung  künstlerischen 
Sinnes.  Die  thönerne  Form  machte  das  tötende  Blei  meist  zu  einem 
Fruchtkern,  einer  Mandel  oder  Olive  (in  Carthago,  Gallien  und  auf  Sicilien 
aus  dem  Sklavenkrieg  von  133  v.  Chr.)  oder  einer  Pflaume  (in  Asculum  vom 
Bundesgenossenkrieg  und  Perusia  41/0  v.  Chr.). 

Litteratur:  Gottfr.  Sempeb,  die  bleiernen  Schleudergeschosee  der  Alten,  Frankfurt 
1859  m.  Abb.  u.  7  T. ;  W.  Vischeb,  antike  Schleuderbleie,  Basel  1866.  m.  1  T.  (archäol.  und 
epigraphische  Schriften  II.);  CIL.  I  642  ff.;  Th.  Bergk,  Rhein.  Jahrbb.  LV/VI  1875  S.  1  ff. 
m.  3  T.;  CIL.  IX  6086,  I-XLVIII.  X  8063,  1-5;  Eph.  epigr.  VI.  glandes  plumbeae,  Berlin 
1885.  m.  2  T.;  Kbvilbb,  Ra.  III  2,  281  ff. 

Als  Accedens  der  Waffen  wollen  wir  noch  auf  die  Feldzeichen, 
deren  manche  erhalten  sind,  hinweisen.  Plastische  Feldzeichen  sind  be- 
reits in  assyrischen  Reliefs  abgebildet;  die  Römer  haben  die  Tierbilder  zu 
den  Tierzeichen  in  Beziehung  gesetzt. 

Litteratur:  A.  v.  Domaszewski,  die  Fahnen  im  römischen  Heere,  Abhandl.  des 
arch.-enigr.  Sem.  der  Univ.  Wien  V.  (Wien  1885)  u.  Arch.-ep.  Mitt.  15, 182  ff.  (Tierbilder); 
persiscner  (?)  Standartentr&ger  an  einer  Durisvase:  Wiener  Vorlegebl.  VII  T.  3. 


*)  Benndorf,  Heroon  S.  140  A.  1;  Wie- 
ner Vorlegbl.  1888  T.  1,  1. 

')  Lange,  Ath.  Mitt.  6,  81;  Relief  in 
Smyma:  Ath.  Mitt.  7  T.  1;  Sphinx  zwischen 
zwei  Pegasoi:   Statue   der  Athena  MB.  4,  7. 

»)  Verg.  Aen.  7,  785  ff. 

*)  Benndorf,  Gesichtshelme  und  Sepul- 
kralmasken  (S.  239). 

»)  BoHN,  Tempel  der  Athena  PoliasS.102. 


^)  Die  vordere  gesonderte  Hälfte  z.  B. 
in  dem  Römerkastell  Biricianis  gefunden. 

^)  Z.  B.  Sturmhaube  aus  Lokroi  mit  Wid- 
derköpfen, deren  Augen  aus  Bein  eingesetzt 
sind:  MB.  5,  29, 2;  Millin,  descr.  des  tom- 
beauz  de  Canose  p.  44  f. 

^)  Die  eine  mit  Krieger  und  Amazone 
ist  im  Am.  J.  I  T.  6  neu  reproduziert;  über 
Siris  s.  S.  118. 


Kap.  VtL    Die  knnstgewerbl.  Artieiien  nach  Form  n.  Versierimg.    (§  230.)    263 

Die  Köcher  waren  bei  jenen  Völkern,  welche  viel  mit  dem  Bogen 
kämpften,  ein  Gegenstand  schöner  Ausstatttung.  Schon  ägyptische  Bilder 
zeigen  sie  blau  und  rot  gestreift  und  mit  Metall  beschlagen.  ^)  Griechische 
Köcher  sind  mit  Gold  oder  mit  Figuren  verziert,*)  oder  mit  einem  Fuchs- 
schwanz behängt,*)  Die  Skythen  treiben  auch  mit  Bogenbehältern 
{yaoQVToi)  grossen  Luxus.**) 

230.  Die  Vornehmen  kämpfen  bekanntlich  zu  Pferde  oder  nach  älterer 
Sitte  zu  Wagen.  Insofern  gehören  auch  Pferdeschmuck  und  Pracht- 
wagen zur  Ausrüstung.  Auf  die  Pferdegebisse,  unter  denen  das  von 
Möringen  die  Antiquare  interessiert,  brauchen  wir  kaum  einzugehen,  noch 
weniger  auf  die  in  der  Kaiserzeit  nicht  mehr  seltenen  Hufeisen  und 
Hufschuhe.  Eine  bessere  Gelegenheit  zur  Ausschmückung  gab  die  Auf- 
zäumung der  Pferde,  zuerst  der  Zügel,  der  mit  Gold  bedeckt  wurde,*)  dann 
der  Brustgurt,  welcher  Bronzebeschlag  ^)  oder  häufig  angesetzte  Rundfiguren 
bekam  ^)  und  drittens  der  Sattel,  dessen  Stelle  freilich  oft  eine  Schabrake 
oder  ein  Fell  vertrat®.)  Wie  sich  aber  der  Mensch  mit  Schmuck  behängte, 
so  zierte  er  sein  Ross,  dessen  eigene  Putzlust  gewiss  nicht  lange  ver- 
borgen blieb.  Schon  in  assyrischen  Bildern^)  hängen  Rädchen  an  manchen 
Pferden;  die  runde  Form  derselben  ist  für  die  Pferdezier  {(pdXagov,  phalera) 
geblieben,  während  die  Gestalt  des  Halbmondes  neben  ihr  nicht  recht  auf- 
kommen kann,*^)  und  der  vergröberte  Geschmack  des  römischen  Militärs 
machte  daraus  einen  Kriegsorden.  Beiderlei  Brauch  beleuchten  Abbil- 
dungen. *  *) 

Litteratur:  Über  Pferdegebisse  GozzADnn,  de  quelques  mors  de  cheval  it4di- 
ques  et  de  Tep^e  de  Ronzano  en  bronze,  Bol.  1875,  m.  4  T.  f.;  de  Ormeaux,  Ra.  III  11,  52  ff. 
m.  Abb.;  Milani,  Museo  ital.  3,214  f.  (Not.  d.  sc.  1887  T.  17,8;  Babblon,  cabinet  des  ant 
T.  4);  Lbchat,  Beb.  14, 385  ff.;  MB.  8,  32;  Kondakof,  antiq.  S.  50  ff.  ~  Hufeisen:  Braun- 
GABT,  Landwirtschaft!.  Jahrbücher  des  k.  preuss.  Landesökonomiekollegiums  1893  H.  2  mit 
6T.;  Korrespondenzbl.  d.  Gesamtvereins  1889  S.  150  ff.;  Zippelics,  Tierärztl.  Mitt.  XXVI 
(Karlsruhe  1891)  S.  58  ff.  m.  Abb.  —  Phalerae:  0.  Jahk,  die  Lauersforter  Phalerae,  Bonn 
1860,  m.  3  T.;  A.  1860,  161  -  204  m.  M.  6, 41 ;  £.  M.  0.  Doon^b,  les  phaläres  des  guerriers 
rom.,  Caen  1867;  John  Wtlie,  on  an  example  of  phalerae,  London  1872  (SA.)  mit  Abb.; 
JoHK  Eyaks,  on  a  military  decoration  relating  to  the  Roman  conquest  of  Britain,  West- 
minster  1886;  MB.  8,  32. 

Die  Streitwägen  waren  anfangs  zum  Schutze  gegen  Geschosse  mit 
Metall  beschlagen,  das  später  die  nur  mehr  bei  festlichen  Gelegenheiten 
(wie  Triumphen**)  und  Prozessionen)  verwendeten  Galawägen  zierte.  Wäh- 
die  Deichsel  an  der  Spitze  mit  plastisch  geformtem  Metall  beschlagen 
wurde,***)  wozu  sich  Pferdeköpfe  von  Bronze  gut  eigneten, i'')  umzogen  den 

')  Max  MOllbb,  Asien  und  Europa 
S.  304. 

*)  ^aghQtt  i^QaxXetorixrj  j^QvaonoixiXtog 
Bch.  6, 130,  (fagitQai  ^(oiorai  das.  126. 

»)  Vase  MB.  14,  28. 

*)  Aus  Nikopol  Stmphani,  CR.  1864 
S.  142  ff.  T.  4;  ein  prachtvoller  beschrieben 
Quini  Sm.  10, 188  ff. 

'*)  Sophokles  Aias  846  XQvaoyoixoy  rjyiay 
(s.  dazu  Lobeck's  Note). 

*)  Sehr  schöner  in  Brescia:  Dütscbke, 
Bildw.  4, 152;  aus  Dalmatien:  Arch.-ep.  Mitt. 
3, 142  f. ;  abgebildet  an  einem  etruskischen 
Spiegel:  Ga.  5,218  (Abb.). 

')  DoMASZEWSKi,  Arch.-ep.  Mitt.  12, 188 ff.; 


Bbnndobf,  das.  15,  21  f. 

")  G.  F.  Fekrabi-Mobbni,  descriz.  di 
un*  antica  sella  da  cavalcare  ornata  di  bas- 
sorilievi  in  osso  bianco,  1867. 

•)  Latabd  14. 

*^)  Fabretti  ad  column.  Traj.  p.  221 ; 
Visconti,  Museo  Pioclem.  V  p.  80. 

^  ^)  Z.  B.  Pferdeschmuck  (mit  Medusen 
maske),  Relief  MB.  6,  23. 

'^)  Abgebildet  in  einem  Relief  bilde  des 
Marc  Aurel. 

^')  Schöne  Exemplare  mit  Figuren  bei 
Caylüs,  recueil  V  T.  61. 

^*)  £in  solcher  Bronzebeschlag  fand  sich 
in    Maihingen.     Bronzene    Räder    stammen 


254 


SlassiBohe  SnoBtarohHologie.    1.  Denkmalerknnde. 


Wagenkorb  getriebene  Bronzebleche.  Zu  den  bekanntesten  Bronzewerken 
der  altetruskischen  Kunst  gehört  der  Wagen  von  Perugia.  Ein  sehr 
reiches  und  vollständiges  Exemplar  bronzenen  Wagenschmuckes,  welches 
in  der  Sammlung  Karapanos  sich  befindet,  verdiente  Besprechung.  Von 
den  gewöhnlichen  Wägen  ist  so  gut  wie  nichts  zu  sagen.  ^) 

Litteratur:  G.  Gozzadini,  delle  ant.  carrozze  e  segnatameDte  di  due  veronesi) 
Bologna  1862,  m.  2  T.;  ders.,  dell'  origine  e  deir  ose  dei  cocchi  e  di  due  veronesi  in  par- 
ticoL,  1864  m.  Abb.;  Hblbio,  hom.  Epos  S.  ^125  ff.;  Undsbt,  antike  Wagengebilde,  Ztsch.  f. 
Etbnol.  22,49  ff.;  Mazabd,  Ra.  n.  s.  33, 154  ff.  217  ff.  (über  die  galliscben  Wägen);  Linden- 
8CHM1T,  Altert.  I  2,  5  (Deichsel  u.  ZQgelhalter) ;  Mitt.  des  bist.  Vereins  der  Pfalz  H.  7  T.  1 
(Deicbselkopf). 

231.  Von  der  Ausstattung  des  Körpers  gehen  wir  zu  der  Einrichtung 
der  menschlichen  Wohnung  über,  wofern  sie  nicht  zur  Architektur  gehört. 

Die  Gefässe  dienen  zu  so  verschiedenen  Zwecken,  dass  sie  auch 
ebenso  verschiedene  Formen  haben  müssen.  Die  antiken  Sprachen  besitzen 
dementsprechend  eine  Menge  von  Ausdrücken,  die  uns  namentlich  durch 
das  11.  Buch  des  Athenaios  und  neuerdings  durch  Tempelinventare  über- 
liefert sind.  Diese  bieten  an  sich,  da  sie  z.  B.  teilweise  nach  Völkern*)  und 
Personen  {yne  die  berühmten  Therikleia)^)  benannt  sind,  wenig  Anhalt, 
um  mit  den  erhaltenen  Formen  identificiert  zu  werden.  Die  gebräuchliche 
Terminologie  ist  daher  grösstenteils  unsicher  und  in  Einzelheiten  geradezu 
falsch.  Die  üblichen  Formen  sind  den  Vasenkatalogen  von  München  (S.  58), 
London  (S.  65)  und  Athen  (S.  39),  relativ  am  vollständigsten  aber  dem 
Berliner  Kataloge  (S.  56)  auf  Tafeln  beigegeben ;  nach  den  Nummern  des 
letzteren  ist  also  die  Vasenform  zu  bezeichnen. 

Litteratur:  Lil.  Gtraldüs,  de  vasis  quae  ad  deorum  sacrificia  et  eonim  caerimo- 
nias  pertinent;  Panofka,  recherches  sur  les  väritables  noms  des  vases  gr.»  Paris  1829  f.; 
Letrohne,  observations  sur  les  noms  des  vases  gr.,  Paris  1833  (J.  des  sav.),  dazu  ebend. 
1837  S.  683  ff.;  Gbbhard  A.  3, 221  ff.  8, 147  ff.;  Ussino,  de  nominibus  vasorum  Gr.,  Kopen- 
hagen 1845;  Jahn  in  der  Einleitung  seines  Vasenkataloges;  J.  H.  Krausb,  Angeiologie. 
Halle  1854,  m.  6  T.;  Drmnis,  cities  P  S.  CV  ff.  m.  Abb.  —  Inventare:  Verzeichnis  grie- 
chischer Namen  bei  Homollb,  Beb.  6, 108  f. ;  Inventar  von  Dolos  aus  dem  J.  364  Bch.  10, 
461  ff.;  Inschrift  eines  Heroons  des  Heros  latros  aus  dem  2.  Jahrb.  v.  Chr.:  Hirschfbld, 
Hermes  8,  350  ff.;  CIA.  II  1,  403  f.;  Inventar  von  Weihgeschenken  der  Diana  von  Nemi 
CIL.  XIV  2215  (RüGQiBRO,  syll.  1  90).  —  Umrisse  von  Vasenformen:  12  Blätter  nach 
Bronze  und  Marmor  von  Ao.  db  Musi  1530—1  gestochen  (Naglkr  Nr.  155—166);  Moses 
(S.  68);  Th.  Lau,  d.  griech.  Vasen,  ihr  Formen-  u.  Dekorationssystem,  m.  Text  v.  Brunn  u. 
Krell,  Lpg.  1877  f.;  P.  F.  Krkll,  die  Gefässe  der  Keramik,  Stuttg.  1885,  m.  33  Abb.  und 
4  T. ;  Umrisse  antiker  Thongefösse,  2.  Aufl.,  Wien,  Österreich.  Museum,  19  Blätter,  dazu 
.Ornamente  antiker  Thongefässe",  15  färb.  Blätter;  R.  Gbhrino,  griechische  Gefässe.  Um- 
risse, Landsh.  1892,  8  T.  in  Mappe;  Abbildungen  bei  Iw.  Müllkr,  Privataltertümer  T.  2  zu 
S.  '68  und  Gubl-Engelmann,  Leben  der  Griechen  S.  257  ff.;  vieles  auf  Gemmen  (z.  B.  in 
Stoschs  Sammlung  V.  KL  3.  Abt.);  über  Ornamentik:  Lau  (a.  0.);  Lützow,  zur  Gesch 
des  Ornaments  an  den  bem.  griech.  Thongefässen,  München  1858,  m.  3  T. 

Auf  seine  Verwendung  zurückgeführt,  spaltet  sich  das  abstrakte  Ge- 
fäss  wieder  in  Gattungen,  von  denen  die  meiste  Wichtigkeit  haben:  das 
Vorratsgefass,    welches   fasst   und   bewahrt   —    das   Trinkgefäss   —    die 


aus  Perugia,  Toulouse,  Speier  (Lindknschmit, 
Altert.  III  4,  1,  Sab)  und  Ungarn. 

')  Die  Pilenta  waren  zur  Zeit  des  Ser- 
vius  (zu  Verg.  Aen.  8,  666)  rot  angestrichen. 

^)  Lakonische,  kydonische,  chalkidische, 
rhodische,  teische,  chiische,  roilesische  Be- 
cher:   Inventar  von  Dolos  Beb.  6,  110.  112. 


10,  462;    8.  auch  Theoer.  2,  156;    Theophr. 
char.  5. 

»)  Ath.  11,  469  b.  472  e;  Inventar  des 
Asklepieions  Bch.  II  436  Z.  81;  ne^ixQvcov 
CIG.  11,9;  aus  Thon  Eubulos  (Kock,  com. 
II  183)  bei  Athen.  11,  471d  V.  4;  hydria 
Hypsiana:  CILat.  XIV  2215. 


Kap.  TIL    Die  IntnatgewerM.  Arbeiten  naoh  Form  n«  Verriem&g.    (§  231.)    255 


zwischen  beiden  vermittelnden  Giess-  und  Schöpfgefasse.  Weniger  Be- 
deutung kommt  den  Füllwerkzeugen,  sowie  dem  Ess-  und  Kochgeschirr, 
das  über  das  Feuer  gestellt  wird,  zu. 

Die  natürlichste  Form  des  Yorratsgefässes  ist  der  Schlauch  aus 
Ziegenfell,  welcher  noch  jetzt  im  Süden  zur  Aufbewahrung  von  Flüssig- 
keiten verwendet  wird,  an  welchen  sich  der  lederne  Sack  (xwQvxog)  an- 
schliesst.  Der  Schlauch,  in  Thon  übersetzt  und  mit  Henkeln  und  Fuss  ver- 
sehen, ergibt  die  alte  Form  der  Amphora,  ein  Name,  der  freilich  bloss 
anzeigt,  dass  das  Gefass  zwei  Henkeln  hat  {äfi^ogevg  =  d^i^i(poQ€vg).  Die 
Schlauchform  weicht  bald  einer  gefälligeren  Form,  welche  viele  Variationen 
in  Bezug  auf  die  Proportionen  und  sonst  erleiden  kann. ')  Von  der  Amphora 
zweigt  sich  die  zum  Wasserholen  dienende  Hydria  (vrf^ia,  rrf^iyi'ov,  klein 
vSQittxTjj  synonym  xdXmg  oder  xdXnrjy  ardfAvog  oder  (TrafAViov)  ab,  die  man 
an  den  drei  Henkeln  erkennt,  von  welchen  der  dritte  beim  Tragen  auf 
Kopf  oder  Schulter  angefasst  wird.  Diese  Gefässart  ist  im  Isiskult  mit 
grösstem  Luxus  ausgestattet  worden.^)  Eine  bauchige  ydaxqa  steht 
mit  Wasser  gefüllt  vor  Trauerhäusem.*)  Eine  xdXnig  oder  eine  Amphora 
nimmt  in  demokratischen  Staaten  die  Stimmen  auf.*)  Die  Amphora  um- 
schliesst  auch  die  Gaben,  welche  die  Hinterbliebenen  dem  Toten  weihen; 
doch  ist  ein  grosser  Abstand  zwischen  den  altertümlichen  Riesenumen  des 
Dipylon  und  den  schlanken  zierlichen  Formen,  welche  schon  im  6.  Jahr- 
hundert auf  die  Gräber  gestellt  und  häufig  zu  dauerndem  Gedenken  aus 
Marmor,  rund  oder  in  Relief,  gemeisselt  wurden;"^)  der  früher  beliebte 
Name  Grablekythos  hat  jetzt  dem  einer  Grabamphora  Platz  gemacht.  Die 
Leichenverbrennung  beansprucht  eigenartige  Vorratsgefasse,  welche  die  auf 
dem  Scheiterhaufen  aufgelesenen  Überreste  der  Toten  in  sich  aufnehmen. 
Die  Aschenurne,  missbräuchlich  Urne  genannt,  bedarf  nicht  notwendig 
der  Handhaben,  da  sie  an  ihrem  Orte  stehen  bleibt;  indes  ist  die  reine 
Amphorengestalt  nicht  ausgeschlossen.^)  Bei  den  alten  Christen  tritt  an 
ihre  Stelle  die  Blutampulla,  welche  Märtyrerblut  aufnimmt,')  und  das 
cylindrische  oder  polyedrische  Reliquiarium.  Die  Grösse  und  der  Stoff  der 
Aschenumen  stehen  schon  aus  dem  Grunde  nicht  fest,  weil  in  der  Kaiser- 
zeit gerne  die  eigentlichen  Aschenbehälter  in  immer  grössere  und  weniger 
kostbare  Behälter  eingeschachtelt  wurden.  Das  kleinste  Vorratsgefäss  ist 
die  Büchse,  wie  es  z.  B.  Schminkbüchschen,  aus  Bergkrystall  oder  Elfen- 
bein geschnitzt,  gibt.») 


*)  So  zeigen  die  Münzen  von  Böotien 
(z.  6.  Katalog  des  britt.  Mus.  T.  5  ff.)  eine 
Musterkarte  von  Formen;  über  die  tarenti- 
niscben  s.  z.  B.  Brit.  Mus.  Italy  p.  219; 
anders  stebt  es  mit  den  Münzen  von  Ear- 
thaia  auf  Keos  (Imhoof,  griecb.  Münzen 
8.  537  f.),  wo  nicbt  einmal  der  Name  Am- 
pbora  überall  passt. 

')  Hydraeum  gemmis  exomatum  et 
auratum  CIL.  XIV  3941  (Rugoibbo  syll.  1 
86);  vgl.  Plut.  Is.  39;  Apul.  met.  11,  10. 

•)  Hesycb.  oarQuxoy. 

*)  Aristot  rep.  Ath.  p.  36;  Lucian.  Her- 
mot.  40. 


')  Sebr  scböne  Sammlung  im  atbeni- 
scben  Nationalmuseum  (z.  B.  Nr.  808.  954. 
955);  abgebildet  als  Andeutung  der  Dies- 
kuren:  Roschbbs  Lexikon  1  1171. 

«)  Z.  B.  in  Alexandrien  Am.  J.  I  T.  1 
zu  S.  32. 

')  Fb.  X.  Ebaus,  die  Blutampullen  der 
römischen  Katakomben,  Frankfurt  1868; 
ders.,  über  den  gegen w.  Stand  der  Frage 
nach  d.  Inhalt  u.  d.  Bedeutung  der  römisohen 
Blutampullen,  Frankf.  1872;  ders.,  Real- 
encyklop.  „Phiala  cruenta*. 

8)  MB.  9,  15,  1—4. 


256 


SlasaiBohe  Sniuitaroliäologie.    L  fienkmalerkonde. 


An  Vorratsgefasse,  welche  eine  Flüssigkeit  enthalten,  stellt  man  den 
Anspruch,  dass  sie  eine  weite  ÖfiFhung  haben,  damit  man  bequem  aus  ihnen 
schöpfen  könne.  Da  der  starke  Wein  mit  Wasser  getrunken  zu  werden 
pflegt,  bedarf  man  Mischkrüge  {Kratere)^)  in  grosser  Menge.  Die  rech- 
ten Namen  freilich  wollen  sich  mit  den  Formen  nicht  zusammenfinden: 
Amphora  mit  erweiterter  Öffnung  (angebliche  Kelebe),^)  dann  die  rund- 
bauchige henkellose  Form,  ähnlich  einer  Haubitze  (alsLeArawe  bezeichnet),^) 
endlich  Kelchgestalt  oder  der  Glockenkrater  {a  campana).^)  Beim  Gebrauche 
erhält  der  Mischkrug  einen  Untersatz  {vTtoxQorrjQiov).  Da  jene  Gefösse 
nicht  bloss  im  Hause  Dienste  leisten,  sondern  auch  den  Göttern  geweiht 
oder  an  die  Strasse  gestellt  werden,^)  ist  das  Material  oft  Edelmetall  und 
solider  Marmor.  Eine  besondere  Spielart  des  Mischkruges  war  das  Kühl- 
gefäss  {ipvxTTjQy  xpvxtr^QioVy  xpvyeiov^  xdXa^og).'^)  In  bescheidener  Grösse 
wird  die  Transportfahigkeit  dieser  weitmundigen  Gefasse  erleichtert,  indem 
man  sie  unten  abrundet  und  ein  dazu  passendes  hohes  Fussgestell  fertigt, 
welche  Form  fälschlich  Deinos  heisst.®)  Umgekehrt  wird  die  grösste  Gat- 
tung zur  Festlegung  (allerdings  auch  zum  Transport  auf  Schiffen  und  Last- 
tieren) eingerichtet;  es  ist  das  oben  weitgeöffnete  und  unten  ganz  spitz 
zulaufende  Fass  (PithoSy  lat.  dolium),  welches  in  den  Estrich  des  Hauses 
eingegraben  werden  kann  und  den  trichterförmigen  Vorratsgruben  ent- 
spricht. Seine  Anbringung  wird  durch  viele  Bilder,  z.  B.  der  Danaiden- 
sage  und  des  erymanthischen  Ebers ^)  beleuchtet.  Bereits  in  der  späteren 
Kaiserzeit  begann  das  hölzerne  Fass  von  den  holzreichen  und  kalten  Alpen 
aus^^)  den  Verbreitungsbezirk  der  Spitzfasser  einzuschränken,  welche  aus 
den  Bedürfnissen  heisser  Länder  hervorgegangen;  darum  nahm  man  zu 
ihnen  porösen  Thon,  der  den  in  der  Hitze  verdunstenden  Wasserstoff 
durchliess  und  dadurch  die  Flüssigkeit  verhältnissmässig  kühl  erhielt, 
weshalb  bei  Homer  schon  „Thon"  schlechtweg  das  Weinfass  bezeichnen 
kann.  *  ^)  Für  den  Transport  bekommen  die  Spitzfässer,  welche  natürlich 
viel  kleiner  als  die  eingesenkten,  die  zu  Hissarlyk  eine  riesige  Grösse  er- 
reichten,*-) sind  {nid'axvaiy  ni&dxna),  Henkel. 

Die  Giessge fasse,  welche  zwar  auch  bewahren,  aber  ihren  Inhalt 
durch  Neigen  entleeren  sollen,  bilden  eine  zahlreiche  Gruppe,  welche  sich 
in  die  drei  Hauptklassen  Krüge,  Flaschen  und  Eimer  sondern  lässt. 
Erstere  nähern  sich  der  Amphoraform,  haben  jedoch  eine  engere  Mündung 
oder  es  nimmt  dieselbe,  damit  nichts  verschüttet  werde,  die  Gestalt  eines 
Kleeblattes  an   (Dreischlitzgefasse).*')      Steinerne  Gefässe  mit  zwei  Aus- 


^)  ]n  Tempeln  aus  Silber  oder  Erz; 
eherne  auch  bei  Vergil  Aen.  9,  165. 

*)  Vgl.  V.  DcHN,  Comm.  in  hon.  F.  Bue- 
cbeleri  H.  Useneri,  Bonn  1873  S.  109. 

^)  Form  des  Exekias;  abgeb.  in  dem 
A'asenbild  bei  Stackelbbbo,  Gräber  T.  25 
und  am  Fries  von  Trysa  T.  16  A.  5. 

*)  Vgl.  Klein,  Euphronios  S.  121. 
.  ^)  A.  1857,  104  flf. 

«)  A.  1857,  127. 

^)  Verzeichnet  bei  Klein,  Euphronios 
S.  104;  d«zu  Hartwig,  Jahrb.  7, 157  A.  6. 

8)  Jeiyog    (richtig    dTyog)    bei    Dionys. 


Comic,  frg.  I  p.  554. 

^)  FcRTWÄNOLBB  in  Roschers  Lexikon 
I  Sp.  2201;  vgl.  Strab.  13,3,4.  In  kalkigen 
Thon  eingebettet  war  das  „Kenotaph*  von 
Blank enfelde  (im  märkischen  Museum). 

'^)  Zu  Aquileja  im  3.  Jahrhundert  n. 
Chr.  Herodian.  8,  4,  4.  Mehrere  kleine  Thon- 
fässchen  wurden  in  der  Pfalz  gefunden 
(Speier  Nr.  474.  499  u.  ö.). 

>»)  Ilias  1469. 

»«)   SCHLIEMANN,    IHoS   S.  39  f. 

*^)  Schon  im  Dipylon-  und  Phaleronstil 
Baumeisters  Denkm.  Abb.  2073.  2075—6.  — 


L-1- 


licn 

ssig 

'Iche 

^t  an 

s  und 

.^  Dio- 

[i  sind 

:  u.  dgl. 


<ieii;  wir 

)  zumeist 

I  in  Silber, 

1  rinkhorn 

I  bestand.'-') 


Verzierungen, 


Itig.    Am  zahl- 

<  i'schönerung  so 

lIi  solche  Prunk- 

I  en,  an  der  Wand 

Warmschale  (s.  o.) 

r  oder  Schale  ver- 

-chen  Suppennäpfen 


■  MS  'Eip.  ÜQx.  188.)  H.  3GJ. 
<M.  1«63  p.  13U  A  1:  U2;l 
-HiJ  A.  1 ;  oft  in  Jan  HaiiiJcn 
.ild.'t  (z  li.  llroiizüH(;ur  IIB. 
L'(]ii(iul   NoßL   UKs    Veroejis, 


.io;    silUTn;    UüfKii    1.   XI  Ji 
lULL,    iLsiiit,  Altertilmer  S.  TL 
i  Hiod.  2U,  G;t,  4, 
,  '%.  «p^.  ISUU  Sfi,  15,f. 
hon  sui;,ir  in  (ii!ii  Dimiiii 


ililflwr 


ol,L>i-b:i\ 


258 


ElaaaiBclie  Kmutarohäologie.    L  Denkmälerkande. 


Form  erstreckt  sich  über  Oberitalien  (besonders  Este),  Österreich-Ungarn 
(Hallstatt  und  Kurd),  Deutschland  (z.  B.  bei  Mainz),  Schweiz,  Belgien  und 
Niederlande,  tritt  aber  in  Frankreich  selten  auf.*)  Griechenland  weist 
wenigstens  eine  Nachbildung  in  Thon  auf.*)  Konische  Gefasse  sind  in 
Italien  und  Österreich  3)  vielfach  verbreitet,  zum  Teil  mit  schönen  Ver- 
zierungen;*) die  getriebenen  Eimer  von  Bologna  und  mehreren  Alpenorten 
verdienen  sogar  in  der  Kunstgeschichte  einen  Platz.  Es  ist  mir  auch  kaum 
zweifelhaft,  dass  der  etruskische  Hephaistos  (Sethlans)  von  der  situla  (un- 
klassisch setla)  seinen  Namen  hat.  Die  Maske,  welche  den  Ansatz  des 
Griffes  schmücken,  kann  zugleich  den  Ausguss  abgeben.^)  Von  der  eigent- 
lichen eiste  unterscheidet  sich  das  Eimergefäss  vor  allem  durch  den  Mangel 
eines  Deckels. 

Litteratar:  Jahn.  A.  17,  379;  L.  Benvemiti,  la  situla  B.  nel  xnoseo  di  Este,  Este 
1886,  m.  2  T.  f. 

Ausgehöhlte  Kürbisse  sind  bei  einfachster  Lebensweise  die  natür- 
lichen Eimer;  auch  an  sie  knüpfen  manche,  freilich  seltene  Formen  an, 
welche  Henkel  und  Fuss  besitzen.^) 

Bei  so  blumenfreudigen  Menschen,  wie  es  die  Anwohner  des  Mittel- 
meeres schon  im  Altertum  waren,  kommt  den  Blumengefässen  eine 
nicht  geringe  Wichtigkeit  zu,  doch  sind  sie  bisher  zumeist  verkannt  worden. 
Die  von  einer  Reihe  kleinerer  umgebenen  Töpfe,  welche  die  ursprüng- 
lichste Stufe  unserer  Blumenständer  darstellen,  dürften  nach  Analogie  der 
heutigen  Blumenvasen  Cypems  als  solche  feststehen.') 

Zwischen  den  grossen  Vorratsgefassen  und  den  Trinkgefassen  ver- 
mitteln die  Schöpfgefässe,  kleine  Becher  mit  einem  hohen  Henkel  oder 
in  Metall  mit  langem  Stiele.  Nach  den  Massen  lassen  sich  die  xorvXrj 
(xoTvUffxog)  und  der  xvad-og  bestimmen.  Aber  ausserdem  gibt  es  noch 
viele  Namen  wie  aQvcaiva^  aqvaxixoq^  oivtjQvcfig,  wie  auch  wohl  oQvßakkog,^) 
aQvßaligy  d^ßvvda.  Das  römische  simpulum  hat  in  jüngerer  Zeit  trichter- 
förmige Gestalt.^)     Über  die  Seiher  ist  nichts  von  Belang  zu  notierefi. 

Litteratur:  F.  Venuti,  diss.  sopra  i  coli  vinari  degli  antichi,  m.  2  T. 

232.  Gehen  wir  jetzt  zu  den  Trinkgefassen  über,  so  hat  die  Natur 
dem  Menschen  manches  zweckdienliche  geboten,  um  nicht  zu  reden  von 
der  hohlen  Hand,  den  Himschädel  eines  erlegten  Tieres*")  —  verwil- 
derte Völker  trinken  sogar  aus  dem  Himschädel  des  getöteten  Feindes, 
wie    Sage,   Geschichte    und   Denkmälerkimde   einhellig   überliefern**)  — , 


')  B.  archöol.  1891  p.  42  ff.;  Deutsch- 
land: Gbnthe,  d.  etruskische  Tauschhandel 
S.  21  f. 

')  Vasensamml.  d.  archäol.  Ges.,  auf 
Schrank  20. 

^)  St.  Lucia,  RoviSße,  Pillichsdorf,  Ge- 
meinlebam;  Pfahlbau  von  Näklo  (Mähren), 
Byöiskdla-Höhle. 

*)  Z.  B.  MB.  11,  41,  1.  Eine  situla  wird 
den  Larenbildem  in  die  Hand  gegeben. 

")  Arch.-ep.  Mitt.  6,  146  ff.  m.  Abb. 

')  Z.  B.  Museum  der  arch.  Ges.  in  Athen 
2919—22 ;  2232  (vollständig  gedeckte  Schale, 
die  nur  eine  v^ffnung  als  Ausguss  hat). 

'j  Z.  B.  'Eip.  ttQX'  1885  T.  9;  Fiedlbb, 


Castra  vetera  T.  36. 

^)  Stesichor.  11,  Form  eines  Beutels 
(Athen.  11,  783  f). 

»j  DüTSCHKE,  antike  Bildwerke  I  S.  81. 
IV  S.  16. 

^°)  So  gibt  es  einen  Renntierkopf  aus 
der  prähistorischen  Zeit,  den  Fbaas  be- 
schrieb. 

^')  Sage:  Schmied  Wieland,  Gudrun  bei 
Atli,  Rosamunde;  vgl.  Bochbolz,  deutscher 
Glaube  S.  231;  Geschichte:  bei  den  Skythen 
Herod.  4,  65  und  Hiung-nu  im  2.  Jahrb.  v. 
Chr.,  vgl.  V.  GuTBCBMiD,  Geschichte  Irans 
S.  59;  die  Gallier  weihten  noch  im  Jahre 
216  V.  Chr.  einen  in  Gold  gef aasten  Hirn- 


Kap.  VlI.  Die  kuuitgewerbl.  Arbeiten  nach  Form  n.  Venierung.  (§  032-^33.)    25d 


eine  ansehnliche  Muschel^)  oder  das  Hom  eines  Stieres  und  Ochsen.*) 
Hirnschale  und  Muschel  ergeben  die  breite  niedere  Form  der  Schale. 
Zum  Anfassen  erhält  sie  einen  hohen  Fuss  und  einen  oder  zwei  Henkel 
oder  die  höhere  Form  wird  geriefelt,  während  die  niedere  unten  in  der 
Mitte  eine  buckelförmige  Einbiegung  erhält;  diese  patera  umbilicata  ist  die 
übliche  Opferschale.  ^)  Dann  folgt  der  fusslose  Becher,  welchen  Mittel- 
und  Nordeuropa  in  den  Zeiten,  als  man  die  Metalle  zu  benützen  anfing, 
so  oft  aufweisen  und  alte  Skulpturen  des  Südens  zeigen.^)  Die  flachen 
Formen  mit  Fuss  werden  wir  Trinkschalen  nennen,  die  verhältnismässig 
höheren  Becher.  Von  jenen  hat  die  Schale  für  warme  Getränke,  welche 
xsXtßt]  oder  ^sg^onorig  hiess,  einen  Deckel.*)  Unter  den  Bechern  ragt  an 
Grösse  der  Kantharos,  ein  grosses  Gefass  mit  hohem,  schlankem  Fuss  und 
starken  ansehnlichen  Henkeln,  hervor,  welcher  durch  die  Bilder  des  Dio- 
nysos, der  ihn  als  Attribut  führt,  festgestellt  werden  kann.  Dagegen  sind 
die  Namen  xvh^j^)  (pidkrj,  xaQxriaioVj  txxvtpog^  <rxi(p€iovy  axatpiov^  itnaq  u.  dgl. 
schwer  auf  die  erhaltenen  Formen  zu  verteilen. 

Die  Form  des  Tierschädels  ist  künstlerisch  verwertet  worden;  wir 
finden  Köpfe  von  Stieren,  Hirschen,  Rehen,  Eseln  und  Schweinen,')  zumeist 
(nach  dem  Stande  unserer  Überlieferung)  in  Thon,  aber  doch  auch  in  Silber, 
Bronze  und  Marmor.®)  Aus  dem  Home  aber  ergibt  sich  das  Trinkhorn 
{i^vTQVj  xsQotiov)^  welches  ebensogut  aus  Edelmetall  wie  aus  Thon  bestand.^) 
Die  Muschelform  dagegen  ist  den  reinen  Phantasieformen  der  späteren 
Zeit  beizuzählen. 

Litteratur:    Panofka,    die   griechischen   Trinkhömer   uad   ihre    Verzierungen, 
Berlin  1851. 

233.  Das  übrige  Tischgeschirr  war  nie  sehr  reichhaltig.  Am  zahl- 
reichsten sind  die  Schüsseln  {naqoxpidegy^)  für  deren  Verschönerung  so 
viel  wie  in  der  Renaissance  gethan  wurde;  hängte  man  doch  solche  Prunk- 
schüsseln, i*)  nachdem  Löcher  in  ihren  Rand  gebohrt  waren,  an  der  Wand 
zur  Zierde  auf.  Die  Terrine  mit  Deckel  fällt  mit  der  Warmschale  (s.  o.) 
zusammen;  der  Deckel  konnte  manchmal  selbst  als  Teller  oder  Schale  ver- 
wendet werden   ((fidlrj  afi(p(&€Tog)  wie  an  den  italienischen  Suppennäpfen 


Schädel  (liv.  23,  24,  11;  Gell.  hist.  fr.  26); 
Funde :  in  einer  westphälischen  Höhle  Anthr. 
Corresp.  1875  Verh.  S.  68;  Neubrand enburg : 
Verh.  d.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  1878  S.  183 
m.  Abb.;  Germanengrab  bei  Münchengladbach 
und  Pfahlbau  des  Bieler  Sees  Ajithr.  Corr. 
1875  S.  40. 

')  R.  Enoelmann,  de  Jone,  Berlin  1868 
p.  12;  z.  B.  Pitt.  d'Erc.  7,  23. 

*)  Athen.  11,476a;  Schol.  Nie.  AI.  31; 
Nonn.  12.  360.  17,  110. 

')  Silberne  Patera  mit  verziertem  Hand* 
griffe  B.  archöol.  1891  S.  94  ff.  m.  T. 

*)  Cebxak,  Mitt.  der  k.  k.  Centralcomm. 
N.  F.  17,  174  ff.;  Ross,  Cypem  T.  zu  S.  101. 

*)  Fb.  Wikteb,  d.  jung.  att.  Vasen  S.  53 ; 
Stbphani,  GR.  1860  S.  3  f.;  Bbundobf,  Heroen 
S.  232. 


•)  Vgl.  SoPHULis  'Eg),  aQx,  1885  S.  265. 

7)  Stephani  CR.  1863  p.  139  A.  1;  223 
A.  2;  241  A.  8;  249  A.  1;  oft  in  den  Händen 
der  Laren  abgebildet  (z.  B.  Bronzefigur  MB. 
12,  25);  Pferdeschädel  NoäL  des  Vebgebs, 
Etrurie  T.  11. 

»)  Silber:  Ant.  du  Bosph.  T.  36 ;  Bronze: 
MB.  8,  14;  Marmor:  Bouillon,  mus^e  des 
ant.  111  T.  5. 

")  Athen.  11,476  a— e;  UfÄaX&ela$  xiga^ 
Athen.  11,783c;  silbern:  Böckh  I.  XI  8; 
golden:  Chisbüll,  asiat.  Altertümer  S.  70; 
bei  Agathokles  Diod.  20,  63,  4. 

10)  Klein,  'Ey.  aQz-  1890  Sp.  15  f. 

1 1)  Aus  Thon  sogar  in  den  Donauländem 
(Hallstatt,  Gemeinlebam,  oberbayerische 
Grabhügel). 


17 


260 


Klasaiflohe  Ennatarohäologie.    L  Denkm&lerkiinde. 


aus  Urbino.  Der  Eierbecher  (Ooskyphion)  nahm  verschiedene  Formen 
an.O  Für  Beilagen  hatte  man  Gefasse  mit  Abteilungen.')  Das  Salzfass 
fehlte  nirgends,  erreichte  aber  im  Altertum  noch  nicht  die  hohe  künst- 
lerische Vollendung  der  Folgezeit. 

Zu  den  Kochgeschirren  gehört  zunächst  der  Kessel  (le'ßrjg);  er 
pflegt  aber  nicht  über  das  Feuer  gehängt,  sondern  auf  einem  Dreifuss 
über  dasselbe  gestellt  zu  werden.  Diese  drei  Füsse  werden  bei  kleinerem 
Masstabe  mit  dem  Kessel  verbunden,  3)  um  z.  B.  als  Badezuber  benützt  zu 
werden.*)  Meistens  jedoch  sind  die  Beine  sehr  hoch,  so  dass  der  Dreifuss 
Selbständigkeit  gewinnen  kann.  Dreifüsse  und  Kessel  sind  in  der  home- 
rischen Zeit  der  Hauptbestandteil  des  wertvollen  Hausgerätes.*^)  Alter- 
tümliche Dreifüsse  finden  sich  in  Olympia,  mit  Bügeln  über  dem  Kessel, 
nur  zwei  Handhaben  und  mit  Beinen,  deren  Höhe  zu  der  Breite  des 
Kessels  stimmt.  Später  sind  die  Beine  lange  Zeit  senkrecht  oder  einwärts 
gerichtet  und  gerade;  in  Pompeji  jedoch  kommen  mehrere  geschweifte 
(tripodes  flexi! es)  vor.^)  Eine  ganze  Musterkarte  von  Dreifussformen  mit 
und  ohne  Lebes  bieten  die  Münzen  von  Kroton  und  Ill)rrien.')  Die  plastische 
Verzierung^)  erstreckt  sich  zunächst  auf  die  Beine,  welche  in  Löwenfüsse 
(auch  mit  Frosch  darunter),^)  Perser *ö)  oder  Aphrodite  verwandelt  werden.*') 
Den  Rand  des  Beckens  schmücken  in  alter  Zeit  Schlangen-  oder  Greifen- 
köpfe, oder  aber  einzelne  Figuren  (Pferde,  Vögel  u.  dgl.).**)  Dreifüsse,  die 
nicht  wirklich  benützt  werden,  können  wie  ein  architektonischer  Unterbau 
freier  behandelt  werden,  weshalb  sie  hinter  den  Bauten  zur  Sprache 
kommen.  Enge  Verwandtschaft  haben  mit  den  Dreifüssen  die  noch  im 
Süden  zur  Erwärmung  der  Zimmer  und  überhaupt  zur  Erhaltung  eines 
Feuers  benützten  Kohlenbecken  (nvQavvoi)^  welche  andererseits  mit  den 
Räuchergefassen  zusammengehören.'^)  Die  wichtigen  Wasserwärmer  sind 
mit  wahrhaft  architektonischem  Geiste  konstruiert.**)  Die  kleineren  Koch- 
geschirre {TtvQeta)  haben  drei  oder  vier  Füsse. '5)  Dann  finden  wir  die 
nach  unten  sich  erweiternde  Brodraine  (xXißavoc),^^)  den  siebförmig  durch- 
löcherten Käsenapf)  und  die  einen  Ausguss  besitzende  Keibeschale, 
deren  Boden  Quarzkörner  verstärken;*®)  in  behäbigen  Familienhäusern  war 


0  AZ.  IV  T.  48. 

*)  Vierfaches  Gef&ss :  Caputi  Nr.  455. 

*)  Mit  drei  Tierfüsseiif  aus  Bronzen 
MB.  5,  14. 

<)  Aeschyl.  Sisyphos  Fr.  221,  2  Nauck. 
Badebecken  [ucdfiivdoi)  sind  aus  Tbon  er- 
halten, weil  man  solche  der  Athena  Kranaia 
weihte  (Bch.  12,  39  ff.). 

»)  11. 1  407;  Hymn.  Hom.  3,  61.  179. 

«)  Z.  B.  MB.  9,  13  =  Gargiulo  racc.  59; 
vgl.  DüTSCHKE,  Bildwerke  4,  108  f. 

')  Brit.  Mus.  Italy  p.  345  ff.;  Illyrien: 
Brit.  Mus.  T.  15.  16,  dann  die  Darstellungen 
von  Herakles'  Dreifussraub.  Vgl.  auch  Fa- 
BBicius,  Jahrb.  1,  185  ff.;  pompejanische  For- 
men MB.  5,  60.  6,  13  und  14  (phantastisch). 
9,  13  rprachtvoller  mit  Sphinxen). 

*)  Abb.  des  arch.-ep.  Seminars  in  Wien 


8,  108  ff. 

^)  In  Etrurien:  0.  Jahn,  ficoronische 
eiste  8.  30  f. 

»0)  Paus.  1,  18,  8. 

*')  Dreifuss  des  Gitiadas  Paus.  3,  18,  8. 

»2)  8.  S.  264. 

'»)  s.  S.  268. 

»*)  MB.  2,  46.  5,  44. 

^^)  GoLLiONON  catal.  zu  Nr.  21 ;  bronzene 
VierfÜsse  mit  römischen  Fabrikstempeln: 
Fragment  in  Petronell,  anderer  aus  Sackrau 
Anthrop.  Corresp.  1886  S.  169. 

'^)  Bbnndokf,  altgriech.  Brot  S.  11  f. 
m.  Abb. 

•')  Prähistorisch  wie  noch  im  Schwarz* 
wald  (Ztsch.  f.  Ethnol.  1882  S.  495). 

^^)  Wiederholt  bei  den  Römern  z.  B.  auf 
der  Saalburg. 


Kap.  Vn.    Die  knnstgewerbl.  Arbeiten  nach  Form  n.  Tersiernng.    (§  234.)     261 


natürlich  die  Eüchenausstattung  viel  reichhaltiger.  0  Löffel  und  besonders 
Gabeln  waren  in  sehr  beschränktem  Gebrauche  und  daher  Gegenstand  des 
Kunsthandwerkes,*)   wogegen    dem    gewöhnlichen  Arbeiter   die    mit  5 — 8 

Erallen  versehenen  Fleischgabeln  (xgedygai,  nefAnaißoXa)  zufielen. 

Litteratar:  Wibsblbb,  über  den  delph.  Dreifiiss,  Abb.  d.  Gott.  Ges.  XV  (1871)  mit 
1  T.;  M.  Greg.  I  12,  5.  14,  1.  15.  9;  zwei  schöne  gleichartige  Stflcke  im  Museo  Gregoriano 
imd  in  Speier;  vgl.  M.  Greg.  83;  x^edy^ai:  Hblbxo,  das  hom.  Epos  S.  353  ff.  mit  Abb.;  Mus. 
Greg.  I  T.  65. 

234.  Dies  dürften  die  Hauptarten  der  Gefässe  sein,  über  welche  wir 
jetzt  noch  einige  allgemeine  Bemerkungen  beifügen  wollen.  Die  Gefässe 
werden  auch  im  Kleinen  zum  Spiele  für  die  Kinder  hergestellt,^)  |denen 
deshalb  Kindergefässe  in  das  Grab  folgen.'')  Die  Grundformen  haben 
sich  teilweise  bis  jetzt  erhalten  (z.  B.  die  Amphora  in  Teilen  Italiens,  in 
Griechenland  und  Spanien,  die  breite  Glasflasche  in  Griechenland),  indes 
die  Einzelheiten  unterschieden  sich  nach  den  Fabriken.  Daher  die  schon 
S.  254  erwähnten  ürsprungsnamen,  wozu  die  seltsame  Anekdote  passt, 
Lysippos  habe  für  das  Stadtgebilde  einer  Königslaune  neue  Gefassformen 
für  den  auszuführenden  Wein  ersinnen  müssen.^)  Als  auch  die  Hand- 
werker Gelehrte  sein  wollten,  zeigten  sie  ihre  Belesenheit  unter  anderem 
durch  Modellierung  von  Nestors  Becher.*) 

Phantasie  und  Humor  haben  die  Grundformen  um  seltsame  Stücke 
bereichert.  Bereits  die  alten  Ägypter  und  ihre  syrischen  Nachbarn  schufen 
Gefasse  in  Gestalt  von  Menschen  und  noch  häufiger  von  Tieren  oder  Tier- 
köpfen (z.  B.  Ochsenköpfen)  ;^)  der  dickbäuchige  Gott  Besä  gab  eine  Schmink- 
büchse ab,  eine  gebundene  Gazelle  ein  Salbennäpfchen.  Daher  begleiten 
ähnliche  Gebilde  die  orientalisierende  Kultur.^)  In  Alba  Longa  schon 
findet  sich  die  jederzeit  beliebte  Form  des  Schiflfes  (axarog,  äxatiov,  xvfißiovy 
cymbium,  scaphium,  gaulus).  In  der  Blütezeit  des  griechischen  Kunsthand- 
werks häufen  sich  die  hübschen  Tierformen  z.  B.  Schwan,  Ente,  Elephant,^) 
aber  auch  Statuetten  und  besonders  Büsten  oder  Doppelbüsten.  ^^)  Eine 
andere  Gruppe  umfasst sozusagen  Stillleben:  Eicheln, i') Mandeln, Muscheln,**) 
Astragaloi  *  ^)   u.  dgl.     Die  modernen  Fälscher    haben   übrigens  die  alten 


1)  MB.  5,  58.  59. 

«)  Silberne  Gabel  Bcom.  1874  T.  9  = 
ScHSEiBEB,  kultnrbist.  AtlaB  T.  77, 10 ;  schöne 
Löffel:  MB.  10,  46:  Bch.  6, 853  ff.;  Jahresber. 
d.  bist.  Vereins  in  Speier  II  T.  5,  8. 

')  Abgeb.  in  einem  pompejanischen  Bilde 
MB.  11,  55,  13. 

*)  Ga.  4,  55. 

')  Athen.  11,465  c. 

•)  Athen.  11,  781  d. 

^)  BiRCH,  ancient  pottery  Nr.  28.  25  p. 
54;  goldener  Ochsenkopf  bei  den  Kefa: 
Pbbrot  bist.  III  S.  751. 

®)  Z.  B.  Tier  aus  Cypem  Cbsnola-Stern 
T.  15,  Ochsenkopf  aus  Thon:  Cypern,  J.  of 
cypr.  stndies  1880  T.  1  F.  163;  Megara  Hy- 
blaia  Mon.  med.  I  Sp.  808  m.  Abb.;  alter- 
tflmliche  Silene  als  Salbfläschchen :  Berl. 
Terr.  1332.  1383.  8954;  in  Etnirien  kleine 
Gefässe  in  Form  einer  sitzenden  Frau  oder 


einer  FrauenbOste,  z.  ß.  Micali,  mon.  ined. 
4,  2— 5 ;  Bdsten  von  Bronzeblech  aus  Vulci 
(oft  abgeb.)  und  Welikij-Duki,  Gouv.  Pskow 
(Mitt.  d.  anthrop.  Ges.  in  Wien  V  Fig.  83). 

»)  Pollux  6,  95  ff.;  z.  B.  ßofißvXiog,  ^s- 
(pas  (missverstanden  in  der  Vase  Hope  10 
=  Durand  1332),  Schwan  (B.  1867  S.  81), 
TteXagyos,  ngiang,  rQ(tyeXag)os;  silberne  Del- 
phine ans  dem  Nachlass  des  Attalos  Plin. 
33,  147  (nach  Urlichs  Tische),  mehrere  Tier- 
formen bei  Janssen,  terrae.  T.  10. 

">)  Z.  B.  Doppelbasten:  de  Witte,  A.  1858 
p.  84  f.  m.  T.  EF;  AZ.  5  T.  8,  1.  2. 

'')  Hbtdbhann,  Pariser  Antiken  S.  58; 
z.  B.  aus  Eleonai  in  Athen  B.  1868  S.  165. 

'-)  Marmorgefäss  in  Athen;  doppelte 
Muschel  schon  in  Tiryns  (Schliemank  S. 
75  f.). 

*')  Hervorragend   schönes    Gefäss    aus 


262  KlasaiBohe  Knnstarchäologie«    I.  Denkm&lerknnde. 

Töpfer  an  Phantasie  weit  überboten J)  In  der  Kaiserzeit  erneuert  sich 
jene  Mode,  wie  die  Namen  ciborium  (Blatt  der  colocasia),  sinus,  galeola, 
trulla,  modiolus,  caper^  concha,^)  murex  u.  a.  beweisen,  und  pflanzt  sich 
bis  über  die  Völkerwanderung  hinaus  fort.  3) 

Litteratur:  G.  Tbeu,  griechische  Thongefässe  in  Statuetten-  und  Büstenfoim, 
Berlin  1875,  mit  2  T. 

235.  Nicht  zu  den  Phantasieformen  sind  gewisse  Formen  der  Toten- 
umen  zu  rechnen,  auf  welche  die  Vorstellungen  vom  Jenseits  Einfluss  ge- 
übt haben.  Die  Ägypter  bewahren  die  Eingeweide  von  Mumien  in  Töpfen 
auf,  deren  Deckel  plastisch  den  Kopf  eines  der  vier  Schutzdämonen 
der  Toten  darstellte  (Mensch,  Schakal,  Affe  und  Vogel).  Diese  Gattung 
heisst  Canopen.'*)  Von  Ägypten  aus  verbreitete  sich  die  Sitte  in  der 
Psammetichidenzeit  nach  Europa,  besonders  nach  Etrurien,-'')  doch  wurde 
dort  augenscheinlich  der  Sinn  vergessen,  da  man  an  den  Leib  des  Gefässes 
Arme  oder  doch  Armstümpfe  fügte. 

Von  den  Canopen  sind  die  Gesichtsurnen  {urnes  ä  visage)  wohl  zu 
unterscheiden,  denn  hier  gilt  nicht  der  Deckel,  sondern  der  Leib  des  Ge- 
fässes für  den  Kopf  oder  den  gesammten  Körper,  wogegen  der  Deckel  den 
Hut  vorstellt.^)  Da  die  Gesichtsumen  stets  mit  der  Totenbestattung  zu- 
sammenhängen mögen  und  eine  den  viereckigen  Kinnbart  des  Osiris 
zeigt, ^)  dürfte  auch  diese  Gattung  den  religiösen  Urnen  beizuzählen  sein, 
zumal  oft  die  Beigabe  der  Genitalien  das  Geschlecht  des  Toten  anzudeu- 
ten scheint.  Durch  die  Funde  von  Hissarlyk®)  ist  ihr  hohes  Alter  gesichert, 
doch  lässt  sich  ihr  Ursprung  bisher  nicht  bestimmen,  denn  die  Grenzen 
der  Fundorte  erweitem  sich  fort  und  fort  erheblich.  Cypern,*)  Italien,'®) 
Deutschland,  Polen,  tland**)  lieferten  bereits  Exemplare,  doch  hat  noch 
immer  Nordostdeutschland '2)  mit  dem  Centrum  Pomerellen'^)  einen  erheb- 
lichen Vorsprung.  Ägypten  selbst  besass  solche  Gefässe  mit  einem  Gesicht 
am  Bauch.»*)  Die  Etrusker  endlich  verfielen  auf  eine  Verbindung  des 
Canopus  mit  den  Gesichtsumen,  indem  sie  das  Gesicht  nicht  einritzten, 
sondern  plastisch  an  Stelle  des  Halses  bildeten.'^) 

Aigina:  Stackblbebg,  Gräber  T.  23,  besser 
abgeb.  Jhst.  13,  135. 

*)  Grosse  Auswahl  bei  Biardot,  terres- 
cuites  T.  40  ff. 

^)  Salzfass  Hör.  s.  1.  3,  15;  Salbgefäss 
Hör.  c.  2,  7,  23    (murex    Martial.    3,  82); 


sonders  in  Chiusi  und  Sarteano. 

^)  Beispiel  bei  Ratet,  bist.  S.  2. 

')  Ztscb.  f.  Ethnol.  II  T.  8,  1. 

«)  ScHLiEMANN,  Atlas  T.  9,  298.  54,1275. 
75,  1628.  191,  3483. 

•)  Verb,   der  Berl.  Ges.  1871  S.  1  mit 
Waschbecken  der  Prinzessin  Serena  (Clau-   >   Abb. 

dian.  epigr,  5,  s.  dazu  Gesner  S.  675);  vgl.   I  ><>)  ündset,  Ztsch.  f.  Ethnol.  22,  109  ff. 

Juv.  6,  419;  Dosith.  p.  90;  Schol.  Juv.  3,  277;   I 
vascaudes]   concas  aereas  Corpus  gloss.  IV 


p.  294,  44;  abgeb.  Marbles  in  the  Brit.  Mus. 
10,  54;  vgl.  FioBiLLO,  kleine  Schriften  artist. 
Inhalts  1,  143;  Böttiger,  aldobrand.  Hoch- 
zeit S.  53.  —  Vorderteil  eines  Rehes,  auf 
Eaisermünze  v.  Thessalonike  aus  der  Kaiser- 
zeit, abgeb.  British  Mus.,  Macedonia  p.  113. 

*)  Z.  B.  im  Schatz  von  Szent-Miklos 
Goldgefftss  in  Form  eines  gehörnten  Tieres 
(abgeb.  Bücher,  techn.  Künste  2,  173). 

*)  Z.  B.    aus    Alabaster  Perrot  bist.  1, 


")  In  Dublin:  Wilde,  catal.  p.  156  m. 
Abb. 

*')  Z.  B.  in  Posen:  Virohow,  Verb,  der 
Berl.  Ges.  1877  S.  451  ff.  m.  T.  20. 

»3)  Mannhardt,  Ztsch.  f.  Ethn.  2,  244  ff. 
m.  T.  8  (Nr.  3  mit  unentzifferter  Inschrift) ; 
Berendt,  die  pomerell.  Gesichtsumen,  Schrif- 
ten der  k.  physikalisch-ökon.  Ges.  v.  Königs- 
berg 1872. 

^*)  In  Leiden  und  Berlin:  Verh.  d.  Berl. 
Ges.  1871  S.  45. 

**)  MicALi,  mon.  T.  27,  6;  Falbe,  M^m. 


196;  viele  in  der  Descr.  de  l'Egypte  5,  81  ff.   l   de  la  soc.   des  ant.   du  Nord  T.  7,  4   (beide 
*)  MiCALi,  mon.  T.  14—16.  27.  33;  be-   |  aus  Chiusi). 


Kap.  VIL  Die  kunst^ewerbl.  Arbeiten  nach  Form  n.  Tersierang.  (§§  235-236.)    263 

Litteratur;  Vibchow,  Ztsch.  f.  Ethn.  2,  73  flf.;  Lisbaubr,  Anthrop.  Korr.  1876  S.  10  ff.; 
LnrDENScHMiT,  Denkm.  I  H.  6  T.  6. 

Die  Haus-  und  Hüttenurnen,  von  Mittelitalien  bis  Krain  verbrei- 
tet, wollen  der  Asche  des  Toten  den  Schein  einer  wirklichen  Wohnung 
bieten,  indem  sie  die  Wohnhäuser  der  gleichen  Zeit  nachahmen;  daher 
werden  wir  bei  den  Hausformen  auf  sie  zurückkommen. 

236.  So  sehr  auch  die  Gefässe  ihrer  Bestinmiung  nach,  wie  wir  sahen, 
verschiedene  Gestalt  haben  müssen,  schliessen  doch  gewisse  Grundzüge 
alle  oder  doch  die  Mehrheit  zusammen.  Im  Allgemeinen  zerfallt  ein  Ge- 
fass  in  Leib  (Bauch),  Fuss,  Hals,  Mündung  und  Henkel. 

Litteratur:  W.  Fröhnbr,  anatomie  des  vases  antiques,  Paris  1876.  Die  antiken 
Bezeichnungen,  deren  Zahl  durch  die  Tempelinventare  (vgl.  Beb.  6, 109  f.  10, 462)  wesent- 
lich bereichert  wurde,  erheischen  eine  besondere  Untersuchung. 

Die  Form  des  Leibes  ist  durch  die  Bogenlinie,  die  er  beschreibt, 
bedingt,  und  diese  hat  ¥dederum  bei  Thon,  soweit  es  sich  nicht  um  sehr 
einfache  Gefässe  handelt,  ihren  technischen  Grund  in  der  Töpferscheibe. 
Als  eine  besondere  Spielart  ist  die  kannelierte  (geriefelte)  Vase  zu 
nennen,  deren  Rinnen  das  Halten  erleichtem  ;0  die  gerippten  Eimer  wurden 
bereits  oben  erwähnt  (S.  257).  Alle  bauchigen  Gefässe  sind  an  der  Aussen- 
seite  verziert,  wobei  durch  die  Henkel  meistens  das  Bild  des  Averses  (A) 
von  dem  des  Reverses  (B)  geschieden  wird.  Je  nach  der  Aufstellung 
kann  eine  Seite  ausdrücklich  als  Vorderseite  gekennzeichnet  sein,^)  z.  B. 
indem  unteritalische  Vasen  auf  der  einen  Schulter  ein  Medaillonbild  tragen. 
Flache  Gefässe  dagegen  können  ein  Innen-  und  zwei  Aussenbilder  haben, 
wobei  ebenfalls  die  eine  Seite  bevorzugt  werden  muss,  wenn  Schalen  und 
Schüsseln  an  der  Wand  hängen^)  oder  gleich  den  Fruchtschüsseln  von 
Urbino  hoch  gehoben  serviert  werden.*) 

Der  Fuss  differiert  nach  der  Höhe,  der  Gliederung  und  der  Art  wie 
er  vom  Bauche  absetzt.  Besonders  viel  Bedeutung  für  die  elegante  Er- 
scheinung hat  der  Fuss  bei  Schalen,  wo  demgemäss  verschiedenerlei  Ver- 
suche gemacht  wurden.  5)  An  den  schlanken  Amphoren  wurden  so  hohe 
Füsse  angebracht,  dass  ihre  Grösse  kaum  mehr  zu  steigern  war.**)  Scheut 
man  das  Umwerfen  oder  stürzt  man  das  Gefäss  nach  dem  Gebrauche  um, 
so  kann  der  Fuss  ganz  wegbleiben,  wie  z.  B.  bei  zahlreichen  Trinkgefässen. 
Gefässe,  die  über  das  Feuer  gestellt  werden,  bedürfen  natürlich  mehrerer 
Füsse,  ebenso  diejenigen  von  sehr  bedeutendem  Umfange.')  Im  Kunst- 
handwerke ersetzen  Tierbeine  oder  Figuren  diese  Füsse;  eigentliche  Träger 
sind  die  sogenannten  Atlanten  und  die  Silene.^)     Manch'  schönes  Beispiel 


')  Ganz  gewöhnlich  dieWassergefässe  wie 
GoLLiONOH,  catal.  577  (s.  dessen  Note);  Wein- 
gefftsse  abgeb.  an  dem  Sarkophag  AZ.  22 
T.  185 ;  xcü^aiK  ^aßdtaro^  Polemon  bei  Ath. 
11,484  c;  vgl.  Beb.  6,  109. 

')  CoKZE,  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad. 
64  (1870)  S.  518;  Jabw,  Vasensamml.  S.  LVI. 
LXIIl;  MoBOENTBAU,  über  den  Zasammen- 
hang  der  Bilder  auf  griechischen  Vasen,  T. 
Lpg.  1886. 

')  Z.  B.  Phineusschale. 

*)  Vgl.  Heliodor.  7,  27. 

^)  Allmählicher  Übergang  bei  den  streng- 


rotfigurigen  Schalen  z.  B.  Enphronios  bei 
Gerhard,  A V.  3,  226 ;  stumpf  z.  B.  bei  Duris 
AZ.  1883  T.  3. 

^)  Vgl.  z.  B.  die  an  einer  pergameni- 
sehen  Inschrift  (Inschriften  von  Pergamon 
Nr.  68)  abgebildete  Amphora. 

')  Dreifnssartige  Gefässe:  Schreibeb, 
kulturhist.  Atlas  S.  8. 

^)  Drei  knieende  Kolosse  am  Krater  der 
Samier:  Herod.  4,  152;  abgeb.  in  der  Tomba 
deir  Orco  M.  9,  15  (Silene);  M.  Piocl.  7.  4 
(Silenej. 


264 


SlassiBche  Ennstarohftologie.    I.  Denkmalerknnde. 


ist  in  schwarzem  Thone  erhalten.  Für  die  äussere  Erscheinung  ist  auch  der 
Untersatz  grosser  Amphoren  {Trochiloa)^)  und  Kratere  {Hypokraierion) 
zum  Fusse  zu  rechnen. 

Der  Hals  hat  verschiedene  Breite;  bald  ist  er  nicht  bestimmt  zu  be- 
gränzen,  bald  bildet  er,  deutlich  abgesetzt,  einen  erheblichen  Teil  des  Ge- 
fässes.  Es  kommt  vor,  dass  er  von  der  Schulter  durch  einen  plastischen 
Ring*)  oder  durch  eine  Ringlinie  getrennt  wird.  Doch  genügt  schon  die 
Bedeckung  des  Halses  durch  ein  Omamentband,  z.  B.  einen  Kranz  oder 
eine  Blätterreihe. ^)  Die  Mündung  ist  abgerundet,  kantig  oder  umge- 
krempt.  Dieselbe  umzieht  häufig  ein  Kreis  sehr  einfacher  Ornamente.*) 
In  Metall  werden  oft  während  der  Herrschaft  des  orientalischen  Ge- 
schmackes aufragende  Zierfiguren  angenietet  oder  angelötet,  z.  B.  schon 
an  den  Goldgefassen  der  Kefa's  Räder  auf  Stäbchen,  später  sehr  häufig 
aufgerichtete  Greifenköpfe,  wie  an  dem  samischen  Krater,*)  oder  Schlangen- 
hälse, ^)  auch  Vögel,')  wonach  Homer  Nestors  Becher  schildert.  Künst- 
lichere Figuren  sind  nicht  ausgeschlossen,  z.  B.  Paare,  die  sich  gegenüber- 
stehen.®) Nach  einer  einfacheren  Mode,  die  sich  länger  erhält,  wird  nur 
eine  Maske  angebracht.**)  Die  Kunstformen  des  Henkels  (des  „Ohres" 
nach  griechischer  Benennung)  sind  zunächst  zu  klassifizieren  nach  Stellung 
(vertikal  und  horizontal)  und  Form  (rund,  geschweift,  eckig,  viereckig, 
hornförmig).  Der  runde  und  der  geschweifte  Henkel  sind  meist  glatt, 
doch  wechselt  damit  der  gedrehte  Henkel  ab,^®)  welcher  am  leichtesten 
aus  Bronzedraht  sich  bilden  lässt;  in  Thon*^)  handelt  es  sich  nur  um  Imi- 
tation. Den  letzteren  etwa  ausgenommen,  haben  diese  Grundformen  nichts 
Individuelles  und  daher  historisch  Merkwürdiges  an  sich;  Zeitmoden  er- 
kennt man  vielmehr  an  zusammengesetzten  Formen.  Ein  Kennzeichen 
sehr  alten  Geschirres  ist  in  den  verschiedensten  Ländern  der  mit  einem 
mondsichelartigen  Aufsatz  versehene  Henkel  {ansa  cornuta  oder  lunafa), 
welcher  mit  orientalischen  Einflüssen  zusammenzuhängen  scheint;**)  eine 
Spielart  besteht  darin,  dass  die  Halbmonde  nicht  über  den  Rand  des  Ge- 
fasses  emporragen.  *»)     An    grossen  Vasen  jüngerer  Zeit    erscheinen    sehr 


*)  Bemndorf,  Heroon  S.  232  f.;  z.  B.  Lau 
T.  20,  1;  y^(p.  aQx,  1886  T.  3,  1. 

*)  Jahrb.  4,  223. 

')  Schönes  Beispiel  MB.  6,  31. 

*)  KByxQ(otu\  TBXOQVBVfjiivtt  ini  jov 
XeiXovg  xdjy  notrjQiwv  Hesych.;  Oinochoe  von 
Thera  mit  Greifenkopf  als  Ausguss:  M. 
IX  5,  1. 

*)  Herod.  4,  52;  viele  in  Olympia  (Fürt- 
WANOLER,  Bronzefunde  v.  Oljrmpia  S.  60  ff.j 
und  Etrurien  (M.  Greg.  1,  15,  1.  16,  1—5; 
Friedbrichs,  kleine  Kunst  Nr.  301.  1442  a; 
B.  1874  p.  49);  Becken  aus  Lüneburg;  ab- 
geb.  im  Haus  der  Livia. 

°)  Bronzevasen  von  Hannover,  Helm- 
städt,  Neilingen  (Altmark)  und  Darskan. 

^)  Zwei  römische  Thonschalen,  bei  Pähl 
(Ammersee)  gefunden:  Anthrop.  Corresp. 
1883  S.  154. 

8)  FürtwXngler,  AZ.  1879  S.  180;  Ver- 
zeichnis Bch.  12,  380  ff. 


^)  Z.  B.  au  der  Schnauze  einer  nasitema 
von  Eleinaspergle :  Anthrop.  Corresp.  1879 
S.  109;  TtQoaoinovtTa  Pollux  2,  48  (nach  ihm 
mit  Löwen-  oder  Stierköpfen);  vgl.  He- 
sych. s.  V. 

'^)  Abgeb.  auf  Münze  von  Kerkyra,  aus 
aus  dem  3.  J.,  Brit.  M.  T.  23,  1. 

")  Z.  B.  rotfigurige  Amphora  in  Wfirz- 
burg  322. 

'-)  Hissarlyk;  Eampanien  (v.  Duhn, 
Trierer  Phil.-Vers.  S.  142);  Latium,  Etrurien, 
Terremare  (Helbio,  Italiker  S.  88),  Südtirol, 
Istrien  und  Bosnien  (Hörnes,  Urgesch.  des 
Menschen  393.  544,  aus  dem  Anfange  der 
Metallzeit),  Böhmen  (Pi(,  arch.  vyzkum  Sp. 
45  A.  3;  Pamatky  XII  T.  11,  1),  Deutschland 
(z.  B.  in  Uhrach  aus  der  Hallstätter  Zeit, 
Mitt.  d.  anthrop.  Ges.  in  Wien  7,  33). 

*^)  Vorgesch.  Altert,  d.  Provinz  Sachsen 
1883,  25. 


Kap.  Vn.    Die  knnstgewerbl.  Arbeiten  nach  Form  n.  Yeniening.    (§  236.)     265 


breite  Henkel,  gerillt,  an  den  Rändern  aufgebogen  oder  durch  Walzen 
verstärkt  (Volutenhenkel);')  in  der  Rundung  wird  gerne  ein  Medaillon- 
kopf angebracht.*)  Die  Spiralform,  welche  wir  noch  durch  Marmorvasen 
am  besten  kennen,')  darf  ebenfalls  zu  den  sekundären  gezählt  werden. 
Von  den  organischen  Formen  eignete  sich  keine  besser  als  der  Schlangen- 
henkel, den  wir  sowohl  einfach*)  als  paarweise*)  verschlungen  finden. 

Da  der  metallene  Henkel  an  das  Oefass  anfänglich  angenagelt  wurde, 
lag  es  nahe,  den  in  die  Augen  fallenden  unteren  Nagelkopf  zu  verkleiden. 
Dies  geschah  sehr  häufig  vermittelst  einer  Palmette  vielfältiger  Gestal- 
tung,*) welche  oft  Zuthaten  erhielt,  z.  B.  einen  auf  ihr  sitzenden  Löwen 
oder  je  einen  solchen  zu  beiden  Seiten  gelagert."^)  Statt  der  Palmette  ist 
auch  ein  Tierkopf  oder  ein  menschliches  Gesicht  beliebt.®)  Im  orienta- 
lischen Stil  begegnen  geflügelte  Wesen  wie  Gott  Asur  oder  eine  männ- 
liche Sirene,*)  wofür  die  Griechen  den  Silen  einführen ;^ö)  ein  typisches 
Beispiel  ist  der  Griff  der  Bronzevase  von  Grächwyl  mit  der  sogenannten 
asiatischen  Artemis.  *') 

In  den  letzten  Jahrhunderten  der  vorchristlichen  Zeit  trieb  das  Kunst- 
handwerk mit  den  Henkeln  der  Bronzegefässe  ein  phantastisches  Spiel. 
Die  gebogene  Linie  wurde  seltsam  verschnörkelt,^*)  am  liebsten  jedoch 
durch  eine  Tiergestalt  (wie  einen  schlanken  Panther)-')  oder  eine  Figuren- 
gruppe (z.  B.  zwei  Gladiatoren,  MB.  8,  15)  ersetzt  oder  aber  durch  Bei- 
fügung von  Getier  und  Pflanzenwelt  wie  verhüllt.  Die  blossen  Henkel 
für  sich  allein  haben  eine  Fülle  von  schöpferischer  Phantasie  beansprucht,  i^) 

Unentbehrlich  sind  die  Henkel  natürlich  nicht;  es  genügt  z.  B.  ein 
blosser  Griff,  einem  Aststumpf  vergleichbar,  welcher  zu  manchen  Gesichts- 
umen,  Krateren  u.  dgl.  gehört  und  in  einen  Phallos  umgebildet  werden 
kann.")  In  Ligurien  hat  man  einen  bequemeren  Griff,  der  einer  Krücke 
gleicht,  erfunden. 


0  Schon  an  einer  «kyrenftisclien*  Vase 
AZ.  1881  T.  11,  2;  schwarzfigurig  (z.  B.  aus 
Rnvo  B.  1836  p.  76)  und  s&engrotfigurig ; 
Bronzeamphora  aus  Lokroi  mit  archaischer 
Inschrift  CIG.  IV  8522  (abgeh.  Bbnndobf, 
Heroon  S.  232) ;  WnrrBB,  jüngere  attische 
Vasen  S.  15;  ahgeb.  in  etrnsk.  Wandgem. 
und  auf  altertümlichen  Münzen  von  Böotien, 
auch  an  einem  Sarkophag  von  Trysa. 

^)  Z.  B.  an  unteritalischen  Vasen  sehr 
häufig  ein  gehörnter  Kopf  (CR.  1863  S.  111). 

')  Z.  B.  Saivdkabt,  teutsche  Akademie 
112,111  T.  8;  Stiche  Piranbsi^s;  Bouillon, 
rnuA^e  11 1  6. 

*)  Ahgeb.  auf  etruskischon  Münzen  Brit. 
Mus.  Italy  S.  20  f. 

^)  In  Marmor  z.  B.  Sandrart,  a.  0.  I 
S.  6  u.  sculpt.  T.  ee. 

•)  A.  1881  p.  225.  228;  Ltndknschmit 
l  2y  3,  2;  GozzADiNi,  di  un*  ant.  necr.  a  Mar- 
zabotto  T.  15, 5:  an  Thonvasen  gemalt:  Win- 
TRB,  die  Henkelpalmette  auf  attischen  Scha- 
len, Jahrb.  7,  105  ff. 

^)  Ersteres:  öfter  in  Etrurien ;  griechisch 


A.  1881  p.  230;  Lindbnschmit  I  2,3,1; 
Pferdekopf:  Helbio,  A.  1880  S.  231 ;  Furt- 
WAKGLBR,  Bronzefunde  S.  68.  —  Letzteres: 
aus  Vulci  M.  Greg.  1,59. 

«)  Z.  B.  MB.  4,  28.  13,  43;  Silensmaske: 
Bulle,  Silene  S.  37  ff. 

^)  Ausgrab.  v.  Olympia  IV  T.  22-24; 
FundetT.  28;  auch  in  Praeneste. 

'0)  BuLLK  a.  0. 

'0  S.  144;  Dict.  arch^ol.  de  la  Gaule  I 
p.  459-64,  T.  zu  .Graekwyl";  ähnlich  ein 
cumanischer  Henkel  A.  1881  p.  238. 

'«)  Z.  B.  MB.  5,42.  6,62. 

13)  }AB.  12  59. 

>*)  Vgl*,  z!  B.MB.  5,  28.  43.  6,  29.  62. 
7,  13.  31.  9,  30.  56.  10,  32.  64.  11,  43,  2. 
12,  58.  13,  27;  Caylüs,  descr.  5,  89;  Anthr. 
Corresp.  1877  S.  37.  Eine  Arbeit  über  die 
Henkel  fehlt.  Eine  Anzahl  Henkel  des  Mu- 
seums von  Neapel  sind  in  einer  Photographie 
vereinigt.  Die  Ägypter  haben  manches  vor- 
gearbeitet; vgl,  Cesnola-Stern  ,  Cypem  T. 
39  u.  S.  415. 

>5)  MB.  14,  15. 


266 


ElassiBche  Ennstarohäologie.    I.  Denkmälerkunde. 


Für  den  Deckel  ist  durch  den  in  der  Mitte  erforderlichen  Knopf  die 
Kunstform  des  Hutes  gegeben,  welche  sich  nicht  auf  die  Gesichtsumen 
(S.  262)  allein  beschränkt.  ^  Mit  Tieren  oder  Tierköpfen'haben  die  Ägypter 
die  Deckel  heiliger  Gefässe  verziert,  denen  sie  auch  Tierform  gaben  ;^) 
so  kommen  in  den  alten  Dipylongräbem  Gefasse  mit  Pferden  auf  den 
Deckeln  vor.    Über  die  Canopen  s.  S.  262. 

237.  Von  den  übrigen  Einrichtungsgegenständen  steigert  keiner  die 
Summe  der  Anticaglien  mehr  als  die  Lampen.  Eigentlich  passt  das 
Wort  Ampeln  besser,  da  sie  von  der  Art  der  alten  Bergmannslämpchen 
sind  und  in  der  Hand  getragen  werden.  Sie  bestehen  aus  dem  runden 
Ölbehälter  (oft  mit  Einlaufloch),  einer  Schnauze  für  den  Docht  und  dem 
Henkel.  Der  erstgenannte  wird  von  den  Phönikem  als  Muschel  behan- 
delt, eine  Form,  welche  bei  den  Arabern  und  auf  der  Inselgruppe  von 
Malta  noch  besteht.'*)  Bei  den  Griechen  und  Römern  treffen  wir  eine  er- 
hebliche Anzahl  von  Formen, »)  z.  B.  Bär,  Schnecke,  Schuh,  Tierkopf, 
Delphin,  Ranken  werk  u.  dgl.**)  Besondere  Sorgfalt  hat  man  auf  die  Lampen 
verwendet,  welche  oben  mit  einem  Deckel  verschlossen  waren,  dieser  hatte 
die  Form  einer  MuscheP)  oder  war  mit  einem  Tiere,  am  liebsten  einer 
Maus,  der  Freundin  der  Dunkelheit,  bekrönt;^)  die  Wölbung  führte  auf  die 
Schildkröte.^)  Selbst  statuarische  Motive  wie  der  ganswürgende  Knabe 
wurden  hier  angebracht,  i®)  Die  kampanischen  Städte  sind  an  schönen 
Bronzeampeln  sehr  reich.  ^*)  Vom  Henkel  ist  nur  zu  bemerken,  dass  die 
Schlangenform ^ 2)  und  eine  Art  von  Ansa  cornuta^^)  vorkommen;  tritt  der 
Henkel  stark  hervor,  so  führt  das  Symmetriegefühl  eine  gewisse  Ausgleichung 
durch  einen  omamentalen  Ansatz  (z.  B.  naturalistisches  oder  phantastisches 
Pflanzenwerk)**)  an  der  anderen  Seite  herbei.  Sollte  die  Lichtwirkung 
stärker  sein,  dann  vermehrte  man  die  Dochtöffnungen  auf  drei  (TgifÄV^og) 
und  so  weiter  bis  zu  20;'*)  sieben  liebten  die  Juden  in  Erinnerung  an  den 
siebenarmigen  Leuchter.*^) 

Diese  kleinen  Lampen,  welche  zur  Sicherheit  in  Lampengehäuse  ge- 
gestellt wurden,*')  entsprachen  den  Anforderungen  grosser  und  nament- 
lich eleganter  Räume  nicht.  Für  diese  passten  Hängelampen  und 
Lampen  träger.  Erstere,  welche  schon  die  bienenkorbartigen  Gräber  der 
my kenischen  Periode  erleuchtet  zu  haben  scheinen,   beschienen  Tempel") 


^)  Z.  B.  Alabasternrne,  abgeb.  Museo  di 
Moscardi  p.  56.  —  Eelch  an  der  Aschenume 
des  Lateran  Nr.  573. 

^)  Schildkröte  n.  Fisch,  Jahrb.  d.  preuss. 
Kunstsamml.  1889  Sp.  XXIV;  Tierköpfe:  Lep- 
8IU8,  Denkm.  3,  115.  116. 

*)  Wasservogel,  abgeb.  MB.  10,  55  — 
Deckel  mit  Aufsatz  in  Form  einer  Lekythos 
M.  Borb.  U,  15. 

*)  R.  de  rart  chrötien  a.  XXXII  S.  147  f. 
m.  Abb. 

^)  Interessante  Sammlung  im  Museum 
der  archäologischen  Gesellschaft  in  Athen. 

«)  MB.  14,  38.  15,  21 ;  Caylus  V  T.  70, 
3-5.  90,  2. 

^)  Aus  Eleusis  le  Bas,  mon.  fig.  108,  1. 


®)  Caylus  VI  T.  67,  1  (ausHerculaneum); 
Berlin  V.  Kl.  Nr.  89. 

^)  In  Cypem  und  Carthago. 

^^)  MB.  4,  14;  einnickender  Knabe  im 
Bett:  Stackblbbro,  Gräber  T.  52. 

»')  Z.  B.  MB.  4,  58.  6,  30.  47.  15,  22 
(altertümlich);  seltsame  Formen  bei  Caylüs 
V  T.  70,  3-5.  90,2. 

>»)  Caylus  VI  T.  67,  1. 

^')  Abgeb.  Museo  di  Moscardi  p.  60. 

'')  MB.  12,  28. 

15)  Kallim.  Anth.  Pal.  6,  148. 

••)  Rh.  Jahrbb.  22,  74  T.  1,3 ;  AZ.  34,205. 

*^)  Solche  fanden  sich  in  Ägypten  (Nau- 
cratis  I  S.  40  T.  18,  3). 

»«)  Plin.  34,  14. 


Kap.  YEL    Die  knnatgewerbl.  Arbeiten  nach  Form  n.  Yerzienmg.    (§  237.)     267 


und  Säle  der  Vornehmen.*)  Für  kleine  passte  die  Gestalt  eines  schwe- 
benden Vogels.*)  Den  Haken  bezeichneten  Figuren.^)  Natürlich  waren 
die  Hängelampen  meistens  Kronleuchter  {Trokvkvxrfi).^)  Von  diesen,  welche 
gewöhnlich  Lampadarien  genannt  werden,  sind  schöne  Exemplare  aus 
Bronze  oder  Marmor  erhalten.  Durch  reichen  Figurenschmuck  erfreut 
sich  der  meisten  Berühmtheit  der  grosse  Kronleuchter  von  Cortona.^)  Die 
Standleuchter,  welche  man,  der  Etymologie  (Kerzenträger)  zum  Trotze, 
Kandelaber  zu  nennen  pflegt,  setzen  sich  aus  dem  Träger  {^vxvovxog^ 
Xvxvog)6Qog)  und  der  daran  aufgehängten  Lampe  zusammen;^)  diese  beiden 
Teile  können  sich  zu  einer  Einheit  verschmelzen.  Die  Idee  des  Tragens 
lockt  die  Kunsthandwerker  zu  den  verschiedensten  Erfindungen,  welche 
die  Betrachtung  der  antiken  Kandelaber  genussreich  machen.  Oft  wird 
der  Träger  als  Säule  gefasst;  es  klettern  Tiere  an  derselben  empor, 
keines  häufiger  als  die  Eidechse,  weil  sie  das  Licht  liebt.')  In  die  orga- 
nische Natur  übertragen,  wird  die  Säule  zum  Baume,  an  welchem  die 
Lampen  wie  Früchte  hängen;®)  einen  solchen  erbeutete  Alexander  in 
Theben,  später  kam  er  in  den  Tempel  des  palatinischen  Apollo.")  Die 
Jünglingsgestalt  war  schon  in  homerischer  Zeit  gefunden  und  wurde  viel- 
fältig ausgebeutet;*®)  mit  ihr  wechselt  die  weibliche  Trägerin  ab.  *0  Doch 
ist  mit  diesen  drei  Gesichtspunkten  die  Fülle  der  Erfindungen  noch  lange 
nicht  erschöpft;**)  manches  muss  geradezu  barok  heissen,  z.  B.  wägt  ein 
Storch  einen  Elephanten  und  eine  Maus  ab. '5)  Wegen  der  Genialität  der 
Erfindung  wird  der  persische  Hof  seine  Prachtkandelaber  aus  Griechen- 
land bezogen  haben. 

Indem  wir  auf  die  bronzenen  Laternen  hinweisen,*^)  möchten  wir 
betonen,  dass  die  Kandelaber  mit  der  Zunahme  des  Kerzenverbrauches  zu 
Leuchtern  umgebildet  wurden.**)  Der  vieldochtigen  Ampel  entspricht  das 
polycandüon  der  alten  griechischen  Kirche,  eine  platte  Messingscheibe  mit 
Löchern.'«) 

Litteratnr:  Über  die  Terrakottalampen  s.  §  198,  ältere  Litteratur  in  der  Biblioth. 
Baenav.  II  S.  381  f.;  über  christliche  Lampen  Drbssel,  Rom.  Mitt.  7, 152  ff.;  £.  Chatel, 
bougeojr  romain:   chandelles  et  bongies,   chandeliers.   bougeoirs  et  lanternes  chez  les  Ro- 


')  Bei  Kleopatra  Plut.  Anton.  26,  4; 
abgeb.  in  einem  Gem&lde  des  Hippens  Athen. 
11.  474  d. 

*)  Z.  B.  Tanbe  in  Regensborg  n.  Speier. 

»)  Hbydemamn,  Mitteil.  S.  79,  13.  18. 

*)  Z.  B.  für  einen  Tempel  CILat.  XIV  47. 

^)  MiCALi,  mon.  ined.  9.  10;  Ao.  Loriki, 
osservaz.  sopra  nn'  etr.  lampadario  di  bronzo 
rinvenato  recentemente  nel  territorio  di  Gor- 
tona,  Montepnlciano  1844,  m.  3T.;  femer 
Catlub,  rec.  VII  25,  1—3;  Viscoftt,  mus. 
Pioclem.  V  t.  a  IV.  5  p.  15.  268;  Guattani, 
mon.  ined.  VII  Apr.  T.  2;  Petriwi,  memorie 
prenestine  T.  5;  B.  1866  p.  102. 

*)  Solche  Lampen  sind  erhalten :  Maseo 
Cospiano  328  m.  Abb.    Vgl.  MB.  6,  47. 

^)  Gbrhabd.  M3rthologie  §  39;  dieses 
Motiv  fiberdauert  das  Altertum,  wie  z.  B. 
der  Hildesheimer  Leuchter  zeigt. 


>)  MB.  4,  59.  7,  30;  Ant.  d'Erc.  VIII 64. 

»)  Plin.  34,  14. 

*°)  Od.  1?  100;  Lucret.  2,24;  MB.  13, 
14;  yielleicht  auch  Cupidines  II  cum  suis 
lychnuchis  CIL.  XIV  2865. 

^^)  Etruskisches  Wandgemälde  M.  5, 
16,  4. 

»»)  M.  Greg.  T.  75-82;  MB.  4,  57.  59. 
6,  61.  7,  15.  30  (sehr  eigenartig),  32.  45.  8, 
31.  9,  41.  57  u.  s.  w. 

*»)  Zwei  Exemplare  aus  Pozzuoli  B.  1866 
p.  69. 

1*)  MB.  5,  12. 

^^)  Etruskische  Beispiele  mit  je  drei 
Vogelhälsen:  Gonbstabilb,  pitture  murali 
T.  11;  frQhchristliche  Übergangsform  z.  B. 
Mitt.  der  Centralcomm.  IV  44. 

^")  Ein  Exemplar  fQr  acht  Lichter  im 
Louvre. 


268 


Klassiache  Eanatarchftologie.    I.  Denkmälerkunde. 


mains,  CaSn  1861  m.  Abb. ;  B.  Quabanta,  di  nn  candelabro  di  bronzo,  Neapel  1852,  mit 
1  T.  u.,  sopra  un  licnuco  pensile  di  bronzo,  N.  1856. 

Wenn  auch  das  Klima  des  Südens  für  die  daran  gewöhnten  Ein- 
heimischen nicht  viel  Kälte  zu  haben  scheint,  gehört  doch  zu  einem  ordent- 
lichen Haushalt  das  ungesunde  Kohlenbecken  {nvQavvog).  Im  Altertum 
pflegt  es,  wenn  schöner  ausgeführt,  auf  Tierfüssen^)  oder  den  Vorder- 
teilen von  Ungeheuern  zu  ruhen,*)  und  etwa  noch  zum  Segen  den  Kopf 
des  Feuergottes  zu  tragen;^)  denn  keine  Brandursache  wirkt  häufiger  als 
ein  zugedecktes  Kohlenbecken.  Mehr  als  auf  Wärme  geben  die  Griechen 
und  Orientalen  auf  angenehmen  Geruch;  daher  die  nicht  unbedeutende 
Klasse  der  Räucherge fasse.  Die  einfachsten  bestehen  in  eigentümlichen 
Thongefassen,  deren  eine  Art  den  Namen  Fensterurnen  erhalten  hat, 
weil  in  den  Leib  oder  den  Fuss  grünliche  Glasstücke  (zum  mindesten 
eines)  eingesetzt  sind.  Über  ihren  Gebrauch  haben  die  aus  dem  Somali- 
Lande  nach  Berlin  gelangten  Gefasse  aufgeklärt.  Man  findet  die  Fenster- 
umen  besonders  in  Norwegen  und  Posen,  auch  in  Schweden,  Nordwest- 
deutschland und  England.^)  Die  Incense  cups  aus  Wiltshire,  Berkshire 
und  Carnarvonshire  weichen  etwas  ab,  wie  überhaupt  verschiedene  Spiel- 
arten vorkommen.^)  Für  den  Weihrauch  wurden  die  entsprechenden  Bronze- 
gefässe  geschaffen.  Das  Weihrauchschiflfchen  (navicula)  ^)  scheint  in  dieser 
Form  späten  christlichen  Ursprungs;  dagegen  hat  der  Orient  den  stehenden 
und  fahrenden  Weihrauchbehälter  hervorgebracht.  Das  Thymiaterion  oder 
Escharion,'^)  eine  gedeckte  auf  hohem  gegliederten  Fusse  ruhende  Schale, 
ist  ein  unentbehrliches  Geräte  des  antiken  Kultus.  Ausser  der  zierlichen 
Form  des  hohen  Fusses  kann  der  Deckel  ein  Gegenstand  der  Kunst  sein.  8) 
Die  Erfindung  des  bequem  tragbaren  Thymiaterions  wurde  wenig  ausge- 
nützt.**) Dagegen  ist  die  orientalisierende  Periode  durch  die  sogen.  Bronze- 
wagen, d.  h.  auf  Rädern  laufende  Rauchfasser  in  verschiedener  Grösse 
gekennzeichnet,  wie  sie  Etrurien,  Österreich  (Strettweg  bei  Judenburg) 
und  Deutschland  (Peccatel  in  Mecklenburg)  zu  Tage  gebracht  haben.  ^®) 

Litteratnr:  über  Kohlenbecken  Lüsohan,  Verb,  der  Berl.  anthrop.  Ges.  1892; 
Thymiaterien:  Miohabus,  A.  1867  p.  102  ff.  und  Parthenon  S.  260  f. 

288.  Von  den  Gefässen  leiten  uns  zu  den  Möbeln  am  besten  die 
bronzenen  Cisten  über,  deren  Name  noch  aus  der  Zeit  stammt,  als  in 
der  Archäologie   die  mystische  Auslegung  blühte.     Damals  sahen  ja  die 


»)  MB.  5.  14.  27.  44,  vgl.  6,  45. 

*)  Z.  B.  Greife  MB.  6,  45;  Harpyien 
MB.  5,  44. 

^)  Gaylus,  rec.  3,  32;  ScHLiEXAitN,  Ilios 
S.  688  Nr.  1452;  Bbnndorf,  lykische  Reise 
S.  11;    CoNZB,  Jahrb.  1890  S.  118  ff.  T.  1.  2. 

*)  Mbstorf,  Anthrop.  Corresp.  1874 
S.  24.  1875  S.  12;  römisch  nach  Loranoe 
(römische  Ealtureinfldsse)  and  Lisch  (An- 
throp. Corresp.  1874  S.  47). 

'")  Z.  B.  öefässe  mit  Einschnitten  (christ- 
licher Zeit)  aas  Demowo  in  Erain:  Mitt.  der 
Centralkomm.  N.  F.  18,  64  m.  Abb. 

^)  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  1867  mit 
Abb. 

^)  Pollax  10, 65. 


^)  In  Wandgemälde  abgebildet  MB.  1 0, 3 ; 
die  Thymiaterien  sind  überhaupt  oft  abge- 
bildet: CR.  1860  p.  30;  Baum eistbb's  Denkm. 
T.  6.449  F.  1714;  Ra.  1891  T.  6. 

»)  Abgebildet  MB.  5,42. 

»0)  Grotta  deir  Iside;  Tomba  Regalini- 
Galassi,  vgl.  Maseo  Chiasino  T.  39 ;  Micali, 
mon.  ined.  p.  66  T.  8 ;  R.  Vibchow,  tlber  einen 
neuen  Bronzewagen  v.  Barg  a.  d.  Spree,  Mo- 
natsber.  d.  preuss.  Akad.  1876,  16.  Nov.;  Jahr- 
bücher für  mecklenb.  Geschichte  20,  290  f. 
25,  215  ff.;  über  den  von  Judenburg  s.  auch 
Kemblb,  horae  feriales,  London  1863  S.  235  ff. 
T.  33;  vgl.  noch  Undsbt's  Wagen- Abhandlung 
(S.  254). 


Kap.  YIL  Die  konstgewerbl.  Arbeiten  nach  form  n.  Tersierimg.  (§§  238  -239.     269 


Oelehrten  eine  cista  mystica  mit  Mysteriensymbolen  in  den  runden,  seltener 
ovalen  Kästchen,  >)  welche  zur  Aufbewahrung  kleiner  Gegenstände,  z.  B. 
der  Toiletteartikel  dienten.  Der  Griff  hat  meistens  eckige  oder  T-Form 
und  wird  häufig  durch  eine  gegossene  Figurengruppe  gebildet,  z.  B.  einen 
Mann,  der  ein  Tier  (Widder)  trägt,*)  zwei  Satyrn  oder  andere  dionysische 
Gruppen,  einen  liegenden  Silen*)  und  ähnliches.  Getragen  wird  die  Ciste 
oft  von  einem  Tierfuss,  am  häufigsten  einem  Löwenfuss,  unter  dem  sich 
z.  B.  ein  Frosch  befinden  kann.^)  Den  Leib  schmücken  oft  Gravierungen. 
Diese  schönen  Cisten,  unter  denen  die  ficoronische  Ciste  im  römischen 
museum  Kircherianum  (S.  47)  einen  berühmten  Namen  hat,  gehören  in 
ihrer  Hauptmasse  Praeneste  und  dem  hellenistischen  Zeitalter  an,  weshalb 
in  der  Kunstgeschichte  weiter  von  ihnen  zu  sprechen  sein  wird,  ihre  Form 
reicht  aber  in  die  orientalisierende  Zeit  zurück.^) 

Litteratnr:  G.  Lami,  dissert.  sopra  le  ciste  mistiche,  m.  1  T.;  M.  Greg.  87.  88; 
K.  ScHDMACHBB,  eine  pränest.  Ciste  im  Museum  zu  Karlsruhe,  Heidelb.  1891  m.  3  T. 

239.  Die  eigentliche  Zimmereinrichtung  ist  dort,  wo  die  Sommer- 
wärme die  Nerven  gegen  volle  Räume  besonders  empfindlich  machte,  nie 
bedeutend  gewesen;  nur  Stühle  und  Ruhebetten  sind  unumgängliche  Möbel. 
Unter  den  ersteren  sind  Objekte  der  Kunst  vornehmlich  die  Thronsessel; 
deren  hohe  gerade  ansteigende  Lehne  erhält  oben  einen  nachdrücklichen 
Abschluss,  z.  B.  in  Form  einer  Palmette  ^)  oder  eines  Vogelhalses, ')  oder 
trägt  Figuren,  am  besten  geflügelte  oder  tanzende,  wie  der  Thronsessel 
des  amykläischen  Apollo  und  des  Zeus  von  Olympia.  Die  Armlehnen 
laufen  in  rundliche  Tierköpfe  (von  Löwen®)  oder  Widdern)^)  aus  und 
werden  von  Tieren *ö)  oder  Sphinxen*')  getragen;  so  hatte  Pheidias  am 
Zeusthrone  Sphinxe  mit  Kindern  in  den  Klauen  angebracht.*^)  Die  Beine 
setzten  sich  in  Kampanien  häufig  aus  umgedrehten  Kelchen  und  aus 
Scheiben  zusammen.  >^)  Schöner  als  die  gedrechselten  Beine  sind  die  ge- 
schnitzten, z.  B.  in  Palmettenform.  *^)  Wie  die  anderer  Geräte,  ähneln 
manche  Tierbeinen,  z.B.  von  Löwen  oder  Stieren.*-^)  Besiegte  als  Träger 
benützen   wieder   die   ägyptischen  Arbeiter.'«)    Endlich  gehört  zu  einem 


»)  A.  1870  p.  13. 

*)  Stark,  Ber.  d.  sächs.  Gesellsch.  1860 
S  7  ff 

•)'  A.  1879  S.  135  Nr.  9.  S.  157. 
*)  So    ist    die    ficoronische    Ciste    be- 
schaffen. 

^)  Reste  einer  sehr  alten  aus  Kreta  A. 
1881  S.  219. 

^)  Stele  von  Chrysapba;  £1.  c^r.  III 
T.  50;  Raoul-Rochbttb,  mon.  in^d.  T.  41. 

')  Ublichs,  Beiträge  S.  18;  z.  B.  AZ.  II 
24,  3  (Vasenbild). 

^)  Bei  den  Ägyptern  oft,  z.  B.  am  Thron 
des  Königs  Chafre  (Statue  in  Gizeh). 

*)  Stele  von  Chrysapha ;  Harpyienmonu- 
ment;  an  mehreren  attischen  Grabreliefs  z. 
B.  AZ.  3,34;  Vase  CR.  1859  T.  1. 

'°)  Z.  B.  schreitende  Tiere  auf  schwarz- 
figuriger  Vase:  Ublichs,  Beitrage T.  1 ;  Adler 
und  darüber  Blumen  bei  Zeus  MB.  6,  52. 

^*)  Zuerst  in  Ägypten:  Lepsius,  Denkm. 


III  T.  76b.  77  c;  Prissb  d'Aybnnes  II  palan- 
quins  2.  si^ges  1.  fauteuils  du  mobilier  de 
Ramses  III  4;  dann  Fbiedebichs- Wolters 
1043;  ZofiGA,  bassir.  I  T.  49;  M.  VIII  T.  38,  2; 
Heroon  von  Trysa  T.  12  A.  9.  Vgl.  Jahn, 
arch.  Beitr.  S.  117  A  306;  Stbphant,  CR. 
1859  p.  64.  1864  p.  143 ;  Bbunk,  Sitzungs- 
berichte d.  bayer.  Ak.  1872  S.  524, 1. 

^^)  Sphinx  schreitet  über  erschlagene 
Feinde:  Perrot,  bist.  I  Fig.  583. 

**)  Z.  B.  MB.  9,  3.  4.  10,  44;  abweichend 
6,  52.  53. 

^*)  An  Kolossalstatuen  des  Augustus  und 
Claudius  MB.  4,  36.  37. 

^^)  Löwen:  schon  im  alten  ägyptischen 
Reiche;  Ath.  Mitt.  7,  7  u.  5.  in  Reliefs;  Stier: 
sehr  häufig  in  Ägypten  (z.  B.  Pbhrot,  bist. 
1431.455);  Stele  von  Chrysapha;  Vasen: 
Arkesilaosvase  M.  I  47;  El.  cor.  I  54.  III  36  a; 

vgl.  ÜRLICHS  a.  0. 

»•)  Perrot  I  582  (Descr.  II  89).  583; 
Text  dazu  Psalm.  109, 1. 


270 


Slasaiflohe  Knnstaroh&ologie.    I.  fienkmälerknxide. 


hohen  Thronsessel  ein  Fussschemel,  der  seinerseits  von  Tierfüssen  oder 
ruhenden  Tieren  getragen  wird.^)  Die  Thronstühle  der  alten  Könige  und 
Kaiser  sind  wie  die  der  Götter  Staub ,  nur  Abbildungen  und  Nachbildungen 
in  Marmorstatuen  belehren  uns  über  den  plastischen  Schmuck.  Je  grösser 
der  Thron,  desto  reicher  war  der  letztere;  dies  zeigt  die  Beschreibung 
der  Throne  des  amykläischen  ApoUo  und  des  olympischen  Götter- 
vaters. 2)  Was  uns  erhalten  geblieben,  sind  Staatssessel  aus  den  Salons 
von  Privatleuten,  aus  Gräbern,  wo  Urnen  auf  ihnen  standen,  3)  oder  aus 
Tempeln.  Dabei  muss  uns  befremden,  dass  bronzene  Thronsessel  mit  den 
hölzernen  konkurrierten.^)  Etwas  einfacher  sind  die  bequemeren  Sitze 
für  Beamte,  z.  B.  die  sella  curulis^)  und  das  auch  als  Auszeichnung  ver- 
liehene bisellium.^)  Die  gewöhnlichen  Lehnstühle  und  die  Sessel  sind  haupt- 
sächlich nur  mit  schönen  Füssen  bedacht.') 

Vom  Ruhelager  {xlivrj,  lectus),  über  dessen  Wichtigkeit  ich  kein 
Wort  zu  verlieren  brauche,  unterscheidet  man  zwei  Hauptformen,  Drechsel- 
arbeit und  Schnitzerei  (Palmetten  und  jonische  Voluten  auf  viereckigen 
eingeschnittenen  Füssen).*)  Die  gedrechselten  Beine  werden  für  vor- 
nehme Häuser  aus  Bein  oder  Elfenbein^)  hergestellt.  Gleich  unseren 
eisernen  kommen  bronzene  Bettstätten  z.  B.  in  etruskischen  Grabkammem 
vor.*")  Die  Ecken  werden  wieder  mit  Tierköpfen  bekrönt.*')  Tragbar  ge- 
macht, wird  das  Ruhebett  zur  Sänfte.  Vor  die  Ruhebetten  wurden  be- 
kanntlich bei  der  Mahlzeit  niedrige  Tische  gestellt.  Diese  gehören  nur 
in  den  Speisesaal  des  Hauses  und  sind  entweder  Speisetische  oder  Kredenz- 
tische (xvXixsTa).  2)  £)a  Tischtücher  fehlten,  wurde  mit  dem  Stoff  der  vier- 
eckigen oder  runden  Tischplatte  viel  Luxus  getrieben. *3)  Stein,  *^)  Silber  ^*) 
oder  das  kostbarste  Holz  war  bevorzugt,  während  der  künstlerische  Schmuck 
zurückstand;  doch  ist  das  Bemalen  der  Tischplatten  wie  die  ihm  ent- 
sprechende Mosaikarbeit  durch  je  ein  Beispiel  belegt.*^)  Die  Beine  (in 
älterer  Zeit  drei)  *0  werden,  wie  derselbe  ägyptische  Tisch  darthut,  schon 


>)  Z.  B.  am  Heroon  von  Trysa  (s.  269 
A.  11). 

')  Das  Wandgemälde  der  Casa  Tiberina 
(M.  12, 21)  gibt  davon  einen  gewissen  Be- 
griff. 

»)  Ukdset,  Ztsch.  f.  Ethnol.  22, 121  f. 

*)  Z.  B.  in  den  neuen  kapitolinischen 
Sammlungen  Saal  1;  Prachtstahle  MB.  6,  28; 
als  Weihgeschenke:  Gruter  inscr.  170,  3. 

^)  AloMJfSKK,  Staatsrecht  1,  383  f ;  Guul- 
Emgelhann  8.  679;  Abbildung  auf  Münzen 
der  gens  Furia. 

»)  Viele  Abbildungen:  A.  1862  S.  293 
m.  T.  R  u.  DüTSCHKB,  Bildwerke  4,  223; 
MB.  2,  31. 

^)  Z.  B.  in  einem  Relief  MB.  6,  10;  sehr 
schöne  Stuhlbeine  MB.  8, 52.  11,50.51.  — 
Krankenstühle  mit  hoher  eingebogener  Lehne, 
abgeb.  an  der  Silberschale  AZ.  31, 11. 

^)  Milesisch  (welche  Art  in  den  Schatz- 
listen des  Parthenon  vorkommt)  nach  Benm- 
PORP,  Heroon  v.  Trysa  S.  233. 

^)  Solche  sind  in  Pompeji  gefunden. 


^°)  Aus  Phanagoria:  Konoakof,  antiqu. 
S.  38;  aus  Caere:  M.  Greg.  115,2;  nicht 
massive  lecH  aerati  187  v.  Chr.  aus  Klein- 
aaien  eingeführt:  Liv.  39,  6. 

^M  Löwenkönfe  in  Ägypten  häufig,  z. 
B.  Lepsius,  Denkm.  II  126;  Pferdekopf  an 
einer  bronzenen  Bettlehne  aus  Lesbos :  Nürn- 
berger Ausstell.  Nr.  257. 

^^)  Abgebildet  in  italischen  Wandge« 
mälden  A.  1870  p.  12. 

^3)  Vgl.  Juvenal.  1,  75.  137  ff.  4,  132. 
11,  122. 

^*)  Steinplatte  des  „Tisches  von  Ka- 
naan", seit  dem  6.  Jahrhundert  bezeugt,  ans 
Elateia  in  die  kleine  Metropole  von  Athen 
cebracht 

^^)  Z.  B.  Diod.  21,  12,  5  (bei  einem 
König). 

^^)  Mit  der  Göttin  Rannu,  im  britt. 
Museum:  Wilkinson,  manners  I  p.  418  Nr. 
193;  Totenkopf  in  Mosaik,  zu  Pompeji:  Phot 
(danach  Guhl-Ehoelmann  S.  686). 

*')  Blümnbb,  AZ.  1885  S.  287. 


Kap.  Vn.    Die  kuniitgewerbl.  Arbeiten  nach  form  u.  Versiemng.    (§  239.)    271 


in  sehr  früher  Zeit  ausgeschweift;  daher  verfallen  die  Tischler  bald  auf 
den  Gedanken,  sie  in  Tierklauen  endigen  zu  lassen  *)  oder  einfach  zu 
Tierbeinen  zu  gestalten.')  Auch  hier  begegnen  tragende  Figuren,  wie  Ge- 
fangene (in  Ägypten)  oder  Sphinxe  u.  dgl.*)  Auch  der  Spleen  findet 
seine  Befriedigung  durch  seltsame  Formen,  einen  Delphintisch  {deXquvlg 
TQdrre^a)  oder  einen  Tischmenschen  d.  h.  einen  thönernen  Tisch  in  Form 
eines  knieenden  Mannes.^)  Mit  den  Speisetischen  gehören  die  Opfertische, 
deren  viele  den  Göttern  geweiht  wurden,^)  zusammen;  für  die  klassischen 
Völker  war  endlich  der  agonistische  Tisch,  auf  welchem  die  Preise 
bei  den  Wettkämpfen  lagen,  ein  wichtiges  Staatsmöbel.  *^) 

Von  den  Aufbewahrungsmöbeln  ist  so  wenig  Aufhebens  zu  machen 
als  von  denen  der  jetzigen  Bauern  des  Südens.  Sie  bestehen  hauptsäch- 
lich in  niedrigen  Truhen,  deren  Deckel,  sobald  man  die  einfache  gerade 
Linie  aufgibt,  in  die  geschwungene  Linie  (gleich  der  Flugbahn  eines  Festungs- 
geschützes) übergehen.')  Die  Bronzehenkel  waren  unter  Umständen  ein 
schöner  Schmuck.^)  Im  ganzen  eignete  sich  für  die  Truhen  die  Kunst- 
form des  Hauses  oder  eines  gegiebelten  Tempels.^)  Eine  Kasse,  die  auf 
vier  Bronzesphinxen  ruht  und  einen  liegenden  Wachhund  zum  Handgriff 
hat,  gibt  eine  gute  Vorstellung  von  den  festeren  Truhen.*®)  Eigentliche 
Schränke  kommen,  abgesehen  etwa  von  den  Tempelschränken  voU  kleiner 
Weihgeschenke,  wenig  in  Betracht;  Pompeji  zeigt  geringe  Reste. **) 

Die  Möbel  sind  keineswegs  auf  lokale  Fabrikation  beschränkt;  schon 
im  fünften  Jahrhundert  wusste  der  elegante  Grieche,  dass  da  und  dort 
dieses  oder  jenes  Stück  am  besten  zu  haben  sei.^')  Die  delphica  genannte 
Tischart  weist  durch  ihren  Namen  auf  den  Ausgangsort  hin. 

Litteratur:  über  die  Mdbel  Blümkeb,  Kunst  u.  Gewerbe  1885  Nr.  11. 12;  A.  Mauser, 
Teirichs  Blätter  f.  Kunstgewerbe  4,  IB  ff.;  GuHL-EsoBLMAifN,  Leben  der  Griechen  S.  254  ff.; 
ägyptische  Ruhebetten  und  Sessel:  Description  de  r£gypte  1189;  Formen  der  Thron- 
sttthle:  CK.  1859  S.  64;  1864  S.  143;  Petersen,  Kunst  des  Pheidias  S.  355,  de  Atreo  et 
Thyesta,  Dorpat  1877  S.  3,  2,  Rom.  Mitt.  7,  35  ff.  m.  Abb. ;  Perrot,  bist.  111  S.  725  F.  383 ; 
Häuser,  Jahrb.  4,255  ff.  m.  Abb.  (Marmorthron  von  SoluntJ;  Speisetische:  Blumiger,  AZ. 
1884  S.  179  ff.  m.  Abb. 

Der  Sehreinerarbeit  trat  die  Schmiedearbeit  oft  an  die  Seite  und 
trug  zur  äusseren  Erscheinung  nicht  wenig  bei,  indem  von  ihr  Schlösser 
und  Schlüssel  kamen,  welche  ein  dankbarer  Gegenstand  des  Eunsthand- 


*)  In  römischer  Zeit  sehr  beliebt:  Benv- 
DORF,  Heroon- V.  Trysa  S.  233,  9. 

')  Löwenbeine :  aus  Sakkara,  Maristte, 
les  Mastabas  p.  86  (oben  Löwenköpfe);  eine 
ganze  Gruppe  griechischer  Fabrikate  hat 
marmorne  Löwenfüsse  und  Greifenköpfe 
(Bekndorf  u.  Schöke,  lateran.  Mus.  S.  58); 
8.  auch  B.  nap.  2,  98  (Löwenbein) ;  Ziegen- 
fuss  von  einem  Holztische  Ant.  du  Bosph. 
T.81. 

')  Sphinxe  aus  Marmor  MB.  9,  43;  im 
allg.  8.  Hbtdemanh,  ant.  Mai*morbildw.  zu 
Athen,  zu  Nr.  321;  Gurtivs,  AZ.  39, 20  fiP. 

^)  Im  Museum  von  Pompeji. 

*)  Vgl,  Marin,  v.  Procl.  32;  eherner:  Por- 
phyr, abstin.  2, 30. 

*)  Abgeb.  auf  Münze  von  Philippopolis 


unter  Caracalla  Brit.  Mus.  Thracia  p.  166 
(mit  vier  Paaren  von  Beinen,  unten  Löwen- 
tatzen). 

')  An  den  Kleiderkästen  des  neuen 
ägyptischen  Reiches:  Erman,  Ägypten  1,263. 

»)  Z.  B.  MB.  11,43,  1;  häufig  2  Del- 
phine einander  gegenüber  (dazwischen  Brust- 
bild der  Pallas,  in  Speier). 

*)  Haus:  ägyptisch  im  Louvre,  abgeb. 
bei  Perrot,  bist.  1  273  =  Erman  1,  241;  in 
Thon  nachgebildet  KQtjrtxai  dQxaUxr}XBg  T. 
13.  14;  Tempel:  vgl.  CR.  1860  S.  36  f.;  El. 
c^r.  3,  73. 

»»)  MB.  13,  44,  aus  Pompeji. 

**)  Reste  eines  Büffets  im  Hause  des 
Siricus. 

*0  Kritiaa  Fr.  1  bei  Athen.  1,  28  b. 


272  KlaBsisohe  KmiBtaroh&ologie.    1  Denkm&lerkonde. 

Werkes  waren.  Im  Vordergrund  stehen  die  Tempelschlüssel,  welche  die 
Ägypter  mit  Löwenköpfen  verzierten,  *)  wie  sie  auch  Vorhängeschlösser 
tierartig  bildeten.')  In  Griechenland  imd  Rom  waren  die  Schlüssel  nicht 
so  sehr  verbreitet,  dass  sie  ein  ansehnliches  Gebiet  des  Kunstgewerbes 
ausgemacht  hätten.  Kostbarere  Stücke  gab  es  wohl,  deren  Griff  aus 
Bronze  oder  Elfenbein  bestand.  3) 

Litteratur:  Nassamsche  Ann.  XIII  (über  römische  Schlösser);  Guming,  J.  oftheBr. 
arch.  ass.  12, 117  ff.  13,335  ff.;  E.  Nötlino,  Studien  über  altröm.  Thflr-  u.  Kastenschlösser, 
Mannheim  1870;  J.  Fink,  der  Verschluss  bei  den  Griechen  n.  Römern,  Pr.  v.  München  1889; 
Korrespondenzbl.  des  Gesamtvereins  der  deutschen  Gesch.-  u.  Altertumsvereine  1889  S.  149  f. 

240.  Von  den  Werkzeugen  zu  handeln,  steht  eigentlich  den  Dar- 
stellern der  sogenannten  Realien  zu.  Da  sie  aber  doch,  insofern  Exem- 
plare sich  erhielten  oder  abgebildet  sind,  zur  Denkmälerkunde  gehören 
und  manchen  schöne  Form  nicht  fremd  ist,  wird  hier  wenigstens  eine 
Auswahl  derselben  vorgeführt.  Unter  allen  Gegenständen,  welche  sich  in 
Wohnungen  und  Gräbern  des  Altertums  vorfinden,  übersteigt  vielleicht 
keine  Art  in  arithmetischer  Hinsicht  die  Wirt el  (Websteine,  Zettelstrecker), 
kleine  durchbohrte  abgestumpfte  Pyramiden  oder  Kegel,  auch  Linsen 
aus  Thon,  Stein  (namentlich  Qlückssteinen),  selten  Blei,*)  welche  die  Kette 
des  Webstuhles  beschwerten.^)  Von  der  vormykenischen  Zeit  Hissarlyks 
sind  sie  bis  ins  Mittelalter^)  nachweisbar  und  in  Italien  jetzt  noch  nicht 
abgekommen.  Ihre  Verzierung  besteht  nur  in  geometrischen  Ornamenten, 
welche  oft  Buchstaben  gleichen;  thatsächlich  tragen  viele  Wirtel  In- 
schriften in  verschiedenen  Sprachen.') 

Litteratur:  Gonze,  A.  1872  p.  187  ff.  331  T.  M;  Hissarlyk:  ausser  Schliehann  s. 
NoBMAND,  la  Troie  hom.  S.  67;  Cypem:  Am.  J.  1, 160  f.;  Oberitalien:  Helbio,  Italiker  I 
T.  1,11 — 13  (S.  22  spricht  er  fiber  grosse  Thonscheiben  mit  Einschnitten  von  Schnüren, 
die  er  ebenfalls  für  Webegewichte  erklärt). 

Ausserhalb  des  Hauses  sind  wirklich  allgemeine  Werkzeuge  die  Bade- 
geräte,®) mit  denen  sich  die  athletischen  vereinigen.  Keines  ist  ver- 
breiteter als  das  Schabeisen  {(fTkeyyig,  strigilis),  ein  so  wichtiger  Zweig 
der  Bronzefabrikation,  dass  Fabrikanten  ihre  Firma  beisetzten;^)  doch 
wird  die  zweckmässige  hohle  Form  selten  verschönert,  z.  B.  durch  einen 
Griflf  jn  menschlicher  Gestalt.  ^'^)  Im  Geschäftsleben  kursieren  am  meisten 
die  Gewichte,  von  denen  die  Stein-  und  Thongewichte  uns  wenig  be- 
rühren, ^  *)  während  die  aus  Bronze  oder  Blei  gegossenen  zierlicher  gebildet 
wurden.  Die  Ägypter  und  Babylonier  liebten  die  Gestalt  eines  liegenden 
Löwen  »2)   oder  sonst  ein  Tierbild.  ^3)     Bei  den  Griechen  erhielten  die  Ge- 


^)  Schol.  Arat.  phaen.  152. 

»)  Ztsch.  f.  ägypt.  Spr.  1863  S.  41  ff. 

^)  Ersteres  in  Speier,  letzteres  Od,  (p 
6  f.;  vgl.  xXtjitfa  ^aeiyrjy  Hymn.  3, 247. 
Griff  in  Form  einer  Hand  mit  Kügelchen,  in 
Speier. 

*)  Zwei  im  Museum  von  Lecce. 

»)  Abgeb.  in  der  Vase  Jhst.  13  T.  4. 

®)  In  Böhmen,  Mitt.  der  Centralcomm. 
N.  F.  16,  102  f.  (aus  dem  11.  Jahrb.). 

^)  Etruskisch :  Cobssen,  Sprache  der  Etr. 
T.  25,  3;  Fabbetti,  secondo  suppl.  99-101; 
messapisch:  Maoiulli  e  Castbomediano,  le 
iscr.  messap.  p.  44.  45  T.  59.  60;  griechisch: 
CoNZB,  A.  1872  p.  198  f.  Anm.  T.  M  b.  d;  la- 


teinisch: CLL.  II  4962,  6  b.  c;  Wilhaüks  II 
2765  abc.  2767. 

8)  Aus  Pompeji  MB.  7,  6.  17. 

^)  Ra.  n.  s.  31,  136;  Beb.  10,  296  ff.  — 
Goldenes  Schabeisen  CR.  1869  T.  1,  11. 

^^)  Mit  nackter  Frau,  aus  Praeneste; 
im  brittischen  Museum:  Guhl-Engelkanst, 
Leben  8.  367  nach  Phot. 

")  Fb.  Ritschl,  antike  Gewichtssteine, 
Rhein.  Jahrbb.  1866  m.  T. 

'*)  Ägypten:  Lepsius  III  39a  =  Ebman, 
Äg.  II  615;  babylonischer  in  Berlin;  persi- 
scher mit  aramäischer  Inschrift;  Weihge- 
schenk  der  Lyder. 

'3)  Kuhkopf  in  Ägyptens.  0.;  Ente  aus 


Kap.  Tu.    Die  kunstgewerbL  Arbeiten  nach  Form  n.  Tersieniiig.    (§  241.)    273 


wichte  eine  konventionelle  Form  (z.  B.  eines  Kegels  oder  Kranzkuchens) 
oder  das  Stadtwappen,  Wertzeichen  u.  a.^)  Vereinzelt  kommen  später 
mit  Blei  ausgegossene  Büsten  vor; 2)  am  besten  passte,  wie  sich  versteht, 
der  Gott  des  Handels.^)  Büsten  gehören  auch  zu  den  erhaltenen  Wagen, 
welche  sogenannte  Schnell  wagen  sind.^)  Rechentafeln  (abaci)  und  Rechen- 
tische haben  mit  der  Kunst  nichts  zu  thun.^) 

Litter atnr:  L.  Lokxnzi,  diss.  sopra  le  bilance  degli  ant.,  m.  1  T.;  A.  Gabgiulo, 
osserv.  int  le  particolaritä  di  aloune  bilance  ant.,  1845,  m.  1  T.;  Lonop^bibr,  A.  1847 
p.  333  ff.;  R.  Schillbach,  A.  1865,  160  ff.  T.  LM  u.  M.  8, 14;  Beitr.  zur  griecb.  Qewichtskande, 
Berl.  1877,  m.  2T.;  Amer.  J.  5, 44  ff.  (Gewichte  nach  babylonischem  System);  Binder,  Arch.- 
ep.  Mitt.  7, 227  f.;  zahlreiche  Fände  in  Naokratis:  Nancratis  I T.  21—24  (T.  23  Übersicht  über 
die  Formen  und  Steinarten);  thöneme  Gussform:  Arch.-ep.  Mitt.  6,  36;  Sammlungen  z.  B. 
im  Louvre  (Michon,  M^m.  de  la  soc.  des  antiq.  s.  VI  Teil  1  S.  l->37  m.  Abb.)  und  Smyma 
(8.  39;  'J.  ntmadonovXos,  rä  dgxaüt  £fiv(fyaixä  axa^fjidy  Smyma  1875  mit  4  T.,  Nach- 
trag 1877). 

241.  Zum  Verkehrsleben  gehört  unstreitig  das  Schrift wesen.  Da 
die  Paläographie  und  die  Epigraphik  sich  ohnehin  damit  beschäftigen,  re- 
kapitulieren wir  kurz,  dass  Papyrus-Blätter  und  -ßoUen,  wachsüber- 
strichene  Holztafeln,  bronzene  Orakeltafelchen  (von  Dodona)  und  Militär- 
diplome, Bronzetafeln  und  Bleiplättchen  erhalten  sind,  dazu  noch  bronzene 
Schreibgriffel.*^)  Eunstarbeiten  jedoch  sind  nur  Tintenfässer,')  in  welche 
z.  B.  silberne  Figuren  eingelegt^)  oder  Edelsteine  und  Perlen  eingesetzt 
wurden.*) 

Abgesehen  von  diesen  Dingen  ist  die  Litteratur  unter  den  Denk- 
mälern durch  Bücher  vertreten,  deren  schöne  Ausstattung  mit  der  Zeit 
einen  besonderen  Kunstzweig  abgibt.  Sie  erstreckt  sich  erstens  auf  das 
Material;  besonders  macht  sich  die  Purpurfärbung  des  Pergamentes  be- 
merkbar, welche  noch  griechische  Evangelienhandschriften  schmückt,  wo- 
von der  Codex  purpureus  von  Rossano  seinen  Namen  hat.*®)  Die  Tinte 
wird  für  besondere  Stellen  rot  (mennigrot)  gewählt. '  *)  Silberne  oder  gol- 
dene Schrift**)  zierte*  Prachthandschriften  und  wieder  am  häufigsten  die 
Bibel,    wie    den   codex  argenteus  des  Ulfila.*')     In    den   Codices  wird   die 


Marmor  von  König  Dungi  von  Ur  (Thislb, 
Geschichte  S.  120,  2);  vgl.  Hultsch,  Jahrhb. 
1862  S.  389  ff. ;  Fisch  auf  Platte,  aus  Kyzi- 
kos:  Catlus,  recneil  VI  T.  39,  4.  5. 

*)  Z.  B.  LB  Bas,  mon.  fig.  106;  schöne 
Sammlung  von  Bleigewichten  im  Museum 
der  arch.  Ges.  in  Athen. 

*)  Laokoon  (?)  in  Stuttgart:  Stabk,  Verh. 
d.  Tübinger  Philol.  Vers.  S.  151;  Minerva  ans 
Civita  Nnova,  im  Louvre  (LoBOPiBiBB  Nr.  44); 
Kind:  Catlus,  rec.  VI  T.  89,  3.  Gleicharmige 
Wage  in  Laibach. 

»)  AA.  1889  S.  106;  Catlus  VI  T.  84, 
1.  2;  Tritonkopf  in  Speier:  Titelbild  zu 
Habsteb's  Katalog  (s.  dens.  S.  24). 

*)  Schon  ägyptisch:  Lfpsius  III  89  a  = 
Ebman,  Ägypten  II  615;  eine  kompliziertere 
in  den  neuen  kapitol.  Sammlungen. 

')  Zwei  athenische  abaci  JeXjioy  1888, 
175;  Bqaxxixd  1884,  74;  salaminische:  Ran- 
OABi,  antiq.  II  895  T.  19. 

•)  Vom  Esquilin  Bcom.  1874  T.  7/8  = 
Schbeibeb,  Atlas  T.  91,  3;  manchmal  schön 

Handbuch  der  klau.  Altertumswissenschaft.    VL 


graviert,  z.  B.  in  Speier. 

')  B.  Nap.  1,  120  ff.  T.  7,  5. 

*)  Achteckiges  Fass  aus  Turricium:  J. 
Mabtobelli,  de  regia  theca  calamaria,  Nap. 
1756. 

°)  Gold  mit  Steinen:  Nicetas  Man.  3,  4; 
mit  Steinen  und  Perlen:  Petrus  Diac.  chron. 
Cass.  4,  13. 

"^)  Über  ähnliche  Fragmente  der  Vati- 
cana  (aus  dem  5.6.  Jahrh.)  handelt  Cozza 
in  der  Festschrift  zum  Papstjubiläum.  Vgl. 
Hieron.  ep.  22  ad  Eustochmm  (II  17  gg.  E.); 
Optatian.  paneg.  Const.  1,  3. 

^')  BLASS,  Paläographie  §  34. 

'')  Rezept  von  Heraklius  1,  7;  Kontos, 
nagyaüüog  2,  873  f.;  Wessblt,  Wiener  Stu» 
dien  12,  259  ff.;  Wattenbach  ,  Schriftwesen 
S.  146  ff.;  für  grüne  Tinte  Rezept  bei  He- 
raclius  1,  11. 

^")  Job.  Chrys.  in  ev.  Job.  32,3;  Hieron. 
a.O.;  Optatian.  1,3;  angebb'ch  schon  bei  den 
Juden:  Aristeas  29.  'Auch  jene  vatikanischen 
Bruchstücke  sind  anzuführen. 

18 


274 


EhuisiBohe  Knnstarohäologie.    L  Denkmälerkimde. 


flüchtige  handsame  Kursive  zu  einer  Reihe  stilisierter  Buehstabenformen, 
die  zusammen  einen  gefälligen,  gewissermassen  monumentalen  Eindruck 
machen  soUen.  Von  der  Kalligraphie  sprechen  nur  Zeugnisse  der  Kaiser- 
zeit ausdrücklich;  *)  Galen  nennt  die  Schreiber  sogar  unter  den  Künstlern.*) 
Die  grösste  Sorgfalt  erfahren  die  Anfangsbuchstaben  (Initialien).  Die 
Carmina  figurata,  die  infolge  der  verschiedenen  Länge  der  Verse  eine  ge- 
wisse Figur  bilden,  sollen  auch  nicht  vergessen  bleiben.^)  Die  Buch- 
illustration hat  jedoch  ein  viel  höheres  Alter,  da  schon  die  alten  Ägypter 
das  Totenbuch  und  Unterhaltungsschriften  illustrierten.  Was  aber  die 
klassischen  Völker  anlangt,  betrifft  das  älteste  Zeugnis  die  Astronomie 
des  Arat.  Die  Illustration  hat  verschiedene  Stufen:  einfache  Federzeich- 
nung, an  welche  sich  gewiss  der  von  Varro  erfundene  Bilddruck  anlehnte, 
dann  kolorierte  Federzeichnung  (von  der  freigebigen  Anwendung  des 
Mennigrots  kam  der  missbräuchliche  Name  Miniaturen)  und  endlich  die 
Buchmalerei,  über  deren  Technik  bei  der  Malerei  selbst  zu  handeln  ist. 
Den  kunstgewerblichen  Abschluss  des  Buches  gaben  ab  einesteils  der  Stab 
der  Papyrusrolle,  mit  elfenbeinernen  Hörnchen  besetzt,  und  die  jedenfalls 
für  die  Rolle  erfundene  Buchhülse  (capsa),  welche  später  noch,  aus  edel- 
steingeschmücktem Goldblech  gefertigt,  Evangelien  umschliesst,*)  anderen- 
teils der  Buchdeckel  des  Kodex,  oft  mit  geschnitzten  Elfenbeinplatten 
belegt,  mit  Metall  beschlagen  und  durch  Edelsteine  geschmückt;*)  die 
prächtigsten  Bücher  deckte  Goldblech  mit  Gemmen.^) 

Litteratur:  Schwabz,  dissertatt.  de  ornamentis  librorum,  Lpg.  1756;  Birch  and 
Jekner,  introduction  to  the  study  of  illuBtrated  MSS.,  Ijondon  1879.  Die  Publikationen  von 
Pracht handBchriften  behandeln  wir  im  historischen  Teil,  da  dieselben  so  gut  wie  ganz  der 
nachdiokletianischen  Kunst  angehören.  Über  das  Technische  H.  Shaw,  handbook  of  the 
art  of  illumination,  London  1866,  f.  m.  16  T.;  Abbüdung  eines  Buchmalers  in  der  Wiener 
Dioskorideshandschrift.  Buchdeckel:  Paul  Adam,  der  Bucheinband,  seine  Technik  und 
seine  Geschichte,  Lpg.  1890  (Seemanns  kunstgewerbl.  Handb.  VI.);  Weale,  R.  de  Tart  ehr. 
1890  S.  194  flF. 

242.  Von  den  allen  zugänglichen  schönen  Künsten  bedarf  die  Musik 
vieler  Geräte.  Die  Instrumentenfabrikation  erreichte  ihren  künstlerischen 
Höhepunkt  in  der  Lyra,  deren  unendlich  wechselnde  Form  und  Verzierung 
wir  nicht  aufzählen  können;  es  kommt  vor,  dass  die  Flügel  von  Figuren 
gebildet  sind.')  Das  Plektron  wird  ebenfalls  mit  Liebe  behandelt.**)  In 
der  Verzierung  anderer  Instrumente  scheinen  die  Ägypter  den  Preis  zu 
verdienen.^)  Von  Spielgeräten  ist  wenig  zu  berichten;  die  Würfel  und 
Astragaloi,  die  sich  häufig  in  Gräbern  finden,  i^)  tragen  höchstens  Marken 


0  Stellen  bei  Kontos,  na^yaotros  2, 871  ff.; 
Joh.  Chrysost.  a.  0.  Lukian  erwähnt  den 
Attikos  mit  Namen. 

«)  ngorgent.  5  p.  107,  8  Marq. 

^)  Häbeblin,  de  figuratis  carminibus 
Graecorom,  2.  Aufl.  Hannover  1887. 

*)  Gregor.  Tur.  bist.  Franc.  III  10  und 
glor.  conf.  col.  946  a;  Mon.  Germ.  IX  256, 
12  (auch  Schmelz). 

^)  Hieron.  a.  0. 

'}  Ein  solches  Evangeliar  ist  in  den 
Euppelmosaiken  von  Daphni  abgebildet. 

')  Zahlreiche  Abbildungen  liefern  die 
kampanischen  Gem&lde  (z.  6.  bei  Apollo,  s. 


das  Register  zu  Helbio's  Katalog),  dann 
Gemmen  (Stosch  II.  Kl.  Nr.  1150  ff.)  und 
Münzen  von  Megara  und  Mytilene.  Vgl.  Bch. 
12,  114  A.  2;  MB.  10,  37.  12,  34  a.  ö. 

•)  AZ.  1850  T.  18  =  Schreiber,  Atias 
T.  7,  11;  AZ.  1858  T.  115,  3.  7-11;  Imhoop, 
griech.  Münzen  S.  554. 

^)  Descr.  de  TEgypte  II  91;  über  das 
Sistrum  handeln  Bacchieb  und  Tollius  im 
VII.  Bande  von  Graevius'  thesaurus.  Die 
Isis  wird  häufig  mit  ihm  dargestellt. 

»*»)  Z.  B.  in  Praeneste  B.  1855  p.  45  f. 
und  Ghiusi  A.  1858  p.  147,  3. 


Kap.  VII.    Die  konstg^werbl.  Arbeiten  nach  form  n.  Tenierang.  (§  242—248.)     275 

und  Inschriften,*)  wogegen  der  Würfelbecher  plastische  Form  annehmen 
konnte.^)  Bei  dem  Apparate  des  Eottabos^)  befand  sich  bekanntlich 
eine  Sklavenfigur.  Einderspielzeug  hat  sich  oft  erhalten,  am  häufigsten 
Puppen  {xoQai,  l>wi>ö^)»  welche  aus  Holz  und  Thon  mit  beweglichen 
Gliedern  angefertigt  wurden. 

Litteratur:  Die  zahlreiche  Litteratar  über  Mnsikinstrumeiite  bietet  nicht  viel 
archftologisches;  s.  jetzt  GüHL-ENesLMAVN,  Leben  8.  343  ff.;  über  Würfel:  Ficoboni,  i  tali 
ed  istromenti  Insori,  Rom  1734;  'Earia  1877,  13.  März;  Pnppen:  Biscari,  degli  ant.  oma- 
menti  e  trastoUi  dei  bambini,  m.  T.;  B.  mun.  1889  T.  8;  Schsbibbr,  Atlas  T.  82, 11. 

Von  den  Werkzeugen  der  Handwerker  ist  in  Blümners  Werk  hin- 
länglich gehandelt;  die  Benennung  der  »prähistorischen"  wollen  wir  anderen 
überlassen.*)  Mit  Bezug  auf  die  Fischer  verdient  Erwähnung,  dass  der 
zum  Harpunieren  bestimmte  Dreizack  eine  gewisse  Verschönerung  er- 
fahren kann.*)  Da  im  Altertum  auch  die  Medizin  zu  den  Gewerben  ge- 
hörte, dürfen  wir  hier  von  ihren  Denkmalen  reden.  Dieselben  bestehen 
hauptsächlich  in  Operationswerkzeugen  aus  Bronze  oder  Bein,  denen 
man  zum  Teil  eine  gewisse  Eleganz  nicht  absprechen  kann;  gefallige 
Formen  brauchte  eben  der  feine  Hausarzt  zu  seinem  Schneiden  und 
Brennen,  wie  in  der  Renaissance  der  Zahnarzt  gravierte  Zangen.^) 

Litteratur:  Wibseleb,  de  vario  nsn  tridentis  ap.  popalos  vett.,  Gott.  1873;  ders., 
de  düs  Graecis  et  Romanis  tridentem  gerentibns,  Gott.  1872;  Vulpbs,  stnunenti  chirurgici 
di  Pompei,  Neapel  1846,  m.  1  T. 

243.  Nicht  alle  Erzeugnisse  der  menschlichen  Hand,  in  denen  sich 
ein  gewisser  Kunstsinn  offenbart,  sind  für  die  Dauer  bestimmt,  unsere 
Darstellung  des  von  der  Kunst  durchdrungenen  Gewerbes  würde  nicht 
vollständig  sein,  gedächten  wir  zum  Schlüsse  nicht  auch  der  Bäcker- 
kunst, deren  Entwicklung  im  antiken  Kultus  liegt;  denn  überall  wurden 
an  Festen  Figuren  (keine  häufiger  als  Tiere)  aus  Teig  gebacken,  von 
denen  die  kleinen  Leute,  z.  B.  bei  den  athenischen  Elaphebolien,  den 
Göttern  opferten;^)  jener  Brauch  dauerte  bis  in  die  christliche  Zeit  hinein.®) 
Die  gewöhnlichen  Brode  haben  meist  keine  auffallende  Form,  sondern 
höchstens  Einschnitte  wie  noch  jetzt;'*)  doch  fehlen  absonderliche  unan- 
ständige Gestalten  niemals.*^)  Viel  mehr  leistet  natürlich  die  Zucker- 
bäckerei, deren  Werke  durch  viele  Abbildungen  verewigt  sind;  in  Pompeji 
sind  überdies  Formen  zu  Tage  gekommen.^*) 

Litteratur:  Bbnndobf,  Eranos  Vindobonensis,  Wien  1893  S.  372  ff. 


0  Astragaloi  ans  Mjrina :  Beb.  10,  200  ff. 

')  Terrakottakopf  ans  Myrina:  Guhl- 
Ekoblkann  S.  450. 

")  Barnabei,  i  bronzi  del  giuoco  del 
cottabo  scoperti  nella  necropoli  di  Perugia, 
Rom  1886. 

*)  Z.  B.  Scbaber  aus  Enocben  oder  Hom 
in  den  Terremare:  Strobel  und  Pigobini, 
seconda  relazione  p.  104. 

»)  Z.  B.  in  der  Abbüdung  MB.  12,  36. 

•)  MB.  15,  23;  Ra.  n.  s.  43,  1  ff.;  abge- 
bUdet  an  einem  griechischen  Votivsteine: 
JlaQyaaao^  1,  307  ff.  m.  T.  2;  eisernes  Bruch- 
band zu  Marchö  le  Port  gefunden:  Dani- 
couBT,  B.  de  la  soc.  arch.  de  la  Picardie 
1893. 


')  Lobeck,  Agiaophamus  p.  1079  ff.; 
z.  B.  von  Ägypten  Herod.  2,  47  a.  E.;  Ky- 
zikos:  Flut.  Luculi.  10;  Rom :  Serv.  Verg. 
Aen.  2,  116. 

^)  Tauben  am  Peterstage:  Hieron.  ep. 
31  Vall. 

^)  Mit  6  oder  7  Einschnitten  aus  Her- 
culaneum:  Mabtobblli,  de  tbeca  calamaria 
p.  380  f.;  Bajardi,  catal.  p.  391. 

'^)  Siligineus  cunnus  Martial.  9,  3;  Pria- 
pus  Martial.  14,  69.  Die  Phallosform  ist  in 
Rom  noch  nicht  abgekommen;  vgl.  Martial. 
14,  212;  Lamprid.  Heliog.  27. 

*')  MB.  6,44;  vereinzelte  auch  sonst 
z.  B.  in  Speier. 


18 


276 


Klauiaohe  Kunstaroh&ologie.    L  Denkmftlerkiinde. 


Kap.  VIIL    Die  Baukunst  nach  Material  und  Technik. 

244.  Innerhalb  des  Eunsthandwerkes  nimmt  die  Baukunst  (Archi- 
tektur) den  hervorragendsten  Platz  ein,  sowohl  weil  ihre  Werke  durch 
Qrossartigkeit  alles  andere  überragen,  als  auch  weil  sie  den  eigentlichen 
Künsten  reichliche  Beschäftigung  gibt.  Aus  diesen  Gründen  hat  sie  schon 
sehr  oft  für  eine  wirkliche  Kunstgattung,  für  die  „Kunst  der  anorganischen 
Natur"  gegolten,  obgleich  sie  weder  etwas  nachbildet  noch  eine  Idee 
ausdrückt,  und,  worauf  es  hauptsächlich  ankommt,  ihr  Zweck  wie  der 
jedes  anderen  Handwerks  ein  praktischer  ist.  Der  Betrachter  mag  Ideen 
und  Stimmungen  in  sie  hineinlegen  wie  in  eine  Landschaft;  doch  beruht 
dies  alles  nur  auf  Suggestion. 

Da  die  Bauwerke,  wie  im  ersten  Abschnitte  auseinandergesetzt  wurde, 
der  Zerstörung  unterliegen,  so  dass  jetzt  verhältnismässig  weniges  sich 
über  die  Grundmauern  erhebt  und  überdies  bereits  im  Altertum  der  Um-, 
bau  oder  Flickbau  grosse  Dimensionen  angenommen  hat,^)  müssen  zu  den 
Denkmälern  noch  andere  Quellen  herangezogen  werden.  Dieselben  zer- 
fallen ihrerseits  in  schriftliche  und  bildliche,  denn  die  Abbildungen  von 
Gebäuden  in  Wandgemälden  und  Reliefs  und  namentlich  auf  Münzen 
machen  eine  stattliche  Zahl  aus,  wozu  noch  die  antiken  Pläne  von  römi- 
schen Gebäuden  kommen.  Die  schriftlichen  Quellen  der  Baukunst  sind 
sehr  zahlreich,  soviel  auch  verloren  ging.  Zeitlich  gehen  die  Bauin- 
schriften der  ägyptischen  und  assyrischen  Könige  voran,  deren  Übersetzungen 
freilich  noch  vieler  Berichtigungen  bedürfen,  da  gerade  die  Fachausdrücke 
Schwierigkeiten  bieten.  Dann  folgen,  wenn  wir  dem  Vitruvius  (VII  praef. 
12)  glauben  dürfen,  Beschreibungen  einzelner  Bauwerke,  welche  die  Erbauer 
selbst  anfertigten,  z.  B.  soll  Theodoros  über  den  Tempel  der  samischen 
Hera,  Chersiphron  und  Metagenes  über  den  der  ephesischen  Artemis  ge- 
handelt haben  u.  s.  w.  Wie  dies  zu  verstehen  sei,  lehren  Inschriften,  wie 
die  grosse  Urkunde  über  Philons  Arsenal  und  verschiedene  andere  von  ge- 
ringerer Bedeutung.  Es  musste  eben  vor  Beginn  des  Baues  der  ganze 
Plan  des  Werkes  im  Einzelnen  den  Exekutivbehörden  vorgelegt  werden; 
fand  er  Billigung,  so  wurde  der  Wortlaut  in  eine  Platte  eingegraben  und 
im  Archiv  niedergelegt.*)  Ausser  diesen  Bauplänen  gibt  es  auch  Bau- 
rechnungen, worin  die  Baukommissionen  über  die  Kosten  von  Gebäuden  in 
Athen,  Eleusis  und  Epidauros  Rechenschaft  ablegen.  Die  Lehre  von  der 
Architektur  wurde  meist  handwerksmässig  ohne  Lehrbuch  überliefert.  Wenn 
wir  auch  über  die  wenigen  älteren  Theorien^)  nichts  wissen,  scheint  man 
doch  soviel  behaupten  zu  dürfen,  dass  die  Baukunst  erst  im  Zeitalter  der 
allgemeinen  Bauwut  als  Bestandteil  der  encyklopädischen  Bildung  in  die 
Litteratur  kam;  abgesehen  von  den  Encyklopädien  (z.  B.  Varros),  zu  welchen 


0  NissEK,  pompej.  Studien  S.  31  ff. 
(«Die  ganze  Stadt  erscheint  als  ein  grosses 
Flick  werk"). 

')  Sbmpeb  (der  Stil  II  445)  vergleicht 
dagegen  den  alten  Plan  des  Klosters  St. 
Gidlen  mit  eingeschriebenen  .Benennungen 
und    Massen.    Pollux  10,  188   zitiert   einen 


Bauplan  Btre  ^iXmy  eite  BeodtoQos»  Vitruys 
Architekt  Porinos  wird  freilich  von  ix  nta- 
Qiyov  Xi&ov  kommen  (Th.  Reikach,  Revue 
des  6t.  gr.  111  p.  200). 

')  Metrodoros  de  architectonice  PI  in. 
ind.  XXXV;  Fuficius  und  P.  Septimius  Vitr. 
VII  praef.  14. 


Kap.  Vm.    Die  BankwiBt  nach  Xaierial  und  Technik.    (§§  244-245.)      277 

Cornelius  Nepos  in  seinem  Werk  de  viris  illustribus  ein  biographisches 
Supplement  liefert,  gehört  sogar  zu  den  landwirtschaftlichen  Büchern  ein 
Abschnitt  über  Bauwesen.  Selbst  das  einzige  erhaltene  Spezialwerk  war 
nicht  für  Fachgenossen  bestimmt;  der  Baumeister  Vitruvius  schrieb  zwischen 
31  und  23  v.  Chr.  zehn  Bücher  de  architectura  für  die  römischen  Bauherrn. 
Dieses  Werk  hat  für  uns  nicht  den  Wert  eines  Kanons  der  alten  Archi- 
tektur, sondern  es  stellt  das  praktische  Wissen  und  die  (vielfach  unrich- 
tigen oder  anfechtbaren)  theoretischhistorichen  Anschauungen  eines  Bau- 
meisters der  augusteischen  Zeit  dar  und  ist  demgemäss  zunächst  auf  die 
Bauten  jener  Periode  zu  beziehen  und  daraus  zu  erklären.  Mit  der  Ab- 
nahme der  Baulust  hörte  auch  die  Fachlitteratur  sofort  auf,  wodurch  es 
kam,  dass  Yitruv  der  massgebende  Gesetzgeber  der  Baukunst  wurde. 

Litteratnr:  über  Abbildungen  auf  Münzen:  Aoostihi,  im  4.  seiner  Münzdialoge; 
F.  L.  DoHALDSOF,  architectura  numismatica,  London  1859,  m.  416  Abb.;  antike  Pläne: 
Hülsen,  Rom.  Mitt.  1890  S.  46  ff.;  0.  Richteb,  Topographie  von  Rom  §1;  ägyptische 
Inschriften:  H.  BauoscH,  thesaurus  inscript.  Aegyptiac.  6.  Abi  Bautexte  u.  Inschr.  ver- 
achied.  Inh.,  Lpg.  1891 ;  Dümichbn,  Baugeschichte  des  Tempels  von  Denderah,  Strassb.  1877,  f.; 
assyrische  Inschriften:  ß.  MBissKaa  u.  P.  Rost,  die  Bauinschriften  Sanheribs,  Lpg. 
1893;  Philons  Bauplan:  DirraNBEaGEa,  syll.  352;  CIA.  II  1054,  zur  Erklärung:  £.  Fabri- 
cius,  de  architectura  Graeca  conmi.  epigr.,  Berlin  1881  u.  Hermes  17,  551  ff.;  P.  Foucabt, 
Beb.  5,  540  ff.;  Döbpfbld,  Ath.  Mitt  8, 147  ff.;  Bb.  Keil,  Hermes  19, 149  ff.;  A.  Choiby,  Tar- 
senal  du  Pir^e  d'aprös  le  devis  original  des  travaux,  Paris  1883  (vgl.  Uerl.  philol.  Woch. 
1884  Sp.  1113  ff.  1145  ff.);  Anaphe:  Abb.  d.  bayer.  Akad.  II  (1837)  S.  412  ff.;  Delos:  CIG. 
2266;  *E<p.  cr^/.  1887  Sp.  57  ff.;  Fabbicitts,  Hermes  17, 1  ff.;  Lebadeia:  Dittenbebgbb,  syll. 
353;  Choist,  ^t.  sur  Tarchitecture  grecque  IV.  un  devis  des  travaux  publica  ä  Livadie, 
Paris  1884,  m.  T.;  Tegea:  Bebgk,  Ind.  lect.  Halle  18601  :=  kleine  Schriften  2,321  ff.; 
Thasos:  Reinach,  chroni^ues  p.  77;  qperum  lex  aus  Puteoli  ab  u.  c.  649:  CIL.  I  163  — 
Bbtjks,  fontes  iuris  Romam  p.  212  f.;  Baurechnungen,  vgl.  Böckh,  Staatshaush.  II'  134  ff.; 
V.  WiLAMowiTz,  Kydathen  S.  29;  A.  Mommskn,  Bursians  Jahresber.  XIV  (1886)  S.  349  ff.: 
Athen,  Jahr  449,8  CIA.  1  284-8.  447  6  C.  IV  297 ab.  444,3-3/2  C.  I  297.  447,6-434/3 
C.  I  300—311.  297 ab;  Ath.  Mitt.  4,  33  ff.  (Parthenon);  dann  C.  l  323.  324  (über  die  Zeit 
Michaelis,  Ath.  Mitt.  14,  356 ;  vgl.  LOwr,  Inschriften  526.527;  vom  Erechtheion?,  nach 
Sempbb,  kleine  Schriften  S.  137  ff.  von  den  Propyläen);?  'Eijp.  «^/.  1889  Sp.  55  f.;  vgl.  Foü- 
CART,  Beb.  13,  174  ff;  Milchhöfeb  bei  E.  Curtius,  die  Stadt^esch.  v.  Athen,  Abt.  B ;  Eleu- 
sis:  ^.  agx.  1888  Sp.  41  ff.  49  ff.  CIA.  II  add.  225a;  Epidauros  (über  4' «  Jahre  sich 
erstreckend):  ausser  Cawadus  (S.  108)  s.  Collitz,  Dialektinschr.  III  Nr.  3325  (erläutert 
von  Bauhack,  aus  Epidauros,  Lpg.  1890  S.  23—103);  Dedikationsinschriften  von 
Bauten:  Propyläen  von  Eleusis;  in  Eleusis,  W^/.  deXt.  Juli  u.  August  1886;  Architekten- 
inschrift am  Leonideion:  Ath.  Mitt.  13,220.  —  Inschrift  von  Heliopolis:  Le  Bas,  voyage 
arch.  Syrie  Nr.  1881.  —  Byzantinische  Inschriften:  erhebliche  Sammlung  im  1.  Buche 
der  Anthologie;  Vitruvius:  Kritische  Ausgabe  von  Rosb  und  MOllbb-Stbübing,  Lpg. 
1870 ;  von  Fb.  Rebbb  in  der  Stuttgarter  Bibliothek  übersetzt  und  erläutert. 

246.  Während  das  Mittelalter,  soviel  wir  wissen,  sich  mit  Vitruvius 
oder  dem  ebenfalls  erhaltenen  Auszuge  von  dessen  Werk  praktisch  behalf, 
führte  die  Renaissance  mit  ihrer  Begeisterung  für  das  Antike  und  ihrer 
Baulust  einen  neuen  Aufschwung  der  architektonischen  Litteratur  herbei, 
die,  wenn  schon  ihre  Absicht  auf  die  Praxis  gerichtet  war,  doch  auch  die 
Archäologie  förderte.  Abgesehen  von  den  Messungen  des  Arztes  Giovanni 
von  Padua')  hat  der  Architekt  Fil.  Brunelleschi  1403/4  die  römischen  Ruinen 
zuerst  planmässig  nach  ihrer  Technik  erforscht,  2)  worin  ihm  alle  berühm- 
ten Baumeister,  Alberti,  Bramante,  Fra  Giocondo,  Palladio  und  andere 
folgten;  neben  diesen  Arbeiten  studierten  sie  Yitruv  und  erläuterten  ihn 


')  MüNTz,  pr^curseura  S.  89. 

*)  CoBHEL  V.  Fabbiczt,  Filippo  Brunelleschi,  Stuttg.'.1892  S.  36  ff. 


278  QaBsiache  EnnstarchAologie.    L  Denkm&lerkimde. 

in  Wort  und  Zeichnung.  Die  antike  Baukunst,  wie  die  Renaissance  die- 
selbe auffasste,  wurde  durch  die  massgebenden  Lehrbücher  von  Babozzi- 
YiONOLA,  Seblio  und  Palladio  bis  in  das  18.  Jahrhundert  hinein  gelehrt; 
gegenüber  der  Willkür  des  Barock  führt  der  Jesuit  Laugieb  1752  im 
„essay  sur  l'architecture"  durch  die  Gesetze  der  Statik  zum  Altertum  zu- 
rück und  Winckelmann's  ^»Gedanken  über  die  Baukunst  der  Alten"  (1761) 
bleiben  dank  dem  Ruhme  ihres  Verfassers  nicht  ohne  Einfluss.  Als  die 
nüchternste  Theorie  im  napoleonischen  Zeitalter  die  Herrschaft  gewann, 
entstanden  auch  die  grundlegenden  Werke  über  antike  Baukunst  im  be- 
sonderen. 

Litteratur:  Alte  Kommentare  zu  Vitrav  von  C.  Cesabiano  (Como  1521),  G.  B. 
Gapobali  (Perugia  1536),  Dan.  Barbabo  (Yen.  1556.  1584.  1629);  A.  Hirt,  Baukunst  nach 
den  Grundsätzen  der  Alten,  Berlin  1809  m.  50  T.;  ders.,  Geschichte  der  Baukunst  hei 
den  Alten,  Berlin  1820  —  27,  3  Bde.  m.  32  T.;  Stieglitz,  Archäologie  der  Baukunst,  Wei- 
mar 1801,  3  Bde.;  Geschichte  der  Baukunst,  2.  A.  NOmherg  1837;  Le  Bbun,  th^ory  de 
Tarchitecture  grecque  et  romaine,  Paris  1807. 

Die  neueren  Werke  über  Architektur  gehen  sämtlich  von  Fachmännern  aus,  die 
mehr  den  praktischen  als  den  historischen  Gesichtspunkt  im  Auge  haben.  Die  ältere 
Gruppe  befolgt  philosophische  Grundsätze :  E.  Böttichbb,  die  Tektonik  der  Hellenen,  Berlin 
1844-52  (1862),  2  Bde.  mit  45  T.,  2.  Aufl.  1872—81;  ders.,  Andeutungen  über  das  Heilige 
und  Profane  in  der  Baukunst  der  Alten,  1846;  £.  Boütht,  philosophie  de  Tarchitecture  en 
Gr^ce,  Paris  1870;  R.  Adamy,  Architektonik  auf  bist.  u.  ästhet.  Grundlage  (mit  vielen  Abb.) 
Bd.  I.  Archit.  des  Altertums,  1.  Abt.  die  Archit.  als  Eunst.  Hann.  1881,  2.  Abt.  Archit.  des 
oriental.  Alt.  1881,  3.  Abt.  Archit.  der  Hellenen  1882,  4.  Abt.  Archit.  der  Römer  1883, 
Bd.  11.  1.  Abt.  Archit.  der  altchristl.  2^it,  1884.  Die  jetzt  gewöhnlich  benützten  Werke 
setzen  sich  aus  einer  grossen  Zahl  von  technischen  Beobachtungen  und  Musterbildern  zu- 
sammen: J.  BüHLMAVK,  die  Architektur  des  klassischen  Altertums  und  der  Renaissance, 
Stuttg.  1872—88,  3  Tle.  f.  m.  75  T.,  2.  Aufl.  H.  1.  1893  (praktische  Sammlung  von  Tyipen 
mit  Erläuterungen);  (Essenweins  Handbuch  der  Architektur  11.  Tl.  die  Baustile:)  Jos.  Dubh, 
die  Baukunst  der  Grriechen,  2.  Aufl.  Darrostadt  1892  (am  Schlüsse  nützliches  Register  der 
griechischen  Bauten  von  F.  v.  Duhn);  die  Üaukunst  der  Etrusker  u.  Römer,  1885  mit  vielen 
Skizzen;  Bd.  III  H.  1:  A.  v.  Essenwein,  der  Ausgang  der  klass.  Haukunst,  1886;  Einen  ge- 
schichtlichen Abriss  gibt  Franz  Rebeb,  Geschichte  der  Baukunst  im  Altertum,  Leipzig 
1864 — 67,  2  Bde.;  gesondert  für  sich  wurde  am  liebsten  die  Architektur  der  Ägypter 
behandelt:  Quatbbmebb  de  Qüincy,  de  Tätat  de  Tarchitecture  ^gyptienne,  Paris  1803,  m. 
18  T.;  Gabdner  Wilkinson,  the  architecture  of  ancient  Egypt,  London  1850,  f.  m.  18  T., 
die  griechische  von  Göll  in  der  Hallischen  Encyklopädie  83, 116  ff.  u.  V.  Laloüx,  l'archi- 
tecture  grecque,  Paris  1888;  Penrose  (S.  105)  2.  Aufl.  1888;  nächstdem  die  Bauten  Gal- 
liens, wozu  das  Comit^  des  arts  et  monuments  Anweisungen  veröffentlichte:  Architecture 
gallo-romaine  et  arch.  du  moyen-äge  et  musique,  Paris  1857  m.  7  T.;  endlich  die  byzan- 
tinische: G.  Babd,  storia  dell'  architettura  bisantina  Orientale  nel  ponente,  Rom  1842  u. 
relazione  dei  mon.  d'archit.  biz.  in  Ravenna,  R.  1844.  In  den  Eunstgeschichten  pflegt  die 
Baukunst  als  gleichberechtigte  Eunst  behandelt  zu  werden,  am  ausführlichsten  von  Cbipiez 
in  Perrots  histoire  de  l'art  (§  301). 

Durch  die  Anschauung  belehren  grosse  Bilderwerke,  von  denen  wenige  sich  auf 
das  Altertum  beschränken:  Duband  et  Legband,  raccolta  e  parallele  delle  fabbriche  clas- 
siche,  Yen.  1833,  m.  T.;  L.  Ganina,  Tarchitettura  antica  descritta  e  dimostrata  coi  monumenti, 
2.  Aufl.  Rom  1832  -  44,  9  Teile  u.  3  Bde.  Atlas  m.  700  T.:  L  Tarch.  egizia,  2  Bde.  f.  m.  T., 
II.  ...greca,  III.  ...romana;  Serojew  U.  Iwanoff,  architektonische  Studien,  mit  Erl.  v. 
R.  Bohn  I.  aus  Griechenland,  Berlin  1892,  m.  44  T.  f.  (russisch  und  deutsch).  Die  meisten 
Bilderwerke  erstrecken  sich  über  die  gesamte  Baukunst:  Petres,  oeuvres  d'architecture, 
Paris  1765;  Gailbabaud,  Denkmäler  der  Baukunst,  Hamb.  u.  Lpg.  1852,  Bd.  I.  Altertum 
(am  meisten  zu  empfehlen);  H.  Bergbaus,  die  Baudenkmäler  aller  Völker  der  Erde,  Brüssel 
1854,  2  Bde.  m.  150  T.;  Denkmäler  der  Baukunst,  her.  v.  Studierenden  der  techn.  Hoch- 
schule in  Berlin,  H.  1—23.,  f.;  mit  Ausschluss  der  vorchristlichen  Zeit  d'Aoincourt,  histoire 
de  Tart  par  les  monuments,  Paris  1812-  23,  6  Bde.  m.  325  T.  (Abteil.  Y.  Architecture).  Die 
französische  Akademie  pflegt  seit  1788  einen  eigenen  Zweig  der  architektonischen  Litte- 
ratur durch  ihre  Pensionäre,  welche  als  Meisterstück  die  Rekonstruktion  eines  alten  Bau- 
werkes ausarbeiten  müssen.  Seit  1877  gibt  die  Regierung  ausgewählte  «Rostaurations  des 
monuments  antiques'  in  Folio  heraus:  Peboieb,  la  colonne  Trajane,  13  T.;  Lesueub,  la  ba 


Kap.  VnL    Die  Baukunst  Baoh  Matorud  nad  Teohnik.    (§  246.) 


279 


ailique  Ulpieime,  6  T.;  H.  Labboübte,  temples  de  Paestom,  21  T.;  Dubut,  temple  de  la  Pu- 
diciM,  und  Gousnr,  temple  de  Yesta,  8  T.;  Garkier,  le  temple  de  Jupiter  ranhell^nien, 
13  färb.  T.;  Villath,  le  temple  de  Marc-Am*le,  m.  7  T.;  vgl.  auch  P.  WEreBBBNNBB,  Ent- 
würfe SU  Ergänzungen  antiker  Grebäude,  a.  0.  1822,  f.  In  alphabetischer  Folge  behandelt 
die  Baukunst  die  grosse  Encyclop^die  d'architechire  et  des  arts  qui  s'y  rattachent,  Paria 
1851—90,  31  Quartbände  m.  T.  Auch  die  Zeitschriften  wie  Revue  generale  de  l'archi- 
tecture  und  Gentralblatt  der  Bauverwaltung  enthalten  manche  archäologische  Artikel.  Die 
architektonischen  Leitfäden  sind  sehr  zahlreich  z.  H.  T.  R.  Smith  a.  J.  Slatbb,  architecture 
classic  a.  early  Christian,  1882;  J.  Mallbt,  cours  ^l^mentaire  d'archeol.  r^ligieuse— architec- 
ture, 2.  A.,  Paris  1878. 

246.  Gleich  den  anderen  Handwerken  beruht  das  Bauwesen  auf  den 
Materialien  (Baumaterialienkunde)  und  der  ihnen  angemessenen  Technik. 

Litteratur:  über  die  Technik  im  allgemeinen:  Blümnbb,  Technologie  3,84  fr. 
des  Orients:  Dibülafoy,  l'art  ant.  de  la  Perse  Bd.  1.;  Lydiens:  Choisy,  Ra.  n.  s.  32,  77  f. 
der  Rfimer:  G.  L.  Pabkkb,  de  variis  structurarum  generibus  penes  Romanos  vet.,  Rom  1868 
Middlbtoh,  Archaeologia  LI,  1,41 — 60  m.  Abb.  u.  T.  1— 3;  A.  Ghoisy,  Tart  de  bätir  chez 
les  Romains,  Paris  1873  (p.  107  ff.  über  Griechenland);  A.  Thiersch,  die  Mauertechnik  der 
Römer,  Kunst  u.  Gewerbe  V.  1883;  v.  Gohaüseit,  über  die  Mauer  verbände  an  alten  Bau- 
werken des  Rheinlandes,  Ztsch.  f.  Bauwesen  XXXVII.  1887;  Baumaterialien:  Gottoetrbü, 
physische  u.  chemische  Beschaffenheit  der  Baumaterialien,  Berlin  1874;  Hauenschild,  Ka- 
techismus der  Baumaterialien  I.  Wien  1879;  Sammlungen  in  Wien  (Fbl.  Kabb,  Fßhrer 
durch  die  Baumaterialsammlung  des  k.  k.  naturhist.  Hofmuseums,  Wien  1892)  und  am  Nord- 
ostseekanal. 

Das  handlichste  Baumaterial  ist  unstreitig  der  Lehm,  welcher  am 
bequemsten  aus  döm  schlammigen  üferlande  eines  Flusses  (wie  am  Nil 
oder  Euphrat)  gewonnen  und  mit  dem  ebendort  zu  findenden  Schilf  oder 
mit  den  Stoppeln  der  Felder  versetzt  wird;^)  das  Trocknen  besorgte  in 
heissen  Ländern  die  Sonne.  In  solchen  Lehmhütten  wohnten  z.  B.  die  ge- 
meinen Ägypter  und  die  ältesten  Phönikier.*)  Wo  die  Lehmerde  fehlte, 
behalf  man  sich  mit  anderer  Erde  und  so  sollen  die  alten  Italer  Hütten 
aus  Rasen  {caespes),  durch  Erdmauern  gegen  Feinde  geschützt,  besessen 
haben.  ^)  Um  höhere  Bauten  zu  errichten,  musste  man  jedoch  den  Lehm- 
bau vervollkommnen.  Mittelst  viereckiger  Formen  wurden  Lehm-  oder 
Luftziegel  (Lehmsteine)  geschlagen  und  in  feuchtem  Zustande  regelmässig 
übereinander  geschichtet.*)  Die  Babylonier  fügten  ausserdem  vorspringende 
Strebepfeiler  ein,^)  wogegen  die  Ägypter  die  Mauern  bis  zur  Plumpheit 
verstärkten  und  Holzbalken  einlegten.^)  In  letzterer  Form  verbreitete 
sich  die  Lehmbefestigung  nach  Hissarlyk  und  zu  den  Griechen,  unter  denen 
sich  noch  in  späterer  Zeit  Fachmänner  sehr  günstig  für  jene  aussprachen.') 
Man  benützte  hiebei  den  auch  in  Assyrien  angewendeten  Unterbau  aus 
Steinen.^)  Afrikaner  und  Sj)anier  verstanden  sich  auf  den  Pisebau,  welcher 
darin  besteht,  dass  zwischen  zwei  Bretterverschlägen  Lehm  eingefüllt  und 


')  Exod.  5,  7 ;  ni}X(fi  rixvqotfiivt^  CIAtt 
II  167  Z.  68.  73;  Lateinisch  aceratum;  Lucil. 
9,  46  f.;  in  Indien:  J.  r.  as.  soc.  13,  152. 

')  Sanchuniathon  bei  Euseb.  praep.  er. 
1,  10,  10;  von  Toxios,  Sohn  des  Uranos  er- 
funden nach  Gelüus  bei  Plin.  7,  195. 

«)  Hütten:  Vergil.  ecl.  1,  69;  Hör.  c.  2, 
15,  17;  Rutil.  1,  555;  Terreus  murus:  Varro 
1. 1.  5,  48,  vgl.  143. 

*)  Solche  Häuser  sind  z.  B.  in  Velani- 
dezza  gefunden  (mit  Kalk  verputzt);  vgl. 
auch   Naucratis   I    39  f.    (ebensoj ;    Nissen, 


pompej.  Studien  S.  24  ff. 

*)  Am  Stufentempel  von  Eridu  (Abu- 
scharein)  3-4  Meter  breit,  2  M.  vorspringend; 
in  Ur  von  13  Z.  bis  2  M.;  auch  Schilf  lagen 
wurden  eingebettet:  Herod.  1,  179. 

*)  Die  Sperrforts  haben  allerdings  auch 
Widerlager  (Böttichek,  Hissarlik  wie  es  ist 
S.  89). 

7)  H.  DsoTBEN,  Eriegsaltertamer  S.  232ff.; 
vgl.  C.  Dio  36,  6,  3. 

^)  Z.  B.  in  Chorsabad,  abgeb.  Rawltkson, 
monarch.  I  349.  406;  vgl.  Arist.  Av.  1136  ff. 


280 


ElasBiBche  EanBtarohftologie.    I.  Denkmftlerkiinde. 


fest  gestampft  wird. ')  Lehmmauem  bedürfen  übrigens  stets  einer  Bedachung, 
die  sie  gegen  die  Feuchtigkeit  schützt,  zum  mindestens  einer  Beisigdecke, 
wie  die  Gartenmauern  des  Peloponnes. 

Litteratur:  über  Lehmbau  bei  den  Griechen  Döbpfeld,  Hist.  u.  philol.  Anfsfttze 
E.  Curtius  gewidmet,  Berlin  1884  S.  137  ff.;  Marsh,  Am.  J.  1, 46  ff. 

247.  Lehmwände  mögen  nach  ihrer  Errichtung  manchmal  durch  Feuer 
äusserlich  gehärtet  worden  sein;  für  Assyrien  wird  dies  wegen  der  Ober- 
flächlichkeit der  Glasur  angenommen.')  Schon  an  dem  ältesten  Palaste 
Babyloniens  sind  gebrannte  Lehmziegel  (Backsteine)  verwendet  und  die 
Griechen  führen  die  Backsteinhäuser  gar  bis  auf  Prometheus  oder  Kinyras 
zurück.  3)  Im  Euphratlande  ist  die  Ziegelarchitektur  für  alle  Zeiten  be- 
gründet worden.  Die  Ziegelbrennerei  wurde  wegen  der  Häufigkeit  der 
Staatsbauten  in  weitem  Umfange  verstaatlicht;  diese  Ziegel  pflegten  daher 
mit  dem  Namen  des  Herrschers  oder  des  Beamten  bezeichnet  zu  werden  (so 
in  Babylonien,  Assyrien  und  Pergamon.*)  Daher  haben  sie  an  orientali- 
schen und  älteren  griechischen  Bauten  augenscheinlich  festgesetzte  Masse. 
Die  Grösse  übersteigt  in  Olympia  und  Gela  oft  die  bei  uns  übliche  weit, 
z.  B.  gibt  es  Ziegel  von  1,20  Meter  Länge.  ^)  Manche  Formen  trugen 
ihren  Namen  von  den  ürsprungsorten.^)  Da  die  Griechen  den  Stein  weit 
höher  schätzten,  tritt  bei  ihnen  der  Ziegelbau  zurück,  was  zui*  Folge  hat, 
dass  man  jetzt  Ziegelruinen  kurzweg  den  Römern  zuzuschreiben  pflegt. 
Allein  das  griechische  Privathaus  baute  man  seit  alter  Zeit  aus  Ziegeln  in 
Verbindung  mit  Holz,  wobei  die  Wände  gewöhnlich  aus  Luftziegeln,  das 
Dach  aus  Backsteinen  bestanden  zu  haben  scheint,  während  der  Stein 
höchstens  ein  Accessorium  war.'')  Daher  kann  es  nicht  auffallen,  dass 
auch  mehrere  Tempel  und  öffentliche  Gebäude  aus  Luftziegeln  oder  Back- 
steinen erbaut  wurden,  zumal  in  den  marmorarmen  Gegenden.®)  Von  den 
Baumeistern  der  alexandrinischen  Zeit^)  dürften  die  Römer  die  kunst- 
mässige  Behandlung   des  Ziegelbaues  gelernt  haben,   worin  sie  seit  dem 


^)  Plin.  35,169;  noch  von  Maimonides 
erwähnt  (Tr.  bibl.  arch.  8,  409). 

^)  Sehpeb,  kleine  Schriften  S.  289  f. 

*)  Aesch.  Prom.  452;  Gellius  bei  Plin. 
7,  195. 

*)  In  Assyrien  stand  das  Ziegelbrennen 
unter  einem  Beamten  (Rawlinson,  monarch. 
II  31,  88a). 

^)  In  Selinus;  bei  der  Anlage  von  Bag- 
dad wurden  ellenlange  Ziegel  verwendet 
(Eremer,  Kulturgescb.  des  Orients  2,  48). 

^)  Eine  Inschrift  des  Nabopolassar  spricht 
von  der  Ziegelbereitung  nach  Art  der  Kassier 
(Ztsch.  f.  Assyriol.  4, 109) ;  die  zu  Vitruvs  Zeit 
gebräuchliche  Ziegelform  (1 V» :  1')  heisst  ly- 
disch  (2,  3,  3;  Fun.  n.  h.  35,  171);  er  nennt 
ausserdem  noch  zwei  Arten:  neytddotQoy  für 
die  öffentlichen,  Ter^dtogoy  für  die  Privat- 
bauten  der  Griechen. 

^)  Holz  und  zweierlei  Ziegel:  Xenoph. 
mem.  3,  1,  7;  Aristot.  part.  anim.  1,  5  p.  644  a 
34;  Plut.  conv.  sept.  aap.  12  p.  155  b,  vgl. 
Aesch.    Prom.  450  ff.;    Galen.  V  p.  890,  11; 


Wand:  Demosthenes  bei  Plut.  Dem.  11 ;  Plin. 
35,  172;  Dach:  Aristoph.  KojxaXos  5  M. 
(329  K.);  Vesp.  206;  Anthol.  2,  71,  3;  Galen, 
de  artic.  3,  23;  vgl.  auch  Plin.  7,  194  (Zie- 
gelbau von  Euryalos  und  Hyperbios  in  Athen 
erfunden);  Strab.  8,  375.  Stein:  Xen.u.  Galen, 
a.  0.  Die.  steinernen  Häuser  von  Rhodos 
waren  etwas  ungewöhnliches:  Diod.  19,  45,7. 

^)  Heiligtümer  aus  Luftziegeln :  P.  5,  5, 
6.  10,  4,  4.  35,  10;  aus  Backsteinen  der  alte 
Apollotempel  in  Megara  (P.  1,  42, 5)  und  der 
Persephones  in  Argos,  sowie  der  Kern  des 
Heraions  und  Philippeions  in  Olympia ;  Ziegel- 
bauten in  Sparta  (Vitr.  2,  8,  9) ;  die  Gella 
in  einem  Tempel  von  Patrai  (Vitr.  das.); 
Ziegeldach  an  Tempeln :  Xen.  Hell.  6,  5,  9 ; 
Strab.  14,  1,  23,  ebenso  in  Elateia;  Mauer  in 
Arretium:  Vitr.  2,  8,  9;  Plin,  35,  173. 

")  In  diese  gehört  sicher  das  Priester- 
haus zu  Tralles  (Vitr.  2,  8,  9);  Hephaistions 
Grab  mag  von  dem  Orte  (Babylon)  beein- 
flusst  sein  (Diod.  17,  115). 


Kap.  VnL    Die  BankmiBt  nach  Material  nnd  Technik.    (§§  247—248.)      281 


zweiten  Jahrhundert  n.  Chr.  so  hohe  Erfolge  erzielten.  Allerdings  ist  erst 
noch  zu  untersuchen,  wie  viel  den  Römern  selbst  zukommt,  ob  sie  selbst 
den  monumentalen  Backsteinbau  (wie  am  Amphitheatrum  Castrense,  dem  so- 
genannten Tempel  des  Dens  rediculus  in  der  Campagna  und  an  anderen 
Orten)  ausbildeten,  ob  sie  auch  die  Technik  noch  weiter  vervollkommneten. 
Die  Dachanlage  erforderte  besondere  Formen  (Flach-  und  Deck-  oder  Hohl- 
ziegel, tegulae  und  imbrices)^^)  die  aber  bereits  den  Griechen  wohlbekannt 
waren  ;^)  bei  der  Luftheizung  kamen  halb-  oder  viertelkreisförmige  Ziegel 
zur  Anwendung.  Wir  notieren  dann  beispielsweise,  dass  die  Ziegel  häufig 
eingeritzt  wurden,  damit  der  Mörtel  besser  haftete.  Die  Ziegelfabrikation 
wurde  jedenfalls  von  den  Römern  so  grossartig  betrieben  wie  sonst  nie, 
worüber  die  Ziegelstempel  genügende  Auskunft  geben;  ausser  den  Fabrik- 
herm,  unter  denen  sich  die  besten  Namen  der  Aristokratie  finden,  treten 
am  häufigsten  die  Stempel  von  Truppenteilen  auf,  da  die  römischen  Sol- 
daten in  Friedenszeiten  zur  Ziegelanfertigung  herangezogen  wurden,  üm- 
somehr  fiel  diesen  auf,  dass  ihre  germanischen  Gegner  Ziegel  und  Mörtel 
nicht  kannten.^) 

,  Litteratar:  Ghabat  et  Mokmobt  (s.  o.);  Döbpfbld  (s.  S.  280);  Masse  von  Ziegeln: 
aus  Ägypten  The  domestic  remains  of  anc.  Egypt  P.  16;  Pbtrie,  Nebesheh  p.  18;  Assyrien 
nnd  Babylonien:  Rbbbh,  Ztsch.  f.  Assyriol.  1,  146;  Dieulafoy,  Tart  ant.  de  la  Peree  11  S.  10; 
Tiryns:  Schlibmahk  S.  296;  Vurvä:  Ath.  Mitt.  14,326;  Ziegelstempel:  aas  Veleja  CIL. 
I  777  ff.,  ans  Rom  CFL.  VI.  Abt.  6  (in  Vorbereitung),  vgl.  vorläufig  H.  Öbessel,  Unters,  über 
die  Chronologie  der  Ziegelstempel  der  Gens  Domitia,  Berlin  1886;  A.  Gkffrot,  marques 
de  briques  rom.,  Paris  1880;  B.  ^pigr.  1883  Mars-Avr.;  G.  Wolff,  Archiv  f.  Frankfurts 
Gesch.  3.  F.  III  212  ff.  m.  6  T.  (Ziegel  von  Höchst  a.  M.);  Aber  Versetzmarken  siehe 
zu  §254. 

Eigentümliche  Spielarten  des  Backsteinbaus  sind  sekundär,  d.  h.  aus 
gebranntem  Thon,  der  ursprünglich  andere  Verwendung  hatte,  hergestellt. 
Amphoren,  mit  Erde  angefüllt,  dienten  in  der  Zeit  des  Augustus  zur  Auf- 
füllung des  Bodens  (in  Pola)  und  selbst  zur  Errichtung  sehr  starker  Mauern 
(in  Karthago).  Aus  Brocken  von  Ziegelsteinen  wurde  das  opus  signinum 
hergestellt;  in  dieser  Manier  sind  in  Pompeji  Gehwege  gepflastert.^) 

248.  Da  der  Backsteinbau  unbedingt  ein  Bindemittel  erfordert, 
müssen  wir  schon  hier  darauf  eingehen.  Die  Babylonier  verwendeten  natür- 
lich jederzeit  den  einheimischen  Asphalt,*)  wie  die  auf  vulkanischem  Boden 
wohnenden  Italer  die  treffliche  Puzzolanerde.  An  anderen  Orten  musste 
man  künstlichen  Mörtel  herstellen.  Dass  eine  Mischung  von  Kalk  und  Sand 
die  Ziegel  fest  verbinde,  war  schon  früh  bekannt.®)  An  den  römischen 
Bauten  bewundem   die  Sachverständigen   den  ausgezeichneten  Mörtel,  zu 


»)  Hbfhbb,  Westemdorf  S.  66. 
^  •)  DöBPFELD  etc.,  Verwendung  von  Terra- 
kotten S.  16  ff.;  angebliche  imbrUes  sind  von 
G.  RoBKBT,  '£9.  d^X'  1893,  247  als  oyoi  oder 
inivtjtQa  nachgewiesen,  welche  die  Frauen 
beim  Weben  auf  den  Enieen  hatten. 
■)  Tac.  Genn.  16. 

^)  Offenbar  auch  in  Alezandrien  (rudere 
Bell.  Alex.  1,  3);  Ziegelschutt  scheint  schon 
in  der  Zeit  Nabuchodonosors  zum  Aufschüt- 
ten verwendet  worden  zu  sein  (Ztsch.  f.  As- 
syriol. 1,  42j.    Vgl.  auch  Mitt.  d.  k.  k.  Cen- 


tralkomm.  N.  F.  17,  137. 

*)  Herod.  1,  179;  Strab.  16,  1,  15;  Diod. 
2,  7,  4;  Genesis  11,  3;  Zosim.  3,  17  a.  E.;  in 
der  Ruine  El-Mugheir  (Ur)  und  an  den  Strebe- 
pfeilern der  Buwarieh  in  Warka;  unter  dem 
Islam:  Archaeologia  XIV  T.  10,  1;  in  späte- 
rer Zeit  wurde  daneben  allerdings  Mörtel 
verwendet  (Zosim.  a.  0.);  Kalk  und  Asche  in 
einigen  Überresten  von  Mugheir. 

«)  In  Vurvä  (Athen.  Mitt,  14,  326).  Vgl. 
Theophr.  lap.  66.  67;  Thuc.  1,93,5;  Arrian. 
An.  2,  21,  4. 


282 


Emuitarohäologie.    I.  Denkmälerknnde. 


dessen  Bereitung  offenbar  der  Kalk  lange  Zeit  in  Kalkgruben  « versumpfte^ 
und  überhaupt  die  grösste  Sorgfalt  angewendet  wurde. 

Litteratur:  Vorschriften  von  Gato  r.  r.  38  und  Vitruv  7,  2;  De  la  Fatb,  memoire 
pour  servir  de  snite  aux  rech.  s.  la  pr^paration  qae  les  Romains  donnaient  a  la  chanx  etc., 
Paris  1778,  1852;  Hasenfratz,  art  de  calciner  la  pierre  calcaire,  Paris  1825;  Ch.  Texikr, 
Mäm.  pr^s.  k  Tacad.  des  inscr.  1849,  2.  Serie;  Chanoinb.  M^m.  de  la  soc.  arch.  de  Sens  VI 
p.  1  ff.;  Daubb^,  Ra.  41, 18  ff.;  Augsburger  Tagblatt  1859  Nr.  174;  Zinrbck,  Ztschr.  f.  Bau- 
wesen 22, 114  ff.;  Schmidt,  Jahresber.  der  Ges.  für  nützliche  Forsch,  zu  Trier  1866;  P.  Clemm, 
Westdeutsche  Ztsch.  9,  76  ff.;  0.  Ricbteb,  Steinmetzzeichen  S.  12:  Nissen,  pompejan.  Studien 
S.  44  (blosser  Kalk  und  Puzzolanmörtel). 

249.  Der  reine  Holzbau  hat  zur  niedersten  Stufe  die  Bauhütte  von 
der  Art,  wie  sie  in  Italien  und  Griechenland  die  Landleute  improvisieren. 
Die  Pfahldörfer  bestehen  ganz  aus  Holz,  und  man  nimmt  an  ihnen  die  auch 
über  den  Pons  sublicius  berichtete  Kunst  wahr,  ohne  Nägel  zu  zimmern.  *) 
Die  Hütte  des  Faustulus  soll  hölzern  gewesen  sein;^)  doch  belegt  ein  Ge- 
lehrter der  augusteischen  Zeit  das  Holzhaus  nur  durch  Bräuche  fremder 
Völker. 3)  Dagegen  sind  hölzerne  Monumentalbauten  nur  in  den  Steppen*) 
und  den  waldreichen  Alpen  *)  nachzuweisen.  Daher  raten  prinzipielle 'Be- 
denken von  der  Ableitung  des  dorischen  Tempels,  die  Semper  und  andere 
gewollt  haben,  ^)  der  lykischen  Grabfa^aden  und  mancher  assyrischer  Bauten 
aus  dem  Holzstile  ab.  Hölzern  ist  in  Gebäuden  aller  Art  regelrecht  das 
Gebälk;  hiezu  nahm  man  anfangs  die  runden  Stämme,  viereckige  Balken 
fielen  dem  Agesilaos  in  Kleinasien  auf.^)  Im  Festungsbau  war  die  Palis- 
sadenwand  eine  primitive  Mauerform, **)  zu  der  man  noch  in  Notfallen  griff.®) 

250.  Der  Anfang  des  Steinbaus  wird  mit  den  durch  elementare  Er- 
eignisse losgelösten  Feldsteinen  und  Findlingen  i^)  gemacht,  die  besonders 
bei  Kalk-  und  Sandstein,  Basalt  und  Quarzitgängen  oder  Grauwacke  auf- 
treten. Die  daraus  errichteten  „trockenen"  Mauern,  deren  Steine  mit  etwas 
plattem  Lager  übereinander  geschichtet  werden,  finden  noch  immer  bei 
Bauern  und  Hirten  als  Grenzmauem,  Hürden  und  ähnliche  kleine  Anlagen 
Verwendung;'*)  Eumaios'  Hütte  bietet  dafür  ein  klassisches  Beispiel,  welches 
die  Drachenhäuser  und  sog.  Tempel  vom  Ochagebirge  illustrieren;  mancher 
Ritus  verlangte  Altäre,  die  kein  Eisen  berührt.'*)  Solche  Bauweise  ge- 
nügte kaum  den  bescheidensten  Ansprüchen.  Die  Natur  selbst  zeigte  im 
Geröll,  wie  die  Bruchsteine  durch  Einschiebung  von  Erde  sich  verbinden; 
und  so  ergibt  sich  als  erste  Stufe  des  planmässigen  Steinbaus  Stein  mit 
Lehmverband.  Da  die  Fundsteine  natürlich  nicht  genügten,  brach  man 
von  Hügeln  und  Bergen  Steine,  wie  sie  unter  der  Hacke  sich  eben  lösten.^*) 


')  Hblbio,  Italiker  S.  79  f.;  ebenso  am 
Buleuterion  von  Kyzikos. 

*)  Dionys.  Halic.  1.  79. 

»)  Paul.  Diac.  p.  12  M.;  Bithynien:  He- 
sych.  OttQnovg. 

*)  Stadt  Gelonos  und  acht  Burgen  (rus- 
sisch ostrogi)  Herod.  4,  108;  Palast  des  At- 
tila,  448  von  Priskos  beschrieben. 

^)  Kirche  in  Rhätien:  Eugipp.  v.  Sev. 
15,  1.  Noch  1065  waren  in  der  Ostmark 
die  meisten  Kirchen  aus  Holz.  Pausanias 
erwähnt  das  Heiligtum,  welches  Aganedes 
und  Trophonios  dem  Poseidon  unterrichtet 
haben  sollen,  nur  vom  Hörensagen  (8, 10,  2). 

*J    Bböndstbd,    voyage    2,    133—71; 


Klbnzb,  Reise  S.  57  ff.;  Kuoleb,  Polychromie 
S.  35-43. 

^)  Plut.  apophth.  Lac.  Ages.  27. 

^)  Od.  17  45;  in  Aeclanum  (Samnium) 
zur  Zeit  des  Bundesgenossenkrieges:  Appian. 
b.  c.  1,  51. 

«)  Diodor  17,  26,  6. 

*")  Griechisch  Xoyddeg. 

")  Vgl.  Plutarch,  über  Fortschritte  in 
der  Tugend  a.  £.  Auch  die  Befestigungen 
(tamburia)  der  neugriechischen  Klephten  ge- 
hören hieher. 

»«)  Exod.  20,  25.  Deuteron.  27,  5.  6. 
Josua  8,  31.  1  Esdr.  5,  8;  Paus.  1,  37,  7. 

^^)  Diese  Arbeit  (nicht  Bergbau)  ist  auf 


Kap.  TBL    BiA  Bankmuit  naoh  Katerial  und  Teohxiik.    (§§  249-250.)      283 


Diese  Art  weisen  die  Häuser  der  1.  und  3.  Schicht  von  Hissarlyk,  die 
sogenannten  pelasgischen  Bauten  der  Akropolis,  Häuser  von  Marzabotto 
und  gewiss  noch  viele  andere,  bisher  zu  wenig  untersuchte  Bauwerke  auf; 
sie  ist  noch  in  Pompeji  ^)  zu  sehen  und  in  Mesopotamien,  wo  die  Natur 
freigebig  Stein  und  Lehm  liefert,  bis  heute  geblieben.*)  Einst  glättete  der 
Lehmverputz  (durch  Beimischung  von  Stroh  oder  Heu  gefestigt)  auch  alle 
äusseren  Unebenheiten,  so  dass  ein  Tragiker  von  dem  tirynthischen  Lehm- 
werk sprechen  konnte;^)  jetzt  ist  aber  die  Erde  grösstenteils  zerstäubt, 
am  stärksten  zwischen  grösseren  Steinen,  doch  sind  unverkennbare  Spuren 
geblieben.^)  Man  sollte  eigentlich  nicht  zu  sagen  brauchen,  dass  diese 
Bauweise  nicht  durch  besondere  Grösse  der  Steine  bedingt  ist;  andererseits 
versteht  es  sich  aber  von  selbst,  dass  zu  Bauten,  welche  starken  Druck 
oder  Stoss  auszuhalten  hatten  oder  gegen  Beraubung  sicher  gestellt  werden 
sollten,  alle  über  viele  Arbeitskräfte  verfügenden  Bauherrn  grosse  Stein- 
blöcke vorzogen;  wenn  Epigonen  zu  solchen  Werke  aufblickten,  vermeinten 
sie,  keine  Menschenhand,  sondern  die  Kyklopen  (in  Griechenland)  und 
Gandharven  (in  Indien),  die  Divs  (in  Persien)  oder  die  Dschins  der  Mohamme- 
daner*) hätten  die  gewaltigen  Blöcke  aufgetürmt.  Daher  der  Name  der 
kyklopischen  Bauten,  welcher  unmittelbar  aus  den  argolischen  Burgsagen 
hergenommen  ist.  Andere  nannten  jene  Werke  lieber  pelasgisch,  als  ob 
sämtliche  vorhellenisch  und  vorrömisch  wären;  allein  auch  dieser  Name 
hat  keinen  wissenschaftlichen  Halt,  denn  die  unregelmässigen  Steine  er- 
hielten sich  wegen  der  grösseren  Billigkeit  überall,  wo  es  auf  die  schöne 
Erscheinung  nicht  ankam:  an  Stützmauern,^)  unterirdischen  Bauten,  länd- 
lichen Brücken  und  Festungsmauem,  vielleicht  auch  ländlichen  Heilig- 
tümern.^) Hier  blieben  sie  solange,  als  eben  der  Lehmverband  sich  neben 
dem  Mörtel  behauptete ;  es  scheint  sogar,  dass  noch  die  fränkischen  Ritter 
ihre  Burgen  teilweise  aus  unregelmässigen  Steinen  bauten.^)  Kunst- 
geschichtliche Bedeutung  haben  mithin  nur  die  Gräber  und  religiösen  Denk- 
male unregelmässiger  Bauart,  weil  später  in  diesen  Gattungen  die  regel- 
mässige Quaderform  durchdrang.  Was  die  Lagerung  und  die  Gestaltung  der 
Steine  anlangt,  so  gehen  diese  den  Techniker  an,  nicht  den  Archäologen, 
da  der  Lehmverputz  sie  den  Blicken  entzieht.  Nur  die  Übergänge  zum 
kunstgerechten  Quaderbau  verdienen  Untersuchung.  Die  einen  Gesteine 
brechen  ganz  unregelmässig;  hier  werden  die  kleineren  Steine  einfach  durch 
Erde  zu  einer  zusammenhängenden  Masse  verbunden,  die  Zwischenräume 
grosser  Blöcke  aber  durch  Einschiebung  von  Steinbrocken  verringert. 
Andere  haben  eine  Formation,   welche  mühelos  flache  Platten  ergibt,   die 


korinthischen  Votivtäfelchen  (Berlin  Nr.  638 
—9.  831)  dargestellt. 

^)  In  der  Gasa  del  chirurgo. 

^)  Z.  B.  in  Tahüs  (Sachau,  Reise  in 
Mesopotamien  S.  269). 

*)  Hesych.  TtQvv&toy  nUv&BVfjia.  Den 
Lehmverhand  erwähnen  Thnc.  1,  93,  5;  Liv. 
21,  11,  8  (stmcturae  antiqnae  genere). 

*)  Z.  B.  am  Palaste  von  Tirynth,  im 
Grahe  von  Menidhi;  Oldisleben:  Anthrop. 
Corresp.  1874  S.  39;  Kastell  bei  Marzabotto : 


Helbio,  Italiker  S.  45. 

^)  Z.  B.  Arabisches  Gedicht  bei  Kbbmbb, 
Eulturgesch.  des  Orients  1,  136. 

^)  Das  Theater  von  Megalopolis  hat  eine 
polygonale  Begrenznngsmauer. 

^)  Cella  des  älteren  Tempels  von  Rham- 
nus ;  Bruchstein  mit  Lehm  in  Pompeji  : 
Nissen,  pompej.  Studien  S.  53. 

^)  Z.  B.  zu  Pharygai,  Amphissa  und  auf 
dem  Gipfel  des  Chelmos. 


284 


ElasBiBche  EviiBtaroh&ologie.    I.  Denkmälerknnde. 


bequem  übereinander  geschichtet  werden;  eine  Art  heisst  von  jener  Eigen- 
schaft Quadersandstein.  Lockeres  Gestein  ermöglicht  überdies  die  Her- 
stellung ungeföhrer  Flächen.  Werden  die  Steine  aneinander  gepasst,  so 
tritt  oft,  sobald  es  nicht  eilt,  der  Fall  ein,  dass  die  Arbeiter  störende  Stücke 
wegschlagen  und  die  Yorsprünge  abflachen.  Dadurch  nähert  sich  dann  die 
Form  des  Steinblockes  einem  Polygon;  ausserdem  glätten  viele  die  Aussen- 
seite  von  Festungsmauem  soweit,  dass  der  Feind  beim  Sturme  keinen  An- 
halt findet.  Indem  die  Steine  sich  nun  von  vorne  als  Polygone  zeigen, 
ist  der  Name  Polygonalbau  (-mauern)*)  aufgekommen,  welcher  schon 
viel  Verwirrung  gestiftet  hat.  In  der  Kunstgeschichte  hat  er  nur  soweit 
einen  Platz,  als  ausnahmsweise  scharfe  Kanten  die  Absichtlichkeit  zeigen; 
von  diesem  polygonalen  Bau  versteht  es  sich,  dass  er  nichts  primitives  an 
sich  hat.^)  Die  gewöhnlichen  durch  Grösse  und  Art  der  Steine  bedingten 
Schichtungsarten  folgen  nicht  eine  der  anderen  in  geschichtlicher  Folge, 
sondern  können  unter  Umständen  an  einem  und  demselben  Bau  vorkommen, 
was  das  Kuppelgrab  von  Menidhi  zur  Genüge  belegt.  Auch  ist  die  Grösse 
der  Steine  nicht  streng  an  eine  bestimmte  Glanzperiode  gebunden;  der  jetzt 
in  der  prähistorischen  Forschung  beliebte  Name  „megalithische  Denk- 
mäler *"  leidet  an  dem  Übelstande,  dass  eine  bestimmte  Grenze  fehlt. 

Litteratur:  An.  Oliveri,  diss.  sopra  alc.  monum.  pelasgi,  m.  1  T.;  S.  J.  Middletok, 
Cyclopian  walls,  London  1812;  Petit-Radel,  A.  1,345  ff.,  vgl.  A.  1,  36  ff.  M.  1,  1—3;  dera., 
recherches  s.  1.  mon.  cyclop^ens  et  descr.  de  la  coU.  des  modMes  en  relief  composant  la 
gal^rie  pelasg.  de  la  bibl.  Mazarine,  Paris  1841,  m.  4  T.;  A.  3,408  ff.  T.  £  F;  Mem.  1,  55  ff. 
(S.  65  f.  Verzeichnis  von  120  Städten  Italiens)  m.  T.  2 ;  Gell,  Probestflcke  v.  Städtemauem 
des  alten  Griechenlands,  München  1841,  m.  47  Abb.;  Dodwell,  views  and  descr.  of  cyclo- 
pian or  pelasgian  remains  in  Greece  and  Italy,  London  1834  (franz.  Paris)  f.  m.  131  T. 
(Hauptwerk);  Bunbubt,  The  class.  Mus.  1844  S.  147 — 86;  Fobchhakmeb,  Ober  die  kykl. 
Mauern  Griechenlands  und  die  schleswig-holsteinischen  Felsmauem,  Kiel  1847,  m.  2  T. ;  s. 
auch  die  Litteratur  über  Latium  S.  122. 

261.  Dieser  Steinbau  erhielt  seine  Vervollkommnung  durch  bessere 
Bindemittel;  anfangs  hat  man  wohl  nur  die  klaffenden  Fugen  mit  Mörtel 
verstrichen,  wie  vordem  mit  Lehm.  8)  Wir  pflegen  die  Verbindung  von  Mörtel 
und  unregelmässigen  Bruchsteinen  Gusswerk  oder  opus  incertum  zu 
nennen.*)  Im  alten  Babylonien  hatten  sich  die  Maurer  bereits  darauf  ver- 
standen; doch  fallt  die  volle  Entwicklung  erst  in  die  Eaiserzeit,  weil  man 
diese  Bauweise  zu  Gewölben  („Gussgewölben'')  benützen  konnte;  denn  es 
liess  sich  eine  Holzform  anwenden,  wie  sie  jetzt  noch  in  der  Gegend  von 
Neapel  vorkommt.  Auch  hiebei  versteht  sich,  dass  der  Beschauer  das 
ordinäre  Material  selbst  nicht  wahrnimmt,  sondern  nur  den  Kalk-  oder 
Stuckverputz  bemerkt. 

Künstlerisch  betrachtet,  wirken  die  bisher  beschriebenen  Verfahren, 
Lehm-,  Backstein-  und  Bruchsteinbau  gleich,  weil  sie  gewöhnlich  nur  den 
Kern  abgeben,  während  die  Aussenseite  sie  verhehlt.  Die  einfachere  Art 
der  Verhüllung  besteht  in  Verputz  {tectoHum)  mittelst  Lehm,  Kalk  oder 
Stuck  ;'^)    die  mühsamere  aber  hat  für  die  Steinmetzarbeit  grosse  Bedeu- 


•)  Vgl.  Promis,  Alba  p.  102  f. 

')  Abbildung  der  Mauer  Trojas  in  einer 
Terrakotte:  Cajcfana,  terrae.  T.  21. 

^)  Beides  ist  noch  an  Gräbern  von  Sam- 
thawro  (Ibererland)    nachweisbar  (Ztschr.  f. 


Ethnol.  10, 415). 

*)  Vitr.  2,  8,  1  (zu  seiner  Zeit  veraltet). 

^)  In  der  pompejanischen  Casa  del  Fauno 
ist  der  Stuck  von  der  Wand  durch  Blei  ge- 
trennt, was  gegen  Feuchtigkeit  schützen  soll. 


Kap.  VUL    Die  Bankiiiuit  nach  tUterial  und  Teohnik.    ($§  251-  -252.)      285 


tung.  Der  Sandstein  und  der  blättrige  Marmor  ergeben,  gerade  „ge- 
schrammt'*, regehnässige  Platten;  ein  sparsamer  Baumeister  nützt  diese, 
um  eine  Mauer  aus  beliebigem  ordinärem  Stoffe  aussen  so  zu  verkleiden, 
dass  der  Uneingeweihte  dieselbe  für  massiv  steinern  hält,  weil  er  nur  die 
geglättete  Aussenseite  der  Platten  wahrnimmt.  Diese  Verkleidung  roheren 
Materials  mit  Platten  aus  besserem,  sorgfaltiger  bearbeitetem  Stoffe  ist 
uralt  0  und  nie  vergessen  worden,  wenn  auch  dieses  abgekürzte  Verfahren 
in  sorgfältigen  Zeiten  vorzugsweise  an  Unterbauten,  viel  benützten  Treppen 
u.  dgl.  seine  Anwendung  fand.^)  Dagegen  eignete  es  sich  vorzüglich  für 
die  Massenbauten  der  Eaiserzeit,  wo  man  es  geradezu  als  die  übliche  Aus- 
stattung eleganter  Bauten  bezeichnen  kann ;  diese  Technik,  die  den  Unter- 
gang des  Reiches  viele  Jahrhunderte  überdauert«,  hat  verschuldet,  dass 
viele  erhaltene  Ruinen  einen  etwas  rohen  Eindruck  machen,  denn  die 
Marmorplatten  waren  so  bequem  abzureissen. 

262.  Die  dritte  Erscheinungsform,  welche  die  meiste  Arbeit  erfordert, 
ist  der  Quaderbau.  Die  parallelepipede  Form  der  Steinblöcke  zielt  in 
erster  Linie  auf  die  bequeme,  sichere  Schichtung  ab;  so  sind  z.  B.  die 
rohen  Quadern  vieler  Festungsmauem  und  mancher  sardinischen  Grab- 
türme zu  beurteilen.  Wenn  jedoch  der  Steinmetz  die  Vorderseite  sorg- 
faltig glättete  und  die  Kanten  genau  nach  dem  Lineal  regelte,  stellte  sich 
der  angenehme  Eindruck  von  Regelmässigkeit  heraus  und  so  ward  die 
Quader  zur  Eunstform.  Man  begreift,  dass  die  grosse  Mühe  meist  nur  auf 
Steine  verwendet  wurde,  welche  schöne  Farbe,  Dichtigkeit  und  Glanz  hatten. 
Der  Quaderbau  ist  eben  nicht  eine  historisch  begrenzte  Manier,  sondern, 
von  den  Ägyptern  schon  zur  Pjrramidenzeit  geübt,  der  Zierbau  nax  i^o-gr^v ;  3) 
daher  hebt  er,  wenn  nicht  das  Ganze  aus  Quadern  errichtet  werden  soll, 
die  hervorragendsten  Bauteile  gewissermassen  omamental  heraus,  wie  an 
einer  Mauer  Türme  und  Ecken  (in  Amphissa)  oder  die  Basis  (in  Harma)  *), 
während  das  übrige  aus  weniger  regelmässigen  Steinen  besteht.  Die  voll- 
kommenste Gestalt  des  Quaderbaus,  wobei  die  Quadern  peinlich  genau 
aneinander  gefügt  und  poliert  sind,  so  dass  man  keine  Lücke  sieht,  er- 
scheint schon  in  der  grossen  Gallerie  der  Cheopspyramide,  dann  bekannt- 
lich an  den  athenischen  Akropolisbauten,  ist  aber  auch  in  nachchristlicher 
Zeit  nicht  vergessen.'^)  Lehm-  und  Mörtelverband  kommen  hier  begreif- 
licherweise in  Wegfall;  dafür  werden  die  Blöcke  gegenseitig  verklammert. 
Viele  nahmen  einfache  Holzdübel,  die  wir  z.  B.  aus  ägyptischen  Tempeln, 
dem  Parthenon  und  dem  pergamenischen  Athenatempel  ®)  kennen.  An  einer 
Semiramisbrücke  und  dem  assjrrischen  Damm  bei  Nimrud  begegnen  be- 
reits Eisendübel,  neben  welchen  bronzene  vorkommen;')   von  beiden  sind 


^)  Am  sogenannten  Sphinxtempel  bei 
der  grossen  Pyramide;  siehe  auch  die  Ab- 
büdong  bei  Pbbbot  I  Fig.  70. 

'')  Stoa  des  Eumenes  und  des  Attalos 
in  Athen;  .Schneider  von  Prasiai*  (Ross, 
Insehreisen  2,9);  com  basi  marmorata  CIL. 
XIY  16  n.  dgl. 

>)  Arnos  5, 11,  vgl.  II.  Z244.  248.  Od.  x 
211  u.  ö.;    Diod.  20,  95;     städtisch:     Dio 


Chrys.  7, 22. 

^)  Vgl.  auch  die  Mauern  von  Oiniadai; 
OvEBBBCK,  GaUerie  T.  2, 9. 

^)  Stadtmauern  von  Byzanz:  Herodian. 
3,  1,  6. 

')  BoHN,  der  alte  Tempel  der  Athena 
Polias  S.  20  ff. 

')  Eurip.  Andrem.  265;  Plat.  Tim.  43 
(Cic.  Tim.  13);  Hör.  c.  1,  35,  18  ff.;  Oppian. 


286 


SlasBiBche  KoxiBtaroh&ologie.    t.  Denkmälerkimde. 


Originale  nicht  unbedeutender  Grösse  erhalten. »)  Eine  andere  Form  heisst 
Schwalbenschwanz  (uncus,  ital.  coda  a  rondine).^)  Zur  Sicherheit  wurde 
die  Klammer  mit  Blei  ausgegossen.  Diese  Verbindung  der  Quadern  war 
bis  in  das  6.  Jahrhundert  n.  Chr.  bekannt,^)  kam  aber  dann  bei  den  Tech- 
nikern (doch  nicht  bei  den  Metallsuchem)  *)  in  Vergessenheit,  so  dass  sie 
Filippo  Brunelleschi  an  den  Ruinen  wieder  auffinden  musste. 

Der  Quaderbau  bietet  der  Variationslust  genügenden  Spielraum.  Ausser 
auf  die  Form  kommt  es  auch  auf  die  gleichmässige  Grösse  der  Quadern 
an.  Das  opus  isodomum  besteht  aus  vollständig  gleichen  Steinen,  was 
freilich  nicht  immer  streng  durchzuführen  ist;*)  das  pseudisodomum  hat 
wechselnde  Schichten  von  höheren  und  niedrigeren  Quadern.^)  Im  em- 
plecton  (altenglischen  Verband)  lösen  sich  Läng-  und  Schmalseiten  der 
Quadern  ab.^)  Ausserdem  gibt  es  aber  viele  Unregelmässigkeiten,  welche 
oft  veranlassen,  dass  eine  Seite  des  Rechteckes  durch  zwei  Parallelen  ab- 
gekerbt wird,  wodurch  ein  Sechseck  entsteht;  diese  Einschnitte  vermehren 
sich  manchmal  zu  staffeiförmiger  Abgrenzung  einer  Seite.  ^)  Eine  grössere 
Abwechslung  und  dabei  doch  ßegelmässigkeit  erzielen  die  Griechen  durch 
Vertiefung  der  Ränder  [bossage),  infolge  dessen  die  Rechtecke  der  Bossen- 
quadern von  einander  durch  Kanäle  getrennt  sind  und  mithin  in  seitlicher 
Beleuchtung  Schatten  geben. ^)  Die  künstliche  Hersteilung  einer  unregel- 
mässigen Aussenseite  (Rustica),  die  am  Grabmal  der  Caecilia  Metella  zu- 
erst zu  sehen  ist,^^)  verrät  einen  verdorbenen  Geschmack.  Bei  Stadtmauern 
war  dies  eher  zu  verzeihen;  Rusticamauem  aus  vorne  rauh  belassenen 
Bossenquadem  wurden  in  Toskana  von  der  etruskischen  Zeit  bis  zur 
Renaissance  gebaut.  *0 

Als  man  mit  unregelmässigen  Bruchsteinen  baute,  vermochte  jeder 
beliebige  starke  Arbeiter  dieselben  zu  gewinnen,  dagegen  verlangt  der 
Quaderbau  bereits  so  geübte  Arbeiter,  dass  nunmehr  die  professionelle 
Steinmetzarbeit  beginnt.     Diese  soll  hinsichtlich  der  Losbrechung,  Fort- 


cyn.  1,415;  in  Persien  doppelt:  Dieulafoy, 
l'art  aiit.  I  S.  4  f.;  bronzene  in  Olympia: 
Fabricius,  de  archit.  p.  61  f. 

')  Abb.  bei  Newton,  discoveries  I  S.  97 
(3«;io  engl.  Zoll  hoch).  180;  Durm  1  '77  f. 
80.  Vom  Palast  des  Kyros  illigatis  auro 
lapidibus,  Cassiod.  var.  7, 15,  vgl.  Sen.  Phae- 
dra  504  f.;  ^ßeXlaxoi  Diod.  19, 45,  3. 

2)  Vgl.  Am.  J.  5,  181  (I-— I  im  5.  u.  4. 
Jahrh.  v.  Chr.). 

*)  Vgl.  Theodoretos,  Kirchengesch.  5,  21; 
syrische  Ruinen  in  Khawwärtn  und  Eibära 
(ÖACHAU,  Reise  in  Syrien  S.  53.  88). 

*)  S.  21  f. 

^)  Z.  B.Turm  in  Eretria,  Phot.  des  Inst.  10. 

^)  Z.  B.  an  den  Stadtmauern  von  Ala- 
banda  und  Erythrai. 

")  Vitr.  2,  8,  7  (nach  ihm  bäuerisch;  die 
Stelle  ist  allerdings  nicht  ganz  zweifellos, 
s.  Dennis,  citios  1  ^80  f.);  Mauern  von  Sutri 
und  vielfach  in  Südetrurien;  am  Forum  des 
Augustus  u.  ö.  in  Rom;  zu  Athen  am  Ptole- 
maion  und  dem  Denkmal  des  Agrippa;  runder 


Turm  am  Hafen  Zea;  —  aus  Holz  ägyptisch: 
Lepsiüs,  Denkm.  2,  20. 

«)  Bei  Teos  (Lb  Bas,  itin.  T.  71),  in 
Daphni  u.  a. 

^)  Schon  in  Ägypten  nach  Photographien 
von  Max  du  Camp  T.  69.  71.  89;  Unterbau 
des  Tempels  von  Akragas;  Denkmal  des 
Lysikrates ;  Stadtmauern  von  Messene ; 
Triumphbogen  von  Nikopolis,  abgeb.  auf 
Münzen  des  Septimius  Severus:  Brit.  Mus. 
Thrac.  42;  noch  in  Tortosa:  Rbnak,  rapport 
S.  47  ff.  T.  6, 4. 

*®)  DuBH,  Bank,  der  Etrusker  u.  Römer 
S.  128  ff. ;  mit  geglättetem  Rand,  an  einem 
Turm  von  Adalia  aus  hadrianischer  Zeit: 
Lanckoronski,  Pamphylien  1  S.  25;  von  an- 
deren Bauten  (Porta  maggiore  in  Rom,  Am- 
phitheater von  Pola  und  Verona  u.  dgl.) 
lässt  sich  annehmen,   sie  seien  unvollendet. 

^  *)  Durm  a.  0.  S.  8  ff. ;  auch  sonst  im 
Mittelalter:  Cohausen,  Corresp.  des  Gesamt- 
vereins 26,29. 


Sap.  tut.    I>i6  Baukniifft  naoh  Katerial  nnd  Technik.    (§  253.)  287 

schaffang  und  Zurichtung  der  Bausteine  den  Gegenstand  des  folgenden 
Absatzes  bilden. 

263.  Alle  im  Altertum  verbreiteten  Bausteine  zu  behandeln,  würde 
ein  Buch  erfordern;  denn  die  aus  den  Ruinen  der  Welthauptstadt  von 
SanMnlem  wie  dem  Kardinal  Antonelli,  Dodwell  und  de  Ravestein  (S.  62) 
zusammengebrachten  Varietäten  übersteigen  die  Zahl  Tausend  bei  weitem 
und  sind  auch  nur  durch  Anschauung  kennen  zu  lernen.  Die  litterarischen 
Quellen  des  Altertums  besitzen  daneben  ihren  subjektiven  Wert;  auch  unsere 
Einteilung  der  Steine  darf  nicht  mineralogisch  sein.  Für  die  Archäologie 
gibt  es  ja  nur  drei  Hauptgattungen  von  Gesteinen,  1.  ordinäre  Steine,  die 
der  Bauherr  an  Ort  und  Stelle  oder  nicht  weit  entfernt  findet ;  ihr  Haupt- 
vorzug liegt  in  der  Wohlfeilheit;  2.  sehr  harte,  dauerhafte  vulkanische  Ge- 
steine, welche  der  Bearbeitung  grosse  Schwierigkeiten  machen  und  viel 
Zeit  beanspruchen.  Der  Granit  zumal  ist  für  Zwangsarbeiter,  weil  er  sie 
nur  6 — 8  Jahre  leben  lässt;  3.  schöne  Steine  von  künstlerischer  Wirkung. 
Die  Qualität  des  Steines  übt  stets  auf  den  Stil  ihre  Rückwirkung  aus. 

Litteratur:  Bbahd,  min^ralogie  appliqu^e  aux  arts,  Paris  1821,  2  Bde.  (berück- 
sichtigt nur  die  Praxis);  Faust.  Cobsi,  delle  pietre  antiche,  Rom  1828.  ^1833;  BlCmneb, 
Technologie  3,  8  ff.;  über  die  geographische  Verbreitung  Gust.  Leonhabd,  Handwörterbuch 
der  geogr.  Mineralogie,  Heidelberg  1843;  Sammlungen:  Catal.  du  Musäe  Ravestein, 
2.  Ausg.  S.  549—669;  F.  Belli,  catal.  della  coli,  di  pietre  usate  dagli  antichi  per  costruire 
ed  adomare  le  loro  fabbriche  gia  di  esso  adyocato,  ora  posseduta  dal  conte  St.  Karolyi, 
Rom  1842;  Fröhner  in  Paris;  Corsi,  jetzt  bei  der  Universität  Oxford;  alte  Mineralogie: 
GoBBT,  les  anciens  min^ralogistes,  1779;  H.  0.  Lbhz,  Mineralogie  der  alten  Griechen  und 
Rdmer,  Gotha  1861;  Technik  und  Stil:  J.  F.  C.  Hausmann,  über  den  Einfluss  der  Be- 
schaffenheit der  Gesteine  auf  die  Architektur,  Gott.  1858.  —  Mineralogie  der  einzelnen 
Länder  —  Ägypten:  Adk.  Brononiart,  sur  1.  mati^res  min^ralos  qui  fönt  partie  de  la  coli, 
des  ant.  ^g.  de  M.  Passalacqua,  Paris  1826;  Gypem:  Litteratur  bei  Oberhummbr,  Ztsch.  d. 
Ges.  f.  Erdk.  XXV  S.  1  A.  2;  Expedition  scientif.  de  Mor^e,  Geologie;  Gordbllas,  la  Grece 
sous  le  rapport  g^ol.  et  min^ral.,  Paris  1878;  ders.,  mineralog.  u.  geolog.  Reiseskizzen  aus 
Griechenland,  Berg-  u.  Hüttenmänn.  Ztg.  1883;  F.  Becks,  Gestein  v.  Griechenland,  Sitzungs- 
berichte d.  Wiener  Akad.,  math.-naturw.  Kl.  78  (1878),  417  ff.,  Denkschr.  d.  k.  k.  Ak.  d.  W. 
zu  Wien,  math.-nat.  Kl.  Bd.  40  (1880)  und  Tschemaks  mineralog.  und  petrogr.  Mitt.  N.  F.  i. 
(1878)  S.  459  ff.  11  17  ff.;  A.  Gaudry,  animaux  fossiles  et  göologie  de  TAttique,  Paris  1862 
— 67,  mit  Atlas;  R.  Lepsius,  Geologie  von  Attika,  Berlin  1893;  Alfr.  Philippsohn,  der  Pe- 
loponnes,  I.  Berlin  1891;  Fbrber,  lettres  minäralogiques  sur  l'ltalie. 

Um  mit  den  ordinären  Steinen  zu  beginnen,  so  gibt  es  hier  eine 
Menge  von  Steinarten  lokaler  Bedeutung,  welche  die  Griechen  selbst  nach 
ihrem  Werte  in  drei  Klassen  einzuteilen  scheinen.  Die  besseren  Sorten, 
wie  den  feinen  lichtgelben  Kalksandstein  von  Korinth  und  den  schwarzen, 
schwarzgrau  zu  polierenden  Kalkstein  Lakoniens  rechnen  sie  noch  zu  den 
Marmorarten,  i)  Andere  gemeinere  Steine  nennt  man  7to)Qog,  ein  Name  der 
jetzt  in  zu  weitem  Sinne  gebraucht  wird.*)  Bei  einer  dritten  Gattung  be- 
tonen die  Alten  den  Muschelgehalt  {xoyxvh'agy  xoyx'V^?),  z.  B.  bei  dem 
schmutziggelben  Kalktuflf  Megaras.^)   Von  dieser  unwissenschaftlichen  Ein- 


^)  Marmor  Corinthium  Isid.  orig.  16,  5, 
14,  vgl.  Fuchs,  Denkschr.  der  Wiener  Akad., 
math.-nat.  Klasse  37, 10;  Plin.  36, 135,  nörd- 
lich vom  Hafen  Kistemes  gebrochen. 

*)  Glossen:  tofi  naiQoi;  Herod.  5,  62  vom 
delphischen  Tempel,  dessen  Säulen  aus 
weissem  Ealktuff  bestehen;  neukyprisch 
bedeutet  nmgi&iv  Sandstein,    auf  Karpathos 


Trottet  eine  Sandsteinart.  Vgl.  Ammonios  p. 
49;  7t(üQi,yog  oueog  in  den  delphischen  Inven- 
taren. 

*)  KoyxvXlag  Pollux  7,  100,  xoyxltrjg 
Paus.  1|  44,  6  (an  der  Nordostseite  der  Stadt- 
hügel und  auf  dem  Vorgebirge  Amphiale 
gebrochen);  auch  in  Eleusis  benützt. 


288 


ElasBiflohe  KnnBtarohftologie,    L  Denkmälerkonde. 


teilung  absehend,  können  wir  von  Griechenland  und  Sicilien  sagen,  dass 
hier  die  Kalksteine  bei  weitem  vorwiegen,  äusserlich  betrachtet  freilich 
eine  bunte  Musterkarte  abgeben.  Fast  jedes  Stadtgebiet  besitzt  seinen 
eigens  gefärbten  Kalkstein,  was  wir  nur  mit  Rücksicht  auf  die  Menge  oder 
Bedeutung  der  Denkmäler  näher  ausführen  können.  Die  Böoter  beuteten 
ihre  einheimischen  Steinbrüche  energisch  aus:  Die  Denkmäler  von  Orcho- 
menos  und  Chaironeia  sind  aus  dem  schwärzlichen  Gestein  Lebadeias,  die 
thespischen  gelblich  weiss  und  kurzklüftig;  der  Südosten  hat  einen  fein- 
kömigen,  mergeligen  gelblichgrauen  Oolith;  manchmal  ist  der  Kalkstein 
der  Kreideformation  halb  marmorisiert  und  heisst  bei  Archäologen  geradezu 
Marmor  (z.  B.  der  des  Apollo  von  Orchomenos).  Attika  besitzt  drei  uner- 
schöpfliche Brüche,  blaugrauen  Stein  mit  gelblichen  bis  rotbraunen  Kalkspath- 
adem  auf  den  Hügeln  östlich  und  nordöstlich  der  Stadt,  gut  zu  Mauern 
und  Grundmauern,*)  dann  den  dunkelgrauen  etwas  bräunlichen  «eleusi- 
nischen  Stein '',  von  den  Propyläen,  dem  Fries  des  Erechtheions')  und  der 
Basis  des  olympischen  Zeus  her  wohl  bekannt,  endlich  den  lichtgelben, 
marinen  dichten  Xiv^og  Wxrrrr;^  der  Peiraieushalbinsel  Akte,')  woraus  die 
alten  Bauten  der  Akropolis  einschliesslich  der  Giebelgruppen,  später  aber 
meist  ordinäre  Arbeiten  gefertigt  wurden.^)  Der  marmorarme  Peloponnes 
hat  hauptsächlich  Kalksteinbauten,  z.  B.  in  Mykenai  hart  und  graugelb 
oder  bräunlichgrau,  in  Tiryns  aus  Kreidekalk  vom  Eliasberg,  zu  Phigalia 
hart  und  gelblich  von  dem  nahen  Kotylios,  in  Olympia  von  pliocänem 
Mergelkalkstein  mit  vielen  Petrefakten.  Ebenso  sind  die  bekannten  sici- 
lischen  Bauten  hauptsächlich  aus  dem  einheimischen  gelben  oder  gelbgrauen 
Muschelkalkstein,  der  dem  Metzer  Jaumont  ähnelt,  errichtet,  das  Material 
von  Syrakus  ist  ein  trefflicher  weisser  Stein  von  der  Art  des  sogenannten 
Pariser.  In  die  zweite  Beihe  kommen  für  die  hellenischen  Gebiete  Schiefer 
und  Sandstein  oder  Konglomerat.  Am  häufigsten  dienten  und  dienen  noch 
Schieferplatten  zur  Deckung  ländlicher  Häuser;^)  sonst  passt  der  graublaue 
oder  grüne  Schiefer  für  Unterbauten  und  ähnliche  unscheinbare  Arbeiten. 
Das  gleiche  gilt  von  dem  grauwackenartigen  oder  dunkelbraunen  Sandstein. 
Konglomerat  (Nagelfluhe)  nahmen  die  Athener  aus  der  Ebene  östlich  von 
der  Stadt  ebenfalls  zu  Unterbauten,  zum  Kerne,  den  man  verkleiden 
wollte,  und  seit  dem  4.  Jahrhundert  auch  viel  zu  Nutzbauten.  Für  Italien 
ist  der  Kalkstein  ebenfalls  wichtig  und  zwar  besonders  der  Travertin  ge- 
nannte gelblichweisse  Kalktuflf,^)  dessen  Name  von  lapis  Tiburtinus  kommt, 
weil  in  der  Umgebung  von  Tibur  sehr  viele  Gruben  sich  befinden.  Diese 
in  vielen  Spielarten  auftretende  Steinart  weisen  z.  B.  das  Kolosseum  und 
das  Theater  des  Marcellus  auf.  Die  assa  fetida  ist  ein  sehr  zarter  Kalk- 
stein, welcher  in  der  Gegend  von  Siena  viel  benutzt  wurde.  Etwas  be- 
sonderes hat  Kampanien  an  der  Lavaschlacke  {Cruma)  und  dem  Bimsstein, 


raia. 


')  Lepsios,  Marmorstudien  S.  114  f. 

'')  CIA.I  S.  322  Z.  41. 

*)  Harpokr.  u.  Uxitj,   vgl.  Hesych.  'Jx- 


*)  Z.  B.  der  Kern  des  Philopapposdenk- 
mals.    DöBPFBLD  (Atb.  Mitt.  14,  313)  will  die 


Athener  im  5.  Jahrhundert  auf  diesen  Fun- 
damentstein, im  4.  auf  Breccia  beschränken. 

'}  RosB,  Inselreisen  2, 45. 

^)  Vgl.  Vitr.  2,  7;  Nissen,  pompejanische 
Studien  S.  19  f. 


Kap.  Vm.    Die  BankmiBt  naoh  Xaterial  und  Technik.    (§  253.)  289 

die  jedoch  nur  zu  Bruchsteinwerk  zu  benützen  waren.  *)  Das  Gebiet  Kar- 
thagos besitzt  den  sauän.  Die  ordinären  Steine  lassen  sich  aus  national- 
ökonomischen Gründen  nur  in  beschränkter  Entfernung  von  ihrem  Bruche 
verwenden;  wenn  freilich  Steinmetze  in  ferne  Länder  kommen,  befördern 
sie  auch  den  Import  der  ihnen  vertrauten  Gesteine,  wie  sich  z.  B.  in  den 
Grenzprovinzen  des  römischen  Reiches  zeigt.  Die  Italer  hatten  nun  ein- 
mal ein  Vorurteil  für  die  Steine  ihrer  Heimat,  Vom  archäologischen  Stand- 
punkt kommt  diesen  Steinarien  geringe  Bedeutung  zu;  denn  sie  werden 
gewöhnlich  nicht  kunstmässig  bearbeitet,  sondern,  im  Fall  die  Aussenseite 
schön  erscheinen  soll,  mit  Stuck  und  Farbe  überzogen.  Beide  sind  aller- 
dings jetzt  zum  grössten  Teil  verschwunden  und  nur  der  rauhe  oberfläch- 
lich bearbeitete  Grund  geblieben. 

Die  Gattung  der  harten  Steine  hat  einen  praktischen  Vorzug  in 
ihrer  Widerstandskraft,  weshalb  sie  in  dieser  Hinsicht  sozusagen  das  ideale 
Baumaterial  ist;  sie  liefert  ausser  Mühlen,  Stösseln  und  anderen  kleineren 
Gegenständen  (S.  191)  das  Pflaster.«)  Da  das  Gefühl  der  Sicherheit  auch 
auf  den  Beschauer  einen  gewissen  angenehmen  Eindruck  macht,  üben  die 
harten  Steine  eine  Art  von  ästhetischer  Wirkung  aus,  wodurch  sie  sich 
zu  Säulen  und  Trägern  vortrefflich  qualifizieren.  Da  sie  überdies  poliert 
werden  können,  zieren  sie  sogar  in  ihrer  Weise.  3)  Ins  einzelne  kann  ihre 
Bearbeitung  freilich  nicht  gehen;  denn  die  Steine  sind  so  dicht,  dass  ihre 
Oberfläche  vielleicht  zuerst  mit  Holzhämmern  mürbe  gequetscht  wurde.*) 
Daher  fallt  die  stärkere  Anwendung  der  vulkanischen  Gesteine  stets  mit 
mächtigen  Despotien  wie  in  Ägypten  und  Babylonien  zusammen.  Blicken 
wir  dagegen  auf  die  klassischen  Länder,  so  haben  die  Granitgesteine  nur 
für  das  westliche  Eleinasien  und  die  Inseln  des  ägäischen  Meeres  grössere 
Bedeutung,  weil  das  Sipylosgebirge  mit  seinen  Verzweigungen,  der  Hügel 
von  Assos  und  viele  Inseln  dieselben  liefern;  nur  hier  treten  Granitsäulen, 
nächstdem  auch  granitne  Mauern  und  Sarkophage  in  Masse  auf.  Der  Tempel 
von  Ephesos  z.  B.  hatte  Riesensäulen  aus  einem  Stück  5)  und  für  Delos 
war  der  Granit  der  lokale  Baustein.  In  den  gleichen  Gegenden  findet  sich 
der  schwärzliche  oder  schwarzbraune  Trachyt,  aus  dem  der  Tempel  von 
Assos  besteht.  Aber  beide  Arten  kommen  im  eigentlichen  Griechenland 
nur  ganz  vereinzelt  und  zwar  hauptsächlich  auf  der  Halbinsel  Methana 
vor.  Ungleich  wichtiger  sind  die  vulkanischen  Steine  für  Italien.  Die 
eigentliche  Lava  beschränkt  sich  freilich  auf  die  Gegend  des  Vesuv;  ^)  den 
rötlichen  oder  gelblichen  vulkanischen  Tuff  ^)  können  wir  seiner  Mürbigkeit 
wegen  zur  ersten  Klasse  rechnen.  Dagegen  hat  Südetrurien  den  harten 
schwarzgrauen  Nenfro  und  Latium  den  harten  Peperino  vom  gabinischen 
See  (Lapis  Gabinus,  it.  sperone),  aus  welchem  der  Bogen  der  Cloaca  maxima 
erbaut  ist;^)  doch  gibt  es  auch  einen  Peperino  tenero  aus  dem  Albaner- 
gebirge   (lapis   Albanus) j    den    der    Scipionensarkophag    veranschaulicht.^) 


^)  Nissen,  pompej.  Studien  S.  9  f. 

«)  Nissen  a.  0.  S.  5  flf. 

')  Nur  ausnahmsweise  werden  die  harten 
Steine  angestrichen  (z.  B.  der  granitne  Obe- 
lisk der  Hatasn  in  Theben). 

*)  Anthrop.  Corresp.  1875  S.  1. 

Bftndbaoh  der  klMB.  AltertnmawisseziBchAfl.  YI.  19 


^)  Prokesch,  Denkwürd.  2, 101.  116. 
^)  Nissen,  pompej.  Studien  8.  5  ff. 
')  Nissen  a.  0.  8.  14  ff. 
»)  Vgl.  Tacit.  A.  15,  43. 
«)  Vgl.  Vitr.  2,  7. 


290 


ElassiBohe  EimBtarohftologie.    I.  Denkmälerknnde, 


Vitruv^  rühmt  den  lapia  Anitianus  [Mamiana,  Lava-Nekrolith),  welcher 
an  den  Seen  von  Bracciano  und  Bolsena  vorkommt.  Das  Strassenpflaster 
aber  stellt  für  die  Hauptstadt  und  ihre  Umgebung  aschgrauer  süex  von 
Frascati  und  dem  Monte  Porzio. 

Dem  Gebiete  der  Kunst  gehört  eigentlich  nur  die  dritte  Klasse  der  Zier- 
oder Luxussteine  an,  welche  die  Alten  unter  dem  Begriffe  der  Glanzsteine 
{[lAdgfAaQce)  zusammenfassen.     In  chronologischer  Folge  gehören  die  harten 
Gesteine  an  die  Spitze,  welche  eine  kräftige,  möglichst  reine  Farbe  (rot, 
grün,  schwarz)  besitzen.     Grüner  und  roter  Porphyr,  schwarzer  und  roter 
Granit,   dann  Dolerit  und  Serpentin  schmückten   die  Denkmale  Ägyptens 
und  Babyloniens;  die  Griechen  waren  arm  daran  und  verstanden  sie  wohl 
auch  noch  nicht  recht  zu  bearbeiten.     Erst  der  Kaiserzeit  blieb  es  vorbe- 
halten, alle  farbigen  Steine  des  Reiches  zu  bunter  Wirkung  zu  vereinigen ; 
doch   dies  gehört   zu    den   wesentlichen  Kennzeichen  jener  Kunstperiode. 
Hier  wollen  wir  nur  von  den  weissen  Steinen  reden.    In  der  babylonischen 
Ebene  entwickelt  sich  aus  dem  Gyps  der  glänzende  Alabaster,  welcher 
dem  Elfenbein  gleicht,   aber  leichter  zu  bearbeiten  ist.     Von  Babylonien 
aus  begleitete  er  die  orientalische  Strömung  bereits  in  der  mykenischen 
Periode.*)     Italien  besass  eine  weniger  schöne  Art  zu  Volaterrae  und  am 
Vorgebirge   von   Circeji;   an    ersterem    Orte  wurde  sie   hauptsächlich   zu 
Aschenurnen  und  Sarkophagen  verarbeitet.    Römische  Prachtliebe  hat  auch 
den  Alabaster  wieder  in  die  Mittelmeerländer  gebracht; 5)  damals  kam  noch 
eine  buntgestreifte  Art  {onyx  oder  alabastrües,  ital.  alahastro  Orientale  oni- 
chino)  aus  Arabien  und  Karamanien,  welche  zu  Gefassen  und  Säulen  Ver- 
wendung fand.-*)  Weit  ergiebiger  als  der  Alabaster  war  jedoch  der  „weisse 
Stein"    (kevxog   HO^og)   der   Griechen,    welchen   wir  Marmor    zu   nennen 
pflegen.^)      Es  ist   krystallinischer   Kalkstein,    wovon   Griechenland   ent- 
sprechend  dem  oben   (S.  288)   Gesagten  eine  wahre  Fülle  besitzt.     Thes- 
salien   birgt    zahlreiche    Brüche,    freilich    nur    von    lokaler    Bedeutung, 
während  Böotien  des  eigentlichen  Marmors  entbehrt.     Auf  dem  Festlande 
ist  entschieden  Attika  das  griechische  Marmorland:    Die  obere  Marmor- 
schicht, welche  graue  oder  bläulichgraue  Farbe  und  ähnliche,  nur  etwas 
dunklere  Streifen  hat,  pflegt  man  seit  alter  Zeit  hymettischen  Marmor 
zu  nennen,  weil  die  wichtigsten  Brüche  sich  am  nordwestlichen  und  nörd- 
lichen Abhänge  des  Hymettos  befanden;   dieser  Stein  diente  für  Bauten, 
Postamente  und  gewöhnliche  Grabsteine,  bessere  Arbeiten  wurden  selten 
daraus  gemacht.^)     Denn  die  Athener  zogen  die  untere  schneeweisse,  ins 
gelbliche  stechende  Schicht,  den  sogenannten  pentelischen  Marmor,  vor. 
Die  grossen  Brüche  befanden  sich  an  der  Südwestseite  des  höchsten  Teiles 
des   Brilettös    („Pentelikon")    oberhalb   des   Klosters   Mendeli;')    dieselbe 


')  2,  7. 

^)  S.  Schliemaitk's  Register,  über  den 
Namen  aXdßaatga  s.  S.  192. 

*)  BiblioUiekzimmer  im  Olympieion  Paus. 
1,  18,  9. 

^}  Fun.  36, 12;  Aschengefäss  aus  dem 
1.  Jahrh.  n.  Chr.,  im  Vatikan,  Gall.  der  Sta- 
tuen 421. 

^)  Der  griechische  Name  begreift  auch 


den  grauen  Marmor  mit  ein  (Athen.  Mitt 
9,  219). 

^)  Ealbträger  ;  Friederiohs  -  Wolters 
125;  LöwY,  Inschr.  61;  Tgl.  Athen.  Mitt.  13, 
116  f. 

^)  Fiedler,  Reisen  1, 29  ff.;  Ross,  Kunst- 
blatt 1837  Nr.  2 — 4;  abgeb.  bei  Dodwbll, 
class.  tour  I  T.  zu  S.  499. 


Kap.  ym.    Die  Baukunst  nach 


und  Teohnik.    (§  25d.) 


291 


untere  Schicht  wurde  im  Thale  Agrilesa  4  km.  von  Sunion  angebrochen, 
kam  jedoch  nur  in  der  dortigen  Gegend  zur  Verwendung.  Der  bessere 
,,pentelische'  Marmor  war  schon  vor  den  Perserkriegen  bekannt;  wenn  ihn 
auch  die  statuarische  Plastik  weniger  ausnützte,  ^  würdigte  man  ihn  doch 
bereits  ausserhalb  Attikas.  *)  Im  fünften  Jahrhundert  wurde  die  Leistungsfähig- 
keit der  Brüche  so  sehr  gesteigert,  dass  ganze  gewaltige  Bauten  daraus 
entstehen:  Propyläen,  Parthenon,  Niketempel,  Erechtheion,  Theseion  (ohne 
die  Skulpturen),  Dionysostempel  im  Rapetosathal.  Der  Ruhm  dieser  Werke 
verschaffte  dem  pentelischen  Marmor  bei  Griechen  und  Barbaren  Eingang,*) 
und  zwar  nicht  etwa  nur  in  Bootien  und  dem  Peloponnes,  wo  der  Marmor 
fehlte,  sondern  auch  in  marmorreiche  Gebiete.*)  Dadurch  war  eine  Stei- 
gerung des  Preises  bedingt.*)  Der  Betrieb  erlitt  nie  Unterbrechung  und 
ging  unter  den  oströmischen  Kaisern  an  den  Staat  über,  der  sein  Wappen 
anbrachte ;  doch  schwindet  seit  dem  Stadion  des  Herodes  Attikos  die  kunst- 
geschichtliche Bedeutung  des  pentelischen  Steines,^)  weil  man  jetzt  die 
farbigen  vorzog.  Vielleicht  erregte  auch  die  gewiss  schon  damals  wahr- 
nehmbare goldbräunliche  Patina,  welche  von  den  im  Steine  enthaltenen 
Erzkömem  kommt, ^)  Bedenken;  heute  schätzen  sie  freilich  die  Kunstfreunde 
wie  einen  Vorzug.  Der  Peloponnes  ist  nur  strichweise  marmorhaltig  und 
hat  vor  der  Römerzeit  Marmor  überhaupt  nur  zu  örtlichem  Gebrauche 
produziert;  der  Marmor  von  Tegea  (Marmarövuno  bei  Dolianä)  war  wenig- 
stens zwischen  Bassai,  Olympia  und  Argos  im  Gebrauch.^)  Dagegen  mangelt 
der  edle  Stein  kaum  einer  Insel  des  ägäischen  Meeres  (ausser  Amorgos 
und  Melos)  und  ist  dort  von  der  armen  Bevölkerung  seit  alter  Zeit  ge- 
brochen und  verfrachtet  worden ;  leider  sind  die  verschiedenen  Arten  noch 
lange  nicht  alle  bestimmt.  Die  alten  Schriftsteller  machen  uns  aufmerk- 
sam auf  den  Marmor  von  Skyros^(elfenbeinweiss,  feinrotlila  auch  braun  ge- 
streift durch  thonschieferige  Einlagerungen  von  Eisenoxyd), ^)  Lesbos 
(lividius,  bläulich  oder  grau),*®)  Chios  (schwarzgrau  mit  roten  Adern  und 
weissen  oder  schwarzen  Flecken,  auch  hell-  und  blaugrau,  grobkörnig 
weiss),**)  noch  mehr  aber  auf  den  „karystischen  Stein**  aus  drei  Brüchen 
des  Gebietes  von  Karystos  auf  Euböa  (graulich  oder  gelblich  mit  grünem 
Geäder  [OipoUino];  viel  zu  Säulen  verwendet,**)  z.  B.  am  Gymnasien  des 
Hadrian,  besonders  von  den  Römern  geschätzt),  den  Marmor  von  Naxos 
(ähnlich  dem  schlechteren  parischen,  mit  bunten  Spielarten),   schon  im  7. 


»)  Vgl.  LöWY,   Inschriften  8.  10.  U.  17 

—  19.21;   FSIEDEBICHS-WOLTEBS    119. 

')  LöwT  23.  24;  angeblich  Apollo  von 
Tenea. 

')  Xenophon,  Ttegl  -noqiov  1,  4;  über  die 
jetzigen  Preise  Eobdbllas,  !EAAac  S.  167. 

*)  Z.  B.  Böotien :  Lepsiub,  Marmorstadien 
S.  111,  z.  B.  WoLTBBS  46.  47;  Peloponnes: 
Lepsius  S.  112;  Eretria:  Eayyadias,  naxaX, 
115;  Larissa:  Lepsius  S.  109  Nr.  386. 

*)  Vgl,  Eryxias  p.  394  e. 

•)  Vgl.  Bch.  1,  399  Nr.  6.  6.  402  Nr.  14. 
16.  17  u.  s.  w. 

')  Nach   DuRM,   Ztach.  f.  Bauw.    1871 


S.  471  besteht  sie  jedoch  ans  Flechten. 

«)  Lbpsius  S.  87  f.  u.  Nr.  352. 

^)  Exp.  de  Mor^e,  sect.  des  sciences  H 
p.  237,  Atlas,  gäol.  T.  8  Fig.  1.  2;  Strab.  9, 
437;  Plin.  2, 103;  Eustath.  Dion.  Per.  521; 
mehrere  alte  Brüche:  Ross,  Königsreisen  2, 
32;  Bch.  3,67. 

^^)  CoNZB,  Reisen  auf  Lesbos  S.  48;  Ra. 
Ulli,  242  ff.;  Plin.  36,45. 

'0  Vgl.  Theophrast.  Steine  1, 6.  7;  Plin. 
5,  38.  36, 46;  Strab.  14, 1,  35;  Kameades  bei 
Gic.  de  div.  1, 12. 

>»)  Strab.  10,446,  vgl.  9, 437;  zwei  Pfeiler 
in  Melos:  Prokksch,  Denkw.  2,210. 

19* 


292 


ElasBiBche  Ennstarchäologie.    L  DenkmftlerkQnde. 


und  6.  Jahrhundert  benutzt  und  nach  Mittelgriechenland  verschifft,»)  und 
den  thasischen,  der  an  seinen  grossen  Krystallen  kenntlich  ist  und  mit  der 
Zeit  eine  dunkelgraue  Oberfläche  erhält;^)  auch  diesen  haben  die  Römer 
geschätzt.  TJnübertroflFen  jedoch  war  der  Marmor  von  Faros.  Besteht 
auch  fast  die  ganze  Insel  aus  Marmor,  so  ist  zwischen  den  gewöhnlichen  eine 
2 — 4  m.  dicke  Bank  feineren  Marmors  eingelagert,  welche  nur  massige 
Blöcke,  höchstens  von  menschlicher  Höhe  liefert.  Da  derselbe  also  erst 
bei  tieferem  Eindringen  mittelst  gewundener  Stollen  erreicht  wird,  hiess 
er  Lychnites,^)  Der  glänzend  weisse  Stein  wurde  schon  in  der  ältesten 
Inselplastik  verwendet,'*)  diente,  über  die  guten  Häfen  der  Insel  bequem 
ausgeführt,  zu  den  meisten  archaischen  Skulpturen  von  Athen  und  Delos^) 
und  wurde  als  Ideal  der  Weisse  ß)  selbst  in  Athen  durch  den  pentelischen 
nicht  verdrängt,  geschweige  denn  anderswo;  ein  Athener  pries  Faros  des- 
wegen glücklich.^)  Teuerer  als  der  pentelische  Marmor,  war  der  parische 
kein  alltäglicher  Baustein;  immerhin  hat  er  z.  B.  das  Material  des  Apollo- 
tempels in  Bassai  und  des  Heiligtums  der  Athena  Kyparissia  abgegeben. 
Die  Marmore  des  hellenischen  Kleinasiens,  über  die  man  wenig  weiss, 
hatten  bis  auf  den  von  den  Römern  verwerteten  phrygischen  Stein  wohl 
an  Ort  und  Stelle,  aber  nicht  für  die  alte  Kunst  im  allgemeinen  Bedeu- 
tung. Dasselbe  ist  wohl  über  die  Marmorarten  des  Westens  und  Nordens 
zu  sagen,  wenn  auch  genauere  Untersuchungen  noch  fehlen.*)  In  der  vor- 
christlichen Zeit  finden  wir  z.  B.  den  Marmor  der  toskanischen  Maremmen 
oft  zu  Aschenkisten,  Sarkophagen,  Grabdenkmälern  und  Bildwerken  ver- 
arbeitet, aber  innerhalb  der  Grenzen  Etruriens.  Die  Ausbeutung  der  car- 
rarischen  Marmorbrüche  wurde  durch  die  Wildheit  der  Ligurier  lange 
hintangehalten;  erst  um  das  Ende  der  Republik  beginnen  die  Römer  auf 
diesen  Stein,  der  sich  durch  seinen  etwas  frostigen  Stich  von  den  besten 
Marmoren  Griechenlands  leicht  unterscheidet,  aufmerksam  zu  werden 
und  nützen  ihn  während  der  Kaiserzeit  fleissig  aus,®)  aber  der  Marmor 
bleibt  doch  ein  Luxusstein,  den  die  Baumeister  am  liebsten  sparsam  zur 
Verkleidung  eines  roheren  Kernes  verwenden  (S.  285)  i«)  Marmor  'und 
Marmor  kann  übrigens  etwas  sehr  verschiedenes  sein,  der  Anblick  eines 
Marmorbruches  zeigt  eine  wahre  Buntheit  der  Bänke  und  es  erfordert  ge- 
duldiges Suchen,  geeignete  Stücke  von  ganz  reiner  gleichmässiger  Farbe 
zu  finden.  Für  gewöhnliche  Arbeiten  (z.  B.  Grabsteine)  nehmen  die  Stein- 
metzen natürlich  unreine  Steine  her.  Endlich  hat  der  Marmor  die  Eigen- 
schaft der  Transparenz,  was  manchmal  nicht  unbenutzt  geblieben  ist.*^) 


*)  Lepsius  S.  182  f.;  noch  in  christ- 
licher Zeit  bekannt:  ^q>.  uqx.  1890  T.  3. 

*)  Pebbot,  Arch.  des  miss.  scient.  1864 
I  S.  86;  CoNZB,  Reise  S.  24;  vgl.  Plin.  36, 44; 
Paus.  1, 18,  6. 

8)  Avxvixrjg,  -loff,  -ivg\  vgl.  Varro  bei 
Plin.  36,14;  Athen.  5,205  f;  Diod.  2,  52; 
CoBDELLAS,  Bcrl.  phil.  Wochenschr.  1883  Sp. 
1403.  1437. 

*)  Plin.  36, 17. 

6)  Vgl.  Athen.  Mitt.  6,  179;  Lbpsiüs 
S.  65. 


«)  Find.  Nem.  4,  81  (182) ;  Theocrit. 
6,37. 

^).Paus.^  1,  14,  7;  Alexis  22  bei  Ath.  14, 
644b.  —  Einkauf  durch  einen  Beamten: 
Bch.  14, 489. 

^)  Geologisch  sind  z.  B.  die  Marmore 
Österreichs  untersucht  (Czj^ek,  Jahrbuch 
der  k.  k.  geol.  Reichsanstalt  II.). 

").Bruzza,  A.  1870,  166  ff. 

^")  NissEK,  pompej.  Studien  S.  20  ff. 

^')  An  den  Kanten  durchscheinender 
Sarkophag  in  Athen. 


Kap.  Vm.    Die  Baukunst  naoh  Material  und  Technik.    (§  253.) 


293 


Litteratur:  Blas.  Cartophilus,  de  antiquis  marmoribus,  Vindob.  1738,  Utrecht 
1748;  R.  GoTTGBTBBU,  Ztsch.  f.  Bauw.  1883  S.  103  ff.;  Rich.  Lepsius,  griechische  Marmor- 
studien, Anhang  zu  den  Abh.  der  preuss.  Akad.  1890  (seine  Sammlung  von  alten  Splittern 
ist  im  deutschen  archäologischen  Institut  zu  Athen,  die  von  Handstücken  bei  d.  kgl.  preuss. 
Akademie);  über  Faros:  Gtriacus  bei  0.  Jahn,  B.  1861  S.  180  ff.;  Ross,  Inselreisen  1,  49  f.; 
Prokesch,  Denkwürd.  2, 52  ff. ;  Leakb,  trav.  in  northem  Greece  3,  90  ff. ;  Fiedler,  Reisen 
2,  183  ff.;  L.  Stkphaki,  Ztsch.  f.  Altertumsw.  1843  S.  582  ff.;  F.  M.  W.  Becker,  de  Paro 
insula,  Münster  1868  S.  23  ff.;  E.  Dopp,  quaestt.  de  marmore  Pario,  Diss.  v.  Breslau  1883. 

Tabelle  der  Kennzeichen  der  bertthmtesten  Marmorarten. 


Farbe 

Stich 

Streifen 

Krystall- 
kömer 

Glimmer 

Eisen 

Anderes 

Pentelikon 

schnee- 

gelblich 

keine  (sel- 

0,5—1mm. 

silberweis 

Erzkömer 

vereinzelt 

weiss 

ten  hell- 

nie über  2 

ser  Kali-, 

Quarz 

« 

grau) 

auch  grü- 
ner Chlo- 
rit-,  röt- 
lichviolet- 
ter Kali-. 

Hymettos 

grau  oder 

— 

ebenso 

bis  0,5, 

Silberweis- 

kleine 

sehr  viele 

bläulich- 

selten 

ser  Kali-, 

schwarze 

Kohlen- 

grau 

0,8  mm. 

selten  grü- 
nerChlorit- 

Körnchen 

stoffparti- 
kelchen 

Karystos 

weiss,  hel^ 
grau,grün- 
lich,   auch 
gelblich, 
rötlich. 

von  hell- 
bis  dunkel- 
grünen 
Glimmer- 
blättchen 

fein 

Thasos 

weiss 

dunkel- 
grau 

■ " 

grosse 

—' 

-^ 

Naxos  und 

hell-   oder 

ziemlich 

Quarz 

Faros 

weissgrau 

grob  (in 
Naxos  bis 
zu  10  mm.). 

Lychnites  v. 

schnee- 

bläulich- 

hie und  da 

selten  über 

— 

manchmal 

— 

Faros 

weiss  (wie 
Kolonial- 
zucker). 

grau 

dunkel- 
grau 

3  mm. 

Meteor- 
eisen 

Carrara 

schnee- 

beste  Sorte 

gewöhnl. 

fein 

Eisen- 

sehr  häufig 

weiss. 

gelblich 

blaugrau 

ozydul 

Bergkry- 

hellgrau 

stall 

Die  Luxussteine  werden,  wie  wir  kaum  zu  sagen  brauchen,  regelrecht 
nur  zu  kleineren  Gegenständen,  Skulpturen  und  verkleidenden  Platten  her- 
angezogen; denn  der  Marmor  stand  so  hoch  im  Preise,  dass  die  Entdeckung 
eines  Bruches  schon  ein  grosses  Glück  bedeutete.*)  Aus  Marmorblöcken 
zu  bauen  fiel  bloss  solchen  ein,  welche  mit  ihrem  Reichtum  prunken  woll- 
ten. Der  Markt  und  das  Prytaneion  der  Goldgräber  von  Siphnos  und  die 
delphische  Tempelfa9ade  der  Alkmaioniden  —  die  Amphiktionen  hatten 
nur  Porös  ausbedungen  —  sind  die  Vorläufer  der  Marmorverschwendung, 
welche  die  Athener  im  5.  Jahrhundert  als  nachzuahmendes  Muster  auf- 
stellten;^) der  Marmor  wurde  sogar  an  Festungswerke  verschwendet,  nicht 
bloss  an  die  Mauern  der  entwaffneten  Akropolis,  sondern  auch  in  Rham- 


')  Man  vergleiche  nur  die  ephesische 
Legende  von  Pizodaros,  welche  Vitruv  (10,  7) 
erzählt. 


«)  Herod.  3,  57.  5,  62. 

')  Z.  B.  Stadion  auf  dem  Isthmos  Paus. 


2,  1,  7. 


294  Klassische  Eanstarch&ologie.    I.  Denkm&lerkimde. 

nus,  Chios  und  an   anderen  Orten.*)    Warum  sollte  da  ein  reicher  Mann 
nicht  z.  B.  seinen  Wein  in  Marmor  keltem?^) 

254.  Während  der  Bergbau  auf  Kunst  und  Industrie  keinen  unmittel- 
baren Einfluss  ausübt,  beginnt  die  erste  Zurichtung  des  Steines,  wie  sie 
der  praktische  oder  künstlerische  Zweck  erfordert,  bereits  im  Steinbruche. 
Auf  die  Brüche  der  gewöhnlichsten  Bausteine,  wo  man  oft  kurzweg  Stücke 
von  der  Oberfläche  loshackte  (z.  B.  zur  Befestigung  Tirynths),  trifft  dies 
freilich  weniger  zu.  Die  rationellen  Steinbrüche  haben  entweder  eine  vor- 
wiegend horizontale  Richtung  oder  eine  hauptsächlich  vertikale.  Bei  jenen 
liessen  die  vorsichtigen  Arbeiter  ab  und  zu  natürliche  Pfeiler  zur  Stütze 
stehen.  3)  Anderswo  schritt  die  Arbeit  beim  Gipfel  des  Berges  nach  unten 
vor,  wobei  man  treppenartige  Wände  herstellte,*)  später  aber,  um  die 
besseren  Steinsorten  zu  gewinnen,  je  weiter  unten  desto  tiefer  in  die  Wand 
eindrang;  die  pentelischen  Brüche  des  Brilettos  zeigen  dies  sehr  deutlich. 
Da  die  Bänke  sehr  ungleichartig  zu  sein  pflegen,  wurden  bald  da  bald 
dort  Schürfungen  vorgenommen.  Zum  Brechen  dienten  benetzte  Keile;*) 
das  Pulver  ersetzten  Sklavenarbeit  und  Geduld.  Die  „Captivi**  des  Plautus 
(V.  724  flf.  998  flf.)  geben  eine  Ahnung  von  dem  Jammerleben  in  den  an- 
tiken Steinbrüchen,  aber  selbst  diese  Vorhölle  hatte  ihr  eigenartiges  reli- 
giöses Leben®)  und  in  manchen  Gegenden  einen  eigenen  Schutzpatron,  den 
Hercules  Saxanus.')  Bei  rechtem  Betrieb  wird  von  vornherein  auf  den 
Zweck  des  Blockes  Rücksicht  genommen;  es  bedarf  nur  einen  Schritt  weiter 
und  es  wird  auch  schon  die  Form  roh  skizziert.  Dieses  Verfahren  war 
am  leichtesten  an  Quadern  durchzuführen.  Die  Lieferanten  besorgten  die 
Quadern  serienweise  fertiggestellt  und  versahen  dieselben  mit  Zeichen 
(Versetzmarken),^)  nach  welchen  die  Blöcke  geschichtet  wurden.  Diese 
Zeichen,  welche  zumeist  in  Kombinationen  von  Linien  bestehen  und  oft 
Buchstaben  gleichen,  kommen  in  Persien  wie  bei  den  Phönikem,  bei  Etrus- 
kern,  Griechen  und  Römern  vor  und  es  werden  sich  mit  der  Zeit  ver- 
schiedene Systeme  unterscheiden  lassen.  Li  Sagalassos  sind  die  Blöcke 
fortlaufend  numeriert. ••^)  In  byzantinischer  Zeit  bemerken  wir  griechische 
Buchstaben  und  Monogramme,  i^)  Diese  unscheinbaren  Zeichen  darf  die 
Archäologie  nicht  gering  schätzen,  da  ihre  Übereinstimmung  wiederholt 
(z.  B.  in  Trier)  die  Gleichzeitigkeit  von  Bauten  nachweisen  kann ;  nicht  zu 
verwechseln  sind  aber  damit  die  Steinmetzzeichen  (Monogramme),  wenn 
solche  überhaupt  existieren,*')  und  die  modernen  Beduinenzeichen  (w^usw).") 


1)  AevxöXi&og  Lb  Bas,  Asie  min.  n.  141. 

')  Auf  Lesbos:  Athen.  Mitt.  13,51. 

*)  Z.  B.  in  Syrakus  und  bei  Gau-el-Keb!r 
in  Ägypten  (Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1882  S.  136). 

*)  Zu  Elkefr  in  Syrien:  Saohau,  Reise 
S.  91. 

*)  Plin.  n.  h,  36, 14. 

•)  Z.  B.  in  Nubien  CIG.  5933;  auf  Syra 
Ixitpavog  (S.  113)  p.  70—92. 

0  Roscheb's  Lexikon  I  Sp.  3014  ff. 

^)  Der  Name  „Steinmetzzeichen*  ist 
nicht  zu  empfehlen,  weil  er  in  der  Kunst- 
geschichte  die   geheimen  Zeichen   der  Bau- 


hütten bedeutet. 

')  Monatsber.  der  preuss.  Akad.  1879 
S.  310 ;  an  der  Basis  der  Nike  von  Samo- 
thrake:  Untersuch,  auf  Sam.  2,  55, 1. 

»0)  Abb.  Ra.  n.  s.  31,  244  ff.  356  ff. 

*')  Vielleicht  H  an  einem  Grabsteine  in 
Verona:  Dütscbke,  Bildwerke  IV  S.  243. 
Über  die  wirklichen  Steinmetzzeichen  han- 
delt R2iHA,  Studien  über  Steinmetzzeichen, 
her.  y.  d.  k.  k.  Centralkomm.  m.  69  T. 

^')  Sachau,  Reise  in  Syrien  S.  43.  52; 
Verh.  der  Berl.  anthrop.  Ges.  1877  S.  14  f. 


Kap.  ym.    Die  Baakunat  nach  Material  und  Technik.    (§  254.)  295 

Von  den  unfönnlichen  Riesenblöcken  der  ^kyklopischen"  Bauten  ist  be- 
reits die  Rede  gewesen;  doch  auch  Quadern  von  aussergewöhnlichem  Um- 
fang wurden  hergestellt,  so  z.  B.  Riesenblöcke  für  Hafendämme  ^)  und 
Unterbauten  (wir  denken  im  besonderen  an  den  Sonnentempel  von  Baal- 
bek,  der  auf  drei  Riesensteinen  ruht,  wovon  einer  18  Meter  lang)*)  und 
Architrave  imposanter  Thore  (der  Propyläen  und  des  arkadischen  Thores 
von  Messene.)  Die  Werkzeuge  der  Quaderarbeit,  zweispitzigen  Hammer 
und  Winkelmass,  zeigt  das  Votivbild  eines  Steinmetzen  in  der  Nymphen- 
grotte von  Vari  (Attika).^)  Da  die  Höhe  und  Dicke  der  Säulen  eben- 
falls im  vornherein  bestimmt  war,  stellten  die  Steinmetzen  diese  nicht 
minder  her.  In  manchen  Brüchen  und  Lagern  sind  solche  rohe  Säulen 
aus  einem  Stücke  (Monolithe)  zurückgeblieben  ;*)  denn  geschickte  Arbeiter 
verstanden  sich  auf  Monolithe,  nur  waren  die  Transportschwierigkeiten  so 
gross,  dass  man  gerne  davon  absah.  Immerhin  gibt  es  sowohl  ganze 
Säulen  —  die  grösste  dürfte  die  sog.  Säule  des  Pompejus,  dem  Diokletian 
in  Alexandrien  errichtet,  sein-*^)  —  als  auch  Säulenschäfte  (wie  an  der  Stoa 
Hadrians)  aus  einem  einzigen  Stein,  und  dieses  Verfahren  war  bei  den 
harten  vulkanischen  Steinen  zu  empfehlen,  dagegen  zog  man  vor,  aus  dem 
leichter  zu  bearbeitenden  Marmor  die  Säulen  stückweise  herzustellen.  Diese 
Säulentronmieln  wurden  im  Steinbruche  rauh  gearbeitet  und  in  der  Mitte 
bereits  mit  einer  viereckigen  Vertiefung,  die  den  Dübel  aufnehmen  sollte, 
versehen.^)  Die  Steinmetzen  arbeiteten  auch  häufig  schon  die  Sarkophage 
roh  aus,  ebenso  die  Grabsteine  bis  auf  das  Individuelle.^) 

Der  Transport  der  abbozzierten  Steine  geschah  den  Berg  herab  auf  steilen 
Schleifwegen  mit  Tauen,  welche  zum  Bremsen  um  starke  Balken,  die  man 
seitwärts  vom  Wege  in  eingehauenen  Vertiefungen  aufgerichtet,  geschlungen 
wurden;  weiter  unten  führten  Wägen  und  Maultiergespanne  die  Steine  bis  zum 
Bestimmungsorte,  wenn  derselbe  nicht  weit  ablag,  oder  bis  zum  nächsten 
Hafen,  von  wo  aus  die  Steine  den  Wasserweg  nahmen.®)  Die  Schiffahrt  hat 
an  der  Verbreitung  der  edlen  Gesteine  den  grössten  Anteil,  da  schon  in 
ältester  Zeit  der  Nil  und  der  Euphrat  gute  Dienste  leisteten.  War  der  Haupt- 
absatzort zu  Wasser  erreichbar,  so  ergab  sich  für  praktische  Leute  die 
Folgerung,  dass,  um  den  Wünschen  des  Publikums  besser  zu  genügen,  die 
Steinmetzwerkstätte  am  Landungsplatz  zu  errichten  sei;  dies  wurde  zu 
Rom  in  der  noch  heute  davon  genannten  Marmorata  am  Tiber  ausgeführt.*) 


*)  Joseph,  ani  15, 334. 

')  Ähnliche  Blöcke  lagern  noch  im  nahen 
Steinbruch. 

')  Phot.  des  Inst.,  Attika  25.  Die  eiser- 
nen Spitzhämmer  sollen  vor  der  makedoni- 
schen Zeit  nicht  vorkommen:  Schliemann, 
Orchomenos  S.  14. 

*)  Z.  B.  in  Karystos  (Ross,  Königsr.  2, 
30) ;  mit  Handhaben  zum  Transport  aus  der 
Gegend  von  Miltenberg  (München  Nr.  793). 

^)  OsAMN,  Mem.  1,  329  ff. 

')  Einige  sind  am  Pentelikon,  bei  Stora 
und  Karystos  zurückgeblieben;  eigentümliche 
im  Steinbruch  von  Selinunt:  Schübriko,  Gott. 


1887  S.  88  f. 

^)  Erstere  im  ägyptischen  Steinbruch 
von  Turra  1875  gefunden;  Grabsteine  in 
Oberösterreich:  Mitt.  der  Centralkomm.  1889 
S.  227. 

^)  In  litterarischen  Quellen  finden  sich 
die  Wörter  A*^ovAxot,  U^aytayol ;  vgl.  Paus. 
2,  25,  8.  Die  Schleifwege  sieht  man  am 
Pentelikon  und  bei  Stura,  die  Geleise  eben- 
dort  und  auf  Skyros,  einen  Fahrweg  zum 
Hafen  in  Levkas  auf  Paros.  Entsprechende 
Scenen  aus  der  Neuzeit  bilden  ab  Wester- 
manns  Monatshefte  32,  178-88  und  The 
kri  Journal  1888  p.  358  -  60. 


Nachr.  1865  S.  429;  Dubm,  Ztsch.  f.  bild.  K.   j         •)  Siehe  darüber  die  Geschichte  der  Kaiser- 


296  Klasaische  Ennstarcli&ologie.    I.  DenkmiÜerkimde. 

An  der  Baustelle  schichteten  die  Arbeiter  die  Quadern  auf  und  passten  sie 
genau  aufeinander,  bis  der  prüfende  Nagel  keine  Lücke  mehr  fand,^) 
worauf  die  Verklammerung  erfolgte  (S.  285  f.) ;  die  Politur  mittelst  Bims- 
stein *)  machte  den  Schluss.  In  gleicher  Weise  wm-den  die  Säulentrommeln 
aneinander  geschliffen.'*)  Hin  und  wieder  missfiel  noch  am  Bauplatz  ein 
Quader  oder  eine  Trommel  und  blieb  liegen.'*)  Die  Eannelierung  erfolgte 
erst  jetzt.  Auch  die  Stylobatstufen  wurden  erst  am  Bau  selbst  eingepasst 
und  abgearbeitet.'^)  Neben  meisterhafter  Arbeit  beobachten  wir  Nach- 
lässigkeiten, die  Niemand  gestört  zu  haben  scheinen.  So  werden  Vor- 
sprünge (Knöpfe),  welche  vorläufig  stehen  geblieben,  um  die  Hebezange 
daran  zu  setzen,  nicht  weggemeisselt  ®)  oder  Säulen  nicht  kanneliert. ')  Auf 
die  weiteren  Arbeiten  wollen  wir  hier  nicht  eingehen.^)  Marmorne  Dach- 
ziegel stellte  man  durch  Zersägen  her,  welcher  Erfindung  sich  der  Naxier 
Byzes  rühmte;^)  schon  vor  den  Perserkriegen  begannen  die  Griechen, 
damit  Tempel  zu  decken.  ^0)  Die  Bauinschrift  des  Erechtheions  erwähnt 
sogar  eigene  Säger  von  Deckenplatten.  Bei  solchen  Sägearbeiten  erwies 
sich  Meeressand  nützlich.**)  Gegenüber  dem  Raffinement  der  Handarbeit 
machen  die  Maschinen  einen  dürftigen  Eindruck.* 2)  Einfache  Blöcke  werden 
gehoben,  indem  die  Hebezange  („Wolf")  in  ein  nach  unten  sich  erweiterndes 
Loch  eingriff.* 3)  Man  kannte  den  Nutzen  der  schiefen  Ebene,  welche  an 
den  Pyramiden  aus  Erde  aufgeschüttet  wurde.**)  Abbildungen  zeigen  Win- 
den, welche  von  Rindern  oder  Menschenhänden  bewegt  wurden,  und  schwer- 
fällige Versetzkrahnen,*^)  überdies  handelt  Vitruv  im  10.  Buche  ausführlich 
davon;  aber  einer  Ausbildung  der  Maschinen  stand  die  patriarchalische 
Fürsorge  für  die  Arbeiter  im  Wege.*^)  Noch  im  11.  Jahrhundert  wurden 
je  50  oder  100  Männer  vor  einen  Steinblock  gespannt. 

Litteratur:  Blüknbb  3,  69  ff.;  A.  v.  Cohaüsen  u.  E.  Wöbner,  röm.  Steinbrüche  auf 
dem  Felsberg  an  der  Bergstrasse,  Darmst.1876,  m.  6  T.;  Versetzmarken  in  Persien; 
DiEULAFOY,  Tart  ant.  de  la  Perse  I  S.  11  f.  m.  Abb.;  Eilikien:  Jhst.  12,  220  Abb.;  Cypern: 
das.  S.  113  Abb.;  Altar  von  Pergaroon:  Püchstein,  Sitzungsber.  d.  preuss.  Ak.  1888  S.  1281  ff.: 
Smyma:    Chandler,   Reisen  in  Kleinasien  Kap.  18;    Beul^-Thor  der  Akropolis:    Ath.  Mitt. 

zeit.    Über  die  Zeichen   der  Marmorblöcke   '   zeug  ^oU. 
Bruzza,   A.  1870   p.  106—204;    Monolithe: 
Bei^itdobf  und  Schöne.  Lateranmus.  S.  353  ff. 
*)  Porphyrie  zu  Hör.  sat.  1, 5,  32;  griech. 

^)  In  der  Marmorata  vorrätig:  0.  Rich- 
ter, Topographie  S.  853. 

^)  Elknze,  Aphorismen  S.  371  ff.  mit 
T.  1,6—8.  Kigentömlicher  Bleiverguss :  Phot. 
des  Inst.,  Akropolis  83. 

*)  Psalm.  117,  22. 

*)  DüBM,  Ztsch.  f.  bild.  K.  1887  S.  90; 
HoPFEB,  AUg.  Wiener  Bauztg.  1838  T.  237 
(Parthenon).  —  Steinmetzen  am  Bau,  abgeb. 


®)  Epigramm  bei  Paus.  5,  10,  3;  jetzt 
inschriftlich  Bf(Coi'):  Athen.  Mitt.  17,41. 

^^)  Vorpersischer  Tempel  auf  der  Akro- 
polis (Denkm.  T  T.  50E),  Parthenon,  Zeus- 
tempel von  Olympia,  Tempel  von  Bassai 
(Lbpsiüs,  Marmorstudien  S.  123. 127),  Tempel 
der  Hera  Lakinia  (Liv.  42,  3). 

*')  Vorrat  in  der  Marmorata. 

^*)  Werkzeuge  der  Bauleute  abgeb.  MB. 
6,15;  vgl.  Herod.  2,125. 

'^)  Inschriften  v.  Pergamon  S.  107. 

»*)  Plin.  36,  96;  Diod.  1,  63;  Vyse,  pyra- 
mids  1,174;  Lepsius,  Denkm.  1,20. 
in  einer  Vergilminiature  bei  Babtoli,   pict.   i  ^^)  Blükker    3,   111  ff.;  Vergilminiatur 


S.  31. 

*)  Ross.  Inselr.  3,  8. 


bei  Babtoli,    pict.  S.  31;    Winde:    Helbio, 
Wandgem.    1266;    Theodosiussäule    (abgeb. 


')  In    Athen,    Egesta,    Sardes,    Philai,       Wheleb,  joumey  S.  183  u.  Seroüx  d'Agin- 
am  unvollendeten  Didymaion  (AZ.  8, 132,  9).       coübt,  sculpt.  T.  10);  byzant.  Miniature  bei 


<*)  Nach  Elenze,  Amalthea  3,  71  ff.  sind 


Batet,  l'art  byz.  S.  123.  —  Erahn:  M.  5,  8; 


die   dorischen   Eapitelle    auf  mechanischem   |   Millin,  gall.  myth.  38, 139  =  Jahn,  Ber.  d. 
Weg   gearbeitet     In  Salona  ist  der  Bohrer      sächs.  Ges.  1861  T.  9,  2. 
verwendet.    Hesychios   erwähnt  das  Werk-  **)  Sueton.  Vesp.  18. 


Kap.  ym.    Die  Baakanst  nach  Material  nnd  Technik.    (§  255.)  297 

10,223;  Schatzhans  der  Sikyonier  in  Olympia:  AZ.  1881,  173  ff.;  Eryx:  Corpus  inscr.  Semit. 
129,136;  Stadtmauern  von  Pompeji;  Serviuemauer:  Bruzza,  A.  1876,  72  ff.;  0.  Richte», 
über  antike  Steinmetzzeichen,  45.  Winckelmannsprogr.  Berlin  1885,  3  T.  (hier  ist  S.  3  ff. 
ein  Verzeichnis  aus  anderen  Städten  gegeben);  Perugia:  Hetdbmann,  Mitteil.  S.  119;  Porta 
Nigra  und  Thermen  Triers;  Denkmal  in  Igel:  CIRhen.  831;  Palast  des  Diocletian:  Mitt.  d. 
k.  k.  Centralkomm.  1883  T.  66;  Bauten  oströmischer  Kaiser:  Choisy,  l'art  de  b&tir  chez 
les  Byzantins  p.  171  u.  Ra.  n.  s.  31,245  ff.  356  ff.;  zwei  Alphabete  im  Neapler  Codex  II 
C  33  fol.  7b  u.;  Ziegel  haben  nur  ausnahmsweise  Versetzmarken;  ein  Beispiel  Mitt.  d.  k.  k. 
Centralkomm.  N.  F.  18,134;  im  Mittelalter:  A.  archöol.  2,250.  3,31.  —  Vorläufige 
Steinmetzarbeit:  Jahn,  Wandgemälde  der  Villa  Panfili  S.  7;  Hebemaschinen: 
BoNiTEJOT,  de  r^rection  par  les  anciens  Gaulois  des  menhirs  et  des  pierres  des  dolmens 
Sans  machines,  Carentan  1889. 

256.  Mit  der  Steinbnicharbeit  hing  die  Bearbeitung  des  natür- 
lichen Felsen  zusammen,  in  welcher  das  Altertum  die  Neuzeit  bei  weitem 
übertriflFt.  Die  niederste  Stufe  bezeichnen  die  Arbeiten  im  Boden:  Wasser- 
rinnen, Rillen  für  die  Tiere,  Stufenwege  für  die  Menschen,  *)  Wagengeleise 
soweit  sie  nicht  durch  Abnützung  entstanden,  die  in  Athen  zahlreich  zu 
sehenden  Grundrisse  von  Häusern  (pixoTteia),  Cistemen  und  flaschenförmige 
Keller,-)  auch  unterirdische  Stiegen. 5)  Andere  Arbeiten  richten  sich  auf  Fels- 
wände: Votivnischen  (in  und  um  Athen  häufig),*)  Columbarien,  Bückwände 
von  Häusern  (besonders  am  Sipylos)*)  und  religiösen  Anlagen  (Pnyx^)  und 
Eleusis),  der  „Thron  des  Pelops"  am  Sipylos  und  andere  Lehnsitze,')  so- 
wie die  namentlich  in  Asien  häufigen  Felsenreliefs.  Die  Abschroffung  der 
Felsen  und  sonstige  Felsbefestigungen  liegen  sehr  nahe.^)  Man  schreitet 
weiter  zu  Felsengrabkammern  ^)  und  Felsenkapellen,  welche  in  Nubien  und 
Indien  bis  zu  Felsentempeln  erweitert  werden.  Über  beide  im  nächsten 
Abschnitte  mehr!  Für  Villen  ist  Felsarbeit  noch  unter  Caligula  bezeugt.^®) 
Später  werden  mühselige  Arbeiten  nur  mehr  zu  Gottes  Ehre  unternommen 
und  es  erstehen  Kirchen  und  Klöster  im  lebendigen  Fels.*')  Bei  einer 
vergleichenden  Abschätzung  der  Felsarbeiten  dürfte  die  Palme  den  Phö- 
nikem  gehören,  die  auf  Felseninseln  zusammengedi'ängt  lebten.*^)  Jetzt 
pflegen  am  Fels  die  Spuren  des  Meisseis  zu  erscheinen,  früher  waren  aber 
die  Innenwände  (selbst  der  Cisternen)  durch  Verputz  freundlicher  gestaltet. 
Die  meiste  Kunst  zeigt  die  berühmte  Dariusinschrift  von  Bisutun,  wo  die 
Klüfte  mit  Blei  ausgefüllt  und  die  Inschrift  glasiert  ist.  Freiliegende  Fels- 
spitzen imd  erratische  Blöcke  erhalten  plastische  Form,  z.  B.  die  eines 
Sarkophages,^*)  Altares  (auf  der  Pnyx)  oder  Thronstuhles  (wie  die  soge- 
nannte Schule  Homers  auf  Chios).**)   Das  grösste  Werk  dieser  Art  ist  der 


')  Alezanders  Pioniere  stellten  solche 
im  Kriege  her:  Polyaen.  4,  3, 23. 

')  Z.  B.  am  Sipylos,  abgeb.  Athen.  Mitt. 
13,  33 ;  am  grossartigsten  in  Arados  Strab. 
16,2,13:  vgl.  Exod.  20. 24  ff. 

')  In  Amida  Ammian.  19,  5, 4. 


®)  Die    orientalischen    verzeichnet    und 
klassifiziert  Pottieb  Beb.  4,  500  ff. 
'0)  Sueton.  Calig.  37. 
*')  Alte  Felsenkirche  in  Sntri  Am.  J.  5, 
320  ff.  mit  Skizzen  u.  T.  10;    eine   andere 
(wohl  ein  Kloster)  angeblich  1892  beim  klein- 
*)  Abb.  Atlas  von  Athen  6,  3.  asiatischen  Eisenbahnbau  gefunden ;  Kloster 

^)  Abb.  Ath.  Mitt.  13,  33.  Simeons  des  Jüngeren  bei  Antiochien:  Acta 

«)  Abb.  Atlas  von  Athen  5,  1.  SS.  Mai  V  300. 

^)  Ath.  Mitt.  13,  22;  sieben  Sessel,  abgeb.  '^)  Renan,  rapport  p.  39  f. 

Atlas  V.  Athen  6,4;  in   Caere  Grotta  della  ,  ^^)  Auf  Thera  (Ross,  Inselreisen  1,  70). 

sedia  (abgeb.  Dennis  P  276)  u.  Tomba  delle  -   Grabkammer  bei  Aspendos:  abgeb.  Langko- 
?®m®^^®^^^   ^^'  ^'  ^^'   Canina,  Etr.  mar.   i  boi^ski,  Städte  Pamphyliens  S.  95. 
^  T.  71).  .,.,.„  i  ")  Doppelthron  auf  Chalke:    Phot.  des 

X       ,^  ^"  .?•«  *^  ^*^^-    ^^^'  ^®*    ^^^'   I   Inst.,  Sporaden  3. 
temple  p.  113.  ^ 


298 


KlassiBche  Kimstarch&ologie.    L  Denkmälerknnde. 


Sphinx  von  Gizeh,   wo  der  Kunstbau  nur  an  Nebenteilen  sich  bethätigte. 
Erratische  Blöcke  geben  monolithe  Kapellen  oder  Heroengräber  ab.') 

256.  An  jenen  architektonischen  Felsarbeiten  bemerkt  der  Beschauer 
öfters  viereckige  Löcher,  in  denen  ehemals  Balken  staken;  im  ursprüng- 
lichen Zustand  nahm  also  der  Herankommende  auf  den  ersten  Blick  nur 
einen  hölzernen  Bau  wahr.  Überhaupt  verbindet  sich  der  Steinbau 
stets  mit  dem  Holzbau,  schon  aus  dem  Grunde,  weil  manche  Bauteile 
aus  Stein  nur  schwer  hergestellt  werden  können,  Eisenkonstruktion  aber 
der  alten  Architektur  fremd  ist.  Dies  trifft  zu  bei  den  Pfeilern  und  Säulen, 
bis  der  Brauch,  Trommeln  zu  verbinden,  durchdrang;  dass  diese  sogar  in 
Tempeln  und  Palästen  einst  von  Holz  waren,  beweisen  teils  schriftliche 
Zeugnisse  teils  negative  Beobachtungen  über  das  Fehlen  von  Steinsäulen 
(wie  in  kyprischen  Tempeln*)  und  im  Palast  von  Tiryns)  oder  die  auf- 
fallige Ungleichheit  der  letzteren  (wie  im  Heratempel  zu  Oljnnpia,  wo  noch 
Pausanias  einen  Rest  der  alten  Holzträger  gesehen  haben  will);^)  in  der 
Mitte  dürften  Holzsäulen  mit  Steinsockel  gestanden  sein.*)  Hölzerne  Archi- 
trave  waren  in  Grossgriechenland  und  anderswo  üblich,  daher  dieser  Bau- 
teil in  den  Ruinen  häufig  fehlt.  Ihnen  entsprechen  die  Thürschwellen, 
weshalb  Homer  ausdrücklich  die  steinerne  Schwelle  von  Delphi  hervor- 
hebt.^) Die  Dächer  sind  nicht  selten  mit  Schindeln  gedeckt.  Aus  Gründen 
der  Statik  bevorzugt  man  im  oberen  Stockwerk  hölzerne  Treppen.^)  Vor 
allem  aber  müssen  Gebälk  und  Sparrenwerk  von  Holz  sein.')  So  nimmt 
das  Holz  im  Stein-  und  Ziegelbau  eine  ansehnliche  Stelle  ein  und  die  Bau- 
herrn legen  auf  schönes  Bauholz  grosses  Gewicht.*)  Dass  aber  der 
grösste  Teil  des  Stadthauses  aus  Holz  besteht,  ist  altorientalische  Sitte.  ^) 
Eigenartig  mutet  die  Verwendung  des  Holzes  an  den  Befestigungsmauem 
an.  Die  Mauern  aus  Erde  und  Palissaden  (in  den  Pfahlbauten  von  Gorzano 
und  Castione)  kennen  wohl  alle  Völker,  ausserdem  haben  manche  auf  Stein- 
mauern hölzerne  Brustwehren  errichtet.  *o)  Offenbar  haben  aber  viele  alte 
Baumeister  geglaubt,  eine  Steinmauer  werde  stärker,  wenn  Balken  eingebaut 
seien;  besonders  bei  den  hohen  Türmen  ist  das  Holz  ein  wesentlicher  Be- 
standteil. ^  *)  Kein  Wunder,  dass  solche  Befestigungen  verbrennbar  waren!  **) 
Je  nach  der  Schichtung  und  Beschaffenheit  der  Steine  sind  dann  diese  ge- 
mischten Mauern  eingestürzt  oder  aber  sozusagen  zusammengebacken  worden. 
Diese  verglasten  Steinmauern  (verschlackte  Wälle,  forts  vitrifiis,  pierres 
bruUeSy  vitrified  forts  oder  sites)  finden  sich  in  Böhmen,  Mitteldeutschland 


^)  In  Äg3rpteii,  Phönikien  und  bei  Pho- 
kaia:  Movasiov  xal  fiißX,  II  S.  99  T.  aß'. 

^)  Analog  sind  die  kyprischen  Kirchen 
gebaut. 

>)  5,  16,  1;  ausserdem  s.  dens.  5,  20,  6; 
in  Babylon  Strab.  16, 1,  5. 

*)  Wie  jetzt  in  Adalia:  LAVCKOBOiMSKi, 
Städte  Pamphyliens  S.  31. 

^)  Od.  e  339  (anders  V.  30)  -  IL  I  404. 
Od.  9  80. 

•)  Eur.  Phoen.  100. 

Ö  Vgl.  z.  B.  Theophr.  Pflanzengescb.  5, 
4,  7 ;  Liv.  42,  3 ;  Paus.  1 ,  2, 1 ;  Bellum  Alex. 
13;  Hesych.  üxolnos. 


*)  Athenisches  Ehrendekret  fdr  Liefe- 
rung von  Cypressenholz  Beb.  12,  155;  vA^ 
x«i  Xi&oie  von  einem  Heiligtum  auf  Anaphe 
CoLLiTz,  Bialektinschr.  3430  Z.  9. 

*)  Antiochien:  Joseph,  ant.  13, 139;  von 
ägyptischer  Manier  spricht  Strabo  16, 4,  3 
p.  768. 

^^)  In  Moesien  Zosim.  2,  21  (Jahr  322); 
ähnlich  ägyptische  Bauten :  Lbpsius  II  20. 

11)  Od.  i  185  f.;  Plut.  apophth.  Lac.  Ages. 
30;  Arr.  peripl.  9,4;  in  .Gallien  Gaes.  b.  G. 
7,23. 

»2)  Appian.  Mithr.  30.  36.  74  u.  A. 


Kap.  ym.    Die  Baukunst  nach  Material  und  Technik.    (§  256.) 


299 


(besonders  Oberlausitz),  Frankreich  und  Schottland.  Die  Ansicht,  als  ob 
die  Verglasung  absichtlich  von  den  Bauenden  hervorgerufen  worden  sei, 
lässt  sich  nicht  halten;  der  Fundbestand  spricht  für  feindliche  Zerstörung J) 
Nebenbauten  aus  Holz  kommen  gewiss  oft  vor,  bei  Heirenleuten  freilich 
nur  in  altgriechischer  Zeit  als  Schlafraum ;  *)  dass  man  den  Fels-  und  Holz- 
bau verband,  wurde  schon  bemerkt.  Sehr  deutlich  ist  dies  noch  am  sogen. 
Grabe  des  Kimon  in  Athen. 

Litteratur:  Thomak  Fbiedbich,  die  Holztechnik  Yorderasiens  im  Altertum  und  der 
Hekel  mat  hatti»  Innsbruck  1891;  dazu  PüCHSTEnr,  Jahrb.  7,  Iff.;  verglaste  Wälle:  ver- 
zeichnet bei  Pii,  archaeologicW  vyzkum  S.  23  A.  17  mit  Karte  T.  3  (hradi§t^  se  speöe- 
nymi  valy) ;  v.  Lboithaiu),  Basaltgebilde,  Stuttg.  1832  Abt.  2,  523  ff. ;  Yibchow,  Ztschr.  f. 
Ethnol.  2, 257  ff. ;  Pbi^vost,  m^m.  sur  les  anc.  constr.  milit.  connues  sous  le  nom  de  forts 
vitrifi^s,  Sanmur  1863;  Anthrop.  Correspondenzbl.  1883  S.  177  ff.;  Ra.  42,36  ff.;  Correspon- 
denzbl.  des  Gesamtvereins  32,  45;  Oberlausitz:  v.  Gotta,  Neues  Lausitzer  Magazin  IV 
(1839);  Pfalz:  Philol.  Woch.  1892  Sp.  1442;  Frankreich:  Ra.  n.  s.  43,  275  ff.  358  ff.;  Schott- 
land: Dainbs  Babbtngtok,  Archaeologia  6,  100  ff.;  Ron.  Riddel,  das.  10, 99  ff.;  Abk.  v. 
Lasaulx,  aus  Irland,  Bonn  1878  S.  219. 

Ziegel  und  Steine  gehen  in  der  Regel  nur  eine  solche  Verbindung 
ein,  bei  welcher  der  eine  Stoff  die  Zierde  des  aus  dem  anderen  bestehen- 
den Kernes  abgibt.  Doch  erhebt  sich  oft  eine  Ziegelmauer  auf  steinernem 
Unterbau  (S.  279),  hin  und  wieder  (z.  B.  in  Veji)  ist  die  Stadtmauer  mit 
Verbindung  der  beiden  Prinzipien  gebaut.  Nur  das  Dach  gestattet  eine 
grössere  Abwechslung  im  Material,  worüber  bei  diesem  Bauteile  zu  sprechen 
sein  wird.  Die  weiteste  Freiheit  jedoch,  die  Einheit  des  Stoffes  zu  durch- 
brechen, herrscht  in  der  Ausschmückung  des  Baues. 

Von  dem  Ziegelbau  geht  der  farbige  Ziegelschmuck  aus,  in 
welchem  die  Babylonier  vorzügliches  geleistet  haben.  Da  sie,  wie  wir 
sahen  (S.  179),  auf  die  farbige  Glasierung  des  Thons  sich  verstanden,  ver- 
werteten sie  diese  zur  vielfarbigen  Ausstattung  der  Ziegelwände  ;^)  die- 
selbe liegt  so  sehr  in  der  Natur  des  Ortes,  dass  sie  noch  unter  den 
Chalifen  (z.  B.  an  den  Moscheen  von  Mossul)  eifrig  und  geschmackvoll  be- 
trieben wurde.  Unter  den  Ramessiden  erscheint  die  Terracottapolychromie 
in  Ägypten.  Die  Assyrier,  Susianer  und  Medier  ahmten  die  Kunst  recht 
und  schlecht  nach,  sonst  fand  sie  keine  rechte  Verbreitung.  Immerhin  gab 
die  Verkleidung  der  Wände  mit  glasierten  Fliesen,  welche  Figuren  ent- 
halten können,  das  Vorbild  für  die  weniger  dauerhaften  bemalten  Terra- 
kotten der  Griechen  und  Römer  ab.  Dieselben  sind  von  dem  Steinbau 
ebenfalls  nicht  ausgeschlossen.  Sie  sind  1.  Verkleidungen,  nämlich  Fries- 
platten, die  in  der  Kaiserzeit  fast  fabrikmässig  hergestellt  werden  und 
daher  sich  vielfach  gleichen,  ausserdem  Terrakottakästen  in  Hufeisenform, 
welche  am  olympischen  Schatzhause  der  Geloer  und  mehreren  Tempeln 
sowohl  Siziliens  als  Unteritaliens,  doch  auch  in  Elateia**)  die  Geisa  be- 
deckten, oder  2.  Dekorationen  der  Ziegeldächer,  namentlich  Akroterien 
(Stirnziegel),  oft  in  sogenannten  Masken,  z.  B.  dem  Gorgoneion  bestehend,^) 
und  Dachtraufen;  Terrakottamasken  sind  überhaupt  in  Masse  vorhanden. 
Die  Farben  sind  der  Terrakottafarbe  glücklich  angepasst:  Rot  und  Nuancen 


')  Z.  B.  in  Obennais-Meran :  Mitt.  der 
Centralkomm.  N.  F.  11  8.  LXXIX. 

^)  Ausser  Homer  und  Hesiod  vergl. 
Sappho  91. 


^)  Näheres  im  geschichtlichen  Teil. 
*)  Paeis  T.  7.  8. 

^)  Z.  B.  Ross,  aroh.  Aufs.  I  T.  8;  aus 
Gela :  Ebkül^,  Terrak.  v.  Sicilien  8.  44  F.  95. 


300 


Klassische  Ennstarch&ologie.    I.  Denkmälerkunde. 


von  Blau,  Schwarz  und  Spielarten  von  Braun.  Die  Manieren  der  verschie- 
denen Brennöfen  werden  sich  vielleicht  noch  unterscheiden  lassen;  einen 
Fingerzeig  gibt  Philons  Baukontrakt,  welcher  lakonische  und  korinthische 
Terrakotta  bedingt,  ebenso  bezog  Eleusis  viereckige  Kästen  aus  Thurioi.  *) 
Diese  architektonischen  Terrakotten  mussten  fester  als  die  gewöhnlichen 
sein,  ein  Punkt,  der  nähere  Untersuchung  verdient.  2) 

Litteratur:  (Sbboux  d'Aqincourt)  Recueil  de  fragmens  de  sculpture  ant.  en  terre 
cuite,  Paris  1814  m.  T.;  *  P.  Cahpana,  antiche  opere  in  plastica,  Rom  1851,  2  Bde.  (der 
Verfasser  besass  selbst  die  reichste  Sammlung,  s.  S.  46;  manches  ist  freilich  zweifelhaft); 
DöBPFELD,  GbXber,  Bobxann,  Siebold,  Über  die  Verwendung  von  Terrakotten  am  Geison 
und  Dache  griechischer  Bauwerke,  Berlin  1881,  m.  4T.;  Choist,  devis  de  la  restaur.  des 
murs  d'Ath.,  Et.  epigr.  s.  l'archit.  gr.  p.  55  u.  A.  20. 

257.  Allen  Wänden,  deren  Stücke  mit  einem  Bindemittel  zusammen- 
gefügt sind,  ist  der  Verputz  gemeinsam,  und  zwar  eignet  sich  aus  prak- 
tischen wie  aus  physikalischen  Gründen  (wegen  der  Sonnenhitze)  der 
weisse  Anstrich  (Verputz)  am  besten,*)  während  aus  reiner  Vorliebe  der 
rote  vorgezogen  wird.*)  Auf  dem  Anstrich,  der  zum  Stuck  {tectorium) 
verfeinert  wird,  basiert  die  Bemalung  des  Baues.  Früher  galt  unter  dem 
Banne  Winckelmann'scher  und  Goethischer  Anschauung  die  Färbung  der 
Architekturteile  für  etwas  barbarisches,  obwohl  sie  für  das  Privathaus 
des  Altertums  ausdrücklich  bezeugt  ist.^)  Erst  im  Jahre  1822  konstatierte 
Klenze  die  Farbigkeit  der  alten  Bauten,^)  welche  dann  Hittorf  und  Gott- 
fried Semper  lebhaft  vertraten.  Die  zahlreichen  Farbreste,  die  von  sorg- 
fältigen Betrachtern  gefunden  wurden,  sprechen  im  Verein  mit  antiken 
Architekturansichten')  so  deutlich,  dass  das  Prinzip  nicht  mehr  in  Frage 
steht.  Wir  müssen  aber  zwischen  der  farbigen  Hervorhebung  eines  ganzen 
Bauteiles  und  der  von  Ornamenten  streng  scheiden.  Erstere  steht  hin- 
sichtlich des  Giebelfeldes,  der  Metopen  und  des  Frieses  sicher,  wenn  die- 
selben mit  Skulpturen  verziert  waren,  indem  dieselben  einst  von  dem 
blauen  oder  roten  Grunde  effektvoll  abstachen;®)  aber  auch  sonst  werden 
Bauteile  oft  genug  durch  Farbe  ausgezeichnet,  z.  B.  die  Metopen,  auch 
wenn  sie  glatt  belassen  sind.^)  Was  die  Ornamente  anlangt,  so  darf  man 
annehmen,  dass  die  flach  gearbeiteten  Ornamente  einst  farbig  waren,  und, 
dass,  wo  wii'  sie  jetzt  ganz  vermissen,  *ö)  einst  nur  die  Farbe  auf  glattem 
Grunde  sie  ausgeführt  hatte.  So  bot  jeder  antike  Monumentalbau  ein 
buntes,  aber  doch  geschmackvolles  Äussere  dar;  da  das  Mittelalter  die 
Polychromie  der  Fa9aden  treu  bewahrt  hat,  ^*)  wirkte  dieser  Grundsatz  das 


»)  'E(p.  uQx.  1888  S.  50  Z.  20. 

'^)  In  den  Platten  von  Velletri  soll  Puz- 
zolanerde  zugesetzt  sein. 

^)  Für  Inschriften  schon  Deuteron.  27, 
2.  4.  Vor  der  demosthenischen  Zeit  an  Pri- 
vathäusem  und  Gräbern  nicht  üblich,  vgl. 
Plut.  comp.  Arist.  et  Cat.  4, 4;  Cic.  leg.  2,  65; 
dazu  Nissen,  pompej.  Studien  S.  53  ff. 

'')  Ein  ordinärer  wurde  aus  Ziegelmehl 
hergestellt  (in  Niederösterreich,  Anthrop. 
Corresp.  1875  Verhandl.  S.  70). 

6)  Kratinos  Dionysal.  fr.  9  M.,  42  K.; 
Xen.  mem.  3,  8, 10;  Plat.  rep.  p.  529b. 

^)  Oder  schon  R.  Gironi,  saggio  int.  all' 
archit.  dei  Greci,  Mil.  1821,  f.m.  20T.? 


')  Z.  B.  in  einem  schwarzfigurigen  Vasen- 
bilde Architrav  violett,  Ante  schwarz;  Athen. 
Mitt.  14, 1. 

^)  Giebel  blau  am  Schaizhaus  der  Me- 
garer  und  Parthenon;  Metopen  blau  in 
Olympia  (Stiermetope)  und  Kyrene,  rot  in 
Selinunt,  am  Parthenon  und  Theseion;  Fries 
blau  am  Parthenon  und  Theseion. 

^)  Rot  am  selinuntischen  Stadttempel  E 
(HiTTORPF  [sie]  a.  0.  T.  7,  8). 

*°)  Vgl.  aber  z.  B.  Bknndobp,  Reisen  in 
Lykien  I  S.  41  T.  17. 

'  ^)  FisENNE,  Ztsch.  f.  christl.  Kunst  3, 65  ff. 
73  ff 


Kap.  Vm    Die  Baakniuit  nach  Material  und  Veolmik.    (§§  257—258.)      301 


ganze  Altertum  hindurch.    Nur  dienten  nicht  ausschliesslich  Malerfarben  als 
Mittel,  worüber  bei  der  Wandmalerei  gesprochen  werden  wird. 

Litterat ur:  Elenze,  Versuch  einer  Restauration  des  toskanischen  Tempels,  München 
1822  S.  5  ff.  u.  Aphorismen  S.  234  ff.  543  ff. ;  Hittobff,  A.  2,  263  ff.  und  restit.  du  temple 
d'Emp^docle  ä  Sälinonte  et  l'architecture  polychrome  chez  les  Grecs,  Paris  1851;  G.  Seh- 
PER,  vorläufige  Bemerk,  üher  bemalte  Architektur  und  Plastik  bei  den  Alten,  Altena  1834; 
ders.)  die  vier  Elemente  der  Baukunst,  Braunschw.  1851 ;  Kuoler,  d.  Polychromie  u.  ihre 
Grenzen,  Berlin  1835  u.  kleine  Schriften  1,  315  ff.;  Ed.  Magnus,  d.  Polychromie  vom  künstler. 
Standpunkt,  Bonn  1872;  Böckleb,  d.  Polychromie,  Ascherleben  1882  (mit  Litteraturverz.); 
£.  Naoeotte,  la  polychromie  dans  l'art  ant..  Besannen  1884;  L.  Fenqer,  dorische  Poly- 
chromie, Unters,  über  die  Anwendung  der  Farbe  auf  den  dorischen  Tempel,  Berlin  1886,  f.; 
DüRM ,  Baukunst  der  Griechen  S.  ^  181  ff.  u.  konstruktive  u.  polychrome  Details  der  griech. 
Baukunst,  Berlin  1880 ;  dazu  die  Einzelbeobachtungen  über  einzelne  Bauten :  Propyläen  und 
Theseion  (Hermann  in  Forsters  Bauztg.  1836;  0.  Rossbach,  griech.  Antiken  S.  4,  2),  Par- 
thenon (Penrose),  Monument  des  Nikias  (Ath.  Mitt.  10,  362  ff.},  Schatzhaus  der  Megarer, 
Sfldosthalle  und  Südwestbau  in  Olympia  u.  s.  w. 

258.  Die  kostbarere  Art  der  Polychromie  ist  mit  verschiedenfarbi- 
gen Steinen  ausgeführt.  Man  kann  diese  Arbeit  als  Intarsia  (S.  174)  oder 
Inkrustation  bezeichnen.  Die  Ägypter  haben  hierin,  wie  die  Entdeckungen 
von  Tell-el-Amarna  zeigen,  schon  grossartiges  geleistet;  schwarzer  imd 
roter  Qranit  ist  in  die  Hohlkehlen  eingesetzt  und  die  Hieroglyphen  aus 
Obsidian,  Quarz,  Alabaster,  gelbem  Kalkstein,  grünem  Marmor  und  zwei 
verschiedenen  Graniten  gebildet.  Dieser  bunte  Bau  wird  in  der  mykeni- 
schen  Periode  weiter  verbreitet,  auch  zur  Zeit  Homers  war  er  nach  Aus- 
weis der  Beschreibimgen  von  Märchenpalästen  nicht  abgekommen.  Eine 
Erneuerung  dürfte  sich  in  den  Prachtgebäuden  der  alexandrinischen  Zeit 
vollzogen  haben.*)  Am  öftesten  sprechen  die  Schriftsteller  der  Kaiserzeit 
davon,  deren  Worte  durch  Funde  vom  Palatino)  und  Esquilin  bestätigt 
werden;  hier  kommt  noch  dazu,  dass  man  in  die  glatten  Wände  runde 
oder  viereckige  Platten  aus  Ziersteinen  einfügte.^)  Kein  Bauteil  entging 
der  Zusammenstückelung,  nicht  einmal  die  Kapitelle.^)  In  den  Bauten  der 
christlichen  Zeit  herrscht  der  gleiche  Geschmack,  und  wenn  nach  babylo- 
nischer Mode  verschiedenfarbige  Ziegel  abwechseln,^)  kommt  es  nun  in 
griechischen  Landen  vor,  dass  Steine  an  deren  Stelle  treten.«)  Diesen 
Grundzügen  der  Steinpolychromie  möchten  wir  einige  Einzelheiten  nach- 
schicken. Die  Intarsiaarbeit  der  Steinmetzen  hat  ausser  den  Bauzierden 
auch  manche  hübsche  Kleinigkeit  geliefert;  Figuren  einzulegen,  waren  die 
kampanischen  Arbeiter  geschickt,')  welche  sogar  farbige  Adern  zu  Land- 
schaftsbildem  benutzten.^)  Die  Verschwender  gingen  in  der  Benützung 
von  edlen  Steinen  bis  zu  den  Halbedelsteinen,  z.  B.  dem  im  Orient  so  be- 
liebten Blaustein  (Lapislazuli).^)     Bereits  die  Ägypter  verstanden  die  kost- 


^)  Säulen  auf  dem  Prachtschiffe  des  Ptole- 
maios  Philopator:  Eallixenos  bei  Athen.5,206a. 

^)  Schönes  Beispiel  bei  Guattani,  mon. 
ined.  1785  Nov.  T.  1. 

')  Orhea:  Sen.  ep.  87;  nXa^l  Xi&iyaig  in 
den  Saepta  des  Agrippa  G.  Dio  53,  23 ;  mar- 
moratis  parietibus  Panegyr.  9,  14.  11,  11; 
vestiant  parietes  marmorum  cnistis  Hieron. 
ep.  II  20;  Abbildungen  Ztsch.  f.  bild.  E.  1885 
S.  249. 

*}  Z.  B.  von  5  Pfeilern  aus  Rom:  Jahrb. 
d.  preuss.  Kunstsamml.  1889  Sp.  XXXVII. 


^)  Ebenso  unter  den  Ptolemäem:  Ath. 
5,  206  c. 

^}  Kirche  auf  Eos,  schwarz  und  weiss 
(ßoss,  Inselreisen  4,  21). 

^)  Z.  B.  zwei  schwarze  Marmortafeln 
mit  Figuren  aus  Schiefer  in  Neapel:  Heyde- 
MANN,  Mitteü.  S.  110,  292;  vgl.  AZ.  3,  193; 
Luceme  e  candelabri  d'Ercolano  p.  324  ff. 

^)  MB.  11,  44.  Mosaiksichel  in  Speier 
(Habsteb  S.  81). 

*)  Am  Tempel  von  Epidauros,  Bauin- 
schrift Z.  244;  vgl.  Od.  tj  87,  sonst  s.  Plin. 


302 


Klasaiaohe  Knnaiaroliftologle.    t.  Üenkin&lerkande. 


bare  Inkrustation  zu  falschen,  indem  z.  B.  die  Hieroglyphen  eingeschnitten 
und  dann  die  Vertiefungen  mit  bemaltem  Stuck  ausgefüllt  wurden J)  Den 
Edelstein  ersetzte,  wie  natürlich,  farbiges  Glas,  das  schon  in  Tiryns  einen 
Alabasterfries  schmückt^)  und  in  Pompeji  Säulen  verkleidet; 3)  dort  und 
in  Bajae  begegnet  auch  ein  Ersatz  für  Perlmutterinkrustation,  da  einige 
Nischen  mit  gewöhnlichen  Muscheln  besetzt  sind.*) 

Litteratar:  Al.  Nrsbitt,  Archaeologia  45,  267  ff.;  Th.  Schbeibbb,  die  Brunnenreliefs 
aus  Palazzo  Grimani,  Lpg.  1888  S.  81  ff.;  de  Rossi,  Bcrist.  s.  II  3,  34  ff.  74. 

Von  dieser  Steinpolychromie  ist  die  Mosaikkunst,  ihrem  Ur- 
sprünge nach,  nur  eine  Abzweigung;  was  ihr  jedoch  eine  Besonderheit 
gibt,  ist  ihre  vorwiegende  Beziehung  zum  Fussboden.  Dem  einfachen  Bau 
mit  Bruchsteinen  und  Mörtel  entspricht  der  Fussbodenbelag  aus  Fluss- 
oder Meerkieseln,  welche  in  Kalkmörtel  eingebettet  wurden  (terrazzo);^) 
damit  gelangte  man  höchstens  zu  einfachen  Figurenbildem  wie  im  olym- 
pischen Zeustempel.  An  den  Quaderbau  dagegen  erinnern  die  gesägten 
und  polierten  Platten  verschiedenfarbiger  Steine,  welche  lineare  Muster 
ergaben  {Xi^6aiQ(0T0Vy  opus  sectile);  das  einfachste  war  gewiss,  aus  zweier- 
lei Steinen  (z.  B.  schwarzen  und  weissen)  ein  Schachbrettmuster  herzu- 
stellen.^)  Die  Ägypter  verstanden  sich  schon  darauf^)  und  lehrten  diese 
Kunst  den  Nachbarländern;^)  seit  Alexander  fanden  auch  die  kriechen  an 
ihr  Geschmack.^)  Das  ägyptische  Alexandrien  wurde  der  Centralpunkt*®) 
und  übermittelte  das  opus  Älexandrinum  den  Römern,  welche  die  selten- 
sten und  kostbarsten  Steinarten  z.  B.  in  den  Villen  des  Esquilin  anwen- 
deten und  die  Sitte  bis  in  die  fernsten  Provinzen  verbreiteten.**) 

Bei  der  Glasarbeit  lernte  man  verschiedenfarbige  Stifte  verbinden 
und  schneiden  (S.  223).  Wurden  diese  Stifte  nicht  aneinander  geschmol- 
zen, sondern  in  erkaltetem  Zustand  auf  feuchter  klebriger  Grundlagen 
(Kalk  und  Kalkmörtel)  verbunden,  so  ergab  sich  die  Möglichkeit  von 
Figurenbildem.  Dieses  Glasmosaik,  dessen  uralte  Anfänge  in  der  Er- 
setzung kostbaren  farbigen  Steines  liegen  (S.  222),  findet  zwar  erst  ziem- 
lich spät  ausdrückliche  Erwähnung,**)  aber  dieses  Zeugnis  weist  wiederum 
nach  Alexandrien.  Ein  primitives  Seitenstück  zum  opus  Älexandrinum  bietet 
das  Bad  von  Alexandreia  Troas.*^)  Die  volle  Blüte  der  Glasmosaikkunst 
erscheint  jedoch  erst  seit  dem  5.  Jahrhundert  n.  Chr.**)  in  den  Kirchen,  vor- 
nehmlich der  griechischen  Gebiete.  Die  Glasstückchen  sind  mehr  oder 
weniger  genau  viereckig  und  teils  aus  farbigem  Glas  teils  an  der  Aussen- 


33,  1 ;  Suet.  Ner.  31  (auch  Perlmutter);  Hieron. 
ep.  [1  16  parietes  fulgere  gemmis. 

0  In  Siut  und  Sakkara  Tr.  b.  a.  7.  181. 

^j  Farbige  Abb.  bei  Schliemanh  T.  4. 

•')  MB.  14,  48  u.  Phot.;  analoge  Funde 
auf  dem  Esquilin. 

*)  AZ.  22,  167  *. 

^)  Bad  von  Alexandreia  Troas  (Athen. 
Mitt.  9,40);  Aphroditetempel  bei  Daphni; 
Kretria  u.  a.    Spuren  schon  in  Tiryns. 

®)  Cella  des  Tempels  von  Assos;  unter- 
irdische Sylvesterkirche. 

')  Champollion,  Egypte  p.  200. 

«)  Vgl.  Ezech,  40,  17.  18;  Esther  1,  6; 
im  üeidenvorhof  des  Tempels  nach  Joseph. 


b.  lud.  5,  14. 

*)  Bei  Demetrios  von  Phaleron  als  be- 
sonderer Luxus  Athen.  12,  542  d. 

*°)  Vgl.  Bellum  Alex.  1,  3;  von  Museum 
kommt  musivum, 

■^  Schönes  Beispiel  aus  dem  atheni- 
schen Odeum:  Tücksbmann,  Odeum  T.  4,  3; 
rot,  weiss  und  schwarz  in  Salzburg,  Mitt. 
d.  Centralkomm.  1892  T.  2. 

^0  Unter  Kaiser  Aurelian  Vita  Firmi  3 
(mit  Asphalt  u.  a.  verbunden). 

'»)  Ath.  Mitt.  9, 39 f.;  inMetzCAYLUS  V98. 

*^)  Vita  S.  Laurentii  Sipont.,  Acta  SS. 
8.  Febr.  p.  58  =  Ra.  3,  17,  71  (in  Sipontum- 
Manfredonia  unter  Kaiser  Zenon  474 — 91). 


Kap.  VTtL    Die  fiankimst  nach  Material  und  Technik.    (§  25d.) 


303 


Seite  vergoldet  oder  versilbert;  ein  dünnes  Häutchen  von  Glas  schützte  den 
Metallüberzug.  ^ 

Die  Sprache  unterscheidet  nicht  zwischen  der  Glasmosaik  und  der 
dauerhafteren  Steinmosaik,  sondern  sagt  von  beiden  xpr^^poD^ttr^fia^  opus 
tesseUatum  u.  s.  w.  Daher  ist  es  nicht  möglich,  den  Ursprung  dieser  Art 
festzustellen.*)  Nur  aus  Bequemlichkeit  heissen  die  Marmorböden  römisch, 
wenn  auch  gewiss  die  Mehrzahl  der  erhaltenen  in  die  Kaiserzeit  fallt.  Die 
Mosaikarbeiter  bildeten  damals  einen  eigenen  Stand  und  konnten  auch  nach 
auswärts  exportieren,  denn  schon  Caesar  verlangte  transportable  Fuss- 
böden.^)  Ein  selbständiger  künstlerischer  Wert  kommt  einem  antiken 
Mosaikbilde  so  wenig  zu  als  einem  modernen.  Die  Vorbilder  der  Arbeiter 
sind  in  der  Kegel  Prachtteppiche,*)  ausnahmsweise  aber  (wie  bei  dem  be- 
rühmtesten Mosaik,  der  „  Alexanderschlacht"  in  Pompeji)  wirkliche  Gemälde. 

Litter atur:  J.  A.  Furibtti,  de  musivis,  Rom  1752,  f.  m.  6  T.  (p.  51  ff.  Verzeichnis 
der  damals  bekannten  Mosaiken);  J.  Gurlitt,  aber  das  Mosaik,  Marburg  1798;  Cax. 
Spbbti,  compendio  istor.  dell*  arte  di  comporre  i  musaici,  Ravenna  1804;  M.  Babberi, 
alcani  mnsaici,  Rom  1856,  f.;  G.  Riolo,  deir  artificio  pratico  dei  musaici  ant.  e  mod.,  1870 
m.  1  T.;  Blümubr,  Technologie  8,323  ff.;  dazu  die  Bücher  über  Ravenna  (S.  134)  und  die 
Mosaiken  der  christlichen  Zeit;  über  Glasmosaik:  Schrbibbb,  Brunnenreliefs  S.  41.  80  f.:  s. 
auch  Ilo,  Quellenschr.  f.  Kunstgesch.  V.  Anh. 

259.  Ausser  der  Farbe  ist  es  auch  die  Plastik,  welche  einzelne  Bau- 
teile ziert  und  dadurch  hervorhebt;  indes  wollen  wir  das  Relief  nach  der 
herkömmlichen  Weise  an  die  Skulptur  anschliessen,  können  aber  nicht 
unterlassen  zu  betonen,  dass  das  Relief  nicht  eine  selbständige  Leistung 
ist,  sondern  nur  aus  seinem  Zwecke  heraus,  also  an  dem  Orte,  für  den  es 
bestimmt  war,  gewürdigt  werden  kann. 

Das  Metall  erwies  sich  zu  Bauanlagen  ungeeignet;  nichts  desto 
weniger  ist  es  äusserlich  in  einem  Masse  herangezogen  worden,  wie  es 
neuerdings  nur  die  Barockkunst  gewagt  hat.  Wir  werden  hier  unterschei- 
den zwischen  metallenen  Zieraten  und  den  ganzen  Bauteilen,  von  denen 
durch  Blechverkleidung  der  Schein  erweckt  werden  sollte,  als  ob  sie  massiv 
wären.  Die  erste  öruppe  geht  von  den  einfachen  Nägeln  aus,  deren  Köpfe, 
wie  wir  sahen  (S.  211),  aus  glänzendem  Metall  hergestellt  wurden;  daran 
schliessen  sich  die  Bronzerosetten,  welche  einst  das  Schatzhaus  des  Atreus, 
ein  benachbartes  Euppelgrab  und  das  orchomenische  schmückten.  Den 
Obelisken  wurden  Metallhelme  aufgesetzt.®)  An  den  Wänden  hingen  eherne 
Schilde  —  daher  mehrere  in  Cometo  gefunden  — ,  welche  dann  zu 
Medaillons  stilisiert  wurden.^)  Getriebene  friesartige  Metallstreifen  be- 
gegnen in  Assyrien,  Etrurien  und  anderswo.^)  Später  zieht  man  die  Ver- 
goldung von  einzelnen  Ornamenten^)  und  Teilen  der  Eassettendecken  vor. 


^)  AafiTtdmjgj  X^itmay,  a(f)[aioXoyia  Tfjg 
fioviji  Ja(pviov  S.  114  m.  Ahh.;  goldene  Mo- 
saikinschrift  unter  Theodosios  dem  Jflngeren: 
Malalas  p.  360. 

')  Üin  kostharer  Fuashoden  mit  Gfötter- 
bildem  kommt  in  einer  Anekdote  von  Dio- 
genes vor:    Galen,  ngorgent.  8  p.  115,  25  f. 

')  Gewöhnlich  t^tpo^itrjs  genannt;  ^' 
tfo^hijf  GIG.  2025  (le  Bas  1466);  musivarius 
Obelu  inscr.  4238. 

*)  Sneton.  Jul.  46  a.  E. 


*)  Z.  B.  in  Besannen:  Caylus,  recueil 
VI  T.  109. 

')  Hblbio,  hom.  Epos  S.  434. 

')  CuRTius,  d.  arch.  Bronzerelief  S.  8. 

")  Hklbio  a.  0.  S.  436 ;  Cubtius  a.  0., 
ahgehildet  in  einem  Gemälde  von  Hercula- 
neum  MB.  8,  21;  Plut.  Phoo.  18  a.  £. 

»)  XdXxM  am  Poliastempel  CIA.  l  324 
=  Pausan.  arc.  descr.  app.  20  Jahn ;  XQvayj- 
^fiC  otxovg  in  Delphi:  Efurip.  Ion  146. 


304 


KlaBBiflohe  IfunBtarohäologie.    !•  Denkmälerkunde. 


Der  scheinbare  Metallbau  ist  ein  Erzeugnis  orientalischen  Geschmackes ;  wir 
hören  von  Kapitellen,  Triglyphen,  Balken  und  ganzen  Säulen  oder  Wänden, 
die  mit  Blech  von  Kupfer,  Bronze,  Weissgold  und  Gold  überzogen  wurden , 
nur  sind  die  Berichte  teilweise  recht  märchenhafte)  Solche  Bauten  er- 
weckten bei  den  Griechen  die  Sage  vom  Gemach  der  Danae  und  befruch- 
teten die  Phantasie  der  Epiker.*)  Auf  den  Boden  der  Wirklichkeit  ge- 
langen wir  erst  wieder  mit  den  alten  Prachtkirchen  Roms,  in  denen  ver- 
goldete Kapitelle  und  Altäre  strahlten.  Endlich  sei  noch  auf  die  metalle- 
nen oder  metallen  scheinenden  Thüren  und  die  auf  den  Giebeln  stehenden 
ehernen  Gefasse  hingewiesen. 

Litteratur:  Helbig,  das  hom.  Epos  '433  ff.;  Wochenblatt  f.  Baukunde  1885  Nr. 
13-17;  ScHBEiBBB,  Brunnenreliefs  S.  73  ff. 

260.  Indem  wir  uns  zu  den  Kunstformen  der  Bauten  wenden, 
schicken  wir  einige  Bemerkungen  über  die  Bauornamente  voraus.  Diese 
haben  sich  zu  einer  eigenen  Gruppe  abgesondert,  denn  wenn  auch  die 
Grundlagen  aller  Ornamente  die  gleichen  sind,  bedingten  teils  die  Technik 
der  Steinmetzarbeit,  teils  die  Anforderungen  des  Baues  manche  Eigen- 
tümlichkeiten, die  ihrerseits  eine  eigene  Terminologie  hervorgerufen  haben. 
Die  linearen  Ornamente  bieten  wenig  bemerkenswertes,  nur  entwickelt  sich 
im  Holzstil  der  Zahnschnitt  (denticuli)  unter  der  geraden  Linie  von  Ge- 
simsen. Dagegen  kommt  die  grösste  Bedeutung  den  Pflanzenomamenten 
zu.  Die  beliebte  Gruppe  der  Kymatien*)  oder  Blattwellen  geht  aus  einer 
Reihe  nach  vorne  umgebogener  Blätter  hervor.  In  der  ältesten  Form  sind 
die  Blätter  breit,  fast  eckig,  dui'ch  kaum  sichtbare  schmale  Stege  getrennt 
und  berühren  mit  ihren  Spitzen  den  Boden  nicht;  dies  ist  das  dorische 
Kymation,  welches  aufgemalt  wird.  Dann  wird  das  Blatt  oval  geformt 
und  vorne  bis  zum  Boden  herabgezogen  (Eierstab).  In  einer  jüngeren 
Entwicklung  betont  man  mehr  das  pflanzliche  Element  und  spitzt  das  ge- 
schweifte Blatt  scharf  zu  (lesbisches  Kymation);  in  der  späteren  Bau- 
kunst ei-fährt  dieser  Grundsatz  mehrere  Variationen.  Die  Anfänge  der 
Kymatien  sind  schon  an  den  altägyptischen  Bauten  zu  finden.  Diese  Blatt- 
wellen werden  gewöhnlich  durch  Bänder  eingerahmt  oder  zu  beiden  Seiten 
befestigt,  an  deren  Stelle  eine  aus  länglichen  und  schmalen  Gliedern  be- 
stehende Schmuckkette  (Perlenschnur  oder  Astragalos)  treten  kann. 
Die  Vorliebe  für  Pflanzen  geht  so  weit,  dass  Nagelköpfe  zu  vierblätterigen 
Blumenkelchen  umstilisiert  werden  ^)  und  archäologisch  seltene  Blüten  wie 
die  Sonnenblume  hier  erscheinen.^)  Das  Prinzip  aber,  auf  welchem  der 
Keichtum  der  Pflanzenornamente  überhaupt  beruht,  ist  dies,  dass  die  wirk- 
lich oft  angehefteten  Zierden  im  Steine  Dauer  erhalten.'  Ganz  deutlich 
zeigt  sich  diese  Absicht  in  den  Kränzen  und  Guirlanden;   eine  geschicht- 


')  Reste  von  bronzenen  Kapitellhülsen? 
Oa.  1878  p.  119  ff.  (assyrisch);  ägyptisches: 
Helbiq  S.  435;  Babylon:  Ktesias  bei  Diod. 
2,  8;  Avien.  1200;  Philostr.  v.  Apoll.  1,  25, 
'M;  Jerusalem:  1  Reg.  6,  22;  2  Chron.  3,  4. 
5.  8;  Tyros:  Ezech.  28,  13;  vgl.  Aphthen 
prog.  12;  Strab.  3,  170;  Philostr.  v.  Apoll.  5, 
5;  Liv.  41,  20. 

*)  Ausser   den  Beschreibungen   der  Pa- 


läste des  Menelaos  und  Alkinoos  vgl.  Apol- 
Ion.  3,  215  ff. 

^)  Hieron.  ep.  II  20  earumque  (columna- 

rum)  deaurent   capita gemmis  aurata 

distinguant  altaria;  Prudent.  perist.  2,  49. 

*)  Muster  Büolmann,  T.  I  10.  11.  8.  9. 

'")  DüTscHKE,  Bildw.  V  Nr.  828  m.  Anm. 

^)  An  einem  Grabsteine  in  IHirin  Nr.  29 

DÜTSCHKE. 


Kap.  Vm.    Die  Bankanst  nach  Xai^rial  und  teohiiik.    (§  260.)  305 

liehe  Untersuchung  dieser  Zierden  wird  den  wechsebiden  Geschmack  der 
Zeiten  nachweisen,  *)  z.  B.  erscheinen  die  Pruchtguirlanden  zuerst  am  per- 
gamenischen  Tempel  der  Athena  Polias')  und  die  Kränze  mit  einer  Ro- 
sette in  der  Mitte  bezeichnen  eine  Geschmacksrichtung  der  Eaiserzeit.^) 
Eichenkranz  (die  Bürgerkrone)  und  Lorbeer  sind  seit  dem  Jahre  13  v.  Chr. 
Abzeichen  des  kaiserlichen  Hauses.  Für  Tempel  und  Altäre  eigneten  sich 
steinerne  Rinderschädel  (Bukp-anien)  zur  Erinnerung  an  die  geopferten 
Tiere.  Die  frühesten  Beispiele  sind  an  den  Ptolemäerbauten  von  Samo- 
thrake  beobachtet  worden,  also  dem  dritten  Jahrhundert  angehörig. ^) 
Schilde  wurden,  wie  schon  bemerkt,  einst  wirklich  aufgehängt'^)  und 
trugen  oft  Schreckbilder,  z.  B.  hässliche  bärtige  Köpfe  mit  Hörnern.  In 
Stein  übertragen,  hoben  sie  sich  durch  ihr  verschiedenes  Material  von  der 
Wand  ab  oder  ein  viereckiger  Rahmen  umschloss  das  aus  dem  Schild  er- 
wachsene Medaillonbild.  ^)  An  die  Pflanzenomamente  wieder  anknüpfend, 
berühren  wir  sogleich  die  Tierbilder,  welche  der  Orient  auffällig  bevor- 
zugt.') Die  jüngere  Architektur  dagegen  verwebt  die  Tier-  und  Pflanzen- 
welt in  eigentümlicher  Weise.  Vielleicht  war  schon  damals  manch'  alter 
Bau  mit  einem  Dickicht  von  Schlingpflanzen  umzogen,  in  welchem  kleinere 
Tiere  ihre  Schlupfwinkel  hatten.  Hierin  wenigstens  möchte  man  die  beste 
Anregung  zu  der  geschmackvollen  Dekorationsweise  finden,  die  seit  dem 
1.  vorchristlichen  Jahrhundert  sicher  nachzuweisen  ist  (an  den  Triumph- 
bögen von  St.  Remy  und  Pola)  und  ihre  höchste  Blüte  von  Diokletian  an 
erreicht.  Die  Omamentation  schliesst  sich  nicht  dem  Bau  an,  sondern  sie 
scheint  ihn  zu  überwuchern  und  zu  verhüllen.  Der  Grundbestandteil 
ist  inmier  Rankenwerk  ;^)  dazwischen  hinein  fügen  aber  die  Steinmetzen 
Vögel  aller  Art  und  beflügelte  Wesen  wie  Eroten  und  Victorien  oder  an- 
dere Tiere,  die  das  feuchte  Gebüsch  lieben;  so  erklärt  sich  die  Anwesen- 
heit von  Frosch,  Schnecke  und  Eidechse.'-*)  Barockes  Muschelwerk  taucht 
an  den  Bauten  von  Baalbek  und  Palmyra  auf,  ist  aber  nach  Ausweis  von 
Schreibers  Relief bildern  im  Abendlande  nicht  ganz  unbekannt.^**)  Schliess- 
lich gedenken  wir  auch  hier  der  S.  234  schon  besprochenen,  zierenden  In- 
schriften;*®) denn  Furius  Dionysius  Philocalus,  der  Steinkalligraph  des 
Papstes  Damasus,  darf  nicht  übergangen  werden.**)  Dazu  machen  wir 
auf  die  Einrahmung  der  Inschriften  aufmerksam.*-)     In  die  Interpunktion 


M  S.  oben  S.  227  f.  '  Turin  Nr.  25  Dütschkb.  Den  zackigen  Acan- 


«)  Altert  T.  Pergamon  II  T.  29.  30. 

•)  ViscoKTi,  Moseo  Pioclem.  VI  p.  198  f.; 
DCtschkb,  Denkm.  V  Nr.  826. 

*)  Archäol.  untersuch,  auf  Samothr.  I 
T.  60  ff.  II  T.  38-40. 

»)  Z.  B.  Paus.  5,  10,  4.  5. 

°)  Z.  B.  in  Berlin  891;  ein  grosses  in 
Ilion  gefunden;  imitierte  Schilde  an  Pfeilern, 
im  Tarquiniergrab  von  Caere:  Dennis  I  ^242. 

')  Ausser  den  assyrischen  und  persi- 
schen Bauten  s.  z.  B.  die  Tierfriese  von  der 
Burg  von  Xanthos. 

«)  Z.  B.  Würfelkapitelle   von  S.  Vitale       ^     ^  „.      r,  ni    »i.u 

und   S.  Michele    in  Ravenna;    Grabstein   in   .   Arch.-ep.  Mitt.  7,  94  Abb. 

HAndbnch  der  kl«m.  Altertum-swiiiiiciiRchart.    VI.  2Q 


thus  bevorzugen  die  Byzantiner. 

•)  Porticus  der  Octavia  Plin.  36,  42 ; 
Kapitell  in  S.  Lorenzo  fuori  le  mura  (Win- 
CKBLMAmr,  mon.  ined.  T.  206);  Rosette  aus 
Tivoli  (hier  auch  Biene):  Museo  Pioclem.  I 
t.  A  VI  10;  Thftrrahmen:  MB,  4,  11  (auch 
Häschen). 

'^)  Über  die  Kunstformen  der  monumen> 
talen  Schrift  v.  Zahn,  B.  1867  p.  38. 

'')  Zuletzt  handelt  db  Rossi  in  der 
Roma  sotterranea  Bd.  III.  darüber. 


*-)  Z.  B.   Festkatalog  am  Dipylon  auf 
erhabenem  Plättchen.     Gemäldoranmen  z.  B. 


306  ElasBiBche  Ennstarohäologie.    I.  Benkmälerkiinde. 

dringen  Herzen  und  Zweige  ein,  wofür  zahlreiche  Inschriften  der  Kaiser- 
zeit Beispiele  liefern. 

Litteratur:  Ältere  Bücher  im  Museo  Borbonico  Bd.  VI  zn  T.  45  erwähnt;  über 
andere  s.  S.  226.  und  unter  den  kampanischen  Städten  S.  120  f.;  Chabl.  Mobbau,  fragmens 
et  omamens  d'architecture ,  f. ;  Chabl.  H.  Tathax  ,  etchings  representing  the  best 
examples  of  Grecian  and  Roman  architectural  omament,  London  (1803)  1843,  f.  m.  126  T.; 
Ornamente  aus  Naukratis  bei  Petbib  I  T.  14.  15  zusammengestellt.  Reiche  Sammlungen 
finden  sich  teils  praktisch  verwertet  in  S.  Lorenzo  fuori  le  mura  und  S.  Maria  in  Traste- 
vere  teils  im  Vatikan  (Galleria  lapidaria  und  Museo  Chiaramonti)  und  im  Lateran;  Abgüsse 
in  der  Acad^mie  de  France,  im  Berliner  Kunstgewerbemuseum  u.  A. 

261.  Zur  rechten  Beurteilung  der  alten  Bauten  ist  es  auch  notwen- 
dig, die  persönliche  Seite  des  Betriebes  kennen  zu  lernen.  Anfangs 
ist  Bauherr  und  Baumeister  eine  Person,  und  dies  macht  sich  später  noch 
in  bäuerlichen  Verhältnissen  fühlbar,  daher  die  landwirtschaftlichen  Schrift- 
steller auch  über  das  Bauwesen  Anweisungen  geben.  In  kleinen  Städten 
übernahmen  die  Zinmiermeister  auch  Bauten.  ^)  Baute  der  Staat,  so  blieb 
die  verantwortliche  Oberleitung  inuner  bei  der  Exekutive.  Schon  in  Ägyp- 
ten gab  es  ein  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten;  in  Republiken  führ- 
ten Beamte  (Bauinspektoren  und  Bauschreiber)  2)oder  gewählte  Kommissionen, 
in  vermögenden  Tempeln  das  Tempelbauamt  die  Aufsicht.  Infolge  dessen 
hat  der  technische  Leiter  nie  eine  selbständige  Stellung,  sondern  er  ist 
nur  der  oberste  Bauarbeiter,  wie  sich  schon  in  seinem  griechischen  Namen 
aQxirextfüv  ausspricht,  und  hat  als  Werkführer  höheren  Taglohn.  ^)  Darum 
ist  der  Architekt  nicht  unbedingt  auch  der  Anfertiger  des  Bauplanes. 
Letzterer  ist  teils  in  Worten  (S.  276)  teils  anschaulich  ausgeführt  worden. 
Der  Baumeister  zeichnet  mit  der  Feder  auf  Pergament  den  Grundriss 
(ichnographia),  die  Vorderansicht  {prthographia)  und  den  perspektivischen 
Aufriss  {scenographia);^)  Längen-  und  Querdurchschnitte  waren  nicht  be- 
kannt. Diese  Fertigkeit  reicht  in  sehr  frühe  Zeit  zurück;  der  einzige 
Bauriss,  den  wir  haben,  stammt  aus  der  Zeit  Ramses'  IV.  ^)  Baumodelle 
scheinen  nur  aus  Wachs  angefertigt  worden  zu  sein,®)  wohl  aber  Holz- 
modelle einzelner  Teile.'') 

Die  Arbeitsteilung  war  sehr  wenig  durchgeführt.  Der  Architekt 
legte  auch  Gärten,  Plätze,  Strassen  und  Städte  an,  er  schlug  Brücken, 
errichtete  Festungen  und  Schanzen,  war  Kriegstechniker,®)  Hydrauliker, 
Theatermaschinenmeister,  ^)  Uhrmacher,  Wasserbaumeister  und  Schiflfs- 
zimmermann.  Was  aber  die  Kunstgeschichte  besonders  angeht,  er  hatte 
auch   den  Skulpturenschmuck  seines  Baues   mit  Ausschluss  des  Tempel- 


*)  Xenoph.  Cyrop.  8,  2,  5. 

*)  Oixodofdog  xrjg  noXews  in  Abilo:  Abb. 
d.  preuss.  Ak.  1863  S.  326  N.  208. 

^)  Ebenso  besolden  im  15.  Jahrhundert 
die  Niederländer  „erste  Steinmetzen''  (Rooses, 
Idalerschule  Antwerpens  S.  25). 


Schrift  erwähnt:  Ebxan,  Ägypten  2,280.  Ein 
Bauriss  wird  auf  den  Knieen  Gudeas  von 
Tello  liegend  erkannt,  daneben  Grabstichel 
und  Massstab. 

^)  Gregor.   Nyssen.  or.   III.   in   resurr. 
Christ. 


)  Vgl.  Vitr.  1,  1,  4.  2,  2;   Gell.  19,  10;  tj  nttqadeiyfxa   ^vXiyoy  x^g    tQiyXvtpov 

ausnahmsweise  mit  Kreide:   Val.  Max.  1,  4  ^ijs  iyxavaetogy  Böckh,  Seewesen  XI  1  Z.  135. 

ext.  1.  Über  die  Werkzeuge  der  Baumeister  j           s)  j)iod.  20,  92,  2;  zur  Zeit  des  Deme- 

Blüxkbb  3, 91  f.  ^Qg  Poliorketes  anscheinend  die  besten  in 

»)  Lepsiüs,  Auswahl  von  Urkunden  T.  22  Kleinasien:  Diod.  20,48,  1. 

L^^^^;,,^'*^'^^^^®^-«^??  ^^y®^-  ^^^'  ^V^  I           ')  Vitr.  1  praef.  2.  1,  8. 

T.  2} ;  Plan  aus  der  6.  Dynastie  m  emer  In-  ; 


Kap.  VnL    Die  fiankimst  nach  Material  und  Technik.    (§  260.)  B07 

bildes  unter  sich.^)  Infolge  davon  war  er  darauf  angewiesen,  in  den  ver- 
schiedensten Wissenschaften  sich  umzusehen.*)  In  *der  älteren  Zeit  ge- 
langten derlei  in  Formeln  gefasste  Kenntnisse  natürlich  durch  mündliche 
Tradition  weiter.  Am  meisten  konmien  die  Mechanik  und  die  Optik  in 
Betracht.  Die  Wichtigkeit  der  Mechanik,  besonders  mit  Rücksicht  auf 
die  Statik,  den  senkrechten  Druck  und  seitlichen  Schub,  bedarf  keiner 
Auseinandersetzung,  wenn  auch  die  frühesten  Architekten  Lehrgeld  be- 
zahlen mussten.*)  Die  Baumeister  müssen  deswegen  die  Proportionen  der 
Bauglieder,  Axen weite.  Stufenabstand,  Intercolumnien,  genau  berechnen; 
dies  hat  wieder  zur  Folge,  dass  die  landesüblichen  Längenmasse  sich  be- 
merkbar machen.  Der  Tempel  Salomos  mag  ein  Beispiel  liefern.  Er  ist 
60  Ellen  lang,  ein  Drittel  lang  (=  Länge  der  Vorhalle,  deren  Breite  halb 
so  gross  ist),  halb  so  hoch,  und  so  ist  alles  proportioniert,  ähnlich  der 
salomonische  Palast.*)  Die  Gewohnheit  des  Rechnens  führt  auch  Propor- 
tionen ein,  die  mit  der  Statik  unmittelbar  nichts  zu  thun  haben,  sondern 
nur  auf  der  Arithmetik  oder  Geometrie  (wie  der  goldene  Schnitt)  beruhen. 
Die  Optik  war  wissenschaftlich  wenig  ausgebildet,  nichtsdestoweniger 
mag  der  Praxis  manche  Einzelbeobachtung  zu  gute  gekommen  zu  sein, 
auf  welche  die  erwähnte  Anfertigung  eines  perspektivischen  Aufrisses 
führen  musste.  Die  archäologischen  Untersuchungen  richteten  sich  auf 
die  sogenannte  Curvatur  der  Horizontalen.  Es  ist  nämlich  die  Beob- 
achtung an  ägyptischen  Bauten^)  und  dorischen  Tempeln  gemacht,  dass 
lange,  gerade  sein  sollende  Linien  in  der  Mitte  eine  leichte  konvexe  Kurve 
haben;  allerdings  findet  diese  auch  eine  natürliche  Erklärung. <^)  Zur  Optik 
werden  wir  ausserdem  die  Entasis  und  die  leise  Neigung  der  Säulen  rechnen 
können.  Die  Akustik  gehört  ebenfalls  in  diesen  Kreis,  weil  schon  die 
Griechen  über  diese  Wissenschaft  der  Zukunft  nachgedacht  haben.  Sie 
macht  sich  dadurch  noch  bemerkbar,  dass  Gefasse  in  die  Wand  einge- 
mauert wurden.') 

Litteratur:  Über  die  Architekten  Elenze,  Amalthea  3,  78  ff.;  über  die  Mechanik: 
Geiger,  Naturwissenschaften  S.  47  ff.;  E.  Mach,  die  Mechanik  in  ihrer  Entwicklung,  Lpg. 
1883;  Proportionen:  Vitr.  1,2,4;  E.  Schultz,  die  Harmonie  in  der  Baukunst  I.  Han- 
nover 1891;  Nissen,  pompej.  Studien  S.  71  ff.;  Hültsch,  Jahrbb.  f.  Phil.  1881  S.  585  ff.; 
DöRPFBLD,  Ath.  Mitt.  1882—1890;  A.  Aubes,  ^tude  des  dimensions  du  grand  temple  de 
Paestum,  Ntmes  1868  f.;  Jhst.  13,  37  f.;  Babik,  Ra.  III  17,  347  ff.;  Chipibz,  Ra.  III  19,  1  ff. 
m.  Abb.;  E.  Schultz,  Werkmass  und  Zahlenverhältniase  griechischer  Tempel,  Hannover 
1893;  goldener  Schnitt:  Fr.  X.  Pfeifer,  der  goldene  Schnitt,  Augsb.  1885  S.  192  ff.; 
Th.  Wittstbir,  der  g.  Sehn,  und  die  Anwendung  desselben  in  der  Eunst,  Hannover  1874 ; 
Geometrie  und  Optik:  Yitr.  3,  4,  5;  Hofer,  Wiener  allg.  Bauztg.  1838  Nr.  42  f.;  Pekite- 
THORNE,  the  geometry  and  optics  of  ancient  architecture,  London  1878  f.,  m.  55  T.;  E.  Wilde, 
Aber  die  Optik  der  Griechen,  Berlin  1832;  Wessblt,  Wiener  Studien  13,  312  ff.  (über  einen 
neuen  Fund);  Curvatur:  F.  C.  Pehrose,  two  letters  on  certain  anomalies  in  the  con- 
struction  of  the  Parthenon,  1848  und  an  investigation  of  the  principles  of  Athenian  archi- 


>)  Dieses  wichtige  oft  übersehene  Ver-  *)  Z.  B.  Dicke  der  S&ule  =  Triglyphe  == 

hältnis  bezeugen  die  Bauinschriften,  ausser-  Embates  Vitr.  1,  2,  4. 

dem  Pseudo-Eallisthenes  (Jul.  Val.  I  82).  ^)  Z.  B.  in  den  Gräbern  von  Benihassan 

')  Cassiodor  (var.  7,  7)  empfiehlt  Euklei-  (Rosellini,  mon.  civ.  I  p.  70)  und  in  Medi- 

des,  Archimedes  und  Metrobios.   Die  Archi-  net-Habu. 

tektur  steht  nach  Maximos  von  Tyros  (12,  4)  ^)  Dubx,  Baukunst  der  Griechen  '168. 

zwischen  Tektonik  und  Geometrie  in  der  Mitte.  ')  Eloster  des  hl.  Johannes  Earrheas  auf 

')  Über    einen    Fall    des  Missglflckens  .   dem   Hymettos:    AafAßaxtjgy    Jatpyioy  S.  9; 

Ztsch.  f.  Assyriol.  1,  29.  ;  vgl.  Ilg,   Mitt.  d.  Centralkomm.  1871  S.  79. 

20* 


308  KlasBische  EniiBtarohäologie.    I.  Deakmälerkiinde. 

tecture ;  G.  B.  F.  Babilb,  curvatura  delle  linee  deir  architettara  ant.  Epoca  dorico-sicula, 
Palermo  1885;  aber  den  älteren  Parthenon  Ath.  Mitt.  17,187;  PEimsTBOBNE  (s.o.);  Nei- 
gung: ViLLEBoi,  lois  g^n^rales  de  rinclinaison  des  colonnes  dans  la  constniction  des  teniples 
grecs  de  Tantiquit^,  Athen  1842;  Akustik:  A.  Eichhobn,  die  Ak.  grosser  Räume  nach 
altgriechischer  Theorie,  Berlin  1888,  m.  4  T. 

In  allen  Zeiten,  welche  nicht  vor  unpraktischer  Bildung  der  Natur 
Zwang  anlegen,  hat  mehr  als  irgend  eine  ästhetische  Theorie  das  Klima 
jedes  Landes  seinen  Einfluss  geüht.  Das  Werk  des  Vitruv  zeigt  genügend, 
wie  eingehend  die  Baumeister  die  Himmelsgegend,  die  Winde  und  alle 
Bedingungen  von  Wärme  oder  Kühle  und  Trockenheit  erwogen.  Im  Süden 
gestattet  der  milde  Winter  die  offene,  luftige  Anlage  von  öehäuden;  da- 
her statt  geschlossener  Räume  hohe  luftige  Räume  und  Hallen,  wie  statt 
des  Ladens  die  offene  taberna  —  Anlagen,  deren  blosser  Anblick  unter 
unserem  Himmel  das  unbehagliche  Gefühl  des  Frösteins  erweckt.  Da 
Niederschläge  rasch  vorüberzugehen  pflegen,  erscheint  die  Bedachung  des 
Ganzen  überflüssig;  darum  der  unbedeckte  Innenhof,  der  Hypäthraltempel, 
die  offenen  Versammlungsplätze  und  Theater.  Im  allgemeinen  schützt  man 
sich  gegen  die  Sommerhitze  und  sucht  die  Wintersonne  auf.  Erdbeben 
sind  in  Griechenland  und  anderen  südlichen  Gegenden  so  häufig,  dass 
die  Baumeister  sich  danach  einrichten  mussten,  wie  sie  es  jetzt  noch  thun : 
Hochstrebende  Bauten  nach  Art  unserer  Kirchentürme  sind  nicht  ange- 
zeigt; im  oberen  Stockwerk  wird  gerne  das  elastische  „Binde werk"  an- 
gewendet. 

Litteratur:  J.  L.  0.  Pur  de  Lababtie,  les  grandes  lignes  architecturales,  rapports 
harmoniques  avec  le  climat  et  l'esprit  des  diverses  epoques,  2.  Aufl.,  Paris  1881 ;  Tbeob. 
Fischer,  Klima  der  Mittelmeerländer;  über  die  Erdbeben:  S.  24;  Nbukann  u.  Partsch, 
physikalische  Geographie  v.  Griechenland  S.  319  ff.;  Obnstetk  im  Ausland  1887  Nr.  12. 
1891  Nr.  6. 

262.  Den  Kunstformen  der  Geräte  entsprechen  die  der  verschiedenen 
Gebäudearten;  allein  diese  sind  so  kompliziert  und  dabei  doch  wieder  so 
gleichartig,  dass  ein  Abschnitt  über  die  Kunstformen  der  Bauteile 
vorausgehen  muss.  Die  planmässigen  geschichtlichen  Untersuchungen  sind 
freilich  bisher  selten,  weil  fortwährende  neue  Entdeckungen  immer  neue 
Hypothesen  hervorrufen.  Vom  Standpunkte  der  Kunst,  welche  die  Er- 
scheinung über  das  Wesen  stellt,  zerfallt  jeder  Bau  in  zwei  verschieden 
behandelte  Teile,  die  Aussenseite  und  die  Innenräume.  Wir  schicken  von 
den  gemeinsamen  Bestandteilen  der  beiden  die  wichtigsten  voraus,  näm- 
lich die  Pfeiler,  Säulen  und  Bögen. 

Litteratur:  Glst.  Ebb,  die  Schmuckformen  der  Denkmalsbauten,  Berlin  1892 
1.  klassische  Antike  und  nordische  Kunstanfänge,  2.  Altchristliches,  Byzantinisches  und 
Karolingisches.  Eine  Supplementtafel  wird  die  schulmässigen  Benennungen  veranschaulichen 

Soweit  der  Oberbau  nicht  von  Mauern  getragen  wird,  bedarf  er 
Stützen,  welche  man  —  von  den  rohen  Pfosten  abgesehen  —  je  nach 
ihrer  eckigen  oder  runden  Form  Pfeiler  (Pilaster)  oder  Säulen  nennt.  Die 
ersteren  sind  das  naturgemässe  im  Stein,  wo  sie  zur  Quaderarbeit  gehören, 
die  letzteren  dagegen  im  Holz,  wo  ja  zur  Stütze  der  einfache  abgerindete 
Stamm  sich  bietet.  Die  einfachste  Form  des  Pfeilers  ist  die  viereckige, 
welche  in  den  Steinbauten  des  alten  ägyptischen  Reiches  vorherrscht.') 
Zur  Überleitung  in  Boden   und  Decke  werden  Sockel   und  Kapitell  abge- 

'^  Z.  B.  in  den  Mast^baa  und  im  Cha'fre' -Tempel. 


Kap.  Vm.    Die  Bauknnst  nach  Material  und  Technik.    (§§  262—263.)      309 

sondert.*)  Der  Schaft  selbst  erhält  eine  weniger  steife  Form  durch  Ver- 
jüngung.*) Den  einfachen  Pfeiler  entwickeln  schon  die  Ägypter  nach  zwei 
ganz  verschiedenen  Richtungen.  Im  neuen  Reich,  namentlich  unter 
Ramses  11.,  hat  man  häufig  an  die  Pfeiler  der  Fagade  Statuen  des  Königs 
oder  eines  Gottes  angelehnt.')  Diese  Statuenpfeiler  haben  Seitenstücke  bei 
den  Griechen,  welche  jedoch  Atlanten,  Barbaren,  Pane  oder  Mädchen  be- 
vorzugen;^) als  Zwischenstufen  liegen  vor  ihnen  die  Reliefpfeiler  und  die 
nur  mit  Malerei  geschmückten.^)  Schliesslich  lässt  man  den  Pfeiler  weg  und 
es  bleibt  die  blosse  Statue  als  Träger;  ganze  Hallen,  wie  die  Giganten- 
stoa  in  Athen,  die  untergegangene  Perserhalle  Spartas^)  und  der  berühmte 
Anbau  des  Erechtheions  ruhen  nur  auf  solchen  menschlichen  Trägem.  Die 
neun  Musen  haben  manchmal  ähnliche  Zwecke  erfüllen  müssen. '')  Ausser 
den  schon  genannten  Besiegten  treffen  wir  Hermen^)  und  vor  allem  weib- 
liche Gestalten,  welche  kein  besonderes  Attribut  haben;  nur  halten  sie 
den  Druck  nicht  mit  dem  Kopfe  aus,  sondern  einem  Korbe,  welcher  später 
etwas  variiert,  z.  B.  zu  einem  korinthischen  Kapitell  umgestaltet  wird.^) 
Die  Archäologen  pflegen  sie  nach  dem  Vorgänge  des  Vitruv,i<^)  der  den 
Namen  durch  eine  Geschichtsfabel  erklärt,  Karyatiden  zu  nennen;  ihr 
klassischer  Name  ist  aber  xogai  schlechtweg. 

268.  Fruchtbarer  war  die  andere  Gattung,  welche  das  bezeichnende 
hat,  dass  das  Prinzip  des  reinen  Vierecks  aufgegeben  ist.  Angebahnt 
wird  dies  nicht  eigentlich  durch  einfache  Kannelierung  (Riefelung),  welche 
die  Baumeister  erst  später  (z.  B.  an  der  Vorhalle  des  Pantheon)  von  den 
Säulen  entlehnt  haben.  Schrägt  man  dagegen  die  Kanten  ab,  so  entstan- 
den zuerst  achteckige  Pfeiler,  dann  zwölf-  und  sechszehneckige.  Alle  drei 
Arten  erscheinen  an  den  Bauten  des  mittleren  ägyptischen  Reiches,  am 
häufigsten  die  erste  und  einfachste;  ^^)  dabei  kommt  bereits  die  Belebung 
der  ebenen  Fläche  durch  vertikale  Rinnen  (Kannelüren)  vor.  Den  Über- 
gang zum  Dache  vermittelt  eine  quadratische  Platte,  während  auf  dem 
Boden  statt  einer  solchen,  damit  der  Fuss  nicht  an  den  Ecken  sich  stossc, 
ein  runder  Ring  aufliegt.  Diese  polygonen  Pfeiler,  welche  hin  und 
wieder  bei  den  Griechen  auftauchen,**)  galten  früher  für  die  Vorstufe  der 
dorischen  Säule,  weshalb  Champollion  den  schon  sprachlich  fehlerhaften 
Ausdruck  protodorisch  einführte;  allein  ein  unmittelbarer  Zusammenhang  ist 

0  Vgl.  den  Tempel  von  Phigaleia,  die      vgl.  A.  1834  p.  153  ff. 
Propylften  von  Priene  und  den  milesischen  ,  *)  Vitruv.  1,  1,  6. 

Apolloiempel.  |  '')  In    Mantua    Clabac  506  B   1054  B, 


^)  Ausser  den  eben  angeführten  Bei- 
spielen vgl.  z.  B.  die  Propyläen  von  Baal- 
bek. 

')  Z.  B.  in  Abu-Simbel  und  Medtnet- 
Habu;  noch  unter  Psammetich  Herod.  2, 153. 
Halbe  Atlanten ;  Champollion,  lettres  p.  335. 

*)  ^AxXayxBg    Moschion    bei    Athen.    5, 


I 


zwei  in  Venedig,  eine  in  Petersburg,  vgl. 
Benkdorf,  Arch.  Ztg.  24,  230  ff. 

»)  In  Athen:  Nr.  442  Sybel;  —  Atlan- 
ten in  Dhimitzäna  und  im  Innern  des  Zeus- 
tempels  von  Akragas. 

^)  Allerdings  an  Pfeilerstatuen  (Ama- 
zone und  Incantada);  korbartiger  Kopfschmuck 


208b;    telamones  Viir.  6,  10(7),  6;   Amazone   I   AZ.  1880  S.  28;  1881  S.  13. 

aus  Thyrea,   und   Pan   (Nr.  251)    in  Athen;   I  *°J  I  1,  5;   danach  ist  die  Inschrift  von 

Incantada   von    Saloniki    (Dubm  ,    Bank.    P  ,  Avbllino,  MB.  10,  59  gefälscht. 

Fig.  182).  I  >')i^KP8ius,  A.  9,  69  ff.  M.  2,  45,  2a. 

*)  Ersteres  in  der  Tomba  de*  rilievi  zu 
Caere:  Dehkis,  Etr.  P251;  letzteres  z.  B. 
in   einem  Grabe  von   Tarquinii   M.  II  3.  4, 


'^)  Heiligtum  der  Artemis  Limnatis  (Ross, 
Reisen  im  Pelop.  S.  7);  Troizen  (Gell,  itin. 
8.  121);  Bolinmos  (Volimes  auf  Zante?). 


310  Slassisohe  Eunatarohäologie.    I.  Denkmälerkunde. 

schwerlich  anzunehmen,  weil  jene  Pfeilerart  in  Ägypten  seit  der  Blüte  des 
neuen  Reiches,  aus  der  Mode  kam.^)  Immerhin  stellt  sie  den  Übergang 
vom  Pfeiler  zur  Steinsäule  dar.  Hier  erfordert  die  Rücksicht  auf  die 
herkömmlichen  Benennungen,  von  der  Lehre  des  Vitruv  auszugehen.  Dieser 
trägt  im  ersten  Kapitel  des  vierten  Buches  vor,  nach  den  Säulen  seien 
die  Bauten  in  drei  Klassen  einzuteilen,  welche  dorisch,  jonisch  und 
korinthisch  heissen;  der  Name  des  ersten  Stiles  komme  von  dem  dorisch 
genannten  Tempel  des  ApoUon  Panionios  (sie)  und  seine  Eigentümlickeit 
bestehe  darin,  dass,  wie  die  Grösse  eines  Mannes  das  sechsfache  seines 
Fusses  ausmache,  so  die  dorische  Säule  eine  Höhe  von  sechs  Basisdurch- 
messem  besitze.  Die  jonische  Säule  soll  am  Artemistempel  zuerst  ange^ 
wendet  worden  sein;  sie  stelle  die  schlankeren  Proportionen  einer  Frau 
(1 : 8)  dar,  die  spira  sei  der  Schuh,  die  Voluten  Schmachtlocken,  die  Cy- 
matia  und  Encarpia  die  Haarflechten  und  die  Kannelüren  (striae)  die  Fal- 
ten des  Frauenkleides.  Die  korinthische  Säule  endlich  ahme  sinnig  eine 
zarte  Jungfrau  nach;  die  Anmie  eines  früh  verstorbenen  Mädchens  habe 
ihren  mit  einem  Ziegelstein  zugedeckten  Korb  auf  den  Grabhügel  und  zwar 
auf  die  Wurzel  einer  Akanthospflanze  (Bärenklau)  gestellt,  welche  im 
Frühjahr  den  Korb  mit  ihren  Ranken  umgeben  habe.  Der  Bildhauer  Kalli- 
machos  soll  dieses  Naturspiel  benützt  haben.  Auf  dieser  verunglückten 
Bauästhetik,  mit  der  sich  obendrein  religiöse  Allegoiie  vermengt,^),  be- 
ruhen unsere  sogenannten  drei  Säulenordnungen.  Die  Architekten  der 
alexandrinischen  Zeit  scheinen  allerdings  nach  den  glänzenden  Bauwerken 
der  damals  so  blühenden  Städte  Joniens  und  nach  denen  der  isthmischen 
Handelsmetropole  gewisse  Manieren  jonisch  oder  korinthisch  benannt  zu 
haben,  während,  getreu  den  historischen  Anschauungen  der  Zeit,  dorisch 
die  altertümliche  Schlichtheit  hiess.*)  Allein  diese  drei  Namen  waren 
weder  die  einzigen,  wie  Vitruv  bezüglich  der  Kapitelle  selbst  zugesteht,^) 
noch  verstanden  die  Baumeister,  sogar  in  Vitruv's  Zeit,  unter  den  gleichen 
Namen  das  gleiche.  Sie  haben  z.  B.  ihre  eigene  Ansichten  über  die  dori- 
sche Manier^)  oder  sie  verbinden  Elemente,  die  Vitruv  nur  dem  einen  Stile 
gestatten  will.ß)  Dorisches  und  jonisches  weisen  viele  Bauten  zugleich  auf, 
wie  die  Propyläen,  Parthenon  und  Theseion,  der  delphische  Tempel,  die 
Stoa  des  Attalos  und  sicilische  Denkmäler;')  alle  drei  Stilarten  vereinigt 
Phigaleia.  Die  Missachtung  der  angeblichen  Stilgrenzen  erstreckt  sich 
bis  auf  die  einzelnen  Bauglieder,  z.  B.  wenn  unter  dem  jonischen  Fries 
des  Parthenon  eine  Tropfenleiste  sich  befindet.®)  Um  so  weniger  werden 
Unterschiede  zwischen  den  Ornamenten  gemacht,  welche  die  Theorie  ein- 


')  Achteckiger  Pfeiler  aus  der  29.  Dy- 
nastie: Lepsiüs,  A.  9,  81. 

2\  Vitr.  12  5. 

»)  Vgl."  Pausan.  6,  24,  2.  4.  8,  45,  4;  ro 
nsQiiTTvXoy  dwQixoyy  Inschrift  aus  der  Kaiser- 
zeit Bch.  I  55. 

*)  4,  1,  12. 

^)  Erdgeschoss  des  Marcellastheaters  u. 
Bau  bei  S.  Adriane  am  Forum  (vgl.  Hülsen, 
A.  56,  323  ff.) 


')  Vgl.  I  2,  6. 

'')  Denkmal  des  Theron  und  das  ,,des 
Empedokles'  in  Selinus. 

^)  Dorisches  Kapitell  mit  jonischen 
Schnecken  an  den  Ecken  des  Echinos,  in 
Phleius:  Ross,  Reisen  im  Pelop.  29;  joni- 
scher Zahnschnitt  am  G^ison  des  Tempels 
von  Sikinos;  Säulen  des  Vibius  Popidius  in 
Pompeji  unten  dorisch,  oben  jonisch. 


[Kap.  ym.    Die  Bankniuit  nach  Material  und  Technik.    (§  263). 


311 


seitig  dem  dorischen  oder  jonischen  Stil  zuschreibt.*)  Vitruv  unterschei- 
det ausserdem  (IV  7)  einen  tuskanischen  Tempel;  er  sagt  nicht  etrus- 
kisch  und  in  der  That  scheint  der  Tempelbau  bei  den  alten  Etruskern  im 
Argen  gelegen  zu  sein.  Seine  Beschreibung  ist  unvollständig  und  daher 
unklar,  jedenfalls  war  aber  das  Kapitell  dorisch,  nur  entsprach  ihm  hier 
eine  dreigliederige  Basis;  erhaltene  Säulen  Etruriens  bestätigen  diese  Be- 
schreibung.^) 

Litteratur:  J.  E.  Hbss,  die  Lehre  v.  d.  Säulenordnangen  der  Griechen,  Magdeb. 
1835;  J.  E.  Hummel,  die  Sftalenordn.  nach  Vitmy  n.  nach  alten  Monumenten,  Berlin  1840, 
30  T.;  NoBMAifD-MAUCH,  System.  Darst.  der  architekt.  Ordnungen  der  Griechen  u.  Römer, 
neueste  Aufl.,  Berlin  1890,  f.  m.  102  T.;  BOhlmahv  (S.  278);  Al.  Haüsbb,  Stillehre  der 
architekt  Formen  des  Altertums;  Über  die  dorische  Ordnung:  P.  F.  Ebell,  Geschichte 
des  dorischen  Stils,  Stuttg.  1870  m.  24  T. ;  E.  Blooht,  d.  griech.-dorisohe  Architectur,  Lpg. 
1876,  m.  59  Abb.;  über  ihr  Verhältnis  zu  Ägypten:  Lrpsius  (S.  317);  W.  S.  Pbatt,  the  co- 
lumnar  architecture  of  the  Egyptians,  Proc.  of  Am.  Acad.  of  arts  and  sciences  XV  313  ff. 
(negativ);  Mabquabd,  Am.  J.  6, 47  ff.;  Jon is che:  J.  G.  v.  Hahn,  Motive  der  j.  Säule,  Wien 
1862,  m.  IT.;  Über  Stilreinheit:  P.W.  Fobchhammkb,  über  Reinheit  der  Baukunst  auf 
Grund  des  Ursprungs  d.  4  Hauptbaustile;  2.  Aufl.  Kiel  1875;  Säulendurchschnitte  z.  B.  A.  9  T.  F. 

Die  Säule  ist  im  Holze  entstanden  (S.  298),  d.  h.  man  benützte  zuerst 
geglättete  Bäumstämme.  Was  Plinius  (36, 45)  von  Italien  sagt,  Stein- 
säulen habe  es  früher  nur  in  Tempeln  und  da  nur  zur  Sicherheit,  nicht 
zum  Schmucke  gegeben,  dies  wird  man  mit  Einbeziehung  der  Paläste  ver- 
allgemeinem dürfen.  Wie  sich  aber  der  Baum  verjüngt,  so  wird  die  pri- 
mitive Holzsäule  nach  oben  schlanker,  womit  der  Grundsatz  der  Ver- 
jüngung gegeben  ist."*)  Die  edelste  Naturform  der  Holzsäule  —  an 
barocken  hat  es  nicht  gefehlt  *)  —  ist  in  Ägypten  zur  Zeit  des  mittleren  *) 
und  neuen  Reiches  die  Nachbildung  des  Palmstammes  ;^)  oder  ein  Bündel 
starker  Rohrstäbe  scheint  mit  einem  Bande  vereinigt  zu  sein.')  Davon 
kommen  die  griechisch  Stäbe  {^dßiot)  benannten  Kannelüren  (Hohl- 
streifen, Striae),  welche  am  häufigsten  die  dorischen  Säulen  schmücken. 
Da  es  sich  empfahl,  die  Säulentrommel  vor  Beginn  der  Arbeit  durch  zwei 
Durchmesser  zu  zerlegen,  sind  die  durch  vier  teilbaren  Zahlen  der  Hohl- 
streifen Regel,  imd  zwar  16  und  20  sehr  häufig,»)  12,  24  und  28  seltener;  s) 
32  kennzeichnen  samische  Arbeiten.  ^^)  Andere  Ziffern  sind  nur  Ausnahmen.  * ') 
Die  Kannelierung  ist  weder  an  der  dorischen  Säule  obligat  noch  auf  die- 


0  Felsengräber  in  Rhodos:  AZ.  8, 209  ff.; 
Monumente  der  Eyrenaika;  Grabmal  des 
Theron:  Sebbadifaloo  III  T.  28—30.  Andere 
Beispiele  sogenannter  Stilmischungen  in  Seli- 
nnnt,  am  kleineren  Tempel  von  Paestum,  dem 
Bogen  des  Augnstus  zu  Aosta,  in  Pompeji, 
an  den  Propyläen  von  Eleusis,  [Gräbern  bei 
Tripolis  und  dem  grossen  Grabe  £1-Deir  bei 
Pebra  (Labobde  T.  45);  vgl.  Hittobff,  archit. 
polychr.  T.  2.  6.  17.  18. 

')  DuBM,  Baukunst  der  Etrusker  S.  40  f. 
46  ff. 

3)  Stark  in  Tiryns  (Schliemann  S.  275) 
und  an  der  Sophilosvase  (Ath.  Mitt.  14  T.  1). 

*)  Lepsius  III  106  c.  235. 

')  Nur  in  Abbildung:  Lepsius,  Denkm. 
II  127. 

•)  Dies  kommt  später  vereinzelt  vor 
(ScHBEiBBB,  Brunnenreliefs  S.  75;  Sarkophag 


in  Catajo,  Dütschkb,  Bildw.  V  Nr.  466; 
etwas  verschieden,  mit  Blätterschuppen  an 
Grabsteinen,  im  Catajo,  Dütsohke  V  Nr.  531 
und  Mainz:  Lehne,  ges.  Schriften  II T.  15, 58); 
geschuppte  Säulen  tragen  häufig  den  Vor- 
läufer des  hl.  Georg. 

')  Z.  B.  in  Tell-el-Amama. 

*)  16  schon  in  Tirjms  (Schliemank  S.  275); 
20  in  Ägypten  zu  Kalabscheh  M.  II  T.  45, 1 ; 
A.  9  T.  F5. 

*)  28 :  unter  den  Grundbauten  des  Thea- 
ters von  Ephesos  Am.  J.  II  S.  270  A.  1. 

»0)  Boss,  Inselr.  2, 147;  Am.  J.  II  a.  0. 

*')  18:  auf  Thera  Boss,  Inselr.  1,  181; 
am  Pronaos  von  Assos  (vgl.  Report  on  the 
invest.  at  A.  |S.  89);  21  oder  28  in  der 
Kirche  der  Hekatonia  Pyliani  auf  Faros: 
Boss,  Inselr.  1, 46. 


B12  KlaBsischd  EniiBtarch&ologie.    I.  Denkmälerkonde. 

selbe  beschränkt.  Der  Oeschmack  wechselte  eben:  Aristoteles  rechnet 
jene  zum  ästhetischen  Eindruck  eines  Tempels,')  während  ansehnliche 
Tempel  auf  Samos,  in  Egesta  und  Rhamnus  derselben  entbehren.  Andere 
Steinmetzen  lassen  den  unteren  Teil  der  Säule  glatt  ^)  oder  füllen  hier  die 
Kannelüren  mit  Stängelchen  aus.^)  In  Thorikos,  am  eleusinischen  Demeter- 
tempel und  sonst  hat  dagegen  nur  die  oberste  Trommel  Kannelüren.  Ob 
die  Hohlstreifen  flacher  oder  rundlicher  sind,  hängt  von  dem  Fleisse  der 
Steinmetzen  ab;*)  ein  Steg  {listet,  cote,  filet)  zwischen  denselben  ist  ver- 
hältnismässig nicht  häufig.  Als  die  krummen  Linien  besser  zu  gefallen 
begannen,  wurden  Säulen  spiralförmig  kanneliert;'*)  doch  haben  solche 
Spiralsäulen  wegen  der  Schwierigkeiten  der  Arbeit  mit  Ausnahme  der 
skulpierten  Cochlearsäulen  (Trajans-  und  Antoninssäule)  meistens  geringen 
Umfang  (besonders  als  Kandelaberträger)  ^)  oder  sind  gewissermassen 
markiert,  wie  in  vielen  römischen  Grabsteinen.')  Jene  uneigentlichen 
Säulen  erhalten  manchmal  eine  Art  Belebung,  indem  sie  ein  Geflecht  auf- 
gerichteter Schlangen  vorstellen;  davon  führt  der  allein  noch  erhaltene 
Träger  des  platäischen  Weihgeschenkes  den  Namen  Schlangensäule. 
Einen  ähnlichen  Eindruck  mögen  die  babylonischen  Säulen  gemacht  haben, 
um  welche  man  Schilf  stricke  wand,  die  sodann  farbig  angestrichen  wurden.  •) 
Der  Säulenschaft  wird  dabei  auch  durch  die  Farbe  gegliedert.  Die  ägyp- 
tischen Tempelsäulen  sind  ihrem  ganzen  Umfange  nach  mit  farbigen 
Figuren  und  Hieroglyphen  bedeckt;  inwieweit  einst  die  ebenfalls  mit  Stuck 
überzogenen  griechischen  Säulen  bemalt  waren,  bleibt  noch  näher  zu 
untersuchen.  Reliefs  zierten  die  Riesensäulen  des  ephesischen  Tempels.®) 
Wie  die  Kannelüren  auf  das  Rohrbündel  zurückweisen,  so  zieht  man  auch 
eine  statische  Folgerung  aus  letzterem.  Durch  den  Druck  würde  das 
wirkliche  Bündel  niedergedrückt,  dass  sich  die  Stäbe  in  der  Mitte  ein 
wenig  nach  aussen  bögen;  im  Steine  hat  nun  die  dorische  Säule  in  der 
Mitte  eine  leichte  Anschwellung  (Entasis).  Diese  wird  im  Laufe  der  Zeit 
so  unbedeutend,  dass  sie  nur  die  Photographie  deutlich  macht  (Parthenon 
und  Theseion),  oder  sie  verschwindet  ganz  (wie  in  Sunion  und  Thorikos). 
Den  Übergang  vom  Säulenschaft  zu  seinem  Träger  {Stylobat,  Säulen- 
stuhl)  vermittelt  in  der  „dorischen"  Ordnung  nach  der  herkömmlichen  Lehre 
nichts,  während  in  Wirklichkeit  viele  eine  Basis  hatten;^®)  anderen  Säulen- 
arten fehlt  die  Basis  selten.'*)    Die  Basis  geht  ihrer  Form  nach  seltener 

0  Eth.  Nicom.  10, 4,  2.  o)  AZ.  30  T.  65.  66;  Plin.  36,  211;  abgeb. 

^)  Ecksäale  des  ,  Artemision "   in  Syra-      auf   Bronzemfinzen :    Dottaldsov,     archaeol. 
kus;  Säule  des  Heraion  zu  Olympia;    «grie-   1   num.  S.  21;   einst  in  Thessalonike :   Godinus 


chischer  Tempel  in   Pompeji;    korinthische   '   p.  44/5  Paris. 


Säule  auf  Kalymnos:  Ross,  Inselr.  2,96. 

>)  Denkmal  des  Eyrrhestes;  Pantheon; 
Palmyra;  sog.  Tempel  der  Regilla. 

*)  Sehr  flache  z.  B.  in  Messene. 


MANN,  Mitteil.  S.  118,  34.  Pfeilersäulen  (gekup- 
pelte Halbsäulen)  sind  palästinisch  (Kitche 
NBB,  Pal.  expl.  fnnd,  Quarterly  statem.  1878 


^'^)  Mehrmals  an  der  Fran9oisvase,  pa- 
nathenaischen  und  anderen  archaischen  Vasen 
abgebildet  (Inohiraiii  IH  314;  Gerhard,  AV. 
II  143.  293.  281,  1.  2;  Am.  J.  2,  281  A.  28); 

*)  Auf  Cypem:  Boss,  AZ.  3, 101.  in  Assos  Am.  J.  2,  267  flf.  m.  Abb.;  Säule  der 

®)  Z.  B.  Moses,  coli.  S.  31.  Naxier  in  Delphi  Foucart,  Arch.  des  miss.  s. 

^)  Auch  an  einem  etruskischen :  Heyde-      II  Bd.  2;   im  Prodomos  des  Artemistempels 

von   Ortygia  und  (mit  attischer  spira)  im 
Tempel   von   Sikinos;    ähnlich    in    Persien: 
DiEULAFOY  T.  12  Fig.  28. 
p.  124).  I  '  M  Z.  B.  jonischen  Säulen,  abgeb.  an  Vase 

»)  Strab.  16, 1,  5.  |   von  Nola,  Berlin  Nr.  2161 ;  MB.  6,  3. 


Kap.  Vm.    Die  Bauknnst  nach  Material  und  Technik.    (§  263.) 


313 


vom  Holzbau  aus;  Holzsäulen  werden  nämlich  in  starke  Holzblöcke  einge- 
schaftetJ)  Diese  hohen  viereckigen  Basen  sind  in  römischen  Bauten 
(z.  B.  zu  Salona)  häufig,  indes  schon  viel  älter.-)  Die  vieleckigen  mit  Re- 
liefs gezierten  Plinthen  von  Milet')  dürften  damit  in  Verbindung  stehen. 
Viel  häufiger  dagegen  ist  die  Basis  nur  als  Übergang  zum  Boden  ge- 
dacht. Wie  der  Pfeiler,  hat  die  Säule  entweder  eine  viereckige  oder  eine 
runde  Platte  als  Fuss.  Die  runde  wird  durch  Abrundung  der  Kanten  zu 
einer  Art  Polster  (torus),  welcher  die  jonische  und  korinthische  Ordnung 
bezeichnen  soll.'*)  Die  Formen  sind  jedoch  mannigfach  abgestuft:  Die 
nächste  Stufe  besteht  in  der  Vereinigung  der  runden  und  viereckigen 
Platte.*)  Dann  aber  wird  die  Basis  in  mehreren  Gliedern  profiliert  (z.  B. 
die  der  tuskanischen  Säule  in  dreien),  wobei  blosse  Farbe  oder  Relief 
die  Zierde  abgeben,^)  oder  die  Pflanzenomamente  machen  sich  hier  eben- 
falls geltend.^) 

Da  das  Auge  sich  lieber  empor  als  auf  den  Boden  richtet,  ist  die 
Vermittlimg  zwischen  Säule  und  dem  Getragenen  (Kapitell,  lat.  capi- 
tulum,  Säulenknauf)  von  grösserer  Bedeutung.  Die  schlichten  stereo- 
metrischen Formen  stellen  wir  voraus.  Die  einfache  Steinplatte  (Plinthe, 
Abacus)  beschränkt  sich  auf  den  Pfeiler  und  das  „protodorische'*  Po- 
lygon. Die  Holzsäule  wird  oben  in  einen  stattlichen  Würfel  einge- 
fügt, welchen  die  Schnitzarbeit  etwas  gliedert.*)  Dies  mag  das  Vor- 
bild für  das  ausgebauchte  Stück  zwischen  Abacus  und  Schaft  {Echinos, 
Wulst)  abgegeben  haben;  unter  dem  Kapitell,  am  Hypotrachelion  sondern 
mehrere  Ringe  (annuli)  dasselbe  vom  Schafte,  erinnern  aber  an  das 
ägyptische  Rohrbündel.  Diese  drei  Elemente  bilden  das  regelrechte 
„dorische**  Kapitell.*^)  Auch  dieses  unterliegt  verschiedenen  Geschmacks- 
richtungen; besonders  die  älteren  Beispiele*®)  weichen  von  den  typi- 
schen Musterbildern  ab,  z.  B.  ist  der  Echinos  an  den  ältesten  sicilischen 
Bauten,  dem  Heraion  von  Olympia  und  in  Paestum  kesseiförmig.  *  0  Die 
kahlen  Konturen  herrschten  übrigens  am  dorischen  Kapitell  nicht,  denn 
farbige  aufgemalte  Ornamente  gaben  ihm  ein  gefalliges  Aussehen.  Be- 
sonders schmuckreich  war  das  Kapitell  des  Antenpfeilers. 


')  Abb.  aus  einem  Bauernhaus  von  Ma- 
senderan  bei  Dieülapot,  Fart  ant.  de  la 
Ferse  II  S.  47  =  Durm  I*  S.  15. 

')  Abgeb.  an  einer  rotfigurigen  Vase 
Wiener  Vorlegebl.  1888  T.  8,  1. 

»)  DuBM  If  Fig.  163. 

*)  Auch  die  dorische  Säule  hat  häufig 
eine  Basis,  besonders  im  Fronaos  und  in 
inneren  Säulenstellungen.  Jonische  Säulen 
ohne  Basis  MB.  5, 11  und  im  Sepolcro  del 
cavallo  in  Girgenti;  abgebildet  an  einer 
Vase  MB.  7,41. 

^)  Aphrodisias,  Aizanoi,  Teos,  Propyläen 
von  Prione. 

•)  DuRM  I «  243.  289. 

'')  Mit  Blättern  umgeben,  in  Rom  und 
den  Bädern  von  Nimes  (CLiBisssAü,  mon. 
de  N.  T.  53.  56);  abgeb.  in  Pompeji  (M.  Nap. 
]II);MB.  4,  25;   umgekehrtes  korinthisches 


Kapitell  in  S.  Prassede:  Abb.  bei  Aoamy, 
Archit.  der  altchristl.  Zeit  S.  42.  Dies  ist 
uralt,  wie  die  Stele  von  Sippara,  wo  die 
Basis  dem  Lilienkapitell  sehr  ännelt,  und  die 
Xerxesballe  (Stolz b  T.  74)  beweisen.  In 
Assyrien  vertritt  einmal  ein  Löwe  die  Basis. 

^)  Bbüosch,  Westermanns  Monatsh.  38, 
241  m.  Abb. 

ö)  DuBM  P  88  F.  67  U.A. 

»0)  Z.  B.  in  Tiryns  (Schlibhanw  S.  275) ; 
zwei  sehr  alte  auf  der  Akropolis:  A.  XIII 
(1841)  T.  C. 

")  Bbnndobf,  Metopen  S.  26  CDG;  M. 
ined.  I  T.  4,  2  Sp.  786  (Grabcippus  von  Me- 
gara;;  Böttichbb,  Olympia  S.  198  F.  40,  1 : 
V.  DuHN  u.  Jacobi,  der  griech.  Tempel  in 
Pompeji  T.  5  Fig.  II  bcd;  vgl.  Sophilosvase : 
Ath.  Mitt.  14  T,  1. 


SU 


ElasBisohe  Ennstarchftologie.    I.  Denkmälerkonde. 


'  Fasste  der  Steinmetz  die  Säule  als  Baum  oder  Rohrbündel  auf,   so 

geriet  er  unschwer  auf  den  Gedanken,  die  Formen  des  Kapitells  dem  Pflanzen- 
reiche zu  entlehnen.  Diese  Idee  ist  ausserordentlich  fruchtbar  gewesen.  Die 
blumenfreudigen  Ägypter  bilden  sie  schon  zur  Zeit  des  alten  Reichs  naturali- 
stisch aus ;  da  finden  wir  die  Blumensäule  ^)  und  die  Knospensäule,  deren  Ka- 
pitell Lotosblüten  bilden.  2)  Seltener  ist  es  aus  Palmzweigen  3)  oder  Epheu- 
ranken  zusammengesetzt.  Ausserhalb  Ägyptens  gehört  das  reiche  Pflanzen- 
kapitell hauptsächlich  Cypem  an.*)  Die  anderen  Gegenden  benützen  wohl 
die  Pflanzen,  stilisieren  sie  aber  zu  reinen  Ornamenten  um.  Die  ältesten 
Pflanzengebilde  führt  man  gewöhnlich  auf  die  Lilie  zurück;  diese  Blume 
ist  aber  im  Grunde  auf  drei  schematische  Teile  reduziert,  nämlich  zwei 
nach  aussen  gebogene  und  sich  wieder  einwärts  krümmende  Blätter,  über 
deren  Kreuzungspunkt  ein  abgerundetes  oder  zugespitztes  Blatt  aufstrebt. 
Diese  Form  ist,  wie  die  Stele  von  Sippara  zeigt,  altbabylonisch,  •'^)  geht 
dann  zu  den  Assyriern  ß)  und  Vorderasiaten  über  und  gelangt  so  zu  den 
Griechen.^)  In  der  vorderasiatischen  Mischkunst  entwickeln  sich  daneben 
Kapitelle  mit  überfallenden  Blätterreihen.®)  Durch  Mischung  dieser  beiden 
Elemente  entsteht  das  sogenannte  jonische  Kapitell,^)  welches  demge- 
mäss  aus  dem  beiderseits  in  Voluten  (Schnecken)  auslaufenden  Polster  und 
dem  Eierstab  (S.  304)  besteht;  zur  Vermittlung  nach  oben  dient  ein 
schmaler  Abacus,  den  ein  Eierstab  schmückt.  Mit  diesen  Grundelementen 
erlauben  sich  die  Arbeiter  frei  umzugehen.  Was  die  aus  umgebogenen 
Blättern  entstandenen  Voluten  anlangt,  so  sind  ihre  Masse  verschieden;  i*^) 
in  ihrer  Mitte  wurden  wiederholt  Löcher  gebohrt,  um  metallene  Zierrate 
einzufügen.**)  Am  Satumustempel  in  Rom  und  pompejanischen  Bauten 
hat  jede  Ecke  ihre  Volute.* 2)  Dann  ist  das  Kymation  keineswegs  obligat, 
sondern  wechselt  mit  den  bei  der  dorischen  Säule  erwähnten  Ringen.") 


1)  Lepsius,  II  41.  nie  (mit  Blättern 
unter  der  Blume);  im  Stein  umgebildet,  s. 
Ebman,  Ägypten  2,  561.  Im  mittleren 
Reich  (bunt  bemalt) :  Ed.  Mbtbb,  Gesch.  des 
alten Äg.  S.  161,  aus  dem  neuen:  ders.  S.  188 
m.  T.;  noch  unter  den  Ptolemäem:  Athen. 
5,206  b. 

')  Im  alten  Reich  Lbpsius  II  61  a.  111  e, 
im  mittleren  Lbpsius  11  134b;  in  Stein  um- 
gebildet: Ebman,  II  560.  561. 

^)  Aus  Philai  in  Berlin  (sogar  mit  Dat- 
teltrauben): Descr.  I  8;  Lefsiüs  I  108,  III; 
Verz.  der  äg.  Altert.  Nr.  884;  eine  andere 
aus  Philai;  einige  in  Edfu.  Stilisierte  Pal- 
mette in  Phrygien:  Jhst.  1882  T.  19;  Spuren 
auch  in  Lykien. 

*)  Abb.  bei  Dübm  »245. 

^)  Abgeb.  Am.  J.  2,  13  (darunter  drei 
Ringe);  flüchtige  Skizze  an  einem  Cylinder: 
Am.  J.  in  T.  7,  1.  2  S.  57  ff. 

<")  In  Abbildungen:  Am.  J.  II  S.  10  ff. 
F.  3.  5.  6. 

^)  In  Eappadokien  zu  Boghasköi:  Pbb- 
BOT,  explor.  T.  37.  47.  50,  u.  B.  de  la  soc. 
des  ant.  de  France  1871  p.  39  ff.  m.  Abb.;  in 


Neandreia  Am.  J.  11  p.  1  ff.  (S.  1  Abb.,  re- 
stauriert S.  3);  Vase  von  Vulci,  Gbbhabd, 
AV.  4.  241  u.  Am.  J.  2,  16;  flüchtig  an  meli- 
scher  Vase  Am.  J.  III  T.  21.  Ohne  das  mitt- 
lere Blatt  in  Cypem,  Abb.  Jhst.  12,  76. 

•)  DuBM  *245  (phönikisch);    in   Perse- 

f^olis,  Berlin  Nr.  567;  Kandelaber:  Pbbbot 
II  630. 

^)  Muster  bei  Dübm  245,  246  u.  A.;  sehr 
schöne  am  Romatempel  in  Athen:  Phot.  des 
Inst.,  Akrop.  88;  Varianten:  Naucratis  I  T.  3: 
Vase  des  freien  Stilss  MB.  7,  41  und  über- 
haupt an  verschiedenen  unteritalischen  Vasen. 

^0)  Vgl.  Museo  Borb.  XIV,  Text  zu  T,  39. 

'  ^)  Kapitell  von  Neandreia  (s.  A .  7);  Erech- 
theion  (nach  Pbok:esoh,  Denkw.  2, 411  farbige 
Steine),  Ephesos,  Sardes. 

")  MB.  6, 3.  Entsprechend  vier  Fleurs-de- 
lys  in  Relief,  auf  Paros:  Ross,  Inselr.  1,  46. 

'')  Beide  Typen  sind  aus  sehr  alter  Zeit 
auf  der  Akropolis  vertreten  (Ant.  Denkm.  1 
T.  18;  Phot.  d.  Inst.  Akrop.  75;  Am.  J.  4, 
22  ff.  m.  Abb.);  nicht  ganz  deutlich  ist  die 
Gravierung  Ant.  du  Bosph.  T.  80, 19  (Sohbbi- 
beb,  Bilderatlas  T.  73,  3). 


Kap.  ym.    Die  Bankiiiut  nach  Material  und  Technik.    (§  263.) 


315 


Die  zeitliche  und  räumliche  Verbreitung  der  jonischen  Säule  ist  noch  nicht 
untersucht;  an  Grabdenkmälern  scheint  sie  weit  öfter  als  die  dorische  an* 
gewendet  worden  zu  sein.') 

Nachdem  die  ursprüngliche  Bedeutung  der  Voluten  längst  vergessen 
war,  wurden  die  jonischen  Kapitelle  von  neuem  durch  Pflanzenschmuck 
verschönert.  Die  griechischen  Baumeister  erachteten  dazu  die  in  Griechen- 
land häufig  wachsende  Bärenklaupflanze  {Acanthus  aspera)  für  geeignet. 
Das  Akanthosornament  umgibt  zunächst  (wie  in  Phigaleia  und  Epidauros)^) 
den  unteren  Teil  des  Kapitells  als  steile  Welle,  dann  steigt  es  auch  in 
den  oberen  empor  (z.  B.  am  Lysikratesdenkmal).')  Die  Anfänge  dieses 
korinthischen  Kapitells  liegen  bisher  im  Dunkeln,*^)  jedenfalls  sah  das 
vierte  Jahrhundert  schon  seine  volle  Entwicklung.  Dieser  Stil  entspricht 
der  Prachtliebe  der  alexandrinischen  und  römischen  Zeit,  weshalb  z.  B. 
das  Pantheon  und  der  Tempel  des  Mars  Ultor  korinthische  Säulen  haben. 
Mehr  als  das  allgemeine  Prinzip  beherrschte  jedoch  diese  Perioden  nicht. 
Die  Akanthospflanze  erfährt  verschiedenartige  Stilisierung  je  nach  der  er- 
forderlichen Grösse^)  und  geht  mit  der  oder  jener  Pflanze  Verbindungen 
ein,  z.  B.  im  athenischen  Theater  mit  Schilf  blättern.  Andererseits  wird 
das  ältere  jonische  Kapitell  mit  vier  Voluten  auf  zwei  Blattreihen  des 
korinthischen  gesetzt.  Dieses  Compositkapitell  zierte  zuerst  den  Titus- 
bogen  öden  den  sogenannten  Drususbogen  in  Rom.'')  Gleichzeitig  mit  der 
architektonischen  Ornamentik  überhaupt  (S.  304  f.)  sind  die  Sanken  und 
Zweige  der  Kapitelle  durch  Figuren,*)  besonders  Köpfe ^)  bereichert  worden. 

Im  Vergleich  mit  den  botanischen  Kapitellen  fällt  die  Aufzählung 
der  Tieromamente  kärglich  aus;  an  Alter  freilich  wetteifert  mit  ersteren 
das  Stierkapitell,  welches  zwei  aneinander  gefügte  Vorderteile  von 
inihenden  Stieren  darstellt.  In  Ägypten  schon  unter  der  fünften  Dynastie 
nachweisbar,  *®)  erreicht  es  die  grösste  Verbreitung  bei  den  Persem,  ist 
jedoch  später  nur  mehr  vereinzelt  bald  da  bald  dort  zu  treffen.**)  Man 
darf  vermuten,  dass  die  ersten  Exemplare  aus  den  Holzblöcken  geschnitzt 
wurden,  in  denen  die  hölzernen  Säulen  staken.**)  Ebenso  gibt  hin  und 
wieder,  ohne  erkennbaren  geschichtlichen  Zusammenhang,  ein  Stiervorder- 


')  Vgl.  Am.  J.  2,  283  A.  32  (Ikohibami, 
pitt.  U  137.  142.  154). 

')  Prächtiges  Beispiel  in  Athen:  *E<p. 
itQX.  1885  T.  10. 

»)  DuBM  285.  287.  285. 

♦)  Über  Vitruvs  Überlieferung  S.  310; 
ans  Mykene  in  der  Glyptothek  AA.  1889 
S.  94  f.;  Statze  der  kleinen  Nachbildung  der 
Athena  Parthenos. 

')  Am  Porticns  des  sog.  Venustempels 
in  Pompeji  sind  die  jonischen  Säulen  durch 
Stuck  m  korinthische  verwandelt  (AZ.  80, 
78  f.). 

')  Sehr  verkleinert  in  S.  Pudenziana 
(abgeb.  Adamt,  Architektur  der  altchrist- 
Uchen  Zeit  S.  42).  Verschiedene  Pflanzen- 
kapiteUe  in  Pompeji  MB.  4,  25.  6, 27.  10,29; 
femer  z.  B.  Jabobniqo,  Eämthen  T.  8. 


^)  Übergänge  in  Pompeji:  z.  B.  MB. 
7  28 

»)  Ga.  in  T.  10.  29.  30  p.  184  f.;  Figu- 
ren und  Büsten  in  Pompeji  MB.  15,  40,  caaa 
dtf  eapitelH  colorati  und  d.  e.  figurcUi  in  Pom- 
peji; vgl.  F.  M.  AvBLLiNO,  descr.  di  una 
casa  Pompej.  con  capitelli  figur.  all'  ingresso, 
Nap.  1837,  m.  10  T. 

^)  In  Paestum  und  Salemo:  B.  1830 
p.  1361;  in  Toscanella :  M.  II  20,  7  =  Dbnnis 
I»  S.  481  m.  Abb. 

Lbpsius  II  T.  14. 

Grosse  Photogr.  aus  Persepolis: 
Stolzb,  T.  93;  Dolos  (üned.  mon.  Lief.  V 
T.  5);  Theater  von  Verona;  Protome  mit 
Voluten  in  Ephesos. 

'')  Abbildung  von  einem  Bauernhaus  in 
Masenderan  Dieulafot  II  47  u.  Dubm  I  15. 


"! 


316  ElaMisohe  Ennstarohäologie.    I.  Denkmälerknnde. 

teil  einen  Gebälkträger  ab.*)  Die  Einführung  von  Greifen  (Vorderteilen 
oder  Köpfen)  weist  ebenfalls  auf  den  Orient  zurück.*) 

Da  gewiss  die  grössere  Hälfte  von  Säulen  in  Tempel  und  Kirchen 
gelangte,  nimmt  es  nicht  Wunder,  dass  viele  Kapitelle  religiöse  Sym- 
bole erhielten,  die  allerdings,  in  Flachrelief  ausgeführt,  weniger  hervor- 
treten. Die  Himmelskörper  zieren  einzelne  Säulen  Phönikiens  und  Persiens.^) 
Das  neue  ägyptische  Reich  hat  das  Hathor-Kapitell,  welches  zu  beiden 
Seiten  ein  Frauenantlitz  mit  Kuhohren  zeigt.  Aus  griechisch-römischen 
Bauten  ist  weniges  notiert,*)  während  bei  den  Juden  der  siebenarmige 
Leuchter*)  und  namentlich  bei  den  Christen  das  Monogramm  Christi  oder 
das  Kreuz  an  hervorragender  Stelle  sich  zeigen. 

Auf  die  sonderbaren  Umgestaltungen,  welche  die  Kapitelle  gegen  das 
Ende  des  Altertums  erfahren,  kann  hier  nicht  eingegangen  werden,  weil 
darin  die  Anfange  des  romanischen  und  „arabischen"  Stiles  liegen;  Korb- 
und Trichterkapitelle  z.  B.  sind  schon  in  Parenzo  zu  finden. 

Die  Gesamterscheinung  der  Säule  hängt  wesentlich  nicht  so  ganz 
von  der  Statik  als  von  der  Kühnheit  des  Baumeisters  ab.  Erstens  kommt 
es  auf  das  Verhältnis  des  untersten  Säulendurchmessers  zur  Höhe  an. 
Vitruv  stellt  hier  Regeln  auf,  welche  von  der  Wahrheit  sich  nicht  zu  weit 
entfernen:  altdorisch  1:6,  spätdorisch  1:7,  altjonisch  1:8,  spätjonisch  1:9. 
Gewöhnlich  pflegt  man  zu  sagen,  die  dorischen  Säulen  seien  allmählicli 
schlanker  geworden;  dies  stinmit  auch  in  beschränktem  Masse,  wie  fol- 
gende Tabelle  zeigt:  Paestum  1:4»/«,  Korinth  1:4,6,  Selinunt  1:5,  Propy- 
läen 1:5,6;  1:  mehr  als  6,5  in  Nemea,  Messene  und  Megalopolis.  Aber 
die  reine  Statistik  trifft  hier  so  wenig  als  anderswo  das  Wahre.  Aller- 
dings werden  die  Baumeister,  nachdem  sie  zuerst  die  notwendig  sehr  dicke 
Holzsäule  getreu  in  Stein  übertragen,  mit  der  fortschreitenden  Übung  er- 
kennen, dass  schon  schlankere  Stützen  genügen;  aber  sie  müssen  ausserdem 
an  die  Kosten  denken  und  da  versteht  es  sich,  dass  die  Säulen  aus  ordinärem 
„Porös "-Stein  dicker  ausfallen  dürfen  als  die  marmornen;  nebenbei  be- 
merkt, ist  die  Berechnung  der  ersteren  durch  das  Abfallen  des  Stucküber- 
zuges erschwert,  der  manchmal,  wie  in  Korinth,  ziemlich  dick  war.^)  Dann 
kommt  es  auf  den  Druck,  welchen  die  Säulen  jeweilig  auszuhalten  haben,  an, 
weshalb  die  Eckpfeiler  des  Parthenon  dicker  sind  und  geringeren  Abstand 
haben.  Drittens  wollen  manche  Bauherrn,  dass  ihr  Werk  schlechtweg, 
ohne  Rücksicht  auf  Eleganz  imponiere.  Unter  diesem  Gesichtspunkte 
dürften  die  gewaltigen  Durchmesser  der  ägyptischen  und  ephesischen 
Tempelsäulen  zu  beurteilen  sein.') 


*)  Vgl.  Benndorf,  Heroon  v,  Trysa  S.  67 
(Lykien,  Dolos,  Schapur,  Rayenna). 

^)  Tempelvorballe  von  Priene:  Choi- 
SEUIL  -  GoüFFiER   T.  116,*    lon.  ant.  I  K.  2; 


Berlin). 

*)  Kapitell  mit  Demetersymbolen,  in 
Magnesia:  Chandler,  Reise  in  Eleinasien 
S.  292.     Auf  dem    Palatin   wurde  1893   ein 


Uned.  ant.  of  Att.  K.  3  T.  4.  5;  Friederichs-   i   Kapitell  mit  religiösen  Geräten   und   Attri- 

WoLTERS   863  f. ;    ganz    entsprecbend    drei-      buten  gefunden. 

seitige:  Stbel,  Weltgesch.  S.  319  nach Phot,  *)  Aus  Ostia,   im  Lateran  (R5m.  Quai*- 


vgl.  Michaelis,  Ath.  Mitt.  14,  9  ff.;  Kapitell 
mit  Greifenköpfen  in  Augsburg. 

^)  Tyros:    M.   Nap.  18,2;   ähnlich   aus 
Persepolis    in    London    (Abguss    G   48    in 


talschr.  4,  145). 

^)  Klekzb,  Aphorismen  S.  55. 

^)  Vom   alten  Tempel  von  Ephesos  ca. 
1,  50  m.  (Jhst.  1889  S.  1  ff.),  ca.  1,90  vom 


Kap.  Vttl.    Die  BankuiBt  naoh  Material  und  Teohnik.    (§  264.)  317 

Litteratur:  Ausser  den  8.  311  angeführten  Werken  Chipibz  bei  Daremberg  et 
Saglio,  dictionnaire  v.  capitulum ;  Lbpsius,  über  einige  ägypt.  Kunstformen,  Abb.  der  preuss. 
Akad.  1871 ;  B.  Meissner  u.  P.  Rost,  noch  einmal  das  bU-hill&ni  u.  die  assyrische  Sftule, 
Lpg.  1893  m.  2  T.;  über  den  Ursprung  des  jonischen  Kapitells:  Guhl,  Crelle's  Journal 
f.  die  Baukunst,  XXI.  Berlin  1845;  Dieulafoy,  Tart  ant.  de  la  Perse  H  31  ff.;  J.  Lange. 
det  joniske  kapitels  oprindelse  og  forhistorie,  Kopenh.  1877  (vgl.  R.  crit.  1878  II  p.  326); 
GooDYEAB,  Am.  J.  3,271  ff.  T.  18—29;  Puchstbin,  d.  jonische  Kapitell,  Berlin  1888. 

Einige  Bemerkungen  wären  noch  über  die  Syntax  der  Säulen  und 
Pfeiler  zu  machen;  doch  verschieben  wir  dies  lieber  bis  zu  den  Säulen- 
haUen.  Nur  ein  Punkt  muss  schon  hier  zur  Sprache  kommen.  Die  Säulen 
eines  Tempels  oder  einer  Kirche  sind  nicht  notwendig  nach  einem  Muster 
gearbeitet;  die  Verschiedenheit  der  Säulen  des  olympischen  Heraions 
schreiben  die  Archäologen  der  allmählichen  Ersetzung  der  alten  Holzsäulen 
zu.  Doch  steht  dieser  Fall  nicht  vereinzelt  da,  weil  die  Verschieden- 
heit ihren  nationalökonomischen  Qrund  hat.  Wertvolle  Steinsäulen  reprä- 
sentieren einen  so  hohen  Wert,  dass  das  Tempelbauamt  gerne  einzelne  als 
Geschenk  von  Privaten,  die  zuweilen  ihren  Namen  eingraben  lassen  dürfen, 
annimmt.^)  Stand  schon  früher  ein  Heiligtum  an  der  Stelle,  so  werden 
die  noch  brauchbaren  Säulen  wieder  aufgerichtet,*)  und  sobald  die  Aus- 
nutzung älterer  Bauten  beginnt  (S.  18  flF,),  holt  man  nichts  eifriger  als 
Säulen,  wodurch  alte  Kirchen  manchmal  eine  Musterkarte  von  Säulen  ver- 
schiedenen Stiles  und  Stoffes  aufzuweisen  haben. 

264.  Das  auf  den  Säulen  ruhende  Gebälk  besteht  zunächst  in  den 
langen  Querbalken,  welche  Architrav  {Epistylion)  heissen.  Der  Architrav 
trug  einst  wahrscheinlich  aufgemalte  Ornamente  oder  war  mit  einer  Farbe 
bedeckt.*)  Oben  hat  er  im  reichen  „dorischen**  Stil  eine  Abacusgliederung 
(taenia)  mit  Leistchen  {regulae)  und  Tropfen  (guüae),  welche  den  Triglyphen 
entsprechen.  Statt  dieser  schliesst  an  einfachen  Bauten  ein  blosses  Band 
den  Architrav  ab.*)  In  den  anderen  Stilen  begrenzt  ihn  ein  zwei-  oder 
dreimal  abgeplattetes  Gesimse,  welches  einst  aufgemalte  Ornamente  besass. 
Über  den  Architravbalken  kam  naturgemäss  eine  Querlage  von  Balken, 
welche  das  Dach  trugen.  Da  diese  nicht  eine  geschlossene  Reihe  zu  bilden 
brauchten,  ergab  sich  für  die  Vorderansicht  eine  Anzahl  von  einzelnen  oder 
zu  zweien,  auch  dreien  gruppierten  Balkenköpfen  und  dazwischen  erhebliche 
Leerräume.  ^)  An  schlichten  Bauten  ist  dieses  Verhältnis  noch  lange  ge- 
blieben; das  Haus  des  Odysseus  und  den  taurischen  Tempel  müssen  sich 
die  Dichter  in  dieser  Weise  gedacht  haben.  Dagegen  verlangt  die  Stein- 
fa^ade  einen  geschlossenen  Bauteil,  den  Fries.  Anfangs  ist  seine  Ein- 
heitlichkeit nur  scheinbar,  indem  die  dreifachen  über  jeder  Säule  und  in 
der  Mitte  der  Säulenabstände  ruhenden  Balkenköpfe  zu  drei  parallelen 
senkrechten  Furchen,  welche  Triglyphen  (Dreischlitze)  heissen,  stilisiert 

zweiten  (oben  1,575);  ebenso   dick  wie  die  |  ^)  Violett    an    der   Sophilosvase :    Atli. 


letzteren  sind  die  Peribolossfinlen  des  Par- 
thenon. 

*)  Vgl.  Ps.  Aristot.  oecon.  2,  2,  19 ;  un- 
griechische (anch  Sayce  lydische)  Inschrift 
einer  alten  epbeaischen  Säule :  Trb.  a.  4, 334  f.; 
in  Labranda  Weihungen   der  aiefpayti^ogoi. 

«)  Für  Ephesos  von  Strabon  (14,  1,  22) 
bezeugt. 


Mitt.  14  T.  1 ;  Reliefs  in  Assos ;  Einsatzlöcher 
(für  Schilde?)  am  Parthenon. 

*)  Z.  B.  am  Aphroditetempel  von  Aigina. 

^)  Felsengrab  von  Benihassan  Dubm  I 
14 ;  ähnlich  an  dem  Bauernhaus  von  Masen- 
deran  (S.  313, 1);  angedeutet  an  der  Säule  des 
Löwenthores  und  einer  archaischen  Münze 
von  Gela  (Abb,  Brit.  Mus.  Sicily  S.  66). 


318  fiäassisohe  Xonaiarohäologie.    t.  l^enkmälerknnde. 

werden,  wogegen  Platten  mit  Figurenschmuck  (Metopen)  die  Fenster- 
lücken verschliessen;^)  diese  Anlage,  welche  nur  scheinbar  in  Ägypten  vor- 
kommt, bezeichnet  den  altertümlichen,  dorischen  Stil,  ist  jedoch  nicht  ein- 
mal dem  jonischen  fremd.')  Die  Furchen  schliessen  rund  ab,  nur  an 
jüngeren  Bauwerken  gerade.')  Dunkelblaue  Wachsfarbe  hob  die  Triglyphen 
auch  malerisch  hervor.'^)  Überdies  hingen  an  ihnen  Beutestücke.^)  Die 
Römer  imitieren  sie  gerne  an  Sarkophagen,  wobei  sie  sich  in  allerlei 
Künsteleien  (z.  B.  gewellten  Furchen)  ergehen.^)  Die  Metopen  werden  mit 
Platten  verschlossen,  welche  teilweise  schmucklos  sind  (Theseion),  zum  Teil 
Bukranien,  Palmetten  oder  Rosetten,^)  seltener  Malereien^)  und  Figuren 
in  Hochrelief  (Selinunt,  4.  Tempel  von  Paestum,  Zeustempel  von  Olympia, 
Parthenon)  aufweisen.  Bei  rascher  Arbeit  (wie  am  Theseion  und  in  Ela- 
teia)  wurden  die  Metopen  und  Triglyphen  aus  einem  Stück  gearbeitet.^) 
Gab  man  die  nicht  mehr  verständlichen  Triglyphen  auf,  so  resultierte  der 
einfache  glatte  Fries,  welchen  die  anderen  Stilarten  und  manche  dorische 
Bauten  (wie  der  Tempel  von  Eardhajki  auf  Corfu)  aufweisen.  Den  grie- 
chischen Namen  Zöphöros  trägt  der  Fries  insofern  mit  Recht,  als  ihn 
häufig  fortlaufende  Reihen  von  Ornamenten  oder  Figuren  füllen;  wir  er- 
innern nur  an  Parthenon,  Niketempel,  Phigaleia,  Teos  und  Prione;  am 
Erechtheion  sind  halbrunde  Figuren  auf  dunklem  Gründe  befestigt.  Die 
grösste  Zahl  der  bemalten  Friesplatten  von  Terrakotta,  welche  wohl  ein- 
fach nach  dem  gleichen  Modell  wiederholt  zu  werden  pflegten,*^)  gehört 
der  jüngeren  Zeit  an.  Um  die  gerade  Linie  zu  vermeiden,  werden  über 
korinthischen  Kapitellen  die  ausschwellende  (konvexe)  und  die  glocken- 
artige Form  des  Frieses  eingeführt,  von  denen  die  letztere  den  Kapitellen 
glücklich  entspricht.^*)  Von  Diokletian  an  kommt  diese  Bauweise  in  Spa- 
lato^^)  und  Konstantinopel  (Kirche  der  hl.  Sergios  und  Bakchos)  vor;  im 
Orient  mag  noch  manche  andere  Variation,  wie  der  stufenförmige  Fries 
in  armenischen  Kirchen  von  Ani,  versucht  worden  sein.  Die  weitere  Ge- 
staltung des  Oberbaues  hängt  mit  der  Höhe  des  Gebäudes  zusammen. 
Jedenfalls  schliesst  das  Ganze  oder  auch  der  Hauptteil  —  Spitzdächer  und 
Kuppeln  ausgenommen  —  mit  einem  vorspringenden  Gesimse  ab.  Be 
sondere  Formen  desselben  sind  die  schon  von  den  Ägyptern  bevorzugte 
Hohlkehle,  *^)  die  schräg  nach  oben  ausladende,  deren  Geschichte  von  den 


»)  Vgl.  DöBPFELD,  Ath.  Mitt.  8,  157  f. 

^)  Abgeb.  an  der  Fran9oisva8e ;  Tempel 
von  Assos;  Denkmal  des  Theron  in  Akra- 
gds;  Absalongrab  (Dunii  I  S.  9). 

8)  AZ.  30,  59  (Metope  von  Ilion ,  Thor 
der  Agora  in  Athen,  Halle  im  Stadion  von 
Messene,  Tempel  von  Segesta,  BnichstQcke 
von  Milet,  Latoios  u.  s.  w.).    Vgl.  MB.  6,  3. 

*)  Vitr.  4,  2,  2. 

*)  Eurip.  Bacch.  1200  ff.  1229,  vgl.  Iph. 
T.  74. 

«)  Vgl.  M.  XI  T.  1 ;  DüTscHKB,  Bildw.  V 
Nr.  827;  drei  u.  sechs:  Schreiber,  Relief bilder 
T.  19  —  sog.  Pfeifen  an  d.  Incantada  inSaloniki. 

')  Erstere  in  Amyklai,  beide  abwech- 
selnd in  der  A.  Triada  von  los;   analog  in 


Anaphe,  vgl.  Ross,  SrjaHoy  S.  6  A.  3. 

^)  Denkmal  in  Kyrene:  Pacho,  voyage 
p.  377  T.  54 ;  das  gleiche  vermuten  vom  The- 
seion Broendsted,  voy.  2,  146  and  Wieg- 
uäkv,  Malerei  S.  121.  131.  138  ff. 

')  Noch  Dodwell  hatte  die  Bemalung 
des  Theseionfrieses  beobachtet;  vgl.  Pro- 
KESCH,  Denkw.  1,  390. 

^0)  Abb.  ScHRBiBBR,  Reliefbilder  T.  34 
-36. 

^^)  Erstere  in  Labranda,  am  Apollotem- 
pel von  Sikinos,  auf  Melos  (Ross,  Inselr. 
3,  6);  letztere  in  Saloniki,  Mylasa  und 
Ephesos. 

»«)  Abb.  Adamy,  altchristl.  Zeit  S.  40. 

'•')  Auch  assyrisch  (im  Saale  von  Dür 


Magnesia  (Phot.  des  Inst.  17);   Rosetten,  in   ,   Scharruktn)u.  in  den  Tempelzellen  von  Amrit. 


Kap.  Vllt.    Die  Baukanst  nach  Material  und  Technik.    (§  265.) 


319 


assyrischen  Reliefs*)  bis  zur  Alhambra  reicht,  und  die  konvexe.*)  Als 
Zierde  erhält  das  Qesimse  bei  den  Assyriern  oben  eine  Reihe  von  Zinnen ; 
umgedreht  und  verkleinert,  ergibt  dies  den  an  jonischen  Bauten  beliebten 
Zahnschnitt  (denticuli).  Bereits  oben  (S.  315  f.)  sind  plastische  Gebälkträger 
in  Form  von  Stiervorderteilen  besprochen  worden;  wir  erwähnen  ausser- 
dem noch  die  tragenden  Silene  und  Giganten  griechischer  und  römischer 
Bauten.')  Eonsolen,  Halbsäulen  und  ähnliche  nicht  statische  Teile  gehören 
zu  den  dekorativen  Bestandteilen  der  Fa9ade. 

Litter atur:  J.  Ebibg,  de  triglyphis,  Berlin  1852;  MalmbbbGi  die  Metopen  der  alt- 
griechischen Tempel,  Dorpat  1892,  m.  4  T.  (mit  Rücksicht  auf  die  dargestellten  Gegen- 
stände; vgl.  Berl.  phil.  Wochenschr.  1893  Nr.  25,  26);  F.  W.  Holz,  Details  griech.  Haupt- 
gesimse, Berlin  o.  J.  40B1.;  Metzobb,  Samml.  griech.  Bau-Profile,  München  1869,  f.  10  T. 
Gesimse:  Guattaivi,  mon.  ined.  1805  T.  23, 1;  Zahnschnitt:  Bbbgaü,  A.  39,  403  f. 

265.  Neben  der  geraden  Lage,  welche  für  das  Holzgebälk,  wie  für 
den  Stein  das  natürlichste  ist,  tritt  die  runde  Anlage  auf.  Der  Bogen 
passt  am  besten  für  den  Ziegelbau  und  ist  daher  auch  in  Babylonien  zu 
Hause.  Im  Stein  dagegen  bedeutet  er  schon  eine  vorgeschrittene  Stufe 
der  Fügung.  Zuerst  wagen  die  Baumeister  nur  die  Blöcke  stufenweise 
vorzuschieben,  bis  endlich  ein  Paar  zusammentrifft.  Diese  Überkragung 
erscheint  an  den  Thoren  von  Stadtmauern,  die  aus  unregelmässigen  Steinen 
errichtet  sind,*)  und  an  ebenso  beschaffenen  Brücken. 5)  Dann  wii*d  der 
Keilschluss  gefunden,  welchen  die  Thüre  des  Campanagrabes  in  Veji  zeigt.*) 
Die  geglättete  Überkragung  würde  den  Spitzbogen  ergeben,  doch  ist  dieser 
im  Altertum  wenig  beliebt  gewesen.')  Dagegen  wird  nach  verschiedenen 
Versuchen,  die  den  obersten  Abschluss  betreffen,®)  der  reine  Steinbogen 
gefunden.  Den  ältesten  dürfte  ein  Grab  von  Abydos,  das  unter  der  sechsten 
Dynastie  erbaut  wurde,  aufweisen.  Die  zahlreichen  Thorbogen,  die  in  den 
assyrischen  Bildern  zu  sehen  sind,  mögen  wenigstens  zum  Teil  steinern  gewesen 
sein.»)  Bei  den  Griechen  ist  der  Bogen  nur  lokale  Eigentümlichkeit  ge- 
wisser Gegenden  (Kleinasien  und  Akamanien)  geblieben.  ^^)  Ebenso  sind 
es  im  Westen  anfangs  nur  die  Etrusker,  welche  Stadtthore  (wie  die  be- 
rühmte Porta  deir  Arco  in  Volterra,  ^  0  an  welcher  freilich  der  Bogen  aus 
anderem  Stein  aufgesetzt,  also  vielleicht  nicht  ursprünglich  ist),**)  Eingänge 
zu  Gräbern*»)   und  Brücken   (wie  Ponte  Formelle    imd  Ponte  Isola   bei 


*)  BoTTA,  mon.  11  T.  114;  Rawlinson, 
the  five  great  mon.  I  p.  388. 

*)  Bereits  assyrisch. 

*)  Zenstempel  v.  Akragas(Ahb.  bei  Ov£B- 
BECK,  Plastik  1  H75);  DAK.  I  20,  102 ;  athe- 
nisches  Theater  Clab.  Ill  298,  1725;  Lateran 
385  u.  A.  1852  p.  188  n.  XX ;  pompejanische 
Thermen:  Breton,  Pompeja  p.  141;  Gigan- 
ten: in  Rom,  AZ.  41,  81  ff. 

*)  Z.  B.  in  Tiryns,  Phigaleia,  Abai  und 
bei  Missolungi. 

^)  Z.  B.  bei  Xerokampi  (Sparta):  Mube 
M.  II  T.  57,  7.  A.  10,  140. 

•)  Abb.  DuBM  2,  28. 

^)  In  Niniveh;  etruskisches  Grab:  d' 
Agutcoübt  ,  architect.  T.  46 ;  abgebildet  am 
Fries  von  TWaa  T.  12. 13. 

^)  Am  "nior  von  Bnnarbaschi  (Abb.  AZ. 


1864,  259*)  fehlt  der  Schlussstein,  dafür 
liegt  ein  breiter  Architrav  oben. 

^)  Bogen  im  lebendigen  Felsen  zu  Gebeil : 
Rbnak,  mission  T.  30. 

^°)  Theater  von  Magnesia,  Phot.  d.  Inst. 
7;  kyklopisches  Thor  in  Knidos:  Dubm  I  61; 
Thore  in  Akainanien:  Heuzby,  le  mont 
Olympe  T.  15  f. ;  Dubm  I  59.  60. 

>*)  QoBi  ME.  III  p.  45;  Dennis,  cities 
IP  143  u.  A.  -  -  Abbildung  eines  Thorbogens 
an  Aschenume  in  Volterra  Nr.  371  (Abb. 
Dubm  II  S.  17 ;  Dennis  II>  389j. 

**)  Mioali  ant.  pop.  III  p.  5;  Ruspi,  B. 
1831  p.  52.   Vgl.  §  291. 

13)  Deposito  del  Gran  Duca  bei  Chiusi: 
Dennis  II  '338  (spät;  auch  niedriger  Fenster- 
bogen);  Deposito  di  Vigna  Grande  bei  Chiusi: 
Dennis  IP  339;  Tempio  di  San  Manne  bei 


320  Klassisohe  KanBtarohäologie.    t.  I)e]ik]iiftlerkimde. 

Veji)  0  nach  der  orientalischen  Art  herstellten.  Sie  verstanden  sogar  den 
Bogen  flüchtig  anzudeuten,  indem  sie  bloss  die  mächtige  OberschweUe  an  der 
unteren  Seite  aufrundeten.')  Wie  sich  die  alexandrinische  Zeit  zum  Bogen 
verhält,  ist  noch  nicht  festgestellt;^)  in  der  Kaiserzeit  dagegen  steht  seine 
allgemeine  Verbreitung  fest.  Die  kühn  gewordenen  Baumeister  versuchen 
verschiedene  Konstruktionen  z.  B.  mittelst  Verzahnung  (wie  am  Grabmal 
des  Königs  Theodorich),  die  indes  erst  die  Araber  künstlerisch  ausbildeten; 
der  Spitzbogen  kommt  ebenfalls  wieder  in  Aufnahme.  0  Was  jedoch  die 
Hauptsache  ist,  sie  nützen  erst  den  Bogen  für  die  Monumentalbauten  recht 
aus.  Anfangs  bringt  er  in  die  Einförmigkeit  der  langen  Säulenreihen  bloss 
Abwechslung.  Zwischen  dem  mittelsten  Paare  wird  statt  des  geraden 
Architraves  ein  Bogen  geschlagen  (z.  B.  am  Diokletianspalast  und  syrischen 
Bauten).^)  Die  nächste  Stufe  besteht  in  dem  regelmässigen  Wechsel  der 
Bögen  und  der  Horizontalen,  welchen  zahlreiche  Werke  des  ersten  und 
zweiten  Jahrhunderts  aufweisen.*)  Endlich  folgen,  dem  Ursprünge  nach 
die  reinen  Bogenreihen  (Arkaden).'')  Die  Aufgabe,  die  Bögen  mit  den 
Säulen  zu  verbinden,  fand  verschiedenartige  Lösung.  Noch  am  Marcellus-' 
theater  treten  neben  die  Säulen  eigene  Pfeiler,  auf  denen  die  Bogenansätze 
ruhen.  Dann  sind  die  geraden  Architrave  Auflager  der  Bögen  (namentlich 
im  2.  Jahrhundert).^)  Zwischen  Kapitell  und  Bogen  vermitteln  weiters 
eigene  Gebälkstücke,  sei  es  eine  Platte  (Nuceria),  ein  vielteiliges  Stück 
(z.  B.  in  S.  Costanza)^)  oder  ein  Kämpferwürfel  (wie  zu  S.  ApoUinare  in 
Ravenna).'®)  Schliesslich  zeigt  sich  die  Möglichkeit,  die  Bogen  unmittel- 
bar aufliegen  zu  lassen.  *  ^)  Der  Bogenansatz  kann  durch  parallele  Linien, 
deren  innerste  nach  unten  spitzig  statt  eckig  zulaufen,  geteilt  werden.'*) 
Der  Bogen  selbst  bietet  wenig  Gelegenheit  zu  künstlerischen  Arbeiten ;  nur 
die  späteren  Perser  und  Lider  bekleiden  ihn  ganz  mit  Figurenfeldem,  was 
die  Mithräen  des  Abendlandes  vor  Augen  führen.  Zur  Zierde  eignet  sich 
vor  allem  der  Kragstein  in  der  Mitte,  den  z.  B.  Köpfe  schmücken.  ^^)  Als 
Bogenträger  erscheinen  in  den  Thermen  des  Caracalla  Statuen.  Dagegen 
sind  in  den  Kaiserpalästen  nach  Konstantin  Bögen  mit  herabhängenden 
Guirlanden  und  goldenen  Kronen  bezeugt.*'*) 

Perugia;    unter   dem    Palazzo    Cecchetti    in  \   nus   Pius);    Praetorium   von   Phaena  (Mark 

C/ortona.  —  Bogen  im  Theater  von  Ferento  j  Aurel);    Damaskus;    Münzen    von    Bvblos 

bei  Viterbo.  1   (Astartetempel)  und  Samos  (Heratempel). 

')  Vgl.  DüBM  II  S.  32-34.  1           ')  Z.  B.  Hof  in  Spalato;  vorgebildet  sind 

')  Tomba  Fran^ois  in  Vulci;   Felsthore  sie  freilich  schon  in  Felsengräbern  z.  B.  in 

in  Castel  d'Asso;  gemalt  in  Corneto  (tomba  Falerii  (Denhis  l"*  98). 

degli  scudi).  '           ^)  Wasserleitung   Hadrians    in    Athen; 

')  An  dem  ländlichen  Relief  der  Glyp-  Grab  der  Mamastis  zu  Termessos  (Mitte  des 

tothek  ist  ein  Thorbogen  abgebildet.  2.  Jahrb.);  korinthische  Tempel. 

0  An    der   Wasserleitung    von  Pvrgos  |           *)  Abb.  Adamy,  altchristl.  Zeit  S.  46. 

bei  Konstantinopel:    d'Agincourt,    architec-  ;           ***)  Abb.  Adamy  a.  0.  S.  47. 

ture  T.  27,  17.  !           *')  Peristyl  von  Spalato;  Thermen  des 

^)  In  Atil,  Musmi^e  und  Damas.  Abgeb.  '   Diocletian  nach  Sbb.  Oya;  Bogen  des  Qale- 

in  dem  Relief  von  Paris  und  Oinone :  Schrei-  rius  in  Saloniki. 

BEB,  Relief bilder  T.  23.    Dieser  Bogen  heisst  '*)  In  Spalato:  Abb.  Adamy  a.  0.  S.  43. 44. 

wohl    in    Konstantinopel   xoa^rjtfjg   (Unger,  I           ^^)  Thorbogen   von  Volterra;   Porta  di 

Quellen  Nr.  338  9).  j   Giove  in  Falerii;  Schweinskopf:  abg.  Sohbki- 

®)  Münzen  von  Nikaia   unter  Claudius;  bbr,  Relief  bilder  T.  89. 

Purgatorium   im   pompejanischen    Lsistempel  '^)  Abb.   im  Mosaik   von   S.  ApoUinare 

(Nero);   Sonnentempel  zu   Baalbek   (Antoni-  ,   nuovo  (z.  B.  bei  Rahn,  Ravenna  T.  2);  vgl. 


Eap.  VllL    Die  Banknnst  naoh  Material  und  Technik.    (§  266.) 


321 


Litteratnr:  über  den  Bogen  bei  den  Qriechen  Mube  A.  10,  131  ff.  T.  II  u.  M.  II  57; 
C.  Hbideloff,  die  BaohQtte  des  Mittelalters  u.  der  Spitzbogen  in  der  Architektor  der  Alten, 
Nümberg  1844,  m.  2  T. 

266.  Gleich  dem  Bogen  ist  das  Gewölbe  sowohl  für  den  Innenbau 
wie  für  den  Aussenbau  gleich  bedeutungsvoll.  Der  Mangel  an  Bauholz 
und  Hausteinen  führte  die  Erfindungsgabe  auf  diese  schwierige  Bauart, 
welche  mithin  ein  natürliches  Ergebnis  der  babylonischen  Verhältnisse  ist.  *) 
Der  Gewölbebau  hängt  überhaupt  mit  dem  Ziegel-  und  Mörtelbau  zusammen ; 
auch  auf  Thera  war  er  durch  die  Puzzolanerde  nahe  gelegt.  Das  Gewölbe 
empfahl  sich  für  Yorratsräume  und  Keller,  weil  es  einen  starken  Druck 
aushielt  und  gegen  Feuer,  angeblich  sogar  gegen  Blitze  schützte.')  Wir 
haben  hier  nur  mit  der  Kunstform  des  Gewölbes  zu  thun,  die  durch  die 
Technik  bedingt  ist.  Die  einfachste  Stufe  (falsches  Gewölbe)  entsteht  nach 
Art  des  primitiven  Steinbogens  durch  Überkragung.  Diese  weist  Babylonien 
in  einer  Grabkanmier  von  Mugheir')  und  ebenso  Ägypten  in  der  Haupt- 
gallerie  der  grossen  Pyramide  auf.  Von  beiden  Ländern  gelangte  die  Kunst 
schon  in  der  mykenischen  Periode  zu  den  Bewohnern  Griechenlands,  welche 
die  bienenkorbförmigen  „Kuppelgräber*  (neugriech.  ßXsaiiia^  Bienenkörbe) 
und  die  „Gallerien*  der  Mauern  von  Tirjms  erbauten,'')  Die  falschen  Ge- 
wölbe aus  unregelmässigen  Steinen  finden  sich  noch  weiter  westlich  auf 
Sardinien  {Nurhagen) ^  Pantelleria  {Seaia)  und  auf  den  Balearen  {Talayot), 
sowie  in  Etrurien  (Tomba  Regulini-Galassi  bei  Cortona).^)  Der  Eingang  zu 
einem  Grabe  von  Spata  ist  fast  dreieckig  ^)  und  so  kennen  auch  die  Assyrier 
den  fortgesetzten  Spitzbogen  in  Kanälen.  Beim  Gewölbe  kam  es  wie- 
derum darauf  an,  den  rechten  Abschluss  oben  zu  finden.  Diese  Stufe 
(Überkragung  mit  Keilsteinen  geschlossen)  veranschaulichen  Grabbauten 
von  Orvieto.')  Die  verschiedenen  weiteren  Übergangsstadien  sind  schwer 
festzustellen;  denn  Geschicklichkeit  und  Mut,  die  der  Gewölbebau  erfordert, 
sind  ungleich  verteilt.  8)  Die  Verbreitung  des  Gewölbes  korrespondiert 
genau  mit  dem  Bogen.  Gewölbte  Räume  finden  sich  daher  wieder  in 
Akamanien^)  und  Etrurien.*^)  Gewölbte  Gänge,  teils  über  teils  unter  dem 
Boden,  zu  welchen  die  berühmte  Cloaca  maxima  in  Rom  gehört,  ^  *)  und 
ebensolche  Brücken  sind  häufiger.^*)  Die  gewölbten  Gallerien  empfangen  ihr 


Constant.  Porphyrog.  de  caerim.  p.  581  f. 
Bonn. 

0  Strabon  16, 1,  5,  womit  die  jetzigen 
Verhältnisse  der  Kampagna  zu  vergleichen 
sind;  babylonisch  heisst  die  Kuppel  kabi 
(hebräisch  u.  arabisch  gubbdh).  Abgebüdet 
Latabd  II  17.  Auch  Alexandrien  hatte  nur 
Gewölbe  (Bell.  Alex.  1). 

*)  Sueton.  Aug.  90. 

')  J.  of  the  r.  asiat.  soc.  15,  273;  Pbbbot 
bist.  II  p.  232. 

*)  Dazu  kommt  der  Eingang  der  Pyra- 
mide am  Erasinos. 

^)  Auch  Melone  bei  Camuscia  (Cortona), 
Abb.  bei  Dübx  II  27. 

•)  Phot.  des  Inst.,  Attika  20*. 

')  Abb.  bei  Dürm  II  29. 

')  Sachte  Wölbung  des  Erdgeschosses 
EMkdbach  der  kUas.  Altcrtaiiuswlaseuacluift.    VI. 


im  Thurm  von  Andres  (Abb.  bei  Boss,  Inselr. 
2, 12).  Die  Alten  haben  die  älteste  Erwäh- 
nung in  einer  demokritischen  Schrift  ge- 
funden (vgl.  Sen.  ep.  90). 

^)  Obebhuii MBB,  Phönizier  in  Akamanien 
S.  73  ff. 

^^)  Tanella  di  Pitagora  zu  Cortona  aus 
5  keilförmig  geschnittenen  innen  ausgerun- 
deten Blöcken:  Dennis  p.  658;  Dubm  II  29; 
Tempio  di  S.  Manne  bei  Perugia:  Dennis  II 
"450  f.;  Dubm  II  31;  Deposito  del  Qranduca 
bei  Chiusi:  Dubm  II  30. 

*  *)  Unterbau  des  Olympieions  in  Athen> 
einer  Mauer  auf  Samos  (Boss,  Inselr.  11 146) ; 
Theater  von  Sikyon;  Olympia:  Ausgrab.  V 
85;  unter  dem  Scenengebäude  von  Eretria, 
Phot.  des  Inst.  3.  —  Von  Ziegeln  im  Toten- 
tempel Kamses'  II. 

^^)  Das  Bulicame  bei  Yiterbo:  Dubm  II 

21 


322  ElaBsische  Ennataroh&ologie.    I.  DenkmAlerkande. 

Licht  durch  eine  Reihe  von  Bogenfenstern.*)  Die  Felsengewölbe  bilden 
eine  gesonderte  Klasse,  da  eine  gewölbte  Decke  nicht  viel  schwerer  als  eine 
gegiebelte  herzustellen  ist.  Beispiele  von  jenen  fehlen  daher  weder  aus 
Ägypten  (Benihassan  u.  a.)^)  noch  aus  Griechenland.*)  Natürlich  werden 
hier  reine  und  annähernde  Gewölbe  je  nach  der  Geschicklichkeit  hergestellt, 
also  halbkugelformige  (z.  B.  bei  Keryneia),  schwach  gewölbte  (kubischer 
Raum  am  Orakel  des  Trophonios)  und  spitzbogige  (wie  das  „Ohr  des 
Dionysios**  und  eine  Kammer  auf  Kythnos).*)  Diese  Arbeit  erleichtert  man 
sich,  indem  für  den  Toten  nur  eine  im  Halbkreise  abgeschlossene  Nische 
ausgehauen  wird,  wofür  die  alten  Christen  Roms,  die  sich  diese  orienta- 
lische Manier  aneigneten,  ■'^)  den  Namen  arcosolium  bildeten.  Meister  des 
Gewölbebaues  sind  die  Architekten  der  Kaiserzeit.  Die  technische  Anlage 
wechselt  so  oft,  dass  wir  nur  die  Grundsätze  angeben  können.  Um  mit 
dem  Material  zu  beginnen,  liebt  man  dasselbe  zu  mischen  und  seltener  nur 
Ziegel  oder  nur  keilförmige  Steine  anzuwenden;'')  schon  im  Zirkus  des 
Caracalla  sind  hohle  Gefasse  eingemauert,  um  das  Gewicht  zu  vermindern.'') 
Auch  aus  Holz  konnten  die  Römer  Tonnengewölbe  konstruieren,  wie  ein 
Bau  Hadi'ians  auf  dem  Palatin  beweist.  Die  Mauer,  auf  welcher  das  runde 
Gewölbe  ruht,^)  ist  rund,  seltener  viereckig  (in  Seleukeia  und  Ktesiphon) 
oder  polygen  (achteckig),  eine  Form  die  bei  syrischen  Baumeistern  beliebt 
war.^)  Der  Schlussstein  hatte  nicht  die  Bedeutung  des  Kragsteins,  ist 
aber  doch  im  Theater  von  Pompeji  mit  einem  Satyrkopf  geschmückt.  Das 
Gewölbe  selbst  ist  entweder  ein  fortlaufender  Bogen  (Tonnengewölbe) 
wie  er  sich  für  Gänge  schickt,  oder  eine  Halbkugel,  auch  ein  demselben 
ähnliches  Kugelsegment  oder  endlich  eine  einseitig  gewölbte  Nische.  Die 
Gewölbe  sind  manchmals  durch  Kassetten  gegliedert,  *ö)  häufiger  erscheinen 
sie  als  Zusammensetzung  einer  Anzahl  von  Bogen.  So  gibt  es  Schild-, 
Grat-  und  Zellenbögen,  welche  sich  in  den  Thermen  Caracallas  und  Dio- 
kletians verbunden  finden ;  die  Kreuzung  von  zwei  Bogen  ergibt  das  ICreuz- 
gewölbe  (in  den  Thermen  des  Maxentius,  schon  im  Denkmal  Therons  wahr- 
nehmbar). Die  Zerlegung  des  Kuppelgewölbes  durch  Sektoren  verstehen 
bereits  die  Architekten  Hadrians,  von  denen  die  Späteren  den  Anstoss  er- 


32;  dreibogig  bei  Blera  Durm  II  33  und 
Ponte  della  Badia  bei  Vulci. 

^)  Abgeb.  bei  Scbreibeb,  Reliefbilder 
T.  94;  erhalten  z.  B.  auf  dem  Palatin  und 
in  der  Villa  des  ^Maecenas*  zu  Tivoli. 

^)  Angeblich  schon  zur  Zeit  des  Usurten  I. 
(2200  y.  Chr.);  kleines  Grab  in  Theben 
aus  der  Zeit  Amenophis  IL;  Gewölbe  mit 
einer  Inschrift  von  Thutmes  III.  (1597  v. 
Chr.). 

I  *)  SoXctQta  genannt,  auf  Amorgos,  Asty- 

palaia,  Kalymnos,  Karpathos  u.  s.  w.  und  bei 
Thisbe  (Ross,  Inselr.  3,  53.  63),  auch  bei 
Delphi  gegen  Arachowa. 

*)  Ross,  Inselr.  1, 117. 

*)  S.  unter  „Gräber*;  primitiver  Anfang 
im  «Gefingnis  des  Sokrates"  zu  Athen. 

')  Magazine  des  diokletianischen  Pala- 
stes;  Stein:   Peripteros  von  Baalbeck   und 


S.  Nicola  in  S.  Germano-Cassino.  Ziegel: 
Abbild,  bei  Adamy,  Archit.  der  altchristl. 
Zeit  S.  29. 

^)  Seit  dem  4.  Jahrhundert  öffcer:  Rahk 
S.  48;  CoHAusEN,  Nassauische  Annalen  14, 
127  ff.;   R.  Bbboau,  A.  39,  405  ff.  T.  L  2-7. 

*)  Über  die  Entwicklung  Adaxt,  Archit. 
d.  altchristl.  Zeit  S.  28  ff. 

^)  Kleines  Gebäude  aus  dem  J.  282  in 
Omm-es-Seitun :  De  Vogüe,  arch.  civ.  p.  8 
T.  6;  Palast  von  Schakka,  vor  dem  4.  Jahrb.; 
grosse  Kirche  von  Bosra  u.  des  hl.  Georg  in 
Esra  (VoGüÄ  T.  21-23).  Später  S.  Vitale 
in  Ravenna  (6.  Jahrb.);  9.  Jahrb.:  H.  Irene, 
H.  Theotokos  in  Konstantinopel,  Athen,  Thes- 
salonike,  Brussa  u,  s.  w. 

"^)  Z.  B.  im  Tempel  der  Venus  und  Roma 
(von  Hadrian). 


Kap.  TIIL    Die  Baukunst  naoh  Material  und  Technik.    (§  267.)  323 

halten,  zur  melonenartig  gerippten  Halbkugel  vorzuschreiten.  ^)  Der  Unter- 
bau des  Gewölbes,  welcher  noch  in  der  vertikalen  Mauerlinie  liegt,  bedarf 
sorgfältiger  Stützung  und  ist  dadurch  auch  mannigfachem  Schmucke  er- 
öfhet:  Säulen  werden  als  Trager  eingeschoben,  z.  B.  dorische  Säulen  im 
sog.  Formianum  Ciceros.*)  Die  Archivolten  erhalten  eine  schöne  Form;") 
wenn  scheinbare  Säulen  das  Gewölbe  tragen,  schiebt  sich  zwischen  jene 
und  die  Archivolte  ein  Gebälkstück>) 

Litteratar:  Rud.  Rahk,  über  den  Ursprung  u.  die  Entwicklung  des  christlichen 
Central-  u.  Kuppelbaues,  Lpg.  1866. 

267.  Dem  vertikalen  Gewölbe  entspricht  in  horizontaler  Richtung  der 
Rundbau  (Rotunde),  welcher  ebenfalls  der  Natur  des  Steines  widerstrebt, 
aber  ihm  aufgenötigt  wurde,  wenn  man  die  traditionelle  Form  der  alten 
einfachen  Hütten  beibehalten  wollte.  An  diese  Tradition  knüpfen  die 
durch  Überkragung  hergestellten  .Bienenkörbe''  der  mykenischen  Zeit 
(S.  321)  und  mehrere  etruskische  Gräber  an,')  dann  die  vorschriftsmässigen 
Heiligtümer  der  Vesta^)  und  mehrerer  anderer  Götter,  ^)  wie  auch  der  älteste 
Tempel  des  Augustus,  den  wir  durch  Münzen  kennen,^)  und  das  von 
Agrippa  erbaute  Pantheon,  dessen  neueste  Durchforschung  allerdings  die 
Einzelheiten  der  Anlage  in  ganz  anderem  Lichte  erscheinen  lässt.  Mehrere 
Gebäude,  deren  Zweck  nicht  durchgängig  fest  steht  (der  sog.  Sibyllen- 
tempel in  Tivoli  und  die  Vorgänger  von  S.  Maria  del  Sole  und  St.  Stefano 
rotondo^)  in  Rom,  ungerechnet  die  auf  Münzen  abgebildeten)*'^)  schliessen 
sich  an  diese  Gruppe  an.  Die  höchste  Leistung  stellt  aber  der  hadrianische 
Umbau  des  Pantheon  dar,  wobei  das  Emplekton  zur  Anwendung  kam.*0 
Übrigens  kennzeichnet  die  runde  Form  keineswegs  den  heidnischen  Ur- 
sprung eines  Baues,  denn  sehr  alten  Kirchen  in  Antiochien  und  Thessa- 
lonike  (hl.  Georg)  ^*)  kam  sie  ebenfalls  zu.  Der  zweiten  Gruppe  von  Rund- 
bauten werden  wir  den  Namen  Tholos  beilegen,  den  schon  die  Odyssee 
für  einen  Rundbau  mit  einem  Kreise  von  Säulen  kennt.  Viele  griechische 
Städte  besassen  einen  solchen  Bau,  dessen  Verwendung  sehr  verschieden 
war.**)     Wir  kennen  jetzt  die  Einrichtung  durch  den  Tholos,  welchen  der 


*)    Exedra  im   Canopos  der  Hadrians-  Hskzbk,  acta  fr.  Arv.  p.  XXIl  (Dea  Dia): 

Villa:  DuBM  II  S.  198.  —  Villa  der  Gordiane  j   M.  ed  A.  1854  S.  28  ff.  (Hercules  aaf  dem 

(Torre  degli  Scbiavi):    Gakina,   gli  edif.    di  Forum  Boarium). 

Roma  ant.,  VIT.  107;  Kirche  der  hl.  Sergios  <           «)  Cohsv,  monn.  de  Femp.  I  T.  4,  278; 

und  Bakchos  in  Konstaniinopel  (bald  nach  '  Donaldson,  archit.  num.  Nr.  14. 

527  erbaut,  sechzehnteilig).  *)  Plan  bei  Lakciani,  itinerario  di  Ein- 

')  Almanach  aus  Rom  1,  34  ff.  m.  T.  siedeln  p.  503  ff.  T.  2,  3  =  Hülsen,   Rom. 

>)  Vooüi,  temple  p.  49  m.  Abb.  Mitteil.  7, 298. 

*)  In  den  Thermen  Diokletians  und  Con-  '°)  Z.  B.  in  Korinth  unter  den  Antoninen 

stantins  Basilika  —  trapezförmiges  Zwischen-  i  und  später  Brit.  Mus.  T.  20,  14.  22.  22,  12; 


sttlck  in   den  Arkaden    der  Basiliken  von  |  Numism.  comm.  on  Paus.  p.  11  T.  B  11 — 13; 

Ravenna  —  Klostergewölbe  auf  Freistatzen,  j  Aigosthena  unter  Qeta  1866,  336;  Marneion 

schon  in  S.  Lorenzo  zu  Mailand.  i  in  Gaza:  Stark,  Gaza  S.  599  f.;  MB.  11,  36. 

*)  In  Orvieto  A.  1881  p.  55;   mehrere  1  ")  Lanciani,  Not.  d.  scavi  1881  S.  265  ff. 

Kammern   bei   der  Kirche  S.  Alessandro  in  i  1882  p.  345  u.  Bull.  com.  1892,  150  ff.;  £ug. 


Fiesole:  Ikohibami,  guida  di  Fies.  p.  40;  dbl 
RosBO,  Giern.  Arcad.  III  p.  113. 

*)  Auf  GoldmCLnzen  Vespasians  abge- 
bildet; v^  auch  Helbig,  Italiker  S.  52  A.  5. 

')  Verg.  Aen.  9, 408  (Diana) ;  Ps.  Serv. 
Yerg.  Aen.  9,  406  (Merkur  und  Hercules); 


GuiLLAUME,  Revue  d.  deux  mondes  1892, 
1.  Aug.;  Michaelis,  Preussische  Jahrbücher 
71,  208  ff.;  AA.  1893  S.  126  ff. 

»«)  Texibb,  archit.  byz.  p.  143  ff.  T.  28  - 
34.  -  Gemme  aus  Gonstantine,  Ga.  6, 92  abgab. 

*')  Rundbau  in  Athen  Paus.  1,  5,  1;   in 

21» 


324 


ElasBiBohe  Eanstarohäologie.    I.  Denkmälerknnde. 


jüngere  Polyklet  in  Epidauros  erbaute.')  Sein  Zeltdach  thut  dar,  dass  zu 
einem  Tholos  nicht  notwendig  ein  Kuppeldach  gehörte.*)  Man  darf  dieser 
Klasse  wohl  auch  die  eigentümlichen  Votivgebäude  in  Olympia  (Philippeion) ») 
und  Samothrake  (Bau  der  Arsinoe)  anreihen.  Theater,  Odeen  und  Amphi- 
theater seien  einfach  genannt.  Dem  Steine  sagte  der  Polygonbau  besser 
zu,  doch  ist  das  Achteck  fast  auf  den  Turm  der  Winde  in  Athen  be- 
schränkt;*) das  Pantheon  ist  innen  achteckig,  während  der  sog.  Jupiter- 
tempel, im  linken  Hofe  des  diokletianischen  Palastes,  umgekehrt  gebaut 
ist.  Indem  der  runde  Raum  zum  Mittelpunkt  einer  Anlage  gemacht  wird, 
entsteht  der  Centralbau.  In  seiner  einfachsten  Form  wird  die  Rotunde 
mit  Nischen  umgeben  (Rundtempel  in  Baalbek)  ,^)  wozu  noch  ein  recht- 
eckiger Vorraum  kommt  (Grabmal  der  Via  Appia).^)  Die  entwickeltere 
Stufe  stellten  S.  Costanza  in  Rom  imd  das  Baptisterium  S.  Maria  Maggiore 
in  Nuceria  dar.^)  Im  Centralbau  wechselt  ebenfalls  die  runde  Grundform 
mit  der  vieleckigen  ab,  welche  der  zehneckige  Tempel  der  Minerva  Medica 
in  Rom*)  als  Vorläufer  berühmter  Kirchen®)  veranschaulicht. 

Zum  Rundbau  müssen  auch  die  halbkreisförmigen  Bauten  gezählt 
werden,  welche,  in  die  Wand  eingegliedert,  Nischen  —  deren  der  römi- 
sche Bau  beinahe  zu  bedürfen  scheint  — *^)  und  für  sich  allein  Exhedren 
genannt  zu  werden  pflegen.  Eine  solche  Exhedra  oder  eine  Hemikyklion 
ist  eine  gedeckte  Ruhebank  oder  eine  dekorative  Anlage  z.  B.  für  Ehren- 
statuen.'^)  In  Gebäude  einbezogen,  schliessen  diese  Halbrunde  Flügel  ab 
(wie  in  Olympia).  Geschlossene  Halbkreise  kommen  einzeln  in  Gebäuden 
vor  (Schlafzimmer  in  der  Villa  des  Diomedes)  oder  gruppieren  sich  um  die 
Seiten  eines  Vierecks  (beim  Turm  der  Winde).  Ovale  Räume  weisen  die 
Nekropole  von  Theben  und  der  megalithische  Bau  von  Hagiar-Kim 
(Malta)  auf. 

Litteratur:  Isabkllb,  les  ^difices  circulaires  et  les  domes  classös  par  ordre  chronol. 
Paris  1855;  K.  Th.  Pyl,  die  griechischen  Rundbauten  im  Zusammenhang  mit  dem  Götter- 
und  Heroenkultus,  Greifsw.  1861;  Run.  Rahn  (s.  S.  323). 

Im  allgemeinen  tritt  die  geschwungene  Linie  erst  gegen  den  Beginn 
unserer  Zeitrechnung  —  genau  lässt  sich  der  Anfang  natürlich  nicht  be- 
stimmen —  stark  hervor  und  kennzeichnet  die  Barockperiode  des  Alter- 
tums.    Nach  diesen  Vorbemerkungen  wenden  wir  uns  dem  Aussenbau  zu. 

268.  Die  Fa9ade,  auf  welche  sich  unter  nonnalen  Verhältnissen 
der  beste  Teil  der  künstlerischen  Thätigkeit  konzentriert,  zerfallt  nach 
den  Anforderungen  des  Lebens  in  Wand,  Dach  und  Thüre.    Die  Beleuch- 


Sparta  Paus.  3, 12, 11 ;  aaXla]  &oXia.  Anxaiyeg 
Hesych. 

')  Paus.  2,  27,  3;  ngaxtixd  rijg  «p/.  er. 
1884  T.  y(f;  vgl.  S.  108;  wegen  der  Beleuch- 
tung s.  Belorr,  Beitr.  13  A.  1. 

2)  Vitr.  7,  5,  5. 

^)  BöTTicHEB,  Olympia  *361. 

*)  Zimmer  mit  polygonalem  Abschluss, 
im  Piraeus  1892  gefunden. 

^j  Oppebt,  exp^dition  p.  15  (der  fQnf- 
seitige  Stylobat  entspricht  den  Nischen). 

'»)  Canina,  edifizi  VI  T.  16  (6  Nischen). 

')  Adamy  S.  34.  36;  wahrscheinlich  schon 


das  goldene  Haus  Neros,  wo  der  Hauptsaal 
rund  war  (Sueton.  Ner.  31). 

^)  Canika,  edif.  II 75  (über  den  Nischen 
grosse  Rundbogenfenster). 

®)  Bau  des  Vaters  von  Gregor  v.  Na- 
zianz;  S.  Vitale  in  Ravenna;  S.  Lorenzo  in 
Mailand. 

'^)  Im  Tempel  des  diokletianischen  Pa* 
lastes  wechseln  halbrunde  und  viereckige 
Nischen. 

»')  Z.  B.  in  Troja  für  Tiberius:  Nob- 
MAND,  Troie  hom.  T.  15—18. 


Kap.  Ym.    Die  BankiuiBt  nach  Katerial  und  Technik.    (§  268.)  325 

tung  wird  vielfach  von  der  Strassenseite  aus  der  Thüre  überlassen  oder 
doch  mit  dieser  in  äussere  Beziehung  gesetzt;  allein  man  kann  nicht  sagen, 
dass  der  antiken  Fafade  die  Fenster  fehlen.  Am  griechischen  Wohnhaus 
gehen  vom  oberen  Stock  nach  der  Seitengasse  hinaus  Fenster.  Allerdings 
gewinnen  die  Fenster  {(pwTaytoyofj  fenestrae)^)  erst  an  den  Langseiten  der 
Basiliken  den  Charakter  der  Regelmässigkeit  und  dadurch  bedeutenden  Einfluss 
auf  die  Erscheinung  des  Baues.  ^)  Da  die  Holzläden  der  Bauernhäuser  zu  schönen 
Bauten  nicht  passten,  liess  man  die  Fenster,  wo  es  das  Klima  gestattete,  offen ; 
wo  jedoch  der  Winter  empfindlich  war,  schützten  Glasscheiben  (nicht  rein 
weisse,  versteht  sich,  sondern  vielleicht  nicht  selten  farbige,  wenn  auch 
die  Glasmalerei  noch  lange  nicht  erfunden  war)  oder  Vorhänge.  Am  »do- 
rischen" Bau  wurden  die  Fenster  durch  Steinplatten  (die  Metopen,  S.  318) 
völlig  geschlossen,  was  in  der  Kaiserzeit  wieder  aufkam,  nur  dass  man 
sie  gitterartig  durchbrach.^)  Wir  behandeln  zunächst  die  unentbehrlichen 
Bestandteile  der  Fa^ade. 

Litteratar:  Fa^adeabau:  H.  Issbl  u.  J.  Kbusewttz,  der  Fa^denbau  d.  klassischen 
Altertums,  Lpg.  1884  ff. 

Um  von  oben  zu  beginnen,  so  gibt  das  Dach  sofort  die  Entscheidung 
über  die  geometrische  Grundform  der  Fapade.  In  den  Ländern,  deren  Be- 
wohner mit  dem  Holze  haushalten  müssen,  wird  einfach  über  das  Decken- 
gebälk Lehm  gebreitet  und  festgestampft,^)  so  dass  ein  flaches  Dach  ent- 
steht. Das  flache  Dach  (Altandach)  wiegt  in  Ägypten  vor  und  hat  sich 
im  Privatbau  weit  (über  Susiana,  Palästina  u.  s.  w.)^)  verbreitet,  weil  man 
es  in  den  Abenden  und  Nächten  des  Sommers  als  luftige  Altane  benützen 
konnte;  babylonische  Könige'^)  und  römische  Grosse  verschönerten  sich 
diesen  Aufenthaltsort  durch  einen  Sommergarten.  Der  Rand  dieses  flachen 
Daches  erhält  ein  Gesimse,  welches  in  Ägypten  aus  der  flachen  Platte  und 
einer  Kehlung  (der  „ägyptischen**  Hohlkehlung)  besteht.')  Königliche 
Gebäude  (z.  B.  der  Pavillon  von  Medlnet-Habu)  werden  mit  Zinnen  ge- 
schmückt wie  die  Stadtmauern.^)  Sodann  nimmt  die  neueste  Theorie 
flachgewölbte  Lehmdächer  an,  wie  sie  die  Fran9oisva8e^)  und  Bilder 
ägyptischer  Kapellen  zeigen.  Von  den  gewölbten  Dächern  haben  wir 
bereits  oben  hinsichtlich  des  Gewölbebaus  gesprochen.  Schon  das  alte 
Babylon  gewährte  den  charakteristischen  Anblick  vieler  Kuppeln.  In  Rom 
und  Konstantinopel  müssen  einst,  als  Kirchtürme  und  Minarets  noch  fehl- 
ten, die  majestätischen  Kuppeln  des  Pantheon  und  der  Sophienkirche  wie 
mächtige  Wahrzeichen  hervorgeragt  sein.     Allein  gar  nicht  zu  reden  von 


^)  In  alter  Zeit  klein:  Sen.  ep.  86,  8. 

')  Allerdings  anch  am  Bühnengebäude 
von  Aspendos  (Lanckobonskt,  T.  22) ;  später 
in  den  Vergilminiatoren :  Bartoli,  p.  60.  65. 


Privatalt«rt.  §  22  A.  1. 

«)  Inschrift  im  Literar.  Centralblatt  1892 
Sp.  451  (ans  dem  7.  Jahrb.). 

')  Abb.  Pbbrot  bist.  I  F.  67. Vgl.  S.  318  ff. 


111  (teils  viereckig,  teils  oben  abgerundet).   !  ®)  Vgl.  Plutarch.  mul.  virt.  p.  260e. 


*)  Z.  B.'  in  S.  Lorenzo  faori  le  mnra  zu 
Rom. 

')  Lehmdach   in   Athen:    Vitr.  2,  1,  5; 


»)  Wiener  Vorlegebl.  1888  T.  2;  vgl. 
DöBPFELD,  Berl.  Pbilol.  Wochenschr.  1885 
S.  833  ff.;  wahrscheinlich  bei  Hesiod  Theog. 


Lehm  nnd  Stroh  in  Massalia:   Vitr.  a.  0. ;  778  vorauszusetzen;    vgl.   die  Aufsätze   auf 

Ziegel  mit  Erde  oder  Gyps  darüber:  Plin.  ,  phrjgischen  Bauten  (neben  dem  Midasgrab : 

36,  186.  !  Ath.  Mitt.  U  T.  6;   Jhst.  10,  173  m.  Abb.). 

*)  Eönigsburg  von  Antiochien:   Joseph.  1  Auch    der   lateinische   Name   testudo  passt 

ant.  13, 138;  Haus  der  Kirke,  s.  Iwan  Müller,  [  dazu;  vgl  Varro  1. 1.  5,  161. 


326  SlaBBisohe  Kunatarchäologie.    I.  Benkm&lerkiirde. 

den  Zeiten  der  oströmischen  Kaiser,  denen  Diokletian  ein  Vorbild  gab,  ist 
auch  das  ältere  Rom  nicht  arm  an  Kuppeln  gewesen;  die  Kuppeln  der 
orientalischen  Bazare  sind  nach  Münzen  bereits  im  römischen  Macellum 
vorgebildet.  Das  Serapeum  imponierte,  wie  es  scheint,  zur  Zeit  seiner 
Zerstörung  durch  eine  Anzahl  Kuppeldächer.*)  Die  spitzigen  Dächer 
sind  wohl  an  den  runden  Hütten  entstanden;  wir  treffen  die  Kegelfonn,*) 
die  pyramidale  (wie  in  Gräbern  der  12.  ägyptischen  Dynastie),')  die  zelt- 
förmige  in  verschiedenen  Spielarten  (am  polykletischen  Tholos,  an  der 
Igelsäule,  in  Aquileja,  Noricum  und  Pannonien  an  Ossuarien  häufig  nach- 
gebildet);^) die  dreiseitige  abgekantete  Pyramide  des  Familiengrabes  der 
Gens  Curia  in  Aquileja  (aus  dem  1.  Jahrh.  n.  Chr.)  gehört  ebenfalls  zu 
dieser  Gruppe.  Die  Giebelform  des  Daches  empfiehlt  sich  gegenüber  der 
flachen  sowohl  durch  Gewinnung  des  Dachraumes  als  im  Hinblick  auf  das 
Regenwasser  und  eignet  sich  daher  für  alle  nicht  regenarmen  Länder.  Sie 
wird  bereits  im  Innern  einzelner  Pyramiden  angewendet^)  und  an  der 
Fa^ade  von  Gräbern  Benihassans^)  nachgeahmt.  Das  griechische  Privat- 
haus ist  vorwiegend  mit  einem  giebeligen  Ziegeldache  {xega/xog,  xegafiiSeg) 
gedeckt,  daher  auch  die  Tempel  gewöhnlich  im  Giebel  gebaut  sind,  wenn 
schon  dort  an  die  Stelle  des  Ziegeldaches  Steinplatten  oder  Marmorziegel 
zu  treten  pflegen  (S.  296).  Die  uralte  Kapelle  von  Dolos  dürfte  den  älte- 
sten griechischen  Beleg  liefern,^)  doch  ist  das  Giebeldach,  wie  die  be- 
kannte assyrische  Abbildung  eines  Tempels  zeigt,  auch  dem  Orient  nicht 
unbekannt.®)  Der  Übergang  des  Giebeldaches  zur  Wand  wird  durch  das 
vorspringende  Gesimse  (Kranzgesimse,  Geison,  Corona)  hergestellt;  über 
den  Gesimsen  erscheinen  längs  den  Giebelseiten  im  dorischen  Stile  noch 
die  Sima  (Rinnleisten,  Traufrinnen),  Platten  aus  Stein  oder  Terracotta, 
welche  das  Regenwasser  nach  den  Wasserspeiern  (Hydrorrhoen)  leiten. 
Den  letzteren  gaben  die  Ägypter  für  lange  Zeit  die  Form  eines  Löwen- 
kopfes*) oder  eines  ganzen  Löwen,  ^^j  ^^il  die  Nilüberschwemmung  im 
Zeichen  des  Löwen  eintrat.  Beides  übernahmen  die  Griechen;  wir  brauchen 
bloss  auf  die  grossen  Löwenköpfe  aus  Olympia  und  dem  Heraion  hinzu- 
weisen.*^) Da  man  jedoch  den  Sinn  nicht  verstand,  führte  man  beliebige 
andere  Masken  (personae)  ein.**) 

Indem    der  Giebelbau   in   den  Stein   übertragen   wurde,    erschien   er 
geometrisch  wie  ein  als  Aufsatz  auf  das  Viereck   der  einfachen  Wand  ge- 

0  Kirchengeschichte  des  Rufinus  2,  23.  '   24)?  In  der  Litteratur  IL  <^  712  f.  {flag  dyi- 

Vgl.  Amob.  6,  6,  1.  fAutv  aXeciyoiy);  ebenso  Haus  des  Odysseus 

')  Mit  hober  Spitze  darauf:  runder  Turm  in  ,   (K.  Lange,  Haus  u.  Halle  S.  49). 

einem  Gemälde  MB.  12, 48;  Sidon.  carm.  18, 3.  ^)  Coste-Flakdin  ,  mon.  de  Nin.  u.  A. ; 

')  Pbrbot  I  Fig.  160 — 2.  bithjnisches  Haus;  Hausumen  Italiens;  vgl. 

*)  Rundbau  abgeb.  Gampana,   opere  in  ,   II.  <^  712;   M.  II  T.  45;   Pbokbsch,  Erinne- 

plastica  T.  97  und   in   einem  Gemälde  MB.  |   rangen  2,  21. 

11,26;  vgl.    auch   Schbeibeb,   Reliefbilder  ^)  Z.  B.  am  Chunsutempel  in  Theben. 

T.  88;   erwähnt  in  der  Beschreibung   eines  ^^)  Wie   in  Denderah  und  Azurn,   nach 

Bades  von  Sidonius  epist.  2,  2  (1).  Alvarez,  s.  Heebbn,  Ideen  II  1,  476. 

•*)  Pyram.  Nr,  39  u.  A. ;    Pyramide   aus  *  •)  Acoyroxäauata  Ariston  im  Gnomol. 

der  6.  Dynastie,  Monatsber.  d.  preuss.  Akad.  '   Vatic.  122;  Löwe  daraufliegend,  in  Pompeji. 

1881  8.  326.  Aus  gleicher  Form  in  Samothrake  und  Trysa: 

*)  A.  9,  72;   primitiv   an  einem  Felsen-  Beiwdobf,  Heroon  S.  38  m.  Abb. 

grab  von  Veji:  Dennis  I*  S.  9.  '0  PHn.  35,  152.  —  S.  auch  Güattani, 

^)  Oder   ein   Inselutein    (AZ.  41  T.  16,  ,  mon.  ined.  1805  T.  23, 3. 


Kap.  Vm.    Die  Baukunst  nach  Material  und  Technik.    (§  268.)  327 

setztes  Dreieck.  Dadurch,  dass  man  diese  Auffaesung  kenntlich  machte, 
entstand  das  Giebelfeld  {Tympanon  oder  astwi^ia,  weil  es  mit  einem 
schwebenden  Adler  verglichen  wurde).  Pindar  glaubte  den  ältesten  Tempel 
mit  Giebelfeld  in  Korinth  gesehen  zu  haben,  >)  eine  Ansicht,  die  sich  durch 
die  Gräber  von  Benihassan  und  das  assyrische  Tempelbild  erledigt.  Jene 
Gräber  zeigen  auch,  dass  das  Giebelfeld  nicht  ausschliesslich  oder  ursprüng- 
lich den  Tempeln  zukommt  und  das  es  ein  Missbrauch  ist,  wenn  man  zu 
sagen  pflegt,  die  monumentalen  Gräber  von  Lykien,  Rhodos,  Kyrene, 
Petra,  Etrurien  (Felsengräber  von  Sovana,  Norchia  und  Castel  d'Asso) 
oder  das  Grab  des  Bibulus  in  Rom*)  hätten  eine  „ Tempelf a^ade*".  Der 
Der  einfachste  Schmuck  des  Giebelfeldes  {ivaieuay)  ist  ein  in  der  Mitte 
angebrachter  Schild  im  Original  oder  Reliefbild^)  oder  überhaupt  irgend 
eine  Verzierung  des  Mittelpunktes,  mag  sie  nun  in  einem  Ornament,  In- 
signien,  einem  Tier  (z.  B.  ein  Adler,  der  auf  den  Namen  anspielt)  oder 
einem  menschlichen  Kopf  bestehen.'^)  Die  bemalten  Giebelreliefs,  welche  den 
ganzen  Giebel  füllen,  sind  bisher  nur  an  archaischen  Bauwerken  Griechen- 
lands (Tempeln  der  Akropolis  und  dem  megarischen  Schatzhause  in  Olym- 
pia) nachgewiesen.  Daraus  entwickeln  sich  die  frei  gearbeiteten  Giebel- 
gruppen, welche  sich  für  den  entfernter  stehenden  Beschauer  wenig  von 
den  Reliefs  unterscheiden,  nur  dass  sie  sorgfaltiger  gearbeitet  sind;  wie 
jene  heben  sie  sich  von  einem  dunkelblauen  oder  roten  Hintergrunde  deut- 
lich ab  (S.  300).  Die  dreieckige  Gestalt  des  Raumes  nötigt  die  Figuren 
in  verschiedenen  Stellungen  einzufügen,  so  dass  von  der  übermenschlichen 
stehenden  Figur  des  Mittelpunktes  bis  zu  der  liegenden  in  der  Ecke  die 
Eopflinie  fast  regelmässig  absteigt;  nur  geschmacklosere  Künstler  wagen 
die  Figuren  etwas  zu  verkürzen.^)  Die  Rückseite  der  Figuren  wird  selten 
(in  Aigina)  ganz  fertig  gearbeitet,  sondern  aus  dem  Rohen  herausge- 
hauen (Olympia  und  Tegea);  da  dies  in  der  Werkstätte  geschah,  kam  es 
vor,  dass  manche  Figuren  an  Ort  und  Stelle  erst  eingepasst  wurden,  was 
an  den  beiden  letztgenannten  Orten  wahrzunehmen  ist.^)  Hin  und  wieder 
sicherten  Standplatten  die  Stellung.^)  Das  Giebelfeld  war  nicht  der  ein- 
zige Teil,  welcher  Schmuck  empfing.  Die  Giebelenden  {dxQwtt]Qia)  hatten 
eherne  Becken  und  Dreifüsse  zum  Schmucke,  z.  B.  an  den  Haupttempeln 
von  Delphi  und  Olympia.^)  Von  Figuren  waren  dort  die  fliegenden  am 
Platze,  also  Niken  (in  Olympia,^®)  wo  die  Basis  himmelblau  war  und  der 


0  Ol.  13,  21  (darauB  Plin.  n.  h.  35,  152).  |  Mus.,  Thracia  30;   Büste  an  den  Propyläen 

')  Aach   rdmisches  Grab  bei  Chinsi  A.  ,  des  Appius  in  Eleosis;  Schild  zwischen  zwei 

1877  S.  81.  I  Niken,    in   Ilion:    Imhoof,    griech.    Münzen 

»}  CIA.  IV  S.  37,  297b.  i  T.  8,3;    Sonne?,  an  der  Bühne  von  Aspen- 

*)  An  einem  Tempel  (?)  auf  Melos:  Ross,  •  dos:  Lanckoboiiski  IS.  115. 

Inseh.  3, 7 ;  öfter  in  Abbildungen  römischer  I  ')  Spuren   finden  sich  in   Lykien   und 

Reliefs.  Etrurien. 

^)  Scheibe  oder  ähnliches:    Münze  von  '  7)  Olympia:  Jahrb.  4,  272  A.  7.  285. 

Delphi,  Brit.  Mus.  T.  4,  22;   Ovbbbeck,  Gal-  |  ^)  Oinomaos  u.  Hippodameia  in  Olympia. 

lerie  T.  2,  9.  3,  10;  Schbkiber,  Relief  bilder  '  »)  Delphi?  Theopomp  bei  Athen.  6, 231  f; 

T.   103;     Münze    unter    Septimius   Severus,  |  Olympia:  raus.  5, 10, 4;  Parthenon?:  Calüm. 

Brit.Mus.PontusT. 5,6;  Attribute:  ScHREiBBR  ,  fr.  112.    —    Palmetten?    auf   Münzen    von 

a.  0.  T.  89;    ders.  T.  94;    Kupfermünze  des  '  Marcianopolis    und    Nikopolis    (Brit.    Mus. 

illyrischen    ApoUonia,    unter    Julia    Domna  i  Thracia  30. 41). 

Brit.  Mus.  T.  23,  8,   von   Marcianopolis  Brit.  ^^)  Paus.  5,  10,  4;  an  allen  drei  Enden, 


328  KlaBBiBche  Kanstarohäologie.    I.  Benkmälerkande. 

Fuss  der  Göttin  auf  einem  schwebenden  Adler  ruhte,  so  dass  sie  selbst 
zu  fliegen  schien)  oder  aber  überhaupt  Götter,  wie  Zeus  mit  seinem  Vier- 
gespann. 

Das  Giebeldach  hat  noch  manche  Abart,   welche  uns  kleinere  Nach- 
bildungen   vorführen.      Manche   Ziegeldächer    sind    durch   Reihen    sattel- 
förmiger Ziegel,   die  vom  First  herablaufen,   {Sattelrippen)  gegliedert.     So 
haben   wir   uns    nach    dem   Zeugnisse   attischer   Reliefs   viele    athenische 
Privathäuser  und  das  Asklepiosheiligtum  zu  denken.  *)    Werden  die  Enden 
des   Dachfirstes    abgekappt,    so    entsteht   das    polyedrische   Walmdach, 
welches   eine  Terrakotte  des  Akropolismuseums   veranschaulicht.*)     Über- 
haupt  korrigieren   die  Architekturbilder  des  Altertums  die  gewöhnlichen 
Vorstellungen  sehr  wesentlich ;  unsere  modernen  Bauten  mit  ihren  wunder- 
lichen Dächern  haben  an  alten  Gebäuden  genug  Seitenstücke.  ^)    Selbst  die 
Zwiebelform  fehlt  nicht.  ^)     Eine  antike  Stadt   des  Abendlandes  gewährte 
also,   da  mit  den  flachen  Dächern   die    mehr   oder  weniger  steilen  Giebel 
wechselten,  5)  einen   abwechslungsreichen  Anblick.     Steinerne  Urnen  oder 
Scheiben  (Disken)  krönten  nicht  selten   die   Mauern  ;ß)    der  Pinienzapfen 
ist  als  Aufsatz  in  Italien  verbreitet.'')   Windfahnen,   die  damals  schon  zu- 
weilen plastische  Gestalt  hatten,  zeigten  die  Windrichtung  an.  8)    Nur  die 
Kamine   fehlten,    wenn   auch   ähnlich   aussehende  Zinnen    manchmal  vor- 
kommen,^) während  die  Beleuchtungsanlagen  in  der  Regel  nicht  über  das 
Niveau  des  Daches  hervorragten.      Das  Licht  wurde  ja  in   erster  Linie 
durch  die  Thüre  oder  Dachöfinungen^®)  in  das  Innere  geleitet.  Abgesehen 
von  durchbohrten  Ziegeln  (in  Olympia)  und  Terrakottapfeifen,  *  *)  erhielt  das 
Dach  im  römischen  Hause  und  verschiedenen  Tempeln,  welche  man  früher 
hypaethral  nennen  wollte,    eine  grosse  viereckige  Öffnung;    bei  letzteren 
wirkte  der  Gedanke  mit,  dass  die  Gottheit  freien  Zu-  und  Ausgang  zwischen 
ihrer  irdischen  Behausung  und  dem  Olymp  haben  müsse.    Vielleicht  haben 
die  Orientalen   das   gleiche  Prinzip   auf  runde  Dächer  angewendet.**)     In 
italischen  Städten  verordnete  die  Polizei,   dass   das  Wasser  nicht   auf  die 
Strasse  abfliessen  dürfe  und  so  entstand  das  nach   innen  abfallende  Dach 
des  atrium  tuscafiicum.^^)   Doch  verstanden  bereits  die  Ägypter,  grosse  ge- 
schlossene Säulenhallen  so  zu  beleuchten,    dass  sie  den  mittleren  Teil  auf 
höhere  Säulen  stellten;  dadurch  wurde  dieser  erhöhte  Teil  des  Daches  an 
den  Seiten  mit  Fensterreihen  versehen.  *  *)   Diese  Bauart,  welche  die  helle- 


abgeb.  Schbeibbb,  Relief  bilder  T.  35;  schwe- 
bende Nike  auf  Volute:  Clarac  IV  T.  639, 
1445  a. 


8)  Vitr.  1,6,4;  Dio  Chr.  74  p.  397R. 
»)  Schreibeb,    Relief  bilder    T.  41.   89; 
MB.  11.36;  Jahrb.  4,  95. 


>)  S.  auch  ScHBBiBEB,  hellenist.  Relief-  '^)  Z.  B.  in  den  Walmdächern  von  Hatten- 

bilder  T.  1.  6;   Overbeck,  Gallerie  T.  3,  10.  i  umen  unter  den  beiden  Firstenden. 

-}  Phot.  des  arch.  Inst.,  Athen  varia  104.  |           *^)  Am.  J.  5, 175  A.  19. 

3)  Z.  B.  MB.  10,2.  24.  ")  Vgl.  Konr.  Lange,  Haus  und  Halle 

*)  Z.B.  MB.  11,34.  S.  17. 

»)  MB.  10, 43.  '•)  Vgl.  Nissen,  pompej.  Studien  S.  635 ff. 

')  Abgeb.  ersteres  an  SilbergefKss  von  ^*)  K.  Lang  a.  0.  S.  14  ff.;  grosser  Saal 

Pompeji  MB.  13, 49,  letzteres  bei  Schreiber,  in  Kamak :  Perrot  I  T.  5 ;  Tempelchen  von 

Relief  bilder  T.  80;   auf  Giebel  ders.  T.  103.  Mykene;     Palast    von  Tiryns    nach    Dörp- 

^)  Z.  B.  Schreiber.   Relief  bilder  T.  88;  feld  und  Middleton  (Iw.  Müller,   Privat- 

Dennis  II  '152;  Gorssen,  Sprache  der£rusker  altert.  §  11,  2);   vielleicht  auch  zur  Zeit  des 

II  632  f.  ,  Perikles:  Plut.  Pericl.  13). 


Kap.  Vm.    Die  Bankanat  nach  Material  und  Technik.    ($  269.)  329 

nistischen  Baumeister  auf  das  Privathaus  übertrugen,^)  fQhrt  bei  den  Römern 
den  Namen  B($silica. 

Wir  brauchen  nicht  zu  sagen,  dass  das  Material  die  Erscheinung  des 
Daches  wesentlich  beeinflusst.  Über  dem  gewöhnlichen  Ziegel  steht  der 
Marmorziegel  (S.  296);  filr  den  schönsten  scheint  der  Bronzeziegel  zu 
gelten,*)  welcher  auf  dem  Kapitol  sogar  vergoldet  wurde.  Schönheit 
zeichnete  dagegen  das  später  in  die  Mode  kommende  Bleidach  (S.  202) 
nicht  eben  aus,  gar  nicht  zu  reden  von  dem  Strohdach,  welches  nach 
alten  Zeugnissen')  und  der  Etymologie  {culmus,  culmen)  einst  in  Italien 
vorherrschte  und  in  der  Eaiserzeit  noch  den  westlichen  Provinzen  eigen 
war,^)  wo  es  mit  dem  ebenso  bescheidenen  Schindeldach  abwechselte.^) 

Litteratur:  Vitr.  VI  3;  &ber  die  Ausg&sse  Döbpfbld  etc.,  Terrakotten  S.  20;  Da- 
bbhbero-Saglio,  dict.  s.  t.  aquae;  HTpAthraltempel:  K.  Fb.  Hbbicabn,  die  H.  des  Altertums, 
Göttingen  1844;  C.  Bottiches,  der  H.,  Potsdam  1847  u.  A. 

269.  Die  Wand  an  sich  hat  verschiedene  konstruktive  Erscheinungs- 
formen: einfach  senkrecht,  in  Trapezform  schrag  vorspringend  (Ägypten), 
durch  Strebepfeiler  verstärkt  (häufig  in  Babylonien),  unten  geböscht  (was 
sich  für  Festungsmauern  sehr  gut  eignet).  Ihre  Fläche  wird  durch  Fenster- 
öffnungen durchbrochen,  die  aber,  wie  gesagt,  im  antiken  Bau  keine  sehr 
bedeutende  Bolle  spielen,  oder,  was  die  Architekten  der  Eaiserzeit  bevor- 
zugen, durch  viereckige  oder  halbrunde  Nischen  abwechslungsreich  ge- 
gliedert. Diese  Nischen,  welche  der  Innenwand  wie  der  Aussenwand  zu- 
kommen, haben  nur  dann  einen  rechten  Sinn,  wenn  sie  etwas  aufnehmen; 
in  der  That  wissen  wir  von  den  grossen  Eaiserbauten  und  anderen  Ge- 
bäuden, dass  Statuen  in  den  Nischen  standen.  Die  Nischen  selbst  waren 
manchmal  mit  Mosaik  und  Muscheln  ausgelegt^)  oder  sonst  reich  verziert.^) 
Mit  der  Plastik  standen  die  Eonsolen  ebenfalls  in  Zusammenhang,  welche 
jetzt  an  der  Fafade  römischer  Gebäude,  ohne  etwas  zu  tragen  oder  einen 
Balken  zu  markieren,  erscheinen.  Dieselben  dürften  jedoch  häufig  Figuren 
getragen  haben  ^)  oder  sie  hoben  die  früher  erwälmten  Masken  (S.  326) 
weiter  aus  der  Wandfläche  heraus.^)  Andererseits  stehen  sie  mit  den 
gleich  zu  besprechenden  Fa^adensäulen  und  -Pfeilern  in  Zusammenhang, 
iudem  sie  solche  stützen  (wie  an  der  goldenen  Pforte  zu  Spalato)^^)  oder 
umgekehrt  deren  Eapitelle  Eonsolen  vertreten  (Amphitheater  von  Pola). 
Die  äusseren  Eanten  der  Fa^ade  erfahren  hin  und  wieder  eine  künstle- 
rische Behandlung,  z.  B.  werden  sie  durch  Anfügung  stabartiger  Säulchen 


^)  Oeci  Äegyptii:  Vitr.  6,  5,  8,  Tgl.  auch      Nissen,   pompej.   Stadien  S.  23  f.);   ländlich 
6,  8,  2.  Pallad.  1,  22. 


')  Am  Pantheon;  /ailxo<rre/(V  in  der 
Appendix  Probi. 

')  Orbüius  bei  Snet  gramm.  9;  Biba- 
colos  bei  dems.  c.  11;  Vitr.  2,  1,  5;  VergiL 
Aen.  7,  512;  Ovid.  am.  2,  9,  18;  Sen.  ep.  19; 
in  Bithynien  Galen.  XVIII  a  518  Kühn; 
ebenso  in  Sardes  Herod.  5,  101. 

*)  Plin.  16,  156. 

')  In  Gallien  und  Spanien  Vitr.  2.  1,  4; 
in  Rom  bis  zum  Pyrrhnskriege  nach  Corne- 
lius Nepos  bei  Plin.  16,  37  (vgl.   allerdings 


«)  8.  302;  in  Pompeji  und  Bigae  (AA. 
22,  167). 

^)  Babtoli,  sepolcri  T.  7.  8. 15.  40;  Cam- 
pana, dne  sepolcri  T.  10. 

^)  Abgebildet  in  einem  Wandgemälde 
MB.  9,  4. 

^)  Geflügelte  Köpfe  an  Konsolen  in  Spa- 
lato:  Abb.  Adamt,  Architektur  der  altchristl. 
Zeit  S.  43. 

»0)  Abb.  bei  Adamt  a.  0.  S.  43. 


330  KlasaiBohe  Eimatarohäologie.    I.  Denkmftlerkimde. 

abgestumpft.  9  Häufiger  finden  Eckfiguren  in  Relief  (wie  vier  Sphinxe  in 
Xanthos)  oder  rund  gearbeitet  dort  ihren  Platz. 

270.  Was  im  Altertum  den  Monumentalbau  von  dem  Nutzbau  unter- 
scheidet, ist  die  Verwertung  der  Säulen.  Wie  die  meisten  Zierate, 
knüpft  sie  an  ein  wirkliches  Bedürfnis  an.  Im  Süden  sollen  die  Gebäude 
von  der  niedrigen  Wintersonne  behaglich  durchwärmt  werden,  während 
der  höher  steigenden  Sonne  des  Sommers  der  Zutritt  nicht  frei  stehen 
darf.  Dies  erreicht  der  Baumeister  durch  ein  Vordach  vor  der  licht- 
spendenden Thüre,  welches  natürlich  die  Stütze  von  mindestens  zwei 
Pfeilern  {TiaQatrvadeg)  braucht.  Dies  ist  die  homerische  ngdiofiog,  welche 
von  dem  erwähnten  Verhältnis  zur  Sonne  auch  den  Namen  aXxß-ovaa  führt.*) 
Diese  Einrichtung  scheint  an  den  Häusern  mancher  griechischer  Städte 
unter  dem  Namen  ngoav^wv  fortbestanden  zu  haben.  Bei  Gotteshäusern 
kommt  noch  dazu,  dass  Beter  und  Weihgeschenke,  die  im  Innern  keinen 
Platz  finden,  vor  Sonne  und  Regen  Schutz  haben  sollen.  Die  einfachste 
Form  dieser  Vorbauten,  aus  hölzernem  Dach  und  Pfeilern  bestehend,  ist 
in  Griechenland  noch  auf  dem  Lande  weit  verbreitet.  Verstärkt  man  die 
Stützen,  so  kann  man  dabei  auch  Wohnräume  gewinnen,  indem  die  Front 
des  oberen  Stockwerkes  ganz  oder  zum  Teil  auf  dieser  Grundlage  vor- 
springt. Hier  kehrt  der  alte  Name  etwas  umgebildet  wieder,  denn  dieser 
im  Orient  noch  sehr  häufige  Vorbau  heisst  i^Xiaxov  oder  Solarium  (auch 
Maenianum).^) 

Auf  diesen  bescheidenen  Grundlagen  entwickelt  sich  die  prächtige 
Säulen fa (jade.  Die  Ausdrücke,  welche  Vitruv  mitteilt,  gelten  im  allge- 
meinen, bedürfen  aber  einer  gewissen  Revision.  Dem  einfachen  Vordach 
entspricht  die  der  Thüre  vorgelagerte  offene  Säulenhalle,  von  welcher  das 
Gebäude  TVQotrrvkog  heisst;  mit  Rücksicht  auf  die  übliche  Säulenzahl 
spricht  man  von  tetrastylen  oder  hexastylen  Tempeln.*)  Grosse  Gebäude, 
welche  an  Plätzen  oder  zwischen  zwei  Strassen  liegen,  haben  zwei  Fronten 
und  folglich  zwei  Vorhallen  (amphiprostylos),  wie  der  Niketempel,  der 
vom  Markte,  aber  auch  von  dem  Festplatze  des  Parthenons  aus  zu  be- 
trachten ist.")  Steht  aber  das  Gebäude  (wie  viele  Tempel)  an  einem  von 
allen  Seiten  freien  Platze,  so  folgt,  dass  ihm  auch  an  allen  vier  Seiten 
ein  Säulengang  vorgelegt  werde  (Peripteros),')  wie  z.  B.  in  Selinunt.  Als 
ein  Staat  den  anderen  an  Ausdehnung  der  Tempel  überbieten  will,  da 
findet  sich  ein  Ausweg,  indem  nicht  das  Gebäude,  sondern  die  Vorhalle 
verbreitert  wird;  hiezu  bedarf  es  der  Einschiebung  einer  zweiten  Säulen- 
reihe vor  der  Thür.    Bei  einfacher  Facjade  hat  doppelte  Säulenstellung 


0  Z.  B.  in  der  Vorhalle  des  Pantheon. 

^)  Schon  in  den  Terremare  Oberitaliens, 
mit  4  Pfeilern:  A.  1871  T.  Ü9. 

3)  In  Athen  Plat.  Prot.  p.  314c;  Ath. 
Mitt.  III  T.  3  Nr.  58;  Tanagra:  Dikaiarchos 
p.  257  M.;  Tiaatag  gegen  Süden  Xen.  mem. 
I,  8,  9;    vgl.    Apoll.  Rh.   1,  798;    veattbulum 


^)  Der  Vorbau  an  sich  heisst  einfach 
üxod,  z.  B.  ütoti  TtQo  rov  ap/ciot;  GIG.  3521, 
oder  nqaaxt^oy  (s.  o.). 

®)  Ebenso  war  das  Haus  des  Eallias 
nach  Plato  (Prot.  315  c)  beschaffen. 

^)  'AfA(fixloyaq  vaovg  Soph.  Ant.  285; 
nsQixloyag  vaovg  Eurip.  Iph.  Taur.  405,  vgl. 


nach  G.  Aelius  Gallusbei  Gell.  16,5,3;  massiv  Eurip.  fr.  370  N.    Nach  Sempeb  ist  dies  das 

ausgeführt  in  Pompeji:   Nissen,   pompejan.  |   älteste   Schema;     unter    der    18.    Dynastie 

Studien  S.  456.  kommt  es  in  der  That  schon  vor. 

*)  SiTTL,  Archiv  f.  lat.  Lexik.  5,  290  ff.  | 


Kap.  Vm.    Die  Bankunat  nach  Material  und  Technik.    (8^70.)  331 

das  Kabirenheiligtum  auf  Samothrake.  Der  verdoppelte  amphiprostylos 
ist  nicht  üblich.  Dagegen  kommt  der  doppelte  Peripteros  vor,  welcher 
Dipteros  heisst.  Weil  damit  auch  die  Schmalseiten  verbreitert  werden, 
bevorzugt  man  den  weniger  Raum  einnehmenden  Pseudodipteros, 
welcher  an  den  Langseiten  nur  einfache  Säulenstellungen  hat,  eine  Form, 
welche  die  Alten  zuerst  am  Artemistempel  von  Magnesia  fanden.^)  Das 
athenische  Olympieion  mit  dreifachen  Schmalseiten  und  doppelten  Lang- 
seiten und  den  späteren  kapitolinischen  Tempel,  der  nur  in  der  Front  drei 
Reihen  hatte,*)  dürfen  wir  einen  Pseudotripteros  nennen. 

Eine  andere  Reihe  dürfte  auch  den  südländischen  Grundsatz  des 
gegen  die  Strasse  zu  offenen,  für  Handwerker  und  Händler  eingerichteten 
Parterres  zurückgehen;  da  die  Decke  gestützt  werden  muss,  so  ergeben 
sich  im  monumentalen  Bau  Seiten  wände  (Anten),  zwischen  deren  Stirn- 
seiten eine  Säulenreihe  steht.  Diese  Form,  welche  Yitruv  als  die  älteste 
Tempelart  betrachtete,  {templum  in  antis)  beginnt  monumental  naturgemäss 
mit  den  Felsengräbern  Ägyptens  und  war  vor  dem  Perserkriege,  wie  die 
Schatzhäuser  Olympias  und  der  ältere  Tempel  von  Rhamnus  zeigen,  ziem- 
lich verbreitet.')  Diese  Art  wird  mit  der  umlaufenden  Säulenhalle  ver- 
bunden, wobei  beide  Schmalseiten  Anten  erhalten  (wie  am  alten  Athene- 
tempel, dem  olympischen  Zeustempel  und  dem  Theseion).  Bald  jedoch 
lassen  die  Baumeister  von  den  Anten  nur  Stümpfe  übrig  (z.  B.  am  Par- 
thenon) oder  beschränken  sie  auf  die  Vorderseite  (Asklepieion  in  Epi- 
dauros). 

An  der  runden  Hütte  konnte  ein  gedeckter  Umgang  entstehen,  indem 
das  zeltartige  Dach  verbreitert  und  dann  auf  Pfosten  gestützt  wurde;*) 
dies  ist  die  primitive  Grundlage  des  Tholos  (S.  328)  oder  runden  Peripteros. 
Der  nur  aus  Dach  und  Säulen  bestehende  Monopteros  gehört  nicht  eigent- 
lich in  diesen  Abschnitt,  weil  er  im  Grunde  nur  ein  Schutzdach  ist.  Das 
praktische  Bedürfnis  schuf  neben  den  erwähnten  planmässigen  Bauten 
häufig  Säulenhallen,  welche  Anbauten  heissen  dürfen;  ausser  Theatern  und 
ähnlichen  Schauplätzen  sei  nur  das  Erechtheion  genannt! 

Dem  offenen  Bau  des  Erdgeschosses  entspricht  ein  ebenso  gearteter 
Oberstock,  dessen  Decke  wieder  von  einer  Pfeiler-  oder  Säulenreihe  ge- 
tragen werden  muss.  Dadurch  ergeben  sich  offene  Loggien  s)  mit  Balu- 
straden, welche  an  Kunstbauten  (z.  B.  in  Pergamon)  Reliefschmuck  trugen. 
Mit  dem  zunehmenden  Mute  der  Baumeister  mehren  sich  auch  die  offenen 
Gallerien,  welche  vermöge  der  Überwölbung  übereinander  gesetzt  werden 
können.^)  Will  man  nun  geschlossen  bauen  und  doch  den  Schmuck  der 
Säulen  und  Pfeiler  nicht  entbehren,  so  werden  sie  in  kurzem  Abstand  vor 
die  Wand  gesetzt  (Vorsetzsäulen  und  -pfeiler)^)  oder  nur  halb  heraus- 


')  Vitr.  3,  2(3),  8,  vgl.  7  praef.  12;  alte  »)  Syrische  Beispiele  bei  Voottt,   Syrie 


Beispiele  bietet  anch  Syrakus  in  zwei  Tem 
peln. 


centr.  I  30.  36-38.  II  98.  110.  149. 

')  Schöne   Beispiele   in   der    Villa   des 


')  Dion.  Hai.  4,  61,  4.  Maecenas  zu  Tibur  (Kupferstiche)  und  (drei- 


')  Auch  das  südliche  Ägypten  hat  Anten- 
tempel. 

*)  In  Afrika  (z.  B.  bei  den  Mangbattu) 
werden  noch  solche  Htttten  gebaut. 


fach)  um  das  palatinische  Stadium. 

^)  Z.  B.  an  römischen  Triumphbögen  und 
der  Attica  des  Colosaeums. 


332 


nasaisolie  EnBstarcliftologie.    I.  Benkm&lerlninde. 


gearbeitet,  in  welchem  Falle  sich  Halbsäulen  und  -pfeiler  ergeben;  0 
schon  am  grossen  Tempel  von  Akragas  erscheinen  Spuren  derselben.  Sehr 
gut  nehmen  sie  sich  in  der  unteren  Reihe  grosser  Theaterbauten  (Mar- 
cellustheater  und  Colosseum)  aus,  ebenso  an  Triumphbögen  und  Gräbern,  wo 
z.  B.  die  syrischen  Architekten  durch  dieselben  den  hohen  Bau  in  mehrere 
Stockwerke  gliedern.  Die  Facjadenpfeiler  schliessen  sich^  der  geraden 
Mauerlinie  eigentlich  besser  als  die  rundlichen  Säulen  an,  wofür  die 
grossen  Amphitheater  geeignete  Beispiele  liefern. 

271.  Die  Syntax  der  Säulen  und  Pfeiler  ist  för  die  Fa^ade  nicht 
gleichgiltig.  Die  eckigen  Pfeiler  geben  einer  Säulenreihe  den  passenden 
Abschluss.  Als  aber  der  Baustil  mannigfaltiger  wird,  macht  sich  auch 
dort  das  Streben  nach  Abwechslung  bemerkbar.  Pfeiler  und  Säulen 
wechseln  ohne  tektonischen  Grund  (Vorhalle  des  Pantheon)  und  kon- 
trastieren noch  stärker,  wenn  erstere  Kannelüren  erhalten,  letztere  nicht 
(Tempel  von  Pola). 

Wir  weisen  ausserdem  kurz  auf  die  hölzernen  Alt<ane  oder  Gallerien 
(Vorbauten)  hin,  welche  dem  Privatbau  angehören.*) 

272.  Waren  die  Pfeiler  und  Säulen  nicht  unbedingt  notwendig,  so 
gehört  zu  den  unentbehrlichen  Teilen  der  Fa^ade  das  Portal.  Es  setzt 
sich  zusammen  aus  der  Schwelle,  den  Thürpfosten'*)  und  der  Oberschwelle 
wie  der  Thüre  selbst;  über  der  Oberschwelle  wird  manchmal  eine  Lünette 
(durch  Überkragung  am  Atreusgrabe  hergestellt,  später  halbkreisförmig) 
zur  Einführung  des  Lichtes  oflfen  gelassen.  Am  Löwenthor  ist  sie  bekannt- 
lich durch  eine  Skulpturenplatte  geschlossen.^)  Ansehnliche  Thüraufsätze 
begegnen  nicht  sehr  häufig.*'')  Der  urgeschichtliche  Thorverschluss,  den 
die  Odyssee  noch  bei  Grotten  kennt,  war  ein  Steinblock,  woraus  die  Stein- 
platte entstand,  welche  z.  B.  an  den  ägyptischen  Pyramiden  als  Falltüre 
dient.®)  Die  Thüre  trug  durch  ihr  kontrastierendes  Material  zur  Poly- 
chromie  der  Fa9ade  bei.^)  Das  hölzerne  Thor  verschönerte  man  durch 
Täfelung®)  oder  Bemalung.  ^)  Grösseren  Effekt  macht  jedoch  das  Metall, 
meist  Bronze,*^)  seltener  Silber^*)  und  Gold,  wodurch  der  kapitolinische 
Tempel  berühmt  war.'*)  Die  kostbarste  Thüre  war  mit  Elfenbein  belegt.**) 
Das  technische  Ornament  der  grossen  Thore  waren  Nagelköpfe,  die  selbst 


')  Philol.  26, 87  f.;  abgeb.  bei  Schreibeb, 
Reliefbilder  T.  7. 

')  n€Qiifgof4og,  Aristoph.  Geras  fr.  4  M. 
(133  K.);  IvXtoy  i^oxal  in  Rom  Herodian.  7, 
12  5 

')  Prächtige  Thfireinrahmung  MB.  4, 11. 

*)  Durchbrochene  Platte,  wie  es  scheint, 
auf  Münze  von  Callatia  in  Moesien  (Brit. 
Mus.  Thracia  23).  Doppelte  Fensteröffiiung: 
ScHBBiBBB,  Relief  bilder  T.  8. 

^)  Abgeb.  in  der  Tomba  del  citaredo  in 
Cometo  M.  VI,  VII T.  79  (in  d.  Mitte  Palmette, 
an  den  Enden  Tauben). 

*)  Merkwürdige  SteinthÜren  in  Sillyon : 

Lanokobonski,  Pamphylien  I  S.  79  Abb. 

^)  Pictas  fores  Stat.  Theb.  10,  52;  vgl. 
CTG.  2297. 


^)  Öfter  in  Malereien  (z.  B.  aus  Resina, 
MB.  10,  21)  abgebüdet. 

')  An  der  Sophilosvase:  Ath.  Mitt  14 
T.  1;  Inschrift  von  Delos  {eyxavaiy  xtov 
&vQ(Sy)  Bch.  6,319;  in  Babylon  mit  Asphalt 
überstrichen:  Strab.  16,  1,  5. 

»0)  Eurip.  IT.  99;  in  Rom:  Plin.  34,  13: 
Liv.  10,  23,  12;  Varro  1.  1.  5,  163;  Plut. 
CamiD.  12;  Carthago:  Verg.  Aen.  1,  428  ff.; 
erhalten  in  Wiesbaden  A.  1854  p.  108  ff. 
T.  27-29. 

")  Ovid.  met.  2, 4;  Hieron.  ep.  II 20  (von 
Kirchen). 

^'^)  Zosim.  5,  38  a.  E.;  pastes  deauratos 
von  Privathäusem :  Hieron.  ep.  II  7  gg.  £. 

»»)  Propert.  4,  2,  5;  Hieron.  ep.  II  20; 
Prud.  perist.  2, 478. 


Kap.  vm.    Die  fiankunst  nach  Itaterial  und  Teohnik.    (§§  271'-274.)      333 


in  Stein  oft  nachgebildet  worden  sind.^  Zu  einem  Prachtbau  gehörte 
aber  ein  Thor  mit  getriebener  Arbeit,  wie  wir  ein  solches  noch  von  dem 
assyrischen  Palaste  zu  Balawat  besitzen.^)  Vielleicht  hat  Augustus  alle 
anderen  durch  Goldelfenbeinarbeit  überboten.»)  Thürklopfer  sind  selten, 
aber  doch  auch  in  schöner  Form  erhalten/)  Endlich  haben  die  Thür- 
vorhänge  eine  gewisse  architektonische  Bedeutung.^) 

Litter atur:  C.  Saoittarius,  de  ianois  veterum,  Altenb.  1672;  Mau,  Führer  durch 
Pompeji  S.  21  (eigentümliche  l'üranlage  des  Jupitertempeb) ;  Formen  von  Steinthüren:  Fel- 
Lows,  travels  in  Lycia  p.  187  T. ;  Vorhänge:  P.  Gbostabosa,  le  basiliche  Christiane,  Rom 
1892;  HBBXAim-fiLÜMNBB,  griech.  Privataltert.  S.  156,  1;  vergl.  oben  S.  171  f. 

273.  Der  Vollständigkeit  zu  liebe,  wollen  wir  noch  der  Sonnen- 
uhren gedenken,  die  in  nicht  unbedeutender  Zahl  aus  verschiedenen  Zeit- 
altern erhalten  sind;  nicht  alle  freilich  gehören  hieher,  weder  die  horizon- 
talen^) noch  die  transportabeln  Handuhren.  ^)  Aber  die  Sonnenuhren  machen 
gleich  imseren  Uhren  einen  Bestimdteil  monumentaler  Gebäude  aus  (z.  B. 
am  Apollotempel  in  Pompeji). 

Litt  er  atur:  Wöpkb,  disqoisitt.  archaeol.-mathem.  circa  solaria  veterum,  Berlin  1842, 
m.  4  T.;  G.  H.  Mabtini,  von  den  Sonnenuhren  der  Alten,  Lpg.  1877,  2  Bde. ;  Fb.  Kehnbb, 
röm.  Sonnenuhren  aus  Aquileja,  Wien  1880  (Mitt.  d.  Centralkomm.)  m.  13  lU.;  Mabucohi, 
A.  56,  286  ff.  m.  T.  Q  (sehr  alte  Uhr  in  Praeneste). 

274,  Im  weiteren  Sinne  gehören  zur  Fa^ade  die  Unter-  und  Vor- 
bauten. Hervorragende  Gebäude  wurden  auf  einen  massiven  Unterbau 
(insofern  er  Säulen  trägt,  azvXoßdvriq,  sonst  xqr^mg  oder  xQr^mdiofxa  genannt) 
gesetzt,  welcher  oft  in  übermenschlich  grosse  Stufen  zerfiel.  Den  Zugang 
vermittelten  kleinere,  zwischen  jene  eingeschobene  Stufen.^)  Doch  diese 
Form  entsprach  den  von  allen  Seiten  zu  beschauenden  und  zu  betretenden 
Gebäuden.  Wo  hingegen  ein  Hauptzugang  vorhanden  war,  baute  man  eine 
einfache  Freitreppe,  welche  in  verschiedener  Abstufung,  gewöhnlich  durch 
Seitenwangen  begrenzt,  Privathäuser  —  Hippias  besteuerte  sie  — ,  Villen,*) 
Paläste/^)  und  Tempel'^)  heraushob.  Wenn  ein  weiter  Vorplatz  zur  Ver- 
fügungstand, wurde  er  gepflastert  oder  mit  einer  Anpflanzung  geschmückt.  ^^) 
Eiserne  oder  bronzene  Gitter  sind  zur  Abgrenzung  des  Ganzen  eine  seltene 
Ausnahme ;  sie  sperren  gewöhnlich  nur  Zugänge  ^^)  oder  umschliessen  kleinere 
Dinge  wie  Altäre.  **)  Propyläen  und  Pylone  rechnen  wir  zu  den  Komplexen 
von  Eultusanlagen,  nicht  zu  den  einzelnen  Gebäuden.  Unter  dieser  Voraus- 
setzung fällt  für  die  Erscheinung  des  Aussenbaues  auch  die  landschaft- 
liche Umgebung  ins  Gewicht.  Tempel  bleiben  hiebei  ausser  Betracht, 
weil  bei  der  Wahl  ihres  Ortes  religiöse  Momente  mitspielten.    Dagegen 


')  £ur.  IT.  1286  6v/6fji<povg  nvXag;  Re- 
lief der  Villa  Negroni;  Caylus,  reo.  Y  106, 
8—6  n.  ö.;  Hibt,  Baukunst  T.  38,  8;  goldene 
Buckeln:  Cic.  Verr.  4, 58. 

')  Vgl.  auch  Ovid.  met.  2,  5  ff.;  Glaudian. 
VI.  cons.  Hon.  44. 

»)  Verg.  Georg.  8, 26  ff. 

*)  Medusenkopf  ans  Bronze:  6a.  1,  69  ff. 

>)  Abb.:  A.  1869  S.  15;  Rossbach,  röm. 
Hochzeits-  und  Ehedenkmäler  S.  42. 

^)  Mit  Windrose  in  Aquileja. 

')  Ein  Beispiel  im  Museum  des  Pi- 
raeus. 

^)  Z.  B.  am  Parthenon  und  in  Selinunt:   j 


HiTTORFF,  arch.  pol.  T.  4.  18,  82. 

^)  Sen.  ep.  84;  in  kampanischen  Ge- 
mälden abgebildet. 

^^)  Ungefähr  200  Marmorstufen:  Joseph, 
ani  15, 824;  am  Palatium:  Suet.  Ner.  8.  Vit 
15  u.  ö. 

^^)  Z.  B.  zur  Terrasse  des  Kabirion  (Phot. 
des  Inst.  9*);  Schreibbb,  Relief b.  T.  108. 

*^)  Auf  Ejiidos:  Lucian.  amores  12;  Pbel- 
LEB,  Regionen  S.  114. 

1^)  Bronzen  am  Opisthodomos  des  The- 
seions; eisern  im  Amphitheater  von  Pompeji; 
dgv<fgaxrogj  ngotpgayua  vor  Privathäusern. 

^*)  RuGGiEBo,  sjlloge  II  851. 


334  KlaBBiaohe  Knnatarohtologie.    1  Denkmälerknnde. 

dürften  verschiedene  Denkmäler  der  Eaiserzeit  ihrem  Erbauer  bezeugen, 
dass  er  auch  für  den  landschaftlichen  Rahmen  ein  offenes  Auge  gehabt 
habe.  Wer  das  Denkmal  des  Philopappos,  die  athenische  Hadriansstadt, 
Diokletians  Palast  und  die  Stätte  der  byzantinischen  Kaiserburg  gesehen 
hat,  wird  uns  verstehen;  die  malerische  Anlage  lykischer  Grabmonumente 
hat  der  englische  Landschafter  William  Müller  würdigen  gelehrt.*) 

276.  Der  Innenbau  hat  grösstenteils  die  gleichen  Grundgesetze  wie 
der  Aussenbau;  allein  er  muss  auch  den  Bequemlichkeitsansprüchen  ge- 
nügen und  kann  viel  reicheren  Schmuck  als  jener  erhalten,  weil  die  schäd- 
lichen Einflüsse  des  Wetters  hier  in  Wegfall  kommen.  Über  die  antike 
Zimmereinrichtung  ist  das  vorhandene  Material  kaum  lückenlos;  jedenfalls 
dürfen  wir  aus  den  jetzigen  Verhältnissen  des  Südens  und  Ostens  schliessen, 
dass  man  die  Räume  wenig  mit  Möbeln  füllte,  dafür  aber  jene  selbst  desto 
schöner  gestaltete.  Die  besterhaltene  Zinmierdekoration  dürfte  zur  Zeit 
in   dem  pompejanischen  „Hause  der  Königin  Margherita"  zu  finden  sein. 

Um  mit  der  Zimmerwand  zu  beginnen,  so  muss  man  beachten,  dass 
sie  von  hohen  Möbeln  ziemlich  frei  war  und  der  Öfen  oder  Kamine  ent- 
behrte.^) Wohl  aber  zogen  sich  häufig  hölzerne  Regale  herum.*)  Unter 
den  an  Nägeln  aufgehängten  Gegenständen  verdienen  die  Gefässe  Auf- 
merksamkeit, die  man  an  den  Henkeln  oder  mittelst  durchgebohrter  Löcher 
anbrachte.*)  Von  den  Schilden,  welche  kriegerische  Männer  gerne  in 
ihrer  Nähe  wussten,  ist  schon  gesprochen  worden.'^)  Von  beiden  leitet 
sich  der  kreisrunde  Wandschmuck  in  Farbe,  farbigem  Stoff  oder  Relief 
ab.  Der  äusserste  Ausläufer  dieser  Gewohnheit  sind  die  mehrfach  erhal- 
tenen Amazonenschilde  (Feiten)  aus  Marmor.^)  Am  reichsten  waren  ge- 
wiss die  Tempelwände  behängt,  weil  die  Verwalter  die  Kränze  und  viele 
andere  Weihgeschenke  nicht  anders  unterzubringen  wussten, ') 

Die  eigentliche  Verzierung  der  Wand  an  sich  beginnt  mit  dem  ein- 
fachen Verputz  (S.  300)  und  mit  geflochtenen  Matten,  welche  die  Lehm- 
wände verhüllen.  An  deren  Stelle  treten  bei  den  Reichen  die  Wand- 
teppiche oder  Gobelins  (S.  171  f.).  Das  Material  für  sich  allein  kann  durch 
geschickte,  symmetrische  Anordnung  einen  gefalligen  Eindruck  machen. 
Im  Stein  hat  der  Quaderbau  mit  seinen  verschiedenen  Arten  (S.  285  f.)  Be- 
deutung, sodann  das  opus  reticulatutn  mit  netzartig  sich  kreuzenden  Steinen.^) 
Letzteres  kommt  im  Backsteinbau  selten  vor.^)  Ausnahmsweise  erfahren 
Quadern  durch  farbigen  Fugenstrich  eine  Hervorhebung,  z,  B.  am  Hone- 
haus bei  Robern  (Baden). '<*)  Die  Kunst  greift  zuerst  mit  Wandreliefs  ein, 
welche  bei  den  Ägyptern  häufig  vorkamen  und  nach  der  Gründung  Ale- 
xandriens  von  dort  sich  weiter  verbreiteten.  Aus  Bequemlichkeit  sind 
diese  Reliefplatten  für  sich  gearbeitet   und   dann   eingesetzt  worden;  nur 


')  Muther,    Gesch.  d.  Malerei   im    19.  ^)  Sittl,  Jahrb.  2, 190. 

Jiibrh.  2, 315  f.  I  *^)  Benkdorf  und  Schöne,  Lateran  S.  90. 

0  Doch  in  phrygischen  Gräbern:   Jhat  i  ')  Die  delischen  Inventare  (Bch.  6, 107) 

10, 176  f.  m.  Abb.  ,  geben  darüber  Aufschloss. 


^)  öfter  in  Pompeji  (z.  B.  Casa  di  Meleagro). 

*)  Wie  z.  B.  die  Phineusachale  und  zahl- 
reiche Vasen  der  Akropolis;  in  rotfigurigen 
Vasenbildem  öfters  abgebildet. 


^)  Z.   B.    an    einer   Wasserleitung   von 
Lyon  und  Ruinen  von  Autun. 

^)  Nissen,  pompej.  Studien  S.  59  f. 
^0)  Golden  in  Kyzikos:  Plin.  36,  98. 


Kap.  VlU.    0ie  BaukimBt  nach  Material  imd  f  eohnik.    (g  2*^5.)  33g 

ausnahmsweise  malte  einer  mit  blosser  Farbe  auf  die  glatten  Marmor- 
platten, wie  Alexandros  in  Herculaneum.  Ein  billiger  Ersatz  des  Stein- 
reliefs ist  das  Stuckrelief,  welches  aus  Stuckmasse  in  Formen  gepresst 
wird;  in  Italien  wurde  es  erst  während  der  letzten  Jahrhunderte  v.  Chr. 
bekannt,  verbreitete  sich  aber  dann  rasch.  ^)  Im  übrigen  spielt  die  Malerei 
eine  grosse  Rolle ;  wir  meinen  nicht  die  an  der  Wand  aufgehängten  Tafel- 
bilder,*) sondern  die  Deckung  der  ganzen  Wand.  Die  Zimmermalerei  be- 
gann natürlich  mit  farbigem  Verputz  (S.  300);  dann  hob  man  Ornamente 
in  anderer  Farbe  von  demselben  ab  und  so  ging  es  weiter  bis  zur  vollen 
Wandmalerei,  welche  die  Ägypter  ausbildeten  und  in  der  Ramessiden- 
zeit  auch  anderen,  z.  B.  den  Herren  von  Tiryns  und  Mykene,  mitteilten. 
In  der  zweiten  orientalisierenden  Periode  taucht  sie  auch  schon  in  Etru- 
rien  auf.  Indes  scheinen  Wandgemälde  lange  Zeit  nur  Tempel,  Hallen 
und  andere  öflfentliche  Gebäude,  Paläste*)  und  Grabkammem  geschmückt 
zu  haben;  erst  im  Zeitalter  des  peloponnesischen  Krieges  hält  sie  in  Pri- 
vathäuser ihren  Einzug.*)  Während  die  schriftliche  Überlieferung  das 
unlösbare  Problem  bietet,  was  Tafelbild,  was  Wandgemälde  sei,  regen 
die  zahlreichen  erhaltenen  Bilder,  deren  Hauptmasse  in  den  vom  Vesuv 
verschütteten  Städten  sich  fand,  die  Frage  nach  der  Technik  an.  Zum 
Austrag  ist  dieselbe  trotz  vielfacher  Versuche  noch  nicht  gekommen.  Als 
der  naturgemässe  Anfang  erscheint  die  Malerei  auf  der  fertig  gestellten, 
trockenen  Wand.  Allein  der  Erfolg  zeigte,  dass  dieser  Ai't,  mit  den  ge- 
wöhnlichen Farben  ausgeführt,  geringe  Haltbarkeit  zukam ;  namentlich  war 
die  Feuchtigkeit  der  Wand  zu  fürchten.  Daher  verfielen  manche  auf  den 
Ausweg,  den  Malgrund  von  der  Wand  zu  trennen.  In  Caere,  wo  die  Lage 
der  Grabkammern  sie  dem  Regenwasser  aussetzt,  malte  man  mehrfach  auf 
gebrannte  Thonplatten,  welche  die  Wand  deckten,  während  anderswo  Holz- 
wände vorgezogen  wurden.*)  Indes  studierten  wieder  andere  die  beste  Be- 
schaffenheit der  Mauerfläche  und  stellten  verschiedenartige  Versuche  an. 
Die  beiden  Hauptmanieren,  die  sich  einander  gegenüber  stehen,  sind  die 
Temperamalerei  auf  trockenem  Grunde,  wobei  Wachs,  Leim  und  andere 
klebrige  Stoffe  das  Bindemittel  abgaben,  <*)  und  die  Fre  sc  omaler  ei  {al 
fresco)  auf  feuchtem  Grunde.  Diese  letztere  erfordert  hier  schon  Be- 
schreibung. 

Es  kam  darauf  an,  erstens  dass  zwischen  Ziegelwand  und  Malerei 
mehr  als  eine  Schicht  Mörtel  lag  (in  Kampanien  7 — 8  cm.,  selten  nur  4 — 5), 
wobei  die  äusserste  Schicht  auch  die  feinste  sein  musste,')  zweitens  dass 
der  Mörtel  während  des  Malens  feucht  blieb  —  daher  der  Name !  — ,  drit- 
tens dass  der  frische  Kalk  nur  mineralische  Farben  und  selbst  diese  nicht 


*)  Vgl.  Blümnbb,  Technologie  2,  146  ff.; 
z.  B.  in  Pompeji;  MB.  15|  27  (Grab  des  üm- 
bricius). 

')  Abgeb.  in  einem  pompejanischen  6e- 
mftlde. 

•)  Tempel:  Paus.  1,  17,  2.  18, 1;  Hallen: 
Paus.  1,  3,  3  ff.;  die  2t od  nouclkrj  in  Athen 
und  die  inxfitpfayog  croa  in  Olympia;  Aiaxti 
noixiXi]  in  Sparta;  Palast  des  Archelaos: 
Aelian.  v.  h.  14,  17. 


*)  Xen.  apomn.  3,  8,  10.  oecon.  9,  2. 

*)  Cicero  Verr.  4,  55 ;  vielleicht  in  der 
Stoa  Poikile. 

^)  Die  bekannte  Vorschrift  des  Vitruv 
(7,  9,  3),  welche  vom  punischen  Wachs 
spricht,  bezieht  sich  nur  auf  roten  Wand- 
anstrich. 

')  Vgl.  Vitruv  7,  3,  5.  7.  Plinius  (36,  176) 
spricht  nur  vom  (Marmor-)Glanz  der  Wände, 


336  Klaasisohe  Suiuitarolitologie.    t.  fienkmAlerknncie. 

alle  duldet.  >)  Die  zweite  und  dritte  Voraussetzung  bedingen  die  Eigenaii 
der  Frescomalerei.  Ihre  Farbenskala  ist  nicht  sehr  gross,  weil  man  nur 
Lasurfarben  nachträglich  in  Tempera  auftragen  konnte.^)  Der  Maler 
musste  rasch  arbeiten,  damit  der  Verputz  nicht  trocknete,  und  seiner  Hand 
sicher  sein,  weil  Korrekturen  so  in  die  Augen  sprangen,  dass  sie  jetzt 
noch  wahrnehmbar  sind.^)  Daher  gab  es  eine  eigene  Klasse  von  Wand- 
malem.^)  Zu  grossen  Kartons,  auf  denen  der  Maler  vorher  seine  Ideen 
in  ganzer  Grösse  hätte  anlegen  können,  fehlte  das  geeignete  Material.  Der 
Frescomaler  des  Altertums  musste  auf  einer  Holztafel  oder  einem  Perga- 
mentblatt einen  kleinen  Entwurf  aufzeichnen  und  diesen  dann  vergrössert 
auf  die  Wand  übertragen,  wozu  sich  die  Ägypter  eines  Quadratnetzes  be- 
dienten; dieselben  legten  auch  die  Konturen  rasch  mit  Rötel  an.*^)  Mancher 
macht  sich  die  Arbeit  bequemer,  indem  er  auf  seiner  Staffelei  al  fresco 
malte,  worauf  geschickte  Tüncher  das  fertige  Stück  in  die  Wand  ein- 
fügten.®) 

Litteratur:  MauerformeD:  Blüxheb,  Technologie  3,  136  ff.;  Reliefs:  Th.  Sgbbbi* 
BEB,  über  die  Wiener  Bmnnenreliefs  aus  Palazzo  Grimani,  Lpg.  1888;  Malereien:  6. 
HEBMAmr,  de  veterom  Graecorum  pictnra  parietum,  Lpg.  1834;  A.  de  Ghampbaüz,  bist,  de 
la  peintore  döcorative,  Paris  1890,  mit  73  Abb.;  über  die  Technik  Litteratorveiz.  bei 
BlOxneb,  TechnoL  4,  430  A.  7;  dazn  Wiegmank,  die  Malerei  der  Alten  in  ihrer  Anw.  auf 
die  Technik,  insbes.  auf  die  Dekorationsmalerei,  Hann.  1886;  Schafhautl,  über  pompej. 
Malerei,  AUg.  Ztg.  1845;  Dokneb  bei  Heibig,  Wandgemälde,  Lpg.  1868  S.  I— GXXVII  (auch 
separat:  Die  erhaltenen  ant.  Wandmalereien  in  techn.  Beziehung );  E.  Beegbr,  Beitri^e  z. 
Entwickelungsgesch.  d.  Maltechnik,  München  1893.  Letzterer  nimmt  Wachsmalerei  an; 
wir  kommen  auf  die  Frage  in  Kap.  X.  zurück. 

276.  Der  Fussboden  bestand  zu  Anfang  aus  festgestampfter  Erde, 
auf  die  etwa  Matten  und  Teppiche  gelegt  wurden.  Dem  Maueranstrich 
trat  mit  der  Zeit  der  Bodenanstrich  gegenüber,  welcher  einförbig  weiss 
oder  rot')  sein  oder  farbige  Ornamente  empfangen'  konnte.®)  Durch  Sym- 
metrie dagegen  wirkt  die  ährenförmige  Anordnung  der  Ziegel  in  spitzem 
Winkel  {opus  spicatum),  welche  dem  Mittelalter  die  Römer  gelehrt  haben.*) 
An  diesen  schliessen  sich  die  in  Mörtel  eingebetteten  Ejesel  (S.  303)  oder 
Ziegelbrocken  {opus  Signinum,  S.  281),  welche  die  Abnützung  hintanhalten 
sollen,  an.  Der  Steinbelag  geht  wohl  von  den  unter  freiem  Himmel  be- 
findlichen Tennen,  Traubenpressen  ^^)  und  Tanzplätzen  aus,  dringt  zunächst 
in  die  Badezimmer  und  die  hypäthralen  Räume  ein  und  entwickelt  sich 
vermöge  der  Polychromie  zum  opus  Alexandrinum  und  dem  Mosaikfuss- 
boden,  über  welchen  schon  in  §  258  gehandelt  ist.  Diese  Technik  dürfte 
zuweilen  auf  den  Schein  imitiert  worden  sein.^^) 

Litteratur:  Blüxnbr,  Technologie  3,  160  ff. 

277.  Für  die  Decke  (den  Plafond),   deren  Anlage  statische  Gründe 


»)  Plin.  35,  49. 

*)  Für  purpuriasum  bezeugt  von  Plin. 
35,  45? 

^)  In  Tiryns  und  Pompeji'.:  Dokivbr  (s. 
Litt.)  S.  XXIV  f. 

*)  ToixoyQciffog^  pictor  parietarius. 

»)  PR188B  d'Avbmnes,  Tcxt  S.  123;  Lkp- 
sivs,  Denkm.  II  T.  65. 

•)  Donneb  S.  LXIV  ff. 

')  Z.  B.   in  Felsengräbern,    auf  Aigina 


(rot)  und  wahrdcheinlich  auch  in  sicilischen 
Tempeln. 

*)  Palast  von  Tiryns. 

»)  Deutsche  Bauztg.  1885  S.  70  ff.;  Mitt. 
d.  Centralkomm.  N.  F.  19,  21. 

*°)  Beispiele  aus  Phönikien  bei  Rrnak, 
mission  p.  92. 

'0  Suet.  Gal.  18  minio  et  chrysocolla 
constrato  circo. 


Kap.  VUL    Die  Bankmist  naoh  Katerial  und  Technik.    (§§  276  -278.)      337 

wesentlich  beeinflussen,  geben  die  übers  Kreuz  gelegten  Balken  das  Vor- 
bild zur  Kassettendecke  (Felderdecke),  deren  viereckige  Felder  (yifrvai) 
ähnlich  den  Metopen  dekorative  Platten  (xalvfifiarm^  (patviafAoxa^  laquearia, 
lacunaria)  aufnahmen.  In  prunkvollen  Palästen  der  Kaiserzeit  strahlten 
sie  von  Gold  und  Elfenbein.^)  Die  eigentliche  Kunst  dagegen  lieferte  or- 
namentierte Steinplatten,')  getriebene  Arbeiten^)  und  enkaustische  Male- 
reien.*) Das  Schatzhaus  von  Orchomenos  bietet  wohl  das  älteste,  präch- 
tige Muster  einer  polychromen  Decke.  Sonst  gleicht  sich  die  Decke  der 
Wand  und  dem  Boden  an,  indem  sie  einen  Anstrich  erhält.  Diesen  ver- 
zieren manche  mit  farbigen  Streifen,  welche  eine  Balkendecke  imitieren,^) 
oder  sie  bilden  den  blauen  Himmel  mit  seinen  Sternen  nach.  Letzteres 
schickt  sich  am  besten  fOr  Oöttertempel  und  dunkle  Grabkammern. ^)  Als 
die  Wandmalerei  überhand  nahm,  erstreckte  sie  sich  bis  auf  die  Decke;  doch 
scheinen  Deckengemälde  ausserhalb  Ägyptens  selten  gewesen  zu  sem.'') 
Zu  der  Verzierung  der  Decke  wirkt  alles  mit,  was  von  ihr  herunterhängt. 
Über  die  Kronleuchter  haben  wir  schon  S.  267  gesprochen ;  ihre  Wirkung 
muss  in  einem  metallverzierten  Kuppelbau,  wie  dem  Atreusgrab,  sehr  be- 
deutend gewesen  sein.  Als  das  Orientalische  in  der  Mode  war,  da  schau- 
kelten sich  in  Fürstengräbem  (Mittelitalien  und  Mykene)  und  wohl  auch 
in  Wohnräumen  echte  oder  imitierte  Strausseneier  in  der  Luft.*^)  Bei 
der  Decke  kommt  schliesslich  noch  die  Form  in  Betracht;  denn  ausser 
der  geraden  Decke  und  der  Kuppel  gab  es  in  einstöckigen  Häusern  Giebel- 
decken, welche  im  Felsbau  wiederkehren.^) 

278.  Wie  die  Säulenhalle  die  Facjade  ziert,  so  erhält  der  Innenbau 
seinen  monumentalen  Charakter  durch  Säulenreihen,  welche  die  weit  ge- 
spannte Decke  tragen.  Durch  diese  Reihen  zerfallt  der  Säulensaal 
(Hyposfyl)  in  Schiffe;  am  einfachsten  war  die  zweischiffige  Anlage  mit 
einer  Säulenreihe,  welche  schon  im  Sphinxtempel  vorkommt.*^)  Allein  da 
in  der  Regel  ein  Hauptraum  für  die  hervorragendste  Persönlichkeit  (das 
Götterbild  und  den  Herrscher  oder  dessen  Stellvertreter)  notwendig  war, 
hat  die  dreischiffige  Anlage  den  Vorzug  der  unverkennbaren  Zweckmässig- 


')  Vergil.  Aen.  1,  726;  Hör.  c.  2,  18,  1;  *)  Matteofthnlich   in  Gräbern:   Pbrrot, 

Prop.  4,  1,  5;   Sen.  contr.  II  1  (9),  11;  Muso-   !   bist.  I  T.  13  u.  14  zu  S.  742. 
nias  bei  Stob.  flor.  1,  84;  Suet.  Ner.  81;  Sen.   I  ')  Sehr  schöne  Master  in  Theben:  Pbb- 


nat.  qu.  I  prol.  7;  Plin.  12,  9.  33,  18.  57; 
Juven.  1,  56;  Joseph.  8,  68;  Apul.  met.  5,  1 
(Citms  u.  Elfenbein);  Panegyr.  11,  11;  Job. 
CbrysoBt.  bei  Phot.  bibl.  p.  522,  33;  Clau- 
dian.  b.  Get.  223.  Spuren  von  Vergoldung 
finden  sich  noch  am  Friedenstempel  Vespa- 
sians  (YEiruTi,  descr.  1,  44  ff.)  u.  den  Kaiser- 
palästen (WiKCKBLMANH*s  Werke  II  466 
bonauesch.). 

^)  Z.  B.  im  Theseion  und  Tholos  von 
Epidauros ;  sechseckige  öfter  in  Steiermark : 
Mitt.  d.  Centralkomm.  N.  F.  15,  42  m.  Abb. 

*)  Sen.  ep.  90,  42. 

»)  Inschrift  USrjyaioy  7,  482  Z.  44  f.; 
Plin.  35, 124;  2  enkaustische  Medusenmasken 
vom  Paiatin,  im  Louvre:  Gatal.  del  museo 
Campana  s.  6  Nr.  11. 

Handbuch  der  klaw.  AltertomswisBenschaft.    VI.  22 


BOT  I  347.  537;  Pyramide  aus  der  6.  Dynastie: 
Monatsber.  d.  nreuss.  Akad.  1881  S.  326, 
ebenso  etruskiscne  Gräber. 

')  Im  Labyrinth:  Diod.  1,  66;  Isistempel 
von  Dolos:  Beb.  6,  319;  Antipatros  Antbol. 
9,  59  (schwebende  Niken);  0.  Jahn,  Über  ein 
röm.  Deckengemälde  des  codex  Pighianus, 
Lpg.  1869,  m.  4  T. 

^)  Transvolatilia  von  Gold  und  Silber  in 
der    Grabkirche    zu    Jerusalem:   Breviarius 

p.  34   GlLDBlf. 

»)  A.  1832  p.  265.  281.  1835  p.  181  u.  ö. 

'**)  In  Neandreia  und  inj  der  mykeni- 
schen  Schicht  von  Hissarlyk ;  vielleicht  auch 
in  Thorikos  und  im  Mittelraum  der  „Basi- 
lika** von  Paestum. 


338 


KUnnsohe  gnngtarchäologie.    L  DenkmUerkonde. 


keit.  Den  griechischen  Bamneistem  wohlbekannt,*)  ist  sie  später  in  der 
Basilica  durchgedrungen.  Die  Zahl  der  Säulen  stieg  bis  auf  100  (in  der 
Sophienkirche);  die  Dichtigkeit  der  Säulenstellung  hängt  von  statischen 
Anforderungen  ab,  z.  B.  bei  dem  Telesterion  von  Eleusis,  welches  im  oberen 
Stockwerk  viele  Besucher  aufiiehmen  musste. 

Die  Säulenstellungen  haben  auch  an  der  Anlage  der  Innenhöfe  An- 
teil; denn  diese,  welche  zumal  in  grossen  Palästen  den  Schaffenstrieb  eines 
Architekten  reizen  können,^)  werden  häufig  von  Säulengängen  eingefasst 
(Peristyl,  nsQ^irv^iov),^)  Mit  den  Innenhöfen  wird  man  auch  die  Innenseite 
der  Umfassungsmauern  vergleichen  dürfen;  denn  an  dieser  liegen  eben- 
falls häufig  Säulenhallen,  in  deren  vorläufiger  Ermangelung  das  Heroon 
von  Trysa  den  berühmten  Relieffries  erhielt.*)  Mit  diesen  Bauwerken  be- 
rührt sich  der  echte  Hypäthraltempel,  der  jetzt  an  dem  achtsäuligen 
Zeustempel  am  Bisses  nachgewiesen  ist.  Bei  jenen  inneren  Säulenreihen 
ist  noch  ein  accessorischer  Schmuck  in  Betracht  zu  ziehen,  die  Blumen- 
gewinde und  Draperien,  welche  zwischen  den  Säulen  herabhingen;  denn 
sie  erscheinen  nicht  bloss  in  der  phantastischen  Architektur  kampanischer 
Wandgemälde.^) 

Litteratnr:  Konead  Langb,  Haas  und  Halle,  Lpg.  1885,  m.  9  T.;  vgl.  aach  den  fol- 
genden Abschnitt  S.  340. 

Kap.  IX.    Die  Werke  der  Baukunst. 

279.  Wie  im  Kap.  VII,  wird  auch  hier  der  Zweck  des  Werkes  den 
Einteilungsgnmd  abgeben,  weil  er  die  Form  bedingt,  und  zwar  kommt  es 
vom  Standpunkte  der  Archäologie  in  erster  Linie  darauf  an,  ob  der  Bau 
den  Interessen  eines  Einzelnen  oder  der  Allgemeinheit  dient;  denn  es  tragen 
die  öffentlichen  Bauwerke  allein  einen  monumentalen  Charakter  und  auch 
die  privaten  Luxusbauten  sind  nur  im  Wetteifer  mit  ihnen  entstanden, 
umgekehrt  können  natürlich  auch  jene  die  nüchternste  Prosa  athmen. 

Wir  beginnen  also  mit  den  Privatbanten,  welche  in  Wohnungen, 
Werkstätten  und  Gräber  zerfallen. 

Die  primitivsten  Wohnstätten,  welche  auch  in  kultivierten  Zeiten 
Hirten,  Räubern  und  ^gehetzten  oder  weltflüchtigen  Menschen  zum  Aufent- 
halte dienen,«)  sind  natürliche  Höhlen,  welche  während  der  Diluvialzeit 
die  Bevölkerung  der  Erde  beherbergt  zu  haben  scheinen,  so  dass  diese 
Grotten,  an  welchen  keine  gebirgige  Gegend  Europas  Mangel  hat,  Öster- 
reich und  Dordogne  (Les  Eyzies  in  der  Vezfere)  aber  besonders  reich  sind, 
uns  jetzt  die  Reste  der  Diluvialzeit  liefern.  Die  Schriftsteller  des  Alter- 
tums fanden  verschiedene  Völker,   welche  sie    Troglodyten   nannten,   auf 


')  Olympischer  Zeustempel;   Cella  nnd 
Opisthodomos  des  Parthenon. 

')  Sechseckiger  Hof  im  Sonnentempel 
von  Baalbek. 

>)  Karische  Inschrift  um  200  v.  Chr.  : 
Bch.  12,  87;  Diod.  5,  40,  1. 

^)  Die  untere  Quaderschicht  springt 
gerne  bankartig  vor  {Ev^yxtiQia;  vgl.  Dörp- 
FSLD,  Ath.  Mitt.  1883  S.  151). 

^)  Abbildung  des  ostgotischen  Königs- 


palastes  in  einem  Relief  von  S.  Apollinare 


nuovo. 


•)  Z.  B.  Flüchtlingen:  Soph.  OC.  477; 
Räubern :  Joseph,  ant.  14,  421  ff.;  Palaephat. 
2,  9 ;  Zigeunern  zu  Anfang  des  14.  Jahrh.  auf 
Kreta  (nach  dem  englischen  Franziskaner 
SiMBONis);  Propheten  und  Mönchen,  vgl. 
z.  B.  Hieron.  ep.  II  8  gg.  E.;  Höhle  der  Ata- 
lante  in  Arkadien. 


Kap.  IX.    Di«  Werke  der  Baukunst.    (§  279.)  339 

dieser  Kulturstufe,   z.  B.  Garamanten,   Sardinier    und    EossaerJ)      Eine 
ganze  Höhlenstadt  legte  Hyrkanos  um  182  v.  Chr.  jenseit  des  Jordan  an.^) 

Litteratnr:  W.  Botd.  Dawkikb,  d.  Hohlen  n.  die  üreinwolmer  Europas,  deutsch 
Lpg.  n.  Heidelberg  1876;  Habckl  db  Sbrbis,  eesai  sur  les  cavemes;  über  Österreich  Mitt. 
d.  Gentralkomm.  18  (1892),  97  ff.;  Pid,  archaeologicky  Yyzkimi  Sp.  31  ff.  (Abb.  Sp.  31,  Durch- 
Bchnitfc  34);  Les  Eyzies:  Labtet  aod  Ghbistt,  reliquiae  Aquitanicae,  London  1865—75,  mit 
Atlas  y.  87  T.;  The  Graphic  1892,  Sept  3  S.  283  m.  Abb.;  Gegend  Roms:  A.  39,  23  f.;  G. 
Omboki,  di  alc.  oggetti  preistoiici  delle  caveme  di  Velo  nel  Veronese,  1875  m.  1  T.;  E. 
Fuhlrott,  die  Höhlen  u.  Grotten  in  Rheinland  u.  Westfalen,  Iserlohn  1869,  dazu  Yibchow, 
Ztsch.  f.  Ethnol.  2,  358  ff.  In  Österreich  bestand  früher  eine  , Sektion  f.  Höhlenkunde  d. 
Osterr.  Tonristen-Clubb*,  welche  .Mitteilungen*  veröffentlichte.  Seit  1892  hat  Rabeland 
am  Harz  ein  HOhlenmuseum. 

Höhlen  oder  Felsspalten  wurden  durch  Verbauung  der  Lücken  wirk- 
lichen Wohnungen  angenähert.^)  Andere  Völker  machten,  gewissermassen 
die  natürlichen  Höhlen  verbessernd,  unterirdische  Gruben  (Armenier, 
Saken,  Skythen,  Satarchen  und  Germanen)  oder  wühlten  sich  in  Hügel  ein 
(Phrygier),  um  in  der  Kälte  warm  zu  haben.*)  In  den  Ebenen  von  Sibi- 
rien, Russland,  Rumänien  und  Bulgarien,  auch  bei  Hirten  der  Gampagna 
kommen  solche  Erdgruben  wohl  noch  vor,  aber  alte  Spuren  scheinen  sich 
nur  in  Österreich  gefunden  zu  haben,  während  es  einst  sogar  in  Latium 
Reste  gab.^)  Vorübergehende  Wohnungen  haben  die  Form  eines  Zeltes 
oder  einer  Laubhütte,  wie  sie  die  Juden  und  die  Spartaner  bei  ihren 
Festen  errichteten,^)  was  noch  jetzt  manchmal  italienische  Bauern  nach- 
ahmen. Diesen  zunächst  stehen  die  aus  Schilf  geflochtenen  Hütten,  welche 
Ps.-Sanchuniathon  an  den  Anfang  der  Geschichte  setzt ^)  und  Pausanias  in 
Verbindung  mit  Höhlenwohnungen  auf  Sardinien  fand.^)  Die  Ansicht  des 
phönikischen  Philosophen,  der  hierauf  Lehmwände,  dann  Häuser  mit  festem 
Dache  und  endlich  eingefriedigte  Höfe  und  Keller  folgen  lässt,  verdient 
Beachtung;  indes  wollen  wir  selbst  uns  an  die  Erscheinungsformen  halten. 
Die  Denkmäler  zeigen,  dass  die  aus  der  Schilfhütte  hervorgegangene  runde 
Form  der  Hütte  einst  weite  Verbreitung  gehabt  hat.  Ihre  Spuren  sind 
nunmehr  bereits  in  Südspanien  (Almeria),  Oberitalien  ^)  und  Bosnien  nach- 
gewiesen; für  Italien  und  die  Alpenländer  bezeugen  sie  die  besonders  in 
Alba  Longa  häufigen  rundlichen  oder  ovalen  Hüttenumen  (Aschenurnen 
in  Hausform),  welche  teilweise  ein  kegelförmiges  Dach  tragen.'^)  Auch 
das  Atrium  Vestae  und  die  Curiae  bewahrten  den  alten  Grundplan.  *>)  Nach 
Christi  Geburt  war  jedoch  im  Norden  die  Grenze  dieser  Hütten  bis  zu  den 
Belgiern   und   Markomannen  zurückgewichen,^^)    doch   hat  im  Süden    der 


>}  MaxHi^llbb,  Asien u. Europas.  136 f.;  I   Rutil.  1,  347  f. 

Sardinier  Paus.  10,  17,  2;  Eossäer:  Diod.  19,  |  ')  Bei  Euseb.  praep.  ev.  I  10,  7.  9.  10. 

19,  3.  *)  Paus.  10,  17,  2. 

')  Joseph,  ant.  12,  4,  11;  über  die  Ruinen  ")  Hblbio,   Italiker  S.  46  f.    Dlazu   ge 


DB  VoGü£,   le  temple  de  Jerusalem  p.  39  ff. 

')  Bei  den  Ichthyophagen  am  roten 
Meere:  Peripl.  mar.  Exythr.  2. 

^)  Belege  bei  Iwan  Mülleb,  Privataltert. 
§  5  S.  8  f.  A.  1 ;  in  der  Urzeit  allgemein  nach 
Aesch.  Prom.  454 f.;  spanische  cuevas, 

»)  Ephoros  bei  Strabo  5,  244. 

*)  2xM^€g  Demetr.  Sceps.  bei  Ath.  4, 
19;  umbrae  beim  Neptunfest:  Paul.  Diac. 
p.  377 ;  über  eine  improvisierte  Schifferhütte 


hOren  wohl   die  Hütten    ,des  Pelasgos'    in 
Arkadien  (Paus.  8,  1,  5). 

10)  Zahlreiche  in  Neviodunum  (Erain); 
vgl.  darüber  unten  §  284. 

")  Curia  der  Salier?  Dion.  HaUc.  XIY  5 
p.  488;  curia  calabra?|Serv.  y erg.  Aen.  8,654; 
Hütte  desRomulus,  vgl.  Dion.  Hai.  1,79, 11. 

^')  Belgier:  Strabo  4, 4, 3;  Markomannen: 
Antoninssäule ;  vgl.  auch  Bouillok,  mus^e 
des  ant.  III  T.  31. 

22* 


g40  KlasaiBohe  KonBtaroh&ologie.    1.  Denkmftlerkimde. 

grösfite  Teil  Afrikas  an  ihnen  festgehalten.^)  Die  Bienenkorbform  der 
Lehmhütten  bewahrten  die  Bewohner  des  Paropamisus,  wie  bis  jetzt 
manche  Mesopotamier.^) 

Das  feste  Haus  dagegen  wird  am  natürlichsten  im  Viereck  gebaut, 
eine  Einrichtung,  die  in  der  Stadt,  wo  die  Leute  mit  paHetes  communes 
wohnten,  sogar  notwendig  war.  Die  einzimmerige  Wohnung  dürfte,  wie 
noch  heute  im  Süden,  bei  den  Bauern  und  Arbeitern  sehr  verbreitet  ge- 
wesen sein.  Erhalten  haben  sich  von  diesen  Häuschen  natürlich  nur  die 
aus  Steinplatten  erbauten,  welche  Bergknappen  und  Steinmetzen  aus  Sand- 
stein- oder  Schieferplatten  wie  Kartenhäuser  aufbauten.')  Das  eigentliche 
Wohnhaus  hingegen  hängt  wohl  von  den  Wünschen  und  Bedürfnissen 
seines  Erbauers  ab ,  indes  folgt  dieser  doch  in  der  Regel  dem  Herkommen. 
Manche  Häuser^)  haben  das  Korridorsystem,  nach  welchem  die  Zimmer  zu 
beiden  Seiten  eines  Korridors  liegen;  andere  sind  mit  Rücksicht  auf  die 
Scheidung  der  Männer  und  der  Frauen  der  Quere  nach  geteilt,  wie  das 
homerische  Haus.  Einer  dritten  Gattung  kommt  der  Name  Centralbau  zu, 
indem  die  Wohnräume  um  einen  viereckigen  Hof  herumliegen.  Dieser 
Innenhof  (S.  338),  welcher  keineswegs  dem  römischen  Hause  allein  eigen- 
tümlich ist,*)  hat  mehrere  Vorteile  für  sich;  er  führt  den  Zimmern  Licht 
zu,  in  ihm  können  die  Frauen  und  Mädchen  ungestört  Luft  schöpfen  wie 
im  Innenhofe  des  christlichen  Klosters  die  Mönche,  endlich  schützt  er  auch 
gegen  die  Malariadünste,  was  ihn  z.  B.  für  die  Campagna  empfiehlt.  Dazu 
konmit  in  den  Städten  noch  das  aus  mehreren  zusammengebaute  Conglo- 
merathaus  von  der  Art  der  Casa  di  Castore  e  Polluce  in  Pompeji.  Dies 
dürften  die  Hauptgattungen  des  antiken  Hausplanes  sein;  allein  ein  Normal- 
haus zu  beschreiben  und  abzubilden,®)  erlaubt  der  Zustand  der  erhaltenen 
Häuser  nicht.  Ganz  natürlich!  Denn  die  Anforderungen  des  Lebens  sind 
zu  verschieden.  Wir  finden  in  die  Felshügel  Athens  lächerlich  kleine 
Häuser  eingeschnitten,'')  wie  überhaupt  auch  in  grösseren  Gebäuden  win- 
zige Zimmer  vorkommen.^)  Ihnen  gegenüber  stehen  die  geräumigen  Häuser 
reicher  Bürger  und  gar  die  Mietkasemen  der  Grossstädte,  von  denen  Lukan 
sagt:  Una  domus  urbs  est^)  Das  Peristyl  wird  verdoppelt, ^^)  hin  und 
wieder  sogar  verdreifacht  (wie  in  der  Casa  del  citarista).  Da  aber  auf 
dem  Stadtgebiet  die  öffentlichen  Strassen  und  Wege  die  Bauplätze  durch- 

*)Nillant[schaftbeiCAXPAKA,opereT.114.   1   §  31  p.  327M.;  auch  bei  Eurip.  Ale.  548  f. 


«)  Curtius  7,  3,  8.  9. 

')  In  ägyptischen  Bergwerken  bei  Kop- 
toB  (WiLKiiYSON  II  238)  und  in  Nubien  bei 
Eschuranib  (von  Linant  und  Bononi  beob- 
achtet), •  in  den  Alabasterbrüchen  von  Wadi 

Oerraui  (Erxav,  Ägypten2,624);  auf  demBerge 
Ocha  und  in  den  Bergwerken  des  Laurion- 
gebirges;  bei  Verona:  St.  de  Stbfani,  sopra 
gli  scavi  fatti  nelle  antichiss.  capanne  di 
pietra  del  Monte  Lofifa  a  Sant*  Anna  del 
Faedo,  Verona  1885,  m.  3  T. 

^)  Diese  Art  kommt  in  Abydos  vor  und 
wird  von  Achilleus  Tatios  beschrieben  (2, 19). 

^)  Z.  B.  findet  er  sich  auch  in  Abydos; 
in  Alexandrien  nach  Philon  de  legg.  spec« 


vorauszusetzen.  Ein  Gitter  (Museum  von 
Pompeji)  oder  ein  Vorhang  (Ov.  met.  10, 
595  f.)  mag  das  Dach  vertreten. 

^j  Man  muss  dringend  abraten,  das  Haus 
des  Pansa  (das  Muster  eines  Spekulanten- 
baus) als  Musterhaus  abzubilden.  Sehr  an- 
schaulich zeigt  der  römische  Stadtplan  die 
Mannigfaltigkeit  der  Formen  (vgl.  Lange, 
Haus  u.  Halle  S.  264  ff.). 

^  Ath.  Mitt.  III  T,  3,  54—58. 

*)  Z.  B.  in  Pompeji.  Martial  spottet 
darüber;  s.  auch  oixidtoy  dtnXoCy  Lysias  1, 9. 

*)  Vgl.  K.  Lakge,  Haus  u.  Halle  S.  249. 

*^)  Auf  Dolos,  aus  dem  2.  Jahrb.  v.  Chr.: 

Beb.  8,  473  ff.;  beschrieben  bei  Vitruv  VI  10. 


Kap.  IZ.    Di«  Werke  der  Baukunst.    (§  279.)  34I 

kreuzten,  erhielten  die  Häuser,  wie  das  auf  dem  Caelius  <)  und  die  suburbane 
VUla  des  M.  Arrius  Diomedes  in  Pompeji  veranschaulichen,  die  seltsamsten 
Formen.  Neben  den  Raumansprüchen  fielen  die  praktischen  Anforderungen 
ins  Gewicht,  zuerst  einmal  landwirtschaftlicher  Betrieb  {Vülae  rusticae  in 
Syrien,  Reznei  u.  a.),')  dann  die  Ausnützung  der  Strassenseite  durch  Läden 
{tabemae)  und  Entresolzimmer  (pergulae)  für  die  Verkäufer,  wie  man  sie 
in  Pompeji  verbreitet  findet,  und  die  Vermietung  an  verschiedene  Parteien; 
diese  Bedingungen  wirken  vornehmlich  auf  die  praktischen  Räume  ein, 
wie  Ställe,  Vorratskammern,  Küchen  (die  im  homerischen  und  altrömischen 
Hause^)  fehlten),  Aborte  (in  Pompeji  neben  der  Küche  gelegen),  Heizan- 
lage {hypocaustum),^)  Badezimmer,  deren  ältestes  im  Palast  von  Tiryns^)  sich 
finden  dürfte,  Palästren  und  andere  hygienische  Übungsplätze.^)  Als  Vor- 
ratskammer diente  in  den  einfachsten  Lebensverhältnissen  ein  Thonkrug, 
der  an  einen  vertieften  Platz  des  Bodens  gestellt  wurde;  mehr  fasste 
schon  der  eingegrabene  Spitzkrug  (S.  256).  Für  grosse  Vorräte  (nament- 
lich Getreide)  dienten  aber  an  vielen  Orten  eingehauene  Felsenkeller 
{iXiQoi,  faveae,  süi,  span.  aüos,  ital.  fosse  di  grano),  in  Gestalt  eines  Kegels, 
einer  Glocke  oder  Birne.  Man  findet  sie  noch  zahlreich  in  Südetrurien, 
Latium,  Sicilien,  Nordafrika,  Griechenland  und  Lydien.'')  Diese  Anlagen 
interessieren  nur  durch  ihre  nützliche  Verwendung,  während  den  Kunst- 
sinn das  Haus  des  Mannes  lockt,  der  Adel  oder  Vermögen  repräsentiert. 
In  seiner  domus  stellen  sich  die  von  Säulen  getragenen  Säle  ein,  von  denen 
wir  oben  (S.  337)  gesprochen.  Denn  wer  zahlreiche  Gesellschaft  oder  viele 
Bittsteller  bei  sich  zu  sehen  pflegte,  brauchte  grosse  Empfangs-  und  Speise- 
säle (atria,  porticuSf  basilicae,  triclinia),  die  denn  auch  „die  schönen  Zimmer^ 
des  Hauses  wurden.^)  Der  oflf^ene  Linenhof  wird  durch  schöne  Säulengänge 
umschlossen.^)  Der  Haustüre  liegt  eine  Halle  vor  (S.  330). ^0)  Kurz,  Säulen 
kennzeichnen  die  Häuser  der  Reichen,  ^i)  Wo  ein  Hofraum  das  'ansehnliche 
Gebäude  umgab,  bezeichneten  Propyläen  im  Ideinen  {tiqo&vqov)^^)  den  Ein- 
gang nachdrücklich  gegen  die  Strasse.  Die  gefällige  Ausstattung  war  in 
den  Häusern,  wo  der  Besitzer  frei  von  Etikette  nur  dem  Vergnügen  leben 
konnte,  angezeigt,  weshalb  auch  die  sogenannten  Villen,  deren  besonders 
in  den  Nordprovinzen  des  römischen  Reiches  eine  grosse  Anzahl  sich  findet, 
das  eindrucksvollste  Bild  schöner  Wohnungsausstattung  gewähren ;  auf  dem 


0  Am.  J.  6,  261  flf.  T.  16.  17. 

')  Reznei  (Steiermark):  Fb.  Pichleb,  die 
röm.  YiUa  zu  R.  in  Steiermark,  Wien  1874, 
m.  T.  Vorschriften  geben  die  landwirt- 
schaftlichen Schriftsteller  der  Römer,  z.  B. 
Columella  I  4—6. 

»)  Cato  bei  Serv.  V.  A.  1,  726;  später  ist  |  «)  Vgl.  Codex  Theodos.  9,  17,  5. 

sie   im    Bauernhause   der   Hauptraum,   vgl.   .  °)  Musonins  bei  Stob.  flor.  1,  84. 

Varro  r.  r.  1,  13;  Vitr.  6,  9, 1;  Colum.  1,  6.      '  '°)  Von  Nero  vorgeschrieben:  Suet.  Ner. 


Mitt.  10,215;  in  Eappadokien  u.  Thrakien: 
Eurip.  Phrix.  4;  Demosth.  8,  45;  Varro  r.  r. 
1,  57;  Julian,  ep.  53;  Baktrien:  Gurt.  7, 4, 24; 
vgl.  Fbakz  Riohteb,  de  thesauris  Olympiae 
effossis,  Berlin  1885  S.  1  ff.;  Belqbb,  Kuppel- 
gräber S.  10  f.    Grossartig  Diod,  13,  83.  2. 


*)  Im  Norden  häufig,  z.  B.  in  Cilli :  Mitt. 
der  Centralkomm.  N.  F.  17,  137  ff. 

*)  IwAH  Müllkb,  Frivataltert.  S.  '16  f. 

«)  Ps.  Xenoph.  Ath.  rep.  2, 10 ;  Theophr. 
char.  5. 

^)  Z.  B.  Ithaka:  Dodwbll,  travels  I  395; 
Leontmoi:  Ussino,  Kunstblatt  1846  Nr.  9; 
bei  Smyma,  mit  Quadern  ausgemauert:  Ath. 


16 ;  Tac.  A.  15,  43. 

>')  Aristot.  Nub.  815;  Apoll.  Rhod.  8, 
215  ff.;  Verg.  Aen.  7, 170;  Sen.  Phaedr.  504  f.; 
Hieron.  epist.  11  7;  in  Carthago  Justin. 
21,  4,  3. 

^*)  Am  homerischen  Hause  und  dem  von 
Plato  beschriebenen  Palais  des  Eallias. 


342  ElaBsische  Ennstarchäologie.    I.  Denkmalerkitnde. 

Lande  brauchte  man  schon  mit  dem  Flächenraum  nicht  zu  geizen  und  so 
zogen  viele  in  Griechenland  und  Afrika  vor,  sich  behaglich  auf  dem  Lande 
einzurichten.  1)  Das  eigentliche  Lusthaus  (Pavillon)  dagegen  hat  wohl  am 
Strande  des  Nil  seine  Ausbildung  gefunden.^)  Im  schärfsten  Gegensatz 
zur  Villa  steht  das  zur  Verteidigung  eingerichtete  Haus  (Burgstall),  welches 
kriegerische  Zeiten  fordern.  Zahlreiche  Beispiele  liefert  Sardinien  in  einem 
Teile  seiner  nurdghi,  welche  mit  den  heutigen  torri  Corsicas  und  nvqyoi 
der  Sphakiä  auf  einer  Stufe  stehen.')  Li  friedlichen  Zeiten  geht  der  hoch- 
gestreckte  Palast  {turris)  daraus  hervor.*) 

Der  Eunstcharakter  des  Hauses  ist  wesentlich  durch  seinen  oberen 
Abschluss  bedingt.  Nur  beiläufig  sei  bemerkt,  dass  eigentliche  mehrstöckige 
Häuser  nur  in  Grossstädten  und  Seehäfen  vorkamen.*)  Unter  den  Fami- 
lienhäusem  herrschte  jedoch  überall  das  einstöckige  Haus  vor,  wenn  wir 
dies  so  verstehen,  dass  das  Haus  sich  nicht  in  seinem  vollen  Umfange 
über  das  Erdgeschoss  zu  erheben  pflegte.®)  Dagegen  ist  allerdings,  wie 
mehrfach  im  heutigen  Italien,  ein  Teil  des  Hauses  höher  gebaut,  z.  B.  in 
Form  eines  Turmes,  wovon  dann  das  ganze  turris^  nvgyog  heisst;')  denn 
in  das  obere  Stockwerk  sind  häufig  nur  die  Frauenwohnung  {vTreQfpov)  und 
das  familiäre  Speisezimmer  {solarium,  cenaculum)  verlegt.  Hiebei  hat  der 
Süden  noch  die  Besonderheit,  dass  zu  dem  letzteren  eine  Aussentreppe 
emporführen  kann,  eine  Einrichtung,  welche  in  Ägypten,  Griechenland  und 
Galicien  nicht  selten  vorkommt.®)  In  Assyrien»)  und  anderwärts  im  Orient 
will  man  die  Annehmlichkeit  eines  grossen  flachen  Daches  dabei  doch 
nicht  entbehren  und  stellt  dies  auf  Pfeiler,  welche  seinerseits  das  untere 
Stockwerk  trägt.  Über  die  Bedachung  wurde  S.  325  fif.  bereite  gehandelt ; 
was  sonst  die  gefallige  Erscheinung  des  Hauses  anlangt,  so  scheinen  die 
Alten  auf  weissen  Anstrich  i^)  und  schöne  Profilierung  Wert  gelegt  zu 
haben. 

Anhangsweise  erwähnen  wir  auch  die  Häuser  von  Gewerbetreibenden, 
wie  Bäckereien,  Walkereien,  Gerbereien,  wovon  jede  Art  in  Pompeji  ver- 
treten ist,  »1)    ägyptische  Brauhäuser,")  Schulbaracken ^')  —  Schulpaläste 

0  Vgl.  Diod.  20,  8,  3;  Thucyd.  2,  65,  2;  i  «)  Bezeugt  für  das  bithynische  Haus  von 

Isoer.  Areop.  52;  Plin.  19,  51.  Galen. 


«)  Pbbbot,  bist.  I  Fig.  261-4  u.  T.  7 
zu  S.  429. 

^)  Das  dentlichste  Beispiel  liefert  der 
nuraghus  von  Ortu  (Prov.  Iglesias):  Abb.  bei 
Pbrbot  IV  35  f. 


^)  Z.  B.  des  Timotheos:  Iwak  Müller, 
Privatalt.  S.  43,  4;  Häuser  in  Laschis  nach 
dem  Relief  des  Sennacherib. 

8)  Vgl.  Liv.  89,  14;  Od.  «  330.  v  5; 
dyaßadfioL  Ps.  Aristot.  oecon.  2,  5.    Monu- 


^)  Villen    des    Marius,    Pompejus    und  •  mental   scheint    diese   Anlage    an   der  Tor 
Caesar  in  Bajae;   Palast   des  Diokletian  in  '   degli  scbiavi  bei  Rom  ausgebildet. 


Salona-Spalato ;  «sedesque  ad  sidera  toUunt 
(Petron.);    Beschreibung    eines    hurgus  bei 
Sidon.  carm.  22. 

»)  Juneyia  Wibselbb,  Gott.  Nachr.  1890 


•)  Latabd,  mon.  sec.  ser.  T.  40. 
»0)  Diodor.  5,  12,  2.  20,  8,  3. 
*0  Z.  B.  fullonica:  NisssN,  pompej.  Stu- 
dien S.  287  ff.  425  ff. ;  Backofen  und  Mflhle 


Nr.  6;   Alb.  Mülleb,  Bühnenaltert.  S.  112  i   MB.  5,  40;  Ovebbeck,   Pompeji    *F.  189  = 


A.  8;  drei-  u.  vierstöckig  in  Babylon :  Herod. 
1,  180;  dreistöckig  in  Eyzikos:  Aristid.  I 
390  d;  s.  auch  Diod.  20,  44,  4  (Carthago); 
Strab.  16,  2,  13  (Arados).  23  (Tyros);  über 
Rom  PöHLKAKK,  Übervölkerung  S.  92  f.;  Att. 
DB  Mabohi,  ricerche  int.  alle  insulae  di  Roma 
ant.,  Mil.  1891. 


SoHBEiBEB,  kulturhist.  Atlas  T.  67,  2. 

^*)  Pebbot  bist.  I  280  =  Champollion 
mon.  398. 

'")  JidaaxaXsioy  in  Astypalaia  um  Ol. 
71  Paus.  6,  9,  3;  in  Athen  Plat.  Hipp.  maj. 
286  b. 


Kap.  IZ«    Di«  Werke  der  Bankimat.    (§  280.)  343 

kennt  das  Altertum  nicht  — ,  die  Wirts-  und  Unterkunftshäuser,  welche 
den  orientalischen  Chans  gleichen  dürften,^)  und  endlich  die  lupanaria  (in 
Pompeji). 

Litte ratur:  bei  Iwan  Müllbb,  griech.  Privataltert.  zu  §  8  u.  22  u.  Voigt,  röm.  Priv. 
zu  §  9,  besonders  W.  Lakob,  das  antike  griechisch-römiscbe  Wohnhaus,  Lpg.  1878,  m.  43  T.; 
N188BN,  pompej.  Studien  S.  897  ff.  (atrinm),  593  ff.,  Über  das  Bauernhaus  607  ff.;  Eingang: 
Iyakoff,  A.  1859  S.  82  ff.;  über  den  Innenhof  0.  Bis,  Jahrb.  6,  1  ff.;  S.  338:  über  das  ,indoger- 
manische  Hans*  Vermutungen  in  Euhn's  Ztsch.  5,  454  f.  6,  239  f.;  Viollbt-lb-Duo,  l'histoire 
de  lliabitation  humaine,  Paris  1875  (populär);  eine  Karte  der  Hauaformen  versucht  Gebland 
in  Berghaus'  nhysikalischem  Atlas  Nr.  65;  Ägypten:  Reste  in  der  Sonnenstadt  des 
Chuen'eten,  Eanun  (S.  81),  in  Abydos  u.  a.;  antike  Modelle  im  Lonvre  und  britischen  Mu- 
seum (WiLKiNBON,  manners  II  p.  1O8  f.;  alte  Abbildungen  bei  Pbrbot  I  F.  256  (Champoluon 
174).  274—9;  über  die  Eaiserzeit  Wiener  Studien  9,  248  f.;  Nordafrika:  P.  Tbi^xaux, 
parallMes  des  ädifices  anciens  et  mod.  du  continent  africain,  Paris  0.  J.  f.  m.  83  T.;  Sy- 
rien: zahlreiche  schöne  Ruinen  aus  der  Zeit  der  ersten  christlichen  Kaiser,  s.  VooüiS  (S. 
83);  Eolchis:  Vitr.  2,  1,  4  (über  die  modernen  Verhältnisse  P.  Teb.  Mowsbsjavz,  das 
armenische  Bauernhaus,  1893  m.  Abb.);  Bithynien:  Galen.  XIV  17  ff.  E.,  s.  I.  Müllbb  §  8; 
Lykien,  Lydien,  griech.  Inseln  u.  Athen,  Abarbeitungen  im  Fels:  vgl.  Bbnndobf, 
Heroon  S.  ^;  HilobhOfeb  in  Baumeisters  Denkm.  I  S.  152  f.;  Dubx,  Bank,  der  Griechen 
S.  17;  Dolos:  angebliche,  oft  abgebildete  Hausruine  (BXdbkeb  S.  '147),  Phantasie  nach 
Tabbbll,  Class.  Review  5,  131  f.;  Piräus:  Dhbaohatsis,  *Eatia  1892  Nr.  14.  15;  Eampa- 
nien:  Ruinen  der  vom  Vesuv  verschütteten  Städte  (S.  120  f.);  Abbildungen  in  Wandgemälaen, 
B.  Hblbig,  Wandgem.  Nr.  1561—62;  vgl.  F.  Mazois,  le  palais  de  Scaurus  ou  descr.  d*une 
maison  romaine,  3.  Aufl.,  Paris  1859;  Rom:  Haus  auf  dem  Caelius,  s.  o.  S.  341  u.  P.  Gbk- 
KANUS,  Ausgrabungen  im  Hause  der  Märtyrer  Johannes  und  Paulus  auf  dem  Goelius,  Rom. 
Quartalschrift  2,  137  ff.  404  ff.,  Plan  T.  11;  Abbildungen  in  Reliefs,  z.  B.  dem  Ikariosrelief 
und  collocatio  M.  5,  6;  Villen:  Rob.  Castbll,  the  villas  of  the  ancients  illustrated,  Lon- 
don 1728,  f.  m.  13  T.;  Th.  Moülb,  the  roman  villas  of  the  Augustean  age,  London  1833, 
2  T.;  Seneca  ep.  86  über  die  Villa  des  Scipio  Africanus;  Schilderungen  des  Statins  silv. 
1,  3.  2,  2;  über  die  Beschreibungen  des  jüngeren  Plinius  (ep.  2,  17  u.  5,  6),  welche  in  der 
Renaissance  mustergiltig  erschienen:  P.  Marqubz,  delle  vUle  di  Plinio  il  Giovane,  Rom 
1806,  m.  2  T.;  Villa  Hadriana  (die  grossartigste  von  allen)  S.  128;  Villa  der  Pisonen  in 
Herculaneum  (sehr  ansehnlich):  S.  120;  Brigantium:  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  N.  F. 
15,  96  ff.  m.  Plan;  Präderis  (Vorarlberg):  das.  S.  159  ff.  m.  T.;  Westenhofen  in  Bayern: 
Die  Römervilla  zu  W.,  Ingoist.  1857,  f.  m.  E.  u.  T.;  Rheinlande:  besonders  Moselgegend: 
S.  149;  V.  WiLXOwsKY,  d.  röm.  Villa  zu  Nennig  und  ihr  Mosaik,  ihre  Inschr.  u.  Sculpturen, 
Bonn  1864—68,  3  Tle.  f.  11  T.:  ders.,  die  röm.  Moselvillen  zwischen  Trier  u.  Nennig,  Bonn 
1870;  E.  aub'm  Weebth,  das  Bad  d.  röm.  Villa  zu  Nennig,  Bonn  1861,  m.  1  T.;  Ovbrbeok, 
d.  röm.  Villa  bei  Weingarten,  Bonn  1851  m.  1  T.;  England:  S.  145  f.,  speziell  R.  Nichol- 
son, roman  villa  near  Brading,  London  1880,  *m.  T. 

280.  Viel  besser  als  die  Häuser  haben  sich  die  Wohnungen  der 
Toten  erhalten,  weU  sie  für  die  Ewigkeit  gebaut  wurden.  Die  roheste 
Art  der  Bestattung  beschränkte  sich  darauf,  dass  die  Leichen  in  Fels- 
spalten, «die  natürlichen  Gräber",*)  geworfen  wurden  und  in  öden  Ge- 
birgen, wie  im  Kaukasus,  in  den  Pyrenäen  und  auf  Corsica  soll  diese 
Unsitte  noch  nicht  ganz  erloschen  sein.  Allein  das  natürliche  Gefühl 
musste  sich  dagegen  sträuben  und  dem  Toten  wenigstens  den  Schutz  gegen 
wilde  Tiere  zugestehen.  So  wird  denn  die  Leiche  von  oben  und  an  den 
Seiten  mit  Steinen  zugedeckt  und  ausserdem  meistens  in  den  Boden  ein- 
gebettet; in  Felsboden  braucht  sie  dann  nur  oben  mit  Steinen  zugedeckt 
zu  werden.  Diese  ganz  natürlich  sich  ergebenden  Formen  sind  an  sich 
keine  Besonderheit  eines  bestimmten  Landes  oder  Zeitalters.  Die  Be- 
stattungsart, ob  Verbrennung  oder  eigentliches  Begräbnis,  verändert  daran 
nur  die  Dimensionen,  nicht  aber  die  Grundform.    Über  diese  beiden  Arten 


')  Z.  B.  grosses  xtttaytuyioy  in  Plataiai  Thuo.  3,  68. 
*)  Anna  Gomn.  10,  4  p.  279  b. 


344 


Elassiflohe  Kanatarcbäologie.    I.  Denkmftlerkonde. 


wollen  wir  hier  einflechten,  dass  die  zweite  jederzeit  und  fast  überall  be- 
stand, während  die  Verbrennung  zeitlich  und  örtlich  bedingt  war.  Sie 
passt  für  Nomadenvölker,  beim  Krieg  in  Feindesland  und  im  Falle  von 
Epidemien,  ausschliesslich  aber  hat  sie  niemals  geherrscht.  Ein  Unter- 
schied der  Zeiten  oder  eine  Änderung  des  Brauches  durch  Wechsel  der 
Bevölkerung  ist  nicht  beweisbar.  Um  auf  die  einfachsten  Grabformen  zu- 
rückzukommen, so  gibt  es  verschiedene  Arten  der  Gräber  im  ursprüng- 
lichsten Sinne  des  Wortes  {fossae,  ital.  tombe  a  fossa):  Der  viereckige 
Raum  ist  in  der  blossen  Erde  ausgehoben,  mit  Steinen  oder  Ziegelplatten 
abgegrenzt^)  oder  ausgemauert;  auf  Steinpflaster  ruhen  die  Heroen  von 
Mykene  und  Amyklai  wie  auch  die  Kämpfer  von  Marathon.  Gegen  oben 
schützt  Erde  oder  eine  Steinplatte  oder  beides,^)  oder  es  wird  eine  Art 
Zelt  aus  zwei  schräge  zusammengestellten  Platten  von  Stein  oder  Thon*) 
gebildet.  Es  gibt  jedoch  Fälle,  wo  die  Leiche  einfach  in  die  Erde  ver- 
scharrt und  bloss  ihrem  Kopf  ein  Ziegelstein  untergeschoben  wurde.  ^)  Eine 
weniger  zahlreiche  Gruppe  (Brunnengräber ^  Schachtgräber,  putei,  tombe  a 
pozzo)  erinnert  an  Brunnenschachte;  wir  finden  sie  z.  B.  in  Tarquinii,  in 
Mykene,  in  Oberitalien  und  Gallien,^)  überall  verschiedenartig  angelegt  und 
ohne  inneren  Zusanmienhang,  zumal  da  sich  diese  Gruppe  weit  herabver- 
folgen lässt;®)  auf  einem  ähnlichen  Prinzip  beruhen  die  Fassgräber  {tombe 
a  ziro),  Fassgefässe  oder  grosse  Krüge,  in  welche  die  Leichen  sitzend  ge- 
stellt wurden.  Vielleicht  füllte  einst  Honig  den  übrigen  Raum.  Diese  Weise 
scheint  von  Ägypten  nach  den  Küsten  des  ganzen  Mittelmeeres  sich  ver- 
breitet zu  haben.  ^)  Manche  Gräber  alter  Zeit  sind  rund.  Nahe  dem 
Meere  können  schiffförmige  Gräber  (wie  auf  den  Balearen  die  naus,  navetas) 
nicht  auffallen. 

Damit  das  Grab  geehrt  werde  und  das  Gedächtnis  des  Toten  nicht 
ersterbe,  zeigt  etwas  senkrecht  in  die  Erde  gestecktes  (atrjXi}^  auch  ar^ßa 
oder  fJf'VTJfxa)  die  Stätte  an.  Man  weiss  aus  der  Odyssee,  dass  in  der  Fremde 
ein  in  den  Boden  gestecktes  Werkzeug  (in  jenem  Fall  ein  Ruder)  an  den 
Toten  erinnerte.  In  der  Heimat  dagegen  erhält  ein  länglicher  Stein  den 
Vorzug  und  diese  Sitte  des  Grabsteines  ist  bis  an  die  äussersten  Enden 
der  alten  Welt  verbreitet.  Die  einfachsten  Formen  desselben  entsprechen 
den  architektonischen  Grundformen;  Wir  finden  einerseits  eckige  Pfeiler, 
wie  die  älteren  Grabsteine  von  Memphis  aussehen;  was  diese  anlangt, 
scheint  von  Ägypten   aus  schon   sehr  früh   die  oben   abgerundete  Gestalt 


*)  Z.  B.  auf  der  Insel  Chiliodhromia, 
Fiedleb,  Reise  IL  T.  2,  1  =  Schbeibek,  Atlas 
T.  96,  9;  noch  jetzt  in  griechischen  Land- 
kirchhöfen zu  sehen. 

^)  Sehr  häufig  in  Griechenland. 

')  Z.  B.  von  Stein,  in  Frögg:  Mitt.  der 
k.  k.  Centralkomm.  N.  F.  14,  81;  aus  Thon, 
mit  einem  Falzziegel  darUber,  oder  einfach 
mit  dem  letzteren  gedeckt,  in  Megara  Hy- 
blaia:  Abb.  Mon.  ined.  I  894. 

*)  Z.  B.  zu  Aquileja  im  4.  Jahrb.  n.  Chr.: 
Mitt.  der  Centralkomm.  N.  F.  15,  105. 

^)  Chiebici  e  Stbobel,  i  pozzi  sepolcrali 
dl  Sampolo  d*Knza,  Parma  1876;  Baüdey  et 


Ballebeau,  puits  fun^raires  gallorom.  du 
Bemard  (Vend^e),  La  Roche  1873,  m.  2  K. 
u.  396  Abb. 

^)  Ausser  den  putei  armer  Römer  vgl. 
das  brunnenähnliche  Grab  des  Menekrates 
auf  Eorfn  (aus  dem  6.  oder  7.  Jahrb.). 

7)  Ägypten:  Abdallatif  E.  4  p.  199  (man 
fand  damals  noch  Honig);  Tiryns,  IVoas, 
Edvmnos  und  Halikamass :  Yibchow,  Ztsch. 
f.  Ethnol.  1884  S.  429  ff. ;  Iberien :  Ztsch.  f. 
Ethnol.  10,  447  (in  Amphoren);  Megara  Hy- 
blaia:  Mon.  ined.  1772;  Spanien:  Siebt,  les 
Premiers  ftges,  Atlas  T.  35.  42.  46. 


Kap.  IZ.    Die  Werke  der  BankuBst.    (§  280.) 


345 


nach  Europa  gekommen  zu  sein.*)  Weitaus  häufiger  ist  die  gerundete 
Säule,  sei  es  in  Form  eines  Säulentronkes,  welcher  in  Attika  vom  6.  Jahr- 
hundert bis  in  die  Eaiserzeit  hinein  vorkommt,^)  oder  zugespitzt  als  Spitz- 
säule {cippus),  welche  die  Italer  sehr  lieben;  letztere  läuft  in  Etrurien  und 
Praeneste  sehr  häufig  in  einen  Pinienzapfen  aus.  3)  Nur  eine  Abart  davon 
ist  der  sogenannte  Phallos  auf  lydischen  Grabhügeln.^)  Zur  künstlichen 
Ausbildung  des  Grabsteines  führt  die  seit  dem  4.  und  3.  Jahrhundert  sich 
stärker  fühlbar  machende  Heroisierung  der  Toten.  Vermöge  dieser  kommen 
Motive  aus  den  Tempelfa^aden  herein,  zum  mindestens  ein  Giebelfeld'^) 
oder  ein  Geison.^)  Springen  dann  noch  an  den  Seiten  zwei  Pfeiler  oder 
Säulen  hervor,  so  ergibt  sich  die  volle  aedicula.  Ausnahmsweise  hat  sie 
in  Erinnerung  an  die  Euppeltempel  ein  abgerundetes  Dach.^)  Manche 
Gräber  —  nach  der  Überlieferung  schon  das  des  Themistokles  —  trugen 
formliche  Altäre,^)  Steintische,  welche  das  gleiche  bedeuteten,  oder  ein  stei- 
nernes Becken  (das  bei  den  Athenern  den  Unverheirateten  gebührte).^)  Schon 
frühzeitig  hatten  die  Griechen  Säulen  gleichwie  für  Weihgeschenke  errichtet, 
auf  denen  z.B.  grosse  Gefässe  (wie  die  Dipylonvasen)  standen. ^^)  Später 
wurden  dieselben  (»Lekythoi*)  in  Stein  rund  und  en  relief  nachgebildet.**) 
Die  Dekoration  hat  häufig  mit  den  Spenden,  welche  die  Toten 
empfangen,  Zusammenhang  und  wechselt  je  nach  den  Ansichten  über  das 
jenseitige  Leben.  Blumen  (Rosetten)  und  Guirlanden,  durch  Stilisierung 
auch  wohl  in  einfache  Schneckenlinien  entstellt,  passten  überall ;  hing  man 
doch,  wie  häufige  Spuren  von  Nägeln  zeigen,  i*)  an  den  Stelen  natürliche 
Kränze  auf.  Bei  den  Griechen  kamen  dazu  die  in  Vasenbildem  so  oft 
dargestellten  Binden  (Taenien),  die  mehrmals  in  Farbe,  in  Flachrelief  oder 
erhaben  nachgebildet  wurden.*')  Bukranien  und  Pateren  erinnern  dagegen 
schon  wieder  an  den  Heroenkult.**)  Andere  Bilder,  wie  Löwen  oder  Löwen- 
köpfe,'*'^)  gehören  zur  Klasse  der  Apotropaia  (S.  230)  und  sollen  den  Frieden 


^)  Ägypten  (in  späterer  Zeit  mit  einem 
auBgemeisselten  Sperberkopf  en  face  bekrönt); 
Cypem:  Cbskola  T.  3,  4;  Mykene:  Ath.  Mitt. 

1.  318  f.;  Athen:  B.  1864  p.  48;  abgeb.  6bb- 
HABD,  AV.  199  —  Mus.  Etr.  527;  Collignon, 
catal.  658;  vgl.  Stackelbebg,  Gräber  45; 
Jahn,   arch.  Beitr.  S.  133  f.;   s.   auch  Paus. 

2,  29,  9;  Bologna:  Zakvoni  T.  15;  Oberita- 
lien: DÜTSCHKE  IV  132. 

«)  Vgl.  auch  Paus.  8,  11,  8;  Cic.  leg.  2, 
66.  Manchmal  amDipylon  eine  eigentliche 
Säule  (z.  B.  Am.  J.  II  275  A.  14);  abgeb.  MB. 
9.  53.  Auf  dem  Grabe  des  Isokrates  stand 
eine  von  einer  Sirene  bekrönte  Säule. 

»)  S.  328,  7.  Nach  Helbio,  B.  1882  p.  68  f. 
ist  die  Grösse  desselben  bedeutungsvoll.  Statt 
dessen  eingezapfter  Discus,  aus  Reichenhall 
in  München  (Nr.  774). 

*)  Pbokesch,  DenkwQrd.  2, 159,  —  Vier- 
eckiger Pfeiler  mit  Reliefs:  Inghibaxi,  mus. 
etr.  l  105,  1. 

')  Sikyonisch  nach  Paus.  2,  7,  3;  im 
Giebelfeld  öfter  Rosette,  an  thessalischen 
Grabsteinen:  Ath.  Mitt.  8,  114  ff. 

•)  Z.  B.    in    Kerkyra    AZ.  1846    T.  48 


(RöHL,  imag.  p.  61). 

^)  Interessante  afrikanische  Form  mit 
3  Säulen,  abgeb.  B.  archöol.  1892  S.  150. 151. 

^)  Z.  B.  cylinderförmiger,  abgeb.  A.  40, 
39;  Themistokles:  Plut.  Themist.  32  aus 
Diodoros;  in  römischer  Zeit  sehr  häufig  z.  B. 
auf  bayerischem  Boden:  in  grösserem  Mass- 
stab, Grabstein  des  Pompejaners  M.  Porcius. 

»)  Demosth.  44,  18;  vgl.  Cic.  leg.  2,  66; 
Wolters,  Ath.  Mitt.  16,  385  ff. 

^^)  Abgeb.  auf  Münzen  von  Poseidon ia 
und  an  einer  Lekythos :  Collignon  cat.  658; 
Wolters,  a.  0.  S.  388. 

*^)  Beispiele  in  Athen.  Vgl.  Bianor 
Anthol.  9,  272. 

•'»)  Sybel,  Katalog  447  f.  451.  454.  459. 
468  u.  ö.;  Bbnnoorf,  Reisen  in  Lykien  und 
Karien  1,  101,  2.  Vgl.  auch  Collitz,  Dia- 
lektinschr.  1775,  21.  —  Steinerne  Rosen:  A. 
39,  403  A.  3. 

'«)  Friederichs -Wolters  1801.  1799. 
1802. 

»*)  Z.  B.  DÜTSCHKE,  Bildw.  IV  22. 396.  503. 

»^)  DÜTSCHKE  IV  376;  Plin.  37,  66;  Ly- 
kien: Fellows  T.  zu  174  u.  176;  Pbachov, 


346 


KlassiBche  Kmutaroh&ologie.    I.  DenkmAlerkonde. 


der  Toten  sichern.  Allegorische  Gegenstände  religiösen  oder  profanen 
Sinnes  werden  in  dem  hermeneutischen  Schlussabschnitt  zur  Sprache  kom- 
men. Das  fruchtbarste  Gebiet  war  jedoch  die  Darstellung  des  Toten  selbst. 
Mögen  auch  nur  die  Ägypter  diesen  Bildern  eine  besondere  Bedeutung 
für  die  volle  individuelle  Unsterblichkeit  zugeschrieben  haben,  jedenfalls 
hielt  man  das  Bild  des  Verstorbenen  selbst  für  das  ki-äftigste  /n'^jua, 
monumentum.  Alle  Einzelheiten  auf  die  Hermeneutik  versparend,  wollen 
wir  hier  nur  bemerken,  dass  seit  der  mykenischen  Periode  der  Tote  am 
häufigsten  von  der  liebenswürdigen  Seite  sich  zeigte,  wenn  auch  Adelige, 
tapfere  Krieger,  kühne  Jäger,  siegreiche  Athleten  es  oft  vorzogen,  ihren 
Stand  und  ihre  Thaten  der  Nachwelt  durch  sprechende  Bilder  zu  über- 
liefern. Daher  die  bekannten  Familienbilder  der  griechischen  Grabsteine, 
welche  besonders  seit  dem  4.  Jahrhundert  sich  mehren.  Dies  war  jedoch 
mehr  eine  vorübergehende  Stimmung  im  Stil  vonDiderots  „Hausvater*;  bald 
überwogen  wieder  die  reinen  Porträtbilder.  Kurz  seien  erwähnt  die  bloss 
bemalten  Stelen  von  Syrien  und  Alexandrien,^)  die  Masse  der  römischen 
Grabsteine  mit  der  Hochrelieffigur  en  face  und  eine  weit  kleinere  Gruppe 
mit  Büste«)  oder  Hermenbild. ») 

Aus  begreiflichen  Ursachen  werden  die  einfachen  Grabstätten  mög- 
lichst vereinigt;  man  bringt  sie  gerne  neben  Wegen  (z.  B.  an  den  Strassen 
der  Campagna,  zu  Pompeji  und  vor  dem  athenischen  Dipylon)*)  an,  um 
das  Gedächtnis  der  Toten  lebendig  zu  erhalten,  oder  bestimmt  einen  Hügel- 
rücken zu  einer  Nekropole  (S.  28).  In  altchristlicher  Zeit  beginnen  sich 
schon  die  Gräber  an  heilige  Stätten  anzugliedern.^) 

Die  beschriebenen  einfachen  Formen  werden  in  jeder  Periode  dann 
gewählt,  wenn  das  Grab  nicht  viel  kosten  soll;  ausserdem  machen  die 
Leute  bei  verheerenden  Seuchen  mit  der  einzelnen  Leiche  wenig  Um- 
stände.^) Wenn  man  überhaupt  ,von  Wirkung  sprechen  kann,  wirken 
diese  einfachen  Grabanlagen  nur  durch  die  Masse.  Schon  in  der  myke- 
nischen Zeit  beobachten  wir  regelmässige  Gräberreihen  (1893  auf  Salamis 
entdeckt)  und  Aushöhlungen  einer  Bergwand  (Palamidhi  bei  Nauplia),  in 
welche  die  Toten  wie  Brode  in  Backöfen  geschoben  wurden.  Eigentliche 
Friedhöfe  haben  sich  daraus  nicht  entwickelt.  Mit  der  Ausbildung  des 
Vereinswesens  konrnit  die  Blüte  der  Massengräber  kleiner  Leute.  Man 
sieht  es  den  wilden  Tauben  ab,  wie  sie  sich  in  alle  Löcher  einer  Berg- 
wand einnisten,  und  bohrt  Reihen  von  halbkreisförmigen  Löchern  {loculi), 
welche  eine  Aschenume  oder  mehr  aufnehmen  sollen,  in  den  Fels  ein. 
Diese  natürlichen  Columbaria  sind  in  Südetrurien')  und  auf  Sicilien  zu  be- 
obachten.   In  der  Ebene  von  Rom  musste  eine  entsprechende  Anlage  aus 


T.  2,  2.  3;  vgl.  Stbphani,  tit  Graec.  H.  III 
S  19  ff 

»)  Am.  J.  3,  261  ff.  T.  17  (farbig),  ohne 
Kunstwert. 

^)  Maffei,  Mus.  Ver.  p.  CXLIII,  4; 
DüTscHKE,  Büdw.  3,  397;  vgl.  AZ.  86,  29;  in 
Rahmen  MB.  15,  53. 

*)  Chbist,  Sitzungsber.  d.  bayer.  Ak.  1866 
1244;  CoKZB,  AZ.  25,  102*  f.;  DIJtsohkb  4, 
174;  vgl.  Cic.  leg.  2,  65. 


*)  CuBTivs,  Atlas  V.  Athen  T.  4;  ebenso 
in  Aqnileja. 

')  Altchristliche  Friedhöfe  sind  bisher 
in  Julia  Goncordia,  Sirmium.  Salona  u.  Car- 
thago  aufgedeckt. 

«)  Anthrop.  Corresp.  1874  S.  23. 

')  Veji,  Falerii  (abgeb.  Dennis  I  »103), 
Fescennium  und  Toscanella  (abgeb.  das. 
S.  485). 


Kap.  UL    Die  Werk«  der  Baukunst.    (§  281.)  347 

Ziegeln  erbaut  werden;  sie  bot  für  die  loculi  sowohl  die  Wandflächen  als 
auch  gewann  der  spekulative  Baumeister  Platz,  indem  er  das  Dach  in  der 
Mitte  von  einem  ebenfalls  hculi  enthaltenden  Aufbau  stützen  liess.^)  An- 
derswo nahmen  die  Totengräber  das  System  von  Nauplia  wieder  auf,  in- 
dem sie  jedoch  die  Plätze  der  Leichen  mit  der  Wand  parallel  laufen  Hessen. 
Dieses  System  eignete  sich  nicht  für  offene  Wände,  sondern  wurde  unter- 
irdisch angewendet,  wobei  von  oben  die  luminaria  Licht  zuführten.  Be- 
kanntlich erhielten  diese  weitverzweigten  unterirdischen  Friedhöfe  im  Volks- 
munde den  Namen  Katakomben  {catacumbae).  Ihr  Ursprung  dürfte  in 
vorchristliche  Zeit  zurückreichen  und  wohl  bei  den  Sterbekassen  der  Berg- 
leute und  Steinhauer  zu  suchen  sein;  allerdings  haben  vorzugsweise  die 
Juden  ^)  und  die  Christen  der  ersten  Jahrhunderte  das  System  angewendet. 
Wir  kennen  noch  Katakomben  in  Rom  (S.  127) 3)  und  Neapel,*)  auf  Malta, 
vielleicht  auch  in  Alexandrien.^)  Diese  Massenanlagen  grosser  Gesell- 
schaften geben  schon  Gelegenheit,  durch  Malereien  und  Stuckverzierungen 
die  Stätte  des  Todes  freundlicher  zu  gestalten.  Die  labyrinthischen  ,Erd- 
ställe^  mit  Wandnischen  und  Bänken,  welche  vom  Neusiedlersee  bis  zum 
Bodensee  in  langer  Kette  sich  hinziehen,^)  weichen  im  Grunde  von  den 
Katakomben  nicht  ab. 

Litter atur:  Veizeichnifl  der  Katakombenanlagen  in  Kraus'  Realencykl.  1,  110  ff. 

281.  Die  eigentlichen  Grabdenkmäler  sind  wesentlich  anders  ge- 
artet. Fürsten  und  vornehme  Personen,  denen  sich  später  natürlich  die 
Kapitalisten  anschlössen,  wollten  auch  nach  dem  Tode  vor  der  Masse  etwas 
voraus  haben.  Entweder  sollte  ihr  Grab,  wie  ein  Schloss,  hoch  empor- 
ragen und  weithin  sichtbar  sein  oder  sie  wollten,  falls  es  doch  mehr  als  blosses 
Fortleben  im  Ruhme  gäbe,  ihre  Lebensgewohnheiten  nicht  ganz  missen. 
Der  geschichtlichen  Folge  nach  sprach  sich  der  erstere  Gedanke  zuerst 
aus  in  dem  Grabhügel.  Die  kunstloseste  Form  desselben,  ein  Steinhaufe 
(hebräisch  gcUgal),  soll,  wie  auf  Gorsica  ein  muchio,  von  den  Vorübergehen- 
den auf  die  Leiche  eines  gewaltsam  gestorbenen  Mannes  geworfen  worden 
sein.")  Im  Hügelland  mag  man  für  hervorragende  Tote  einen  hochauf- 
ragenden isolierten  Hügel  gewählt  haben,  um  sie  darin  zu  bestatten.  Solche 
natürlichen  Hügel,  welche  umgestaltet  werden  mussten  und  zur  Sicherung 
einen  Steinkranz  um  ihre  Basis  erhielten,^)  sind  ohne  geschickte  Aus- 
grabung schwer  zu  konstatieren,  da  auch  die  natürliche  Corrosion  schein- 
bar bearbeitete  Hügel  schaflFt.*)     Wo  die  Natur  ihre  Hilfe  versagte,  wur- 


*)  Über  die  um  Rom  vorhandenen  Co 
Inmbarien  (worunter  eines  fllr  die  Diener- 
schaft der  Kaiserin  Livia)  s.  den  von  Hül- 
sen bearbeiteten  2.  Teil  des  6.  Bandes  des 
Corpus  inscriptionum  Latinarum;  Abbildun- 
gen bei  Babtoli  T.  39  ff. 


Ammian.  22,  15,  30;  Heliod.  2,  27. 

*)  Mitteil.  d.  Centralkomm.  N.  F.  14, 
221  ff.  (Abb.  S.  222). 

^)  Daher  die  Erzählungen  von  Absalom 
(2  Sam.  18,  17),  Laios  (Paus.  10,  5,  2)  und 
Teiresias  (Paus.  9,  33,  1);  vgl.  Paus.  8, 13,  3 ; 


')  Z.  B.   in   der  Yigna  Randanini   vor  '  drei   Hfigel   bei  Arächowa  heissen  ';  tovg 

Rom,  in  Neapel  und  Venosa  (B.  1867, 148 ff.),  i  q>ovBVfjtivovg\  Fluchmale:  B.  Schmidt,  Jahrbb. 

s)  S.  auch  6.  B.  Luoabi,  le  catacombe  I  147,  369  ff.;   vgl.  Ra.  III  21,44.    Normales 

ossia  il  sepolcro  apostol.   dell'  Appia,  Rom  i  Grab  bei  den  Troglodyten:  Agatharch.  63. 


1888,  f.  m.  9  T. 

^)  A.  DB  JoBio,   guida  per  le  catac.  di 
S.  (lennaro  dei  Poveri,  Neapel  1839. 

*)  Jtjfiuaagy   ^JXeiaydg.  S.  738  ff. ;    vgl. 


»)  Z.  B.  bei  Viterbo  M.  I  41,  16,  vgl. 
1831  p.  85. 

«)  Bei  Megara:  *E<p.  dqx-  1890  Sp.26ff.; 
dagegen  unzweifelhaft  in  Bieda:  Dennis  I  '217. 


348  KlaBBisohe  EonBtarch&ologie.    I.  Benkmälerknnde. 

den  künstliche  Grabhügel  (Hügelgräber,  tumulij  Zeichen:  o)  aus  Erde  auf- 
geschüttete) Durch  Einsturz  oder  Abrutschung  haben  die  meisten  eine 
abgeplattete  Form  erhalten,  manche  sind  fast  ganz  verschwunden.*)  Der 
grösste  Tumulus  Russlands  mag  nicht  weniger  als  150  Fuss  im  Umfang 
haben, ^)  welchem  seine  jetzige  Höhe  keineswegs  entspricht.  Die  Hügel 
weichen  in  der  Anlage  sehr  von  einander  ab.  Von  aussen  erhielten  viele, 
damit  die  Erde  nicht  abrutsche,  eine  Einrahmung  aus  Bäumen  oder  aus 
aufrechten  Steinplatten,  welchen  der  keltische  Name  Cromlech  gegeben 
wird.*)  In  die  Klasse  der  eigentlichen  Bauwerke  tritt  aber  der  Grabhügel 
erst  ein,  wenn  ihm  eine  feste  runde  oder  auch  viereckige  Basis  {Krepis, 
S^Qiyxog)  aus  Hausteinen  auf  gemauert  wird.  Diese  Art,  welche  Homer  bei 
Hektors  Bestattung  (Ä  795)  erwähnt,  ist  durch  zahlreiche  Beispiele  in 
Lydien,  Etrurien  (tomba  Regulini-Galassi)  'und  sonst  vertreten.  Der  Aus- 
grabungsbefund (z.  B.  steiermärkischer  Hügelgräber)^)  lässt  nicht  daran 
zweifeln,  dass  die  Anlage  von  Hügelgräbern  bis  in  die  Eaiserzeit  fort- 
dauerte oder  wenigstens  damals  nach  homerischem  Vorbild  aufgenommen 
wurde.  Es  werden  also  noch  die  Wandlungen,  welche  der  Plan  erfuhr, 
nachzuweisen  sein.  Zu  den  Äusserlichkeiten  gehört  weiter,  dass  der  Hügel 
mit  Bäumen  bepflanzt  wird,  ['damit  er  unkenntlich  werde,  und  obendrein 
einen  Wassergraben  zum  Schutze  gegen  Fremde  erhält.*)  Die  „ Hausberge ** 
in  Niederösterreich  und  an  der  Unstrut  sind  mit  Wall,  Graben  oder  breiten 
Stufen  umgeben.^)  Andere  dagegen  hielten  darauf,  dass  auch  im  Tode 
der  Einzug  ein  feierlicher  sei,  und  bauten  eine  Zugangsstrasse,  welche 
man  jetzt  gewöhnlich  Dromos  nennt,®)  sei  es,  dass  denselben  Mauern  bil- 
deten, wie  am  Atreusgrab,  oder  bloss  eine  Allee  von  Steinplatten  aufge- 
stellt wurde,  wie  in  der  Unterburg  von  Mykene^)  und  mehrfach  in  Nord- 
europa. i<^)  Noch  grössere  Tragweite  hatte  die  Umgestaltung  des  Inneren. 
Die  einfachste  Art  der  Anlage  besteht  freilich  darin,  dass  man  die  Erde 
unmittelbar  über  der  Leiche  oder  der  Asche  aufhäufte.  So  ward  Patro- 
klos  begraben,  so  noch  die  Kämpfer  von  Marathon  nach  attischem  Brauche.*^) 
Der  nächste  Schritt  führte  zu  der  oben  beschriebenen  Steinumhüllung  der 
sterblichen  Reste  (wie  in  der  Unterburg  von  Mykene)  und  dann  nur  noch 
ein  weiterer  zur  Ausmauerung  einer  Kammer,  welche  einem  Wohnräume 
glich.     Am    einfachsten    machte   sich   das  Viereck,")    indes   empfahl   der 


*)  Vgl.  Ilias  V^  255;  ayjQoxfitjrto  ini 
TvfAßtp  A  371.  Errichtung  abgebildet  in 
einem  Relief  von  Tello  (de  Sarzbc,  d^couv. 
T.  3c;  Pebrot,  hißt.  II  Fig.  383).  i   Vafiö  ^.  «?/.  1889  S.  137.8. 

*)  Z.  B.  in  der  ünterburg  von  Mykene :  •)  Tsuntab,  *E€p.  «p/.  1885  S.  34  flF. 

TsuNTAS, 'Eyi7|M.  «V/-  1885  S.  34  flf. 

^)  ScHiEMANir,  Russland  1,  32. 

^)  Z.  B.  in  Allstedt  (Sachsen-Weimar) : 
Anthrop.  Corresp.  1874  S.  14  f.;  beiDanzig: 
das.  1875  Versamml.  S.  28.  Eine  vollständige 
Mauer  findet  sich  auf  Eynosura  (Pbokesoh, 
Denkwürd.  2,  368). 

*)  Wie  Mitt.  d.  bist.  Vereins  v.  Steier- 
mark 30,  93  f.  (Münze  Vespasians  und  rö- 
mische Glasfläschchen).  Aber  schon  der  Il- 
lustrator Vergils  versteht  iumulua  nicht  mehr 
(Babtoli  p.  60). 

*)  Z.  B.    bei   der   Saalburg:    Cohausxn 


13. 
n  Anthrop.  Corresp.  1875,  Verb.  S.  71. 
^)  S.  z.  B.  den  Plan   des  Tumulus  von 


**0  Archaeologia  42,  211  m.  Abb.;  Leit- 
faden zur  nord.  Altertumskunde,  her.  v.  d. 
kgl.  Ges.  f.  nord.  Altert.  S.  29. 

^>)  Der  Hügel  von  Marathon  ist  10-12 
Meter  hoch  und  hat  200  Schritt  im  Umfang; 
Grabhügel  von  Velanidezza  (s.  Stephan i, 
Rhein.  Mus.  4,  3;  Löschcke,  Ath.  Mitt.  4, 36) 
und  bei  der  Kapelle  des  hl.  Johannes;  noch 
bei  Plato  leg.  12,  958  e  vorausgesetzt. 

^^)  Z.  B.  im  Tantalosgrab  bei  Smyma  u. 
auf  Aigina  (Exp.  de  Moröe  3,  40  =  Schbsi- 
beb,  Atlas  T.  95,  10.  11). 


Kap.  DL    Die  Werke  der  Baukimst.    (§  2^2.) 


349 


starke  Druck  der  Erdmasse  die  Wölbung  der  Decke;  wenn  auch  die  vier- 
eckige Kammer  mit  falschem  Gewölbe,  z.  B.  in  einem  der  bekanntesten 
Fundorte  der  Krim*)  sich  vorfindet,  liegt  doch  nun  die  runde  Form,  welche 
mit  der  Gestalt  der  Hügelbasis  übereinstimmt,  näher;  ihre  vollkommenste 
Gestalt  ähnelt  dem  Bienenkorbe  (S.  321)  und  ist  in  den  Grabhügeln  der 
mykenischen  Zeit  durchgeführt.^) 

Hügelgräber  sind  bisher  beobachtet  in  Phönikien  (bei  Tortosa,  in  Berek-et-Teli  und 
Ras-el-Aln,  immer  neben  Quellen),  Syrien  (bei  Aleppo),  Persien  {tappS  genannt,  Mitt.  der 
anthrop.  Ges.  in  Wien  19,  25  f.)  und  Kleinasien  (türkisch  meist  mdl-tepi  geheissen),  ganz 
besonders  in  Lydien  (bei  Alt-Smyma,  zu  B^levi  mit  Ummauerung:  F.  Thibbsch,  über  das 
Grabmal  des  Alyattes,  Berlin  1833)  und  der  Troas  (S.  92),  dann  sehr  zahlreich  in  den 
Ebenen  von  Thrakien,  Mösien  und  Südrussland  Die  jüngeren  tumuli  von  Pergamon  und 
Pydna  beschreiben  Ctjbtius  (Beiträge)  und  Heuzet  (g  82).  Auf  griechischem  Boden  haben 
sie  die  Schriftsteller  seit  Homer  den  Heioen  und  Amazonen  (Paus.  8,  11,  4.  12,  5.  16,  3 
u.  s.  w.)r  auch  wohl  den  phrygischen  Begleitern  des  Pelops  (Athen.  14,  625  f)  zugeschrie- 
ben und  die  Kuppelgräber  für  Schatzhäuser  erklärt  (Schatzhaus  des  Minyas  in  Orchomenos, 
des  Atreus  in  Mykene).^)  Wie  sich  Aischylos  das  Grab  des  Dareios  vorstellte ,  ist  noch 
von  archäologischer  Seite  zu  untersuchen.  Das  Volk  nennt  die  Hügelgräber  jetzt  magüla 
(alban.  =  Frauenbrust)  oder  tuniba.  Die  meisten  hat  sowohl  Thessiüien  als  Büotien  in  den 
Ebenen  aufzuweisen  (z.  B.  Pilav-tep^  bei  Volo;  ein  paar  riesige  bei  Lebadeia:  Ross,  Kö- 
nigsr.);  in  Attika  ist  eine  Gruppe  bei  Velanidezza  und  Yurvä;  Grab  der  «Antiope*  süd- 
westlich von  Athen  (von  Fauvel  untersucht,  s.  Walpolb,  memoirs  1.)-  Der  Petoponnes 
besitzt  wenige  (Pbokescb,  Denkwürd.  2,  740.  765).  Über  die  Kuppelgräber  vgl.  Cbb.  Bbloeb, 
Beiträge  zur  Kenntnis  d.  griech.  K.,  Berlin  1887  und  den  historischen  Teil.  Wir  nennen 
noch  Syme,  Rhodos  (s.  o.),  Kyrene;  Italien  ist  durch  Etrurien  vertreten;  dann  folgt  Öster- 
reich (z.  B.  viele  Hügelgräber  bei  Mureck  in  Steiermark,  vgl.  Mitt  des  bist.  Vereins  10, 
179  ff.;  auch  bei  Ehrenhausen:  das.  38,  189  ff.;  Böhmen  S.  158;  Krain  [gomiU]:  Dbschmann, 
die  Hügelgräber  v.  Rowische,  7.  Ber.  d.  prähist.  Komm.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien  1883; 
Riesentumulus  bei  Gritsch).  Was  Deutschland  anlangt,  vgl.  z.  B.  Naue,  d.  Hügelgräber 
zw.  Ammer-  u.  Staffelsee,  Stuttg.  1887,  m.  59  T.;  Popp,  Abb.  über  alte  Grabhügel  bei  Amberg, 
Ingolstadt  1821.  Frankreich  besitzt  in  der  Bretagne  (Morbihan),  Norroandie  (Calvados)  und 
anderen  Landesteilen  zahlreiche  Hügelgräber  (tombeUes)  (vgl.  z.  B.  A.  Bebtband,  les  tumu- 
les  gaulois  de  la  commune  de  Magny-Lambert;  Castak,  les  tombelles  celtiques  et  rom. 
d*Alaise,  Besancon  1859;  französische  und  englische  bei  Gailbabaud  I  1,  27—37).  Sie  fehlen 
auch  in  Englana  (barraws)  und  Skandinavien  nicht  und  haben  sich  bis  nach  Südafrika  und 
Amerika  verbreitet.  Vgl.  im  allgemeinen  B.  de  la  soc.  scient.  et  lit.  du  Limbourg  I  fasc. 
8  (1853);  J.  B.  Wabino,  stone  monuments,  tumuli  and  omaments  of  remote  ages,  London 
1870,  f.;  über  die  Namen  Rbinach,  Ra.  III  21,46  f. 

282.  Wegen  der  geringen  Dauerhaftigkeit  der  Erdhügel  mochten 
sorgsame  Bauherrn  einen  Steinmantel  herumlegen  oder  gleich  einen  Stein- 
hügel errichten  lassen.  Da  jedoch  in  diesem  Stoffe  ein  grosser  Kegel 
schwer  herzustellen  war,  bot  sich  die  kantige  Form  der  Pyramide  so 
ungesucht,  dass  wir  weder  das  Vorbild  von  den  pyramidalen  Granitfelsen 
zwischen  Abusimbel  und  Assuan  herzuholen^)  noch  eine  tiefere  Idee  in  der 
Form  zu  suchen  brauchen.'^)  Die  berühmten  Pyramiden  des  Gräberfeldes 
von  Memphis  (§  64)  gehören  in  die  Zeit  des  alten  Reiches,  dessen  Mo- 
narchen darin  ruhen;  eine  jüngere  Gruppe,  die  sich  geographisch  bis  nach 
Äthiopien  hinein  erstreckt,  ist  aus  Ziegeln  erbaut.  Hin  und  wieder  (in 
Meidüm  und  Sakkara)  ist  man  bei  der  uneigentlichen  Pyramide,  welche 
staffelformig  aufsteigt,  {Stufenpyramide)  stehen  geblieben.    Die  technische 


')  Ju»-Oba  CR.  1860  T.  6,  2  =  Schbbi- 
BSB,  Atlas  T.  95,  1. 

^)  Viel  primitiver  sind  die  aus  Platten 
zosammengesetzten  runden  Kammern  von 
Albano:  A.  1871,  242  ff.  T.  U  2.  3. 

')  Vgl.  auch  Varro  1.  1.  7,  17   thesauri 


specie,  vom  Omphalos. 

*)  RiTTBB,  Erdkunde  I  »628  f. 

^)  Aus  dem  Sonnenkultus  erklärt  die 
Pyramiden  £bk.  Schiapabelli  ,  il  signif. 
simbolico  delle  piramidi  egiz.,  Rom  1884, 
m.  1  T. 


350 


IQaBBisohe  Knnstarotülologie.    1  Üenkmälerkimde. 


Einrichtung  der  ägyptischen  Pyramiden,  ihre  Grabkammern,  Zugänge  und 
Verschlüsse  sind  besonders  von  Vyse  und  Petrie,  sowie  von  Chipiez  im 
I.  Bande  von  Perrot's  histoire  ausführlich  erörtert  und  durch  Illustrationen 
beleuchtet.  Von  archäologischer  Seite  ist  zu  betonen,  dass  die  Pyramide 
nicht  eigentlich  freilag,  sondern  mit  einem  Heiligtum  verbunden  war  und 
eine  steinerne  Umfriedigung  hatte,  >)  dann  dass  der  heutige  Zustand  sich 
nicht  mit  dem  einstigen  deckt.  Die  Pyramiden  waren  nämlich  ganz  mit 
geglätteten  Platten,  auf  welchen  Hieroglyphen  standen,  belegt  und  endeten 
in  eine  Plattform,  wo  man  ein  Bild  des  innen  beigesetzten  Königs  auf- 
stellen konnte.*)  Da  die  ägyptischen  Pyramiden  vor  der  Zeit  der  inter- 
nationalen Kulturströmungen  liegen,  sind  sie  zunächst  auf  ihre  Heimat 
beschränkt  geblieben.  Erst  gegen  die  Zeit  Alexanders,  als  man  von  Welt- 
wundem zu  sprechen  begann,  lässt  sich  nachweisen,  dass  Griechen  die 
ägyptischen  Wunderbauten  in  bescheidenem  Maasstabe  nachahmten.  Sici- 
lien,  Argolis  und  Babylonien  liefern  Beispiele  aus  Ziegeln  oder  Stein  mit 
Mörtel.'^)  Mit  der  berühmten  Pyramide  des  Cestius,  die  unter  Augustus 
vor  der  Hauptstadt  erbaut  wurde,  scheint  die  Reihe  zu  schliessen.*)  Die 
plattgedrückte  Pyramide  ergibt  die  Mastaba's  (arab.  Bänke),  in  welchen  die 
Hof  Chargen  des  alten  Reiches  um  ihre  Herrscher  Cercle  bilden  (S.  81).*) 
Die  kürzlich  gefundene  Mastaba  des  Mera,  welche  aus  der  6.  Dynastie 
stammt,  ist  die  grösste  der  bisher  bekannten;  sie  enthält  nämlich  27  Säle 
und  Gänge. 

Litteratur:  §44;  Wiedemahn,  ägypt.  QeBchichte  1,  178  £f. 

283.  Weitaus  häufiger  wirkt  die  Vorstellung  ein,  dass  der  Tote  eine 
Wohnung  brauche.  Den  Wohnhöhlen  entsprechen  die  Grabhöhlen, 
welche  schon  sehr  früh  in  zerklüfteten  Kalksteingebirgen  vorkommen. 
Später  wurden  manche  mit  Mauern  abgeschlossen  oder  mit  einem  Thorc 
versehen.  ^) 

In  der  Zeit  der  entwickelten  Baukunst  legte  man  diese  Grabhöhlen, 
deren  Name  manchmal  noch  bestehen  blieb,')  künstlich  an,  gab  ihnen  je- 
doch dabei  eine  regelmässige  Form.  Die  Grabkammer,  welche  mit  einer 
Thüre  verschliessbar  ist,  erhält  eine  nach  nach  der  Beisetzungsweise  ver- 
schiedene Einrichtung.  Das  kürzeste  Verfahren  ist,  die  Leiche  einfach 
auf    den    Boden  zu    legen,    nächstdem    ihr    dort  eine  Vertiefung    auszu- 


^)  Z.  B.  Gizeh:  Plan  bei  Perbot  I  156, 
am  deutlichsten  in  Abusir  (Pebeot  I  158). 

«)  Vgl.  Herod.  2,  149;  Diod.  1,  63,  3; 
in  Abbildungen  finden  wir  ein  Kreissegment 
(Pebbot  I  188.  189)  oder  einen  Querstrich 
(ders.  193)  als  Abschluss. 

»)  Zur  Zeit  Timoleons:  Diod.  16,  83  a. 
£.;  in  Agrigent  auf  den  Gräbern  mehrerer 
Pferde:  Plin.  8,  155;  drei  bei  Jerusalem 
von  einer  Königin  Adiabene's  erbaut:  Joseph, 
ant.  20,  95;  Grab  der  »Rachel*  in  Hebron: 
Brocard.  cap.  9 ;  erhalten  bei  Kenchreai  (£xp. 
de  Moräe  11  T.  55;  Ross,  Reisen  im  Pelop. 
T.  4;  Rbbeb,  Archit.  S.  179  u.  Ö.);  bei  Lessa 
(Liguriö)  £xp.  de  Moröe  II  T.  76  (steinerner 
Grundbau);  Grab  des  Bolus:  Expöd.  en  Mö- 
sopotamie  T.  19  (restauriert),  vgl.  Strab.  16, 


1,  5;  vielleicht  auch  zur  Zeit  Lucians?  (Cha- 
ron  22). 

^)  Alte  Ansicht  vouSakdbabt;  Nimrüd- 
Dagh  bei  fidessa;  Masius  bei  Mardtn;  Mas- 
sengrab von  Cravanche  bei  Beifort:  Ra.  n.  s. 
31,  289  ff.;  auf  Sicilien  in  der  jüngeren  Stein- 
zeit: PiooBiNi,  B.  1882  p.  70  f. ;  Grab  des 
Endymion:  Strab.  14,  1,  8. 

*)  Abb.  bei  Pbbbot  I  Fig.  147. 

^)  Ersteres  auf  Kasos:  Phot.  des  Inst., 
Sporaden  13;  letzteres  an  der  AkropoUs  von 
Eleusis.  Künstliche  Grabhöhle  in  Trimelin 
(Finist^re):  Matäriaux  p.  l'hist.  22,  161  ff.  m. 
2  Abb. 

')  In  Palmyra  iritijXatoy:  Stxbbbt.  Wolfe 
expedition  Nr.  643. 


Kap.  nc.    Die  Werke  der  Baiikiiiuit.    (§  ^3.) 


351 


heben  ;^)  Tarquinii  zeigt  eine  andere  Manier,  nämlich  auf  bronzenen  ledus  die 
Leichen  aafzubahi*en.  Am  häufigsten  wurden  Sarkophage  und  Aschen- 
kisten in  der  Mitte  oder  den  Wänden  parallel  aufgestellt.  Wo  jedoch  die 
Weichheit  des  Steines  die  Bearbeitung  erleichterte,  wurde  gerne  die  Wand 
eingerichtet,  am  einfachsten  unten  durch  herumlaufende  Bänke  {Bank- 
gräber),  wie  der  angebliche  Schauplatz  des  Abendmahles,*)  oder  durch  auf- 
gemauerte Pritschen  wie  in  der  oft  abgebildeten  Grotta  Campana  ;^)  dann 
treibt  man  viereckige  kabinenartige  Räume  gerade  in  die  Wand  hinein 
{Schiebgräber)  oder  parallel  mit  derselben.*)  Je  nach  Bedürfnis  wurden 
hinter  oder  neben  der  Grabkammer  noch  weitere  Kammern  angelegt;  z.B. 
haben  die  sogenannten  Prophetengräber  deren  viele,  s)  Nach  abwärts 
werden  die  Kammern  fortgesetzt  in  den  Katakomben  und  in  den  „Gräbern 
der  Richter*  bei  Jerusalem.  Das  Kanmiersystem  gewährt  ja  den  Vorteil, 
dass  der  Erbauende  nicht  bloss  auf  Bergwände  (wie  z.  B.  in  Benihassan) 
angewiesen  ist,  sondern  auch  in  die  Tiefe  dringen  kann.  So  vermag  er 
eine  geräumige  Gruft  herzurichten,  ohne  den  ertragsfähigen  Boden  zu 
schmälern.  In  diesem  Falle  muss  natürlich  zu  dem  Hypogeum  {vnoyeiovY) 
ein  Zugang  oder  eine  Treppe  gebaut  werden.  Auch  erfordert  dann  das 
Dach  eine  feste  Konstruktion,  z.  B.  aus  Balken  mit  Steinen  darüber  (in 
Lukanien).^)  Grosse  Säle  werden  möglich,  wenn  man  wie  in  den  Steinbrüchen 
Pfeiler  aus  natürlichem  Stein  stehen  lässt  oder  auhnauert.^)  In  grösserer  Zahl 
finden  sich  unterirdische  Grabkammem  zu  Syrakus,  Vulci  und  Volaterrae  bei- 
sammen. Die  Grabkanmiem  bieten  der  Steinmetzkunst  und  der  Malerei  ein 
dankbares  Gebiet.  Wo  die  Grabkanmiem  freiliegen,  wird  ihre  Fa^ade  in  Schein- 
architektur ausgeführt,  welche  oft  den  Tempelfacjaden  gleicht.  Wir  nennen 
die  ägyptischen  Felsengräber  von  Benihassan,  das  Grab  des  Darius,  die 
lykischen  Gräber  und  ganz  besonders  die  grossartigen  Felsenfagaden  von 
Petra  (S.  84)  und  die  bescheideneren  von  Falerii,  Castel  d'Asso^)  und  Nor- 
chia  in  Etrurien.  In  Ägypten  kommt  es  aber  vor,  dass  an  die  Fafade 
vorn  angebaut  wird.^^)  Manchmal  lehnt  sich  das  Grabhaus  nur  an  die 
Felswand  an.  ^  ^)  An  Grabkammem  fehlt  es  in  der  Thebais,  in  Gadara,  Laodikeia 
und  Edessa  nicht.  Im  Innern  bieten  sich  die  Wandflächen  zur  malerischen 
Dekoration  dar  und,  wenn  das  Dach  im  Giebel  erbaut  ist,  auch  das  innere 
Giebelfeld.  Auf  diese  Weise  sind  die  meisten  der  erhaltenen  älteren  Wand- 
malereien auf  uns  gekommen.  Wir  nennen  besonders  Korinth,**)  die  Krim, 


')  Beides  kommt  in  Palästina  vor,  letz- 
teres z.  B.  in  der  Nekropole  von  Modin. 

')  Theodosius  terr.  s.  51 ;  in  Palästina, 
Mesopotamien  (Edessa,  mit  arcosolium),  In- 
dien nnd  Etmrien. 

*)  Z.  B.  DsvNis  I  ^21 ;  Steinbetten  in  den 
Gräbern  von  Sardes:  Ra.  n.  s.  32  T.  13;  Ga- 
nina, Etr.  mar.  T.  50;  NoSl  desYsrgbbs,  Etr. 
T.  1.  2.  Vgl.  Heuzbt,  les  lits  ant.,  G.  d.  b.-a. 
1873  I  305  ff.  501  ff. 

^)  Z.  B.  in  Chersones:  Eondakof,  anti- 
quitös  S.  31. 

*)  Labyrinth  in  Poggio  Gajella  (,Por- 
sennas  Grab''):  Plan  bei  Dennis  II  '351. 

^)  Ganz   kleine  Hypogeen   kommen   in 


Selinnnt  (Cavallabi,  B.  d.  comm.  di  ant.  n.  Y 
T.  2,  8)  nnd  Megara  Hyblaia  vor. 

')  JoBio,  metodo  p.  105;  Ober  die  Dach 
formen  auf  Delos:  B.  1830  S.  9. 

^)  Z.  B.  auf  Elephantine,  im  Scipionen- 
grabe  und  in  etruskischen  Gräbern,  z.  B.  der 
grotta  del  Tifone. 

*)  Abgeb.  Dennis  I  >177.  Im  kleinen  auf 
Thera:  Boss,  Inselreisen  1,  70. 

*^)  Ebenso  ,Grab  des  Kimon*'  bei  Athen. 

^^)  Amorgos:  Ross,  Inselr.  2.  42;  bei 
Gytheion:  Morgenblatt  1836  Nr.  265. 

**)  Ua^vttffüoq  6,  341  ff.;  auf  Kap  Eolias: 
Pbokbsch,  Denkwürd.  2,  603. 


852 


Klftsfliiohe  SmiBtaroh&ologie.    L  Beükm&lerkiiiide. 


Kyrene,  Lukanien  und  das  südliche  Etrurien.  Der  Reliefschmuck  hält  sich 
in  engen  Grenzen.  Über  die  Form  und  Verzierung  der  Decke  wurde  be- 
reits S.  321  f.  und  336  f.  gehandelt. 

Aus  der  primitiven  Bedeckung  des  Toten  entwickelt  sich  das  soge- 
nannte Steinkistengrab  (skandin.  kistvaen),  dessen  einfachste  Form  aus 
fünf  grossen  Steinplatten  zusammengesetzt  ist,  wovon  vier  im  Viereck  auf- 
recht stehen  und  mit  einer  Platte  zugedeckt  werden.  Solche  findet  man 
noch  in  Indien,  den  Kaukasusländem  und  Europa;^)  die  massigeren  und 
zusammengesetzteren  Bauten  heissen  „Hünengräber"  und  „Hünenbetten". 2) 
Tektonisch  umgebildet,  wird  daraus  das  Grab  haus,  von  dem  kleine 
Exemplare  in  der  alten  Nekropole  von  Orvieto  ganze  Strassen  bilden.^) 
Ähnliche  kleine  Häuser  mit  flachem  oder  giebeligem  Dach  weist  Unter- 
italien auf.^) 

Wir  haben  dann  die  einfachen  Grabhäuser,  wie  das  Grabmal  des  Bibu- 
lus"*)  und  das  Scipionengrab  zu  nennen,  hierauf  die  viereckigen  turmarti- 
gen Gebäude,  in  Lykien,  bei  Palmyra  und  in  Nordafrika^)  häufig,  ausser- 
dem in  der  Provence  (St.  Remy)  und  im  Moselland  (Neumagen,  Arlon, 
Igel),  wo  sie  ein  pyramidenähnliches  Dach  haben.  Das  bekannte  Grabmal 
der  Caecilia  Metella  an  der  appischen  Strasse^)  repräsentirt  die  runde 
Turmform,  deren  Prinzip  kolossal  in  der  Moles  Hadriani  (Engelsburg) 
durchgeführt  ist.^)  Um  besonders  hervorgehoben  zu  werden,  liegen  die 
Häuser  auf  einem  Stufenbau,  z.  B.  das  Grab  des  Kyros  und  phönikische 
Denkmäler.  Die  nuräghi  Sardiniens,  die  talayoVs  der  Balearen  und  die 
truddhi  des  alten  Calabria  repräsentieren  den  Typus  des  Burgstalls  (S.  342),») 
Im  Hinblick  auf  die  heutigen  Ziegelhütten  von  Nordafghanistan  i<^)  darf  man 
auch  die  mehr  oder  weniger  einer  Halbkugel  sich  nShemden  8tüpa\s 
(tope's)  Indiens  und  der  westlichen  Nachbarländer  (S.  87  f.)  als  Grabhäuser 
Buddhas  betrachten.  ^1)  Persönlicher  Geschmack  brachte  manche  besondere 
Form,  z.  B.  das  achteckige  Grab  des  Stesichoros.^'^)  Epoche  macht  aber  das 
Maussolleion  in  Halikarnass,  des  Königs  Maussollos  Grabbau  (S.  95).  Schon 
das  zum  lateinischen  Appellativum  gewordene  mausoleum  spricht  dessen 
Vorbildlichkeit  aus.  Wir  begnügen  uns,  aus  den  komplizierten  Bauten 
die    bekanntesten    herauszugreifen;    es    sind   das    „Grab    des   Porsenna", 


')  Über  Westpreussen:  Antlir.  Corresp. 
1891  S.  136  flF. 

^)  Z.  B.  ein  langes  Hänengrab  in  der 
Bretagne,  abgeb.  bei  Caylus  VI  T.  117. 

^)  M.  X  42;  DuKM,  Baukunst  der  Etrus- 
ker  S.  66  u.  Dennis  II  H2  flf.  m.  Abb.;  ähn- 
lich die  Grotte  aux  ftes  bei  Saumur  (Gail- 
HABAUO  I  1,  10— 14)  und  die  Grotte  von  £ss^ 
(das.  15.  16);  vorne  offen:  sog.  Dolmen  von 
Trie  und  DoUon  (Gailhabaud  I  1,  6.  7). 

*)  Gaboiulo,  cenni  T.  1. 

^)  Canina,  arch.  rom.  21 2  u.  Ö.;  am  besten 
bei  P1RANB8I,  ant.  rom.  14;  vgl.  Beboau, 
Phüol.  26,  81  ff, 

•)  B.  arch^ol.  1891  S.  195. 

')  Altere  Stiche  zeigen  es  besser  erhal- 


ten; Restauration  bei  Canina,  edif.  di  Roma 

III  T.  218;  Babtoli  T.  77. 

*•)  Canina  T.  223.  —  Grabturm  bei 
Delphi;  vgl.  auch  Paus.  8,  9,  5. 

^)  Nurdghi:  B.U2\    Abb.    bei    Pkbbot 

IV  S.  22  ff.;  talayots:  Pebbot  a.  0.  S.  41.  49; 
truddhi:  ders.  S.  52  f. 

*^)  Abgeb.  bei  Fb.  v.  Schwarz,  Alexan- 
der des  Grossen  Feldzüge  in  Turkestan, 
München  1893  S.  89. 

^^)  Den  ummauerten  Grabhügeln  und 
Pyramiden  entspricht  ein  von  einer  Ziegel- 
mauer umgebener  tope  in  Balabhipura  (J.  r. 
asiat.  soc.  13,  147  m.  Abb.). 

**)  Griech.  Litteraturgesch.  1,  305, 


Kap.  tZ.    Die  Werke  der  fianknnat.    (§  284.)  353 

welches  Varro  beschrieb,^)  das  »Grabmal  der  Horatier  und  Curiatier*,^) 
das  Monument  von  Nimrud-Dagh  (S.  83),  das  Denkmal  von  Antiochos 
Philopappos  (114/6  n.  Chr.  in  Athen  errichtet),  welches  ein  Marmorfries, 
Marmorverkleidung  und  Statuen  zierten,*)  das  sogenannte  „Grab  vonVer- 
gil*^)  und  das  originelle  Denkmal  des  römischen  Bäckers  Eurysakes,  dessen 
Leitmotiv  Schichten  von  Getreideschäffeln  bilden.^) 

Viele  dieser  Denkmäler  lagen  in  einem  Baumgarten,  ^)  waren  mit 
Statuen  geziert^)  und  hatten  eigene  Wächter.  Auch  hier  spielt  die  Heroen- 
verehrung mit;  denn  weil  die  Angehörigen  sich  zu  Leichenmählern  zu- 
sammenfanden, brauchten  sie  Wächter-,  Küchen-  und  Speiseräume,  Säulen- 
hallen und  Lustgärten.^)  Gab  es  doch  auch  offene  Säulenhallen,  die  man 
geradezu  Grabkapellen  nennen  könnte.  Mit  den  Ägyptern  der  letzten 
selbständigen  Periode^)  begegnen  sich  darin  die  Sikyonier.'®) 

284.  Endlich  bleiben  noch  die  Denkmäler  zu  erwähnen  übrig,  die 
nichts  weiter  als  Denkmäler  sind.  Ich  meine  z.  B.  die  Grabsäulen,  welche 
auf  einen  staffeiförmigen  Unterbau  von  meist  drei  Stufen  gestellt  werden,  ^i) 
und  die  Sarkophage,  welchen  nicht  bloss  die  gleiche  Auszeichnung  zu  Teil 
wird;^*)  in  Bithynien  und  Lykien  trägt  sie  sogar  ein  hoher  Pfeil  er.  i*)  Da- 
mit hängt  die  architektonische  Gestaltung  des  Sarkophages  zusammen, 
welcher  daher  im  Anhang  zu  diesem  Abschnitte  behandelt  werden  soU. 
Auch  bei  den  griechischen  Familiengräbern^^)  und  den  staatlichen  Soldaten- 
gräbem  (wie  in  Chaironeia**)  und  wohl  auch  in  Leuktra)  scheint  die  Erepis 
die  Hauptsache,  wozu  freilich  plastischer  Schmuck  (z.  B.  trauernde  Diene- 
rinnen^®) oder  ein  Löwe)^')  kam. 

Wir  reihen  diesen  Denkmälern  noch  eine  grössere  Zahl  kunstloser 
Male  der  Vorzeit  an,  über  deren  Bestimmung  keine  Schriftquelle  Auskunft 
gibt.  In  der  Bretagne  hat  man  zuerst  auf  die  ungefügen  bis  über  22  m 
messenden  Steinpfeiler  geachtet  und  ihnen  den  bretonischen  Namen  Menhir 
(langer  Stein)  gegeben,  i®)  Sie  stehen  meistens  nicht  allein,  sondern  z.  B. 
einer  auf  dem  Grabe  selbst  und  zwei  zu  seinen  Seiten.  ^^)    Bei  grösserer 

abgebildet:  Imhoof,  numism.  comment.  28,  1; 
ähnlicher  Sarg  in  einer  Katakombe  v.  Eertsch 
abgebildet:  Eoin)AKOF,  antiq.  p.  212. 

**)  S.  345;  zwei  Stofen:  Collignon  658. 

1')  Z.  B.  zu  Balat  (Blaudos):  Le  Bas, 
mon.  fig.  T.  51. 

")  Bithynien:  Graf,  Ath.  Mitt.  17,  80  ff. 
m.  T.  5;  Lykien:  Fbllows,  Reisen  T.  4. 
12.  13. 

^*)  Z.  B.  in  Lamptrai:  Ath.  Mitt.  12,  2. 

'*)  Plan:  Ha^yaaaos  5,  88;  Phot.  des 
Inst. 


1)  Plin.  36,  91  ff.;  Rekonstruktion  M. 
1  13. 

2)  M.  II  39,  vgl.  A.  9  H.  2,  50  ff.  (vier 
Kegel  an  den  Ecken,  in  der  Mitte  Cylinder). 

')  Stuabt  und  Revstt,  ath.  Altert.  II 
440  f.  (engl.  IIP  E.  5  T.  29-34);  Atlas  v. 
Athen  Lief.  11  T.  11.  12.  Lief.  12  T.  1—9. 

*)  Bartoli  T.  73 ;  Fendt,  monum.  se- 
pulcr.  1574  T.  10. 

^)  M.  II  58.  59.  A.  1838  S.  231  ff.  T.  MN; 
Canuta,  edif.  278;  Phot.;  Probe  bei  Dübm, 
Bank,  der  Etr.  260.  Vgl.  noch  z.  B.  Plut. 
Cat.  min.  11;  Suet.  Ner.  50.  i  **)  Vgl.  Brückneb,   Ornament  u.  Form 

*)  Krjn6xaq>oq   Stebrbt,   Wolfe   exped.   |   der  Grabstelen  S.  35. 
621;  vgl.  Christ.  Albb.  Ebck,   sepulcrorum   j  *^)  Z.  B.  auf  Eerkyra,  bei  Sunion  u.  s.  w. 


in  hortis  ex  antiquitate  sacra  et  profana  re- 
censs.  V,  Meiningen  1738 — 41. 

Vgl  Vitruv.  2,  7.  4. 

Inschrift  bei  Sterbet,  Wolfe  expedi- 
tion  518. 


■9. 


*®)  Auch  peulvan  (Pfeilerstein);  die  fran- 
zösische Terminologie  schwankt;  lat.  petra 
ficta:  Rbinach,  Ac.  des  inscr.  s.  IV  t.  20 
p.  310  u.  Ra.  lil  21,  41  f.  Schon  Caylus,  re- 
cueil  VI  T.  115.  120  teilt  Abbildungen  mit. 


*)  Amasis'  Grab:  Herod.  2,  169;  abgeb.  ,  ^^)  Bei  Danzig,  Anthrop.  Corresp.  1875 

Maspbro,  arch^ol.  278.  |   Vers.  S.  28. 

^^}  Paus.  2,  7,  2;   auf  dortigen  Münzen  | 

BA&dbuch  der  Iümb.  AltertnnurwiaBenacluift.    VL  23 


354 


Knnstaroliftologie.    t.  Üenkmälerkimde. 


Anzahl  ergeben  sich  die  alignements,  die  dann  auch  wieder  in  parallelen 
Reihen  vorkommen.  Die  bedeutendsten  Anlagen  der  Art  sind  in  Ardeven 
(Morbihan)  und  Camac,^)  wo  einst  mehrere  Tausend  Steine  gestanden 
haben  mögen.  Ist  der  Menhir  von  ähnlichen  Steinpfeilern  kreisförmig 
(seltener  im  Viereck,  oval  oder  in  Schiflfsform)  umgeben,  so  heisst  er  ge- 
wöhnlich Cromlech  (S.  348) ;  doch  ist  dieser  Ausdruck  oft  anders  gebraucht«) 
und  steht  hinter  dem  einheimischen  „Steinsetzungen''  {skaxidin.  stensäUningar) 
zurück.  Brittannien  hat  davon  zu  Stonehenge  bei  Salisbury  (mit  vier 
konzentrischen  Kreisen)  und  zu  Arebury  (mit  einem  Durchmesser  von  433  m) 
riesige  Muster  aufzuweisen.  Die  Verbreitungssphäre  der  Menhirs  und 
Cromlechs  ist  hauptsächlich  in  Nordwest-  und  Nordeuropa  zu  suchen; 3) 
allein  es  hat  früher  weit  mehr  gegeben.  Vielleicht  sah  noch  Pausanias 
bei  Sparta  einen  Cromlech.*) 

Statt  mehrere  Pfeiler  neben  einander  zu  stellen,  konnte  man  einen 
Teil  quer  herüberlegen,  so  dass  sich  eine  Art  Tisch  ergab,  dessen  Platte 
den  Toten  gegen  Regen  und  Sonnenglut  zu  schützen  schien.  Diese  Art 
heisst  auf  bretonisch  Dolmen  (Tafelstein) ;  dieser  Name  entspricht  der  Sache 
besser  als  die  scheingelehrten  „Druidenaltäre"  oder  „Druidensteine".  Wie 
der  Tote  unter  dem  wagrechten  Steine  als  einem  Dache  beigesetzt  war, 
ob  in  der  einfachsten  Weise  oder  in  einem  Ganggrab,  zu  welchem  ein 
Gang  hinabführte  {all4es  couvertes),^)  das  berührt  die  Bauweise  nicht.  Da 
die  Hebung  eines  langen  Steinblockes  Schwierigkeiten  machte,  setzten 
manche  an  die  eine  Seite  nur  einen  niederen  Stein  oder  Hessen  ihn  völlig 
weg,  so  dass  der  Deckstein  schief  lag;  hiefür  ist  der  Name  HaUhDolmen 
{demidolmen)  vorgeschlagen.^)  Es  bedarf  andererseits  nur  des  Hinweises, 
dass  die  oben  (S.  352)  besprochenen  Steinkistengräber  eigentlich  nur  Dol- 
men mit  geschlossenen  Seitenwänden  sind;  auch  kommt  es  vor,  dass  über 
dem  Dolmen  ein  Grabhügel  aufgeschüttet  wird.  Dürfen  wir  endlich  auch 
die  T-förmigen  Denkmäler  Frankreichs  und  der  Balearen  den  Dolmen  zu- 
rechnen? 

Die  Dolmengattung  ist  sehr  weit  verbreitet,  nicht  bloss  in  Grossbritannien  {cromfech; 
Über  Irland  Stokes,  Ra.  n.  s.  44,  1  ff.  m.  Karte),  den  Inseln  des  Kanals  (grossartig  an  der 
Ancressebay  auf  Guemsey)  und  Frankreich  (Karte  von  Al.  Bebtsand,  Ra.  n.  s.  10,  144  ff. 
u.  arch^ol.  celtique  2.  Aiiff.  T.  4;  Verzeichnis  der  Dolmen  in  der  Creuse:  Ra.  42,  42  ff. 
100  ff.),  sondern  auch  in  Spanien  und  Portugal  (garita,  arca,  mamra,  anta,  in  d'Elvas, 
Anthrop.  Corresp.  1882  S.  34),  auf  Corsica  (starozza,  tola),  in  Alba  (db  Rossi,  B.  1871 
p.  34  ff.).  Terra  d'Otranto  (B.  di  paletnol.  ital.  7,  19)  und  wohl  auch  sonst  in  Italien,  da 
ein  grosser  Dolmen  in  einem  pompejanischen  Gemälde  (MB.  14,  4)  abgebildet  scheint.  Im 
Norden  besitzen  Dänemark  (doess,  dyss:  Wobsaae,  nord.  oldsager  8.  8  Nr.  4 — 6)  und  Nord- 
deutschland bis  nach  Oppeln  und  Liegniiz  herauf  Dolmen  („Teufelshöhlen");  ganz  Nord- 
afrika ist  an  ihnen  reich.  Der  Kaukasus  (Abb.  bei  Bell,  Circassia),  der  Libanon,  Indien, 
wo  die  Kassia's  sie  noch  bauen,  und  Japan  („Teufelshäuser")  weisen  Dolmens  auf.  Vgl. 
Gailhabaud,  Denkm.  I  Abt.  1  mit  10  T.;  Bonstetten,  essai  sur  les  dolmens,  Genf  1865  (mit 
geographischer  Obersicht) ;  Hellwald,  der  vorgeschichtliche  Mensch,  S.  '523  ff. ;  Ratzbl, 
Yorgesch.   d.   europ.  Menschen  S.  228  ff.;   Anthrop.  Corresp.  1878  S.  162  f.  1882  S.  49  ff. 


')  Caylus  vi  T.  121. 

«)  Vgl.  Rbinach,  Ra.  III  21,  42  f. 

')  Verzeichnis  der  Menhirs  in  der  Crense: 
Ra.  42,  109 ff.;  Norddeutschland:  Anthrop. 
Corresp.  1883  8. 116;  auf  Corsica  atantara, 
mimaco,  colonna  genannt. 

^)  3,  20,  9. 


^)  Sind  nur  drei  Steine  so  verkeilt,  heis- 
sen  sie  lichaven  (Tafelstein). 

')  Diese  Dolmen  sind  nach  Mohteliub, 
Anthrop.  Corresp.  1891  S.  99  jünger;  vgl. 
Cazalis  de  Fondouob,  allöes  couveites,  1873. 

')  Vgl.  Rbinach,  Ra.  III  21,  39  ff. 


Kap.  tSL    Die  Werke  der  Baokaiuit.    (§  285.)  355 

Über  den  Namen  Rezkach,  Ra.  III  21,  37  ff.    Anderes  s.  S.  284  und   im  1.  Abschnitte   des 
geschichtlichen  Teiles. 

Litteratnr:  im  allgemeinen  s.  S.  29;  dazu  Über  Mykene:  Döbpfeld,  Ath.  Mitt.  1889 
S.  125  f.;  das  Dipylon:  BbOokhbr,  Philol.  Wochenschr.  1892  Sp.  414  ff.  u.  Ath.  Mitt  1893 
S.  73  ff.;  Unteritalien:  Jorio,  metodo  p.  10  ff.  u.  T.  1— 8;  Bayern:  Ohlsnschlaoer, 
Beitr.  znr  Anthrop.  a.  Urgesch.  Bayerns  2,  81  ff.;  über  die  kauernde  Beisetzung  von  Leichen : 
Tboyoh,  Ra.  1864  l  288  ff.;  einen  Überblick  gibt  das  Merkbuch  (S.  32);  Modelle  im  Museum 
von  Görlitz;  über  Grabsteine:  Rbichbl,  d.  m^k.  Grabstelen,  Eranos  Vindobonensis  S.  24  ff.; 
P.  Pbryahoolu,  die  Grabsteine  der  alten  Gnechen  nach  den  in  Athen  erb.  Resten  ders. 
untersucht,  Lpg.  1863,  m.  3  T.;  Brücknbb,  Über  Ornament  und  Form  d.  griech.  Grabstelen, 
Strassb.  1886  u.  AA.  1892  S.  22  ff.;  HsRHANN-BLtaNEB,  griech.  Privataltert.  1882  8.  383,  2; 
Mabquardt,  Privataltert.  I  8.  Abschnitt;  A.  Gonzb,  Über  griech.  Grabreliefs,  Wien  1872;  A. 
CoHZB,  attische  Grabreliefs  (S.  5);  L.  FbibdlXitdbb,  de  operibus  anaglyphis  in  mon.  sep.  Graec, 
Königsb.  1847;  Grabbauten,  in  Ägypten:  Wibdexahv,  d.  äg.  Grabkegel,  Travaux  de  la  6. 
Session  da  congr^s  internst,  des  oriental.  ä  Leide  II.  1884;  Bbugsoh,  ftgypt.  Gräberwelt,  Lpg. 
1868;  Petamenap-Grab  im  Grundriss:  Ztsch.  f.  ftg.  Spr.  1883  T.  2;  Felsengräber  von  Benihassan: 
M.  II  45;  Grab  des  Hirchuf  (6.  Dyn,)  auf  Elephantine:  E.  Sgbiapabblli,  una  tomba  Egi- 
ziana,  Mem.  d.  r.  accad.  dei  Lincei  s.  4a,  X  la:  Grabkammem  von  Sardes:  Oboist,  Ra.  n. 
8.  32,  73  ff.;  in  Griechenland:  noch  nicht  zusammenhängend  behandelt;  vgl.  z.  B.  die  Werke 
Über  Athen  (S.  105)  und  Kyrene  (S.  167);  die  alten  kerkyräischen  Denkmäler:  AZ.  IV  T.  48: 
Über  Grabkammem  bei  Amyklai'E^).  a^/.  1888  Sp.  199;  Gefängnis  des  Sokrates,  bei  Athen: 
Atlas  V.  Athen  T.  7,  4;  Grab  des  Eimon:  das.  T.  7,  3  S.  29;  Monolith  bei  Phokaia:  Mova. 
xai  ß^ßX.  t,  evayy.  <r/oX^ff,  rtBQ.  ß',  U,  a  S.  100  f.  m.  T.  u.  a. ;  Über  Vasenbilder  s.  Fubt- 
wabolbb,  Vasenkatalog  im  Register  u.  Grab;  etruskische  Bauten:  F.  Obioli,  dei  sepolcrali 
edifici  della  Etruria  media,  Fiesole  1826,  m.  12  T.;  Ph.  Bibdsbil,  die  ant.  Gräber  Italiens. 
1.  die  Gräber  der  Etrusker,  Schneidemühl  1881;  römische  Grabmonumente:  Fbkdt,  monu- 
menta  sepolcrorum,  1574  f.  (enthält  fast  nur  Fälschungen  und  modernes);  Babtoli  und 
Bbllobi,  gli  ant.  sepolcri,  Rom  1704.  1768,  m.  ung.  HOT.;  Monographien  z.  B.  Stillnbb, 
Lützow's  Zeitschrift  1878  S.  113  (jetzt  S.  Urbano  in  der  Oampagna);  F.  Bianchihi,  camera 
ed  iscrizioni  sepulcr.  de'  liberti,  servi  ed  ufficiali  della  casa  di  Augusto,  Rom  1727,  f.  m. 
7  T.;  G.  P.  Oamfaka,  ill.  di  due  sepolcri  dei  secolo  di  Augusto  scoverti  tra  la  via  Lat.  e 
TAppia  presso  la  tomba  degli  Scipioni,  2.  Aufl.  Rom  1852,  f.  m.  14  T.;  G.  Sbcohi,  mon.  ined. 
d'un  ant.  sepolcro  di  famiglia  greca  scop.  in  Roma  su  la  via  Latina,  Rom  1843  f.  m.  2  T.; 
Grabkammer  in  Weiden  bei  Köln:  111.  Ztg.  1892/3  S.  486;  J.  db  Laubi^bb,  deux  mausol^es 
afric,  le  Medracen  et  le  tombeau  de  la  chrötienne,  Tours  1874,  m.  Abb.  u.  a.;  Preise  von 
Gräbern:  Fbiedlabdeb,  Acta  Acad.  Albert.  1881  III. 

285.  Bei  den  Orabmälem  (S.  353)  ward  bereits  auf  die  Sarkophage 
Bezug  genommen.  Der  Sarg  an  sich  ist  allerdings  eine  einfache  Schreiner- 
arbeit, er  hat  die  Gestalt  einer  länglichen  Eiste  und  ist  viereckig  oder 
oval,^)  auch  braucht  der  Deckel  nicht  flach  zu  sein.  Nicht  gerade  zuerst, 
aber  vornehmlich  im  neuen  ägyptischen  Reich  beginnt  der  Inhalt  angezeigt 
werden,  indem  der  ganze  Sarg  oder  nur  der  Deckel  die  Gestalt  des  toten 
Osiris  oder  überhaupt  einer  Mumie  wiedergibt.*)  Wenn  dann  in  Erinne- 
rung an  das  Paradebett  der  Sarg,  resp.  die  Aschenkiste  einem  ledus  an- 
geglichen wird,^)  so  ergibt  sich  in  der  Folge  die  bei  den  Etruskern  so  be- 
liebte Manier,  den  Toten  oder  das  Ehepaar  auf  dem  Sarge  gleichwie  beim 
Mahle  liegend  darzustellen.*)  Diese  Entwicklungsreihe  gehört  eigentlich 
zum  Kunsthandwerk;  allein  schon  im  alten  ägyptischen  Reich  begann  man 
die  Sarkophage,  welche,  aus  härtestem  Stein  gemacht,  für  immer  einen 
Teil  des  Grabbaus  ausmachen  sollten,  architektonisch  zu  behandeln  und 
bildete  sie  schon  äusserlich  zu  Wohnungen.^)     Dieselbe  Grundanschauung 


^)  jQoiTtj,  ans  Athen  Ra.  I  T.  12 ;  La- 
teran Nr.  481.  Aus  einem  Rand,  mehreren 
Crlindem  und  einem  Fass  gebrochener  Am- 
phoren zusammengesetzt,  zu  Sfax  (Tunis): 
Ra.  m  10,  28  ff.  180  ff. 

*)  Z.  B.  Pbbbot,  bist.  I  195. 

')  Aus  Terracotta   in    Chiusi:    Dennis 


II  »305. 

*)  Jedes  Werk  über  etruskische  Denk- 
mäler liefert  Beispiele. 

^)  Aus  der  3.  Pyramide,  dem  Palaste 
des  Menkaure'  in  Basalt  nachgebildet;  aus 
der  4.  Dynastie  in  Gizeh,  mit  triglyphen- 
artigen    Balkenköpfen    (Abguss    in   Leipzig 

23* 


356  Klassische  Konstaroliftologie.    t,  Denkm&lerkitilde. 

drückt  sich  in  den  Hüttenurnen  des  vorrömischen  Mittelitaliens  aus,^) 
deren  Motiv  noch  spät  sich  erhalten  hat.*)  Mit  der  Entwicklung  der 
Steinmetzkunst  bildet  sich  der  architektonische  Steinsarkophag  in  Vorder- 
asien,  Griechenland  und  Etrurien  aus.*)  Von  den  wirklichen  Bauten  ent- 
lehnt der  Künstler  viele  Einzelheiten,  z.  B.  ist  die  Dachform  des  Deckels 
manchmal  so  weit  getrieben,  dass  die  Flach-  und  Hohlziegel  nachgebil- 
det werden.*)  Solche  Sarkophage  waren  ein  Monument  für  sich  und  konn- 
ten unter  freiem  Himmel  aufgestellt  werden  (S.  353).  Da  es  sich  über- 
dies empfahl,  einen  Stein  auszuhöhlen,  finden  wir  Sarkophage  aus  leben- 
digem Stein,  s)  Der  Qrabturm  ist  ebenfalls  nicht  ohne  Gegenstück  unter 
den  etruskischen  Aschenumen.®)  Die  von  einem  Löwen  bekrönten  Sarko- 
phage'») spiegeln  die  S.  353  besprochenen  Denkmale  wieder.  Dieser  archi- 
tektonische Stil  vermischt  sich  begreiflicher  Weise  mit  der  eigentlichen 
Sarggattung,  wofür  ein  Sarkophag  von  Eephissia  mit  lectus  und  Kopf- 
kissen einerseits,  Krepis  und  Eckkaryatiden  andererseits  einen  sprechen- 
den Beweis  abgibt.^)  In  der  Kaiserzeit  schwindet  die  architektonische 
Auffassung  immer  mehr  oder  wird  äusserlicher.  Der  Sarkophag  gilt  nur 
mehr  für  eine  äussere  Umhüllung  der  Aschenume  und  so  genügt  schliess- 
lich eine  einfache  Steinwanne  {labellum),^)  Das  Material  des  Sarges  scheint 
bei  der  Form  nichts  auszumachen.  Hölzerne  Särge  sind  wohl  ausserhalb 
Ägyptens  bis  auf  die  metallenen  Teile  fast  ganz  verschwunden,  i®)  indes 
waren  neben  den  steinernen  doch  auch  die  thönernen  Sarkophage  ziemlich 
verbreitet.^*) 

Gleich  den  Grabsteinen  erhielten  die  Sarkophage  oft  Blumenschmuck,*') 
welcher  dann  in  plastischen  Guirlanden  dauernd  festgehalten  wird.  Die 
Plastik  beschäftigt  sich  sonst  besonders  mit  dem  Deckel,  wovon  bereits 
die  Rede  war;  schon  in  ägyptischer  Zeit  wurden  hier  geschnitzte  Figuren 
von  Sperbern  und  Schakalen  aufgestellt,*^)  ebenso  verschönerte  man  be- 
reits damals  die  vier  Eckkanten.  Von  einfachen  Pfeilern  schreiten  die 
Künstler  zu  Tierköpfen,  Karyatiden,  Kanephoren,  Amoretten,  Sphinxen 
u.  ä.  vor.**)     Die  Flächen  selbst  erhalten  in  Ägypten  bunten  malerischen 


Nr.  29) ;  aus  dem  mittleren  Reich  von 
Mentol^ötep  in  Berlin;  s.  auch  Erhan, 
Ägypten  1,  245  f. 

*)  Z.  B.  Archaeologia  42,  1,  99  ff.  m.  T. 
9;  A.  1871  T.  U  9.  10;  s.  auch  Vibchow, 
Abh.  d.  preuss.  Akad.  1883  S.  985  ff. 

0  KitXvß^  Authol.  7,  179. 

*)  Z.  B.  in  Lykien:  Bbnkdorp,  Heroen 
V.  Trysa  S.  220  ff.  T.  30-34  und  Reisen  I 
S.  103f.  [1  S.  30;  Sarkophag  von  Patras: 
AZ.  30  T.  59;  von  Saloniki:  Clabac  T.  117a; 
Caere:  Dennis,  cities  I  "246. 

*)  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  N.  F. 
14,  57. 

*)  nvaXos  tpvTijf  Inschrift  von  Nikome- 
deia  CIQ.  3777. 

')  Zwei  in  Montepulciano :  Fabrbtti, 
Bupplemento  I  146.  149. 

^)  Z.  B.  Stbbrbt,  Wolfe  expeditionp.  184. 

8)  Urlichs,  Beiträge  T.  17.  18. 

*)  Z.  B.  angeblicher  Sarkophag  der  Re- 


gilla:    PiBANESi,   ant.  III  52;    Bartoli,    se- 
polcri  T.  38;  Canina,  edif.  IV  t.  290,  2. 

*°)  Eiserne  Nägel  in  Attika,  Cumae, 
Judica,  Megara  Hyblaia  u.  Suessula:  Duhn, 
Rom.  Mitt.  2,  256;  Orsi,  mon.  ined.  I  S.  770 
A.  1;  Nägel  und  Handgriff:  Hebrmann,  das 
Gräberfeld  v.  Marion  S.  8.  11;  Reste  von 
cypressenen  Särgen  aus  Carthago:  Ra.  1889 
I  S.  177 ;  andere  in  Attika:  Pervanoolu, 
Grabsteine  S.  8. 

'*)  In  Babylonien,  Eolophon,  Athen 
(Stackelberg  ,  Gräber  T.  7  =  Schreiber, 
Atlas  T.  96,  10—12),  Etrurien  und  Aquileja 
{zarra). 

*'')  Daher  die  Nägel,  um  Kränze  aufzu- 
hängen:  Arch.-ep.  Mitt.  11,  178. 

'')  Holzsarg  in  Bologna. 

»')  Tierköpfe:  Benndorp,  Heroon  S.  70 
A.  1;  UsBNER,  de  carmine  quodam  Phocaico 
p.  15,  3;  Karyatiden;  in  Kephissia,  s.  A.  8; 
Kanephoren:    in  Bordeaux,    Millin,   g.  m. 


Kap.  IX.    Die  Werke  der  BankiuiBt.    (§  286.) 


357 


Schmuck,  welcher  in  Griechenland,  wie  die  alten  Thonsärge  von  Kolophon 
zeigen,  Nachahmung  fand.^  Die  Sarkophage  von  Sidon  veranschaulichen 
den  in  lebhaften  Farben  hervortretenden  Reliefschmuck.  In  den  letzten 
Jahrhunderten  v.  Chr.  gewinnt  das  Hochrelief  mit  Bemalung  den  Sieg;  in 
dieser  Weise  sind  Tausende  von  etruskischen  Aschenkisten  oder  Urnen 
und  römischen  Sarkophagen  behandelt.  Die  Darstellungen  sind  meistens 
der  Mythologie,  hin  und  wieder  jedoch  auch  dem  Leben  entnommen ;  z.  B. 
sehen  wir  häufig  eine  Eheschliessung ^)  und  nicht  selten  eine  i^ecitatio,^) 
Andere  beschränken  sich  auf  das  Brustbild  des  Toten,  welches  in  Medaillon, 
seltener  gleich  einem  Tafelbild  im  Viereck,  zwischen  Genien  und  Guirlanden 
erscheint.*)  Auch  in  den  mythologischen  Darstellungen  erhält  die  Haupt- 
person mehrmals  die  Züge  des  Verstorbenen.  Da  die  Steinmetzen  infolge 
der  grossen  Nachfrage  stets  eine  Auswahl  von  Sarkophagen  haben  muss- 
ten,  legten  sie  den  Kopf  vorläufig  nur  an,  um  ihm  später  Porträtzüge  zu 
geben.  ^)  Das  Reliefbild  ist  übrigens  durchaus  nicht  unumgänglich  not- 
wendig; z.  B.  sind  blosse  Reihen  von  S-fÖrmigen  Wellen  ziemlich  beliebt.^) 
Seit  dem  4.  Jahrhundert  an  kommen  die  reliefierten  Sarkophage  in  die 
Minderzahl. 

Litteratar:  Über  die  Corpora  der  Urnen-  and  Sarkophagreliefs  s.  S.  5;  Uhden,  d. 
Todtenkisten  d.  alten  Etmsker,  4  akad.  Abb.,  Berlin  1816,  17,  26,  39;  Gühl-Enoelhakn, 
Leben  S.  859  f.;  Über  den  Unterschied  der  griechischen  und  rOmischen  Sarkophage  Matz, 
AZ.  30,  11  ff.;  über  die  christlichen  Sarkophage:  Kstd  Groussbt,  öt.  sor  Thist.  des  sarco- 
phages  chr^tiens.  Cat.  des  sarcophages  chr^tiens  de  Rome,  Uibl.  des  ^o.  fran9.  XLII.  Paris 
1885;  Lb  Blant,  6t  sor  les  sarc.  chr^tiens  de  la  ville  d'Arles,  Paris  1878,  m.  36  T.  Orien- 
talische Parallelen  bietet  z.  B.  der  Atlas  des  Corpus  inscriptionnm  Semiticarum. 

286.  Zwischen  den  privaten  Anlagen  und  den  Staatsgebäuden  nehmen 
die  Heiligtümer  eine  Art  Mittelstellung  ein,  weil  die  Religionen  der 
klassischen  Völker  in  den  Gebräuchen  der  einzelnen  Familien  wurzeln. 
Mit  dem  Glauben  an  überirdische  Wesen  hängt  auch  stets  die  Vorstellung 
zusammen,  dass  sie  sich  in  besonderen  Fällen  den  Sterblichen  zeigen.  Dies 
geschieht  am  liebsten  ferne  von  den  menschlichen  Wohnungen  in  der 
stillen  Natur,  und  die  Legenden  knüpfen  sich  ganz  natürlich  an  Bäume, 
auffallende  Steine,  Quellen  und  Berggrotten.  Damit  kein  profaner  Fuss 
den  geweihten  Ort  fernerhin  betrete,  fasst  man  die  heilige  Stätte  ein^) 
und  legt  der  geweihten  Grotte  eine  Mauer  vor  (wie  der  Zeusgrotte  des 
Ida  und  einer  anderen  kretischen  oberhalb  des  Psichikö).®)  Hin  und  wieder 
wird  ein  Markzeichen  errichtet,  dass  hier  ein  Gott  erschienen  sei,  und  so 
entsteht  das  älteste  Heiligtum  nach  Sanchuniathon,  ein  Pfeil erpaar;^)  ein 
solches  ist,  gewöhnlich  falsch  gedeutet,  noch  auf  Cypern  zu  sehen*®)  und 


144,  522 ;  Amoretten :  Robert,  Pasipbaesark. 
S.  18;  Sphinxe:  Maffbi,  Mus.  Ver.  LXXIII, 
1;  Bbnkdobf  u.  Schöne,  lateran.  Mus.  Nr. 
415.  427. 

^)  Blosse  Malereien  in  Etrurien:  B.  1876 
p.  70  ff. 

')  Rossbach,  römische  Hochzeits-  a.  Ehe- 
denkm&ler,  Lpg.  1871,  m.  2  T. 

')  Bbbvdobf  u.  ScHöivB  zu  Nr.  16  des 
Lateran. 

*)  Vgl.  MB.  12,  27;  Sarkophag  in  S. 
Domenico  zu  Cortona. 


DüTscHKB  V  Nr.  767. 

•)  Z.  B.  MB.  10,  28. 

')  Wandgemälde  und  Reliefs  hilden 
heilige  Bfiume  öfters  ah,  s.  auch  Rom.  Mitt. 
7,  288;  ehernes  Gitter  um  den  mminalischen 
Feigenbaum:  Conen  48;  Stalaktitenpfeiler  in 
der  Grotte  der  Eileithyia  bei  Amnisos:  Hag- 
yacffos  9,  339  ff. 

^)  Grotte  von  Kasos,  abgeb.  bei  Ross, 
Inselreisen  3,  47. 

*)  Euseb.  praep.  ev.  1,  10,  7. 

'^)  Phot.   des   Inst.,    ähnlich   in    einem 


')  Unvollendeter  Sarkophag  im  Catajo:   ,  pompejanischen  Gemälde  MB.  11,26;  „Steine 


358  Elasslsohe  Knnstarohliologie.    I.  Denkmalerkande. 

hat  selbst  in  Eampanien  seine  Spuren  hinterlassen.^)  Bei  diesen  religi- 
giösen  Malen  entwickelt  sich  der  Nebengriff,  der  Gott  begünstige  den  Ort 
seiner  Erscheinung  dauernd  und  lasse  sich  von  Zeit  zu  Zeit  dort  nieder. 
Diese  Idee  lag  bei  den  Grotten,  die  sich  ja  äusserlich  von  den  Höhlen- 
wohnungen (S.  338)  nicht  unterschieden,  sehr  nahe.  Diese  erste  Vorstufe 
der  Tempel  hat  zahlreiche  Spuren  in  Phönicien  und  Syrien,  auf  Cjrpem, 
in  Earien  und  Griechenland  hinterlassen.  An  sie  schliessen  sich  die 
künstlichen  Grotten  an,  welche  der  Mithrasdi^ist  forderte.*)  Die  Grenze 
zwischen  den  natürlichen  und  den  künstlichen  Grotten  ist  freilich  schwer 
festzustellen,  so  dass  sich  der  Übergang  zum  Felsentempel  unmerklich 
vollzieht.^)  Dieser  hat  nur  an  den  felsigen  Nilufern  Nubiens*)  und  durch 
buddhistischen  Einfluss  in  Indien  feste  Wurzeln  gefasst,  ohne  diesen  Län- 
dern eigentümlich  zu  sein;  denn  es  gibt  ansehnliche  Felsenkirchen. '^) 

Heilige  Grotten  finden  sich  in  Phoenicien  zu  Easniie  und  Adlon  (Rbkan,  mission 
p.  647  ff.  662  f.),  bei  Seleukeia  (Strab.  16,  2,  8);  Grotte  des  Pan  an  der  Akropolis;  andere  ab- 
gebildet in  den  Nymphenreliefs  (vgl.  Wiesele b,  über  ein  Votivrelief  aus  Megara,  Abb.  d. 
Gott.  Ges.  XX);  über  die  Höhlengötter:  Useneb,  Rbein.  Mus.  33, 368 ff.;  Rohde,  Psyche  S.  104 ff.: 
Phigaleia:  Bubsian,  Geogr.  2,  253  f.;  vgl.  Widevaitn,  lak.  Kulte  S.  40  f.;  Grotte  auf  Thera; 
Karien:  Strab.  14,  1,  11;  in  Italien?  spelunca  Martis  Serv.  Verg.  A.  8,  630;  in  christlicher 
Zeit  noch  häufig  bei  Griechen  und  Onentalen:  in  Phönicien  (Renan  p.  518),  zu  Bethlehem 
(Geburtsgrotte:  Hieron.  epist.  H  3),  an  der  Akropolis,  auf  dem  PenteliKon,  in  Phigaleia  u.  ö. 
Über  die  Felsentempel  s.  S.  82  u.  87 ;  in  Griechenland  ist  der  Poseidontempel  auf  Tainaron 
zu  vergleichen  (Paus.  3,  25,  4;  vgl.  Bubsian,  Geographie  2,  150). 

An  den  freistehenden  Tempel  führt  uns  eine  zweite  Evolution  schon 
näher  heran.  Die  Felsspalten,  welche  durch  eine  Erscheinung  begnadet 
sind,  werden  an  den  Seiten  flach  abgearbeitet,  so  dass  Felsenhöfe  ent- 
stehen, die  in  Phönicien  und  auf  Paphos  nicht  zu  verkennen  sind.  So- 
bald dieselben  nun  einfach  mit  ein  paar  Steinplatten  überdacht  werden, 
entsteht  ein  primitives  Steinhaus.  Den  gewünschten  Beleg  bietet  das 
älteste  delische  Heiligtimi  Apollos.^) 

Zu  dieser  zweiten  Stufe  des  religiösen  Baus  gehören  auch  die  bear- 
beiteten Felshügel;  auf  solchen  wurde  eine  ebene  Fläche  mit  Sitzen  und 
Stufen  hergerichtet.  Die  sorgfaltigsten  Anlagen,  wie  die  ^Schule  Homers*' 
auf  Chios,'')  sind  der  kleinasiatischen  Qöttermutter  geweiht,  während  über 
die  Bestimmung  anderer  (wie  des  Areopag  und  besonders  der  sogenannten 
Pnyx  in  Athen)®)  Zweifel  bestehen  können.  Seltener  wird  der  ganze  Fels 
in  ein  Gemach  verwandelt.®) 

Zu  eigentlichen  Bauten  liegt  dagegen  erst  ein  Anlass  vor,  sobald 
man  für  die  dauernde  Unterbringung  eines  Götterbildes  oder  eines  an  den 


des  Eadmos  u.  der  Harmonia*  in  IllTrien: 
Scylax  25. 

^)  Ohen  durch  einen  Architrav  verbun- 
den zu  beiden  Seiten  eines  heiligen  Baumes, 
in  Wandgemälde  (Schbeibeb,  Atlas  T.  11, 14). 

«)  Cryptae  in  Ostia:  CIL.  XTV  66  (Rüg- 
GiERO  174);  vgl.  Pbblleb,  röm.  Mythol.  II 
»412  ff.  -  Basilikaartige  .Grotte  der  Sibylle* 
bei  Cumae:  Ps.  Justin,  coh.  ad  Graecos  37. 

')  H&thi  Gumpha  im  östlichen  Indien 
scheint  noch  eine  natürliche  Grotte  zu  sein 
(Febgubson  p.  66  ff.). 


Pbbbot  I  242.  248. 

^)  In  Sutri:  Hübsch,  altchristl.  Kirchen 
T.  6,  10.  11;  vgl.  auch  S.  297,  11. 

*)  Leb^oue  T.  1.  2  =  Schbbibeb,  Atlas 
T.  11,  1—3;  Phot.  des  Inst.,  Delos  6. 

^)  Abb.  bei  Hamxeb,  Ansichten  59;  vgl. 
Pbokesch,  Denkwfird.  1,  82  ff.;  Jlanä^rjgy 
UaQvaifcog  4,  640  ff. ;  ähnlich  in  Epheaos : 
GcTBTius,  Abh.  d.  preuss.  Akad.  1872;  ^Bffjtu 
des  IVajan*  in  Zaragardia:  Zosim.  3, 15.  Vgl 
S  297 

8)'  Atlas  von  Athen  Bl.  5,  1.  2. 


«)  In  Ipsambul:  Langls  Wandtafel  13;:  »)  Herod.  2,  175,  vgl.  155. 


Kap.  IX.    Die  Werke  der  BeakimBt.    (§  287.) 


359 


Gott  erinnernden  Symboles  sorgen  muss.  Auf  dem  Lande  allerdings  oder 
auch  im  Stadtgebiet,  freilich  als  Überrest  alter  Bauemsitte,  besteht  der 
einfache  Brauch,  ein  Götterbild  —  auf  einem  Postament,  versteht  sich  — 
an  eine  erfrischende  Quelle^)  und  unter  den  Schatten  eines  Baumes,*)  oder 
in  den  Stamm,  beziehungsweise  in  das  Geäst  zu  stellen.^)  Privatleute 
und  Fürsten^)  räumen  der  Gottheit  einen  Teil  ihres  Hauses  als  Haus- 
kapeUe  ein. 

287.  Indem  aber  der  Gottesdienst  sich  über  die  Schranken  der  Familie 
erhebt,  braucht  man  einen  selbständigen  Wohnraum,  welcher  überdies  das 
konkrete  Bild  den  profanen  Augen  entzieht.  Bei  nomadisierenden  Völkern 
kam  nun  die  fahrbare  Gotteshütte  auf,^)  mit  welcher  die  tragbaren  Ka- 
pellen der  späteren  Zeit  zu  vergleichen  sind;  letztere  hatten  nämlich  die 
Ägypter  bei  ihren  Prozessionen.^)  Sesshafte  Völker  dagegen  errichteten 
einfache  Hütten,  welche  bei  den  Negern  und  Melanesien!  noch  im  Ge- 
brauche stehen  {FetischhüUen),  Das  älteste  Heiligtum  in  Delphi,  das 
Penatenheiligtum  von  Lavinium,  die  Kapellen  der  Lares  Compitales  und 
andere  altitalische  Heiligtümer  waren  nichts  anderes  als  solche  runde 
Hütten.  Deren  Form  wird  im  Vestakulte  getreulich  festgehalten  und  von 
den  Römern,  wie  es  scheint,  auf  manche  andere  Götter  übertragen;  die 
hervorragendste  Leistung  ist  das  Pantheon.^)  In  einer  steinernen  Hütte, 
welche  fünf  Steinblöcke  bildeten,  bestand  der  Bau  des  Trophonios  und 
Agamedes  in  Delphi.^)  Später  erhielt  sich  noch  die  Form  des  Schutz- 
daches, welches  auf  vier  Säulen  {vetQaxioviov),^^)  oder  einem  Kreise  von 
solchen  {Monopteros,  S.  331)  ruht,  oder  es  wurde  das  Gehäuse  (zotheca)  in 
einen  Tempel  gestellt.  ^^ 

Grössere  Tempelanlagen  gehen  von  dem  Grundsatz  aus,  dass  das 
Heilige  wohl  eingefriedigt  werden  müsse.     So  bestehen  die  ältesten  Tempel 


0  AnthoL  Planud.  I  12.  13;  Zenodotos, 
Anthol.  Plan.  I  14. 

')  AnthoL  Plan.  I  14;  abgebildet  in  dem 
oben  angefahrten  Wandgemälde. 

*)  3  Reg.  14,  23;  Dien.  Per.  828;  Kallim. 
h.  Art.  239;  Inschrift  von  Magnesia,  'Earla 
2.  Dez.  1890;  daher  wird  Europa  auf  Münzen 
von  GoHys  in  den  Zweigen  der  Platane  ab- 
gebildet; Hesiod  sagt  Ton  dem  dodonäischen 
Zeus:  yaiey  d*iv  nv^gjiivi  (f>tjyov, 

*)  Erechtheion;  Palast  des  Latinus: 
Verg.  A.  7,  174;  ebenso  jedenfalls  in  Tiryns, 
Mykene  und  Hissarlyk  Vi.  Leider  sind  die 
Fundorte  der  Votivfiguren  zu  wenig  beachtet. 

')  Palästina:  Bundeslade;  Sanchuniathon 
bei  Euseb.  praep.  ev.  1,  10,  10.  Phrygien: 
durch  die  Votivbilder  der  Göttermutter  an- 
gedeutet; Latium:  Cass.  Dio  39,  120,  1; 
eherne  Kapelle  der  Musen:  Serv.  Verg. 
A.  1,  8. 

*)  Mabibttb,  Abydos  II  T.  19  c;  Pbbrot 
I  210.  Vgl.  Herod.  2,  63;  Diod.  1,  87. 

')  Paus.  10,  5,  5;  Krinagoras  Anth.  6, 
253;  Dion.  HaUc.  1,  57.  3,  70.  4,  14;  Plut. 
Gamill.  82.  Numa  8;  abgebildet  auf  Medail- 
lons (FsöHKBB,   mädaillons  S.  59;  Klausen, 


Aeneas  I  T.  2,  12),  femer  Mabibtte,  Masta- 
bas  74  u.  mon.  div.  18  b  =  Ermak,  Ägypten 
2,  379;  spitze  Mithrashütten  z.  B.  A.  1864  t. 
K;  vgl.  auch  eine  Groldmünze  des  baktrischen 
Königs  Kanerki  (Kondakof,  antiquit^s  S.  348) 
und  das  ReHef  A.  1849  t.  N  S.  392.  Eine 
Fetischhtltte  ist  auch  der  von  Chryses  dem 
Apollo  errichtete  Naos. 

^)  Vestatempel  in  Rom:  0.  Ricbtbb, 
Topographie  §  27,  9 ;  nicht  zu  benennender 
(8.  Maria  del  Sole)  am  Tiber;  sog.  SibyUen- 
tempel  in  Tibur;  Rundtempel  in  Thrakien 
mit  offenem  Dache:  Macrob.  1, 18, 11 ;  hyper- 
boreisch:  Diod.  2,  47,  4. 

*)  Steph.  Byz.  JaXtpoi,  Die  religiöse 
Bestimmung  der  Steinhäuser  auf  Euböa  steht 
nicht  fest.  Nicht  grösser  wird  auch  der 
Tempel  von  Eleusis  gewesen  sein,  den  die 
Einwohner  improvisierten  (H.  Ger.  298  f.). 

»«>)  Ath.  Mitt.  15,  248;  Otfr.  Mülleb. 
antiquitatt.  Antioch.  1,  34  ff.;  abgebildet  auf 
Münze  von  Nikopolis-Seloukeia  u.  bei  Sghbbi- 
BEB,  Reliefbilder  T.  4.  5.  Ciborium  in  der 
griechischen  Kirche,  z.  B.  üa^yaaaog  8,  561  ff. 
m.  Abb. 

« •)  Z.  B.  C.  I.  Lat.  XIV  3543. 


360  KlasBiBche  Eanstarch&ologie.    I«  Denkm&lerlnmde. 

von  Cypern  in  einer  langen  Mauer,  welche  im  Viereck  einen  Steinkegel, 
der  die  Gottheit  vorstellt,  und  den  Altar  umschliesst;^  ähnlich,  aber  kom- 
plizierter sind  die  Anlagen  der  Inselgruppe  von  Malta  (besonders  Gigan- 
teja  auf  Gozzo).'-^)  Eigene  palastartige  Tempel  sind  den  Göttern  von  Köni- 
gen als  ihren  himmlischen  Beschützern  geweiht  oder  anfangs  von  den 
siegreichen  Aristokraten  aus  den  Palästen  der  gestürzten  Könige  herge- 
stellt worden;  letzteres  geschah  auf  den  Burgen  von  Tiryns  und  Athen. 
Auf  diese  Weise  ist  man  zu  den  Tempeln  gekommen.  Die  Bedingungen 
waren  sehr  verschieden.  Nur  dies  eine  hatten  alle  gemeinsam,  dass  sie 
keine  Kultusstätten,  sondern  Wohnungen  {vao()  der  Gottheit  waren.  Dies 
erforderte  vor  allem  einen  Wohnraum,  in  welchem  das  Götterbild  stand 
(vaog  im  engeren  Sinne,  cella,  vom  strengreligiösen  Standpunkt  adwov). 
Wenn  mehrere  Götter  unter  einem  Dache  verehrt  wurden,  hatte  ordnungs- 
mässig  jeder  seine  eigene  Cella  (z.  B.  die  drei  Gottheiten  des  Kapitels). 
Für  das  Publikum  war  eigentlich  nur  eine  Art  Vorzimmer  von  geringem  Um- 
fange bestimmt  {rtgovccog  oder  TtgovMov),^)  Da  die  Weihgeschenke  nicht  alle 
unter  freiem  Himmel  oder  im  Wohnräume  Platz  fanden,  wurde  manchmal 
ein  Vorratsraum  angebaut,  der  von  seiner  Lage  oma&oSoinog  hiess.  Diese 
kurzen  Sätze  charakterisieren  nur  die  einfachste  Form;-*)  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  dagegen  setzt  sich  der  Tempel  aus  verschiedenen  Bauten  zu- 
sammen, welche  durch  das  gemeinsame  Band  der  sichtbaren  Grenze  des 
heiligen  Raumes  zu  einer  Einheit  verbunden  werden.  Zunächst  bedarf  der 
letztere  eines,  Altars;  denn  wenn  es  auch  später  vorkonmit,  dass  in  einer 
Nische  des  Tempels  selbst  ein  Altar  angebracht  ist,''*)  so  ist  dies  eben 
eine  seltene  Ausnahme,  welcher  die  Neuerung  entspricht,  dass  in  kapellen- 
artige Seitennischen  Götterbilder  gestellt  werden.  Regelrecht  dagegen 
steht  der  Altar  vor  dem  Tempel  im  Freien;  denn  jener  ist  von  letzte- 
rem unabhängig,  weshalb  er  eine  gesonderte  Besprechung  erfordert.  Die 
Opfermahlzeit  fordert  entsprechende  Anlagen  {culina  in  lateinischen  In- 
schriften.).^) Dann  brauchen  reiche  Tempel  eigene  Schatzhäuser 
{&r]aavQo(),  welche  ihrerseits  die  Form  kleiner  Tempel  hatten.  Über  diese 
seit  dem  7.  Jahrhundert  v.  Chr.  nachweisbaren  Bauten  ist  man  jetzt  durch 
eine  Reihe  von  olympischen  Schatzhäusem  genügend  unterrichtet;^)  das 
der  Megarer  und  das  in  Delphi  kürzlich  gefundene  athenische  trugen  so- 
gar bildlichen  Schmuck.  Wenn  das  Heiligtum  zu  einer  Felswand  in  Be- 
ziehung steht,  werden  in  diese  Löcher  ( Votivnischeh)  für  die  kleinen  Gaben 
eingetrieben.®)  Ausserdem  sind  die  Amtslokale  und  Wohnungen  der 
Priester  und  der  vielen  Tempelleute®)  in  Betracht  zu  ziehen.     Für  das 

^)  Diese  Einrichtung  ist  in'Byblos  noch 
später  neben  dem  Tempelgebäude  belassen 
worden  (nach  Münzen:  Donaldsov,  archaeol. 
nomism.  30).  Den  Text  dazu  liefert,  richtig 
verstanden,  fiumelos  Fr.  11  ata^fjuoy  ix 
^a&itoy  xal  xlovog  viptjXoto. 

•)  Gailhabaud  I  Abth.2;  Pbrbot  HI  294. 

^)  Inschriften  von  Palmyra  bei  Stbbrbt, 
Wolfe  expedition  369  u.  637. 

*)  Die  bescheideneren  Tempel  von  der 
der  Art  des  Musenheiligtums  am  Helikon 
v^dienten  näheres  Studium  als  ihnen  bisher 


zu  Teil  ward;  sie  machten  ja  doch  die 
grösste  Zahl  aus, 

*)  Tempel  der  S-ed  ßa<riXeia  auf  Thera:  A. 
1864  S.  257  T.  R2.  Vgl.  auch  ClUt.  XIV  2793. 

«)  Z.  B.  ClLat.  XIV  3543.  MayeiQeioy 
und  dytixXiaie  Jhst.  12,  232.  233. 

^)  Franz  Richtbb,  de  thesauris  Olym- 
iae  effossis,  Berlin  1885;  Schatzhaus  des 
ypselos  in  Delphi:  Herod.  1, 14;  wahrschein- 
lich auch  in  Dolos. 

»)  Z.  B.  bei  Daphni :  Atlas  von  Athen  T.  8. 

^)  'EQyamiJQM  Sterrbt,  Wolfe   expedi 


K 


Kap.  IX.    Die  Werke  der  Baukansi.    (§  287.)  361 

Publikum  brauchte  man  Säulenhallen,^)  welche  sich  der  Grenzmauer  ent- 
lang hinzogen.  Überdies  fanden  sich  je  nach  der  Auffassung  des  Oottes 
gemeinnützige  Anstalten  für  die  Besucher.  Die  Tempel  des  Asklepios, 
z.  B.  die  am  besten  bekannten  in  Athen  ^)  und  Epidauros  (S.  108)  brauch- 
ten viele  Krankenzimmer.  Die  Musenheiligtümer  oder  Museen  erfordern 
Hörsäle,  Bibliothekräume  u.  dgl.;')  den  letzteren  Zweck  haben  die  Könige 
von  Pergamon  durch  einen  Anbau  an  den  Athenetempel  ihrer  Burg  er- 
reicht,^) denn  im  Altertum  kennt  man  nur  Bibliotheksäle,  kein  selbstän- 
diges Bibliothekgebäude.  Die  Mysterienheiligtümer '^)  verlangten  grosse 
Versammlungssäle  und  unterirdische  Räume  {/ACYaQa);^)  solche  Grotten 
ziehen  sich  unter  dem  Tempel  von  Aigina  hin.  An  Tempel  der  Pandemos 
endlich  schlössen  sich  fornices  an.^)  Ein  bedeutendes  Heiligtum  war  mit- 
hin eine  umfassende,  mannigfaltige  Anlage.  Das  grossartigste  haben  be- 
kanntlich die  Ägypter  geleistet,  wo  die  Tempel  von  Denderah  und  Kamak 
(S.  81)  ein  ungeheueres  Areal  bedecken ;  indes  darf  man  damit  eben  auch 
nicht  den  griechischen  Naos,  sondern  das  ganze  Temenos  in  Vergleich 
stellen.  Zu  diesem  Ganzen^  muss  der  Haupteingang  deutlich  erkennbar  ge- 
macht werden.  Schon  die  Ägypter  haben  deshalb  das  gesonderte  hohe  Ein- 
gangsthor {Piflon)  erfunden  und  die  Griechen  thaten  es  an  verschiedenen 
Orten  ihnen  nach;  die  Gattung  der  Propyläen  {rtgonvla,  nqonilaia)  ist 
jetzt  in  Athen,  Eleusis,  Sunion,  Olympia  u.  a.®)  durch  schöne  Beispiele  ver- 
treten. Mit  einem  Festungsthor  haben  sie  nichts  zu  thun,  wiewohl  den 
Kirchenkastellen  (böhm.  fodor)  im  Altertum  ähnliches  entsprach;  ^)  nahmen 
doch  zu  den  Tempeln  viele  im  Kriege  ihre  Zuflucht  und  reizten  doch  auch 
die  kostbaren  Weihgeschenke  kecke  Räuber. 

Auf  die  Tempel  wurde  alles  angewendet,  was  für  monumentale  Bauten 
sich  ziemte;  daher  wäre  hier  so  ziemlich  der  ganze  Inhalt  des  vorigen 
Kapitels  zu  wiederholen,  namentlich  die  Abschnitte  über  die  Säulenstel- 
lungen, ^**)  Fries,  Metopen  und  Giebelfeld.  Nur  einige  Punkte  bedürfen 
einer  speziellen  Auseinandersetzung.  Der  Hypäthraltempel  mit  dach- 
losem Mittelschiff  hat  mit  der  Beleuchtungsfrage  unmittelbar  nichts  zu 
thun;  vielmehr  beruht  er  auf  der  Ansicht,  dass  die  Götter  frei  auf-  und 
niedersteigen  müssten,  wie  die  Athene  der  Odyssee  durch  die  Luken  zum 


üon  Nr.  615,   Officina  Ruggibro,     svlloge  II  ^)  Z.  B.   megarum   im   römischen    IsiB 


851;  Wohnung  des  aeditans  am  hinteren 
Hofansgang  im  pompejanischen  Apollotempel. 
Der  Roman  des  Heliodoros  gibt  manche 
Notiz  darflber. 

')  Taig  aXXatg  moalg  Stsbret  a.  0.  637; 
nachweislich  z.  B.  an  dem  erwähnten  Tempel. 

*)  Pattl  Qibabd,  TAscl^pieion  d'Athönes, 
Paris  1882. 

')  Beschreibmig  des  alexandrinischen  bei 
Strab.  17,  1,  8  p.  794. 

*)  BoHK,  Ausgrab.  zuPerg.  II  S.  56-79 
T.  2.  Anch  das  Serapenm  von  Alexandrien 
ist  hieher  zu  ziehen. 

^)  0.  RuBENSOHK,  d.  Mysterienheiligt.  in 
Eleusis  u.  Samothrake,  Berlin  1892,  m.  2  T. 


tempel,  vgl.  Lakciani,  B.  1868  p.  228  ff. 

^)  Solche  kommen  z.  B.  in  der  Biogra- 
phie des  hl.  Romanus  vor. 

^)  üoonvXov  dijfAoaiov  ÖQog  im  Piraeus: 
Uagvaaaog  5,  1094;  Dolos:  Aristot.  eth. 
Nicom.  a.  0.;  s.  auch  Jhst.  12,  237;  in 
Aphrodisias:  Ant.  of  Jonia  III  T.  22—27; 
Eleusis:  Ant.  of  Jonia  II  T.  21;  Uned.  ant. 
of  Attica  II  T.  1—16  (Zeit  Uqaxxixd  xtjg  aQX- 
ix.  1887  S.  52,  1);  ebendort  Prep,  des  Appius 
Claudius  Pulcher:  üned.  ant.  III  T.  1-8; 
R.  gön.  de  Tarch.  1868  T.  1  -3. 

^)  Z.  B.  Artemistempel  am  Phasis:  Zo- 
sim.  1,  32. 

^^)  IloXvaxvXog  ist  natürlich  der  schönste 


u.  Abb.  ,  Tempel  (vgl.  Hesych.  KioXidg). 


362 


ElasBlBohe  Knxurtaroh&olosie.    I.  Denkmälerkimde. 


Olymp  entfliegt.  Infolgedessen  ist  die  Hypäthralanlage  für  gewisse  Götter 
bevorzugt.  0  Wir  müssen  sie  auch  dort  annehmen,  wo  die  Innenwände 
der  Cella  von  vornherein  mit  einem  Fries  geschmückt  wurden  wie  in  Phi- 
galeia.  Da  jedoch  im  allgemeinen  die  Beleuchtung  durch  die  Metopen, 
Dachluken  und  die  hohe  Thüre  geschieht,  sind  die  gewöhnlichen  Tempel 
nach  dem  übereinstimmenden  Zeugnis  der  Kirchenschriftsteller*)  dunkel 
und  nur  bei  künstlicher  Beleuchtung  in  allen  Einzelheiten  erkennbar,  wie 
die  meisten  älteren  Kirchen  der  griechischen  Christen.  Zur  Beleuchtung 
trägt  die  Orientierung  der  Tempel  nicht  unwesentlich  bei;  denn  die 
Tempelbilder  pflegen  gegen  Osten  zu  schauen,  so  dass  die  Morgensonne 
durch  die  Thüre  hineinscheint.  Heroa  hingegen  schauen  nach  Westen 
zum  Eingang  der  Unterwelt.  Ausnahmen  sind  sehr  selten.  5)  Die  Fein- 
heiten der  Orientierungen  hängen  von  den  astronomischen  Kenntnissen  der 
Erbauer  ab  und  haben  auf  das  Archäologische  keinen  Einfluss.^)  Die 
äussere  Erscheinung  des  Tempels  berührt  dagegen  der  alte  Brauch,  auf 
Höhen  der  Gottheit  zu  opfern  und  sie  anzurufen,  weil  dort  ihre  himmlische 
Wohnung  näher  schien.^)  Darum  wählte  man  zur  Tempelstätte  am  liebsten 
einen  Berg,  wo  sich  ein  Plateau  von  genügender  Ausdehnung  fand;<^)  so- 
bald dies  nicht  ausreichte,  stellten  die  Baumeister  durch  Aufschüttung  und 
durch  Stützmauern  eine  Plattform  oder  Terrasse  her,  auf  welcher  der 
Tempel  ruhte;  diese  ist  von  dem  Stylobat  (Plinthos),  einem  Teil  des 
eigentlichen  Tempels,  streng  zu  scheiden.  Eine  solche  nur  zum  Teil  na- 
türliche Plattform  haben  z.  B.  der  Parthenon,  der  Athenatempel  von  Ela- 
teia^)  und  das  kapitolinische  Heiligtum.^)  In  weniger  günstigen  oder 
ebeneren  Gegenden  jedoch  erforderte  ein  grosser  Tempel  gewaltige  Sub- 
struktionen.®)  Die  des  Tempels  von  Jerusalem  und  der  grossen  Heilig- 
tümer der  syrischen  Ebene  *®)  dürften  kaum  übertroffen  worden  sein.  Die 
Ägypter  legen  keinen  Wert  auf  Terrassen,  doch  heben  sie  kleine  Kapellen 
dadurch  hervor.  *  0  Di®  höh©  Lage  der  Tempel  bedingt  wieder  Freitreppen, 
über  welche  bereits  S.  333  gehandelt  worden  ist.  In  der  flachen  babylo- 
nischen Ebene  waren  weder  Hügel  noch  Steine  vorhanden;  so  finden  wir 
denn   hier  hohe   Substruktionen   aus  Ziegeln.    Indes   trugen   diese   keine 


*)  Vitar.  1,  2,  5  (Jupiter  Fulgur,  Gaelus, 
Sol  und  Luna) ;  Serv.  Verg.  A.  9,  446  (Ter- 
minus); vgl.  Strab.  9,  396  (Zeus  Soter  im 
Piraeus).  14.  1,  5  (Riesentempel  des  didy- 
meischen  Apollo).  Nachgewiesen  scheint  die 
Hypäthralanlage  im  athenischen  Olympieion 
des  Gossutius  (Döbpfeld,  Ath.  Mitt.  16, 334  ff.)- 
Ganz  sonderbar  ist  die  dreizackige  Dachbildung 
auf  einer  perinthischen  Münze  (Brit.  Mus. 
Thracia  153  Abb.).  Über  die  Beleuchtung 
z.  B.  J.  Fergusson,  the  Parthenon,  London 
1883,  m.  60  T.:  £.  Cubtiub,  Archfiol.Gesellsch. 
1893  Juni. 

^)  Z.  B.  Euseb.  vita  Constant.  3,  54,  2.  6. 

^)  Das  Hypaithron  bei  Phigaleia  ist  von 
S&den  nach  Norden  orientiert. 

*)  H.  Nissen,  Rhein.  Mus.  40,  38  ff.  328  ff. 
480.  42,  28  ff.;  nach  einer  bestimmten  Con- 
stellation:  Penbose,  Jhst.  12,  296  f. 


^)  F.  Frh.  V.  Andrian,  der  Höhenkultus 
asiatischer  und  europfiischer  Völker,  Wien 
1891;  R.  Beer,  hl.  Höhen  d.  alten  Griechen 
und  Römer,  Wien  1891. 

^)  Nach  Sanchuniathon  lag  der  älteste 
Tempel  auf  einem  Berg  (Euseb.  praep.  ev.  1 , 
10,  16):  vgl.  Pacuv.  V.  309  R.  scrupea  saxa, 
Bacchi  templa.  Sokrates  wünschte  die  Tempel 
so  hoch  und  unzugänglich  als  möglich  (Xen 
mem.  3,  8,  10);  in  Tanagra  die  Tempel  ge- 
sondert oberhalb  der  Stadt  (Paus.  9,  22,  2); 
über  alte  Kirchen  TertuU.  adv.  Valentin.  3. 

')  DoDWELL,  views  T.  40. 

*)  Dion.  Hai.  3,  69,  1. 

*)  Über  die  Terrassen  griechischer  Tem- 
pel :  Marquaed,  Am.  J.  6,  47  f. 

'^)  Warrbn,  Underground  Jerusalem, 
1876;  Baalbek:  Perrot  III  S.  105. 

**)  In  Sakkarah  und  Elephantine. 


Kap.  DE.    Die  Werke  der  Bankniuit.    (§  287.) 


363 


Tempel,  sondern  man  sah  einzig  darauf,  dem  Himmel  mit  seinen  göttlich 
verehrten  Sternen  möglichst  nahe  zu  kommen.  Diesen  Zweck  erreichte 
man  durch  die  in  mehreren  sich  verengernden  Etagen  aufgeführten  Stu- 
fentürme, die  auch  „Observatorien"  heissen  dürfen,  weil  sie  natürlich 
auch  zur  blossen  Beobachtung  der  Gestirne  dienten ;  ein  solcher  Stufenturm 
war  auch  der  sogenannte  Turm  von  Babel.') 

Die  Anlage  der  Tempel  hängt  immer  ganz  von  den  religiösen  An- 
schauungen ab.  Erringt  ein  Heiligtum  mit  der  Zeit  hohes  Ansehen,  so 
kommt  auch  sein  Plan  in  den  Ruf  des  Übernatürlichen  —  der  Plan  des 
Edfuer  Tempels  soll  vom  Himmel  gefallen  sein*)  —  und  dient  anderen 
zum  Vorbilde.')  Wenn  auch  die  schriftlichen  Quellen  spärlich  fliessen,^) 
so  müssen  wir  doch  auch  bei  den  Tempeln  des  Altertums  annehmen,  dass 
sie  wie  die  grossen  Kirchen  ihre  schliessliche  Gestalt  (wie  sie  zur  Zeit 
der  Zerstörung  oder  Konfiskation  dastanden)  gewöhnlich  erst  nach  langen 
Jahren  und  mit  vielen  Unterbrechungen  erlangt  haben.  Namentlich  die 
Nebengebäude  sind  meistens  nach  und  nach  hinzugewachsen.  Die  mate- 
rielle Basis  solcher  Unternehmungen  gestaltete  sich  ja  sehr  verschieden; 
in  der  Regel  freilich  bestreiten  die  Gemeinden  oder  die  Tempelverwal- 
tung die  Kosten  aus  ihren  Einkünften ;  wo  diese  nicht  ausreichen,  werden 
freiwillige  Beiträge  gesanmielt;*)  wie  man  einzelne  Säulen  spendete,  haben 
wir  schon  gesehen;  es  kommt  endlich  vor,  dass  ein  Reicher  den  ganzen 
Bau  stiftete.^)  Mit  dem  Aufgebot  bedeutender  Mittel  entstanden  die  ixa- 
TOfinsioi  und  noXvctvloi,  deren  ungeheuere  Dimensionen  die  Zucht  strenger 
Symmetrie  erforderten.  7)  Welche  Arten  von  Tempeln  sich  aus  den  Säulen- 
stellungen ergeben  konnten,  haben  wir  bereits  oben  (S.  330  f.)  auseinander 
gesetzt.  Auf  dem  Lande,  wo  geringeren  ästhetischen  Ansprüchen  beschei- 
dene Mittel  zur  Seite  stehen,  sind  die  Heiligtümer  primitiv  und  dabei  sehr 
individuell  gestaltet.  Wir  finden  hier  noch  das  heilige  Mal,  allerdings  in 
moderner  Verschönerung,  z.  B.  als  Säule  mit  halbkugelförmigem  Abschluss.^) 
Das  Bild  schützt  manchmal  nur  eine  Wand  oder  ein  Winkel  von  eigen- 
tümlicher Form.  Die  Gebäude  selbst  sind  schwer  von  Gehöften  zu  unter- 
scheiden und  erinnern  hin  und  wieder  an  griechische  Landkirchen ;  ^)  natür- 
lich können  wir  sie  auch  von  den  Grabhäusem  schwer  sondern.*®) 

Der  religiöse  Gedanke  verknüpft  mit  den  Tempeln  auch  andere  An- 
lagen. Was  die  religiösen  Genossenschaften  anlangt, '^  wird  man  anneh- 
men dürfen,  dass  am  häufigsten  in  einem  von  Säulengängen  eingerahmten 
Hofe  ein   kleiner  Tempel   stand,   wie   in  manchen   griechischen  Klöstern. 


M  Stafentarm  in  Borsippa,  restauriert: 
Exped.  en  M^sopotamie  T.  18;  vgl.  Pbbbot 
ir  p.  379  ff.  m.  Tafeln. 

«)  Ztech.  f.  äg.  Spr.  1872,  3. 

')  Z.  B.  war  das  Serapeum  in  Ostia  dem 
alezandrinischen  nachgeahmt  (Mommsen,  röm. 
Qesch.  5,  577  A.  1).  Ein  älteres  Beispiel : 
Schol.  Townl.  U.  Y  404. 

*)  Z.  B.  Dionys.  Halio.  3,  69,  2. 

*)  Firmicos  de  errore  prof.  rel.  7,  4. 

9\  p^iis  2  7  9 

^)  S.  307 /das  Verhältnis  von  6  Säulen 


zu  12  (ungerechnet  die  Ecke)  kommt  wieder- 
holt vor,  z.  B.  in  Elateia. 

^)  Artemisheiligtum:  Sarkophag  in  Kon- 
stantinopel, AZ.  1857  T.  100;  Wandgemälde 
MB.  11,49;  Ant.  d'Erc.  IIT  52.  53;  s.  auch 
S.  358,  1. 

»)  Z.  B.  MB.  5,  49.  6,  2.  4.  55;  Bauem- 
relief  der  Glyptothek. 

*•)  Z.  B.  *A,  NixoXaog  6  MaQfAa^lxfig  ä^^ 
Thera  (Ross,  9fjaBlop  p.  12,  28). 

'*)  Ein  Beispiel  im  Piräus:  Döbpfelp 
Ath.  Mitt.  9,  279  ff.  m.  T.  13. 14. 


364 


ElassiBche  Kanatarohäologie.    I.  Denkm&lerkiinde. 


Hiemit  hat  das  Heroon ')  Berührungspunkte;  denn  auf  die  Wohnung  des 
Heros  kommt  es  hier  weniger  an,  wenn  sie  auch  äusserlich  im  Mittel- 
punkte steht.  Sie  kann  z.  B.  in  einem  Sarkophag  oder  einer  Urne  auf 
einer  Säule  ^)  bestehen.  Mehr  Gewicht  legte  man  jedoch  auf  geeignete 
Versammlungsstätten  der  Hinterbliebenen,  welche  sich  zu  einer  Kultgesell- 
schaft zusammengethan  haben ;^)  eine  solche  braucht  einen,  von  einer 
Mauer  umgebenen  Hof  {ar^xog),  welcher  mit  Säulengängen  und  mehreren 
Zimmern  ausgestattet  sein  kann,'^)  auch  mag  des  Schattens  wegen  eire 
Baumpflanzung  nicht  fehlen; 5)  das  Heroon  von  Trysa  (S.  95)  hat  im 
Verein  mit  Inschriften  diese  wichtige  Einrichtung  des  Altertmns  klar  gelegt. 

288.  Nicht  die  Tempel  an  sich,  sondern  die  eben  erwähnten  Anlagen 
und  die  Mysterienheiligtümer  (S.  361)  stehen  als  Versammlungsplätze  den 
Religionsgebäuden  der  Juden  und  Christen  nahe.  Die  Synagoge  ist,  wie 
ihr  Name  besagt,  ein  Versammlungsraum,  von  welchem  die  Religion  oben- 
drein jedes  Bild  ausschliesst.^)  Die  christliche  Kirche  ist  ebenfalls  nicht 
die  Wohnung  der  Gottheit,  sondern  ein  Versammlungshaus.  Vor  Gonstan- 
tin '')  schloss  sie  sich  gewiss  äusserlich  den  Privathäusem  oder  den  S.  363 
besprochenen  Anlagen  religiöser  Genossenschaften  an;  ihr  voller  Name 
war  o  zr^g  ixxXrfiiag  ohog,  ecclesiastica  domus  oder  synonymes.®)  Nach  dem 
Siege  des  Christentums  suchten  die  Oemeindevorstände  begreiflicherweise 
nicht  in  den  heidnischen  Tempeln  das  Vorbild  der  neuzuschaffenden  monu- 
mentalen Bauten,  sondern  wählten  die  ägyptisch-römische  Form  des  pro- 
fanen Versammlungssaales,  der  Basilika;  doch  diese  wichtige  Frage  wird 
weiter  unten  (§  292)  zur  Sprache  kommen.  Der  polygonen  und  runden 
Formen  haben  wir  schon  früher  (S.  323  f.)  gedacht ;  sie  eigneten  sich  sehr 
gut  zu  Taufkirchen  (Baptisterien).  Die  Kreuzform  des  Presbyteriums 
oder  des  Ganzen,  wobei  eine  Kuppel  über  dem  Schnittpunkte  sich  erheben 
kann,  reicht  bereits  in  das  Altertum  hinauf;^)  nur  eine  Abart  ist  die 
T-Form  {crux  commissa)  der  ältesten  Basiliken  von  St.  Peter  und  St.  Paul 
in  Rom.  Äusserlich  weicht  die  Grabkirche,  welche  den  in  einer  unterirdi- 
schen Crypta  ruhenden  Leib  eines  Heiligen  umschliesst,  nicht  ab.'®)  An 
die  Kirche  schliesst  sich  die  Bischofswohnung,  wozu  in  der  alten  Zeit  noch 


0  Roschers  Uzikon  I  2493  «. 

*)  Paus.  9,  30,  7;  abgeb.  MB.  8,  18  und 
wahrscheinlich  auf  archaischen  Münzen  von 
Posidonia  (  Imhoop,  choix  T.  8, 259);  vgl.  S.  845. 

^)  Bei  einer  Grabkammer  hatte  das  Vor- 
zimmer diesen  Zweck.  Als  Grabtempel  dürfte 
S.  Urbano  bei  Rom,  das  angebliche  Grab  der 
Annia  RegiUa  (Bbroau,  Philol.  45,  465  ff.)  zu 
bezeichnen  sein. 

*)  Vgl.  Paus.  2,  29,  6;  Diod.  20,  100,4; 
Eleinasiatische  Inschriften  bei  Bbnndobf, 
Heroon  S.  43 ;  Testament  der  Epikteta  von 
Thera:  CIG.  II  2448  =  Caubr,  del.  n48  u.  ö. 
Ebenso  bei  den  Christen  cellae  caemiteridfes. 

*)  Inschrift  *Eq>.  uqx.  1884  8.  164  f. 

®)  Bedeutende  Ruinen  scheinen  ausser 
Palästina  (vgl.  S.  83  den  Sui-vey  of  Western 
Palestina)  nicht  vorhanden;  dreischiffige  in 
Alexandrien  (162  v.  Chr.  gebaut)  nach  dem 


Talmud  (Mitt.  d.  Centralkomm.  1859  S.  88); 
Benjamin  von  Tudela  sah  eine  sehr  alte 
ausserhalb  Memphis  (p.  119  Lbmpbbbub). 

^)  Erwähnt  in  den  Acta  8.  Theodoti,  bei 
Epiphanios  (JdQidyeia  genannt),  Optatus 
(schism.  Don.  1,  2),  Eusebios  (h.  e.  7, 13.  30. 
8,  2)  u.  A. 

^)  Euseb.  h.  e.  7,  30;  Salvian.  gub.  d. 
1,  21. 

®)  Grabkirche  der  Galla  Placidia  in  Ra- 
venna  (mit  Kuppel);  Apostelkirche  in  Eon- 
stantinopel,  von  Justinian  umgebaut  (Procop. 
aedif.  I  p.  187)  u.  A. ;  s.  Aa/ußdxr^s,  a^/rc»o- 
Xoyla  TTJg  fiovrjs  Jatpylov  p.  83. 

'®)  Hl.  Irenaeus  in  Lyon,  5.  Jahrb.; 
Avitus  in  Orleans,  5.-6.  Jahrb.;  Benignus  in 
Dijon,  6.  Jahrh.  Daher  wohl  die  unterirdi- 
schen Kapellen  der  Terra  d'Otranto  (vgl. 
Ch.  Dibhl,  M^l.  d'arch.  12,  379  ff.). 


Kap.  DE.    Die  Werke  der  Banknnat.    (§  288.) 


365 


Anstalten  verschiedener  Art,  worunter  namentlich  wohlthätige,  kamen,  so 
dass  man  Moscheen  mit  ihren  Armenhäusern  und  Schulen  zum  anschau- 
lichen Vergleiche  herbeiziehen  darf.*)  Im  Hofe  der  Georgskirche  von 
Thessalonike  stand  eine  steinerne  mit  Reliefs  geschmückte  Kanzel.  Wir 
erwähnen  auch  noch  die  Klöster,  unter  denen  die  Felsenklöster  (S.  297) 
in  Indien  bei  den  Buddhisten  ihr  Seitenstück  haben.  Die  für  die  christ- 
lichen Städte  so  bezeichnenden  Glockentürme  werden  zuerst  im  5.  Jahr- 
hundert erwähnt.^)  Auf  die  glänzende  Einrichtung  der  ältesten  Kirchen 
haben  wir  schon  wiederholt  hingewiesen;  zusammenhängend  schildern  sie 
die  Dichter  Prudentius  und  Paulinus  von  Nola,  kritisiert  wird  sie  von 
Hieronymus.') 

Litteratar:  im  allgemeinen  W.  Bardwbll,  ancient  and  modern  temples,  London 
1837,  15  T.;  G.  B.  Montano,  ecielta  di  varii  terapietti  antichi,  Rom  1624,  f.;  über  die  ägyp- 
tischen Tempel  8.  die  latteratur  S.  78  ff.;  grosse  Ansichten  von  Edfii  und  Philai  in 
Langls  Wandtafeln  IV  4.  21;  Restauration  der  Tempelfa^ade  von  Lnqsor:  Pebbot  1  207; 
Beschreibung  bei  Strabon  17,  805—6;  die  meisten  worden  unter  den  Ptolemäem  umgebaut. 
Babylonien :  Ruine  in  Eridu  S.  85 ;  Jerusalem :  S.  83  u.  362, 20 :  de  Vooüä,  le  temple  de  Jeru- 
salem; Chipiez  et  Pbbrot,  le  temple  de  J.,  Paris  1889;  Konb.  Schick,  Beit  el  maodas 
oder  der  alte  Tempelplatz  zu  J.,  J.  u.  Stuttg.  1887  (derselbe  verfertigte  mehrere  Relief- 
plftne);  Qber  die  Riesentempel  von  Baalbek  und  Palmyra  S.  83  f.;  fiber  Cjpem:  Ohkefalsch- 
RicHTBS,  Kypros,  die  Bibel  u.  Homer,  Berl.  1893.  Über  die  griechischen  Tempel  stati- 
stische Sammlungen  von  Hussey,  Am.  J.  6,  59 ff.;  nach  den  Skiüpturen  Am.  J.  8,  18  ff.;*)  die 
Abbildungen  ftlterer  Zeit  sind  selten,  zumeist  nur  offene  Sftulennallen,  welche  in  unteritali- 
schen Vasen  öfter  begegnen.  Beachtung  verdient  die  Nachbildung  des  Asklepieions  in 
einem  winkelförmigen  Votivrelief  des  athenischen  Museums  (Phot.  d.  Inst.);  Rekonstruktion 
des  delphischen  Tempeb  von  Middletov,  Jhst.  9,  310  ff.;  über  den  tuskanischen  Tempel: 
Vitruv.  III  2;  vgl.  L.  Elenze,  Versuch  einer  Wiederherst.  d.  tosk.  Tempels,  Denkschr.  d. 
baprer.  Ak.  1821,  m.  2  T.;  fiber  die  römischen:  Beschreibung  des  kapitolinischen  Tempels 
bei  Dionjsios  von  Halikamass  4,  61,  3.  4.  (Rekonstruktion  bei  Ddbm,  Bauk.  d.  Etr.  u.  Römer 
S.  43.  44),  Abbildung  desselben  in  einem  aurelianischen  Relief  (bei  Dubv  S.  45),  vgl.  auch 
B.  V.  EöHHE,  der  Tempel  des  kapitol.  Jupiter  nach  den  Münzen,  Berl.  1870,  m.  1  T.;  andere 
Reliefbilder  AZ.  5  T.  4,  1  (vgl.  Sp.  49  ff.);  M.  5,  7  (Lateran  Nr.  358j.  Unter  den  erhaltenen 
sind  die  bekanntesten  die  römiscnen  (vgl.  S.  123  ff.  u.  0.  Richtbb's  Topographie),  dann  die 
Tempel  von  Cori  (S.  113),  Assisi  (S.  133).  Nimes  (S.  139)  u.  den  Städten  der  Adria  (S.  158): 
ffir  die  Details  der  hauptstädtischen  ist  auch  GuATTAin,  monumenti  inediti  1789  Luglio  T.  3 
(T.  des  Antoninus  und  der  Faustina).  Agosto  T.  2  (T.  des  Nerva).  3  (der  Concordia).  Ot- 
tobre T.  2  (T.  der  Minerva)  heranzuziehen;  Pompeji:  griechischer  Tempel  S.  121;  Isistem- 
pel (sehr  eigenartig):  Nissen,  pompej.  Studien  S.  175  ff. ;  Aesculaptempel:  ders.  S.  175  ff.; 
Venustempel:  ders.  S.  213  ff.;  Augustustempel :  ders.  S.  270  ff.  Die  Münzen  der  Eaiserzeit 
sind  sehr  wichtig  (S.  277),  wenn  sie  auch  meistens  nur  die  Fafade  mit  dem  Götterbilde 
zeigen;  Medaillons  mit  perspektivischen  Ansichten  belehren  besser.  Ein  kampanisches 
Wandgemälde  (MB.  6,  3)  zeigt  das  Heiligtum  einer  orientalischen  Religion.  Kircnen:  Ca- 
NiKA,  ricerche  suir  architettura  piü  propria  dei  tempi  cristiani,  2.  A.  Rom  1846,  f.  m.  145  T.; 
H.  Hübsch,  d.  altchristl.  Kirchen,  Garlsruhe  1862;  Stocke aueb,  d.  christl.  Kirchenbau  in 
den  ersten  vier  Jahrhunderten,  Regensburg  1874;  Richter,  der  Ursprung  der  abendländ. 
Kirchengebäude,  Wien  1878;  G.  Dbhio  u.  G.  v.  Bbzold,  d.  kirchliche  Baukunst  des  Abend- 
landes, Stuttg.  1884;  H.  HoLTZiNGEB,  d.  altchristl.  Architektur  in  System.  Darst,  Stuttg.  1889; 
Über  Rundbauten  s.  S.  323;  fiber  christliche  Klöster  Albebt  Lenoirb,  architecture  monasti- 
que,  Paris  1852  (Coli,  des  docum.  in^d.  sur  Fhist.  de  France,  III.  arch^ol.) ;  sehr  altes  in 
Thevesta  (Thebena,  Afrika);  über  buddhistische  s.  die  Darstellungen  der  Felsentempel  S.  87  f. 
Die  einzelnen  Bauwerke  von  Bedeutung  werden  im  historischen  Teil  zur  Sprache  kommen. 


>)  Procop.  aedif.  I  p.  200,  13.  26.  183,  9. 
II  p.  241,  21.  Vp.  228,  3.  14.  17.  224,  2.  328, 
23.  329,  13;  eine  Anzahl  oratoria  (etUulae 
sanetorum)  um  die  Basilika  S.  Silvestro  in 
Rom  (Bcrist.  s.  Y  1,  1  ff.);  über  die  Basilica 
S.  Valentine  Mabucchi,  Ü  cimitero  e  la  basil. 
di  s.  V.,  Rom  1890. 


^)  Kibsch  in  Kraus'  Realencykl.  u. 
,Türme";  Rossi,  Bcrist.  1887  S.  82  ff.;  Ra. 
ehr.  33,  5. 

»)  Epist.  II  20.  22. 

*)  L.  Julius,  Über  d.  Agonaltempel  d. 
Griechen,  München  1884  (Über  angebliche 
Nicht-Kulttempel). 


366 


Khuwiflohe  KnxiBtaroliftolQgie.    t.  Denkmälerkonde. 


289.  Der  Altar  ist  bei  den  Heiden,  wofern  auf  ihm  Brandopfer  dar- 
gebracht werden  sollen,  mit  dem  Tempel  nie  verknüpft,  sondern  steht 
unter  freiem  Himmel,  damit  der  Opferrauch  ungehindert  zum  Himmel 
emporsteige.  Man  errichtet  einen  Altar  zu  vorübergehendem  Gebrauche 
am  leichtesten  aus  Rasen  oder  Feldsteinen;  solche  blieben  z.  B.  in  den 
ländlichen  Kulten.*)  An  vielbesuchten  Wallfahrtsorten  bildeten  sich  mit 
der  Zeit  aus  den  Opferresten  und  dem  heilig  geachteten  Kehricht  über- 
haupt natürliche  Erhöhungen,  die  dann  wieder  zu  Altären  dienten;  von 
dieser  Art  waren  der  Aschenaltar  in  Olympia  und  der  aus  Hörnern  ge- 
bildete auf  Ortygia.*)  Ebenso  werden  wir  die  aus  Opferresten  und  Scherben 
erwachsenen  Opferhügel  bei  Upsala  und  den  über  7  Meter  hohen,  96  M. 
umfassenden  Tafelberg  bei  Udestedt  (Weimar)^)  zu  deuten  haben.  Dem 
Steinaltar  eine  kunstgerechte  Form  zu  geben,  hinderte  manchen  Ortes  re- 
ligiöses Bedenken  (S.  200).  Sonst  wurde  er  aus  dem  natürlichen  Felsen 
herausgehauen  (wie  vor  der  korykischen  Grotte)  oder  gesondert  skulpiert.*) 
Die  Formen  scheinen  in  den  meisten  Kulten  einer  strengen  Regel  nicht 
unterlegen  zu  sein.  Die  meisten  lassen  sich  allerdings  auf  drei  Grund- 
formen zurückführen,  nämlich  Tisch,  Würfel  und  Cylinder.  Der  Tisch 
kommt  im  Grabkult  (S.  345)  öfter  vor ;  der  Würfel  unterliegt  verschiedenen 
Variationen,  z.  B.  erhält  die  Deckplatte  eine  wulstige  Abrundung*)  oder 
die  beiden  Seitenwangen  werden  höher  emporgezogen;*)  nur  scheinbar 
jedoch  ist  die  mit  einer  Halbkugel  bekrönte  Form,  welche  in  zahlreichen 
Bildwerken ')  erscheint,  da  wir  hier  einen  Schutzdeckel  vor  uns  sehen.  Die 
in  der  Mitte  eingeschnürte  Gestalt,  die  zuerst  am  Löwenthor  und  dann 
wieder  in  italischen  Monumenten  begegnet,^)  mag  man  besser  dem  Tische 
beizählen.  Die  Cylinderform  lässt  sich  oft,  vornehmlich  in  den  griechi- 
schen Ländern  nachweisen  und  dürfte  im  alexandrinischen  Zeitalter  be- 
sonders beliebt  gewesen  zu  sein;  manchmal  gleicht  sie  einem  Säulenstücke, 
eine  Basis  scheint  nicht  gerade  notwendig.®)  Ausserdem  finden  wir  z.  B. 
Trieder  (auch  mit  geschweiften  Seitenflächen)  *ö)  oder  Tempelchen,  ^i)  Sil- 
vanus  und  Bacchus  hatten  ihre  eigenartigen  Altäre;")  für  die  Opfer  der 
grossen  Göttin  gab  es  eigene  Taurobolienaltäre;*^)   ein  lectistemium  und 


')  Abgebildet  in  Votivreliefs:  Michabus, 
A.  1863  p.  311;  Pottibb,  Bch.  1881  S.  349; 
VasenbUd  AZ.  3,  1. 

*)  Callim.  hymn.  2,  58  ff. 

")  Anthrop.  Corresp.  1875  S.  85. 

*)  *Eviffifjroy  negl  ßtafAov  II.  A  448. 

^)  Korinthische  Busirisvase  M.  8,  16  7  = 
Baumeisteb's  Denkm.  I  S.  367;  etruskische 
Bilder  M.  I  43.  VI  30;  Baümmstbr  I  S.  289 
Abb.  290.  291. 

«)  AZ.  30,  65  (OvERBECK,  Gallerie  30,  4); 
MB.  6,  57. 

^)  Michaelis,  A.  39,  106  ff.  mit  T.  E. 

^)  Auf  dem  Palatin  Ritschl,  exempla 
T.  56,  nach  Phot.  Gühl-Engelmann  S.  803; 
Bbünn,  rilievi  I  T.  1.  42.  45. 

»)  Z.  B.  vom  Dipylon,  4. 3.  Jahrh.  v. 
Chr.:  Athen.  Mitt.  4,  288;  im  athen.  Theater, 
2.  J.  V.  Chr.;  Ath.  Mitt.  III  T.  3;  Caylus,  re- 
cueil  5,  58;  aas  Delos  Clab.  121, 156  =  Bau- 


MBiSTBB  156;  CoNZE,  Lesbos  T.  4;  Rhodos, 
zwei :  Haxheb,  topogr.  Ansichten,  T.  zu  S.  78; 
Pergamon,  anter  König  Eomenes  IL:  Inschr. 
T.  Pergamon  131;  vgl.  Paus.  8,  11,  1;  Eust. 
Od.  17,  209  (symbolisch  erklärt);  abgeb.  au 
einer  Gemme :  Impronte  IV  60  =  Wiesbleb, 
Theatergebäude  T.  4,  1;  in  Oberitalien: 
DüTSCHKB  V  N.  799.  823;  vor  Agyieua  Phot. 
bibl.  p.  535,  33  ff. ;  säalenartig  z.  B.  im  La- 
teran Benndobf  439  b.  549  a.  Vgl.  Wiesbleb, 
A.  1858  p.  222. 

^^)  Aus  Terrakotta:  Gebhabd,  ant.Bildw. 
T.  64  =  Baumeistbb  58;  geschweift,  abgeb. 
MB.  5,  23. 

^')  Münze  von  Delphi  unter  Hadrian, 
Brit.  Mus.  T.  4,  19  (auf  Stufen). 

>>)  Rbipfebsohbid,  A.  1866  S.  220  f.  T. 
L.  M  1.  2. 

»»)  Z.  B.  AZ.  21  T.  176  7. 


Kap.  IX.    Die  Werke  der  Bankniuii.    (§  2R9). 


367 


der  Hekatedienst  erforderten  Tischaltäre ;  ^)  um  Blitzstellen  bauten  die 
Italer  eine  Art  von  Brunnen,  dasputeal,^)  welches  später  auch  den  übrigen 
Kulten  zukam.')  Im  Hausgebrauch  erfuhr  die  Grösse  der  Altäre  starke 
Minderung,^)  desgleichen  für  die  Prozessionen,  zu  denen  man  tragbarer 
Altäre  bedurfte,^)  während  die  Brandopferaltäre  umgekehrt  zu  hohen  Bauten 
wie  in  Pergamon  anwachsen  konnten.^)  Derselbe  steht  bekanntlich  auf 
einer  13  m.  hohen  von  einem  Reliefstreifen  mnzogenen  Plattform  und  ist 
von  Säulenhallen  eingerahmt  (S.  92) ;  ansehnliche  Altäre  waren  auch  an 
anderen  berühmten  Kultusstätten,  hier  vergänglich  (Olympia,  Dolos  und 
Akropolis),  dort  solide  aufgebaut  (Amphiaraion  und  Epidauros).«)  Die  turm- 
artigen Feueraltäre  der  Perser  liegen  nicht  weit  ab.*) 

Die  Dekoration  der  Altäre  beruht  wieder  auf  dem  Grundsätze,  dass 
der  vorübergehende  Schmuck  dauernd  hafte.  Folglich  besteht  sie  in  erster 
Linie  aus  Zweigen  und  Binden,  dann  aus  Fruchtguirlanden  ^)  und  Schädeln 
von  Opfertieren.  10)  Opfermesser  ^ ')  und  andere  Insignien  leiten  zu  reli- 
giösen Relief bildem  über,  welche  mindestens  seit  der  Zeit  des  Praxiteles 
vorkommen  und  gerne  in  altertümlichem  Stile  gehalten  sind;'^)  eine  Gruppe 
heisst  nach  dem  Dargestellten  ZwölfgöUeraÜäre.^^)  Statt  des  Reliefs  ge- 
nügte manchen  die  blosse  Malerei.  ^^) 

Litteratar:  A.  1858  p.  223  ff.;  A.  v.  Moliv,  de  ara  apud  Graecos,  Berlin  1884;  E. 
Cttbtiüb,  d.  Altfire  von  Olympia,  Abh.  d.  preoas.  Akad.  1882,  m.  2  T.;  Jahrb.  1, 192,  2;  im 
einzelnen  z.  B.  G.  Labus,  ara  antica  scoperta  in  Hainburgo,  Mil.  1820;  Fb.  Wibsblbb  (A. 
12);  B.  com.  1889  T.  3;  häufig  abgebildet  in|Opferdarstellungen  (Stbphani,  CR.  1868  S.  130ff.); 
zmn  Kontraste  vgl.  Abpb.  Sohhid,  d.  chnsÜiche  Altar,  Regensb.  1871,  und  die  Artikel 
,Altar"  and  ,mensa*  in  der  Realencyklopädie  Ton  Fb.  X.  Kbaub.  Der  altchristliche  Altar 
ist  Reliquienschrein  oder  Tisch. 

Besonderen  Gülten  (z.  B.  dem  buddhistischen)  gehören  die  Schalen- 
steine (Zeichen-,  Näpfchensteine)  an,  runde  Vertiefungen,  welche  in  den 
Fels  eingebohrt  werden,  mn  Trankopfer  aufzunehmen;  sie  finden  sich  in 
Indien  {mahadeo),  Palästina,^*)  Etrurien,  der  Schweiz,  Mittel-  und  Nord- 
deutschland, Schweden  {morlot),  Frankreich  {pierres  ä  icuelles,  ä  bassitis,  ä 
fossettes,  ä  cupules)  und  Grossbrittanien  (cupped  stones),  ja  sogar  in  Ame- 
rika, wo  sie  freilich  keinen  religiösen  Zweck  haben,  sondern  Reibschalen 
vorstellen.  1«)  Abgesehen  davon,  dürfte  ein  grosser  Teil  vor  einer  kriti- 
schen Prüfung  nicht  Stand  halten,  da  (z.  B.  im  Fichtelgebirge)  „Schalen'' 


»)  Bbunn,  A.  1856  S.  114  ff.  m.  Abb. 

')  Das  pnteal  Libonis  ist  abgebildet  auf 
Mfinzen  der  gens  Aemilia  und  Scribonia 
(Jahn,  Ber.  d.  s&chs.  Ges.  1861  T.  8,  5;  M. 
2,  33.  34,  3.  4);  beschrieben  von  Pomponius 
Dig.  de  act.  emt.  1.  13,  a.  E.  u.  1.  3. 

')  Ara  von  Veji:  Jahn,  a.  0.  T.  8,  4; 
M.  4,  36  (Lateran  440). 

*)  Focnli,  iaxaQidßs;  vgl.  S.  367  A.  10; 
Kleine  ara  von  Bronze  mit  Süber  verziert,  in 
eigentfimlicher  Form:  MB.  11,  44,  1. 

*)  Prachtvoller  abgeb.  MB.  IG,  60. 

•)  PüCHSTBiN,  AA.  1893  S.  19  ff.;  Rekon- 
struktion: Ausgr.  V.  Pergamon  1880—1881, 
T.  2  u.  ö. 

^)  Amphiaraion:  JI^«xr.  1884  T.  E; 
Paus.  1,34,3;  Epidanros:  Beb.  14,  639  ff.; 
Parion :  Strab.  10,  5,  7. 


^)  Abbildungen  auf  Mfinzen  der  Sassa- 
niden;  Disulafoy,  Tart  ant.  de  la  Perse  II 
S.  9  m.  Abb.;  Stolzb,  Persepolis  T.  147. 

®)  Vgl.  z.  B.  den  erwähnten  Cylinder- 
altar  aus  Pergamon. 

*°)  Bbnndobf,  Heroon  S.  70  A.  1. 

>0  Abbüd.  MB.  11,37.38. 

**)  Strab.  14,  641 ;  Wibsblbb,  d.  Reliefs 
der  Ara  Casali,  Gott.  1843,  m.  4  T.;  Abb.  z.  B. 
MB.  6,  57. 

'>)  Z.  B.  in  Athen:  Ath.  Mitt.  4  T.  20. 

^*)  In  Olympia  beobachtet  (s.  Litt.);  abg. 
an  Schale  des  Hieron :  Gbbhabd,  Trinkscha- 
len T.  4/5;  Naevius  bei  Festus  v.  penis 
p.  230. 

")  Zachar.  3,  9. 

'«)  Ztsch.  f.  Ethnol.  2,  117. 


368  Klassische  Kanstarch&olog^e.    t  Denkmttlerkimde. 

und  damit  verbundene  »Blut* -Rinnen  häufig  Naturspiele  gewisser  geologi- 
scher Formationen  sind. 

Iiitteratar:  Desob,  les  pierres  ä  öcuelles,  Genf  1878;  Verb,  der  Berl.  anthrop.  Ges. 
f.  Anthrop.  1878  S.  11  f.  56  ff.;  Moblot,  Ra.  n.  s.  10,  25  ff.;  Ch.  Rau,  obs.  on  cnp-scaped  a. 
other  lapidarian  sculptures,  Washington  1881;  Etrurien,  Rocca  Federighi:  Simonin;  Schweiz: 
Kelleb,  d.  Zeichen-  oder  Schalensteine  der  Schweiz,  Mitt.  d.  antiquar.  Ges.  Bd.  17  H.  3 
(Zürich  1870);  Grossbritannien:  Simpson,  archaic  sculptarings  of  cup,  circles  etc.  npon 
stones  a.  rocks  in  Scotland,  England  a.  other  countries,  Edinb.  1867. 

290.  Die  öffentlichen  Bauten  haben  innerhalb  der  Stadt  oder 
um  dieselbe  ihre  Ausbildung  erhalten,  darum  gebührt  es  sich,  zuerst  auf 
deren  Entwicklung  einen  Blick  zu  werfen.  Als  die  politischen  Verhält- 
nisse noch  nicht  gefestigt,  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  gering  und 
zahlreiche  wilde  Tiere  zu  fürchten  waren,  drängten  sich  die  Menschen  wo- 
möglich an  schwer  zugänglichen  Orten  zusammen.  Berge  (wie  z.  B.  in 
Etrurien,  wo  ausserdem  die  Malaria  schreckte)^)  und  Inseln  (Tyros,  Ara- 
dos)  seien  nur  mit  einem  Worte  erwähnt.  Einen  schöpferischen  Blick  ver- 
rät schon  der  Gedanke,  Wasser  und  Sümpfe  in  gemeinsamer  Thätigkeit 
zum  Schutze  auszunützen.  Pfahlbauten  (it.  palafitte,  franz.  hcUntations 
lacustres)  nennt  man  Dörfer,  welche  auf  einem  Roste  von  Pfählen  in  das 
Wasser  hineingebaut  und  nur  durch  eine  Brücke  zugänglich  sind.  Solche 
existierten  schon,  als  die  Metalle  noch  nicht  benützt  waren,  die  Schrift- 
steller des  fünften  Jahrhunderts  fanden  sie  am  päonischen  Prasiassee  und 
am  Phasis^)  und  die  bildliche  Überlieferung  füllt  durch  ein  ägyptisches 
Expeditionsbild  des  17.  Jahrhunderts  und  eine  Scene  der  Trajanssäule  die 
Lücken  der  Reihe  aus,  die  mit  den  heutigen  See-  und  Meerpfahlbauten 
Griechenlands  und  des  südöstlichen  Asiens  schliesst.  In  Anbetracht,  dass 
die  Funde  sich  jetzt  ziemlich  über  ganz  Mittel-  und  Nordeuropa  erstrecken, 
und  durch  ihren  Inhalt  alle  Hauptperioden  des  Altertums  repräsentieren, 
kommen  die  Pfahlbauten  an  sich  für  die  geschichtliche  Seite  der  Archäo- 
logie wenig  in  Betracht.  Im  einzelnen  verdient  Hervorhebung,  dass  Pfahl- 
bauten auch  in  Flüssen  (im  Pogebiet  und  zu  Olmütz)  und  Sümpfen  oder 
Überschwemmungsgebiet  (Würzburg  und  Franzensbad),  ja  wegen  der 
wilden  Tiere  sogar  auf  trockenem  Boden  vorkonmien  (Ostafrika). ^)  Wie 
ein  Rest  von  Pfahlbauten  sehen  die  halb  in  das  Wasser  hineingebauten 
Häuser  der  Skythen  *)  und  der  heutigen  Kurden  aus,  ebenso  die  kyklopishe 
Inselfestung  des  Eopaissees,  zu  der  ein  Damm  führt.  Dagegen  gehören 
die  Pfahlhäuser  Eonstantinopels,^)  wie  die  des  jetzigen  Smymas,  in  das 
nationalökonomische  Kapitel  der  Übervölkerung.  In  Sumpfboden  waren 
die  Manieren  der  Dorfanlagen  mannigfaltiger,  da  hier  schon  das  Aufschütten 
von  Steinen,  Erde  oder  Schutt  genügte,  um  den  Grund  zu  einer  Ansied- 
lung  zu  legen.  Oberitalien  hat  die  terremare,  Lothringen  im  Seille-Thal 
seine  briquäages  aus  Ziegelbrocken,  welche  an  römisches  Pflaster  (S.  281) 
erinnern.  Die  künstlichen  Inseln  (crannogs)  in  den  Seen  Irlands  und  Schott- 


M  MüLLBB,  Privataltert.  §7  A.  2.  *)  Ägyptische   Darstellung    der    Ponti: 

')  Herod.  5,  16;   Hippocr.  n.  digtav  xal  Mabiettb,  Deir-el-Bahari  T.  5  =  Max  Mül- 

vddrtoy    1,    83    (l   p.  551    Kühn);    einzelne  lbb,  Asien  u.  Europa  8.  109. 

Häuser  vielleicht  sogar  in  Italien:    Petron.  *)  Eönigsburg:  Diod.  20,  23,  1. 

carm.  86,  1  ff.  »)  Zosim.  2,  35. 


Kap.  DL    Die  Werke  der  Bankunat.    (§  290.)  369 

lands  reichen  hinsichtlich  ihrer  Anfänge  wohl  noch  ins  Altertum  hinauf/) 
Bätsei  geben  uns  die  Gruppen  von  trichter-  oder  napfförmigen,  wasserdichten 
Gruben  im  Durchmesser  von  10 — 30  Meter  {tnare,  pule)  auf,  die  sich  zu 
Hunderten  im  Hügelland  von  Lothringen  finden  und  durch  einen  Kreis 
oder  ein  Viereck  mit  zwei  Diagonalen  bezeichnet  werden;  verwandt  sind 
die  Mardellen  in  Frankreich  und  Deutschland. 

Litteratur:  Vibchow,  die  Hühnengräber  u.  Pfahlbauten,  Berlin  1866;  Pallxakn 
d.  Pf.  n.  ihre  Bewohner,  Berlin  1866;  Gutbbblbt,  d.  Pf.,  Münster  1871;  Rob.  Habtxann, 
Ztsch.  f.  Ethnol.  2,  1  ff.  3,  3  ff.  219  ff.;  Aber  die  jetzigen  Pfahlbauten:  Habtmann  a.  0.  2,  2  ff.; 
Scblaoiivtwbit,  Westermanns  Monatshefte  1873,  Dec. ;  £n.  AdfjtnQog,  Urto^.  fieXixai  p.  16; 
Oberitalien:  L.  Pigobiki,  le  abitazioni  palostri  di  Fontanellato  dell'  epoca  di  ferro,  Parma 
1865;  A.  Angelücci,  le  palafitte  del  lago  di  Varese,  Tor.  1875,  m.  4  T.;  Frankreich:  £bn. 
Chantbb,  palafittes  du  lao  de  Paladni,  Gren.  1871  f.;  Schweiz  (wo  die  Pfahlbauten  zuerst 
beobachtet  wurden):  S.  143;  Deutschland:  Anthrop.  Corresp.  1892  S.  108  f.  (Schussenried 
bei  Ulm  mit  sehr  gut  erkennbaren  Häusern);  W.  D.  Hassleb,  die  Pfahlbaufunde  des  Über- 
linger  Sees  in  der  Staatssamml.  vaterl&nd.  Altertümer  zu  Stuttgart,  Ulm  1866;  Sandbebgbb, 
Arohiv  des  bist.  Vereins  v.  Unterfranken  21,  1  ff.  (Wflrzburg);  R.  Vibchow,  Ztsch.  f.  Ethnol. 
1,  401  ff.  (Norddenischland);  Olmütz :  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  N.  F.  14,  244  ff.  m.  Abb.; 
Galizien:  Ztsch.  f.  Ethnol.  9,  153.  —  Terremare:  S.  133;  in  Ungarn:  Undsbt,  Mitt.  d.  anthr. 
Gres.  in  Wien  19,  125  ff.  m.  2  T.  —  Briqnetages:  Paulus,  Korrespondenzblatt  des  Gesamt- 
vereins 1889  S.  182  ff.;  Anthrop.  Gorresp.  1876  S.  140  f.;  Ra.  1,  494.  —  Grubenanlagen: 
Correspondenzbl.  d.  Gesamtvereins  1889  S.  159  f.;  R.  Kebvilbb,  la  grande  ligne  des  mar- 
deües  gauloises  de  la  Loire-lnfärieure,  St.  Brieuc  1883,  m.  4  T. 

Die  kunstmässige  Stadtanlage  ist  von  Babylonien  ausgegangen.  In 
der  weiten  Fläche  der  Euphratebene  musste  ein  die  Verteidigung  erleich- 
ternder Hügel  künstlich  aufgehöht  werden,  was  die  Terrassenstädte 
hervorrief.  Von  Babylonien  aus  haben  sich  die  x^/iorra  SsjuigdfiiSog  bis 
Hissarlyk  verbreitet;*)  im  Orient  ist  diese  Anlageweise  bis  zur  Arsakiden- 
zeit  herab  nachweisbar.^)  Der  Grundsatz  trifft  auch  auf  das  Gebirge  zu, 
insofern  die  unzulängliche  Baufläche  eine  künstliche  Erweiterung  erfährt 
(Krannon).  Die  Verbesserung  der  Fortifikation  gab  die  Wahl  der  ver- 
schiedenartigsten Bauplätze  frei.  Die  durch  die  Verhältnisse  allmählich  er- 
wachsenen Städte  weisen,  wie  es  sich  von  selbst  versteht,  keinen  einheit- 
lichen Bauplan  auf;  anders  steht  es  aber  mit  den  Gebilden  des  orientali- 
schen Despotismus,  welche  an  einer  einsamen  Stelle  rascher  als  irgend 
eine  amerikanische  Stadt  emporwuchsen;  hier  war  der  Plan  vor  den  Ein- 
wohnern da.*)  Die  Grenzen  der  Stadt  und  ihre  Strassenzeilen  waren 
geometrisch  festgestellt.  Dieses  Verfahren,  das  im  ägyptischen  Chutaten 
zur  Anschauung  gelangt,  nahmen  die  Griechen  im  5.  Jahrhundert,  als  die 
Theorie  in  allen  Gebieten  des  Lebens  herrschte,  auf,  wobei  Hippodamos 
von  Milet  den  orientalischen  Gedanken  der  Regelmässigen  ihnen  vermit- 
telte. Der  enorm  gesteigerte  Verkehr  verlangte  in  den  grossen  Hafen- 
orten abgezirkelte  avenues,  streets  und  blocks.  Der  Piraeus,  Thurioi^)  und 
Rhodos,  mit  welchem  Kyzikos  und  Massalia  wetteiferten,  ^)  zeigten  den 
Griechen,  soviel  Aristophanes  in  den  „Vögeln*"  die  Geometer  verhöhnte, 
dass  ihre  alten  winkeligen  Städte '')  denn  doch  nicht  das  Ideal  einer  Stadt 

»)  Enc.  Britann.  VI  ^552.  ben«  (Text  bei  Ebman,  Ägypten  1,  242). 

'J  SiTTL,  Parerga  zur  alten  Eunstgesch.  I  ^)  Diodor.  12,  107. 


8.  19  f. 

')  Steinterrasse:  v.  Gutschmid,  kleine 
Schriften..3,  9. 

*)  Ägyptische  Herrscher  bauten  sich 
Residenzen  «nach  dem  Grundrisse  von  The- 


«)  Strab.  14,  2,  5. 

^)  Vgl.  Ps.  Dicaearch.  p.  254  Müller ; 
Philostrat.  V.  Ap.  2,  23;  Aristot.  pol.  7,  10; 
Paus.  6,  24,  2;  vgl.  Klekzk,  Aphorismen 
S.  410  ff. 


Handbudi  der  klasa.  Altertumswiflsenschaft.    VL  24 


370  ElasBisohe  Ennstarchäologie.    1.  Denkmälerknnde. 

seien.  Nach  diesen  Mustern  vollzogen  sich  die  grossen  Synoikismen  und 
die  Kolonisation  von  Yorderasien;  unter  den  Gründungen  Alexanders  und 
seiner  Nachfolger  ragten  besonders  Alexandrien  und  Neu-Smyma  hervor,  i) 
Die  Diadochenbauten,  welche  man  in  Pamphylien  (S.  95)  noch  deutlich  be- 
obachten kann,  gaben  das  Vorbild  für  die  grossartige  Thätigkeit  der  Römer 
ab.  Von  solchen  Werken  entlehnen  Plato  im  Kritias  (K.  8  u.  9)  und  der 
Verfasser  der  Apokalypse  den  Gedanken  ihrer  Phantasiestädte.  Was  waren 
nun  die  Grundformen  dieser  dekretierten  Städte?  Die  runde  Form,  welche 
der  Naturgestalt  der  meisten  Hügel  abgelernt  worden  sein  mag,  freilich 
auch  bei  wandernden  Völkern  (z.  B.  in  den  Ringen  der  Avaren)  wieder- 
kehrt, wurde  im  Oriente  bevorzugt  und  findet  sich  noch  deutlich  in  Sen- 
dscherli  (S.  83).*)  Sie  entwickelt  sich  weiter  zu  konzentrischen  Kreisen, 8) 
deren  Zahl  in  Egbatana  und  der  Ghosroesstadt  Täbriz  bis  auf  sieben  steigt. 
Die  viereckige  Gestalt  jedoch,  die  durch  zwei  sich  kreuzende  Hauptstrassen 
in  vier  Viertel  zerlegt  wird,  entstand  unstreitig  aus  dem  Lager.*)  Wenn 
auch  in  unserer  Überlieferung  die  Roma  quadrata  zeitlich  vorhergeht, 
haben  wir  die  Muster  wieder  in  den  Diadochenkolonien  zu  suchen,^)  an 
welche  sich  die  römischen  castra  stativa  (Lagerstädte)  anschlössen.  Das 
Viereck  ist  z.  B.  in  Marzabotto,  Aosta,  Turin,  Aquileja,  Camuntum,  Lam- 
baesis  und  Thamugadi  erkennbar.^)  Später  kam  das  Vorbild  Roms  dazu, 
von  welchem  die  Provinzstädte  ihr  capitoliurn  als  religiösen  Mittelpunkt 
entlehnten.  Die  Schönheit  einer  Stadt  lässt  sich  nach  den  Äusserungen 
der  Alten  etwa  folgendermassen  definieren ;  sie  hat  gerade  Strassen,  gutes 
Pflaster,  lange  (am  besten  zweistöckige)  Säulengänge,  stattliche  Plätze 
und  viele  Brunnen.') 

Litter atnr:  Yitrav  I  6.  7;  Rhetor  Menander  I  K.  2;  Gust.  Hibsohfeld,  Entwicklung 
des  Stadtbildes,  Ztsch.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdkunde  1890  S.  297  ff.;  Ekil  Kuhn,  Aber  d.  Entst. 
d.  Städte  d.  Alten,  Lpg.  1878;  Gust.  Hibschfbld,  Ber.  d.  aächs.  G«s.  1878  S.  1  ff.  u.  Fest- 
gabe an  E.  Curtius  1884;  Iw.  Müllbb,  Privataltert.  §  17  a.  E.;  Ebdmann,  zur  Kunde  der 
hellenist.  Städtegründung,  Strassb.  1883;  0.  Rightbb,  Stadtanlage,  in  Baumeisters  Denkm. 
3,  1695  ff.;  Th.  Schbeibbb,  Verh.  der  Münchner  Phil.  Vers.  1891  S.  75  ff.;  Oiniadai:  A. 
10,  133;  Studien  von  Pbomis  über  Alba  Fucense  (S.  128),  Aosta  und  Turin  (S.  136);  H. 
NissBN,  pompejanische  Studien  zur  Städtekunde  d.  Alten,  Lpg.  1877  (sehr  lehrreich);  Capi- 
tolia:  A.  Castan,  les  capitoles  provinciaux  du  monde  romain,  Paris  1883;  im  allgemeinen 
vgl.  Gak.  Sitte,  d.  Städtebau  nach  seinen  künstlerischen  Grundsätzen,  Wien  1889. 

291.  Wenn  wir  in  chronologischer  Folge  verfahren  wollen,  müssen 
wir  die  Residenzstädte  voran  stellen,  deren  natürlicher  Glanzpunkt  die 
Wohnung  des  Herrschers  ist.  Da  er  sowohl  sich  selbst  schützt  als  auch 
seinen  Unterthanen  Zuflucht  bieten  muss,  sprechen  wir  lieber  von  Hof- 
burg als  Palast.  Sie  liegt,  wenn  möglich  auf  einem  Hügel,  zu  welchem 
ein  Fahrweg  mit  Rampe  und  mehrere  Fusswege,  nötigenfalls  in  Form 
von  Treppen,  emporführen  (wie  in  Tiryns  und  Athen),  oder,  wie  in  Baby- 


^)  Smyma:  Strab.  14,  1,  37;  Nikaia: 
Strab.  12,  4,  7. 

«)  Gabii?  Dion.  Hai.  4,53, 1;  Thespiai. 

^)  Zwei  in  BersabDra:  Zosim.  3, 17. 

*)  Konkrete  Beispiele  bei  Dionys  von 
Halikamass  4,  63,  1  und  Curtius  7,  6,  25. 
Eine  ätolische  Stadt  heisst ,  Lager*  (Stratos). 

^^  Nikaia:  s.  A.  1;  Antiochien:  hier  hatte 


jedes  Viertel    seine    eigene    Mauer   (Strab. 
16,  2,  4). 

^)  Über  die  Reste  von  Standlagem  s. 
Mabqvabdt,  röm.  Staatsverw.  II  2597  f. 

'')  Vgl.  Strabo  an  den  angeführten  Stel- 
len und  Heliodor  1,  2,  6;  auch  Apoll.  Rh.  3, 
215  ff.  886 ;  Nonn.  D.  40,  354. 


Kap.  Ct.    Die  Werke  der  Battkunet.    (§  291.)  371 

lonien  und  Assyrien,  auf  einer  künstlichen  Hochfläche.^)  Der  Zugang 
selbst  wird  nach  Festungsart  behandelt;  man  tritt  durch  ein  festes  Thor 
ein  und  hat  dann  deren  noch  mehrere  zu  passieren.  Hiebei  kommt  ter- 
rassenförmige Anlage  mit  Unter-  und  Oberburg  vor  (in  Tiryns  und  My- 
kene).  Was  die  innere  Einrichtung  anlangt,  so  sind  gegenüber  den  übrigen 
Räumen,  die  von  denen  vornehmer  Privathäuser  nicht  sehr  weit  abstechen, 
für  das  Schloss  der  geräumige  Vorhof,  wovon  der  „Hof"  (atJAiJ,  aula)  seinen 
Namen  hat,  und  die  grosse  Halle,  worin  der  König  auf  erhabenem  Platze 
Audienz  hält,  bezeichnend  (auf  ägyptisch  „Halle  der  Erscheinung^,  helle- 
nistisch, wie  das  Lateinische  bezeugt,  ßaaihxrj  genannt);  die  Einrichtung 
dieser  Basilika  ist  schon  oben  (S.  328  f.)  beschrieben.  Harem  und  Bad  ver- 
stehen sich  im  Osten  von  selbst.  Weiterer  Untersuchung  bedarf  noch  die 
Verbindung  des  Schlosses  mit  ansehnlichen  Eultusräumen,  welche  man  in 
Kamak,  Luqsor  und  Jerusalem  (vor  Salomons  Bau)  annehmen  darf.^)  So 
würde  sich  die  Verwandlung  der  Paläste  von  Tiryns  und  Athen  in  einen 
Tempel  und  die  Auffindung  von  Votivgaben  am  einfachsten  erklären. 
Allein  andere  Paläste,  z.  B.  der  des  Eroisos,  der  später  als  Gerusia  diente, 
müssen  bis  auf  den  Herdraum  durchaus  profan  gewesen  sein.  Politische 
Verhältnisse  benahmen  oft  den  Residenzen  mehr  oder  minder  ihren  Festungs- 
charakter, z.  B.  in  Ägypten  und  im  kaiserlichen  Rom,  wo  den  Kaisem  ein 
Hügel  reserviert  wurde.  Die  Parkanlagen,  welche  in  Babylon  auf  dem 
Dache  angebracht  waren  („Gärten  des  Semiramis*'),  spielen  eine  bedeutende 
RoUe.*)  Der  Dichter  der  Odyssee  denkt  sich  den  volksfreundlichen  Mo- 
narchen unter  seinen  Unterthanen  wohnend,  von  deren  Häusern  ihn  nur 
eine  zinnenbekrönte  Mauer  trennt.  Der  vielgehasste  Diokletian  hinwiederum 
legt  seinen  Ruhesitz  burgartig  an  und  das  unruhige  Eonstantinopel  wird 
von  einer  Festung  aus  beherrscht.  Dynastische  Bauten  werden  stets  bunt- 
scheckiger sein  als  die  Schöpfungen  eines  einzelnen  Fürsten. 

Litteratur:  Ägyptische  Paläste  z.  B.  von  Ramses  IL,  ^Ramesseum*  tind  in  Medtnet 
Habn  (S.  81);  Tello:  L.  Heüzet,  un  palais  chaldäen,  Paris  1888  (jedoch  nach  Winoklbr, 
Geschichte  Babyloniens  S.  24  ans  griechischer  Zeit,  vgl.  auch  Koldbwet,  Ztsch.  f.  Assyriol. 
2,  426);  Assyrien;  S.  85  f.;  Fskousson,  the  palaces  of  Niniveh  a.  Persepolis  restored,  London 
1851  (die  Restauration  ist  im  Cristal-Palace  zu  Sydenham  ausgeführt);  andere  Restaura- 
tionen bei  PxBBOT,  histoire  II  p.  428;  Grundrisse:  Botta  T.  7;  Latabd,  mon.  T.  5,  sec. 
series  T.  8;  Place,  Ninive  et  TAss.  III  T.  7;  Erbauung  im  Palast  des  Sennacherib  darge- 
steUt:  Layabd,  sec.  s.  T.  10—14.  16—7;  Persepolis:  S.  86;  Hissarlyk  S.  92;  Tiryns  und 
Mykene  S.  109,  vgl.  Iwan  Müllbb,  Privataltert.  §11  m.  T.;  ,Palatitza*  in  Makedonien: 
Heuzet  et  Dauhbt,  un  palais  grec  en  Mac^doine,  Ra.  n.  s.  23,  218  ff.  T.  14  u.  miss.  arch. 
en  Mac^doine  (S.  98);  Palatin:  F.  Bianchini,  del  palazzo  de'  Gesari,  Verona  1738,  f.  m. 
20  T.;  y.  Ballanti,  il  pal.  dei  Gesari  sul  monte  Palatino  rest.  da  G.  Thon,  Rom  1828,  m. 
7  T.;  0.  RioHTEB,  Topogr.  v.  Rom  §  45.  46;  Palast  des  Gallienns  in  Bordeaux  (S.  140); 
Kaiserpalast  in  Trier:  S.  148;  Sbtffabth,  Westdeutsche  Ztsch.  12,  1  ff.  m.  T.  1;  Palast 
Diokletians  in  Spalato-Salona:  S.  161,  restaurierter  Grundriss  bei  Mothes,  Baukunst  des 
Mittelalters  in  Italien  S.  13. 

Im  Zusammenhange  mit  dem  Schloss  oder  der  Hofburg  behandeln 
wir  die  Verteidigungswerke  überhaupt;  denn  der  Sitz  des  Herrschers 
ist,  wie  gesagt,  der  natürliche  Zufluchtsort  des  Volkes.    Liegt  er  auf  einem 


')  Auf  eine  solche  scheint  noch  Zosimos 
(2,  27)  mit  den  Worten  %y  xiv^  Xotpta  anzu- 
spielen. 

')  Vgl.  K.  Lange,  Haus  u.  Halle  S.  9  f. 


»)  Vitr.  2,  8,  10;  PUn.  35,172. 
*)    Vgl.    Dion.    Hai.    4,  63,  2;     Strab. 
16,  1,  5. 


24' 


372  KlasBiftohe  Kanstarohftologie.    L  Denkmälerkiinde. 

Hügel,  so  ist  schon  damit  die  Annäherung  erschwert.  Man  hilft  der  Natur 
durch  Abschroffen  der  Felsenabhänge  nach  und  sperrt  nur  die  zugäng- 
lichen Stellen  ab;  nach  diesem  Grundsatz  hatten  die  römischen  Könige  und 
viele  andere  Fürsten  Mittelitaliens,  vielleicht  auch  Ej*eta8  ihre  Burg  ein- 
gerichtet.^) In  Ebene  und  Hügelland  bestanden  die  einfachsten  Annähe- 
rungshindernisse in  Palissadenwänden,  die  bei  den  Griechen  verhältnis- 
mässig spät  abkamen,^)  in  Hecken  (Gebück,  Knicks)  ^)  und  Erdwällen.  Ein 
agger  schützte  Ardea,  das  älteste  Rom*)  und  Hügel  Oberitaliens.  Wo 
viele  Steine  herumlagen,  trugen  sie  die  Bewohner  zusammen  und  zwar  oft 
nach  einem  runden  Grundplan.  Von  diesen  Steinringen  (xvxAo^,  xvxko- 
ßoQoi,  Ringwälle,  Burgwälle,  ital.  castellieri)  sind  in  Italien,  der  Balkanhalb- 
insel, Österreich  und  Norddeutschland  viele  Spuren  geblieben.^)  So  hatten 
sich  die  Messenier  auf  Eira  verschanzt.^)  In  Judaea  führte  Salomon  die 
Einrichtung  planmässig  durch.'')  Gehen  wir  nun  zu  den  eigentlichen 
Mauern  über,  so  entzog  sich  deren  Ausführung  in  der  Regel  dem  Blick. 
Man  sah  nicht,  ob  die  Mauer  an  der  Innenseite  mit  kleineren  Steinen  ge- 
wissermassen  gefüttert  ist  (bereits  in  der  ältesten  Niederlassung  von  His- 
sarlyk),  ob  zwischen  zwei  festen  Mauern  eine  Schuttlage  sich  befindet 
(schon  in  der  Burg  von  Orchomenos),  ob  sie  aus  mehr  oder  weniger  un- 
regelmässigen Steinen  ohne  oder  mit  Balkeneinbau  (S.  298)  oder  aus 
Ziegeln  hergestellt  sei.  Von  aussen  sah  der  Herankommende  in  der  Regel 
nur  den  gleichmässigen  Verputz.  Die  Einförmigkeit  unterbrechen  Bö- 
schungen, Strebepfeiler,  Zinnen  und  viereckige  oder  runde  Türme,®)  die 
ihrerseits  wieder  mit  Zinnen^)  oder  einem  spitzen  Dache  gekrönt  werden. 
Die  Mauerfläche  selbst  ist  im  babylonischen  Kulturkreis  mit  emaillierten 
Fliesplatten  oder  Reliefstreifen  bedeckt  worden.  Dergleichen  kommt  im 
Abendlande  nie  vor,  wohl  aber  legt  man  hier  auf  Regelmässigkeit  der 
Fügung*^)  und  schönes  Material  (Marmor)  Wert;  der  Lehrrand  (S.  286)  ist 
schon  etwas  gekünstelt.  Etwa  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  wendet  sich  die 
Prachtliebe  auch  den  Stadtmauern  zu;i')  damals  entstand  z.  B.  die  herr- 
liche Befestigung  des  neuen  Messene.  Noch  sechshundert  Jahre  später 
zählt  uns  ein  Schriftsteller  die  schönsten  Stadtmauern  der  Welt  auf.**) 
Besondere  Kunst  verwendet  man   von  jeher  auf  die  Burg-   und  Stadt- 


0  Capitol,  Tusculum,  Alba  Longa,  Alba 
Fucense  (Provis,  A.  F.  p.  120),  Volsinii  (A. 
1881  S.  88  f.);  Kreta:  Cubtiub,  Peloponnes 
1,  126. 

*)  Provisorisch  Dion.  Hai.  2,  37, 1 ;  kar- 
tographisch durch  Reihen  von  Ringelchen 
bezeichnet. 

')  Annalen  des  nassauischen  Altertums- 
ver.  XIII. 

^)  Richter,  Topogr.  S.  753 ;  Über  Ardea 
RiCHTBR,  A.  1884,  90  if.,  M.  12,  2;  in  Irland 
heissen  die  Erdringe  rath. 

^)  Abb.  bei  Baumeister's  Denkm.  III 
1694-  -5;  ein  bekannter  in  Otzenhausen  bei 
Trier,  vgl.  Neussbr,  8.  Gorrespondenzbl.  d. 
westd.  Ztsch. 

*)  CüRTiüs,  Peloponnes  2,  152;  vgl.  He- 
sych.    Oiyaioi   x^v   x^^"^9"^f    Hermes    17, 


647  f.  Das  Wort  noXi^  hängt  wohl  mit  noXos 
zusammen,  wie  urbs  mit  orbia, 

^)  1  Reg.  9,  19. 

')  Von  den  runden  gleiten  die  Geschosse 
öfter  ab. 

»)  Z.  B.  in  Troja:  11.  X  3  xaXgaty  inciX- 
^eaiv.  An  schönen  Türmen  ist  z,  B.  Pam- 
phylien  reich. 

'°)  Quadern  z.  B.  in  Rom  seit  Tarquinius 
Priscus  nach  Dionysios  (3,  67,  4),  in  Falerii 
und  Caere,  mit  Emplekton  in  Sutrinm  und 

")  Kos:  Diod.  15,  76,2  (J.  366). 

>')  Paus.  2,  31,  5  (Babylon,  Susa,  Am- 
brosos,  Byzanz,  Rhodos,  Messene).  Geschick- 
lichkeit wird  den  Kurden  (Strab.  16,  1,  24) 
nachgerühmt. 


Kap.  IX.    Die  Werke  der  BanknuBt.    (§  291.)  373 

thore.^)  Wir  hörten  schon  von  dem  Thorbogen  (S.  819)  und  der  Lunette 
(S.  832).  Abgesehen  von  den  Zinnen ,  kommen  häufig  zwei  flankierende 
Türme  dazu,  manchmal  steht  ein  dritter  über  dem  Thore  selbst;^)  die 
Thorflügel  selbst  trugen  technischen  Schmuck  mit  Getäfel  und  Nägeln  oder 
Buckeln.^)  Da  ein  Thorweg  die  Sicherheit  vermehrte,  ergab  sich  ein  so 
tiefer  Raum,  dass  oben  ein  vorspringender  Balkon  angebracht  werden 
konnte,  von  welchem  die  alten  Fürsten  und  Geronten  den  Kampf  beschau- 
ten.*) Im  Dipylon  von  Athen  wurde  statt  dessen  ein  Zwischenhof  an- 
gelegt, in  welchem  eingedrungene  Angreifer  sich  fingen.^)  Als  plastischen 
Schmuck  erhielten  die  alten  Thore  symbolische  Reliefplatten  mit  Löwen.  ^) 
In  langen  Friedenszeiten  jedoch,  wo  man  den  Krieg  vergass ,  wurde  das 
Thor  mehr  zu  einem  Zierstück  der  Stadt;  als  z.  B.  das  Thor  von  Yolterra 
umgebaut  wurde,  fügte  der  Magistrat  einen  Kragstein  mit  Köpfen  ein.  7) 
Neue  Bauten  fielen  noch  schöner  aus,  wofür  die  Porta  Martia  von  Perugia 
als  Beispiel  gelten  mag.  Hier  ist  der  Bogen  mit  je  einem  Kopfe  flankiert; 
über  demselben  sind  die  alten  Balkone  mit  Zuschauem  und  selbst  Pferden 
imitiert.*)  Wenn  nun  das  Thor  nicht  mehr  eine  blosse  Unterbrechung  der 
Schutzmauer,  sondern  eine  Stadtzierde  ist,  warum  sollte  man  es  nicht  in 
eine  Strasse  stellen,  wo  es  den  Verkehr  nicht  sonderlich  hinderte,  weil  der 
Wagenverkehr  im  Altertum  grossen  Beschränkungen  unterlag,  und  wo  es  die 
Einförmigkeit  einer  Strassenlinie  unterbrach  oder  einen  Platz  malerisch 
abschloss?  Aus  dieser  Erwägung  entsprangen  die  selbständigen  Bögen  und 
die  vier  Ausgänge  besitzenden  Thore.  Der  Janus  quadrifrons  auf  dem 
forum  boarium,^)  dem  Nervaforum  und  an  anderen  Strassenkreuzungen 
Roms  hatte  an  den  rsTQccTtvla  syrischer  Städte  ein  Seitenstück.  ^®) 

Hier  sollen  gleich  auch  die  übrigen  Verteidigungswerke,  welche  nicht 
zu  einer  Stadt  gehören,  kurz  aufgezählt  werden.  Die  Zufluchtsorte  {refugia) 
der  ländlichen  Bevölkerung  sind  bereits  erwähnt;  zu  ihnen  gehören  auch 
die  Warttürme  {nvqyoi^  später  fiovonvQyta,  speculae),  die  namentlich  auf 
den  griechischen  Inseln  und  den  Ufern  des  benachbarten  Festlandes  i^) 
sich  erhalten  haben,  freilich  im  Mittelalter  vielfach  umgebaut  und  ver- 
mehrt worden  sind.  Sie  hatten,  ähnlich  wie  die  Warttürme  im  Nordosten 
Persiens,  den  Zweck,  bei  einem  räuberischen  Einfall  die  Bauern  zu  warnen 
und  ihnen  so  lange  Zuflucht  zu  gewähren,  bis  die  Räuber  sich  wieder  ent- 


^)  Daher  die  orientalische  Ansdracks- 
weise  ,die  Thore  von  Sion*^  (Psahn.  86) 
u.  dgl. 

*)  Z.  B.  Münze  von  Trajanopolis  unt^r 
Garacalla,  Brit.  M.  Thracia  p.  178. 

*)  Vgl.  dieselbe  Münze. 


*)  2  Sam,  18,  24;  ebenso  bei  Homer  (IL  ")  Rbbeb,  Ruinen  Roms  S.  344  ff. 


r)  und  vielleicht  bei  Hesiod  (Asp.  246)  an- 
zunehmen. 

*)  LoLLDio,  Topogr.  v.  Athen  §  10. 

')  Z.  B.  das  Lföwenthor  von  Mykene 
und  ein  Thor  von  Akanthos  (Fbiedbbichb- 

WOLT  BKS   1 22  ) . 

0  S.  319  i  ähnlich  Porta  di  Giove  in 
Falerii:  Dennis  1  »97. 

»)  DuRM ,   Bank.  d.  Etr.  S.  20  u.  Ztech. 


f.  bild.  K.  1,  21 ;  jetzt  ist  das  Thor  abgetra- 
gen. Beachtung  verdient  auch  der  benach- 
barte Arco  d^Augusto  (abgeb.  Dennis  H 
H19);  Prachtthor  des  Hadrian  in  Adalia:  Lan- 
OKOBOMSKi,  Paraphylien  T.  6,  Details  T.  7.  8 
S.  20  ff. 


*°)  Expos,  mundi  26.  38;  Nicephorus 
16,  23;  inschriftlich  aus  Afrika  bezeugt: 
CIL.  8,  7037—8;  auch  in  Konstantinopel. 

^  *)  Auf  Lesbos,  um  Eolophon,  Eane  und 
Pitane  (Philol.  Wochenschr.  1888  Sp.  94); 
vgl.  Procop.  de  aedif.  4,  5 ;  F.  Keller,  die 
röm.  Warten  (speculae)  längs  des  Rheinufers 
vom  Bodensee  bis  Basel,  Anz.  f.  Schweiz. 
Altertumsk.  1,  237  ff.  T.  21. 


374  KlassiBohe  KnxiBtArohäologie.    I.  Denkmttlerknnde. 

fernt.  Im  alten  Böhmen  hat  es  statt  dessen  Wachtberge  {strdi)  gegeben. 
Pässe,  Bergzungen  und  Landengen  werden  durch  Barrikaden  (Abschnitts- 
wälle ,  Sperren)  gesperrt.  Völker,  die  mit  ihren  Nachbarn  schlecht  stehen, 
nehmen  die  grosse  Mühe  auf  sich,  ihre  ganze  Grenze  durch  Landwehren 
zu  sperren,  wie  sie  die  Römer  in  Nordgermanien  fanden.  Letztere  selbst 
stellen  rationeller  nach  den  Regeln  der  Feldmesserkunst  einen  diagonal 
laufenden  limes  her.  Der  grösste  dieser  Gattung  ist  bekanntlich  gegen 
Germanien  errichtet  (S.  147).  Aus  den  Zufluchtsorten  schaffen  die  Mili- 
tärs die  Kastelle,  welche  für  eine  ständige  Besatzung  berechnet  sind. 
Schon  vor  der  Kaiserzeit  sind  sie  (griechisch  re/^ij  genannt)  weit  ver- 
breitet gewesen  und  manche  (z.  B.  das  historische  von  Phyle)  noch  wohl 
erhalten  (S.  107).  Die  Römer  dagegen  behandelten  sie  als  stehende  Lager, 
nach  deren  Regeln  sie  die  Castelle  anlegten;  die  Saalburg  bei  Homburg 
gewährt  jedenfalls  das  anschaulichste  Bild  dieser  wichtigen  Befestigungs- 
gruppe. 

Litteratur:  Von  den  antiken  Eriegsschriftetellem  sind  die  sogenannten  Poliorke- 
tiker  heranzuziehen,  namentlich  Philon  hinsichtlich  des  4.  und  5.  Buches  seiner  fitjxcyixfj 
avvtaii,q  (Philonis  mech.  sjntaxis  11.  IV.  et  V.  ed.  Schöne,  Berlin  1893);  Roohas  d'Aioluk, 
principes  de  la  fortification  antiqne,  Paris  1881 ;  G.  de  la  Nofi,  principes  de  la  fortification 
antique  (B.  de  g^ogr.  hist.  1888)»  Paris  1890  I.  fort  pröhistorique  et  gauloise,  IT.  fort,  ro- 
maine,  m.  T.;  A.  v.  Cohausbn,  die  Befestigungsweisen  der  Vorzeit  und  des  Mittelalters, 
Wiesbaden  1893,  m.  T.;  Ägypten:  über  die  Thore  Böttichbb,  Hissarlik  wie  es  ist  V  S.  88; 
Susa:  DiEULAFOY  (S.  86);  Baalbek:  S.  83;  Hissarlyk,  Tir3m8  u.  Mykene:  Schbödbb,  Archiv 
f.  d.  Artillerie-  u.  Ingenieuroff.  des  deutschen  Reichsheeres  1888  S.  145  ff.  232  ff.  300  ff.; 
griechische  Mauern:  verzeichnet  bei  Dbotsen,  Heerwesen  und  Kriegführung  der  Griechen, 
Freiburg  1889  S.  232  ff.;  Italien:  Zu  den  Ruinen  kommen  auch  Abbildungen  z.  B.  an  Aschen- 
umen  (Volterra  Nr.  371  [Dubm,  Bank,  der  Etr.  S.  17J  und  436);  über  Rom  0.  Richtbb,  die 
Befestigung  des  Janionlum,  Berlin  1882;  A.  Nibbt,  le  mura  di  Roma  disegn.  da  Sir  W. 
Gell,  Rom  1820,  m.  31  T.;  J.  H.  Pabkeb,  archaeology  of  Rome  I.  the  primitive  fortifications 
2.  Ausg.  m.  Suppl.,  Oxford  1876-8,  m.  59  T.  (1874  2  Tle.  m.  85  T.);  Beschreibung  der 
Honoriusmauer  hinter  dem  Einsiedler  Itinerar  (0.  Richteb,  Topogr.  von  Rom  §  6);  Stadt- 
mauer von  Pompeji:  Nissen,  pompej.  Studien  S.  457  ff.;  Germanien  und  Böhmen:  Littera- 
turverzeichnis  in  den  Mitt.  der  k.  k.  Centralkomm.  N.  F.  19,  19  f.;  z.  B.  Ose  ab  Sghustbb, 
die  Heidenschanzen  Deutschlands,  Dresden  1869,  neuestens  Sghvohhabdt,  Anthrop.  Corresp. 
1893  S.  95  f.;  Ansicht  einer  Wallburg:  Nassauische  Annalen  15  T.  7.  —  Thore:  Ausser 
den  schon  erwähnten  sind  bemerkenswert  Porte  Saint-Andr^  und  d'Arroux  in  Autun  und 
de  Mars  in  Rheims;  Rekonstruktion  des  Nordthores  in  Köln:  Leipz.  Illustr.  Ztg.  1893 
S.  633;  zahlreiche  Abbildungen  auf  Münzen  der  Kaiserzeit.  —  Warttürme:  Droysbn  a.  0. 
S.  257  ff.;  Gas  teile:  Saalburg  S.  150;  J.  Beokbb,  castellum  Mattiacorum,  Wiesbaden  1863, 
m.  1  T.;  A.  Dunckeb,  d.  Römercastell  und  das  Todtenfeld  in  der  Einzigniederung,  Hanau 
1873,  m.  5  T.  Ober  die  letzte  Periode :  Krieg  v.  Hochfeldek,  Gesch.  der  Militärarchitektur 
des  früheren  Mittelalters,  Stuttg.  1859. 

292.  Wenden  wir  uns  von  den  kriegerischen  Anstalten  zu  den  fried- 
lichen, so  ist  der  Ort,  wo  das  Leben  am  frischesten  pulsiert,  der  Markt- 
platz (ayoQa^  forum).  Sein  Grundplan  richtet  sich  gewöhnlich  nach  dem 
der  gesamten  Stadt.  In  alten  Städten  ist  er  ziemlich  unregelmässig  (z.  B. 
forum  trianguläre  in  Pompeji),  dagegen  in  neuen  Anlagen  und  bei  Erwei- 
terungsbauten viereckig,  später  kreisrund,  i)  Was  die  Einfassungen  des 
Marktes  betrifft,  so  soU  Tarquinius  Priscus  (offene)  Werkstätten  und  Vor- 
dächer um  den  Markt  gebaut  haben.')  Aus  diesen  pergulae  entwickeln 
sich    die  Säulenhallen   oder  Lauben,   welche   mindestens    eine  Seite   des 


*)  Letzteres  in  Eonstantinopel  (Zosim.  2,  30). 
«)  Dion.  Halic.  3,  67,  4. 


Kap.  DC.    Die  Werke  der  Baukunst.    (§  292.) 


375 


Marktes  dekorieren,^)  wozu  dann  noch  andere  öffentliche  Gebäude  kommen. 
Durch  solche  Säulengänge  scheinen  sich  die  jonischen  Städte  ganz  beson- 
ders ausgezeichnet  zu  haben.  2)  Wo  Gladiatorenspiele  stattfanden,  wurden 
auch  Einrichtungen  getroffen,  damit  das  Volk  von  erhöhten  Plätzen  aus 
das  Spektakel  sich  ansehen  konnte.  Diese  hauptstädtische  Sitte  lassen 
Pompeji,  Campodunum  und  Brigantium  deutlich  erkennen. 

Litteratar:  Ober  den  griechischen  Markt  E.  Cuktius.  AZ.  6,  292  ff.;  Aigai:  Bohn 
u.  Sghüobhabdt  S.  14  ff.  m.  Abb.;  Alinda:  Fabrioius  bei  dens.  S.  27  ff.  m.  Abb.;  Aphrodisias: 
Ant  of  Jonia  III  K.  2  T.  4— 9;  forum:  Nissbk,  pompej.  Studien  S.  313  ff.;  Campodunum: 
S.  154  (Plan  dem  ersten  Berichte  angehängt);  Brigantium  (ein  von  Säulengängen  umgebenes 
Rechteck):  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  N.  F.  15,  89  ff.  m.  T.;  Köln:  H.  DOntzbb,  der  Dom- 
hof u.  d.  rOm.  F.  in  E.,  Bonn  1867,  m.  T.;  Timgad:  S.  166;  über  die  pergulae  Mau,  ROm. 
Mitt  2,  214  ff. 

Die  Halle  ist  nicht  etwa  bloss  auf  den  Markt  beschränkt,  sondern 
stellt  überhaupt  den  künstlerischen  Typus  des  antiken  Staatsgebäudes  vor. 
Subtropisch  wie  die  Lebensgewohnheiten  der  alten  Griechen  und  Römer 
waren,  spielte  sich  auch  Handel  und  Wandel  so  viel  als  möglich  in  voller 
Luft  ab.  Die  Blutgerichte  amtierten  nach  religiöser  Vorschrift  unter  freiem 
Himmel.^)  Sonst  wünschten  die  Leute  nichts  weiter  als  Schatten  in  der 
Sommersonne  und  Schutz  gegen  Platzregen  und  kalte  Winde ;  der  Zugang 
musste  jedem  Bürger  ofifen  stehen,  denn  die  Magistrate  pflegten  öfifentlich 
zu  amtieren.  Die  Gestalt  der  Halle  entsprach  allen  diesen  Forderungen, 
doch  weichen  ihre  verschiedenen  Formen  von  einander  wesentlich  ab.  Die 
Stoä  {Porticus)  im  engeren  Sinn  hat  die  Form  eines  Rechteckes,  indem  sie 
Seiten  eines  Platzes  oder  einer  Strasse  architektonisch  regelt.  Ihre  monu- 
mentale Ausbildung  scheint  sie  im  fünften  Jahrhundert  erhalten  zu  haben, 
als  Kimons  Schwager  Peisianax  in  Athen  die  (fTod  Tioixikr]  erbaute.  Mit 
der  Zeit  wird  sie  in  die  Länge  und  Höhe  erweitert,  z.  B.  hat  der  Markt 
von  Assos  eine  etwa  350  Fuss  lange  Halle,  die  athenische  Halle  des 
Eumenes  misst  ungefähr  200  Meter,  ebendort  erbaute  Attalos  H.  eine 
lange  zweistöckige  Halle;  Soloi-Pompejopolis  endlich  besass  eine  Hallen- 
strasse,  welche  die  ganze  Stadt  durchschnitt.  Die  Hellanodiken  von  Elis 
richteten  in  einer  dreischiffigen  Halle.  ^)  Fünf  Säulenreihen  konnte  man 
im  Piräus  sehen.  Durch  ganz  Antiochien  lief  die  doppelte  Halle,  welche 
von  einem  Weg  in  zwei  Hälften  getrennt  war.^)  Quadratische  Hallen 
{TetQa/ajvoi  (Ttoat)  sind  durch  die  Litteratur  bekannt.^)  An  geschweiften 
Plätzen  oder  wo  die  Eintönigkeit  der  geraden  Linien  unterbrochen 
werden  sollte,  traten  rundliche  Formen  ein.  ^Schere"  {ipaltgy)  könnte 
man  den  Portikus  des  Petersplatzes  nennen.  Die  halbrunde  gewölbte 
Halle   heisst  Exedra   (besser:    Exhedra),   deren   Typus    die   Exedra   des 


')  Vollständig  Vitr.  5,  1,  1. 

^)  Vgl.  Pansan.  6,  24,  2.  Statins  rühmt 
Yon  Neapel:  Innumeris  spatia  interstincta 
colnmnis  (s.  3,  5, 90). 

*)  Im  heiligen  Kreise:  Hom.  II.  ^497  ff.; 
Areopag  zn  Athen. 

*)  Pansan.  6,  24,  2.  Dreifache  Säulen- 
gänge baute  Nero  am  goldenen  Hanse  (Suet. 
Nero  31). 

*)  TetQäanxog  (besser  -oi-)  <rroa,  vgl.  0. 


MüLLRB,  antiqnitatt.  Antioch.  II.  §  22. 

')  Ptolem.  mag.  constmct.  III  p.  60; 
rerQteytoyoy  rot  '/idQMvov  :  JlQaxiixa  1885 
T.  1. 

^)  Stbbbbt,  Wolfe  expedition  423.  431 ; 
Bch.  1882  S.  492.  1883  p.  368.  Der  von 
Julian  in  Konstantinopel  erbauten  Stoa  schreibt 
Zosimos  (3,  11)  Sigmaform  zu.  Porticus  curva 
Cassiod.  ep.  4,  30. 


376  KlasBisclie  Konstarchäologie.    I.  Benkmfllerkande. 

Herodes  Attikos  in  Olympia  veranschaulichen  mag;  später  wird  die 
Apsis  {aipfg)  bevorzugt,  von  der  sich  Paare  entsprechen  können.  ^)  Eonstan- 
tinopel  endlich  hat  seine  ^fißoloi.  Alle  diese  und  andere  Namen*)  sind 
erst  genauer  zu  bestimmen. 

Die  Form  der  geschlossenen  Halle  entstand  unter  der  Monarchie,  da 
der  König  nicht  unter  dem  Volke  regierte,  sondern  seine  Unterthanen  vor 
ihm  in  seinem  Hause  erscheinen  müssen.  So  ist,  wie  wir  sahen  (S.  371), 
ein  notwendiger  Bestandteil  der  Königsburg  die  Audienzhalle,  in  deren 
Mittelschiff,  das  durch  Erhöhung  des  Daches  hell  beleuchtet  ist,  man  vor 
dem  König  sich  präsentiert,  während  dieser  auf  erhöhtem  Platze  in  einem 
eigenen  Anbau  sitzt;  diesen  betritt  er  natürlich  nicht  von  dem  gemein- 
samen Eingang  aus,  sondern  aus  seinen  Gemächern  kommend,  durch  eigene 
Eingänge.^)  In  der  Diadochenzeit  muss  der  Basilikenbau  den  politischen 
Verhältnissen  entsprochen  haben;  mit  der  Zeit  wird  jede  bedeutende 
griechische  Stadt  für  den  König  oder  dessen  Stellvertreter  eine  ßatriXixrj 
(TTod  {basilica)  erhalten  haben.*)  Da  auch  Privatleute  in  ihren  Palais 
solche  bauten,  stand  nichts  im  Wege,  dass  auch  das  republikanische  Rom 
den  unterworfenen  griechischen  Staaten  diesen  praktischen  Bau  ablernte. 
Im  Jahre  184  wurde  zu  Rom,  nachdem  die  private  Spekulation  wahrschein- 
lich vorangegangen  war,^)  die  erste  staatliche  Basilika  gebaut,  welcher 
bald  zahlreiche  folgten.  Das  Obergeschoss  hatte  gewöhnlich  eine  Gallerie.**) 
Der  erhabene  Anbau,  den  die  Römer  tribunal  nannten,  war  viereckig  (Pom- 
peji) oder,  was  die  Kaiserzeit  vorzog,  eine  halbrunde  Apsis;  durch  eine 
Säulenreihe  abgetrennt,  hiess  er  tribunal  columnatum,'^)  Eine  doppelte 
Säulenreihe  ist  das  natürlichste  und  gewöhnlichste,  damit  das  Tribunal  ge- 
rade dem  Mittelschiff  entspricht,  doch  unternahm  Caesar  in  der  Basilica 
Julia  einen  fünfschiffigen  Bau,  welchen  die  Basilica  Paulla  und  die  B. 
Ulpia^)  nachahmten.  Häufig  tritt  zur  Basilika,  doch  auch  zu  anderen  ge- 
schlossenen Gebäuden  (z.  B.  der  curia  Julia)  ein  Vorraum  {Chalcidicum)  ^) 
hinzu,  der  sich  in  der  Form  dem  noch  verfügbaren  Platze  anpasst.  Die 
Dimensionen  vieler  Basiliken,  z.  B.  der  Ulpia  und  der  Constantins,  sind 
sehr  bedeutend ;  in  die  letztere,  welche  durch  die  kühn  gewölbten  Decken 
Epoche  macht,  könnte  der  ganze  Kölner  Dom  hineingestellt  werden.  Kein 
Wunder,  dass  die  Basiliken  in  der  Kaiserzeit  die  hervorragendste  Zierde 
einer  Stadt  sind.^^)  Die  Basilika  erscheint  nach  dem  auseinandergesetzten 
nicht  als  ein  gesondertes  Gebäude,   sondern  als  ein  Teil  eines  Palastes, 


0  In  Konstantinopel:  Zoaim.  2,30.  Eine  *)  Z.  B.  am  Marktplatz  von  Asaos. 

porticus  dbsidata  gab  es  nach  der  Regionen-  ^)  So  dürfte  sich  der  scheinbare  Wider- 

beschreibang  in  Rom.  sprach    der    Quellen    (Liv.  26,  27.  39,  44,  3 ; 

'•)  Z.  B.  pronavus   CIL.  V  7904.     Über  '   Plaut.  Cure.  472  [bald  nach  193  geschrieben], 

cryptoporticus  s.  §  295.  .   Capt.  811)  lösen. 

')  Kaiserliche  Basiliken  haben  die  Villa  <           '*')  Vitr.  6,  5,  9. 

Uadriana  (Lange,  Haus  u.  Halle  T.  6,4),  die  ')  Inschriften  bei  Lange,  Haus  u.  Halle 

Villa  der  Gordiane  (Capitol.  Gordian.  III.  32),  S.  163. 

das  ^Haus  des  Augustus"  (Guattaki,  mon.  ^)  Grundriss   im   kapitolinischen   Stadt- 

ined.  1785  Genn.  T.  1,  Apr.  T.  1)   und  der  plan. 

Flavierpalast  (Lange  a.  0.  JExk.  III  u.  T.  6, 2)  *)  Porticus:  Inschrift  von  Caere,  Orelli 

auf  dem  Falatin  and  der  Palast  Diokletians.  3787. 

Vgl.  auch  Plut.  Pohl.  15.  »«)  Vgl.  Zosim.  5,  2  a.  E. 


Kap.  IZ.    Die  Werke  der  Banknnst.    (§  292.)  377 

Privatbaus, ^)  Marktplatzes  oder  einer  Hauptstrasse:  ebenso  kann  sie,  wie 
jede  andere  Halle,  mit  Tfaeatern,  einem  tetrapylum  oder  irgend  einem 
anderen  öffentlichen  Gebäude  verbunden  werden.  2)  Wir  haben  nun  früher 
schon  gesehen,  dass  von  Vereinen  in  abgeschlossenen  Höfen  Hallen  zu 
Yersammlungszwecken  angelegt  wurden;  da  sich  eine  Basilika  dazu  ebenso 
gut  eignete,  ergibt  sich  schliesslich  die  in  einem  ummauerten  Hofe  abge- 
sonderte Basilika.^)  Die  christliche  Basilika  schloss  sich  mithin  als  An- 
bau, z.  B.  eines  Klosters,  an  die  Basiliken  der  Privathäuser  an,^)  als  ge- 
sondertes Gebäude  dagegen  an  die  zuletzt  erwähnten.^)  Zwischen  den 
Basiliken  und  den  offenen  Hallen  vermitteln  die  atria  Roms,  welche  einen 
Hof  in  sich  bergen.®) 

Litteratur:  Eonbad  Lakob,  Hans  and  HaUe,  Lpg.  1885  m.  9  T.;  Stoa:  Adlrb,  d. 
Stoa  d.  Attaloe,  Winckelmannsprogr.  Berlin  1874  n.  in  Erbkams  Ztsch.  f.  Banwesen  1875; 
R.  BoHN,  d.  Stoa  Attalos'  II.  zn  Athen,  ebend.  1882,  m.  2  T.;  über  die  porticus:  Gilbert, 
Gesch.  der  Stadt  Rom  8,  244  ff.;  sog.  Basilica  in  Paestom :  Durm,  Bank.  d.  Griechen  8.  '204; 
Ezedra:  zwei  in  Pompeji  MB.  15,  25.  26;  Basilika:  Vitr.  6,  3  (dazu  J.  Quichbbat,  la 
basil.  de  Fanum  constr.  p.  Vitruve,  Paris  1878);  Abnaldi,  delle  basiliche  antiche  e  special- 
mente  di  quella  di  Vicenza,  1761;  F.  v.  Quast,  die  Basilika  der  Alten,  Berlin  1845;  A.  C. 
A.  Zb8tbbhai«k,  d.  ant.  n.  die  christlichen  Basiliken  nach  ihrer  Entstehung,  Ausbildung  u. 
Beziehung  zu  einander  dargestellt,  Lpg.  1847,  m.  7  T.,  u.  de  basilicis  libri  tres,  Brux.  1847; 
Ubucbs,  d.  Apsis  d.  alten  Basiliken,  Greifsw.  1847;  Messmbr,  über  d.  Ursprung  etc.  der 
Basilika  in  der  christl.  Baukunst,  Lpg.  1854:  0.  Mothbs,  d.  Basilikenform  bei  den  Christen 
der  ersten  Jahrh ,  Lpg.  1865;  Fb.  Rbbbb,  d.  Urform  d.  rOm.  Basilika,  Mitt.  d.  k.  k.  Central- 
komm.  14  (1869),  35  ff.;  Holtzingbb,  d.  röm.  Privatbasilika ,  Report,  f.  Eunstw.  5,  286  ff.; 
£oirB.  Lange,  a.  0.,  bes.  S.  153  ff.;  Dehio,  die  Genesis  d.  christl.  Basilika,  Sitzungsber.  d. 
bayer.  Akad.  1882  II  338  ff. ;  F.  Cbostabosa,  le  basiliche  cristiane,  Rom  1892;  über  die 
pompejanische  Basilika,  welche,  vor  80  erbaut,  die  älteste  der  erhaltenen  zu  sein  scheint, 
vgl.  Nissen,  pompej.  Studien  S.  194  ff.;  Mau,  Röm.  Mitt.  3,  14 f.;  Lakge  a.  0.  Exkurs  II 
T.  1-  '3;  basilica  Ulpia:  Lesueüb,  la  basilique  Ulpienne  (Rome).  Restauration  ex^cut^e  en 
1823,  Paris  1877,  f.  m.  6  T.;  basilica  Aemilia:  Innenansicht  auf  Münzen  des  M.  Aemilius 
Lepidus  (Cohen  I  Aemilia  8 ;  Donaldson,  archit.  num.  69);  Basiliken  z.  B.  auch  in  Otricoli 
(S.  133)  und  Trier  (Hbttnbb  S.  13  f.);  schon  zu  Augustus'  Zeit  scheint  jede  italische  Stadt 
ihre  Basilika  gehabt  zu  haben  (Suet.  Aug.  100);  Chalcidicum:  Nissen,  pompej.  Studien 
S.  291  ff. ;  G.  Bechi  ,  del  Calcidico  e  della  Cripta  di  Eum.  scavati  nel  Foro  di  Pompeia, 
Neapel  1820,  m.  6  T. 

Wie  nun  aber  auch  andere  geschlossene  Räume  entweder  für  sich 
oder  mit  Säulengängen  oder  Hallen  kombiniert  den  Staatsbedürfnissen 
dienten,  dies  müssen  erst  weitere  Forschungen  klar  legen,  da  bisher  Schrift- 
quellen und  Ruinen  nicht  genügend  korrespondierten.  Ausser  Namen,  die 
sich  auf  die  Verwendung  beziehen,'')  scheinen  die  altgriechische  Lesche 
und  die  Schola  der  Kaiserzeit  bestimmte  Gebäudeformen  zu  bezeichnen. 
Jene   muss   geschlossen    gewesen   sein,    da  hier   die   Bürger   im   Winter 


*)  Hieron.  ep.  II 7  uhi  instar  palatii  priva- 
torum  eztmctae  basilicae;  abg.  Jobdan,  forma 
urbis  Romae  165  =  Lanob  T.  9,  5. 

»)  Theater:  In  Iguvium  B.  1863  p.  228; 


öffentlichen  Basiliken  (Mbssker),  zweitens 
aus  den  Coemeterien  (de  Rossi),  drittens  aus 
dem  Wohnhaus,  das  eine  Kapelle  einschliesst 
(G.  Kinkel  1845,  Dehio,  Cbostabosa  u.  A.). 


Plin.   ad  Traj.  ep.  39  (48);  tetrapylum :   bei   I  ^)  Mabqüabdt,    Röm.    Staatsverw.    III- 

Constantine    CIL.  VIII  7037-8   (um  362  n.   '   S.  159  f. 


Chr.).  Der  Bibliothekstoa  von  Pergamon 
entspricht  die  Bibliothekbasilika  Julians  (Zo- 
om. 3,  11). 

»)  Mit  hypaethrum  CIL.  IT  1970  = 
i^äßQoy  in  einer  Anekdote  des  Malalas  p.  287. 

*)  Vgl.  Ps.  Clement,  recognit.  10,  71. 


^)  BovXetfTfJQioy  (in  Olympia  und  Assos 
angenommen),  TTQVTayeioy  (in  Olympia  ver- 
mutet), aQ^Bioy,  ^eofio&eaioy,  trrQaTfjyioy, 
7j  ofiJt  61  oy,  'EXXayo&lxeioy  (Südwestbau  in 
Olympia  ?),  auf  Kreta  Speisehäuser  u.  Frem- 
<lenheime  (Athen.  4,  143  c),  curia,  tahuHnumf 


^)  Die  Kunsthistoriker   haben  drei  An-      diribitoriumj  maeellum  („Pantheon^  in  Pom- 
sichten  aufgestellt,  erstens  Ursprung  aus  den      peji?). 


378  Slasslsohe  Euuiiarohäologie.    I.  Denkm&lerkimde. 

zusammen  kamen.  ^)  Letztere  wird  in  römischen  Inschriften  oft  erwähnt, 
scheint  aber  noch  nicht  sicher  festgestellt  zu  sein.^)  Andererseits  kommen 
mehrere  noch  unbenannte  Gebäudetypen  vor,  z.  B.  verschiedene  Anlagen, 
die  mit  der  Basilika  einiges  gemeinsam  haben,  wie  „die  einschiffigen  Ba- 
siliken'', geschlossene  Räume  ohne  Säulen,  aber  mit  Apsis,'  in  Aquinuni 
und  Praeneste,^)  oder  das  „Praetorium '^  von  Müsmieh  in  Syrien.*)  Gerade 
die  nüchternsten  Staatsgebäude  kennen  wir  am  besten.  Die  dreischiffige, 
aber  nicht  basilikenartige  Skeuothek  des  Piraeus  wird  durch  den  inschrift- 
lich erhaltenen  Baukontrakt  des  Architekten  Philon  beleuchtet  (S.  277); 
die  wichtigen  Getreidekästen  (Kastengebäude,  horrea)  sind  durch  ägyptische 
Abbildungen  und  Modelle,  wie  durch  römische  Grundrisse  und  Ruinen  zur 
Gentige  bekannt.^)  Die  Gattung  der  Gefangnisse  hat  wenigstens  das  grausig 
imposante  TuUianum  in  Rom  aufzuweisen;^)  angeblich  war  es  ein  Quell- 
haus gewesen,  freilich  dienten  sonst  nur  unterirdische  Steinbrüche  (wie  in 
Syrakus)^)  oder  Keller  als  Gefängnis.  Zu  den  Gefängnissen  gehörten  im 
Grunde  auch  die  Gladiatorenkasemen,  welche  uns  wieder  Pompeji  veran- 
schaulicht. Bei  den  öffentlichen  Gebäuden  darf  man  auch  die  der  aner- 
kannten Vereine  nicht  vergessen,  welche  ihre  Versammlungshäuser  und 
selbst  Rathäuser  besassen.^) 

Litter atur:  über  das  Buleuterion  von  Olympia:  Ausgr.  IV  T.  1— 3.  35.36;  Lesche 
E.  Lange,  Haus  u.  Halle  S.  120  ff.;  Curia:  Nissen,  pompej.  Stadien  S.  303  ff.;  Macellum 
ders.  S.  275  ff.;  Saepta:  ders.  S.  185  ff.;  Praetorium:  Pebizokius,  de  praetorio,  Franeck.  1690 
Gladiatorenkaseme :  Nissen  a.  0.  S.  253  ff. 

293.  Sind  diese  Gebäude  vorwiegend  dem  geschäftlichen  Verkehre 
gewidmet,  so  zielen  andere  auf  das  geistige  und  leibliche  Wohl  der  Be- 
völkerung ab.  Den  Anstoss  zu  diesen  Anlagen  geben  allerdings  nicht  po- 
litische Erwägungen,  sondern  die  Religion  oder  besser  gesagt  der  Kultus 
ab;  denn  die  Spiele  jeglicher  Ai-t  knüpften  sich  an  irgend  ein  Götterfest. 
Tanzlustig  wie  die  Griechen  waren,  brauchten  sie  vor  allem  Tanzplätze. 
Selten  bot  die  Örtlichkeit  von  sich  aus  einen  runden  ebenen  Platz,  gewiss 
häufiger  musste  eine  oQxqdJ^Qci  (%oQoq)  künstlich  mit  Schutt  geebnet  und 
mit  Sand  bestreut  werden  {xoviatqa^  z.  B.  in  Epidauros);  zum  Schutze 
gegen  Abnützung  und  Feuchtigkeit  kam  dann  das  Pflaster  hinzu,  das  durch 
verschiedene  Farbe  der  Steine  die  Tanzfiguren  erleichtem  konnte  (Athen). 


^)  Od.  ü  329;   Hes.  £.  493;   in  Delphi      u.  Abb.;  kamtolinischer  Stadtplan:   Dubh  S. 
Paus.  10,  25,  1  (oXxfifia))  in  Athen:  voreukli-   ,   329;   angeblich  alte  Abbildung  bei  Bellobt, 


dische  Inschrift,  '/^^;|faeoA.  dsXtiov  1892  S.  3. 
Möglicherweise  hat  man  in  Ikaria  eine  Lesche 
aufgedeckt  (Am.  J.  5,  177). 

2)  Vgl,  Lange,  Haus  u.  Halle  8.  291  ff.; 
DE  Rossi,  B.  crist.  1864  p.  57  ff.;  Gilbert, 
Geschichte  der  Stadt  Rom  3,  341  f.;  in  Pom- 
peji am  Forum  vermutet;  cx^^V  Tvgäyyov 
Apostelgesch.  19,  9. 

°)  Lange  a.  0.  S.  236.  241 ;  das  spätere 
S.  Andrea  in  Rom:  de  Rossi,  B.  crist.  1871 
p.  5  ff. 

')  Abgeb.  R.  de  l'art  chrätien  XXXü 
p.  249. 

<^)  Abbild.  Pebbot,  bist.  1,  281  f.;  Modelle 
aus  Grftbem :  Ebmav,  Ägypten  1,  240  m.  A.  1 


ichnographia  veteris  Romae  (=  Dubm  S.  330); 
Ruinen:  Gilbert,  Gesch.  der  Stadt  Rom  3, 
284  ff.  Auch  im  persischen  Reiche  waren 
Speicher  an  den  Reichsstrassen:  Ps.  Aristot. 
oecon.  II  1253  a  24  f .  Zu  Messene  war  die 
Staatskasse  in  einem  Eellerraum :  Liv.  39,  50, 
vgl.  Plut.  Philop.  19. 

°)  Sallust.  Catil.  55;  Fobchhammer,  B. 
1839  S.  29  ff.  (Brunnenhaus);  Kunstblatt  1839 
Nr.  93;  Canina,  Cere  antica  T.  10. 

^)  Auch  am  Eapitol:  Liv.  37,  3. 

^)  Haus  der  Jioyvüiaatal  im  Piraeus, 
aus  dem  2.  oder  3.  Jahrb.  v.  Chr.:  Ath.  Mitt. 
9,  280  ff.  T.  13;  Tetrastyla:  Inschrift  von 
Rom,  B.  1890  p.  287  ff. 


Kap.  IX.    Die  Werk«  der  Bankiuiit.    (§  203.) 


379 


Ein  Bild  des  zu  feiernden  Gottes  stand  beim  Feste  in  der  Mitte.  Diese 
Tanzplätze  sind  in  der  homerischen  Zeit,  wo  es  sonst  noch  keine  öfifent- 
lichen  Anlagen  gibt,  der  Stolz  der  griechischen  Stadt  (cvQvx^Qog)  und  Dai- 
dalos  selbst  sollte  der  Ariadne  einen  gebaut  haben.  Als  der  Staat  selbst 
durch  Preise  die  Leistungen  steigerte  und  fremde  Meister  anzog,  mehrten 
sich  die  Zuschauer  so  stark,  dass  nunmehr  eine  hölzerne  Bühne  und  eben- 
solche Tribünen  notwendig  wiu'den,  die  man  nach  dem  Feste  wieder  ab- 
brach; denn  ein  stehendes  Theaterrepertoire  gab  es  bekanntlich  nicht. 
Dieser  Zustand  dürfte  lange  Jahrhunderte  normal  gewesen  sein,  da  er  in 
Rom,  wie  man  weiss,  bis  55  v.  Chr.  dauert;  luxuriöse  Ausstattung  war  dabei 
nicht  ausgeschlossen.  1)  Mancher  Grund  —  in  Athen  z.  B.  ein  Unglücks- 
fall —  sprach  dafür,  die  Zuschauerplätze  zu  sichern;  man  wählte  dazu 
leicht  gewölbte  Abhänge,  die  mit  geringer  Mühe  in  Stufen  gegliedert 
werden  konnten;  dies  ist  das  ^äargov,  von  seiner  Form  cavea  genannt.') 
Im  vierten  Jahrhundert  vor  Christus,  als  einerseits  dank  den  fahrenden 
Schauspielertruppen  die  Auffühi*ungen  sich  mehrten,  andererseits  die  Volks- 
versammlungen an  jene  so  geeigneten  d^äaxqa  verlegt  zu  werden  begannen, 
entstand  ein  Bedürfiiis  nach  einem  festen  Zuhörerraume  und  einer  dauern- 
den Sprechtribüne.  Das  Theater  am  Asklepiostempel  von  Epidauros, 
welches  der  jüngere  Polykleitos  baute,  scheint  das  älteste  zeitlich  bestimm- 
bare zu  sein;  dann  folgt  in  der  Verwaltungsperiode  des  Lykurgos  Athen. •) 
Ob  schon  Polykleitos  auch  eine  steinerne  ax^ivrj  errichtet  habe,  fragt  sich,*) 
überhaupt  liegt  die  Entwicklungsgeschichte  des  Bühnengebäudes  noch  völlig 
im  Dunkeln.  Wir  wollen  versuchen,  die  Teile  des  Theaters  archäologisch 
zu  betrachten. 

Den  grössten  Platz  nimmt  der  Zuschauerraum,  weil  er  nötigenfalls 
die  ganze  Bürgerschaft  fassen  musste,  ein;  daraus  geht  weiters  hervor, 
dass  an  eine  Bedachung  nicht  zu  denken  war,  sondern  höchstens  grosse 
von  der  obersten  Reihe  aus  gespannte  Vorhänge  gegen  die  Sonne  schütz- 
ten. Da  die  halbrunde  Form  der  Orchestra  auch  die  des  Zuschauerraumes 
bestinunte,  hingen  Variationen  derselben  erstens  davon  ab,  wie  weit  der 
Architekt  auf  die  natürliche  Bodenformation  einging.  Am  stärksten  ge- 
schah dies  in  Thorikos,  manche  bauten  ganz  in  der  Ebene  (Mantineia  und 
Alabanda),  wogegen  andere  ein  vermittelndes  Verfahren  einschlugen  (Myra 
und  Antiphellos).  Zweitens  lag  ein  geometrisch-konstruktives  Problem  vor, 
welches  mit  Lineal  und  Zirkel  auf  verschiedene  Weise  gelöst  werden 
konnte.  Die  Kunst  bethätigte  ,sich  in  den  Marmorstufen,  den  sorgfaltig 
gearbeiteten,  teilweise  mit  Reliefs  verzierten  Stühlen  der  ersten  Reihe  und 
schliesslich  in  den  Statuen,  die  an  passenden  Stellen  angebracht  waren. 
An  den  Zuschauerraum  schliesst  sich  die  Orchestra  an,  welche  jedoch  in 
ihrer  alten  runden  Form  zu  dem  neuen  Versammlungsplatze  nicht  stimmt. 
Es  bleibt  nur  ein  Rest  in  dem  halbrunden  Sigma  zurück,  welches  bloss 
mehr  altertümelnd  Orchestra  genannt  wird,  weil  an  den  Orten,  wo  eine 
alte  Ettltustradition  war  (wie  zu  Athen),  noch  immer  beim  Feste  das  Bild 


0  L.  Fbisdlaitdsb  bei  Morquardt,  rOm. 
Staatsrerw.  III  «531  ff. 

')  Z.  B.  in  Athen,  Thorikos  nnd  Argos. 


'}  Von  Lykurg  heisst  es  übrigens  nur, 
dass  er  das  ^iaxqoy  fertig  gestellt  habe. 
^)  Ebenso  steht  es  in  Megalopolis, 


380  ElEBsiache  EnnBtarohäologie.    I.  DenkmAlerkande. 

des  Gottes  dorthin  gestellt  werden  musste;  sonst  konnte  die  Orchestra 
auch  Sitzplätze  aufnehmen,  was  hekanntlich  in  Rom  geschah,  oder  es 
wurde  dort  die  Bühne  für  die  Vortragenden  {koysTov)  aufgeschlagen.  Nun 
beginnen  jedoch  die  Schwierigkeiten.  Die  erhaltenen  Theater  haben  einen 
hohen  steinernen  Aufbau,  dessen  vordere  gegen  die  Orchestra  gekehrte 
Wand  durch  Pfeiler  gegliedert  und  mit  Reliefs  verziert  ist.  Im  Hinter- 
grunde der  oberen  Fläche  erhebt  sich  eine  Bühnenwand,  welche  eine  reiche 
in  Stockwerke  gegliederte  Architektur  zeigt ;  diese  Wand  ist  allerdings  nur 
in  Orange  und  Aspendos  vollkommen  deutlich  erhalten.  Neuere  Ausgra- 
bungen haben  auch  im  Innern  des  Auf  baus  einen  gewölbten  Gang  konsta- 
tiert. Was  die  Namen  des  Aufbaues  und  der  speziell  erwähnten  Teile 
anlangt,  so  pflegt  man  die  Wörter  scaena,  proscaenium  und  hyposcaenium 
anzuwenden.  Thatsächlich  ist  aber  nur  das  Wort  proscaenium  archäolo- 
gisch brauchbar.  Es  bezeichnet  eben  jenen  steinernen  Aufbau  mit  seinem 
gesamten  Schmucke,  zu  welchem  ausser  Reliefs  Statuen  gehören.^)  Damit 
ist  jedoch  das  antike  Theater  noch  nicht  fertig.  Es  bedarf  eines  gedeckten 
Thorweges  (ttvAcJi',  Tivkfg)  und  Hallen  von  jeder  Art  (Stoen,  Hapsis,  Psalis, 
Exhedra).^)  In  dieser  Gestalt  ziert  das  Theater  jede  Stadt  der  Kaiserzeit, 
manche  besitzen  deren  zwei. 

Litteratur:  Ziemlich  vollständiges  Verzeichnis  der  erhaltenen  griechischen  Ruinen 
bei  Alb.  Möller,  d.  griechischen  BühnenaltertQmer  S.  4  ff.;  Athen :  Lollino,  Topogr.  §  27 
(Litt.  S.  328 ;  dazu  F.  Eibchhoff,  Vergl.  d.  Überreste  vom  Theater  des  Dionysos  aus  dem 
5.  Jahrb.  v.  Chr.  m.  d.  Regeln  d.  Yitruv,  Altena  1882,  m.  1  T.;  ders.,  neue  Messungen  der 
Überreste  v.  Th.  d.  D.  in  Athen,  Altona  1883,  m.  1  T.;  Aigai:  Bohn  u.  Sghuchhabdt  S.  39  ff. 
m.  Abb.;  Argos:  S.  108;  Aspendos:  Lanokobonski,  Pamphylien  T.  20—27,  S.  96  ff.,  102  ff.; 
Assos:  S.  92;  Epidauros:  S.  108;  Eretria:  S.  112;  Oropos:  Hgoxrixti  r^g a^x-  ^^- 1886  S.  51  ff. 
T.  3;  Perge:  Lanckorohski  I  S.  51  ff.  T.  14;  Piräus:  S.  107;  Side:  Lanckoronski  I  S.147ft*. 
T.  29;  Sikyon:  S.  108;  Syros;  -^r^cjpai'oc  (S.  113)  p.  63  ff.:  Thorikos:  S.  107;  Römische 
Theater:  Adria  S.  136;  Arausio  (Orange)  S.  138;  Augusta  Raurica:  Th.  Burokhabdt-Bibdbk- 
MANN,  d.  röm.  Th.  zu  A.  R.,  Basel  1882,  m.  5  T.;  Faesulae  S.  131;  Ferentinum:  Dennis  I 
n56;  Firmum  S.  129;  Herculaneum  S.  120;  Iguvium  S.  133;  Nora  auf  Sardinien:  B.  1867 
p.  119  ff.;  Parma:  Lopez,  lettere  int.  alle  rovine  di  un  ant.  teatro  scop.  in  P.,  P.  1847.  m. 
T.;  Pola:  Seblio,  libri  d'architettura  1545  IIl  E.  4;  Pompeji  S.  121;  Rom,  Marcellustheater : 
Vaudoter,  descr.  du  th^ätre  de  MarceUus  k  Rome,  Paris  1812,  f.;  Rebeb,  Ruinen  Roms 
S.  202  ff.  —  Zusammenfassend :  Fb.  Wieseleb,  Theatergebäude  u.  Denkmftler  des  Bühnen* 
Wesens  bei  den  Griechen  und  Römern,  Gott.  1851  (noch  nicht  ersetzt,  aber  veraltet).  — 
Theoretisch  Vitruv.  V  Kap.  3—9  (über  die  Ansichten  d.  alten  Architekten  Jhst.  12, 356 ff.); 
Sc.  Maffei,  dei  teatri  ant.  e  modemi,  Yer.  1753.  Dann  die  bei  Öhmiohen,  Bühnen wesen 
§  1 1  verzeichneten  Schriften.   Angekündigt  ist  ein  gemeinsames  Werk  von  Dörpfeld  u.  Reisch. 

In  den  Theatern  sehloss,  wie  gesagt,  die  ^Grösse  des  Raumes  eine 
Bedachung  aus ;  dieser  Grund  fiel  jedoch  in  kleineren  Räumen  weg.  Jeder 
Musikfreund  musste  für  musikalische  Aufführungen  einen  geschlossenen 
Raum,  in  dem  sich  die  Feinheiten  der  Töne  nicht  verflüchtigten,  wünschen. 
Schon  in  der  perikleischen  Zeit  wurde  ein  Odeum  (^JJ^ror)  zu  Athen  er- 
baut, welches  nebenbei  auch  nützlichen  Zwecken,  z.  B.  als  Magazin  dienen 
musste.   In  der  Kaiserzeit  hatten  verschiedene  Städte  Odeen  aufzuweisen;') 

*)  Eine  wichtige  Quelle  ist  die  Inschrift   '  *)  Carthago:   Victor  Vit.   persec.  Vand. 

CrG.  4283.  1,8;    Neapel:    Stat.  silv.  3,  5,  91;    Korinth 


^)  Porticus  (260'  lang),  exedra,  pronaos 
und  hinter  der  scaena  wieder  porticus  (140' 
lang),  in  Praeneste:    Ruqoibro,  syll.  II  813; 


(von  Herodes  Atticus  erhaut):  Paus.  2,  3,  6 ; 
Philostr.  Vit.  soph.  2,  1,  5;  Patrai:  Paus.  7, 
20,6  (nach  ihm  das  glänzendste);  das  kleinere 


amphitheatralisches    Thersileion   in   Megalo-      Theater  von  Pompeji  heisst  in  einer  Inschrift 
polis.  \   theatrum  tectum. 


Kap.  ix.    iHe  Werke  der  Banknnai.    (§  293.)  381 

die  Forschung  hat  sich  aber  auf  das  Odeum,  welches  Herodes  Atticus  der 
Regula  zu  Ehren  in  Athen  baute,  beschränkt,  weil  es  am  besten  er- 
halten ist. 

Litteratur:  Stdabt  a.  Rbvett,  Altertfimer  v.  Athen  U  K.  3  T.  2;  Ivawopp.  A.  1858 
p.  213  ff.  m.  T.  L  u.  Mon.  6,  16.  17;  R.  Scbillbach,  über  das  0.  des  Herodes  Attikos,  Jena 
1858  m.  2  T.;  W.  P.  TucKKBKAim,  d.  Odeum  d.  H.  A.  u.  der  Regula  in  Athen  rest.,  Bonn 
1868,  f.  m.  4T.;  andere  sollen  in  Akrai  (S.  115  f.,  nach  Schubbino  eine  Badeanstalt),  Ka- 
tana (S.  116),  Aperlai  (Tbxieb  III  206,  Petebsen  u.  v.  Luschak,  Reisen  in  Lykien  8.  52), 
Bargylia  (Lb  Bas  T.  67),  Epidauros  (Athen.  Mitt.  16,  256),  Knidos  (Newton  T.  54.  72), 
Pompeji  (Mazois,  niines  lY  27  -  29)  und  Sillyon  erhalten  sein,  eine  kritische  Untersuchung 
steht  aber  noch  ans. 

Da  den  Massen  der  schaulustigen  Menge,  welche  möglichst  viel  sehen 
wollte,  sogar  die  gewaltigen  offenen  Theater  nicht  genügten,  wurden 
für  die  Schauspiele,  welche  man  von  allen  Seiten  besehen  konnte,  Amphi- 
theater {dfiipt^eaTQOVy  spectacula)  erbaut,  in  denen  die  Tierhetzen  und 
Gladiatorenkämpfe  stattfanden.  Die  einfache  Verdopplung  des  Theaters 
fand  keinen  Beifall,  sondern  die  Architekten  zogen  eine  Art  Ellipse,  die 
polykentrische  Kurve  vor.^)  Auch  hier  dürfte  der  Holzbau  vorausge- 
gegangen  sein;*)  ein  Steinbau  kommt  zuerst  in  Kampanien  nachweislich 
vor,  da  Pompeji  bereits  um  70  v.  Chr.  ein  steinernes  Amphitheater  er- 
hielt, während  Rom  erst  im  Jahre  29  nachfolgte.  Voll  ausgebildet  er- 
scheint es  erst  in  der  antoninischen  Periode.')  Auch  beim  Amphitheater 
wurde,  wenn  möglich,  die  Bodenbildung  verwertet  (Albano,  Cagliari, 
Dorchester,  Syrakus),*)  selbst  um  den  Preis  der  regelmässigen  Form  (Sutri). 
Origineller  ist  der  Gedanke,  dass  man  die  Stadtmauer  in  ähnlicher  Weise 
ausnützte,  was  in  Rom(?),  Pompeji  und  Salona  geschah;  neu  ist  auch  die 
Verwertung  des  Backsteins  im  grossen  Stil  (Amphitheatrum  Castrense  und 
Pozzuoli),  während  Capua  ein  marmornes  Amphitheater  aufzuweisen  hatte. 
Das  flavische  Amphitheater  mit  87  000  Sitzplätzen  hat  den  grössten  Umfang, 
wovon  es  wohl  Kolosseum  heisst.  In  der  westlichen  Reichshälfte  gehört 
das  Amphitheater  ebenso  sehr  zur  Ausstattung  einer  schönen  Stadt  wie 
in  der  östlichen  das  Theater ;  doch  findet  es  sich  auch  im  Osten.  Für  die 
Güte  des  Baues  spricht  die  durchschnittlich  gute  Erhaltung  der  Ruinen. 
Bezüglich  der  künstlerischen  Ausstattung  gilt  das  über  den  Zuschauerraum 
des  Theaters  gesagte ;  nur  machen  hier  auch  Logen  einen  gefalligen  Ein- 
druck, die  man  am  besten  noch  in  Pola  beobachten  kann. 

Litteratur:  Justus  Lipsius,  de  amphitheatro  über,  u.  de  amphitheatris  quae  extra 
Romam  libellus,  Antwerpen  1528  u.  ö.  m.  T. ;  6.  Polbki  e  6.  Montbnabi,  lottere  due  critiche 
degli  ant.  teatri  e  anfiteatri,  Vic.  1735;  J.  Dobnsbiffen,  Jets  over  overblijfselen  von  ro- 
meinsche  amphitheaters,  Zutphen  1857;  Abbüdungen  bei  Caxpana,  opere  in  plastica  T.  93 
und  Passbrt,  lucerne  III  11;  Verzeichnis  der  in  den  Inschriften  erwähnten  Amphitheater 
bei  RueoiEBO,  dizionano  epigrafico  p.  453  ff.  (Nachträge  von  Zipfel,  Wochenschr.  f.  klass. 
Philol.  1890  Nr.  52);  eine  eingehende  neuere  Darstellung  fehlt,  kürzere  von  Nissek,  pompej. 
Studien  S.  108  ff.  und  Friedländbr  bei  Marquardt,  Staatsverw.  III  '556  ff.  Alphabetisches 
Verzeichnis  ansehnlicher  Amphitheater:  Albano,  Altofen  (Hbnszblm ann ,  d.  Amph.  v.  Alt- 
ofen, Pesth),  Arezzo  (S.  130),  Arles,  Avenches,  Cagliari  (B.  1867  p.  121  ff.),  Capua  (S.  120), 
Catana  (S.  116),  Constantinopel  (S.  98),  Corinth,  Dorchester,  Douvö  (Lipsiüs  p.  71  ff.  mit 
Abb.  auf  p.  76  u.  77),  El-Jemm,  am  Garigliano,  Herculaneum,  Hispalis,  Mintumae,  Nimes 
(abgeb.  Dahn,  Urgesch.  1,  407.  3,  36;  vgl.  Pblbt,  descr.  de  Tamphith.  de  N.,  N.  1860  m.  T.), 


')  Paoias,  Aosta  p.  169. 
*)  In  Rom  50  v.  Chr.:  Plin.  36, 117;   in 
Fidenae  unter  Tiberius:  Suet.  Tib.  40. 


^)  Pbomis  a.  0. 

*)  In  Nysa:  Strab.  14,  649. 


382 


SlassiBohe  Smuitarohftologle.    t.  Denkmälerkiinde. 


Otricoli  (S.  133),  Pergamon,  Perigord,  Pola  (8.  158),  Pompeji  (Nissbn,  pompej.  Stadien  S. 
97  ff.;  Abbildung  in  einem  Wandgemälde:  Phot.  u.  Schbbibeb,  Atlas  T.27.4),  Pozzuoli  (S. 
120),  Reggio,  Rom,  amphitbeatram  Castrense  u.  Colossenm  (C.  Fontana,  Tanfiteatro  Flavio, 
1725,  f.  m.  23  T.  Haag  1776;  C.  F.  C.  Wagnbb,  de  Flavii  ampbitheatro,  Marburg  1829— 
31,  3  Tle.),  Spello.  Sutri  (Abb.  Dbnnis  I  »62  u.  75),  Syrakus,  Tarragona,  Tintiniac  bei  Tülle 
(Caylus,  recueil  VI  T.  113),  Trier,  ürbisaglia,  Venusia  (B.  Nap.  1,  12  ff.;  B.  1842  p.  129  ff.), 
Verona  (S.  135;  in  alten  Stichen  noch  vollständiger  erhalten;  vgl.  Degli  anfiteatri  ant.  spe- 
cialmente  del  Veronese  11.  IL,  Ver.  1728,  m.  15  T.;  A.  Pokpbi,  studi  int.  alF  anfiteatro  di 
Verona,  Ver.  1877,  f.  m.  4  T.).  -  Zur  Einrichtung:  Giac.  Rüooa,  su  Tuso  de*  sotterranei 
anüteaiTali. 

Wenn  der  Zuschauerraum  mit  einer  längeren  Bahn  verbunden  wurde, 
so  ergab  sich  die  Form  des  Stadions.  Den  Zuschauem  gewährte  die  Ört- 
lichkeit selten  eine  Felsmulde  wie  in  Athen  und  Delphi,  wo  sie  auf  zwei 
Langseiten  sich  niederlassen  konnten,  gewöhnlich  aber  musste  die  Stadt 
mindestens  die  eine  Seite  aufbauen  (wie  in  Olympia);  um  die  Kosten 
wieder  hereinzubringen,  wurden  darin  manchmal  Eaufgewölbe  eingerichtet.  ^ 
Jedenfalls  aber  schlössen  sich  an  jedes  schöne  Stadion  die  üblichen  Säulen- 
hallen.*) Der  Wettlauf  von  Wagen  und  Pferden  erforderte  eine  breitere 
Bahn,  welche  ein  Damm  {x^ifia,  spina)  der  Länge  nach  in  zwei  gleiche 
Teile  zerlegte.  Der  Circus  {innodQonog)  gleicht  in  archäologischer  Be- 
ziehung dem  Amphitheater,  bietet  aber  schon  durch  die  lange  Spina  un- 
gleich mehr  Gelegenheit,  Statuen  und  anderen  Schmuck  anzubringen.  Dies 
lassen  alte  Relief abbildungen  deutlich  erkennen.  8)  Auch  der  Circus  ver- 
bindet sich  mit  Hallen  und  Tabemen,*)  ja  der  Circus  maximus  war  über- 
haupt in  seinem  Kern  aus  zwei  geraden  und  einer  halbrunden  Halle  zu- 
sammengesetzt.^) Stadion- Amphitheater  möchte  man  das  an  beiden  Enden 
halbrund  geschlossene  Stadion  von  Laodikeia  nennen. 

Litteratur:  Stadien  in  Aizanoi  (Texibr  1  40;  Lb  Bab  T.  2,  7.  8),  Aphrodiaias  (Ant. 
of  Jonia  III  K.  1  T.  10—12;  Tbxier  III 157),  Aspendos,  Athen  (von  Lykurgos  fflr  50000 
Athener  angelegt,  von  Herodes  Atticus  prächtig  umgebaut:  Zillbb  in  Erbkams  Ztsch.  f. 
Bauwesen  20,  485  ff.);  Delos;  Isthmos;  Messene  (Exp.  de  Mor^e  I  T.  24 — 29);  Ferge  (Details 
bei Lanckobonski  IS.  55 f.);  Sillyon;  in  Rom  auf  dem  Palatin,  J.  Stubm,  d.  kais.  Stadium 
auf  d.  Palatin,  WUrzburg  1888,  m.  T.  Die  Zielsäule  sieht  man  oft  in  Vasenbildem  (vgl. 
FubtwIngleb's  Katalog  S.  1098).  —  Circen:  Fbibdlandeb  bei  Marquardt,  Staatsverwaltung 
ni  '504  ff.;  6.  L.  Bianconi,  descr.  dei  circhi  particolarmente  di  quelle  di  Caracalla,  Rom 
1789  f.  m.  20  T.;  Bubgbss,  descr.  del  circo  sulla  villa  Appia  presse  Roma,  Rom  1829,  m.  Abb.; 
über  Konstantinopel  Ra.  2,  142  ff.;  Orange;  Laodikeia  (Ant.  of  Jonia  II  T.  48);  Pessinus  (mit 
dem  Theater  verbundoD;  Plan  bei  Dubh  I  Fig.  237);  alte  Abbildungen  bei  Campaka,  opere 
in  plastica  T.  91.  92  u.  Pabsebi,  luceme  III  26.  29.  40.  56;  Nachbildung  zum  Kugelspiel,  aus 
Bovillae :  Pibanesi,  racc.  d.  vasi  T.  14 ;  Guhl-Engblkann,  Leben  S.  806. 

294.  Wo  der  Staat  in  den  körperlichen  Übungen  ein  wichtiges  Mo- 
ment des  Volkswohles  erblickte,  musste  er  auch  geeignete  Turnplätze  her- 
richten. Der  einfachste  bestand  in  einem  eingefriedigten  Raum,  welchen 
Baumreihen  zugleich  beschatteten  und  teilten.**)  Indem  nach  dem  Her- 
kommen Säulengänge  diesen  Platz  einsäumten,  entstand  ein  monumentaler 
Bau,  der  durch  weitere  Spezialisierung  sich  in  Palaistra  und  Gymnasien 
spaltete.     Ein  Beispiel  der  ersteren  lieferte  Olympia.')     Letzteres  kam  in 


')  Perge  und  Aspendos. 
^)  Athen,  Messene,  Aphrodisias. 
*)  S.  besonders  das  Neapler  Relief  MB. 
8  28. 

*)  Z.  B.  in  Rom  Dion.  Hai.  3,  68,  4. 
^)  Dion.  Hai.  8,  68,  2  ff. 


^)  In  Elis  noch  zur  Zeit  des  Pausanias 
(6,  23,  1). 

'')  Auch  die  pompejanische  Curia  Isiaca 
soll  eine  Palaestra  sein ;  vgl.  Nisssv,  pompej. 
Studien  S.  158  ff. 


Kap.  IX.    Die  Werke  der  Banknnai    (§  294.) 


383 


allen  ansehnlichen  griechischen  Städten  vor  und  ist  in  mehreren  bereits 
aufgedeckt. 

Litteratar:  über  die  Einrichtung  Iw.  Müller,  Privataltertümer  §  81;  Rainen  in 
Alexandreia  Troas,  Aphrodisias  (Libbmank,  Dissertatt.  Hai.  X  18  ff.),  Assos,  Athen,  Delos 
(Bch.  15,  238  ff.)y  Delphi,  Ephesos  (Ant.  of  Jonia  11  T.  39  43),  Hierapolis  (Laborde,  voyage 
T.  35,  72),  Magnesia,  Pergamon,  Olympia  (Ausgr.  v.  Ol.  III  T.  4.  5.  36.  40),  das  .Gym- 
nasien des  Hadrian'  in  Athen  (Plan  UgaxT.  r.  a^/.  er,  1885  T.  1,  vgl.  S.  122;  Nikolaides, 
"Etp,  a^^,  1888  S.  57  ff.)  soll  eine  Bibliothek  gewesen  sein,  überhaupt  schwankt  die  Be 
nennung  dieser  Rainen  häufig.    Palaestra  in  Olympia:  Ausgr.  V  T.  5.  38.  39. 

Der  Staat  hat  des  weiteren  die  Pflicht,  für  die  Wasserversorgung 
und  den  Ablauf  der  unreinen  Feuchtigkeit  zu  sorgen.  Wir  fassen  hier  die 
Quell-  und  Brunnenbauten  alle  zusammen,  wenn  gleich  der  Einzelne 
hier  auch  so  manches  leisten  konnte.  Die  aus  dem  Stein  entspringende 
Quelle  bedarf  einer  Fassung  und  Regelung.  Das  Wasser  quillt  aus  einer 
Röhre  heraus,  welche  oft  die  Form  eines  Tier-,  meist  eines  Löwenkopfes 
erhält.*)  Dann  wird  ein  Quellhaus  gebaut,  wovon  sich  noch  die  in  den 
Fels  gehauenen,  teils  über  dem  Boden  (wie  neben  dem  Asklepieion)  teils 
grabartig  unter  der  Erde  erhalten  haben.  2)  Der  Stadtbrunnen  befand  sich 
zur  Zeit,  als  die  epische  Dichtung  blühte,  gewöhnlich  ausserhalb  des  Ortes. 
Neben  einen  Fluss  baute  man  schon  damals  Waschtröge  in  den  Fels  oder 
in  die  Erde  hinein,  wie  sie  noch  bei  Megara  zu  sehen  sind.  Da  zumal  in 
den  wasserarmen  Ländern  des  Ostens  viele  Wohnsitze  ohne  genügendes 
laufendes  Wasser  sind,  mussten  die  Cisternen  (Aaxxo«,  lacus,  cisternae) 
das  Wasser  des  Himmels  sammeln.  Die  Bergbewohner  begnügten  sich  mit 
einer  natürlichen  Bettung  im  Felse,  in  welche  das  Wasser  von  mehreren 
Seiten  zusanunenlief.*)  Die  eigentliche  Cisterne  aber  wird  in  den  Fels 
gehauen  und  mit  6ips  verputzt,  in  lockerer  Erde  dagegen  ausgemauert; 
Rinnen  im  Fels  leiten  das  Wasser  zu.  Die  Form  ist  meistens  cylindrisch 
oder  flaschenförmig.*)  In  Burgen  (z.  B.  Akrokorinth  und  Munichia)  er- 
reichen die  Cisternen  einen  grossartigen  Umfang.  Schon  vor  den  Perser- 
kriegen verstanden  sich  die  Griechen  darauf,  das  Wasser  von  weiter  her 
in  die  Stadt  zu  leiten ;  wie  es  scheint,  fallt  den  aufgeklärten  Despoten  des 
6.  Jahrhunderts  das  Verdienst  der  Einführung  zu.  Felsenrinnen  und  thö- 
neme  Röhren,  welche  sorgfaltige  Arbeiter  bemalten,  leiteten  das  Wasser 
herein;  Polykrates  liess  zu  diesem  Zwecke  sogar  einen  Berg  durchbohren.^) 
Bei  abschüssigem  Terrain  floss  das  Wasser  durch  ein  System  von  Cisternen 
herab,  wovon  zwischen  Megara  und  dessen  Hafen  ein  Muster  sich  findet. 
In  der  Stadt  erstehen   seit  dem  6.  Jahrhundert  die  öffentlichen  Brunnen, 


*)  Oft  in  Abbüdungen ;  Widderkopf  von 
Marmor  an  der  KvXXov  niJQa  des  Hymettos. 
Eine  einfache  Fassung  abgeb.  in  Vergilmi- 
niature  (Babtoli  S.  15). 

')  Abbildungen  von  Brunnenhäusern  auf 
Vasen  (Fxtbtwanglbe's  Katalog  S.  1091); 
Burinna  auf  Eos:  Boss,  Inselr.  3,  132  f.  mit 
Plan  u.  ges.  Abh.  2,  889  ff.;  Sülyon:  Hirsch- 
FELn,  Monatsber.  d.  preuss.  Akad.  1874  S.  726; 
Plan  bei  L anokobonski  ,  Städte  Pamphyliens 
1,  75;  auf  Ithaka;  angeblich  der  Carcer 
Tullianum  (S.  378);  Peirene  in  Korinth? 
Paus.  2,  3,  3;  Quellhaus  von  Tusculum:  Ca- 
2UKA,  Fant  Tttscolo  p.  125.    Für  ein  altes 


Bmnnenheiligtum  gilt  H.  Katharina  auf  Cy- 
pem  (Jhst.  4,  111  ff.  T.  33  f.;. 

^)  Z.  B.  auf  dem  Helikon  u.  dem  AYtos 
von  Ithaka;  auf  Kreta  heissen  sie  ctQoXi&oiy 
auf  den  Echinaden  Xovraeg.  Die  schlesischen 
, Opfergruben*  dürften  hier  einzureihen  sein. 

*)  Oval,  in  Alabanda:  Ghakdler,  Reisen 
S.  283;  ParaUelepiped :  in  Demetrias.  — 
Pflasterung  der  römischen  lacus  im  J.  184 
V.  Chr. :  Liv.  39,  44. 

')  In  kleinerem  Massstabe  bei  Hissarlyk : 
abgeb.  bei  Schuchhabdt,  Schliemanns  Ausgr. 
S.  39;  Akragas:  Serradifalco  UI  22. 


384  KUussisoke  EimBtarokäologie.    t.  Üenkmälerkiilide. 

zuerst  der  megarische  Brunnen  des  Theagenes  ^)  und  die  Enneakrunos  der 
Peisistratiden.*)  Die  Plastik  schmückt  sie  (besonders  in  heiligen  Bezirken) 
mit  einer  marmornen  Brüstung  in  Kelief  ^)  oder  Brunnenfiguren,  auf  welche 
wir  bei  der  Kunst  der  Kaiserzeit  zurückkommen  werden.*)  In  römischer 
Zeit  sind  Zierbrunnen  mit  öffentlichen  Gebäuden  (z.  B.  Theatern)  ver- 
bunden worden;^)  Welschbillig  bei  Trier  weist  ein  grosses  Wasserbassin 
(piscina)  mit  Springbrunnen,  von  einem  Geländer,  auf  dem  mehr  als  vierzig 
Hermenbüsten  stehen,  umgeben,  auf.*)  Von  ähnlichen  Zierbrunnen  sind 
Stücke  erhalten.')  Bei  dem  jetzigen  Stande  der  Ruinen  fallen  die  der 
Wasserzufuhr  dienenden  Hochbauten  mehr  in  die  Augen.  Wir  können  die 
Entwicklung  der  Aquaedukte  nur  in  Rom,  worüber  Frontinus  mit  seiner 
Schrift  „de  aquaeductibus"  erschöpfenden  Aufschluss  gibt,  näher  verfolgen. 
Sie  erfolgte  stufenweise;  die  erste  Wasserleitung,  von  Appius  Claudius  312 
errichtet,  lief  nur  60  Schritt  in  Bogenleitungen  über  der  Erde.  Der  erste 
grossartige  Hochbau  ist  die  aqua  Marcia  (144  v.  Chr.).  Nun  beginnen, 
meistens  dank  der  Gnade  des  Kaisers  oder  der  Freigebigkeit  einzelner 
reicher  Männer,  im  ganzen  Reiche  die  bekannten  Bogengallerien  sich  zu 
erheben,  deren  Reste  noch  jetzt  auch  auf  den  Laien  mächtig  wirken.  Vom 
Technischen  abgesehen,  richtet  sich  das  Interesse  des  Baumeisters  auf 
gewisse  Hauptpunkte,  nämlich  die  Fassung  der  Quelle,  welche  zu  einem 
Nymphenheiligtum  {Nymphaeum)  gestaltet  wird,^)  die  Überschreitung  eines 
Thaies  oder  einer  Strasse^)  und  die  Mündung  der  Hauptleitung.  In  der 
Grossstadt  verteilen  castella  (z.  B.  Trofei  di  Mario  an  der  Aqua  Julia  ^®) 
das  Wasser  nach  allen  Seiten ;  in  Olympia  dagegen  schliesst  eine  Exhedra 
die  Wasserleitung  des  Herodes  Atticus  ab.  Originell  war  das  Septizonium 
des  Septimius  Severus,  der  grösste  Wasserturm  der  Erde,  während  nirgends 
ein  grossartigeres  System  als  um  Konstantinopel  existiert. 

Litteratur:  £.  Cubtius,  über  die  städtischen  Wasserbauten  der  Griechen,  AZ.  5, 
19  ff.;  *AyÖQ.  KoQddXXast  al  'J&ijyai  i^etaCofdeyai  vno  rrjy  vdQttvXixrjy  eno\ffiy,  Athen  1879 
p.  58— 92;  Cisternenanlagen :  ansehnliche  in  Athen,  Eleusis,  Thorikos,  Laurion^  (Cobdella, 
Laurium  p.  94);  Demetrias,  Pharsalos,  Midea,  Tremondel  (Loire-införieure :  B.  [arch.  1891 
S.  464  ff.  T.  33j  u.  A.;  D.  Cabdblla,  sopra  un'  antichissima  cisterna  etr.  scop.  in  Orvieto ,  0. 
1890 m.  T.;  Brunnen:  £.  Cubtius,  Plastik  d.  Hellenen  an  Quellen  u.  Brunnen,  Berl.  Ak.  1876, 
m.  9  Abb.  u.  AZ.  37,  19  ff.  T.  1  —  3  (Brunnenfiguren);  P.  M.  Paciaüdi,  puteus  sacer  agri 
Bononiensis,  Rom  1756,  m.  Abb.;  Wasserleitungen:  Hauptausgabe  des  Frontinus  von  R.  Lam- 
ciANi,  commentarü  di  Frontino  int.  le  acque  ed  acquedotti  di  Roma,  Rom  1880  m.  10  T.; 
Raf.  Fabkbtti,  de  aquis  et  aquaeductibus  veteris  Komae,  Rom  1680  f.,  2.  Ausg.  1738;  A. 
Cassio,  corso  delle  acque  antiche,  Rom  1757,  2  Bde.  m.  T.;  de  Pbony,  rech,  sur  le  Systeme 
hydraulique  de  ritalie ;   A.  Secchi,   avanzi   di   opere   idraul.   ant.   nell'  Alatri,  (Rom  1865}; 


0  Paus.  1,  40,  1.  41,  2;  vgl.  Velsen,  AA. 
1853  Sp.  379  f. 

*)  Paus.  1,  14,  1 ;  abg.  an  einer  schwarz- 
figurigen  Vase  Ath.  Mitt.  13,  228. 

^)  Z.  B.  das  korinthische  .Puteal" ; 
ScHBEiBEB, Brunnenreliefs  (S.  302);  aus  Ostia: 
GüATTANi,  mon.  ined.  VII  T.  7.  8. 

*)  Paus.  2,  2,  8  (Poseidon  auf  einen 
Delphin  tretend,  aus  dessen  Maul  das  Wasser 
springt). 

*)  In  Sikyon  (Am.  J.  5,  280)  und  Side. 

®)  Hbttneb,  Westdeutsche  2tsch.  12, 
18  ff. 


')  Springbrunnenkasten  in  Turin  (Nr.  73 
DüTscHKE  IV  S.  48)  und  Verona  (Nr.  612); 
Brunnenuntersatz  A.  1867  T.  K.  6.  7.  Vgl. 
ülpian.  Dig.  19,  1,  17,  9. 

«)  Z.  B.  in  Carthago:  Ra.  n.  s.  26, 196  ff. 
T.  21  2;  Perge,  Side  und  Aspendos;  vgl. 
LiANCKOBoiiSKi,  Städte  Pamphyliens  I  98  ff.  m. 
T.  19  (Aspendos).  139  ff.  m.  T.  30.  31  (Side). 

^)  Z.B.  an  der  Porta  Maggiore:  IUbbb, 
Ruinen  Roms,  T.  zu  S.  524  u.  528;  beson- 
ders grossartig  bei  Spoleto,  von  Theodorich 
errichtet. 

'<")  Rekonstruktion  bei  Cakina  T.  171. 


Kap.  tX.    Die  Werke  der  fiankonat.    (§  294).  385 

Aspendos:  Lakckobostski  I  S.  120  ff.  m.  Abb.;  Hadrianische  Wasserleitung  in  Attika:  Kog- 
deUng  a.  0.  p.  78  ff.;  T.  BXaaonovXog,  NBa  iq^rj/ASQU  1889,  16.  u.  18.  Febr.;  Bologna:  S.  133  ; 
Nikomedien:  vgl.  Plin.  ad  Trajan.  37.  38;  Nikopolis:  Bubsiak,  Geographie  1,  32  ff.;  Julliot 
et  Bblgkaitd,  raqneduc  rom.  de  Sens,  Paris  1875,  m.  2  färb.  K.;  G.  Eick,  d.  röm.  Wasser- 
leitung aus  der  £ifel  nach  Köln,  Bonn  1867,  m.  K.;  Septizonium:  Hülsen,  das  S.'des  Septi- 
mius  Severus,  46.  Winckelmannsprogr.,  Berlin  1886  (mit  Rekonstr.);  Eonstantinopel :  Fe. 
FoBCHBAKMBB  uud  STBZTeowsKi,  die  byzant.  Wasserbehälter  von  Konstantinopel,  Wien 
1893,  m.  40  T. 

Das  warme  Bad  ist  seit  den  ältesten  Zeiten  ein  Lebensbedürfnis  der 
alten  Völker.  Lange  freilich  gehörte  eine  dauernde  Badeeinrichtung  zu 
den  Vorrechten  der  Reichen.  Auf  das  Badezimmer  des  Palastes  —  in 
Tiryns  mit  einem  Steinblock  gepflastert»)  —  folgt  erst  in  der  klassischen 
Zeit  das  Badehaus,  welches  vorerst  noch  recht  einfach  eingerichtet  war. 
Das  Bad  von  Assos,^)  dann  die  Bäder  von  Ephesos  und  Alexandreia  Troas 
scheinen  die  Vorstufen  der  grossen  Thermen  aufzuzeigen,  deren  Glanz- 
periode mit  der  Eaiserzeit  zusammenfallt.  Kein  öffentliches  Gebäude  ist 
mit  Kunstarbeiten  aller  Art  (Statuen,  Mosaiken,  Malereien  und  Stuckreliefs) 
so  glänzend  ausgestattet  wie  die  Thermen,  weshalb  wir  im  geschichtlichen 
Teil  nochmals  von  ihnen  handeln  werden.  Die  Reihenfolge  der  Gemächer 
und  Säle  ist  durch  Schriftsteller  genügend  bekannt;  die  Archäologie  gehen 
besonders  die  grossen  Basiliken  ähnlichen  oder  von  einer  Kuppel  über- 
wölbten Prachtsäle  an.  In  den  kleinen  Provinzstädten  gab  es  natürlich 
nur  eine  Art  Compendium  aus  jenem  Zimmerwirrsal.  In  technischer  Hin- 
sicht interessiert  besonders  die  durch  Röhren  (tubuli)  erfolgende  Lufthei- 
zung, deren  Fortschritte  in  den  Stabianer  Thermen  wahrnehmbar  sind. 

Litteratur:  Vitr.  Y  10;  pseudolokianische  Schrift  'Inniag  tj  ßaXayeioy  (vgl.  Blümkbb, 
archäol.  Stadien  S.  53  ff.);  A.  Baogu  de  tbermis  lib.  VI!.,  Yen.  1588  f.  m.  Abb.;  Andb.  Pal- 
LADio,  les  thermes  des  Romains,  London  1732.  Yicenza  1785,  f.;  Ch.  Cambroit,  tbe  baths  of 
tbe  Romains,  London  1772  f.  (auch  franz.);  H.  ob  Geymülleb,  docoments  sor  les  Thermes 
d*Agrippe,  le  Pantheon  et  les  Thermes  de  Diocl^tien,  Lausanne  1883,  f.;  Thermen  des  Titos  : 
MiBBi,  le  ant.  camere  delle  terme  di  Tito,  Rom  1776  f.  m.  Atlas;  Descr.  des  bains  de  Titus, 
Paris  1786  (gestochen  von  Ponce);  Ant.  de  Romanis,  le  ant.  camere  Esquiline  dette  Terme 
di  Tito,  Rom  1822;  Caracallathermen :  Bloüet,  restauration  des  Thermes  d'Antonin  Cara- 
calla,  Paris  1828  f.  m.  15  T.;  Diokletiansthermen:  Sbb.  ab  Ota,  thermae  Diocletiani,  mit 
Stichen  von  Hier.  Cock,  Antwerpen  1558  f.;  £.  Paulik,  les  thermes  de  Diocl^tien  (Restau- 
ration des  mon.  ant.),  Paris  1890,  f.  m.  25  T.,  vgl.  Röm.  Mitt.  7,  308  ff.  m.  Plänen;  Bologna|; 
S.  133;  Civitavecchia :  G.  Tobbaca,  delle  ant.  terme  Taurine  esist.  nel  territ.  di  C,  Roma 
1761;  Pisa:  G.  Lüpi,  nuovi  studi  sulle  ant.  terme  pisane,  Pisa  1885,  m.  4T. ;  Pompeji: 
S.  121;  Stabianer  Thermen:  Nissbn,  pompej.  Studien  S.  140  ff.;  Athen:  llQttxnxti  r^g  uqX' 
h,  1888,  m.  T.;  Bregenz:  Mitt  d.  k.  k.  Centralkomm.  N.  F.  14,  4.  16,  194  ff.  m.  T.;  H.  Lbib- 
KITZ,  d.  rOm.  Bäder  bei  Badenweiler  im  Schwarzwald,  Lpg.  1856,  m.  2  T.;  A.  Hauseb,  röm. 
Militärbad  in  Deutsch-Altenbnrg,  Mitt.  d.  k.  k.  Gentralkomm.  N.  F.  2,  35  ff.  m.  3  T. 

Dionysios  von  Halikamass  erkennt  die  Grösse  der  Römer,  wie  in 
Wasserleitungen  und  Strassenbau,  so  im  Eloakenbau  neidlos  an.^)  Die 
Alten  haben  in  der  That  schon  in  früher  Zeit  für  Abführung  der  Feuch- 
tigkeit und  der  Unreinlichkeiten ,  welche  Epidemien  befördern  konnten, 
gesorgt.  Felsige  Plätze,  wie  Olympia  und  Athen,  sind  mit  einem  ganzen 
Netz  schmaler  Ablaufrinnen  durchzogen."*)  Schon  im  6.  Jahrhundert  er- 
hält Rom  durch  den  älteren  Tarquinius  die   gewölbte  Cloaca  maxima.^) 


*)  Eine  xoXvußrj&ga  von  Daidalos  fand   ;  •)  3,  67,  5. 

man  in  Megara  (Biod.  4,  78).  *)  Ebenso  in  den  Strassen   des   ägypti 


2)  Athen.  Mitt.  9, 45  f.  Allein  schon  Era* 
tinos  soll  auf  gewölbte  Bäder  anspielen 
(Athen.  11,  501  de). 


sehen  Eahun. 

ö)  Abekbn,  Mittelitalien  S.  173.  Vgl.  auch 
Soph.  Lacaen.  fr.  337  N.  m.  Serv.V.  A.  2,  166. 


Buidbach  der  klass.  AlterttunawiBsenachaft.    Tl.  2p 


386 


KlABsiache  Xmwtaroli&ologie.    1.  DenkmAlerknnde. 


Latrinen  sind  in  Pompeji  noch  erkennbar.  Überschwemmungsgefahr  er- 
heischte grossartigere  Bauten,  wie  die  Emissäre  der  EopaTs  und  des  Fueiner- 
sees  und  die  etruskischen  Flussdurchbrüche  der  Marta^  und  von  Ponte 
Sodo.  Das  überflüssige  Wasser  wurde  durch  das  ägyptische  und  babylo- 
nische Bewässerungssystem  nutzbar  gemacht;  im  kleineren  Massstab  leiteten 
einst  die  Athener  den  Eephissos  in  Kanäle.^) 

Litteratur:  Babylonien:  A.  Dklattbe,  les  travaax  hydraoliques  en  Babyloo,  Bniz. 
1888;  aber  Atben:  Kogd^XXas  (s.  o.);  Zillbb,  Ath.  Mitt.  2,  106  ff.;  Abb.  eines  Fels weges  mit 
Wasserlauf  bei  Dübm,  Bank.  d.  Etrusker  S.  25;  Eanftle  in  Athen:  Ross,  archäol.  Aufs&tze 
1,  155 ff.;  am  Isthmos;  unterirdische  Gänge  in  vielen  italischen  Städten:  G.  Fboios,  Alba 
Fucense  p.  72  ff.;  Orvieto:  A.  1881  p.  56  f.;  kyklopischer  Gang  in  Argos;  über  Rom:  C. 
Tommasi-Gbudbli,  studi  sul  bonificamento  deU'  agro  romano  I.  Fant  fognatura  delle  colline 
romane,  Accademia  de'  Lincei  1881,  m.  Abb.  u.  3  T.;  F.  Nabducci,  sulla  fognatura  della 
cittä  di  Roma,  Rom  1889,  m.  Atlas;  Abb.  einer  dreifachen  Kanalmündung  bei  Schbeibeb, 
Relief  bilder  T.  79.  —  Kopaissee:  Fobohhamxeb,  Hellenika  1,  159  ff.;  S.  Sauvaoe,  projet  de 
dessöchement  du  lac  Copals.  Athen  1868;  E.  Cubtius,  Sitanmgsber.  d.  preuss.  Akad.  1892 
S.  1181  ff.  m.  T.  8;  Fuciner  See:  S.  128;  Ponte  Sodo:  abgeb.  bei  Dubm  a.  0.  S.  34. 

295.  Die  Verkehrsmittel  haben  je  nach  den  politischen  und  so- 
zialen Verhältnissen  verschiedene  Ausbildung  erfahren.  Wir  betrachten 
zunächst  den  Verkehr  auf  festem  Boden.  Die  dringendsten  Bedürfnisse 
waren  Fahr-  und  Reitwege  auf  unebenem  Lande.  Diese  einfachsten  Ver- 
kehrsmittel zeichnen  sich  im  Felsboden  noch  deutlich  ab.  Wir  sehen  an 
vielen  Stellen  bei  Athen  und  in  Syrien  Wagengeleise,  die  schwerlich  immer 
durch  blosse  Abnützung  (xa&qpLo^sviihva)  entstanden  sind,')  und  parallele 
querlaufende  Furchen  (Rillen)  sogar  auf  der  Akropolis  von  Athen,  um  so  mehr 
an  vielen  weniger  glänzenden  Orten.  Die  Könige  sind  zuerst  für  sich  weiter 
gegangen.  Zu  ihren  Burgen  führten  einst  Rampen  für  die  Wagen  und 
Treppen,  die  aus  unregelmässigen  Steinen  zusammengefügt  waren,  für  die 
Fussgänger.*)  Gedeckte  Wege  sind  in  griechischen  Orten  nicht  selten  und 
sie  sind  in  den  cryptae  {cryptoparticus)  Roms  nachgebildet.  Die  Anlage 
gepflasterter  Strassen  geht,  wie  sich  versteht,  von  den  grossen  orientali- 
schen Reichen  aus.  Die  Tradition  der  „königlichen  Strassen*"  des  persi- 
schen Reiches  wird  durch  die  Diadochenstaaten «)  den  Römern  übermittelt. 
Erst  bei  diesen  wurde  der  Wegebau  musterhaft  ausgebildet  und  gesetzlich 
geregelt.^)  Die  Strassen  der  Städte  (z.  B.  die  Sacra  via  in  Rom)  sind  mit 
grossen  unregelmässigen  Steinen  gepflastert  und  zwar  erhielten  die  här- 
testen Gattungen  den  Vorzug.  An  den  Seiten  befinden  sich  2 — 5'  hohe 
Trottoirs  (margines),  zwischen  denen  Trittsteine  (pondera)  den  Übergang 
vermitteln.  Die  Landstrassen  (viae)  sind  gewöhnlich  schnurgerade  und  so 
massiv  gebaut,  dass  sie  noch  viele  Jahrhunderte  später  Dienste  leisteten ;  ^) 
von  Meüe  zu  Meile  stand  ein  Meilenstein  in  Form  einer  Spitzsäule  {niilia- 


1)  Dbrhis  1  '430. 

*)  BöTTiCHEB,  Philol.  22,  223  f.;  vgl. 
Nbumanh  und  Pabtsch,  physik.  Geographie 
S.  84f.^ 

•)  'Jfda^iTog  jtolXrj  Hymn.  Hom.  5,  177. 

^)  Beides  in  Tiryns,  letzteres  in  Athen 
und  Veji;  wahrscheinlich  auch  am  Palatin: 
Gilbebt,  Stadt  Rom  1,  46  ff.  Strassenpflaster 
in  Hissarlyk :  Nobmand.  la  Troie  homär.  T.  7. 

^)  K(^v7fTij  Biaodog  in  Olympia;  in  Side; 


ay&goßdfitoy  GIG.  11  2570;  Hesych.  dydgo- 
ßaa/Aog;  vgl.  Nissen,  pompej.  Studien  S.  534; 
GiLBEBT,  Gesch.  d.  Stadt  Rom  3,  329. 

•)  Vgl.  z.  B.  Liv.  39,  27.  28.  Unter  Sa- 
lomo  Joseph,  ant.  8,  7,  4 ;  von  den  Pnniem 
„erfunden*^:  Isid.  or.  15,  16. 

7)  Durch  die  lex  Sempronia  viaria  122 
V.  Chr. 

^)  „Steinweg'  in  Worms  und  Passau. 


Kap.  !X.    Die  Werke  der  fianknnet.    (§  295.)  387 

rium).  Manche  Besonderheit  verdient  wenigstens  Erwähnung,  der  Strassen- 
tunnel  bei  Neapel,^)  die  babylonische  Unterfuhrung  unter  einem  Fluss^) 
und  die  durch  Tacitus')  bekannten  Bohlenwege  {pontes  longi)  in  den 
Sümpfen  von  Nordwestdeutschland.  Die  römischen  mansiones  (Posthäuser) 
und  mutationes  (Relaisstationen)  sind  aus  den  ,,  Villen ''-Ruinen  noch  nicht 
sicher  herausgefunden.  Zu  den  Verkehrsmitteln  ersten  Ranges  zählen  die 
Brücken  (kartographisch  bezeichnet  )^().  Aus  der  Holzbrücke  entsteht 
die  massive  Steinbrücke^  welche  schon  während  der  mykenischen  Zeit  in 
Südeuropa  eingeführt  wurde ;  die  Gegend  von  Tiryns  und  Epidauros  weist 
ein  ganzes  System  von  Brücken  und  Strassen  auf.  Auch  zwischen  den 
alten  Residenzstädten  Amyklai  und  Pherai  wölbst  sich  ein  Brückenbogen 
aus  unregelmässigen  Steinen.^)  Vielleicht  noch  älter  sind  die  kühnen 
Brücken  Babyloniens,  die  das  Staunen  der  Griechen  erregten.*)  Zu  den 
zwei  selbstverständlichen  Gattungen  der  Brücken  ohne  und  mit  Joch  tritt 
die  Art  der  zweistöckigen  Brücken,  welche  das  Vorbüd  für  die  Wasser- 
leitungen abgegeben  haben  dürfte.^)  In  der  Eaiserzeit  gehört  die  Pracht- 
brücke, an  der  sowohl  Steinmetzen  als  Bildhauer  viel  zu  thun  gehabt,  not- 
wendig zu  einem  schönen  Städtebild  und  stattliehe  massive  Brücken  sichern 
den  Verkehr  auf  den  Reichsstrassen.  Hervorragende  Ruinen  verewigen 
am  eisernen  Thor  und  am  Guadalquivir  den  Ruhm  der  Ingenieure  Trajans. 

Litteratur:  Über  gepflasterte  Strassen  in  Griechenland  und  Etmrien  M.  ant.  I 
Sp.  768  A.  1 ;  E.  Cübtiüb,  zur  Geschichte  des  Wegebaues  bei  den  Griechen,  Abh.  d.  Berl. 
Akad.  1855;  Wagengeleise:  GAiLLBmtB,  Congr^  arch.  de  France,  s^ance  ä  Vienne  1879 
p.  277—89;  Strassenpflaster:  Benvdobf,  Heroon  S.  140  A.  5;  Nissfiv,  pompej.  Studien  S. 
516  ff.;  Römerstrassen:  N.  Bbbgieb,  bist,  des  grands  chemins  de  Tempire  romaine,  neue 
Ausg.  1784,  2  Bde.  m.  Karten  u.  Abb.;  E.  Paulus,  d.  Römerstrassen,  Stuttg.  1857;  F.Bbboeb, 
über  die  Heerstrassen  d.  röm.  Reiches,  I.  II.  Berlin  1882—3;  Strassen  der  Campagna:  6. 
Tokasbtti,  Atti  d.  r.  soc.  rom.  di  storia  patria  X.  XL;  über  die  von  Rom  ausgehenden 
Strassen:  S.  127  f.;  über  die  Meilensteine:  Hübneb,  röm.  Epigraphik  §58;  H.  Eckstbik, 
Repert.  f.  Eunstw.  1,  342  ff.  (über  ihre  Form);  J.  Schnbidbb,  d.  alten  Heer-  u«  Handels wege 
der  Germanen,  Römer  u.  Franken  im  deutschen  Reiche,  7.  H.  Düsseid.  1889;  ders.,  die 
ältesten  Wege  im  nordwestlichen  Deutechland  zw.  Rhein  u.  Elbe,  Dflsseld.  1890  (aus  dem 
Jahrbuch  d.  Düsseldorfer  Geschichtevereines  IV.);  Dünzblmavn,  d.  röm.  Strassennetz  in 
Norddeutschland,  Lpg.  1893;  Meilensteine:  Abb.  z.  B.  Ra.  III  2,  42.  43;  Brücken:  Rom, 
beim  Ponte  Sisto,  aus  dem  4.  Jahrb.,  1893  entdeckt;  Bieda:  Deknis  I  ^211;  Ponte  della 
Badia  bei  Vulci:  ders.  S.  441;  Nami,  Brücke  des  Augustus;  Brücke  bei  Sesto  Galende  im 
Mailändischen;  Notizie  d.  scoperte  fatte  in  Padova  d'un  ponte  ant.  con  una  rom.  iscriz., 
Padova  1773,  m.  3  T.;  Albenga  und  am  Finalese  (Ligurien);  Athen,  Brücke  des  Herodes 
Atticus  (erst  in  diesem  Jahrhundert  zerstört);  Trajansbrücke  am  eisernen  Thor:  v.  Asch- 
bach, über  Trajans  steinerne  Donaubrücke,  Wien  1858  (Centralkomm.)  m.  2  T.  u.  3  Abb.; 
Trajansbrücke  von  Alcantera  am  Guadalquivir:  M.  VI; VII  73—75;  Hübkeb,  A.  1863  S.  173  ff.; 
Ztsch.  f.  bild.  E.  1884  S.  77  u.  ö.;  Saint-Chamas  (Bouches-du-Rhöne);  bei  Sillyon:  G.  Hibsch- 
FELD,  Recens.  v.  Lanckoronski  S.  30;  bei  Kiakhte:  Humann  u.  Puchstein,  Reisen  in  Klein- 
asien  T.  41—43 ;  Vaison  (Vaucluse);  E.  Hübkeb,  d.  röm.  Brücke  über  d.  Neckar  bei  Heidelberg, 
Rhein.  Jahrbb.  1879;  J.  Gbimm,  d.  rÖm.  Brückenkopf  u.  d.  dortige  Römerbrücke,  Mainz  1882 
m.  PI.  u.  Abb.;  Gross-Erotzenburg :  v.  Cohausen,  Wochenblatt  f.  Baukunde  1886,  1.  Jan.;  E. 
Hübneb,  d.  Goblenzer  Pfahlbrücke,  1866;  zwischen  Köln  und  Deutz :  Schwöbbel,  Eorrespon- 
denzbl.   d.  westd.  Ztech.  12,  49  ff.;  Trier?:   Abb.  auf  einer  Trierer  Goldmünze  Konstantins. 

Die  Wichtigkeit  des  antiken  Seeverkehres  spricht  sich  auch  in  den 


')  Im  J.  184  V.  Chr.  gebaut:  Liv.  39, 
44;  Felsendurchbmch  auch  am  Ida:  abgeb. 
Sitznngsber.  d.  bayer.  Ak.  1892  S.  979. 

»)  Diodor.  2.  9. 


»)  Ann.  1,  63. 
*)  M.  II  57. 


^)  Hoher  Bogen  ohne  Joch  bei  Dsche- 
cireth-ibn-Omar:  Exp.  en  M^sop.  I  T.  10. 
Die  Griechen  sprechen  von  einer  Brücke  der 
Semiramis. 

*)  Z.  B.  an  der  Allia  (jetzt  Malpasso): 
GuATTAin,  monnm.  Sabini  T.  zu  S.  43. 

25* 


388  Klassisohe  Xnnstarohftologie.    1.  DenkmAlerkimde. 

ansehnlichen  mühsamen  Denkmälern  aus.  Massive  Steindämme  {Molo, 
X^ficc,  moles),  deren  noch  viele  erhalten  sind,^)  hielten  den  Wellenschlag 
ab;  zwei  sich  entsprechende  sichelförmige  Molo's,  deren  Enden  Türme  be- 
zeichneten, konnten  mit  einem  Amphitheater  verglichen  werden.^)  Ge- 
pflasterte Uferkais,  Ankersteine,  an  welche  die  Schiffe  gebunden  wurden, 
und  Treppen  erleichterten  das  Ausladen.^)  Für  diejenigen  Schiffe,  welche 
an  das  Land  gezogen  wurden,  erbauten  die  Griechen  Schiffshäuser,  deren 
Grundrisse  und  Säulenstellungen  in  den  Häfen  des  Piräus  und  von  Syrakus 
noch  deutlich  zu  erkennen  sind.  Die  Krone  dieser  Gattung  sind  die 
Leuchttürme,  deren  Muster  der  alexandrinische  von  Pharos  abgab, 
welchen  der  Knidier  Sostratos  erbaute.^)  Man  wählte  dazu  den  sich  ver- 
engernden Etagenbau.  •'^)  Anfangs  behaupteten  Athen  und  Carthago  die 
Vorderhand,  bis  Rom  mit  seinen  weitausgedehnten  Anlagen  alle  überbot. 

Litteratur:  Ober  Hafenanlagen  Orsi,  Mon.  ant.  1,  759  f.;  H.  Dbotsbn,  Heerwesen 
n.  Eriegftihrong  d.  Griechen,  Freibarg  1889,  S.  277  ff.;  Carthago:  S.  166,  besonders  Bbül^, 
fooiUes  ä  Garthage,  Paris  1860;  Athen:  S.  107;  Syrakus:  Lüpüs,  Stadt  Syrakus  S.  26; 
Rom:  S.  128;  0.  Richtbb,  Topographie  §  55;  AbbUdung  in  Relief:  B.  mun.  I  5  T.  4  = 
Gchl-Ekoelmann  S.  429;  eigentümlicher  Hafenturm:  abgeb.  Jahrb.  4,  101;  Eriegshafen  in 
Forum  Julii:  A.  Leger,  les  travaux  publics  S.  468  T.  6. 

Es  gibt  noch  manches,  was  der  Staat  zur  Wohlfahrt  seiner  Bürger 
ausführte,  zu  erwähnen,  z.  B.  die  gegen  Überschwemmung  schützenden 
Uferbauten  am  athenischen  01}anpieion  und  am  Nil,^)  und  die  Anlage  von 
erhöhten  Ackerstreifen  (Hochäcker),  welche  in  Deutschland  wie  in  Amerika 
nachweisbar  ist;^)  selbst  für  die  bescheidenste  Kunst  bleibt  aber  hier  kein 
Raum.     (Der  bekannte  „Turm  der  Winde"  ^)  war  ein  Uhrturm.) 

296.  Desto  mehr  gehen  sie  die  öffentlichen  Denkmäler  an,  welche 
der  Staat  für  die  Gesamtheit  oder  der  Einzelne  für  seine  Mitbürger  ohne 
praktische  Benützbarkeit  nur  zur  dauernden  Kenntnisnahme  aufstellt.  Die 
Grabdenkmäler  sind  bereits  behandelt  (S.  353);  wir  schliessen  daran  die 
religiösen  Denkmäler,  bei  welchen  mehr  oder  weniger  privater  Ehrgeiz 
mitspielte.  Die  ägyptischen  Könige  sind  hierin  mit  den  Obelisken  voran- 
gegangen. Vielleicht  durch  die  natürlichen  Formationen  des  Basaltes  und 
anderer  vulkanischer  Gesteine  angeregt,  errichteten  sie  dem  Sonnengotte  ^) 
hohe  spitz  zulaufende  und  sich  verjüngende  Pfeiler,  welche  manchmal  ehe- 
dem eine  Metallhaube  bedeckte.  ^<^)   Hieroglyphen  pflegten  die  Wandflächen 


M  Pirftus,  Aigina,  Ghalkis,  Larymna. 

<)  Rutil.  1,  239  ff.  über  Centumcellae; 
z.  B.  bei  Eleusis  erhalten,  doch  ohne  Türme. 

»)  Z.  B.  am  Tiber. 

*)  Caes.b.c.  3, 112;  Strab.  17, 1,6;  Plin. 
36,  12;  Luc.  quom.  bist,  scrib.  68  (fAiyicxov 
xai  xaXXiaroy  cQywy  dnäyTtov,  übertünchter 
Steinbau);  auf  Gapri  turris  Phari  Suet.  Tib. 


Strichen. 

«)  Altert.  V.  Athen  I  Kap.  III  T.  1-18. 
Die  private  Sternwarte  des  Eudoxos  erwähnt 
Eustathios  (or.  22,  64). 

•)  Hermateles  bei  Tertull.  spect.  8.  Vgl. 
Ed.  Meter,  Gesch.  d.  alten  Äg.  S.  70  f.; 
Stade,  Gesch.  Israels  S.  459.  Zu  vergleichen 
sind  die  zahlreichen  kleinen  Votivpyramidon 


74;  am  Kanal  Suet.  Cal.  46;  in  Ostia  nach  |  mit  Anrufungen  an  die  Sonne  (Perbot,  bist, 
dem  Vorbilde  von  Pharos  Suet.  Glaud.  20.        I  154). 

5)  Herodian.  4,  2,  8;  abgeb.  in  der  tabula  »«)  Spitz  auch  im  hieroglyphisohen  Ideo- 


Peutingeriana. 

•)  Academy  1891  S.  81  (mit  Ptolemfter- 
inschriften). 

•)  Hartmaiin,  Anthrop.  Corresp.  1875, 
Verb.  S.  60  ff.  Das  kartographische  Zeichen 
besteht   in   Reihen   von  je    drei   parallelen 


gramm.  Ausnahmsweise  abgerundet:  zu 
Begig  im  Faijüm  und  auf  einer  Stele  der 
20.  D3mastie  zu  Abydos  (oben  sitzt  ein  Sper- 
ber): Mariette,  catal.  1221.  Die  Verjüngung 
beträgt  gewöhnlich  ein  Drittel  des  Durch- 
messers.   Nach  Champollion,  arch^ol.  p.  19 


Kap.  n.    Die  Werke  der  Banlnmat.    (§  296.)  3g9 

zu  durchbrechen.  In  Griechenland  stellte  der  siegreiche  Feldherr  dem 
Zeus  Tropaios  auf  dem  Schlachtfeld  ein  Tropaion  auf,  das  sich  gewöhnlich 
nur  aus  einem  Gestell  und  einigen  Waffenstücken  zusammensetzte.  Aus- 
nahmsweise wird  es  aber  auf  marmornem  Unterbau  errichtet,  z.  B.  in 
Marathon  ;>)  diese  Sitte  übernehmen  die  Römer  und  noch  stehen  die  7  v. 
Chr.  erbauten  tropaea  (la  Turbia)  des  Augustus  und  Trajans  Denkmal  von 
Adam-Elissi  (Dobrudscha).*)  Ein  friedlicher  Sieg  dagegen  brachte  die  Er- 
laubnis mit  sich,  den  Preis  öffentlich  der  Gottheit  zu  weihen.  Gewöhnlich 
wurde  er  auf  eine  einfache  Säule  gesetzt  und  solche  stehen  noch  viele, 
z.  B.  ein  Paar  unterhalb  der  Akropolis.^)  Im  vierten  Jahi'hundert  wurde 
die  Säule  manchmal  zu  einem  Säulenbau  erweitert.  Unter  den  athenischen 
Denkmälern  ragt  das  Lysikratesdenkmal  (334  n.  Chr.)  dm*ch  seine  zier- 
lichen Formen  und  den  schönen  Fries  hervor.^)  Einen  ähnlichen  Entwick- 
lungsgang haben  die  Porträtstatuen  genommen,  die  anfangs  auch  nur  Weih- 
geschenke waren.  Von  dem  Postament  steigt  man  zur  Säule  auf,^)  von 
der  Säule  zur  runden  Säulenhalle  (Phüippeion  von  Olympia);  auf  der 
Akropolis  endlich  trug  ein  fast  haushohes  Postament  Agrippa's  Bild.  Über 
diesen  grossen  Werken  sind  auch  die  kleinen  Votivsäulen,  welche  ehedem 
meist  Bilder^)  oder  Gefässe^)  trugen,  nicht  zu  vergessen. 

Die  profanen  Denkmäler  sind  ebenfalls  Siegeszeichen.  So  haben  die 
orientalischen  Könige  das  Ende  oder  markante  Stellen  ihres  Heerzuges 
durch  Anbringung  ihres  Kolossalbildes  an  einer  hohen  Felswand  bezeichnet. 
Die  ältesten  dieser  Felsenreliefs,  welche  die  Griechen  von  dem  ägypti- 
schen Eroberer  Sesostris  herleiteten,  gehen  bis  in  die  Zeiten  des  alten 
ägyptischen  Reiches  zurück.^)  Bald  nach  Alexander  begegnen  uns  Sieges- 
säulen bei  den  fernen  Indern  (in  A9oka's  Reich)  ^)  wie  in  Rom,  wo  der 
Konsul  Duilius  auf  dem  Forum  die  columna  rostrata  errichtete.  *<^)  Der 
Kaiser  Trajan  aber  baute,  die  erborgten  Obelisken,  welche  die  Plätze  Roms 
zierten,  überbietend,  auf  seinem  Forum  eine  hohe  Denksäule,  welche  spi- 
ralenförmig  von  einem  riesigen  Relief  band  umzogen  war  und  auf  der  Spitze 


kommt  manchmal  Entasis  vor.  Hanbe  von 
Messing  in  Heliopolis:  Ephraim  comm.  in 
Isai.  c.  33  (op.  II  p.  144). 

0  Paus.  1,  32,  5  (vgl.  Bitbsian,  Geogra- 
phie 1, 338);  Rainen  in  Leoktra  nach  Ulrichs; 
bei  Mantineia  Taus.  8,  10,  5;  Denkmal  des 
ManssoUos  auf  Rhodos. 

')  Floms  3,  2  (von  D.  Aenobarbus  und 
Q.  Fabins  Maximas ,  nach  J.  P.  R^yeilat, 
Ra.  n.  8. 10,  12  ff.  an  der  Rhone  erhalten); 
CIL.  V  7817,  vgl.  Plin.  n.  h.  3,  136;  Abb.  aaf 
Münzen  von  Tomoi  unter  Trajan:  Pick, 
Arch.-ep.  Miti  15,  18  ff. 

«)  Ant.  Denkmaler  I  18.  19;  Löwy, 
Inschr.  5.  6.  18.  25;  öfters  auf  Vasen  und 
Reliefs  abgebildet:  s.  Wieseler,  das  Sa^- 
spiel,  G5tt.  Stadien,  2.  Abt.  (1847).  Die 
Zeichner  verwendeten  diese  Säulen  auch  in 
den  Darstellungen  der  Sphinxsage  (z.  B.  Oveb- 
BECK,  Gallerie  T.  1,  12.  14). 

*)  Ant.  of  Athens  I  K.  4  T.  22—33;  re- 
stauriert bei  Mitchell,  history  S.  486 ;  Bühl- 


MAKN,  Archit  I  T.  22 ;  über  die  Basis  Pek* 
BOSE,  principles  2.  A.  T.  21 ;  Denkmal  des 
Thrasyllos:  Ant.  of  Athens  II K.  4 ;  des  Eubu- 
lides:  Ross,  arch.  Aufs.  1,  146  ff.;  des  Nikias 
(320/19):  später  fQr  das  Beulö'sche  Thor 
verwendet;  anonvmes  Monument  von  Ikaria 
in  Form  einer  Ezhedra:  abgeb.  Am.  J.  5, 167. 

»)  Paus.  8,  9,  1.  11,  6;  Phokassäule  auf 
dem  römischen  Forum:  0.  Richter,  Topogr. 
§  27,  dazu  NicHOLS,  Archaeologia  LH  183  ff. 

*)  Abgeb.  bei  Schbeiber,  Relief  bilder 
T  37  40. 

')  Abgeb.  z.  ß.  MB.  5,  80. 

^)  Andere  sind  dagegen  religiöser  Natur, 
wie  das  Nioberelief  und  ein  griechisches  in 
der  Mani  (Ross,  Königsreisen  2,  221  f.). 

^)  Febgusson,  bist,  of  architecture,  Lon- 
don 1867  p.  459.  Kleine  Pfeiler  mit  Nlxa  auf 
Vasenbildern :  Arch.-ep.  Mitt.  2, 132. 

^°)  Auf  Münzen  des  Augustus  und  Ye- 
spasian  abgebildet.  Rest  einer  Nachbildung 
erhalten. 


390  Elaasisohe  Ennaiarohäologie.    I.  Denkmälerknnde. 

seine  Statue  trug.  Denselben  Qedanken  führte  Mark  Aurel  aus,  als  er  die 
Markomannen  besiegt  hatte,  und  endlich  verherrlichte  Arcadius  in  Eon- 
stantinopel  den  Gothensieg  seines  Vaters  Theodosius  durch  eine  Säule,  welche 
einst  ein  eherner  Pinienzapfen  krönte.  ^)  Häufiger  jedoch  hielten  die  Sieger 
die  Dekorationen  des  Triumphzuges  fest.  Schon  Saul  dem  Amalekiten- 
besieger  schreibt  die  jüdische  Tradition  einen  Triumphbogen  zu.^)  Indes 
wurde  ein  solcher  erst  während  der  Diadochenzeit  im  Steine  festgehalten 
und  zwar  gab  er  den  Träger  eines  Tropaions  ab.^)  Im  römischen  Reiche 
wurde  erst  dem  Caesar  diese  Auszeichnung  erwiesen,  doch  auch  noch  nicht 
in  der  Hauptstadt,  sondern  zu^Arausio  (Orange).  In  Rom  selbst  ist  der 
älteste  Bogen  {arcus  triumphalis)  der  des  Drusus,  falls  man  ihn  richtig 
benennt;  die  Bogen  des  Titus,  Septimius  Severus  und  Constantin  stellen 
die  hauptstädtische  Entwicklung  dar.  Ausserdem  beeiferten  sich  viele  treue 
Reichsstädte,  dem  jeweiligen  Herrscher  Triumphbögen  zu  errichten,  wo- 
durch auch  diese  zu  den  Wahrzeichen  der  Städte  der  Eaiserzeit  zählen. 
Der  Triumphbogen  steht  quer  über  der  Strasse  und  wird  deshalb  als  Thor 
behandelt,  indem  er  mindestens  in  der  Mitte  eine  grosse  Thoröffnung, 
meistens  aber  ausserdem  an  den  Seiten  zwei  kleinere  hat.  Der  Fries  ist 
gedehnt  zu  einer  hohen  AUica^  welche  als  wichtigsten  Zweck  die  Aufnahme 
der  grossen  Ehreninschrift  hat.  Ausserdem  sind  in  die  Fläche  reliefge- 
schmückte Medaillons  oder  Vierecke  eingelassen.  Zur  Dekoration  passten 
am  besten  Trophäen^)  oder  Eriegsbilder.  Oben  standen  meistens  eherne 
Statuen,  was  durch  Münzen  illustriert  wird;^)  Viergespanne  schienen,  an 
den  wirklichen  Triumphwagen  erinnernd,  besonders  geeignet.  Mit  den 
Triumphbögen  haben  die  ohne  politischen  AnJass  an  den  Marktstrassen  er- 
richteten Bögen  [arcus)  mit  Gewölben  (fornices)  grosse  Ähnlichkeit,  teilen 
beide  doch  sogar  den  Statuenschmuck.  ^) 

So  manches  Denkmal  der  geschichtslosen  Vorzeit  weckt  wohl  Ver- 
mutungen über  seinen  Zweck,  ist  aber  weder  bei  den  Anfangen  der  Heilig- 
tümer (S.  359  f.)  noch  bei  den  Gräbern  (S.  359  f.)  mit.Sicherheit  einzureihen. 
Wir  nennen  besonders  die  in  T-Form  gestellten  Pfeilerpaare,  von  denen 
man  den  horizontalen  Stein  mit  einem  Finger  in  Schwingungen  versetzen 
kann  (pierres  branlantes,  engl,  roulers) ;  sie  finden  sich  besonders  in  Frank- 
reich und  England.  Weiter  verbreitet  sind  die  labyrinthischen  Stein- 
setzungen. ') 

Litteratur:  über  die  Obelisken  ZofiOA,  de  origine  et  usn  obeliscorum,  Rom  1797, 
f.  m.  8  T.;  Hbnbt  Gobbinoe,  Egyptian  obelisks,  London  1885,  m.  54  T.;  A.  M.  Bandini,  de 
obelisco  Gaesaris  AugoBti  e  Gampi  Martii  ruderibus  nuper  ernto,  Rom  1750,  f.  m.  4  T.; 
J.  H.  Pabkbb,  the  egyptian  obelisks  in  Rome,  Oxf.  1876,  m.  T. ;  E.  Wilson,  Gleopatra's 
Needle,  w.  notes   on  Egypt  a.  egyptian  obelisks,   London  1877 ;   Jambs  Knro ,   Gleopatra's 


0  Nicet.  Paphl.  vit.  Ignat.  989.  |  Thracia  42.    Das  Bild   bei  Gaxfana,   opere 

>)  1  Samuel  15,  12.  !  T.  89  ist  gefälscht. 

»)  Paus.  1,  15,  1.  I           «)  Liv.  33,  27.  37,  3;    die    zwei    ersten 

*)  Indutos    spoliis;    Glaud.    cons.    Stil.  !   wurden  im  J.  198  v.  Chr.   errichtet.     Über 

ni  67.  die    anderen    s.    Hblbio,     Untersuchungen 

^)  Z.  B.  auf  Münze  von  Marcianopolis  S.  46. 

in  Mösien   (abgeb.   Brit.  Mus.  Thracia  30);  j           ^)  Sogar   in  Finnland:    Verb,  der  BerL 

dagegen  dreigiebeliges  Dach,  in  Nikopolis,  anthrop.  Ges.  1877  S.  439  m.  Abb. 
Münze   des   Septimius   Severus,    Brit.  Mus. 


1^ 


Kap.  DL    Die  Werke  der  Bankniiat,    (§  297.)  391 

Needle.  A  hist.  of  the  London  obelisk,  London  1883;  A.  db  la  Bordb,  descr.  des  ob^lisqnes 
de  Lonqsor,  Paris  1833,  m.  Abb.;  A.  Lbbas,  Tob^lisque  de  Luxor,  Paris  1839,  f.  m.  15  T.; 
Votivstelen:  Bobbmabk,  Jabrb.  3, 269  ff.  (Akropolis);  Siegessäulen:  Alph.  Ciaoconi,  co- 
Inmnae  Tnrjanae  oiihographia ,  Rom  1778  f.  184  T.  (ital.  v.  G.  P.  Bellori,  Rom,  m.  128  T.}; 
Photographien  des  Gypsabgusses  der  Trajanssftnle  (8.  74)  bei  Fbobhkbb,  la  colonne  ÜVa- 
Jane,  Paris  1872—4,  f.;  8äule  des  Mark  Aurel:  J.  Vionoli,  de  columna  imperatoris  Anto- 
nini Pii,  Rom  1705,  m.  Abb.;  Babtoli,  columna  oochlis  M.  Anrelio  Antonino  dicata .  .  .  .  c. 
not.  Bellorü,  Rom  1704  f.  m.  80  T. ;  G.  db  Fabbis,  il  piedistallo  della  colonna  Antonina, 
Rom  1846,  f.  m.  4T.;  Theodosiussäule :  C.  F.  Mbnbtbei,  colunma  Thoodosiana,  o.  0.  u.  J. 
f.  m.  18  T.;  Stbztgohski,  Jahrb.  8,  230  ff.  m.  Abb. —  Triumphbogen:  Bbllobius  et  de  Rü- 
bbis,  veteres  arcns  Angustorom  triumphis  insignes,  Rom  1690.  1824  f.  m.  24  T.;  L.  Rossini, 
gli  archi  di  trionfo,  degli  ant.  Rom.,  Rom  1836,  f.,  vgl.  GbIf,  Triumphbogen,  in  Baumeisters 
DenkmJÜem  III  S.  1865  ff.  (mit  Verzeichnis  sämÜicher  Bögen ,  die  Bögen  Oberhaupt  einge- 
schlossen); zur  Ästhetik  H.  Wölfflin,  Repert.  f.  Ennstw.  16,  11  ff.;  Monographien:  Trajans- 
bogen  in  Benevent:  Pbtbbsek,  Rom.  Mitt.  7,  239  ff.;  P.  Makcini,  ill.  dell'  arco  di  Augusto 
in  Fano,  Pesaro  1826,  m.  6  T.;  M.  Sbvbboli,  diss.  del  gik  ant.  arco  detto  di  Portogallo 
e  de'  bassir.  situati  in  esso;  Arco  d'Augusto  in  Rimini,  7  Eupfert.  gez.  v.  J.  Morolli,  gest. 
y.  L.  Carlini,  o.  0.  u.  J.  f.;  A.  Massazza,  Tarco  ant.  di  Susa,  Turin  1750  f.,  m.  1  T. ;  G. 
PoHSBRA,  cenno  s.  Taroo  trionfale  di  Gesare  Ott  Augusto  in  Susa,  1841 ;  Lbtbonkb,  s.  Farc 
de  triomphe  de  Theveste  (Paris  1847);  sog.  Marktthor  in  Athen:  Ant.  of  Ath.  I  E.  1  T. 
3—6;  Exp.  de  Mor^e  III  T.  94;  Pierres  branlantes:  S.  Rbinaoh  III  21,  44  ff.;  Stein- 
setzungen: Ebbst  fijiAUSB,  die  Trojaburgen  Nordeuropas,  Glogau  1893;  Verzeichnis  d. 
Steinsetzungen  im  Ereis  Bleckede,  EorrespondenzbL  d.  Gesamtvereins  89,  74  ff. 

Staatliche  Bekanntmachungen  und  Urkunden,  welche  nicht  an  die 
Mauer  selbst  geschrieben  oder  in  Erz  an  die  Wand  gehängt  werden, 
kommen  ebenfalls  auf  eine  einfache  Stele,  i)  Bei  Staatsverträgen  haben 
die  Athener  und  Böotier  vornehmlich  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  eine 
hübsche  Vignette  (z.  B.  zwei  Stadtgottheiten,  die  sich  die  Hand  reichen) 
vorgesetzt.*)  Wir  verbinden  damit  die  Inschriftensteine  überhaupt, 
deren  Grundformen  Quader,  Platte  und  Säule  sind.  Die  beiden  letzteren 
waren  häufig  in  eine  Basis  eingefügt.  Zur  Einrahmung  einer  Platte  dienen 
oft  Pfeiler  und  Halbsäulen.  Das  Giebelfeld  kommt  an  Grabsteinen  inmier- 
hin  am  häufigsten  vor.  Von  den  Grenzsteinen  pflegen  die  Epigraphiker 
zu  sprechen. 

Litteratur:  Die  Inschriften  sind,  abgesehen  von  den  Grabsteinen  (8.344  f.),  bisher 
nur  nebenbei  nach  ihrer  Form  besprochen  worden.  Die  Beschreibungen  der  Form  wären 
ansf&hrlicher  zu  wünschen.  VerhAltnismässig  am  meisten  Abbildungen  hat  das  Corpus  in- 
scriptionum  Semiticarum. 

297.  Der  Grösse  nach  führen  uns  diese  Inschriftensteine  zu  den 
kleinsten  Produkten  der  Baukunst,  an  denen  ein  Steinmetz  arbeitet,  damit 
sie  meistens  ein  Teil  eines  grossen  Bauwerkes  werden.  Wir  nennen  zu- 
erst die  Steinsessel  in  Theatern,  an  Gräbern  und  Cultusorten;')  einen 
solchen  hatte  schon  Nestor  vor  seinem  Hause  gehabt.^)  Marmorstühle  sind 
noch  in  ziemlicher  Anzahl  erhalten  und  darunter  wahre  Prachtexemplare, 
die  allerdings  von  Handwerkern  nach  einem  Modell  hergestellt  worden 
sind.^)  Manche  Stühle  mit  gefranzter  Decke  scheinen  als  pulvinaria  zum 
römischen  Gottesdienste  bestimmt.^)  Die  sogenannten  Wagenstühle  dürften 


*)  Die  bekannten  xv^ßeig  waren  nach 
dem  Apolloniosscholiasten  (4,  280)  oben  ab- 
gerundet; vgl.  dazu  S.  844  f. 

*)  ScHÖm,  griech.  Reliefs  S.  15  f.;  Fbde- 
DBBicHs-WoLTBBS  S.  380;  Vgl.  Bch.  12, 322  f. 

')  Ein  doppelter  aus  Ikaria  abgeb.  Am. 
J.  5,  176. 

*)  Od.  y  406;  vgl.  auch  Apocal.  20,  11 ; 


Nonnos  Dion.  5,  134.  Kosmas  beschreibt 
einen  Marmorsessel  in  Adulis. 

^)  Vgl.  Bknndorf  u.  Schöne,  lateran. 
Museum  S.  58  (z.  B.  dar.  II  260,  631)  u.  den 
ersteren,  A.  39,  808  A.  1. 

•)  Münchner  Glyptothek  246  [Mon.Matth. 
II  73,  1].  262  [das.  2].  277. 


392  Klauisohe  Kanstarohäologie.    I.  Denkmälerkimde. 

ebenfalls  zu  den  monumentalen  Stühlen  gehören.  ^)  Steinerne  Tische  kamen 
gleichfalls  im  Kultus  vor  und  erhalten  sich  bis  in  die  christliche  Zeit  hin- 
ein;^) sie  waren  aber  sogar  unter  dem  bürgerlichen  Hausrat.^)  Marmorne 
Tischfüsse  {rgaTts^otpogoi),  denen  man  nicht  selten  die  Form  von  Tierbeinen 
gibt,*)  sind  noch  weniger  selten.^)  Die  monumentalen  Leuchter  erhalten 
einen  Untersatz  (Eandelaberbasis),  der  rund  oder  dreieckig  ist  und  mit 
Reliefs  (z.  B.  Eros  die  Psyche  versengend)  geziert  sein  kann.®)  Auch 
ganze  Kandelaber  sind  aus  Marmor  gehauen  worden;  die  Gallerie  der 
Kandelaber  in  den  vatikanischen  Museen  trägt  davon  ihren  Namen. ')  Mar- 
morne Dreifüsse  waren  auch  prächtige  Zierstücke  von  Gebäuden  der  Kaiser- 
zeit. Die  marmornen  Prachtgefässe  (z.  B.  Wasserbecken)  belaufen  sich 
auf  eine  sehr  hohe  Zahl.  Solche  gehörten  nicht  bloss  zu  Bädern,  Gym- 
nasien und  Palästen,  sondern  standen  auch  am  Eingange  von  Tempeln 
{7V€QtQQavTrJQia).^)  Da  die  Christen  ebenfalls  ihre  Hände  mit  Wasser  reinigten, 
bevor  sie  zu  beten  begannen,  standen  schon  in  den  alten  Kirchen  Weih- 
wasserbecken.») Basaltene  Taufgefässe  *")  leitet  die  Überlieferung  von 
Konstantin  her.  Im  Götterkult  gab  es  noch  manche  andere  Art  monu- 
mentaler Gefässe,  vor  allem  Amphoren  und  Mischkrüge,  wie  sie  bereits 
die  Odyssee  an  der  Nymphengrotte  schildert.'*)  Für  den  Gottesdienst  sind 
zuweilen  riesige  Exemplare  hergestellt  worden,  z.  B.  in  Amathus**)  und 
Golgoi  auf  Cypem.  Die  Grabvasen  und  Sarkophage  fanden  bereits  Er- 
wähnung. In  Anbetracht  des  verhältnissmässig  geringen  Gewichtes  ver- 
steht es  sich,  dass  nicht  alle  diese  kleinen  Steinmetzarbeiten  am  Fundort 
auch  gearbeitet,  sondern  häufig  eingeführt  worden  sind. 

Litteratur:  G.  B.  Piravesi,  vasi  candelabri  cippi  sarcofagi  tripodi  luceme  ed  or- 
namenti  ant.,  Rom  1778,  2  Bde.;  H.  Moses,  collection  of  ant.  vases  aliara  paterae  tripods 
candelabra  sarcophagi  from  varioas  musenms,  London  1814,  150  T.;  C.  Amtonini,  manuale 
di  varj  omamenti  (S.  226);  Marmor  Estonianum  s.  diss.  de  sella  marmorea  votiva  in  agro 
Northamptonienai  conservata,  London  1844. 

In  den  Dienst  der  Architektur  trat  die  Gartenkunst,  welche  ihr 
jederzeit  gute  Hilfe  geleistet  hat.  In  dem  heisseh,  baumarmen  Ägypten 
erlebte  sie  ihre  erste  Blüte;  Abbildungen  geben  noch  einen  Begriff  davon, 


»)  Aus  S.  Marco:  Güattani,  mon.  ined.  0  Z.  B.   Bouillon  III  T.  72-4;   Museo 


1788  Marzo  T.  1;  mit  Reliefs  A.  1839  t.  NO; 
Brit.  Mus.  10, 48;  Lateran  Nr.  515  (Benndorf 
u.  SoHöNB  T.  21,  2);  FribdlXhdbr  bei  Mar- 


Pioclem.  IV  1.  5.  VII  37  ff.;  Moses,  collection 
T.  83  ff. 

^)  Erhalten  z.  B.  in  Tiryns  (Schliemavn 


quardt,  Staatsverw.  IV  501.  i  S.  194);   aus  Paestum  MB.  12,  54  (mit  Me- 

*)  Isistempel  von  Pompeji     Marmorner  dusenkopf   in    der    Mitte),    ähnlich    Mus^e 

Tisch  mit  Reliefs  am  Rande,  in  der  christl.  ^Jf^'^oo''-^^.^^'  i^'^^^'^u^^^oQo  m  J^* 

Abt.  des  ath.  Musenms.  I   ^'  ^1  10,  39;  Wiener  Vorlegebl.  1888  T.  1. 1. 

•)Hor.8at.l,6,116;MB.4,56.  l^#?^u  ^i^^  ^''''V^;-^^^     •    m       i 

^^  ^  Kirche  der  hl  Restituta  m  Neapel; 

)  ^-  ^*^'  S.  Giovanni  in  Laterano  u.  St.  Grooe  in  Ge- 

^)  Z.  B.    Lrpsitjs,    Denkm.    II   19.  20;  |  rusalemme. 

mehrmals    griechisch    numeriert:     Nisskn,  !           n)  z.  B.  M.  3,  19;  MB.  6, 12;  Bouillon 

pompej.  Studien  S.  21  f.  Hf  77.  78.  80;  AZ.  1862  T.  166,  1;  Visconti, 

«)  Gbbhard,  ant.  Bildw.  77,  3  u.  113,  2;  Museo  Pioclem.  VII  T.  35  u.  ö. 

viele  dreiseitige   aus   griechischem  Marmor  J«)  Musöe    Nap.   III   T.  31 ;    eine   sehr 

verzeichnet  bei  Bknndorf  u.  Sch5ne.  lateran.  grosse  befindet  sich  auch  im  Museo  Piocle- 

Museum  S.  326,  z.  B.  M.  4,  42;  A.  1850  T.  |  mentino.  —  Pithos:  Phlegon  11. 
B— D  u.  s.  w. 


Kap.  IZ.    Die  Werke  der  Bankniuit.    (§  297.)  393 

dass  Regelmässigkeit  für  Schönheit  galt.^)  Ein  Ausläufer  dieser  altägyp- 
tischen Manier  ist  der  Alkinoosgarten  der  Odyssee.  Bei  den  Griechen  be- 
wegte sich  der  Gartenbau  in  sehr  kleinen  Dimensionen ;  en  miniature  brachte 
er  die  Adonisgärten  hervor.*)  Auf  die  kleinen  Haus-  und  Tempelgärten 
haben  wir  schon  hingewiesen.  Erst  die  Latifundienwirtschaft  des  1.  vor- 
christlichen Jahrhunderts  gab  der  Gartenkunst  weite  Flächen  zu  freier 
Entfaltung.  Die  Gärten  des  Lucullus,  Sallustius  und  Maecenas  waren 
hochberühmt.  Anschauung  phantastischer,  mit  Lattenwerk  erfüllter  Gärten 
gewähren  einige  kampanische  Bilder.^) 

Litteratur:  Simokis,  Gartenkonst  der  Römer,  Blankenburg  1865;  Jak.  Falke,  der 
Garten,  seine  Kultur-  u.  Konstgescliichte,  Stottg.  1885;  Helbig,  Untersuch,  über  die  kamp. 
V^andmalerei  8.  281  ff. 

Mit  der  Architektur  hat  das  Schiffs  bauen  eine  gewisse  Verwandt- 
schaft. Die  Streitfragen  über  die  Einrichtung  der  antiken  Schiffe  berühren 
uns  hier  nicht,  sondern  allein  was  die  Kunst  angeht.  Wir  wissen  von 
Schiffsmalern  und  gewiss  hat  es  schon  damals  in  den  Seestaaten  Marine 
bildhauer  (wie  der  Vater  Thorwaldsens  einer  war)  gegeben.  An  der  Form 
des  Schiffes  sind  Bugspriet  und  Steuer  am  ehesten  verschönerungsfähig. 
Sie  werden  einem  Hom  (z.  B.  einem  Antilopenhom)  angeglichen*)  oder 
laufen  in  einen  Tierkopf  aus.^)  Man  stellt  Götterbilder  zum  Schutze  dort 
auf,  wird  jedoch  durch  die  das  Schiff  überspülenden  Wellen  belehrt,  dass 
es  besser  sei,  sie  zu  einem  Teile  des  Schiffes  selbst  zu  machen.^)  Das 
wichtige  Steuerruder  kann  Reliefschmuck  empfangen.')  Für  Farbe  und 
Glanz  wird  ebenfalls  gesorgt:  Am  einfachsten  ist  es,  die  Segel  zu  färben.^) 
Der  Schiffsleib  selbst  erhält  Farbe  (namentlich  Rot),  sobald  die  Erfindung 
einer  haltbaren  Farbe  gemacht  ist;  die  notwendigste  Verzierung  schien  ein 
gegen  Dämonen  schützendes  grosses  Auge.^)  Römischer  Luxus  setzt  in 
die  Schiffe  sogar  Edelsteine  ein.^^)  Am  höchsten  war  der  Schiffsbau  in 
Phönicien,  Syrien  und  Cypem  entwickelt.  ^  ^)  Könige  von  Ägypten  und 
Syrakus  bauten  in  der  Diadochenzeit  schwimmende  Paläste;  doch  diese 
sind  so  gut  Kennzeichen  jener  Periode  als  die  herrlichen  Speisezelte,  die 
Riesenscheiterhaufen, ^^)  die  Festzüge  und  Augenblicksdekorationen,  wozu 
sich  malerischer  Sinn  und  fachmännische  Kenntnis  verbanden;  der  ägyp- 
tische Kultus  hatte  allerdings  für  letztere  bereits  Muster  geschaffen. 

Litteratur:  s.  Ao.  Raubb,  griech.  Eriegsaltert.  §  4.  11.  44;  über  Aokerformen  Guhl- 
Eegilmann  S.  422;  Zelte:  de  Rokchaup,  Ra.  n.  s.  23,  890  ff. 


*)  WiLKiKBOv,  manners  1 377  =  Pebbot,  |  ^)  Bronze    aus   Aktion:    AZ.  30,  49  ff. 


bist.  1, 258;  Ebman,  Ägypten  1,  274  m.  Abb.; 
vgl.  WöBMAivN,  Landschaft  S.  31  f. 

«)  MB.  8,  18. 

»)  Z.  B.  MB.  12  t.  AB. 

*)  Seit  den  Ägyptern  häufig,  besonders 


T.  62. 

')  Abgebildet    in    den    pergamenischen 
Balustradenreliefs:  Pergamon  II  44  S.  117. 

*)  Bunte  Segel  als  Luxus:  Suet  Gal.  37. 

»)  Z.  B.    Stackblbbrg  ,    Gräber   T.  74 ; 


unter  dem  Einflüsse  des  Orients  (Jahrb.  7,   ,  Hblbig,  Wandgem.  1231.  1582;  Poll.  1,86; 


46),  aber  noch  an  der  ficoronischen  Ciste. 
')  Vogelkopf,  auf  schwarzfigurigen  Va 
sen:    Gerhard,  AV.  4,  254- -5.   285-6,  mit 


Eustath.  11.  1039,  41;  GöHerbild:  Stat.  Theb. 
7,  271. 

^0)  Sueton.  Cal.  37. 


Hals:  Jahrb.  4,  101;  Schlangen  köpf,  in  den  ")  Vgl  Diod.  2,  46;  Plin.  7.  56.  16,  76. 


Papyri  des  neuen  Reiches  —  Ziegenbock 
Herod.  3,  59;  Löwe:  RosBLUiri,  monum.  1, 
130;  phantastische  Formen :  Ga.  1881  T.  28. 


>*)  Auf  Gonsekrationsmfinzen  römischer 
Kaiser  oft  abgebildet. 


394 


KlMsisehe  Eanstarohäologie.    I.  Denkmälerknnde. 


Kap.  X.    Die  eigentlichen  Künste. 

298.  Die  Kunst  im  engeren  Sinne  hat  mit  den  Aufgaben  des  thätigen 
Lebens  nichts  zu  thun;  statt  gleich  dem  Kunstgewerbe  etwas  nützliches 
schön  zu  gestalten,  schafft  sie  frei  und  findet  ihre  Aufgabe  in  dem  bild- 
lichen Ausdruck  von  Vorstellungen,  welche  unmittelbar  durch  die  Natur 
erweckt  (real)  oder  in  Erinnerungen  an  Naturgebilde  zusammengestellt 
(ideal)  sind.  Je  nachdem  bei  der  Nachbildung  die  plastische  Form  oder 
die  Farbe  betont  wird,  erscheint  die  Kunst  als  Plastik  oder  Malerei  spe- 
zialisiert. Indes  sind  diese  erst  vor  etwa  hundert  Jahren  durch  den 
Classicismus  volle  Gegensätze  geworden.  Vorher,  zumal  im  Altertum,  und 
damals  wieder  um  so  mehr,  je  älter  die  Entwicklungsstufe  ist,  besteht 
keine  scharfe  Grenze  zwischen  Malerei  und  Plastik;  im  Gegenteil  hat  die 
reine  Malerei  damit  begonnen,  die  bemalte  Skulptur,  wenn  man  dieselbe 
aus  irgendwelchen  Gründen  nicht  anwenden  wollte,  zu  ersetzen.  Zunächst 
wollen  wir  also  ohne  Rücksicht  auf  die  übliche  Einteilung  eine  allgemeine 
Einleitung  über  die  Mittel  und  die  Technik  der  Künste  vorausschicken, 
wobei  wir  jene  in  der  bereits  früher  befolgten  Ordnung  durchgehen. 

Über  die  Holzschnitzerei  sprechen  die  Alten  wenig;')  man  nimmt 
nicht  selten  mehrere  Stücke  dazu,  weil  ein  grosses  Holzstück  leichter  als 
ein  geschnittenes  reisst,  z.  B.  wird  die  Rückenpartie  selbständig  gearbeitet. 
Dazu  passt  die  Anekdote,  Theodoros  und  Telekles  hätten  getrennt  von  ein- 
ander die  Hälften  einer  Statue  gearbeitet.^)  Unter  den  Bäumen  wählten 
die  Griechen  die  wohlriechende  Cjrpresse,  die  Eibe  und  die  Kedros  {Junü 
perua  phoenicea  L.),  die  Eiche  und  den  Buchsbaum.  Aus  überseeischen 
Ländern  kam  die  Ceder,  das  Ebenholz,  die  afrikanische  Lotös  und  das  von 
ebendort  stammende  Thyon  (Tuja).')  Da  bis  auf  altägyptische  Figuren 
und  Statuen  die  Holzbilder  verschwunden  sind,  muss  die  schriftliche  X^l^er- 
lieferung  hier  eintreten.  Die  zahlreichen  Stellen  verteilen  sich  über  alle  Pe- 
rioden der  antiken  Kunst,  selbst  wenn  wir  in  Anschlag  bringen,  dass  ^oavov 
seit  Euripides  jedwede  Figur,  nicht  bloss  eine  hölzerne  bedeuten  konnte.^) 
Indes  sind  dies  alles  Götter-  oder  doch  Votivbilder;  der  Cultus  einte  darin 
alle  Volksschichten,  denn  Bauern  und  Hirten  schnitzten  sich  selbst  ihre 
Götterbilder.^)  Als  die  Kaiserverehrung  begann,  wurden  auch  die  Regenten 
mit  einbezogen.^)  Andere  Holzbilder  blieben  etwas  ganz  vereinzeltes,'') 
nur  in  den  Anfangen  der  griechischen  Kunst  behielten  sie  den  Vorrang. 
Die  frühesten  olympischen  Sieger,  welche  ihre  Bilder  weihten  (Ol.  59  und 
61),  liessen  Holz  dazu  nehmen.^) 

Litteratar:  Quatrem^re  de  Quincy,  le  Jupiter  Olympien  p.  37  ff. 


^)  Ob  an  einer  Vase  strengen  StUes 
(Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1867  T.  5,  1  = 
ScHBBiBEB,  kultorhist.  Atlas  T.  73,  7)  ein 
Hermensclinitzer  oder  ein  Bildhauer  darge- 
stellt sei,  lässt  sich  nicht  ersehen. 

")  Diodor.  1,  98. 

3)  Hauptstelle  Paus.  8,  17,  2;  Triton  aus 
Gypressenholz :  Polemon  bei  Ath.  11,480  a; 
von  Cedeinholz  waren  z.  B.  die  Eypseloslade 
und  ein  Bild  für  Asklepios :  Theocnt.  Anthol. 
6,  337,  4;  Hermes  aus  Thyon  a.  0. 


*)  Jhst.  11,  133.  Koloss  in  Cnmae:  Goe- 
lius  Antip.  fr.  54  Petes. 

<^)  Z.  B.  Leonid.  Tarent.  Anthol.  9,  326, 
2;  Ps.  Vergil.  p.  158  II  1  Bährens;  TibulL 
2,  5,  28;  Hesycii.  M^Xa  ....  Ugd  dyaXfiata. 
Abbildungen  von  Pnaposiiguren :  MB.  8,  18. 
10,  16. 

«)  Julian,  frg.  epist.  p.  378,  20  H. 

')  Lykurgus  und  seine  S5hne:  Ps.  Plut. 
vit.  X  or.  p.  843  e. 

*•)  Paus.  6,  18, 7. 


Kap.  X.    Die  eigentliohen  Kfiiiste.    (§  298 ) 


395 


Die  Terrakottaplastik  begegnete  technischen  Schwierigkeiten  nur 
hinsichtlich  des  Brennens.  Damit  die  Figuren  nicht  zersprangen,  mussten 
sie  hohl  sein  und  ausserdem  eine  ansehnliche  Luftöffnung  (, Brennloch *") 
haben.  Der  Kunsttöpfer  {xoQonXd&og)  arbeitete  sie  daher  stückweise,  i) 
Für  die  äussere  Erscheinung  gelten  die  gleichen  Grundsätze  wie  für  die 
Vasen.  Die  Thonfiguren  erscheinen  wohl  nie  mit  der  lehmigen  Farbe  des 
gewöhnlichen  Thons.  Wohl  aber  ist  in  den  nördlichen  Provinzen  der 
weisse  Thon  beliebt.^)  Den  sogenannten  aretinischen  Gefässen  (S.  180) 
entsprechen  glänzendrote  Figuren.')  Schwärzlicher  Thon ^)  erinnert  an  die 
Buccherogefässe  (S.  178).  Brauner  mit  polierter  Oberfläche  imitiert  Kupfer.^) 
Manchmal  haben  die  Figuren  einen  einfarbigen  Überzug,  der  edlere 
Stoffe  sozusagen  markiert,  nämlich  weiss,  gelb  oder  glänzend  schwarz.^) 
An  die  bemalten  Vasen  knüpfen  die  bemalten  Figuren  an,  denen  freilich 
erst  nach  dem  Brennen  Farben  aufgepinselt  wurden.  Letztere  haben  sich 
deswegen  schlecht  gehalten.  Sorgfältige  Arbeiter  stellen  einen  Malgrund 
her,  welcher  jetzt  bläulichweiss  aussieht.  Anfangs  freilich  hat  die  Farbe 
fast  nur  eine  dienende  Rolle,  wie  an  den  Vasen  mykenischen  und  geome- 
trischen Stiles,  indem  sie  bloss  die  Einförmigkeit  unterbricht,  aber  keines- 
wegs die  plastischen  Formen  hervorhebt.  Übrigens  dauert  die  ordinäre 
ungeschulte  Thonbildnerei  mit  grellen  Farben,  wie  bei  den  Bäckern,  stets 
fort;^)  denn  die  Masse  der  Bevölkerung  brauchte  Tausende  solcher  Pro- 
dukte als  Votivgaben,  die  oft  schlechthin  mittelst  eines  Henkels  oder  einer 
blossen  Rückenöffnung  an  einen  Nagel  der  Tempelwände  gehängt  wurden.^) 
Viele,  vornehmlich  die  kleinasiatischen  hatten  jedoch  einen  profilierten 
Untersatz.^)  Die  Künstler  befassten  sich  gerne  mit  dem  Thon,  weil  er 
die  Absichten  des  Bildners  am  unmittelbarsten  wiedergibt.  Darum  ent- 
standen auch  wahre  Kunstwerke  aus  Thon ;  man  bediente  sich  zur  feineren 
Detaillierung  der  Fingernägel  *o)  und  des  Modelliersteckens  {xdvvaßog). 
Solche  künstlerische  Studien  sind  auch  zum  Verkauf  gebrannt  worden; 
besonders  häufig  finden  sie  sich  aus  dem  4.  und  3.  Jahrhundert,  als  Zier- 
lichkeit und  Anmut  in  der  Mode  waren,  wozu  der  gebrechliche  Stoff  an 
sich  passte;  vergleichen  wir  nur  das  Porzellan  der  Rokkokozeit!  Allein 
auf  die  Dauer  zahlte  sich  in  der  Töpferei  das  immer  neue  Modellieren  nicht 
aus.  Die  Kunstfertigen  machten  lieber  Formen  (franz.  moules,  zumeist  von 
Thon),^')  aus  denen  eine  beliebige  Anzahl  von  Abdrücken  genommen 
werden  konnte;  sie  passten  am  besten  für  einseitige  Arbeiten,   z.  B.  die 


')  Desbalb  mögen  Figuren  aus  Myrina 
Y  ersetzmarken  (S.  294)  haben. 

')  Z.  B.  Figuren  aus  Salzburg. 
')  Z.  B.  aus  Tenedos  in  München. 

*)  Z.  B.  im  archftologischen  Museum  zu 
Athen  Nr.  368.  813;  häufig  in  Ruvo  und 
Paestum  (B.  1,  184),  dann  in  Etrurien. 

^)  Kopf  aus  Rhodos  in  Smjrma:  Phot. 
des  arch.  Inst.  Smyma  1*;  Pflügergruppe  in 
Würzburg. 

•)  Weiss:  Köpfchen  AA.  1891  S.  115. 
120.  Gelb:  Poll.  7,  163  Jwy  Sk  jto^onXa^toy 
idiow   x6    Xtt   )[oXoßafptya    ßänreiy    xd   X9^' 


(fouStj;  schwarz:  Zeuskopf  von  Olympia 
Fbiedbbicbs- Wolters  312;  Totenmaske  aus 
Garthago. 

^)  Lukian  spottet  über  die  blauen  und 
roten  Farben  (Lexiph.  22).  Unförmliches 
T^er  mit  arabischer  Inschrift:  Ra.  III,  17, 
298  flf.  m.  T.  9.     Vgl.  auch  Fab.  Aesop.  190. 

8)  Beb.  10,  86  m.  Abb.  6,  563. 

»)  Arch.-ep.  Mitt  7,  196. 

**)  Sprichwörtlich : 'Ewc  o  nt^Xog  iy  ovvl^i 
yiytjxai. 

^^)  Hbfnbb  nimmt  auch  Formen  von 
Gyps,  Holz  und  Metall  an. 


396 


Klassische  Knnsiarchäologie.    I.  DenkmAlerkimde. 


sogenannten  Masken.^)  TJnteritalien  hat  diese  Formen  in  grosser  Menge 
geliefert.  Natürlich  fordert  der  kaufmännische  Geist,  diese  Formen  so 
lange  als  möglich  auszunützen ;  sie  folgen  daher  den  Änderungen  des  Stiles 
nicht  sogleich,^)  indes  darf  man  den  zeitlichen  Abstand  doch  nicht  allzu 
gross  annehmen;  denn  wenn  die  alte  Form  noch  brauchbar  bliebe,  würde 
doch  der  Absatz  der  veralteten  Produkte  sich  mindern.  Für  die  grosse 
Kunst  eignet  sich  der  Thon  weniger;  denn  die  Zerbrechlichkeit  und  die 
Schwierigkeit  des  Brennens  stehen  bei  ansehnlichen  Werken  in  zu  argem 
Missverhältnisse.  Doch  sind  an  den  grossen  Töpferorten  thatsächlich  thö- 
nerne  Statuen  hergestellt  worden. 8)  Am  meisten  begünstigten  sie  die 
Italer  vor  der  alexandrinischen  Zeit.  Von  Schmelz  zeigen  sich  abgesehen 
von  den  korallenroten  Figuren  (S.  395)  schwache  Spuren,  z.  B.  an  den 
Fleischteilen  tanagräischer  Figuren.  Eigentliche  Emailfiguren  hat  Ägypten 
produziert  (S.  223). 

Litteratur:  Sammelwerke:  Kbküle  s.  S.  5;  vgl.  Edm.  Tudot,  coU.  de  figurines  en 
argile,  Paris  1859;  Heuzet,  nonvelles  recherches  sur  les  terres  cuites  grecques,  Monuments 
grecs  1876;  E.  Pottibr,  les  stataettes  de  terre  coite  dans  Fantiquit^,  Paris  1891,  m.  Abb. 
(bester  Überblick);  E.  P.  Biabdot,  les  terres-cuites  grecqaes  fun^bres,  Paris  1872,  m.  Atlas 
V.  54  T.  (vieles  verdächtig ;  reiches  Litteratorverzeichnis). 

Grosse  Sammlungen  besitzen  Athen  (Katalog  von  Martha  S.  39),  Paris  (S.  51),  Berlin 
(S.  56)  und  London  (S.  65),  auch  Leiden  (S.  52),  München  (S.  58).  Boston  (S.  69)  u.  A.  Die 
Privatsammlungen  sind  sehr  bedeutend  (allerdings  oft  mit  Fälschungen  überhäuft), 
namentlich  in  Frankreich :  BeUon  (S.  53),  Gröau  (S.  53),  Janze  (S.  53  f.),  Läcuyer  (S.  54), 
dann  Saburoff  (S.  64)  und  Fol  (S.  61).  Die  Hauptfundstätten  sind  in  Asien  Babylonien, 
Ephesos,  Kalymna  (AZ.  6,  277  ff.),  Enidos  (S.  95;  Newton,  T.  59.  60;  vgl.  Ps.  Lucian.  amores 
11),  £yme  (z.  B.  Ga,  5,  189  ff.),  Magnesia  am  Mäander,  sowie  Milet  und  Mylasa  (Ga.  5, 
194),  Myrina  (S.  93;  über  die  jetzigen  Besitzer  S.  Rein  ach,  chron.  p.  323f.),  Pergamon 
(Arch.-ep.  Mitt.  1,  18  ff.),  Smyma  (S.  Rbikagh,  Mölanges  Graux  p.  143  ff.  m.  T.),  Tarsos  (S.  90; 
J&^ÖHNER,  les  mus^es  de  France  I.  30  -  34),  Tenedos  (in  München);  über  die  technischen 
Unterschiede  s.  Catal.  0.  Rayet  p.  30.  Im  eigentlichen  Griechenland  liefern  Attika,  Me- 
garis,  Korinth  und  Bootien  die  meisten  Figuren,  doch  pflegt  man  meist  nur  Tanagra  (S.  104) 
zu  nennen:  R.  Eekul^,  griech.  Thonfiguren  aus  Tanagra,  Stuttg.  1878,  f.  m.  17  T.;  0.  Ratet, 
G.  d.  b.-a.  1875  avril,  juin,  aoüt;  illustr.  Katalog  von  Lechners  Reproduktionen,  Wien ;  über 
Tegea  S.  111;  Elateia  S.  104;  aus  Kerkyra  in  der  Sammlung  Karapanos  (S.  114);  im  Westen 
auf  Sicilien  (S.  115),  z.  B.  in  Centuripae  (S.  116;  A.  7,  43.  46;  AZ.  6,  297  ff.)  und  Kamarina 
(Gatlus  vi  T.  37),  ebenso  in  Unteritalien,  wie  zu  Tarent  (S.  119;  Lenobkakt,  Ga.  7, 155  ff. 
m.  Abb.;  jetzt  in  Tarent,  Paris,  London,  einiges  in  München,  und  Zürich),  Metapontum  (S. 
118)  und  Poseidonia  (S.  118;  Gerhard,  Prodromus  S.  388  ff.;  einiges  in  Würzburg). 

Bei  Wachsfiguren  kam  das  Brennen  in  Wegfall,  doch  waren  sie 
zu  wenig  haltbar.  Ausser  Modellen  und  einzelnen  Absonderlichkeiten,^) 
brauchte  man  nur  Wachspuppen,  die  seit  der  ägyptischen  Zeit  in  der 
Zauberkunst  eine  Rolle  spielten,^)  und  im  alten  Italien  Wachsmasken  von 
Toten,  die  bekanntlich  von  den  römischen  Adeligen  im  Hause  aufbewahrt, 
zu  Cumae  aber  in  das  Grab  mitgegeben  wurden,  und  so  sind  einige  er- 
halten.^) 


*)  Formen  für  aTioTQonaia  Ga.  8,  7  ff. 
T.  3  u.  S.  69  ra.  Abb.;  vgl.  auch  Roijbbt  et 
Ctb.  Rayhoio)  de  LA  GuisRE,  coli,  de  moules 
ant.  de  c^ramique,  Möm.  de  la  soc.  des  ant. 
du  Centre,  Bd.  16  (Bonrges  1888). 

*)  Brüww,  Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad. 
1883  S.  305  ff.;  Wolters,  äZ.  1882  Sp.  292. 

')  Tempelbilder  in  Triteia  Paus.  7, 22,  9. 

*)  Krj^ivri  IltjyeXoni]  von  Thrason:  Strab. 
14,  1,  23. 


^)  In  ägyptischen  Gräbern  kommen  Fi- 
guren vor,  deren  Terrakottakem  mit  braunem 
Wachs  überzogen  ist:  Chronique  des  arts 
1893  p.  98;  Eros  von  Wachs:  Anacreont  10; 
Götterbilder  in  Märtjrrerakten :  Le  Blakt, 
M^l.  d'arch.  5, 96 ff.;  Äpfel  zum  Opfer:  Petron. 
carm.  42,  2. 

«)  MB.  15, 54  (über  die  Erhaltung  p.  16  f.) 
=  Schreiber,  Atlas  T.  100,  2;  Güidobaldi, 
le  immagini  ceree,  Neapel  1853.    Aus  Gyps- 


Kap.  X.    Die  eigentlichen  Kflnete     (§  298.) 


397 


Aus  Bein  und  Hörn  sind  die  ältesten  Skulpturen  geschnitzt,  die  wir 
überhaupt  noch  besitzen;  denn  sie  reichen  in  die  Mammut-  und  Renntier- 
zeit zurück.  Später  sanken  solche  Arbeiten  zu  Kuriositäten  herab.  Nui* 
das  Elfenbein  behauptete  immer  einen  Platz  wenigstens  unter  den  kost- 
baren Arbeiten.  1)  Denn  die  Sprödigkeit  und  der  Wert  des  Stoffes  bedingen 
die  Fortpflanzung  eines  ganz  bestimmten  Elfenbeinstiles.  Lieber  ein  ver- 
drehter Arm  als  ein  Stückchen  des  kostbaren  Stoffes  verloren!  Man  wird 
gut  thun,  sich  von  der  Elfenbeinplastik  des  Altertums  keinen  zu  hohen 
Begriff  zu  machen,*)  auch  wenn  sie,  wie  bei  der  chryselephantinen  Tech- 
nik, mit  getriebenen  Goldplatten  verbunden  wird.  Daher  hat  diese  Manier 
nur  kurze  Zeit  im  5.  und  4.  Jahrhundert  geblüht  und  nur  der  Ruf  der 
beiden  Kolosse  des  Pheidias  hat  später  noch  hin  und  wieder  eine  Nach- 
ahmung hervorgerufen. 

Litteratur:  Über  chryselephantine  Kunst  Quatbbmebb  de  Qüinoy,  le  Jupiter  Olym- 
pien, Paris  1814  p.  133  ff. 

Der  stein  wurde  zuerst  so  zur  Kunst  benützt,  wie  er  sich  zur  bau- 
lichen Bearbeitung  gab.  Brach  er  in  Platten,  so  wurde  mit  einem  scharfen 
Werkzeug  die  Zeichnung  eingeritzt  —  auch  diese  Kunst  geht  in  die  Renn- 
tierzeit zurück  — ,  die  unregelmässig  brechenden  Sorten  dagegen  wurden 
zunächst  in  Flächen  zugehauen,  wie  es  der  Steinmetz  für  Bauzwecke  zu  thun 
pflegte.  In  den  primitiven  Anfängen  jedes  Landes,  von  den  alten  Ägyp- 
tern bis  zu  den  oberfränkischen  Slawen,  zeigen  sich  deutliche  Spuren  dieser 
Flächenbehandlung,  welche  mit  Unrecht  auf  die  Holzschnitzerei  zurück- 
geführt werden.  Die  Steinplastik  ist  ja  überhaupt  ganz  aus  der  Steinmetz- 
arbeit hervorgegangen.  Daher  bedeuten  die  Steinbrüche  für  sie  mehr  als 
Fundorte  rohen  Materials.  Ähnlich  wie  beim  Bau,  werden  die  Statuen 
häufig  schon  im  Bruche  skizziert  {obbozzieH);  manche  dieser  Vorarbeiten 
blieben  in  den  Brüchen  liegen ;  ^)  der  Koloss  von  Naxos  ist  nicht  einmal  von 
dem  gewachsenen  Felsen  losgelöst.  Die  unscheinbaren  Anfänge  abbozzierter 
Statuen  und  Reliefs  finden  sich  in  den  alten  Werkstätten  noch  zahlreich 
vor  und  geben  von  der  allmählichen  Entstehung  einer  Skulptur  einige 
Vorstellung.*)  Einen  noch  besseren  Einblick  gestatten  die  Werkstätten, 
welche  in  Rom  auf  dem  Esquilin  und  am  Tiber  bei  der  Marmorata  lagen. ») 
Die  Bildhauer  gebrauchen  verschiedene  eiserne  Werkzeuge,  nämlich  eine 
Säge  zur  ersten  Roharbeit,  verschiedene  Meissel,  Raspel  (Zahneisen,  Rille), 


formen  gegossen  nach  Plin.  n.  h.  80, 153.  Die 
Form  der  Ahnenbilder  (mit  Unterböhlnng 
der  Brust  und  einem  Täfelchen)  wurde  in 
Stein  imitiert  (Benkborf  u.  Schöne,  Lateran 
S.  208). 

0  Der  edelste  Stoff  für  Götterbilder: 
Plin.  8,  31,  vgl.  12,  5;  z.  B.  Hercules  in  Tibur 
Prop.  4,  7,  82;  Sen.  ep.  76,  10;  s.  auch  Plin. 
12,  5;  Paus.  8,  46,  5;  Porträts  seit  Caesar: 
Cass.  Dio  43,  45;  Tac.  A.  2,  83;  Suet.  Tit.  2. 
Die  erhaltenen  Elfenbeinstatuetten  (z.  B. 
Classical  Review  1877  p.  118)  stammen  mei- 
stens aus  Ägypten. 

^)  Vgl.    die    tadelnde   Bemerkung   des 


Eallixenos  Athen.  5,  205  c. 

')  Auf  Naxos:  Koloss,  Ross,  Inselr.  1,  39; 
KoQdekXag,  ^  'EXXäg  S.  164;  Jhst.  1890  S.  130 
m.  Abb.;  auf  Paros:  Arch.-ep.  Mitt.  11,  167 
A.  5. 

*)  Gardneb,  Jhst.  1890  S.  129  ff.  m.  Abb.; 
6uhl-£noblhann,  Leben  S.  436  nach  Phot.; 
vgl.  Stbel,  Katalog  S.  Y;  Benndobf  und 
ScHÖKB  zu  Nr.  488  des  Lateran ;  Berl.  Skulp- 
turen Nr.  1028.  Ägyptische  Figurenskizzen 
sind  ebenfalls  bekannt  (z.  B.  Priester  von 
Granit,  Dresdner  Abguss  4). 

^)  Visconti,  Atti  dell'  accad.  pontif.  II 
(1823)  T.  1  S.  643  ff. 


398 


fnnstarehäalogie.    1  DenkmAlerkimde. 


Bohrer  und  vielleicht  noch  manches  andere.*)  Die  Geschichte  der  plasti- 
schen Technik  wird  nicht  so  bald  geschrieben  werden.  Die  Perioden 
scheinen  sich  besonders  im  Gebrauche  des  Bohrers  und  der  Raspel  zu 
unterscheiden.  Den  ersteren  fand  ein  Sachverständiger  unter  den  nicht 
anonymen  Werken  zuerst  an  einer  Statue  des  Kallimachos  angewendet;*) 
wir  bemerken  seine  Spuren  dagegen  zuerst  an  den  Giebelfiguren  von  Aigina 
und  01)anpia.  Der  laufende  Bohrer  wurde  in  der  zweiten  Hälfte  des 
fünften  Jahrhunderts  eingeführt  und  kennzeichnet  gewisse  Schulen.*)  Im 
Laufe  der  Kaiserzeit  drängt  sich  der  Bohrer  ungebührlich  vor.  Haare, 
Laub  u.  dgl.  wurden  um  so  ausgedehnter  mit  seiner  Hilfe  hergestellt,  je 
mehr  die  Technik  sinkt.  Die  Raspel  kommt  schon  sehr  früh  vor,*)  ist 
aber  wohl  nie  allgemein  verbreitet  gewesen.  Ln  Gegenteil  wird  sie  von 
einzelnen  verschmäht,  andere  benützen  sie  zur  Trennung  des  Ungleich- 
artigen und  zwar  wahrscheinlich  dort,  wo  ein  Farbton  aufgetragen  werden 
sollte,  z.  B.  am  Haar  (Apollo  von  Tenea)  und  am  Gewände  (praxitelischer 
Hermes).*)' 

Wie  die  alten  Bildhauer  ihre  bewunderten  Arbeiten  schufen,  können 
wir  wohl  nie  ganz  ohne  Anachronismen  darlegen.  Die  Modelle  sind,  weil 
sie  aus  Thon  oder  Wachs  bestanden,  verloren  gegangen ;  ^)  ob  sie  manch- 
mal dem  Original  an  Grösse  gleichkamen,  steht  nicht  fest.')  Mancher  hat 
wie  Michelangelo  und  Puget  freihändig  dem  Stein  zugesetzt,  bis  er  ihn 
bezwungen;  so  scheinen  die  pergamenischen  Reliefs  gearbeitet.  Zeitweise 
mögen  die  Plastiker  im  Sinne  Michelangelos  und  Thorwaldsens  die  Statue 
zuvörderst  als  Hochrelief  aus  dem  Blocke  herausgehauen  zu  haben;  die 
saitische  Periode  der  ägyptischen  Kunst  wenigstens  hat  solche  Studien 
{ibauches)  in  Stein  hinterlassen,*)  wie  auch  kleine  Thonreliefs  aus  Baby- 
lonien  und  Assyrien  kommen.^)  Manche  ägyptische  Köpfe  scheinen  zu 
Akademiestudien  gedient  zu  haben,  z.  B.  einer  mit  flachem  Hinterkopfe, 
den  ein  Quadratnetz  bedeckt.^*)  Eine  mechanische  Kopie,  bezw.  Ver- 
grösserung  oder  Verkleinerung  der  Vorlage  geschah  vielleicht  schon  im 
Altertum  durch  ein  Quadratnetz,  wobei  die  Messpunkte  durch  eingedrückte 


')  AbbD  düngen  bei  Clabao,  mus^e  de 
Bcnlpture  I  T.  1  und  Gardener  a.  0.  S.  137 
(dreierlei  Meissel);  im  allgemeinen  Philipp 
vonThessalonike  Anthol.7, 554,  3;  den  Namen 
oQv^  gibt  Hesychios.  Funde  von  Originalen 
auf  dem  Aventin. 

«)  Paus.  1,  26,  7. 

')  Angewendet  ist  er  am  Fries  und  den 
Giebeln  des  Parthenon,  sowie  den  Balustra- 
denreliefs des  Niketempels,  dagegen  an  den 
Metopen  des  ersteren  und  dem  Fries  des 
letzteren,  wie  auch  des  Theseions  ver- 
schmftht. 

*)  Z.  B.  an  Figuren  von  Delos  und  dem 
Apollo  von  Tenea. 

^)  Vgl.  Sybbl,  Katalog  Nr.  4499.  Über 
die  Raspel  s.  auch  Gölbb  v.  Ravensbubo, 
Venus  V.  Milo  S.  147  ff.;  Rice.  Schveidbb, 
Verh.  d.  Görlitzer  Phil.  Vers.  S.  350.  351. 

«)  Wachs:    CIA.  I  324c  II  Z.  6;    tvnoi 


Arch.-ep.  Mitt.  14,  126  ff.;  thöneme  n^onlaa- 
uata  verkauft  Arkesilaos  an  unselbständige 
Künstler  (Plin.  35,  155;  vgl.  Kbkul^,  die 
Gruppe  des  Künstlers  Menelaos  S.  19  f.); 
Modell  des  trojanischen  Pferdes  abgeb.  A. 
1880  T.  K  (Berliner  Vase  2415). 

0  Kbkul^  (a.  0.  S.  18  f.)  vermutet  es 
von  Pasiteles.  Zu  vergleichen  sind  die  Ab- 
bildungen von  Modellen  des  trojanischen 
Pferdes,  z.  B.  A.  1880  T.  K. 

^)  Zahlreiche  wurden  in  Tanis,  Memphis, 
Krokodeilopolis  und  Theben  gefunden:  Ma- 
bibttb,  notice  Nr.  623-88;  Abgüsse  in  Leip- 
zig 47—51;  andere  Sammlung  im  brittischen 
Museum:  Soldi.  les  arts  meconnus  p.  461  ff.; 
Abb.  bei  Pbbbot  bist.  I  515—7.  623.  637  u. 
MiTOHBLL,  bist.  S.  60. 

»)  Pbrrot  n  p.  328  u.  F.  83.  84.  259 ; 
Kaulbn  Fig.  80. 

»«)  Lbpsius  III  304. 


Kap.  X.    Die  eigenilioheii  Künste.    ($  298.) 


399 


kupferne  Nägel  bezeichnet  wurden.')  Jedenfalls  braucht  der  Bildhauer 
gewisse  Richtpunkte,  wo  er  so  lange  als  möglich  puntelli  (Buckeln,  Bossen, 
Drücker)  stehen  liess.  Manchmal  sind  dieselben  sowohl  an  Bauwerken 
(z.  B.  den  Propyläen  und  den  unteren  Tempelstufen  von  Assos)  als  auch 
an  Statuen*)  schliesslich  nicht  weggemeisselt  worden.  Ebenso  liess  man 
wegstehende  Extremitäten  während  der  Arbeit  durch  Zapfen  (Stützen, 
tenom)  mit  dem  Rumpfe  zusammenhängen ;  ja  die  Künstler  gewöhnten  ihr 
Publikum  an  solche  Stützen.  In  der  archaischen  Kunst  fehlen  letztere  noch 
fast  ganz.^)  Der  Hermes  des  Praxiteles  leitet  für  uns  diese  unkünstlerische 
Freiheit  ein,  welche  allerdings  oft  durch  die  Form  eines  Baumes,  Fels- 
stückes oder  auch  Delphines  beschönigt  wurde.^)  Volle  Berechtigung 
hatten  die  Stützen  nur  dann,  wenn  der  Künstler  ein  Bronzeoriginal  in 
Marmor  übertrug.  Gegenüber  dieser  Nachlässigkeit  ist  die  technische 
Vollendung  mancher  Werke  geradezu  wunderbar;  wie  die  tiefen  Hohlfalten 
mit  schmalem  Eingangssteg  (z.  B.  im  pergamenischen  Fries)  entstanden, 
scheint  den  heutigen  Sachverständigen  noch  ein  Rätsel  zu  sein.^)  Der 
Künstler  findet  nicht  immer  einen  gerade  passenden  Block,  er  kann  sich 
im  Räume  verrechnen,  im  Eifer  „verhauf  er  sich^)  und  endlich  kann  keine 
Vorsicht  verhindern,  dass  nicht  im  Innern  Fehler  des  Kornes  oder  dunkle 
Adern  vorkommen.  Diese  Gründe  empfahlen  schon  von  vornherein  die  Wahl 
kleinerer  Blöcke  oder  machten  Verbesserungen  notwendig.  So  griff  das 
Stücken*)  weit  um  sich  und  beschränkte  sich  nicht  bloss  auf  Gruppen^) 
und  Kolosse,  welch'  letztere  fast  nur  in  vulkanischen  Steinen  monolith 
gearbeitet  wurden.^)  Nicht  wenige  Statuen  bestehen  aus  zwei  oder  meh- 
reren Blöcken. ^0)  Ganz  gewöhnlich  kam  das  Anstücken  von  Extremitäten 
(Fingern,  Armen,  Kopf  und  Geschlechtsteilen,  Kleiderfalten  u.  dgl.)  vor, 
wobei  viele  für  den  Kopf  eine  andere  Marmorart  wählten,  z.  B.  parischen 
Stein,  während  das  übrige  von  pentelischem  war;^^)  infolge  jener  Mass- 
nahme konnte  die  untere  Hälfte  oder  der  Kopf  glattweg  verloren  gehen.  ^^) 
Die  Verbindung  geschah  durch  verschiedene  Mittel,  welche  auch  verschie- 
dene Schulen  anzuzeigen  scheinen.  Manchmal  haben  die  Steinteile  selbst 
Zapfen  oder,  wie  die  Hermen,  viereckige  Einsatzlöcher ;  dagegen  waren  schon 


^)  Schon  an  den  Beinen  und  Zehen  der 
mykenischen  Löwen  sind  Nagelspuren  (AZ. 
1862  S.  *329),  ebenso  an  einem  der  Kolosse 
vom  Qttiriniü;  Lateran  492;  Albani  590; 
Louvre  45;  Berlin  9.  10;  Würzbiirg  20;  Jhsi. 
1890  S.  135;  ^.  o>/.  1888  T.  1.  Vgl.  M. 
Wagneb,  A.  1886  p.  164. 

')  Bknudobf  n.  Schöne,  Lateran  S.351. 

')  Am  Ostgiebel  der  Ägineten  (72  n) 
ist  neben  einer  Ferse  ein  Zapfen  zu  be- 
merken. 

*)  Z.  B.  MB.  9,  25.  10,  27.  7, 26. 
')  Blüjotbb,  Technologie  3,  195  f. 

*)  Deshalb  beten  die  Qoattuor  coronati 
über  ihren  Meissel. 

')  Stbsl,  Katalog  S.  V. 

')  Anekdoten,  die  das  (Gegenteil  be- 
haupten (Plin.  36,  36.  38),  werden  dur^  den 


Befand  der  Laokoongrappe  widerlegt. 

'}  Vielleicht  der  grösste  Monolith  ans 
Marmor  ist  die  8,  92  m.  hohe  Melpomene 
des  Louvre. 

'^)  Aus  zwei  Stücken :  Antinoos  im  ka- 
pitolinischen Museum,  Antoninus  im  Palazzo 
Ruspoli  u.  A.,  s.  GöLEB  y.  Ravensburg, Venus 
von  Milo  S.  36 ;  Stbel,  Katalog  S.V.  Ausser 
mehreren  Parthenonskulpturen .  die  Venus 
von  Milo  und  die  lanuvinische  Juno  im  Museo 
Pioclementino.  Sehr  charakteristisch  Europa 
in  London:  AZ.  20  S.  *311. 

i<)  Glyptothek  103.  151;  umgekehrt 
Louvre  Nr.  112.  116;  parischer  und  anderer 
Marmor  Louvre  118;  Glyptothek  86.  90. 

^'}  Dionysos  Mus.  Pioclem.  II  p.  85; 
Hadrian  im  Palazzo  Ruspoli ;  drei  Frauen  im 
kapitolinischen  Museum. 


400  Klasttiftche  fniifltardhftologie.    I.  Denkmftlerktuide. 

an  den  Löwen  von  Mykene  die  Köpfe  mittelst  Metallstiften  eingesetzt.*) 
Anderes  wurde  bloss  angekittet')  und  fiel  später  ab,  weshalb  sich  jetzt 
die  glatte  Schnittfläche  zeigt.  Ganz  gleich  machte  man  es  bei  Ausbesse- 
rung von  Beschädigungen,  so  dass  nun  z.  B.  Gesicht  oder  Scheitel  wie  ab- 
gesägt erscheinen. 3)  Sprünge  erforderten  eine  eiserne  Klammer.-^)  Dass 
ein  Kopf  ausgehöhlt  wurde,  um  ihn  leichter  zu  machen,  dürfte  selten  vor- 
kommen.^) Den  Abschluss  der  Steinai-beit  macht  das  Polieren  des  Steines 
mit  Schmirgel  und  WachB,  worin  bereits  die  Ägypter  grosse  Fertigkeit 
erreichten;^)  dementsprechend  sind  schon  die  Quadern  des  Kuppelgrabes 
von  Orchomenos  geschliffen.  Die  griechischrömischen  Bildhauer  verteilen 
sich  auf  verschiedene  Manieren.  Die  einen  meiden  ^das  Polieren  ganz 
und  suchen  mit  dem  Meissel  eine  sammtartige  Oberfläche  zu  erzielen,^) 
was  z.  B.  am  Laokoon,  der  mediceischen  und  kapitolinischen  Venus 
und  vielen  anderen  berühmten  Statuen  geschah.  Hiezu  bemerkt  ein  Schrift- 
steller der  augusteischen  Zeit,  dass  die  nackten  Teile  mit  gebleichtem 
(„punischem**)  Wachs  abgerieben  wurden;')  dies  hatte  den  Vorzug,  dass 
es  die  Durchsichtigkeit  des  krystallinischen  Gesteines  minderte.  Die  andere 
Gruppe  glättet  statt  dessen  die  nackten  Teile  mit  Schmirgel,^)  und  geht 
bis  zum  Spiegelglanz  (wie  am  lachenden  Faun  der  Glyptothek).^)  Die 
Politur  überhaupt  ist  im  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  sehr  häufig,  weil  die  Zeit- 
genossen die  vulkanischen  Gesteine,  welche  Politur  erforderten,  bevor- 
zugten. 

Die  schon  mehrfach  erwähnten  vulkanischenSteine,  wie  Porphyr 
und  Granit  nehmen  schon  dadurch  eine  Sonderstellung  ein,  dass  sie  dem 
Bearbeiter  ausserordentliche  Schwierigkeiten  entgegen  stellen.  Bevor  noch 
an  Skulptur  gedacht  werden  kann,  müssen  Hammer  und  Pickeisen  die  Ober- 
fläche mürbe  machen ;  erst  nach  einem  Jahr  vielleicht  beginnt  die  feinere 
Arbeit  mit  Schmirgel  und  Quarzstücken,  i^)  Auch  innerhalb  dieser  Gruppe 
veranschaulichen  mehrere  im  ägyptischen  Landesmuseum  befindliche  un- 
vollendete Statuen  das  Vorschreiten  der  mühsamen  Arbeit. 

Litteratar:  Über  den  roten  Porphyr  Osk.  Schneidbb,  natorwias.  Beitr.  z.  Oeogr.  u. 
Kulturgesch.,  Dresden  1883  S.  75  ff. 

Das  Relief  (ital.  rilievo,  früher  „erhobene  Arbeit"  genannt)  erfordert 


^)  Roh  am  Köpfchen  von  Meligü  (Fbib- 

DEBICHS-WOLTBBS  52). 

*)  Plin.  33,  30;  Paosan.  8,  37,  3  (oder 
zum  Verstreichen  der  Fugen?  Almanach  ans 
Rom  2,  52). 

')  Vgl.  Flut.  adul.  et  am.  a.  E.;  Heüzby, 
rech.  s.  les  fig.  des  femmes  voiläes  p.  9 ;  ders., 
quelques  ohs.  sur  la  sculpt.  grecque  en  Gaule 
p.  13;  z.  B.  Kopf  aus  ApoUonia  im  Louvre; 
Ath.  Mitt.  13,  188  m.  Ahb.;  Frauenstatue  im 
pompejanischen  Tempel  der  Fortuna  Augusta. 
Auch  an  der  Büste  der  älteren  Faustina  im 
Louvre  ist  der  Scheitel  angestückt.  Der 
Hinterkopf  aus  schlechterem  Marmor:  Rei- 
KACH,  chron.  p.  427;  vgl.  auch  Musöes  d' 
Ath.  T.  5  mit  Lepsiüs,  Marmorstudien  S.  68. 

*)  Berlin  Nr.  773  a. 


»)  Glyptothek  242. 

^)  Abgebildet  bei  Lbpsius  III  41  =  Ro- 
SBLLiNi,  mon.  47  und  Pebbot  bist  I  F.  505. 

')  Vitr.  7,  9,  3.  4  (yäyüxfis), 

^)  Z.  B.  Gruppe  von  Orestes  und  Elektra; 
Sybbl,  Katalog  4499 ;  sog.  Antinoos  u.  Büste 
Hadrians:  H.  Mbtbb,  Gesch.  d.  bild.  K.  3, 
310;  Büste  des  Marc  Aurel  im  Gatajo: 
DüTSCHKB,  Bildw.  5  Nr.  482. 

^)  Dazu  stimmt  Plinius*  Beschreibung 
der  Hekate  des  Menestratos  (36,  32). 

*^)  Beides  bilden  die  Äg3rpter  Öfter  ab 
(ersteres  bei  Pebbot  I  F.  52.  53.  506;  Mit- 
chell, bist.  S.  19;  Rosblliki,  mon.  civ.  45, 
4.  9.  11.  48,  2.  49,  2,  letzteres  Pebbot  F.  505 
u.  d.;  Lepsius  III  41  =  Rosbllini  47). 


Kap.  X.    Die  eigentUohdn  Künste.    (§  2dd.)  401 

ebenfalls  noch  einige  besondere  technische  Bemerkungen;  denn  der  un- 
geschickte Name  umschliesst  sehr  verschiedene  Techniken.  Die  gravierten 
Zeichnungen  (Graffiti)  dürften,  wofern  sie  auf  Kunst  auch  nur  entfernt 
Anspruch  machten,  die  Umrisse  zu  Malereien  abgegeben  haben.  Immerhin 
war  damit  ein  Anfang  gemacht.  Wurden  die  von  den  Linien  umrissenen 
Flächen  mit  einem  Messer  ausgehoben,  so  ergab  sich  das  Relief  ä  creux, 
das  sich  besonders  für  farbige  Ausführung  empfahl,  weil  in  der  Vertiefung 
die  Farbe  mehr  Schutz  fand;^)  schnitt  man  dagegen  die  ausserhalb  der 
Konturen  liegenden  Teile  weg,  so  entstand  das  Flachrelief  (Basrelief). 
Aus  dem  Holz  und  dem  Thon  übertrugen  schon  die  alten  Ägypter  und 
Babylonier  diese  beiden  Manieren  in  den  Stein.  Anfangs  wird  die  Silhouette 
mit  scharfen  rechtwinkligen  Blindem  herausgearbeitet;^)  diese  Arbeit  wird 
auch  später  ausgeführt,  doch  bleiben  nun  die  Künstler  dabei  nicht  stehen, 
sondern  stumpfen  und  runden  die  Ränder  ab.  Die  Reliefs  des  fünften  und 
vierten  Jahrhunderts  sowohl  in  Athen  als  in  Lykien  zeigen  diese  Manier 
in  der  Entwicklung.')  Das  Flachrelief  hat  nicht  unerhebliche  Nachteile, 
denn,  da  die  Personen  sämtlich  auf  eine  Fläche  (die  gemeinsame  Ober- 
fläche) projiziert  werden  müssen,  kann  es  nicht  plastisch  sein  und  macht 
doch  durch  die  Vertiefung  des  Grundes  Anspruch  darauf.  Also  lautet  das 
erste  Gesetz  des  reinen  Basreliefs,  dass  alle  Figuren  neben  einander 
stehen,  das  zweite,  dass  sie  stets  im  Profil  aufgefasst  werden,-^)  das  dritte, 
dass  Paare,  die  sich  decken,  als  Eins  erscheinen,  z.  B.  Hörner  eines  Rindes 
oder  Pferdegespanne.^)  Dass  die  Beine  in  der  gleichen  Axe  liegen,  kann 
man  nicht  vermeiden,  aber  es  stört  schon,  wenn  die  Extremitäten  sich 
schneiden,^)  oder  gar  hinter  einander  stehen  sollende  Personen  in  der 
gleichen  Fläche  erscheinen.  Das  Unbehagen  führt  zu  dem  primitiven, 
aber  nicht  übel  gedachten  Ausweg,  den  Hintergrund  in  eine  obere  Etage 
zu  bringen.  Wir  kommen  bei  der  ägyptischen  Kunst  noch  darauf  zurück. 
Wenn  nun  manche  Künstler  denselben  durch  tiefere  Lage  von  dem  Vorder- 
grunde, den  die  Oberfläche  darstellt,  unterscheiden,^)  so  ist  damit  schon 
ein  Schritt  zum  Hochrelief  gethan,  welches  an  der  Vorderseite  Rund- 
figuren gleicht,  aber  im  Hintergrund  an  einer  Platte  haftet.  Hiebei  treten  die 
Auskunftsmittel  der  Rundplastik  ein:  Häufig  sind  Stücke  gesondert  gear- 
beitet worden;  halbrunde  Köpfe,  welche  angeheftet  oder  angeklebt  waren, 
fielen  ab.^) 

Unter  dem  Namen  des  Reliefs  werden  auch  die  hohl  ohne  Rückseite 
gearbeiteten  Köpfe  einbegriffen,  die  an  verschiedenen  Stellen  der  Bauten 
hingen;   ihre  eigentliche  Bezeichnung  ist  Masken   (personae,  tt^cVcött«).») 


')  Die  Ägypter  wendeten  diese  Art  auf 
m  Leu 


die  geleimten  Leinwanddeckel  von  Mumien 
an  (Bergbb,  Entwicklungsgesch.  der  Mal- 
technik S.  8). 

«)  2—3  Mülimeter  in  der  ältesten  Pe- 
riode der  Ägyptischen  Kunst,  später  durch- 
schnitÜicli  1,4  cm. 

>}  Michaelis,  Parthenon  S.  204  f. 

*)  Köpfe  der  Pferdegespanne  im  Profil, 
vgl.  DüTscHKB,  ant.  Bildw.  IV  S.  3. 

»)  Z.  B.  CR.  1860  S.  47,  3. 

')  Am  samothrakischen  Relief  (Frisde- 

Handbuoh  der  klan.  Alterlnmswineiiflchftft.  VI.  26 


RICKS- WoLTBBS  34)  undeutUch;  zwei  Figuren 
decken  sich  an  einem  alten  Grabstein  aus 
Thespiai  (Fribdebicbs-Woltebs  47). 

^)  Z.  B.  an  alten  spartanischen  Reliefs 
(wie  den  von  Chrysapha);  schönes  Beispiel 
Ath.  Mitt.  8, 16  S.  364  f. 

8)  Sammlung  Sabouroff  T.  12—14.  22; 
Mon.  gr.  I  (1873)  T.  1;  Ath.  Mitt.  8,  10  (dazu 
Furtwänqler  S.  195  f.). 

«)  Z.  B.  aus  Marmor  MB.  11,  42;  vgl. 
S.  326. 


402 


SlaBttiBohe  Euuitarchäologie.    I.  Denkmftlerkimde. 


Das  Extrem  des  Hochreliefs  ist  erstens  die  fast  rund  und  für  sich  gear- 
beitete Figur,  die  man  dann  an  einer  Fläche  befestigt.  Dies  geschah  am 
Fries  des  Erechtheions.  Auch  gibt  es  Hochreliefs,  deren  Figuren  nur 
durch  Stege  am  Hintergrund  haften,  i)  Hierauf  folgen  die  selbständigen 
Figuren  mit  flachem  Rücken,  die  man  an  eine  Wand  lehnt.  ^)  Schliesslich 
gelangen  wir  zur  vollen  Statue  mit  architektonischem  Hintergrund.  Was 
unmittelbar  vorausgeht,  Statue  in  Verbindung  mit  Hochrelief,  dürfte  nicht 
unerhört  sein.') 

Wir  haben  die  Steinfigiu*  vorangesetzt,  weil  sie  den  Höhepunkt  der 
Steinarbeit  darstellt;  aber  es  ist  nicht  zu  vergessen,  dass  die  einfache 
Steinmetzarbeit  die  Grundlage  abgibt.  Am  Steinbau  ist  die  Plastik  er- 
wachsen und  vom  Steinmetzen  vollzieht  sich  der  Übergang  ^um  berühmten 
Bildhauer,  was  die  Technik  anlangt,  ohne  irgend  einen  Sprung.  Die  per- 
sönliche Beteiligung  des  Künstlers  an  der  Marmorausführung  muss  im 
ganzen  weit  grösser  als  jetzt  gewesen  sein;  darum  sind  die  alten  Meister 
den  neueren,  welchen  das  Modell  die  Hauptsache  und  die  Marmorausfüh- 
rung Gesellenarbeit  scheint,  in  der  Kenntnis,  wie  der  Stein  zu  behandeln 
ist  und  wie  er  wirkt,  ungeheuer  überlegen. 

Auf  die  Steine  selbst  sind  wir  bereits  in  dem  architektonischen  Ab- 
schnitte (S.  287  ff.)  näher  eingegangen.  Wie  nicht  weiter  ausgeführt  zu 
werden  braucht,  wählte  man  für  die  Plastik  stets,  wenn  möglich,  die  feine- 
ren Sorten.  Daher  kommt  nur  in  den  Anfangsperioden,  wo  man  über  die 
Bezugsquellen  noch  nicht  genügend  orientiert  ist,  eine  grössere  Anzahl  von 
Statuen  aus  ordinärem  Stein  (S.  287)  vor.  Länger  dauert  diese  Periode  in 
den  marmorarmen  Ländern,  wie  Cypem  und  Italien  (vor  Ausbeutung  der  car- 
rarischen  Brüche).  Unter  den  Marmorarten  wiegt  zuerst  der  parische  Marmor 
vor,  dessen  edelste  Art,  der  Lychnites  (S.  292)  anfangs  der  Statuenmarmor 
xati^oxqv  ist;  dann  teilt  er  'die  Herrschaft  mit  dem  pentelischen.  Indes 
sind  die  mineralogischen  Bestimmungen  der  Statuen  noch  lange  nicht  ab- 
geschlossen. Ihrer  Hauptmasse  wird  „griechischer**  oder  „italischer" 
Marmor  schlechtweg  zugeschrieben.  Die  Mode  hat  einst  auch  ihren  Ein- 
fluss  geübt,  z.  B.  war  der  thasische  Marmor  zu  Plinius'  Zeit  aus  der 
Skulptur  verschwunden,  kam  jedoch  unter  Hadrian  wieder  auf.*)  Beson- 
ders wechselte  die  Beliebtheit  der  Farben;  was  dies  betrifft,  werden  wir 
sehen,  dass  die  Kaiserzeit  den  farbigen  Stein  auch  in  der  Plastik  bevor- 
zugte. Polierter  Porphyr  oder  Basalt  sollte  augenscheinlich  mit  der  Bronze 
konkurrieren. 

Litteratur:  PoMPONn  Gaübici  Neapol.  excerpta  de  sculptura  1504  (Gbonoy.  thes. 
ant.  Graec.  IX.);  Glarac,  mua^e  de  sculptore  I  p.  1 — 236;  L.  et  R.  MiNARD,  de  la  sculp- 
tare  ant.  et  moderne,  2.  A.  Paris  1868;  Blümner,  Technologie  a.  Terminologie  3,  187  ff.; 
nach  christlichen  Quellen :  Le  Blant,  M^l.  d'archöol.  III  8.  439  ff.  m.  T.  3 — 10;  Bbknborf, 
zur  Passio  ss.  IV  coronatomm  (Büdingers  Untersuch,  zur  röm.  Eaisergesch.  III.  u.  sep.) 
S.  339  ff.  (sonstige  Litteratur  hei  Wattenbach,  Deutschlands  Geschichtequellen  §  1  Ende); 


*)  Mithrasrelief  aus  Aquileja,  ahgeh.  in 
„Kunstgeschichtliche  Gharakterhilder  aus 
Österreich"  S.  29. 

')  Z.  B.  griechische  St-atuette,  Arch.-ep. 
Miti  1,  10;   eine  andere   aus  Aquileja  das. 


1,77. 


')  Eros  in  Hochrelief  nehen  Aphrodite, 
in  WOrzhurg  (43).  Ein  Mithraeum  in  Agram 
ist  teilweise  ä  jour  gearbeitet  (Arch.-ep. 
Mitt.  7,  216  ff.  T.  8,  2). 

')  Plin.  nat.  hist.  36, 44;  Paus.  1, 18,  6. 


Kap,  X.    iMe  eigenillohea  Ktnate.    (§  29d.) 


403 


Ober  die  jetzige  Weis^:  C.  ▼.  Stbgmann,  Handbuch  der  Bildnerkanst  in  ihrem  ganzen 
Umfange,  2.  Anfl.  v.  J.  Stookbaübb,  Weimar  1884;  Technik  des  Reliefs:  Guido  Hauck, 
Preuss.  Jahrbb.  1885  Jali ;  H.  Lücke,  Grenzboten  1885,  329  ff.  485  ff.;  alte  Abbildongen : 
ans  Ägypten  Ghampollion  T.  180;  Pebbot,  bist.  I  Fig.  52.  53.  505—6.  755;  Gemmen  und 
Lampen  bei  üblichs,  Rhein.  Jahrbb.  4,  188  T.  6;  B.  1851  S.  90  ff.;  Relief  B.  de  TAcad.  de 
Belgique  XIII  Nr.  9  =  Jahh,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1861  T.  6,  4  S.  295  f. 

Anhangsweise  sei  des  Oypses  gedacht,  welchen  die  Babylonier  be- 
reits ausgiebig  benützten.  Die  Plastik  jedoch  wendet  ihn,  von  Modellen 
abgesehen,  nur  für  den  privaten  Eunstbedarf  an.^) 

Die  Metallplastik  arbeitet  ganz  und  gar  mit  den  S.  215  ff.  be- 
schriebenen Methoden.  Folglich  sind  ihre  beiden  Hauptarten  die  Blech- 
arbeit und  das  Giessen;  der  Schmied  bringt  höchstens  bäuerische  Eisen- 
figuren (S.  211)  zustande.^)  Aus  dem  Blech  stellt  man  mit  Schere  oder 
Messer  Figuren  nach  Art  der  Schattenbilder  —  solche  weist  bisher 
nur  das  vorrömische  Südtirol  auf  —  oder  aber  durchbrochene  »Reliefs*, 
in  denen  die  Zwischenräume  der  Figuren  entfernt  sind,  her.  Durch  das 
Treiben  ergab  sich  etwas  dem  Steinrelief  äusserlich  ungefähr  entsprechen- 
des, was  die  Griechen  afpvqrjXaxov  nannten.  Die  Bildsamkeit  des  Materials 
gestattete,  daraus  eine  Rundfigur  zusammenzunieten.  Die  Sphyrelata  über- 
dauern die  perikleische  Zeit^)  und  dürften  häufiger  als  man  glaubt  ge- 
wesen sein.  Der  auf  der  Akropolis  gemachte  Fund  einer  vergoldeten 
Bronzefigur  ^)  erspart  uns  den  Vergleich  der  getriebenen  Statuen  unseres 
Jahrhunderts.  Der  Herdguss,  welchem  die  hinten  platten  Votivfiguren 
des  gemeinen  Volkes  entstammen,  und  der  Vollguss  eigneten  sich  nur  für 
kleine  Figuren.*)  Bei  letzterem  liess  der  Arbeiter  oft  den  Gusszapfen 
stehen,  damit  der  Käufer  das  Votivbild  in  den  Boden  stecken  konnte; 
ebensowenig  ist  die  Gussnat  immer  weggefeilt  worden.^)  Was  die  grosse 
Plastik  anlangt,  kann  mit  dem  Sphjrrelaton  nur  der  Hohlguss  konkurrieren. 
Im  Inneren  ägyptischer  Figuren  findet  sich  noch  manchmal  der  Sandkern. ') 
Die  Kunst  des  Hohlgusses  ist  nicht  überall  gleichmässig  verbreitet;  als 
Muster  feinen  Gusses  wird  der  betende  Knabe  in  Berlin  gerühmt.  Natür- 
lich kamen  Gussfehler  vor.  Man  scheint  dann  wie  bei  Beschädigungen 
das  mangelhafte  Stück  weggeschnitten  und  ein  Ersatzstück  angelötet  zu 
haben. ^)  Kleinere  Gussfehler  werden  niedergeschlagen  und  geglättet. 
Weil  das  Gussverfahren  keine  detaillierte  Arbeit  erlaubte,  musste  der 
Künstler  an  dem  Werke  noch  manches  hinzufügen.  Er  ritzte  Einzel- 
heiten,  z.  B.    die    Pupille    und    die    Haarsträhne,    mit    dem    Grabstichel 


')  Fans.  9,  32,  1 ;  mehrere  Bflsten  ans 
El-Eargeh  (Ägypten)  im  Lonvre:  Academy 
1892  Jnly  9. 

*)  Eine  von  Minutoli  ans  Memphis  mit- 
gebrachte Hnndefignr  ist  aus  Magneteisen 
geschnitten,  ebenso  Skarabäen  (Gravbs, 
miscellan.  works  I  p.  67),  die  auch  aus 
Eupfergarschlacke  gearbeitet  wurden  (Blü- 
MBRBACH,  Beyträge  zur  Naturgesch.  2,  84). 

»)  Plat,  Phaedr.  286  b;  Paus.  3,  17,  6. 

<i  TSy.  äQx.  1887  Sp.  31  T.  4. 
^     *}  Beispiele  recht  ordinären  Gusses  lie- 
fern zumeist  die  billigen  VotivfigÜrchen  aus 


Zinn  (S.  203)  oder  Blei  (sog.  «Bleisoldaten'), 
sehr  zahlreich  im  Menelaion,  im  Eabirion, 
zu  Srayma,  in  Etrurien  und  Eftmthen  ge- 
funden; vgl.  Ross,  AZ.  1854  Sp.  217  flF.  T.65 
u.  arch.  Aufs.  II  T.  1;  Ath.  Mitt.  4,  115  flF.; 
AA.  1889  S.  173  f.;  F.  Maybr,  ein  Dutzend 
antiquarischer  Rhapsodien,  Tuttlingen  1844. 

•)  Ath.  Mitt.  III  T.  12. 

0  Perbot,  bist.  I  S.  594  A.  1.  Halbfigu- 
ren sind  selten  (Catlus  VI  T.  82,  1). 

^)  Daher  fehlt  an  Büsten  der  Scheitel, 
E.  B.  Ga.  IIIT.  14, 


26^ 


404 


KniiBtaroliäologie.    I.  Denkmälerkviide. 


ein/)  und  wenn  es  anging,  ciselierte  er.  Dies  beobachteten  die  alten 
Kunsthistoriker  zuerst  am  Schild  der  Athena  Parthenos.^)  Da  beim  Giessen 
starke  Vorsprünge  vermieden  werden  mussten,  trat  das  Löten  in  grossem 
Umfange  ein,  z.  B.  wurden  Stirnlöckchen  so  angesetzt.^)  Nachdem  das 
verbindende  Blei  oxydiert  hatte,  gingen  häufig  Stücke  von  Bronzefiguren 
verloren.*)  An  den  kleineren  werden  oft  Postamente  aus  dem  gleichen 
Metall  angefügt,  die  anfangs  viereckig  und  schlicht,  in  der  Römerzeit  rund 
und  fein  profiliert  zu  sein  pflegen.^)  Sie  haben  Löcher  für  die  Füsse,  die 
mit  Zapfen  darin  eingelassen  werden;  auf  rohere  Art  durchbohrt  man  sie 
mit  Nägeln.^)  Doch  sei  hiebei  eingeflochten,  dass  Metallfigiu'en  ein  Posta- 
ment entbehren  können;  viele  waren  nämlich  zum  Auf-  oder  Anhängen 
bestinunt,  weshalb  sie  am  Rücken  einen  Stift  (wie  der  Satyr  von  Perga- 
mon  und  die  Minotaurosgruppe)  ^)  oder  ein  einfaches  Loch  oder  auf  dem 
Scheitel  einen  Ring  hatten.^) 

Das  geringe  Gewicht  getriebener  oder  gegossener  Arbeiten  verstattet 
der  Statik  geringeren  Einfluss  auf  die  künstlerische  Freiheit  als  beim 
Steine  und  erleichtert  dadurch  lebhafte  Bewegungen.  Nichtsdestoweniger 
kommen  vereinzelte  Stützen  auch  hier  vor.^)  Geschlossene  Gruppen  da- 
gegen sind  weniger  häufig  als  im  Marmor,  ^o) 

Das  eigentliche  Metall  der  Plastik  war  die  Bronze.  Edelmetall  wählte 
man  nie  um  der  Kunst  willen,  denn  der  Spiegelglanz  des  Silbers  und  noch 
mehr  der  des  Goldes  steht  der  plastischen  Wirkung  im  Wege.  Nichts- 
destoweniger wurden  viele  goldene  und  silberne  Figuren  in  die  Tempel 
als  verehrungswürdige  Bilder  oder  Weihgeschenke  gestiftet.  Darüber 
lassen,  auch  was  Griechenland  anlangt,  die  Tempelinventare  und  andere 
Schriftquellen  keinen  Zweifel,^*)  wenn  auch  begreiflicherweise  Originale 
jetzt  nur  mehr  sehr  selten  sind.^^j  in  <jen  Schätzen  orientalischer  Könige 
standen  Figuren  aus  Edelmetall,  i**)  Während  der  Diadochenzeit  erfand  die 
höfische  Schmeichelei  goldene  und  silberne  Ehrenstatuen  der  Könige,  ^^) 
die  sich  auf  die  Kaiserzeit  vererbten ;  Nero  verbat  sie  sich  zwar,  aber  die 
Geschmacklosigkeit  hielt  bis  tief  in  die  oströmische  Zeit  hinein  an  ^^)  und 
erstreckte  sich  zuweilen  auf  verdiente  Oberbeamte.  ^*) 

Litteratur:  Über  getriebene  Statuen  QuATRExisB  db  Quinot,  le  Jupiter  Olympien 


«)  Tux'sche  Bronze?  (Jabrbuch  1,  169); 
Ath.  Miti  3,  1;  AZ.  1873  T.  10;  Zeuskopf  u. 
Greifenköpfe  aus  Olympia;  Aphrodite  Wol- 
TEB8  236  u.  s.  w. 

^)  Plin.  34,  54 ;   Zeuskopf  aus  Olympia. 

»)  Bronzi  d'Ercol.  V  59  f. 

*)  DöTSCHKB,  Bildwerke  4,  110. 

^)  FuHTWlNOLEB,  argivische  Bronze  S.  16 
A.  61 ;  z.  B.  A.  37  T.  CD. 

"}  FubtwXngleb  a.  0.  S.  2  und  Olympia 
IV  S.  19  Nr.  46  u.  A.  1;  *Efp.  «>// 1887 
S.  142  F.  5  T.  7. 

^)  GoKZB,  Winckelmannsprogr.  1878. 

»)  Büsten:  Ra.  n.  s.  30,  129 f.  m.  T.  3; 
Catlus,  recueil  V  T.  44,  5.  6;  Büste  der  Julia 
im  Louvre:  LoNOPiBiEB,  notice  Nr.  643. 

^)  Angebliches  scabillum  unter  dem  Fuss: 
MB.  12,  41. 


*°)  Ägyptische  Statuettengruppe:  Gatlus, 
recueil  V  5,  1. 

»')  Z.  B.  Isai.  2,  20;  Herod.  1,  50.  51; 
Theopomp  bei  Ath.  6,  231  f;  Lucian.  Alex. 
18;  Polemon  bei  Ath.  11,480  a;  Juven.  13, 
1,  51;  Paus.  1,  5,  1;  Amm.  22,  13,  3;  goldene 
Niken:  Theopomp  bei  Ath.  6,  231  e;  Bch.  12, 
283;  bekannt  ist  das  Weihgeschenk  der 
Phryne. 

'^)  Im  Museum  von  Madrid  (Hübneb, 
d.  ant.  Bildw.  S.  347). 

'»)  Appian.  Mithr.  116. 

'*)  Plin.  33, 151;  Appian.  Mithr.  116. 

»^)  Tac.  A.  3,  70.  13, 10.  bist.  1,36;  Treb. 
Pollio  Claud.  3 ;  Coxbbfis,  origines  p.  3  §  7; 
Nbakdeb,  Job.  Chrysostomos  I  S.  219. 

*«)  Inschrift  von  Kibyra  Bch.  2,  595. 


Kap.  X.    Die  eigeiitliohen  Ettnete.    (§  299.) 


405 


p.  73  ff.;  ber&hmte  Darstellung  einer  Eizgieaserei  auf  einer  Berliner  Vase  (Nr.  2294,  s.  zn- 
letzt  BUjbtwio,  Meisterschalen  S.  381  ff.);  goldene  nnd  vergoldete  Statuen:  Bailib,  Trans- 
actions  of  the  Irish  Academy  22,  2,  167  ff. 

298.  Die  Malerei  des  Altertums  ist  ihrem  technischen  Teile  nach 
noch  vielfach  dunkel.  Die  unentbehrlichen  Hilfsmittel  derselben  sind  na- 
türlich die  Farbstoffe.  Aus  Pflanzensäften  Farben  herzustellen,  hatten 
die  Menschen  vor  undenklicher  Zeit  erfunden;  aber  da  Luft  und  Licht 
zerstörend  auf  sie  einwirkten,  eigneten  sie  sich  nur  für  die  Buchmalerei.  ^) 
Die  gewöhnlichen  Malfarben  wurden  daher  grösstenteils  aus  Mineralien 
gewonnen.  Weiss  sind  Kreide,  Gyps,  tuflfartiger  Alaunstein  (melischeErde), 
gelb  der  Ocker  und  Schwefelarsenik  (Auripigment),  rot  der  Rötel,  Eisen- 
stein, Schwefelarsenik  (Sandarach)  und  Zinnober,  zu  welchen  Mineralien 
noch  das  sog.  Drachenblut,  Purpursaft*)  und  Nilpferdblut  konunen;  blau 
ergibt  der  Lasurstein  (Ultramarin)  und  Kupfer-  oder  Bergblau,  imd  endlich 
Grün  der  Malachit  (Kupfergrün,  Chrysokolla)  und  die  Grünerde  (Veroneser 
Grün);  diesen  Naturstoffen  sind  noch  Buss  und  Kohle  beizufügen.  Da  die 
meisten  jener  Produkte  nm*  an.  gewissen,  zum  Teil  von  den  Kunst- 
sitzen sehr  weit  entfernten  Orten  sich  finden,  bilden  sie  den  Gegenstand 
eines  lebhaften  Handels,  zu  welchem  Zwecke  die  Form  von  Kugeln  auf- 
kommt.*) Während  die  Kenntnis  dieser  Farben  von  den  geologischen 
Verhältnissen  des  Landes  und  dem  Handel  abhängt,  ist  eine  historische 
Entwicklung  bei  den  künstlichen  Farben  wahrnehmbar.  Die  Überlieferung 
nennt  sogar  einzelne  Erfinder:  Die  Ägjrpter  kennen  bereits  Gelb  („Hitze- 
braim**)  aus  Eisenoxyd  mit  Thonerde,  Kalk  und  Wasser,*)  Braunrot  („Pom- 
pejanisches  Rot'')  aus  Eisenoxyd  (Roteisenstein)  und  Thon,  ferner  Blau 
aus  Glasfluss  mit  Kupferzusatz.  Die  Assyrier  verwenden  Neapelgelb  (An- 
timoniat  von  Blei)  und  Blau  aus  Kupfer  und  Blei.  Die  griechischen  Er- 
findungen fallen  in  das  fünfte  und  vierte  Jahrhimdert :  rotgebrannter  Ocker 
(Kydias),  Mennig  (Nikias),  Schwarz  aus  gebrannten  Trestem  (Polygnot  und 
Mikon)  oder  aus  gebranntem  Elfenbein  (Apelles).  Rhodos,  Korinth,  Lake- 
daimon  und  Puteoli  besassen  bedeutende  Farbenfabriken. 

Diese  Hilfsmittel  standen  dem  Maler  zu  Gebote,  boten  aber  eine  un- 
vollständige Farbenskala.  Zu  allererst  hatte  er  also  den  Farbstoff  zu  reiben, 
was  mittelst  eines  feinen  Reibsteines  in  einem  steinernen  Mörser  geschah,^) 
und  dann  nötigenfalls  mit  einem  anderen  zu  verbinden,  der  ihn  haltbarer 
machte  oder  den  Farbton  veränderte;  z.  B.  rief  man  hellere  Töne  von 
Rot,  Blau  und  Grün  durch  einen  Zusatz  von  melischer  Erde,  Kreide  oder 
Gyps  hervor.^)     Ocker  oder  gelbes  Bleioxyd  wird  mit  Mennig,  ausnahms- 


*)  Heraclios  I  2  (näheres  im  Konunen- 
tar  von  Ilg  S.  99). 

')  S.  172;  morex  tnmculas  in  Phönicien, 
anderwärts  anch  murez  brandaris.  Vgl. 
LocABDi  bist,  des  mollnsqnes  dans  Tant., 
Paris  1884. 

')  Solche  haben  sich  in  Pompeji  und 
sonst  gefanden;  AA.  1879  S.  173;  Mus4e  de 
Ray  est  ein  1533;  Donner,  antike  Wandmale- 
reien S.  CVII;  Bebgeb  S.  43;  ßtüXdQi.ov,  bo- 
larium:  Serenoa  bei  Diomedes  1  p.  518,  1 
(anders  gedeutet  von  Büohelbr,  Arch.  f.  lat. 


Lexik.  1,  288  f.).  Unregelmässige  Formen : 
Blümneb  ,  Technol.  4,  458  de.  461 ;  Bebgeb 
a.  0.;  Zinnoberstückchen  in  mehreren  süd- 
russischen  Gräbern. 

^)  Dies  konunt  schon  in  einer  Inschrift 
des  Pyramidenbaumeisters  Nehfermad  vor. 

'')  Aus  Porphyr  in  Pompeji  gefanden: 
Mus^e  de  Ravestein  2323;  aus  Alabaster  mit 
Beibsteinen  von  Alabaster  und  Erystall  in 
St.  Mödard-des-präs  (abg.  Blümneb  S.  458 
Fig.  67  abc);  vgl.  Plin.  36,  157. 

«J  Vgl.  Dioskorides  5,  179  (180), 


406 


KlaBsisohe  EanBtarohaologie.    I.  Denkmälerknnde. 


weise  mit  Eisenoxyd  vermengt.  Für  Braun  kommt  zu  Schwarz  Ocker 
hinzu.  Eine  eigenartige  Schattierung  des  Grünen  entsteht  aus  grüner 
Kupferverbinduhg  und  blauer  Kupferfritte.  Die  Arbeit  des  Reibens  und 
Mischens  besorgten  die  Maler  selbst  oder  ihre  Lehrlinge.^)  Die  Farben 
würden  in  der  Grundlage  nicht  dauernd  haften  bleiben,  wenn  sie  nicht 
einen  Zusatz,  der  sie  festklebt,  erhielten.  Nach  diesem  Bindemittel  stellt 
noch  unsere  Zeit  die  Hauptabteilungen  der  Malerei  fest.  Zu  dem  er- 
wähnten Zwecke  benützten  die  Maler  zuerst  natürlich  die  üblichen  Elebe- 
stoflfe,  nämlich  teils  Gummi  oder  Leim,*)  teils  Harz,  Asphalt  oder  Pech.^) 
Durch  Experimentieren  wurden  zu  diesen  Mitteln  auch  Mischungen  (Harz 
mit  Wachs,  Asphalt  mit  Pech)  *)  und  Eigelb  *)  hinzugefügt.  Diese  Manieren 
tragen  zusammen  die  italienische  Bezeichnung  Temperamalerei  (a  tem- 
pera).  Die  Mängel  derselben  wurden  mit  Eifer  bekämpft.  Die  Farben 
rieb  man  so  fein,  dass  sie  sehr  dick  aufgetragen  werden  konnten. <')  Indes 
blieben  die  warmen  Töne  ziemlich  aus ;  sowie  bei  jenen  Mischexperimenten 
ein  Zusatz  gefunden  war,  der  dauernd  leuchtete,  hatte  diese  Erfindung  die 
Zukunft  für  sich.  Das  Öl  wurde  auch  herangezogen,^)  allein  worauf  es 
gerade  ankam  (nämlich  ein  rasch  trocknendes  Ol  wie  das  Leinöl  zu  finden), 
dies  wurde  nicht  erkannt  und  entdeckt.  Flüchtiges  Erdöl  (Naphtha)  ver- 
suchten die  alten  Ägypter  an  Mumienmasken.  ^)  Dieselben  verfielen  be- 
reits auf  das  Wachs.  Nur  die  Wachsmalerei  errang  sich  einen  an- 
gesehenen Platz,  freilich  von  sehr  bescheidenen  Anfangen  ausgehend;  denn 
weil  das  Wachs  die  Farben  gegen  das  Wasser  widerstandsfähig  machte, 
diente  diese  Mischung,  wahrscheinlich  zu  einem  Drittel  mit  Theer  versetzt, 
zur  Bemalung  der  Schiffe.^)  Schon  die  „mennigwangigen"  Schiffe  Homers 
müssen  auf  diese  Weise  hergestellt  worden  sein.  Die  Farbe  strich  der 
Maler  in  heissem  Zustande  (fiäl&a)  mit  dem  Pinsel  auf;  um  Figuren 
herzustellen,  brauchte  er,  da  sie  rasch  erkaltete,  grosse  Gewandtheit. 
Lides  kommen  schon  seit  dem  6.  Jahrhundert  einzelne  Figurenbilder  vor.*®) 
Es  gab  eben  eigene  Schiffsmaler,  wie  denn  Protogenes  bis  zu  seinem  fünf- 
zigsten Jahre  ein  solcher  gewesen  sein  soll.  Als  unter  den  Diadochen 
der  Bau  von  Prachtschiffen  einen  hohen  Aufschwung  nahm,  muss  auch  die 


')  Emped.  V.  84  f.;  Anthol.  11,  233;  Plut. 
qnom.  adul.  11  p.  54e;  vgl.  Fiat.  Phaed.  110c. 
polit.  277  c. 

»)  Plin.  13,  67.  28,  236.  35,  43;  Vitr.  7, 
10,  2  (zum  Wandanstrich);  in  Ägypten  tieri- 
scher Leim  nach  John  in  Minutolis  Reise 
S.  36. 

")  Efeferharz  in  St.  M^dard  gefanden; 
s.  auch  FioBBLLi,  Pompej.  antiquit.  hist.  1851, 
12.  13.  16.  Ag.  17.  Sett.  Gbioeb  glaubte  Meer- 
schwämme zu  bemerken. 

*)  Ersteres  in  St.  M^dard,  letzteres  in 
Pompeji  gefunden ;  Wachs  und  Harz  an  dem 
zweifelhaften  Bilde  von  Gortona. 

*)  Plin.  35,  45  (bei  der  Wandmalerei) ; 
Theophilua  1,  15,  vgl.  Bbboeb  S.  5  f.  Die 
Anwendung  des  heute  gebräuchlichen  Honigs 
(Hbgtob  Leboux)  oder  der  Milch  ist  bisher 
nicht  nachgewiesen. 


^)  DoNKBB  S.  GXVI.  Von  einem  Bilde 
des  Protogenes  erzählte  eine  Atelieranekdote, 
gegen  die  Gefahr  des  Abblättems  sei  die 
Farbe  vierfach  aufgetragen  worden. 

')  Ol  mit  Wachs  und  Rauchschwarz  in 
St  M^dard. 

")  Pbissb  d'Avennbs,  hist.  p.  291. 

«)  PHn.  nat.  hist.  35,  101.  135.  149,  vgl. 
49.  Den  Zusatz  von  Theer  bestreitet  Donkeb, 
Wandmalereien  S.  11 ,  33 ;  aber  jene  Mischung 
kennt  noch  Cksvwi  (E.  130)  in  der  Wand- 
malerei. 

*®)  Schlange:  Hipponax  Fr.  49(7);  zwei 
Fische:  abgeb.^an  einer  Vase  des  Exekias 
(Wiener  Vorlegebl.  1888  T.  7,  1  a) ;  öfters 
Augen;  s.  noch  Aesch.  bei  Schol.  Ar.  Pac. 
1177;  Ov.  fast.  4,  275  f.;  auch  Verg,  Aen.  5, 
663;  Hör.  c.  1,  14,  14;  Jahrb.  4,  93. 


Kap.  X    Die  dgentlioheii  Künste.    (§  299.) 


407 


Technik  der  SchiffBmalerei  sich  vervollkomnmet  haben.  >)  Von  den  Schiffen 
ging  die  Wachsmalerei  bald  anf  andere  der  Feuchtigkeit  ausgesetzte 
Zimmennannsarbeiten  über^)  und  wurde  dann  allgemein  für  dem  Regen 
preisgegebene  Gegenstände,  ob  sie  nun  von  Holz  oder  von  Stein  waren, 
benützt.  Schon  an  einem  athenischen  Tempel  sind  eigene  « Einbrenner  ^ 
{iyxavtai)  beschäftigt.^)  In  Ägypten,  wo  die  blossen  Sonnenstrahlen  des 
April  und  Mai  hinreichen,  das  Wachs  zu  schmelzen  und  in  diesem  Zu- 
stande zu  erhalten,  kennt  die  Wachsmalerei,  als  deren  Denkmäler  aus 
älterer  Zeit  Mumien-Masken  und  -Hüllen  erhalten  sind,^)  keinerlei  be- 
schränkende Qrenze ;  dort  vollzog  sich  wahrscheinlich  auch  die  Anwendung 
auf  Tafelbilder.  Die  bekannten  Porträtbilder  der  Gräber  des  Faijüm  stam- 
men allerdings  meist  aus  der  Eaiserzeit  und  gehen  jedenfalls  über  die 
alexandrinische  Zeit  nicht  zurück.  Aber  sie  knüpfen,  da  sie  ebenfalls  auf 
das  Gesicht  des  Toten  gelegt  wurden,  unmittelbar  an  jene  Mumienmasken 
an.  In  Griechenland  war  die  Wachsmalerei  wegen  des  weniger  tropischen 
Klimas  mit  mehr  Schwierigkeiten  verknüpft.  Hier  brauchte  der  Maler 
schon  ein  besonders  feines  Wachs  ^)  und  ätherisches  Öl,  um  es  aufzulösen. 
Weil  aber  bei  dem  raschen  Erstarren  des  Wachses  die  Oberfläche  ungleich 
ausfiel  und  die  Grenzen  der  dick  aufgetragenen  Farben  zu  scharf  waren, 
übergingen  die  Maler  ihr  Werk  mit  einem  heissen  Eisenstäbchen,  das  die 
Oberfläche  glättete  und  die  Farben  vertrieb;  davon  heisst  die  Kunst 
Enkaustik,  enkaustische  Malerei.*)  Dieses  mühsame  und  umständ- 
liche Verfahren  hat  in  Griechenland  begreiflicher  Weise  nicht  sofort  Ver- 
breitung gefunden  und  konnte  auch  nicht  eine  solche  Vorherrschaft  er- 
ringen, wie  nachmals  die  Ölmalerei;  es  eignete  sich  für  kleinere  Bilder 
und  war  daher  zu  Porträten  beliebt.'')  Die  Blütezeit  dürfen  wir  in  das 
4.  und  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  setzen,  doch  blieb  die  Technik  mindestens 
bis  zum  byzantinischen  Bildersturm  herab  bekannt.^)  Die  Freskomalerei 
ward  schon  bei  der  Baukunst  besprochen  (S.  335  f.).  Das  Verhältnis  der 
drei  Arten  zu  einander  ist  vielfach  bestritten,  weil  die  chemischen  Unter- 
suchungen wirklicher  Wandmalereien  —  von  Wandanstrich  muss  man  hier 
absehen  —  vorläufig  noch  spärlich  sind  und  die  Chemie  überhaupt  nicht 
in  der  Lage  scheint,  die  in  geringer  Menge  oft,  sowohl  in  Ägypten  als 
in  Europa,  gefundenen  organischen  Substanzen  sicher  zu  bestimmen.  Soviel 
steht  fest,  dass  mindestens  hin  und  wieder  mit  Wachs  oder  einer  Wachs- 
mischung auf  Wände  gemalt  wurde.  ^)  Die  Alten  unterscheiden  von  der 
Malerei,  da  zu  diesem  Begriff  Farben  nicht  notwendig  sind,^^)  auch  das 
Zeichnen  nicht.  Was  die  Kunst  anlangt,  so  werden  Süberstiftzeichnungen 


^)  Vgl.  Ath.  5,  204  ff.  (besonders  204  b. 
208  b);  Sen.  ep.  76,  13;  Val.  Fl.  1,  130. 

«)  Vitr.  4,  2,  2;  Auson.  ep.  26  (19, 45),  9. 

»)  CIA.  I  324;  Plut.fgIor.  Ath.  6  p.  348  f. 

*)  Mehrere  Masken:  Pbisse  d'Avbnnbs 
p.  291 ;  Fragment  in  Florenz  :  Fabbboni,  an- 
tichitä  della  pittora  encaosta  p.  6. 

^)  Vitrav  empfiehlt  jedoch  das  raffinierte 
vpunische*  Wachs  (Wachsseife)  nur  fär 
glänzenden  Wandanstrich. 

<)  Blüxksb,   Technol.    4,  451  f.     Eine 


Eanikator  ans  Pompeji  zeigt  das  Plein-air- 
Atelier  einesEnkaostikers  samt  ölkmg.Brenn- 
eisen  {^aßdioy,  xavrtJQioy)  u.  Kohlenbecken. 

')  Vgl.  Piin.  35,  124. 

^)  DuoANOB,  glofjsar.  .mediae^  et  inf. 
Graecitatis  s.  v.  xtjqoxvios;  Stbztgowskt, 
byzant.  Denkmäler  I  Wien  1891  S.  124. 

")  Wachs  oder  Wachs  und  Harz,  in  St. 
M^dard-des-Pr^s ;  Pllnius  leugnet  dies  aller- 
dings. 

10)  Philostr.  V.  ApoU.  2,  22  p.  34,  31  ff. 


408 


KlasBische  EnnBtarohftologie.    I.  Denkmftlerkande. 


erwähnt.  1)  Bötel-  und  Kohlenskizzen,  welche  das  Volk  zu  Gladiatoren- 
spielen locken,  nennt  Horaz  einmal.^) 

Bemalt  wurde  so  ziemlich  jeder  Stoflf,»)  aber  wenn  der  Maler  die 
Wahl  hatte,  zog  er  seine  Grenzen  enger.  Leinwand  kommt  für  die  alte 
Zeit  gar  nicht  in  Betracht,*)  Papyros  nur  hinsichtlich  der  illustrierten 
Bücher.  Pergament  benützten  die  Künstler  nur  zu  Skizzen.*)  So  schwank- 
ten die  Maler  anfangs  zwischen  Tafeln  {mvaxeg^  mvcoua)  von  Thon  und 
von  Holz;  erstere  sind  in  zahlreichen  Exemplaren  aus  dem  isthmischen 
Heiligtum  und  von  der  Akropolis  bekannt,  grosse  jedoch  nur  aus  den 
Gräbern  von  Caere  (S.  335).  Wegen  ihrer  Zerbrechlichkeit  verdrängt  sie 
indes  das  Tafelbild  auf  Holz.«)  Die  noch  erhaltenen  Bilder  aus  Ägyp- 
ten, 30 — 35  cm.  hohe  und  20 — 25  cm.  breite  Tafeln  von  Sykomoren-  oder 
Tannenholz,  welche  zum  teil  mit  Leinwand  überzogen  sind,^)  geben  keine 
genügende  Vorstellung  von  den  alten  Bildern;  wir  sind  auf  Abbildungen 
angewiesen,  die  uns  eingerahmte  Bilder  an  der  Wand  hängend  zeigen.^) 
Auf  Marmorplatten  sind  die  Monochrome  von  Herculaneum  aufgetragen, 
doch  nur  weil  sie  in  die  Wand  eingefügt  werden  sollten.  Die  auf  Schiefer- 
platten gemalten  Bilder  der  Muse  von  Cortona^)  und  der  Kleopatra  sind 
wohl  sicher  enkaustische  Versuche  der  neueren  Zeit.  Hinsichtlich  des 
Gebrauches  des  Feuers  stellt  Plinius  mit  der  Wachsmalerei  die  Miniatur- 
malerei zusammen; ^0)  denn  das  Elfenbein  wurde  vor  der  Bemalung  an 
der  Sonne  oder  im  Ofen  gebleicht.  Der  gleiche  Gewährsmann,  welcher 
nur  die  Malerin  laia,  eine  Zeitgenossin  Varros,  anzuführen  weiss,  nennt 
als  Werkzeug  den  kestros,  mit  welchem  wahrscheinlich  die  in  der  Minia- 
turmalerei übliche  Grundschraffierung  hergestellt  wurde.  Für  das  Elfen- 
bein konnte  Hom  eintreten ;  ^  *)  Neros  Zeitgenossen  verfielen  auf  Schildpatt. 

Das  Malen  selbst  wird  uns  ziemlich  anschaulich  beschrieben  und  ab- 
gebildet. Der  Maler  hat  mehrere  Pinsel  i*)  und  einen  Kasten,  in  dessen 
Abteilungen  Näpfchen  mit  den  angemachten  Farben  stehen,  oder  statt 
dessen  bloss  einen  langen  Schemel.  ^^)    Aus  diesen  wählt  er  die  geeignete 


»)  Plin.  33,  98. 

')  Sat.  2,  7,  89.  Kohle  Notbehelf  des 
Apelles:  Plin.  35,  89. 

^}  ElfeDbein:  Bbbgbr  8.  41.  Sogar  Glas 
in  Ägypten:  Schbbiber,  Bmnnenreliefs  S.  82. 

*)  Ausnahme  ein  Eolossalbild  unter  Nero: 
Plin.  nat.  bist.  35,  33;  s.  dann  Boethius  de 
arithm.  praef.  ( A.  7) ;  Job.  Philop.  in  Anstot. 
11  nat.  auscult.  (Juniüs,  de  pict.  p.  440). 

^)  Ausgenommen  sind  auch  die  ägypti- 
schen Leinen-  oder  Byssusmasken,  die  mit 
Gypsgrund  überzogen  wurden  (s.  z.  B.  Blu- 
MENBAOH,  Beiträge  2,  69  S.). 

")  laytdeg  Theodoret.  bist.  1,  1;  vXo- 
yQatpta  Strztgowski,  byzant.  Denkm.  I  S.121. 

^)  Vgl.  Boeth.  de  arithm.  praef.? 

^)  MB.  7,  3;  DoNNBB,  Wandmalereien 
T.  C  Fig.  3;  der  Rahmen  heisst  nrjyfJtn  (Ar- 
temidor.  5,  3).  Auch  er  kann  mit  Ranken 
und  Früchten  verziert  sein  (Petbie,  Hawara 
T.  12j.  Votivbilder:  Benitoobf,  griech.  u.  sicil. 
Vasenbilder  1,  12  ff.;   Hbtdexanr,   Neapler 


Vasensamml.  Nr.  3369;  Relief  (Berlin  Nr. 
725):  Samml.  Saburoff  T.  26. 

»)  Nach  Hbydekaitn,  Mitteil.  S.  109  ff. 
auf  Lavagnastein ;  abgeb.  F.  Gayallebt,  oss. 
sopra  un'  ant.  pittura  esistente  nel  Museo  di 
Gort.,  G.  1852,  m.T.  u.  ö. 

»0)  35,  147.  149  (ceatro  ist  beide  Male 
absichtlich  so  gestellt,  dass  es  nicht  zu  cfra 
gehören  kann);  vgl.  Dokkeb  bei  Heibig, 
Wandgemälde  S.  XVI  (Abb.  des  kestros).  Wir 
haben  nur  bemalte  Elfenbeingeräte:  Platten 
ägyptischen  Stils  aus  Pompeji  (B.  1835,  38  f.), 
den  Belag  eines  Kästchens  Ra.  II  T.  32,  zwei 
Medaillons  in  der  Vaticana  (Donneb  S.  XXV). 

'')  Plin.  11,  126. 

^^)  Quintil.  2,  21,  24;  Blümneb  S.  429  ; 
abgeb.  in  dem  Relief  bei  Bartoli,  sep.  dei 
Nasoni  (Blümnbb  S.  463)  u.  an  einem  Grab- 
stein (Abb.:  Rom.  Quartalschr.  6,  376). 

^')  Pompejanisches  Bild:  Blümneb  4, 
459  u.  Donner,  Wandmalereien  S.  109  F.  29; 
Schemel,  bei  dem  malenden  Pygmäen. 


Kap.  X.    Die  eigentUohen  Etlnate.    (§  299.)  409 

und  streicht  sie  zur  Probe  auf  seine  Palette,  deren  Form  damals  eine  volle 
nicht  durchlochte  Scheibe  oder  eine  grosse  Muschel  war.^)  In  Ägypten 
fanden  sich  zahlreiche  Paletten  vor,  deren  Farbenzahl  sich  gewöhnlich  auf 
sieben  beläuft,  manchmal  jedoch  bis  auf  elf  und  zwölf  steigt.  Auf  der  Pa- 
lette tönt  der  Künstler  die  Farben  ab  (^x^oga) ;  zwischen  einer  und  der 
andern  reinigt  er  den  Pinsel  an  einem  feuchten  Schwamm.^)  Malt  er  ein 
Tafelbild,  so  stellt  er  es  auf  eine  dreieckige  Staffelei,  ein  grösseres  jedoch 
in  ein  Holzgerüst;  Dilettanten  liessen  sich  von  einem  Sklaven  das  Bild 
halten.^)  Die  Anlage  des  Qemäldes  liegt  bei  weitem  nicht  so  klar;  doch 
kann  man  immerhin  einiges  feststellen.  Seine  Studien  und  Übungen  macht 
der  Maler  auf  einem  Holztäfelchen  oder  auf  Pergament;  freilich  sind  die 
Handzeichnungen  anscheinend  nicht  so  bedeutend  wie  in  der  neueren 
Kunst.  Indes  schätzten  die  Künstler  die  Skizzen  des  Parrhasios.^)  Das 
Gemälde  selbst  nahm  seinen  Anfang  mit  Skizzierung  der  umrisse,  wozu 
Griffel  und  Zirkel  dienten.*)  Nun  begann,  wenigstens  in  der  entwickelten 
Malerei,  das  Untermalen  (v7toYQd^€iv)  mit  einem  eigenen  Pinsel  {vrtoyQa^fg), 
worauf  die  Lasurfarben,  am  liebsten  „blühende,  saftige "^  Töne,  aufgesetzt 
wurden.*)  Plato  sagt,  die  Maler  seien  unermüdlich  im  Schattieren  und 
Vertiefen.')  Korrekturen  {Pentimenti)  kommen  in  der  bekannten  Anekdote 
von  Apelles  und  dem  Schuster  vor.  Die  Übergänge  der  Farben  wurden 
sorgföltig  vermittelt.®)  Unsere  Vorstellungen  von  Malerei  dürfen  wir 
freilich  nicht  auf  das  Altertum  anwenden;  eher  möchten  die  Tempera- 
bilder des  Mittelalters  zu  vergleichen  sein.  Mit  diesen  haben  die  alten 
Bilder  z.  B.  dies  gemeinsam,  dass  Goldfarbe  angewendet  und  diese  auf 
einer  Unterlage  aufgetragen  wird.^)  In  der  alten  Zeit  mögen  ebenso  tiefe 
Differenzen  geherrscht  haben  wie  in  der  neueren ;  die  dilettantischen  Schrift- 
steller sprechen  nur  von  dem  langsam  tüftelnden  Protogenes,  dessen  „la- 
lysos'  eine  vierfache  Farbenschicht  gehabt  haben  soU,^^)  einerseits  und 
von  Schnellmalem  andererseits.^^) 

Über  Kolorit  und  Licht  zu  reden,  genügen  litterarische  Quellen  nie- 
mals. Die  physiologischen  Verhältnisse  der  Farben  bleiben  bei  allen 
Völkern  gleich;  man  darf  nur  nicht  mit  den  Empfindungen  des  Auges 
den  sprachlichen  Ausdruck  derselben  oder  auch  die  Mischkunst  der  Maler 
verwechseln,  z.  B.  wenn  in  Ägypten  blau  statt  bläulichgrau  gemalt  wird.»*) 


*)  Vgl.   Sen.  ep.  121,  5;    Plat.   Phaed.   I  ')  Abgeb.  an  dem  erwähnten  Grabstein. 


110b;  abgebildet  in  dem  Bild  bei  Helbio 
1443  (Blümkeb  S.  459  und  Donner,  Wand- 
malereien S.  109  F.  29);  conchae  Dig.  33,  7, 
17,  abgeb.  in  dem  Bild  bei  Hrlbio  Nr.  1444 
T.  4  (Blüxnbb  8.  460;  Schreibbb  Atlas  T.  9, 
3) ;  Vasenbild  Mus.  Greg.  II  16, 1  (Schrbibeb 
T.  9, 4j. 

«)  Sext.  Emp.  Pyrrh.  1,28;  Plin.  25, 
103;  vgl.  Plui  de  fort.  p.  99  b;  Dio  Chiys. 
or.  63,  5. 

■)  Staffelei :  Poll.  7,  129 ;  abgeb.  in  der 
Pjgmäenwerkstätte  und  dem  erwäbnten  Re- 
lief ;  Holzgerüst:  Plin.  35, 81 ;  Sklave :  Helbio 
1443-4. 

*)  Plin.  35,  68. 


JjQovnoyQatpBiy  Schol.  B  Townl.  'P  255. 
Anderes  bei  Blümneb  S.  421.  424  f.  Die 
Ausdrücke  diayQafpijy  xaidy^atpov,  xatatofiij 
Hesych.  sind  unklar. 

<)  'EmxQoio€i(;  Plut.  Aristoph.  et  Men. 
3  p.  854 B;  vgl.  Blümneb  S,  427. 

')  Leg.  6  p.  769a. 

*)  'AQfAoyij  Plin.  35, 29;  dnoxQaiye^y  Ti- 
maios  p.  264. 

*)  Violett  nach  Champollion,  lettres  d' 
£g.  et  de  Nubie  p.  130. 

»0)  Plin.  35,  102. 

»0  Plvit.  lib.  educ.  9. 

^*)  Lefsius,  die  Metalle  in  den  ägyp- 
tischen   Inschriften   S.   110  f.      Die    grüne 


410 


Klassiflohe  XnnBtaroh&ologie.    L  Denkmälerkande. 


In  anderen  Fällen  sieht  jeder,  dass  die  Luft  eine  Farbe  verändert  hat, 
z.  B.  6elb  in  Rot  und  Blau  in  OrÜn.  Indes  hat  die  Atmosphäre  des  Südens 
doch  den  Einfluss,  dass  lebhafte  Farben,  welche  unter  unserem  Himmel 
greU  erscheinen,  das  Auge  angenehm  berühren.  Daher  die  auffallende 
Vorliebe  für  die  rote  Farbe,  welche  schon  für  sich  allein  zu  einem  Bilde 
genügt.^)  Bei  der  Wahl  der  Farbe  hatte  es  der  alte  Künstler  nicht  so 
bequem  wie  der  Ölmaler;  denn  weil  die  mit  Wasser  oder  einem  anderen 
Bindemittel  verbundenen  Farben  durch  Verflüchtigung  des  Zusatzes  sich 
ändern,  muss  er  nicht  das  Aussehen  der  angemachten  Farbe,  sondern  ihr 
künftiges  in  Betracht  ziehen.  Nicht  jeder  verstand  sich  ganz  darauf,  und 
so  haben  sich  manche  Farben  wesentlich  verändert,  z.  B.  Rot  in  Schwarz 
oder  Dunkelviolett,  Blau  in  Schwarz  oder  Grün,  Gelb  in  Braun. >)  Man 
schützte  schon  frühzeitig  die  Farben  durch  einen  Fimiss  aus  Harz,  der  im 
Laufe  der  Zeit  nachgedunkelt  hat.^)  Licht  und  Schatten  wurden  natürlich 
durch  die  Farbe  unterschieden;^)  doch  waren  grelle  Beleuchtung  und 
leichter  Schatten  schon  ein  Fortschritt  der  Kunst.  ^)  Wagte  man  auch 
mehrere  Lichtquellen  einzuführen  ?  Philostratos'  Beschreibungen  sind  leider 
zu  rhetorisch,  in  der  Freskomalerei  dagegen,  die  wir  durch  Originale  kennen, 
sind  Beleuchtungseffekte  durch  die  Technik  sehr  erschwert. 

Die  Malerei  hat  im  Altertum,  weil  sie  am  wenigsten  rohe  Körper- 
kraft beansprucht,  stets  zu  den  angesehensten  Künsten  ^)  gezählt  und  ispk 
diesem  Ansehen  auch  am  längsten  sich  auf  der  Höhe  behauptet.  Aber 
dass  sie  ein  Handwerk  sei,  vergass  man  doch  nicht.  Der  Begriff  der 
Malerei  ist  ausserordentlich  vag  und  schliesst  selbst  Stickereien  und 
Buntwebereien  ein;^)  freilich  hat  auch  Raffael  Vorlagen  zu  solchen  ge- 
schaffen. 

Iiitteratur:  Ober  die  Technik  der  Malerei  BitaNEB,  Technologie  4,  414  ff.  (S.  414 
Litteratorverzeichnis) ;  0.  Jahn,  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  1856  S.  284f.;  über  die  Farben 
Blümneb  a.  0.  S.  468  ff.  (Litteratnr  S.  464  f.);  über  die  ägyptischen :  Becke,  Transact.  of  the 
r.  soc.  of  litt.,  London  1843;  Pbisse  d'Avennes,  bist,  de  Tart  ^g.,  p.  292  ff.;  Miaiidte,  diss. 
s.  Temploi  des  cooleurs,  des  vemis  et  des  ^maux  dans  Tanc.  £g.,  gedruckt  hinter  dem 
Katalog  von  Passalacqua  (S.  80)  p.  258  ff.;  Farbenmischung:  Ilo  zum  Heraclius  S.  147  ff.; 
Enkaustik:  Litteratur  bei  Blümnbr  S.  442,  dazu  G.  Tctbnbull,  a  treatise  on  ancient 
painting,  London  1740,  m.  T.;  F.  Waltbb,  die  wiederhergestellte  Mahlerkunst  der  Alten, 
Berlin  1820;  F.  H.  Fernbach,  d.  enkaustische  Malerei,  München  1845;  vgl.  besonders  H. 
Cbos  et  Ch.  Henbt,  l'encaustique,  Paris  1884;  0.  Donneb,  über  Technisches  in  der  Malerei 
der  Alten,  München  1865  und  bei  Gbaul,  d.  ant.  Porträtgemälde,  Lpg.  1888  S.  19  ff.;  Aus- 
stellung f.  Maltechnik' in  München  1893,  offizieller  Katalog  S.  80  ff.  (Donnbb).  85  ff.  (Bbboer); 
Beboeb,  Beitr.  z.  Entwicklungsgesch.  d.  Maltechnik,  München  1893  (Techn.  Mitt.  f.  Malerei  X.) 

300.  Nachdem  Plastik  und  Malerei  sich  nicht  gegenseitig  aus- 
schliessen,  sondern  meistens  zusammenwirken,  ergeben   sich  je  nach   der 


und  blaue  Farbe  göttlicher  Wesen  hat  an- 
dere Gründe. 

')  Monochrome;  fiiXtonaQijioi  IL  B  637; 
Lexika  unter  fAiXtto^  Mennig  e/c  tcc  ay&Qcl- 
xeXa  Theophr.  lap.  51 ;  Zinnober  erwiümt 
Anaxandrides  im  C(*fyQfiffos  (Fr.  14  M.). 

'^)  Schwarz  statt  Rot:  Monochrome  von 
Hercnlaneum;  Bunkelviolett:  Pallas  von  Vel- 
letri  im  Louvre  Nr.  114. 

*)  An  verschiedenen  ägyptischen  Wand- 
malereien und  Mumienkästen ;  dies  ist  natür- 
lich auch  das  feine  atramentum  der  Bilder 


des  Apelles  (Plin.  35,  97).  Nussöl  erwähnt 
Astios 

<)'  Plin.  35,  29.  33,  160 ;  QuintiL  12, 
10,  4. 

»)  Plin.  35,  29. 

^)  Z.  B.  noch  bei  Firmicus  math.  4,  20, 
6.  Die  Anekdotenchronik  kennt  Atelier- 
besuche bei  Malern,  aber  nicht  bei  Bild- 
hauern. 

'')  Plato  Euthyphr.  6  c  vom  panathenäi- 
schen  Peplos;  Yarro  bei  Non.  u.  plumarium; 
Plut.  Per.  12  l^toyQä(poi,  ßatpeig,  noixiXtai, 


Kap.  X.    Die  eigoiitliohen  Eünste.    (§  300.) 


411 


Art  ihres  Verhältnisses  zahlreiche  Spielarten,  welche  wir  der  Übersicht- 
lichkeit wegen  in  ein  Schema  bringen: 

I.  Rundfiguren  (Statuen,  in  kleinerem  Massstabe  Statuetten  ge- 
nannt): 

1)  einfarbige  Statuen,  welche  durchaus  aus  dem  gleichen  Stoffe  ge- 
arbeitet sind  und  der  Bemalung  entbehren.  Dieser  Stoff  wird,  wo  ein 
wirklicher  Kunstgeschmack  herrscht,  nicht  ordinärer  Stein  oder  Thon  sein, 
sondern  Marmor,  marmorähnliches  odet*  polierbares  vulkanisches  Oestein, 
Bronze  imd  Edelmetall.  Diese  einfarbigen  Statuen  setzen  einen  farbigen 
Hintergrund  voraus,  sei  es  eine  abgetönte  Wand  oder  ein  bemalter  Schrein, 
das  dunkle  Qrün  der  Qärten  oder  das  Blau  des  Himmels.  Die  einzelnen 
Teile  des  Werkes  heben  sich  ganz  deutlich  nur  durch  etwaige  Schlag- 
schatten oder,  was  den  Stein  anlangt,  durch  verschiedene  technische  Be- 
handlung (S.  400)  ab ; 

2)  zwei-  oder  auch  mehrfarbige  Statuen,  welche  nichts  destoweniger 
aus  dem  gleichen,  nur  verschieden  behandelten  Stoffe  oder  doch  aus  gleich- 
artigen bestehen.  Diese  Art  war  schon  den  Ägyptern  bekannt,  wo  sie 
von  dem  Einsetzen  heller  Augäpfel  (Quarzstücken  am  ^Schreiber*')  zu  den 
erst  kürzlich  bekannt  gewordenen  prächtigen  Polychromen  der  Zeit  Chue- 
naten's  f ortschritt,  i)  Die  Griechen  Hessen  aus  Mangel  an  geeignetem  Ma- 
terial die  Polychromie  des  Steines  fallen,  bevorzugten  dagegen  die  Poly- 
chromie  der  Bronze.  Diese  ist  seit  der  ägyptischen  Zeit*)  mannigfaltig 
gestaltet.  Silber  wird  aufgelegt  oder  eingeschlagen,  um  Augapfel,  Augen- 
brauen, Zähne,  Nägel,  Brustwarzen  oder  Schmuckomamente  abzuheben. 
Eisenintarsia  dürfte  sehr  selten  sein.^)  Vergoldung  schied  am  häufigsten 
das  Haar  vom  Gesichte.  Die  Färbung  des  Erzes  hingegen  kommt  nur  als 
Ausnahme  vor  und  es  ist  überhaupt  nur  die  aus  Bleizusatz  entstandene 
rötliche  Farbe  nachgewiesen.^)  In  die  Steinplastik  dagegen  drang  die  In- 
tarsia erst  unter  Kaiser  Claudius  und  blieb  stets  selten.^)  Dagegen  nahmen 
die  Künstler  der  Kaiserzeit  die  Kontamination  verschiedener  Steine,  nament- 
lich zur  Unterscheidung  von  Gewand  und  Körper  wieder  auf,  z.  B.  machten 
sie  jenes  aus  Porphyr  oder  buntem  Pavonazzo,  diesen  aus  Marmor  oder 
Nero  antico.*) 

Grössere  Freiheit  in  der  Wahl  des  Stoffes  nahmen  sich  die  Künstler 
bei  den  Augäpfeln  und  Augensternen.  Erstere  bestanden  ehemals  oft 
aus  Glasfluss  (häufig  an  Bronzefiguren  aus  Ägypten  und  Kampanien),  sel- 
tener aus  Quarz  oder  Bergkrystall,')  Edelstein,  Bernstein   (z.  B.   an  zwei 


^)  Z.  B.  Fleisch  aus  rotem  Jaspis,  Ge* 
wand  aas  Alabaster,  Haar  aus  schwarzem 
Granit. 

«)  Vgl.  z.  B.  Ath.  Mitt.  7,  8.  9  f. 

')  Flecken  des  Pantherfells  an  einer 
Figur  in  Speier:  Habsteb  S.  26,  2.  J[ahres- 
bericht  T.  4,  6. 

*)  Praetezta  Plin.  34,  98 ;  Schamröte  an 
der  Athamasfigur  des  Aristonidas  Plin.  35, 
140  (durch  Beimischung  von  Eisen,  wohl 
Eisenoxyd,  welches  Rost  veranlasste,  vgl. 
AZ.  34,  157  f.);  Lippen  eines  Silenskopfes  B. 
1844  p.  33;  Zahnfleisch  eines  Pan,  in  Paris; 


Purpurränder  zur  Zeit  des  Plinius  (34, 98). 

')  Der  Leopard  im  Tiersaale  des  Vati- 
kans Nr.  154  hat  Flecken  aus  schwarzem 
Marmor,  in  welche  wieder  gelbe  Stückchen 
eingese^t  sind. 

*)  Apollo  mit  Lyra  in  Neapel,  1.  Saal; 
GüATTANi,  mon.  ined.  V  Luglio  T.  1,  u.  meh- 
rere Büsten. 

^)  In  Ägvpten  (sehr  kunstvoU  am  Schrei- 
ber und  Scheich-el-Beled)  und  an  einem 
Adler  aus  einer  Katakombe:  R5m.  Quartal- 
schr.  3  330. 


412 


KlasBische  KnnstarchHologie.    I.  Denkmftlerkiinde. 


Greifenköpfen  von  Olympia*)  und  Elfenbein.  Daher  sind  sie  manchmal 
gesondert  erhalten,*)  während  umgekehrt  viele  Statuen  uns  jetzt  mit  leeren 
Augenhöhlen  anstarren.  8)  Im  Marmor  bevorzugten  jedoch  die  Plastiker, 
da  der  weisse  Stein  den  Augapfel  ohnehin  wiedergab,  die  blosse  Bezeich- 
nung des  Augensternes.  Derselbe  wurde  rund,  selten  nierenförmig  ein- 
gebohrt und  diese  Vertiefung  mit  einer  schwarzen  harzigen  Masse  aus- 
gefüllt, welche  jetzt  grösstenteils  verschwunden  ist.  Jene  Manier  gilt 
falschlich  für  eine  Eigentümlichkeit  der  spätrömischen  Kunst,  obgleich  sie 
schon  an  ägyptischen  Figuren  vorkommt;*) 

Litteratur:  Quatbbxere  db  Qüikoy,  Jupiter  Olympien  p.  37  ff.  (polylithe  Stataen). 
55  ff.  (Polychromie  der  Bronze). 

8)  Figuren  aus  zwei  verschiedenartigen  Stoffen,  wobei  die 
unbekleideten  Körperteile  durch  Elfenbein  oder  Marmor  wieder  gegeben 
werden.  Der  Rumpf  besteht  meistens  aus  Oold  oder  vergoldetem  Holz; 
in  diese  Gruppe  gehören  also  die  chryselephantinen  Statuen  (S.  397). 
Marmorne  Extremitäten  sind  eine  Ausnahme  (Athene  Areia,  angeblich  von 
Pheidias  in  Plataiai).  Umgekehrt  vereinigt  sich  mit  dem  lichten  Holze 
am  liebsten  der  Marmor  zu  akrolithen  StsAnenl{äxQ6Xixkoi)y^)  während  Elfen- 
bein hier  selten  ist.^)  Da  das  Holz  gewiss  meistens  Farbe  erhielt,^)  ist 
hier  bereits  der  Übergang  zu  den  bemalten  Statuen  gegeben.  Wir  schieben 
vorher  jedoch  noch  ein 

4)  die  Figuren  mit  echtem  Schmuck.  Die  technischen  Schwierig- 
keiten, welche  bei  der  Herausarbeitung  des  Details  aufstiessen,  bewirkten 
nämlich,  dass.man  häufig  die  in  der  Wirklichkeit  metallenen  oder  wenig- 
stens mit  MetaU  beschlagenen  Teile  aus  Bronze  oder  ausnahmsweise  von 
Gold  anfügte.  Wir  nennen  im  besonderen  Ohrringe,  für  welche  die  Ohren 
der  Göttin  von  Aigina,  der  Eirene,  der  melischen  und  mediceischen  Aphro- 
dite eingebohrt  sind,®)  dann  Haarreife  (Nike  von  Dolos)  oder  wenigstens 
deren  Beschlag  (angebliche  Statue  des  Antenor),  Schüdzeichen  (wie  von 
Pelops  in  Olympia),  goldene  Schalen,*)  dann  Panzer  (an  demselben  Heros), 
Schwerter  und  Speere,  endlich  auch  Pferdezügel.  Da  man  sich  alles  olym- 
pische von  Gold  dachte,  müssen  wir  auch  die  goldenen  Himatia  der  Götter, 


0  Auch  an  einem  Kopf  aus  dem  Odeion 
des  Herodes  (Tückebman»  S.  4).  —  Aus  ver- 
schiedenem Stein:  Wolters  98.  109.  313; 
Ausgr.  V.  Ol.  V  T.  18,9. 

')  Zwei  Augen  aus  Bergkrystall :  Gaba- 
PANos,  Dodone  T.  60,  6;  kolossales  Auge 
von  Elfenbein,  aus  dem  Tempel  von  Aigina: 
Wagner,  Bericht  S.  81  ff.  Vgl.  Wolters 
163-5. 

')  Z.B.  Zeus  von  Olympia ;  Jüngling  in 
der  Glyptothek  Nr.  302;  marmorne  Anakreon- 
statue  im  Besitz  von  Jacobson  u.  s.  w. ;  als 
Wunder  von  Plutarch  berichtet. 

*)  Einbohrung  z.  B.  schon  an  der  ägypti- 
schen Statuette  Nr.  54  in  München ;  Vertiefung 
auch  in  dem  erwähnten  Elfenbeinauge  (A.  2); 
Nierenform  an  Nr.  105  a  des  athenischen 
Museums  (Phot.  des  Inst.  105);  Farbe  nach- 
gewiesen von  H.  SwoBODA,  Rom.  Quartal- 
schr.  1,  100  ff.  3,  135, 1 ;  auch  z.  B.  in  Athen 


Nr.  177. 

^)  Reste  einer  solchen  im  Isiatempel 
von  Pompeji  gefunden  (das  Sistrum  war 
bronzen). 

*)  Dioskurengmppe  von  Dipoinos  und 
Skyllis  in  Argos  (Paus.  2,  22,  6).  Ein  Werk 
des  Theokosmos,  dessen  Rumpf  aus  Thon 
und  Gyps  bei  einem  goldelfenbeinemen  Kopfe 
bestand,  galt  für  unvollendet  (Paus.  1.  40,  4). 

^)  So  vereinigen  sich  Marmor  und  be- 
malter Kalkstein  in  jüngeren  Metopen  von 
Selinunt  (Bekkdorf  S.  42). 

*)  Frauenbüste  von  Kyme  Ra.  III  11, 
85;  Aphrodite  Tyszkiewicz  Mon.  ined.  I  Sp. 
965 ;  Lamprid.  AI.  Sev.  51  uniones  duo  magni 
ponderis  et  inusitatae  mensurae  inauribus 
Veneris  dicavit. 

®)  Diese  und  Kränze  nimmt  Dionysios 
weg  (Ps.  Aristot.  oecon.  2,  2, 41).  Hals- 
schmuck :  Zosim.  5,  38,  vgl.  41. 


Itap.  X.    Die  eigentUoheii  Sttnate.    (§  300.) 


413 


wie  die  athenische  Burggöttin  eines  trug,  dazu  rechnen.^)  Hier  ist  auch 
die  Stelle,  um  von  der  Bekleidung  und  Schmückung  der  Bilder  zu  reden; 
eine  schöne  Sitte,  die  das  ganze  Altertum  hindurch  dauerte^)  und  noch 
nicht  ganz  vergessen  ist,  woUte,  dass  am  Feste  der  verehrten  Gottheit 
auch  ihr  Bild  im  Festgewande  erscheine.  Für  diesen  Zweck  lagen  im 
Tempelschatze  prächtige  Gewänder  und  wirkliche  Schmucksachen,^)  mit 
denen  die  dazu  bestellten  „Schmücker*'  (bei  Göttinnen  natürlich  Frauen) 
die  Figur  anputzten.*)  Je  mehr  dieselbe  einer  Puppe  glich  —  schon  im 
Altertum  wurden  Puppen  bekleidet*)  — ,  desto  besser  passte  sie  in  das 
EJeid  hinein,  weshalb  Holzfiguren  sich  hiezu  vorzüglich  eigneten.^) 

Die  5.  Gruppe  bilden  die  bemalten  Statuen.  Indes  sind  diese 
weit  davon  entfernt,  alle  das  gleiche  Ziel  anzustreben.  Wirklich  bemalt 
in  dem  Sinne,  dass  jeder  Teil  seine  natürliche  Hauptfarbe  erhält,  sind  die 
Figuren  aus  ordinärem,  undichtem  Stoffe  d.  h.  einfach  gebranntem  Thon 
oder  gewöhnlichem  Stein  (z.  B.  Muschelkalk  oder  Gyps);  folglich  haben 
die  ägyptischen  Gypsbüsten  aus  El-Kargeh  mehr  oder  weniger  rote  Ge- 
sichter, schwarzes  oder  braunes  Haar  und  schwarzweisse  Augen  aus  Glas- 
fluss.^)  Hätte  man  auch  Figuren  aus  Marmor  oder  einem  anderen  polier- 
baren Stein  in  dieser  Weise  bemalt,  so  wäre  das  schöne  und  kostbare 
Material  dem  Blicke  ganz  entzogen  worden;  daher  sind  solche  Figuren 
seltene  Ausnahmen.^)  Somit  erstreckte  sich  die  Bemalung,  mit  welcher 
auch  die  Vergoldung  zu  verbinden  ist,  auf  diejenigen  Teile,  welche,  wie 
wir  sahen,  häufig  aus  anderem  Metalle  hergestellt  wurden.  Die  Augen- 
sterne sind  meistens  dem  Maler  überlassen,  leider  blieb  die  Farbe  selten 
haften.^)  Bemalt  sind  femer  häufig  Kleider  und  der  Schmuck, ^o)  wofür 
das  schönste  Beispiel  die  Augustusstatue  von  Prima  Porta  liefert:  Ilir 
hellrotes  Untergewand  hebt  sich  von  dem  purpurnen  Mantel  ab  und  der 
Harnisch,  dessen  Fransen  gelb  sind,  weist  blaue,  rote  und  gelbe  Figuren 
auf.  Am  Körper  sticht  das  Haar  durch  seine  Farbe  so  stark  von  der 
Umgebung  ab,  dass  der  Plastiker,  wenn  er  einmal  am  Augenstern  die 
Farbe  zulässt,  sie  auch  dort  nehmen  muss.  In  den  Unebenheiten  der  Haar- 
flechten haben  sich  sehr  zahlreiche  Spuren  von  Farbe  erhalten.  Sie  zeigen, 
dass  das  Haar  gefärbt  zu  werden  pflegte,  jedoch  ideal.  Nicht  die  gewohn- 
ten schwarzen  Ha^re  der  Griechen  und  Italer  finden  wir,  sondern  Gold 
(z.  B.  am  Asklepios  von  Melos)  ^  ^)  oder  eine  daran  erinnernde  Nuance  von 


*)  Ps.  Aristot.  a.  0. 

»)  PauB.  2,  11,  6.  7,  25,9;  Suet.  Calig. 
22;  Vopisc.  Prob.  10;  Saturnin.  9;  CIL.  XIV 
44  ornatam  omni  culta;  vgl.  Qüatbrm^bde 
QüiKCT,  Jupiter  Olympien  p.  8  ff.;  Ruhl,  über 
die  Bekleidung  antiker  Statuen,  Kassel  1848. 

')  Inventare  der  Hera  von  Samos:  E. 
Cdbtius,  Inschriften  und  Studien  S.  10  ff.; 
EöBLEB,  Ath.  Mitt.  7,  367  ff.;  Artemis  Brau- 
ronia:  CIG.  1,  155;  Delos:  Inv.  des  Demares 
I  29  f.,  des  Hy^sokles  I  62. 

*)  Koc/4rjtai,  xoa/iiJTQiai. 

')  B.  mun.  1889  T.  8. 

*)  Vgl.  SCHBBIBEB,  AZ.  41,  293  f. 

»)  Academy  1892  July  9. 


")  Z.  B.  granitne  Statue  des  Horus,  mit 
Stuck  überzogen,  in  Berlin  (Verzeichnis 
S.  70). 

»)  Vgl.  Plat.  rep.  4,  420  c;  Paus.  1,  14, 
6 ;  z.  B.  Asklepios  von  Melos  und  Augustus 
von  Prima  Porta.  Braunrote  PupiUe  in 
blauem  Auge  an  zwei  Pan-  u.  Silenmasken, 
Dresden  Nr.  123/4.  Weisse  Augen  u.  Zähne 
auf  glänzend  braunem  Thon  (aus  Rhodos,  in 
Smyma,  Phot.  des  Inst.  1*). 

'«)  Vgl.  Ra.  III  11,  85;  vergoldete  Ge- 
wänder bei  rotem  Stein:  Acta  S.  Savini 
(Baluzii  misceU.  p.  12). 

>  >)  S.  SiTTL  zu  Hesiod  Th.  947 ;  auch  an 
Terrakotten,  z.  B.  Athen,  archäol.  Museum 


iU 


Klasfliflche  SonBtaroh&ologie.    L  Denkmftlerlnmde. 


Gelb*)  und  dann  ein  tiefes  Rot,  welches  wohl  den  viel  begehrten  und 
durch  Lawsonia  inermis  Linn,  künstlich  hervorgerufenen  rötlichen  Schimmer 
des  schwarzen  Haares  vorstellen  soll ;  *)  manchmal  mag  dieses  Rot  aller- 
dings als  Grundlage  der  Vergoldung  gedient  haben.  Hier,  wie  beim 
Schmucke  ersparte  die  Farbe  dem  Bildhauer  manche  Arbeit;  sie  gliederte 
das  Haar  3)  und  führte  die  in  die  Stime  hereinspielenden  durchsichtigen 
Löckchen  und  Büschel  aus,*)  wie  sie  Kleinigkeiten,  z.  B.  die  Schuhriemen, 
oft  ganz  hinzufügte.  Die  einfachste  Art  der  Bemalung  mit  Lokaltönen  weisen 
Terrakottafiguren  auf,  die  sich  hauptsächlich  auf  Weiss,  Gelb,  Gold  und  je 
zwei  Arten  von  Rot  und  Blau  beschränken.  Die  nackten  Teile  dagegen 
scheinen  weit  seltener  bemalt  worden  zu  sein.*)  Möglicherweise  wurde 
häufig  der  Marmor  nur  abgetönt,  was  in  neuester  Zeit  Hildebrand  und 
John  Gibson  versuchten.  Wenn  man  indes  früher  glaubte,  dass  die  Sta- 
tuen durch  Wachsüberzug  einen  Farbton  bekommen  hätten,  übersah  man, 
dass  gerade  das  hiezu  verwendete  punische  Wachs  sorgfältig  gebleicht 
war. 6)  Zuthaten,  wie  z.  B.  Baumstümpfe  zu  bemalen,  stand  nichts  im 
Wege.') 

Litteratur:  Dass  die  antike  Plastik  Bemalnng  and  Farbe  ausschliesse ,  ist 
ein  Glaubensartikel  der  auf  das  verschwenderische  Rokoko  folgenden  nüchternen  antiki- 
sierenden Periode,  den,  um  nur  die  bertthmtesten  Namen  zu  nennen,  Winckelmann  und 
Goethe  predigten.  Catlus  gestand  wenigstens  der  spätrömischen  Plastik  Polychromie  zu 
(recueil  VI  p.  360);  dann  folgte,  vorerst  unverstanden,  Quatbem^bb  db  Quincy  mit  seinem 
, Jupiter  Olympien*  (Paris  1815).  Zuerst  wandten  sich  die  Architekten  von  dem  Glauben 
>in  die  Farblosigkeit  der  Antike  ab  (S.  300  f.);  dann  griff  der  Zweifel  auch  auf  die  Plastik 
über  und  brach  sich  Bahn.  In  neuester  Zeit  ist  namentlich  Tbbu  für  die  Farbe  ein- 
getreten und  eine  in  Berlin  abgehaltene  Ausstellung  zeigte,  dass  die  Erinnerung  an  ein 
Wachsfigurenkabinett  —  ein  solches  gab  es  übrigens  nie  im  Altertum  —  nicht  am  Platze 
sei.  Vgl.  die  zu  §  257  angeführte  Litteratur;  femer:  Quatbbm^bb  db  Quinot,  Jupiter 
Olympien,  Teil  I.;  de  Labobde,  consid^rations  sur  la  sculpture  peinte  dans  Tantiquitä  et  au 
moyen  äge,  1845  (?);  Chb.  Walz,  über  die  Polychromie  der  antiken  Skulptur,  Tübingen 
1853,  m.  3T.  (einschränkend);  Ulbichs,  Reisen  u.  Forschungen  1,  72  ff.  (ablehnend);  Raoul- 
RocHETTE,  de  la  peinture,  J.  d.  sav.  1853,  Juillet;  Wblckbb,  kleine  Schriften  3,407  ff.;  Tbeu, 
sollen  wir  unsere  Statuen  bemalen?,  Berlin  1884;  ders.,  Katalog  der  Ausstellung  poly- 
chromer Bildw.,  Berlin  1885;  Th.  Alt,  die  Grenzen  der  Kunst  und  d.  Buntfarbigkeit  der 
Antike,  Berlin  1886;  Lemcke,  Ästhetik  II  «376  ff.;  Blümneb,  Technologie  3,  200  ff.;  Geskbl 
Salomon,  über  vielfarbige  u.  weisse  Marmorskulptur,  Stockh.  1891  (einschränkend).  Ägyp- 
tische Abbildungen:  Pebbot,  bist.  I  Fig.  507—10;  über  die  Bemalung  der  archaischen 
Statuen  der  Akropolis  Lschat,  Beb.  14,  552  ff.;  Farbe  und  Gold  in  altchristlicher  Zeit:  R5m. 
Quartalschr.  3, 137  ff.;  über  Vergoldung  s.  das  Repertorium  der  Institutsschriften  unter  daratura. 

Die  Rundfiguren  lassen  sich  auch  nach  anderen  Gesichtspunkten  ein- 
teilen. Man  unterscheidet  Eolossalstatuen,  gewöhnliche  Statuen,  welche 
nicht  zu  weit  von  der  natürlichen  Grösse  abweichen,  und  Statuetten;  die 
letztgenannten  stehen  grösstenteils  insofern  künstlerisch  niedriger,  als  für 


161;  vgl.  Passio  ss.  IV  cor.  p.  325;  Athene 
von  Herculaneum:  Millutoek,  uned.  mon. 
ser.  I  T.  7  p.  13. 

»)  Ath.  Mitt.  1886  T.  9,  2;  Jhst.  11,123; 
Rom.  Mitt.  111290,48;  gelbbraun:  Gruppe 
des  Alenelaos 

*)  Waoneb,  Bericht  S.  216.  223;  Ra.  III 
11,85;  Fbiedebichs-Woltebs  104  u.  A.  S. 
dazu  Hohes  Lied  7,  5. 

')  Öfters  in  Olympia,  z.  B.  am  Eladeos; 
vgl.  Fbiedebichs-Woltebs  20  f.  34.  37.  45  f. 
91.  99  u.  ö. 


^)  Ausgrabungen  von  Olympia  V  T.  16; 
Jahrb.  IV  T.  1 ;  Dresden  Nr.  169. 

^)  Kopf  in  London :  Tbbu,  Jahrb.  4, 18  ff. 
m.  T.  1  (farbig);  Dresden  Nr.  169;  Ga.  1886 
T.  29;  Ath.  Mitt.  4,  39.  5,24  A.  3;  fleisch- 
farbene Statue  in  einem  Wandgemälde 
(Helbio  1)  abgebildet. 

•)  Vitr.  7,  9,  3;  Plin.  21,  82;  vgl.  Tbbu, 
Jahrb.  4,  23. 

')  Silen  mit  Dionysoskind  im  Vatikan 
(Helbio  I  S.  4  f.). 


Kap.  X«    Die  eigentlichen  Slin«ie.    (§  dOO.) 


415 


geringe  Grösse  nur  genrehafte  Bilder  konzipiert  werden;  dagegen  dürfte 
die  Masse  der  übrigen  Statuetten  wenigstens  im  Hauptmotiv  von  grösseren 
Werken  entlehnt  sein.  Mit  Rücksicht  auf  den  menschlichen  Körper  unter- 
scheiden wir  Statuen  und  Büsten  oder  Hermen  (EgfiaT).  Stellen  diese 
eigentlich  nur  einen  mit  einem  Kopf  geschmückten  Pfeiler  dar,  so  sind  die 
Büsten  {TtQOTOfim)  eine  Abstraktion  oder  eine  Abbreviatur.  Sie  entstehen 
aus  der  Kunstanschauung,  dass  es  bei  dem  Porträt  nur  auf  das  Gesicht 
ankomme;  einen  konventionell  behandelten  Rumpf  vermisste  daher  nie- 
mand. Doch  herrschte  über  die  untere  Grenze  der  Büste  keine  Einheit. 
Mit  der  Zeit  treten  [gewähltere  Formen  auf:  ein  geschweifter  Abschluss 
mit  Aushöhlung  an  der  Rückseite,  ausgehöhlte  Armansätze  (z.  B.  bei  An- 
tinoos),  ^)  selbst  der  Blumenkelch,  aus  welchem  die  Büste  gleichsam  heraus- 
wächst, findet  sich  bei  der  sogen.  Klytia  des  brittischen  Museums  und 
anderen.^)    Sogar  das  Kniestück  blieb  dem  Altertum  nicht  unbekannt. 3) 

Für  den  Eindruck  der  Statue  hat  die  Aufstellung  nicht  geringe  Be- 
deutung. Die  dekorative  Statue  steht  auf  einem  Bauteil,  die  selbständige 
auf  einem  Postament  (Bcisia),  So  manche  Figur  unserer  Museen  nimmt 
sich  schlecht  aus,  weil  der  moderne  Untersatz  zu  hoch  oder  zu  niedrig 
ist.  Die  altgriechische  Kunst  hat  sehr  niedrige  Postamente,  welche  manch- 
mal einfache  Standplatten  waren,  ^)  geliebt.  Der  Form  nach  unterscheiden 
wir  die  neutralen,  welche  nicht  beachtet  werden  sollen  (entweder  viereckig 
oder  sorglos  gerundet,  auch  ovalartig),  und  die  architektonischen,  welche 
profiliert  sind.  Köpfe  oder  Pfeiler  als  Schmuck  haben,  staflfelförmig  ansteigen 
u.  dgl.  mehr;*)  zu  ihnen  sind  auch  die  mit  Malerei  oder  Reliefs  geschmück- 
ten Postamente  zu  rechnen,  von  denen  es  noch  mehrere  Exemplare  (wo- 
runter ein  praxitelisches?)  gibt.^)  Zwischen  den  beiden  Hauptklassen  treten 
auch  Mischungen  ein.')  Andere  Postamente  späterer  Zeit  zeigen  an  ihrer 
oberen  Seite  die  Örtlichkeit  an,  wo  man  sich  die  Figur  denken  soll.  In 
gewissem  Sinne  trägt  die  Basis  mit  zur  Polychromie  bei;  denn  sie  sticht 
sehr  oft  im  Farbton  von  der  Statue  ab,  schon  weil  man  oft  einen  billigeren 
Stein,  z.  B.  eleusinischen,  dazu  wählt,  oder  aber  für  Bronze-  und  Holz- 
figuren«) den  Stein  vorzieht. 

Litteratar:  AZ.  34,  18  ff.  m.  T.  2;  A.  1863  S.  196  A.;  über  die  GrOsse  Oybbbsck, 
Ber.  d.  sftchs.  Ges.  40,  287  A.  4;  über  die  Preise  von  Stataen  FRisDLlimBB,  Acta  acadom. 
Albertinae  1865;  über  die  Halbmonde  (/ui^Waxoi),  welche  den  Scheitel  der  im  Freien  stehen- 
den Stataen  gegen  die  Vögel  schützen  soUten,  Petersen,  Ath.  Mitt.  14,  233  ff. 

n.  Reliefs  (vom  ital.  rilievo,  erhaben,  früher  »erhabene  Arbeiten" 
genannt).  Die  Reliefs  gehören  der  Technik  nach  mit  den  Rundfiguren 
zusammen,  dagegen  den  künstlerischen  Prinzipien  nach  zu  den  zeichnenden 
Künsten.     Sie   sind  alle   malerisch  aufgefasst;   nur  kommen    diejenigen, 


0  DüTSOHKB,  ant.  Bildwerke  2,  103.  3, 
509.  4,  80;  halbkreisförmig  und  flach:  ders. 
V  zu  Nr.  665. 

')  HüBNEB,  Bildnis  einer  Römerin,  Ber- 
liner Winckelmannsprogr.  1873,  m.  3^T. 

•)  Caylus  vi  T.  84,  2.  3  mit  Text. 

^)  HoMOLLB,  Bch.  12,  467. 

')  Abgestumpftes  Dreieck  mit  Köpfen: 
ApoUo  des  Viphikratides  Bch.  12  T.  13;  sechs- 


eckig mit  4  Pfeilern :  Turin  106  Dütschke  ; 
drei  Stufen :  Jahrb.  4,  93  Nr.  7 ;  anderes  MB. 
8,  56.  11,  26. 

*)  In  Mantineia  (Paus.  8,  9,  1);  Sparta: 
Fbiedbbiohs-Woltebs  72;  Musen  von  Hali- 
kamass:  Tbekdelenbubg,  Berliner  Winckel- 
mannsprogr. 1876;  vgl.  Paus.  2,  3,  1. 

^)  Z.  B.  DöTSOHKB,  Bildw.  4,  56.  67. 

8)  Eurip.  Iph.  Taur.  997. 


416 


KlasfliBclie  ^unstaroliaologie.    I.  Denkmälerkunde. 


welche  wir  jetzt  „malerische  Reliefs**  nennen,  unseren  Vorstellungen  von 
Malerei  näher  als  die  älteren  Werke.  Was  das  Verhältnis  zur  Farbe  an- 
langt, so  ist  das  über  die  Rundfiguren  gesagte  hier  einfach  zu  wieder- 
holen. Ordinäre  Steine  sind  regelmässig  ganz  übermalt,  bei  den  edleren 
treten  Beschränkungen  ein.  Doch  liegt  es  in  den  geringen  Grössenverhält- 
nissen  begründet,  dass  die  Polychromie  für  die  kleinen,  schwerer  heraus- 
zuarbeitenden Einzelheiten  grössere  Bedeutung  gewinnt.  Die  Farbe  ersetzt 
daher  noch  häufiger  als  bei  den  Statuen  Ornamente,  Stäbe,  Speere  u.  ä.^) 
Ebenso  beweisen  die  zahlreichen  Bohrlöcher,  dass  die  Bronzezuthaten  (S.  412) 
sehr  häufig  vorkamen.^) 

Litteratur:  Über  die  Bemalung  Gokzs,  Sitzongsber.  d.  preosB.  Akad.  1882  S.  563  ff.; 
GuBLiTT,  Festschrift  E.  Cortius  dargebr.  S.  161  f.;  Schbeibbb,  Bninnenreliefs  S.  70,  31. 
Alte  Zeugnisse:  yüanros  von  einem  Relief  Leonidas  39  (Anth.  Planud.  206)  V.  2;  Enrip. 
fr.  764  yganrovc  t   iy  aUrousi  ngoaßXBiffoy  rvnovg. 

Von  den  Sammlungen  antiker  Reliefs  erwähnen  wir  hier:  E.  Dodwell,  alcuni 
bassirilievi  della  Grecia,  Rom  1812  f.;  R.  Schönb,  griechische  Reliefs  aus  athenischen  Samm- 
lungen, Lpg.  1872 ;  Th.  Schbeibbb,  die  hellenistischen  Relief  bilder,  Lpg.  1889  ff.  (in  Licht- 
druck; vgl.  Michaelis,  Ztsch.  f.  bild.  E.  1890  S.  71  ff.);  dann  die  römischen  Sammlungen 
von  Babbault  (recueil  de  divers  bas-reliefs  et  fragmens  ant.,  Rom  1770,  f.  m.  15  T.),  Zoüoa 
(bassirilievi,  S.  44),  E.  Bbaun  (12  Basreliefs,  S.  49).  Dazu  kommen  die  Werke  über  Grab- 
und  Sarkophagreliefs  (S.  357). 

Über  das  Relief  an  sich:  Cokzb,  das  Relief  bei  den  Griechen,  a.  0.;  E.  H.  TOlkbk, 
tlber  d.  Basrelief  u.  den  Unterschied  d.  plast.  u.  malerischen  Composition,  Berlin  1815 ;  die 
Bedeutung  des  Reliefs  hat  neuerdings  der  Bildhauer  A.  Hildbbband  (das  Problem  der  Form 
in  der  bildenden  Kunst,  Strassb.  1893)  hervorgehoben. 

in.  Die  Malerei  ist  in  der  alten  Zeit  von  dem  Relief  nicht  streng 
geschieden.  Als  monumentale  Kunst  dürfte  sie  erst  seit  Polygnots  grossen 
Weihbildem  anerkannt  worden  sein.  Vorher  dagegen  hatte  sie  gegenüber 
dem  Relief  eine  untergeordnete  Stellung  eingenommen.  Dieses  Verhältnis 
ist,  was  die  ägyptischen  Werke  anlangt,  schon  von  Caylus  erkannt;  er 
sagt  von  den  Ägyptern  ganz  richtig:  3)  »Ich  glaube  auch,  dass  sie  die 
Malerei  mit  einer  Art  Verachtung  ansahen,  d.  h.  dass  sie  ihnen  leicht  und 
wenig  widerstandsfähig  schien  und  dass  sie  folglich  nicht  zu  den  An- 
sprüchen passte,  die  sie  an  die  Achtung  der  Nachwelt  stellten."  So  be- 
zeichnen denn  die  Wörter  der  alten  Sprachen,  welche  später  „malen"  be- 
deuteten, eigentlich  eine  plastische  Arbeit.-*)  Bevor  die  innere  Ausbildung 
der  Künste  gestattet,  auch  mit  geringen  Mitteln  bedeutendes  zu  leisten, 
muss  die  Wertschätzung  der  einzelnen  von  ihrer  Dauerhaftigkeit  und  der 
Arbeitszeit  abhängen,  welche  beide  den  Preis  bestimmen.  Die  Malerei 
war  die  billigste  Kunst  und  wurde  deshalb  erst  in  demokratisierenden 
Zeiten  gleich  hoch  mit  der  Plastik  geschätzt.  Sie  beginnt  das  Relief  erst 
dann  zu  überflügeln,  als  die  Ausstattung  des  Theaters  an  der  Darstellung 
ferner    Gebäude    die    Perspektive   gelehrt   hatte;    denn    hier  konnte   der 


^)  Z.  B.  Mäander :  Fbibdebichs-Woltebs 
46;  Bänder  der  Säulen:  das.  21;  Stäbe  und 
Speere:  das.  37. 45;  Schwertgehänge:  das.  37; 
Schmuck  in  dem  Relief  der  Hegeso. 

*)  Löcher  am  Löwenthor,  in  Selinunt 
(Benmdobf  S.  21),  am  Parthenonfries;  Ath. 
Mitt.  14,  402  u.  a.;  Pferdezügel:  Woltkbs48; 
Kranz:    eleusinisches  Relief,    Wolters  22; 


Helmbnsch  des  Aristion ;  Schildzeichen  eines 
Giganten  am  megarischen  Schatzhause;  Spu- 
ren von  Schmuck  am  Grabrelief  von  Abdera 
Wolters  35. 

»)  Recueü  P  p.  6  f. 

*)  FQaqxo,  pingo  =  Sanskrit  pifämi,  be- 
arbeite mit  einem  scharfen  Werkzeuge. 


Kap.  X    Die  eigentlichen  Kttn«te.    (§  300.) 


417 


Plastiker,  wenn  er  auch  Hintergründe  und  Verkürzungen  anbrachte,  nicht 
Schritt  halten.  Die  Malerei  in  unserem  Sinne  steht  am  Ende  einer  Reihe 
von  Techniken,  welche  teilweise  noch  zur  zweiten  Gruppe  gehören: 

1)  das  bemalte  Hochrelief; 

2)  das  bemalte  Flachrelief; 

3)  die  Malerei  mit  einigen  Relief erhöhungen ;  diese  seltene,  doch  an 
einem  Stein  des  athenischen  Museums^)  unverkennbare  Technik  wird  von 
den  griechischen  Christen,  deren  Plastik  verkümmerte,  wieder  aufgenommen, 
wobei  die  Reliefteile  aus  getriebenem  Metalle  bestehen;*) 

4)  die  gravierte  Zeichnung  mit  Farbe;  dieses  Verfahren  kommt  an 
Thonvasen  vor,  doch  auch  auf  Stein,  wenngleich  die  Beispiele  der  letzteren 
Gattung  ausserhalb  Ägypten  selten  sind;^) 

5)  Zeichnung  und  Malerei  mit  gravierten  Einzelheiten  —  häufig  auf 
Vasen; 

6)  Zeichnung  und  Malerei,  welche  einfach  auf  glatter  Fläche  gezeich- 
net und  gemalt  sind. 

Dies  über  das  Verhältnis  zum  Relief;  was  aber  die  Hauptsache  der 
Malerei,  die  Farbe,  anlangt,  so  ergibt  sie  ihrerseits  viele  Spielarten: 

1)  die  einfache  ümrisszeichnung,  welche  das  Volk  von  dem  Umriss 
des  an  die  Wand  geworfenen  Schattens  ableitet  (cxiay^ay trv,  adumbrare) ;  *) 

2)  die  einfarbige  Silhouette,  in  den  Vasenmalereien  ganz  gewöhnlich 
und  an  Grabsteinen  nicht  selten;  die  rote  Farbe  gilt  augenscheinlich  als 
die  schönste; 

3)  die  von  dem  gefärbten  Grunde  ausgesparte  Silhouette:  in  Rot  auf 
geschwärztem  Grunde,  bei  den  rotfigurigen  Vasen,  in  Weiss  auf  rotem 
Grund  an  einem  Grabstein, »)  was  Zeuxis  geübt  haben  soll;®) 

4)  das  Monochrom,  mit  einer  einzigen,  aber  verschieden  abgetönten 
Farbe  (»grau  in  grau",  chiaroscuro)  gemalt;  die  Griechen  haben  es  künst- 
lerisch wohl  nur  in  Rot  ausgeführt.')  Bescheidene  Beispiele  gewähren 
manche  Vasenbilder  (S.  182)  und  der  Grabstein  des  Lyseas,  feinere  da- 
gegen fünf  Marmorplatten  von  Herculaneum,  deren  Zinnober  jetzt  schwarz 
geworden  ist;®) 

5)  das  kolorierte  Umrissbild,  dessen  schwarze  Eontouren  mit  Farbe 
ausgefüllt  sind  —  in  etruskischen  Grabkammem  älterer  Zeit  nachweisbar ; 

6)  das  eigentliche  Gemälde. 

Endlich  zerfallen  die  Gemälde  je  nach  ihrer  Selbständigkeit  in  deko- 
rative Bilder  und  Tafelgemälde,  welche  einst  auf  Holztafeln,  die  ein 


*)  Kbvtq,  fiovüetoy  751. 

')  Von  dieser  Art  sind  z.  B.  das  Marien- 
bild Ton  Megaspiläon,  welches  der  Evange- 
list Lnkas  gemalt  haben  soll  (Relief  IV2 
Finger),  femer  die  UgovamTMca  in  Ve- 
luchi  (Thessalien),  vgl.  'Uqu  diijyrjaig  negl 
Bboxoxov  t^c  nQovaitariaaijg,  Athen  1838. 
Diese  Technik  besteht  in  den  orientalischen 
Kirchen  fort. 

')  Zwei  Grabsteine  auf  Chios  Ath.  Mitt. 
13,  160  ff.;  in  Athen  Lb  Bas,  mon.  fig.  T.  89, 
1;  Aber  die  Bemalung  Tbeu,  Ath.  Mitt.  14, 
Haudbacb  der  kUun.  Alteritunffwinenscbaft.    VI. 


301  ff. 

*)  Pferd  des  Sanrias:  Athenag.  leg.  14. 

*)  CoNZE,  Grabreliefs  T.  9,  2. 

«)  Plin.  33,  117.  35,  64  (ex  albo);  vgl. 
Aristot.  poet.  6  p.  1450  b  2;  Philostr.  v. 
Apoll.  2,  22  p.  76. 

0  Plin.  33,  117,  vgl.  35,  15.  Angeblich 
gelbes  Monochrom  in  Pompeji,  MB.  9,  49 
(Haus  des  Meleager). 

»)  Helbio  Nr.  170  b.  1241.  1405  mit  b. 
1464;  Pitt.  d'Ercol.  I  1—4;  Giom.  d.  scav. 
di  Pomp.  n.  s.  II,  9. 

27 


418 


SüasBiBclie  EnnBtarohaologie.    IL  Oea^hiolite  der  ftlten  Eimsi. 


erhöhter  Rand  schützte,  gemalt  waren  (S.  408).   Die  zusammenklappbaren 
Triptychen  des  Mittelalters  haben  ihren  Ursprung  im  Altertum.*) 

Litteratar:  Originale  von  Tafelgemälden  sind  wohl  nur  ans  den  Grftbem  des 
ägyptischen  Faijüm  bekannt;  sie  werden  bei  der  Diadochenperiode  und  der  Eaiserzeit  be- 
sprochen werden. 

Da  die  Künste  mithin  den  innigsten  Zusammenhang  unter  einander 
haben,  widerrät  es  sich,  den  einzelnen  andere  Prinzipien  zuzuweisen  als 
die  durch  den  StoflF  und  die  Technik  gegebenen.  Jenes  würde  nur  dann 
zutreffen,  wenn  die  theoretische  Einteilung  der  Künste  auch  für  die  Künstler 
massgebend  gewesen  wäre.  Ein  und  derselbe  Künstler  arbeitet  in  Holz, 
Stein  und  Metall,  wie  in  neuerer  Zeit  viele  Vertreter  der  christlichen 
Kunst.  Damit  ist  freilich  nicht  gesagt,  dass  der  Plastiker  auch  alle  Arbeit 
selbst  ausführte.  Wenn  er  nur  das  Modell  zustande  gebracht,  konnte  er 
die  Treibearbeit  oder  den  Guss  professionsmässigen  Metallarbeitern  über- 
lassen, gleichwie  mancher  neuere  dem  Glockengiesser.  Die  ästhetischen 
Grenzen  der  Künste  erleiden  also  in  der  Praxis  manche  Verschiebung. 
Malerisches  findet  sich  in  der  Plastik*)  und  Falten  der  Bronzetechnik  im 
Marmor.')  In  älterer  Zeit  ist  freilich  die  Vielseitigkeit  der  Künstler  eine 
grössere  als  später.  Im  fünften  Jahrhundert  ist  bereits  Arbeitsteilung 
nachgewiesen :  Während  früher  Relief  und  Malerei  das  Werk  des  gleichen 
Mannes  gewesen  sein  dürften,^)  arbeiteten  die  Maler  Panainos  und  Nikias 
für  Bildhauer.')  Wahrscheinlich  lieferten  zu  den  Reliefs  Maler  die  Skizzen. 
Später  ist  jedenfalls  das  Kompagniegeschäft  eines  Malers  und  eines  Stein- 
metzen bezeugt.*) 

Der  Künstler  des  Altertums  unterlag  einem  Schulzwange  ebenso  wenig 
wie  damals  irgend  ein  anderer  Mensch.  Akademien  gibt  es  nicht.  Der 
junge  Mann  lernte,  wie  irgend  ein  Handwerkerlehrling,  bei  einem  Meister 
und  bildete  sich  nachher  durch  die  Anschauung  berühmter  Statuen  fort. 
Die  Formen  lernte  er  in  Proportionalzahlen  oder  nach  den  landesüblichen 
Massen.'')  Diese  und  die  von  Künstlern  hinterlassenen  Lehrbücher  geben 
die  akademischen  Elemente  der  antiken  Kunst  ab,  welche  im  Verein  mit  der 
Kritik  des  Publikums,  das  über  die  neuen  Arbeiten  sein  Urteil  aussprach,*^) 
die  Individualitäten  umformten.  So  hoch  die  litterarischen  Quellen  der 
Architektur  hinaufreichen  (S.  276),  die  eigentlichen  Künstler  haben  spät 
zur  Feder  gegriffen.  In  dem  theoretisierenden  Zeitalter  der  Sophistik  schrieb 
Polykleitos  gleich  Albrecht  Dürer  über  die  menschlichen  Proportionen.^) 


*)  Helbio  1506. 

')  MiLCHHöFBB  im  Berliner  Winckel- 
mannsprogr.  1882;  Schreiber,  AZ.  1880  S. 
150  flF. 

')  Bbükk  t  Aber  die  sogen.  Leokothea 
S.  22  A.,  Verh.  d.  Würzburger  Phil.-Vera. 
S.  92.  96. 

*)  Inschrift  des  Ekphantos  bei  Löwr, 
Inschriften  5. 

^)  Panainos  für  Pheidias:  Strab.  8,  843, 
wohl  richtiger  für  Kolotes:  Plin.  35,  54; 
Nikias  für  Praxiteles:  Plin.  35,  133;  ähnh'ch 
später  der  Spanier  Pacheco. 

«)  Thrakische  Inschrift  A.  40,  134. 


^)  Ein  Beispiel  vom  Typhongiebel  der 
Akropolis  Ath.  Milt.  14,  85  (augenscheinlich 
ist  nach  Fingern,  Handbreiten  und  Spannen 
gerechnet). 

8)  Vgl.  z.  B,  Cic.  off.  2,  41 ;  Hör.  a. 
p.  1  ff. 

')  Galen,  plac.  Hippocr.  et  Plai  11  5 
p.  449  M.  {Kav<ov  betitelt) ;  Philon  ßeXonoXK. 
4,  2;  Lucian.  mort.  Peregr.  9.  sali  75;  an- 
geblich benützt  bei  Vitruv.  1,  2,  4.  3,  l,5ff. 
(DiBLS,  Deutsche  Litt.>Ztg.  1886  Nr.  22;  H. 
L.  ÜBLiCHS,  griech.  Kunstschriftst.  S.  7  ff.). 
Dessen  Lehre  veranschaulichte  1821  ein  Stidi 
Bonomi's. 


Kap.  L    linleituiig.    (g  801.)  419 

Im  vierten  Jahrhundert  etwa  wird  der  Kunstunterricht,  an  dem  sich  auch 
Laien  beteiligen,  mehr  an  die  wissenschaftlichen  Schulen  angenähert,  was 
zur  Folge  hat,  dass  von  jetzt  ab  verschiedene  EünsÜerprofessoren  über 
Metallplastik  oder  Malerei  Bücher  schrieben;  die  Schriften  vornehmer 
DUettanten,  wie  des  Duris  und  Juba,  werden  wohl  mehr  polyhistorischen 
Charakter  getragen  haben.  ^) 

Litteratur:   Blümneb,   Lebens-  und   Bildungsgang   eines  griechischen   Künstlers, 
Basel  1887  (Öffentl.  Vorträge  gehalten  in  der  Schweiz,  Bd.  9  H.  8). 


n.  Geschichte  der  alten  Kunst. 

Kap.  I.    Einleitungr* 

301.  Die  geschichtliche  Seite  der  alten  Kunstwerke  fand  zuerst  eine 
rein  philologische  Behandlung,  indem  die  litterarischen  Nachrichten  über 
Künstler  und  Kunstwerke  zusammengestellt  wurden ;  diese  katalogisierende 
Manier  ist  vorzugsweise  durch  das  Künstlerverzeichnis,  das  Franc.  Juntus 
(du  Jon,  1589 — 1677)  seinem  Buche  »de  pictura  veterum"  (Rotterd.  1694) 
beigab,  vertreten.  In  der  Betrachtung  der  Kunstwerke  selbst  jedoch 
musste  so  lange  die  geschichtliche  Auffassung  fehlen,  als  die  Antike  wie 
eine  geschlossene  Einheit  dem  Betrachter  gegenüber  stand  und  ägyptische 
Dinge,  deren  Eigenart  nie  zu  übersehen  war,  für  nichts  weiter  als  Ku- 
riositäten galten.  Am  frühesten  sonderte  sich  durch  Dempsteb's  Werk 
„de  Etruria  regali^  (Florenz  1723)  die  etruskische  Kunst  ab;  die  rein 
griechische  Kunst  brachte  Paciaudi  durch  seine  ,monumenta  Peloponnesia'' 
(Rom  1761)  näher.  Nehmen  wir  dazu  das  Römische,  so  folgt  eine  natür- 
liche Yierteilung  der  damaligen  Kunstgeschichte.  Nur  nahm  man  lange 
das  Altertümliche,  durch  antike  Schriftsteller  verleitet,  für  tyrrhenische 
Arbeit;  erst  nach  der  Erschütterung  dieses  Satzes  war  die  Bahn  für  die 
Unterscheidung  von  Perioden  statt  Völkern  frei.  Sämtliche  Nationen  und 
alle  Zeiten  mit  weitem  Blicke  zuerst  umfasst  zu  haben,  dieser  Ruhm  ge- 
bührt dem  Architekten  Johann  Bernh.  Fischer  von  Erlach  auf  Grund 
seiner  »historischen  Architektur".  Bei  den  eigentlichen  Kunstgelehrten 
dämmerte  die  Erkenntnis  langsamer  auf  oder  ist  doch  später  in  Erschei- 
nung getreten.  Wie  in  der  neueren  Zeit  die  Sammlungen  von  Handzeich- 
nungen, so  erweckten  die  Gemmenkabinette  den  historischen  Sinn  der 
Sammler;  wir  wollen  nur  das  Kabinett  des  Baron  Stosch  in  Florenz 
(S.  245)  hervorheben.  Eindringlicher  aber  lehrten  die  geschichtliche  Ent- 
wicklung manche  römische  Museen,  ohne  Absicht  das  kapitolinische,  mehr 
rationell  dagegen  die  herrliche  Sammlung  des  Kardinals  Albani.  Der 
Mann,  auf  welchen  diese  drei  Sammlungen  so  anregend  einwirkten,  dass 
er  die  erste  Geschichte  der  alten  Kunst  statt  einer  der  Künstler  unternahm, 
war  Johann  Winckelmann   (am  9.  Dezbr.  1717   zu  Stendal  geboren,   seit 


^)  Vgl.  die  indices  des  Plinius  zum  33. 
—35.  Buche,  femer  34,  84.   86.  35,  11,  68; 


Diog.  L.  2,  104.  4,  18;  Snidas  u.  U^wTo/tVi??, 
UdfAtpiXog;  Harpokr.  üoXvyvtaxog, 

27* 


420  KlasBiBclie  Ennataroliäologie.    IL  Ctoaehichte  der  alten  Kunst. 

18.  Novbr.  1755  in  Rom,  am  8.  Juni  1786  zu  Triest  ermordet).  Seine  im 
Jahre  1764  zum  ersten  Male  aufgelegte  , Geschichte  der  Kunst**,  an  welcher 
er  bis  zu  seinem  Tode  bessernd  änderte,  übte  eine  grossartige  Anregung 
aus,  da  sie  den  Ideen  der  Zeit  ganz  und  gar  entsprach;  der  dithyrambische 
Enthusiasmus,  welcher  bezeichnender  Weise,  durch  Raphael  Mengs  geleitet, 
an  akademische  Werke  des  Altertums  anknüpfte,  begeisterte  in  der  Zeit 
der  Mode  ä  la  grecque  die  Laien,  aber  die  Gelehrten  waren  weniger  be- 
friedigt. Winckelmann,  dessen  Buch  jetzt  ungemein  erhoben,  aber  sehr 
wenig  gelesen  wird,  kam  nur  durch  jene  äusseren  Umstände  zur  Geschichte, 
während  er  nach  Anleitung  der  Künstler  Öser  und  Mengs  eigentlich  das 
vorbildliche  „absolute  Schöne*  in  den  antiken  Kunstwerken  suchte.  Der 
Doktrinarismus  des  18.  Jahrhunderts  kreuzt  beständig  die  historische  Ent- 
wicklung. 

Winckelmanns  Vorbild  beherrschte  die  italienischen  und  französischen 
Archäologen,  1)  während  zunächst  nur  in  Deutschland  eine  selbständige  ge- 
lehrte Forschung  aufblühte.  Dieses  Verdienst  gebührt  dem  Göttinger  Pro- 
fessor Heyne.*)  Während  Sillig  in  der  Weise  des  Junius  einen  Katalog 
der  Künstler  schrieb,  gab  die  Gründung  der  Münchner  Glyptothek  neue 
Anregung;  doch  blieben  die  Arbeiten  von  Schorn,  Thiebsch  und  Martin 
Wagner  blosse  Bruchstücke  oder  ungedruckt.  Von  dem  bescheidenen  Ziele 
eines  verbesserten  , Sillig**  ausgehend,^)  kam  Heinrich  Brunn  zu  der 
berühmten  »Geschichte  der  griechischen  Künstler**,  welche  die  moderne 
archäologische  Geschichtsauffassung  begründete.  Ov  erb  eck  zog  die  grosse 
Menge  anonymer  plastischer  Werke  heran.  Wenn  Winckelmanns  Zeit  nur 
die  griechischen  Werke  bewundern  zu  dürfen  glaubt,  führen  die  grossen 
Entdeckungen  der  letzten  Jahrzehnte  mit  Notwendigkeit  auf  den  Stand- 
punkt, die  Zeiten  und  die  Völker  zu  nehmen  wie  sie  sind,  und  sie  nicht 
nach  dem  vergänglichen  Zeitgeschmacke  zu  beurteüen;  denn  Griechenlands 
Entwicklung  bleibt  ohne  den  Orient  unverständlich.  So  umfasst  die  neueste 
Stufe  der  kunstgeschichtlichen  Forschung  den  Orient  wie  die  sogenannten 
klassischen  Länder;  Georges  Perrot  hat  in  Verbindung  mit  dem  Archi- 
tekten Chipiez  ein  imposantes  Werk  begonnen  (Histoire  de  Tart),  das  die 
Kunstgeschichte  nach  den  Ländern  behandelt,  während  in  kurzem  Abrisse 
Ludwig  von  Sybel  die  zeitlichen  Perioden  der  gesamten  alten  Kunst  fest- 
zustellen versuchte.  Etwas  ähnliches  soll  im  folgenden  unternommen 
werden ;  denn  die  Völker  ändern  sich  mit  den  Zeiten  und  die  Grenzsteine 
halten  fremde  Kunsteinflüsse  nicht  auf. 

Litteratur:  über  Winckelmann  s.  K.  Juan,  Winckelmann  u.  sein  Jahrhundert, 
Leipzig  1866—72  (Bd.  I.  W.  in  Deutschland,  ganz  vortrefflich;  die  archäologischen  Ver- 
hältnisse Italiens  im  18.  Jahrhundert  bedürfen  weiterer  Aufklärung  durch  einheimische  meist 
ungedruckte  Quellen);  Sillio,  catalogus  artificum,  Dresd.  1827;  Pebbot  et  Chifiez,  histoire 
de  Tart  antique,  Paris  (auch  engl.),  I.  Ägypten,  II.  Babylonien  und  Assyrien,  III.  Ph5ni- 

^)  Ich  denke  besonders  an  d*Hancab-  Seboux  d'Aoinooubt  (histoire  de  Fart  depuia 
viLLE  {rede  Hugues),  recherches  siu:  l'origine  la  d^cadence,  Paris  1823,  6  Bde. ;  der  Ver- 
et  le  progr^s  des  arts  dans  la  Gr^ce,  Paris  ;   fasser  war  schon  1814  gestorben). 


1785,  3  Bde.,  Lanzi  (Dissertazione  prelimi- 
nare  suUa  scultura  degli  antichi,  im  saggio 
della  lingua  etrusca  Bd.  III,  notizie  s.  scul- 
tura d.  ant.;  2.  A.  Fiesole  1824  m.  Abb.)  und 


«)  S.  13. 

^)  Wie  J.  P.  RossiONOL,  sp^cimen  d*un 
ouvrage  intitulä  i  Eist.  crit.  d'un  grand  nom- 
bre  d'artistes  etc.,  Paris  1853. 


Kap.  I.    Binleitmig.    (§  301.)  421 

cieiiy  Cypern,  Sardinien,  IV.  Judäa,  Sardinien,  Syrien,  Kappadokien,  V.  Persien,  Phrygien, 
Lvdien  a.  Karien,  Lykien;  VI.  my kenische  Periode;  L.  v.  Sybbl,  Weltgeschichte  d.  Knnst 
bis  znr  Erbauung  der  Sophienkirche,  Marburg  1888 ;  Fb.  Rkbbb,  Kunstgeschichte  des  Alter- 
tums, Lpg.  1871,  engl,  von  Clarke,  London  1883;  G.  Cougny,  Tartantique,  Paris  1892—3, 
2  Bde.  —  nach  den  Ländern:  Ägypten:  erster  Versuch  nach  Winckelmann  von  G.  B. 
Bbocchi,  ric.  sopra  la  scultura  presso  gli  Egiziani,  Yen.  1792,  m.  12  T.;  Lbpsius,  A.  9,  1—100, 
m.  2  T.;  Pbbbot  Bd.  L,  deutsch  fQr  sich  bearbeitet  u.  vermehrt  von  Pibtschmaivn,  Lpg.  1884, 
engL  London  1883,  2  Bde.;  kurzer  Abriss  von  Maspbbo,  arch^ologie  ^gyptienne,  Paris  1887, 
deutsch  Lpg.  1889,  engl.  v.  Edwards;  weniger  historisch  ein  Prachtwerk  v.  Prtsse  d*Avkvnes, 
hist.  de  Tart  ägyptien,  Paris  1871—9,  mit  Atlas  v.  160  T.;  mehr  technisch:  SoLDT,'la  sculp- 
ture  ^gyptienne ;  0.  Bbünzlow,  über  das  Formenprinzip  in  der  bildenden  Kunst  der  Ägypter, 
Pr.  V.  i>ch worin  1883;  vgl.  auch  A.  Wibdbmakh,  Winckelmanns  Urteil  über  die  ägyptische 
Kunst,  Bonn  1884;  babylonischassyrische  Kunst:  S.  84 f.;  L.  Hbuzbt,  les  origines 
orientales  de  Tart  I.  ant.  chald^o-assyr..  Lief.  1 — 4,  Paris  1893,  m.  9  T.;  brittanische: 
Wbioht,  the  Celt,  the  Roman,  the  Saxon,  London  ^1885;  —  etruskische  Kunst,  an- 
fangs falsch  beurteilt,  weil  man  alle  Funde  für  einheimische  Arbeit  hielt  (Gobi,  storia 
antiquaria  etmsca,  Firenze  1749  und  monographisch  in  den  symbolae  litterariae,  Florenz 
1748-54,  20  Bde.):  K.  0.  Müllbb,  die  Etrusker,  neu  bearbeitet  von  W.  Deecke,  Stuttgart 
1877,  2  Bde.  (behandelt  die  Kunst  nur  nebenbei);  Mabtha,  Fart  ^trusque,  Paris  1889,  mit 
Abb.;  ders.,  manuel  d'arch^oL  etr.  et  rom.;  gallische  Kunst:  Cam.  Julliak,  Gallia,  Paris 
1892,  m.  Abb.;  Gabtailhao,  la  France  pr^historique,  Paris  1889;  griechisch-römische 
Kunst:  Hbihbich  Bbünit,  Geschichte  der  griechischen  Künstler,  Stuttg.  1853 — 59,  Abdruck 
1889,  Bd.  1.  die  Bildhauer,  Bd.  II.  die  übrigen  Künstler;  ders.,  griechische  Kunstgeschichte, 
1.  Lief,  (die  Anfänge  und  die  älteste  dekorative  Kunst),  München  1893  m.  Abb.;  populäre 
Werke  in  verschiedenen  Sprachen,  griechisch  von  A.  R.  Rhanoavis  und  Kavvadias,  ita- 
lienisch von  Gentilb,  französisch  von  Clabac,  deutsch  von  R.  Adakt  (Einführung  in  die 
antike  Kunstgeschichte,  Halle  1884,  m.  Abb.),  R.  Mbkgb  (Einführung  in  die  antike  Kunst, 
Lpg.  '1885,  mit  Atlas)  u.  s.  w.  Im  besonderen  wurde  die  Geschichte  der  Plastik  bearbeitet: 
Fb.  Overbbck,  Greschichte  der  griech.  Plastik,  4.  Aufl.  (demnächst  abgeschlossen)  Lpg. 
1893  f.,  2  Bde.  m.  111. ;  Murrat,  a  history  of  greek  sculpture ;  Collionon,  histoire  de  la  sculp- 
ture  grecque,  L  (bisz.  5.  Jahrb.),  Paris  1892  m.  Abb.  u.  11  T.;  vgL  Furtwangler,  Meisterwerke 
griechischer  Plastik,  kunstgeschichtl.  Untersuchungen,  Lpg.  1893,  m.  Atlas  v.  33  T.;  Oonzb, 
Beiträge  zur  Geschichte  der  griech.  Plastik,  Halle  1869,  m.  11  T.;  Auo.  Hebzog,  Studien  z. 
Gesch.  d.  griech.  Kunst,  Lpg.  1888,  m.  6  T.  (Gruppenbildung ;  Götterreihen  in  den  unteritali- 
schen Vasen);  populär :  Lucy  Mitchell,  history  of  ancient  sculpture,  London  1883,  m.  Abb.; 
W.  C.  Pbbby.  greek  a.  roman  sculpture,  Lond.  1882,  m.  Abb.;  P.  Paris,  le  sculpture  antique, 
Paris  1888,  m.  Abb.,  engl,  bearbeitet  von  J.  E.  Harrison ,  London  1890;  jüdische  Kunst: 
F.  DB  Saulct,  histoire  de  Tart  judaXque,  Paris  1858;  Guebik,  analyse  de  l'hist.  etc.  de  M.  de 
Saulcv  1858;  L.  Hebzfeld,  zwei  Vorträge  über  die  KunsÜeistnngen  der  Hebräer,  Lpg.  1864; 
persische:  Dibulafot,  Tart  antique  de  la  Perse,  Paris  1884,  5  Bde.  f.  m.  Tafeln;  phöni- 
kische:  G.  Rawlivson,  hist.  of  Pboenicia,  London  1889,  m.  Abb.  u.  10  T.  speziell  p.  180  ff.; 
Perbot,  Bd.  IV.;  Gebhabd,  die  Kunst  der  Phönizier,  Abb.  d.  prenss.  Akad.  1846  S.  579  ff., 
verbessert  akad.  Abhandl.  2,  1  ff.;  Renav,  Gaz.  d.  b.-a.  1873  I  377  ff.  II  18  ff.;  W.  Hblbio, 
cenni  sopra  Tarte  fenicia,  A.  1876  p.  197  ff.;  skandinavische  Entwicklung:  Hildebbavd, 
Scandinavian  orts,  London  1883;  J.  J.  A.  Worsaae,  the  industrial  arts  of  Danemark  from 
the  earliest  times,  London  1884,  m.  242  Abb.  —  nach  Kunstgattungen:  G.  Redford,  a 
manual  of  sculpture  egyptian-assyrian-greek-roman,  London  1882,  m.  Abb.  u.  T.;  Wörkann, 
d.  Landschaft  in  der  Kunst  der  alten  Völker,  München  1876. 

Wenn  die  Kunstgeschichte  des  Altertums  einen  Teil  der  Altertums- 
wissenschaft bildet,  so  stellt  sie  zugleich  die  erste  Hauptperiode  der  Welt- 
geschichte der  Kunst  dar.  Wiewohl  die  eigentlichen  Kunsthistoriker  ein- 
zelne beherzigenswerte  Gedanken  ausgesprochen  haben  —  namentlich  gilt 
dies  von  Konrad  Lange,  K.  v.  Lützow  und  Veit  Valentin  — ,  so  wird 
doch  im  allgemeinen  das  Altertum  von  ihnen  vernachlässigt.  Da  jedoch 
Berührungspunkte  nicht  wenige  sind  und  noch  mehr  sein  könnten,  führen 
wir  die  uns  angehende  Litteratur  ebenfalls  an. 

Kunstgeschichten:  Fr.  Kuglbb,  Handbuch  der  Kunstgeschichte,  Stuttg.  1.  Ausg. 
1842,  2  Bde.;  Schnaase,  Geschichte  der  bildenden  Künste,  Düsseldorf  1842  ff.,  T.  (orienta- 
lische Kunst),  2.  Bearb.  von  K.  v.  Lutzow,  1866;  II.  (griechisch-römische),  2.  Bearb.  von 
Frikderichs,  1866;  Vereinigungen:  Society  of  arts  (Journal)  und  Burlington  fine  art 
club  (S.  66)   in  London;   Zeitschriften:    in   Italien   Arte  e  storia  1882  ff.   und  Archivio 


422 


KlasfliBohe  KniiBtarohäologie.    IL  Oeiiohichte  der  alten  Kunst. 


storico  dell'  arte  1888  ff.;  in  Frankreich  besonders  Gazette  des  beanx-arts,  1859  ff.  (jährlich 
2  Bde.  ausser  1870,1;  Register  zu  1859—68,  2  Bde.)  mit  der  Chronique  des  arts  et  de  la 
curiosit^,  1863  ff.  nnd  L'ami  des  monuments,  Paris  1887  ff.;  in  Deutschland  ehemals  Kunst- 
blatt (Beilage  zum  Morgenblatt)  her.  v.  L.  Schom,  E.  Förster  u.  Fr.  Kugler,  Stuttg.  1820 
—1848,  1849  Nr.  1—24,  jetzt  Zeitbchrift  f.  bildende  Kunst  1866  ff.  mit  Kunstchronik  und 
Bepertorium  für  Kunstwissenschaft  (mit  Bibliographie),  in  England  Fine  arts  quarterlj  re- 
view  und  The  art  Journal,  in  Russland  Propilej  und  Westnik  iegaschtschnich  iskustw  (An- 
zeiger der  schönen  Künste),  in  Nordamerika  The  American  art  review. 

302.  Die  Kunstgeschichte  des  Altertums  steht  hinter  ihrer  jüngeren 
Schwester  an  Farbenfülle  weit  zurück;  denn  sie  arbeitet  mit  einem  viel 
beschränkteren  Quellenmaterial.  Weder  hat  der  Forscher  durchaus 
Originale  vor  sich,  noch  kann  er  in  die  Entstehung  eines  Kunstwerkes 
vermittelst  Handzeichnungen  und  anderer  Vorstudien  eindringen ;  es  fehlen 
ihm  die  zahllosen  Urkunden,  Rechnungen  und  Briefe,  welche  die  neueren 
Kunstperioden  in  ihren  intimsten  Einzelheiten  beleuchten.  Um  so  mehr 
bedarf  er  auf  seinem  engeren  Gebiete  einer  bestimmten  Methode  der  Quellen- 
kritik; diese  Verhältnisse  darzulegen,  ist  unsere  nächste  Aufgabe. 

Wie  die  Archäologie  auf  Anschauung  beruht  (S.  1),  so  gründet  sich 
die  Kunstgeschichte  nicht  auf  die  Schriftquellen,  sondern  auf  die  Denk- 
mäler, wiewohl  ihre  Entwicklung  notgedrungen  den  umgekehrten  Weg 
ging.  Die  Denkmäler  zerfallen  wieder  in  Originale,  Kopien  und  alte  Ab- 
bUdungen.  Originale  nun  wollen  die  meisten  der  erhaltenen  Werke  wie 
die  der  neueren  Kunst  sein ;  nur  kennen  wir  von  den  wenigsten  den  Meister 
sicher  durch  die  gleichzeitig  erhaltene  Inschrift  oder  eine  unzweifelhaft 
auf  ein  erhaltenes  Werk  zu  beziehende  Buchstelle  (was  z.  B.  beim  praxite- 
lischen  Hermes  der  Fall  ist).  Die  Forschung  muss  also  in  erster  Linie 
darauf  ausgehen,  die  uns  unbekannten  Werke,  genau  wie  die  unbezeich- 
neten  Gemälde  unserer  Gallerien,  nach  Zeiten  und  Schulen  zu  sondern. 
Innerhalb  der  Schulen  wird  man  zur  Feststellung  der  Individualitäten  vor- 
Bchreiten;  unsere  Kenntnisse  der  Eigentümlichkeiten  der  antiken  Meister 
ersten  oder  gar  zweiten  Banges  sind  zu  gering,  um  in  diesem  Falle  einen 
bestimmten  Künstlernamen  zuverlässig  nennen  zu  können.  Stellt  sich  eine 
auffallende  Einzelheit  als  gemeinsames  Kennzeichen  mehrerer  Werke  her- 
aus, so  empfiehlt  es  sich,  den  Brauch  der  altdeutschen  Kunstgeschichte 
nachzuahmen,  welche  z.B.  von  einem  „Meister  mit  der  Bandrolle"  spricht.^) 
Jedenfalls  ist  kein  Werk  deswegen  zu  ignorieren  oder  bei  Seite  zu  stellen, 
weil  wir  seinen  Meister  nicht  kennen. 

Indem  jedoch  die  Kunstgeschichte  von  der  schriftlichen  Überlieferung 
ausging,  erblickte  sie  ihr  höchstes  Ziel  darin,  die  in  jener  gepriesenen 
Meisterwerke  wiederzufinden,  wenn  nicht  im  Originale,  so  doch  in  sogen. 
„ Repliken '^f  welchen  das  gleiche  Motiv  zu  Grunde  liege;  man  könne  sogar 
aus  einer  Anzahl  sich  gleichender  Bilder  ein  sonst  unbekanntes,  älteres 
Original  mit  Sicherheit  erschliessen.  Diese  Methode  hat,  vom  Standpunkte 
der  allgemeinen  Kunstgeschichte  aus  betrachtet,^)  soviel  auffallendes,  dass 
sie  nicht  ohne  Beweise  fortbestehen  darf.  Bei  der  Kaiserzeit  werden  wir 
hören,  dass  die  Künstler  gewisse  Berühmtheiten  zum  Vorbilde  nahmen  und 


^)  Dies  hat  kürzlich  Habtwio  in  seinen 
^Meisterschalen'  gethan. 

')  Man  stelle  sie  sich  nur  z.  B.  auf  die 


Darstellongen  des  jüngsten  Gerichtes  ange- 
wendet vor. 


Kap.  L    Eisloitimg.    (§  308). 


423 


ihre  Werke,  wie  es  scheint,  selbst  abformten;  aber  von  Kopien  ist  auf- 
fallend selten  die  Rede,^  wenn  wir  angesehene  Tempelbilder  ausnehmen.^) 
Die  reichen  Römer  haben  offenbar,  wo  möglich,  Originalwerke  haben 
wollen.  Es  gibt  nun  allerdings  Fälle,  wo  die  Masse  so  genau  überein- 
stnnmen,  dass  an  eine  absichtliche  Kopie  zu  denken  ist;^)  in  der  Regel 
jedoch  stehen  den  Ähnlichkeiten  nicht  wenige  Abweichungen  gegen- 
über, in  denen  sich  eben  gerade  die  Selbständigkeit  des  Künstlers  zeigt.  ^) 
Wer  sich  gegen  diese  nicht  verschliesst,  behält  nicht  viel  weiter  zur  Her- 
stellung des  Originales  übrig  als  das  allgemeine  Motiv.  Je  kleiner  aller- 
dings die  Figur,  desto  weniger  empfindlich  wird  das  Selbstgefühl  des 
Künstlers  sein;  daher  erinnern  die  kleinen  Yotiv-  und  Zierfiguren  nicht 
selten  stark  an  berühmte  Werke. ^)  Jedoch  ist  nie  zu  vergessen,  dass 
letztere  im  Altertum  nicht  wie  z.  B.  in  der  Renaissancezeit  durch 
Abbildungen  weithin  verbreitet  wurden.  Man  musste  das  Original 
selbst  sehen,  um  es  nachbilden  zu  können,  und  so  werden  in  der 
Hauptsache  nur  die  Sehenswürdigkeiten  von  Rom  und  Athen  in  Betracht 
kommen,  weil  die  im  16.  Jahrhundert  so  wichtige  Vermittlung  des  Holz- 
schnittes und  Kupferstiches  fehlt.  Doch  selbst  an  Ort  und  Stelle  nahm 
man  es  nicht  zu  genau.  Dies  beweisen  gerade  die  Abbildungen,  deren 
Hauptmasse  auf  Münzen  sich  befindet ;  lag  es  doch  nahe,  berühmte  Götter- 
bilder einer  Stadt  auf  ihrem  Geld  anzubringen.  Auf  diese  Weise  wurden 
z.  B.  die  Tyrannenmörder  und  Eirene  mit  dem  Plutoskinde  konstatiert. 
Andere  Abbildungen  schmücken  Ringsteine.  ^)  Allein  schon  die  Kleinheit 
der  Zeichnung  und  die  Reliefgesetze  mussten  die  Genauigkeit  der  Wieder- 
gabe einschränken ;  auf  jeden  Fall  machte  der  Stempelschneider  das  BUd 
aus  der  Erinnerung.  Die  in  Malereien  und  Reliefs  häufig  vorkommenden 
altertümlichen  Götterstatuen  dürften  in  der  Regel  nur  den  allgemeinen 
Eindruck  wiedergeben.') 

Litteratur:  Über  Mtknzbüder  Imhoof  und  Pkrct  Gahdkbb  (S.  100). 

303.  Die  schriftlichen  Quellen  der  Kunstgeschichte  zerfallen  in  ob- 
jektive Urkunden  und  subjektive  Bücher.  Aus  ersteren,  d.  h.  aus  Inschriften 
bestehen  die  Schriftquellen  der  orientalischen  Kunst  bisher  ganz  allein. 
Ausser  wenigen  Grabinschriften  von  Künstlern^)  gibt  es  zahlreiche  Bau- 
inschriften, welche  Mitteilungen  über  Anlage  und  Umbau  von  Tempeln 
(z.  B.  in  Denderah  und  Edfu)  ^)  und  anderer  öffentlicher  Gebäude  enthalten. 
In  dem  demokratischen  Griechenland  beziehen  sich  sehr  viele  Urkunden 
ebenfalls  auf  Bauten  (S.  277) ;  indes  bemerkt  man  ein  höheres  Selbstgefühl 


0  LöwT,  Künstlermschr.  377. 

<)  Diod.  15,  49;  Strab.  4,288.  290;  Dion. 
Hai.  2,  22. 

')  Benndobf  u.  SchOnb,  Lateran  S.  91  f.; 
Kalkmann,  d.  Proportionen  des  Gesichtes  in 
der  griech.  Kunst,  Winckelmannspr.  Berlin 
1893  S.  19  f.;  Nachbüdungen  der  Tyrannen- 
mörder:  Bbnndobf,  A.  39,  325. 

*)  Zar  Zeit  von  Canova  u.  Thorwaldsen 
wurde  jener  Irrtum  öfters  ausgesprochen  und 
bekftmpft,  so  z.  B.  v.  Missiaun,  della  vita 
di  A.  Canova  p.  187. 

^)  Z.  B.    ist   eine   kleine   Kopie   wahr- 


scheinlich fdr  den  Sauroktonos  des  Praxiteles 
bezeugt  (Martial.  14,  172),  ebenso  eine  thö- 
neme  des  , Brutusknaben "  (Martial.  14,  171, 
vgl.  9,  50). 

^)  So  z.  B.  Cadbs,  impronte  4,  19.  20; 
FuBTwlNGLEB,  Jahrb.  4,  46  ff. 

MM.  X54;  Hblbio,  Wandgem.  1304; 
Ztsch.  f.  bild.  Kunst  1883  8.  34;  Habtwio, 
Meisterschalen  S.  603. 

^)  Aus  der  13.  Dynastie  in  Abydos  s. 
Ed.  Meyeb,  Gesch.  d.  Altertums  1  §  107  A. 

»)  Ztsch.  f.  äg.  Sp.  1875  8.  113  ff. 


424  KloMiflohe  Kanstarohftologie.    IL  Ctosohiehte  der  alten  Kanet. 

der  Künstler.  Seit  600  v.  Chr.  beginnen  einzelne  und  bald  mehr  ihren 
Namen  der  Arbeit  beizuschreiben.  Die  sogenannten  Eünsüerinschriften 
stehen  an  Statuen,  Votivtafeln  und  bemalten  Vasen,  seltener  an  Qemmen 
und  Münzen ;  Unterschriften  von  Bildern  wie  überhaupt  Künstlerinschriften 
sind  vereinzelt  in  der  Anthologie  und  anderen  Büchern  erhalten.  Die  In- 
schriften geben  zu  dem  Namen  des  Verfertigers  bestenfalls  den  des  Vaters 
und  der  Heimat.  Der  Lehrer  wird  mit  ganz  wenigen  späten  Ausnahmen 
nie  genannt.  An  vielen  Werken  fehlte  eine  Künstlerinschrift  ganz,  so 
dass  der  Kombination  freiester  Spielraum  blieb.  Monogramme  scheinen 
vor  der  karolingischen  Zeit^  nicht  vorzukommen. 

Litteratur:  Eünsüerinschriften  aUer  Zeiten  in  Rom:  Barbibb  db  Moktault,  Revue 
de  Tart  chrätien  XXXIII  S.  453  ff.;  Bildhauer:  Em.  Löwt,  Inschriften  griechischer  Bild- 
hauer, Lpg.  1885,  vgl.  GusT.  Hirschfeld,  de  titnlis  statuariorum  sculptorumque  Graecorum 
capp.  II,  Berlin  1870;  Run.  Scholl,  Hist.  u.  philol.  Aufsätze  £.  Curtius  gewidmet,  Berlin 
1884  S.  115  ff.;  Eaibbl,  Hermes  1887  S.  151  ff.;  Homolle,  Bch.  16,  479  ff.;  mehreres  neue 
aus  Epidauros  (S.  108);  Vasenmaler:  W.  Klein,  die  griechischen  Vasen  mit  Meistersig- 
naturen, 2.  Aufl.  Wien  1887;  Gemmenschneider  (die  Echtheit  der  meisten  Inschriften 
wird  von  H.  E.  E.  KGhleb,  gesamm.  Schriften  Bd.  5.  6  angefochten):  D.  A.  Bbacci,  comm. 
de  antiquis  sculptoribus  qui  sua  nomina  inciderunt,  Florenz  1784-  6,  2  Bde.  f.  m.  160  T. ; 
FubtwInoleb,  Jahrb.  3,  105  ff.  193  ff.  4, 46  ff.;  Münzstempelschneider:  R.  Weil,  die 
Eünstlerinschriften  der  sicilischen  Münzen,  44.  Winckelmannspr.  1884;  Num.  chron.  1890 
IV  S.  285  ff.;  metrische  Inschriften  aus  Schriftquellen  gesammelt  bei  Th.  Pbboeb,  inscrip- 
tiones  Graecae  metricae,  Lpg.  1891  (besonders  Nr.  174  ff.). 

Solche  Quellen  lagen  den  Schriftstellern  des  Altertums  vor,  welche 
über  Kunstgeschichte  arbeiteten.  Keiner  von  ihnen  war  vor  Alexander 
thätig;  erst  in  dem  makedonischen  Zeitalter  haben  mehrere  Künstler  und 
Dilettanten  Verzeichnisse  von  Malern  oder  Büdhauem  zusammengetragen,^) 
um  nicht  zu  reden  von  den  Periegeten  (S.  100)  und  den  Theoretikern  der 
einzelnen  Künste.  Daneben  fanden  die  Künstler  in  den  biographischen 
Sammelwerken  Berücksichtigung;  ausdrücklich  ist  dies  freüich  nur  für 
Varro  (allerdings  bloss  hinsichtlich  der  Architekten,  deren  Kunst  nach 
römischen  Begriffen  zur  allgemeinen  Bildung  gehörte)  und  Cornelius  Nepos 
bezeugt.  Einen  ebensowenig  selbständigen  Platz  nimmt  die  Kunstgeschichte 
in  der  Naturalis  historia  des  Plinius  ein.  Den  Anlass,  sie  überhaupt  zu 
behandeln,  gibt  die  Mineralogie,  welche  die  fünf  letzten  Bücher  des  Werkes 
(33. — 37.)  füllt.  Die  indices,  welche  das  erste  Buch  ausmachen,  ver- 
zeichnen die  direkten  und  mittelbaren  Quellen  des  vielseitigen  Mannes; 
darüber  hinaus  ist  nichts  zu  ermitteln.  Für  die  Kunstgeschichte  selbst  hat 
die  Quellenfrage  keine  Bedeutung,  da  Plinius  augenscheinlich  subjektive 
Urteile  von  Fachmännern  der  alexandrinischen  Zeit  wiedergibt  nnd  sie 
nur  mit  einigen  Angaben  über  die  damalige  Aufstellung  und  mit  verschie- 
denen Missverständnissen  bereichert.  Aus  ähnlichen  Sammelwerken  stammen 
die  nicht  unwichtigen  Bemerkungen  der  christlichen  Apologeten  Athena- 
goras,  Tatianos  und  Clemens  von  Alexandrien. 


')  Hrabanos  Maorus,  Über  de  inventione  '  einer  Elegie :   Hephaistion   n,  fAergtoy  4,  3« 

lingoaram.  i  Jlegi   aytti^axonomv  Addaios:   Athen.    13, 

^)  Ilsgl  ^tayqdtfiay knii^ono^:  Athen.  11,  i  603a;  Polemon  schrieb  «gegen  Addaios  und 
474c;  Aristodemos:  Philostrat.  in  der  Vor-  ,  Antigonos**  (p.  98  Preller);  Kallizenos  vor- 
rede; Artemon:  Harpokration  u. /JoAt^'^vcuroc;  I  fasste  Co^yQuqxoy  xal  dv^Qwyxonouay  dva- 
Duris:  Diog.  L.  1,  11;  Juba:  Harpokr.  Uuq-  TQ^^  nach  Sopatros  bei  Phot.  cod.  161. 
qdcio^)  Pamphilos:   Suidas;  Nikomachos  in 


Kap.  L    Bialeitmig.    (S  303.) 


425 


Litteratnr:  Die  Schriftqaellen  der  griechischen  Kunst  sammelte  Fr.  Ovbbbbgk, 
die  aut  Schriftqaellen  z.  Gesch.  d.  bildenden  Eänste  bei  den  Griechen,  Lpg.  1868;  fort- 
gesetzt von  Pb.  Ukoer,  Quellen  d.  byz.  Eunstgesch.  I.  Wien  1878.  Eine  befriedigende 
Ausgabe  der  betreffenden  Bücher  des  Plinius  gibt  es  nicht;  vor  allem  m&sste  mit  dem 
Vorurteil  gebrochen  werden,  als  ob  die  Bamberger  Handschrift  massgebend  sei  (vgl.  z.  B. 
34,  54,  wo  sie  zwei  echte  Namen  auslässt);  Ausgaben  von  Sillig,  Jan  und  Detlbfsbn;  zur 
Erklärung:  Panofka,  zur  Erklärung  des  Plinius,  13.  Winckelmannsprogr.  Berlin  1853; 
L.  Urucbs,  Chrestomathia  Pliniana,  Berlin  1857 ;  zur  psychologischen  Beurteilung  A.  Fbübr- 
BACH,  Eunstblatt  1846  Nr.  57;  über  seine  Vorgänger:  Tbuffel-Schwabb,  Gesch.  der  röm. 
Litteratur  §  313  A.  3  und  Schaxz,  Gesch.  d.  röm.  Litt.  S.  455  f.;  M.  Hebtz,  de  ApoUodoro 
statuario  et  philosopho,  Breslau  1867;  H.  L.  üblichs,  über  griech.  Kunstschriftsteller,  Diss. 
y.  WüTzbnrg  1887.  Athenagoras:  Rich.  Föbsteb,  Über  die  ältesten  Herabilder.  Breslau 
1868;  Tatianos:  Rhein.  Mus.  42,  489  ff. 

Die  Kunstgeschichte  gehört  bei  diesen  Männern  zur  hisioria  und  setzt 
sich  aus  einer  Reihe  von  Thatsachen  zusammen,  wenn  auch  die  künstle- 
risch gebildeten  Historiker,  wie  wir  aus  den  bei  Plinius  bewahrten  Resten 
sehen,  ihre  subjektiven  Urteile  einflochten.  Daneben  lässt  sich  jedoch  eine 
Auffassung  denken,  für  welche  das  Geschichtliche  Nebensache,  die  Form 
aber  Hauptsache  ist;  in  neuerer  Zeit  benennt  man  sie  ästhetisch.  Die 
früheste  Ästhetik  ist  nun  freilich  gleich  ihrer  modernsten  Entwicklungs- 
stufe an  der  Litteratur  ausgebildet  worden.  Allein  der  rechte  xQitixoq  zog 
stets  die  Kunstwerke  zum  Vergleiche  heran;  wir  brauchen  nur  auf  Ari- 
stoteles' Poetik,  Cicero 's  Brutus  und  die  Schriften  des  Halikamassiers 
Dionysios  und  Quintilians  zu  nennen.*)  Ebenso  macht  sich  die  Kunst- 
ästhetik in  der  Popularphilosophie  der  Kaiserzeit  bemerkbar*  und  zwar 
urteilt  jedenfalls  Lucian  am  gründlichsten,  welcher,  einst  zum  Bildhauer 
bestimmt,  eine  feine  Kenntnis  der  Kunst  sich  erwarb,  doch  ist  auch 
Plutarch  nicht  zu  verachten.  Diese  Richtung  wirkte  auf  die  Rhetoren- 
schulen  dahin  ein,  dass  unter  die  Gegenstände  der  Beschreibung  {^xipQaaiq) 
manchmal  ein  Kunstwerk  geriet.  Die  philostrateischen  Gemäldegallerien 
gehören  nicht  eigentlich  hieher,  weshalb  sie  früher  schon  zur  Sprache 
kamen  (S.  84);  dagegen  finden  sich  unter  den  Schriften  Lucians  zwei 
wahre  extpQMeig,  „Zeuxis"  und  »Aetion**,  und  ausserdem  besitzen  wir  eine 
Sammlung  von  ixifqdasiq  des  Kallistratos,  welche  gewöhnlich  den  Ausgaben 
der  Philostrate  angehängt  wird.*)  Diese  Gattung  wird  in  der  byzantini- 
schen Geschichtsschreibung  mit  der  Trauerrede  verbunden,  indem  der 
Historiker  den  Untergang  von  Kunstwerken  pathetisch  beklagt.  Nikitas 
Ghoniatis  (f  1216),  welchem  Malchos  vorangegangen  war,^)  hat  seiner 
Chronik  einen  Aufsatz  über  die  1204  von  den  Lateinern  zerstörten  Kunst- 
werke Konstantinopels  angehängt. 

Litteratur:  Über  die  Urteile  bei  Plinius  Eöbebt,  Abhandl.  aus  dem  Gebiete  der 
Altertnmswiss.  W.  v.  Christ ....  dargebracht ,  Manchen  1891  S.  134-46;  Ästhetik: 
Ji7Ln7S  Waltbb,  die  Gesch.  der  Ästhetik  im  Altertum»  Lpg.  1893;  Ed.  Bebthaio),  ätudes 
sur  la  peinture  et  la  critique  d'art  dans  l'antiquit^,  Paris  1893;  L.  Fbibdlandeb,  diss.  qua 
nonnulla  scriptorum  Graecorum  de  artibus  pingendi  fingendique  iudicia  recensentur,  ind.  1. 
Eönigsb.  1866;  Rhetoren:  £.  Bebtbakd,  de  pictura  et  sculptura  apud  veteres  rhetores, 
th^se  von  Paris  1881;  Cicero:  Eökio,  de  Cicerone  in  Vemnis  artis  operum  aestimatore, 
JoTer  1863;  GöHuiro,  de  Cicerone  artis  aestimatore,  Halle  1877;  Ed.  Bbrtband,  Cic^ron 
artiste,  Grenoble  1890;  Eug.  Riqal,  M.  Tullius  Cicero  quatenus  artium  optimarum   amator 


*)  Bbzoska,  de  canone  decem  oratorum, 
Breslau  1883,  leitet  diese  Richtung  von  Per- 
gamon  her. 


')  Zahl  (bis  zu  14)    und  Ordnung   der 
Stücke  schwanken  in  den  Handschriften. 
^)  Suidas  V.  MäX^og, 


426  Klasfliflolie  KmiBtaroh&ologie,    IL  Oefiohiohte  der  alten  Kniuit. 

extiterit,  Paris  1890  (th^se);  Laoian:  H.  BLfhnrEB,  archäol.  Stadien  za  Lacian,  Berl.  1867; 
über  Beine  eixoyeg  Ivo  Bbuns,  Bonner  Stadien  S.  51  ff.;  Plutarch:  LBHNmtDT,  de  locis 
Plutarch.  ad  artem  spectantibos,  Dissert.  v.  Königsberg  1883;  Libanios:  H.  Bebgstkdt, 
stadia  archaeologica,  Upsala  1881;  Nikitas:  her.  v.  Wilokbh  1889,  dann  in  der  Bonner 
Aasgabe. 

Auch  die  Poesie  bleibt  der  Kunstgeschichte  nicht  fremd:  Den  Gal- 
leriebeschreibungen der  Philostrate  stellt  sich  die  Ekphrasis  des  Christo- 
doros  (S.  34)  an  die  Seite,  während  mit  den  prosaischen  Kunsturteilen 
die  Epigramme  zusammengehören,  aber  nur  die  nicht  zum  wirklichen 
Eingraben  bestimmten  Gredichtchen.  Die  meisten  derselben  beschäftigen 
sich  aus  guten  Gründen  mit  allbekannten  Sehenswürdigkeiten,  wie  Myrons 
Kuh  eine  war. 

Litteratnr:  Diese  Epigramme  sind  im  6.  Bache  der  palatinischen  Anthologie  ge- 
sammelt, welches  die  planadeische  and  die  sogenannte  Appendix  ergänzen;  vgl.  Hetnb, 
Commentatt.  soc.  r.  scient.  Gotting.  X  80  ff.  104  ff.;  Bknhdobf,  de  anthologiae  Graecae  epi- 
grammatis  qaae  ad  artes  spectant,  Leipzig  1862. 

Häufiger  sind  jedoch  die  Dichter  durch  Kunstwerke  beeinflusst.  Diese 
Eindrücke  geben  sie  oft  in  malerischen  Schilderungen  wieder,  was  sich 
vielleicht  schon  bei  Euripides  nachweisen  lässt  und  in  der  alexandrinisch- 
römischen  Poesie  gang  und  gäbe  ist.  Diese  Umsetzung  malerischer  Motive 
in  Worte  kann  manchmal  zur  zeitlichen  Feststellung  der  ersteren  dienen 
und  hat  vielleicht  mehr  kunstgeschichtlichen  Wert  als  die  bekannten  Be- 
schreibungen erdichteter  Kunstwerke;  denn  diese  letzteren,  deren  Reihe 
mit  dem  homerischen  Schild  beginnt,  wollen  in  der  Begel  etwas  wunder- 
bares, noch  nie  geschautes  bringen  und  verfallen  darum  in  Phantasterei. 
Doch  sind  nicht  alle  Beschreibungen  gleich  geartet.  Kann  man  im  hesio- 
dischen  Schild  die  Motive  und  die  Kompositionsweise  der  zeitgenössischen 
Verzierungskunst  wiederfinden,  so  wurzelt  die  homerische  Schildbeschreibung 
nur  mit  den  allgemeinsten  Zügen  in  der  Wirklichkeit. 

Litteratur:  Kinkel,  Euripides  u.  die  bildende  Eanst,  Lpg.  1872;  Bbünn,  d. 
griech.  Bakoliker  a.  die  bildende  Kanst,  Sitzangsber.  d.  bayer.  Akad.  1879  11  S.  1  ff., 
Fbakz  Fr.  Leitschuh,  der  Eanstsinn  des  Hora]z,  Zisch,  f.  Kunst-  u.  Antiquitätensammler 
1885;  P.  Schönfeld,  Ovids  Metamorphosen  in  ihrem  Verh.  zur  antiken  Kunst,  Lpg.  1877; 
W.  Wunderer,  Ovids  Werke  im  Verh.  z.  antiken  Kunst,  Diss.  v.  Erlangen  1890  (Acta  semin. 
phil.  Erlang.  V);  K.  Fuboold,  archäol.  Bemerkungen  zu  Claudian  u.  Sidonius,  Gotha 
1878;  christliche  Dichter:  Ficker,  die  Bedeutung  der  altchristl.  Dichtungen  f.  die  Bild- 
werke, Gesamm.  Studien  zur  Kunstgesch.,  Festg.  f.  A.  Springer,  Lpg.  1885.  —  Über  den 
homerischen  Schild  s.  Hentze's  Anhang  zu  seiner  lliasausgabe,  z.  B.  Brunn,  die  Kunst 
bei  Homer,  Abh.  d.  bayer.  Akad.  Bd.  XI  3(1868);  hesiodischer  Schild:  Sittl,  Jahrb.  2, 
182  ff.;  Theokrit:  Gadechens,  der  Becher  d.  Ziegenhirten  bei  Th.  I  y.  27—58,  Jena  1868; 
Brunn  (s.  o.);  Vergil:  Revue  de  philol.  1889  p.  103  ff. 

Der  Stand  der  Quellenforschung  erlaubt  uns,  über  den  Wert  der 
Buchüberlieferung  ein  sicheres  Urteil  zu  fassen.  Das  objektive  Material 
bestand  aus  Inschriften,  welche,  wie  wir  sahen,  nur  über  Namen,  Heimat 
und  Vater  des  Künstlers  Aufschluss  gaben;  die  oft  so  störende  Künstler- 
biographie fallt  bei  uns  notwendig  so  gut  wie  ganz  aus.  Leider  musste 
man  die  Zeit  aus  der  Darstellung  oder  der  Weihinschrift  erschliessen.  Irr- 
tümer kamen  dabei  genug  vor^  wie  auch  die  gleichnamigen  Künstler  in 
die  nämliche  Verwirrung  wie  die  homonymen  Schriftsteller  hineingezogen 
wurden.^)      Die   schriftstellernden   Künstler   glaubten   aus   dem   Stil    den 


')  Vgl.  E.  Kboksr,  gleichnamige  griechische  Künstler,  Lpg.  1883. 


Kap.  L    Bliil«itaiig.    (§  804.) 


427 


Schulzusammenhang  feststellen  zu  können;^)  auch  bestimmten  sie  danach 
die  Zeitfolge,  unbekümmert  um  die  geschichtlichen  Thatsachen.  Hieraus 
ist  z.  B.  die  seltsame  Entwicklungsgeschichte  der  Erzbildnerei,  welche  man 
bei  Plinius  lesen  kann,  entsprungen.  Die  peripatetische  Vorliebe  für  Fest- 
stellung eines  Erfinders  {svQijfiata)  berührte  auch  diese  Kreise;  die  ano- 
nymen Werke  ignorierend,  schrieben  sie  nur  bekannten  Künstlern  eine 
„Erfindung*,  z.  B.  die  des  Bohrers  (S.  398)  zu.  Wir  pflegen  überdies 
zu  wenig  an  den  Schaden  zu  denken,  welchen  Kunsthandel  und  Museen- 
wesen angerichtet  haben.  Als  die  reichen  Kunstfreunde  sich  mehrten, 
tauchten  überall  Werke  berühmter  Meister  auf,  sei  es,  dass  sich  der  Käufer 
mit  der  mündlichen  Versicherung  begnügte  und  auf  sein  eigenes  Urteil 
vertraute*)  oder  dass  eine  beurkundende  Inschrift  auf  ein  altes  anonymes 
Werk  gesetzt  wurde;')  endlich  fanden  die  Händler  geschickte  Leute, 
welche  auf  Bestellung  Werke  alter  Meister  fillschten.'*)  So  naiv  waren 
schon  damals  die  Sammler,  dass  sie  Silbergeschin*  als  Arbeit  berühmter 
Bildhauer!^)  und  lateinische  Inschriften  griechischer  Meister^)  hinnahmen; 
noch  weniger  konnte  man  es  ihnen  verargen,  wenn  sie  Bilder  Alexanders  und 
seines  Freundes  dem  Polyklet  beilegten.^)  Kunstwerke  berühmter  Meister 
also,  welche  Schriftsteller  römischer  Zeit  von  sich  aus  erwähnen,  sind  so 
verdächtigt)  wie  die  Raphaels  und  Tizians  der  altmodischen  Gallerien; 
indes  konnte  auch  sonst,  z.  B.  in  Tempeln,  die  Phantasie  der  Fremden- 
führer manche  kunstgeschichtliche  Tradition  schaffen.  Dass  aber  ein  Meister 
berühmt  wurde,  hing  davon  ab,  dass  seine  Werke  in  Delphi,  Olympia  und 
Athen  und  später  in  dem  letzteren  oder  zu  Rom  der  grossen  Menge  zu- 
gänglich waren. 

Litteratnr:  L.  Geblaoh,  über  Mythenbildung  in  der  alten  Eonstgeschichte,  Dessan 
1883;  RoBBRT,  archäologische  Märchen  ans  alter  u.  nener  Zeit,  Berlin  1886. 

304.  Die  Eunstthätigkeit  unterliegt  der  geschichtlichen  Betrachtung, 
da  weder  das  Auge  in  jedem  Zeitalter  seine  Empfindungen  gleich  auffasst 
noch  die  Hand  das  Gesehene  gleich  zur  Anschauung  bringt.  Jenes  ist  ja 
kein  Spiegel  und  noch  weniger  ein  Momentphotograph,  sondern  es  fasst 
das  Geschaute  unter  dem  Einflüsse  des  Denkvermögens  subjektiv;  die  je- 
weiligen Vorurteile  nun  beeinflussen  den  Betrachtenden  in  sehr  verschie- 
dener Weise,  so  dass  der  eine  Dinge  sympathisch  betrachtet,  die  dem 
anderen  unschön  vorkommen,  dass  die  meisten  die  blosse  Erscheinung  in 
sich  aufnehmen,  ohne  ihre  Gründe  zu  verstehen  und  darum  alle  Einzel- 
heiten zu  durchdringen,  während  manche  diese  naturhistorischen  Kennt- 
nisse haben;  es  handelt  sich  dabei  zumeist  um  anatomisches  Wissen.  Dies 
hängt  schon  mit  dem  zweiten  Punkte,  der  Wiedergabe  zusanmien.  Wie- 
wohl Stümperei  jederzeit  vorkommt  und  einzelne  Produkte  geradezu  zeit- 


*)  Ein   schwankendes   Urteil  Paus.   8, 

17    ß 

«)  Stat.  Mlv.  4,  6,  22  ff. 

')  GefiÜschte  Inschriften  bei  Löwr,  In- 
schriften Nr.  497  ff. 

*)  Nach  «Zenobios"  Sprichwörtern  V 
82  kam  dies  oft  vor;  Tgl.  Hibsghpbld,  tit. 
p.  12. 

»)  Martial.  6,  92. 


«)  LöwY  a.  0.  488  a.  489  ff. 

')  Quidam  bei  Plin.  34,  64 ;  Apul.  flor. 
7  p.  7,  19  Krügeb. 

»)  Z.  B.  die  Würfelspieler  Polyklets 
Plin.  34,  55;  von  Myron  Hund  Plin.  34,  57 
(vgl.  38),  trunkene  Alte  36,  33  (34,  57  nicht 
erwähnt)  u.  A.;  s.  Sittl,  Würzburger  An- 
tiken S.  7. 


428  KloBBisohe  Kanstarcliftologie.    n.  QeBohiohte  der  alten  Konet. 

los  sind,  hat  doch  auch  die  Technik,  wie  wir  schon  zur  Genüge  gesehen 
haben,  ihre  Epochen  und  Perioden.  Dazu  sind  an  dritter  Stelle  die  rein 
geschichtlichen  Momente  ins  Auge  zu  fassen.  Sie  bestehen  in  den  zeit- 
genössischen Verhältnissen,  uifter  welchen  ein  Kunstwerk  entsteht;  Taine 
hat  dafür  den  bekannten  Ausdruck  milieu  eingeführt,  aber  schon  Goethe 
sprach  in  Cellini's  Leben  die  Grundztige  klar  aus :  „Indem  man  einen  merk- 
würdigen Menschen  als  einen  Teil  seines  Ganzen,  seiner  Zeit  oder  seines 
Geburts-  und  Wohnorts  betrachtet,  so  lassen  sich  gar  manche  Sonderbar- 
keiten entziffern,  welche  sonst  ewig  ein  Rätsel  bleiben  würden.*  Diese 
Umgebung  bestimmt  keineswegs  nur  die  Äusserlichkeiten  der  Kunst.  Diese 
verlangt  ja,  wenn  sie  gedeihen  soll,  eine  reiche  freigebige  Heimat,  in 
welcher  sie  lange  ruhige  Pflege  erfahrt,  und  wenn  auch  der  unbemittelte 
Mann  täglich  schönes  an  der  Strasse  sehen  kann,  schärft  er  unmerklich 
sein  Auge  für  die  Kunst.  Auf  diese  Weise  entstehen  schönheitsfreudige 
Zeitalter.  Weiters  bestimmt  das  milieu  die  darzustellenden  Gegenstände, 
die  Miene,  die  Pose  und  vieles  andere;  dass  die  Tracht  ein  wichtiges 
Moment  sei,  brauche  ich  nicht  zu  sagen.  Diese  Grundzüge,  welche  in  der 
folgenden  Litteraturübersicht  einige  Ergänzung  erhalten,  werden  in  diesem 
zweiten  Hauptteil  näher  durchzuführen  sein. 

Litteratur:  Über  die  psychologische  Auffassung  des  Kunstwerkes  ist  die 
Litteratur  zumeist  veraltet;  s.  jetzt  P.  Soubiau,  la  Suggestion  dans  Tart,  Paris  1892;  phy- 
siologische Auffassung:  R.  Vischeb,  das  optische  Formgeflhl,  1873;  G.  Hibth,  Auf- 
gaben der  Eunstphysiologie,  München  1891,  2  Bde.;  Farbensinn:  Hugo  Magnus,  die  Ge- 
schichte des  Farbensinnes,  Lpg.  1877;  A.  Ewald,  d.  Farbenbewegung.  Eulturgesch.  Unters. 
I.  Gelb,  Berlin  1876;  A.  Mabty,  die  Frage  nach  d.  gesch.  Entw.  d.  Farbensinnes,  Wien 
1879;  R.  HocHEGOEB,  d.  geschichtl.  Entwicklung  d.  Farbensinnes,  Innsbr.  1884;  Kunst - 
und  Naturwissenschaft:  Dubois-Retxond,  Natur  und  bildende  Kunst,  Lpg.  1891  (eine 
in  ihrer  Einseitigkeit  interessante  Rede);  Anatomie:  theoretische  Lehrbücher  u.  Atlanten 
sind  zahlreich  (deutsch  E.  Habless,  Kollmann,  Langeb,  Roth,  französisch  Mathias  Duyal, 
englisch  John  Mabshall),  am  geeignetsten  Bbücke,  Schönheit  u.  Fehler  der  menschlichen 
Gestalt,  2.  Abdruck,  Wien  1898,  und  G.  Schadow,  Polyclet  oder  von  den  Massen  des 
Menschen,  5.  Aufl.,  Berlin  1886,  m.  Atlas  v.  30  T.;  analytisch  Hbnkb  u.  Hasse,  von  denen 
später  bei  der  „Kritik";  über  die  Bedeutung  der  Form  einzelner  Körperteile:  Leb- 
molibff,  kunstkritische  Studien  über  ital.  Malerei.  Die  Gallerie  Borghese  ».  79  ff.  m.  Abb.; 
im  besonderen  wurde  das  Auge  behandelt:  E.  Cubtius,  d.  menschliche  Auge  in  d.  griech. 
Plastik,  Sitzungsber.  d.  preuss.  Akad.  1891  9.  Juli;  Conzb,  Sitzungsber.  der  preuss.  Akad. 
1892  4.  Februar;  H.  Scbxidt-Rimpleb,  d.  Auge  u.  seine  Darstellung  in  Skulptur  u.  Malerei, 
Nord  und  Süd  1892;  R.  Gbebff,  Studien  über  die  Plastik  des  menschlicnen  Auges  am 
Lebenden  und  an  den  Bildwerken  der  Antike,  Archiv  für  Anatomie  u.  Entwicklungsgesch. 
1892,  S.  113  ff.  m.  T.  7;  Hbnkb,  d.  Umgebung  des  menschlichen  Auges  in  der  ant.  Scnlptur, 
Preuss.  Jahrbb.  71,  429  ff.;  Physiologie  der  Bewegungen:  Ausser  den  Werken  über 
Anatomie  vgl.  Coleman,  über  Muskelbewegungen,  deutsch  von  Pischel,  Berlin  1890.  In 
neuerer  Zeit  wurde  die  Momentphotographie  hereingezogen  (Scribners  Magazine  II  3—17. 
541—61;  E.  Mutbbidge,  animal  locomotion,  781  T.;  ders.,  descriptive  zooprazography, 
Philadelphia  1893,  u.  the  science  of  zoopraxography),  welche  manche  Fehler  ägyptischer 
und  assyrischer  Künstler  rechtfertigen  soll.  Die  Tierdarstellungen  werden  am  leich- 
testen konventionell,  soweit  wir  gewisse  Arten  selten  zu  Gesicht  bekommen:  v.  Mabtens, 
über  den  Grad  von  Wahrscheinlichkeit,  der  beim  Bestimmen  der  den  Alten  bekannten 
Tiere  erreicht  werden  kann,  Sitzungsber.  der  Ges.  naturforschender  Freunde  zu  Berlin  vom 
19.  März  1889;  Bilderwerk  von  Imhoof-Blumbb  u.  0.  Kblleb,  Tier-  u.  Pflanzenbilder  auf 
ant.  Münzen  und  Gemmen,  Lpg.  1889,  m.  26  T.  Das  Pferd  ist  oft  für  sich  behandelt 
worden;  die  Kenner  urteilen  ungleich  schärfer  als  das  Publikum:  Ruhl,  über  d.  Auffassung 
der  Natur  in  der  Pferdebildung  antiker  Plastik,  Cassel  1846;  Gh.  Bebjbau,  the  horses  of 
antiquity,  middle  ages  a.  renaissance,  London  1864,  60  T.;  Duhoussbt,  le  cheval  dans  Tart, 
G.  d.  b.-a.  2.  pär.  Bd.  28.  29;  theoretisch:  A.  v.  Rueff,  Anleitung  zur  Kenntnis  des  Äussern 
des  Pferdes,  Berlin  1870;  über  Pferdebewegungen:  0.  S.,  Münchner  Neueste  Nachr.  1891 
Nr.  182.     Die  Pflanzen  sind,  wie  auch  die  Tiere,  speziell  nach  ägyptischen  u.  assyrischen 


Kap.  iL    Die  Anlftiige  d«r  Kuuit.    (§  805.)  429 

Darstellangen  studiert  worden  (s.  n.).  Einfloss  der  Materialien:  Hausmann,  Kleinigkeiten 
in  bunter  Reihe  1839  I  260  ff.;  Handel  und  Verkehr:  Heeren,  Ideen  über  d.  Politik,  d. 
Verkehr  u.  Handel  d.  vorzüglichsten  Völker  d.  alten  Welt,  Gott.  1824;  W.  Riobtbr,  Handel 
n.  Verkehr  d.  wichtigsten  Völker  d.  Mittelmeeres  im  Altertum,  Lpg.  1886;  0.  Schrader, 
linguisi-hist.  Forschungen  z.  Handelsgesch.  u.  Warenkunde;  Hullbmann,  Gesch.  d.  byzant. 
Handels;  andere  Litteratur  bei  I.  Müller,  Handbuch  IV  S.  476a;  Sojciale  Bedingungen 
des  Kunstlebens:  Taine,  phUosophie  de  Tart  en  Italic,  -  -  dans  le  Pays-Bas,  —  en 
Gr^ce,  Paris  1866—69  u.  ö.;  Mienen  und  Gebärden;  Gdbt.  Portig,  die  Darstellung  des 
Schmerzes  in  der  Plastik,  1885  (Samml.  y.  Vortr.  her.  von  Frommel  u.  Pfaff,  XlII.  Heid. 
1885  S.  25ff.);  Sittl,  die  Geb&rden  der  Griechen  u.  Römer,  Lpg.  1890.  Tracht:  Die 
Kostflmbücher  von  Weiss,  A.  Racikbt,  Quincke  u.  A.  sind  für  uns  wertlos;  vgl.  auch  A. 
y.  Heyobn,  die  Tracht  der  Kulturyölker  Europas,  Lpg.  1889  (Seemanns  Kunsthandb.  IV.). 
Die  Trachtenkunde  des  Altertums  steht  noch  in  ihren  Anfängen;  Beiträge  lieferten:  J. 
BöELAU,  quaestiones  de  re  yestiaria  Graecorum,  Weimar  1885;  Stuontczka,  Beitr.  z.  Gesch. 
der  altgriech.  Tiacht,  Wien  1886  (Abb.  d.  arch.-epigr.  Sem.  d.  üniy.  Wien  Bd.  VI  1),  mit 
Abb.;  Walther  Müller,  quaestiones  yestiariae,  Gott.  1890,  für  die  orientalischen  Völker 
Max  MtJLLER,  Asien  und  Europa  in  den  altägyptischen  Denkmälern,  Lpg.  1893.  Lehrreich 
sind  die  Modellfiguren  des  Bildhauers  yon  der  Launitz  (Philologenyers.  zu  Heidelberg  1865) 
aber  eben  nur  als  Bilder  einer  einzelnen  Zeitperiode.  Über  die  Kleidung  yom  künstlerischen 
Standpunkt:  Heüzbt,  L'ami  des  mon.  VI  S.  270  ff.  823  ff.;  Haartracht:  ausser  yielen 
Einzelbemerkungen  ygl.  Haor.  Junius,  de  coma,  in  Gruteri  Lampas  IV  505  ff.  u.  Krause, 
Plotina,  Lpg.  1858.  Aus  diesen  äusseren  Anzeichen  allein  sind  Schlüsse  nur  mit  Vorsicht 
zu  ziehen,  z.  B.  ordnete  Eckhel  die  armenischen  Münzen  nach  der  Form  der  königlichen 
Tiara,  irrte  dabei  aber  um  200  Jahre  (y.  Gütsohmid,  kleine  Schriften  2,  842,  1).  Zur  Ge- 
schichte des  Schönheitsideales  hat  Junius  (de  pictura)  einiges  Material  gesammelt.  Die 
Anstandsregeln  sind  noch  gar  nicht  behandelt. 

Aus  unserer  Auffassung  der  Kunstgeschichte  als  einer  Geschichts- 
wissenschaft ergibt  sich  auch  die  Begrenzung  derselben.  Da  Winckelmann 
in  einer  Zeit  schreibt,  welche  in  dem  hellenischen  Ideal  die  Panacee  für 
alles  Unbefriedigende  findet,  ist  für  ihn  der  griechische  Künstler  der 
Heiland  und  der  römische,  um  eine  Stufe  niedriger,  dessen  Apostel.  Alle 
guten  Arbeiten  waren  griechisch,  die  irgendwie  mangelhaften  römisch,  das 
Orientalische  galt  für  unklassisch.  Ludwig  Boss  kämpfte  gegen  diese  Vor- 
urteile, bezahlte  aber  seine  Anschauungen  mit  einem  verbitterten  Leben. 
Die  allgemeine  Kunstgeschichte  begann  zu  seiner  Zeit  schon  sich  des 
Orientes  anzunehmen.  Schliemanns  Ausgrabungen  und  was  sich  daran 
schloss,  —  das  früher  bekannte  der  Art  war  wenig  beachtet  —  predigten 
laut,  dass  die  griechische  Kunst  aus  der  orientalischen  erwachsen  und  nur 
durch  sie  verständlich  sei.  So  ist  denn  die  Thätigkeit  aller  Völker  des 
Altertums  Gegenstand  der  Kunstgeschichte.  Unbeschadet  persönlicher 
Sympathien,  sind  alle  dem  Geschichtsschreiber  interessant,  zu  allen  Zeiten 
hat  es  Talente  und  Stümper  gegeben,  jede  Periode  hat  ihre  Bewunderer 
gefunden;  der  Classicismus  mitsamt  dem  „Niedergange**  ist  ein  unhistori- 
scher Begriff,  der  in  die  Ästhetik  gehört. 

Kap.  IL    Die  Anfänge  der  Kunst. 

(Tafel  I.) 

305.  Der  Kunstsinn  lebt  im  Menschen,  seit  dieser  überhaupt  die  Erde 
bewohnt ;  dies  beweisen  die  Höhlenfunde  aus  den  Zeiten,  da  noch  Mammuth 
und  Renntier  in  Europa  hausten,  unwiderleglich.  Schon  im  Jahre  1853 
begannen  französische  Forscher  auf  die  kunstreichen  Arbeiten  der  Höhlen 
der  Dordogne  aufmerksam  zu  werden ;  dieselben  wurden  jedoch  von  vielen 
noch  mit  zweifelnden  Augen  angesehen,  ebenso  auch  die  nächstfolgenden 
Funde  von   Thayingen,    zumal   ein  paar   gefälschte  Gegenstände   in  den 


480 


KlaBBiBohe  SnnstareiULologie.    &.  Öeschiotit»  der  alten  Kniuii. 


Handel  kamen.  Allein  jedes  Jahrzehnt  vermehrt  jetzt  unsere  Kenntnisse ; 
wir  kennen  bereits  ähnliche  Gegenstände  aus  der  Höhle  von  Freudenthal 
und  vom  Schweizerbild  bei  Schaffhausen  wie  auch  aus  den  mährischen 
Höhlen  von  Kiilna,  Kostelik  undPrerau.  Sie  alle  tragen  ein  gemeinsames  Ge- 
präge :  Technisch  betrachtet,  drückt  sich  der  Kunsttrieb  aus  durch  Gravieren 
und  Schnitzen.  Unter  den  bearbeiteten  Stoffen  ragen  (da  Holzarbeiten  sich 
nicht  erhalten  konnten)  die  tierischen  hervor,  nämlich  Bein  und  Hom,  während 
der  Stein  noch  wenig  benützt  wird;  doch  gibt  es  kleine  Steinplatten  mit  gra- 
vierten Zeichnungsversuchen  und  ornamentierte  Kiesel. ')  Jene  Schnitzereien 
und  Gravierungen  waren  nicht  selbständig,  sondern  scheinen  zu  Griffen  oder 
Herrscherstäben  gedient  zu  haben;  der  erstere  Zweck  nötigt,  Stellungen,welche 
aus  der  geraden  Linie  nicht  weit  heraustreten,  zu  wählen,  z.  B.  legt  ein  Tier 
aus  der  Dordogne  das  Geweih  zurück,  zieht  die  Vorderläufe  ein  und  streckt 
die  Hinterbeine  aus.  Dargestellt  werden  meist  Tiere  in  ganzer  Figur  oder 
nur  Köpfe,  und  zwar  rühmen  Paläontologen  deren  naturgetreue  Wieder- 
gabe. Menschen  werden  ebenfalls,  doch  seltener  abgebildet;  sie  tragen 
keine  Kleider,  sondern  Streifen  am  Rücken,  welche  entweder  Haare  oder 
Tättowierung  bedeuten.  Die  Omamentierung  beruht  auf  dem  Einkerben 
und  Stricheln,  wie  die  der  Gefasse,  falls  solche  Höhlenfunde  wirklich  schon 
in  diese  Periode  gehören,*)  auf  den  Eindrücken  der  geflochtenen  Form;  sie 
ist  also  rein  technisch  und  noch  stillos.  Dass  schon  damals  ein  Handel 
mit  Zierstücken  existierte,  dies  thun  die  am  Schweizerbild  aufgefundenen 
fremden  Muscheln  und  Ringe  des  Röhrenwurmes  dar.  Eine  Zeitbestim- 
mung wird  man  nicht  von  uns  verlangen;  kein  Übergang  führt  —  vor- 
läufig —  zur  nächsten  Periode. 

Litteratur:  Einen  Überblick  gibt  Jon.  Ranke,  Anfänge  der  Kunst,  Berlin  1879 
(Sammlung  gemeinverst.  Vorträge  X[V  318);  vgl.  auch  Hahtmann,  Ztsch.  f.  Ethnol.  2,  223  ff.; 
Fbaäs,  das.  10,  241  ff.;  £.  Grosse,  die  Anfänge  der  Kunst,  Freiburg  1894  S.  156  ff.  (in  Ver- 
mengung mit  der  Kunst  der  , Naturvölker "^X  Südfranzösiscbe  Funde:  F.  Labtet  u.  H. 
Ghristt,  reliquiae  Aquitanicae,  London  1865 — 75  (engl.)  mit  Atlas  (Abt.  B  enthält  die 
Schnitzereien)  u.  Ra.  n.  s.  9,  233  ff.;  Andiebne,  de  l'origine  et  Tenfance  des  arts  en  P^rigord, 
Pärigueux  1863;  Abb.  auch  bei  Molon,  preistorici  1,  7 -10;  die  Höhlenzeit  Frankreichs  ist 
von  Al.  Bbrtbano,  les  origines.  La  Gaule  avant  les  Gaulois,  2.  Aufl.,  Paris  1892  u.  Sal. 
Reinach  in  seinem  Katalog  von  St.  Germain  (S.  138)  eingehend  behandelt.  Höhle  von 
Veirier  bei  Genf:  Abb.  im  B.  de  l'inst.  genevois  15,  372  u.  Arch.  des  sciences  ph.  et  nat. 
31  (Genf  1868),  249;  Kesslerloch  bei  Thayingen:  veröff.  von  der  Züricher  Gesellschaft, 
danach  Leb,  excavations  at  the  Kesslerloch,  London  1876;  Debatte  bei  der  Konstanzer 
Anthropologen  Versammlung  (Anthr.  Corr.  1877,  103  ff.  m.  3  T.);  gegen  die  Echtheit  Lutoek- 
SCHUIT,  Arch.  f.  Anthrop.  1876  (der  zwei  wirkliche  Fälschungen  nachwies),  weniger  schroff 
Eokeb,  AUg.  Ztg.  1887  Beil.  Nr.  303.  304;  Sammlungen  im  Rosgarten-Museum  zu  Konstanz; 
Schweizerbild  bei  Schaff  hausen,  Anthr.  Corr.  1892,  110  f.;  Funde  bei  Andernach:  Anthr. 
Corr.  1883  S.  126  f.;  aus  einem  Mammuthknochen  geschnitzte  menschliche  Figur  bei  Brunn: 
das.  1892  S.  38;  Höhlen  von  Mähren:  S.  159.  Über  die  Höhlen  der  Diluvialzeit  überhaupt 
s.  S.  338  f.  Zum  Vergleiche  zieht  man  die  auf  den  gleichen  Materialien  beruhende  Kunst 
der  Eskimo  (Abb.  bei  Wobsaab,  colonisation  de  la  Russie)  und  der  , Naturvölker*  (Audbbb, 
das  Zeichnen  bei  den  Naturvölkern,  Mitt.  d.  anthr.  Ges.  in  Wien  XVII.)  heran,  doch  haben 
diese  alle  schon  viele  Einwirkungen  verschiedener  Perioden  hinter  sich. 

Wir  knüpfen  hier  das  „Prähistorische*    an,   weil   dasselbe   in   einer   Geschichte 


^)  Labtet  a.  Chbistib,  reliquiae  Aqui- 
tanicae A  T.  29;  eine  Platte  mit  Tierfiguren 
am  Schweizerbild  gefunden. 

^)  Über  Funde  in  Württemberg  und 
Schwaben  0.  Fbaas,  Anthrop.  Corresp.  1876 


S.  56  ff.;  oberfränkische:  Joh.  Rakkb,  Beitr. 
z.  Anthrop.  u.  Urgesch.  Bayerns  2,  195  ff. 
T.  12.  13,  besonders  S.  215  ff.  Da  die  Höhlen 
später  noch  oft  besiedelt  wurden,  geriet 
manches  in  die  tieferen  Schichten. 


Kap.  HL    Die;  ägypÜBohe  txxnat  des  alten  u.  mittleron  AoiolieB.    (§  d06.)     431 


keinen  Platz  hat;  es  ist  ein  provisorischer  Name,  welcher  nor  anzeigt,  dass  man  vorläufig 
die  Qegenstftnde  nicht  einzureihen  wisse.  Da  wir  dies,  soweit  als  möglich,  gethan  haben, 
verweisen  wir  hier  nur  auf  die  litteratur.  Ober  Vereine,  Zeitschriften  und  Kongresse 
wurde  schon  8.  6  f.,  über  das  «Prähistorische*  einzelner  Länder  in  der  Ortskunde  ge- 
sprochen: BoNJ,  saggio  di  antidiitä  primitive,  Fiesole  1825;  Bouchbb  db  Pbrthbs,  anti- 
^uit^s  celtiques  et  antediluviennes,  8  Bde.,  Paris  1849—57,  m.  T.;  v.  Sagken,  vorgeschicht- 
hche  Kultur  Mitteleuropas,  Wien  1862;  Figüieb,  Thomme  primitif,  Paris  ^1872,  m.  Abb.; 
Ltbll,  antiqui^  of  man,  8.  Au^.  1864;  Nofi,  d.  vorgeschichtliche  Zeit  Europas,  Progr.  des 
Realgymn.  v.  Leoben  1868;  J.  Lubbogk,  die  vorgeschichtliche  Zeit,  Jena  1874,  2  Bde.:  Fb. 
Ratzel,  die  Voreeschichte  d.  Menschen,  NaturkräJ^  XI.;  Raubeb,  Urgeschichte  d.  Menschen, 
Lpg.  1884;  de  Quatbefaobs,  Tarch^ologie  pr^historique,  J.  des  sav.  1882,  224  if.;  M.  de 
Kadaillac,  les  premiers  hommes,  deutsch  Stuttg.  1884,  70  Abb.;  ders.,  moeurs  et  mon.  des 
peuples  pr^hist.,  Paris  1888;  Mobtillbt,  le  pr^lustorique,  P.  1883;  J.  de  Bäte,  archöologie 
pr^historique,  Paris  1888;  Mob.  HObnes,  Urgeschichte  des  Menschen,  Wien  u.  Lpg.  1891,  m. 
Abb.;  JoH.  Ranke,  der  Mensch  Bd.  II';  Atlas:  Gabbiel  et  Adbien  de  Mobtillbt,  musöe 
pr^historique,  Paris  1881,  100  T.;  Wandtafeln:  0.  Fbaas,  5  Wandtafeln  zur  Geologie  u. 
Prähistorie;  vgl.  noch  Chb.  HosTMAinr,  Studien  zur  vorgesch.  Archäologie,  Braunschw.  1890. 

Der  erweiterte  Horizont  der  Weltgeschichte  lässt  zwei  Kulturen 
allein  in  wahrhafter  Selbständigkeit  erscheinen,  die  ägyptische  und  die 
babylonische.  Über  die  Priorität  der  einen  oder  der  anderen  sind  wir  nicht 
sicherer  als  Aristoteles  es  gewesen  ist. ')  Beide  gehen  viele  Jahrhunderte 
ohne  wahrnehmbare  Berührung  neben  einander  her.  Mit  diesen  Original- 
kulturen werden  sich  das  dritte  und  vierte  Kapitel  beschäftigen. 

Kap.  IIL    Die  ägyptisehe  Kunst  des  alten  und  mittleren  Reiches. 

(Tafel  II.) 

306.  Ägypten  macht,  nach  Quadratmeilen  berechnet,  nicht  den  Ein- 
druck eines  Grossstaates;  denn  als  bewohnbarer  Boden  kann  eigentlich 
nur  der  schmale  Streif  zu  beiden  Seiten  des  Nils  gelten,  welcher  im  ganzen 
etwa  530  Quadratmeilen  umfasst,  so  dass  Ägypten  ungefähr  Belgien  gleich- 
kommt. Allein  wenn  der  Despotismus  die  Bewohner  zu  Arbeiten  für  das 
gemeine  Wohl  zwingt,  ist  das  Gebiet  von  der  Natur  überreich  bedacht; 
kommen  doch  selbst  jetzt  unter  ungünstigeren  Verhältnissen  205  Menschen 
auf  die  Quadratmeile. 

Die  alte  Bevölkerung  des  Nillandes  steht  den  klassischen  Völkern 
fremd  gegenüber;  wenn  auch  ihre  Sprache  eine  entfernte  Ähnlichkeit  mit 
den  semitischen  hatte,  stand  sie  selbst  doch  ethnographisch  den  Negern 
näher.  Diese  Besonderheiten  bedürfen  einer  kurzen  Schilderung,  weil  sie 
das  künstlerische  Ideal  der  menschlichen  Gestalt  beeinflussen  mussten.  Die 
Ägypter  haben  einen  stark  dolichocephalen  Schädel  mit  schmaler,  platter, 
abgegrenzter  Stirn,  die  mit  der  stumpfen  seitlich  aufgeworfenen  Nase  fast 
eine  Linie  bildet,  und  mit  hervorspringenden  Jochbögen,  bald  krause  Neger- 
haare, bald  lange  schlichte,  ferner  einen  erheblich  heraustretenden  Mund; 
die  Schultern  sind  auffällig  breit,*)  die  Schienbeine  unregelmässig  gebil- 
det.') Die  Hautfarbe  ist  so  dunkel,  dass  die  Ägypter  den  Griechen  und 
Römern  für  Neger  gelten,*)   zumal  auch  ihre  Haare  kraus  waren.  5)    Die 


^)  Aristot.  polit.  7,  9.  meteor.  1, 14  und 
bei  Diog.  L.  pr.  6;  Tgl.  Fb.  Hommbl,  der 
babyl.  Ursprung  der  ägypt.  Kultur  nachge- 
wiesen, München  1892. 

«)  BoNOMi,  Tr.  bibl.  arch.  4,  251  flF.;  vgl. 
PSBBOT  I  Fig.  6. 


')  Aristot.  Problem.  14,  4;  Piokobius, 
mensa  Isiaca  p.  53. 

*)  Jiyvnrueaaif  -(oaai ;  Ps.  Aristot.  phy- 
siogn.  67;  Polemo  36;  Anon.  de  phys.  79. 

')  Anon.  de  physiogn.  14, 


432  SlaBBiflche  Knnstaroliaologle.    H  Gesohioiite  dei^  alten  Xnnst. 

Eörperformen  sind  schlank,  ja  dürr/)   die  Hüften  schmal;  endlich  merkt 
Hippokrates  die  Einföi-migkeit  des  Aussehens  an.*) 

Litteratur:  Robbbt  Habtkanit,  Ztscli.  f.  EUmol.  1,  23  ff.  135  ff.;  Fritboh,  d.  Por- 
trätcharaktere der  altäg.  Denkm.,  das.  1883  S.  183  ff. 

Die  befremdende  Erscheinung  wurde  durch  die  Tracht,  wenn  wir 
dieses  Wort  im  weitesten  Sinne  nehmen,  bedeutend  verstärkt.  Bei  der 
Wärme  des  Klimas  beschränkt  sich  die  Kleidung  auf  ein  Minimum.  Schuhe 
dürften  für  Luxus  gegolten  haben.  Männer  gewöhnlichen  Standes  tragen 
nur  einen  Hüftenschurz;  die  Frauen  sind  vollständiger  bekleidet,  wählen 
jedoch  wegen  der  Hitze  so  dünne  Stoffe,  dass  alle  Formen  erkenntlich 
sind.  3)  In  Bildern  deuten  manchmal  nur  kleine  Querstriche  das  Ende  des 
üblichen  langen  Rockes  an.  Überdies  reicht  das  Gewand  in  dieser  alten 
Zeit  meistens  nur  bis  unter  die  Brüste  und  wird  bloss  durch  Achselbänder 
festgehalten.  Von  der  Haartracht  hängt  ein  wesentliches  Teil  des  äusseren 
Eindruckes  ab.  Barte  waren  mit  seltenen  Ausnahmen  verpönt,*)  hingegen 
erfuhr  das  Haupthaar  sorgfaltige  Pflege.  Manche  nubische  Stämme  bilden 
es  jetzt  mit  Fett  und  Talg  zu  seltsamen  Formen  um;  ähnlich  werden  die 
Ägypter  anfangs  ihr  Haar  gestaltet  haben.  Man  trug  das  Haar  so  lange 
als  möglich,  strich  es  auch  manchmal  über  die  Ohren.  Da  aber  so  manchem 
hohen  Beamten  die  Haare  zur  Gala  nicht  ausreichen  mochten,  kam  in  den 
hoffähigen  Kreisen  die  Perücke  auf  und  der  kgl.  Perückenmacher  gehörte 
zu  den  obersten  Hofchargen.  Dieser  Sitte  mussten  sich  natürlich  auch  die 
Künstler  fügen.  Die  Frauen  Hessen  die  Haare  lose  hängen,  einen  Teil 
derselben  jedoch  nach  vorne  fallen. 

Litteratur:  Über  das  Privatleben  der  Ägjrpter  s.  das  BUderwerk  von  Wilkihson 
(S.  78),  auch  Roogheogiani,  racc.  di  costumi  degli  ant.  Egiziani,  Rom  o.  J.  2  Bde.  f.;  Fb. 
Lenobmaitt,  bist.  anc.  de  TOrient  jasqn*aux  guerres  m^diques  III.  civiüsation,  moeurs  et 
mon.  de  r£g.,  Paris  1883  m.  Abb.  und  besonders  Ebmak,  Ägypten  u.  ägyptisches  Leben  im 
Altertum,  Tübingen  o.  J.  2  Bde.  m.  Abb. 

Die  Religion  der  alten  Ägypter  berührt  uns  hier  schon  deshalb, 
weil  zu  den  öftest  dargestellten  Figuren  die  der  Götter  gehörten.  Wenn 
auch  ein  häufiges  Beiwort  der  Götter  lautet  »mit  dem  schönen  Antlitz", 
sind  die  Ägypter  doch  nicht  zu  Idealgestalten  gelangt,  sondern  immer  nur 
an  Äusserlichkeiten  haften  geblieben.  Der  Ritualismus  unterdrückte  den 
guten  Geschmack.  Man  erkannte  die  menschlichgebildeten  Götter  an  einem 
eigenartigen  Gewände,  welches  dem  Frauenkleide  glich,  nur  dass  es  unten 
verkürzt  war,  femer  an  einem  aus  Hörnern  und  Federn  zusammengesetzten 
Diadem  und  dem  Knebelbarte.  •'^)  Die  das  Übermenschliche  bezeichnende 
Abnormität  haftete  indes  häufiger  am  Körper  selbst;  viele  Götter  haben 
also  Flügel,  mit  denen  sie  auf  und  ab  schweben,  was  der  Künstler  so  aus- 
drückt, dass  er  beide  nach  vorne  richtet,  aber  den  einen  nach  unten,  den 
andern  mehr  nach  oben.«)    Die  Hautfarbe  der  Götter  stellte  sich  mancher 

0    Galen.    XIII    p.  662  E. ;    Ammian.   |  Ges.  1889  S.  43. 


22,  16. 

*)  De  a6re  I  p.  557  Kahn. 

')  ,Der  demotische  Roman  des  Stne 
Hamas*  S.  16. 

*)  Ausnahmen :  König  mit  kurzem  Voll- 
bart, Lkpsius  II  234a;  Mumie  mit  einem 
solchen:   YibchoW;  Ztsch.  d.  Berl.   anthrop. 


')  EbmanI,  95f.  357;  96;  311. 

•)  Z.  B.  Chakpollion  II  87.  92  =  Pbbbot 
I  531.  532;  Inschrift  der  Isis  (Wiedbhakn, 
Herodots  2.  Buch  S.  590):  ,Sie  machte  Glanz 
mit  ihren  Federn,  sie  machte  Wind  mit  ihren 
Flügeln  •. 


Kap.  UL    Die  agypÜBohe  KnnBt  des  alten  u.  mittleren  fteiohee.    (§  306.)    433 


blau  oder  grün  vor,  weil  der  Lasurstein  oder  der  Malachit  für  das  Schönste 
auf  Erden  galt;^)  auch  sind  die  „goldenen'  Götter,  wenn  möglich,  aus 
Gold  gebildet  worden.*)  Wie  also  die  Hautfarbe  übematlirlich  sefh  soll, 3) 
glaubt  man  auch  die  Glieder  gegen  menschliche  Regeln  zusammensetzen 
zu  dürfen.  Unter  den  mannigfaltigen  Mischungen,  die  einen  allegorischen 
Sinn  haben,^)  kennzeichnen  vor  allem  die  bekannten  tierköpfigen  Götter 
die  ägyptische  Anschauung,  welche  bei  den  Physiognomikern  wiederkehrt, 
dass  Ähnlichkeiten  mit  Tieren  den  Besitz  von  deren  hervorragendster 
Eigenschaft  bedeuten.  Beispielsweise  nennen  wir  den  sperberköpfigen  Horus, 
Ammon  mit  dem  Widderkopf,  ^)  die  kuhköpfige  Hathor  und  den  Schakal- 
Anubis;  selbst  zwei  Sperberköpfe  oder  vier  Widderschädel  wurden  auf 
einen  menschlichen  Rumpf  gepfropft.  Die  Symbolik  geht  soweit,  dass  in 
manchen  Fällen  ein  Scarabaeuskäfer  oder  eine  Hieroglyphe  den  Kopf  ver- 
trat. Umgekehrt  werden  vergeistigte  Wesen  durch  einen  Tierleib  mit 
Menschenkopf  dargestellt.  Ein  Löwe  mit  mjBnschlichem  Kopfe,  welchen 
die  Griechen  Sphinx  nannten,  die  Ägypter  aber  hu  oder  seschep,  bedeutete 
die  Löwenstärke  und  Menschenklugheit  des  Königs,  dessen  Porträtzüge  und 
Inschrift  er  aufweist.®)  Wie  das  Sphinxsymbol  im  neuen  Reich  sich  wan- 
delte, kommt  später  zur  Sprache.  Die  Seele  (ka)  ist  ein  Vogel  mit  Menschen- 
kopf, manchmal  sogar  mit  Armen.  ^)  Mit  diesen  Ideen  harmonieren  die 
fabelhaften  Ungeheuer,  deren  Ausbrütung  man  den  Sinnestäuschungen  der 
Wüste  zuschreiben  möchte;  da  gibt  es  Löwen  mit  Sperberköpfen  (sag), 
geflügelte  Gazellen  u.  A.^)  Das  meiste  und  bedeutendste  der  Art  (z.  B. 
die  Greifen)  haben  die  Ägypter  erst  im  neuen  Reich  angenommen. 

Diese  Geistesrichtung,  welche  das  Übernatürliche  in  dem  drastischen 
Wunderbaren  suchte,  hatte  im  alten  Ägypten  noch  nicht  die  volle  Herr- 
schaft. Die  Art,  wie  gewisse  Gottheiten  in  der  Bilderschrift  bezeichnet 
werden,  lässt  erraten,  dass  die  Ägypter  dieselben  anfangs  nicht  im  Bilde 
verehrten,  sondern  statt  ihrer  selbst  einen  Baum,  unter  dem  ein  Gott  er- 
schienen, oder  sonst  eine  durch  Marksteine  bezeichnete  Erscheinungsstelle.  ^) 
Ausserdem  zeigen  die  ältesten  Inschriften  statt  der  Götternamen  das  ein- 


0  Blau:  Champolliok  T.  11;  Pittore  d' 
Ercol.  ly  69  (auf  Könige  übertragen,  in  Nu- 
bien:  Champolliok  154);  grQn:  Champ.  T.  59. 
71.  78.  91 ;  Blumenbach,  Beitr.  z.  Natnrgesch. 
2  8.  64.  65*;  Wilkihsok  V  299  f.  307.  Grün 
sind  auch  Gesicht  und  Hände  der  Göttin 
Neith. 

')  Goldenes  Idol  aus  Denderah :  Archaeo- 
logia  XVIII  T.  4;  Chromgelb  gemalte  Götter 
und  Könige  im  kleineren  Tempel  von  Ip- 
sambul. 

')  Ebenso  unterscheidet  sich  die  dunkel- 
rote  Hathor  von  den  blassen  Frauen  (Relief 
Seti's  I.  im  Louvre). 

^)  Z.  B.  hat  der  nährende  Nilgott  weibliche 
Brüste  (LEPSiusIII47a.  67  b.  75a.  237  d). 

*)  Lbpsius,  Äg.  Ztsch.  1877  S.  8  ff. 

«)  Lbpsius,  Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1882  S.  1191; 
E.  ▼.  Bebomann,  das.  1880  S.  50;  Wilkinson 
111308-312;  MA8PBB0,Ga.  1879;  Ed.Meybb, 

Handbuch  der  klau.  AUortumawisscnschaft.    \X 


(Gesch.  d.  alten  Ägyptens  S.  112  f.)  bezwei- 
felt, dass  schon  im  alten  Reiche  die  Sphinx 
bekannt  gewesen  sei.  Kriosphinxe  sind  ein- 
fach ruhende  Widder. 

')  Z.  B.  Tr.  b.  a.  VIII  T.  zu  S.  390 ;  Pbb- 
BOT  Fig.  38;  Beb.  12,  392  A.  2.  Skarabäen 
und  Schlangen  mit  Menschenköpfen  kommen 
in  verschiedenen  Gräbern  vor. 

")  Lepsics  II  131;  Rosbllini,  mon.  civ. 
33;  Wilkinson  II 93.  III  309—312  (=  Ebman 
I  329). 

^)  Ein  Baum  bezeichnet  den  Gott  von 
Busiris,  ein  Paar  Cypressen  und  ein  Stein- 
kegel den  Gott  Amsi;  letztere  Form  hatte 
noch  später  das  Tempelbild  des  Ammon- 
Orakels,  nur  dass  es  aus  Edelsteinen  bestand 
(CüBTiü8  4,  7,  23;  vgl.  Diod.  17,  50,6).  Ein 
Gott  von  Memphis  heisst   „der  unter  dem 

Ölbaume '^  {cher-baqf). 


28 


434 


ElaBsische  Snnstarohäologie.    U.  Gesohiohte  der  alten  Saiuii, 


fache  Bild  ihres  heiligen  Tieres,  z.  B.  statt  Horus  einen  Sperber;  das 
älteste  menschliche  Götterbild  ist  die  Hieroglyphe  der  Göttin  Mftt.  *)  Später 
noch  kommt  es  vor,  dass  mitten  in  bildlichen  Darstellungen  ein  Hiero- 
gl3rphenzeichen  die  Gestalt  des  Gottes  vertritt.*)  Den  Sonnengott  drückt 
häufig  die  geflügelte  Sonnenscheibe  aus.  3)  Überhaupt  haben  die  Ägypter 
eigentliche  Tempelbilder  nicht  gehabt.  Dieser  Satz  dürfte  auch  nach  den 
neuesten  Entdeckungen  bestehen  bleiben.  Wohl  glaubte  auch  das  Volk  des 
Nillandes,  dass  die  Götter  auf  Erden  weilen,  und  errichtete  ihnen  gewaltige 
Tempel,  allein  in  dem  Gewirr  von  Zimmern  war  das  Allerheiligste  ein 
lichtloser  Raum,  welcher  geheime  Symbole  enthielt,  die  nur  der  Ober- 
priester und  der  Pharao  schauen  durften.  Wie  wäre  dort  eine  Kultusstatue 
im  griechischen  Sinne  möglich  gewesen?  Dagegen  glaubten  sie  allerdings 
die  Gnade  der  Gottheit  zu  erringen,  wenn  sie  ein  Bild  derselben  weihten; 
in  einem  Tempel  von  Earnak  fanden  sich  folglich  statt  eines  £ultbilde8 
Hunderte  von  Votivfiguren  der  löwenköpfigen.  Sechmet.  Sehr  schwunghaft 
ging  die  Industrie  der  Devotionalien  (kleiner  Bildchen  von  Göttern,  heiligen 
Tieren  wie  des  Scarabaeus,*)  Horusaugen  u.  dgl.).  Von  der  Religion  ging 
endlich  die  Bevorzugung  der  Lotosblume  {Nymphaea  Lotus  L.)  aus, 
welche  das  nationale  Element  in  der  ägyptischen  Ornamentik  abgibt.*) 

Da  dem  Ägypter  die  Dämonologie  wichtiger  als  die  Religionsmoral 
erschien,  malte  er  sich  das  Jenseits  mit  einer  so  starken  Phantasie  aus, 
dass  er  schon  bei  Lebzeiten  seiner  materiellen  Existenz  nach  dem  Tode 
vorarbeitete.  Der  Mensch  will  auch  im  Grabe  fortleben,  aber  damit  er 
nicht  in  die  Lüfte  entschwinde,  muss  die  Seele  eine  individuelle  Wohnstätte 
haben.  Diese  ist  ausser  der  Mumie  das  Abbild  des  Lebenden,  von  welchem 
die  Angehörigen  ihm  möglichst  viele  Exemplare®)  in  das  Grab  mitgeben. 
Durch  diese,  verbunden  mit  Inschriften,  wird  der  Tote  „lebend  gemacht", 
während  ein  Feind  durch  Zerstörung  der  beiden  ihn  vernichtet.  Der  vor- 
nehme Tote  will  ausserdem  seine  Bequemlichkeit  wie  auf  Erden  haben, 
nur  muss  alles  von  dauerhaftem  Stoffe  sein.  Dienerinnen,  welche  Korn 
mahlen  oder  Teig  kneten,  Schiffchen  mit  Ruderern,  um  auf  dem  Nil  zu 
gondeln,  Küchen  in  Modellen,  Gänsebraten  von  Alabaster  folgen  ihm,  vor 
allem  aber  die  Antworter  {uschebte),  welche,  der  Osirismumie  gleichend, 
einst,  wenn  der  Tote  von  Osiris  zur  Bestellung  der  himmlischen  Äcker 
aufgerufen  wird,  in  seinem  Namen  die  Arbeit  verrichten.  An  Amuletten, 
welche  gegen  die  bösen  Geister  schützen,  fehlt  es  natürlich  nicht. 

Litteratur:  Bruobch,  Religion  u.  Mythologie  der  alten  Ägypter,  2.  Aufl.  Lpg. 
1891,  m.  65  Abb.  u.  1  T.;  ders.,  ägyptische  Gräberwelt;  Lieblein,  gammel-aegyptisk  religion, 
Ghristiania  1884-  -5,  3  Bde.;  Wiedbmann,  Religion  der  alten  Ägypter,  Münster  1890;  Mas- 
PEBO,  Tr.  b.  a.  7,  6  ff.  (Einfahrung  der  Grabfigaren);  Mabiette,  Särapäum  I  S.  22  f.  (Amulette 
im  Bauche  der  Mumien);  Pettigbew,  history  of  egypt  mummios,  1834  m.  T. ;  G.  Maspbbo, 
ötudes  de  mythol.  et  d'arch.  ^gypt.  Paris  1892  (Bibl.  ögyptolog.). 


')  Mabiette,  les  Mastabas  p.  74.  77. 
Sie  kauert  und  scheint  in  der  Hand  Blumen 
zu  tragen. 

')  BiBOH,  Ztschr.  f.  äg.  Spr.  1877  S.  33; 
Bbuosch,  Reise  nach  der  Oase  £l-£hargeh, 
Lpg.  1878  T.  18,  IV. 

')  PEBBOT-Pietschmann  S.  885. 

*)  S.  242;  Abbildung  des  natürlichen  bei 


SoLDi,  les  arts  mäconnus  p.  26. 

*)  Über  die  Lotosarten  Wönig,  Pflanzen 
im  alten  Ägypten  S.  23  ff. ;  Lobet,  la  flore 
pharaonique,  Paris  1892. 

'')  Z.  B.  allein  20  Porträtfiguren  im 
Grabe  des  Ti  (Mabiette,  notice  du  musöe 
de  Boulaq  Nr.  24). 


Kap.  m.    Die  agypÜMbe  Kirnst  des  alten  n.  mittleren  Beiohee.    (§  306.)    435 


Mit  der  Beligion  stehen  die  Anstandsbegriffe  in  Zusammenhang; 
diese  machen  sich  in  dem  durch  und  durch  bureaukratisch  organisierten 
Ägypten  sehr  fühlbar.  Man  hat  bei  weitem  nicht  alles  dargestellt,  was 
im  Leben  vorkam,  ohne  freilich  unsere  Anstandsbegriffe  zu  beachten.  Wäh- 
rend die  Anwohner  des  Nil  in  Natürlichkeiten  bis  an  die  äusserste  Grenze 
gingen,  9  sonderten  sie  die  Haustiere  sorgfältig  in  salonfähige  (fast  bloss 
Rinder)  und  bäuerische,  welche  in  der  Regel  ignoriert  wurden  (Schafe, 
Ziegen  und  Esel);  Schweine  waren  auch  für  den  Künstler  unrein.^) 

Der  König  heisst  in  Ägypten  Sohn  der  Sonne  und  gilt  für  ein  höheres 
Wesen,  welcher  Glaube  auch  für  den  Künstler  massgebend  ist.  Erstens 
muss  der  Landesherr  jedenfalls  physisch  grösser  als  alle  gewöhnlichen 
Menschen  erscheinen  und  in  Rundfiguren  wie  in  Reliefs  sie  um  Hauptes- 
länge überragen.  War  er  von  Natur  klein  und  schmächtig,  machte  ihn 
der  Künstler  doch  gross  und  stark.  3)  Die  selbständig  regierende  Königin 
Hatschepsu  war  für  die  offiziellen  Zeichner  der  abstrakte  König,  also 
männlich.^)  Als  der  aufgeklärte  Despot  Chuenaten  sich  hässlich,  wie  er 
wirklich  war,  zeichnen  liess,  erhielt  der  Loyalismus  nur  eine  andere  Wen- 
dung; die  Unterthanen  mussten  nun  in  der  Hässlichkeit  wetteifern.^)  Mag 
der  König  thun^  was  er  will,  überallhin  folgen  ihm  die  Insignien  seines 
Amtes:  Der  Knabe  hat  an  der  einen  Seite  die  prinzliche  Locke  herab- 
hängen, der  Regent  trägt  wie  die  Götter  einen  falschen  Bartzipfel  am 
Bonn  und  hat  hinten  einen  Löwenschweif  angehängt.  Über  seiner  Stime  . 
sieht  man  die  von  der  Üraeus-Schlange  flankierte  Sonnenscheibe.  Endlich 
dürfen  überhaupt  Mitglieder  des  königlichen  Hauses  nicht  abgebildet  werden, 
ohne  dass  der  Name  beifolgt. 

Es  erübrigt  noch,  die  Bedingungen  des  Kunstbetriebes  zu  erörtern. 
Das  alte  Ägypten  hatte  als  besitzende  Klasse  nur  die  40  Adelsfamilien, 
welche  die  einzelnen  Gaue  beherrschten  und  die  weltlichen  und  geistlichen 
Würden  auf  ihre  Nachkommen  vererbten.  Allein  sie  hingen  von  dem  un- 
umschränkten König  ab,  welchem  alles  gehörte;  er  verfügte  über  sämt- 
liche Bergwerke  und  Steinbrüche  und  gebot  über  alle  Arbeitskräfte.  Zur 
dauernden  Bearbeitung  verwendete  er  Verbrecher  und  Kriegsgefangene, 
während  er  für  besondere  Zwecke  förmliche  Expeditionen  (bis  zu  3000 
Mann  stark)  in  die  Wüste  aussandte,  welche  unter  Prinzen  oder  hohen 
Beamten  standen.^)  Diese  Menschenmassen  mussten  ja  Monate  lang  in 
den  Brüchen  bleiben,  um  aus  harten  vulkanischen  Gesteinen  (S.  289)  un- 
geheuere Monolithe,  deren  Gewicht  manchmal  eine  Million  Kilogramm  über- 
stieg, zu  brechen  und  dann  auf  einer  ganzen  Flotte  zu  verladen.')  Die 
Errichtung  von  Denkmälern  war  ein  wichtiger  Teil  der  königlichen  Thätig- 


>)  Z.  B.  Lbpsius  2,  138  c.  143b. 

«)  Ebmah  2,  586  A.  4—6. 

*)  Dies  kann  man  an  der  Mumie  Ram- 
sea'  TT.  I^onstatieren  (Ed.  Metbb,  Geschichte 
S.  294.  295). 

*)  Ztsch.  f.  ftg.  Spr.  1882,  119. 

')  Ed.  Mbyeb  a.  0.  S.  265,  vgl.  267. 

«)  Ed.  Mbteb  S.  152;  Ermak  1,  115. 
Von  Interesse  ist  der  Bericht  des  üna  (Ztsch. 
f.  äg.  Spr.  1882  S.  1  ff.). 


')  Abbildungen  des  Transportes :  ans  der 
5.  Dynastie  bei  Mabiette,  Mastabas  D  55. 
60;  aus  der  zwölften  berühmtes  Bild  von 
Bersche:  Lepsius  II  134=  Eo.  MbtseS.  187, 
vgl.  S.  185  f.;  Herod.  2,  175;  Plin.  36,  68; 
Text  bei  Mbyeb  S.  237.  Obelisk  von  120 
Ellen  =  über  60  m.  (Papyrus  bei  Ebman  2, 
626);  die  17  Vs  m.  hohe  Statue  Ramses'  IT. 
bei  Theben  wird  auf  1'218  000  kg  berechnet. 


28' 


436 


fi^miBtarohftologie.    II.  (JeBohiohte  der  alten  txoimt 


keit.  Über  jedes  wurde  ein  schwungvolles  Protokoll  auf  Pergament  auf- 
genommen J)  ^Vorsteher  der  Arbeiten  des  Königs*  waren  selbst  Prinzen. 
Unter  dieser  Hofcharge  standen  ganze  organisierte  Kompagnien  von  Hof- 
juwelieren, Hofmalern  u.  dgl.,*)  welche  gewiss  nie  feierten;  denn  bald 
huldigte  der  König  einem  Gotte,  bald  sorgte  er  für  seinen  Nachruhm,  bald 
stellte  er  Material  und  Künstler  einem  verdienten  Beamten  zur  Verfügung. 
Die  Beamtenschaft  musste  sich  zu  Neujahr  in  ähnlicher  Weise  durch 
kunstgewerbliche  Arbeiten  oder  Königsbilder  revanchieren.**)  Wie  bei  allen 
anderen  Hofämtem,  wird  in  jenen  Stellen  die  Vererbung  oft  vorgekommen 
sein.*)  Aber  eine  Künstlerkaste  gab  es  nicht,  wenn  auch  mancher  Vater 
gewisse  Kunstgeheimnisse  auf  seinen  Sohn  zu  vererben  hatte.*)  Nur  eine 
religiöse  Organisation  vereinigte  alle  Künstler  zu  einer  Zunft,  deren  Patron 
der  Gott  Ptah  (Hephaistos)  war,  weshalb  sein  Oberpriester  in  Memphis  die 
oberste  Leitung  hatte.  ^)  Sonderliches  Ansehen  genoss  der  Stand  nicht, 
was  keineswegs  ausschloss,  dass  manche  Maler  zu  einer  Verbindung  mit 
den  vornehmen  Familien  gelangten.') 

Dies  waren  die  ethnologischen  und  politischen  Verhältnisse,  unter 
denen  die  ägyptische  Kunst  sich  ausbildete.  Die  Natur  selbst  scheint 
Ägypten  zu  einer  selbständigen  Entwicklung  bestimmt  zu  haben.  Im 
Norden  sind  dem  Lande  die  Sümpfe  des  Deltas  vorgelagert  und  im  Süden 
bilden  Stromschnellen  und  Engpässe  eine  natürliche  Grenze,  während  im 
Osten  und  Westen  eine  wasserlose  Wüste  sich  ausdehnt.  Das  Delta  hat 
ungünstige  Meeresströmungen  und  keine  natürlichen  Häfen,  das  rote  Meer 
gilt  selbst  jetzt  noch  für  ein  gefahrliches  Fahrwasser;  kein  Wunder,  dass 
die  Ägypter  sich  auf  das  „grosse  Grüne«  nicht  gerne  hinauswagten.  So 
war  das  Reich  ringsum  von  Nomaden  ('Amu),  Jäger-  und  Fischerhorden 
umgeben,  welche  nur  Hausindustrie  kannten  und  den  Ägyptern  bloss  Natur- 
produkte liefern  konnten.^)  Ab  und  zu  kam  und  ging  eine  Gesandtschaft 
mit  Geschenken  von  und  zu  fremden  Höfen,  wie  das  Archiv  von  Tell-el- 
Amarna  gezeigt  hat;  aber  alle  feindlichen  und  freundlichen  Berührungen 
scheinen  keinen  tieferen  Eindruck  gemacht  zu  haben.  Erst  als  die  Könige 
der  18.  Dynastie  zum  ersten  Male,  seit  es  eine  ägyptische  Geschichte  gibt, 
als  Eroberer  auftraten,  fielen  die  Schranken  und  Ägypten  trat  in  den 
Kulturkreis  des  Orientes  ein.  Daraus  ergibt  sich  die  Folgerung,  dass  das 
sogenannte  neue  Reich  unter  der  XVDI.,  XIX.  und  XX.  Dynastie  (etwa 
von  1530 — 1050  dauernd)  hier  vorläufig  ausser  Besprechung  bleibt. 

Die  Entwicklungsgeschichte  Ägyptens  wird  wohl  einmal  durch  Denk- 
mäler beleuchtet  werden.  Vorläufig  sind  auch  in  der  politischen  Geschichte 
die  Anftnge  ganz  von  der  Sage  umhüllt;  dann  tritt  die  Periode  der  IV., 
V.  und  VI.  Dynastie,  welche  nach  dem  nüchternsten  Ansatz  mit  dem  Jahre 


^)  In  Inschriften  erwähnt;  eines  aus  der 
12.  Dynastie  erhalten:  Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1874, 
85  ff.  m.  T.  1.  2. 

•-»)  Vgl.  Erman  1,  98  f.  2,  554. 

«)  Ebman  1,  177;  Lspsiüs,  Denkm.  II 
63.  64. 

*)  Vgl.  Erman  2,  555. 

*)  Ed.  Mbybr  S.  189;  Erman  2,  554. 


^)  Erman  2,  553;  .Vorsteher  der  Künst- 
ler": ders.  554. 

^)  Erman  2,  553.  555;  Herod.  2,  167. 

^)  Aus  Arabien  kam  allerdings  auch  die 
Fratzengestalt  des  Gottes  Besä  (Krall  bei 
Benndorf,  Heroon  S.  72  ff.;  Drbxler  in  Ro- 
Sehers  Lexikon  1,  2880  ff.). 


Kap.  III.    Die  agypÜBohe  Kunst  des  alten  u.  mittleren  Beiohes.    (§  807.)    4S7 

2830  begann,  als  „isLa  alte  Reich '^  hervor;  die  Zeit  der  XU.  und  XHI.  Dy- 
nastie, etwa  700  Jahre  später  anfangend,  heisst  das  mittlere  Reich.  Vor 
und  nach  dieser  Periode  scheinen  meistens  verworrene  Zustände  geherrscht 
zu  haben.  Die  Zeit  der  altägyptischen  Kunst  des  alten  und  mittleren 
Reiches  erscheint,  wenn  auch  mannigfache  Veränderungen  und  Schwan- 
kungen sich  zeigen,  vorläufig  als  eine  einheitliche  Periode.  Wir  finden  die 
Kunst  sogleich  in  fast  voller  Blüte. 

307.  Die  statuarische  Kunst  ist  bereits  voll  entwickelt,  aber  unter 
natürlichen  und  sozialen  Verhältnissen  erwachsen,  welche  sonst  nirgends 
ganz  gleich  wiederkehren.  Das  eigentliche  Kulturland  liefert  nur  Thon 
und  Holz,  besonders  das  knorrige  der  Sykomore  {ficus  sycomorus)  und 
Akazienholz.  ^)  Auf  diesen  Stofl^en  beruht  die  eigentliche  populäre  Plastik, 
welche,  für  die  Masse  wie  sie  arbeitet,  zumeist  nur  kleinere  Figuren  pro- 
duziert. Die  Terrakottafiguren  können  durch  Emaillierung  verschönert 
werden;  man  darf  auch  die  zahllosen  Skarabäenbilder  dazu  rechnen, 
welche  unter  der  3.  und  4.  Dynastie  gut  ausfielen,  unter  den  späteren  da- 
gegen meist  die  Hände  gröberer  Arbeiter  verraten.  Doch  blieb  jener 
Zweig  der  Plastik  ziemlich  zurück.^)  Dagegen  erfreut  sich  die  Holzskulptur 
grösserer  Beliebtheit;  das  rauhe  Holz  ist  jedoch  gar  nicht  sichtbar,  son- 
dern mit  Gypsgrund  (der  wiederholt  Leinwand  unter  sich  hatte)  überzogen, 
auf  welchem  lebhafte  Farben  leuchteten.  Der  Holzkern  selbst  brauchte 
deshalb  nicht  eingehender  überarbeitet  zu  werden.  Trotzdem  macht  eine 
Porträtstatue  eines  beleibten  glatti*asierten  Mannes,  in  welchem  die  aus- 
grabenden Fellahs  ihren  Dorfschulzen  {Scheich-eUBeled)  erkannten,  einen 
lebensvollen  Eindruck;')  sie  ist  die  bekannteste  ihrer  Art,  steht  jedoch 
nicht  allein,  im  Gegenteil  soll  es  sogar  Kolosse  von  Holz  gegeben  haben.^) 
Mit  dem  Untergang  des  alten  Reiches  wird  jedoch  das  Holz  in  der  grossen 
Plastik  selten.  Die  an  das  Kulturland  angrenzenden  Oebirge  bieten  nicht 
viel  Auswahl;  der  eigentliche  Marmor  scheint  vollständig  zu  fehlen,  wäh- 
rend den  ganzen  Nil  entlang  Kalk-  und  Sandsteine  in  reicher  Auswahl 
vorkommen,»)  die  sich  wieder  nur  zu  polychromen  Büdem  eignen.  Dieser 
Gruppe  gehören  im  alten  Reiche  vornehmlich  Dienerfiguren  an,  welche  man 
Königen  und  Fürsten  zur  ewigen  Bedienung  in  das  Grab  stellte;  da  findet 
man  z.  B.  Teig  knetende  Mägde,  Diener  bei  der  Arbeit,  Trauernde,  kurz 
durchweg  Genrefiguren,  was  dieser  Kalksteinplastik  etwas  Frisches  und 
Liebenswürdiges  verleiht.^)  Am  Anfange  der  IV.  Dynastie,  vielleicht  aber, 
wie  fi'anzösische  Forscher  annehmen,  schon  früher  und  wohl  auch  hin  und 


>)   Maspebo,    J.    asiat.  VII,    ^^^  137;   i  im  Louvre:  Febbot  433;    Statae  des  Ti  Tr. 


Bbüosch,  ägjpt.  Gräberwelt  Nr.  87. 

*)  Klagende  Dienerin  und  Porträtbruch- 
stück in  Berlin ;  rohe  Statuen  in  Gizeh,  vgl. 
Ebmjln  2,  607,  1. 

>)  Taf.  11  Fig.  3;  Mitchell  19;  Ebmav 
1,  52;  Pbbbot  F.  7  (Füsse  und  Untersatz  er- 
gänzt); der  Kopf  Art  J.  1888  S.  104.  Wahr- 
scheinlich hiess  der  Mann  Hotep-herchut. 
Nach  Mariette  aus  der  4.  Dynastie. 

*)  Fragmentierte  Frauenstatue  aus  dem- 
selben  Grab   (Bulaq  493);   ähnlicher  Mann, 


b.  a.  7,  7;  Kolosse  Herod.  2,  130. 

^)  Ebhan  2,  624  ff.;  Maspsbo,  B.  Orient, 
et  amör.  1 877 :  Wibdbmann,  Herodots  2.  Buch 
S.  119.  464. 

®)  Die  meisten  wurden  in  einem  Grabe 
der  5.  Dynastie  gefunden  (Mabibttb,  Masta- 
bas  p.  231  ff.);  Abb.  Peebot  444-50;  Ebhak 
1,  268.  2,  547;  Mitchell  p.  27;  die  Originale 
sind  in  Gizeh,  London,  Berlin,  Florenz  und 
Athen  zerstreut. 


438 


KlassiBohe  Kanstarohäologie.    IL  GeBohiohte  der  alten  Kunai. 


wieder  noch  später  Hessen  sich  auch  Standespersonen  in  bemaltem  Kalk- 
stein darstellen.  Als  bekannteste  Beispiele  nennen  wir  den  „Schreiber** 
im  Louvre  (Tafel  11  Fig.  4),  das  Bild  eines  königlichen  Sekretärs,  der,  nach 
orientalischer  Sitte  mit  untergeschlagenen  Beinen  'sitzend,  gespannt  den 
Befehl  erwartet,^)  dann  den  T.  11  Fig.  6  abgebildeten  Kopf  des  Louvre,*) 
sowie  die  Ehepaare  Ra^hötep  mit  Nefert  und  Sepa  mit  Nesa.^)  Auch  die 
Kalksteinplastik  tritt  unter  dem  mittleren  Reich  in  den  Hintergrund. 
So  leicht  verhältnismässig  dieses  Gestein  in  den  Gebirgen  zu  gewinnen 
war,  so  schwer  liessen  sich  die  vulkanischen  Steine  loslösen  und  bearbeiten. 
Granit,  Diorit,  Basalt  und  Porphyr  waren,  von  ihrer  kräftigen  schwarzen, 
grünen  oder  roten  Farbe  nicht  zu  reden,  der  „ewige  Stein*,  welchen  der 
ägyptische  ünsterblichkeitsglaube  brauchte.  Freilich  nur  der  König  konnte 
die  Arbeiter  aufbieten,  welche  die  Herbeischaffung  und  die  Bearbeitung 
eines  solchen  Steines  erforderte ;  ein  ünterthan  erhält  ihn  nur  durch  könig- 
liche Gnade.  Die  Skulptur  in  vulkanischen  Steinen,  welche  keine  Farbe 
den  Blicken  entzog,  ist  also  erstens  durchaus  höfisch,  zweitens  bedarf  es 
Jahrhunderte  der  Übung,  bis  man  den  spröden  Stoff  so  bezwingt  wie  den 
Kalkstein.  Kein  Wunder,  dass  aus  dem  alten  Reiche  ziemlich  mangel- 
hafte, augenscheinlich  unvollendete  Figuren  von  Privaten  erhalten  sind.*) 
Dagegen  gibt  es  vortreffliche  Diorit-  und  Basaltstatuen  (T.  H  F.  6);*) 
aber  das  bleibt  noch  zu  untersuchen,  ob  sich  darunter  nicht  später  gefer- 
tigte Kultusbilder  der  apotheosierten  Könige  des  alten  Reiches  befinden.^) 
Andererseits  mögen  manche  ältere  Statuen  von  späteren  Fürsten  nach 
Ausmeisselung  des  Namensschildes  usurpiert  worden  sein.^)  Jedenfalls 
fallt  die  eigentliche  Blüte  der  reinen  Steinplastik  erst  in  die  Zeit  des 
mittleren  Reiches,  wo  Figuren  von  der  Statuette  bis  zum  Koloss  aus  vul- 
kanischem Stein  gehauen  werden;  die  Kolosse  zielen  jedoch  auf  Massen- 
wirkung ab  und  sind  nach  wenigen  oberflächlichen  Proportionsregeln,  bei 
denen   die  Anatomie  zu  kurz   konmit,   angefertigt.^)    An  Metallen  ist 


*)  Das  Lebensvolle  wird  durch  die  ans 
Quarz  und  Bergkrystall  bestellenden  Augen 
erhöht.  Die  Statue  wurde  in  einem  Grabe 
nahe  dem  Serapeum,  wahrscheinlich  aus  der 
V.  oder  VI.  Dynastie,  gefunden  (Mabikttb, 
S^rapöum  p.  11);  Abb.  Erman  1,57;  Lepsius 
III  290,  17;  Mitchell  25,  farbig  bei  Ratet, 
Pbrbot  T.  10  und  Nott  and  Gliddon,  indi- 
genous  races  of  the  earth,  Philad.  1857.  Ähn- 
liche Statue  aus  Sakkarah:  G.  d.  b.-a.  1893, 
265  ff. 

*)  PsBBOT  Fig.  432  (angeblich  ans  der 
3.  Dynastie);  Kalksteinkopf  in  Gizeh  (Berl. 
Abg.). 

^)  Ersteres  aus  Meiddm  (Zeit  des  Snefru) 
in  Gizeh:  G.  d.  b.-a.  1881  Sept.;  Mitchell  23 
(Profil  23  u.  24);  Mariettb,  mon.  div.  16— 
20;  letzteres  (aus  der  3.  Dynastie?  Unter 
den  Augen  ist  grüne  Schminke  angedeutet): 
Levtobhant,  bist.  anc.  de  FOrient  II  63; 
Pebbot  f.  427.  —  Ausserdem  Peh-er-nefr  in 
Paris;  hockende  Statue  des  Henka  in  Berlin 
Nr.  7334  (Zeit  des  Snefru);  sehr  schöner  Kopf 


im  britt.  Museum:  Mitchell  p.  26. 

*)  Granitne  Statue  in  Gizeh :  Ed.  Mbteb, 
S.  119;  kleine  granitne  Sitzfiguren  des  'Amten 
in  Berlin  und  London:  Lepsius  II  T.  120 ab. 
III  288,  1.  3. 

')  Neue  Sitzfiguren  des  Cha'frfi'  in  Gizeh : 
Ekman  1,  64;  Mitchell  S.  28;  Meter  S.  120. 
121;  Pbbbot  f.  460;  de  Rouei,  rech.  T.  4. 
5;  Mabibtte,  Ra.  1860;  Dresdner  Abguss; 
kleine  Statue  aus  Diorit  in  Berlin:  Ebman 
2,  550 ;  Statuette  in  Gizeh :  Album  du  mus^e 
de  Boulaq  T.  25,  463  (Berl.  Abg.). 

^)  Wie  z.  B.  unter  üsertesen  I.  eine 
Statue  des  RSenuser  An  (5.  Dyn.)  gefertigt 
wurde  (jetzt  in  London). 

^)  Mariette,  notice  p.  86;  Louvre  A  18. 
A  29  (Ra.  n.  s.  4,  249  f.). 

8)  Perrot  Fig.  462;  Meter  S.  301; 
Lepsius  II  151  e— h.  III  291 ;  Maristttb,  £ar- 
nak  T.  8  u.  Abydos  II  T.  26.  28—30.  40  g; 
J.  DE  Rouo]^,  album  photogr.  Nr.  109  ff.; 
Ra.  5,  299;  Rosellini,  mon.  II  T.  13,  152.  III 
T.  1,  7.  8. 


Kap.  III«    Die  ägyptische  Kniuit  des  alten  a.  mittleren  Reichee.    (§  307.)    439 


Ägypten  selbst  arm,  allerdings  werden  die  Eupfergruben  der  Sinaihalbinsel 
und  das  nubische  Gold  schon  früh  in  die  Peripherie  der  ägyptischen  Herr- 
schaft eingeschlossen  und  der  Handel  bringt  das  Eisen  des  Sudans,  Zinn 
für  die  Bronze  und  Silber  für  das  hochgeachtete  Weissgold  (S.  214).  Den- 
noch dauert  es  lange  Zeit,  bis  in  dem  metallarmen  Lande  die  Metallarbeit 
heimisch  wird.*)  Goldene  Götterfiguren  werden  häufig  gewesen  sein,*)  wie 
auch  ebensolche  Bilder  der  Herrscher;  denn  der  König  heisst  „goldener 
Horus'*  und  seine  Mumie  erhält  manchmal  eine  goldene  Gesichtsmaske.^) 
So  gut  wie  nichts  ist  davon  geblieben.  Die  Pariser  Ai-chäologen  behaupten, 
sie  hätten  im  Louvre  aus  der  Sammlung  Posno  Bronzefiguren  der  5.  oder 
6.  Dynastie;^)  hört  man  jedoch  ihre  Berliner  Kollegen,  sind  es  Imitationen 
aus  der  Zeit  des  saitischen  Reiches.')  Nach  blossen  Zeichnungen  urtei- 
lend, habe  ich  gegen  die  erstere  Annahme  nichts  einzuwenden.  Dies  steht 
jedenfalls  fest,  dass  Bronzefiguren  der  frühesten  Könige  nachträglich  an- 
gefertigt wurden.^)  Es  bleibt  also  überhaupt  noch  —  am  besten  durch 
Inschriften  —  nachzuweisen,  dass  die  altägyptische  Kunst  bereits  eine 
Bronze-  oder  Kupferplastik  gekannt  hat.  Endlich  haben  bei  dem  höfischen 
Charakter  der  Zeit  auch  die  Kostbarkeiten  des  Auslandes  für  die  Kunst 
eine  gewisse  Bedeutung,  welche  freilich  weniger  Originale  als  Schriftquellen 
erhärten.  Wir  meinen  nicht  bloss  Elfenbein  und  Ebenholz,^)  welche  auch 
anderen  Ländern  zugänglich  wurden,  sondern  zunächst  den  grünen  Ma- 
lachit und  den  blauen  Lapislazuli,  Stoffe,  welche  den  Ägyptern  überirdisch 
schön  erschienen  und  die  Farben  der  emaillierten  Thonfiguren  dauernd  be- 
stimmten.^)   Endlich  lieferte  das  rote  Meer  Perlmutterschalen.») 

Bezüglich  der  Aufgaben  der  statuarischen  Plastik  bleibt  fast  nur  das 
früher  gesagte  zu  wiederholen  übrig.  Es  handelt  sich,  kurz  gesagt,  um 
Votiv-  und  Grabfiguren.  Erstere  stellen  Götter  oder  den  unter  deren 
Schutz  gestellten,  am  häufigsten  den  König  selbst  dar,  welcher,  wie  S.  433 
gesagt,  zur  Sphinx  idealisiert  wurde.  Der  Riesensphinx  von  Gizeh  ist  zu 
Ehren  des  „Horus  am  Horizonte''  aus  dem  lebendigen  Fels  herausgehauen 
worden,  mehr  ein  Monument  als  eine  Statue  zu  nennen;  einst  bedeckte 
rote  Farbe  das  jetzt  durch  bübische  Schüsse  beschädigte  Antlitz  und  Kalk- 
stein die  ganze  Gestalt.  *°)  Die  Votivfiguren  erreichen  unter  anderem  des- 
halb eine  so  hohe  Zahl,  weil  Herrscher  und  Würdenträger  solche  sich 
wechselseitig  zum  Geschenke  machten.  Verhältnismässig  noch  mehr  Figuren 


*)  Die  spätere  Legende  führt  sie  freflich 
auf  Osiris  zurück  (Diod.  1,  15,  5). 

*)  Diod.  a.  0. 

')  .Den  Kopf  mit  Gold  bedeckt',  Inschr. 
bei  Ebman  1,  193;  eine  Maske  fand  sich  in 
den  kleinen  Kellern  desSerapeumsCMABUETTE, 
Serap.  I  58;. 

*)  LoNOPiteiBB,  CR.  de  Tacad.  des  inscr. 
4.  sörie  UI.  (1875)  p.  341  ff.;  Pebbot  zu  Fig. 
434—5;  Academy  1883,  June  1816. 

')  PiETscHMANH  S.  855;  Erman  2,  611, 2. 
Einige  Bronzen  der  Art  sind  auch  in  Berlin. 

^)  Figur  des  Königs  Sent  (2.  Dynastie) 
in  Berlin :  Jahrb.  d.  prenss.  KunstsammL  IV 

Sp.  Lxvm. 


^)  Figur  im  Grabe  des  TL 

^)  Auch  die  Smaragdgruben  im  Lande 
der  Bedscha  dürften  die  ^üne  Farbe  geför- 
dert haben  (Quatbemebe,  Möm.  sur  TEgypte 
2,  175  ff.).  Figur  von  Usertesen  II.  aus 
Karneol,  im  Louvre:  Chakpollion,  Eg.  anc. 
p.  296. 

^)  Mit  der  Inschrift  von  Usertesen  I. : 

WlEDEMANN   S.  244. 

»0)  Abdallatif  p.  179  f.;  vgl.  C.  du  Babby 
DE  Mbbval,  Ra.  n.  s.  26,  337  ff. ;  Mabiette, 
questions  relatifs  aux  nouv.  fouilles.  Viel- 
leicht älter  als  Gheops,  vgl.  Wibdbmakn,  äg. 
Gesch.  S.  187  ff. 


440  Klasflische  Kanatarchäologie.    II.  GoBChichte  der  alten  Knnat. 

beanspruchte  jedes  ansehnliche  Grab;  denn  der  Verstorbene  bedurfte  nach 
ägyptischem  Olauben  vieler  Ebenbilder,  unter  denen  seine  Seele  sich  das 
passendste  heraussuchen  mochte  (S.  484);  dazu  kamen  dann  Bilder  der 
Götter  und  ihrer  heiligen  Tiere,  welche  die  Dämonen  ferne  hielten.  Im 
alten  Reich  begegnet  oft  die  Sitte,  dass  eine  Totenmaske  aus  Pappe  oder 
bemaltem  Holz  —  bei  Königen  eine  goldene  —  die  Entstellung  der  Ge- 
sichtszüge dem  Blicke  entzog.^)  Im  mittleren  Reich  wird  die  Mumie  von 
einem'  ihre  Gestalt  nachbildenden  Sarkophag  umschlossen.  Alles  in  allem 
ist  der  ägyptische  Künstler  nur  geübt,  Porträtbilder,  sei  es  realer  Menschen 
oder  abstrakter  Götter,  für  die  Dauer  zu  schaffen  und  gewohnt,  jedes 
Stück  im  Dutzend  zu  liefern. 

Aus  dieser  handwerksmässigen  Produktion  ergibt  sich  der  Grund- 
charakter der  ägyptischen  Plastik.  Weil  ihre  Werke  für  möglichst  ewige 
Dauer  berechnet  sind,  stellt  sie  auch  den  Menschen  losgelöst  von  allen 
Zufälligkeiten  als  eine  Art  Abstractum  hin.  Die  Stellungen,  welche  der 
Abgebildete  einnimmt,  sind  darum  sehr  wenige  und  nur  die  allematür- 
lichsten  und  ruhigsten.  Der  Sitzende  hat  die  Füsse  neben  einander  ge- 
stellt und  die  Hände  häufig  auf  die  Kniee  liegend.  Der  Stehende  setzt 
den  linken  Fuss  vor,  während  die  Arme  ruhig  herabhängen  oder  Stäbe 
halten;  Frauen  und  Kinder  haben  die  Füsse  parallel.  Aber  in  Stein  wagen 
die  Ägypter  eine  stehende  Figur  nicht,  ohne  dieselbe  mit  dem  Rücken  an 
einen  Steinpfeiler  anzulehnen,  auch  kommen  an  Armen  und  Beinen  häufig 
stützende  Stege  vor;  in  Granit  vollends  scheint  die  Standfigur  erst  unter 
dem  mittleren  Reich  gewagt  worden  zu  sein.  Die  Körperformen  veran- 
schaulichen nicht  ein  Individuum,  sondern  das  damalige  Schönheitsideal: 
Die  Hüften  schmal,  die  Schultern  breit  und  tragkräftig,  gleich  ob  sie  die 
Last  eines  Reiches  oder  eines  Ziegelkorbes  trugen,  das  Schlüsselbein  her- 
vorgehoben, doch  meistens  an  falscher  Stelle,  die  Finger  der  flachen  Hand 
ohne  Gelenke  wie  gedrechselt,  die  Zehen  flach  und  parallel  liegend,  wobei 
die  zweite  über  die  grosse  hinauszuragen  pflegt,*)  die  Ohren  oft  zu  hoch 
gestellt.')  Zu  Regeln  werden  diese  Erscheinungen  erst  durch  die  Arbeit 
in  vulkanischem  Stein,  mithin  dringen  sie  erst  im  mittleren  Reiche  ganz 
durch;  vorher  ist  nur  der  König  jener  typischen  Einförmigkeit  verfallen, 
an  andere  Personen  treten  die  Raceeigentümlichkeiten  stark  hervor.*)  Man 
hat  eine  grössere  Auswahl  von  Typen,  z.  B.  „der  kauernde  Schreiber*, 
der  knieende  Beamte, '^)  der  komische  Zwerg  (T.  H  Fig.  7);  hin  und  wieder 
begegnet  ein  individueller  Zug,  etwa  ein  dicker  Bauch.  ^)  Nicht  die  eigene 
Talentlosigkeit,  sondern  die  höfische  Etikette  war  es,  welche  die  Bildhauer 
einengte;  wo  letztere  nicht  herrschte,  wie  bei  den  Dienern  —  wir  meinen 

^)  Aus  Pappe  manchmal  in  den  Masta-  |  auch  E.  Bottiches,   Archiv  f.  Anthrop.  17, 
bas;  von  bemalter  Leinwand  und  Holz  Descr.      523  ff. 


de  l'Eg.  Ant.  V  38  (ans  Sakkara);  vergoldet 


*)  Z.  B.  am  , Schreiber **  nnd  dem  Ealk- 


in  der  1893  gefundenen  Nekropole  von  Ar-      steinkopf. 

sino6;  Gold  S.  439 A.  3.  I  ^)  Heliogr.  bei  Ratet;  Torso  in  Luqsor 

')  Dies  soll  bei  den  Fellahs  vorkommen;  i  aus  der  Zeit  des  Mentuhotep. 
vgl.  auch  AUg.  medic.  Gentralztg.  1886  Nr.  5  ^)  'Amten:  Lepsius  11  T.  6;  ähnlich  das. 

u.  Anthrop.  Correspondenzbl.  1886  S.  118  ff.  |   7.     Vgl.  Fbitsoh,   d.   Porträtcharaktere   der 


')  An  den  Mumien  nicht  zu  beobachten: 
Waitz,  Anthrop.  d.  Naturvölker  I  '123;  vgl. 


altäg.  Denkm.,  Ztsch.  f.  Ethnol.  1883  S.  183ff. 


Kap.  m.    Die  agyptisohe  Kmuit  des  alten  u.  mitüeren  Beiohee.    (§  308.)     44 1 

die  S.  437  erwähnten  Grabfiguren  — ,  oder  bei  Hofnarren,*)  gingen  lebens- 
frische flotte  Figuren  aus  ihren  Werkstätten  hervor.  Im  mittleren  Reiche 
verringerten  sich  indes  bereits  die  Gelegenheiten  hiezu. 

3U8.  Die  zeichnenden  Künste  konnten  sich  an  Bauwerken  bethä- 
tigen  und  hatten  demgemäss  zu  Materialien  Stein,  Stuck  und  Holz.  Die 
Holzarbeiten  fallen  jetzt,  weil  die  meisten  verloren  gegangen  sind,  durch 
Seltenheit  auf;  doch  besitzen  wir  noch  mehrere  Füllungen  von  wirklichen 
und  blinden  Grabthüren,  an  welchen  Figuren  ausgeschnitten  und  mit  Farbe 
bedeckt  sind.*)  Hinsichtlich  ihrer  Zwecke  kennen  wir  die  dekorativen 
Künste  nur  sehr  einseitig.  Die  profane  Kunst  hatte  vor  allem  in  den 
Königspalästen  Gelegenheit  sich  zu  entfalten.  Allein  von  diesen  finden 
sich  bloss  unbedeutende  Reste.')  Indes  werden  die  Paläste  gewiss  nicht 
weniger  prächtig  als  die  Gräber  geschmückt  gewesen  sein ;  dass  es  bereits 
Tafelmalerei  gab,  bezeugt  eine  Atelierscene  in  einem  Grabe  von  Beni- 
hassan,^)  die  älteste  Spur  der  Tafelmalerei,  welche  es  auf  Erden  gibt. 
Die  eigentliche  Stätte  religiöser  Kunst  wären  die  Tempel;  indes  scheinen 
die  alten  Heiligtümer  durch  die  Umbauten  späterer  Dynastien  vollständig 
vernichtet.^)  Immerhin  veranschaulichen  einige  Altartafeln  aus  der  13.  Dy- 
nastie diesen  Zweig.  ^)  Ganz  anders  stellt  sich  uns  die  Ausschmückung 
der  Gräber  dar.  Das  alte  Reich  hat  die  Steinpyramiden  der  Könige 
(S.  349  f.  T.  n  F.  1),  erweitert  mit  Kultusanlagen  und  umgeben  von  den 
niedrigeren  Mcistaba's  (Bänken,  T.  H  F.  2)  der  hohen  Beamten  (S.  350) ;  ^) 
unter  dem  mittleren  Reich,  dessen  11.  Dynastie  allerdings  Ziegelpyramiden 
errichtet  hat,^)  wiegen  die  in  die  Bergwände  eingehauenen  Grabkammem 
vor,  an  denen  das  im  16.  Gau  von  Mittelägypten  gelegene  Benihassan 
grossen  Reichtum  hat.^)  Der  Ritus  erfordert  hier  zunächst  Stelen  mit 
Darstellungen  des  Toten,  welcher  bald  stehend  bald  vor  einem  Opfertische 
sitzend  erscheint.*®)  Ungleich  anziehender  als  diese  liturgischen  Bilder 
wirken  die  Darstellungen,  welche  nicht  selten  die  Wände  der  Grabkammem 
schmücken.  Denn  sie  stellen  den  Toten  in  voller  Lebenslust  dar,  wie  er 
die  verschiedensten  Vergnügungen  bis  herab  zum  Anblick  einer  Matrosen- 
prügelei geniesst,  die  Befehle  des  Königs  ausführt  und  seine  Diener  arbeiten 


^)  Statae  des  Zwerges  Clmumhotpa. 

')  Vier  aus  dem  Grab  des  Hesi  in  Sakka- 
rah  (Pbrrot  Fig.  429—31;  Mitchell  S.  31); 
eine  im  Louvre:  Pierret,  catal.  salle  histor. 
1 ;  bemalte  im  Museo  Borgia:  Visconti,  Moseo 
Pioclem.  II  T.  299 ;  aus  der  6.  Dyn.  Relief 
des  'Ep'e  in  Gizeh  (Ermah  2,  563).  • 

')  Z.  B.  sogen.  Labyrinth  in  Faijüm: 
DüxicHBN,  Geogr.  d.  alten  Äg.  T.  zn  S.  233; 
Tgl.  WiEDKKANii  S.  258  ff.  Herodot  (2,  124) 
schreibt  einem  Steindamm  des  Cheops  Relief- 
schmuck  zu. 

*)  WlLKINSON  II  294. 

^)  Der  Plan  des  Tempels  von  Denderah 
wurde  in  die  Zeit  der  Heroen  zurückversetzt 
(DüMicHBN,  Bauurkunde  S.  15  f.  T.  15). 

*)  Maristtb,  Eamak  T.  9.  10;  J.  de 
RouGi,  inscr.  7;  Aeg.  monum.  te  Leiden  I 
T.  37. 


^)  Maristtb  datiert  sie  bereits  von  der 

1.  Dynastie  an;  vgl.  auch  Maspero,  M^m. 
de  la  mission  fran^.  au  Gaire,  fasc.  2;  Pbr- 
rot Fig.  107  ff.;  £d.  Meter,  Gesch.  des  alten 
Äg.  S.  91  ff.;  Erman  2,  419  ff. 

«)  Z.B.  inAbydos  Pebrot  160-63.  Die 
älteste  entstand  noch  unter  der  4.  Dyn.  (Her. 

2,  136;  WiBDEHANV  S.  194). 

')  Champollion,  mon.  Nr.  350  ff.;  Lepsius 
1,60.61;  Pbrrot  F.  166— 69;  Siut:  Ma- 
riettB;  mon.  div.  64—69;  Elkab:  Lepsius, 
Denkm.  3,  13;  dagegen  idyllisch  König  'An- 
*antef  mit  seinen  vier  Hunden:  Maribtte, 
mon.  div.  T.  49. 

*«)  Perrot  57.  120.  455;  aus  dem  mitt- 
leren Reiche  Pbrrot  86;  Prissb,  mon.  8; 
viele  in  Abydos  (Mabiettb,  Abydos  III  Nr. 
766-1046). 


442 


ElaBsiBohe  Ktmatarchaologie.    EL  Geschichte  der  alten  Kunst. 


lässt.  Aus  dem  alten  Reich  nennen  wir  beispielsweise  die  Gräber  des 
*Amten,  Sabu,  Ptahhotep  und  besonders  des  Ti;^)  noch  mehr  Malereien 
liefert  die  zweite  Periode.*)  Ausserhalb  dieser  Kreise  hat  die  Kunst  wenig 
zu  thun.  An  einigen  Orten,  selbst  an  einer  Felswand  der  Sinaihalbinsel 
Hessen  die  Könige  Erinnerungsbilder  anbringen,  die  ihre  Thaten  verewig- 
ten; 3)  die  Obelisken  der  alten  Zeit  sind  noch  ganz  unansehnlich.^)  Nach 
dem  früher  Gesagten  (S.  416)  werden  alle  sorgfaltigen  Arbeiten  in  farbigem 
Flachrelief  ausgeführt;  die  vertiefte  Arbeit  en  creux,  welche  im  allgemeinen 
bei  Basalt  und  Granit  vorherrschte,  bevorzugen  die  alten  Dynastien  für 
Hieroglyphen.  Nur  ausnahmsweise  erscheint  halbrunde  Arbeit  (sogen. 
Hochrelief).^)  Die  Linien  der  gewöhnlichen  Reliefs  verraten  häufig  die 
rasche  Arbeit,  wenn  auch  in  unseren  Bilderwerken  die  Unregelmässigkeiten 
geglättet  erscheinen.  Alle  flüchtigeren  Dekorationen,  besonders  die  Wand- 
bilder, werden  nicht  eingegraben,  sondern  einfach  mit  Rötel  oder  Kohle 
gezeichnet  und  dann  koloriert.  Aber  die  Gesetze  der  zeichnenden  Künste 
beruhen  nicht  auf  diesem  flüchtigeren  Verfahren,  sondern  auf  dem  Flach- 
relief. 

In  der  Fläche  des  Reliefs  werden  also,  um  Verkürzungen  so  viel  als 
möglich  zu  vermeiden,  jedesmal  die  breiteren  Seiten  zur  Anschauung  ge- 
bracht (T.  n  F.  8.  9):  das  Profil  des  Kopfes,  aber  mit  dem  Auge  en  face,') 
die  Schulterpartie  in  voller  Breite  und  ebenso  die  Füsse  von  der  Seite; 
die  dazwischen  liegenden  Teile  vermitteln,  indem  die  hintere  Kontur  der 
Brust  en  face,  die  vordere  im  Profil,  der  Unterleib  in  Dreiviertelsprofil  und 
die  Beine  von  der  Seite  aufgefasst  werden.  An  den  Händen  sieht  man 
alle  fünf  Finger  von  der  Aussenseite.  Bei  den  Füssen  ging  ähnliches  nicht 
an ;  aus  dieser  Verlegenheit  erklärt  sich  wohl,  dass  sie  beide  von  innen  auf- 
gefasst sind.  So  sonderbar  es  auch  klingen  mag,  wir  sehen  in  dieser  ein- 
heitlichen Auffassung  des  Körpers  die  rationelle  Idee   eines  bedeutenden 


')  Thotliotep  in  Sakkarah,  vor  der  4. 
Dyn.;  'Amteii  aus  der  Zeit  Snefhi's  in  Berlin: 
Lepsiüs,  Denkm.  II  3  ff.  120 a~e  (Berl.  Abg.); 
Ptahbannofer  (Lepsiub,  Denkm.  2,  55.  56; 
Beri.  Abg.);  Ptahhotep  (21  Berl.  Abg.;  Dü- 
MiCHEN,  Res.  T.  8  ff.)  und  Ti  (14  Berl.  Abg.; 
DüMiGHEN,  Res.  T.  7.  10.  11  u.  Geographie  T. 
zu  8.  68)  in  Sakkarah  aus  der  5.  Dynastie; 
Sabu  in  Sakkarah  (8  Berl.  Abg.). 

')  Z.  B.  Grab  des  Ameni  und  Chnum- 
hotep  in  Benihassan  aus  der  12.  Dynastie: 
Lbps.  2,  121  ff.;  Brüosch,  Denkm.  128.  139; 
Maspebo,  recueil  de  travaux  relat.  ä  la 
philol.  ^gypt.  1,  160  ff.;  Biech,  Records  of 
the  past  aII. ;  Grab  des  Dhuti.otep  in 
Bersche:  Leps.  2,  134;  Mabpbbo,  Transact. 
of  the  soc.  of  bibl.  arch.  VII  7;  Bilder 
aus  Benihassan:  Champollion  IV  350—84. 
386—400. 

^)  Im  Wftdi  Maghftra,  König  Snefru 
einen  Feind  erschlagend :  Lepsius,  2,  2 ;  La- 
BORDE,  voyage  de  TArabie  Pötr^e  T.  4,  5; 
Düxichev,  Geogr.  S.  174  (nach  ihm  aus  der 


5.  Dyn.)  —  aus  der  5.  Dyn. :  Lepshtb  2,  39. 
152a;  Mabibttb,  mon.  div.  54  e;  Ztsch.  f.  &g. 
Spr.  1869,  26;  Relief  des  Königs  Menkauhor, 
jetzt  im  Louvre;  Felsrelief  in  Dschebel  Sil- 
silis,  für  König  Mentuhot«p :  Eisenlohb,  Proc. 
of  the  s.  of  b.  a.  1881,"  Mai  T.  1. 

^)  Aus  Gräbern  von  Memphis,  Gizeh  Nr. 
930.  936;  Abb.  aus  der  Zeit  des  Cheops: 
Lepsius  2,  222  c. 

^)  In  Mastabas:  Perbot  120;  Lepsius  II 
11;  Grab  von  El-Kab  (Eileithyia);  Grab  des 
Sabu:  Mabibtte,  voyage  S.  37  T.  6;  Obelisk 
von  Usertesen  I.  (12.  Dyn.;  Lepsius  2,  119; 
Descr.  de  TEg.  IV  T.  71). 

')  Über  die  ägyptischen  Bezeichnungen 
Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1872  S.  21;  1876  S.  146  ff; 
Brugsch  hierogl.-demot.  Wörterbuch  VI  859 
—63.  VII  1377.  Über  die  Zurichtung  der 
Wand  belehren  Descr.  de  TEg.  Ant.  III  42 
und  ein  unvollendetes  Wandstück  in  Berlin 
(Verzeichnis  S.  42). 

^)  Dies  fällt  nicht  so  auf,  wenn,  wie  es 
oft  geschieht,  das  untere  Lid  wegbleibt. 


Kap.  III.    Die  ftgyptisohe  Kunat  des  alten  n.  mittleren  Reiche«.    (§  308.)    443 


Künstlers;  Canova's  ^siegreiche  Venus''  beruht  im  Grunde  auf  den  gleichen 
Prinzipien.  Tiere  werden  gewöhnlich  im  Profil  abgebildet,  en  face  nur 
die  Augen;  breitstimige  Gesichter  und  Homer  erfahren  verschiedenartige 
Behandlung.^)  Entsprechend  der  Profilstellung  der  Schultern  und  Beine 
steht  die  vom  Beschauer  weiter  entfernte  Extremität  voran.  Dasselbe  gilt 
bei  der  weiblichen  Brust,  während  die  andere  einfach  in  Wegfall  kommt. 
Das  Flächenprinzip  zieht  natürlich  auch  das  Decken  von  Personen  in  seinen 
Bereich.  Stehen  Menschen  oder  Tiere  neben  einander,  so  hilft  man  sich 
mit  einer  Art  von  Multiplikation:  Die  gleiche  Figur  wird  inmier  wieder- 
holt und  gerne  alle  oder  bei  grösserer  Anzahl  je  ein  Paar  so  zusammen- 
gefasst,  dass  von  den  hinteren  Personen  oder  Tieren  nur  der  eine  Gontom* 
parallel  mit  dem  Vordermann  sichtbar  wird  (T.  11 12);»)  grössere  Mengen 
ordnet  der  Ägypter  säuberlich  in  horizontale  Streifen.')  Wo  diese  Gleich- 
artigkeit nicht  besteht,  wird  der  Augenwinkel  höher  gerückt  und  nun  er- 
scheinen die  Dinge  über  statt  hinter  einander;  am  sonderbarsten  nimmt 
sich  bei  dieser  Flächenmanier  ein  tiefes  Gebäude  aus.  Wird  der  Zeichner 
mithin  durch  die  Rücksicht  auf  die  Relieffläche  fortwährend  eingeengt,  so 
darf  er  daneben  auch  die  Etiketterücksichten  nicht  aus  den  Augen  lassen. 
König  und  Unterthan,  Herrn  und  Diener  muss  der  Beschauer  sofort  an 
ihrer  verschiedenen  Grösse  unterscheiden.  Rechts  ist  die  glückliche  Seite, 
welcher  sich  alle  Personen  womöglich  zuzuwenden  haben ;  muss  der  Zeich- 
ner aber  doch  einmal  jemand  nach  links  sehen  lassen,  so  dreht  er  bloss 
sein  gewohntes  Schema  mechanisch  um  oder,  wenn  er  davon  abweicht, 
verzeichnet  er  sich  seltsam.^)  Nehmen  wir  noch  dazu,  dass  die  Bilder 
grosse  Hieroglypheninschriften  begleiten  oder  selbst  durch  Beischriften  Er- 
läuterung empfangen,  so  ergibt  es  sich  als  Notwendigkeit,  dass  die  Haupt- 
masse der  Zeichnungen  sich  aus  stehenden  Typen  zusammensetzt,  welche 
im  Grunde  den  Ideogrammen  (Hieroglyphen,  welche  einen  Begriff  aus- 
drücken) gleichstehen;  dies  trifft  am  meisten  bei  der  landschaftlichen  Um- 
gebung zu,  wenn  z.  B.  das  Wasser  selbst  in  einen  Becken  durch  die  hiero- 
glyphische Zickzacklinie  ausgedrückt  wird.**^)  Die  Figuren  erhalten  gleich 
Buchstaben  eine  bestimmte  Form,  die  jeder  Schüler  lernt,  und  unter- 
scheiden sich  nach  den  einzelnen  Bildern  nicht  mehr,  als  die  Schriftzüge 
in  Codices  des  gleichen  Jahrhunderts.  Diese  Weise  bringt  eigentümliche 
Erscheinungen  mit  sich:  Derselbe  Typus  wird  wie  aus  der  Schablone  in 
dem  gleichen  Bilde  wiederholt  (T.  H  F.  11).*)  Der  weniger  geübte  Zeichner 
überzieht  die  Wand  mit  einem  Netz  von  Quadraten  und  braucht  nun  die 
Proportionen  bloss  nach  der  memorierten  Ziffer  der  Quadrate  einzutragen. 
Doch  waren  diese  Regeln  nicht  jederzeit  gleich;')  die  Kunstgeschichte  wird 


')  EnleDgesicliter  en  face;  ebenso  HOrner 
von  Ochsen  und  Gazellen:  Lepsius  2,  6.23; 
Mabistte,  Mastabas  p.  384  (dabei  aber  nur 
ein  Ohr). 

«)  Vgl.  Pbbbot  456,  auch  472. 

»)  Pkrbot  298. 

*)  Der  Stock  oder  was  sonst  die  Linke 
hält,  geht  hinter  dem  Körper  herror  (Lepsius 
2,  21  =  Ervak  2,  533);  die  beiden  Scepter 
und  die  Seiten  des  Galaschurzes  werden,  wie 


die  Statuen  zeigen,  yertauscht.  Verzeich- 
nungen: Lepsius  2,  18.  19.  21.  32.  Linksge- 
kehrte Hände  richtiger  in  einem  Bilde  des 
mittleren  Reiches:  Lepsius  2,  121. 

^)  Perrot  97,  in  einem  Becken  551.  586. 

«)  Lepsius  3,  34.  35.  115.  125.  135;  Per- 
rot F.  172.253.254;  Ed.  Meyer S.  56;  Cham- 
poLLioN,  mon.  369  =  Perrot  170. 

')  Perrot  513  (aus  der  18.  Dynastie). 
514  (aus  der  19.) ;   Lepsius  8,  70.  152.  12 


Ui 


Klassische  Knnstarchäologie.    II.  Geschichte  der  alten  Kunst. 


mit  der  Zeit  Schulen  unterscheiden  können.  Kinder  sind  für  den  Ägypter 
nur  Erwachsene  (T.  11  F.  10),  die  entsprechend  weniger  Felder  einnehmen. 
Solche  Handlungen,  welche  unendlich  oft  abgebildet  werden  müssen  und 
auf  einen  Gott  oder  König  sich  beziehen,  haben  ihr  gewisses  Schema,  z.  B. 
das  Opfer  oder  die  Tötung  eines  Feindes  durch  den  Pharao.^) 

Diese  Regeln  gelten  für  die  traditionellen  Bilder;  aber  so  manche 
Spuren  zeigen,  dass  die  Ägypter  recht  wohl  das  zeichnen  konnten,  was 
sie  sahen.  ^)  Wie  in  der  Plastik ,  hatten  nur  Könige  und  hohe  Würden- 
träger das  Privilegium  der  monumentalen  Steifheit.  Von  Barbaren  und 
Komödianten  fordert  man  auch  im  Bilde  den  landesüblichen  Anstand 
nicht  ;^)  dieser  Geringschätzung  verdanken  wir  das  schöne  Bild  der  nubi- 
schen  Damenkapelle  von  Benihassan  (T.  11  F.  13).^)  Mit  wahrer  Liebe  be- 
handelt der  ägyptische  Künstler  die  Tiere,  welche  ihm  ja  seine  Religion 
schätzbar  machte;  'bald  da  bald  dort  findet  man  eine  Situation  aus  dem 
Tierleben  humorvoll  aufgefasst,  mag  sie  auch  manchmal  nichts  weniger 
als  appetitlich  sein.^) 

Das  Kunsthandwerk  ist  uns  nur  durch  geschnittene  Arbeiten  in  gla- 
siertem Thon  oder  Stein  bekannt ;  zu  den  Skarabäen  (T.  11  F.  14)  und 
Steinschalen,  thönemen  und  emaillierten  Gefässen,  Särgen,  Sarkophagen 
konunen  im  mittleren  Reich  einige  Siegelcylinder  ^)  und  geschnittene 
Steine.^)  Ausserdem  geben  die  Malereien  beachtenswerte  Nachbildungen 
von  Stickereien^)  und  aus  farbigem  Stroh  geflochtenen  mannshohen 
Schüden.») 

Das  persönliche  Element  fehlt  der  altägyptischen  Kunstgeschichte 
ganz;  nur  einzelne  Grabschriften  des  mittleren  Reiches  lernen  uns  Künstler 
kennen.  ^^)  Unter  der  11.  Djmastie  war  Mertesen  (Mertisen),  zugleich  Bild- 
hauer und  Maler,  „Vorsteher  der  Künstler",  welchem  nachgerühmt  wird, 
dass  er  das  Gehen  und  Stehen  der  Figuren  gut  ausgedrückt  habe.^^)  Wären 
mehr  solche  Nachrichten  vorhanden,  so  würden  die  Forscher  wohl  auf- 
merksamer auf  die  Individualitäten  in  den  ägyptischen  Denkmälern  achten. 

309.  Bevor  Babylonien  zur  Darstellung  kommt,  muss  der  spezifisch 
ägyptische  Kulturkreis  behandelt  werden,  i*)      Das   westliche   Grenzland 


(sitzende  Figuren  in.  15,  die  stehenden  in  16 
Feldern).  78  (19).  282  (23). 

>)  Frsteres:  Erman  2,  536  f.;  letzteres: 
Lbfsius  2,  39  f.  =  £bman  2,  536. 

*)  Schultern  im  Profil:  Lepsius  2,  4; 
Rückenbilder:  ders.  2,  9.  64. 

")  Semitische  Göttin  von  Eadesch  (Peb- 
BOT  480)  und  Barbaren  (Chakpollion  T.  274. 
332)  von  vorne  gezeichnet. 

*)  Im  britt.  Museum:  Champollion  377 
=  Pebrot  523 ;  das  ganze  Bild  bei  Wilkin- 
soN  2,  37;  Erman,  T.  zu  1, 339  (dagegen  nach 
RosELLiNF,  mon.  II  3,  76  u.  Ebkan  aus  einem 
thebanischen  Grab). 

^)  Wir  verweisen  besonders  auf  das  Grab 
des  Ti  (S.  442, 1);  vgl.  auch  Lepsiüs  2,  12.  47; 
Löwe  und  Katze  von  vorne:  Wilkinson  2, 
88;  Descr.  II  T.  45,  14;  Fischfang:  Lepsiüs 
2,  9  =  Ebmaiv  2f  585 ;    Oänseherde :  Loftüb, 


a  ride  in  Egypt  p.  209  u.  G.  d.  b.-a.  1881 
Sept. 

^)  BiBOH,  bist,  of  anc.  potteiy  p.  72; 
Pi  EBBET,  cat.  de  la  salle  hist.  du  Louvre  Nr. 
499.  500.  505. 

^)  Mabiette,  mon.  div.  III  p.  48  j.  u; 
Abydos  III  Nr.  1383;  sehr  schöner  Intaglio 
im  Louvre  Nr.  457:  Pkrbot  496.  497.  Im 
allgemeinen  Biboh,  guido  to  mus.  p.  70  ff. ; 
PiBBBET  a.  0.  Nr.  457—9  u.  ö. 

^)  Sempeb,  der  Stil  1, 196;  Denon,  voyage 
T.  139, 18. 

ö)  Lepsiüs  2,  57.  63.  64  (aus  der  5.  Dy- 
nastie). 

^^)  Baumeister  Mentuhotep,  unter  der  13. 
Dyn.  (Bbüosoh,  Gesch.  Ägvptens  S.  132  ff.). 

*')  Lepsius,  Auswahl  9;  Pbissb,  mon. 
7 ;  Bbüosoh,  Gesch.  Äg.  170 ;  Ebman  2,  554. 

^^)  Schon  zur  Zeit  des  mittleren  Reiches 


Zap,  tV.    Sie  Kuuit  des  alten  Babylonieiui.    (§  810.) 


445 


liefert  bisher  keinen  archäologischen  Stoff.  Im  Süden  trachteten  die  Pha- 
raonen nach  Nubien,  weil  es  ihnen  Gold  und  wertvolle  Steine  liefern 
konnte.  Die  von  der  6.  Dynastie  eingeleitete  Herrschaft  schlug  so  feste 
Wurzeln,  dass  Religion  und  Schriftsprache  ägyptisch  wurden  und  die  Denk- 
mäler Nubiens,0  deren  Hauptmasse  allerdings  aus  der  Zeit  des  neuen 
Reiches  stammt,  mit  den  ägyptischen  zusanmien  besprochen  werden  müssen. 
Weiter  südlich  hatte  sich  in  dieser  alten  Zeit  noch  kein  Reich  entwickelt, 
indes  zeigen  die  ägyptischen  Bilder,  dass  denKuschiten  die  Kunst  nicht 
fremd  blieb.  Sie  bringen  als  Tribut  kunstreiche  Schilde  und  Hausgeräte. ') 
Vielleicht  kam  die  Anregung  zu  bemalten  Mumienkästen  ^)  und  Ziegel- 
pyramiden*) schon  unter  dem  mittleren  Reiche  nach  Äthiopien.  Ägyptische 
Sitten  müssen  sich  tief  in  das  Innere  von  Afrika  verbreitet  haben,  weil 
die  Reisenden  an  verschiedenen  Orten  Spuren  entdeckten;^)  namentlich 
mOgen  Fels-  und  Steinbauten  aus  ägyptischer  Anregung  entsprungen  sein.^) 
Die  Westküste  Arabiens  stand  mit  Ägypten  frühzeitig  in  Yeibindung  und 
gab  an  dasselbe  ihren  Gott  Besä  ab ;  allein  vorläufig  schweigen  die  Denk- 
mäler über  diese  alte  Zeit.^) 

Litteratur:  Mabibttb,  les  tombes  de  rancien  empire,  Ra.  n.  s.  19,  7  £f.  81  £f.;  ders., 
les  Mastabas  (S.  81);  de  Roüoi,  recherches  sur  les  monuments  que  Ton  peat  attribuer  aux 
siz  premi&res  dynasties  de  Man^tbon,  Möm.  de  Tacad.  des  inscr.  XXV  2  (1866);  Soldi,  Fart 
ägyptien  d'apr^s  les  derniöres  däcouvertes,  Paris  1879;  A.  Wieobkanit,  ägypt.  Gescbichte 
1.  Abt  Gotha  1884;  dazu  die  Schriften  aber  die  Pyramiden  S.  81  u.  S.  421.  432. 

Kap.  IV.    Die  Kunst  des  alten  Babyloniens. 

(T.  III.) 

310.  Das  weite  Flachland,  das  sich  dem  Euphrat  und  Tigris  entlang 
ausdehnt  und  am  besten  das  Zweiströmeland  genannt  wird,  war  kein  ge- 
schlossenes Ganze  wie  Ägypten.  Hier  gab  es  weder  feste  Völker-  noch 
Reichsgrenzen.  Die  Verwirrung  der  Nationen  ist  hier  keine  Legende.  Der 
vor  dem  16.  Jahrhundert  liegende  Zeitraum  sah  nie  ein  dauerhaftes  baby- 
lonisches Reich  und  kannte  keine  Hauptstadt.  Das  Land  zerfiel  in  eine 
Anzahl  Stadtgebiete  unter  eigenen  Herrn ;  ob  diese  unabhängig  waren  oder 
einem  mächtigeren  Kollegen  huldigten,  darum  dreht  sich  die  Geschichte 
des  alten  Babyloniens.  Die  ethnographische  Trennung  erweist  sich  wieder 
als  ganz  unzulänglich.  Die  Sprachforscher  sagen  uns,  dass  nach  Ausweis  der 
Sprache  und  Schrift  die  älteste  Kultur  Babyloniens  von  einem  nichtsemi- 
tischen Volke,  welches  man  nach  dem  Reiche  „Sumer  und  Akkad**  zu  be- 
nennen pflegt,  ausgegangen  war.    Die  semitische  Sprache,   die  wir  baby- 


heiast  es:  «Der  Waffenfabrikant  zieht  aus  in 
fremdes  Land,  viel  lädt  er  den  Eseln  auf* 
(Max  MOllbb,  Asien  n.  Europa  S.  1). 

^)  §  47,  dazu  Fbrlini,  cenno  sugli  scavi 
operati  nella  Nubia,  Bol.  1837. 

*)  Ed.  MisTSB,  T.  zu  S.  244. 

»)  Herod.  3,  24. 

*)  Pbbbot  149. 

^)  Kopfkissen  im  östlichen  Sudan  (Hakt, 
Et.  däd.  k  Leemans  p.  32  ff.);  Sichelschwert 
der  Pharaonen  bei  den  MonbuttufÜrsten ; 
kleine  Mandoline  mit  vorgebogenem  Halse, 
bei  den  Ovambo  20  ^  S.  Br.  Vgl.  auch  Bow- 


DiCH,  an  essay  on  the  auperstitious  customs 
a.  arts  commons  to  the  ancient  Egyptians, 
Abyssinians  a.  the  Ashantees,  London  1821. 
')  Felsenbauten  im  Elgongebirge,  nörd- 
lich von  der  Nordostspitze  des  Yictoriasees 
(Thokson);  Eönigsgräber  von  Uganda  (Pe- 
tersen); Hügelgräber  bei  Eaffem  u.  Hotten- 
totten (Spabrkann  u.  Babbon);  grosse  Stein - 
ruinen  im  Maschonaland ,  1891  von  Bbnt 
entdeckt.  Über  die  Handelswege:  A.  Ro- 
SCHBB,  Ptolemaeus  u.  die  Handelsstrassen  in 
Central- Africa,  Gotha  1857,  m.  2  K. 

')  Ägypt.  Stockform :  Labobdb,  voyage  p.  51. 


446 


KlasBisohe  SmiBtarohäologie.    IL  Geftehiohte  der  alten  Kaust. 


Ionisch  nennen  sollten,  aber  meist  assyrisch  heissen,  gewinnt  jedoch  ihrer 
Vorgängerin  zusehends  Boden  ab  und  drängt  sie  schliesslich  in  die  Tempel 
und  Bibliotheken  zurück.  Doch  war  die  Einheit  nur  in  der  Schrift  er- 
rungen; noch  die  arabischen  Eroberer  fanden  im  Süden  ein  indisches, 
jedenfalls  dunkelhäutiges  Volk  sesshaft.^)  Trotz  der  ergebnisreichen  Aus- 
grabungen (§  55)  gelang  es  noch  nicht,  ein  so  klares  Geschichtsbild  wie 
von  dem  alten  Ägypten  herzustellen;  die  wenig  einheitlichen  Denkmäler 
richtig  anzuordnen,  fallt  ungemein  schwer. 

Die  Raceneigentümlichkeiten  treffen  vielfach  mit  denen  zusammen, 
welche  jetzt  für  semitisch  gelten.  Das  Profil  fällt  durch  die  mächtige  ge- 
bogene Nase  auf,  deren  Kurve  sich  mehr  oder  weniger  bis  zum  Scheitel 
fortsetzt;  ist  der  Kopf  dazu  noch  spitz,  so  erinnert  das  Ganze  lebhaft  an 
einen  Vogelkopf.  Eine  griechische  Karrikatur  aus  Terrakotta  dürfte  be- 
weisen, dass  jener  Typus  nicht  dem  Ungeschick  seinen  Ursprung  verdankt, 
sondern  die  nationalen  Eigentümlichkeiten  —  allerdings  grell!  —  veran- 
schaulicht. Die  Augen  sind  auffallend  gross  und  liegen  in  der  Mitte  stark 
frei;  unter  der  starken  Nase  mit  den  schwellenden  Flügeln  lächelt  ein 
dicklippiger  breiter  Mund  freundlich  und  schlau  uns  an.  Die  Kleidung 
verrät  sofort,  dass  die  babylonische  Kultur  nicht  unter  heissem,  tropischem 
Himmel  entstand.  Das  lange  Gewand  bedeckt  in  Friedenszeiten  sogar  den 
Mann  bis  zu  den  Fussknöcheln  und  lässt  nur  den  rechten  Arm  samt 
Schulter  ganz  frei;  man  verschönert  es  mit  Borten  und  Fransen  oder  be- 
setzt dasselbe,  wie  es  scheint,  im  Kreise  herum  mit  einer  Art  Volants. 
Den  Kopf  deckt  ein  Hut,  der  mannigfachen,  noch  zu  untersuchenden  Moden 
unterliegt.  Einen  Bart  tragen  die  Fürsten  nicht,  auch  küi*zen  sie  das  Haar; 
wie  sich  die  anders  gearteten  Bilder  verhalten,  ist  ebenfalls  noch  der  Auf- 
klärung bedürftig. 

Wenn  wir  den  Glauben  an  übernatürliche  Wesen  von  unserem  Stand- 
punkte aus  betrachten,  so  muss  uns  im  Vergleiche  zu  Ägypten  auffallen, 
dass  man  sich  die  eigentlichen  Götter  wie  Menschen  gestaltet  dachte.  Da 
indes  äussere  Unterschiede  notwendig  waren,  so  kennzeichneten  entweder 
Absonderlichkeiten  der  Tracht  oder  Flügel  das  übermenschliche  Wesen. 
Häufig  kommt  die  Kopfbedeckung  mit  zwei  hochaufragenden  Hörnern  vor;") 
Nacktheit,  Bekleidung  mit  einem  Lendenschurz,  sogar  Fischhaut  3)  kün- 
digen den  Gott  an.  Andere  haben  vier  Flügel,  wovon  gewöhnlich  zwei 
spitz  aufwärts  gerichtet  sind*)  (T.  H  F.  1).  Der  Heros  Izdubar  oder  Heabani 
zeigt  sich  als  muskulösen,  häufig  geflügelten  Mann,  der  einen  aufgerich- 
teten Löwen  oder  ein  Untier  würgt »)  (T.  HI  F.  2).  tJberhaupt  halten 
Götter  in  vielen  Bildern  zwei  wilde  Tiere  oder  zwei  rasche  Vögel  wehrlos 
an  der  Kehle. ^)   Wenn  aber  Hea  einmal  „Herr  des  edlen  Antlitzes"  {Nin- 


^)  Krexkb,  Eulturgesch.  d.  Orients  1,290. 

2)  PbrrotF.  17;  .Zierate  der  Gottheit" 
(TiBLE,  Gesch.  S.  128);  Nannar  .mit  kraft- 
vollen Hörnern"  (Skith,  chald.  Genesis  S.  282 
Nr.  10). 

^)  Oannes:  ass^rrisches  Bild  bei  Mrfant, 
glyptique  II  p.  51  ff.;  Smith,  Genesis,  T.  za 
a  40, 


*)  Pbrbot  f.  29;  vgl.  Berossos  p.  49 
Richter;  Eiioll,  Untersuchungen  über  das 
Attribut  der  Beflüglung,  Diss.  v.  München 
1888  S.  5  ff. 

^)  Perrot  225;  Phot.  zu  G.  Smith,  chald. 
Genesis,  Titelbild  (knieend);  Disulafot, 
Perse  III  82. 

«)  Z.  B.  K.  O.  Müller,   Denkm.  IV  T. 


Kap.  tV.    Die  Sonst  des  alten  Baliylonlena.    (§  310.) 


447 


siku)  heisst,  muss  eine  Ahnung  von  Götteridealen  doch  schon  gelebt  haben. 
Auf  der  anderen  Seite  war  den  Babyloniern  der  Begriff  einer  Mischgestalt 
vollkommen  vertraut.  Die  angrenzende  Wüste  und  ihre  klimatischen 
Folgen  befruchteten  die  Phantasie,  deren  Ausgeburten  Mischgestalten  aller 
Art  waren.  Der  Januskopf,  die  pferdefüssigen  Silene,  die  Pane,  Tritonen 
und  nicht  minder  die  Kentauren  haben  ihre  Vorbilder  im  Zweiströmelande,  ^ 
wo  ihnen  Skorpionenmenschen,  die  greuliche  Fratze  des  verderblichen  Süd- 
windes und  andere  Unholde  Gesellschaft  leisten.  ^)  Nicht  alle  diese  Misch- 
gestalten sind  Schr^ckbilder.  Der  Babylonier  vergleicht  seine  Götter  und 
Heroen  mit  dem  Löwen  und  dem  Stiere  als  den  kräftigsten  unter  den 
Tieren ;  ^)  gibt  es  doch  für  einen  König  kein  edleres  Waidwerk  als  Löwen 
und  wilde  Bergstiere  zu  jagen.  ^)  Es  ist  ja  das  Land  Nimrods,  von  dem 
wir  hier  sprechen.  Der  Sphinx  entspricht  denn  in  Babylon  als  Genius  des 
Königs  ein  Stier  mit  Menschenantlitz,  welcher  obendrein  Flügel  besitzt, 
um  sich  blitzschnell  auf  die  Feinde  stürzen  zu  können.*)  Wie  der  Löwe 
ein  Rind  oder  ein  Wild  niederreisst,  so  grosse  Kraft  hat  der  Herrscher.  Eine 
solche  Gruppe  ^)  oder  ein  blosser  Löwenkopf ' )  schmückt  daher  sinnig  könig- 
lichen Besitz.  Mit  menschlichen  und  tierischen  Darstellungen  der  höheren 
Wesen  begnügte  sich  der  Babylonier  nicht;  in  den  weiten,  auf  lange 
Strecken  öden  Ebenen  seiner  Heimat  richtete  der  Wanderer  seinen  Blick 
vertrauensvoll  auf  die  Himmelskörper,  welche  ihm  die  Pfade  wiesen.  In 
deren  Kulte,  der  mit  der  Stembeobachtung  zusammenhieng,  bildeten  sich 
Bilderschriftzeichen  für  Sonne,  Mond  und  Sterne,  welche  nachmals  für  die 
Ornamentik  Wichtigkeit  gewannen.*)  Ausserdem  musste  in  dem  baum- 
armen Lande  jeder  schöne  stattliche  Baum  die  allgemeine  Aufmerksamkeit 
auf  sich  ziehen ;  man  dachte  sich  dort  die  Götter  mit  Vorliebe  weilen  und 
so  wird  der  „heilige  Baum*  ein  häufiges  Ausstattungsstück  von  Götter- 
scenen,®)  aus  welchem  schliesslich  die  Palmette  hervorgeht  (S.  232).  Für 
die  Entwicklung  derselben  kommt  noch  in  Betracht,  dass  in  Babylonien 
der  Palmbaum  sich  mit  dem  Weinstock  verbindet. '  ^)  Natürlich  hat  man  die 
Palme  hochgeschätzt,  indes  lieben  die  Götter  die  Ceder  über  alles  und 
wollen  sie  in  ihren  Wohnungen.")  Über  den  religiösen  Charakter  der 
Rose  weiss  ich  vorläufig  nichts  zu  sagen,  sicherlich  ist  die  Rosette  eben- 


57;  Raoul-Roghbtte,  J.  d.  sav.  1834,  Mars 
p.  146  ff.  Die  Sage  lässt  Marduk  mit  dem 
Urwasser  Tiamat,  sowie  Izdabar  UDd  Heabani 
gegen  den  Himmelsstier  kämpfen. 

^)  Janas:  Pebrot  Fig.  17;  Jbbemias, 
Izdabar  S.  7;  Silene:  Stele  von  Sippara; 
Heabani  bei  Mbnai^t,  glyptiqne  I  p.  66.  II 
p.  63  (assyrisch) ;  Tritone :  babyl.  Urkande 
vom  Jahre  500;  assyrisch  Memant,  glypt.  II 
8.  49.  S.  anch  Rathgebbb,  archäol.  Schrif- 
ten, Gotha  1857. 

')  Die  erstgenannten  abgeb.  bei  Jsbs- 
XI AS  a.  0.  S.  28  a.  Titelb.;  Südwind:  Perbot 
F.  222;  die  Dämonen  verzeichnet  Berossos. 

')  Izdobar  ,der  wie  ein  Bergstier  die 
Helden  an  Kraft  ttberragt'  (Jebexlas  S.  18); 
,wie  liOwenklauen  waren  seine  Krallen" 
(ders.  S.  20);  fia  .der  Stier  des  Oceans"  (Tiele 


2,  519);  ,  grosser  Stier*  (Homkel,  Qesch.  Ba- 
byloniens  S.  225). 

*)  Eine  Inschrift  Gudeas  (B  col.  IX  8  f.) 
moss  man  mit  mykenischen  Darstellangen 
zusammenhalten. 

*)  Z.  B.  DB  Sabzec  T.  46,  4. 

•)  Z.  B.  DlBULAFOY  III  85. 

7)  DE  Sabzec  T.  25  bis,  4.  5. 

B)  S.  232  f.;  über  das  orientalische  Tri- 
qaetrnm  s.  aach  Wabd,  Proceed.  Am.  or. 
soc.  Oct.  1888  p.  LXXXV  ff. 

')  The  babyl.  a.  Orient,  record  III  p.  7  ff. 
35  ff.  56  ff. 

'')  Zosim.  3,  20. 

^^)  Der  Sonnengott  Samas  sitzt  auf  einer 
Ceder  (Smith  a.  0.  S.  284,  1) ;  Heiligtümer 
aas  Gedemholz  nach  Inschriften  Gadeas 
(z.  B.  D  col.  U  10). 


448 


KmiBtarch&ologie.    IL  Oesolüohte  der  alten  Kimet. 


falls  ein  babylonisches  Ornament  Das  religiöse  Gefühl  war  bei  den  Baby- 
loniern  sehr  stark  entwickelt;  ihre  alten  Inschriften  reden  von  weltlichen 
Dingen  wenig,  desto  mehr  von  Tempelbauten  und  Weihegaben.  Natürlich 
stand  das  Amulet-  und  Talismanwesen  in  voller  Blüte.  ^) 

Betrachtet  man,  von  dem  heutigen  Verfalle  ausgehend,  die  Blüte  des 
Zweiströmelandes  und  vergleicht  sie  mit  Ägypten,  so  darf  mit  Zuversicht 
behauptet  werden,  dass  ein  alle  wichtigen  üferstrecken  beherrschender 
Despot  die  Einwohner  zur  mühseligen,  aber  erfolgreichen  Kanalisierung 
des  Landes  zwang  und  damit  dessen  Reichtum  begründete.  In  der  Folge- 
zeit, die  wir  durch  Urkunden  kennen,  erscheinen  Fürsten,  deren  materielle 
Macht  meist  beschränkt  ist;  indes  haben  sie  das  Königtum  von  Gottes 
Gnaden  voll  ausgeübt.  Der  König  kämpft  im  Bilde,  wie  ein  Heros,  mit 
einem  aufgerichteten  Löwen;*)  er  wohnt  stets  über  seinen  ünterthanen 
auf  einer  künstlichen  Erhöhung.  Mit  Göttern  will  er  wie  mit  seines  Gleichen 
verkehren;  zahllose  Cylinder  zeigen,  wie  eine  Gottheit  ihn  an  der  Hand 
einer  andern  zuführt.  Alle  Leute  seines  Reiches  müssen  ihm  dienen.  Er 
lässt,  wie  Gudea's  Inschriften  breit  auseinandersetzen,  auf  SchiiBfen  „seltene"' 
Steine  und  kostbare  Baumstämme  kommen,  die  zu  Hause  sicherlich  frohn- 
dende  ünterthanen  bearbeiten  müssen.  In  den  Grund  jedes  öffentlichen 
Baues  kommt  eine  Urkunde  mit  seiner  Inschrift  (Baucylinder) ;  jeder  Ziegel 
empfangt  den  königlichen  Stempel.  In  diesen  kleineren  Verhältnissen 
scheint  der  König  sich  persönlich  um  die  Kunst  mehr  angenonmien  zu 
haben  als  ein  Pharao.*)  Wie  die  Künstler  organisiert  waren,  wissen  wir 
nicht;  sie  bildeten  wohl  Zünfte,  welche  mehr  als  einen  Schutzpatron  hatten, 
Pasag,  den  Gott  der  Arbeiten,  den  Feuergott  Gibil,  dann  Adar  den  Herrn 
des  Eisens  und  der  Ziegel  und  endlich  den  starken  Ea.^) 

311.  Das  Land  selbst  hatte  den  Bildnern  Holz  so  gut  wie  gar  nicht 
zu  bieten.  Die  Wälder  scheinen  ganz  ausgerodet  worden  zu  sein;  die 
Cypressen  und  Cedern  bildeten  wohl  nur  Lustgärten  der  Götter  und  Könige,^) 
so  dass  das  Bauholz  weit,  bis  vom  Amanusgebirge  her  kam.  Unter  diesen 
umständen  musste  eine  nationale  Holzskulptur  fehlen,  wenn  auch  aus  jenen 
kostbaren  Hölzern  manches  Götterbild  geworden  sein  mag.  Den  grössten 
Reichtum  hatte  das  Land  an  Lehm,  welchen  gewiss  viele  Töpfer  auch  zu 
Figuren  formten.  Unter  den  kleinen  Votivfiguren  von  Terrakotta,  die 
wir  haben,  war  die  Mehrzahl  offenbar  für  das  niedere  Volk  bestinunt, 
daher  die  Erde  schlecht  gereinigt,  aus  einer  einseitigen  Form  gedrückt 
und  nachlässig  gebrannt;^)  die  einstige  Bemalung  dürfte  nicht  auf  einer 
höheren  Stufe  gestanden  sein.  Spuren  von  Talent  begegnen  selten;^)  im 
allgemeinen  wird  man  die  hübscheren  Figuren  späteren  Zeiten  zuweisen 


^)  F18GHBB  n.  WiBDBHANK,  Über  baby- 
lon.  Talismane,  Stattg.  1881  m.  T.  u.  Abb. 

-)  Menant,  glypt.  p.  75  ff.;  aufgerichtete 
Tiere  schon  auf  Gylinaem  von  Hammurabi, 
vgl.  Am.  J.  II  T.  5,  1.  6,  14. 

^)  Man  sehe  Gudea's  Inschriften. 

*)  Gudea's  Inschr.  B  VIII  63  f.;  Tible 
2,  520.  529. 

^)  Vgl.  Arrian.  An.  7,  19,  4;  Strab.  16, 
1;  11;   kgl.  Gedemhain:   Jerehias,   Izdubar 


S.  22.  32. 

*)  Die  Figuren  bei  de  Sabzbo  T.  39,  1. 
2.  4  dürften  sehr  alt  sein ;  s.  auch  Psrbot 
F.  240.  241.  298;  Hbuzbt,  Ra.  n.  s.  39,  1  ff. 
u.  terrescuites  du  Louvre  T.  2  (Nr.  5  ist  wohl 
alt);  A.  DuMoirr,  terrescuites  orientales  et 
gr^co-or.:  Ghaldöe  Assyrie  Phönicie  Ghypre 
et  Rhodes,  Paris  1874;  Astartefiguren  mit 
monströsen  Geschlechtszeichen :  Ga.  II  p.  63,2. 

')  Berliner  Antiq.  2398. 


Kap.  lY.    Die  KmiBt  des  alten  Babyloniens.   (§  311.) 


449 


müssen.  Metalle  brachte  der  Handel  vom  Zagros  und  weiterher  herein; 
wir  kennen  wieder  eine  Anzahl  kleiner  Votivbilder  aus  Kupfer  und  Bronze, 
deren  roheste  einen  zapfenförmigen  Leib  haben,  während  an  die  vollkom- 
meneren unten  ein  Zapfen  angefügt  ist,  damit  sie  der  Weihende  auf- 
stecken kann.^)  König  Kudurmapuk  (vor  dem  16.  Jahrh.)  weihte  eine  kleine 
Korbträgerin;  eine  so  schlichte  Figur  war  eine  königliche  Gabe!*)  Neuer- 
dings haben  sich  Frauenbüsten,  die  Yotivtafeln  auf  dem  Kopfe  tragen, 
gefunden.  Wohl  nicht  grösser  werden  wir  uns  die  Bilder  aus  Silber, 
Kupfer,  Zinn  (?)  und  Bronze,  von  denen  Gudea  spricht,  vorstellen  dürfen.  ^) 
Mit  den  Steinen,  auf  denen  sonst  die  Plastik  zu  beruhen  pflegt,  sah  es 
nicht  sehr  günstig  aus.  Unter  dem  Thon  stiessen  die  Bewohner  wohl  da 
und  dort  auf  Gyps  und  Alabasterlager ;  in  der  That  gibt  es  Statuetten  aus 
Alabaster.^)  Am  oberen  Laufe  des  Tigris,  doch  schon  ausserhalb  Baby- 
loniens,  finden  sich  Kalksteine  und  andere  Steinsorten  in  Menge;  aber  in 
alter  Zeit,  als  die  politischen  Beziehungen  zu  Assyrien  weniger  eng  waren, 
hat  man  den  Kalkstein  und  dergleichen  Steine  noch  nicht  zu  Figuren  ver- 
wendet.^) Zu  grösseren  Arbeiten  reizte  bloss  der  Stoff,  der  die  längste 
Dauer  versprach.  Aus  den  Bergen  Mägan  des  nordöstlichen  Arabiens  liess 
Gudea,  wie  er  unermüdlich  wiederholt,  die  harten  vulkanischen  Steine 
konunen,^)  aus  denen  seine  Statuen  bestehen.  Der  Palast  von  Tello  ent- 
hielt eine  erhebliche  Anzahl  von  Statuen,  leider  keine  einzige  vollständig, 
sondern  alle  zertrümmert  oder  wenigstens  kopflos;  auch  an  anderen  Orten 
fand  man  Bruchstücke  ähnlicher  Werke.  Die  ersteren  hat  nach  den  Li- 
schriften  Gudea,  Stadtfürst  von  Sirpurla  oder  SirguUa,  den  Göttern  ge- 
weiht.'') Zu  seiner  Zeit  hatte  die  handwerksmässige  Bearbeitung  des  Do- 
lerits  und  Diorits  bereits  eine  hohe  Stufe  erreicht;  ungeschicktere  Versuche 
dürften  früher  anzusetzen  sein. 

Die  Aufgaben  der  statuarischen  Plastik  sind  sehr  einfach:  Sie  bildet 
entweder  Götter,  welche  sich  ruhig  zu  verhalten  pflegen  —  die  nährende 
Göttin  Astarte  berührt  symbolisch  ihre  Brüste  oder  drückt  Blumen  an 
dieselbe  ^)  —  oder  sie  stellt  die  Weihenden  bald  sitzend,  bald  stehend  dar, 
wie  sie  demütig  die  Hände  in  einander  gelegt  haben.  Ln  Stolze  auf  seine 
Tempelbauten  liess  sich  Gudea  auch  mit  einem  Bauplane  auf  den  Knieen 
darstellen. 

Die  lange  schwere  Gewandung  scheint  das  Gefühl  für  das  Plastische 
stark  beeinträchtigt  zu  haben.   Wir  kennen  keine  Figur,  von  der  wir  ver- 


')  Ei-stere:  de  Sahzso  T.  1  bis,  3-7; 
Pebbot  f.  295,  dann  DB  Sabzeo  T.  23,  3—6; 
Pbbbot  f.  146—8,  296  (ohne  Zapfen);  Hom- 
XEL  241.  335;  Sammlung  von  Dr.  Polak  in 
Wien,  eine  andere  Reihe  in  Paris.  Mesopo- 
tamischer  Import  nach  Bbbeb  S.  148. 

')  Aus  Afadsch:  Musöe  Napoleon  III 
T.  1;  Pbbbot  F.  243;  de  Sabzec  T.  23,  1 
(Oberkörper  entblösst,  Kleid  als  Inschriften- 
träger). 

»)  Statue  B  col.  VII  50  ff.  —  Kuhkopf 
aus  Bagdad,  jünger?  (Pbbbot  F.  258). 

*)  Pebbot  F.  289.  290;  Astarte,  stehend 

Handbuch  der  klaas.  Altertamfiwissenscbaft.    VI. 


oder  liegend,  in  Berlin.  Eine  Vase  von  König 
Naramsin  ging  im  Tigris  unter. 

^)  Bausteine:  Gudea  a.  0.  (A.  3);  Diod. 
2,11,4.5. 

®)  Über  das  Lager  Hbdzbt,  R.  d'assyriol. 
1,  121  ff. 

^)  Lichtdrucke  sämtlicher  bei  de  Sabzec, 
einzelne  Ra.  n.  s.  42  T.  20 ;  Diedlafoy,  Tart 
ant  de  la  Perse  II  T.  11,  1;  Pebbot  T.  6  zu 
S.  537;  HoMXBL  S.  37.  244;  Smith,  bist,  of 
Bab.  p.  73;  iVagment  aus  El-Hibbah  in 
Berlin. 

8)  Tr.  b.  a.  8  T.  zu  S.  174  (aus  Sippara). 

29 


450 


Klasflische  Enxuitarohäologie.    IL  Qe«chiohte  der  alten  Kunst, 


sichern  könnten,  dass  der  Yerfertiger  jederzeit  den  Gedanken  an  die  mensch- 
liche Gestalt  in  sich  lebendig  erhalten  habe.  Die  einen  Figuren  haben 
einen  platten  Bücken,  bei  anderen  setzt  sich  an  den  unteren  Gewandsaum 
eine  Art  Gehäuse  an,  welches  die  Füsse  von  hinten  und  von  der  Seite 
umgibt;  den  Götterbildern  wurden  ja  wirkliche  Kleider  geweiht.*)  Selbst 
bei  den  erhaltenen  grossen  Statuen  ist  der  Unterkörper  eigentlich  ein 
Säulenschaft,  der  die  Inschrift  des  Weihenden  trägt,  so  dass  es  weniger 
auf  Naturwahrheit  als  auf  Gewinnung  von  Flächen  für  die  sauber  vor- 
linierten Eolunmen  der  Schriftzeichen  ankommt.  Die  Fransen  des  Gewand- 
saumes sind  sorgsam  graviert  und  die  nackten  Teile  nicht  übel  wieder- 
gegeben ;  dies  alles  machte  aber  der  Arbeiter  gewiss  nicht  nach  der  Natur, 
sondern  nach  allgemeinen  Regeln.  Sympathien  erwecken  nur  die  zwar 
nicht  individuell,  aber  mit  unverfälschter  Bace  gearbeiteten  Köpfe.*) 

312.  Die  dekorativen  Künste  der  altbabylonischen  Zeit  nach 
gleichzeitigen  Denkmälern  klar  darzustellen,  ist  vorläufig  ein  Ding  der 
(Jnmöglichkeit;  aber  man  darf  gewiss  die  späteren  Zeugnisse,  soweit  sie 
den  natürlichen  Verhältnissen  des  Landes  entsprechen,  auf  die  Anfangszeit 
zurückführen.  Die  einheimische  Baukunst  beruht  auf  dem  Lehmbau, 
welcher  in  dem  wechselreichen  stürmischen  Klima  wenig  Bestand  hatte; 
daher  sind  von  den  Palästen,')  den  zahlreichen  Heiligtümern  (zikürat),*^) 
den  Feuernekropolen^)  und  Grabhügeln^)  meist  nur  unförmliche  Beste 
geblieben.  Die  nackten  Wände  von  Tello  müssen  wir  mit  bunten 
Decken  verkleidet  denken.  Aus  dem  Materiale  selbst  entspringen  zuvör- 
derst die  eigenartigen  Bauformen,  Bogen,  Gewölbe  und  Kuppel  (S.  819  ff.), ^) 
dazu  wohl  auch  die  Bienenkorbform  (S.  321),  in  anderen  Fällen  Strebe- 
pfeiler und  anderweitige  Gliederung  der  Fa9ade  durch  Lisenen.  Die  bunten 
Wanddeckenführtenauf  verschiedene  Manieren  dauernden  farbigen  Schmuckes. 
Die  einfache  Bemalung  erwies  sich  als  rasch  vergänglich;  man  malte  also 
auf  groben  Verputz  (wie  in  Abuscharein),  unter  freiem  Himmel  fügte  man 
horizontal  liegende  kegelförmige  Töpfe  voll  Farbe  ein  ^)  und  vervollkomm- 
nete diese  zu  glasierten  roten,  schwarzen  oder  gelben  Thonkegeln,  welche, 
in  die  noch  feuchte  Wand  eingedrückt,  einfache  Zickzack-,  Bauten-  und 
Spiralenmuster  bildeten.^)  Indem  man  nun  einmal  den  Thon  mit  Email- 
farbe zu  verschönem  begonnen  hatte,  kam  man  zunächst  auf  die  Her^ 


M  iDßchr.  Gudea's  E  V  21  ff.  VII  12  f. 

^)  Perbot  T.  7  zu  S.  537  (mit  einer  eigen- 
t&mlichen  Mtttze  aus  gestempeltem  Gold- 
blech?); HOKMEL  S.  240. 

»)  VgLRBBEB  S.  164  ff.;  in  Tello  (S.  85), 
Warka  u.  a. 

*)  S.  863 ;  Simpson,  Proceed.  s.  b.  a.  1 886 
p.  88  ff.;  am  ansebnlichsten  der  «babylonische 
Turm"  (Birs  Nimrud),  noch  710  m.  im  Um- 
fang, 75  m.  hoch  (Perrot  F.  168;  vgl.  H. 
Rawlinsok,  J.  of  the  r.  asiat.  soc.  XVIII); 
Rekonstruktionen :  Perrot  F.  169  ff.  Die 
schriftlichen  Zeugnisse  sind  sehr  zahlreich, 
z.  B.  ,das  gl&nzende  Haus"  in  Uruk  (Jerb- 
KiAS  a.  0.  8. 18);  »Tempel  der  Zahl  50"  in 
Girsuki. 

^)  In  Sorghal  und  El-Hibbah:  Koldewet, 


Ztsch.  f.  Assyr.  II  4  (1887);  vgl.  Erxak, 
Woch.  f.  klass.  Phil.  1888  S.  87  ff.;  Böttichbr, 
HissarUk  S.  105  ff. 

«)  Viele  im  Sumpf  lande:  Strab.  16, 1. 12. 
Der  grösste  wurde  dem  Ninos  zugeschrieben 
(nach  Ktesias  9  Stadien  hoch  und  10  breit; 
Diod.  2,  7,  1.  2;  vgl.  Ovid.  met.  1,  88). 

')  Sogar  in  Privathäusem ;  keilförmige 
Backsteine  gefunden:  Loftus,  Travels  p.  183. 

^)  Reber  S.  158;  in  Warka:  LiOFtus 
p.  190  f. 

")  Aus  Warka:  Loftus,  travela  p.  187  ff.; 
E AULEN  Fig.  81.  82;  Abuscharein:  J.  of  the 
r.  as.  soc.  15,411;  ein  solcher  Kegel:  Per- 
rot S.  296  F.  120,  in  natfirlicher  Grösse: 
Loftus  p.  187  =  Dieulafot,  Tart  ant  de  la 
Perse  V  p.  29. 


Kap.  tV.    Die  Kirnst  des  alten  Babyloniens.    (§  312.) 


451 


Stellung  von  Ziegeln,  deren  Hauptfläche  emailliert  war ;  ^)  wann  jedoch  die 
Babylonier  zuerst  auf  solchen  hellblauen  Ziegeln  Figuren  leicht  aufhöhten 
und  durch  (gewöhnlich  weisse  oder  gelbe)  Farbe  auszeichneten,  steht  noch 
nicht  fest.  Etesias  und  Berossos  fanden  umfängliche  Bilder  der  Art  in 
Babylon.')  Reliefplatten  aus  Alabaster  müssen  wir  aus  der  Bekleidung 
assyrischer  Paläste  erschliessen.  Endlich  wurde  der  einheimische  Asphalt 
zur  Glättung  des  Fussbodens  herangezogen.^)  Diese  Dekorationsarten 
dürfen  wir  landesüblich  nennen.  Den  Fürsten  standen  ausserdem  die  bei 
der  Plastik  aufgezählten  Produkte  des  Auslandes  zu  Gebote.  Die  kost^ 
baren  Bauhölzer,  von  denen  Gudea  so  oft  spricht,  haben  für  die  eigent- 
liche Kunst  keine  Bedeutung ;  man  machte  aus  ihnen  wohl  z.  B.  die  Thron- 
himmel (agü)  der  Götterbilder.^)  Dagegen  dient  das  Metall  in  Gestalt  von 
Blech  oft,  die  unscheinbaren  Ziegelwände  und  Säulen  täuschend  zu  um- 
kleiden oder  bunt  zu  dekorieren.  Daher  sind  die  erhaltenen  Ziegelsäulen 
glatte  Schäfte,^)  während  eine  Abbildung  geschuppten  Schaft  und  Lilien- 
kapitell zeigt.  ^)  In  der  Tempelcella  von  Abuscharein  fand  man  sehr  viele 
kleine  Goldbleche  und  an  den  Köpfen  vergoldete  Nägel.  ^)  Von  Pracht- 
thoren  weiss  die  babylonische  Litteratur  ebenfalls.^)  Der  Baustein  ist,  wie 
oben  auseinandergesetzt,  Import  aus  den  Gebirgen  des  oberen  Tigris,  wäh- 
rend die  vulkanischen  Gesteine  Arabiens  für  grössere  Arbeiten  nicht  in 
Betracht  kommen.  ^^)  Die  Steinmetzen  haben  daher  in  der  Regel  keine 
grösseren  Bauten  auszuführen,^^)  sondern  Arbeiten,  als  da  sind  Becken, ^^) 
Becher")  und  kleine  Steintafeln  mit  Relief bildem.i*)  Das  beste  Stück  ist 
ein  von  kauernden  Figuren  umgebener  Untersatz  aus  Diorit.**)  Grössere 
Reliefplatten  konmien  in  dieser  Periode  noch  selten  vor;  die  älteste  weihte 
wohl  um  3800  v.  Chr.  der  König  Naramsin^®)  oder  aber  Umina,  den  ein 
in  weichem  Stein  derb  gearbeitetes,  einst  übermaltes  Reliefstück  nennt,  ^^) 
woran  sich  ein  fragmentiertes  Relief  in  Berlin  reiht:  Einem  Gotte  führen 
zwei  niederere  den  König  zu.  Ein  rechter  Steinstil  konnte  sich  natürlich 
nicht  entwickeln. 

Das  Kunstgewerbe  beschäftigte  verhältnismässig  viel  mehr  Hände. 
Aus  dem  Lehm  wurden  ordinäre  Gefasse  hergestellt,  welche  meistens  die 


')  In  Warka:  Loftüb  p.  185;  Magheir: 
J.  of  the  r.  as.  s.  15,  262;  Birs  Nixnrad  (s. 
S.  <450,  4);  Easr:  Loftus  a.  0. 

^)  BicH,  narrative  (S.  84);  Layard,  dis- 
cov.  p.  607 ;  Reksll,  bist,  of  Herodotos  p.  367 
(angeolich  ein  ganzes  Zimmer);  Opfert,  ezpöd. 
scient  I  p.  144;  einiges  im  Louvre. 

»)  Diod.  2,8,4-6;  Ber.  fr.  1,4;  vgl. 
Ezech.  28,  14. 

^)  Zimmer  za  Abu-Habba:  Tr.  s.  b.  a. 
5,  88. 

^)  Vgl.  Qndea's  Inschr.  A  col.  5,  18. 
Abgeb.  an  der  Stele  des  Königs  Nabüpalid- 
dina  (RAWLnrsoN,  inscr.  V  60;  MBNAm*,  gljpt. 
1,  243).  Ein  Hymnus  sagt  vom  Sonnengotte: 
«Dein  Fnss  ruht  auf  der  Gypressenlade"  (J. 
asiat.  1888  p.  517). 

*)  Tello:  dbSabzboT.  52;  Pebbot  p.  117; 
Abnscharein:  J.  r.  asiat.  soc.  15,  416. 


')  Relief  von  Sippara  im  britt.  Mnsenm : 
Mbnabt,  glypt  1  T.  5  und  Dibülapoy,  l'art 
ant.  de  la  Perse  II  S.  53  (in  das  10.  Jahrb. 
gesetzt:  Pincbes,  Tr.  s.  b.  a.  8, 164  ff.  m.  T.). 

*)  Taylor,  J.  r.  as.  s.  15,  407. 

^)  ScHRADER,  Istars  Höllenfahrt  S.  28. 

^^)  Schwelle  aus  schwarzem  Diorit:  R. 
crit.  1883  II  S.  220. 

>^)  Grabkammer  mit  falschem  Gewölbe 
in  Mugheir:  J.  r.  as.  s.  15,  278. 

")  Mit  Tierfiguren:  db  Sarzbo  T.  24. 

^')  Mit  Inschriften  der  Könige  von  Sir- 
purla:  Heuzet,  Ra.  III  1,  241. 

'*)  DE  Sarzec  T.  21,  5. 

")  Am.  J.  4,  39  ff.  T.  4/5. 

»•)  Vgl.  Ac.  des  inscr.  1892,  30.  Sept.; 
Phot.  Die  «Geierstele*  gehört  erst  in  die 
nächste  Periode. 

»')  DB  Sarzbo  T.  1,  2. 

29* 


452 


Klassische  Ennstarohäologie.    II.  Gesohiohte  der  alten  Kirnst. 


Sonne  trocknete;^)  ein  Asphaltüberzug  konnte  sie  wasserdicht  machen.') 
An  dessen  schwarze  Farbe  gewöhnt,  malte  hie  und  da  einer  schwarze 
Ornamente  auf  den  Leib.^)  Ebenso  viel  hatten  die  Töpfer  mit  Siegel- 
cylindem  zu  thun,  welche  der  Handel  und  Wandel  Babyloniens  in  Masse 
erforderte.  An  diesen  pflegen  ausser  Inschriften  die  Bilder  von  Göttern, 
Dämonen  und  Königen,  teils  in  ruhigem  Verkehr,  teils  Löwen  tötend,  an- 
gebracht zu  sein.^)  Der  Stil  ist  so  hölzern,  wie  man  ihn  erwarten  kann, 
wenn  der  Arbeiter  mit  einem  Holzstäbchen  die  Figuren  in  den  feuchten 
Thon  eindrückt.  Zu  sorgfaltigeren  Arbeiten  wählt  der  Babylonier  einen 
harten  Stein,  am  liebsten  Haematit.  Die  ältesten  Cylinder  reichen  in  eine 
sehr  frühe  Zeit  bis  auf  Naramsin  und  Sargen  I.  zurück.*)  Von  allen  baby- 
lonischen Gewerben  haben  Stickerei  und  Weberei  allein  dauernd  den  Ruhm 
der  Stadt  erhalten.^)  Allein  dem  eigentlichen  Luxusgewerbe  gehören  nur 
die  kostbareren  Stoffe,  Gold  und  Bronze,  Edelsteine,  zu  denen  auch  die 
seltenen  farbigen  Steine  von  der  Art  des  Nephrit  zählen,  Muscheln  und 
Elfenbein.')  Von  diesen  Arbeiten  werden  wir  später  noch  in  Erinnerung 
zurückzurufen  haben  erstens  die  gravierten  Muscheln®)  und  zweitens 
das  in  Teile  von  de  Sarzec  entdeckte  Silbergefäss,  welches  Tiere  und  Un- 
geheuer in  Zonen  umgeben. 

Schliesslich  einige  Bemerkungen  über  den  Stil  der  zeichnenden  Künste. 
Es  will  ein  Stil  werden,  aber  es  ist  noch  keiner.  Die  früher  (S.  401)  aus- 
einandergesetzten Relief gesetze  sind  oft  instinktmässig  beobachtet,^)  aber 
nicht  bewusst  durchgeführt.  Namentlich  kommt  die  planmässige  Projektion 
des  menschlichen  Körpers  in  Wegfall,  z.  B.  blicken  die  Figuren  häufig  den 
Beschauer  an.*^)  Wir  sehen  auch  nicht  die  volle  Brust,  sondern  etwa  in 
Dreiviertelswendung.     Von  gehörnten  Tieren  sieht  man  nur  ein   einziges 


^)  Mehrere  aus  El-Hibbah  in  Berlin. 

')  Strab.  16.  1,  9.  Dies  kommt  in  der 
Jagendgeschichte  Sargons  I.  vor. 

^)  Ein  solches  Gefäss  in  Berlin;  eines 
in  London:  abgeb.  Perbot  p.  711  =  Dibula- 
FOY  11  23  F.  9. 

*)  Zahlreiche  Abbildungen  bei  Perrot. 
HoMHBL  and  de  Sarzeo  (T.  30  u.  30  bis);  Lit- 
teratur  S.  242  (besonders  Menant),  dazu 
LoFTus,  travels  p.  254  ff.;  HAiniEB-PuROSTALL, 
Fundgruben  des  Orients  Bd.  I.  u.  Steiermark. 
Ztscb.  1,  73;  A.  Gullihore,  impressions  of 
ancient  rolling  seals  of  the  Babylonians, 
London  1842;  Pinchbs,  babylonian  and  assy- 
rian  cylinder  seals,  London  1885.  Über  die 
Sammlung  De  Glerq  S.  53. 

^)  Jener  bei  Menant,  les  pierres  grav. 
de  la  Haute- Asie,  Paris  1883;  dieser  bei 
DiEULAFOY  II  S.  26  (vgl.  Menant  I  p.  73). 
Sehr  frühe  auch  abgeb.  Am.  J.  2,  46.  47; 
Cylinder  von  Sargani  König  von  Aggadi  in 
der  Sammlung  De  Glerq. 

®)  Das  älteste  Zeugnis  dttrfte  Josueh  7, 
21  stehen. 

^)  Wir  begreifen  hier  die  Zeugnisse  spä- 
terer Zeit  mit  ein:  Bronzenes  Schwert  des 
Königs  Belnirari  (gg.  1300  v.  Ghr.),  mit  Elfen- 


bein eingelegt  und  ehemals  mit  Edelsteinen 
besetzt:  Tr.  b.  a.  IV  T.  zu  S.  347;  Ra.  IIF  2, 
146;  Schwert  mit  goldelfenbeinemem  Griff: 
Alkaios  Fr.  33;  bronzener  Dreifuas  mit 
Köpfen  und  Stierfttssen:  Mus^  Nap.  III  T. 
1,  3;  Vase  des  Königs  Hammurabi  (1700- 
1650):  Latard,  diso.  p.  477;  bronzene  Ku- 
geln mit  Inschriften,  von  Latard  im  Tell- 
Muhammed  gefunden ;  Armband  mit  Rosette: 
Musäe  Nap.  III T.  7.  Der  Schmuck  der  Göttin 
Istar  wird  grossartig  geschildert  (Sohradbr, 
die  Höllenfahrt  der  Istar  S.  11.  13).  Ein 
König  schickte  nach  Ägypten  riesige  Sma- 
ragde ( Iheophr.  lap.  24);  syrischer  TVibut  in 
^Lapislazuli  von  Babel",  d.  h.  aus  Baktrien 
(TiELE,  Gesch.  S.  139);  verzierter  Nephritring 
von  Erbil :  Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Gqb,  1891 
S.  81. 

»)  DB  Sarzeo  T.  46,  1—9;  aus  Warka: 
Layard,  discoveries  p.  563. 

^)  Z.  B.  die  hinter  einander  zu  denken- 
den Figuren  fiber  einander  in  Etagen:  Am. 
J.  2,  46.  47;  de  Sarzeo  T.  30  bis,  13  (Gy- 
linder). 

'^)  Z.  B.  die  Dämonen  an  dem  oben 
zitierten  Gylinder  Sargons. 


Kap.  IV.    Die  Kirnst  des  alten  Babyloniens.    (§  313).  453 

Hom,  woraus  die  griechische  Sage  vom  Einhorn  entstand.  Die  Baby- 
lonier  suchen  noch  nach  einem  Führer,  der  die  Mittelmässigen  leite;  Dieser 
ist  fleissiger  als  Jener,  aber  er  tastet  doch  immerhin  herum. 

Litte ratur:  §  55;  Fb.  Rbbbb,  über  altchaldäische  Kunst,  Ztach.  f.  Assyriol.  Bd.  1. 
u.  IL;  Hbuzby,  Ra.  n.  s.  44,  271  ff.,  bei  db  Sabzbo  p.  77  ff.  u.  les  origines  Orient,  de  Tart  I. 
antiqoitäs  cbald^o-assyriennes,  Paris  1893;  Schultzb  (S.  51).  Zar  Geschichte:  Tielb,  baby- 
lonisch-assyrische Geschichte  I.  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zum  Tode  Sargons  IL,  Gotha 
1884;  HoHKBL,  Gesch.  Babyloniens  und  Assyriens,  Berlin  1885;  H.  Wikckleb,  Geschichte 
Babyloniens  u.  Assyriens,  Lpg.  1892;  A.  J.  Delattbe,  les  Chald^ens  jusqu'ä  la  fonnation 
de  Tempire  de  Nabuchodonosor,  n.  öd.,  Louv.  1889. 

313.  Trotz  dieser  Unklarheit  über  die  künstlerischen  Ziele  hat  Baby- 
lon schon  früh  einen  mächtigen  internationalen  Einfluss  ausgeübt.  Hier 
liefen  ja  alle  Hauptstrassen  durch,  welche  zwischen  Hochasien  und  dem 
Westen  vermittelten,  und  die  riesige  Wasserstrasse  des  Euphrat  förderte 
den  Transithandel  ungeheuer.  Das  Wort  des  Propheten  vom  Kaufmanns- 
lande darf  man  gewiss  schon  auf  diese  frühe  Periode  ausdehnen.  So  gibt 
die  babylonische  Kultur  in  weiten  Länderstrichen  das  Substrat  für  die 
grosse  Kulturströmung,  die  wir  im  nächsten  Kapitel  zu  schildern  haben. 
Im  Osten  geht  der  babylonische  Handelsverkehr  bis  Baktrien  ^)  und  soweit 
auch  der  Kulturkreis.  Östlich  schloss  sich  das  Reich  Elam  an,  von  Ne- 
gritos  bewohnt,  welche  Kissier  (assyrisch  Kassü)*)  Wessen  und  Susa  zur 
Hauptstadt  hatten;  um  2300  v.  Chr.  geboten  die  Könige  über  ein  aus- 
gedehntes Gebiet  und  lagen  mit  den  babylonischen  und  assyrischen  Königen 
in  unaufhörlichem  wechselvollem  Kampf  —  die  östlichen  Äthiopen  der 
griechischen  Dichtung.  Die  eigenartige  Sprache,  welche  leider  noch  nie- 
mand entziffert  hat,  ist  in  einer  Abzweigung  der  babylonischen  Keilschrift 
geschrieben.  Die  Kultur  hatte  hier  solche  Fortschritte  gemacht,  dass,  als 
Elam  zwischen  604  und  584  in  die  Gewalt  der  persischen  Herrscher  fiel, 
diese  den  Königstitel,  die  Residenz  und  die  Amtssprache  beibehielten.  Über 
die  vorpersische  Zeit  gibt  die  grosse  Triumphinschrift  Sennacheribs  die 
besten  Nachrichten:  „Ich  habe  fortgeführt  Susinak  den  Gott,  der  in  den 
Hainen  wohnt,  dessen  göttliches  Bild  niemand  gesehen  hatte,  und  die 
Götter  der  unterworfenen  und  geplünderten  Städte ;  ich  habe  hinweggeführt 
alle  Götter  und  Göttinen  mit  ihren  Reichtümern  und  Schätzen,  ihrer  fest- 
lichen Ausstattung,  ihren  Priestern  und  Dienern,  ich  habe  in  das  Land 
Assur  32  Statuen  der  Könige  von  Silber,  Bronze  und  Gold  geschafft .... 
ich  habe  zerbrochen  die  geflügelten  Löwen  und  Stiere,  welche  die  Paläste 
von  Elam  behüten  ....**  Noch  zu  seiner  Zeit  trugen  sich  die  Elamiten 
nach  altbabylonischer  Mode,  was  einen  Rückschluss  auf  ihren  Geschmack 
verstattet.  Die  Hofburg  der  persischen  Grosskönige  räumte  die  älteren 
Bauten  aus  dem  Wege.  Jene  kostbaren  Statuen,  die  zum  Teil  aus  Baby- 
lonien  stammten,^)  sind  verschwunden,  dafür  jedoch  thönerne  Astartefiguren 
geblieben.*)  Die  Cy linder  aus  Stein  und  Thon  kommen  ebenfalls  hier  vor.*) 
Dagegen  gehören  die  Felsskulpturen  frühestens  in  die  nächste  Epoche. 
Durch   diese  Denkmälergattung   ist   bisher  auch   die  Kunst   des  Reiches 

404). 


>)  S.  452,  7. 

')  Nicht  Kossfter,  vgl.  Oppebt,  Ztsch.  f. 
Assyr.  3,  421  ff. 

')  Nabuchodonosor  ftthrte  zwei  GOtter- 
bUder  znrflck  ^Ztsch.  f.  Assyriol.  4,  259  ff. 


*)  Abgeb.  bei  Loftus  p.  379. 

^)  Cylinder  des  Sagasaltias  (Dynastie 
1500—1250)  aus  Dur-Enrigalzu.  —  Hausform : 
DiBüLAPOT,  Tart  ant.  II 141 ;  Strab.  15, 3, 10. 


454  Elassisohe  Konstarchäologie.    IL  Geaohichte  der  alten  EmiBt. 

Anzan  allein  bekannt.  0  Assyriens  Anfange  liegen  im  Dunkeln;  aber  an- 
gesichts der  babylonischen  Fayencen  ist  die  Nachricht,  dass  Tiplatpilesar  I. 
in  Asur  den  „roten*  Palast  restaurieren  liess,  leicht  verständlich.  Über 
Medien  und  Persien  werden  wir  im  fünften  Kapitel  sprechen  müssen.  Noch 
in  dem  entfernten  Paropamisus  entwickelte  das  babylonische  Vorbild  eine 
solche  Kraft,  dass  in  diesem  steinereichen  Lande  der  Ziegelbau  vor- 
herrschte.^) Im  Süden  tauschten  Ostarabien  (Magan)  und  der  Nordwesten 
desselben  Landes  (Melucha)  gegen  ihre  Naturprodukte  gewiss  babylonische 
Waren  ein;  aber  die  Wüste  hat  noch  nicht  gesprochen.')  Jenes  versteht 
sich  auch  von  den  Völkern  des  Amanos-  und  Libanongebirges.  ^)  Mit  den 
babylonischen  Geweben  kam  die  fremde  Tracht  dorthin.  5)  Nach  der  Kor^ 
respondenz  von  Tell-el-Amama  nahmen  das  Königreich  Mitani  am  Euphrat, 
Syrien  und  Palästina  die  babylonische  Schrift,  die  beiden  letzteren  sogar 
dazu  die  Schriftsprache  an.*)  Die  Terrassenstädte  und  Lehnmiauern  Baby- 
loniens  fanden  dort  ebenfalls  Nachahmung.^)  Nichtsdestoweniger  darf  man 
sich  den  Kulturstand  der  Vorderasiaten  noch  nicht  hoch  vorstellen.  Um 
das  Jahr  2000  erscheinen  sie  in  der  Geschichte  des  Se'nuhyt  als  Barbaren, 
die  in  argem  Schmutze  von  Viehzucht  leben.  Eine  kaum  anzuzweifelnde 
Tradition  lässt  schon  im  4.  Jahrtausend  Sargon  L  seine  Herrschaft  bis  zu 
den  üfem  des  mittelländischen  Meeres  ausdehnen  und  zu  Schiffe  einen 
Beutezug  unternehmen.  Dessen  Ziel  war  jedenfalls  Cypern.  Diese  reiche 
Lisel  und  ganz  Kleinasien  müssen  in  der  That  schon  frühzeitig  den  baby- 
lonischen Einfluss  erfahren  haben.  Erstere  hatte  schon  durch  ihre  Kupfer- 
erze, aus  denen  bereits  früh  Waffen  und  Werkzeuge  angefertigt  wurden,®) 
eine  grosse  kommerzielle  Bedeutung.  Die  Schrift  war  der  babylonischen 
nachgebildet.  Die  Verehrung  der  Aphrodite  stammte  nach  den  Einheimi- 
schen unmittelbar  aus  Askalon  und  hatte  manchen  Ortes  die  bekannte 
babylonische  Sitte  im  Gefolge.  Der  Ziegelbau  muss  in  diesem  Steinlande 
für  echt  volkstümlich  gegolten  haben,  weil  ihn  der  Heros  Kinyras  erfunden 
haben  soll.^)  Eine  eigentliche  Fundstätte  dieser  Periode  besitzen  wir  in 
Westasien  allerdings  nur  an  der  zweiten  Schicht  von  Hissarlyk,  welche 
Schliemann  „Stadt  des  Priamos"  genannt  wissen  wollte,  allein  es  gibt  in 
Kleinasien  noch, mehrere  solcher  nach  babylonischer  Art  mit  Schutt  und 
Erde  aufgeführter  Terrassenort«;  *^)  ausserdem  fand  man  Reste  der  aus 
Hissarlyk  bekannten  Gefässearten  in  Gordion^^)  und  an  mehreren  Stellen 
von  C^em.^*)     Es  sind  anspruchslose  Völker,  zu  denen  hier  die  babylo- 


*)  Ausser  Delattbb  vgl.  Wbissbach, 
Abb.  d.  pbil.-bist.  Cl.  d.  säcbs.  Ges.  12, 
117  ff. 

»)  Curtius  7,  3,  8. 

>)  Am  Eingang  des  persiscben  Meeres 
äXXo  (oQog)  axQoyyvioy  vtfnjXoy  ro  lejuigdfAetog, 
Periplus  maris  Er.  35. 

*)  Die  PhOnicier  sollen  vom  persiscben 
Meere  und  Abrahams  Stamm  aus  Ur  ein- 
gewandert sein;  Agenor  beisst  bei  den  Grie- 
cben  Sobn  des  Belos. 

')  Zur  Zeit  von  Hneml^otep  (3.  Jabr- 
tausend):  Max  Müllbb,  Asien  und  Europa 
S.  296  f.  (wie  Gudea).  ^ 

®)  VgL  WufCKLSE,  Sitzungsber.  d.  preuss. 


Ak.  1883  S.  1341  f.;  Lehkank,  Ztscb.  f.  Assvr. 
3,  372  f.  Auf  dem  Silberplätteben  des  Königs 
von  Erme  (Tr.  b.  a.  7,  294  ff.)  ist  die  eine 
Inschrift  babyloniscb. 

^)  Gaza  auf  bobem  /cu^a:  Arrian.  An. 
2,  26,  1;  Mauern  in  Moab:  2  Reg.  3,  25. 

«)  Tbe  Owl  Nr.  2. 

•)  Plin.  7,  61. 

*^)  /fu^ara  lefAigtifÄidog:  Sittl,  Parerga 
S.  19  f. 

'  ^)  Naümaitv,  vom  goldenen  Hom,  Mttn- 
eben  1893. 

'*)  DüMMLBR,  Atb.  Mitt.  11,  209  ff.  13, 
280  ff. 


Kap,  IV.    Die  Kunst  des  alten  Babyloniena.    (§  313.) 


455 


nische  Kultur  gelangte.  Ausser  dem  einheimischen  Kupfer  haben  sie  noch 
wenig  Metall.  Edle  Metalle  (Gold,  Silber,  Elektron)  konunen  in  Barren- 
form  aus  dem  inneren  Asien,  i)  wie  auch  Elfenbein  und  seltene  Steine, 
z.  B.  Haematit,  Aragonit,  Magneteisen,  Bergkry stall,*)  Jadeit  und  Nephrit, 
welche  oft  die  Form  eines  kleinen  Beiles  haben.  Ein  rohes  Astarte- 
figürchen  von  Blei  bezeugt  den  religiösen  Einfluss;')  die  sogen.  Idole  aus 
Stein  haben  die  Form  des  hethitischen  Schildes.^)  Ein  goldener  Adler 
(Bios  Nr.  925—6),  der  Terrakottakopf  Nr.  190  und  eine  auf  einem  Zapfen 
liegende  Kuh  von  Bronze  Nr.  927  stimmen  so  sehr  mit  babylonischen 
Arbeiten,  dass  sie  für  Import  gelten  müssen.^)  Aus  dem  Osten  kommt  die 
Rosette^)  und  wohl  auch  das  gerade  Zweigornament, ^)  welches  an  die 
babylonischen  Koniferen  gemahnt.  Das  Henkelkreuz  (S.  233)  gewinnt 
Boden,  ^)  ebenso  die  ansa  lunata  (S.  264),  welche  wohl  mit  dem  Mond- 
kulte von  Harran,  dem  gerade  Sargon  I.  durch  den  Namen  seines  Sohnes 
Naramsin  öffentlich  huldigte,  zusanmienhängt.  Dies  auffällige  Vorwiegen 
des  Lehmes  sowohl  in  der  Baukunst  als  im  Kleingewerbe  geht  natürlich 
auf  Babylonien  zurück,  von  woher  ebenso  die  Freude  an  schwarzem 
Firnis  stammt.  Abgesehen  von  jenen  Idolen,  bestehen  die  Anfänge  der 
bildenden  Kunst  in  unförmlichen  Thonfiguren^)  und  Schnitzereien^®)  aus 
Holz  oder  Bein.  Der  Ooldschmuck  erscheint  überladen,  aber  ohne  künst- 
lerische Motive,'^)  Die  Keramik  ist  rein  plastisch.  Die  Gefässformen 
weisen  grosse  Mannigfaltigkeit  auf  und  stellen  häufig  einen  Menschen  ^') 
oder  ein  Tier  dar;i')  die  primitiveren  Formen  der  ersteren  Klasse  be- 
zeichnet man  nicht  ganz  genau  als  Gesichtsurnen  (S.  262).^^)  Weil  Metall- 
gefässe  zum  Vorbilde  dienen,  wie  die  Nachahmung  von  Nägeln  und  Buckeln 
darthut,^*'^)  ist  auch  die  Omamentation  nur  plastisch,  um  nicht  zu  reden 
von  Fingereindrücken,  *^)  wurden  Ornamente,  hin  und  wieder  auch  rohe 
Figuren^'')  eingegraben,  eingeschnitten  oder  mit  einem  Stempel,  auch  einem 
Cylinder  babylonischer  Art*®)  eingedrückt;  ein  Farbstoff  (Kreide)  füllte 
höchstens  die  Furchen  aus.*^)  Ebenso  wurden  Thonkugeln,  die  zahllosen 
Spinnwirtel  ^^)  und  andere  Gegenstände  zweifelhafter  Verwendung  dekoriert. 
Wir  sehen  aus  allem,  dass  die  fremde  Mode,  deren  Ursprungsland  zu  weit 
entfernt  lag,  nicht  den  Geschmack  beherrschte,  sondern  vielmehr  zu  eigener 
Thätigkeit  anregte.    Man  darf  sich  also  nicht  wundem,  wenn  in  diesem 


>)  Ilios  Nr.  787  ff.  821.  875  ff.  (wie  es 
scheint,  nach  babylonischem  Gewicht). 

^)  Löwenkopf  (!;  als  Griff. 

»)  lUos  Nr.  226. 

*)  Ilios  F.  73.  681-4.  994.  995.  1301. 
Über  die  Schilde  s.  die  Abb.  bei  Max  Müllkb, 
Asien  n.  Europa  S.  328.  Bessere  Steinidole 
ans  Besikatep^:  Vibohow,  altia-ojan.  Gräber 
T.  12,  7  S.  77  f.  u.  S.  78. 

^)  Ebenso  ein  Stfick  grflne  Fayence: 
nioe  F.  548. 

•)  In  Gold  Ilios  Nr.  903-4. 

')  Oft  in  Terrakotta;  in  Silber  Bios  Nr.  923. 

')  ScHLiEXANV,  Bios  S.  389  ff.;  Cjpem : 
Jahrb.  1,  80. 

»)  Ilios  Nr.  71.  192  ff. 

10)  Einziger  Rest  von  Holz  ein  Fisch: 


Bios  F.  516;  unförmliches  Tier  aus  Elfen- 
bein: Ilios  F.  517;  Idol:  F.  142. 

^^)  Sogenannter  Schatz  des  Friamos: 
mos  S.  49.  F.  685  ff.  822  ff. 

")  Frau:  Ilios  F.  336.  487. 

»8)  Widder:  Bios  F.  333;  Schwein:  160. 
335.  337;  u.  a.:  334.  338-41. 

»*)  Hissarlyk:  Ilios  F.  157-9.  986  ff.; 
Cypem:  z.  B.  Ga.  Ill  S.  155  Abb.;  Spuren 
auf  Thera:  Dumont  et  Chaplain  T.  1, 3.  2, 13. 

»)  Bios  F.  46.  58.  413. 

*')  Aus  Nauplia:  UaQyaaaog  7,  84  f. 

'»)  Ilios  F.  484. 

")  Ilios  F.  72.  492-8.  500-1.  1212. 

'»)  Z.  B.  in  Hissarlyk:  Bios  Fig.  28— 
36.  43. 

20)  Tafebi  zu  .Bios^  u.  F.  63  ff. 


456 


ElassiBohe  EniiBtarchäologie.    n.  Geschichte  der  alten  EuiiBt, 


Gebiete  schon  ein  paar  Vorläufer  der  Charakteristika  der  folgenden  Periode 
auftauchen ;  in  Hissarlyk  beobachten  wir  bereits  einige  unbeholfene  Spiral- 
Ornamente  und  ein  bleiernes  Rädchen.')  Es  wäre  nicht  undenkbar,  dass 
auch  ein  Gefäss  mit  aufgemaltem  Tintenfisch  dieser  Periode  entstammte.*) 
Auch  in  dem  benachbarten  Grabhügel  Besika-Tepd  kommen  neben  der 
Kreidefüllung  schwarze  Farbstriche  vor.**) 

Die  ansa  lunata,  die  Gesichtsumen,  das  Zweigomament,  das  Haken- 
kreuz und  die  Gefässdekoration  mit  eingegrabenen,  durch  Farbe  ausgefüllten 
Linien  haben  sich  von  Eleinasien  aus  über  Europa  ausgebreitet  und  wäh- 
rend der  folgenden  Periode  erhalten.  Das  westlichste  Gebiet,  wo  der  un- 
mittelbar babylonische  Einfluss  fühlbar  auftritt,  ist  der  Archipel  des 
ägäischen  Meeres.  Thera  und  andere  Inseln  weisen  zahlreiche  Gräber  der 
altbabylonischen  Periode  auf;  die  erstgenannte  Insel  (S.  113  f.)  liefert  die 
mannigfaltigsten  Funde,  weil  eine  vor  dem  Jahr  2000  oder  doch  zu  An- 
fang des  zweiten  Jahrtausends  stattgefundene  vulkanische  Umgestaltung 
ausser  Gräbern  auch  Wohnstätten  mit  einer  Puzzolanschicht  zudeckte.  An 
der  Ostküste  Griechenlands  finden  sich  mannigfache  Spuren,  z.  B.  gehört 
die  unterste  Schicht  von  Tiryns  hieher ;  doch  muss  an  anderen  Orten  noch 
tiefer  geschürft  werden.  Gegen  Ende  des  Zeitraumes  bemerken  wir  in 
dieser  Gegend  einen  nicht  unbedeutenden  Fortschritt,  der  möglicher  Weise 
schon  ägyptischen  Einfluss  verrät.  Es  beginnen  Linien,  konzentrische 
Kreise,  Pflanzen  und  hin  und  wieder  ornamentartige  Tiere  mit  dem  Pinsel 
in  brauner  oder  roter  Farbe  aufgetragen  zu  werden.^)  Ebenso  malte  man 
einfache  Muster  auf  den  Stuck  der  Wohnungen.^)  In  die  gleiche  Zeit 
gehören  die  frühesten  Skulpturen,  die  auf  griechischem  Boden  gefunden 
wurden.  Mit  dem  Astartekultus  waren  offenbar  auch  kleine  Alabaster- 
statuetten der  Götter  und  ihrer  Diener  nach  dem  ägäischen  Meere  ge- 
kommen, vielleicht  gehörten  zu  den  Weihgeschenken  auch  die  S.  451  er- 
wähnten Steinbecher.  Da  die  Inseln  grossen  Reichtum  an  schönem  Marmor 
besitzen  und  manche  unter  ihnen  schlechtweg  ungeheuere  Marmorklippen 
sind,  wurde  der  Alabaster,  wo  es  anging,  durch  jenen  ebenfalls  glänzend 
weissen  Stein  ersetzt;^)  das  Centrum  werden  wir  in  der  Inselgruppe  Paros, 
Antiparos,  Naxos  und  los  zu  suchen  haben,  doch  gelangten  einzelne  Exem- 
plare nach  den  benachbarten  Inseln  und  dem  Festlande.  ^    In  ihrer  Form 

6,  235. 

^)  Vgl.  Fiedler,  Reise  S.  314  T.  5; 
RoBS,  arch.  Aufsätze  1,  53  ff.;  Gbrhabd,  Eunst 
der  JPhönizier  T.  4,  1 ;  Gonze,  Sitzungsber.  d. 
Wiener  Akad.  Bd.  73  S.  240;  Wolters.  Ath. 
Mitt.  16,  46  ff.  Grössere  Reihen  in  Athen  u. 
im  brittischen  Museum.  Paros:  Thiersoh, 
Abh.  d.  bayer.  Ak.  1  S.  586 ;  Arch.-ep.  Mitt. 
1887  S.  152  m.  Abb.;  Antiparos  (Funde  im 
britt.  Museum):  Bent,  Jhst.  5,  49  ff.  m.  Abb.; 
Naxos:  Fiedler;  Amorgos:  Dükmler,  Ath. 
Mitt.  1886  S.  15  ff,  vgl.  Ra.  1867  II  143. 
147;  los;  Anaphe:  Ross;  Thera:  Lenorkänt, 
CR.  de  rao.  des  inscr.  1866  p.  272 ;  Sikinos : 
Ross;  Melos  (Gräber  in  Phylakopi);  Syros: 
über  die  Grftber  von  Chalandri  r.  Uana&o- 
novXos,  Ra.  n.  s.  6,  225  u.  napSai^  Ig  (1865) 


<)  Spiralen:  IliosNr.  1015.  1021  (Spiral- 
henkel Nr.  256.  1049;  Spiralen  im  Metall- 
schmuck,  wie  Nr.  834  ff.  lassen  wir  bei  Seite); 
Rädchen:  das.  Nr.  1253. 

«)  Ilios  Nr.  264-5. 

')  Ilios  S.  739  ff. ;  Virohow,  alttrojan. 
Gräber  T.  8,  vgl.  S.  48  ff. 

*)  v.  RoHDEN  in  Baumeisters  Denkm.  3, 
1935ff.  m.  Abb.;  Dümmler,  Ath.  Mittll,170ff.; 
DuMONT  et  Chaplaik,  c^ram.  de  la  Gr^ce 
propre  T.  1.  2;  FouQui,  Arch.  des  miss.  1867 
Bd.  IV  m.  T.;  Fr.  Lenormakt,  Ra.  n.  s.  XIV; 
CoLLiGNON,  catal.  Nr.  1  ff. ;  AZ.  1854  T.  61 ; 
Perrot  VI  F.  457.  459 :  über  den  lokalen  Ur- 
sprung AZ.  1866,  258*. 

*)  Perrot  VI  F.  210—2. 

^)  Kalkstein  einmal  auf  Earpathos:  Jhst. 


Kap.  y.    Die  erste  orientaliBierende  Periode  der  Weltgesohiohte.    (§  314.)    457 


erinnern  diese  Figuren  an  Babylon;  sie  haben  nänüich  einen  platten 
Rücken  und  stellen  zumeist  eine  nackte  Göttin  dar,  welche  zuweilen  ein 
Kind  auf  dem  Kopfe  trägt;  *)  rohen  Arbeiten  fehlen  die  Arme. 2)  Selten 
kommen  Musiker  oder  unthätige  Männer  vor.  3)  In  dem  gleichen  Bezirke 
finden  sich  halbkugelförmige  Becher  und  Dosen  aus  Marmor,^)  sowie  seltene 
Amuletsteine  (Obsidian  u.  dgl.)  in  Pfeilspitzen-  oder  Beilform  (S.  192). 
Welches  Volk  diese  Arbeiten  gemacht,  lässt  sich  kaum  sagen ;  wir  werden 
seinen  Namen  unter  denen  wählen  müssen,  die  sich  die  Griechen  vor  den 
Achäerkönigen  im  Lande  dachten.  Sicherlich  war  dasselbe  sehr  kidegerisch, 
denn  wenn  ein  Kopf  auf  Wangen  und  Nase  rot  gestreift  ist,  5)  dürfte  der 
Bemaler  doch  wohl  einen  mit  Narben  bedeckten  Krieger  gemeint  haben. 
Gegen  unten  können  wir  diese  Entwicklungsstufe  noch  nicht  bestimmt 
abgrenzen ;  sie  verläuft  unmerklich  in  die  folgende  Periode.  Ein  Teil  der 
Vasen  und  Figuren,  wie  auch  der  Steingefässe  gehört  wahrscheinlich  in 
die  Ramessidenzeit,  z.  B.  die  mit  Spiralen  verzierten  Steinvasen.  ^) 

Litteratur:  Über  Hissarlyk  IL,  Tiryns  T.  und  die  Periode  von  Thera  Fa.  Lknob- 
KANT,  les  antiquit^s  de  la  Troade  etrhist.  primitive  des  contr^es  grecques,  Paris  1876—80, 
2  Bde.;  Pbrrot,  histoire  VI  p.  107—258;  Ed.  Mbyeb,  Gesch.  des  Altertums  II  §  77—80; 
BüSOLT,  griech.  Qeschichte  P  Kap.  1 ;  Ohkbfalsoh-Richtrb,  d.  vorbabyl.  a.  babyl.  Einflüsse 
in  Hissarlik  u.  Gypem,  Ztsch.  f.  Assyriol.  3,  62  ff.;  zur  kunstgeschiohtlichen  Würdigung  der 
Figuren  Otsrbbck,  Gesch.  d.  griech.  Plastik  I^  S.  11  ff. 

Kap.  y.    Die  erste  orientalisierende  Periode  der  Weltgeschichte: 

das  Zeitalter  der  Ramessiden  (1530—1050). 

(Tafel  4.  5.) 

314.  Das  mittlere  Reich  Ägyptens  hatte  durch  den  Einbruch  der 
Nomadenstämme  sein  Ende  gefunden ;  die  Hyksos  waren  nicht  blosse  Zer- 
störer, sondern  setzten  die  ägyptische  Königsreihe  regelrecht  mit  Fürsten 
ihrer  Nation  fort.  Der  Fall  der  einheimischen  Herrscher  bedeutet  also 
nicht  zugleich  den  Sturz  der  alten  Kultur.  Äusserlich  bleibt  alles  beim 
Alten  und  man  erkennt  die  Bilder  der  Hyksoskönige  nur  an  den  verschie- 
denen Kopf-  und  Gesichtsformen;  denn  Mariette's  Funde  von  Tanis  ge- 
hören aller  Wahrscheinlichkeit  nach  diesen  Dynastien  an.')  Von  Theben 
aus  erkämpften  die  Ägypter  wieder  die  politische  Freiheit  ihres  Landes, 


S.  121,  vgl.  Ath.  Mitt.  11,  34  f.;  Astypalaia: 
Ross,  Inselr.  1,  181;  Kreta,  Phaistos:  Athe- 
naeum  Nr.  3135  =  Reinach,  cbron.  p.  424; 
Eaböa;  Delphi:  Ath.  Mitt.  6,  361  (aus  pari- 
schem  Marmor!);  Attika;  Tegea:  Lb  Bas  T. 
123,  1.  —  Pbbbot  f.  325.  331-3. 

')  FiBDLBB  S.  586;  Gebhabd  T.  4,  3;  ein 
Exemplar  in  Karlsruhe. 

«)  FiBDLBB  T.  5,  1.  2 ;  Gbbhabd  T.  4,  2.  4. 

5)  Erstere:  Pbbbot  VI  F.  357-8;  zwei 
aus  Koros,  in  Athen:  Ath.  Mitt.  6,  157  ff. 
T.  6;  zwei  in  Karlsruhe,  davon  ein  Ex.  ans 
Thera  (Walz,  Über  die  Polychromie  d.  alten 
Sculpt.  T.  1,  2);  Männer:  Ath.  Mitt.  9,  157; 
London  Nr.  10;  mit  Basis  in  Athen. 

*)  Zwillingsgefäss  angeblich  aus  Laurion, 
in  Smyma:  Phot.  des  Inst.,  Smyma  6  (vgl. 
Ath.  Mitt.  16,  51). 

*)  Ath.  Mitt.  16, 46  ff.;  Pbbbot  VI  F.  336. 


•)  Aus  Amorgos:  Ath.  Mitt.  XI  T.  1  F. 
A  4;  Dali  auf  Kreta:  Ztsch.  f.  Ethnol.  22, 17 
m.  Abb.;  aus  Melos:  Linden schmit,  Denkm. 
I  10,  3,  3;  Pbbbot  F.  461  (über  den  Fundort 
ÜNDSET,  Ztsch.  f.  Ethnol.  1883  S.  214);  bemalte 
Vase  von  Thera:  AZ.  1866  T.  A.  Sollten  jedoch 
solche  Idole  und  Gefässe  wirklich  in  Gräbern 
der  Kaiserzeit  vorkommen,  dann  sind  sie  da- 
mals Ausgrabungsgegenstand  gewesen  (Ross, 
Inselr.  1, 160  f.;  F.  nana^onovXog  a.  0.). 

')  Verzeichnet  bei  Wiedexann,  ägypt. 
Gesch.  S.  289  ff.;  Pbbbot  I  465—8;  Clabac, 
mus^e  II  245,  396;  Mabiette,  mon.  div.  T. 
39a;  Lbnobmakt,  B.  com.  V  p.  100  ff.  T.  9; 
BuBTON,  exe.  hierogl.  T.  40 ;  de  Rouoiä,  Album 
photogr.  Nr.  116-24;  Ra.  n.  s.  3,  97  ff.  248. 
337.  4,  249  ff.  5, 297  ff.  9,  128.  S.  jetzt  Ed. 
Mbyeb,  Gesch.  des  Altertums  I  §  213;  Stein- 
dobff,  AA.  8,  66. 


458 


KlasfliBohe  EmiBtarchftologie.    IL  Qesohiohte  der  alten  Kunst. 


fanden  sich  aber  jetzt  neuen  Verhältnissen  gegenüber.  Das  Land  lag  nicht 
mehr  wie  eine  Insel  abgeschlossen  da,  sondern  wurde  in  die  Yölkerbewe- 
gungen  der  Gegend  zwischen  Nil  und  Euphrat  hineingezogen.  Wie  die  aus- 
gewanderten Israeliten  und  die  anderen  östlichen  Stämme  in  der  Hyksos- 
zeit  manches  Ägyptische  nachahmten  und  weitergaben,  so  füllte  sich  um- 
gekehrt Ägypten  mit  Semiten,  welchen  man  viele  Wörter  ablernte;  diese 
und  die  Libyer,  weniger  gebildete,  aber  desto  kriegstüchtigere  Leute,  ge- 
wöhnten die  friedliebenden  Ägypter,  welche  vordem  nur  Expeditionen,  um 
ausländische  Produkte  zu  holen,  unternommen,  an  das  Kriegführen.  Mit 
ihrer  Hilfe  ziehen  die  Könige  der  18.  und  19.  Dynastie  auf  Eroberung 
aus.  Sie  schaffen  die  erste  Grossmacht  der  Weltgeschichte,  wenn  dieselbe 
auch  nicht  lange  besteht.  Die  griechische  Sage  von  dem  grossen  Eroberer 
Sesostris,  der  bis  Hellas  gekommen,  entspricht  nicht  den  einzelnen  That- 
Sachen  und  doch  gibt  sie  den  Eindruck  des  Ganzen  richtig  wieder.  Die 
ägyptische  Kultur  in  der  denaturierten  Form,  welche  ihr  die  Einflüsse  des 
Ostens  gegeben,  dringt  viel  weiter  als  die  Streitwägen  der  Ramessiden; 
Ramses  H.  bringt  in  den  Vertrag  mit  den  Cheta  einen  Paragraph,  der  sich 
gegen  landesflüchtige  Männer  „kundigen  Sinnes''  wendet,  um  diese  Zeit 
recht  zu  würdigen,  gehen  wir  natürlich  nicht  von  Mykene  aus,  sondern 
betrachten  zuerst  das  modernisierte  Ägypten. 

Litteratur:  Den  Versuch  einer  weltgeschichtliclien  Betrachtung  machten  L.  v.  Stbbl, 
Kritik  des  ägyptischen  Ornamentes,  Marburg  1883  u.  Montelius,  bronsalderen  i  Aegypten, 
Ymer  1888  u.  L' Anthropologie  1890  (er  schliesst  jedoch  diese  Periode  schon  um  die  Mitte 
des  2.  Jahrtausends);  in  Bezug  auf  die  politische  und  Kulturgeschichte  hat  Edüabd  Mbtbb 
einen  grossen  Schritt  vorwärts  gethan,  aber  die  Darstellung  noch  auf  die  zwei  Bände  seiner 
Geschichte  des  Altertums  verteilt 

Die  allgemeinen  Bemerkungen,  welche  in  §  806  über  die  ägyptischen 
Anschauungen  ausgesprochen  sind,  gelten  nicht  ganz  für  diese  Epoche. 
Die  Götter^  und  Dämonenwelt  erfahrt  durch  semitische  Elemente  eine  nicht 
unwesentliche  Umgestaltung.  Es  kommt  aus  dem  syrischen  Qadesch  die 
nackte  weibliche  Gottheit  in  das  Land,  welcher  der  Ägypter  freilich  einen 
Gürtel  umgab.  *)  Der  B^rieg  erhält  unter  den  Göttern  einen  Vertreter  durch 
den  Blitzgott  Rescheph,  der  drohend  mit  seiner  Waflfe  ausholt.*)  Die 
orientalischen  Phantasmen  stecken  auch  das  Nilland  an.  Die  Sphinx  ver- 
allgemeinert sich  zu  einem  schützenden  Wesen;  mit  weiblichen  Brüsten 
wird  sie  Königinnen  zugeteilt.  Manchmal  erhält  sie  Flügel,^)  menschliche 
Arme  *)  oder  einen  Sperberkopf.  Man  schreibt  die  weibliche  Sphinx  der  Isis 
zu;^)  die  Sphinx  wird  kriegerisch,  indem  sie  einen  Feind  unter  ihre  Löwen- 
tatzen bekommt,  ^)  und  auf  diesem  Wege  ein  allgemeines  Apotropaion,  Der 
König  persönlich  erscheint  als  Löwenbändiger. ')  Nun  ziehen  ja  die  Ägyp- 
ter auch   den  einfachen  Löwen  in  die  allegorische  Ornamentik  herein.*) 


M  An  einer  Stele:  Ga.  2,  13  Ahh. 

')  Max  Müllbr,  Asien  n.  Europa  S.  811 
Abb. 

^)  Pbissb  d'Avennes  IL  Sphinx  4;  in 
Tanis  auch  abgerundet:  Pbtbib,  Tanis, 
Titelbild. 

^)  Arme:  Pebbot  p.  482.  493. 

^)  Ebers,  Ägypten  1, 179;  Lafoyb,  bist. 


du  culte  des  div.  d'Alex.  p.  298. 

•)  Tr.  b.  a.  VIII  T.  zu  S.  386  (Sphinx 
Amenhotep's  III.). 

^)  Holztafel  Amenhotep's  I. :  Rosblliki, 
mon.  stör.  III  1,  T.  zu  S.  107. 

«)  WiLKinsoN  I  220.  280;  Description 
II  88;  RosELLiMi,  monum.  stör.  121,  27; 
Pebbot  480;   vgl.   Brüosoh,   Ztsch.   f.   äg. 


Kap.  V.    Die  erste  orientalisierende  Periode  der  Weltgesohiohte.    (§  814.)    459 

Andere  Mischgestalten,  z.  B.  ein  gehörnter  Mannskopf,*)  waren  vordem 
unerhört  gewesen.  Wie  die  gesamte  ägyptische  GeseUschaft  sich  verän- 
dert hatte,  verbleibt  den  Ägyptologen  darzustellen;  die  Denkmäler  liefern 
dazu  manchen  Beitrag,  z.  B.  ist  unscheinbar,  aber  bezeichnend  das  Wag- 
nis, eine  Negerin  als  Königin ')  und  die  verachteten  Schweine  einmal  bild- 
lich darzustellen.^)  Tiefer  greift  in  die  Wahl  der  Gegenstände  die  Jagdlust 
ein,  die  z.  B.  Amenhotep  lU.  kennzeichnete. 

Die  Könige  der  alten  Dynastien  hatten  viele  Arbeitskräfte  und  reiche 
Mittel  gehabt,  aber  doch  nur  diejenigen  Ägyptens,  die  mit  dem  Reichtum 
und  der  Gefangenenmenge,  welche  glückliche  Kriege  einbrachten,  nicht 
von  weitem  zu  vergleichen  waren.  Tausende  von  Gefangenen  strichen 
Ziegel  für  die  öffentlichen  Bauten,  wie  Vordem  die  Juden. '^)  Die  Kriegs- 
beute also  ermöglichte  einen  äusseren  Glanz,  wie  er  vorher  auf  Erden 
nicht  dagewesen  war.  In  dem  Preisliede  Pentaurs  spricht  der  Gott  Ptah 
zu  Ramses  n.:  „König  Ramses,  ich  gewähre  dir,  die  Berge  zu  hoch  ra- 
genden ewigen  Statuen  zuzuhauen,  gewähre  dir,  dass  die  fremden  Länder 
für  dich  kostbare  Steine  finden,  um  deinem  Namen  Denkmäler  zu  errich- 
ten" (Z.  14),  und  weiter:  „Du  hast  meine  Statuen  ausgehauen  und  du 
hast  ihre  Schreine  erbaut,  wie  ich  es  in  der  alten  Zeit  gethan  habe" 
(Z.  18). 

Die  Plastik  ging  jetzt  ungemein  in  die  Breite.  Unter  den  Steinen 
bevorzugte  man  die  vulkanischen,  welche  die  Sklavenmasse  jetzt  in  genü- 
gender Menge  lieferte.  Die  Steinfiguren  sind,  wie  wir  früher  sahen,  Votiv- 
figuren,  welche  der  König  selbst  weihte  oder  seinen  Beamten  schenkte; 
die  letzteren  liessen  die  Inschrift  daraufsetzen:  „Gunstbezeugung  des  Königs 
für  NN.  Sohn  des  NN."  Die  Könige  selbst  setzten  ihren  Stolz  in  die 
Anfertigung  ungeheuerer  Kolosse,^)  wobei  sie  Kolossalbüsten  statt  der 
ganzen  Statuen  zuliessen;^)  natürlich  erwiesen  sie  den  Göttern  die  gleiche 
Ehre,  jedoch  viel  seltener.^)  Aus  Ebenholz  und  Elfenbein  bestanden  Fi- 
guren des  Königs,  seiner  Sphinx  und  seiner  Eltern,  die  der  Landesherr  zu 
Neigahr  erhielt.»)  Goldene  oder  vergoldete  Figuren  bekamen  die  Götter.^) 
Die  Malachit-  und  Lapislazuliarbeiten  fanden  in  billiger  Fayence  Nach- 
ahmung; von  dieser  Art  waren  die  zahllosen  uschebti  genannten  Osiris- 
mumien  der  Gräber,  den  Pflug  in  der  Rechten,  die  Hacke  in  der  Linken, 
den  Saatbeutel  auf  den  Rücken  gehängt,  ^<^)  während  den  Rest  das  6.  Ka- 
pitel des  Totenbuches  bedeckt.  Unter  Seti  I.  überzog  man  viele  hölzerne 
üschebti's  mit  Asphalt.    Ebenso  bestehen  manche  Statuetten  ^i)  und  die 

Spr.  1863  S.  41  f.;  Lbpsius,  Verzeichnis 
S.  31. 

')  An  Goldschmuck  A.  1860  n.  475;  M. 
VI  T.  46b.  Büsten  auf  Lotosblumen,  in 
Illostrationen  des  Totenbuches  (AZ.  35,  16). 

')  Gemahlin  des  ersten  Königs  der  18. 
Dyn.:  Lxpsius  3,  1  und  Holzfigur  in  Turin 
Nr.  179. 

»)  WiLxmsoN  2,  100  =  Ebmak  2,  589. 

*)  Abbildungen  bei  Lbpsius  III  40.  41. 

^)  Der  grOsste  war  das  jetzt  zertrüm- 
merte Bild  von  Ramses  II.  im  Ramesseum, 
welches   auf   über   1000  Tonnen  berechnet 


wird. 

^)  Zwei  von  Ramses  II.  im  Ramesseum. 

^)  Zwei  Kolosse  des  Ptah  in  seinem 
Tempel  zu  Memphis  1893  entdeckt. 

«)  Eeman  1,  177. 

')  Mit  Gold  plattierte  silberne  Statuette 
des  Gottes  Ammon,  in  London :  Gall.  of  ant. 
selected  from  the  Br.  M.  T.  1,  1  p.  3. 

»<»)  Z.  B.  Pbrbot  f.  95.  96;  Mitchell 
S.  37.  In  Abydos  beginnen  sie  schon  mit  der 
13.  Dynastie  (Masiettb,  Abydos  3,  45). 

>0  Z.  B.  Gott  Bes:  Pbbbot  F.  549, 


460 


KanBtarchftologie.    IL  Qeaohiohte  der  alten  Kunst. 


Mehrzahl  der  Skarabäen  aus  Fayence.  In  dieses  Zeitalter  fallen  die  ersten 
unbezweifelten  Bronzefiguren J)  Dafür  ist  die  alte  polychrome  Ealkstein- 
und  Holzplastik  jetzt  bedeutungslos ;  die  hölzernen  UschebtVs ')  machen 
keinerlei  künstlerische  Ansprüche.  Die  polychrome  Plastik  hat  sich  auf 
eine  kostspielige,  nur  kurze  Zeit  unter  Chuenaten  blühende  Liebhaberei 
zurückgezogen:  Diese  Figuren  bestehen  aus  verschiedenen  farbigen  Glas- 
flüssen (S.  223, 6).')  In  die  alten  einfachen  Motive  der  Plastik  kommen  ge- 
schichtlich wichtige  Variationen  hinein,  indem  zuweilen  ein  Becher  in  die 
Hand  gegeben  wird,^)  oder  beide  Arme  an  dem  nackten  Körper  herab- 
hängen, wobei  beide  Beine  neben  einander  stehen  oder  das  linke  vortritt.'^) 
Wir  könnten  zu  den  Bundfiguren  auch  die  jetzt  ganz  üblichen  Mumien- 
kästen rechnen,^)  die  aus  verschiedenen  Stoffen,  z.  B.  auch  aus  übergypster 
bemalter  Leinwand  bestehen. 

Vor  einem  Gesamturteil  über  die  Plastik  verdient  noch  ein  wichtiger 
Punkt  Erwägung.  Wenn  der  Bildhauer  eine  Figur  an  sich  fertig  zu  steUen 
hat,  ist  er  verhältnismässig  frei;  muss  sich  aber  dieselbe  einem  Bau  ein- 
ordnen, so  ordnet  er  sich  dem  Baumeister  unter.  Als  die  Ramessiden 
herrschten,  hatte  nun  der  architektonische  Gesichtspunkt  den  Vorzug.  Wie 
man  jetzt  Baumalleen  pflanzt,  so  führten  zu  den  grossen  Tempeln  breite 
Alleen  von  Sphinxen,  Widdern,  Löwen  oder  Sitzfiguren;')  im  Inneren 
bildeten  die  Votivstatuen  sicherlich  ebenfalls  Reihen.  Tempeleingänge 
wurden  gerne  mit  zwei  Kolossen  oder  auch  einem  Löwenpaar  flankiert.^) 
Diesen  Zweck  hatten  auch  die  zwei  von  Amenhotep  IH.  errichteten  Mem- 
nonskolosse  in  Theben,  welche,  noch  jetzt  ohne  Piedestal  15,60  m.  hoch, 
ursprünglich,  als  sie  auf  dem  Haupte  eine  hohe  Krone  trugen,  40  ägjrp- 
tische  Ellen  massen.  Zum  Transporte  dieser  aus  je  einem  Stücke  rot- 
braunen Konglomerates  bestehenden  Ungetüme  hatte  man  acht  Schiffe 
gebraucht.®)  In  der  Nähe  aber  fanden  sich  die  Reste  von  weiteren  fünf- 
zehn Kolossen.*®) 

Denken  wir  uns  nun  die  wegen  der  königlichen  Ungeduld  überhastete 
Bauarbeit  einer  Herde  von  Steinmetzen  hinzu,  so  liegt  klar  zu  Tage,  dass 
die  Bildhauer  der  Elamessidenzeit  sich  daran  gewöhnen  mussten,  auf  die 
Massenwirkung  abzuzielen.   Arbeiten  sie  nichtsdestoweniger  fleissig,  so  ist 


0  Totenstatxiette  von  Ramses  IL:  Ebxak 
1,  199. 

^)  Z.  B.  Pebbot  50.  Schöne  Kalkstein- 
statuette  von  Amenhotep  I.  in  Turin:  Gaz- 
ZEBA,  descr.  T.  5,  1 ;  Statne  desselben  in  Gi- 
zeb  (Mabiettb,  notice  p.  276);  ebenso  Holz- 
statuetten  seiner  Mutter:  Wibdemann  8.  316; 
eines  Beamten  von  Amenhotep  I.  Berlin 
6909. 

^)  Pebbot  561.  562  n.  am  Schlüsse  der 
Einl.  S.  LXXX. 

*)  Zwei  Statuen  von  Amenhotep  II.  in 
Berlin  (Lbpsius,  Denkm.  III  70  a— d). 

^)  Abbildung  von  Statuen :  Ghampollion 
T.  180  (Pbbbot  f.  53.  54). 

6)  Z.  B.  Pebbot  87. 

^)  Sphinxstrasse  von  Eamak,  ungefähr 
23  m.  breit  mit  je  4  m.  Abstand;  von  Luxer 


bis  Eamak  2  km.;  Widder  in  Kamak: 
Mitchell  S.  52,  besser  Pebbot  205;  LOwen 
aus  Dschebel  Barkai,  im  britt.  Museum: 
Mitchell  S.  50;  Sitzstatuen:  In  der  Strasse 
der  4  Stldpylone  12  über  10  m.  hohe  Mono- 
lithe: Descr.,  ant.  2,505;  Pabthet,  Wande- 
rungen 2,  442.  453. 

^)  Kolosse  von  Abusimbel:  Mitchell 
S.  53;  Ed.  Meteb,  T.  zu  S.  300  (nach  Brl- 
zoNi  einst  mit  Stuck  überzogen);  RamsesII. 
stehend,  etwa  13  m.  hoch,  vor  dem  Ptah- 
tempel  in  Memphis:  Mitchell  S.  43;  zwei 
Löwen  an  der  Thüre  von  El-Eab,  unter 
Amenhotep  I. 

^j  Pebbot  20.  Nähere  Nachrichten  gibt 
die  Grabschrift  des  Baumeisters. 

»0)  Descr.  ant.  II  182. 


Kap.  V.    Die  erste  orientaliflierende  Periode  der  Weltgeeohiohie.    (§  SU.)     461 


es  eben  der  Fleiss  des  Steinmetzen,  worin  dessen  Arbeit  ihre  Schönheit 
hat ;  führen  sie  die  Einzelheiten  näher  aus,  so  woUen  sie  dadurch  die  ein- 
tönige Fläche  unterbrechen,  wie  der  Baumeister  die  Wand  durch  Lisenen 
oder  Gesimse.  Die  meisten  statuarischen  Werke  dieser  Periode  imponieren 
also  immerhin,  aber  zumeist  nur  architektonisch.  Indes  erheben  sich  über 
die  Masse  der  Fabrikarbeit,  an  welcher  die  Eörperformen  nur  ganz  ober- 
flächlich heraustreten,»)  einige  treffliche  Portratbilder,  z.  B.  der  Kolossal- 
kopf Amenhotep's  IQ.  in  London,  die  gnädig  lächelnde  Büste  einer  Königin 
in  Gizeh*)  und  die  berühmte  Statue  Ramses'  n.  zu  Turin.  5)  Der  Vorzug 
besteht  jedoch  vorzüglich  in  dem  ausdauernden  Fleisse,  der  das  harte 
Material  bezwungen,  wie  wenn  es  Marmor  wäre.  Mit  diesem  Stoffe  er- 
starrt die  Plastik  und  sinkt,  wie  wir  sahen,  zur  Dienerin  der  Baukunst 
herab ;  trotzdem  die  Bildhauer  so  sehr  beschäftigt  sind,  nennt  keiner  seinen 
Namen.*) 

Die  Bauthätigkeit  interessiert  die  Ramessiden  am  meisten.  Doch 
bevor  wir  die  Arbeitsgelegenheiten,  welche  die  grossen  Bauherrn  den  de- 
korativen Künsten  boten,  auseinandersetzen,  müssen  zwei  disparate  Punkte 
klar  gelegt  werden.  Der  eine  betrifft  die  Originalität  der  Bauten;  die 
Sprache  zeigt  nämlich,  dass  Ausdrücke  wie  Burg,  Zinnen,  Erker  (?),  Lust- 
haus und  Kerker  semitisch  sind,^)  weshalb  wohl  auch  die  Sachen  selbst 
wenigstens  teilweise  aus  Asien  stammen  dürften.  Sodann  sind  die  Biesen- 
bauten nicht  mit  der  Solidität  durchgeführt,  die  der  erste  Eindruck  ihnen 
zuschreiben  mag;  z.  B.  senkte  sich  der  von  Seti  I.  begonnene  und  von 
Ramses  IQ.  vollendete  Tempel  von  Abydos  wegen  ungenügender  Funda- 
mentierung.  Die  hastige,  oft  nur  auf  den  Schein  berechnete  Arbeit  zeigt 
sich  auch  in  der  Ausschmückung;  Korrekturen  der  Zeichnungen  begegnen 
nicht  selten.*)  Des  Vergleiches  der  Perioden  wegen,  lassen  wir  von  den 
Bauten  hier  zuerst  die  Gräber  folgen.  Die  im  mittleren  Reiche  begon- 
nene Demokratisierung  derselben  hat  weitere  Fortschritte  gemacht,  wo- 
durch die  Kunst  noch  mehr  aus  ihnen  weicht.  Jetzt  herrschen  die  Massen- 
gräber vor;^)  die  besser  situierten  Leute  lassen  sich  6rabkammem  in  den 
Felsen  hauen,  zu  welchen  ein  kleiner  Vorbau  mit  Inschriften  und  Male- 
reien, sehr  häufig  von  einer  kleinen  Pyramide  gekrönt,®)  führt.  Auf  dem 
schlechten  Verputz  von  Nilschlamm  war  nicht  viel  Dekoration  möglich; 
doch  liefern  Unterschlagungen  bei  königlichen  Bauten  besseres  Material.^) 
Selbst  die  Königsgräber  haben  nun  eine  verhältnismässig  einfache  Aus- 
stattung. *<^)    Auch  für  die  neu  aufkommenden  Apisgräber  wird  nicht  viel 


*)  Z.  B.  Priesterstatue  ans  Earnak  in 
New-York:  Mitchell  p.  40. 

«)  Pbrbot,  T.  11  zu  S.  630  (angeblich 
von  der  Gemahlin  des  Haremhdb). 

■)  Pbiibot447;  Erman  1,  78T.;  Kopf  in 
Abg.  —  Kleine  Figur  aus  der  Zeit  Ghuen- 
atens:  Erhan  1,  75. 

*)  Man  glaubt  von  einem  Werk  den 
Verfertiger  ('Eut'e)  zu  kennen,  aber  nur  durch 
Schlussfolgerung  (Ebman  2, 553).  Verzeichnis 
der  Baumeister:  Tr.  s.  b.  a.  8,  161  ff. 

«)  Ebhan  2,  682. 


')  Desoript.y  ant.  2,  445 ;  Bblzoni,  nar- 
rative  of  the  Operations  a.  recent  discoveries  in 
Egypt  a.  Nubia  1,368  f.;  Pbisse,  bist,  de  l'art  II. 

^)  pASSALAcquA,  catal.  raisonnö  p.  197  ff. 

»)  Pbbbot  187—9.  191.  193.  194.  201. 
192  (Grundriss).  200  (Sarkophagzimmer); 
WiLKüfsoK  Kap.  XVI;  Ed.  Meter  S.  259; 
Felsennekropole  westlich  von  Theben:  Du- 
HiCBEN,  T.  zu  S.  96. 

•)  Ein  Fall  unter  König  Seti  II. :  Ebxan 
1,  185. 

»0)  Pbbbot  178  -82.  186. 


46^ 


ttlassisohe  Knnstaroliftologie.    IL  Öesohichte  der  alten  ^niisi. 


gethan.^)  Unter  den  mit  bemalten  Reliefs  geschmückten  Orabkanmiem 
verdient  das  Grab  des  Paheri  in  El-Kab  (unter  Amenhotep*  I.)  Hervor- 
hebung.^) In  die  Grabkanmiem  gehört  gewöhnlich  eine  Grabstele  (häufig 
oben  abgerundet),  welche  den  Verstorbenen  zeigt,  wie  er  die  Grabesgötter 
anbetet,  ä) 

In  diesem  Zeitalter  erstehen  die  ersten  dauerhaften  Tempel  {per, 
Haus,  hatnuter,  Götterwohnung).  Die  Könige  haben  sie  erbaut  und  des- 
halb sowohl  nötigenfalls  mit  ihren  eigenen  Wohnungen  verbunden  als  auch 
zu  ihren  politischen  Zwecken  ausgenützt;  auch  führen  die  Tempel  häufig 
den  Namen  ihres  Erbauers.  Die  eigentliche  Wohnung  der  Gottheit,  welche 
keinem  Profanen  und  nicht  einmal  einem  Lichtstrahle  zugänglich  war, 
bleibt  künstlerisch  ausser  Betracht,  doch  machte  sie  den  geringsten  Teil 
der  Gebäudemassen  aus,  die  sich  auf  weitem  Terrain  (etwa  5  Hektaren  im 
südlichen  Kamak,  etwa  23  im  mittleren)  erhoben.  Abgesehen  von  den 
praktischen  Nebengebäuden,^)  wurden  die  dem  Publikum  sichtbaren  Teile 
der  Hauptgebäude  dekoriert;  dies  waren  die  Säulenhallen  und  die  Aussen- 
wände  mit  den  Pylonen,  weil  das  regenarme  Klima  auch  diese  zu  bemalen 
gestattete.^)  In  Erwägung  dass  diese  Bilder  auf  die  Yolksmasse  berechnet 
waren,  trug  der  Maler  dieselben  mit  grellen  Farben  derb  auf  die  ganze 
schräg  ansteigende  Wand  auf,  ohne  an  Abwechslung  zu  denken;  an  den 
entsprechenden  Architekturteilen  pflegen  sie  sich  gleichmässig,  nur  in  um- 
gekehrter Richtung,  zu  wiederholen.  Zu  der  teppichartigen  Dekoration 
müssen  auch  die  farbigen  Hieroglyphen  der  immer  wiederholten  Inschriften 
mit  den  Schilden  der  Königsnamen  beitragen.  Das  gleiche  findet  sich  in 
den  SäulenhaUen,  wo  selbst  die  Säulen  von  unten  bis  oben  mit  Göttern, 
Königen  und  Hieroglyphen  bemalt  sind.^)  Diese  an  Reklametafeln  erin- 
nernde Manier  beherrscht  jedoch  nicht  aUe  Bauten,  sondern  konmit  beson- 
ders in  den  Riesentempeln  von  Theben  (S.  81)  zur  Erscheinung;  aber 
kleinere  Tempel  wie  der  von  Dhutmose  lü.  in  Medinet-Habu  errichtete  und 
die  Felsentempel  von  Abusimbel  und  anderen  nubischen  Städten'')  zeigen 
abweichende  Manieren  der  Dekoration.  Von  den  Bauteilen  des  Tempels 
wurde  keiner  grösserer  Bemühungen  wert  erachtet  als  die  Säule,  welche 
teils  religiöse  Ornamentik  (S.  316)  empfangt,  teils  als  Pflanze  aufgefasst 
wird  (S.  311.  314). 

Ehi*ten  sich  so  die  Könige  des  neuen  Reiches  in  den  Göttern,  so 
dachten  sie  stets  an  die  Pracht  ihres  eigenen  Hofes.  Freilich  haben  die 
Königspaläste  unter  der  Wut  der  Feinde  am  meisten  zu  leiden  gehabt, 
so  dass  von  den  Prunkgebäuden,  worin  Säulen,  Balken  und  Thüren  silbern 
und  der   königliche  Balkon  aus  Lapislazuli  und  Malachit  waren,  ^)  nichts 


*)  Peebot  190.  198. 

')  Lefsius  III  10.  IIa— d.  18a;  Pbisse, 
mon.  T.  28.  29;  Descr.,  ant.  I  68. 

')  8.  BiBOH,  Tr.  b.  a.  8,  57 ;  Büdge,  das. 
S.  299  ff. 

^)  Beim  Ramesseiun  sind  die  gewölbten 
Speiseräame  erhalten.  Abbildungen  in  den 
Gräbern  yon  Tell-el-Amama:  Lefsius  8,  94. 
95.  96  a  (daraus  Eexan  2,  889  mit  Erklärung 


S.  387  ff.). 

»)  Z.  B.  Peebot  13.  85.  173.  174.  253. 
254;  DüMioHEK,  T.  zu  S.  186. 

•)  Z.  B.  Eamak:  Peebot  T.  5  zu  S.  848; 
Ipsambul:  Pbbbot  247. 

^)  Gründpläne  und  Durchschnitte  meh- 
rerer bei  Pebbot  284  f.  286  f.  288  f.  240  f. 
243  f.  245.  249. 

8)  Ebman  1,  259. 


Kap.  T.    Die  eraie  orientalisierende  Periode  der  Weltgeaohiohte.    (§  dl4.)    463 


blieb  als  die  Anlagen  des  Reformators  Ghuenaten  in  Tell-el-Amama,  eine 
dürftige  Ruine  in  Medlnet-Habu >)  und  einige  Abbildungen;^)  auf  letzterem 
Wege  kennen  wir  auch  die  Lustschlösser.^)  Der  historischen  Bedeutung 
wegen  sei  auch  das  Labyrinth  nicht  vergessen,  jenes  Oewirr  von  zahl- 
losen ELammern,  welches  in  diese  Zeit  zu  setzen  eine  Inschrift  Amen- 
hotep's  m.  und  die  Analogie  des  kretischen  Labyrinthes  empfehlen.'*) 

Die  Dekorationsarten  dieser  Bauten  sind  gegen  die  frühere  Zeit  viel 
mannigfaltiger.  Noch  immer  finden  natürlich  bemaltes  Flachrelief  und 
einfache  Wandmalerei  ausgiebige  Anwendung.  Unter  den  Reliefs,  welche 
in  allen  Arten  von  Bauten  vorkommen,^)  fallen  mehrere  geschickte 
Leistungen  von  Hofbildhauem  auf,  z.  B.  die  religiösen  Darstellungen 
im  Grabe  Seti's  I.  im  Tempel  von  Abydos.«)  Die  Malerei  füllt  grosse 
Wandflächen  z.  B.  im  Ramesseum  und  in  Medinet-Habu.  An  letzterem 
Orte  weist  die  Palastruine  in  einer  Fensternische  einen  Rest  profaner  für 
das  Tageslicht  bestimmter  Malerei  auf:  einen  Korb  mit  Früchten  und 
Blumen.')  Neuestens  lieferte  Tell-el-Amama  interessante  Wandbilder,  wo 
einmal  eine  Abtönung  von  Licht  und  Schatten  versucht  scheint.  Ebendort 
hatten  die  Maler  auch  Fussböden  mit  Stucküberzug  zu  bemalen.®)  Decken- 
gemälde sind  nichts  ungewöhnliches  mehr.®)  Wenn  die  zeichnenden 
Künste  nicht  den  erwarteten  Aufschwung  nahmen,  so  stand  ihm  ausser  den 
mit  der  Plastik  gemeinsamen  Gründen  die  luxuriöse  Mode  im  Wege,  welche 
die  Ausschmückung  eines  Bauteiles  mit  farbigen,  glänzenden  Stoffen  augen- 
scheinlich über  die  eigentliche  Kunst  stellte.  Am  meisten  galten  Lapis- 
lazuli,  Malachit  und  Smaragd,  sowie  Gold  und  Silber; ^^j  von  der  Poly- 
chromie  verschiedenfarbiger  Steine,  welche  unter  Ghuenaten  blüht,  war 
bereits  S.  301  die  Rede.^*)  Damals  kam  auch  —  nach  babylonischem 
Vorbild?  —  die  Verkleidung  mit  schönen  Stein-  (z.  B.  Alabaster-)  Platten 
auf.i^)  Billiger  behalf  man  sich  mit  dem  Thon,  dessen  Behandlung  doch 
wohl  babylonische  oder  baby Ionisierende  Muster  lehrten.^*)  Ramses  in. 
bevorzugte  die  Verwendung  von  farbigen  Fayenceplatten,  welche  in  der 
Zusammensetzung  Figuren  bildeten,  z.  B.  in  seinem  jetzt  TdUd-Jahudeh 
genannten  Palaste.  ^^)    Auf  diesem  Felde  konnte  die  wahre  Kunst  nicht 


^)  Ebxan  a.  0.  Über  die  Bestimmimg 
mehrerer  anderer  «Palfiste"  wird  gestritten. 

')  Lepsiüs  3,  99.  103.  108. 

')  WiLKiNSOK  1,  361  =  Ermah  1,  249 ; 
Champollion  mon.  174  =  Pbbrot  453  = 
Ebhah  1,  250;  Restauration:  Pebbot  267. 

^)  Angebliches  Modell  aus  Kalkstein: 
Eaufkauk,  Ztsch.  f.  Ethnol.  1892  Yerh.  S. 
802  ff. 

')  Z.  B.  Grabkammer  von  Ipsambnl, 
farbig  bei  RossLLnn,  mon.  I  T.  80—82;  Gaü, 
ant.  T.  61. 

*)  Pbbbot  T.  3 ;  Litteraturübersicht  bei 
WiBDBMAKK,  ägypt.  Gosch.  S.  426, 1. 

')  Ebman  2,  562. 

")  Ein  naturalistisches  Beispiel:  The 
Bmlder  1898  S.  8  =  AA.  1893  S.  67. 

•)  DOxioHBN,  Flotte,  letzte  T.;  im  Ra- 
messeum Sternhimmel:  Lepsius.  Wandgem. 


T.  34. 

^^)  S.  462  A.  8;  Der  demotische  Roman 
des  Süie  Hamus  S.  15. 

^*)  Vgl.  über  Tell-el-Amama  The  Builder 
1893  S.  8f.  m.  Abb. 

")  Mabibttb,  cat.  Abydos  Nr.  1134 
p.  421. 

^^)  Angebliche  Reste  aus  dem  alten 
Reiche:  Pebbot  554 — 57;  Lbpsius,  Denkm. 
II  T.  2.  96 ;  vgl.  dens.,  Verzeichn.  S.  47 ;  Jahn, 
bei  Minutoli,  Reise  zum  Tempel  des  Jupp. 
Ammon  S.  334. 

'^)  S.  80;  ToMKiNS,  studies  onthetimes 
of  Abraham  T.  1.  6.  7;  Tr.  s.  b.  a.  VII  T.  1 
—4  p.  177  ff.,  vgl.  auch  Caylüs,  recueil  I 
T.  15,  4;  Pbbbot  558—60;  Descr.,  ant.  V  S. 
543  T,  87,  1 ;  einige  Stücke  im  Louvre.  Älter 
sind  die  Favenceplatten  von  Seti  II.  (Wibde- 
HA1VN,  äg.  Gesch.  S.  482  f.). 


464 


Klassische  Knnstarchftologie.    n.  Oesohielite  der  alten  Knxuit. 


konkurrieren.  Endlich  benützt  Ramses  ü.  eine  natürliche  Felswand,  um 
sein  Bild  in  Belief  zum  Zeichen  der  Herrschaft  dort  anzubringen.^)  Der 
Felsenbau  gelangte  überhaupt  in  den  Heiligtümern  des  oberen  Nilufers  zu 
hoher  Entwicklung. 

Den  zeichnenden  Künstlern  erweitert  die  neue  Zeit  den  Kreis  des 
Darzustellenden  bedeutend.  Die  Aufgabe,  der  kriegerischen  Pharaonen 
Thaten  zu  schildern,^)  barg  eine  Fülle  von  neuen  Problemen  sowohl  der 
Komposition  als  der  Einzelbeobachtung  in  sich.  Jene  mussten  die  ägyp- 
tischen Zeichner  von  dem  loyalen  Standpunkt  aus  betrachten.  Ihr  König 
erscheint  riesengross  im  Mittelpunkte  und  schmettert  widerstandslos  die 
fliehenden  Feinde  nieder.  Diese  herkömmliche  Scene  ist  der  einzige  Halt- 
punkt;  denn  indem  der  Ägypter,  weil  er  nicht  in  die  .Tiefe  des  Bild- 
grundes eindringen  wiU,  alles  über  einander  zeigt,  bringt  er  nur  ein 
wunderliches  Durcheinander  verrenkter  Menschen  und  Pferde  zu  Stande. 
Dem  friedliebenden  Ägypter  reiner  Race  wird  man  es  kaum  zutrauen,  dass 
er  die  Situationen  des  Lagerlebens  auffasse  und  an  dem  Pferde,  das 
Ägypten  vorher  fremd  geblieben  war,  glückliche  Studien  mache;')  hier 
weht  ein  fremder  Geist.*)  Neuartig  muten  sodann  Bilder  aus  der  Tier- 
fabel an,^)  wenn  auch  die  Heimat  derselben  kaum  festzustellen  sein  dürfte. 
Die  fremden  Völkerschaften  wollen  an  Hautfarbe,  Typus  und  Tracht  er- 
kennbar sein;  hier  haben  die  Ägypter  schematisch,  aber  klar  gearbeitet.^) 
Sie  fassten  z.  B.  die  eigentümliche  Stellung  des  Unterleibes  der  Neger 
richtig  auf.') 

Dem  neuen  Geiste  steht  die  altäg}rptische  Etikette  des  Königs-  und 
des  Götterhofes  unerschüttlich  gegenüber.  Götter  und  Standespersonen 
verbleiben  in  den  traditionellen  Erscheinungstypen,  an  denen  die  Sicher- 
heit des  Staates  zu  hängen  scheint.  Da  jedoch  das  Schönheitsideal  ein 
anderes  geworden,  erlaubt  man  sich,  an  Stelle  der  ohnehin  nicht  gleich- 
massigen  Proportionsregeln  ein  neues  Regulativ  einzuführen,  wonach  der 
stehende  Mensch  vom  Ansätze  des  Stirnhaares  bis  zur  Sohle  in  18  gleiche 
Teile  zerfallt;  einen  19.  Teil  macht  die  Staatsperücke  aus,  während  das 
kurze  Haar  des  gemeinen  Mannes  diesen  Abschnitt  nicht  ganz  ausfüllt. 
Bei  sitzenden  Personen  kommen  vier  Quadrate  in  Wegfall.®)  Manche 
Zeichner  teilten  anders;»)   auch  die  Kopflänge  steht  nicht  fest.*®)    Die 


')  Am  Nahr-el-Kelb  bei  Beirut:  Lbpsiub 
III  197  a—c. 

^)  Sclilachtenbilder  z.  B.  Pbrbot  13; 
Lbpsius  3, 130  a  =  Ebmak  2,  543;  Meybb  S. 
815.  317;  am  umfangreichsten  ist  die  Gheta- 
Bchlacht:  Lbpsius  3,  157—61;  Seeschlacht: 
Descr.  II  T.  10,  vgl.  Mubb,  A.  8,  344  flF. 

')  Lagerstadien:  Pbisse,  livr.  29;  Lbp- 
sius 3,  153—5;  krepierende  Pferde :  ders.  3, 
164-5. 

*)  Max  MOlleb,  Asien  u.  Earopa  S.  5 
A.  1.  Soldatendarstellungen  an  sich  kennt 
schon  das  mittlere  Reich:  Rosellini,  mon. 
civ.  117—9  =  Champoluok  364.  379. 

^)  Esel  und  Löwe  singend  und  spielend : 
Ebnbich,  ancient  Egypt  I  269  f. ;  die  Katze 
hält    dem    Löwen   eine  Qans    hin:    P&isse 


8.  144. 

^)  Max  MGlleb  in  dem  A.  4.  zitierten 
Buche;  vgl.  z.  B.  Lbpsius  III  40.  116.  117; 

WiLKINSON  I  T.  2. 

^)  Lbpsius  III  120;  Rosellini,  mon.  stör. 
44  bis  -quater.  72.  85.  86, 

«)  Pebbot  513.  514;  Lbpsius  III  78; 
FiBTscHHANir,  Geschichtc  Phöniz.  S.  875;  19 
Quadrate  für  stehende  Figuren:  Pbrbot  513 
(18.  Dyn.).  514  (19.);  15  horizontale  und  14 
vertikale  Linien  für  sitzende :  Tafel  aus  der 
Zeit  Tuthmosis*  II L  in  London  (Oase  Nr.  38). 

^)  22  '/4  Teile  in  Eamak :  Ch.  Blanc, 
voyage  dans  la  Haute-Egypte  p.  232. 

>o)  Ztsch.  f.  Ethnol.  1,  151  (zwischen 
1  :  5>/2  und  1:8,  6). 


Kap.  y.    Die  erste  orientalieierende  Periode  der  Weltgesohiohie.    (§  814.)    465 


Etikette  erlitt  nicht  nur  keine  Einbusse,  sondern  sie  belebt  sich  neu  durch 
Zierlichkeit.  Die  langen  schmalen  Finger  werden  so  gespannt,  dass  ihre 
Spitzen  sich  etwas  nach  rückwärts  krümmen,  und  sie  balancieren  zierlich 
das  zu  überreichende;^)  die  Löwen,  welche  nun  mit  den  Königen  in  Ideen- 
verbindung stehen,  haben  eine  Art  Uniform  erhalten.^)  Diese  Gespreizt- 
heit war  nichts  weiter  als  Heuchelei ;  wo  der  Zeichner  sich  frei  von  jenen 
lästigen  Traditionen  fühlt,  zeigt  er  besseres  Wollen.  Gewöhnliche  Leute 
und  Fremde  zeichnet  er  in  mannigfachen  Bewegungen  und  Stellungen.^) 
Kinder  haben  nun,  wie  in  der  Natur,  einen  verhältnismässig  grösseren 
Kopf  als  die  Erwachsenen,  und  junge  Mädchen  sehr  lange  Extremitäten.*) 
Köpfe  von  Tieren  lernt  man  von  vorne  oder  selbst  von  oben  darstellen.'*) 
Nichtsdestoweniger  verwendet  man  auf  die  Variation  kaum  irgend  welche 
Mühe.^)  Im  Gegenteil  ersparte  manchmal  ein  hieroglyphenartiges  Symbol 
eine  ausführlichere  Zeichnung  (z.  B.  ein  Namensschild  mit  der  Halbfigur 
eines  gefesselten  Mannes  darauf  statt  einer  unterworfenen  Dorfschaft).  ^) 
Wie  sehr  die  Religion  und  die  religiöse  Verfassung  dem  Fortschritte  der 
Kunst  im  Wege  standen,  zeigte  sich  unter  dem  Beformkönig  Chuen'eten 
(Chuenaten),  welcher  seinem  Vater  Amenhotep  IH.  nachfolgte;  als  derselbe 
die  Religion  seiner  Väter  umändern  wollte,  wurde  konsequenter  Weise 
auch  die  Reform  der  Kunst  dekretiert  und  so  zeigen  die  Bilder  in  seiner 
unvollendeten  „Sonnenstadt"  (Chutaten,  jetzt  Tell-el-Amarna  in  Mittel- 
ägypten) einen  wesentlich  modernisierten  Charakter.^)  Der  König  thut 
seine  Vorurteilslosigkeit  dadurch  dar,  dass  er  sich  in  seiner  ganzen  Häss- 
lichkeit  und  nicht  immer  in  Staatsaktionen,  sondern  inmitten  seiner  intimen 
Häuslichkeit  abbilden  lässt.^)  Indem  sich  die  Kunst  freier  fühlt,  macht 
das  Zeichnen  überhaupt  Fortschritte,  welche  z.  B.  der  Darstellung  der 
Hände  und  Füsse  zu  Gute  kamen;  ^^)  diese  Errungenschaft  ist  allein  ge- 
blieben, als  die  Restauration  erfolgte.  ^^)  Freiheit  konmit  nicht  durch  De- 
krete; der  aufgeklärte  Despot  konnte  sie  nur  nach  seiner  Idee  brauchen. 
Die  Künstler  zeichneten  ihn  wohl  naturalistisch,  aber  nun  wurde  diese  Visage 


1)  Lepsius  m  7  b.  e.  14.  15.  17  c.  20  c. 
67 an.  5. 

«)  Pbbbot  173.  491. 

*)  Lepsivb  III  40  (Aufseher  ägyptisch, 
Grefangene  frei);  42  =  Ebman  540  (Herrin  u. 
Dienerin  ebenso);  vgl.  dens.  III  2h.  208.  236. 
Körper  in  face:  Päbbot  254.  287.  480;  Wil- 
Korsoir  1, 440.  441;  Lepsius  III  156. 227. 228. 
Das  Qesicht  fällt  zu  hreit  ans,  weil  die 
Wangen  und  Ohren  noch  nicht  verkürzt  sind. 
Missinngene  Hathonnasken :  Pebbot  343. 591; 
Mabibttb,  Ahydos  II  T.  39.  Kopf  von  hinten: 
WiLKUJSON  2,  171  Nr.  387,  2;  Lepsius  3,  41 
(sehr  ungeschickt).  RtLcken  mit  Gesicht  und 
Extremitäten  im  Profil:  Lepsius  III  42;  Ro- 
SELLiEi,  mon.  civ.  T.  79.  98,  1;   Wilkinsok 

II  38.    Rechter  Arm  vorgestreckt:  Lepsius 

III  12a  =  Erman  2,  538. 

*)  Pbrbot474.  504;  Mädchen:  im  Palast 
von  Medlnet-Hahu  nach  Rosbluki. 

*)  Hathorkuh:  z.  B.  Descr.  II  T.  26,  6 

Handbuch  der  klasi.  AltertnmswiinenBchaft.    VI. 


u.  ö.;  Jagdhund  von  oben :  Rosbli»ini,  mon. 
civ.  T.  15  (18.  Dyn.). 

«)  Versuch:  Peebot  503  (18.  Dynastie). 

^)  Unter  Ramsos  III.:  DOiqchen,  hist. 
Inschr.  1,  11.  12. 

*)  Lepsius  III  91—111;  Priese,  mon. 
egypt.  10-14;  Mariette,  mon.  div.  26.  27  e. 
34  c;  Bbuosch,  rec.  57. 

")  Lepsius  2,  540  f. ;  auch  Ramses  III. 
gestattet  in  seinen  Privaträumen  Harems- 
scenen:  Ghampollion  II  199—200.  III  201; 
Lepsius  3,  208;  Rosellini,  mon.  stör.  T.  122. 
123.  Amenhotep  III.  liess  seine  Gehuri;  dar- 
stellen (Lepsius  III  74  c— d);  desselben  Car- 
touche  soll  neben  einem  Relief  im  Stile  seines 
Sohnes  stehen  (Ghakpollion,  notes  2, 125  ff.). 

^^)  Gebogene  Hand:  Lepsius  III  106; 
Fuss  von  aussen:  ders.  97 e.  99b.  100. 

")  Ersteres:  Lepsius  III  107  a.  206;  letz- 
teres: das.  153.  169.  172e.  201a. 


30 


466 


KnnBtarohftologie.    II.  Qeaohiohie  der  alten  Kunst. 


für  seine  Umgebung  ordonnanzmässig.  ^)  Einzelne  Reliefs  endlich  vertreten 
eine  asiatisierende  Richtung.^) 

Plastik  und  zeichnende  Künste  dienen  gemeinsam  zur  Verschönerung 
der  Bauten,  so  dass  die  Ehre  der  Arbeit  statt  auf  den  ausführenden 
Künstler  auf  den  jeweiligen  Arbeitsminister  fäUt.  Der  Errichtung  der 
Memnonskolosse  rühmt  sich  Amenhotep-Hui,  „Leiter  der  Arbeiten*  des 
Königs  Amenhotep  m.;  wie  aber  die  unter  seinem  Bilde  stehenden  Auto- 
biographie zeigt,  ^)  war  er  von  Hause  aus  Theologe  und  ausserdem  nichts 
als  ein  eifriger  Beamter. 

Das  Kunstgewerbe,  welches  vordem  über  die  Leistungen  der  halb- 
wilden Stämme  des  Südens  sich  schwerlich  viel  erhoben  hatte,  nahm  einen 
ungeheueren  Aufschwung,  als  der  asiatische  Reichtum  sich  in  das  Land 
ergoss.  Den  semitischen  Einfluss  bezeugt  wieder  die  Sprache,  welche  für 
verschiedene  (namentlich  metallene)  Oefässe  und  Hausgeräte  semitische 
Namen  angenommen  hat>)  Alle  edlen  Stoffe  wurden  damals  mit  einer 
später  nie  vneder  erreichten  Meisterschaft  behandelt.  Aus  dem  Grabe  der 
Königin  A'ahhötep  kamen  herrliche  Prunkwaffen  mit  Figurenschmuck  zum 
Vorschein,  ein  Dolch,  in  dessen  künstlich  gedunkelte  Bronzeklinge  ein 
jagender  Löwe  und  Heuschrecken  aus  Oold  eingelegt  sind,  ein  Beil  mit 
vergoldeter  Bronzeklinge,  das  in  der  Mitte  ein  tiefblaues  Emailfeld  hat, 
worin  man  König  A^hmose  einen  Feind  tötend  und  über  ihn  einen  eilen- 
den Greif  sieht.  ^)  König  Amenhotep  H.  erhält  einmal  zu  Neujahr  aus 
Elfenbein  geschnitzte  Gazellen  mit  Blumen  im  Maul  und  ein  von  phantasti- 
schen Bäumen  überragtes  Gebäude,  zwischen  deren  Zweigen  und  Riesen- 
blumen kleine  Affen  sich  jagen,  dazu  Vasen  verschiedener  Form  aus  Edel- 
metall.«) Nebenher  haben  die  Goldarbeiter  viel  mit  Anfertigung  von 
Halsbändern,  welche  die  Orden  vertraten,  zu  thun.')  In  reines  Gold  graben 
sie  Siegel  ein;^)  doch  sah  dasselbe  Zeitalter  die  höchste  Blüte  der  ägyp- 
tischen Steinschneidekunst.  ^)  Nie  sind  die  Skarabäen  so  schön  wie  unter 
der  18.  und  19.  Dynastie  gewesen.  Beiläufig  erwähnen  wir  die  Stein- 
gefässe.^^)  Selbst  die  einfachsten  Stoffe  fühlten  den  Einfluss  der  allgemeinen 
Blüte.  Aus  Thon  entstanden  hübsche  Fayencearbeiten,  deren  wir  schon 
oben  (S.  463)  gedachten;  von  manchen,  z.  B.  den  emaillierten  Scheiben 
mit  einer  achtteiligen  Rosette,  ist  die  architektonische  Verwendung  viel- 
leicht nicht  so  sicher.  ^^)  Das  thöneme  Geschirr  erhält  Verzierungen  auf- 
gemalt, auf  deren  Manier  wir  bei  dem  Archipel  näher  zu  sprechen  konmien 
werden;  1*)  Anfänge  der  Art  begegnen  jedoch  schon  unter  der  12.  oder 


»)  Ed.  Mbybb  S.  265,  vgl.  267. 

«)  Ra.  IIT 15,  145  flF.  334  ff.  T.  4;  Bch.  16, 
307  ff.  T.  1;  Class.  review  1890,  322. 

»)  Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1875,  123  ff.  1876, 
96  ff.  1877,  147  ff. 

*)  Max  Mülleb,  Asien  u.  Europa  S.  306. 

')  In  Gizeh,  farbig  bei  Erv.  Desjabdins, 
bist.  d'Eg.  d'apr^s  les  mon.  u.  R.  de  Tarchit. 
1860;  anderes  aus  dem  Grabe  des  Cbamus, 
Sohnes  von  Ramses  IL  im  Louvre:  Pebbot 
566 — 68,  farbig  bei  Mabiettb,  le  S^rapönm 
T.  9.  12.  20.  Sonstiger  Goldscbmuck:  Pbbrot 


496.  498.  570.  572-5;  Bibch,  Aroh.  J. 
20,  166. 

^)  Ebxan  1,  177;  Lepsius  II  63.  64. 

^)  WiEDEMAKN,  Goschichte  S.  307  A.  2. 
Vgl.  Genesis  41,  42. 

^)  Aus  dem  Ende  der  18.  Dynastie  im 
Louvre:  Pbbrot  500. 

»)  Pebbot  498  (=  Ga.  1878,  41).  499. 

»0}  Exodus  7,  19. 

*')  Aus  dem  Tempel  Ramses'  III.  im 
Louvre :  R.  crit.  n.  s.  33,  442. 

>')  Mehrere  in  Marseille  (AA.  1893  S.  9  f. 


Kap«  V.    Die  erste  ortentaliaierende  Periode  der  Weltgeschichte.    (§  315.)    467 

13.  Dynastie.^)  Manche  Gefässe  haben  weisse  Striche  auf  schwarzem 
Thon.')  Leinwandstreifen,  mit  denen  man  die  Mumien  umwickelte,  be- 
kamen häufig  religiöse  Malereien;^)  jedoch  schwang  sich  die  Malerei  zur 
Freiheit  nur  in  dem  intimen  Eunstzweige  der  Buchillustration  auf.  Die 
toten  Könige  und  Reichen  bekamen  nämlich  das  Totenbuch  in  einem  mit 
Vignetten  ausgestatteten  Prachtexemplar  mit;^)  ungläubige  ziehen  unan- 
ständige und  humoristische  Werke  vor,  in  denen  man  von  ägyptischer  Ge- 
bundenheit wenig  bemerkt.^) 

Schliesslich  sei  darauf  hingewiesen,  dass  auch  die  Gartenkunst,  nach 
dem  Zeugnis  der  Sprache  unter  semitischem  Einfluss,^)  eine  ansehnliche 
Stelle  einnimmt.  Sie  übt  auf  die  Ornamentik  eine  Rückwirkung  aus. 
Pflanzenomamente  drängen  sich  vor;  sternförmige  Blüten  und  sogenannte 
Rosetten  kommen  auf.^)  Durch  die  Fülle  von  Arbeiten  aus  gehämmertem 
Metall  ist  die  Spirale  in  die  Mode  gekommen  und  hat  sich  mit  den  Pflanzen- 
motiven verbunden.^)  Ausnahmsweise  werden  reissende  Tiere  und  Untiere 
Asiens  zugelassen.^) 

Litteratur:  Die  bis  1884  bekannten  Denkmäler  reczeiclinet  Wibdemakv,  ägyptiscbe 
Geschichte  S.  304—527;  Ebxan,  der  Grammatiker  des  neuen  Reiches,  liefert  im  16.  Aapitel 
seines  Werkes  „Ägypten  und  ägyptisches  Leben*  viele  Beiträge  zur  Kunstgeschichte.  S. 
auch  oben  S.  421. 

315.  Der  Ägypten  benachbarte  Teil  Asiens,  welcher  sich  bis  Meso- 
potamien ausdehnte,  zerfiel  in  zahlreiche  kleinere  Staaten,  aus  welchen 
sich  kein  dauernder  Grossstaat  herausbilden  wollte.  Grössere  Reiche  wie 
das  der  Hethiter  (ägyptisch  Gheta,  assjrrisch  Ghatti)  mit  der  Hauptstadt 
Qadesch  am  Orontes  ^®)  oder  das  Davids  und  Salomos  hatten  keinen  dauern- 
den Bestand.  Ethnographisch  war  das  Gebiet  ebensowenig  einheitlich, 
denn  die  Bevölkerung  zerfiel  in  Aramäer  (Syrer),  Kananäer  (Phöniker, 
Hebräer  und  Moabiter),  Araber  in  der  Wüste  und  vielleicht  auch  Indo- 
germanen  im  Norden.^*)  So  fehlen  alle  Vorbedingungen  für  die  Ent- 
stehung einer  selbständigen  Kultur.  Dagegen  war  der  rechte  Boden  vor- 
handen, wo  die  Gegensätze  des  Ägyptischen  und  Babylonischen  sich  ab- 
schleifen konnten.  Wie  das  letztere  frühzeitig  Boden  gewann,  ist  bereits 
auseinandergesetzt;  es  behauptet  jetzt  auch  noch  seine  Herrschaft,  wäh- 
rend das  Ägyptertum  zunächst  sehr  langsam  vorschreitet.    Die  Israeliten 


m.  Abb.,  s.  S.  471, 10),  im  brittischen  Museum 
(auf  einem  grosser  Nantilns  mit  drei  Fang- 
armen: Febbot  vi  f.  485),  im  Loavre  und 
New-York  (Am.  J.  6,  437  ff.  T.  22).  Flinders 
Petrie  fand  solche  Scherben  in  Oturoh  (aus 
der  Zeit  Ramses  II.)  und  TeU-el-Amama. 

»)  Pbtbib,  lUahun  T.  1 ;  Jhst.  XI  T.  14. 

*)  In  TeU-el-Amama:  AA.  1893  S.  67  f. 

3)  iKGHiBAia,  mon.  etr.  VI  t.  Z.  (farbig). 

*)  Pbbbot  97.  184;  farbig  E.  MbtbbT. 
zu  S.  258 ;  Ra.  n.  s.  I  T.  4 ;  Turiner  Toten- 
buch, von  Lepsius  autographiert;  vgl.  im  All- 
gemeinen Mabücoi,  mon.  papyracea  Aegyptia 
bibliothecae  Vaticanae,  Kom  1891;  Corpus 
papyrorum  Aegypti  a  Bbvillout  etEisEKLOHB 
editnm,  Paris  1885  ff. 

^)    Proben    Pbbbot    145.    533;    Pbissb 


142  f. 

^)  Max  Mülleb  S.  306. 

^)  Erstere  an  einem  Becher  Beb.  1892; 
Rosetten  s.  S.  467,  9. 

^)  An  Skarabäen  und  selbst  in  Wand- 
malereien (Pbbbot  Fig.  541). 

»)  Holzschnitzerei:  AA.  1891  S.  41; 
Pbbbot  VI  F.  409. 

^^)  Die  grossartigen  Vorstellungen  von 
Sayce  (Fräsers  Magazine  Nr.  608  u.  a.)  und 
Will.  Wright  (the  empire  of  Hittites,  2.  A. 
London  1886)  beruhen  auf  Übertreibung.  Zur 
Kritik  Max  Mülleb,  Asien  und  Europa  S. 
319  ff. 

")  So  Peisbb,  Ztsch.  f.  Assyr.  VII 
H.  3.  4. 


30^ 


468 


Knnstarchäologie.    II.  Geschlohie  der  alten  Kirnet. 


muss  man  ausnehmen,  weil  sie  lange  unter  Ägyptern  gewohnt.  Aus 
Ägypten  hatten  sie  die  Beschneidung,  die  Bevorzugung  der  Leinenkleider, 
das  Opfern  von  roten  Rindern,  die  tragbaren  Kapellen,  das  Weben  von 
oben  nach  unten  und  das  kleinere  Ellenmass  angenommen.^)  Der  See- 
verkehr lag  jedoch  im  Argen.  Mit  dem  Jahre  1500  etwa  ändern  sich  die 
Verkehrsverhältnisse.  Der  Zug  Tuthmosis'  I.  war  politisch  nicht  von 
dauernden  Folgen  begleitet,  muss  aber  doch  die  Verbindung  enger  geknüpft 
haben.  Als  Tuthmosis  III.  die  alten  Eananäerlande  eroberte,  brachten  die 
Küstenbewohner  (Kefta),  nach  ägyptischer  Sitte  rasiert,  zum  Tribute  die 
unten  zu  besprechenden  Prachtgefässe.  Die  ägyptische  Herrschaft  über  Pa- 
lästina dauert  bis  auf  Amenhotep  III. ;  Seti  I.  und  Ramses  11.  erneuern  sie 
vorübergehend.  Hört  dann  (um  1280?)  auch  die  unmittelbare  Beherrschung 
auf,  so  sind  doch  immer  die  Blicke  nach  dem  Nillande  gerichtet.  Salomo 
heiratet  eine  Tochter  des  Pharao  und  am  Nil  finden  die  politischen  Flücht- 
linge Judäas  eine  Heimstätte.^)  Im  Norden  errangen  die  Ägypter  geringe 
Lorbeeren,  wiewohl  Ramses  H.  Zeit  hatte,  an  der  Mündung  des  Lykos 
(Nahr-el-Kelb)  drei  Felsenreliefs  anbringen  zu  lassen ;  ^)  aber  aus  dem  un- 
entschiedenen Kriege  erwuchs  ein  freundschaftliches  Verhältnis,  welches 
auch  dem  Handel  zwischen  Hethitern  und  Ägjrptern  zu  Gute  kam.  Im 
Norden  bildet  etwa  der  Taurus  die  Grenze,  so  dass  Kilikiens  Ebene  noch 
zu  diesem  Gebiete  gehöi*t.  Diesen  ägyptischen  Einflüssen  hatte  der  Osten 
keine  ähnlichen  Momente  entgegen  zu  setzen;  denn  der  Eroberungszug 
Tiglatpilesars  I.  blieb  ohne  dauernden  Erfolg,  dafür  schoben  die  Babylonier 
kaufmännische  Kolonisten  vor.^) 

Ein  Überblick  über  das  Dargestellte  und  die  ägyptischen  Bilder  von 
Syrern  *>)  wird  die  Folgen  jener  historischen  Sachlage  zeigen.  Die  Tracht 
ist  in  dieser  alten  Zeit  noch  ziemlich  selbständig.  Des  langen  babyloni- 
schen Gewandes  ward  schon  gedacht;  aber  die  Kefta  von  Kilikien  tragen 
einen  Leibschurz.  In  S}rrien  haben  die  Männer  meist  einen  spitzen  Kinn- 
bart, doch  herrscht  diese  Mode  nicht  allein;  ein  Stirnband  fasst  die  langen 
Nackenhaare  auf,  während  die  Kilikier  sich  durch  Stimlocken  und  Haar- 
flechten auszeichnen.  Die  Schnabelschuhe  oder,  wie  genauere  Darstellungen 
uns  belehren,  die  geschnäbelten  Sandalen  sind  wohl  im  Gebirgslande  (etwa 
dem  Amanus)  aufgekommen,^)  ebenso  die  Doppelaxt,  welche  im  Frieden 
zum  Holzfällen,  im  Kriege  als  Waffe  dient  ;^)  im  Kriege  führen  nur  ein- 
zelne Vornehme  den  Bogen,®)  gewöhnlich  kämpfen  sie  auf  Streitwagen, 
wie  die  Ägypter.^)  Von  den  einheimischen  Gottheiten  kennen  wir  die 
Göttin  von  Qadesch,  welche  Blumen  in  den  Händen  trägt  und  ihre  Haare 


0  Leinwand :  vgl.  PhUostrat.  vita  Apoll. 
8,  7;  Opfer:  3  Mos.  19,  2;  Wikdbmank,  He- 
rodots  2.  Buch  S.  180  f.;  Weben:  Ev.  Joh. 
19,  23  —  Herod.  2,  85;  Elle:  Zisch,  f.  mor- 
gen!. Ges.  36,  744.  —  Über  ägyptisches  bei 
den  Phönikem  vor  der  saitischen  Dynastie: 
Loxgp]6bieb,  J.  asiat.  1855  S.  421  ff. 

«)  1  Reg.  11,  29.  2,  7,  6. 

>)  S.  464;  Lepsitjs,  A.  9,  12  ff. 

^)  In  Akko  unter  Amenhotep  IV.,  nach 
dem  Briefwechsel  von  Tell-el-Amarna. 


')  MaxMülleb,  Asien  u.  Europa  S*  293  ff. 

^)  Berlin  G  64 ;  Cheta  im  Ramesseum. 
Sie  haben  allerdings  an  den  geschnäbelten 
Sandalen  der  11.  Dynastie  ein  Seitenstack 
(von  König  Antef a  II.  Tr.  b.  a.  IV  T.  zu  S. 
172);  ob  aber  ein  Vorbild?  Im  neuen  Reich 
häufig:  Ebman  S.  96.  99.  114  u.  ö. 

7)  Relief  von  Saktsche-gözü:  Berlin  971. 
^)  Im   alten   Testament,    s.    auch   M. 
MÜLLBB  S.  304. 

')  Im  alten  Testament. 


Kap.  V.    Die  erste  orientalisierende  Periode  der  Weltgeschichte.    (§  815.)    469 


vome  so  herabwallen  lässt,  dass  sie  an  den  Schultern  sieh  schneckenartig 
nach  aussen  kräuseln ;>)  sie  steht  mit  beiden  Füssen  auf  einem  Löwen') 
—  alles  Motive,  die  sich  hier  zuerst  finden.  Von  Osten  drang  der  Astarte- 
kult ein,  doch  kreuzte  er  sich  mit  dem  der  gehörnten  ägyptischen  Hathor; 
dies  zeigt  der  Stadtname  ^Ascht  röt-qarnajim  an.  Ebenso  stellt  sich  neben 
den  einheimischen  Eriegsgott  der  ägjrptische.^)  Dass  ein  heiliger  Yogel 
seiner  Gottheit  an  dem  Kopfe  haftet,  diese  geschmacklose  Erfindung  dürfte 
den  Sjrrem  gehören.*)  Die  Entwicklung  der  Dämonologie  wird  sich  haupt- 
sächlich nur  an  der  Hand  der  Bamessidendenkmäler  feststellen  lassen. 
Dieser  Periode  gehören  unzweifelhaft  bereits  an  die  fischleibige  Derketo, 
die  Greife,  geflügelte  Sphinxe  und  die  Löwenwürger.*)  Ägsrptischer  Toten- 
brauch wird  durch  mumienartige  Sarkophage  bezeugt,  von  denen  einer  mit 
Angabe  der  Arme  die  Manier  der  19.  Dynastie  wiedergibt.*)  Anderes  wird 
sich  im  Folgenden  hinzufügen  lassen. 

Die  Plastik  fand  im  Lande  selbst  ordinäre  Kalksteine,  Lehm,  Holz 
und  Kupfer^)  vor.  Aus  -den  beiden  ersten  Gattungen  sind  bestenfaUs 
einige  Terrakottafiguren  dieser  Periode  erhalten.  Vom  Holze  gefiel  nur 
das  Gedemholz  so  sehr,  dass  man  offen  Figuren  daraus  schnitzte;^)  zum 
Vergolden  wurden  allerdings  mehr  Bilder  geschnitzt.  Aus  Kupfer  oder, 
wie  man  zu  sagen  pflegt,  Bronze  bestehen  auch  hier  nur  kleine  Yotiv- 
figuren,  die  teilweise  wie  in  Babylonien  auf  Zapfen  aufgespiesst  wurden.^) 
Grösser  war  einst  die  eherne  Schlange  der  Juden,  dafür  aber  sicherlich 
aus  Blech  getrieben.  Für  Elfenbein  sorgten  die  syrischen  Elephantenjäger; 
die  Schnitzereien  von  Damascus  sind  schon  aus  dem  9.  Jahrhundert  be- 
zeugt.^®) Die  monumentale  Plastik  dagegen  beruhte  wieder  auf  teuerer 
Lnportware.  Gold,  Juwelen  und  vulkanische  Gesteine*^)  brachten  die 
Araber,  welche  überdies  indisches  Ebenholz  vermittelten.  Nach  dem  alten 
Testamente  zu  urteilen,  müssen  die  Plastiker  zahlreiche  Götterbilder  von 
Gold,  Silber,  vergoldetem  Holz  und  wohl  auch  aus  jenem  seltenen  Gestein 
gearbeitet  haben;**)  indes  haben  vieles  die  fremden  Eroberer  entführt ^ 3) 
und  in  den  hebräischen  Gebieten  die  orthodoxen  Könige  zerstört.  Die 
jüdische  Religion  liess  ja  kein  Gottesbild  zu,  in  Salomos  Tempel  standen 
nur  kolossale  Figuren  mit  ausgespannten  Flügeln  (Adler?)  aus  vergoldetem 
Holz,  welche  man  Kerubim  nannte,  i*)  Wir  müssen  jedenfalls  auch  Königs- 
statuen nach  Art  der  babylonischen  voraussetzen,  aber  hier  versagen  selbst 
die   litterarischen   Quellen.    Bisher  kennen   wir   grosse  Statuen    nur   aus 


»)  M.  MüiLBB  S.  314,  vgl.  S.  325. 

')  Ed.  Mkybb,  Geschichte  Ägyptens  S. 
229  n.  ö.;  vgl.  M.  Napoleon  III  1,  4. 

')  Gylinder  eines  Sidoniers  mit  Eeilin- 
Schrift:  Coli.  Le  Clercq  S.  217;  Pietsohmann, 
Phönizier  S.  151. 

*)  Goldene  .Semiramis'^  mit  Tauhe  in 
Hierapolis  (Lucian.  de  dea  Syr.  33);  aller- 
dings wird  der  ägyptische  Erdgott  Qeh  mit 
einem  Vogel  auf  dem  Kopf  ahgehildet,  aher 
in  welcher  Zeit? 

»)  Vgl.  I  Samuel  17,  35. 

•)  Mus^e  Napoleon  III.  T.  17,  1. 


')  Deuteron.  8,  9,  vgl,  33,  25;  Joh 
28,  2. 

^)  TiELB,  hahylonisch-assyr.  Geschichte 
S.  198. 

»)  Aus  Marasch:  Ga.  9,  77  ff.  T.  11  = 
Pebrot  in  p.  447. 

^°)  TiELE,  habylonisch-assyr.  Geschichte 
S.  211. 

^*)  Namentlich  Dolerit  vom  Dschebel- 
el-Hass. 

'^j  Psakn.  135,  16;  I  Samuel  5,  4. 

*>)  Z.  B.  Oseell,  6. 

'*)  1  Reg,  6,  23  ff. 


470 


ElamiBohe  Konstarchäologie.    II.  Qeschiphte  der  alten  Kunst. 


dem  nördlichen  Sjrrien,  welche  aber  ein  ähnliches  Schicksal  wie  die  6udea*s 
hatten.     Die  zeitlich  bestimmbaren  sind  jedoch  aus  der  folgenden  Periode. 
Die    Bauwerke    spiegeln    ebenfalls     den     babylonischen    Einfluss 
wieder;  1)  wenn  wir  noch  jetzt  in  der  Gegend  von  Aleppo,  wie  im  Norden 
von  Mesopotamien  Bauernhäuser  aus  Lehmziegeln  in  Form  eines  Bienen- 
korbes gebaut  finden,*)  so  werden  wir  diese  Manier  ohne  besondere  Kühn- 
heit wegen   der  griechischen   Bienenkorbgräber  dieser  Periode   zuweisen. 
Aber  die  Natur  des  Landes  leitete  die  Bewohner  mehr  auf  die  ägyptische 
Weise  hin,  weil  der  Felsboden  in  solchem  Umfange  an  die  Oberfläche  tritt, 
dass  sie  ihn  nicht  unbenutzt  lassen  konnten.    Die  meiste  Veranlassung 
hatten  dazu  die  Phöniker,  welche  während  der  kriegerischen  Jahrhunderte 
bereit  sein  mussten,  Jahre  lang  auf  eine  Felseninsel  beschränkt  zu  leben. 
Bei  ihnen  erfuhr  die  Felsarbeit  die  höchste  Ausbildung ;  zugleich  errichteten 
sie  Festungsmauem   aus   gewaltigen   Steinblöcken.')    Ebenso   weisen   die 
salomonischen  Bauten  eine  grosse  Fertigkeit  in  der  Herstellung  und  Ver- 
wendung abnorm  grosser  Bausteine   auf.     Salomo  Hess  für  seiQen  Palast 
z.  B.  8 — 10  EUen  grosse  Quadern  brechen.*)     Die  Gattung  der   vorder- 
asiatischen Paläste  repräsentiert  das  Libanonhaus  Salomos.^)    Unter  den 
Tempeln  ragt  der  salomonische  hervor,  doch  befriedigte  er  mehr  die  Pracht- 
liebe  als  den  Kunstfreund:   Der  figurierte  Schmuck  beschränkt  sich  auf 
Thürdeckungen  aus  getriebenem  Goldblech,  Kerubim  und  Palmen  darstel- 
lend,  und  polychrome   Wandreliefs   mit   ähnlichen   Darstellungen.«)    Die 
heidnischen  Tempel  haben  jedenfalls  reicheren  Skulpturenschmuck  gehabt. 
Ob  ein  Teil  der  Grabbauten  bis  in  diese  Zeit  heraufreicht,  muss  erst  fest- 
gestellt  werden.     Bisher  sind  die   dekorativen  Künste   nur   durch  einige 
Steinreliefs  Nordsyriens  bekannt.    In  Sendschirli  trägt  ein  Gebäude  an  der 
Aussenseite  der  unteren  Quaderreihe  einen  Streifen  mit  den  grossen  Fi- 
guren von  Göttern  (oder  Helden?)  und  fabelhaften  Tieren  (einem  Flügel- 
löwen und  einer  Art  Hirsch),  die  ohne  ersichtlichen  Zusammenhang  neben- 
einander stehen.    Der  Stil  dieser  Arbeiten  erinnert  vielfach  an  Babylon, 
namentlich  die  Stellung  der  Figuren  und  die  Auffassung  des  menschlichen 
Gesichtes.   Die  grosse  Nase  bildet  mit  der  Stime  zusammen  einen  einheit- 
lichen  Teil,    welchem   nur  die  auffällig  grossen  Augen  und  Ohren   das 
Gegengewicht  halten;   die  untere  Hälfte  mit  wulstigen  lächelnden  Lippen 
springt  aufßLllig  zurück.^)    Die  ziemlich  rohe  Arbeit  war  wohl  einst  durch 
farbigen  Überzug  verschönt.     Was  der  ganzen  Bauweise  aber  ihr  beson- 


^)  Dapiir  scheint  nach  dem  Bilde  des 
Ramses  eine  Ziegelmaner  mit  halbrunden 
Deckziegeln  gehabt  zu  haben. 

^)  Sachau,  Reise  in  Syrien  S.  64  f.  Solche 
Hänser  bildet  schon  die  Schale  von  Ama- 
thus  ab. 

')  In  Arados  Qnadem  von  3  m.  Höhe 
und  4—5  m.  Länge  (abgeb.  PiETSCHHAim, 
Phönizier  S.  37);  vgl.  Renan,  mission  de  la 
Ph^nicie  p.  47— 54;  Gbbvillb  J.  Ghesteb, 
The  survey  of  Western  Palestine  1881 
p.  78  f. 

*)  1  Reg.  7,  10.  11 ;  sogar  20  Ellen  breit 
und  6  hoch:  Joseph,  ant.  20,221. 


^)  Th.  Fbibdbich,  Tempel  u.  Palast  8a- 
lomos,  Innsbruck  1887;  Chipibz  et  Pebbot, 
le  temple  de  J^r.  et  la  maison  du  ßois-Li- 
banon,  Paris  1889.  f.  m.  10  T.  (vgl.  Ztsch.  f. 
bild.  K.  N.  F.  II  141  ff.  m.  Abb.). 

«)  Über  den  Tempel  S.  83 ;  365 ;  s.  A.  5. 

^)  Am  besten  abgeb.  bei  Huhahn  und 
PucHSTEiN,  Reisen  in  Kleinasien  T.  44,  1.  2. 
45,1.3;  auch  Am.  J.  3,  62  ff.  T.  7—12; 
Berliner  Abgüsse  177  ff.  Wahrscheinlich  ge- 
hört auch  das  Relief  von  Askalon  Mus.  Nap. 
111  T.  28,  1  =  Pbbbot  f.  314  hieher;  die 
ungeheuerlichen  Formen  haben  in  Sparta  n. 
Malta  Parallelen. 


Kap.  V.    Die  erste  orientalimerende  Periode  der  Weltgesohiohie.    (§  315.)    471 

deres  Gepräge  gibt,  das  ist  der  rohe  massige  Bau.  Der  kilikische  Ort 
Aseliköi  erhielt  uns  ein  Thor  aus  gewaltigen  Blöcken,  deren  Architrav 
hieroglyphische  Zeichen  von  der  Art  der  nordischen  Felsenzeichnungen 
schmücken.^)  Nicht  sehr  weit  davon  ragt  bei  Mersine  ein  grosser  Menhir 
15  Meter  hoch  empor.  ^)  Viel  zahlreicher  sind  jedoch  die  kyklopischen 
Bauten  in  Palästina  oder  vielleicht  hier  besser  erforscht;  Dolmens,  Men- 
hirs,  offene  Vierecke  und  Steinkreise  aus  grossen  Blöcken  gehören  dort 
nicht  zu  den  Seltenheiten.  3) 

Etwas  besser  sind  wir  über  das  Kunstgewerbe  unterrichtet.  Unter 
Tuthmosis  III.  ^)  bringen  die  Meeranwohner  (Eefta)  zum  Tribute  kostbare 
Gefasse  eines  ganz  merkwürdigen  Stiles.  Die  Form  des  Gefasses  stellt 
häufig  Tiere  in  ganzer  Figur  oder  ihre  Köpfe  (Steinbock,  Stier,  Löwe, 
Greif  und  Gans),  einen  Frauenkopf  oder  den  Gott  Bes  dar;  auch  die  Form 
des  geflochtenen  Ealathos  erscheint.  Löwinnen  bilden  Henkel,  und  Stier- 
köpfe, Lotosblumen,  Rosetten  und  Schuppen  machen  die  Ornamentik  aus.  Am 
Ramde  sind  Rädchen  aufgesteckt.  Die  Metallgefasse  und  die  Goldarbeiten 
der  östlichen  Nachbarn  stehen  bei  den  Ägyptern  überhaupt  in  hohem  An- 
sehen.^) Der  siebenarmige  Tempelleuchter  mit  seinen  Lilien  erinnert  an 
Babylon.^)  Der  goldelfenbeineme  Thron  Salomos  hatte  Löwen  zu  beiden 
Seiten.^)  Nach  ägyptischer  Weise  deckten  manchmal  goldene  Gesichts- 
masken das  Antlitz  des  Toten.®)  Das  Juweliergewerbe  kennen  wir  sonst 
durch  zahlreiche  Siegelsteine  und  Gylinder,  doch  scheinen  so  ziemlich  alle 
in  die  nächste  Periode  zu  fallen.  Die  phönikischen  Erzarbeiten  sind  durch 
den  salomonischen  Tempel  berühmt  und  bekannt  geworden.^)  Die  Bunt- 
weberei war  in  Blüte;  doch  bilden  die  Ägypter  nur  ornamental  verzierte 
Gewänder  ab.*^)  Nach  Sitte  der  Ägypter  bemalte  Vasen  der  beiden  oben 
beschriebenen  Arten  fanden  sich  schon  bei  der  ersten  tieferen  Ausgrabung 
zu  Lachis  und  waren  jedenfalls  weiter  verbreitet,  i^) 

Babylonien  hing  zu  enge  mit  Syrien  zusammen,  als  dass  es  nicht 
in  den  Tauschverkehr  der  Kultur  hineingezogen  worden  wäre.  Der  Ge- 
schmack blieb  allerdings  verschieden,  z.  B.  schätzt  der  babylonische  König 
das  ihm  von  Amenhotep  IQ.  übersendete  Weissgold  offenbar  geringer  als 
die  Ägypter.**)  Wir  bemerken  nun  aber  doch  ausser  Siegelcylindem 
zahlreiche  selbständige  Steinreliefs,  welche  religiöse  oder  politische  Denk- 
male sind ;  am  öftesten  wird  die  in  Stücke  zerbrochene  Geierstele  genannt, 
welche  die  Räumung  eines  Schlachtfeldes  durch  Totengräber  und  Raub- 
vögel mit  grauser  Anschaulichkeit  schildert.^')     Mit  ihrer  grossen  spitzen 


')  Laxolois  ,  voyage  p.  169  =  Pekbot 
IV  P.  274. 

^)  Lakolois  p.  239.  258. 

»)  Dohnen :  Pbbbot  IV  F.  177.  199.  200; 
Menhir :  das.  F.  178 ;  Viereck :  The  survey  of 
weatern   Palestine  11  115  =  Pbkbot  IV    F. 


1  Reg.  7,  49. 

')  1  Reg.  10,  18  ff. 

")  Eine  auf  der  syrischen  Seite  des 
Euphrat  in  Halebi-Tschelebi  gefunden  (AZ. 
36,  25  ff.). 

»)  1  Reg.  7,  13  ff. 


194.  195;  Steinkreis:  Pbrbot  F.  198.  >«)  Vgl.  2  Sam.  21,  19. 


*)  Champollion  T.  361—2. 

»)  Max  Müllbb  S.  151.  183.  306  ff. 
340  ff.  348  f.  Abgeb.  Ed.  Mbyeb,  Gesch. 
Ägyptens,  T.  zu  S.  242. 

*)  Abgeb.  am  Titusbogen  in  Rom;  vgl. 


^>)  Vase  mit  Polypen,  aus  T}rros  in 
Marseille:  Pbbbot  IV  F.  486  (vgl.  dens.  S. 
1013). 

>'^)  Korrespondenz  von  Tell-el-Amama. 

^^)  Ans  Tello:  db  Sabzbc  T.  3.  4;  Hom- 


472 


Elassische  Knnstarohäoloe^e.    ü.  Geschichte  der  alten  Kunst. 


Nase  und  dem  zurücktretenden  leise  lächelnden  Mund  erinnern  die  Figuren 
dieser  Reliefs  an  die  Bildwerke  von  Sendschirli.  Die  in  der  Anmerkung 
erwähnte  Kontraktstele  enthält  wohl  das  älteste  Beispiel  figurierter  Ge- 
wandung: Lebensbäume,  Rosetten,  Bogen  und  Zickzack  bilden  die  Borden, 
dagegen  Rosetten  in  sechseckigen  Feldern  das  Flächenmuster;  die  Tiara 
zeigt  den  heiligen  Baum  zwischen  geflügelten  Tieren.  Der  Haartracht 
nach  mag  manche  Thonfigur  hieher  gehören.^)  In  der  Omamentation 
taucht  der  gehörnte  bärtige  Mannskopf  zum  ersten  Mal  auf.^) 

Das  benachbarte  Assyrien,  von  wo  aus  Tiglatpilesar  I.  und  einzelne 
andere  Herrscher  vorübergehend  weite  Züge  unternahmen,  ist  nur  durch 
ein  paar  Felsenbilder  seiner  siegreichen  Herrscher  vertreten.^)  In  Arabien 
bildet  sich,  befördert  durch  die  Schätze  des  Mineral-  und  Pflanzenreiches, 
das  Reich  von  Saba,  bei  dessen  Hauptstadt  ein  grosser  Damm  an  die  ali- 
orientalische Förderung  des  Landbaues  erinnert.  Aus  den  zahlreichen 
Ruinen,  welche  neuestens  besonders  Glaser  erforschte,*)  wird  ein  Teil  hier 
einzureihen  sein.  Zu  dem  ägyptischen  Einfluss  (S.  445)  ^)  kommt  nun  der 
babylonische,  welcher  z.  B.  den  Gott  Sin,  vielleicht  auch  Atthar  einführt. 
Auf  der  anderen  Seite  mag  der  Kaukasus  mit  dem  ältesten  Teil  der  Ne- 
kropole  von  Koban  (S.  164)  hier  sich  anreihen.«)  Das  übrige  Asien  können 
wir  vorläufig  noch  nicht  angliedern;  doch  sei  erwähnt,  dass  eine  Kette 
imposanter  („kyklopischer'')  Steinbauten  sich  bis  nach  Japan  erstreckt. 
Aus  Indien  verdient  ein  kyklopischer  Turm  mit  schrägen  Wänden 
(Dscharasandhaka-Baithak)  in  Radschgir  Erwähnung.'')  Die  babylonische 
Mine  (altind.  manä)  und  die  Stationen  des  Mondlaufes  kommen  schon  in 
vedischer  Zeit  vor,  aber  unmittelbaren  Verkehr  hatte  Indien  nur  mit  Ara- 
bien („Ophir^).  An  kleineren  Funden  mögen  die  für  Buddhareliquien  gel- 
tenden Steinschalen*')  dieser  Zeit  angehören. 

Cypern  hätten  wir  mit  Sjrrien  verbinden  können,  da  sein  König 
ebenfalls  mit  den  Ramessiden  in  Verbindung  tritt;  eine  ägyptische  Inschrift 
erwähnt  ein  (jedenfalls  metaUenes)  Gefäss  von  kyprischer  Arbeit*)  und 
Cypern  selbst  hat  Skarabäen  Tuthmosis'  BI.^^)  Der  am  Arm  tättowierte 
Koloss  („Herakles")  von  Amathus  erinnert  an  einen  Häuptling  der  Tamahu, 
welchen  Ramses  HI.  abbilden  liess.  ^  *)    Der  bereits  im  folgenden  Zeitalter 


HEL  S.  40.  T.  zu  S.  288;  Heüzet,  Ga.  9,  164  ff. 
193  ff.  T.  24.  Sie  ist  erst  lange  nach  ihrem 
scheinbaren  Datum  angefertigt  (Winokleb, 
Gesch.  Babyloniens  S.  53  f.)./.  Im  Stile  ent- 
sprechen mehrere  Steintäfelchen  (Am.  J.  4, 
39  ff.  T.  4  5) ;  Kontrakistele  mit  dem  Bilde 
des  Königs  Mardakidinachi  (12.  Jahrh.):  Licht- 
bild bei  Fb.  Lenobmakt,  langne  primitive  de 
la  Chald^e,  Paris  1875  zu  S.  383  u.  Disu- 
LAFOT,  Tart  ant.  de  la  Perse  I T.  9 ;  s.  auch 
HoHMEL  S.  243.  285;  Pbrbot  257.  283—5. 

>)  Z.  B.  DE  Sabzec,  Chald^e  T.  39,  3. 

«)  Pebbot  II  F.  285. 

^)  Von  Assnrirississi  am  Nahr-el-kalb 
bei  Beirut:  Boscawen,  Transactions  of  the 
Boc.  of  bibl.  arch.  VII  2  p.  331  ff. 

^)  §  53;  B.  H.  MÜLLEB,  Siizungsber.  d. 
Wiener  Akad.  1880   Bd.  97  u.  Mordthaitn 


u.  MüLLEB,  sabäische  Denkmäler,  Denkschr. 
d.  Wiener  Akad.  33,  108  ff.;  Botta,  relation 
d'nn  voyage  dans  le  Y^men,  Paris  1841; 
Pbideaüx,  Tr.  b.  a.  2,  1  ff.  m.  K. 

')  In  diese  Zeit  gehört  wohl  das  Pfeiler- 
paar von  Nysa  (Diod.  1,  27). 

')  Z.  B.  Spiralen  auf  bronzenen  Gflrtel- 
schliessen  ? 

^)  Abg.  bei  Cunninoham,  Report.  III.  a. 
Febgusson  a.  Büboess,  cave  temples  p.  38. 

^)  Bhaovanlal  Indbaji,  Sopftrft  p.  39. 

')  Max  Mülleb,  Asien  u.  Europa  S.  386  f. 
338.  Ebmak,  The  Owl  p.  23  f.  bestreitet 
aber,  dass  Asebi  Cypern  bedeute. 

»*»)  Cesnola,  Cyprus  T.  28.  35,  1. 

*')  Ersterer:  Ga.  V  T.  31;  Pebbot  III 
571;  letzterer:  CHAMPOLiioir,  mon.  T.  205,  1; 
WlLKINSON  I*  24b. 


Kap.  y.    Die  erste  orientalieierende  Periode  der  Weltgeschichte.    (§  316.)    473 


weitberühmte  Aphroditempel  von  Paphos  war  in  seiner  Anlage  ein  ein- 
facher ummauerter  Hof,  aber  die  Eolossalität  mancher  Bausteine  (bis  zu 
192  Eubikfuss)  muss  doch  imponieren;  dagegen  war  das  Eultbild  nicht 
babylonisch,  sondern  blieb  ein  einfacher  Eegel.  *)  Wohl  aber  erstand  über 
einer  heiligen  Quelle  ein  QueUhaus  aus  gewaltigen  Blöcken  (jetzt  H.  Pha- 
neromeni  in  Lamaka),  mit  welcher  das  „Gefängnis  der  hl.  Katharina"  bei 
Salamis  zusammenzustellen  ist.^)  Vasen  mit  aufgemalten  Pflanzenoma- 
menten,  Seetieren  und  Spiralen  kommen  hin  und  wieder  vor,^)  ebenso  die 
unter  Ägypten  und  Syrien  erwähnten  schwarzen  Gefässe  mit  weissen 
Ornamenten. 

316.  Eleinasien  diesseits  des  Tauros  fängt  jetzt  an,  ebenfalls  Denk- 
mäler der  Periode  zu  liefern.  Die  Alten  sahen  am  lykischen  Xanthos  ein 
„telchinisches"  Heiligtum  und  in  Eyzikos  einen  Hafendamm,  welchen  sie 
den  Giganten  oder  den  Pelasgem  zuschrieben.^)  Auf  dem  Balydagh,  wo 
V.  Hahn  die  homerische  Pergamos  vermutet,  fanden  sich  viele  Reste  dunkel- 
roten Stucks  (wie  in  Mideia-Eatzingri)  und  bemalte  Yasenscherben.^^) 
Eürzlich  wurde  die  bereits  bekannte,  aber  verdunkelte  Thatsache,  dass  die 
6.  Schicht  von  Dion  „mykenische"  Vasen  liefere,  durch  Dörpfeld's  Aus- 
grabungen bekräftigt ;  die  Mauern  dieser  Burg  bestehen  nach  ägyptischem 
Geschmacke  aus  geglätteten  Steinen.  Gleichartige  Funde  ergab  bereits 
Kyme.*)  Aus  Lydien  stammt  ein  figurenreicher  Cylinder  von  Hämatit, 
dessen  Bildstreifen  unten  eine  doppelte  Spiralenreihe  abschliesst;^)  auch 
die  sogleich  zu  erwähnenden  , Inselsteine''  haben  Spuren  hinterlassen.^) 
Die  eigentümliche  Silbenschrift  Eleinasiens  scheint  bereits  damals  im  Ge- 
brauche gewesen  zu  sein.')  Wir  wollen  hier  auch  der  Eisen  schmiedenden 
Daktylen  Phrygiens  gedenken,  welchen  die  Göttin  Eybele  ihre  Eunst 
lehrte.  *®)  Dass  die  berühmten  Felsenreliefs  (§  322)  schon  dieser  Zeit  ihren 
Ursprung  verdankten,  ist  immerhin  mögUch. 

Die  Inseln  des  ägäischen  Meeres  nehmen  wir  nach  Anleitung 
der  griechischen  Minossage  und  der  ägyptischen  Erwähnungen  eines  Insel- 
reiches zu  einer  Einheit  zusammen,  wobei  der  Vorrang  natürlich  Ereta 
gehört.  Leider  ist  dasselbe  bisher  noch  viel  zu  wenig  erforscht,  so  dass 
vorläufig  kein  abgerundetes  BUd  der  Inselkultur  sich  geben  lässt.  Sie 
wird,  weil  man  an  klassischen  Erinnerungen  haftet,  von  der  festländischen 
gewöhnlich  nicht  geschieden;  nur  eine  Art  von  geschnittenen  Steinen, 
welche  auf  den  Inseln  des  ägäischen  Meeres  am  häufigsten  vorkommt,  er- 
hielt den  Namen  ,Inselsteine*.*^)    In  Steine  verschiedenster  Art,  welche 


1)  S.  96;  G.  G.  Lbnz,  die  Göttin  von 
Paphos  auf  alten  Bildwerken  u.  Baphomet, 
Gotha  1808,  m.  2  T. ;  Ekoel,  Kypros  2, 136  ff.; 
lehrreiche  Münze  in  Roschers  Lex.  1,  747. 

')  R088,  Inselr.  4,  199  ff.  T.  28, 5;  Ohne- 
FALSCH-RiCHTEB,  AZ.  39,  311  ff.  T.  18;  Perbot 
III  p.  277  ff.  m.  Ahb.  u.  Plan. 

»)  AA.  1893  S.  67  f. 

«)  Diod.  5,  56,  1 ;  Schol.  Apoll.  Rh. 
1,  987. 

^)  y.  Hahn,  die  Ausgrabungen  auf  d. 
hom.  Pergamos  S.  22. 


')  Raoül-Roghbtte  ,  M^m.  de  Tac.  des 
inscr.  n.  s.  XII  p.  2  pl.  8,  1.  9.  Polygonale 
Mauern  von  Myrina  und  Temnos  abgeb.  Jhst. 
2,  277.  287. 

')  Pbbbot  IV  P.  381-2. 

^)  Aus  Smyma  Berliner  Antiq.  7541. 

•)  Meister,  Berl.  phil.Woch.  1891 S.  642. 

*<>)  Diodor.  17,  7,  4.  Die  aus  »der  Troas* 
stammende  Bronzefigur  einer  Elagefrau  in 
Berlin  (AA.  1889  S.  94;  Pkbbot  VI  F.  349. 
350)  ist  meines  Erachtens  eines  Fälschung. 

^')  Milohhöfeb,   d.  Anf&nge  der  Eunst 


474  ElassiBohe  Knnatarchaologie.    IL  Geaohidhte  der  alten  Knnat« 

die  Form  eines  Flusskiesels  oder  eines  Pflaumenkemes  zu  haben  pflegen, 
und  der  Länge  nach  durchbohrt  sind,  werden  in  den  Strich-  und  Bohr- 
manieren der  babylonischen  Cylinder  Tiere  (darunter  die  noch  auf  den 
Inseln  vorkommende  Ziege,  falls  nicht  eher  die  ägyptische  gemeint  ist) 
oder  Genrebilder  dargestellt.  Die  Fabrikation  dieser  Steine  überdauerte 
die  Epoche;  vereinzelt  kommen  griechische  Mythen  vor.  Da  die  Stein- 
arten grösstenteils  importiert  sind,  ^)  dürften  die  älteren  Exemplare  aus 
Importwaare  und  Imitation  derselben  zusammengesetzt  sein.  Die  seltsamen 
Mischwesen,  die  dieser  Gattung  ihr  eigenartiges  Gepräge  geben,  erinnern 
an  babylonische  und  vorderasiatische  Cylinder,  ebenso  die  raumfüllenden 
Sterne  und  ähnliche  Symbole.')  Wenden  wir  uns  nun  von  diesem  noch 
ungeklärten  Gegenstande  zur  Skizze  unseres  Wissens  über  die  Inselkultur. 
Dass  die  Vasen  von  Thera^)  und  die  Marmorarbeiten  der  Inselgräber  an 
die  obere  Grenze  dieser  Periode  herabreichen,  sahen  wir  bereits  (S.  457), 
können  jedoch  eine  organische  Fortsetzung  nur  in  der  Vasenmalerei  kon- 
statieren. Die  Pflanzenomamente  werden  mannigfaltiger,  aus  dem  Meere 
schöpft  man  die  Bilder  von  Fischen  und  Polypen,^)  wozu  die  Vorgänger 
nur  einen  schwachen  Anlauf  genommen  hatten.  Besonders  die  Fangarme 
der  letzteren  geben  viel  Stoff  zu  phantastischen  Variationen,  z.  B.  tummeln 
sich  auf  den  reichsten  Vasen  Wasservögel,  Fische,  Igel  und  selbst  Säuge- 
tiere.^) Andere  Bilder  scheinen  die  Tiefe  des  Meeres  getreu  wiedergeben 
zu  wollen^)  und  dies  kann  nicht  Wunder  nehmen,  da  ganze  Inseln  (z.  B. 
S3rme)  von  der  Schwammfischerei  leben.  Hübsche  Flechtarbeiten,  welche 
die  Frauen  zu  Hause  machten,  boten  dazu  noch  andere  Motive  dar;^) 
vielleicht  stammen  auch  die  vertikalen,  eingerahmten  Zickzacklinien  daher.") 
Allerdings  kommt  daneben  die  senkrechte  Wellenlinie  vor.^)  Die  Gold- 
arbeit leiht  den  anderen  Künsten  die  vervollkommnete  Spirale.  Endlich 
erscheint  die  Form  der  Bügelkanne.  ^®)  Die  Asche  des  Toten  lassen  die 
Kreter  manchmal  in  hausartigen  Urnen  wohnen.  ^  *)  Die  Gestalt  der  Marmor- 
schale wird  jetzt  in  Silber  ausgeführt,  i*)  Neben  den  jüngeren  Marmor- 
figuren sind  nun  rohe  Thonfiguren  in  lalysos  nachgewiesen;  vielleicht  er- 
reichte die  Terrakottaplastik  schon  eine  etwas  höhere  Stufe.  ^^)    Die  rot- 


in Griechenland,  Kap.  II.  m.  Abb.;  0.  Ross- 
BAOH,  AZ.  41,  169  ff.  Sil  ff.;  Dümmleb,  Ath. 
Mitt.  11,  170  ff.  m.  T.  6;  Pbbbot  VI  F.  426 
—38;  Rosa,  Inselreisen  III  T.  zu  S.  21.  Grös- 
sere Reihen  von  Originalen  sind  in  London 
und  Berlin. 

0  Schlichte  Flosskiesel  werden  aller- 
dings häufig  gefunden  (auf  Melos:  Ross, 
Inselreisen  3,  21;  Phaistos  und  Chios:  Stüd- 
NiozKA,  Ath.  Mitt.  13,  185,  welcher  sie  für 
Fälschungen  erklärt). 

^)  Z.   B.   MiLCHBÖFEB  S.  55  c. 

')  Über  die  Beziehungen  der  Vasen  von 
Therasia  zu  ägyptischen  Denkmälern  Lono- 
PKBiEB,  CR.  de  TAcad.  III  (1874)  S.  182  ff. 

*)  Fische:  aus  lalysos  Fubtwakolbb  u. 
LöscHCKK,  myken.  Thongefässe  T.  10,  63  b; 
Polypen  aus  lalysos:  Dukont  et  Cbaplain, 
cöram.  de  la  Gr^ce  propre  T.  3, 1 ;  Anfänge 
aus   dem    Hanat-tep^:    Vibchow,    alttroj. 


Gräber  T.  11,  11;  Sohliemaitn,  Ilios  F.  1546 
-47. 

^)  Amphora  aus  Pitane:  Pbbbot  VI  F. 
489.  491;  aus  Kalymnoa:  AA.  1890  S.  99. 

®)  Pbbbot  F.  436 ;  vgl.  Mubbat,  Am.  J. 
VI,  437  ff.  T.  22. 

')  S.  170, 3;  Pbbbot  F.  171.  173  (Ath.  Mitt. 
1886  T.4).  249. 

«)  FUBTWiKQLBB    T.     6,   31     =     PbBBOT 

F.  231. 

*)  Obsi,  ume  funebri  p.  8;  Pbbbot 
F.  238. 

^^)  Spirale  aus  Eamiros :  Salzxakv,  Ca- 
miros  T.  25.  26;  Bügelkanne  aus  lalysos: 
DuxoNT  et  Chaflain  T.  3,  9. 

")  Obsi,  ume  T.  1,  2  =  Pbbbot  VI  300. 

^*)  Aus  Eamiros:  ob  Lokop^bibb,  J. 
asiat.  1855  p.  411.  418. 

^')  Kopf  eines  Idols  aus  Chios,  abg.  Ath. 
Mitt.  13, 184. 


Kap.  y.    Die  erste  orientalisierende  Periode  der  Weltgeaohiohte.    (§  316.)    475 

thonigen  Oefässe  mit  eingedrückten  Reliefs  imitieren  das  schönere  Kupfer- 
geschirr. ^)  Die  wichtige  Glasflussindustrie  ist  nicht  ganz  unvertreten.') 
unter  den  Skarabäen  trägt  je  einer  den  Namen  Tuthmosis'  IQ.  und  Amen- 
ophis'  ni.^)  Vielleicht  sind  noch  manche  Ooldomamente  mit  gepressten 
Figuren  hieher  zu  rechnen.*)  Desgleichen  stempelte  man,  wenn  wir  dem 
vierreihigen  Spiralornament  glauben  dürfen,  schon  damals  den  feuchten 
Thon  mit  einem  Rollcylinder ,  der  in  dem  erhaltenen  Bruchstück  aus 
Rhodos  unter  den  Spiralen  zwei  ganz  rohe  Figuren  (Mann  und  Kentaur) 
wiederholte.^)  Bisher  stanmite  die  Mehrzahl  dieser  kleinen  Funde  aus  der 
Nekropole  von  lalysos  auf  Rhodos,*)  mit  welcher  die  ältesten  Qräber  von 
Kamiros  zusammengehören  dürften ;  ^)  die  sonstigen  Funde  auf  den  anderen 
sind  ziemlich  zahlreich,  aber  bisher  zersplittert.*)  Neuestens  ist  ein  präch- 
tiger Goldschatz  von  Aigina  bekannt  gemacht  worden,  der  den  ersten 
Platz  verdient.^)  Zu  den  gewohnten  Spiralen,  Rosetten  und  Polypen  finden 
wir  ein  Prachtgehänge,  welches  einen  nach  babylonischer  Art  Vögel  wür- 
genden Gott,  aber  mit  Leibschurz  und  Frisur  der  Cheta  darstellt;  an  einem 
Gehänge  bilden  Masken  in  hethitischer  Frisur  die  Enden.  Neu  ist  die  Ver- 
wendung von  Ohreulen  *®)  und  anderen  Vögeln  als  Anhängern.  Die  Platte 
eines  Goldringes  hat  die  Form  eines  hethitischen  Schildes.  Kurz,  fast 
alles  weist  uns  nach  Nordsyrien  oder  einer  nordsyrischen  Filiale  in  Klein- 
asien. Die  Steinplastik  (S.  456  f.)  dauerte  auf  den  Inseln  jedenfalls  fort; 
aus  Kreta  kamen  bereits  zwei  Bronzefiguren  nach  Wien.**)  Kreta  tritt 
überhaupt  jetzt  immer  bedeutungsvoller  hervor;  ^^)  es  zählt  ja  auch  die 
meisten  alten  Burgen.  ^^)  Die  Sage  i-ückt  Gortys  und  Knossos  in  sehr  hohe 
Zeit  hinauf;  sie  erzählt  von  den  kunstreichen  Daktylen  des  Ida,  dem  La- 
byrinth, das  wohl  an  dem  ägyptischen  sein  Vorbild  hatte,  und  von  dem 
Tanzplatze,  den  Daidalos  der  Ariadne  gebaut.     Auf  Rhodos  ist  die  Sage 


*)  Auf  Kreta  Bch.  4,  127,  2;  Ga.  1879 
S.  202;  weniger  bestammt  icrt  die  Zeit  der 
Funde  von  Kamiros:  Salzkank  T.  25—27; 
MiLOBHÖFEB,  Anfänge  S.  75  m.  Abb. 

*)  Ein  Schieber  aus  lalysos:  Fubtwano- 
LBR  S.  73  T.  B.  4. 

')  Ersterer  aus  Kamiros :  Ra.  n.  s.  44, 
350;  letzterer  aus  lalysos:  Ga.  5,  201  ff.  ; 
FuBTWAKGLSB  a.  0.  S.  4  T.  E  1  (spätere  Imi- 
tation nach  ToBB,  Class.  Review  1,250; 
Newton,  Class.  Review  1892  p.  461). 

*)  Späteres  bei  CuBiirs,  AZ.  1869  S.  110  ff. 

^)  MiLCHHÖFEB  S.  75  F.  48,  s.  dazu  dens. 
S.  73. 

•)  DuMONT  et  Chaplaih  T.  3 ;  Fubt- 
WANOLEB  T.  7,  37;  andere  Litt,  bei  Hblbio, 
das  hom.  Epos  S.  49,  6. 

')  S.  97;  Ra.  n.  s.  4,  467  ff.  8, 1  ff 

^)  Aigina:  Bbonokiabt,  musöe  c^ram. 
de  S^vres  T.  13;  Chios:  Ath.  Mitt.  13,  185  ff.; 
Karpathos :  Bent,  Bch.  6,  235  ff.;  Paton,  Jhst. 
1887  T.  83  (auch  über  Kalymnos);  Class. 
review  1889  p.  333;  Kimoloe:  Lenobmant, 
Ra.  14, 56. 

^)  A.  J.  EvAEs,  Jhst.  13,  195  ff.  m.  Abb. 

*^)  Allerdings  scheint  ein  Ohreulenkopf 


von   Thon   aus  dem  Hanai-tepe  (Troas)   zu 
stammen   (Vibghow,   alttroj.    Gräber   S.  87 

''»)"aA.  1892  S.  48  m.  Abb. 

^^)  Z.  B.  Funde  von  Knossos:  Bch.  4, 
124  ff.;  Haussoülueb,  Ra.  n.  s.  40,  359  ff.  T. 
23;  Ga.  1879  S.  202;  Dümont  et  Chaplain, 
c^ramiques  p.  64  ff. ;  Fabbiciüs,  Ath.  Mitt. 
11,  135  ff.  T.  3;  KQTjuxal  itQxatotijres,  T.  14 
(hausförmige  Vase  mit  Spiralen  aus  Penta- 
modion),  13  (Büchse  aus  P^loros,  mit  Was- 
servögeln, Fischen  und  emer  Art  Lotos); 
Halbhebb,  Antiquary  1892  (über  Paläoka- 
stron);   'HgaxXeioy    Ä  S.  137  f.    (Marathoke- 

Shala  bei  Erakli);  Obsi,  ume  funebri  cretesi, 
Ion.  ined.  1,  201  ff.  m.  2  T.;  Kamares  am 
Ida,  1893.  In  den  heiligen  Grotten  mischen 
sich  meistens  mehrere  Epochen;  so  alte 
Dinge  sind  meist  Seltenheiten  (s.  z.  B.  Xa- 
jCidäxtjgf  XtttäX.  xtav  iv  tta  fiowreito  rov 
(piXexn.  avXXoyov  'HQuxXsiov  aQ^^atorijxtay  S 
14;  s.  auch  S.  22,  29.  30). 

»»)  Pashley(S.  112)  I  S.  38.  143.  220. 
269.  II  S.  111.  115.  123;  Mus.  of  class.  ant. 
II  269;  Spbatt  I  S.  91. 131  f.  235. 


476 


Klassisohe  Kanstarch&ologie.    n.  (beschichte  der  alten  Kunst. 


von  den  kunstfertigen  Telchinen  zu  Hause,  denen  die  Späteren  Heiligtümer 
und  Idole  zuschrieben.  ^)  Earpathos  ist  ebenfall»  mit  kyklopischen  Bauten 
bedeckt.  Man  sieht,  dass  die  südlichen  Inseln,  welche  auch  der  SchifFs- 
katalog  hervorhebt,  in  dieser  Periode  die  Hauptbedeutung  haben.  Da  die 
felsigen  Eilande  zur  Ernährung  der  Bevölkerung  nicht  genügen,  ist  diese 
auf  das  Meer  angewiesen  und  gewiss  geschah  die  Einführung  von  Seetieren 
in  die  Ornamentik  nirgends  anders  als  bei  den  Fischern  der  Inseln.  Sicher- 
lich waren  auch  diese  seekundigen  Männer  schon  damals  den  benachbarten 
Festländern  an  Weltkunde  weit  überlegen.  Ihre  Nationalität  war  wohl 
die  gleiche  wie  die  der  Eteokreten,  die  sich  um  Phaistos  später  noch 
hielten;  Thukydides  (1,  8,  1.  3,  104)  denkt  aus  unzureichendem  Grunde  an 
Rarer,  glaublicher  nennt  Herodot  (1,  171)  die  Leleger,  welche  nachmals 
in  Earien  Heloten  waren. 

Eleinasien  und  Inselwelt  empfangen  in  unserer  Überlieferung  nur 
den  Abglanz  der  griechischen  Heroensage ;  dagegen  hat  diese  ihre  Brenn- 
punkte —  Theben-Orchomenos  und  die  argolische  Städtegruppe  Argos, 
Tiryns,  Mykene  mit  Umgebung  —  auf  dem  Festland  und  ist  ungefähr 
ebenso  begrenzt,  wie  das  spätere  Hellas.  Jetzt  wo  jedes  Gebiet  Griechen- 
lands, sobald  der  Spaten  tiefer  eindringt,  Reste  der  „my konischen"  Epoche 
liefert,  hätte  es  keinen  Sinn  mehr,  eine  Liste  der  Fundorte  zu  geben.  Wir 
wenden  uns  daher  gleich  zu  der  Frage,  welchen  Eindruck  die  Funde  in 
ihrer  Gesamtheit  machen.  Sie  lassen  das  Bild  mächtiger  Fürstenfamilien 
vor  uns  erstehen,  welche  ihren  Reichtum  zwischen  kriegerischen  Schutz- 
bauten und  friedlichem  Prunk  teilten.  Die  Kolossalität  der  Mauerblöcke 
setzt,  gleichwie  im  Orient,  Tausende  von  frohndenden  ünterthanen  voraus; 
denn  hunderte  von  Händen  mussten  sich  plagen,  bis  nur  einzelne  Blöcke 
von  2 — 3  Kubikmetern  in  die  Mauern  von  Tiryns  oder  gar  die  9  m.  lange, 
über  5  m.  hohe  und  1  m.  dicke,  also  122000  kg.  schwere  innere  Ober- 
schwelle des  Atreusgrabes  und  der  5  m.  lange,  2,5  m.  dicke  und  in  der 
Mitte  über  1  m.  hohe  Thorsturz  von  Mykene  (im  Gewicht  von  etwa 
30000  kg.)  von  den  benachbarten  Berghängen  an  ihre  Stelle  gebracht 
waren!  Die  griechische  Sage  liefert  ein  unverächtliches  Material,  welches 
zu  den  Denkmälern  gut  stimmt;  mit  den  Annahmen  der  Griechen  harmo- 
nieren auch  die  ägyptischen  Inschi*iften,  die  sich  in  Griechenland  finden 
—  die  Cartouchen  Amenhotep's  HI.  (1400—1365  oder  1440—1400?)  und 
seiner  Gemahlin  Ti.^)  Ebenso  haben  sich  die  Funde  gleichartiger  Denk- 
mäler in  Ägypten  so  gemehrt,  dass  jetzt  von  archäologischer  Seite  über^ 
haupt  kein  Zweifel  an  der  Gleichzeitigkeit  der  Ramessidenherrschaft  be- 
stehen kann.  Die  politische  Selbständigkeit  beweisen  schon  die  in  einer 
eigenen  Schrift  abgefassten  Inschriften,  welche  freilich  noch  nicht  entziffert 
sind.^)  Das  alte  Epos  denkt  sich  verschiedene  Stämme  im  Lande,  die  zur 
Zeit  der  Abfassung  verschollen  oder  aus  ihren  Sitzen  vertrieben  waren; 


.  ')  Hesych.  MtXag;  Diod.  5,  55,  2. 
*)  £r8tere  auf  Fayencebruchstücken  von 
Mykene  '%.  «>/.  1888  Sp.  156  (vgl.  Ebman, 
Berl.  Phüol.  Woohenschr.  1891  S.  250),  1891 
Sp.  18  f.  T.  3,  3.  4;  letztere  auf  Scarabaeus 
desselben  Ursprungs:  'Exp.dqX'  1B87  Sp.  169 


T  13  21. 

8)  ^n  Vasen:  JbXxIov  1892  ,S.  73.  92; 
TsüNTAB,  Mvx^yai  S.  124;  Königscartouche? 
*£«.  1888  Sp.  156;  eine  Bronzetafel  mit  ,Hiero- 
glyphen*  wurde  bei  Haliartos  in  dem  ,  Grabe 
der  Alkmene"  gefunden  (Flui  de  gen.  Socr.5ff.). 


Kap.  y.    Die  erste  orientalisierende  Periode  der  WeltgeBchiohte.    (§  316.)    477 


spätere  Gelehrte  erinnern  an  die  phrygischen  Begleiter  des  Pelops,  oder 
wegen  der  riesigen  Grösse  der  Steine  an  Eyklopen,  welche  hinsichtlich 
Tirynths  wegen  Proitos'  Verschwägerung  aus  Lykien  hergeleitet  werden, 
oder  auch  an  Phöniker.^) 

Die  Religion  dieses  Volkes  ist  nicht  so  ganz  unbekannt.  Das  Epos 
gibt  den  Heroen  so  ziemlich  die  gleichen  Götter  wie  die  in  der  späteren 
Zeit  verehrten ;  gegen  die  rationalistische  Auffassung  Herodots ,  als  ob  jene 
Zeiten  bildlos  gewesen  seien,  streiten  gleich  den  Dichtem  sowohl  die  ört- 
lichen Traditionen  über  heiliggeachtete  Bilder  als  die  Funde  von  Votiv-  und 
Amuletfiguren.  unter  letzteren  fallt  die  babylonische  nackte  Astarte  in 
Augen,  deren  Tempel  in  kleinen  Imitationen  ebenfalls  Amuletdienste  ver- 
richteten.^) Goldbleche  von  Megara  tragen  den  Kopf  der  Göttin  von  Qadesch 
eingestempelt.  Desgleichen  begegnen  xms  die  mit  beiden  Händen  Tiere 
würgenden  Gottheiten  des  Orients*)  und  auf  dem  zu  besprechenden  Gold- 
ringe Gottheiten  im  Schatten  eines  Baumes,  wie  in  der  Ebene  von  Baby- 
lon. Mit  der  Religion  hängt  wohl  auch  die  omamentale  Verwendung  des 
Ochsenkopfes  zusammen,  zumal  in  Mykene  goldene  Bukranien  mit  einer 
Doppelaxt,  dem  Attribut  des  vorderasiatischen  Blitzgottes,  zwischen  den 
Hörnern  sich  fanden.^)  Die  Dämonologie  hinterliess  gleichfalls  ihre  Spuren 
in  den  geflügelten  Sphinxen  und  greifenartigen  Ungeheuern. s)  Die  Sage 
liefert  manche  Ergänzung  zu  den  Denkmälern,  indem  sie  die  Einführung  des 
Herakleskultes  und  der  Melkartverehrung  (Melikertes),  den  Löwen  erwür- 
genden Helden  (in  Nemea  und  Thespiai)  und  die  nach  der  Symbolik  der 
Ramessidenzeit  (S.  458)  mordende  Sphinx  in  dieses  Zeitalter  versetzt ;  Zeus 
vermählt  sich  gleich  den  ägyptischen  Königen  mit  seiner  Schwester.  Wie 
die  Männer  der  Heroenzeit  lebten,  malten  die  Dichter,  unterstützt  von  ihrer 
Phantasie,  nach  dem,  was  sie  herrlichstes  selbst  gesehen  oder  gehört,  aus ; 
aber  die  Kampfweise  der  Helden,  die  vom  Wagen  kämpfen  und  ausnahms- 
weise den  Bogen  gebrauchen,  ist  von  Homer  richtig  getroffen.  Wir  finden 
bei  den  Männern,  welche  die  Goldbecher  von  Vafiö  zeigen,  den  gleichen 
Leibschurz  wie  bei  den  Kefta.^)  Die  nur  bis  unterhalb  der  Brust  beklei- 
deten Göttinnen  eines  mykenischen  Goldringes  und  einer  prachtvollen  Gold- 
spange erinnern  an  den  lydischen  Cylinder  und  die  Tracht  der  babyloni- 
schen Kanephore  (S.  449),')  wie  auch  ihre  Volants  babylonisch  sind,  doch 
steht  in  beiden  Fällen  das  Ursprungsland  der  Arbeit  in  Frage.  Unter  den 
Beschäftigungen  der  Männer  fällt  die  in  einem  Wandgemälde,  an  Gold- 
bechem  und  auf  Gemmen  dargestellte  Stierhetze  auf,  ein  Vergnügen,  das 


>)  Pelops:  Athen.  14,  625  f;  ^oirixi 
»ayoyt  Eorip.  Hf.  945.  Earier  (Köhlbb,  Ath. 
Kitt.  3,  1  ff.)  knüpft  eine  etymologische  Sage 
an  die  Borg  Earia. 

s)  ScHLiBXAim,  Mykene  F.  267—8.  428; 
MiLOHHÖFBB,  Anfibige  S.  8  u.  a. 

')  Gemmen :  Milohhöfeb,  Anfänge  S.  55. 
86;  Thonplatte  von  Mykene:  AZ.  1866 
T.  A. 

^)  Pbbbot  vi  f.  399.  535-6. 

^)  Erstere  auf  einem  Kamm,  zwei  knö- 


chernen Platten  und  Glasplättchen  (Bch.  II 
T.  17)  aus  Spata;  von  Gold  in  Mykene 
(Fig.  277;  'Ed.  1889  T.  9,  13  mit  Kopfbe- 
deckung); letztere :  Mykene  F.  272 ;  Goldorna- 
ment das.  261 ;  Thongefässe  bei  Fubtwaivg- 
LEB  T.  8. 

^)  Der  Name  der  Eefta  wurde  den  spä- 
teren Hellenen  durch  die  Perseussage  (Kt]- 
ffnjvBS,  Kfjfpevg)  überliefert. 

')  In  Ägypten  unter  Ghuenaten:  Ebvan 
S.  220. 


478 


KlassiBohe  Kimstarchftologie.    IL  Geschichte  der  alten  Knnat. 


von  Babylonien  1)  ausgegangen  zu  sein  scheint  (S.  449).  Die  Erinnerung 
an  diesen  Sport  lebt  märchenhaft  in  den  Sagen  vom  marathonischen  xmd 
kretischen  Stier  weiter.*) 

Dass  eine  eigentliche,  selbständige  Kunst  sich  entwickelt  habe,  kann 
man  nur  mit  Reserve  behaupten.  Die  Tempelsagen  Griechenlands  ver- 
setzten zahlreiche  Oötterbilder  in  die  Achäerzeit,  und  zwar  vorzüglich 
Holzschnitzereien,  die  Bewohner  von  Pheneos  wollten  aber  auch  eine  Bronze- 
figur haben.  8)  Die  Sagen  des  Tantalidenhauses  erzählen  von  einem  gol- 
denen Hund  und  einem  goldenen  Schaf,  jener  Eigentum  eines  Tempels, 
dieses  eines  Königs;  damit  stimmen  die  Denkmäler  vortrefflich,  denn  das 
einzige  Werk,  welches  in  der  Geschichte  der  statuarischen  Plastik  eine 
Stelle  verdient,  ist  ein  silberner  Kuhkopf  mit  goldenen  Hörnern.*) 
Ihm  zunächst  kommt  ein  kleiner  liegender  Löwe  aus  massivem  Golde. ^) 
Die  goldenen  Masken,  welche  nach  ägyptischer  Sitte  (S.  439)  das  Antlitz 
toter  Könige  bedeckten,*)  verdanken  ihre  schauerliche  Wahrheit  nicht  so- 
wohl einem  Verismus  als  vielmehr  einer  wirklichen  Abformung  der  Leichen. 
Gerade  eine  gleichzeitig  gefundene  Löwenmaske  thut  dar,  wie  wenig  Na- 
turalismus in  selbständigen  Werken  herrschte.')  Was  man  besten  Falls 
zur  Plastik  rechnen  kann,  besteht  in  kleinen  rohen  Idolen,  welche  die 
verschiedenen  Handwerker  nebenbei  besorgten.  Die  Töpfer  kneteten  rohe 
Figuren,  wie  der  Bäcker  sein  Festbrod;  rohe  Stümpfe  ersetzen  die  Arme, 
aufgeklebte  Kügelchen  bedeuten  oft  Augen,  den  Mund  muss  man  sich 
häufig  dazu  denken.®)  Verschiedene  sind  mit  roter,  schwarzer  oder  weisser 
Farbe  wie  ein  Topf  planlos  bepinselt.  Durch  mangelhafte  Fundangaben 
wurden  mit  diesen  Terrakotten  auch  die  zahlreichen  Votivfiguren,  welche 
aus  der  Tempelperiode  der  achäischen  Paläste  (S.  360)  stammen,  vermengt. 
Nicht  viel  mehr  Mühe  kosteten  die  Metallfi^ürchen,  welche  indes  ziemlich 
selten  vorkommen;  doch  kann  man  Kupfer-  (Bronze?)  und  Bleifigürchen 
nicht  ganz  leugnen.^)  Die  Steinmetzen  beteiligen  sich  an  dieser  Thätigkeit 
durch  Anfertigung  von  kleinen  uns  schon  aus  Hissarlyk  bekannten  Ama- 
zonenschilden, welche  wohl  Palladien  zu  nennen  sind.^^)  Ein  weiter  gehen- 
der Versuch  stammt  aus  der  Gegend  Spartas :  eine  in  Kalkstein  gearbeitete 
Frau,  die  nichts  als  Schmuck  anhat,  erinnert  mit  ihrer  lächerlichen  Dicke 
an  die  gleichzeitige  Plastik  von  Malta.  *i)  Aus  dem  Auslande  wurden  halb- 
bekleidete Astartefiguren  von  Glasmasse  eingeführt.**)    Von  der  selbstän- 


0  Orientalisches  Relief:  Heuzbt,  Bch. 
1892,  307  flf.  T.  1. 

')  Gleiche  Sage  auf  einem  (syrischen?) 
Cylinder  (abgeb.  Heuzby,  origines  orient  de 
l'art  p.  133). 

^)  Paus.  8, 14, 5;  anders  Antig.  bist.  mir. 
131  (146). 

♦)  Mykene  F.  327-8. 

^)  Pbrbot  f.  402. 

<>)  SoHLiEHANN,  Mykene  F.  331.  332; 
Pbrbot  F.  371—3. 

')  Mykene  F.  326. 

»)  In  Mykene,  Nauplia  {'Aaijvaioy  II  T. 
2.  VII  T.  2;  Pebbot  F.  341—2.  347),  Megara 
und  Athen  zahlreich.    Vgl.  Heüzbt,   Mon. 


grecs  H.  2  (1873)  p.  15  flF. ;  lEä,  1888  T.  9, 
15.  16  u.  8.  w. 

»)  (Pferdchen? 'E«'.  1887  T.  13,  25;  1891 
T.  2,  3 ;)  zwei  bleierne  in  Abia  (eine  bei  Pbr- 
bot F.  355).  Später  sind  wohl  die  zwei 
nackten  Krieger  mit  friedericianischen  Hel- 
men aus  Mykene  (Sceujekakk,  Tiryns  F.  97 
=  Mvkene  F.  12;  ^E«.  1891  Sp.  21  S,  T.  2, 
1  u.  4.  4  a);  Figur  aus  Eythera  abgeb.  Ra.  n. 
8. 18,  124. 

'<>)  E.  Gardnbb,  Jhst.  13,  21  ff.  m.  Abb. 
(Mykene,  Athen,  Spata). 

'')  Athen.  Mitt.  1891  S.  52  =  Pbrbot 
F.  334. 

»2)  -E«.  1887  T.  13,  23.  24. 


Kap.  Y.    Die  erste  orientaUsierende  Periode  der  Weltgeachiohte.    (§  316.)    479 


digen  Malerei  brauchen  wir  nicht  ganz  zu  schweigen.  Mykene  liefeiiie 
eine  steinerne  Yotivtafel  mit  einer  religiösen  (leider  sehr  beschädigten) 
Malerei.^)  Diesem  Verfahren  machte  aber  das  rohere  Einstempeln  in 
feuchten  Thongrund  Konkurrenz.^) 

Die  Könige  der  achäischen  Zeit  verwandten  ihren  Reichtum  am 
liebsten  auf  die  Errichtung  von  Burgen  und  Gräbern.  Die  Berge  lieferten 
ihnen  Kalksteine  und  Breccia  in  genügender  Menge,  dass  gewaltige  Blöcke, 
wie  wir  sahen,  daraus  gewonnen  wurden.  Aber  diese  mächtigen  Steine 
hatten  ihren  mechanischen  Zweck,  indem  sie  trotz  stärkstem  Drucke  durch 
ihr  Gewicht  desto  sicherer  an  ihrem  Platze  beharren  sollten;  aus  ihnen 
setzen  sich  also  Yerteidigungsmauem,  Brücken  und  unterirdische  Bauten, 
soweit  fürstliche  Personen  diese  errichten,  zusammen.  Sie  ergeben  die 
babylonischen  Kunstformen  des  falschen  Bogens  (S.  319)  und  Gewölbes 
(S.  321),  schliesslich  auch  die  Bienenkorbform,  welche  wir  am  Euphrat 
fanden  (S.  470).  Für  die  eigentlichen  Wohngebäude  dagegen  genügen 
kleinere  Bruchsteine  (S.  382  f.).  Lehm  hält  die  Steine,  welcher  Grösse  sie 
auch  sein  mögen,  zusammen  und  glättet  die  Fugen  (S.  282  ff.)  In  den 
lebendigen  Fels  hieben  die  Baumeister  meist  nur  kleine  Grablöcher  (Nau- 
plia),  manchmal  jedoch  findet  sich  ein  grosses  Felsengrab  ägyptischer  und 
vorderasiatischer  Art,  zuweilen  mit  skulpierten  Rosettenreihen.  ^)  Zu  jener 
Bauweise  aber  kann  die  Kunstgattung  des  Reliefs  nicht  passen,  sondern 
ausser  der  Verkleidung  mit  edlen  Materialien  gehört  nur  die  Wand- 
malerei organisch  zu  ihr.  Auf  den  Verputz  der  Lehmwand  werden  ent- 
weder einfache  Farbtöne,  am  liebsten  Dunkelrot,*)  aufgetragen  oder  Orna- 
mente in  Weiss,  Gelb,  Rot,  Blau  gemalt. 5)  Li  ihren  Palästen  wollen  die 
Könige  ganze  Wandgemälde  mit  Figuren,  wovon  noch  ansehnliche  Reste 
aus  Tiryns  und  Mykene  vorliegen;  der  bedeutendste  gehört  zur  Darstellung 
einer  Stierhetze.  ^)  Grosse  Übung  hatte  der  Maler  nicht,  sonst  würde  er 
nicht  eine  auffallende  Korrektur  angebracht  haben.  ^)  Li  Mykene  sehen 
wir  ausserdem  eselköpfige  Wesen  mit  Tragstangen.  Beides  sind  Motive  der 
«Liselsteine*,  wo  sie  die  Glieder  grosser  Reihen  bilden.  Haben  etwa  fremde 
Gemmen  dem  Maler  als  Vorlage  gedient?  Hauptsächlich  bevorzugte  die 
Baukunst  die  kostbare  Polychromie  der  Stoffe.  An  der  Fa9ade  des  Atreus- 
grabes  sah  man  einst  grüne,  rote  und  weisse  Steine.^)  An  anderen  Orten 
war  ein  koloristisch  abstechender  Fries  eingesetzt,  z.  B.  Weiss  mit  Blau  ^) 
oder  Alabaster  mit  blauem  Schmelz  in  Rosetten  (Palast  von  Tiryns).  ^o) 


»)  'Ed,  1887  T.  10. 

')  Platte  aus  Mykene  mit  einer  tier- 
bftndigenden  Gottheit:  AZ.  1866  T.  A. 

•)  'Ed.  1888  T.  1  =  Pbrrot  F.  237 ;  Pbb- 
BOT  F.  252. 

^)  Viele  Reste  in  der  Unterstadt  von 
Midea-Eatzingri. 

')  Ornamente:  Scslibmahh,  Tiryns  F. 
139-42  T.  5.  8 --12;  Ztsch.  f.  bild.  K.  1886 
S.  126. 131;  Pbbbot  F.  209.  213—19. 222. 240 
(^.  «>/.  1887  T.  11.  12). 

^)  hl  Tiryns:  SornJEMAim  T.  13  =  Ztsch. 
f.  bild.  E.  1886  S.  126  =  Schuohhabdt  S.  145 
(oft  als  Gircosspiel  gedeutet,  auch  mytholo- 
gisch erklärt  von  Mabx,  Jahrb.  4,  119  ff.  u. 


Wbbnickb,  Görlitzer  Phil.-Vers.  S.  286  ff.,  s. 
auch  Hetdbmank,  AA.  1889  S.  190);  Reste  in 
Mykene:  IE9.  agz-  1887  T.  10—12. 

^)  Mabx  glaubt  in  diesem  Bild  Abtönung 
der  Farben  zu  erkennen  (Jahrb.  4,  120,  1) ; 
nach  den  Funden  von  Tell-el-Amama  ist 
diese  Annahme  nicht  anachronistisch. 

*)  Elenzb,  Aphorismen  S.  543  f. ;  ein 
Bruchstück  in  London,  ein  anderes  in  Nau- 
plia,  vgl.  Sbmpbb,  kleine  JSchnften  8.  168  ff. 
227;  Pbbbot  F.  232;  Architekturdetails:  Ant 
of  Ath.  IV  3  T.  4;  Pbbbot  F.  203.  206-  7. 
259.  269  ff.;  Abgüsse  Berlin  Nr.  2—4. 

*)  Beim  Löwenthor. 

»0)  Farbig  Ztsch.  f.  bild.  K.  1886  T.  1,  2 


480 


KuLBtarohäologie.    ü.  Geachidhte  der  alten  Kunst. 


Man  wird  schwerlich  damals  schon  alle  die  nächsten  Fundorte  gekannt, 
sondern  das  meiste  aus  dem  Oriente  bezogen  haben.  Dazu  kam  nach 
ebenfalls  orientalischer  Mode  die  Omamentierung  mit  metallenen  Zierraten, 
welche  für  das  Innere  des  Atreusgrabes  (S.  303)  und  anderer  Kuppelgräber 
so  gut  wie  sicher  steht,  i)  Das  Steinrelief  hat,  wie  schon  gesagt,  mit  der 
Wand  keinen  notwendigen  Zusammenhang;  höchstens  passen  gravierte 
Ornamente  für  den  Fussboden  (in  Tiryns)  oder  die  Decke  (aus  Rosetten 
und  Spiralen  zusammengesetzt  in  Orchomenos).*)  Indes  fehlt  deswegen 
doch  nicht  jede  Gelegenheit.  In  der  Unterburg  von  Mykene  standen  auf 
den  Schachtgräbern  zahlreiche  Stelen  von  Kalkstein,')  welche  zum  Teü  nur 
die  üblichen  Spiralen,  Voluten  oder  ähnliche  Ornamente,  teilweise  aber 
auch  Figuren  (gewöhnlich  den  Fürsten  auf  einem  bespannten  Wagen  und 
einen  Mann  zu  Fuss)  zeigen.  Wenn  auch  die  Zeichnung  durch  Malerei 
verbessert  war,  ist  sie  doch  immerhin  sehr  roh;  von  den  Hengsten  sieht 
man  nur  ein  Ohr  und  je  ein  Bein  und  die  Menschen  taumeln  mehr  als 
dass  sie  stehen.*)  Endlich  blieb  auch  noch  die  Lunette  über  der  Thür- 
öffnung,  welche  man  offen  liess,  um  den  Druck  auf  die  beiden  Enden  des 
Thürsturzes  abzulenken.  Während  an  einem  Wohnbau  diese  Öffnung  er- 
wünschtes Licht  brachte  (z.  B.  am  Atreusgrab),  musste  sie  sich  an  einem 
grossen  Mauerthor  ohne  Rückwand  sehr  schlecht  ausnehmen.  Als  man 
die  untere  Mauer  der  Burg  von  Mykene  vollendet,  sprang  dieser  Miss- 
stand so  in  die  Augen,  dass  nachträglich  eine  Platte  eingefügt  wurde,  welche 
zwei  Löwen  oder,  was  wahrscheinlicher,  Panther,  s)  die,  den  herankommend 
gedachten  Feinden  drohend,  zum  Schutze  des  Eönigspalastes,  welchen  Altar 
und  Säule  mit  Oebälk  andeuten,  sich  aufrichten,  zeigte ;  jetzt  sind  die  rund  ge- 
arbeiteten, ehemals  eingepflockten  Köpfe  verloren.®)  Jenes  Wappenschema 
ist  in  dieser  Zeit  allgemein  verbreitet.  Die  Tiere  sind  schwerlich  nach 
der  Natur,  vielmehr  nach  orientalischen  Vorbildern  kopiert;  für  die  drei 
Kugeln,  welche  den  leeren  Raum  füllen,  bieten  babylonische  Cylinder  ent- 
sprechendes. Ein  Steinmetz  hat  ohne  Zweifel  das  nur  durch  seine  Dimen- 
sionen bedeutende  Bildwerk  nach  einem  orientalischen  Siegelbilde  ge- 
fertigt;') als  Thorwächter  fanden  wir  Löwen  schon  in  Ägypten,  aller- 


zu  S.  126;  Pkkbot  VI  T.  13;  schwarz  Ti- 
ryns T.  4.  Ähnliche  Entdeckungen  1890/1 
an  Gräbern  von  Mykene. 

*)  Nägel:  Pebrot  F.  246. 

')  ScHLiKMANK,  Orch.  T.  1;  Pebkot  f. 
220;  Jhst.  II  T.  12.  13;  Mitchell  S.  154; 
Abguss  in  Berlin  (Nr.  5);  ausnahmsweise  rote 
Friesplatte:  Mykene  F.  151  =  Pbebot  F.  227. 

»)  Vgl.  Tsuktas,  'Eqp.  aQx.  1885  S.  34  flf.; 
Verzeichnis  bei  Rbisch,  Eranos  Vindobonen- 
Bis,  Wien  1893  S.  24  S.  m.  Abb.  (er  hat  zu- 
erst auf  die  Unterschiede  hingewiesen);  über 
die  Aufstellung  s.  die  restituierte  Ansicht 
bei  Beloek,  d.  mykenische  Lokalsage  = 
Perrot  F.  254. 

^)  Aus  späterer  Zeit  stammt  Nr.  1 
(Reisch  Fig.  1 ;  Mykene  24),  vielleicht  auch 
Nr.  6;  beide  folgen  anderen  Reliefgesetzen. 


Reisch  hJÜt  Nr.  1  fflr  die  älteste  Stele. 

B)  Auf  der  Pianchi-Stele  (23.  äg.  Dyn.) 
heisst  es  vom  Herrscher:  „Er  war  erzürnt 
gegen  die  Feinde  wie  ein  Panther.' 

^)  Phot.  Brunn-Bruckmann;  Lichtdruck: 
Perkot  T.  14;  Gypsabg.  Berlin  Nr.  1;  vgl. 
GöTTLiNO,  Rhem.Mus.  N.  F.  1,  161  ff.;  Adler, 
AZ.  1865  S.  1  £f.;  über  die  Einfügung  Pro- 
KESGH,  Denkwürd.  2, 270.  Die  in  neuerer 
Zeit  verglichenen  phrygischen  Denkmäler 
(Jhst.  III  17.  18)  liegen  zeitlich  zu  weit  ab; 
dagegen  kann  man  einen  Inselstein  von  la- 
lysos  (Torr,  Rhodos  in  ancient  timea  p.  106( 
heranziehen. 

^)  Eine  sehr  ähnb'che  Gemme  mit  zwei 
Greifen  fand  sich  in  Mykene  (Tbuntas,  Mxh 
xrjpai  T.  5,  6).  —  Das  , mykenische"  Relief 
Bch.  17,  200  dürfte  byzantmisch  sein. 


Sap.  T.    Die  erste  orientalisierende  Periode  der  Weltgeecliichte.    (g  316.)    481 


dings  Rundfiguren  derselben.    Ähnliche,  aber  kleinere  Platten  mit  Löwen 
oder  Stieren  zierten  die  Fa^ade  mancher  Oräber.') 

Wenn  wir  in  der  eigentlichen  Kunst  einen  Stil  -vermissen,  weil  wir 
nur  mit  dilettierenden  Handwerkern  zu  thun  haben,  besitzt  das  Kunst- 
gewerbe der  Achäer  eine  mehr  ausgeprägte  Physiognomie.  Wir  wollen 
mit  der  Gold-  und  Silberarbeit  beginnen,  weil  diese  die  Vorbilder  für 
die  übrigen  Gewerbe  lieferte.  Zu  den  geringeren  Arbeiten  gehören  frei- 
lich die  mit  einem  Messer  rasch  geschnittenen  und  die  mittelst  einer 
Stanze  gestempelten  Bleche.  In  ersterer  Art  gibt  es  z.  B.  zahlreiche 
Blätter*)  und  einige  Schmetterlinge. 3)  Eingestempelt  werden  Ornamente 
und  Köpfe.*)  Kunstarbeiten  entstehen  durch  freihändiges  Gravieren  und 
Treiben.  In  ersterer  Manier  sind  prachtvolle  Goldringe  und  Spangen  ge- 
arbeitet,^) aber  wir  sahen,  dass  die  Frauentracht  nach  Osten  weist;  in 
Mykene  erscheint  auch  der  kleinasiatische  Panther.  ^)  Grössere  und  ausge- 
führtere  Figuren  gestattet  die  Ciselierung  von  Gefässen :  Aus  Vafio  kamen 
zwei  Goldbecher  mit  lebendigen  Darstellungen  von  Stierhetzen  (einem  ba- 
bylonischen Gegenstände),^)  wobei  Palmen  den  Hintergrund  der  einen  Scene 
bilden  und  die  Männer  den  Leibschurz  der  Keftis  und  die  vom  aufge- 
bogenen Sandalen  Nordsyriens  tragen,  so  dass  der  achäische  Ursprung 
dieser  Gefässe  in  Frage  st^ht.  Fast  noch  grössere  Wichtigkeit  hat  das 
aus  dem  vierten  mykenischen  Grabe  stammende  fragmentierte  Silbergefäss 
mit  einer  Stadtbelagerung  —  wieder  ein  Gegenstand  im  Geschmacke  des 
kriegerischen  Zeitalters!*)  Aber  die  Farbenfreudigkeit  der  ganzen  Mode, 
die  sich  schon  in  dem  Schmuck  der  Bauten  verriet,  führt  zu  polychromen 
Arbeiten,  oder  besser  gesagt,  sie  begünstigt  die  Einfuhr  von  eingelegten 
Dolchen  und  Dolchscheiden.*)  Denn  wenn  man  die  Darstellungen 
(nubische  Katzen  auf  der  Yogeljagd  am  Nilufer  xmd  Löwen  teils  selbst 
jagend  teils  verfolgt)  erwägt  und  die  gleichzeitigen  ägyptischen  Ar- 
beiten (S.  466)  vergleicht,  wird  man  kaum  mehr  zweifeln  können,  dass 
die  Achäer  die  ungeheuer  schwierige  Technik,  das  Metall  verschieden  zu 
färben  und  ganz  kleine  Teile  (z.  B.  die  Augen  von  Löwen  aus  Weissgold) 
einzulegen,  so  vollkonmien  sich  nicht  aneigneten.  Dagegen  dürfen  wir 
ihnen  zutrauen,  dass  sie  Zierpflanzen  oder  Köpfe  mit  Gold  in  silberne 
Becher  einsetzten.  ^^)  Gehen  wir  auf  die  nächstverwa,fidte  Steinschneidekunst 


')  Zwei  Bmchstttcke  in  London:  Pbbbot 
P  291.  400. 

*)'  SoHLiSMAKK,  Myk.  247  f.  513.  262. 

»)  Mykene  Nr.  243.  301.  302.  275. 

*)  Köpfe  der  Göttin  von  Qadesch  aus 
Megara;  Rosetten  z.  6.  'jiaijyaioy  VIII  F.  3; 
Bch.  1878  T.  13,  7, 

^)  Mvkene  Nr.  530  (=  Milchhöfbb,  An- 
fänge S.  d5).  531;  kleinere:  Mykene  Nr.  334 
— 85  (MiLCHHÖFBB  S.  34);  in  Bronze  imitiert: 
Mykene  218.  219;  drei  Schieber:  Mykene 
Nr.  253—5  (Michböfbb  S.  34);  Spange  mit 
Göttin:  Mykene  Nr.  292. 

*)  Wappenartiges  Paar,  auf  Pflanzen- 
kapitell: Mykene  F.  266;  über  das  «Löwen- 
thor' S.  480. 

Eftudbnch  dor  klass.  AlUtrlumüwtiwenficbaft.    VT 


»)  IE9.  aQX'  1889  T.  9;  farbig  Pbrrot 
T.  15;  vgl.  Pbbbot,  Bch.  15,  493  «.;  Wbb- 
KiCKB,  Verh.  d.  Görl.  Philol.-Vers.  1890  S. 
280  ff. 

8)  lEkp.  aQX'  1891  T.  2;  Ovbbbbok,  Gesch. 
d.  griech.  Plastik  I*  S.  28  Abb.;  Pbbbot  F.  365. 

')  Dolche  von  Mykene  zuerst  von  Eu- 
manudis  im  *A&ijyaioy  1880—1  bekannt  ge- 
macht): Pbbbot  T.  17.  19  u.  Bch.  10,  341  ff. 
m.  T.  1—3  (farbig);  Köhlbe,  Ath.  Mitt  7, 
249  ff.;  einfacher  Scheide  aus  Thera:  Wob- 
SAAE,  Möm.  des  antiquaires  du  Nord,  Eopenh. 
1880  T.  8  S.  346;  von  ebendort  Klinge  mit 
goldenen  Äxten:  das.  T.  1;  Dolch  von  Vafiö: 
'Ea,  1889  T.  7,  1. 

»<>)  KöHLBB,  Ath.  Mitt.  8,  1  ff.  T.  1;  '£9. 

31 


484 


Klassische  Knnstarchäologie.    H.  Geschichte  der  alien  Kunst. 


Yerli.  d.  Wiener  PhiloL-Vers.  1893  S.  97  ff.;  Plastik:  Collionon,  hist.  de  la  scnlpture 
grecque  1  K.  2;  Malerei:  Paul  Gisabd,  peinture  ant  p.  103  ff.;  kulturgeschichtlich:  Ed. 
Mbyeb,  Gesch.  des  Altertums  Bd.  II  §  81  ff.;  Busolt,  griech.  Geschichte  I*  Kap.  2  (11. 
—  8.  Jahrh.);  Pbrot  Gabdneb,  new  chapters  in  Greek  history,  London  1892;  über  die  Zeit: 
Flikdebs  Pbtbib,  Jhst.  12,  199  ff.  (das  ältere  1200—1100,  die  Euppelgräber  1100-800); 
C.  Smith  n.  Tobb,  Class.  Review  1892  S.  462  ff.;  Gollionok,  B.  des  antiq.  1892  8.79; 
MoNTELius,  d.  Bronzezeit  im  Orient  und  Griechenland,  Arch.  f.  Anthrop.  21,  1  ff.  (15./14. 
Jahrhundert) ;  Stephaki,  GR.  1877  p.  39  ff.  (Hinterlassenschaft  der  Leute  Alarichs,  ebenso 
E.  Schulze,  Mykenai,  sep.  aus  der  Russ.  Revue  XVI.  1880);  populär:  Schuchhabdt  (S.  31, 
7);  V.  Rohden,  «Mykene*  u.  ,Tiryns*  in  Baumeisters  Denkm.  2, 983  ff.  3,  1809  ff. ;  Guhl- 
Ekgelmavn,  Leben  der  Griechen  u.  Römer  S.  11—46;  Pebbot,  R.  d.  denx  mondes  1893,  626  ff. 
Die  meisten  Beurteiler  dieser  Zeit  verbinden  die  Denkmäler  Mykenes  mit  den  ho- 
merischen Gedichten.  Ich  vermied  es  froher,  ein  bestimmtes  Urteil  über  die  Zeit  der 
letzteren  abzugeben,  glaubte  aber  stets,  dass  für  das  10.  Jahrhundert  kein  historischer  Be- 
weis zu  erbringen  sei ;  jetzt  kann  ich  nichts  anderes  sagen,  als  dass  die  Denkmäler  Homers 
eigene  Andeutungen,  dass  seine  Helden  in  einer  fernen  Zeit  lebten,  vollauf  bestätigen.  Die 
homerischen  Gedichte  sind  lange  nach  1050  entstanden  und  gehören  als  Quelle  der  Kunst- 
geschichte in  die  nächste  Periode  und  zwar  nicht  einmal  an  deren  Anfang. 

317.  Die  Kultur  der  Ramessidenzeit  scheint  sich,  wie  die  der  Dilu- 
vialperiode über  ganz  Mittel-  und  Südeuropa  ausgedehnt  zu  haben;  nui* 
sind  ihre  Reste  bisher  wenig  zu  übersehen,  weil  die  Periodeneinteilung 
nach  der  Metallbenützung  den  Blick  trübte.  An  Griechenland  gliedert 
sich  in  der  bisherigen  Forschung  ganz  natürlich  der  Rest  der  Balkanhalb- 
insel an.  Homer  denkt  sich  die  Thraker  zur  Zeit  des  trojanischen  Kriege^ 
auf  einer  Stufe  mit  den  Griechen,  dagegen  in  Epirus  Gebiete  wilder  un- 
gesitteter Völker.  Ein  gravierter  Goldring  aus  Saloniki  *)  ist  viel  ver- 
sprechend. Samothrake  hat  eine  Mauer  und  ein  fast  spitzbogiges  Thor  aus 
gewaltigen  Blöcken.*)  Die  »kyklopischen**  Bauten  von  Epirus  verteilen 
sich  in  diesem  rauhen  felsigen  Lande  wohl  auf  viele  Jahrhunderte.  Die 
Alten  glaubten  an  der  Ostküste  des  jonischen  Meeres  bis  zur  Seewarte  der 
Keraunien  Grabhügel,  Terrassenansiedlungen  und  selbst  ein  Kunstwerk  aus 
der  grauen  Vorzeit  zu  erkennen.^)  In  Südrussland  gab  es  nach  Herodot 
(4,  12)  „kimmerische  Mauern",  die  wir  vielleicht  hieher  rechnen  dürfen. 
Steinsetzungen  galten  für  Grenzzeichen  des  erobernden  Dionysos.*)  Von 
einer  uralten  Blütezeit  Südrusslands  hat  sich  noch  in  der  Kaiserzeit  dunkle 
Kunde  erhalten.*)  Ein  Denkmal  dieser  Periode  dürfte  ein  Grabhügel  im 
Gouvernement  Jekaterinoslaw  sein,  welcher  auf  einer  Grundlage  von  grossen 
rauhen  Blöcken,  die  oft  15  Menschen  kaum  bewegen,  errichtet  ist. 

Reicheren  Stoff  gewähren  die  Inseln  des  Westmeeres,  welche  in 
dieser  Periode  der  Seevölker  zu  einer  Einheit  zusanmiengefasst  werden 
dürfen.  Die  Ägypter  lernten  die  Sardinier  am  besten  kennen,  deren  ältere 
Nuraghen  (S.  342)  z.  B.  die  von  Zuri  und  Nieddu ')  gewiss  in  die  achäische 


n  Ra.  n.  8.  28  T.  4,  44. 


CoNZB;  Reise  auf  den  Inseln  des  thrak. 
Meeres  T.  14;  Pekbot  VI  F.  196. 

3)  Ampel.  8,  2  Ambraciae  in  Epiro  in 
pariete  sunt  picti  Castor  et  Pollux  et  Helena 
manu  autochthonis  et  nemo  neqne  invenire 
potest  quis  pinxerit;  Varro  bei  Serv.  Verg. 
A.  3,  849  von  Buthroton:  Troiana  classis 
Aeneam  exspectasse  sociosqne  eins  in  tumu- 
lis  habuisse  memoratur  quae  ex  illo  tempore 
Troiana  appellantur;  grosser  Grabhügel  des 
Kadmos  und  der  Harmonia  an  dem  kerauni- 


schen  Vorgebirge:  Dion.  Per.  390  £f.;  s.  auch 
S.  357  A.  10. 

♦)  CuBTius  7,  9,  15. 

«)  Justin.  I  1,  6.  II  1;  Ammian.  22, 15, 2. 

•)  CR.  1859  S.  IV. 

')  Pebbot  IV  F.  8  ff.  16  ff.  Über  die 
Nuraghen  im  allg.  s.  §  128;  Petit-Radbl, 
not.  sur  les  nnraghes  de  la  S.,  Paria  1826, 
m.  8  T.;  ital.  Abhandl.  v.  Abbi,  E.  Mabonqio- 
NuBA,  Alb.  und  G.  Gaba,  Spaito,  memoria 
Bopra  i  nuraghi  di  S.,  Cagl.  '1867;  Helbio, 


Kap.  y.    Die  erste  orientaliBierende  Periode  der  Weltgeschlohte.    (§  317.)    485 


Zeit  gehören;  die  Griechen  leiteten  diese  alten  Bauten  sogar  von  den 
Leuten  des  lolaos  oder  Daidalos  herJ)  Die  Schar dana  der  Ägypter 
sind  doch  wohl  die  damaligen  oder  die  späteren  Bewohner  der  Insel.  Die 
Inselgruppe  von  Malta  (S.  167.  360)  hat  so  gewaltige  Heiligtümer  und 
Häuser,^)  dass  sie  nur  unter  mächtigen  Herrschern  eines  grösseren  Ge- 
bietes errichtet  worden  sein  können;  die  seltene  Form  ovaler  Gemächer 
ist  kaum  ohne  das  Vorbild  thebanischer  Bauten')  entstanden.  Auf  Sicilien 
war  nach  der  griechischen  Sage  Daidalos  als  Baumeister  thätig.*^)  Jene 
ferne  Zeit  wii*d  dem  König  Kokalos  gutgeschrieben.  Hier  haben  die 
Menschen  lange  in  den  Höhlen  der  Gebirge  gewohnt,^)  doch  allmählich 
drang  die  östliche  Kultur  ein,  wobei  man  zwei  Stufen  unterscheiden  zu 
können  glaubt;^)  es  erhielt  sich  ein  sehr  merkwürdiges  bienenkorbförmiges 
Grab  zu  Matrensa  oder  Milocca  bei  Syrakus,  welches  in  der  Hauptsache 
den  mykenischen  gleicht.^)  Jetzt  sind  bei  Syrakus  mehrere  Nekropolen 
mit  Thon-  und  Bronzearbeiten  an  das  Licht  gekommen.^)  Endlich  sind 
die  Talayot's  der  Balearen  (S.  342),  die  sesi  von  Pantelleria  und  Gorsicas' 
Dolmens  (S.  354)  nicht  zu  vergessen.  Gegenüber  dieser  Fülle  stattlicher 
Bauten  nimmt  sich  vorläufig  die  Zahl  der  künstlichen  Arbeiten  dürftig  aus. 
Die  Plastik  ist  auf  Malta  (Hagiar^Kim,  S.  167)  durch  kopflose  Statuetten 
lächerlicher  Arbeit  vertreten;  aber  dass  vier  davon  eine  hockende  Stellung 
zeigen  und  zwei  aus  glasiertem  Thon  bestehen,  mutet  orientalisch  an,  zu 
schweigen  von  der  Nacktheit  der  Frauen.^)  In  die  Bauwerke  selbst  sind 
zur  Zierde  in  Hagiar-kim  siebartig  kleine  Löcher  eingebohrt,  sonst  aber 
höchstens  ein  paar  Spiralen  oder  das  altmodische  Zweigomament  einge- 
hauen, ^o)  Auch  die  Vasenmalerei  der  östlichen  Inseln  kehrt  auf  Sicilien 
wieder,**)  wie  die  Inselsteine  auf  Sardinien.*^)  Die  Chronologie  wird  durch 
einen  auf  Sardinien  gefundenen  Scarabaeus  Tuthmosis'  HI.  bekräftigt.*') 
Das  Ganze  hat  zwar  viele  Berührungen  mit  dem  Osten,  macht  aber  einen 
viel  einfacheren  und  dabei  selbständigen  Eindruck.  Unter  den  aufgemalten 
Ornamenten  hebe  ich  wegen  des  Nordens  das  Sonnenrad  hervor.*^) 

Von  den  Inseln  aus  berührte  die  mykenische  Kultur  die  nächst- 
liegenden Küsten  des  festen  Landes.  Nordafrika  findet  in  den  Darstel- 
lungen der  »mykenischen"  Kultur  Erwähnung,  weil  ein  „Inselstein*  aus 
Tunis  kam.i*)    Ohne  Zweifel  wird  aber  Afrika  mit  der  Zeit  noch  viel  mehr 


B.  1877 ;  über  den  Namen  Flechia,  Atti  dell' 
acc.  di  Torino  VII  859. 

')  Diod.  4,  30,  1;  Ps.  Arist.  mirab.  100; 
Pans.  10,  17,  4;  Serv.  Verg.  A.  6,  14.  G.  1, 14. 

«)  Pbrrot  111  F.  219  ff. 

»)  Pbrbot  1  F.  192. 

*)  Paus.  7,  4,  6;  Serv.  Verg.  A.  6,  14; 
Diod.  4,  78;  Steph.  Byz.  Kä/jiivog. 

*)  Vgl.  PiGOMOT,  B.  1882  p.  70  f.;  s.  auch 
Cassiodor.  var.  7,  5. 

«)  Maucebi,  A.  1877  p.  56  ff.  t.  E. 

')  Aus  der  ersten  Periode  z.  ß,  Nekro- 
pole  von  MeliUi:  Obsi,  Bull,  paletn.  17,  53  ff. 
m.  T.  4-6;  Ztsch.  f.  Ethnol.  23,  410  ff.  m. 
Abb. ;  über  die  Thonware  ders.  XIX  H.  1. 

")  Obsi,  Mon.  ant.  ined.  II  Sp.  5  ff.  m. 


T.  1.  2  (Cozzo  del  Pantano);  Plemirrio:  ders. 
Bull,  paletnol.  17,  115  ff.  m.  T.  10. 11;  femer 
in  Molinello  und  Thapsos  (Gavallabi,  Thapsos 
m.  1  T.  Funde  in  Syrakus);  Pantalica:  Obsi, 
Bull,  paletnol.  XV  m.  T.  4. 

•)  Kunstblatt  1841  Nr.  52  m.  Abb.; 
Babth,  AZ.  1848  N.  22;  Pbrbot  F.  230—1. 

»°)  Pbbbot  III  F.  226—9. 

^^)  FtjBTwitNGLEB  u.  LöscHOKE,  mykou. 
Thongef.  T.  3,  9—11,  s.  o.  A.  7;  Pbbbot  VI 
F.  499.  500. 

1«)  Ebbbs,  A.  1883,  101  T.  H. 

^*)  Spano,  catalogo  p.  24  Nr.  43. 

'*)  Mon.  ined.  II  T.  1,  12  a. 

'^)  Lajabd,  culte  de  Vänus  T.  14  G.  12. 


486 


ElasBiBche  Ennstarchäologie.    TL  Gesohiohte  der  alten  Knnat. 


bieten;  im  Norden  sind  die  megalithischen  Denkmäler  und  damit  m  Ver- 
bindung stehende  Grabhügel  sehr  zahlreich.  An  Gypem  erinnern  hohe 
Pfeilerpaare,  welche  in  Mannshöhe  durchlöchert  sind,  nur  dass  oben  noch 
ein  steinerner  Querbalken  liegt  (arab.  sendm);^)  auch  Steinkistengräber 
und  Dolmen  gibt  es  viele.  ^)  Die  sendm  sind  häufig  durch  eingebohrte 
Punkte  und  schalenförmige  Vertiefungen  ornamentiert.  Das  ägyptische 
Prinzip  der  Felsenzeichnungen  {hadschra-mektuba)  wurde  in  naiver  Weise 
ohne  Stil  ausgeübt;  im  südlichen  Oebiete  von  Oran  sieht  man  Elephanten, 
Rhinozeros  und  grosshömige  Büffel,  auf  welche  Männer  mit  Steinwaffen 
Jagd  machen.  Die  jüngeren  Felsenbilder  haben  jedoch  schon  libysche  In- 
schriften. Diese  primitive  Kunst  scheint  sich  die  Westküste  entlang  ver- 
breitet zu  haben. 8)  In  Spanien,  wo  die  Nekropole  von  Almeria  (S.  144) 
die  bedeutendsten  Funde  geliefert  hat,  gibt  es  ebenfalls  viele  megalithische 
Gräber;*)  Sagunts  Mauern  galten  für  ein  Werk  des  Herakles.*)  Kuppel- 
gräber weist  Palmella  bei  Lissabon  auf,^)  so  dass  diese  Kulturströmung 
den  atlantischen  Ocean  erreicht  hat.  Felsenskulpturen  hat  Toros  de  Gui- 
sandi;  bemalte  Vasen  gelangten  wenigstens  an  die  Ostküste.  ^)  Während 
die  ungewöhnlich  bedeutende  Verwendung  des  einheimischen  Silbers  den 
Funden  ihren  besonderen  Charakter  gibt,  stammen  die  vielfach  gefundenen 
Türkisperlen  aus  Arabien.  Italien  (dies  Wort  im  vorcäsarischen  Sinne 
genommen)  hat,  um  von  den  Stadtmauern  nicht  zu  reden,  kyklopische 
Bauten  vornehmlich  in  der  heutigen  Terra  d'Otranto  (S.  119),  nächstdem 
in  Lukanien.*)  Der  von  der  Sage  umwobene  Grabhügel  auf  dem  Vor- 
gebirge Gajeta  glich  wohl  dem  bei  Acheruntia  gelegenen  Tumolo  mit  seinen 
enormen  Steinen  ;•)  die  angebliche  Wohnung  der  Sibylle  von  Gumae  scheint 
ein  Kuppelgrab  mykenischer  Art  gewesen  zu  sein.*®)  Neben  ihr  stand  ein 
„dädalischer*  Tempel.'')  Roms  Garcer  Mamertinum,  die  Brunnenhäuser  von 
Tusculum  (S.  383,  2)  und  Reate,  **)  die  Burgtreppe  von  Veji  **)  und  manche 
Gräber  Etruriens*  3)  dürften  so  hoch  hinaufreichen.  Wegen  dieser  kyklo- 
pischen  Bauten  dachten  Geschichtsschreiber,  die  Pelasger  hätten  um  die 
Zeit  des  troischen  Krieges  in  Italien  geherrscht.  Die  fremden  Einflüsse 
sind  jedoch  bereits  schwächer  als  auf  den  Inseln.  Bemalte  Vasen  hat 
wohl  Apulien  aus  dieser  Zeit;^^)  dagegen  wirken  in  Latium  und  Etrurien 
die   Einflüsse    der    vorigen  Periode  nach,  so  dass  die   Gravierung   fort- 


')  Über  Tripolitanien :  Esw.  v.  Babt, 
Ztsch.  f.  Etirnol.  8,  378  ff. 

2)  Mat^riaux  pour  Thistoire  22,  307  ff. 

')  Skylax  (95)  beschreibt  Skulpturen  an 
einem  Altar  »des  Dädalus"  in  Westafrika. 

*)  Über  Estremadura:  Matdriaux  p.  Fhist. 
22,  458  ff.  Andalusische  Felsenreliefs  hat 
GoNOOBA  bekannt  gemacht.  Über  die  An- 
fänge der  spanischen  Kultur  unterrichten  die 
Höhlen  von  Gibraltar  (G.  Busk,  Internat, 
congress  of  prehist.  arch.  at  Norwich,  Lon- 
don 1869). 

*)  Sil  1,  369. 

®)  Gartailbac,  ftges  prdhist.  de  l'Espagne 
p.  116  ff, 

')  G.  DE  GoLos,  Saragoza  I  T.  3. 


^)  Ga.  8,  81  ff.;  über  Apulien  Nicoluoci, 
etä  della  pietra  nelle  prov.  pugliesi  e  cala- 
bresi;  Auo.  Akoelucoi,  ricerche  preistor.  e 
stör,  nella  Capitanata,  Tor.  1872. 

•)  B.  1830,  24;  Verg.  Aen.  7,  1  ff. 

»0)  Ps.  Aristot.  mirab.  95. 

'»)  Verg.  Aen.  6,  9  ff.  m.  Serv.;  Sil.  12, 
85  ff. 

*')  Osteria  nuora  bei  Rieti:  Aus  Schin- 
kels  Nachlass  1,  37  f. 

")  Dennis,  cities  I»  8  f. 

^*)  In  Rnsellae :  Dennis  IP  231 ;  Satur- 
nia:  Dennis  IP  282  ff.;  Kuppelgrab  bei  Flo- 
renz: B.  1885,  193. 

^^)  FuBTWANOLEB  u.  LOsoHOKB,  mykou. 
Vasen  S.  48.;  L.  Viola,  B.  1883,  106  ff. 


Kap.  y.    Die  emie  orientalisierende  Periode  der  Weltgesohiohte.    (§  317.)     487 


dauert.^)  Olasur  mag  auch  schon  bekannt  gewesen  sein;^)  ebenso  werden  die 
Anfänge  der  Reliefgefösse  in  diese  Periode  heraufreichen. ')  Wir  erwähnen 
dann  auch  noch  die  halbmondförmigen  Henkel,^)  die  radähnUchen  Verzierun- 
gen ^)  und  die  Gesichtsurnen  (S.  262).  In  Alba  fand  sich  ein  Astartefigürchen.^) 
Etwas  originelles  besitzt  Italien  an  seinen  hüttenförmigen  Aschenumen 
(S.  356),^)  falls  nicht  die  kretischen  Hausumen  das  Vorbild  abgegeben  haben. 
Da  die  ligurische  Küste  eine  rauhe,  kriegerische  Bevölkerung  hatte  und 
das  adriatische  Meer  ein  gefährliches  Fahrwasser  ist,  gehört  das  Hinter- 
land der  Adria  nicht  zum  engeren  Kreise  der  Mittelmeerkultur.  Wohl 
aber  bilden  Oberitalien,®)  die  Alpenländer  bis  zum  Oberrhein  und  zur 
mittleren  Donau,  und  das  Land  zwischen  dem  epirotischen  Lakmon  und  den 
Karpathen  eine  Art  von  zweiter  Zone,  welcher  nur  ein  Teil  der  Kultur- 
errungenschaften zukommt;  teils  wurde  nicht  alles  importiert,  teils  suchten 
sich  die  Leute  das  ihnen  Zusagende  heraus.  Nachdem  einmal  in  der 
vorigen  Periode  verschiedenes  Vorderasiatische  Eingang  gefunden  hatte, 
war  es  nunmehr  der  ,my konischen'^  Kultur  viel  schwerer,  Boden  zu  ge- 
winnen. Die  S.  456  angegebenen  Kennzeichen  der  älteren  Zeit  blieben; 
dafür  sollten  später  aber  auch  die  „mykenischen*  Dinge  zäher  als  in 
ihrem  Ursprungslande  haften.  Dadurch  verwirrt  sich  anscheinend  die 
Grenze  der  Perioden.  Man  beachte  dabei,  dass  den  Nordländern  die  Ge- 
winnung des  Metalles  nicht  das  wichtigste  war;  es  nimmt  sehr  langsam 
im  Gebrauche  zu,  während  seltene  und  harte  Steine  ihren  Wert  behaupten. 
Vielleicht  wichtiger  waren  diesen  Menschen  die  metallenen  Spiralen,  welche 
ihre  Frisur  verschönerten.^)  Da  der  freie  Kunsttrieb  keine  weitere  An- 
regung empfing,  brachten  auch  sie  es  nur  zu  rohen  Tier-  und  Menschen- 
figuren von  Thon.^^)  In  Erinnerung  an  die  maltesischen  und  nordafirikanischen 
Denkmäler  möchten  wir  die  mit  Furchen  und  Grübchen  skulpierten  Felsen 
des  Kanton  Wallis,  mit  denen  Felsskulpturen  Liguriens  und  der  Cham- 
pagne verwandt  sind,   hier  einreihen.  ^^)    Zu  Verarbeitung  und  Schmuck- 


^)  Mabtha,  Tait  ötrasque  p.  48  ff.  (Ke- 
ramik). 59  ff.  (Bronzen,  z.  B.  42  u.  43  hübsche 
Schwert-  und  Dolchscheiden).  Fundstätten 
sind  die  ältesten  Gräber  von  Vetulonia,  Clu- 
simn,  Tarqoinii,  Alba  Longa,  La  Tolfa  und 
Bisenzio. 

')  Später  sind  Scherben  vom  Esquilin 
und  ans  Pompeji:  B.  1882  p.  39;  Dressbl, 
A.  54,  5  ff. 

')  Reminiseenzen  an  die  „mykenisohe" 
Zeit  hat  z.  B.  das  etroskische  Fragment  bei 
MiLCHHÖTKB,  Anfänge  S.  76. 

^)  Ältester  Teil  der  Nekropole  von 
Snessola:  B.  di  paletn.  it.  4,  107,11;  Es- 
quilin: B.  com.  6  T.  6  -8,  41  f.  9,  62;  Helbio, 
Italiker  T.  2,  16.  16a;  Volterra:  B.  di  paletn. 
ital.  II  T.  5,  2  p.  149. 

&)  Esquilin:  Hblbio,  Italiker  T.  2,  6; 
Etrurien:  Martha,  Tart  ^trusque  S.  63 
A.  1. 

•)  Helbio,  Italiker  T.  2,  3;  Visconti, 
lettera  a  Cameyali  T.  4,3;  Bonstettsn,  re- 
cneU  d*ant.  snisses  T.  17,  2. 


^)  Ausser  S.  356,  1  vgl.  Lisch,  über  die 
Hausumen  bes.  die  H.  vom  Albanergebirge, 
Schwerin  1856,  m.  Abb.;  Hblbio,  Italiker  S. 
50  ff.  83;  Meitzkn,  d.  deutsche  Haus  in 
seinen  volkstümlichen  Formen,  Berlin  1882; 
LiNDSRSOHXiT,  Altert.  1 10,  3,  1.  2;  über  die 
Keramik  überhaupt:  Lekobmant,  Ga.  6,  1  ff.; 
Blacas,  Möm.  de  la  soc.  des  ant.  de  Fr.  28, 
90  ff.;  Cesblli,  deir  arte  ceramica  primitiva 
nel  Lazio,  Rom  1888. 

^)  Ausser  den  Terremare  gehören  die 
ältesten  Funde  von  Este  und  Bologna  (Be- 
nacci)  hieher;  s.  §  119. 

*)  In  Österreich  aus  Kupfer;  man  findet 
sie  in  Mykene  und  Hissarlyk  (Hblbig,  da? 
hom.  Epos  S.  244). 

*®)  Vier  Tiere  aus  Monte  Venere:  Helbio, 
Italiker  T.  1,  4;  menschliche  Figur  (mit  Klei- 
dermuster) aus  dem  Laibacher  Moor:  abgeb. 
Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Ges.  21, 237  u.  Mitt.  d. 
Wiener  anthrop.  Ges.  8,  75. 

**)  B.  Rbbeb,  d.  vorhistorischen  Sculp- 
turen  in  Salvan,  Archiv  f.  Anthrop.  20, 325  ff. 


488 


KlaBBiache  Eniistaxch&ologie.    n.  Geschichte  der  alten  Kaiuit. 


stücken  werden  Jadeit,  Nephrit,  Obsidian  und  Chloromelanit, ^)  sodann 
Gold,  Zinn  und  Bernstein,  hin  und  wieder  auch  eine  indische  Muschel^) 
eingeführt.  Den  schwarzen  Fimiss  macht  man  in  Österreich  mit  Graphit 
nach.  Aus  der  vorigen  Epoche  erhält  sich  die  Dekoration  der  Thongefässe 
durch  Gravierung  und  Kreidefüllung  ;ä)  nur  selten  (z.  B.  in  Ungarn) 
kommt  die  „mykenische"  Bemalung  vor.*)  Die  Polypen  und  Quallen 
scheinen  öfters  ohne  Verständnis  imitiert-  zu  sein.^)  Dagegen  ahmt  man 
in  der  Schweiz  das  Tauschieren  durch  Einlegen  von  Zinnstreifen  nach 
(S.  188),  Die  Formen  von  Geräten,  z.  B.  Schwertern  ®)  und  der  einfachen 
einem  Violinbogen  gleichenden  Fibeln,')  entsprechen  südlichen  Mustern. 
In  Österreich  findet  man  gestempelte  Goldplättchen,  die  sicher  importiert 
sind.  In  der  Ornamentik  fehlt  ein  selbständiger  Stil;  aus  der  vorigen 
Periode  blieb  der  halbmondförmige  Henkel  (S.  264),  mit  welchen  aber 
die  thönernen  auf  einem  Fuss  ruhenden  Halbmonde  nichts  zu  thun  haben, 
denn  letztere  sind,  da  sie  am  häufigsten  in  Wohnungen  sich  fanden 
und  manchmal  wie  irgend  sonst  ein  Möbel,  an  beiden  Enden  Stier-  oder 
Widderköpfe  haben,  gewiss  Kopfkissen  altägyptischer  Art.*)  Neu  dagegen 
erscheinen  aus  dem  Süden  die  plastischen  Rädchen,^)  die  Spiralen  und 
die  herzförmige  Abart  derselben  ;ioj  -^jj.  rechnen  Drahtspiralen  an  sich  wegen 
der  technischen  Natürlichkeit  des  Ornaments  nicht  hieher,  doch  muss 
deren  ungewöhnlich  häufige  Verwendung  in  Ungarn  auffallen.  Der  aus 
Kreta  bekannte  Knüpfüberzug  eines  Gefasses  kehrt  im  Pfahlbau  von  Auver- 
nier  wieder.  In  derselben  Gegend  (Pfahlbau  von  Chätillon)  kommt  unter 
den  Ornamenten  eine  Reihe  menschlicher  Figuren  vor.  Im  allgemeinen 
jedoch  gleicht  die  Dekoration  der  der  ärmlicheren  (z.  B.  sicilischen)  Fund- 
stätten des  Südens.  Dass  in  der  Gegend,  von  der  wir  sprechen,  kein 
mächtiger  reicher  König  herrschte,  beweisen  uns  auch  die  Bauten.  Man 
lebte  zu  Lande  und  zu  Wasser  in  Hütten  und  viele  Gegenden  setzten  die 
Asche  ihrer  Toten  in  hüttenförmigen  Urnen  (S.  356)  bei;  die  Bienen- 
korbform war  bekannt,  hat  sich  aber  nur  mit  der  Spitze  nach  unten  im 
Boden  erhalten,  ^i)  Aus  der  vorigen  Epoche  könnte  die  Idee  einer  Wand- 
verkleidung mit  Thonplatten  stanmien;   eine  solche  fand  sich,  mit  myke- 


T.  11—18;  in  Ligarien  an  den  Seen  delle 
meravigie:  Molon,  preistorici  T.  4. 

')  Sehr  viel  Obsidian  und  Jadeit  in 
Ungarn  and  Mähren,  ersterer  aach  in  Nieder- 
Osterreich;  Nephrit:  Anthrop.  Gorr.  1883,  58; 
Mitt  d.  Centralkomm.  N.  F.  16,  68  f. 

')  Ebuma  spirata  Latn,:  Chiebici,  le 
ant.  prerom.  nella  prov.  di  Reggio  p.  12. 

')  Aus  Corcelettes  (Neuch&tel)  abgeb.  bei 
YiBOHOw,  alttrojan.  Gräber  S.  53. 

*)  Mit  roten  Spiralen;  in  Lengyel. 

^)  Vgl.  Anthrop.  Corresp.  1876  S.  75. 
1877  S.  38  (dort  sind  auch  Beispiele  aus 
Deutschland  aufgeführt). 

«)  Undsrt,  Ztsch.  f.  Ethn.  22,  1  ff. 

')  Terremare  der  Emilia  (B.  di  paletn. 
1883  T.  5,  2.  3),  6emeinlebam,Waitzen  (Und- 
8ET,   Mitt.  der  Wiener   anthrop.  Ges.  1889 


S.  8  F.  172),  Bosnien  (Höbnes,  Verh.  der 
Berl.  anthrop.  Ges.  1891  S.  336  A.  2)  und 
Serbien  (Naub,  Prähist  Blätter  1892  S.  73); 
ebenso  auf  Sicilien.  Vgl.  Obsi,  B.  paletn. 
17,  174  ff. 

>)  Pfahlbauten  der  Schweiz:  Ra.  III  2, 
20  ff.  m.  Abb.;  Lengyel  und  ödenburg  in 
Ungarn;  Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Ges.  22,480 
m.  Abb. 

*)  Terremare,  Ungarn,  Pfahlbau  von 
WoUishofen  (aus  Blei);  vgl.  Undsbt,  Ztsch. 
f.  Ethnol.  22,  75. 

^^)  Gefäss  aus  einer  Htttte  der  Emilia: 
B.  di  paletnol.  it.  III  T.  1,3;  aufgemalte 
Spiralen  in  Lengyel;  Herzform:  Hügelgräber 
Oberbayems;  vgl.  Ztsch.  f.  Ethnol.  22,  283. 

^^)  Schanzwerk  von  Lengyel. 


Xap.  y.    Die  erste  orientalisierende  Periode  der  Weltgeechichte.    (§  317.)    489 


nischen  Spiralen  verziert,  zu  Lengyel.    Megalithische  Bauten  dagegen  sind 
selten.  ^) 

Das  übrige  Mittel-  und  Nordeuropa  liegt  von  der  Peripherie  noch 
weiter  ab,  hat  also  die  Anregungen  durchschnittlich  langsamer  und 
schwächer  erhalten.  Eine  grosse  Zahl  megalithischer  Oräber,  die  sich  be- 
sonders im  Kreis  Dronthe  verdichten,*)  erzählen  von  bedeutenden  Herr- 
schern, über  welche  die  Geschichte  schweigt;  Böhmen  beherrschten  sie 
nicht.  Die  schiffsförmigen  Verzierungen  von  Bronzemessern  erinnern  an 
ein  ägyptisches  Beil  aus  dem  neuen  Reich.')  Die  Felsenzeichnungen  ^) 
sind  nicht  eigentlich  Felsenreliefs  wie  die  ägyptischen  und  assyrischen, 
sondern  mehr  hieroglyphischer  Natur  und  sogenannten  hethitischen  Denk- 
mälern vergleichbar.  Solche  haben  auch  einzelne  Hünengräber.*)  In 
Schweden  kommt  die  Gravierung  von  Knochen  neu  auf.  Nur  wo  der 
Norden  einen  wichtigen  Artikel  des  Welthandels  (Bernstein  und  Zinn) 
liefern,  gravitiert  auch  der  Geschmack  nach  Südosten.  Das  Bemsteinland  hat 
durch  die  Handelsverbindungen  sehr  früh  Anregung  zu  plastischen  Arbeiten 
erhalten;*')  auch  ritzt  man  Reiter,  Tiere  und  Wägen  in  Thongeschirr 
ein.')  Glasperlen  und  Kaurimuscheln  (Cypraea  moneta  L.)  sind  häufig. 
Schlesien,  wo  die  Strasse  durchlief,  bekundet  den  Verkehr  mit  dem  Süden 
durch  bemalte  Gefässe  (S.  151).®)  Sonst  zeigen  nur  Frankreich  und  Eng- 
land eine  ausgeprägte  Physiognomie,  vielleicht  dank  dem  gewinnreichen 
Transit  des  Zinnhandels.  Hier  finden  wir  nicht  bloss  alle  Arten  der  me- 
galithischen Gräber  und  Denksteine;  hin  und  wieder  sind  an  denselben 
Ornamente  eingraviert  oder  Hieroglyphen  eingegraben^)  oder  auch  ein 
plastischer  Versuch  gemacht,  einen  menschlichen  Kopf  nachzubilden,  i»)  Die 
Bienenkorbgräber  erfahren  bis  nach  Schottland  hinauf  eine  ungefähre  Nach- 
ahmung.*^) Ausnahmsweise  tritt  ein  dilettierender  Steinmetz  als  Bild- 
hauer auf.^^)  Metallene  Gegenstände  sind  selten  erhalten,  und  sicher  auch 
selten  gewesen,  weshalb  man  die  Steine  sorgfaltig  polierte.  Goldschmuck 
kam  aber  doch  vor^^)  und,  wie  in  Spanien,  der  arabische  Türkis  in  Perlen- 


0  Etwa  der  Col  maladfitt  im  Grödner- 
tal  (Qexneinde  La  VUla)  ? 

^)  Tacitus  weiss  auch  von  grossen  Burg- 
ruinen zu  beiden  Seiten  des  Cimbemlandes 
(Genn.  37). 

*)  Ebhan,  Ägypten  S.  112. 

*)  S.  165 ;  Litteratur  bei  Kuoll,  Studien 
S.  8  f. 

*)  Merseburg:  Dobow,  Neue  Ztsch.  f.  d. 
Gesch.  d.  germ.  Völker  I  H.  3  m.  2  T.  S.  53 
—68,  vgl.  Anthr.  Corr.  1882  Nr.  7. 

^)  0.  TisoHLSB,  d.  Anf2lnge  der  plast. 
Kunst  zur  neolith.  2^it  in  Osteuropa,  Königs- 
berg 1883. 

')  Ztech.  f.  Ethnol.  1882  S.  392  S.  (Tiere, 
aus  Kluczewo,  Posen).  532  £f.  (Reiter  und 
Wagen,  aus  Darzlubie.  Westpreussen);  Pferde 
auf  Gesichtsumen  von  Zaborowo:  Verh.  der 
Berl.  anthr.  Ges.  1875  T.  11,  1;  punktiertes 
Zweigespann  auf  Urne  ausElsenau  (Schlesien): 
Ztsch.  f.  Ethn.  X  T.  20. 


^)  Bronzerädchen  in  Grab  der  Lausitz: 
Verh.  d.  Berl.  anthr.  Ges.  1886  S.  633. 

^)  Koncentrische  Halbkreise  in  der  allöe 
couverte  vonGavr'innis;  ebenso  an  Vase  aus 
dem  Dolmen  bei  Quiberon;  hierogljphen- 
artige  Zeichen  am  Dolmen  von  Manä-Ludi 
Ra.  n.  s.  X  T.  25.  26,  vgl.  Lenobkant,  cult. 
primit.  1,  77. 

'°)  Menhirs  mit  Kopf:  London  (Vienne). 
Saulien  (Cote  -  d'Or);  Trädion  (Morbihan). 
Menschliche  Figur  an  einem  Grabe  bei  Uz^s 
(D^p.  Gard):  Mdm.  de  Tacad.  de  Ntmes 
1887,  m.  T. 

'')  Z.  B.  Hügelgrab  mit  Stelenallee  von 
New-Grange:  GailhabaüdI  T.  36;  Hügelgrab 
von  Marshowe :  Pbrbot  VI  S.  605,  2. 

^^)  Versuch  eines  Gesichtes,  aus  Vercoutre: 
Ra.  III  1,  10  £f.  m.  Abb. 

^^)  Z.  B.  in  dem  grossen  Hügelgrab  von 
La  Motte  in  der  Bretagne  (Loire-inf^rieure): 
B.  arch^ol.  1891  p.  36  ff. 


490 


ElaBBiache  EniiBtaroli&ologie.    TL  Geschichte  der  alten  Kunst. 


form;  die  Perlen  selbst  sind  im  Orient  auch  geschnitten,  da  sie  Mais- 
körnern zu  gleichen  pflegend) 

Fassen  wir  nun  nach  dieser  Weltreise  die  Orundzüge  des  Zeitalters 
zusammen!  Ruhmbegierige  ägyptische  Könige  rütteln  das  ganze  Mittel- 
meergebiet aus  seiner  Ruhe  auf.  Es  bildet  sich  ein  internationales  Gebiet 
einer  einheitlichen  Kultur,  innerhalb  dessen  die  einzelnen  Völker  allerdings 
verschiedene  Stufen  einnehmen.  Das  Kunstgewerbe  (einschliesslich  der 
Architektur)  erreicht  eine  ausserordentliche  Blüte;  in  der  Technik  ist 
vieles  später  zeitweise  verloren  gegangen,  während  verhältnismäsig  wenig 
bedeutendes  zu  erfinden  blieb.  Die  eigentliche  Kunst  dagegen  gewann  zu 
Ägypten  und  Babylonien  nur  Nordsyrien  hinzu;  sonst  hat  sie  überall  — 
höchstens  noch  Malta  abgerechnet  —  den  Charakter  der  Gelegenheits- 
arbeit und  des  Laientums.  Ein  Zeitstil  spricht  sich  nur  im  Kunstge- 
werbe, namentlich  in  den  Spiralen,  Seetieren  und  den  klotzigen  Steinbauten 
aus.  Die  jeweiligen  ortsüblichen  Formen  der  Industrie  festzustellen  ist 
nicht  unsere  Aufgabe. 

Die  Bewegung,  welche  Dhutmes  IQ.  wachgerufen,  kehrte  schliesslich 
ihre  Spitze  gegen  seine  Nachfolger.  Im  11.  Jahrhundert  etwa  entsteht  — 
durch  welche  erste  Ursachen,  wissen  wir  nicht  —  eine  allgemeine  Völker- 
wanderung an  den  östlichen  Gestaden  des  Mittelmeeres.  Die  Griechen 
erzählen  uns  von  der  dorischen  Wanderung  und  ihren  Folgen,*)  wie  die 
ägyptischen  Inschriften  von  dem  Andrängen  der  „Seevölker".  Ägypten 
hat  als  Grossmacht  ausgespielt;  der  glänzende  Thron  der  Atriden  ist 
unter  dem  Ansturm  eines  rohen  Bergvolkes  zusammengebrochen.  Tapfer- 
keit und  Kraft  wiegen  jetzt  schwerer  als  Kunstfertigkeit.  Die  Kunst  hat 
ihre  Schutzherm  verloren  und  sinkt  rasch.  Es  muss  sich  eine  neue  Gesell- 
schaft aus  dem  Zusammenbruch  bilden. 

Litteratur:  Der  Inhalt  der  vorhergehenden  Seiten  wurde  von  den  «prähistorischen* 
Forschem  unter  verschiedenen  Schlagwörtern  behandelt.  Von  den  Perioden,  welche  sie 
annehmen,  schlagen  hier  ein:  die  jüngere  Steinzeit  oder  die  Zeit  des  polierten  Steines,  die 
Kupferzeit  (S.  201)  und  die  ältere  Bronzezeit  (S.  208);  wir  haben  die  Litteratur  in  der  Orte- 
künde  nach  den  einzelnen  Ländern  aufgeführt.  Zur  Zeitbestimmung:  Montblius,  om  tids- 
bestämning  inom  bronsaldem;  Über  die  Ornamente  der  Steinzeit:  Anthrop.  Gorresp.  1875, 
52  ff.  Ausserdem  wurden  die  megalithischen  Denkmäler  oft  besprochen ;  ausser  der  Orts- 
kunde vgl.  Fbboussok,  rüde  stone  monuments,  London  1872  (franz. :  les  mon.  mdgalith.  de 
tous  les  pays,  v.  Hamabd  1877);  über  die  Terminologie  Sal.  Rein  ach,  Ra.  III  21,  S^  ff.;  vgl. 
femer  die  in  Kap.  VIII  S.  284  angeführte  Litteratur;  dann  z.  B.  Ch.  GoKHAUtB,  lea  mon. 
mögalithiques  de  Solwaster,  Lidge  1889. 

Kap.  VI.    Die  zweite  orientalisierende  Periode  der  Weltgresehiehte. 

(1030)  ca.  660—525. 
{T.  6.  7.) 

318.  Wir  haben  die  schwierige  Aufgabe,  ein  Zeitalter  zu  schildern, 
in  welchem  allenthalben  eine  völlige  Zersplitterung  herrschte,  aus  welcher 
freilich  in  den  letzten  zwei  Jahrhunderten  ein  internationaler  Sinn  wiederum 
sich  herausbildete. 


*)  Besonders  in  Morbihan,  doch  auch 
anderswo  vereinzelt:  B.  arch^ol.  1891  p.  39. 

*)  Bbloch  (Rhein.  Mus.  45,  584  ff.)  und 
BvsoiT  (Griech.  Qesch.  J.)  leugnen  bekannt- 


lich die  dorische  Wanderung,  ohne  welche 
die  Kunst-  und  Kulturentwicklung  Gbieohen- 
lands  unverständlich  bliebe. 


Kap.  VI.    Die  zweite  orientalieierende  Periode  der  Weltgesohiohte.    (§  318.)    491 


In  Ägypten  folgte  auf  die  glänzende  Zeit  der  Ramessiden  ein  gänz- 
licher Verfall  des  Reiches,  wodurch  zuerst  Libyer,  dann  Äthiopen  die  Herr- 
schaft im  Lande  gewannen;  zeitweise  geboten  sogar  die  Assyrer  über  das 
Nilland.  Es  versteht  sich,  dass  unter  ausländischen  Herrschern  und  in- 
folge der  Einwanderung  vieler  Fremden  die  ägyptischen  Überlieferungen 
durch  und  durch  zerrüttet  wurden.  Als  Psammetich  L  das  saitische  Reich 
begründete,  war  die  Zersetzung  der  Nationalität  nicht  mehr  aufzuhalten; 
im  Gegenteile  gesellten  sich  zu  den  Libyern,  Äthiopen  und  Aramäern  jetzt 
auch  noch  Phöniker,  ^)  Griechen  und  Karer.  Die  Einheit  dieser  disparaten 
Elemente  glaubten  die  Saiten  in  der  Restauration  des  alten  Ägyptens  zu 
finden.  Altertümelei  in  Kultus,  Hofstaat,  Tracht,  Sprache  und  natürlich 
auch  in  der  Kunst  gilt  jetzt  für  echt  national;  zumal  das  alte  Reich  er- 
scheint ideal  und  seine  Könige  werden  oft  verehrt  und  porträtiert.^)  So  gerät 
das  Ägyptische  in  jenen  Zustand  starrer  Verknöcherung,  worin  es  die 
Griechen  finden.')  Allein  die  Geschichte  des  Apries  zeigt,  dass  Altertum 
und  Neuzeit  hart  miteinander  um  die  Herrschaft  rangen. 

Die  religiösen  Bilder  beharren  in  der  Tradition,  schon  deswegen  weil 
in  den  politischen  Wirren  die  Oberpriester  der  grossen  Tempel  an  Macht 
gewinnen  und  sich,  wie  einst  die  Könige,  mit  einem  Stabe  von  Künstlern 
umgeben;*)  aber  Necho  huldigt  dem  Apollo  der  Branchiden,  wie  Amasis 
der  Athena  von  Kyrene  und  Lindos  und  der  samischen  Hera.  Was  die 
Könige  anlangt,  so  haben  die  fremden  Herrscher  ihre  Rasseneigentüm- 
lichkeiten von  den  Künstlern  nicht  verbergen  lassen;  überdies  neuern 
sie  manches  in  der  Symbolik,  z.  B.  finden  wir  unter  den  Äthiopen  eine 
weibliche  geflügelte  Sphinx  mit  Armen  *)  und  unter  der  fremden 
22.  Dynastie  balanciert  der  König  wie  in  Babylonien  einen  Löwen  am 
Schweife.^)  Unter  den  Psammetichiden  dagegen  herrschte  wieder  strengste 
Etikette,  so  dass  man  z.  B.  die  unreinen  Hirten  zu  gewöhnlichen  Ägyptern 
veranständigen  musste.^) 

Nachdem  die  Riesenbauten  der  Ramessidenzeit  vorbei  waren,  konnte 
die  Plastik  wieder  einige  Selbständigkeit  gewinnen.  Die  offizielle  Plastik 
in  hartem  Stein  geht  ihren  ausgefahrenen  Weg  weiter  und  wir  haben  an 
den  Sphinxen  der  nicht  ägyptischen  Herrscherfamilien  nur  den  fremd- 
artigen Gesichtsschnitt  zu  erwähnen.^)  Daneben  macht  die  Technik  in 
bisher  wenig  benützten  Stoffen  Fortschritte;  aus  der  Zeit  der  Fremdherr- 
schaft   sind    gerade    Bronzefiguren  ^)    und    die    prächtige  Alabasterstatue 


*)  Tvgiüfy  atgaronedoy  in  Memphis:  He- 
Tod.  2, 112;  Cfaalcedonkegel  mit  Dagon  und 
Derketo:  Layabd,  recfaerches  T.  22,  7  a,  vgl. 
8tabk,  Gaza  S.  309  f. 

^)  WiEDRMANK,  ftgypt.  Grescfa.  1,  165  f. 
168.  170. 

s)  Plato  leg.  656 de;  Diod.  1,  98,  7.  8. 

«)  Erman  1,  155.  554. 

^)  Von  der  Königin  Mnt-Net*emt :  Gham- 
poiXTON,  lettres  au  dnc  de  Blacas  T.  1. 

*)  Gemme:  Maspbbo,  Ztsch.  f.  ftg.  Spr. 
1879  S.  63 ;  Pehbot  498.  Unter  der  folgen- 
den Dynastie  heisst  er  Stier  wie  in  Assyrien 


(Piancfai-Siele). 

')  Lkpsius  2,  127.  131.  132;  vgl.  Wibde- 
XAKN,  Herodots  2.  Bach  S.  871. 

^)  Z.  B.  Smendis  and  Taharqa;  Tochter 
der  Ameniritis  in  Berlin  7972.  Die  Holzplastik 
(Herod.  2,  181—2)  kennen  wir  nicht. 

^)  1.  Mit  Silber  inkrastiert,  aas  Zagazig 
(Samml.  Demetriu  in  Athen):  Maspebo,  Ga. 
8,  185  ff.  T.  33.  34;  2.  des  Königs  Osorkon  1. : 
Lanzoite,  Atti  d.  r.  accad.  di  Tor.  11,  459  ff. 
T.  1  (linker  Vorderarm  mit  Gefäss  vorge- 
streckt); 8.  der  Prinzessin  Earomama,  da- 
masciert,  im  Loavre:   Piebret,   cat.   de  la 


492 


Elaamflche 


e.    n.  Qaflehiohte  dar  alten  Kiuuii. 


der  Äthiopenkönigin  Ameneritis  hervorzuheben.  >)  unter  der  saitischen 
Dynastie  wird  die  Bearbeitung  des  traditionellen  harten  Steines  mit  neuem 
Eifer  aufgenommen;  doch  scheint  man  die  Einfachheit  der  guten  alten 
Zeit  meistens  nur  in  einem  düsteren  fast  schwarzen  Granit,  nicht  in  den 
roten  und  grünen  Arten  gefunden  zu  haben.  Es  galt  jetzt,  den  alten  Stil 
wieder  zu  erneuern,  eine  Aufgabe,  welche  die  Künstler  mit  Gründlichkeit 
anfassten.  Sie  glaubten  gewiss  im  alten  Stile  zu  arbeiten,  brachten  aber 
etwas  Neues  zu  stände.  Die  alten  einfachen  Stellungen  (ruhiges  Sitzen 
und  Stehen  mit  vorgesetztem  linken  Fusse)  behielten  sie  natürlich  bei, 
aber  sie  trennten  die  Beine  weiter  voneinander.  Der  Leib  ist  nicht  mehi* 
ein  stereometrischer  Körper,  sondern  man  sieht  wenigstens  das  Bemühen, 
einen  lebendigen  nachzubilden.  Nicht  alle  Künstler  sind  freilich  gleich: 
Die  einen  vernachlässigen  Hände  und  Füsse,  andere  versuchen  eine  Be- 
lebung der  Zehen,  indem  sie  die  grosse  Zehe  wegspreizen  und  aufrichten. 
Die  Proportionen  werden  neu  geregelt.^)  Unter  den  Granitstatuen  ragt 
der  kopflose  Horus  des  Louvre  hervor,')  eine  schlanke,  aber  muskulöse 
Gestalt,  stehend,  nur  mit  einem  Hüftenschurz  bekleidet,  die  beiden  Arme 
gesenkt,  die  Finger  gekrümmt,  den  linken  Fuss  vorgesetzt;  aber  noch 
haftet  die  Gestalt  an  einem  Pfeiler.  Dass  in  weicheren  Steinen  erfreuliches 
erzielt  wurde  wie  die  Steinfigur  des  knieenden  Nechtharheb  im  Louvre,^) 
ist  noch  weniger  zu  vei-wundem.  Was  die  vorhergehende  Zeit  gepflegt, 
wird  ebenfalls  weitergeführt.  Die  Bronzetechnik  blüht  fort  und  wird 
durch  Inkrustation  und  Email  malerisch  verschönert.^)  Hier  treten  für 
uns  die  verschiedenen  Richtungen  der  Zeit  vielleicht  am  deutlichsten  her- 
vor. An  der  einen  Gruppe  fühlt  man,  wie  der  Künstler  gewandt,  wenn 
auch  immerhin  stilisierend  das  Thonmodell  geformt;  nicht  bloss  Genre- 
bilder, ^)  wie  im  alten  Reich,  sondern  auch  heilige  Tiere  und  sogar  Götter 
selbst^)  sind  befriedigend  ausgefallen.  Eine  zweite  Gruppe  weist  kon- 
ventionelle Typen  auf;  von  ihr  würde  sich  die  archaisierende  abzweigen, 
von  welcher  bereits  (S.  439)  die  Rede  war.  Konventionell  sind  natürlich 
am  meisten  die  zahllosen  Uschebte  (S.  434),  welche  die  saYtische  Zeit  dem 
Toten  scharenweise  beigab.  Die  meisten  bestanden  aus  blauer  oder  grüner 
Fayence,  verschiedene  jedoch  aus  Holz,  Bronze,  Kalkstein  oder  Alabaster. 
Indem  wir  die  Figuren  aus  kostbarem  Material,  weil  sie  uns  nichts  Neues 
lehren,  übergehen,®)  möchten  wir  hervorheben,  dass  die  Vorliebe  für  den 


salle  bist.  p.  15  Nr.  23;  4.  mit  Gold  einge- 
legt, aoB  dem  Anfang  der  23.  Dynastie 
(WiBDBXAirii,  ftg.  Gesch.  S.  561);  zu  ver- 
gleichen ist  eine  goldene,  mit  Lapislazuli  u. 
Glaspasten  eingelegte  Göttergruppe  aus  der 
Zeit  Osorkon*s  II.  (Pbbbot  571). 

*)  In  Gizeh,  auf  Granitbasis:  Psbbot 
481;  Album  du  Mus^e  de  Boulaq  T.  65; 
Gbbbns,  fouilles  h  Th^bes  8a;  Dresdner  Ab- 
guss.  Das  Schema  ist  das  alte  der  stehen- 
den Mftnnerstatuen. 

')  Ein  Stehender  =  23  Mittelfinger,  ein 
Sitzender  =19. 

*)  Pebbot  484. 

*)  Pbbbot  F.  483. 


^)  Bronzekopf  des  Amasis  in  Gizeh ;  sehr 
kunstreich  Ammonsfignr  mit  Inschriften  und 
Verzierungen  von  Gold  und  Weissgold,  aus 
der  Zeit  des  Amasis;  Eönigsstatuette  mit 
Augen  und  Verzierungen  von  Silber  (26.  Djn.): 
Abundalb  a.  BoKOMi,  GaU.  of  ant.  T.  3,  4 
u.  46,  168. 

*)  Z.  B.  ein  Neger,  abgeb.  bei  Mitchell 
p.  18. 

')  Pbbbot  34-37.  482.  490.  491.  511. 

^)  Äffin  aus  Silber:  Catlus,  recneil  VI 
T.  16,  1.  2;  im  Labyrinth  soll  eine  9  Ellen 
hohe  Statue  des  Serapis  aus  Smaragd  (grOnem 
Glasfluss?)  gestanden  sein:  Apion  fr,  8. 


Kap.  Tl.    Die  sweite  orientaliBierende  Periode  der  Weltgeaohiohte.    (S  318.)     4d3 

Alabaster  fortdauert;  unter  den  ältesten  Statuen,  welche  man  in  der  grie- 
chischen Faktorei  von  Naukratis  gefunden  hat,  befindet  sich  ein  Torso  in 
der  oben  beschriebenen  Haltung  des  Horus,  doch  ohne  Rückenpfeiler,  aus 
orientalischem  Alabaster  gefertigt.^) 

Die  Existenz  einer  Tafelmalerei  ist  durch  Herodots  Nachricht 
(2, 182),  dass  Amasis  sein  Bild  nach  Eyrene  schickte,  gesichert.  Diesen 
Bildern  stehen  wohl   die  erhaltenen  bemalten  Holzstelen  am  nächsten.') 

Bei  den  unsicheren  Verhältnissen  im  Lande  konnte  die  Bauthätig- 
keit,  abgesehen  von  Erneuerungen  der  alten  Tempel,  keine  grosse  sein 
und  überdies  traf  die  zerstörende  Hand  der  Sieger  die  Bauten  der  letzten 
Dynastie  am  meisten.  Immerhin  wurde  unter  Verwendung  von  Gefangenen') 
einiges  ausgeführt,  doch  nichts  von  Erheblichkeit.^)  Die  schmückenden 
Keliefs  bestätigen  die  oben  gegebene  Charakteristik  der  Zeit;  den  konven- 
tionell altertümelnden  und  nach  Art  der  Bilderschrift  behandelten  ^)  stehen 
manche  lebensvolle  oder  doch  mit  einigen  lebensvollen  Zügen  ausgestattete 
Bilder  gegenüber.*)  Es  scheint,  äass  jetzt  zwischen  den  Säulen  den 
griechischen  Metopen  vergleichbare  Reliefplatten  aufkommen.  7)  Neu  ist 
der  Versuch,  aus  einer  Holzplatte  ä  jour  eine  Figur  herzustellen,  die  sich 
von  der  andersfarbigen  Wand  abhob.®)  Auch  finden  wir,  wie  gleichzeitig 
in  Assyrien,  Thüren  mit  getriebenem  Bronzeblech  bedeckt.®) 

Das  Kunstgewerbe  dieser  Periode  wird  jetzt  allmählich  durch  Petrie's 
Ausgrabungen  bekannt;  nur  muss  noch  Naukratis'  Stellung  hinsichtlich 
seiner  Selbständigkeit  genauer  präzisiert  werden;  als  die  Griechen  sich 
dort  niederliessen,  hatten  sie  viel  eher  zu  lernen  als  zu  lehren.*^)  Was  die 
Schmucksachen  betrifft,  verweisen  wir  einstweilen  auf  Äthiopien  (S.  495). 
Unter~;der  20.  bis  25.  Dynastie  kommen  bemalte  Alabastergefösse  mit 
Lotosverzierungen  auf;^^)  an  diese  schliessen  sich  wohl  als  billige  Imitationen 
die  zahlreichen  mit  Weiss  überzogenen  Thongefasse  von  Naukratis  an. 
Dieselbe  Stadt  liefert  noch  verschiedene  Sorten  von  Gefassen,  deren  Pro- 
venienz jetzt  noch  nicht  mit  Sicherheit  festzustellen  ist,  namentlich  grau- 
braun glasierte  Vasen,  auf  welche  in  Scharlach  oder  Purpur  und  Weiss 
Lotos  und  Mäander  gemalt  zu  sein  pflegen,  sodann  Vasen,  welche  so  plan- 
mässig  ein  System  von  Linien  überzieht,  dass  man  von  geometrischem 
Stil  sprechen  darf,  drittens  eine  ungeheuere  Zahl  von  gelblichen  Gefassen, 
welche  ein   oder  mehrere  Streifen  schwarz  oder    braun    gemalter  Tiere 


*)  Naukratis  I  T.  1,  4;  Robihbon,  Mu- 
fieum  of  fine  art,  Boston,  13.  annaal  report. 

')  Stele  des  Osorkon  1.,  Brachstücke  in 
Turin  (Atti  d.  r.  accad.  di  Torino  11,  463  f. 
T.  2)  und  der  Vaticana. 

')  Odyssee  14,  272;  Wibdbmahk,  äg. 
Gescliichte  S.  654. 

*)  Kleiner  Bau  des  Taharka  in  Kamak : 
Pbissb,  mon.  ög.  T.  31—84;  monolithe 
Tempel  in  Sais  und  Bntas:  Herod.  2, 
155.  175. 

')  Dorfschaften  in  der  S.  465  erw&hnten 
Weise  angezeigt:  unter  Scheschonql.,  Mbybb 
S.  882. 

•)  Z.  B.  Pebbot  485.  486;  Mitohell  8. 


876  =  Mabibttb,  mon.  div.  T.  85. 

^)  Von  Psammetich  IL,  in  Wien. 

")  Isis,  aus  dem  Anfang  der  28.  Dyn., 
in  Bologna. 

*)  Z.  B.  von  Psammetich  IL,  in  Gizeh 
(Bbuosch,  recueil  1  T.  10,  7);  Amasis  (ehend. 
10,  8;  Wibdbmakn,  äg.  Gesch.  S.  657);  fiber 
die  Thore  Thebens  Baten  bei  Steph.  Byz. 
Jtoanohg, 

'^)  Bei  Eorinth  wurde  ein  Gefftss  in 
Form  eines  behelmten  Kopfes  mit  der  Car- 
touche  des  Apries  gefunuen  (Ga.  6,  145  ff. 
T.  28). 

»0  Nebesheh  T.  1,  41.  2,  81. 


494 


SlaaaiBohe  Itnnsiaroiiftologie.    tl.  Öeachiohte  der  alten  Kirnst. 


(Löwen,  Stiere,  ägyptische  Ziegen)  umgibt,  während  die  leeren  Felder  mit 
Linienomamenten  oder  Rosetten  ausgefüllt  sind;  wir  sehen  dabei  eine 
Entwicklung  von  einer  weniger  geregelten  Dekoration,  in  welcher  die  Tiere 
noch  nicht  recht  stilisiert  und  die  Füllung  der  Felder  noch  nicht  durch- 
geführt ist,  zu  einem  bewussten  System;  dieses  gewinnt  früher  in  dem 
obern  Friesbande  als  in  dem  Hauptbilde  die  Herrschaft.  Die  Fayence- 
industrie geht  sehr  lebhaft  in  Skarabäen  und  Schmuckstücken.^)  Die 
Elfenbeinschnitzerei  dauert  naturgemäss  fort.*)  Asiens  Figurenweberei 
wird  im  Lande  selbst  aufgenommen.^)  Eine  nähere  Untersuchung  dieser 
vernachlässigten  Partie  wird  manches  kunstgeschichtlich  Wichtige  (z.  B. 
eine  bronzene  Situla  mit  Streifen  getriebener  Figuren)^)  beibringen  imd 
darthun,  dass  das  Kunstgewerbe  in  höchster  Blüte  stand;  nach  der  Na- 
tionalität der  Arbeiter  frugen  die  Ägypter  gewiss  nicht.  Griechen,  Phö- 
niker^)  und  Aramäer  werden  darunter  gewesen  sein;  die  Sache  war  doch 
„in  Ägypten  gemacht''  und  fand  darum  schon  Absatz. 

Auch  die  Länder  am  oberen  Nil  wai*en  damals  nicht  mehr  passive 
Bezugsquellen.  Etwa  um  das  Jahr  1000  mag  Nubien  verloren  gegangen 
sein  und  nun  entwickelt  sich  ein  Reich,  welches  von  den  Griechen  Äthi- 
opien genannt  wird  und  zu  seinem  Kern  das  Land  der  über  das  rote 
Meer  eingewanderten  hamitischen  Easch  oder  Eesch  (hebr.  Kusch,  jetzt 
Bedscha)  hat.  Schon  unter  der  18.  Dynastie  liefern  diese  den  Ägyptern 
die  kunstvollsten  Goldarbeiten,  selbst  Goldfiguren,  weil  ihr  Land  an  dem 
Metalle  Überfluss  hatte;  auch  die  Schreinerei  und  die  Webekunst  haben 
schöne  Erzeugnisse  aufzuweisen.®)  Offensiv  finden  wir  die  Äthiopen  in 
Ägypten  selbst  ungefähr  800 — 663  v.  Chr.  Die  einheimische  Hauptstadt 
war  zuerst  Napata,  später  Meroe,  welches  am  oberen  Nil  zwischen  Berber 
und  Chartum  lag  (S.  82).  Während  Äthiopien  selbst  an  Naturschätzen  (Gold, 
Silber,  Eisen  und  Kupfer,  Edelsteinen  und  Ebenholz)  reich  genug  war,^) 
ahmten  seine  Fürsten  den  Pharaonenhof  nach.  Ln  Reiche  von  Napata  war 
die  Schriftsprache  ägyptisch  oder  sollte  es  wenigstens  sein,  *)  erst  von  den 
Königen  Meroes  wurde  das  Äthiopische  mit  Hieroglyphen  oder  demoti- 
schen Buchstaben  geschrieben.  Auch  die  Religion  scheint  gleich  gewesen 
zu  sein. 

Ähnlich  dürfte  es  sich  mit  der  Kunstthätigkeit  verhalten  haben.  Doch 
ist  über  diese  in  Ermangelung  eigentlicher  Ausgrabungen  nichts  Sicheres 
zu  sagen.  Der  Ziegelpyramiden  und  Mumienkästen  geschah  bereits  S.  445 
Erwähnung.  An  einem  Felsentempel  Taharqa's  in  Barkai  fallen  die  Pfeiler- 
figuren des  Gottes  Besä  auf,  Vorläufer  der  stützenden  Silene  Griechen- 
lands.»)   Von  dem  Kunsthandwerk,  das  den  Griechen  imponiert  zu  haben 


')  Fabrik  in  Nankratis:  Pbtrie  I  S.  36  ff. 
T.  37;  Halsband:  Nebesheh  T.  7,  1. 

^)  Z.  B.  Mann  mit  zwei  geflügelten  Stein- 
böcken an  einer  Palme:  Naukratis  S.  41. 

^)  Leinenpanzer  bei  Herodot  (3,  47)  be- 
schrieben, s.  auch  Ezech.  27,  7. 

*)  Caylus,  recueU  VI  T.  14.  15. 

^)  Z.  B.  phönikisches  Siegel  in  Naukratis 
T.  20.  17. 

^)  Grab  des  RechmfirS :  Hoskins,  travels 


in  Ethiopia  p.  328  ff.;  Wilkihson  I  T.  4; 
Bild^vom  König  ^jnentatSnch:  Lepsius  III 
117.  118. 

')  Diod.  1,  33,  3;  abweichend  Herod. 
3,  23. 

»)  Maspebo,  Tr.  b.  a.  4,  213  ff. 

^)  liEPsnis,  Denkm.  5, 6;  Mbysb,  Gresch. 
d.  alten  Äg.  S.  359.  Herodot  erwfthnt  auch 
eine  Grabstele  aus  „gegrabenem  Glas'  (3, 24) 


Kap.  VI.    IHe  zweite  orientalislerende  Periode  der  WeltgeBohiohie.    (§  819.)    495 


scheint,  *)  gibt  der  in  Berlin  befindliche  Schmuck  einer  Königin  einen  an- 
sehnlichen Begriff.') 

Litteratnr:  §  48;  Lkfsiüs.  Denkm.  1,  132  £f.  5, 1  ff.;  Sah.  Bibch,  on  some  mon.  of 
the  reign  of  Tirfaakah,  Tr.  s.  b.  a.  7,  193. 

319.  Die  politische  Geschichte  Syriens  und  Palästinas  hat  in 
diesem  Zeitraum,  nachdem  David  und  Salomo  eine  Art  Nachspiel  zu  der 
glänzenden  Ramessidenperiode  geliefert,  nur  zu  erzählen,  wie  das  in  ver- 
schiedene Reiche  zersplitterte  Land  zwischen  Ägypten  und  Assyrien  oder 
Babylonien  hin  und  herschwankte;  die  Propheten  stellen  diesen  traurigen 
Zustand  noch  anschaulicher  dar  als  die  geschichtlichen  Daten.  Wenn  nun 
auch  kein  David  und  Salomon  und  kein  Chetafurst  mehr  einen  Einheits- 
staat oder  Staatenbund  bildete,  befand  sich  das  Land  doch  bei  dieser 
Kleinstaaterei  anscheinend  sehr  wohl.  Die  Blüte  der  Gewerbe  dauert  fort 
und  überdies  entwickelt  sich  jetzt  ein  ausserordentlich  schwunghafter 
Handel,  welcher  vorwiegend  den  Phönikem  zu  gute  kommt.  Der  gross- 
artige Austausch  von  Manufakturen  und  Naturerzeugnissen  aller  Länder 
zwischen  Indien  und  Karthago  ist  von  den  Propheten  Ezechiel  (K.  27) 
im  einzelnen  geschildert.')  Auch  die  Syrer  thaten  sich  um;  als  'Omri  von 
Israel  mit  Damaskos  Frieden  schloss,  musste  er  dieser  Stadt  einen  Fondaco 
in  Samaria  zugestehen.*)  Unbeschadet  der  schwankenden  politischen  Sym- 
pathien wandte  sich  die  Kunstfertigkeit  Kanaans  und  Syriens  ziemlich 
gleichmässig  nach  Ägypten,  gewiss  deswegen  weil  Mesopotamien  eher  ex- 
portierte als  einführte,  während  die  ägyptische  Fa9on  nicht  bloss  den  Ab- 
satz in  Ägypten,  sondern  auch  den  in  den  nordwestlichen  Ländern  er- 
leichterte; man  verehrt  sogar  den  ägyptischen  Arbeitergott  Ptah.*)  Bei 
alledem  mengten  die  Arbeiter  doch  ihre  semitischen  Anschauungen  oft 
genug  hinein.  Die  beiden  israelitischen  Königreiche,  wo  Ackerbau  und 
Viehzucht  überwogen,  scheinen  an  dieser  grossen  Exportindustrie  nicht  be- 
teiligt gewesen  zu  sein. 

Die  heidnischen  Bewohner  Syriens  nehmen  jetzt  vielfach  ägyptische 
Kulte  an;  die  Sphinx  in  der  Auffassung  der  Ramessidenzeit  (S.  456),  die 
geflügelte  Sonnenscheibe«)  mit  der  Uräusschlange,  die  Nilbarke,')  der 
Scarabaeus,  Nilschlüssel  und  der  fratzenhafte  Gott  Bes  blicken  uns  über- 
all entgegen;  aber  sie  gliedern  sich  wie  selbstverständlich  in  die  Dämono- 
logie Asiens  ein.  Ob  die  Stadtkönige  schon  jetzt  die  ägyptischen  Herr- 
scherinsignien  annahmen,  dürfte  zweifelhaft  sein;  fest  steht  nur,  dass  dies 
in  der  Perserzeit  geschah,  wo  man  die  Pharaonen  ungestraft  nachäffen 
konnte.*)    Doch  mögen  sie  schon  früher  begonnen  haben,  sich  in  Mumien- 


*)  Id  Meroö  waren  einst  4000  artificea 
(Plin.  n.  h.  6,  186);  geschnittene  Steine  statt 
der  Münzen:  Herod.  7,  69;  Eryxias  p.  400b. 

^)  Berlin,  .Äthiop.  Sammlung". 

')  Kurz  sagt  Herodot  am  Anfang  seines 
Werkes  das  gleiche. 

*)  1  Könige  20,  34. 

^)  Thonfignren  ans  Tortosa :  M.  Nap.  19, 
1 — 3.  Über  Ägyptisches  ans  der  Zeit  Nechos 
BsvAK,  mission  S.  27  f.  179.  545. 

•)  Rbhak,  miss.  T.  IV  4  (8.  26).  IX. 
XXXII  p.  6.  7. 


^)  Siegel  aus  Marathos:  Lbvy,  Siegel  u. 
Gemmen  S.  27  T.  2,  10. 

^)  S.  die  tyrischen  und  sidonischen  Mün- 
zen.  Vielleicht  gehören  hieher  die  Statue 
von  grauroter  Lava  aus  Sarepta  (MusÖe  Na- 
pol.  III T.  18,  1),  ein  moabitisches  Reb'ef  fdas. 
T.  28, 1)  und  verschiedene  geschnittene  Steine 
(Levy,  Siegel  u.  Gemmen  T.  1,  1.  3.  2,  11.  3, 
6.  7.  7  a.  9.  10;  das  Siegel  Abibals  soll  aller- 
dings nach  DB  LuTKBS,  num.  des  satr.  T.  13, 
1  von  dem  Vater  Hirams  sein). 


496 


KlasBisohe  Koiuitarohftologie.    II.  OeBchiohte  der  alten  Kimait. 


kästen  beisetzen  zu  lassen.^)  Über  die  babylonischen  und  syrischen  Phan- 
tasiegestalten wurde  das  wichtigste  schon  früher  mitgeteilt;  aber  eine 
Durchmusterung  der  geschnittenen  Steine  mit  phönikisch-aramäischen  In- 
schriften ergibt  eine  wichtige  Nachlese.  Wir  finden  dort  pferdefüssige 
Männer  (nach  den  Griechen  Silene  zu  benennen),  Harpyien  und  bärtige 
Sphinxe  mit  Kopfbedeckung.^)  Die  vierflügeligen  Wesen  finden  jetzt  aus- 
drückliche Erwähnung.^) 

Da  die  schriftlichen  Quellen  sehr  wenig  Unterstützung  gewähren, 
lässt  sich  die  Eunstthätigkeit  noch  nicht  mit  voller  Sicherheit  schildern; 
so  manches  mag  erst  der  Perserzeit  angehören.  Die  statuarische 
Kunst  hatte  vermutlich  im  allgemeinen  nur  für  religiöse  Zwecke  zu 
arbeiten.  Es  gab  Götterbilder  von  Holz,  Silber,  vergoldetem  Holze  oder 
Stein  in  den  verschiedensten  Grössen  bis  zum  Koloss  hinauf.^)  Doch  da- 
von entführten  die  Assyrier  und  Babylonier  vieles,  *)  noch  mehr  zerstörten 
die  orthodoxen  Könige  innerhalb  des  Gebietes  der  Hebräer.  Letzteren 
imponierten  aber  die  Bildwerke  von  Tyros  doch.^)  Um  die  Götterfiguren 
gruppierten  sich  Porträtstatuen  der  Weihenden.  Häufiger  wurden  natür- 
lich kleine  Figuren  aus  Bronze  und  Terrakotta  angefertigt.  Man  wird 
eine  Anzahl  erhaltener  grosser  und  kleiner  Porträtfiguren  dem  Zeitalter 
zurechnen  dürfen.')  Der  Norden  liefert  ausser  ein  paar  Bronzen*)  Rund- 
figuren in  ziemlich  beträchtlicher  Anzahl:  Götter-  und  Königsbildnisse  aus 
hartem  Stein,  welche  zum  Teil  hethitische  und  aramäische  Inschriften  tragen. 
Lehrreicher  ist  jedoch  die  Abbildung  des  Gottes  von  Heliopolis,  wo  der 
Unterleib  einer  runden  Säule  gleicht,  während  zu  beiden  Seiten  ein  Tier 
steht.  ^^)  Die  berühmte  Sardanapallosstatue,  deren  Bild  man  auf  Münzen 
von  Tarsos  zu  erkennen  glaubt,  stand  wahrscheinlich  auf  dem  Grabdenk- 
mal Dümüktasch  bei  Tarsos.  ^^)  So  dürftig  das  aufgezählte  Material  ist, 
genügt  es  doch,  um  den  Fortschritt  zu  strengerer  Stilisierung  erkennen 
zu  lassen.  Die  Haare  werden  zuerst  an  den  Enden  gelockt,^')  dann  in 
kleine  regelmässige  Löckchen  gerollt, '5)   da  unter  den  Syrern  des  Alter- 


*)  Eschmanazar  von  Sidon  (M.  Nap.  T. 
16,  1,  Pbbbot  f.  86  mit  Ägyptischer  Frisur 
und  Pectorale;  nach  Schlottmakh,  die  In- 
schrift Eschmunazara  1868  S.  35  ff.  387/6  v. 
Chr.,  jedoch  nach  Ra.  42,  225,  2  die  Form 
des  Kastens  aus  der  Zeit  der  25.  u.  26.  Dy- 
nastie; M.  Nap.  16,  2.  17,  2;  AA.  1889  S.  47 
(einer  mit  Hieroglyphen  und  phönikischer 
Inschrift);  Gesicht  am  Deckel  von  Thon- 
Sarkophagen:  Perbot  III  S.  139. 

«)  C.  Inscr.  Semit.  II  T.  6, 80  (7.  Jahrh.J; 
das.  6,  78  (7.  Jahrh.);  das.  5, 101. 

»)  Ezech.  1,  6.  12;  vgl.  Isai.  6,  2;  Phö- 
nikischer «Eronos":  Sanchuniathon  heiPhilon 
(Frg.  hist.  Gr.  III  p.  569,  26). 

*)  Esai.  30,  22;  Osee  8,  4.  5.  11,  5.  13, 
2;  kolossaler  „Apollo*  in  Tyms:  Plut. 
Alex.  24. 

*)  Z.  B.  Osee  11,  6. 

•)  Ezech.  26,  11. 

^)  Steinfiguren:  Pbrbot  F.  302.  306-7; 
Rbnan,  mission  T.  21,  1  (Reiter);  Terrakotta- 


figuren: Hbüzet,  terrescuites  duLouvre  T.  5 
(Viergespann).  11, 5  (sitzende  Frau  mit  Vogel). 
12,  6  (Gelage);  M.  Nap.  19,  1—8.  21,  1.  23. 
1-3.  24,  1—3.  25,  1.  2;  Bronzen:  Pkbbot 
F.  277  (M.  Nap.  III  T.  21 :  Krieger  aus  Tor- 
tosa).  278.  304.  319—20  (aUe  drei  auf 
Zapfen);  Mabmoba,  Mem.  deir  acc.  di  Torino 
1854  p.  185;  Cat.  Raife  Nr.  551;  eine  im 
Museum  von  Aachen;  Elfenheinfignr:  Pbb- 
bot 409. 

«j  M.  Nap.  I  4;  Ra.  1879  II  T.  25. 

*)  Statue  des  Hadad:  Ausgrah.  in  Sen- 
dschirli  T.  6  u.  S.  84;  Statue  Panammü's: 
das.  S.  54.  55;  zwei  Statuen  und  eine  Dop- 
pelfigur aus  Gerdschin:  das.  S.  44  ff.  m.  Abb.; 
Berliner  Abgüsse  166—8. 

>o)  Ra,  III  8  T.  26,  vgl  das.  8.  67. 

>>)  Laitglois,  Ra.  10,527  ff.;  S.  90. 

1*)  Pbbbot  F.  21  (Bes  im  Louvre);  145 
(Wagenlenker).  341.  342. 

>')  Terrakottasarkophag:  Pbbbot  F.  130. 


Sap.  VI.    Die  zweit«  orientalisierende  Periode  der  WeltgeBohiohte.    (§  319.)     497 

tums  krauses  Haar  gewöhnlich  war,  ^)  die  Körper  straffer  angespannt,  die 
Schultern  wagrecht  empor  gezogen  und  die  Stellungen  wie  in  einem  Tum* 
oder  Tanzkurs  geregelt,  während  vorher  die  Füsse  parallel  gestanden 
hatten ;  *)  z.  B.  finden  wir  hier  den  Typus,  der  uns  in  den  altgriechischen 
Werken  oft  begegnen  wird:  Eine  Frau  hebt  mit  der  Linken  ihr  langes 
Gewand  auf,  weil  sie  den  Fuss  zum  Gehen  vorgesetzt  hat,  und  hält  eine 
Blume  in  der  Hand.^)  Im  Sitzen  drückt  sie  eine  Taube  zärtlich  an  die 
Brust.*) 

Dies  ägyptische  Vorbild  bewii*kt,  dass  nun  die  Plastik  zur  Baukunst 
in  engere  Beziehungen  tritt.  Der  Grabbau  zu  Amrith  war,  wie  ein  ägyp- 
tischer Tempel  von  Löwen,  deren  Vorderteil  aus  dem  Gebäude  vorsprang, 
bewacht;^)  die  mehr  oder  weniger  gelungenen  Löwen-  und  Sphinxstatuen 
hatten  wohl  einen  ähnlichen  Zweck.  ^)  Für  den  Norden  erweist  den 
gleichen  Geschmack  der  basaltne  Löwe  von  Marasch,  der  bei  seiner  un- 
natürlichen Stilisierung  komisch  wirkt. '')  Die  Bauten  sind  uns  wieder  sehr 
einseitig  bekannt;  ausser  ein  paar  kleinen  Heiligtümern  gibt  es  im  Süden 
nur  Grabkanmiem  und  Grabbauten,  deren  Datum  sehr  bestritten  ist.  Die 
Fürsten  Phönikiens  errichteten  sich  nach  ägyptischem  Vorbilde  noch  bei 
Lebzeiten  ihre  Grabmäler;^)  die  Beschreibungen  jüdischer  Paläste  sind 
leider  nur  oberflächlich  gehalten.*)  So  kennen  wir  von  der  architekto- 
nischen Plastik  eigentlich  nur  zwei  Reliefplatten  von  Alabaster  aus  Ara- 
dos,  welche  ein  Greifenpaar,  eine  Sphinx  mit  ägyptischer  B[rone,  den  hei- 
ligen Baum  und  Palmettenreihen  in  der  Weise  der  babylonischen  Bunt- 
weberei verbinden.  1^)  Ln  allgemeinen  jedoch  beschränkt  sich  die  Ver- 
zierung so  ziemlich  nur  auf  hübsche  Profile  ägyptischen  Geschmacks;  an 
Säulen  kommt  das  Lilienkapitell  Babylons  vor.^^)  Der  Metallschmuck  fehlt 
auch  jetzt  nicht,  wie  eine  bronzene  Löwenmaske  mit  kranzartiger  Mähne 
beweist.  1*)  Das  farbige  Glas  trug  gewiss  zur  Polychromie  der  Architektur 
bei,  wenn  auch  die  Griechen  nur  von  einem  grossen  Pfeiler  aus  „Smaragd* 
erzählen.^')  Sonst  gibt  es  Grabsteine,  bei  denen  wir  uns  nicht  aufzuhalten 
brauchen,  und  eine  Anzahl  Votivreliefs;  sie  repräsentieren  rein  ägyptische 
Arbeit  **)  und  nordsyrischen  Stil.'*)   Im  Norden  liegt  die  Entwicklung  deut- 

*)  Anon.  de  physiogn.  14.  *^)  Rknan,  mission  T.  4,  7.  8;  Pbbrot  F. 


«)  Z.  B.  Terrakotta:  Pbbbot  F.  143. 

*)  Heuzet,  terrescoites  T.  12,  4.  5  (aller- 
dings auf  Rhodos  gefunden,  m.  Text);  Persot 
F.  142.  345. 

*)  Pkbkot  f.  20  (Terrakotte  im  Lonvre). 


73.  78;  PiETSCHMAHK,  Phönizier  S.  178;  Ro- 
settenfelder, aus  Qebeil:  Renan  T.  20,  4; 
Fragment  mit  Löwe :  Renan  p.  175  =  Peebot 
F.  309;  Uraeua,  Halbmond  und  Scheibe  an 
einer  tvrischen  Säule:  M.  Nap.  18,  2;  ahn- 


'*)  Renan,  mission  T.  13;  Pebbot  437;  1  liehe  Embleme  an   einem  Tempelchen   von 


unterer  Teil  eines  Löwenleibes  aus  Byblos: 
Renan  T.  20,  2  S.  175;  spÄter  in  Um-el-Awa- 
mid :  Renan  T.  55. 

•)  Löwe  von  Granit:  Perbot  F.  310; 
Sphinx  aus  der  Ammonitis:  Ra.  1864  I  64; 
schöne  Sphinx  aus  Um-el- Awamid :  Renan 
56  (vielleicht  schon  etwas  jfinger). 

')  Mit  hethitischen  Hieroglyphen,  in 
Konstantinopel :  abgeb.  Wbioht,  emp.  of  the 
Hitt  2.  A.  T.  27 ;  Perbot  F.  275. 

*)  Ezech.  28,  13;  Inschrift  des  Eschmu- 
nazar. 

»)  I  Reg.  22,  39;  vgl.  Amos  3, 15. 


Amrith:  Renan  T.  9;  Thüre  von  üm-el- 
Awamid:  Renan  T.  52;  Fries  von  Uraeus- 
Bchlangen  an  zwei  Tempelchen  von  Amrith: 
Renan  p.  68  ff. 

»»)  Renan  T.  34. 

*')  Perrot  F.  137;  „eherne  Mauer **, 
«ehernes  Thor**  gebrauchen  die  Propheten 
bUdlich. 

»»)  Theophr.  lap.  25. 

^^)  Aus  Byblos,  im  Louvre:  Perrot 
F.  282. 

'*)  Stele  von  Amrith :  Perrot  P.  283  (da- 
bei jedoch  ägyptische  Embleme);  nicht  weit 


Bftndbnch  der  klAwi.  AUortiinMwlfWf>u8«*haft.  VI.  32 


498 


KhuNdaobe  Snnstaroliftologie.    H.  Oeaehichte  der  alten  Sunai. 


lieber  vor.  Auch  hier  tritt  nach  dem  Sturze  des  Chetareiches  ein  Nieder- 
gang ein,  der  durch  die  flüchtigen  Flachreliefs  von  Marasch  veranschau- 
licht wird,  ^)  zu  denen  architektonische  Löwenfiguren  sich  stellen.*)  Dann 
folgt  eine  Periode  neuen  Aufschwungs.  Die  Figuren  werden  mehr  rund 
herausgehauen  und  der  Künstler  bemüht  sich,  ihnen  ein  kraftstrotzendes 
Aussehen  zu  geben; 3)  schliesslich  werden  die  muskulösen  Olieder,  Haar 
und  Bart  nach  assyrischer  Weise  stilisiert.*)  Die  hethitischen  Hieroglyphen 
erfüllen  den  leeren  Raum  und  drängen  sich  wie  bei  den  Ägyptern  in  die 
Darstellungen  ein.  Nach  altem  Herkommen  bleiben  die  auf  ihre  Tiere 
tretenden  Götter*)  und  die  Schnabelschuhe.  Wir  finden  Sphinxe,  Greife 
und  die  geflügelte  Sonnenscheibe.  Die  Alabasterskulptur  hat  in  Tarsos 
ein  Denkmal  hinterlassen.^)  Wie  wir  früher  die  Bienenkorbform  der 
heutigen  Bauernhäuser  zu  erwähnen  wagten,  so  sei  hier  mit  Rücksicht 
auf  den  Westen  eingeflochten,  dass  wenigstens  in  arabischer  Zeit  nachge- 
wiesen werden  kann,  dass  von  der  Decke  Strausseneier  zur  Zierde  herab- 
hängen.'') 

Die  Kunstindustrie  stand,  wie  bemerkt,  in  voller  Blüte;  leider 
werden  die  Schriftquelien  ®)  durch  Originale  nicht  genügend  ergänzt.  An 
Juwelierarbeiten  haben  wir  ein  vergoldetes  Kupferblech  mit  getriebenen 
Tierfiguren,  ^)  kleine  figurierte  Plättchen  i^)  und  ziemlich  zahlreiche  Siegel- 
oder Amuletsteine,^^)  welche  oft  die  Form  eines  Scarabaeus  oder  Ska- 
rabäoiden  haben.**)  Die  Möbel  scheinen  in  ägyptischem  Geschmacke  ge- 
arbeitet worden  zu  sein.^^)  Das  kostbare  indische  Ebenholz  gab  Kämme 
ab,  deren  Platte  eine  asiatische  Sphinx  oder  ein  Löwe  in  Relief  zierten.'*) 


ab  liegt  das  moabitische  Fragment  (Febbot 
F.  316).    Beide  mögen  älter  sein. 

')  HuMANK  u.  PucHSTEiN,  Reisen  T.  45, 
2.  47,  2—4  (5.  6  Übergang  zum  zweiten  Ab- 
schnitt). 49|  4.  5;  Berl.  Abg. 

»)  HüMA»N  T.  48,  1.  2. 

»)  Rumqilah:  Ga.  VIII  T.  22  S.  121  ff.; 
aus  Biredschik,  in  London :  Tr.  s.  b.  a.  VII  T. 
zu  S.  250;  Earkemisch-Dscherablus:  das.  VII 
T.  Jl;  Am.  J.  4,  172  ff.  T.  8/9;  Pbreot  IV 
F.  390  ff.;  Pebrot  F.  276  ff.  Die  Reliefs  von 
Sendschirli  werden  demnächst  veröffentlicht. 

*)  Löwenjagd  mit  Rosetten  im  Felde, 
ans  Saktsche-Gözu  (Stoff  Dolerit),  in  Berlin 
(Abguss  203):  Humann  T.  46.  Lieber  möchte 
ich  aber  dieses  Werk  in  die  persische  Pe- 
riode setzen. 

^)  Nicht  alle  werden  6ött«r  sein;  denn 
auch  der  Schützling  eines  Gottes  »wird  auf 
einen  Löwen  und  einen  Drachen  treten* 
(Psalm.  90,  13). 

")  Platte  mit  Stier,  im  britt.  Museum: 
Jahrb.  1,  127. 

'')  V.  Kbemeb,  Sitzungsber.  der  Wiener 
Akad.  5,  92. 

»)  Ezechiel  (28,  13)  entwirft  ein  prunk- 
volles Bild  von  der  äusseren  Erscheinung 
des  tyrischen  Königs.  Im  technischen 
waren  den  Griechen  die  Phöniker  noch  zu 


Herodots  Zeit  überlegen  (7,  96). 

•)  Mus^e  Napol^n  III  T.  21,  4. 

*^)  Bronzen  mit  Gravierung  in  Berlin: 
Ausgrab,  in  Sendschirli  S.  43;  silbern,  mit 
zweisprachiger  Inschrift  aus  Tarsos. 

^0  Clebmont-Gakneau.  sceaux  et  cachets 
isra^lites,  phöniciens  et  sjrriens,  Paris  1883; 
vgl.  Lajabd,  culte  de  Mithra  T.  68,  15.  69, 
3.  34, 14  u.  ö.;  db  Vooüi,  Ra.  n.  s.  9,  432  ff 
m.  T.  14-16;  44  T.  34;  A.  1883  T.  F  25. 
28;  B.  1875  S.  42.  67  ff.;  Am.  J.  2,  155  f.  m. 
Abb|;  Pbbbot  III  F.  423  ff.  Die  Steine  mit 
aramäischen  Inschriften  sind  im  C.  I.  Semit. 
T.  5.  6  zusammengestellt;  Gemmen  der  He- 
bräer: EiCHHOBN,  Comm.  soc.  Gott.  rec.  11 
p.  18  ff.;  mit  hethitischen  Inschriften :  Cylin- 
linder  mit  assyrischer  Inschrift  (die  Götter 
treten  auf  je  zwei  geflügelte  Tiere;  Stein- 
böcke und  Palmen)  im  Museum  Fol  (Duval, 
Am.  J.  2,  132  ff.  Abb.  S.  133;  The  illustr. 
London  news  1889  Nr.  2622  p.  74;  Thon- 
siegel :  Pbbbot  F.  373  -4,  Cybnder  377  ff., 
Gemmen  375-6. 

»0  Ra.  1868  I  S.  433  f.  T.  14;  Siegel  aus 
Aleppo  mit  eingraviertem  Scarabaeus :  Tr.  b. 
a.  7,  261,  1.  Obsidian  in  Messerform  wird 
noch  immer  geschätzt  (Am.  J.  3,  63). 

^^)  Ruhebett  in  Gestalt  eines  stehenden 
Löwen:  C.  I.  Semit.  II  T.  13. 

")  Pbbbot  F.  417—9  (in  Ägypten  oder 


Kap.  Vt,    Die  zweite  orientalislerende  Periode  der  Wettgeeohiobte,    (g  320.)    499 

Von  der  Buntweberei  wissen  wir  nur,  was  Ezechiel  angibt J)  Die  Deko- 
ration der  Thongefässe  beschränkt  sich  auf  Ornamente,  doch  ist  bereits 
ein  geometrisches  System  erkennbar;  die  Phöniker  haben  diese  Gefasse 
bis  Assyrien  exportiert.')  Aber  Bronzegefässe  kamen  auch  im  gewöhn- 
lichen Hausrate  vor.^)  Die  Metallarbeit  ist  überhaupt  in  lebhaftem  Be- 
trieb; die  Patinäer  steuern  dem  Salmanassar,  der  auch  sonst  sehr  viel 
Metall  aus  Syrien  zog,  Bronzeblech.  Aus  Glasflüssen  verstehen  die  Phö- 
niker Glassgefasse  in  verschiedenfarbigen  Mustern  herzustellen.^)  Vielleicht 
haben  diese  zur  Ausbildung  eines  geometrischen  Stiles  viel  beigetragen. 
Kugeln,  Gylinder,  Knöpfe,  Gefässchen  und  Masken  desselben  Stoffes  bil- 
deten bunte  Geschmeide.^) 

Litteratar:  S.  421;  Febbot  Bd.  III.  IV;  Hxlbio,  das  hom.  Epos  S.  '21  ff.;  über 
die  Enltar  nach  den  Inschriften  Pbllsgbini,  stadi  d'epigrafica  fenicia,  Atti  d.  accad.  di  Pa- 
lermo, P.  1891. 

320.  Die  Insel  Cypern,  auf  welcher  die  Phöniker  an  mehreren 
Punkten  festen  Fuss  gefasst  hatten,  drückt  uns  ihre  Sonderstellung  schon 
dadurch  aus,  dass  die  in  der  Mehrheit  befindlichen  griechischen  Einwohner 
nicht  das  Alphabet  ihrer  Nachbarn  annahmen,  sondern  eine  eigene  Silben« 
Schrift,  wohl  in  Anlehnung  an  die  nordsyrischen  Hieroglyphen,  sich  bil- 
deten. Man  wird  sich  Phönikien  und  Cypern  im  Konkurrenzkampf  denken 
müssen.  Beide  lagen  ja  an  der  üblichen  Schiffahrtslinie  zwischen  Ägypten 
und  Europa;  durch  vortreffliches  Bauholz  wurde  auf  dem  letzteren  der 
Schiffsbau  sehr  begünstigt  und  so  ist  es  natürlich,  dass  die  Kyprier  leb- 
haften Handel  trieben*)  und,  soviel  als  möglich,  selbst  die  Manufakturen 
für  die  Ausfuhr  anfertigten.  Die  Lage  im  Meere  erhielt  jedoch  die  Insel 
nicht  unabhängig.  Im  Jahre  709  huldigten  mehrere  Städte  dem  assyri- 
schen König  Sargon  und  errichteten  ihm  707  eine  noch  erhaltene  Stele;  ^) 
auch  Asarhaddon  gebot  über  sie.  Amasis  verbindet  die  Insel  mit  Ägypten, 
bis  sie  Kambyses  in  das  persische  Reich  einbezieht.  Nichtsdestoweniger 
schonte  die  Kriegsfurie  das  Eiland  Aphrodites,  wodurch  sich  viel  mehr 
als  auf  dem  Festlande  erhalten  hat.  Ausserdem  flössen  die  Hilfsquellen 
des  Landes  nicht  in  eine  Residenz  zusammen,  sondern  nachdem  der  frühere 
Einheitsstaat  zerfallen,  standen  die  einzelnen  Städte,  ähnlich  wie  die  des 
Festlandes,  unter  sogenannten  Königen;  daneben  traten  gleich  dem  späteren 
Ägypten  die  Tempelpriesterschaften  mächtig  hervor,  z.  B.  war  der  Astarte- 
tempel von  Kittion  durch  die  eigenen  Bauleute  errichtet.®)  So  verteilen 
sich  die  Kunstarbeiten  über  die  ganze  Insel  ziemlich  gleichmässig.  C3rpern 
gehört  mit  dem  gegenüberliegenden  Festlande  in  der  Kunstthätigkeit  wie 
in  der  Religion  und  in   der  Tracht  zusammen.^)     Aber  zeitweise  wirkte 


Syrien  erworben);  nach  de  Longpörier  und 
Perrot  assyrische  Arbeit. 

')  Nach  der  neueren  Kritik  würden  die 
Beschreibungen  der  Gewftnder  des  Hohen- 
priesters und  der  Leviten,  wie  auch  des 
Tempelvorhangs  in  diese  Zeit  gehören. 

*)  AZ.  83,  171;  vgl.  de  Lonop^bieb, 
Journal  asiat.  1855  p.  418  u.  notice  des  ant. 
aasyr.  du  Louvre  p.  '61  Nr.  282.  p.  134-  55 
Nr.  576-8;  Pebbot  IU  S.  669  f.  m.  Abb.  478. 


*)  Farbige  Tafel  bei  Pebbot  TU  T.  7—9; 
Renan,  mission  T.  23 ;  vgl.  S.  224  f. 

*)  Farbige  Tafel  bei  Pebbot  T.  10. 

")  Funde  kyprischer  Dinge  in  Eyrene, 
der  Troas  u.  Abydos :  Collitz,  Dialektinschr. 
I  Nr.  147—50. 

0  Jetzt  in  Berlin :  Ross,  Hellenika  S.  69  f. 
T.  1;  ScHBADEB,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1881; 
vgl.  TiELE,  babyl.-ass3rr.  Gesch.  S.  247. 

^)  Phönikische  Inschrift:  Ra.  41,  31. 
»)  Ezech.  24,6.  11.  i  *)  Religion:  S.  454;    Tracht:    Aesch)!. 

32* 


500 


KlaBsisohe  Knnaiarohftologie.    TL.  Geachiohie  der  alten  Kunst. 


ägyptischer  Glaube  und  Aberglaube  mächtig  ein,  wie  die  ächten  oder  imi- 
tierten Skarabäen,^)  blaue  Grabfiguren,  Eanopen,  ein  Isisidol  und  die  Form 
der  Grabstelen  ^)  genügend  beweisen.  Allerdings  mag  manches  erst  später 
eingedrungen  sein.  Die  Chimaira  scheint  von  Westen  gekonmien  zu  sein.') 
Die  Hilfsmittel  der  Plastik  hatten  auf  Cypem  ihre  ganz  bestimmten 
Grenzen.  Was  die  Steine  anlangt,^)  so  war  die  Insel  nur  an  Sandsteinen 
und  bläulichen  oder  weissgelblichen  Kalksteinen  reich.  Findet  sich  irgend- 
wo ein  Rest  aus  Marmor  oder  Granit,  *)  so  stammt  die  Arbeit  oder  wenig- 
stens der  Stoff  aus  dem  Ausland.  Daraus  folgt,  dass  in  Cypem  die  poly- 
chrome Plastik  so  gut  wie  ausschliesslich  herrschte.  Was  wir  kennen, 
sind  die  Votivfiguren  von  Gottheiten  und  Menschen,  deren  Zahl  so  hoch 
ist,  als  man  von  der  heUigen  Insel  erwarten  darf.  An  dem  einheimischen 
Material  schulten  sich  auch  die  Arbeiter  von  selbst  ohne  äussere  Hilfe; 
da  sie  vorher  hauptsächlich  Bausteine  gebrochen  und  zugehauen  hatten, 
schlugen  sie  bei  den  Figuren  zuerst  das  gleiche  Verfahren  ein.  Folglich 
ist  der  Unterleib  oder  wenigstens  der  Rücken  der  ältesten  Werke  ganz 
platt.  In  dieser  Art  gibt  es  namentlich  viele  kleinere  Votivfiguren  der 
Aphrodite;^)  so  darf  man  wohl  auch  die  sitzende  Frau  nennen,  welche 
ein  Kind  auf  den  Enieen  hält.  Die  meisten  dieser  Figuren  sind  sehr  roh 
und  stillos  gearbeitet,  offenbar  Produkte  von  gewöhnlichen  Steinmetzen.') 
Doch  auch  in  der  statuarischen  Kunst  mag  sich  das  gleiche  Verfahren 
eine  Zeitlang  gehalten  haben.®)  Unter  den  erhaltenen  Werken  Umschau 
haltend,  bemerken  wir  sofort  den  grossen  Unterschied  der  durch  Ritus 
und  Etikette  gebundenen  Kunst  und  der  freieren  Versuche.  Jene  führt 
uns  Götter  und  Fürsten  mit  den  Abzeichen  ihrer  Würde,  ein  gnädiges 
Lächeln  auf  dem  Antlitze,  in  ruhiger  sicherer  Stellung  vor.  Schon  die 
Tracht  zeigt,  dass  der  Geschmack  sehr  stark  gewechselt  hat.  Aus  dem 
vorigen  Zeitalter  (S.  454)  pflanzt  sich  die  babylonische  Kleidung  fort.*) 
Dazu  gehört  eine  kelchartige  mit  getriebenem  Goldblech  bedeckte  Kopfbe- 
deckung. Der  Bart  ist  spitz  zugeschnitten  und  vom  Gesichte  scharf  ab- 
gegrenzt, das  Kopfhaar  lang  belassen.  Alle  Haare  erscheinen  in  kleineu 
Löckchen.**^)  Die  Hände,  deren  Finger  eingeschlagen  werden,  sind  ent- 
weder beide  gesenkt  oder  beide  mit  Gegenständen  vorgesti-eckt  oder  die 
eine  mitten  auf  die  Brust   gelegt.    Beide   Füsse   stehen   nebeneinander. 


Suppl.  283  ff.;  xoQdvXrj  (Turban)  Etym.  M. 
p.  310,  51. 

')  AZ.  1882  Sp.  170;  Graphic  25.  dec. 
1880  S.  653  m.  Abb.;  Rbinach,  chron.  p.  173. 

')  Grabfigar  aus  Kition :  Rein  ach,  chron. 
p.  173;  Kanopen  :  Cbsnola,  T.  85,  1.  2.  86, 1. 
88.  1—4.  91,  1;  Isis:  B.  1868,  222  Nr.  35; 
Grabstelen:  Cesnola  T.  20. 

3)  In  Golgoi:  Cesnola-Stkbn  T.  33,  3. 

*)  Schriften  ttber  die  Geologie  verzeich- 
net Obebhumxbb,  ans  Cypem  S.  183  A.  2. 

»)  AZ.  3,  101. 

•)  Bbbnoulli  ,  Aphrodite  S.  28  ff.;  La- 
JABD,  rech.  8.  le  culte  de  V^nus  T.  21 ;  Geb- 
HABD,  Kunst  der  Phöniz.  T.  6;  B.  arch.  de 
TAthönaeum  fr.  1855  T.  2  (schlechter  bei 
CxJkBAO  560b,  1283b). 


')  Pbbbot  f.  377;  Ross,  Inselreisen  4, 
100  m.  T.;  AZ.  1864  T.  182,  1.  1867  T.  228, 
4;  Gebhabd,  ges.  Abb.  U  T.  44,  5.  6.  47,  1, 
2;  Pebvanoglu,  B.  1868  p.  221  ff.  1871  p. 
25  f.;  Bbbnoulli,  Aphrodite  S.  203.  Reihen 
in  Paris,  London,  Berlin,  New- York  und 
Athen. 

^)  Pebbot  III  F.  196  (Frau,  eine  Blume 
an  die  Brust  druckend).  350  (Mann). 

»)  Bruckm.  Phot.  201.  206;  Pebbot  F. 
350.  353.  365;  dazu  Kolossalkopf:  Pebbot 
F.  354  und  wohl  auch  das.  T.  1,  2.  —  Über 
die  kyprischen  Köpfe  in  New- York  Mebbiam , 
Am.  J.  3,  184  ff. 

^^)  Die  Ausführung  ist  manchmal  teil- 
weise dem  Maler  anheimgegeben  (z.  B.  Peb- 
bot F.  353). 


Kap.  VI.    Die  sweite  orientaliaierende  Periode  der  Weltgeeohiohie.    (§  320.)    501 

Dicke  Nase,  wulstige  Lippen  und  grosse  Augen  entsprechen  dem  orienta- 
lischen Ideal ;  ein  Teil  hat  konvergierende  Augen  und  zu  hoch  angesetzte 
Ohren,  wie  in  Ägypten.  Der  junge  Prinz  des  Himmels  oder  der  Stadt 
trägt  statt  des  Hutes  nur  ein  Diadem,  femer  bloss  ein  enge  anliegendes 
kurzes  Gewand  mit  Gürtel,  das  alle  Formen  durchscheinen  lässt,  und  setzt 
das  linke  Bein  vor.  Das  frauenhafte  Gesicht  ist  voll,  aber  doch  von 
jugendlich  zarten  Formen.  Die  Haare  kräuseln  sich  nur  über  der  Stirne, 
bilden  dagegen  hinten  einen  zu  beiden  Seiten  steif  vorstehenden,  jeden- 
falls eingefetteten  Busch,  i)  Die  Fürstin  endlich  hält  sich  wie  der  Mann 
und  hat  die  Familienzüge,  ein  mehrreihiges  Halsgeschmeide  und  ein  aus 
Goldblech  getriebener  Hut  in  Form  einer  Wagnerkappe  zeichnen  sie  aus, 
die  eine  Hand  hält  sie  mit  einer.  Pflanze  an  die  Brust.  ^)  An  diesen  Typus 
schliesst  sich  Astarte,  die  ihre  Brüste  anfasst.')  Auf  diese  Werke  scheint 
eine  ägyptische  Mode  gefolgt  zu  sein.  Die  Fürsten  rasieren  sich,  pflegen 
das  Haar  nach  Art  der  Jünglinge  und  nehmen  teilweise  eine  der  ägypti- 
schen ähnliche  Krone  und  den  ägyptischen  Leibschurz  als  Insignien  an,«) 
wodurch  nun  die  erwähnte  Jünglingsposition  eintritt.  Gleichzeitig  damit 
gibt  sich  auch  der  ägyptische  Geschmack  in  den  schmalen  Hüften  kund. 
Eine  Statue  aus  Athienau  ^)  veranschaulicht  den  allmählichen  Umschwung. 
Herakles  erfahrt  die  gleiche  Umbildung.^)  Ob  die  Eolossalstatue  aus 
Athienau,  ^)  welche  einen  Mann  in  altgriechischer  Haartracht  und  Kleidung 
zeigt,  der  ein  Gefäss  und  eine  Taube  opfert,  einen  echten  Kyprier  dar- 
stellt, möchte  ich  sehr  bezweifeln;  auch  die  Stellung  der  Füsse  weist 
nach  Griechenland.  Andere  von  dort  beeinflusste  Bilder  gehören  bereits 
in  das  folgende  Zeitalter.  Der  kolossale  ägyptische  Gott  Bes  von  Ama- 
thus  steht  ausserhalb  der  Reihe.®)  Wir  haben  eben  die  Grundformen 
angeführt,  aber  jede  Figur  ist  selbständig  aufgefasst  und  repräsentiert 
individuelles  Empfinden;  wären  uns  nur  irgendwelche  Namen  überliefert, 
wir  könnten  leicht  Schulen  scheiden. 

'  Die  Kleinkunst  hat  in  den  Einzelheiten  weniger  sorgfaltig  gearbeitet 
und  vieles  dem  farbigen  Stucküberzug  darzustellen  überlassen.  Die  Astarte- 
bilder, welche  ihre  Brüste  mit  den  Fingern  umspannen,^)  sind  noch  durch 
die  Religion  beeinflusst;  aber  die  Kyprier  zeigen  uns  derb,  doch  lebendig 
eine  Frau,  die  mit  hohen  Kothurnen  zum  Tanze  antritt,  einen  Mann  beim 
Mahle,  Musikanten,  Träger  des  Opfertieres,  Reiter  und  fechtende  Krieger.*^) 
In  Tieren  (Löwen  und  schnäbelnden  Tauben)  ^ »)  haben  sie  weniger  Glück ; 


»)  Pbbbot  F.  195  (Zweig  in  der  Recliten ;  1  Köpfe:  Pbrbot  F.  356-7;  bÄiüger  Fürst, 
beide  Unterarme  liegen  vollständig  an;  =  i  eine  Hand  auf  der  Brust,  Bruckm.  Phot.  T. 
Bruckm.  Phot.  203,  1  =  Ant.  of  Cypms  32).   |   202,  1,  Ant.  of  Cyprus  T.  11;  ebenso  unbär- 


371 ;  in  sehr  derber  Technik  mit  eingekerb- 
ten Kniescheiben:  Ant.  of  Cyprus  T.  29; 
Köpfe:  PsBBOT  F.  363.  366;  Ohnbfalsoh  T. 
13,  3;  reicher  bekleidet:  Ohbbfalsch  T.  42,  4. 

3)  Pesbot  F.  368;  Bruckm.  Phot  204; 
Ohnbfalsch  T.  49,  2.  4.  6.  50,  1.  3.  5.  209, 1. 

')  Obnbfalsgh  T.  50,  4. 

<)  Ant.  of  Cyprus  T.  10.  12;  Perbot  F. 
355.  359.  405.  413  (mit  Froschkopf) ;  Ohke- 
FALSOH  T.  42,  8  a  (mit  kyprischer  Inschrift); 


tiger  das.  T.  9;  Bruckm.  Phot.  202,  2. 

^)  Pbbbot  F.  358. 

«)  Bruckmann  Phot  205. 

^)  In  New-York:  Pbrbot  F.  349. 

»)  Ga.  1879  T.  21 ;  Pbbbot  F.  386. 

»)  Pbbbot  F.  380. 

'«)  Pbbbot  F.  385.  398.  400—1.  402; 
Ohkefalsoh  T.  42,  6.  50,  2.  188;  Cypr.  ant 
T.  23.  24.  27.  36. 

")  Pbbbot  F.  407—9. 


502  XUamflche  Knastorolilologie.    IL  Oaachichte  dar  mlt«a 

Phantasiegestalten  bilden  sie  gerne.  ^)  Sehr  merkwürdig  ist  jedenfalls  der 
Versuch,  grössere  Gruppen  aus  Stein  zu  bilden,  z.  B.  eine  Tischgesellschaft 
oder  einen  Reigentanz  von  Frauen.')  Letzterer  Gegenstand  findet  sich 
auch  in  Alabaster  ausgeführt.^)  Die  Statue  Pygmalions  heisst  elfenbeinern.^) 
Obgleich  ein  grosser  Teil  des  natürlichen  Reichtums  der  Insel  in  Kupfererzen 
bestand,  ist  es  merkwürdig,  dass  man  bisher  nur  kleine  Votive  (Götter,  Men- 
schen, Pferde  u.dgl.)  aus  Bronze  oder  Kupfer  gefunden  hat,  diese  allerdings  in 
grosser  Anzahl;  diejenigen,  welche  ägyptische  Arbeiten  zum  Vorbild  haben, ^) 
sind  immerhin  die  besseren.  Die  Terrakottaplastik  ging  vielfach  ihre 
eigenen  Wege  und  weist  besondere  Schulen  auf.  Eine  ganze  Reihe  schliesst 
sich  durch  die  gemeinsame  Darstellung  der  Augenbrauen  als  einer  eckigen 
durch  parallele,  teilweise  gekreuzte  Striche  schattierten  Flache  zusammen;^) 
man  findet  diese  Bfanier  auch  an  den  altbabylonischen  Statuen.  Besteht 
hier  etwa  ein  Zusammenhang?  Am  nächsten  steht  dieser  Art  die  einfache 
Strichelmanier  mit  parallelen  Linien.^)  Blosse  Punkte  oderELreise  zeigen 
Löckchen  an.®)  Blanche  dagegen  scheinen  nur  dünne  Lasurfarbe  aufgetragen 
zu  haben,  die  nun  geschwunden  ist.^)  Als  Beispiel  grösserer  Tierbilder 
genügt  das  stilisierte  Bruchstück  eines  Ochsen.  ^^)  Die  Farben  dieser  Sta- 
tuen wirken  vortrefflich,  weil  Rot  und  Schwarz  hervortreten.**)  Eine  weit 
grössere  Zahl  machen  die  kleinen  Terrakotten  aus,*')  aber  unter  der  grossen 
Masse  findet  sich  nichts  erfreuliches.  Es  ist  Bäckerware,  grell  mit  Farben- 
streifen verziert;  wenn  man  ihr  eine  gute  Seite  abgewinnen  kann,  muss 
man  sie  humoristisch  auffassen,  und  es  schien,  dass  diese  Wirkung  wenig- 
stens in  manchen  Fällen  beabsichtigt  gewesen  ist. 

Die  Baukunst  schränkte  sich  ein,  weil  die  erblichen  Bürgermeister- 
Könige  nicht  wie  „Könige  der  Könige"  bauen  konnten;  dann  bestanden 
die  grossen  Heiligtümer  ehedem  hauptsächlich  in  ummauerten  freien  Plätzen 
(S.  359  f.),  sonst  gab  es  nur  bescheidene  in  den  Fels  gehauene  Höfe,  *')  wie 
auch  wenig  ansehnliche  Grabbauten.  *^)  Da  man  unter  anderem  die  edle 
Zeder**)  zur  Verfügung  hatte,  dürfte  vieles  aus  Holz  hergestellt  worden 
sein  (S.  298).  Die  skulpierten  Bauteile  aus  Stein  zeigen  fhnbleme  der 
ägyptischen  und  der  nordsyrischen  Religion.*«)  Wir  finden  auch  hier  das 
Lilienkapitell  für  sich  oder  in  Verbindung  mit  Lotos  und  Palmetten  und 
das  aus  Persien  bekannte  Kapitell  mit  Ochsenkopf,  freilich,  wenn  ich  nicht 


0  YogelmitMamiBkopf:  PkbbotF.410;  !  —3.  6.  7. 

Mann  mit  Frosch-  oder  Kalbskopf:  ders.  F.  '<>)  OmfEFALSCH  T.  191,  3. 

413~4j    Ant.   of  Cypms  T.  7;    dreüeibiger  »»)  Jhst  XII  T.  9.  10  (farbig). 

Geryones:  Ant.  of  C.  T.  26.  ^«)  Caylüs  IV  T.  14,  3  p.  43;  Panofka. 

')  Pebbot  f.  397.  399.  Terrakotten  T.  54,2;    Heuzbt,   terrescnites 

«)  Ross,  AZ.  6,  289  ff.  T.  19.  T.  9.  10;  Pebbot  79.  211.  277.  450  u.  s.  w.; 

*)  Ovid.  met.  10,  247  ff.  ,  vieles   bei  Ohivefalsch   (T.  68  farbig)   nnd 

^)  Caylus  vi  T.  17.  18;  Pbbbot  F.  351;  Cbsnola.  Timokles  macht  sowohl  Vasen  als 

zahlreiche  in  London  nnd  Paris;  vgl.   anch  Figuren  (Collitz,  Dialektinschr.  35.  36.  64). 

Ko88,  Inselreisen  4,  163.  *^)  S.  358;  in  Paphos:  Ross,  AZ.  1851 

«:  Jhst.   12,  149.  156  m.  Abb.;    Ohne-  Nr,  28  T.  28;  arch.  Aufs.  2,  408  ff.  T.  7-  9. 

FALSCH  T.  13,  1.  2.  48, 3.  4.  51,  7.  53,  45.  55,  '*)  Pebbot  F.  153.  154. 

1  —4.  198,  4;  ähnlich  14,  3.  4.  i           '^^  OsEBHuianB,  Jahresber.  d.  MOnchner 

')  Ohkbfalsch  T.  14,  1.  2.  209,  2.  |  geogr.  Ges.  1890  S.  82. 

«)  Ohkepalsch  T.  44,  1.  2.  |           »«)  Ohkefalsch  T.  200. 

»}  Ohxefalsch  T.  44,  3.   45,  2.  3.  46,  1  | 


Kap.  V.    Die  ente  orientaliaierende  Periode  der  Weltgesohiohte.    (§  3200    503 

irre,  erst  in  jüngeren  Bauten.^)  Ob  mit  omamentalen  Reliefplatteu  auch 
figurierte  zusammengehörten,  steht  nicht  fest;  wir  haben  nur  vereinzelte 
Reliefs.  Sicher  gehört  in  diese  Periode  Herakles'  Kampf  mit  dem  Hunde 
des  Oeryones.^)  Der  muskulöse  krummnasige  kraushaarige  Hirt,  der  Baum- 
ast in  seinem  Arm  und  die  Rinderherde  erinnern  an  assyrische  Bilder. 
Beachtung  verdient  aber  die  Komposition,  welche  offenbar  an  die  in  Zonen 
dekorierten  Oefässe  sich  anschliesst.  Der  dreiköpfige  Hund  steht  auf  der 
Trennungslinie  der  zwei  Zonen,  Herakles  dagegen  in  beiden  Abteilungen, 
wobei  er  einen  Sockel  untergeschoben  hat.  Die  Rundplastik  spendete 
steinerne  Löwen  und  Sphinxe.')  Endlich  mag  Ovids  Idee,  dass,  wie  in 
Mesopotamien  und  Assyrien,  Prachtbäume  in  den  Heilgtümern  ständen,*) 
für  Cypem  ihre  Richtigkeit  gehabt  haben. 

Im  Kunsthandwerk  standen  die  Gold-  und  Silberarbeiter  oben  an. 
Geschickt  im  Treiben  und  Stempeln  von  Blech,  hiilterliessen  sie  vortreff- 
liche zum  Teil  wahrhaft  künstlerische  Werke.*)  Was  uns  aber  hier  am 
meisten  angeht,  sie  excellierten  in  Silberschalen,  welche  innen  mit  einem 
getriebenen  Figurenfries,  den  Vergoldung  hervorhob,  umgeben  waren.  Aus 
den  Tempelschätzen  der  Aphroditeheiligtümer  sind  mehrere  auf  uns  ge- 
kommen,^) welche  teilweise  den  Gegenständen  nach  recht  wohl  in  die 
vorige  Periode  gehören  könnten,  dem  Stile  nach  aber  zu  jenen  jüngeren 
Kalksteinstatuen  treten.  Eingeflochten  sei,  dass  solche  Schalen  mit  ge- 
ringerer Sorgfalt  in  Bronze  ausgeführt  wurden.')  Die  Darstellungen  be- 
ziehen sich  auf  Krieg,  Jagd,  Gastmahl  und  religiöse  Feste,  bei  denen  die 
Götter  leibhaftig  anwesend  sind;  Nebendinge,  z.  B.  die  Bäume  und  die 
Tracht  der  Krieger  erinnern  an  Assyrien,  während  der  königliche  Feld- 
herr und  ein  Teil  der  Götter  und  Mischwesen  ®)  nach  ägyptischer  Etikette 
gezeichnet  sind,  wie  auch  in  der  Ornamentik  der  Lotos  vorherrscht.  Dattel- 
palme und  Strandkiefer  {Pinus  maritima)  jedoch  geben  den  Baumbestand 
der  kyprischen  Küsten  wieder.  Auch  Panzer  wurden  mit  ägyptisierenden 
Gravierungen  angefertigt.^)  Eine  wichtige  Neuerung  an  Bronzegefässen 
lässt  sich  durch  Terrakottanachahmungen  konstatieren,  dass  nämlich 
Tiere  (z.  B.  Vögel)  auf  den  Rand  aufgesetzt  werden,  i®)  Ausserdem  teilt 
man  die  Bronzeschilde  in  konzentrische  Ringe,  welche  Ornamente  oder 


M  M.  Nap.  T.  33,  2.  3;  Jhßt.  12,  76;  The 
Owl  T.  5  (aus  Idalion);  Jhst.  12,  134. 

*)  Cbsnola  ,  ant.  of  Cypnw  I  T.  122, 
912;  Pbbrot  F.  387;  Bruckm.  Phot.  207,  2; 
Ani  of  CyprxiB  T.  25. 

')  Löwe,  von  einem  Grab:  Ohnefalsch 
T.  197,  3;  Sphinx  als  Trftger  emes  Beckens: 
das.  F.  4. 

^)  Met.  10,  644  ff. 

')  Cbbkola,  Cyprus  T.  28;  Pbbbot  F. 
570  ff.;  gestempeltes  Goldblech :  Ohitbfalsch 


Jahrb.  2,  85  T.  8;  s.  auch  AA.  1891  S.  121. 
Die  Statuen  zeigen  reichen  Goldschmuck. 

«)  Idalion:  M.  Nap.  lU  T.  10.  11;  Cbs- 
nola T.  19;  Amathus:  Cbsnola  T.  51;  Cbc- 
OALDi,  mon.  ant.  T.  8;  Kurion:  Cbsnola  T. 
66;  Ceocaldi  a.  0.  T.  10;  Mabquabd,  Am. 
J.  3,  322  ff.  T.  30;  Bruchstück  einer  zweiten: 
Am.  J.  4,  169  ff.  T.  7. 

'')  Aus  Idalion:  Cbsnola  T.  9. 

")  Jedoch  auf  der  Schale  von  Eurion 
geflügelte  Göttin  mit  der  Haartracht  der  von 


T.  199,  3;  prächtiger  Silberschmuck:  Jahrb.      Qadesch;   auf  der  von  Eition  Götter  unter 


2,  85  ff.  m.  T.  8 ;  ^nge :  Cbsnola,  Cypem  T. 
55,  2.  3.  54 ;  Eranz :  laxekXägios,  Kvngiaxd 
1  *258;  Verz.  d.  Münchner  Antiq.  Nr.  620 
S.  40;  Armband  des  Eönigs  Etevandros  von 


einem  heiligen  Baum. 

»)  Ohnbpalsch  T.  70,  1  (aber  Nr.  12 
Maske  der  Göttin  von  Qadesch  zwischen 
Greifen). 


Eurion  (unter  Asarhaddon);  silberner  Gürtel  !  ^®)  Ohnefalsoh  T.  170,  13  bc. 


504  KlassiBche  Kniuitarchftologie.    ü.  QeBohiohte  der  alten  Kunst. 

Figurenstreifen  erhielten.  ^)  Mit  den  häufig  im  Lande  vorkommenden  Smar 
ragden  und  Edelsteinen  erwarben  sich  viele  Steinschneider  ihren  Unter- 
halt; besonders  in  Paphos  und  Salamis  findet  man  oft  Oemmen.  Siegel- 
cylinder  fertigten  die  Cyprier  wie  in  Babylon,  z.  B.  aus  EUUnatit.^) 
Die  Fabrikation  des  farbigen  Glases  beginnt  auf  Cypem  heimisch  zu 
werden,  wenn  auch  der  grösste  Teil  der  ältesten  Funde  importiert  sein 
dürfte.')  Das  gleiche  beweisen  für  die  Fayencewaren  schon  die  Dar- 
stellungen.^) Die  gewöhnliche  Metallindustrie  genoss  im  Westen  so  hohes 
Ansehen,  dass  Homer  den  Prachtpanzer  Agamemnons  aus  Cypem  stanmien 
lässt.  Dieser  Ruf  erhielt  sich  noch  lange  fort.^)  Die  mächtigen  Steinge- 
fässe,  welche  in  manchen  Heiligtümern  aufgestellt  waren,  ^)  und  die  Ala- 
bastervasen passen  ganz  zum  orientalischen  Stil.'')  Die  Topfinalerei  setzt 
die  alten  Traditionen  fort  und  frappiert  uns  sowohl  durch  ihre  karrikierten 
Bilder  als  die  grelle  Buntheit,  welche  ihre  Vorbild  augenscheinlich  in  den 
landesüblichen  Stickereien  und  Geweben  fand.  Die  wunderlichen  Formen 
verraten  eine  sprudelnde  Phantasie,  zuweilen  auch  fremde  Anregungen 
(wie  das  Rhinozerosgefass  bei  Perrot  F.  502).^)  Indes  bemerkt  man,  wie  in 
den  bisher  besprochenen  Ländern,  einen  Fortschritt  zu  einem  gewissen 
System  ^der  linearen  Ornamente.  Doch  dürfte  zu  bezweifeln  sein,  dass 
die  grosse  Vase  des  Dipylonstiles  *)  in  Cypem  selbst  entstand.  Ägyptens 
Einfluss  gibt  sich  in  der  Häufigkeit  jener  Ornamente  und  dem  gehörnten 
Hathorkopf  ^<^)  kund.  Vereinzelt  sind  damals  schon  bemalte  Vasen  aus 
Attika  eingeführt  worden.  ^^)  Die  Buntweberei  ist  durch  spätere  Schrift- 
quellen bezeugt* 2)  und  durch  bemalte  Terrakotten  zu  illustrieren.*') 

Litteratur:  §  78;  Pebkot,  histoire  Bd.  III.;  Helbio,  das  hom.  Epos  S.  *18ff.; 
Über  die  babylonischen  Elemente  Ohnbfalsch,  Ztsch.  f.  Assyr.  III  (1888)  H.  1.  2;  kultor- 
historisch:  J.  Holwebda,  d.  alten  Eyprier  in  Eonst  n.  Cultas,  Leiden  1885,  m.  1  T. 

321.  Von  den  grossen  Handels-  und  Industriestaaten  dürfen  wir 
Babylonien,  das  „Kaufmannsland*'  nach  dem  Worte  des  Ezechiel,  nicht 
trennen.  Wiewohl  es  politisch  zunächst  Jahrhunderte  lang  so  gut  wie 
keine  Bedeutung  hatte,  sondern  an  Assyrien  ge])unden  war,  hinderte  dies 
nicht,  dass  Gewerbe  und  Handel  blühten;  nur  grosse  Unternehmungen 
fehlten  notwendig.  Nabuchodonosor  (fälschlich  Nebukadnezar  vokalisiert, 
von  604 — 562  regierend)  ist  in  historisch  heller  Zeit  der  erste,  welcher 


')  Pbbbot  f.  636.  639  (Cbccaldi  T,  9). 

*)  Tr.  b.  a.  5,  441  ff.  m.  Abb.  (eine  In- 
schrift ist  inkorrekt,  s.  auch  Büdoe,  Tr.  b. 
a.  8,  356  A.  2);  vieles  bei  Ohnbfalsoh,  z.  B. 
32  ff.  61  ff.  (Skarabften). 

»)  Pkrbot  T.  7—9;  OHNBFixsoH  T.  65. 

*)  Z.  B.  kleine  Nillandschaft:  Pebbot 
F.  483. 

»)  11.  A  24  ff.;  Plut,  Alex.  52;  vgl.  Hel- 
Bio,  hom.  Epos  S.  ^382  f. ;  Eupfergescfairr : 
Archaeologia  XLV  T.  9  ff. 

')  Mehrere  aus  Amathns  (Fb.  Löheb, 
Reisebericht  8.  283j,  eine  davon  im  Louvre 
M.  Nap.  III  T.  31,  vgl.  33,  1;  eine  aus  Golgoi 
hat  7  Fuss  im  Durchmesser;  abgeb.  auf 
Kupfermttnze  von  Lapethos  (Vorderseite: 
Aphroditekopf). 


^)  Eine  mit  kyprischer  Inschrift  aus 
Golgoi  (Tafel  zu  Tr.  b.  a.  4,  24). 

")  DüMMLEB  (S.  456) ;  Pebbot  3,  684  ff. 
m.  Abb.;  Sandwith,  Archaeol.  1877  p.  127 — 
42  m.  T.  9  ff.;  farbige  Abbildungen  bei  Ohhb- 
FALSGH  T.  62  ff. 

^)  Cbsnola  ,  Cyprus  T.  29 ;  Pbbbot 
F.  514. 

^^)  CoLLiGNon,  B.  des  ^t.  gr.  Nr.  21 
p.  33  ff. 

»»)  Dümmlbb,  The  Owl  Nr.  1  m.  T.;  Müb- 
BAY,  Jhst.  8,  316  ff.  (Alabastron  des  Pasia- 
des);  Jahrb.  2,  1. 

")  Aristophanes  bei  PoUux  10,  82;  Atb. 
2,  48  b;  Plut.  Alex.  82  u.  A. 

*»)  Z.  B.  Ohkbfalsch,  Kypros  T.  68. 


Kap.  VI.    Die  sweiie  orientaliaierende  Periode  der  Weltgeeohiobte.    (§  321.)     505 


Babylonien  zu  einem  einheitlichen  Grossstaat  erhebt.  Er  hatte  ein  leb- 
haftes Interesse,  sein  Andenken  durch  grosse  Schauwerke  zu  verewigen. 
Die  Inschriften  des  Eroberers  schweigen  von  seinen  Eoiegsthaten,  indem 
sie  nur  von  seinen  Bauten  erzählen.  Dieses  Reich,  welches  Babylon  zur 
Hauptstadt  hat,  findet  bereits  538  durch  die  Perser  ein  Ende.  Wir  werden 
die  Eönigsdjmastie  chaldäisch  nennen  dürfen,  denn  immer  weiter  waren 
die  Chaldäer  von  Süden  vorgedrungen,  wie  die  Aramäer  von  Norden  und 
Westen.  Das  Babylonische  ist  noch  Schrift-  und  Gelehrtensprache,  aber 
im  Leben  dem  Aramäischen  gewichen,  welches  die  Rolle  der  Verkehrs- 
sprache in  dem  Gewirr  der  Einheimischen,  Eingewanderten  und  durch 
königlichen  Befehl  Verschickten  spielte.  Wie  in  Ägypten  der  Psammeti- 
chiden,  galt  in  Neu-Babylonien  die  Erneuerung  der  alten  Bräuche  für  den 
besten  Kitt,  der  jene  Völkersplitter  zusammenhaten  könnte;  das  Rasieren 
bloss  kann  nicht  mehr  ganz  den  echt  orientalischen  Respekt  vor  dem 
Bart  überwinden.  Auch  die  Kunst  werden  wir  von  diesem  Standpunkte 
aus  betrachten  müssen. 

Die  Gattung  der  Plastik  weist,  wie  in  der  früheren  Periode,  mehrere 
Votivstatuen  auf. ')  Die  Propheten  und  griechischen  Gewährsmänner  reden 
von  Götterstatuen  aus  kostbarem  Holz  und  Edelmetall,  d.  h.,  wie  sich  ver- 
steht aus  Blech.  ^)  Von  einer  solchen  Prunkfigur  wird  die  erhaltene,  aus 
Onyx  bestehende  Pupille  herrühren.')  Was  an  kleineren  Bildern  (S.  448) 
hieher  gehört,  wagen  wir  nicht  zu  sagen.  Ein  reines  Kunstinteresse  war 
jedenfalls  nicht  vorhanden,  sondern  in  die  Herrschaft  über  die  Plastik  teilten 
sich  Religiosität  und  Architektur. 

Nabuchodonosor  war,  wie  gesagt,  ein  grosser  Bauherr^)  und  hat 
vieles  verfallene  neu  hergestellt;  grossartig  muss  der  Haupttempel  Esaggil 
von  Babylon,  wo  der  Gott  Bel-Marduk  wohnte,  gewesen  sein.^)  Ganz  echt 
klingt,  was  das  Buch  Daniel  dem  Herrscher  in  den  Mund  legt  (4,  27): 
„Ist  dies  nicht  das  gi*osse  Babel,  welches  ich  zur  Residenz  erbaut  habe 
in  der  Kraft  meiner  Stärke  und  in  dem  Ruhm  meiner  Zier?"  Sein  letzter 
Nachfolger  Nabonid  (555 — 39)  stand  dem  grossen  Vorgänger  nur  in  der 
Baulust  nicht  nach.  Wenn  diese  Männer  sogar  nach  den  Baucylindern 
der  ersten  Gründung  Nachgrabungen  anstellten,^)  müssen  sie  sich,  so  gut 
sie  es  eben  verstanden,  an  die  alten  Vorbilder  gehalten  haben.  Über  die 
Dekorationsarten  ist  bereits  S.  450  f.  das  nötige  gesagt;  wir  verweisen 
nur  noch  einmal  auf  die  Beschreibung,  welche  Diodor  (2,  8,  4 — 6)  von  den 
emaillierten  Figurenstreifen  der  Palastwände  gibt.     Die  Plastik  half  inso- 


*)  Fran:  Homxbl  S.  244;  Kopf  ans  Dio- 
rit:  DE  Sabzeo,  däcouv.  T.  21,  1;  Köpfchen 
ans  Steatit:  das.  T.  25,  1. 

<)  Bamch  6,  25 ;  Diod.  2,  9,  5  nach  Kte- 
sias;  vgl.  auch  Diod.  2,  8,  7.  9,  4:  Val.  Max. 
9,  3  ext.  6;  silberne  Sternbilder:  Tielb,  Ge- 
schichte 8.  458. 

')  Menant,  glyptique  2,  146  f. 

«)  Dblitzbch,  Daheim  1884  Nr.  49.  50; 
über  die  Baucylinder  Ztsch.  f.  Assyr.  1, 89  ff.; 
Mbnaht,  les  briqaes  de  Babylon,  1859.  Ziegel 


aus  Babylon  abgeb.  Archaeologia  XIV  10. 

^)  über  die  grosse  Baoinschrift  J.  Flem- 
MiNG,  d.  grosse  Steinplatteninschrift  Nebu- 
kadnezars  IL,  Diss.  v.  Gott.  1883. 

®)  Inschrift  des  Nabontd  über  den  Son- 
nentempel von  Sippara:  Latbille,  Ztsch.  f. 
Keilschriftforsch,  it  H.  3.  4  n.  Ztsch.  f.  Assy- 
riol.  1,  25  ff.;  Telüni,  das.  3,  159  ff.  Die  da- 
maligen Könige  legten  ebenfalls  ihren  Ban- 
cy linder  in  das  Fundament  (Ztsch.  f.  Assyr. 
4,  110  f.). 


506 


KlasBiflohe  Kmistarchäologie«    II.  Oesohichte  der  alten  Kirnst. 


fern  mit,  als  sie  steinerne  Löwenfiguren ^)  und  metallene  Schaustücke') 
an  die  Eingänge  lieferte.  Noch  häufiger  verlangte  man  von  ihr  Tier- 
(Löwen-,  Widder-  oder  Greifen-)köpfe ;  ob  diese  nun  aus  Bronze  oder  aus 
bemaltem  Kalkstein  bestanden,  die  Augen  zum  mindesten  waren  aus  anderem 
Stoflfe.^)  Ein  Votivstein  von  Sippara  aus  dem  10.  Jahrhundert*)  (T.  III) 
interessiert  uns,  weil  er  einen  eigentümlichen  Bogen  und  die  Liliensäule 
(S.  314)  zeigt,  wie  die  Stele  des  Königs  Merodachiddinahi^)  über  die  Kunst- 
weberei belehrt. 

Von  dem  Kunstgewerbe  sind  ja  sonst  nur  Allgemeinheiten  zu 
sagen,  z.  B.  dass  noch  im  5.  Jahrhundert  jeder  Oberbabylonier  einen  Siegel- 
ring trug;^)  jene  ^tele  dagegen  führt  uns  an  der  (^alakleidung  des  Kö- 
nigs die  übliche  Dekoration  vor  Augen.  Am  Kleide  sehen  wir  Borden 
von  heiligen  Bäumen  ( „Palmetten ^),  Rosetten,  Bogen-  und  Zickzacklinien 
und  ein  Flächenmuster  von  Rosetten  in  sechseckigen  Feldern;  an  der 
Tiara  stehen  geflügelte  Tiere  zu  beiden  Seiten  eines  heiligen  Baumes. 

Von  dem  nur  ungenügend  untersuchten  Babylonien')  wenden  wir 
uns  nach  Assyrien,  welches  dank  dem  Wetteifer  vieler  Forscher  so  vor- 
trefflich und  allseitig  wie  kein  zweites  Land  des  inneren  Asiens  bekannt 
ist.    Kein  Wunder,  dass  man  seine  Bedeutung  überschätzt. 

Nördlich  von  den  Ebenen  Babyloniens  bewohnte  ein  stammesgleiches 
Volk  die  Tigrisebene  und  die  östlich  daran  angrenzenden  Berge.  Wir 
werden  wohl  nie  feststellen  können,  wie  und  wann  sich  hier  ein  assyri- 
scher Staat  bildete.  Auf  kargem  Boden  abseits  von  den  Handelsstrassen 
wohnend  und  von  räuberischen  Stänmien  umgeben,  wandten  sich  die  As- 
syrer  dem  Kriegshandwerke  zu  und  übten  den  Raub  in  grossem  Stile. 
Die  ältere  assyrische  Geschichte  mahnt  an  das  Treiben  der  Beduinen,  die 
ihre  ghazu's  unternehmen,  um  von  den  Schwächeren  die  khuwwe  zu  er- 
pressen. Der  Kriegsheld  Tiglatpilesar  I  ist  eine  Episodenfigur.  Erst  seit 
Asumasirpal  (885)  beginnt  eine  gewisse  Stetigkeit  der  Siegeszüge;  die  räu- 
berischen Scheichs  verwandeln  sich  in  erobernde  Könige  und  thun  alles  den 
angestammten  Fürsten  der  Babylonier  nach.  Schrift,  Religion,  Litteratur 
und  Wissenschaft  sind  ein  Abklatsch  des  Babylonischen,  obgleich  im  ge- 
wöhnlichen Leben,  wie  in  Babylonien,  das  Aramäische  immer  weiter  um 
sich  griff;®)  nirgends  findet  sich  eine  Spur  von  Selbständigkeit.  Wenn  in 
der  Kunstthätigkeit  die  Übereinstimmung  nicht  so  völlig  war,  trugen  die 
Handelsleute  von   Syrien  und  Phönikien   die   Schuld   daran;    denn   nach 


*)  Einer  auf  Platte  ans  Babylon :  Dibu- 
LAFOY,  Tart  ant.  de  la  Perse  111  T.  13. 

^)  In  Borsippa  8  riesige  Schlangen  von 
Bronze,  von  Neriglossor  mit  Silber  verziert 
(TiELB,  Geschichte  S.  458). 

')  Aus  Sippara:  Tr.  s.  b.  a.  8,  351  ff.; 
Kalbskopf  aus  Elfenbein:  das.  S.  354. 

*)  Im  britt.  Museum,  nach  Phot.  Dibu- 
LAFOY,  Tart  ant.  de  la  Perse  111  S.  53. 

^)  Andere  Urkundensteine  von  Mero- 
dachbaladan  (in  Berlin)  und  Nabuchodono- 
sor  L 

')  Herod.  1,  195.    An  ein«m  berühmten 


Cameo  mit  Nabuchodonosors  Inschrift  ist  der 
Kopf  gefälscht  (Mbnant,  gl3rpt.  2,  142  ff. ; 
SoHRADEB,  Ber.  d.  preuss.  Akad.  1879  S.  293. 
785;  FüBTWANGLBB,  Et.  arohöol.  eto.  d^di^es 
ä  M.  le  Dr.  G.  Leemanns  S.  243  f.).  Der 
Scarabaeus  tritt  jetzt  auf  (in  Sinpara,  über 
dessen  Altertümer  s.  Tr.  s.  b.  a.  8,  172  ff.). 

')  Auch  in  Harran  fand  man  mehrere 
.assyrische*  Skulpturen. 

^)  NöLDBKE,  Ztsch.  d.  d.  morgenl.  Ges. 
33,  321 ;  Inschriften  in  Assyrien :  C.  I.  Semit. 
II  1  ff.;  vgl.  2  Reg.  18,  26. 


Kap.  VI.    Die  iweite  orientalisierende  Periode  der  Weltgeechiohie.    (§  821.)     507 


Niniveh  kamen  »mehr  Kaufleute  als  Sterne  am  Himmel  sind".*)  Man 
fand  in  Niniveh  bronzene  Schalen  und  Gewichte  (aus  den  Jahren  727  bis 
681)  mit  aramäischen  Inschriften,  ^)  in  Sennacheribs  Palastarchiv  lagen  fünf 
Siegel  mit  syrischen  Hieroglyphen;  das  Silber  rechnete  man  nach  Minen 
von  Earkamisch ;  ^)  eine  gewisse  Hallenart  lernten  die  Baumeister  Sargons 
von  den  Hethitern.*)  Nur  das  eigentliche  Assyrische  will  sich  nicht  finden 
lassen,  ausser  etwa  in  der  Gestalt  des  Nationalgottes  Asur  (ein  bärtiger 
Bogenschütze  in  der  geflügelten  Sonnenscheibe),  ^)  doch  erinnert  die  Scheibe 
an  Ägypten,  von  dem  sie  auch  gesondert  entlehnt  wird.^)  Wir  wollen 
zuerst  das  Figürliche  von  Interesse  zusammenstellen.  Die  Mischfiguren 
sind  so  mannigfaltig,  als  man  von  einer  Verbindung  babylonischer  und 
westländischer  Ideen  nur  erwarten  kann.  Wir  finden  geflügelte  Löwen, 
ebensolche  mit  Menschenkopf  männlich  oder  weiblich^)  (Sphinxe),  ge- 
flügelte Vierfüssler  mit  Menschenkopf,  ^)  Menschen  mit  Löwen-  oder  Adler- 
köpfen*) oder  einfach  geflügelt,  ^o)  ausserdem  Ungeheuer  mit  Löwenkopf, 
Hundsohren,  Pferdemähne,  Vogelkrallen  und  Menschenrumpf  oder  Bären 
mit  Hyänenkopf  und  Löwentatzen  oder  Pferde  mit  Füssen,  Flügeln  und 
Kopf  von  Vögeln.  >i)  Götter  oder  Dämonen  und  Tiere  treten  ausserdem 
in  d^n  verschiedensten  Gruppen  zusammen;  letztere  sitzen  paarweise  auf 
der  Hand  1^)  oder  baumeln  an  den  Hälsen  oder  den  Beinen  in  der  Luft;  ^ 3) 
auch  dringt  die  nordsyrische  Gruppierung  (S.  469,  2)  ein.  **)  Der  Löwen- 
bändiger bezwingt  jetzt  auch  Greife  und  wilde  Wassermänner  (Tritone).*^) 
Aus  den  Erscheinungen  des  täglichen  Lebens  heben  wir  hervor,  dass  das 
Rasieren  abgekommen  ist;  Bartlosigkeit  kennzeichnet  den  Eunuchen,  viel- 
leicht auch  den  Priester  eines  besonderen  Kultes.  ^^)  Im  Kriege  spielt  der 
in  den  Kämpfen  der  Ramessidenzeit  erprobte  Kriegswagen  eine  grosse 
Rolle;  die  Pferde  des  königlichen  Wagens  tragen  nach  der  Sitte  Ägyptens 
Federbüsche.*')  Am  Hof  herrscht  strengste  Etikette.  Der  Assyrer  erscheint 
nicht  anders  als  in  tadellosem  Anzüge  mit  frischgeplätteten  Fältchen  und 
ausgekänmiten  Franzen,  den  Bart  und  das  Haar  frisiert  und  in  regel- 
rechte Löckchen  geflochten  (T.  in).^®)  Selbst  die  Dämonen  unterliegen 
dieser   Verschönerung  wie  der  Fischmensch  Dagon    an    sich    erfährt.*^) 


')  Naham  8,  16. 

*)  Corpus  Inscr.  Sem.  II  1—14. 

»j  fluLTsoH,  Metrol.  »418. 

*)  BU-hüäni:  Ztsch.  f.  Assyr.  3,  93  ff.; 
vgl.  Jerem.  22, 14. 

^)  Latard  m.  I  13.  21  =  Pabbot  II  19. 

•)  Latabd  I  39  =  Pebbot  18.  Misch- 
darstellongen  auf  einem  Cylinder  mit  assy- 
rischer Inschrift:  6a.  4,  197  f.;  Latabd,  culte 
de  Mithra  T.  29,  1. 

0  Milghhöfbb,  Ath.  Mitt.  4, 48  ff.;  Peb- 
bot II  12. 

8)  Mkfaht,  glypt.  II  F.  3. 

*)  Löwe:  Latabd  I  82;  Adler:  Mekant, 
glypt.  II  F.  3;  Pebbot  II  F.  8  =  Hommel  S. 
516  (geflügelt). 

»«)  Pebbot  II  F.  4.  226. 

*')  Pebbot  II  F.  6.  7.  11;  Lbkobxant, 
Magie  a.  Wahrsageknnst  der  Chaldäer  »53. 


^»)  Latabd  I  35  (Steinbock  und  Damm- 
hirsch; in  der  anderen  Hand  Zweig). 

>»)  Mbnant,  glypt.  II  S.  47  f. 

**)  Mbnakt  S.  35  F.  19;  46  F.  26  p.  58  f.; 
Latabd,  mon.  I  T.  69  ff.  6.  17,  11.  40.  44; 
Lajabd,  culte  de  Vönus  T.  17,  8-11.  22,  7[; 
Felsenreliefs  von  Malthaja  und  Bavian; 
Feldzeichen  mit  dem  Gott  Asur:  Latabd  I 
T.  14.  22. 

*s)  Menant  p.  50  F.  32. 

^^)  Unter  Asumasirpal. 

")  Z.  B.  Latabd  F.  13. 

")  Schönes  Beispiel  bei  Pebbot  9  =  Hom- 
mel 25.  Nacktheit  lässt  man  bei  Fischern, 
Schiffern,  schwimmenden  Soldaten  und  aus- 
geplünderten Feinden  zu  (Latabd  39  a. 
15.  16). 

^•)  Latabd,  disc.  p.  350  =  Pebbot  9  = 
Hommel  491;  Cylinder:  Pebbot  F.  224. 


508 


KlaaaiBohe  EnziBtarcUologie.    n.  Qeaohiohte  der  alten  Kunst. 


Dies  hinderte  aber  durchaus  nicht,  dass  die  Assyrer  ihre  landesüblichen 
Unmenschlichkeiten  gegen  tapfere  Feinde  im  Bilde  verewigten.  Köpfen, 
Pfählen  und  Zerfleischung  der  Leichen^)  wird  uns  nicht  erspart. 

Die  Plastik  verharrt,  vom  Stile  abgesehen,  innerhalb  der  bescheidenen 
Grenzen,  welche  ihr  die  Babylonier  anwiesen.  So  oft  auch  Inschriften 
von  Tempelbildem  reden^  eine  sichere  Anschauung  gibt  nur  ein  Relief, 
das  eine  Prozession  mit  sitzenden  Statuen,  die  auf  Tragbahren  einherge- 
tragen  werden,  darstellt;^)  dass  man  ausserdem  stehende  Statuen  auf 
Stühle  stellte,  scheint  ein  Cylinder  zu  beweisen.^)  Die  wirklich  erhaltenen 
Götterstatuen,  mehrere  Kalksteinfiguren  des  Gottes  Nebo,  welche  Weihge- 
schenke eines  und  desselben  Mannes  sind,^)  haben  nach  altbabylonischer 
Sitte  die  Hände  ineinander  gelegt  und  um  den  Unterleib  eine  Inschrift, 
während  jene  Tempelfiguren  wichtige  statuarische  Motive,  nämlich  ausser 
dem  ruhigen  Sitzen  das  Stehen  mit  vorgesetztem  Bein  (Cylinder)  und  dann 
das  Vorhalten  von  Attributen  (Relief)  bringen.  Einen  neuen  Impuls  er- 
hielt die  Plastik  höchstens  durch  die  unter  Asumasirpal  aufkommende 
Sitte,  dass  der  König,  wo  er  nicht  selbst  verweilen  konnte,  dort  sein  Bild 
aufstellen  liess;  eben  deswegen  aber  leiden  diese  Königsstatuen  unter  den 
politischen  Veränderungen  und  sind  selten  ganz  erhalten.^)  Alabaster- 
figuren scheinen  mehr  zur  Architektur  Beziehung  gehabt  zu  haben.  ^)  So 
wenig  ist  über  die  statuarische  Kunst  zu  sagen,  und  doch  hätte  es  den 
Assyrern  an  den  geeigneten  Naturstoffen  nicht  gefehlt.  Sie  hatten  in 
ihren  eigenen  Gebirgen  verschiedene  Kalksteinarten  zm*  Auswahl,  unter 
dem  Lehm  der  Tigrisebene  fanden  sie  reichlich  Alabaster,  harte  Steine 
kamen  von  den  erloschenen  Vulkanen  des  kurdischen  Sinschar.'')  Die 
Kleinplastik  behalf  sich  dürftig  mit  Kupfer  und  Holz.'^)  Das  importierte 
Elfenbein  wurde  von  den  Schnitzern  nicht  beherrscht,  wir  kennen  wenig- 
stens abstossend  hässliche  Bilder  der  Göttin  Istar.^)  In  Terrakotta 
brachten  es  die  Assyrier  zu  manchen  hübschen  oder  doch  drolligen  Tier- 
figuren; ^<^)  wo  wir  deren  Vorbilder  zu  suchen  haben,  zeigen  die  grün  oder 
blau  glasierten  Exemplare  an.^^)  Die  Litteratur  nennt  uns  ausserdem 
Votivfiguren  aus  Gold**)  und  wächserne  Totenmasken.*') 

Befriedigten  diese  Statuen  religiöse  oder  auch  politische  Ansprüche, 
so  wandte  sich  der  Kunsttrieb  lieber  denen  zu,  welche  zieren  sollten;    in 


^)  Z.  B.  Layabd  I  18;  ganz  wie  der  Ein- 
gang der  Ih'as  erzfthlt! 

«)  Layabd  I  65  =  Pbbbot  II  F.  13. 14  = 
Kaulen  F.  64. 

^)  Mbnaht,  glypt.  II  p.  60  m.  Abb.  (auf 
Schemel);  im  Relief  sieht  man  eine  Gottheit 
auf  einem  oben  gedeckten  TragstnhIe  stehen. 

*)  DiEULAFOT,  Tart  ant.  de  la  Ferse  HI 
T.  12;  PebbotF.  15  (unter  Rammänirftr  III.: 
TiBLE,  babyl.-assyr.  Gesch.  S.  212);  Kopf  der 
Istar:  Smith,  Assyrian  discov.  p.  248.  430; 
Torso  einer  Istar  (Beine  geschlossen):  Dieu- 
LAPOY  III  T.  12. 

')  Asnmasirpal:  Dieulafoy  III  T.  12 
(Lichtdruck);  Hokiibl  S.  551 ;  Pebbot  F.  250; 
Salmanassar:  Dieulafoy  III  T.  11,  2  (Licht- 
druck); Layabd,  Niniveh  II  p.  51  f.;  Pebbot 


S.  540;  Schulter  eines  Kolosses:  Suth,  Ass. 
discov.  p.  430. 

")  Mehrere  im  brittischen  Museum. 

^)  Statue  aus  Ealeh-Schergat. 

^)  Kupfer:  Bbbthelot,  Ac.  des  inscr. 
1887,  3.  Dez.;  Holz:  kleiner  Löwe  im  Lonvre, 
Pebbot  245. 

^)  Pebbot  F.  231.  232;  Lindbnschxit, 
deutsche  Altertumsk.  II  11,3,  3;  Tierfiguren 
Layabd  T.  91. 

»0)  Pebbot  261.  276;  Rawlinsoh,  the 
five  great  mon.  I  p.  234. 

»0  Pebbot  242.  275.    Vgl.  S.  492. 

>2)  Schiffchen  und  Fische  für  £a:  Tible 
II  519. 

»»)  Strab.  16,  1,  20. 


Kap.  VI.    Sie  tweite  orieBtalisierende  Periode  der  Weltgesöhiohte.    (§  321.)    509 


den  architektonischen  Statuen  ist  denn  auch  der  Höhepunkt  der 
assyrischen  Plastik  zu  erblicken.  Der  Haremshof  von  Sargons  Palast  war 
gewiss  nicht  der  einzige  mit  Statuen  geschmückte  Raum.^)  Von  aussen 
aber  fielen  jedem  die  grossen  (etwa  12  Fuss  hohen  und  ebenso  langen) 
Mannlöwen  oder  Mannstiere  (d.  h.  Löwen  oder  Stiere  mit  Menschenkopf 
und  Flügeln)  zu  beiden  Seiten  der  Thore  auf;  *)  von  diesen  Schutzgeistem 
{lamäsu,  sSdu)  sagt  König  Sargon  „die  Gottheit,  die  vollkommenes  Olück 
und  Zufriedenheit  bringt '^  und  in  einer  anderen  Inschrift  heisst  es:  „Er 
wendet  die  Brust  des  Feindes,  beschützt  des  Königs  Pfad  und  vollendet 
den  Weg  des  Königs  friedlich**.*)  Wer  diese  nicht  ganz  rund,  sondern 
als  Bestandteil  des  Thores  gearbeiteten  Statuen  von  vorne  sah,  erblickte 
vier  Beine,  war  er  aber  in  das  Thor  eingetreten,  wiederum  vier,  weil  zur 
Vollständigkeit  ein  fünftes  hinten  angefügt  war.^)  Die  Schlangen  (sSru), 
von  denen  die  Inschriften  daneben  reden,  sind  jetzt  verschwunden;  sie 
waren  ohne  Zweifel  wie  in  Babylon  (S.  506,  2)  aus  Bronze.  In  Stein  da- 
gegen führten  auch  die  Assjrrer  die  dekorativen  Löwenfiguren  äus.^) 

In  grossartige  Bauten  setzen  die  assyrischen  Orosskönige  ihren 
Stolz;  mit  den  Gefangenenschaaren,  die  sie  wie  einst  die  Ramessiden  zu 
ihrer  Verfügung  hatten,*)  bauten  sie  Niniveh  zu  einer  Riesenstadt  von 
zwölf  deutschen  Meilen  Umfang  aus.^)  Jedwede  Anlage  trug  ein  so  sub- 
jektives Gepräge,  dass  jeder  neu  gewordene  König  die  Arbeiten  seines 
Vorgängers  liegen  liess  und  wieder  von  Anfang  an  anderer  Stelle  begann. 
Obgleich  Assyrien,  wie  gesagt,  Bausteine  in  reichster  Auswahl  besass, 
diente  der  Lehmbau  Babyloniens  zum  Vorbilde  und  unterdrückte  jede 
selbstständige  Regung.  Infolgedessen  treten  uns  die  gleichen  Dekorations- 
arten wie  in  jenem  Musterlande  entgegen.  Die  Innenwände  sind  gewöhn- 
lich nicht  geschmückt,  sondern  nur  weiss  mit  schwarzem  Sockel  ange- 
strichen, weil  man  in  den  Sälen  Gobelins  aufhängte.  Nur  in  Nebenräumen 
hat  die  Wandmalerei  ihren  Platz,  sie  steht  aber  auch  auf  dem  Niveau 
der  Zinmiermalerei,  indem  sie  ausser  einfarbigem  Verputz  des  Fondes 
oder  der  Plinthe**)  nur  verschiedenfarbige  horizontale  Streifen,  Ornamente 
oder  höchstens  einzelne  Figuren  herstellt.^)  Auf  dem  Estrich  lagen  Tep- 
piche oder  Ziegelplatten;  hin  und  wieder  findet  sich  einfaches  Mosaik. ^o) 
Im  Freien  dagegen,  wo  unter  der  glühenden  Sonne  die  Teppichfarben  bald 
verblichen  wären  und  Gewitterschauer  die  Wandgemälde  zerstört  hätten, 
wählten  die  Assyrer  wieder  die  babylonische  Glasur.  Einfacher  Wand- 
anstrich, der  durch  Feuer  glasiert  wurde,  unterschied  z.  B.  die  Stockwerke 


0  Von  Place  gefanden  (Figuren  mit 
WeinkrOgen);  unbekleidete  Frau  von  einer 
Wasserleitung. 

«)  Place.  Nin.  I  p.  122  flF.  III  T.  31  bis; 
Latabd  I  T.  3.  4;  Pebbot  T.  8  u.  9  zu  S.  542; 
HoMKEL  S.  483 ;  Kopf  gross  bei  Perbot  F. 
223;  Layabd  92  (farbig).  Diese  Figuren 
heissen  schlechtweg  ,» Stiere*  (rtmu):  Ztach. 
f.  Assyr.  1,  208. 

»)  Ztsch.  f.  Assyr.  1,  207. 

^)  Vielleicht  galt  die  Fünfzahl  der  Beine 
fQr  heilig  wie  in  Ägypten  (Aelian.  h.  an. 
11,  40). 


^)  Mehrere  aus  Alabaster  in  London ;  ein 
fOnf  beiniger  bei  Dieülafot  II  91. 

«)  Abgeb.  Pebbot  336.  838;  Kaülen 
S.  55. 

0  Diod.  2,  3,  2. 

®)  Beides  im  Sargonpalast:  Place,  Nin. 
m  T.  25,  vgl.  32;  II  p.  77  f. 

*)  Ersteres  in  Nimmd:  G.  Smith,  Ass. 
diso.  p.  77  f.,  vgl,  Latabd,  mon.  I  T.  86.  87. 
II  p.  130;  geschmackvolle  Friese  in  Nimrud: 
Kaulen  F.  75—7;  Pebbot  116—8. 

»0)  Z.  B.  in  Kojuntschik:  Layabd  II  T. 
56;  Kaulen  S.  49. 


510  fiaBBMche  Sansiiaroliftologie«    tt.  QeBohiohie  der  alten  Simst. 

des  Terrassentempels  von  Chorsabad.^)  Manchmal  bilden  mehrere  Ziegel 
zusammen  farbige  Ornamente  oder  Einzelfiguren  auf  himmelblauem  Grunde.^) 
Es  kommen  auch  Ziegel  mit  Miniaturbildem  vor,')  sodann  Platten  mit 
Palmetten,  Granatäpfeln  und  Tau-  oder  Zickzackbordüren,  welche  in  der 
Mitte  ein  Nagel  mit  Rosettenkopf  befestigte.'*)  Der  glänzendste  Schmuck 
der  Paläste  besteht  aber  in  den  Alabasterreliefs, ^)  welche  Wände  und 
Mauern  friesartig  zieren.  Auf  die  Ziegelwand  wurden  nämlich  Platten 
angeheftet,  worin  Figuren  in  ziemlich  flachem  Relief  eingehauen,  bei  kleinem 
Durchmesser  aber  eingekerbt  wurden.  Farbe  half  einst  dem  Auge  die 
Einzelheiten  unterscheiden.*)  Der  weiche  Stein  eignete  sich  zur  leichten 
Bearbeitung  und  passte  dadurch  zu  den  raschen  Bauten.  Am  Palaste 
Sargons  zu  Ghorsabad  misst  der  skulpierte  Streif  1996  Meter  in  der  Länge 
bei  einer  Höhe  von  3  Metern,  was  fast  6000  Quadratmeter  Fläche  ergibt, 
wozu  noch  24  Paare  jener  kolossalen  Eckfiguren  kommen;  es  kann  aber 
chronologisch  nachgewiesen  werden,  dass  diese  ungeheuere  Wandfläche  in 
einigen  Jahren  hergestellt  worden  sein  muss.  Die  Arbeiten  machen  im 
Ganzen  genonmien  einen  bedeutenden  Eindruck,  sind  aber  im  einzelnen 
ungleichmässig  und  teilweise  (namentlich  hinsichtlich  der  Bilder  der  Be- 
siegten) flüchtig.  Gleichmässige  Reliefs  kommen  selten  vor.  In  der  Eile 
wurden  auch  wohl  Platten  von  einem  älteren  Bau  eingefügt.')  Die  Gegen- 
stände blieben  ja  stets  so  ziemlich  gleich,  denn  Verherrlichung  des  Königs 
als  siegreicher  Feldherr  und  tapferer  Löwenjäger  ist  der  Zweck  dieser 
Wanddarstellungen.  Selten  verirrt  sich  unter  diese  militaristische  Kunst 
ein  Idyll,  wie  Asurbanipal  unter  der  Weinlaube.®)  Die  Verwendung  von 
Metallschmuck  können  wir  ebenfalls  noch  nachweisen.  Die  erhaltenen 
goldenen  Masken  ^)  waren  an  den  vier  Enden  angenagelt.  Metallene  Zier- 
schilde an  die  Wand  zu  hängen,  war  seit  David  nichts  neues  mehr;  dafür 
wissen  wir  nun  bestimmt,  dass  dieselben  unter  assyrischer  Herrschaft 
durch  konzentrische  Kreise  gleichmässig  geteilt  und  diese  mit  Figuren- 
reihen ausgefüllt  wurden.  i<>)  Die  grossen  Prachtthore  hatten  aussen  Bronze- 
blech, in  welches  Figurenstreifen  eingetrieben  waren.  An  dem  Thore  vom 
Palaste  Salmanassars  n.  in  Balawat^^)  entsprechen  den  Querleisten  der 
Holzthor e  Doppelstreifen  von  Figuren,  welche  mit  drei  Reihen  Rosetten, 
deren  Centrum  der  Nagelkopf  bildet,  eingefässt  sind;  auch  dieses  Pracht- 
thor verkündigt  in  Bild  und  Wort  des  Königs  Thaten.  In  Sargons  Resi- 
denz stand  vor  dem  Thore  ein  künstlicher  Palmbaum,   dessen  Holzstamm 

>)  Man  erkennt  jetzt  noch  (v.  u.)  schwarz,   I  «;  Botta  IT.  12. 43.  53.  62-3. 65.  68.  76. 

weiss,   rot  und  blan.     Farbige  Ziegel   aus   ,   114;  Lonopi^bibb,  cat.  Nr.^lO.  11.  18;  farbige 


dem  Nordwestpalast :  Latabd  I  T.  84. 

')  An  den  Haremshöfen  des  Sargonpa- 
lastes  (goldgelb*:  Kaulen  S.  50)  und  an  den 
Thorbauten  der  Sargonstadt;  besonders  schö- 
nes Stück:  Pbbrot  S.  307—8. 

*)  Layard  II  T.  55;  G.  Smith,  Ass.  disc. 
p.  79 ;  Terrakottatäfelchen  mit  Relief:  Pebbot 
il  F.  259. 

*)  Pebbot  F.  127-  8. 

f)  Sehr  vieles  ist  in  Gyps  vervielfältigt: 
Berlin  216  ff. ;  London,  Gatal.  of  re-produc- 
tions  p.  5  ff.;  Paris,  Nr.  9  ff. 


T.  bei  HoMMEL  S.  482. 

')  WiNCKLEB,  Gesch.  Babyloniens  S.  146. 

^)  Abguss. 

*)  Benndobf,  Gesichtshelme  T.  14,  1.  2. 

^^)  Pebbot  F.  415  (zwei  Reihen  LOwen 
und  eine  Reihe  Stiere). 

^ ')  Im  brittischen  Museum ;  Th.G.  Pinches» 
the  bronze  omaments  of  the  palace  gates  of 
Balawat,  London  1881  ff.  f.;  Auszug  Tr.  b.  a. 
7,  83  ff.  m.  T.;  Proben  bei  Hommbl  (Tafel)  u. 
Pebbot  S.  626/7 ;  Kaulen  S.38;  mesopotamisch 
nach  Rebeb,  altchaldäische  Kunst  S.  148. 


Kap.  VI.    Die  «weite  orientallflierende  Periode  der  Weltgeeohiohte.    (§  321.)     511 

bronzene  Schuppen  bedeckten;  von  dem  goldenen  Laubwerk  fand  Place 
noch  ein  getriebenes  Palmblatt.  Die  Kunstformen  der  assyrischen  Bauten 
sind  durch  die  erhaltenen  Ruinen  nicht  vollständig  dargestellt,  dafür  bieten 
die  Abbildungen  in  jenen  Reliefs  eine  gewisse  Ergänzung,  denn  sie  zeigen 
uns  kunstvolle  Tempel,  Paläste  mit  Säulenfa<;ade,  Kuppelbauten  und  drei- 
fach abgestufte  Bekrönungen.  ^)  Dass  das  Holz  in  der  assyrischen  Bau- 
kunst einen  hervorragenden  Platz  eingenonmien  habe  (S.  298  f.),  ist  nicht 
beglaubigt;  man  holte  nur  eben  nach  babylonischer  Tradition  Cedern,  Cy- 
pressen  und  Pinien^)  aus  fernen  Gebirgen. 

Zur  monumentalen  Kunst  gehören  endlich  die  Denkpfeiler  für  Wei- 
hungen, Grenzfeststellung  u.  dgl.;  zumeist  sieht  man  den  König  in  an- 
betender Stellung.^)  Der  Huldigungsobelisk  bei  Layard  I  53 — 6  hat  auf 
aUen  vier  Seiten  Bilder  in  Streifen  abgeteilt.  Da  man  zu  diesen  Denk- 
pfeilem  harte  Steine  nahm,  weicht  ihr  Stil  von  dem  der  weichen  Alabaster- 
reliefs mannigfach  und  nicht  zum  Vorteil  ab.^) 

Das  Kunstgewerbe  ist  unter  den  Funden  von  Niniveh  reichlich 
vertreten.  Den  Goldschmuck,  in  welchem  auch  Männer  prangen,  die 
breiten  Armbänder,  die  gliederreichen  Halsgeschmeide,  die  Tiaren  der 
Könige  veranschaulichen  zwar  fast  einzig  die  Relief bilder.^)  Seltene  Me- 
talle wie  das  Antimon  und  Magnesium  sind  in  Niniveh  verireten.^)  Unter 
den  Bronzearbeiten  fallen  die  zahlreichen  Bronzeschalen  mit  eingegrabenen, 
teilweise  erhöhten  Bildern  auf.^)  Obwohl  alle  aus  einer  Schatzkammer 
(Sargons  H.?)  stammen,  weisen  sie  sehr  verschiedene  Stile  auf.  Wir 
finden  da  Motive  aus  der  Inselkunst  der  vorigen  Periode,  ^)  ägyptisches  im 
Sinne  der  Ramessidenzeit  ^)  und  ägyptisches  mit  Palmettenstreifen  und 
den  Vogelreihen  des  geometrischen  Stiles  verbunden  ^^)  oder  mit  assyrischen 
Figuren  und  Landschaften  vermengt,  ^^)  endlich  konzentrische  Streifen 
wilder  und  zahmer  Tiere  in  rein  orientalischem  Geschmack.  ^^)  Die  erfreu- 
lichsten Schalen  bekunden  den  Natursinn  eines  Gebirgsvolkes.**)  Wenn 
Inschriften  auf  diesen  Schalen  stehen,  sind  sie  in  der  aramäischen  Ver- 
kehrssprache.^^) Die  Steinreliefs  zeigen  uns  dazu  in  den  Händen  vieler 
Gottheiten  getriebene  Eimer  mit  Figuren,  i^)  Die  Waffenschmiede  fertigen 
den  Fürsten  Schilde  mit  einem  ciselierten  Löwenkopf  und  Schwerter  mit 
Tierhäuptem  am  Griff.*®)    An  den  Holzarbeiten,  welche  durch  Schnitzerei 


1)  Kaülkk  S.  188  F.  59  —  Pbrbot  S.  142. 
U3.  225  —  Eaulsn  S.  56.  Die  erhaltenen 
Kappeln  sollen  nicht  über  die  Zeit  der  Par- 


3.  Dez.;  Tibls,  Gesch.  S.  251. 

^)  Layard  II  T.  57—68 ;  vgl.  Dumont  et 
Chaplain,   cöramiqnes   de  la  Gröce  propre 


ther  zurückgehen  (Pkrrot  S.  174  f.}.  —  Z.  B.   i   p.  112  ff.;  Pbbrot  II  735  ff.  m.  Abb. 


Obelisk  Salmanaasars  II. 

')  Delattbb,  TAsie  occidentale  p.  58  ff. 

")  Das  grösste  Exemplar  ist  die  unge- 
fähr 2  m.  hohe  Stele  Sannanassara  II.  aus 
Basalt,  oben  dreifach  abgestuft  (Latard  I 
53—56;  Pkrrot  111.  237;  Kaulbr  S.  34);  vgl. 
Rawunson  III  41  ==  HoMMSL  S.  457 ;  Caillou 
de  Michaux  Uokiibl  S.  74. 

*)  Basaltne  Basreliefs  sollen  auch  von 
einem  kleinen  Bau  in  Chorsabad  gekommen 
sein:  Place,  Ninive  I  p.  150.  III  T.  48.  3. 

*)  Z.  B.  M.  Nap.  T.  7;  Layard  I  82. 

^j  Bbrthelot,    Acad.    des   inscr.    1887 


«)  Layard  II  62  A  =  Perrot  F.  398. 

^)  Perrot  F.  405. 

»»')  Layard  II  63;  Pbrrot  F.  399. 

»')  Layard  II  61  B;  Perrot  F.  406. 

»2)  Layard  II  60;  Perrot  F.  407;  freier 
Layard  II  67. 

*')  Layard  II  66;  Helbio,  das  hom.  Epos 
T.  2  nach  Phot.;  Perrot  F.  408. 

'*)  Corpus  inscr.  Semit.  II  46-9  T.  8. 

^^)  Z.  B.  Layard  I  34.  36  (T.  24  schmuck- 
lose unter  der  Beute). 

>•)  Layard  I  13  —  ders.  1 12. 


512 


Ela^aisclie  tCoBBtarohftologie.    iL  QeBohichie  der  alten  SoiiBt. 


verschönert  werden,  z.  B.  häufig  in  einen  Tierkopf  auslaufen,  ^  kamen 
öfters  noch  Treibarbeiten  aus  Bronze  dazu,  welche  Figuren  in  Zonen- 
streifen erhielten.*)  Ebenso  trat  mit  den  beiden  Materialien  das  Elfenbein 
in  Verbindung,*)  indes  zeigt  jedwede  geschnitzte  Dekoration  desselben, 
dass  die  Arbeiter  der  Reliefs  in  Ägypten  oder  ägyptisierenden  Fabriken 
zu  suchen  sind.  Für  letzteres  liegt  in  einer  phönikischen  Aufschrift  ein 
Zeugnis  vor.*)  Allerdings  Hessen  die  Assyrer  die  zum  Tribut  darge- 
brachten Elephantenzähne  nicht  ungenützt,  aber  die  einheimischen  Arbeiten 
wagten  nur  Gravierungen.*)  Alabaster  und  andere  seltene  Steine  wurden 
zu  Geräten  verarbeitet;«)  Lapislazuli  dient  offenbar  zu  Amuleten.')  Die 
Siegelcylinder  sind  sehr  zahlreich;  technisch  zerfallen  sie  in  zwei  ver- 
schiedene Gattungen  (S.  194  f.).  Für  die  Kunstgeschichte  bedeuten  sie 
wenig;  die  besten  dürften  aus  Onyxarten  geschnitzt  sein.®)  Bernstein 
kann  unmöglich  gefehlt  haben.»)  Kleine  Gefässe  aus  farbigem  Glasfluss 
kamen  mit  den  Parfümerien,  die  sie  bargen,  ins  Land.^®)  Dortselbst  be- 
reitete man  farbloses  Glas  mit  rein  technischem  Geschick.  ^^  Die  buntge- 
wirkten oder  vielleicht  auch  gestickten  Gewänder  kennen  wir  durch  die 
Königsbilder  hinlänglich,  i*)  Die  Vasenmalerei  tritt  in  Assyrien  und  Baby- 
lonien  wenig  hervor,  weil  die  Fayenceware  bekannt  war,**)  jedoch  ge- 
nügen die  Scherben  von  Kojuntschik,  um  zwei  Richtungen  der  Vasen- 
malerei zu  konstatieren.  Häufiger  kommt  nur  die  geometrische  Dekoration 
vor,  welche  sich  nur  bis  zu  primitiven  Vogelreihen  erhebt;  mehrere  Frag- 
mente tragen  eine  aramäische  Inschrift.  **)  Ein  anderes  dagegen  hat  über 
Keilschriftzeichen  Reste  eines  Löwen-  oder  Greifenpaares.  **)  Über  die 
schwarzen  Töpfe  haben  wir  ein  ausdrückliches  Zeugnis.*«) 

Das  Material  ist  gross  genug,  um  eine  Analyse  der  assyrischen 
Zeichenkunst  zu  geben.  Weil  die  Bilder  mehr  von  Handwerkern  als 
Künstlern  herrühren,  haben  sie  ihre  bestimmte  Schablone,  welche  vielfach 
an  die  ägyptische  erinnert,  aber  in  diesem  Parvenüstaate  die  Verknöche- 
rung jener  alten  Tradition  doch  nicht  erreichen  kann.    Jeder  Assyrier 


')  Lyra  mit  Hand :  Latabd  I  12. 

')  Blech  von  einem  Sarge:  Clebxoitt- 
Gavneaü,  Ra.  1879  d^c;  Cat.  de  la  coli.  Le 
Clercq  II.;  zwei  Throne:  Layabd,  discov.  p. 
198  f. ;  G.  Smith,  Assyrian  discoy.  p.  482. 

*)  La  YARD  a.  O.  p.  198  u.  mon.  I  88-91. 
II  57.  60.  68;  Smith  a.  0.  p. 431  f.;  Rawlik- 
soN,  the  five  great  mon.  11^  369  £P. ;  Perbot 
246—49;  Dibulapoy,  Tart  ant.  III  S.  50  ff.; 
BiRCH,  Transact.  of  the  r.  soc.  of  litt.  II  s. 
3,  151  ff. 

^)  Levy,  phönizische  Studien  I  S.  7,  1. 

'}  Z.  B.  Pebbot  f.  391. 

^)  Layabd  I  97,  9  Alabaatergefäss,  95. 
96;  ViRCHow,  eine  Sammlung  assyr.  Stein- 
artefakte namentlich  solcher  aus  Nephrit, 
Ztech.  f.  Ethnol.  19, 456  ff. 

^)  Doppellöwe,  abgeb.  Ra.  1, 282;  Scheibe 
mit  Inschrift  Proc.  Am.  or.  soc.  May  1889 
b.  CXXXIV  ff. 

^)  JoACH.  Mbnakt,  les  pierres  gravöes 
de  la  Haute  Asie.    Rech,  sur  la  glyptique 


Orientale.  2.  p.  Cylindres  de  FAssyrie  etc., 
Paris  1886  (über  die  Technik  S.  26.  86); 
Gemme  mit  aramäischer  Inschrift:  Corpus 
inscr.  Semit.  II  T.  8  Nr.  51. 

®)  Gegen  Oppbbt  wird  dies  Ztsch.  f. 
Assyr.  1,244  ff.  bestritten. 

***)  Botta,  monument  5,  173;  Layabd, 
discoveries  p.  674  ff.;  ausserdem  gibt  esPerlen 
und  Armbänder  von  Glas. 

")  Layabd,  discov.  p.  197  (mit  Inschrift 
Sargons);  Pebbot  F.  380—1. 

»2)  Layabd  1  T.  5;  Pebbot  F.  448  ff. 
Vgl.  Ezech.  23,  12. 

»»)  Layabd  I  T.  85. 

»*)  Hblbio,  A.  1875,  221  ff.  m.  T.  H; 
Pebbot  F.  372  ff.;  Corpus  inscr.  Semit.  II 
42.  44.  45. 

»*)  Pebbot  F.  379. 

»«)  Nahum  2,  10.  Bucchero-ähnliche  Ge- 
fässe (S.  178)  fand  übrigens  Petrie  schon  in 
Kahun  (lllahun  10). 


Kap.  VL    Die  sweiie  orientalisierende  l^eriode  der  Weitgeaohicdite.    (S  321.)    513 


sieht  aber  wie  der  andere  aus:  Stime  niedrig,  Augenbrauen  stark  und 
geschweift,  Augen  gross  und  weit  geöfifhet,  die  Nase  stark  gebogen  und 
abgerundet,  Mund  klein,  Lippen  fleischig,  Kinn  rund  und  stark,  Haar  und 
Bart  sorgfältig  gekräuselt,  die  Arme  und  Beine  stark  muskulös,  dies  ist 
das  Ideal  des  Assyrers;  nur  der  unterschied  zwischen  dem  langbär- 
tigen Mann  und  dem  glatten  Eunuchen  besteht  (T.  6).  ^)  Höchstens 
könnte  jemand  in  den  Zügen  der  Könige  etwas  Individuelles  finden.*) 
Diese  Typen  geben  multipliziert  wie  in  Ägypten  prozessionsmässige  Auf- 
züge.') Die  augenscheinliche  Neigung  für  das  Kraftvolle  schliesst  eine 
gewisse  Anmut  nicht  aus,  wiewohl  die  Frauen  in  dieser  Kunstrichtung 
entschieden  zu  kurz  kommen.  Zu  den  ständigen  Charakteristika  des 
Stiles  gehört  jedoch  die  Auf  biegung  der  Hand  im  Dreiviertelsprofil,  wenn 
man  etwas  überreicht.  Tiere ^)  und  Bäume  sind  ebenfalls  nur  Typen;  als 
Bäume  xor'  i^oxijv  scheint  man  die  in  Assyrien  häufige  Pappel^)  und  die 
Aleppokiefer  gewählt  zu  haben,  die  stilisierte  Form  mahnt  uns  aber  un- 
willkürlich an  eine  Spielwarenschachtel  unserer  Jugendzeit.  Der  Erd- 
boden pflegt  einer  Gruppe  gleichhoher  Ameisenhaufen  zu  gleichen  und  die 
Wellen  der  Flüsse  formen  sich  zu  regelmässigen  Schnecken.  Man  zeichnet 
die  Tiere  nach  dem  gewohnten  Schema  und  denkt  nicht  einmal  daran 
auch  nur  die  Fehler  desselben  zu  beseitigen.^)  An  Gespannen  bewegen 
sich  die  Pferde  taktmässig.'')  Nur  bei  den  Löwen  gerät  der  Assyrer  mit 
sich  in  Zwiespalt.  Weil  der  König  selbst  sie  des  Erlegens  würdigt,  er- 
halten sie  eine  Art  Uniform,  d.  h.  an  gewissen  Stellen  regelrechtes  ge- 
locktes Haar,  und  büssen  am  Schweif  die  unordentliche  Quaste  ein.  Nichts- 
destoweniger sind  die  Bewegungen  der  Löwen  augenscheinlich  in  der  Natur 
beobachtet  worden.  Das  von  einem  Pfeil  durchbohrte  Tier  scheint  den 
gegen  Greuel  abgehärteten  Bildhauern  Mitgefühl  einzuflössen.  ^)  Über  den 
altbabylonischen  Gesichtswinkel  (S.  452  f.)  sind  die  Assyrer  nicht  hinaus- 
gekommen; sogar  das  einhömige  Rind  ist  noch  Regel.  ^)  Wie  in  Ägypten, 
übertreffen  die  Assyrer  ihre  Feinde  gewöhnlich  an  Grösse  und  unter  ihnen 
ragt  wieder  der  König  hervor;  ^o)  wie  dort  dürfen  Paare  sich  halb  decken 
und  Bäume  hinter  Menschen  emporstehen  ;^^)  ebenso  tritt  bei  Ansichten 
von  Städten  und  Gebäuden  die  Vogelperspektive  wiederholt  ein.^*)  Nötigen- 
falls wird  das  Hintere  über  dem  Vorderen  abgebildet;  wenn  dadurch,  wie 
in  grossen  Schlachtenbildem,  die  Gefahr  der  Verwirrung  entsteht,  bringen 
Horizontallinien  eine  gewisse  Ordnung  hinein.*')    Noch  inmier  dürfen  die 


1)  Prrbot  T.  X  n.  F.  255. 

')  Mbnakt,  Gomptes  rendos  de  Tac.  des 
inscr.  4.  8.  t.  IX. 

•)  Z.3B.  Layabd  II  T.  7-9.  47-9. 

^)  HouGHTON,  Tr.  B.  b.  a.  5,  33  ff.  (zahme 
Säugetiere).  319  ff.  (wilde);  Polyp:  Helbio, 
bom.  Epos  S.  78. 

')  JPvBBOT  30.  273;  vgl.  Sachaü,  Reise 
S  377. 

«)  S.  428;  über  die  Pflanzenbilder:  Bo- 
NAYiA,  The  Babylonian  a.  Oriental  Record 
5,  196  ff.;  E.  BoKAViA,  the  cone-froit  of  the 
aasyrian  monameDts,  The  Babyl.  a.  Or.  rec. 
II  Nr.  6, 138  ff.  7, 170  ff.  8, 173  ff. 

•    Btsdlroeli  der  Ua«.  AlftertiuiwwiHeniohift.  YZ. 


*)  DiBüLAFOT,  Tart  ant.  de  la  Perse  III 
T.  14. 

^)  Asorbanipals  Löwenjagd:  Disxtlafot 
m  T.  14. 

*)  ScHBADBB,  Sitzongaber.  d.  preuss.  Ak. 
1892  S.  573  ff.;  Usisnbb,  de  carmine  quodam 
Phocaico  p.  6, 1. 

1«)  Kaulbn  P.  10. 

1»)  Pbbbot  253. 

1*)  Stadt :  Pbbbot  S.  343 ;  Maaer :  Layabd 
I  63;  kgl.  Küche  von  Nimrud  :  Pbbbot  S.  342; 
Eaulbh  Fig.  74. 

**)  Z.  B.  DiEULAFOT,  acropole  de  Suse 
p.  71  ff. 

33 


514 


Slassisohe  Eunstarohäologie.    II«  QeBchichie  der  alten  Eiuist. 


Inschriften  zwischen  Bildern  stehen  und  sogar  in  einem  Querstreifen  sich 
darüber  hinziehen,*)  mag  auch  eine  Person  in  ihnen  wie  in  einem  Teiche 
zu  waten  scheinen.  Schliesslich  liegt  das  ganze  Wesen  der  assyrischen 
Bilder  in  dem  Satze  eingeschlossen:  Der  König  lässt  dem  gemeinen  Mann, 
der  die  Keilschrift  nicht  lesen  kann,  seine  Orossthaten  in  Bilderschrift 
erzählen. 

Betrachten  wir  die  Dekoration  nur  vom  ornamentalen  Standpunkt, 
so  finden  wir  jetzt  die  alten  babylonischen  Motive,  Rosetten,  Tiere  und 
Ungeheuer,  in  ein  System  gebracht.  Sie  bilden  Bandstreifen,  welche  auch, 
durch  Linien  getrennt,  übereinander  gesetzt  werden.  Die  Tiere  und  Un- 
geheuer gruppieren  sich  oft  paarweise,  die  Stirnen  gegeneinander,  ein 
Motiv,  das  allerdings  schon  alt  ist,  aber  erst  jetzt  ganz  und  gar  den 
Charakter  des  Wappenstiles  erhält. 

So  ist  Assyrien  zwar  nicht  ein  selbständiger  Faktor  der  Kunstge- 
schichte, wohl  aber  ersetzt  es  uns  bisher  die  Lücken  der  monumentalen 
Überlieferung  Mesopotamiens  und  Syriens.  Über  Susa  haben  wir  be- 
reits S.  453  einige  Worte  gesagt.  Hieher  mögen  die  Felsskulpturen  des 
Landes,  ^)  sowie  die  des  Reiches  Anzan ')  zu  setzen  sein.  Das  benachbarte 
Persien  beginnt  erst  mit  Kyros  in  den  Kreis  der  civilisierten  Völker  ein- 
zutreten. Aber  der  Gründer  selbst  wusste  sich  in  seine  RoUe  noch  nicht 
recht  zu  finden.  Er  blieb  bis  zum  Ende  der  rauhe  Krieger.  Die  Denk- 
mäler seiner  Herrschaft  sind  denn  auch  sehr  spärlich;  ein  FelsreUef  von 
Murgab^)  bildet  den  König  wie  einen  Pharao  mit  dem  Pschent  und  zu- 
gleich wie  einen  babylonischen  Dämon  mit  vier  Flügeln  und  gelocktem 
Bart  ab.  Früher  als  die  Perser  gebrauchten  die  Medier  ihre  rohe  Kraft 
zur  Reichsgründung.  Derjenige  Stamm  derselben,  welcher  die  Städte  Eg- 
batana  und  Rhagai  umwohnte,  hat  etwa  700 — 550  seine  Macht  behauptet. 
Nach  Herodot  legte  der  erste  König  Deiokes  Egbatana  auf  babylonische 
Art  so  an,  dass  die  Burg  auf  einem  künstlichen  Hügel  stand.  Sie  ahmte 
mit  ihren  sieben  konzentrischen  Ringmauern,  deren  Zinnen  verschiedene 
Emailfarben  hatten,  die  babylonischen  Observatorien  nach; 5)  noch  Polyb 
konnte  nicht  genug  die  Pracht  des  Palastes  imd  des  Tempels  der  Anahita 
rühmen.^)  Jetzt  ist  äusserst  wenig  erhalten  und  dies  nicht  datierbar: 
ein  marmorner  Löwe,^)  einige  emaillierte  ZiegeP)  und  ein  paar  Cylinder. 

Die  Persien  gegenüber  liegenden  Bahreininseln,  wo  geschnitzte  Elfen- 
beinreliefs und  Strausseneier  gefunden  wurden,^)  leiten  uns  nach  Arabien 
hinüber.  Im  Osten  desselben  war  der  Haupthandelsplatz  öerrha  von 
flüchtigen  Chaldäern  gegründet. *<>)  Über  den  Westen,  wo  der  Hafenort 
Teima  hervorragt,  breitete  sich  nach  den  Inschriften  die  syrische  Kultur 


*)  Pbbrot  303;  s.  auch  F.  4. 

')  Relief  von  Malamir  (Eönigsomat  mit 
Rosetten) :  Dieulafoy,  Tart  ant.  de  la  Ferse 
I  S.  33.  35.  39.  —  Astartefigaren  aus  Terra- 
kotta: LoFTUs,  travels  p.  379  m.  Abb. 

')  Weissbach,  anzanische  Inschriften, 
Abb.  d.  phil.-hist.  Gl.  d.  Sachs.  Ges.  12, 
177  flf. 

*)  Ebb  Pobteb,  travels  I  T.  18. 


»)  1,  98. 

•)  10,  27,  9  ff. 

^)  Abgeb.  bei  Justi,  Geschichte  d.  alten 
Persiens  S.  5. 

")  Vgl.  Babbieb  DB  Mbtkabd,  dici  g^ogr. 
de  la  Ferse  p.  274. 

>)  Athenaeum  1889,  6.  Juli. 

")  Strab.  16, 3,  8. 


Kap.  VL    Die  swaite  orientAÜaierende  Periode  der  Weltgeflchichie.    (§.B2l.)     515 

aus;  demgemäss  erinnert  ein  in  den  Felsen  gehauener  Betraum  bei  dem 
alten  Hegra,  welcher  einen  Felsenthron  bekommen  sollte,  an  nördliche 
Sitte.  ^)  Das  alte  Reich  von  Saba  schickt  782  und  715  an  die  Assyrer 
Gesandtschaften  und  aramäische  Inschriften  reichen  bis  in  dieses  ferne 
Land.^)  Die  Eunstdenkmäler  bestehen  in  einigen  Reliefs  aus  ordinärem 
Stein  oder  Alabaster.') 

Zu  dem  aramäischen  Kreise  gehört  dagegen  voll  und  ganz  das  ar- 
menische Gebirgsland,  dessen  Öeschichte  wir  aus  Eeilinschriften  kennen. 
Im  neunten  Jahrhundert  bestand  dort  das  Reich  ürardhi  oder  ürartu  mit 
der  Hauptstadt  Biaina  (jetzt  Wan),  wo  die  Könige,  hartnäckige  Feinde 
der  Assyrer  und  besonders  Salmanassars  n.,  den  Titel  „König  der  Könige, 
König  von  ganz  Nairi*^  führten,  zeitweilig  also  über  einen  Teil  des  Euphrat- 
landes  geboten.^)  Zuerst  finden  wir  das  Babylonische  als  Schriftsprache, 
später  wenigstens  die  babylonische  Schrift.  Die  Denkmäler  bestehen  in 
einem  auffallend  fein  ausgeführten  Gylinder,^)  ein  paar  Bronzen  nach  sy- 
rischem Muster^)  und  eigenartigen  goldgeschmückten  Bronzeverzierungen 
von  Thronsesseln  ;^)  wichtiger  als  dies  alles  ist  die  Abbildung  eines  Tem- 
pels, welche  Giebeldach,  Säulenfafade  und  schildartige  Verzierungen  zeigt.  ^) 
In  einem  Grabhügel  ist  das  babylonische  Gewölbe  aus  Stein  nachzubilden 
versucht. 

Aus  den  assyrischen  Inschriften  ersehen  wir,  dass  auch  nördlich  und 
nordwestlich  vom  Wansee  mächtige  Reiche  bestanden ;  dahin  gehört  allem 
Anscheine  nach  Kolchis,  ^)  wo  die  ägyptischphönikische  Beschneidung  herrschte 
wie  bei  den  Makronen,  ^o)  Wir  notieren  vorläufig,  dass  im  Lande  der 
Suaner  (Suaneten)  der  König  Saulakes  angeblich  Gewölbe  von  Gold  und 
Balken,  Säulen  und  Pfeiler  aus  Silber  ausgegraben  habe.^^)  Zu  Wladikaw- 
kas  wurde  eine  Nekropole  entdeckt,  welche  meist  rohe  Bronzegefässe, 
Fibeln,  Idole  u.  dgl.  enthielt,  jedoch  auch  eine  silberne  patera  umbilicata 
mit  aramäischer  Inschrift.  ^2)  Das  Gräberfeld  von  Koban  scheint  gleich- 
falls zum  Teil  babylonischarmenische  Einflüsse  zu  zeigen.  ^^)  Wie  weit  sich 
die  Kultur  dieser  Periode  in  die  skythischen  Gebiete  verbreitete,  ist 
noch  nicht  abzusehen.  Südliche  Analogien  lassen  sich  zu  den  sitzenden, 
einen  hohen  Trinkbecher  haltenden  Figuren  aus  Thon  beibringen,  welche 
ein  Grabhügel  enthielt.  1*) 


»)  C.  I.  Semit.  II 117  {5./4.  Jahrb.). 

*)  Votivtafel  in  Berlin. 

>)  Zwei  veröffentlicht  bei  Wilson,  lands 
of  the  bible,  Edinb.  1847  p.  747;  ein  drittes 
1872  der  R.  As.  soc.  vorgelegt. 

*)  TiBLB,  babyL-assyr.  Gesch.  S.  187  f.; 
babylonischer  Cylinder  gefanden:  Am.  J.  Vi 
T.  18. 

*)  Ans  Rosenjaspis  im  Haag.  Ein  vier- 
flfigeliger  Gott  hält  zwei  Strausse  am  Kragen : 
MxHAiiT,  glypt.  II  p.  89  ff. ;  Ga.  5,  250  (Ab- 
gnss  in  Dresden,  Ztsch.  f.  Assyr.  1,  45.  206). 

*)  LoKOPiiRiBB,  B.  de  Tac.  imp.  de  St 
P4t.  1871  u.  Ga.  7,  74;  nach  üim  ist  anch 
die  AZ.  1880  T.  15  veröffentlichte  Bronze 
Armenisch. 

')  FnBOT  n  724  ff. 


«)  BoTTA,  Nin.  II  T.  140.  141  aus  dem 
Jahr  714;  Bauinschrift  eines  Tempels  aus 
der  Mitte  des  7.  Jahrb.  Joum.  r.  As.  soc. 
14,  653  ff.  —  Man  findet  dort  auch  Qefftsse 
mit  Fignrenstreifen  (Ziegen  oder  Vögeln  mit 
Menschenkopf):  Pebbot  II  F.  281.  397  u. 
S.  734  A.  2. 

»)  TiKLE  a.  0.  S.  162. 

»0)  Herod.  2,  104. 

*M  Plin.  33  52, 

'*)  C.  1.  Seinit.'  II  110  T.  8  (angebUch 
5./4.  Jahrb.;  mit  Palmetten  und  Schwanen- 
hälsen). 

^')  Z.  B.  Buccherogefässe  und  Bronze- 
fibeln. DafOr  danf  gesetzt  werden  (§  175) 
voyage  au  Gaucase. 

^*)  DUBQIB  8.  IV  T.  81, 

88* 


516  nasaiscli^  EanatairoUologie.    ü.  Qesohiolite  der  alten  Eanat. 

Litter atur:  Perbot  Bd.  II;  J.  Oi'pbbt,  Qrondzfi^e  d.  ass.  Kunst,  Basel  1872;  fiber 
die  altannenischen  Denkmäler  handelte  zuerst  Fb.  £d.  Schulz,  J.  asiatique  1840  p.  257 — 
323;  B.  auch  Am.  J.  6,  287  f.  und  §  60. 

322.  Die  Schuhbekleidung  (Schnabelschuhe)  verbindet  Armenien  *)  mit 
den  westlicher  gelegenen  Ländern,  deren  Kern  das  spätere  Eappadokien 
bildet.  Nicht  bloss  dieses  Land  jedoch,  sondern  auch  Lykaonien  und 
Isaurien,  ja  sogar  Lydien  enthalten  eine  Anzahl  von  Felsenskulpturen, 
welche  schon  dadurch  ihren  inneren  Zusammenhang  mit  Nordsyrien  be- 
kunden, dass  Lischriften  in  nordsyrischen  (hethitischen)  Hieroglyphen  bei- 
gesetzt sind.  Ob  sie  selbst  von  dem  gleichen  Volke  herrühren  und  ob  sie 
die  gleichen  Urheber  wie  die  nordsyrischen  Bildwerke  haben  —  man  hat 
an  die  Hethiter  gedacht  — ,  dies  ist  eine  Frage,  die  erst  nach  Entziffe- 
rung der  Inschriften  eine  Lösung  finden  kann.  Hauptorte  waren  das 
heutige  Gjaurkalessi  (eine  Tagreise  südwestlich  von  Ajikyra)*)  und  das 
von  Bj'oisos  546  eroberte  Pteria,  wozu  die  Ruinen  von  Boghasköi,')  Üjük 
und  Aladscha  gehören.^)  Es  sind  Befestigungen,  Paläste  und  Heiligtümer, 
in  den  Fels  und  aus  demselben  gehauen.  Bei  dieser  Felsarbeit  kommt  die 
Plastik  insofern  zu  ihrem  Rechte,  als  an  einem  Thor  in  Üjük  fünf  beinige 
Sphinx-  und  Stierpaare  (ähnlich  wie  die  assyrischen  Mannlöwen)  und  an 
dem  Steinthron  von  Boghasköi  zwei  nilpferdartige  Löwen  halb  heraus- 
gearbeitet sind.^)  Ausserdem  sind  sowohl  an  jenen.  Stadtruinen  als  an 
Felsabhängen,  wo  eine  Strasse  vorbeiführte,  Relief bilder  eingehauen,  die 
einen  auffällig  starken  religiösen  Sinn  bekunden.  Sie  stellen  wohl  auch 
den  König  dar,  doch  keine  profane  Handlung,  sondern  gewöhnlich  ein 
Opfer  oder  sonst  ein  Bild  aus  dem  kleinasiatischen  Olymp;®)  ausnahms- 
weise sehen  wir  einmal  den  König  zu  Wagen  Hirsche  verfolgen.')  Wir 
bemerken  die  in'^Nordsyrien  seit  alter  Zeit  üblichen  Schnabelschuhe,  lange 
Kleider  und  hohe  steife  Hauben,  goldne  Arm-  und  Halsbänder,  unter  den 
Göttern  fallen  sogleich  mehrere  in  die  Augen,  welche  auf  ihren  heiligen 
Tieren  stehen ;  sie  sind  nordsyrisch,  der  gehörnte  Hut  des  Gottes  in  Ibriz 
babylonisch.  Uräus  mit  Sonnenscheibe  stammt  aus  Ägypten;  auch  der 
Doppeladler  mag  an  ägyptische  Ornamente  anknüpfen.^)    Wie  in  Ägjrpten 


')  Abb.  am  schwarzen  Obelisk  der  As- 
syrer. 

*)  G.  Pebbot  et  GuiLLAüME,  Ra.  n.  s. 
12,  1  £P.  u.  expl.  arch.  de  la  Galatie  p.  156  ff. 
T.  9.  10. 

*)  Texibb,  Asie  min.  1  T.  73—4;  Pebbot, 
expl.  p.  321  ff.  T.  34—52 ;  Humaw»  u.  Püch- 
bteik,  Reisen  12  u.  13  (Mauern).  14  (Karte). 

*)  Das.  T.  7 ;  Texibb  T.  3,  besser  Peb- 
bot, expl.  p.  321  ff.  T.  33—68;  Ba.  n.  s.  23, 
157  ff.  209  ff.  281  ff.  345  ff.  24,  15  ff.;  Pebbot 
lU  F.  328  ff.  —  Jasüikaja:  Tbxieb  T.  72. 
75—79;  Hamilton,  res.  in  Asia  Minor  I 
p.  391  ff.;  J.  of  the  r.  geogr.  soc.  7,  74  ff.; 
HuMAMir  T.  7—10. 

^)  Pebbot  et  Guillauxe,  expl.  arch.  de 
la  Galatie  1  p.  345  f.  il  T.  57  u.  hiat.  IV  665; 
HüVAKN  u.  PucBSTEiN,  Reison  T.  7,  1;  Ath. 
Mitt.  14,  189;  die  Frisur  erinnert  an  die 
Gottin  von  Qadesch;  Ldwenthron:  Tbxisb, 
doßcr.  T.  82  iPjsteOT  F.  296-8). 


")  Reliefs  von  Jasilikaia  bei  Boghasköi 
(vielleicht  schon  aus  der  folgenden  Periode): 
S.A. 4;  Eflatün-Bunar bei  Bey-scheir (Isaurien): 
Am.  J.  of  arch.  2,  49  ff.  m.  T.  1;  Pebbot  17 
F.  356;  s.  auch  R.  a.  III 5,  257  ff.  T.  11.  12; 
Fassiler  bei  Ikonion :  Abb.  bei  Ramsat,  Ath. 
Mitt.  14,  170  ff.;  Stebbbt,  Wolfe  expedition 

S.  164;  Ibriz  in  Lykaonien:  Trans,  of  the  s. 
.  a.  17  T.  zu  S.  336;  Pebbot  IV  F.  354; 
Ramsat,  AZ.  1885  S.  203  ff.  T.  13 ;  vgl.  Aca- 
demy  1888,  92. 

')  Relief  von  Gharput,  im  Louvre :  Heu- 
ZBT,  Ac.  des  inscr.  1892  14.  oct  (aus  dem 
9.  Jahrh.?).  Zwei  angeblich  bei  Eaisarieh 
befindliche  Reliefs  verdächtigt  Ajoaud,  Ztsch. 
f.  Assyr.  1,  91  ff. 

»)  Relief  von  Cjük:  Pebbot,  expl.  T.  68 
u.  bist.  III  F.  343;  auf  einer  Gemme  unbe- 
kannter Herkunft  Ra.  n.  s.  27  T.  4.  28  p.  34 
Nr.  371.  7gl.  Lovop^bibb,  oeuvres  1,  97  ff.; 
SiTTL,  Adler  u.  Weitkugel  S.  U.    Od^r  ist 


Kap.  VI.    Die  zweite  orientaliaieronda  Periode  der  Weltgeschichte.    (§  822.)    517 


kommt  es  vor,  dass  ein  Hieroglyphenzeichen  ein  Bild  vertritt.  Die  Reliefs 
können  nur  roh  sein,  denn  sie  bestehen  aus  sehr  hartem  Material  (Basalt) 
oder  sind  doch  unbequem  an  der  Felswand  anzubringen  gewesen.  Nicht 
alle  haben  den  gleichen  Stil;  am  auffälligsten  sind  die  Unterschiede  in 
der  Gesichtsbildung,  die  bei  manchen  (z.  B.  im  Relief  von  Ibriz)  das  Se- 
mitische geflissentlich  hervorkehrt.  Ein  Teil  der  Reliefs  mag  nicht  vor 
der  Perserherrschaft  ausgeführt  sein ;  übrigens  ist  selbst  die  altgriechische 
Kultur  in  diesen  entlegenen  Winkel  gedrungen  und  hat  eine  Inschrift  als 
Denkmal  hinterlassen.  ^)  Solange  in  Eleinasien  nicht  tiefer  gegraben  wird, 
ist  es  nicht  möglich,  mehr  als  eine  vorläufige  Skizze  zu  geben.  ^)  Thubal 
und  Mosoch,  d.  h.  Tibarener  und  Moscher,  bringen  noch  zu  Ezechiels  Zeit 
ihre  Erzgefässe  nach  Tyrus.')  Ebenso  blühte  in  dem  bergigen  Eilikien 
eine  eigenartige  Metallkunst.  ^)  Ob  wir  die  Felsengräber  von  Paphlago- 
nien*)  der  jetzt  besprochenen  Periode  zuweisen  dürfen,  bleibt  noch  fest- 
zustellen; wohl  aber  sind  phrygische  Monumente  hier  zu  nennen.*)  Unsere 
Überlieferung  spricht  von  Phrygien  nur  sehr  wenig.  Die  sogenannte 
phrygische  Mütze  kann  ihren  orientalischen  Ursprung  zumal  in  ihrer  alten 
Form  nicht  verleugnen;^)  auch  die  übrige  Kleidung  teilte  das  Volk  mit 
den  Persem  d.  h.  den  Medem.  Die  Schrift  nahm  man  von  den  östlichen 
Nachbarn  an,^)  bevor  die  griechische  Buchstabenschrift  sich  in  Kleinasien 
verbreitete.  Die  heiligen  Höhlen,^)  die  unförmlichen  Steine,  welche  die 
Göttermutter  von  Pessinus  und  andere  Oottheiten  bedeuteten,  >o)  und  viel- 
leicht auch  die  Sitte,  die  GR^tterbilder  zu  bekleiden,  ^^)  sind  schon  hier  zu 
nennen.  Dann  müssen  von  der  alten  Königsdynastie  die  grossen  Felsen- 
gräber, worunter  das  sogenannte  Midasgrab,  neben  welchem  ein  Heiligtum 
mit  flügelartigen  Akroterien,  welche  mit  den  goldenen  Tempelchen  von 
Mykene  zu  vergleichen  sind,  lag,^*)  und  ein  paar  Burgen  herrühren; ^2)  am 
Eingang  des  Schlosses  von  Hojadscha  stehen  zwei  Kolosse.  Auch  der 
Löwe  von  Kalaba  und  ein  Relief  bild  stammten  gewiss  aus  solchen  Bauten.  ^^) 

er  eine  doppelgesichtige  Form  des  babyloni- 
schen Geistes  Zu  (Deutzsoh,  ass^.  Stadien 
1»  96)?  In  einem  assyrischen  Rehef  bringen 
Besiegte  das  Bild  eines  Adlers  getragen 
(Layabd  I  67  a). 

0  In  Üjttk:  Ath.  Mitt.  14,  188. 

')  Der  thOneme  Ochsenkopf  in  Berlin 
(Ohivefal&ch,  Kypros  T.  191,  1.  2)  konnte 
ans  dieser  Periode  Kappadokiens  stammen. 

')  Chalyber  und  Drilen  tragen  Bein- 
schienen :  Xen.  An.  4,  7,  16.  5,  2,  22. 

^)  Halbkugelfbrmiges  8ilberblech  mit 
Darstellung  des  Königs  Tarkondemos  von 
Erme  {"jiQi/ioi):  Tafel  zu  Tr.  b.  a,  7,  298  in 
Lichtdruck;  Inschrift  doppelsprachig  (baby- 
lonisch und  hethitisch). 

*)  S.  90;  Pbbbot  5,  196  ff.  Auch  in 
Paphlagonien  war  die  Beschneidung  einge- 
führt (fierod.  2, 104). 

•)  Ramsat,  Jhst.  3,  1  ff.  257  ff.  m.  T.  17 
—21.  26—29. 

7)  Auf  Münzen  von  Piymnessos:  A.  1847 
T.  ü  5  =  Hblbio,  Pileus  F.  10. 

»)  Ath.  Mitt.  14,  181. 


•)  Amob.  5,  7;  vgl.  Paus.  10,  82,  3. 

")  Amob.  7,  49. 

>')  Tertull.  idol.  3,  3;  Idol  auf  Münzen 
von  Apamea:  Ovebbbok,  Kunstmyth.,  Hera, 
Münzt  1,  11. 

'*)  Midasgrab:  Leake,  Journal;  Tezieb, 
Asie  min.  T.  56,  berichtigt  von  Pebbot,  expl. 
p.  112;  MiLCHHÖFER,  Anfänge  S.  24;  Deli- 
klitasch  bei  Harmandschik :  Pebrot,  expl. 
p.  103  ff.  112  T.  5.  6;  Afghankiöi:  Steuabt, 
mon.  of  Lydia  a.  Phiygia  p.  5;  vgl.  RrtTER, 
Erdkunde  18,  635  ff.;  Tezieb,  voyage  I T.  54. 
58.  59. 

*')  Hojadscha,  südwestlich  von  Ankyra: 
Pebbot,  expl.  p.  156  ff.  T.  9.  10  u.  Ra.  n.  s. 
12,  1  ff.;  Pischmischkalessi  beim  Midasgrabe: 
Jhst  1882  p.  9;  Pkbbot  III  p.  722  (am  Thor- 
weg Mann  mit  Caduoeus  im  Relief,  dabei 
hethitische  Inschrift :  Ath.  Mitt.  14,  182  u. 
T.  6). 

")  Pebbot,  expl.  p.  226  ff.  T.  32  u.  bist, 
IV  F.  350;  Relief:  Jhst.  1882  T.  18.  Eine 
Burg  hiess  Aeovxiov  xe^paAi;  (Appian.  Mithr.l9). 


518 


SlaBsiaehe  EuuitaroUologie.    TL  Oeschiohte  der  alten  Kimtt. 


Die  Felsenreliefs  sind  geringen  Umfangs.  ^)    Wir  finden  auch  in  Phrygien 
Uraeus  und  Sonnenscheibe,  Löwenmotive,  wappenartige  Tierpaare  mit  Säule 
dazwischen,')  ebenso  auch  die  Bogenwölbung.  Für  die  eigentlichen  Kunst- 
werke leisten  Münzbilder  und  ein  rohes   Bronzevotiv  3)   einen  sehr  dürf- 
tigen Ersatz.     Die   Gewerbsamkeit   der  Phrygier   wurde  gerühmt,   doch 
musste  sie  durch  die  blühende  Landwirtschaft  Einschränkung  erfahren;^) 
die   Fa^ade   des  Midasgrabes  stellt  augenscheinlich   einen   buntgewebten 
Vorhang  dar.    Lykien  spielt  in  der  Geschichte  keine  Rolle,  bewahrt  aber 
noch  zur  Zeit  des  Perserkrieges  seine  Eigenart.    Man  schrieb  mit  einer 
eigentümlichen  Schrift,  die  mit  der  kyprischen  Zusammenhang  hat,  und 
wendete  phönikische  Zahlzeichen  an.  Die  Felsengräber  und  die  freistehen- 
den Grabtürme  (§  76)  gehören  ihrer  Hauptmasse  nach  nicht  hieher;  nur 
Xanthos,  im  Jahre  545   die  einzige  feste  Stadt  Lykiens,    enthält  einige 
Denkmäler,  welche  einst  die  Akropolis  zierten.    Die  in  den  Reliefs  abge- 
bildeten Figuren  sind  die  in  der  damaligen  Dekoration  allbeliebten  Motive, 
wilde  Tiere,  Löwe  auf  Hirsch,  der  babylonische  Höa  (hier  wegen  des  Pferde- 
schweifes Silen  zu  benennen)    als  Löwenkämpfer  und   endlich   Hähne.  ^) 
Steine  als  Symbole  der  Götter  kamen  noch  später  vor.^)  Das  benachbarte 
Earien  gibt  seine  Eigenart  unter  griechischem  Einflüsse  auf.   Wir  treffen 
hier  keine  ausgeprägten  Denkmäler  orientalischen  Stiles;  es  finden  sich 
nur  altertümlich  strenge  Terrakottafiguren   sitzender  Göttinen.^)     Stelen 
mit  drei  Stufenabsätzen  ^)  haben  allerdings  eine  orientalische  Form ;  Thon- 
särge  mit  eingeschnittenen  und  eingedrückten  Figuren  knüpfen  an  die  alte 
Relief keramik   der   Gegend   an.^)    Die  Münzen   zeigen  uns   verschiedene 
altertümliche  Idole  ^^)  und  bewahren  noch  später  die  Doppelaxt  in  der  Be- 
deutung des  Blitzes.  ^  ^)  Auf  Eunstarbeiten  der  Frauen  deutet  die  bekannte 
Iliasstelle  {J  141  ff.) ;  die  Earier  selbst  werden  nur  wegen  ihres  Reislaufens 
genannt. 

Historisch  greifbar  ist  für  uns  nur  das  Reich  Lydien,  dessen  neue 
Dynastie  von  Emporkömmlingen  vortrefflich  in  das  Zeitalter  der  Psanmie- 
tichiden  passt.  Gyges  tritt  mit  den  Grossmächten  seiner  Zeit  in  Verbin- 
dung und  seine  Dynastie  zieht  die  Griechen  zum  ersten  Male  in  die  poli- 
tischen Interessen  des  Orients  herein.    Dieses  kräftige,  etwas  prahlerische 


')  Bei  Ajazin  zwei  Löwen,  die  sich  an 
einer  Säule  aufrichten:  Jhst.  1882  T.  17; 
beim  Midasgrab  Mann  mit  Gaduceus  und 
Hieroglyphen  (?}:  das.  S.  9  u.  T.  21;  Opfer- 
darstellung, bei  Ankyra,  vgl.  CR.  de  rAc. 
des  inscr.  s.  IV  t.  20  S.  306. 

«)  Jhst  III  T.  17.  18  S.  18.  256.  —  He- 
Bvch.  ^akäfLiat]  at^Xai  inixel/ieyai  toTg  ai- 
ooiotg  ttüy  anoxonrny, 

*)  Gott  auf  einem  Tier  stehend:  Pbbbot 
17  F.  367  (F.  868  dfirfte  aus  griechischer 
Zeit  stammen);  Terrakottakopf:  AA.  1891 
S.  115  m.  Abb. 

*)  Ael.  V.  h.  10, 14;  Paradox.  Vat.  51. 

^)  Fbiedbbichs -Wolters,  Gypsabgüsse 
Nr.  136—44  u.  145-48  (Fbllows,  discove- 
ries  p.  174;    Pbacuoy,  antiquiss.  mon.  Xan- 


thiaca  T.  6a.  6b;  Lichtdruck  bei  Dibüijlfot, 
l'art  ant.  III  T.  16);  vgl.  auch  Wolters, 
Jahrb.  1,  82  ff. 

•)  Zwei  in  Trysa:  Arch.-ep.  Mitt.  7, 141 
u.  Bbnndobf,  Heroon  v.  Trysa  S.  23  nach  Th. 
ScHUBiBEB,  Lit.  Centralblatt  1890  Sp.  155. 

')  InSmyma:  Phot.  des  Inst.,  Smyma  7. 

^)  Bucht  von  Loryma:  abgeb.  Ross, 
Inselr.  4,  48. 

B)  Glassical  Review  1887  p.  82.  Thon- 
relief :  AA.  1889,  91. 

*°)  Z.  B.  Zeus  von  Labranda  in  Mylaaa : 
abgeb.  AZ.  41,  283;  in  Aphrodisias  die  Stadt- 
göttin (verschieden  bekleidet):  Millikobv, 
syU.  T.  2,  45;   Kbicneb.  St.  Florian  T.  4,  13. 

' »)  Z.  B.  in  Keramus :  Ztsch.  f.  Num.  2,109  f. 
7,  26.  FlQgelstier:  Imhoof,  monn.  gr.  468  f. 


Kap.  TL    Die  swaite  orienialiaierMide  Periode  der  Weltgeeohiolite.    (§  322).    519 


Fürstenhaus  hat  dem  Volke  einen  frischen  Impuls  gegeben,  dass  Industrie 
und  Handel  aufblühten;  hier  zuerst  sind  bekanntlich  Münzen  geprägt 
worden.  Indes  zeigt  die  griechische  Überlieferung,  dass  auch  hellenische 
Künstler  für  Lydiens  Könige  arbeiteten.  Aristoteles^)  aber  schreibt  dem 
Lyder  Oyges  das  Verdienst  zu,  die  Malerei  in  Ägypten  entdeckt  zu  haben; 
er  kannte  also  ein  Gemälde  ägyptischen  Stiles  von  ihm.  Der  Palast  des 
Kroisos  ist  noch  nicht  aufgedeckt,  die  Königsgräber  aber  waren  ent- 
sprechend dem  Geschmacke  der  Zeit  ohne  Prunk  erbaut;  auf  steinerner 
Basis  erhob  sich  über  der  Grabkammer  ein  hoher  Hügel,  welchen  Spitz- 
säulen (sog.  Phalli)  bekrönten. 2)  Aus  der  früheren  Dynastie  stammen 
jedenfalls  die  Felsarbeiten  am  Sipylos  und  die  bekannten  Felsreliefs,  welche 
die  Griechen  Sesostris  und  Niobe  nannten;  zur  Zeit  ihrer  Anfertigung 
waren  bei  den  Lydem  noch  die  hethitischen  Schriftzeichen  im  Gebrauch.*) 
Auch  in  Lydien  zeigen  einige  Münzen  altertümliche  Tempelbilder,  an  denen 
offenbar  Kleider  hingen.*)  Unter  den  goldenen  Weihgeschenken,  wodurch 
Kroisos  die  Griechen  verblüffte,  befanden  sich  ein  Löwe  und  eine  Brod- 
bäckerin,  ein  Motiv,  das  wir  in  altägyptischen  Gräbern  gefunden  haben.  ^) 
Die  berühmten  goldenen  Bäume  des  persischen  Schatzes  sollten  aus  Lydien 
stammen;  schon  die  «kleine  Ilias''  nimmt  einen  solchen  Weinstock  in  Troja 
an.®)  Die  Lyder  verstanden  sich  auf  die  edlen  Metalle,  die  sie  gerne  zu 
Weissgold  mischten  (S.  214),  desgleichen  auf  Färben  und  Weben.  ^)  Ge- 
funden wurden  bis  jetzt  einige  goldene  Schmucksachen  ^)  und  Thongefässe 
mit  aufgemalten  Ornamenten  geometrischen  Stils.  ^) 

Die  Erforschung  der  kleinasiatischen  Altertümer  ist  nicht  bloss  durch 
den  Mangel  an  Ausgrabungen  beeinträchtigt,  sondern  auch  dadurch,  dass 
der  Handel  vieles  ohne  Provenienzangabe  über  Smyrna  in  den  Handel 
bringt;  z.  B.  sind  gewiss  so  manche  der  zahlreichen  Skarabäen^^)  aus 
nichtgriechischen  Gegenden.  ESeinasien  vermittelte  zweifellos  verschiedenes 
aus  dem  Orient  an  die  Griechen,  z.  B.  scheint  die  jonische  Säule  unter 


»)  Aristot.  fr.  257. 

*)  Grabmal  des  Alyattes  Herod.  1,  93 ; 
Elearchos  bei  Ath.  13,  573  a  (717;  hatQag 
lii^^a);  Strab.  13,  626  b.  627  b.;  vgl.  Nicand. 
Ther.  633;  F.  v.  Olfbbs,  &ber  d.  Ivd.  Königs- 
grftber  bei  Sardes  und  den  Grabbfigel  des 
Alyattes,  preuss.  Akad.  1859,  5  T.;  Texibb, 
Asie  min.  II ;  Haultok,  travels  I  46;  s. 
§  72. 

»)  Pbbbot  17  F.  360  ff.;  sog.  Niobe  (vgl. 
Ilias  n  602  ff.;  Quini  Smyrn.  1,  293  ff.),  d.  h. 
Bild  der  GGttennutter  mitlnsobrift:  Stbuabt 
(§  72);  Ra.  n.  s.  XXXI  T.  8 ;  A.  H.  Satcb,  the 
Niobe  of  Sipylos,  1883 ;  Ramsat,  Ath.  Mitt. 
1889  S.  171;  Pbbbot  IY  S.  754  ff.;  sogen. 
Sesostris  mit  einem  fihnlicben  Nachbar  (zu 
Earabel):  Satcb,  Tr.  s.  b.  arch.  VII  T.  zu 
S.  266;  HiBSCHFBLD,  Felsenreliefs  (8.  S.  520); 
AZ.  1 ,  2.  3  Sp.  33  ff.,  verbessert  4,  273  (Text 
S.  271  ff.);  Pebbot,  m^m.  p.  9  ff.  m.  Litho- 
phot.  u.  bist.  IV  S.  743  ff.;  Wrioht,  the  em- 
pire  T.  17;  Berliner  Abguss  173;  ein  Seiten- 


stück in  der  Nähe:  abgeb.  AZ.  33,  51. 

^)  Oybbbbck,  Eunstmyth.,  Demeter  und 
Kora,  Münzt.  8,  1—4;  entwickelter  in  Hy- 
paipa:  das.,  Hera  S.  17  Münzt.  1,  12;  Perga- 
mon,  mit  Schnabelschuhen :  AZ.  41,  283  m. 
Abb.;  Brit.  Mus.  guido  T.  49,  9;  Jahrb.  1888 
S.  46  (auch  in  Relief  abgebildet:  Altert,  v. 
Perg.  2,  25 ;  vgL  Inschriften  v.  Perg.  156, 
23  f.). 

'*)  Herod.  1,  50-52,  vgl.  Paus.  10,  8,  7. 

•)  Herod.  7,  27;  Plin.  33,  51. 

*)  Vergoldete  u.  versilberte  Ruhebetten: 
Herod.  1,  50;  Weberei:  Ath.  12,  514c;  He- 
sych.  Avdia  ic^g;  Färberei  Arist.  Ach.  112, 
z.  B.  Leder  Sappho  fr.  19;  im  allgemeinen 
Ael.  V.  h.  10,  14  nach  .Sokrates". 

»)  Beb.  III  T.  4.  5. 

•)  BuRGON,  Tr.  of  the  r.  soc.  of  littera- 
ture  2.  Serie  t.  II  p.  291  ff.;  Olfebs,  Abb.  d. 
preuss.  Ak.  f.  1858  S.  549  T.  5. 

10)  Z.  B.  Impronte  5,  52  (A.  1837  p. 
144,  1). 


520  KlaBBiBche  EuiiBtaroliftolo^.    IL  Qeseliiohte  dor  alten  EunH. 

nordsyrischen  Hieroglyphenzeichen  Lykaoniens  sich  zu  finden ;  ^)  aber  es 
dürfte  doch  übertrieben  sein,  wenn  Semper  von  Eleinasien  sagt:  „Der 
Kessel,  in  welchem  der  komponierte  Stoff  vornehmlich  gemischt  ward, 
woraus  später  die  edle  hellenische  Eunstform  gegossen  werden  sollte/ 

Litteratur:  Perbot,  histoire  Bd.  V  a.  Tart  de  TAsie  Mineare,  Ra.  n.  8.  XXV  = 
m^moires  p.  42  ff.;  Q.  Hibschfbld,  d.  Felsenreliefs  in  Eleinasien  n.  das  Volk  der  Hittiter, 
Abh.  der  prenss.  Akad.  1887  m.  Abb.;  Puohstbin,  psendohethitische  Kunst,  Berlin  1890; 
Baxsay,  Jhst.  3,  256  ff.  u.  Ath.  Mitt.  14,  177  ff.;  G.  Radbt.  la  Lydie  et  le  monde  grec  aa 
temps  des  Mermnades,  Bibl.  des  6c.  LXIII.  Von  vielen  Denkmälern  befinden  sich  in  Berlin 
AbgQsse,  s.  Verz.  der  vorderasiat.  Altertümer  (S.  56). 

323.  Eleinasien  war  jetzt  kein  abgeschlossenes  Gebiet  mehr,  denn 
das  ägäische  Meer  wurde  in  diesem  Zeitalter  ein  hellenischer  See.  Schon 
früh  empfinden  die  hellenischen  Stämme  ein  OefQhl  der  Zusammengehörig- 
keit; durch  dieses  innere  Gefühl  bildet  sich  eine  Nation  und  wir  haben 
es  nun  nicht  mit  Griechenland  als  einem  geographischen,  sondern  als 
einem  ethnographischen  Begriffe  zu  thun.  Für  die  Archäologie  genügt  es, 
über  die  Entstehung  dieser  Nationalität  soviel  aus  den  alten  und  neuen 
Annahmen  herauszugreifen,  dass  eine  Welle  der  am  Ende  des  vorigen 
Zeitraumes  sich  erhebenden  Springflut  der  Mittelmeervölker  die  Reiche  der 
Achäer  traf;  die  Herrschenden  wurden  getötet  oder  verjagt  und  auf  den 
Buinen  siedelten  sich  rauhe  Gebirgsvölker  an,  welche  besser  mit  den 
Waffen  als  mit  feinen  Werkzeugen  umzugehen  verstanden.  Die  Kunst- 
tradition wurde  schroff  abgerissen.  Das  festländische  Griechenland  stand 
mit  einer  der  Reaktionen,  die  die  Weltgeschichte  liebt,  nicht  viel  besser 
da  als  bevor  die  Kultur  der  Ramessidenzeit  in  das  Land  gekommen;  nur 
dort  wo  die  alte  Bevölkerung  T)lieb,  wurden  alte  Kunstfertigkeiten,  wie 
das  Gemmenschneiden  und  die  Vasenmalerei  einigermassen  fortgesetzt.  Im 
Ganzen  aber  war  die  Kluft  zwischen  den  Perioden  viel  weiter  als  in  irgend 
einem  der  anderen  Mittelmeerstaaten,  doch  gerade  deswegen  lastete  nicht 
der  Druck  ununterbrochener,  Jahrhunderte  alter  Überlieferung  auf  den 
Hellenen.  Anfangs  freilich  mussten  sie  in  Allem  unter  dem  Durchschnitts- 
masse der  Zeit  bleiben  und  das  Technische  der  Künste  allmählich  er- 
lernen. Wenn  Homer  von  der  Pracht  eines  Gegenstandes  einen  sehr 
hohen  Begriff  geben  will,  lässt  er  ihn  entweder  von  Götterhand  oder  in 
Ägypten,  Sidon  und  Cypem  verfertigt  sein ;  *)  so  unerreichbar  schien  das 
Fremde,  doch  spornte  die  karge  Natur  der  meisten  Landstriche  die  Be- 
wohner zur  fleissigen  Nachahmung  an.  Dadurch,  dass  sie  im  Kopieren 
tüchtiges  leisten,  emanzipieren  sie  sich  von  der  Einfuhr  orientalischer  Ar- 
beiten, sodann  arbeiten  sie  in  gewissen  Spezialitäten  so  gut,  dass  sie  den 
Orientalen  den  Markt  streitig  machen  und  jene  sogar  in  deren  eigenem 
Lande  bekämpfen.  Diese  friedliche  Siegesbahn  hellenischer  Kunstfertigkeit 
zu  schildern,  wird  die  Aufgabe  des  folgenden  Abschnittes  sein. 

Die  Grundlagen  der  politischen  Verhältnisse  waren  im  grossen  und 
ganzen  die  gewöhnlichen  dieses  Zeitalters.  Das  dauernde  politische  Ele- 
ment ist  nicht  eine  kräftige  Monarchie,  sondern  wie  das  ganze  Gebiet  in 
kleine  Staaten,  welche  sich  höchstens  zu  Bünden  vereinigen,  zersplittert 

')  Ath.  Mitt.  14,  180. 

2)  Od.  cf  615  ff.  0  425,  IL  ^  741  ff.  u.  b.  w. 


Kap.  TL    Dto  sweite  orientallsiereiide  Periode  der  Weltgesehiolite.    (§  823.)    521 


ist,  80  verteilt  sich  in  den  einzelnen  Gebieten  die  Macht  unter  die  Ge- 
schlechter, welche  alle  politischen  und  gerichtlichen  Entscheidungen  treffen. 
Da  ihre  Macht  nicht  auf  der  Abkunft  an  sich,  sondern  auf  dem  Besitze 
begründet  ist,  dürfen  wir  sie  Patrizier  nennen.  Überall  sind  also  ver- 
mögliche Leute  in  grösserer  Anzahl  vorhanden,  welche  Yotive  und  Grab- 
mäler  ihrem  Reichtum  entsprechend  ausschmücken  lassen  können;  zu 
grösseren  Werken  bringt  der  Staat  wohl  ab  und  zu  die  Mittel  auf,  zumal 
wenn  er  im  Kriege  grosse  Beute  gemacht  oder  eine  reiche  Ernte  einge- 
heimst, aber  die  Verhältnisse  liegen  ungefähr  so  wie  in  Yorderasien.  Die 
Geschlechter  können  weder  zugeben,  dass  einer  der  ihrigen  durch  irgend 
etwas  ungewöhnliches  (z.  B.  ein  Bild-  oder  Bauwerk,  das  die  Blicke  zu- 
viel auf  sich  zieht)  errichte,  noch  haben  sie  den  Ehrgeiz,  es  den  Geschlech- 
tem der  umliegenden  Städte  zuvorzuthun.  Unterschiede  gibt  es  natürlich, 
aber  eben  solche,  die  in  den  natürlichen  Verhältnissen  lagen,  z.  B.  war 
die  von  dem  vorbildlichen  Orient  abgewandte  Westseite  von  Hellas  not- 
wendig etwas  zurückgeblieben,  wenigstens  die  schwer  zugänglichen  Ge- 
birgsländer  im  Nordwesten,  während  der  grösste  Reichtum  und  das  regste 
Leben  in  den  grossen  Handelsplätzen  Korinth,  Aigina,  Samos  und  Rhodos  ^) 
blühten.  Letzteren  kamen  die  besten  und  teuersten  Arbeiten  des  Orients 
als  Modelle  zu;  durch  Landwirtschaft  gewannen  soliden,  aber  bescheide- 
neren Besitz  Sparta,  die  Argolis,  Böotien,  Thessalien  und  Sybaris.  Zu  den 
Hirten  und  Bergbauem  von  Arkadien,  Lokris,  Aitolien  und  Akamanien 
kamen  selten  Fremde;  Kreta  lag  abseits  in  stürmischen  Gewässern.  Auf 
solchen  Lebens^  undVerkehrsumständen  beruhten  die  Unterschiede  der  grie- 
chischen Stämme,  nicht  in  ihrem  dorischen  oder  jonischen  Dialekte.^)  Wenn 
auch,  wie  die  hesiodischen  Erga  uns  ausmalen,  der  tiefer  Blickende  die 
Macht  oft  willkürlich  gebraucht  sah,  geht  uns  hier  nur  die  schöne  Aussen- 
seite  an,  wie  die  Geschlechter  selbst  angesehen  sein  sollten.  Ihr  Regiment 
beruht  auf  dem  Gesetzmässigen  {dixrj^  ^äfug)  und  auf  der  Ehrerbietung 
(alSüic),  welche  man  den  um  eine  Staffel  höher  stehenden  zollt,  wogegen 
jeder  Übergriff  {vßQig)  verpönt  ist.  Die  mäze,  um  mit  unseren  Rittern  zu 
reden,  spricht  sich  in  der  ganzen  Erscheinung  jeder  Person  aus.  Die 
Kleider  sind,  wo  nicht  Krieg  oder  Fasche  Bewegung  eine  leichtere  Beklei- 
dung notwendig  machen,  wie  im  Orient,  lange,  bunt  gewebt  und  faltig, 
dabei  ordentlich  gehalten,  dass  jede  Falte  gehörig  fallt ;  das  Haar  hat  die 
entsprechende  Länge  und  wird  sorgfaltig  gepflegt,  der  Ordnung  wegen 
jedoch  gewöhnlich  durch  eine  Binde  zusammengehalten.  Der  Bart  ist 
regelmässig  zugeschnitten  und  gekräuselt;  manchmal  fehlt  der  Schnurr- 
bart. In  der  ähnlich  gehaltenen  Tracht  der  Frauen  kommt  noch  die 
Pflicht,  sich  vor  Fremden  den  Kopf  zu  verhüllen,  hinzu;  dabei  bedeckt 
häufig  eine  steife  Kegelhaube  ihr  Haupt.  Die  Bewegungen  vollziehen  sich 
meistens  mit  Gemessenheit  und  in  glatten  Formen,  wobei  die  Hände  eine 
gewisse  Grazie  entfalten,  z.  B.  wenn  sie  eine  Blume  zwischen  den  Fingern 


^)  Pindar  sagt  von  Rhodos  (Ol.  7,  50  ff.): 
Jvxd  6i  atficir  tonace  ti][vay  naaav  ini)[- 
9oyL(oy  rXavxtonig  dgimoTioyoig  X^Q^^  XQttTsTy ' 


tf^Qoy;  Aber  Korinth  s.  dens.  Ol.  13,  6  ff. 

*)  Stammesunterscbiede  wollte  Friede- 
BiCHs,  nationum  Graecanun  diversitas  etc., 
Erlangen  1855  statuieren. 


522 


Klasflisohe  Ennfltaroh&ologie.    U.  Gesohlohte  der  alten  Svast» 


halten  oder  die  Frauen  im  Gehen  ihren  langen  Rock  heben.  Die  Männer 
blicken  uns  mit  voll  aufgeschlagenem  Auge  an ,  *)  während  ein  konven- 
tionelles immer  gleiches  Lächeln,  das  man  in  der  Levante  oft  beobachten 
kann,  ihren  Mund  umspielt;  letzteres  ziemt  auch  der  Frau,  während  sie 
ihr  Auge  nicht  voll  zu  dem  Fremden  aufschlägt.  Das  Lächeln  verlässt 
den  Edelmann  nicht  einmal  im  Kampfe  und  so  lächeln  uns  die  Krieger 
von  Olympia  an  wie  Aias  seinen  Gegner.*)  Übrigens  war  diese  Welt 
durchaus  keine,  in  der  man  sich  langweilt;  im  Gegenteil  nahm  man,  wie 
Litteratur  und  Bilder  zeigen,  das  Vergnügen,  wo  man  es  fand,  wenn  auch 
körperliche  Übungen,  Pferdesport  und  Jagd  obenan  standen. 

Früher  drehte  sich  der  Streit  der  Historiker  um  die  Ausdehnung, 
welche  die  Absiedlungen  der  Phöniker  in  Griechenland  einst  gehabt  hat- 
ten.^) Diese  Frage  ist  nur  nach  den  ausdrücklichen  Zeugnissen  der  Alten 
zu  entscheiden,  aus  denen  hervorgeht,  dass  die  Griechen  nie  phönikische 
Kolonien  zu  erobern  hatten;^)  als  die  einheimische  Konkurrenz  siegte, 
schlössen  die  Phöniker  ihre  Faktoreien  und  gingen  still  des  Weges.  Die 
Griechen  nannten  diese  fremden  Kaufleute  „Sidonier"  oder  „Phöniker", 
ein  Name,  welcher  offenbar  in  der  Handelssprache  sowenig  eine  ethno- 
graphische Begrenzung  hatte  als  später  der  eines  , Syrers" ;  denn  wie 
sollten  die  Griechen  unterscheiden,  ob  der  fremde  Kaufmann  phönikisch 
oder  aramäisch  sprach,  klang  doch  auch  das  Kyprische  wie  eine  fremde 
Sprache?  Der  Handel  war  nicht  einseitig;  schon  Homer  denkt  sich  den 
Alexander  und  Menelaos  Sidon  selbst  besuchen.^)  Psammetich  I.  liess 
griechische  Kauf  leute  in  das  Nilland  zu,^)  womit  ihnen  alle  produktiven 
Länder  erschlossen  waren.  Dieser  lebhafte  Warenaustausch  drehte  sich 
natürlich  um  die  überlegenen  Manufakturen  des  Orients.  Aber  das  Ge- 
präge der  ganzen  griechischen  Welt  konnte  nicht  von  einigen  Handels- 
firmen abhängen ;  die  Geschlechter  Griechenlands  lebten  eben  in  der  Haupt- 
sache so,  wie  die  Geschlechter  aller  Länder  von  den  Thoren  Ägyptens  bis 
zum  Arno.  Die  Griechen  spielen  eine  gute  Figur  in  dem  internationalen 
Völkerbünde,  trotzdem  hätten  sie  auf  diesem  Weg  nichts  anderes  erreicht, 
als  eine  neue  Handels-  und  Industriemacht  zu  begründen  und  den  Reich- 
tum des  privilegierten  Standes  zu  erhöhen.  Allein  die  Kurzsichtigkeit  der 
Geschlechter  störte  die  in  schönen  Worten  formulierte  Staatsordnung;  als 
jene  dem  Kleinbürger,  weil  er  ohnmächtig  schien,  auch  noch  das  wenige, 
was  er  hatte,  in  legalen  Formen  von  Rechtswegen  abzunehmen  begannen, 
da  rüttelten  sie  die  ruhige  Bevölkerung  auf.  Dieselbe  warf  sich  jedem 
Patrizier  in  die  Arme,  der  ihr  gegen  seine  Standesgenossen  Schutz  gab, 
und  so  treten  üngeföhr  gleichzeitig  mit  den  Staatsstreichen  in  Lydien  und 
Ägypten  die  ersten  »Tyrannen"  auf.  Die  bedeutenderen  vermögen  sich 
zwei  oder  drei  Generationen  lang  zu  behaupten,  was  ihnen  Zeit  gibt,  für 


0  "EXUmlß  IL  A  389. 

«)  II.  fl  212. 

')  litteratar  bei  Pöhucakk,  griech.  Ge- 
schichte S.  865  und  Busolt,  griech.  Gesch. 
I  §  5. 

*)  Semitische  Ortsnamen  würden  eher 
dafür  sprechen,    dass  anter  der   ursprüng- 


lichen Bevölkerung  auch  semitische  Stämme 
gewesen. 

»)  Vgl.  auch  Od.  o  427. 

^)  Vgl.  WiEDBKANN,  die  ältesten  Be- 
ziehungen zwischen  Ägypten  und  Griechen- 
land, 1883. 


Kap.  VL    Di9  swolte  orientalisierendo  Periode  der  WeltgesoUohte.    (§  823.)    523 


ihren  Ruhm  zu  sorgen,  wozu  die  Mittel  aus  Konfiskationen  flössen.  Da 
Eriegsruhm  durch  die  politischen  Verhältnisse  ausgeschlossen  war,  streben 
diese  Tyrannendynastien  sich  durch  Wort  und  Bild  zu  verherrlichen  und, 
indem  sie  ihre  Stadt  bewundert  sehen  wollten,  reizten  sie  den  Ehrgeiz  des 
Volkes  und  gaben  ihm  einen  mächtigen  Ansporn,  in  allen  Künsten  die 
ersten  zu  sein.  Mag  auch  diese  Geschichtsauffassung  der  demokratischen 
Legende  späterer  Zeit  widerstreiten,  *)  die  Thatsachen  bezeugen  laut,  dass 
der  grosse  Aufschwung  Griechenlands  den  Tyrannen  von  Korinth  (etwa 
657  bis  um  585),  Sikyon  (vor  648  bis  nach  570).  Samos  (gegen  650  bis 
etwa  522),  Naxos  (gleichzeitig  mit  Peisistratos),*)  Athen  (561 — 510)  und 
den  Reformkönigen  von  Kyrene  (etwa  570 — 510)  —  wir  könnten  noch 
Cumae  nennen  —  zu  verdanken  ist.  Sie  standen  unter  sich  selbst  wie 
mit  den  neuen  Herrschern  Lydiens  und  Ägyptens  in  regem  Verkehre  und 
der  eine  lernte  dem  anderen  so  manches  ab;  so  erklärt  sich  die  Ähnlich- 
keit dieser  glänzenden  Höfe  sehr  einfach.  Die  Entwicklung  Griechenlands 
stuft  sich  also  während  der  Periode,  die  wir  hier  schildern,  in  eine  klein- 
städtische Zeit  mit  verhältnismässig  einfachen  Verhältnissen  und  das 
prachtliebende  Zeitalter  der  Tyrannen  ab;  das  letztere  können  wir  rund 
auf  650 — 520  begrenzen,  da  die  letzten  Jahre  der  Peisistratiden  bereits 
unter  Finanznot  litten. 

Fest  geregelt  wie  die  Einrichtungen  der  alten  Staaten  waren,  hatten  die 
Künstler  selbst  ihren  bestimmten  Platz  innerhalb  derselben.  Vom  Standpunkte 
des  Gutsbesitzers,  welcher  von  seinen  Einkünften  lebt,  ist  jede  Thätigkeit, 
welche  von  der  Bezahlung  abhängt,  etwas  herabwürdigendes  {ßavavaov); 
daher  umfasst  ein  Wort  {tex^'r^)  alle  Gattungen,  mag  auch  der  Aufwand 
geistiger  Kraft  noch  so  verschieden  sein,  und  alle  Personen  bilden  unter- 
schiedslos einen  Stand  (den  der  druuLiovQyoi).  Einzelne  Staaten  verbieten 
ihren- Bürgern  diese  Thätigkeit  oder  erklären  sie  gar  für  unehrlich.*) 
Dieser  geldstolzen  Auffassung  hielt  jedoch  die  Erkenntnis  die  Wage,  dass 
der  Staat  Talente  nicht  dekretieren  könne.  Männer  mit  irgend  einer  her- 
vorragenden Fertigkeit  waren  ungleich  verteilt  und,  wenn  eine  Stadt  unter 
ihren  Bürgern  keinen  geeigneten  hatte,  musste  sie  einen  Fremden  berufen,*) 
was  natürlich  unter  ehrenvollen  Bedingungen  geschah.  Schon  die  solonische 
Verfassung  bedachte  in  den  OberbeamtensteUen  die  Demiurgen  fast  wie 
den  Bauernstand.*)  Aber  unter  der  Masse  thaten  sich  woniger,  wie  es 
scheint,  die  Talente  als  die  Vielseitigen  hervor,  Männer  wie  Theodoros, 
welcher  in  edlen  Metallen  und  Steinen  arbeitete,  Holz  schnitzte  und  Erz- 
figuren machte,  Gebäude  errichtete  und  Instrumente  erfand.  Mit  der  ün- 
entbehrlichkeit  solcher  Männer  verband  sich  obendrein  die  Beziehung,  in 
welcher  die  »Künste*  zu  den  Göttern  standen.  Beschränken  wir  uns  auf 
die  bildenden  Künste,  so  finden  wir  wie  in  Ägypten  und  Babylonien  einen 


')  Härten  kamen  dabei  natOrb'ch  vor, 
z.  B.  Frohndienst  der  ganzen  Bfirgerschaffc 
(Plut.  virt.  mul.  262  bd). 

')  Über  die  KunstblQte  von  Naxos  Saueb, 
Atb.  Mitt.  17,  37  flf.  m.  T.  7. 

')  Ersteres   in    Sparta   (Flui   apophth. 


Laced.  Ages.  72;  Aelian.  v.  h.  6,  6)  nnd 
Epidamnos  (Aristot.  pol.  2,  4,  13) ;  letzteres 
in  Tbespiai  (Kxc.  Aristot.  polit.  76),  angeb- 
lich auch  in  Sparta  (Nicol.  Dam,  II  p.  188,  7). 

*)  Odyssee  q  382  ff. 

B)  Aristoteles'  Staat  der  Athener  13,  2. 


524 


KlasBiflche  Ennataroliäologie.    U.  QeBcbiolite  der  alten  Kirnst, 


Gott  der  Feuerarbeit.  Hephaistos  fertigt  mit  seinen  selbstthätigen  Blase- 
bälgen alle  Metallarbeiten  für  die  Götter  und  begünstigte  Sterbliche,  ver- 
steht sich  aber  auch,  wie  die  Pandorasage  zeigt,  auf  Thonbildnerei ;  er  ist 
der  Schutzpatron  der  Metallarbeiter.  Sein  Kult  hat  die  Verehrung  des 
Prometheus,  Palamaon  und  Kedalion  zurückgedrängt.  Dem  Hephaistos 
tritt  Athene  an  die  Seite,  welche  nicht  bloss  die  kunstfertigen  Frauen, 
sondern  auch  die  Töpfer,  die  überdies  den  Heros  Kerameus  über  sich 
haben,  verehrten;  sie  gibt  zu  aller  zarteren  Arbeit,  z.  B.  in  Gold,  ihren 
guten  Rat.*)  Mit  Hephaistos  wechselt  Daidalos  an  manchen  Orten;  ihm 
schreibt  man  auch  die  Arbeiten  in  Stein  und  Holz  zu.  Alle  Quellen,  die 
dem  vierten  Jahrhundert  vorangehen,  setzen  ihn  ohne  Ausnahme  in  die 
Heroenzeit  2)  und  betrachten  ihn  als  Heros  und  Verfertiger  wunderbarer 
Werke.  Erst  der  Rationalismus  der  Philosophen*)  macht  ihn  zu  einem 
geschichtlichen  Künstler  und  legt  die  mythologischen  Fabeln  verM^ndes- 
mässig  aus,  worin  ihnen  ein  TeU  der  neueren  Archäologen  gefolgt  ist.  In 
der  Verehrung  dieser  höheren  Wesen  haben  die  Künstler  vereint  mit  den 
Handwerkern  einigen  Zusanmienhalt.  Handwerksmässig  müssen  wir  uns 
auch  ihr  Leben  und  Treiben  denken;  sie  nehmen  grosse  Arbeiten  in 
Akkord  und  teilen  sich  bei  bedeutenderen  Sachen  in  die  Arbeitslose.^) 
Zumal  Brüder  betreiben  gerne  ein  Kompagniegeschäft.  ^)  Der  Staat  be- 
freite die  Kunst  von  der  Polizeiaufsicht  keineswegs;  die  Luxusgesetze, 
z.  B.  Solons,  welche  den  Gräberluxus  einschränkten,  schmälerten  auch  den 
Künstlern  ihr  Einkommen.  Manchen  Ortes  unterlagen  die  Bilder  der 
Sittenpolizei.  Noch  fester  als  Polizeivorschriften  leitet  die  Volksmeinung 
die  Künstler.  Schon  in  den  homerischen  Gedichten  wird  der  schönste 
Mann  des  achäischen  Heeres  ausdrücklich  genannt;  der  schönste  Knabe, 
die  schönste  Frau  im  Lande  wird  ausgezeichnet.«)  Konsequenter  Weise 
verlangte  jeder  von  dem  Künstler,  dass  er  nicht  diese  oder  jene  Person 
kopiere,  sondern  eine  tadellose  Schönheit  aufsuche  und,  wenn  ihm  dies 
nicht  gelinge,  aus  dem  Kopfe  eine  solche  zusammensetze.  Daraus  folgte, 
dass  man  nicht  nach  Modellen  arbeitete,  sondern  aus  den  einzelnen  Formen, 
die  man  sah,  ein  ideales  Bild  zusammensetzte ;  bei  dieser  Methode  musste 
es  lange  dauern,  bis  alle  Einzelregeln  in  der  Hauptsache  richtig  gefunden 
waren  und  ein  harmonisches  Ganze  bildeten. 

324.  Die  statuarische  Plastik  hatte  ungefähr  dieselben  Aufgaben 
wie  im  Orient.  Nur  allmählich  freilich  kamen  menschenähnliche  Götter- 
bilder, wie  sie  von  Babylonien  ausgegangen  waren,  in  den  heiligen  Raum 
der  Tempel ;  denn  die  Hellenen  verehrten  ursprünglich  Steine,  spitze  Pfeiler, 
und  andere  Symbole  der  Gottheit.^)  Zunächst  folgten  die  gewöhnlich  Idole 


>)  Od.  C  233  =  V^  159. 

*)  IL  Z  591  f.;  MusaioB  bei  Schol.  Find. 
Ol.  7,  66  u.  Philod.  tt.  evcBß.  59;  Pindar. 
Nem.  4,  59;  Eur.  Herc.  469;  Name  des  De- 
mos JaidaXldtti. 

')  Zuerst  Plato  Hipp.  maj.  282  a  (aber 
noch  reserviert). 

*)  LöwY,  Inschriften  38.  110.  135.  Anek- 
dote über  den  Laokoon;  Gruppen:  z.  B.  die 
TyrannemnOrder  des  Eritios  und  Nesiotes; 


Paus.  10,  9,  5.  8.  10,  4.  13,  7.  10;  Löwt,  In- 
Schriften  30.  83.  93. 

')  Anekdote  bei  Diodor  1,  98 ;  die  Stele 
von  Sigeion  machten  .Uaisopos  und  seine 
Brüder*. 

«)  Pausan.  7,  24,  2 ;  Paradox.  Vatio.  62, 
4;  KttXXiaTeia  auf  Lesbos:  Tümpbl,  PhiloL  50, 
566  ff.;  daher  die  72.  Fabel  des  Babrios. 

^)  Oyebbeck,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1864, 
121  ff.  (er  nennt  sie  anikonisch). 


Xap.  YL    Die  tweiie  orientalisierende^  Periode  der  WeltgeBohiohte.   (§824.)    525 


benannten  Bilder,  welche  teilweise  einer  Säule  glichen,  weil  wirkliche  Ge- 
wänder diese  Teile  den  Blicken  entzogen,^)  wie  z.  B.  das  Idol  der  Hera 
von  Samos.  Endlich  kamen  die  voll  menschlich  gebildeten  Figuren  auf, 
die  man  gewiss  schon  längst  zu  anderem  Zwecke  gebildet  hatte.  Während 
nämlich  die  alten  Tempelbilder,  so  unvollkommen  sie  waren,  wegen  ihrer 
Ehrwürdigkeit  so  lange  als  möglich  behütet,  nur  im  Notfalle  ersetzt  und 
dann  meist  getreu  nachgebildet  wurden,  hatten  die  griechischen  Künstler 
fortwährend  mit  der  Anfertigung  von  Weihebildem  zu  thun.*)  Dieselben 
bestanden,  wie  überall,  aus  Bildern  der  Oötter  oder  der  Weihenden,  even- 
tuell des  zu  beschützenden  Dritten  (z.  B.  eines  Haustieres).  Die  grosse 
Masse  hatte  nur  geringe  Grösse  und  bestand  zumeist  aus  Bronze  oder 
Thon;  solche  kleine  Votivfiguren  empfingen  z.B.  die  Nymphen.*)  Billiger 
kam  statt  des  Gottes  ein  Abzeichen  desselben  (wie  Doppelbeile,  die  den 
Blitz  des  Zeus  bedeuteten,  in  der  untersten  Schicht  von  Olympia  oder  ein 
Wagen  desselben  Gottes)  ^)  oder  sein  heiliges  Tier,  z.  B.  die  Schlange  des 
Asklepios,  die  Eidechse  Apollos  und  ein  Wolf  oder  Wolfskopf  für  ApoUon 
Lykios,  wie  eine  eherne  Palme  für  den  delischen  Gott.^)  Statt  des  Be- 
schützten genügte  eine  Gesichtsmaske  ^)  oder  im  Falle  geheilter  Krankheit 
der  krank  gewesene  Körperteil.'')  Eine  dritte  Gruppe  tritt  erst  bei  den 
Griechen  bedeutsamer  hervor,  nämlich  die  dauernden  Erinnerungszeichen  an 
Opfer  und  Gottesdienst.  Die  einfachsten  sind  ein  Rind  aus  Bronze^)  und 
andere  Opfertiere,  auch  Opferkuchen  und  Mischkrüge.^)  Die  menschliche 
Gestalt  kommt  nur  durch  Vermittlung  des  Tiers  herein  (z.  B.  der  Kalb- 
träger), dagegen  lässt  man  häufig  , Jungfrauen'  {xogai)  fertigen,  welche 
jedenfalls  als  Dienerinnen  gedacht  sind.^^)  Ausnahmsweise  wird  ein  Reigen- 
tanz, wie  in  Cypem  gespendet.^')  Erst  in  der  Tyrannenzeit,  seit  Ol.  59 
kommt  die  folgenreiche  Sitte  auf,  dass  die  Sieger  bei  den  oljrmpischen 
Spielen  zum  Danke  ihre  Statuen  weihen  dürfen ;  anfangs  scheinen  einzelne 
um  die  Erlaubnis  nachgesucht  zu  haben,  bald  aber  wollte  es  das  Her- 
kommen so.^')   Nehmen  wir  dazu  noch  die  später  zu  besprechenden  archi- 


')  S.  412  f. 

•)  Vgl.  Th.  Pahofxa,  von  ant.  Weih- 
geschenken u.  den  Bez.  ihrer  Geber  zu  den 
Orten  ihrer  Bestimmung,  Berlin  1840,  m. 
4  T.;  £.  CuRTius,  Nachr.  d.  Gott.  Ges.  1861 
Kr.  21  u.  Deutsche  Rundschau  43,  192  ff.; 
L.  y.  DoHOF,  de  varüs  anathematum  Delphi- 
corum  generibuB,  Gott.  1868;  E.  Puboold, 
olymp.  Weihgeschenke,  Hist.  Aufs.  E.  Cur- 
tius  gew.  S.  221  ff.;  F.  Zibmann,  de  anathe- 
matis  Graecis,  Diss.  v.'  Eönigsb.  1885;  Ho- 
XOLLB,  donaria,  in  Daremberg's  dictionnaire; 
Ex.  Rbiscb,  griech.  Weihgeschenke,  Wien 
1890. 

>)  Anthol.  9, 326;  vgl.  Jahn,  AZ.  1848,220. 

*)  Antigonos  45;  auch  in  Olympia  und 
auf  Gypem. 

»)  Plut.  Nie.  3;  Semosbei  Athen.  11,  502. 

*)  An  die  Biaske  eines  Jflnglings,  die 
sich  von  der  Hand  eines  Butades  in  einem 
korinthiBchen  Heiligtum    befand,    knapfte 


sich  eine  Novellette  (Plin.  n.  h.  85,  151; 
Athenag.  leg.  pro  Christ.  14). 

')  Am  häufigsten  für  Asklepios  (GIG. 
1570b;  Bch.  2,  422  Z.  15;  Ath.  Mitt.  2, 253  f. 
u.  A.),  doch  auch  für  andere :  Joh.  Jag.  Fbet, 
de  more  diis  simulacra  membrorum  conse- 
crandi,  Diss.  v.  Altorf  1746. 

*)  Paus.  5,  27,  6,  olymp.  Inschr.  Nr.  31, 
AZ.  34,  226  f.;  Paus.  1,  24,  2.  10,  16,  3;  auf 
dem  Berge  Atabvros;  Stier  von  Perillos  oder 
Perilos  fOr  Phalaris;  aus  Elfenbein  GIG.  I 
150,  30.  151,  42. 

•)  Od.  V  105. 

'°)  Wir  kommen  bei  den  plastischen 
Typen  darauf  zurQck.  Ko^ai  für  die  Nymphen: 
Anthol.  9,  326. 

^')  Bronzen  aus  Olympia:  Fubtwaholeb 
S.  24;  statuarisch  von  Kallimachos. 

")  Paus.  6.  18,  7  (Paus.  6,  15,  8  scheint 
auf  einer  unleserlichen  Inschrift  zu  beruhen ; 
6, 17;  5  fOr  OL  27  nach  Vermatang  von  H, 


526 


SlasfliAolie  Knnfltarcli&ologie.    IL  Getchiehte  der  alten  KmiBt. 


tektonischen  Statuen,  so  ist  der  E^reis  der  Stoffe  abgeschlossen.  In  dieser 
Periode  setzten  sich  die  Bezeichnungen  der  Statuen  fest:  ayalfia,  eigent- 
lich woran  sich  die  Gottheit  erfreut  und  aviqidg^  das  Bild  eines  Mannes 
(doch  ohne  auf  Porträtähnlichkeit  Anspruch  zu  machen). 

An  der  Spitze  der  plastischen  Werke  erwähnen  wir  kurz  die  rohen 
Yotivfiguren  aus  Thon  (häufig  mit  roten  und  schwarzen  Linien  bemalt), 
aus  Bronze  oder  Blei,  welche  so  stillos  sind  —  öfters  vertreten  homfftr- 
mige  Stümpfe  die  Arme  — ,  dass  man  wohl  kaum  je  die  Yotivfiguren  von 
Tiryns  und  Mykene,  welche  aus  den  hellenischen  Tempeln  stammen,  von 
den  Figuren  der  achäischen  Paläste  wird  unterscheiden  können.^)  Am 
wenigsten  ist  diese  Scheidung  möglich,  wo  die  Völkerwanderung  die  Tra- 
dition nicht  völlig  vernichtete;  es  dürfte  z.  B.  bezeichnend  sein,  dass  eine 
interessante  athenische  Gruppe  (Viergespann  mit  Lenker)  an  den  Brust- 
riemen der  Pferde  die  ,mykenischen"  Spiralen  aufweist.')  Von  jener  Art 
sind  die  rohen  Bronzen  aus  der  ältesten  Schicht  Olympias,')  unter  denen 
sich  mehrere  aus  Blech  geschnittene  befinden.  Kupfer  und  Thon  liefert 
ja  Griechenland  an  vielen  Orten.  Auf  dieser  Stufe  scheint  Rhodos,  der 
Ereuzungspunkt  der  Handelsstrassen,  einen  Schritt  voraus  zu  sein.  Es 
verschönert  Thonfiguren  nach  orientalischem  Muster  durch  Glasur,^)  falls 
diese  Statuetten  nicht,  wie  anderswo,  Importware  sind,  und  produziert 
Kalksteinstatuetten  von  der  Art  der  kyprischen.*) 

Die  monumentale  Plastik  beginnt  jedenfalls  mit  den  grossen  Tempel- 
bildern,^)  welche  jedoch,  wie  gesagt,  nicht  vollständig  durchgearbeitet 
waren,  weil  sie  wirkliche  Bekleidung  erhielten.  Nach  den  schriftlichen 
Quellen  waren  diese  Puppen,  zu  denen  man  natürlich  am  liebsten  Holz 
nahm,  sehr  zahlreich.  Wir  können  diese  Bilder,  welche  dem  einen  altehr- 
würdig, dem  anderen  komisch  erschienen,^)  nur  mehr  nach  Abbildungen 
beurteilen,  welche  hauptsächlich  auf  Münzen  angebracht  sind;  so  kennen 
wir  z.  B.  die  Hera  von  Samos,  welche  Smilis  gefertigt  haben  soll,^) 
die  ephesische  Artemis^)  und  den  Apollo  von  Amyklai.^^)    Besser  aber 


FöHSTEB,  Sieger  in  den  olymp.  Spielen,  1891 
S.  4);  über  die  Sitte  s.  Ca.  Scbebeb,  de 
Olympionicarum  statuis,  Diss.  y.  Göttingen 
1885. 

0  Über  Tiryns  und  Mykene  s.  Schlib- 
mavn's  Werke ;  Nauplia :  Atb.  Mitt.  5,  143  f.; 
Megara:  Scbliemavn,  Tiryns  S.  95;  Atben: 
Stepbani,  d.  ausruhende  Herakles  S.  66  ff.; 
Olympia:  Ol.  IV  S.  43  ff.;  Rhodos:  Tierfiguren 
im  brittischen  Museum;  Cumae:  J.  de  sav. 
1872  sepi  p.  592  A.  Zahllose  Tierfiguren 
(meist  Rmder)  aus  Bronze  oder  Blei  in  Athen. 

*)  Abgeb.  Ztsch.  f.  £thnol.  22,  67 ;  auch 
die  Rädchen  kommen  in  Olympia  vor  (Olym- 
pia 4,  65). 

»)  Olympia  IV  S.  28  ff.  T.  10-15;  dar- 
unter Astartefigürchen :  T.  15,  259—62,  aber 
der  Reigentanz  T.  16,  263  zeigt,  dass  Hiero- 
dulen  ebenso  dargestellt  wurden ;  roher  Ken- 
taur aus  dem  Perserschutt,  abgeb.  Ross,  arch. 
Aufs.  I  S.  604  f.;  DAX.  2,  47,  592. 

^)  Salzmavit,  Kamiros  T.  4. 


*)  Salzkavk  T.  9—11;  Terrakotta:  das. 
T  12  14- 

•)  Vgl.  ScHBEiBBB.  AZ.  1883,  282  ff. 

')  Porphyr,  abst.  2,  18;  Athen.  14,  614b; 
Apollod.  2, 2,  2,  2.  Pausanias  fand  die  meisten 
«viereckigen*  Götterbilder  in  Arkadien  (8, 
48,  6). 

»)  Euseb.  praep.  ev.  3,  8;  Ovebbbck, 
Eunstmyth.,  Hera  Mfinzt.  1;  AZ.  41,283; 
mit  wechselndem  Aufputz:  Scbbbibbb,  AZ. 
41,  286  ff. 

•)  Aus  Holz  (Plin.  16,213;  Vitruv.  2, 
9,  13;  vgl.  J.  Bebkays,  Heraklits  Briefe  S. 
109),  abgeb.  auf  MOnze  (AZ.  41,  284)  und 
Terrakottaamulet  (STBPBAin,  Mal.  gr^rom. 
1,  1  ff). 

»0)  Brit.  Mus.  T.  24, 1.  26,  1.  8;  Num. 
commentary  on  Pausanias  T.  N  16.  17; 
ausserdem  z.  B.  Parthenos  im  thrakischen 
NeapoUs,  auf  einem  Relief  (SobOvji,  griech. 
Reliefs  T.  7,  48),  Palladien  sehr  häufig  (das 
Palladioa  von  Troja  hatte  zosanunengefQgte 


Kap.  VI.    Die  sweite  orientaliaierende  Periode  der  Weltgeschichte.    (§  324.)    527 


veranschaulichen  uns  diese  Art  zahkeiche  etwas  jüngere  Weihebilder, 
welche  offenbar  den  hieratischen  Stil  und  wohl  auch  bestimmte  Tempel- 
bilder des  betreffenden  heiligen  Ortes  wiedergeben  sollen.  Nur  zwei  sind 
gut  erhalten.  Das  eine  weihte  Nikandre  von  Naxos  der  delischen  Arte- 
mis,^) das  andere  Gheramyes  der  Hera  von  Samos.')  Ausserdem  gibt  es 
eine  erhebliche  Anzahl  von  Bruchstücken.  >)  Sie  alle,  welche  altertümeln  und 
deshalb  nicht  in  allen  Einzelheiten,  z.  B.  in  der  Behandlung  des  Gewandes, 
den  echten  Stil  der  Xoana  darstellen,  verdanken  ihre  Erhaltung  dem  Stoffe ; 
auf  den  Marmorinseln  (S.  291  f.),  unter  denen  Naxos  die  Führung  über- 
nahm, benützte  man  natürlich  den  einheimischen  Stein,  wie  in  Attika  den 
pentelischen  Marmor,  während  die  Böotier  sich  mit  Kalkstein,  welchen  ein 
farbiger  Überzug  verbai'g,  begnügen  mussten.  Unter  den  Sitzfiguren  fällt 
das  pferdeköpfige  Bild  der  Demeter  von  Phigalia  auf.^)  Auch  von  dieser 
Klasse  gibt  es  Nachbildungen  zu  Yotivzwecken,  welche  das  Characteristi- 
cum  haben,  dass  die  Glieder  in  zwei  rechten  Winkeln  sich  brechen  und 
der  Körper  an  den  Thron  angewachsen  scheint.^)  Manche  andere  Formen 
sind  durch  kleine  Bronzenachahmungen  bekannt.^)  Wie  soll  man  sich 
aber  den  dädalischen  nackten  Herakles  vorstellen?^)  Die  primitive  Form 
des  Unterleibes  wird  meines  Erachtens  ohne  genügenden  Grund  auf  die 
Holzbilder  zurückgeführt ;  ästhetisch  erklären  sie  die  echten  Kleider,  tech- 
nisch dagegen  gerade  im  Steine  die  Entwicklung  der  Skulptur  aus  der 
Marmortechnik,  wonach  der  Bildhauer  ganz  natürlich  in  die  gewohnte 
Pfeiler-  oder  Säulenarbeit  verfiel  (S.  397).  Am  ausgeprägtesten  ist  dieser 
Ursprung  bei  den  sogenannten  Hermen  {^E^fiai) ,  welche  manchmal 
jenen  Xoana  glichen.*)  Bei  Votivbildem  und  dekorativen  Figuren  fiel 
jener  ästhetische  Grund  fort  und  so  wurde  die  ganze  Gestalt  gleichmässig 
gearbeitet,  aber  ganz  und  gar  oberflächlich;  geht  die  Arbeit  einmal  ins 
Einzelne,  so  kommt  dies  den  Verzierungen  des  Gewandes,  doch  nicht  dem 


Fasse:  Apoll  od.  3, 13,  3)  u.  s.  w.  Die  voll- 
ständigsten  Verzeichnisse  liefern  Oykrbbok^s 
Kunstmythologie  und  Rosoheb's  Lexikon  der 
Mythologie. 

^)  Im  athenischen  Museum  Nr.  1  (Ah- 
gnss);  abgeb.  Bch.  III  T.  1;  Ovebbeck  I  ^96; 
Bruckm.  Nr.  67  a;  vgl.  Bnumr,  Sitanmgsber. 
d.  bayer.  Akad.  1884  S.  510  ff. 

*)  Im  Louyre ;  Bruckm.  Nr.  56 ;  Bch.  4 
T.  13/4;  OvBBBECK  I  *97;  vgl.  Bbuhh  a.  0. 
S.  514  ff.  Nach  der  Inschrift  (Rom.,  inscr. 
Gr.  ant  384;  Eibobhoff,  Studien  S.  «30) 
erst  um  500  v.  Chr. 

')  AkropolismuseumNr.52(^.  dgx- 1388 
T.  6)  u.  81  aus  naxischem  Marmor  Bch.  1880 
T.  14  =  Musäes  d'Ath.  T.  10),  der  samischen 
Ähnlich,  Import  wie  eine  dritte  Ath.  Mitt 
12,  146;  das.  Nr.  53,  aus  pentelischem  Mar- 
mor die  Statuetten  in  Athen  Nr.  4  und  5 
CEq).  ÜQx,  1884  T.  8,  1)  aus  dem  Ptoion,  vgl. 
Bch.  12,  398;  aus  Dolos  mehrere  Fragmente 
in  Mykonos  (AZ.  40,  323);  von  Ealktuff  aus 
dem  rtoion  in  Athen  Nr.  2  u.  3  (das  eine 
mit  EQnstlerinschrift  eines  . . .  dotos  Boh.  X 
T«  7, 1);  spartanische  Statue  Nr.  57  Woltkbs; 


Nr.  2  MiLOBHÖFBB,  vgl.  FubtwIkgleb,  Ath. 
Miti  7, 170.  Männlicher  Eopf  aus  dem  Ptoion 
(Athen  Nr.  15):  Bch.  1886  T.  5.  Steins^- 
tuetten  von  Naukratis:  Naucr.  1,  36. 

^)  Paus.  8,  42,  3.  4  (xnaSya  if^  ivedidvio 
xal  ig  äxQovs  jovs  noiag)^  vgl.  EvoLL,  Stu- 
dien S.  30  ff. 

')  Demeter  vou  Tegea,  aus  einheimi- 
schem Marmor:  'Ea.  1874  T.  71;  Eybele  in 
Tempelchen,  mehrere  Exemplare  aus  Eyme 
und  (als  phokäischer  Import)  in  Massalia: 
Sal.  Rbinaoh,  Bch.  13,  543  ff.  T.  8.  Unförm- 
liches Sitzbild  auf  Dolos:  Phoi  des  Insi, 
Dolos  10;  s.  auch  Bch.  17,  211.  Die  Figur 
der  Arkadierin  Ageso  in  Athen  (N.  6,  Bruc^] 
Nr.  144)  ist  nach  der  Inschrift  ebenfalls 
Imitation  eines  älteren  Werkes. 

^)  Sogen.  Aphrodite  aus  Olympia:  Aus- 
grab. V,  Olympia  IH  T.  24  B  5;  Frau  aus 
dem  Ptoion  Bch.  XII  T.  11  (ganz  deutlich 
archaisierend). 

')  Paus.  2.  4,  5. 

»)  Paus.  8,  39,  6  (viereckig  abschlies- 
send); Diog.  L.  5,  82  (glockenförmig  ?).  Vgl. 
ObrbabOi  de  religione  Hermarum,  Berlin  1845. 


528 


KlasBiBoiie  SnnBiarchäologie.    IL  Geschiohte  der  alten  Kmuit. 


menschlichen  Körper  zu  gute.  In  diesen  Nebendingen,  z.  B.  in  den  Falten, 
ist  der  erste  Fortschritt  sichtbar.  Die  bekanntesten  Vertreter  der  zweiten 
Stufe  sind  die  Sitzbilder  jonischer  Vornehmer,  welche  dieselben  dem  didy- 
mäischen  Apollo  bei  Milet  weihten.  *)  Eine  Statue  trägt  die  Inschrift  des 
Chares,  Archen  von  Teichiussa.*)  Wir  sehen  die  langgewandeten  Männer 
und  Frauen  ruhig  auf  hohen  Thronen  sitzen,  die  Füsse  nebeneinander  und 
die  Hände  gleichmässig  auf  die  Lehnen  oder  die  Kniee  gelegt.  Dieses 
Motiv  ist  ganz  babylonisch,  wie  auch  die  männliche  Tracht  der  Sitte  des 
Ostens  nahe  kommt  und  die  weiche  Fülle  der  Formen  der  vor  der  assy- 
rischen Blütezeit  üblichen  Körperauffassung  der  orientalischen  Kunst  ent- 
spricht; die  Erinnerung  an  die  Sphinxalleen  der  Bamessidentempel  ist 
nicht  am  Platze,  da  jene  Statuenallee  an  der  heiligen  Strasse  erst  im 
Laufe  der  Jahre  entstand.  Einer  der  Meister,  ein  sonst  unbekannter  Eu- 
demos,  hat  sich  genannt.^)  Gesicht  ist  keines  unversehrt  erhalten,  wohl 
aber  passt  in  der  Oberflächlichkeit  ein  Kopf  des  gleichen  Fundortes  hie- 
her,  bei  welchem  das  Knochengerüste  des  Auges  umgangen  ist.*^)  In  ver^ 
schiedener  Abstufung  reihen  sich  an  die  mUesischen  Bilder  ähnliche  weib- 
liche Sitzbilder;  denn  gerade  in  Frauendarstellungen  hatte  die  weiche 
Ruhe,  die  in  dem  Motiv  lag,  längeren  Bestand.^)  Eine  solche  Statue 
fand  öfter  Erwähnung,  weil  man  in  dieser  beim  Erechtheion  gefundenen 
Statue  die  Athena  des  Endoios  wieder  zu  erkennen  glaubte;*)  allein  ihre 
Stellung  zeigt  schon  den  Drang  nach  Freiheit  an,  abgesehen  davon,  dass 
sie  aus  naxischem  Marmor  besteht.  Wie  G}rpem,  so  bringt  uns  Griechen- 
land nicht  wenige  Exemplare  von  stehenden  bekleideten  Figuren,  welche 
die  Füsse  parallel  gestellt  haben.  ^) 

Das  Verhältnis  der  antiken  Kunstgeschichte  zu  dieser  ersten  Stufe 
der  grossen  Plastik  muss  nach  der  über  das  Schülerverhältnis  S.  426  ge- 
gebenen Auseinandersetzung  so  betrachtet  werden,  dass  die  Kunstkenner 
für  den  Stil  dieser  Periode  den  Namen  des  Daidalos  wählten,  anonjone 
Werke  nach  ihm  benannten^)  und  die  ähnlich  arbeitenden  Künstler  nach 
der  Übereinstimmung  des  Stiles  zu  Zeitgenossen,  unmittelbaren  oder  mittel- 


')  Phoi  Brackm.  Nr.  141 -3;  Oyrbbbck 
I  *10i;  DiEULAFOT,  Fart  ant  de  la  Perse 
m  T.  15. 

')  Newton,  discoveries  T.  74;  Berliner 
Q.  Londoner  Abguss  (T.  75  ist  ebenfalls  ab- 
geformt). 

')  Newtov,  discoveries  T.  76,  Inschrift 
bei  Löwy  3;  unser  Vorrat  alijonischer  In- 
schriften reicht  nicht  hin,  die  Zeit  zu  be- 
stimmen. —  Ähnliche  Statue  aus  der  Ne- 
kropole  von  Milet,  im  Louvre:  Rayet  et 
Thomas,  Milet  T.  21;  Statuette  von  Insel- 
marmor aus  Ephesos,  abgeb.  Ii^twIkoleb, 
Meisterwerke  S.  715. 

*)  Im  brittischen  Museum,  vgl.  Oyer- 
BBCK I  ^103  f.;  Londoner  Abguss.  In  den  runden 
Formen  kommen  nahe :  Kopf  aus  dem  Didy- 
maion:  Rayet  a.  0.  T.  27;  aus  Rhodos  (?) 
in  Eonstantinopel:  Bch.  8,  335  T.  10. 

')  Aus  pariaohem  Marmor  xerbrochene 


Statue  in  Faros:  Arch.-ep.  Mitt.  11,  156  f.; 
unterteil  auf  der  Akropolis,  vgl.  Ath.  Mitt. 
12, 265;  aus  Inselmarmor  ebend.:  Lebab- 
RsmACH,  mon.  fig.  T.  3, 1.  Oybrbbck  (I  ^105) 
rechnet  dazu  die  Bruchstücke  einer  Statuette 
Yom  Dipylon  (Nr.  7.  7  a);  zahlreiche  Terra- 
kotten (z.  B.  Heuzey,  terrescuites  T.  11,  2; 
Mon.  ined.  I  8p.  802  m.  Abb.,  hier  mit  nieder- 
geschlagenen Augen),  auch  in  Phönizien 
(Heüzby  a.  0.  T.  11,  1  =  Pebrot  UI  F.  344). 

^)  Lebas,  mon.  fig.  2,  1;  0.  Jahn,  de 
antiquiss.  MinerYae  simul.  T.  I  2.  3;  nicht 
Yor  480/79 :  Lechat,  ReYue  des  6t  gr.  1892 
S.  385  ff. 

^)  Aus  Eerkyra  in  der  Sammlung  Kara- 
panos  (S.  39);  Naucratis  I  T.  2,  4. 

")  Auch  dem  Verfertiger  des  trojanischen 
Pferdes  Epeios  wurden  Bildwerke  beigelegt 
(Paus.  2,  19,  6;  Ygl.  Flato  Ion  533  a). 


Kap.  YL    Die  f weite  orientaliaierende  Periode  der  Weltgeaohichte.    (§  324.)    529 


baren  Schülern  des  Daidalos  machten.^)  In  Ermanglung  der  Originale 
müssen  wir  diese  Kunstkritik  achten  und  führen  daher  die  Künstler  auf: 
Dipoinos  und  Skyllis,  zwei  zusammenarbeitende  Kreter,  welche  man  wegen 
einer  sikyonischen  Legende^)  mit  besonderer  Hochachtung  ansah  und  sie 
zu  Häuptern  der  zweiten  Gruppe  bestellte,  femer  Endoios  von  Athen, 
Smilis  in  Aigina')  und  wohl  auch  Aristokles  von  Kydonia.^)  Bei  dem 
Rheginer  Klearchos  schwankte  man  zwischen  Schüler  und  Schülersschüler, 
knüpft  ihn  aber  auch  an  den  Korinther  Eucheiros,  welcher  Schüler  der 
Spartaner  Syadras  und  Chartas  gewesen  sei;  dann  folgen  mehrere  Lake- 
dämonier  (Theokies ,  Dontas  [?]  und  Dorykleidas),  femer  Tektaios  und 
Angelion,  die  Meister  des  delischen  Apollo,  welchen  verschiedene  athenische 
Münzen  ziemlich  frei  wiedergeben.^)  Auf  diese  bekanntesten  folgt  dann 
der  Äginete  Kallon,  welcher  nach  der  Eroberung  Messeniens  (um  720) 
mit  dem  Spartaner  Gitiadas  zusammenarbeitet.®)  Zur  Kontrolle  dieser  An- 
gaben liegen  bisher  nur  zwei  in  Athen  gefundene  Inschriften  des  Endoios 
vor ;  ^)  sie  gaben  Anlass,  denselben  zu  einem  Jonier  zu  stempeln,  beweisen 
aber  nur,  dass  er  zu  jonischen  Künstlern  und  Bestellern  Beziehungen  hatte. 
Athen  beaitzt  in  dieser  Zeit  für  Griechenland  geringe  Bedeutung,  aber 
warum  soll  es  deswegen  eine  Null  gewesen  sein?'') 

Wir  erkannten  in  den  Sitzbildem  babylonische  Auffassung  und  Tracht, 
womit  wir  nichts  weniger  als  einen  unmittelbaren  Einfluss  behaupten 
wollen ;  Yorderasien  steht  hier  eben  einig  geschlossen.  Apollo  von  Amyklai 
führt  Bogen  und  Lanze  trotz  einem  orientalischen  Gotte  und  der  delische 
Gott  hat  zwei  Greife  zu  seinen  Seiten,  während  eine  der  drei  „  Chariten '^y 
die  hier  die  Lanze  ersetzten,  eine  Sphinx  hielt. 

Aus  jener  Zerflossenheit  wurde  die  Welt  durch  die  Assyrer  und  be- 
sonders  die  Kinmierier   unsanft   aufgeschreckt.     Man  möchte  bei  jenen 


1)  Als  historisclies  Faktum  behandeln 
DaidaJos  und  seine  Schale  W.  Elsik,  Arch.- 
ep.  Mitt.  1881—3  u.  EüHiniBT,  Daidalos, 
Jahrbb.  f.  Phü.  Suppl.  XV.  198  ff. ;  zur  Kritik 
8.  Euo.  PbtsbsxHi  Bemerkungen  zur  ältesten 
Qesch.  der  griech.  Kunst,  Plön  1871,  und 
TöPFTEB,  attische  Genealogie  S.  165  ff. 

')  Plin.  36,9;  vgl.  Ovebbbok,  Rhein. 
Mus.  41,  67  ff.  Ihre  Athene  wird  auf  einer 
Mfinze  von  Kleonai  gesucht:  Num.  comm. 
p.  32, 1  T.  H  1. 

')  Vater  (Eukleides)  und  Heimat  kannte 
man  aus  einer  Urkunde  über  das  samische 
Herabild,  welches  er  gemacht  (Olympichos 
u.  Aethlios  bei  Clem.  AL  protr.  13  p.  41); 
Hören  im  olympischen  Heratempel:  Paus.  5, 
17,  1;  anderes  (Athenag.  leg.  14;  Plin.  36, 
90)  ist  weniger  beglaubigt.  Über  Smilis 
Hypothesen  bei  Fübtwahglbr,  Meisterwerke 
S.  720  ff. 

*)  *Ey  jotg  uaXiara  dqx^'^^^  Paus.  5, 
25,  11. 

*)  Oybbbegk,  Kunstmythol.,  Apollon  S. 
17  ff.  Eine  Genmie  gibt  bloss  das  Haupt- 
motiv (MiLLiN,  gall.  myth.  33,  474).  Angeb- 

Handbuch  der  klass.  AltertumswlBsenschaft.    VI. 


liehe    Artemis:    Bbül£,     monn.     d' Äthanes 
p.  364. 

^)  Kallon  und  Gitiadas  machen  drei 
eherne  Dreif&sse,  unter  welchen  als  Träger 
je  eine  Frauenfigur  angebracht  war  (Paus. 
3,  18,  7.  4,  14,  4);  Gitiadas  fertigte  ausserdem 
Bild  und  Haus  der  Athena  Ghalkioikos  (Paus. 
3, 17, 2;  Nachbildungen  auf  Münzen  von 
Sparta  und  Melos:  Num.  comm.  p.  58  f.  T. 
N13 — 15;  0.  Jahn,  de  antiquiss.  Minervae 
simulacris  Atticis  T.  3,  5;  Brit.  Mus.  catal. 
Islands  T.  24,  13),  Kallon  ein  Tempelbild  in 
IVoizen  (2,  32,  5;  der  Athenakopf  auf  dorti- 
gen MOnzen  [Num.  comm.  on  Paus.  p.  47,  2 
T.  M  1.  2]  hat  mit  Kallon  nichts  zu  schaffen). 
Die  antiken  Kunstgelehrten  meinen  den 
jüngeren  Ägineten  Kalon,  einen  Künstler  des 
5.  Jahrhunderts,  von  dem  wir  eine  Inschrift 
haben  (Löwr  27)  oder  einen  dritten  des 
Namens. 

»)  JbXxIov  uqx.  1888  S.  208  f. ;  über 
Endoios  Lbchat,  R.  de  6t  gr.  Nr.  21,  p.  23  ff. 

^)  Die  aliattische  Kultur  istjonisch  nach 
LösoHCKB  (AÜi.  Mitt.  4,  305),  Klets  (Arch.- 
ep.  Mitt.  4,  1  ff.)  u.  A. 

34 


530 


KlasBiBolie  Eniutaroliftologie.    IL  GMchiohte  der  alten  Kunst. 


behaglichen  Figuren  des  Didymaions  an  Eallinos,  der  «die  Dasitzenden'' 
zum  Kampfe  aufruft,  denken.  Mannhaftigkeit  wird  das  Losungswort  und 
selbst  das  weibliche  Geschlecht  —  wir  erinnern  an  Sappho  —  bekommt 
wenigstens  in  der  Idee  etwas  Athenehaftes.  Dieser  neue  Geist  scheint  die 
vordem  so  schlaffen  Körper  zu  elektrisieren ;  sie  richten  sich  energisch  auf 
und  alle  Muskeln  schwellen,  während  das  Fleisch  wie  in  einer  Athleten- 
schule auf  das  zur  Gesundheit  notwendige  Mass  zurückgeführt  ist.  Nur 
das  Auge  verrät  nichts  von  bewusster  Männlichkeit;  es  blickt  freundlich 
wie  bisher,  eher  noch  freundlicher,  so  will  es  denn  einmal  das  Gesetz  des 
Anstandes.  Jenen  energischen  Zug  teilt  Griechenland  wieder  mit  den 
übrigen  Ländern  des  östlichen  Mittelmeeres.  Die  Faustkämpfermuskeln 
und  Sehnen  der  „  assyrischen'  Manier  stinmiten  allerdings  nicht  zu  dem 
massigen  Leben  und  dem  überwiegenden  Yegetarianismus  der  Griechen; 
näher  stand  ihnen  Ägypten,  mit  welchem  schon  im  7.  Jahrhundert  engere 
Beziehungen  angeknüpft  wurden.  Im  Gefolge  des  Söldners  kam  der  Kauf- 
mann dorthin,  der  sich  zu  Naukratis  häuslich  einrichten  durfte.  Am 
engsten  verband  Amasis  die  beiden  Länder,  wenn  auch  nur  für  kurze  Zeit. 
Kein  Wunder,  dass  die  Griechen  in  der  Tyrannenperiode  von  den  Ägyp- 
tern lernten,  was  durch  das  blosse  Auge  zu  lernen  war,  am  meisten 
vielleicht  durch  importierte  Statuetten,  denn  z.  B.  die  rhodische  Bronze, 
welche  ein  Kamel  mit  Treiber  darstellt,  konnte  nur  aus  der  Fremde 
konmien;^)  da  die  männlichen  Statuen  der  Ägypter  sehr  wenig,  manch- 
mal, scheint  es,  gar  nicht  bekleidet  waren  (S.  460),  wurden  die  Hellenen 
obendrein  auf  das  Studium  des  menschlichen  Körpers  hingewiesen.  Nau- 
kratis hat  noch  griechische  und  ägyptische  Elemente  durcheinander:  Es 
hat  den  geschlossenen  Stand  und  den  an  erster  Stelle  zu  schildernden 
Typus,  denselben  jedoch  auch  so,  dass  nach  ägyptischer  Art  die  eine  ge- 
ballte Hand  auf  die  Brust  gelegt  wird;  ausserdem  herrschen  hier  neben 
dem  Kalkstein  orientalischer  Alabaster  und  Fayence.^)  Die  Materialien  der 
Plastik  blieben  natürlich  sonst  die  gleichen:  Marmor,  bemalter  Kalkstein, 
Thon ')  und  Holz.  Indem  wir  an  die  Motive  der  ägyptischen  Plastik  dieser 
Zeit  erinnern,  stellen  wir  zunächst  ein  Schema  auf,  wie  in  den  meisten 
Fällen  die  griechischen  Bildhauer  die  Einzelheiten  auffassten.  Diese  Typen 
sind  etwa  folgende: 

1.  nackter  Jüngling,  wenig  ausschreitend  mit  platt  aufgesetztem 
linken  Fusse  a)  die  gesenkten  Arme  mit  eingebogenen  Fingern  am  Körper 
haltend.^)  Dieses  Schema  trafen  wir  bereits  in  Ägypten  (S.  460)  an.  Die 
chronologische  Fixierung  im  sechsten  Jahrhundert  ist  durch  das  von  Te- 
lekles  und  Theodoros  gefertigte  Holzbild  des  samischen  Apollo,  die  Statue 
des  Arrhachion,  der  564  zu  Olympia  gesiegt  hatte,  und  die  Inschriften 
zweier  Postamente  gesichert.^)    In  Stein  besitzen  wir   noch   zahlreiche. 


^)  Jhst.  11,  180,  3.  Fayencefiguren  fin- 
den sich  auf  Rhodos  und  in  Cumae  (B.  1858, 
143). 

^)  Geschlossener  Stand:  S.  528;  ApoUo- 
typus:  Naucr.  I  T.  1,  4.  9;  Jahrhuch  1892  T. 
6;  ägyptische  Haltung :  Naucr.  I  T.  1,  3;  Ala- 
baster: IT.  1,  1—3;  FuBTWAiTGLBB,  Meister- 


werke S.' 7 13;  Fayence:  Naucr.  IT.  1,6—18. 

')  Über  die  archaischen  Terrakotten  von 
Tanagra  Jaxot,  Bch.  14,  204  ff.  T.  13.  14. 

*)  Vgl.  FuBTWAi70LSB,  Meisterwerke  S. 
712  ff. 

^)  Samischer  Apollo:  Diodor.  1,  98; 
Arrhachion :   Paus.  8,  40,  1 ;   Grabstaiue  des 


Kap.  VL    Die  sweite  orientalisierende  Periode  der  WeltgeBchiohte.    (§  324.)    531 


teilweise  sehr  verstümmelte  Exemplare  aus  verschiedenen  Orten  Griechen- 
lands.^) Vasenbilder  und  Wandgemälde  bezeugen  zum  Überfluss  die  Ver- 
breitung dieses  Schemas.^)  Am  nächsten  dürften  dem  vorhergehenden 
Zeitabschnitte  wohl  diejenigen  Figuren  stehen,  deren  Rumpf  durch  seine 
stereometrische  Form  an  die  vulgäre  Bezeichnung  «Brustkasten'^  erinnert.') 
Ob,  wie  es  gewöhnlich  geschieht,  zu  der  ersten  Entwicklungsstufe  der 
uApollo*  von  Orchomenos  zu  rechnen  sei,*)  möchte  ich  nicht  bestimmt  be- 
haupten ;  denn  er  besteht  statt  aus  Marmor,  aus  böotischem  Kalkstein  und 
dürfte  deshalb  mehr  polychrom  behandelt  gewesen  sein,  unter  den  besser 
ausgearbeiteten  repräsentiert  wieder  der  » Apollo"  von  Thera^)  eine  alter- 
tümlichere Stufe  als  der  von  Tenea;«)  jener  gehört  der  naxischen  Bild- 
hauerschule an,  wie  die  Statuen  von  Megara,  Naxos,  Aktion,  Melos '')  und 
mehrere  von  Ptoion,  denn  der  Marmor  stanmit  aus  dem  naxischen  Tragea.^) 
Will  man  eine  Stufenleiter  herstellen,  so  dürfte  besonders  darauf  zu  achten 
sein,  in  wie  weit  die  Arme  vom  Körper  sich  lösen.  Danach  würden  die 
Statue  von  Thera,  der  langhaarige  Apollo  vom  Ptoion  und  der  eine  Torso 
aus  Aktion'  die  Reihe  eröfhen,  der  andere  von  dort  sie  schliessen.  Manche 
Exemplare  fallen  jenseits  der  Grenze  dieses  Zeitalters.  Man  hat  früher 
diese  Figuren  alle  dem  Gotte  Apollo  zugeteilt  und  für  die  meisten  (am 
sichersten  für  die  Kolosse)*)  wird  dieser  Name  auch  bestehen  können, 
allein  durch  die  erwähnten  Zeugnisse  ist  der  Beweis  erbracht,  dass  sie 
auch  auf  Gräbern  standen  oder  einen  Athleten  ehrten.  Es  ist  eben  das 
schlichte  Bild  eines  vornehmen  Jünglings,  welchem  nach  der  Zeitsitte  die 
Athletik  über  alles  geht;  der  Ausdruck  war  ehemals  gewiss  sinnreicher, 
als  die  Augen  noch  Farbe  hatten. 

b)  dieselbe  Figur,  Gegenstände  mit  beiden  steif  vorgestreckten  Vorder- 
armen haltend.  Dieses  den  Ägyptern  ebenfalls  bekannte  Schema  fanden 
wir  schon  in  dem  delischen  Apollo  von  Tektaios  und  Angelion  durchge- 
führt, nachdem  ein  älterer  Typus  mit  voller  Gewandung  vorhergegangen.*®) 
Auch  hier  begegnen  verschiedene  Bedeutungen:  Kanachos  stellte  Apollo, 
Theodoros  sich  selbst  dar;^^)  die  monumentale  Überlieferung  hat  hier 
jedoch  eine  verschiedene  Beschaffenheit.  Die  Marmorstatuen  und  die  be- 
deutenderen Bronzefiguren  dieses  Typus  scheinen  nämlich  wegen  ihrer 
freieren  Haltung  in  die  nächste  Periode  zu  gehören,  während  uns  hier  nur 


Parien  Aristion,  vor  Ol.  70 :  vgl.  Löschokb, 
Ath.  Mitt.  4,  300;  Weihebild  des  Naziers 
Yiphikartides  aus  Delos;  skulpierte  Basis 
mit  zwei  Füssen :  Bch.  12,  463  ff.  T.  13. 

^)  OvEBBBCK,  Eunstmyth.  III  5,  10  ff. 
Über  die  zwei  Torsi  Yon  Aktion  im  Louvre 
HsYDSKAim,  Pariser  Antiken  S.  20;  CoLLich 
KON,  Ga.  1886  S.  234  ff.  T.  29. 

')  Otbbbiok  a.  0.  S.  15  f. 

')  Namentlich  Torso  in  Athen :  ^fkp.  a^/. 
1887  T.  1  Sp.  35  ff.;  Torso  ans  Magnesia  : 
BBuvir,  Ath.  Mitt.  1883  S.  89  T.  5. 

*)  Phot.  Bmckm.  77  a;  vgl.  Colugson, 
Bch.  1881  p.  319  ff.  m.  T.  4. 

^)  In  Athen  Nr.  8:  Abg.  Fbibdebichs- 


WoLTBBS  13);  Bmckm.  Nr.  77  c. 

^)  In  München  Nr.  41;  Phot.  Bmckm. 
Nr.  1. 

»)  HoLLKAUX,  Bch.  11,  560  ff.  T.  16 
(Arme  grösstenteils  losgelöst);  athen.  Abguss. 

«)  Saueb,  Athen.  Mitt.  17,  37  ff. 

^)  Aus  Megara:  Athen  Nr.  13. 

^®)  Koloss  der  Naxier  (mit  Leibgürtel) 
auf  Delos  (unvollendet,  weil  Lygdamis  Ty- 
rann wurde,  vgl.  Aristot.  oec.  2,  3):  S. 
Rbinaoh,  Bch.  17,  129  ff.  m.  T.  5/6;  ein  un- 
vollendeter 10,60  m.  hoher  in  den  Stein- 
brüchen von  Naxos:  Boss,  Inselr.  1,  39. 

^0  Die  Dioskuren?:  auf  Münze  von 
Troizen,  Numism.  commentary  T.  M  VII. 

34» 


532 


ElaBsiBche  EnnBtaroh&ologie,    n.  Gesohiohte  dex  alten  Eimst. 


Münzbilder  ^  und  einige  kleine  Bronzen  *)  zu  erwähnen  bleiben.  Fehlen 
Attribute,  so  kann  man  zwischen  einem  Gott  und  einem  Opferbringer 
schwanken. 

c)  den  linken  Arm  ganz  vorgestreckt,  mit  der  Rechten  eine  Waffe 
schwingend;  ist  etwas  Gewand  hinzugefügt,  so  ist  es  von  hinten  um  die 
Arme  geschlungen.  Diese  energische  Stellung  kommt  wohl  zuerst  bei  dem 
Kriegsgotte  der  Ramessidenzeit  (S.  458)  vor;  auch  die  Griechen  stellen 
vorwiegend  Götter  so  dar,  den  Zeus  mit  Blitz,  Poseidon  mit  Dreizack, 
Apollo  mit  Lorbeerast  oder  Speer,  welche  Formen  wir  durch  Münzen  und 
kleine  Bronzen^)  kennen;  doch  dürften  bereits  damals  auch  menschliche 
Krieger  mit  Speer  und  Schild  dargestellt  worden  sein.*) 

Die  Unsicherheit  der  Deutung  berechtigt  uns  auch  eine  seltenere 
Variation  typisch  zu  nennen,  wonach  der  unbekleidete  Mann  ein  um  den 
Nacken  gelegtes  Tier  mit  beiden  Füssen  vorne  hält;  von  der  Gewandung 
gilt  ziemlich  das  oben  bemerkte.  Statuarisch  wird  diese  Gruppe  durch 
den  bekannten  Kalbträger  der  Akropolis^)  vertreten,  dessen  billiges  Ma- 
terial (hymettischer  Marmor)  von  vornherein  vermuten  lässt,  dass  der  Be- 
steller nicht  den  teuersten  der  athenischen  Bildhauer  sich  ausgesucht  habe. 
Dazu  kommen  einige  Bronzen,  ß)  Später  bildete  Onatas  den  Hermes  Krio- 
phoros.  Der  Typus  kann  ja  die  Herdenbeschützer  Hermes  oder  Apollo, 
ebensogut  aber  einen  sterbUchen  Viehbesitzer  bedeuten. 

Der  Stand  der  Füsse  wird  auf  die  weiblichen  Figuren  übertragen, 
woraus  sich  drei  entsprechende  weibliche  Typen,  die  aber  volle  Bekleidung 
haben,  ergeben: 

2.  Frau  mit  etwas  vorgesetztem  linkem  Fusse  a)  wobei  die  linke 
Hand  das  lange  Gewand  ein  wenig  hebt  und  der  vorgehaltene  rechte 
Unterarm  eine  Blume  hält.')  Diesen  Typus  kennen  auch  die  Phönizier 
(S.  497).  Das  oben  (S.  527)  erwähnte  Weihgeschenk  des  Cheramyes  ver- 
rät seinen  Archaismus  gerade  dadurch,  dass  es  eine  Reminiscenz  an  dieses 
jüngere  Schema  bringt.  In  Marmor  ist  ein  Frauenbild  der  beschriebenen 
Art  oft  für  die  Gottheiten  der  AkropoKs,  **)  von  Eleusis«)  und  der  Insel 


^)  Z.  B.  OvERBECK,  Eunstmyth.  Apollon, 
MüDzt.  1,  10—12. 

^)  Ann.  1834  T.  E  mit  altkormthischer 
Inschrift  (Röhl,  Inscr.  Gr.  ant.  549);  naxische 
Figur  aus  dem  6./5.  Jahrh.  AZ.  87  T.  7  = 
OvERBECK  a.  0.  S.  36  F.  8 ;  zwei  aus  dem  Ptoion 
Bch.  10  T.  8.  9;  vgl.  Ovebbeck  a.  0.  S.  34  ff. 

*)  Zeus:  Oyebbeck,  Eunstmyth.  Zeus 
S.  11  ff.;  Poseidon:  Oykbbece,  MünztafellV; 
Bronze  im  athen.  Nationalmuseum;  Beizeichen 
auf  korinthischer  Münze  Brit.  Mus.  T.  4,  13; 
Apollo:  Oyebbeck,  Münztafel  3,  2;  vgl. 
Samml.  Sabouroff  T.  146. 

*)  Bronzen  s.  Sittl,  Parerga  S.  25;  aus 
Sparta,  in  Athen  :  Julius,  Ath.  Mitt.  8,  17  f. 
m.  T.  1  (Röhl,  inscr.  57).  Statue,  abgeb.  in 
der  Berliner  Erzgiesserei  (S.  405  Z.  1) ;  auch 
Bronzen  aus  Tiryns  (Schlibhanit  97),  Mykene 
(SoHLiEXANN  12)  uud  Olympia  (Ausgr.  UI  24; 
Olympia  IV  T.  15.  16). 

^)  Phot.  Bnickm.  6;  Musäes  d'Ath.  11  u. 


ö.;  Statuette  aus  Naukratis:  Naucr.  S.  36  T.  1. 

^)  Friedbbiobs,  Apollo  mit  dem  Lamm, 
Berlin  1861;  A.  1879  S.  143  ff.;  Milchhöfeb, 
Anfänge  der  Eunst  S.  214  f.;  Eriophoros: 
Samml.  Sabouroff  T.  146.  Vgl.  die  sardinische 
Bronze  bei  Pais  ,  la  Sardegna  T.  5,  6  = 
Pbbbot  IV  F.  88. 

7)  Ga.  8,  20  A.  3;  Michaelis,  AZ.  22, 
137  ff.  A.  39,  97;  Obsi,  Mon.  ined.  1,  921  f. 
A.  4.  Selten  sind  die  Arme  gesenkt  wie  bei 
Ja  (grosse  Terrakott«  in  MQnchen). 

*)  Vgl.  Thev.  Sophulis,  t«  iy'Jxgono- 
Xh  aydXfiata  xo^v  a^/al'ac^;  "^^X^^^  Athen 
1892,  m.  1  T.;  Lechat,  Bch.  14, 301  ff.  552^ff. 
m.  T.  6.  6  bis;  Verzeichnis  auch  bei  Rich. 
Lepsius,  Marmorstudien  S.  69  ff.  m.  Abb.  Die 
Origintde  füllen  einen  Saal  des  Akropolis* 
museums;  Reihe  von  Photogr.  in  Mus^es  d' 
Ath.  T.  2.  6.  7.  9. 10.  14. 

«)  Athen  Nr.  24-26;:  ^.  1884  T.  8,  5 
—7;  Eopf,  Nr.  27:  das.  1883  T.  6. 


Kap.  VI.    Die  iweite  orientaUaierende  Periode  der  Weltgeaohichte.    (§  324.)    533 


Delos  ausgeführt  worden.  *)  Dieselbe  Form  kommt  kleiner  in  Terrakotta  und 
Bronze  öfters  vor ')  und  erscheint  in  späteren  Bildwerken,  wo  man  ein  altes 
Götterbild  hinzeichnete.')  Wenn  wir  uns  erinnern,  dass  die  Statuen  häufig 
in  den  Marmorbrttchen  abbozziert  oder  fertig  gestellt  wurden,  und  sehen, 
dass  die  Mehrzahl  der  Akropolisfunde  aus  naxischem  Marmor  besteht,  so 
fällt  es  schwer,  ihren  Ursprung  in  Athen  und  nicht  in  Naxos  zu  suchen.^) 
Auch  diejenige  Statue,  welche  wegen  der  Übereinstimmung  ihrer  Masse 
mit  einem  Postament,  welches  den  athenischen  Künstler  Agenor  nennt, 
zusammengebracht  wurde,  besteht  aus  Inselmarmor,  während  die  Basis, 
zur  attischer  Inschrift  passend,  pentelischer  Marmor  abgab;  auch  der  Stil 
ist  altertümlicher  als  die  Züge  der  Inschrift.^)  Zu  jener  Verschiedenheit 
des  örtlichen  Ursprungs  tritt  noch  der  später  zu  besprechende  Unterschied 
der  weiblichen  Form,  mit  welcher  sich  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  der 
Draperie  verbindet ;  endlich  nützten  die  Künstler  auch  die  Malerei  tüchtig 
aus,  was  gewiss  wieder  Unterschiede  bedingte.  Obgleich  nun  die  Farben 
meistens  geschwunden  sind,  machen  die  Statuenreihen  des  Akropolismuseum 
doch  nur  auf  den  ersten  Blick  einen  eintönigen  Eindi-uck;  jede  verrät  in- 
dividuelle Auffassung  und  Leben,  wenn  auch  die  meisten  zu  grösseren 
Gruppen  (Schulen)  sich  zusanmienschliessen.  An  die  Künstlergeschichte 
können  wir  sie  bisher  nicht  anknüpfen.  Früher  nannte  man  diese  halb 
zierlichen  halb  gezierten  Frauen  Aphrodite  und  diese  Bedeutung  lässt  sich 
bei  kleinen  Figuren  durch  beigefügte  Attribute  rechtf ei'tigen ;  ebenso  gut 
kann  aber  der  Typus  eine  andere  der  jüngeren  Gottheiten,  z.  B.  Athene 
oder  Artemis,  bedeuten.  Andererseits  ist  der  Fall  möglich,  dass  eine  Frau 
das  Bild  ihrer  eigenen  Gestalt  weiht.  Endlich  bezeugt  eine  Inschrift,^) 
dass  den  Göttern  schlechtweg  „ Mädchen '^  zur  Bedienung  geweiht  wurden. 

b)  wie  Ib  mit  Attributen  in  beiden  Händen.  Exemplare  dieses  Typus 
sind  spärlich  erhalten;^) 

c)  im  Kampfschema,  wie  z.  B.   eine  Bronzestatuette  der  Athene  in 
Athen.8) 

Schliesslich    gehören    die    sitzenden    Statuen    hieher,   welche  in 
Ägypten  straff  auf  ihrem  Stuhle  sitzen.    Ausser  den  zahlreichen  Thon- 


^)  Th.  Homollb,  de  antiquiBsimis  Dianae 
simnlacris  Deliacis,  Paris  1885,  mit  11  T.; 
Bch.  1879  T.  1.  1880  T.  14.  1889  T.  7  S. 
217  ff.;  Athen  Nr.  22;  Köpfe :  Bch.  1879  T.  8. 

*)  Terrakotta:  aas  Eyrene  Clabao  632  J, 
1449  H;  Rhodos  Salzxakit,  Gamiros  T.  11, 1; 
in  Bronze  ebenfalls  nicht  selten.  —  Auch  in 
das  Ptoion  wnrden  solche  Franenfiguren  ge- 
weiht (Bch.  12,  396). 

')  Z.  B.  in  Terrakottagruppen  (Samml. 
Sabouroff  T.  83.  94);  ReL'ef :  MB.  6,  10;  am 
Dionysos  Hope:  Clabao  695,  1614  =  Ro- 
schers  Lex.  I  Sp.  1133. 

«)  Saueb  a.  0.  (S.  531, 8).  Fflr  den  athe- 
nischen Ursprung  streiten  besonders  die  neu- 
athenischen Archäologen  (S.  532,  8). 

')  Phot.  Brackmann  Nr.  22 ;  farbig  Ant. 


Denkm.  T  19;  gegen  die  Zugehörigkeit  Gabd- 
NKB,  Jhst.  10,  278.  11,  215;  dafOr  Hebebdby, 
Ath.  Mitt.  15,  126  f.;  Studniczka,  Jahrb.  2, 
135  ff.;  Inschrift  erst  um  etwa  510  geschrie- 
ben: Lbchat,  Bch.  1892  S.  493,  vgl.  Wdyteb, 
Jahrb.  8,  147  A.  19. 

•)  JeXtioy  1891,  72  f.  (Jhst.  12,  386). 
Aus  der  Litteratur  weiss  ich  nur  die  Vision 
des  Proklos  (Hannos'  Biogr.  30)  anzuführen. 

')  Z.  B.  einseitig  flach  in  Bronze  gear- 
beitet Athene  auf  der  Akropolis:  Phot. 
Bruckm.  Nr.  81a. 

^)  AZ.  1874  T.  10;  Bronze  der  Artemis 
aus  Tliesprotien,  abg.  Jahrb.  2,  204;  ROm. 
Mitt.  3,  280.  Athene  abg.  an  den  panathe- 
näischen  Amphoren  und  einer  schwarzfigu- 
rigen  (Raybt,  c^ram.  T.  7). 


534 


KlaBauiolie  Kimstarohäologie.    IL  Ctoflohiohte  der  alten  Kunst. 


figuren  der  Athena  Polias  >)  ist  ein  steinernes  Demeterbild  hervorzuheben, 
welches  einen  vollkommen  ägyptischen  Eindruck  macht.') 

um  diese  gewöhnlichen  Typen  herum  gruppiert  sich  noch  eine  erhebliche 
Menge  von  Statuenarten,  unter  denen  die  Ständebilder  jenen  allgemeinen 
Typen  am  nächsten  stehen ;  wir  nennen  besonders  den  Reiter  oder  Ritter^) 
und  den  Hopliten,*)  den  Läufer,*^)  Kitharöden,«)  Flötenspieler,')  Wagen- 
lenker,®) Schreiber.®)  In  Terrakotta  erweitert  sich  der  Kreis  des  Darstell- 
baren natürlich  bedeutend.  ^^)  Das  Motiv  des  Läufers  verdient  deswegen 
Hervorhebung,  weil  der  rasche  Lauf  durch  die  stark  eingeknickten  Eniee 
Ausdruck  findet.  Da  ferner  der  Grieche  das  Fliegen  übermenschlicher 
Wesen  mit  dem  Laufen  vergleicht,  ^  ^)  stellen  die  alten  Künstler  fliegende 
Gottheiten  ebenso  dar.  Dies  bezeugt  die  an  den  Anfang  dieser  zweiten 
Periode  gehörende  Göttin  von  Dolos,  welche  die  Alten  Nike  genannt  zu 
haben  scheinen.^')  Ausserdem  nennen  wir  einen  Torso  von  der  Akropolis.^^) 
Der  Kreis  jener  Ständebilder  wird  einst  umfassender  gewesen  sein  als 
wir  wissen,  worauf  vereinzelte  Spuren  weisen,  z.  B.  gab  es  jedenfalls  zahl- 
reiche Kanephoren  ^^)  und  ähnliche  auf  liturgische  Rechte  der  Geschlechter 
bezügliche  Bilder. **)  Zu  den  Typen  gehören  schliesslich  auch  die  Tierbilder, 
es  handelt  sich  vor  allem  um  Kühe  oder  Stiere  als  die  wertvollsten  Opfer- 
tiere.   Die  Löwen  gehören  zu  den  architektonischen  Figuren  (S.  540). 

Man  verstehe  uns  nicht  so,  als  ob  wir  die  ganze  Kunst  der  Zeit  aus 
T}rpen  zusammengesetzt  dächten;  wohl  aber  bilden  diese  einen  eisernen 
Bestand,  wie  die  stehenden  Redensarten  im  Epos,  und  die  Künstler  ent- 
fernen sich  von  ihnen  nicht  ohne  Not  weiter.  Ist  dies  Naivität  oder  nicht 
vielmehr  angewöhnte  Selbstbeschränkung  P  In  grösseren  Gruppen  jedoch 
musste  notwendig  schon  mehr  Beweglichkeit  der  Stellungen  und  Hand- 
lungen eintreten;  leider  ist  keine  einzige  Gruppe  intakt  erhalten. ^^) 


^)  Die  Mehnahl  im  Akropolisrnnseam. 

*)  Aus  Tegea,  von  nicht  einheimischem 
Tuff  (Athen  Nr.  57):  B^rard,  Bch.  14, 382  ff. 
T.  11;  daher  die  Sage  hei  Herodot  2,  171. 

»)  Akropolis :  'Ea.  1887  T.  2  Sp.  40  ff. 
(unvollständig  in  den  Mus^es  d'Ath.  12), 
vgl.  WiNTBB,  Jahrh.  8, 135  ff. ;  Vari  (Athen 
Nr.  79):  Ath.  Mitt.  1879  T.  3;  Delos:  AZ. 
40,  328. 

*)  Olympia  IV  T.  7.  41. 

^)  Bronze  aus  Dodona,  hei  Ratet. 

B)  Von  Polykrates  in  das  Heraion  ge- 
weiht :  Apul.  flor.  p.  128  f.  Bip. 

^)  Bronze  aus  Dodona,  hei  Ratbt. 

8)  Olympia  IV  T.  15,  248-51;  heroisiert 
in  der  Tiu'schen  Bronze  (Tübingen):  Gnüir- 
EisBN,  die  altgriechische  Bronze  des  Tux*- 
schen  Kahinets,  Stuttg.  1835,  m.  1  T.;  Phot 
hei  Schwabe,  Jahrb.  1,  163  ff.  m.  T.  9  und 
Bruckm.  Nr.  351b  (als  Hoplitodromos  ge- 
deutet von  Häuser,  Jahrb.  2,  95  ff.). 

*)  Vgl.  E.  CcjRTius,  die  knieenden  [?] 
Figuren  der  altgriech.  Kunst,  Berlin  1869 
( Winckelmannspr. ). 

^^)  Bauer  mit  Pflug,  aus  Böotien:  Bch. 
17,  80  ff.  m.  T. 

»»)  n.  ^  201. 


^*)  Von  paiischem  Marmor  (Athen  Nr. 
21):  Bch.  3, 393  ff.  T.  6.  7;  Bruckm.  Nr.  36; 
Abg.  in  Athen  u.  Dresden ;  Restauration  von 
FuBTwlHOLBB,  AZ.  1882  S.  324  ff. ;  über  die 
Bemalung  GrIf,  Ath.  Mitt  14,  319  f.;  zur 
kunstgeschichilichen  Stellung:  Bamor,  Sitz- 
ungsber.  d.  baycr.  Akad.  1884  S.  524  f.  (pe- 
loponnesisch);  Winter,  Ath.  Mitt  13,  124 ff.; 
über  eine  in  der  Nähe  gefundene  Inschrift 
des  Künstlers  Mikkiades  s.  S.  535,  3. 

»»)  Abgeb.  'Ed.  1888  Sp.  89f.;  Qorgone 
von  Bronze,  in  Athen  (Martha  Nr.  841)  = 
xafxnsifiyovyo^,  xau^ftinovt ;  analog  andere 
übermenschliche  Wesen,  z.  B.  Kentaur, 
Bronze  von  der  Akropolis  (Ross,  archftol. 
Aufs&tze  I  T.  6;  vgl.  Hom.  hymn.  Merc. 
224  f.). 

*^)  Bronze  auf  jonischer  S&ule,  aus  Po- 
seidonia  (AZ.  38,  27  ff.  T.  6;  Berl.  Abguss; 
über  die  Inschrift  Collitz,  Dialektinschr. 
1650).  Figuren  von  gelagerten  Männern 
(Bronze :  Olympia  IV  T.  7,  76 ;  öfter  in  Terra- 
kotta) weisen  auf  ein  Opfermahl  hin. 

^')  Statue  aus  Laurion,  Athen  Nr.  74; 
ebensolche  Nr.  75. 

>')  Reigentanz  (?)  von  sechs  Frauen,  aus 
naxischem  Marmor  Ath.  Mitt.  13,  440. 


Kap.  VL    Di«  iweite  orientaliitoreiide  Periode  der  Weltgeeohiohte.    (§  324.)    535 


Die  schriftliche  Überlieferung  steht  bisher  ziemlich  unvermittelt  neben 
den  Denkmälern.  Für  den  gesamten  Zeitstil  gebraucht  Pausanias  das  nicht 
unpassende  Prädikat  ägyptisch,  insofern  die  Selbständigkeit  noch  nicht  er- 
rungen war.  Ein  Schulzusammenhang  mit  der  vorhergehenden  Periode 
fehlt.  Nur  eine  Eimstlerfamilie  von  Chios  scheint  eine  feste  chronologische 
Grundlage  zu  gewähren;  nach  Plinius  arbeiteten  vier  Generationen  in 
ununterbrochener  Folge:  Melas,  Mikkiades,  Archermos  und  die  Brüder 
Bupalos  und  Athenis,  welche  Zeitgenossen  des  Dichters  Hipponax  waren. 
Abgesehen  von  der  letzteren  Generation,  beruht  diese  Genealogie  auf  der 
uns  ebenfalls  bekannten  delischen  Inschrift,  ^)  welche  nach  der  wahrschein- 
lichsten Ergänzung  ^)  Mikkiades  und  sein  Sohn  Archermos,  »die  die  väter- 
liche Stadt  des  Melas  bewohnen',  weihten.  Da  Melas  natürlich  der 
chiische  Heros  ist,  bleiben  uns  nur  drei  Generationen  übrig,  deren  Syn- 
chronismus mit  Hipponax,  welchen  Bupalos  und  Athenis  durch  Earrika- 
turen  zu  Streitgedichten  reizten,  nicht  viel  hilft;  denn  die  Alten  wussten 
nicht,  ob  der  Dichter  unter  Kyros  oder  unter  Dareios  mit  den  Persem  zu 
schafifen  hatte.  Jedenfalls  aber  gehört  die  ganze  Reihe  in  das  sechste 
Jahrhundert.  Über  die  zwei  ersten  Generationen  wissen  wir  absolut  nichts 
sicheres,  da  die  nahe  dem  Postamente  gefundene  fliegende  Frau  (S.  534) 
nicht  zu  jenem  passt;')  erst  Bupalos  und  Athenis  gewinnen  deutlichere 
Gestalt,  weil  ihr  Streit  mit  Hipponax  gebildete  Zeitalter  interessierte. 
Nachdem  Attalos  die  Chariten  des  Bupalos  nach  Pergamon  übergeführt,^) 
brachte  Augustus  vieles  von  beiden  Meistern  nach  Rom  und  zierte  beson- 
ders den  palatinischen  Apollotempel  damit.  ^)  Bupalos  fühlte  sich  noch  als 
Steinmetz,  weshalb  er  den  Bau  von  Tempeln  übernahm.^)  Ein  Sohn  eines 
der  beiden  dürfte  der  Archermos,  welchen  eine  Akropolisinschrift  uns 
kennen  lehrte,  sein.'')  Wie  Plinius  mit  dieser  Familie  die  Marmorplastik 
beginnen  lässt,  ebenso  unhistorisch  leitet  Pausanias  den  Beginn  des  Metall- 
gusses von  einer  samischen  Eünstlergruppe  her.  Nach  ihm  arbeiten  Rhoi- 
kos,  Sohn  des  Philes,  und  Theodoros,  des  Telekles  Sohn,  gleichzeitig,  nach 
anderen  aber  sind  Theodoros  und  Telekles  Söhne  des  ersteren.^)  In  diesen 
Männern  fand  Polykrates  die  rechten  Werkzeuge  seiner  Prachtliebe;  sie 
bauten  ihm  den  Riesentempel  der  Hera,  machten  Figuren  aus  Erz  oder 
Holz ,  trieben  prächtige  Schaustücke  aus  Gold  und  schnitten  Edel- 
steine.^) Welche  Meister  er  sonst  gehabt  oder  welche  an  den  anderen 
Höfen  wirkten,  entzieht  sich  vorläufig  unserer  Kenntnis;  nur  kennen 
wir  durch  Inschriften    verschiedene    Meister,    die    in    Athen    zu    Hause 


»)  LöwY  Nr.  1. 

')  Nicht  die  Chier  weihten  das  BUdwerk, 
sondern  die  Parier,  wenn  der  Schrift  zu 
glauben  ist  (Eibchhoff  bei  Brunn,  tekt.  Styl 
S.  523  A.  1). 

')  Gegen  die  Zugehörigkeit  Saüxb,  Ath. 
Mitt.  16,  182  ff. ;  dafür  Winteb,  Berl.  phil. 
Woch.  1892  Sp.  64.  Earystios  (Schol.  Arist. 
Ay.  673)  schreibt  zwar  jene  Nike  dem  Ar- 
chermos zu,  deswegen  kann  sie  doch  ohne 
Inschrift  gewesen  sein. 

<)  Paus.  9,  35,  6. 


^)  Plin.  36,  13.  Pbtbbsen  glaubt  eine 
bogenspannende  Amazone  der  Villa  Ludovisi 
daraus  erhalten  (ROm.  Mitt.  4,  86  ff. ;  Phot 
des  röm.  Inst.). 

«j  Paus.  4,  30,  6. 

»)  *E<p,  UQX'  1888  Sp.  73  f. 

»)  Diod.  1,  98;  Diog.  Laert.  2,  103. 

^)  OvxBBECK,  Schriftq.  273  ff.  Dass  der 
grosse  silberne  Mischkrug,  welchen  Eroisos 
nach  Delphi  weihte,  von  Theodoros  her- 
rühre, war  eine  blosse  Vermutung  (Herod. 
1,  51). 


536 


KlaasiBohe  Kanstarohäologie.    n.  Geaohiohte  der  alten  Knust. 


waren  oder  arbeiteten.^)    Mit  Phalaris  verbindet  eine  bekannte  Tradition 
Perillos. 

Die  Plastik  lernt  von  dem  Ausland  nur  einige  allgemeine  Regeln, 
wenn  auch  zuweilen  ein  Götterbild  ganz  ein  orientalisches  wiedergibt.^) 
Den  Griechen  selbst  bleibt  es  vorbehalten,  sich  Vorschriften  zu  machen. 
Was  an  Haar  und  Bart  der  Künstler  gegenüber  der  wirklichen  Tracht 
ändert,  ist  schwer  zu  sagen;  die  regelmässige  Anordnung  desselben 
teilt  Griechenland  jedenfalls  grundsätzlich  mit  dem  Orient.  8)  Wir  unter- 
scheiden drei  Partien  des  lang  getragenen  Haupthaares,  die  Masse  des- 
selben, welche  am  Hinterkopf  frei  den  Nacken  hinabfallt  oder  in  einem 
Knoten^)  oder  in  Flechten  aufgenommen  wird,  dann  die  Umgebung  der 
Stime,  welche  meist  in  Löckchen  („Stimlöckchen'')  besteht  und  in  der 
Natur  oft  künstlich  angesetzt  war,  was  in  der  Kunst  gleichfalls  manchmal 
vorkam,  und  drittens  die  auf  die  Brust  herabfallenden  Flechten.  In  diesen 
Punkten  hat  unsere  Periode  schwerlich  schon  den  Schein  des  Natürlichen 
erreicht.  Die  Wellen  des  langen  Haares  geben  anfangs  kreuzweise  Striche 
wieder  und  die  Windungen  der  BrusÜocken  sehen  wie  aus  Holz  oder  Bernstein 
geschnitzt  aus.  In  der  Darstellung  des  Auges  lag  die  jeder  Modellierung 
entbehrende  Manier  (S.  528)  voraus ;  das  Auge  wird  nun  schärfer  umrissen 
und  von  seiner  Umgebung  abgesetzt,  aber  der  Augapfel  bleibt  unnatürlich 
herausgetrieben.'^)  Eine  etwas  schiefe  Stellung  der  Augen  —  ein  Erbteil 
der  orientalischen  Kunst,  das  wohl  schlaue  Überlegenheit  andeuten  soll  — 
kommt  nichts  weniger  als  selten  vor,  manchmal  erreicht  sie  einen  hohen 
Grad,  z.  B.  am  Apollo  von  Thera  und  attischen  Skulpturen ;  ^)  die  Spitzig- 
keit der  Augenwinkel  hängt  damit  zusammen.  Unverkennbar  ägyptisch 
ist  der  Hochsitz  des  Ohres. '^)  Die  Lippen  sind  oft  auffallend  dünn;  wenn 
sie  ein  Strich  abgrenzt,  b)  weist  dieser  am  Steinbild  wahrscheinlich  dem 
Maler  die  Grenze  der  roten  Farbe.  Für  das  konventionelle  Lächeln  gibt 
es  sehr  verschiedene  Ausdrucksweisen,  die  zwischen  leicht  gekräuselten 
Lippen  und  einem  halbkreisförmigen  Mund  schwanken.  Die  Nase  hat 
manchmal  zwei  befremdende  Erscheinungsformen,  nämlich  hochgradige 
Spitzigkeit  und  dann  die  Breite  des  Rückens,*)  welche  ein  Prophet  prei- 
send mit  einem  Turm  des  Libanon  vergleichen  konnte.    Über  die  Muskeln 


*)  Aisopos  und  seine  Brfider :  Löwr  Nr.  4; 
Aristokles:  Nr.  9.  10;  Epistemon  ?  Nr.  13; 
Endoios  ?  Nr.  8;  Aristion  von  Faros:  Nr.  11. 
12;  Phaidimos:  Athen  Nr.  81. 

*)  Z.  B.  der  «ägyptische*  Herakles  in 
Eryihrai,  der  von  T^ros  her  geschwommen 
sein  soll  (Paus.  7,  5,  5  if.). 

')  Es  sind  zahlreiche  abgebrochene  E9pfe 
erhalten,  z.  B.  Athen  Nr.  59  ff.  96  ff.  (Meh- 
rere abgeformt.)  B5otischer  Kopf  in  Abg. 
u.  Phot.;  attische  Köpfe  im  Louvre:  6a.  1887 
T.  li;;  Mon.  grecs  Nr.  17/18  p.  35;  Bch.  11, 
446  ff.  T.  5;  Kopf  Jacobsen.  Phot.  aus  der 
Sammlung  Ray  et:  Raybt,  ^tudes  T.  1;  Col- 
LIGNOK,  hist.  de  la  sculpt.  1,  361 ;  aus  der 
Sammlung  Rampin:  Licntdruck  bei  Ratet, 
Mon.  grecs  1878  T.  2,  Kopf  vom  Ptoion: 
Athen  Nr.  1 ;  Zeuskopf:  Bruckmann  Nr.  221 ; 


Bronzeköpfe  aus  Kythera  in  Berlin  (AZ.  1876 
T.  3. 4;  Bruckm.  221)  und  des  Zeus,  in  Olym- 
pia (Olympia  IV  T.  1);  altertümlicher  Hera- 
Kopf  in  Olympia;  Sa^ml.  Sabouroff  T.  3/4 
(Berlin). 

^)  Altsyrische  Tracht  S.  468. 

^)  Vgl.  CoKZE,  über  Darst.  des  menschl. 
Auges  8.  6  f. 

*)  Auffallend  an  einem  athenischen  Kopf 
in  London :  abg.  Vaüx,  handb.  to  the  ani  in 
the  Br.  M.  p.  119  n.  251. 

')  Z.  B.  am  Apollo  von  Thera  u.  ft ;  Sta- 
tue von  Girgenti:  Woltbbs  153. 

^)  Jünglingskopf  in  Dresden,  abgeb.  AA. 
1889  S.  98;  öfter  in  Bronze. 

»)  Z.  B.  Athen  Nr.  15;  Terrakotten  von 
Naukratis:  Naucratis  I  T.  15,  7.  8  (auch  ge- 
schlitzte Augen). 


Kap.  YI.    Die  iweite  orientaliaierende  Periode  der  Weltgeaohichte,    (§  825.)    537 


fehlte  es  an  sicherer  Kenntnis,  was  z.  6.  an  dem  geraden  Muskel  zwischen 
Brust  und  Nabel  deutlich  hervortritt;^)  das  Knochengerüst  kennt  man 
besser,  opfert  aber  die  richtige  Form  des  Hüftknochens  gerne,  um  eine 
kelchförmige  Kontur  des  Bauches  zu  gewinnen.^)  Der  schlanken  Taille 
wegen  wird  oft  das  Kreuz  stark  eingedrückt.')  Kommt  nun  noch  eine 
übertriebene  Schulterbreite  hinzu,  so  ergibt  sich  ein  Missverhältnis  der 
beiden  Hälften  des  Rumpfes,  das  bei  weiblichen  Figuren  doppelt  unnatüi*- 
lich  ist.  Die  Formen  der  Frauenbilder  fallen  überhaupt  durchschnittlich 
schlechter  aus,  weil  die  Kenntnis  des  unbekleideten  Körpers  ungenügend 
ist ;  wir  verweisen  nur  auf  die  unnatürlich  langen  Unterschenkel,  die  man 
z.  B.  an  athenischen  Bildern  der  sitzenden  Athena  wahrnehmen  kann.  Die 
Zehen  sind,  ähnlich  wie  in  Ägypten  und  dem  Orient,  parallel  gestellt  und 
haben  platte  Nägel.  Dass  die  zweite  Zehe  der  grossen  mindestens  gleich 
ist  und  sich  an  dieselbe  anschliesst,  konnten  die  Griechen  den  Ägyptern 
absehen;  aber  hier  scheiden  sich  ganz  deutlich  die  Schulen.  Nur  einige 
Künstler  folgen  jener  fremden  Begel;^)  manche  trennen  die  beiden  bei 
gleicher  Länge  oder  indem  die  zweite  grösser  ist ,  ^)  dagegen  wird  in  der 
alten  Zeit  nur  ausnahmsweise  die  grosse  Zehe  länger  gebildet.^)  Für  die 
Stilisierung  der  menschlichen  Formen  können  wir  kaum  ein  passenderes  Bei- 
spiel als  den  „Kalbträger ",  das  Werk  eines  Künstlers  niedereren  Ranges, 
anführen.  Aber  in  allem,  was  der  Konvention  nicht  unterliegt,  erscheint 
eine  merkwürdige  Unsicherheit.  Die  orientalische  Unsitte,  dass  der  Körper 
selbst  die  Inschrift  trägt,  dauert  noch  fort,  wenn  sich  auch  letztere  nicht 
mehr  so  vordrängt. 

326.  Wie  wir  oben  bei  Ägypten  eine  selbständige  Malerei  zu  er- 
wähnen hatten,  so  stellt  sich,  neben  die  monumentale  Plastik  in  Griechen- 
land die  Malerei,  freilich  noch  nicht  gleich  berechtigt.  Was  wir  S.  416  f. 
über  das  Verhältnis  von  bemaltem  Relief  und  Malerei  sagten,  gilt  voll  und 
ganz  von  den  Anföngen  der  griechischen  Kunst.  Der  Yotivstatue  steht 
die  bescheidenere  Votivtafel  gegenüber,  deren  bessere  Exemplare  man 
in  Stein  ausführt,  wobei  das  Flachrelief  mehr  oder  weniger  Farbe  erhält. 
Diese  bemalten  Relieftafeln  staken  in  den  heiligen  Bezirken  meistens  wohl 
an  einem  Zapfen  auf  Säulen.^)  Malereien  auf  glatten  Steintafeln  (S.  417) 
weiss  ich  aus  dieser  Periode  nicht  sicher  zu  belegen;^)  billiger  kamen 
gebrannte  Thonplatten,  auf  die  ein  Maler  vor  dem  Brennen  die  Farben 
auftrug,  zu  stehen.    Während  die  zuerst  erwähnte  Gattung  noch  spärlich 


')  Am  Apollo  TOD  OrchomeDos  ist  der 
gerade  BanclunnBkel  in  fünf  Wfilste  geteüt; 
ähnlich,  aber  feiner  Woltbbs  226;  vgl.  das. 
219  u.  212. 

*)  Z.  B.  Apollo  von  Orchomenos. 

»)  Z.  B.  Athen  Nr.  8.  9. 

^)  Apollo  von  Tenea;  Basis  des  Euthy- 
kratides  (Bch.  1888  T.  13);  naxisches  Xoanon; 
Statuette  der  Ageso. 

^)  Ersteres:  pansche  Sitzfigur,  Arch.-ep. 
Mitt.  11,  157;  le^teres  an  Franenbildem  der 
Akropolis. 


')  Pansche  Basis  aus  Delphi,  abg.  Ath. 
Mitt.  13,  129;  eine  Basis  im  Heraion  und 
eine  des  Mikon  gehören  in  die  nächste  Pe- 
riode. 

7)  Z.  B.  Bch.  11,  14  (auf  den  Schenkeln 
einer  Apollostatue). 

^)  Welcksb,  alte  Denkm.  2, 9, 15;  Labüs, 
museo  di  Mantova  III  7;  Schöne,  griech. 
Reüefs  14,  67  S.  37 ;  Jahrb.  2,  152,  65. 

")  Die  rotbemalte  Marmorscheibe  zu  Ehren 
des  Arztes  Aineios  (Athen  Nr.  93)  ist  noch 
nicht  Teröffentlicht. 


538 


KlaflBiflohe  Kanatarchftologie.    II.  Oeaohiohte  der  alten  Kunst, 


vertreten  ist  >)  (ein  Zeichen  der  bescheidenen  Vermögensverhältnisse 
der  Griechen),  kommen  die  Malereien  auf  Thon  desto  häufiger  vor  und 
zrwar  nicht  bloss  für  Votive,  die  an  den  Bäumen  der  Haine  schaukelten, 
oder  an  den  Wänden  hingen,')  sondern  auch  um  in  das  Orab  mitgegeben 
zu  werden,  wo  sie  die  treue  Erfüllung  der  Begräbnisgebräuche  durch  die 
Zurückgebliebenen  abmalten.  Alles  ist  nur  Skizze  in  schwarzer  Farbe. 
Für  den  Massenbedarf  sind  die  kleinen  Bildchen  des  Poseidon,  der  Amphi* 
trite.  oder  solche  von  Scenen  aus  dem  Leben  des  Weihenden  gefertigt, 
deren  man  viele  in  dem  isthmischen  Heiligtum  fand.^)  um  eine  Stufe 
höher  stehen  die  Votivtafeln  des  Athenetempels  der  Akropolis ;  *)  die  athe- 
nischen Grabtafeln  von  37 — 70  cm.  Höhe  stellen  Totenklage  und  Begräb- 
nis dar.^)  Diese  sehr  bescheidenen  Leistungen,  deren  Stil  wir  später  in 
grösserem  Zusammenhange  behandeln,  müssen  doch  zu  ihrer  Zeit  etwas 
gegolten  haben,  da  verhältnismässig  viele  Maler  ihren  Namen  beisetzten. 
So  kennen  wir  den  Korinthier  Timonidas  ®)  und  die  Athener  Skythes,  Pa- 
se(i)as  und  Euphiletos.'')  Die  antike  Kunstgeschichte  hatte  selbstverständ- 
lich kein  besseres  Material;®)  die  Malemamen,  welche  sie  nennt, ^)  waren 
eben  auch  Votivtafeln  beigesetzt.  Nicht  zufrieden  damit,  konstruierten 
die  Ästhetiker  eine  Entwicklungsgeschichte  der  Malerei,  je  nach  der  Stufe, 
welche  die  verschiedenen  Techniken  einnahmen.  Von  der  blossen  Kontur 
sei  man  zur  Zeichnung  mit  Innenlinien  vorgeschritten;  Bilder  mit  einer 
Farbe  wurden  durch  vierfärbige  abgelöst  und  das  naturwahre  Kolorit 
bildete  den  Schluss.  Für  jede  dieser  Stufen  weiss  PUnius  einen  Namen,  ^o) 
d.  h.  sein  Gewährsmann  kannte  ein  signiertes  Bild  in  der  betreffenden 
Technik.  Über  die  Zeitfolge  war  nichts  bekannt,  nur  Herodot^^)  gibt 
einen  schwachen  Fingerzeig,  wenn  er  erzählt,  dass  die  vor  Kroisos  fliehen- 
den Phokäer  unter  anderem  auch  die  Votivtafeln  mitnahmen.  Die  ganze 
erste  Periode  der  Malerei  erregte  nur  ein  antiquarisches  Interesse ;  für  die 
Kunstfreunde  ging  die  Geschichte  erst  mit  Polygnot^*)  und  Kimon**)  an. 


*)  Vielleicht  Schöne,  Reliefs  T.  19,  84; 
(Athene  in  Anslagestellung). 

^)  ErstereB  abgeh.  auf  Vasen:  Raoul- 
RocH£TTB,  lettres  arch^ol.  1,  153  ff.;  Bötti- 
OHBR,  Baumkultos  T.  1;  letzteres  Horat.  c. 
3,  26,  5  f. 

»)  Ratet,  Ga.  6,  101  ff.  m.  Abb. ;  A.  1882 
T.  ü  1.  2;  CoLLiONON,  Mon.  grecs  1882—84 
Nr.  11-13  p.  22  ff.  (mit  Bibliographie);  Ant 
Denkm.  IT.  7.  8;  Ratet  et  Collionok,  cöra- 
mique  gr.  S.  XIV  f.  142  ff. ;  Wilisoh  ,  alt- 
korinthische Thonindustrie,  Lpg.  1892  S.  31  ff.; 
WoRMBTALL,  de  Gorinthiacis  tabellis  fictilibus, 
Münster  1890;  unter  den  Täf eichen  befindet 
sich  eines  mit  sikyonischer  Inschrift  (Wn.isoH 
S.  170  f.). 

*)  Bruchstück  ans  Eleusis:  "Ea.  1885  T. 
9,  12  Sp.  178  f.,  vgl.  Jahrb.  1, 91.  Empedokles 
spielt  auf  Votivtafeln  an  (V.  308  f.  St.). 

*)  *Etc..  1885  T.  3;  Benvdobf,  griech.  n. 
sie.  Vasenbilder  S.  16  zu  T.  1  u.  'Ea.  1887 
Sp.  115  ff.  m.  T.  2.  6;  FurtwIkoleb,  Verz. 
d.  Berl.  Vasensamml.  1,  315  ff.;  Ant.  Denkm. 
II  T.  9—11;  AA.  1893  S.  196  m.  Abb.;  Ath. 


Mitt.  13,  228;  Ga.  13,  225;  'Ed.  1888,  181  ff, 
T.  11. 

<)  RöBL,  Inscr.  Gr.  ant.  20, 1. 

^)  Klein,  griech.  Vasen  mit  Meistersigna- 
turen S.  HS  f.  (Ö  £xv^g  dürfte  ein  Spitz- 
name sein). 

^)  Das  Schlaohtenbild,  welches  Bularchos 
fUr  Eandaules  gemalt  haben  soll  (Plin.  35, 
55),  beruht  anf  der  unzureichenden  Autorität 
des  Xanthos. 

»)  Plin.  7,  205.  35,  16.  56;  Athenag.  le- 
gatio  14. 

'^)  35,  56  ff.  Eumares  von  Athen  unter- 
scheidet .zuerst*  die  Geschlechter,  d.  h.  er 
gibt  den  Frauen  weisse  Hautfarbe  wie  die 
Maler  der  schwarzfigurigen  Vasen. 

'*)  1,  164.  Themistokles  erneuert  die 
Bilder  in  einer  Waldkapelle  (Flut.  Them. 
1  a.  K). 

^*)  Nach  Theophrast  war  er  der  erste 
Maler  (Plin.  7,  205). 

")  BoBKBT,  aroh.  Märchen  S.  128  setzt 
Eimon  in  das  7.  Jahrhundert;  s.  dagegen 
Studniozka,  Jahrb.  2,  156  ff. 


Kap.  VI.    Die  sweite  oriontalinerende  Periode  der  WeltgeMhiohte.    (§  326.)    53g 


Aus  der  älteren  Zeit  führten  sie  nur  lächerliche  Dinge  an,  wie  dass  den 
einzelnen  Figuren  ihre  Bezeichnung  (z.  B.  Rind,  Pferd,  Baum)  beigesetzt 
wurde  oder  dass  in  der  »Athenageburt"  des  Eleanthes  Poseidon  seinen 
heiligen  Fisch  in  der  vorgestreckten  Hand  zu  offerieren  schien.  ^  Aber 
schon  £mpedokles  bekundet  das  nachmals  so  oft  hervortretende  Interesse 
der  Philosophen  für  die  Malerei.') 

326.  Wenn  wir  uns  nun  zu  den  Bauten,  an  denen  die  Kunst  mit- 
wirkt, wenden,  so  bringen  es  die  Verhältnisse  Griechenlands  mit  sich,  dass 
die  Tempel  an  der  Spitze  stehen,  denn  zu  diesem  Zwecke  allein  pflegten 
die  Mittel  des  Ganzen  zu  fliessen.  So  sah  diese  Periode  Wunderbauten 
wie  das  Heraion  auf  Samos  und  den  Tempel  der  ephesischen  Artemis  er- 
stehen. 8)  Die  grossen  Heiligtümer  geben  in  der  politischen  Zersplitterung 
den  einigenden  gemeinsamen  Boden  der  Parteien  ab  und  auch  die  Ty- 
rannen wollen  sich  dieser  klugen  Frömmigkeit  nicht  entschlagen,  sondern 
die  Peisistratosdynastie  z.  B.  unternimmt  ausser  einem  gemeinnützigen 
Werke  den  Riesentempel  des  olympischen  Zeus.  Von  allen  Tyrannen  hat 
nur  Polykrates  einen  grossen  Palast  errichtet,  der  bis  jetzt  noch  verborgen 
liegt;*)  die  Wohnhäuser  der  einzelnen  Staatsbürger  aber  waren  schon 
wegen  der  gegenseitigen  Beargwöhnung  auf  das  einfachste  ausgestattet. 
Mehr  durfte  der  Privatmann  für  die  Gräber  thun.  Indes  fehlen  bedeutende 
Grabbauten;  die  Hügelgräber  gaben  nur  Gelegenheit,  auf  der  Spitze  ein 
Bildwerk  anzubringen.  Da  diese  Privatleistungen  sich  an  jene  Votivtafeln 
und  die  Plastik  anschliessen,  wollen  wir  mit  dem  Bilderschmuck  der  Gräber 
beginnen. 

Während  in  Lydien  einfache  Spitzsäulen  herkönmilich  waren,  näherte 
sich  Griechenland  mehr  dem  ägyptischen  Brauche,  indem  man  häufig  das 
Bild  des  Verstorbenen  an  dem  Grabstein  anbrachte.  Doch  hatte  der  ägyp- 
tische Gedanke  der  persönlichen  Unsterblichkeit  hier  keine  Geltung,  son- 
dern die  Griechen  führten,  die  Unsterblichkeit  in  den  Nachruhm  setzend, 
nur  den  Begriff  des  Denkmals  (fivrjfia)  konsequent  durch.  Da  Sparta  unter 
den  griechischen  Kleinstaaten  die  Führung  hatte,  drückt  es  seine  Hege- 
monie auch  in  den  Denkmälern  aus.  Während  alle  bedeutenderen  Denk- 
mäler Athens  der  folgenden  Periode  zuzuweisen  sind,*)  gehören  mehrere 
Grabreliefs  Spartas  ohne  Zweifel  hieher.  Am  bekanntesten  ist  das  Relief 
von  Chrysapha,  das  auf  einem  Grabhügel  gefunden  wurde ;  es  zeigt  ein  he- 
roisiertes Ehepaar,  welchem  Totenspenden  dargebracht  werden;  ®)  ein  zweites 
ist  fast  identisch.  ^)  Kreta  hat  uns  ein  fast  orientalisches  Relief  gebracht, 
das  den  Toten  nach  mykenischer  Sitte  zu  Wagen  zeigt.®)  Über  andere 
spartanische  Reliefs  mit  Inschriften  erlaubt  der  Stand  der  Epigraphik  noch 
nicht  ein  genaues  Urteil  zu  fallen;^)   die  Kalksteinreliefs  Lakoniens  und 


0  Inschriften:  Plin.  35,  16;  Aelian.  ▼.  h. 
10,  10;  Poseidon:  Athen.  8,  346c. 

')  V.  87  ff,  Mttllach  bei  Forph.  abstin. 
2   21. 

»)  Herod.  2,  148.  3, 60. 


*)  Suet.  Calig.  21. 


Eigenartig  ist  der  dreiseitige  Grab- 
stein  Ton   Eoropi   (Ath.   Mitt   1887  T.   2, 


Athen  Nr.  41). 

•)  Wolters  58;  Samml.  SabonroffT.  1; 
Bruckm.  Phot.  227. 

')  WoLTBBs59.  Der  Typus  dauerte  Jahr- 
hunderte lang  fort. 

^)  Unten  Jagdhimd :  aus  Itanos,  KQtjnxal 
ägxMor,  T.  16. 

')  Z.  B.  aus  Magula  in  Berlin:  Ath.  Mitt 


540  KlaflBiBche  Kanstarohäologie.    IL  Geachiohte  der  alten  Kuuit. 

Böotiens  sehen  jetzt  oft  altertümlicher  aus  als  sie  zu  der  Zeit  waren,  wo 
ihre  Bemalung  die  Mängel  der  Skulptur  mehr  verdeckte.  Einem  feineren 
vorgeschritteneren  Stile  ist  das  Relief  von  Ince  Hall  zuzurechnen.  *)  Hier 
erscheint  eine  malerische  Auffassung  wie  in  den  Anfängen  der  schönen 
attischen  Grabreliefs,  von  denen  zum  mindesten  die  um  die  Mitte  des 
6.  Jahrhunderts  gesetzte  Stele  des  Lyseas  hieher  gehört.  >)  Hier  ist  der 
wappenartige  Sockel  (jugendlicher  Reiter)  einfach  rot  auf  den  glatten  Stein 
gemalt.  Aus  der  Porträtstele  scheint  sich  noch  in  dieser  Zeit  die  Grab- 
statue entwickelt  zu  haben,  zu  welcher,  wie  schon  bemerkt,  manchmal 
der  sogenannte  Apollotypus  diente.^)  Nach  orientalischer  Gewohnheit 
mochte  auch  schon  zuweilen  ein  steinerner  Löwe  oder  eine  Sphinx  mit 
orientalisch  aufgebogenen  Flügeln  Grabräuber  und  Dämonen  abschrecken 
sollen.*)  Den  Ursprung  dieser  Sitte  zeigen  uns  zwei  Löwen  des  Dipylon- 
friedhofes  an,  die  Hieroglyphen  tragen.') 

Mehr  Stoff  geben  uns  die  Tempel.  Da  der  ägyptische  Einfluss  in 
diesem  Zeitalter  den  babylonischen  überwog,  ruht  die  monumentale  Bau- 
weise der  Griechen  von  Anfang  an  auf  dem  Steinbau.  Nicht  als  ob  im 
einzelnen  ägyptischer  Einfluss^)  massgebend  gewesen  wäre!  Wir  finden 
das  Giebeldach  in  Armenien  (S.  515)^)  und  die  Grundlage  der  sogenannten 
jonischen  Säulen  in  Babylonien  (S.  314),  wenn  auch  in  diesem  Zeitalter 
der  sogenannte  dorische  Stil  mit  seinen  schweren  Säulen  (S.  313)  überwog. 
Desgleichen  hat  der  von  Epimenides  in  Sparta  erbaute  Rundtempel  seine 
Analogien  innerhalb  der  babylonischen  Sphäre.^)  Noch  wird  der  Marmor 
nicht  zu  Bauten  verwendet;  erst  gegen  das  Ende  unserer  Periode  bauen 
die  Alkmeoniden,  um  Aufsehen  zu  erregen,  den  delphischen  Tempel  aus 
Marmor.  Der  damals  eigentlich  ausbedungene  Kalkstein  war  das  übliche 
Material  der  Tempel,  wobei  auch  grober  Muschelkalk  nicht  verschmäht 
wurde.  Zu  diesem  Stoff  bedurfte  es  des  Stucks,  welchen  helle  Farben 
gliederten.  Für  eine  solche  Manier  passten  Reliefs,  deren  Konturen  im 
Stein  ganz  grob  zugehauen  wurden,  weil  er  nur  den  Kern  für  die  Ver- 
schalung abgab;  der  Stuck  des  Grundes  wurde  mit  einer  Farbe  über- 
strichen, wozu  sich  das  allbeliebte  Rot  oder  das  Blau  des  südlichen  Hinmiels 
eignete.  Zu  solchen  Reliefs  gab  sich  die  natürlichste  Gelegenheit  in  den 
Metopen  (S.  818);  denn  weil  diese  beim  Bau  offen  gelassen  wurden,  be- 


2,  314  f.;  in  Misithra:  Athen.  Mitt..  2, 
318  ff. 

>)  Photogr.  AZ.  XXXIl  T.  5  (Woltbbs 
240);  vgl.  AA.  1864,  222.  S.  ausserdem  A. 
33,  38;  Ba.  1844,  722. 

*)  CoNZB,  attische  Grabreliefs  T.  1  mit 
Text.  Ober  die  Stelenmalerei  Lösgbcke, 
Ath.  Mitt  4,  37  ff. 

»)  LöscHOKB,  Ath.  Mitt.  1877  S.  36.  289; 
GoLLiGKov,  6a.  1887  S.  7;  Gonze,  Sitzungs- 
ber.  d.  preuss.  Akad.  1884  S.  621 ;  abgeb.  an 
einer  Lekythos  in  Bonn:  Bonner  Stadien 
1890  T.  10;  ApoUotypus:  Milchhöfeb,  AZ. 
1881  S.  55;  Mon.  ined.  I  Sp.  789  T.  VI  7.  8; 
weiblich:  Athen  Nr.  89. 

*)  Liegend  auf  dem  Grab  des  Menekra- 
tes  in  Kerkyra:  Oykrbbok  I^  S.  178  (Mitte 


des  6.  Jahrh.  nach  der  Inschrift);  Milet: 
Ratet,  Milet  T.  22;  sitzend,  auf  Eythera, 
abgeb.  Uagyaffffog  5,  1101 ;  Sphinx  von  Spata: 
Athen  Nr.  28;  Ath.  Mitt.  IV  T.  5;  Bruckm. 
Nr.  66  (Abgnss);  aas  dem  Firäos:  Athen  Nr. 
76,  vgl.  77.  78;  Akropolis,  aus  naxischem 
Marmor:  'Ed,  1883  T.  12B;  aus  Aigina  in 
Athen  (Ath.  Mitt.  4,  69,  2) ;  kleine  Sphinxe 
von  Bronze,  Athen  arch.  Ges.  1137.  2519; 
Hund  auf  der  Akropolis:  Lbpsius,  Marmor- 
studien S.  73. 

6)  Bch.  17,  189. 

«)  Lbpsius,  A.  9,  94  ff. 

^)  Pindar  schreibt  die  Erfindung  (d.  h. 
Einführung)  der  Handelsstadt  EorinÜi  zu. 

c)  Paus.  3,  12,  11;  1893  von  Waldstein 
ausgegraben. 


Kap»  VL    Die  sweite  orientaliaiereiide  Periode  der  Weltgeeehiohte.    (§  826.)     541 


standen  die  etwaigen  Verschlüsse  der  Fenster  in  gesonderten,  nachti*äglieli 
eingepassten  Platten.  Sodann  musste  jeder  Mann  von  feinem  Geschmaeke 
die  einförmige  Fläche  des  Giebelfeldes  gegliedert  wünschen.  Den  Anfang 
werden  aller  Wahrscheinlichkeit  rein  dekorative  Platten  mit  orientalischen 
Tieren  und  Flügel wesen  gemacht  haben;  den  Übergang  von  dieser  Stufe 
zu  den  mythologischen  Bildern  veranschaulichen  die  Metopen  des  ältesten 
Tempels  von  Selinunt,  der  die  Chiffre  D  trägt.  >)  Dort  sind  nämlich  ausser 
jenen  Wesen  nur  einzelne  Personen  in  Oruppierung  mit  Tieren  zugelassen. 
Vom  roten  Qrunde  heben  sich  die  farbigen  Figuren  im  ProfQ  ab,  nur  der 
Stierkopf  erscheint  von  vorne.  Der  Zweitälteste,  mit  C  bezeichnete  Tempel, 
welcher  um  600  gebaut  sein  mag;  weist  eine  Reihe  von  Metopenplatten 
auf,')  welche  auf  rotem  Qrunde  in  rotem  Rahmen  erhaben,  teilweise  fast 
ganz  rund  gearbeitete  und  bemalte  Darstellungen  aus  der  Mythologie 
zeigen;  die  Malerei  steht  auf  dem  Standpunkt  der  Yierfarbigkeit  (Rot, 
Blau,  Grün  und  Gelb).  Der  Steinmetz  hat  die  Metopen  als  Fenster,  aus 
denen  die  Figuren  herausblicken,  aufgefasst,  obgleich  dies  die  Gruppen 
lächerlich  verzerrt.  Giebelreliefs  lernten  wir  erst  durch  das  sogenannte 
Schatzhaus  der  Megarer  in  Olympia')  kennen,  wo  der  Kampf  der  Götter 
und  Giganten  dargestellt  war,  aber  in  Gruppen  aufgelöst,  denen  man  die 
Yorbildlichkeit  von  Metopenreliefs  ansieht.  In  Athen  dagegen  entwarf  ein 
ungenannter  Maler  eine  Komposition,  die  der  Form  des  Giebelfeldes  ent- 
sprach, indem  er  auf  den  Gedanken  verfallen  war,  ein  sich  ringelnder 
Drachenleib  passe  in  die  unbequeme  Giebelecke  am  besten  hinein.  Konnte 
er  da  einen  anderen  Mythus  lieber  wählen  als  Herakles  und  die  Hydra?  *) 
Diese  Zeichnung,  welche  auch  zu  einem  Yasenbilde  herhalten  musste, 
wurde  in  flachem  Relief  ausgeführt  und  ist  als  Wandgemälde,  nicht  als 
Skulptur  zu  betrachten.  Hierauf  griffen  die  selbständigen  Bildhauer  den 
Gedanken  auf  und  führten  ihn  in  Hochrelief  aus,  nicht  ohne  denselben  zu 
übertreiben.  An  einem  Tempel  sah  man  auf  der  einen  Seite  Herakles  mit 
Echidna  und  Zeus  mit  Typhoeus,  auf  der  anderen  Herakles  mit  Triton  und 
den  Schlangenkönig  Kekrops.^)  Etwas  Abwechslung  brachte  der  Diony- 
sostempel der  Akropolis  mit  seinem  bakchantischen  Tanz.^)  Am  Stein  ist 
vieles  angestückt,  weil  Stuck  und  Farbe  die  Schnittstellen  deckten;   die 


^)  Mon.  ant.  I  Sp.  957  ff.  mit  3  Tafeln 
(Europa  als  zartes  Mädchen  auf  dem  Stier, 
geflügelte  Sphinx,  Herakles  u.  Stier);  Bmckm. 
Phot.  288. 

^)  Bbnndobf,  die  Metopen  von  Selinont, 
Berlin  1873;  farbig  bei  Sebbaoivalco,  ant. 
della  Sicilia  II  25.  26;  Originale  in  Palermo; 
Phot.;  Ab^.,  WoLTBBS  149  -51;  am  besten 
erhalten  smd  1.  Herakles  mit  den  Eerkopen, 
2.  Perseus  und  Medusa,  3.  Viergespann  mit 
Wagenlenker  und  zwei  Figuren.  BEKin>0BF 
S.  26  weist  die  Tempel  G  und  D  der  Grün- 
dungszeit der  Stadt  (nach  Thukydides  629, 
nach  Diodor  651)  zu. 

»)  Ausgrab.  v.  Ol.  IV  T.  18.  19;  voU- 
ständiger  Tbeu,  AZ.  1880  S.  50  ff.;  Berliner 
Abguss.    Auch  von  dem  (vielleicht  noch  äl- 


teren) Schatzhause  der  Eyrenfter  sind  Reste 
erhalten  (Studniczka,  Eyrene  S.  28  ff.  mit 
Abb.;  Berl.  Abgüsse). 

<)  Bruckm.  Phot.  16;  ^Ea.  1884  T.  7; 
Ath.  Mitt.  1885  zu  S.  237;  Ovebbbok  IS.  180; 
CoLLiQKO»  I  213;  vgl.  Pubgold,  'Ea.  1885 
S.  236  f.;  Studniczka,  Jahrb.  1,  87  ff.  (Ver- 
hältnis zu  der  Vase  bei  Gbbhabd,  AV.  II 
T.  95—6;  Ratet,  cäram.  S.  125);  Wilamo- 
wnz,  Euripides'  Herakles  2,  286  ff. 

8)  Ath.  Mitt.  14,  67  ff.  m.  T.  2.  3;  Am. 
J.  VIII  T.  1  (in  Farben)  S.  28  ff.;  Ovbrbbck 

1  zu  S.  180;  CoLLiQNOK  I  207;  Ath.  Mitt.  14, 
68  f.  15  T.  2;  kleinerer  Giebel,  ebenfalls  mit 
Herakles  u.  Triton,  abgeb.  Ath.  MiH.  XI  T. 

2  u.  'Ea.  1888  S.  99;  Ovbbbbck  1  180. 

6)  Athen.  Miti  1886  T.  2. 


542 


SUuwisohe  Kuuitaroliftologie.    tL  OoBohi^ihte  der  alten  Kuuit. 


Bearbeitung  geschah  nach  ziffermässigen  Vorschriften  (S.  418,  7).  Man  holte 
zu  diesen  Arbeiten  den  ordinären  Stein  der  nächsten  Umgegend.  Von  der 
Bemalung  ist  nicht  viel  zu  rühmen,  z.  B.  nahm  der  Haler  tiefes  Kupfer- 
blau für  Bart  und  Kopfhaar  des  Typhoeus.^)  Der  Riesentempel  von 
Ephesos,  der  wegen  seiner  Masse  ungewöhnlich  eingehende  Ausschmückung 
verlangte,  erhielt  durch  die  Munificenz  des  Königs  Kroisos  Säulen,  um 
welche  sich  in  Hochrelief  lebensgrosse  Figuren  herum  zogen.*)  Wollte 
dadurch  der  König  die  bemalten  Riesensäulen  der  ägyptischen  Tempel 
überbieten?  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  hat  ein  Maler  die  Vorlagen 
entworfen;  jedenfalls  zeichnen  sich  diese  Bruchstücke  durch  eine  weit 
vorgeschrittene  Darstellung  des  Gesichtes  und  der  Qewandfalten  aus.  Ob 
die  Verfertiger  Ephesier  oder  Lydier  waren,  wird  bis  zur  Entdeckung  von 
Denkmälern  der  Kroisosherrschaft  eine  offene  Frage  sein.  Ephesos  weist 
auch  massive  Löwenköpfe  auf,  3)  die  nach  orientalischer  Sitte  verwendet 
waren.  An  den  Dächern  der  Tempel  prangten  häufig  bemalte  Terrakotta- 
Akroterien,  welche  sich  meistens  auf  ein  Gorgoneion  oder  eine  andere 
Maske  beschränkten ;  *)  seit  Byzes  von  Naxos  das  Sägen  des  Marmors  er- 
funden (S.  296),  traten  allmählich  immer  zahlreicher  Marmorziegel  ein.^) 
Ob  die  Dekoration  sich  bereits  auf  den  Fries,  für  dessen  lange  glatte 
Fläche  das  Flachrelief  passte,  ausgedehnt  habe,  können  wir  vorläufig  nicht 
feststellen.«)  Flachreliefs  kennen  wir  bisher  fast  nur  von  kleineren 
Denkmälern,  so  z.  B.  religiöse  Reliefs  von  einem  kleinen  Nymphenheiligtum 
auf  Thasos  (ein  lebloses  Aggregat  von  Götterfiguren)  ^)  und  ein  samothra- 
kisches  Relief  mit  Darstellung  Agamemnons  und  seiner  Leute,  um  die  sich 
Inschriften  rankenartig  schlingen.^)  Beide  Reliefs  zeigen  schon  schlanke 
Figuren,  aber  doch  noch  ohne  Energie,  sie  gehören  also  an  den  Anfang 
des  zweiten  Zeitabschnittes,  womit  auch  die  stark  orientalisierenden  Oma- 
mentstreifen  des  thasischen  Reliefs  imd  das  ebenfalls  dort  zum  Schmucke 
angebrachte  altmodische  Seeungetüm  übereinstimmen.  Da  so  gut  wie  diese 
Arbeiten*)   auch  das  nun  zu   erwähnende  zur  Tempelausstattung  gehört, 


0  Farbig  Ant.  Denkm.  1,  30;  Colliokok, 
I  T.  2. 

«)  MuKBAT,  Jhst.  10,  1  ff.  T.  8;  Bruckm. 
Nr.  148;  A.  H.  Skith,  cat.  of  scolpt.  I  Nr. 
24  ff.;  MuBBAT,  bist,  of  greek  sculptare  1, 
111  ff.  F.  18—20;  OvÄEBBCK  V  S.  106.  107; 
Londoner  Abgüsse.  Architektonisch  dürfte 
auch  der  in  Ikaria  gefundene  haibninde  Kopf 
sein,  welcher  ebenfalls  von  der  gewöhnlichen 
Rtindplastik  stilistisch  abweicht  (Am.  J.  5, 
461  m.  Fig.  5).  Viel  ftlter,  aber  ebenfalls 
eigenartig  ist  der  Pfeiler  mit  halbrunder 
Hermenbüste  im  kretischen  Museum  {Kgr^n- 
xal  aQxtctortjteg  T.  3). 

')  Londoner  Abguss. 

*)  FuBTWAiTGLBB,  AZ.  1882,  341  ff.,  Mei- 
sterwerke S.  255  A.  7. 

^)  Mit  Reliefs  in  Ephesos:  Jhst.  XI  T.  4. 
Platte  mit  Widderkopf  aus  Eleusis,  Athen 
Nr.  58. 

^)  Wir  haben  noch  ein  dekoratives  Hoch- 
relief der  Akropolis,   welches  einen  blauen 


Stier  und  zwei  rote  Löwen  darstellt  (Ovbb- 
BBCK  I  185;  CoLLioNOir  I  210;  Löwenkopf 
faibig:  Colligkov  I  T.  3);  s.  femer  Ra.  11 1 
17,  11  ff.  18,  15  ff.;  'Ed.  1891  T.  13;  Colug- 
iroN  I  126.  353. 

')  Bruckm.  Phot.  61;  Ratbt  T.  4/5; 
AZ.  1867  T.  217;  Baumbisteb  S.  344.  In- 
schrift: RöHL,  Inscr.  Gr.  ant.  379;  Abg. 
Über  die  Wiederherstellung  des  Heiligtums 
Michaelis,  Am.  J.  1889  S.  417  ff.  Fig.  41. 

^)  Aus  Marmor  im  Louvre ;  Woltbbs  34; 
Inschrift:  Röhl  377;  nach  KsKXJhi  (Bonner 
Abg.  Nr.  4)  TieUeicht  Seitenlehne  eines 
Sessels. 

')  Basis  (?)  eines  Yotives  mit  Herakles 
und  dem  Löwen  (Athen  Nr.  42):  Ath.  Mitt. 
1887  T.  3;  desgleichen  aus  Sparta  (Bruckm. 
Phot.  226 ;  A.  1861  T.  C  u.  ö.,  Woltebs  Nr. 
55):  ein  Paar  in  verschiedenen  Situationen; 
vorne  liebkosen  sie  sich,  hinten  bedroht  der 
Mann  die  Frau  mit  dem  Sehwerte  (Menelaos 
und  Helena?).  Als  VorbUd  dienten  die  asiati- 


Kap.  VI.    Die  sweite  orientaliBierende  Periode  der  WeltgeBohicbte.    (§  826.)    543 


wollen  wir  an  dieselben  zwei  hochberühmte  Werke  anreihen,  welche 
für  die  Kunstgeschichte  im  eigentlichen  Sinne  nicht  die  ihnen  früher  bei- 
gemessene Bedeutong  besitzen;  ich  meine  den  sog.  Eypseloskasten  und 
den  Thron  des  amykläischen  Apollo.  Der  „Eypseloskasten"  war  die 
Nachbildung  einer  öetreidetruhe  {xvipäkrj),  welche  in  Olympia  unter  den 
Weihgeschenken  sich  befand,  und  von  der  Tradition  für  jene  Truhe  aus- 
gegeben wurde,  in  welcher  den  kleinen  Kypselos  die  Mutter  vor  seinen 
Feinden  geborgen  haben  soll ;  die  Nachrichten  lauten  unbestimmt  und  sind 
dem  Herodot  nicht  bekannt,  so  dass  eine  Weihinschrift  gewiss  nicht  auf 
dem  Werke  stand.  Folglich  liegt  über  die  Zeit  kein  äusseres  Zeugnis 
vor;  der  Ursprungsort  war  nach  den  Inschriften  jedenfalls  dorischen 
Stammes.  Die  Form  der  Eypsele  lässt  sich  nach  Münzen  als  cylinder- 
förmiger  Eorb  bestimmen ;  i)  um  diesen  herum  liefen  in  orientalischer 
Weise  fünf  Bildstreifen,  welche  in  das  Cedemholz  der  Eypsele  einge- 
schnitten waren ;  einen  Teil  der  Figuren  bedeckte  Goldblech,  teilweise  war 
Elfenbein  eingelegt.  Inschriften  erläuterten  mit  Ausnahme  der  obersten 
Reihe,  wo  sie  schwer  lesbar  gewesen  wären,  die  Darstellungen,  welche 
hauptsächlich  auf  die  griechische  Heldensage  sich  bezogen ;  doch  sind  Alle- 
gorien (wie  Nyx  mit  Thanatos  und  Hypnos,  oder  Dike  und  Adikia)  ein- 
geflochten; den  ganzen  di*itten  Streifen  nahmen  unbestimmbare  Eampf- 
scenen  ein.  In  der  Beschreibung  des  Pausanias  (V  17 — 19)  föllt  die 
orientalische  Vorliebe  für  Ungetüme  auf;  die  geflügelte  »Artemis*,  welche 
einen  Panther  und  einen  Löwen  würgt  —  Pausanias  ist  der  einzige,  der 
sie  Artemis  nennt  — ,  mutet  ganz  orientalisch  an.  Empfiehlt  also  der 
Reichtum  an  figürlichen  Darstellungen  die  Eypselostruhe  erst  dem  sechsten 
Jahrhundert  zuzuweisen,  so  lag  sie  doch  jedenfalls  nicht  weit  von  dessen 
Anfang  ab.  Etwas  sicherer  ist  die  Beurteilung  des  amykläischen 
Thrones.  Wir  fanden  im  Orient  die  Sitte,  eine  Urne  auf  einen  Thron 
zu  stellen;  gleiches  widerfuhr  den  Götterbildern,  auch  wenn  sie  stehend 
erschienen.*)  Die  Spartaner  dachten  also  daran,  dem  früher  erwähnten 
Schnitzbilde  des  Apollo  von  Amyklai  einen  solchen  Thron  zu  widmen. 
Sie  beriefen  dazu  Bathykles  von  Magnesia,  wohl  zu  derselben  Zeit,  als 
ihre  Gesandten  von  Eroisos  für  den  Apollo  von  Thornax  Gold  geschenkt 
bekamen.  Das  Material  des  Thrones  ist  unbekannt,  wie  die  Einzelheiten 
seiner  Form.  Frauengestalten  trugen  ihn  statt  der  Füsse.  Reiches  Bild- 
werk zierte  die  Flächen,  aber  weil  Pausanias  es  nur  in  Auswahl  beschreibt, 


Bchen  Löwenbezwinger,  daher  die  unnatürlich 
gerade  Stellung  der  Frau.  Das  kretische 
Relief  fflr  Ägyptische  Gottheiten  (Athenaeum 
Nr.  3427  S.  39)  dürfte  spftt  sein. 

')  Münzen  von  Eypsela  in  Thrakien: 
Ijcboof-Blumsb,  griech.  Münzen  S.  6  T.  1, 
4—8  (ygl.  SiTTi.,  Parerga  S.  24).  Beschrieben 
von  Pausanias  5,  17—19;  über  die  Tradition 
P.  Knapp,  Eorrespondenzbl.  f.  d.  Gel.-Sch. 
Würtemb.  1888;  Hypothesen  über  die  Ver- 
teilung der  Darstellungen:  Oybbbegk,  Abh. 
d.  Sachs.  Ges.  IV  (1864)  S.  591  fl.  u.  1892 
S.  1  ff. ;    Bbusn  ,    Nuove    mem.  p.  383  ff. ; 


LöscHCKB,  AZ.  1876,  113  f.  (nach  Brunn  und 
LöscHCKE  fünf  Streifen  an  der  Vorderseite); 
nayttnCidtjg,  U&ijyaioy  B'  (1880)  m.  3  T. ; 
0.  Ebrn,  Jahrb.  3,  234  ff.;  Abth.  Schnei- 
DBB,  Prolegomena  S.  50  f.;  FurtwInoleb, 
Meisterwerke  S.  723  ff.  Über  den  angeb- 
lichen inneren  Zusammenhang  Welcker, 
Ztsch.  f.  alte  Kunst  S.  270  ff. 

')  Abbildung  auf  Münze  von  Ainos  (P. 
Gabdneb,  types  T.  12,  9 ;  Schbbibeb,  Bilder- 
atlas T.  11,  7  u.  ö.).  Urnen:  Ztsch.  f.  Ethnol. 
1890  S.  121  f.  m.  F.  11;  Milani,  Mus.  ital.  I 
T.  9ff. 


544 


Snnstaroh&ologie.    U.  Oesohiolite  der  alten  Kanet. 


ist  eine  Rekonstruktion  unmöglich,  i)  Oben  auf  der  Lehne  war  ein  Reigen- 
tanz in  Rundfiguren  dargestellt  (nach  der  Tradition  Bathykles  und  seine 
Gesellen);  der  Reigentanz  ist  in  dieser  Zeit  ein  beliebtes  Motiv  der  Sta- 
tuettenplastik, ebenso  werden  wir  auch  an  Geräten  derselben  Periode  oft 
Menschen  und  Tiere  von  Bronze  oben  zum  Schmuck  befestigt  sehen.') 
Schon  früher  wahrscheinlich  hatten  die  Spartaner  dem  Bilde  Athena's 
eine  eherne  Behausung,  d.  h.  einen  grossen  Schrein  mit  Thüren,  wie 
er  damals  in  Ägypten  vorkam,^)  bauen  lassen  (S.  529,  6).  Dieses  eherne 
Häuschen  mit  seinem  Bildschmuck  soll  gleich  der  Statue  Qitiadas  ge- 
macht haben.'*)  Der  Bronzeschmuck  der  Prachtgebäude  gewann  damals 
ziemliche  Ausdehnung.  Wir  brauchen  uns  nicht  auf  die  Epiker  zu  stützen, 
welche  aus  ihrer  Phantasie  und  aus  den  Erzählungen  der  Orientfahrer 
schöpfen  konnten;  die  Grotte  des  idäischen  Zeus  auf  Kreta  ergab  eine 
bedeutende  Anzahl  von  Schilden  aus  Bronzeblech,  aus  welchem  in  konzen- 
trischen Kreisen  Ornamente,  wilde  Tiere  und  asiatische  Gottheiten  ge- 
trieben waren.  ^)  Sie  atmen  orientalischen  Geist  und  in  der  That  ver- 
gegenwärtigt uns  gerade  das  Bild  des  armenischen  Tempels  die  Anbringung 
dieser  Schilde  an  der  Faijade  eines  Heiligtums.  Von  solchen  Werken 
empfingen  Homer  und  der  im  7.  Jahrhundert  dichtende  hesiodische 
Dichter  die  Anregung  zu  ihren  Schildbeschreibungen ')  in  der  Weise,  dass 
jener  seine  Einbildungskraft  frei  schalten  liess,  was  ihm  den  kunstgeschicht- 
lichen Wert  benimmt,  während  dieser  mit  den  Bildwerken  seiner  Zeit  ver- 
traut war  und  wahrscheinlich  an  so  scenenreiche  Darstellungen,  wie  der 
Kypseloskasten  und  der  amykläische  Thron  waren,  dachte.  Der  Wert  der 
zweiten  Beschreibung  ruht  daher  in  den  dargestellten  Typen.  Doch  um 
auf  die  architektonischen  Bronzen  zurückzukonmien,  so  haben  sich  ä  jour 
gearbeitete  oder  getriebene  Streifen  von  Bronzeblech  erhalten,  welche  ihren 
Platz  an  Holzarbeiten  fanden.  Für  Figurenreihen  ist  dort  kein  Raum, 
sondern  die  Figuren  füllen  in  der  Regel  eingerahmte  Vierecke,  welche 
kaum  mehr  als  zwei  Figuren  fassen;  bisher  sind  die  Bronzestreifen  argi- 
vischer  Arbeit  die  bedeutendsten.^)  Selten  wird  eine  Figur  ganz  aus  Blech 


0  Paus.  8,  18,  9  ff.;  vgl.  Bbuiw,  Rhein. 
Mus.  N.  F.  5,  325  ff.  u.  griech.  Eunstgesch. 
S.  178  ff.  (Aber  Responsion  der  Darstellungen); 
Pyl,  AZ.  1852  Nr.  37  ff.  m.  T.  43.  1853  Nr. 
59;  BöTTiCHBB,  das.  1853  Nr.  59  Sp.  137  ff.; 
RüHL,  das.  1854  Nr.  70;  AA.  1855  Nr.  75; 
Klbik,  Arch.-ep.  Mitt.  9,  145  ff.;  Ovebbbck, 
Ber.  d.  sächs.  Ges.  1892,  10  ff.;  Fustwaug- 
LBB,  Meisterwerke  S.  689  ff.;  über  die  Basis 
Tbbkdblekbubo,  B.  1871,  126  ff. 

*)  Auf  jenen  Gedanken  kam  der  Künst- 
ler vielleicht,  weil  damals  wirklich  Tänzer 
auf  den  Lehnen  balancierten  (s.  eine  Scene 
der  Situla  von  Bologna). 

')  Z.  B.  kleiner  von  König  Schabataka 
(25.  Dyn.)  in  London.  Wir  verweisen  hier 
auch  auf  die  spartanische  nioXla  (s.  Hesvch.). 

*)  Paus.  3,  17,  2. 

')  Obsi,  Museo  ital.  II.  Atlas  (der  Schild 
mit  Izdubar  auch  KQi]rixtti  cr^/atori^rfc   T. 


19;  einige  Proben  Am.  J.  4,  431  ff.  T.  16— 
20);  Bbukk,  griech.  Kunstgesch.  S.  90  ff. 
m.  Abb. 

•)  SiTTL,  Jahrb.  2,  182  ff.  (Six,  Ath.  Mitt. 
13,  154  beharrt  darauf,  dass  die  Aspis  nicht 
vor  600  gedichtet  sein  könne ;  ich  halte  mich 
an  die  litterarhistorischen  Quellen).  Den 
homerischen  Schild  zu  rekonstruieren,  haben 
seit  Gaylus  viele  versucht.  Die  Schilderungen 
der  Tragiker  von  Schilden  der  Belagerer 
Thebens  und  von  Prachtgewftndem  (z.  B. 
Eurip.  IT.  816)  sind  natürlich  phantastisch. 
Wertvoller  wftren  uns  die  Beschreibungen 
in  der  Aithiopis  (Menmons  Schild)  und  Te- 
legonie  (Gescnichte  des  Agamedes  und  Tro- 
phonios). 

')  Aus  Arges:  Cubtiub  u.  Fübtwakolbb, 
Abb.  d.  preuss.  Akad.  1879  T.  2.  3;  Herakles 
und  Triton  in  Olympia,  mit  argivischer  In- 
schrift: Ausgr.  V.  Ol.  IV  S.  18  (R6hl,  Inscr. 


Kap.  VL    IHe  sweite  ori 


Periode  der  Weltgeechiohte.    (§  327.)    545 


geschnitten,  wie  in  Ägypten  aus  Holz  geschnitzt  (S.  493)  J)  In  kleineren 
Zieraten  tritt  an  die  Stelle  von  Bronze  Qold.^)  Beinplatten  eignen  sich, 
vne  wir  beim  Eypseloskasten  sahen,  ebenfalls  zur  Anheftung;  wir  finden 
hier  wieder  eingerahmte  Vierecke  mit  einzelnen  Figuren.^)  Endlich  wirkt 
die  babylonische  Technik  auf  die  Ausschmückung  der  Tempel  dahin  ein,  dass 
bemalte  und  gebrannte  Terrakottastücke  verschiedene  Teile  des  Gebälks 
verkleideten.  Man  findet  sie,  wenngleich  in  verschiedenem  umfang,  an 
ziemlich  allen  archaischen  Tempeln.^)  In  die  Plastik  fügen  sich  am  ehesten 
die  Stimziegel  und  sonstigen  Antefixe  ein,  welche  häufig  ein  Antlitz,  z.  B. 
ein  Qorgoneion  darstellen.^)  Darauf  beschränkt  sich  jedoch  die  Terrakotta- 
dekoration nicht,  sie  tritt  für  die  Bronze  in  völlig  gleicher  Weise  ein.  Ganz 
naturgemäss  erhielten  sich  von  diesen  Arbeiten  nur  vereinzelte,  kleinere 
Stücke.  Wir  haben  noch  Figuren,  welche  ehemals  an  Spitzen  und  Ecken 
aufgesteckt  waren  (z.  B.  Klagefrauen  und  Sphinxe).  Den  Bronzeschilden 
entsprechen  bemalte  Terrakotten,  welche  die  Form  von  Schüsseln  oder 
flachen  Schalen  haben  und,  wie  jene  an  der  Wand  aufgehängt  werden 
(S.  334, 4).  Den  getriebenen  Platten  stehen  die  bei  der  Malerei  erwähnten 
Plättchen  gegenüber.  Sogar  die  ä  jour  gearbeiteten  Bronzen  finden  Nach* 
ahmung  in  den  sogenannten  „melischen  Reliefs'',  deren  älteste  Exemplare 
jedenfalls  in  diese  Periode  heraufreichen;  z.  B.  kamen  damals  die  geflü- 
gelten Sphinxe  auf.^)  Vereinzelt  ist  die  orientalische  Sitte,  Strausseneier 
von  der  Decke  herabzuhängen,  überliefert.'')  Nicht  einmal  die  Prachtbäume 
Babyloniens  mögen  gefehlt  haben. ^)  Endlich  diene  zur  Charakteristik  der 
Zeit,  dass  auch  diese  Periode  ihr  Seitenstück  zu  dem,  wie  es  scheint,  unter 
Psammetich  I.  erneuerten  Labyrinth  hatte  und  zwar  auf  Lemnos. 

327.  Das  Kunstgewerbe  ist  es  vor  allem,  das  den  Namen  Griechen- 
lands zuerst  weithin  berühmt  gemacht  hat.  Freilich  standen  die  Hellenen 
bei  ihrer  Einwanderung  ohne  Zweifel  auf  dem  Standpunkt  der  Hausindu- 
strie ;  was  darüber  hinausging,  hatten  sie  alles  neu  zu  lernen.  Anfänglich 
herrschten  also  die  Muster  des  Auslandes  vor,  bis  Griechenland  seinen 
eigenen  Stil  gefunden  hatte.  Im  Interesse  der  Übersichtlichkeit  gehen 
wir  diesmal  nicht  von  den  einzelnen  Zweigen  des  Kunstgewerbes,  sondern 
von  dem  Kunststile  aus.  Bei  Naukratis  (S.  493  f.)  geschah  bereits  ein 
Hinweis  auf  die  beiden  Dekorationsweisen,  die  neben  einander  vorkommen, 
ohne  dass  wir  bisher  ihre  Entstehungsweise  zuverlässig  bestimmen  könnten; 


Gr.  ant.  34) ;  über  Olympia  überhaupt:  Füst- 
wlsoLBB,  Bronzefdnde  S.  91  ff. ;  Woltbbs 
57.  58;  Olympia  IV  8.  45  ff.  98  ff.  T.  39,  101 
—8;  Akropolia:  Ath.  Mitt.  12,  123,  3;  Jbsi 
13,  232  ff.  m.  T.  8. 9 ;  Ptoion :  Holleaux,  Beb. 
11,  347  ff.  T.  10.  11.  14.  15;  Dodona:  Caba- 
PASos  T.  16,  2.  3 ;  aus  der  Cfegend  von  Sparta : 
Ath.  Mitt.  1878  T.  I  2;  Graffito:  Gebbabd, 
ant.  Bildw.  T.  80,  1. 

^)  Athene  von  der  Akropolis:  Brackm. 
Nr.  81  a;  Gnippe  aus  Kreta,  in  Berlin:  Mn.CH- 
böfkb,  A.  1880,  213  ff.  T.  T  u.  Anfänge  S.  169 
(Abguss). 

'}  Pl&ttchen  aus  Böotien :  Jahrb.  3, 362; 
femer  AA.  1889  8.  104. 

Handbuch  der  klass.  AUertumawlasenschaft.    VI, 


^)  Drei  aus  8parta  in  Dhimitzana:  Jhst. 
12,  41  ff.  m.  T.  11 ;  zwei  auf  der  Akropolis : 
das.  8.  42  abgeb. 

*)  In  Olympia  S.  299  f.;  Sicilien  u.  Unter- 
italien;  Aktion;  Heraion  bei  Argos:  Wald- 
STBiN,  excayations  T.  8. 

^)  Groteskes  Gorgoneion  von  der  Akro- 
polis: Ross,  arohftol.  Aufsätze  I  T.  8;  farbi- 
ger Abg. 

«)  Z.  B.  Athen,  Arch&oL  Ges.  Nr.  1490. 
1681. 

»)  Paus.  3,  16, 1. 

*)  Falmbaum,  in  einem  8chatzhaua  zu 
Delphi:  Plut.  sept.  sap.  21. 


35 


546 


KUsBische  Kuuitaroh&ologie.    II.  Ctosohiohte  der  alten  Kunst. 


nur  dies  steht  wohl  fest,  dass  Griechenland  beide  Stile  fertig  aus  dem 
Osten  empfing  und  nur  weiterbildete.  Die  eine  Art,  welche  die  Archäo- 
logen jetzt  als  geometrischen  Stil  zu  bezeichnen  pflegen, 9  beruht,  wie 
schon  S.  227  auseinandergesetzt  ward,  darauf,  dass  der  ganze  Gegenstand 
oder  eine  ausgesparte  Abteilung  mit  regelmässig  sich  entsprechenden  Orna- 
menten überzogen  wird.  Dazu  eignen  sich  in  erster  Linie  nur  die  Zu- 
sammensetzungen von  geraden  Linien,  Kreisen  und  Punkten.  Figuren  sind 
dabei  nicht  ausgeschlossen,  aber  entweder  sinken  sie  dabei  durch  Umstili- 
sierung  zu  reinen  Ornamenten  herab  (z.  B.  Reihen  von  Pferden,  Hirschen, 
Rehen,  wilden  Ziegen,  Reitern)  oder  sie  dienen  nur  dazu,  metopenartig 
ein  Viereck  zu  füllen,  weshalb  der  Künstler  sie  oberflächlich  ohne  Versuch 
der  Naturtreue  behandelt.  Zu  diesem  System  findet  man  vielfache  Ana- 
logien; die  geometrischen  Ornamente  sind  ja  überall,  auch  bei  „Natur- 
völkern* verbreitet.  Ganz  von  selbst  kann  ein  systematisch  angelegter 
Zeichner  gelegentlich  aus  denselben  eine  Zeichnung  geometrischen  Stils 
erzielen.  Ebenso  ergibt  sie  sich  in  Geweben  und  bei  einfachen  Wand- 
malereien ganz  natürlich.  Was  sodann  die  eingemischten  Figuren  anlangt, 
bietet  ein  Teil  der  „mykenischen''  Vasen  und  der  Inselsteine  die  nächsten 
Analogien.  Einen  ausgeprägt  orientalischen  Charakter  hat  der  zweite 
Stil,  welchen  Löwen,  Stiere  und  Eber,  sodann  Sphinxe  und  ähnliche 
Mischgestalten  kennzeichnen;  von  den  Pflanzen  gehören  Lotus,  Palme 
(Palmette)  und  Rose  (Rosette)  zu  ihnen.  Auch  hier  erscheint  das  Ganze 
wohl  komponiert,  aber  auf  Grund  der  Einteilung  in  übereinander  gereihte 
Streifen  (Zonen).  Auch  die  Motive  dieses  Stiles  haben  wir  schon  in  der 
vorhergehenden  Periode  gefunden,  jedoch  in  der  Regel  nur  vereinzelt;  die 
streifenförmige  Anordnung  hat  jedenfalls  babylonischen  Ursprung.  Von 
Figuren  passt  am  besten  die  Tiere  bändigende  Göttin,  der  Löwenwürger,  das 
Gesicht  der  Göttin  von  Qadesch  oder  irgend  ein  Schreckbild  herein.  Wir 
nennen  diesen  Stil  orientalisierend,  ohne  dem  ersten  den  orientalischen 
Ursprung  abzusprechen.  Endlich  ist  eine  Mischung  beider  Arten  sehr 
wohl  denkbar,  kommt  aber  ziemlich  selten  vor.  Wir  könnten  auch  noch 
eine  dritte  Manier  unterscheiden,  die  in  letzter  Listanz  auf  die  Metall- 
gefasse  der  Kefti  (S.  471)  zurückgeht  und  sich  auch  nur  in  Metall  und 
dessen  Nachahmung  gehalten  hat.  Seine  Eigentümlichkeit  besteht  darin, 
dass  auf  den  Rand  oder  den  Rücken  des  Gerätes  Figürchen,  am  passend- 
sten Vögel,  aufgesetzt  werden;  gemäss  ihrer  omamentalen  Bedeutung 
sind  die  Formen  nur  skizziert.  Die  vorhergehende  Periode  hatte  die  ersten 
schüchternen  Versuche  geliefert.^)  Hier  ist  nicht  bloss  der  homerische 
Becher  Nestors,')  an  dessen  Rande  Tauben  sitzen,  sowie  der  von  Greifen- 
köpfen überragte  Mischkrug  der  Samier,  sondern  auch  manches  Fund- 
stück ^)  einzureihen.    Besondere  Hervorhebung  verdient  wegen  der  nörd- 


^)  Helbio,  A.  47,  221  ff.;  Bküvk,  griech. 
Kunstgesch.  S.  53  ff.  Ober  den  ürsprang 
BöHLAV,  Jahrb.  2,  846  ff.  (Holzschnitzerei) ; 
Schneider,  Ber.  d.  sächs.  6eB.  1893»  68 
(Stickerei). 

*)  Becher  von  Mykene:  Sohlibkantt, 
Myk.  F.  346;  vgl.  Hblbio,   d.  hom.   Epos 


S.  «371  ff. 

»)  IL  ^  632  ff. 

*)  Greifen-  und  Tiervorderteile  aus 
Olympia:  FctbtwIngler,  Olympia  IV  S.  119  ff.; 
Fibel  mit  Vogel  darauf,  ausEamiros:  Psbbot 
III  F.  594. 


Kap.  TL    Die  iw«ite  orientalU«r«Bde  Periode  der  Weltgesohlchte.    (§  327.)    547 


liehen  Analogie  das  fahrbare  Opfergefäss  von  Krannon,  auf  welchem  zwei 
Raben  sassen.^) 

Beginnen  wir  mit  dem  geometrischen  Stil,  so  deuten  ihn  die  homeri- 
schen Oedichte  durch  die  mit  Nägeln  geschmückten  Waffen  und  Stäbe  und  die 
Schilde  der  Heroen  an.*)  Bei  letzteren  lag  ja  die  Einteilung  in  konzentri- 
sche Ringe  und  deren  Besetzung  mit  Buckeln  ganz  nahe.  Besser  erhalten  ist 
das  keramische  Material.  Die  « geometrischen  Vasen''  nehmen  sich  trotz 
der  einfachen  Muster  durch  die  feine  Harmonie  des  gelblichen  glatten 
Thones  und  der  braunen  Omamentfarbe  sehr  geschmackvoll  aus.^)  In  Er- 
mangelung von  Inschriften  ist  es  schwer,  die  Fabriken  zu  lokalisieren.  Zur 
Zeit  Psammetich's  I.  waren  sie,  wie  die  Funde  von  Naukratis  zeigen,  schon 
ausser  Gebrauch.^)  Dort,  wo  die  bemalten  Oefässe  nicht  bloss  in  die 
Oräber,  sondern  auch  auf  dieselben  gestellt  wurden,  verwendete  man  na- 
türlich mehr  Sorgfalt  darauf  und  mehrte  den  Figurenschmuck,  so  dass 
z.  B.  auf  sehr  grossen  Exemplaren  ein  feierliches  Begräbnis  oder  irgend 
ein  mit  den  Erlebnissen  des  Verstorbenen  zusammenhängendes  Ereignis, 
z.  B.  eine  Seeschlacht  dargestellt  wird;  aber  von  einer  eigentlichen  Malerei 
können  wir  kaum  reden.  Die  schattenspielartigen  Schemen,  welche  Men- 
schen und  Tiere  bedeuten  sollen,  haben  ihre  nächsten  Verwandten  an 
ägyptischen  Hieroglyphenbildem.*)  Wir  haben  hier  noch  immer  eine  Art 
Hausindustrie  vor  uns:  Der  Mann  formt  den  Topf  und  die  Frau  bemalt 
ihn ;  nur  die  Grösse  des  Topfes  macht  einen  Unterschied.  Da  jene  Grab- 
vasen im  altathenischen  Friedhofe  vor  dem  Dipylon  mehr  als  anderen  Orts 
zu  Schau  standen,  nennt  man  diese  vorgeschrittene  Art  der  geometrischen 
Vasen  am  liebsten  Dipylonvasen;^)  eine  von  ihnen  trägt  denn  auch  eine 
attische  Inschrift.^)  Ein  kyprisches  Exemplar  weist  in  seinen  Spiralen- 
reihen einen  Nachklang  der  vorigen  Periode  auf.^)  Ähnliches  kennzeichnet 
die  böotische  Abzweigung  des  geometrischen  Stiles.^)  Der  Dipylonstil 
kann  mit  seinen  bescheidenen  Mitteln  dem  pompösen  und  frappierenden 


0  FüSTWAKGLEB,  Meisterwerke  S.  259 
m.  Abb.;  Antigon.  mirab.  15. 

*)  Besonders  TL,  M29AS,  (versohiedeDe 
Erklärongen  bei  Hblbio,  hom,  Epos  S.  -380  f.); 
aucb  annlöa  ouqtaXosaaay  II.  X  111.  Bron- 
zen geometrischen  Stiles  verzeichnen  Hrlbio, 
B.  1875  p.  135—6  o.  d.  hom.  Epos  8.  379  ff.; 
FuRTWAHGLBB,  Bronzefondo  S.  lOff. ;  s.  Caba- 
PANOS,  Dodone  T.  49,  16-18.  21;  Qoldband 
von  Korinth:  AZ.  42  Sp.  106  ff.  T.  7  (vgl. 
Studniczka,  Rom.  Mitt.  6,  256  f.). 

')  CoiTZB,  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad. 
64,  505  ff.  73,  221  ff.  (farbige  Probe  T.  8); 
Lbnobmakt,  Qa.  1879  p.  197  ff.;  Hibschfeld, 
A.  1872, 131  ff.  m.  T.  I  K  u.  M.  IX  39.  40;  in 
y erbindang  mit  Henkelkrenzen  Jhst.  11, 175. 

*)  Auf  Sizilien  kommen  sie  in  den  äl- 
testen Gräbern  von  Fnsco  nnd  Megara  vor. 
An  der  Fran^oisvase  ist  eine  Amphora  im 
Hochzeitszag  abgebildet. 

^)  Im  Orient  kommt  der  Stil  vereinzelt 
vor:  Holzmalerei  aas  Ägvpten:  Ath.  Mitt  13, 
302  m.  Abb.;  CylinderT^  1892,  H  38  Nr. 
70  (mit  babyl.  Inschr.);  Fubtwanglbb,  AZ. 


1885,  142. 

•)  M.  9,  39.  40.  55;  A.  1878,  311  f.  1880, 
133;  Ath.  Mitt  6,  112;  Hibschfbld,  A.  1872 
(s.  A.  2)  u.  Hist  u.  phil.  Aufs.  E.  Cur- 
tius  gewidmet  S.  335;  Bekkdorf,  griech. 
u.  siciL  Vasenb.  T.  11,  5;  GcTRTnjs,  arch. 
Bronzerelief  aus  Olympia  T.  3,  4.  5 ;  Fubt- 
wInoleb,  Bronzefdnde  aus  Olympia  S.  9  ff. 
19  u.  Beschr.  d.  Vasensamml.  S.  32  f.  Nr.  275; 

E.  Ebokeb,  Jahrb.  1,  95  ff.;  zur  Zeitbestim- 
mung nach  der  Form  der  Schiffe  Assmanm, 
Jahrb.  1,  315  f.;  Pbbnicb,  Ath.  Mitt.  17, 285  ff. 
Die  Elagefrauen  der  bekannten  Yase  sollten 
wirklich  nackt  sein;  das  gehört  zur  höchsten 
Trauer  (vgl.  die  Geschichte  bei  Polemon 
physiogn.  68).  —  1891  wurden  an  der  Pi- 
räusstrasse  wieder  viele  gefunden. 

T  GIA.  IV  492  a  =  Ath.  Mitt.  6,  107; 
Phot.  des  arch.  Inst,  Ath.  Mus.  136. 

>)  Cbsnola,  Cyprus  T.  29  =  Pbbbot  III 

F.  514  u.  9.;  Import  nach  Mubbat  u.  Dükm- 
LBB,  Athen.  Mitt.  13,  302. 

»)  BöHLAU,  Jahrb.  1888,  352  f.;  Fubt- 
wIngleb,  Beschr.  Nr.  65. 

35  • 


548  KlasaiBohe  KmiBtarchäologie.    IL  Geaohiohte  der  alten  Kunat. 

orientalischen  Stil  nicht  die  Wage  halten.  Es  wird  wohl  ein  Eompromiss 
zwischen  beiden  versucht,  welcher  durch  eine  Anzahl  Yasen  bekannt  ist; 
dass  er  in  Attika  stattfand,  beweisen  die  Funde  der  Gräber  von  Phaleron 
und  eine  Vase  mit  altattischer  Inschrift J)  Weitere  Folgen  hatte  dieser 
Versuch  nicht.  In  Phokaia  dagegen  ging  die  geometrische  Dekoration  mit 
einem  älteren  Motiv  (Masken  z.  B.  der  Göttin  von  Qadesch)  eine  Verbin- 
dung ein,^)  wozu  die  nach  den  Vasen  (S.  557)  zu  besprechenden  Sarkophage 
Analogien  bieten.  Ganz  vergessen  wurde  der  geometrische  Stil  nicht, 
sondern  er  hielt  sich  vereinzelt  noch  zur  Zeit  des  Kontrastes  von  Bot  und 
Schwarz.*) 

Weit  grössere  Ausdehnung  fand  die  orientalisierende  Dekorations- 
weise, auf  welche  die  Epen  ebenfalls  wiederholt  Bezug  nehmen.  Hieher 
gehören  Agamemnons  Schild  und  die  Gewandnadel  des  Odysseus ;  figuren- 
reicher waren  Pandora's  Geschmeide^)  und  der  Schwertriemen  des  Herakles 
in  der  Nekyia.'^)  Einen  chronologischen  Richtpunkt  gibt  uns  die  Nachricht, 
dass  der  Chier  Glaukos  für  Alyattes  einen  eisernen  Dreifussuntersatz  goss, 
an  welchem  er  erhabene  Tiere  und  Pflanzen  anbrachte.  ^)  Auch  in  den 
erhaltenen  Metallarbeiten  herrscht  der  unverfälschte  orientalische  Geschmack 
vor.  Von  der  Gattung  der  Schalen,  die  anderwärts  so  schöne  Exemplare 
hinterlassen  hat,  blieben  freilich  nur  ein  paar  Bronze-  oder  Kupferschalen.  ^) 
Dafür  haben  wir  aber  die  S.  544  angefahrten  Prachtschilde  aus  der  idäi- 
schen  Grotte,  sodann  eine  ganze  Reihe  von  ausgeschnittenen  Blechen,  die 
auf  Holz  aufgeheftet  wurden.^)  Kleinere  Metallbleche  empfingen  Stempel 
aufgedrückt;  so  ergaben  die  Ausgrabungen  von  Kamiros  Goldbleche  mit 
Kentauren  oder  geflügelten  Göttinnen.®)  Ausser  solchen  Fabrikarbeiten 
blieb  wenig  alter  Goldschmuck  übrig.  ^^)  Im  Formen  von  dekorativen  Me- 
tallfiguren war  der  Orient  ebenfalls  Vorbild ;  man  braucht  nur  den  in  Thon 
imitierten  Dreifuss  von  Tanagra^^)  oder  die  Spiegelstützen  anzusehen.  Die 
eherne  Spiegelscheibe  trugen  ja  mehrmals  unbekleidete  Astartefiguren; ^^) 
erst  gegen  das  Ende  der  Periode  traten  griechisch  bekleidete  Frauen  an 
ihre  Stelle.  ^  3)    Die  Gravierung  in  Metall  brachte  einen  figurierten  Panzer 


')  AZ.  1885  T.  2;  Ath.  Mitt.  6  T.  3; 
RoHDBN  S.  1945  f.;  Phaleronkaxmen:  Duxont- 
Chaplain,  c^ramiques  p.  101  ff.  und  Ra.  n. 
8.  19,  263  ff.;  BöBLAU,  Jahrb.2,44ff.;  Rohden 
S.  1947. 

•)  Ratet,  bist.  F.  26. 

')  Amphora  im  athenischen  National- 
museum. 

*)  Schild:  II.  A  24  ff.;  Gewandnadel: 
Od.  T  225  ff.;  Pandora:  Hesiod.  Theog.  581  f.; 
Xsßtji  dy&efiosis  JI.  A  885;  vielleicht  auch 
goldene  Fische  in  einem  Gefäss  (Titano- 
machia,  Aihen.  7,  277  d}. 

^)  Od.  X  609  ff.  (sicher  interpoL'ert, 
aber  wann?).  Das  Wort  ^ig>og  selbst  ist 
semitisch. 

")  Hegesandros  bei  Athen  5,  210  c. 

^)  Aus  Olympia  in  Athen  mit  Darstel- 
lungen aus  einem  orientalischen  Kulte,  in  der 
Mitte  Sternblume  (aramäische  Inschrift) :  Cor- 
pus inscr.  Sem.  IT  T.  8,  112;   Eumvo,  puni 


pia  IV  T.  52;  Berliner  Abguss;  Fragment, 
mit  Frauenreigen  aus  der  Zeusgrotte:  Museo 
di  ant.  class.  II  3  T.  9,  3;  s.  auch  Am.  J. 
IV  T.  19. 

')  Silber:  aus  Olympia:  FurtwIholeb, 
Bronzen  S.  57 ;  Bronze,  aus  Olympia :  S.  544  f. 
A.  7;  aus  Kreta:  A.  1880  T.  T,  s.  Mn.cBHÖFEB, 
Anfänge  S.  168  f.;  Athen :  Ath.  Mitt  12, 124 
(argiyisch  oder  korinthisch). 

»)  AZ.  1869  S.  110  ff.;  Saizmakv,  Kami- 
ros T.  1;  s.  auch  Ra.  1863  II  T.  10. 

*o)  Aus  Korinth :  AZ.  1884  T.  8.  9.  10. 

")  LöscHCKB,  AZ.  1881,30  ff.  T.  3—5; 
Ornat  der  ephesischen  Artemis  mit  geflügel- 
ten oder  ungeflQgelten  Stiervorderteilen 
(Benvdobf,  Heroon  S.  66). 

")  Verzeichnis  von  FübtwIkoleb  in 
Roschers  Lexikon  I  Sp.  408.  Spiegel  aus 
Hermione :  Flasch,  Verb.  d.  Münchner  Phil.- 
Vers,  S.  256  ff. 

^')  S.  dens.  Sp.  411;  Lb  Bas,  mon.  fig. 


sehe  Steine  T.  40;  Pbrbot  III  F.  550;  Olym-  I  T.  107,  2;  AZ.  33  T.  14, 1  (mit  2  Sphinxen; 


Kap.  Tl.    Die  sweite  orienUUuerende  Periode  der  Weltgeeohiolite.    (§  327.)    549 


zu  Stande.  ^)  Der  Hauptort  der  Metallarbeit  dürfte  in  dieser  Periode  Argos 
gewesen  sein,^)  während  Inschriften  aramäische  und  pseudoägyptische  Vor- 
bilder gewährleisten.^) 

Wir  wollen  hier  kurz  einflechten,  dass  Gemmen  sehr  verbreitet  ge- 
wesen sein  müssen;  dies  setzt  nämlich  die  solonische  Verordnung  voraus.^) 
Im  übrigen  scheint  unter  den  Tjrrannen  von  Samos  eine  besondere  Blüte 
dieses  Zweiges  stattgehabt  zu  haben ;  denn  abgesehen  von  dem  berühmten 
Ring  des  Polykrates,  heisst  Py thagoras  Sohn  des  Steinschneiders  Mnesarchos. 
Es  scheint  ja,  dass  auf  den  Inseln  ein,  wenn  auch  schwacher  Faden  die 
vorige  Periode  mit  der  jetzigen  verband.  Vorläufig  wenigstens  wagen  wir 
es  nicht,  eine  sichere  Epochengrenze  zu  ziehen ;  sicher  gehört  zur  jüngeren 
Gruppe  doch  wohl  der  Perseusstein.^)  Manche  weisen  Berührungspunkte 
mit  den  ältesten  Münzen  auf.^)  In  den  ärmlicheren  Zeiten  des  HeUenen- 
tums  machte  man  diese  Gemmen  aus  Fayence,  Glas  und  Bein  nach.'') 
Dass  babylonisch-assyrische  Gylinder  Vorbilder  abgaben,  scheinen  Funde  zu 
sichern.^)  Durch  den  Verkehr  mit  Ägypten  kommen  Skarabäen  ins  Land 
und  finden  häufig  Nachahmung.*)  Die  ägyptischen  Gartouchen  passen  voll- 
kommen zu  der  Zeit,  denn  der  auf  Rhodos  gefundene  Scarabaeus  von 
Cheops  gehört  zu  den  Imitationen  der  saitischen  Periode.  ^^)  Phönikischer 
Import  scheint  ebenfalls  erwiesen,  ^^  und  schliesslich  treffen  wir  die  nord- 
syrische Gruppierung  der  Götter  und  heiligen  Tiere.  1*)  Steine  mit  sorg- 
fältigen Zeichnungen  altertümlichen  Stils,  die  zuweilen  eine  Inschrift  be- 
gleitet, sind  nicht  selten.  ^^)  Doch  hörte  die  alte  Sitte,  in  die  Platte  des 
Goldringes  selbst  ein  Siegelbild  einzugraben,  nicht  auf.^^) 

um  wieder  an  die  Metallarbeiten  anzuknüpfen,  so  ergänzen  unser 
Material  die  zahlreicher  erhaltenen  Terrakotten.  Den  ausgeschnittenen 
MetaUblechen  entsprechen  die  «melischen  Thonreliefs"  (S.  545),  1^)  von 
denen    die    orientalisierenden    (z.  B.  S.  545,  6)    noch    in    diese    Periode 


Nr.  3  gefälscht);  Fribdbbiobs,  kleine  Eonat 
S.  19.  24  f.;  AZ.  39,  24  f.;  eine  Altere  in 
Breslaa  (Rom.  Mitt.  3,  65  A.  1);  Duxont  et 
Chaplain,  c^ramiques  T.  31.  32;  ans  Aigina 
B.  1830  p.  94.  —  Mehrere  Standspiegel  hei 
MiOHONi  Mon.  grecs  Nr.  19  (1891),  darunter 
Nr.  1  nicht  rund,  sondern  ansgeeohnitten; 
fiher  solche  Reliefs  Bch.  11,  360  f. 

>)  Bei  Olympia:  Bch.  VII  T.  1. 

«)  S.  544  f.  A.  7;  'Agyeitj  xvh^  Simon. 
Am.  27 ;  »Qvrijg  'AgyoUxog  4,  152. 

>)  Aramäisch  s.  S.  548,  7;  Silberplatte 
mit  imitierten  Hieroglyphen,  auf  Rhodos:  B. 
1860,  97;  ebenso  Goldplatte  aus  Fusco  (Si- 
cilien):  Bch.  17,  215. 

*)  Diog.  Laert,  1,  57. 

')  MiLCHHÖFBR,  Anfänge  S.  84  (die  Deu- 
tung steht  allerdings  nicht  fest);  Prometheus? : 
das.  S.  89. 

^)  RossBAOH,  AZ.  41,  324. 

^)  Von  den  beiden  ersten,  aus  Kamiros 
in  London  (Guide  27  ff.)  und  Berlin ;  von 
Bein,  aus  Melos:  Ross,  laselr.  3,  21. 

")  Ztsch.  f.  Assyr.  1,48;  AZ.  4,311; 
xvhy&Qog,  xvhydQiaxog  im  Schatz  von  Dolos : 


Bch.  6, 123. 

*)  Vom  Heraion:  Waldstbin,  excava- 
iions  p.  4  f.;  sonst  z.  B.  B.  1840,  140.  1839, 
104.  1875,  135.  A.  1837,  144. 

'^)  Heuzbt,  catal.  des  figurines  p.  213; 
von  Tekeloth  IL  (um  800):  Jahrb.  1,  126. 

>»)  B.  1875,  41. 

^')  JlttnadonovXog ,  nsoiygag^ij  ixtimüt- 
fjuxTfoy  a^jifataiy  a<pQttyidoM&(oy  Nr.  28. 

")  Gadbs,  impr.  4  Ap.  35.  44;  Scara- 
baeen:  A.  1837  p.  44;  B.  1840, 140  f.;  Impr. 
d.  Inst.  5,  18  =  Gadeb,  cl.  3  A  118  (Berlin 
Nr.  3622,  vgl.  FxtbtwIitglbb,  Roschers  Lex. 
I  Sp.  2198).  Scarabaeen  von  Fayence  lieferte 
Rhodos;  s.  auch  IlanadonorXog,  negiyQtttptj 
ixtv7tiafiär(oy  agx^^^^  a<pgayi^oU&toy  Nr.284; 
Lenormaitt,  cultures  primitives  1,  353.  (Die 
tanagräische  Genune  AZ.  1874  S.  157  dürfte 
aus  dem  Perserkrieg  stammen). 

^^)  Ring  mit  Trage! aphos,  einst  in  Dolos: 
Bch.  6,  123;  B.  1861,  213  u.  s.  w. 

'^)  Verzeichnet  bei  Schöbe,  griech.  Re- 
liefs S.  59  ff. ;  eine  im  Louvre :  Hetdekann, 
Pariser  Antiken  S.  35 ;  vgl.  Rossbagh,  griech. 
Antiken  S.  20  ff. 


550 


Klaasiflohe  Ennstarohäologie.    IL  OMohiohte  d«r  alten  Emist. 


heraufreichen  dürften.  Die  getriebenen  Gefösse  bildet  man  meistens  sehr 
primitiv  nach,  indem  rote  oder  bräunliche  Farbe  des  gebrannten  Thones 
das  Kupfer  wiedergibt  und  vor  dem  Brennen  ein  Bollcylinder  oder  ein 
Model  das  gleiche  Bild  so  oft  in  den  Thon  eindrückt,  bis  der  ganze  Leib 
umzogen  ist.  Diese  Kunst  scheinen  besonders  die  Insulaner  des  Ost-  und 
Westmeeres  geübt  zu  haben,  ^)  weshalb  die  Ornamentik  viele  Jahrhunderte 
lang  Anklänge  an  die  der  vorigen  Periode  bewahrt.')  Über  die  meist 
rohen  und  kunstlosen  Arbeiten  erheben  sich  einige  mit  grösseren  Figuren 
ausgestattete  Vasen,  die  erst  neuerdings  bekannt  wurden,  weit.  Aus 
Böotien  kam  eine  Reliefvase,  ^)  welche  zwei  Streifen  mit  Tieren  und  oben 
das  Bild  einer  Göttin,  das  zwei  Frauen  mit  einem  Gewände  zu  bekleiden 
scheinen,  zwischen  zwei  aufgerichteten  Löwen  aufweist.  In  Athen  befindet 
sich  ein  Trinkhom  mit  grossem  geflügeltem  weiblichem  Dämon  und  Ro- 
setten.^) Den  Übergang  zu  den  bemalten  Vasen  machen  natürlich  die 
Vasen  mit  bemalten  Reliefs.  Darüber  kann  kein  Zweifel  obwalten, 
dass  Teile  von  Figuren,  z.  B.  am  Halse,  Henkel  oder  eine  dämonische 
Maske  im  Grunde  (wie  der  gehörnte  Kopf  der  Phineusschale),^)  an  ver- 
schiedenen Vasen  in  Relief  gearbeitet  sind ;  dagegen  pflegt  der  nicht  regel- 
mässig, sondern  nur  zuweilen  erscheinende  Höhenunterschied  zwischen  den 
bemalten  Figuren  und  dem  Grunde  natürlichen  Prozessen  zugeschrieben 
zu  werden.^)  Wie  sehr  jedenfalls  die  Malerei  von  den  Relief vasen  ab- 
hängt, das  hat  neuerdings  wieder  eine  farbige  Nachbildung  jenes  böoti- 
schen  Reliefgefässes  uns  vor  Augen  geführt.  7)  Doch  das  Verhältnis  von 
Flachrelief  und  Malerei  geht  die  Technik  an.  Hinsichtlich  der  Dekoration 
aber  entwickeln  sich  zahlreiche  Spielarten.  Wir  beginnen  natürlich  mit 
der  einfachsten,  deren  Schmuck  n  u  r  in  den  oben  aufgeführten  Elementen 
der  orientalischen  Dekoration  besteht.  Die  aus  gelblichem  Thon  gefertigten 
Gefässe  (zumeist  bauchige  Vasen)  haben  um  den  Leib  —  eventuell  in 
mehreren  Zonen  —  BUder  von  reissenden  Tieren,  Sphinxen  und  anderen 
Schrecken  einflössenden  Wesen.  Die  Grundfarbe  der  Malerei  ist  Schwarz, 
dessen  Einförmigkeit  durch  rote  oder  violette  Lasurfarben  unterbrochen 
wird.  Früher  nannte  man  diese  zuerst  in  Etrurien  beobachtete  Gattung 
tyrrhenische  Amphoren.  Neuerdings  haben  sich  in  Naukratis  viele 
Exemplare  in  zwei  Entwicklungsstadien  gefunden  (S.  493  f.).  Ausserdem 
sind  jetzt  mehrere  Bronzeoriginale  mit  Tierreihen  bekannt,^)  so  dass  auch 
hier  die  Erfindung  Metallarbeitern  zuzuschreiben  ist.  Unter  orientalischem 
Einflüsse  stehen  aber  so  zahlreiche  Spielarten,   dass  wir  zunächst  wieder 


0  PoiTiEB,  Boh.  12,  491  ff.  m.  1  Abb. 
u.  Mon.  grecs  U  54  f .  Nr.  14-^16  (A.  1885 
—  88) ;  MiLGHflÖFEB,  Anflüige,  passim.;  Kyme, 
Kamiros  und  Sicilien :  B.  1875, 98  f.;  Atnen : 
B.  1875,  137;  Ereiria:  Phoi  d.  Inst.  18; 
Sparta:  Lebas,  mon.  fig.  105  (Ath.  Mitt.  2, 
318,  19);  Sicilien:  Kbkxtl^,  Terrakotten  aas 
Sic.  T.  55.  56  S.  50  f.;  Mon.  ined.  1,  761  f. 
m.  Abb.;  Löschokx,  AZ.  1881  S.  44;  oma- 
mental anf  Kreta:  KQtjjMai  aqx^^^'^V^^i 
T.  17. 

')  Z.  B.  Schalen  von  Megara:  Duhoht 


et  Gbapladi,  c^ram.  T.  30.  31.  33  (hier  und 
3  auch  Rosetten  im  Felde).  40. 

»)  *Ed,  1892  T.  8,  oberer  Teil  vergrös- 
sert  T.  9. 

^)  Nachbildung  in  Würzburg. 

»)  BöHLAU,  JÄrb.  2,  34. 

^)  S.  dagegen  Sittl,  die  Phineusschale 
und  andere  Vasen  mit  bemalten  Reliefs, 
Würzburg  1892. 

')  'S«.  1892  T.  10. 

^)  M.  5,  25  =  MiHHBViivi,  mon.  di  Barone 
T.  A.  B;  vgl.  y.  Duhn,  A.  1879, 132  ff. 


Kap.  TL    Die  iweite  orientalinerende  Periode  der  Weltgeeohiolite.    (§  827.)     551 


Hauptklassen  scheiden  müssen.  Wir  sehen  auf  der  einen  Seite  Vasen, 
welche,  wie  die  oben  beschriebenen,  ganz  im  Stile  der  neuen  Zeit  gear- 
beitet sind,  auf  der  anderen  dagegen  solche,  welche  Elemente  der  vorigen 
Epoche  bewahren,  zum  Teil  sogar  auf  den  ersten  Blick  dieser  zugerechnet 
werden  könnten.  Nach  der  politischen  Geschichte  dürfte  es  kaum  einem 
Zweifel  unterliegen,  wie  diese  zwei  Hauptklassen  sich  zu  den  Ländern 
griechischer  Nation  verhalten.  Aus  der  alten  Zeit  behaupten  sich  Jonier, 
Äolier,  Athener  und  einige  auf  den  Inseln  sesshafte  Yölkersplitter ;  von 
Achäem  und  Arkadiem  können  wir  in  der  Kunstgeschichte  absehen.  Dies 
ist  das  natürliche  Gebiet,  wo  die  «Inselsteine',  Spiralen,  hethitische  Mas- 
ken u.  dgl.  wenigstens  einige  Jahrhunderte  noch  fortdauern  können.  Der 
neue  Stil  dagegen  schickt  sich  für  Dorier,  Böotier  und  die  von  diesen  ab- 
gezweigten Kolonisten.  Den  Anfang  bilden  natürlich  die  Vasengattungen 
der  ersten  Klasse,  welche  wenigstens  in  ihrer  Frühzeit  der  zweiten  Klasse 
zeitlich  vorangehen  müssen.  Da  ist  zunächst  eine  kleine  Gruppe  von 
Prachtamphoren,  welche  man  nach  Melos  zu  benennen  pflegt;')  zu  ent- 
scheiden ist  die  Frage  der  Herkunft  nicht,  da  Inschriften  fehlen.  Das 
Vorbild  gaben  grosse  Bronzeumen,  deren  Farbe  der  gelbliche  Überzug 
nachahmen  will;  daher  ist  auch  vieles  mit  einem  Grabstichel  eingeritzt. 
Die  Ornamente,  unter  denen  mächtige  Spiralen  vorherrschen,  überziehen 
das  Ganze.  Aber  auf  der  Schulter,  oft  auch  am  Halse  werden  schon 
Plättchen  mit  Figuren  aufgemalt;  ich  sage  Plättchen,  denn  die  Einrahmung 
und  die  Zerlegung  durch  Borten  stammen  von  den  oben  besprochenen 
Metallplättchen.  Vielleicht  ist  der  Ursprung  dieser  Vasen  weiter  östlich 
zu  suchen,  da  die  phokäische  Kolonie  Massalia  analoges  bietet.^)  Auf 
Kreta  finden  wir  verschiedene  Gefässe,  die  mit  ihren  aufdringlichen 
Pflanzenmotiven  an  kyprische  Ware  erinnern')  und  eine  Fortsetzung  der 
alten  Inselkeramik  darstellen ;  die  eigentlichen  Figuren  leiden  unter  dieser 
Pflanzenliebhaberei.  Attika  ist  hier  wegen  der  berühmten  schwarzfigurigen 
Amphora  vom  Hymettos  zu  nennen ;  ^)  obgleich  bereits  das  ganze  Gefass 
mit  drei  Reihen  Figuren  bemalt  ist  und  unten  einen  Pantherfries  hat, 
finden  wir  doch  noch  die  Spiralen  im  Felde  und  die  schlanken  Formen  des 
alten  Stiles.  Böotien  hinwiederum  lieferte  ein  schwarzfiguriges  Gefass, 
welches  das  Polypenomament  bewahrt.^)  Noch  manche  Fabrik,  die  wir 
bisher  nicht  benennen  können,  ist  nur  durch  ein  einziges  oder  ein  paar 
Gefösse  vertreten.  Wir  nennen  z.  B.  die  Phineusschale,^)  welche 
zwischen  die  obscönen  Bilder  der  Aussenseite  rote  Spiralensysteme  ein- 
flicht. Die  echten  Inschriften  gestatten  vollen  Spielraum  innerhalb  des 
Verbreitungskreises  des  jonischen  Lambda;  aber  die  Palme  mit  dem 
Weinstock  ist  ganz  babylonisch  (S.  447,  10),  der  gehörnte  Kopf  in  der 
Mitte  zwar  damals  schon  weit  verbreitet,  aber  des  gleichen  Ursprunges. 
An  der  Phineusschale  sind  die  Figuren  und  der  nicht  für  diese  ausgesparte 


^)  ConzB,  melische  Thongefässe ,  Lpg. 
1862,  iP.;  DvxoNT,  c^ram.  fasc.  3,  213  ff.; 
Ratbt  et  CoLLiGNcm,  c^ram.  gr.  T.  2.  3. 

»)  ßch.  1884, 188  ff.  T.  13. 

»)  Obsi,  iirneT.  1  =  PbbbotVIF.  169.490. 

*)  Berlin  Nr.  56  (Jahrb.  II  T.  5 ;  Bau- 


meisters Denkm.  3,  1949).  S.  anob  Nr.  3  des 
Mnseo  Gregoriano. 

^)  FüBTWANOLEB,  Boscbr.  Nr.  1650. 

•)  Pbot.;  Abb.  M.  X  8  (Izmenbüd)  unge- 
nflgend. 


552 


ElassiBohd  Konstarohäologie.    n.  OeBohiohte  der  alten  Kimst. 


Raum  mit  schwarzer  Farbe  überzogen  (ebenfalls  von  Hause  aus  babyloni- 
scher Geschmack).  Dieselbe  Manier  begegnet  auf  einer  Gruppe  von  haupt- 
sächlich in  Italien  und  Naukratis  gefundenen  Ge&ssen,  die  wir  vorläufig 
„kyrenäisch"  nennen  wollen.^)  Von  gelbweissem  Parbgrund  heben  sich 
die  schwarzen  Figuren  mit  einigen  roten  Einzelheiten  ab.  Am  besten  ge- 
kannt ist  die  Arkesilasschale,^)  welche  angeblich  eine  Scene  aus  dem 
Silphionhandel  von  Eyrene  imter  Aufsicht  des  Königs  Arkesilas  ü.  (um 
550)  darstellt;  thatsächlich  sehen  wir  ein  Schiffsverdeck,  wo  eben  die 
Diener  eines  Arkesilas  Waren  abwägen  und  in  den  Schiffsraum  schleppen. 
Die  Scene  spielt  in  einem  afrikanischen  Hafen;  Arkesilas  bringt  eine 
nubische  Katze,  einen  Affen  und  seltene  Vögel  nach  Hause  mit.  Das 
Alphabet  der  Inschriften  kann  für  spartanisch  gelten,  lässt  also  die  Wahl 
zwischen  Lakonien,  Kreta  (?),  Thera  und  Kyrene,  abgesehen  von  dem  ge- 
mischten Naukratis.  Nur  die  ältesten  Vasen  dieser  Gruppe,  deren  Kolorit 
in  dunkeln  Figuren  auf  weisslichem  Grund  besteht,  haben  Berührungs- 
punkte mit  den  älteren  Inselvasen,  z.  B.  das  Knüpfomament  und  Spiralen,') 
die  jedoch  bald  in  die  orientalischen  Pflanzenvoluten  übergehen  oder  sich 
gewisseimassen  zersetzen.^)  Die  Omamentreihen  und  Feldfüllungen  der 
zweiten  Klasse  dringen  überhaupt  mächtig  ein,  spielen  aber  nur  die  zweite 
Bolle  nach  den  figürlichen  Darstellimgen,  sodass  diese  Gattung  den  passend- 
sten Übergang  zwischen  den  beiden  Klassen  darstellt. 

Man  sieht,  dass  die  alten  Motive  nur  kümimerlich  in  Fabriken  von 
verhältnismässig  kurzer  Dauer  oder  geringem  Exportgebiet  fortvegetierten. 
Die  Zukunft  aber  gehörte  den  planvollen  Dekorationen,  welche  durch  orien- 
talische Metallwaren  und  sonstigen  Import  den  Griechen  vertraut  wurden. 
Rhodos,  der  Knotenpunkt  des  alten  Levantehandels,  konnte  hier  nicht 
fehlen.  Die  jüngeren  Gräber  von  lalysos  und  die  Nekropole  von  Kamiros 
(S.  97)  lehrten  eine  lokale  Vasengattung  kennen,^)  wo  auf  gelblichem 
Grunde  mit  rot-  oder  schwarzbraunroter  Farbe  die  im  Orient  üblichen 
Ornamente  (namentlich  über  dem  Fusse  ein  Kranz  spitziger  Blätter  und 
nahe  dem  Bande  eine  Mäanderborte  oder  ein  Flechtband)  und  die  eben- 
dort  omamental  verwendeten  Tiere  und  Mischwesen  ohne  Phantasie,  aber 
mit  geometrischem  Stilgefühl  aufgemalt  sind.  Die  vierflügelige  Medusa, 
welche  Tiere  würgt, ^)  darf  man  jenen  omamentalen  Ungetümen  zurechnen. 


^)  Zuerst  gruppiert  von  Lösghoks,  de 
basi  qnadam,  Dorpat  1879  S.  12  ff. ;  für  ky- 
renäisch  erklärt  von  Püohbtein,  AZ.  1880, 
185  f.  1881,  215  ff.  T.  10-13;  Pottieb  bei 
Dumont  et  Chaplain,  c^ramiqnes  I  293  ff. 
400;  Sttjdniczka,  Eyrene  S.  1  ff.;  Pottibe, 
Beb.  17,  226  ff.  Jetzt  fanden  sieb  ancb  in 
Naukratis  Scherben  (Naucratis  I  T.  8.  9; 
Studniczka,  Eyrene  F.  10.  18);  Cboil  Sxith 
lässt  sie  dort  gefertigt  sein. 

^)  M.  1,47;  Jahn,  Ber.  d.  säcbs.  Ges. 
1867  S.  94  ff.  T.  4,  8;  farbig  bei  Babelon, 
cabinet  des  ant.  T.  12. 

')  Enflpfomament,  wie  einst  auf  Ereta 
(S.474):  AZ.  1881  T.  10,  3;  Masneb,  Samml. 
S.  14  F.  9;    Spiralen:  an  dem  Baum  einer 


Scbale  aus  Naukratis,  Studniozka,  Eyrene 
S.  18. 

*)  Auf  frübattiscben  Vasen  (Jahrb.  11 
T.  3.  4  =  Bbttnn,  Eunstgescb.  S.  132.  138) 
und  einer  Pbaleronvase  (Lau,  d,  griecb.  Vasen 
T.  7,  1  =  Bbunn  S.  134). 

»)  M.  Napol.  III  T.  52-58;  W.  Fboeh- 
NEB,  deux  pemt.  de  vases  gr.  de  la  n^crop. 
de  Eamiros,  Paris  1871,  f.  m.  3  T.;  Cbcil 
Smith,  Jbst.  5,  220  ff.  T.  40—43.  6,  371  ff.; 
Teller  von  Eamiros:  Salzmann  T.  53;  Verb, 
d.  Phil. -Vers,  zu  Hannover  1864;  Pithos  von 
Eamiros:  Salzmann T.  39;  Jahrb.  1886, 134 ff. 
(geometrisch).  186  ff.  (orientalisch) ;  Vase  von 
Ealymnos  Jhst.  8,  447  F.  2. 

«)  Jhst  1885  T.  59. 


Kap.  VI.    Die  sweite  orientaliaierende  Periode  der  Weltgeeohichie.    (§  827.)     553 


Nur  selten  erst  und  schüchtern  entnimmt  der  Maler  seinen  Stoff  der 
Heldensage.^)  Diese  rhodischen  Vasen  sind  bereits  z¥rischen  Gypem  und 
Etrurien  verbreitet.  Etwas  neues  bringt  der  Euphorbosteller ;  ^)  sdlerdings 
sehen  wir  einen  ganz  typischen  Kampf  von  zwei  Hopliten  über  der  Leiche 
eines  Gefallenen,  während  der  leere  Raum  mit  linearen  und  religiösen 
Ornamenten  wie  übersät  ist,  abgr  von  den  melisch^  Bildern  unterscheiden 
jenes  die  beigesetzten  Namen  (Menelas,  Hektor,  Euphorbos).  So  tritt  denn 
das  Bild  mit  dem  Ansprüche  auf,  für  mehr  als  ein  höheres  Ornament,  für 
eine  eigens  zu  betrachtende  Malerei  zu  gelten.  Ähnliche  runde  Gefasse 
mit  weissem  Malgrund,  welche  durch  konzentrische  Kreise  gegliedei-t 
werden,  kommen  nicht  bloss  auf  Rhodos,  sondern  auch  in  Naukratis  vor.^) 
Gerade  das  Ostgebiet  des  Hellenismus  war  reich  an  ähnlichen  Bestrebungen, 
über  die  wir  bisher  nur  ungenügendes  Material  haben.  Am  schwarzen 
Meer  fanden  sich  („pontische*)  Vasen,*)  welche  der  rhodischen  Art  nicht 
ferne  stehen.  Auch  in  Ilion  hat  man  ähnliche  Scherben  entdeckt.^)  Andere 
werden  als  kleinasiatisch  ^)  oder  als  jonisch  *)  bezeichnet.  Eine  Vase  von 
Tanagra  hat  einen  Tierstreifen  auf  dem  Deckel  und  am  Leibe  Genrebilder 
in  Rahmen.^)  Die  Epigraphik  bringt  nur  in  wenigen  Fällen  Hilfe.  Das 
älteste  Gefäss,  auf  dem  der  Töpfer  seine  Firma  beisetzt^)  —  dargestellt 
ist  die  Blendung  Poljrphems  und  eine  Seeschlacht  — ,  hat  ein  so  sonder- 
bares Alphabet,  dass  selbst  über  den  Namen  des  Verfertigers  AqiCTovo^og 
(sie)  gestritten  wird.*®)  Dafür  weisen  uns  die  Inschriften  drei  Centren  der 
Vasenmalerei  nach,  nämlich  Korinth,  eine  chalkidische  Gegend  und  Attika, 
wozu  man  noch  Böotien  fügen  mag. .  Nicht  durch  Inschriften ,  sondern 
durch  stilistische  Zusammenhänge  verknüpft  man  eine  Gruppe  von  Lekythoi 
und  anderen  kleinen  Gefässen,*i)  welche  auf  hellem  Grunde  bräunliche  imd 
rötliche  Omamentreihen  (z.  B.  spitze  Zacken)  und  meistens  Streifen  der 
im  Orient  beliebten  Tiere  mit  Einschluss  der  Jagdhunde,  hin  und  wieder 
auch  phantastische  Wesen*')  haben.  Füllomamente  sind  nur  vereinzelt. 
Alles  ist  flüchtig  gemalt  und  durchaus  omamental  gehalten ;  von  den  Dar- 
stellungen menschlicher  Figuren  ^^)  dürften  daher  nicht  alle  zu  dieser 
Gruppe  gehören  oder  doch  nur  späte  Ausläufer  sein,  namentlich  das  Bild 
von  Herakles'  Kentaurenkampf.  ^^)    Da  jene  einfache  Vasenart  sehr  weite 


>)  Berlin  Nr.  3917  (Perseus  allein). 

')  Ans  Eamiros:  Salzmaitk  T.  53;  Conzb, 
Verh.  d.  Phil.- Vers,  in  Hannover  1864;  Bau- 
xnsTBB  S.  730.  Die  Inschriften  sind  in  argivi- 
Bchem  Alphabet.  (Erbtsobmkb,  Vaseninschr. 
S.  6  ff.) 

•)  Z.  B.  Naucratis  II T.  1 1,  2;  vgl.  Smith, 
Jhst.  11,  177  ff.  Aach  hier  bemerkt  man 
Reste  von  Spiralen:  Jhst  YIII  T.  79  S.  120 f. 
(mit  Kopf  verbanden!). 

^)  Kanne  von  Eertsch:  CR.  1870  S.  177  ff. 
T.  4;  AA.  6, 18. 

'')  ScHLiEMAinr,  Bios  Nr.  1432. 1434. 1436. 

•)  C.  Smith,  Jhst  1,  180  ff. 

')  M.  VI  15.  VI/ VII  T.  78;  vgl.  Klein, 
Enphronios  ^  72  f.;  Jonische*  Schalen  ans 
Rhodos:  Jhst.  1884  T.  40-43,  vgl.  Dümmleb, 


Rom.  Mitt.  3, 162  A.  1. 

^)  SoHSEiDBB,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1893, 
62  ff.  m.  T.  3. 

»)  M.  IX  4;  A.  1869,  157  ff.;  Klbiw,  Mei- 
stersign.  »27  f. ;  Wiener  VorlegeW.  1888 
T.  1,  8. 

^^)  'AQi<ntav  6  K{a{io)g  nach  Dümmleb, 
Ugutjoyo^os  nach  v.  Wilamowitz  (Hermes  22, 
118,  1),  vgl.  Kaldtka,  Ath.  Mitt.  17,  113. 

^»)  AZ.  41, 153  ff.  T.  10;  Smith,  Jhst  11, 
166  ff.;  AA.  1888,  247  U.Ö. 

»«)  Jhst  11,  179. 

»»)  A.  1877.  37  ff.  T.  CD2;  Jahrb.  1887 
T.  2,  3;  Jhst  XI T.  1.  2  (Hopliten  und  Reiter) 
(der  Hals  hat  die  Form  eines  Löwenkopfes). 

•*)  AZ.   1883   Sp.  155  ff.    T.  10;    Bau 
meistere  Denk.  F.  2094. 


554 


Klaiwiaehe  Kniuitarcliftologie.    IL  Gesohlohte  der  alten  Kunst. 


Verbreitong  fand  und  ihre  Beste  vom  ägäischen  Meere  bis  zu  den  ober- 
bayerischen  Seen  zerstreut  sind,  kann  man  mit  Sicherheit  den  Ursprungs 
nicht  feststellen.  Der  Name  protokorinthisch^)  widerspricht  sehenden 
Sprachregeln.  Betrachten  wir  die  Verbreitungssphäre,  so  kann  nichts  so 
wahrscheinlich  erscheinen,  als  dass  die  Fabrik  Sicilien  oder  Unteritalien 
angehört.^)  Wenden  wir  uns  nun  zu  den  echten  korinthischen  Gefässen 
(S.  186).  Sie  erinnern  mit  ihrem  manclmial  in  das  Grüne  spielenden 
Bronzeton  und  den  braunen  oder  schwärzlichen  Malereien')  an  rhodische 
Gefässe,  indem  sie  orientalische  Dekorationselemente,  namentlich  Tierfriese, 
in  strenger  Komposition  vereinigt  zeigen;  aber  besonders  bezeichnend  ist 
die  Abneigung  gegen  leere  Stellen,  alles  winmielt  von  Rosetten  und  ande- 
ren Ornamenten.  Vögel,  Eidechsen,  Schlangen  und  ähnliche  kleine  Tiere 
spielen  dieselbe  Rolle,  was  sich  manchmal  sehr  seltsam  ausnimmt;  die 
Wahl  dieser  Tiergattungen  scheint  aber  etwas  nach  Mystik  oder,  wenn 
man  will,  Aberglauben  zu  schmecken.  Als  Entwicklungsstufen  (die  sich 
freilich  nicht  regelmässig  ablösten,  sondern  eine  Zeit  lang  neben  einander 
hergehen  mochten)  dürften  folgende  aufzustellen  sein :  Zuerst  übernehmen 
die  Töpfer  die  orientalischen  Streifen  von  Tieren,  unter  denen  Panther, 
Adler  und  Eulen  vielleicht  auf  kleinasiatische  Vorbilder  weisen  möchten, 
wenn  nicht  die  Eule  der  Atheneverehrung  ihren  !Platz  verdankt ;  den  Tieren 
stehen  die  Mischwesen  des  Orients  und  die  tierbändigende  Göttin  in  der 
Ornamentik  gleich.  Diese  Typen  überkommt  man  fertig  und  wiederholt 
sie  mechanisch.  Das  nächste  war  die  Einführung  von  Genrebildern,  welche 
zwei  Hauptseiten  des  altgriechischen  Patrizierlebens  schildern,  die  Männer 
gerüstet  zu  Fusse  oder  zu  Pferd  und  die  ausgelassenen  Tänze  der  Diony- 
sosfeste.^)  Diese  Figuren  werden  mit  breitem  Pinsel  skizziert,  haben  aber 
vor  den  korrekteren  Tierbildem  grössere  Frische  voraus.  Indem  man 
jenen  typischen  Badern  Namen  der  Heldensage  beischreibt,  gelangt  man 
zu  Heroendarstellungen,  welche  in  der  jüngeren  Entwicklung  die  Tierfriese 
gegen  den  Fuss  oder  an  den  Hals  des  Gefasses  zurückdrängen.  Wie  die 
korinthischen  Vasenmalereien  mit  Heroenbildem  zu  gruppieren  seien,  be- 
darf noch  einer  genaueren  Untersuchung.  Die  Inschriften  einer  erheblichen 
Anzahl^)  verbürgen  allerdings  den  korinthischen  Ursprung;  nichtsdesto- 
weniger brauchen  nicht  alle  übrigen  gerade  in  Korinth  angefertigt  zu  sein, 
sondern  es  kommt  z.  B.  gleich  die  korinthische  Kolonie  Kerkyra  (S.  186) 
in  Frage.  Und  dann,  Korinth  war  gross  und  bot  Spielraum  für  viele 
Fabriken  und  verschiedene  Manieren.  Die  eine  Vase  kün  aus  den  Händen 
eines  Töpfers,  die  andere  von  einem  professionsmässigen  Maler.  Timönidas, 
den  wir  schon  als  Maler  einer  Votivtafel  kennen  lernten,  hinterliess  auch 
eine  Vasenmalerei,'*)    worin  er  sich  von   dem  Töpferbrauche,   alle  leere 


')  AZ.  1883  8. 153  f. 

^)  Chalkidiscli  nennt  sie  Dümxler  (Jahrb. 
1887  S.  18  ff.)  nach  Hblbig's  Vorgang  (Itali- 
ker  S.  84  ff. ;  A.  1877,  406).  Nach  Korinth 
setzt  sie  auch  Sioth  (Jhst.  11,  173  ff.).  Die 
Funde  am  Aphroditetempel  von  Aigina  führen 
vielleicht  auf  die  rechte  Spur. 

*)  Farbige  Tafel  (5)  bei  Kaybt-Coujgkon, 
bist,  de  la  oäram. 


*)  Z.  B.  FüBTWiKGLEB,  Bescht.  Nr.  1054 
-60. 

^)  Paul  Kbetsohmbb,  Ztsch.  f.  vergl. 
Sprachf.  29  (1887)  S.  152  ff.  Eine  Inschrift 
ist  sikyonisch  (s.  dens.,   Vaseninschr.  S.  50). 

<")  Aus  KleonaiAZ.  1863  T.  175.  Ausser- 
dem nennt  sich  Chares:  AZ.  1864  T.  184; 
Wiener  Vorlegebl.  1888  T.  1. 


Kap.  VI.    Die  sweite  orientaliaieronde  Periode  der  Weltgeeohiöbte.    (§  827.)    555 


Felder  auszufüllen,  emanzipierte.  Weiters  kommt  die  lange  Dauer  dieser 
Yasengattung  in  Betracht.  Die  Paläographie  ^)  beweist,  dass  noch  in  vor- 
geschritteneren Zeiten  die  Fabrikation  fortdauerte.  Aus  diesen  verschie- 
denen Gründen  erhellt,  dass  die  erhaltenen  Vasen  stilistisch  in  mehrere 
Arten  sich  scheiden;  wir  haben  flott  mit  breiten  Strichen  hingeworfene 
Farbenskizzen,  Filigranarbeiten  wie  die  kalydonische  Jagd  auf  der  sogen. 
Dodwellvase ')  und  korrekte  etwas  steife  Zeichnungen  nach  Art  der  alt- 
athenischen Vasen.  Ähnliche  Vasen  sind  nach  Ausweis  der  Inschriften  in 
Athen  selbst  verfertigt  worden.^)  Von  den  „pseudokorinthischen''  Gefässen 
sehen  wir  ab,  weil  sie  unter  Etrurien  (§  330)  zur  Sprache  kommen  werden.  Der 
entwickelten  historischen  Malerei  gehören  bereits  die  schwarzen  Bilder  der 
chalkidischen  Vasen  an,  von  denen  ein  Teil  jonische  Beischriften  in 
chalkidischem  Alphabete  trägt.  ^)  Diese  Gattung  hat  einen  festen  oma- 
mentalen Rahmen,  n&mlich  am  Halse  ein  breites  Band  aus  Lotos  und 
Palmetten  und  über  dem  Fusse  nach  dem  Strahlen-  oder  Blattkranze  eine 
Art  Moiräeband.  Auch  die  Darstellungen  selbst  können  durch  schmale 
Omamentstreifen  eingefasst  sein.  Der  Orient  hat  noch  da  und  dort  in 
Füllomamenten  und  Flügelwesen  seine  Spuren  hinterlassen,  aber  die  Haupt- 
sachen werden  ohne  Schablone,  so  gut  es  eben  der  Maler  kann,  gezeichnet 
und  die  kleinen  Züge  von  denkender  Beobachtung  des  Lebens  (z.  B.  die 
Darstellung  der  Gebärden)  erwecken  Sympathie.  Bevor  wir  Athen  be- 
sprechen, seien  hier  noch  die  altböotischen  Vasen  mit  schwarzen  Fi- 
guren eingeschoben.  Die  Existenz  einer  lokalen  Schule  ist  durch  die 
Firmen  der  Töpfer  Gamedes,  Menaidas  und  Theozotos  konstatiert.^)  Böo- 
tien  bleibt  aber  auf  dem  Standpunkt  des  Handwerkerdilettantismus. 

Die  Autochthonen  von  Athen  scheinen  lange  Zeit  der  neuen  Richtung 
ziemlich  abhold  gewesen  zu  sein.  Dadurch  hatte  Athen,  weil  es  zuletzt 
in  den  Wettstreit  eintrat,  den  Vorteil,  die  Errungenschaften  der  Anderen 
benützen  zu  können  und  ohne  die  Vorurteile  langer  Gewohnheit  weiter  zu 
bilden.  Zwischen  dem  Dipylonstile  und  der  neuen  Richtung  liegt  keine 
bestimmte  Manier,  sondern  die  verschiedenen  StUe  mischen  sich  bunt. 
Nachdem  wir  bereits  die  Phaleronkannen  (S.  547)  und  die  Amphora  vom 
Hymettos  (S.  551)  erwähnt,  bleiben  uns  einige  Vasen,  für  welche  noch 
kein  passender  Name  gefunden  ist;  man  nennt  sie  vorläufig  „früh- 
attisch^    oder   gar    „protoattisch*^.^)      Euer  beobachtet  man   Dipylonstil, 


^)  CoLUTz,  Dialektinschr.  3129.  3135. 
3137. 3146.  Vgl.  DüMOKT,  peint.  c^ram.  p.  23. 

')  Lau,  d.  griecb.  Vasen  T.  3;  Bbxtvn, 
Ennstgesch.  1,  148  u.  5. 

*)  HoLWBBDA,  Jahrb.  4,  237  ff. 

*)  Yeneichnet  bei  Abivbt,  Stodien  S.  16; 
anderes  fiigen  ans  stilistischen  Gründen  dieser 
Gruppe  bei  Elion,  Enphronios  S.  64  ff.;  Stud- 
niczKA,  Jahrb.  1, 87  ff.;  FubtwXnolbb,  Beschr. 
1670—2  u.  Nachtr.  zn  1722.  Eine  vollstän- 
dige Sammlung  (bearbeitet  von  Löschckb) 
b^itet  das  deutsche  archäol.  Institut  vor. 
Photographien  aus  dem  Gabinet  des  möd. 
von  Giraudon  I  T.  19-26.  II  54.  55;  vgl. 
auch  Cecil  Smith,  Jhsi  5,  220  ff.  T.  40—43 


(T.  41  Spirale  und  Enospe  mit  einer  Stuhl- 
lehne verbunden);  Inschriften:  Ebbtsohmeb 
S.  62  ff. 

^)  Elbiüt,  Vasen  mit  Meistersignaturen 
S.  »30  f.;  EL  cor.  III  84;  G.  d.  b.-a.  1875 
I  S.  303;  Beb.  1878,  548;  Jahrb.  I  T.  2; 
BerlinNr.  2116— 22.  4019—20;  Wowefbu), 
A A.  8,  63  f. ;  Ebbtsghvbb  a.  0.  S.  52  ff.  228. 

•)  BöHLAU,  Jahrb.  2,  33  ff.;  Ath.  Mitt. 
15. 325  ff.  T.  10—12  (Vasen  von  Vurvä: 
Tiere  und  Flügelwesen,  T.  10  Eteste  von  Spi- 
ralen); das.  17,  205  ff.  T.  10  (Mischung  aller 
3  Elemente);  Couvb,  Bch.  17,  25  ff.  T.  2.  3; 
Bbnndobf,  griech.  u.  sicil.  Vasenb.  T.  54, 
1.  2;  Vase  von  Burgen  M.  X  481  k;  Lebea 


556 


XlaBsiflohe  Eanstarohäologie.    n.  Gesohiohte  der  alten  KcuiBt. 


orientalische  Tiere,  Flügelwesen  und  FüUomamente ,  drittens  aber  Reste 
von  mykenischen  Motiven.  Aus  diesem  Tjrpenschatze  stellen  die  Töpfer 
nach  ihrem  Belieben  Bilder  zusammen.  Das  Prinzip  aber,  aus  welchem 
ein  neuer  Stil  erwuchs,  war  koloristischer  Natur.  Die  Athener  führen  ver- 
möge des  ausgezeichneten  Thones  ihrer  Gegend  den  Gegensatz  von  Rot 
und  Schwarz,  nächstdem  den  von  Schwarz  oder  Rot  und  Weiss,  scharf 
durch.  Die  schwarzfigurige  Dekoration  der  bereits  auf  mehrere  Tausend 
sich  belaufenden  altattischen  Vasen  —  dass  sie  attisch  sind,  bezeugen  bei 
vielen  Schrift  und  Sprache  der  Inschriften  —  repräsentiert  nicht  eigent- 
lich einen  einheitlichen  Stil.  Da  die  grosse  Masse  dieser  Vasen  binnen 
etwa  70—80  Jahren  (600—520)  für  die  Ausfuhr  hergestellt  wurde,  ent- 
stammt sie  einem  fabrikmässigen  Betriebe.  Sehr  viele  Vasen  sind  denn 
auch  mit  gleichgiltiger  Routine  hergestellt,  zahlreiche  andere,  worunter 
die  meisten  der  in  Attika  verbliebenen,  flüchtige  Pinseleien ;  zu  den  erste- 
ren  zählen  die  panathenäischen  Preisamphoren,  deren  Inschrift  tov  AO'c* 
ved^ev  ad'Xov  freie  Ausfuhr  sicherte.*)  Die  besseren  Arbeiten,  vor  allem 
die  sehr  grossen  und  die  grossfigurigen  Gefässe,  müssen  erst  ausgesondert 
und  stilistisch  behandelt  werden;  es  ist  jedoch  bezeichnend,  dass  kein  ein- 
ziger Vasenmaler  sich  nennt,  sondern  nur  der  Besitzer  der  Töpferei,  mit 
Ausnahme  des  Sakonides  oder  Zakonides,  welcher  für  verschiedene  Töpfer 
arbeitete.')  Exekias  gibt  ausdrücklich  ein  paar  Mal  an,  dass  er  nicht  bloss 
Fabrikant,  sondern  auch  Maler  des  Gefässes  sei.')  Sonst  kennen  wir  das 
Kompagniegeschäft  des  Elitias  und  Ergotimos,  dann  den  jedenfalls  aus 
Ägypten  stammenden  Amasis,  dessen  Maler  zierliche  Kleinarbeit  liefern,^) 
Taleides,  Kolchos^)  und  manchen  „Kleinmeister*.  Technisch  steht  Sophilos 
für  sich,  welcher  z.  B.  die  weisse  Farbe  unmittelbar  auf  den  Grund  auf- 
setzt.^) Aus  der  Werkstätte  der  beiden  erstgenannten  ging  die  berühmte 
grosse  Vase  in  Florenz  hervor,  welche  Franfois  bei  Chiusi  fand.^)  Das 
figm*enreiche  Gefäss  gehört  jedenfalls  in  die  Frühzeit  der  athenischen 
Vasenmalerei.  An  den  Henkeln  erblickt  man  die  löwenwürgende  Göttin 
und  über  dem  Fusse  einen  Fries  von  Tieren  im  orientalischen  Geschmacke ; 
auch  den  Kampf  der  Pygmäen  und  Kraniche  darf  man  zu  den   orientali- 


aus  Aigina,  mit  athenischer  Inschrift  AZ. 
1882  T.  9/10. 

^)  Eine  knnstgeschichtliche  Würdigung 
dieser  Vasen,  die  bis  gegen  das  Ende  des 

4.  Jahrhonderts  (nachweislich  bis  313,  siehe 
Ratet,  hist.  S.  140  f.)  gefertigt  worden,  fehlt 
noch;  der  Stil  variiert  stark  (vgl.  z.  B.  in 
Ratet's  histoire  S.  135  mit  S.  139).  Ver- 
zeichnet von  Stbfhani,  CR.  1876,  22  ff.;  Nach- 
träge bei  Urliohs,  Beiträge  S.  31  ff.  T.  11 
— 15;  vgl.  Hauseb,  nenattische  Reliefs  S. 
159  f.  Über  die  Verwendung  zum  Schmuck: 
Athen.  5,  199  d. 

')  Belege  bei  Klein,  Meistersignaturen 

5.  '33  ff.  72  ff.;  Dümont  et  Chaplain,  c^ram. 
5,  339  ff.;  in  neuester  Zeit  wurden  mehrere 
Inschriften  gefunden,  z.  B.  *Ed,  1888  T.  12; 
JsXxlot^  1889,  64.  1890,  49. 

*)  Gbbhabd,  AV.  T.  49.  107.  206.   etr. 


u.   camp.  Vasen  T.  12.  D  4.  5  (M.  2,  22) 
BEmnMEF,   griech.  u.  sie.  Vasen  T.  30,  11 
Wiener  Vorlegebl.  1888  T.  5—7.   Fragment 
seines  Sohnes  Nearchos:    Wiener  Vorlegebl. 

1888  T.  4,  2. 

*)  Mehrere  Bilder  phot  bei  Gibaüdok, 
vases  jpeints  I  T.  30.  31;  Wiener  Vorlegebl. 

1889  1\  3.  4;  Ra.  TIT  13,  31  ff.;  vgl.  AA.  1893 
S   83  f 

*)  Wiener  Vorlegebl  1889  T.  5,  1.  4— 
6.  1,2. 

•)  Ath.  Mitt.  1889  T.  1;  Wiener  Vor- 
legebl. 1889  T.  2,  3. 

')  Einzig  brauchbare  Abbildung  in  den 
Wiener  Vorlegebl.  1888  T.  1—5,  aber  noch 
nicht  ganz  genügend ;  vgl.  Behndorf,  Arch.- 
ep.  Mitt.  15,  45  f.  17,  72;  fiber  die  Motive 
s.  Abthub  Sohneidbb,  Verh.  d.  Sachs.  Ges. 
1891  S.  207  ff. 


Kap.  TL     Die  xweite  orientaliaiereiide  Periode  der  WeltgeBohiohte.    (§  327.)    557 


sehen  Elementen  rechnen,  ebenso  erinnert  ein  Silen  an  das  babylonische 
Vorbild.  Eine  Fülle  von  Inschriften  begleitet  die  sorgsam  gezeichneten 
Figuren  von  Menschen  mid  Tieren  \md  zwar  nicht  bloss  Namen,  sondern 
auch  Appellativa  wie  ,Amme'',  , Altar'',  , Brunnen',  sogar  «Hydria''  und 
,Sitz'.  Die  Häufigkeit  der  Beischriften  begegnet  auch  später  noch,  während 
in  flüchtigen  Arbeiten  oft  sinnlose  Inschriften  beigesetzt  sind;  manchmal 
stehen  die  Worte  der  Sprechenden  aufgemalt.  Die  orientalischen  Elemente 
nehmen  inmier  mehr  ab,  sind  jedoch  gelegentlich  noch  zu  finden,  i)  Neger 
weiss  man  charakteristisch  zu  zeichnen.^)  Wir  stehen  eben  in  einer  Zeit, 
wo  z.  B.  ein  Selon  sich  zu  langem  Aufenthalt  nach  Ägypten  begab.  Der 
Dionysoskult  macht  sich  durch  die  freigebige  Verwendung  von  Epheu- 
ranken  und  Rebzweigen  fühlbar,  welche  in  den  Händen  vieler  Personen 
zu  sehen  sind  und  nur  einen  omamentalen  Zweck  erfüllen.  Dass  der  Adel 
Athens  die  Bestrebungen  der  heimischen  Töpfer  begünstigte,  bezeugen  die 
sogenannten  Lieblingsinschriften  (xaXog  . .  . .),')  worin  Namen  aus  den 
besten  Familien  begegnen ;  nicht  des  Meisters,  sondern  des  Bestellers  Liebling 
wird  genannt,  so  dass  es  sich  fragt,  ob  man  mit  Recht  die  Wiederkehr 
eines  Namens  benützt,  um  sämtliche  so  beschriebene  Vasen  einem  Meister 
zuzuschreiben.  Athen  hat  mit  diesen  Malereien  alle  übrigen  Töpferorte 
aus  dem  Felde  geschlagen;  Etrurien,  Eampanien  und  Sicilien  nahmen  die 
meisten  Arbeiten  auf,  nach  griechischen  Plätzen  ging  vorläufig  noch 
wenig.^)  Welchen  Weg  die  attischen  Vasen  nach  Mittelitalien  nahmen, 
verkünden  die  bei  dem  jonischen  Skylletium  in  Bruttium  gefundenen  athe- 
nischen Münzen  des  6.  Jahrhunderts.^)  Von  sich  aus  war  die  Vasenmalerei 
kaum  entwicklungsfähig,  aber  sie  empfing  von  der  eigentlichen  Malerei 
(S.  537  ff.)  Anregungen,  wenn  auch  selten  ein  ordentlicher  Tafelmaler  sich 
zum  Vasenschmücken  herabgelassen  haben  dürfte.  Diese  Entvricklung  voll- 
zog sich  aber  keinesfalls  ausschliesslich  auf  griechischem  Boden;  trägt 
doch  eine  von  den  Vasen,  welche  einem  behelmten  Eriegerkopf  gleichen, 
ffieroglyphen.*) 

Bei  der  bemalten  Keramik  ist  nicht  zu  vergessen,  dass  die  Töpfer 
auch  Särge  anzufertigen  hatten.  Bemalte  Thonsärge  kennt  man  bisher 
allerdings  nur  aus  Elazomenai  und  Rhodos.^)  Auf  weissem  Malgrunde  ist 
mit  gelber  Farbe  gezeichnet  und  die  Zwischenräume  mit  Rot  ausgefüllt. 
Streifen  mit  Tieren  und  Sphinxen,  Flechtbänder  und  eingerahmte  Büsten 


0  Z.  B.  Vogel  mit  Menscfaenkopf ,  an 
einer  Vase  des  l^ekias  (Gbrhabo,  AV.  107); 
dann  die  Osirisangen  zom  Schatze  gegen  das 
böse  Auge;  Medusa  mit  vier  Flügeln:  Vase 
des  Amasis  Nr.  4;  Tierfries:  Gebhabd,  AV. 
122/3;  £1.  c^ram.  I  65  a  =  M.  3,  44-5 
n.  s.  w.;  hieher  gehört  die  S.  548  erwfthnte 
DreifossTase. 

«)  Gkrhabd,  AV.  207. 

>)  WsBinoKB,  d.  griech.  Vasen  m.  Lieb- 
lingsnamen, Berlin  1890 ;  Elbih,  d.  gr.  V.  m. 
Lieblingsinschriften,  Denkschr.  d.  Wiener  Ak. 
XXXIX  (1890);  vgL  Studkiczka,  Jahrb.  2, 
159  f. 

*)  Z.  B.  DuMONT  et   Chaplain,   cäram. 


p.  30  f.;  Samml.  Sabonroff  T.  48, 2 ;  Colutz, 
Dialektinschr.  Nr.  8164. 

»)  Ga.  8,  207. 

•)  Hbuzby.  Ga.  1880,  145  f.  T.  20  und 
figurines  de  terre  coite  T.  7,  2  (Pisbbot  III 
F.  484). 

')  Jhst.  4,  10  ff.  T.  31;  zwei  aas  Klazo- 
menai:  A.  1883,  168  ff.;  M.  11,  53.  54;  Ant. 
Denkm«  I  T.  44—6  (zum  Dolonsarkophag 
Studniczka,  Jahrb.  5,  142  ff.);  Probe  in  Bau- 
meisters  Denkm.  S.  853;  Fragmente  im 
Louvre:  Beb.  14,  876  ff«  T.  2;  Salzxakn,  Ea- 
miros  T.  28;  zur  Beurteilung  DOmmleb, 
Rom.  Mitt  3, 162  ff.;  S.  Rbinaoh,  Ra.  1883 
I  248  ff. 


558 


XlasBisehe  Kunstaroliäologie.    tl.  dMohlehte  d«r  alten  Kmuit. 


mnten  ungriechisch  an.  Heroenmythen  fehlen,  denn  Kämpfe  und  Wagen- 
rennen bleiben  innerhalb  des  Genres.  Die  Särge  sind  schlecht  gebrannt, 
weshalb  das  Bot  stellenweise  schwarz  wurde,  und  Zeichnung,  wie  Malerei 
flüchtig,  wodurch  die  Bilder  jünger  aussehen  als  sie  doch  wohl  sind.^) 

Die  schwarze  Buccheroware  beschränkt  sich  fast  auf  Rhodos')  und 
Sicilien,  so  dass  man  an  der  einheimischen  Herkunft  zweifeln  möchte, 
allerdings  tragen  Funde  von  Naukratis  lesbische  Inschriften  und  mehrere 
Exemplare  gelangten  an  .die  Ufer  des  schwarzen  Meeres ;')  Ornamente 
wurden  mit  weisser  Farbe  aufgemalt.^)  Die  Fundberichte  zeigen  die 
Buccherogefässe  mit  „protokorinthischen*  und  besonders  korinthischen 
Vasen  vereinigt. b)  Die  zahlreichen  Smaltgegenstände,  welche  sich  in 
griechischen  Gräbern,^)  am  häufigsten  freilich  auf  Rhodos  fanden,  sind  ohne 
Zweifel  samt  und  sonders  Importware  aus  Ägypten  und  Phönicien,  wie 
auch  ihre  Fayencenachahmungen.'')  Ausnahmsweise  geriet  eine  orienta- 
lische Muschel  mit  Gravierung  nach  Griechenland.^)  Von  Elfenbein  war 
bereits  die  Rede,  doch  auch  Homschnitzereien  fanden  auf  Rhodos  noch 
Abnehmer.^)  In  der  Weberei  herrschten  die  orientalischen  Vorbilder; 
geblümte  Kleider  galten  augenscheinlich  für  die  schönsten  und  sind  darum 
von  den  Vasenmalem  bevorzugt  worden.  Die  Akropolisstatuen  zeigen 
hübsche  Muster  (z.  B.  Reihen  von  Palmetten  und  Lotos)  in  Rot  und  Grfin.^^) 
Die  bedeutendsten  Werkstätten  aber  werden  wir  bei  den  Ostgriechen, 
wenn  nicht  gar  noch  weiter  östlich  bei  den  Barbaren  (z.  B.  den  Lydiem) 
zu  suchen  haben.  ^  ^)  Da  in  dieser  Zeit  auch  die  Männer  goldenen  Schmuck 
im  Haar  und  an  den  Armen  trugen,  muss  eine  griechische  Stadt  an  Fest- 
tagen einen  malerischen  Anblick  geboten  haben.  ^>) 

Wir  wollen  schliesslich  die  Grundzüge  des  Stiles  der  zeichnen- 
den Künste  zusammenstellen,  bemerken  jedoch  zuvor,  dass  sie  vorwiegend 
auf  dekorativen  handwerksmässigen  Arbeiten  beruhen,  und  zweitens  dass  die 
meisten  Erscheinungen  nicht  sympathisches  Mitleid  als  Jugendfehler  einer 
später  hochentwickelten  Nation  verdienen,  sondern  unter  dem  Gesichts- 
punkte eines  Jahrhunderte  alten  Herkommens,  welches  mit  den  sozialen 
Verhältnissen  zusammenhängt  und  darum  auf  allen  Kulturvölkern  gemein- 
sam liegt,  zu  betrachten  sind.  Was  die  Projektion  des  menschlichen  Körpers 
anlangt,  so  kommt  die  altgriechische  Weise  weit  mehr  der  babylonischen 


0  Dass  der  Sarkophag  M.  11, 54  jünger 
und  etwa  um  500  gefertigt  ist,  besi&tigt  die 
Haartracht. 

")  Jhst.  6,  188;  Pottebb,  Bch.  1888,  501; 
Karlsruhe  Nr.  121.  122;  ttber  die  Troas  s. 
ViKCHow,  Verh.  d.  Berl.  Ges.  1882,  49. 

')  AA.  6, 18;  FüBTWANOLEB,  Beschr.  Nr. 
1346  ff. 

*)  Das.  Nr.  1842-8. 

*)  Mon.  ined.  I  Sp.  784  A.  8.  785  A.  2. 

*)  B.  1881, 184  f.;  Glaspasten:  Pebbot 
III  F.  583—41  (doch  kam  ans  Eamiros  nach 
London  auch  ein  Stempel). 

')  Mon.  ined.  1,  882,  1;  Perbot  IIT  T.  5. 
6  (teilweise  mit  Hieroglyphen). 

^)  Tridacna  sqnamosa,  aus  Eamiros  in 
London  (Guide  S.  71  Nr.  8). 


*)  Lowe  mit  imitierter  Eeilinschrift,  ans 
Eamiros  in  Rhodos  (Guide  16). 

10)  Ant.  Denkm.  1,  19,  2  {'Ed.  1887  T.  9); 
*Ed.  1883  T.  8;  Rom.  Mitt.  3,  291  A.  48.  49. 
Breiter  Streif  mit  Tieren  und  Mischwesen, 
an  einer  sehr  alten  Vase  der  Akropolis:  'Ea, 
1883  T.  3 ;  Ähnliches  an  der  Fnmfoisvase 
(Stüdkiozka,  Beitrftge  F.  28);  noch  umfang- 
reichere Fignrenstreifen  in  einem  Thonrelief: 
Studkiczka,  Rom.  Mitt.  6,  253  ff.  m.  Abb. 

1 1)  Purpurnes  /M^d/uaxr^oi^  ans  Phokaia : 
Sappho  44;  bunter  ^atfAf;c  ausLydien:  dies. 
Fr.  19.  Ober  die  Eleideroracht  der  Jonier 
Demokritos  bei  Ath.  12,  526  a. 

»)  Athen.  12,  518e;  Asioefr.  13  E.;  Ath. 
12,  523  d.  526a.  528e. 


Kap.  VI.    Die  iweite  orientaliaierende  Periode  der  Weltgesohiolite.    (§  327.)    559 


(S.  452)  als  dem  Herkommen  Ägyptens  nahe.  Die  Neigung,  die  Brust  mög- 
lichst wenig  zu  verkürzen,  macht  sich  noch  lange  bemerkbar.  Ebenso  ist  es 
mit  dem  Gesichtsprofil ;  en  face  erscheinen,  wie  in  Babylonien,  am  liebsten 
zuerst  die  Köpfe  von  Unholden  (Medusa  oder  Silenen).^)  Das  Auge  zeichnet 
man  nach  altem  Herkonmien  ganz,  also  von  vorne ;  hiebei  tritt  sehr  häufig 
eine  Scheidung  zwischen  Männern  und  Frauen  ein,  welche  in  der  guten 
Sitte  begründet  war.  Während  der  Mann  sein.  Auge  voll  aufschlagen  darf 
und  soll,  ziemt  es  der  Frau,  den  Blick  vor  Fremden  nicht  ganz  zu  er- 
heben, was  das  Herkommen  der  Zeichner  durch  runde  und  mandelförmige 
Oestalt  ausdrückt.  Der  Fuss  macht  den  Zeichnern  anfangs  viel  zu  schaffen; 
mancher  behandelt  ihn  wie  einen  blossen  Übergang  zum  Boden,  indem  er 
die  Sohle  platt  auftreten  lässt  und  den  Fuss  lang  und  dünn  streckt.  Sorg- 
fältigere Zeichner  gaben  gewiss  schon  früher,  als  es  in  der  Vasenmalerei 
geschah,  die  Höhlung  der  Sohle  an.  Dann  kam  das  blosse  Aufsetzen  des 
Ballens,  das  zu  dem  zierlichen  Benehmen  jener  Patrizier  vortrefflich  passte, 
an  die  Reihe.  >)  Die  Bewegungen  sind  oft  nichts  weniger  als  gebunden 
(wir  erinnern  nur  an  die  Tanzbilder),  wohl  aber  schränkt  sie  die  im  Re- 
liefstil begründete  Abneigung  gegen  Verkürzungen  wesentlich  ein.  Von 
Perspektive  ist  noch  keine  Rede;  die  Figuren  stehen  womöglich  neben- 
einander,^) doch  dürfen  sie  sich  schneiden.  Lange  stabartige  Gegenstände 
durchqueren  das  Gesicht  nicht,  sondern  laufen  hinten  vorbei.*)  Die  Tiere 
werden  ebenfalls  nicht  nach  der  Natur  gezeichnet,  sondern  in  der  Haupt- 
sache wie  es  die  Orientalen  seit  langer  Zeit  zu  thun  gewohnt  sind.  Man 
braucht  also  nur  einen  Fuss,  ein  Hom,  ein  Ohr  zu  sehen.^)  An  einem 
zweiteiligen  Ochsenschweif  ^)  hat  wohl  niemand  Anstoss  genommen.  Die 
Landschaft  besteht  höchstens  in  Ranken  (wie  auf  schwarzfigurigen  Vasen), 
einem  Baume  ^)  und  einer  Andeutung  des  fischreichen  Meeres;  für  letzteres 
genügt  manchen  schon  die  ägyptische  Zickzacklinie.^)  Den  landschaft- 
lichen Hintergrund  ersetzt  wenigstens  in  der  dekorativen  Kunst  der  horror 
vacuü  Ornamente  (besonders  Rosetten  und  Hakenkreuze  oder  Variationen 
von  beiden),  Vögel  und  andere  Tiere  füllen,  wie  wir  sahen,  die  leeren 
Zwischenräume.  Dass  auch  die  Inschriften  dekorativ  wirken,  konnten  die 
Griechen  allenthalben  im  Orient  lernen.  Da  aber  ihre  Schrift  noch  nicht 
monumentale  Formen  wie  die  Keilschrift  oder  gar  die  Hieroglyphen  hatte, 
suchten  sie  das  Zierende  in  der  Anordnung ;  die  Lischriften  schlingen  sich 
zwischen  die  Bilder  im  Halbkreis,  einer  Schlangenlinie,  Bustrophedon  oder 
im  Winkel.^)    Stellt   man  Handlungen  dar,  so  setzt  man  diese  in  Be- 

')  Ausnahmen  bei  Ebetschmeb,  Vasen- 
inschr.  S.  57. 

')  Z.  6.  an  YaBen  des  Amasis,  wie  AZ. 
1884  T.  15. 

')  So  ziehen  die  Nereiden  in  der  Ilias 
(£  68). 

*)  Poseidon  anf  Münzen  von  Poseidonia: 
Hbad,  doctr.  num.  S.  67  F.  48. 

^)  Z.  B.  ÜBLioHS,  zwei  Vasen  T.  2a; 
Gerbabd,  AV.  105.  106;  auf  Münzen:  Hbad, 
hist.  numomm  F.  45.  46;  FbikdlIhdeb,  das 
kgl.  Münzkabinet  T.  4,  190.  Über  die  ägyp- 
tische  Stdüsierung   des  Vogelleibes  Conze, 


AZ.  27,  78  ff.  Stilisierte  Schüdkröte  auf  den 
Münzen  von  Aigina:  Hbad  a.  0.  S.  332.  Die 
Pferde  pflegen  im  Passgang  zu  gehen  (Köbtb, 
AZ.  1880,  180). 

')  Z.  B.  auf  der  chalkidischen  Geryo- 
nesvase. 

0  Besonders  an  der  Phinensschale. 

*)  Vgl.  WöTOKAKS,  Landschaft  in  der 
Kunst  der  alten  Völker  S.  112;  Vase  des 
„Aiistonophos"  (S.  553,9);  auf  Münzen  Gba- 
SBB,  Münzen  T.  A  420  b. 

*)  Vgl.  WiLisGH,  altkorinth.  Keramik 
S.  167. 


560 


KlnMJThft  KmistueliAologie.    IL  OeMhlehte  dar  altfln  Koast. 


ziehnng  zu  festen  namenlosen  Typen;  denn  zuerst  kommen  Genrebilder 
z«  B.  eine  Hasenjagd/)  znr  Darstellung^  bis  durch  Inschriften  oder  bild- 
liche Znthaten  eine  bestimmte  Sage  sich  heraus  entwickelt.')  Dies  alles 
sind  Regeln,  welche  sich  die  Künstler  freiwillig  auferlegen;  aber  es  ge- 
schah schon  oben  ein  Hinweis  auf  die  verschiedene  Qualität  der  Arbeit. 
Der  sorgfältige  Zeichner,  der  z.  B.  die  Haare  im  Einzelnen  angab,  wird 
sich  gewöhnlich  mehr  an  die  Regeln  gehalten  haben,  als  ein  halber  Laie, 
der  zu  seiner  Arbeit  vielleicht  nicht  einmal  einen  Tag  brauchte.  Nicht 
durch  Schlottrigkeit,  sondern  durch  die  allmähliche  Lockerung  jener  Fesseln 
wurde  die  Freiheit  der  Kunst  errungen.  Ebensowenig  historische  Bedeu- 
tung kommt  den  Karrikaturenbildem  und  Obscönitäten  zu,  welche  neben 
der  Jambenpoesie  und  den  Satyrdithyramben  einhergehen.') 

Das  Sonderleben  der  nördlichen  Nachbarn  Griechenlands  zu  erkennen, 
bleibt  der  Zukunft  vorbehalten.  Die  wenigen  Denkmäler  sind  streng  ge- 
nommen den  Griechen  zuzurechnen.^) 

Litteratar:  Yersach  einer  Zaaammeiifaasiuig  bei  BsuLi,  llustoiie  de  Fart  grec 
avant  Pericl^s,  Paris  1868,  2.  A.  1870;  Übersichten  von  L.  ▼.  8tbel,  wie  die  Griechen 
ihre  Ennst  erwarben,  Marburg  1892  n.  Ad.  Michaelis,  altatttBche  Ennst,  Strassbnrg  1893; 
aber  die  Plastik  Otebbbck,  Geschichte  der  griechischen  Plastik  Bd.  I^  CoLUoiroH,  histoire 
de  la  scnlptnre  grecqne  Bd.  L;  Vasenmalerei:  BAYBT-CoLuaHOH  and  Millibt  (S.  188);  Bei- 
träge zur  EDnstlergeschichte :  H.  Chbistie,  an  inqoiiy  on  the  early  bist,  of  the  greek 
scolptore,  1832;  H.  Bbühv,  z.  ChronoL  d.  ältesten  griech.  EflnsÜer,  Sitzungsber.  d.  bayer. 
Ak.  1871,  518  ff.;  L.  Usuchs,  d.  Anfinge  der  griech.  EflnsÜergesch.,  Würzbarg  1871  and 
1872;  M.  ZuoKEB,  Jahrbb.  f.  Phil.  135,  785  ff.;  PsTsssEff,  krit  Bemerkungen  zur  ältesten 
Gesch.  d.  griech.  Eonst,  Pr.  y.  Plön  1871 ;  £.  Cübtius,  über  Wappengebrauch  o.  Wappen- 
Stil  im  griech.  Altertum,  Abh.  d.  preoss.  Akad.  1874;  A.  Wagheb,  traitä  d'archM.  com- 
paröe:  la  sculptore  ani  des  mon.  de  TEgypte  et  de  la  Gr^ce,  Paris  1885,  m.  16  T.;  Milch- 
HöFBB,  d.  Anfange  der  Ennst  in  Griechenland,  Lpg.  1883;  Th.  Schmüllieg,  d.  phdnizische 
Handel  in  d.  griech.  Grewässem,  II.  F^gr.  d.  Realgjnm.  Mfinster  1885;  E.  Eeoll,  Stadien 
zur  ältesten  Ennst  in  Griechenland,  Progr.  ▼.  Bamberg  1890;  J.  Lahgb,  4t  s.  les  repr6s. 
de  la  figure  hum.  dans  l'art  primitive  jusqn'ä  Tart  grec  du  Y®  si^le  ay.  JG.,  Ejöbenh. 
1892;  J.  Oyebbeck,  kunstgeschichtl.  Miscellen  1.  Reihe:  Zur  archaischen  Eunst,  Sitzungs- 
berichte d.  Sachs.  Ges.  1892  S.  1  ff.;  Fb.  Saueb,  die  Anfänge  d.  statuarischen  Gruppe,  Lpg. 
1887;  ttber  die  Entwicklung  von  Eunsttypen  Abtbub  Sghnbidbb,  der  troische  Sagenkreis 
in  der  ältesten  griech.  Eunst,  Lpg.  1886  u.  Prolegomena  zu  einer  neuen  Gallerie  heroischer 
Bildwerke,  Lpg.  1890;  zur  Psycnologie  der  alten  Eunst:  Sittl,  die  Patrizierzeit  der  griech. 
Eunst,  Pr.  ▼.  Wflizburg  1892;  zur  GeschicJite:  Busolt,  griechische  Greschichte  Bd.  1';  Ed. 
Mstbb,  Gesch.  des  Altertums  Bd.  n. 

Bevor  wir  auf  Italien  kommen,  muBS  hier  ein  Gebiet,  welches  mit 
den  Griechen  in  der  Beherrschung  Italiens  konkurrieren  konnte,  in  Betracht 
gezogen  werden;  es  sind  die  westlichen  Niederlassungen  der  Phöniker. 

328.  Wenn  auch  die  phantastischen  Vorstellungen  von  der  Ausbrei- 
tung der  Phöniker  immer  mehr  zusammenschrumpfen,  bleibt  doch  wenig- 
stens dies  bestehen,  dass  sie,  vielleicht  im  11.  Jahrhundert  v.  Chr.,  ütica, 
Carthago  und  Gades  gegründet  haben,  auf  welche  sie  die  Silberausfuhr 
Spaniens  und  gewiss  auch  der  Zinnhandel  hinwiesen.  Wie  es  scheint, 
hinderten  Zwietracht  und  die  Übermacht  der  Libyer  lange  Zeit  das  Auf- 


0  PoTTiEB,  Beb.  17,  228  ff. 

^)  P.  J.  Meisb,  das  Schema  der  Zwei- 
kämpfe auf  den  älteren  griech.  Vasenhildem, 
Rhein.  Mus.  37,  343  ff. 

")  Nicht  immer  ist  das  Unanständige  auf 
Satyren  beschränkt;  vgl.  z.  B.  die  Vase  des 
Kleisophos. 


*)  Z.  B.  Gorgonenhaupt  mit  hochsitzen- 
den Ohren,  auf  Münze  des  makedonischen 
Neapolis  (abgeb.  Brit.  Mus.  Macedonia  83  ff.); 
Gestalt  mit  zwei  Hüftenflügeln :  das.  136; 
über  Funde  in  einem  Grabhügel  von  Tatar- 
Basardschik  Skobdblis,  meditationes  Thra- 
cicae  S.  45. 


Kap.  VL    Die  sweite  orientaliaiereiide  Periode  der  Weltgeeohichte.    (§  328.)    561 

blühen  dieser  Kolonien;  sonst  hätten  auch  die  Griechen  im  Westmeere 
nicht  so  festen  Fuss  fassen  können.  Erst  654  besetzen  sie  Ebusos  und 
um  den  Anfang  des  6.  Jahrhunderts  beginnt  die  Eroberung  ^von  SicUien 
und  Sardinien.  Sprechen  wir  also  von  den  Puniern,  so  müssen  wir  Gades, 
das  westliche  Sicilien  und  Sardinien  (besonders  Tharros)  mit  einbeziehen. 
Die  Zeitverhältnisse  bringen  es  mit  sich,  dass  das  erste  Jahrhundert  der 
karthagischen  Macht  (eben  das  6.  v.  Chr.)  unter  dem  Zeichen  der  neu- 
ägyptischen Kultur  stand,  ^)  zumal  die  Karthager  gegen  die  unternehmen- 
den Griechen  einen  natürlichen  Hass  empfanden.  Seit  wir  wissen,  dass 
im  Nillande  selbst  von  den  nichtägyptischen  Arbeitern  pseudoägyptische 
Waren  angefertigt  wurden,  ist  es  nicht  mehr  selbstverständlich,  dass  die 
Gegenstände,  welche  etwas  dem  Altägyptischen  Fremdes  oder  unkorrekte 
Hieroglyphen  aufweisen,  ausserhalb  Ägyptens,  d.  h.  bei  den  Karthagern 
selbst  entstanden.  Einfuhr  und  Nachahmung  lassen  sich  bisher  nicht 
scheiden.  Von  grossen  Unternehmungen  wissen  wir  aus  der  alten  Zeit 
nichts.  Es  herrschen  auch  hier  die  Geschlechter,  besser  gesagt,  die  Geldbarone, 
welche  nur  für  den  Luxus  im  Privatleben  sorgten  und  nicht  duldeten, 
dass  einer  von  ihnen  die  Augen  des  Volkes  auf  sich  ziehe ; ')  ein  Versuch, 
die  Tyrannis  zu  erringen,  blieb  ohne  Erfolg  und  so  herrschte  in  allem 
Kleinlichkeit. 

Von  der  Plastik  ist  daher  sehr  wenig  zu  sagen.  In  den  Tempeln 
standen  natürlich  Götterbilder,  z.  B.  in  Karthago  der  berüchtigte  „Satumus""  ^) 
und  auf  Malta  elfenbeinerne  «Victorien''  (d.  h.  geflügelte  Göttinen).'^) 
Schwerlich  dürfte  aber  auch  nur  eines  der  erhaltenen  Steinbilder  dieser 
Periode  zuzuweisen  sein.  In  Ermangelung  grosser  Statuen  werden  die 
sardinische  Idole  von  Bronze'^)  und  Terrakotta  mehr  beachtet  als  sie  ver- 
dienen. Schmiede  und  Töpfer  sind  es,  welche  diese  Votivfiguren  anfer* 
tigten;  wir  müssen  wiederholen,  was  wir  früher  sagten:  Es  ist  zumeist 
Bäckerplastik.  Nicht  alle  Handwerker  freilich  befolgen  eine  gleiche  Manier; 
doch  lieben  die  meisten  Schmiede  stabförmig  gestreckte  Körper  mit  langen 
Hälsen  und  zipfelhaubenartigen  Kopfbedeckungen.  Die  Terrakotten  haben 
wenigstens  den  Vorzug,  dass  sie  die  Existenz  der  wohlbekannten  Typen  auch 
im  Westen  nachweisen;^)  kulturgeschichtlich  fällt  dabei  auf,  dass  manche 
Frauengestalten  sichtlich  die  Augen  niederschlagen.  ^)  Die  Fayencefiguren 
des  Ptah  und  der  Osirismumien  ^)  sind,  wie  die  hölzernen  Grabfiguren  von 
Sulcis  und  Tharros,  aus  Ägypten  eingeführt.  In  derselben  Periode  gewiss 
begann  man,  das  Gesicht  der  Toten  mit  farbigen  Thonmasken  zu  bedecken 
und  Sarkophage  zu  bemalen.^) 

^)  Ober  Ägyptisches  in  Sardinien  Ebers      an    D.  Fr.  Creuzer    über  einige   sardiscbe 


A.  1883,  76  ff. ;  J.  Lieblein,  notice  sur  les 
mon.  ^gyptiens  trouv^  en  Sardaigne,  Chri- 
stiania  vidensk.-8elsk.  forhandl.  1879  Nr.  8 
m.  T.;  HsLBio,  A.  1876  p.  215  ff. 

")  Vgl.  Diodor.  20, 10.  3. 

*)  Beschrieben  Diod.  20, 14,  6. 

*)  Cic.  Verr.  II.  4, 103.  Etwas  altertQm- 
lich  ist  der  Astartekopf  anf  Münzen  von 
Eryx  (Brit  Mus.  Sicily  p.  62). 

^)  Vgl.  S.  137;  MüNTEB,  Sendschreiben 


Idole,  Eopenh.  1822 ;  A.  Baüx  et  L.  Gtoüin, 
essai  sur  les  nurages  et  les  bronzes  de  Sar- 
daigne,  Mat^riaux  p.  Thist  prim.  de  Fhomme 
1884.  La  Marmora  hat  sehr  viele  gefälschte 
veröffentlicht. 

•)  FebbotIII  F.  322—5.290.291  (Astarte 
mit  ägyptischem  Kopfschmnck).  294  (Bes). 

')  Pbbeot  f.  290.  299;  vgl  S.  528,6. 

8)  Pebbot  f.  293. 

^)  Masken:    BEMin>0B7,    Gesichtshelme 


Haudhacb  der  klus.  Altertumswinenachaft.    VI.  36 


562 


XlEMisohe  EmiBtarolLftologie.    IL  Oesohiohte  der  alten  Kniuit. 


Da  die  ansehnlichen  Bauten  von  Sardinien  wenigstens  prinzipiell  zum 
vorhergehenden  Abschnitte  gehören  (S.  485),  bleiben  uns  hier  nur  die  ge- 
waltigen Mauern  des  Eryxheiligtums  auf  Sicilien  (S.  116)  zu  erwähnen 
übrig.  ^)  Ausserdem  geben  sardinische  Votivtempelchen  von  Stein  ^) 
wenigstens  die  Gewissheit,  dass  es  Tempel  mit  Giebelfeld  gab.  Architek- 
tonische Reliefs  sind  sehr  selten.^)  Die  bereits  in  der  Bamessidenzeit 
(S.  466)  eingeführten  Fayencescheiben  mit  Ornamenten  sind  auf  Sardinien 
nachweisbar.^)  Zur  Dekoration  sicilischer  Gräber  dienten,  wie  im  Osten, 
von  der  Decke  herabhängende  Strausseneier.  ^)  Die  Steinmetzarbeit  ist 
vorläufig  fast  nur  durch  Yotivstelen  mit  laienhaft  eingravierten  Symbolen^) 
und  Sarkophage  vertreten,  welche  manchmal  Mumienform  haben  ;^)  ge- 
nauer gesagt,  diese  Gestalt  wurde  damals  eingeführt,  um  längere  Zeit  zu 
bleiben. 

Weniger  fragmentarisch  ist  das  punische  Eunsthandwerk  bekannt. 
Die  sardinischen  Gräber  ergaben  eine  Masse  von  Juwelierarbeiten  in  Gold, 
edlen  Steinen  (am  häufigsten  in  grünem  Jaspis  oder  Karneol),  von  deren 
Nachahmungen  aus  Glasfluss  oder  Fayence  und  endlich  von  Bemstein- 
gegenständen.  Von  den  Goldarbeiten  dürfte  das  meiste  einheimisch  sein ;  ^) 
die  Formen,  worunter  Tempelchen,»)  und  die  Verzierungen  (z.  B.  Löwen, 
Greifen  und  Sphinxe  auf  Ringen)  stinmien  im  allgemeinen  mit  den  Arbeiten 
des  Ostens,  mögen  aber  doch  ein  wenig  lokales  an  sich  haben.  Mehrere 
Gold-  und  Silberplättchen  machen  durch  imitierte  Hieroglyphen  Anspruch 
auf  ägyptischen  Ursprung,  ^^j  ^ug  Bernstein  wurden  z.  B.  AflFenfiguren 
geschnitzt,  allerdings,  wie  es  heisst,  eine  indische  Art.^^)  Dagegen  wollen 
die  Siegel-  oder  Schmucksteine  und  ihre  Imitationen  ägyptisch  sein ;  ^^) 
nicht  bloss  die  Skarabäenform  kommt  oft  vor,  ägyptische  Götter  und 
Hieroglyphen  werden  nachgebildet  und  da  in  Gades,^*)  wie  auf  Sardinien 
nichts  häufiger  als  Amulette  sind,  so  wird  man  nicht  leugnen  können,  dass 
neben  dem  offiziellen  Glauben,  der  kaum  Spuren  hinterlassen  hat,  der 
ägyptische  Aberglaube  herrschte.  Die  Hauptzahl  wird  in  Naukratis  und 
Memphis  hergestellt  worden  sein.  In  die  eigentliche  Kunstgeschichte 
schlagen  am  meisten  die  Gold-  und  Silberschalen  ein.  Die  ältere 
asiatische  Zierweise  erkennen  wir  in  dem  Streifen  von  Stieren,  der  in  eine 
sicilische  Goldschale  eingepresst  ist.^^)    Dagegen  gehört    die  getriebene 


S.  67 ;  Sarkophag  in  Palermo:  Sbiipeb,  kleine 
Schriften  S.  431  f.,  s.  A.  7. 

^)  Pkbbot  III  F.  239  ff.;  sehr  alter  Apollo- 
tempel in  Utica,  mit  Gedembalken:  Plin. 
16,  216. 

«)  AA.  1851  S.  78. 

*)  Aas  Motye :  AZ.  29,  21  m.  Abb. 

*)  Crespi,  catalogo  T.  £  1.  2  =  Pbrrot 
F.  480—1. 

»)  Abbkbn,  Mittelitalien  S.  271. 

*)  Corpus  Inscr.  Semit.  I  T.  41—57  in 
Lichtdruck;  Pebrot  IV  52-4.  79.  253.  309 
— 10.  455.  458—63;  Pibtschmanh,  Phönizier, 
T.  zu  S.  180  u.  a.;  Gefässe  auf  Votivstelen 
abgebildet:  Perrot  IV  F.  167—8. 

')  Einer  im  Museum  von  Gadiz:  B. 
arch^ol.  1890,  431  ff.  m.  T.;  andere  im  Mu- 


seum zu  Palermo  aus  Solos:  B.  d.  comm. 
di  ant.  e  belle  arti  in  Sic,  Pal.  1864  p.  1 
T.  1,  1-3. 

'^j  Aus  Sardinien:  Z.  B.  Crespi,  catal. 
Chessa  T.  A  18 ;  Pbrrot  III  F.  578  ff.;  Ohr- 
ring als  Auszeichnung:  Paradoxa  Yat.  61. 

•)  Diod.  20,  14,  3. 

'®)  Caba,  descr.  di  due  lamine,  una  d' 
argento  ed  una  d'oro  con  geroglifici;  Libb- 
LBiK  a.  0.,  mit  Tafel. 

*>)  La  Mabmoba,  vojage  II  p.  384  T.  30, 
167  {Macacus  Bhesu«), 

'')  Pbrrot  III  F.  177  ff.  464  ff.;  über 
die  Gemmen  von  Tharros:  Maitsbll,  6a.  1877, 
74  ff.  1878,  35  ff.  50  ff. 

'>)  L.  DB  Laigub,  Ra.  1892  II  291  ff. 

>«)  Abbkbn,  Mittelitalien  S.  269,  4. 


Kap.  YL    Die  sweiie  orientalisierende  Periode  der  Weltgesohiohte.    (§  829.)    563 


Silberschale  von  Praeneste,  welche  einen  phönikischen  Namen  eingraviert 
hat,  zu  der  ägyptisierenden  Periode  und  ähnelt  den  kyprischen  Schalen 
(S.  503) ;  nur  beschränkt  sich  hier  das  asiatische  Element  auf  die  Qegner 
und  den  Waffenträger  des  ägyptischen  Königs.  Der  zahme  Löwe  scheint 
eine  Reminiscenz  an  die  Chetaschlacht  Ramses'  ü.^)  Die  ähnlichen  Funde 
von  Salemo  und  Praeneste  versparen  wir,  da  die  Herkunft  bestritten  ist, 
auf  Italien.  Silbergefasse  wurden  jedenfalls  in  Karthago  vortrefflich  ge- 
fertigt;^) die  reichen  Leute  legten  daher  auf  schöne  Terrakottavasen  kein 
Gewicht.  Weder  wurden  griechische  eingeführt,  noch  thaten  die  einheimi- 
schen Töpfer  mehr,  als  dass  sie  schwarz  fimissten  oder  braune  Ornamente 
aufmalten.^)  Die  mehrfach  erwähnten  Randfiguren  waren  den  Karthagern 
bekannt.^)  Von  der  Kunstweberei  dagegen  bekommen  wir  dadurch  einen 
hohen  Begriff,  dass  Polemon  über  die  Tapisserien  in  Karthago  schrieb. *) 
Die  Wirkungen  karthagischen  Einflusses  können  wir  bisher  nur  im 
südlichen  Spanien  (Cierro  de  los  Santos  bei  Murcia)  und  Portugal  (Ci- 
tania  dl  Briteiros)  beobachten;  es  scheint  sich  dort  eine  eigene,  übrigens 
sehr  primitive  Kunst  mit  orientalischen  Reminiscenzen  ^)  entwickelt  zu 
haben,  ^)  aber  die  Kunst  durchdringt  nicht  das  Handwerk.^)  Unkorrekte 
Schriftzüge  lassen  vermuten,  dass  auch  die  einheimischen  Sardinier 
punische  Arbeiten  imitierten.^)  Ligurien  möchte  man  ebenfalls  hier  ein- 
beziehen, da  schon  frühzeitig  die  Karthager  dort  Söldner  warben.  >^)  Doch 
stehen  die  archäologischen  Beweise  noch  aus. 

Litteratur:  Zaerat  handelte  über  den  Gegenstand  F.  Müvtsb,  Religion  der  Kar- 
thager, 2.  Anfl.  Kopenh.  1821;  PjornoT  Bd.  III.;  Graux,  M^langes  pnbl.  par  l'äcole  des 
hautes  4t  ponr  le  X^me  aon.  de  sa  fond.  1878  p.  177  ff.;  Lbmobmant,  ßoUettini  del  4.  congr. 
intemaz.  degli  orientalisti  in  Firenze  IL;  £.  Pais,  le  Sardegna  prima  del  dominio  romano, 
Accad.  dei  Lincei  1881,  m.  T.  5 — 17,  deutscher  Auszog  v.  Rickenbach,  die  Tnsel  Sard.  vor 
der  Herrschaft  der  Römer,  Brflnn  1882. 

329.  Unteritalien  bezeugt  seine  Schwäche  mittelbar  durch  die  zahl- 
reichen griechischen  Kolonien,  welche  die  älteren  Einwohner  fast  ganz 
vom  Meere  absperrten.  Demgemäss  ist  sehr  weniges  über  Kunst  zu  be- 
richten; Apulien  fällt  durch  seine  Bemsteinschnitzereien  mit  orientalischen 
Motiven  auf.^0  ^^^  Kampanien  tritt  ansehnlich  hervor,  was  gewiss 
damit  zusammenhängt,  dass  in  diese  Zeit  die  Herrschaft  der  Etrusker  fallt. 
Indem  wir  die  frühesten  Gräber  von  Cumae  mit  der  Nekropole  von  Capua, 
Suessula  und  Pontecagnano  (5  Miglien  südlich  von  Salemo)  zusammen- 


»)  Mon.  X  32;  Pebbot  III  F.  36;  Phot.;  In- 
schrift (mit  Bihliographie)  Corpos  inscr.  Semit. 
I  164;  Renan  (Ga.  1887  S.  18)  findet  eine 
panische  Eigen tflmlichkeit  darin. 

«)  Plin.  33,  141.  143;  vgl.  Diod.  32,  25. 
—  Kandelaberform  (Pebbot  III  F.  82.  83) 
wie  auf  Gypem  (Cesnola  T.  70,  3 ;  Pebbot 
III  p.  836). 

^)  DsLATTBE,  Reyne  de  Fart  chr^tien 
XXXII  S.  148;  SwANN,  Archaeologia  40, 
483  ff.  (Malta) ;  Cbespi,  catalogo  T.  E  (Sar- 
dinien). 

*)  Pbbbot  IV  F.  828. 

^)  Athen.  12,  541a. 

®j  Z.  B.  Stier  mit  Menschenkopf:  Ra. 
111  2(},  261;   Idol  aus  P^mera  bei  Sibet  (S. 


144)  T.  6  zu  S.  33  u.  Atlas  T.  5,  1  (einst 
durch  Bemalnng  verdentlicht);  unförmliche 
Terrakottafiguren:  das.  T.  17  zu  S.  123. 

')  B.  1861, 177.  1862, 198  ff.;  Taillebois, 
B.  mon.  1890,  53  ff. 

^)  Geometrischer  Stil:  Sibet  a.  0.  T.  17, 
10;  orientalische  Cypraeamuschel:  das.,  Atlas 
T.  2. 

")  EuTiNO,  punische  Steine  S.  30. 

»»)  Herod.  7,  195. 

'0  Schulz,  B.  1842,  37  ff.;  Abeken, 
Mittelitalien  S.  410;  B.  1868,  220  f.;  Pa- 
NOFKA,  cabinet  Pourtal^s  T.  20  (z.  B.  Stier 
mit  Menschenantlitz ;  Wagenlenker  mit  hoher 
spitzer  Mütze). 


36' 


564 


KlasBisohe  SmiBtaroliäologie.    II.  GeBchiohte  der  alten  SmiBt. 


fassen,  ergibt  sich  hier  ein  dankbarer  Boden  für  die  orientalische  Eultnr. 
Scarabäen,  ein  aus  aufgereihten  Sphinxen,  Sperbern,  Greifen  und  Horus- 
kindem  von  Smalt  oder  Elfenbein  bestehendes  Halsband  und  ähnliche 
Funde  gleichen  sardinischen  Verhältnissen,  i)  Wie  bei  den  Puniem,  besteht 
das  ansehnlichste  Werk  in  einem  plattierten  Silberbecher,  welcher  uns 
wieder  einen  siegreichen  Ägypterkönig  zwischen  Lotosblumen,  dem  Horus- 
kind  und  unkorrekten  Hieroglyphen  vorführt.*)  Dieselbe  Gegend  brachte 
ein  auf  Rädern  gehendes  vogelförmiges  Gefäss,  dessen  Prototyp  wohl  nur 
zufällig  im  Orient  noch  nicht  nachgewiesen  ist.')  Bronzegefösse  sind  hier 
übe|*haupt  sehr  verbreitet,  sie  tragen  häufig  auf  dem  Deckel  Figuren. 
Buccherovasen  endlich  zeigen  die  Herrschaft  fremder  Mode  an.^)  Der 
geometrische  Stil  erfährt  eine  —  in  der  Vasenmalerei  noch  nachweis- 
bare —  Umbildung  und  Ergänzung  durch  orientalisch-ägyptische  Pflanzen- 
motive. ^)  Ein  pompejanischer  Tempel  dorischen  Stils  (S.  121),  zu  welchem 
sehr  eigentümliche  Wasserspeier  gehörten,  vertritt  die  Baukunst  dieser 
Zeit  einigermassen.  Dekorativen  Zweck  hatten  dem  Anschein  nach  die 
hinten  platten  Terrakottagruppen.  ^)  Capua  weist  die  allgemein  italischen 
Akroterien  von  Thon  auf. 

Mit  der  vorübergehenden  Blüte  des  kampanischen  Reiches  stehen  die 
Zustände  im  Volskerlande,  in  Latium  und  bei  den  Sabinem  ungefähr  auf 
der  gleichen  Stufe,  ^)  nur  dass  die  politischen  Verhältnisse  Roms  in  wich- 
tigen Punkten  der  griechischen  glichen;  auf  die  Geschlechterherrschaft 
folgte  nämlich  im  7.  Jahrhundert  die  «Tyrannis''  der  Tarquinierdynastie, 
welche  in  kultureller  Beziehung  die  erste  Blütezeit  Roms  bedeutet.  Die 
Tarquinier  markieren  auch  bereits  öffentlich  den  geistigen  Anschluss  an 
den  Hellenismus,  indem  ihre  Stammessage  sie  aus  einer  griechischen  Fa- 
milie ableitete.  Wie  Latium  damals  der  hellenischen  Kultur  erschlossen 
ward,  setzen  die  Historiker  genügend  auseinander,^)  wozu  noch  eine  grie- 
chische Vaseninschrift  zu  fügen  ist.^)  Aber  die  Archäologie  findet  auch 
so  manches  orientalische,  z.  B.  den  doppelgesichtigen  Janus  (eine  baby- 
lonische Idee),^^)  die  Laren  mit  Bronzeeimern  in  der  Hand  wie  gewisse 
assyrische  Gottheiten,  i^)  Vejovis  mit  Pfeil,  die  Anlage  des  alten  Tempels 
des  Jupiter  Latialis,^^)  Armbänder  als  Zierde  des  Kriegers,' 3)  den  Lituus 
(wie  in  Pteria),  die  Senatorenschuhe  mit  Halbmondende,  ^^)  und  endlich. 


')  Vgl.  V.  DiTHK,  Verh.  d.  Phil.- Vers,  in 
Trier  S.  143;  Halsband:  M.  dell*  antachitlt 
e  belle  arti,  Nap.  1820  p.  25  T.  3. 

«)  AusSalemo:  M.  IXT.  44,  1;  A.  1872, 
231  ff.;  Fböhkeb,  coli.  Tjazkiewicz  T.  2;  vgl. 
B.  1872, 130  ff.  231  ff.  1874, 285.  Der  asiatische 
Bogenschütze  wird  als  Söldner  zu  betrachten 
sein. 

>)  Mus^e  de  Ravestein  I  Nr.  732;  Und- 
SST,  Zisch,  f.  Ethn.  22,  50. 

*)  Nola:  B.  1,  15  A.;  Herculanemn : 
Karlsruhe  Nr.  132. 

')  FuBTwlKGLBK,  Beschreibung  I  S.  22  ff. 
u.  Nr.  276  ff.;  Masnsb,  Sammlung  Nr.  38  ff. 

*)  Z.  B.  Löwen  bändigende  Göttin  von 
Capua:  AZ.  1854,  183  f.  T.  62,  1. 


')  Grosser  Reichtum  in  Suessa  zur  Zeit 
des  Tarquinius  Superbus:  Dion.  Hai.  4,  50, 5; 
dives  Tiulus:  Hör.  c.  4,  7,  15;  vgl.  Dion.  Hai. 
5,  1;  Liv.  1,  31. 

")  S.  auch  G.  A.  Saalfeld,  d.  Hellenis- 
mus in  Latium,  Wolfenbttttel  1883. 

•)  A.  1880  T.  P  5. 

^°)  Sogar  mit  4  Stirnen:  Servius  u.  SchoL 
Verg.  A.  7,  608. 

»0  B.  mun.  1889  p.  72,  1. 


")  A.  1876,  317. 


Plin.  33,  37 ;  Sage  von  Tarpeja. 
^^)  FuBTWAXGLEB    (Roschers  Lexikon  I 
2400,  41  ff.)  vergleicht  damit  die  Stiefel  des 
Hermes  im  archaischen  Stil. 


Kap.  YL    Die  iweite  orientalisiere&de  Periode  der  Weltgeschichte.    (§  829).    565 


um  Ägyptisches  anzuführen,  die  Wachsmasken ,  welche  die  Römer  freilich 
dem  Toten  abnahmen  und  zu  Hause  aufbewahrten,^)  und  die  Art  des 
Webens.')  Die  Sprache  bezeugt  ebenfalls  phönikischen  (tunicä)  und  mittel- 
oder  unmittelbaren  ägyptischen  Einfluss  {ebur,  sucinus).^)  Sollte  nicht 
Sarrani,  der  altlateinische  Name  der  Punier,  genau  das  gleiche  Wort  sein, 
das  in  den  Eeilinschriften  die  Könige  von  Phönizien,  Palästina  und  Syrien 
bezeichnet?^)  Ausserdem  waren  die  Etrusker  dank  ihren  sozialen  Verhält- 
nissen um  so  viel  weiter  vorgeschritten,  dass  sie  ihren  römischen  Nach- 
barn vieles  lehren  konnten.  Dies  trifft  besonders  auf  Metall-  und  Thon- 
arbeiten  zu.*)  Wieder  ist  es  die  Dynastie  der  Tarquinier,  welche  die 
engsten  Beziehungen  zu  Etrurien  hat. 

Der  eigentlichen  Plastik  fehlte  anfangs  der  Anstoss,  welchen  die 
Religion  anderswo  gab;  denn  lange  Zeit  scheuten  sich  die  Latiner,  ihre 
Götter  gleich  Menschen  zu  bilden,  indem  sie  sich  mit  Symbolen  begnügten.^) 
Mehr  als  170  Jahre  nach  Erbauung  der  Stadt,  also  unter  den  Tarquiniem 
wurde  das  erste  Götterbild  zu  Rom  aufgestellt.^)  Die  Juno  Sospita  von 
Lanuvium  gehört  in  diese  Zeit,  weil  sie  Schnabelschuhe  und  einen  hethi- 
tischen  Schild  hatte.  ^)  Dem  griechischen  Geschmack  nähert  sich  die  Juno 
Lucina,  welche  eine  Blume  trug ;  ®)  von  der  aventinischen  Diana  heisst  es 
überdies  ausdrücklich,  dass  sie  der  Artemis  von  Massalia  glich.^^')  Da  der 
Marmor  fehlte,  so  waren  die  nächstliegenden  Materialien  Holz  und  Thon. 
Jenes  bevorzugten  die  Landleute  noch  in  späterer  Zeit,'^)  während  die 
Kunst  grosser  Thonfiguren  die  Römer  von  den  Etruskem  kennen  lernen 
konnten.")  Die  Götterbilder  der  Tarquinierzeit  waren  also  von  Thon  und 
jedenfalls  grell  bemalt,  wie  die  öfters  erwähnte  Erneuerung  des  Mennigs 
im  Gesichte  zeigt.  ^')  Ein  weiblicher  bemalter  Kopf  mit  schiefen  Augen  und 
lächelndem  Mund  ist  von  dieser  Manier  übrig  geblieben,  i^)  Das  einzige  authen- 
tische Beispiel  einer  Eönigsstatue  dagegen,  das  Bild  des  Servius,  war  ein- 
heimische Holzschnitzerei ,  jedoch  vergoldet.  ^^)  In  der  Bronzeplastik 
mussten  die  Latiner  erst  ihre  Lehrjahre  dm*chmachen ;  die  schlichten  ancilia 
der  Salier  verewigten  den  Namen  Veturius  Mamurius.*®)  Zur  Kunst  da- 
gegen gehören  besten  Falls  die  rohen  Yotivfiguren,  die  auf  dem  Viminalis 


^)  Hauptsiellen  Polyb.  6,  53,  4;  Plin. 
35,  6;  vgl.  Vergil.  Aen.  7, 177  f.  187  ff.;  Eioh- 
stIdt,  de  imaginibos  Bomanoram,  3  Progr., 
Jena  1805;  A.  Dbyoas,  de  jure  imagmnm 
apad  Romanos,  Halle  1882. 

«)  Festus  p.  277,  8.  286,  33. 

*)  Wbibb,  Rhein.  Mos.  1883,  542  ff.;  vgl. 
Macrob.  sat.  6,  4,  23. 

*)  Vgl.  Ztsch.  f.  Assyriol.  3,  356. 

^)  Über  Thonstatoen  s.  A.  12;  die  Wörter 
tensa,  baUeus  nnd  eaasia  sollen  etroskisch 
sein. 

*)  Den  Mars  bezeichnete  ein  Speer  (Varro 
bei  Clem.  AI.  p.  30  A  Sylb.)  ;  abgerindeter 
Pfahl:  Panlns  Festi  p.  73  (delnbrom).  Der 
goldene  Halbmond  ans  Velitrae  (Fabbetti, 
Corpus  inscr.  Ital.  2733)  wird  in  dieselbe 
Kategorie  gehOren. 

')  Varro  bei  Angnst.   civ.  d.  4,  31  p. 


186, 21. 

")  Roschers  Lexikon  II  Sp.  605  ff. 

')  Münzen  der  Lucilla,  Mammaea  und 
Salonina. 


»°)  Strab.  4,  1.  4. 
*')  Til 


TibuU.  1,  1, 11.  10, 17  n.  A. 

*')  Man  berief  Künstler  ans  Veji  (Plin. 
35, 157). 

^')  Verg.  ed.  10,  26  (La  Cbbda  zu  6, 
22);  Jnven.  11,  116;  Plin.  33,  36.  35,  45; 
Plnt.  qnaest.  Rom.  98  p.  175.  Später  bei 
den  ßauem ;  Voss  zu  Verg.  Georg.  II  S.  514. 

'*)  Hblbio,  Führer  1,  465  f. 

»)  Dion.  Hai.  4,  40,  7;  Ovid.  fast.  6, 
569  ff.  625  ff.;  Val.  Max.  1,  8,  11. 

'^)  Demselben  wurde  eine  Figur  des 
Vertnmnus  auf  dem  Forum  zugeschrieben 
(Propert  4, 2,  61  ff.). 


566 


SlasBiache  Kuiuitarohäologie.    H.  Gesvhiohte  der  alten  Kunst. 


in  Fässern  geborgen  waren.*)  An  der  berühmten  kapitolinischen  Wölfin *) 
dürfen  wir  nicht  stillschweigend  vorübergehen.  Als  man  noch  das  vor- 
scipionische  Rom  wie  einen  zurückgebliebenen  Bauemstaat  betrachtete, 
konnte  man  sie  mit  der  295  v.  Chr.  von  den  Ogulniern  errichteten  Statue 
zusammenstellen.  Ihrem  orientalisierenden  Stile  nach  wäre  sie  nur  in 
dieser  Periode  unterzubringen,  allein  sowohl  Formen  als  die  Geschichte 
des  Denkmals  machen  es  wahrscheinlich,  dass  sie  im  frühen  Mittelalter 
entstand,  um  ein  Wahrzeichen  der  Stadt  zu  sein.^)  Über  die  alten  Ge- 
mälde von  Ardea  und  Lanuvium  lässt  sich  Plinius  nicht  näher  aus.^) 

In  Rom  beginnt  die  eigentliche  Architektur  mit  der  Regierung  des 
älteren  Tarquinius,  welcher  die  Stadtmauer,  den  gewaltigen  Tempel  auf 
dem  Kapitel,  die  Gloaca  maxima,  deren  Wölbung  wenigstens  mittelbar  ein 
Produkt  der  babylonischen  Kultur  ist,  begann  und  sich  persönlich  einen 
Palast  gewiss  nicht  versagte.^)  Auch  für  grosse  Festspiele  wurde  unter 
den  Tarquiniern  die  erste  Anlage  gemacht.  Allein  der  Steinbau  ist  ,so- 
wenig  altnational  als  die  Steinplastik,  sondern  wiederum  treten  uns  Holz 
und  Thon  entgegen.  In  Bezug  auf  jenes  gibt  das  Zwölftafelgesetz,  welches 
überhaupt  mit  den  Resten  des  Luxus  der  Königszeit  aufräumt,  die  bezeich* 
nende  Verordnung,  dass  man  den  Scheiterhaufen  nicht  mit  bemaltem  und 
geschnitztem  Holze  bauen  dürfe ;  wenn  dies  ehemals  den  Toten  Recht  war, 
dann  war  es  um  so  mehr  den  Lebenden  billig.  Aus  dem  Lehmbau  ergab 
sich  eine  Dekorationsart,  deren  erste  Heimat  wieder  Babylon  ist.  Die 
Bauenden  brachten  nämlich  zur  Zierde  sowohl  aussen  thöneme  Akroterien^) 
als  im  Innern  gebrannte  Tafeln  mit  Relieffiguren  an.  Die  Anhänger  der 
guten  alten  Zeit  sahen  in  diesem  Tempelschmuck  ein  erwünschtes  Zeugnis 
der  alten  Einfachheit.  ^)  Eine  Reihe  solcher  Platten,  welche  Darstellungen 
aus  dem  Adelsleben  und  dem  griechischen  Mythus  enthielten,  wurde  zu 
Yelitrae  gefunden;  ihrem  Stile  nach  dürften  sie  nahe  an  die  Grenze  des 
folgenden  Zeitalters  zu  setzen  sein.^)  Der  Grund  ist  hellblau  wie  bei  den 
emaillierten  Ziegeln  Babylons.  In  den  Fabrikbetrieb  herabgezogen,  wird 
das  Terrakottarelief  zur  mechanisch  gestempelten  Thonplatte.^)  Den  orien- 
talischen Einfluss  bestätigt  die  eingeschnürte  Form  des  Altars  vom  Palatin.^^) 
Gestempelte  Bleche,  ebenfalls  im  Orient  gewöhnlich,  kommen  wahrschein- 


»)  B.  1878,  11  ff.  1879,  76  f.;  besser  z.B. 
die  Spiegelfigur  aus  Anzi  in  Leiden :  Janssen 
V  368. 

*)  Lichtdruck  Ratet  I  27 ;  Baumeisters 
Denkm.  1,  510 ;  ygL  Helbig,  Führer  I  Nr.  612. 

^)  Helhig  und  andere  setzten  früher  die 
Figur  in  das  9.  Jahrhundert;  das  Wolfshild 
an  dem  Elfenheindipt^chon  von  Ramhona 
(BuoNABOTTi,  osservazioni,  T.  zu  8.  257  ff.) 
kann  jedenfalls  nicht  dagegen  angeführt 
werden,  da  der  £lfenheinstil  für  sich  zu  be- 
urteilen ist. 

*)  Plin.  35,  17. 

^)  Frohnarbeiten  unter  Tarquinius  Su- 
perbus: Dion.  Halic.  4.  44,  2. 

«)  Polychromes  Beispiel  ß.  1866,26; 
mehrere  aus  Iianuvium  (S.  123;  Jhst.  13, 
315  ff.),  z.  B.  Maske  der  dortigen  Juno :  Mab- 


THA,  Tart.  6tr.  P.  141. 

')  VgL  Liv.  34,  4,  4;  Plin.  35,  158. 

^)  Jetzt  im  Musöe  Napoleon  IIL,  einiges 
im  Casino  di  Pirro  Ligorio  des  Vatikan: 
Cabloni,  bassirilievi  Volsci  in  terracotta  di- 
pinti  a  van  colori  trovati  neUa  citta  di 
Velletri.  Roma  1785;  Museo  Borb.  X  T.  9— 
12;  Inghibaxi,  mon.  etr.  6,  10;  Mioau,  mon. 
ined.  T.  61 ;  Bouchabd,  choix  des  mon.  ant 
II  T.  79—81;  ygl.  Stephani,  d.  ausruhende 
Herakles  S.  280;  Ath.  Mitt.2,466;  A.  1865 
S.  263. 

°)  Auf  dem  Esquilin  und  in  Alba  Longa 
(6.  1875,  232),  ebenso  in  Athen  (B.  1875, 
137),  Tarquinii  und  Caere. 

^^)  Guhl-Enqblmann  S.  803.  Vgl.  Re- 
nan, mission  p.  229;  Perbot  III  F.  191. 


Kap.  TL    Die  Bweite  orientalijuerende  Perlode  der  Weltgesohiohte.    (§  329.)    567 

lieh  in  Glossen  des  Y errius  Flaccus  vor.  ^)  Janus  hat  einen  ganz  ehernen  Schrein. 
Auf  den  Grabhügeln  scheinen  Toffstelen  ohne  Verzierung  gestanden  zu  haben.  ^) 
Wie  die  Kunst  im  Handwerk  sich  verhielt,  ist  philologisch  und 
archäologisch  unklar.  Nach  der  einen  Überlieferung  organisierte  bereits 
Numa  die  Zünfte,  darunter  auch  eine  Zunft  der  Goldarbeiter,  ^)  wogegen 
nach  der  anderen  das  Handwerk  lange  Zeit  Fremden  und  Sklaven  über- 
lassen blieb.'*)  Die  Fundthatsachen  liegen  aber  bisher  nur  einseitig  vor. 
Wiewohl  die  ältesten  Gräber  auf  dem  Esquilin*^}  und  die  jüngeren  von 
Alba  Longa  ^)  aufgedeckt  sind,  veranschaulichen  sie  uns  bloss  die  beschei- 
denen Lebensverhältnisse  der  Plebejer  und  Sklaven;  die  Grabhügel  von 
CoUatia  (Lunghezza)  und  Lanuvium  (Pratina)  ^)  sind  noch  nicht  mit  Erfolg 
untersucht,  so  dass  vorläufig  nur  die  Gräber  der  Geschlechter  von  Prae- 
neste^)  zeigen,  welche  Prachtliebe  zur  Königszeit  geherrscht  habe.  Auf 
eine  Bezugsquelle  weisen  uns  die  phönikischen  Inschriften,  die  auf  einer 
Schale  von  Praeneste  und  einem  Bronzebeile  stehen.^)  Die  Lehnwörter 
tunica  und  mappa  zeigen  ausserdem  die  Wertschätzung  der  punischen  Ge- 
webe.^®) Die  Wörter  für  Elfenbein  und  Bernstein  sind  merkwürdigerweise 
ägyptisch.  Auf  der  anderen  Seite  steht  es  wenigstens  für  die  Tarquinier- 
zeit  fest,  dass  die  Römer  mit  den  Griechen  den  engsten  Verkehr  hatten; 
speziell  führen  das  Alphabet  und  die  sibyllinischen  Bücher  auf  das  benach- 
barte Kampanien.  Diese  Hauptgesichtspunkte  sind  für  die  folgenden  Einzel- 
heiten festzuhalten.  Für  Juwelierarbeiten  zeigten  die  Latiner  und  ihre 
Nachbarn  grosse  Empfänglichkeit.  Die  Männer  nahmen,  wie  die  Romulus- 
sage  zeigt,  die  orientalische  Sitte  des  Schmucktragens  an.^^)  Welcher  Art 
der  damalige  Schmuck  war,  erhellt  aus  den  erwähnten  Funden  von  Prae- 
neste,^*) welche  eine  überraschende  Fülle  von  Kostbarkeiten  enthalten, 
aber  alle  in  dem  ägyptisch  sein  sollenden  Stil,  der  uns  schon  so  oft  be- 
gegnet ist.*^)  Diesen  Eindruck  machen  vor  allen  die  figurierten  Silber- 
schalen, von  denen  wir  eine  wegen  ihrer  punischen  Inschrift  bereits  erwähnt 
haben  (S.  563).^^)  Andere  Juwelierarbeiten  haben  aufgestempelte  oder  granu- 
lierte Verzierungen  des  gleichen  Geschmackes;  wir  bemerken  dabei  das 
orientalische  Weissgold.  ^^)    Siegelsteine  scheinen  wenig  verbreitet,  ^^)   da- 


^)  y.  Ip8ille8\md  subsiües;  der  gehörnte 
Kopf  an  dem  Erzthor  Baudusci/Uana  in  Rom 
dürfte  hieher  gehören.  Siehe  S.  568, 5. 

«)  A.  1855,  74. 

»)  Flut.  Num.  17. 

*)  Dion.  Halic.  2,  28,  1. 

^)  St.  de  R0881  u.  L.  Nabdohi,  II  Buo- 
narotti  ser.  II  vol.  9,  Marzo  1874;  Labcl/lni, 
B.  com.  III  46  ff.  VI  T.  6—9;   Bbizio,  pit- 


scheinlich  von  Livios  1,  31  erwfthni 

')  NiBBY,  oontomi  di  Roma  2,  240. 

«)  S.  S.  123;  Hblbio,  A.  1876,  197  ff.; 
hesonders  reiche  Fände  ergaben  die  Aus- 
grabnngen,  deren  Ergebnisse  sich  im  Museo 
preistorico  von  Rom  (Helbio,  Führer  2, 397  ff.) 
nnd  in  der  barberinischen  Bibliothek  befinden. 

»)  S.  563.;  M.  VIII 37, 65.  vgl.  B.  1867, 67. 

»«)  S.  565, 8. 


ture  e  sepolcri  deil*  Esquilino  nell'  a.  1875,   j  '^)  S.  auch  Floms  1,  5;   Juven.  5,  164. 

Rom  1876  f.;  Dressel,  A.  1879,  253  ff.  1880,  .   Die  hullae  soll  Tarqninius  Priscus  eingeführt 


265  ff.  1882,  5  ff. 

«)  S.  122;  dazu  B.  1869,  60  ff.  1878, 7  ff.; 
Civiltä  cattolica  s.  IX  v.  V  582  ff.  705  ff.; 
Ra.  n.  s.  31,  331  ff.;  Archaeologia  XLII  (1869) 
I.  99  ff.  II  (1870);  Gesellt,  scoperte  preisto- 
riche  ed  una  necropoli  laziale  al  prato  del 
Fico,  Rom  1877.  Der  Vulkanausbruch,  wel- 
cher diese  Stätten  verschüttete,  wird  wahr- 


haben (Plin.  33,  10). 

")  M.  X  T.  31-33,  vgl.  Hblbig,  A. 
1876, 197  ff.;  Archaeol.  41, 1  T.  7. 10. 12.  Cler- 
xokt-Ganheau,  J.  asiatique  1878,  247  ff. 

»8)  Zur  Kritik  Fabiani,  A.  48,  257  ff. 

")  Pebbot  III  F.  543   (ganz  assyrisch). 

")  A.  1876,  248;  M.  X  T.  31,  2.  31  a  4. 

»•;  Z.  B.  B.  1870,  68. 


568 


Klassisohe  Ennatarchttologie.    IL  GMohiohte  der  alten  EuiBi. 


gegen  waren  Elfenbeinschnitzereien  sehr  beliebt,  sei  es  dass  sie  den  Belag 
oder  den  Oriff  eines  Gerätes  abgaben.^)  Während  in  diesen  kostbaren 
Arbeiten  das  Fremde  vorwiegt,  gelangen  wir  bei  den  Bronzearbeiten 
wenigstens  zu  minder  fremdartigen,  trivialeren  Typen.  Rom  und  Alba 
veranschaulichen  den  niederen  Grad,^)  Präneste  dagegen  die  phantastische 
Dekorationsweise  des  Orients;  die  ältesten  Exemplare  der  dort  so  zahl- 
reichen eisten  und  Spiegel^)  liefern  dafür  Beispiele.  Den  geometrischen 
Stil  dagegen  vertreten  getriebene  Bronzeschilde  aus  Alba  Fucense,^)  an 
welche  noch  ein  paar  Pferdegebisse  anzureihen  sind.^)  Weil  die  ehernen 
Fibeln  zu  den  Eigentümlichkeiten  der  Eönigszeit  gehören,  mussten  sie  die 
Flamines  stets  beim  Opfer  tragen.^)  Etwas  umfänglicher  sind  die  kera- 
mischen Denkmäler,  ohne  jedoch  mehr  als  Anneleuteware  zu  sein.  Das 
einfache  Geschirr  der  alten  Zeit  samt  der  charakteristischen  Hüttenform 
(S.  487)  wird  weiter  gefertigt,  dazu  konmien  nun  schwärzliche  Thon- 
gefässe.^)  Ein  bei  Tivoli  gefundenes  Gefäss  hat  plumpe  Figürchen  zu 
Stützen.  Aus  griechischen  Gegenden  werden  nur  die  einfachsten  bemalten 
Vasen  mit  Linien-  und  Blattomamenten,  sehr  selten  aber  mit  primitiven 
Tieren  und  Menschen,  eingeführt.^)  Ethnographisch  verdienen  die  thöner- 
nen  Gylinder^)  Beachtung,  die.freiÜch  in  der  Form  von  den  babylonischen 
abweichen.  Man  sieht  aus  allem,  dass  in  Mittelitalien  Reichtum  damals 
selten  war  und  die  Kunst  sich  ziemUch  kümmerlich  durchschlug. 

Litteratur:  W.  Abekbh,  Mittelitalien  vor  den  Zeiten  römischer  Herrschaft,  Stutt- 
gart 1843,  11  T.;  Dbtlbfsek,  de  arte  Romanomm  antiqnissima,  Pr.  v.  Glflckstadt  1866—81. 

330,  Gegenüber  diesen  Bauemstaaten  nimmt  sich  das  alte  Etrurien 
glänzend  aus.  Wir  wollen  uns  weder  bei  der  Herkunft  noch  bei  der 
Sprache  der  Etrusker  aufhalten;  denn  für  die  Kunstgeschichte  dieser  Zeit 
haben  jene  Fragen  keinen  Belang.  Nur  dies  sei  erwähnt,  dass  alle  Schrift- 
steller des  fünften  Jahrhunderts  mit  Ausnahme  Herodots  darin  überein- 
stimmen, die  Etrusker  seien  eingewanderte  Pelasger;  nach  Hellanikos 
kamen  sie  von  der  Mündung  des  Po  und  gründeten  zuerst  Cortona.  Es 
ist  auch  recht  wohl  möglich,  dass  bei  der  grossen  Völkerbewegung  wie 
die  Dörfer  in  Hellas,  so  die  Etrusker  in  die  umbrischen  Gebiete  ein- 
brachen, i^)  Wie  in  Ägypten,  Südarabien  und  Babylonien,  beruhte  der 
grosse,  geradezu  sprichwörtliche  Wohlstand  des  Landes  auf  einer  umfassen- 
den gemeinnützigen  Eanalisierung,  die  es  ermöglichte,  dass  in  Gegenden, 


>)  M.X81,3=PkbbotIIIF.623;  Archaeol. 
41, 1 T.  5. 8, 1-8.  Zu  dem  Prftnestiner  Schatze 
B.  Castellani  p.  10  Nr.  15  (Spiegel).  12  Nr. 
55;  Täf eichen:  Fbbniqub,  öt.  a.  Pröneste  T.  8. 
4  u.  Ga.  VII  T.  5.  6  8.  22  flf. 

')  PiooBim,  la  paleoetnologia  in  Roma 
p.  19  n.  B.  1866,  97  f. 

*)  eiste  im  Musäe  Napoleon  III.,  mit 
vierflügeligen  Harpyien  an  den  Ecken  (Vogel- 
leib  eirund  wie  in  den  gleichzeitigen  ägyp- 
tischen Denkmälern):  Bbunn,  A.  84, 16,  mit 
M.  VI;  VII  T.  64,  3;  Mem.  II  T.  14,  1;  vgl. 
Wieseler,  Nnove  memorie  2,  421  ff.;  Spiegel 
in  Berlin  (vierflQgelige  Figur):  Gebhabd  IV 
328,  2.  Gef&sse:  Archaeol.  41,  1  T.  6.  11. 
S.  200  (Pantherkopf). 

*)  Jetzt  in  Perugia:  Combstabilb,  sovra 


due  dischi  antico-italici  del  museo  di  P., 
Akad.  y.  Turin  1874,  m.  T.;  aus  Praeneste: 
Archaeol.  41, 1  T.  9. 

6)  GozzADiNi,  de  quelques  mors  T.  1, 
3,  7.  4,  9. 

«)  Paulus  Festi  p.  113. 

^)  Juven.  6,  342;  z.  B.  in  Alba  und  unter 
der  Serviusmauer.  FelicoUiM  bezeichnet  wohl 
das  alte  Zweigomament. 

^J  Unter  der  servianischen  Stadtmauer 
(B.  com.  VI  T.  6-8  u.  9,  chalkidisches  S.  67; 
vgl.  auch  III  T.  6  -8,  8)  und  in  den  jüngeren 
Gräbern  von  Alba  (de  Robsi,  sec.  rapporto 
p.  27  ff.;  A.  1871,  245.  249  T.  ü  7). 

•)  A.  48  T.  Q  3;  de  Bossi,  di  alc.  oggetti 
T  1  8 

'lo)  Hblbig,  Italiker  S.  100  A.  1. 


Kap.  VI.    Die  zweite  orientalisierende  Periode  der  Weltgeschichte.    (§  330.)    569 


welche  jetzt  die  Malaria  verödet,  ansehnliche  Städte  gediehen.  Ganz  wie 
im  Osten  finden  wir  einen  Städtebund,  die  Herrschaft  der  Geschlechter, 
und  ein  lebendiges  Interesse  für  Handel  und  Industrie,  was  nicht  aus- 
schloss,  im  Gegenteil  wohl  veranlasste,  dass  von  Zeit  zu  Zeit  der  Bund 
sich  zu  einem  offensiven  Kriege  einigte.  Man  musste  zu  den  zwei  grossen 
Produktionsmächten  der  Punier  und  der  Griechen  Stellung  nehmen;  unter 
dem  Eindrucke  des  unaufhaltsamen  Yorschreitens  der  letzteren  konnte  die 
Wahl  nicht  zweifelhaft  sein.  Gleichzeitig  mit  dem  Aufblühen  der  kartha- 
gischen Macht  wählen  die  Etrusker  diese  zur  Bundesgenossin  und  kämpfen 
leidenschaftlich  gegen  die  Griechen  ünteritaliens  und  Siciliens.  Nur  Caere 
macht  darin  mit  der  Zeit  eine  Ausnahme.  Jedenfalls  ist  ein  friedlicher 
Einfluss  der  Westgriechen  von  etwa  600  an  ausgeschlossen,^)  während  die 
Karthager  die  Wohlthat  eines  Handelsvertrages  gemessen  und  vielleicht 
Niederlassungen  an  der  Küste  (Punicum  und  Agylla)  besitzen.  Dass  sie 
sehr  viel  Räucherwerk  aus  Arabien  einführten,  scheinen  die  zahlreichen 
Thymiaterien  sicher  zu  stellen.  Über  die  Beziehungen  zum  eigentlichen 
Griechenland  schweigt  die  Überlieferung  fast  ganz.  Während  die  Dionysos* 
legende  es  für  möglich  hält,  dass  tyrrhenische  Seeräuber  im  ägäischen  Meere 
erscheinen,  finden  wir  eine  Menge  unzweifelhaft  attischer  Arbeiten  in  Etrurien ; 
auch  begannen  wohl  in  derselben  Periode  griechische  Kulte,  wie  der  Apollos, 
eingeführt  zu  werden.  Ohne  Zweifel  kamen  schon  durch  jene  Kriege  und  See- 
räubereien genug  Beutestücke  und  gefangene  Arbeiter  in  das  Land;  aber  die 
bekannte  Bronzefigur  des  Apollo  von  Piombino  reicht  nicht  so  hoch  herauf. 
Da  wir  nicht  wissen,  wie  viel  von  den  später  durch  schriftliche  und 
bildliche  Quellen  bekannten  Bräuchen  dem  alten  Etrurien  zuzuschreiben 
ist,  wollen  wir  nur  erwähnen,  dass  das  religiöse  Gefühl  der  Etrusker 
sehr  stark  war  >)  und  wenigstens  in  der  Richtung  auf  Erkenntnis  der  Zu- 
kunft eine  Theologie  schuf;  dies  musste  der  religiösen  Kunst  und  noch 
mehr  den  Grabanlagen  zu  gute  kommen.  Über  die  Aufgaben  der  alten 
statuarischen  Kunst  ist  hier  das  gleiche,  wie  bisher  überall  zu  sagen. 
Sie  schafft  Tempel-,  Votiv-  und  Grabbilder.')  Bezüglich  der  Materialien 
möchte  man  von  vornherein  eine  Übereinstimmung  mit  Rom  annehmen. 
Von  hölzernen  Statuen  wissen  wir  freilich  nichts,  da  schriftliche  Quellen 
fehlen;  dagegen  ist  die  Thonplastik  wenigstens  für  die  spätere  Zeit  aus- 
reichend bezeugt;*)  hier  treten  jedoch  die  Denkmäler  ergänzend  ein.  In 
der  Nekropole  von  Caere  sassen  einst  auf  den  Felsstühlen  höchst  unvoll- 
kommene Frauenbilder;  ^)  der  Meister  des  berühmten  Thonsarkophages 
dagegen  hat  die  Gebundenheit  schon  zum  guten  Teil  abgestreift.  Die 
kleinen  Thonfiguren  bekunden  geringe  Selbständigkeit;  während  die  be- 
malten nicht  häufig  sind,^)  entsprach  die  asiatische  Kunst,  den  Thon  zu 

^)  Tn  Volterra  finden  sich  sehr  alte  pho- 
käische  Münzen  (Period.  di  numism.  4,  208. 
6,  55  ff.).  Fabel  vom  Volke  der  TagxvyaTot 
Steph.  B.  TaQxvyia;  auch  das  hesiodische 
Epos  weiss  von  den  Tyrsenem  (Theog.  1018). 
Pnönikische  Inschrift  bei  Arezzo:  B.  1869, 
72;  etmskische  Münze  auf  Malta:  Müller, 
Etrusker  I  >  390. 

*)  liv.  5,  1,  6;  Amob.  7,  26. 


')  Altertümliche  Götterbilder  in  Falerii  u. 
Fescennium:  Dionys.  Halic.  1,21, 1 ;  Serv.  V.  A. 
7, 607.  Auf  alte  Statuen  mit  langem  Haar  nimmt 
Vergil  Aen.  10,  832  (s.  dazu  Servius)  Bezug. 

*)  Vitr.  3,  2,  5;  Plin.  35, 157.  Vgl.  Mi- 
LAHi,  i  frontoni  di  Luni  p.  5. 

^)  B.  1866  p.  177  ff.  (Gewand  faltenlos). 

*)  Nachahmung  der  ägyptischen  knieen 
den  Figuren  im  Museo  Grregoriano. 


570 


ElamiBohe  EanBtarph&ologie.    n.  Geflohiohte  der  alten  Konat. 


schwärzen,  dem  nationalen  Geschmack.  Kleine  schwarze  Figuren  kommen 
zahlreich  vor,  namentlich  einfach  oder  doppelt  geflügelte  Figuren.  Ein 
Teil  derselben  gehörte  jedoch  zu  ebensolchen  Gefassen  als  Träger.  Die 
Figurenbildnerei  hat  überhaupt  mit  der  Gefassformerei  engen  Zusammen- 
hang; erfahren  doch  die  Canopen  Ägyptens  in  Glusium  und  anderen  Orten 
Nachahmung,  wobei  die  Büsten  auf  dem  Deckel  manchmal  sogar  Schmuck 
erhalten.^)  Kleine  Salbfläschchen  stellen  häufig  sitzende  oder  stehende 
Frauen  dar,  doch  ersetzt  hier  der  Thon  sekundär  den  Alabaster.^)  Da 
Etrurien  Kupferbergwerke  bei  Volaterrae  und  auf  Elba  besitzt  und  der 
Zinnstrasse  nahe  liegt,  gehört  auch  die  Bronzeplastik  zu  den  nationalen 
Künsten.  Über  grosse  Statuen  ist  freilich  nichts  bekannt;  was  ihnen  am 
nächsten  kommt,  das  ist  Grabspende.  Im  Isisgrabe  ist  nämlich  der  Ge- 
danke des  Kanopus  zu  einer  vollständigen  weiblichen  Büste  aus  Blech  er- 
weitert, wobei  deren  Sockel  vier  Omamentstreifen  umziehen.*)  An  die 
früher  besprochene  ägyptische  Sitte  knüpft  eine  rohe  Maske  an.^)  Votiv- 
figuren  wurden  sehr  oft  aus  Bronze  angefertigt;  die  vorhandenen  Exem- 
plare«) bedürfen  noch  der  Sichtung  und  Ordnung.  Wir  halten  es  nicht 
für  förderlich,  einzelne  derselben,  welche  griechischen  Arbeiten  gleichen, 
herauszugreifen  und  für  hellenische  Werke  zu  erklären  ^)  und  beschränken 
uns  darauf,  die  Verhältnisse  nur  ungefähr  zu  skizzieren.  In  Etrurien  und 
seinen  östlichen  Nachbarländern  findet  man  häufig  rohe  Bronzen,  welche 
Schmiede  gegossen  haben  ;^)  mit  diesen  zeitlosen  Produkten  hat  sich  die 
Kunstgeschichte  nicht  zu  beschäftigen.  Sie  gehen  zunächst  die  Figuren 
orientalischen  Geschmackes  an,  welche  offenbar  alle  zur  Zierde  von  Ge- 
räten gedient  haben,  wie  die  entsprechenden  Zeichnungen  und  Reliefs. 
Wir  meinen  die  kleinen  Löwen,  Sphinxe  und  Greifen,^)  dann  Kentauren 
mit  ganzem  Menschenleib,  ^0)  vierflügelige  Wesen,  ^i)  solche  mit  Flügeln  an 
der  Brust  ^^)  und  löwenbändigende  Heroen.  ^^)  Die  selbständigen  Figuren 
alter  Technik  illustrieren  die  gleichen  Typen,  welche  wir  im  Osten  ge- 
funden haben,  z.  B.  die  alte  Stellung  mit  parallelen  Füssen  und  Vorder- 
armen,^^) den  Apollotypus,  ^^)  den  Typus  der  Akropolisfrauen  und  dessen 
Vorstufe,  bei  der  die  Arme  steif  herabhängen,*«)  den  Tierträger  und  den 


0  Z.  B.  Museo  Chius.  T.  49.  67 ;  Mus. 
Etr.  VI  T.  G  5;  Micali,  mon.  T.  U.  15. 
33;  Dbhwis  II»  308.  313.  386  m.  Abb.;  v. 
DuHK,  Bonner  Studien  S.  34. 

*)  Z.  B.  Dbnfis  I*  458. 

')  HöchBtena  Kopf  in  Berlin:  Fbiede- 
BicBs,  kleinere  Kunst  2154. 

*)  S.  571, 6. 

^)  Aus  einem  ziro-Grabe  von  Chiusi. 

^)  Z.  B.  eine  erhebliche  Zahl  im  Museum 
Kircherianum ;  Gobi,  mus.  Etr.  Bd.  I. 

^)  Nach  FubtwInglbb's  Vorgang  Eöbtb, 
Archäol.  Studien  f.  Brunn  S.  1  ff.  T.  1  (das 
Astarteidol  aus  Inselmarmor  schliesst  sich 
an  die  vorige  Periode  an);  Petbbssn,  Archftol. 
Inst.  22.  Dez.  1893. 

^)  Z.  B.  aus  Chiusi  in  der  Sammlung 
Gasuccini;  aus  Grosseto  in  der  Sammlung 
Ravestein;  aus  Picenum:  Caylüs,  recueil  V 
T.  35, 1.  2;  etwa  180  aus  Arezzo  u.  s.  w. 


•)  Visconti,  sep.  di  Gere  T.  9  A;  meh- 
rere LOwchen  in  Si  Marinella  und  der 
Zambra  gefunden. 

»0)  B.  1871,  68. 

>^)  Z.  B.  Dbhitis  II*  427;  Pakofka,  cab. 
Pourtalös  T.  40. 

»')  Aus  Perugia,  vgl.  Dobow,  notizie  int. 
alc.  vasi  etr.  T.  9, 1 ;  Vebxiolioli,  saggio  di 
bronzi  etr.  T.  1,  4. 

^")  Aus  Ghiusi  in  Berlin  (Fbibdbbichs 
2162). 

1«)  In  Florenz:  Mabtha  Fig.  217. 

^^)  Fbiedbbichs  Nr.  2156—8;  Mioali, 
mon,  T.  34,  6. 

")  FBiBDBBiCHsNr.  2160— 61;derAkro- 
polistypus  z.  B.  in  Perugia:  Gonestabils  T. 
99,  1  (mit  etruskischer  Inschrift);  Fbisdb- 
BiCHS  2155;  Dbnnis  II  S.  233  abgeb.  (aus 
Rusellae);  mit  parallelen  Füssen:  Mioali, 
mon.  T.  33, 1. 2. 


Kap.  VI.    Die  iweite  orientalisierende  Periode  der  Weltgesohiohte.    (§  330.)    57 X 


Krieger  in  Angriffsstellung.  ^)  Unter  diesen  Bronzen  sondert  sich  eine 
Gruppe  durch  ihre  auffallend  gestreckten  und  mageren  Körperformen  ab, 
die  ihnen  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  sardinischen  Werken  verleiht.^) 
Neue  Unterabteilungen  ergibt  z.  B.  die  Behandlang  des  Gewandes,  dessen 
Falten  oft  noch  ganz  übergangen,  ausnahmsweise  durch  Punktreihen  an- 
gedeutet werden.')  Gesichtsmasken  wurden  anfangs  durch  Stempel  her- 
gestellt, um  an  den  Hals  von  Grabgefässen  angeheftet  zu  werden.^)  Von 
allen  getriebenen  macht  den  meisten  Eindruck  die  Büste  der  Astarte  aus 
der  Grotta  dell'  Iside,  oder  vielleicht  genauer  gesagt,  die  unter  dem  Bauche 
abgeschnittene,  auf  einer  Basis  ruhende  Figur  einer  Göttin  in  „mykeni- 
scher"  Tracht.^)  Doch  nun  zur  Steinplastik!  Etrurien  besass  eine  grosse 
Auswahl  an  gewöhnlichen  Steinen,  welche  sich  allerdings  zu  Bauten 
besser  eigneten ;  da  nun  der  Marmor  von  Carrara  noch  nicht  entdeckt  war 
und  der  Alabaster  von  Yolaterrae  ziemlich  lokal  blieb,  fehlte  der  rechte 
Antrieb  zu  einer  selbständigen  Plastik.  Der  Steinmetz  lieferte  am  häufig- 
sten Portalöguren  an  den  Eingang  von  Bauten,  z.  B.  bewachten  zweimal 
zwei  Löwen  die  Grotta  Campana.  ^)  In  die  Gräber  selbst  scheinen  die  An- 
gehörigen Porträtstatuen  der  Verstorbenen  gestellt  zu  haben;  aus  ordi- 
närem Stein  gefertigt,  erhielten  sie  natürlich  vollständige  Bemalung.  ^)  Die 
Motive  sind  einfach  und  trivial  (z.  B.  hält  eine  Frau  eine  Frucht),  die 
Ausführung  ganz  laienhaft  und  nur  oberflächlich  an  fremde  Muster  sich 
anlehnend.  Die  reichen  Herren  sahen  lieber  auf  Kostbarkeit  der  Figuren 
und  begünstigten  die  Luxusplastik  in  Elfenbein,  Gold  und  Bernstein;  man 
begreift,  dass  viel  mehr  Elfenbein-,  Bein-^)  und  Bemsteinschnitzereien ') 
als  goldene  Figuren  übrig  geblieben  sind.  Schon  die  Bilder  des  indischen 
Affen  Macacus  Rhesus  zeigen  den  fremden  Ursprung  mindestens  eines 
Teiles  dieser  Arbeiten  deutlich  an.  Desgleichen  stanmien  die  ägyptisieren- 
den  Fayencefiguren,  deren  kostbarste  Stücke  Goldfassung  hatten,  aus 
Ägypten;  eine  trägt  eine  Königsinschrift  der  Psammetichidendynastie.^^) 
Als  eigentliche  Gemälde  könnte  man  die  gleich  zu  besprechenden  Thon- 
platten  von  Caere  betrachten ;  jedenfalls  blühte  damals  die  Malerei  gerade 
in  dieser  Stadt.  ^1) 


^)  Widderträger:  s.  Fbibdebiohs,  Apollo 
mit  dem  Lamm,  Berlin  1861 ;  Krieger:  Mabtha 
F.  336;  Friedebichb  2164;  sehr  viele  solcher 
Figuren  impnbliziert. 

'}  Z.  B.  jene  Fignr  von  Pemgia  (A.  16); 
6.  1869,  187  ff.;  ganz  ungeheuerliche  im 
Museum  Eircherianum. 

»)  Caylus,  recueil  I  T.  28,  1. 

*)  MiLAHi,  Museo  ital.  1,  293  ff.  T.  8—10. 

^)  Mioali,  mon.  ined.  T.  6, 2;  Dennis  P 
502;  Martha  F.  335  u.  ö.;  Tracht  S.  477. 
Das  Kleid  ist  mit  Figurenstreifen  geschm&ckt. 

^)  Sphinxe,  Löwen  und  Greife  in  der 
Cucumella  von  Vulci,  vgl.  Canina,  Etr. 
maritt.  11  T.  110;  NofiL  des  Vebgbbs  T.  19; 
geflügelte  Sphinx  in  Civitavecchia. 

')  Aus  der  Qrotta  dell'  Iside:  Micali, 
mon.  ined.  T.  6,  1  (stehend,  Füsse  neben 
einander);   in  Chiusi,  von  asa  fetida:   das. 


T.  26,  2  (sitzend);  in  Cittä  di  Pieve:  Dennis 
IP  375  f. ;  6  Köpfe  in  Civitavecchia :  Dennis 
I«  299. 

»)  Affe  aus  Caere  B.  1874,  87  f.;  Sphinx 
aus  Cortona;  Löwe  aus  Chiusi:  B.  1848,  42; 
mehrere  Löwenköpfchen :  B.  1874, 207 ;  Figur 
mit  ägyptischer  Tracht  im  Museo  Grego- 
riano. 

»)  B.  1876  p.  97;  Giom.  d.  scavi  p.  157 
Nr.  55;  Abbkbn,  Mittelitalien  S.  409  f.;  Affen- 
figuren: B.  1874,  87  ff.  1875,49;  A.  1875, 
224  T.  J  1. 

'^)  Im  Grabe  Regulini-Galassi  (Dennis 
P  267)  und  der  Grotta  dell'  Iside;  zu  Canino 
(K.  O.  Müller,  kleine  Schriften  2,  434); 
Gometo,  in  einer  tomba  a  pozzo:  B.  1882, 
214 ;  Goldfassung  :  in  Vulci,  Micali  mon.  T. 
46, 1-3,  vgl.  9;  Inschrift:  A.  1876,  242, 

")  Plin.  35,  17. 


572 


KlasBisohe  Enxuitarohftologie.    H.  Gesohiohte  der  alten  EmiBt. 


Von  den  Bauwerken  des  alten  Etruriens  kennen  wir  bisher  nur 
Gräber  (S.  355),  welche  sich  in  Hügelgräber  mit  steinernem  unterbau  ^) 
und  in  Grabkammern  sonderten.  Bei  ersteren  verhielt  es  sich  mit  dem 
Schmucke  nicht  wohl  anders  als  in  Lydien;  auf  der  Höhe  stand  eben  ein 
einfacher  Pfeiler,  höchstens  flankierten  drohende  Steinbilder  den  Zugang. 
Fürsten  erhielten  als  Vorrecht  kompliziertere  Hügelanlagen,  wie  die  Cucu- 
mella  in  Vulci*)  und  das  von  Plinius  (36,  91)  beschriebene  »Porsennagrab* 
in  Clusium.  Die  Grabkammem  dagegen  werden  den  wirklichen  Wohn- 
räumen geglichen  haben;  sie  sollten  ja  auch  behagliche  Wohnungen  des 
Toten  sein.  Woher  der  etruskische  Geschmack  seine  Richtung  empfing, 
zeigen  ausser  den  Hügelgräbern  auch  die  unvollkommenen  Steingewölbe ') 
und  Bögen  an;  ebenso  gehen  die  beliebtesten  Dekorationsarten  mittelbar 
auf  Babylon  zurück.  Es  begegnet  uns  wieder  der  Wandbelag  mit  getrie- 
benem oder  gestempeltem  Bronzeblech.*)  Die  Wandmalerei  ging  auch  hier 
von  der  Nachahmung  der  Gobelins  aus.  In  der  Grotta  Gampana  zu  Veji  *) 
sind  allerlei  Figuren,  unter  denen  wilde  Tiere  und  Mischwesen  hervor- 
stechen, mit  Formen  und  Farben,  wie  sie  sonst  nur  in  Geweben  und 
Stickereien  existieren,  von  Zimmermalem  an  die  Wand  gekleckst.  Der  selben 
Mode  gehören  mehrere  Gräber  von  Vetulonia  an.«)  Ganz  wie  die  grie- 
chische Vasenmalerei,  entwickelt  sich  dieser  Stil  weiter,  indem  unter  jene 
Wesen  Darstellungen  von  Genrebildern  (Krieg  und  Nachtleben)  sich  mischen. 
Diesen  Standpunkt  veranschaulicht  das  kürzlich  aufgefundene  Grab  von 
Cometo.')  Zur  gleichen  Zeit  machten  die  Etrusker  von  der  Terrakotta- 
verkleidung  ausgiebigen  Gebrauch.  Sie  brachten  nicht  bloss  an  der  Aussen- 
seite  Antefixe  und  Stimziegel  mit  Belief  köpfen  von  Ungeheuern  oder  rein 
menschlichen  Wesen,  um  welche  sich  Löwenköpfe  oder  Lotosblüten  grup- 
pieren, an,*)  sie  verwendeten  auch  im  Inneren  Reliefplatten  friesartig.*) 
Auch  hier  kommen  die  mittelst  Stempel  verzierten  Thonplatten  vor; 
sodann  beginnen  jetzt  bereits  die  flachen  Terrakottamasken,  die  an 
den  Wänden  zum  Schmuck  aufgehängt  sind.^^)  Jene  Art  auf  die  einfache 
Wandmalerei  anzuwenden,  lag  in  Caere  nahe,  wo  die  Grabkammem  durch 
starke  Regengüsse  leicht  unter  Wasser  gesetzt  werden.  Dort  begannen 
die  Maler  sehr  bescheiden,  indem  sie  zuerst  wie  versuchsweise  eine  Sphinx 
auf  eine  Thonplatte  malten.  ^^)  Gegen  das  Ende  der  Epoche  entstehen 
wirkliche  Figurenbilder  auf  Thon  in  den  Grundfarben  Schwarz,  Rot  und 


0  S.  348;  z.  B.  in  Tarquinii:  Dsmas  P 
388;  M.  I  T.  41, 13b. 

*)  Canika,  Etr.  maritt.  11  T.  107. 

^)  Z.  B.  Grab  Regulini-Galassi  bei  Caere 
(Abeksn  T.  4),  Grabhügel  bei  Alsiom;  Grotta 
Gampana  in  Veji  (Canina,  Etr.  mar.  1  T. 
35,  2). 

*)  Zu  Chiusi:  B.  1874,  205  ff.  (mit  ein- 
gestempelten Lotosblumen);  Fonterotella: 
das.;  Bomarzo:  Dennis  I'  171;  Schilde  siehe 
S.  576. 

»)  Canina,  Fant,  citt^  di  Veji,  Rom  1847 
T.  28—31;  Etruria  maritt.  I  T.  34- -38;  Mi- 
oali, mon.  ined.  T.  58;  vgl.  DBNin8H31ff. 
m.  Abb.;  Mabtha  F.  282—4. 


•)  B.  1840,  147.  1841,  22;  Daiwis  II 
^267;  Caere:  B.  1834,  97  ff.;  A.  1835,  183. 

')  Not.  d.  scavi  1892,  261  ff. 

«)  Abeken,  Mittelitalien  S.  368  f.;  Pa- 
NOFKA,  Terrakotten  T.  10.  47;  A.  1881,  54; 
über  die  zahlreichen  Akroterien  von  Caere: 
FuBTWANOLEB;  Meisterwerke  S.  252,  5;  Gor- 
goneion  aus  Orvieto:  Not.  d.  sc.  1885  T.  4, 1. 

^)  Fragmente  aus  Veji:  Abekbk  S.  367; 
Platte  im  kapitolinischen  Museum ;  aus  Tos- 
canella  in  Mfinchen. 

>°)  Bärtige  Profilmaske  im  Museum 
Kircherianum. 

11)  Bbizio,  B.  1874,  128  ff. 


Kap.  VL    Die  sweite  orienUlisierende  Periode  der  Weltgeaohiohte.    (§  380.)    573 


Braun,  die  zu  dem  Material  trefflich  stimmen,  i)  Der  Oesichtstjrpus  und 
die  breiten  Körperformen  zeigen  asiatischen  Einfluss  ohne  eine  Spur  von 
etwas  ägjrptischem.  Die  eigentliche  Wandmalerei  machte  den  gleichen 
Fortschritt  zu  Figurenbildem ;  Tarquinii  und  Glusium  haben  solche  Wand- 
gemälde jenen  Caeretaner  Tafeln  gegenüberzustellen  und  zwar  an  ersterem 
Orte  die  Grotta  del  morto,  Gr.  del  barone  und  6r.  delle  iscrizioni.^)  Die 
Publikationen  dieser  Bilder  sind  ungenügend  und  die  Originale  jetzt  viel- 
fach beschädigt;  aber  soviel  erscheint  deutlich,  dass  die  Etrusker  hier 
keiner  fremden  Hilfe  sich  bedienten,  sondern  selbst  die  erlernten  Elemente 
der  Wandmalerei  fortbildeten.  Dadurch  ergibt  sich  eine  nationale  selbst- 
ständige Richtung  und  insofern  verdienen  die  Etrusker  dieser  Zeit  einen 
Platz  zunächst  den  Griechen.  Im  Stein  nahmen  sie  ebenfalls  den  Anlauf 
zur  Selbständigkeit.  An  Bauten  scheinen  Steinreliefs,  wenn  wir  von  den 
Steinthüren  mancher  Gräber  absehen,^)  allerdings  selten  gewesen  zu  sein; 
dafür  skulpiert  man  Grab-  und  Denksteine.  Die  Grenzen  zwischen  dieser 
Periode  und  der  folgenden  lassen  sich  schwer  ziehen,  weil  die  Selbständig- 
keit die  traditionelle  Straffheit  und  Gleichmässigkeit  etwas  lockert.  Manche 
Steinmetzen  hauen  breite  gedrungene  Figuren  ein;^)  andere  scheinen  den 
fremden  Stil  nachzuahmen ;  ^)  die  rein  dekorativen  Platten  haben  Sphinxe, 
Greifen,  wilde  Tiere,  Rosetten  und  andere  Ornamente.*)  Wir  stellen  hie- 
her  am  besten  die  Reliefs  der  Aschenumen,  insofern  dieselben  verkleinerte 
Grabmäler  sind;  diese  Skulpturen  beginnen  gegen  das  Ende  der  Periode.^) 
Einfache  Wandmosaiken  (S.  301)  können  nicht  für  ganz  ausgeschlossen 
gelten,  nachdem  das  Campanagrab  in  Yeji  an  einer  Wand  sechs  gemalte 
Kreise  mit  fünffarbigen  Feldern  aufweist.*) 

Ein  handeltreibendes  Volk  wie  die  Etrusker  waren,  lebten  sie  luxu- 
riös und  umgaben  sich  mit  den  Erzeugnissen  des  Kunstgewerbes.  Die 
Gold-  und  Silberarbeiten  stehen  auf  einer  sehr  hohen  Stufe;  noch  uner- 
reicht ist  der  Inhalt  des  Grabes  Regulini-Galassi  zu  Caere,  welchem  die 
Grotta  dell'  Iside  in  Yulci  und  eine  Gr.  a  corridojo  zu  Tarquinii  nahe 
kommen.^)  Goldene  Brustbedeckung  mit  eingestempelten  Figuren,  Arm- 
bänder, an  denen  Löwchen  aufgesetzt  sind,  eine  aus  drei  runden  Blechen 
bestehende  Spange,  Kette  nach  Art  einer  Infel  mit  in  Gold  gefassten 
Bemsteinplättchen ,    zwei    vergoldete    Silberschalen    in    getriebener    Ar- 


»)  M.  6,  30;  vgl.  Beuk»,  A.  1859,  325  flf.; 
farbig  Mas^e  Napol.  III T.  83  u.  MabthaT.4; 
einiges  in  London:  Mübray,  Jhst.  10, 243  ff. 
T.  7;  8.  auch  Brizio  a.  0.;  Dbnuis  P  257  ff. 
Die  SteUung  der  Beine  im  Sitzen  ist  schon  frei. 

«)  Chiuai:  M.  V  15.  16;  Gr.  del  morto: 
M.  II  2;  Mus.  Greg.  1 99;  Ganina,  Etr.  maritt. 
II  82;  vgl.  Dennis  1,  325  ff.;  Gr.  del  barone 
(nach  Stackeiberg  benannt):  Micali  T.  67; 
Mus.  Greg.  1100;  CaninaII86;  Dennis  1, 
368  ff.;  Gr.  delle  iscrizioni:  Mus.  Greg.  1 103; 
Ganina  II  87;  vgl.  Dennis  1,  364  ff. 

')  Stackelbesg  u.  Kestneb,  Gräber  von 
Cometo  T.  27;  Micau,  mon.  T.  67,  7;  B. 
1882,  47;  Not.  d.  scavi  1881,  366. 

*)  Z.  B.  Grabsteine  von  Kriegern:  Lanzi, 
not.   T.   1;    MiCALi,   mon.  T.  14,  1.  2.  51, 


1  (mit  Blume).  2;  Not.  d.  sc.  1887  T.  8,  3 
(aus  Orvieto);  femer  von  einem  Cippus:  Mi- 
oali, mon.  ined.  T.  25,  1. 

^)  Z.  B.  CoNESTABiLE  T.  39;  Grabstein  von 
Anteils  mit  Gastmahl  in  zwei  Streifen :  Inghi- 
BAMi,  mon.  VI  T.  C  D  E;  Mabtba  Fig.  165. 

^)  Dennis  II'  296;  Inohibahi,  mon.  etr. 
VI  t.  p.  5;  B.  1882,  46  f.;  Musäe  Napol.  III 
T.  87  (farbig).  Noch  halb  dekorativ  ist  das 
Relief  von  Florenz  bei  Mabtha  Fig.  256. 

^)  Z.  B.  Urne  aus  Vulci:  Micali,  mon. 
per  serv.  T.  57. 

')  Dennis  P  41  (der  eine  Nachbildung 
aufgehängter  Schalen  darin  erblickt). 

»)  Gbipi,  Gere  T.  1  ff.;  Mus.  Greg.  1 15 
—20.  28-  29.  82.  83.  76,  3.  67  b;  Micali, 
mon.  ined.  T.  21,  6.  7;  Abbken  T.  6^  2. 


574 


KlassUiohe  Sunstarolittologie.    It.  Oesohiohte  der  alten  KimBt 


beit^)  u.  dgl.  Ähnliche  Funde  wurden  im  ganzen  Lande  reichlich  ge- 
macht;^) besonders  häufig  kommen  Plättchen  mit  Stempelverzierung, 
Blätter,  Halsbänder  und  Ringe  vor ; ')  letztere  haben  öfters  Figuren  ein- 
gegraben oder  inkrustiert.*)  Die  Fibeln  haben  mannigfache  Formen.*) 
Sind  nun  diese  kostbaren  Arbeiten  alle  im  Lande  verfertigt  worden?  Wir 
können  dies  von  der  Mehrheit  nicht  glauben,  wenn  auch  bei  Populonia 
Silberbergwerke  lagen.  Der  goldene  Brustschmuck  hat  seine  nächste  Ana- 
logie in  dem  Ornate  der  ägjrptischen  Könige ;  das  Weissgold  ist  auffallend 
oft  verwendet.*)  Die  Fratze  des  Gottes  Besä  gibt  die  Form  eines  Ohi^ 
ringes ; ')  das  Heuschreckenmotiv  ®)  erscheint;  die  Silber-  und  Goldschalen  •) 
reihen  sich  den  früher  besprochenen  in  der  Dekoration  an;  endlich  kehrt 
die  Steigbügelform  der  Ringe  in  Sardinien  wieder.*®)  Kurz,  alles  stimmt 
zur  Annahme  punischen  Lnportes  und  punischer  Vorbilder.  Mit  diesen 
Juwelierarbeiten  hingen  Edelsteine,  Schmelz  und  Bernstein  untrennbar  zu- 
sammen. Sie  bilden  ja  einen  Teil  der  Glieder  verschiedener  kostbarer 
Halsketten.**)  Echte  und  falsche  Edelsteine  werden  sehr  oft  zu  Skara- 
bäen  geformt,  eine  Form,  welche  die  einheimischen  Genmienschneider  noch 
Jahrhunderte  lang  beibehalten  zu  haben  scheinen.*')  Sie  stellen  meist 
fabelhafte  Ungeheuer,  Tierkämpfe  und  Genrescenen  dar.^*)  Ein  Teil  er- 
weist sich  durch  ägyptische  Götter  und  Symbole,  korrekte  und  sinnlose 
Hieroglyphen  als  Import.  *^)  Zuletzt  konmien  griechische  Mythen  auf, 
deren  Figuren  sehr  sorgfältig  gezeichnet  zu  werden  pflegen.  Bekannt  ist 
der  grosse  Scarabaeus  mit  den  Sieben  von  Theben.»*)  Die  Parfümerien 
kamen  in  kleinen  Fläschchen  aus  farbigem  Glas,  welche  manchmal  Yer- 


^)  M.  Greg.  T.  22  =  Abbkxn  T.  6,  1  a.  b. 
Fragment  einer  vergoldeten  Silberschale  mit 
halb  ägyptischen,  balb  asiatischen  Bildern, 
aus  der  Tomba  del  duce  in  Vetulonia:  Not. 
d.  sc.  1887  T.  16,  1. 

*)  Brufitschmuck  mit  Beiben  von  Wasser- 
Yögeln  nnd  Ankern:  M.  X  T.  10b  2  (B.  1869, 
258  ff.);  Armbander:  M.  1854  T.  33,  1.  2.  IX 
T.  44,  2.  3;  B.  1875,  257  (geometrische  Ver- 
zierung); Kopfschmuck  aus  Caere :  Gbifi  T.  2 
=  Mus.  Greg.  I  84  f.;  Stirnband  aus  Vulci: 
MiCAU,  mon.  ined.  8,  14;  Kette:  M.  X  24a, 
6  ab. 

')  Gestempelte  Plättchen  aus  Aision, 
Caere:  Gbifi  T.  9  =  AsEKBir  T.  7,  3a— c; 
Mus.  Greg.  I  84;  Mabtha  F.  102;  Tarquinii 
B.  1882,  211  (rund);  Vulci:  Mioali,  mon. 
2.  Ausg.  T.  45,  3.  46,  14;  besonders  in  der 
Zambra;  Silberband  mit  Löwen:  Not.  d.  sc. 
1887  T.  16,  2;  auch  goldplattierte  Bronze- 
bleche: aus  Cometo  B.  1882,43.  163;  aus 
der  Tomba  del  guerriero:  M.  X  10  b,  2;  vgl. 
AZ.  1884  T.  10,  2;  Blattkranz  von  Ponte 
Sodo  in  Mfinchen:  Micali,  mon.  41,  46; 
Blätterarmband  aus  der  Zambra ;  Blätter  aus 
der  Grotta  della  sedia;  Halsband  mit  Flü- 
gelwesen und  Gorgoneia:  Mabtha  F.  384 
u.  s.  w. 

*)  Mioali,  mon.  in.  1,  28;  B.  1871,  66. 
1882,  86. 


^)  Mit  gelagerten  Löwen:  Mioali,  mon.  i. 
T.  46,  5.  6;  Mabtha  F.  389;  390;  mit  Pal- 
metten und  Goldkflgelchen  B.  1882,  164; 
Prachtstück  aus  Caere:  B.  1866, 178  f. 

•)  B.  1858,  184  ff.  1874,  54.  1882,  164 
u.  ö. 

^)  MiOAU,  mon.  46,  1.  Nordsvrische 
Frauentracht:  Gbifi,  mon.  di  Cere  T.  9. 

')  Bei  Poggibonsi. 

•)  Aus  Caere:  Mus.  Greg.  I  T.  63—66; 
Gbipi,  Cere  T.  5. 8—10  (10, 1  Röhricht  des  Nil, 
9.  ägypt.  Genrebild);  Cabina,  Etr.  mar.  I T.  56. 

»0)  B.  1882,  86;  vgl.  Micali,  mon.  i.  T. 
46,  19. 21—23.  Das  Bild  eines  solchen  Ringes 
kehrt  in  Phönizien  wieder  (B.  1875,  41). 

^^)  In  Aision,  Selva  la  Rocca,  flr,  d. 
Sedia  und  Veji  (Archaeologia  XLI  T.  5,  3), 
vgL  B.  1870,  55.  1874,  54. 

^>)  Abekbn  S.  275  ff.  404 ff.;  Fbiedbbichs, 
Nuove  memorie  2, 172  ff. ;  z.  B.  Impronte  I 
13— 16.  VIIL;  Micali,  mon.  ined.  1,26.  In 
Volaterrae  sind  sie  selten  (Dennis  II'  191). 

")  Abstrus  Mio  ALI,  mon.  i.  T.  46,  17; 
Löwenjagd:  Micali,  mon.  ined.  1,  27. 

^*)  Abeken  S.  276  A.  3  u.  T.  6,  11. 12; 
B.  1869,  67. 

")  In  Berlin:  Winckelmakn ,  descr. 
Stosch  p.  344,  172;  Micali,  mon.  ined.  105 
u.  ö.;  B.  dazu  B.  1869,  56  Nr.  12. 


Kap.  VI.    Die  swdte  orieniftUsieresdo  Periode  der  Weltgeeohiolite.    (§  330.)    575 


zierungen  (Lotosblumen  und  Hieroglyphen)  in  verschiedenem  Glasflusse 
eingelegt  oder  Relieffiguren  aufgepresst  zeigen.^)  Von  diesem  Eunstzweige 
ist  das  gleiche  wie  von  den  Juwelierarbeiten  zu  bemerken.  Ägypten 
liefert  die  Modelle,  wie  denn  häufig  Hieroglypheninschriften  die  Authenti- 
cität  des  Ursprunges  bezeugen  sollen;  es  passt  in  der  That  der  Name 
Psammetich's  I.  zu  der  Zeit  vortrefflich.*)  Aus  Bernstein  wurden  An- 
hänger geschnitzt,  die  wiederholt  einen  Affen  und  zwar  den  indischen  Ma- 
cacus  Rhesus  darstellen.^)  Bei  anderen  Arbeiten  ist  die  fremde  Herkunft 
oder  doch  das  Vorbild  schon  durch  das  Material  gegeben;  das  Elfenbein 
z.  B.  konnte  doch  nur  aus  Afrika  kommen  und  dort  werden  auch  wohl 
die  Figürchen  und  skulpierten  Platten,  welche  Holzgeräte  zierten,  ange- 
fertigt worden  sein.^)  Das  prächtigste  Stück  ist  der  „  Jason  *"  in  vergol- 
detem Hochrelief.*)  An  einheimische  Arbeit  wird  man  eher  denken,  wenn 
ein  Stück  eines  rohen  Elephantenzahnes  mit  Reliefs  verziert  wird,  wie  es 
in  Chiusi  geschah;^)  wir  sehen  daran  unter  anderem  das  Märchen  vom 
klugen  Mann,  der  sich  und  die  Grefahrten  unter  dem  Bauche  von  Widdern 
rettet,  ob  wir  ihn  aber  Odysseus  nennen  dürfen?  Sonst  weist  die  Typik 
der  Elfenbeinarbeit  wieder  ganz  nach  Ägjrpten.  Dass  man  in  hohen 
Räumen  Strausseneier  an  der  Decke  aufhing,  wurde  bei  Syrien  und  Griechen- 
land erwähnt;  thatsächlich  nachweisbar  sind  sie,  durch  Malerei  oder  Re- 
liefs verziert,  in  der  Grotta  dell'  Iside  und  zu  Alsium.'')  Auch  Muscheln 
des  indischen  Ozeans  brachten  die  Händler  mit,  welche  manchmal  nach 
der  Weise  der  Anwohner  des  persischen  Meeres  (S.  452)  gravierte  Zeich- 
nungen erhielten.^)  Endlich  gehört  zu  den  orientalischen  Kunstmateria- 
lien der  Alabaster.  Fremdes  und  Nachgeahmtes  bestinmit  zu  scheiden, 
wird  erst  dann  möglich  sein,  wenn  die  Alabasterart  jedes  Stückes  fest- 
gestellt ist.^)  Die  Alabastra  kamen  gleichfalls  als  Verpackung  der  Par- 
fümerien  ins  Land;  die  grösseren  gleichen  oft  in  ihrem  oberen  Teile 
einer  Frauengestalt,  die  man  wegen  der  Taube  Astarte  nennen  darf.^^^)   Ein 


^)  Einfache  bläuliche  sehr  oft,  z.  B.  aus 
Selva  la  Rocca,  Zambra,  Orte  (Dennis  I'  141J; 
mit  ffieroglyphen :  B.  1866,  179  f.  (26.  Dyn.) 
1869,  232;  Marken:  B.  1889,  73.  1841, 111; 
Mio  ALI  118,  8;  Lotosblnmen:  aus  Alaion;  Re- 
lief: B.  1882,  100  f.  (Stierhetze);  ans  Cfire, 
vgl.  Abbkbh  S.  271  ff.  (GazeUen  u.  LOwen). 

')  Fragmente  in  der  Grotta  della  Sedia; 
Gefftsse:  B.  1866,  169  f.  1869,  232.  1889, 
72.  1844,  102.  107;  Mioali,  III  p.  222; 
mon.  ined.  7,  4.  5  p.  57 ;  Psammetich  I. :  aus 
der  Polledrara,  Jhst.  1889,  247.  —  Scarabaeus 
mit  rätselhaften  Schriftzeichen:  B.  1874, 
54  ff. 

»)  Hblbio,  A.  47,  224. 

^)  Platten:  Abbkbn  S.  408;  Micali  T. 
41,  10—13  (mitunter  Spuren  von  Vergoldung); 
A.  1860,  478  ff.  M.  VI  T.  47 ;  sehr  schöner 
Eimer  aus  Chiusi,  in  der  Art  korinthischer 
Vasen  M.  X  38a,  1;  Cy linder  ans  Caere  (ein 
Mann  bftndigt  zwei  aufgerichtete  Löwen): 
M.  Greg.  II  T.  106,  9. 10;  Figürchen:  S.  571; 
M.  Greg.  8, 5.  6 ;  Micali,  m.  41,  8.  9.  Schöner 


Löffel  mit  Pahnetten:  Dbnkis  P  461. 

^)  Aus  Perugia:  Inghibami,  mon.  etr.  VI 
T.  T5,  4;  vgL  Hbydsilann,  Mittheilungen 
S  118  f 

«)  M.  X  T.  39  a ;  vgl.  Hblbig,  A.  49, 397  ff.; 
B.  1874,  207  ff. 

')  Micali,  mon.  ined.  7,  1 — 3;  A.  1843, 
350  ff.;  Pebbot  III  F.  628  (geflflgelte  Tiere, 
gemalt).  624—5  (wilde  Tiere,  graviert).  626 
— 27  (Genrebilder  und  orientalische  Orna- 
mente, graviert) ;  aus  Thon  imitiert  in  Vulci : 
Micali,  das.  p.  57;  kleinere  Thoneier:  A. 
1843,  351. 

«)  A.  1875,  222;  B.  1882,  44.  162.  165; 
M.  X  24a,  1  f.;  mit  Zeichnungen:  B.  1848, 
59;  vgl.  auch  A.  1872,  289.  Einfache  Tri- 
dacna  squamosa,  Gypraea  tigris  und  Cypraea 
Isabella:  B.  1872,  83  ff.  1875,  222  Nr.  1  f. 

8)  Vgl.  A.  1876,  241. 

>o)  Abbkkn  S.  269  f.;  Mus.  Greg.  2,  99 ; 
weiblich:  aus  der  Gr.  delF  Iside  und  d, 
sedia;  Mus.  Greg.  2,  3. 


576 


SlaaaiBolie  Kanstarehäologie.    IL  OMohiohie  der  alten  Kmiat» 


Alabastron  trägt  bezeichnender  Weise  eine  Massangabe  in  Hieroglyphen 
aufgeschrieben. ') 

Diesen  fremdartigen  Stoffen  und  Stilen  gegenüber  erscheint  die 
Bronzearbeit  nationaler.  Wenn  im  fünften  Jahrhundert  sogar  die  kunst- 
stolzen Athener  tyrrhenische  Erzarbeiten  schätzen,  muss  eine  lange  auf- 
steigende Entwicklung  vorangegangen  sein.  In  der  That  zeigen  die  alten 
Gräber,  vorab  wieder  die  Grotta  dell'  Iside  in  Caere,*)  eine  ausserordent- 
liche Fülle  schöner  Arbeiten  aus  Metallblech.  Bei  der  Anführung  von 
architektonischen  Metallzieraten  hätten  wir  auch  die  an  der  Wand  auf- 
gehängten Schilde  erwähnen  können.  Der  Dekoration  der  einen  liegt  das 
natürlichste  Schema,  das  konzentrische,  zu  Grunde  und  den  Ringen  sind 
Reihen  von  Buckeln,  linearen  Ornamenten  und  puppenhaften  Tieren 
eingeordnet;')  die  anderen  konzentrieren  sich  in  einem  Schreckbilde, 
z.  B.  mehrere  tarquinische  in  einem  Löwenkopf  oder  gehörnten  langbär- 
tigen Männergesichte.  ^)  Eine  dritte  Gruppe  weist  Löwenreihen  und  orien- 
talische Flechtbänder  für  sich  oder  zusammen  auf.^)  Das  Bronzeblech 
wurde  sodann  auf  Leinwand  befestigt,  um  einen  schweren  Panzer  oder 
Leibgürtel  zu  ersetzen.^)  In  der  häuslichen  Einrichtung  verdeckten  gar 
oft  Bronzeplatten  den  bescheideneren  Eem.^)  Das  umfassendste  Beispiel 
der  Art  gibt  der  Prachtwagen  von  Perugia,  dessen  ^Belag  teils  in  den 
beiden  Münchner  Museen,  teils  in  London  sich  befindet ;  ^)  er  zeigt  haupt- 
sächlich Tiere,  Ungeheuer  und  die  tierbändigende  Göttin.  Dann  legt  der 
Etrusker  viel  Wert  auf  schön  verzierte  Lampen  und  Lampenständer  (z.  B. 
mit  vorstehenden  Chimärenköpfen).  ^)  Für  religiöse  Zwecke  dienen  die 
fahrbaren  Bronzegefässe  in  Kessel-  oder  Yogelform,  welche  zu  den  ge- 
meinsamen Kennzeichen  dieses  Zeitalters  gehören  dürften.'®)  Wie  jene, 
tragen  verschiedene  Bronzearbeiten  rohe  Aufsatzfiguren;^^)  Greifen  Vorder- 
teile an  einem  Kessel^')  haben  Seitenstücke  in  östlichen  Gegenden.    Die 


*)  Unoabelu,  B.  1841, 111  f.;  Abeksn 
S  270 

•)'Mu8.  Greg.  it.  15-20. 

»)  Mus.  Greg.  I  18-20;  A.  1829,  87;  B. 
1837,  66.  1869,  259;  Frisdbbichb,  kleinere 
Ennst  Nr.  1008  mit  a.  b;  Archaeologia  41, 
198  f.  m.  Abb.  (Veji);  Noi  d.  sc.  1887  T.  14 
(aus  der  Tomba  del  duce);  vgl.  Micajj,  m.  i. 
T.  26,  4. 

^)  Mus.  Greg.  I  85. 

"J  Zwei  Schilde  von  Falerii;  einer  aus 
dem  Grab  Regulini- Galassi;  M.  Greg.  I  20,2. 

*)  Panzer:  A.  1874,  257  f.;  thorax linteus 
Liv.  4,  20;  Gürtel:  Hblbio,  das  hom.  Epos 
'290,  2  m.  Abb.  108  (geometrischer  Stil). 

7)  Z.  B.  M.  (Jreg.  I  10.  17.  39;  Micau, 
mon.  i.  T.  52;  Fbibdebichs,  kleinere  Kunst  2173 
—75;  B.  1866,  236;  Sbmpeb,  der  Stil  II«  63  f. 
(mit  Omamentstreifen  und  einer  Reihe  ge- 
flügelter Sphinxe). 

^)  1812  bei  Castel  S.  Mariano  gefunden. 
Ungenau  abgeb.  bei  Inohibaxi,  mon.  etr.  3, 
22  ff.;  MiCALi,  mon.  in.  T.  28—31;  DAK. 
1,  59;  vgl.  Yebxiolioli,  saggio  di  bronzi 
etr.;  Dennis  II^  426;  Fbibdebichs,  kleinere 


Kunst  Nr.  970  ff  Fubtwanolbr  und  Pbtbb- 
SEV  erklären  jetzt  den  Wagen  für  griechische 
Arbeit. 

•)  Caere:  Mus.  Greg.  T.  15.  16;  in  Fi- 
gurenform: MicALi,  mon.  i.  T.  40, 4;  Ztsch.f. 
Ethnol.  22,  73.  Punisohkyprische  Form  bei 
Fbiedebichs,  kleine  Kunst  S.  169. 

^^)  Kesselwagen  von  Perugia:  Ztsch.  f. 
Ethn.  22, 60 ;  aus  Veji,  mit  Enten :  Arch.  XLI 
T.  4,  2;  Becken  mit  Pferdevorderteilen,  aus 
der  Grotta  dell'  Iside:  Micau,  mon.  ined. 
T.  8, 1;  Vogel  wagen  aus  Cometo :  Ztsch.  f.  Ethn. 
22,49;  Viterbo  (Fragment):  das.  S.  51;  Kohlen- 
becken (vom  und  hinten  je  zwei  Pferde- 
Yorderteile)  aus  der  Grotta  dell'  Iside:  abg. 
Ztsch.  f.  Ethnol.  22,  71. 

^')  Am  reichlichsten  an  einer  sohiffartigen 
Bronzeschale  aus  der  Tomba  del  duce  von 
Vetulonia:  Not.  d.  sc.  1887  T.  17,  1;  Am.  J. 
IV  T.  10a;  Becher  mit  Vögeln:  Mioali  T.  26, 
4.  Pferdegebiss  von  Volterra:  B.  paletn.  II 
T.  5,  5;  Entenköpfe  an  einer  Fibel:  Mabtha, 
Tart  ^tr.  F.  52;  Dreifuss  mit  Reitern:  M. 
XII  3,  14;  Löwchen:  Not.  d.  sc.  1887  T.  14. 

>0  M.  Greg.  I  14,  1  (Grab  Regulini);  s. 


Kap.  YL    Die  zweite  orientaliaierende  Periode  der  WeltgeBohiohte.    (§  330.)    577 


Frauen  lieben  bronzene  Spiegel,  deren  Griff  nach  altägyptischem  Vorbilde 
plastisch  zu  einer  Figur,  z.  B.  Astarte,  die  in  jeder  Hand  eine  Blume 
hält,  9  gestaltet  wird.  Die  Scheibe  selbst  empfängt  manchmal  gravierte 
Zeichnungen,  z.  B.  eine  vierflügelige  Göttin  und  Dämonen.')  Die  Bronze- 
schalen entsprechen  den  assyrischen; 3)  unter  den  sonstigen  Bronzegefassen 
fallen  die  platten  runden  „Feldflaschen'*  auf,  die  oft  geschmackvoll  mit 
geometrischen  Ornamenten  und  omamentalen  Wesen  verziert  sind.^)  Eine 
zweite  echt  orientalische  Form  sind  die  Thymiaterien.*)  In  neuerer  Zeit 
fand  man  dazu  viele  Gefasse  mit  rein  geometrischen  oder  teilweise  orientali- 
sierenden  Omamentstreifen  in  den  tombe  a  fossa.^)  Zur  orientalisierenden 
Tracht  gehören  Fibeln  in  mannigfacher  Form  (z.  B.  von  Steckmuscheln)  ^) 
und  Spiralen,  um  die  künstliche  Frisur  zugleich  zu  erhalten  und  zu 
schmücken.^)  ünkünstlerisch ,  aber  historisch  wichtig  sind  die  Formen 
Palstab  (S.  250),  couteau-hache  und  «Rasiermesser'* ;  ^)  die  Hausume  macht  in 
Bronze  einen  gefälligen  Eindruck.  ^0) 

Diese  Hausumen  sind  jedoch  durch  die  Eanopen  (S.  570)  so  ziemlich 
verdrängt,  Töpfe,  welche  oben,  wie  viele  Alabastra  derselben  Zeit,^*)  in 
menschliche  Büsten  auslaufen  und  zuweilen  wirklichen  Schmuck  haben. 
Mit  Thon  wechselt  hiebei  Alabaster  oder  ein  anderer  Stein.  Für  die  Ge- 
schichte der  Plastik  sind  diese  zum  Teil  ganz  konventionellen,  ägypti- 
sierenden,  teilweise  jedoch  sehr  realistischen  Gebilde  noch  nicht  ver- 
wertet.") 

Die  altetruskische  Keramik  nimmt  einen  sehr  breiten  Raum  unter 
den  Denkmälern  ein  und  weist,  weil  sie  auf  einheimischem  Stoflfe  beruht, 
auch  nationale  Züge  auf,  obgleich  alle  vollkommeneren  Techniken  fremden 
Ursprung  haben.  Den  Metallgefassen  nähern  sich  die  zahlreichen  Vasen, 
welche  aus  geschwärztem  Thon  {Bucchero,  S.  178)  oder  auch  aus  kupfer- 
farbenem (Redware)  bestehen,  am  meisten;  denn  die  Verzierungen  sind 
erhaben,  durch  Stempel  oder  mit  dem  Gravierstift  in  Linien-Punktierung 
ausgeführt.^*)  Dass  diese  Manier  an  die  frühere  Periode  anknüpft,  haben 
wir  schon  gesehen  (S.  487,  s).    Die  Bucchero-Gefasse,  welche  verhältnis- 


aach  Not.  d.  sc.  1887  T.  15,  5.  6.  Parallelen 
bei  Hblbio,  A.  48,  252. 

»)  B.  1866,  10  f. 

*)  Gebhard,  Spiegel  T.  328,  2;  Iirem* 
RAMi  II  T.  70.  90;  E.  Cubtius,  d.  knieenden 
Figuren  Fig.  2;  B.  1866,  229. 

')  Inohibami,  mon.  T.  19,1.  2;  Mus. 
Greg.  I  63-66;  M.  X  32,  1.  33.  IX  44,  1;  A. 
1866,  T.  GH  4 ;  Archaeologia  XLI T.  41 ;  Möm. 
de  FAc.  de  St.  Pet.  XVII  T.  40;  Clbbmont- 
Gannbait,  rimagerie  ph^nicienne  1880  T. 
1-6. 

*)  Sbmpeb,  der  Stü  II»  63  f.  (mit  orien- 
talischen Elementen  verbunden);  Mus.  Greg. 
1 10;  MiCAU,  mon.  T.  52;  M.  11,  59,  2;  B. 
1869,  258  flF.;  vgl.  Hblbio,  A.  47,  221  ff. 

^)  Sehr  schönes  Exemplar  mit  Streifen 
orientalischer  Ungeheuer,  aus  dem  Regulini- 
grab:  Mabtha  F.  101. 

«)  M.X  10a,  3.  10c,  16.  15,  1.  24a,  7. 

Handbaoh  der  klaai.  Altorttim.<<wi)«eu8cbaft,  VI. 


Xa  3;  Not  d.  sc.  1882  T.  13  bis,  13.  24. 

^)  J.  des  sav.  1843,  354  f. ;  B.  de  V 
acad.  de  Bmxelles  XI  1, 246 ;  ebenso  in 
Megara. 

«)  B.  1874,  55.  1882,  17;  Helbig,  das 
hom.  Epos  S.  *  242  ff.;  andere  kleine  Schmuck- 
stücke aus  Caere:  M.  X  24a  Nr.  la.  c.  g.  h 
(Helbig,  A.  1875,  222). 

»)  Palstab:  S.250;  B.  1868, 116;  Rasier- 
messer :  Helbig,  B.  1875,  14  ff. 

^^)  Schönes  Exemplar  aus  Falerii. 

^')  S.  575;  auch  z.  B.  aus  der  Polle- 
drara  in  Yulci :  Mioali,  mon.  ined.  T.  2 — 4 ; 
Abbkbn,  Mittelitalien  S.  269  f. ;  aus  Terra- 
kotta: AZ.  35,  117  T.  11,  2  (mit  Vogel);  phö- 
nikisch  nach  Helbig,  B.  1876,  240  f. 

^')  Mehrere  aus  den  ziro-Gräbem  von 
Chiusi. 

")  Helbig,  B.  1875,  98  f. 


37 


578 


XlassUioho  EnnBtarohftologie.    IL  Geaoliiohte  der  alten  Emuit 


massig  am  häufigsten  in  Clusium  gefunden  werden,  erfüllen  alle  Samm- 
lungen, sind  aber  wegen  ihrer  Häufigkeit  und  Unscheinbarkeit  wenig  be- 
achtet.^) Eine  genauere  Untersuchung  ergibt  bedeutende  Verschieden- 
heiten dieser  scheinbar  so  gleichartigen  Oefässe.  Die  grosse  Masse  ist  auf 
mechanischem  Wege  hergestellt,  indem  Bollcylinder  einen  manchmal  rohen, 
manchmal  feinen  Figurenstreifen,  der  um  den  Leib  der  Vase  läuft,  ergeben 
und  die  plastischen  Teile  (Nagelköpfe,  Masken  und  Henkelomamente)')  aus 
Formen  gedrückt  und  dann  auf  den  feuchten  Thon  aufgesetzt  werden;  zu 
letzteren  dürfen  wir  gewiss  auch  jene  die  Füsse  vertretenden  Figuren 
rechnen,  welche  oft  durch  die  Yierzahl  der  Flügel  ihren  fremden  Ursprung 
verraten.')  Ebenso  standen  öfters  Figürchen  (z.  B.  Hähne)  auf  dem  Deckel 
oder  am  Rande. ^)  Ausserdem  ergeben  genauere  Beobachtungen,  dass  die 
schwarzen  Gefässe  einer  freundlicheren  Farbe  keineswegs  entbehrten.  Auf 
die  glatte  Fläche  wurde  Weiss  aufgetragen  oder  die  vertieften  Linien,  wie 
in  der  Zeit  von  Hissarlyk,  mit  Kreide,  auch  wohl  Mennig  ^)  gefüllt.  Eigent- 
liche Malereien  (mit  erdigen,  nicht  gebrannten  Farben)  werden  sehr  selten 
getroffen.^)  Jene  Stempel  und  Formen  können  Importware  sein,  woraus 
sich  die  ägyptischen  Masken  ^)  erklären  würden.  Hie  und  da  machte  einer 
eine  Anleihe  bei  einheimischen  Kunstwerken,  z.  B.  bei  den  erwähnten 
Kriegergrabsteinen.  ^)  Erfreulicher  als  diese  Fabrikarbeiten  sind  die  Ver- 
suche im  freien  Modellieren  (wie  es  die  sogenannten  Kanopen  sind)  ^)  und 
die  freihändigen  Einritzungen  von  Ornamenten  oder  Tieren,'^)  obgleich 
letztere  auf  einem  sehr  bescheidenen  Standpunkt  zu  stehen  pflegen.  ^>) 
Vervollkonmmungen  in  der  Technik  zielen  auf  grössere  Ähnlichkeit  mit 
dem  Metall  ab.^^)  Diese  Buccherogefasse  finden  sich  zwar  auch  an  ver- 
schiedenen griechischen  Orten,  sonst  aber  häufiger  nur  auf  Sicilien ;  ^')  da 
nun  Gemmen  mit  etruskischen  Lischriften  ebenfalls  dorthin  gelangten,  ist 


>)  Vieles  veröffentlicht  von  Gobi  (S.  129); 
Ingbibami,  museo  Ghiusino  T.  8.  20  ff.;  Mi- 
CALi,  ant.  mon.  T.  17 — 27,  mon.  ined.  27 — 
32;  Caniva,  Etr.  mar.  1,  37;  Dobow,  voyage 
arch.  dans  rancienne  Etr.,  Paris  1829,  mit 
16  T.;  GsBLL,  fouilles  dans  la  nöcropole  de 
Yolci  T.  3.  4;  Photographien  aus  dem  Gabi- 
net des  m^d.  von  Giraudon,  Teil  III  136—9; 
vgl.  S.  178;  Schoms  Kunstblatt  1826  Nr.  97. 
98;  J.  des  sav.  1830,  245  ff.  1834,  144  ff.; 
DoBOW,  Memorie  romane  4^  135  ff.;  Abbkek, 
Mittelitalien  S.  359  ff.;  K.  0.  Mülleb,  kleine 
Schriften  2,  412  ff.;  Lenobmabt,  Ga.  5,  98  ff. 
(p.  101,  2  Bibliographie);  Gaxubbini,  Ga.  5, 
174  ff. ;  Mabtha  S.  462  ff.  m.  Abb.  Haupt- 
sammlungen in  Florenz,  Chiusi,  Rom,  Palermo, 
Paris  und  Berlin  (FitbtwXnoleb  Nr.  1351  ff.), 
kleinere  z.  B.  in  Turin,  München,  WOrzburg 
u.  8.  w. 

*)  Z.  B.  Medusenkopf:  Mus.  Chins.  T. 
33/4 ;  Widderkopf:  Mioali,  mon.  ined.  27,  3; 
B.  1875  p.  98  ff.;  als  Griff  Flögelfiguren  in 
Relief:  Micali,  mon.  ined.  28,  3.  4. 

')  Micali  T.  21,  1;  Visconti,  mon.  se- 
polcr.    di  Cere  9,  2;    Gab,    Durand  1402-3. 


1406.  1409;  Mus.  Greg.  T.  3;  LOwen  Gab. 
Durand  1406. 

*)  Micali  T.  28,  1. 2. 29, 3. 31, 1;  Dennis, 
IP  360;  Flügelpferd:  Micali  T.  30,  1. 

*)  FUBTWANOLEB  Nr.  1541. 

«)  Das.  Nr.  1543. 

')  S.  auch  die  ^Anubisyase'  in  der  Samm- 
lung Gasuccini:  Museo  Ghiusino  T.  33.  34; 
Micali,  storia  III  T.  22. 

^)  Becher  in  Florenz;  Micau,  mon.  p. 
serv.  T.  17, 1;  Mabtha  F.  331. 

*)  Micali  T.  14. 15;  Dennis  II»  78.  341; 
vgl.  B.  1841,  91;  Unoabelli,  illustraz.  di  4 
yasi  funebri,  Roma  1841. 

^^)  Z.  B.  Gefäss  in  Form  eines  kopf- 
losen Vogels:  A.  43,  156  ff.;  Gaxubbini, 
Supplemente  Nr.  771 ;  punktierte  Linearoma- 
mente :  Micali,  mon.  ined.  27,  7.  8. 

>»)  Not.  d.  sc  1884  S.  186  Abb. 

1')  Metallischer  Glanz:  S.  178, 10;  Nach- 
ahmung der  Granulation  an  einer  Vase  des 
kapitolinischen  Museums. 

")  B.  1869,  40;  A.  1877,  42  T.  AB  3; 
B.  d.  comm.  di  ant.  di  Sic.  V,  15  T.  4,  2.  VI 
15  u.  a.    Vgl.  oben  S.  558. 


Kap.  VL    Die  Bweite  orientaÜBiere&de  Periode  der  Weltgesohiohte.    (§  330.)     579 


Einführung  jener  nicht  ausgeschlossen.  Jedenfalls  stammt  die  beste 
schwarze  Ware  aus  Clusium,  Porsenna's  Residenz.  Ein  ähnliches  Ver- 
hältnis waltet  bei  der  Bed  wäre  ob,  welche  fast  nur  in  Etrurien 
und  auf  Sicilien  gefunden  wird.^)  Die  eingedrückten  Bilder  bestehen 
manchmal  in  Reihen  von  Dipylontieren,  am  häufigsten  jedoch  folgen  sie 
dem  asiatischen  Stil;  wie  bei  den  „protokorinthischen''  Vasen,  gliedern 
sich  schliesslich  Hasenjagd,  Schlacht  und  Mahl  ein.  Die  Kentauren 
haben  bezeichnenderweise  Doppelbeile.  An  die  Buccherogefasse  und  ihre 
örtlichen  Seitenstücke  reihen  sich  die  plastischen  Vasen  aus  gewöhnlichem 
Thon,  unter  denen  ganz  merkwürdige  Stücke  zu  finden  sind,  z.  B.  ein  un- 
gebranntes Gefäss  in  Ghiusi,  das  einem  Tafelaufsatz  gleicht:  Zu  oberst 
eine  Göttin,  nach  syrischer  Weise  einen  Raben  auf  dem  Kopf  tragend, 
von  elf  kleineren  Frauen  umgeben,  unter  diesen  ein  zweiter  Kreis  von 
sieben  Frauen,  zwischen  welche  Drachenköpfe  eingeschoben  sind.^)  Häufiger 
sind  die  Ganopen  (S.  570). 

Durch  die  Funde  von  Falerii  ist  die  einheimische  Vasenmalerei 
deutlicher  erkennbar  geworden;  ihr  Kolorit  beruht  auf  dem  Gegensatz  von 
Weiss  und  Schwarz  oder  Rot,  indem  auf  Bucchero  weisse  Linien  aufge- 
tragen oder  weissliche  Töpfe  rot  bemalt  werden.  Der  erstere  Zweck  wird 
auch  erreicht,  wenn  der  Töpfer  in  den  schwarzen  Fimiss  des  hellen  Thones 
Ornamente  eingravierte.  Den  Gegenständen  nach  treten  diese  Gattungen 
an  die  Seite  der  geometrischen,  Dipylon-  und  orientalischen  Vasen. 

In  der  Hauptsache  erfreut  sich  die  etruskische  Keramik  von  Seite 
der  Archäologen  einer  gründlichen  Missachtung.  Nur  was  für  Griechen 
zu  schlecht  erscheint,  wird  den  Einheimischen  belassen.  Allerdings  mag 
ja  die  Sage  von  den  eingewanderten  korinthischen  Töpfern*)  ihren  guten 
Ginind  haben,  da  das  häufige  Vorkommen  korinthischer  Gefasse  für  sie 
spricht;  trotzdem  werden  die  Etrusker  im  Thon  doch  auch  etwas  geleistet 
haben.  Die  bemalten  Vasen  eröffnen  eine  Reihe  schwieriger  Probleme. 
Von  den  griechischen  Fabriken  sind  so  ziemlich  alle  vertreten,  die  nicht 
überhaupt  nur  für  den  lokalen  Bedarf  gearbeitet  haben.  Bedeutender 
fallen  die  „protokorinthischen'',  chalkidischen,  korinthischen  Vasen  in  die 
Augen,  am  meisten  jedoch  die  attischen  schwarzfigurigen.  Dass  diese 
Vasen  nicht  in  späterer  Zeit  eingeführt  oder  imitiert  wurden,  *)  ergeben 
die  Fundumstände.  Dagegen  bleiben  andere  Fragen  vorläufig  ungelöst. 
Einige  Gruppen  von  Vasenmalereien  sind  bisher  nur  in  Etrurien  nachge- 
wiesen, wenn  auch  jetzt  die  Ansicht  vorherrscht,  sie  seien  ebenfalls  in 
Griechenland  gefertigt.*)  Für  die  eine  Gattung  wollen  wir  den  Namen 
„tyrrhenische  Vasen"    beibehalten.     Interessanter  sind  die  Vasen   der 


>)  Vgl.  LOscHCKB,  AZ.  1881,  40  ff.  und 
Boreafi  und  Oreithyia  S.  7  A.  18;  EekuliS, 
Terrakotten  v.  Sicilien  S.  50  ff.;  Pottibb,  Bch. 
1888,  491  ff.;  Maskeb,  Samml.  antiker  Vasen 
Nr.  207  ff.  m.  Abb.;  A.  1884  T.  C;  Bruchstück 
aus  Tanagra:  Ath.  Mitt.  4, 55.  LOschcke  sucht 
das  Fabrikationscentrum  in  dem  rhodischen 
Gela. 

>)  MicALi,  mon.  [ined.  T.  38;  A.  1843, 
361;  ein  ähnliches  abgeb.  Denkis  IP  312. 


')  Bbunn,  Probleme  in  der  Geschichte 
der  Vasenmalerei,  Abb.  d.  bayer.  Akad.  1871 
und  über  die  Ausgrabungen  der  Gertosa  das. 
1887 

*)  M.  VI  56, 3;  A.  1866  T.  R;  M.  IX  55 
(Berlin  1704);  Gerhard,  AV.  228  (München 
124);  Elbin,  Enphronios  *74ff.;  D&khler, 
Rom.  Mitt.  2, 171  ff.  T.  8.  9.  3, 164  f.;  Schu- 
macher, Jahrb.  4, 218  ff.;  altattisch  aus  dem 
6.  Jahrb.:  Löschckb,  Jahrb.  2, 278;  unter  ko- 

37* 


580 


KlaBsiache  Eanstaroh&ologie.    H.  Geschichie  der  alten  EniiBt. 


zweiten  Art,  welche  Talent  zur  Karrikaturenzeichnung  verraten;  weil  sie 
an  korinthische  Vasenbilder  erinnern,  nannte  man  sie  früher  , pseudo- 
korinthisch**, jetzt  aber  nach  ihrem  Fundorte  Caeretaner  Vasen.  Sie  werden 
mit  Buccherovasen,  tyrrhenischen  und  schwarzfigurigen  attischen  Gefässen 
zusammen  gefunden.^)  Man  kann  nicht  leugnen,  dass  die  Maler  den 
Negertypus,  die  ägyptische  Tracht  und  Affen  aus  Anschauung  oder  durch 
Arbeiten  ägyptischen  Ursprungs  kennen  mussten;  daneben  erscheinen 
orientalische  Motive  (Rosetten,  vierflügelige  Göttin,  Löwe,  auch  Stier)  und 
die  Krobylostracht,  welche  nicht  notwendig  griechischen  Ursprung  beweist. 
Den  korinthischen  Vasen  kommt  eine  Gruppe  von  Caeretaner  Hydrien  oder 
Eelebai  näher,  unterscheidet  sich  aber  doch  z.  B.  durch  den  Thon.^)  Der 
Farbengeschmack  nähert  sich  in  Etrurien  mehr  dem  orientalisch-kyprischen. 
Die  orientalisierenden  Gräber  liefern  noch  manches  Beispiel  eigentümlichen 
Kolorites,  z.  B.  Weiss  (auch  mit  Purpur)  oder  Braun  auf  spiegelrotem 
Grund.')  An  anderen  sind  die  Umrisse  mit  roter  Farbe  gezogen  und  Blau 
verwendet.*)  Bemalte  Flachreliefs  scheinen  in  Etrurien  festzustehen.*) 
Die  sogenannten  „etruskischen  Imitationen**  ^)  werden  gewöhnlich  danach 
bestimmt,  ob  die  Konturen  roh  eingeritzt,  der  Fimiss  schlecht,  der  Thon 
schwer  und  die  Malerei  nachlässig  ist.  Hier  sind  weitere  Untersuchungen 
nötig,  welche  die  am  Fusse  eingeritzten  Handelsmarken  hereinziehen 
müssen.'')  Die  Sache  liegt  nicht  so  einfach,  dass  alles  Gute  von  den 
Griechen,  alles  Schlechte  von  den  Etruskem  kommt;  vielleicht  haben  noch 
andere  Völker  mitgewirkt.^)  Die  ganze  Untersuchung  erfordert  eine  grössere 
Zahl  von  Publikationen  als  vorhanden  sind.^) 

Wenn  wir  nach  diesem  Überblick  nun  das  Eigenartige  der  Etrusker 
inmitten  der  anderen  Kulturvölker  herausheben  sollen,  so  werden  wir  dies 
in  dem  auffallenden  Betrieb  der  Buccherotechnik,  in  den  Anfängen  der 
Wandmalerei  und  teilweise  auch  im  Formen  und  Malen  des  Thones  finden. 

In  die  Interessensphäre  von  Etrurien  fallt  Corsica,  dessen  Denk- 
mäler noch  der  Erforschung  harren.  ^^) 

Litteratur:  §  117;  0.  Mülleb,  die  Etrusker  (1828)  2.  Aufl.  v.  Deecke,  Stattg.  1887 
behandelte  die  etruskische  Kunst  nur  nebensächlich;  die  Lücke  füllte  erst  W.  Abeken  (siehe 
§  829)  aus.    Übersicht:  Jules  Mabtha,  Tart  ötrusque,  Paris  1889,  m.  4  T.  u.  400  Abb.;  Ab- 


rinthischem  Einfluss  (korinthisch -attisch"); 
der8.|  AZ.  1876  S.  108;  italisch  nach  Gerhard, 
A.  1831,  14  f.  und  Brunn,  Probleme  S.  121. 

')  Verzeichnis  von  Dümxlbr,  R5m.  Mitt. 
3,  166  ff.  (nach  ihm  jönisch);  Photographien 
von  Giraudon  aus  dem  ,Cabinet  des  mödail- 
les'  in  140—6;  am  bedeutendsten  sind  , He- 
rakles und  Busiris"  M.  VIII  16.  17  (Bau- 
meisters Denkm.  867;  Phot.  bei  Masner, 
Sammlung  T.2,217);  die  ,Eentaurenschlacht" 
(A.  XXXV  T.  EF);  vgl.  Helbio,  A.  35, 210  ff. 
T.  EF  u.  M.  VI/VII  T.  77 ;  Brunk,  Probleme 
§  13.  15;  Gertosa  §  22;  Arndt,  Studien  zur 
Vasenkunde  §  5;  Duxont,  cöram.  4.  fasc, 
269  ff, 

')  Herakles  und  Eurytos:  Lonop^eier, 
Musäe  Nap.  T.  71—2;  farbige  Tafel  bei 
Rayet,  bist.  T.  6.  Über  eine  andere  Art 
.korinthischen'  Stiles  B.  1866,  231  ff. 


')  Zusammen  mit  einem  Scarabaeus 
Psammetichs  L:  Jahrb.  7,43  F.  1;  Ga.  1881 
T.  28.  32.  33. 

^)  MiCALi,  mon.  ined.  T.  4.  5. 

»i  B.  1869.  72. 

•)  Z.  B.  GsELL,  fouilles  T.  18. 19;  M.  1856 
T.  10  (Tityos).    6, 15  (Minotaurus). 

^)  Einiges  bei  Fabretti,  corpus  inscrip- 
tionum  Italicarum,  z.  B.  Nr.  2229  ff. 

®)  Wir  verweisen  auf  die  Inschrift  eines 
Alabastrons  bei  Fabretti,  secondo  Supple- 
mente Nr.  1226;   Corssen,   Etrusker  2,  628. 

^)  Geometrische  Ornament«  bei  G^ell, 
fouilles,  Suppl.-T.  D. 

^^)  Roher  Sarkophagdeckel:  P.  Mj&RiMis, 
notes  d'un  voyage  en  Corse,  1840  S.  53  m. 
T.;  H.  AucAPiTAiNE,  Revue  africaine  1862 
S.  471  m.  T.;  vgl.  Hesych.  KvQyiatai, 


Kap.  VI.    Die  sweite  orientaliaierende  Periode  der  Weltgesohiohte.    (§  331.)     581 


riss:  Th.  Seexakn,  d.  Kunst  d.  Etnisker,  Dresden  1891,  m.  16  T.;  Periodeneinteilung  nach 
Bmnn  Lbop.  y.  Schefvleb,  Epochen  der  etrosk.  Kunst,  Altenhurg  1882;  kulturhistorisch 
Ch.  Casati,  fortis  Etruria.  La  civilisation  ^trusque  d*aprfes  les  mon.,  Paris  1885.  Zu  dieser 
Periode  Bbuvn,  griech.  Kunstgesch.  1,  93  ff.  (flher  das  Grah  Regulini-Galassi}.  Üher  Be- 
ziehungen zu  Kleinasien  NoSl  des  Vbbgbbs,  FEtrurie  1, 135  ff. 

331.  Etrurien  bat  im  Norden  eine  natürliche  Grenze  an  den  Apen- 
nineü,  über  welcbe  nirgends  ein  guter  Weg  fiibrt;  wäbrend  daber  der 
Osten  mit  Etrurien  zusammengehört,  büdet  der  Norden  in  diesem  Zeit- 
alter nocb  ein  selbständiges  Gebiet.  Es  ist  das  Hinterland  der  Adria, 
welches  zunächst  Emilia,  Lombardei,  Yenetien,  sowie  Österreich  und  Bayern 
südlich  der  Donau  umfasst  und  seinen  Einfluss  auf  Piemont,  ^)  die  Schweiz, 
Kroatien,  Ungarn  und  Bosnien  ausdehnt.  Hier  hat  der  fremde  Finfluss 
eine  so  abgeschlossene  Kultur  hervorgerufen,  dass  sie,  wenigstens  zeitweise, 
mit  politischer  Einheit  zusammengegangen  sein  muss.  Nur  einem  ansehn- 
lichen Reiche  konnte  es  gelingen,  den  gewaltigen  Po  zu  kanalisieren.') 
Wie  wir  den  hier  herrschenden  Yolksstamm  benennen  sollen,  deutet  die 
gleichzeitige  griechische  Litteratur  an,  welche  von  Umbrem  und  Illyriern 
schweigt,  dagegen  venetische  Bennpferde  rühmt.  Die  Yen  et  er  also  waren 
die  Träger  jener  Kultur,  und  ihr  der  fremden  Gesittung  erschlossenes 
Reich  gibt  die  Staffage  für  die  griechische  Antenors^^ge.  Ihnen  wird  auch 
die  Yariation  der  etruskischen  Schrift')  zugehören. 

Die  eigentliche  Plastik  hat  keine  Geschichte;  denn  über  die  ganz 
rohen  Figuren  von  Menschen  und  Tieren  aus  Bronze,  Eisen  und  Blei, 
welche  von  gewöhnlichen  Schmieden  stammen,^)  lässt  sich  nichts  fest- 
stellen, soweit  sie  nicht  Anklänge  an  die  allgemeinen  Typen  der  Plastik 
aufweisen.^)  An  den  erstgenannten  fällt,  wie  bei  den  sardinischen  und 
manchen  etruskischen,  die  Gestrecktheit  der  Form  auf.^)  Marzabotto  in 
der  Emilia  liefert  zwar  zahlreiche  Bronzen,  ^)  aber  die  roheren  sind  eben- 
falls zeitlos  und  die  besseren,  unter  denen  wir  die  Typen  des  sog.  Apollo 
und  der  Akropolisfrau  (S.  530.  532)  bemerken,  gelten  für  griechischen  Im- 
port; jedenfalls  sind  sie  nicht  lange  vor  dem  Ausgange  der  Periode  ent- 
standen. Wir  wollen  nicht  ganz  verschweigen,  dass  nach  dem  aristotelischen 
Wunderbuche  (K.  82)  an  der  Adria  zwei  uralte  liegende  Statuen,  die  eine 
von  Zinn,  die  andere  von  Kupfer  sich  befanden.  Eine  Baukunst  scheint 
es  noch  nicht  gegeben  zu  haben  ausser  höchstens  an  dem  Südrande  des 
Gebietes.  Die  Stätte  der  Gräber  bezeichneten  in  Bologna  und  Marzabotto  ®) 
manchmal  Grabstelen  aus  Kalkstein,  in  welche  auf  der  einen  Seite  oder 


*)  Nekropole  von  Velleja  (Notizie  d. 
scavi  comm.  alla  acc.  dei  Lincei  1877,  157  ff.). 

*)  Ein  Werk  der  Etrusker  nach  Plinius 
(3, 120),  weil  er,  wie  andere,  annimmt,  diese 
hätten  zuerst  in  Oboritalien  gewohnt. 

•)  C.  Pauli,  die  Veneter,  Lpg.  1891. 

^)  S.  211;  Hampkl,  Bronzezeit  T.  68.  69; 
Thonfiguren  das.  T.  71. 

^)  Reiter  in  Angriffsstellung :  Hampel 
T.  68, 5;  ebenso  nackter  Mann  (Gott?)  zu 
Fuss:  T.  68,2. 

^)  Zaitnoni,  arc.  abitazioni  di  Bol.  T.  16, 
75  ff. 

^)  MioAU,  mon.  ined.  T.  18;   Fibel   in 


Form  eines  Reiters:  Samml.  Ancona  p.  50 
Nr.  489;  mit  mehreren  Reitern,  in  Ober- 
italien; Dreigespann  und  Wagenlenker  aus 
St.  Lucia;  Tierfibeln  aus  Este  und  Lucia; 
Ente  in  Bazzano  (Cbbspellani,  del  sepol- 
creto  T.  IV  38).  Die  einen  Mann  im  Pelz- 
rock darstellende  Bronzefigur  von  Hallstatt 
(SiMOKT  T.  7,  8)  ist  mittelalterlich,  ebenso 
eine  aus  Speier  (Habstbb  S.  80)  und  Ülzen 
(EsTORFF,  heidn.  Altertümer  T.  1, 1). 

»)  Bologna:  Zaiwoni  S.  153  ff.  T.  15.  16; 
20.  22.  150;  Marzabotto:  GozzADmi  (S.  133) 
1871  S.  10.  13.  15  f.  (wohl  später);  andere 
sind  bildlos  (Gozzadiki  T.  3,  4. 10). 


582 


Knnatarchäologie.    IL  Oesohiohte  der  alten  Kunst. 


beiden  Figuren  eingehauen  wurden;  mehrere  tragen  Inschriften.  Diese 
rohe  Plastik,  die  einst  durch  Farbe  verschönert  war,  hat  im  vorhergehenden 
Zeitalter  (S.  480)  ihre  Wurzeln;  dies  zeigen  die  Form  der  Stelen,  die  Hauptdar- 
stellung (die  verstorbene  Person  zu  Wagen  und  ein  Mann  zu  Fuss)  und 
die  Verwendung  von  Spiralen  zur  Einfassung.  Dennoch  gehören  unsere 
Exemplare,  von  denen  mehrere  Inschriften  tragen,  wie  es  scheint,  alle  der 
neueren  Zeit  an.  Zu  den  Spiralen  sind  Epheuranken  und  Reben  gekonmien, 
zu  dem  Hauptbilde  Figurenstreifen  mit  Mischwesen,  Tieren  oder  Genre- 
bildern. Man  sieht  hier  die  Einwirkung  des  fremden  Eunsthandwerkes. 
Weiter  nach  Norden  hinauf  scheint  diese  Kunst  nicht  gedrungen  zu  sein. 
Marzabotto  ist  endlich  der  nördlichste  Punkt  der  Terrakottadekoration.') 
Im  übrigen  wohnten  die  Leute  in  schlichten  Hütten  und,  wenn  es  hoch 
kam,  wurde  über  ihrer  Leiche  ein  Grabhügel  erhöht. 

Ihr  bezeichnendes  Gepräge  erhält  die  venetische  Kultur  nur  durch 
das  Kunsthandwerk.  Eigentliche  Kleinodien  aus  Gold,^)  Edelstein,  Glas- 
fluss,  *)  Elfenbein  u.  s.  w.  fehlen  hier  fast  ganz ;  der  Hauptreichtum  bestand 
in  Bronze,  welche  zu  Gebrauchs-  und  Ziergegenständen  aller  Art  verarbeitet 
wurde;  der  Thon,  teils  in  seiner  natürlichen  Zusammensetzung,  teils  ge- 
schwärzt, ahmte  das  Metall,  wie  sonst,  nach,  doch  hier  liebten  die  Leute, 
etwas  wirklich  Metallenes  daran  zu  haben;  daher  die  bronzenen  Nägel 
und  Buckeln^)  und  die  Metallstreifen, ^)  welche  so  oft  in  den  Thon  einge- 
legt wurden.  Hom  und  Holz  finden  vielleicht  im  Gebirge  vor  allem  sorg- 
same Bearbeitung.  Die  Formen  der  Gegenstände  gehen  uns  hier  nichts 
an;  nur  möchten  wir  hervorheben,  dass  die  so  häufigen  Eimer  (situlae)^) 
bei  Ägyptern  und  Assyrem,  in  Thon  bei  den  ägyptischen  Griechen  (in 
Daphnai)  zu  finden  sind.  Das  Sichelmesser ^)  hat  orientalische  Form;  die 
eiste  knüpft  wieder  an  den  Süden  an.^)  Aus  der  vorigen  Periode  ist  die 
Haarspirale  geblieben.^)  CTnter  den  zahlreichen  Fibelformen  fällt  eine 
etwas  barocke  mit  Schlinge  und  Knopf  auf,  die  man  von  der  Certosa  Bo- 
lognas Certosafibel  nennt;  sie  herrscht  in  Oberitalien,  Erain,  Istrien,  Kroatien 
und  Bosnien  und  kommt  manchmal  in  der  Schweiz  vor.  Was  nun  die 
venetischen  Funde  auszeichnet,  ist  nicht  ein  origineller  Stil,  sondern  viel- 
mehr die  ungewöhnlichen  Verbreitungsverhältnisse  der  S.  545  flf.  aufge- 
führten Dekorationsarten.  >o)    Der  reine  geometrische  Stil  herrscht  nämlich 


0  Mon.  ant.  I  T.  9,  7.  31.  84. 

')  In  einem  Grab  von  Marzabotto  57 
Goldgegenstände ;  Goldblech  mit  eingepress- 
ten  koncentrischen  Kreisen  aus  Gasinalbo 
(Prov.  Modena):  B.  1846,  29;  ähnlich  aus 
Marzabotto. 

')  Zwei  blänliche  Köpfchen  mit  Öse,  aus 
Castelvetro:  B.  1841,  76,  8.  -  Einige  Skara- 
bäen  aus  Marzabotto:    Gozzadini  1871  S.  8. 

^)  In  Este,  zu  Bologna  scavi  Benacci, 
sc.  Arn.  Veli  u.  S.  Francesco. 

^)  Zinn  in  Karfreit;  Blei  in  S.  Lacia  und 
Venno. 

•)  Vgl.  Al.  Bbbtband,  Ea.  n.  s.  25,  361  flF. 
m.  T.  (Nr.  8  Enten  und  Ornamente);  Brizio, 
Atti  d.  r.  deput.  di  st.  patria  per  le  prov.  di 


Romagna,  8.  Jan.  1882;  am  häufigsten  in 
Este,  welches  oft  für  den  Mittelpunkt  der 
Fabrikation  gilt. 

')  Z.  B.  GozzAniNi,  di  un  sepolcreto  etr. 
scop.  pr.  Bol.  p.  25  T.  6;  Zakitoni,  fonderia 
T.  57, 8;  Haxpbl,  Bronzezeit  T.  14. 15.  (ungar. 
1892)  T.  148.  152  u.  ö. 

^)  B.  1841,  76,  8;  aus  Este;  aus  Monte- 
veglio:  Schiabsi,  opusc.  letter.  1,  73  T.  3 
(mit  ceometrischer  Verzierung). 

^  S.  487;  Hahpbl,  Bronzezeit  (ung.)  T. 
131,  5.  133,  10.  160,  5. 

>o)  Die  Schmuckrädchen  (S.  488)  sind 
noch  nicht  abgekommen  (z.  B.  solche  aus 
Klein-Glein  in  Graz). 


Kap.  VI.    Die  sweite  orientaliaierende  Periode  der  Weltgeschichte.    (§  831.)     583 


fast  unumschränkt,^)  gleichviel  welches  Material  verziert  ist;  zu  den  ein- 
fachen geometrischen  Figuren  treten,  wie  allenthalben,  Wasservögel  und 
Pferde,  selten  menschliche  Puppen.  In  Metall  sind  diese  Ornamente  ge- 
wöhnlich eingepresst  oder  durch  Nägel  und  Buckel  gebildet.*)  In  Terra- 
kotta kommen,  abgesehen  von  jenen  Bronzeeinsätzen,  ebenfalls  geometrische 
Muster  vor,  teils  eingraviert,  teils  eingedrückt.')  Malerei  ist  selten,  doch 
finden  wir  die  seltsame  Mode,  den  Leib  des  Gefasses  mit  abwechselnden 
Farbenstreifen  zu  umgeben.^)  Mit  den  Gefässen  sind  die  eigentümlichen 
Thonscheiben,  *)  Cylinder  und  Spinn¥drtel  zu  verbinden.  Der  nächste  Schritt 
besteht  darin,  dass  die  erwähnten  Puppen  spezialisiert  werden,  z.  B.  dass 
man  Krieger  erkennt.^) 

Wiewohl  auch  das  geometrische  System  aus  der  Fremde  kam,  hat 
es  sich  ganz  eingelebt;  dagegen  muten  wirklich  fremd  nur  die  orientali- 
sierenden  Dinge  an.  Als  Import  erkennt  man  sofort  die  bemalten  Vasen 
griechischen  Ursprungs,  einige  geometrische  und  „protokorinthische'',^) 
ein  paar  korinthische  und  schwarzfigurige  Gefösse,  alles  jedoch  billige 
ordinäre  Ware,  Ausschuss  der  italischen  Einfuhr.  In  Bronze  scheinen 
fremde  Elemente  nicht  so  leicht  nachweisbar,  am  ehesten  an  Beschläg- 
stücken, unter  welchen  die  «Diana  von  Grächwyl'',^)  ein  bei  Bern  ge- 
fundenes Bildwerk,  die  tierbändigende  Göttin  darstellend,  fremden  Ur- 
sprungs zu  sein  scheint.  Verzierte  Buccherogefässe  finden  sich  z.  B.  in 
Gemeinlebam.  Eine  volle  Entwicklungsreihe  gewähren  uns  nur  jene  bron- 
zenen Eimer  {situlae),  ^)  welche  keineswegs  alle  der  gleichen  Manier  folgen. 
Abgesehen  von  der  überall  verbreiteten  Mehrzahl,  die  nur  mit  Nägeln 
und  Buckeln  dekoriert  ist,  gehören  die  Eimer  von  Sesto  Galende  ^^)  und 


')  Über  die  Terremare  und  ihre  Um- 
gegend: Helbio,  Italiker  S.  104  A.  1. 

')  Gold  8.  S.  582, 1 ;  Kupfer:  Rfistuug  aus 
Sesto  Calende :  Bkrm.  Biondelu,  di  una  tomba 
gallo-italica  S.  5;  Bronze,  z.  B.  Gaasette  aus 
Este :  CB£8PELLAin,  del  sepolcreto  T.  4 ;  vieles 
in  Hallstatt  (Sacken  T.  9.  10.  22,  3.  23.  25 
—26)  u.  8.  w.;  Kämme  aus  Hirschhorn  in 
den  Terremare;  hölzerner  Stab  von  Castione: 
B.  di  paletnol.  ital.  IV  T.  1,  1. 

*)  Bologna:  Zankoki,  arc.  abitazioni  di 
Bol.  T.  9,  34  (Menschen).  85  (geflügelte 
Löwen  und  Enten) ;  Villanova:  Gozzadiki,  la 
n^cropole  p.  25  ff.  u.  di  un  sepolcro  T.  2—4 ; 
Sesto  Calende :  Bbbn.  Bionoelli,  di  una  tomba 
gallo-italica,  Mem.  d.  r.  ist.  lombardo  s.  III 
V.  X  m.  T.  Die  KreidefQllung  kommt  noch 
in  den  ältesten  Gräbern  von  Este  vor. 

*}  In  den  Terremare;  bei  Bazzano :  Cres- 
pellaki,  del  sepolcreto  ....  scop.  presse  B., 
Mod.  1875  T.  1;  Este,  aber  in  jOngeren  Grä- 
bern. Schwarze  Ornamente  auf  roten  Ge- 
fässen in  Gemeinlebam  und  ödenburg. 

*)  Villanova:  Gozzadtki,  n^crop.  p.  82  f. 
und  di  un  sepolcro  T.  3, 1  ff. 

^)  Villanova:  de  Mobtillet,  le  signe 
p.  79  f.;  Mat^riaux  1866,  501  f. 

")  Gefäss  von  Bologna:   Gozzadiki,   di 


due  sepolcri,  Atti  d.  dep.  di  st.  p.  dell*  Emilia 
n.  8.  VI  1  (1881). 

')  Aus  den  Scavi  Benacci  (B.  1875, 50  ff.); 
Höhlen  von  Finale  in  ligurien:  B.  paletn. 
17, 91  ff.  T.  9, 1;  Bayern:  Beitr.  z.  Anthrop. 
u.  Urgesch.  Bayerns  1  T.  2.  12,  311 ;  Likden- 
SCHMIT  III  7,  r,  3.  4;  Ütliberg  bei  Zürich: 
Anz.  f.  Schweiz.  Altertumsk.  1871  Nr.  3  Ziff.  95. 

«)  S.  144;  Mitt  d.  antiq.  Ges.  v.  ZOrich 
6,  109  ff.  Man  bemerke,  dass  die  Göttin 
nach  syrischer  Art  (S.  469)  einen  Vogel  auf 
dem  Kopfe  trägt.  Kleinere  Stücke  aus  Kett- 
lach in  Unterösterreich  (Genthe  Nr.  118: 
Löwe)  und  Val  di  Non  (laufender  Hase, 
CoNZE  A.  1877,  389);  Thonvase  mit  plasti- 
schen Stierköpfen,  aus  Gemeinlebam ;  Stern- 
blume: Haxpel,  Bronzezeit  T.  81,  4.  101,  2. 

*)  GozzADiNi,  int.  agli  scavi  fatti  dal  s. 
Am.  Veli  p.  38  ff.;  Doror,  A.  1881,  240  ff.; 
HöBNBS,  Urgeschichte  des  Menschen  S.  564  ff.; 
Bbünn,  griech.  Kunstgeschichte  S.  81  ff.;  über 
die  figurierten  Eimer  von  Este:  Ghibasdiki, 
Rendic.  d.  acc.  d.  lancei  V  2,  223  ff. 

'^)  BioNDBLLi,  di  una  tomba  gallo-ita- 
lica,  Mem.  d.  r.  ist.  lombardo  8.  III  v.  X. 
(1867)  T.  2,  1.  2;  Ra.  n.  s.  16, 21.  Zu  dieser 
Grappe  gehört  die  Hackmesaerscheide  von 
Watsch  (abg.  bei  Hohnes,  Urgesch.  S.  586). 


584 


Klaasiflche  Kniustarch&ologie.    IL  Gesohichte  der  alten  Kunst. 


und  Trezzo^)  zum  vorgeschrittenen  geometrischen  Stil,  denn  sie  haben 
die  dem  Dipylonstil  zukommenden  Elemente  und  zwar  in  Punktiermanier 
ausgeführt.  Unter  den  übrigen,  getriebenen  Eimern  ist  wenig  Unterschied; 
sie  stehen  den  griechischen  Vasen  parallel,  welche  den  Tierstreifen  bereits 
an  den  oberen  oder  unteren  Rand  zurückgeschoben  haben  und  den  Haupt- 
teil für  Darstellungen  aus  dem  menschlichen  Leben  verwenden;  es  sind 
gewöhnlieh  öffentliche  und  private  Feste.  *)  Nur  die  Eimer  von  Est-e, 
namentlich  die  Gista  Benvenuti  von  Este  repräsentieren  mit  ihrem  Gemenge 
von  Festen,  Tieren  und  Untieren,  Kriegsscenen  und  eigentümlichen  Orna- 
menten die  Auflösungsperiode  des  Stiles.  ^)  Zu  diesen  situlae  gehören 
Deckel,  welche  gleichfalls  Tiere  und  Mischwesen  in  einem  kreisrunden 
Streifen  aufweisen.^)  Man  pflegt  mit  diesen  Eimern  auch  einige  Rüstungs- 
stücke von  ähnlicher  Technik  zu  verbinden.^)  Seltener  sind  Nachbildungen 
von  solchen  Erzarbeiten  in  Thon.®) 

Sodann  hat  der  dritte  Stil  (S.  546)  sehr  ansehnliche  Denkmäler  her- 
vorgebracht. Wir  gedachten  bereits  oben  der  auf  dem  Rücken  von  Urnen 
angebrachten  Vögel;  ^)  hieraus  entwickeln  sich  die  Vogelwagen.^)  Weitaus 
ansehnlicher  indes  sind  die  nach  orientalischer  Sitte  auf  Rädern  laufenden 
Gefasse.  So  hat  Este  einen  thönernen  „Wagen*' ;  das  grösste  Werk  in 
diesem  Stile  ist  jedoch  der  bronzene  „Judenburger  Wagen*,  der,  bei  Strett- 
weg  in  Steieimark  gefunden,  ^)  eine  grössere  Anzahl  gegossener  Figürchen 
ringsherum  verteilt  hat,  welche  ein  Hirschopfer  und  einen  Festzug  dar- 
stellen, abgesehen  von  der  den  Kessel  stützenden  Frau.  In  der  Nachbar- 
schaft fand  man  einen  zweiten  ähnlichen  Wagen.  ^^)  Dazu  treten  wieder 
Fibeln  und  ähnliche  Zierstücke  mit  einem  Reiter,  Hund  u.  dergl.,^')  am 
häufigsten  jedoch  einem  Wasservogel. 


')  Caixi,  la  situla  di  Trezzo,  Mai- 
land 1877. 

')  Situla  von  Bologna:  ZANNONip.  101  £P. 
T.  35;  nach  Abg.;  Phot.  bei  Bbunn  F.  61  (im 
Felde  Rosetten  u.  fliegende  Vögel);  Arnoaldi 
Veli  (zusammen  mit  einem  bemalten  Krater 
gefunden):  Bbizio,  Atti  e  mem.  della  dep. 
di  st.  patria  per  la  Romagna  s.  III  v.  2 
(1884)  T.  4.  5;  Matrei:  D.  österr.-ungar. 
Monarchie,  Tirol,  S.  123;  Jäobb,  Sitzungsber. 
der  Wiener  Akademie  1865;  Moritzing 
in  Tirol:  M.  X  T.  6;  A.  46,  164  flF.  Die 
österreichisch-ungarische  Mon.,  Tirol  S.  125; 
Obolbb,  21.  Progr.  d.  Gymn.  v.  Bozen;  Fi-ag- 
mente  von  St.  Mar  ein  in  Erain:  Mitt.  d.  k. 
k.  Centralkomm.  N.  F.  19,  138;  Watsch: 
§  160;  Deschmann,  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm. 
N.  F.  IX  (1883);  P.  Obsi,  Atti  e  mem.  d.  dep. 
di  st.  patria  per  le  prov.  di  Romagna  III,  1, 
5(Modena  1883);  Rbinaoh,  Ra.  1883 II,  265  ff.; 
bei  Meidling  (Niederösterreich). 

»)  Not.  d.  sc.  1882  T.  6,  1 ;  vgl.  T.  6, 10. 
7, 1.  7.  16.  Femer  ist  eine  schwarze  Thon* 
ume  aus  Ödenburg  (Höbkbs,  Urgeschichte 
S.  613)  heranzuziehen,  deren  Frauenfiguren 
sich  mit  der  S.  550  erwähnten  böotischen 
Reliefvase  berühren. 

*)  Aus  Este  und  Hallstatt  (Gekthe  S.  152). 


^)  Dolchscheide  von  Este;  Kegelhelm 
von  Oppeano;  Gürtelblech  von  Watsch. 

°)  GozzADiNi,  di  un  sepolcreto  T.  3,  2. 
9.  17  (Mabtha  Fig.  69.  70). 

'')  Z.  B.  Hampbl,  Bronzezeit  T.  67, 3. 68, 5 
(gehörnt) ;  Situla  von  Frögg  mit  4  Pferdchen ; 
Bronzefigürchen  an  Thongef&ssen  von  Ge- 
meinlebam  (S.  156),  z.  B.  bei  Höbnes,  ür- 
gesch.  S.  610;  Bleifigürchen  aus  Rosegg:  das. 
S.  594;  Thongefässe  mit  Tierköpfen  ans 
Loibenberg  in  Steiermark. 

^)  Aus  Bosnien  (Glasinac)  und  Ungarn, 
von  Thon  aus  Este :  Undsbt,  Ztach.  f.  Ethn. 
22,  52  f. 

®)  S.  157;  beste  Abbildung  bei  Müob, 
vorgeschichtl.  Atlas  T.  41;  Bibliographie: 
„Ausstellung  kulturhist.  Gegenstände*^,  Graz 
1883  S.  4;  vgl.  Undsbt,  Ztschr.  f.  Ethnol.  22, 
58  f.  Verschiedene  menschliche  Bronzefigür- 
chen an  Zierstücken:  Zannovi,  la  fonderia 
T.  44  a,  30.  62.  110. 

^0)  Bei  Radkeraburg:  Undsbt  a.  0.  S.  60; 
ebenso  zu  Szäszv^ossz^k  (Siebenbürgen);  a. 
0.  S.  60  (mit  Vogelköpfen  verziert);  Hampbl, 
Bronzezeit  T.  58,  2;  andere  Art  in  Rosegg 
(Kämthen):  Undsbt  S.  61  f. 

'*)  Fibeln  in  Bologna:  Mabtha  Fig.  74. 


Eap.  VL    Die  sweite  orientalisierende  Periode  der  Weltgeschichte.    (§  332.)    585 


Zum  Überfluss  wurzelt  der  Stil  der  vorigen  Periode  mindestens 
im  heutigen  Ungarn  ziemlich  fest.  Gehänge  mit  Rädchen  und  hethitischen 
Schilden  pflanzen  einen  alten  Typus  fort;^)  bei  den  Spiralenreihen  schreitet 
die  Zersetzung  sichtlich  vor.*) 

Das  Ergebnis  dieser  Auseinandersetzungen  wird  sich  rasch  formulieren 
lassen:  Im  einzelnen  hat  das  nordadriatische  Gebiet  kaum  etwas  besonderes 
und  doch  kommt  mit  Rücksicht  auf  das  Ganze  den  begabten  Arbeitern 
eine  gewisse  Originalität  zu,  denn  sie  brachten  es  in  der  einseitigen  Technik 
und  Dekoration  zu  einer  wahren  Virtuosität. 

Litteratar:  Obsi,  Ball,  paletn.  ital.  1885,  161  ff.  (venetisch-illyrische  Eoltar);  Wi- 
BEBO,  d.  Einfloss  der  klass.  Völker  auf  den  Norden,  ans  dem  Schwed.  Hamburg  1867;  H. 
Gekthb,  der  etrusk.  Tauschhandel  nach  dem  Norden,  2.  A.  Heilbronn  1874;  Likdbnschmit, 
zur  Beurteilung  der  alten  Bronzefunde  diesseits  der  Alpen,  Archiv  f.  Anthrop.  1876;  Mabthji, 
Fart  ^trusque  p.  75  ff.;  E.  Chaktbb,  6i,  sur  quelques  ntScropoles  hallstattiennes  de  Fltalie 
et  de  TAutriche,  Paris  1884,  m.  Abb.  In  der  Litteratur  waren  bisher  topographische  Be- 
zeichnungen nach  den  Fundstätten  von  Bologna  (S.  133),  Yillanova  (S.  135)  und  Hallstatt 
(S.  155;  Aquarelle  und  Beschreibung  von  Rimisauer  in  St.  Germain)  üblich. 

332.  Das  übrige  Mitteleuropa  und  der  Norden  schliessen  sich  zu- 
nächst an  jene  Nachbarländer  an.  Wir  können  hier  nur  wiederholen,  was 
S.  489  über  die  hervorragende  Stellung  der  am  Bernstein-  und  Zinnhandel 
beteiligten  Länder ')  gesagt  wurde ;  jetzt  kommt  ausserdem  die  phokäische 
Kolonie  Massalia  in  Betracht,  nach  welcher  mit  der  Zeit  das  Rhonethal  ^) 
und  die  Mittelrheinlande  gravitieren,  gleichwie  alte  Münzen  das  Ein- 
dringen der  Griechen  in  die  Bemsteingegenden  bezeugen.  5)  Über  ein- 
flussreiche Kulturcentren  verlautet  auch  in  dieser  Periode  noch  nichts; 
in  den  Kreis  der  mittelländischen  Civilisation  ist  die  Gegend  noch  nicht 
eingetreten. 

Den  Anfang  mögen  wieder  die  Metallarbeiten  machen,  unter  denen 
die  Bronze  vorwiegt,  während  Gold  selten  vorkommt.  An  den  Süden  er- 
innern sofort  die  gerippten  Eimer, «)  die  sogenannten  Rasiermesser,  ^)  kreis- 
runde Ohrringe  (in  der  Byöiskäla-Höhle),  auf  Rädern  gehende  Kessel 
(Kesselwagen),*)  Zierschilde  aus  Blech  ^)  und  die  unter  Cypem  erwähnten 
hohen  Metallhauben  von  Gold  oder  Bronze  {tutuli),  die  sich  bis  Skandi- 
navien verbreiteten,  ^ö)  Von  den  Bronzeschalen  kommen  nur  unverzierte 
vor.*^)  Das  Dekorationssystem  erweist  sich  wieder  als  eng  begrenzt; 
es  entspricht  dem  geometrischen  und  ist  an  den  erwähnten  Bronzeschilden 


80;  s.  auch  Hampel,  Bronzezeit  T.  56,  1.  63, 
4.  (ungar.  Bearh.)  182,  8. 

>)  Hampel,  Bronzezeit  T.  54,  1.  112,  4. 
Grosse  Schnecken  in  Gold:  das.  T.  46, 1  —  4. 

*)  Das.  T.  21, 2.  4.  72.  73.  75,  5.  77.  (un- 
gar.) 150  u.  5. 

')  Üher  die  Oberlausitz  s.  Ztschr.  f.  £thn. 
1892,  Verh.  S.  410  ff. 

*)  Fund  einer  orientalisierenden  Vase: 
Latabd,  M.  111  38,  3  u.  Möm.  de  Facad.  XX 
2  T.  6,  6. 

^)  Fund  von  Bromberg,  nach  Fbied- 
iJLnder  (Ztschr.  f.  Num.  5, 218  ff.)  zweifelhaft. 

*)  Öfter  zwischen  Pyrenäen  und  Weich- 
sel, z.  B.  in  Chaumoy  bei  Bourges:  B.  arch. 
1891,  40  ff.  m.  T.  7;  auch  in  Irland. 


')  Z.  B.  mehrere  in  Posen. 

8)  Taus  in  Böhmen:  Ztschr.  f.  Ethn.  22, 
58  mit  Abbild.  S.  59  (getragen  von  einer 
weiblichen  Figur);  RichlIt  T.  51,  28;  Peccatel 
in  Mecklenburg;  wahrscheinlich  auch  bei 
Pennewit:  Zeitschr.  fflr  Ethn.  22,  58;  Ystad 
(Schweden):  Archiv  f.  Anthr.  5,49  ff. 

*)  Besonders  drei  dänische:  Atlas  de 
Farchöol.  du  Nord  T.  B  V  2. 3.  VI  4;  Conesta- 
bile,  sovra  due  dischi  S.  44  f.;  Böhmen: 
RiOHLT  T.  42,  6. 

'0)  Z.  B.  bei  Schifferstadt  (Rheinpfalz) 
und  Avanton  bei  Poitiers:  Likdensohmit, 
Altert  I  10,  4, 1.  2  (Mainzer  Nachb.). 

^0  Z.  B.  aus  dem  Hflgel  von  Mont- 
richard  (Cöte-d'Or)  in  St.  Germain. 


586 


KlaBBiflohe  Ennatarchäologie.    11.  Qeschichte  der  alten  Eniust. 


am  strengsten  durchgeführt.^)  Ausser  rein  geometrischen  Ornamenten*) 
bemerken  wir  dekorative  Reihen  von  Vögeln  3)  und  einfache  SchifiFsbilder 
(Vorläufer  der  Marinedarstellungen  der  Dipylonvasen),  welche  den  Bronze- 
messem  eigen  sind.*)  Orientalische,  d.  h,  symbolische  Ornamente  (S.  230  ff.) 
begegnen  wohl  an  Gefässen,*)  dagegen  fehlt  der  eigentliche  orientalische 
Stil  hier  fast  ganz.^)  Das  schönste  Beispiel  von  Aufsatzfiguren  liefert 
Gallien  in  einem  Deckel  mit  Zweigespann  und  Lenker.^)  Überbleibsel  der 
vorigen  Periode  begegnen  seltener  als  im  Venetergebiete.®) 

In  Thon  bleibt  der  Stil  gleich,  nur  tritt  hier  die  Farbe  ein.  Die 
roten,  schwai*zen  und  weissen  Ornamente  finden  sich  wenigstens  in  Böhmen, 
dem  südlichen  Baden»)  und  Württemberg  und  in  Gallien***)  als  Import 
oder  Nachahmung  venetischer  Gefässe.  An  der  Bemsteinstrasse  wird  die 
Bemalung  von  Vasen  fortgesetzt,  wobei  noch  immer  die  weisse  Farbe  vor- 
wiegt, wenn  auch  Bot  und  ein  bläulicher  Stoff  dazukommen,*^)  ein  Geschmack, 
der  mit  dem  altetruskischen  sich  berührt.  Farbige  Glasperlen  und  Elfen- 
bein gelangten  bis  nach  Brittanien. 

Das  heutige  Russland  konnte  sich  den  allgemeinen  Bewegungen  um  so 
weniger  entziehen  als  die  Griechen  verschiedene  Punkte  der  Küste  besetzten. 
Natürlich  finden  wir  vieles  Bekannte  wieder:  in  der  Krim  Besfiguren  und  Gold- 
plättchen  mit  Flügelstieren, ")  und  in  Tschertomlizk  (Südrussland)  einBronzege- 
fass  mit  rohen  Tieren  am  Rande,  *3)  an  einem  Henkel  die  vierflügelige  Medusa.  >*) 

Wir  dürfen  uns  überhaupt  die  Kultur  der  Psanmietichidenzeit  nicht 
eng  begrenzt  denken.  Im  Gegenteil  empfingen  damals  entfernte  Länder 
gewisse  technische  Kenntnisse,  von  denen  sie  bis  heute  zehren,  z.  B.  ge- 
hören zur  Erbschaft  dieser  Zeit  die  Buccherogefasse  des  Sudans  und  Fayence 
und  Smalt  Ostasiens.  Nicht  minder  wird  man  da  und  dort  die  Dekorations- 
weise finden.^*) 

Litteratur:  b.  za  §  331. 

333.  Wir  haben  die  Einzelheiten  ausführlich  auseinandergesetzt, 
damit  die  Bedeutung  jedes  Volkes  innerhalb  des  gemeinsamen  geistigen 
Lebens  richtig  hervortrete.  Wir  sahen  an  der  Peripherie  der  alten  Kultur- 
länder eine  individuelle  Richtung,   die  freilich  nicht  in  neuen  Elementen, 


*)  CoNESTABiLE  (S.  568, «)  führt  auch  die 
nordischen  Beispiele  an,  namentlich  aus 
Dänemark  (Atlas  de  Varch.  du  Nord  T.  B 
5,  2—3.  6, 4),  Grossbrittanien  (Fbanks,  horae 
ferales,  T.  11)  nnd  Schweden  (Montblius, 
antiqnit^  suödoises  T  S.  54  F.  179  a— o). 

*)  Z.  B.  Armband,  bei  Bonstettbn  (S. 
143)  T.  10,  1.  2  und  Bronzeplättchen  (Mitt. 
d.  Züricher  Ges.  XI  VT  H.  6  T.  8). 

^)  Kamm  aus  Flensburg:  Höbkes,  Ur- 
gesch.  S.  403 ;  Schild  aus  einem  schwäbischen 
Torfmoore:  das.  S.  397. 

*)  WoRSAAE,  nordisk  oldseger  1853  F. 
75;  LiNDENSoHMiT  II 3,  3,  7—9. 12  (aus  Däne- 
mark und  Norddeutschland). 

')  Z.  B.  Triquetrum  in  Posen:  Vibohow, 
Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Ges.  1874,  110.  219; 
Ztschr.  f.  Ethn.  VI  T.  15,  2  bc. 

^)  Goldblech  mit  Sphinxen,  aus  Weiss- 
kirchen bei  Trier:  Gbkthe  S.  154, 12;  Greifen- 


köpfe am  Rande  eines  Beckens,  bei  Lüne- 
burg: Lnn)ENscHxiT  II  3,  5,  1. 

')  ÜNDSBT,  Ztsch.  f.  Ethn.  22, 55.  Häufiger 
sind  Vögel  (z.  B.  Riohly  T.  38). 

«)  AÜas  de  F arch.  du  Nord  B  VI  Nr.  5. 6. 10. 

»)  Anthrop.  Korresp.  1885,  74  f. 

»0)  Ga.  9,  189  f.  (eine  Art  Greife  in  Rot- 
violett). 

^^)  Gräberfeld  von  Zaborowo;  s.  auch 
Verh.  d.  Beri.  anthrop.  Ges.  1877  S.  221  f. 

")  CR.  1865,  195.  201  f.  T.  6,  13.  14; 
1876,  138  T.  3,  2. 

*')  EoKOAKOF,  antiq.  S.  262. 

")  Trudü  VI.  archeol  8bje9da  w  Odessjä 
Bd.  I  T.  1. 

^^)  Z.  B.  entsprechen  den  Zierschilden 
des  jüngeren  geometrischen,  bereits  mit 
Sternblumen  und  Rosetten  versetzten  Stiles 
die  zwei  Tam-Tam  der  Schan  (Hinterindien) 
im  ethnographischen  Museum  zu  Rom. 


Kap.  VL  Die  sweite  orienUUsierende  Periode  der  Weltgeaohiohte.  (§  333.)    587 


sondern  in  der  Art  der  Verwertung  des  Fremden  beruhte  —  die  »Hall- 
stätter'^  Kultur.  Die  Etrusker,  das  äusserste  Kulturvolk  im  Nordwesten, 
nehmen  wenigstens  einen  Anlauf  zu  selbständigen  Leistungen,  besonders 
in  der  Malerei.  Das  Volk  der  Hellenen,  das  in  den  Kreis  der  gebildeten 
Nationen  neu  eingetreten  war,  verhält  sich  anfangs  receptiv  und  zeigt 
etwas  eigenes  so  ziemlich  nur  in  unabsichtlichen  Verstössen  gegen  das 
Herkommen,  bis  im  sechsten  Jahrhundert  die  Befangenheit  sich  mindert 
und  die  Griechen  beginnen,  sich  selbst  ihre  Gesetze  zu  geben;  sie  bilden 
das  Individuelle  aus,  weil  in  ihren  kleinen  Städten  die  Menschenmassen 
des  Orientes  fehlten,  blicken  jedoch  offenbar  noch  zu  den  Lydem,  ihren 
Protektoren,  auf.  >)  Als  dann  die  alten  Staaten  zusammenbrachen,  standen 
sie  bereit,  die  geistige  Führung  zu  übernehmen. 

Schliesslich  wollen  wir  eine  kurze  Übersicht  über  einige  Einzelheiten, 
welche  den  KünsÜem  aller  Völker  gemeinsam  sind,  geben.  An  der  Tracht 
fallen  die  kunstvollen,  durch  Metallzierate  befestigten  Frisuren  und  die 
langen  Gewänder  auf,  welche  freilich  in  dem  heissen  Ägypten  keinen  Ein- 
gang finden.  Mit  der  orientalischen  Kultur  verbreiten  sich  die  sorgsam 
gefalteten  Leinwandkleider ;  ^)  dieser  Stoff  dient  jetzt  sogar  zu  Panzern.^) 
Die  Schnabelschuhe  erhalten  sich  im  Osten  aus  dem  vorigen  Zeitalter  und 
gelangen  nach  dem  Westen.^)  In  keinem  Zeitalter  lieben  Männer  und 
Frauen  hohe  einem  vollen  oder  abgestumpften  Kegel  gleichende  Kopf- 
bedeckungen, welche  häufig  Metall  ziert,  so  sehr.^)  unter  den  mannig- 
fachen Formen  des  metallenen  Kopfschmuckes  der  Frauen  verdient  die 
sogenannte  Mauerkrone,  welche  z.  B.  die  ephesische  Göttin  trug,  Hervor- 
hebung. Die  typischen  Stellungen  der  Rundfiguren  sind  S.  530  ff.  aufgeführt; 
dazu  könnte  noch  die  Frau,  die  einen  Vogel,  eine  Blume  oder  Frucht  an 
die  Brust  drückt,  gefügt  werden.  Dann  notieren  wir  im  allgemeinen  den 
lächelnden  Ausdruck  (S.  522)  und  die  gemessenen  Bewegungen.  Nicht 
einmal  in  den  Händen  von  Männern  fehlt  die  Blume,  ein  Zug,  der  im 
späten  Mittelalter  wiederkehrt.^)  An  Festtagen  erscheinen  die  Vornehmen 
auf  metallglänzenden  Streitwägen.  Die  Eigentümlichkeiten  der  zeichnenden 
Künste  kamen  bereits  S.  512  ff.  und  S.  558  f.  zur  Sprache.  Am  meisten  aus- 
geprägt ist  die  Eigenart  der  dekorativen  Kunst.  Rosetten  und  die  aus 
dem  heiligen  Baum  stilisierten  Palmetten  (S.  232)  herrschen  vor,  während 
die  naturalistischen  Pflanzenmotive  der  vorigen  Periode  verschwunden  sind; 
auch  die  langen  spitzen  Blätter,  welche  den  Fuss  vieler  Vasen  umgeben, ') 
können  oft  für  Strahlen  gelten.  Der  Granatapfel  fügt  sich  in  diese  Mode 
leicht  ein.^)    Lotos  tritt  mehr  bei  stärkerer  ägyptischer  Einwirkung  auf 


')  Vgl.  Herod.  1.  22.  92  u.  ö.,  auch  die 
Alkmania^dition.  Bbxtvn  fgriech.  Ennstgesch. 
1, 107  ff.)  läset  die  Griechen  sogar  Assyrien 
beeinflussen. 

")  Z.  B.  SiHus  4,  223. 

»)  S.  494,  8 ;  Paus.  6, 19, 7 ;  thorax  linteus 
eines  Königs  von  Veji:  Li v.  4,20;  erhalten 
in  Verbindung  mit  Bronze,  aus  Tarquinii:  A. 
1874,  257  f.  (ebensolcher  Gürtel  in  Würzburg). 

*)  Griechische  Beispiele:  Ath.  Mitt.  1877 
T.  20;  BBiriTDOBF,  griech.  u.  sie.  Vasenbilder 


T.  27, 1;  A.  1875  T.  U;  Svoronos,  Ulysse 
chez  les  Arcadiens  T.  1,  9  (Ga.  1888). 

^)  Hblbio,  über  den  pileus  der  alten 
Italiker,  Sitzungsber.  d.  bajrer.  Akad.  1880  11 
S.  534  ff.;  Orsi,  Mon.  ined.  1,  834  f.;  s.  auch 
Imhof,  griech.  Münzen  S.  560  f.  u.  Porträt- 
köpfe  auf  griech.  Münzen  S.  8. 

•)  Wir  verweisen  auf  das  Porträt  Dante*s 
und  den  , Meister  vom  Tod  Marias". 

')  Vgl.  Jahrb.  1, 139.  2,  60. 

8)  Z.  B.  Berliner  Vasen  Nr.  306.  519. 3984. 


588 


Klasfliflcbe  Knnstarch&ologie.    ü.  Geschichte  der  alten  Knnat. 


(S.  228),  wie  die  Lilie  mit  Asien  enger  zusammenhängt. ')  Aus  dem  Webe- 
stil wird  die  geflochtene  Borde  eingeführt.  Unter  den  Tieren  erhalten 
den  Vorzug  die  kräftigsten  (Löwen,  Panther,  Stier,  Eber)*)  und  die  zu 
irgend  einem  Sport  in  Beziehung  stehenden  wie  die  jagdbaren  Tiere  und 
die  Streithähne.  ^)  An  diese  Einzelbilder  knüpfen  dann  die  Überfälle  von 
Rindern  oder  Hirschen  durch  Löwen**)  oder  von  Hasen  durch  Adler,  die 
Löwen-*)  und  Hasenjagd*)  an  und  nach  der  friedlichen  Seite  der  Hund 
oder  ein  anderes  Haustier  unter,  auch  wohl  neben  dem  Sitze.'')  Zu  den 
schätzenswerten  Haustieren  rechnet  diese  Periode,  wie  wir  durch  die 
Odyssee  wissen,  die  Gänse  und  so  werden  wir  die  besonders  in  Verbindung 
mit  geometrischen  Verzierungen  auftretenden  Wasservögel  oberflächlichster 
Zeichnung  nennen  dürfen.  Die  Phantastik  des  Orientes  fügt  zu  jenen 
furchtbaren  Tieren  Mischwesen,  die  aus  Mensch  und  Tier  zusammengesetzt 
sind.  Die  meiste  Beliebtheit  geniessen  der  geflügelte  Löwe  mit  Menschen- 
kopf (meist  weiblich,  „Sphinx* ),*)  der  Vogel  mit  Menschenkopf  («Harpyie),®) 
die  zottigen  Unholde  mit  Pferdebeinen  und  Pferdeschwänzen  („Silene*),^^) 
die  fischleibigen  Dämonen  („Tritone"), ")  dann  die  Männer,  denen  am  Kreuz 
die  hintere  Hälfte  eines  Pferdes  („Kentauren"),  selten  eines  Fisches") 
angesetzt  ist,  dann  der  unbärtige  oder  mit  dem  Kinnbarte  eines  orienta- 
lischen Löwen  ausgestattete  Unhold  mit  Hauern  und  heraushängender 
Zunge  („Gorgone").  Damit  ist  natürlich  die  Zahl  der  vorkommenden  Phan- 
tasiebilder noch  lange  nicht  erschöpft.*^)  Unter  den  Wundertieren  kommt 
der  Greif  am  häufigsten  vor.**)  An  der  ganzen  Gruppe  von  Tieren  und 
Wunderwesen  beobachten  wir  femer  gewisse  charakteristische  Erscheinungs- 
formen: Die  Flügel  (besonders  die  der  fabelhaften  Wesen)  werden  ge- 
wöhnlich nach  innen  aufgebogen.*^)    Die  Tiere  zeichnet  man  überhaupt 


')  Lotos:  in  der  altattischen  Kunst  Ath. 
Mitt.  18,  131  f.;  Lilien:  8.  314;  Kapitelle  von 
Neandreia  und  auf  Cypern;  einer  Palmette 
angeglichen,  an  einer  Elfenbeinschnitzerei 
von  Nimrud. 

^)  Löwen  und  Eber:  Hymn.  hom.  3,  569. 

>)  Mon.  ined.  1,  866  A.  2. 

*)  Usbneb,  de  carmine  qnodam  Pbocaico 
S.  12  f.;  ebenso  Eber:  Mioali,  storia  T.  45, 
2;  Stier  von  zwei  Löwen  überwältigt  (Furt- 
wiLNOLBB,  AZ.  1888  8.  159  ff;  ebenso  ein 
Hirsch  (z.  B.  Gerhard,  ant.  Bildw.  T.  78,  2 ; 
Inobirami,  mon.  etr.  III  88,  2);  oder  ein 
Mensch  AZ.  1884  T.  9,  2). 

^)  Über  die  homerischen  Schilderungen 
WiLAMOwiTZ,  hom.  Unters.  1,  290  f.  A.  41 ; 
AZ.  1888  S.  159;  assyrische  Denkmäler  u.  s.w. 

•*)  8.  560. 

')  AZ.  1881  T.  17,  3.  8.  217,  1.  17; 
MiLCHHÖFER,  AnfUnfce  8.  181,  1. 

»)  Ungeflagelt  z.  B.  in  Böotien  Ath.  Mitt. 
4,54. 

•)  Vgl.  Dtjhont,  cöram.  p.  174  f.;  Lonq- 
p^RiER  zu  M.  Nap.  III.  T.  64;  Mon.  ined.  I 
864;  FuRTWAiroLEB,  AZ.  1882,  197;  Flasch, 
AZ.  1880,  188;  Engelmann  in  Itoschers  Lexi- 
kon 1,  1846  f. 


*°)  Vgl.  H.  BüLLE,  d.  Silene  in  der  arch. 
Kunst  der  Griechen,  Diss.  v.  München  1898; 
s.  S.  447.    Max  Müller,  Asien  und  Europa 
S.  810  f.  leitet  den  Silen,   wie  das  Gorgo 
neion,  von  dem  ägyptischen  Besä  ab. 

^1)  Vgl.  Mon.  ined.  1  865,  z.  B.  auf  Mönzen 
von  Itanos  (Kreta),  manchmal  in  zwei  Fisch- 
leiber ausgehend  (Salzxann,  Kamiros  T.  31). 

»2)  Rom.  Mitt.  II  T.  8,  2. 

*^)  Mann  mit  Löwenkopf  (aPhobos*): 
am  Kypseloskasten ;  ebenso  an  einer  Am- 
phora von  Kamiros  (M.  Napol.  III.  T.  59,  2, 
mit  Pferdeschweif)  und  emem  Topf  von 
Chiusi:  Micali,  storia  T.  22;  Inghirami,  mus. 
chius.  1,84). 

'*)  FuRTWANOLER,  Roschcrs  Lexikon  I. 
u.  d.  W.;  Pferd  mit  menschlichen  Händen 
und  Schlangenschwanz:  Vasenscherbe  aus 
Orvieto,  Arch  -ep.  Mitt.  15, 128  m.  Abb.;  dop- 
pelköpfige Adler  (S.  516)  und  Schlangen  (z. 
B.  Jhst.  5,  289);  gehörnte  Vögel,  an  den 
Vogelwagen  und  bei  Zannoni,  Certosa  T.  35, 
42,  phantastisch  weitergebildet  an  einem 
etruskischen  Schildcentrum  in  München. 

")  Z.  B.  M.  10, 8.  52;  vgl.  Kholl,  Unters, 
über  d.  Attribut  d.  Beflügelung  in  der  älte- 
sten griechischen  Kunst,  München  1881. 


Kap.  VI.    Die  zweite  orientaliBierende  Periode  der  WeltgeBohiohte.    (§  333.)     589 


nicht  nach  der  Natur,  sondern  nach  festen  Regeln ;  >)  manches  ist  geradezu 
naturwidrig,  z.  B.  wenn  die  Löwen  alle  ihre  ßückenhaare  wie  die  Eber 
emporsträuben.  ^)  Sodann  treten  die  Tiere  sehr  häufig  paarweise  zusammen, 
doch  so,  dass  meistens  eine  Pflanze  (ursprünglich  der  babylonische  Götter- 
baum) oder  etwas  anderes  sie  trennt.  Jene  Paare  fliessen  manchmal  zu 
einem  Doppel wesen  mit  einem  Kopfe  zusanmien.^)  Den  dekorativen  Fi- 
guren stehen  die  religiösen  am  nächsten,  denn  im  Übergang  zu  anderen 
Völkern,  welche  nicht  zugleich  den  Kultus  annahmen,  verloren  sie  ihren 
religiösen  Sinn  und  sanken  zu  blossen  Dekorationsbildem  gleich  den  Wunder^ 
tieren  und  Mischwesen  herab;  aus  der  Mythologie  gelangten  sie  in  das 
Märchen,  wie  z,  B.  bei  den  Griechen  die  Sphinx,  die  Kentauren  und  Triton, 
welche  den  einheimischen  Helden  den  Sieg  schwer  machen.  Wir  nennen 
z.  B.  den  Gott  Besä,  die  Maske  der  Göttin  von  Qadesch  mit  ihren  in  Spi- 
ralen auslaufenden  Flechten,^)  dann  den  mit  einem  Löwen  oder  Wunder- 
tier ringenden  Heros  (babylonisch  Izdubar,  bei  den  Griechen  Herakles  oder 
auch  Theseus)  *)  und  die  Gottheit,  welche  mit  beiden  Händen  je  ein  wehr- 
loses Tier  (meist  Löwe  oder  Wasservogel)  an  Hals,  Fuss  oder  Schwanz 
hält  (, asiatische  Artemis');^)  die  nackte  Astarte,  an  welcher  das  Geschlecht 
durch  Gesten  und  Zeichnung  besonders  betont  ist,  und  der  ägyptische  Sca- 
rabaeus  sind  ebenfalls  nicht  zu  vergessen.  Dagegen  zeichnen  die  Flügel, 
und  zwar  zwei  oder  vier  an  der  Zahl,  thatsächlich  oft  die  Götter  aller 
Völker  zu  dieser  Zeit  aus;^)  desgleichen  erscheinen  letztere  nach  dem  S.  534 
bemerkten  hie  und  da  laufend.^)  Li  der  Komposition  treten  die  Zonen- 
einteilung, die  metopenartige  Gliederung  und  die  Füllung  des  leeren  Raumes 
durch  meist  sinnlose  Füllstücke  hervor.  Endlich  bringt  das  Kunsthand- 
werk verschiedene  typische  Formen  hervor,  von  welchen  wir  die  bron- 
zenen Zierschilde,  die  Bronzeeimer  (S.  582),  die  auf  Rädern  laufenden  Ge- 
fässe  (Kessel-  und  Vogelwagen), ^)  die  halbmondförmigen  Messer*®)  und 
die  grossen  kreisrunden  Ohrringe  (S.  238)  erwähnen.  Unter  den  Mate- 
rialien verdienen  der  Bernstein  (S.  197  f.),  das  Weissgold  (S.  214),  der 
farbige  Glasfluss  und  Fayence,  dann  Muscheln,  Perlmutter,  Hippopotamus- 
knochen  u.  dgl.  Hervorhebung.  Masse  und  Gewichte  orientalischen  Ur- 
sprungs regelten  den  Verbrauch  der  Arbeitsstoflfe. 


^)  Die  Pferdemähne  wird  ohnehin  bei 
festlichen  Gelegenheiten  frisiert  (Scheitel- 
hflschel  im  Orient  und  an  der  Fran^oisvase) ; 
die  Löwen  pflegen  im  Liegen  den  Schweif 
zwischen  den  Böinen  zu  haben. 

»)  Hesiod.  Asp.  171;  AZ.  1883  T.  16,  5; 
Inghibami,  mon.  etr.  III 33, 1  =  Micali,  mon. 
T.  28,  3 ;  ÜSBNBB,  de  carmine  qnodam  Pho- 
caico,  Tafel  Nr.  1.  10;  zu  einem  Band  stili- 
siert an  dem  Löwchen  von  Chiusi. 

»)  Panther:  Rom.  Witt.  1887  T.  9;  Sphinxe: 
Scarabaeus  bei  Micali,  mon.  in.  1,26;  um- 
gekehrt mit  zwei  Vorderhälften:  Impronte 
Cent.  1,  50;  Donalosok,  ant.  of  Athens,  suppL 
S.  26.  Eine  andere  Gruppierung  (Pferdchen 
auf  Pferd)  bei  Hahpbl,  Bronzezeit,  T.  60,  5. 

*)  M  EBBIAH,  Am.  J.  1, 159  f. 


'^)  KöBTE,  AZ.  35,  111  ff.;  Lakgbehn, 
FlQgelgestalten  S.  73;  Dieulafot,  R.  crit. 
1884  II  Nr.  32  u.  Tart  ant.  de  la  Perse  2,  83. 

^)  Lakgbehn,  Flügelgestalten  S.  115; 
Studkiczka,  Kyrene  S.  153  ff.;  Gänse  wOrgende 
Gorgo  auf  rhodischer  Platte:  Jhst.  1885/6 
S.  278  ff.  T.  59;  Hermes  xvyäyxv^'  Hipponax 
Fr.  1. 

')  Laivobehn,  Flttgelgestalten  der  alt- 
griech.  Kunst,  Dias.  v.  München  1881 ;  Enoll 
(S.  446  A.  4).  Die  homerische  Hera  fliegt 
,wie  der  Gedanke **. 

8)  Z.  B.  Zeus  bei  Gbbhabd,  AV.  237. 

•)  ÜNDSET,  Ztsch.  f.  Ethnol.  22,  56  ff.; 
ägyptischer  Korb   auf  Rädern :    Od.  d  126  ff. 

i<>)  S.  248  f.;  hethitische  Hieroglyphe  in 
Boghasköi. 


590  KlaBsische  Konstarcdiäologie.    n.  Geaohiohte  der  alten  Kunst. 

Litteratur:  C.  W.  Wibbbo,  om  Grekernas  och  Etnukernas  inverkan  pa  bronskul- 
turen,  Gefte  1869,  1  T.  (s.  S.  585);  über  den  Stil  Julius  Lakgb,  billedkunstena  fremstiUing, 
Mto.  de  Tacad.  de  Danemark  1892,  5.  s.  V  Nr.  4  (der  ein  Gesetz  der  Frontalitftt  in  der 
Plastik  entdeckt  zu  haben  glanbt);  Aber  die  Bronzezeit  s.  S.  208  und  die  in  der  Topographie 
verzeichneten  Monographien,  dazu  Nattb,  d.  Bronzezeit  in  Oberbayem,  Mfinchen  1894,  mit 
Atlas  von  49  Tafeln ;  RichlV,  d.  Bronzezeit  in  Böhmen,  Wien  1894  m.  55  T. 

Kap.  VIL  Die  erste  hellenisierende  Periode:  Erringrung:  der  Freiheit. 

(525—445). 
(T.  8.  9.) 
a)  Oriechenland. 
334.  Wir  hatten  die  Anwohner  des  östlichen  Mittelmeeres  in  politisch 
nicht  gerade  glänzenden,  aber  den  Bürgern  vorteilhaften  Verhältnissen 
verlassen.  Mit  noch  unverbrauchten  Kräften  waren  die  Hellenen,  von 
ihren  sogenannten  Tyrannen  getrieben,  in  den  friedlichen  Wettkampf  ein- 
getreten und,  wenn  man  unter  den  geschilderten  Nationen  die  erfindungs- 
reichste nennen  sollte,  so  würde  der  Preis  unstreitig  diesen  Neulingen  ge- 
bühren, welche  eben  alles  neu  zu  lernen  hatten.  In  Handel  und  Industrie 
waren  diese  zersplitterten  Kleinstaaten  zu  einer  Grossmacht  geworden. 
Die  Männer,  welche  ihre  Geschicklichkeit  sogar  über  den  bewunderten 
Orient  obsiegen  sahen,  welche  die  Welt  bis  Tartessos  durchwandert,  die 
durch  Unternehmungslust  reich  geworden,  passten  nicht  in  eine  Stadt,  wo 
die  festgesessenen  Geschlechter  alles  regelten,  noch  dorthin,  wo  ein  Tyrann 
für  alles  sorgen  wollte;  man  war  unzufrieden  mit  dem  Bestehenden,  in 
der  Verfassung  wie  im  geistigen  und  künstlerischen  Leben.  Wenn  ein 
Anaximandros  und  Anaximenes  die  ganze  Welt  erklären  wollen  und  ein 
Hekataios  der  ganzen  Sagenwelt  der  Griechen  den  Märchenzauber  abstreift 
wie  ein  Knabe  den  Schmelz  eines  Schmetterlingflügels,  konnten  die  Künstler, 
die  damals  auch  oft  Inschriften  anzubringen  hatten,  also  ein  bischen  Lit- 
teraten waren,  der  Unruhe  des  Zeitalters  sich  nicht  ganz  verschliessen. 
Aus  der  Konventionalität  des  Bisherigen  heraus  strebt  alles  nach  Natur, 
aus  dem  Gebundenen  nach  Freiheit  und  Beweglichkeit.  Aber  das  Her- 
kommen, welches  in  den  Ländern  ringsum  fest  haftet,  ist  noch  immer  eine 
grosse  Macht  und  das  Publikum  nicht  so  verbildet,  dass  es  jeden  begeistert 
aufnähme,  der  nur  etwas  neues  überraschendes,  was  es  auch  sei,  brächte. 
Mag  sein,  dass  es  einzelne  Revolutionäre  in  der  Kunst  wie  im  Leben  gab ; 
die  Geschichte  weiss  nichts  von  ihnen.  Der  Umschwung  in  der  Kunst 
vollzog  sich  mithin  langsam  und  kaum  merklich;  Schritt  für  Schritt  ge- 
wann der  demokratische  Geist  Boden.  Er  erhielt  eine  mächtige  Förderung, 
als  die  Sieger  von  Platää  und  Salamis  und  König  Gelon^die  Orientalen 
demütigten.  Mächtig  stieg  da  das  Selbstbewusstsein  der  Griechen.  Jetzt 
gilt  das  Orientalische  nicht  mehr  für  vorbildlich,  im  Gegenteil  verpönt 
man  die  alte  an  den  Orient  erinnernde  Tracht^)  und  sucht  das  echte 
Hellenentum  in  einem  Gegensatze  zu  Asien  und  den  „Barbaren*  überhaupt. 
Gleichzeitig  brachte  der  Sieg  in  das  verhältnismässig  geldarme  Land  grossen 
Reichtum,   dessen  Zehnten   der   Gottheit  und   damit   der  Kunst  zu  gute 

>)  Aeschyl.  Fers.  183. 


Kap.  Vn.  Die  ente  helleniaierende  Periode:  Erringnng  der  Freiheit.  (§  334.)    591 


kam.  Folglich  ist  die  Periode  wieder  in  zwei  Unterabteilungen  zu  zer- 
legen, deren  erste  bis  zum  Xerxeskriege  reicht,  während  die  zweite  die 
folgende  Generation  umfasst.  Man  sieht,  die  Perioden  werden  in  den  be- 
wegteren Zeiten  bedeutend  kürzer,  die  Menschen  scheinen  rascher  zu 
leben.  Jene  Zweiteilung  möchten  wir  so  verstanden  wissen,  dass  die 
Künstler  mit  Rücksicht  auf  die  Jahre  ihres  besten  Schaffens,  nicht  nach 
ihrer  gesamten  Lebenszeit  einzuteilen  sind.  Da  bei  allen  Neuerungen  das 
persönliche  Element  ein  Hauptgewicht  hat,  lassen  wir  diesmal  die  EünsÜer- 
geschichte  vorangehen. 

Die  antike  Ästhetik  befasst  sich  mit  der  älteren  Plastik  erst  von 
dem  Anfang  dieser  Periode  an,  doch  findet  die  erste  Gruppe  mit  dem  alter- 
tümlichen Eanachos  und  dem  zierlichen  Kaiamis  ^)  z.  B.  in  der  kunstge- 
schichtlichen Quelle  des  Plinius  keine  Berücksichtigung.  Kanachos  von 
Sikyon  heisst  strenger  als  sein  Gefährte  Ealamis,  d.  h.  er  steckte  noch 
tiefer  in  den  herkömmlichen  Regeln.  Unter  seinen  Werken  —  er  arbeitete 
in  jedem  üblichen  Stoff  —  fällt  sein  eherner  Apollo  im  Branchidenheilig- 
tum  auf,  dem  König  Dareios  die  Ehre  erwies,  ihn  auf  eines  seiner  Schlösser 
bringen  zu  lassen.*)  Statt  dass  Kanachos  dem  Gotte  nach  altem  Herkommen 
sein  heiliges  Tier  auf  die  Hand  gab  oder  zur  Seite  stehen  liess,  sprang  es 
an  Apollo  empor;  obendrein  bewirkte  ein  mechanisches  Kunststück,  dass 
das  Tier  in  steter  Bewegung  erschien.')  Seltsam,  aber  doch  ein  Zeichen 
des  Dranges  nach  Leben!  Grössere  Erwartung  erweckt  der  Ruf  des 
Böotiers  Kalanmieis,  dessen  sonderbaren  Namen  die  Griechen  Kaiamis 
zu  schreiben  pflegten ;  *)  er  hat  noch  für  seinen  Landsmann  Pindar  und  im 
Jahre  467  (Ol.  78)  für  den  König  Hieron  gearbeitet.*)  Als  gegen  das 
Ende  der  römischen  Republik  Schlichtheit  und  attische  Grazie  in  die  Mode 
kamen,  da  ward  Kaiamis  der  Lysias  der  Kunst  und  man  bezahlte  seine 
Werke  so  teuer  wie  manche  Zeitalter  Gemälde  des  15.  Jahrhunderts.^) 
Mancherlei  Tempel-  und  Votivbilder  machte  Kaiamis,  aber  Meister  war 
der  Künstleraristokrat  in  zwei  sehr  verschiedenen  Gebieten,  Pferdegespannen^) 
und  Frauen;  Lukian  wird  nicht  müde,  seine  Sosandra  zu  preisen,  augen- 
scheinlich ein  Frauenbild  nach  dem  S.  532  f.  geschilderten  Typus,  den  wohl 
eine  Sosandra  geweiht  hatte.  ^)    Der  Gesamteindruck  näherte  sich  offenbar 


')  Cic.  Brat.  70. 

»)  Herod.  6, 19. 

•)  Beschreibung  bei  Plin.  34,  75  (oft 
missverstanden) ;  derselben  entsprechen,  ab- 
gesehen von  der  Münchner  Artemis,  nur 
Gemmenbilder  (Caobs.  impr.  4, 19.  20;  Ov£b- 
BECK,  Anollon,  Gemment.  Nr.  11),  nicht  die  ge- 
wöhnlich angefahrten  Münzen  von  Milet(C)yEB- 
BECX  a.  0.  Münzt.  1,  22.  23;  dazu  stellen  sich 
im  brittischen  Museom  eine  Bronze  [Ratbt 
et  Thoiias,  Milet  T.  28, 2 ;  Oysrbeck,  Plastik 
I  *  144]  und  ein  Marmorkopf  [Specimens  of 
DUettanti  1  12]). 

*)  KttX(ififi€i{g)  hat  eine  Inschrift  von 
Akraiphia  bei  Gollitz,  Dialektinschr.  568  c; 
die  Koseform  ist  KäXtog  dem.  AI.  protr.  47 
(vgl.  mit  Schol.  Aesch.  1,  188). 


»)  Paus.  9,  16,  1.  6,  12, 1. 

•)  Urteile:  Dionys.  Hai.  Isocr.  3;  Cic. 
Brot.  70;  Quintil.  12,  10,  7;  Greg.  Naz.  adv. 
episcop.  742;  Lukuli  zahlt  500  Talente  für 
einen  Koloss  des  Apollo  (Strab.  7,  319;  Plin. 
34,  39;  Appian.  Illyr.  30). 

')  Zwei-  und  Viergespanne:  Plin.  34,  71; 
Prep.  3,  9,  10;  Ovid.  ex  Pento  4,  1,  33. 

^)  Lucian.  im.  4.  6.  dial.  mer.  3,  2;  es 
wurde  vermutet,  die  von  Eallias  geweihte 
Aphrodite  sei  damit  identisch  (Paus.  1,  23,  2; 
vgl.  Pbbllbr,  AZ.  4,  343f.;  vgl.  Petersen, 
Nuove  mem.  p.  99  ff.  u.  Rüm.  Mitt.  7, 59  f. ; 
Beiyndobf,  über  das  Kultbild  der  Athena 
Nike  S.  45;  Michaelis,  AZ.  22, 190  ff.);  Hera 
nach  Fbiedbbiohs,  Praxiteles  S.  25, 49, 


592 


ElaBsiflcbe  Eonatarcbaologie«    IL  QeBcbicbte  der  alten  Konst. 


den  typischen  Frauenfiguren  von  der  Akropolis.^)  Mit  Kaiamis  verbindet 
ein  Rhetor  ^)  Eallon  und  Hegias  oder  Hegesias,  welche  dagegen  ein  anderer 
schon  mit  etwas  jüngeren  Meistern  zusammenstellt.')  Historisches  Inter- 
esse erweckten  die  nachmals  von  Xerxes  entführten  Tyrannenmörder  des 
Atheners  Antenor^)  und  die  zungenlose  Löwin  des  Amphikrates,  welche 
ebenfalls  an  den  Mord  des  Hipparchos  anknüpfen  sollte;^)  von  Antenor 
kennen  wir,  wie  schon  gesagt  (S.  533),  eine  Inschrift,  aber  keine  Statue, 
»Nicht  geringer  als  einer  der  Daidalosschüler  und  der  attischen  Werkstatt", 
also  ein  noch  altertümlicher  Meister  war  nach  Pausanias  (5, 25, 13)  der 
Aginete  Onatas,  der  aber  noch  465  arbeitete,  wo  er  für  den  letzten 
Wagensieg  des  bereits  verstorbenen  Hieron  das  Weihgeschenk  machte.^) 
Dies  deutet  uns  eine  angesehene  Stellung  an;  nachmals  holten  die  Atta- 
liden  einen  Eoloss  nach  Pergamon.^)  Individuelles  wird  uns  nichts  von 
ihm  berichtet.  Sonst  kannte  von  den  Ägineten  das  grosse  Publikum 
höchstens  noch  Anaxagoras,  welchem  die  künstlerische  Verewigung  der 
Schlachten  von  Marathon  und  Plataiai  anvertraut  wurde.  ^)  Auch  Glaukias 
war  aus  Aigina.  Als  Vorläufer  der  nächsten  Generation  erscheint  der 
Argiver  Hagela'idas  (Ageladas),  der  angebliche  Lehrer  des  Phidias  und 
Polyklet.  Er  arbeitete  schon  mit  Eanachos  zusammen  und  für  Sieger  der 
65.  und  66.  Olympiade,®)  Eine  olympische  Inschrift  lehrt  uns  einen  Sklaven, 
den  er  zum  selbständigen  Bildhauer  ausgebildet  hatte,  kennen.  ^^)  Wie 
Hagelaidas  stehen  der  bereits  erwähnte  Hegias  und  die  Athener  Eritios 
und  Nesiotes^^)  welche  schon  im  Jahre  477/6  die  zweite  Gruppe  der 
Tyrannenmörder  fertigten,  ^^j  an  Jer  Grenze  der  Generationen.  Ausser 
diesen  gab  es  natürlich  noch  zahlreiche  andere  Eünstler;  die  Inschriften 
liefern  zu  den  Buchquellen  wertvolle  Nachträge.  Wir  finden  die  Marmor- 
orte Paros^*)  und  Athen,  ^*)   dazu  auch  Lakonien**)  vertreten  und  alte 


')  Von  Kalamis  werden  bei  Conze  (Beitr. 
z.  Gesch.  d.  griech.  Plastik,  Halle  1869,  S.  19; 
vgl.  Bbizio,  A.  46,  69  ff.)  verschiedene  Sta- 
tuen abgeleitet.  Mit  der  flügellosen  Nike 
in  Olympia  verbindet  Kalkxank  (Bonner 
Studien  S.  38  ff.  T.  4)  Eirene  auf  Münzen  der 
epizephyrischen  Lokrer  und  die  Schutzflehende 
Barberini  (s.  u.). 

>)  Quintil.  12,  10,  7  ff.  Egias  schreibt  er 
sich  in  einer  Inschrift  (Ath.  Mitt.  13,  441). 

»)  Aus  Erz  Arrian.  An.  3, 16,  7.  7, 19, 2; 
Val.  Max.  2,  10  ext.  1. 

*)  Lucian.  rhet.  praec.  9.  Über  Hegias 
FubtwIngleb,  Meisterwerke  S.  80  f. 

^)  Ebenfalls  aus  Erz,  am  Eingange  der 
Akropolis:  Paus.  1,  23,  2;  Plin.  34,  72;  Plut. 
garrul.  8 ;  Polvaen.  8, 45. 

•)  Paus.  8, 42, 8. 

')  Paus.  8,  42,  7.  Man  glaubte  diesen 
Apollo  auf  einem  Medaillon  von  Pergamon 
zu  erkennen,  was  Ovebbeck  (Eunstmyth., 
Apollon  S.  81  f.)  ablehnt.  Zu  seinem  Hermes 
Kriophoros  führt  man  archaistische  Bild- 
werke (Ovebbeck  I  *  278  f.)  oder  Thon- 
figuren  an  (Conze,  A.  1858,  347  ff.  T.  0  =  Ra. 
n.  s.  V  T.  8,3;  Statuette  in  Würzburg),  die 
aber  nichts  altertümliches  haben.  Näher  steht 


die  Statue  Collection  Baracco  T.  31  u.  31a; 
vgl.  die  Münzen  Num.  comm.  T.  X  11.  12. 

^)  Paus.  5, 23, 1 ;  Epigramm  des  Anakreon 
Anthol.  6, 139;  vgl.Antigonos  bei  Diog.L.  2,15. 

»)  Paus.  6,14,11.  10,6.8,6. 

^^)  LöWT  Nr.  30.  Zwischen  diesem  Ha- 
gelaidas und  dem  Meister  des  Zeus  von 
Ithome  klafft  eine  unüberbrückbare  Kluft. 
Furtwängler  führt  eine  der  strengen  Apollo- 
auffassungen (z.  B.  im  Louvre :  Hol- 
lbaüx,  Mon.  grecs  19/20,  37  ff.  T.  13)  auf 
Hagelaidas  zurück.  Kalkhamn,  Proportionen 
S.  78,  1  vermutet  in  dem  Omphalos-Apollo 
seinen  Herakles  Alexikakos. 

")  Inschriften  bei  Löwy  Nr.  38—40. 

'')  Parische  Marmorchronik  Z.  70  f.  Da 
noch  keine  Übereinstimmung  über  die  Meister 
des  Vorbildes  erzielt  ist,  führen  wir  die  er- 
haltenen Statuen  im   allgemeinen  Teil   auf. 

*')  Eritonides:  Löwr  6;  Aristion:  das. 
11.  12;  Euphron:  Hoffmann,  epigramm.  Nr. 
258  m.  Anm. 

^*)  Herme  des  Strombichos,  deren  Kopf 
abgebrochen  ist:  *Ed,  1889  Sp.  1;  Euenor: 
HoFFMAKN,  epigramm.  Nr.  241. 

*^)  Gorgias:  Plin.  34.  49  (zu  spftt  ange- 
setzt); CIA.  I  353.  IV  373,  214. 


Kap.  Vn.  Die  erste  hellenisierende  Periode:  Erringimg  der  Freiheit.  (§  334.)    593 


Namen  —  in  den  gleichen  Familien,  denke  ich  —  wieder  auftauchen.^) 
unbekannter  Herkunft  sind  Aristokles,  der  Meister  der  bemalten  Qrabstele 
des  athenischen  Ritters  Aristion,  *)  und  Philesios,  welcher  für  die  Eretrier 
einen  kolossalen  Erzstier  nach  Olympia  arbeitete;  leider  ist  das  Bild  fast 
ganz  zerstört.')  Diese  ältere  Eünstlergeneration,  welche  Pausanias  in 
Ägineten  und  Attiker  scheidet,  erstreckt  sich  ungefähr  auf  die  Jahre 
520—480. 

In  die  darauffolgende  Generation  (480—445)*)  gehören  ihrer  Blüte- 
zeit nach  die  Künstler,  welche  wir  jetzt  gewöhnlich  als  Klassiker  im 
engeren  Sinne  bezeichnen,  während  das  Altertum  dieselben  nicht  allgemein 
so  hoch  stellte.  Die  Grundlage  unseres  Wissens  bildet  noch  immer  die 
Stufenfolge,  welche  Plinius  oder  eigentlich  Varro,  einem  Kunstästhetiker 
der  alexandrinischen  Zeit  folgend,  von  der  Geschichte  der  Erzbildnerei  auf- 
stellt. Eine  auszugsweise  Übersetzung  derselben  (34,  54 — 59)  soll  den 
Ausgangspunkt  bilden:  „Phidias  ....  gilt  mit  Recht  für  den,  welcher  die 
Giselierkunst  anbahnte  und  zeigte.  Von  Polyclitus  aus«Sikyon,  einem  Schüler 
des  Hageladas,  ....  erachtet  man,  er  habe  diese  Kunst  vervollkonmmet 
und  die  Ciselierarbeit  ausgebildet,  wie  Phidias  sie  angebahnt;  eigen  ist 
ihm,  dass  er  sich  ausdachte,  es  sollten  die  Statuen  auf  einem  Beine  ruhen, 
doch  berichtet  Varro,  sie  seien  vierschrötig  und  fast  nach  demselben  Modell 
{quadrata  .  ...  et  paene  ad  exemplum).  Myron  von  Eleutherae,  gleichfalls 
ein  Schüler  des  Hageladas,  .  .  .  scheint  zuerst  die  Wirklichkeit  verviel- 
fältigt zu  haben,  *)  rhythmischer  (numerosior)  in  seiner  Kunst  als  Polyklet 
und  sorgfaltiger  in  der  Synmietrie;  aber  auch  er  habe,  nur  um  die  Körper- 
formen bekümmert,  die  Gemütsbewegungen  nicht  ausgedrückt,  auch  Kopf- 
und  Schamhaare  nicht  korrekter  gemacht  als  die  ungeübte  alte  Zeit  es 
eingerichtet.  Ihn  übertraf  der  Rheginer  Pjrthagoras  mit  seinem  in  Delphi 
aufgestellten  Pankratiasten  ....  Dieser  bildete  zuerst  Muskeln,  Adern 
und  Haar  (natur-)getreuer  nach."  Indem  der  griechische  Kunstrichter  die 
Vollendung  in  Lysippos  findet,  schränkt  er  das  Lob  von  dessen  Vor- 
gängern ein,  wobei  er,  vom  rein  künstlerischen  Standpunkte  aus,  Pheidias 
augenscheinlich  am  niedersten,  Pythagoras  am  höchsten  stellt.  Andere 
Quellen  bringen  wohl  allgemeine  Lobsprüche,  aber  keine  ähnlich  präcisen 
Urteile.  Was  wir  über  Leben  und  Werke  dieser  Meister  wissen,  reihen 
wir  hier  unmittelbar  an. 

Über  Pheidias  liegen  die  meisten  Nachrichten  vor,  weil  er  zu  einer 
so  bedeutenden  Persönlichkeit  wie  Perikles  in  Beziehungen  trat.  Des  Atheners 
Charmides  Sohn,  ®)  erhielt  er  den  Auftrag,  für  den  456  bereits  vollendeten 
Zeustempel  von  Olympia  das  Gottesbild  aus  Gold  und  Elfenbein  zu  machen. ') 


<)  Archennos:  Epigramm  auf  der  Bni^ 
von  Athen,  Nr.  254  Hoffxann;  Ealon:  Löwt 
27;  Endoios:  Löwy  Nr.  8. 

«)  Löwy  10  (zwischen  Ol.  62  n.  68); 
CoNZE,  Grahreliefs  T.  2  farbig;  Abg.,  auch 
koloriert. 

«)  Löwt  26. 

^)  Wir  wählen  znr  Grenze  das  Friedens- 
jahr 445,  welches  die  Bauzeit  einleitet. 

Handbncb  der  Uub.  AltertunuwineDachall.    YL 


^)  Im  Gegensatz  zu  dem  einen  Modell 
Polyklets. 

^)  Angebliches  Portrftt  (glatzköpfig)  im 
kapitolinischen  Museum :  M.  V  4;  Baumeisters 
Denkm.  1,  34;  Woltbbs  Nr.  487. 

^)  Über  die  2^it  des  Zeustempels  Ur- 
lichs, Bemerkungen  über  den  olymp.  Tempel, 
Würzb.  1877  (wegen  des  Weihgeschenkes 
der  Lakedämonier  Paus.  5,  10,  4).    Philo- 

38 


594 


KlaBBiBohQ  EoBstaroliäologie.    IIi  OeBchiobte  der  alten  Kirnst. 


Hierauf  dürfte  die  marmorne  ,,Iemmsche  Athena'',  welche  die  lemnischen 
Kolonisten  {jedeuf bMb  nach  451)  stifteten,  gefolgt  sein.^)  Als  es  sich  dann 
um  das  Tempelbild  des  neuen  Parthenon,  dessen  Plan  die  Athener  ver- 
mutlich um  445  fassten,  handelte,  wurde  Pheidias,  bereits  ein  Greis  — 
man  erkannte  ihn  in  einer  glatzköpfigen  Figur  der  Schildverzierung  — 
mit  diesem  Goldelfenbeinwerk  betraut,  damit  Athen  mit  Elis  wetteifere. 
Er  vollendete  dieses  Werk  nach  der  Chronik  des  Philochoros  Ol.  85,3 
(438/7),*)  hatte  aber  keinen  Dank  dafür,  denn  ein  Metöke  denunzierte  ihn 
wegen  Unterschlagung  des  kostbaren  Materials.  Da  sich  Perikles  in  der 
Kommission  befand,  welche  die  Anfertigung  des  Tempelbildes  zu  über- 
wachen hatte  ^)  —  diese  Kommissionen  sind  mit  den  Baukonmiissionen 
nicht  zu  verwechseln  — ,  nahm  der  Prozess  eine  politische  Färbung  an. 
Pheidias  wurde  verurteilt  und  flüchtete;^)  da  seine  Nachkommen  in  Elis 
zu  Hause  waren  und  das  Ehrenamt  der  Konservatoren  {g>aidQwraC)  des 
Bildes  bekleideten,  ^)  dürfte  er  sich  dorthin  begeben  und  in  Elis  sein  Leben 
beschlossen  haben.  Ausser  diesen  drei  sicheren  Werken  wurden  dem  be- 
rühmten  Manne  viele  andere  zugeschrieben,  unter  denen  sicher  Fälschungen 
und  Werke,  die  lange  vor  seiner  nachweisbaren  Thätigkeit  entstanden, 
sich  befinden.^)  Eine  Originalarbeit  des  Pheidias  fehlt  uns.  Den  olym- 
pischen Zeus,  welcher  thronend  eine  Nike  auf  der  einen  Hand  trug  und 
mit  zahlreichem  Figurenschmuck  an  Thron  und  Basis  ausgestattet  war, 
beschreibt  Pausanias  (5,  11)  eingehend;  wir  gewinnen  daraus,  um  nicht 
von  den  Enthusiasten  zu  reden,  nur  die  allgemeinen  Begriffe  der  Gross- 
artigkeit, Farbenpracht  und  Fülle  der  Details.  Die  späten  elischen  Münzen, 
welche  teils  die  ganze  Statue,  teils  den  Kopf  im  Profil  nachbilden,  ^)  zeigen 
nichts  anderes  als  die  Ungezwungenheit  der  Stellung  und  die  Schlicht- 
heit des  Haares.  Bei  der  Athena  Parthenos,  ^)  welche  in  der  einen  Hand 
Nike,  in  der  anderen  einen  Speer  hielt,  welchen  beiden  unten  einerseits 
der  angelehnte  Schild,  andererseits  die  Erichthonios  bedeutende  Schlange 


choros  setzt  nicht  bestimmt,  sondern  mit 
käyetM  das  Zeasbild  an  das  Ende  von  Phei- 
dias' Leben  und  lässt  ihn  durch  die  Eleer 
sterben  (Schol.  Aristoph.  Pac.  605,  am  besten 
bei  SoBÖLL  [s.  S.  621]  S.  20  ff.).  Das  letztere 
haben  wohl  die  Rhetoren  aufgebracht  (vgL 
Sen.  controv.  8, 2;   Spekoel,  rbet.  Gr.  I  455). 

^)  Athenische  Eleruchen  wurden  auf 
Lemnos  zwischen  452/1  und  447/6  angesiedelt 
(BuBOLT,  griech.  Gesch.  II  538,  3). 

*)  Schol.  Arist.  a.  0. 

*)  Eine  Urkunde  derselben  CIG.  130, 18. 
Anekdote:  Val.  Max.  1  ext.  7. 

*)  Aristoph.  Pac.  605  ^Btdlas  ngd^aq 
xaxtos;  Plut.  Per.  31;  Schol.  Ar.  a.  0.;  Diod. 
12, 39.  Eine  Übertreibung  ist,  dass  es  ihm  das 
Leben  gekostet  habe  (Plut.). 

*)  Paus.  5,  14,  5. 

*)  Getriebenes  Silber:  Martial.  4,  39,  4. 
10, 87, 15  f.;  Fische:  das.  8, 35;  Grille,  Biene, 
Mücke:  Julian,  epist.  8  p.  377a  (Niceph.  Greg, 
bist.  8,  7);  Weihgeschenke  für  die  Schlacht 
von  Marathon:  Paus.  10,  10,  1;  1,  28,  2  u.  A. 
(Athena  Promachos);   für  Plataiai:   Paus.  9, 


4,  1;  Plut.  Aristid.  20;  vorher:  Paus.  7, 27, 2. 
—  Figuren  in  Rom  (Plin.  34, 54.  86, 15)  und 
Eonstantinopel  (Leo  Gramm.  87;  Cedren.  I 
566;  Schol.  Aristid.  or.  L.  vgL  Nicetas  Cho- 
niates  p.  359  B— D;  Gublitt,  Anall.  Grae- 
ciensia  p.  101  ff.  nimmt  diese  Angaben  als 
glaubwürdig  an);  Hermes  in  Theben:  Paus. 
9,  10,  2  {Uyetai). 

0  Numism.  comm.  S.  71,  2  (vgl.  S.  *73); 
galvanoplast.  Nachb. ;  vgl.  Ovbbbeck,  Sym- 
bola  philol.  Bonn.  p.  608  ff.  Ähnlich  eine 
Büste  in  der  Villa  Albani  (Amelüho,  Rom. 
Mitt.  1893,  184  ff.).  Rekonstruktion  von 
Adler  AA.  1891,  138  f. 

^)  Das  Original  verbrannte  nach  FCbreb, 
Rom.  Mitt.  7, 158  ff.  Dagegen  Güblttt,  Anall. 
Graeciensia  p.  101  ff.  Vgl.  über  die  Athena 
Michaelis,  Parthenon  S.  266  ff.;  Tb.  Scrbei- 
BBR,  Abb.  d.  Sachs.  Ges.  8,  541  ff.  AZ.  41, 
193  ff.,  277  ff.,  dazu  E.  Lanob,  Ath.  MiH. 
1881,  56  ff.  u.  GGA.  1883  St.  30.  Über  das 
Fundament  D5bpfbld,  Ath.  Mitt  6,  394; 
Reisch.  Eranos  Vindob.  S.  4  f. 


Kap.  Vn.  Die  ente  hellenisierende  Periode:  Erringimg  der  Freiheit.  (§  334.)    595 


entsprachen,  treten  zu  den  athenischen  Münzen  plastische  Nachbildungen, 
indes  heisst  es  hier  unterscheiden«  Man  darf  eigentliche  Nachbildungen 
zunächst  in  Athen  und  zwar  auf  Münzen,  ^)  in  kleinen  Yotivfiguren ')  und 
an  Urkundensteinen  ^)  erwarten.  Wie  wenig  Yerlass  in  den  Einzelheiten 
jedoch  selbst  auf  diese  lokalen  Erzeugnisse  ist,  thun  die  verschiedenen 
Darstellungen  des  rechten  Armes  dar;  nur  die  Marmorstatuette  vom  Yar- 
väkion,  ein  Relief  und  die  Bleimarke  zeigen  eine  stützende  Säule  unter 
dem  Yorderarm  *)  und  davon  nur  die  beiden  ersten  Nike  mit  dem  Kranze 
querüber  gestellt,  dass  sie  weder  Athena  noch  den  beschauenden  Athenern 
den  Rücken  kehrt.  Offenbar  sollte  man  sich  dabei  denken,  dass  Nike 
eben  sich  umdrehe,  um  den  Schützlingen  Athenas  zuzufliegen.  Der 
Helm,  auf  welchem  nach  Pausanias  in  der  Mitte  eine  (den  Kamm 
tragende)  Sphinx  und  zu  beiden  Seiten  Greife  sich  befanden,  ist  am 
Yarväkion-Exemplar  wieder  gegeben,  doch  der  Greif  durch  den  Pegasus 
ersetzt;  wer  hat  nun  Recht?  Die  Reliefs  der  Basis  und  die  Schild- 
figuren ^)  deutet  nur  die  Statuette  von  der  Pnyx  an,  doch  so,  dass  wir 
nichts  daraus  gewinnen;  denn  die  sich  entsprechenden  Bilder  des  Schildes, 
im  Innern  der  Gigantenkampf,  aussen  die  Amazonenschlacht,  können  nur 
in  Streifen  den  Schild  umgeben  haben,  was  auch  Plinius  von  letzterer  aus- 
drücklich bezeugt.  Natürlich  wurde  das  hervorragendste  athenische  Bild 
der  Göttin  Athena  für  die  gesamten  Darstellungen  der  Folgezeit  muster- 
giltig  und  ein  Teil  der  Künstler  schloss  sich  enger  an  das  Werk  des  Phei- 
dias  an  als  sich  mit  der  vollen  Selbständigkeit  vertrug;  allein  Zeugnisse 
für  die  Einzelheiten  der  Parthenos  können  sie  nicht  abgeben.  Am  nächsten 
reiht  sich  jenen  Nachbildungen  die  schöne  Genmie  des  Aspasios  an.^) 
unter  den  zahlreichen  Marmorstatuen  ^)  finden  diejenigen  die  meiste  Be- 
achtung, welche  den  Gedanken  des  Pheidias,  dass  der  Schild  und  die  Basis 
Figurenschmuck  empfangen  müssen,  wieder  aufnahmen;^)  das  Londoner 
Schildstück  scheint  in  dem  glatzköpfigen  Manne  Pheidias  selbst  zu  por- 


^)  Conunentaiy  S.  126,  1 ;  besonders 
wichtig  ist  eine  BleimarkOi  welche  die  ganze 
Figur  zeigt 

*)  Marmorstataetten  1.  von  Lenoraiant 
anf  der  Pnyx  gefanden:  Wolters  466; 
ßmokm.  38 ;  2.  vom  Varväkion  (Ba^ßaxeioy) : 
Phot.  (Bruckm.  39.  40),  auch  in  nat&rlicher 
Grösse. 

»)  Lb  Bas  T.  39  u.  AZ.  1857  T.  105  == 
Michaelis,  Parthenon  T.  15, 6.  7. 

^)  Nach  Adlbb  (Arch.  G^s.  in  Berlin 
1882,  3.  Jan.)  war  die  8äale  dem  Kerne  nach 
Holz,  aussen  jedoch  ebenfalls  chryselephantin. 
Gegen  die  Säule  besonders  Th.  Schbeibbb, 
AZ.  41, 277  ff.  Bezeugt  durch  Plut.  Per.  13, 
nach  welchem  Pheidias'  Name  ir  t^  cxtjXri 
stand.  Analogien  Num.  Comm.  £E  16.  17. 
Y22. 

')  Michaelis,  Parthenon  T.  15,  1  b; 
Bmckm.  38  b. 

^)  Am  besten  bei  Lösohokb,  Festschrift 
des  Vereins  v.  Altertumsfr.  im  Rheinland 
1891  T.  1,4;   s.  auch  Jahrb.  IH  T.  10,  10 


(vgl.  IV  8.  46  f.).  Die  GoldmedaiUons  in  der 
Ermitage  (Wolters  468—9,  vgl.  Eiesbritzxi, 
Ath.  Mitt  8, 291  ff.  T.  15)  sind  unter  dem  Ge- 
sichtspunkt, dass  der  Kreis  gefallt  werde, 
komponiert.  Wir  nennen  hier  auch  das  Bruch- 
stück  einer  kleinasiatischen  Thonform  (Froeh> 
NBR,  terresc.  de  la  coli.  Gröau  T.  95;  Lösch- 
CKB  a.  0.  S.  6  m.  Abb.). 

^)  Wolters  466—7.  472—8;  Köpfe:  in 
Köln,  LöscHCKB  a.  0.  S.  1  ff.  T.  1 ;  Berlin : 
Ant.  Denkm.  I T.  3 ;  Neapel :  Aus  der  Anomia 
T.  1.  2;  im  Louvre:  Sohrbibeb  S.  28;  Lon- 
don: Anc.  marbles  1,  16. 

*)  Unvollständiger  Schild  im  brittischen 
Museum  (Strangford):  Michablis,  Parthenon 
T.  15,  34;  Schildbruchstück  im  Museo  Chia- 
ramonti:  das.  Fig.  35;  Torso  mit  Schildrest 
im  Konservatorenpalast:  Sohrbibeb  T.  3  E 
1—3;  anderer  Torso  daselbst:  B.  com.  XI 
T.  15.  16;  Basis  an  einer  pergamenischen 
Statue  in  Berlin :  Altert,  v.  rergamon  2,  59 
T.  33;  Jahrb.  5,  114. 


38^ 


596 


KlasBisohe  Eniuitaroliäologie.    ü.  Oesohiohte  der  alten  EiuDuii. 


traueren.  tHher  den  Stil  gibt  kein  Bild  Aufschluss.*)  Die  lemnische 
Athena,  welche  unbehelmt  war,*)  glaubte  man  neuerdings  wiederzufinden,*) 
es  handelt  sich  um  geistreiche  Vermutungen,  nicht  um  Thatsachen.  Die  kunst- 
geschichtlichen Resultate  sind  leicht  zu  ziehen :  Pheidias  erscheint  in  keiner 
Hinsicht  als  kühner  Neuerer.  Wenn  wir  aus  dem  enthusiastischen  Lob- 
preis seiner  Götterbilder  den  Gesamteindruck  derselben  formulieren  wollten, 
wäre  es  wohl  ruhige  Würde  und  Detailreichtum.*)  Dass  er  den  vor- 
persischen Künstlern  am  nächsten  stand,  zeigt  Plinius'  Kunstgeschichte 
an.  Sucht  man  nach  einem  kunstgeschichtlichen  Seitenstück,  so  ist  er 
vielleicht  giottesk  zu  nennen.  Mit  dem  plastischen  Schmucke  des  Par- 
thenon, welcher  ihm  oder  seiner  Schule  herkömmlicherweise  auf  eine 
plutarchische  Phrase  hin  zugeschrieben  wird,  hatte  Pheidias  keinen  nach- 
weislichen Zusanunenhang;  jenen  liessen  die  Baukonmiission  und  der  Archi- 
tekt ausführen.  Die  Alten  sprechen  allerdings  von  „  Schülern '^  oder  auch 
„Nebenbuhlern"  {aemuli)  des  Pheidias,  worunter  wir  die  gesinnungsver- 
wandten Zeitgenossen  zu  verstehen  haben.  Diese  mögen  denn  hier  ihren 
Platz  finden.  In  Olympia  übertrug  die  eleische  Baukommission  die  Aus- 
schmückung mindestens  des  westlichen  Giebels  dem  Athener  Alkamenes.*'^) 
Wenn  die  Alten  denselben  als  Götterbildner  ^)  gleich  Pheidias  schätzen  und 
ihm  wie  jenem  Würde  nachrühmen,^)  so  fehlt  es  uns  an  irgendwelchem 
sicheren  Material,  um  dies  zu  belegen,  ^)  während  die  Statuen  jenes  Giebel- 
feldes, welche  den  Kampf  der  Kentauren  und  Lapithen  darstellen,  ver- 
hältnismässig wenig  verstümmelt,  stellenweise  noch  mit  Farbresten  bedeckt 


*)  Versuch  einer  Analyse  von  Püch- 
STBIK,  Jahrb.  5,  79  ff.,  welcher  den  unter- 
schied zwischen  der  Parthenos  und  den  Par- 
thenonskulpturen nachgewiesen  hat. 

«)  Paus.  1,  28,  2;  vgl.  Plin.  34,  54;  Lu- 
cian.  imag.  4;  ans  Marmor:  Phil.  Wochen- 
schrift 1885  Sp.  1558  ff. 

')  Aus  Reliefs:  Studkiczka,  Vermut.  z. 
griech.  Eunstgesch.  S.  5  ff.;  zwei  Statuen  in 
Dresden,  eine  in  Kassel  und  ein  Kopf  in 
Bologna:  FusTWlneLEB,  Meisterwerke  8. 1— 
153  T.  1  ff.  Eine  Kopie  von  Pheidias'  Apollo 
glaubt  Pbtbbsbn  in  einer  römischen  Statue 
zu  erkennen  (Rom.  Miti  1891  S.  302  ff.,  377  ff. 
T.  10;  nach  Phot.  Oysbbuck  I  ^847). 

*)  Dion.  Hai.  Isoer.  3;  Demetr.  eloc.  14; 
Plin.  34,  54. 

^)  Plin.  36,  16  {quod  certum  est);  Lem- 
nier  (als  Kolonist?)  nach  Suidas. 

^)  Aphrodite  iy  xijnois  (woran  angeb- 
lich Pheidias  beteiligt  war)  und  Hephaistos 
in  Athen.  Das  delphische  Weihgeschenk 
von  Thrasybulos  und  Genossen  kann  kaum 
von  ihm  sein  (Paus.  9,  11,  6;  älteres  Weih- 
geschenk wieder  benutzt  nach  Cubtiüs,  AZ. 
41,  359  und  Pughstein,  Jahrb.  1890,  97). 
RsiscB  (s.  A.  8)  versucht  nachzuweisen,  dass 
der  DionysoskoloBs  erst  um  415  entstanden  sei. 

')  Quintii.  12,  10,  8  (7);  vgl.  Paus.  5, 10, 
8;  OvEBBECK,  Schrifq.  828. 

^)  Aphrodite,  angeblich  das  Vorbild 
der  sogen.  Venus  genetrix,  am  besten  im 


Louvre:  FübtwInolbb,  Roschers  Lex.  1, 
412  ff.;  S.  Rbivacb,  Ga.  1887,  250  ff.  271  ff.; 
Cokzb,  Ath.  Mitt.  14, 199  ff.  m.  T.  4;  dagegen 
Reisch,  Eranos  S.  18  f.;  Dionysos  Le- 
naios  in  Athen  (Paus.  1,  20,  3)  auf  atheni- 
schen Münzen  nach  Bbül^  monn.  d'Atii. 
p.  261;  Ovebbbcx  I  ^378;  gehört  aber  dem 
Alkamenes  der  stehende  (Num.  chron.  1881 
T.  4,  4)  oder  der  mit  Kantharos  und  Tfayr- 
sos  sitzende?  Vgl.  jetzt  die  Vermutungen 
von  Reisoh,  Eranos  Vindobonensis  S.  1  ff.; 
Hera  (Paus.  1,  1,  5)  angeblich  in  zwei  atti- 
schen Urkundenreliefs  (Ls  Bas  T.  42;  Scbökb, 
griech.  Reliefs  T.  10,  54  und  Hblbio,  Führer 
1,  223  f.  m.  Abb.)  und  Statuen,  vgl.  Ovee- 
BECK,  Kunstmyth.,  Hera  S.  445.  462,  12.  464; 
Petebsen,  ROm.  Mitt.  1889,  65  ff.;  anders 
Reisch  a.  0.  S.  18;  Hephaistos:  vgl.  Reisoh 
S.  21;  Asklepios  (Paus.  8,  9,  1)  in  Manti- 
neia  auf  Münzen:  Comment.  93,  1,  vergl. 
Reisch  S.  21  f. ;  der  in  mehreren  Exemplaren 
erhaltene  zielende  Diskuswerfer  identisch 
mit  dem  Pentathlos  nach  Kekul^,  AZ.  24, 
109  ff.,  nach  anderen  von  Naukydes;  vgl. 
WoLTEBS  Nr.  465;  dagegen  Klein,  Arch.-ep. 
Mitt.  14,  9;  zur  Stellung  G.  Kietz,  agonist 
Studien  I.  München  1892  S.  51  f.;  wenn  das 
Urbild  der  dreileibigen  Hekataia  wirklich 
dem  Alkamenes  gehört  (Petebsen,  Arch.-ep. 
Mitt.  5,  65  AA),  arbeitete  er  ziemlich  alter- 
tümlich (FuBTWANGLEB,  Meisterwerke  S.  206). 
S.  auch  WiMTEB,  AA.  1894,  43  ff. 


Kap.  Vn.  Die  erste  helleniaierende  Periode:  Erringimg  der  Freiheit.  (§  834.)    597 


aufgefunden  wurden.  Die  des  Ostgiebels  (die  Versammlung  zum  Wett- 
fahren des  Pelops  und  Oinomaos)  zeigen  keine  wesentlichen  Unterschiede, 
weshalb  die  Überlieferung,  dass  letztere  von  Paionios,  dem  Meister  der 
Nike,  herrührten,  gewiss  nur  auf  einem  Missverständnis  der  später  zu  er- 
wähnenden Nikeinschrift  beruht;  ob  freilich  gerade  der  Athener  Alkamenes 
und  nicht  ein  Eleer  gleichen  Namens  den  Tempel  schmückte,  muss  un- 
entschieden bleiben.  *)  Darum  werden  die  Oiebelgruppen  später  unter  den 
erhaltenen  anonymen  Originalwerken  ihren  Platz  finden.  Zur  Pheidias- 
gruppe  gehören  ausserdem  die  Parier  Agorakritos  und  der  aus  Herakleia 
oder  ebenfalls  von  jener  Marmorinsel  stammende  Eolotes.  Jener  hatte 
seinen  Ruf  durch  die  athenische  Göttermutter  und  die  Nemesis  von  Rhamnus 
erworben,  von  der  man  jetzt  den  Kopf  aufgefunden  zu  haben  glaubt,^) 
dieser  durch  das  goldelfenbeineme  Athenebild  in  EUs:^)  alle  diese  drei 
Bilder  wollte,  wie  es  in  der  Kunstgeschichte  zu  gehen  pflegt,  die  Nach- 
welt Pheidias  beilegen.^)  Ähnlich  erging  es  den  Goldelfenbeinwerken  des 
viel  späteren  Pariers  Thrasymachos  und  des  Megarers  Theokosmos. '^) 

Während  der  spröde  Stoff  des  Elfenbeins,  wie  auch  die  Religion, 
den  EunststU  immerhin  etwas  fesseln  musste,  arbeitete  der  Sikyonier 
Polykleitos^)  in  dem  geschmeidigeren  Erz  für  profane  Zwecke.  Das 
Publikum  kannte  und  schätzte  ihn  wegen  seiner  Erzbilder  siegreicher  Ath- 
leten, in  welchen  er  gleich  Pythagoras  seine  Stärke  hatte.  Wie  wir 
hörten,  ging  er  von  der  Apollostellung  (S.  580)  ab  und  liess  seine  Figuren 
das  eine  Bein  nicht  vorwärts  aufsetzen,  sondern  leicht  zurückstellen ;  diesen 
Gegensatz  von  Standbein  und  Spielbein  hatte  er  nicht  erfunden,  aber  er 


0  Die  Angabe  des  Pausanias  ist  oft  be- 
sprochen worden,  z.  B.  von  B.  Föbsteb,  Rhein. 
Mob.  N.  f.  38,  421  ff.;  Robbbt,  archftol.  Mftr- 
chen  S.  41  ff.;  Rbisch  a.  0.  S.  14  ff.;  nach 
LöscHCKB,  wesfcl.  Giebelgrnppe  des  ol^rmp. 
Zenstempels,  Dorpat  1887  S.  7  von  einem 
älteren  Alkamenes  um  480—460.  Zwei  Al- 
kamenes scheidet  Six,  Jhst.  10,  110  f. 

')  Nach  dem  Perserkrieg  errichtet:  Plin. 
36, 17;  Strab.  9, 396  (rty^;),  nach  der  Inschrift 
von  Agorakritos:  Zenob.  5, 82;  vgl.  0.  Robs- 
bach, Ath.  Mitt.  15, 1;  Poskanskt,  Nemesis 
und  Adrasteia  S.  95 ;  Schbödeb,  Aphrodite 
S.  43;  WiLAMowiTZ,  Phil.  Unters.  4,  13.  — 
Kopf  in  London:  Ath.  Mitt.  15,64  m.  Abb.; 
s.  Welckbb,  Tagebuch  1,  134  (Bmchstflcke 
kolossaler  Beine);  Num.  chron.  1882  S.  89 
T.  5;  Num.  comm.  p.  151;  .Ceres  in  der  Ro- 
tunde des  Vatikan*  nach  Fubtwanglbb, 
Meisterwerke  S.  119,  anders  Pallat,  J.  9,  12 
A.  23.  Reste  der  Basis  J.  1894,  1  ff.  T.  1  ff.; 
G.  d.  b.-a.  1893,  255.  257;  'Ed.  1891 
T.  8.  GOttermntter:  Plin.  36, 17;  Athena  in 
Eoroneia:  Paus.  9,  34,  1;  Münzbilder:  Comm. 
p.  117,  1 ;  Brit.  Mus.  cat.  T.  7,  6  ff. 

')  Plin.  35,  54;  über  seine  Herkunft 
Paus.  5,  20,  2;  goldelfenbeinemer  Tisch  in 
Olympia:  Paus.  5,  20, 1;  elfenbeinernes  Tem- 
pelbildinKyllene:  Strab.  8,334;  .Philosophen", 
d.  h.  bärtige  Mftnner  aus  Eiz:    Plin.  34,  87. 

*)  Nemesis:  Paroeroiographen  unter "^a/u- 


rovcla  yifji^ai^;  Mela  2,  3,  46;  Paus.  1,  33, 
3;  Solin.  7,26;  GOttermutter:  Paus.  1,  3,  5; 
Arrian.  peripl.  Pont.  9;  Athena:  Paus.  6, 26, 3. 

^)  Thrasymachos,  Sohn  des  Arigno- 
tos:  Paus.  2,  27,  4;  epidaurischer  Asklepios: 
Paus.  2,  27,  2,  nach  Athenagoras  (legat.  14) 
von  Pheidias;  aber  Thr.  war  in  der  Bauin- 
schrift erwähut  (Arch.-ep.  Mitt.  14,  126  und 
Jeltioy  1891,  64);  Abbildungen  auf  Münzen 
(Comm.  43, 2  T.  L  4—5  u.  Auflegers  Katalog 
T.  6,  5;  Num.  chronicle  1892  T.  1)  und  Votiv- 
reliefs  (Athen  Nr.  173. 174;  Bruckm.  Phot.  3); 
vgl.  FowLEB,  Am.  J.  3,  32 ff.  Theokosmos, 
Zeus  in  Megara,  wegen  des  Krieges  unvollen- 
det: Paus.  1, 40, 4;  Pheidias  habe  mit  gearbei- 
tet; angebliche  Münzbilder:  Comment.  p.  4,  3 
T.  A3. 

•)  Sikyonier  Plin.  34,  55 ;  Vaterstadt  u. 
Vater  (Patrokles)  sind  durch  die  Inschriften 
seiner  Brüder  gesichert  (Paus.  6,  3,  4.  2,  22, 
7;  Löwy  86—88.  89);  die  Familie  muss  aber 
später,  wie  die  des  Pheidias,  ausgewandert 
sein  und  in  Argos  das  Bürgerrecht  erhalten 
haben  (daher  Argiver  in  den  Zeugnissen  des 
4.  Jahrhunderts:  Plato  Prot.  311 0;  Löwy 
87;  nach  Löschckb,  AZ.  1878  S.  11  A.  11 
erhielt  schon  Polyklet  das  Ehrenbürgerrecht) ; 
s.  auch  Robebt,  archäol.  Märchen  S.  104  ff. 
über  Polyklets  Werke  FubtwInolbb,  Meister- 
werke S.  411  ff.;  s.  auch  A.  M^obbt,  öt.  snr 
les  Canons  de  Polycläte,  Paris  1892. 


598  Klasaisohe  Eimfttarohäologie.    IL  Oeaohiehte  der  alten  EiuDuii. 

hielt  an  der  Idee  so  einseitig  fest,  dass  sie  ihm  eigentümlich  erschien.  >) 
Mehr  Erfindungsgabe  bekundete  Polyklet,  als  er  die  Arme  aus  der  früheren 
Gebundenheit  erlöste.  Für  den  Sieger  im  Speerkampf  hat  er  das  alte 
Motiv  des  Angriffes  (S.  532)  verwendet,*)  neu  dagegen  den  Typus  des 
im  Stehen  den  Speer  schulternden  Doryphoros  geschaffen;  der  Ring- 
kämpfer schabte  sich  mit  der  Strigilis  (S.  272)  den  Sand  des  Bingplatzes 
ab  (Apoxyomenos)  und  die  Siegerbinde  legte  sich,  denke  ich,  der  Läufer 
um  (Diadumenos).*)  £in  weiteres  Verdienst  lag  in  den  anatomischen 
Studien,  welchen  der  Künstler  in  griechischem  Oeiste  das  Ziel  setzte,  das 
absolute  Schöne  zu  entdecken;  da  zu  seiner  Zeit  bereits  alles  mögliche 
Wissenswerte  durch  Wort  und  Schrift  gelehrt  zu  werden  begann,  ist  es 
nicht  unglaublich,  dass  er  seine  Lehre  von  den  Proportionen  in  einer 
„Eanon^  betitelten  Schrift  vortrug.^)  Sein  Grundsatz  soll  gelautet  haben, 
das  Gute  entstehe  klein  weise  durch  viele  Ziffern.^)  Diese  akademische 
Seite  seiner  Thätigkeit  machte  den  Polyklet  zum  rechten  Vorbilde  der 
talentlosen  Bildhauer,  welche  auf  die  Worte  eines  Lehrers  schwören 
wollten.  Kein  anderer  Meister  dieser  Zeitperiode  hat  soviele  getreue 
Nachtreter  gehabt,  solange  die  Bildhauerkunst  in  Athletenbildem  reichliche 
Beschäftigung  fand.  Ln  besonderen  der  Diadumenos  und  der  Doryphoros 
mussten  zu  vielen  Statuen  und  Büsten  herhalten.  Aus  der  Zusammen- 
stellung der  erhaltenen  erkennt  man  wohl  den  Einfluss,  welchen  Polyklet 
ausgeübt,  aber  zunächst  müssen  diejenigen  Arbeiten,  welche  nur  in  der 
Hauptsache  einen  polykletischen  Eindruck  geben,  ausgesondert  werden.^) 
Dann  handelt  es  sich  darum,  unter  den  absichtlichen  Wiedergaben  der 
Proportionen  die  mehr  oder  weniger  sorgfaltigen  zu  erkennen  und  die 
Verhältnisse  entweder  durch  Divisions-  und  Multiplikationsformoln  oder 
nach  den  landesüblichen  Längenmaasen  festzustellen.^)  Ausser  anderen 
dürfte  die  Neigung  zur  S-Form  erst  in  den  späteren  Nachbildungen  herein- 
gekommen sein.  Der  Gesamteindruck  der  polykletischen  Figuren  war 
schwer  und  wuchtig;  „viereckig"  nennt  sie  der  alte  Kritiker,  wozu  man 
vergleiche,  dass  der  Dichter  Simonides  dieses  Wort  einem  wackeren  Manne 
lobend  beimisst.  Jenem  wird  der  Künstler  gleich  Pheidias  in  der  Zeit 
nahe  gestanden  sein;  genauer  lässt  sich  jedoch  seine  Zeit  nicht  bestimmen, 


^)  PHd.  34,  56;  Diadumenos:  Lucian. 
Philops.  18.  Eine  anonyme  Athletenstatue 
wurde  Polyklet  wegen  der  Beinstellung  zu- 
geschrieben (Paus.  6,  4,  11;  Löwy  50). 

*)  Nudus  telo  (überliefert  talo)  incessens: 
Plin.  34,  55  (vgl.  Sittl,  Parerga  S.  24  f.; 
WöLFFLnr,  Archiv  f.  lat.  Lex.  9,  119  ff.). 

')  Plin.  34,  55;  Ovebbeck,  Schriftquellen 
953  ff.  Über  das  Motiv  des  Doryphoros  in 
Malereien  Milohhöfeb,  A.  1883,  139.  1.  Nach 
LöscHCKB,  Tod  des  Phidias  S.  36  führte  Pheidias 
das  Motiv  des  Diadumenos  ein  (Plinius  schreibt 
diesem  einen  anadutnenus  zu;  so  heisst  je- 
doch eher  derjenige,  welcher  bekränzt  wird). 

^)  S.  418;  Galen  fingiert  dazu  eine  gleich- 
namige Statue  (de  temper.  am.  1,  9  u.  de  plac. 
Hippocr.  et  Plat.  II 5),  hinter  welcher  Neuere 
den  Doryphoros  suchen. 

^)  Philon  mechan.  synt.  4,  2. 


')  Ealkmaitn,  die  Proportionen  des  Ge- 
sichts S.  18  f.  A.  6. 

^)  Diadumenos:  Bmckm.  Nr.  46;  Wol- 
ters Nr.  507  ff.;  Petbbssv,  B.  com.  18, 185  ff. 
T.  11.  12;  Statue  aus  Elensis,  Jekrlov  1888 
S.  177,  2  (vgl.  WoLTEBS  bei  Lepsius,  Marmor- 
studien  S.  83);  Terrakotta:  Jbst.  6,  243  ff.; 
Doryphoros:  Friedekicbs,  Polykleitos' D., 
Berl.  Winkelmannspr.  1864,  dazu  Pbtbbsen, 
AZ.  22,  130  ff.;  Fbiedebighs  das.  Sp.  149  f.; 
WoLTEBS  503  ff.;  dazu  Kalkwatht,  Propor- 
tionen S.  17,  2;  Marmorstatuette  aus  Aüien 
in  London  Nr.  502.  Hermes?:  Statuette 
(Dresdner  Abguss):  AA.  1889  S.  57;  Eonf 
in  der  Ermitage:  Gm&DioNOFF  Nr.  '679; 
Ares?:  Lateran  Nr.  127;  Kopf  im  Louvre 
(Abg.):  AA.  1889,  57.  Auf  die  Amazone 
werden  wir  später  (S.  604)  zurückkommen. 


Kap.  Vn.  Die  ente  hellenisierende  Periode:  Erringimg  der  Freiheit.  (§  334.)    599 


da  nur  über  polykletische  Oötterbilder  (die  Hera  eingeschlossen)  chrono- 
logisches Material  vorliegt,  das  einen  um  400  arbeitenden  Künstler,  doch 
wohl  den  jüngereren  Polykleitos,  anzeigt. 

Die  naturalistische  Richtung  scheint  Myron  eingeleitet  zu  haben, 
ein  Sohn  des  attischen  Bergortes  Eleutherai.^)  Seine  Lebenszeit  ist  nur 
nach  seinem  Sohne  Lykios,  welcher  für  Autolykos  Ol.  89,  3  (422/1)  eine 
Statue  fertigte,  zu  erschliessen.^)  In  der  Erzarbeit  besonders  geschickt, 
bildete  er  Götter  und  Athleten  und  hielt  es  nicht  unter  seiner  Würde, 
auf  eine  eherne  Kuh  —  ein  Weihgeschenk,  versteht  sich  —  seine  höchste 
Fertigkeit  zu  vereinigen.*)  Aus  den  begeisterten  Schilderungen  dieser 
Statue,^)  dann  des  Läufers  Ladas,  welcher  in  angespanntem  Laufe  darge- 
stellt war,*)  und  des  Diskoswerfers,  der  sich  zum  Wurfe  zusammen- 
krümmt,®) spricht  das  Lebensvolle  dieser  Werke.  Myron  brach  mit  dem 
alten  Herkommen,  wonach  der  Plastik  das  Dauernde  zustand,  am  ent- 
schiedensten, indem  er  gerade  den  flüchtigen  Augenblick  im  Bilde  fest- 
hielt. Dagegen  beharrte  er  bei  der  altertümlichen  Stilisierung  der  Haare.  ^) 
Seine  Selbständigkeit  gegenüber  der  peloponnesischen  Kunst  spricht  sich 
schon  in  der  Wahl  der  delischen  Erzmischung  aus.*)  Von  jenen  drei 
Hauptwerken  Myrons  wurde  nur  der  Diskoswerfer  nachgebildet,  doch  ist 
über  die  sogenannten  Kopien^)  die  bei  Polyklet  gemachte  Bemerkung  zu 
wiederholen.  Unter  den  weniger  genannten  Arbeiten  ist  uns  die  Gruppe 
„Athena  und  Marsyas'^  durch  athenische  Denkmäler  (Münzen  und  ein 
Relief)  wenigstens  oberflächlich  bekannt:  Athene  wirft  die  Flöte  weg, 
Marsyas  schleicht  heran  und  drückt  seine  Verwunderung  aus.*^)  Die  Gunst 
der  römischen  Kunstfreunde  hat  sich  dem  energischen  Künstler  in  einer 
Weise  zugewendet,  ^^)  dass  zahlreiche  namenlose  Werke  ihm  aufgebürdet 
wurden;^*)  vielleicht  zählt  zu  diesen  sogar  das  erwähnte  Bild  des  Ladas. ^') 
Desgleichen  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass  verschiedene  Künstler  der  Kaiser- 
zeit Myron  zum  Vorbilde  nahmen,  worüber  seiner  Zeit  gesprochen  werden 
soll ;  der  Auetor  ad  Herennium  erklärt  im  besonderen  die  Köpfe  für  muster- 


1)  Polemon  bei  Athen.  11,  486  d;  Plin. 
34,  57  (Athener  Paus.  6,  2,  2.  8,  4). 

«)  Plin.  34,  79  (vgl.  Polemon  a.  0.). 

')  Götter:  Ovid.  a.  a.  3, 219 ;  Siat  silv.  4, 
6,  25;  Paus.  2,  30,  2  (Holzbild);  Athleten: 
Paus.  6,  2,  2.  8,  4.  5.  13,  2;  Kuh  in  Athen 
(Cic.  Verr.  4,  135)  der  Stadtgöttin  geweiht 
(Anson.  epigr.  65),  in  der  Eaiserzeit  nach 
Rom  auf  den  Friedensplatz  versetzt  (Prooop. 
b.  Goth.  4,  21). 

*)  Epigramme  bei  Ovbbbbck,  Schiiftq. 
553  ff. 

*)  Plin.  84,  57 ;  Anthol.  Planud.  4,  54. 

•)  Plin.  a.  0.;  Quintil.  2,  13,  8;  Lucian. 
Philops.  18. 

»)  Plin.  a.  0. 

•)  Plin.  34,  9. 

')  Marmorn  vom  Esqoilin,  früher  im 
Palazzo  Massimi,  jetzt  Lancelotti  in  Rom 
(Bruckm.  Phot.  131,  nach  Phot.  Ovbbbbck  I  ^ 
224  T.),  freier  im  Vatikan  (Wolters  450; 


HblbioI  332)  und  London  (das.  452);  Bronze- 
figur in  München  (Antiq.  357)  zweifelhaft; 
Rumpf  im  kapitolinischen  Museum:  Clabao 
V  858  a,  2212;  vgl.  eine  Genmie  des  Apolli- 
narisschreines  zu  Siegburg. 

><))  Münzen:  Comm.  p.  132,  7;  Finlay'- 
sche   Marmorvase  (Woltebs  456):  Ratet  I 

5.  5  zu  T.  33.  Gegen  die  seit  Brunn  (A.  1858, 
374  ff.)  übliche  Zuweisung  von  Marsyasbildern 
(z.  B.  Statue  im  Lateran  und  Kopf  in  der 
Sammlung  Baracco,  Rom:  Coli.  Baracco  T.  37) 
8.  SiTTL,  Farerga  S.  25  ff. 

*•)  Vgl.  Ovid.  a.  a.  3,  219;  Stat.  silv.  4, 

6,  25;  Petron.  88;  eingeschränkt  (nach  einem 
griechischen  Blietor)  Cic.  Brut.  70;  Quintil. 
12,  10,  7. 

")  Cic.  Verr.  4,  5;  Propert  2,  31,  7; 
Phaedr.  fab.  V  prol.;  Stat.  silv.  1,  9,  50; 
Martial.  4,  39, 1.  6,  92.  8,  51;  Misayerstftnd- 
nis  Plin.  §  57. 

")  Vgl.  Paus.  2, 19,  7. 


600 


ElasBisohe  Ennstarchäoloifie.    II.  Qesohiohte  der  alten  Eanat. 


giltig,  ^)  eine  Ansicht,  welche  schon  im  fünften  Jahrhundert  manche 
teilten.*) 

An  Lebendigkeit  muss  den  Myron  Pythagoras  noch  überboten 
haben,  weil  ihn  Plinius'  Gewährsmann  an  das  Ende  der  Reihe  setzt;  ein 
anderer  sagt,  er  scheine  zuerst  Rhythmus  und  Symmetrie  angestrebt  zu 
haben.  ^)  Pythagoras  gehörte  einer  der  samischen  Familien  an,  welche 
494  auswanderten  und  später  Rhegion  besetzten.^)  Schon  in  der  Wahl 
seiner  Stoffe  bekundet  er  realistischen  Sinn;  er  bildet  menschliche  Sieger 
oder  Heroen,  doch  keine  Götter;  die  Gruppe  „Apollo  mit  dem  Pytho- 
drachen'  bedeutet  keine  eigentliche  Ausnahme.  Dass  Pythagoras  körper- 
liche Empfindungen  auszudrücken  verstand,  bewies  sein  Philoktet.^)  Leider 
ist  bildliches  Material  gerade  bei  diesem  wichtigen  Künstler  so  gut  wie 
nicht  vorhanden.^)  Jene  Athletenstatuen  übrigens  gewähren  die  chrono- 
logische Nachricht,  dass  Pythagoras  schon  einige  Jahre  vor  dem  Xerxes- 
zuge  arbeitete.*^) 

Diese  vier  Künstler  repräsentierten  in  der  alten  Kunstgeschichte  die 
Entwicklungsperiode  .des  Klassizismus.  Man  darf  getrost  sagen,  dass  dieses 
Urteil  nicht  allein  auf  Verdienst  beruhte,  sondern  wesentlich  davon  abhing, 
dass  auffallende  Werke  jener  Männer  in  Athen,  Olympia  und  Rom  standen. 
Plinius  selbst  gibt  die  beste  Kritik  seiner  Klimax,  wenn  er  bemerkt  (34, 
68),  Sachverständige  schätzten  den  Phoker  Telephanes,  der  auch  für  Xerxes 
und  Darius  arbeitete,  ausserordentlich  hoch,  aber  seine  Werke  seien  in 
Thessalien  vergraben.  Ähnliche  Gründe  mögen  der  Anerkennung  manches 
anderen  Meisters  im  Wege  gestanden  sein.  Dass  es  minder  Berühmte  in 
Menge  gegeben  hat,  verstände  sich  von  selbst,  auch  wenn  nicht  die  In- 
schriften von  Postamenten  uns  andere  Namen  nennen  würden.^)  Unter 
diesen  gibt  uns  Kresilas,  ein  Kreter  vom  Stamme  der  Ky doner,  manches 
Problem  auf.  Sein  bedeutendes  Porträt  des  Perikles  bestimmt  seine  Zeit;®) 
auch  versetzt  ihn  die  ephesische  Sage  in  den  Agon  der  Künstler,  welche 
die  verwundete  Amazone  machen  sollten.  Wie  sich  seine  Doryphoros  zu 
dem  polykletischen  verhielt,  ist  imbekannt.  Plinius  rühmt  seinen  tötlich 
verwundeten  Mann,  an  dem  man   ersehen  könne,  wie  viel  Lebenshauch 

>)  4,  6. 

')  Vgl.  Ebxul^i  Ober  den  Kopf  des  pra- 
xitelischen  Hermes,  Stuttg.  1881:  Theseus 
im  Ostgiebel  des  Parthenon;  zielender  Dis- 
kobol;  Münchner  Athlet  (M.  XI  7). 

*)  Diog.  Laert.  8,  47. 

*)  Plinius  (34,  60,  vgl.  Diog.  Laert.  a.  0.) 
sondert  deshalb  einen  Samier  Pythagoras; 
eine  olympische  Inschrift  (Löwt  23)  beweist 
die  Identität. 

*)  Plin.  34,  59. 

^)  Für  den  Drachenkampf  liegen  die 
Münzbilder  von  Eroton  (Schbbtbeb,  Apollon 
Pythokt.  S.  68;  Baumeisters  Denkm.  II  Fig. 
1124;  OvEBBBCE,  Eunstmyth.,  Ap.  Münzt.  5, 
21)  am  nächsten;  die  mühsame  Stellung 
Apollos,  der  um  einen  Dreifuss  herum  auf 
den  Drachen  schiesst,  passt  vortrefflich  zu 
der  Zeit.  Der  stehende  Philoktet  ist  oft  auf 
Gemmen  dargestellt,   aber  verschieden  (Mi- 


LAWi,  il  mite  di  Filottete  p.  77  ff.  T.  2). 
Elein  (B.  com.  18,  231  ff.  m.  T.  13)  glaubt  in 
einem  Marmorkopf  den  Perseus  zu  erkennen ; 
anders  Ealkmann,  Proportionen  S.  76,  1; 
Walmtbin,  Jhst.  1,  168  ff.  T.  4—6.  2,  332  ff. 
wiU  Nachbildungen  der  Euthymosstatue  nach- 
weisen. Der  Pankratiast  von  Halimus  ist 
nach  MiLAKi,  A.  1881  S.  249  f.  T.  T  und 
Bbmkdobf,  Anzeiger  der  Wiener  Akademie 
3.  Nov.  1886  von  Pythagoras  abhängig;  Bronze- 
kopf in  Berlin :  FubtwIkoleb,  Meisterwerke 
S.  675  ff.  T.  32. 

^)  484:  Paus.  6,  6,  4.  13,  1. 

^)  Wahrscheinlich  Euphron  von  Paros 
in  Athen:  Löwt  48. 

®)  Die  Inschriften  bei  Löwy  45—47 
dürften  dazu  passen,  liegen  aber  nicht  un- 
bedeutend auseinander.  Das  Porträt  ist  viel- 
leicht in  der  Periklesbüste  des  Vatikans 
kopiert  (vgl.  Hblbio,  Führer  1  Nr.  281). 


Kap.  Vn.  Die  erste  helleniaierende  Periode:  Erringnng  der  Freiheit.  (§  334.)     601 


ihm  verblieben  sei;  es  war  die  Erzstatue  eines  Dieitrephes,  welcher,  von 
Pfeilen  getro£fen,  dennoch  sich  aufrecht  erhielt  (ähnlich  wie  die  sterbende 
Amazone !) ;  man  wird  kaum  zweifeln,  dass  die  Pfeile,  da  keine  Erläuterung 
in  der  Inschrift^)  erfolgte,  auf  den  Perserkrieg  hindeuteten.  Jenes  Motiv 
scheint  nun  in  Arbeiten  desselben  Jahrhunderts  nachgewiesen.^)  Der 
Amazonenwettstreit  machte  endlich  den  Argiver  Phradmon  auch  einem 
Teil  der  Laien  bekannt. 

Wir  haben  überall  die  Abstammung  der  Kunstler  angegeben,  indes 
kommt  wenig  darauf  an,  weil  die  rasche  Zunahme  des  hellenischen  National- 
gefühles wenigstens  im  geistigen  Leben  die  Grenzen  der  Kleinstaaten  ver- 
wischte. Es  mag,  wenn  man  nach  Pindar  schliessen  darf,  Künstler  ge- 
geben haben,  die  vorwiegend  von  Konservativen  und  solche,  die  von 
Demokraten  Aufträge  erhielten;  solche  Gegensätze  trennten  damals  Griechen- 
land, nicht  aber  Dialekte  oder  gar  geographische  Begriffe  wie  z.  B.  Pelo- 
ponnes.  Die  Überlieferung  kennt  also  nur  Individuen,  aber  nicht  örtliche 
Schulen.  Lnmerhin  wird  die  Erzplastik  in  den  Metallwerkstätten  von 
Sikyon  und  die  Marmorskulptur,  nachdem  die  attische  Hegemonie  die 
Jonier  zurückgedrängt,  bei  den  pentelischen  Brüchen  vornehmlich  zu  Hause 
gewesen  sein. 

Während  die  Untersuchungen  der  neueren  Archäologen  sich  auf  den 
Nachweis  von  Repliken  der  bei  Plinius  und  Pausanias  genannten  Werke 
jener  berühmten  Meister  richten  oder  doch  peloponnesische  und  andere 
Schulen  unterscheiden  wollen,  vermögen  wir  in  der  Überlieferung,  wie  sie 
oben  mitgeteilt  ist,  keine  genügende  Rechtfertigung  dieser  Methode  zu 
erblicken,  sondern  wir  versuchen  hier  darzustellen,  auf  welchen  Wegen 
die  griechische  Kunst  aus  der  im  vorigen  Kapitel  geschilderten  Gebunden- 
heit heraus  zur  vollen  Freiheit  gelangt.^) 

Am  deutlichsten  springt  die  Entwicklung  an  den  Typen  der  Plastik 
in  die  Augen,  worüber  nur  einige  Andeutungen.  Der  Apollotypus 
(S.  530)  bleibt  in  der  vorpersischen  Zeit  noch  bestehen,  doch  werden  die 
Arme  ganz  vom  Körper  gelöst  und  im  Ellenbogen  etwas  gekrümmt,  ebenso 
die  Beine  nicht  mehr  ganz  steif  und  gerade  aufgesetzt,  und  der  Kopf 
durch  Vereinfachung  der  Frisur  erleichtert.  Zu  den  bekanntesten  Exem- 
plaren gehören  der  „Apollo  Strangford"  und  der  „Apollo  auf  dem  Om- 
phalos".*)  Der  zweite  Typus  mit  Attributen  (S.  531)  wird  ganz  gleich- 
massig  fortgebildet;  abgesehen  von  Haar  und  Beinen,  erhalten  die  Arme 
ungleiche  Stellung,  namentlich  wird  der  eine  Vorderarm  etwas  gesenkt; 


»)  LöwY  46. 

')  Six,  Jahrb.  1892, 185  ff.  (Lutkes,  vases 
T.  16);  FuBTWANOLSB,  Meisterwerke  S.  265  ff. 

')  Colum.  de  r.  r.  10,  29;  Theodorides 
Anthol.  9,  743. 

*)  Manches,  was  der  Leser  vielleicht 
hier  yermisst,  wird  bei  dem  Atticismns  der 
Eaiseizeit  zur  Sprache  kommen. 

^)  Strangford  in  London:  Bmckm.  Phoi 
51 ;  Wolters  Nr.  89 ;  «auf  dem  Omphalos'  (der 
daneben  gefundene  Omphalos  gehört  nicht  da- 
zu): Bruckm.  Phot.  42,  Woltbbs  219;  ygL  L. 


SoHWABE,  de  Niobidis.  De  Apolline  in  Om- 
phalo.  De  Folycliti  doiyphoro,  Dorpat  1870 
(Gesicht  leicht  gewendet);  kurzhaariger  Apollo 
aus  dem  Ptoion:  Bruckm.  Nr.  12  b.  Bronze- 
statne  Sciarra  in  Rom  (Oberkörper  etwas  zur 
Seite):  Studniczka,  Rl)m.  Mitt.  2,  106  T.4/5 
(«peloponnesisch*);  Oysbbeok  I^  239;  Kopf 
in  Athen  Nr.  45:  Ath.  Mitt.  I  T.  8—10; 
WoLTEBS  223;  Knabenstatue:  Ath.  Mitt.  V 
T.  1;  Apollo  in  Kassel:  Ath.  Mitt.  1876  T.  10; 
Marmorstatue  in  Akragas:  Woltbbs  153;  vgl. 
FüBTWANOLEB,  L.  Winckelmauuspr.  S.  4. 


602 


KlassiBohe  Ennstarchäologie.    II.  Geschichte  der  alten  Ennst 


manchmal  stehen  auch  die  Hände  verschieden.  Diese  Wandlung  veran- 
schaulicht die  Bronzefigur  des  Apollo  von  Piombino.')  Die  kämpfende 
Stellung  (S.  582)  wird  energischer,  indem  der  zurückgestellte  Fuss  sich 
stark  streckt  und  mit  dem  Boden  einen  sehr  spitzen  Winkel  bildet,  wäh- 
rend das  vordere  Knie  stärker  gebogen  wird;  als  Beispiel  hiefür  diene 
der  schöne  Herakles  von  Dodona.*)  Ob  diese  Typen  in  der  zweiten 
Eünstlergeneration  fortbestanden,  ist  nicht  ganz  sicher.  Der  nächste  Schritt 
bestand  in  verhältnismässig  geringen  Abweichungen.  Aus  dem  ersten 
Typus  geht  der  Beter  hervor,  bisher  durch  kleine  ordinäre  Bronzen  ver- 
treten ;  die  Arme  sind  nicht  mehr  gesenkt,  sondern  vorgestreckt  oder  aus- 
gebreitet.') Auf  Athleten  angewendet,  modifizierte  sich  dieser  Typus 
zur  Darstellung  des  Faustkämpfers.  ^)  Bei  den  Attributen  aber  wurde  das 
heilige  Tier,  welches  auf  der  Hand  unnatürliche  Verkleinerung  erfuhr,  mit 
dem  Gotte  in  sinnigere  Verbindung  gesetzt.  Dies  erreichte  Kanachos  mit 
seinem  Apollo  (S.  591).  In  der  BeinsteUung  vollzog  sich  aber,  als  der 
ägyptische  Einfluss  nachliess,  eine  wichtige  Umformung.  Von  der  Schritt- 
stellung kehrte  man  zum  ruhigen  Stande  zurück,  verlegte  dabei  jedoch 
das  Hauptgewicht  des  Körpers  auf  das  eine  (Stand-)Bein.  Eine  Vorstufe 
dieser  Erfindung  bezeichnet  die  Enabenstatue  von  der  Akropolis^)  und 
der  Typus  der  Jünglingsfigur  des  Stephanos.*)  Diese  Art  liebte  Polyklet, 
ohne  dieselbe  jedoch  eifunden  zu  haben.  Wir  erinnern  dann  an  den 
Doryphoros  (Polyklet  und  Kresilas)  und  Diadumenos  (Polyklet).  In  Er- 
manglung eines  zu  tragenden  Gegenstandes  wurde  die  eine  Hand  in  die 
Hüfte  gestemmt.^)  Mit  den  Frauenfiguren  (S.  532  f.)  ging  es  ähnlich. 
Der  Aphroditetypus  wurde,  der  weiblichen  Natur  entsprechend,  graziöser, 
wofür  die  Sosandra  des  Kaiamis  ein  Muster  abgab. ^)  Um  hier,  wie  bei 
den  zwei  anderen  Typen  die  Veränderungen  genauer  darzustellen,  müssten 
die  Ten*akotten  und  Bronzen  mehr  herangezogen  werden.^)  Nicht  einmal 
der  Lauf-Flug  (S.  534)  fehlt,  dessen  minder  strenge  Auffassung  in  der 
Nike  von  der  Akropolis  ^®)  erscheint.     Der  polykletischen  Stellung  ent- 


»)  Bruckm.  Phot.  78;  über  die  Zeit  Stud- 
NiozKA,  Rom.  Miit.  2,  108  (um  Ol.  70)  und 
Hbtdbkakn,  Pariser  Antiken  S.  28  (Ol.  76) ; 
archaisierend  nach  Lktbonke,  A.  1834,  218  ff. 
Friedrichs  gibt  dem  Jüngling  als  opfernden 
Schale  und  E^g.  Es  ist  eine  griechische 
Inschrift  aus  Silber  eingelegt.  Andere  Apollo- 
bronze: Ratbt,  Milet  T.  29  (auch  das  Glied 
ist  vorgestreckt);  s.  auch  Oyebbece,  Apollo, 
Münzt.  1,  22.  23;  dann  die  argivische  Bronze 
in  Berlin:  Furtwanglbb,  L.  Winckehnannspr. 

5.  1  ff.  T.  1 ;  Dionysos  des  Onasimedes  (?)  in 
Theben:  Num.  comm.  p.  112  T.  XI. 

*)  Ratet;  Bmckm.  Phot  351a;  Zeus: 
Olympia  IV  T.  7,  45.  46. 

*)  Ein  Arm  betend  erhoben,  bei  Milon, 
s.  Philostr.  V.  Apoll.  4, 28. 

*)  Werk  des  Ägineten  Glaukias:   Paus. 

6,  10,  3. 

»)  OvBBBECK  I*  S.  205 ;  *Ett,  1888  T.  8, 
von  Eritios  und  Nesiotes  nach  FttbtwIkoleb, 
L.  Winckehnannspr.  S.  8. 


^)  FüBTWANOLER,  argivische  Bronze,  L. 
Winckehnannspr.  S.  10  ff. 

^)  Grabstatue,  abgeb.  an  einer  Lekythos: 
Bonner  Studien  T.  10. 

8)  S.  591.  Kopf,  von  Euthydikos  ge- 
weiht: OvBBBEOK  I^  196b;  Collignon,  hist. 
I  T.  6;  Mus^es  d'Ath.  T.  14;  vgl.  Jahrb.  1888 
S.  271,  1;  anderer  Kopf:  Musäes  T.  13; 
OvBBBEOK  a.  0.  F.  a;  Collignon  a.  0.;  Athena 
im  Louvre,  Phot. 

')  Athena  in  Pellene  ,von  Pheidias'': 
Num.  comm.  p.  91,  1,  vgl.  Paus.  7,  27,  2; 
bronzene  Athenastatuette  von  der  Akropolis: 
*Ed,  1887  T.  7 ;  Artemis  des  Menaichmos  und 
Soidas:  Paus.  7,  18,  10;  Aeschyl.  Sept.  133  f., 
nach  Stitdniczka,  Rom.  Mitt.  3,  279  in  der 
pompejanischen  Artemisstatuette  nachgebil- 
det. Verwandt  die  Artemis  Strongylions  in 
Megara:  Num.  comm.  p.  4  T.  A  I. 

'^)  Petbbsbh,  Athen.  Miti  11,  380  ff. 
T.  110. 


Kap.  VII.  Die  erste  helleniaierende  Periode:  Erringimg  der  Freiheit.   (§  334.)    603 


sprechen  voll  bekleidete  weibliche  Statuetten,  an  denen  beide  Arme  ruhig 
herabhängen ,  während  das  Spielbein  leicht  zurück  oder  nach  der  Seite 
gestellt  ist;  an  anderen  z.  B.  der  nach  Marathon  errichteten,  später  dem 
Pheidias  zugeschriebenen  Athena  Promachos  der  Akropolis  strecken  die 
Arme  (doch  ungleichmässig)  Attribute  vor, ')  worauf  das  Motiv  der  Par- 
thenos  des  Pheidias  folgt.^)  Bei  den  Sitzbildem  war  die  nächste  Aufgabe, 
die  steife  Stellung  der  Unterschenkel  zu  lösen,  was  sehr  einfach  geschah, 
indem  das  eine  Bein  gewissermassen  zum  Spielbein  wurde  und  nur  ein 
Fuss  mit  der  flachen  Sohle  aufstand.  Zu  den  ältesten  Versuchen  dürfte 
jene  „Athena'  von  der  Akropolis,  welche  man  dem  Endoios  beilegte,^) 
gehört  haben ;  Votivfiguren  desselben  Fundortes  zeigen  verschiedene  Varia- 
tionen. Der  olympische  Zeus  weist  ebenfalls  eine  nicht  mehr  gespaniite, 
wenn  auch  feste  Stellung  auf. 

Nach  den  gleichen  Grundsätzen  werden  die  Standesbilder  weiter 
fortgebildet.  *)  Hier  jedoch,  wo  der  Glaube  der  Väter  nicht  konservierend 
eintrat,  konnte  die  Neuerungslust  kräftiger  schalten;  man  schloss  auch  so- 
gleich die  Heroenwesen,  sofern  sie  einzeln  dargestellt  wurden,  mit  ein. 
Es  ist  hier  nun  merkwürdig,  dass  die  Phantasie  gerade  anstrengende  pein- 
liche Stellungen  aufgreift,  woran  die  Grabstatue  eines  unbequem  nieder- 
sitzenden Mädchens,^)  („Schutzflehende',  „Danaide"  im Palazzo Barberini)  und 
die  sog.  Penelope^)  wenigstens  streifen.  Auch  das  Mittelding  zwischen  Liegen 
und  Hocken,  die  Stellung  des  Knaben  im  Ostgiebel  des  Zeustempels,  welcher 
verschiedene  Terrakotten  entsprechen ,  gehört  dazu. '')  Mit  dem  myroni- 
schen  Diskuswerfer  haben  Verwandtschaft  der  Feuer  anblasende  Knabe 
von  Myrons  SohnLykios^)  und  der  sich  einen  Dom  ausziehende  Knabe  ;^) 
ersterer  gehörte  zu  einem  Opfervotiv,  letzterer  muss  einem  jungen  Wett- 
läufer gegolten  haben,  Genrebild  war  er  jedenfalls  nicht,   wenn  auch  die 


')  BroDze:  Olympia  IV  T.  7,  55;  Mün- 
zen von  Athen:  Nura.  comm.  p.  128,2:  vgl. 
Paus.  1,  28,  2;  Lange,  AZ.  1881,  191  ff.; 
Michaelis,  Ath.  Mitt.  2,  87. 

*)  Vgl.  auch  Sterope  und  Hippodameia 
in  Olympia ;  Elgin  marhles  in  London :  Cla- 
BAc  821a,  2069bc;  Coli.  Barracco  T.  28. 

^)  Brnckm.  Phot.  145;  nach  Lechat,  K. 
des  4t.  gr.  1892,  385  ff.  1893,  23  ff.  arbeitete 
Endoios  nach  dem  Xerxeszuge. 

*)  Z.  B.  Krieger  aus  Dodona,  in  Berlin 
(Abguss);  aus  der  ersten  Generation,  böotischer 
Pfiüger  in  Würzburg  (echt?);  Hermes  Sjriopho- 
ros:  Collection  Baracco  T.  31  u.  A  (nach  Stud- 
NiczKA  von  Kaiamis).  Der  Knabe  auf  dem 
Hippalektryon  (auf  der  Akropolis:  Abb.  bei 
Lepsius,  Marmorstudien  S.  72)  passt  vor- 
trefflich für  einen  Zeitgenossen  des  Aischylos. 

6)  M.  9,  34,  A.  1871,  202  ff.;  Wolters 
498;  schlechteres  Exemplar  im  Vatikan:  Vis- 
conti, Museo  Pio-Glem.  II  T.  40;  Clabao 
835,  209;  Helbio,  Führer  I  Nr.  201;  nach 
KALKMAim,  Bonner  Studien  S.  38  ff.  m.  T.  4 
(Lichtdruck)  Eirene  des  Kaiamis;  s.  S.  592, 1. 

•)  Ant.  Denkm.  I  T.  31 ;  Woltebs  Nr. 
211;  späte  Grabstatne  im  Vatikan  (Helbio, 


Führer  I  Nr.  189;  Statuette  im  Konserva- 
torenpalast: B.  com.  16,  204  ff.  T.  11. 

^)  Sammlung  Sabouroff  T.  93 ;  Stackel- 
bbeg,  Gräber  T.  49.  64.  52. 

^)  Ueber  das  Motiv  Zielinski,  Rhein. 
Mus.  39,  73  ff.  mit  T.  1  (halblebensgrosse 
Marmorgruppe  in  Neapel,  ein  Schweineopfer 
darstellend);  M.  Mayeb,  Jahrb.  8,  218  ff. 
T.  4. 

*)  Bronzestatue  im  kapitolinischen  Mu- 
seum (etwas  von  unten  zu  betrachten,  auf 
der  Seite,  wohin  die  verwundete  Sohle  ge- 
kehrt ist):  Ratet  I  T.  35;  Woltbbs  Nr.  215, 
vgL  Bbizio,  A.  1874,  63  ff.;  Kekülb.  AZ.  41, 
229  ff.  m.  T.  14;.  Gastellanische  Statue  in 
London:  M.  X  30,  vgl.  A.  1876,  124  ff.; 
Rothschildsche  Statuette  aus  Sparta:  Ga.  7, 
127  ff.  T.  9—1 1 ;  im  allg.  s.  Zieliüski  a.  0. 
S.  100  ff.  Die  stilischen  Urteile  schwankten 
zeitlich  zwischen  Kaiamis  und  Pasiteles 
(Ziblinski  S.  108);  s.  FubtwInoleb,  der  Dom- 
auszieher  u.  d.  Knabe  mit  der  Gans,  Berlin 
1876;  ders.,  Meisterwerke  S.  685  f.  (Er  trat 
zuerst  für  das  5.  Jahrhundert  ein.)  Löschcke, 
AZ.  1883,  238  denkt  an  Pythagoras. 


604 


Klassisohe  Etinatarchäologie.    IL  Qeaohiohte  der  alten  Kunst. 


erhaltenen  Exemplare  jedenfalls  in  römischen  Gärten  standen.  Dieselbe 
Geschmacksrichtung  schuf  den  Philoktet  des  Pythagoras,^)  den  sterbenden 
Dieitrephes  des  Kresilas  und  die  töÜich  verwundete  Amazone.  Dieses  letzte 
Motiv  geht  von  den  Amazonengräbem  Griechenlands  aus  und  wurde  natür- 
lich von  einer  Stadt  veranlasst,  die  sich  nach  einer  dort  gefallenen  Ama- 
zone benannt  glaubte.  Dies  trifft  auf  Ephesos  zu,  wohin  die  alte  Über- 
lieferung ')  thatsächlich  die  Entstehung  der  Amazonenbilder  versetzt.  Poly- 
kleitos,  Pheidias,  Eresilas  und  Phradmon  sollen  gewetteifert  haben;  und 
wirklich  gehen  die  zahlreichen  erhaltenen,  teilweise  falsch  ergänzten  Ama- 
zonenbilder  auf  drei  Typen  zurück.^)  Allerdings  scheint  nur  der  zweite,  von 
Michaelis  dem  Polyklet  zugeteilte  Typus  dem  Geiste  des  Zeitalters  zu 
entsprechen :  Die  an  der  rechten  Seite  schwer  verwundete  Amazone  zieht, 
während  sie  sich  mit  der  Rechten  an  der  Lanze  aufrecht  hält,  mit  der 
Linken  das  Gewand  von  der  Wunde.  In  den  zwei  anderen  Typen  ist  das 
heldenhafte  Sterben  über  dem  sinnlichen  Reiz  vergessen.  Der  Läufer 
Ladas  dürfte  ebenfalls  in  jene  Reihe  einzustellen  sein  und  zwar  an  das 
äusserste  Ende,  während  an  den  Anfang  der  lahme  Hephaistos  des  Alka- 
menes  gehört.^)  Eigentliche  Lebhaftigkeit  der  Bewegung  scheint  aber 
nur  dem  Diskobol  und  eben  jenem  Ladas  zuzukommen,  während  an  den 
sterbenden  Figuren  die  ruhige  aufrechte  Stellung  auffällt.  Dies  hindert 
uns,  die  ganze  Richtung  mit  Michelangelo  zu  vergleichen.  Diesog.Wettläuferin, 
welche  in  dieselbe  Zeit  gesetzt  wird,  ^)  stellt  kein  im  Wettkampfe  siegreiches 
Mädchen  dar,  denn  ein  solches  durfte  nur  ein  gemaltes  Bild  weihen,^) 
während  Atalante  statuarisch  dargestellt  worden  sein  kann.  Doch  um  das 
Gemeinsame  jener  Bilder  zusammenzufassen,  die  Gesichtsveränderung  und 
die  Körperbewegung  gehen  nur  von  einer  Empfindung,  nicht  von  Gemüts- 
bewegung aus.  Die  meisten  Menschen  zeigen  keine  andere  Eigenschaften, 
als  dass  sie  schön  und  stark  sind,  dazu  etwa  noch  freundlich,  doch  nimmt 
durchschnittlich  die  Liebenswürdigkeit  ab.  Die  Kunst  kennt  noch  keine 
Charakterzüge,  sondern  Typen;  der  olympische  Oinomaos  z.  B.  entspricht 
dem  pindarischen  Oivo(xaov  ßta.  Von  den  Tierbildem ')  ist  nur  zu  wieder- 
holen, dass  sie  langsam  naturalistischer  werden. 

Da  Einzelfiguren  eine  nicht  sehr  reiche  Auswahl  von  Gegenständen 
geben,  ging  ein  grösserer  Fortschritt  von  den  Gruppen  aus.  Durch  die 
Litteratur  kennen  wir  grosse  Figurengruppen  von  Onatas,  Aristomedon 
und  Pheidias,  ohne  etwas  über  deren  Anordnung  zu  hören.  «Athena  und 
Marsyas*  MyronsundPythagoras'  Drachenkampf  sind  unharmonische  Gruppen, 
die  geistig  zu  jenen  peinlichen  Einzelstellungen  recht  wohl  stimmen.   Ihnen 


^)  Vielleicht  ist  in  diese  Reihe  das  an- 
gebliche Weihgeschenk  des  Hippokrates(Paiis. 
10, 2, 6)  zu  stellen. 

*)  Plin.  34,  53.  Vgl.  Kkküi^,  Comm.  in 
hon.  Momms.  S.  481  f. 

»)  Michaelis,  Jahrb.  1,  14  ff.  T.  1—4 
(Litteratur  S.  14  A.  1);  Wolters  Nr.  513  ff. 
Michaelis  unterscheidet  drei  Typen,  die  er 
S.  28.  30  und  35  rekonstruiert.  Ober  Phei- 
dias s.  auch  Lucian  im.  4.  6. 


*)  Cic.  nai  d.  1, 83;  Val.  M.  8, 11  ext.  3. 

^)  Im  Vatikan:  Visconti,  Museo  Pio-Cl. 
3,  27;  nach  Phot.  Baumeisters  Denkm.  3, 
2111;  WoLTBBS  Nr.  213;  Helbio,  Führer  I 
Nr.  377. 

^)  Paus.  5,  16,  3;  weder  Gewand  noch 
Zweig  stimmt. 

^)  Frosch  von  Bronze  aus  Korinth,  ab- 
geb.  Jahrb.  1,  48. 


Kap.  Vn.  Die  erste  heUenieierende  Periode:  Erringnng  der  Freiheit.  (§  334.)    605 


liegt  die  Gruppe  der  Tyrannenmörder  voraus,  welche,  nachdem  Xerxes 
die  Figuren  Antenors  entführt,  Exitios  und  Nesiotes  für  die  Athener  aus 
Erz  bilden  mussten;  die  Chronisten  merkten  das  Jahr  der  Aufstellung 
(477/6)  an.i)  Das  Beizeichen  athenischer  Münzen,  ein  Relief  und  eine 
stark  ergänzte  Neapler  Marmorgruppe  *)  zeigen  ziemlich  sicher ,  dass  die 
mit  den  wirklichen  Ereignissen  unbekannten  Künstler  die  zwei  Athener 
nach  der  späteren  deäiokratischen  Legende  auffassten;  man  sieht  zwei 
Heroen  (daher  unbekleidet),  welche  beide  zum  Angriff  mit  gezückten 
Schwertern  schreiten  und,  wie  es  im  Liede  heisst,  „den  Tyrannen  töten/ 
Diesen  typischen  Vertreter  der  Tyrannis  muss  sich  der  Beschauer  dazu 
denken.  Eine  geschlossene  Gruppe  haben  wir  nicht  vor  uns,  nur  eine  ge- 
wisse gegensätzliche  Entsprechung  und  die  Idee  verbinden  die  zwei  Figuren. 
In  diesem  Zeitalter  beginnen  aber  schon  die  grossen  Giebelgruppen. 
Wie  wir  sahen,  fing  die  Giebeldekoration  mit  bemalten  Flachreliefs  an, 
auf  welche  sodann  Hochreliefs  folgten  (S.  541).  Fast  rund  gearbeitet 
ist  der  Schmuck  einer  gewaltigen  Oberschwelle,  von  der  Akropolis,^) 
welcher  den  Übergang  zur  neuen  Mode  veranschaulicht;  einen  von  zwei 
Löwen  niedergerissenen  Stier  darstellend,  gehört  diese  Skulptur  typisch 
zur  orientalisierenden  Periode,  in  der  frischen  mächtigen  Ausführung  da- 
gegen dem  neuen  Stile  an,  wenn  derselbe  auch  durch  den  rauhen  Poros- 
stein  nicht  voll  zur  Geltung  kommt.  Sowie  man  nun  den  Marmor  zur 
Zierde  des  aus  geringerem  Steine  errichteten  Baues  heranzog,  ergab  sich 
die  natürliche  Folge,  dass  die  Giebelfiguren  entfernt  vom  Tempel  ganz 
rund  gearbeitet  und  nachträglich  an  dem  fertigen  Gebäude  angebracht 
wurden.  Daher  stellte  in  jenen  Anfängen  der  Marmorbildhauer  die  Figuren 
von  allen  Seiten  gleichmässig  fertig,  damit  sie  beliebig  einzufügen  wären. 
So  geschah  es  bei  der  Erneuerung  des  Athenatempels  von  Aigina,  dessen 
Entstehungszeit  leider  nicht  bekannt  ist.^)  Die  zwei  ziemlich  wohl  er- 
haltenen Giebelgruppen  von  parischem  Marmor,  die  sich,  von  Thorwaldsen 
ergänzt,  in  der  Münchner  Glyptothek  befinden,^)  stellten  ohne  Zweifel 
Grossthaten  äginetischer  Heroen  dar,  wie  sie  Pindar  in  seinen  Oden  zu 
verherrlichen  liebt.  Indes  rechneten  die  Arbeiter  auf  das  Verständnis 
ihrer  Landsleute  etwas  zu  viel;  was  wir  sehen,  entspricht  den  typischen 


»)  S.  592. 

*)  Bleimarke:  AZ.  1869  T.  24, 1 ;  Münzen: 
Otebbbck  I^  155;  Num.  comm.  p.  148,  11 
T.  DD  14— 18;  Relief:  Ovbbbbok  a.  0.;  Jhst 
y  T.  48 ;  Schildzdchen  an  einer  panathenäi- 
sehen  Amphora:  AZ.  1870  T.  24,  2;  M.  X 
T.  48cd;  an  einer  Lekythos:  Arch.-ep.  Mitt. 
8,  76  ff.  T.  6, 1,  vgl.  Otbrbbck,  Ber.  d.  sächs. 
Ges.  1892,  34  ff.;  Gruppe:  Woltbks  121—2; 
MB.  VIII  7.  8;  Clakao  V  869,  2202.  870, 
2203  a;  Kopf  des  Harmodios  A.  1874  T.  G; 
Restauration  der  Gruppe  bei  Oybrbbck  I  ^ 
157,  Tafel ;  zuerst  von  Fbikdbbichs  gedeutet 
(AZ.  1859,  65).  Manche  glauben  die  Gruppe 
des  Antenor  hier  zu  erkennen;  GbIf,  Atn. 
Mitt.  15,  1  ff.  und  FubtwIholeb,  L.  Winckel- 
mannsprogr.  S.  125  ff.  nehmen  peloponnesi- 
Bchen  Einflnss  an.    Angeblich  zweite  Kopie 


im  Giardino  Boboli:  M.  VIII 46,  s.  Bknhdobf, 
A.  39,  311  ff.  Gegen  die  Erklärung  E.  Gub- 
Tius,  Hermes  15,  147  ff.  (Antwort  von  Pk- 
TBBSEK  das.  S.  475  ff.  u.  Ubliohs,  Beiträge 
S.  99  f.).  Bedenklich  macht  das  Vorkommen 
der  Gruppe  auf  einem  kyzikenischen  Stater 
(Gardnbb,  types  T.  10,  4). 

»)  Ra.  1891  IL  T.  14 bis;  OvbbbbokI*  185. 

^)  Herodot  (3,  59)  erwähnt  den  alten 
Tempel  zum  Jahre  519  (oder  523).  Versuch 
der  Datierung  von  Ovebbeok,  Ztsch.  f.  Alter- 
tumsw.  12  (1856),  404.  Über  die  Ruinen 
S.  111;  Phot.  d.  ath.  Inst. 

^)  HanfstängFsche  Phot.;  Bruckm.  Phot. 
23-28.  121;  Profil  des  Athenakopfes  in 
Phot.  Giraudon;  Woltbbs  Nr.  69  ff..  Zeich- 
nungen der  nnergänzten  Bildwerke  von  Wag- 
ner in  Würzburg. 


606 


Elaflsisohe  Eniuitarchftologie.    IL  Oeschiolite  der  alten  Eimat. 


Bildern  der  alten  Vasenmalerei,  nur  dass  hier  erläuternde  Beischriften 
fehlen.^)  Der  altherkömmliche  Kampf  von  zwei  Heroen  um  die  Leiche, 
im  besonderen  das  homerische  Euphorbosmotiv,  dass  einer  während  des 
Kampfes  die  Leiche  wegziehen  will,  ist  zunächst  dahin  erweitert,  dass 
den  zwei  Kämpfern  zwei  Greifende  entsprechen  und  über  der  Leiche  die 
Göttin  Athena  steif  dasteht,  um  der  äginetischen  Partei  den  Sieg  zu  ge- 
währen. Die  abfallende  Form  des  Giebels  verlang  dazu  noch  kleinere 
Nebenfiguren  und  zwar  finden  sich  auf  jeder  Seite  ein  knieender  Hoplit, 
ein  ebenfalls  knieender  Bogenschütze  und  ein  von  einem  Pfeile  schwer 
Verwundeter.^)  Die  eine  Partei  erkennt  man  beidemale  an  der  hohen 
Haube  des  Bogenschützen  als  Trojaner ,  die  andere  im  Westgiebel  als 
Griechen.  Ln  Ostgiebel  führt  ein  Mann  mit  Fellhaube  den  Bogen,  welchen 
die  meisten  Herakles  nennen.*^)  Die  Giebelfiguren  wurden  ohne  Zweifel 
unter  mindestens  zwei  Künstler  verteilt,  weshalb  der  Ostgiebel  eine  vor- 
geschrittenere Kunstübung,  mit  anderen  Worten  die  Hand  eines  jüngeren 
Bildhauers  zeigt  ;^)  wenn  freilich  die  Göttin  die  meisten  Mängel  aufweist, 
wird  der  Grund  davon  nicht  in  der  Ungeschicklichkeit  liegen.  Die  ,Ägi- 
neten**  vor  den  Xerxeskrieg  zu  setzen,  empfiehlt  ein  Vergleich  mit  den 
olympischen  Skulpturen;  denn  wenn  der  Tempel  selbst  456  ganz 
vollendet  war  und  den  Bauten  des  6.  Jahrhunderts  nahe  steht,  ^)  dürften 
die  Giebelfiguren  bald  nach  den  Siegesjahren  in  Arbeit  gegeben  gewesen 
sein.^)  Wir  sahen  (S.  597),  dass  Paionios  auszuschliessen  ist  und  nur  ein 
Alkamenes  bleibt,  welcher  nicht  gerade  der  bekannte  Athener  zu  sein 
braucht.^)  Über  die  Anordnung  der  Figuren  herrschen  noch  manche 
Differenzen,  da  Pausanias  in  seiner  Beschreibung  (V  10,  6  ff.)  irrt  und 
sich  sehr  kurz  fasst.^)    Der  Künstler  erhielt  Aufgaben  gestellt,  welche 


')  Vgl.  die  schwarzfigurige  Vase  in 
München  Nr.  53. 

')  Über  die  Anordnung  EL  Bnuinr,  über 
die  Komposition  der  äginet.  Giebelfelder, 
Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad.  1868  II  448  ff. 
u.  Bescbr.  d.  Glyptothek  IV.  Äginetensaal 
S.  66  ff.;  pRACBOW,  isslädowania  po  istorii 
gretsheskago  issknstwa,  Petersb.  1871,  2.  T.; 
K.  Lange,  Ber.  d.  sftchs.  Ges.  1878  2.  Abt.; 
OvEBBBCK,  das.  1892  S.  38  (Ostgiebel);  Six, 
AA.  1893,  197  ff.  (Ostgiebel);  dafür  dass  die 
knieenden  Hopliten  im  dritten  Treffen  sind, 
spricht  die  Analogie  der  Triarier.  Die  Stand- 
spuren in  den  Giebeln  des  Tempels  bleiben 
noch  zn  untersuchen. 

')  Dies  steht  keineswegs  fest  (Ptjrt- 
WANOLSB,  Roschers  Lexikon  I  2153;  dagegen 
A.  KöRTB,  Jahrb.  7,  68  ff.). 

*)  Brxjjxv,  über  das  Alter  der  äginet. 
Bildwerke,  Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad.  1867 
S.  9  ff.  Die  vollständigste  technische  Beur- 
teilung gibt  Mabtin  Waoneb,  Bericht  über 
die  äginetischen  Bildwerke,  München  1817. 
CanoTa  urteilte  strenger  (Missibini,  vita  di 
Ganova  p.  328  f.).  S.  auch  F.  Lyon,  outlines 
of  the  Egina  marbles,  Liverpool  1829 ;  Elenzb, 
Reise  S.  185  ff. 


*)  S.  593;  DöBPPBLD  in  »Olympia*  II 
S.  19  ff.;  s.  dagegen  Flasch  in  Baumeisters 
Denkm.  2,  1099.  1104  GG. 

^)  Vielleicht  spielt  Pindar  (Ol.  1,  94  ff.) 
im  Jahre  472  auf  den  .Ostgiebel  an  (Siz, 
Jhst.  10,  116). 

^)  Ober  die  Schule  gehen  die  Ansichten 
sehr  auseinander:  nach  Bbunn  nordgrie- 
chisch ;  Eekule,  AZ.  1883,  229  ff.  (sicilisch); 
FuBTWANOLBB,  Archäol.  Studien  H.  Brunn 
dargebr.  S.  67  ff.  (Parisch);  Graf,  Ath.  Mitt 
15,  12  ff.  (Verwandtschaft  mit  den  Tyrannen- 
mördem);  Flasch,  Baumeisters  Denkm. 
S.  1104  JEE  (attisch).  Die  meisten  ent- 
scheiden sich  für  peloponnesischen  Stil,  spe- 
ziell denkt  Overbeck  an  einheimische  Künstler. 

*)  unermüdlich  arbeitet  Tbeu,  welcher 
im  Dresdner  Museum  viele  Versuche  ange- 
stellt hat;  er  liess  auch  Rekonstruktionen 
von  Grüttner  in  kleinem  Massstab  formen, 
s.  AZ.  40,  215  ff.  T.  12;  Jahrb.  3,  174;  4, 
266  ff.  AA.  60  f.  107  f.  6,  63  ff. ;  Bbunn, 
Sitzungsber.  d.  bayer.  Ak.  1888  II  183  ff.; 
197  ff.;  Kbkule,  Rhein.  Mus.  39,  481  ff.; 
Studniczka,  AZ.  1884,  281  ff.;  Flasch  in 
Baumeisters  Denkm.  2,  1104  X  ff.;  Löschcke, 
d.  östl.  Giebelgruppe  am  Zeustempel  zu  Ol., 


Kap.  Vn.  Die  erste  helleniaierende  Periode:  Erringang  der  Freiheit.  (§  334.)    607 


die  gleichzeitige  Malerei  mehrfach  beschäftigten.^)  An  der  Ost-  und 
Hauptfront  sollte  eine  örtliche  Sage,  das  Wettfahren  von  Pelops  und  Oino- 
maos,  dargestellt  werden ;  des  dreieckigen  Feldes  wegen  sehen  wir  nur 
die  Vorbereitungen  dazu  und  als  Mittelpunkt  und  grösste  Figur  den  gött- 
lichen Herrn  des  Tempels  selbst  in  steifer  Ruhe,  wie  auf  Aigina  Athena.^) 
Die  übrigen  Figuren  bekunden  eine  etwas  kleinliche  Beobachtungsgabe, 
einen  harmonischen  Eindruck  geben  sie  nicht.  Statt  der  Sterbenden  von 
Aigina  finden  wir  in  den  Ecken  ruhig  liegende  Figuren  («Flussgötter'*). 
Die  Rückseite,  welche  den  Kampf  der  Kentauren  und  Lapithen  unter  Assi- 
stenz Apollos  abbildet,  erscheint  ungleich  lebhafter,  doch  liegt  die  Ge- 
schlossenheit der  Gruppen  wie  die  Heftigkeit  der  Bewegungen  im  Stoffe 
selbst.  Bei  der  Entdeckung  der  Giebelgruppen  frappierte  ein  ehemals 
fUr  die  „klassische"  Zeit  undenkbar  gehaltener  Naturalismus,  welcher, 
wie  wir  sehen  werden,  nicht  allein  dasteht;  z.  B.  ist  das  Alter  an 
dem  Greis  des  Ostgiebels  wie  an  den  Frauen  des  Westgiebels  unerfreulich 
dargestellt.  Ein  drittes  Beispiel  von  Giebelfiguren,  Delphis  Tempel,  der 
um  die  Zeit  des  Xerxeskrieges  vollendet  war,  ist  bisher  nicht  durch  Ori- 
ginalreste bekannt.^)  Praxias,  der  in  der  Manier  des  Kaiamis  arbeitete, 
hatte  die  Giebel  begonnen  und  erhielt  nach  seinem  Tode  Androsthenes 
zum  Nachfolger;  die  athenischen  Alkmeoniden  hatten  mit  der  Arbeit 
Landsleute  beauftragt.  Über  Athen  selbst  ist  hier  nichts  zu  sagen,  weil 
die  Giebelfiguren  des  Parthenon  meines  Erachtens  an  den  Anfang  einer 
neuen  Periode  gehören. 

Jede  Übergangsperiode  hat  Altes  und  Neues  vereinigt,  in  der  Regel 
so,  dass  auch  den  starrsten  Verehrer  der  Tradition  der  neue  Geist  ohne 
sein  Wissen  erfasst  und  dass  dem  kühnsten  Neuerer  etwas  von  den  Ver- 
hältnissen, worin  er  aufgewachsen,  anhaftet.  Eine  gewisse  Gleichheit 
herrscht  daher  auch  in  so  bewegten  Zeiten.  Wir  versuchen  einige  Be- 
obachtungen darüber  zusanmienzustellen  und  verweisen  auf  die  ephesischen 
Reliefsäulen  (S.  542),  wo  man  die  Anfänge  des  neuen  Stiles  findet.  Wie 
die  gemessenen  Stellungen  der  Personen|sich  lockern,  ohne  jedoch  ihre  Ruhe  zu 
verlieren,  ward  bereits  auseinandergesetzt  (S.  601);  die  Späteren*)  nannten  diese 
Haltung  „Eingezogenheif"  (cvctoXi]).  Haar  und  Gewand  machen  einen  ähnlichen 
Prozess  durch.  Das  erstere,*)  welches  kürzer  gehalten  wird,  bleibt  noch  in 
regelmässigen,  wenn  auch  einfacheren  und  etwas  loseren  Formen.  Keil- 
förmiger Bart,^)  spiralförmige  regelmässige  Löckchen  (z.  B.  an  der  Perikles- 
büste  im  Vatikan,  Bruckm.  Nr.  156),  Kopfhaar  in  regelrechten  Wellenlinien,') 


Dorpat  1885;  den.,  die  wesü.  Giebelgr., 
1887;  Six,  Jhst.  10,  98  ff.;  AA.  1893,  197  ff.; 
Saubr,  Jahrb.  6,  9  ff.,  88  ff.;  Furtwaägleb, 
Jahrb.  6,  76  ff.;  Gkaf,  Ath.  Mitt.  13,  402  ff. 
(dagegen  Trku,  das.  14,  297  ff.);  Cübtius, 
Abh.  d.  Berl.  Akad.  1891  T.  2  (Ostgiebel). 

')  E.  Cübtius,  AZ.  41,  347  ff.  T.  17.  18. 
u.  Sitzungsber.  d.  preuss.  Ak.  1883,  777  ff. 

')  Six  dachte  deshalb  an  eine  Statue. 

»)  Pans.  10, 19, 4;  Eurip.  Ion  184  ff.  (über 
die  Metopen  190  ff.);  vgl.  Wblckeb,  alte 
Denkm.  1, 151  ff.  165 ff.;  Münzen:  Nnm. comm. 


p.  118f.  T.X  xxii-iii;  Zeit:  Aeschin.  3,  116. 

*)  Z.  B.  Demetr.  de  eloc.  §  14. 

^)  Über  die  Entwicklung  der  Haartracht 
Wauxsteik,  Jhst.  1,  170  ff.;  Fubtwäbgleb, 
L.  Winckelmannspr.  S.  4  ff.  Am  besten  kann 
man  sie  an  Münzen  verfolgen  (z.  B.  Ovbb- 
BEOK,  Eunstmyth.,  Apollon,  Münzt  2,  1 — 5. 
8-13). 

")  Sterbender  Krieger  vom  Ostgiebel 
Aiginas;  Atlas  in  Olympia;  auf  Münzen  bis 
nach  480  (Hbad,  bist.  numm.  75.  388). 

^)  Z.  B.  Athen  Nr.  60;  Domauszieher. 


608 


Slasaische  Eniuitarchäologie.    II.  OeBohiohie  der  alten  Kniiat. 


flache  Haarbögen  vor  den  Ohren  und  lockere  Schulterflechten  wiegen  in 
dieser  Zeit  noch  vor.  Bei  Frauen  ist  manchmal  das  Haar  sorgfältig  ge- 
scheitelt. ^)  Das  Gewand  ^)  ähnelt  der  Haarbehandlung :  Wir  finden  regel- 
mässig gewellte  Falten,  welche  in  der  Malerei  schon  früh  vereinzelt  vor- 
kommen, dann  eine  Unterscheidung  der  Falten  ober-  und  unterhalb  des 
Frauengürtels  ^)  und  weiter  Versuche  in  Realismus.^)  In  dem  ^^archaischen* 
Lächeln  hatten  wir  den  Höflichkeitsbegriff  der  vorigen  Periode  erkannt. 
Anfangs  dauert  es  noch  fort;  in  dem  demokratischen  Athen  schwebt  es 
leise  auf  den  Lippen  der  Männer  und  besonders  der  Frauen,  wo  die  alte 
Verfassung  geblieben  wie  auf  Aigina,  fällt  es  breit  in  die  Augen  («ägine- 
tisches  Lächeln").  Der  Heros  der  marathonischen  Zeit  geht  lächelnd  in 
den  Kampf  und  stirbt  mit  unveränderter  Miene.  ^)  Am  längsten  hält  sich 
das  Lächeln  bei  Götterbildern,  welche  gnädig  den  Verehrer  anlächeln. 
Wenn  die  bekannte  Erzählung,  dass  Pheidias  durch  Biasverse  die  Idee 
seines  Zeus  gefasst  habe,  konkreten  Sinn  haben  soll,  so  kann  sie  nur  bedeuten, 
dass  der  höchste  Gott  mit  gesenktem  Haupte  und  freundlicher  Miene  ei^ 
schien.^)  Einige  Bilder  öffnen  leise  den  Mund.'')  Energischere  Neuerer  ver- 
bannten das  Lächeln  ganz,  wussten  jedoch  nichts  besseres  an  dessen  Stelle 
zu  setzen.  Der  Eopf  ist  ihnen  ein  blosser  Körperteil,  die  Augen  animalisch. 
Daher  haben  so  viele  Köpfe  einen  leeren  nichtssagenden  Ausdruck,  z.  B.  die  der 
olympischen  Giebel,  wo  die  Augen  alle  zu  flach  und  zu  gross  sind ;  ^)  manche 
Bildhauer  stilisieren  noch  den  Kopf,  wenn  sie  die  Anatomie  des  Körpers 
schon  recht  gut  auszudrücken  verstehen,^)  oder  machen  ihn  zu  klein. ^^)  Die 
der  südlichen  Natur  abgelauschte  seitliche  Neigung,  die  vielleicht  zuerst 
am  Perikleskopfe  erscheint,  ^^)  drückt  mehr  Nonchalance  als  Melancholie 
aus.  Die  athletische  Strammheit  und  Muskulosität  der  Körper  nimmt  all- 
mählich ab;  dennoch  pflegen  die  Frauen  breitschulterig  zu  sein.^')  Die 
anatomischen  Kenntnisse,  d.  h.  die  von  Generation  zu  Generation  über- 
lieferten Lehren  vervollkommnen  sich  immer  mehr.  Die  «Agineten'  des 
Westgiebels  bekunden  schon  bedeutende  Foi-tschritte,  unter  denen  die 
richtige  Form  des  Schädelbogens  sich  befindet,^')  neben  auffallenden  Miss- 
giiffen,  z.  B.  tritt  der  Brustknorpel  in  allen  Stellungen  hervor.  Manche 
dieser  Fehler  werden  mit  der  Zeit  sichere  Kennzeichen  von  Schulen  ab- 
geben, wie  wenn  der  Meister  des  Äginetenwestgiebels  und  ein  Bronze- 


Eigentümlich  kurzes  Haar  an  dem  Berliner 
Eopf,  Bruckm.  Phot.  23.  24;  Franenkopf  aus 
Selinunt  in  Palermo:  Bmckm.  Phot.  293. 

^)  Z.  B.  knieende  Lapithin  in  Olympia 
(Auagr.  V  T.  15). 

')  Üher  die  Entwicklung:  Unters,  auf 
Samothrake  2,  72  f. 

*)  Athena  des  .Endoios"  (S.  603);  lEa. 
1883  T.  8 ;  Moshes  d'Ath.  T.  5;  Tgl.  Petbbskn, 
Ath.  Mitt.  1886,  356. 

*)  ^Hippodameia*"  in  Olympia:  Ausgr. 
II  25.  III  11. 

')  Ebenso  Aigisthos  an  einer  rotfigorigen 
Pelike  in  Wien:  M.  8, 15  =  Wiener  Vor- 
legebl.  I  T.  1,  2  =  Robsbt,  Bild  und  Lied 
S.  154. 


')  Etwa  wie  der  Apollo  auf  der  Akro- 
polis,  abgeb.bei  Lepsius,  Marmorstndien  S.  72. 

7)  HsLBio,  B.  1869,  75;  Statue  in  Kassel: 
Ath.  Mitt.  I  T.  10. 

>)  Archiv  f.  Anatomie  1892,  129  f. 

*)  Myron:  Plin.  34,  58;  Enabenstatne 
von  der  Akropolis:  Ath.  Mitt.  V  T.  1  n.  13, 
226;  Geb&lktifiger  von  Akragas:  Ovbrbbck 
I^  474;  Typus  des  Stephanosjünglings. 

^^)  Ck)KZB,  Beiträge  S.  20  f. 

^^)  Michaelis,  d.  Bildnisse  des  Thuky- 
dides  S.  17  A.  34. 

")  Hbuzbt,  terres-cuites  du  Louvre  T. 
14.  16,  1.  17,  5.  18,  4.  18  bis  1.  2.  48,  2. 

*')  Vgl.  BRumr,  Sitzungsber.  d.  bayer. 
Akad.  1867  S.  13. 


Eap.Vn.  Die  erste  helleniaierende  Periode:  Erringimg  der  Freiheit.  (§334.)     609 

giesser  sowohl  den  Nabel  zu  tief  setzen  als  auch,  was  gesondert  in  kleinen 
Bronzen  käufiger  vorkommt,  die  Medianrinne  (linea  alta)  senkrecht  über 
den  Bauch  bis  zu  den  Schamhaaren  verlaufen  lassen.^)  Plinius  schreibt  erst 
Pythagoras  die  korrekte  Darstellung  des  unter  der  Haut  durchscheinenden 
Adern-  und  Muskelsystems  zu.  Und  so  wird  bald  da  bald  dort  ein  Schritt 
über  oberflächliche  Stilisierung  hinausgethan ;  es  bekundet  schon  rein 
künstlerischen  Sinn,  wenn  die  äginetischen  Hopliten  die  korinthischen 
Helme  zurückgeschoben  und  die  Wangenschützer  aufgeklappt  tragen,  da- 
mit man  ihr  Gesicht  erkenne.')  Am  längsten  leistete,  nachdem  die  poli- 
tischen Schranken  gefallen,  die  Kultustradition  dem  neuen  Geiste  Wider- 
stand; sie  bewahrt  nicht  etwa  blos  die  Erscheinungsformen  der  alten 
Götter  —  wie  z.  B.  Onatas  das  pferdeköpfige  Bild  von  Phigaleia  erneuert  — , 
sondern  sie  setzt  dem  Schönen  hartnäckig  das  Kostbare  voran.  Man  liebt 
noch  immer  Götterbilder  von  Gold  und  Elfenbein  über  alles'*)  und  vei*- 
silbert  oder  vergoldet  wenigstens  das  Gesicht.*)  Kimon  weihte  ein  ver- 
goldetes Palladion  auf  einer  Palme.*)  Figurierte  Gewänder  und  rote 
Schuhe  schmückten  noch  immer  die  Götterbilder.*)  Votivstatuen  trugen  noch 
die  ganze  Periode  hindurch  Weihinschriften  am  Leibe  statt  an  der  Basis.*) 

Die  Malerei  ist  gleich  der  Plastik  erst  von  diesem  Zeitalter  an  als 
Kunst  anerkannt.  Die  landläufige  Malergeschichte  begann  mit  Polygnot,®) 
wogegen  die  genaueren  Kenner  Kimon  von  Kleonai  an  die  Spitze  stellten.^) 
Inmitten  des  Gebietes  der  alten  Thonmalerei  aufgewachsen,  soll  er  zuerst 
mannigfaltige  Stellungen  des  Kopfes,  Anatomie  und  Gewandfalten  einge- 
führt haben.  Von  seinen  Werken  blieb  ein  Steinbruchstück  mit  der  Um- 
risszeichnung eines  Delphins  übrig,  i®)  Zu  den  alten  Töpferstätten  gehörte 
die  Weininsel  Thasos;  hier  lebte  der  Maler  Aglaophon,  welchen  seine 
Söhne  Aristophon  und  Polygnotos  in  der  gleichen  Kunst  übertrafen. '  ^)  Als 
Kimon  manchen  edlen  Mann  aus  den  Städten  der  Bundesgenossen  nach 
Athen  zu  kommen  anregte,  begab  sich  Polygnotos  nach  Athen  ^^)  und 
setzte  seinen  Stolz  darein,  die  von  Kimon  veranlassten  profanen  und  reli- 
giösen Bauten  mit  seinem  Pinsel  zu  schmücken,  wofür  er  das  athenische 
Bürgerrecht  erhielt.  Unter  Perikles  soll  er  noch  zur  Pinakothek  der 
Propyläen  Bilder  geliefert  haben.  **)  Am  berühmtesten  machten  ihn  jedoch 


*)  Ealkkank,  Jahrb.  7,  133  ff.  m.  T.  4. 

')  Ersteres  öfter  in  Porträts,  z.  B.  an 
dem  Kopf  der  Glyptothek  (Bmckm.  Phot. 
21.  22)  und  bei  Perikles. 

')  Der  goldene  Mantel  der  Parthenos 
war  abnehmbar,  um  in  der  Not  geborgt 
werden  zu  können. 

*)  Pindar.  Isthm.  2,  8,  vgl.  Eurip.  fr. 
490;  hölzerner  Apollo  des  Patrokles?:  Paus. 
6,  19,  6. 

^)  BsKKDOBF,  Eultusbild  der  Athena  Nike 
S.  40. 

*)  Gewand  z.  B.  des  olympischen  Zeus; 
rote  Schuhe :  Pindar.  Ol.  6,  94  (vgl.  die  meli- 
sehe  Vase  AZ.  1852  T.  61). 

^)  R.  V.  SoHNBiDEB,  die  Eizstatue  vom 
Helenenberg  S.  20. 

Handbuch  der  klMi.  Altertmaiiwluenflchan.  VI. 


8)  Theophrast  bei  Plin.  7, 205. 

»)  Plin.  35,  56;  Aelian.  v.  h.  8,  8;  vgl. 
das  Epigramm  Anthol.  Planud.  4,  84.  Über 
seine  Zeit  vgl.  S.  538,  ii.  S.  auch  Klein,  Eu- 
phronios  S.  '45  ff.  Einfluss  auf  den  Vasen- 
maler Euphronios:  Habtwio,  Meisterschalen 
S.  154  ff. 

^^)  Aus  der  Nähe  von  Hermopolis  auf 
Kreta,  im  Fitzwilliam-Museum  (Cambridge): 
MicHAEus,  anc.  marbles  S.  248, 13.  Inschrift: 
[Ki)fAtoy  eyQatpi  üb, 

^  0  Vgl.  die  Inschrift  in  der  Lösche  und 
Plato  Gorg.  p.  448  b  (mit  Scholion). 

^^)  Über  seine  Zeit  FubtwIkoleb,  Samml. 
Sabouroff  I.  Vasen  S.  5  f. 

'^)  Diese  spricht  ihm  Robert,  Bild  und 
Lied  &  182  f.  ab. 

39 


610 


IL 


die  zwei  Kolossalbilder  «Iliapersis*  und  «Xekyia*,  welche  die  Enidier  in 
die  Lesehe  von  Delphi  stifteten.  Diese  Werke  trogen  ihm  wieder  eine 
hohe  Aoszeichnnng  von  Seite  der  Amphiktronen  ein.  Man  ehrte  den 
Kfinstler  nmsomehr,  als  er  nicht  des  Broderwerbes  wegen  seine  Ennst 
betrieb.  Aach  in  der  Bildhaoerei  soll  er  sich  versacht  haben.  ■)  Schon 
fiber  die  wichtige  Frage,  ob  Polygnot  Wandgemälde  oder  Tafelbilder  ge- 
fertigt habe,  besteht  keine  Einigkeit.  Wir  werden  nach  den  schriftlichen 
Zeugnissen,  welche  freilich  nicht  alle  zuverlässig  sind,  beides  annehmen 
dürfen.*)  Seine  Stoffe  entnahm  Polygnot  der  Heroensage  (Iliapersis  zwei- 
mal, Unterwelt,  Hochzeit  der  Diosknren,  Freiermord,  Achilleas  auf  Skyros, 
Naosikaa),  wählte  aber  eigentümlicherweise  nie  einen  Kampf,  vielmehr 
stets  das  Nachspiel.^)  Er  heisst  deshalb  bei  Aristoteles  der  Ethosmaler, 
der  ideale  Menschen  male.^)  Was  die  Alten  über  Polygnots  Kunstarbeit 
angeben,  bezieht  sich  vornehmlich  auf  die  Technik,  in  der  er  zuerst  her- 
vorragendes leistete;^)  allerdings  war  seine  Kolorit  einfach  und  beruhte 
auf  vier  Hauptfarben.*)  Plinius'  Gewährsmann  fand  zuerst  bei  ihm  ge- 
öffneten Mund  mit  sichtbaren  Zähnen  und  mannigfaltigen  Gesichtsausdmck ; 
die  Neueren  ^)  nennen  mit  gleichem  Hechte  oder  Unrechte  das  Motiv  des 
aufgestützten  Fusses,  das  Lehnen  auf  einem,  in  die  Achselgrube  ge- 
stemmten Stab,  ein  vom  Winde  segelartig  aufgeblähtes  Gewand  und  die 
Gruppierung  eines  Paares,  wovon  die  eine  Person  der  anderen  die  Hand 
auf  die  Schulter  legt,  ^)  polygnotisch ,  weil  wir  sie ,  zufällig  oder  nicht, 
zuerst  in  Beschreibungen  seiner  Bilder  finden.  Vor  allem  war  Polygnot 
Frauenmaler.  Er  gab  seinen  Heroinen  feine  durchsichtige  Kleider  und 
bunte  Kopftücher,^)  seine  Kassandra  und  Polyxena  fanden  noch  in  der 
Kaiserzeit  Bewunderer  ^^)  und  der  athenische  Klatsch  brachte  ihn  mit 
Kimons  Schwester  Elpinike,  die  er  in  der  Laodike  porträtiert  habe,  zu- 
sammen, ^i)  Eingehende  Beschreibungen  besitzen  wir  nur  von  den  delphi- 
schen Gemälden,  Dank  Pausanias,  der  B.  X  K.  25 — 31  einen  älteren  Kunst- 
schriftsteller ausschreibt.  Diese  Beschreibungen,  aus  denen  hervorgeht, 
dass  der  in  der  Litteratur  wohl  bewanderte  Maler  seine  Studien  in  Namen- 
beischriften zum  Besten  gab,  reizten,  wie  sich  versteht,  die  Forscher  zur 
Wiederherstellung  dieser  Bilder.  Von  den  älteren  Versuchen,  unter  denen 
der  der  Brüder  Riepenhausen  (1805)  zuerst  der  Wahrscheinlichkeit  näher 
konmit,  dürfen  wir  absehen ;  die  eindringliche  Erforschung  der  rotfigurigen 
Vasen  gab  von  Polygnots  Stil  jedenfalls  eine  bessere  Idee,  als  man  sie 


')  Plin.  84,  85. 

')  Tafeljgemälde:  in  der  Stoa  Poikile, 
Sopatros  diaiQ,  1,  8;  Synes.  ep.  54. 135;  Pina- 
kothek, Pollianos  Anth.  Plan.  4,  150,  vergl. 
IWAKOFP,  A.  1861,  278;  Julius,  Ath.  Mitt. 
2,  192;  in  Rom,  Plin.  85,  59;  Wandgemälde: 
in  der  Lesche?,  Paus.  10,  25,  2.  28,  1  (auf 
Marmor  nach  Robkbt,  Nekvia  S.  37.  58); 
dagegen  Schöne,  Jahrb.  8,  189  ff.;  Thespiai: 
Plin.  35,  123. 

')  Vgl.  Aelian.  var.  hist.  4, 8. 

*)  Poöt.  6.  2 ;  polit.  8,  5,  7,  Vgl.  Aelian. 
a,  0. 


»)  Plat.  def.  or.  47;  Plin.  38, 160.  35. 42. 
122;  Lncian.  imag.  7. 

«)  Cic.  Brut.  §  70.  Ober  Pansanias'  No- 
tizen Schubabt,  Jahrb.  105,  177  f. 

^)  S.  besonders  Dümxleb,  Jahrb.  2, 168  ff. 

^)  Stephani  hat  im  GR.  viele  Beispiele 
gesammelt  (s.  Reinach,  Ant.  du  Bosph.  cimm. 
p.  178  Main). 

^)  Plin.  a.  0.;  Lucian.  imag.  7. 

*^)  Lucian  a.  0.;  Pollianus  Anthol.  Planud. 
4,  150. 

^')  Plut.  Cimon  4  aus  einem  Komiker. 


Kap.  yn.  Die  erste  hellenisierende  Periode:  Erringnng  der  Freiheit.  (§334.)     611 


früher  bilden  konnte,  doch  durfte  die  Wichtigkeit  jener  überschätzt  werden, 
weil  zwischen  einer  gebogenen  Fläche,  wie  es  der  Leib  einer  Vase  ist, 
und  dem  ebenen  Felde  einer  Tafel  oder  Wand  eine  unüberbrückbare  Kluft 
besteht.  ^) 

Mit  Polygnotos  zugleich  arbeitet  in  Eimons  Geiste  der  Athener 
Mikon,  welcher  Krieg  und  Sieg  des  Hellenentums  in  der  Stoa  Poikile 
und  dem  Theseion  verkündete.  >)  Über  seine  Kunstauffassung  wissen  wir 
gar  nichts ,  ebensowenig  darüber,  welches  Verhältnis  er  zu  Polygnot  hatte ; 
für  den  Typenschatz  der  griechischen  Kunst  mögen  seine  Amazonen- 
schlachten Bedeutung  gehabt  haben.')  Mikon  verstand  sich  auf  Holz- 
malerei, wovon  er  an  einem  Thürflügel  eine  Probe  gab.*)  Bildhauer  ist 
er  ebenfalls  gewesen.  ^)  Pheidias ,  der  selbst  malte ,  hatte  einen  Maler 
zum  Bruder  oder  Vetter,  den  Pänainos,^)  der  am  olympischen  Zeus  und 
dessen  Tempel  die  Malerarbeit  besorgte.  Jedem  dieser  drei  berühmten 
Maler  wurde  das  bedeutendste  Historienbild,  „die  Schlacht  von  Marathon" 
in  der  Stoa  Poikile  beigelegt;  wie  die  Komposition  zum  wirklichen  Ver- 
laufe der  Schlacht  sich  verhielt,  bleibt  Mangels  zeitgenössischer  Berichte 
unsicher.  Hat  Pausanias  Recht,  drei  aufeinander  folgende  Momente  zu 
unterscheiden,  so  waren  diese  nicht  neben,  sondern  perspektivisch  hinterein- 
ander dargestellt.^)  Götter  und  Heroen  nahmen  am  Kampfe  leibhaftig 
teil,  dessen  siegreicher  Ausgang  durch  die  Körpergrösse  der  Perser*)  noch 
wunderbarer  erschien.  Schon  früher  hatte  der  Samier  Mandrokles  ein 
Votivbild,  das  den  Brückenschlag  des  Dareios  darsteUte,  malen  lassen.  9) 
Mit  Mikon  arbeitete  an  jener  Holzthüre  der  Kolophonier  Dionysios, 
welchen  Aristoteles  in  der  Darstellung  der  Menschen  zwischen  Idealismus 
und  Realismus  die  Mitte  halten  lässt;  ^®)  sonst  hatte  er  die  gleiche  Rich- 
tung wie  Polygnot,  ^^)  doch  fanden  andere,  dass  seine  Kraft  etwas  ge- 
künsteltes habe.i^)  Hier  treffen  wir  zum  ersten  Mal  eine  bedeutungsvolle 
Notiz   über  das  Kolorit:   IHonysios  war  Hellmaler.**)     Ebenso  nur  ahnen 


')  YersQche  der  Wiederherstellung  von 
0.  Jahk,  d.  Gemälde  des  Polygnotos  in  der 
L.  zu  D.,  Kiel  1841 ;  Welckbb,  d.  Comp.  d. 
p.  Gern;  in  d.  L.  z.  D.,  Wien  1847;  G.  F.  Ubb- 
MAiTK,  epikrit  Beitr.  fiber  die  p.  G.  in  der  L. 
z.  D.,  Pr.  V.  Gott.  1849;  W.  W.  Llotd,  on 
the  paintings  of  Polygnotos  in  the  L.  at  D., 
London  1851,  2  Bde.,  Gh.  Lehobxaht,  M^m. 
de  Tac.  r.  des  sciences  de  Belgique  XXXIV 
(Brüssel  1864);  N.  Gbbhabdt,  d.  Gomp.  d. 
Gem.  des  P.  in  d.  L.  zu  D.,  Gott.  1872;  Bbnn- 
DOBP,  Wiener  Vorlegebl.  1888  T.  12,  3  (Iliu- 
persis)  u.  Heroon  S.  246;  Robbbt,  d.  lliu- 
persis  des  Polygnot,  Halle  1892  (Winckel- 
mannspr.);  Scbönb,  Jahrb.  8, 187  ff.;  Sohbbibbb, 
Nekyia  des  P.,  Festschrift  f&r  Overbeck 
S.  184  ff.  m.  T. 

2)  Paus.  1,  17,  2.  18.  1.  ELÜoHAim 
(Amazonen  S.  47  ff.)  f&hrt  die  Tarentiner 
Amazonenyase  (Lütkss,  vases  T.  43)  auf  sein 
Amazonenbild  zurück. 

>)  Elüohakn,  A.  1867,  211  ff.;  Bbbn- 
DOBF,  Heroon  S.  189  T.  14.  15. 


^)  Simonides  Anth.  Planud.  1, 141.  Tech- 
nisches bei  Plin.  33,  160.  35,  42. 

*)  PUn.  34,  88;  Paus.  6,  6, 1.  Inschriften: 
LöwT  41  (Ol.  77,  1).  42.  Wegen  des  A  in 
Nr.  42  nehmen  Fbankbl  und  Röhl  an,  Mikon 
sei  ein  Jonier  gewesen. 

•)  Bruder:  Paus.  5,  11,  6;  Plin.  35,  54. 
57.  36,  177;  Vetter:  Strab.  8,  354. 

')  1,  15,  3  ravrij  (beim  Beschauer)  — 
x6  dk  laoi  —  icx€ttM,  Reminiszenzen  mag 
ein  Relief  von  Brescia  (Labus,  museo  Bres- 
ciano  T.  51;  AZ.  1866  T.  215,  1)  enthalten. 
Vgl.  auch  AZ.  1866  T.  124 ;  Scbönb,  griech.  Re- 
liefs 56.  Über  das  Bild  Bbnndobf,  Heroon 
S.  156  ff.;  Wachsmüth,  Stadt  Athen  II 1, 504  ff. 

')  Sopatros  diaigec.  ^rjttj/Ä,  1,  8.  Die 
Götter  Sassen  nach  Robert  (Nekyia  S.  56, 
34)  in  der  obersten  Reihe. 

*)  Herod.4,88  (er  selbst  war  kein  Maler!). 

10)  Poet.  2. 

*  1)  Aelian.  var.  bist.  4,  3. 

")  Plut.  Timol.  36. 

*')  Fronto  ad  Verum  1. 

89  • 


612 


KanBtarch&ologie.    IL  Geschichte  der  alten  Eaiut. 


können  wir  die  geschichtliche  Bedeutung  eines  anderen,  später  wenig  be- 
achteten Malers.  Es  ist  Polygnots  Bruder  Aristophon,  welchen  Plato 
über  Polygnot  gestellt  zu  haben  scheint.  ^)  Ihn  kennzeichnen  seine  Dar- 
stellungen: Er  malte  den  leidenden  Philoktet  und  den  verwundeten  An- 
kaios,  dann  führte  er  in  seinem  schön  komponierten  Bilde  ^Odysseus  in 
Troja**  die  allegorischen  Figuren  der  Leichtgläubigkeit  und  der  List  ein.*) 
Nach  jener  Seite  schliesst  er  sich  an  die  gleichzeitigen  Plastiker  an,  nach 
dieser  eröffnet  er  die  fernerhin  blühende  allegorische  Malerei.  Es  war 
jene  Zeit,  wo  ein  Sophokles  den  stöhnenden  Philoktet  auf  die  Bühne 
brachte  und  ein  Euripides  die  Personifikationen  der  Affekte  leibhaftig  er^ 
scheinen  liess. 

Nach  wie  vor,  arbeiten  die  Künstler  Votivtafeln,  wobei,  wie  es 
scheint,  die  Mode  mythologisch-heroische  Bilder  bevorzugte.  Ohne  den 
realen  Bückhalt  einer  Porträtkunst  drohte  die  Kunst  gan^;  in  die  Bahn 
des  sogenannten  Idealismus  zu  geraten.  Eigentliche  Malschulen  gab  es 
noch  nicht.  ^)  Die  wichtige  Entwicklungsgeschichte  der  Malerei  liegt  wie 
in  Nebel  gehüUt.^)  Die  Nachricht  über  das  Kolorit  der  alten  Meister, 
dass  es  auf  vier  Farben  beruhe,  erhält  Licht  durch  die  Lehre  Demokrits, 
die  Grundfarben  seien  Weiss,  Schwarz,  Rot  und  Gelb.^)  Reines  Blau  und 
Qrün  kannte  man  also  nicht,  sondern  stellte  ähnliche  Mischungen  von  Reb- 
schwarz her.  ^)  Unmittelbare  Anschauung  von  der  damaligen  Malerei 
gibt  nur  eine  polychi'ome  Thontafel  von  der  Akropolis,  die  dem  epikte- 
tischen  Kreise  nahe  steht,  ^)  und  etwa  noch  ein  fast  ganz  erloschener 
Grabstein ;  ^)  hiezu  kommen  Bruchstücke  von  einfarbig  roten  Votivtafeln 
aus  dem  Perserschutt.  ^)  Wir  können  also  der  Mal  weise  nur  nahe  kommen, 
indem  wir  die  bemalten  Reliefs  und  die  Vasenmalereien  heranziehen.  So- 
mit gliedert  sich  die  weitere  Darstellung  in  selbständige  Denkmäler  mit 
bemalten  Flachreliefs,  die  Dekoration  der  Bauten  und  den  Schmuck  der 
Geräte  (in  erster  Linie  der  Thonvasen),  woraus  sich  eine  Skizze  der 
zeichnenden  Künste  überhaupt  ergibt. 

Die  bemalten  Flachreliefs  auf  Grabsteinen  und  Votivpfeilem  nehmen 
in  dieser  Periode  an  Zahl  erheblich  zu.  Man  sieht  jedoch  leicht,  dass 
diese  Kunst,  wo  der  Meister  sich  nur  manchmal  nannte,  ein  örtliches  Ge- 
präge hat.  Athen  ragt  durch  eine  Reihe  feiner  Marmorarbeiten  hervor; 
das  bekannte  Kriegerbild  des  Aristion  zeichnet  der  Bildhauer  Aristokles 
mit  seinem  Namen,  nach  der  Epigraphik  noch  unter  den  PeisistratidenJ^) 


>)  Gorg.  p.  448  b, 

«)  Plin.  35,  138,  vgl.  Plut.  de  aud.  po6t. 
8,  3.  quaest.  conviv.  5,  1,  2. 

') ,  Von  niemand  belehrt*:  Emped.  V.  83. 

^)  Zeitgenössisch  ist  nur  die  Notiz  Ions 
bei  Athen  13,  604 ab.  Als  Konst  x.  i.  nennen 
die  Malerei  Simonides  (Plut.  glor.  Ath.  3)  und 
sein  Neffe  (Ammian.  25,  4,  3). 

»)  Stob.  flor.  1,  16  p.  149,  15  W. 

•)  ScHÖNB,  Jahrb.  8,  190  f. 

')  Bbnkdorf,  'Ea.  1887,  115  ff.  T.  6. 

*)  CoNZE,  Grabreliefs  T.  13 ;  T.  9  ist  die 
Figur  weiss  belassen  und  der  Grund  bis  zu 
den  schwarzen  Konturen  rot  gefärbt. 


*)  Ders.,  griech.  u.  sie.  Vasenbilder  T.  4, 
2.  5, 1  ff. 

^ö)  Athen  Nr.  29;  Löwr  Nr.  10;  Bruckm. 
Nr.  41  a;  farbig  Ra.  I  T.  1  zu  S.  49  und 
CoRZfl  T.  2 ;  WoLTEBS  Nr.  101 ;  farbiger 
Abguss.  Ein  ganz  ähnliches  Relief  fanden 
die  Amerikaner  in  Ikaria  (Am.  J.  5,  9  ff.  m. 
T.  1);  die  anderen  Grabreliefs  stellt  Gokzb, 
die  attischen  Grabreliefs  T.  3  ff.  zusammen ; 
Laurion,  auch  Bruckm.  37  a;  Lamptrai  das. 
66b,  athen.  Abguss;  Diskophoros  (Athen  Nr. 
38):  Athen.  Abg.  Votivreliefs:  Athen  Nr.  36; 
Phot.  Bruckm.  17  a;  Schöne,  Reliefs  19,83. 


Kap.  YIL  Die  erste  helleniaierende  Periode:  Erringimg  der  Freiheit.  (§  334.)     613 


Fünf  erhaltene  Reliefs  kopieren  ein  Charitenbild  derselben  Zeit,  gewiss  das 
am  Eingang  der  Akropolis  in  die  Mauer  eingehauene,  welches  ein  So- 
krates  —  nach  der  Volksmeinung  der  Philosoph  —  gefertigt.*)  Nach 
Ausweis  des  Marmors  haben  noch  Inselgriechen  (Naxier)  für  Athen  ge- 
arbeitet.^) Man  denkt  an  den  Frauenmaler  Polygnot,  wenn  man  sieht, 
dass  das  erste  frisch  und  sorgfältige  ausgeführte  Bild ')  zwei  Frauen  dar- 
stellt. Nach  der  Mitte  des  Jahrhunderts  beginnen  dann  die  anmutigen 
Frauenbilder,  welche  die  athenischen  Grabsteine  so  berühmt  gemacht 
haben.^)  Zu  Athen  scheint  sich  Aigina  zu  stellen. b)  Argos  und  Arkadien 
dagegen  haben  ihren  eigenen  Stil,*)  Lakonien  fährt  in  der  Art  der  Chry- 
saphastele  (S.  539)  weiter.^)  Böotien  bringt  meist  Arbeiten  aus  Kalk- 
stein, die,  weil  der  farbige  Überzug  abgefallen,  sehr  roh  aussehen,  wie 
der  bekannte  Grabstein  von  Eitylos  und  Dermys  aus  Tanagra.^)  Für 
Böotien  arbeiten  jedoch  auch  sowohl  Attiker  in  pentelischem  Marmor^)  als 
andere  Fremde;  in  Orchomenos  hinterliess  der  Naxier  Alxenor  an  dem 
Grabstein  eines  alten  Mannes,  der  mit  seinem  Hunde  tändelt,  eine  prahle- 
rische Inschrift. '0)  ErfreuUche,  origineUe  Leistungen  weist  ThessaUen  in 
den  Grabsteinen  der  Polyxenaia  und  des  Yekedamos^^)  auf.  Die  Umgegend 
des  thrakischen  Meeres  liefert  verwandte  Erscheinungen.^^)  Und  so  wird 
mit  der  Zeit  eine  Menge  von  örtlichen  Stilen  sich  herausstellen,  nach 
denen  man  auch  die  Malerschulen  bemessen  darf. 

Die  Baukunst  bietet  den  Künsten  jetzt  ein  ganz  anderes  Objekt 
als  früher,  weil  für  die  monumentalen  Bauten  der  Marmor  in  Aufnahme 
kommt.  Dieser  lässt  alle  Formen,  besonders  die  der  Säulen  schlanker 
werden;  die  Profile,  Kapitelle  und  Bauomamente  werden  im  Steine  selbst 


0  Oybbbeck,  Schriftq.  907  ff.  (nach 
Stxtdniozka,  Berl.  phil.  Woch.  1898,  694  der 
BöotierSokrates);  Kopien  and  AbbUdungen : 
FuRTWASOLBB,  Roschers  Lex.  1,  881  f.  mit 
Abb.;  Num.  comm.  p.  150  f.  T.  EE  VI. 

"<}  Athen.  Museum  Nr.  33.  34. 

>)  CoKZB,  Grabreliefs  T.  12. 

^)  CoNza  T.  16  ff.;  T.  15  fällt  aus  der 
attischen  Reihe  heraus  und  war  allem  An- 
schein nach  einer  Fremden  geweiht. 

*)  Ath.  Mitt  8,  17,  2  (Wolters  Nr.  91). 
Athen  hat  auch  eine  besondere  Art  von 
Votivreliefs:  doppelte  Tempelchen  mit  je 
einem  Relief  bilde  Athena's  (z.  B.  Athen  Nr. 
82,  'Ett.  1890  T.  1,  Phot.  Rhomaidis). 

«)  Argos:  Ath.  Mitt.  IV  T.  9.  10,  1 
(WoLTBBs  50),  2;  Ra.  II  T.  44  u.  Lb  Bas  T. 
102,  1  (Votivstein  der  Poljstrata  in  Berlin); 
Mantineia:  Bch.  XII  T.  4. 

')  WoLTBBS  55  ff. ;  dazu  AZ.  1874  T.  5 
(Abguss);   ähnlich  in  Tegea:  Ath.  Mitt.  IV 

T.  7  (WOLTBBS  54). 

8)  Athen  Nr.  56;  Ath.  Mitt  III  T.  14; 
Ga.  1878  T.  29;  Woltbbs  44  (Inschrift  Col- 
LiTZ,  Dialektinschr.  875);  s.  auch  Woltbbs 
45. 48  (Ath.  Mitt.  IV  T.  14,  1). 

»)  Ath.  Mitt.  III  T.  15  (Woltbbs  47 ; 
Inschrift  bei  Collitz,  Dialektinschr.  774). 
IV   T.  14,  2  (aus  Eorseia,   Woltbbs  46); 


Bruckm.  37b  (Gathon,  aus  Thespiai,  in  Athen, 
Nr.  32). 

")  Athen  Nr.  39;  Woltbbs  Nr.  20; 
Bruckm.  Nr.  41b;  Ath.  Abguss;  die  Pro- 
portionen sind  auf  hohe  Aufstellung  berech- 
net. Bruchstück  aus  Evthnos  in  Athen  Nr. 
37:  Woltbbs  22  (penteüscher  Marmor). 

")  Polyxenaia:  Athen  Nr.  166;  Veke- 
damos  das.  Nr.  165  vgl.  Bbünn,  Ath.  Mitt.  8, 
80  ff.  T.  2. 3 ;  aus  Larissa  (ath.  Abguss)  junger 
Mann  mit  Hasen:  Ath.  Mitt.  7,  77  ff.;  ein 
dritter  in  Larissa:  Bch.  12,  179  ff.  T.  6; 
Relief  von  Pharsalos,  im  Louvre:  Bruckm. 
Nr.  58;  Ratbt;  Phot.  Giraudon;  ath.  Abguss 
(zwei  weibliche  Gestalten  mit  Blumen).  An 
den  Anfang  dagegen  gehört  das  BruchstQck 
von  Tymawo:  Bch.  12,  273  ff.  T.  16  (Spin- 
nerin). 

^^)  Grabstein  der  Philis  aus  Thasos  in 
Paris,  Phot.  Bruckm.  232a;  A.  1872  T.  J; 
Abguss;  Bruchstück  aus  Abdera  in  Athen 
Nr.  40;  Ath.  Mitt.  1883  T.  6,  3;  Woltbbs  35. 
—  Unbestimmter  Herkunft  in  Ince:  AZ. 
1864  T.  A  3.  Bd.  32  T.  5  (Woltbbs  240);' 
in  Venedig:  Mauch,  vergl.  DarsteU.  griech. 
Bauordnungen  T.  24,  1  (Woltbbs  241] ;  das 
Heraklesrelief  der  Sammlung  (Earapanos 
(Heliogr.  Ratbt)  dürfte  unecht  sein  (vgl. 
Ehbbsor,  Am.  J.  1, 153  ff.). 


614 


KlasBische  Ennstarchäologie.    II.  Geephichte  der  alten  Sonst. 


sorgfaltig  und  fein  ausgeführt.  An  die  Stelle  des  grell  bemalten  Stucküber- 
zuges tritt  die  enkaustische  Malerei  am  Steine  selbst.  Diese  neuen  Künste 
lassen  zunächst  für  den  Figurenschmuck  nicht  sehr  viel  Zeit  übrig.  Der 
Reliefschmuck  beschränkte  sich  so  ziemlich  auf  die  Metopen,  wo  man 
daran  festhält,  dass  das  Hochrelief  sich  für  die  Fensterfüllungen  am  besten 
eigne,  sonst  aber  kehren  die  Steinmetzen  zu  der  anfänglichen  Praxis 
(S.  541)  zurück  und  fassen  die  Metopenfiguren  als  BUder  schlechthin  auf, 
wodurch  das  Profil  überwiegt.  Aus  der  ersten  Generation  gehören  die 
Metopen  der  jüngeren  Tempel  E  und  F  von  Selinunt  hieher,  ^)  dann  die 
neuentdeckten  und  noch  nicht  veröffentlichten  Metopen  vom  Schatzhause 
der  Athener  in  Delphi.  Die  zweite  Generation  vertreten  die  Metopen  des 
olympischen  Zeustempels,  ^)  welche  die  Thaten  des  Herakles  darstellen; 
hier  finden  wir  bereits  die  wichtige  Idee  einer  die  Metope  in  Diagonale 
durchschneidenden  Figur  (Stier  und  Augeias)  und  die  Füllung  des 
Raumes  durch  die  Figuren  selbst  ohne  äusserliche  Zuthat  (Schweif 
des  Stieres).  Grössere  FriesbUder  sind  im  eigentlichen  Griechenland 
nicht  nachgewiesen,  wenn  auch  einzelne  Bruchstücke  mit  grosser  Wahr- 
scheinlichkeit auf  solche  zurückgeführt  werden,  z.  B.  mehrere  Reste 
von  der  Akropolis,  deren  schönster  unter  dem  falschen  Namen  „Wagen- 
besteigende Frau**  3)  bekannt  ist.  Delphi  verspricht  ähnliche  Funde.  *)  Die 
orientalischen  Dekorationsmotive  mögen  noch  eine  Zeit  lang  bei  den  Unter- 
thanen  Persiens  sich  erhalten  haben,  wofür  ein  Löwenrelief  aus  Akanthos 
zeugt. ''^)  Aus  der  hellenischen  Reihe  fällt  der  Tempel  von  Assos  ganz 
heraus;  dieses  Heiligtum  einer  nicht  echtgriechischen,  sondern  helleni- 
sierten  Stadt  gehört  zur  kleinasiatischen  Kunst.  Die  Rundplastik  scheint 
sich  fast  ganz  auf  die  Giebelfelder  (S.  605  f.)  beschränkt  zu  haben;  als 
wirkliche  Grabstatuen  sind  nur  Sphinxe,  welche  einen  älteren  Brauch 
fortsetzen,  sicher  erwiesen.^)  Die  Terrakottadekoration  ist  trotz  des  Um- 
sichgreifens des  Marmors  nicht  ganz  verdrängt,  wenn  auch  die  Ver^ 
kleidungen  verschwinden.  Im  Gegenteil  blüht  jetzt  die  Kunst  der  durch- 
brochenen „melischen**  Reliefs,  aus  welcher  schöne  Stücke  hervorgehen. '') 


»)  In  Palermo:  Bruckm.  287b.  289—91; 
vollständiger  bei  Benndobf  (S.  541, 2),  in  chro- 
nologischer Ordnung  etwa  so  folgend:  T.  6 
(F)  —  5  (P)  —  7. 8.  9  iPronaos  von  E)  —  10 
(Posticum  von  E);  neue  Metope  (verwandt 
mit  T.  6)  Mon.  ined.  1,  245  ff.  m.  Phot. 

*)  Die  im  Louvre  befindlichen  Stücke 
sind  längst  durch  Photogr.  bekannt  (Heliogr. 
Raybt  1  28);  Über  die  neuen  Funde  a.  «Aus- 
grabungen*. Vereinigt  sind  die  Reste  bisher 
nur  in  Abgüssen  (Wolters  Nr.  271 — 82). 

')  Phot.  Bruckmann  Nr.  21;  Woltbrs 
Nr.  97  (Haare  blond  nach  Prokesch,  Denk- 
Arürd.  2,  631);  Hauser,  Jahrb.  7, 54  ff.  erklärt 
die  Person  für  einen  Mann.  Zum  mindesten 
muBs  man  statt  Frau  Göttin  sagen.  Wahr- 
scheinlich gehören  dazu  die  Bruchstücke 
Sybel  Nr.  5039.  5040  (Nuove  Mem.  T.  13  A). 
5041—2.    Vgl.  MiLOHHÖFBR,  AZ.  41,  180  ff. 


(nach  ihm  I^Vies  des  alten  Parthenon).  Klei- 
neres Bruchstück  eines  Giebelreliefs,  abgeb. 
'Ea.  1839  Nr.  294,  Athen  Nr.  43. 

*)  Interessantes  Viergespann:  Phot.  d. 
ath.  Inst.,  Delphi  3;  Fries  vom  Schatzhaus 
der  Siphnier? 

*)  In  Paria:  Bruckm.  Phot.  231. 

•)  Weisshaupl,  Eranos  Vindob.  S.  48  ff. 
zieht  attische  Grablekythen  heran,  aber  Nr. 
5 — 7,  vielleicht  auch  Nr.  4  sind  nur  Wieder- 
gaben von  Reliefs. 

')  Orestes  und  Elektra  in  mehreren 
Exemplaren :  Sittl,  Parerga  T.  1  nach  Phot.; 
Polens  und  Thetis,  aus  Aigina:  Duicoht  et 
Chaplain,  c^ramiques  T.  1;  Erichthonios' 
Geburt:  AZ.  1872  T.  63;  Roschers  Lex.  I 
Sp.  1578;  Wolters  Nr.  120;  s.  auch  Ovbr- 
BEOK  I  *  S.  218;  Wolters  107.  157—8 
Schöbe,  griech.  Reliefs  T.  30-35. 


Kap.  VII.  Die  erste  helleniftierende  Periode:  Erringimg  der  Freiheit.  (§  334.)    615 


Ebenso  werden  halblebensgrosse  Frauenmasken  von  schönem  strengem 
Stile  aufgehängt.^) 

Seit  dem  Perserkriege  gewinnt  die  Malerei  auf  die  öffentlichen  Bauten 
grossen  Einfluss;  wenn  auch  bei  den  Akropolisbauten  nur  „Einbrenner'^ 
{eyxavrai)  vorkommen  und  selbst  bei  den  berühmtesten  Meistern  eigent- 
liche Wandgemälde  nicht  unzweifelhaft  feststehen,  ist  es  doch  nun  sicher, 
dass  der  Malerei,  sei  es  durch  Wandgemälde  oder  Tafelbilder  jetzt  eine 
wichtige  Rolle  zukommt.  Auf  den  Athenatempel  von  Plataiai  ^)  folgen 
der  olympische  Zeustempel  (S.  611)  und  in  Athen  die  Stoa  Poikile,  das 
Anakeion  und  das  Theseion.  Dass  Eammergräber  mit  Malereien  ge- 
schmückt wurden,  darf  man  wegen  Etruriens  für  sicher  annehmen.  Der 
Thron  des  olympischen  Zeus  hat  für  3  Seiten  9  Bilder,  welche  Metopen 
geglichen  zu  haben  scheinen. 

Unter  dem  Eunsthandwerk  tritt  in  diesem  Zeitalter  die  Vasen- 
malerei bedeutungsvoll  hervor.  In  Griechenland  war  sie,  wie  wir  sahen, 
seit  ältester  Zeit  zu  Hause  und  hier  allein  ist  sie  der  wahren  Kunst  nahe 
gekommen.  Die  einzelnen  Landschaften  unterscheiden  sich  jedoch  be- 
deutend. Die  korinthische  Topfmalerei  verschwindet  mit  dem  orientalischen 
Geschmacke.  In  Böotien  und  Lokris  dauern  die  Klecksereien  in  schwarzer 
Farbe,  wie  z.  B.  die  Funde  im  Kabireion  (S.  104)  gezeigt  haben,'*)  noch 
lange  fort  und  verdienen  teils  wegen  ihrer  Mysteriendarstellungen,  teils 
als  humoristische  Karrikaturen  Beachtung.  Desgleichen  sind  freiere  Male- 
reien im  äolischen  Kyme  zu  finden.^)  In  Athen  dauerte  ebenfalls  das 
schwarzfigurige  Malen  fort,  5)  trat  aber  gegen  neue,  farbenfreudige  Me- 
thoden in  den  Hintergrund.  Jene  Manier  durch  umfassende  Verwendung 
von  Farben  zur  Polychromie  auszugestalten,  wie  es  in  der  vorigen  Periode 
der  Maler  Sophilos®)  versucht  hatte,  wurde  nicht  beliebt.  Durch  die  Ein- 
fuhr orientalischer  Salben  erhielten  die  Griechen  Salbgefässe  aus  Alabaster, 
welche  ohne  Zweifel  meist  farbige  Ornamente  trugen  (S.  493).  Der  kost- 
bare Stoff  wurde  bei  ihnen  durch  Thon  mit  weissem  Kreideüberzug  ersetzt 
und  dafür  die  Malerei  sorgfaltiger  ausgeführt.  Die  Anfange  dieser  Manier 
hat  man  besonders  durch  die  Funde  von  Naukratis  (S.  80)  ^)  kennen  ge- 
lernt. Flüchtige  und  sorgfaltige  schwarz-weisse  Malereien  gibt  es  genug. 
Jetzt  werden  von  Künstlern,  die  ja  überhaupt  gewohnt  waren,  auf  weissen 
Grund  zu  zeichnen  und  zu  malen,  auf  Alabastra  und  Lekythoi,  weit  sel- 
tener auf  andere  Gefösse  Figuren  mit  feinen  farbigen  Linien  gezogen  und 
dann  meistens  Lokalfarben  aufgesetzt.  Dieselben  wollen  nicht  realistisch 
sein,  sondern  die  Zeichnung  abtönen;  die  übliche  Bezeichnung  „polychrome 
Vasenmalerei**  trifft  also  das  Wesen  nicht.    Die  neue  Blüte  beruht  viel- 


>)  Abgeb.  AA.  6, 166  F.  10. 

^)  Plutarch.  Aristid.  20. 

»)  WnraEFBLD,  Athen.  Mitt.  13,  412  ff. 
T.  9-12;  DümiLKB,  Rom.  Mitt.  3,  159  ff. 
T.  6.  Über  eine  thebanische  Abart  Wiknb- 
FELD,  AA.  1893,  63. 

0  DüMMLBB,  Rom.  Mitt.  3, 159  ff.  T.  6; 
Myrine  T.  51. 

^)  Z.  B.  enthielt  der  Grabhügel  von  Ma- 


rathon solche  Vasen  (StaIs,  Ath.  Mitt.  1893, 
46  ff.  T.  2—5);  freier  Stil  z.  B.  Mus^e  Blacas 
T.  27/8;  Ratet,  bist,  de  la  c4ram.  S.  215 
F.  89. 

")  Bruchstücke  einer  Vase:  Wintbr, 
Ath.  Mitt.  1889,  1  ff.  T.  1  (farbig);  voUstän- 
diger  Studniczka,  Eranos  Yindob.  S.  233  ff. 

^)  Als  untere  Grenze  setzt  Smith  für 
Naukratis  die  Perserkriege  an  (Naucr.  1, 52). 


616  Klasaische  KniiBtarchäologie.    IL  Geschichte  der  alten  Kniut. 

mehr  auf  der  Bemalnng  des  weissen  Marmors,  welche  für  uns  mit  der 
Stele  des  Lyseas  (S.  540)  beginnt.  Die  Maler  des  Zeitalters  sind  daher 
zumeist  Bildhauer,  wie  umgekehrt  Egias  (Hegias), ')  und  gerade  Pasiades, 
der  älteste  polychrome  Maler  von  Bedeutung,')  stand  in  Verbindung  mit 
dem  Bildhauer  Aristion. ')  IHe  weissgrundige  Zeichnung  hat  schöne  Denk- 
maler hinterlassen ;  die  leicht  hingeworfenen  Skizzen,  bei  denen  die  nackten 
Körperteile  weiss  zu  sein  pflegen,  sind  wohl  die  vorgeschrittensten  Kunst- 
Produkte  dieses  Zeitalters.^)  Weitere  Verbreitung  fand  jedoch  eine  andere 
neue  Art  der  Vasenmalerei;  wenn  man  die  unerfreulichen  schwarzen  Fi- 
guren aufgeben  und  doch  den  Kontrast  von  Bot  und  Schwarz  erhalten 
wollte ,  musste  der  rötliche  Thongrund  den  Figuren  verbleiben ,  während 
die  schwarze  Fimissfarbe  den  Hintergrund  deckte.  Zeit  und  Ort^)  der 
ersten  rotfigurigen  Vasenbilder  sind  vorläufig  nicht  zu  bestimmen.  Athe- 
nisch können  sie  nur  in  dem  Sinne  heissen,  als  sie  fast  alle  in  Attika  ent- 
standen, aber  Töpfer  und  Maler  stanmiten  aus  den  verschiedensten  Teilen 
Griechenlands.  Die  Lieblingsnamen  erweisen  den  Anteil  Böotiens  und 
Euböas,  *)  einige  Inschriften  folgen  vielleicht  dem  parischthasischen  Alpha- 
bet, weshalb  man  an  Polygnots  Landsleute  gedacht  hat.  ^)  Das  dorische 
Element  macht  sich  ebenfalls  bemerkbar,  z.  B.  ist  Argos'  Beteiligung 
sicher.^)  Was  die  Zeit  anlangt,  so  pflegten  früher  mit  Ausnahme  von 
Boss')  alle  Archäologen  die  rotfigurigen  Vasen  gegen  die  Mitte  des 
5.  Jahrhunderts  anzusetzen.  Der  Perserschutt  der  Akropolis  machte  diese 
Ansicht  unhaltbar,  ^^)  neuestens  hat  die  Ausgrabung  des  Grabhügels  von 
Marathon  ")  die  Grenze  noch  weiter  nach  oben  verrückt.  Die  Prüfung  der 
Lieblingsnamen  liefert  keine  anderen  Ergebnisse.^')  Wir  können  kurz 
sagen,  dass  die  Blütezeit  der  rotfigurigen  Zeichnungen  mit  den  Perser- 
kriegen zusammenfiel  und  ein  äusserer  Niedergang  vielleicht  noch  vor  445 
eintrat.  >')    Es  handelt  sich  ja  um  eine  Mode  der  gesellschaftlichen  Kreise 


>)  S.  592.  I   ScHKEiDEB,  Ath.  Mitt  14,  341  ff. 

')  Haüseb,  nenattische  Reliefs  8.  129.   I  *)  Webnickb,  Vasen  mit  Lieblingsnamen 

166;  ein  drittes  Gefäss  ans   Cypem.    Der  |  S.  103.     Vgl.  Krbtschxkb,  d.  griecL  Vasen- 
Name  ist  seinem  Stamme  nach  dorisch,  die 
Endnng  aber  attisch. 


')  CIA.  IV  373, 96,  Ton  Dünais,  Bonner 
Studien  S.  80  A.  ergänzt 

*)  S.  183;  Bbhrdobf,  griech.  und  sidl. 
Vasenb.  S.  25  ff.;  £.  Pottieb,  ^tnde  sor  les 
l^cjrthes  blancs  att  ä  repr^s.  fnn^rair^, 
Paris  1883  m.  4  T.;  £uropaYase  in  München : 
farbig  Jahit,  Eoropa  T.  6 ;  Orpheusschale  Yon 
der  Akropolis:  Jhst.  IX  T.  6  farbig;  Schale 
des  Euphronioe  in  Berlin  Nr.  2282  (mit  Ver- 
goldung) :  Wiener  Vorlegebl.  V  T.  5,  2—6 ; 
Lekjrthen  in  Bonn :  Bonner  Studien  8.  154  ff. 
T.  10—12;  Aphroditeschale  in  London :  Salz- 
MAJSV,  Kameiros  T.  60;  Baumeisters  Denkm. 
T.  12;  DcMOKT  et  Chaplaik,  c^ram.  T.  24 
— 27;  weisse  Grundfarbe  kommt  sekundär 
bei  schwarzfigurigen  Vasen  (am  Halse  Wflrzb. 


Inschriften  S.  74  f.  230. 

^)  DüMHLBB,  Jahrb.  2, 173;  Klbih,  Arch.- 
ep.  Mitt  12,  90,  10  a  u.  Lieblingsinschr.  8.  6; 
Orthographie  der  Übei^angszeit  nach  Kbkt- 
scHMEB,  griech.  Vaseninschr.  S.  106  ff.  Eigene 
Art  auf  Skyros?:  Beb.  17,  207. 

^)  Der  Name  Phintias  ist  dorisch;  azgi- 
vische  Inschrift  einer  Schale  bei  Hartwig, 
Meisterschalen  S.  114  T.  11;  Tgl.  Fübt- 
WAKGLBB,  Berl.  Phil.  Wochensdmft  1894 
Sp.  113. 

*)  Arch.  Aufeatze  1,  138  ff. 

'^)  Die  Scherben  befinden  sich  z.  Z.  im 
Eentrikon  Museion  zu  Athen  und  werden 
katalogisiert.  Vorläufige  Übersicht  von  GrIf, 
Berl.  phil.  Wochenschr.  13,  253  ff.  289  f.  und 
Wochenschr.  f.  klass.  Phil.  1893,  132  ff. 

")  Ath.  Mitt.  1893  T.  5,  2. 


141)  vor.  .  ^  ")   Leagros    starb   467,    Glaukon   war 

^)  Six  dachte  an  Ägypten,   resp.  Nau-      433  2  Stratege, 
kratis  (R5m.  Mitt.  1888,  234);  s.  dagegen  Arte.  ^')  Hartwig    setzt  Euphronios   in   die 


Eap.  VII.  Die  erste  heUenisierende  Periode:  ErringHBg  der  Freiheit.  (§  334.)     617 


Athens;  das  zeigen  die  einseitige  Bevorzugung  der  Trinksehalen  und  die 
Lieblingsnamen  an.  Die  zahlreichen  mehr  oder  weniger  bedeutenden 
Unterschiede  zwischen  den  Malern  oder  Fabrikanten  und  selbst  zwischen 
den  einzelnen  Vasen  derselben  Fabriken  reizen,  wie  billig,  den  Unter- 
suchungstrieb, doch  wird  man  nicht  vergessen  dürfen,  erstens  dass  der 
Fabrikant  nicht  notwendig  der  Maler  ist,  ^)  zweitens,  dass  bekannte  Namen 
der  Fälschung  unterlagen,  ^)  drittens ,  dass  der  Maler  wohl  nicht  immer 
selbst  die  Malerei  ausführte,  sondern  eine  Skizze  entwarf,^)  und  endlich 
dass  die  antike  Malergeschichte  von  diesen  Männern  nichts  weiss.  Manche 
fassen  den  Inhalt  der  Bilder,  die  sie  zeichnen,  sehr  banausisch  auf. ^) 
Unter  den  Schalenmalern  *)  ragt  Euphronios  hervor,  welcher  durch  ein 
Weihgeschenk  von  seinen  äusseren  Erfolgen  Kunde  gab;®)  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  begann  er  als  Maler  in  fremdem  Solde,  ^)  eröffnete 
dann  ein  selbständiges  Geschäft  und  nahm  in  vorgerücktem  Alter  andere 
Maler  in  seinen  Dienst.®)  Der  Antaioskrater,  *)  die  Theseusschale^^)  und 
die  weissgrundige  Schale  in  Berlin  ^^)  sind  die  besten  Werke  seines  Namens. 
Mit  ihm  wetteifert  Euthymides,  der  einer  Malerei  die  Worte  beisetzte: 
»Wie  niemals  Euphronios"  und  ein  ander'  Mal  sich  selbst  Bravo  zurief.  ^*) 
Weite  Verbreitung  fanden  dann  die  Vasen  des  Doris  (gewöhnlich  Duris 
genannt),  ^^)  nächst  welchem  noch  der  Argiver  Phintias^*)  und  Hermonax*^) 
genannt  zu  werden  verdienen.  Der  Hauptvertreter  der  konservativen 
Richtung,  welche  die  alte  und  die  neue  Manier  vereinigt,  ist  nicht  der 
Töpfer  Nikosthenes,^®)  sondern  der  für  verschiedene  Werkstätten  arbeitende 
Maler  Epiktetos,  ^'^)  nach  dem  man  den  epiktetischen  Ereis  benennt. 
Der  Nordgrieche  Brygos,  **)  Chachrylion,  Pamphaios,  Onesimos,  Andokides, 
Sikanos  und  viele  andere  sind  blosse  Fabrikanten.^^)   So  mancher  tüchtige 


Jahre  500 — 450,  Fubtwavolbr  dagegen  510 
-470;  vgl.  letzteren  AA.  1891  S.  69  f. 

0  FuBTw£iroLEB,  Philol.  Wochenschrift 
1894  Sp.  141  f. 

^)  Durisvase  Nr.  22  (JoQig  ByqatpcBv 
JoQi^  enoveoBv),  Hartwig  will  eine  Vase 
mit  der  Signatar  des  Eupnronios  dem  One- 
simos beilegen. 

')  Die  Bilder  sind  nicht  selten  ohne 
Raumsinn  aufgetragen. 

^)  Z.  B.  Hieron  und  Makron:  Ebkül^, 
AZ.  40,  1  flF. 

^]  P.  Hartwig,  d.  griech.  Meisterschalen 
der  Blütezeit  des  strengen  rotfig.  Stiles, 
Berlin  1893,  m.  Atlas  von  75  T. 

^)  Inschrift  bei  Hoffmakn,  epigr.  252; 
vgl.  Klein,  Euphronios,  2.  Aufl.  Wien  1886; 
Wiener  Vorlegebl.  V  1—8  A.  6.  —  Die  weiss- 
grundige Schale  spricht  Hartwig  ihm  ab. 

')  Chachrylion  Nr.  3  Klein. 

^)  (Diot)imos:  Klein,  Meistersign.  S.  143. 

«)  In  Paris:  M.  1855  T.  5;  Wiener  Vor- 
legebl. V  T.  4. 

'®)  Im  Louvre:  Mon.  grecs  T.  1,  2; 
Wiener  Vorl.  V  T.  1  (BnouaBv). 

»^)  Nr.  2282:  Vorl.  V  T.  5,  2  -6;  Ger- 
hard, Trinksch.  T.  14  (BnoiBaev), 


»»)  Klein  S.  193  ff. 

'*)  JOBI$  schreibt  er  sich;  vgl.  Klein, 
Meistersign.  S.  150  ff.;  Ferd.  Dümhler,  Bon- 
ner Studien  S.  77  ff.;  Michaelis,  AZ.  1873, 
1  ff.;  Hblbig,  A.  1873,  3  ff.;  P.  J.  Meier,  AZ. 
1883,  1  ff  1884,  245  ff;  Scherben;  AZ.  33, 
86  f.  T.  10. 

^«)  S.  616,8;  Klein  S.  191  ff.;  Jhst.  12, 
366  ff  T.  20-23. 

»)  Klein  S.  200  ff. 

»•)  Wiener  Vorlegebl.  1889  T.  7.  1890/1 
T.  1-7. 

")  Klein,  Euphronios  S.  *14  ff.  Meister- 
sign. S.  100  ff.;  vgl.  Michaelis,  altattische 
Kunst  S.  39  A.  zu  S.  30;  noch  vor  514  nach 
Stüdniozka,  Jahrb.  1887,  159  ff. 

'*)  Klein  a.  0.  8.  175  ff.;  ürlichs,  d. 
Vasenmaler  Br.,  Würzburg  1875  m.  1  T.; 
Matz,  A.  1872,  294  ff.;  Düjimler  a.  0.  S.  70  ff. 
(anfänglich  von  Hieron  abhängig). 

^*)  Kachrylion:  Milani,  Mus.  Ital.  3, 
207  ff.;  Pamphaios:  Klein,  S.  >89ff.;  dazu 
'Ed.  1890  T.  2,  1;  Alpr.  Körte,  Bonner 
Studien  S.  198  ff.;  Reisch,  Zeitschrift  f(lr 
Ost.  Gymn.  1887,  647 ;  Onesimos :  Hartwig 
a.  0.;  Andokides:  Schneider,  Jahrb.  4, 195  ff.; 


618 


Klassische  Eonstarohäologie.    IL  Geschichte  der  alten  Ennst. 


Mann  hat  seinen  Namen  gar  nicht  beigeschrieben.  ^)  Die  meisten  Maler 
kennen  wir  nur  durch  einzelne  Werke,  so  von  der  älteren  Gruppe  Psiax,*) 
aus  dem  Übergangsstil  Oltos,*)  dann  Amasis  den  jüngeren,*)  Peithinos*)  und 
Hypsis. «)  Dass  nunmehr  ein  Maler  Mys  gesichert  ist, ')  dürfte  auf  die 
verdrehte  Überlieferung  über  die  Athena  Promachos  (S.  603)  Licht  werfen ; 
nach  Pausanias  trieb  den  Schild,  der  die  Eentaurenschlacht  darstellte, 
Mys  nach  einer  Zeichnung  des  Parrhasios.  Der  Wahrheit  dürfte  näher 
kommen,  dass  jener  Mys  der  Ältere  die  Zeichnung  entwarf.  Nächst  den 
Vasen  mit  Meistersignaturen  verdienen  in  der  Kunstgeschichte  die  gross- 
figurigen,  soweit  sie  sorgsam  ausgeführt  sind,  besondere  Berücksichtigung.*) 
Eine  dritte  Klasse  vorgeschrittenen  „schönen"  Stiles  heisst  jetzt  polygno- 
tisch;^)  ihre  Eigentümlichkeit  besteht  in  der  Komposition  der  Figuren, 
welche,  statt  in  einem  geradlinigen  Fries  das  Gefass  zu  umziehen,  male- 
risch über  die  Bildfläche  zerstreut  sind.  Diese  Weise  ist  in  der  That 
malerisch,  aber  doch  nur  eine  neue  Lösung  des  Problems  der  vollständigen 
Raumfüllung,  welche  im  orientalisierenden  Stil  auf  andere  Weise  zu 
stände  kam. 

Es  kann  kein  Zufall  sein,  dass  zu  derselben  Zeit  das  alte  Kunsthand- 
werk in  edleren  Stoffen  kläglich  verfiel.  Nachdem  die  ägyptische  und  die 
orientalische  Fafon  dem  Zeitgeschmacke  nicht  mehr  recht  entsprachen, 
wandte  man  sich  eine  Zeit  lang  den  Etruskern  zu.  Tyrrhenische  Sandalen 
gibt  Pheidias  seiner  Parthenos,  Sophokles  vergleicht  der  Göttin  Stimme 
mit  der  etruskischen  Trompete  und  Kritias  (Fr.  1, 7.  8)  rühmt  die  getriebenen 
Goldschalen  und  Erzarbeiten.  Wenn  auch  bisher  über  das  Kunstgewerbe 
wenig  ermittelt  ist,  soviel  ist  klar,  dass  die  alten  Muster  der  Metallkunst 
sich  auflösten  und  auf  die  Vasenmalerei  ihren  Einfluss  verloren,  aber  kein 
neuer  Dekorationsstil  kam.  Die  Nemesis  von  Rhamnus  trägt  eine  Ste- 
phane mit  Hirschen  und  „Niken* ,  und  eine  Schale  mit  Äthiopen.  Im 
zweiten  Perserkriege  weihten  die  Griechen  nach  Delphi  einen  goldenen 
Dreif^ss,  den  drei  eherne  Schlangen  trugen.")  Selbständiger  waren  Ar- 
beiten, welche  mit  dem  griechischen  Sport  zusammenhingen,  nämlich  Diskos- 
scheiben mit  gravierten  Bildern,  i«)    Die  S.  548  erwähnten  Spiegelfiguren 


HoFFHANN,  Epigr.  225;  Xenokles-Kleisophos : 
Ath.  Mite.  1889,  329  ff.;  Eleinmeister:  Rom. 
Mitt.  4,  153  ff. 

*)  , Meister  mit  dem  Kahlkopfe",  ,M. 
mit  der  Ranke"  bei  Habtwio;  Bmcfastücke 
im  Pariser  Cabinet  des  mäd.:  Jhst.  X  T.  2; 
Habtwio  T.  37,  3. 

^)  Alabastron  in  Earlsmlie:  Gbbvzeb, 
Archäologie  111  T.  1.  Za  dem  Lieblings- 
namen Epilykos  ist  einmal  irrtümlich 
€yQttq>a$y  xaXos  gesetzt.  Bei  Euergides  steht 
nur  s 

^)  Schale  in  Berlin  2264:  Wiener  Vor- 
legebl.  D  2. 

*)  Schale  in  Paris:  Luynes,  vases  T.  44. 

^)  Schale  in  Berlin  2279:  Gebbabd, 
Trinksch.  T.  9,  14.  15;  Habtwig  T.  24.  25. 

®)  Hydria  in  München  Nr.  4:  Gebbabd, 
AV.  103;  eine  zweite?    B.  1883,  166. 


'}  zfeXtloy  1888,  126.  Auf  ihn  geht  die 
Inschrift  '0  Mvg  xaXoq  &oxet,  vai  (CIG.  IV 
7418c).  -  Mikion:  JbXtlov  1888,  12. 

^)  Z.  B.  Krater  von  Altamnra:  Hetde- 
MANN,  Gigantomachie,  Pr.  ▼.  Halle  1881 ;  s. 
auch  A.  1865  T.  IK;  CR.  1866  T.  V2. 

®)  Verzeichnis  bei  Robebt,  d.  Nekjia 
des  Polygnot  S.  39  ff. 

*°}  Schlangensäule  in  Konstantinopel : 
Fbick,  d.  platäische  Weihgeschenk  zu  Konst., 
Lpg.  1859  m.  T.;  Wieseleb,  Jahrb.  1889/90 
S.  242  ff.;  ein  Kopf  im  dortigen  Museum 
(abgeb.  Cttbtis,  restes  de  la  Reine  des  villes 
II  Fig.  22;  WoLTEBS  227  a).  Es  gehörte 
übrigens  eine  ApoUofigur  dazu  (Zosim.  2,  31). 

^')  Aus  Ai^ina  mit  zwei  Athleten,  in 
Berlin:  A.  4,  75  T.  B  u.  5.;  aus  Sicilien,  in 
London:  Ga.  1875  I  T.  35  S.  131  ff. 


Kap.  YIL  Die  erste  hellenisierende  Periode:  Erringung  der  Freiheit.  (9  384.)    619 


folgten  den  Wandlungen  der  Plastik.*)  Die  Buntweberei  behielt  teilweise 
die  orientalischen  Muster  bei;  teilweise  jedoch,  und  zwar  wohl  besonders 
zu  Geschenken  an  Götter  wählte  man  Figurenstreifen,  wie  sie  die  Vasen- 
malerei liebte.')  Der  Karystier  Helikon,  von  dem  die  Rhodier  Alexander 
einen  Überwurf  schenkten,  wird  eher  diesem  als  dem  vorigem  Zeitalter 
zugehören.')  Pur  schöne  Münzen  haben  die  Kaufleute  kein  Interesse; 
daher  bleiben  die  Münzen  hinter  der  Entwicklung  der  Künste  an  den 
meisten  Orten  zurück.  Man  sehe  nur  z.  B.  die  plumpen  athenischen 
Münzen.^)  Dagegen  wendeten  die  sicilischen  Fürsten  dieser  Kunst  ihr 
Augenmerk  zu  und  zogen  künstlerisch  denkende  Stempelschneider  heran ; 
darüber  aber  an  anderem  Orte! 

Die  allgemeinen  Grundsatze  der  zeichnenden  Künsten  stimmen 
hinsichtlich  der  Gewandung  und  des  Haares  natürlich  mit  den  plastischen 
(S.  607  flF.)  überein.  Der  springende  Punkt  ist  jedoch  hier  die  verfügbare 
Zahl  von  Stellungen  und  Bewegungen,  worin  die  Zeichnung  der  Bildnerei 
weit  voraneilt,  wiewohl  der  Geist  im  ganzen  der  gleiche  bleibt.  Die  Stel- 
lungen sind  zumeist  ruhig  und  ungesucht;  die  Rückenstellung  ist  nicht 
mehr  selten,'^)  in  den  jüngeren  Bildern  wird  manchmal  ein  Fuss  aufge- 
stützt®) und  der  Körper  auf  einen  Stab  gelehnt.^)  Die  Profilstellung  des 
Auges  lernt  man  allmälig  richtig  zeichnen.  Die  Bewegungen  dagegen 
verraten  einen  Ideendualismus;  zumeist  freilich  sind  sie  anmutig,  um  nicht 
zu  sagen  zierlich,  z.  B.  tritt  man  oft  nur  mit  dem  Yorderballen  des  Fusses 
auf,  namentlich  wenn  das  Bein,  wie  bei  der  Auslagestellung,  stark  zurück 
gestreckt  wird.^)  Die  häufige  Drehung  des  Fusses  erinnert  etwas  an  die 
Tanzstunde,  sie  gelingt  übrigens  dem  Zeichner  noch  nicht  immer.  ^)  Die 
fliegenden  Figuren  verlieren  allmälig  die  üngelenkigkeit  der  Kniee.^^) 
Machen  die  meisten  Bilder  einen  ruhigen  harmonischen  Eindruck,  so  frap- 
pieren doch  zuweilen  übertrieben  gewaltsame  Bewegungen,  die  freilich  dem 
Stoffe  (z.  B.  der  Iliupersis)  zu  entsprechen  pflegen.  Manchmal  begegnen 
uns  Domauszieher-Stellungen  (S.  603  f.)  wieder.*^)  Zu  den  ruhigen  Stel- 
lungen stimmt  auch  notwendig  die  Gewandbehandlung.  Die  Falten  fallen 
so  ziemlich  gleichmässig  entweder  in  geraden  ^^)  oder  wellenähnlichen 
Linien.  ^^)    Im  Gehen  konvergieren  sie  oft  bei  Frauen  gegen  den  Schoss 


1)  „Angerona"  in  Paris,  vgl.  Hetdb- 
UAJXVf  Pariser  Antiken  S.  69;  Studniozka, 
Beiträge  S.  10.  Über  einen  Becher  mit 
Yoreuklidischer  Inschrift  Achaios  bei  Ath. 
11,  466  f. 

*)  Panathenäischer  Peplos;  Gewebe  im 
delphischen  Tempel:  Eurip.  Ion  1141  ff.; 
Pind.  Pyth.  5,  46.  Peplos  der  Athena  mit 
eilenden  Mftnnem  und  Frauen :  Rotfig.  Schale 
der  AkropoHs  'Ea.  1885  T.  5,  3. 

>)  Plutarch.  Alex.  32;  Zenob.  1.  56. 

*)  Eine  Mttnze  von  Abdera  bei  Ihhoof, 
monnaies  grecques  p.  39  zeigt  noch  orienta- 
lisch abgerundete  Flflgel. 

M  Z.  B.  bei  Duris  (P.  J.  Mbibb,  AZ.  1883, 
12  u.'A.  27). 

^)  FüBTWANGLBB,  Samml.  Sabouroff,  zu 


T.  114  u.  L.  Winckelmannspr.  S.  37  T.  2; 
D&MiiLBB,  Jahrb.  2,  170. 

^)  Vgl.  RoBBBT.  Nekyia  S.  43  m.  Abb. 

•)  Z.  B.  Wiener  Vorlegebl,  D  T.  7.  Samml. 
Sabouroff  T.  54;  Head,  bist.  num.  F.  82; 
Bbnrdobf,  griech.  u.  sie.  Vas.  19,  3.  36,  8. 
49,  4;  GsBHABD,  AV.  1,  4. 

*)  8.  z.  B.  das  Relief  des  Alxenor. 

^^)  Man  kann  die  Entwicklung  an  sici- 
lischen Münzen  verfolgen  (Brit.  Mus.  Sicily 
33.  41  u.  s.  w.). 

* ')  Patroklos  von  Achilleus  verbanden : 
M.  I  24  5;  Elektra  in  dem  melischen  Relief, 
nach  Phot.  Sittl,  Parerga  T.  2. 

*')  Sitzende  Frau:  Gohze,  Grabreliefs 
T.  25. 

*')  Kräuselfalten  z.  B.  an  der  den  Wagen 


620 


Klassische  Eanstarch&ologie.    n.  Geschichte  der  alien  Knnst. 


zu.*)  Der  Gürtel  trennt,  wie  in  der  Plastik,  oft  zwei  verschiedene  Arten 
von  Falten.  Mit  dem  zierlichen  Aussehen  dieser  Gewänder  harmonieren 
die  Schwalbenschwänzen  ähnlichen  Zipfel,  welche  aus  der  älteren  Zeit 
überkommen  sind,  doch  nun  variiert  werden.*)  Die  Frauengewänder 
weisen  aber  noch  etwas  besonderes  auf:  Sie  lassen  meist  die  Formen 
durchscheinen ,  was  in  etwas  roher  Art  durch  Innenzeichnung  geschieht. 
Diese  Neuerung  dürfte  durch  die  ägyptischen  Griechen  vermittelt  worden 
sein;  selbst  ein  Polygnot  nahm  sie,  wie  wir  hörten,  an.  Das  Hetären- 
element bekundet  aber  hier  auch  schon  zum  erstenmal  seinen  Einfluss  auf 
die  Kunst,  ^)  gleichwie  Pindar  seine  erhabene  Poesie  einmal  in  den  Dienst 
der  Aphroditedienerinen  von  Eorinth  stellte.  Die  bunten  Kopftücher  der 
polygnotischen  Frauen,^)  welchen  die  Kränze  der  Männer  entsprechen,^) 
wirken  ebenfalls  auf  den  sinnlichen  Reiz.  Den  Gegensatz  zwischen  Fleisch 
und  Gewand  lassen  die  Maler  nicht  unbenutzt.  Malerisch  entworfene 
Gruppen,  wie  der  Westgiebel  von  Olympia,  zeigen  bereits  Entblössimgen 
von  Frauen,  doch  durch  Gewaltthat  (Kentaurenkampf)  entschuldigte.^)  Obsceni- 
täten  durfte  ein  Hellene,  wie  die  AkropoUsfunde  zeigen ,  selbst  der  jung- 
fräulichen Göttin  Athena  weihen;  vielfältige  Anregung  gab  natürlich  das 
dionysische  Satyrspiel.  Trotzdem  kam  man  in  der  monumentalen  Kunst 
eine  Scheu  vor  Nacktheit  nicht  übersehen. '')  Kinder  naturgemäss  zu 
zeichnen,  fängt  erst  die  zweite  Generation  an.  Wenn  wir  endlich  die 
Bilder  vom  Standpunkt  der  Komposition  aus  betrachten,  so  fehlt  es  an 
geeigneten  Quellen  zur  Rekonstruktion  grösserer  Figur enbUder.®)  Die 
orientalische  Zoneneinteilung  behauptet  manchmal  ihren  Platz.  ^)  Doch 
ist  bereits  die  Linienperspektive  erzielt;  Euphronios  und  seine  Genossen 
wagen  Verkürzungen.*®)  Man  lässt  unbedenklich  Figuren  sich  decken;^*) 
Paare  werden  nicht  mehr  gleich  gezeichnet,  sondern  z.  B.  bei  Gespannen 
wirft  das  entferntere  Pferd  den  Kopf  zurück.  Tiefe  konnten  jedoch  die 
gewöhnlichen  Bilder  nicht  haben,  weil  das  Terrain  vernachlässigt  wurde; 
selbst  Polygnot  hat  gelegentlich  einen  Hügel  nicht  einmal  durch  eine 
einfache  Linie  angezeigt.  ^^) 

Litteratur:  S.  421  (OysBBBOKBd.  I);  FuvrwlSGLK&f  Meisterwerke  der  griechischen 
Plastik,  Berlin  1893  mit  Atlas  (von  dem  S.  601  berührten  Standpunkt  aus);  Ober  die  An- 
fänge Albin  Lönnbece,  studier  i  den  arkaisk  konsten  i  Grekland,  1.  Diss.  y.  Helsingfors 
1888;  von  den  Efinstlem  ist  nur  Pheidias  monographisch  behandelt:  Waldstbik,  essays 


besteigenden  ,Frau";  Metope  von  Selinunt: 
Mon.  ined.  IT.  (S.  614,i). 

^)  Bekndobf,  Metopen  v.  Selinunt  T.  5, 
6;  Münzen  von  Abdera:  Gabdnbr,  types 
T.  3,  31 ;  Beschr.  d.  ant.  Münzen  in  Berlin  I 
T.  4,  34. 

'^)  Z.  B.  Gebhabd,  Trinkschalen  T.  20; 
M.  I  23;  Benhdobf,  griech.  n.  sicil.  Yasenb. 
11,  4  (gebogen  wie  in  der  archaistischen 
Kunst). 

'}  .Hetärenpsykter  des  Euphronios'  in 
Petersburg;  siehe  Hartwig,  Meisterschalen 
S.  350  u.  ö. 

*)  Avdiar  /^iiQay  nenoixvXfieyay  Pindar. 
Nem.  8,  15. 

^)  Dieses  malerische  Motiv  hat  Pheidias 


an  seinem  Zeus  benfilzt. 

®)  Dazu  gehört  die  Polyxena  des  Poly- 
gnot (Anth.  4,  150).  Anadyomene  an  der 
Basis  des  olympischen  Zeus? 

^)  WiBSELBB,  GGA.  1876,  1489  f.;  Hau- 
SEB,  d.  neuatt.  Reliefs  S.  126;  Benhdobf, 
Heroon  S.  248. 

«)  S.  611. 

^)  Zwei  Reihen  öfter  an  rotfigurigen 
Vasen  (Bbnndobf,  Heroon  S.  246). 

^°)  Man  deutet  so  die  catagrapha  Kimons 
(Plin.  35,  56). 

^^)  Eine  gewisse  Perspektive  ist  den 
schwarzfigurigen  Vasen  nicht  fremd  (z.  B. 
Würzburg  Nr.  382). 

1»)  Paus.  10,  30,  6. 


Kap.  YII.  Die  erste  helleniaierende  Periode:  Erringnng  der  Freiheit.  (§  335.)     621 


on  the  art  of  Ph.,  London  1885;  M.  Collignon,  Phidias,  Paris  1886,  m.  45  Abb.;  biogra- 
phisch: Prelleb  in  der  Hallischen  Encykl.  TU  22,  165  ff.;  Mülleb-Stbübivg,  Jahrbb.  1882, 
289  ff.;  Bbunn,  Sitzungsber.  d.  bayer.  Akadenue  1878  I  462  ff.;  Löscbckb,  Hisi.  Unters.  Am. 
Schäfer  gewidmet,  Bonn  1882;  R.  SchGll,  Sitzungsber.  der  bayer.  Akademie  1888  S.  1  ff.; 
Robbbt,  Hermes  23,  432;  Wilahowitz,  Commentariolom  gramm.  lY.  Ind.  schol.  Gotting. 
1889/90  S.  15  f. 

b)  Die  Barbaren: 

335.  Griechenland  nahm  unter  den  alten  Kulturländern  eine  so  zen- 
trale Stellung  ein,  dass  sein  Bruch  mit  den  alten  gemeinsamen  Überliefe- 
rungen allenthalben  auf  diese  zurückwirken  musste.  Demgemäss  findet 
man  überall  die  Künstler,  wenn  auch  zögernd,  dem  griechischen  Vorbilde 
folgen.  Thrakien  knüpft  in  dieser  Periode  Beziehungen  zu  Griechenland  an; 
doch  ist  bisher  von  Kunstthätigkeit  nur  die  Buntweberei ,  deren  Stil  der 
geometrische  blieb,  bekannt.^)  Kleinasien  war  durch  die  Griechen  vom 
Meere  grösstenteils  abgesperrt  und  entbehrte  seit  dem  Einrücken  der 
Perser  eines  selbständigen  Fürsten.  Nichtsdestoweniger  lag  es  der  Kultur 
der  griechischen  Neulinge  nicht  ohne  weiteres  oflTen.  Herodots  Schilde- 
rungen der  kleinasiatischen  Kontingente  (7  ,  72  ff.)  lehren  mittelbar  auch 
die  Grenzen  griechischer  Kunst  kennen:  Lyder  und  Karier  haben  fast 
griechisches  Aussehen ;  Mysien  ist  zurückgeblieben,  Lykien  weist  manches 
originelle  auf,  das  übrige  Eleinasien  dagegen  schliesst  sich  an  den  Orient 
an,  umsomehr  als  die  Perser  diesen  Zusanunenhang  begünstigten  und  die 
aramäische  Sprache  und  Schrift  einführtep.^)  Um  nun  mit  dem  Westen 
zu  beginnen,  so  sind  der  beobachteten  Denkmäler  bisher  nur  wenige  —  ein 
Relief  vom  Didymaion,  das  wohl  orientalische  Ansiedler  gesetzt,  ^)  karische 
Pfeiler  auf  drei  Stufen  (ebenfalls  östlicher  Form)*)  und  der  Tempel  von 
Assos,  welcher  gewöhnlich  den  Griechen  gutgeschrieben  wird,  obgleich 
Assos  keine  giiechische ,  sondern  eine  hellenisierte  Stadt  war  und  sein 
Haupttempel  vom  griechischen  Stile  vielfach  abweicht.  Schon  der  Stein 
—  einheimischer  dunkler  Trachyt  —  gibt  ihm  ein  lokales  Gepräge ;  dann 
befindet  sich  der  bildliche  Schmuck  nicht  am  Fries,  sondern  am  Epistyl, 
weshalb  es  ungenau  ist,  von  einem  „Fries  von  Assos*  zu  sprechen.*)  Die 
Darstellungen  erinnern  an  die  spätesten  Bronzearbeiten  des  Veneter- 
gebietes  (S.  584);  wie  dort,  ist  die  symmetrische  Stilisierung  des  Orients 
aufgegeben  und  Ungeheuer  oder  kämpfende  Tiere  wechseln  in  bunter 
Reihe  mit  Bankettscenen  und  den  Siegen  des  „Herakles*  über  den  Fisch- 
menschen und  die  wilden  Pferdemänner.  Ebenso  ungeschickt  sind  die 
Figuren  auf  die  gleiche  Kopfhöhe  gebracht.     Da  die  Chronologie  wegen 


^)  Abbildungen  auf  Vasen  des  5.  Jahr- 
hunderts :  FuBTWÄNOLSB,  L.  Winckelmanns- 
Programm  S.  35  ff.  T.  2. 

*)  Gewicht  in  Fonn  eines  Löwen,  ans 
Abydos:  C.  I.  Semit.  II  T.  7,  108;  Grah  zu 
Limvra  (Lykien)  mit  aramäisch-griechischer 
Inschrift:  C.  I.  Semit  II  T.  7, 110;  Reisen  in 
Lykien  2,  69  f. 

')  Aus  Kara-Köi  in  London:  Raybt, 
Milet  T.  27;  Phot.  Bruckm.  101  b  (durch- 
scheinende Gewänder). 

^)  Zu  LCryma:  Ross,  Inselr.  4, 48  m.  Abb. 


^)  S.  92.  Die  meisten  Platten  befinden 
sich  im  Louvre  (M.  III  34;  Clar.  II  116  a.b; 
Tbxier,  Asie  min.  II  T.  112—4;  mehreres 
photogr.  u.  abgeg.;  Woltbbs  Nr.  8 — 12).  Die 
Amenkaner  haben  einiges  dazu  gefunden 
(  Gl ABKE,  investigations  at  Assos  T.  15.  16). 
NachWoLTEBs  ist  derTempel  aus  dem  7.  Jahrb., 
nach  RossBAOH  (AZ.  41,  333)  aus  dem  6.,  nach 
Clabke  Ende  des  5.  Das  altertümliche 
Tempelbild  ist  auf  einem  Tetradrachmon 
(Abguss  im  britt.  Museum)  abgebildet. 


622 


BlasBiBohe  Eanatarchäologie.    II.  Qeschiohte  der  alten  Ennst. 


der  lokalen  Arbeit  und  der  orientalischen  Einflüsse  schwankt,  wird  man 
sich  an  die  fliehenden  Nereiden  halten  müssen,  welche  zwar  nach  orienta- 
lischem Stil  die  gleichen  Bewegungen  machen,  dagegen  aber  durch- 
scheinende Gewänder  tragen. 

Lykien  bUdet  politisch  und  archäologisch  eine  eigene  Provinz.  Die 
Bergbewohner  halten  an  den  alten  Bräuchen  lange  fest,  z.  B.  trugen 
sie  noch  unter  Maussollos  lange  Haare  0  und  verabscheuten  die  hellenische 
Nacktheit.  Sie  schrieben  in  einer  eigenen  Schrift  und  mit  phönikischen 
Zahlzeichen.  Auf  den  Münzen  erscheinen  orientalische  Symbole  wie  der 
Greif,  Löwe  und  Stier  im  Kampfe,  geflügelter  (auch  gehörnter)  Löwe, 
Triquetrum,  Sonnenscheibe,  Sphinx,  Ammon.  Nichtsdestoweniger  standen 
die  Lykier  den  Griechen  nahe.  Bereits  516/5  mit  den  griechischen  Eüsten- 
städten  vereinigt,  schlössen  sie  sich  466  an  den  attischen  Seebund  an. 
Damals  dürfte  die  Heranziehung  griechischer  Marmorarbeiter  begonnen 
haben.  Lykien  selbst  hatte  nämlich  die  Sitte,  im  Gebirge  zwar  den  vor- 
nehmen Toten  stattliche  Felsengräber  mit  schön  profilierter  Fa9ade, ')  in 
der  Ebene  aber  hohe  Grabtürme  zu  errichten;  für  beide  liefert  Persien 
die  nächsten  Parallelen.  Unter  letzteren  ist  das  bekannteste  das  Harpyien- 
monument  (nach  den  Eckfiguren  genannt),  dessen  monolithen  Kern  ein 
Fries  von  Marmorplatten,  in  der  spartanischen  Art  Opfer  an  die  Heroen 
darstellend,  umzieht.^)  Man  beachte  die  unvollkommene  Augenbildung  und 
das  leise  Lächeln,  die  zierlichen  Bewegungen,  die  durchscheinenden  Ge- 
wänder und  dabei  die  Selbständigkeit  in  der  Tracht  und  den  Schönheits- 
begriffen. Eine  andere  Plattenreihe  zeigt  einen  Aufzug,  worin  assyrisch 
aufgeputzte  Pferde.^)  Im  eigenen  Lande  fanden  die  Bauherrn  kaum 
Marmor,  <^)  geschweige  denn  geübte  Künstler;  die  Belief s  stammen  also 
von  der  Hand  Fremder,  vielleicht  kleinasiatischer  Griechen. ß)  Kleinere 
Denkmäler  Lykiens  bleiben  noch  zu  ermitteln ;  die  Perserkönige  schätzten 
vergoldete  Schalen  lykischer  Ai-beit.') 

Litteratar:  G.  Schabf,  observationB  on  the  peculiarities  of  sciilptares  seen  on  tfae 
mon.  of  anc.  Lycia,  London  1847  m.  Abb.;  S.  95. 

Das  übrige  Kleinasien  ist  so  gut  wie  gar  nicht  erforscht;  doch 
glaube  ich  ein  flaches  Felsenrelief  Phrygiens,  das  den  lykischen  Reliefs 
nahe  steht,  hier  erwähnen  zu  dürfen.^) 

Cypern  setzt  seinen  Kunstbetrieb  weiter  fort,  wobei  es  gegenüber 
den  eigentlichen  Hellenen  noch  immer  seine  Selbständigkeit  wahrt.    Die 


*)  Ps.  Aristot.  oecon.  2,  2,  14. 

*)  S.  95;  in  Telmissos:  Lichtdrack  bei 
DiBULAFOY,  Fart  ant.  de  la  Ferse  I  T.  7 
(Grab  des  Hundes).  15  (Grab  des  Amyn- 
tas). 

")  Ratet,  mon.  I  T.  13-16;  Phot. 
Bruckm.  146-7;  Wolters  127—30;  über 
den  Stil  Oyebbbce,  Ztsch.  f.  Altertumswiss. 
1856,  289  ff.;  Bruvn,  Sitzungsber.  d.  bayer. 
Akad.  1870  II  205  ff.  (zwischen  Ol.  65  u.  70); 
ErklArungsversachebeiCuBTiüB,  AZ.  1855, 1  ff. 
u.  N.  EoNDAKOFF,  hlst.  Untors.  über  das  Har- 
pyienmon.  in  Xanthos,  Odessa  1873  (rus- 
sisch). 


*)  Phot.  Bruckm.  102;  Wolters  131-5 
(sonderbare  Pferdebewegungen) ;  Au£mg  von 
Kriegern  in  Trysa:  Bbhitdobf,  Reisen  II  F.  9 
=  Perrot  F.  273—5.  Grabrelief  aus  Xan- 
thos: Abguss  in  München;  A.  1844,  150  m. 
Abb.;  Fries:  Phot.  Bruckm.  104;  Giebelrelief: 
das.  T.  101a:  ? Hahnenfries:  das.  103. 

^)  Beni7D0RF,  Heroon  S.  36. 

«)  Vgl.  Bensdobf  a.  0.  S.  250. 

^)  Vgl.  Athen.  11, 465  b  aus  einem  Briefe 
Alexanders. 

^)  Zu  Sondürlfi:  Chamokard,  Bch.  17, 
39  ff  T.  4. 


Kap.  VIL  Die  erste  hellenisierende  Periode:  Erringung  der  Freiheit.  (§336.)     623 


kyprische  Schrift  bleibt  im  Gebrauch  und  auf  den  Münzen  wiegen  orienta- 
lische Motive  vor.  Dagegen  empfindet  die  statuarische  Plastik  den  Frei- 
heitsgeist; die  alten  Typen  (S.  500  f.)  lockern  sich^)  und  es  entstehen  manche 
nicht  üble  Kalksteinarbeiten.*)  Die  zeichnenden  Künste  erwecken  vor- 
läufig keinen  günstigen  Begriff  von  dem  damaligen  Betriebe.^)  Der  Stein- 
bau greift  um  sich,  falls  wir  die  schön  geschmückten  Lilien-  und  Sphinx- 
kapitelle dieser  Zeit  zuweisen  dürfen.^) 

Phönizien  und  seine  Hinterländer  weisen  gleichfalls  in  den  Münz- 
bUdem  eine  Zersetzung  des  strengen  StUes  auf;  man  wird  daher  einige 
Reliefs^)  und  Steindekorationen ^)  hier  einreihen  dürfen.  Starrer  bleiben 
die  Elfenbeinarbeiten.'')  Kilikien,  wo  die  aramäische  Schriftsprache  herrscht, 
hat  nur  wenig  stärkere  heUenische  Elemente. 

336.  Die  Länder  jenseits  des  Euphrats  bilden  den  eigentlichen  Kern 
des  persischen  Reiches,  indem  sie  die  Residenzstädte  enthalten.  Hier  ent- 
steht aber  die  Frage,  ob  es  eine  persische  Kunst  gegeben  habe.  Die 
Perser  waren  nach  allen  älteren  Angaben  ein  kriegerisches  Volk,  welchem 
Wissenschaften  und  Künste  fernlagen.  Ihre  Theologie  kam  von  Osten, 
die  Schrift  von  Westen,  die  feinere  Tracht  aus  Medien,  während  sie  selbst 
nichts  erfanden.  Dies  hatten  sie  auch  gar  nicht  nötig,  denn  es  war  persischer 
Grundsatz,  dass  man  aus  den  besiegten  Ländern  die  geschicktesten  Leute 
zum  König  brachte,  um  für  ihn  zu  arbeiten.^)  Welche  Gebiete  des  Reiches 
waren  aber  nun  die  arbeitenden?  Ziehen  wir  wieder  Herodots  Heeresliste 
(7,  61  ff.)  zu  Rate,  so  scheiden  sich  sofort  zwei  Hauptgebiete.  Die  Ara- 
mäer  (d.  h.  Babylonier  und  Syrer)  samt  den  Phöniziern  erscheinen  mit 
den  Hilfsmitteln  der  Mittelmeerkultur  ausgerüstet,  wogegen  Perser,  Meder, 
Kissier,  Hyrkanier  und  die  Osteranier  ihrer  Bewaffnung  nach  halbe  Bar- 
baren sind  und  von  den  Westländem  nur  die  buntgewirkten  Kleiderstoffe 
angenommen  haben.*)  Ebenso  scheint  die  Münzprägung  im  Westen  zu 
Hause  gewesen  zu  sein;  auch  war  nicht  die  persische,  sondern  die  ara- 
mäische Sprache  im  offiziellen  Gebrauche  am  verbreitetsten.  Aus  allem  dem 
folgt  klar,  dass  wir  angesichts  der  Königsbauten  von  Persepolis  und  Susa 
nicht  von  persischer  Kunst  in  nationalem  Sinne  reden  dürfen,  sondern 
dass  königlich  persische  Hofkünstler  jene  Arbeiten  ausführten.  Schmückten 
doch  sogar  griechische  Arbeiten  die  Residenzen;  aus  dem  Königsschatze 
von  Sardes  und  den  griechischen  Heiligtümern  wanderten  ja  Statuen  und 
kostbare  Geräte  als  Beute  heim,  der  Samier  Mandrokles  baut  dem  Dareios 
die  Meerbrücke  und  ein  ausgezeichnet  begabter  Thessalier  bildet  für  ihn 
und  Xerxes  (S.  600).    Wie  die  Arbeiter,  so  kam  alles  bessere  Material, 


')  Z.  B.  Ohkkfalsoh-Richteb  T.  49,  1. 
3.  6.  51,  11.  12  i  Pbbrot  III  538.  404. 

«)  Pbbbot  III  T.  1,  3  (Jünglingakopf); 
Bmckm.  Phot  203,  2  (bekränzter  Mann  mit 
Taube). 

»)  VotivreUef  in  Idalion:  The  Owl  T.  5, 4. 

*)  Pbrbot  III  F.  51-56. 

')  Stele  des  Jebawmelek  (ähnlich  dem 
.persischen*   Stil):  Pbbbot  III   t!\  23;  von 


Tyros:  Pebbot  F.  305;  ?aus  Gebeil:  Bbkan, 
mission  T.  20. 

«)  Perbot  III  F.  48,  ähnUch  68. 

^)  Statuette  des  Louvre:  Pbbbot  III 
F.  281. 

")  Xen.  comm.  4,  2,  33. 

^)  Die  Perser  tragen  auch  kfinstliche 
Stimlöckcben  (Ps.  Arist.  oecon.  2, 2, 14). 


624 


Konstarchäologie.    II.  Gesohichte  der  alten  Emuit. 


unter  anderem  der  Alabaster  zum  Sarkophag  des  Dareios  ^)  und  das 
Cedemholz  für  die  Saaldecken,  ^)  aus  dem  Ausland.  Bezeichnender  Weise 
nennt  der  hebräische  Text  des  Estherbuches  (1,  6)  den  „Fussboden  von 
Porphyr  und  von  Marmor  der  Kaufleute*.^) 

Die  statuarische  Kunst  scheinen  die  Perserkönige  nur  ffir  ihre 
Schatzkammern  gehabt  zu  haben;  man  hört  daher  z.  B.  von  einem  in 
Gold(!)  getriebenen  Porträt  von  Dareios'  Lieblingsfrau.*)  Was  erhalten 
blieb,  sind  kleine  abschreckend  hässliche  Astartebilder. ^)  Ein  grosses  Hin- 
dernis für  die  Entfaltung  der  Kunst  bildete  die  persische  Religion,  welche 
die  Qöttergestalten  auf  die  geflügelte  Sonnenscheibe  und  halbsymbolische 
Gestalt  des  Auramazda  (Ormuzd),  einen  Abklatsch  des  assyrischen  National- 
gottes Asur,  beschränkt^)  und  die  Tempel  durch  Feueraltäre  ersetzte,  an 
denen  die  Kunst  nichts  zu  thun  hatte.  ^)  Indem  die  Perserkönige  dieser 
wenig  kostspieligen  Religion  huldigten,  förderten  sie  nur  die  profane, 
höfische  Kunst.  Die  Ausgrabungen  von  Persepolis  (S.  86),  besonders  der 
Palast  des  Dareios^)  und  die  „hundertsäulige  Halle  des  Xerxes^,^)  sodann 
die  neueren  von  Susa  (S.  86)  geben  eine  gute  Vorstellung  von  den  per- 
sischen Palästen.  Die  Baumeister  übernehmen  von  den  babylonisch-assy- 
rischen Schlössern  die  geflügelten  Mannslöwen  und  -Stiere  an  den  Thoren') 
und  die  Dekoration  mit  figurierten  Fayenceplatten,  wovon  in  Persepolis 
geringe  Reste  gefunden  sind.^^)  Blieben  in  dieser  Beziehung  die  persischen 
Paläste  nicht  hinter  den  babylonischen  zurück,  so  hatten  sie  ihre  Eigen- 
heit in  dem  ausgebildeteren  Steinbau ;  woher  dieser  kam,  hören  wir  durch 
Diodor  (1,  46,  4):  Kambyses  hat  aus  Ägypten  Steinmetzen  und  Bauleute 
verpflanzt,  eine  Massregel,  deren  Wirkung  in  vielen  Einzelheiten  hervor- 
tritt. Das  aus  zwei  aneinandergesetzten  Stiervorderteilen  bestehende 
Stierkapitell  (S.  315  f.) » ^  hat  zum  Hathorkapitell  Beziehung,  wie  das  Kapitell 
mit  geflügelter  Sonnenscheibe  ^*)  an  ein  anderes  ägyptisches  erinnert.  Die  Sta- 
tuenalleen des  Nillandes  sind  vielleicht  vorhanden  gewesen.  *^)  Wenn  nun  auch 
die  endlosen  Alabasterfriese  Ninivehs  fehlen,  sind  doch  an  Unterbauten,  ^*) 
der  Wand  von  Freitreppen,  ^^),  den  Innenwänden  der  Thore  **)  und  an 
Pfeilern  Steinreliefs  geschmackvoll  angebracht;  die  orientalische  Fabel- 
welt ist  darin  ziemlich  beschränkt  (allerdings  kämpft  der  König  mit  dem 
aufrechtstehenden  ahrimanischen  Ungeheuer),  **)  häufiger  kommen  Audienz- 


0  Theophr.  lap.  1,  6. 

')   DiBÜLAFOY  2,  5. 

8)  Herod.  7, 69. 

*)  Susa:  DiBüLAFOT  S.  435. 

"")  Z.  B.  Stolze  1,  51. 

•)  S.  367;  Stolze  2, 113-4.  135. 

^)  Restituiert  bei  Dieulafoy  III  T.  7. 

»)  Restitoiert  das.  III  T.  8. 

•)  Maxmslöwe:  Dievlafoy  II  T.  12; 
Stolze  2,  87.  88.  91.  92;  Pbrbot  T.  2;  Stier: 
Stolze  1,  55. 

*^)  Farbige  Restitution  von  Xerxes- 
bauten:  Dieulafoy  III  T.  10;  Psbbot  T.  6; 
Dariuspalast:  das.  T.  9. 

'')  Es  ist  jetzt  auch  in  Susa  gefunden, 
aber  dort  entwickelter:   Dieulafoy  S.  325. 


Die  überfallenden  Blfttter  an  der  Basis  (Ber- 
lin Nr.  567)  sind  im  Orient  weiter  verbreitet. 

«2)  Berlin  G  43. 

'^)  Aus  Erz  vor  dem  Phantasietempel 
des  Etihemeros  (Diod.  5, 44, 3). 

^*)  XerKessfial :  Flakdin  et  Gostb  T.  145. 

^^)  Vom  apadana,  Löwe  auf  Stier:  Stolze 
I  T.  17;  Dieulafoy  III  T.  18.  Palast  des 
Dareios:  das.  T.  15;  Palast  Nr.  2:  Flahdik 
et  Coste  T.  94. 

»«)  Dieulafoy  III  T.  16.  17;  Pkbrot  P. 
470-1. 

>7)  Im  Apadana:  das.  II  T.  19. 

>8)  Dieulafoy  III  T.  17;  Flahdih  et 
Coste  T.  125.  152. 


Kap.  VIL  Die  erste  hellenieierende  Periode:  Krringimg  der  Freiheit,  (g  336.)    625 


scenen  vor.  Die  grossen  Rosetten*)  machen  eine  gute  Wirkung.  Die  alt- 
herkömmliche Bronzeverkleidung  scheint  wenig  mehr  modern;  nur  ein 
getriebener  Thilrbelag  kann  nicht  auffallen.^)  Beisetzen  lassen  sich  die 
Könige  in  schwer  zugänglichen  Felsengräbern,  deren  Fa^ade  über  dem  Ein- 
gang höfische  Bilder  (der  König  im  Umgang  mit  Ormuzd  und  als  All- 
sieger) zieren;')  die  Anregung  gaben  wohl  die  figurierten  Giebelfelder  der 
Griechen  oder  Epistylreliefs  Kleinasiens  (wie  in  Assos),  während  die  sonst 
in  den  Felsen  eingehauenen  Erinnerungsbilder  den  älteren  Königen  abge- 
lernt waren.*)  Die  Technik  ist  sehr  vorgeschritten ;  man  scheint  zur  Her- 
stellung einer  glatten  Fläche  eine  Art  Glasur  angewendet  zu  haben. 

Unsere  Kenntnis  vom  königlich-persischen  Kunsthandwerk  wird  we- 
niger aus  Originalen  als  aus  Schriftquellen  gewonnen.  Gylinder  und  Gem- 
men sind  nicht  sehr  zahlreich,  geben  aber  teilweise  vortreffliche  Proben 
des  Zeitstiles.  <^)  Die  grossenteils  in  den  Provinzen  geprägten  Münzen 
stellen  eine  wahre  Musterkarte  von  Zeichnun^smanieren  dar.  An  Gold- 
und  Silberarbeiten  war  natürlich  Überfluss.®)  Ägyptischer  Ursprung  wird 
speziell  für  Panzer  bezeugt;^)  die  Glasgefässe ^)  kamen  sicherlich  auch 
aus  dem  Westen.  Haematitperlen  und  schwärzliche  Gefasse  *)  gehören 
wohl  eher  der  vorigen  Periode  an. 

Beim  Vergleich  eines  persischen  und  eines  assyrischen  Reliefs  springt 
in  die  Augen,  wie  sehr  der  Stil  sich  geändert  hat.  Das  breite  Lächeln, 
die  muskulösen  fleischigen  Formen  und  die  Steifheit  sind  verschwunden. 
Getreu  der  strengen  Etikette  ^^)  bewegen  sich  der  König  und  seine  Um- 
gebung ganz  gelassen  und  gleichmütig,  aber  mit  einer  gewissen  Zierlich- 
keit. Das  Haar  ist  in  regelmässige  Löckchen  gedreht,  aber  nicht  mehr 
in  schweren  Massen,  sondern  wesentlich  gekürzt.  *0  ^^^  Falten  des  Ge- 
wandes sind  noch  regelmässig,  bekommen  aber  einen  gewissen  Schwung 
und  durch  eine' Schrittfalte  Abwechslung,  sie  bilden  sogar  schon  Augen.  ^^) 
Die  Tiere,  z.  B.  die  königlichen  Pferde,  ^^)  machen  die  neue  Mode  ent- 
sprechend mit.  Noch  fehlt  es  an  perspektivischer  Komposition  und  so 
marschieren  wie  in  Ägypten  die  Huldigenden,  in  Streifen  geteilt,  auf.^*) 
Hin  und  wieder  mutet  manches  ägyptisch  i^)  oder  (wie  die  Bäume)  assy- 


>)  Z.  B.  Relief  in  London,  Abg.  Berlin 
G37. 

>)  DixuLAFOT  2,  238  (Stemblome). 

»)  DiBULAPOY  ITT  T.  1,  speziell  T.  2; 
Stolze  1,  73.  2, 106-12;  Pkbbot  T.  1. 

*)  Das  bedeutendste  zu  Behistun :  Flak- 
DTS  et  CosTS,  Ferse  ancienne  T.  16  =  Pebbot 
F.  285;  mebrere  am  Nahr-el-£elb:  Lepsiüs 
A.  9,  12  ff.  vgl.  Herod.  3,  88. 

^)  Vgl.  Mekakt,  pierres  grav^es  2, 165  ff.; 
Pebbot  F.  496—506;  Dieulatoy  3,  93  = 
MsKAirr  2,  166  rr=  Pebbot  F.  496  (Dareios 
auf  der  Löwe^jagd);  Eondaeof,  antiquit^ 
S.  66  (König  mit  zwei  Griechen  kämpfend). 
137  (Kampf  gegen  Skythen).  Die  zwei  letz- 
teren sind  in  Pantikapaion  gefanden. 

«)  Hauptstelle  Athen.  12,  514  a— c.  f; 
dazu  kommen  die  Notizen  Aber  die  im  Perser- 

Httndbuch  der  klaoB.  Altertumawiflsensohftft.    Tl. 


kriege  gemachte  Beute;  s.  auch  Theopömp. 
bei  Ath.  4,  145  d.  Der  öfter  abgebildete 
Thron  (z.  B.  Stolze  1,  60)  hatte  eine  sehr 
einfache  Form.  Das  ahrimanische  Tier  trägt 
öfters  ein  Halsband  mit  Rosetten. 

')  Herod.  1,  35. 

")  Aristoph.  Acham.  74. 

')  Anthrop.  Correspondenzbl.  1885  S.  85; 
Pebbot  F.  522  ff. 

»«)  Paradox.  Vatic.  54. 

>»)  S.  z.  B.  Archaeol.  XIV  T.  57. 

")  Z.  B.  Pebbot  V  F.  471.  479.  484. 

^^)  Büschel  zwischen  den  Ohren:  Flan- 
DiN  et  GosTB,  Perse  11  105  ff. 

")  Dieulapoy  III  T.  19. 

>^)  Zickzacklinie  des  Wassers  auf  einer 
Mfinze. 


40 


626 


Pa— üiche  KnnsUrohaologie.    IL  GeBehiohte  der  alten  Kunst. 


lisch  an  und  die  Reihen  von  Rosetten  und  Pahnetten  sind  aus  dem  vorigen 
Zeitalter  beibehaltend)  Einzelne  Arbeiter  halten  an  dem  »assyrischen" 
Stile  strenger  fest.^)  Trotzdem  ist  eine  leise  Anmut  hereingekommen;  das 
Löwenrelief  vom  apadana  des  Xerxes  zeigt  sogar  einen  sichtlichen  Fort- 
schritt.') 

Litteratnr:  §  57;  daza  G.  Gdbzov,  Penia,  London  1892,  2  Bde.  mit  Abb.;  be- 
sonders aber  Dieülapoy,  Tart  antique  de  la  Peree,  Paris  1884,  Bd.  I—IIF;  Pbbbot  Bd.  V. 
Eine  engliscbe  Expedition  forrote  die  bedeutendsten  Denkmäler  von  Persepob's  ab  ([Cbcil 
Smith]  Catalogne  of  casts  of  seulptares  from  Persepolis  and  tfae  neigbbourbood,  m.  6  T.). 

Um  den  fernen  Osten  nicht  ganz  zu  übergehen,  möchten  wir  die 
Vermutung  aussprechen,  dass  in  Indien  die  ältesten  Felsentempel,  resp. 
-Gräber  auf  altpersische  Vorbilder  zurückgehen.  Nur  damals  konnten 
die  Inder  zugleich  den  geflügelten  Mannsstier  ^)  und  das  Stierkapitell  ^) 
kennen  lernen. 

Auf  Ägypten  lastete  Fremdherrschaft,  die  umsomehr  drückte  als 
die  Anhänger  der  reinen  Feuerreligion  die  (Jötterverehrung  belästigten. 
Dennoch  ist  das  Ägypten  der  Perserzeit  mehr  unbekannt  als  unproduktiv. 
Herodots  Schilderung  liefert  nicht  viel  einschlägiges;«)  von  HeDanikos'  Er- 
zählungen haben  wir  leider  sehr  wenig.'')  Öffentliche  Denkmäler  kommen 
nur  vereinzelt  vor,*')  die  königlichen  Skarabäen  haben  aufgehört,  im  Ver- 
kehr wird  die  aramäische  Verkehrssprache  begünstigt,  trotzdem  erleidet 
der  ägyptische  Stfl  der  vorigen  Periode  geringe  Lockerung.  Die  Denk- 
mäler sind  jedoch  klein:  skulpierte  Stelen,*)  Siegel,  Cylinder  und  Glasge- 
fasse  aus  einem  Friedhofe  von  Sakkarah.^*^) 

Im  Westen  treffen  wir  bald  da  bald  dort  Spuren  des  neuen  Zeit^ 
geistes.  Unter  den  punischen  Mumiensärgen  befindet  sich  einer,  an  dem 
die  archaische  Stilisierung  des  Kopfes  mit  etwas  Realistik  versetzt  ist.^^) 
In  ünteritalien  bieten  die  Etrusker  den  Griechen  die  Spitze;  >')  fremder 
Import  (z.  B.  schwarz-  und  rotfigurige  Vasen)  findet  sich  genug,  am  meisten 
in  Nola  und  Capua,  bis  in  den  Jahren  445 — 29  die  Samniter  Kampanien 
erobern  und  die  Einfuhr,  wenn  auch  nicht  vernichten,  doch  stören.  Wir 
weisen  nur  auf  eine  eigentümliche  Art  von  geometrisch  und  mit  Pahnetten- 
motiven  bemalten  Vasen  hin.**) 

Erst  Rom  bildet  wieder  eine  Kunstprovinz.  Der  Sturz  der  Könige 
rief  hier  keine  Reaktion  gegen  die  Kulturbestrebungen  hervor,  im  Gegen- 


0  Z.  B.  Stolze  2,  19. 

')  Relief  in  der  HandertBänlenballe : 
Stolze  1,  63. 

»)  S.  624, 16. 

*)  CuKNWOHAM,  reports  3,  99  T.  28. 

^)  Ans  dem  vihära  IX.  von  Bh&dschA, 
abgeb.  Führer,  inscriptions  (S.  87)  S.  8. 

^)  Unanständige  Marionetten  im  Kultus : 
K.  48 ;  Uschebti  beim  Mahle  hemmgezeigt: 
K.  78. 

^)  Hronzegeftese:  Athen.  11, 470  d. 

")  Naophoros  ans  der  Zeit  des  Darius 
im  Vatikan;  Alabaatervase  mit  dem  Namen 
des  Xerxes :  Catlus,  recueil  V  T.  30 ;  Archaeol. 
XXXI  T.  6. 


*)  Ans  dem  Jahr  482,  in  Berlin:  C.  I. 
Semit.  II  T.  11, 122;  Äg.  Ztsch.  1877  S.  127  ff. 
T.  1  (bemerkenswert  ist  der  Haarbentel); 
Grabstele  ans  Sakkarah:  Bnlaq  Nr.  5942. 

»*>)  C.  I.  Semit  II  Nr.  123  ff.  Über  die 
aramäischen  Denkmäler  CLBRMoirT-GAKKBATr, 
Ra.  n.  s.  36,  98  ff.  37, 21  ff.;  Lauth,  Sitzungs- 
her.  d.  bayer.  Akad.  1878  2,  97  ff. 

»»)  Pebbot  III  F.  25. 

*')  In  Kampanien:  Soph.  in  Bekkers 
Anecd.  1,  413  f.;  Tv^rjyig  IxvXka  Enrip. 
Med.  1343.  1349. 

'')  LEVORXAirr,  Academj  1880  Jan.  3 
p.  14.  32. 


Kap.  vn.  IHe  erste  heUenimerende  Periode:  firringung  der  Freüieit.  (§3B6.)    627 


teil  übten  erst  jetzt  die  Bücher  der  griechischen '  Sibylle  ihre  Wirkung 
sichtlich  aus.  Indem  diese  Orakel  die  Einführung  hellenischer  Kulte  ver- 
anlassten, bedingte  dies,  dass,  wenn  man  den  Göttern  ein  angenehmes 
Heim  bieten  wollte,  die  hellenische  Tempeleinrichtung  zum  Vorbilde  diente. 
Es  ist  ausdrücklich  überliefert,  griechische  Künstler,  Damophilos  und  Gor- 
gasos  mit  Namen,  hätten  den .  im  Jahre  493  eingeweihten  Cerestempel  mit 
Wandgemälden  und  thönemen  Giebelfiguren  geschmückt ;  ^  das  erste  eherne 
Bild  wurde  derselben  Göttin  acht  Jahre  später  errichtet.  <)  Im  Jahre  466 
folgt  der  Hypaethraltempel  des  Semo  Sancus  oder  Dius  Fidius,  dessen  uns 
durch  Nachbildung  bekanntes  Götterbild,')  ähnlich  wie  die  gleichzeitigen 
griechischen,  zwei  Attribute  vorhält.  Den  kapitolinischen  Tempel  beschloss 
nach  der  Sage  schon  Tarquinius  mit  einem  thönemen  Viergespann  zu 
krönen,  welches  er  in  Veji  anfertigen  liess;  es  sei  erst  nach  der  Ver- 
treibung fertig  geworden,^)  doch  ist  dieser  Tempelschmuck  vor  dem 
vierten  Jahrhundert  kaum  denkbar.  Dem  Stile  nach  gehören  in  diese  Zeit 
mehrere  Reliefs,  welche  man  ohne  Beweis  durch  Kunstraub  aus  Griechen- 
land gebracht  sein  lässt.  Ich  meine  den  «Leukothearelief'  genannten 
Grabstein,  ^)  die  neuerdings  gefundene  Grabstele  vom  Esquilin,  ^)  den  Grab- 
stein aus  der  Sammlimg  Borgia,  welcher  sich  jetzt  in  Neapel  befindet  und 
das  Motiv  des  Alxenor  wiedergibt,^)  sodann  das  Orestesrelief  von  Aricia^) 
und  die  sogenannte  Penelope  in  Hochrelief.^)  Diese  Werke  haben  in 
Griechenland  (besonders  im  Norden)  wohl  Analogien,  weichen  aber  in 
Einzelheiten  ab;  wo  ein  griechisches  Seitenstück  vorliegt,  wie  bei  dem 
Grabsteine  des  alten  Mannes  in  Neapel,  ist  das  Vorbild  ziemlich  gedanken- 
los wiedergegeben.  Aricia  bot  noch  einen  bronzenen  Jünglingskopf.  ^^)  Der 
zweiten  Generation  entsprechende  Werke  zuzuweisen,  wagen  wir  vor- 
läufig nicht. 

Etrurien  steht  nach  aussen  auf  seiner  Höhe.  Es  kämpft,  gelegent- 
lich mit  Athen  verbündet,  gegen  die  Westgriechen  in  den  südlichen  Ge- 
wässern und  imponiert  den  Hellenen  nicht  bloss  durch  die  Waffen,  sondern 
auch  durch  sein  höheres  Wissen  und  die  kunstreichen  Arbeiten.^*)  Grie- 
chische Sitten  finden,  wie  die  Wandgemälde  zeigen,'*)  immer  mehr  Ein- 
gang; die  athenischen  Vasenmaler  haben  hier  ihren  besten  Absatzkreis; 
kleine  Figuren  wie  der  schöne  Apollo  von  Piombino  (S.  602,  i )  können  durch 
Handel  oder  als  Beute  nach  Etrurien  gekommen  sein. 


^)  Yarro  bei  Plin.  35,  154;  es  scheint, 
dass  die  Wandgemälde  auf  Thonplatten  waren 
wie  in  den  Gräbern  von  Caere  (S.  335). 

»)  Plin.  34,  15;  vgl.  Liv.  2.  41,  10. 

>)  Helbio,  Fahrer  1  Nr.  361 ;  abgeb.  G. 
L.  VisooNTi,  Stadi  e  docum.  di  storia  e  di- 
ritto  2,  105  ff. 

^)  Plnt  Public.  13;  Festns  n.  Ratumena; 
Plin.  42,  160  f.  u.  A. 

■)  In  der  Villa  Albani:  Phot.  Brackm. 
228;  Hblbio  Nr.  756;  Wolters  Nr.  243. 

«)  Helbiq  Nr.  585;  Bcom.  11,  144  ff. 
T.  13.  14;  Abg.;  die  eines  Mannes  ans  den 
sallostianischen  Gärten:  Gonzb,  Grabreliefs 
T.  9,  1. 


»)  Wolters  21;  Heliogr.  Ratet;  Phot. 
Sommer.    Der  Fundort  ist  unbekannt. 

*)  OvEBBECK  I*  216.  Aricia  wurde  506 
durch  die  Kymäer  vor  den  Etruskern  ge- 
rettet. 

•)  Helbio  T  Nr.  93.  Wir  nennen  noch 
das  Relief  Rom.  Mitt.  7,  32  ff.  T.  2. 

*^)  In  Palma:  Hübneb,  ant.  Bildw.  in 
Madrid  Nr.  820;  Abg.;  Abbildungen  ähnlicher 
Werke  bieten  römische  Familienm Unzen,  z. 
B.  Titia  Nr.  1  Babelon. 

**)  S.  618;  TvQöfjytSy  yeveay  fpaQ/iaxo- 
noioy  %^yog  Aeschjlns  bei  Theophr.  bist.  pl. 
9,  15. 

'«)  Sittl,  A.  57,  137  ff. 

40* 


628 


KnnBtarohäologie.    IL  GeBohiohte  der  alten  Kmuit. 


Die  Plastik  hat*jedenfalls  Tempel-  und  VotivstÄtuen  hervorgebracht; 
aber  von  den  kleinen  Statuetten  abgesehen,  liegt  die  Entwicklung  zur 
Freiheit  nur  in  den  Sarkophagstatuen,  d.  h.  den  liegenden  Rundfiguren, 
welche  mit  den  Sarkophag-  und  Umendeckeln  verbunden  sind,  klar  vor; 
die  ägyptischen  Mumiensarkophage  stehen  am  Anfang  dieser  Reihe.  Ein  be- 
malter Thonsarkophag  aus  Caere  (früher  bei  Castellani,  jetzt  in  London)  *)  stellt 
ein  Ehepaar  etwas  derb,  aber  voll  Kraft  und  Leben  dar;  an  den  Seiten- 
wänden befinden  sich  Genrebilder  in  Relief.  Etwas  minder  soll  die  Arbeit 
eines  zweiten  Caeretaner  Sarkophages  zu  Paris  sein.*)  Weit  weniger  be- 
deutend sind  die  gleichzeitigen  Marmorsarkophage  Caeres,')  wie  auch  die 
Deckelfiguren  von  Aschenkisten.*)  Aus  vorgeschrittenerer  Zeit  kennen  wir 
eine  kopflose  Bronzestatue.  ^)  Die  Chimaira  von  Arezzo  dürfte  hier  einzu- 
reihen sein.^)  Später  hat  man  jedoch  als  „tyrrhenische''  Bronzen  die 
altertümlichen  Werke  bezeichnet.^)  Die  Steinreliefs  nehmen  an  Zahl 
wesentlich  zu,  ^)  gehören  aber  meistens  zu  jenen  Sarkophagen  und  Urnen ; 
die  Grenze  gegen  die  vorige  Periode  (S.  573)  ist  kaum  zu  ziehen,  weil 
verschiedene  Manieren  herrschen:  Hier  Anlehnung  an  das  Griechische,  dort 
schlotterige  Fortsetzung  des  archaischen  Stils ^)  und  anderswo,  dieser 
gleichend,  kleinstädtische  Schwerfälligkeit.^^)  In  der  Terrakottaverzierung 
erscheinen  jetzt  ansehnliche  Figurengruppen.  *  ^)  Den  grössten  Aufschwung 
nimmt  die  Wandmalerei,  deren  Entwicklung  durch  zahlreiche  Gräber, 
grösstenteils  um  Tarquinii  herumliegend,  veranschaulicht  ist.  Diese  Ge- 
mälde repräsentieren  verschiedene  Stile,  ^')  in  der  Hauptsache  zwei,  wo- 
von der  eine  die  Fortsetzung  des  älteren  einheimischen  halb  gebundenen, 
halb  realistischen  Stiles  darstellt,  ^^)  wogegen  der  andere  mit  den  rot- 
figurigen  Yaseumalereien  sich  berührt.  ^^)     Nachdem  die  Ansichten  über 


^)  Phot  bei  Nbwtok,  the  GaateUani  col- 
lection ;  Dennis  I  *  227 ;  Inschrift  sehr  zweifel- 
haft: Fabbetti,  supplem.  III  87  ff.;  Mabtha 
p.  350)  1  zweifelt  den  ganzen  Sarkophag  an. 

«)  M.  6,  59;  vgl.  Bbush  A.  1861,  391  ff.; 
Mus^e  Nap.  III  T.  80  (farbig). 

8)  Canika,  Etr.  maritt.  1,  192  T.  60—1. 

«)  Z.  B.  Abeken  S.  367;  Mus.  Greg.  46, 1. 

^)  Im  Museo  Etmsco  zu  Florenz:  Phot 
Brogi.  danach  Kalkxann,  Jahrb.  1892,  132; 
griechisch  nach  Fubtwäivoleb,  Meisterwerke 
S.  676. 

6)  In  Florenz:  Phot.  Bmckm.  319;  Mab- 
tha Fig.  208;  vgl.  A.  1874,  7. 

')  Plin.  34,  18.  27;  vgl.  Tertull.  apol. 
25;  Horat.  epist.  2,2,  180;  Strab.  16,306; 
Quintil.  inst.  12,  10,  1.  7. 

»)  Z.  B.  MiCALi,  mon.  ined.  T.  18.  22; 
Comestabilb  T.  31—35;  Mabtha  F.  235—7. 

«)  Z.  B.  Mioali,  mon.  ined.  T.  23.  16.  17. 
24;  Conestabilb  T.  40. 

^")  In  der  Sammlung  Gasuccini:  A.  XXXVI 
T.AB. 

*  *)  Herakles  und  Athena:  Martha  F.  221 ; 
sinnreicher  ist  an  dem  luftigen  Platze  die 
geflügelte  Eos  mit  Kephalos:  AZ..XL  T.  15. 

'»)  Bbunn,  A.  1859,  325  ff.  1866,  422  ff.; 


Hblbio,  A.  1863,  336  ff.  1870,  5  ff.;  vom 
Standpunkte  der  Antiquitäten  Sittl,  A.  1885, 
136  ff. 

*')  In  Tarquini  Tomha  degli  auguri  e 
deüa  eaceia:  Eeok,  A.  1881,  5  ff.  m.  T.  A  u. 
M.  XI  25.  26,  Ober  die  Inschriften  Gamub- 
BiNi,  suppl.  792  ff.;  GroUa  del  Puleineila 
(Bßjetti):  Bbizio,  B.  1873,  73  ff.  (er  rechnet 
sie  noch  zur  ersten  Periode);  Grotta  del 
vecehio:  Hblbig,  A.  1870,  14  ff.  M.  IX  14; 
Gr.  del  moribando  {morente):  Bbizio,  B.  1873, 
196  ff.;  7*.  d^  cacciatari  (della  pesca  e  della 
caccia):  B.  1873,  79  ff.  97  f.;  A.  1885, 132  ff. 
M.  XII  T.  13.  14.  14a;  T.  dei  vaai  dipinii: 
Helbio,  A.  1870,  8  ff.  45  ff.  72.  M.  IX  T.  18 
—13c;  in  Chiusi  7.  della  ttcitnia:  Bbauk, 
A.  e  M.  1850,  251  ff.  T.  14—16;  T.  del  eoHe 
Caauccini:  Museo  Ghiusino  T.  181 — 5;  M.  5, 
32—4;  MiCAU,  mon.  ined.  T.  58,  vgl.  A.  1835, 
19  ff.  1851,  255  ff.;  Deposito  de  Dei:  Dkknis 
II  '  243  ff.;  wahrscheinlich  auch  bei  Poggio 
Montolli:  Gobi,  mus.  Etr.  3,  84  ff.  cl.  II  T.  6. 

»*)  Gr.  del  citaredo:  A.  1863,  344  ff.  M. 
VI  79;  einzelne  Köpfe  A.  35  T.  M;  Gr.  del 
iriclinio  (Marzi):  M.  I  32;  Mus.  Greg.  102; 
GAimr A  T.  II  81 ;  Kopien  im  brittisohen  Mu- 
seum; Gr,  Querctoh:  M.  Greg.  I  T.  104;  Gr. 


Kap.  Vn.  Die  erste  hellenieierende  Periode:  Erringnng  der  Freiheit.  (§836.)    629 


die  Zeit  der  letzteren  sich  wesentlich  verändert,  walten  Bedenken  gegen 
die  frühere  Annahme,  die  hellenistische  Gruppe  stehe  zeitlich  der  ersten 
nach.  Sie  dürften  wenigstens  eine  Zeitlang  nebeneinander  hergeganeen  sein.  ^) 
Koloristisch  wiegen  in  der  ersten  Gruppe  tiefe  Farben  vor,  dagegen  in 
der  zweiten  freundlichere,  unter  denen  das  Rot  eine  wichtige  Rolle  spielt, 
weil  die  Maler  sich  an  den  rotfigurigen  Vasen  gebildet  haben.  Sie  stellen 
Feste  dar,  welche  teilweise  im  Freien  abgehalten  werden;  der  Maler  ver- 
teilt dann  die  Personen  zwischen  je  zwei  schmale  Sträucher. 

Das  Kunstgewerbe  stand,  wie  schon  bemerkt,  in  so  hoher  Blüte, 
dass  Bronzen  und  Sandalen  nach  Athen  gingen  (S.  618).  Die  grosse  Masse 
dieser  Arbeiten  trug  natürlich  keine  Figuren;  im  allgemeinen  wird  man 
sagen  dürfen,  dass  die  orientalischen  Dekorationsmotive,  wenn  auch  mit 
gelockerter  Stilisierung  fortdauerten.^)  Die  Goldschalen,  welche  Kritias 
rühmt,')  dürften  in  der  Form  den  vergoldeten  Silberschalen  des  vorigen 
Zeitalters  gleichen;  dagegen  werden  wir  uns  ihre  Dekoration  nach  Art 
der  silbernen  oder  vergoldeten  Gefässe  von  Chiusi,  welche  Opferzüge  auf- 
weisen, vorstellen  müssen.^)  Zur  Metallarbeit  derselben  Zeit  gehören 
einige  Spiegel^)  und  die  älteren  Münzen.*)  Skarabäen  und  andere  Gemmen 
strengen  Stils  fallen  demselben  Zeitalter  zu.'')  Die  rote  Vasenmalerei 
auf  weisslichem  Grunde  wurde  nach  Ausweis  der  Funde  von  Falerii  fort- 
gesetzt; zugleich  imitierte  man  die  eingeführten  Vasen  Athens.  Unter 
allen  Erzeugnissen  des  Kunsthandwerkes  steht  der  Kunst  am  nächsten  der 
bronzene  Kronleuchter  des  Museums  von  Kortona,  welchen  in  getriebener 
Arbeit  ein  Gorgoneion,  gehörnte  Männerköpfe,  bekleidete  Sirenen  und 
kauernde  Silene  schmücken,  wozu  noch  ein  Tierstreif  kommt  —  alles 
orientalische  Motive,  die  jedoch  schon  mit  einiger  Freiheit  vorgetragen 
sind.  *) 

Etnuien  führt  seine  so  hoflhungsvoll  begonnenen  Selbständigkeits- 
bestrebungen nicht  energisch  weiter  und  es  ist  leicht  zu  sehen,  dass  die 
Nachahmung  des  Hellenischen  das  Übergewicht  bekommen  wird. 

Von  dort  aus  wurden  die  nächsten  Orte  Umbriens  beeinflusst;  Zeugen 
sind  die  Bronzen  von  Gubbio  (namentlich  Kriegerstatuetten)  und  Amelia. 
In  Norditalien  verschieben  sich  die  Verhältnisse  sehr  wesentlich,  indem 
die  Etrusker  den  Apennin  überschreiten  und  die  Ebene  kolonisieren. 
Hiedurch  wurde  die  Gegend  des  heutigen  Bologna  und  Marzabotto  archäo- 


Puleella:  Bbizio,  B.  1873,  98  ff.;  T.  quarta: 
Bbizio,  B.  1874,  99  ff.;  Gr.  dette  bighe:  Mi- 
CALi,  storia  68;  Mus.  Greg.  101;  Canina  II 
85;  Kopien  in  Rom  und  London;  Gr.  del 
letto  funehre:  Bsizio,  B.  1873,  102  ff.;  Gr. 
Francesca:  B.  1833,  74  ff.;  A.  1834,  190  ff.; 
Gr.  della  acrofa  nera:  Dennis  I  '396  ff.;  ein 
Grab  von  Chiusi:  M.  V  17;  vielleicht  auch 
ein  zweites:  Micali,  storia  69.  70;  Inohibaxi, 
mus.  Chius.  II  122  ff. 

')  Ähnlich  Abbkbn  S.  309. 

*)  HuLBio,  B.  1868,  67. 

•)  Bei  Athen.  1,  28b. 

^)  Silberschale  von  Chiusi:  Dehpstsb  I 


T.  78;  iNGBiBAia,  mon.  etr.  III  T.  19,  2;  ver- 
goldetes Silbergefäss  in  England :  Dexpsteb 
I  T.  77 ;  Inohibaxi  a.  0.  Nr.  1 ;  Millinoen, 
nned.  mon.  II  14. 

^)  Fbiedbrichs,  kleinere  Kunst  2,  35  ff. 
38  ff.  41  ff.;  Gbbhabd,  Spiegel  I  99;  nach 
Hblbio,  B.  1873,  8  ff.  altertOmelnd. 

^)  Z.  B.  die  Münzen  von  Thezle  oder 
Phesu  mit  der  laufenden  Furie  (Fabretti, 
glossarium  col.  431 ;  Martha  F.  400  u.  5.) 

')  Z.  B.  A.  57,  221  f.  T.  GH  38.  39. 

•)  Mioali,  mon.  ined.  T.  9.  10 ;  M.  III 
T.  41.  42;  vgl.  Abbkbit,  A.  1842,  53  ff. 


630 


KlasBisohe  Kniuitarohaologie.    IL  Cteohiohte  der  alten  Kirnst. 


logisch  zu  einem  Anhängsel  Etruriens  und  die  Ausgrabungen  ergeben 
ebenfalls  zahlreiche  Figuren  und  Geräte  von  Bronze  und  schwarz-  oder 
rotfigurige  athenische  Vasen.  Nördlich  des  Po  dagegen  scheint  man  die 
frühere  Industrie  fortgeführt  zu  haben;  vielleicht  trat  damals  die  S.  584 
erwähnte  Zersetzung  des  orientalischen  Dekorationsstiles  ein. 

Für  die  Alpenländer  ist  es  von  Wichtigkeit,  dass  die  Massalioten 
ihre  Handelsstrasse  bis  nach  Südtirol,  wo  sich  ihre  Münzen  auffallend 
häufig  finden,  ausgedehnt  haben.  Hallstatt  liefert  eine  gravierte  Schwert- 
scheide, deren  Festdarstellung  einen  eigenen  Ausläufer  der  orientalisierenden 
Kunst  repräsentiert.^) 

Von  allen  Nordländern  sind  nur  die  Skythen  auf  die  griechischen 
Neuerungen  eingegangen;  der  über  die  Perser  davongetragene  Erfolg 
musste  sie  ja  vom  Orient  abwenden  und  den  Perserfeinden  zuführen. 
Indem  ihnen  das  Griechische  besser  gefiel,  gaben  sie  das  Herkömmliche 
doch  nicht  ganz  auf,  so  dass  eine  merkwürdige  Mischkunst  entstand.  Wie- 
wohl sie  erst  in  der  folgenden  Periode  zur  gänzlichen  Entfaltung  gelangte, 
könnten  ältere  Denkmäler  wohl  vorhanden  sein,*)  doch  wagen  wir  nicht, 
ein  bestimmtes  Urteil  auszusprechen. 

Das  internationale  Bild  dieser  Periode  weist  notwendig  viele  Lücken 
auf,  denn  eine  Zeit  der  Neuerungen  tritt  am  klarsten  an  Individuen,  nicht 
an  Völkern  hervor.  Individuelle  Künstler  jedoch  hat  nur  Griechenland  in 
grösserer  Zahl  aufzuweisen;  in  zweiter  Linie  kommt  Etrurien.  Sonst 
haben  die  Menschen  dieser  Zeit  nur  in  dekorativen  Werken  etwas  be- 
deutendes geleistet  imd  das  schönste,  wie  sich  versteht,  im  Dienste  des 
mächtigsten  Königs  der  Könige.  Aber  wie  verschieden  sich  auch  die 
Völker  zu  dem  Neuen  verhielten,  die  Welt  war  in  Bewegung  gekommen 
wie  Herakleitos  schon  gefühlt  hatte:  „Alles  fliessf*. 

Kap.  VIII«    Die  zweite  hellenistische  Periode:  Freiheit  der  Kunst. 

(445—331.) 
T.  IL  12.  13. 
337.  Die  Vorteile  des  Perserkrieges  waren  den  Athenern  zugefallen, 
die  rücksichtslos  ihre  günstige  Lage  ausnützten.  Darüber  konnte  kein 
Zweifel  sein,  dass,  wenn  auch  die  stärkere  physische  Macht  bei  Sparta 
bUeb,  Athen  allen  Achtung  und  Interesse  einflösste.  Eine  Blüte  des  Geistes- 
lebens vermögen  aber  die  günstigsten  Umstände  nicht  zu  schaffen,  wenn 
die  Mittel  des  Staates  nicht  von  einem  verständnisvollen  Mann  auf  den 
rechten  Punkt  hingelenkt  werden.  Die  Generation  des  Pheidias  hatte 
Kimon  an  der  Spitze  gesehen,  der  mit  seinen  Gesinnungsgenossen,  wie 
ein  Fürst,  lieber  selbst  die  Kosten  übernahm.  Perikles'  Politik  musste 
demgegenüber  die  Mittel  des  Staates  aufbieten,  um  der  demokratischen 
Verwaltung  den  gleichen  Glanz  zu  verleihen;  denn  die  Masse  der  Bevöl- 
kerung wollte  schon  damals,  dass  man,  nach  innen  sparend,  nach  aussen 
prunke.  Perikles,  ein  Mann  des  alten  Athen,  wie  ihn  seine  altmodischen 
Bilder  zeigen  (S.  607  u.),  sprach  wohl  nach  Thukydides  den  berühmten  Grund- 


571. 


')  Abgeb.  bei  Höbkes,   Urgeschichte  2, 


^)  Vgl.  FubtwXnolbb,  Goldfitnd  v.  Vet- 
tersfelde S.  17  (dazu  Roschers  Lex.  1,  1771). 


Kap.  Vm.    Die  EW«lte  hellwii«ti»chft  Periode:  Freiheit  der  Xniuit.  (§  337.)    631 


satz  aus:  »Wir  lieben  das  Schöne  mit  Einfachheit  und  die  Bildung  ohne 
Schwächlichkeit*",  doch  handelte  er  im  Sinne  der  neuen  Zeit,  indem  er 
die  Gemeinde  in  den  auf  445  folgenden  Friedensjahren  zu  ausserordent- 
lich kostspieligen  Bauten  veranlasste.  Seine  Nachfolger  mussten,  so  gut 
es  in  den  EriegsnOten  anging,  die  gleiche  Politik  befolgen;  Alkibiades 
fordert  Olanz  nach  aussen,  damit  das  Ansehen  des  Staates  steige.  ^)  Athen 
reizte  dadurch  andere  griechische  Städte  zu  immer  prächtigeren  Bauten, 
selbst  Sparta  wurde  von  Lysander  in  diesen  Wettbewerb  hineingezogen. 
Indes  gingen  die  Mittel  bald  aus,  und  nach  der  Schlacht  von  Leuktra 
kommen  die  grossen  Aufträge  fast  nur  mehr  aus  neugegründeten  Städten 
oder  von  „Barbaren'".  Als  Ende  setzen  wir  das  Jahr,  in  welchem  das 
persische  Reich  aufhörte  und  makedonische  Weltherrscher  begannen,  wo- 
durch die  sozialen  Grundlagen  der  Kunst  eine  wesentliche  Änderung  er- 
fuhren. Unterabteilungen  erschienen  in  diesem  Falle  nicht  erspriesslich, 
auch  durchkreuzen  sich  Stimmungen  und  Meinungen  zu  sehr,  als  dass  von 
vornherein  der  Zeitgeist  zu  schildern  wäre.  Er  spricht  deutlich  genug 
aus  den  Arbeiten  selbst. 

In  jedem  der  vorausgehenden  Abschnitte  eröffnete  die  Plastik  den 
Reigen  der  Künste,  weil  die  Malerei  die  volle  Ebenbürtigkeit  noch  nicht 
gewonnen  hatte.  Das  vornehme  Auftreten  Polygnots  adelte  diese  Kunst 
und  hob  sie  weit  über  die  Sphäre  der  Töpferwerkstätten,  wo  bisher  die 
Malerei  zu  Hause  zu  sein  schien.  Sodann  gewann  letztere  durch  die  Ver- 
bindung mit  der  Marmorskulptur,  für  welche  grelle  Töne  nicht  passten, 
an  Feinheit,  und  drittens  bedarf  der  Bildhauer,  seitdem  seine  Kunst  in 
grossen  Giebelgruppen  äusserlich  kulminiert,  malerischen  Beirats  in  der  An- 
ordnung der  Figuren.  Endlich  hatten  die  Griechen  an  Gemeinsinn  einge- 
büsst  und  sich  persönlichen  Interessen  und  Stimmungen  zugewandt.  Die 
Bildhauerei  arbeitet  aber  doch  mehr  oder  weniger  für  die  Allgemeinheit, 
während  die  Malerei  etwas  Intimeres  hat.  Alkibiades  schmückt  sein 
eigenes  Haus  mit  Gemälden ;  *)  diese  Thatsache  kündigt  eine  neue  Seite  des 
Kimstlebens  an. 

Die  Malerei  also  ist  es,  welche  die  meisten  Sympathien  für  sich 
hat  und  das  Interesse  der  Laien  wie  der  Philosophen  erweckt;  letztere 
erörtern  sie  ästhetisch,^)  jene  beginnen  in  ihr  zu  dilettieren,  kostet  auch 
der  Unterricht  schweres  Geld.*)  Dank  solcher  Gunst  des  Publikums  ist 
über  die  Persönlichkeiten  der  hervorragenden  Maler  einiges  zu  sagen.  Den 
persönlichen  Zusammenhang  mit  der  vorigen  Generation  stellt  der  jüngere 
Aglaophon,  ohne  Zweifel  ein  Verwandter  Polygnots,  her.  Jenen  machten 
die  zwei  Votivbilder  berühmt,  die  Alkibiades  nach  seinen  Wagensiegen 
(Ol.  90  oder  91)  malen  liess;  die  allegorische  Richtung  Aristophons  (S.  612) 
ist  hier  weitergeführt:    Olympias  und  Pythias  kränzen  den  Alkibiades  — 


')  Thucyd.  6,  16. 

*j  Angeblich  soll  schon  Themistokles 
einen  prachtvollen  Speisesaal  erbaut  haben 
(Klearchos  bei  Ath.  12,  533  e). 

>)  Plat.  Phaedr.  275  d.  sophist.  236  b. 
Gorg.  503  e.  504  a;  Alexis  ^atai^of  bei  Ath. 


13,  562  b  u.a.  Schon  Hippias  sprach  Aber 
Malerei  und  Plastik  (Plato  Hipp.  min.  368, 
maj.  288). 

^)   Plat  Theages   126  e,    vgl.   Aristot. 
polit.  8,  3. 


632 


Klassiache  Kanstarch&ologie.    IL  Geschichte  der  alten  Kunst. 


dieses  Motiv  kommt  dann  an  TJrkmidensteinen  öfter  vor  —  oder  er  sitzt 
im  Schosse  Nemeas.^)  Die  Neuerer  dagegen  waren  neue  Leute.  Pausen 
bricht  mit  dem  griechischen  Idealismus  und  malt  unschöne  Menschen;  vor 
seinen  Bildern  warnt  Aristoteles  die  Jugend.*)  Was  wir  sonst  allein  noch 
wissen,  dass  er  ein  im  Staube  sich  wälzendes  Pferd  malte,  passt  gut  dazu.^) 
Ein  anderer  Maler  kam  von  Samos,  wo  das  Heiligtum  Heras  gewiss  vielen 
Malern  Verdienst  schaffte,  nach  Athen;  er  hiess  Agatharchos.  Dass 
AUdbiades  ihn  einsperrte,  bis  er  ihm  sein  Haus  mit  Bildern  geschmückt, 
stellt  seine  Zeit  fest.^)  Rasch  und  leicht  arbeitend  und  ohne  Lehrer^) 
muss  er  der  akademischen  Richtung  der  Polygnotfamilie  ganz  entgegen 
gewesen  sein.  Er  hinterliess  jedoch  eine  Abhandlung  über  die  crxijvo- 
yqatfia^  mit  anderen  Worten:  er  stellte  die  Linearperspektive  theoretisch 
fest,  nachdem  Anaxagoras  und  Demokrit  die  Wissenschaft  der  Optik  ent- 
deckt.^) Sonst  war  der  Athener  Apollodoros,  der  älteste  Meister,  welcher 
noch  den  verwöhnteren  Geschmack  späterer  Zeiten  befriedigte.^)  Plinius 
setzt  ihn  in  die  93.  Olympiade,  also  in  den  letzten  Abschnitt  des  pelo- 
ponnesischen  Krieges.  War  dieser,  wie  es  scheint,  nur  durch  ein  Miss- 
verständnis als  »Schattenmaler**  in  weiteren  Kreisen  bekannt, »)  so  erwarb 
sich  der  wenig  jüngere  Zeuxippos  aus  Herakleia,  gewöhnlich  Zeuxis  ge- 
nannt, ^)  die  unbestrittene  Gunst  des  grossen  Publikums ;  bei  den  Sokratikem 
gilt  der  nach  Athen  übergesiedelte  schon  deswegen  für  den  Meister  der 
Malerei,  ^^)  weil  er  seine  Kirnst  auch  lehrte.  ^^)  Die  Gegenstände  seiner 
Gemälde  musternd,  wird  jeder  eine  schöpferische  Beschäftigung  mit  Misch- 
bildungen (Kentaurenfamilie,  Autoboreas,  Triton)  beobachten.  *  *)  Zu  der  roman- 
tischen Phantasie  erregte  Zeuxis  die  Sinnlichkeit,  indem  er  Helena  ohne 
Grund  der  Kleider  beraubte.  ^^)  Nuditäten  begegnen  an  den  rotfigurigen 
Yasenbildem  genug,  aber  dort  sind  eben  Hetären  dargestellt.  Wenn  sich 
aber  die  mittlere  Komödie  vornehmlich  um  Hetären  dreht  und  mytho- 
logische Stoffe  travestiert,  warum  sollten  es  die  Zeitgenossen  einem  Maler 
übelnehmen,   der  ihnen  die  euripideische   Helena  so  zurecht  machte?  ^^) 


0  OvEKBBCK,  Schriftq.  1130  ff. 

2)  Poet.  2 ;  polit.  8,  5,  7. 

')  Seine  Gegner  behaupteten,  wenn  man 
das  Bild  umdrehe,  scheine  das  Pferd  zu 
laufen ;  daher  die  Anekdote  Flut.  Pyth.  orac. 
5;  Ael.  v.  h.  14,  15;  Lucian.  Demosth. 
enc.  24. 

*)  Ps.  Andocid.  c.  Alcib.  17 ;  Dem. 
Mid.  147. 

^)  Plut.  Pericl.  13 ;  Olympiod.  comm.  in 
Phaed. 

•)  Vitruv.  VII  praef.  10  (dieser  mengt 
aus  dem  Borne  seines  Wissens  den  Aeschj- 
lus  mit  ein.  Eher  mag  er  von  Sophokles 
herangezogen  worden  sein). 

')  Plin.  35, 60;  Nikomachos  bei  Hephaest. 
de  metr.  4,  7. 

^)  'AnoXXo^nüQog  6  axwygixfpog  (Schol. 
11.  X  265,  benfitzt  von  Hesych.  u.  axia)  war 
ein  Silhouettenzeichner;  Plutarch  (de  glor. 
Athen.  2)  verbindet  ihn  mit  dem  berühmten 
Maler. 


»)  Plat.  Protag.  318  b;  Inschrift  bei  Ari- 
stides  II  p.  521  D.  (Pbbobb  Nr.  184.) 

»0)  Fiat.  Protag.  318b.  Gorg.  453c;  Xen. 
mem.  1,  4,  3.  Symp.  4,  63,  oec.  10,  1 ;  Iso- 
crat.  15,  2.  Nur  Aristoteles  vermisst  das 
^9og  (poSt.  6). 

'*)  Flato  Protag.  318b. 

**)  Lucian.  Zeux.  3.  Timon  54.  Das 
Eentaurenbild  ist  von  Sandro  Botticelli  (in 
der  .Verleumdung  des  Apelles")  und  von 
Genelli  zu  skizzieren  versucht  worden.  Das 
Tritonenbild  ist  nach  HsYDSKAirN,  Terra- 
kotten S.  16  benutzt  an  einem  Amethyst 
(Gobi,  inscr.  antiq.  etrusc.  I  T.  1,  5  n.  Mus. 
Florent.  2,  46). 

")  Das  Bild  wurde  im  Tempel  der  laki* 
nischen  Hera  aufgehängt  (Plin.  35,  64),  kam 
aber  sp&ter  nach  Rom  (das.  S.  66).  Irrige 
Angabe  in  einem  lliasscholion  bei  EustaÜi. 
p.  838,  37. 

^*)  Jedenfalls  war  Helena  dargestellt, 
wie  sie  Paris  erwartet.    Man  vergleiche  die 


Kap.  Vm.    Die  iweite  heUeniBÜBche  Periode:  Freiheit  der  Kunst.  (%  337.)    633 

Der  Stadtrat  stellte  ihm  denn  auch  die  fünf  schönsten  Bürgerstöchter  als 
Modelle,  was  vordem  etwas  Unerhörtes  gewesen  wäre.^  Aus  diesen 
fünf  setzte  Zeuxis,  von  dem  griechischen  Grundsatz  des  Eklektizismus  be- 
herrscht, sein  Schönheitsideal  zusammen,  jenes  Ideal  aber  wurde  wieder 
durch  Homer  beeinflusst.  Von  der  Helena  im  besonderen  wissen  wir 
zwar  nur,  dass  er  die  Worte  der  troischen  Geronten  unter  das  Bild  setzte,^) 
aber  es  heisst,  er  habe  grosse  Köpfe  und  Extremitäten  und  überhaupt 
mächtige  Formen  bevorzugt.')  Sein  Farbenvorrat  war  noch  der  polygno- 
tische;  doch  wusste  er  bereits  Licht  und  Schatten  abzutönen.^)  Die  Eunst- 
anekdote  stellt  in  Gegensatz  zu  Zeuxis  den  Ephesier  Parrhasios,  welcher 
von  dem  Maler  Euenor  abstammte;^)  auch  er  ist  nach  Athen  gezogen 
und  den  Philosophen  nicht  ferne  gestanden.^)  Von  einem  akademischen 
Heldenmaler  hatte  Parrhasios  nichts  an  sich.  Er  malte  schlanke  zierliche 
Figuren,  heroisches  dagegen  gelang  ihm  nicht.  ^)  Sein  »Hermes"  galt  für 
ein  Selbstporträt.  ^)  Parrhasios  malte  eben  ganz  im  Sinne  seiner  Zeit, 
nach  der  guten  wie  nach  der  bedenklicheren  Seite.  Statt  der  ausdrucks- 
losen Köpfe  früherer  Zeit  versuchte  er  sprechende  Mienen  wiederzugeben; 
die  Figur,  in  welcher  ihm  die  Mischung  der  verschiedensten  Stimmungen 
am  besten  gelungen  war,  nannte  er  Demos.  ^)  Dann  arbeitete  der  Lebe- 
mann zuerst  in  grösserem  Massstabe  für  private  Kunstfreunde;  in  die 
Schlafzimmer  malte  er  »zur  Erholung**  lascive  Bildchen,  ^®)  für  getriebene 
Arbeiten  fertigte  er  die  Entwürfe,  *i)  Handzeichnungen  waren  im  Um- 
laufe. ^^)  Neben  dem  Idealisten  und  dem  Kabinetsmaler  repräsentiert  den 
Malerprofessor  der  auf  dem  Isthmos  geborene  Euphranor,  welcher  gleich 
jenen  sein  Atelier  an  den  Qissos  verlegte.  ^^)  Auf  dem  Gebiete  der  Malerei 
und  der  Plastik  zugleich  thätig  und  angesehen,  scheint  er  mehr  Berech- 
nung als  Genie  bekundet  zu  haben.  Er  verband  die  grossen  Extremitäten 
des  Zeuxis  mit  den  schlanken  Formen  des  Parrhasios,  was  so  manche 
Terrakottafiguren  illustrieren  können.  Eine  interessante  Aufgabe  hatte 
Euphranor  in  seiner  » Reiter schlacht  von  Mantineia**  zu  lösen,  i^)  In  seinen 
Bildern  erkannte  man  eine  abgewogene  Komposition,  wie  er  denn  auch 
über  Symmetrie  schrieb.    Ein  anderes  Buch  handelte  von  den  Farben. 

Indem  Athen  von  guten  und  schlechten  Malern  verschiedener  Her- 
kunft wimmelte,'^)   ist  es   eigentlich  erst  eine  Kunststadt  im  modernen 


bekannte  Vase  von  Rnvo  (Oybbbbok,  6al- 
lerie  12,  6;  Bosohers  Lex.  1,  1962). 

*)  Eroton :  Rhetor  bei  Dion.  Hai.  Script 
cens.  1  und  Gic.  inv.  2,  1;  Akragas:  Plin. 
35,  64. 

«)  Ov  yifABCig  u.  8.  w.,  vgl  Val.  Max.  3, 


*)  Plin.  35,  69 ;  vgl.  auch  Anthol.  Plan. 
4,111,3;  Plin.  35,  70. 

><>)  Plin.  35,  71;  Suet.  Tib.  44. 

'0  Paus.  1,  28,  2;  Inschrift  bei  Athen. 
11,782  b  fPEBOBB  Nr.  185). 

")  Plin.  35,  68. 


7  ext.  3;  Anstid.  M  p.  521 D.  |  »«)  Plin.  35,  128;  Quintil.  12,  10,  6. 

»)  Plin.  35,  64;  Qnintü.  12,  10,  4.  ,  u)  Paus.  1,  3,  4.    Über  Historienbüder 

*)  Cic.  Brut.  70;  Qnintü.  12,  10,  4;  vgl.  ,  der  Periode  Wachsmüth,   Stadt  Athen  2,  1, 

im  allgemeinen  Plat.  rep.  9,  586b;  Archytas  \  521  f.,  der   auch   die  „Schlacht  von  Oinod' 

p.  695  Gal.  I  in   der  Stoa   Poikile   einrechnet  (S.  517  ff.), 

^)  Nach    der   eigenen   Inschrift   Athen.  >  während    Robert  (Hermes  25,  412  ff.)    das 

12,  543  d  (Pbegbb  181).  |  dargestellte  Ereignis  zwischen  462  und  458 

^)  Xenoph.  mem.  3,  10,  1.  i  setzt 

^)  Plin.  35,  67;  Plut  glor.  Ath.  2.  '  »»)  Vgl.  Plato    Ion  532  e;    Plut.  glor. 

»)  Themistios  II  29  c.  |  Ath.  2. 


634 


Klasalflohe  Kmistaroliftologie*    IL  Gea^hichte  der  altoa  KuBsi. 


Sinne  geworden.  Aus  unbekannten  Ursachen  begann  diese  BoUe  gegen 
die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  an  Sikyon  überzugehen.  Nach  dem 
griechischen  Düsseldorf  zog  der  von  den  Athenern  ignorierte  Timanthes, 
ein  Inselgrieche  von  Eythnos.^)  Seinen  Ruhm  verdankt  er  vornehmlich 
der  fein  berechneten  Mienenskala  in  seiner  „Opferung  der  Iphigenie'; 
Kalchas,  Odysseus  und  Menelaos  bezeichneten  ebenso  viele  Stufen  der  Be- 
trübnis, wälü'end  er  des  Vaters  höchsten  Schmerz  den  Blicken  entzog  und 
so  die  Einbildungskraft  mehr  reizte  als  er  durch  drastische  Darstellung 
vermocht  hätte.*)  Nicht  minder  klug  löste  Timanthes  das  Problem,  einen 
Riesen  darzustellen:  Ein  Satyr  misst  den  Daumen  des  schlafenden  Ky- 
klopen  mit  einem  Thyrsos.')  Ungefähr  gleichzeitig  mit  ihm  und  Zeuxis 
lebte  Eupompos,  von  dem  nichts  weiter  bekannt  ist  als  dass  er  dem  jungen 
Lysippos  riet,  seine  Modelle  im  Strassengedränge  zu  suchen.^)  Bei  ihm 
ging  Pamphilos,  dessen  Wiege  zu  Amphipolis  stand,  in  die  Schule.') 
Dieser  wurde  der  berühmteste  Lehrer  der  Malerei,  der  ein  bis  dahin  un- 
erhörtes Honorar  forderte  und  zwei  Berühmtheiten,  ApeUes  und  Melan- 
thios,  zu  seinen  Schülern  hatte,  worüber  im  nächsten  Kapitel;  in  einem 
Erfinderverzeichnisse  heisst  Pamphilos  der  Erfinder  der  Malerei,^)  d.  h. 
nach  dem  Geschmacke  des  Urteilenden.  Sikyons  Ruhm  sollte  im  nächsten 
Zeitalter  noch  höher  steigen. 

Die  heroischmythologische  Richtung  der  Malerei  wird  gleichzeitig 
von  mehreren  Meistern  gepflegt,  deren  Schulzusammenhang  wir  nicht 
kennen.  Von  Nikomachos,  dem  Sohne  des  Malers  Aristaichmos,  ^) 
scheinen  schon  die  Alten  nicht  gewusst  zu  haben,  wo  er  aufwuchs  und 
hauptsächlich  thätig  war;  nur  dies  steht  fest,  dass  ihm  Eretria,  ein  Fund- 
ort sehr  feiner  Yasenzeichnungen,  einen  Farbstoff  und  einen  namhaften 
Schüler  lieferte.^)  Unsem  Nikomachos  zeichnete  die  grosse  Leichtigkeit 
und  Raschheit  des  Arbeitens  aus.^<^)  Da  L.  Munatius  Plauens  seine  „Nike' 
weihte,  könnte  eine  Skizze  derselben  auf  Münzen  des  L.  Plautius  Plauens 
wiedergegeben  sein.^^  Auch  Nikomachos'  jüngerer  Bruder  und  ein  Sohn 
widmeten  sich  der  Malerei;  **)  doch  dürfte  letzterer  mit  dem  gleichnamigen 
Aristeides  von  Theben  nicht  zu  verwechseln  sein.'^)  Im  Kolorit  etwas 
hart,  bewegte  dieser  die  Herzen  der  Beschauer  durch  rührende  Scenen:**) 


1)  Quintil.  2,  13,  12  (Sikvonier  heisst  er 
bei  den  Homererklärern  zu  11.  ü  163). 

«)  Cic.  orator  74;  Quintil.  2, 13, 12;  Val. 
M.  8,  11  ext.  6  (er  fQgt  einen  schreienden 
Aias  bei);  Eustath.  U.  Q  163;  Plin.  35,  73; 
Anspielung  in  Aetna  V.  597  f.  Der  Zug  ist 
in  Malereien  und  Reliefs  benutzt  (Ovebbeck, 
Gallerie  S.  316). 

»)  Plin.  35,  74. 

*)  Plin.  34,  61.  Auf  seinen  Sieger  mit 
Palmzweig  (Plin.  35,  75)  fahrt  Milchhöfeb, 
Archäol.  Studien  S.  37  ff.  Nr.  3  die  späteren 
Darstellungen  (z.  B.  Bch.  V  T.  3)  zurück. 

^)  Suidas  V.  UaufpiXo^;  Lehrer:  Plin.  35, 
75;  vgl.  Urlichs.  Rhein.  Mas.  N.  F.  16,  247  ff. 

•)  Quintil.  12,  10,  6;  Plin.  35,  76.  Im 
,Plutos*   des  Aristophanes  V.  385   ist  ein 


anderer  gemeint. 

')  Codex  Neapel.  Gr.  II  C  33  fol.  561  b. 

^)  0.  ScBUCflABDT,  N.  eine  archäologische 
Studie,  Weimar  1866;  auf  Aristaichmos 
scheinen  mir  die  Lesarten  bei  Plin.  35, 108 
am  besten  zu  passen. 

»)  Plin.  35,  38.  110  (Philoxenos). 

»0)  Plut.  Timol.  86;  Plin.  35, 110. 

^')  Plin.  35, 108;  Cohen,  m^.  cons.  T. 
33,  7;  ähnlich  Cameo  des  Rnfiis  Jahrb.  III 
T.  11,  10,  vgl.  4,  60. 

»2)  Plin.  35,  110. 

^')  Plinius  unterschied  die  beiden;  siehe 
Urlicbs,  Rhein.  Mus.  25,  509  ff.;  Ebokbb, 
Berl.  Phü.  Woch.  1888  Sn.  218  ff.  u.  gleich- 
nam.  griech.  Künstler  S.  £5. 

'*)  Plin.  35,  98. 


Kap.  Vm.    Die  iweite  heUeniatiBohe  Periode:  Freiheit  der  Konat.  (§  837.)    635 


Ein  Säugling,  der  an  die  Brust  seiner  tötlich  verwundeten  Mutter  kriecht^) 
—  ein  Mädchen,  das  aus  unglücklicher  Liebe  zu  seinem  Bruder  auf  dem 
Lager  hinsiecht')  —  Herakles  im  Nessosgewande *)  —  ein  Ejanker.*) 
Daneben  rechnete  der  Maler  auf  weniger  sentimentale  Gefühle  seiner 
Käufer.^)  Den  Hörnern  leuchtete  Aristeides'  Bedeutung  praktisch  ein,  als 
König  Attalos  bei  der  Versteigerung  der  korinthischen  Beute  100  Ta- 
lente auf  den  «Dionysos^  b<Tt.^)  Manche  schrieben  Aristeides  die  Er- 
findung der  Wachsmalerei  zu,  doch  mit  Unrecht  (S.  407).  Die  Stoffe  des 
Aristeides  genossen  in  der  alexandrinischen  Zeit  solche  Beliebtheit,  dass 
man  auch  ihn  für  einen  Alexandriner  halten  möchte;  doch  wurde  diese 
Richtung  bereits  von  Euripides  und  Antimachos  eingeleitet. 

Was  der  Grieche  damals  von  der  Malerei  verlangte,  legen  am  besten 
die  Werke  Piatos,  welcher  selbst  das  Malen  gelernt  haben  soll,  7)  im  Zu- 
sammenhalt mit  einigen  Anekdoten  dar.  Der  Maler  soll  die  Natur  mög- 
lichst getreu  nachbilden,  dass  er  Kinder  und  Ungebildete  täuscht,  ^)  während 
die  Landschaft  nur  skizziert  zu  werden  braucht.^)  Jenes  bedeutet  keines- 
wegs Realismus.  Das  Publikum  will  nicht  einmal  einen  blassen  Fleisch- 
ton, ^^)  sondern  regelmässige  aus  verschiedenen  Modellen  zusammenge- 
stellte Schönheit,  untadeligen  Teint,  überhaupt  womöglich  schönes  und 
angenehmes.  ^  ^)  Folglich  kopieren  die  Maler  nicht  einen  einzelnen  Vor- 
wurf, sondern  sammeln  an  Personen  Einzelheiten,  die  sie  dann  zu  einem 
einheitlichen  Ideal  verbinden.  Dies  führt  sie  in  die  Häuser  der  Courtisanen, 
die  ihren  Ruf  erhöhten,  wenn  es  hiess,  die  Maler  kopierten  ihren 
Busen.*')  Nichtsdestoweniger  gab  es  auch  andere  als  optimistische  und 
idealistische  Bilder.  Die  einen  Maler  zielten  auf  den  Nervenreiz,  z.  B. 
holten  sie  aus  der  Mythologie  Sensationsstücke,  wie  den  Gigantenkampf 
(der  Donnerkeil  scheint  überhaupt  ein  Zugmotiv  abgegeben  zu  haben), 
Prometheus'  Folter  und  die  Qualen  der  Verdammten  in  der  Unterwelt,  i^) 
Sogar  Leichen  und  verachtete  Tiere  wurden  mit  Beifall  dargestellt.  **)  Die 
Freunde  von  Abenteuern  fanden  Tragelaphen  und  andere  Untiere,  ^s)  Eine 
Katharsis  von  Mitleid  konnte  der  Grieche  des  vierten  Jahrhunderts  vor 
den  Bildern  der  Aristeides  durchmachen.  Andere  Gemälde  appellierten  an 
die  Sinnlichkeit,  wogegen  Aristoteles  seine  Stimme  erhob,  ^ «)  oder  wirkten 
durch   derbe  Komik.  *^)    Wie  immer  auch  die  Gemütsbewegung  sei,  die 


')  Plin.  a.  0.;  Anth.  7,  623;  in  einer 
Ilinpersis  nach  Dilthby,  Rhein.  Mus.  25, 
299  u.  Klein,  Arch.-ep.  Miti  1887,  230.  Das 
Motiv  wiederholte  Epigonos  in  Erz  (Micha- 
elis, Jahrb.  8,  120  ff.). 

«)  Plin.  a.  0.,  vgl.  Robert,  AZ.  41, 40  ff. 

»)  Strab.  8,  381. 

*)  Plin.  a.  O. ;  Phüoktet  nach  Robebt, 
AZ.  41,  41  A.  11. 

*)  Pornographien:  Athen.  13,  567b. 

8)  PUn.  a.  0.  u.  7,  126,  richtiger  §  24; 
Strabo  a.  0. 

')  Diog.  L.  3, 5;  Apul.  de  dogm.  Plai  1, 2. 

«J  Plat.  Sophist.  234  b.  rep.  6,484  c.  501b. 
10,  598  c;  Anth.  Plan.  4,  6. 

»)  Plat.  Critias  p.  105b-d. 


^^)  Antiphanes,  Euploia  fr.  103  =  98. 

»>)  Plato  rep.  5,  472  d;  Xen.  mem.  3,  10, 
2  —  Prep.  1,  2,  22  —  Xen.  mem.  3,  10,  5. 

'>)  Xen.  mem.  3, 11, 1 ;  Athen.  13,  588d; 
vgl.  Aristaen.  1,  1;  Cic.  inv.  2,  1;  Pbrbot, 
Ra.  n.  s.  1,  55  ff. 

**)  Aen.  poliorc.  33,  2  —  Sen.  controv. 
10,  5  —  Ps.  Demosth.  25,  52. 

**)  Aristot.  poet.  4. 

»^)  Plat.  rep.  6,  488  a. 

'«)  Vgl.  Eurip.Hippol.  1005;  Aristot. poUt. 
7,  17  p.  1336. 

^^)  Zeoxis  malt  ein  altes  Weib  und  stirbt 
vor  Lachen  darüber:  Anekdote  bei  Yerrius- 
Festas  p.  209  (252). 


636 


Kanstarcbftologie.    IL  GeB«hiohte  der  alten  Kimat. 


Künstler  malen  statt  des  blossen  rj&og  nd&og,  nicht  Charakter,  sondern 
vorübergehende  Stimmung.^)  Der  naive  «Enthusiasmus^  im  platonischen 
Sinne  scheint  ihnen  jedoch  zu  fehlen.  Das  Yerstandesmässige  überwiegt, 
und,  weil  das  Publikum  durch  spitzfindige  Philosophen  gebildet  oder  ver- 
bildet ist,  scheint  der  Maler  hie  und  da  philosophische  Gedanken  unter 
dem  Bilde  von  Heroen  dargestellt  zu  haben.  ^) 

Diese  geistige  Mannigfaltigkeit  entsprang  aus  der  bedeutenden  Er- 
weiterung des  Gebietes  der  Malerei.  Die  Kunst  wurde,  kurz  gesagt,  lai- 
cisiert.  Allerdings  malten  die  gewöhnlichen  Maler  noch  immer  Yotivtafeln, 
die  so  flüchtig  sein  mochten,  dass  zu  einem  Stück  bloss  ein  Tag  nötig 
war,^)  und  z.  B.  nur  einen  reitenden  Heros  auf  weissem  Grunde  dar^ 
stellten,*)  oder  Grabsteine  mit  dem  Porträt  im  Profil.*)  Aber  es  gehörte 
jetzt  zum  guten  Ton,  überhaupt  ein  Bild  in  die  Tempel  zu  stiften,  ohne 
dass  es  gerade  den  Schutzpatron  und  den  Schützling  abzukonterfeien 
braucht,  und  so  beginnen  die  Heiligtümer,  eigene  Pinakotheken  zu  ge- 
brauchen. Nun  steht  nichts  mehr  im  Wege,  dass  der  Privatmann  in 
seinen  eigenen  Räumen  Bilder  aufhängt  oder  Freskobilder  anbringen  lässt; 
sie  kommen  immer  noch  billiger  zu  stehen  als  echte  Wandmosaik,  und 
tragen  zur  heiteren  Belebung  der  Räume  bei.^) 

Wenn  auch  die  Tafel-  und  Wandgemälde  sämtlich  zu  Grunde  gingen,^) 
bieten  uns  dafür  die  bemalten  Reliefs  einen  ziemlich  genügenden  Ersatz. 
Darüber  wird  kein  Zweifel  bestehen,  wenn  auch  der  Enthusiasmus  über 
die  sidonischen  Sarkophage  verfliegen  sollte.  Den  kleineren  Bildern  ent- 
sprechen die  figurenarmen  Reliefs  der  Grab-  und  Votivsteine,  welche  in 
diesem  Zeitalter  die  höchste  Blüte  erreichen;  sogar  Aktenstücke  erhalten 
in  Athen  und  Böotien  eine  giebelartige  Figurendekoration.  ^)  Aus  diesen 
letzteren  wird  vielleicht  eine  urkundliche  Geschichte  der  zeichnerischen 
Fortschritte  geschrieben  werden  können.  Die  örtlichen  Unterschiede 
schwinden,  weil  Athen  sowohl  im  Innern  die  regste  Produktion  aufweist 
als  auch  nach  auswärts  arbeitet  oder  doch  das  Vorbild  abgibt.  Nament- 
lich ist  Böotien  trotz  der  politischen  Gegnerschaft  gewissermassen  eine 
Kolonie  der  athenischen  Relief  kunst.^)  Thessalien  sondert  sich  nicht  mehr 
auffallend  ab.^^)  Statt  der  lokalen  Unterschiede  treten  uns  eher  geistige 
entgegen;  das  berühmte  eleusinische  Reliefe 0  z*  ^-  ^^i^^^  ^^^  ^^i*  Anmut 
der  Zeichnung  doch  den  Respekt  vor  den  Mysterien  empfinden,  welcher 
dem  Künstler  die  volle  Freiheit  benahm.    Viel  freier  sind  die  Asklepios- 


*)  Xen.  mem.  3,  10,  4.  5. 

^)  Z.  B. ,  Achilleos  den  Chiron  bedienend  ** 
Gnomol.  Vindob.  100  =  Gnom.  Vatic.  11  (Zeit 
des  Antisthenes). 

»)  Plat  le«.  12,  956  b. 

*)  Aen.  poliorc.  31,  15. 

^)  Plat.  sympos.  198  a. 

«)  Plato  rep.  2,  373  a.  Von  den  Heilig- 
tümern gebrancht  er  (Enthyphr.  6  c)  das  Wort 
xatanen  oliuXxai, 

^)  Bruchstöck  einer  bald  nach  dem  Ni- 
kiasfrieden  gemalten  Thonplatte,  Berlin  Nr. 
2759;  CüBTiüs,  AA.  1894,  36  f. 


»)  Schöne,  griech.  Keliefe  Sp.  15  ff.  T.  7  ff.; 
WoLTEss  1156  ff.,  z.  B.  ans  dem  Jahr  375: 
Beb.  II  T.  12;  J.  362:  ßoh.Il  T.  11;  aus  der 
Zeit  Königs  Philipp:  Boh.  3,  123;  Böotien: 
FuBTwlNOLBB  ZU  Samml.  Sabouroff  T.  34. 

*)  Collection  Barracco  T.  49;  Woltebs 
1076  (RoscHEBS  Lex.  1,  2557  f.  Nr.  4). 

^^)  Heroenrelief  aus  Pharsalos:  Bch.  12, 
181  ff.  T.  5;  Phot.  Bmckra.  Nr.  233. 

")  WoLTBES  1182;  Phot.  Bmckm.  7;  M. 
VI  T.  45;  OvBRBECK,  Kunstmyth.  III  T.  14, 
8  u.  ö.;  böotisch  nach  Qb£f,  Ath.  Mitt.  1890, 
36  ff. 


Kap.  Vm.    Die  iweite  heüeniatiache  Periode:  Freiheit  der  KmiBt.  (§  837.)     637 


reliefs  geheilter  Kranker.^)  In  die  Grabreliefs  dagegen  kommt  das  Ele- 
ment der  Rührung  und  Wehmut  hinein,  das  uns  modemer  berührt.  Einzelne 
wagen  den  Tod  selbst  darzustellen.*)  Hie  und  da  ist  ein  individueller 
Stil  zu  beobachten.')  Die  grossen  Grabsteine  mit  Hochrelief  schliessen 
sich  enger  an  die  Bildhauerei  an.^) 

Diese  Reliefs  bleiben  an  Wirkung  bei  weitem  hinter  den  grossen 
Friesstreifen  zurück,  welche  jetzt  erst  ganz  das  zeichnerische  Können 
ihrer  Zeit  in  Anspruch  nehmen.  Man  kann  nicht  daran  zweifeln,  dass 
Maler  oder  malkundige  Bildhauer  die  Entwürfe  zeichneten,  die  sodann 
mehrere  Steinmetzen  in  Stein  ausführten.  Da  ein  bandförmiger,  nicht  mit 
einem  Blicke  zu  übersehender  Streifen  auszufüllen  ist,  löst  sich  hier  die 
Aufgabe  des  Zeichners  in  eine  Reihe  von  malerisch  komponierten  Figuren- 
gruppen auf.  Ebensolche  Einzelgruppen,  in  Hochrelief  ausgeführt,  füllen 
die  Metopen  der  dorischen  Tempel.  Hier  dürfte  der  geeignetste  Platz 
sein,  um  von  den  grossen  Eunsttempeln  Griechenlands  zu  sprechen.  Als 
im  Jahre  445  der  Friede  für  lange  gesichert  schien,  nahm  Perikles  den 
Gedanken  seines  grossen  Gegners  in  der  Weise  auf,  dass  er  die  Athener 
auf  Kosten  des  Staates  und  der  Bundesgenossen  Monumentalbauten  zu  er- 
richten veranlasste.  Die  Geschichte  des  Tempels  der  Athena  Parthenos 
gibt  uns  mehr  als  ein  Rätsel  auf;^)  genug  dass  im  Jahre  438  der  neue 
Parthenon  vollendet  war.®)  Kallikrates  scheint  zuerst  den  Bau  geleitet 
zu  haben;')  vollendet  hat  ihn  Dttinos.®)  Der  Bauleiter  wies  dem  Fries, 
welcher  die  Aussenseite  der  Gella  vollständig  umzieht,  einen  wenig  gün- 
stigen Platz  unter  dem  Schatten  der  umlaufenden  Säulenhalle  an,  wo 
lebhafte  Bemalung  unumgänglich  war.^)  Der  Gegenstand  des  Frieses 
brachte  künstlerische  Schwierigkeiten  mit  sich;  denn  eine  Prozession  — 
in  diesem  Falle  der  Festzug  der  Panathenäen  —  birgt  die  Gefahi*  der 
Eintönigkeit  in  sich.  Diese  schwebte  dem  genialen  Künstler  offenbar  unter 
der  ganzen  Arbeit  vor,  so  dass  er  geradezu  raffiniert  nach  Abwechslung 
strebte  imd  aus  seinem  Entwurf  alles  sich  ähnelnde  ausmerzte;  trotz  der 
ungeheueren  Länge  des  Frieses  widerholt  sich  keine  Figur,  trotz  der  Per- 
sonenfülle bleibt  alles  gut  übersichtlich  und,  indem  der  Beschauer  lang- 
sam die  Säulengänge  durchschreitet,  scheint  auch  der  Zug  sich  vorwärts 
zu  bewegen,  bis  beide  am  Tempeleingang  angelangt  sind.  Welchem 
Künstler  die  Baukommission  und  der  Architekt  dieses  Werk  anvertrauten, 


')  Ziehen,  Ath.  Mitt.  17,  229  ff.  T.  11. 

')  Relief  ans  Oropos:  Lb  Bab,  mon. 
fig.  71. 

')  Z.  B.  Ubergabsurkunde:  Le  Bas,  mon. 
fig.  T.  42. 

^)  Z.  B.  praxitelischer  Eopftypus:  Ra. 
1875  I  T.  14;  A.  1876  T.  H. 

^)  Über  die  vorpersischen  Tempelbauten 
8.  jetzt  FuBTWAiTGLKR,  Meisterwerke  S.  155  ff. 

^)  S.  105;  besonders  Michaelis,  der 
Parthenon,  Lpg.  1871  (Metopen  S.  124  ff. 
T.  3-5;  Pries  S.  203  ff.  T.  9-14);  dazu 
Robert,  AZ.  33,  95  ff.;  E.  Petebsbh,  d.  Kunst 
des  Pheidias  am  P.  u.  In  Olympia,  Berlin 


1873  S.  201-337;  künstlerisch:  Qüib.  Vis- 
coim,  m^m.  s.  les  ouvr.  de  sculpture  qui 
appartenaient  au  P.,  London  1816;  Qua- 
TSEX^BE  DB  QünvcY,  lettros  ^crites  de  Rome 
k  M.  Canova  sur  les  marbres  d'Elgin,  Rom 
1818;  Waldstein,  essays  (S.  620  f.). 

"*)  Plutarch,  Per.  13;  erwähnt  in  einer 
Inschrift  Bch.  14,  177.  Über  den  Bau  hat 
Plutarch  (Pericl.  12.  13)  ein  Feuilleton  ge- 
schrieben. Litteratnr  bei  Büsolt,  griech. 
Gesch.  2,  561  f. 

")  Über  Änderungen  des  Bauplanes  Ath. 
Mitt.  10,  275  ff.  11,  337  ff. 

*)  Vgl.  Klenzb,  Aphorismen  S.  353  f. 


638 


XlasfliBobe  SimBtarohäologie.    Q.  fieBohiohte  der  alten  Konai. 


berichtet  niemand,  ja  es  schweigen  alle  über  das  herrliche  Werk,  das  die 
Neueren  der  »Schule  des  Phidias"  zuzurechnen  pflegen.  Wir  möchten 
noch  ein  paar  Eigentümlichkeiten  hervorheben.  Hätte  der  Künstler  einen 
anderen  Platz  zur  Darstellung  gehabt,  würden  wir  die  zuschauenden  Göt- 
ter, wie  auf  den  gleichzeitigen  Vasen,  oberhalb  der  handelnden  Menschen 
gelagert  sehen;  so  aber  mussten  sie  in  gleicher  Grösse  auf  eine  Linie  ge- 
bracht werden  und  sind  eigentlich  zu  Menschen  herabgesunken.  Die  Pro- 
zession selbst  ist  so  sehr  auf  die  Anmut  und  Ruhe  gestimmt  —  man 
denke  im  Gegensatz  dazu  an  die  Beweglichkeit  der  Südländer  — ,  dass 
die  markanten  Punkte  verschwimmen;  sonst  wäre  es  nicht  möglich  ge- 
wesen, dass  die  Übergabe  des  kostbaren  Peplos  als  Zusammenfalten  eines 
gewöhnlichen  Gewandes  gedeutet  werden  konnte.^)  Im  einzelnen  tadelt 
man  die  Bewegungen  der  Pferde,  was  bei  einem  nicht  ritterbürtigen 
Künstler  in  dem  pferdearmen  Attika  Entschuldigung  verdient.^)  Endlich 
brachte  es  die  Natur  der  Sache  mit  sich,  dass  der  grosse  Fries  in  mehrere 
Arbeitsloose  zerteilt  wurde  und  nicht  Alle  ohne  Ausnahme  der  Arbeit  ge- 
wachsen waren.  Manche  Differenzen  treten  trotz  der  zahlreichen  Be- 
schädigungen deutlich  hervor.  3)  Die  Metopen,  welche  bereits  die  beliebten 
Parallelen  zwischen  der  Besiegung  von  Kentauren  und  Amazonen,  Troern 
und  Giganten,  aber  natürlich  in  Einzelgruppen  aufgelöst,  bringen,  sind  von 
Bildhauern  unmittelbar  in  Stein  ausgeführt  und  darum  stilistisch  ab- 
weichend.^) Weder  diese  noch  der  Fries  befinden  sich  an  Ort  und  Stelle; 
nachdem  «die  Explosion  von  1687  sie  schwer  beschädigt,  liess  Lord  Elgin 
das  meiste  ausbrechen,  infolgedessen  die  Hauptsache  nun  im  Besitze  des 
Brittischen  Museums  ist;  einiges  ist  in  Athen,  Paris  und  Palermo  zer- 
streut.^) Ausser  dem  Stadttempel  waren  in  Athen  noch  mehrere  andere 
Heiligtümer  herzustellen.  In  Athen  z.  B.  ruht  das  sogenannte  Theseion 
auf  dem  Unterbau  eines  älteren  Porostempels;  der  Bau  gilt  jetzt  für 
jünger  als  der  Parthenon,  jedenfalls  rühren  der  innere  Fries  und  der  ver- 
zierte Teil  der  Metopen  von  ganz  anderer  Hand  her,  ^)  wie  der  Stoff  (pa- 


1)  Vgl.  E.  Petebsev,  d.  Feste  der  Pallas 
Athene  in  Athen  u.  d.  Fries  des  P.,  Ham- 
burg 1855;  A.  Michaelis,  Nuove  mem.  2, 
183  ff.;  K.  BöTncHBB,  der  Zophoms  am  Par- 
thenon, Berlin  1875  (nach  inm  ist  nur  die 
Probe  des  Festzages  dargestellt);  Flasch, 
zum  Parthenonfries,  Würzburg  1877,  m.  T.; 
Fubtwäkoler,  Meisterwerke  S.  184  ff.;  Wald- 
8TEIK,  Am.  J.  1, 10  ff.  (Synoikia  des  Theseus). 
Die  Einzeldeutung,  z.  B.  der  Gesten  (vgl. 
Robert,  Nekyia  S.  55,  30}  ist  noch  sehr  im 
Rückstände. 

')  Z.  B.  an  einer  Gruppe  des  Nordfrieses 
T.  13,  41  Michaelis;  vgl.  Pebnice,  Bonner 
Studien  S.  194  ff.  Eine  durchgreifende  Unter- 
suchung steht  noch  aus. 

*)  Milohhöfeb,  Jahrb.  1,  214  ff.  (über  d. 
mittleren  Südmetopen);  über  die  Bemalung 
'Mjllvs,  mon.  inäd.  1  43  ff.  Ober  die  Ähn- 
lichkeit mit  einer  schwarzfigurigen  Vase 
(Oybbbecx,  Gallerie  26,  14)  Klbik,  A.  1877, 


264.  Zusammenhang  von  Metopen  und  Fries 
mit  Vasenbildem :  Miohaeus,  Parthenon 
S.  139;  WiKTEB,  jüngere  att.  Vasen  S.  34  ff. 

^)  London:  Sxith,  catalogue  1,  132  ff.; 
Paris:  MicHON,  Ra.  IIl  23,  76  ff.;  Palermo, 
Kopf  der  Iris:  Axelung,  R5m.  Mitt  1893, 
76;  Waldstein,  Am.  J.  5,  1  ff.  T.  2;  in 
Athen  Aphroditekopf:  LGwy,  Rom.  Mitt. 
1893,  98.  Abbildungen  des  Frieses:  P.  Db- 
LABoguE,  bas-reliefs  du  Parthenon  et  du 
temple  de  Phigalie,  neue  Ausg.  Paris  1860, 
f.  m.  20  T.;  Michaelis  (S.  637,  e),  nach  dessen 
Nummern  citiert  wird ;  in  Phototypie  G. 
Aroza,  les  frises  du  Parthenon,  Paris  1868, 
f.  22  T.;  Phot.  Bruckmann  106—115.  194—5; 
Phot  Mansell ;  Woltbbs  595  ff. ;  Metopen : 
Phot.  Bruckm.  181-5. 198;  Woltbbs  571  ff.; 
von  den  Louvrefragmenten  Phot.  Giraudon; 
Lapithenkopf  daselbst:  Mon.  grecs  II  11,3 
S.  1  ff.  T.  1.  2. 

^)  Wolters  526  ff.;  Phot.  Bmckm.  152 


Kap.  VUL    Die  iweite  hellenistiBohe  Periode:  Freiheit  der  Knnsi.  (§  337.)    639 


rischer  Marmor)  ein  anderer  ist.  Diese  Reliefs  befinden  sich  noch  an 
ihrem  Platze.  Architektonisch  ähnelt  dem  «Theseion'^  der  neue  Athena- 
tempel  von  Sunion.^  Der  Tempel  von  Rhamnus  muss,  da  Agorakritos 
das  Bild  fertigte,  ebenfalls  in  diese  Reihe  gehört  haben  ;^)  dem  eleusi- 
nischen  fehlte  bildlicher  Schmuck.^) 

Der  Ausbruch  des  peloponnesischen  Krieges  unterbrach  den  Betrieb 
der  grossen  Bauten ;  im  Verlaufe  desselben  wurde  wohl  noch  gebaut,  indes 
nahmen  die  Mittel  Athens  zu  sehr  ab,  um  noch  grossartiges  leisten  zu 
können.  Als  Athen  während  dieser  Zeit  durch  seine  Schutzgöttin  den 
Sieg  errungen  zu  haben  glaubte  —  das  Jahr  steht  nicht  fest*)  — ,  er- 
richtete es  der  Athena  Nike  an  dem  schönsten  Aussichtspunkt  der  Akro- 
polis  das  zierliche  Niketempelchen,  welches  noch  ein  Relief  streif  mit 
der  Darstellung  eines  Sieges  über  Perser  und  Hellenen ^)  umzieht;  ähnlich 
wie  am  Parthenon,  erscheinen  die  Qötter  als  Zuschauer  neben  der  Hand- 
lung,«) aber  wie  verschieden  ist  sonst  die  Komposition,  dass  von  ferne  die 
lebhaft  bewegten  Menschen  und  Pferde  einem  rankenartigen  Ornamentband 
gleichen.  Dieser  Bau  bedingte,  dass  die  gegen  den  Aufgang  gekehrten 
Ränder  der  hohen  Bastion,  auf  welcher  der  Niketempel  sich  erhob,  mit 
einer  Balustrade  eingefasst  wurden.  Das  metallene  Qitter  ruhte  auf  einer 
marmornen  mit  Reliefs  verzierten  Mauer,  die  man  „Balustrade  des  Nike- 
tempels ^  zu  benennen  pflegt.'')  Hier  erscheinen  nur  göttliche  Wesen  und  zwar 
sowohl  Athena  selbst  als  Siegesgöttinnen  mit  der  Siegesfeier  beschäftigt. 
Die  Balustrade  enthält  schön  entworfene  Gruppen,  die  noch  jetzt  trotz 
der  argen  Zerstörung  ihren  Reiz  nicht  eingebüsst,  z.  B.  die  Sandalenbinderin 
und  die  stiertötende  Nike,  welche  auf  dem  gestürzten  Stier  kniet  und  ihm 
das  Messer  in  die  Kehle  stösst,  womit  dem  altorientalischen  Motiv  der 
tierbändigenden  Gottheit  eine  ganz  neue  Wendung  gegeben  war.  Diese 
glücklichen  Erfindungen  kehren  im  späteren  Altertum  oft  wieder,  b)  Die 
Balustrade  zeigt  gegenüber  dem  Fries  einen  weit  vorgeschrittenen  Stil;^) 
da  nun  aber  schon  bei  der  Erbauung  des  Tempels  eine  derartige  Schutz- 


—3  (nacb  Gyps) ;  über  die  Zeit  W.  Gurlitt, 
das  Alter  der  Bildwerke  a.  die  Bauzeit  des 
sog.  Tfaeseion,  Wien  1875 ;  ders.,  über  Paa- 
sanias  S.  335,  36;  Dörpfbld,  Ath.  Mitt.  9, 
336;  dann  W.  Müllbb,  d.  Theseosmetopen 
vom  Tbeseion  zu  Athen  in  ihrem  Verb,  znr 
Vasenmalerei,  Qöttingen  1888;  Bbünk,  Si- 
tzungsber.  d.  bayer.  Akad.  1874 11, 51  ff.  findet 
myronische  Manier  in  den  Metopen. 

>)  S.  107 ;  etwa  435  erbant  nacb  Döbp- 
FBLD,  Ath.  Mitt.  1884,  336. 

*)  Brnchstfiok  bei  Lb  Bas,  mon.  fig. 
T.  19;  Fnesrelief  in  München  Nr.  85. 

')  Das  dortige  Kultbild  (Ekbk,  Athen. 
Mitt.  17,  125  ff.;  vgl.  Axelüko,  Florentiner 
Antiken  S.  32  ff.)  bildete  man  schwerlich 
nach,  da  die  Profanen  keinen  Zutritt  dazu 
hatten. 

*)  Nahe  den  Parthenonskulptnren :  Es- 
KULi  (A.  7) ;  Pbtbrssn,  Ztsch.  f.  öst.  Gymn. 
1881,  276  ff.  282  und  Wolters,  Bonner  Stu- 
dien S.  92  ff.  (etwa  432);   amphüochiBcher 


Sieg  von  425:  FubtwInoleb,  Meisterwerke 
S.  207  ff.;  Alkibiades'  hellespontischer  Sieg : 
MiGHABUS,  Ath.  Mitt.  14,  365;  Sieg  von 
Enidos:  Bubsian,  Lit.  Centralbl.  1869,  1334 
u.  Wachsxuth,  Stadt  Athen  1,  584,  3;  Ly- 
kurgos'  Zeit:  Ross  (S.  105)  S.  18  u.  Beul^, 
Tacropole  1,  261.  S.  auch  Puchsteik,  d.  jon. 
KapiteU  S.  14. 

*)  Nach  FuBTwiiroLEB  a.  0.  S.  214 
Schlacht  Yon  Platflft. 

")  Fries  meist  an  Ort  und  Stelle,  einiges 
in  London  (Nr.  421  ff.):  Phot.  Bruckm.  117 
—8;  WoLTBBS  747  ff.  Über  den  Tempel 
S.  105. 

')  EBKiTLi,  die  Balustrade  der  Athena 
Nike,  Lpg.  1869  u.  d.  Reliefs  der  B.  d.  A.  N., 
1881  m.  6  T.;  Phot.  Bruckm.  34;  Phot.  Sebah ; 
WoLTBBS  Nr.  761  ff.;  neue  Bruckstücke  in 
Athen  gefunden:  Yobkb,  Jhst.  13,  272  ff. 

^)  Z.  B.  LüTzow,  Münchner  Antiken  T. 
9;  AA.  1891,  122  F.  17d. 

*)  Michaelis,  Athen.  Mitt.  14,  864  f. 


640 


KlassiBche  SimBtarchftologie.    Ü.  Geschiohte  der  alten  Kunst. 


massregel  nicht  fehlen  konnte,  liegt  wohl  hier  ein  Ersatz  einer  älteren 
Balustrade  vor.^)  Zur  zweiten  Bauperiode  Athens  gehört  endlich  das 
Erechtheion,  welches  vermutlich  nach  dem  Frieden  des  Nikias  gebaut 
wurde.  2)  Man  sieht  hier,  wie  die  Baumeister  des  Einerlei  müde  geworden 
sind.  Abgesehen  von  der  ungewöhnlichen  Anlage  des  Baus,  finden  wir  Frauen- 
gestalten an  Stelle  von  Säulen  (worüber  unten)  und  statt  eines  gewöhnlichen 
Frieses  halbrunde  Einzelfiguren,  welche  auf  einem  dunklen  Grund  aufge- 
heftet wurden,  wobei  Marmor  und  eleusinischer  Stein  malerisch  kontra- 
stierten; die  Bruchstücke  erhalten  durch  eine  erhaltene  Rechnung  einiges 
Licht.  ^)  Der  Peloponnes  tritt  in  dieser  Bauperiode  mit  zwei  grossen  Tempeln 
hervor.  Das  Heraion  bei  Argos  war  422  (Ol.  89,  2)  abgebrannt,  den 
Neubau,  welchen  Eupolemos  leitete,  schmückten  Metopen  aus  Marmor, 
wovon  1892  die  Amerikaner  einige  schöne  Beste  auffanden.^)  Die  grosse 
Pest  von  430  gab  den  Bürgern  von  Phigaleia  Anlass,  zu  Bassai  dem 
Apollon  Epikurios  einen  Tempel  zu  errichten,  welchen  der  berühmte  Bau- 
meister des  Parthenon  ganz  aus  Marmor  erbauen  musste.^)  Der  einst  im 
Inneren  der  Cella  über  den  Säulen  angebrachte  Fries,  Kämpfe  mit  den 
Amazonen  und  Kentauren  höchst  dramatisch  aber  nicht  ohne  Derbheiten 
und  Härten  darstellend,  und  die  geringen  Beste  der  Metopen  befinden  sich 
im  brittischen  Museum.^)  Auch  hier  weichen  die  Metopen  vom  Fries  ab 
und  auch  dieser  ist  ungleichmässig  gearbeitet,  weil  ihn  eben  verschiedene 
Hände  ausführten.^)  Mit  dem  Beginne  des  vierten  Jahrhunderts  tritt  eine 
Wendung  ein,  indem  die  Bildhauer  die  Ausbreitung  des  Marmorbaues  be- 
nützen, um  die  Baumeister  zu  verdrängen  und  selbst  an  die  Spitze  des 
Baues  zu  treten.  Polykleitos  der  jüngere,  Skopas  und  Praxiteles  haben 
diesen  Schritt  gewagt  und  damit  geht  die  Tempelskulptur  in  die  Leitung 
der  Bildhauer  über. 

Zwischen  Metopen  und  isolierten  Statuen  vermitteln  die  Giebel- 
gruppen, welche  in  der  vorigen  Periode  bereits  zur  Blüte  gelangt  waren. 
Die  höchste  technische  Meisterschaft  erreicht  die  Gattung  am  Parthenon.^) 
Leider  hat  die  Explosion  von  1687  die  Statuen  herabgeschleudert  und 
schwer  beschädigt.  Das  meiste  schaffte  Elgin  nach  London;®)  kleinere 
Fragmente  finden  sich  da  imd  dort  zerstreut.  ^^)    Der  ursprüngliche  Bestand 


^)  FubtwIngler  (a.  0.)  bezieht  eine  von 
Restaarationen  redende  Inschriffc  des  vierten 
Jahrhunderts  hieher. 

<)  Michaelis,  Ath.  Mitt.  1889,  849  ff. 
(zwischen  420  und  408);  FubtwXnolbBi 
Meisterwerke  8.  192  ff.;  s.  auch  S.  105. 

')  Reste  in  Athen;  Phot.  Bruckm.  31 
—  33;  Abgüsse:  Woltbbs  Nr.  812  ff.;  Schöne, 
griech.  Reliefs  S.  1  T.  1—4;  zur  Erklärung 
der  Inschrift  (CIA.  I  824;  Brit.  Mus.  Inscr. 
I  35)  RoBBBT,  Hermes  45,  481  ff. 

*)  Waldstein,  ezcavations  T.  6.  7; 
Wasserspeier:  Phot.  Bruokmann 82, 1 ;  Wald- 
8TEIN  T.  7.  Auch  dieser  neue  Tempel  wurde 
später  umgebaut  (s.  das.  T.  7). 

*)  Paus.  8, 41,  7—9;  vgl.  Chb.  PETSBSBir, 
PhUol.  4,  285  ff.;  Michaelis,  AZ.  84, 161  f. 


•)  Wolters  Nr.  880  ff.;  Phot.  Bruckm. 
86—91;  Smith,  cat.  of  greek  sculpture  1, 
271  ff.;  S.  111.  Die  Anordnung  bedarf  der 
Verbesserung. 

^)  Waoneb,  Berl.  Phil.  Wochenschrift 
1898,  1189.  —  Nach  dem  Fries  sind  meh- 
rere Reliefs  in  Patrai  gefälscht  (AZ.  40, 
59  ff.  165  ff.;  WoLTBES  906—8). 

s)  S.  687  f.  Ein  Inschriftenbmchstück 
von  Ol.  86,  8  (484/8)  wird  darauf  bezogen 
(vgl.  LöscHCKE,  Eist.  Unters.  A.  Schäfer  gew. 
S.  41). 

•)  Smith,  Jhst.  18,  88  ff.  T.  5  u.  catol. 
of  sculpture  1,  101  ff.  m.  Abb.  nach  den 
neuesten  Verbesserungen. 

»®)  Weber'scher  Kopf:  nach  Phot.  La- 
BOBDB,  Äthanes  II  zu  S.  228;   Michaelis, 


Kap.  ym.    Die  sweiie  heUenistiBolie  Periode:  Freiheit  der  Kunst.  (§  837.)    641 


muss  aber  nach  älteren  skizzenhaften  Zeichnungen  (von  Cyriacus,  Garrey 
und  einem  Zeichner  des  französischen  Gesandten  Nointel),^)  der  kargen,  gleich- 
giltigen  Beschreibung  des  Pausanias  (1,  24,  5)  und  den  erhaltenen  Stand- 
spuren') rekonstruiert  werden;  auf  der  einen  Seite  war  die  Geburt  Athenas, 
auf  der  anderen  Poseidons  Streit  mit  der  Göttin  dargestellt,  Gegenstände, 
welche  die  Malerei  vielfältig  beschäftigten.')  Die  Beschaffenheit  des  Ortes 
brachte  es  aber  mit  sich,  dass  verschiedene  Nebenfiguren,  die  im  jetzigen 
Zustand  teilweise  schwer  zu  deuten  sind,  angebracht  wurden;  unter  diesen 
dürfte  Helios  durch  das  delphische  Vorbild  (S.  607)  veranlasst  sein.  Der 
Entwurf  rührte  jedenfalls  von  einem  einzigen  her,  während  die  Ausführung, 
wie  Gewandbehandlung  und  Anatomie  darthun,  verschiedenen  Händen  an- 
vertraut war.  Über  Giebelgruppen  jener  anderen  Tempel  (S.  638  ff.)  wissen 
wir  nichts  von  Belang.  Zu  Epidauros  sind  Bundfiguren  gefunden,  doch 
nur  solche  von  halber  Lebensgrösse;  hier  kennen  wir  einmal  den  Meister 
durch  die  Bauinschrift:  Es  ist  Timotheos,  ohne  Zweifel  der  Athener.^) 
Über  die  weitere  Geschichte  der  Giebelgruppen  gilt  das  gleiche  wie  von 
den  Metopen. 

Es  scheint,  dass  die  fortschrittlichen  Künstler,  nachdem  am  Par- 
thenon das  höchste  erreicht  war,  sich  einem  neuen  kühnen  Gedanken  zu- 
wandten. Dass  die  Spitzen  des  Giebelfeldes  mit  Zieraten  und  etwa  auch 
mit  Figuren  (wie  auf  Aigina)  gekrönt  wurden,  war  seit  langem  im  Brauch, 
doch  blieb  es  bei  dekorativen  Figuren,  bisPaionios  aus  dem  thrakischen 
Städtchen  Mende  eine  kecke  Idee  meisterhaft  durchführte.  Die  Messenier 
von  Naupaktos  wollten  während  des  ersten  Abschnittes  des  peloponnesischen 
Krieges^)  eine  Statue  der  Nike  auf  die  Spitze  des  olympischen  Zeustempels, 
dazu  auch  noch  Akroterien  an  die  Ecken  weihen;  in  der  Konkurrenz  errang 
unser  Künstler,  wie  er  in  einer  Inschrift  stolz  meldet,  den  ersten  Preis.  ^) 


T.  8,  6.  Neuerdings  wurde  in  London  der 
Kopf  der  Iris  vom  Ostgiebel  entdeckt:  Am. 
J.  5,  1  ff.  T.  2;  Cat.  of  sculpt  in  the  Brit. 
Mus.  I  T.  6,  1  (im  allg.  s.  das.  S.  101  ff.).  Zur 
gleichen  Schule  rechnet  Eekül^  (über  eine 
weibliche  Gewandstatue  aus  der  Werkstätte 
der  Parthenonfiguren,  Berlin  1894)  eine  neue 
Erwerbung  des  Berliner  Museums. 

»)  Cyriacus:  Westfront  6.  April  1436, 
beste  Kopie  in  dem  Ezcerptenbande  des 
Pietro  Donato  zu  Berlin;  Carrev:  am  besten 
Ant.  Denkm.  1  T.  6,  2.  7,  1—3;  Anonymus 
Nointels:  am  besten  das.  I  T.  6,  1. 

>)  Saueb,  Ath.  Mitt.  16,  59  ff.  T.  3;  Ant. 
Denkm.  1  T.  58;  die  Reminiscenzen  atheni- 
scher Münzen  (Num.  comm.  p.  129, 4  f.)  sind 
belanglos ;  Relief  von  Eleusis :  Matbb,  Arch. 
Inst.  21.  Dez.  1892. 

>)  Michaelis,  über  die  Kompos.  der  Giebel- 
gruppen am  F.,  Tübingen  1870  u.  Parthenon 
S.  151—203  T.  6—8;  Petkbsbn,  die  Kunst 
des  Pheidias  S.  105—200;  Schveibbb,  Geburt 
der  Athena  S.  23  ff.  T.  2  -7  (Ostgiebel);  Stb- 
PHAHi,  CR.  1872,  60  ff.  222  ff.  (Westgiebel 
nach  einem  Yasenbild),  dagegen  Petebsen, 
AZ.  33,  115  ff.;  LCdebs,  AZ.  30,  81  ff.  (ver- 

Httudhnch  der  klM8.  AUertumHwiweuacliaft.    VI 


schiedene  Notizen  über  Bronzeteile) ;  Blümheb, 
zum  westl.  Giebelfelde  des  P.,  Ges.  Schriften 
z.  Kunstgesch.,  eine  Festg.  f.  A.  Springer; 
Fubtwanolbb,  Meisterwerke  S.  223  ff.; 
Ovbbbbck,  d.  sogen.  Nike  y.  Parthenon,  Ber. 
d.  Sachs.  Ges.  1893,  24  ff.;  Saueb,  Festschr. 
f.  Overbeck  S.  73  ff.  Löwenkopf  als  Wasser- 
speier: Phot.  Bruckm.  82,  2. 

*)  S.  108;  ^.  1884  T.  3.  4  (Amazonen, 
Nike);  Phot.  Bruckm.  20;  Kayyadias,  fouilles 
d'Epidaure  T.  8.  11;  toter  Jüngling:  Phot. 
des  ath.  Inst.  17^.  An  der  Ostseite  war  ein 
Kentaurenkampf,  an  der  Westseite  eine 
Amazonenschlacht  dargestellt. 

^)  Erst  nachträgUch  nach  Vollendung 
des  Tempels,  wie  Pübgold  (AZ.  1882,  179  ff.) 
durch  eine  Abarbeitung  bewiesen  hat,  wahr- 
scheinlich 424  (Ol.  88,  4)  nach  Paus.  5,  26, 
1;  nach  der  Schlacht  von  Sphakteria:  Fubt- 
wakqlbb,  Archäol.  Studien  H.  Brunn  dargebr. 
1893  S.  77. 

^)  Löwy49:  nauJyiog  inolfjffe  Msy&aios 
xttl  räxQ(OTiJQia  nouop  inl  xoy  yaoy  iyixa, 
Pausanias  (5,  10,  8)  fasste  dxQatfJQia  im 
Sinne  der  späten  Zeit,  weshalb  er  dem  Pai- 
onios  den  Ostgiebel  zuschrieb  (S.  597). 

41 


642 


fianuBÖhe  SmiBtarohäologie.    tL  G^esolilolite  der  alten  Kuuit« 


Er  hat  seine  Aufgabe  nicht  bloss  dekorativ,  sonderti  echt  künstlerisch  ge- 
fasst:  Die  kräftige  Gestalt  Nikes  hebt  sich  von  dem  farbigen  Mantel, 
den  der  Wind  segelartig  aufbläht,  ab  und  scheint,  weil  das  Postament 
himmelblau  gefärbt  war,  auf  einem  fliegenden  Adler  uns  entgegenzuschweben.  ^) 
An  einer  soviel  besuchten  Stelle  errichtet,  musste  das  Bild  Nacheiferung 
erregen;  auf  Dolos  wurde  derOedanke  zu  grösseren  Gruppen  „Boreas  ent- 
führt Oreithyia"  und  »Eos  und  Kephalos*  erweitert.*)  Diese  Bildwerke 
werden  jetzt  nicht  voll  gewürdigt,  weil  wir  sie  nicht  an  ihrem  Platze,  vom 
Nordwind  umsaust,  erblicken;  sie  sind  für  die  Höhe  wie  geschaffen,  nicht 
gleich  modernen  Giebelfiguren  dorthin  verbannt.  Man  nimmt  gewöhnlich 
an,  dass  die  zwei  auf  Pferden  aus  dem  Wasser  auftauchenden  Nereiden 
von  Epidauros ')  ehemals  die  Giebelecken  des  Asklepiostempels  schmückten 
(also  nach  der  Bauinschrift  ein  Werk  des  Timotheos  seien).  An  ihrem 
Platze  wären  diese  Figuren  jedenfalls  nur  inmitten  eines  Teiches,  aber 
nicht  auf  dem  Dache.  Recht  gut  passen  dagegen  die  drei  Niken  auf  den 
Artemistempel  von  Epidauros;  dieselben  verraten  deutlich  die  Anlehnung 
an  Paionios.*) 

• 

Der  Trieb  nach  Neuem,  Apartem  schafft  endlich  die  Halle  des 
Erechtheions,  deren  Dach  von  sechs  Jungfrauen  an  SteUe  der  gewöhn- 
lichen Säulenschäfte  getragen  wird.  Eine  derselben  ist  restauriert,  eine 
andere  nach  London  verbracht.  Letztere  wird  am  höchsten  geschätzt,  wie 
überhaupt  die  Arbeit  unter  mehrere  geteilt  gewesen  sein  muss.  Wir 
pflegen  die  Figuren  Karyatiden  zu  nennen,  während  der  attische  Name 
nach  der  Inschrift  „Mädchen*  (xogm)  war.*) 

Wir  kommen  nun  zu  der  eigentlichen  Plastik  und  den  selbständigen 
Bildhauern,  über  welche  nicht  unbedeutendes  Material  vorliegt.  Die 
einen  entstammen  Eünstlerfamilien ,  andere  sind  Neulinge  und  bringen 
Neues.  Jene  Erben  ihres  Berufes  wollen  wir  zwar  keineswegs  schlechtweg 
als  Epigonen  bezeichnen.  Myrons  Sohn  Lykios  (S.  599)  that  sich  freilich 
nicht  hervor;  dagegen  vertreten  Praxiteles  und  Polykleitos  alte  Familien 
ehrenvoll.  Dass  schon  Ealamis  einen  athenischen  Mitarbeiter,  Praxiteles, 
gehabt  hatte,  ist  kaum  zu  bezweifeln.®)  Jedenfalls  arbeitet  im  vierten 
Jahrhundert  in  Athen  eine  Bildhauerfamilie,  in  welcher  die  Namen  Kephi- 
sodotos  und  Praxiteles  wechseln.^)  Der  ältere  Kephisodotos  war  der 
Schwager  Phokions,  welcher  876  zuerst  hervortrat®)  und  machte  nicht  vor 


^)  WoLTEM  496/7;  Wiederherstellung 
von  Grüttner  (Phot.  u.  Abb.  Ztsch.  f.  bild.  E. 
1886,  180  n.  5.).  Die  Siegerbinde  trug  Nike 
wahrscheinlich  nicht ;  andere  denken  an  eine 
Palme  (?)  oder  an  einen  Lorbeerzweig.  Zur 
Wtlrdigung  Bbuw»  Paionios  und  die  nord- 
griechische Kunst,  Sitzungsber.  d.  bayer.  Ak. 
1876  I  315  flf. 

')  FubtwXkglbb,  Meisterwerke  S.  250  ff. 
(aus  den  Jahren  480—20). 

')  Phot.  Bruckm.  19.  20;  Eawadiab, 
fouilles  d'Epidaure  T.  8,  2-3a.  11,  16-7; 
OVBRBECK  IP  127. 


*)  Kawamas  T.  10. 

^)  S.  105.  Ansicht  der  Halle:  Phoi.; 
einzelne  Karyatide:  Bruckm.  Phot.  176;  Ratet; 
WOLTBBS  810.  811. 

^)  Voreuklidische  Inschrift  Paus.  1,  2,  4 
(nach  ü.  KöHLEB,  Athen.  Mitt  9,  78  ff.  von 
dem  berühmten  Praxiteles).  Auf  ihn  bezieht 
sich  wohl  die  Lieblingsinschrift  der  Münchner 
Schale  Nr.  603.  Bbunh  (Sitzungsber.  d.  bayer. 
Akad.  1880,  435  ff.)  bestreitet  die  Existenz 
dieses  Praxiteles. 

')  K6HLBB  a.  0.  S.  81  f. 

8)  Plui  Phoc  19. 


Eap.  Vm.    Die  iweite  helleniatiBohe  Periode:  Freiheit  der  Kirnst.  (§  337.)    643 


374  die  allegorische  Gruppe  „Eirene  mit  dem  Plutoskinde',  als  nach  dem 
leukadischen' Siege  des  Timotheos  Friede  eintrat.  Dessen  Sohn  Praxiteles 
wird  zeitlich  durch  sein  intimes  Verhältnis  zu  Phryne,  die  Alexander  den 
Grossen  überlebte,  bestimmt. 0  Sein  Sohn,  der  wiederum  Kephisodotos 
hiess,  erscheint  zuerst  334/35  in  den  attischen  Trierarchenlisten  ^)  und  ge- 
hört seiner  Thätigkeit  nach  in  die  alexandrinische  Zeit.')  Dazu  kommt 
ein  zweiter  Praxiteles,  welcher  im  Testament  Theophrasts  erwähnt  wird.^) 
Man  begreift,  dass  die  alten  Kunsthistoriker  diese  zwei  Paare  unter  ein- 
ander verwechselten  und  dass  wir  nur  eine  beschränkte  Möglichkeit  haben, 
sie  zu  berichtigen.  Dem  alten  Kephisodotos  also  dürfte  die  Eirene- 
gruppe gehören,  welche  auf  athenischen  Münzen  abgebildet  wurde  ;^)  danach 
erkannte  Brunn  eine  Kopie  in  der  sogenannten  Leukoihea  der  Gljrptothek, 
diese  Ansicht  ist  jedoch  nicht  ganz  sicher,  da  der  Typus  im  späteren 
Altertum  für  verschiedene  Bedeutungen  Verwendung  fand.^)  Mit  Stron- 
gylion  zusammen  arbeitete  er  die  neun  Musen  am  Helikon.^)  Demselben 
schreibt  Plinius  einen  „Hermes  mit  dem  Dionysoskinde'  (doch  wohl  das 
praxitelische  Werk)  und  die  Statue  eines  Bedenden,  d.  h.  eines  Staats- 
mannes, der  die  Hand  wie  redend  ausstreckte,  zu.^)  Nicht  näher  fest- 
zustellen sind  die  Athena,  von  der  man  jetzt  den  Kopf  gefunden  zu  haben 
glaubt,^)  ein  unübertrefflich  schöner  Altar  (also  Beliefarbeit!)  und  die 
Göttergruppe  im  Tempel  des  Zeus  Soter  von  Megalopolis  —  natürlich  nach 
371,  dem  Gründungsjahre  der  Stadt  —  mit  Xenophon  zusammen  gefertigt.'^) 
Irgend  etwas  Individuelles  wissen  wir  über  Kephisodot  nicht.  Sein  Sohn 
Praxiteles  hat  eine  ausgeprägtere  Gestalt.^^)  Schon  als  Privatmann  ver- 
anschaulicht er  das  Athen  seiner  Zeit,  welches  in  Wein,  Spiel  und  Weibern 
aufging.  Seinen  Gedankenkreis  zeigen  die  berühmtesten  Werke.  Den  Höhe- 
punkt seiner  Kunst  erreichte  er  mit  einer  unbekleideten  Aphrodite  aus 
Marmor  und  fand  eine  Stadt  —  die  knidische  — ,  welche  dieselbe  als 
Tempelbild  aufstellte.^')  An  sich  ist  die  Nacktheit  allerdings  motiviert, 
indem  die  Göttin,  wie  daneben  stehende  Amphora  andeutet,  des  Bades 
wegen  eben  ihr  letztes  Gewand  abgelegt  hat,  aber  Praxiteles  stellte  nur 


^)  Über  seine  Zeit  Oyxbbbok,  Ber.  der 
BAchs.  Qes.  1893,  40  ff.  (Blütezeit  338). 

>)  K.  UQa^itaovg  £vßQi^t]g  CIA.  II  804. 

•)  LöWY  Nr.  108  ff. 

*)  Diog.  L.  5,  2,  14;  Inschrift  'J^ijyMor 
5,  162,  27  £;  nach  Schol.  Theoer.  5,  105 
unier  Demetrios,  nicht  dem  Sohn  des  Qo* 
natas  (übuobs,  pergam.  Inschr.  S.  25),  son- 
dern Poliorketes  (FbIhxbl,  Inschr.  ▼.  Per- 
gamon  Nr.  137). 

*')  Paus.  1,  8,  2.  9,  16,  2;  Nmn.  comm. 
p.  147. 

')  Bbttw,  über  die  sogen.  Lenkothea, 
Sitzungsberichte  der  Münchner  Akad.  1867; 
Phot  Bmckm.  43;  Woltbbs  Nr.  1210;  Best 
einer  Ahnlichen  Qmppe  im  Piraens :  Hermes 
6, 99;  Münzen  von  Eyzikos  (Soteira?)  Lbkob- 
MAHT,  nouv.  gall.  myth.  T.  14,  6. 

»)  Paus.  9,  30,  1. 

')  Die  Beschreibung  passt  weder  auf ,  Ger- 
manicus'  (Rbikach,  Ga.  1887,  285)  noch  auf 


einen  «Adoranten*  (Milobhöfeb,  Archäol. 
Studien  S.  39);  Elbik  (Eranos  Yindob. 
S.  142  ff.)  vermutet  manu  velata. 

»)  Plin.  34, 74;  Woltbbs,  Jahrb.  8, 173  ff. 
T.  3. 

^^)  Von  dem  jüngeren  nach  Döbpfbld, 
Ath.  Mitt.  1893,  215  ff.  Es  ist  allerdings 
wahrscheinlich,  dass  der  Tempel  nach  der 
Errettung  der  Stadt  im  J.  318  erbaut  wurde. 
Reminiscenz  auf  Münzen  der  Stadt:  Num. 
comm.  p.  103,  1. 

^^)  Ubuchs,  observationes  de  arte  Pra- 
xitelis,  Würzburg  1858;  Fbibdbbichs,  Pr.  u. 
die  Niobegmppe,  Lpg.  1855  S.  3  ff.;  Fubt- 
wIrgleb,  Meisterwerke  S.  511  ff. 

'»)  Plin.  36,  20.  21;  die  Statue  kam 
später  nach  Eonstantinopel  in  das  Lauseion, 
wo  sie  476  verbrannte  (Cedrenus  I  p.  616). 
Die  Statue  war  zuerst  für  Eos  bestellt,  jeden- 
falls für  die  neue  366  eingeweihte  Stadt. 


41 


644 


KlaBBisohe  Snnstarohäologie.    IL  Gesohioliie  der  tlten  Kunst. 


eine  bei  den  Malern  prinzipiell  längst  bekannte  Genreszene  dar,  an  welcher 
nichts  göttliches  war  als  die  ideale  Schönheit.  Daher  die  Erzählung  über 
das  Modell.^)  Die  Münzen  von  Knidos  zeigen,^)  dass  nicht  die  kokette 
mediceische  Venus,  wie  man  früher  glaubte,  nach  Praxiteles  gearbeitet  ist, 
sondern  die  vatikanische  und  verschiedene  andere,  mit  denen  man  Bronzen 
und  Terrakotten  verbinden  muss;')  aber  im  Original  liess  Aphrodite  gewiss 
nicht  auf  das  Badegefäss  ihr  Gewand  fallen,  sondern  neben  dasselbe, 
indem  das  Ende  desselben  aus  technischen  Gründen  den  hinteren  Rand 
der  Amphora  berührte.  Wir  stellen  dazu  das  vergoldete  Bild  Phryne's, 
das  in  Delphi  auf  hoher  pentelischer  Säule  stand.  ^)  Eine  verwandte  Seite 
des  griechischen  Sinnenlebens  schlug  Praxiteles  mit  seinem  Idealbild  eines 
schönen  Knaben,  welchen  er  Eros  nannte,  an ;  das  weltabgelegene  Städtchen 
Thespiai  vermochte  durch  ihn  Jahrhunderte  lang  Fremde  anzuziehen.^)  Nach 
Plinius  schuf  der  Künstler  auch  den  Eros  von  Panon,  welchen  wir  noch 
durch  Münzen  kennen;^)  in  der  Plastik  scheinen  Nachklänge  seiner  Eroten 
vorzukommen.'')  Im  gleichen  Gedankenkreise  bewegt  sich  die  Idealisierung 
der  jungen  Satyrn,  welche  die  kräftige  Sinnlichkeit  verherrlichen.  Der 
berühmteste  gehört  zu  einem  choregischen  Denkmale  unterhalb  der  Akro- 
polis;^)  man  glaubt  ihn  in  den  gleichmässig  proportionierten  Marmorstatuen 
eines  auf  einen  Pfeiler  gestützten  Satyrs  zu  erkennen,  das  Original  da- 
gegen dürfte  von  Erz  gewesen  sein.^)  Andere  durch  Epigramme  oder 
Anekdoten  hervorgehobene  Statuen  sind  spurlos  verschollen.  Wir  sind 
diesmal  aber  nicht  auf  Münzbilder  und  sogenannte  Repliken  beschränkt, 
sondern  besitzen  mindestens  ein  Originalwerk,  den  olympischen  Hermes, 
der  den  kleinen  Dionysos  auf  dem  Arme  trägt;  ^^)  was  Hermes  in  der  ver- 
lorenen rechten  Hand  hielt  —  eine  Weintraube  oder  ein  Spielzeug,  z.  B. 
eine  Cymbel  — ,  ist  nur  vermutungsweise  zu  beantworten,  ^i)  Das  Bild  hat 
enttäuscht;  so  ausgezeichnet  der  Marmor  bearbeitet  ist  —  im  Gypsabguss 


>)  OvEBBECK,  Schriftq.  1241.  1242. 

>)  AZ.  34,  149;   GABDznBB,   types  T.  15, 

21;  OvEBBECK  11*46. 

»)  Phot.  Bruckm.  371  (nach  Gyps).  [372 
Münchner  Venus];  Woltebs  1215;  vgl.  Beb- 
KOULLi,  Aphrodite  S.  206  ff.;  Michaelis,  AZ. 
34,  145  ff.  m.  T.  12;  Terrakotta:  z.  B.  Myrine 
T.  5;  Bronze:  Coli.  Tyszkiewicz  T.  1;  Mon. 
in.  1,  965. 

*)  Athen.  13,  591b;  Ael.  v.  h.  9,  32. 

^)  Aus  pentelischem  Marmor  (Paus.  9, 
27,  3),  ein  Weihgeschenk  der  Hetäre  Qly- 
kera  (Strab.  9,  410;  falsche  Anekdoten  Pbe- 
OEB,  inscr.  189;  Anth.  Plan.  4,  203,  5);  von 
Caligula  und  dann  wieder  von  Nero  nach 
Rom  versetzt,  wo  die  Statue  verbrannte: 
Paus.  9,  27,  3;  Plin.  36,  22;  Dio  66,  24;  vgl. 
Cic.  in  Verr.  4,  4.  135;  Strab.  9,  410;  Kopie 
in  Thespiai  (Paus.  9,  27,  4),  angeblich  auch 
in  Messana  (Cic.  in  Verr.  4,  4).  Vgl.  Stabk, 
Ber.  d.  sächs.  Ges.  1866,  168  ff. 

«)  Plin.  36,  23;  Münzen:  Bübsiak,  de 
Praxitelis  Cupidine  Pariano,  Pr.  v.  Jena  1873 ; 
RiooAüEB,  Sallets  Ztsch.  f.  Num.  8,  81  ff.  Das 
Epigramm  des  Palladas  braucht  nicht  hieher 


zu  gehören.  Über  die  praxitelischen  Eroten 
Wolters,  AZ.  43,  81  ff. 

')  OvEEBECK,  Plastik  II*  50  ff. 

^)  '0  ini  TQino&tay  aatvQog  Athen.  13,  591 
b;  Paus.  1,  20,  1.  2;  jedenfalls  o  negipofjrog 
Plin.  34,  69;  ein  anderer  Satyr  in  Megara. 
Über  den  einschenkenden  Satyr  wollen  wir 
später  sprechen. 

»)  Phot.  Bruckm.  126  -  7  (Paris);  Wolters 
1216- '7;  BEimDORF  und  Schöne,  Lateran 
S.  91 ;  Stephan,  M^l.  gräcorom.  8,  863  ff.; 
Helbio,  Führer  Nr.  521;  Brükn  (Deutsche 
Rundschau  1882,  1  ff.)  glaubt  das  Original 
in  dem  palatinischen  Torso  des  Louvre  er- 
kennen zu  dürfen. 

")  WoLTBBs  1212;  G.  Treu,  Hermes  mit 
d.  Dionysosknaben,  ein  Originalwerk  des  Pr., 
Berlin  1878,  f.  m.  2  T.;  Eekül^,  über  den 
Kopf  des  praxitelischen  Hermes,  Berlin  1881. 

^^)  Weintraube:  nach  G.  Hibsohfbld  und 
Tbeu  von  Schaper  restauriert  (Ztsch.  f.  bild. 
E.  1883,  T.  zu  S.  168);  Cymbel:  nach  Adler 
von  Tondeur  hergestellt.  Treu  gibt  dem 
Hermes  überdies  einen  Heroldstab  in  die 
linke. 


Kap.  Vm^    Die  sweiie  hellenistiaolie  Periode:  Freiheit  der  Kuxuii.  (§  337.)     645 


verliert  der  Hermes  ungemein  — ,  so  kommt  dies  der  Epidermis  zugute, 
während  irgend  ein  höherer  Reiz  fehlt.  Das  Motiv  stammt  von  des  Vaters 
Eirenegruppe,  gegen  die  es  gemütlich  zurücksteht,  weil  Hermes  keine  in- 
neren Beziehungen  zu  Dionysos  hat;^)  das  Kind  hat  einen  unkindlichen 
Ausdruck  (oder  soll  dies  etwa  das  Götterkinjd  kennzeichnen?),  hinter  der 
gleichgiltigen,  fast  leeren  Miene  des  Jünglings  würde  niemand  den  listen- 
reichen Gott  vermuten.  Diese  Anstösse  riefen  die  Hypothese  hervor,  der 
Hermes  sei  ein  Jugendwerk,')  was  wir  weder  bejahen  noch  verneinen 
können.')  Viel  bedeutender  in  geistiger  Hinsicht  erscheint  der  Eubuleus, 
welchen  man  früher  durch  die  Inschrift  eines  Büstenfusses  kannte;^)  in 
Eleusis  fand  sich  nun  die  inschriftlose  Büste  eines  träumerischen  Jüng- 
lings, welchem  üppiges  Lockenhaar  laubenartig  den  Kopf  umschattet.^) 
Ähnliche  Büsten  hatten  früher  den  Namen  „Vergil''  geführt.^)  Die  Deutung 
auf  Eubuleus  ist  philologisch  nicht  anzufechten  (im  Gegenteil  begriffe  man, 
dass  Mysteriengläubige  sich  den  eleusinischen  Gott  kopieren  liessen);^) 
wohl  aber  sieht  der  Kopf  nicht  nach  einer  Originalarbeit  aus,  er  wird  wohl 
aus  einer  Gruppe  der  eleusinischen  Gottheiten  entlehnt  sein.  Den  nur  von 
Plinius  erwähnten  ehernen  Sauroktonos  bilden  Gartenstatuen  und  Nipp- 
figuren der  Eaiserzeit  nach.^)  Dieser  junge  Apollo,  der  an  einen  Baum- 
stamm gelehnt,  eine  denselben  hinaufhuschende  Eidechse  mit  dem  Pfeile 
aufspiessen  will,  ist  das  genrehafte  Gegenstück  zum  Pythotöter.  In  neuester 
Zeit  lieferten  die  Ausgrabungen  von  Mantineia  drei  Marmorplatten  mit  der 
Darstellung  des  Wettkampfes  von  Marsyas  und  Apollo  vor  den  Musen,  was  auf 
die  Basisreliefs  einer  praxitelischen  Gruppe  bezogen  wurde,  nicht  ohne  der 
Beschreibung  des  Pausanias  Gewalt  anzuthun;^)  sollte  letzterer  doch  eine 
fremde  Notiz  verballhornt  haben,  so  wäre  Praxiteles'  Unfähigkeit  im  Kom- 
ponieren erwiesen,  denn  der  Bildhauer  hat  nur  aus  dem  Typenschatze 
seinerzeit  geschöpfte  Einzelfiguren  neben  einander  gestellt.  *®)  Im  argivischen 
Heiligtum  der  Artemis  Orthia  sind  dagegen  vielleicht  Beste  der  praxi- 
telischen Tempelstatuen  gefunden.**)    Andere  Werke  kennen  wir  besten- 


^)  Der  TTpoB  ist  später  noch  oft  be- 
nützt: Wiener  Vorlegebl.  A  T.  12. 

')  BRxnsrSf  Deutsche  Rundschan  8,  188  ff. 
Dagegen  Oybbbsck,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1893, 
40  ff. 

^)  Eine  Beziehung  auf  Arkadien  findet 
S.  Rbihaoh,  Ga.  1887,  282;  Ra.  1888  1  1  ff. 

*)  LöwY  504. 

»)  'Ea,  1886  T.  10;  Phot.  Bruckm.  74; 
Ant.  Denkm.  1,  34;  Abguss  (auch  mit  Er- 
gänzungen von  Zumbusch). 

^)  Mantua:  Labus,  museo  I  T.  1;  Kapi- 
tel: BoTTABi,  Mus.  Capitol.  1,  2;  entfernter 
in  der  Sammlung  Nicaise  Ga.  1886  T.  32; 
s.  auch  Hetdekanv,  Marmorkopf  Riccardi, 
Halle  1888. 

^)  Praxitelisch  nach  Bbnkdorf  (Anzeiger 
der  Wiener  Akad.  1887,  77  ff.)  und  Fükt- 
wlifeLEB,  ygl.  P.  J.  Meieb,  Jahrb.  5,  209  ff.; 
bestritten  von  Ksbn,  Ath.  Mitt.  1891,  11  f., 
gegen  welchen  s.  Rohdx,  Psyche  S.  696. 


^)  Plin.  34,  70;  frauenhaft  im  Louvre 
Nr.  71  aus  der  Villa  Borghese:  Rayet;  Ab- 
guss; ziemlich  abweichend  im  Vatikan:  Museo 
Piocl.  1 13;  Raybt;  ganz  ähnliche  Bronze- 
figur in  der  Villa  Albani:  Woltebs  1214; 
Phot.  Bruckm.  234  u.  Ratet;  anonym  er- 
wähnt von  Martial.  14,  172;  auf  Gemmen: 
WiNCKELMAiTN,  cat.  de  Stosch  p.  190,  1170; 
Stosch,  pierres  ant.  gr.  p.  XIX ;  Milliv,  pier- 
res  gray^es  Nr.  V;  Ra.  2,  482. 

«)  FouoEBEs,  Bch.  1888,  105  ff.  T.  1—3; 
Phot  des  ath.  Inst.;  Ovbbbeok  I^  F.  160  (er 
zweifelte  anfangs  [Ber.  d.  sächs.  Ges.  1888, 
284  ff.],  gab  aber  später  seinen  Widerspruch 
auf  [Plastik  I^  61  ff.]);  restituiert  von  Wald- 
STEiir,  Am.  J.  7,  1  ff.  T.  1. 

'^)  Ein  ähnliches  Musenrelief  befindet 
sich  in  Siena:  Petbbsen,  Rom.  Mitt.  1893, 
62  ff  T.  2,3. 

' ')  lo.  EoPHiNlOTis,  UrtoQla  xov  "A^ovg 
1,40. 


646 


Elaasisohe  Kuuitaroliaologio.    IL  Gesohiohie  der  alten  Kunst. 


falls  durch  Münzbilder;  auch  unechte  gab  es  einst  und  gibt  es  noch.^)  Wie 
unsere  Quellen  beschaffen  sind,  lässt  sich  am  sichersten  über  die  typischen 
Motive  des  Praxiteles  sprechen.  Von  dem  ruhigen  Stande  geht  er  weiter 
zum  Ausruhen,  indem  seine  männlichen  Figuren  sich  auf  einen  Stamm 
oder  Pfeiler  lehnen,  die  Beine  kreuzen  und  die  eine  Hüfte  ausbiegen,  was 
ihnen  ein  weibliches  Aussehen  gibt.*)  Manchmal  tändeln  sie.  Dennoch 
darf  man  stets  von  ihnen  glauben,  dass  sie  nur  momentan  nach- 
lässig erscheinen.  Praxiteles  hat  hier  nur  malerische  Versuche  in  die 
Plastik  übertragen.')  Seine  Frauenfiguren  bekleidete  er  mit  einem  hoch- 
gegürteten Gewände,  das  einen  grossen,  die  Hüfte  verhüllenden  Überschlag 
hatte  ;^)  sie  stehen  seltsamerweise  fester  als  die  Männer,  Artemis  schreitet 
energisch  vorwärts.  Wie  dagegen  die  einzelnen  Formen  aufgefasst  waren, 
liegt  nicht  so  klar;  nur  scheinen  Apollo  und  Dionysos  bereits  etwas  weib- 
liches angenommen  zu  haben.  An  seinem  Hermes  fällt  der  kleine  Mund 
umsomehr  auf,  als  das  Kinn  zurückspringt;  Schattenwirkung  ist  am  Auge 
durch  Vorragen  des  Stirnknochens  hervorgerufen.  Die  Anmut  des  Ge- 
sichtes liegt  zum  guten  Teil  in  der  graziösen  Haltung  des  Kopfes;  Praxi- 
teles gibt  jenem  gerne  einen  sinnlichen  Ausdruck,  der  sogar  zu  Verirrungen 
Anlass  gab.^)  Vergleicht  man  seine  Arbeitsweise  mit  der  früherer  Meister, 
so  föllt  nicht  bloss  die  Bevorzugung  des  Marmors  auf,  sondern  auch  die 
Bemerkung,  dass  er  seinen  Leibmaler  hatte,  der  ihm  seine  Statuen  mit 
Wachsfarben  kolorierte;^)  so  viel  gab  Praxiteles  trotz  seiner  technischen 
Virtuosität  auf  die  Farbenwirkung.  Andererseits  verstand  er  sich  zu  Belief- 
ai'beit  (S.  645)  und  fertigte  grosse  Gruppen  für  Giebel  und  sonst  ;^)  ebenso 
gingen  Grabfiguren  (z.  B.  ein  Krieger  neben  Pferd)  aus  seinem  Atelier 
hervor.^) 

Von  Polykleitos  dem  Sikyonier  mussten  wir  einen  jüngeren  Poly- 
kleitos,  Mothon's  Sohn,^)  sondern,  welcher  nach  unserer  Ansicht  haupt- 
sächlich folgende  Werke  fertigte.  Für  den  argivischen  Heratempel  (S.  640) 
schuf  er  das  Goldelfenbeinbild,  ^®)  welches  ihm  das  Bürgerrecht  von  Argos 


0  OvBRBBCK,  Schriftq.  1195.  1282  ff.; 
LöWT  488.  502;  Nuova  Antologia  a.  XXVI 
Bd.  116,  669  ff.  (Baumstamm  in  Verona). 

^)  Satyr;  Apollon  Sauroktonos;  Dionysos 
in  Elia:  Num.  comm.  p.  72  f.  m.  Abb.  (angeb- 
lich in  der  Bronze  Sambon:  Moseo  ital.  3, 
751  ff.  T.  7). 

')  Anlehnen  an  einen  Baum:  Robsbt, 
Nekyia  S.  56. 

^)  Leto  und  Chlona,  in  Argos:  Num. 
comm.  p.  37,  16  T.  E  36—8;  Leto  und  ihre 
Kinder,  in  Mantineia:  Num.  comm.  p.  93,  2 
T.  S  16.  17;  die  gleichen  in  Megara:  das. 
p.  6,  8  T.  A  X;  Tyche,  in  Megara:  das.  p.  7, 
11  T.  A  XIV;  Artemis,  in  Antikyra:  das. 
T.  Y 17.  Von  der  Hera  in  Plataiai  (Num. 
comm.  p.  110,  1;  Brii  Mus.,  cat.  T.  9,  3.  4; 
Num.  Ztg.  m  T.  9,  12)  und  der  koischen 
Aphrodite  (Mus.  Hunter.  112,  1)  geben  die 
M&nzen  nur  den  Kopf.  Stüdniozka  (Ver- 
mutungen 8.  25  u.  Hermes  22,  496)  erkennt 
die  brauronische  Artemis  in  der  sog.  Diana 


von  Gabii.  Die  Agathe  Tyohe,  von  Athen 
auf  das  Kapitel  versetzt  (Plin.  36,  23;  Ael. 
V.  h.  9,  39),  scheint  unbekannt. 

^)  Diod.  XXVI  a.  A.;  Nymphen  yeXdSffm 
Anth.  Plan.  4,  262,  1 ;  Aphrodite :  Lncian. 
imag.  6  u.  amor.  13;  Anth.  Planud.  4,  159, 2; 
Eros:  Anthol.  Plan.  4,  204;  Dirne:  Plin.  34, 
70;  dazu  die  Schilderungen  des  Kallistratoa. 
Anekdoten:  Plin.  36, 23.  39;  Ael.  v.  L  9, 39; 
Lucian.  amor.  15  f.  u.  ö. 

«)  Plin.  35,  122.  133. 

'}  Thespiades  in  Thespiae,  später  in 
Rom:  Gic.  in  Verr.  4,  4;  Plin.  36,  39.  34,  69, 
vgl.  BxivNDOBF,  de  anäiol.  Gr.  evigr.  p.  67 
(fflnf  Bakchantinen);  nach  Max  Matbb,  Atfa. 
Mitt.  17,  261  ff.  Musen;  Giebelfiguren  am 
Heraklesheiligtum  in  Theben:  Paus. 9, 11,4. 

*)  Paus.  1,  2,  3. 

»)  Paus.  2,  22,  7. 

>o)  Beschrieben  Paus.  2, 17, 4;  Ovbbbbok, 
Schriftq.  932  ff. 


Kap.  VnL    Die  sw«iie  lioliMiistiMlie  Periode:  Freiheit  der  Knnet.  (§  337.)    647 


eingetragen  zu  haben  scheint.^)  Für  Megalopolis  machte  er  einen  Zeus 
Philios.  Dies  sind  die  erkennbaren  Grenzen  seiner  Thätigkeit;  denn  ein 
Denkmal,  das  seine  Signatur  mit  der  des  Lysippos  verbindet,  muss  einen 
Böotier  Polykleitos  meinen  oder  spätere,  nach  dem  Wiederaufbau  Thebens 
gemachte  Kopie  sein.*)  Leider  wissen  wir  über  den  Bildhauer  nichts  als 
was  Schriftquellen  und  Münzen  über  die  argivische  Hera  und  den  Zeus 
Philios  lehren  und  dies  ist  herzlich  wenig.  ^)  Jene  erkannte  Winckelmann 
in  der  Hera  Ludovisi,  Brunn  *)  in  der  „Hera*  Famese,  von  der  es  zweifel- 
haft sein  dürfte,  ob  dieselbe  überhaupt  eine  Hera  darstellt.  Der  jüngere 
Polykleitos  machte  sich  im  Grunde  bekannter  als  Leiter  von  Bauten, 
worüber  bereits  oben  eine  Bemerkung  gemacht  wurde ;  die  Badekommission 
des  Kurortes  Epidauros  zog  ihn  zur  Erbauung  eines  steinernen  Theaters 
und  einer  Tholos  heran.^)  Sein  Bruder  Naukydes  machte  zum  Herabüde 
eine  Hebe.*)  Er  steht  sonst  ganz  auf  dem  Boden  des  älteren  Polykleitos, 
dass  nur  Athleten  und  Heroen  darzustellen  seien.  Von  Polykleitos  wahr- 
scheinlich stammt  Naukydes  der  jüngere,  Bürger  von  Argos/)  der  wieder 
den  Sikyonier  Alypos  und  einen  Argiver  Polykleitos  zum  Schüler  hat;*) 
dies  Wlt  schon  in  die  alexandrimsche  Zeit.  In  Sikyon  waren  Verwandte 
zurückgeblieben,  welche  eine  Nebenlinie  bildeten:  Patrokles  mit  seinen 
Söhnen  Daidalos  und  Naukydes;*)  vielleicht  gehört  zu  diesem  Zweige  noch 
Alypos,  angeblich  eines  Argivers  Polykleitos  Lehrer.  Es  sind  Athleten- 
bildner; man  hat  vermutet,  dass  einer  der  stehenden  Diskoswerfer  auf 
Naukydes'  Diskobol  zurückgehe.  Jenem  letzten  Polykleitos  dürften  die 
knöchebpielenden  Knaben,  welche  Plinius  in  der  Vorhalle  des  Kaisers 
Titus  bewunderte,  gehören;  denn  es  war  gewiss  der  junge  Patroklos  ge- 
bildet, wie  er  seinen  glücklicheren  Gegner  angreift.  Diese  den  Heros 
eponymoB  jenes  Patrokles  darstellende  Gruppe  dürfte  in  einer  Statue  der 
Titusthermen  wiedergegeben  sein.'^)  Li  Argos  selbst  kommt  nach  langer 
Pause  wieder  ein  Bildhauer  HagelaXdas  vor,  welcher  für  Messene  ein  gi*osses 
Zeusbild  (den  unbekleideten  Zeus  mit  dem  Blitze  vorwärts  schreitend)  >  0  ^^^ 
für  Aigion  einen  unbärtigen  Zeus  und  Herakles  schuf  ;^^)  wir  bemerken 
eine  doppelte  Auffassung:  Zeus  als  schrecklichen  Blitzgott  und  dann  den- 
selben durch  jugendliches  Aussehen  uns  näher  gebracht.  Endlich  fehlt 
in  dieser  Reibe  die  Marmorinsel  Paros  nicht.  Aus  einer  Steinmetzen- 
familie, in  welcher,  wie  es  scheint,   die  Namen  Aristandros  und  Skopas 


^)  Er  heiflst  bei  Pauaanias  'Joystog. 

>)  LöwT  Nr.  93  (Polykleitoe  kann  nioht 
in6$tc8  geBchrieben  haben).  Zar  Chronologie 
siehe  besonders  L6sohcke,  AZ.  1878,  10  ff.; 
L6wY  a.  O.;  neuerdings  Ghbibt,  Sitzungsbei. 
d.  bayer.  Akad.  1894  I  27  ff.;  Prbunbb,  Bon- 
ner Studien  S.  217  ff.  Die  Hera  pflegft  dem 
Alteren  Polykleitos  zugeteilt  zu  werden. 

»)  Hera:  Num.  Comm.  p.  34,  6  T.  J  12 
—15;  vgl.  OvKBBBOX,  Kunstmyth.  II  S.  43; 
Zeus:  Num.  comm.  p.  36,  11  T.  K25— 28. 

*)  A.  1864,  297  ff.;  Woltkbs  500  ff. 

»)  S.  108.  324;  Theater:  Christ  a.  0. 
S.  1  ff.;  Tholos:  Ant.  Denkm.  II  T.  2-~5. 

•)  Paus.  2,  22,  7. 


')  LöWY  Nr.  87. 

8)  Paus.  6,  1,  3.  6,  2. 

»)  LöWY  Nr.  86.  88-9. 

^^)  Im  brittischen  Museum  Graecorom. 
Bculpt.  Nr.  186  (Anc.  marbl.  II  31;  Clabag 
880,  2254);  vgl.  Miohablis,  AZ.  1867,  102  ff. 
(nach  ihm  alexandrinisch). 

*^)  Auf  messenischen  Münzen:  Num.comm. 
p.  67,  5;  Paus.  4,  33,  2;  Identitftt  bestritten 
von  OvBBBBCK,  Euustmyth.  2,  11  ff.  und 
HBTDBMAim,  Gigantomachie  S.  6.  Versuche, 
die  Nachrichten  auf  öinen  HagelaXdas  zu  be- 
ziehen, machten  Ovbbbegk,  Eunstmythol.  2, 
11  ff.  und  Hbydbkahh,  Gigantomachie  S.  6. 

'-)  Abb.  iiuf  Münzen;  Comm.  p.  84,  3. 


648 


ElassiBche  Kniuitaroh&ologie,    IL  Geacbiohie  der  alten  Knnet. 


wechselten, >)  ging  der  berühmte  Skopas  hervor.*)  Gleich  Polykleifcos 
und  ziemlich  gleichzeitig  mit  diesem  finden  wir  ihn  als  Leiter  eines  Prachtbaus. 
Als  Ol.  96,  2  (395/4)  der  Athenatempel  von  Tegea  abbrannte,  wurde  Skopas 
der  Leiter  des  Baues  und  erhielt  so  viele  Mittel  zur  Verfügung  gestellt, 
dass  kein  grösserer  und  prächtigerer  Tempel  im  Peloponnes  erstand.  Diesem 
Heiligtum  allein  verdanken  wir  Originalwerke  des  Skopas  oder  doch  Arbeiten 
nach  Entwürfen  desselben ;  von  den  Giebelgruppen,  welche  die  kalydonische 
Jagd  und  die  Telephosschlacht  am  Ea'ikos  darstellten,  sind  einige  Reste 
ausgegraben  worden;^)  teilweise  war  Skopas  zum  alten  Hochrelief  zurück- 
gekehrt. Andere  Nachrichten,  welche  sich  gleichfalls  auf  Marmorbauten 
beziehen,  führen  in  eine  wesentlich  spätere  Zeit.  Als  nämlich  der  karische 
König  Maussollos  Ol.  107,  2  (351/50)  starb,  unternahm  seine  Gattin  Arte- 
misia  das  berühmte  Grabmal,  welches  erst  nach  ihrem  Tode  (349)  vollendet 
wurde.  Skopas  soll  sich  mit  Bryaxis,  Leochares  und  Timotheos  in  die 
vier  Seiten  des  Denkmals  geteilt  haben  ;^)  aus  den  erhaltenen  Besten,  über 
welche  später,  die  Arbeiten  des  Skopas  herauszufinden,  ist  noch  nicht  ge- 
lungen. Wie  hier  Skopas  unter  anderen  Architekten  arbeitete,  soll  er  an  den 
36  kolossalen  Reliefsäulen  von  Ephesos  beteiligt  gewesen  sein,  von  welchen 
anscheinend  eine  seinen  Namen  aufwies;  auch  hier  erhebt  sich  die  Frage, 
ob  von  dem  Erhaltenen  dem  Skopas  etwas  zukommt.  Über  die  Kunst- 
richtung des  Skopas  fehlt  aUe  Überlieferung;  wenn  ihn  die  Neueren 
als  den  pathetischen  Künstler  Praxiteles  dem  Freunde  der  stillen  Anmut 
gegenüberstellen,  so  beruht  dies  ausschliesslich  auf  dem  Ruhm,  den  seine 
Mänade  genoss;  sie  stürmte  in  bakchischer  Verzückung,  mit  einem  toten 
Zicklein  in  den  Händen,  vorwärts.^)  Ln  übrigen  jedoch  machte  Skopas, 
wie  Praxiteles,  eine  unbekleidete  Aphrodite ;  auch  seine  Atalante  war  nach 
dem  Münzbilde  spärlich  bekleidet.  Seine  auf  einem  Bock  reitende  Aphro- 
dite Pandemos  entspricht  gewiss  ebenso  wenig  dem  älteren  Ideale;^)  er 
benützte  das  „polygnotische*"  Motiv  des  bogenförmigen  Gewandes.  Den 
schweren  Chiton  mit  Überschlag  trägt  auch  seine  Hekate. '')  Skopas'  Herakles 
scheint  bartlos  und  schlank  gewesen  zu  sein;^)  diesen  oft  vorkommenden 
Typus  dürfte  er  eingeführt  haben.®)  Endlich  stimmt  Skopas  mit  Praxi- 
teles darin  überein,  dass  er  ein  grosses  Gruppenbild  schuf,  das,  wie  die 


1)  LöwY  Nr.  287.  288;  Paus.  3,  18,  7. 
Einen  älteren  Skopas  nehmen  Exsiir,  Arch.- 
ep.  Mitt.  4,  22  ff.  und  Robert,  archftolog. 
Märchen  S.  46  an;  dagegen  Bruiin,  Sitzungs- 
berichte d.  bayer.  Akad.  1880,  453  ff. 

^)  Urlicbs,  Skopas'  Leben  und  Werke, 
Greifsw.  1863;  Stark,  Philo!.  21,  415  ff.; 
R.  Weil,  Baumeisters  Denkm.  3,  1666  ff.;  v. 
Sybbl,  Ztschr.  f.  bild.  K.  N.  F.  2,  249  ff.  und 
Rom.  Mitt.  6,  241  ff.;  Furtwakolbr,  Meister- 
werke S.  511  ff. 

»)  S.  111 ;  Ath.  Mitt.  6, 394  ff.  T.  14.  15; 
Ant.  Denkm.  1,  35;  Bruckm.  Phot.  44;  Wol- 
ters Nr.  2101—3;  Baumeisters  Denkm.  Fig. 
1732  ff.  Ausserdem  ist  eine  Mttnze  von 
Tegea  (Nom.  comm.  p.  108,  1  T.  V  20)  heran- 
zuziehen. Anderes  stammt  vielleicht  vom 
Fries  (Fouo^res,  Bch.  13,477  ff.  T.  6;  siehe 


auch  das.  14,  512  ff.  T.  12). 

*)  Plin.  36,  30  ff.;  Vitr.  7  praef.  12.  (Statt 
des  wenig  bekannten  Timotheos  nannten 
andere  Praxiteles). 

»)  Anthol.  Pal.  9, 774;  Anth.  Plan.  4,57. 
58.  60;  Eallistratos  2.  Hsydemaitn  (Mitt 
S.  75, 180)  glaubt  auf  sie  eine  zahlreiche  Relief  - 
gruppe zurückführen  zu  dtlrfen;  anders  Win- 
ter, L.  Winckelmannspr.  S.  97  ff. 

^)  In  Elis:  Paus.  6,  25,  1;  Nnm.  oomm. 
p.  72,  5  T.  P  24;  R.  Weil,  Arch.  AuMtse 
jS.  Curtius  gew.  S.  134. 

^)  Num.  comm.p.  39,  20  T.  K41. 

«)  Num.  conim.  30, 7  T.  H 11;  vgl.  Rom. 
Mitt.  1,  54  f. 

B)  Mit  Pappelkranz:  Graf,  R(Sm.  Mitt. 
4,  189;  dazu  AA.  1894,  27  m.  Abb.;  Ovbr- 
BECK  U*  8.  24  ff.  m.  Abb. 


Kap.  ym.    Die  sweiie  hellenistifloho  Periode:  Freiheit  der  Kunst.  (§  337.)    649 


Thespiaden,  nicht  notwendig  für  einen  Giebel  bestimmt  war:  „Thetis  auf 
dem  Wege  zu  Achilleus,  begleitet  von  Poseidon  und  den  Meerwesen'. 9 
Daher  dürfte  es  gekonmien  sein,  dass  manche  die  Niobiden  Praxiteles 
«oder*  Skopas  beilegten.  Eine  nähere  Kenntnis  jener  Gruppe  würde  lehren 
können,  ob  die  pathetische  Auffassung  der  Meereswesen  von  Skopas  in 
die  Kunst  eingeführt  ist;  dem  Inselgriechen  wäre  sie  wohl  zuzutrauen, 
ihre  Quelle  hat  dieselbe  wohl  weniger  in  der  Litteratur  als  im  Volks- 
märchen. Die  Bruchstücke  von  Tegea  und  der  olympische  Hermes  be- 
weisen aber,  dass  das  männliche  Schönheitsideal  der  beiden  wesentlich 
verschieden  war.  Von  dem  ovalen  Gesichte  und  dem  runden  Schädel  des 
Hermes  stechen  die  breiten  Backenknochen  und  spitzen  Schädel  der  Giebel- 
figuren scharf  ab. 

In  diesen  Bildhauerfamilien  wird  die  Tradition  aufrecht  erhalten ;  sie 
repräsentieren,  soviel  wir  beurteilen  können,  den  ruhigen  Fortschritt  und 
den  durchschnittlichen  Zeitgeist.  Aber  das  Schwanken  des  geistigen 
Lebens  tritt  in  den  Neulingen  vielleicht  deutlicher  hervor.  Wie  es  in  der 
Politik  Reaktionäre  gab,  so  erscheint  in  der  Kunstgeschichte  Kallimachos 
als  Nachzügler  einer  älteren  Generation.  Dem  Kaiamis  in  seiner  zier- 
lichen Weise  verwandt,*)  arbeitete  er  für  das  Erechtheion  und  den  pla- 
täischen  Heratempel,  dessen  Kultbild  Praxiteles  fertigte.  Ein  Komiker 
nannte  ihn  xaTtnrjSnexvog  wegen  seiner  peinlichen  Detailarbeit.  Baumeister 
war  er  wie  seine  Zeitgenossen,  schreibt  man  ihm  doch  die  Einführung  des 
korinthischen  Kapitells  zu;?)  femer  machte  er  eine  Frauengruppe  (tan- 
zende Lakonierinnen) ,  Hera  fasste  er  als  jugendliche  Braut.  Ein  Werk, 
das  seinen  Namen  trägt,  ein  Votivrelief  des  kapitolinischen  Museums  mit 
einem  Satyr  und  drei  Nymphen,  wird  ihm  abgesprochen,  weil  der  Stil 
altertümelt;  ist  die  Inschrift  wirklich  gefälscht?^)  Der  konservativen  Rich- 
tung dürfen  wir  dann  auch  gewiss  die  Gold-  und  Goldelfenbeinkunst  zu- 
rechnen, deren  hervorragendstes  Produkt  nächst  der  argivischen  Hera  der 
epidaurische  Asklepios  des  Thrasymachos  ist.^)  Zur  myronischen  Rich- 
tung gehört  ausser  Lykios  der  Tierbildner  Strongylion  in  der  letzten 
Zeit  des  peloponnesischen  Krieges.^) 

Der   eigentliche  Reformator   der  Kunst  ist  dagegen  der  Sikyonier 


>)  Plin.  86, 26;  nach  Urlichs  und  Bbünn 
in  einer  Friesplatte  der  Glyptothek  Nr.  150, 
welche  den  Hochzeitazng  des  Poeeidon  und 
der  Amphitrite  darstellt  (Baumeister  T.  62 
nach  Phot.;  Bruckm.  Phot.  124),  wiederge- 
geben. —  LüTzow  (Ztschr.  f.  bild.  E.  1882 
S.  823)  führte  zwei  kleine  Terrakottaköpfe  in 
München  (Lützow,  Münchner  Antiken  T.  1. 
33)  auf  Skopas  zurück.  Neuerdings  haben 
Graf  (Rom.  Mitt.  4,  189  ff.)  und  L.  v.  Stbel 
(Ztsch.  f.  bild.  E.  N.  F.  2,  249  ff.)  eine  Reihe 
von  Eöpfen  dem  Skopas  zugewiesen.  Der 
Apollo  Smintbeus  auf  Münzen  von  Alexan- 
dreia  Troas  (Ovbbbbck,  6er.  d.  sächs.  Ges. 
1886  S.  13  ff.  u.  Gesch.  d.  griech.  Plastik  n^ 
S.  17)  scheint  mir  in  die  Zeit  der  Perser- 
kriege zu  gehören.  Es  fehlt  hier  der  Raum, 


um  alle  Vermutungen  auftuführen. 

')  Dionys.  Hai.  de  Isoer.  8;  Greg.  Naz. 
adv.  episcop.  744. 

»)  Vitruv.  4, 1,  10. 

*)  Löwt500;  Abguss  Rigbbtti,  Campid. 
T.  I,  C;  FoooiKi,  mus.  Capitol.  IV  T.  43;  ver- 
teidigt von  FuBTWÄNGLBB,  Moistorwerke 
S.  200  ff. 

«)  S.  597.  Nach  einer  Inschrift  (Beb. 
14,  592;  Arch.-ep.  Mitt.  14,  129)  gehört  er 
in  das  4.  Jahrhundert.  Goldplastik  in  Athen : 
CIA.  I  176.  11  2,  720. 

^)  LöWT  52.  Seine  eherne  Artemis  von 
Megara  kommt  auf  Münzen  von  Megara 
(Num.  comm.  p.  4,  1  T.  A  1)  und  Pagai  (das. 
p.  8,  1)  vor. 


650 


Klasttscho  Kuiuitarohäologie.    II. 


der  tlten  Kunst. 


Lysippos,*)  welcher  jünger  als  Praxiteles  und  Skopas  gewesen  zu  sein 
scheint;  greift  doch  sein  Leben  über  die  Orenze  des  nächsten . Zeitalters 
hinüber.^)  Lysippos  begann  als  einfacher  Kunstschmied.  Die  Historiker, 
welche  sonst  überall  einen  Schulzusammenhang  witterten,  hatten  von  ihm 
nur  eine  gegenteilige  Anekdote  zu  berichten:  Als  er  den  Maler  Eupompos 
gefragt,  welchen  älteren  Meister  er  sich  zum  Vorbilde  nehmen  solle,  habe 
ihn  dieser  auf  das  Strassenpublikimi  hingewiesen.')  Wenn  er  auch  kein 
Naturalist  wurde,  hat  er  sich  doch  seinen  eigenen  Stil  gebildet.  Lysipp 
ging  natürlich  von  dem  berühmtesten  Meister  seiner  Gegend,  dem  älteren 
Polykleitos,  aus;  statt  jedoch  ein  Aggregat  von  männlichen  Tüchtigkeiten 
zusammen  zu  stellen,  beobachtete  Lysipp  den  wirklichen  Typus  seines 
Volkes,  daher  machte  er  die  Formen  schlanker  und  die  Köpfe  kleiner. 
Hiebei  bediente  er  sich  nicht  bestimmter  Modelle,  sondern  idealisierte  in 
seiner  Art.^)  Wie  den  Künstler  das  angelernte  Handwerk  vor  den  Vorur- 
teilen der  zünftigen  Bildhauer  schützte,  so  war  es  ihm  in  technischer 
Hinsicht  förderlich;  so  viele  Statuen  wie  Lysippos  hat  keiner  gefertigt.*) 
Freilich  beschränkte  er  sich  auf  die  Erzgiesserei  und  hatte  ohne  Zweifel 
viele  Gesellen.  Jene  grose  Zahl  der  Statuen  lässt  zugleich  die  Beliebtheit 
des  Künstlers  erkennen,  welche  er  freilich  zimi  guten  Teil  der  Gunst  Ale- 
xanders dankte.  Die  bekannten  Anekdoten  über  das  Verhältnis  von  Herr- 
scher und  Künstler  gehen  wohl  davon  aus,  dass  der  König  selbst  seine 
Bilder,  deren  er  eine  sehr  grosse  Anzahl  weihte,  Lysippos  allein  auftrug;^) 
dieser  hat  denn  auch  den  Idealtypus  Alexanders  für  die  Folge  geschaffen, 
einen  heroischen  Jüngling  mit  aufgebäumtem  Stirnhaar,  seitwärts  geneigtem 
Kopfe  und  etwas  empor  gerichteten,  verschwimmenden  Augen. ^)  Lysippos 
hat  den  König  in  verschiedenen  Altersstufen  und  Handlungen  aufgefasst,^) 
heroisch  und  doch  republikanisch,  was  ihn  von  Apelles  vorteilhaft  untere 
scheidet.  Ob  unter  den  erhaltenen  Alexanderbildern  sich  eigentliche  Nachbil- 
dungen der  lysippischen  befinden,  erforderte  eine  eingehendere  Prüfung; 
jedenfalls  wurden  im  Altertum  —  ich  denke,  unter  den  Diadochen  — 
Kopien  angefertigt.^)  Über  Lysipps  Götterbilder  ist  ausser  der  tech- 
nischen Merkwürdigkeit  des  Zeuskolosses  von  Tarent^^)  nur  hervorzuheben, 
dass  er  den  Götterkönig  ganz  unbekleidet  darstellte  und  einmal,  wie  Hage- 
laidas,  blitzend  schreiten,  oder  aber  lässig,  „praxitelisch'',  stehen  liess.^^) 
Der  allegorischen  Richtung  der  Malerei  folgte  der  symbolisch  ausgestaltete 
Kairos.^')     Herakles  wurde  von  Lysipp    im  Sinne  der  Decadence  pessi- 


*)  E.  LöwT,  Lysipp  u.  seine  SteUung  in 
d.  griech.  Plastik,  Holtzendorf  sehe  Samml. 
1891,  m.  15  Abb. 

^)  Frühestes  Datom  nach  Ol.  103:  Löwr 
94;  vgl.  Aih.  Mitt.  10,  144  £f. 

«)  Plin.  34,  61. 

*)  Plin.  34,  65 ;  Aber  seinen  Aussprach 
KsKULJ,  Berl.  aroh.  Ges.  1892  November; 
vgl.  SoHNBiDEB,  Festschrift  für  Overbeck 
S.  85  ff. 

")  Plin.  34,  37. 

«)  OvERBBCK,  Schriftq.  1479  ff.  Die 
schlechtere  Überlieferang  spricht  von  einem 


Edikte  Alexanders. 

»)  Plut.  de  Alex.  virt.  II  2.    Alex.  M.  4. 

8)  Plin.  34,  63;  vgl.  Plut  Is.  24. 

*)  Inschrift  aus  Lychnidon :  Bch.  1,294, 
88  =  Plut  de  Alex,  fort  2,  2. 

")  Plin.  34,  40. 

^*)  Münzen  von  Megara  (Num.  comm. 
p.  5.  4  T.  A  4)  und  Sikyon  (das.  p.  29,  6 
T.  H  X). 

*')  Massgebend  sind  nur  das  Epigramm 
des  Poseidippos  (Anth.  Pal.  app.  66)  und  eine 
Phaedrusfabel  (5,  8).  Später  wurde  das  Motiv 
öfter  umgebildet.    Die  Statue  kam  in  das 


Kap.  Vm.    Die  sweite 


Periode:  Freiheit  der  Kunst.  (§  337.)    651 


mistisch  aufgefasst:  Er  sass  müde  und  niedergeschlagen  auf  einem  Korbe, 
welcher  die  Räumung  des  Augeiasstalles  andeutete.  ^)  Neben  Skopas'  Mä- 
nade  stellt  sich  die  «trunkene*,  d.  h.  den  Kopf  zurückwerfende  Flöten- 
spielerin, ohne  Zweifel  ein  dionysisches  Weihgeschenk.*)  Unter  den  Por- 
trätstatuen gefiel  am  meisten  der  Apoxyomenos,  von  welchem  wir  noch 
eine  Nachbildung  besitzen.')  Handlung  und  Stimmung  dürften  nicht  immer 
harmonieren ;  der  Mistkorb  nimmt  sich  an  einer  Kolossalfigur  etwas  sonder- 
bar aus  und  zum  Abschaben  des  Palästrastaubes  stimmt  die  melancholische 
Träumerei  des  Jünglings  nicht  ganz.  Die  Römer  der  Kaiserzeit  legten 
überdies  gar  manchem  Erzbilde,  auf  dessen  Besitz  der  Einzelne  oder  die 
Stadt  stolz  war,  den  berühmten  Namen  bei;  denn  in  Lysipp  gipfelt  nach 
dem  Gewährsmann  des  Plinius  die  alte  Kunst.  Wiederholt  wurde  im  an- 
tiken Kunsthandel  der  Name  gefälscht,^)  sodass  wir  gegen  Zeugnisse  von 
Dilettanten  der  Kaiserzeit  Misstrauen  hegen  müssen;  dies  trifft  z.  B.  auf 
die  bronzene  Tafelfigur  eines  Herakles  d,  Herakles  epitrapezios')  zu.  Es 
existieren  davon  verschiedene  Exemplare,  deren  eines  von  Diogenes  sig- 
niert-ist.*) 

Die  zersplitterten  Nachrichten  und  Denkmäler,  welche  über  die  son- 
stige Kunstthätigkeit  vorhanden  sind,  folgen  hier  nach  den  Orten  an  ein- 
ander gereiht.  In  Athen  fanden  wir  Praxiteles,  Skopas,  Kallimachos  und 
die  Ooldplastiker  in  verschiedenem  Sinne  thätig.  Von  den  übrigen  Bild- 
hauern interessiert  um  den  Anfang  des  peloponnesischen  Krieges  Pyrrhos, 
dann  aus  der  Generation  des  korinthischen  Krieges  Demetrios,  weil  jeder 
eine  Frauenstatue  auf  die  Akropolis  machte  und  hiebe!  wohl  den  alten 
Tjrpus  weiter  bildete.  ^)  Strabax  und  andere  fertigten  die  sich  inuner  mehr 
verbreitenden  Votiv-  und  Ehrenstatuen.')  Erst  aus  der  Periode  des  De- 
mosthenes  sind  hervorragende  Namen  nachzutragen.  Leöchares,  der  für 
den  Strategen  Timotheos  (gest.  355),  am  MaussoUeion  (S.  648)  und  nach- 
mals für  König  Alexander  arbeitete,^)  knüpfte,  als  er  den  „Raub  des  Gany- 
medes',  sein  berühmtestes  Werk,  schuf,  an  die  delischen  Akroterien  (S.  642) 
an ;  seinem  Zeitalter  machte  er  in  den  halbweiblichen  Formen  des  Knaben 
und  der  malerischen  Anlage  eine  Konzession.  Die  Marmorgruppe  im  Vati- 
kan mag  auf  dieses  Werk  zurückgehen.^)    Mit  Leöchares  zusanunen  ar- 


Lauseion  (Cedren.  comp.  bist.  p.  322  c).  Das 
Relief  in  Turin  (Benndobf,  AZ.  21,  81  ff. 
T.  1,  1)  ist  wohl  modern  (Hktdekank,  Mitt 
S.  35),   ebenso   das  Lnpoli-Montferrand'scbe. 

0  OvEBBBCK,  Scbnftq.  1468  ff. 

«)  Plin.  84,  63. 

')  Plin.  34,  62;  Marmorstatae  im  Vati- 
kan: Ratet  II  47;  Woltebs  1264;  zweinn- 
yoUendete  Marmorstataetten  aas  Eyrene: 
Reinach,  cbron.  p.  712.  Vgl.  J.  Eöfpebs, 
der  A.  des  Lysippos  u.  d.  griecb.  Palflstra, 
Virchows  Samml.  v.  Vortr.  VIII  Nr.  191;  Dia- 
dnmenos  vielleicht  nachgebildet  in  einer 
Thonstataette  aus  Smyma:  Jhst.  1885  T.61 
=  PoTTiEB,  stataettes  S.  193. 

*)  LöwT  476.  606. 

*)  Ravaissoh,  Qa.  10,  29.  65  ff.  T.  8; 
Hetdexank,  Pariser  Antiken  S.  23  ff.;  Wbiz- 


SAOKBB,  Jahrb.  4,  105  ff.  (vgl.  besonders 
S.  109  f.)  m.  T.  3;  Statuette  des  Diogenes: 
LöwT  Nr.  361 ;  Jhst.  III  T.  25. 

')  P3rrThos:  Löwy  53,  vgl.  Athen.  Mitt. 
16, 153  ff.;  über  Nachbildungen  seiner  Athena 
Hygieia  Miohaeus,  Ath.  Mitt.  1,  286  ff.;  De- 
metrios: Löwy  Nr.  62—4;  Plin.  34,  76,  vgl. 
Michaelis,  Ath.  Mitt.  1,  50. 

^)  LöwT  55  (Apollodoros  ist  der  älteste 
unter  diesen).  65  ff.  84 ;  Plinius  sagt  phüo- 
sophas  (34,  86.  87). 

«)  Ps.  Plut.  Vit.  X  or.  Isoer.  27 ;  Plut. 
Alex.  40. 

»j  Plin.  34,  79;  Tatian.  c.  Graec.  56  (roV 
äy&Qoyvpoy);  vgl.  Jahit,  archäol.  Beiträge 
S.  20  ff.;  vatikanische  Gruppe:  Wolters  1246; 
Phot.  Bruokm.  158;  Hblbig,  Führer  I  Nr.  398; 
nach    malerischer   Vorlage    Fubtwakglbb, 


652 


KUtMisohe  Knnstarcliäologie.    IL  Geschioliie  der  tlten  Kunst. 


beitet  der  Olynthier  Sthennis,  dessen  Werkeverzeichnis  zu  keiner  Bemer- 
kung Anlass  gibt  ausser  dass  er  neben  opfernden  und  betenden  Frauen 
auch  weinende  fertigte  —  offenbar  in  der  Art  der  pleureuses  der  sidoni- 
schen  Sarkophage.  >)  Am  MaussoUeionsbau  nahm  weiters  Bryaxis  teil, 
doch  muss  er  jünger  als  seine  Genossen  gewesen  sein,  da  er  noch  für  die 
Seleukiden  und  Ptolemäer  arbeitete.')  Auf  den  orientalischen  Geschmack 
allzuwillig  eingehend,  kann  er  an  dieser  Stelle  höchstens  wegen  seiner 
Arbeiten  im  eigentlichen  Griechenland  stehen,  welche  indes  unbedeutend 
sind.  Seinen  „Asklepios^.  eine  Figur  in  malerischer  Stellung,  kennt  man 
aus  Münzen  von  Megara.^)  Die  neu  gefundene  mit  drei  Reitern  und  Tro- 
phäen skulpierte  Basis^)  enttäuschte  allgemein,  weshalb  sich  die  Entschul- 
digung wiederholte,  sie  sei  ein  Jugendwerk.  In  Halikamass  war  endlich 
Timotheos  thätig,  von  welchem  man  bisher  nichts  eigenartiges  wusste.^) 
Die  Bauinschrift  des  epidaurischen  Asklepiostempels  belehrte  uns  aber,  dass 
die  in  Trümmern  erhaltenen  Giebelgruppen  (S.  642)  und  die  einen  Akro- 
terien  von  ihm  modelliert  und  ausgeführt  sind.^)  Diese  athenischen 
Künstler  arbeiteten  meistens  für  das  Ausland,  welches  die  athenischen 
Bauten  des  fünften  Jahrhunderts  bewunderte;  denn  letztere  zogen  zusammen 
mit  den  Festen  viele  Fremde  an.  Athen  selbst  dagegen  war  in  künstle- 
rischer Beziehung  eine  gut  bürgerliche  Stadt  geworden:  Schöne  Häuser, 
prächtige  Grabmonumente,  Porträtstatuen  und  Yotive,  das  war  das  gewöhn- 
liche Arbeitsfeld  der  damaligen  athenischen  Bildhauer  und  Erzgiesser;  die 
Bilder  siegreicher  Athleten  hatten  sowohl  an  Mannigfaltigkeit  der  « Sche- 
mata'^  als  auch  im  Gesichtsausdruck,  der  Drohung  oder  Siegesfreude  an- 
zeigte, gewonnen.'')  Aus  der  Erlaubnis,  welche  dem  Hieroniken  gegeben 
ward,  sein  Bild  der  Gottheit  zu  weihen,  entwickelte  sich  mit  der  Schwä- 
chung des  religiösen  Gefühles  die  bronzene  Ehrenstatue.  ^)  Als  einmal  der 
Beschluss,  dass  der  Feldherr  Timotheos  auf  diese  Weise  geehrt  werde,  ^) 
den  Bann  gebrochen  hatte,  mehrten  sich  die  Statuen  verstorbener  und 
lebender  Bürger  an  öffentlichen  Plätzen  von  Jahr  zu  Jahr.  Man  nahm 
anfangs  hiezu  die  einfachsten  Typen  des  Redners;  entweder  hielt  er  seinen 
rechten  Arm  in  den  Mantel  eingewickelt,  dass  nur  die  Hand  an  der  Brust 
zum  Vorschein  kam  —  dies  kennzeichnet  die  Männer  der  alten  Zeit,  wie 
Selon  ^^)  oder  Sophokles,  dessen  Statue  im  Lateran  ein  vorzügliches  Beispiel 


Samml.  Sabouroff  am  T.  147  S.  5;  Ver- 
mutuogen  Über  andere  Statuen  beurteilt 
Oyebbeck  II  *  S.  93  f.  Inschriften:  Löwy 
Nr.  77  flf.;  Plin.  34,  79  ist  zu  lesen: 
Lyciscus  mangonem  [puemm]  snbdolae  ac 
fucatae  yemilitatis  [Lycius]  et  ipse  puerum 
suffitorem. 

')  Plin.  34,  90;  Löwy  Nr.  83. 

')  Herkunft:  dem.  AI.  protr.  4,  48,  in- 
direkt bestätigt  durch  die  Inschrift  ohne 
Ethnikon:  JeXuoy  1891,  34  ff. 

»)  Num.  comm.  p.  5,  6  T.  A  6.  7. 

*)  CoüVB,  Bch.  16,  550  ff.  T.  3.  7.  Nach 
Kayt ADIAS   gehört   eine  Nike   darauf  CEa, 


1893,  39  ff.  T.  4.  5  Nike,  6.  7  Basis). 

*)  Plin.  34,  91,  36,  32;  Paus.  2,  32,  4; 
Asklepios  in  Troizen,  auch  Münzen  (ganze 
Figur:  Num.  comm.  p.  49, 9;  Kopf:  unediert). 

«)  FoüCABT,  ßch.  14,  589  ff. 

^)  Xenoph.  mem.  3,  10,  6  ff. 

»)  H.  K.  E.  EöHLEB,  Gesch.  der  Ehre 
der  Bildsäule  bei  den  Griechen,  Denkschr. 
d.  k.  Ak.  zu  München  f.  1816  u.  17,  Bd.  VI 
S.  67—128. 

*)  Der  , eherne  Feldherr*  des  Andokides 
(myst.  38)  steht  auf  heiligem  Grunde. 

*^)  Aeschin.  1,  25.  Man  hat  deswegen 
auch  Aischines  so  gebUdet 


Kap.  ym.    Die  sweite  heUeniatisohe  Periode:  Freiheit  der  Kniist.  (§  337.)    653 


abgibt ')  oder  der  Staatsmann  hielt  den  Arm  wie  sprechend  ausge- 
streckt.*) Der  schon  vor  den  Perserkriegen  geschaffene  Typus  des  Stra- 
tegen, der  in  Perikles'  Büsten  noch  etwas  steif  anmutet,  wird  freier 
und  interessanter; 3)  als  Eubulos  es  verschmähte,  sich  zum  Strategen 
wählen  zu  lassen,  mögen  diese  militärischen  Porträts  seltener  ge- 
worden sein.  Ob  man  bereits  die  Charakterzüge  in  den  Mienen  aus- 
zuprägen verstand  oder  die  «Zufälligkeiten  der  realen  Erscheinung' 
gering  achtete,  wissen  wir  nicht.^)  Von  jenen  halb  privaten  halb  öffent- 
lichen Arbeiten  ist  der  prachtvolle  unterbau  geblieben,  auf  welchem 
Lysikrates  den  im  Jahre  334  gewonnenen  Dreifuss  aufstellte.  Der  runde 
Bau  des  «Lysikratesmonuments''  trägt  über  den  korinthischen  Säulen 
einen  Fries,  welcher  die  Bestrafung  der  tyrrhenischen  Seeräuber  durch 
den  dionysischen  Thiasos  darstellt.^)  Für  die  schöne  Ausstattung  mancher 
Grabbauten  zeugt  die  beim  Hadriansbogen  gefundene  Metope  mit  drei 
klagenden  Frauen.^)  Zu  derselben  Zeit  wurde  dank  dem  Finanzgenie  des 
Lykurgos  Athen  von  neuem  durch  glänzende  Staatsbauten  ausgestattet; 
Theater,  Stadion  und  andere  Gebäude  erhielten  prächtige  Ausstattung, 
leider  hören  wir  weder  über  die  Künstler  (abgesehen  von  dem  Ingenieur 
Philon)^)  noch  über  den  Anteil  der  Kunst  etwas.  In  das  Theater  kamen 
natürlich  Ehrenstatuen  —  zunächst  die  der  driBi  Tragiker.  Die  Götter 
jedoch  mussten  in  dem  Athen  des  vierten  Jahrhunderts  bestenfalls  mit 
irgend  einer  Zierde  der  Akropolis^)  oder  Holzschnitzereien,  wovon  eine 
berühmte  Stelle  des  Symposion  eine  merkwürdige  Probe  gibt,^)  sich  be- 
gnügen. 

Der  Peloponnes  überragt  Athen  nunmehr  in  der  staatlichen  Pflege 
der  Kunst,  teils  weil  er  im  EjHiege  siegreich  geblieben  teils  weil  hier  am 
meisten  nachzuholen  war.  Sparta  wird  auf  Lysanders  Betreiben  mit  Hallen 
und  anderen  Prachtgebäuden  ausgestattet;^®)  doch  sprechen  unsere  einsei- 
tigen Quellen  zu  wenig  davon.  Argolis'  Bemühungen  am  Heraion  und  in 
Epidauros  lernten  wir  bei  der  Familie  des  Polykleitos  kennen.  Unter  den 
erhaltenen  Originalen  sei  der  als  polykletische  Hera  veröffentlichte  Kopf 
einer  Göttin  genannt,  i»)  An  den  Tempeln  von  Epidauros  (S.  108)  waren 
viele  Künstler  beteiligt,  die  wenigstens  zum  Teil  einheimische  gewesen 


^)  Wolters  1807;  Bknkdobf  q.  Schöhb, 
lateran.  MuBeam  S.  153;  Hblbio,  Führer 
I  Nr.  656.  Wir  können  ancli  die  philosophi 
(S.  651  A.  7)  hieher  stellen. 

')  Der  cantionans  des  Eephisodotos  wird 
durch  die  etmskische  Erzstatoe  illustriert. 

')  Z.  B.  Kopf  in  der  Sammlung  Pastoret: 
CovzB,  AZ.  1868,  1  ff.;  Abg.  Vor  dem  Xerxes- 
kriege  mit  den  Landesheroen  verbunden 
(Paus.  10,  1,  10.  10,  1.  2). 

*)  Plinius  (35, 153)  scheint  das  realistische 
Porträt  von  Lysistratos,  einem  Bruder  Lysipps, 
an  zu  datieren.  Bilder  des  AlkibiadesHoussATE, 
G.  d.  b.-a.  1873  II  473  ff.  Der  langhaarige 
Porträtkopf  von  ausländischem  Marmor  (Lbf- 
sivs,  Marmorstudien  S.  93  Nr.  249)  könnte 
den  Architekten  flippodamos  darstellen. 

»)  Antiq.  of  Athens  I  4,  T.  1—26;   Anc. 


marbles  IX  T.  22-26  u.  0.;  Phot.;  über  die 
richtige  Anordnung  Db  Coü,  Am.  J.  8,  42  ff. 
T.  2 '3. 

'•)  WoiTBBS,  Ath.  Mitt.  1893,  1  ff. 

»)  S.  277. 

*)  S.  das  Verwaltungsideal  bei  Dinarch. 
c.  Dem.  96. 

*)  P.  215  ab  (Götterschrein  in  Gestalt 
sitzender  Silene,  welche   die  Flöte  spielen). 

»°)  Plut.  Lys.  17;  Stoa  mit  zwei  Giebel- 
feldern: Paus.  3,  17,  4;  Perserhalle  Paus.  3, 
11,  3  nach  Ublichs,  Beiträge  S.  114. 

'*)  Waldstbik,  excavations  T.  4.  5; 
OvERBBCK,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1893,  31  ff. 
T.  1.  2;  nach  Furtwaitolbr  attischen  Stils, 
vielleicht  Hebe  (Archäol.  Studien  S.  89  ff.); 
er  vergleicht  damit  einen  Kopf  von  Brauron 
(T.3). 


654 


Elaseiflohe  Snnstarohäologie.    n.  Gesohiöhte  der  alten  Knnsi. 


sein  dürften;  doch  sahen  wir  den  Athener  Tünotheos  an  einem  hervor- 
ragenden Platze  [S.  652).  Die  Bergbanem  und  Hirten  Arkadiens  treten 
erst  jetzt  in  die  hellenische  Kultorwelt  ein;  auf  Tegea  folgt  Megalopolis, 
das  in  jeder  Beziehung  eine  moderne  Orossstadt  sein  sollte.  Der  Tempel 
von  Lykosura  dagegen  ist  durch  die  Ausgrabungen  als  später  erwiesen. 
Wie  natürlich,  wuchsen  im  Lande  selbst  nach  und  nach  kunstfertige 
Männer  heran,  sodass  man  nicht  immer  Fremde  berufen  musste.')  In 
Messenien  gab  die  Gründung  Messene's  vielfältige  Anregung.  Von  den 
kleineren  Staaten  behauptet  Sikyon  einen  ehrenvollen  Platz;  nach  Lysippos 
und  dem  Stamme  Polyklets  verdient  Eleon  Erwähnung,  welcher  an  der 
Stätte  von  Olympia  arbeitete.')  Aus  Eorinth  stammt  der  Maler  Euphranor 
(S.  633),  welcher  auch  Statuen  fertigte. 

Das  kleine  Megara  deckte  seinen  höheren  Eunstbedarf  aus  den  Nach- 
barländern; eine  einheimische  Eünstlerfamilie  können  wir  durch  drei  Gene- 
rationen verfolgen.*)  Böotien,  welches  eine  so  wichtige  Rolle  in  der  Po- 
litik spielt,  thut  wohl  viel  für  die  Kunst  —  schon  die  Reliefdekoration 
der  Urkunden  zeugt  für  Schönheitssinn  —  und  hat  Künstler  hervorge- 
bracht,^) doch  macht  das  Ganze  einen  attischen  Eindruck.  Der  moderne 
Stil  reicht  bis  Thessalien  hinauf,  wie  die  Reliefs  zeigen.  Unter  den  Münz- 
bildern fällt  Arne,  die  Heroine  von  Kierion,  auf,  weil  sie  auf  dem  Boden 
kauernd  Kiiöchel  spielt,^)  ein  Motiv,  das  an  den  Apollon  Sauroktonos  er- 
innert und  später  viele  Verwendung  fand.^) 

Die  Inseln  sind  durch  die  Familie  des  Skopas  vertreten.  Im  Hinblick 
auf  Asien  notieren  wir  die  kleine  Grabfigur  einer  knieenden  Klagefrau  aus 
Mykonos.*^)  In  dem  nördlichen  Kleinasien  scheint  der  blühende  Handels- 
platz Herakleia  eine  Künstlerschule  besessen  zu  haben.®)  Grössere  Be- 
deutung hatte  der  Südwesten,  wo  die  Grenze  der  hellenischen  Kunst  er- 
heblich über  die  der  Nation  hinausging.  Der  reiche  Artemistempel  von 
Ephesos  beschäftigt  nach  der  Überlieferung  Skopas  und  Praxiteles;*)  zu 
dem  weltberühmten  Neubau,  welcher  durch  den  Brand  von  356  notwendig 
wurde  und  bei  Alexanders  Thronbesteigung  noch  nicht  abgeschlossen  war, 
gehören  die  Reste  der  mit  grossen  Relieffiguren  umzogenen  Riesensäulen 
—  eine  Erneuerung  der  alten  aus  der  Zeit  des  Kroisos  stanmienden 
(S.  542)^0).  Kos  erhielt  von  Praxiteles  die  bekleidete  Aphrodite  und  von 
seinen  Söhnen  ein  hervorragendes  Weihgeschenk.  **)  Dort  fand  sich  auch 
ein  Kopf  im  Stile  des  olympischen  Hermes.**)   Für  Knidos  arbeiteten  Praxi- 


0  Nikodamos  von  Mainalos:  Löwr  Nr.  98; 
er  arbeitete  nach  Pausanias  in  Olympia. 
Über  athenische  Einflüsse  A.  1863,  806  ff. 

«)  LöwY  Nr.  95.  96. 

')  Theokosmos:  S.  597,  arbeitet  noch 
nach  404  (Paus.  10,  9,  7)  —  Eallikles  (Paus. 
6,  7,  2.  9)  —  Apelleas:  Löwr  99.  100;  Plin. 
34,56. 

*)  LöWT  Nr.  101.  102. 

^)  OvERBECK,  Poseidon,  Mfinzt.  6,  27.  28 
u.  A.,  am  deutlichsten  Mon.  grecs  1876  T.  2; 
Tgl.  Hbtdbmann,  d.  Enöohelspielerin  im  Pa- 


lazzo  Colonna  S.  16;  Bch.  10,  211  A.  3. 

«)  HisYDKKAVH  a.  0.  8.  24  ff.  Ungefähr 
gleichzeitig  erscheint  das  Motiv  auf  einer 
Münze  von  Tarsos:  Ztsch.  f.  Num.  7, 13. 

')  M.  1 44  ab,  vgl.  Ath.  Mitt  4,  66. 

«)  Baten:  LöWY  61;  Plin.  34,  73;  Ma- 
kedon: Löwr  60. 

«)  Strab.  14,  641. 

>o)  Phot.  Bruckm.  52  (skulpierter  Pfeiler 
173);  Wolters  1242-3;  S.  648. 

i>)  Plin.  36,  20;  Herondas  4,  21  ff. 

")  Bch.  6,  467  ff.  T.  1. 


Kap.  ym.    Die  sweiie  hellenlBtiMlie  Periode:  F^iheit  der  KuiBt.  (§dS7.)    655 


teles,  Bryaxis  und  Skopas;^)  aus  derselben  Zeit  dürfte  die  Londoner  De- 
meterstatue erhalten  sein.')  Die  Neustadt  Rhodos,  eine  der  schönsten  An- 
lagen des  Altertums,  war  ohne  Zweifel  reich  mit  Skulpturen  ausgestattet. 
Die  Stadt  Prione  baute  der  Athene  nach  Pytheos'  Plan  einen  Tempel,  den 
Alexander  einweihte;')  von  dort  stammen  ein  Frauenkopf  mit  der  alt- 
modischen Frisur  der  Maussolleionstatuen^)  und  Hochreliefs,  die  den  Oigan- 
tenkampf  abbilden.^)  Da  sie  nicht  zum  eigentlichen  Bau  gehören,  sondern 
im  Innern  der  Cella  eine  Balustrade  bildeten,  ist  es  zweifelhaft,  ob  sie  schon 
bei  der  Erbauung  angebracht  wurden;*)  es  wäre  allerdings  überraschend, 
schon  so  früh  schlangenfüssige  und  geflügelte.  Giganten  zu  finden.  Man 
sieht,  dass  in  Eleinasien  die  monumentale  Kunst  wie  im  Peloponnes  blühte. 
Königliche  Mäcene  geboten  in  Halikamass,  MaussoUos  und  seine  Gemahlin 
Artemisia,  welche  377 — 349  regierten.  Die  Hauptstadt  Halikamass  erhielt 
den  Tempel  des  Ares,  dessen  Kultbild  von  Leochares  oder  Timotheos  her- 
rührte,^) und,  als  MaussoUos  351^0  gestorben  war,  das  wunderbare  Grab- 
denkmal.^) Welche  Künstler  hier  arbeiteten,  ward  bereits  erwähnt;  die 
Spitze  krönte  ein  von  Pythis  gefertigtes  Viergespann.*)  Satyros  und  Phileos 
waren  die  Architekten.  >^)  Das  brittische  Museum  besitzt  eine  Reihe  von 
Beliefplatten  verschiedener  Hände,  ^>)  dekorative  Löwenfiguren,  die  sich  ent- 
sprechenden Kolossalbilder  des  Königspaares,  an  denen  uns  die  ungriechische 
Haartracht  und  die  nach  Art  der  Frauenstatuen  behandelte  Kleidung  des 
Mannes  auffallen,  und  andere  Beste  von  Bundfiguren.  ^^)  Auch  die  Königin 
Ada  unter  Alexander  gab  Bryaxis  Beschäftigung.^') 

Das  karische  Beispiel  zieht  Lykien  nach.  War  das  Harpyienmonu- 
ment  orientalisch  in  griechischer  Form,  so  findet  jetzt  die  fremde  Mythologie 
Eingang.  Das  unbedachte  Heroon  von  Trysa  (Gjölbaschi)  ist  an  den  Innenseiten 
und  der  Fafade  von  einem  Marmorfries  in  zwei  Streifen  umzogen,  an  dem 
teilweise  griechische  Sagen,  wie  der  Freiermord,  teilweise  aber  einheimische 
Szenen,  z.  B.  Feste  und  die  Eroberung  einer  Stadt  (nicht  die  Hiupersis) 
dargestellt  sind.^*)    Fremde  Maler  entwarfen  in  der  Feme  die  Vorlagen,  die 


0  Plin.  36,  22. 

«)  Raybt  II 49 ;  Phoi  Bruckm.  65 ;  Wol- 
TEBS  1275;  Kopf  im  Abg.  restauriert  von 
Alb.  Wolf;  Bbuhbt,  Transaotions  öf  the  r. 
Boc.  of  lit.,  2.  series  XI  S.  80  ff.  u.  Yerh.  der 
29.  (Innsbr.)  Phil. Vers.  S.  39  ff. 

■)  Vitr.  VII  praef.  12;  Dittxnbbbqbb, 
sylloge  117. 

*)  MuBBAY,  history  II  T.  27,  2;  Woltbbs 
1241. 

^)  Jonian  antiq.  IV  19;  Ratet,  Milet 
T.  15,  11-18  (Nr.  15  gehört  nicht  daza); 
Phot.  Bruckm.  79. 

')  Bestritten  von  Kleik,  Arch.-ep.  Mitt. 
9,  180,  24;  FübtwIhglbb,  AZ.  1881,  308; 
Woltbbs,  Jahrb.  1,  56  ff. 

')  Vitr.  2,  8,  11. 

')  S.  95;  Versuch  einer  Restitution  bei 
Newton,  discoveries  T.  19. 

»)  Plin.  36,  31.  Vgl.  Gabdveb,  Jhst. 
13,  188  ff.    (Die  Statuen  des  Eönigspaares 


standen  nicht  darauf.)  Einige  Reste  befinden 
sich  in  London. 

")  Vitr.  Vn  praef.  12. 

")  S.  648;  Woltbbs  1221  ff.;  Phot. 
Bruckm.  96—100;  vgl.  Bbünk,  Sitzungsber. 
d.  baver.  Akad.  1882,  114  ff.;  Tbeu,  Ath.  Mitt 
6,  412  ff. 

")  Löwen :  Phot  Bruckm.  72. 73;  Woltbbs 
1239;  Königspaar:  Phot.  Bruckm.  241— 2;  Wol- 
tbbs 1237-8 ;  Newton,  trav.  II T.  8-10;  Reiter: 
Phot  Bruckm.  71.  Hier  sind  schon  die  liege- 
falten  (Brüche)  leicht  angedeutet.  Mit  den 
Maussolleumskulpturen  ist  der  Herakleskopf 
in  Basel  (M.  8,  54.  55,  vgl.  A.  1868,  336  ff.) 
verwandt. 

")  Steph.  Byz.  'JXe^dp&geta, 

**)  Bbknoobf,  das  Heroon  v.  Trysa,  Wien 
1889-90,  m.  30  T.  (er  nimmt  Zusammen- 
hang mit  Polygnot  an;  gegen  seine  Deutung 
s.  Ovbbbeok,  Gesch.  d.  griech.  Plastik  11^ 
S.  205  ff.);  Woltebs  993—99;  kleinere  Proben; 


656 


KUuMisohe  EnnBtaroh&ologie.    IL  Gesehiehte  der  alten  Kuuit. 


dann  von  Marmorarbeitem  an  Ort  und  Stelle  eingeteilt  wurden;  so  kam  eine 
wenig  symmetrische  Gliederung  zu  Stande.  Einem  vorgeschritteneren  Stile  ge- 
hört das  grossartige  Nereidendenkmal  von  Xanthos  an.^  Es  war  ein  hoher 
Bau,  welcher  oben  eine  Art  Tempel  trug;  nicht  weniger  als  vier  in  Relief 
gearbeitete  Friese  von  verschiedener  Manier  und  dazu  Oiebelreliefs  schmück- 
ten den  Bau;  zwischen  den  Säulen  standen  Rundfiguren  von  „Nereiden** 
(wahrscheinlich  Aurae)^)  und  die  Giebel  krönte,  wie  es  scheint,  je  eine 
Entführungsgruppe,  während  Löwen  die  Ecken  zierten.  In  den  Giebel- 
reliefs wird  teilweise  auf  die  orientalische  Scheu  gegen  die  Nacktheit 
keine  Rücksicht  genommen;  die  Kleidung  wechselt,  wie  am  Parthenonfries.  ^) 

Gyperns  Zusanmienhang  mit  Griechenland  wird  seit  Eimon's  See- 
zügen lebhafter  empfunden,  was  auch  den  Handel  fördert.^)  Euagoras  von 
Salamis  nützt  den  Panhellenismus  für  seinen  Ehrgeiz  in  der  bekannten 
Weise  aus;  wie  er  368  die  griechische  Schrift  einführt,  wird  er  die  hel- 
lenische Kunst  unterstützt  haben.  In  der  That  sind  die  Ausgrabungen  für 
dieses  Zeitalter  nicht  unergiebig.  Vasen  des  freien  Stiles^)  werden  einge- 
führt und  die  Plastik  ist  gut  vertreten;  selbst  die  lokale  Kalksteinplastik 
folgt  dem  griechischen  Stile.  ^) 

Dass  Phönizien  den  E[reis  schliesse,  hätte  man  früher  nie  gedacht. 
Die  Aufsehen  erregenden  Marmorsarkophage  von  Sidon^)  zeigen  schon  durch 
den  parischen  Marmor  ihren  Ursprung  an.*)  Der  vorigen  Periode  steht 
der  „Sarkophag  des  Satrapen^  nahe,  welcher  noch  Lebensereignisse  des 
Toten  selbst  zeigt.  An  dem  „lykischen  Sarkophag*,  dessen  Form  mit  den 
lykischen  stimmt  und  aus  der  gleichen  kleinasiatischen  Werkstätte  her- 
vorgegangen sein  dürfte,  dienen  nur  Gemeinplätze  der  griechischen  Kunst, 
doch  aus  der  Blütezeit  der  Bauthätigkeit  (S.  639  f.),  zur  Dekoration.  Der 
jüngere  «Sarkophag  der  Klagefrauen *"  {pleureuses)  knüpft  nicht  bloss  an 
den  alten  Gebrauch  der  Totenklage,  sondern  in  der  Anlage  wieder  an  ein 
Denkmal  Lykiens  an;  das  Nereidenmonument  trug,  wie  wir  sahen,  einen 
Säulenaufbau,  zwischen  den  weibliche  Figuren  verteilt  waren.  Eine  ähn- 
liche Anlage  ist  hier  auf  die  bescheidene  Grösse  eines  Sarkophages  redu- 
ziert. Über  einem  dekorativen  Reliefstreifen  mit  Jagddarstellung  sehen 
wir  die  Säulenreihen  mit  weiblichen  Einzelfiguren  dazwischen,  deren  Hal- 
tung Trauer  anzeigt  (nicht  Klagefrauen!),  in  Relief  ausgeführt.  Den 
Giebelgruppen  und  Akroterien  entsprechen  an  den  beiden  Langseiten  iden- 
tische Bilder  des  Leichenzuges  und  an  den  Schmalseiten  Paare  trauernder 
Barbaren.    Die  Frauentypen  stimmen  mit  denen  der  Grabreliefs  des  vierten 


Arch.-ep.  Mitt.  T.  5.  6;  Ztsch.  f.  bild.  K.  18, 
266.  837 ;  vgl.  Noaok,  Ath.  Mitt.  18,  305  ß. 

')  Jetzt  im  brittischen  Museum:  M.  X 
11-18;  Michaelis  A.  1874,  216  ff.  1875, 
68  ff.;  WoLTEBS  985—90;  Musbat,  history 
II T.  18. 19;  W.  W.  Lloyd,  Xanthian  marbles: 
the  Nereid  monoment,  London  1845,  m.  T. 

«)  Six,  Jbst  13,  131  ff.,  vgl.  Plin.  36,  29. 

«)  FüKTWANOLKB,  AZ.  1882,  347.  359  f. 
setzt  mit  vieler  Zustimmung  das  Denkmal 
nocb  in  das  fOnfte  Jahrhundert;   aus  dem 


letzten  Jahrzehnt  nach  Six,  Jhst.  13,  132; 
eher  doch  wohl  nicht  1 

«)  Vgl.  z.  B.  Andok.  de  reditn  20. 

^)  Z.  B.  aus  Ghrysochou:  Jhst.  XI  T.  4. 

•)  Wie  AZ.  22, 173  ff.  T.  188. 

')  §  49. 

^)  Vgl.  FuRTWANOLEB,  Archäol.  Studien 
H.  Brunn  gew.  S.  69  ff.  (parisch  und  mit  den 
olympischen  Skulpturen  verwandt);  Wihtbr, 
AA.  1894,  57  ff.  m.  Abb.  (Bibliographie  S.  2 
A.  1). 


Kap.  Vm.    Die  zweite  helleniitiBohe  Periode:   Freiheit  der  Kunst.  (§  387.)     657 

Jahrhunderts  überein.  Der  Alexandersarkophag  liegt  schon  jenseits  der 
Grenzen  dieser  Periode.  Jene  Sarkophage  sind  augenscheinlich  importiert ; ') 
in  Phönikien  selbst  setzte  man  die  Anfertigung  der  Mumiensarkophage 
fort,  indem  man  dieselben  dem  Zeitgeschmacke  entsprechend  umbildete. 
Der  griechische  Einfluss  war  aber  so  stark,  dass  er  sogar  die  starren  Stilregeln 
der  Elfenbeinarbeit  brach.  ^)  Die  politische  Geschichte  Sidons  kann  lehren, 
wann  der  hellenische  Einfluss  besonders  stark  gewesen  sein  muss:  Straten 
I.  (370—62)  heisst  der  Philhellene;  350—46  scheint  Euagoras  n.  von 
Cypem  die  Verwaltung  geführt  zu  haben,  auf  welchen  wieder  ein  grie- 
chisch benannter  Fürst,  Straten  ü.  folgte. 

Hier  wollen  wir  einen  raschen  Ausblick  auf  den  übrigen  Orient  geben. 
Im  persischen  Reiche  dürften  mit  der  Zeit  ähnliche  griechische  Arbeiten 
gefunden  werden.  Unsere  Quellen  geben  nur  allgemeine  Nachrichten  über 
die  Pracht  der  Einrichtung,  woraus  wir  bloss  die  Becher  von  lykischer 
Arbeit  und  die  buntgewebten  Figuren  von  Persern  und  Greifen  oder  Geier- 
paaren erwähnen.^)  Der  Wagen  des  Königs  war  mit  getriebenen  oder 
runden  Figuren  geziert.^)  Die  Funde  bieten  analog  Phönizien  das  Bild 
des  Schwankens  nach  verschiedenen  Richtungen.  Susa's  Ausgrabung^) 
lehrte  die  Ausstattung  einer  persischen  Residenz  unter  Artaxerxes  Mnemon 
(401 — 358)  kennen.  Dieselben  zierten  prächtige  Fayenceplatten,  welche, 
die  erwähnten  Gewebe  nachahmend,  gehörnte  Greife,  schreitende  Löwen 
mit  Palmetten  und  am  häufigsten  Leibwächter  in  bunten  Gewändern  dar- 
stellen;®) für  die  grässliche  Buntheit  der  Greife  tragen  die  vorbildlichen 
Gobelins  die  Verantwortung.  Diese  Bilder  mögen  Babylons  damaligen 
Webestil  veranschaulichen.  Sonst  sind  von  der  susianischen  Kunst  nur  ein 
paar  unbedeutende  Bronzen  und  Terrakotten  geblieben. '')  Im  Palaste  des  Arta- 
xerxes Ochus  (348 — 340)  dagegen®)  treten  Skulpturen  in  einem  ganz  neuen 
Stile  auf,  den  wir  vermutungsweise  als  osteranisch  bezeichnen,  weil  er 
unter  den  Sassaniden  wiederkehrt.  Die  Kämpfe  von  Löwen  und  einhör- 
nigen Stieren,  die  Rosetten  und  Palmetten,  die  Menschen  selbst  ähneln 
wohl  denen  der  assyrischen  und  persischen  Denkmale,  doch  haben  wir  hier 
eine  neue  Stilmanier  vor  uns. 

Ägypten  war  lange  Jahre  unabhängig  und  mit  den  Hellenen  ver- 
bündet. Die  Flussräuberkönige  versuchten  die  Traditionen  der  Pharaonen 
wieder  aufzunehmen,  indem  sie  Tempel  mit  den  üblichen  Darstellungen  bauten 
und  Sphinxe  und  Löwen  errichteten,  welche  zum  Teil  nach  Rom  verschleppt 
wurden.»)    Die  Porträtplastik  pflegten  nur  Achoris  und  Nectanebus  n.,*'^) 


')  Gewiss  nicht  antiquarisch,  wie  Winteb 
meint;  allerdings  scheinen  die  Sarkophage 
nicht  aUe  von  vornherein  an  ihrem  Fand- 
orte gestanden  zu  sein. 

*)  Pbbbot  III  F.  611  flf. 

*)  Becher:  S.  622;  Gevehe:  Hipparchos 
hei  Athen.  H,  477  f;  Cnrtins  3,  3,  18;  mit 
Ungeheuern :  Aristoph.  Ran.  937  ff. 

*)  Curtius  3,  3,  16. 

^)  S.  86;  dazu  A.  Billebbbck,  Susa, 
Lpg.  1893,  m.  Ahh. 

•)  LoFTUs,  travels  p.  396  ff.;  Dibülafot, 

Bandbaoh  der  klMi.  AltcrtnmsirlaMUMliAfl.  Tl. 


Tacropole  de  Suse  T.  11  (farbig).  3  (vgl.  dens. 
S.  275).  5-7;  Ra.  1887  I  T.  1.2;  Am.  J.  III 
T.  13/4;  PßBBOT  IV  F.  530  ff.  T.  11.  12.  Die 
Originale  sind  im  Louvre. 

^)  Pbbbot  V  F.  481—2. 

•)  Stolzb  I  T.  26-28.  41.  42.  47.  48; 
vgl.  Abg.  Nr.  2  (Gatal.  of  casts  T.  2). 

*)  Löwen  von  Nectanebus  II. :  B.  comm. 
1890.  307  ff.;  Sphinxe  des  Nepherites  I.  und 
Achoris,  im  Louvre:  Glabao  II  246,  405. 

>^)  WiBDEXAKK,  ägypi  Gesch.  S.  698,  8. 
718,  4. 

42 


658 


KlasaiBohe  Knnstarohäologie.    IL  Oeadhiohte  der  alten  Kmuit. 


während  Nectanebus  I.  (378 — 60)  die  Gräberplastik  (Sarkophage  und 
üschebti)  erneuerte.  Letzterer  König  setzte  die  ,|Mettemichstele",  wo 
die  Götter  nach  nordsyrischer  Art  auf  ihren  heUigen  Tieren  stehen.') 

Litteratur:  Verzeichnis  der  Denkmäler  bei  Wibdocakk,  ägyptisclie  Geschichte 
S.  695  ff. 

Das  benachbarte  Arabien  wurde  nun  in  den  Kreis  der  aramäischen 
Kultur  einbezogen,  ohne  dass  man  bisher  ansehnliche  Denkmäler  gefanden 
hat.  *) 

Zum  hellenisierenden  Gebiete  gehört  jetzt  ganz  und  gar  Sfidruss- 
land.  Die  Grabkammem  und  Hügel  der  Krim  und  der  Binnenebene ^)  ent- 
halten allerdings  sehr  viel  rein  griechische  Ware,  speziell  attische  Manu- 
fakturen; denn  Athen  unterhielt  im  vierten  Jahrhundert  wegen  des  Ge- 
treidehandels freundschaftliche  Verbindungen  mit  den  skythischen  Königen. 
So  lebensgetreu  haben  schwerlich  andere  gearbeitet  als  eingewanderte 
Griechen  und  allenfalls  deren  skythische  Schüler.  Reich  wie  jene  Gtetreide- 
fürsten  waren,  begünstigten  sie  weniger  die  Vasenmalerei,  obgleich  auch 
hier  lokale  Stücke  vorkommen,^)  als  Arbeiten  in  den  edlen  Metallen,  vorab 
dem  Golde  des  Urals.  Nirgends  auf  griechischem  Boden  sind  so  viele  und 
so  schöne  Goldarbeiten  gefunden  worden.  Wir  unterscheiden  rein  grie- 
chische Arbeiten  wie  die  getriebene  Golddecke  einer  Bogenscheide  {Oory- 
tös)  von  Nikopol,*)  ein  paar  gravierte  Elfenbeinplättchen  und  das  Gold- 
blech mit  den  zwei  Tänzerinen  aus  dem  Grabhügel  von  Kul-Oba,^)  von  den 
zahlreichen  Stücken,  welche  das  Leben  der  Skythen  mit  griechischer  Ge- 
schicklichkeit, doch  ohne  Verschönerung  darstellen.  Wir  sehen  die  strup- 
pigen Gesellen  im  Feldlager  und  im  Verkehr  mit  ihren  ülo'ainepferdchen, 
wir  sehen  sie  reiten,  Brüderschaft  trinken,  ihre  Pfeile  prüfen,  den  Hasen 
jagen  ;^)  die  dazu  gehörige  omamentale  Dekoration  bekommt  durch  den  an- 
geblich einheimischen  Greif  ebenfalls  ein  örtliches  Gepräge.  Dieser  lokale 
Stil  wird  besonders  an  Silbergefässen^)  und  gestempelten  oder  getriebenen 
Goldblechen  ausgeführt,®)  seltener  in  Goldguss,  Gold-  und  Elfenbeingra- 
vierung. ^^)    Die  Münztypen  von  Pantikapaion^^  scheinen  diese  Spielart  des 


^)  GoLSHiscHBFF,  d.  Mettenüchstelei  Lpg. 
1877. 

')  Offene  Felsenkapelle  in  Hegra,  mit 
Insdirift  ans  dem  5./4.  Jabrh. :  C.  I.  Semit. 
II  117. 

')  Hervorzuheben  sind  der  ,Enl-Oba* 
(Ani  du  Bosph.  Cimm.  T.  13.  20.  25.  26.  34. 
44),  der  Qrabhflgel  von  Tschertomlisk  bei 
Nikopol  (GouT.  Jekaterinoslaw)  und  der  vierte 
Eurgan  der  «sieben  BrQder*  (CR.  1876, 
133  ff.  1877,  9-219  T.  1,  5—9.  T.  2.  1878, 
131  ff.  T.  5, 1). 

*)  Vgl.  Arndt,  Studien  S.  143  ff. 

*)  Stephani,  CR.  1864  T.  IV;  Kondakop, 
antiquit^s  S.  303;  Robert,  Nekyia  S.  38; 
Wiener  Vorlegebl.  B  T.  10, 1  (angeblich  unter 
polygnotischem  Einfluss). 

^)  EoKDAKOP,  antiquit^s  S.  235.  236. 
189. 


')  Skythische  Frauen  erscheinen  nur  aus- 
nahmsweise (Ant.  du  Bosph.  Cimm.  T.  2,  1). 

^)  Von  Eul-Oba  (mit  mehreren  Bogen- 
schützen) und  Tschertomlisk  (Skythen  mit 
Pferden):  Eondakof  S.  296  ff.;  CR.  1864 
T.  1—3;  Stbphaki,  die  Silbervase  von  Niko- 
pol, Petersb.  1873. 

•)  Z.  B.  EoNDAKOF  S.  154.  185.  238. 

^^)  Halskette  mit  Reitern  am  Ende,  ans 
Eul-Oba:  das.  S.  236;  gravierter  Ring  mit 
der  Inschrift  USfjyd&tjs:  CR.  1861, 153  f.  T.  6, 
11;  EoNDAKOF  S.  188  F.  178;  Elfenbein- 
plättchen :  EoNDAKOF  S.  237. 

^')  Man  beachte  z.  B.  den  Fan,  abgeb. 
Brit.  Mus.  Thracia  4.  5.  7.  8.  Furtwakqlbr 
datiert  die  Funde  von  Eul-Oba  teilweise  viel 
früher  (der  Goldfund  von  Yettersfelde  S.  17  f. 
21  f.). 


Kap.  Ym.    Die  zweite  helleniatiBÖhe  Periode:  Freiheit  der  Kumt.  (§  337.)    659 


Hellenismus  örtlich  und  zeitlich  (erste  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts)  zu 
fixieren.  Die  Skythen  selbst  versuchten  diese  skythogriechische  Kunst  nachzu- 
ahmen, zeigten  sich  aber  zu  wenig  mit  der  Technik  vertraut;  denn  ihnen  darf 
man  wohl  die  Ooldplättchen  von  Tschertomlisk  zuschreiben.  Man  rechnet 
auch  den  Ooldfund  von  Yettersfelde  (S.  26)  hieher;^)  allein  dieser  scheint 
mir  älter,  weil  strenger  stilisiert  zu  sein  und  zu  den  S.  585  f.  aufgezählten 
Goldsachen  zu  gehören.  Verwandt  scheint  ein  Schmuckstück  aus  der  Pfalz 
in  Speier. 

Litte ratnr:  L.  Schwabs,  d.  Griechen  u.  d.  griech.  Kunst  am  Nordgestade  des 
schwarzen  Meeres,  Riga  1867;  Wibsklbb,  Gott  Gel  Anz.  1876,  1489  ff. 

Makedonien  bekundet  seinen  Anschluss  an  die  griechische  Kunst 
—  nach  dem  griechenfreundlichen  Alexandres  I.  zeigte  Archelaos  Interesse 
für  hellenische  Bildung,  wie  dann  Alexanders  Vater  —  durch  ein  schönes 
Grabrelief  aus  Pella.')  Die  Münzen  sprechen  dafür,  dass  erst  unter  Philipp 
der  volle  Anschluss  stattfand.  Über  die  eigene  Produktion  der  Thraker 
wissen  wir  nichts  zu  bemerken. 

Grossgriechenland  stand  nach  den  Siegen  über  Etrusker  und 
Punier  reich  und  blühend  da;  nur  lässt  uns  hier  die  schriftliche  Überlieferung 
im  Stich.  Doch  als  die  Punier  im  Jahre  406  Akragas  eroberten,  fanden 
sie  es  voll  von  Gemälden  und  Statuen.^)  Die  Westgriechen  gliederten 
denn  auch  ihrer  Nationalität  mehrere  Völker  als  Zugewandte  an.  Die 
Karthager,  obgleich  politische  Feinde  der  Griechen,  wussten  dennoch  das 
Schöne  zu  schätzen;  bei  der  Eroberung  von  Akragas  z.  B.  gelangten  die 
besten  Kunstwerke  in  die  Hauptstadt.  Gleich  der  Mutterstadt  Sidon  be- 
einflusste  die  griechische  Manier  die  Gräberplastik;  doch  haben  wir  hier 
nur  Mumiensarkophage  und  Terrakottamasken  zu  erwähnen.^)  Die  Münzen 
konnten  selbst  einem  verwöhnten  Sizilier  gefallen.^)  In  Kampanien  finden 
wir  wieder  eine  lokale  Schattierung  des  Griechischen  und  zwar  in  den  be- 
malten Vasen  von  Nola.  Bei  den  Römern  vollzog  die  Kunst  ihren  Über- 
gang zum  schönen  Stil.  Auf  die  früher  (S.  627)  erwähnten  Stelen  folgt 
am  Ende  des  fünften  Jahrhunderts  ein  Grabstein  aus  pentelischem  Marmor.^) 
Mehrere  andere  Relief  steine,  wie  das  „Kapaneus* -Relief  in  der  Villa  Al- 
bani  ^)  und  die  Orpheusreliefs,  falls  diese  nicht  späte  Imitationen  athenischer 
Bildhauer  sind,  *)  mögen  Grabbauten  geschmückt  haben.  Die  Verwendung 
von  Gruppen  als  Akroterien  ist  in  Lanuvium  gesichert.*)  Die  Plastik  be- 
leuchten nur  chronistische  Quellen,  doch  interessiert  es  zu  hören,  dass  im 
Jahre  394  die  siegreichen  Römer  aus  Falerii  unter  der  Beute  Statuen 


^)  FuBTWAiTGLEB,  der  Goldfund  von 
Vettersfelde,  Berl.  Winckelmannsprogr.  1883. 

')  In  Eonstantmopel :  Phot.  Brackm. 
232  b. 

»)  Diodor.  13,  90,  4. 

^)  Mmniensiirkophage:  ans  Solos  in  Pa- 
lermo, Ra.  III  2,  337  ff.  m.  Abb.  S.  339 ;  Mas- 
ken :  Pbrbot  in  F.  642/3. 

^)  Abb.  bei  Head,  historia  nnmomm 
p.  738. 

•)  Bc.  15,  109  ff.  T.  6;  Hklbio,  Führer 


Nr.  587. 

')  ZofiGA,  bassir.  I  47  n.  A.;  vgl.  Abb. 
des  arch.-ep.  Seminares  8,  141  f.;  lykisch 
nach  WiHTBB,  AA.  1894  S.  12  A.  11. 

^)  In  Neapel:  Phot.  Brackm.  341;  Paris: 
Phot.  Giraudon;  Villa  Albani:  ZoSga,  bassir. 
I  T.  42;  Wolters  Nr.  1198;  Fragment  vom 
Palatin:  Wolters  1199. 

*)  FuRTwlNOLBR,  Meistorworke  S.  251 
m.  Abb. 


42 


660  ElasBisohA  Knnstaroh&ologie.    IL  OeB^hiohte  der  alten  Knnet. 

heimfiüirten  1)    und    nach   dem   Abzüge   der   Gallier   eine    silberne   Gans 

weihten.*) 

Die  Etrusker  haben  ihre  Grossmachtstellung  verloren  und  müssen 
sich  der  Römer  mühsam  erwehren.  Dies  ist  daher  die  dürftigste  Periode 
der  etruskischen  Kunstgeschichte.  Die  Plastik  ist  durch  sichere  Werke 
nicht  wohl  zu  belegen,  obgleich  die  Römer  bei  der  Eroberung  von  Volsinii 
nicht  weniger  als  2000  Statuen  erbeuteten,*)  aber  wer  weiss,  welcher  Zeit; 
vielleicht  dürfen  wir  mehrere  Reste  hellenistischer  Erzstatuen  hier  ein- 
reihen,^) desgleichen  den  etwas  tänzelnd  dastehenden  Mars  von  Todi, 
welcher  bereits  im  Altertum  restauriert  worden  zu  sein  scheint;*)  an  dem 
gleichen  Orte  sind  kleinere  Kriegerfiguren  gefunden  worden.®)  Die  Chrono- 
logie der  steinernen  Deckelfiguren  ist  noch  genauer  festzustellen.  Wand- 
gemälde wüsste  ich  aus  diesen  unruhigen  Zeiten  ebenfalls  nicht  mit  Sicher- 
heit anzuführen.  Die  vielen  Kunstfertigkeiten  der  Etrusker  erwarben 
aber  doch  immer  noch  Aristoteles'  Anerkennung.^)  Etrurien  hat  in  der  That 
bisher  schon  eine  überraschende  Fülle  von  Metallarbeiten  aller  Art  in 
eleganten,  graziösen  Formen  ergeben.  In  den  dabei  verwendeten  mensch- 
lichen und  tierischen  Figuren  ist  die  Steifheit  völlig  überwunden.  Orien- 
talische Motive  hat  man,  statt  sie  zu  verbannen,  in  geschickter  Weise 
umgewandelt.  Von  den  gravierten  Spiegelzeichnungen  dürften  der 
Semelespiegel  und  die  Heilung  des  Telephos^)  hier  zu  nennen  sein.  Die 
Elfenbeinarbeiten  blieben,  wie  in  Phönizien,  stilistisch  zurück.^)  Die 
griechischen  rotfigurigen  Vasen,  namentlich  aber  die  kampanischen,  werden 
eingeführt,  doch  auch  geschickt  im  Lande  selbst  nachgeahmt;  Falerii  hat 
bisher  die  erheblichste  Zahl  derselben  geliefert. 

Neu-Etrurien  jenseits  der  Apenninen  geht,  was  die  Kunstindustrie 
anlangt,  Hand  in  Hand  mit  dem  Mutterlande;  aus  Marzabotto  kam  die 
kleine,  aber  treffliche  Bronzegruppe  eines  Kriegers  und  seiner  Gattin.  ^^) 
Die  im  Jahre  396  beginnende  keltische  Eroberung  entzog  jedoch  das 
fruchtbare  Poland  der  südlichen  Kultur.  Die  Kelten  treten  nun  zum 
erstenmale  in  den  Bereich  der  Weltgeschichte.  Die  südlichen  Völker- 
schaften derselben  standen  hinter  den  Norditalienem  kaum  viel  zurück,  denn 
Massalia  machte  sie  seit  langem  mit  den  Kulturfortschritten  bekannt; 
ausserdem  zog  das  Gold  der  Arvemerberge  mit  Notwendigkeit  auch  Luxus 
nach  sich.  Dies  bestätigen  die  aus  Golddrähten  geflochtenen  Halsringe, 
mit  denen  geschmückt  die  Gallier  den  Römern  damals  entgegentraten. 
Aber  Denkmäler  dieser  Zeit  wüsste  ich  nicht  zu  nennen. 

Durch  die  Vorwärtsbewegung  der  Kelten  zwischen  Donau  und  Apen- 
ninen wurde  der  Verkehr   zwischen  den  nördlicheren  Ländern  und  dem 


0  Dbtlefsek,  Progr.  v.  Glückstadt  1867 
S.  15  f. 

*)  Senr.  Verg,  Aen.  8,  655. 

»)  Plin.  34,  34. 

*)  Riesenann  im  Museo  Gregoriano:  Phot. 
Parker. 


Führer  2,  340  f.  Fabbetti,  CIL  Nr.  85. 


•)  B.  1866,  71. 


Exe.  polit.  44. 
^)  Beide  in  Berlin ;  Semelespiegel :  Geb- 
BAED,  Spiegel  I  83;   Telephos:   das.  II  229. 
»)  Z.  B.  Platten  im  Loavre:   M.  VI  46, 


*)  Im  Museo  Gregoriano:   Mus.  Greg.  I  !   1-4;  Mabtba  F.  206. 
T.  46;  Heliogr.  RAYT5T IJ  68;  Martha  S.  315;  »*^)  B.  1867,  152  ff.;  GozzADnn,  ulteriori 

vgl.  Abeken,  Mittelitaliens. 311  A.2;  Hblbio,      scoperte  T.  11,  4;  Mabtha  S.  511. 


Kap.  Vm.    Die  sweite  hellenifttisohe  Periode:  Freiheit  der  Kaust.  (§  338.)     661 


Süden  schwer  beeinträchtigt.  Dem  Rheinland  verblieb  noch  die  Verbin- 
dung mit  Massalia,  welches  manche  feine  Bronzearbeit  sandte,  während 
das  eigentliche  Oermanenland  in  der  Kultur  zurückging. 

338.  Nachdem  wir  nun  die  Ausbreitung  des  eleganten  Stiles  verfolgt^ 
wollen  wir  noch  einen  Blick  auf  das  Kunstgewerbe  der  Periode  werfen. 
Die  Vasenmalerei  hat  ihren  Höhepunkt  bereits  überschritten.  Das  ge- 
mischte Alphabet  der  letzten  voreuklidischen  Jahrzehnte  gebrauchen  nur 
wenige  Vasenmaler,  hauptsächlich  Aristophanes,  Egias  und  Polygnotos.^) 
Äusserlich  sind  die  rotfigurigen  Vasen  weit  verbreitet,  zwischen  der  Krim, 
Kyrene^)  und  Kampanien;  allein  es  geht  mit  der  Technik  abwärts.  In 
Kampanien  besonders  ist  der  Thon  gelblich,  der  Firniss  bräunlich,  man  be- 
schränkt sich  darauf,  eine  einzige  Figur  auszusparen.  Manche  Töpfer  finden, 
dass  es  rascher  geht,  wenn  sie  die  ganze  Vase  schwarz  firnissen  und  dann 
ein  paar  Figuren  mit  rötlicher  Farbe  aufpinseln.^)  Die  Dekoration  sinkt 
hie  und  da  zu  einem  Alphabete,^)  einigen  Linien,  einem  Kranze  u.  dgl. 
herab.  Die  Gefässbildner  brauchen  neue  Gedanken.  Den  einen  finden  sie 
in  der  plastischen  Form  der  Vase.  Ganz  neu  war  diese  Idee  freilich  nicht. 
Von  Ägypten  hatten  die  Griechen  bereits  vor  den  Perserkriegen  die  Form 
des  behelmten  Kopfes  empfangen;*)  mehrere  Fabrikanten*)  bildeten  dann 
bärtige  oder  Frauenköpfe,  Phintias  eine  Lekythos  in  Muschelform.')  Allein 
man  darf  annehmen,  dass  die  anziehende  Reihe  plastischer  Gefasse  erst 
gegen  das  Ende  des  fünften  Jahrhunderts  beginnt.^)  Hier  liegt  die  Quelle 
der  tanagräischen  Figuren.  Wann  die  Vorliebe  für  Polychromie  sich  neu 
belebte,  ist  kaum  festzustellen;  wir  verschieben  die  buntfarbigen  Vasen- 
malereien besser  auf  die  alexandrinische  Epoche.  Wie  die  Blüte  der 
Vasenmalerei  ehemals  die  republikanische  Einfachheit  bezeichnet  hatte, 
so  schwand  sie  mit  der  Zunahme  des  privaten  Luxus,  während  nun  die 
Griechen  begannen,  dem  Oriente  auch  auf  dem  Gebiete  der  Luxuswaren 
Konkurrenz  zu  machen.  Der  tonangebende  Alkibiades  kleidet  sich  per- 
sisch ;  ^)  persische  Schuhe  u.  dgl.  konunen  schon  bei  Aristophanes  vor.  Die 
Festgewänder  werden  wieder  bunt.^")  Die  jungen  Ritter  halten  auf  kunst- 
reiche Ausstattung  ihrer  WaflFen  und  Pferde;*^)  ausser  dem  schon  er- 
wähnten Bogenbehälter  (S.  658)  ist  unter  den  Bronzen  von  Siris  das  be- 
rühmte Paar  von  getriebenen  Wangenschilden  erhalten,  ein  wahres  Kunst- 
werk.^*) Prächtige  Schmucksachen  gab  es  jetzt  auch  in  Privatbesitz;  ^^) 
man  meldet  uns  die  frühesten  Namen  berühmter  Silberziseleure.  ^^)    Zu  an- 


^)  Aristophanes:  Elbin  S.  184  ff.;  Egias: 
ders.  S.  186;  Polygnotos:  ders.  S.  199  f. 

')  Vgl.  Elbin,  Meistersignaturen  S.  *31  f. 

')  Vgl.  HBTDBMAinr,  Jahrb.  1,  285. 

*)  Kalinka,  Ath.  Mitt.  17,  101  ff. 

^)  S.  261;  bronzene  LekyÜios  des  Eoios  : 
Jhst.  1881,  69  f. 

•)  Eleih  S.  214  ff. 

')  'Ea.  1885  T.  9.  10. 

B)  Vgl.  oben  S.  261  f.;  z.  B.  Sphinx:  Jhst. 
VIII  T.  72. 

>)  Athen.  12,  535  e. 

»0)  Eur.  IT.  1149. 


'*)  Alkibiades  hat  einen  goldelfenbei- 
nemen  Schild  mit  einem  Eros  (Athen.  12, 
584  e);  das  Pferd  des  Idaios  trägt  sehr  schöne 
Phalara  (Xen.  Hell.  4,  1,  39). 

'')  S.  118;  neae  Nachzeichnung  der  Ama- 
zone und  des  Griechen  Am.  J.  I  T.  6;  Bbökd- 
STBD  fand  den  Stil  lysippisch  und  suchte 
einen  Zusammenhang  mit  Pyrrhos.  Andere 
erkennen  den  StU  des  Skopas;  Lbnormant 
erinnert  an  Alexander  von  Epirus. 

>»)  Z.  B.  Ael.  V.  h.  12, 1  p.  121,  3  ff. 

»*)  Athen.  11,  781  e. 


662 


KlasaiBche  Knnstarohäologie.    IL  Oesohichte  der  alten  Kiumt. 


sehnlicher  Bedeutung  schwang  sich  die  Oemmenkunst  auf.  Mehrere  Meister 
zeichneten  ihren  Namen  ein,^)  worunter  sich  ein  Skopas  findet.^)  Die 
Tempelinventare  sprechen  oft  von  Ringsteinen;  selbst  das  entlegene  Kyrene 
ist  ein  günstiger  Boden  für  Oemmenschneider  gewesen.^)  Endlich  gibt  es 
keine  noch  so  kleine  Stadt,  die  nicht  ihre  Münzen  nach  malerischen  Ent- 
würfen anfertigen  liesse. 

Es  ist  nun  an  der  Zeit,  die  zersplitterten  Einzelheiten  in  einer  Dar- 
stellung des  Zeitgeschmackes  zusammenzufassen.  Seitdem  die  Frauen  im 
öffentlichen  Leben  eine  Bolle  spielen  —  man  könnte  sagen,  seit  Aspasia  — , 
ist  eine  Zweiteilung  der  Anschauungen  eingetreten;  wir  müssen  die  beiden 
Geschlechter  strenge  sondern.  Den  halb  kriegerischen,  halb  athletischen 
Idealen  des  fünften  Jahrhunderts  ist  man  abhold  geworden;  unter  den 
Athleten  gefallt  der  allseitig  gewandte  Pentathlos.^)  Parrhasios  und  Ly- 
sippos  bevorzugen  schlanke  elastische  Figuren  und  Praxiteles  die  weichen 
Formen;^)  die  praxitelischen  Manner  ruhen  lässig,  wie  der  lysippische 
Herakles.  Das  Haar  trägt  man  kurz  geschnitten;  wer  es  lange  wachsen 
lässt,  muss  unangenehme  urteile  gewärtigen.  Die  Kleidung  wird  wesent- 
lich erleichtert;  viele  lassen  Chiton  und  Sandalen  weg.  Das  sorgfältige 
Strählen  des  Haares  wird  selten;  man  liebt  leicht  gelocktes,  aber  nicht 
künstlich  frisiertes  Haar  ohne  strenge  Korrektheit.  Die  Frauen  weichen 
anfangs  in  Haartracht  und  Kleidung  von  der  Mode  des  vorigen  Zeitalters 
nicht  viel  ab;  bald  kommen  jedoch  künstlichere  Frisuren  auf,  welche  den 
Zweck  haben,  die  Körpergrösse  scheinbar  zu  erhöhen,  indem  das  Haar 
über  der  Stirn  oder  am  Scheitel  geknotet  wird.^)  Den  Hetären  lernen 
kokette  Frauen  die  durchsichtigen  Oewänder  ab,^)  die  sogar  die  Bild- 
hauer manchmal  im  Marmor  ausdrückten.^)  Der  Busen  wurde  durch  hohe 
Gürtung  oder  Kreuzbänder  hervorgehoben,^)  während  der  Überschlag  die 
Hüftenpartie  verdeckte.  Die  gefeierten  Hetären  gaben,  wie  wir  sahen 
(S.  635),  den  Malern  Gelegenheit,  sie  im  Negligee  und  ohne  Kleidung  zu 
studieren;  Phryne  spielte  vor  allem  Volke  die  Anadyomene.  So  nimmt 
der  Respekt  der  Künstler  vor  den  Frauen  stark  ab.  Das  Recht,  das  sie 
sich  schon  früher  genommen,  in  bewegten  Scenen  einen  Teil  des  Körpers 
zu  entblössen,  dehnen  sie  jetzt  bis  zur  äussersten  Grenze  aus.^^')  Die 
Amazonen  stehen  ohnehin  ausserhalb  des  griechischen  Sittengesetzes.  ^^) 
Von  den  höheren  Wesen  sind  es  die  Personifikationen,  welche  die  Willkür 
des  Künstlers  erfahren.    Hygieia  am  Parthenon,  die  Dike  von  Epidaurus ' ') 


*)  FuBTWANOLEB,  Jahrb.  4, 77  f. 

«)  Jahrb.  8,  185  f. 

3)  Vgl.  Enpolis  bei  Ael.  v.  h.  12,  30. 

^)  Anstot.  rhet.  1,  5. 

^)  Schon  Sophokles  spottet  über  die 
nXareis  und  evQvytoroi  (ptoreg  (Aias  1250  f.). 

^)  A.  1867,  136;  FubtwInglbr,  Samml. 
Sabonroff,  Text  zu  T.  22  u.  Meisterwerke 
S.  665;  Münze  von  Leukaa;  Brit.  Mus.  Gorinth. 
T.  37,  6. 

7)  Vgl.  Arist.  Lys.  48.  150;  Eubulos  bei 
Athen.  13,  568  f. 

^)  Am  Nereidendenkmale  von  Xanthos; 
, Venus  Genetrix*. 


>)  Hohe  Gürtung:  S.  646;  vgl.  Pbtbbsen, 
Arch.-ep.  Mitt.  5,  3  ff.;   Kreuzbänder:  Selene 
am    Ostgiebel    des    Parthenon    T.   6,   17 
Grabrelief:  Woltbbs  1120;  am  nackten  Ober 
körper:    Heydbmaitn,    griech.  Vasen   9,  1 
M.  2,  59. 

^°)  Schwach  in  der  29.  Metope  des  Par 
thenon;  Lapithin  im  Fries  von  Phigalia 
Polyxena-  und  Thetisdarstellungen. 

^^)  Vgl.  die  S.  604  erw&hnten  Amazonen 
Statuen  und  die  Amazonenkämpfe  des  Maus 
soleions. 

*')  Milchhöfbb,  Jahrb.  7, 203  ff.  m.  Abb. 
vgl.  Stob.  ed.  1, 5  (4),  12, 5  (o&oxolnoy  EoVo- 


Kap.  YIIL    Die  zweite  helleniitiMlie  Periode:  Freiiieit  der  Knnet.  (§  338.)     663 


und,  wenn  die  Münzen  nicht  täuschen,  auch  die  echte  Eirene  Eephisodots 
haben  die  eine  Brust  entblösst.  Vielleicht  haben  wir  in  der  nackten  Frau 
des  Parthenongiebels  ebenfalls  eine  Personifikation  zu  sehen.  Praxiteles 
motivierte  selbst  bei  Aphrodite  die  Nacktheit  noch  durch  das  Bad.  Ganz 
modern  ist  wohl  nur  Zeuxis  mit  seinem  Akt  „Helena''.  Diese  Bilder 
passen  zu  der  Wichtigthuerei  mit  allen  Persönlichkeiten  der  Demimonde, 
welche  sich  in  der  mittleren  Komödie  ausspricht.  Trotzdem  wird  gerade 
damals  das  Familienleben  der  Kunst  erschlossen,  wenn  auch  fast  nur  auf 
den  Grabsteinen;  Gruppen  von  Mutter,  Pflegerin  oder  Pfleger  und  einem 
Kinde  kennt  die  Plastik  seit  den  Parthenongiebeln.')  Die  Yasenmaler 
bringen  Bilder  aus  dem  Kinderleben.  Euripides  hat  hier  bahnbrechend 
gewirkt,  wie  er  die  Aufmerksamkeit  auf  Ammen  und  Pädagogen  lenkte.^) 
In  Haltung  und  Bewegung  war  die  Freiheit  errungen  worden;  nun  wurden 
Nachlässigkeit  und  alles  Sichgehenlassen  erlaubt,  vorausgesetzt,  dass  es 
einen  eleganten,  anmutigen  Anblick  ergab.  Für  die  Götter  galt  der  gleiche 
Grundsatz,  wobei  die  offizielle  Kunst  sich  nicht  ausschloss.  Die  Athena  ist 
in  den  Vignetten  der  attischen  Urkunden  eine  junge  Dame,  die  mit  unge- 
zwungener Grazie  dasteht  oder  behaglich  in  einem  Lehnstuhle  ruht.')  So 
müssen  Inschriften  hinzukommen,  damit  man  Götter  von  einfachen  Menschen 
unterscheide.'*)  Zuweilen  nimmt  man  das  alte  Kampfschema  etwas  über- 
treibend wieder  auf.^)  Manchmal  verfallt  die  Eleganz  in  Manierismus, 
z.  B.  wenn  ein  Mundschenk  die  Hand  beim  Einschenken  übermässig  hoch 
hält^)  oder  ein  Scepter  im  Stehen  weit  oben  angefasst  wird.^)  Auf  das 
„schöne"  Sterben  wies  Euripides  bei  Polyxenas  Tod  hin.  Lebhafte  Be- 
wegungen andererseits  geben  grösseren  Kompositionen  pathetische  Bewegt- 
heit. Ausser  den  Kämpfenden  sieht  man  häufig  (z.  B.  am  Parthenon, 
Erechtheion  und  Nereidenmonument)  eilende  Frauen,  in  deren  Gewänder 
der  Wind  fährt,  sie  nach  hinten  reisst  und  bogenförmig  aufbläht;  die 
Zeichner  lösen  ausserdem  das  Haar,  das  malerisch  im  Winde  flattert.^) 
Auch  in  der  Ruhe  fallen  die  Gewänder  nicht  regelmässig.  Steilfalten 
kommen  noch  öfters  vor,  vielleicht  durch  kleine  Gewichte  motiviert.^)  Die 
Wellenfaltchen  werden  manchmal  im  Prinzip  beibehalten.^®)  Wir  müssen 
es  uns  aber  versagen,  die  verschiedenen  Mittel,  wie  man  eine  geniale  Un- 
ordnung in  das  Gewand  bringt,  durchzugehen.'^)    Die  Pf  erde  bäumen  sich 


fiiay.  An  ihr  sind  unter  dem  Kleide  sogar 
die  Zeichen  ihres  Geschlechtes  heryorge- 
hohen.  Flasch  stellt  dazu  Glyptothek  Nr. 
112  (Verh.  d.  Münchner  Phü.-yer8.  8.  246). 

')  Leukothea  mit  dem  Knaben,  West- 
giebel Q;  Fries  des  Ereohtheions;  Eirene 
des  Kephisodotos;  Hermes  des  Praxiteles. 

«)  SxBPHAHi.  CR.  1863,  171  ff. 

')  Z.  B.  ScHöiTB,  griech.  Reliefs  T.  10, 
54;  Lb  Bas,  mon.  fig.  34. 

*)  Z.  B.  Schöne  T.  7,  48.  18,  63.  22,  94; 
ygl.  HoxoLLB,  Bch.  12,  320  f. 

^)  Zeus  yon  Ithome;  Poseidon  auf  gleich- 
zeitigen Mfinzen  yon  Haliartos  (Brit.  Mus. 
T.  7,  16). 

*)  Am  Lysikratesmonunent;  aQ&fjy  Soph. 


Ant.  480;  nach  SrBFHAin,  CR.  1873,  157  ff. 
auch  der  praxitelische  Satyr  6  inl  r^ino^oty, 

')  SoHöNB,  griech.  Reliefs  T.  11,  57  (um 
400). 

")  Münzen  des  yierten  Jahrhunderts  yon 
Tarent  (Brit.  Mus.  guido  T.  33,  14),  Ainos 
(Hermes,  Brit.  M.  Thrada  79),  Larissa  (Brit. 
M.  T.  5,  12.  14.  6,  1  ff.). 

*)  Z.  B.  Parthenonfries,  Relief  aus  Eleu- 
sis,  Demeterrelief  in  der  Glyptothek:  Lürzow, 
Münchner  Antiken  T.  34;  Eirene  des  Kephi- 
sodotos? 

i<>)  SoHöHB,  Reliefs  19,  83;  Bbücknbb, 
Ornament  T.  2,  1 ;  Bch.  IX  T.  14. 

^')  S.  z.  B.  Ubuohs,  Skopas  S.  208. 


664 


KlaasiBcbe  Kanstarohäologie.    IL  Geschi^iite  der  alten  Knust. 


auf  die  Hinterfüsse,  und  die  Fische  schnellen  sich  lebendiger.  0  Wie  man 
gesehen  hat,  ist  die  Luft  entdeckt;  mit  der  sichtbaren  Naturumgebung 
machen  die  Künstler  noch  inuner  wenig  umstände,  wovon  den  Schaden 
die  Komposition  des  Ganzen  trägt.  Das  Decken  und  Schneiden  der  Figuren 
ist  allerdings  schon  in  unbedenklichem  Gebrauche;  nichtsdestoweniger 
merkt  man  noch  am  Parthenonfries  den  Isokephalismus  der  sitzenden  und 
stehenden  Figuren  und  noch  am  Ende  des  fünften  Jahrhunderts  wird  ein 
auf  bergigem  Terrain  darzustellender  Reiterkampf  in  zwei  übereinander 
liegende  Reihen  zerlegt,  *)  worin  der  Fries  von  Trysa  übereinstimmt.  Ve- 
getation wird  nur  dann  plastisch  genauer  ausgeführt,  wenn  sie  besondere 
Bedeutung  hat  wie  der  Ölbaum  am  Parthenon.^) 

Über  jenen  Äusserungen  des  neuen  Zeitgeistes  soll  nicht  vergessen 
werden,  dass  tiefgehende  Differenzen  in  allen  Gebieten  herrschten.  Aischines 
und  Demosthenes  sind  in  ihrer  Art  auch  künstlerische  Gegensätze:  Jener 
ein  freundlicher  Mann  mit  wohlgepflegtem  Äusseren,  welcher  alles  „mass- 
volle und  herkömmliche''  preist  (3,  1),  dieser  der  radikale  Agitator  mit 
dem  zusammengekniffenen  Gesichte;  Phokion  hinwiederum,  das  Ideal  der 
Konservativen,  lacht  nicht  und  weint  nicht.^)  Die  Lakonisten  übertreiben 
die  hellenische  Einfachheit  zu  derselben  Zeit,  wo  Alkibiades  und  Lysander 
persischen  Prunk  lieben.  Plato  freut  sich  offenbar  über  die  grossen  Fort- 
schritte der  Kunst,  ^)  wogegen  Aristoteles  als  Typen  der  Künstler  Pheidias 
und  Polykleitos  —  offenbar  wegen  der  GoldeÖenbeinbilder  —  anführt.^) 
Demosthenes  bringt  gegen  Meidias  noch  eine  demokratische  Anklage  vor, 
er  habe  ein  stattlicheres  Haus  als  andere  Bürger,  und  doch  wird  die 
Kunst  immer  privater.  Jede  Partei,  die  am  Ruder  ist,  fasst  die  öffen1>- 
lichen  Arbeiten  anders  auf;  man  vergleiche  nur  Eubulos,  Demosthenes  und 
Lykurgos.  Ebenso  hat  wohl  die  Anmut  das  Strenge  besiegt,  aber  an  des 
letzteren  Stelle  ist  die  Energie  getreten. 


Kap.  IX.    Die  dritte  hellenistische  Periode:  König^szeit. 

(331—63  V.  Chi\) 
T.  15. 16. 

839.  Als  Alexander  den  letzten  Dareios  gestürzt  hatte,  trat  er  als 
förmlicher  Nachfolger  desselben  auf.  Indem  er  die  Kontinuität  der  Staats- 
ordnung Asiens  aufrecht  hielt,  musste  er  auch  die  Kunstthätigkeit  im  Stile 
der  orientalischen  Herrscher  betreiben.  Es  erneuert  sich  in  den  König- 
reichen der  orientalische  Geist  und  eigentümliche  Mischungen  griechischen 
und  orientalischen  Geschmackes  entstehen.  Als  Grenze  setzen  wir  das 
Jahr  63,  welches  nur  Schattenkönigreiche  übrig  Hess.  Das  eigentliche 
Griechenland  und  Unteritalien  machten  dieser  neuen  Mode  wenige  Zuge- 
ständnisse, sondern  fuhren  in  der  gut  bürgerlichen  Weise  fort,  welche  das 


*)  Man  betrachte  die  Entwicklung  der 
syrakusanischen  Medaillen  (ELead,  bist.  numm. 
p.  153  f.). 

«)  Ath.  Mitt.  14,  398  ff.  T.  12;  vgl.  das 
Votivrelief  in  Roschers  Lex.  1,  2559  f. 


*)  Vgl.  ScHRBiBBBi  Bmnnenreliefs  S.  90 
A.  93. 

*)  Duris  bei  Plut.  Phoc.  4. 

»)  Hipp.  maj.  281  d. 

•)  Eth.  Nicom.  6,  7,  1. 


Kap.  IX.    Die  dritte  helleniBtische  Periode:  KOnigszeit.    (§  339.) 


665 


vierte  Jahrhundert  vom  fünften  unterscheidet;  viele  einzelne  ansehnliche 
Werke,  aber  keine  monumentale  Leistung  ausser  mit  fremden  Mitteln! 
Daraus  folgt,  dass  die  nun  zu  behandelnde  Periode  durch  die  republika- 
nische Verwaltung  oder  unmittelbare  königliche  Regierung  ihre  Gliederung 
erhält.  Da  die  Eunstthätigkeit  in  den  Städten  an  die  Tradition  gebunden 
ist,   eröffnet  billig  die  städtische  Kunst  unsere  Auseinandersetzungen. 

Die  Orte  des  eigentlichen  Griechenlands,  wo  die  Kunst  die  meiste 
Beschäftigung  fand,  waren  nicht  mehr  die  gleichen;  Athen,  das  unter 
Demetrios  von  Phaleron  noch  eine  kurze  Blüte  erlebte,  wurde  durch  den 
chremonideischen  Krieg  ruiniert;  für  Sparta  thaten  hin  und  wieder  ehr- 
geizige Könige  etwas.  Indes  lag  jetzt  die  Bedeutung  der  Städte  in  ihrem 
Anteil  am  Handel.  Rhodos  tritt  hierin  an  die  Spitze;  ausserdem  sind 
Sammelstätten  von  Kunstwerken  die  Wallfahrtsorte  Dolos  und  Samothrake, 
denen  sich  Athen  als  profaner  Verehrungsplatz ')  an  die  Seite  stellt.  Pro- 
duktionsstädte dagegen  sind  von  jenen  nur  Rhodos  und  Athen,  sowie 
Sikyon.  Kleinasien,  d.  h.  die  griechische  Westküste  mit  dem  jetzt  helle- 
nisierten  Hinterlande,  erreicht  durch  Lage  und  Natur  des  Bodens  einen 
Wohlstand,  der  einen  grossen  Luxus  gestattet.  Das  Gleiche  ist  in  Sicilien 
und  Unteritalien  der  Fall,  wo  bis  zu  den  Siegen  der  Römer  Tarent  die 
Führerschaft  im  Genussleben  und,  versteht  sich  zugleich,  in  allen  schönen 
Künsten  hat. 

In  der  Malerei  behauptet  die  sikyonische  Schule  ihren  jungen  Ruf 
und  gewinnt  neue  Absatzgebiete  in  den  Königreichen.*)  Pausias  erwarb 
sich  einen  geschätzten  Namen  nicht  so  sehr  durch  Tafelgemälde,  geschweige 
denn  Freskobilder,  als  durch  Genrebildchen,  welche  in  das  Getäfel  luxu- 
riöser Zimmer  eingesetzt  wurden.^)  Diese  neue  Dekorationsmalerei  zog 
natürlich  die  Blumen  stark  heran  und  man  braucht  Pausias'  Blumen- 
stücke nicht  von  einem  Verhältnis  zur  Kränzewinderin  Glykera  herzuleiten.**) 
Auch  den  Freunden  des  Pikanten  kamen  er  und  sein  Schüler  Nikophanes 
willig  entgegen.^)  Die  Wachsmalerei  mit  ihren  glänzenden  Farben  passte 
unter  die  Wandverkleidung  mit  poliertem  Stein  und  Glasfluss  wie  gemacht. 
Später  ist  Nealkes  der  Hauptvertreter  der  lokalen  Schule,  <*)  der  z.  B. 
nach  Ägypten  eine  Seeschlacht  aus  der  Perserzeit  lieferte. ')  Durch  Pam- 
philos'  Lehre  (S.  634)  können  Melanthios  und  Apelles  zur  sikyonischen 
Schule  gerechnet  werden.  Der  erstere  behielt  die  akademische  Manier 
bei  und  komponierte  nach  bestimmter  Theorie ;  ^)  selbst  ein  Buch  über  die 
Malerei  hat  er  verfasst.")  Der  Stolz  der  sikyonischen  Schule  aber  ist  der 
vielgewanderte  Apelles.*^)    Zu  Ephesos  geboren,  begann  er  seine  Studien 


')  Schon  zur  Zeit  des  Theophrast  (char.3). 

')  AratoB  vermittelt  Bilder  an  den  Pto- 
lemäerhof  (Plut.  Arat.  12  a.  E.). 

»)  Paus.  2.  27,  3;  Plin.  35,  123.  124.  126. 
127;  Hör.  s.  2,  7,  95. 

^)  Plin.  35,  125. 

^)  Polemon  bei  Ath.  13,  567  b;  Plui  de 
and.  poet.  3  ( Chairephanea  heisst  hier  der 
Schüler) ;  vgl.  Fronte  ad  Verum  1  p.  124. 

«)  OvBBBECK,  Sohriftq.  2102  ff. 


')  Plin.  35,  142. 

*)  Quintil.  12,  10,  6;  Plin.  35,  80;  Vitr. 
VII  praef.  14. 

»)  Diog.  Laert.  4,  18. 

^°)  H.  HoussATB,  histoire  d' Apelles,  Paris 
1867 ;  G.  WusTXANN,  A.'  Leben  und  Werke, 
Lpg.  1870;  QuATREM^BB  DB  QüiNOT,  m^m. 
sur  le  döfi  d'A.  et  de  Protog^nes,  Acad.  des 
inscr.  1821,  m.  2  T. 


in  der  Heimat  bei  einem  gewissen  Ephoros  und  vollendete  sie  im  Atelier 
des  Pamphilos;')  zu  diesen  Aufenthaltsorten  stimmt,  dass  er  fUr  Ephesos 
und  Korinth  arbeitete.*)  ChronologiBch  lässt  er  eich  dadurch  fixieren,  dass 
er  zu  Alexander  in  Beziehungen  trat,  der  ihm  auaserordentlicfae  Qunst 
erwies.')  Alexanders  Stelle  übernahm  dann  der  erste  Ptolemäer;^)  das 
Meisterwerk  des  Apelles  besass  jedoch  der  Asklepiostempel  von  Kos/) 
Die  Eoer  hatten  augenscheinlich  an  dem  Fremdenzuflusse  von  Knidos  die 
leidige  Erfahrung  gemacht,  dass  sie  zwischen  den  zwei  Statuen  des  Pra- 
xiteles eine  unpraktische  Wahl  getroffen  hatten,  wofür  sie  von  Apelles  ein 
mindestens  ebenso  wirksames  Zugstück  erhielten.  Sein  Bild  stellte  die 
aus  dem  Meere  aufsteigende  Aphrodite  dar,  während  sie,  noch  bis  unter  der 
Brust  im  Wasser,  ihr  feuchtes,  hoch  gehaltenes  Haar  ausdrückt;^)  das 
Motiv  des  Auswindens  ist  oft  wiedergegeben  worden,  ohne  dass  eine  ,  Re- 
plik" erhalten  wäre.  Im  Asklepiostempel  war  bereits  vorher  von  seiner 
Hand  eine  Opferdarstellung,  welche  Herondas,  einem  Zeitgenossen  des 
Ptolemaios  Philadelphos,  im  vierten  Mimiambos  (V.  59  ff.)  zu  einer  be- 
wundernden Schilderung  Anlass  gibt,')  während  er  die  Aphrodite  noch 
nicht  erwähnt.  Schon  Antigonos  hatte  (zwischen  316  und  308,  denke  ich) 
sein  Bild  hieher  gesandt,  welches  der  höfische  Maler  im  Profil  gemalt 
hatte,  weil  dem  Fürsten  ein  Auge  fehlte,")  Vielleicht  ehrten  die  Koer 
den  Künstler,  welcher  ihnen  durch  sein  Talent  nUtzte,  mit  dem  Bürger- 
rechte; denn  eine  solche  wohlberechnete  Ehrung  ist  in  diesem  Zeitalter 
häufig. ')  Ausser  der  Aphrodite  wurde  der  .Alexander*  des  epbesischen 
Tempels  am  meisten  bewundert,  welchem  der  schmeichlerische  Künstler 
einen  Donnerkeil,  der  samt  den  Fingern  aus  dem  Bild  berauszuragen 
schien,  in  die  Hand  gab. '<>)  Unter  den  übrigen  Apelleswerken  sind  die* 
jenigen,  welche  Interesse  erwecken  könnten  (die  allegorische  Malerei  von 
der  Terläumdung,  dos  Kückenbild  des  Herakles  und  „monocnemoa")  nicht 
genügend  sicher  bezeugt.»)    Die  Späteren  stellten  Apelles   ausserordent- 


')  Suidaa  '.intW^r  (KaXoaioyto;) ;  Plin. 
85,76.123.  Flut.  Arat,  13.  T^ow  hoieat 
er  schon  bei  Herondas  4,  72,  dann  Strab.  14, 
642;  Lncian.  oalumn.  2.  6. 

>)  EphesoB:  Plin.  35,  92.  98;  Ael.  v.  fa. 
2.  3;  KariDth:  Athen.  13,  588c. 

■)  Plin.  35,  93.  86;  Lncian.  calumn.  2  ff.; 
vkI.  Otebbeck,  Schriftq.  1833.  Das  Porti&t 
Fnilippe  wird  DachtrfigLich  gemalt  sein, 

•)  Plin.  35, 69;  Bild  eines  Sduuspielere: 
das.  g  93. 

')  Augustus  nahm  das  Bild  für  den 
Tempel  Caesare  weg,  aber  schon  Nero  mnsste 
ee  durch  eine  Kopie  ersetzen  lassen  (Strabo 
14,657;  Plin.  35,  91). 

*)  Vgl.  OvEBBEOK  1849  ff.;  bis  zur  Brust: 
Anth.  Plan.  4,  180,  5.  182,  7;  Ovid.  trist.  2, 
'  528;  vgl.  Bbmhdohf,  Ath.  Mitt.  1,  50  ff.  Über 
Apelles'  Modell  weren  verschiedene  Angaben 
verbreitet;  Atben.  13,  590  f;  Plin,  35,  86. 

')  HitTLER  (Verh.  d.  Wiener  Phü.Tets. 
S.  267  A.  2)  bestreitet  wieder,  dass  er  von 


einem  Lebenden  rede. 

')  Strab.  14, 657 ;  Plin.  85, 90;  QuintUian. 
2, 13,  12. 

')  Cous  Fun.  35,  79 ;  vgl,  Causius,  Unter- 
SDcbungen  S.  183. 

•°)  Flin.  35,  92;  PlnL  Alex.  4;  Ovbssecs, 
Schriftq.  1875  ff. 

")  Verifiumdung:  Lucian.  caliunn.  4,  vgl. 
Bl0hmbb,  archSol.  Studien  zu  Laoian  S.  41  f., 
Aber  neuere  Restitutionen  dieses  Bildes  R. 
FObbtbb,  Jahrbuch  d.  prensa.  Eonsts.  1894 
S.  27  ff.;  Herakles:  Plin.  35,  94  (arbitnotor); 
bei  Petron.  83  ist  monocrtmon  flberliefert; 
wahrHcbeinlich  ein  Bild,  in  welchem  mit 
starker  Verktlrznog  nur  der  eine  entblOsste 
Schenkel  erschien  (vgl  das  altspanische  Bild 
la  gamba);  moitoehromo»  liest  OoirsiJ.Ez, 
monoghnon  (von  Antigonos)  WusnuKS  a.  0. 
S.  107;  ScHBEiBBB,  AZ.  38,  112  f.;  vgl.  Wi- 
LJ.HOWITE,  AZ.  33,  169  (Homanfabel);  Stdd- 
MOUU,  Termatnngen  Kap.  III.;  Tiermalerei: 
Fronte  ep.  1,  7  p.  20  Nibeb. 


Kap.  DL    Die  dritte  heilenistische  Periode:  Königezeit.    (§  S39.) 


667 


lieh  hoch  und  sprachen  ihm  teilweise  das  Prinzipat  in  der  Malerei  zu,  ^) 
unterliessen  darüber  jedoch  seine  Art  deutlich  zu  kennzeichnen.  Es  scheint, 
dass  er,  wie  ein  Musikvirtuose,  seinen  Fingern  durch  tägliche  Übung  eine 
ausserordentliche  Geschicklichkeit  erwarb')  und  dabei  trotzdem  zwischen 
genialer  Nachlässigkeit  und  peinlicher  Yerkünstelung  die  rechte  Mitte 
fand.^)  Man  sah  seinen  Bildern  keine  absichtliche  Komposition  und  Per- 
spektive an^)  und  doch  lehrte  er  seine  Kunst  in  Büchern.^)  Am  deut- 
lichsten klingen  noch  einige  Bemerkungen  über  das  Kolorit,  besonders 
die,  dass  er  die  Konturen  nicht  mehr  scharf  zog,  sondern  verschwimmen 
liess.^)  Über  die  vier  Grundfarben  ging  Apelles  noch  nicht  hinaus,  ex- 
perimentierte aber  sachkundig  mit  den  Farben J)  Wo  Apelles'  Schüler^) 
arbeiteten,  ist  nicht  festzustellen.  In  Athen  erlosch  die  Malerei  natürlich 
nicht,  ^)  obwohl  in  den  lateinischen  Bearbeitungen  athenischer  Lustspiele, 
welche  mehrfach  auf  Gemälde  Bezug  nehmen,  über  den  Niedergang  der 
Malerei  geklagt  wird.^^')  Ein  Sohn  des  Lykurgos,  abo  ein  hochgeborener 
Mann,  weihte  ein  Gemälde  mit  seinem  ganzen  Stammbaum  ;^^)  zum  Reper- 
toire eines  Schmeichlers  gehört,  dass  er  ein  Porträt  ähnlich  findet.  ^^)  Die 
Kunst  wird  eben  in  die  Familienkreise  eingeschlossen.  Es  ist  aber  doch  be- 
achtenswert, dass  ein  makedonischer  Maler  nach  Perseus'  Sturz  gerade 
Athen  aufsuchte.  Um  dieselbe  Zeit  wenden  die  Römer  der  athenischen 
Malerschule  ihr  Augenmerk  zu;  der  Philosoph  Metrodoros  wird  dem  Aemi- 
lius  Paulus  zugleich  als  Hauslehrer  und  als  Maler  geschickt.  ^^)  Auch 
Sparta  war  für  Maler  kein  ungünstiger  Boden  mehr:  Kleomenes  liess 
Bilder  aus  Megalopolis  bringen  ^^)  und  den  römischen  Beamten  schienen 
Wandgemälde  des  Aussägens  würdig. ^^)  Die  rhodische  Schule  brachte 
gleich  zu  Anfang  den  Protogenes  hervor,  welcher  auf  dem  Festlande, 
in  dem  rhodischen  Orte  Kaunos  geboren  war.^^)  Über  seinen  leidenschaft- 
lichen Fleiss  kursierte  manche  Anekdote;  er  ist  ein  unermüdlicher  Selbst- 
verbesserer gewesen.'*^)  Sonst  lehren  die  Lobsprüche  der  Alten  nichts 
von  Belang.  Protogenes  arbeitete  für  seinen  Freistaat  den  Heros  lalysos, 
dann  —  gewiss  als  Demetrios,  welcher  während  der  Belagerung  jenes 
Bild  geschont,  304  mit  den  Rhodiem  Frieden  geschlossen  hatte  —  por- 
trätierte er  dessen  Vater.  Der  athenische  Staat  gab  ihm  einen  echt 
bureaukratischen  Auftrag  („Paralos,  Ammonias  und  die  Thesmotheten^). 
Den  Dramatiker  Philiskos  malte  er  dichtend.*^)  Nebenbei  soll  Protogenes 
in  Erz  und  Marmor  gearbeitet,  auch  geschriftstellert  haben.  ^^)    Seine  Hand- 


1)  So  Plinius  (35,  79)  und  Lucian. 

»)  Plin.  35,  84. 

')  Kritik  eines  SchneUarbeiters:  Flut, 
de  edao.  puer.  9 ;  gegen  die  Peinlichen :  Plin. 
35,  79.  80  u.  A.  (siehe  Ovebbbok,  Schriftq. 
1897  ff.). 

*)  Plin.  35,  80. 

»)  Plin.  35,  79.  111  u.  ind.  XXXV. 

*)  Petron.  63. 

')  Plin.  35,  42.  97. 

«)  Plin.  35, 111.  138. 

>)  OvBBBEGK,  Schriffcq.  2145  ff. 

>o)  Plaut.  PoenuL  5,  4,  116. 

*0  V.  dec.  or.  VII  a.  E. 


»*)  Theophr.  char.  2  a.  E. 

>»)  Plin.  35,  135. 

>*)  Plut.  Oleom.  25. 

")  Vitr.  2,  8,  9;  Plin.  35,  173. 

»•)  Paus.  1,  3,  5;  PHn.  35,  101;  Plut. 
Demel^.  22  (nicht  ans  Xanthos:  Suidas  u. 
nobnovivfig), 

")  Plin.  35,  101-2.  105.  118;  Quintü. 
12,  10,  6;  Plut.  a.  0. 

<»)  Vgl.  SoHBJUBBB,  Relief  bilder  T.  84. 

*»)  Plin.  35, 106;  34, 91 ;  Suidas  JT^wto- 
yivfjg,  ,Die  Mutter  des  Aristoteles*'  ist 
vohl  falsch  benannt. 


668 


Klassische  Knnstarchäologie.    n.  Oesohiohte  der  alten  Kunst. 


Zeichnungen  waren  geschätzt.^)  Die  Kunsthistoriker  übergingen  sonst  die 
rhodische  Schule  mit  Stillschweigen;  nur  ein  Anakreontiker  richtet  das 
bekannte  Gedicht  über  das  enkaustische  Bild  seiner  Geliebten  (XV.)  an 
lyden  besten  Maler,  den  Fürsten  rhodischer  Kunst",  sonst  lehrt  das  Lied- 
chen nur  das  weibliche  Schönheitsideal  dieser  Schule:  schwarze  Haare 
mit  purpurschimmemden  Stirnlöckchen,  verbundene  Augenbrauen,  ein 
scharfer  und  doch  verschwimmender  Blick  und  graziöser  Hals.  Die  klein- 
asiatische Schule''^)  hat  den  Samier  Theon  aufzuweisen,  einen  eigentüm- 
lich phantasievollen  Mann.  Er  malte  gerne  grässliche  Scenen,  z.  B.  Orestes' 
Muttermord  und  Wahnsinn,  Kassandra,  Thamyris.  Die  Anekdote,  dass  er 
das  Angriffssignal  blasen  liess,  als  er  sein  Bild  eines  vorstürmenden  Kriegers 
enthüllte,  zeigt  theatralisches  Gebahr en  an.^)  Was  die  gesamte  Schule 
anlangt,  hörte  ein  Athener  mit  Groll,  dass  die  kleinasiatischen  Künstler 
mehr  gälten  als  seine  Landsleute.^)  Bei  Unteritalien  versagen  wieder 
die  Schriftquellen; 5)  monumentale  Bilder  wie  die  Porträte  von  Hieron  H. 
und  Philistis,  deren  Köpfe  durch  Relief  hervorgehoben  waren,^)  sind  selten, 
nur  die  Vasenmalerei,  welche  im  eigentlichen  Griechenland  ganz  herunter- 
gegangen war,^)  gibt  einigen  Begriff  von  der  Kunst,  besonders  da  die 
Yasenmaler  augenscheinlich  ihre  Anregungen  von  der  höheren  Kunst  em- 
pfingen. Wenn  auch  die  Fundgebiete  Apulien,  Lukanien  und  Kampanien 
kleine  Unterschiede  aufweisen,  bleibt  der  Grundzug  der  gleiche.*)  Das 
Prinzip,  die  Figuren  nicht  in  Friesreihen  zu  ordnen,  sondern  über  die 
Fläche  zu  zerstreuen,  also  die  Manier  der  „polygnotischen*  Vasen  ist 
ziemlich  durchgedrungen.  Manche  apulische  Vasen  haben  eine  sorgföltig 
abgewogene  Komposition.^)  Doch  blickt  mehrmals  die  Einteilung  in  zwei 
übereinander  geordnete  Streifen  durch.  Um  solche  grössere  Bilder  zu 
füllen,  muss  man  erstens  dem  landschaftlichen  Hintergrund  etwas  Beach- 
tung schenken  —  mindestens  wird  die  Unebenheit  des  Bodens  abgebildet  — ;  ^®) 
zweitens  sind  Nebenpersonen  heranzuziehen.  Diese  „ Zuschauer '^j  teils 
Götter,  teils  Ortsnymphen  und  andere  Beseelungen  des  Lokals  teils 
auch  einfache,  anonyme  Menschen,  geben  den  mythologischen  Bildern  einen 
genrehaften  Anstrich.  Häufig  sitzen  sie,  mit  dem  Körper  gegen  aussen 
gekehrt,  oder  man  sieht  sie  nur  oben  im  Hintergrunde  den  Hügel  herauf- 
kommend, so  dass  die  untere  Hälfte  noch  verborgen  ist.^*)  Viele  Figuren 
sehen  den  Beschauer  an.  Gemütsbewegungen,  wie  Mania  und  Lyssa, 
werden  personifiziert,  worin  schon  die  Malerei  der  vorigen  Periode  voran- 
gegangen ist;  12)   die  Bühnenaufführungen  tragen  ebenfalls  zur  Populari- 


»)  Petron.  84. 

2)  OvBKBEOK,  Schriftq.  2110  flF. 

«)  Quintil.  12,  10,  6;  Aelian.  v.  h.  2,  44. 
Sein  Name  war  in  einer  Quelle  des  Plinias 
zu  Theorus  entstellt  (35,  138). 

*)  Theophr.  char.  23. 

^)  Schlechtes Votiyporträt:  Leonidas  Anth. 
11,  213. 

^)  Coli,  of  anc.  marbles  in  the  Br.  M. 
10,  32  j  Helbio,  Rhein.  Mus.  N.  F.  27,  154. 

^)  DuMONT  ET  Chaplain,  cöram.  T.  14 
-18;  Berlin  Nr.  2932-8. 

^)  Über  die  Sammlungen  unteritalischer 


Vasen  S.  188. 

»)  ß.  nap.  n.  s.  VII  T.  9;  Raoul-Ro- 
CHBTTB,  mon.  in.  I  T.  66;  M.  V  T.  11;  Gbb- 
HABO,  ges.  akad.  Abh.  T.  12. 

»0)  Z.  B.  B.  nap.  II  T.  3  =  El.  c^r. 
III  30. 

^')  Letzteres  besonders  in  Kampanien 
und  Lukanien;  vergl.  Robbbt,  AZ.  41,  50 
A.  41. 

*^)  EöBTE,  über  Personifikationen  psy- 
chologischer Affekte  in  der  späteren  Vasen- 
malerei, Berlin  1874. 


Kap.  IX.    Die  dritte  heUenistlBohe  Periode:  KOxkigszeii.    (§839.) 


669 


sierung  dieser  Abstrakta  bei,  wie  überhaupt  die  Bühne  bis  herab  zu  den 
Phlyakes^)  einen  tiefgehenden  Einfluss  ausübt.  Das  Kolorit  endlich  wird 
lebhaft  und  bunt;  mit  anderen  Worten,  man  sucht  der  Natur  näher  zu 
kommen.  Diese  Eigentümlichkeiten  treten  an  den  grossen  Amphoren  und 
E^rateren,  die  manchmal  einen  riesigen  Umfang  erreichen,  am  deutlichsten 
hervor,  während  viele  kleinere  Gefässe  z.  B.  nur  mit  netzbedeckten  Frauen- 
köpfen und  Fischen  dekoriert  sind.*)  Obgleich  die  bessere  Vasenmalerei 
sich  von  der  eigentlichen  Kunst  nach  ihren  Mitteln  wenig  mehr  scheidet, 
nennen  die  Maler  sehr  selten  ihren  Namen.  Assteas')  hat  mehrere  Vasen 
signiert,  von  denen  drei  in  Paestum  .gefunden  wurden;  dorthin  gehört  er 
auch  wahrscheinlich.*)  Seine  Gegenstände  sind  bezeichnend  für  die  Zeit: 
»der  rasende  Herakles",  „Phrixos  und  Helle  auf  dem  Meere*,  „der  Garten 
der  Hesperiden",  „Kadmos  tötet  den  Drachen  **  und  eine  Lustspielscene; 
für  das  Kolorit  ist  die  Einführung  des  brennenden  Scheiterhaufens  und 
der  Sonnenscheibe,  welche  im  Phrixosbilde  ihre  Strahlen  über  das  Meer 
hinsendet,  von  hervorragender  Wichtigkeit.  Feuer  und  dazu  noch  Blitze 
und  Regenbogen  malt  Python  in  der  „Rettung  Alkmene's  vom  Feuer- 
tode''.^)  Die  grosse  Amphora  des  Lasimos  aus  Canosa^)  interessiert 
durch  den  halbmessapischen  Namen  ihres  Verfertigers.  Die  Nationalität 
der  unteritalischen  Maler  war  überhaupt  sehr  gemischt;  es  gibt  rein 
dorische,  attische  und  jonische  (Assteas),  aber  auch  halb  dorische  halb 
attische  Inschriften  (Python).')  Die  meisten  Vasen  dürften  in  Tarent  ent- 
standen sein,  ^)  welches,  wie  gesagt,  damals  in  Unteritalien  die  erste  Rolle 
spielte;  dennoch  werden  die  Kolonien  an  der  Westküste  nicht  zu  über- 
sehen sein.  Wenn  z.  B.  die  Darstellung  der  Unterwelt  und  ihrer  Dä- 
monen, zu  welchen  sogar  Nereiden  gerechnet  werden,®)  an  den  unter- 
italischen Vasen  einen  breiten  Raum  einnimmt,  ^^)  möchte  man  an  die 
vulkanischen  Erdrisse  und  „Unterwelteingänge**  der  ky maischen  Gegend 
denken.  Endlich  bringt  der  Verkehr  mit  dem  Osten  manche  Idee,  z.  B. 
den  „Kriegsrat  des  Dareios",  dessen  Titel  {näqaaC)  an  einer  Säulenbasis 
aufgemalt  ist.^*) 

Die  Geschichte  der  städtischen  Plastik  weist  vielfach  ähnliche  Züge 
auf.  Zu  Alexander  und  seinen  Nachfolgern  hatte  wieder  die  sikyonische 
Schule  die  meisten  Beziehungen,  was  sie  Lysippos  verdankte.  Seine  Söhne 
Boidas  und  Euthykrates,  letzterer  ein  strengerer  Stilist  als  der  Vater,  **) 
Eutychides  und  der  Lindier  Chares  vertreten  für  uns  die  lysippische  Schule. 
Eutychides  machte  sich  durch  allegorische  Statuen  bekannt.    Mit  dem 


^)  Hrydemann,  Jahrb.  1,  260  ff.;  Vase 
Gapnti  mit  Theaterdarstellungen,  Winckel- 
mannspr.  Halle  1884. 

*)  In  Paestam  und  Ardea:  Abekeh, 
Mittelitalien  S.  32,  4. 

^)  Klbik,  Meistersignaturen  S.  '  206  ff.; 
Wiener  Vorlegebl.  B  T.  1-3.  VIII  T.  12. 

*)  WiNKBFELD,  Bonner  Stadien  S.  166  ff.; 
Tarentiner  nach  RATBr,  hist.  de  la  cäram. 
p.  304  ff. 

»)  Mon.  inöd.  T.  10 ;  farbig  Jhst.  XI  T.  6 
(Bevers  T.  7);  vgl.  Michaelis,  Jhst.  1885, 40. 

®}  In  Paris:  Millik-Reinach,  yases  peints 


II  37.  38;  Wiener  Vorlegebl.  1889  T.  11,  3. 

^)  Ebetsohmse,  d.  griech.  Vaseninschriften 
S.  211  ff. 

^)  LENOBMAirr,  GR.  de  Fac.  des  inscr. 
1879,  291. 

«)  Sicilische  Vase  M.  8,  9. 

*°)  A.  WiNKLBR,  de  inferorum  in  vasis 
Italiae  inferioris  repraesentationibus,  Diss.  t. 
Breslau  1888:  R.  de  phil.  1889,  101  f.,  z.  B.  A. 
IX  T.  7;  M.  II  49;  B.  1851,  38  ff. 

»0  Aus  Canosa  in  Neapel  Nr.  3253:  AZ. 
1857  T.  103;  Wiener  Vorlegebl.  VII  6. 

")  Plin.  84,  66. 


670 


Klassische  Konstaroh&ologie.    IL  Oesohiohte  der  alten  Sonst. 


vergoldeten  Erzbilde  der  sitzenden  „Tyche"  von  Antiochien,  zu  deren 
Füssen  man  den  Flussgott  Orontes  schwimmend  erblickte,^)  und  dem 
„flüssig  scheinenden''  Bude  des  Flussgottes  Eurotas,')  scheint  er  die  ver- 
breiteten Typen  der  Stadt-Tyche  und  des  liegenden  Flussgottes  geschaffen 
zu  haben ;  inwieweit  die  nonchalanten  Figuren  der  ersteren  auf  Eutychides 
zurückgehen,  bleibt  freilich  zweifelhaft.')  Den  Ghares  machte  der  70  EUen 
hohe  Eoloss  von  Rhodos  berühmt,  welchen  die  Rhodier  nach  der  Auf- 
hebung der  bekannten  Belagerung  (Ol.  119,  2)  am  Hafen  errichteten. 
Schon  80  Jahre  später  warf  ein  furchtbares  Erdbeben  das  Weltwunder  zu 
Boden;  die  Trmnmer  soll  der  arabische  Eroberer  an  einen  Juden  verkauft 
haben.  Gleichzeitige  Münzen  von  Rhodos  stellen  den  Kopf  von  vom  und 
von  der  Seite  dar.*)  An  dieser  Stelle  reihen  wir  die  Statuen  ein,  welche 
als  lysippisch  bezeichnet  werden,  ohne  dass  man  sie  auf  den  Meister  selbst 
zurückleiten  kann,  wie  den  betenden  Knaben  in  Berlin  ^)  u.  ä.  Die  schlanken 
cylindrischen  Proportionen,  beim  „lason^  auch  das  Motiv  des  aufgestützten 
Fusses  geben  zu  jener  Charakteristik  das  Recht,  wenn  auch  die  Zeit  da- 
durch nicht  näher  bestimmt  ist,  da  noch  in  der  Eaiserzeit  Nachahmimg 
des  lysippischen  Stiles  stattfand.  Sikyon  hat  manchen  anderen  Künstler 
hervorgebracht,®)  desgleichen  Argos;')  doch  sind  die  bildlichen  Denkmäler 
spärlich.^) 

In  Athen  dauerte  nach  der  kurzen  Episode  der  lykurgischen  Ver- 
waltung die  Bourgoisiekunst  fort.  Athen  fiel  mit  den  meisten  griechischen 
Gemeinden  der  Verarmung  heim.  Zu  Ehren  der  Frau  des  Demetrios  Po- 
liorketes  wurde  ein  Tempel  errichtet,  an  dem  nichts  besonderes  zu  sehen 
war.®)  Für  religiöse  Kunst  sodann  waren  die  Hauswirte  der  Philosophie- 
beflissenen zu  aufgeklärt.  ^^)  Die  Mode  der  choregischen  Denkmäler  dauert 
noch  ein  paar  Jahrzehnte  fort;  doch  stehen  die  Reliefs  des  Nikiasmonu- 
mentes  von  319  *  *)  und  des  Thrasyllosdenkmals,  welches  auch  eine  Statue 
enthielt,  ^2)  auf  keiner  hohen  Stufe.  ^  2)    Diesen  entsprachen  in  dem  gleichen 


M  Paus.  6,  2,  6;  Malfdas  XI  p.  276. 

«)  Anth.  Pal.  9,  709;  Plin.  34,  78. 

^)  Positiv  0.  MüLLEB,  dissertatt.  Antioch. 
I  14  p.  36  ff.  und  Bbuhn,  Künstler  1,  412; 
kritisch  Michaelis,  AZ.  1866,  255  ff.;  Ver- 
zeichnis bei  Gabdnbb,  Jbst.  9,  47  ff.  T.  5  a. 
Pbboeb,  Rom.  Mitt.  1893,  188  ff.  T.  5;6;  Phot. 
Brackm.  154;  dazn  eine  kleine  Bronze  Ra. 
1893  II,  231;  MOnzbilder  mehrerer  Städte 
Syriens  und  Mesopotamiens,  von  Eyzikos  (Brit. 
Mus.  Mysia  T.  13,  1)  u.  s.  w. :  Analyse  der 
Stellung  bei  Mebz,  ästhet.  Formgesetz  S.  155  f. 

*)  Vergoldetes  Erz:  Const.  Porph.  adm. 
imp.  21;  Länge:  Inschrift  bei  Strab.  14,  652; 
Erdbeben:  Polyb.  5,  88;  sorgfältige  Arbeit: 
Lucian.  Jnp.  trag.  11;  technisches:  Philo  Byz. 
de  sept.  mirac.  mundi  4;  Verkauf:  Const. 
Porph.  a.  0.  20;  Abbildung:  Head,  bist.  num. 
p.  540.  Vgl.  LüDEBS,  der  Eoloss  v.  Rhodos, 
Hamburg  1865;  Schxtbabt,  Jahrbb.  186*1, 
644  f.;  V.  Rhoden,  de  miraculis,  Bonn  1875. 

»)  Phot  Bruckm.  283;  Berlin  Nr.  2; 
über  Geschichte  und  Restitution  Conze,  Jahrb. 


1,  1  ff.  223;  eine  neue  Ergänzung  AA.  1890, 
165  m.  Abb. 

*^)  Daitondas:  Löwt,  Inschr.  97. 

')  LöwY  Nr.  261  ff. 

^)  Statue  des  Metrodoros  von  Pytheas 
aus  dem  letzten  Jahrhundert:  Sohlibhakk, 
Ilios  S.  707  f.;  Löwt  264;  Gruppe  des  As- 
klepios  und  der  Hygieia  von  Xenophilos  und 
Straton  vielleicht  auf  Mflnzen  abgebildet. 
Num.  Comm.  on  Pausanias  40,  24. 

»)  Paus.  1,  37,  6. 

i<>)  Plato  (GesetEe  12,  955  e.  956 ab) 
wollte  die  Weihgeschenke  sehr  eingeschränkt 
haben;  Epikur  verbot  sie  nicht  (Diog.  L.  10, 
121). 

^0  Teilweise  am  Beul^'schen  Thor  ver- 
baut; Abg. 

^*)  Ant.  of  Ath.  n  4  (damals  noch  ganz); 
erhaltener  Rest  Woltebs  Nr.  1329 ;  Statue  des 
Dionysos  in  London  Nr.  432:  Anc.  marbies  IX 
T.  1 ;  Phot  Bruckm.  119.  Nach  der  Inschrift 
J.  320,  thatsächlich  aus  dem  ersten  Drittel  des 
dritten  Jahrhunderts  (Ath.Mitt  13,383ff.T.8). 


•  Vtf 


Kap.  IX.    Die  dritte  helleiiistisohe  Periode:  EOnigueit.    (§  839.)  671 


Zeitabschnitte  die  letzten  grossen  Grabdenkmäler  Athens,  z.  B.  das  des 
Theodektes  an  der  eleusinischen  Strasse  mit  Statuen  seiner  selbst  und  der 
berühmten  Dichter.^)  Dauernde  Beschäftigung  fanden  die  athenischen 
Steinmetzen  nur  durch  Grabsteine,  deren  Beliefbilder  die  alten  Über- 
lieferungen (S.  637)  erhielten,  und  durch  Porträtbilder;  die  Eitelkeit,  sich 
in  Marmor  oder  Erz  öffentlich  aufstellen  zu  lassen,  hatte  ungeheuere  Di- 
mensionen angenommen.  Nicht  bloss  der  Staat,  sondern  auch  einzelne 
Behörden  (wie  der  Areopag)  und  Vereine  erweisen  diese  Ehre.  War  z.  B. 
die  Amtszeit  eines  Eosmeten  abgelaufen,  so  schössen  die  Epheben  zu 
einer  Marmorbüste  zusammen.')  Fremde  Fürsten  wie  Demetrios  Polior- 
ketes  wurden  überschwänglich  oft  porträtiert ')  und,  als  sein  Namensvetter 
der  Phalereer  fiel,  gab  es  angeblich  360  Ehrenstatuen  umzustürzen.  Die 
Philosophenschulen^)  konnten  sich  in  den  Porträten  der  Schulhäupter 
ebenfalls  nicht  Genüge  thun.  Auch  die  Berühmtheiten  der  Vergangenheit 
wurden  reich  bedacht,  seitdem  man  auf  allen  Gebieten  das  Alte  höher 
schätzte.  Mit  dieser  massenhaften  Produktion  verfeinerte  sich  gleichzeitig 
die  Auffassung,  wenigstens  bei  den  besseren  Bildhauern.  Vor  allem  ver- 
mannigfaltigten  sie  die  Stellungen,  woraus  der  Redner  Polyeuktos  seine 
treffliche  Parodie,  wie  man  den  Demades  darzustellen  habe,  schöpfte.^) 
Zu  den  Variationen  der  Staatsmänner  und  Feldherrn  musste  man  nun 
Schriftsteller-  und  Gelehrtentypen  erfinden;  zumeist  stehen  sie  ruhig  ein- 
gehüllt oder  sitzen  vorgebeugt,  wie  in  Gelehrtengesellschaft,  auf  einem 
Katheder;  nur  in  besonderen  Fällen  {digitis  computans)  regen  sie  die  Hände. 
Ganz  vortreffliche  Schöpfungen  sind  die  Sitzstatuen  der  Dichter  Menander  und 
Poseidippos,  ^)  das  Gesicht  des  Demosthenes,  dessen  zusammengekniffener 
Mund  und  gerunzelte  Stirn  wohl  von  der  Ehrenstatue  des  Polyeuktos  her- 
rühren,^) und  der  elegante  Aischines  mit  dem  Arm  unter  dem  Mantel, 
allerdings  keine  Originalfigur,  sondern  dem  Sophokles  nachgebildet,  für 
welchen  aber  die  Stellung  weniger  ckarakteristisch  ist.^)  Eine  weitere 
Klasse  bildeten  in  jenem  Virtuosenzeitalter  die  Schauspielerstatuen.  ^)  Die 
Athleten  erhielten  ebenfalls  ihre  charakteristischen  Stellungen.  ^<>)  In 
Porträts  und  Grabsteinen  hatten  die  athenischen  Bildhauer  eine  tüchtige 
Routine,  welche  sie  nach  auswärts  empfahl.  Zunächst  arbeiteten  sie  frei- 
lich für  das  benachbarte  Böotien  und  das  mit  Athen  eng  verbundene 
Dolos;  letzteres  wurde  für  sie  bedeutungsvoll,  als  nach  dem  Jahre  168 
V.  Chr.  die  Insel  zum  neutralen  Verkehrsplatze  der  griechischen  Welt  sich 
herausgebildet  hatte.  Hier  kamen  nämlich  die  athenischen  Bildhauer  so- 
wohl mit  Orientalen  als  mit  den  Römern  in  Verbindung.  ^0    Di®  Porträt- 


')  Ps.  Plut.  X  or.  p.  837  cd. 

')  A.  DuxoivT,  essai  aar  Täph^bie  att. 
1,  246  ff.  Bch.  1,  229  ff.  360  ff.  m.  T.  3-5. 

»)  Flut.  Demetr.  2. 

*)  Z.  B.  die  Epikureer:  Cic.  de  fin.  4,  1. 

^)  Apsines  12;  Oeste  des  Sprechens: 
Vitr.  7,  5,  6. 

«)  Im  Vatikan:  Phot.;  Woltkbs  1622—3; 
Hblbig,  Führer  I  Nr.  198—9. 

»)  Wolters   1312—5;   Athen  Nr.  327; 


MicHABLis  bei  Am.  Schäfer,  Demosthenes  u. 
seine  Zeit  3,  405. 

8)  Statue  im  Lateran  (Nr.  237):  Woltebs 
1307;  Hblbig,  Führer  I  Nr.  656;  Phot. 

")  Z.  B.  von  KaYkosthenes  (Plin.  34, 87); 
über  diesen  s.  LOwy  113  ff.;  Milchhöfer, 
Arch.  Studien  S.  50  ff. 

>o)  Vitr.  7,  5,  6. 

<*)  Vgl.  Th.  Homolle,  les  Romains  ä 
D41os,  Boh.  8,  76  ff. 


672 


Klassische  Eonstarchäologie.    II.  Geschichte  der  alten  Ennst. 


statue  des  C.  Ofellius  Ferus  machen  die  Athener  Dionysios  und  Timar- 
chides,  ^)  das  von  Berytiem  gestiftete  Bomabild  der  Athener  Melanos,^) 
um  nicht  zu  reden  von  den  zahlreichen  Athenern,  deren  Inschriften  allein 
geblieben  sind. 3)    Wir  reihen  deshalb  hier  den  »Inopos*  ein.'*) 

Von  dieser  kleinbürgerlichen  Weise  stechen  die  Denkmäler,  mit 
welchen  fremde  Prahlsucht  die  berühmte  Stadt  beschenkt,  scharf  ab. 
Schon  Harpalos  errichtet  seiner  Frau  am  Engpass  von  Daphne  das  prach- 
tigste aller  altgriechischer  Orabmäler,  wovon  nur  die  Fundamente  übrig 
geblieben  sind.^)  Das  meiste  aber  verdankt  Athen  dem  Ehrgeize  der 
Wissenschaft  und  Kunst  beschirmenden  Attaliden.  Sie  erbauen  in  Athen 
prächtige  Säulenhallen,  welche  mit  Skulpturen  reich  geschmückt  gewesen 
zu  sein  scheinen.'^)  Das  grösste  Interesse  beanspruchen  jedoch  die  Reste 
der  vier  grossen  Skulpturengruppen,  welche  Attalos  I.  «zur  Erinnerung  an 
seinen  Oalliersieg  (nach  241)  auf  die  Burg  weihte;  dieselben  schilderten 
mit  äusserer  tmd  innerer  Korrespondenz  die  Besiegung  der  Giganten  und 
Amazonen,  der  Perser  und  der  Gallier.'')  Da  eine  Figur  vom  Winde  in 
das  Theater  hinabgeschleudert  werden  konnte,^)  dürften  diese  Gruppen 
bronzen  gewesen  sein.  Es  gibt  noch  mehrere  in  Venedig,  St.  Germain 
und  Neapel  zerstreute  marmorne  Statuen  von  je  etwa  zwei  Ellen  Länge, 
und  zwar  vier  oder  fünf  Gallier  und  ein  Vertreter  der  Besiegten  aus 
den  übrigen  Gruppen.®)  Seit  Brunn  »®)  wird  angenommen,  dass  hier  Nach- 
bildungen des  attalischen  Weihgeschenkes  vorlägen.  Man  pflegt  diese 
Statuen  als  Arbeiten  der  pergamenischen  Schule  anzusehen;  der  Marmor 
soll  kleinasiatisch  sein,  doch  ist  dies  erst  noch  fachmännisch  zu  unter- 
suchen und  jenes  a  priori  unwahrscheinlich.  Wir  stehen  den  Statuen  ganz 
anders  gegenüber  als  die  Zeitgenossen.  Der  moderne  Mensch  empfindet 
ein  Mitgefühl  für  die  Toten,  besonders  aber  für  den  Sterbenden  und  den 
Gallier,  der  seine  Frau  erstochen  hat  und  nun  sich  selbst  den  Todesstoss 
gibt.  Die  Alten  sahen  in  ihnen  nur  Barbaren,  die  aus  Unvernunft  zum 
Kampfe  alle  Kleider  abgelegt  hatten, i*)  und  „alberne  Gallier*,  welche  so 
thöricht  waren,  den  Tod  für  nichts  zu  achten,  weil  sie  auf  ein  Fortleben 
im  Jenseits  hofften.  Die  Galliergruppen  waren  kein  Melodram,  sondern  ein 
Historienbild. 

Über  einen  hohen  Durchschnitt  scheinen  die  athenischen  Bildhauer 
nicht  mehr  hinausgekommen  zu  sein.  Nur  Silanion  (seinem  Namen  nach 
unattischer  Abstammung)  war  ein  hei'vorragender  Erzgiesser,  welcher  den 


>)  LöWY  242;  Bch.  1881  T.  12  (nicht 
vor  Mitte  des  2.  Jahrb.  v.  Chr.). 

8)  LöWY  256;  Bch.  7,  465  (1.  Jahrh.). 

*)  LöwT  248—57. 

*)  In  Paris:  Clabac  IV  750,  1820.  VI 
1086,  1820;  Woltebs  1601. 

')  Paus.  1 ,  37, 5 ;  Pbellbb-Robrbt,  griech. 
Mythol.  I  379,  4. 

^)  Stoa  des  Eomenes:  Döbpfbld,  Ath. 
Mitt.  13,  100  ff.;  des  Attalos  II.  (159-138): 
RiCH.  BoHN,  d.  Stoa  des  Königs  A.  II  zu 
Athen,  Ztsch.  f,  Bauwesen  1882  (s.  Lollino, 


Topogr.  S.  312,  2). 

0  Paus.  1,  25,  2. 

»)  Plut.  Anton.  60. 

*)  Woltbbs  1403  f[.;  Rbinaoh,  Ra.  III 
13, 11  ff.;  kleine  Figuren  in  Bronze  zu  London : 
Woltebs,  Jahrb.  1,  85  ff.  m.  Abb. ;  über  die 
Verwundungen  Malvbebo,  Jahrb.  1,  212  ff. 
Wir  werden  bei  der  Kaiserzeit  auf  die 
Gallierbilder  noch  zurückkommen. 

>o)  A.  1870,  292  ff.    M.  9,  19-21. 

»0  Vgl  Liv.  38,  21. 


Kap.  IX.    Di6  dritte  lielleiiistisohe  Periode:  KOnigeseit.    (§  339.) 


673 


Lysippeem  die  Wage  halten  konnte.  Für  seine  Zeit  haben  wir  nur  den 
Ansatz  des  Plinius  (Ol.  113).^)  Unter  Silanions  Einzelfiguren  verdienen 
die  sterbende  lokaste,  deren  Todesblässe  durch  Silbererz  ausgedrückt  war, 
und  das  Porträt  des  Bildhauers  ApoUodoros,  «der  personifizierten  Leiden- 
schaft'', Hervorhebung;')  er  scheint  also  das  Oewaltthätige  geliebt  zu 
haben.  Sein  Schüler  Zeuziades  ist  nur  durch  eine  kopierte  Inschrift  be- 
kannt.') Um  den  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  hatten  Eiucheir  und 
sein  Sohn  Eubulides  unter  den  Bildhauern  einen  guten  Namen.  Von 
dem  letzteren  mag  ein  Originalwerk  vorhanden  sein.^)  Sicher  aber  ist 
die  hübsche,  nur  etwas  kleinliche  Marmorstatue  der  Themis  von  Rham- 
nus^)  ein  Werk  des  dortigen  Bildhauers  Chairestratos,  welcher  ungefähr 
in  der  ersten  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts  gelebt  haben  mag.  Die 
anonyme  Oruppe  von  Prokne  und  Itys  ^)  veranschaulicht  eine  sentimentale 
Oeschmacksrichtung.  Polyeuktos  kennt  man  durch  das  280  errichtete 
Demosthenesbild.'')  Es  mag  sein,  dass  Namen  und  Beschäftigung  in  der- 
selben Familie  sich  öfter  wiederholten.  Die  alten  Steinmetzenfamilien 
treten  wieder  hervor:  Auf  das  praxitelische  Geschlecht  wurde  schon  S.  643 
hingewiesen.  Dem  jüngeren  Kephisodotos  gehören  die  für  Pergamon  ge- 
arbeitete Ringergruppe,  von  welcher  das  florentinische  Exemplar^)  ab- 
hängen mag,  das  Porträt  Myros  und  die  ihm  mit  seinem  Bruder  Timarchos 
gemeinsamen  Werke,  ^)  worunter  Herondas  in  jenem  vierten  Mimiambos 
(Y.  43)  den  Asklepios  heraushebt.  Der  Sohn  eines  Myron  arbeitet  für 
Dolos.  *'^)  Für  andere  waren  die  berühmten  Meister  natürliche  Vorbilder, 
z.  B.  Pheidias  nicht  nur  hinsichtlich  der  Athene,  sondern  auch  des  Zeus.^^) 
Allmählich  tritt  eine  anscheinend  zahlreiche  KünsÜerfamilie  des  zweiten 
Jahrhunderts  mit  den  Namen  Polykles,  Timokles,  Timokieides,  Timar- 
chides und  Dionysios  aus  dem  Dunkel;  Plinius  hatte  sie  schon  deswegen 
erwähnt,  weil  sie  an  den  Bauten  des  Caecilius  Metellus  beteiligt  war.>') 


^)  Michaelis,  Hist.  u.  phil.  Aufs.  E.  Cur- 
tius  gew.  S.  107  ff.  rfickt  inn  bis  in  die  erste 
Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  hinauf.  Dem 
Silanion  wird  vermutungsweise  der  ,Diome- 
des*  in  München  beigelegt  (Phoi  Bruckm.  128, 
vgl.  Flabch,  Verh.  d.  Münchner  Phil. Vers. 
S.  262  ff.;  Bbuiih,  Sitzungsb.  d.  baver.  Ak.  1892, 
651  ff.).  S.  Delamarbb,  R.  de  phü.  XYllI  H.  2. 

')  Plui  quaest.  conv.  5,  1,  2;  Plin.  nat. 
fa.  34,  81.  Der  Name  ApoUodoros  ist  so  ver- 
breitet, dass  der  Bildhauer  mit  dem  Sokra- 
tiker  nicht  eine  Person  sein  muss.  Ob  auf 
die  Statue  Piatos,  welche  ein  Perser  weihte, 
(Diog.  Laert.  8, 25)  und  die  Sapphos  (Cic.  Verr. 
4, 125  ff.)  die  erhaltenen  Bilder  zurückgehen 
(WnrrKB,  Jahrb.  5, 193  ff.;  Helbio,  Jahrb.  1, 
74),  lassen  wir  dahingestellt. 

»)  Plin.  34,  51 ;  Löwy  Nr.  483. 

*)  Athenakopf :  Phot.  Bruckm.  48;  Wol- 
TEBS  1432  oder  1433.  Vgl.  Lolliko,  Topo- 
graphie von  Athen  S.  313,  6;  Plin.  34,  88. 
91;  Paus.  1,  2,  5.  8,  14,  10;  Löwy  223—29, 
dazu  *Ea,  1887,  114.  Nach  Milchböfbb, 
Archäol.  Studien  S.  37  ff.  ist  der  digitis  com- 
ptitans  (Plin.  34,  88)  von  dem  Grossvater 

Eftudbnch  der  Uah.  AltertiimswiMeQaob«ft.  VI. 


des  Künstlers  der  Athena;  er  hält  jenen  für 
Chrysippos  (Replik  in  Paris:  Visconti,  icon. 
gr.  T.  23  a).  Hermes  des  Eucheir  in  Phe- 
neos:  Num.  comm.  T.  T6. 

^)  Athen  Nr.  231. 

•)  Paus.  1,  24,  3;  AZ.  1859  T.  123,  3 
(Lb  Bas,  mon.  fig.  T.  24);  nach  Michaelis. 
Ath.  Mitt.  1,  304  aus  dem  letzten  Viertel 
des  5.  Jahrhunderts  (vgl.  auch  Rbisch,  Eranos 
Vindob.  S.  20  A.  3);  anders  Saueb,  Aus  der 
Anomia  S.  109,  3. 

')  OvEBBECK,  Schriftq.  1365  ff. 

^)  WoLTEBS  1426;  Phot.  Die  erotische 
Deutung  von  symplegma  ist  unnötig. 

')  OvEBBECK,  Schriftq.  1333  ff.;  Artemis 
von  Antikyra,  auf  Münzen  abgeb.  (Num. 
comm.  p.  124,  2). 

*•)  Hephaistion:  Bch.  16,  479  ff. 

'*)  Zeus  des  Atheners  Eukleides  in 
Aigeira  (Num.  comm.  p.  90,  2  T.  S  6);  der- 
selbe machte  in  Bura  Demeter  und  Eilei- 
thyia  (das.  p.  88,  1  T.  S  1).  Der  ,8tein- 
hauer"  Eukleides  in  Piatos  Testamente  (Diog. 
L.  3,  42)  ist  gewiss  ein  anderer. 

'^)    Unvollständige    Porträtstatue    von 

43 


674 


Xlassisohe  EniiBtaroUologie.    IL  GeBoldohie  der  alten  EanBt. 


Im  benachbarten  Böotien  arbeiteten  Sikyonier  und  Athener, ')  nichts- 
destoweniger sind  sehr  zaUreiche  einheimische  Künstler  nachweisbar,  wenn 
man  auch  nichts  Näheres  von  ihnen  weiss.*)  Nehmen  wir  zu  Attika  und 
Böotien  noch  das  Gebiet  Megara's  und  Korinth's,  so  ist  damit  die  Sphäre 
der  „Tanagrafiguren"  bezeichnet.  Vor  der  mühsamen  Steinarbeit 
schrecken  viele  zurück,  aber  Augenblickseinßllle  führen  sie  in  dem  bild- 
samen Thon  rasch  aus.^)  Im  einzelnen  betrachtet,  erwecken  diese  einen 
höheren  Begriff  von  ihren  Verfertigern  als  denselben  gebührt.  Die  Haupt- 
masse —  jene  unbenennbaren  graziösen  Frauengestalten  —  geht  von  den 
im  vierten  Jahrhundert  verbreiteten  Haupttypen  der  Plastik  aus.^)  Sodann 
tritt  Aphrodite  mit  Eros  bedeutend  hervor;  Amoretten  in  jeder  Orösse 
und  Stellung,  selbst  frei  fliegend,  kommen  vor,  wie  in  der  gleichzeitigen 
Dichtung.^)  Ausser  diesen  zwei  Hauptgruppen  sind  wirkliche  Erfindungen 
nicht  sehr  häufig,  am  meisten  Phantasie  bekunden  die  Karrikaturen,  doch 
pflegen  diese  in  der  Modellierung  zurückzustehen.  Die  Figuren  von  Schau- 
spielern illustrieren  die  Bedeutung  der  zeitgenössischen  Bühne.  ^)  Die  als 
äginetisch  bezeichneten  Terrakotten  haben  soviel  eigentümliches,  dass  sie 
eine  besondere  Bildhauerschule  von  Ägina  erraten  lassen,  falls  nicht  die 
Fälscher  hier  ihre  Hand  im  Spiel  haben. 

Im  eigentlichen  Hellas  stand  Olympia  nicht  mehr  voran,  sondern 
eher  Epidauros,  dessen  Ausgrabung  uns  verschiedene  Künstler  kennen 
gelehrt  hat.')  Unter  den  erhaltenen  Werken  verdient  eine  Statue  des 
Nikon  Beachtung,  weil  sie  wie  die  samothrakische  Nike,  auf  einem  Schiffs- 
vorderteil stand.®)  In  dem  benachbarten  Troizen  wurde  ein  Hermes,  der 
seinen  Kopf  etwas  schmachtend  wendet,  gefunden.^)  Die  Quellen  fliessen 
sehr  spärlich  über  die  Kunst  des  achäischen  Bundeslandes,  welche  in 
manchem  von  der  attischen  abgewichen  sein  mag.^^) 

In  Sicilien  und  Grossgriechenland  dürften  ähnliche  Verhältnisse  wie 
in  Böotien  geherrscht  haben.  Die  Terrakottaplastik  blüht;  ^')  die  eigent- 
liche Kunst  dagegen  können  wir  in  Ermangelung  schriftlicher  Quellen, 
da  Ciceros  vierte  Verrine  nicht  für  eine  kunstgeschichtliche  Schilderung 
gelten  kann,  nicht  fassen.  Der  Terrakottamanier  steht  eine  Marmorstatue 
der  Aphrodite  aus  Syrakus  nahe.  ^2)  Die  geringere  Durchbildung  der 
Figuren  erweckt  kein  sehr  günstiges  Vorurteil. 

Von  den  Inseln  des  ägäischen  Meeres  zog  nur  Rhodos  fremde 
Künstler  an.  Die  reichen  Kauf  leute  scheinen  zwar  die  Kunst  gerne  nach 
der  Elle  gemessen  zu  haben,  ^ »)  doch  gibt  ihre  Insel  den  Sammelplatz  für 


Dionysios  und  Timarchides,  aus  Delos:  Ho- 
MOLLB,  Bch.  5,  390  flf.  T.  12;  Löwy  242;  ein 
Stück  in  Elateia:  Löwt  241a. 

»)  Löwt  zu  Nr.  153;  Paus.  10,  34,  6.  8. 

«)  OvERBEOK  Nr.  1568  ff.;   Löwy  148  ff. 

»)  S.  395  f. 

*)  Vgl.  das  Museorelief  von  Mantineia. 

*)  Lechat,  G.  d.  b.-a.  1893,  1.  Juli, 
1.  Aug. 

«)  Körte,  Jahrb.  1892,  61  ff. 

»)  S.  108;  'JQX-  ^'  1892,  72. 


*)  Cawapias  S.  39.  118. 
»)  Bch.  11,  165  ff.  T.  17. 

^^)  Ober  eine  originelle  Statue  Philo- 
poimens  Flut.  Philop.  10  a.  E.,  vgl.  c.  21. 

'0  S.  119;  Earrikatur  des  Taraa,  abg. 
Ga.  8,  194. 

»*)  Clabao  IV  608,  1344;  Woltebs  1469. 

*')  Ausser  dem  bekannten  Koloss  nennt 
Folybios  (31,  16, 4)  einen  30  EUen  hohen 
Koloss  der  Roma. 


Kap.  VL    Die  dritte  heUeniatiBohe  Periode:  EOnigeseit.    (§  339.) 


675 


die  Künstler  des  ganzen  Gebietes  zwischen  Kreta  und  Cypem  ab,  0  welche, 
jedenfalls  durch  Privilegien  angezogen,  sich  dort  häuslich  niederliessen; 
ihre  Nachkommen  besitzen  bereits  das  rhodische  Bürgerrecht.^)  Wir 
kennen  nur  eine  EünsÜerfamilie,  deren  fremder  Ursprung  nicht  fest  steht.  ^) 
Diese  naturalisierten  Rhodier  waren  dann  wieder  in  Alexandrien  und  Sy- 
rien thätig.^)  Die  zahlreichen  KünsÜerinschrif ten  ^)  dürften  jedoch  be- 
weisen, dass  die  eigentliche  Blüte  der  rhodischen  Skulptur  in  den  Anfang 
des  ersten  Jahrhunderts,  also  gegen  das  Ende  des  Zeitalters  fällt  und  die 
Laokoongruppe  sogar  nicht  mehr  hieher  gehört. 

Das  eigentliche  Kleinasien  folgt  monarchischen,  asiatischen  Tendenzen; 
wir  erwähnen  also  nur  noch  einige  bedeutende  Werke,  welche  wir  nicht 
in  einen  Schulzusammenhang  bringen  können.  Zur  rhodischen  Oruppe  gehört 
vielleicht  die  Venus  von  Milo,  ein  aus  Melos  in  den  Louvre  gekommenes 
Bildwerk.  •)  Da  die  Arme  verloren  gingen  —  die  Zugehörigkeit  eines 
Armes  mit  Apfel')  wird  bestritten  — ,  liegt  die  Deutung  im  Ungewissen.®) 
Die  jungfräulich  ernste  Göttin  ist  mit  beiden  Armen  beschäftigt,  weshalb 
sie  eine  eigentümliche  Stellung  einnimmt,  damit  das  Erleid,  welches  sie 
nur  von  den  Hüften  abwärts  bedeckt,  nicht  hinabgleite,  und  zwar  hat  sie 
an  einem  in  gleicher  Höhe  aufragenden  Gegenstände  zu  thun;  nach  Mass- 
gabe einer  Münze  ^)  dürfte  die  ungeflügelte  Nike  dargestellt  sein,  wie  sie 
ein  Tropaion  errichtet.  Ob  die  Künstlerinschrift  eines  .  .  .  andres  aus 
Antiochien  am  Mäander,  einer  um  280  gegründeten  kariscfaen  Kolonie, 
dazu  gehört,  ist  noch  bestritten,  ^o)    Über  die  Zeit  wird  sonst  kaum  etwas 


*)  Aus  Kreta  Timocharis  von  Eleuther- 
nai  (LöWY  166—173.  [176])  und  Protos  von 
Eydonien  (das.  198);  aus  Milet  Archedamos 
(das.  200  —  1);  aus  Halikamass  Phyles  (Löwr 
177—80,  vgl.  SoHUMACHEB,  Rhein.  Mus.  N.  F. 
41,  223  ff.);  aus  dem  lindischen  Soloi  Epi- 
charmos  (Löwt  191—2),  Sosipatros  und  Zenon 
(das.  190);  aus  Salamis  Simos  (das.  163;  auch 
Maler,  Pün.  35,  143)  und  Onasiphon  (Löwy 
165). 

')  Die  erste  Stufe  war  die  intdafila 
(Löwy  184—7.  191—2);  Timocharis  Bürger 
L.  174,  dann  sein  Sohn  Pythokritos  (Plin. 
34,  91);  Epicharmos  Sohn  des  Epicharmos 
L.  191—2;  nach  der  Namensform  sind  natu- 
ralisierte Rhodier  Demetrios  Sohn  des  De- 
metrios  (L.  187),  Demetrios  Sohn  des  Helio- 
doros  (L.  193)  und  Plutarchos  Sohn  des  He- 
liodoros  (P.  194). 

')  Mnasitheos  Und  Teleson:  Löwy  181; 
Mnasitheos  Sohn  des  Teleson:  das.  182—4; 
—  fQr  sich  allein  Andragoras:  das.  204. 

*)  Z.  B.  in  Alexandrien  Theon  und  De- 
metrios Sohn  des  Demetrios:  Löwy  187. 

*)  Löwy  S.  127  ff.;  Hollbatjx,  R.  de  phil. 
n.  s.  17,  171  ff.;  besonders  aber  Hillbb  v. 
Gartbikgek,  Jahrb.  9,  23  ff.  Nach  älteren 
Quellen  G.  Eitnbb,  die  Künstlerschule  zu 
Rhodus,  Wohlau  1880. 


«)  WoLTKBS  Nr.  1448—50;  Phot.Bruckm. 
298.  Das  scheinbar  ungleiche  Gesicht  (vgl. 
den  attischen  Ephebenkopf  im  Louvre  Nr. 
48;  HEYDEMAmr,  Pariser  Antiken  S.  26  f.) 
ist  naturgetreu,  ebenso  die  kleinen  Haut- 
falten (C.  Hasse,  Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol. 
anat.  Abt.  1887  S.  119  ff.). 

')  AZ.  1873  T.  16;  Gölbb  T.  3;  Saloman 
T  Fig.  15/16;  Hasse  T.  4. 

")  Saloman,  la  statue  de  Milo  dite  V^- 
nus  victriz,  Stockholm  1878 ;  Gölbb  v.  Ra- 
VEKSBUBO,  die  Venus  v.  Milo,  Heidelberg 
1879,  m.  4  T ;  zur  Kritik  Valentin,  die  hohe 
Frau  V.  Milo,  Berlin  1872;  aber  Kunst, 
Künstler  und  Kunstwerke,  1889;  neues  über 
die  V.  V.  M.,  Lpg.  1883;  PübtwXngleb, 
Meisterwerke  S.  6(j1,  1;  Kbokeb,  Festschrift 
f.  Overbeck  S.  45  ff. 

«)  Münze  des  Agathökles  (310-306): 
Brit.  Mus.  Sicily  195;  Aphrodite  mit  Tro- 
paion nach  Heydemann,  Pariser  Antiken 
S.  8  f. 

*o)  Löwy  298;  vgl.  Ovbbbbck,  Ber.  d. 
Sachs.  Ges.  1881,  92  ff.;  Saloman,  Plinthe  d. 
Venus  V.  Milo  S.  30  ff.;  Fubtwänolbb,  Meister- 
werke 602  ff.;  bezweifelt  von  Löwy  und 
Woltebs  Nr.  1448.  Nach  Ravaisson,  Mäm. 
de  TAcad.  des  inscr.  34,  I  m.  9  T.  gehört  die 
Inschrift  zu  einem  Hermes. 

43  • 


676 


KUssiBohe  KniistaroUologie.    IL 


der  alten  Xniuit. 


Näheres  zu  sagen  sein,  als  dass  die  Statue  dieser  Periode  angehört.*) 
Akamanien  gab  den  Römern  die  Oruppe  der  neun  Musen  von  Ambrakia, 
welche  Fulvius  Nobilior  189  v.  Chr.  heimbrachte,  woran  Münzbilder  der 
gens  Pomponia  erinnern.^)  Wenn  man  den  Apollo  Belvedere  als  Weih- 
geschenk für  die  Abwehr  der  Oalliemot  (278  v.  Chr.)  gedacht  hat, ')  so 
liegt  dafür  kein  zwingender  Beweis  vor. 

Das  Kunstgewerbe  ist  an  den  meisten  Orten  zugleich  mit  dem 
Wohlstande  im  Niedergange  begriffen.  Wie  es  um  die  Vasenmalerei 
steht,  wurde  bereits  S.  668  auseinandergesetzt.  Weil  jetzt  die  demokra- 
tischen Orundsätze  erschüttert  sind,  gewinnt  die  MetaJlarbeit  wieder  die 
erste  Stelle;  im  Giselieren  silberner  Becher  stand  natürlich  das  reiche 
Rhodos  allen  voran.  ^)  Auf  dem  gesegneten  Sicilien  hatte  noch  in  Ciceros 
Jugend  jede  bessere  Familie  ihr  silbernes  Tafelgeschirr.  <^)  Durch  solche 
Vorbilder  erhielt  die  Reliefdekoration  der  Thongefässe  einen  neuen  Auf- 
schwung. Den  reinen  Malereien  stehen  die  Vasen  zunächst,  welche  bloss 
erhabene  farbige  Punkte  oder  vergoldete,  auch  versilberte  Stellen  haben; 
denn  die  Vergoldung  erhielt  eine  Unterlage  von  braunrotem  Thon.*)  Dann 
kommt  die  Verbindung  von  Relief  und  Malerei  an  derselben  Vase.^)  Zahl- 
reiche Gefässe  haben  nur  ReUefschmuck,  z.  B.  blosse  Ornamente  und 
Masken,^)  ein  Teil  aber  .auch  erhabene  Figuren.^)  Die  besseren  dieser 
Gebilde  hatten  ihrer  Zeit  hohen  Wert.^®) 

340.  Gegenüber  dem  bürgerlichen  Betriebe  lenkte  Alexander  die 
griechische  Kunst  in  ganz  andere  Bahnen.  Es  war  ihm  nicht  genug 
Lebenszeit  beschieden,  um  die  grossen  Monumentalbauten  seiner  asiatischen 
Vorgänger  zu  überbieten;  doch  hat  er  die  Ideen  geschaffen,  nach  welchen 
seine  Nachfolger  die  Kunst  pflegten.  Von  seinem  Vater  hatte  er  das 
Griechentum  in  vorwiegend  attischer  Gestalt  überkommen.  Wir  wissen 
von  keinem  makedonischen  Künstler  unter  ihm;  die  Griechen  Lysippos  und 
Apelles  zieht  der  König  an  sich.  Über  die  Lebensverhältnisse  des  Malers 
Aetion,  welchen  die  .Vermählung  Alexanders  mit  Roxane'  berühmt 
machte,  *0  ist  nichts  überliefert;  wir  bemerken  an  dem  Gemälde  die  Bei- 
gabe von  Inschriften  und  die  allegorische  Verwendung  der  Eroten.  Als 
jedoch  der  Eroberer  in  das  Innere  Asiens  eingedrungen,  erfasste  das  Ko- 
lossale der  asiatischen  Verhältnisse  seinen  phantastischen  Geist  mit  un- 
widerstehlicher Macht,  so  dass  er  dem  Zauber  der  Kostbarkeit  und  der 


')  Horaz  könnte  darauf  anspielen  (c. 
3,  28,  13.  14).  In  das  vierte  Jahrhundert 
setzt  die  Statue  Bbuitn. 

')  Plin.  35,  66;  Eumen.  pro  restaur. 
schol.  7;  Basis:  B.  1866,  4  ff.;  dazu  Bc.  3, 
57  ff.;  Münzen:  Mommben,  Mfln^w.  S.  643, 
293;  nach  0.  Müllbb  (Handbuch  §  393,  2) 
identisch  mit  den  Musen  des  Polykles. 

*)  OvRRBECK,  Ber.  d.  sächs.  G.  1867, 
121  ff. 

*)  Athen.  11,  464  c.  472  b.  502  e;  Lykon 
bei  Diog.  L  5,  72. 

*)  Cic.  Verr.  4,  46.  Ähnlich  in  Tarent 
bis  209,  vgl.  Liv.  27,  16. 

«)  S.  182,12. 


»)  Z.  B.  CR.  1866  T.  4;  AZ.  1869  T.  18; 
HsTDEMAKir,  Terrak.  S.  9  A.  23. 

^)  In  Eampanien:  Hbtdkkakn,  Neap. 
Yasens.  SA.  Nr.  276  u.  MitteU.  S.  27. 

'j  Jahn,  Einleitung  A.  1394 ;  Vasen  mit 
Goldschmuck  A.  71;  AZ.  1848  S.  204,  20. 
1869  S.  47,  30;  A.  1871,  5  ff.;  Rhein.  Mus. 
N.  F.  36,  618  ff.,  14;  Hbtoemauk,  Teirak. 
aus  dem  Museo  Naz.  zu  Neapel,  Halle  1882; 
AZ.  5,  203  f. 

»«)  Vgl.  Plut.  apophth.  reg.  p.  174  d, 

* ')  Geschildert  von  Lukian,  Herod.  sive 
Aktion,  von  Raphael  im  Geschmacke  der 
RenaLssance  ausgefQhrt. 


F.r%\v 


<J 


Kap.  DL    Die  dritte  hellenietieohe  Periode:  Eönigeseit.    (§340.)         677 

ungewöhnlichen  Dimensionen  unterlag.  Um  in  Bezug  auf  das  erstere  nur 
eines  zu  erwähnen,  das  Gemmenschneiden  wird  durch  ihn  als  Kunst  an- 
erkannt und  Pyrgoteles  mit  Apelles  und  Lysippos  auf  eine  Stufe  gestellt. 
Das  Kunsthandwerk  muss  ausserordentliches  leisten:  das  Königszelt  mag 
hinter  dem  persischen  an  Pracht  nicht  zurückgestanden  sein;i)  die  balsa- 
mierte Leiche  kommt  in  einen  anthropoiden  Sarkophag  aus  getriebenem 
Golde.*)  Für  Alexanders  Phantasie  war  Deinokrates,  der  Architekt  des 
ephesischen  Tempels,  der  rechte  Mann;  er  entwarf  ihm  den  Plan  der 
Grossstadt  Alexandrien,  ^)  konnte  aber  die  überspannte  Idee,  den  Athos 
umzugestalten,  nicht  ausführen.^)  Alexander  gedachte  auch,  seinem  Vater 
Philipp  ein  Grabmal,  das  die  höchste  Pyramide  überragte,  zu  errichten.  5) 
Mit  des  Königs  Geld  baute  Harpalos  die  prachtvollen  Grabmäler  in  Ba- 
bylon und  Eleusis,  welche  noch  später  Bewunderung  erregten.*)  Die 
leichtsinnige  Prachtliebe  der  Zeit  äussert  sich  am  deutlichsten  in  vorüber- 
gehenden Schaustellungen;  ein  Historiker  beschreibt  uns  den  Scheiter- 
haufen Hephaistions  als  ein  Wunderwerk,  obgleich  derselbe  nur  wenige 
Stunden  stand.  ^)  Hellenismus  und  Prachtliebe  kommen  zusammen  unter 
dem  Zeichen  höfischer  Kunst ;  Alexander  lässt  z.  B.  einen  offiziellen  Typus 
schaflFen,  nach  dem  er,  wie  Napoleon  I.,®)   überall  gebildet  werden  will. 

Alexanders  Nachfolger  bekundeten  ihre  Legitimität  durch  treuliches 
Kopieren  seiner  Art;  nichtsdestoweniger  musste  das  Ergebnis  sehr  ver- 
schieden ausfallen,  je  nachdem  ein  Reich  auf  fast  jungfräulichem  Boden 
oder  mitten  unter  den  eingewurzelten  Überlieferungen  des  asiatischen 
Altertums  emporwuchs. 

Billigerweise  beginnen  wir  mit  Makedonien.  Eine  unbefangene 
Würdigung  alter  Zeugnisse  ergibt,  dass  die  Makedonier  den  Griechen  für 
Barbaren  galten  und  nur  die  Könige  auf  hellenische  Abstammung  Anspruch 
machten.  Das  Volk  war  kriegerisch  und  allem  eher,  als  feiner  Bildung 
und  schönen  Künsten  zugethan.  So  blieb,  so  lange  eine  makedonische 
Nation  bestand,  die  griechische  Kultur  eine  Treibhauspflanze  und,  als 
durch  äussere  und  innere  Schläge  die  Eigenart  des  Volkes  zerstört 
wurde  und  Kelten,  Dlyrier,  Thraker  die  Felder  bebauten,^)  konnten  jene 
Verhältnisse  nicht  besser  werden.  Die  Könige  hatten  die  kostbarsten  Ge- 
wänder^®) und  unendliche  Massen  verarbeiteten  Edelmetalls  und  Elfen- 
beins, ^i)  aber  ein  Mäcen  fehlt  unter  diesen  Soldatenfürsten.  Erst  ein 
Sohn  des  letzten  Königs  dilettiert  —  zu  spät!  —  in  Toreutik  und  feiner 
Arbeit.^*)  Bisher  sind  es  hauptsächlich  die  Münzen,  welche  einige  Vor- 
stellung von  der  makedonischen  Kunst  geben;  ^')   die  weiblichen  Göttinen 


>)  Athen.  12,  538  d. 
«)  Diodor.  18,  26. 
»)  Strab.  14,  1,  23. 
*)  Vitr.  II  praef. 
*)  Vgl.  Plut.  Alex.  72. 
')  Babylon:  Theopompos  bei  Athen.  13, 
595b;  Eleusis:  S.  672. 
')  Diodor.  17, 114. 
•)  G.  d.  b.-a.  III 11,  97  ff. 


•)  Vgl.  Liv.  39,  24.  45,  30. 

»0)  Plnt.  Dem.  39;  Ath.  12, 535  f;  Pracht- 
wagen :  Diod.  20,  46,  2. 

»»)  Plut.  Aem.  Paul.  23.  32  f.,  vgl.  Liv. 
45,  33. 

•2)  Plut.  Aem.  P.  37. 

^')  Terrakottagrappe  aus  Pella  (Frau 
und  Kind):  AZ.  4,  208. 


678 


Klassische  Knnstarchäologie.    II.  Geschlohie  der  alten  Xiinst. 


haben  etwas  ki*iegerisches,  und  zwar  nicht  bloss  Athene,  ^)  sondern  z.  B.  auch 
Nike.  Demetrios,  den  wir  ja  wohl  hier  einreihen  dürfen,  weihte  für  seinen 
Seesieg  von  306  eine  Nike,  deren  Bild  er  auf  seinen  Münzen  anbrachte; 
diese  ist  ohne  Zweifel  die  auf  Samothrake  gefundene  energische  Statue« 
welche  Nike  mit  der  Posaune  am  Mund  in  dem  Moment  darstellt,  wo  sie 
auf  einem  Schiffsvorderteil,  vom  Meerwinde  umweht,  vorwärts  stürmt.  *) 
Zuerst  hatte  man  Nauarchen  auf  einem  Schiffsvorderteil  stehend  abge- 
bildet, dann  Heroen  und  Niken.^) 

In  Epirus  lagen  die  Verhältnisse  ganz  ähnlich  wie  in  Makedonien: 
Kriegerische  Barbarenstämme,  nur  wenig  berührt  von  dem  Hellenismus  in 
Dodona  und  den  Orenzorten,  bildeten  die  Bevölkerung.  Am  Hofe  herrschte 
seit  Tharybas,  dem  mütterlichen  Qrossvater  Alexanders,  ein  oberflächlicher 
Hellenismus,  welcher  nach  der  römischen  Eroberung  nicht  vorhielt.  Da 
das  bronzereiche  Dodona  zu  Griechenland  zählen  muss,  ist  nur  Pyrrhos' 
Regierung  hervorzuheben.  Seine  Münzen  sind  ja  die  schönsten,  auch  kennt 
man  Porträte  von  ihm.*) 

Thrakien  trat  seit  Miltiades  zu  den  Griechen  in  freundliche  Be- 
ziehungen und  konnte  zu  Philipps  Zeit  für  äusserlich  halb  gräcisiert 
gelten.  Das  neugegründete  Königreich  des  Lysimachos  führt  sich  mit 
seinen  prächtigen  Münzen  gut  ein;  später  nehmen  die  Könige  der  Odrysen 
die  Mäcenatenrolle  auf  sich.  Aber  die  Männer  hielten  an  ihren  wüsten 
Zechgelagen  und  sonstigen  Unsitten,  die  Frauen  an  der  blauen  Tättowie- 
rung  fest. 

Das  gegenüberliegende  Bithynien  besass  Könige,  die  mehr  durch 
das  Verwüsten  von  Kunstwerken*)  denn  als  Beförderer  der  Kunst  be- 
kannt sind.  Dem  Geschichtsschreiber  des  Landes  verdanken  wir  einen 
Künstlernamen;^)  ob  aber  dieser  Daidalos  das  Urbild  der  im  Bade 
kauernden  Aphrodite  geschaffen  hat,  darüber  besteht  keine  Gewissheit.  ^) 
Die  Quellen  bringen  sonst  nichts  bezeichnendes;®)  unter  den  Münzbildem, 
welche  vortrefflich  ausgeführt  zu  sein  pflegen,  fallen  der  Selbstmord  des 
Aias  und  die  angekettete  Hesione  auf. 

Von  diesen  Ländern,  wo  das  Barbarentum  den  Hellenismus  nur  zu 
sich  herabziehen,  aber  nicht  befruchten  konnte,  wenden  wir  unsem  Blick 
zu  den  Bürgerkönigen  von  Pergamon.")  Über  die  eigentliche  Nationalität 
der  Hauptstadt  kann  man  nichts  bestimmtes  sagen; '^)  Thatsache  ist  nur, 


^)  Münze  von  Pella,  abgeb.  Brit.  Mus. 
Maced.  90. 

2)  Im  Louvre :  Wolters  1358 — 9 ;  Phot, 
Bruckm.  85;  Ratet  II  T.  52;  anschaulicher 
Phot.  Giraudon  (auf  dem  Schiffe) ;  vgl.  Unter- 
such, auf  Samothrake  2,  55  T.  64  mit  Er- 
gänzung von  Zumbusch.  Vgl.  H.  KaßßaSlas, 
17  iv  AovßQti)  lafÄO^Qt^ma  Nlxij,  Athen  1879. 

^)  BenndobFi  Heroon  S.  213  A.;  Nike  als 
Schildzeichen  panathenäischer  Vasen  vom 
Jahre  333  und  332:  M.  X  47 cd. 

*)  Helbig,  Möl.  d'arch.  13,  377  ff. 
.  ß)  Polyb.  32,  25,  3.  4;  Appian.  Mithr.  3. 

^)  Arrian  bei  £ustath.  comm.  in  Dion. 
Perieg.  793;  vgl.  Stabck,  Ber.  d.  sächs.  Ges. 


1860  S.  78  ff. 

')  Plin.  36,  35 ;  von  dem  Sikyonier  Dai- 
dalos nach  Stephasi,  CR.  1859,  123  ff.  1870 
S.  57  ff.  215  ff.;  Inschrift  in  Haükamass:  Bch. 
14,  107.  Über  die  erhaltenen  Exemplare 
Bebnoulli,  Aphrodite  S.  314,  1;  z.  B.  im 
Vatikan  Call,  delle  masohere  427  (nach  Hel- 
big Brunnenfigur). 

")  Ephebe,  welcher  den  Sand  schaufelt : 
Festus  p.  263  (354);  Bübsian,  fiber  ein 
griech.  Relief  aus  Pmsa,  Ber.  d.  B&chs.  Ges. 
1873,  1  ff. 

»)  Litteratur  S.  92. 

*°)  Zweisprachige  Inschrift  aus  dem  vier- 
ten Jahrhundert:  Inschr.  v.  Perg.  1. 


Kap.  IX.    Die  dritte  helleniatisohe  Periode:  Xönigezeit.    (§  340.) 


679 


dass  seit  Alexanders  Sieg  die  Bewohner  für  Hellenen  gelten  wollten.  Die 
umliegende  reiche  Ebene  wurde  mit  Yeteranenkolonien,  welche  Makedonier, 
Griechen  und  Fremde  vereinten,  besetzt.  0  Durch  die  vielfältigen  Be- 
ziehungen zur  griechischen  Küste  musste  das  Griechentum  ebenso  stetig 
fortschreiten,  wie  heutzutage.  Kein  Diadochenstaat  kann  daher  als  mehr 
griechisch  bezeichnet  werden.  Bereits  Attalos  I.  (241 — 197)  bemüht  sich, 
seinen  neuen  Königsthron  den  älteren  durch  Entfaltung  des  höchsten 
Glanzes  gleichzustellen.  Zu  diesem  Behufe  organisierte  er  den  Kunstbe- 
trieb bureaukratisch.^)  Seine  Siege  über  die  Gallier  und  Antiochos  gaben 
zu  grossen  Gruppen  von  Bronzestatuen ')  Anlass,  auf  deren  Vorbild  man  die 
ausdrucksvollen  Statuen  des  sterbenden  Galliers  im  kapitolinischen  Museum 
und  seines  Landsmannes  aus  der  Villa  Ludovisi,  welcher  eben  die  Göttin 
getötet  und  nun  sich  selbst  das  Schwert  in  die  Kehle  stösst,  um  nicht 
den  Verfolgern  in  die  Hände  zu  fallen,  zurückführt;^)  beide  waren  aus 
dem  korallitischen  Marmor  Kleinasiens  gefertigt.  Die  Originale  standen 
vermutlich,  malerisch  gruppiert,  auf  einer  Plattform.^)  Attalos'  Nachfolger 
Eumenes  I.  (197 — 159)  überbot  ihn,  etwa  zwischen  183  und  174,  durch 
Erbauung  des  kolossalen  Altares  der  Stadtgöttin  Athena,  den  eine  in 
hohem  Belief  gearbeitete  Gigantomachie  friesartig  an  den  Treppenwangen 
und  dem  Unterbau  umzog.  ^)  Die  geretteten  Teile,  in  Berlin  glücklich  zu- 
sammengesetzt, machen  zunächst  einen  überwältigenden  Eindruck  und 
nötigen  jeden,  das  kühne  Zeichnen  und  die  technische  Fertigkeit  der  da- 
maligen Künstler,  welche  ausserordentlich  tiefe  und  hohle  Falten  erzielten, 
zu  bewundem;  die  neue  Auffassung  der  Giganten  als  Mischwesen  ist  hier 
mit  fast  mehr  orientalischer  als  griechischer  Phantasie  ausgenützt.'')  An 
Ort  und  Stelle  waren  indes  diese  Reliefs  ein  blosser  Dekorationsstreif  und 
fielen  den  Besuchern  Pergamons  höchstens  durch  die  ungewöhnliche  Grösse 
auf.^)  Andere  Prachtbauten  der  Residenz  sind  zumeist  sehr  zerstört  oder 
noch  nicht  aufgedeckt.^)  Erwähnung  verdienen  die  Balustradenreliefis  des 
Tempels  der  Athena  Polias  mit  Trophäenbildern.  ^'^)  Ein  kleinerer  Fries, 
welcher  die  Plattform  des  Altars  einrahmte,  stellt  Scenen  aus  der  inlän- 
dischen Sagengeschichte  dar.^0  ^^^  Einzelfiguren  sind  infolge  der  römi- 
schen Erbschaft  nicht  sehr  zahlreich;  wir  nennen  einen  schönen  Frauen- 
kopf ^')  und  die  Bronzen,  welche  gewöhnlich  zur  Dekoration  dienten,  wie 


0  SOBUCHHABDT,  Ath.  Mitt.  13,  1  ff. 

')  '0  int  ttay  i^ytay  rtSy  ßaaihxtSy, 
CoLLiTZ»  Dialektinschr.  2001  (J.  197). 

»)  Plin.  34,  84;   Inschriften:  Löwy  154. 

*)  WoLTBBS  1412—3.  Masse  bei  Audbait, 
Proportionen  T.  22.  23.  8.  9. 

*)  S.  z.  B.  die  Rekonstruktion  in  ,  Alter» 
tümer  v.  Perg.*  II  T.  41. 

•)  Architektur:  Ergebnisse  S.  37  ff.;  Re- 
konstruktion: das.  1880-81,  Tafel;  über  die 
Zeit  s.  besonders  Inschr.  v.  Pergamon  69; 
CoHZB,  Monatsber.  d.  Berl.  Ak.  1881,  869  ff. 
(Eumenes  IT.);  Künstlerinschriften:  Inschr. 
V.  Pergamon  70—85..  S.  femer  Tokdbub  u. 
A.  y.  Tbbndelenbubg,  d.  Gigantomachie  d. 
pergamon.  Altars,   Berlin   1884,    m.  Atlas; 


PucHSTBiv,  Sitzungsber.  d.  preuss.  Akad.  1888, 
1231  ff.  m.  1  T.  1889,  223  ff. 

')  Zur  Beurteilung  s.  Brunn,  Jahrb.  d. 
preuss.  Eunstsamml.  5,  231  ff. 

^)  Ampelius  8,  14. 

»)  Strab.  13,  624;  Beb.  5,  372  ff. 

»0)  Droyskn.  S.  94  ff.  m.  T.  43  ff. 

* 0  OvEBBEOK  II  *  285  Tafel;  Baumeisters 
Denkm.  2,  1270  ff. 

'<)  Phot  Bnickm.  159;  über  die  Athena: 
statue  GoNZE,  Sitzungsber.  d.  preuss.  Akad, 
1893,  207  ff.  Auch  die  in  der  Pisopenvilla 
befindliche  Büste,  welche  nach  Gerckb,  Bon- 
ner Studien  S.  139  ff.  T.  7  Philetairos  dar- 
stellt, ist  in  Betriebt  zu  ziehen  (Arndt- 
ßruckm.  Portr.  107. 108). 


680 


Klassische  Kimstarchftologie.    n.  Geschichte  der  alten  Kanst. 


der  Satyr,')  Theseus  mit  dem  Minotaurus, ')  nach  manchen  auch  der  mit 
jenem  im  Kopftypus  verwandte  Gastellanfsche  Domauszieher.')  Wer 
waren  nun  die  Künstler,  die  jene  Werke  schufen?  Die  pergamenischen 
Könige,  welche  an  den  hellenischen  Nationalspielen  sich  beteiligten  und 
ein  Stückchen  hellenischer  Erde  (Aigina)  erwarben,  welche  alte,  selbst  alter- 
tümliche Statuen  sammelten^)  und  Oemäldegallerien  anlegten,^)  konnten 
nicht  den  Ehrgeiz  haben,  eine  Künstlersezession  anzuregen.  In  ihrem 
Dienste  stehen  mehrere  Athener,  z.  B.  Phyromachos®)  und  Nikeratos,  die 
berühmtesten  dieser  Gruppe, ')  femer  ein  Praxiteles,  Polymnestos  und  Xe- 
nokrates.*^)  Böotien,  dessen  Ruf  vermutlich  die  Terrakotten  weit  yei^ 
breiteten,  sandte  ebenfalls  mehrere  Bildhauer,  z.  B.  Myron  und  Theron.^) 
Andere  mögen  von  der  Küste  der  Propontis  gekommen  sein;^^)  doch  bleibt 
Kleinasien  im  Wettkampf  auffallend  zurück.  Andere  nennen  sich  Perga- 
mener,  indes  dürften  sie  dies,  gleich  ihren  rhodischen  Kollegen,  durch  Na- 
turalisation geworden  sein.^^)  Mehrere  und  darunter  gerade  die  berühm- 
testen, nämlich  Epigonos,  Stratonikos  und  Antigenes,  '*)  gaben  ihre  Ab- 
kunft nicht  an.  Der  erstgenannte  arbeitete  bereits  vor  Attalos'  I.  Er- 
hebung; man  kannte  von  ihm  eine  sentimentale  Oruppe  «Kind  bei  der 
toten  Mutter*,  die  einem  Gemälde  (S.  635)  entlehnt  war,  aber  vermutlich 
eine  Amazone  bedeutete'^)  und  demnach  zu  den  athenischen  Gruppen  ge- 
hörte. Ebenso  scheint  er  jenen  sterbenden  Gallier  gemacht  zu  haben,  i^) 
Dass  er  ein  Manierist  war,  möchte  man  aus  seinen  homerisierenden  In- 
schriften 'Eniycvov  Mqya  schliessen.^^)  Stratonikos  und  Antigenes  waren 
echte  Hofkünstler,  indem  sie  sich  mit  Ciselieren  abgaben;  letzterer  schrieb 
auch  über  diese  Kunst.  ^^)  Wir  sahen,  dass  die  Attaliden  in  Athen  präch- 
tige Statuengruppen  und  Hallen  weihten  (S.  672),  wie  sie  auf  Aigina  das 
noch  aufzufindende  Attaleion  errichteten;^^)  doch  stellten  sie  schwerlich 
asiatische  Künstler  zu  diesen  Werken.  Als  eine  eigene  rhodische  Schule 
sich  herausbildete,  war  Pergamon  keine  Residenzstadt  mehr.  Vergeblich 
suchen  wir  nach  zuverlässigen  Kennzeichen  einer  pergamenischen  Schule.  ^^) 
Nicht  einmal  die  Führung  in  der  Mosaikkunst  kann  Pergamon  zugestanden 
werden,  obgleich  Sosos  sich  durch  den  „ungefegten  Saal'*  berühmt  machte;  '*) 

BiAN,  Sitzungsber.  d.  bayer.  Ak.  1874,  154. 

8)  Inschr.  137.  141?;  144;  188;  ferner 
133.  135;  74?. 

»)  Inschr.  136  (Löwy  154  mn).  156. 146. 

^^)  UttQYayol'\  am  Altar:  Inschr.  76; 
vielleicht  auch  Stratonikos,  vgl.  Plin.  34,  85 
mit  90. 

»»)  Inschr.  75  (vgl.  72).  143.  221. 

»»)  Plin.  34,  84;  Löwr  154  c.  155. 

>>)  Fun.  84,  88;  Michablts  (Jahrb.  8, 
119  ff.)  glaubt  die  Gruppe  in  einer  Neapler 
Marmorstatue  wieder  erkennen  zu  dürfen. 
Vgl.  Pbtbbsbn,  Rdm.  Mitt.  8,  251  ff.;  S.  Rez- 
NAOH,  R.  d.  ät.  gr.  6,  37  ff. 

^^)  Michaelis  a.  0.  S.  132  nach  UrUchs. 

»»)  Inschr.  12.  31.  32?.  22  b.  29. 

»«)  Plin.34,90.ind.auot.XXXinu.XXXlV. 

")  CIG.  II  Add.  2139  b  Z.  46. 

»«)  Vgl.  S.  672. 

")  Plin.  36,  184. 


*)  FuBTwiNGLEB,  der  Satyr  von  Perga- 
mon, Winckelmaxmsprogr.  Berlin  1880,  mit 
3  T. 

')  CoNZE,  Theseus  und  Minotauros,  Berl. 
Winckelmannsprogr.  1878,  m.  1  T. 

»)  In  London:  A.  1876  T.  NO;  M.  10,  30; 
AZ.  1879  T.  2/3. 

*)  Inschr.  46.  48 — 50  b  (die  schwere 
Originalbasis  wurde  natürlich  nicht  mitge- 
nommen, sondern  durch  eine  neue  erse^). 

*)  Fbaiöcbl,  Jahrb.  6,  49  ff. 

*)  Die  oft  entstellte  Namensform  ist 
durch  Löwy  115  gesichert;  Plin.  34,  84; 
Priapos:  Anth.  Planud.  4,  239;  Asklepios: 
Polyb.  32,  25,  genauer  Diod.  31  Fr.  46  B.; 
Lehrer  eines  Malers  Plin.  35,  146. 

')  Asklepios  und  Hygieia,  in  Rom:  Plin. 
34,  80;  Alkibiades  und  seine  Mutter:  das. 
88  (jedenfalls  fttr  das  Grab  des  Atheners); 
Inschr.  132;  Löwy  118.  147.  496;  vgl.  Bub- 


o"  • 


Kap.  DL    Die  dritte  hellenistische  Periode:  Königsseit.    (§340.) 


681 


er  hatte  Speisereste  und  ähnliches,  auch  Tauben,  die  am  Rand  eines  Ge- 
fasses  sassen,  dargestellt. 

Obgleich  erst  Eumenes  ü.  ein  grösseres  Reich  eroberte  und  vorher 
Syrer  und  Republikaner  gegeneinander  rangen,  empfiehlt  es  sich  doch  die 
Griechenstädte  des  westlichen  IQeinasiens  hier  anzureihen,  weil  die  Mittel 
der  reichen  Tempel  und  Gemeinden  weit  über  das  bürgerliche  Mass  hinaus- 
gingen, i)  An  skulpturenreichen  Heiligtümern  gehören  mindestens  der 
Dionysostempel  von  Teos^)  und  das  Artemision  zu  Magnesia  am  Mäander 
hieher,  beide  von  Hennogenes  im  3./2.  Jahrhundert  erbaut;')  umfängliche 
Friesreliefs  des  letzteren  mit  Amazonenkämpfen  befinden  sich  in  Paris,^) 
neugefundenes  ist  nach  Berlin  verbracht.  Über  originelle  Neuerungsver- 
suche in  der  Dekoration  gibt  Vitruv  (VTL  5)  parteiischen  Aufschluss.  Über 
die  statuarische  Kunst  schweigen  die  Schriftquellen  ;^)  ich  möchte  das 
bekannte  Werk  des  Apollonios  und  Tauriskos  aus  Tralles,  die  unmittel- 
bar bevorstehende  Schleifung  Dirkes,  welches  der  „farnesische  Stier^  in 
Neapel  nachbildet,^)  zur  kleinasiatischen  Kunst  rechnen.  Plinius^)  weiss 
zwar  nur,  dass  die  Gruppe  aus  Rhodos  kam,  aber  Münzen  des  lydischen 
Thyateira  und  von  Akrasos  bilden  sie  ab,")  und  so  wird  sie  wohl  von 
Eumenes  11.  nach  189  v.  Chr.,  als  diese  ganze  Gegend,  auch  Tralles,  an 
sein  Reich  fiel,  dem  Apollo  geweiht  worden  sein.  Die  ganze  Gruppe  ist 
malerisch  komponiert,  was  nicht  Wunder  nehmen  kann,  da  Tauriskos  auch 
Maler  war;^)  weil  man  sie  von  allen  Seiten  betrachten  sollte,  ist  auch  eine 
Art  Hintergrund,  felsiger  Boden,  auf  welchem  ein  Hirt  seine  Tiere  weidet, 
hinzugefügt  und  dieser,  wie  auch  Antiope,  mit  einer  Art  Perspektive 
kleiner  gebildet.  Dirkes  Gewand  ist  nicht  zerrissen,  sondern  ateliermässig 
so  angeordnet,  dass  man  den  schönen  Oberkörper  ganz  entblösst  sieht. 
Einer  dieser  zwei  Panoramaplastiker  scheint  seinen  Sohn  im  gleichen  Be- 
rufe erzogen  zu  haben ;  wenigstens  fertigte  ein  Epikrates  Sohn  eines  Apol- 
lonios für  den  Musentempel  von  Knidos  eine  bis  auf  die  untere  Hälfte 
verlorene  Gewandstatue.*^)  Bei  den  Marmorbrüchen  von  Ephesos  siedelte 
sich  ebenfalls  eine  Bildhauerschule  an.  Inschriften  lehren  uns  eine  Familie 
kennen,  welche  etwa  im  ersten  Viertel  des  ersten  Jahrhunderts  und  wahr- 
scheinlich schon  etwas  früher  thätig  war.  Agasias  Menophilu  und  sein 
Sohn  Menophilos  arbeiteten  für  Dolos,  ^^)  während  der  „borghesische  Fech- 


*)  Propert.  1, 6, 14  Asiae  veteres  cernere 
divitias. 

*)  Jonian  ani  1.  Auag.  T.  2—4;  AZ.  33 
T.  5  S.  28  f.  Ober  den  Tempel  von  Priene 
S.  94. 

»)  Vitr.  3,  2,  6  ff. ;  vgl.  G.  Hibschfbld, 
AZ.  83,  30. 

*)  Phot.  Giraudon;  Glabao,  mus^e  II 
T.  117  C— J  (stillos).  Ganz  schlecht  ver- 
öffentlicht sind  auch  Friesreliefs  von  Eos 
(AZ.  1846,  281  ff.  T.  42)  nnd  Aphrodisias 
(DAR.  II  66,  845  b,  mit  Isokephalismos). 
Anf  den  Zeustempel  bei  Aizanoi  machte 
neuerdings  Naukakn  (vom  goldenen  Hom 
bis  zu  den  Quellen  des  Euphrat)  aufmerk- 
sam. _ 

*)  Holzschnitzer  Eetion  in  Milet :  Theocrit. 


Anth.  6,  387.  —  Kleiner  Aphroditekopf  aus 
Tralles:  Wolters  1451. 

•)  Wolters  1402;  Phot.  Bruckm.  867; 
zur  Eiitik.  HsTins,  antiqu.  Aufsätze  2,  182  ff. 

»)  36,  33.  34. 

")  EoKHEL,  num.  anecd.  T.  15, 1 ;  Ztsch. 
f.  Num.  14,  9  ff.  T.  2;  s.  auch  AZ.  1852 
S.  502  f.;  MiLLiN,  gall.  myth.  140,  514;  Imi- 
tation auf  rohem  Intaglio  aus  Aquileja:  abg. 
Mitt.  d.  Gentralkomm.  N.  F.  14,  257. 

»)  Plin.  35,  144. 

»«)  LöWT  Nr.  301.  —  Komischer  Schau- 
spieler aus  der  Gegend  von  Tralles  in  Kon- 
stantinopel Nr.  36;  Dict.  des  beaux-arts  I 
T.  31. 

^*)  Von  dem  ersteren  Fragmente  einer 


ter"  des  Ägasias  Doeitheu  in  einer  Villa  zu  Aiitium  aufgestellt  war.^) 
Diese  Statue  eines  nackten  Kriegers,  der  gegen  einen  Reiter  kämpft, 
wird  von  jeher  von  den  EQnetlern  als  anatomische  Schulfigur  geschätzt.') 
Beide  Bmegerfiguren  muten  ateliermäsaig  an.  Die  Terrakottaplastik  blüht 
im  westlichen  Eleinasien  ganz  bedeutend;  leider  sind  nur  die  Figuren  von 
Myrina  (3.  93)  planmässig  erforscht,  während  die  .kleinasiatischen  *  oder 
ephesischen'  Terrakotten,  namentlich  die  hUbschen  Gruppen,  zum  grOssten 
Teil  Fälschungen  sind.')  Das  meiste  trägt  den  Stempel  attisch-bQotischer 
Erfindung,  was  zu  den  Personalverhältnissen  der  grossen  Plastik  sehr  wohl 
passt;  manches  Modell  mag  durch  Veruntreuung  aus  Hellas  hergekommen 
sein.  Tanzende  Frauen  und  schwebende  Eroten  werden  oft  meisterhaft 
modelliert.  Aus  der  zahlreichen  dionysischen  Scbaar  ragt  ein  tanzender 
Satyr  mit  dem  Bakchuskind  auf  dem  Arm  hervor.*)  Manches  wie  die 
„Venus  genetrix"  und  der  „Diadumenos*  erinnern  an  berühmte  Statuen.^) 
An  einigen  Stücken  bemerkt  der  Beobachter  dennoch  ein  örtliches  Ge- 
präge. Die  ernste  Kunst  bildet  phrygische  Gottheiten  *)  und  Erinnerungen 
an  die  Siege  der  pergameniscben  Könige;')  die  heitere  dagegen  schafft 
karrikierte  Strassenfiguren.^)  Unter  den  Meistern  des  Kunstgewerbes  ist 
der  Steinschneider  Dexamenös  von  Chios  zu  nennen.^) 

841.  Cypern,  das  erst  jetzt  unter  der  Ptolemäerherrschaft  in  eine 
dauernde  Wechselbeziehung  zum  Hellenismus  kommt,  während  es  vom 
Orient  politisch  losgelöst  wird,  kann  noch  nicht  ganz  als  Provinz  der 
griechischen  Kunst  betrachtet  werden.  Noch  Duria  verbindet  die  Gyprier 
mit  den  Phönikem  im  Lobe  ihrer  Reinlichkeit.^")  Die  älteren  Monumente 
erinnern  etwas  an  den  epichorischen  Stil,  wie  der  „königliche  Sarkophag' 
aus  Golgoi;")  die  Kalksteinplastik  dauert  noch  immer  fort.")  Später 
kommt  der  alexandrinische  EinÖuss,  den  ein  Bild  des  Serapis  aus  dunkel- 
blauem Stein  veranschaulicht.'^)  Der  interessante  Siegelring  aus  Kurion 
gehört  nicht  eigentlich  hieher,  weil  ihn  ein  Athgner  weihte,  der  seine 
heimische  Burggöttin  dargestellt  haben  wollte,  i^) 

Dftss  in  Syrien  und  Pbönikien  das  Griechentum,  welches  durch  den 
Sieg  von  Issos  die  politische  Herrschaft  gewann,  bereits  viel  früher  seinen 
Einzug  gehalten,  haben  wir  gesehen  (S.  6&6).  Die  Seleukiden  richteten 
ihren  Hof  auf  griechisch-makedonische  Art  ein  und  zogen  in  ihre  Neu- 
grUndungen,  z.  B.  nach  Antiochien,  *^)   Kolonisten  aus  dem   eigentlichen 


KoIoBsatetatue  (Löwy  289)  und  ein  aof  du 
Knie  gesiinlcener  nackter  Krieger  (Pfaot. 
Bmckm.  9);  Löwt  287  B.;  Menophiloa: 
LöwT  291. 

'I  Aus  borgheeischem  Besitz  im  I>ouvre: 
Phot.  Bruckmann  7S;  Heliogr,  River  II  B4; 
Kopf  separat:  daa.  65;  Woltebs14;  LäwY292. 

')  M.  Ddval,   präcis  d'anatomie  S.  126 


ul93  n 


Abb. 


•)  Ndcropole  de  Myrine  T.  26.  2. 
')    Veaufi:    das.  T.  8,  1;    DiadamenDe: 
PoTTiER  S.  193  Fig,  62. 

')  PomxB  S.  166  e.  198  Fig.  61. 


')  Beb.  9,  11  8.  485.  490. 

')  RiYBT  88,  8  =  PornKS  F.  56;  Pot- 
TIB8  8.  196  F.  63. 

')  Stephahi,  CR,  1861,  147  ff.  T.  6,  10 
(nach  ihm  ans  dem  4.  Jahrb.).  Lnxna  b 
Kleinasien:  Liv.  37,  59.  39,  6,  7;  SaU.  CatU. 
11  ;  Plin.  33,  58,  1. 

'")  Athen.  12,  542  c. 

")  Tr.  b.  ft.  4,  20  ff. 

")  Weibliche  Köpfe  AZ.  1864  T.  188. 
I.  2;  WoLTBBH  1599—1600;  Knabenkopf: 
MOnchner  Äntiq.  I  5  Nr.  156.  Vgl.  web 
SaxMäfw,  Kvjigiaxä  1,  259  f. 

»)  Abgeb.  Jhat.  12,  126;  s.  S.  686. 

'*)  CoMzi,  AZ.  1884,  165  ff.  m.  Abb. 

■'')ExcDiod.21,l,6. 


Kap.  IX.    Die  dritte  hellenistisohe  Periode:  XOnigeEeit    (§  Ul.)         683 

Griechenland.  Die  syrische  Eigenart  wird  unterdrückt  und  nur  die  Juden 
setzen  den  , Hellenen''  hartnäckigen  Widerstand  entgegen,  bis  Herodes  der 
Orosse  in  Wettkampf  mit  der  Pracht  der  Seleukiden  eintrat;  ^)  doch  dies 
gehört  in  die  nächste  Periode.  Unter  den  Fremden  befanden  sich  natür- 
lich auch  Künstler.  Wir  fanden  den  Lysipposschüler  Eutychides  für  Anti- 
ochien  thätig  (S.  669) ;  der  Apollo  von  Daphne  war  ebenfalls  fremde  Arbeit. 
Mehrere  Rhodier  sind  in  Syrien  beschäftigt.')  Einige  Künstler  geben  kurz- 
weg Werke  des  fünften  Jahrhunderts  wieder:  Ein  pheidiasischer  Zeus 
stand  im  Oljonpieion  zu  Daphne')  und  eine  pheidiasische  Athena  kommt 
auf  mehreren  Münzen  vor;^)  gerade  in  S3rrien  werden  Kopien  älterer 
Werke  erwähnt.*)  Ferner  erbeutete  C.  Sosius  38/37  v.  Chr.  in  Kilikien 
oder  dem  eigentlichen  Syrien  die  berühmte  Gruppe  der  Niobe  und 
ihrer  Kinder.^)  Wahrscheinlich  schmückte  sie  den  Giebel  eines  Apollo- 
tempels, wobei  die  hohe  Gestalt  der  Mutter  den  mittelsten  Platz  einnahm.^) 
Über  den  Künstler  vermuteten  nach  Plinius  manche  Kunstkenner,  es  sei 
Praxiteles  oder  (sie)  Skopas  gewesen.  Da  in  römischer  Zeit,  wie  der  Tempel 
von  Luna  jetzt  bewiesen  hat,  diese  ,^*uppe  mehrfach  zum  Tempelschmucke 
verwendet  wurde,  sind  Marmorwieä^rholungen  erhalten,  besonders  die 
zwölf  1583  in  der  Nähe  des  Laterans  gefundenen  Statuen,  welche  jetzt 
den  Niobidensaal  in  Florenz  füllen,  und  einzelne  Figuren  anderer  Wieder- 
holungen.^) Sie  werden  genügen,  um  einige  Hauptpunkte  der  Auffassung 
festzustellen.  Der  Künstler  denkt  über  das  Verhältnis  von  Menschen  und 
Göttern  euripideisch:  Wir  bemitleiden  seine  Menschen  und  begreifen  die 
Härte  der  Götter  nicht.  Er  schildert  körperlichen  Schmerz  und,  am  an- 
schaulichsten in  der  jüngsten  Tochter,  die  den  Körper  durchzuckende 
Angst,  dazu,  was  noch  mehr  das  Mitleid  erweckt,  Leid  und  Bangen  um 
andere.*)  Darüber  vergisst  der  Bildhauer  den  malerisch-sinnlichen  Reiz 
nicht.  Die  sterbende  Tochter  ist  ohne  Grund  tief  entblösst  und,  während 
die  antike  Kunst  unmündige  Mädchen  bekleidet  zu  lassen  pflegt,  trägt  die 
jüngste  ein  durchsichtiges  Gewand,  vielleicht  hat  sogar  der  Künstler  ein 
Modell  mit  einem  feuchten  Hemd  bekleidet.  <^)  Ist  es  auch  mehr  als  ein 
Zufall,  dass  Götter  auf  Münzen  von  Antiochos  IV.  und  Alexandres  1.^9 
die  Stellung  des  Apollo  von  Belvedere  haben?    Auf  diese  kommt  ja 


^)  Über  eine  angebliche  Marmorstatne 
des  Moses  s.  Diod.  34,  1,  3. 

^)  Timocfaaris:  Löwy  167;  Hermokles: 
Lucian.  dea  Syr.  26. 

»)  Ammian.  22,  13,  1 ;  Justin.  39,  2,  5. 

*)  Unter  Antiochos  VIL:  Mionnbt,  descr. 
VII I  T.  14,  1;  besser  Miohaeus,  Parthenon 
T.  15,  27;  HuBKB,  Num.  Ztsch.  3  T.  5,  10; 
in  Kilikien:  Num.  comm.  T.  Y  XXII  (statt 
Säule  Baum).  Ähnlich  Aphrodite  von  Bery- 
tos:  Ath.  Mitt.  10,  27  ff.  T.  1. 

^)  Joseph,  ant.  20,  212  (unter  Nero).  S. 
die  Terrakotte  AA.  1891,  25  ra.  Abb. 

•)  Plin.  36,  28;  vgl.  über  den  Tempel 
des  Sosius  Gabi>thausbn,  Topographie  II 
121  A.  13.  Eine  NiobidendarsteUung  fand 
sich  in  Sidon:  Renan,  mission  T.  42,  10. 

')  Als  Giebelgruppe  restaurierte  sie  schon 
CocKEBELL  auf  einem  Kupferstich  (verkleinert 


R.  galleria  di  Fireiize  s.  IV,  2  T.  76) ;  siehe 
auch  dens.,  congetture  sopra  le  statue  d. 
favola  di  Niobe,  Pisa  1821,  m.  17  T.  Jeden- 
falls war  Niobe  nur  von  vorne  zu  betrachten. 

^)  Stabe,  Niobe  und  die  Niobiden,  Lpg. 
1863;  WoLTEBS  Nr.  1247  ff.  Vgl.  F.  Gbn- 
siCHEN,  de  Niobidarum  compositione,  Berlin 
1869;  A.  Mayebhöfeb,  die  Florentiner  Niobe- 
gruppe,  Pr.  v.  Bamberg  1881;  H.  Ohlbich, 
die  Florentiner  Niobegruppe,  Diss.  v.  Jena, 
Berlin  1888. 

^)  A.  Tbendelenbubo,  Betracht.  Über  das 
Schöne  und  Erhabene,  Berlin  1846;  Mebz, 
das  ästhetische  Formgesetz  der  Plastik 
S.  161  ff. 

")  MissiBiNi,  vita  di  Canova  p.  320  f. 

»>)  Brit.  Mus.  cat.  Seleucids  T.  13,  1.  16, 
14.  17,  1  (Zeus  mit  Donnerkeil  in  der  Hand). 


684 


Klassische  Eansiarohäologie.    11.  Geschichte  der  alten  Kunst. 


bei  dieser  leider  unvollständig  erhaltenen  Statue  alles  an.  Doch  darüber 
später!  Ein  paar  Künstler  mit  syrischem  Bürgerrecht  hinterliessen  In- 
schriften.^) Näher  kennen  wir  von  der  beglaubigten  Kunst  des  Seien- 
kidenreiches  fast  nur  die  Terrakottaplastik  von  Tarsos,  welche  vieles  be- 
sondere bringt,  z.  Z.  orientalische  Elemente  und  grosse  Oruppen  bis  zu 
fünf  Personen.*)  Die  hübschen  Bronzefiguren  verdienten  ebenfalls  mehr 
Beachtung  als  ihnen  geschenkt  wird.^)  Auch  die  Steinplastik  ist  nicht 
unbedeutend.^)  Dem  nationalen  Geiste  mussten  die  griechischen  Künstler 
überhaupt  in  Bezug  auf  die  Religion  Zugeständnisse  machen.  Es  genügt 
auf  die  pseudolukianische  Schrift  »über  die  syrische  Göttin"  (von  Hiera- 
polis)  zu  verweisen;  ich  hebe  daraus  nur  die  goldene  „Semiramis''  mit  der 
Taube  auf  dem  Kopf  (Kap.  33)  hervor.'^)  Noch  immer  nützte  man  das 
edle  Zedemholz  für  Götterbilder.®)  Die  ägyptischen  Kulte  sind,  zumal  in 
Phönizien,  ebenfalls  nicht  zu  unterschätzen.^)  Wir  wenden  uns,  da  über 
Malerei  nichts  überliefert  ist,  wenn  man  nicht  die  unbedeutenden  Grab- 
steine heranziehen  will,^)  zur  Baukunst;  doch  ist  über  Hochbauten  von 
Bedeutung  nicht  viel  sicheres  zu  berichten.  Wenn  aber  Hyrkanos  ein 
Schloss  aus  Marmor  mit  kolossalen  Relieffiguren  baut,  so  setzt  er  alt- 
babylonische Gewohnheit  in  pergamenischer  Art  fort;^)  sein  Palast  in 
Jerusalem  trägt  ebenso  einen  orientalisier enden  Fries  von  grossen  Löwen.  ^^) 
Der  nationale  Felsenbau  dagegen  dauert  mindestens  bis  zur  Evangelien- 
zeit fort.  Die  Denkmäler,  *^)  welche  wir  dieser  Periode  zuweisen  zu  dürfen 
glauben,  sind  hauptsächlich  Felsengräber  wie  die  Grabkammem  des  Ab- 
salon,  Zacharias,  der  Könige,  der  Richter  und  d-Messaneh,  deren  Schmuck 
in  der  Fafade,  welche  einen  gegiebelten  Tempel  oder  einen  Thurm  nach- 
ahmt, oder  auch  in  einer  imitierten  blinden  Thüre  beruht.'-)  Die  Orna- 
mente bestehen  in  einfachen,  aber  geschmackvollen  Pflanzenomamenten 
und  Rosetten.  Drinnen  befanden  sich  einfache  Steinsarkophage'')  oder 
Mumienkästen. '^)  Ein  ganz  hervorragendes  Werk  ist  aber  der  grosse 
„Alexander** -Sarkophag  von  Sidon,  's)  welcher  im  Grunde  wieder  ein  hohes 
gegiebeltes  Grabhaus  darstellt.    Wir  sehen  Giebelgruppen,  Akroterien  und 


0  Theon  ans  Antiochia:  Löwt  184—6; 
Charinos  ans  Laodikeia:  Löwt  188—9. 

'0  S.  90. 

^)  Z.  B.  Herakles  in  der  Townleysamm- 
Inng  (2,  303)  mit  Inschrift  (GIG.  3797):  Anc. 
marbles  III  T.  2. 

*)  Mehreres  in  Berlin  (s.  Verzeichnis, 
Reg.  u.  Syrien)  und  im  Louvre  (Renan,  mis- 
sion  T.  4).  Porträts:  Arndt -Bruckm.  T. 
101—4. 

^)  Auch  die  Münzen  zeigen  manches 
ungriechische:  Brit.  M.  Seleucids  T.  18,  1. 
21,  5.  6.  24,  3.  25,  1.  26,  10.  28,  8.  Über 
das  Bild  der  trauernden  ,  Aphrodite"  auf 
dem  Libanon  Macrob.  sat.  1,  21,  5;  vielleicht 
durch  Antonius'  Schenkung  das  Erzbild  des 
«Janus*  von  „Praxiteles  oder  Skopas*  in 
Ägypten  fPlin.  36,  28). 

«)  Plin.l3,  53. 

^)  Daher  Namen  wie  Isidoros. 


^)  Aus  Arados:  Rbnan,  mission  T.  6. 

^)  Joseph,  ant.  12,  230. 

»•)  VooW,  temple  T.  34. 

^')  £s  gibt  ein  paar  phönikische  Bau* 
inschriften:  CIS.  4  (aus  Sidon);  Gott.  Gel. 
Anz.  1890,  20  ff.  (aus  Tyros  vom  Jahre  221); 
auf  Tempelbau  bezieht  sich  auch  die  In- 
schrift vom  Piraeus  aus  dem  Jahre  96  v. 
Chr. 

")  VgL  VoGüi  T.  27.  98;  28;  81  (aus 
dem  Jahre  420).  83  u.  le  temple  S.  43  ff.; 
DB  Sauloy,  Ga.  6,  189  f.  T.  31  (im  Thal  Hin- 
nom,  nach  ihm  aus  der  Zeit  der  David-Dy- 
nastie). 

'*)  Ga.  1879  T.  36.  VIl  T.  35;  Mus^e 
Nap.  in.  T.  30.  31. 

'*)  Renan  T.  7.  59;  Pebbot  III 124.  126 
—9.  133—4. 

»»)  S.  656;  WiNTBB,  AA.  1894,  15  ff. 
m.  Abb. 


-"i 


Eap.  IX.    Die  dritte  helleniatiflche  Periode:  EOnigSBeii    (§  842.) 


685 


maskenförmige  Stimziegel,  dann  weiter  unten  einen  omamentalen  Fries; 
die  eine  Langseite  und  die  Schmalseite  zeigen  eine  Jagd  auf  Löwen  und 
Hirsche,  an  welcher  Griechen  und  Perser  einträchtig  beteiligt  sind,  während 
die  Hauptdarstellung  einen  Kampf  von  Makedonien!  und  Persem  abbildet. 
Der  Führer  der  ersteren  scheint  Alexander  der  Grosse,  aber,  wenn  er  es 
wirklich  ist,  als  zweiter  Herakles  mit  dem  Löwenfell  ausgezeichnet,  wie 
er  von  dem  baktrischen  König  Agathokles  in  der  zweiten  Hälfte  des  dritten 
Jahrhunderts  dargestellt  wurde J)  Die  Bilder  sind,  ähnlich  wie  die  von 
Trysa,  nicht  für  den  Platz,  den  sie  jetzt  einnehmen,  komponiert;  was  die 
Ausführung  anlangt,  so  ist  sie  von  fast  übertriebener  Sorgfalt  sowohl  im 
Belief  als  in  der  Bemalung,  welche  wegen  der  ausgezeichneten  Technik 
sich  ungewöhnlich  gut  erhalten  hat.  Das  eigentümlich  bunte  Kolorit  mag 
von  den  sidonischen  Glasfabriken  herkommen;  gelbe  Weinranken  auf  vio- 
lettem Grunde  z.  B.  wirken  wie  ein  zweifarbiges  Gefäss  aus  Glasfluss. 
Das  Kunstgewerbe  Syriens  konnte  mit  demjenigen  anderer  Königreiche 
den  Vergleich  gut  aushalten.  Die  Giselierarbeiten  scheinen  zur  Seleukiden- 
zeit  schwunghaft  betrieben  worden  zu  sein;^)  einige  emblemata  (d.  h.  zum 
Einsetzen  in  Gefasse  bestimmte  Medaillons  mit  Figuren),  deren  Zeit  nicht 
näher  festzusetzen  ist,  entgingen  der  Einschmelzung.^)  Die  Verschwen- 
dung von  Edelmetall  war  überhaupt  gross.  ^)  Bronzen  erhielten  gleich- 
falls künstlerisch  schöne  Form.^)  Antiochos  Epiphanes  sass,  wie  der 
olympische  Zeus,  auf  elfenbeinernem  Thron. i^)  Im  syrischen  Feldlager 
gab  es  Zelte  mit  eingewirkten  Figuren.^)  Die  Münzbilder  gehören  unter 
den  Seleukiden  zu  den  schönsten  ihrer  Zeit,  verraten  jedoch  ihrerseits 
auch  verschiedene  Neigungen  der  Zeichner,  wenn  man  z.  B.  die  fechtende 
Athena  mit  dem  ruhenden  Apollo  vergleicht.  Die  Glasindustrie  nahm 
ihren  Fortgang.^)  Alle  Künste  wirkten  zusammen  bei  dem  grossen  Fest- 
zuge, welchen  Aiitiochos  IV.  veranstaltete.***) 

342.  Kommagene  vorläufig  bei  Seite  lassend,  soll  unser  Bericht  jetzt 
Ägypten  behandeln.  Durch  die  neueren  Ausgrabimgen  dürfte  es  klar 
gestellt  sein,  dass  wir  im  Ägypten  der  Ptolemäerzeit  drei  Kulturschichten 
zu  unterscheiden  haben,  welche  auf  der  altägyptischen  Religion,  dem 
griechischmakedonischen  Hofe  und  dem  seltsam  gemischten  Volkstum  be- 
ruhen. Die  gebildeten  Griechen  kamen  nach  Ägypten  mit  dem  von  den 
Philosophen  eingeimpften  Vorurteil,  die  ägyptischen  Priester  seien  im  Be- 
sitze aller  Geheimnisse  des  Himmels  und  der  Erde,  so  dass  nach  den  un- 
duldsamen Persem  die  makedonischen  Könige  wie  Erlöser  erschienen.  Da 
sie   die  ägyptische  Religion  durch  freigebige  Zuwendungen    beförderten. 


')  Num.  chron.  1880  T.  10,  1. 

')  'AqyvQoxonua  in  Antiocfaien  unter 
Antiochos  Epiphanes:  Athen.  5,  193  d;  viel 
Goldgeschirr  178  v.  Chr.  aus  Syrien  ge- 
schickt: Liv.  42,  6;  s.  auch  Cic.  Verr.  4,  62; 
kostbar  war  jedenfalls  auch  der  Becher, 
wegen  dessen  Entwendung  Euphorien  die 
'JqaL  dichtete;  Kandelaber  mit  Edelsteinen: 
Cic.  Verr.  4,  64;  fpdXuQtx  Joseph,  ani  14,  45. 

»)  Ga.  VI  T.  23.  24  S.  188  ff. 


^)  Stiefel  der  Soldaten  mit  goldenen 
Nägeln,  Efichengerftte  aus  Silber  unter  Anti- 
ochos VII.:  Justin.  38. 10,  3  f.  S.  auch  Joseph, 
ant.  14,  34.  106.  107  u.  ö. 

')  Trinkhom  in  Gestalt  einer  Sphinx: 
abgeb.  AA.  1891,  122. 

«)  Polyb.  26,  1  bei  Athen.  5,  193  f. 

»)  Val.  M.  9,  1  ext  4. 

»)  Amuletindustrie:  2  Makk.  12,  40. 

*)  Athen.  5,  194  c  ff. 


686 


SlaBsisohe  Kiuuitarohftologie.    U.  OeBohiohte  der  alten  SuiiBt, 


vegetierte  die  altägyptische  Kunst  fort;  die  Oötter^)  und  die  Könige 
wurden  nach  der  alten  Weise  dargestellt*)  und  die  obligaten  Bilder  be- 
gleiteten die  Hieroglypheninschriften.  Wie  es  bei  Nachahmungen  geschieht, 
war  der  Stil  manchmal  starrer, 3)  manchmal  freier  als  ehedem;  die  Pro- 
portionen regelte  man  neu  mittelst  21  gleicher  Teile  (bis  zur  Stimhöhe 
gerechnet).^)  Die  meisten  Tempel  des  Landes  sind  von  den  Ptolemäem 
restauriert  oder  neu  aufgebaut  worden.  Die  Griechen  selbst  vermieden 
zwar  den  religiösen  Kunststil,  huldigten  aber  dem  Synkretismus  wie  im 
Kult,  so  in  ihrer  Tempelkunst.  Serapis,  über  dessen  Meister  sogleich 
näheres  folgt,  hatte  ein  Gesicht  wie  Lapislazuli  (S.  433)  und  sein  Tempel 
war  voll  von  Sphinxen,  Apisbildem,  Kindern,  die  auf  Hähnen,  Pfauen, 
Löwen  ritten  u.  dgl.  Die  Mumienbestattung  nahmen  auch  Nichtägypter 
an,  was  dann  wieder  die  Form  der  Särge  bedingte.*)  Am  Hofe  der  Pto- 
lemäer  selbst  herrschte  der  Hellenismus,  der  jedoch  durch  den  Wunsch, 
den  legitimen  ägyptischen  Königen  es  gleich  zu  thun,  sein  besonderes  Ge- 
präge erhielt.  So  nahmen  die  Ptolemäer  die  kunstvollen  Frisuren  der 
Königinnen  und  Prinzen,^)  vielleicht  auch  die  Strahlenkrone  als  Söhne 
der  Sonne  an.^)  Sie  liessen  sich  basaltne  Bilder  errichten^)  und  erbauten 
zur  Lustfahrt,  ähnlich  den  alten  Königen,  Schiffe,  die  prächtiger  als  mancher 
Palast  waren.  ^)  Die  Prozessionen  endlich  gaben  das  Vorbild  für  die  Fest- 
züge voll  Pracht  und  glänzender  Kostüme.*^)  Den  alten  Königspavillons 
entsprachen  herrliche  Königszelte.**)  Was  die  Malerei  betrifft,  so  sam- 
melten die  Ptolemäer  sikyonische  Bilder  (S.  655).**)  Unter  den  ein- 
heimischen gelangte  ein  einziger,  der  bereits  unter  dem  ersten  Ptolemäer 
lebte,  zur  Berühmtheit.  Antiphilos,  welcher  aus  einer  ägyptischen  Land- 
stadt stammte  (Aegyptius),  malte  sehr  verschiedenes:  höfische  Bilder,  mytho- 
logisches,*^) technisch  schwierige  Genrebilder  (Knabe,  welcher  das  Feuer 
anbläst,  und  webende  Frauen)  und  endlich  auch  Karrikaturen;*^)  man 
rühmt  seine  Leichtigkeit  des  Arbeiten  s.*^)  Sein  Lehrer  war  Ktesidemos, 
welcher  „Laodameia''  und  „Oichalias  Einnahme*',  beides  tragische  Stoffe, 
malte. *^)  In  Alexandrien  finden  wir  zuerst  die  „Ortsmalerei**  (roTroy^oryia), 
d.  h.  Darstellungen   von   Städten   und   Orten,    von   der   Vogelperspektive 


')  Bronzefiguren  des  Horus  and  der 
säugenden  Isis  im  Louvre:  Perrot  I  487.  55. 

^)  Z.  B.  «Diadochenstele**  vom  Vizekönig 
PtolemaLos  in  Kairo:  Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1871, 
1  ff.;  Leipziger  Abguss;  Geburt  Kleopatra's 
in  Esned:  Chahpollion,  mon.  II  145;  Cae- 
sarion: RosELLiNi  I  2,  518  T.  23,  83;  Kleo- 
patra  und  Caesarion:   das.  p.  519  T.  23,  25. 

26,  vgl.  Lepsius,  Denkm.  4,  53.  54  b;    Kopf 
von  einem  Relief,  abg.  AA.  1891,  25. 

*}  üiiform  des  Yogelleibes:   Conzb,  AZ. 

27,  79  m.  Abb.  S.  13. 

*)  Vgl.  Diodor.  1, 98  mit  Lepsius,  Briefe 
S.  106. 

^)  Bis  ins  5.  Jahrhundert,  vgl.  Äthan, 
vita  S.  Anton.  99. 

^)  Z.  B.  auf  Münzen  Berenike  II. :  Brit. 
Mus.  Ptol.  T.  13;  ähnlich  Kleopatra  VIL; 
Göttin  Libya  das.  T.  6,  7—10.  18,  4-6.  9. 


19,4.  21,3;  Prinzen:  Lepsfus,  Denkm.  4, 
89  (Caracalla  u.  Geta);  vgl.  Lncian.  navig.  2. 3. 

')  Brit.  Mus.  Ptol.  T.  12.  4.  17,  1.  2. 

^)  Z.  B.  Ptolemaios  VI.  in  Athen. 

»)  Polyb.  7,  57;  Athen.  5,  203  d  ff.;  Bau- 
meister in  einer  Inschrift  von  Cypem  ge- 
nannt: Jhst  1888,  255. 

'0)  Athen.  5, 197  c  ff.;  vgl.  A.  1863,  374ff. 

»»)  Athen.  5,  196a  ff. 

*^)  Gemäldegallerie :  Plut.  non  posse 
suav.  vi  vi  II  p.  1093. 

^^)  Helbio,  Untersuchungen  S.  225  fflhrt 
alle  Europabilder  auf  ihn  zurück;  aber  wo 
ist  dort  Kadmos? 

»)  Plin.  35,  114.  138. 

^^)  Quintil.  12,  10,  6;  unter  den  hervor- 
ragendsten genannt  von  Theon  progymn.  1; 
Varro  r.  r.  3,  2. 

1«)  Plin.  35, 138. 


Kap.  IX.    Die  dritte  hellenutieohe  Periode:  Königueit.    (§  d42.)         687 

betrachtet.')  Der  verrückte  Ptolemaios  VII.  erstreckte  seinen  Hass  auch 
auf  die  Maler,  welche  wie  die  Gelehrten  in  die  Verbannung  wandern 
mussten.')  Eine  bestimmte  Vorstellung  von  den  ägyptisch-alexandrinischen 
Malern  gewinnen  wir  nicht.  Nur  was  sie  dem  Publikum  bieten  durften,  zeigt 
die  Erzählung  von  Galaton,  welcher  Homer  sich  erbrechen  und  seine  Nach- 
folger den  Auswurf  auffangen  liess.')  Nicht  viel  sinniger  wurde  Aristarch 
mit  der  Tragodia  an  Stelle  des  Herzens  porträtiert.*)  In  der  Plastik 
sahen  die  Könige  auf  Kostbarkeit,  wodurch  die  vulkanischen  Steine  des 
Landes  und  die  chryselephantine  Kunst  b)  zu  Ehren  kamen.  Der  zweite 
Ptolemäer  zog  den  Bryaxis  (S.  652)  heran,  um  das  kostbare  Bild  des 
Serapis  zu  schaffen,  welches  aus  allen  möglichen  Metallen  und  Edelsteinen 
bestand  und  dunkelblau  geförbt  war.^)  Wir  fanden  ausserdem  rhodische 
Künstler  in  Ägypten  beschäftigt  (S.  675),  da  es  mit  Rhodus  die  engsten 
Verbindungen  hatte.')  Selbstverständlich  diente  die  Plastik  oft  der  Archi- 
tektur, 80  dass  z.  B.  auf  Kleopatras  Grabmal  zwei  Dienerinnen  von  Erz 
standen.^)  Manche  Skulptur  mag  dem  Zeitalter  der  Ptolemäer  zuzurechnen 
sein ;  doch  ist  hierüber  noch  keine  Untersuchung  angestellt.  ^)  Ebenso  bedürfen 
die  Terrakotten  von  Alexandrien  noch  der  Prüfung;^®)  unter  ihnen  be- 
finden sich  auch  Bilder  ägyptischer  Götter  und  Tiere.  Die  prächtige  Aus- 
stattung der  Bauten  mit  Boden-  und  Wandmosaik  aus  schönen  Steinen, 
Glasfluss  und  Metall  ward  schon  S.  301  ff.  behandelt.  Mit  diesen  wechselten 
kostbare  Gobelins  und  Teppiche.  ^^)  Ins  einzelne  gehende  Schilderungen 
gibt  nur  Josephus  von  dem  goldenen  Tisch  und  den  Mischkrügen,  welche 
nach  Jerusalem  geweiht  wurden.'*)  Noch  ärger  war  die  Verschwendung 
der  edlen  Metalle  und  Prachtstoffe  am  Hofe  selbst.  ^^) 

Gegenüber  dieser  höfischen  Kunst  regte  sich  im  Volke  ein  anderer 
Geist.  In  dem  Völkergemisch  von  Ägyptern,  Semiten,  Makedonien!, 
Griechen  und  ausgedienten  Söldern  femer  Länder '*)  fiel  die  führende 
Rolle  dem  klugen  Semiten  zu.  Es  gibt  einige  Denkmäler,  welche  äusser- 
lich  den  alten  Stelen  gleichen,  aber  eine  vollständige  Zersetzung  auf- 
weisen, und  diese  tragen  aramäische  Inschriften.  Nach  gleichartigen  Zeug- 
nissen gebührt  den  Semiten  die  Begründung  einer  neuen  Denkmäler^ 
klasse.    In  der  Oase  von  Faijüm  sehen  wir    nämlich    die  vollständigen 


^)  Demetrios  6  tonoyQttq)og  von  Ale- 
xandrien, in  Rom  lebend  Diod.  XXXI  exe. 
Vat.  3  et  Vales.;  Val.  Max.  5, 1, 1.  Vgl.  Ana- 
creont.  2  B,  5  f. 

»)  Ath.  4,  184  c. 

*)  Aelian.  var.  bist.  13,  21. 

*)  Bekker  Anecd.  II  672,  25. 

»)  Theocrit.  17,  125. 

•)  Clem.  AI.  protr.  4  p.  43  (er  nimmt 
einen  andern  Br^^axis  an);  über  die  Farbe 
s.  S.  686 ;  ähnlich  eine  erhaltene  Figur  aus 
Ägypten,  abg.  Jhst.  12,  126;  über  Cypem  8. 
S.  682.  Schöner  Serapis  in  der  Sammlung 
Ooldschmidt  zu  Paris,  abgeb.  G.  d.  b.-a. 
1893,  259.    S.  OvERBBCK,  Plastik  II*  89. 

^)  Z.  B.  wurde  der  rhodische  Münzfoss 
eingeführt. 

")  ProTerb.  Alex.  p.  22,  4  f. 

'}  Z.  B.  Torso  einer  Aphrodite,  Wolters 


1475;  vermeintlicher  Alexanderkopf,  Wol- 
TEBS  1602;  kleiner  Torso  des  Marsyas  aus 
rotem  Marmor :    Boston  Gypsabg.  225. 

'**)  Nbroutsos-Bby,  Tanc.  Alexandrie  S. 
74  f.;  PoTTiEB,  statuettes  p.  139  ff.;  Ath.  Mitt. 
1885  T.  10.  11.  Reihen  in  London,  Turin, 
Berlin,  Paris,  Athen. 

» »)  Athen.  4,  147  f. 

")  Joseph,  ant.  12,  64  flF.  78  ff. 

*')  Suet.  Aug.  71;  silberne  Pferdege- 
schirre: Athen.  4,  148  b;  Beschreibung  eines 
Fürstengewandes  bei  Apollonios  von  Rhodos 
1,  730  -67. 

*^)  Mumie  mit  etruskischer  Inschrift,  in 
Agram:  J.  Eball,  d.  etrusk.  Mumienbinden 
des  Agramer  Nationalmuseums,  Wien  1892; 
1887  wurden  ungefähr  20  Stelen  mit  bisher 
unentzifferten  Inschriften  in  Aohmlm  ent- 
deckt. 


Mumienkästen  abwechseln  mit  solchea,  wo  die  Gesichtsmaske  durch  ein 
mit  Wachsf&rben  auf  Holz  gemaltes  Brustbild  vertreten  ist;')  der  Tote 
scheint  bei  einem  Fenster  herauszublicken.*)  Die  Arbeiten  sind  vom 
Schlage  unserer  bürgerlichen  Familienporträts,  wenn  auch  manche  durch 
Auffassung  oder  Surch  das  interessante  Äussere  der  dargestellten  Person 
angenehm  auffallen.  Die  vielbestrittene  Chronologie  muss  auf  den  In- 
schriften beruhen:  Wenn  mehrere  Bilder  griechische  Aufschriften  der 
Kaiserzeit  tragen,  so  ist  an  einem  eine  aramäische,  angeblich  aus  dem 
dritten  Jahrhundert  v.  Chr.,  entdeckt  worden.')  Wie  die  Juden  von  Ale- 
zandrien  sich  Ansehen  verschafften,  weiss  man  aus  der  Litteraturgeschichte. 
Sie  beteiligten  sieh  aber  nicht  nur  an  der  Industrie,*)  sondern  sie  hinter- 
liessen  auch  ein  ansehnliches  Bauwerk.  Es  ist  der  Tempel  des  Onias, 
welchen  Josephos  beschreibt.'*)  Zu  seiner  Dekoration  dienten  blau,  grtUi 
oder  gelb  glasierte  Fliesen  mit  orientalischen  Ornamenten  oder  ägyptischen 
Historienbildern  und  Hieroglyphen  in  Weiss.*)  Nahe  stehen  glasierte 
Vasen  mit  Relieffiguren,  die  den  Xamen  der  Königinnen  Berenike  und 
Kleopatra  aufweisen.')  Auf  orientalischen  Einfluss  ist  gewiss  auch  der 
grosse  Aufschwung  der  Figurenweberei  zurückzuführen,  deren  schönste 
Produkte  bei  jenen  PrachtaufzQgen  zur  Schaustellung  kamen.^)  Endlich 
ist  der  Zusammenbang  zwischen  den  ordinären  buntbemalten  Grabsteinen 
Syriens  und  Alexandriens  nicht  zu  verkennen.")  Die  Vorliebe  für  bemalte 
Vasen  zeigt  sich  nur  sporadisch,'")  während  sehr  viele  ungefimisste  Getässe 
aus  Rhodos  und  Knidos  eingeführt  wurden. 

Kyrenaika's  Unterschied  vom  Ägypten  der  Ptolemäer  beruhte  in 
erster  Linie  auf  der  geringen  Bedeutung  der  ägyptischen  Kulte.  Die 
Terrakotten  weisen  viel  gemeinsames  mit  den  hellenischen  auf,  dennoch 
bleibt  ein  Rest,  welcher  das  Land  charakterisiert.ii)  Am  anfälligsten 
sind  die  kunstreichen  Frisuren,  welche  man  wohl  auf  den  Geschmack  der 
SaharavSlker  zurück^hren  darf,  z.  6.  hochaufgetürmte  Zöpfe.  Der  Marmor- 
plastik dieser  Zeit  dürften  mehrere  Porträte ")  und  Aphroditefiguren**) 
zuzuteilen  sein;  unter  den  ersteren  ruft  ein  männlicher  Kopf  mit  einge- 
legten Augen  die  ägyptischen  Mumienbilder  in  die  Erinnerung  zurOck.'*) 


')  Ana  Faijüm  viele  in  Paris,  London 

und  Berlin;  eiaige  in  MDocben;  Frivats.  v. 
Graf  in  Wien  (Katalog  in  meiner  Gallerie 
antiker  Portraits  aas  hellen.  Zeit,  Berlin  ISÜd); 
Tgl.  Ebebs,  ÄUg.  Ztg.  1B8S  Beil.  135;  Hktdji- 
MAini,  Ber.  d.  sScbs.  Oes.  40,  295  ff.;  Cbos  et 
Bkhbt,  I'encaustiqne,  Paris  1884  [veröffent- 
licht«!!  diä  Bilder  dea  Lonvre);  Ricb.  Gbaul, 
d.  ant.  Portr&tgem.  aas  den  GiabstAtten  d. 
F.,  Lpg.  1888  m.  Lichtdr.;  E.  Wilcmh,  AA. 
1889,  1  S.  (nach  ihm  aus  dem  2.  oder  3.  Jahr- 
hundert n.  Chr.);  Psbbot,  Ita.  111  13.  303  ff. 
m.  T.  12.  13;  sua  fiawara:  Pethie,  Uawara 
p.  37  ff,  Titelbl.  n.  T.  10  ff.  (T.  12,  noch  ein- 

Serahmtea  Bild);  FonquBT,  CR.  de  l'Ac.  1887 
.  229  f.;   1892  wurden  drei  neue  gefunden, 
')  PgTBis,  Hawara  T.  9,  4. 
*)  Qraf  Nr.  7  nach  Euting. 
*)  Philo  adv.  Flaccum  11  p.  523  ff. 
>J  Ant.  13,  72;  b.  Jud.  1,  1.  7,  10. 


•)  Jetzt  Teil-el-Jahudeh  {S.  80):  Tr.  b. 
B.  7,  178  ff.  mit  5  fwb.  Tafeln. 

')  J.  d.  aav.  1862  Mara  p.  162  ff.;  B*.  n. 
a.  7,  259  ff,  T.  7 ;  vgl.  KlCo«*»«.  A.  1871, 
5  ff.  199  ff.;  SoHnaiBBB,  Torentik  8.  433. 

"]  EallixeuoB  bei  Ath.  1,  196  f  (mit  Bil- 
dern der  EOnige). 

•)  Z.  B.  AA.  1889,  63  f. 

")  In  den  Qr&bem  von  Sakkara:  AZ. 
1,80. 

")  PoTTiBB,  Btatuettes  p.  131  ff. 

'*)  FrauenbOste  mit  hohem  Zopf:  Shith 
a.  PoRCHBB  (S.  167)  T.  74;  idealisierter  Kopf 
des  Cn.  Cornelius  Lentulus:  daa.  T.  65. 

")  Statuette  in  raffinierter  Technik: 
Skith  a.  PoBCHBR  T.  67,  1  (unter  der  Brust 
gegOrtet);  die  Sandale  lösend,  jungfrftnlich 
lart:  das.  T.  71. 

>•)  SMrTH  and  Pobchbb  T.  64,  2  S.  92. 


Kap.  CL    Die  dritte  helleniatuehe  Periode:  KOnigszeit,    (§  943.) 


689 


343.  Kehren  wir  nun  zu  den  Gegenden  zurück,  wo  das  vom  Meere 
her  vordringende  Griechentum  das  asiatische  Wesen  fester  gewurzelt 
fand.  Wir  werden  später  sehen,  dass  die  syrische  Nation  wohl  zum 
Schweigen  verurteilt  war,  aber  schliesslich  siegreich  ihr  Haupt  erhob.  Vor- 
läufig fand  sie  nur  in  entlegenen  Winkeln  Schutz.  Das  Reich  derNa- 
batäer  (jetzt  Haurän)  war  von  Arabern  bewohnt  und  griechisch  organisiert, 
hatte  jedoch  das  Syrische  mit  einer  eigenen  Abart  der  Schrift  zur  Amts- 
sprache; ^)  nur  ein  Aretas,  der  sich  Philhellene  nannte,  gab  seinen  Münzen 
halb  griechische  Aufschrift.')  Dieses  Land  ist  uns  durch  Felsskulpturen  ^) 
und  Siegelsteine*)  archäologisch  bekannt.  Da  die  nomadische  Bevölkerung 
aus  der  Vermittlung  des  Earawanenhandels  zwischen  dem  glücklichen 
Arabien  und  dem  Meere  reichen  Gewinn  zog,*)  war  ihr  ein  gewisser 
Luxus  nicht  fremd;  so  konnte  der  König  goldene  Kranze  zum  Gastge- 
schenk geben. ^)  Kappadokien  bekundet  seinen  Zusammenhang  mit  dem 
Osten  durch  die  Zulassung  eranischer  Götter;^)  aber  seine  Kunstgeschichte 
ist  ein  leeres  Blatt.  Die  Könige  des  Pontus  nehmen  sich  die  altpersischen 
Herrscher  zum  Vorbild,  verehren  aber  auch  semitische  Gottheiten®)  und 
mögen  griechische  Künstler  beschäftigt  haben.  Interessanter  als  die  un- 
ermesslichen  Schätze,  welche  die  Römer  fanden,  sind  für  uns  die  Über- 
bleibsel der  Bronzeplastik.  ^)  Auf  der  anderen  Seite  des  schwarzen  Meeres, 
im  Skythenlande  dauerte  der  griechische  Einfluss  unvermindert  fort. 
An  vielen  Orten  schmolzen  Kolonisten  und  Skythen  zu  einem  Volke  zu- 
sammen, wobei  jedoch  der  Hellenismus  weniger  einbüsste.  Die  realistischen 
echt  nationalen  Skythenbilder,  die  wir  S.  658  kennen  lernten,  hören  auf 
und  auch  die  Barbaren  unterliegen  der  hellenischen  Eleganz.*®)  In  die- 
selbe Geschmacksrichtung  gehört  die  Vase  von  Kertsch,  welche  eine  Jagd 
des  Königs  Darius  darstellt.  **)  Wie  im  vorigen  Zeitalter,  steht  athenischer 
Import  (besonders  bemalte  Vasen  mit  weisser  Deckfarbe,  Reliefvasen  und 
Gefässe  in  plastischer  Form)  neben  Metallarbeiten,  welche  mehr  oder 
weniger  orientalischen  Geist  atmen.  Ebenso  sind  die  Terrakottafiguren 
entweder  schwächere  Nachbildungen  attischer  Typen  oder  sie  stellen 
Skythen  und  von  Göttern  den  Mithras  dar.^*)  Von-  einer  monumentalen 
Kunst  finden  sich  nur  schwache  Spuren;  beispielsweise  seien  das  Relief 
zu  Ehren  des  Königs  Pairisades,  welches  ein  Aphroditeheiligtum  von 
Pantikapaion  darzustellen  scheint,  ^^)  und  die  sehr  flüchtigen  Wandgemälde 


^)  Schon  zur  Zeit  des  Antigonos:  Diod. 
19,  96, 1. 

^)  MoMHBEK,  rOmische  Geschichte  V ' 
S.  476  A.  3. 

»)  S.  83. 

*)  MoBDTXAKK,  Zcitsohr.  d.  deutschen 
morgenl.  Ges.  XVIIl  T.  5.  6;  M.  A.  Leyy, 
Siegel  u.  Gemmen,  Breslau  1869  m.  T. 

*)  Diod.  19,  94,  3.  5.  95,  3. 

«)  Tac.  A.  2,  57. 

^)  A.  V.  GuTSCHJCiD,  kleine  Schriften 
3,  185  f. 

^)  GuTsoBMiD  a.  0.  2,  352  f. 

»)  Schöner  Kopf  AZ.  1878,  150  ff.  T.  20; 
Vase  in  Form  eines  Kopfes:   Ga.  V  T.  13. 

Eaodbxicli  der  klus.  Altertumawinenichafk.  YI, 


Marmorhild  des  Mithridates  Eupator  in  Paris 
Nr.  3000  nach  Wimteb,  AA.  9,  87  f. 

»0)  Terrakotte:  Kondakop  S.  204;  pla- 
stische Vase:  das.  S.  192.  Solche  Skythen 
werden  zu  männlichen  Amazonen:  Scheide 
von  Tschertomlizk  bei  Eondakof  S.  305 
F.  265.  Den  Übergang  zu  diesem  Stile  zeigt 
die  Krone  von  Gross-ßlisnitza  (das.  S.  53}. 

1 0  Koin>AKOF  S.  222. 

^^)  PoTTiEB,  statuettes  de  terre  cuite 
p.  144  ff.;  komische  Figuren:  Kordakof 
S.  100.  101.  206. 

'»)  CR.  1877,  249  ff  m.  Abb.,  S.  246;  vgl, 
Jahrb.  1,  235  ff. 


44 


690 


BlaMiaohe  KnnBiarohaoloKie.    IL  OM^hiöhte  der  alten  Kiinsi. 


einer  Grabkammer  des  Mithridatesberges  genannt.^)  Ahnlich  wie  in 
Etrurien  hingen  an  den  Wänden  Terrakottamasken. >)  Armenien  fOhrt 
uns  zum  kräftigen  asiatischen  Wesen  zurück;  trotz  dem  Hellenismus  des 
Tigranes ')  zeigen  die  Münzbilder  regelmässige  Stilisierung  und  Tracht  im 
spätpersischen  Oeschmacke.  Jenseits  des  Euphrats  hatte  Alexanders  Werk 
mehr  Bestand  als  man  gemeinhin  glaubt.  Wenn  auch  die  Herrschaft  der 
Seleukiden  bald  abgeschüttelt  wurde,  so  brachte  das  wilde  Reitervolk  der 
Parther  nichts  als  Eisenwaffen  und  „skythisches*  Hausgewebe  mit^) 
Mesopotamien  war  es  wieder,  das  unter  den  neuen  Herrschern  die  Führung 
in  der  Kultur  übernahm.  Von  einer  nationalen  Kultur  findet  man  freilich 
keine  Spur,  denn  der  Yölkerwirrwarr  hatte  nur  noch  zugenommen.  In 
Osroene  wohnten  Griechen,  Juden,  Syrer  und  Armenier  durcheinander;^) 
das  neugegründete  Batna  war  ein  Knotenpunkt  des  Welthandels  geworden  ^) 
und  im  eigentlichen  Babylonien  durch  die  Seleukiden  bedeutende  make- 
donische Städte  entstanden.  Vor  Nikephorion  und  Anthemusa  ragte  die 
Grossstadt  Seleukeia  hervor,  welche  noch  im  Jahre  36  n.  Chr.  ein  grie- 
chisches Gepräge  trug,  freilich  aber  auch  von  Syrern  und  Juden  bewohnt 
war.^)  Nicht  einmal  im  Verkehr  herrschte  Einheit,  sondern  es  gab  drei 
Schriftsprachen  nebeneinander:  Griechisch  auf  den  parthischen  Münzen 
bis  in  das  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  hinein,  ^)  dann  Syrisch,  ^)  woraus  sich, 
seit  Claudius  etwa,  das  Pehlevi  entwickelte,  und  die  babylonische  Keil- 
schrift.^®) In  den  Residenzen  dauerte  die  alte  Pracht  und  Herrlichkeit 
fort;^0  ^^  Goldschmiede  haben  sehr  viel  zu  thun,")  ebenso  die  Stein- 
schneider. ^3)  Für  die  Masse  bleibt  aber  der  Thon  das  Hauptmaterial;  er 
gibt  Figuren,  teils  von  griechischem  Stil,  teils  in  orientalischem  Geschmack 
(z.  B.  Astarte)  ^^)  und  Särge  mit  reihenweise  eingestempelten  Figuren 
ab.^^)  Aus  ihm  werden  die  bekuppelten  Häuser  gebaut.  ^^)  Durch  Glasur 
werden  Gefässe  und  Wandfliese  verschönert;  letztere  gehen  aber  jetzt  aus 
griechischen  Fabriken  hervor.  ^^)  Sonst  sind  noch  einige  Bronzen  grie- 
chischer Art^^)  und  ein  paar  Marmorreliefs  ^^)  bekannt.  Doch  muss  es 
einen  wirklichen  Kunstbetrieb  gegeben  haben,  denn  aus  Babylon  kam  ein 
Bildhauer  Diogenes  nach  dem  Westen.  *<^) 


0  CR.  1878/9  Titelvignette  u.  T.  1  (nach 
den  Inschriften  aus  dem  1.  oder  2.  Jahrh. 
V.  Chr.). 

«)  CR.  1878;9,  14  ff.  m.  Abb. 

')  Künstler  Kallimachos:  Flut.  Lucull. 
32;  griechisches  Theater:  Flut.  Crass.  33. 

*)  Vgl.  Flut.  Crass.  24;  Eunap.  fr.  21  bei 
Suid.  V.  oiavlyag, 

^)  Acta  Thaddaei  aposi  4. 

0)  Ammian.  14,  3,  3. 

')  Vgl.  Tac.  Ann.  6,  41.  42. 

®)  Nach  MoMKSEK,  röm.  Gesch.  V  349 
von  den  griechischen  Städten  geschlagen. 
Griechische  Umgebung  des  Vonones:  Tac. 
A.  2,  2;  griechische  Frauen:  Flut.  Crass. 
32  a.  £. 

»)  Flut.  Anton.  46. 

*^)  Die  späteste  datierte  Urkunde  ist  im 
Jahre  80  v.  Chr.  abgefasst  (Ztach.  f.  Assyr. 
3,  135). 


*')  Adrianos  fieX,  4  beschreibt  den  Auf- 
zug des  Königs  von  Babylon. 

^')  Goldene  Waffen,  Zügel  und  Schuhe: 
Dion.  Fer.  1059  ff. 

'')  SiegelabdrQcke  mit  Einzelfiguren  aus 
der  Zeit  der  Seleukiden:  Mevaht,  pierres 
irrav^es  2  179  ff. 

'*)  Ga.  2, 63  A.  2 ;  Pbrrot  II  F.  293.  299. 

")  LoFTUS,  travels  a.  res.  p.  204  ff.;  Jdsti, 
Gesch.  Fersiens  S.  89  m.  Abb. 

»•)  Strab.  16,  1,  5. 

'')  „Natrongefässe**  werden  öfter  in 
Mischna  und  Tdmud  erwähnt;  Fliese  mit 
griechischen  Buchstaben  (Tir.  b.  a.  7,  188) 
oder  Falmetten  (abg.  Soldi,  arts  m^o.  p.  247) 
im  Louvre. 

")  Ga.  6,  28  f.  m.  Abb. 

»»)  Berlin  Nr.  212.  214  (Verz.  d.  vorder- 
asiat.  Altert.  S.  32). 

«»)  LöWY  361. 


Sap.tSL    Die  dritte  helleiuBtiflohe  Periode:   KönigSBeit.    (§343.) 


691 


Die  Fortbildung  des  persischen  Stils  aus  der  Zeit  des  Artaxerxes 
Ochus  (S.  657)  vollzog  sich  mehr  im  Inneren  des  Reiches.  Das  Relief  des 
Ootarzes  I.,  ^)  Münzen  von  Fars  und  einige  Siegelsteine  ^)  belegen  dies. 
Über  den  Inhalt  eines  Hügelgrabes  in  Hyrkanien  (Tureng-Tepdh,  nordöst- 
lich von  Asterabad),  welches  1841  geleert  wurde,  weiss  man  leider  zu 
wenig;')  die  krummen  Eyrosnasen^)  waren  hier  zu  finden.  Zur  Charak- 
teristik des  Oeschmackes  dienen  auch  die  Drachenfeldzeichen  der  Parther.  ^) 
Griechische  Kolonien  haben  im  innem  Persien  nicht  gemangelt;^)  sie 
trugen  griechische  Kultur  und  Kunst  bis  an  den  Oxus,  wo  Terrakotta- 
figuren gefunden  sind.^)  Zugleich  damit  drang  das  Aramäertum  dorthin 
vor.^)  Im  Baktrerlande  wurden  Tausende  von  „griechischen^  Kolonisten 
angesiedelt  und  es  bUdete  eine  Zeitlang  ein  halbgriechisches  Königreich.') 
Die  meist  unschönen  Münzbilder  geben  den  Königen  den  makedonischen 
Hut  und  die  altpersische  Adlernase.  Das  Land  war  jedoch  zu  exponiert, 
als  dass  sich  hier  das  Fremde  lange  hätte  erhalten  können;  schon  128/7 
V.  Chr.  fand  ein  chinesischer  Reisender  die  Kenntnis  des  Metallschmelzens 
verschwunden.  ^<')  Nach  Ausweis  der  Münzen  hatte  der  Hellenismus  etwa 
von  250  bis  150  v.  Chr.  Amtssprache,  Münztypen,  Geldfuss  und  viele 
Königsnamen  geliefert.  Dann  tritt  neben  das  Griechische  das  indische 
Prakrit,  zeitweise  auch  das  Pali,  der  griechische  Fuss  wird  durch  den 
indischen  ersetzt;  gegen  die  christliche  Zeitrechnung  hören  die  griechischen 
Namen  auf.  Die  Typen  wurden  von  den  „indoskjrthischen**  Königen  über- 
nonmien  und  die  grichische  Schrift  blieb  in  Gebrauch. 

Im  Pendschab  und  östlich  vom  Induslande  herrschen  ähnliche  Ver- 
hältnisse. Indien*^)  ist  zuerst  der  babylonisch-persischen  Kultur  er- 
schlossen worden  (S.  626).  Jetzt  kamen  die  Griechen.  Auf  Alexander 
folgen  die  Seleukiden,  welche  Verbindungen  anknüpfen.  Da  und  dort 
trifft  man  Griechen  in  hervorragenden  Stellungen,  i*)  Bis  in  das  erste 
Jahrhundert  n.  Chr.  erhält  sich  das  Bewusstsein  hellenischer  Nationalität, 
auch  wenn  die  Personen  bereits  indische  Namen  führen.")  Dabei  dauerte 
der  persische  Einfluss  fort;  die  Inder  trugen  z.  B.  Hosen  wie  die  Meder.**) 
Im  allgemeinen  jedoch  behaupten  sie  ihre  Selbständigkeit  mit  Würde. 
Eratosthenes  behandelt  Inder  imd  Arianer  als  Kulturvölker,  was  gewiss 


')  CosTB  et  Flasdis,  voyage  en  Ferse 
T.  119;  DiBULAFOY  V  S.  37. 

>)  Z.  B.  Ra.  n.  s.  31,  331  m.  Abb. 

^)  De  Bodb,  Archaeologia  30,  248  ff.  m. 
T.  16  (Funde  im  Besitz  des  Schahs). 

*)  Vgl.  Plut.  reg.  apophth.  Cyr.  1. 

*)  Abgeb.  MB.  10,  31. 

^)  Vgl.  die  Schrift  des  Isidoros  von 
Charax. 

')  Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Ges.  22, 347  f. 
m.  Abb. 

^)  Inschriften  von  Münzen  '  Sogdianas 
ans  dem  2.  Jahrb.:  R.  sämit.  1893,  173. 

')  Gold  und  Reichtümer  im  Baktrerreiche : 
Epist.  Alex.  p.  202,  17. 

'^)  GüTSCHxiD,  Geschichte  Irans  S.  63. 

^*)  A.  Gbüihtbdel,  buddhistische  Kunst 


in  Indien,  Berlin  1893  (Handbücher  der  kgl. 
Museen  zu  Berlin)  m.  Abb.;  £.  Cubtius,  d. 
griechische  Kunst  in  Indien,  AZ.  33,  90  ff. 

^^)  Buddhistischer  Missionär  des  KOnigs 
A9oka:  Tubkoüb's  Mahftwanso  71 ;  Statthalter 
von  Sur&schtra:  Ind.  antiquary  7,  257. 

")  Arch.  survey  of  Western  India  10, 
32.  43.  55.  Vgl.  im  aUgemeinen  Sylt.  Lärij 
quid  de  Graecis  veterum  Indorum  monu- 
menta  tradiderint,  thäse  v.  Paris  1890; 
Wbbbbj  die  Griechen  in  Indien,  Bitzungsber. 
d.  preuss.  Akad.  1890,  901  ff.;  V.  A.  Smith, 
Graeco-roman  infiuence  on  the  civilization 
of  ancient  India,  J.  as.  soc.  of  Bengal  LYIII, 
I,  3  S.  107  ff  m.  4  T. 

**)  Petron.  carm.  46,  5. 


44 


692 


Kniuitaroliftologie.    II.  Oeaohiohte  der  alten  Kanst. 


viel  heissen  will.i)  Yfas  wir  freilich  indischen  Stil  zu  nennen  pflegen, 
ist  erst  unter  dem  Einflüsse  der  sassanidischen  Kunst  entstanden.  Noch 
Megasthenes  sah  Palibothra  mit  einer  hölzernen  Mauer  umgeben.')  Die 
indische  Kunstgeschichte  beginnt  überhaupt  erst  mit  den  Bauten  des 
buddhistischen  Königs  A^oka,  welcher  um  256  v.  Chr.  regierte.  Die  Felsen- 
tempel, welche  er  zuerst  unternahm,  fanden  zahlreiche  Nachahmungen  bei 
seinen  Olaubensgenossen;  die  Plastik  hat  darin  leider  nur  geringe  Bedeutung. 
Das  älteste  Heiligtum  weist  männliche  Karyatiden  und  nach  persischem 
Muster  Kapitelle  mit  Stieren  oder  Stiersphinxen  auf;')  in  den  Grotten 
von  Pitalkhorft  finden  sich  geflügelte  Sphinxpaare,  *)  —  wie  man  sieht,  ist 
alles  aus  der  Fremde  entlehnt.  Die  Leiter  der  Felsarbeit  selbst  kamen 
ohne  Zweifel  aus  Palästina;^)  doch  lernten  ihnen  die  Inder  die  Kunst  ab: 
Die  Tschaitjä-Orotte  zu  Kondäne  erbaute  im  zweiten  Jahrhundert  «Balaka 
Schüler  des  Kanha'^.^)  In  diesen  Felsgrotten  mögen  einst  Oötterstatuen 
gewesen  sein;^)  erhalten  ist  davon  nichts.  Mehr  ergeben  die  gewölbten 
Grabdenkmale  (tope's  oder  8tupa%  S.  87);*)  denn  oft  bedecken  Reliefs, 
deren  Gegenstände  dem  religiösen  Leben  der  Buddhisten  entnommen  sind, 
die  Thorwege.  ^)  Diese  nehmen  sich  natürlich  ganz  national  aus,  aber  in 
der  Felsgrotte  von  Ananta^^)  finden  wir  den  heiligen  Baum  der  Babylonier 
zwischen  je  zwei  Personen,  femer  Kämpfe  von  Männern  mit  Löwen  oder 
Stieren  und  einen  Fries  von  Gänsen,  die  Lotos  im  Schnabel  halten,  end- 
lich auch  einen  solchen  von  Stufenpyramiden  mit  einem  Lotus  dazwischen 
—  also  auch  hier  weit  verbreitete  orientalische  Dekorationsmotive.  *  *)  Die 
Tope's  enthalten  aber  auch  kleinere  Gegenstände,  z.  B.  kupferne  Figuren 
des  kauernden  Buddha.  ^^)  Die  Särge  sind  oft  thönem  wie  in  Babylonien, 
diejenigen  von  Steatit  (in  Santschi)  nur  roh  ornamentiert.  Man  findet 
darin  Stemperlen,  unverzierte  schwarze  Gefässe^^)  und  Goldbleche.  Einen 
Begriff  von  der  Metallpracht  der  Königspaläste  gibt  „Alexanders  Brief ".i*) 
Die  Privathäuser  dagegen  bestanden  in  Fluss-  und  Meergegenden  nur  aus 
Holz  oder  Bambusrohr,  sonst  aus  Ziegeln  oder  Lehm.*»)  Ein  Industrie- 
volk sind  die  Inder  des  Altertums  so  wenig  als  die  Perser.")  Doch 
legten   sie    auf  edelsteinbesetzte  Becher,  *7)    Schmuck   und   bunte   Klei- 


»)  Bei  Plut.  fort  Alex.  1,  6. 

3)  Strab.  p.  702.  Bei  PoroB  angeblich 
goldene  Götterbilder:  Epist.  Alex.  p.  204, 8  ff. 

>)  In  Bhädschä:  Inscriptions  p.  B  ff. 
GnthTWEDBL  (S.  24)  stellt  die  Skulpturen  der 
Höhlen  von  Udajagiri  (Bengalen),  die  ich 
nicbt  kenne,  an  die  Spitze  der  Reihe. 

*j  Inecr.  p.  11  f.  T.  7, 1;  Cave  temples 
S.  242  ff.  T.  15-17. 

^)  Dafür  spricht  das  Zeugnis  der  Acta 
Thaddaei  apost.  (ed.  Lipsius). 

•)  Inscr.  p.  8  ff. 

')  Vgl.  Bardisanes  bei  Stob.  ecl.  1,  3  (4) 
p.  67,  26  ff.  W. 

^)  Ein  solcher  ist  auf  einer  Münze  des 
Königs  Agathokles  von  Arachosien  (180—65) 
abgebildet;  s.  A.  v.  Sallbt,  Nachfolger  Ale- 
xanders S.  95;  erwähnt  im  Briefe  Alexan- 


ders p.  217,  12  ff. 

>)  Stüpa  von  Barfthat  (Bharhut),  Reliefe 
an  den  Tnoren  und  der  steinernen  Um- 
wallang;  ümwallung  von  Buddhagaj&. 

^^)  Feboüssok  a.  BüBOESs,  cave  temples 
p.  70  ff.  T.  1, 1.  2. 

i»J  Ähnlich  am  Bharhut  Stupa  (200— 
150  V.  Chr.). 

»2)  Aus  A^oka's  Zeit:  Bha  vahiIl  Ik- 
DBAJi,  SopftrÄ  p.  25  ff.  m.  T.  5—  2. 

*')  In  jttngeren  kommenl  naloga  zu 
den  aretinischen  Vasen  vor. 

»*)  P.  192  f.  KÜBLBB. 

»0  Megasth.  bei  Arr.  Ind.  10, 3.  4;  Epist. 
Alex.  p.  195,  22.  197,  6. 

*•)  Aelian.  v.  h.  10,  14  nach  Sokrates. 
")  Strab.  15,  718. 


Kap.  IX.    Die  dritte  helleniatieohe  Periode:  Königszeit.    (§  344.) 


693 


düng  0  Wert.  Blühendes  Gewerbe  fand  der  erwähnte  chinesische  Reisende 
in  dem  Eophenlande,  der  Oegend  von  Dschellalabad  und  zwar  Schnitz- 
arbeit, Baukunst,  Weberei,  Stickerei,  Arbeit  in  Gold,  Silber,  Kupfer  und 
Zinn.  Echt  einheimisch  war  nur  die  Industrie  in  Elfenbein  und  Ebenholz, 
den  kostbaren  Landesprodukten.') 

344.  Karthago  hat  ohne  Zweifel  auch  fiir  die  Kunst  glänzendes 
gethan;  wenn  in  Hannibals  Gefolge  griechische  SchriftsteUer  waren,  wird 
auch  mehr  als  ein  hellenischer  Künstler  nach  Karthago  gezogen  sein.  Im 
Vergleich  mit  dem  Babylonier  Diogenes  kann  das  karthagische  Bürgerrecht 
des  Boethos  nicht  auffallen.^)  In  der  reichen  Kaufmannsstadt  fand  er 
besonders  als  Ciseleur  zu  thun.^)  Was  ihn  aber  in  die  Kunstgeschichte 
brachte,  war  seine  eherne  Gruppe  eines  Knaben,  der  im  Scherz  eine  Gans 
würgt  —  ein  Motiv,  das  von  den  Terrakottafiguren  herstammte;*)  eine 
gleichartige  Marmorgruppe  sah  Herondas  im  Tempel  des  Asklepios.^)  Ge- 
legentlich hören  wir  von  punischen  Mosaikböden  und  Säulen,  welch' 
letztere  wohl  von  gelbem  numidischem  Steine  waren,  ^)  sowie  dass  Han- 
nibal  eherne  Götterbilder  bei  sich  hatte. ^)  Vorläufig  ist  wenig  gefunden,^) 
aber  weitere  Nachforschungen  sind  aussichtsreich;  denn  ein  Tempel  zu 
Schemtu  und  das  Mausoleum  von  Dugga  veranschaulichen  noch  den  grie- 
chischen Einfluss,  welchen  Henkel  rhodischer  Amphoren  inschriftlich  be- 
stätigen. ^°)  Auch  Masinissa,  der  die  Berberstänmie  Numidiens  zu  civili- 
sieren  versuchte,  huldigte  dem  Hellenismus  und  errichtete  eine  modische 
Hofhaltung.!») 

Weit  besser  sind  wir  über  Unteritalien  unterrichtet.  Die  samni- 
tischen  Offensiv-  und  Defensivkriege,  Agathokles'  Herrschaft,  die  Gewalt- 
thätigkeit  der  Republik  Tarent  und  ähnliche  Umstände  wirkten  dahin  zu- 
sammen, dass  die  Völkergrenzen  verwirrt  und  die  nationale  Widerstands- 
kraft geschwächt  wurde.  Die  Münzen  zeigen,  wie  selbst  die  kleinsten 
Städte  in  Ost-  und  Mittelsicilien,  in  Bruttium,  Lukanien,  Kalabrien,  Apulien 
und  Kampanien  im  dritten  Jahrhundert  sich  ein  griechisches  Air  gaben.  !^) 
Lukanien,  Apulien  und  Kalabrien  waren  die  besten  Absatzgebiete  für 
schöne  griechische  Erzeugnisse,  teuere  Juwelierarbeiten  nicht  ausgeschlossen. 
Der  hannibalische  Krieg  untergrub  den  Wohlstand  dieser  Gebiete  und  sie 
sanken  mit  Ausnahme  des  gesegneten  Kampaniens  wieder  in  bäuerliche 


')  Euhemeros  E.  45.  46;  Megasthenes 
fr.  37;  Gurtiiis  8, 9, 21 ;  Schuhe:  Arrian.  Ind. 
16,  5;  gestickte  Kleider:  das.  9;  Frauen- 
schmuck:  Diod.  19,  34,  4.  Die  buddhistische 
Legende  von  den  7  Kleinodien  des  Königs 
Cakravartin  ist  besonders  im  Laüta-Vistara 
erzählt;  an  erster  Stelle  steht  das  ,Rad" 
{cakra,  vgl.  S.  483). 

^)  Tische  aus  Elfenbein:  Epist.  Alex.  p. 
215,11;  Messer  aus  Ebenholz:  das.  Z.  12; 
teuere  Ohrringe  und  Pferdegebisse:  Arrian. 
Ind.  16.  3.  11. 

5)  Paus.  5, 17,  4. 

*)  Plin.  33,  154. 


*)  Vgl.  CR.  1876  T.  6,  9. 

•)  4,  31;  Blümkeb  (Phüol.  51,  123)  be- 
tont, dass  der  /f/i^aAoiTnyl  vornehmlich  in 
Ägypten  vorkommt.  Ein  in  Olympia  ge- 
fimdener  Kinderarm  (Woltisrs  827)  stanunt 
vielleicht  von  einer  Statue  des  BoCthos. 

^)  Cato  bei  Festus  p.  242,  22;  Propert. 
2,  23,  3. 

^)  Com.  Nepos  Hannib.  9,  3. 

^)  Terrakottamaske:  Pkbbot  III  F.  340. 

'0)  R.  de  rart  chrötien  32,  149. 

>  0  Ptolemaios  bei  Athen.  6,  229  d. 

^^)  Über  Nola  zu  Alexanders  Zeit  Dion. 
Hai.  ant.  15,  5. 


694 


Elassiache  Ennstarchäologie.    IL  Oesohichte  der  alten  Ennst. 


Verhältnisse  zurück.  *)  Die  Steinplastik,  dieser  Prüfstein  der  wahren  Eunst^ 
blute,  scheint  nur  in  Capua  gepflegt  worden  zu  sein,  wo  man  den  ein- 
heimischen Tuflf  benützte.*)  An  Bronzen  besitzen  wir  vereinzelte  schöne 
Werke*)  und  desto  zahlreichere  Votivfiguren  sehr  mittelmässiger  oder 
roher  Arbeit.*)  Die  Terrakottaplastik  hat  ähnliche  Verhältnisse,*)  wenn 
auch  Paestum  und  Lokroi  (S.  117)  keine  sonderlichen  Vorbilder  lieferten. 
Die  Baukunst  mag,  wenn  wir  aus  den  thönemen  Antefixen  von  Luceria 
schliessen  dürfen,  am  meisten  lokales  gehabt  haben. ^)  An  Ort  und 
Stelle  sind  jedenfalls  die  Freskobilder  gemalt,  welche  Orabkammem  von 
Capua,  Nola,  Paestum  und  Canosa  zieren;^)  aber  sie  stehen  unter  dem 
Einflüsse  der  unteritalischen  Malerei  (S.  668),  wenn  auch  die  Trachten 
von  den  griechischen  abweichen.  Das  Kunstgewerbe  ist  von  dem  Importe 
kaum  zu  sondern;  Brennöfen  müssen  darthun,  dass  auch  in  nichtgriechi- 
schen Städten  bemalte  Vasen  angefertigt  wurden.*)  Andere  Gefasse  mit 
schwarzem  Fimiss,  Reliefverzierung  und  einfacher,  hauptsächlich  weisser 
Bemalung  haben  lateinische  Aufschriften,  welche  ihre  Fabrikation  in  der 
kampanischen  Stadt  Cales  darthun;  die  hervorragendste  Exportfirma  war 
die  der  Canoleji.®)  Die  alteinheimische  Bronzeindustrie  dauerte  in  Kam- 
panien  fort,  von  wo  Novios  Plautios  nach  Rom  eingewandert  zu  sein 
scheint,  1®)  aus  dessen  Fabrik  die  ficoronische  Ciste  hervorgegangen 
ist. '  >)  Unter  ihm  machten  zwei  verschiedene  Arbeiter  die  plumpe  Figuren- 
gruppe auf  dem  Deckel  und  die  feine  gravierte  Zeichnung  „Polydeukes' 
Sieg  über  König  Amykos**,  welche  den  Leib  umgibt.  Im  Osten  Unter- 
italiens  wurde  der  einheimische  Bernstein  zu  kleinen  Gegenständen  und 
Figuren  verarbeitet. '2) 

345.  Rom  hatte  bisher  an  allen  Kulturbewegungen  teilgenommen, 
wenn  auch  nur  unter  den  Tarquiniem  in  hervorstechender  Weise.  Je  mehr 
es  emporstieg,  desto  mehr  hatte  es  die  Pflicht,  auch  im  geistigen  Leben 
eine  Rolle  zu  spielen.  Aber  den  Machthabem  wurde  das  glänzende  Leben, 
dessen  Vorbilder  von  den  Königshöfen  ausgingen,  unheimlich,  weshalb  sie 
den  republikanischen  Geist  durch  Polizeimassregeln  erhalten  zu  müssen 
glaubten:    Über  das  Notwendige  hinausgehen  sollte  man  wohl  für  den 


0  Vgl.  Hor.  c.  3,  30. 

2)  Berlin  Nr.  161-67  (im  Katalog  die 
Litteratar). 

')  Z.  B.  Rindskopf  aus  Lucanien  B. 
1830,  25. 

*)  Z.  B.  viele  aus  dem  Fucinersee  und 
ans  Pietrabbondante  (B.  1860,  8) ;  Bronzi 
d'Ercol.  II  1 ;  Bn.  7,  8. 

^)  Weiblicbe  Büste  aus  Canosa,  Samml. 
CasteUani  (Helbig,  Unters.  S.  40);  Athena, 
aus  Rocca  Aspromonte:  Glabao  III  457,  847; 
MouxsEH,  unterital.  Dialekte  T.  9  S.  175; 
Terrakottisn  von  Capua,  Pompeji  u.  a.;  Armen- 
tum :  B.  30,  27 ;  ungriecbische  Gruppe  aus 
Atena:  Lekobmant,  R.  crit.  1882  S.  440. 

8)  Ga.  9,  12  ff. 

')  Capua:  eines  in  Neapel  (B.  nap.  n.  s. 
II  10  f.  13  f.),  ein  anderes  in  Dresden  Nr. 
248;  Canosa:  S.  119;  Nola:  AZ.  1850  T.  14; 


Paestum:  A.  37,  262  ff.  T.  NO  m.  M.  VIII 
21;  Ga.8,  335  ff.  T.  46 --48. 

»)  S.  auch  S.  669. 

»)  Bbiwdobp,  B.  1866,  242  ff.;  WiLMAmra, 
Eph.  ep.  1872,  9  ff.;  Fböhkbb,  les  mus^ea  de 
France  p.  48  ff. ;  Dilthet,  AZ.  1874,  78  ff.; 
Gobi,  mus.  etr.  II 41;  Ritschl,  priscae  Lat.mon. 
epigr.  T.  5  ff.;  ein  Stempel  1874,  82  ff.  Relief- 
vase  des  Bassus  aus  Capua:  FbGhkeb,  choix 
de  yases  grecs  p.  43  ff. 

*°)  Nach  dem  d  in  feced. 

^')  Claus  Bböndsted,  de  cista  aenea 
Praeneste  reperta,  Havn.  1834;  0.  Jahn,  die 
ficoronische  Cista,  Lpg.  1852;  Wiener  Vor- 
legebl.  1889  T.  12;  Phot.  der  Deckelgruppe. 

^^)  S.  199;  Relief  ans  Ruvo:  Panofka, 
cabinet  Pourtalds  T.  20  (ganz  fthnlich  Migau, 
ant.  pop.  ital.  T.  118,  2);  aus  Lukanien  in 
Berlin:  AZ.  1872  Sp.  19  f. 


Kap.  n.    Die  dritte  hellenietieolie  Periode:  Königszeit.    (§  845.) 


695 


Staat,  aber  nicht  für  sich  selbst.^)  Wenn  anderswo  die  Frömmigkeit 
herrliche  Tempel,  Götterbilder  und  Weihgeschenke  bestritt,  so  fehlten  in 
Born  zwar  solche  durchaus  nicht,  aber  die  gottesfürchtigen  Geschäftsleute 
thaten  sich  nicht  weh.  Sparsamkeit  gefiel  ihnen  auch  in  der  Religion  ;>) 
z.  B.  verlangten  die  Staatsraison  und  das  Bankiersinteresse,  dass  die  Metalle 
im  Umlauf  blieben  und  nicht  zuviel  in  Gestalt  von  Weihgeschenken  der 
„toten  Hand^  anheimfiel.')  Ergiebige  Tempelkollekten  gelangen  nur  den 
Priestern  der  Göttermutter.*)  Dieses  Puritanertum,  welches  z.  B.  schon 
wegen  Besitzes  von  zehn  Pfund  Silbergeschirr  die  Standesehren  entzog, 
gab  dem  römischen  Staate  vom  vierten  bis  zum  zweiten  Jahrhundert  jenen 
altmodischen  Anstrich,  welchen  manche  irrtümlich  von  dem  ganzen  Römer- 
tum  vorausgesetzt  haben.  In  die  Kunst  griff  namentlich  die  Yerpönung 
der  Nacktheit  ein.^)  Als  nach  der  Niederlage  Karthagos  so  ziemlich  alle 
Leute  von  Stand  zu  spekulieren  anfingen,  fehlte  es  den  Römern  schon  an 
der  Müsse  für  die  Kunst;  denn  solange  der  Bürger  in  Rom  weilte,  nahmen 
ihn  die  Geschäfte  in  Anspruch.  Endlich  brachte  der  ältere  Cato  eine  Va- 
riation des  griechisch-makedonischen  terrihüe  als  „römische  Strenge"  in 
die  Mode.  Auf  den  griechischen  Feldzügen  sahen  die  römischen  Offiziere 
eine  freiere,  schönere  Welt,  die  sie  gerne  nach  ItaUen  verpflanzt  hätten; 
zuerst  bethätigte  Fulvius  Nobilior  seinen  Kunstsinn  dadurch,  dass  er  187 
V.  Chr.  eine  grössere  Zahl  von  Kunstwerken  kraft  des  Kriegsrechtes  aus 
Griechenland  nach  Rom  schaffte.  Darunter  befanden  sich  natürlich  auch 
Skulpturen  der  früheren  Periode,  woraus  folgte,  dass  sich  der  Geschmack 
der  Römer  verwirrte  und  sie  dem  Eklektizismus  huldigten  oder  geradezu 
das  Altere  höher  schätzten;^)  die  grössere  Regelmässigkeit  der  älteren 
Kunstperioden  passte  ja  viel  besser  in  die  damaUge  Staatsauffassung,  wo 
die  Kunst  überhaupt  unter  strenger  Polizei  stand.  Die  oberste  Baube- 
hörde war  der  Senat,')  mit  den  redemptores  verkehrte  aber  der  Censor.®) 
Persönlich  hielten  die  feineren  Leute  von  dem  «schmutzigen  Geschäfte^ 
der  Künstler  sich  fem.  Dem  Fabius  Pictor  verschaffte  seine  Exzentrität 
seinen  offiziellen  Beinamen. 

Die  römische  Plastik  hatte  ungefähr  die  gleichen  Aufgaben  wie  in 
jenem  Zeitalter  allenthalben.  Götter-  und  Votivbilder  verstehen  sich  von 
selbst.  Jene  müssen  den  religiösen  Satzungen  entsprechen,  z.  B.  werden 
im  Jahre  207  nach  sibyUinischer  Vorschrift  zwei  Figuren  aus  Cypressen- 
holz  angefertigt;^)  bezüglich  der  anderen  Klasse  verdient  Erwähnung,  dass 
Appius  Claudius  in  den  298  gelobten  Tempel  die  Erzbilder  seiner  Ahnen 
weihte.  Sehr  zahlreich  waren  aber  jetzt  die  Ehrenstatuen,  welche  der 
Staat  Toten  (z.  B.  Attus  Navius,  Cloelia  und  den  Königen)  und  den  Lebenden 


*)  Cic.  pro  Mar.  36.  pro  Flacco  12; 
Hör.  c.  2,  15,  13  ff. 

»)  Cic.  leg.  2,  40. 

')  Cicero  hat  sich  in  de  natura  deorutn  so 
ausgesprochen;  vgl.  auch  Sen.  provid.  5;  Lact, 
inst.  2,  4,  10.  6,  25,  4  ff. 

*)  Ovid.  fast  4,  350. 

»)  Ennins  bei  Cic.  Tusc.  4,  33. 


•)  Vgl.  Ter.  Eun.  3,  1,  38. 

')  Cic.  de  har.  resp.  16;  vgl.  Gell.  hist. 
fr.  24  hei  Macroh.  sat.  1,  8,  1. 

^)  liv.  42,  3.  Näherea  üher  die  staat- 
liche Leitung  hei  Mohhsek,  rOm.  Staatsrecht 
II  ^  422,  2.  542. 

»)  Liv.  27, 37, 5,  vgl.  Dibls,  sihyll.  BlÄtter 
S.  96. 


696 


KlasBische  KniiBtorohäologie.    IL  Oesohiehte  der  alten  Knnat, 


setzte;^)  unter  diesen  fallen  die  zahlreichen  Reiterstatuen  auf,  welche 
durch  Münzbilder  einigermassen  bekannt  sind.^)  Beachtung  fordern  dann 
die  ehernen  Wappentiere  von  Rom  und  Lavinium.')  Das  Erz  herrschte 
überhaupt  entschieden  vor.^)  Deshalb  entging  kaum  ein  Stück  der  Ver- 
nichtung. Zu  den  nicht  wirklich  alten,  sondern  nur  herben  mangelhaften 
Bronzen  Italiens  gehört  die  kleine  Figur  des  C.  Pomponius,  nach  der  In- 
schrift vielleicht  aus  der  Zeit  des  zweiten  punischen  Krieges.^)  Ardea 
hat  schöne  Terrakotten  geliefert,  wahrscheinlich  auch  Velitrae.^)  Die  An- 
fertigung von  Ahnenmasken  hat  fortgedauert;  sie  gibt  auch  der  Bildhauer- 
kunst Impulse  zu  Marmorbüsten,  7)  unter  denen  das  energische  Porträt 
eines  unbekannten  Römers  hervorragt.^)  Die  Plastik  steht  mit  der  Bau- 
kunst in  inniger  Verbindung.  Gleich  jene  Steinbüsten  haben  in  Praeneste 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auf  Gräbern  gestanden.  ^)  Auch  ganze  Grab- 
statuen werden  mehrfach  erwähnt,  ^o)  Auf  dem  Concordiatempel  sah  man 
hoch  oben  eine  Viktoria  und  ebenso  Viktorien  an  den  Antefixen.^^)  Die 
Terrakottaplastik  hatte  noch  immer  viel  zu  thun.  Der  kriegerische  Ge- 
schmack der  Römer  bevorzugte  aber  auch  die  einst  allgemein  beliebten 
ehernen  Schilde  noch  immer,  um  die  Wände  zu  zieren.^')  Die  schöneren 
zeigten  in  der  Mitte  ein  Gesicht,  z.  B.  eine  komische  Maske  mit  Paus- 
backen und  herausgestreckter  Zunge  ^^)  oder  eine  Medusa.  ^^)  Die  Malerei 
schätzten  die  Magistrate  als  geeignetstes  Mittel,  ihren  Ruhm  dem  Volke 
vor  Augen  zu  stellen,  indem  sie  beim  Triumphe  die  wichtigsten  Ereignisse 
und  die  eroberten  Städte  aufmalen  Hessen;  >^)  Paullus  verlangte  zu  diesem 
Zwecke  von  den  Athenern  einen  Maler,  worauf  sie  ihm  den  Metrodoros 
schickten.  ^^)    Wer  auf  seinen  dauernden  Ruhm  bedacht  war,  weihte  seinen 


>)  Plin.  34,  14. 

')  Vgl.  Koscher,  Verh.  d.  sächs.  Ges.  d. 
Wiss.  1891,  107  ff.;  Q.  Marcias  TremolnB 
(siegreich  306  v.  Chr.):  lav.  9,  43,  vgl.  Cic. 
Phil.  6,  13;  Plin.  34,  23,  vieUeicht  auf  De- 
naren des  L.  MarciuB  Philippus  (Babblon  11 
187);  ein  Lepidus  auf  Denaren  des  Man. 
Aemilins  Lepidus  (das.  I  117  f.)  und  M.  Aem. 
L.  (das.  I  126  f.);  Q.  Marcius  Rex?  auf 
Münzen  des  Marcius  Philippus  (das.  11  197, 
28);  Sulla  auf  Denaren  des  L.  Manlius  (das. 
II  179,  9.  10). 

»)  Wölfin:  Liv.  10,  23, 11;  wahrschein- 
lich auf  Denaren  der  Ogulnier  ahgehildet 
(vgl.  KöHN,  Ztsch.  f.  Mttnzk.  1845,  65  ff.) ; 
üher  die  erhaltene  Gruppe  S.  566;  es  gah 
deren  mehrere  (vgl.  Serv.  Verg.  Aen.  8,  631); 
über  das  Motiv  s.  A.  1847,  183  ff.  40.  421  ff. 
mit  T.  0— R;  in  Lavinium  Sau  mit  30  Fer- 
keln (Varro  r.  r.  4,  18,  vgl.  Lycophron  1259) 
und  Wolf,  Adler,  Fuchs  (Dionys.  ant.  1,  59) ; 
Stier  in  Rom :  Dion.  Hai.  5,  39. 

*)  Lucil.  XV  354,  5B.  signa  omnia  ahena; 
vgl.  Liv.  9,  40.  44.  10,  38;  Plin.  34,  18. 

^)  Mus.  Kircher.  II  14  p.  6;  vgl.  Bbunn, 
Gesch.  d.  griech.  Künstler  1,  533. 

')  Aus  der  Sammlung  Borgia  Guattani, 
mon.  ined.  1787  Maggio  T.  3;  Fragment  einer 
Statue  das.  1785  Apr.  T.  2. 


')  Bbbnoulli,  Ikonographie  I.  und  Über 
die  Bildnisse  d.  älteren  Scipio,  Basel  1875 
m.  T. 

^)  In  Manchen:  Phot.  Bruokmann  Nr.  10. 

»)  B.  1870,  105. 

*^)  In  Litemum  Liv.  38, 56;  statuae  Cin- 
ciae  in  Rom:  Festus  p.  262  (354);  Enniua 
auf  dem  Grabe  Scipios:  Plin.  7,  114;  Terra- 
kottakopf von  Esquiün:  Burlington  cat  of 
objects  of  ceram.  art  Nr.  249. 

'0  Liv.  26,  23,  4  (im  Jahre  216  voll 
endet). 

'')  Mehrere  329  gestiftet:  liv.  8,  20,  8; 
ehemals  im  kapitolinischen  Tempel:  Liv. 
40,  51. 

^')  Die  Giceroanekdote  de  or.  2,  66  wird 
durch  eine  Münze  von  Populonia  (abg.  Brit. 
Mus.  Italy  p.  396)  und  das  Ornament  einer 
etruskischen  Urne  (Dütsohke,  Bildwerke  V 
Nr.  640)  illustriert.    Gemalt:  Plin.  35,  25. 

^^)  Ein  solcher,  von  C.  Ovios  im  dritten 
Jahrhundert  gefertigter  Reliefschild  ist  er- 
halten (im  Museo  Kircheriano;  vgl.  Bacim 
1,  533). 

"^)  Zuerst  308  v.  Chr.,  vgl.  Sxxpbb.  der 
Stil  1,  290  ff.;  Appian.  8,  66  (der  Ütere  Scipio 
im  J.  201). 

»«)  Plin.  35, 135. 


•^•^*   '^■3> 


Kap.  IX.    Die  dritte  helleniatisehe  Periode:  Königszeit.    (§  345.) 


697 


Triumphzug,  eine  Schlacht,  einen  Überblick  des  fremden  Landes  oder 
schlimmstenfalls  ein  Gladiatorenspiel  auf  eine  Holztafel  gemalt  in  einen 
Tempel;')  die  Porträtbilder  dienen  immerhin  auch  der  memoria,^)  Diese 
politische  Bedeutung  imponierte  Fabius  Pictor,  welcher  das  Handwerk 
durch  sein  eigenes  Mitwirken  ehrlich  machte.^)  Er  hat  sogar  al  fresco 
gemalt,  wie  überhaupt  diese  Kunst  damals  schon  verbreitet  gewesen  zu 
sein  scheint;^)  die  Malereien  der  Grabkammern  von  Ardea  sind  erloschen, 
dagegen  gibt  es  einen  Rest  der  historischen  Wandmalerei. »)  Die  Prospekt- 
malerei wurde  von  den  Römern  bei  den  scenischen  Spielen  ausgenützt.^) 
Ob  die  erotischen  oder  schauerlichen  Bilder,  welche  die  Komiker  er- 
wähnen, in  Rom  so  gut  wie  in  Athen  zu  sehen  waren,  ^)  mag  man  be- 
zweifeln. Aber  gemalt  wurde  jedenfalls  sehr  viel  und  Aemilius  Paullus 
war  schwerlich  der  einzige,  welcher  seine  Kinder  im  Malen  unterrichten 
liess.^) 

Die  Bauten  der  Römer  sind  hauptsächlich  aus  Ziegeln  oder  aus  dem 
einheimischen  Tuflf  und  Travertin  errichtet,  alles  Stoffe,  welche  an  Monu- 
mentalbauten verkleidet  werden  mussten.  Hiezu  dienten  Terrakottareliefs; 
von  den  erhaltenen  mag  man  einige,  die  eine  gewisse  üngelenkigkeit 
unterscheidet,  dieser  Periode  zuschreiben.^)  Mosaik  ^®)  und  Stuckrelief 
kommen  erst  unter  Sulla  auf.  Beiläufig  erwähnen  wir  Bronzethore  und 
bemalten  Verschluss,**)  bronzene  Dachziegel,**)  erbeutete  Schilde,  die  an 
den  Tempelsäulen  hingen,*^)  und  endlich  in  Tempeln  Statuen  und  Ge- 
mälde.*^) Die  Steinmetzarbeit  wurde  wenig  betrieben.  Das  Grabhaus  des 
Bibulus  ist  ganz  einfach  ausgeführt,  wie  der  berühmteste  Sarkophag, 
welcher  die  Reste  des  L.  Scipio  Barbatus  barg,  *^)  die  Sarkophage  von 
Ardea  und  die  Grabsteine  von  Praeneste. 

Wie  unter  den  Künsten  die  Bronzeplastik,  so  ragt  unter  den  römi- 
schen Handwerken  die  Bronzearbeit  hervor.  Ihr  entstammen  die  zahl- 
reichen Spiegel  und  Gisten,  an  welchen  Praeneste  so  ergiebig  ist.  Durch 
die  Inschrift  der  ficoronischen  Ciste  (S.  694)  ist  aber  hauptstädtischer  Im- 
port und  mittelbar  wahrscheinlich  auch  kampanischer  Einfluss  festgestellt; 


0  Triumph:  Festiis  p.  209  (252);  Schlacht: 
Liv.  24,  16;  geographische  Bilder:  Plin.  35, 
23;  Varro  r.  r.  1,  2;  Plin.  3,  3;  Gladiatoren: 
Plin.  35,  52  —  Erlebnisse  des  Marios:  Plut. 
Mar.  40. 

»)  Plut.  Cat.  19. 

»)  Plin.  35,  19;  Val.  Max.  8,  14,  6. 

*)  Liv.  24,  16;  Plin.  35,  19  (von  dem 
Dichter  Pacuvius);  Varro  1.  L  7,  57;  Plin. 
36,  42. 

^)  Stadtverteidigung  in  zweierlei  Rot 
und  Schwarz  auf  gelblichem  Grund,  mit  In- 
schriften, im  Konservatorenpalast:  Beivndobf, 
Heroon  S.  247  A.  2. 

•)  Claudius  Pulcher  Plin.  35,  23  (Val. 
Max.  2,  4,  6). 

')  Plaut.  Men.  1,  2,  34  (134).  Merc.  2, 
2,  42.  Capt.  998  (Unterwelt).  Asin.  763; 
Ter.  £un.  3,  5,  35  (584)  (Danae,  im  Boudoir 
einer  Hetäre). 


^)  Plut.  Aemil.  6;  Varro  de  lib.  ed.  bei 
Nonius  V.  plumarium. 

")  Aus  dem  Pepethal  bei  Praeneste,  im 
Wiener  Kunstgewerbemuseum  B.  1866,  37; 
A.  1867,  402  ff.  T.  L  (an  den  Sarkophag  des 
L.  Scipio  Barbatus  erinnernd);  zwei  Antefixe 
aus  I^aeneste,  mit  G5tterbüsten  in  Hoch- 
relief verschiedenen  Stils :  B.  1866,  25  f. 

'®)  Ausnahme  im  picenischen  Adria  nach 
der  Schrift:  Ritsohl,  priscae  Lat.  mon.  p.  51; 
CIL.  1  p.  163;  s.  auch  Lucilius  sat.  2,  56  B. 

'^)  Pictis  ex  faucibus,  in  der  Rennbahn: 
Enn.  ann.  89. 

»«)  Z.  B.  Plin.  33,  57. 

»«)  S.  696. 

^*)  Dioskurentempel  vom  J.  117:  Plut. 
Pomp.  2. 

'^)  Im  Vatikan:  Phot.;  Lanzi,  notizie 
T.  14;  PiRANBsi,  mon.  degli  Scipioni  T.  3.  4; 
WurcKBLMANN's  Werke  I  T.  12  a.  A. 


698 


Klassisolie  Ennstorohaologie.    IL  6e89hiohte  der  alten  Kmiei. 


auser  Novios  Plautios  nennt  sich  Vibi(u)s  P(h)ilip(p)us,  augenscheinlich  ein 
Grieche.  >)  Nach  den  Inschriften  dürfen  wir  etwa  das  dritte  Jahrhundert 
für  die  Blütezeit  des  Betriebes  ansehen.  Die  Spiegel  sind  mit  gravierten 
Zeichnungen  versehen,  welche  an  die  etruskischen  erinnern;^)  für  Ab- 
hängigkeit von  diesen  sprechen  auch  manche  Sprachformen  der  Inschriften 
und  besonders  eine  etruskische  Aufschrift.')  Bedeutend  seltener  und  durch- 
schnittlich schöner  sind  die  Spiegelkapseln  mit  getriebenen  Figuren;  das 
Hauptstück  ist  die  „teca  Tyskiewicz^.^)  Bei  den  Gisten^)  muss  man 
zwischen  den  gegossenen  Figuren,  welche  den  Oriff  bilden,  und  den  gra- 
vierten Bildern  des  Leibes  unterscheiden.  Wir  sahen  schon  bei  der  fico- 
ronischen  Giste,  dass  jene  rohe  Gussarbeit,  diese  ein  echtes  Kunstwerk 
sein  können.  Letzterer  steht  eine  Ciste  mit  Amazonenkämpfen  im  Vatikan 
nahe.^)  Manche  sind  so  schön,  dass  man  an  griechische  Stempel  dachte;^) 
doch  auch  unter  den  Deckelfiguren  finden  sich  einzelne  vortreffliche  Ar- 
beiten."*) Für  schöne  Waffen,  z.  B.  Prachtschilde,  bekundeten  die  kriege- 
rischen Römer  grosse  Vorliebe.®)  Das  prächtige  Silbergeschirr  der  Dia- 
dochenzeit  lernten  die  Römer  durch  Schenkung  und  Eroberung  kennen; 
zumal  für  den  Triumphzug  wurden  Gefässe  aus  Edelmetall  ausgesucht.  ^^) 
Die  Polizeimassregeln  schränkten  die  einheimische  Produktion,  auch  das 
Gemmenschneiden  augenscheinlich  ein.'^)  Andererseits  fasste  die  Eunst- 
töpferei  im  Lande  selbst  nicht  Wurzel.  Das  ordinäre  Geschirr  ist  teil- 
weise, nach  den  Inschriften,  aus  Etrurien  eingeführt.^')  Gefimisste  und  be- 
malte Gefässe  einfacher  Art  lieferte  ünteritalien;^')  für  reliefgeschmückte 
sorgten  die  Canoleji  von  Gales,  ^^)  rote  Relief vasen  kamen  aus  Arettium,  i^) 
ähnliche  dagegen  von  anderem  Thon  aus  Samos.^^) 

346.  Etrurien  war  jetzt  keine  politische  Macht  mehr,  wogegen  die 
materiellen  Verhältnisse  blühten  und  der  Besitz  vielleicht  besser  als  je 
verteilt  war.  Nachdem  die  machthabenden  Geschlechter  den  Römern 
sich  hatten  beugen  müssen,  scheint  der  Mittelstand  gewonnen  zu  haben. 
Die  Etrusker  präsentieren  sich  auf  den  Urnendeckeln  in  voller  Behäbig- 
keit.   Körperfülle  und  rotes  Gesicht  zieren  den  gutgestellten  Bürger,  ^7) 


0  Ephem.  epigr.  Nr.  24  (Gabbucci,  syl- 
loge  538). 

»)  Aus  Praeneste  B.  1867,  67  f.  1869, 
13  flf.  68.  1871,  53.  1873,  8  f.  58;  A.  1873, 
124  ff.  M.  9,  56,  vgl.  ScBipPKE,  d.  präne- 
stinischen  Spiegel,  Breslau  1888;  aus  Tibur: 
Lanzi,  int.  un'  ant.  specchio  epist.  al  eh.  cav. 
Od.  Gerhard,  Roma  1842  f. 

>)  Alixentros  CIL.  I  59,  Alixentr.  1501, 
Casenter(a)  das.,  Creisita  B.  1872,  107, 
Diesptr  CIL.  I  1500  n.  ä.;  etruskische  In- 
schrift: CoBSSEK,  Sprache  der  £trusker  1, 
371.  Vgl.  MoMMSBN,  CIL.  I  p.  23;  Fhibdb- 
BicHS,  kleine  Kunst  2,  32. 

^)  S.  247.  Eine  andere,  mit  Raub  des 
Ganymedes:  A.  1867,  338  ff.  M.  VIII  47. 

*)  Schöne,  A.  40,  413  ff.  m.  M.  8, 56-8. 

*)  Gbrhabd,  Spiegel  T.  9—11;  sehr 
schön  auch  B.  1871,  41. 

^)  Abbxek,  Mittelitalien  S.  310. 


*)  B.  1866,  101. 

»)  Vgl.  SaUust  CatU.  7,  4;  AeL  v.  h.  II, 
9  p.  115,  26.  —  Kolossale  Strigilis  mit  einer 
nackten  Frau  als  Griff:  B.  1870,  70  f.;  bron- 
zene aedicula  a.  u.  449  errichtet:  Plin.  33, 19. 

»0)  Plin.  n.  h.  33,  50,  2;  Val.  Max.  4,  3, 
7;  Plut.  Aem.  P.  28.  33. 

^  M  Nadel  mit  Frauenfigur,  aus  Praeneste : 
B.  1870,  71  f.;  Gemmen:  Plaut.  Asin.  4,  1, 
33.  Amph.  422;  Terrakottaform  eines  Me- 
daülons:  B.  1866,  65  f. 

")  B.  1877,  87. 

'»)  B.  1869, 68.  1867, 69;  Abbkbn,  Mittel- 
italien S.  323  f. 

^*)  S.  694;  Galenum:  Löwb,  prodromus 
S.  406  f.;  A.  1880,  318  f.  A.  1. 

16)  B.  1874,  145.  1867,  135. 

»«)  LucU.  VII  209,  2  B. 

>7)   Schlanker  Körper:    B.  1873,   201; 


-1 


Kap.  CL    Die  dritte  helleiÜBtuohe  Periode:  Königszeit.    (§346.) 


699 


man  behängt  sich  mit  Schmuck,  soviel  man  tragen  kann,  und  geniesst 
das  Leben  ohne  Rücksicht  auf  andere,  wie  es  einem  behagt.  Die  römi- 
schen Lyriker  und  Epiker  zeichnen  mit  ungewohnter  Satire  die  dicken 
Etrusker,  welche  nur  zu  den  Freuden  des  Bacchus  und  der  Venus  in  Be- 
wegung geraten.')  Dieses  Lebefi  und  Treiben  eines  ideallosen  Volkes 
zeigeA  die  zahllosen  Deckelfiguren  von  Sarkophagen  und  Aschenumen 
weit  mehr  als  dass  sie  die  Kunstgeschichte  beleuchten.  Gewöhnlich  sehen 
wir  den  Verstorbenen  auf  bequemem  Lager,  den  linken  Ellenbogen  auf- 
gestützt, in  der  rechten  Hand  zumeist  eine  Opferschale;  er  blickt  uns 
gleichgiltig  an  und,  wenn  der  schmale  Raum  der  Aschenume  zur  Ver- 
kürzung des  Körpers  nötigt  und  der  Kopf,  wie  gewöhnlich,  nicht  gleich- 
massig  verkleinert  wird,  empfangen  wir  oft  den  Eindruck  des  Plumpen, 
Brutalen.*)  Auf  einem  Sarkophag  von  Volaterrae  ruht  ein  alter  Mann 
mit  einem  Kopf,  wie  man  Bauern  zeichnet,  und  neben  ihm  seine  nicht 
jüngere  Gattin,  eine  ausgesprochen  böse  Frau.^)  Von  der  Wehmut 
griechischer  Grabsteine  ist  hier  keine  Spur,  weil  selbst  in  die  Trennung 
eines  Ehepaares  die  Dämonen  der  Unterwelt  sich  einmischen.  Ausnahms- 
weise liegt  die  verstorbene  Person  flach  auf  dem  Rücken  oder  mit  dem 
Kopf  zur  Seite,  ^)  ist  also  tot  oder  sterbend  gedacht;  ein  paarmal  beweisen 
die  Etrusker,  dass  die  kynische  Freiheit,  die  ihnen  die  Griechen  zu- 
schreiben, wirklich  vorkam.*)  Ein  Zecher  wird  abgebildet,  wie  er  sich 
am  Morgen  den  wüsten  Kopf  hält.^)  Nur  wenige  Werke  atmen  einfache 
Vornehmheit,  wie  der  Thonsarkophag  der  Sejanti  Thanunia. ')  Die  Seiten- 
flächen dieser  Urnen  sind  sehr  häufig  mit  hohen  Reliefs  bedeckt,  die  zu- 
meist griechische  Sagen  und  zwar  am  liebsten  solche,  worin  Blut  ver- 
gossen wird  und  Mischwesen  auftreten,  nicht  ohne  Missverständnisse  dar- 
steDen.®)  Die  Art  des  Vortrags  derselben  entspricht  ganz  dem  Geschmacke 
der  Zeit;  die  Vorbilder  stammen  aus  Unteritalien  und  sind  zum  Teil  mass- 
los übertrieben,  wie  die  Einführung  von  Erinyen  und  Personifikationen  der 
Leidenschaften.  Die  Berührungen  mit  der  römischen  Tragödie®)  dürften 
auf  die  Gemeinsamkeit  der  zeitgenössischen  Auffassung  zurückzuführen 
sein.  Dagegen  scheinen  Alexanderbilder  Einfluss  ausgeübt  zu  haben,  ^o) 
Einheimische  Schlachtenbilder  beschäftigen  sich  mit  den  Galliem.  ^  ^)  Andere 


gelbe  Gesichter  an  Urnen  von  Mnsama: 
Djiknis  I'  153. 

»)  Catull.  39,  11;  Verg.  Georg.  2,  193. 
Aen.  11,  736  flf. 

')  Auch  in  den  Darstellungen  kommen 
brutale  Züge  nicht  selten  vor,  z.  B.  reisst 
einer  im  Kampfe  dem  Gegner  einen  Arm 
aus  und  schlägt  damit  auf  ihn  los  (Hbtde- 
uAinsf,  Zeus  im  Gigantenkampf  77).  Den 
Faustkampf  Hessen  die  Etrusker  mit  Musik 
begleiten  (Polyb.  bei  Athen.  14,  615  d). 

>)  Abgeb.  Mabtha  S.  348. 

^)  Sarkophag  in  Mussignano:  Micali, 
mon.  in.  T.  48,  1;  A.  1843,  365;  Dbwhis  I  » 
470;  Sarkophag  Ton  Vulci:  M.  VIII  19  a  = 
Mabtha  S.  356. 

'^)  Exe.  Aristot.  polit.  44;  Phot.;  Deckel 


von  Vulci:  M.  VIII  18  =  Mabtha  S.  347 
(vgl.  A.  1865,  244  ff.). 

•)  B.  1876,  74. 

')  Ant.  Denkm.  I  20  =  Mabtha  S.  351. 

*)  S.  4;  Schlie,  die  Darstellungen  des 
troischen  Sagenkreises  auf  etr.  Aschenkisten, 
Stuttgart  1868;  über  die  Zeit  und  die  Dar- 
stellungsweise Brunn,  ume  I  p.  I  ff. 

')  Ribbeck  hat  in  seiner  Geschichte  der 
römischen  Tragödie  auch  die  Urnen  in  Be- 
tracht gezogen. 

10)  Achilleus  zu  Pferd  in  der  Troilos- 
sage:  Gonbstabilb,  mon.  4,  118  ff.  T.  25.  26 
(ähnlich  der  pompejanischen  Alexander- 
schlacht). 

>>)  Conbstabile  4,  227  ff. 


iV\ß 


ft0V«AV 


VJM  wwM,\rm^M  V  • 


•     VI«W«*AVUWV     UV« 


WM 


Urnen  zeigen  den  Toden  beim  Mahle  oder  je  nach  seinem  Stande  zu  Pferd 
und  zu  Wagen J)     Bloss  omamentale  Bilder  sind  nicht  ausgeschlossen.*) 
Trachten  und  Köpfe  sind  mit  den  Vasenbildern  Unteritaliens  zu  vergleichen. 
Stilistisch  waren  die  Materialien  der  Urnen  massgebend.    Die  Etrusker 
gebrauchten  Terrakotta,  die  ordinären  Steine  des  Ortes  und  den  einheimi- 
schen Alabaster  von  Volterra,  worauf  Farben  und  Vergoldung  aufgetragen 
wurden,  3)  sehr  selten  dagegen  den  Marmor,  und  dieser  dauerte  sie  zu 
Hochreliefs.    Der  Marmorsarkophag  von  Tarquinii  trägt  einfache  Malereien, 
welche  an  den  „Alexandersarkophag*  von  Sidon  (S.  684)  erinnern.*)    Die 
Aufgaben  der  statuarischen  Kunst  hingen  in  der  Hauptsache  mit  Votiven 
zusammen.    Erhalten  sind  hauptsächlich  Bronzen,  zumeist  unter  20  Centi- 
meter  hoch.  Eine  Anzahl  davon  steht  bessern  griechischen  Arbeiten  nahe,*) 
die  meisten  jedoch  verraten  provinziellen  Geschmack.    An  jene  Aschen- 
umen  erinnern  einige  durch  unverhältnismässig  grosse  Köpfe  oder  kurze 
Hälse,*)  viele  haben  wie  in  früheren  Zeiten  (S.  571)  auffallend  schlanke 
gestreckte  Formen, ')  worauf  vielleicht  die  Magerkeit  der  sardinischen  und 
ligurischen  Nachbarn  nicht  ohne  Einfluss  war.^)     Daneben  sondert  sich 
eine  dritte  Gruppe  aus,  an  welcher  die  Neigung  des  Kopfes  stark  auf- 
fallt.^)   Grössere  Bronzestatuen  sind  selten  vollständig  erhalten;  wir  nennen 
z.  B.  den  Knaben  mit  der  Gans  in  Leiden  ^^)  und  die  Statue  eines  kauernden 
Knaben,  welcher  im  Begriff  ist  vom  Boden  aufzustehen.^^)    Die  griechische 
Sitte  der  bronzenen  Ehrenstatuen  wurde  von  den  etruskischen  Gemeinden 
ohne  Zweifel  viel  nachgeahmt;  wir  rechnen  zu  dieser  Gruppe  den  ^arrin- 
gatore"  (Redner)  von  Arezzo,  ^^)  welcher  zu  den  S.  653  besprochenen  Sta- 
tuen gehört.    Von  der  Gruppe  eines  Paares  (oder  eines  Mannes  und  Vic- 
torias?) auf  einem  Wagen  sind  nur  vielversprechende  Reste  erhalten.  ^3) 
Zu  einem  grossen  Grabmonument  gehörte  vielleicht  der  eherne  Schlafgott, 
von  dem  der  Kopf  in  Perugia  entdeckt  wurde.  ^*)    Die  runden  Bronze- 
reliefs finden  sich,  wie  in  Rom,  so  auch  in  Etrurien.**)    Die  Terrakotta- 
plastik  bringt  grössere   und  kleinere   Götterfiguren   hervor,   welche   die 
Existenz  einer  nationalen  religiösen  Kunst  nachweisen; '®)  den  Hercules  von 


')  MiCALi,  It.  av.  Rom.  T.  27.  28;  Conb- 

STABILE  4,  171  ff. 

')  CoNBSTABiLE  Nr.  382  a— 6.  h.  k. 

^)  Urne  von  Cetona:  Dbnmis  IP  360  f.; 
ganz  vergoldete  Urne  aus  Pastina:  B.  1868, 
134. 

*)  In  Florenz:  Klügmann,  A.  1873,  239  ff. 
246  ff.  m.  M.  IX  60;  Colvin,  Jhst.  1883,  354  ff. 
T.  36-38  (farbig). 

')  Z.  B.  die  sprechende  Athena  aus  Arezzo 
in  Florenz:  Phot.;  Martha  S.  316;  Dennis 
II  »87;  Sirene:  M.  2,  29. 

^)  Z.  B.  Mus^e  Ravestein  Nr.  475 ;  Knabe 
mit  Vogel  aus  Perugia  in  Rom:  nach  Phot. 
Martha  S.  507. 

')  Z.  B.  Ra.  1, 67;  Gori,  Mus.  etr.  T.  104, 
3;  Gerbard,  Gottheiten  der  Etrusker  T.  2, 
6.  4,  2;  Dennis  II »  189;  Caylüs,  recueil  VI 
T.  34,  1.  2. 

8)  Diod.  5,  39,  2. 

^)   Knabe  in   Cortona    (auch   mit   sich 


sträubendem  Stirnhaar).  A.  XXXVI  T.  T; 
Dennis  IP  402;  Haruspex,  im  gregor.  Mu- 
seum: Dennis  II»  478. 

'^)  MicALi,  mon.  p.  s.  T.  43;  Martha 
S.  508. 

^')  Aus  Cometo  im  Vatikan:  Mioali, 
storia  T.  44, 1 ;  Mus.  Greg.  I  43,  4  (mit  In- 
schrift auf  dem  linken  Arm);  Phot.;  oder 
schon  im  5.  Jahrhundert  entstanden?  Knabe 
mit  Vogel  aus  Perugia  im  Vatikan:  Gone- 
stabile  T.  99,  6. 

^')  Phot.  Bruckm.  320  u.  AmdtrBruck- 
mann,  Porträts  T.  86,  Kopf  87.  88. 

»»)  B.  1868,  207  f. 

'*)  Brunn,  A.  1868,  351  ff.;  M.  VIU  59; 
Phot.  Bruckm.  235;  Martha  S.  303. 

*^)  Mit  Medusenkopf,  in  Florenz:  Fa- 
bbetti,  CIL  2603. 

*^)  Sitzende  Göttin  mit  Granatapfel  aus 
Chiusi:  Panofka,  Terrak.  d.  kgL  Museums 
T.  3. 


Kap.  IZ.    Die  dritte  hellenistiache  Periode:  KOnigsseit.    (§  346.) 


701 


Perusia  hat  der  Modelleur  G.  Rufius  stolz  mit  seinem  Namen  bezeichnet.^) 
Sonst  scheint  der  Thon  jetzt  nur  für  die  Oräber  gut  genug  befunden 
worden  zu  sein.  Häufiger  als  Figürchen^)  sind  in  Etrurien  und  dessen 
Hinterländern  kleine  Büsten  und  besonders  halbrunde  hohle  Masken,  aber 
auch  runde  Schilde  mit  Reliefkopf,  die  an  den  Wänden  aufgehängt  wurden.  >) 
Die  Steinplastik  ist  abgesehen  von  den  Urnen  und  Sarkophagen  ganz  un* 
bedeutend.'*) 

Unter  den  Bauten  unterscheiden  wir  erstens  die  Felsengräber  von 
Castel  d' Asso,  Norchia,  Sovana  und  Bieda,  ^)  deren  Fa9aden  an  diejenigen 
Syriens  erinnern  (S.  684)  und  vermutlich  auch  nicht  ohne  Kenntnis  der* 
selben  gefertigt  wurden  (es  sind  an  den  Giebeln  manchmal  sowohl 
Giebelgruppen  als  Akroterienfiguren  skizziert;^)  man  kehrt  auch  wohl  zu 
dem  alten  Prinzip  der  Schlangenleiber  (S.  541)  zurück,  indem  der  schlangen- 
füssige  Typhon  im  Mittelpunkt  steht),  7)  dann  die  unterirdischen  Grab- 
kammem,  deren  Verzierung  ganz  an  die  gleichzeitigen  Vasen  gemahnt. 
Wir  finden  Bilder,  welche  im  Farbengeschmacke  den  unteritalischen  ent- 
sprechen; da  die  Technik  der  Freskomalerei  sinkt,  fassen  öfters  dicke 
schwarze  Linien  die  Gemälde  ein;  die  Teufelsfratzen  berühren  noch  un- 
erfreulicher. 8)  Den  bemalten  Vasen  mit  Relief  Verzierung  entsprechen  die 
farbigen  Reliefbilder,  die  ganz  dekorativen  Charakter  tragen.  Überhaupt 
treten  jetzt  häufig  bloss  omamentale  Malereien  mit  Delphinen,  Typhonen 
u.  dgl.  auf.^)  An  die  StUllebenbildchen  lehnten  sich  die  Gemälde  der 
Tomba  Golini  in  Orvieto  an,  *^)  während  die  Tomba  Fran9ois  ein  Historien- 
bild aus  der  römischen  Königszeit  bringt.^')  Vorwiegend  Geräte,  dazu 
aber  auch  ein  paar  Stillleben,  Typhone  u.  dgl.,  jedoch  alles  in  bemaltem 
Relief,  weist  die  Tomba  de*  rilievi  in  Caere  auf.**)  Alles  in  allem,  sind 
Lust  imd  Technik  in  entschiedenem  Niedergang. 

Die  Verkleidung  der  Wände  mit  thönemen  Reliefplatten  wird  fort 
betrieben;  nur  ist  es  schwer,  die  hieher  gehörigen  Reste  zu  fixieren.**) 

Da  die  Verhältnisse  Etruriens  andauernd  gut  sind,  blüht  das  Eunst- 
handwerk  fort,  wenn  es  vielleicht  auch  jetzt  mehr  durch  Quantität  als 


')  Gegen  das  1.  Jahrhundert  v.  Chr.:  A. 
1867  T.  H  2;  Pottibb,  stataettes  p.  223. 

«)  Caylus,  recueil  V  38,  2. 

')  Z.  B.  DsNins  II '  459  abgeb.;  Micali, 
storia  T.  61,  4.  5  (Büste  aus  Sabinum);  Mus. 
Greg.  T.  48. 

*)  Z.B.  kleiner  Marmortorso  B.  1867, 135; 
Gobi,  mus.  etr.  I  22.  III  cl.  1 1.  9. 

»)  S.  130  f.;  Dkmnis  II»  6flF. 

•)  Cakina  (Etr.  maritt.  II  T.  94)  ist 
allerdings  nicht  zuverlässig. 

^)  Grab  La  Fontana  in  Sovana:  abgeb. 
Denkis  II«  7. 

*)  In  Tarquinii  Grab  der  Familie  Eizenes : 
B.  1874,  102  ff.;  Tomba  del  cardinale:  Mioali, 
mon.  p.  serv.  T.  65;  J.  Btbeb,  hypogaei  or 
sepulchral  cavems  bf  Tarquinia,  London  o. 
J.;  T.  deir  Orco:  Hblbig,  A.  1870,  5  ff.  53  ff. 
M.  IX  T.  14.  15;  Dennis  I»  345  ff.  m.  Abb.; 
Lattes,  Rendiconti  del  r.  ist.  lombardo  7. 
Ag.  1872;    r.  del  Tifone:  M.  II  5;   Dennis 


1 3  327  ff.  In  Vuloi  T.  Frangois:  Noel  des 
Vebobbs  III  T.  21-27;  vgl.  R.  Gabbucci, 
tavole  fotografiche  deUe  pitture  Vulcenti;  in 
Caere  Gr,  del  triclinio  (deUe pitture):  Dennis 
I  >  247  ff.;  Canina,  Etr.  maritt.  I  T.  63.  64. 

*)  Grotta  dipinta  in  Bomarzo :  M.  I  42 ; 
Canina,  Etr.  maritt.  T.  120;  Dennis  I»  168  ff.; 
Tomba  di  L.  Tercenna  in  Tarquinii:  Canina, 
Etr.  mar.  II  82. 

^^)  CoNESTABiLB,  pitture  murali  a  fresco, 
Fir.  1865  m.  AÜas. 

^^)  Gabdthausen,  Mastama,  Lpg.  1882, 
m.  1  T. 

")  Dennis  I '  249  ff.;  Noel  des  Vebgebs, 
Etrurie  3,  1  ff.  T.  1—3;  Mabtha  T.  2  u.  3 
(farbig).  In  der  Caeretaner  Tomba  delle 
sedie  e  scudi  sind  nur  runde  Schilde  und 
Stahle  aus  dem  Fels  gehauen  (M.  II  T.  19; 
A.  1835,  184  ff.;  Dennis  I »  255  ff.). 

*')  Z.  B.  Antefiz  mit  Inschrift  ans  Cupra 
(Fabbetti,  CI.  Ital.  2683). 


702 


Slasflische  KuiBtarchäologie.    IL  GoBohiohie  der  alten  KniiBt. 


Qualität  seiner  Erzeugnisse  imponiert.  Von  den  Juwelierarbeiten  ist  wenig 
geblieben.^)  Die  Gemmen,  welche  nicht  streng  stilisiert  sind  und  etrus- 
kische  Aufschriften  tragen,  mögen  zumeist  in  diesem  Zeitalter  entstanden 
sein.^)  Die  Bronzearbeiter  verlegen  sich  am  meisten  auf  Spiegel,  deren 
Zahl  sehr  hoch  ist.  3)  Die  gravierten  Zeichnungen  auf  der  Rückseite  der- 
selben fielen  je  nach  dem  Zeichner  sehr  verschieden  aus;  abgesehen  von 
Fertigkeit  und  Technik  machen  sich  verschiedene  Stilrichtungen  bemerk- 
bar, welche  noch  weiter  zu  untersuchen  sind,  z.  B.  begegnen  hier  wieder 
die  auffallig  schlanken  Extremitäten,^)  sodann  die  geknitterten  Falten.^) 
Zuweilen  heben  sich  die  Figuren  von  architektonischem  Hintergrund  ab.^) 
Mehrere  Spiegel  tragen  lateinische  Inschriften^)  und  ein  in  Bolsena  ge- 
fundener stellt  Romulus  und  Remus  dar.^)  Zu  den  Spiegeln  gehören  die 
Spiegelkapseln  ;^)  hie  und  da  ist  auch  der  Leib  einer  Ciste  ciseliert,  wie 
der  .Amazonenkampf«,  welcher  von  den  Deckelfiguren  nicht  minder  ab- 
sticht, als  es  an  der  ficoronischen  Ciste  der  Fall  ist.^<^)  Zur  Kunst  dürfen 
die  anmutigen  Kandelaber  mit  plastischen  Figuren  (S.  267)  gerechnet  werden, 
um  nicht  von  den  schönen  Bronzegefössen  zu  reden,  an  denen  die  Henkel 
sehr  häufig  in  Form  von  Menschen  oder  Tieren  modelliert  sind.^*)  Da 
die  breite  Masse  des  Bürgertums  den  billigen  Thon  zu  schätzen  weiss, 
blüht  die  Töpferei  von  neuem  auf.  Die  Vasenmalerei  wird,  wie  besonders 
die  Funde  von  Falerii  (S.  131)  gezeigt  haben,  mit  Eifer  im  Lande  selbst 
betrieben,  weshalb  man  die  griechische  Einfuhr  kaum  mehr  braucht.  Durch 
die  helle  Farbe  des  Thones  und  teilweise  auch  durch  das  Kolorit  machen 
die  Vasen  einen  freundlichen  Eindruck.  Ihre  Zeichnungen  sind  sehr  ver- 
schieden je  nach  dem  Orade  des  griechischen  Einflusses;  ^^)  einige  schrecken 
uns  durch  ihre  Teufelsfratzen.  ^^)  Der  weitere  Betrieb  der  plastischen 
Formung  führte  manche  barocke  Kombinationen  herbei.**)  Die  caleni- 
schen  Schalen  wurden  häufig  importiert,  wie  man  mehrere  calenische 
Münzen  in  Etrurien  findet,  und  im  Lande  nachgeahmt,  i^)  Die  korallen- 
roten .aretinischen*  Qefässe  treten  erst  seit  dem  Verschwinden  der  etrus- 


')  Z.  B.  GoldbuUa:  Mos.  Greg.  I  81  (126), 
1  =  Panofka,  Atlas  u.  Atlante  T.  Nr.  9; 
Goldring:  A.  1842  T.  5;  Ramsay 'scher  Ring: 
Abbkbn,  Mittelitalien  T.  7,  6,  vgl.  AZ.  1863, 
105;  Schmuck  mit  Aufschrift  in  Körner- 
technik:  M.  1855  T.  10;  ferner  B.  1858, 
184  ff. 

*)  Zweisprachig:  DAK.  1,63,322;  Millin, 
gall.  myth.  171  bis,  602. 

")  S.  4;  Gbbhabd,  über  die  Metall- 
Spiegel  der  Etrusker,  Abh.  d.  preuss.  Akad. 
1836.  1860;  G.  Rathqbbeb,  über  125  mysti- 
sche Spiegel,  Gotha  1855  f.;  Fböhneb,  mus^es 
de  France  T.  24.  Über  die  Zeit  Helbio,  B. 
1871,  90  ff.  —  Über  die  jüngeren  Bronzen 
handelt  vom  epigraphischen  Standpunkt  E. 
Lattbs,  le  iscr.  pdeolat.  dei  fittili  e  dei 
bronzi  di  provenienza  etrusca,  Rendic  d.  r. 
ist.  lombardo. 

*)  Z.  B.  CONESTABILE  T.  102,  1. 

*)  Wie  Conbstabilb  T.  100, 1. 
•)  B.  1873,  144. 


')  CIL.  I  43—50.  53. 

«)  M.  XI  T.  3;  Mabtha  S.  554. 

•)  Hblbio,  A.  1867,  326  ff.  M.  8,  47; 
A.  1884  T.  F  (Mabtha  S.  575);  Arch.-ep. 
Mitt.  X  T.  8 ;  Gbbhasd,  Spiegel  T.  159.  160. 
344. 

^0)  Aus  Vulci:  A.  1855,  64  ff.;  Mabtha 
S.  534;    s.  auch   A.  1866,    163,  o.    164,  to. 

185,  66. 

» »)  S.  264  f. 

»)  A.  1831,  30  ff.  1834,  264  ff.  z.  B.  M. 
II  8  a. 

'S)  Farbig  bei  Dbnitis,  Bd.  11  Titelblatt; 
s.  auch  Mabtha  S.  487 ;  braune  Figuren  mit 
weisser  Deckfarbe,  aus  Orvieto:  Eöbte,  A. 
1879,  299  ff.  T.  5  m.  M.  XI  4.  5. 

^*)  Gefäss  aus  Vuld:  abgeb.  Dbhnis 
P  464. 

'^)  Gobi,  mus.  etr.  II 41 ;  B.  1866,  241  ff. 
1874,  83;  Gabbücci,  addenda  p.  9  Nr.  2379; 
sehr  schöne  im  Museo  Gregoriano  vgl.  Gobi, 
museo  etr.  1  T.  6. 


-1 


Sap.  DL    Die  dritte  heUeniatkohe  Periode:  SOnigeseit.    (§  ^47.) 


703 


kischen  Schriftsprache  auf;^)  ihre  Fabrikation  dauert  aber  bis  in  die 
Kaiserzeit  hinein,  doch  ist  schon  zur  Zeit  der  Flavier  die  Technik  im 
Niedergang.  Ihre  hauptsächliche  Schönheit  liegt  abgesehen  von  der  Olasur 
in  der  Ornamentik,  welche  aus  der  Pflanzen-  und  Tierwelt  stammt  und 
hie  und  da  kleine  Figurenbildchen  aufnimmt.^)  Eine  kunstgeschichtliche 
Würdigung  dieser  weit  verbreiteten  Gefässegattung  steht  noch  aus.  Die 
Festgewänder  weisen  grosse  Figuren  freier  Zeichnung  auf.*) 

347.  Oberitalien  steht  im  ersten  Teile  dieses  Zeitalters  unter  dem 
Drucke  der  Gallier,  um  schliesslich  in  einen  Teil  Italiens  sich  zu  ver- 
wandeln. Die  Denkmäler  sind  vorläufig  noch  zu  unbedeutend,  um  eine 
Kunstgeschichte  Oberitaliens  schreiben  zu  können.  Die  griechische  Ein- 
fuhr hat  wenig  Bedeutung  mehr,  desgleichen  die  etruskische.*)  In  einer 
Grabstele  von  Bologna  ist  das  griechische  Händereichen  mit  dem  itali- 
schen Dämonenwesen  vereinigt.*)  Mehrere  Gräberstätten  werden  wohl 
mit  Recht  den  Galliern  zugeschrieben,«)  aber  sie  enthalten  nichts,  was 
eine  Kunstübung  anzeigte.  Eine  eigenartig  stilisierte  bronzene  Zeusfigur 
aus  Verona  mag  gallisch  sein,^)  desgleichen  die  bescheidenen  Münzbilder 
von  Ariminum.®)  Am  längsten  hielten  die  Ligurier  an  ihrem  rohen  Räuber- 
leben fest.  Nach  den  Höhlenfunden  haben  sie,  aus  Mangel  an  Metall, 
noch  unter  der  Römerherrschaft  Steingeräte  gebraucht;  zur  Zeit  Diodors 
hatten  nur  einige  die  römische  Bewaffnung,  obgleich  die  Ligurier  das 
westliche  Meer  bis  Afrika  befuhren.^)  Etwas  den  keltischen  Funden  ähn- 
liches kommt  nur  im  Osten  (einschliesslich  Luni  und  Carrara)  vor,  ist 
aber  ärmlich. 

Über  das  eigentliche  Gallien^^)  ist  etwas  besser  zu  urteilen;  denn 
die  schnurrbärtigen,  mit  gestreiften  Gewändern  bekleideten  Gesellen  machten 
sich  überall  unliebsam  bekannt.  Die  Berichte  der  Historiker  lassen  frei- 
lich erkennen,  dass  der  fremde  Einfluss  in  Gallien  nicht  tief  ging  und 
desto  mehr  abnahm,  je  weiter  man  nach  Norden  und  Westen  kam.  Im 
Süden  hatten  die  Gallier  Massalia  zur  Lehrmeisterin  —  wie  es  heisst, 
sogar  in  Ackerbau,  Städtebau  und  ähnlichen  Grundlagen  des  sesshaften 
Lebens  ^1)  —  und  die  Goldbergwerke  der  Arvemer  gestatteten  den  Königen 
derselben  eine  Zeitlang  übertriebenen  Luxus.  ^')  Gewöhnlich  betrachtet 
man  die  gallischen  Münzen  als  Kern   der  Denkmäler,  ^^)   indes  wohl  mit 


*)  Ausnahmsweise  bei  einer  Marmorume 
mit  bilingner  Inschrift:  B.  1834,  149;  über 
die  Inschriften:  GAMUBBnn,  le  iscrizioni  d. 
ant.  vasi  fittili  aretini,  Roma  1859. 

>)  Sch&ne  Ebeijagd:  B.  1867, 133;  s.  S.  180; 
Not.  d.  sc.  1884,  377  T.  8, 2;  Inghiraxi,  mus. 
etr.  V  8  flF. 

')  Abg.  in  der  Tomba  Fran^ois:  NofiL 
DBS  Vbroebs  III  T.  27  =  Martha  S.  225. 

^)  Etruskische  bemalte  Vase:  bei  Man- 
tua,  B.  1847,  17  f. 

»)  Denios  II»  509  nach  Phot. 

')  Ceretolo  bei  Bologna:  .vgl.  Mazard, 
Ra.  39,  161 ;  einige  Gräber  Benacci  nnd  Luca 
bei  Bologna;  infComo:  Rivista  arch.  della 
prov.  di  Como  1872  ff.;  Este:   Helbig,   B. 


1882,  82  f.;  bei  Siena:  B.  1875,  257  ff.  .Mis- 
sion  scientifiqne"  A.  Gastan's  18801,  um 
die  oberitalischen  und  gallischen  Denkmäler 
zu  vergleichen. 

')  B.  1868,  217  f. 

8)  Brit.  Mus.  Italy  p.  25.  26.  28.  29  m. 
Abb. 

»)  Diod.  5,  39,  7.  8. 

*^)  H.  Martin,  ^tudes  d*arch.  celtique, 
Paris  1872;  Bordier  et  Gharton,  bist,  de 
France. 

»')  Justin.  43,  4,  1.  2. 

^')  Über  die  Metallbergwerke  Galliens 
DAVBRiE,  Ra.  1867  u.  1881. 

'')  EuG.  HuoHBR,  Tart  gaulois  ou  les 


704 


SUaBiBoha  Kniutarohftologls.    U.  Oesohiolit«  d«r  alten  Ennst. 


Unrecht.  Denn  deren  Stempel  wurden  von  Dilettanten  geschnitten,  die 
nicht  nach  guten  Vorlagen,  sondern  nach  fremden  abgeschliffenen  MUnzen 
Philipps,  der  Sicüier  und  KOmer,  arbeiteten;  noch  Yercingetoriz  üess 
Statere  Königs  Philipp  nachahmen.  Interessanter  als  diese  traurigen  Ver- 
ballhomungen  sind  die  unrömischen  GötterfigUrchen,  die  allerdings  teil- 
weise in  die  Eaiserzeit  fallen  mGgen.  Kostüm  und  manchmal  auch  Stel- 
lung (Sitzen  mit  untergeschlagenen  Beinen)  sind  echt  national.')  Die 
griechischen  Götterbilder  dagegen  sollen  den  Galliern  lächerlich  vorge- 
kommen sein.*)  Von  Architektur  ist  kaum  zu  reden;  Felsenbau  mit  Ein- 
ritzungen liegt  in  der  Pfalz  am  Brunoldsstuhl  (.Brunholdisstuhl')  vor, 
wo  noch  ein  Goldstater  Königs  Philipp  gefunden  wurde.')  Im  Kunsthand- 
werk tritt  das  Eisenschmieden  hervor,  wohl  nicht  ohne  Zusammenhang 
mit  Noricum  (S.  209),  bis  wohin  jetzt  fast  ununterbrochen  gallische  An- 
siedlungen  reichten.  Die  Benennung  der  ^Eisenkultur"  nach  La  Tine 
(S.  144)  ist  bloss  in  der  Fundchronik  begründet.-')  Am  besten  kennen  wir 
schon  verzierte  Waffen  und  Büstungsstücke  durch  die  pergamenischen 
Balustradenreliefs  (S.  679),'^)  im  Original  jedoch  besonders  durch  die  Funde 
von  Alesia  (S.  142).  Die  Ornamentik  nimmt  sich  wie  eine  Verkümmerung 
der  griechischen  Voluten  aus.  Die  griechische  Einfuhr  scheint  nicht  be- 
deutend gewesen  zu  sein,  immerhin  gelangten  einfache  scbwarzgefimiBste 
Gefässe  ohne  Verzierung  ß)  oder  mit  weisser,  auch  gelber  Dekoration  bis 
an  den  Bhein  und  fanden  hier,  wie  wir  sehen  werden,  lokale  Nachahmung. 
Der  gravierte  Bronzespiegel  von  Bordeaux  weist  nach  Südosten.')  Die 
Grabfunde  sind  aber  im  allgemeinen  gering,  weil  alles  Theuere  mit  dem 
Toten  verbrannt  wurde. ^)  Dennoch  verraten  sie  die  Herrschaft  einer  De- 
korationsmanier, welche  auf  rotem  Glasfluss  (Email)  beruhte")  und  die 
Korallen  nachahmte. 

Als  Spanien  während  dieser  Periode  in  den  Gesichtskreis  der  römi- 
schen Politik  eintrat,  war  es  in  jeder  Beziehung  begehrenswert:  ein  dichter 
als  die  benachbarten  bevölkertes  Land,    reich  an  Silber  und  Zinn,   mit 


Ganlois  d'apris  lenre  mddaillea,  Le  Hana  n. 
Parie  1868—74,  m.  101  T. 

■]  S.  Kbinacb,  Revue  celtiqne  1892  Nr. 
2;  A.  Vaissibb,  ätude  aar  lea  Btatnettes  de 
Jupiter  costnmdes  ä  la  ganlojse,  Besancon 
1894  m.  T.;  Al.  BBBTBiNB,  Ra.  n.  b.  43,  321  ff. 
(er  vergleicht  die  Stellung  mit  der  baddfai- 
Btiechen);  Blahchbt,  Mäm.  de  la  aoc.  des 
«ntiqu.  8.  VI  Th.  1  S.  65-224,  m.  Abb.;  Moe- 
TILLBT,  contrib.  ^  I'hiat.  des  euperstitioos ; 
smulettee  gauloiseB  et  gallorom.;  int  allge- 
meinen  a.  Fottieb,  etatoetteB  p.  236  ff.;  E. 
TusoT ,  coIlectiDD  de  figurineB  en  argile, 
Oeuvres  premlerea  de  l'art  gaulois,  Faria  1860, 
in.  Abb.  n.  75  T.;  H.  db  Cledziou,  de  la  po- 
terie  gauleiae.  Etade  aar  la  coli.  Charvet, 
PartB  1872,  m.  Abb. ;  G.  de  Mobtillet,  les 
potiera  allobroges,  Annecy  1879,  f. 

')  Diodor.  22,  9,  4. 

<)  Mbhlib,  Bhein.  Jahrbb.  94,  43  ff.  - 
Ppldok-Habtcno,  keltiache  Bauwerke,  Nene 


Heidelberger  Blatter  1891  I  H.  2. 

')  Aach  der  NBine  .galliach*  (englisch 
laleceltic)  ist  mit  Toraicht  za  gebrauchen, 
wie  Qberbanpt  die  Definition  des  Begriffes 
La  Tlne  der  Revision  bedarf.  —  Silbei^e- 
fSsae  in  Unterlitten  bei  AltstAtten:  111.  Ztg. 
I87I  Nr.  1491.  Über  gallische  Bewaffnung 
ond  Tracht  LonoFäBiSB,  B.  arch.  de  l'Athe- 
naeum  fr.  1856.  41  ff.;  A.  8,  287  ff. 

')  Andere  Abbildungen  kommen  in  etnu- 
kischen  Drkundenreliefs,  am  Bogen  von 
Orange  nnd  anf  Münzen  von  M.  Foarius 
(Cohen  T.  19,3;  oa  Laoov,  rechercbeB,  Aix 
1849)  vor. 

°)  Einzelne  in  Speier;  ans  Trier  in  Berlin 
Nr.  2187. 

')  R».  41,  321  ff.  m.T.  10. 

')  Caea.  b.  Gall.  6,  19  a.  E. 

')  S.  224 ;  J.  B.  Bdlliot,  l'4m«illerie 
avant  l'^re  ohrät.  chez  les  Gaulois,  Paria 
1875  m.  T. 


Kap.  IZ.    Die  dritt«  )k«llBiii«tlaeli«  Pariod«:  KDnignelt.    (g  348.) 


705 


Edelsteinen  und  goldführenden  Flüssen.  Die  Spanier  besassen  ihre  eigene 
Litteratur  mit  besonderer  Schrift,  welche  in  eine  nördliche  und  eine  süd- 
liche Art  gespalten  war.  Selbst  die  Griechen  von  Massalia  bekundeten 
dadurch,  daes  sie  spanische  Tracht  annahmen,  >)  einen  gewissen  Respekt 
wie  vor  einer  ebenbürtigen  Kultur,  Doch  war  Spanien  von  allen  Seiten 
fremden  Einflüssen  ausgesetzt,  da  Griechen  und  Punier  die  Häfen  inne 
hatten,  von  Norden  die  Kelten  ihre  Kulte  mitbrachten  und  schliesslich 
die  Römer  ins  Land  kamen.  Der  Plastik  dieses  Zeitalters  dürfte  ein  aus 
griechischem  Marmor  gearbeiteter  Kopf,  der  einem  Kelten  gleicht,  zuzu- 
rechnen sein.*)  Die  Römer  fanden  als  Beute  Silberzeug  und  zahlreiche 
goldene  Kränze.^) 

348.  Kachdem  die  Römer  am  Rande  der  heute  zu  Österreich  ge- 
hörenden Älpenländer  Fuss  gefasst,  fanden  sie  hier  reguläre  Staaten, 
welche  teils  wegen  der  Bemsteinstrasse,  teils  durch  die  berühmten  Eisen- 
berge  von  Eisenerz  und  Hüttenberg*)  eine  ansehnliche  Stellung  im  Welt- 
handel einnahmen  und  den  Wein  so  «kultivierten,  dass  sie  ihn  nach  Italien 
lieferten.")  Diese  Völker  wandten  sich  daher  nicht  dem  noch  barbarischen 
Germanien,  sondern  lieber  Oberitalien  zu.*)  In  archäologischer  Hinsicht 
können  wir  durch  die  Münzen  keltischen,  griechisch-ägyptischen  und  ita- 
lischen E^nfiusB  konstatieren.^) 

Gehen  wir  nun  zur  zweiten  Linie  der  Nordvölker  Ober,  so  besass 
Brittannien,  als  Caesar  es  in  Rom  bekannt  machte,  dank  seinen  Minen 
von  Zinn,  Kupfer,  Blei  und  Silber  immerhin  eine  gewisse  Kultur;  tätto- 
wierten  sich  auch  die  Bewohner  blau,  so  kämpften  die  Fürsten  auf  Wagen, 
an  denen  getriebene  Arbeit  war.^)  Auch  in  der  Druidenweisheit  war  nicht 
Gallien,  sondern  Brittannien  der  gebende  Teil.^)  So  sind  auch  die  email- 
lierten Schilde  vielleicht  die  schönsten  Arbeiten  aus  dea  Anfängen  dieser 
Technik. 

Der  Norden  ist  durch  die  Kelten  jetzt  von  den  Kulturländern  ab- 
gesperrt und  geht  zurück,  wenn  auch  auf  indirektem  Wege  einzelnes 
hereingelangte,  z.  B.  ein  paar  griechische  Vasen  aus  TJnteritalien  und  gal- 
lische Terrakotten 'f)  bis  nach  Pommern.  Sonst  finden  wir  Ausläufer  der 
La  T^e-Kultur.  Die  Römer  glaubten  in  Germanien  Völker  von  ursprüng- 
licher Einfachheit  anzutreffen.  Die  Archäologie  sagt  uns  aber,  dass  sie 
in  ihren  Verhältnissen  heruntergekommen  waren. 

Endlich  sei  der  Kreis  mit  Illyrien  und  Dakien  geschlossen.  Jenes 
spielte  unter  einigen    , Königen"    eine  nicht  unbedeutende  Holle.  ■>)     Die 


')  Die  Rat«r  wollten  von  etruakiacber 
Abkunft  sein. 

')  Zahlreiche  PtolemlennBnzen  in  Steier- 
mark: PicHLBB,  Repert^irium  der  ateierischen 
HOnzkuDde  1,>J10  ff.;  ans  Italien:  das.  1, 
193  ff.  212  ff. 

»)  C»«s.  b.  QaU.  5,  14.  15;  Propert.  2, 
l,7ß. 

*)  Caes.  b.  Gall.  6,  13  a.  E. 

'")  Terrakotte  ans  dem  Kreia  Rnppin : 
Verb.  d.  Berl.  arthrop.  Res.  8,  44  f.  T.  8,  2. 

")  Vgl.  z.  B.  Plut.  Üb.  educ,  14. 


')  Athen.  12,  523  c. 

')  In  Uadrid;  abg.  .Vom  Fela  zmn 
Meer'  3,  655;  Woltkbs  1568. 

»)  Vell.  2,  56 ;  Liv.  39,  29.  In  Caatnlo 
wnrde  ein  silbernes  Gef&ae  in  Form  einer 
Franenbmst  gefunden,  welches  eine  kelti' 
berlscbe  Inachrift  trftgt. 

*)  Über  die  alten  Bergwerke  Mucbir. 
(■escbichte  von  Steiermark  1,  115  ff.  Viel- 
leicht war  auch  schon  Gold  entdeckt,-  SiJber 
lieferte  Pannonien  (CIL.  III  6575). 

')  Sueten.  Aug.  77, 

HiDdbuih  dor  UiM.  AlWttiUD««U««iBcL«ft.    TL 


ZiBMiMb»  F-yf"'***'"C"     IL  Q— chichto  dar  altan  Knaat. 


'irischen  rechneten  das  Volk  mit  den  Kelten  znsanunen,  weil  es  an  der 
k^ltM'hen  VOlkerwandernng  kämpfend  and  kolonisierend  teilnahm.')  So 
findet  man  aocfa  in  Serbien  manche  Thonfignren, ')  sodann  einige  Bronzen, 
wie  deao  die  .iUrnsche'  Form  von  Erzge^ssen  schon  in  dem  Partfaenon- 
inrentar  von  Ol.  >*'J.  3  vorkommt.  Die  La  r^ne-Koltiir  wm^e  durch  die 
a)t«^  EL^nzrabeo  von  Boc^nien  begünstigt.  Auch  in  das  Herzen  der  Balkan- 
haltfin^l  ^ind  archäologisch  wichtige  Sitten  der  Kelten  eingedmngen,  z.  B. 
der  goldene  Schiilterschma<i.')  Im  Osten  an  der  unteren  Donau  waren 
die  Völker  sthr  zurückgeblieben.  Bei  den  Geten  mangelte  selbst  nm  300 
noch  der  Getreidebau,')  Die  griechischen  Kolonien  rangen  um  ihre  eigene 
Exi>t*oz:  Ap.>Uonia,  welches  zahlreiche  Vasen,  darunter  kostbare,  wenn 
auch  kleine  Gelasse  mit  Vergoldung*)  geliefert  hat,  bezeichnet  an  der 
Westküste  des  schwarzen  Meeres  die  Nordgrenze  des  kräftigen  Helle> 
niauus. 

M9.  Es  ist  ungemein  schwer,  ans  diesen  Einzelheiten  heraus  den 
Geist  der  alesandrinischen  Zeit  zu  erfassen,  weil  ihr  die  Schlicht- 
hrit  fehlt.  Im  ganzen  darf  man  aber  behaupten,  dass  alles,  was  wir  über 
die  Deat>n  Idoen  des  vierten  Jahrhunderts  sagten,  jetzt  voll  entwickelt  ist. 
Auf  der  einen  Seite  Neigung  zu  allem  kraftvollen  und  gewaltthätigen  oder, 
am  das  idodl  der  italienischen  Renaissance,  da  die  Condottieri  schon  da- 
mals nicht  fehlten,  hieuiit  zu  vergleichen,  dem  TerribiUf'}  Der  mätmliche 
K.w-p«-  findet  daher  sein  Ideal  in  dem  von  Muskeln  strotzenden  Leibe  des 
FaosikäUnpfer^:  dies  hat  wieder  die  Folge,  dass  sich  die  Künstler  mit  den 
Muskeln  und  S<>hnen  näher  beschäftigen  müssen.  Wir  sehen  jetzt  eckige 
Moskoln  herv\^rtn>ten  und  die  Sägemuskeln  sachkundig  angedeutet.  Die 
ll«uv  sind  etv«-^  ISnger  und  nicht  regelmässig  gekämmt,  sondern  haben 
N<-:<n)ng  sii-h  in  sträuben:')  das  emporstrebende  Stirnhaar  gilt,  Alexander 
n  Khr\ni.  für  ICtwenb&ft-  Sein  Porträt  übt  auch  auf  das  ideale  Profil 
^tO!4t>r  /i<ii  stMiien  Kiittlnss  aus.  \'on  ihm  stammt  jedenfalls  die  starke 
IV*tttvr»nt  d«>s  Stimknin-hens,  welcher  das  Auge  überschattet; »)  dazu 
kwmwt  «lio  t'uersisch  gt^S'.-hwungetie  Nase  und  im  Zusammenhang  damit 
*«  l^wrfh^weiohen  der  oborvn  Sninpartie.")  Die  Zeit  ißt  gross  in  inter- 
f*«**»'*'«.  r»>alisüs«.-hen  MSnner[H>rt raten,'")  deren  Züge  meistens  durch 
sl«rk  markiert  her^'ortnii'n. ")  während  nicht  die  Athener  allein 
I  ti\vtu>ru  das  frevelnde  XX'ort  gedacht  haben  werden:  ,Die  Götter 


IWw  »»p^T  Hör.  I 


AZ.  I8T8,  7;  i.  B.  Betdemarm,  Miti  8.  82 
T.  4,  1.  Stwrk  kamkiert  in  einer  italischen 
Terrakotte:  Dabeksksd,  dict  1  F.  596  = 
PoTTiBB,  statuettcB  Fig.  78, 

")  Ausser  MOnzea  b.  x.  B.  das  S.  696 
erwfthate  rSmiscbe  Pürtr&t  und  den  Kopf 
ans  den  Tempelruineu  von  Priene:  LQtzows 
Kunstblatt  1872,  212. 

")  FrDber  glaubte  man,  dass  zuerst  Ari- 
stoteles unbftrtjg  dargestellt  sei,  aber  mit 
der  Benennung  der  Statue  Spada  fallt  diese 
Annafame  (Gebcke,  Rom.  Mitt.  5, 15  f.).  BBii« 
irerden  auch  apttter  noch  getragen  (POtscbkb, 
AZ.  35,  71  f.). 


r 


Kap.  IX.    Die  dritte  hellenistisohe  Periode:  EOnigszeit.    (§  349.) 


707 


sind  sonst  weit  weg  oder  haben  keine  Ohren  oder  existieren  nicht  oder 
achten  nicht  auf  uns,  dich  aber  sehen  wir  anwesend,  nicht  hölzern  noch 
steinern,  sondern  leibhaftig/  Auch  die  Götter  sprechen  nur  an,  wenn 
sie  dem  neuen  Ideale  gemäss  in  lebhaftester  Bewegung  sich  befinden, 
und  dies  nicht  bloss  im  Gigantenkampfe,  sondern  auch,  wie  die  Münzen 
zeigen,  als  einzelne  Figuren,^)  wozu  noch  die  pathetischen  Einzelköpfe 
in  Dreiviertelsprofil  mit  mänadenhaft  flatterndem  Haar  kommen.')  Solche 
genial  wirre  Haartracht  gefällt  überhaupt,  zumal  wenn  die  Spitzen  der 
schwarzen  Haare  goldig  schimmern.^)  Sonst  sind  die  Olympier  zu  poe- 
tischen Schattenbildern  verflüchtigt.^)  Unter  den  Gemütsbewegungen 
drängen  sich  die  eniotions  fortes  vor.  Der  gewaltthätige  Zug  macht  an 
der  Grenze  des  Grässlichen  nicht  Halt;  der  Massenmord  der  Niobiden, 
der  geschundene  Marsyas^)  und  Dirkes  Schleifung  (S.  681)  kenn- 
zeichnen den  Geschmack.  Vorbilder  dazu  lieferte  den  Künstlern  die  pein- 
liche Gerichtsbarkeit;  da  konnten  sie  den  zuckenden  und  durch  die  Haken 
und  durchflochtenen  Peitschen  der  Haut  entkleideten  Körper  studieren.«) 
Frauen  und  heranwachsenden  Jünglingen  würde  man  im  Gegensatze  zum 
Manne  eine  Überfülle  von  Kraft  verargen;  an  jenen  gefallen  jungfräuliche 
Zartheit,  gestreckte  schlanke  Gestalten,  lange  oft  schwanenhafte  Hälse, 
die  sie  kokett  zu  drehen  verstehen,  lange  Extremitäten,  etwas  abschüssige 
Schultern,  kurz  gesagt  die  Ähnlichkeit  mit  Knaben,')  Die  Bewegungen 
sind  graziös  und  zierlich;  Nike  fasst  den  Kranz  mit  zwei  Fingern;^)  Münz- 
bilder zeigen  Athene  auf  den  Zehenspitzen  schreitend.  Desgleichen  sind 
die  Stellungen  elegant,  aber  ruhig,  weshalb  sie  oft  wiederkehren.»)  Den 
Scheitel  des  rotgefärbten  Haares  ^^)  schmückt  oft  eine  Schleife,  die  fontange 
des  Rokoko.  ^0  Binde  und  Kranz  konmien  zusammen  vor.^^)  Aber  es  ist 
^merkwürdig,  dass  wir  kunstvolle  Frisuren  der  Königinnen  sehen  und  einen 
Dichter  die  einfach  aufgebundene  improvisierte  Frisur  rühmen  hören.  >') 


^)  Münzen  von  Ptolemaios  I.  Brit.  M. 
Ptol.  T.  I  2.  3.  5.  6.  8,  Pyrrhos  Brifc.  M.  T. 
20,  11,  Syrakua  (Br.  M.  Italy  S.  207.  222 j 
und  Lukanien;  Nike  von  Samothrake:  S.  678; 
Frau  im  Giebel  von  Samothrake:  Wolters 
1361;  vgl.  Livius  27,  16. 

^)  Z.  B.  Hera  auf  Münzen  von  Hyria 
(Brit.  Mus.  Italy  S.  92)  und  oskischen  (das. 
128). 

')  Anacreontea  29,  3. 

*)  Z.  B.  auf  Ptolemäermünzen,  wie  Brit. 
Mus.  Ptol.  T.  1,  9.  10.  Lehrreich  für  die 
Gleichmftssigkeit  der  Auffassung  ist  ein  Ver- 
gleich des  ApoUon  Aktios  (auf  Münzen  von 
Akamanien:  Hbad  F.  190),  des  Apollo  auf 
Münze  von  Antiochos  III.  (Head  F.  339), 
des  Velchanos  von  Phaistos  (Hbad  F.  255, 
zu  früh  angesetzt)  und  eines  jugendlichen 
Gottes  von  Marathos  (Head  F.  351). 

^)  Rote  Statuette  aus  Sparta:  Ls  Bas 
T.  94;  zu  einer  vollen  Gruppe  gehörte  der 
Schleifer  {Varrotino)  in  Florenz:  Wolters 
1414;  Phot. 

•)  Ov  g>svxt6y  UfxoqrjfjLa  Anacreont.  9. 
Ausmalung  der  Qualen  in  der  Poesie:  Lucian. 


conscr.  hist.  66. 

')  Lucü.  8,  1  f.;  Ter.  Eun.  2,  3,  22;  sehr 
deutlich  ist  der  Umschwung  auf  Münzen  von 
Histiaia  (Brit.  Mus.  T.  24,  6.  7  u.  9—14); 
Terrakotten  z.  B.  Samml.  Sahouroff  T.  85.  91. 
99  flF.  119;  Biabdot  T.  31,  1.  3.  32,  3.  33,  3. 
34,3.  35,2.  3.  54,2;  Vasen:  Samml.  Sab. 
T.  67 ;  Münze  von  Morgautia,  abg.  Brit.  Mus. 
Sicily  114;  lange  Unterschenkel  im  Sitzen: 
Relief  der  Mynno,  Samml.  Sab.  T.  19;  Relief 
von  Dolos  Bch.  XII  T.  14. 

^)  Goldstater  Alexanders. 

«)  Sybel,  Katalog  S.  XII  f.;  Ath.  Mitt. 
8,  24  flF. 

»0)  Vgl.  Cato  or.  114. 

")  Oft  bei  Apollo,  Aphrodite,  Artemis, 
£ros  u.  A.;  Relief  aus  Ikaria  Am.  J.  5, 471  f. 
T.  11,  3;  »Hygieia*  in  Athen:  Ath.  Mitt.  1885 
T.  9. 

>2)  Vasen  des  späten  Stils:  CR.  1861 
T.4.  6,2;  Gemälde:  CR.  1860  T.  5;  Philostr. 
im.  1,  27  avtolg  axififxaisi,  xai  avtfi  ddfpyn ; 
Brunn,  d.  philostr.  Gemälde,  Jahrbb.  Suppl. 
4,  190. 

•3)  ApoUon.  3,  50. 

45  • 


Sogar  die  Heldenjungfrau  Athene  wird  zum  einfachen  Mädchen.')  Um- 
gekehrt unterscheidet  den  Epheben,  dessen  göttliches  Ideal  Dionysos  ist, 
nur  weniges  von  dem  anderen  Geschlechte.*)  Für  sinnlichen  Reiz  sind 
die  Menschen  sehr  empfänglich.  Da  schon  im  gewöhnlichen  Leben  die 
Kleidung  beschränkt  wird,')  liebt  die  Kunst,  möglichst  viel  zu  zeigen; 
da^  sind  die  nicht  durch  die  Religion  geheiligten  Personifikationen  sehr 
bequem.  Aphrodite,  welche  in  dieser  galanten  Zeit  eigentlich  nur  ein 
mythologischer  Ehrentitel  einer  schönen  Frau  ist,  bietet  den  Stoff  zu 
mannigfachen  Genrebildern:  die  Sandale  lösend,  im  Bade  zusammenge- 
kauert, das  feuchte  Haar  auswindend,  ihr  Taülenband  umlegend,  im  Meere 
u.  ä.*)  Die  so  gut  wie  unbekleidete  Nike  der  ficoronischen  Ciste  ist  ein 
unreifes  Mädchen.  Übrigens  scheuen  die  KUnstler  vor  den  strengsten 
Göttinnen  nicht  zurQck;  die  jungfräuliche  Artemis  bilden  sie  wie  eine 
Amazone  und  die  strenge  Hera  fast  im  intimsten  Hausgewande.')  Die 
Amazonen  selbst  endlich  bedürfen  manchmal  keiner  Kleidung  mehr.<)  Das 
Reich  des  Eros,  der  sich  endgültig  zu  einer  zahllosen  Schar  von  Liebes- 
gitttem  multipliziert  hat,  wird  von  Dichtem  und  Künstlern  einträchtig  ge- 
pflegt.') Satyrepheben  (Satyrisken)  und  Hermaphroditen  haben  den  pikanten 
Beiz  des  Neuen,*)  Sogar  Götter  (Zeus)  und  Heroen  (Odysseus)  versucht 
mancher  unmündig  darzustellen.^)  Das  Zwischenaltor,  wo  nur  ein  leichter 
Flaum  die  Wangen  deckt,  findet  ebenfalls  seine  Darsteller.^")  Das  Kinder- 
leben erfahrt  besondere  Pflege.  Von  den  Säuglingen  an  beobachten  wir 
die  Kleinen  beim  Spiele,  im  Verkehre  mit  ihren  Pflegern,  dann  wie  sie 
Tiere  plagen;'^)  häufig  idealisiert  man  sie  durch  Anheftung  von  FlUgeln 
zu  Eroten.")  Unter  den  Tieren  gelangen  die  Hündchen  zu  Beliebtheit, 
Den  Pferden  bindet  man  einen  zierlichen  Schopf  zwischen  die  Ohren;") 
man  sieht  mit  Vorliebe  die  Rosse  sich  bäumen.  Unter  den  Vögeln  ge- 
niessen  Gänse  und  Schwäne  die  meiste  Gunst.'*) 


')  ÄQB  KleinaaieD  im  Lonvre  Nr.  37; 
vielleicht  aucb  Berliner  Statue  ttus  FraBcati 
Nr.  72. 

')  Apollo  mit  weiblicbeo  Wangeo :  £al 
lim.  hvran.  2,  37;  ßovnais  Apollon.  1,  760. 

*)  Epheben  mit  entblösster  Brust :  Tlieocr. 
2,79. 

*j  Sandale  lösend:  Mjrina  T.  5  und 
Bronzen;  kanemd:  Myrina  T.  3;  Haar  aus- 
windeod  (nach  dem  Bilde  des  Apolles] ; 
lironzen;  mit  Taillenband:  Bronze;  mit  dem 
Spiegel:  Callim.  hymn.  5,  21  f.;  im  Meer, 
nuf  Bilbemer  Schüssel:  Änacr.  55. 

']  OvBBBECK,  Kunstmyth.  3,  54  ff.,  nm- 
Komelir  AphrodiU  in  der  Scbildemng  eines 
Bildes  bei  Apollonios  1,  744  f.,  wie  man 
„VenuH  genetrix'  abbildet  {Bbbnoclli,  Aph- 
rodite S.  r'  "■ 


*)  Sarkophag  von 
Danaiden:  Hbydbmak 
S.  4);  an  etruskiacheii 
dra,  Iphigenie  und  Ve 

')   A.  FUHTWANOM 

malerei,  MUnchen  Ifi 


Cometo;  ebeuBo  die 
r,  Mitt«il.  S,  93  {Abb. 
Umeu  sogar  Kaasan. 

R,  hros  in  der  Vasen- 

i;  .KrosinderTurra-   | 


kottaplastik*  wäre  ein  noch  mannigfaltigeres 
Thema;  z.  B.  Eros  in  der  Stellung  dea  bar- 
berinlBchen  Fann:  M;ripa  T.  22.  Anacreont. 
S  B.  8  yeä<pt  xttl  m/totK  ftXovyiay  bedarf 

keiner  Erlänterung ;  obscOne  Terrakotta- 
gruppen:  Mabtb4,  catalogna  44. 

■)  P.  UBRBHAim,  Röschere  Lex.  1,2319  ff. 

»)  Odysaeos;  A2.  35,  21  A.  14. 

'")  Z.  B.  aof  MUnzen  von  Capua  (318— 
2G8):  Hbad.  bist  nnm.  S.  29  F.  12. 

"}  Sfiuglinge:  CR.  1859,  133  ff.  1861, 
20 ;  Kind  auf  der  Schulter  eines  Erwachsenen 
reitend,  aof  Dionysos  Qbertragen:  Statue  in 
Athen,  ScnSu..  Mitt.  T.  5,  10  =  Wieseler, 
Theatergeb.  T.  7.  6;  Marmoirelief:  Piraiosi, 
mon.  aep.  II  T,  27;  sonst  Stbphaiii,  ant,  dn 
Bosph.  C.  2, 101;  Bbllobi,  arcus  T.  30;  Wui- 
sblbb,  Denkmäler  II  Mr.  522.  Knabe  mit 
der  Gans:  S.  693;  mit  Ente:  0.  JaHu,  Ber. 
i.  Sachs.  Qes.  184S,  41 ;  CR.  1863,  55. 

")  Eroten  bei  der  Weinlnse,  an  einem 
Silberbecher  nach  Anacreont  3,  18. 

")  AZ.41,44  A.  26. 

"j  S.Z.  B.  Ubuzby,   terreacuite«  T.  53. 


Kap.IZ.    Di«  dritt»  bsUeniatiaoh«  Porlode:   E&nigusit.    (g  8 


709 


Abgesehen  vob  diesen  mehr  oder  weniger  allgemein  menschlichen 
GeisteBrichtungen  machen  sich  noch  andere  Strömungen  bemerkbar,  die 
vorzugsweise  jener  Zeit  allein  anhaften.  Von  allen  Göttern  schien  Dio- 
nysos dem  groBsen  Alexander  am  ähnlichsten,  weil  beide  in  unwidersteh- 
lichem Siegeslaufe  bis  nach  Indien  hinein  vorgedrungen  waren.  Auch  seine 
Nachfolger,  die  Ptolemäer,  die  Seleukiden  und  Mithradates  maskieren  sich 
mit  Vorliehe  als  Dionysos.  Ein  dionysischer  Zug  ist  daher  sehr  zeitge- 
mäsB.  Er  äussert  sich  besonders  in  der  Haltung  des  Kopfes,  welcher  entr 
weder  stark  zurückgeworfen')  oder  pathetisch  gewendet  wird;*)  letztere 
Wendung  mag  man  freilich  an  Frauen  als  Koketterie  auslegen.  Grosse 
Blattkränze,  welche  das  Haar  überragen,  ^  scheinen  von  den  dionysischen 
Orgien  herzukommen.  Die  komische  Seite  der  Weinseligkeit  wird  an 
Süenen  und  alten  Weibern*)  gebildet.  Andersgestimmte  verloren  sich  in 
Mystik.') 

Wir  erinnern,  wie  das  Theater  auf  die  Malerei  einwirkt.  Die  Be- 
geisterung für  die  Orchestik  spiegelt  sich  in  den  graziösen  Figuren  ver- 
hQllter  Tänzerinnen.")  Nachdem  die  isokrat«ische  Schule  den  Grundsatz 
durchgefQhrt  hatte,  dass  ein  bischen  Philosophie  (zumal  etwas  sokratische) 
zur  allgemeinen  Bildung  gehöre,  kann  es  niemand  auffallen,  ihren  Spuren 
auch  in  der  Kunst  zu  begegnen.  Eb  bandelt  sich  hier  nicht  etwa  bloss  um 
Porträte  der  Schulhäupter,  welche  ihre  begeisterten  Jünger  malen,  cise- 
lieren  und  gravieren  Hessen.')  Personifikationen  haben  zwar  nie  gefehlt, 
aber  jetzt  sind  sie,  wie  die  Vasenmalerei  zeigt,  sehr  zahlreich  geworden, 
was  gewiss  der  platonischen  Ideenlehre  zuzuschreiben  ist.*)  Unter  dem 
Einflüsse  der  philosophischen  Komödien  der  Mimen  und  Mimiamben  ent- 
wickelten sich  die  Darstellungen  gewisser  Berufe:  Bilder  aus  dem  Innern 
einer  Flötenschule,  den  Eitnstlerateliers,  Theaterkulissen,  Barbierläden, 
Werkstätten  und  Arbeitszimmern  drängen  sich  ein;^)  Schauspieler,  Musi- 
kanten, Fischhändler  nnd  das  Extrem  der  Armut,  die  Fischer  finden  jetzt 
ihre  Darsteller.  ■")    So  realistisch  als  die  holländischen  ^eu^en-Stücke  oder 

')  G.  EüBTK,  über  PeraonifikatioDen  psy- 
cho) ogiacb  er  Affekte  in  der  Bp9t«ren  Vason- 
malerei,  Berlia  1874.  Zeloa  und  Apate  heben 
Aphrodite  aus  dem  Meere;  Procl.  in  Plat. 
CraL  p.  116  B. 

')  FISteoaohule :  auf  Vasen  freien  Stils 
CR.  186S,  92  ff.;  Eünstleratelier:  BUd  dee 
Pbiliskos  Plin.  35,  143;  Kulissen:  Vase  mit 
Satyrspiel,  H.  III  31;  Wixbeleh,  Theatergeb. 
T.  5,2;  Barbierlitdenu.WorkHtätt*n:  .Pyrei- 
kos*  (der  Name  ist  verderbt)  und  Simoa: 
Plin.  35,  143;  Arbeitszimmer:  Bild  des  Anti- 
phUoa  Plin.  35,  188. 

'")  Schauspieler:  Bilder  des  Apelles 
(Plin.  35,  93),  Aristeides  (100),  Kratinos? 
(140);  Statuen  des  Cbalkostbenes  (Plin.  84, 
87);  Musikanten:  Lymppos  PI.  84,  68,  Leon- 
tiskos  PI.  35.  141;  Fischhändler:  Krater  aus 
Lipara  B.  1864,  55;  Fischer:  PompaianiBche 
""     -,  55;     Mannorkopf    B.  1869. 


>)  CoszB,  Gott  Gel.  Am.  1866,  1138; 
Bbühh,  Sitznngaber.  d.  bayer.  Akad.  18T9,  8; 
.Helios'  in  Venedig  (Dötschko  V  Nr.  98). 

n  Z.  B.  weiblicher  Koloas;  Wolters 
1482;  Rosa,  arch.  Aufa.  I  12.  13;  sterbender 
Alexander,  in  Florenz:  Woltbbs  1417;  in 
Terrakotta  hfinfig.  z.  B.  Naukratis  1  T.  15,  2. 
3.  M&naden  als  Gegenstand  der  Malerei: 
Anacreont  2  B,  3  f. 

')  Viele  Terrakotten  ans  TarsoB,  Attika 

')  Zuerst  StatuettengefSss:  "Eä.  1891 
T.  10  (s.  das.  Wkihsbädfi.  Sp.  143  ff.);  sta- 
tuarisch von  dem  Thebaner  (?)  Myron  be- 
nOtzt  (PUn.  36,  33);  Statnen  im  kapitolini- 
sehen  Museum  (Uelbk),  Führer  Nr.  428)  und 
in  München. 

')  Telttai  Anacreont.  4.  7. 

')  H.  Hbtduianh,  verhüllte  Tfinzerin. 
Bronze  im  Museum  zu  Turin,  Winckelmanns- 
progr.  1879. 

')  Cic.  fin.  5,  1. 


136. 


710 


Klasaische  Kanatarchaologie.    n.  GeBobiohte  der  alten  Konat. 


die  spanischen  Bodegones  wird  man  aber  diese  Malereien  kaum  denken 
dürfen,  da  sie  mit  der  Litteratur  zu  sehr  zusammenhängen.^)  Mehr  als 
einmal  werden  geradezu  Eomödienscenen  abgebildet.^)  Die  modische 
Litteraturgeschichte  hat  ihre  Spuren  in  den  Bildern  aus  dem  Leben  be- 
rühmter Dichter  und  Dichterinnen  hinterlassen.  5)  Zum  Schmucke  der 
Bibliotkek  gehörten,  wie  die  Postamente  im  pergamenischen  Saale  (S.  361) 
zeigen,  die  Statuen  der  berühmtesten  Schriftsteller.*)  Die  von  Aratos 
populär  gemachte  Astronomie  und  die  Zusammentragung  seltener  Mythen 
gaben  wohl  nur  auf  besonderen  Wunsch  Stoff  zu  Darstellungen.  5)  Die 
Rollen  der  alexandrinischen  Bibliothek  dürften  sonst  an  dem  Zeitgeist  un- 
schuldig sein;  die  meisten  waren  doch  bloss  zu  ewigem  Schlaf  dort  nieder- 
gelegt. Nm*  das  Grossstadtleben  hat  die  Gemüter  bald  beeinflusst.  Weil 
der  Gebildete  sich  innerlich  so  weit  von  dem  Landmann  entfernt,  fangt 
der  Grossstädter  an,  den  Bauern  und  Hirten  zu  studieren.  Künstler  und 
Dichter  machen  dieselben  salonfähig,  doch  ohne  Schmutz  und  Löcher  und 
zufrieden  aussehend;  als  Lisignie  hat  der  Hirt  den  Krummstab.«)  Unter 
den  Schattenseiten  des  Landlebens  erkennt  man  höchstens  die  Domen 
an.')  Bäume  und  Felspartien  bringen  die  Votivreliefs,  die  Vegetation 
des  Bodens  mehr  unteritalische  Vasen  herein.  Der  Grossstädter  nimmt 
auch  an  der  Bauernkunst  Interesse,  welche  ihm  weit  zurückgeblieben, 
archaisch  erscheint.®) 

Seit  Euripides  das  schöne  Wort  über  den  Sklaven  gesprochen,  inter- 
essiert sich  Litteratur  und  Kunst  für  denselben;  an  den  attischen  Reliefs 
Hesse  sich  vielleicht  eine  Art  Emanzipation  nachweisen.  JedenfaUs  denkt 
jetzt  mehr  als  einer  daran,  dass  der  Sklave  auch  müde  werde,  und  so 
kauert  in  ziemlich  vielen  BUdwerken  der  eingenickte  Page  neben  seinem 
Herrn.») 

Der  freie  Mann  hinwiederum  pflegte  inmitten  der  Autokratien  seine 
eigene  Individualität.  Die  Porträtkunst  steht  augenscheinlich  sehr  hoch; 
wir  kennen  jetzt  eigene  Porträtmaler,  einen  Dionysios  und  die  auf  Elfen- 
bein malende  Laia  oder  laia.  ^^)  Die  Porträtbüsten  werden  jetzt  auch  nach 
Ausweis  der  Königsbüsten  und  Gemmen  verschiedenartig  behandelt,  mit 
einem  Brustansatz  oder  einem  Gewandstück  versehen. 

Was  aber  diesem  Zeitalter  erst  sein  Gepräge  aufdrückt,  das  ist  der 
Wille  des  Herrschers.  Vom  Könige  hängt  alle  Kunst  ab.  Die  Fürsten 
kreieren  eigene  Arten  von  Silbergefässen^^)  und  ihre  Frauen  neumodische 
Schmuckarten. '  2)  yor  allem  sind  sie  darauf  bedacht,  ihre  Hauptstadt, 
ihre  Burg,  ihr  Grab  zu  schmücken  und  die  Schatzkammern  mit  den  kost- 


0  Über  die  Genremalerei  Gbbhabt,  Ar  eh. 
des  miss.  scient.  2.  s.  V  (1868),  1  ff- 

')  Ealates  Plin.  35,  114. 

3)  0.  Jahn,  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  8,  706  flF. 

*)  Auf  solche  machte  Theokrit  Epigramme 
(6-8  =  20.  16.  17). 

*)  Vgl.  Anacreont.  3.  4. 

^)  Statue  auf  dem  römischen  Forum: 
Plin.  35,  25. 

')  Efaer  zieht  bei  Theokrit  3,  50  ff.  dem 
Kameraden  einen  Dom  aus  dem  Fusse. 


^)  Vgl.  Theocrit.  10,  34;  zur  Bauemkunst 
gehören  mehrere  spartanische  Grabsteine,  z. 
B.  Lb  Bas,  mon.  fig.  T.  95.  97,  98. 

^)  Fiflorouische  Ciste;  Grabrelief:  A. 
1876  T.  H;  Terrakottagruppe  aus  Eleinasien: 
Arch.-ep.  Mitt.  7,  198  T.  4. 

»«)  Plin.  n.  h.  35, 148  u.  113.  147. 

^*)  Uyrtyoyldss  und  SeXevxides:  Plut 
Aem.  Paul.  33. 

^^)  Paul.  Diac.  p.  20  Ar8in(o)eum]  oma- 
mentum  capitis  muliebris. 


Kap.  Z.    Die  griephiBoh*rOmiache  Zeit.    (§  350.) 


711 


barsten  Dingen  zu  füllen J)  Sie  gestalteten  ihre  Vergnügungen  zu  Fee- 
erien;  wir  wollen  als  Beispiel  die  Nilbarke  Ptolemaios'  Philopator  an- 
führen.*) Um  auch  ihr  Volk  zu  zerstreuen  und  den  Fremden  zu  imponieren, 
unternahmen  die  Könige  prächtige,  ja  feenhafte  Schaustellungen,  wofür 
schon  Alexander  der  Grosse  in  dem  Scheiterhaufen  seines  Freundes  He- 
phaistion  ein  Muster  geliefert  hatte.  ^)  Seine  Generale  besorgten  dann 
ihm  selbst  einen  grossen  Leichenfestwagen.*)  Später  wetteiferten  Ale- 
xandrien  und  Antiochien  in  prunkvollen  Prozessionen  und  Volksfesten  mit 
einander.*)  Hieron  ü.  heckte  gar  den  abenteuerlichen  Gedanken  einer 
schwimmenden  Schaustellung  aus.^)  Endlich  werden  jetzt  Grundzüge  der 
Art,  wie  man  Könige  und  Königinnen  königlich  darstellt,  gezogen;^)  Dio- 
nysos oder  Herakles  sind  die  Vorbilder  des  jugendlichen  Herrschers,  andere 
tragen  gleich  Helios  die  Strahlenkrone,  Fürstinnen  lehnen  vornehm  nach- 
lässig in  ihrem  Stuhl  wie  Agrippina  ®)  oder  werden  von  Vögeln  zum  Olymp 
emporgetragen. 

Dieser  Vergöttlichung  gegenüber  predigen  die  Kyniker,  wie  einst 
Rousseau,  mit  Erfolg  Natur,  ohne  doch  bei  den  Künstlern  viel  Erfolg  zu 
erzielen.  Nichtsdestoweniger  darf  man  ihnen  ein  originelles  Werk  gut- 
schreiben, das  wie  ein  modernstes  Pleinairbild  anmutet;^)  einige  athenische 
Handwerker  oder  Bauern  stellt  es  bis  auf  die  wegstehenden  Ohren  photo- 
graphisch getreu,  ohne  irgendwelches  künstlerische  Arrangement,  aber  mit 
ausserordentlicher  Sorgfalt  dar.  Die  kynische  Freude  am  Natürlichen 
mögen  wir  in  dem  „ungekehrten  Saal^  des  Sosos  (S.  680)  erkennen,  der 
nach  der  Andeutung  eines  Komikers  nicht  allein  stand,  i^)  Dies  ist  die 
Kehrseite  der  glanzvollen  Periode. 

Litter atur:  Helbig,  Untersachungeii  über  die  campaniscbe  Wandmalerei,  Lpg. 
1873;  Rhodos:  Eitner,  die  rhodische  Künstlerschule,  Wöhlau  1880;  Pergamon:  L. 
ScHWABB,  Pergamon  u.  seine  Kunst,  Tübingen  1882;  Reiffbbscheid,  zur  pergamen.  Kunst, 
Breslau  1882;  Gallien:  An.  Barthelemt,  Ra.  n.  s.  10,  1  ff.;  Ägypten:  Michaelis,  Verb, 
d.  Züricher  Phil.-Ver8.  S.  34  ff.;  Schbeibeb,  die  Wiener  Brunnenreliefs  aus  Palazzo  Grimani, 
Lpg.  1888;  die  Götterwelt  Alezandriens,  Verb.  d.  Philologen vers.  in  Görlitz  S.  307  ff.;  die 
Barockelemente  d.  heilenist.  Kunst,  Verb.  d.  Münchner  Pbil.-Ver8.  S.  73  ff.;  die  alexandrin. 
Toreutik  I.  Abb.  d.  sftcbs.  Ges.  14,  273  ff.  m.  Abb.  u.  5  T.  Über  den  gescbichtl.  Hintergrund 
Dbotsen,  Geschichte  des  Hellenismus,  2.  Aufl.  1877—8  (auch  franz.);  B.  H.  Heoewisch,  über 
die  griech.  Kolonien  seit  Alexander  d.  Grossen,  Alt.  1811 ;  M.  Ebdmann,  zur  Kunde  d.  heilenist. 
Städtegründungen,  Progr.  d.  prot.  Gymn.  in  Strassburg  1883  m.  K.;  Ed.  Hibschfeld  (S.  370); 
G.  Radet,   de  coloniis  a  Macedonibus  in  Asiam  eis  Taurum  deductis,   tb^se  v.  Paris  1892. 

Kap.  X.    Die  griechisch-römische  Zelt. 

(63  V.  Chr.— 285  n.  Chr.) 

T.  17. 18.  19. 

350.    »Wie  die  See  die  Ströme,  nimmt  Roms  Geschichte  die  aller 

anderen  Völker  auf,   welche   früher  in   der  Welt  um   das  Mittelmeer  ge- 


1)  Z.  B.  Appian.  Mithr.  23.  115;  Florus 
2,20. 

2)  Athen.  5,  38.  39. 
»)  Diod.  17,  12. 

^)  Diod.  18,  26.  27. 

^)  Alezandrien:  Athen.  5,25—45;  Adonis- 
fest  Theoer.  15,  78  ff.;  Antiochien:  Athen. 
5,  22-24. 


«)  Athen.  5,40-44. 

^)  Menander  monost.  79  ßaaiXeia  d*  eUtov 
iauy  ifitpvxog  9e6g, 

8)  Hetdbmann,  Mitteil.  S.  72  f. 

«)  A.  1876,  176  ff.;  AA.  1893, 77  f.  m.  Abb. 

*°)  Hesych.  &QayayQdg>ovg  (was  nur 
.Nachtstuhlmaler"  bedeuten  kann). 


712 


KlaBaiaohe  Knnatarohäologie.    II.  Qeaohichte  der  alten  Kniut« 


nannt  worden  waren/  Diese  Worte  Niebuhrs  können  auch  die  Kunstge- 
schichte der  sogenannten  römischen  Periode  eröffnen.  Als  alle  ansehn- 
lichen Keiche  in  das  römische  aufgegangen  waren,  suchte  die  Kunst 
notgedrungen  Rom  auf  und  sie  wurde  dort  gerne  aufgenommen.  Die 
republikanischen  Grundsätze  der  verflossenen  Jahrhunderte  brachen  unter 
Sullas  Diktatur  zusammen,  sowie  die 'eifersüchtige  Beobachtung,  ob  keiner 
sich  etwa  vor  den  andern  äusserlich  hervorthäte,  aufhörte.  Nun  entfaltete 
sich  das  weltbekannte  Genussleben  und  Prahlen,^)  wobei  die  Kunst  nicht 
das  unansehnlichste  Werkzeug  war.  Die  ungekrönten  Herrscher  des  römi- 
schen Volkes  und  ihre  legitimen  Nachfolger  fanden  sich  leicht  in  die 
Rolle,  soviel  zu  bauen  und  für  die  Kunst  zu  thun,  als  die  makedonisch- 
griechischen Herrscher  zusammen  ausgegeben  hatten;  aus  Sueton  sehen 
wir,  dass  zu  einer  richtigen  Kaiserbiographie  ein  Register  der  Bauten  ge- 
hörte. Doch  brauchten  die  Künstler  durchaus  nicht  auf  den  Kaiser  allein 
ihre  Hoffnung  zu  setzen.  Die  Grosskapitalisten  waren  seit  dem  hanni- 
balischen  Kriege  so  zahlreich  geworden,  dass  es  vielleicht  noch  nie  auf 
der  Welt  so  viele  Millionäre  beisammen  gegeben  hat.  Sie  verwendeten 
nun  einen  beträchtlichen  Teil  ihres  Reichtums,  um  ihre  Umgebung  fürst- 
lich einzurichten  und  fügten  zu  den  allgemein  menschlichen  Leidenschaften 
damals  zwei  modische,  die  Bauwut  und  die  Sammelwut.*)  Statt  der 
Tempel  waren  Stadthäuser  und  Villen  die  Orte,  wo  das  Kunstleben  zu  der 
glänzendsten  Entfaltung  gelangte.')  Vergeblich  suchte  Augustus  teils 
durch  Luxusedikte  und  persönliches  Beispiel,  teils  durch  Anregung  zu 
religiösen  und  gemeinnützigen  Bauten  dieser  egoistischen  Strömung  Ein- 
halt zu  thun.^)  Da  auch  verschiedene  Kaiser  ihre  Individualität  sehr  sub- 
jektiv hervorkehrten,  fällt  die  gemeinsame  Grundanschauung,  die  wir  bis- 
her überall  gefunden  haben,  teUweise  weg  und  Mode  und  Laune  vermögen 
mehr  als  je  zuvor.  Wie  immer  aber  der  Geist  der  Zeit  sein  mag,  er 
kommt,  wie  sich  versteht,  in  der  Reichshauptstadt  zum  deutlichsten  Aus- 
druck, doch  sind  die  Sommerfrischen  als  Kolonien  des  hauptstädtischen 
Lebens  zu  betrachten  und  das  zum  grossen  Teil  in  den  Händen  von  Haupt- 
städtern befindliche  italische  Land  behauptet  nur  ausnahmsweise  seine 
Selbständigkeit,  besonders  da  die  Neubauten  der  Munizipien  unter  Auf- 
sicht des  Kaisers  stehen.^)  Zuerst  also  soll  von  Rom  selbst  und  dessen 
Dependenzen  gesprochen  werden. 

Um  mit  dem  Materiellen  zu  beginnen,  so  zeichnet  die  Internatio- 
nalität  der  Mittel  diese  Periode  vor  anderen  äusserlich  ebenso  glänzenden 
aus.  In  Rom,  dem  Mittelpunkte  der  Welt,  strömten  alle  kostbaren  und 
schönen  Produkte  von  sämtlichen  Teilen  des  Reiches  zusammen,  worunter 
sich  auch  alle  Arten  schöner  Steine  befanden.  Der  Fiskus  annektierte 
überseeische  Steinbrüche  von  Wert  und  betrieb  sie  durch  eigene  Sklaven.^) 


')  M.  Baudbillabt,  histoire  du  luxe 
privö  et  publique,  Bd.  II ',  Paris  1880;  Fribd- 
LÄNDER,  Bilder  aus  der  Sittengeschichte 
Roms  u.  a.,  s.  Voigt,  röm.  Privataltertümer 
§25. 

')  Marc  Aurel  rühmt  sich,  vom  Vater 
her  zu  sein   ov/l   (piXoix6&o/xog  (1,  16  p.  8, 


20  Stich);  aber  das  Sammeln  S.  33. 

>)  Vgl.  Sallust.  Gatil.  12,  3 ;  Manil.  5, 
507;  Lucan.  10,  111. 

*)  Hör.  c.  2,  15, 17  flF.;  Suefc.  Aug.  72.  28. 
30.  29. 

*)  Dig.  50,  10,  3. 

^}    So    die    karystischen,    pentelischen , 


\%t 


Kap.  X.    Die  griedüach-rOmiache  Zeit.    (§  350.) 


713 


Am  Tiber  landeten  unaufhörlich  Schiffe  Steinblöcke  in  solcher  Menge,  dass 
die  Behörden  die  Anzeichnung  von  Lagerplatz  und  Besitzer  durchführten.^) 
Von  hier  aus  schleppten  dann  zahlreiche  Gespanne  die  Säulen  und  Quadern 
durch  die  Strassen.*)  Die  Marmorbrüche  von  Luna  (Carrara)  lieferten  jetzt 
ihren  schneeweissen  Stein,  der  in  Augustus'  Zeit  für  den  schönsten  ge- 
golten zu  haben  scheint.')  Von  den  griechischen  Marmorarten  gelangte 
zuerst  der  hymettische  nach  Rom,  hierauf  der  karystische  {cipollino)^ 
welchem  nur  der  thasische  in  der  Gunst  des  grossen  Publikums  gleich 
kam.*)  Der  pansche  Marmor  war  das  Ideal  der  Weisse  und  wurde  mit 
dem  pentelischen  von  den  Anhängern  des  strengen  Hellenismus  bevor- 
zugt.*) Die  bei  der  phiygischen  Stadt  Synnada  gelegenen  Brüche  von 
Dokimion  lieferten  einen  wegen  seiner  Buntheit  gesuchten,  teueren  Stein 
(pavonazzetto),  zu  dessen  Transport  der  See  von  Nikomedien  gute  Dienste 
leistete.^)  Überhaupt  wurden  jetzt  die  Mineralschätze  Eleinasiens,  das  an 
bunten  Marmorarten  so  reich  ist,  erschlossen;  wir  nennen  wenigstens  den 
Marmor  von  Prokonnesos  {Bianco  e  nero  antico)  und  lassos  {Claudianum, 
Porta  Santa)  und  den  korallitischen  Stein.')  Überhaupt  wird  keine  Marmor- 
art an  das  Tageslicht  getreten  sein,  ohne  dass  man  sie  zeitweise  nach 
Rom   gebracht  hätte.®)     Besondere  Wichtigkeit   gewannen   die   farbigen 


phrygischen  und  ägyptischen.  Über  Stein- 
brüche und  Bergwerke  MABquABDT,  Staats- 
verwaltung 11 «  259  ff. 

*)  Brnndobf  u.  ScbOnb,  lateran.  Museum 
S.  853  ff.;  Landungsplätze:  Henzbn,  A.  1843, 
333  ff.  B.  1859,  68.  1870,  9  ff.  1872,  134  ff.; 
Brüzza,  A.  1870,  106  ff.;   B.  com.  19,  45  ff. 

'»)  TibuU.  2,  3,  43  f.;  Plin.  pan.  51. 

*)  Verg.  Aen.  7,  720  m.  Servius;  vgl. 
Plin.  36,  14;  monolithe  Säulen  von  Mamnrra 
verwendet:  das.  §  48;  vgl.  K.  0.  Mülleb, 
Etrusker  I «  99  ff.;   Bbüzza,  A.  1870,  166  ff. 

*)  Hy  mettisch  (Marmo  statuario  greco 
fetido):  Säulen  Plin.  36,  7,  vgl.  8,  53.  17,6 
(von  dem  Redner  Grassus  [t  91]  verwendet); 
Architrave:  Hör.  c.  2,  18,  8;  vgl.  Strab.  9, 
399;  Val.  Max.  9,  1,  4;  Venus  von  Arelate; 
„Spes"  in  der  Glyptothek  Nr.  45;  Säulen  im 
Mittelschiff  von  8.  Maria  Maggiore  und  S. 
Pietro  in  vincoli ;  karystisch:  zuerst 
Säulen  im  Hause  des  Mamurra,  Com.  Nep. 
bei  Plin.  36, 48;  Neptunporticus  des  Agrippa; 
Strab.  9,  437;  Tibull.  3,  3, 14;  Sen.  Tro.  846; 
Plin.  36,  49  (für  crustae);  Stat.  silv.  1,  2, 
149.  5,  34.  2,  2, 93  f.;  Die  Chrys.  79, 2;  Por- 
ticus  des  Tempels  des  Antoninus  und  der 
Faustina;  Capit.  v.  Gord.  32;  Sidon.  Ap.  ep. 
2,  2;  häufig  in  Rom  gefunden:  Bbuzza  a. 
0.  p.  140;  Thasisch:  (Plut.  Cat.  min.  11;) 
Vitr.  10,  7,  15;  Sen.  ep.  mor.  13,  1  (86),  6; 
Stat.  silv.  1,  5,  34  f.  2,  2,  92;  Suet.  Nero  50; 
z.  B.  Euripides  im  Vatikan,  Braccio  nuovo  81 ; 
Belag  der  Cestiuspyramide  nach  Bbllobi. 

*)  Hör.  c.  1,  19,  6;  Ovid.  am.  1,  7,  52; 
Sen.  Hippol.  798;  Val.  Fl.  2,  466.  Sehr  kühl 
spricht  Plin.  86,  14. 


[  «)  Säulen:   basilica  Pauli  PUn.  36,  102; 

Hör.  c.  3,  1,  41  (vgl.  Porphyrie);  Tibull.  3,  3, 

13.  13,  41;  Ovid.  ep.  15,  24.  21,  142;  Strab. 
9,  437;  Stat.  silv.  1,  5,  37  ff.  2,  2,  87  ff.;  Juv. 

14,  307;  Claudian.  in  £utr.  2,  271;  Sidon  c. 
22,  137;  Paul.  Sil.  2,  205;  vgl.  Die  Chr.  79, 
2;  Lucian.  Hipp.  6;  Paus.  1,  18,  8.  9;  in 
Smyma  GIG.  3148;  Säulen  in  der  Pauls- 
kirche und  S.  Lorenzo  fuori  le  mura;  In- 
schriften der  Bergwerke  CIL.  III  P.  71.  Eph. 
ep.  V  S.  47  ff.;  Steinbrüche  bei  Eski-Eara- 
hissar,  abgeb.  Texieb,  descr.  de  TAsie  min. 
I  T.  55. 

^)  Prokonnesos:  für  das  Maussolleum 
verwendet,  Vitr.  2,  8,  10;  Plin.  36,  47,  vgl. 
5,  44;  GIG.  III  3386;  Scriptores  Langobard. 
p.  313,  3.  829,  14;  in  Ravenna  sehr  häufig; 
lassos,  fein  und  dicht  in  allen  Farben 
ausser  Grün:  zu  Inkrustationen,  Gesimsen 
und  Säulen  viel  verwendet;  Capitol.  Gord. 
3,  32;  Paul.  Sil.  2,  213;  an  der  porta  santa 
der  Peterskirche;  Säulen  dortselbst  und  in 
S.  Agnese  fuori  le  mura;  mehrere  Brunnen- 
schalen ;  marmor  coralliticum  (elfenbeinartig): 
Plin.  36,  62;  CILat.  XIV  2853  (carolitica); 
daraus  Antinoos  Mondragone;  Marmor  Ly- 
dium  {R088O  hrecciato  tipo\  milchweiss  auf 
roiviolettem  Grund :  Paul.  Sil.  II  215 ;  pälom- 
hino:  Bilderchroniken  und  Relieffragment 
eines  Künstlers  von  Aphrodisias,  Löwy871; 
phengites  (bianco  e  gidÜo)  aus  Eappadokien 
und  Armenien:  Suet.  Domit.  14;  grauer  (higio 
antico)  aus  Milet:  Stein  mit  der  Inschrift: 
ex  ratione  marmorum  Milesiomm. 

^)  Geblümter  Marmor  von  Epirus  {fiore 
di  persico)  mit  violetten  Flecken  Paul.  Sil. 
2,  131;   Cap.  Corsini  im  Lateran;   2  Säulen 


714 


SlasBische  KmiBtarchäologie«    IL  Gescliichte  der  alten  KniiBt. 


Porphjrre  und  Basalte,  welche  bisher  fast  ganz  auf  Ägypten  beschränkt 
gewesen  waren.  Von  dort  kam  roter  und  grüner  Porphyr,  sowie  der  rot- 
violette, grossgefleckte  porfido  brecciato  und  der  tiefgrüne  oder  schwärz- 
liche Basalt.  *)  Der  grüne  „lacedämonische  Marmor"  {Porfido  verde  afUico)^ 
ein  dunkellauchgrüner  Labradorporphyr  mit  lichtgrünen  Erystallen  wurde 
bei  Erokeai  im  Taygetos  gebrochen.^)  Nordafrika  lieferte  den  schönen 
roten  „numidischen  Marmor''  {Rosso  antico)  und  den  gelben  mauretanischen 
Stein.**)  Halbedelsteine  wurden  bis  zur  Grösse  von  Säulen  gebrochen/) 
der  reale  Grund,  auf  welchem  die  Vision  des  himmlischen  Jerusalem  ruht. 
Ausserdem  brachte  der  überseeische  Handel  noch  manche  Rarität  aus  der 
Ferne,  z.  B.  dunkelbraunen  Stein  aus  Ceylon.*)  Die  Einfuhr  fremder 
Steine  griff  weit  über  Rom  bis  in  die  Berge  hinein.«) 

Diese  Internationalität  der  Mittel  beförderte  die  Vermischung  der 
örtlichen  Bildhauermanieren,  so  dass  sich  solche  nur  in  der  ersten  Gene- 
ration bemerkbar  machten;  ausserdem  führte  der  Überfluss  an  farbigen 
Steinen ')  zu  Ungunsten  der  Bemalung  die  Polychromie  der  Stoffe  herbei,  *) 
welche  uns  jetzt  nur  deshalb  seltsam  berührt,  weil  die  alte  Bemalung  der 
ganz  oder  nahezu  weissen  Statuen  gänzlich  oder  beinahe  geschwunden  ist. 
Die  unruhig  gefleckten  und  auffallend  geäderten  Steine  passen  allerdings 
besser  zu  polierten  Flächen,  in  denen  das  Licht  ohnehin  vibriert,  als  zu 
Statuen,  wo  es  eines  feinen  Farbengeschmackes  bedarf,  um  den  Stein  mit 
dem  Gegenstande  in  Harmonie  zu  bringen.  Nicht  sonderlich  geschmack- 
voll mutet  die  naturalistische  Verwendung  des  roten  Steines  an,  um  den 


in  S.  Antonio  de*  Portogbesi ;  skyrisch: 
fQr  Bauten  Strab.  9,  5,  16  p.  437;  ein  Block 
am  Tiber  B.  1870»  11;  melisch  {lAicuUeum): 
Plin.  36,  50:  aus  Teos:  Dio  Chrys.  79,  2; 
chiisch  (Marmo  africano):  bunt  aber  dunkel: 
Stat.  silv.  2,  2,  93;  St.  Peter:  Tronk  im  Ok- 
tagon  des  Vatikans;  lesbisch:  Julia  Pia  im 
Vatikan  Nr.  120  und  die  kapitolinische  Venus: 
schneeweisser  aus  Tyros  und  Sidon:  Stat. 
silv.  1,  5,  38. 

0  S.  290;  vgl.  Dio  Chrys.  79,  2;  Por- 
phyrstatuen unter  Claudius  ans  Ägypten  ge- 
bracht: Plin.  35,  11;  Büsten  und  Statuen  aus 
rotem  Porphyr,  in  den  römischen  Museen 
häufig ;  grüner  Porphyr  besonders  für  Säulen 
und  Gefässe  verwendet  Vgl.  Visconti,  Mus. 
Pioclem.  6,  228  ff. ;  Brüche  von  Syene :  Le- 
TBONifE,  inscr.  II  197,  449;  Säule  aus  Porfido 
brecciato  im  Museo  Pioclementino ;  aus  Ba- 
salt: Skulpturen,  Vasen,  Wannen  u.  dgl.  Von 
Passt  ist  ein  Werk  über  die  Porphyrskulp- 
turen in  Aussicht. 

2)  Tibull.  3,  3,  14;  Strab.  8,  367;  Plin. 
36,  55;  Stat.  silv.  1,  5,  40.  2,  2,  90  f.;  Paus. 
3,  21,  4.  2,  3,  5;  Lucian.  Hipp.  5;  Lamprid. 
Heliog.  23;  Expos,  mundi  52;  zwischen  Ma- 
rathonisi  und  Levetzowa  zu  finden:  Exp. 
scient  de  Moröe,  g^ol.  S.  113  ff.;  A.  Delesse, 
A.  des  mines  Xll  (Paris  1848),  195  ff.;  Boss, 
griech.  Königsreisen  2, 240  f.;  Fiedleb,  Reisen 


1,  326  ff.;  CüBTivs,  Peloponnes  1,  34.  206. 
266  f.  308.  322  f.;  er  kommt  selten  in  grös- 
seren Stücken  vor,  weshalb  zwei  Dresdner 
Vasen  zusammengesetzt  sind;  schwarzer  Por- 
phyr von  Tainaron:  Tibull.  3,  3,  14;  Propert. 
3,  2,  16;  Stücke  im  kapitolinischen  Museum, 
sehr  grosse  Tischplatte  im  Palazzo  Altemps. 

*)  Rosao  antico  aus  Oran :  für  Säulen,  Suet. 
Jul.  85;  Juven.  7, 182;  vgl.  Hör.  ep.  1, 10, 19; 
Stat.  silv.  1,  5,  36;  Plin.  5,  3.  36,  6;  Lucian. 
Hipp.  6;  zwei  kolossale  im  Palazzo  Rospigliosi. 
14  Stufen  am  Altar  von  S.  Prassede;  sehr  viele 
Gesimse  und  Kapitelle,  auch  Wannen  (Mus. 
Pioclem.  439)  und  Statuen.  GiaUo  antico 
(numidisch  nach  Stat.  silv.  2, 2, 92,  vgL  Sidon. 
paneg.  Major.  37,  aus  Mauretanien  nach  Paul. 
Sil.  II  217);  Brüche  bei  Simittu  (Schemtu)  in 
Tunis  mit  Inschriften  griechischer  Straf- 
arbeiter (Ra.  42,  21  ff.);  Säulen  im  Pantheon. 
Lateran  und  am  Konstantinsbogen.  Aus 
Afrika  kam  auch  bunte  Breccia,  z.  B.  dunkel- 
gelbe mit  pfauenfarbigen  Wellen  (zwei  Säulen 
in  Grottaferrata). 

*)  Onyx:  Plin.  36,  59.  60;  Jaspis,  bei 
Gortys:  Pbokesch,  Denkw.  1,  600. 

^)  Plin.  6,  24,  nach  Ravbstbik  (mus^ 
p.  558)  Nr.  48  ,alabastro  tartarugato  scuro*. 

•)  Juven.  14,  89  f. 

^)  Vgl.  Strabo  9,  437. 

^)  S.  301 ;  Daphne:  Anth.  Lat  352  B. 


Kap.  X.    Die  grieohisoh-rOmuohe  Zeit.    (§  351.) 


715 


weinvollen  dionysischen  Kreis  einschliesslich  Pan  ^)  oder  gar  den  geschun- 
denen Marsyas  darzustellen.') 

Wir  brauchen  ausserdem  nur  kurz  hervorzuheben,  dass  die  Verwen- 
dung edler  Metalle  in  der  Kunst,  wenn  möglich,  noch  stieg  —  die  In- 
schriften erwähnen  oft  silberne  Götterbilder  —  und  dass  der  Bernstein 
wieder  stärker  in  die  Mode  kam. 3) 

361.  Die  Kostbarkeit  stand  keineswegs  über  der  Schönheit,  im  Gegen- 
teil war  der  Schönheitssinn  jener  verwöhnten  Menschen  sehr  ausgeprägt. 
Von  einer  Statue  beanspruchte  man  in  jeder  Einzelheit  untadelhafte  Schön- 
heit.*) Die  Schriftsteller  lassen  deutlich  genug  die  Ansichten  ihrer  Zeit 
erkennen.  Es  genügt  hier,  aus  dem  reichen  Materiale  einiges  von  Be- 
deutung hervorzuheben.^)  Natürlich  gebührt  der  Vorrang  den  Frauen, 
welche  jetzt  im  Vereine  mit  den  Männern  beginnen,  die  Regeln  ihrer 
Schönheit  zu  studieren  und  den  Mängeln  der  Natur  nachzuhelfen.  Über 
das  jungfräuliche  Mädchen  stellt  man  die  reife  Frau.^)  Niedere  Stime 
unter  krausem  Haar,  volle  Wangen,  an  welche  die  langgeschwungenen 
Augenbrauen  angrenzen,  kleiner  Mund,  darüber  eine  ebensolche  Nase 
(manchen  gefiel  eine  leicht  gebogene)  machten  die  Schönheit  des  Gesichtes 
aus,  welches  auf  einem  zarten  Halse  ruhen  sollte.^)  Straffe  jugendliche 
Brust,  hohe  schmale  Hüften,  schlanker  Unterleib  auf  kleinen  Füssen  und 
des  ganzen  Körpers  hoher  Wuchs  werden  gerühmt.  Längliche  schmale 
Hände  vollendeten  das  Schönheitsideal.  Griechische  Libertinen  machen 
kokette  Einfachheit  der  lakonischen  Frisur  populär;  um  das  Ende  der 
Republik  gilt  ein  Knoten  über  der  Stirn  für  schön.®)  Aber  während  der 
Regierung  des  Augustus  beginnen  in  Rom  die  Friseure,  welche  schon  vorher 
in  Alexandrien  so  wichtig  wie  im  alten  Ägypten  gewesen,  zu  Künstlern,  die 
zahllose  Moden  schaffen,  aufzusteigen,  und  so  werden  die  weiblichen  Fri- 
suren ein  Hilfsmittel  zur  Zeitbestimmung  von  Bildern.®)     Unter  Augustus 


*)  Büste  des  indischen  Bakchus  im 
Louvre;    Pansbüste   in  Rom  (Borioni  T.  1). 

')  Kleiner  Torso  ans  Alexandrien,  in 
Boston;  Anth.  Lat.  353,  2B.;  gemildert  zu 
grossen  roten  Flecken  in  der  Rotunde  des 
kapitolinischen  Museums. 

3)  S.  197;  Dio  Chrys.  79,4;  S.  Mobawski, 
po  jantar  hursztvn  wyprawa  rzymska  do 
ujscia  Wisly  z  zozkacn  cesarza  Nerona,  Kra- 
kau  1894. 

*)  Sen.  ep.  65;  Philostr.  v.  Ap.  6,  9;  Pro- 
klos in  Tim.  p.  81  d ;  Theophyl.  Simoc.  ep.  37 
u.  A. 

^)  Fb.  Jukiüs,  de  pictura  hat  einiges  ge- 
sammelt; s.  auch  R.  BuBN,  Roman  litterature 
in  relation  to  Roman  art,  London  1888. 

*)  Ausser  den  Lyrikern  s.  Flut.  Anton. 
25  a.  E. 

^)  Stirn:  z.  B.  Petron.  126;  Martial.  4, 
42  (eine  hohe  heisst  in  höflichem  Stil  er- 
haben: Stat.silv.  1,2,113);  Haar:  Petron.128; 
Martial.  10,  65;  Wangen:  Lactant.  opif.  dei 
10;  Augenbrauen:  Petron.  126;  Nase:  Catull. 


44;  Petron.  a.  0.;  Mund:  Ovid.  met.  1,  499; 
Petron.  a.  0.  (nach  Praxiteles ;  Gebhabd, 
Berlins  ant.  Bildw.  S.  46  vergleicht  die  Ar- 
temis Colonna  in  Berlin);  Apul.  met.  10,  22; 
Kinn  mit  Grübchen:  Varro  sat.  Men.  371; 
Hals:  Lucian.  gallus  17;  Mus.  Borb.  11, 
2;  Brust:  Stat.  silv.  1,  2,  271  f.;  Prep.  1, 
2,  2;  Apul.  Anth.  114,  10  B.;  dagegen  voller 
Busen:  Sen.  Anth.  39,  3  B. ;  Hüften:  Ovid. 
a.  a.  3,  780,  vgl.  am.  1,  5, 22;  Hör.  s.  1, 2,  93; 
hohe  Gürtung  Ov.  met.  6, 59;  z.  B.  Guattani, 
mon.  ined.  1805  T.  24;  auffallend  schlank 
z.  B.  MB.  5,  47;  Unterleib:  Ovid.  am.  1,  5, 
21;  Füsse:  Ovid.  am.  3,  3,  7 ;  Wuchs: 
Prep.  2,  2,  5;  Ovid.  a.  a.  1,  624,  vgl  3,  276; 
durchsichtig  zart:  Apul.  met.  10,  22. 

•)  Ovid.  a.  a.  3,  139;  Rom.  Mitt.  2,  7  flf.; 
anonyme  Büste  Museo  Chiaram.  263. 

»)  Hör.  c.  2, 11,  23  f.;  Prep.  1,  2, 1 ;  Ovid. 
am.  2,  8,  1.  a.  a.  3,  133  flF. ;  Stai  silv.  1,  2, 
116;  vgl.  JoH.  H.  Kbause,  Plotina,  Lpg.  1858 
S.  148  flF.  T.  2-5;  J.  A.  C.  van  Hbusdb,  haar- 
dragt  en  haartool  der  romeinsche  vrouwen. 


716 


SUMtaDhe  EonBuroulologi«.    u.  QMotaiatate  der  Uten  Kniut. 


z.  B.  lassen  sich  die  Damen  die  Haare  brennen, ')  unter  Nero  kommt  der 
Xackenchignon  auf,  *)  im  zweiten  Jahrhundert  streift  Höhe  und  Form  der 
Frisuren  fast  an  Mauerkronen.  Der  Schmuck  verschlingt  ungeheuere 
Summen.  Mit  der  Libertine  wetteiferte  die  Matrone,  soviel  als  anging, 
von  den  Reizen  ihres  Körpers  durch  die  feinen  Bnissastoffe  aus  Eos  zu 
enthüllen;')  die  linke  Schulter  wird  oft  tief  entblösst.^)  Yon  Mannes- 
schönheit ist  selten  die  Rede  ausser  etwa  hinsichtlich  des  Haares  und  der 
Augen;  aber  der  feine  Römer  erscheint  doch  etwas  schauspiolermässig  in 
kunstvoll  drapierter  Toga,  welche  hie  und  da  aus  durchsichtigem  Stoffe 
gefertigt  ist.'')  Ein  Caesar  verdeckt  sein  dünnes  Haar  mit  dem  Lorbeer^ 
kränze  und  ein  Augustus  trägt  höhere  Sandalen.  Die  Bartmode  wechselte. 
Hadrian  war  der  erste  Kaiser,  welcher  den  „philosophischen"  Vollbart 
trug,  doch  scheint  diese  Sitte  schon  unter  Trajan  begonnen  oder,  vielleicht 
besser  gesagt,  nie  aufgehört  zu  haben.^)  In  der  Zeit  von  Mark  Aurel 
biß  Caracalla  wird  Backen-  und  Schnurrbart  ganz  kurz  getragen.')  Nicht 
immer  hat  man  das  Stirnhaar  gleich  gekämmt,  sondern  z.  B.  unter  Augustus 
steil  emporgestrichen. '^)  Nach  tiriechenart  begeistert  man  sich  dagegen 
für  Knaben  uad  angehende  Jünglinge.  Je  mehr  sie  Mädchen  glichen, 
desto  schöner  schienen  sie,  daher  gelten  für  sie  die  gleichen  Schönheits- 
regeln.")  Augustus  und  Tiborius  umgaben  sich  zu  Hause  mit  einem  Chor 
nackter  Knäblein,  wie  solche  die  Kunst  überall  in  allen  möglichen  Situa- 
tionen, z.  B.  liegend,  miteinander  ringend  oder  fechtend,  eine  Weintraube 
haltend  u.  dgl.,  anbringt. '"}  Die  Neigung,  Hermaphroditen  darzustellen, 
—  Polykles  (S.  673)  hatte  sie  in  die  Plastik  eingeführt  —  wurde  wohl 
durch  das  Prodigium  unter  Kaiser  Claudius  angeregt,  n) 

Die  Moralhegriffe  waren  sehr  schwach,  wenn  wir  auf  die  Privat- 
anschauungen sehen;  offiziell  gab  es  aber  Zeiten,  wo  die  Kaiser  die  , Ro- 
mana severitas"  stärker  betonten,  z.  B.  unter  Augustus  '^)  und  nachdem 
Domitian,  der  einen  sehr  freien  Ton  angegeben  hatte,  gestürzt  war.  Von 
Kaiser  Tiberius  dagegen,  der  ebenfalls  strenge  erschien,  wusste  man,  dass 
er  lascive  Bilder  und  Figuren  Hebte.")    So  spalten  sich  die  Kunstwerke 


■)  Ovid.  a 


:.  1,  U,  25  ff. 


var.  I  T.  11;  Kopf 

3521 1,;  Elektrik  in  Neapel  u.  A. 

•)  Horat.  8.  1,  2,  47.  101  ff.  vgl.  c.  4,  13, 
13;  TibuU.  2,6,35  (mit  üoldföden);  Prop. 
1.  2,  1.  4,  2,  23;  im  Bilde  Anthol.  Lat.  213 
B.  —  Matronen:?  Ov.  a  a.  2,  298;  Prop.  1, 
2,2;  Petron,55;Seii.  benef.  7,9;  vgl.  Martial. 
8,  68;  Son.  ep.  90;  Änth.  Lat.  23,  3  f.;  viele 
Statuen  der  aog.  Venus  Genetrix,  BOgnr  einige 
der  Juno:  in  Gemälden  z.  B.  MB.  4,  8  (Glek- 
tra!).  8,5.  11,  2.  3.  17.  14,  33;  raffiniert 
dtlnn  an  der  Nereide  in  Venedig:  Clabac 
746,  1802;  Valkntisklli  T.  4;  vgl,  Over- 
BBCK,  Konstmyth,  3,  352. 

*)  Ov.  aa.  3,  307  f. 

°)  Quintil.  11.  3,  145  ff.;  durchsichtig: 
Varro  bei  Non.  p.  536  Lpg,;  Sen.  ep.  114; 
Jnven.  2,  78.  69;   MB.  7,  20;  Kallisfr.  im.  5. 

•)  Reliefs  am  Fonun.  Vgl.  Cic  Cat.  2, 22. 


')  FuBTwliiaLBB,  Sarainl.  Sabonroff  zu 
T.44. 

')  Bebnoclu,  IkoQograpbie  2,  57  f. 

')  VergU.  Anthol.  162  B.;  Hör.  c.  1,  5,  1; 
Ovid,  met  10,  631;  Sen.  Anth.  Ut.  40,  3  B.; 
Martial.  4, 42, 7  f.  11, 44, 1 ;  Apul.  flor.  (SUtue 
des  Bathjllos);  kurios  Suet.  Aug.  68;  z.  B. 
NarkisaoB  in  Wandgemälden  fast  androgyo 
(AZ.  34,  3  A.  3). 

'")  0.  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1848, 
40;  Stepbafi,  CR.  1863,  55;  Bbnndobf  u. 
ScafiNE,  lateran.  Muaeum  S.  291.  295;  Biet, 
de  amomm  in  arte  antiqua  simulacria  et  de 
pueris  minutia  ap.  antiquos  in  deliciis  habitos, 
Harburg  1892,  m.  10  T. 

")  Phlegon  mir.  6;  im  allg.  h.  P.  Hbbb- 
KAW,  Roschers  Lex.  1,2319  ff. ;  Hermaphro- 
dit ala  Amme!  Ince  Blundell  HaU  Nr.  25; 
ans  Tor  Marancia;  Clarac  IV  670.  1548. 

'»)  Propert  2,  5,  19  ff. 

■')  SuetTib.43. 


Kap.  Z.    Die  grieohisch-rOmisohe  Zeit.    (§  351.) 


717 


der  Kaiserzeit  nach  zwei  verschiedenen  Moralitätsbegriffen.  Man  beobachtet, 
während  das  gemeinsame  Baden  beider  Geschlechter  nicht  einmal  in  der 
alten  Kirche  auszurotten  war/)  geflissentliche  Verhüllungen;*)  statt  der 
Feigenblätter  dienen  Qewandzipfel,  Guirlanden  oder  auch  wohl  ein  Hüften- 
schurz, wobei  Kinder  nicht  ausgenommen  sind.')  Psyche,  weibliche  Eroten 
und  andere  Flügelfiguren  erhalten  vollständige  Bekleidung  wie  christliche 
Engel/)  Auf  der  anderen  Seite  zog  unnatürliche  Liebe  merkwürdig  an. 
Von  dem  Satyr,  der  sein  Schwänzchen  besieht,  leitete  man  die  Hetären- 
bilder der  „Aphrodite  Kallipygos**  ab.*)  Nach  dem  Rufe  der  Kampanier^) 
erstaunen  wir  über  das  „gabinetto  osceno"  des  Neapler  Museums  (S.  41) 
nicht.  Nackte  unreife  Mädchen  nannte  man  Venus.  Wie  im  vorigen 
Zeitalter,  konmit  eine  halbe  Entblössung  aus  malerischen  Gründen  oft 
vor;')  von  der  Durchsichtigkeit  der  Gewänder  war  bereits  die  Rede. 
Wenn  aber  Europa  nackt  auf  dem  Stiere  ruht®)  oder  gar  Artemis  der 
Kleider  ganz  entbehrt,  ^)  ist  die  Mythologie  zum  Deckmantel  der  Sinnlich- 
keit herabgesunken.  Überall  herrschen  im  Mythos  Liebe  und  Galanterie; 
sogar  Hydra  denkt  man  sich  mit  einem  schönen  Mädchenkopf,  ^^)  gleich- 
wie Medusa  mit  schönen  Haaren.  ^^)  In  das  Ordinäre  sinkt  die  alte  Fabel 
selten  herab,  wenn  es  sich  nicht  um  Herakles,  Polyphem  und  ähnliche 
ungeschlachte  Wesen  handelt.  **) 

Die  gebildeten  Kreise  hatten  ja  religiöse  Empfindung  ganz  verloren.  *») 
Nach  dem  Ende  der  Bürgerkriege  lagen  viele  Tempel  verfallen  oder  ein- 
geäschert da.'^)  Wie  Cicero  ausgesprochen  hatte,  dass  die  Religion  gut 
sei,  um  das  Volk  in  Ordnung  zu  erhalten,  rutschte  Caesar  beim  Triumphe 
die  Kapitolstiege  hinauf  und  Augustus  liess  einen  Tempel  nach  dem  andern 
erbauen.")  Der  weltliche  Arm  erreichte  den  offen  Ungläubigen,  aber  die 
Brodherrn   der  Kunst  dachten  unter  sich  des  Pilatus  skeptische  Worte 


*)  Gyprian.  hab.  virg.  19. 

«)  WiBSELEB,  Gott.  Gel  Nachr.  1876 
Nr.  47  S.  U89  ff.;  Hbydemaiw,  Mitt.  S.  68, 5. 

»)  CR.  1864  S.  234;  Petron.  carm.  1,  7 
(c.  9  wird  Nacktheit  ausdrücklich  entschul- 
digt); Victoria  ans  Herculanemn :  MB.  13,  54; 
Silen :  FuktwInglbb,  A.  1877,  224,  an  einer 
eiste  Rom.  Mitt.  7,  224;  Kinder:  Lateran 
Nr.  194;  Amoretten  mit  Blomenranken :  Sar- 
kophag hei  Robert,  Pasiphaesarkophag  S.  18; 
Phrixos  entmannt?  A.  39,  90  T.  B;  Priap- 
herme  ins  Anständige  fihersetzt:  MB.  10,  25. 
Hercules  mit  der  Handhewegung  der  Venus: 
Caylüs,  recueil  V  66,  1.  2. 

*)  MB.  4,  47.  7,  48.  54.  10,  31.  11,  15; 
Cavpana,  opere  T.  90  (Sirenen) ;  Jahtt,  archäol. 
Beitr.  163;  Dütscbkb,  Bildw.  V  Nr.  621; 
Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  N.  F.  1889,  251 
m.  Abh.  Von  den  Dichtem  gehört  der  Quin- 
decemvir  Valerius  Flaccus  hieher  (z.  B.  1, 
135.  2,  465  ff.). 

^)  Satyr:  Hbtdemabn,  Pariser  Antiken 
S.  17;  Kallipygos:  Petron.  carm.  19,  vgl. 
27,  2;  Rufinos  Anth.  5,  33;  Woltebs  1479 
— 80;  Masse  der  famesischen  Statue  bei 
AüDBAN,  Proportionen  T.  14.     Das   vorige 


Jahrhundert  brachte  es  fertig,  diese  Figur 
„la  bergöre  grecque*  zu  nennen. 

')  Anmiian.  14,  6,  25;  Auson.  ep.  79 
(71),  5.    S.  auch  Petron.  carm.  4. 

7)  Amazonen:   Stat.  Theb.  12,  537;   An- 

dromeda:  MB.  5,  32.  Über  die  Venusfeier 
Pervig.  Ven.  21. 

«)  Bronze:  Caylus  VI  T.  80,  1.  2.  Mo- 
dellakt als  Andromeda:  Gampana!,  opere 
T.  57  (ähnliche  Scenen  bei  Bojardo  und 
Ariosto);  Danaiden:  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Ges. 
1856  T.  3E;  D AK.  2,  69,  867. 

»)  Dio  Chrys.  I  p.  158, 14  T.;  vgl.  Hbyde- 
MANN,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1877,  97. 

^°)  Bereits  bei  Lucan.  Orpheus  Fr.  1; 
s.  H.  L.  Ublichs,  Verh.  d.  Görlitzer  Phil. Vers. 
S.  312  ff. 

»0  Ovid.  met.  4,  795  f. 

^*)  Galateia  und  Polyphem  in  Wandge- 
mälde von  Herculaneum  (Bbuno  Saueb,  d. 
Torso  V.  Belvedere  S.  56). 

'^)  ^7P^*  4*   idola  dii  non  sint  1. 

»*)  Hör.  sat.  2,  2,  104;  c.  3,  6  a.  A. 

'*)  Suet.  Aug.  30;  Ovid.  fast.  2,  59  f.; 
vgl.  Horat.  carm.  3,  6  mit  den  Erklftrem. 


718 


SlaasiBche  XnnBtarohäologie.    Q.  Gesoblohte  der  alten  Sn&st. 


und  Hessen  einstweilen  die  Götter  nach  ihrem  Geschmacke  zurecht  machen. 
Aus  den  männlichen  wurden,  soweit  es  anging,  schöne  Knaben  oder 
Epheben^)  und  die  Götterfrauen  gewannen  an  sinnlichem  Reiz,  selbst 
Juno  trug  ein  durchsichtiges  Gewand.*)  Die  Natur  beleben  die  lässig  oder 
gar  nicht  bekleideten  Gratien  und  im  Wasser  tummeln  sich  die  nackten 
Nymphen ;  ^)  der  wahnsinnige  Greis  Tiberius  bevölkert  wirklich  die  Grotten 
und  Felsen  Capri's  mit  Panisken  und  Nymphen.*)  Die  durch  die  Geföllig- 
keit  der  Haushistoriographen  zur  Ahnfrau  des  Kaiserhauses  beförderte 
Venus  mit  ihrem  Sohne  triumphiert  über  alle  Olympier.  **)  Das  alte  und 
neue  Rom  verbinden  sich  gewissermassen  in  der  beliebten  Gruppe,  welche 
Venus  den  Mars  umarmend  darstellt ;°)  geistig  nahe  steht  Eros,  der  seinen 
unwiderstehlichen  Bogen  spannt.')  Überall  wimmelt  es  von  Eroten,  die 
sich  in  alle  Thätigkeiten  der  Menschen  hinein  finden.^)  In  die  also  er- 
niedrigte Götterwelt  wird  der  Fürst  und,  wer  sonst  Dichter  oder  Künstler 
entsprechend  belohnen  kann,  emporgehoben.  Der  Kaiser  gleicht  Jupiter,®) 
die  Kaiserin  Juno,  Ceres  oder  irgend  einer  Abstraktion,  ein  prinzlicher 
General  Mars*<>)  und  ein  fürstlicher  Knabe  Cupido  oder,  im  Übergang  zum 
Jüngling,  Bacchus;  ein  kluger  Mann  erhält  die  Hülle  eines  Merkur  (»Ger- 
,  manicus"),  der  Hofarzt  leiht  seine  Züge  dem  Äskulap.  *0  Dör  dionysische 
Mummenschanz  eines  Antonius  und  Caligula^^)  stammt  noch  aus  dem 
vorigen  Zeitalter;  Hadrians  Zeitgenossen  schöpften  aus  dem  dionysischen 
Kreise  das  letzte  Idealbild  des  Altertums,  den  beau  tSnibreux  Antinoos.*') 
Eitle  Frauen  gaben  zu  Venusbildem  entweder  ihren  Leib  (so  das  Modell 
der  esquilinischen  Venus)  ^*)  oder  ihr  Gesicht  her.^^)  Am  freigebigsten 
war  man  mit  solchen  kontaminierten  Bildern  für  Verstorbene.**)  Dazu 
kamen  die  zahlreichen  Abstraktionen,    deren   durch  Münzinschriften  ge- 


*)  Z.  B.  Merkur  puer  aled :  Stat.  Theb. 
4,  794;  Roschers  Lex.  I  2430  ff. 

*)  Tiball.  4,  6, 13;  Minerva  an  der  einen 
ßmst  entblösst:  MB.  12, 48,  ebenso  Demeter: 
MB.  6,  54.  Arellios  gab  den  Göttinnen  die 
Züge  seiner  Maitressen  (Plin.  35,  119). 

')  Nereiden  auf  Seetieren,  verz.  von 
Habtwio,  Rom.  Mitt.  3,  69  A.  1. 

*)  Für  die  Gratien  genügt  es,  auf  Horaz 
zu  verweisen;  Nymphen:  Stat.  silv.  1,  5, 16  f.; 
Tiberius:  Suet.  Tib.  43. 

'^)  Triumph  des  Amor:  Ovid.  amor.  1, 2, 
23  ff.;  Triumpnzug  der  Venus  über  das  Meer: 
Verg.  A.  5,  816  ff.;  Apul.  met.  4,  31 ;  Nonn. 
Dion.  1,  59;  MB.  8,  10. 

•)  Verzeichnet  von  0.  Jahn,  Ber.  d. 
Sachs.  Ges.  1861,  126;  im  Tempel  des  Mars 
(2  V.  Chr.  vollendet),  vgl.  Hslbio,  Unter- 
suchungen 8.  26;  vgl.  Ovid.  trist.  2,  296. 

')  Ovid.  met.  5, 383.  am.  1, 1,  23;  Berlin 
Nr.  138  u.  ö. 

»)  Stephawi,  CR.  1877,  192  ff.;  Birt 
(S.  716,io);  Meleag.  Anth.  4, 1, 10;  (Ovid.  met. 

10,  516;)  MB.  4,  4.  5,  18.  6,  51 ;  sie  p : 

Hbydevann,  Mitteilungen  S.  69. 

^)  Vatikan  Nr.  550;  Sybbl,  Katalog 
Nr.  428;  Stat.  silv.  1,  6,  27;  Inschrift  Bch. 
12,  514  Z.  34;    auch  Mars:   Menabd,    G.  d. 


b.-a.  1873  I  450  ff.;  Helios:  Bch.  12,  514 
Z.  34. 

'0)  Mars:  Suet.  Cal.  7;  Cupido:  Suet. 
Calig.  7;  Bacchus:  Guattani,  mon.  ined. 
Maggie  T.  1. 

^^)  Im  Braccio  nuovo  des  Vatikan  (man 
dachte  an  Antonius  Musa) :  Helbig,  Führer  1 
Nr.  6;  Phot. 

")  Plut.  Anton.  24;  Vell.  2,  82;  Athen. 
4,  148  d. 

^')  L.  DiETRicHsoK,  A.  eine  kunstarchäol. 
Untersuchung,    Christiania  1884  (Üniv.-Pr.). 

^^)  Daher  von  Alma  Tadema  zu  dem 
Bilde  «Das  Modell  des  Bildhauers*  ge- 
braucht. 

**)  Dresden  Nr.  92;  Venus  mit  Kopf 
der  Marciana  in  Neapel,  u.  ö.  Vgl.  Bbunk, 
A.  1849,  403  f.;  Venus  und  Artemis:  Guat- 
TAWi,  mon.  ined.  1786  Agosto  T.  1.  2.  For- 
mosa  Venus  von  der  Geliebten :  Anthol.  Lat. 
214,  1  B. 

»»)  Tertull.  ad  natt.  1,  10  (Greis  -7  Sa- 
tumus,  Jüngling  —  Apollo,  Jungfrau  — 
Diana,  Soldat  —  Mars,  Schmied  —  Vulkan, 
vgl.  Minuc.  21 ;  Amob.  adv.  natt.  6, 12;  Grab- 
schrift im  Lateran  Nr.  529  (Venus) ;  Claudian. 
epigr.  41. 


rr 


.     ■  ■  ^JLTA' 


-1 


Kap.  Z.    Die  griechisch-rOmiBche  Zeit,    (g  S51.) 


719 


sicherte  Bilder  nichts  weiter  als  beliebige  Frauenfiguren  sind,  welche  alle- 
gorische Attribute  tragen. 

Dem  Gefühle,  dass  die  neue  Kunst  weltlich  war,  konnten  sich  die 
Zeitgenossen  selbst  nicht  entziehen.  Juden,  Christen  und  Philosophen 
waren  gegen  die  Götterbilder  überhaupt;  Badrian  soll  den  bildlosen  Kult 
begünstigt  haben. ')  Diejenigen  aber,  welche  innerlich  oder  äusserlich  an 
den  alten  Göttern  hingen,  suchten  ungewohnte  Formen  derselben  auf. 
Das  war  die  Zeit,  wo  ein  Pausanias  die  Tempelbilder  der  entlegensten 
Städte  aufzeichnete  und  Kopien  von  solchen  angefertigt  wurden.*)  Indem 
viele  das  Religiöse  in  dem  Ehrwürdigen  fanden,  ehrten  sie  alte  Götter- 
bilder hoch  und  hatten  ein  Empfinden  oder  Anempfinden  für  die  rohen 
Götterbilder  der  Bauern.  Nicht  bloss  stellte  man,  wie  Augustus,  archaische 
Bilder  auf,^)  sondern  eine  Mode,  deren  Grenzen  wir  bisher  noch  nicht 
feststellen  können,  gab  neu  gefertigten  Werken  mehr  oder  weniger  alter- 
tümliche Stilisierung.  Es  ist  sehr  schwer,  manche  archaisierenden  Figuren 
von  den  „reif archaischen"  aus  der  ersten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts, 
zumal  in  Italien  (S.  627)  zu  unterscheiden;  zur  Zeit  scheint  die  Stimmung 
der  Mehrheit  der  Archäologen  die  Annahme  echter  Altertümlichkeit  zu 
begünstigen,  wonach  die  in  Rom  gefundenen  altertümlichen  Werke  aus 
griechischen  Gegenden  geraubt  wären.  Jedenfalls  zeugen  dann  die  Funde  für 
den  Kunstgeschmack,*)  wie  auch  die  rhetorische  Richtung  des  Atticismus 
die  Periode  des  Kaiamis  sichtlich  begünstigte  (S.  591).*)  Alte  Typen  er- 
halten neue  Namen:  Pudicitia  fasst  ihren  Schleier  und  Spes  hält  eine 
Blume,  während  sie  mit  der  anderen  Hand  den  langen  Rock  aufnimmt.^) 
Manchmal  werden  alte  Tempelbilder  nachzuahmen  versucht.')  Unter  den 
Gottheiten  begünstigen  die  Altertümler  die  herben  Jungfrauen  Athena  und 
Artemis*)  und  die  Hermenpfeiler®)  am  meisten.  In  den  drohend  die 
Waffen  schwingenden  Gottheiten  mischt  sich  der  Archaismus  mit  der 
Energie  des  verflossenen  Zeitalters.^®)  Besonders  häufig  erscheint  der 
Archaismus  im  Reliefschmuck  von  Altären,  heiligen  Gebäuden  und  Tempel- 
geräten, i*)    Doch  selten  gelingt  es,   die  Spuren  der  Nachahmung  zu  ver- 


*)  Vita  Alex.  Sev.  43. 

«)  LöwY  377. 

^)  Z.  B.  solche  von  Bapalos  und  Athenis 
(S.  535) ;  vgl.  Lucian.  Hipp.  5. 

*)  Z.  B.  Kopf:  KEKULi,  A.  46,  172  ff.  u. 
M.  X6;  Enabenkopf  in  Dresden,  abg.  AA. 
1889,  97;  Enabenstatue  aus  Bronze:  B.  1887, 
90  ff.;  ,Penelope*  S.  603  u.  a. 

^)  Vgl.  besonders  Dion.  Hai.  de  Isoer.  3. 
de  Isaeo  4. 

^)  Pudicitia  auf  Münzen;  Montfaucok, 
ant.  expl.  1  2,  368;  Statue  aus  griechischem 
Marmor  in  Rom  B.  mun.  1889,  222,  ähnlich 
Clarac  982  b,  2274  m;  Spes  auf  Münzen 
Trajans  und  Hadrians. 

')  Bekleideter  Apollo  in  der  Villa  Bor- 
ghese  Nr.  117;  kolossaler  Göttinnenkopf  Bon- 
compagni:  M.  X  1. 

^)  Athene,  z.  B.  Torso  in  Dresden :  Augu- 
steum  T.  9.  10;    Artemis:   Statue  aus  Rom 


in  London  AA.  1889  S.  109;  polychrome 
Statuette  aus  Pompeji :  Raoul-Rochettb,  pein- 
tures  T.  7;  Asklepios  aus  Antium,  Dresden 
Nr.  59;  vgl.  Gbbhard,  ant.  Bildw.  T.  11;  A. 
1834  T.  D. 

•)  Artemidor.  2,  37. 

***)  Athena  in  Dresden  Nr.  61  (Wolters 
444)  im  kapitol.  Museum  u.  5.;  Ov.  am.  3, 
3,  27  ff.  (Mars,  Minerva,  Apollo,  Jupiter); 
Prud.  perist.  10,285.  Ein  Mischprodukt  scheint 
auch  die  nackte  Aphrodite  strengen  Stiles 
vom  Esquilin  zu  sein  (Boom.  111  T.  3— 5). 

^*)  Altäre  und  dreiseitige  Basen:  in 
Athen:  Wolters  418—9;  Ovebbbck  I  P.  44 
aus  pentelischem  Marmor  in  Dresden  Nr.  80 
im  grossen  Saale  des  kapitol.  Museums;  ka 
pitolinisches  Puteal:  Mus.  Capit.  IV  21.  22 
Korinthisches  Puteal  (Original  verschollen) 
Abguss,  keine  genügende  Abb.;  Fragment 
im  Lateran  11;  Braun,  ani  Marmorwerke 


wischen;  namentlich  verraten  die  äügelärtig  aufgebogenen  Gewandzipfel 
und  die  keilförmigen  Barte  die  Imitation. 

Ausser  den  femeliegenden  Zeiten  Übten  nicht  sowohl  die  einheimischen 
Mysterien ')  als  die  fremden  Religionen  einen  eigentümlichen  Zauber  aua, 
in  ihrem  Gefolge  aber  kam  so  manches  künstlerische  Element  aus  der 
Fremde,  wenn  es  sich  auch  der  neuen  Heimat  anpaasen  musste.  Die  Isis- 
verehrung beförderte  ägyptische  Motive.  Die  reichhaltigsten  ägypti- 
schen Fundstätten  sind  bisher  die  Isistempel  in  der  neunten  Kegion  Roms^) 
und  in  Pompeji,  die  vollständigste  Sammlung  das  vatikanische  Museum 
(S.  42);  ausser  den  Tempeln  sind  auch  Privaträume  der  Kuriosität  halber 
in  ägyptischer  Weise  verziert  worden,  am  meisten  wohl  Hadrians  Villa, 
die  eine  eigene  ägyptische  Abteilung  hatte;  9)  Hadrian  stand  gewiss  nicht 
allein  mit  seiner  Liebhaberei,  sonst  hätte  nicht  der  Parvenü  Trimalchio 
nach  ägyptischer  Sitte  ein  Skelett  beim  Mahle  vorgezeigt.  Die  ägypti- 
sierenden  Arbeiten  zerfallen  in  mehrere  Gruppen :  Obelisken,  Sphinxe, 
Löwen  und  auch  Hierogiyphenplatten  alten  Ursprungs  sind  aus  dem  Nil- 
lande  geholt  worden,  natürlich  fast  nur  zum  Besten  der  Hauptstadt.*) 
Anderes,  wie  Steinstatuen  und  Mosaikbilder,  wurde  eben  damals  in  Ägypten 
angefertigt  und  nach  Rom  eingeführt,  worüber  bei  Ägypten  gehandelt 
werden  soll.  Ein  kleiner  Rest  aber  entbehrt  alles  Lokalstiles  und  wird 
darum  wohl  in  Italien  selbst  gefertigt  sein,^)  Die  asiatischen  Religionen 
hinterliessen  ebenso  ihre  Spuren  in  barock  verzierten  Heiligtümern,  wahr- 
scheinlich Adonaea.^)  Auch  die  Mithräen  haben  Bugenscheinlich  orienta- 
lische Dekoration,  wiewohl  das  Hauptmotiv,  dass  Mithras  auf  einem  nieder- 
gestürzten Stier  kniet,  von  dem  Stieropfer  Nike's  hergenommen  ist  (S.  639).'') 
Bei  Jupiter  Dolichenus  begegnet  die  alte  nordsyrische  Sitte,  den  Gott  auf 
den  Rücken  seines  heiligen  Tieres  zu  stellen.^)  Aus  den  Geheimlehren, 
welche  man  unter  dem  Namen  des  Gnostizismus  zusammenzufassen  pSegt, 
sind  die  Amuletsteine  mit  orientalischen  Fratzen  und  rätselhaften  In- 
schriften   entsprungen;    da   das  Wort  aß^a^ag   oder   aß^aaa^   (Name   des 

Pompeji:  B.  1868,  19;  andere  Platten:  Beb. 

6,  313  ff. 
'')  Archaisierende    (!)   Statue   der  Isis ; 

MB.  14,  35;  SpbiDX  von  Bronze:  HB.  12,  42; 
jugiendticher  Gott  anf  dem  Kapitol  Nr.  3i 
wohl  auch  in  Messene;  Pbds.  5,  19,  1,  viel- 
leicht von  Hadrian  nach  Stepsani,  Theaeus 
u.  Minotaurue  S.  41. 

')  Vgl.  Philoatr.  v.  ApolJ.  7,  32;  MB.  G, 
3;  ScHREiBBB,  Beliefbilder  T.  66;  Medaillon 
TOQ  Kaiser  Philipp:  FuedlXapkb,  rSm.  He- 
daillooa,  T.  Nr.  1. 

')  Zofioi,  Abhandl.  S.  89  ff.;  N.  MOun. 
Mithras,  Wiesb.  1833.  m.  T.;  Lajard,  introd. 
k  l'ät.  du  cult«  public  et  dea  mysttrea  de 
Mitbra,  Paris  1847;  Stark,  zvei  Mitbiilen 
der  grossh.  Altertömers.  in  Karlarubö,  Fest- 
schrift z.  Uoidelberger  Phil.-Vers.  1865;  J. 
AsBACH,  d.Mithraa- Inschriften,  Rhein.  Jahrbb. 
H.  84 ;  T.  Fabbi,  de  Mithrae  dei  Solia  invicti 
ap.  R,  cultu.   Elberf.  1888;   Arcb.-ep.  Mitt. 

7,  202  rr.  (dakiscbe  Denkmftler). 
')  Roschers  Lex.  1,  1193  f. 


T,  5;  MarmorvBse  auaPorcigliano;  Guattani, 
mon.  ined.  1784,  Uarzo  T.  2  3;  aus  Herca- 
laneam:  MB.  7,  9;  Disken:  Wobum  Abtiey 
marblea  1822  T.  28;  AvstiiNO,  Atti  delV 
Accad.  Ercol.  1840  T.  4  (=  Mus.  Borb.  10, 
15)u.5,3;  MB.  13,11;  Reliefs  mit  den  Gra- 
zien: S.  613;  Terrakottareiiefs  ans  Porci- 
gliano:  Guattam,  mon.  ined.  1784  Febr. 
T.  2.  3;  mehrere  bei  Campaba,  opere  in  pla- 
stica (e,  B.  T.  58);  bekanntes  aus  Rosamo 
iCalabrien):  Ä.  1867  T.  D;  WotTBBa  158 
D.  A. 

')  Mysteriendaratellungen :  Lotatuxi, 
Bc.  VII  T.  2-5. 

<)  B.  1852,  348.  1858,  46;  Athenaeum 
1883  Nr.  2905,  834  f.  Nr.  2908,  87;  Äg. 
Ztech.  1882,  117  ff. 

')  Vgl.  ZofiQA,  de  obelisois  p.  543  ff. 

*)  S.  390;  G.  ß.  CiPRiABi,  ragionam,  aui 
dodici  obelischi  egizii  che  adomano  Is  cittä 
di  Roma,  Rom  1823;  Pakkbr,  tbe  twelve 
egyptian  obelisks  in  Rome.  London  1879, 
jn.  Phot.;    Basattplatle  mit  Hieroglyphen  in 


Kap.  X.    Die  grieohisoh-rOiniBohe  Zeit.    (§  352.) 


721 


höchsten  Wesens  der  Basilidianer)  öfter  auf  ihnen  wiederkehrt,  nennt  man 
sie  Abraxasgemmen.  Es  sind  hauptsächlich  in  Jaspis,  Blutjaspis,  Eisen- 
stein und  Sandstein  geschnittene  oder  in  Thon  imitierte  Siegel.  Eunst- 
geschichÜich  stechen  sie  nur  als  Zeichen  des  üngeschmackes  hervor.^) 
Sonst  nimmt  die  Dekoration  der  römischen  Zeit  manches  orientalische  in 
Umbildung  auf,  vor  allem  die  mit  den  Arimaspen  kämpfenden  Greife  und 
nicht  selten  die  kurvenförmige  Stilisierung  der  Flügel.^) 

Neue  ftTichtbare  Ideen  warf  die  Litteratur  unter  die  Gebildeten. 
Vergils  übermächtiger  Einfluss  ging  an  der  Kunst  nicht  spurlos  vorbei; 
die  unglückliche  Dido  sah  man  oft  in  Gemälden,  Statuen  und  Tapeten.') 
Den  Laokoon  jedoch  darf  man  nicht  aus  der  Vergillektüre  ableiten,  im 
Gegenteile  dürfte  der  Dichter  von  dem  Künstler  die  Anregung  empfangen 
haben.  Mit  seinen  Eklogen  haben  einige  idealisierte  Bilder  wie  die  alte 
Hirtin  im  kapitolinischen  Museum  wenigstens  geistigen  Zusammenhang. 
Die  modische  Gattung  der  Epigramme  veranlasste  Gemälde,  unter  welche 
dann  der  Maler  das  Sinngedicht  setzte.^)  Den  Einfluss  des  Pantomimus, 
der  ohne  Zweifel  stark  war,  können  wir  nur  ahnen.  ^)  Die  Alexander- 
litteratur  regte  bei  manchen  Kaisem  einen  fömüichen  Kultus  des  make- 
donischen Eroberers  an;  Caracalla  z.  B.  stellte  im  Jahre  214  überall  Por- 
träts und  Statuen  Alexanders  auf  und  liess  sich  mit  Alexander  vereinigt 
abbilden. ^)  Die  Büstenform  der  „Klytia" ')  dürfte  nicht  ohne  Zusammen- 
hang mit  den  wunderbaren  Mädchen  sein,  die  Alexander  in  einem  Walde 
aus  Knospen  hervorspriessen  findet.  Ob  die  Philosophie  manchmal  ihre 
Gedanken  bUdlich  gestaltete,  lassen  wir  dahin  gestellt;  jedenfalls  benützten 
die  Philosophen  gerne  die  Fiktion  einer  Bildbeschreibung,  um  ihren  Lehren 
eine  gefallige  Fonn  zu  geben.®) 

352.  Im  bisherigen  kamen  nur  laienhafte  Einflüsse  zur  Sprache;  die 
künstlerischen  müssen  wir  auf  die  einzelnen  Kunstgattungen  verteilen. 
Über  die  Plastik  der  Kaiserzeit  hat  Brunn»)   das  strenge  Urteil  gefallt. 


*)  Job.  MACAsn  Abraxas  apistopistos  et 
Proteus  s.  de  geminis  Basilidianis  comm.  ill. 
J.  Chiffletius,  Antverp.  1654.  1657  m.  Abb.; 
MoKTFAUOON,  palaeographia  Graeca  p.  X  u. 
177  ff.;  A.  Capbllo,  prodromos  iconicus  sculp- 
tüium  gemmanun  basüidiani,  amuletici  at- 
que  talismani  generis,  Yen.  1702,  f.  m.  44  T.; 
Rbüsch,  capita  deorum  et  illustr.  hominnm 
nee  non  bieroglyphica,  Abrazea,  amulestra, 
Norimb.  1721  f.  m.  17  T.;  J.  J.  Bbllebmakn, 
Versuch  über  die  Gemmen  der  Alten  mit 
dem  Abraxasbilde,  Pr.  d.  Gjmn.  z.  grauen 
Kl.,  Berlin  1817—9,  3  Tle.;  Matter,  bist, 
critique  du  gnosticisme,  2.  A.,  Paris  1844,  Bd.  II 
m.  1\;  J.  G.  Stickel,  de  gemma  Abraxea  non- 
dum  edita,  Jena  1848;  A.  J.  H.  Yinoent, 
expl.  de  qq.  pierres  gnost.  (Paris  1849,  SA.) 
m.  T.;  vgl.  Alb.  Dietbbich,  A.,  Lpg.  1891. 
Ein  orpbisches  Gedicht  {tibqi  Xi&<oy  yXvfp^q 
Suid.)   bezog  sich  auf  solche  Bilder;   Gsden 

XII  207  citiert  den  Ägypter  Nechepso. 

2)  Kairosrelief  in  Turin:  AZ.  33  T.  1,  1; 
Fegasos,  auf  der  Pariser  Onyxkamee :  Asch* 

Huidbuob  der  klav.  Altertumiiwinenschaft.    VI, 


BACH,  Livia  T.  2,  2;  Sphinx  als  Tischtrftger, 
im  Gatajo:  DOtschkb,  Bildw.  V  Nr.  611; 
Greife  an  einem  Tempelkandelaber  des  La- 
teran: Benitdobf,  lat.  Mus.  T.  14  —  Bärtiger 
Sphinx  als  Mauerbekrönung  abg.  in  einem 
kampanischen  Gemälde  (Hblbig  Nr.  421). 

')  Macrob.  5,  16,  5;  Anthol.  Planud.  4, 
151. 

*)  M.  X  36;  vgl.  Dilthey,  A.  1876,  294  f. 
nach  Euenos,  Anthol.  Pal.  9,  75. 

^)  Eine  Dirkedarstellung  aus  Pompeji 
(Hblbio  Nr.  1153)  führt  Rekan  (G.  d.  b.-a. 
1873,  2,  385  ff.)  auf  eine  Scene  der  Arena 
zurück  (vgl.  Clem.  Rom.  ad  Gor.  ep.  I  6). 

ö)  Herodian.  4,  8,  1.  2. 

')  HüBNBB,  Bildniss  einer  Römerin,  33. 
Winckelmannspr.  Berlin  1873  u.  AZ.  31, 137. 
35,  14  ff.;  DiLTHET,  Rhein.  Jahrbb.  H.  53/4 
S.  3;  ApoUo  (?)  abg.  AZ.  41,  177  f. 

^)  Ausser  Kebes*  Pinax  s.  z.  B.  August, 
civ.  d.  5, 20. 

^)  Greschichte  der  griechischen  Künstler 
1,  616  ff. 

46 


722 


KlassiBche  Eniuitarcliäologie.    IL  Geschichte  der  alten  Kunst. 


sie  sei  im  wesentlichen  unselbständig,  während  ihr  Fbiedebichs^)  einen 
bedeutenden  Grad  von  Produktivität  zutraut;  zur  Zeit  Goethes  und 
Winckelmanns  hatte  man  die  Statuen  nicht  minder  bewundert  als  die 
Bilder  der  Bolognesen.  In  der  Kunst  verhält  es  sich  nun  gewiss  ebenso 
wie  in  der  Litteratur;  das  Alte  galt  theoretisch  für  besser,  schreckte  aber 
die  Neuen  nicht  ab,  sondern  bald  suchten  sie  den  gepriesenen  Meistern 
ihre  Kunst  abzulernen,  wozu  sie  in  den  neu  aufgekommenen  Museen  gute 
Gelegenheit  hatten,  bald  schlugen  sie  neue  Pfade  ein,  wobei  man  in  An- 
schlag bringe,  dass  die  meisten  Motive,  z.  B.  alle  ruhigen  Stellungen  ^) 
vorweg  genonmien  waren. 

Unter  Sullas  Diktatur  wird  schon  das  Sammeln  von  (alten)  Statuen, 
Bildern  und  ciselierten  Gefässen  erwähnt;')  der  Kunstkenner  der  auguste- 
ischen Zeit  versteht  nicht  die  Künstler  überhaupt,  sondern  die  „Alten' 
zu  beurteilen.'^)  Die  attische  Renaissance  der  Litteratur  lenkte  das  Inter- 
esse wohl  auf  die  voralexandrinischen  Werke,  doch  verstand  Cicero  den 
Atticismus  dahin,  dass  man  seinen  Bedarf  an  Kunstsachen  in  Athen  und 
Umgebung  decken  solle.  ^)  So  kam  der  Atticismus  den  zeitgenössischen 
athenischen  Künstlern  zu  gute;  manche  derselben  mögen  nach  Rom  aus- 
gewandert sein,  aber  die  Mehrzahl  dürfte  nahe  den  pentelischen  Stein- 
brüchen bei  dem  Vülenorte  Kephissia  und  in  der  von  reichen  kauf- 
kräftigen Fremden  viel  besuchten  Hissosstadt  geblieben  sein,  da  in  Rom 
den  Künstlern  die  Privilegien  der  Professoren  nicht  winkten;  jene  Vorteile 
fielen  dagegen  bei  der  entlegenen  Insel  Paros  fort,  Rhodos  lag  auch 
etwas  ferne,  noch  mehr  das  Innere  Kleinasiens  und  so  folgen  den  rhodischen 
und  asianischen  Rhetoren  ihre  kunstbegabten  Landsleute  nach  Rom.  In 
Athen  nun  zehrten  minder  begabte  Künstler  an  dem  Erbe  der  alten  Zeit. 
Die  strengere  Observanz,  welche  mit  den  Grundsätzen  der  Diadochenzeit 
radikal  brach,  geht  bis  auf  Myron,  Polyklet  und  Phidias  zurück.  Der 
letztgenannte  wird  viel  bewundert,  aber  seine  chryselephantinen  Kolosse 
passten  wenig  zu  Vorbildern;  inunerhin  hat  er  den  verbreitetsten 
Athenatypus  bis  herab  zu  den  tyrrhenischen  Sandalen  bestimmt.®)  Viel 
leichter  eigneten  sich  die  Regeln  des  Polyklet  (S.  598)  zur  Wiederbenützung. 
Sobald  man  einmal  nicht  die  Ermittlung  polykletischer  „Repliken',  sondern 
die  Grenzen  polykletischer  Einflüsse  als  Ziel  der  Forschung  aufstellen 
wird,  kann  diese  Richtung  treffend  dargestellt  werden.')  Wir  begnügen 
uns  damit,  einige  Hauptpunkte  zu  berühren.  Die  Übereinstimmungen  mit 
den  polykletischen  Massen  ®)  sind  sehr  abgestuft,  indem  mehr  oder  weniger 
Änderungen  eintreten;  am  weitesten  stehen  natürlich  die  Figuren  ab,  welche 
entweder  einen  neuen  Gegenstand  zum  Ausdrucke  bringen,  wie  Dionysos, 
Pan,  Heroen  oder  Antinoos,  ^)  oder  welche  in  einen  anderen  Stoff  (Marmor) 


')  Bausteine  S.  426  fiP. 

')  Canova  bei  Missirini,  yita  di  Ganova 
p.  307  f. 

»)  Sallußt.  Catil.  11,  6. 

*)  Hör.  8.  2,  7,  100  f. 

6)  Cic.  Att.  1,  1,  5.  3,  2.  4,  3.  6,  2.  8,  2. 
9,  2.  10,  3. 

^)  Athena  des   Antiochos,    Museo   Bon- 


compagni:  M.  III  27;  im  Louvre:  PiBOir, 
musöe  Napol.  I  T.  11;  Würzburg  Nr.  11. 

0  S.  598, 7 ;  vgl.  Petersen,  Boom.  1890, 
193;  ARin>T,  Einzelverkauf  Serie  I  Teil  2 
S.  6f. 

^)  Nach  Galenos  de  sanit.  taenda  2,  7 
das  Ideal. 

^)  Bronzefigur  des  Pan,   nach  dem  Do- 


Kap.  JL    Die  grieohisoh-rttmiflche  Zeit.    (§  352.) 


723 


oder  eine  andere  Kunstgattung^)  übertragen  sind.  Viele  nehmen  an  den 
viereckigen  Gestalten  Polyklets  Anstoss,  weshalb  sie  nur  die  Köpfe  ihnen 
ablernen  und  entweder  selbständige  Büsten  und  Hermen  schaffen')  oder 
einen  polykletischen  Kopf  auf  einen  anders  komponierten  Körper  setzen.*) 
Bei  dem  vielgefeierten  Myron  (S.  599)  stehen  nur  Kopien  seines  Diskobol 
fest;^)  an  seine  Masse  erinnern  einige  Köpfe.  ^)  Aus  Plinius  sehen  wir 
jedoch,  dass  keiner  dieser  alten  Meister  in  allem  befriedigte;  so  kann  das 
eklektische  Verfahren  nicht  Wunder  nehmen,  z.  B.  hat  eine  Athletenstatue 
in  Paris  myronische  Situation  und  polykletischen  Kopf.®) 

Nicht  wenig  andere  Werke  machen  ungefähr  den  Eindruck  von 
Arbeiten  des  fünften  Jahrhunderts,  weshalb  sie  als  römische  Kopien  ver- 
schollener Originale  gelten.'')  Da  sie  aber  ihrer  Schule  nach  nicht  sicher 
einzureihen  sind,  erkennen  wir  vorläufig  in  ihnen  eine  Kunstrichtung  der 
Kaiserzeit.  Hier  begegnen  uns  auch  einige  Namen  von  Künstlern,  nach 
den  eigenen  Inschriften  einer  Clique  begeisterter  Schülerschaft.  Einen 
Schüler  des  Pasiteles  nennt  sich  Stephanos,  dessen  Lehre  sich  wiederum 
Menelaos  rühmt,  ein  Freigelassener  des  M.  Cossutius.^)  Ein  Genosse  war 
wohl  auch  M.  Cossutius  Cerdo,  der  Meister  von  zwei  jugendlichen  Panen, 
deren  Motiv  öfter  wiederkehrt.  •)  Bei  Stephanos  also  ging  wieder  Me- 
nelaos, der  Schöpfer  der  ludovisischen  Gruppe  (Ephebe  von  seiner  Mutter 
oder  älteren  Schwester  umarmt)  in  die  Schule. i®)  Nur  von  Pasiteles  sagt 
Plinius  etwas  Näheres;  er  war  im  griechischen  Unteritalien  geboren,  ein 
Zeitgenosse  des  Pompejus,  Künstler  und  Kunstschriftsteller  zugleich,  der 
aber  nicht  bloss  Akademiker  war,  sondern  z.  B.  wilde  Tiere  nach  dem 
Leben  modellierte.  Die  frühere  Anschauung,  dass  Pasiteles  und  seine 
Schule  dem  Eklektizismus  huldigten,  ^^)  dürfte  nicht  mehr  ganz  haltbar 
sein;  aber  auch  die  neuere  Ansicht,  sie  hätten  schlechtweg  kopiert,  dürfte 
zu  weit  gehen.  Verwandte  Erscheinungen  finden  sich  in  selbst  abgelegenen 
Teilen  des  römischen  Reiches,  wie  in  Südrussland.* 2)  Jene  Figuren  der 
Pasitelesschule  gehören  teilweise  zu  einer  nicht  unbedeutenden  Gruppe 
von  Jünglingsstatuen  und  Köpfen,  welche  manchmal  apollinische  Attribute 
bei  sich  haben.*')    Wir  nennen  dann  die  Domauszieherfiguren  (S.  603  f.) 


ryphoros,  in  Paris:  abg.  Ath.  Mitt.  3, 12;  Dio- 
nysossiatue  aus  der  Hadriansvilla  M.  XI  51, 
Wolters  520;  sog.  Achill  in  der  Villa  AI- 
bani,  nach  dem  Doiyphoros;  «Diomedes*  in 
der  Glyptothek;  Antinoos  in  Neapel. 

*)  Fignr  in  einem  spartanischen  Relief: 
AZ.  41,  227  f.  T.  13,  2. 

')  Bronzehenne  des  ApoUonios:  Bronzi 
d'Erc.  I  T.  45.  46  S.  161  ff.;  Phot.  Sommer; 
Herme  eines  Paniskos  in  der  Villa  Bor- 
ghese:  Woltrbs  521;  Aresbfiste  in  Dresden 
Nr.  266. 

')  Bknndobp  u.  Schöke,  lateran.  Museum 
S.  80. 

*)  Die  Londoner  (Nr.  250)  stammt  aus 
der  Hadriansvilla. 

^)  Jünglingskopf  im  Palazzo  Riccardi: 
Heydbmann,  Mitteil.  T.  6  (Wolters  458) ;  des- 
gleichen aus  Rom:  Wolters  460. 


•)  A.  46,  51  ff.  T.  L. 

^)  Vgl.  bes.  Fubtwanoler's  ,  Meister- 
werke* (S.  421). 

'')  KsKULi^,  die  Gruppe  des  Künstlers 
Menelaos,  Lpg.  1870  m.  3  T.;  Conzb,  Bei- 
träge zur  Gesch.  d.  griech.  Plastik,  Halle 
1869;  Inschriften:  Löwr  374-5.  Figur  des 
Stephanos:  Wolters  Nr.  225. 

»)  LöwY  376;  Phot.  Bruckm.  47;  über 
das  Motiv  PurtwXnolbr,  A.  1877,  202; 
Hauser,  neuattische  Reliefs  S.  186,  2. 

»0)  Phot.  Bruckm.  309;  Wolters  1560; 
die  Köpfe:  Amdt-Bruckm.  Einzelverk.  258 
-61. 

")  Brunn,  griech.  Künstler  1,  599  f. 

»«)  Weibliche  Porträtstatue:  Ant.  du 
Bosph.  Cimm.  Titelbild  I  zu  S.  5  (Reinach 
8.  39). 

")  Bronzefigur  aus  Pompeji  in  Neapel: 

46  • 


724 


ElaBsisohe  Ennstarchäologie.    II.  GeBChiohte  der  alten  Ennst. 


Hermes  Ludovisi,  ^)  Venus  Genetrrx,^)  Hestia  Giustinioni ')  und  die  deko- 
rativen Kolosse  vom  Monte  Cavallo,  welche  Inschriften  als  Werke  des 
Praxiteles  und  Phidias  bezeichnen;^)  femer  gehören  in  diese  Abteilung  einige 
angebliche  Portraits:  Alkibiades  im  Vatikan,^)  die  stehende  Statue  des 
Anakreon  (sog.  Pindar  oder  Tyrtaios)^)  und  die  in  mehreren  ähnlichen 
Exemplaren  vorhandenen  Büsten  der  Aspasia^)  und  Sappho.^)  Auch  der 
Diskobol,  welcher  das  Ziel  misst  (S.  596,  s),  und  die  Wettläuferin  sind  sta- 
tuarisch noch  nicht  früher  nachgewiesen.^)  Auf  eine  ziemliche  Zahl  be- 
laufen sich  die  derselben  Richtung  zugehörigen  Reliefs,  unter  welchen 
„Orpheus  und  Eurydike**  in  der  Villa  Albani  ein  hervorragendes  Werk  ist-*®) 
Sogar  Leidenschaften  werden  mit  stilvoller  Ruhe  dargestellt.*^)  Statt  der 
nachlässigen  Grazie  der  vorhergehenden  Jahrhunderte  erscheint  die  würde- 
volle.**) Parallel  läuft  mit  dieser  Richtung  die  „Erhabenheit*  {vipog)  in 
der  Redekunst,  welche  um  Ciceros  Zeit  Caecilius  aufgebracht  hatte. 

Unter  den  Meistern  des  vierten  Jahrhunderts  gefiel  keiner  mehr  als 
Praxiteles,  dessen  schlaffe  Ruhe  den  Epikureern  und  Skeptikern  zusagte. 
Vor  allem  sind  sein  Venus  und  sein  junger  Satyr  oft  variiert  worden, 
um  nicht  von  seinen  anderen  Werken  zu  reden  (S.  643  ff.) ;  an  seine  Manier 
erinnern  die  zahlreichen  Statuen  von  jungen  Menschen  oder  Göttern  in 
verschiedenen  Ruhestellungen,**)  die  einschenkenden  Satyrn**)  und  vieles 
andere.*^)  Von  Skopas'  Einfluss  ist  aus  den  S.  648  dargelegten  Gründen 
kaum  etwas  Sicheres  zu  sagen.  Lysippos  ist  ebenfalls  geschätzt  worden; 
auf  ihn  weisen  z.  B.  der  Ares  Ludovisi,  *«)  der  bogenspannende  Eros  und 
der  „lasen*  in  München  aus  der  Hadriansvilla,  der  entweder  Hermes, 
welcher  einen  Befehl  seines  Vaters  empfängt,  oder  ein  seine  Sandale 
lösender  siegreicher  Läufer  ist,  *^)  sowie  andere  Statuen  mit  aufgestütztem 


Phot.  Bruckm.  302;  Marmorstatue  in  Man- 
tua:  Phot.  Bruckm.  303;  Woltbbs  Nr.  222; 
im  Palazzo  Pitti  (Dütschke,  Bildw.  II  4, 
vgl.  dens.  S.  382):  Phot.  Bruckm.  304;  ,Ore- 
stes  und  Pylades'  in  Paris:  Phot.  Bruckm. 
307;  Gruppe  von  Ildefonso,  in  Madrid:  Phot. 
Bruckm.  308;  Woltbbs  Nr.  1665;  , Orestes 
und  Elektra*  in  Neapel:  Phot.  Bruckm.  306. 
S.  Ebkul^  und  besonders  Conze  aa.  00.; 
Torso  in  Berlin:  AZ.  1878,  119  ff.  T.  14; 
Kopf  in  der  Sammlung  ßarracco:  Wolters 
Nr.  224;  Coli.  Barracco,  vgl.  A.  1880,  196  ff. 
u.  a. 

0  Hblbig,  Führer  TI  Nr.  865. 

*)  S.  596, 8 ;  nach  Waldstbin,  Am.  J.  3, 
1  ff.  pasitelisch. 

»)  Wolters  212. 

*)  Wolters  1270—1 ;  Litteratur  bei 
Matz-Dühn,  zerstreute  Bildw.  in  Rom  1, 
260  ff.  Sie  sind  auf  die  Feme  berechnet, 
daher  ragen  die  Augen  weit  vor  und  die 
Mundlinie  weicht  von  der  Augenlinien  ab. 
Über  die  Ergänzung  s.  Missirini,  vita  di 
Canova  p.  66  f.;  unergänzt  in  alten  Kupfer- 
stichen abgeb.  Das  Motiv  des  einen  Rosse- 
bändigers kommt  im  Parthenonfries  vor. 

6)  Sala  d.  biga:  Helbto  I  328;  Phot. 
ßruckm.  129. 


«)  Vgl.  Jahrb.  7,  121. 

')  Berlin  Nr.  266  (AZ.  35,  56  ff.  T.  8) ; 
Louvre:  Glabac  1082,393. 

^)  HBLBioNr.919;  coli.  Barracco;  Amdt- 
Bruckmanns  Porträts  145—50;  Frauenkopf 
in  Madrid:  Memorie  II  S.  34. 

»)  Wolters  Nr.  213;  Hblbig  Nr.  377. 

»0)  S.  627;  Hblbig  Nr.  783;  schwächere 
Exemplare  befinden  sich  in  Neapel  und  Paris; 
über  die  Zeit  Bbnndobf,  Heroen  S.  235.  Pe- 
liadenrelief  im  Lateran:  Phot.  Bruckm.  341; 
über  anderes  Hblbig,   M.  ant.  1,  4,  673  ff. 

^^)  Z.  B.  die  sinnliche  an  einem  Terra- 
kottagefäss:  A.  1871  T.  R.;  Berl.  Abg. 

*')  Gonveniens  Latio  supercilium  (Petron. 
1,  2). 

^^)  Z.  B.  sog.  Antinous  (Hermes)  im 
Belvedere  des  Vatikan  (Wolters  1218;  Phot; 
Masse  bei  Audran,  Proportionen  T.  9;  Her- 
mes in  London  und  Atnen;  sog.  Adonis  in 
Neapel  (vgl.  Burckhardt,   Cicerone  I'  96). 

'*)  Ghbrardini,  Bc.  1892,  305  ff. 

*^}  Z.  B.  Hermes  als  SeelenfQhrer:  Dres- 
den Nr.  60;  Ariadne  dem  Theseus  nach- 
blickend: das.  280;  drei  weibliche  Statuen 
aus  Herculaneum  in  Dresden  Nr.  140—42. 

»•)  Phot.  Bruckm.  388;  Wolters  1268. 

'^}  Lambeck,   de  Mercurii  statna  vulgo 


Eap.  X.    Die  grieohiBoh-rOmisohe  Zeit.    (§  352.) 


725 


Fusse.^)  Manche  erinnern  an  die  unmittelbar  vorhergehende  Generation 
wie  die  jetzt  „Eirene  und  Plutos''  genannten  Gruppen  mit  ihren  Varianten 
(S.  643),^)  die  Reminiscenzen  von  der  Balustrade  des  Niketempels  ^)  und 
die  dem  Erechtheion  abgelernten  Karyatiden,  die  der  Athener  Diogenes 
für  das  Pantheon  Agrippas  arbeitete/)  Anderes  passt  für  das  vierte  Jahr- 
hundert im  allgemeinen  ohne  bestinmites  Schulanzeichen.  ^)  Da  das  Skul- 
pieren  dekorativer  Arbeiten  durchschnittlich  den  minderen  Bildhauern 
überlassen  blieb,  ist  in  den  Reliefs  meist  wenig  Erfindungsgabe  zu  suchen. 
Die  Anfertigung  kleiner  Terrakottafiguren  verdarb  hier  viel,  denn  durch 
jene  kam  ein  Vorrat  eleganter,  typischer  Stellungen  zusammen,  in  den 
nun  der  Künstler  hineingriff,  um  daraus  zu  dekorativen  Reliefs  eine  Reihe, 
wie  er  sie  zur  Raumfüllung  brauchte,  zusammenzumischen.  Diese  Kon- 
taminationsmanier soU  schon  in  der  praxiteUschen  Zeit  begonnen  haben 
(S.  645),  was  wir  nicht  glauben.  Wohl  aber  hat  die  Kaiserzeit  dieselbe 
ohne  Zweifel  von  der  vorhergehenden  Periode  überkonunen.*)  Die  Dia- 
dochenperiode  war  in  der  Kunst  sowenig  als  in  der  Litteratur  ein  über- 
wundener Standpunkt.  Wenigstens  die  erste  und  zweite  Generation  hin- 
durch wirkt  die  lebhafte  Reizung  der  Nerven  nach.  Die  Nachbildung  von 
Dirkes  Schleifung  und  dem  Untergang  der  Niobiden,  der  Laokoon,  die 
Marsyasfiguren  und  der  dazugehörige  Schleifer  in  Florenz,^)  sodann  die 
sterbenden  Gkdlier*)  mid  Amazonen,*)  die  Pasquinogruppen,  der  Fechter 
des  Agasias  und  endlich  doch  auch  der  Herakles  des  Glykon  sind  aus 
alexandrinischem  Geiste  entsprungen;  alexandrinisch  sind  ebenso  dem 
Geiste  nach  die  Relief gemälde,  ^®)  welche  die  Wände  schmücken,  indem 
wir  statt  der  Frieskomposition  der  archaistischen  und  „neuattischen *"  Werke 
eine  perspektivische  Darstellung  und,  was  damit  zusammenhängt,  einen 
reichen  architektonischen  und  landschaftlichen  Hintergrund  finden.  Der 
Apollo  von  Belvedere.^*)  mag  hier  seinen  Platz  finden,  weil  das  Motiv 


lasonis  habita,  Diss.  v.  Bonn,  Thom  1860; 
Phot.  Bruckm.  67 ;  Woltebs  1533;  Christo- 
doros  (V.  297  ff.)  beschreibt  eine  solche  Sta- 
tue; 8.  auch  Münze  von  Sybritia  auf  Kreta 
(Lambeck  Fig.  4). 

*)  Kokbad  Lavob,  das  Motiv  des  auf- 
gestützten Fusses  in  der  ant.  Kunst,  Diss.  v. 
Lpg.  1879. 

^)  Messalina  u.  Brittanicus,  im  Louvre : 
Phot.  Giraudon. 

«)  Phot.  Bruckm.  342. 

*)  Plin.  36,  38.  Erhalten  sind  Karya- 
tiden im  Braccio  nuovo  und  im  Palazzo  Giu- 
stiniani  (vgl.  Scbbeibbr,  AZ.  41,  200  ff.;  Hbl- 
BIO,  Führer  1,  2  f.);  doch  ist  es  ungewiss, 
ob  sie  vom  Pantheon  (AZ.  1866  S.  230. 
251;  Adleb,  Pantheon  S.  13)  imd  noch 
mehr  ob  sie  von  dem  Bau  des  Agrippa 
stammen. 

^)  Z.  B.  polychromes  Köpfchen  AA.  1889, 
98;  Artemis  einen  Pfeil  hervorziehend,  in 
Dresden:  Nr. 279;  Artemis Mattei  im  Vatikan: 
Hblbio  1  Nr.  37;  Athena  Giustiniani:  Helbio 
I  Nr.  51;  Woltbbs  1436;  Phot  Bruckm.  200. 


*)  Fb.  Hausbb,  d.  neuattischen  Reliefs, 
Stuttg.  1889  mit  4  T.,  welche  50  der  häu- 
figsten T3rpen  zeigen  (der  Name  „  neuattisch " 
ist,  wie  wir  sehen  werden,  zu  ausschliess 
lieh) ;  WiKTEB,  L.  Winckelmannspr.  S.  97  ff. 
m.  T.;  über  das  Relief  in  der  Sammlung  des 
Herzogs  von  Lul^  in  Lissabon:  G.  d.  b.-a. 
1893,  263.  Ein  Corpus  wird  von  Löwy  vor- 
bereitet. 

0  S.  707. 

®)  In  Florenz,  Giardino  Torrigiani :  Amdt- 
Bruckm.  Einzelverkauf  237/8;  Museo  Tor- 
lonia,  von  Philumenos:  Löwy  381 ;  vgl.  S.  679. 

^)  Amazone  Patrizi:  Matz-Duhn,  Bildw. 
948;  RoBBBT,  Sarkoph.  II  83. 

*^)  ScHBEiBEB,  die  hellenistischen  Relief- 
bilder, Lpg.  1889  ff.  H.  1—10  m.  104  T.; 
Proben  Phot.  Bruckm.  343—4. 

'^)  Statue  und  Kopf  für  sich  photogr.; 
WoLTEBS  Nr.  1523;  über  den  Fundort  (wahr- 
scheinlich Grottaferrata)  Hülsen,  AA.  1890, 
48;  Proportionen  bei  Audban,  Proportionen 
T.  17—20;  über  die  Formen  Missibini,  vita 
di  Ganova  S.  321. 


726 


KlaasiBche  Eniuitarchäologie.    n.  Geicbiolito  der  alten  Eniuit. 


zwar  der  Empfindung  nach  aus  dem  vierten  Jahrhundert  sein  könnt«, 
Parallelen  aber  auf  Seleukidenmünzen  (S.  683)  vorkommen.  Der  Kopf  ist 
mit  dem  Steinhäuser'schen  in  Basel,  welchem  die  Haarschleife  fehlt,  enge 
verwandt,')  ohne  dass  er  als  Kopie  desselben  zu  bezeichnen  wäre;  der 
übrige  Körper  hat  an  den  Extremitäten  bedeutende  moderne  Ergänzungen.  3) 
Was  Apollo  in  den  Händen  hielt,  darüber  wird  gestritten;  die  Bronze 
Stroganoff,  welche  auf  eine  Aegis  in  der  linken  Hand  hinzuführen  schien, 
ist  jetzt  als  unzuverlässig  nachgewiesen.'^)  Als  Grundlage  für  eine  Er- 
klärung muss  die  Bewegung  des  Rumpfes  dienen:  Apollo  scheidet  von 
einem  Orte,  indem  er  einen  stolzen  Blick  geradeaus  zurückwirft;  am 
nächsten  liegt  es  also,  an  Hektors  Tod  zu  denken.^) 

363.  Dies  sind  die  Schulen  der  Kaiserzeit,  nach  ihren  Yorbildem 
betrachtet;  die  örtlichen  Schulen  werden  dadurch  in  ihren  Grenzen  ver- 
wirrt, weil  an  keinem  Orte  eine  einzige  Richtung  unversehrt  herrscht 
Die  athenische  Bildhauerei  hatte  noch  in  der  Diadochenzeit  viel  An- 
sehen und  fand  für  die  Königshöfe  genügenden  Ersatz  in  Rom,  teils  weil 
der  Name  Athens  den  Römern  imponierte,  teils  weil  der  Freihafen  Delos 
von  den  athenischen  Künstlern  beherrscht  war  (S.  671).  Die  Athener 
nennen  sich,  ihres  Rufes  wegen,  gerne  mit  Namen,  aber  sie  gehören  den 
verschiedensten  Richtungen  an.  Antiochos,  welcher  eine  Athena  nach 
Pheidias  machte,^)  Apollonios,  Sohn  des  Archias,  an  einer  polykletischen 
Bronzeherme  von  Herculaneum  genannt®)  und  Diogenes,  der  Meister  der 
Karyatiden  des  Pantheon  (S.  725)  sind  „Atticisten**.  Auch  Kriton  und  Ni- 
kolaos  fertigten  zusammen  eine  Karyatide.^)  Hervorragende  Beispiele  des 
Kontaminationsstiles  sind  der  Marmorkrater  des  Salpion^)  und  die  Am- 
phora des  Sosibios,®)  denen  Pontios'  Rhyton  anzureihen  ist.^®)  An  einen 
älteren  Typus  schliesst  sich  Kleomenes  Kleomenus  mit  seinem  überlegenden 
Hermes,  der  Porträtzüge  hat,  („Germanicus*)  an.")     Ein  Motiv  der  ale- 


')  Phot.;  M.  1867  T.  39.  40,  vgl.  KbkuiJ, 
A.  39,  124  ff.;  Woltkbs  1525. 

^)  Nicht  oder  nur  teilweise  ergänzt  zei- 
gen ihn  alte  Stiche,  z.  B.  der  Marcantons 
(Thodb,  d.  Antiken  in  den  Stichen  Marcan- 
tons S.  13  f.  T.  1);  s.  Petebben,  AA.  1890, 
50  f.;  WiirrBB,  Jahrb.  1892,  160;  Fbeebicks 
(A.  4). 

')  Vgl.  Stephabi,  ApoUon  BoSdromios, 
Petersb.  1860;  Ghebabdini,  Bm.  1889, 407  ff.; 
FübtwXnoleb,  AZ.  40,  247  ff.;  Kibsbbitzkt, 
AZ.  41,  27  ff.;  Th.  Schbeibbb,  Lit.  Centralbl. 
1891,  273  f. 

*)  Ein  fester  Moment  wurde  nar  von 
Ovbbbeck  (zuletzt  Plastik  IP  368  ff.)  ins 
Auge  gefasst,  welcher  den  Apollo  mit  dem 
Galliereinfall  (S.  676)  in  Verbindung  brachte. 
Die  anderen  seit  Winckelmann  gegebenen 
Deutungen  verschwinmien  etwas  in  ästheti- 
schen Allgemeinheiten.  Vgl.  Feuebbach,  der 
vatikanische  Apollo,  Nürnberg  1833,  2.  Aufl. 
Stuttg.  1855;  Bbunn,  Verh.  d.  Phil.- Vers,  in 
Würzburg,  Lpg.  1869;  G.  Salomak,  d.  Statue 
d.  belvederischen  oder  vatik.  Apollo,  Stockh. 
1882,  ra.  7  T.;   Mebz,  d.  östhet.  Formgesetz 


der  Plastik  S.  158  ff.;  WbizsXokbb,  Süd- 
deutsche Blätter  1894  Nr.  1 ;  Hbbm.  Fbbb- 
BicKS,  der  Apoll  von  Belvedere,  Paderborn 
1894. 

^)  Im  Museo  Boncompagni :  Phot.  Brackm. 
253;  Kopf:  Amdt-Bruckm.  Einzelverk.  274  5 ; 
OvEBBECK,  Abh.  d.  Sachs.  Ges.  VIII  T.  II  B 
1.  2  Lichtdr.;  Löwy  342;  die  Ergänzung  des 
Namens  ist  allerdings  nicht  sicher;  ein  An- 
tiochos arbeitete  für  Asinius  PoUio  (Plin. 
36,  33). 

•)  Ant.  d'Ero.  V  T.  45.  46  u.  ö.;  Phot, 
Sommer;  Löwy  Nr.  341. 

^)  An  der  Via  Appia  gefanden,  in  der 
Villa  Albani:  Phot.  Bruckm.  254;  Löwy  Nr. 
346;  WoLTBBS  1555—6. 

^)  Aus  Formiae  in  Neapel :  Phot.  Brackm. 
345 ;  Löwy  Nr.  338. 

•)  Aus  Rom  im  Louvre:  Löwy  Nr.  340; 
Phot.  Bruckm.  60. 

^°)  Vom  Esquilin,  im  kapitolinischen 
Museum:  Löwy  Nr.  339;  Boom.  1875,  118  ff. 
T.  12.  13. 

")  Im  Louvre:  Löwy  344;  Woltbbs 
1630;    Phot.  Bruckm.  69;  Statue  und  Kopf 


Kap.  Z.    Die  grieohisch-rOmiache  Zeit.    (§  353.) 


727 


xandrinischen  Zeit  griff  Glykon  auf;  wie  Herakles  im  kleinen  Fries  von 
Pergamon  auf  seine  Keule  gestützt  Telephos  betrachtet,  so  steUte  er  ihn 
als  Einzelfigur  mit  einem  Stierhals  und  der  übertriebenen  Muskulatur,  wie 
sie  von  der  pergamenischen  Oigantomachie  her  bekannt  ist,  dar.  Das 
Müde  und  Trübe  hatte  Lysippos  aufgebracht.^)  Der  Torso  von  Belvedere, 
welchen  ApoUonios,  Sohn  des  Nestor,  fertigte,  ist  nicht  ein  ausruhender 
Herakles,  sondern  nach  der  wahrscheinlichsten  Erklärung  ein  Polyphem 
und  zwar  ein  verliebter  Eyklop,  der  an  die  schöne  Galatee  denkt.  ^) 
Ausserdem  fanden  die  Römer  in  Athen  jederzeit  geschickte  Leute,  um 
dekorative  Dinge  aller  Art  aus  Marmor,  Stuck  und  Metall  für  ihre  Villen 
zu  besorgen.')  Athen  zehrte  von  seinem  alten  Ruhme,  hatte  aber  mit 
dem  Leben  der  Weltstädte  keine  Fühlung.  Dm-ch  die  Hellenisierung  der 
Lyder,  Phrygier  und  Karier  hatte  Eleinasien  an  frischer  Kraft  gewonnen. 
Li  der  Zeit  der  mithridatischen  Kriege  bestimmte  es  nicht  bloss  die  Haupt- 
richtung der  Rhetorik,  sondern  lehrte  auch  den  Römern  die  Freude  an 
Statuen,  Gemälden  und  ciselierten  Gefässen.^)  Ln  ersten  Jahrhundert 
neigt  sich  allerdings  die  Blüte.  Agasias  (S.  681  f.)  steht  vielleicht  an  der 
Schwelle  der  Zeitalter.  Sein  Landsmann  Herakleides,  Sohn  des  Agaues, 
fertigte  eine  jetzt  als  Ares  restaurierte  Jünglingsstatue  von  pentelischem 
Marmor.^)  Archelaos  von  Prione  tritt  mit  seinem  Relief  „Apotheose 
Homers'  zu  der  Schaar  der  kontaminierenden  Künstler,  wenn  er  auch  ein 
Relief bild  schafft;^)  der  Nachbildung  des  famesischen  Stieres  (S.  681) 
haben  wir  bereits  gedacht.  Aphrodisias  in  Karlen^)  gewinnt  jetzt 
durch  seine  Marmorbrüche  Bedeutung.  Aristeas  und  Papias  fertigten  für 
die  Villa  Hadrians  die  bekannten  kapitolinischen  Statuen  des  alten  und 
des  jungen  Kentauren,  die  unter  der  ungleichen  Wirkung  des  Eros  stehen.^) 
Nicht  viel  früher  bildete  Zenon  einen  Konsul  ab.^)  Ausserdem  kennen 
wir  noch  mehrere  durch  Inschriften  und  teilweise  auch  durch  ihre  Werke 
selbst.*®)  Die  Blüte  der  rhodischen  Schule  ist  durch  die  neuesten  epi- 
graphischen Forschungen  zeitlich  herabgedrückt  *0  ^^^  der  litterarischen 
Geschichte  ungefähr  gleich  gemacht  worden.  Ausser  anderen  Künstlern, 
deren  Namen  wir  bloss  kennen,**)  gehört  in   das  erste  Jahrhundert  vor 


bei  Ratbt  V  T.  9. 10 ;  vgl.  Bebnoulli,  Ikono- 
graphie 1, 180.  227  T.  21 ;  Hetdbmank,  Pariser 
Ant.  S.  12;  es  ist  wohl  derselbe,  welcher  für 
Asinios  Pollio  Thespiaden,  offenbar  in  Kon- 
kurrenz mit  Pasiteles,  arbeitete  (Plin.  36,  33; 
andere  Ansichten  s.  bei  Löwr).  Die  medi- 
ceische  Venus  (Phot.  Bruckm.  374;  Woltkbs 
1460;  Masse  bei  Audran,  Proportionen  T.  15. 
16)  ist  nicht  von  Eleomenes. 

*)  Aus  den  Caracallathermen,  in  Neapel 
(^famesischer  Hernes'):  Löwy  Nr.  345; 
WoLTEKs  1265;  vgl.  A.  1868,  336  ff.  B.  1872, 
68.  Masse  bei  Audban,  Proportionen  T.  5 
—7.  Die  Beine  sind  von  Qugliekno  della 
Porta  ergänzt. 

*)  Im  Belvedere  des  Vatikan:  Löwr 
Nr.  343;  Phot.  Bruckm.  240;  Wolters  1431; 
zur  Erklärung  Bb.  Saveb,  d.  Torso  v.  B., 
Giessen  1894. 


')  Cic.  Att.  1,  10,  3:  ein  solcher  Mann 
war  Euandros,  der  unter  Antonius  nach  Ale- 
xandrien  kam  und  später  nach  Rom  über- 
siedelte (Porph.  Hör.  s.  1,  3,  91).  —  'Aya^Tvog: 
Eaibel,  epigr.  1225. 

*)  Sallust.  Catil.  11. 

*)  Löwr  293;  Clarao  III  313,  1439; 
Bouillon  I  T.  8. 

•)  Lichtdruck  Ga.  1887,  3T.  18;  Wolters 
1629. 

')  Neubauer,  AZ.  1876,  70. 

8)  Phot.;  Helbio  I  Nr.  508— 9;  Lowr 
364. 

»)  Perrier  T.  15  0  I;  Löwy  Nr.  365. 

»0)  Löwy  Nr.  364  -  73. 

^*)  Hiller  v.  Gäbtrinoen,  Jahrb.  9, 23  ff. 

^^)  Plutarchos,  Sohn  des  Heliodoros  (In- 
schrift zwischen  82  und  74  v.  Chr.),  Leo- 
chares,  Demetrios,  Mnasitimos,  Charinos  von 


728 


KlaBsische  Ennstarchäolo^e.    IL  Gendhiohte  der  alten  Emuit. 


Christus  die  LaokoongruppeJ)  Die  drei  Rhodier  Agesandros,  Polydoros 
und  des  ersteren  Sohn  Athanodoros  arbeiteten  sie  gemeinsam,  aber  nicht, 
wie  Plinius  behauptet,  nach  einem  Plane  (de  consilii  sententia)  aus  einem 
einzigen  Steine.  Die  Komposition  ist  nicht  eigentlich  plastisch,  sondern 
für  die  malerische  Ausfüllung  einer  Nische  berechnet,  wie  denn  auch  die 
Gruppe  in  einer  solchen  aufgefunden  worden  sein  soll.^)  Zu  diesem  Zwecke 
hat  sie  ein  Kunstliebhaber,  der  an  seltenen  Sagen  Freude  hatte,  bestellt 
und  ohne  Zweifel  dann  Vergil  davon  die  Anregung  empfangen.  Der  viel 
bewunderte  Laokoon  ist  ein  Bravourstück  anatomischer  Kenntnis,  um 
deren  willen  die  Kleidung  fehlt;  er  konnte  durch  den  peinlichen,  gräss- 
lichen  Gegenstand  nur  solche,  die  an  die  Schi*ecken  der  Arena  gewöhnt 
waren,  nicht  abstossen.^)  Laokoon  stöhnt  in  unsäglichem  Schmerze,  ein 
schuldloser  Sohn  ist  schon  entseelt  und  der  andere  wird  in  einem  Augen- 
blicke ihm  gefolgt  sein,  da  der  Knoten  eines  Schlangenschwanzes  ihn 
fesselt.  Von  einer  römischen  Schule  vermögen  wir  keine  Spur  zu  ent- 
decken. Die  Römer  gestanden  den  Vorrang  in  der  Plastik  willig  den 
Griechen  zu,  zufrieden  mit  dem  Besitze  der  politischen  Macht.*)  Die  Be- 
vorzugung des  Alten  und  des  Griechischen  drängte  die  einheimischen 
Künstler  zurück  und  verstaitete  ihnen  nicht  einmal  ihre  Namen  beizu- 
setzen; und  wie  selten  nennt  die  gleichzeitige  Litteratur  Künstlernamen! 
Die  Schicksale  der  Plastik  sind  auch  aus  ihren  Aufgaben  leicht  erklärbar. 
Der  Zahl  nach  überwiegen  jetzt  die  Porträtbilder;*)  denn  die  gewöhn- 
lichen Ehren-  und  Votivstatuen*)  genügten  jetzt  nicht  mehr.  Schon  zu 
Ciceros  Zeit  wurde  ausdrücklich  verboten,  das  Bild  eines  Anderen  im 
Hause  zu  haben.  ^)  Zu  den  Bildern  auf  öffentlichen  Plätzen  und  in  Theatern, 
die  in  kleineren  Städten  schon  für  einen  Akt  der  Freigebigkeit  Belohnung 
waren,  begannen  die  Privat-Ehrenstatuen  in  Stadthäusern  und  Villen  zu 
kommen.®)     Diese   schmeichlerische   Mode  wucherte    unter   den    Kaisem 


Laodikeia,  £pichannos  vod  Soloi,  Simon  von 
Olynth,  Theon  von  Antiocheia. 

^)  Inschrift  des  Athanodoros  (Löwy 
203)  wahrscheinlich  etwas  jünger:  Jahrh.  9, 
33  ff.  Hiedurch  dürften  sich  die  bisherigen 
Ansichten  erledigen :  Da  Plinius  die  Laokoon- 
gruppe  im  Hause  des  Titus  erwähnt,  soll 
sie  unter  Titas  entstanden  sein  (und  wohl 
gar  ,auf  Anweisung  des  Staatsrates') : 
Lessiko,  Thiersch;  Stephani,  B.  de  TAcad. 
des  sc.  1848  VI  1-37;  Robebt,  archäol. 
Märchen  (weil  erst  Vergil  die  Sage  bekannt 
gemacht  habe);  über  das  Verhältnis  zu  den 
Pergamenem :  Kekuli^,  Zur  Deutung  u.  Zeit- 
bestimmung des  L.,  1883  (aus  dem  1.  Jahrb.); 
Brunn,  Jsäirb.  d.  preuss.  Kunstsamml.  5, 
263  ff.;  A.  Tbendelenburo,  die  L.gruppe  u.  der 
Gigantenfries  des  pergam.  Altares,  Berlin 
1884  mit  2  T.  (älter);  vgl.  Helbig,  I^ührer 
1,  96;  Woltebs  1422;  Phot.  Bruckm,,  vgl. 
Heyne,  Samml.  antiq.  Aufsäze  II  Nr.  1 ;  Lach- 
MANN,  AZ.  1848,  235  f.;  Föbsteb,  Verb,  der 
Göriitzer  Phil.Vers.  S.  74  ff.  298  ff.  u.  Jahrb. 
9, 43  ff.;  A.  Häckebmann,  d.  Laokoonsgruppe, 
Greifsw.  1856  u.  z.  rhod.  L..  Gr.  1888. 

^)  In  den  Bädern  des  Titus.  Vgl.  Schbei- 


beb,  Fundberichte  des  P.  L.  Ghezzi  S.  116  f. 

')  Zur  ästhetischen  und  anatomischen 
Beurteilung  vgl.  ausser  Lbssino's  Laokoon 
Mbbz,  das  ästhetische  Formgesetz  S.  281  ff*; 
Hbni»,  d.  Gnrope  des  L.,  Lpg.  1882;  Mebeel. 
Ztsch.  f.  bild.  E.  11, 858  ff.;  Masse  bei  AuDSiK, 
Proportionen  T.  1—4.  24.  25.  Irrtum  de8 
Plinius:  Almanach  aus  Rom  2,  50  ff. 

*)  Vergil.  Aen.  6,  847  f. 

^)  Hauptwerke:  Visconti,  iconographie 
ancienne  I.  ic.  grecque,  Paris  1808.  8  Bde.  f- 
IL  ic.  rom.,  1817—33,  4  Bde.  f.;  Bebnovui, 
römische  Ikonographie,  Bd.  I.  Berlin  und 
Stuttg.  IL  1.  (julische  Dynastie),  1886  mit 
35  T.;  Bbuckkann-Abndt,  griech.  u.  röm. 
Porträts  (im  Erscheinen).  Die  römische  Pro- 
sopographie,  welche  von  Elebs,  Dessau  und 
von  Rohden  für  das  CIL.  bearbeitet  wird, 
wird  diesen  Zweig  weiter  befördern. 

•)  Vgl.  Cic.  pro  Dejot.  34;  Verg.  ecl.  7, 
35;  Hör.  s.  2,  3,  183.  c.  4,  1,  19  f.;  CIL.  VlU 
434;  Plin.  7,  3.  Über  Material  und  Preise 
Friedlandeb,  Darstellungen  aus  der  Sitten- 
geschichte Roms  lU. 

^)  Cic.  Rab.  perd.  24. 

B)  Z.  B.  Suet.  Galba  1  a.  E. 


Kap.  X.    Die  grieohiflch^rOmisohe  Zeit.    (§  353.) 


729 


üppig,  aUes  war  mit  Statuen  des  Kaisers,  seiner  Familie,  der  höheren  Be- 
amten und  der  Generäle  angefüllt.  Der  Bedarf  war  so  stark,  dass  die 
Bildhauer  Torsen  auf  Lager  hielten,  denen  sie  nach  Bestellung  die  Köpfe 
aus  gleichem  oder  besserem  Stein  aufsetzten;')  selten  ist  der  Leib  indi- 
viduell gearbeitet.')  Bei  einem  Thronwechsel  oder  sonstigem  Umschlag 
konnten  dann  die  Klugen  einfach  den  Kopf  vertauschen  lassen,  man  durfte 
sie  nur  nicht  dabei  erwischen.^)  Unter  den  Typen  fallen  vor  den  ge- 
wöhnlichen Gewandstatuen  auf  die  Panzerstatuen  {statuae  loricatae),  ^)  deren 
schönstes  Exemplar  die  farbige  Augustusstatue  von  Primaporta  ist,  ^)  dann 
die  Reiterstatuen  {equi),  veranschaulicht  durch  Marc  Aurel  auf  dem  Kapitel 
und  einer  Commodusstatuette,  *)  der  Triumphator  mit  dem  Viergespanne ') 
und  die  Statuen  in  Göttergestalt  (S.  718);  heroisierte,  nackt  stehende  oder 
halbnackt  sitzende  Ehrenstatuen  sind  nicht  unerhört.^)  Die  von  den 
Athletenstatuen  ausgehende  Tradition  wirkt  noch  dahin  nach,  dass  sitzende 
Kaiserstatuen  im  ersten  Jahrhundert  noch  selten  sind.^)  Auch  experi- 
mentieren die  Künstler  an  den  Sitzstellungen  gerne  herum,  so  dass  die 
nach  älteren  Motiven  gearbeiteten  Statuen  wie  die  Agrippina  (S.  711)  noch 
am  natürlichsten  erscheinen.  In  den  Zimmern  pflegte  man  sich  mit  Büsten 
zu  begnügen,  aber  davon  ganze  Gallerien  anzulegen.  Der  Politiker  und 
der  Ehrgeizige  sanmielte  Kaiserbüsten,  der  Gelehrte  und  der  Schöngeist 
Dichter,  Philosophen  und  andere  Berühmtheiten.  *ö)  Metall  galt  wohl  für 
das  vornehmste  Porträtmaterial  und  die  kapitoUnische  Statue  eines  jungen 
Aristokraten  („Camillus*)  macht  in  der  That  einen  vornehmen  Eindruck.  **) 
Wer  den  Marmor  nicht  bezahlen  konnte,  kaufte  Gypsköpfe.**)  Die  Form 
der  imago  clipeata  wurde  bald  aufgegeben;  man  schwankte  zwischen  dem 
einfachen  Porträtkopfe  und  dem  Brustbilde  (^Aorox).")    Eine  eigentüm- 


0  Stataae  loricatae  A.  1863,  433;  Benn- 
DORF  u.  Schöne,  lateran.  Museum  S.  125; 
zwei  Töchter  des  Baibus  MB.  II  41.  42. 

^)  Nerva  mit  schwächlicher  Brust  M. 
Pioclem.  III  6. 

*)  Plut.  Anton.  60;  Cic.  Att.  6,  1,  26; 
Tac.  A.  1,  74;  Plin.  35,  4.  94;  Dio  Chr.  31 
p.  312.  342.  357  M.,  vgl.  Köhlbb,  vermischte 
Schriften  5,  357;  Fbiedlaitobb,  Darst.  aus 
der  Sittengesch.  Roms  3, 161  ff.;  B.  1885,  95  f.; 
Ross,  Inselreisen  1,  79  f.,  lottere  S.  12  und 
Kunstblatt  1840  Nr.  12.  32;  Dütscbke,  BUdw. 

4,  39  f.  Über  andere  Ettikettefragen :  Tacit. 
A.  13,  8;  Marc.  Aurel.  1, 17  p.  10,  5.  Kolosse 
z.  B.  Suet.  Ner.  31  (120  Fuss  hoch).  Vesp.  23. 

*)  Verzeichnet  von  Wboth,  Jhst.  7, 126  ff., 
dazu    Hebv.  V.  Rohdbn,    Bonner    Studien 

5.  17  ff.  T.  1-3;  Arch.-ep.  Mitt.  8,  61  T.  2; 
Ross,  Inselreisen  4,  5.  Aegis  bei  Kaisem : 
Serv.  Verg.  Aen.  8,  435. 

*)  Im  Vatikan:  Hblbio,  Führer  I  Nr.  5; 
Raybt;  Phot.  Bruckm.  225. 

^)  Marc  Aurel  (unter  dem  Pferde  lag 
früher  ein  Feind  nach  Löhb,  Eranos  Vindo- 
bonensis  S.  56  ff.):  Phot.  Bruckm.  369;  Gom- 
modus  als  Jäger,  im  Vatikan:  Helbig  I 
Nr.  166;  die  kolossale  Bronzestatue  des  Do- 
mitian  beschreibt  Statins  silv.  1,  1,  37  ff.; 


Caesar  oder  Augustus  auf  Münzen  des  Trium- 
vir  Octiivian:  Babblon  II  46,  97;  verschie- 
dene des  Augustus,  auf  Münzen  desselben 
(I  430,  79.  II  36  f.  Nr.  63.  65.  66)  und  des 
L.  Pincius  (II  552  ff.  Nr.  3);  Trajan,  auf 
Münzen  aus  dem  Jahre  114:  Cohen,  m^d. 
imp.  II 2  Nr.  496  ff. 

')  In  den  Atrien  der  Adeligen:  Juven. 
8,  1  u.  a.;  an  den  Rostra:  Schol.  Juv.  1,  129; 
vgl.  Suet  Aug.  31;   Martial.  8, 44, 6;  Tac.  A. 

4,  23.  Agric.  40;  Plin.  ep.  2.  7;?  Pferde  in 
Venedig  (Phot.). 

^)  Stehend :  Marcus  Agrippa,  in  Venedig ; 
.Pompejus*  im  Pal.  Spada;  vgl.  Bebnoulli  I 

5.  112.  257  T.  7.  22;  sitzend  Nerva,  im  Va- 
tikan: Helbig  I  Nr.  303;  Phot.  Bruckm.  165. 

•)  Verzeichnet  von  LoNGPiniEB,  Ga.  7, 
75;  8.  A.  8. 

*°)  Philosophen:  Juv.  2,  4  ff.;  Martial.  9, 
47,  2;  Massenfunde  von  Büsten  wurden  z.  B. 
in  der  Pisonenvilla  von  Herculaneum  (S.  120) 
und  einer  Villa  von  Tibur  gemacht  (Güat- 
TANi,  mon.  ined.  1784  Genn.  T.  1.  Maggie 
T.  2). 

")  WoLTEBS  Nr.  1561;  Phot.  Bruckm. 

")  Juven.  2,  4  ff. 

")  Vgl.  ScHÖKB,  AZ.  1866,  230;  über  die 


730 


KlasBische  Kanstarobäologie.    II.  Geschichte  der  alten  Emuit. 


liehe  barocke  Form  hat  das  Brustbild  des  Commodus  als  Hercules.^)  Da 
man  den  Leib,  wie  wir  sahen,  auf  Vorrat  und  überhaupt  „ideal'  nach 
ziffermässigen  Proportionen  zu  fertigen  pflegte,  2)  koncentrierte  sich  die 
Porträtkunst  auf  den  Kopf.  Der  Künstler  behandelt  ihn  natürlich  mehr 
ideal  bei  Berühmtheiten  der  Vergangenheit,  mehr  real  bei  einem  Zeitge- 
nossen; besonders  alte  Leute  beider  Geschlechter  geben  ganz  merkwürdige 
Beispiele  für  das  Letztere  ab.^)  Man  sah  mehr  auf  Natürlichkeit  als  auf 
das  Terribile  (S.  706),  wiewohl  einzelne  Persönlichkeiten  (z.  B.  Caracalla)^) 
in  ähnlicher  Weise  aufgefasst  wurden.  In  den  Athletenstatuen  hingegen 
ging  die  Natürlichkeit,  weil  man  nicht  mehr  Sportleute,  sondern  ordinäre 
Professionisten  vor  sich  hatte,  bis  zum  Realismus.^)  Dutzendwaren  mit 
typischer  Behandlung  und  oberflächlicher  Ähnlichkeit  hat  es  natürlich  in 
Masse  gegeben;  aber  bis  zum  Ende  dieser  Periode  ragen  jederzeit  vor- 
treffliche Büsten  über  jene  heraus,  z.  B.  noch  unter  Philippus  Arabs  (244 
—249)  ein  BUd  des  Kaisers.«) 

Über  die  Götterbilder  haben  wir  schon  unter  dem  Gesichtspunkte 
der  Denkungsart  gesprochen  (S.  717  ff.);  trotz  allem  war  ihre  Zahl  vieUeicht 
weit  grösser  je  vorher.  Überall  waren  sie  zu  finden:  Grosse  standen  in 
Tempeln,')  vor  den  Thoren®)  und  unter  Bäumen;»)  kleinere  Figuren  und 
Büsten  wurden  geweiht*^)  oder  dienten  für  den  Hausgebrauch  1*)  und  be- 
fanden sich  teilweise  in  Schreinen  {plutei,  zothecae),  woraus  die  byzanti- 
nischen Heiligenschreine  hervorgegangen  sind.^*)  Noch  kleinere  Figuren 
trug  man  als  Amulette  bei  sich.  ^3) 

354.  Da  im  Grunde  auch  die  Bilder  des  Antinoos  (S.  718)  Porträte 
sind,  kann  man  sagen,  dass  die  selbständige  Plastik  der  Kaiserzeit  im 
Porträtfache  ihren  Höhepunkt  erreichte.  Sonst  wird  die  Plastik  jetzt  eine 
Dienerin  der  Baukunst,  weil  sie  die  Prachtbauten  der  römischen  Kaiser 
und  Edlen  verschönern  soll.  Cicero  setzt  dem  Atticus  auseinander,  was 
er  für  seine  Villa  braucht;  es  sind  megarische  Figuren,  Hermen  aus  pen- 
telischem  Marmor  und  Bronzeköpfe,  ausserdem  speziell  für  die  gynma- 


Entwicklung  der  Büste  Benndorp  u.  Schönb, 
lateran.  Museum  S.  209  f.;  Hesych.  ngoiofiij 

^)  Im  römischen  Konservatorenpalast : 
Phot.  Bnickm.  270;  vgl.  Petebsen,  Rom.  Mitt. 
3,  303  flf.  m.  Abb.;  Hblbio,  Führer  1,  553  ff. 
Aualoga  finden  wir  an  Grabsteinen,  z.  B. 
GuATTANi,  mon.  ined.  1788  Giugno  T.  3. 

')  Flut.  n.  jov  axoveiv;  August,  de  libero 
arbitrio  2,  16. 

3)  Z.  B.  Amdt-Bruckm.  29.  55.  61  ff., 
überhaupt  viele  Tafeln  mit  der  Unterschrift 
«unbekannter  Römer**  oder  , unbekannte  Rö- 
merin'. 

^)  In  Neapel :  Phot.  Bruckm.  370. 

^)  Bronzestatue  im  Thermen  -  Museum 
(S.  732,  n);  Labuö,  Mantovall T. 46  =  Clarao 
860,2196;  Bm.  4,  80  ff.  T.  11. 

•)  GuATTAKi,  mon.  ined.  1784,  Luglio 
T.  2;  Hblbio  I  Nr.  57. 

^)  Z.  B.  der  bronzene  Herkules  aus  dem 


Rundtempel  des  Forum  Boarium  (nach  dem 
neronischen  Brande  erbaut:  Mon.  ed  A.  1850 
S.  30  A.  7). 

")  Rutil.  1,  229  f.;  ebenso  standen  Sta- 
tuen des  Kaisers  oder  der  Mater  castrorum 
häufig  vor  den  Thoren  der  KasteUe. 

»*)  Prep.  1,  4,  1;  Priapeja  82;  in  Wand- 
gemälden öfter  abgebUdet. 

'^)  Am  Libitinatempel  verkauft:  Plut. 
quaest.  Rom.  23. 

'*)  Goldene  und  silberne  Penaten:  Snet. 
Ner.  32;  aus  Wachs:  Juven.  12,  88;  bei 
Bauern:  Hör.  c.  2,  18,  27;  Büste  der  Isis: 
MB.  10,  2;  Figuren  in  Prozession  getragen: 
BEina>oRF  u.  Schöne,  lat.  Mus.  T.  13,  1 : 
Raoul-Rochbtte,  mon.  inöd.  T.  69.  Tragbare 
Herme,  abgeb.  MB.  9,  33. 

'')  Anthol.  Lat.  139;  Inschrift  von  Gabii: 
Obblu  1368. 

»«)  Über  Sulla  Prontin.  1,  11, 11;  Val. 
Max.  1,  2,  3. 


Kap.  X.    Die  grieohiaoh-rOmiaohe  Zeit.    (§  354.) 


781 


stischen  Räume  Athena-  und  Herakleshermen.*)  Statuen  flankierten  den 
Anfang  der  Freitreppen,  *)  Statuen  empfingen  die  Eintretenden  im  Atrium,  ^) 
manche  Säle  bildeten  förmliche  Museen.  Die  verschwenderische  Anbringung 
von  Nischen  nötigte  wieder,  diese  mit  einer  Einzelstatue  oder  Gruppe  aus- 
zufüllen. Kleine  Bronzefiguren  standen  vermutlich,  wie  in  der  Barockzeit, 
in  kleineren  Nischen  oder  auf  den  Möbeln;  manche  Motive,  wie  der  trunkene 
Herakles,^)  erscheinen  eigens  für  den  Tafelaufsatz  erfunden.  Die  kleinen 
Terrakotten,  welche  Pompeji  in  erheblicher  Zahl  lieferte,  hatten  jeden- 
falls den  gleichen  Zweck. ^)  Dagegen  werden  die  älteren  Verwendungs- 
arten des  plastischen  Schmuckes  seltener,  z.  B.  treten  die  Giebelgruppen 
nach  Ausweis  vieler  Abbildungen  zurück.^)  Noch  mehr  Statuen  fast  als 
die  Gebäude  konsumierten  die  grossen  Parke  der  Vornehmen :  Die  schlum- 
mernde Ariadne,  der  schlafende  Endymion,  stehende  oder  ruhende  Satyrn, 
Silene,  Pane,  Hermaphroditen  und  Nymphen,  allein  oder  in  Gruppierung, 
belebten  die  einsamen  Plätze  der  weiten  Gärten,  wo  ihr  weisser  Marmor 
aus  dem  dunklen  Grün  der  Pinien  und  des  Lorbeers  hervorglänzte.'')  An 
Teiche  und  Brunnen  stellte  man  einen  Neptun,  Narkissos,  Quellnymphen, 
Fischer®)  oder  Figuren,  aus  denen  Wasser  hervorsprühen  konnte  (Knabe 
eine  Gans  würgend,  Silen  mit  Weinschlauch,  Poseidon  mit  Delphin,  Ne- 
reide auf  eben  solchem  Tiere,  gelagerte  oder  sich  auflehnende  Nymphe 
mit  Urne,  auch  Nymphe  mit  Muschel,  Eros  mit  Gefass  u.  ä.'-^)  In  Bade- 
räume passte  Aphrodite  als  Anadyomene,  in  der  praxitelischen  Stellung 
(S.  644),  sich  zusammenkauernd  oder  ihr  feuchtes  Haar  auswindend,  wie 
überhaupt  nackte  ^Venusse'',  ebenso  die  von  Act^eon  belauschte  Diana;  ^^) 
ein  ernsterer  Sinn  wählte  Asklepios  als  Gott  der  Hygiene.  *  0    Nicht  immer 


')  Ad  Att.  1,  8,  2,  vgl.  3,  2.  4,  3;  1,  1, 
5.  4,  3.  10,  3,  vgl.  6,  2.  8,  2.  9,  2.  10,  3; 
Herme  aus  dem  Cirkus  des  Maxentias:  Mün- 
chen 149;  Herakleshermen:  Jahrb.  1,55  f.; 
'Egfi^  'HQttxXei:  Clabac,  inscr.  du  Louvre  T. 
54,441. 

*)  Reiterstatuen,  abgeb.  in  einem  Mo- 
saik :  GuATTANi,  mon.  ined.  1784  Maggio  T.  3. 

»)  S.  729, 7. 

*)  Herrliches  Beispiel  aus  Velleja;  S.  651. 

'^i  £s  genügt  auf  das  Werk  v.  Rohden's 
(S.  5)  zu  verweisen. 

^)  Ausser  Ornamenten,  Schilden  und  In- 
signien  wird  einmal  ein  Triton  mit  Muschel- 
hom  und  Ruder  auf  Wellen  abgebildet:  Ro- 
bbst, Pasiphaesarkophag,  T.  1,  8. 

^)  Ariadne  im  Vatikan  und  in  Madrid, 
Wolters  Nr.  1572—8;   Phot.  Bruckm.  167; 
zum  Motiv  vgl.  Ovid.  am.  1,  14,  19  ff.;   Pro- 
pert.  1,  8,  1  f.;    Endymion,    aus   Hadrians 
Villa:  GuATTANi,  mon.  ined.  1784  Genn.  H.  1 
T.  2;    barberinischer   Faun   in   trunkenem 
Schlaf:    München   Nr.  95;   Wolters    1401 
Phot.  Bruckm.  4  (zur  Lage  vgl.  MB.  10,  61 
Stat.  Theb.  5,  208  f.);    erotische   Sympleg 
men  sind  häufig  z.  B.  Clabac  721,  1728. 

^)  Narkissos:  Stat.  silv.  1,  5,  54  ff.  (in 
einem  Bade);  Kallistr.  im.  5;  Quellnym- 
phen: Helbio,  Wandgemälde  249  b  (gemalt 


das.  1054  ff.);  Fischer:  MB.  4,  55;  B.  1869, 
136 ;  Fischerknabe:  Visconti,  Mus. 
Pioclem.  8,  88;  Dütschks,  ant.  Bildw.  2,  265; 
5  Nr.  28. 

')  Knabe  mit  Gans:  Lützow,  Münch- 
ner Antiken  zu  T.  20 ;  Knabe  mit  Gefäss: 
Glaeac  755,  1844.  1845;  Righetti,  Campid. 
II  286:  Silen  mit  Weinschlauch:  z.  B. 
0.  Jahn,  ficor.  Cista  S.  25;  Benndorf  und 
Schöne,  lateran.  Museum  S.  133;  Clarao 
713.  1699;  pissend  Clar.  334,  1748.  780b, 
1765c.  734d,  1765 j;  Nymphe  mit  Urne, 
ruhend:  Clarao  750,  1829a.  752,  1826;  MB. 
10,  47;  s.  Benndorf  u.  Schöne,  lateran.  Mus. 
S.  247  f.;  stehend :  besonders  hübsch  in  Flo- 
renz und  Neapel;  Nymphe  mit  Muschel: 
Benndorf  u.  Schöne,  lateran.  Museum  S.  278 ; 
schlafender  Knabe  mit  Urne:  MB.  4, 54; 
M.  Piocl.  III  44;  s.  Benndorf  u.  Schöne,  lat. 
Mus.  S.  250  f.;  Zenodot.  Anth.  Plan.  14,  vgl. 
211,  12;  Plato,  Anth.  Pal.  9,  826. 

^^)  Anadyomene:  Stat.  silv.  1,5,  54  ff.; 
Venus  das  Haar  auswindend:  Ovid.  aa.  3, 
228  f.;  Actaeon:  Stat.  a.  0.  Dagegen  Diana 
als  Jagdgöttin  mit  einer  Felsengrotte  voll 
Vegetation:  Apul.  met.  2,  4;  über  Neapler 
Brunnenfiguren:  Cttbtius,  AZ.  1879,  19  ff. 
T.  1-3;  Inder:  Kallistr.  1. 

'^)  Nissen,  pompej.  Studien  S.  154. 


732 


KlaBsisohe  EnnBtarch&ologie.    IL  Geschiohte  der  alten  EmiBt. 


jedoch  stimmte  die  Statue  mit  dem  Orte,  den  sie  schmückte,  zweckdienlicb 
überein;  z.  B.  wurde  neben  einem  Wasserbecken  ein  knöchelspielendes 
Mädchen  gefunden.^) 

Die  Ausschmückung  der  Gräber  wird  trotz  der  Luxusgesetze  Sullas 
und  Caesars  immer  grossartiger.  Asinius  PoUio  gab  ein  glänzendes  Muster, 
wie  die  Plastik  in  reichem  Masse  heranzuziehen  sei.')  Die  Cestiuspyramide 
(14  V.  Chr.)  konnte  einst  einen  Begriff  von  der  Gräberplastik  geben.') 
Wenn  selbst  der  reiche  Bäcker  Eurysakes  sich  ein  monumentales  Grab 
erbaute,*)  musste  zu  Augustus'  Zeit  nichts  gewöhnlicher  sein.*)  Das  gross- 
artigste erzielte  aber  Hadrian,  den  Grabhügel  des  Augustus  noch  über- 
bietend, durch  sein  Mausoleum.^)  Wir  wiesen  schon  auf  die  göttUchen 
Typen  der  Toten  hin;  vielleicht  am  meisten  Phantasie  entwickelten  die 
römischen  Künstler  der  Eaiserzeit,  wie  die  modernen,  in  Einderfiguren, 
sobald  sie  sich  von  der  trivialen  Figur  des  schlummernden  Toteneros 
emanzipierten.^)  Andere  Bildwerke,  wie  der  Seelenführer  Mercurins,  der 
alles  heilende  Aesculap  und  der  Eummerbrecher  Bacchus  hatten  einen 
tieferen  Bezug  zum  Prinzip  des  Todes.®) 

Die  öffentlichen  Gebäude  standen,  so  lange  die  Finanzen  in  Ordnung 
waren,  hinter  den  Privaten  nicht  einmal  relativ  zurück.  Was  für  die 
Bäder  passte,  ist  oben  schon  gesagt;  in  den  Thermen  des  Caracalla  sieht 
man  noch  die  abwechselnd  rund  oder  viereckig  abgeschlossenen  Nischen, 
welche  einst  Statuen  aufnahmen.®)  Die  Palästren  enthielten  Hermen  und 
Athletenstatuen.  ^^)  Bei  den  Schaugebäuden  müssen  wir  zwischen  dem 
dauernden  Schmucke  und  der  vorübergehenden  Festdekoration  unterscheiden. 
Jener  war  nicht  unbedeutend,  da  die  Ausgrabungen  in  Theatern  Statuen 
von  Siegesgöttinnen,  Wettkämpfern  und  anderem  (z.  B.  Venus  von  Capua) 
zu  ergeben  pflegen.^*)  Für  die  Festtage  selbst  wurden  Statuen  entlehnt, 
häufig  aber  auch  eigene  hergestellt,  welche  durch  wirklich  oder  scheinbar 
edles  Metall  imponierten,  z.  B.  ein  silberner  Triton  mit  Trompete  bei  einer 
Naumachie.^^)     Statuen    stehen    auf  allen   Monumenten,   also   auf  allen 


*)  Cavacbppi,  raccolta  I  61. 

2)  Plin.  36,  23  ff.  33  ff. 

»)  Flut.  Sulla  p.  474  B;  Cic.  ad  Att.  12, 
35,  2.  36,  1;  über  Bilder  Cic.  har.  resp.  33; 
Cestiuspyramide  mit  Statuen:  auf  alten  Kupfer- 
stichen, B.  auch  Falconbb  in  Graevii  thes. 
4,  1462. 

♦)  S.  353. 

^)  Epigramm  des  Varro  Atacinus,  Anth. 
Lat.  24  B.;  Seneca  das.  27.  28  u.  brev.  vitae 
20;  Joseph,  ant.  16,  108;  Greg.  Naz.  c.  6,  29. 

*^)  KicHTEB,  Topographie  §  66,  3. 

^)  Letzterer  kommt  sehr  häufig  vor  (in 
der  Latteratur  z.  B.  Epigramm  in  Bukarest: 
Arch.-ep.  Mitt.  6,  30);  an  ersteren  ist  der 
Vatikan  reich  (z.  B.  Kinder,  welche  Vögel 
quälen);  im  kapitolinischen  Museum  (Nr.  9) 
ein  Kind,  nach  dem  eine  Schlange  aufzüngelt, 
s.  Helbig's  Führer  2, 430  u.  Knabe;  mohreres 
in  Phot.  Parker. 

8)  Merkur:  Cohzb,  AZ.  25,  105;    Körte, 


Ath.  Mitt.  3, 99  ff.;  Aesculap:  vgl.  DfhrooBKE, 
Bildwerke  IV  S.  34  zu  Nr.  46;  am  Mauso- 
leum des  Augustus:  Guattani,  mon.  ined. 
1784  Nov.  T.  2;  Bacchus:  Avian.  fab.  23, 3  f. 

')  GüATTANi,  mon.  ined.  1788  Ott  T.  1. 

'^)  Z.  B.  stammt  der  Doiyphoros  in  Ne- 
apel aus  der  pompejanischen  Palaestra. 

^^)  Siegesgöttin:  aus  Mintumae,  Güat- 
TAMi  1788  Maggie  T.  1 ;  Athlet:  aus  Antinm 
in  München  Nr.  308 ;  Bronzestatue  im  Ther- 
menmuseum: Phot.;  Venus  von  Capua:  Gla- 
RAG  598. 

i>)  Entlehnung:  Cass.  Dio  48,42;  ver- 
goldetes Holz:  Ovid.  a.  a.  3,231  ff.,  z.  B. 
metae  Suet.  Glaud.  21;  Triton:  Suet.  a.  0. 
Für  die  Apotheose  Wachsfigur  des  Kaisers: 
Herodian.  4,  2,  2;  Scheinbau  bei  Caesars  Be- 
gräbnis: Suet.  Jul.  84.  Bild  Trajans:  Spart. 
Hadr.  6.  Ober  den  Begräbnispomp  über- 
haupt Fb.  Vollheb,  de  funere  publice  Ko- 
manomm,  Lpg.  1892. 


Kap.  Z.    Die  griechiBoh-rOnuBohe  Zeit.    (§  355.) 


733 


Triumphbogen.^)  und  man  stellt  sie  nicht  bloss  an  oder  auf  Gebäude, 
sondern  komponiert  sie  malerisch  nach  einem  bestimmten  Gesichtspunkte, 
nicht  ohne  Fehler  gegen  die  regelrechten  Formen  zu  begehen,  was  am 
Marforio,  den  Dioskuren  des  Eapitol  und  anderen  Statuen  geschah. 

Unter  dem  architektonischen  Gesichtspunkte  sind  femer  die  Stoffe 
der  Bundfiguren  zu  betrachten.  Entsprechend  den  Wänden,  Decken  und 
Böden  ist  die  Mehrzahl  der  Statuen  aus  glänzendem  Steine,  wobei  die 
bunten  Steine  (S.  713  f.)  und  Intarsiaarbeit  (S.  411)  wiederum  mit  der  Archi- 
tektenmanier übereinstimmen.  Nächstdem  behauptet  die  strahlende  Bronze 
ihr  Ansehen;  wir  können  sie  im  ganzen  durch  die  Funde  von  Herculaneum 
am  besten  würdigen, ')  gleichwie  uns  Pompeji  gelehrt  hat,  dass  die  farbige 
Terrakottaplastik  viele  Freunde  sich  bewahrt  hatte  ;^)  unter  anderen  Funden 
der  Art  mag  manche  Arbeit  der  Diadochenzeit  sich  bergen.*)  Figuren 
aus  Edelmetall  waren  nichts  weniger  als  selten.^) 

355.  Infolge  der  engen  Verbindung  von  Plastik  und  Baukunst  erringt 
das  Hochrelief  jetzt  eine  fast  ebenbürtige  Stellung  neben  der  Bund- 
plastik, wozu  das  vorhergehende  Zeitalter  allerdings  den  Grund  gelegt 
hatte.  Das  Relief  empfahl  sich  schon  deshalb,  weil  der  massive  Bau  aus 
der  Mode  war  und  die  Verkleidung  von  Ziegelmauem  durch  Steinplatten 
an  den  schönsten  Bauten  zur  Anwendung  kam.  Wir  beginnen  die  Dar- 
stellung mit  den  kleinsten  Monumenten.  Die  Postamente  von  Statuen  er- 
halten, wenn  eine  Inschrift  fehlt,  manchmal  Reliefschmuck,  ^)  häufiger  aber 
diejenigen,  welche  einen  Kandelaber  oder  Dreifuss  trugen.  Sodann  werden 
viele  Grabsteine  weiter  skulpiert, ')  freilich  in  sehr  verschiedener  Weise. 
Entweder  wird  der  Grabstein  rein  architektonisch  behandelt,  dann  schwankt 
die  Dekoration  zwischen  einfacher  Profilierung  und  reicher  Fülle  von 
Früchten,  Guirlanden,  Vögeln  und  Masken,^)  oder  es  steht  das  Bild  des 
Toten  in  ganzer  Figur  oder  als  Büste  im  Mittelpunkte.  Diese  Verhältnisse 
modifizieren  sich  an  den  Sarkophagen  entsprechend  der  verfügbaren 
grösseren  Fläche.  Hier  kann  nicht  bloss  das  Porträtbild  mehr  Raum  ein- 
nehmen, indem  z.  B.  die  einzelne  Büste  von  Viktorien  getragen  wird,  ^) 
mehrere  Büsten  neben  einander  stehen  oder  endlich  die  ganzen  Figuren  der 
Familien  unter  Arkaden  zwischen  je  zwei  Säulchen  erscheinen.  Viele 
Sarkophage  jedoch  bekommen   figurenreiche  Darstellungen  nach  Art  der 


')  Auf  ein  ehernes  Gespann  scheint 
„Vergil"  Anthol.  186  B.  anzu£npielen. 

*)  Büsten  verschiedenen  Stiles  und  mit 
griechischen  Inschriften  in  der  Pisonenvilla 
(S.  120):  Raybt;  Phot.  Sommer,  vgl.  Gebckb, 
Bonner  Studien  S.  139;  Frauenfiguren:  Phot. 
Bruckm.  294.  295. 

3)  RoHDKN  (S.  5)  T.  29  flf. 

*)  Fund  von  der  Porta  Latina  in  London : 
CoMBE,  terracottas  T.  3.  21.  22.  37.  38.  40; 
Nemi:  Rom.  Mitt.  1886,  176  f.;  Ardea:  G.  d. 
b.-a.  1862,  497. 

^)  Z.  B.  silberne  Statuen  des  Augustus: 
Suet.  Aug.  52;  silberne  Votivfiguren  u.  dgl. 
z.  B.  CIL.  XIV  3.  34.  35.  36.  69.  71.  72.  Gol- 
dene Victoria  in  der  Curie:  Pmdent.  c.  Symm. 


2,  27  ff.  (besonders  V.  36  ff.).  —  Kleine  Büste 
des  Elagabalus  aus  Saphironyx:  Borioni 
T.  2L 

*)  Z.  B.  Visconti,  Museo  Piociem.  1,  38. 

^)  Viel  Material  ist  im  Corpus  inscriptio- 
num  Latinarum  zu  finden.  Bemalung  ist 
durch  die  24.  Fabel  des  Avian  bezeugt. 
Manche  Hessen  sich  einen  Grabstein  im  Ge- 
schmacke  des  5.  oder  4.  Jahrhunderts  setzen 
(z.  B.  Lateran  Nr.  10,  Wikokelmakn,  mon. 
ined.  1,  72  u.  ö.). 

«)  GuATTANi,  mon.  ined.  1787  Ott.  T.  3. 
Nov.  T.  3. 

•)  Z.  ß.  Sarkophag  von  Weyden:  Rhein. 
Jahrbb.  3,  142  T.  7.  8 ;  statt  der  Büste  In- 
schriftentafel :  Millin,  voyage  3, 158  T.  37, 3, 


734 


KlaBBiaohd  Knnatarcli&ologie.    IL  GeBchiohte  der  alten  Kunst. 


etruskischen  Urnenreliefs,  welche  seltener  Hochzeiten  oder  einen  anderen 
Vorgang  aus  dem  Leben,  weitaus  häufiger  jedoch  griechische  Sagen  dar- 
stellten. ^  Altar-  und  Brunnenreliefs  machen  keine  unbedeutende  Zahl 
aus.  Um  zu  den  eigentlichen  Bauten  überzugehen,  so  sind  Fries-, 
Qiebel-  und  Metopenreliefs  nicht  mehr  in  der  Mode.*)  Dagegen  werden 
nun  —  wohl  nach  alexandrinischer  Manier  —  die  inneren  Wände  mit 
eingelassenen  Reliefplatten  geschmückt,  welche,  weil  sie  Gemälde  ver- 
treten, auch  in  der  Art  von  Tafelbildern  angelegt  sind.*)  Als  vorzüg- 
liches Beispiel  mag  das  Relief  ,Perseus  und  Andromeda*^  *)  dienen. 
Pfeiler^)  und  Säulen  können  ebenfalls  Reliefs  haben,  wovon  sich  das  selt- 
same Wagnis  herschreibt,  dass  eine  ganze  Denksäule  mit  einem  spiral- 
förmig emporlaufenden  Relief  bände  bedeckt  wird.  In  dieser  Weise  tragen 
die  Trajans-  und  die  Antoninssäule  enorme  historische  Darstellungen, 
welche  für  die  Zeitgenossen  nur  stückweise  geniessbar  waren.  Auch  die 
Reliefs  der  Triumphbögen  seien  nicht  vergessen. 

Die  Geschichte  des  römischen  Reliefs  ist  noch  nicht  geschrieben; 
man  pflegt  gewöhnlich  zu  lehren,  die  Kunst  habe  sich  bis  zu  Trajans  Zeit 
auf  einer  gewissen  Höhe  erhalten  um  dann  rasch  zu  sinken.  Zur  Klärung 
wird  eine  Zusammenstellung  einiger  zeitlich  bestimmbaren  Reliefs  beitragen. 
Augustus  hat  ausserordentlich  viel  gebaut,  wovon  jedoch  weniges  auf  uns 
gekommen  ist;^)  zur  offiziellen  Kunst  gehört  das  Relief  bruchstück  zu  San 
Vitale  in  Ravenna  (Augustus  mit  seinen  Angehörigen  darstellend).^)  Zu 
seiner  Zeit  erbaute  Tiberius  Latinius  (f  19)  in  Aricia  einen  reichge- 
schmückten Porticus.  In  Tiberius'  Regierung  fällt  der  Altar  mit  den  Per- 
sonifikationen asiatischer  Städte;^)  auch  seine  Nachfolger  haben  wenig 
bedeutende  Denkmäler  hinterlassen.^)  Von  den  Flaviem  hat  der  kurz- 
lebige Titus  ein  schönes  Monument  an  dem  marmornen  Titusbogen,  dessen 
Reliefstreifen  den  Triumphzug  über  die  Juden  zeigen;  schöner  sind  die 
Viktorien  in  den  Bogenfüllungen.*^)  Aus  Nervas  Zeit  stammen  ein  paar 
Forumreliefs.  Trajanus  ist  der  grösste  Bauherr  unter  den  Kaisern;  aber 
etwas  spezifisch  römisches  darf  man  darin  nicht  suchen,  denn  dem  spani- 


^)  Alte  Sammlong  von  Babtoli  et  Bel- 
LOBi,  icones  et  segmenta  illostriuin  e  marmore 
tabularum  quae  Romae  exstant,  Rom  1645; 
dann  bei  Winckblmann  (S.  126)  und  ZofiOA 
(S.  44);  Corpus  von  Robert  (S.  5);  siehe 
auch  RoBEBT,  der  Pasiphaesarkophag,  Hall. 
Winckelm.-Pr.  1890. 

')  Merkwürdige  Metopenreliefs  mit  Ken- 
taurenkampf,  statt  der  Triglyphon  Bäume: 
In  der  Sala  delle  Muse  des  Vatikans;  Giobel- 
reliefs  an  Tempeln :  Stat.  Theb.  7,  55  f. 

*)  Dio  Chrys.  7, 1 17 ;  Schbeibeb  (S.  725,  i  o). 

*)  Schbeibeb  T.  12.  Lukian  (dial.  mar.  3) 
und  der  Maler  Nicolas  de  Ilelt  benützten 
das  malerische  Motiv. 

^)  Z.  B.  im  Vatikan:  Bbunn,  exeget. 
Beitr.  4.,  München  1881;  schöne  im  Lateran 
(Phot.  Parker). 

®)  Vielleicht  stammen  manche  Barbaren- 
statuen   aus   seinem  Porticus   .ad  nationes* 


(Ps.  Serv.  Verg.  Aen.  8,  721). 

^)  DüTSCHXS,  ein  röm.  Relief  mit  Darst 
der  Familie  des  Augustus,  Pr.  d.  Joh.  in 
Hamburg  1880;  Conzb,  d.  Familie  des  Aug., 
Halle  1867;  J.  FBiBDLAin>EB,  AZ.  1867,  110  ff. 
Votivaltar:  Guattani,  mon.  ined.  1785,  Mag- 
gie T.  1 — 3;  vierseitiger  Altar:  das.  1786 
Deo.  T.  1—3;  Reste  eines  Frieses,  die  in 
den  Uffizien  und  in  Rom  zerstreut  sind. 

^)  Aus  Puteoli  in  Neapel;  wahrschein- 
lich auch  ein  Relief  von  Capri  (Mars  und 
Venus  gefesselt):  Guattani,  mon.  ined.  1805 
T.  20. 

^)  Fragmente  von  einem  Triumphbogen 
des  Claudius  in'der  Villa  Borghese;  Grab- 
altar  eines  Volusiers  im  Cortile  des  Vatikan 
Nr.  84  (vgl.  CIL.  VI  2  p.  1043  f ). 

»0)  S.  391;  Phot.;  S.  Reinach,  l'arc  de 
Titus  et  les  d^pouilles  du  temple  de  Jeru- 
salem, Paris  1890,  m.  1  T. 


Kap.  X.    Die  eprieohifich-römiaohe  Zeit.    (§  355.) 


735 


sehen  Herrscher  dienten  Apollodoros  von  Damascus  ^  und  andere  Künstler 
griechischer  Zunge.*)  Verschiedene  Reste  von  seinem  prächtigen  Forum 
wurden  in  das  lateranische  Museum  verbracht;^)  darunter  befanden  sich 
auch  interessante  Barbarenstatuen  von  Daciem  und  Parthem.-*)  An  Ort 
und  Stelle  steht  noch  die  Trajanssäule  über  seinem  Grabe,  deren  Trajans 
Kriege  darstellende  Spiralreliefs  Napoleon  HI.  abformen  Hess  (S.  74.  391). 
Rafael  und  seine  Zeitgenossen  schätzten  diese  Werke  sehr  hoch;^)  es  ist 
in  der  That  mehr  als  Militärkunst,  namentlich  eine  Reihe  von  Köpfen 
zieht  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.^)  Einst  machte  auch  Bemalung  die 
Einzelheiten  leichter  erkennbar. ')  Von  Trajans  Triumphbogen  sind  hübsche 
Medaillons  am  Konstantinsbogen  wieder  verwendet.®)  Ausser  den  be- 
kannten Reliefs  auf  dem  Forum,  die  doch  wohl  noch  unter  Trajan  gesetzt 
sind,  verdient  der  Bogen  zu  Benevent  (S.  391)  Erwähnung.  Hadrian  hat 
mehr  nach  seinem  eigenen  Sinne  gebaut;^)  wir  erinnern  an  sein  Mauso- 
leum und  die  riesige  Villa  zwischen  Rom  und  Tivoli  (S.  128);  in  Betreff 
des  Reliefschmuckes  der  letzteren  verdienen  das  herrliche  Antinoosrelief 
in  der  Villa  Albani^<*)  und  die  Erichthoniosgeburt  im  Vatikan  ^^)  Ei*- 
wähnung.  Die  Zeit  der  Antonine  lieferte  viele  Denkmäler,  z.  B.  die  An- 
toninssäule auf  Piazza  Colonna  in  Rom,  ^^)  dann  Reste  eines  ebenfalls 
unter  Marc  Aurel  errichteten  Bogens  im  Konservatorenpalast  und  die 
Basis  des  Denkmals  für  Antoninus  im  Oiardino  della  Pigna;*^)  weniger 
Bedeutung  hat  für  uns  der  Tempel  des  Antoninus  und  der  Faustina  zu 
Rom.^^)  Ausserdem  können  dieser  Zeit  wegen  der  charakteristischen 
Haartracht  auch  noch  andere  Arbeiten  zugewiesen  werden.  ^*)  Der  letzte 
bedeutende  Bauherr  vor  der  Zeit  Diocletians  ist  Septimius  Severus,  an 
welchen  der  Severusbogen  mit  seinen  dekorativ  vortrefflichen,  ehemals 
gewiss  mit  farbigem  Stuck  bedeckten  Kriegsbilder,  ^^)  der  Bogen  der  Gold- 


»)  Bbünn,  Künstier  2,  336.  340. 

')  Z.  B.  ApoUonios,  Sohn  des  AmmonioSi 
(Inschriften  bei  JijuiTüae,  torogia  'AXe^aydQsias 
p.  762  f.  und  in  Klaudianon  Oros). 

')  Benndobf  u.  SchOnb,  lateran.  Museum 
Nr.  20.  59.  64  b.  68. 

*)  Am  Konstantinsbogen:  Rossiia,  archi 
trionf.  T.  68;  zwei  in  Neapel:  Maffbi,  racc. 
56;  Clarac  854b,  2161  gf;  Kopf  eines  Da- 
ciers:  Helbio,  Führer  I  S.  4,  3;  eines  Par- 
thers im  Vatikan:  Braccio  nuovo  Nr.  127; 
PisTOLESi  IV  29;  Phot.  Bruckm.  178;  abboz- 
zierte  im  Lateran  Nr.  492  (Glabag  848  b, 
2161  k). 

^)  Thodb,  die  Antiken  in  den  Stichen 
Marc  Antons  S.  17  f. 

')  F.  BoucHEB,  d.  Charakt«rköpfe  der 
Trajanssäule,  1893,  f.  m.  11  T.  Viele  sind 
einzeln  abgeformt.  Zum  Vergleiche  ist  ein 
schönes  Bmchstfick  im  Louvre  (Photogr. 
Giraudon  ^Gombattants  gaulois*)  heranzu- 
ziehen. 

')   ß.  1833,    92.    1836,  89;   Hittobpf, 


temple  d'Empedocle  S.  142  ff.;   Sempeb,  Stil 
1,  500  ff. 

*)  Ant.  Denkm.  I  T.  42,  1.  43,  7. 

')  Gh.  Lucas  ,  Tempereur  -  architecte 
Adrien,  Paris  1869.  Hadrian  und  die  Anto- 
nine heissen  auf  MtLnzen  öfter  xtlarijg, 

")  Ohne  Ergänzung  abg.  Bobioni  T.  9; 
Phot.  Bruckm.  368. 

»1)  M.  112,  2;  WoLTEBS  1307. 

'^)  Eine  Aufnahme  derselben  wird  vom 
deutschen  Institut  vorbereitet. 

")  Phot.  Bruckm.  u.  Phot.  Parker  (an 
den  zwei  Nebenseiten  sind  fast  gleiche  Dar- 
stellungen) ;  Relief  in  der  Villa  Albani  (Hel- 
Bio  Nr.  772);  M.  4,4;  Basis  in  der  Villa 
Panfili:  M.  Vl/VII  T.  76,  1;  A.  1863,  195  ff. 
468  ff. 

^*)  G.  Valadieb,  raccolta  delle  piü  in- 
signi  f abriebe  di  Roma  antica,  Bd.  I.  Rom 
1810,  f. 

^^)  Z.  B.  Alkestissarkophag    im  Museo 
Ghiaramonti  Nr.  179. 
"»)  S.  391;  Phot. 


736 


KlaBsiaohe  Kanstarcli&ologie.    IL  Gesoliiohte  der  alten  Kunst. 


schmiede^)  und  kleinere  Reste  erinnern.*)  Aus  den  stürmischen  Zeiten 
des  dritten  Jahrhunderts  fehlen  naturgemäss  ansehnliche  Skulpturen  oder 
man  beachtet  sie  vielleicht  zu  wenig,  wie  die  Porta  de'  Borsari  zu  Verona 
aus  dem  Jahre  265. 

Eigenartig  nach  Anwendung  und  Komposition  sind  die  Marmor- 
disken mit  flachen  Relief  bildem  auf  beiden  Seiten  der  Scheibe,  die  nach 
Architekturdarstellungen  auf  Pfeilern  oder  Mauern  zur  Zierde  aufgesteckt 
waren, 3)  wie  an  denselben  Plätzen  steinerne  Urnen  stehen  konnten.*) 

Von  den  Steinreliefs  lassen  sich  die  Stuckreliefs  nicht  trennen, 
da  der  Stuck  ein  billiges  Surrogat  des  Marmors  ist;  sie  eignen  sich  be- 
greiflicherweise nur  für  rauchfreie  Innenräume,  wo  sie  seit  Sullas  Zeit 
nachweisbar  sind.^)  Wir  finden  sie  in  der  Farnesina,*)  der  Hadriansvilla,^) 
mehreren  ansehnlichen  Grabkammern»)  und  sehr  häufig  in  ünteritalien.') 
Künstlerisch  stehen  sie  insofern  niederer,  als  sie  aus  Formen  gepresst 
werden;  dass  sie  eine  Vorstufe  der  Wandmalerei  wären,  ist  nicht  nach- 
zuweisen, im  Gegenteil  wechseln  sie  häufig  mit  dieser.  Die  Terrakotta- 
reliefs dagegen,  welche,  wie  die  Steinskulpturen,  Wände  verkleiden,*®) 
sind  flacher  gehalten  und  stehen  daher  in  ihrem  Stile  den  älteren  Reliefs 
näher.  ^^)  Beiläufig  bemerkt,  fehlen  die  Terrakottamasken  auch  in  den 
Bauten  dieser  Zeit  nicht.  *^) 

Das  Hochrelief  dagegen  stellt  eine  unmittelbare  Fortsetzung  des 
Hochreliefs  der  alexandrinischen  Zeit  dar.  Es  ist  vermöge  seiner  tiefen 
Schlagschatten  auf  die  Entfernung  berechnet  und  demgemäss  auch  in  der 
Komposition  perspektivisch  eingerichtet,  indem  die  Figuren  in  mehreren 
Reihen  hinter  oder  etwas  über  einander  stehen.  In  grösseren  Reliefs  (wie 
den  kaiserlichen  Kriegsbildem)  macht  sich  diese  Anordnung  ganz  gut, 
während  bei  dem  verhältnismässig  niederen  Rechtecke  der  Sarkophage  die 
Figuren  so  zusammengedrängt  werden  müssen,  dass  eine  Überfülle  ent- 
steht. Allerdings  sind  die  Personen,  von  denen  wir  bloss  den  Kopf  oder 
den   Oberkörper  sehen,   zum   grossen   Teile   nur  Nebenpersonen.     Diese 


')  S.  391;  Phot. 

')  Relief  bei  Guattani,  inon.  ined.  S.  32 
Aprile  T.  1. 

'')  Münchner  Bauernrelief;  Relief  im 
Louvre  Nr.  410;  Cakina,  Tusculo  38, 11-14; 
WsLOKBB,  alte  Denkm.  2,  143  ff. 

*)  Viele  in  Neapel :  Ra.  42,  92  ff.  129  ff. 
193  ff.  T.  15  ff.;  vgl.  Sittl,  Würzburger  An- 
tiken S.  17  ff.  T.  11  ff. 

')  Plin.  36,  183;  Vitr.  7,  3,  4.  Das  Edic- 
tum  Diocletiani  (CIL.  III  2,  831,  7)  unter- 
scheidet den  plastea  gypsarius  (Z.  30)  von 
dem  höher  stehenden  plastes  imaginarius  (Z. 
29);  nXdarrjg  Hibschfkld,  tituli  p.  175.  177 
Nr.  24;  Löwy  Nr.  552;  TertulL  idol.  3.  S. 
auch  Plin.  ep.  1,  10.  Vgl.  Nissen,  pompej. 
Studien  S.  53  ff. 

«)  Am  Tiber:  M.  XI/XII  suppl.  1891; 
in  Auswahl:  Lessino  u.  Mau,  Wand-  und 
Deckenschmuck  eines  römischen  Hauses  aus 
Zeit  des  Augustus,  Berlin  1891. 

')  Kupferstich  Piranesi's. 


^)  Grabkammer  an  der  Via  Latina: 
mehreres  phot.;  M.  VI  51,  farbig  Knnsthist 
Bilderbogen  3.  Suppl.  Nr.  85;  Tuffgrab- 
kammer mit  Stuckdecke,  bei  Acqua  Acetosa, 
publ.  Y.  Gabott,  stucchi  figurati  esist.  in  ua 
ant.  sepolcro,  Rom  1795,  m.  21  T. 

*)  Pompeji:  Formen  gefunden  in  der 
,casa  delle  forme  di  creta';  Mola  di  Gaeta: 
d'Aoinooubt,  fragmentsT.  35;  Catania:  Hirt, 
Amalthea  1,  215. 

»«)  Campana  (S.  800);  Combk  (S.  65); 
GüATTANi,  mon.  ined.  1785  Apr.  T.  3.  Neue 
Sammlung  durch  v.  Rohdbn  vorbereitet,  s. 
dens.AA.1894, 37  ff.;  Phot.  Parker  u.röm.  Inst 

**)  Leicht  altertümelndes  Relief  von 
Rosamo:  A.  1867  T.  D;  Wolters  158;  Relief 
V.  Lokroi  A.  XIX  T.  P;  B.  arch.  nap.  V  T.  5, 
1;  altertümelnde  Haartracht  z.  B.  Gaxpaka 
T.  56.  116. 

**)  In  Neapel  MB.  7,  44;  sehr  schön  ge- 
staltet als  Klytiabüste  mit  zwei  Amoretten 
im  Vatikan:  Phot.  Parker. 


Kap.  X.    Die  grieohiBoh-rOmisohe  Zeit.    (§  856.) 


737 


manierierte  Mode  herrschte  wohl  nicht  sehr  lange.  In  der  zweiten  Hälfte 
unserer  Periode  bemerken  wir  eine  allmähliche  Rückkehr  zu  den  bewähiiien 
Orundsätzen  der  alten  Zeit.  Das  Relief  wird  flacher  (zuerst  wohl  an  der 
Rückseite  des  Sarkophages) ;  ^)  die  hinteren  Figuren  rücken  empor,  wodurch 
fast  parallele  Streifen  entstehen;  schliesslich  ergibt  sich  wieder  die  ein- 
fache Friesreihe.  Eine  andere  Entwicklung  hat  mit  den  Metopen  Ähn- 
lichkeit, nur  dass  die  Umrahmung  aus  der  gleichzeitigen  Architektur, 
welche  die  Arkaden  liebt  (S.  320),  entlehnt  ist;  so  sind  die  Thaten  des 
Herakles  an  einem  Sarkophage  der  Villa  Borghese  durch  Säulen  getrennt.^) 
Eine  solche  kunstgeschichtliche  Würdigung  der  römischen  Hochreliefs 
steht  noch  aus;  dass  Entlehnungen  einzelner  Figuren  und  Gruppen  vor- 
kommen, ')  versteht  sich  bei  handwerksmässigen  Arbeiten  ganz  von  selbst. 
Am  meisten  bedürfen  die  Ähnlichkeiten  zwischen  römischen  und  etruski- 
schen  Reliefs^)  genauerer  Untersuchung,  zugleich  aber  die  Frage,  ob  dann 
letztere  nicht  gleichzeitig  seien. 

356.  Während  die  Plastik  mit  der  Baukunst  im  Stoffe  enge  ver- 
wandt ist,  muss  die  Malerei  bei  einer  engeren  Verbindung  verlieren. 
Damals  litt  sie  ohnehin  schon  genug  unter  der  Bewunderung  der  alten 
Klassiker.  Apelles,  Zeuxis,  PaiThasios  und  bald  der,  bald  jener  andere 
wurden  allgemein  den  Künstlern  als  Muster  vorgehalten;^)  was  aber 
wichtiger  ist,  man  sammelte  ihre  Bilder  mit  grossen  Kosten  oder  liess  sie 
kopieren.«)  In  der  Riesengaüerie,  zu  der  Rom  nun  geworden  war,  blieb 
für  die  zeitgenössischen  Maler  wenig  Platz,  zumal  das  römische  Vorurteil 
noch  nicht  ganz  überwunden  war  und  man  die  fremden  Maler  mit  den 
Friseuren,  Seiltänzern  und  Taschenspielern  ihrer  Nation  auf  eine  Stufe 
stellte.')  Allerdings  redeten  die  Schriftsteller  von  der  Malerei  wie  von  der 
Kunst  an  sich^)  und  man  reihte  den  Malunterricht  dem  Erziehungsplan 
ein;^)  trotzdem  oder  gerade  deswegen  fehlte  die  wahre  Empfänglichkeit. 
Ein  Zeitgenosse  Neros  klagt,  die  Malerei  sei  an  der  kompendiösen  Kunst 
der  Ägypter  und  durch  den  Materialismus  der  Zeit  zu  Orunde  gegangen.  ^^) 
Dies  mag  übertrieben  sein;  aber  es  muss  doch  auffallen,  dass  nur  noch 
ein  älterer  Zeitgenosse  Caesars  sich  einen  wirklichen  Namen  machen 
konnte,  und  schliesslich  war  es  doch  nur  die  fürstliche  Schätzung  durch 
den  Diktator,  welche  das  Augenmerk  der  Leute  auf  Timomachos  von 


')  Z.  B.  am  Achilleiissarkophage  auf  dem 
Eapitol. 

*)  Mars  und  Rhea,  im  Vatikan  (Phot. 
Parker). 

')  Welckeb,  alte  Denkm.  1,  246;  Jahn, 
archäol.  Beitr.  S.  179;  Hblbig,  Untersuch. 
S.  6 ;  FöBSTSB,  AZ.  33, 81 ;  HETDEMAinr,  Mit> 
teil.  S.  112. 

*)  Vgl.  A,  35,  84. 

*)  Apelles:  Vitr.  1,  1,  13;  Petron.  88; 
Parrliasios:  äen.  controv.  10,  5;  Cic.  Tusc.  1, 
2,  4;  ApeUes,  Zeuxis  und  Nikomachos:  Flut, 
mul.  virt.  p.  243  b;  A.,  Protogenes  und  Anti- 
philos :  Theon  progymn.  1 ;  Echion :  Cic.  parad. 
5,  2;   Pausias:   Hör.  s.  2,  7,  95;   Aglaophon 

Huidbnoh  der  klMi.  AltcrtnmawlaBeufleluft.  VI, 


und  Polygnot:  Quintil.  8,  3,  25.  10,  12,  3; 
alte  Malereien:  Plin.  35,  17. 

')  Ankauf:  Sen.  tranq.  an.  9 ;  Plin.  35, 
24.  26;  Kopien:  Dion.  Hai.  de  Diu.  7  p.  644; 
Quinta.  10,  2,  6,  vgl.  §  2;  PUn.  35,  91.  125; 
Plin.  ep.  4, 28, 3  (Porträte) ;  in  Athen  gefertigt : 
Lucian.  Zeux.  3. 

')  Eonoentration  in  Rom:  Plut.  Demetr. 
22;  Vorurteil:  Val.  Max.  8,  14,  6;  Griechen- 
gesindel: Juven.  3,  76. 

*)  Hör.  a.  p.  1.  9.  361 ;  Ovid.  am.  3,  7, 
62;  Philodem.  mus.  p.  91  XXIH  8;  Sen.  ep. 
71;  Pers.  6,  68. 

»)  Quintil.  7,  10,  9. 

^0)  Petron.  2.  88;  vgl  Plin.  35,  29.  50. 

47 


738 


KlasBisohe  EmiBtaroh&ologie.    IL  GeBohiohte  der  alten  Eimai. 


Byzanz  lenkte J)  „Der  rasende  Herakles**  und  »Medea  auf  den  Mord 
ihrer  Kinder  sinnend"  hatten  jenen  so  sehr  angezogen;*)  noch  höhere 
Bewunderung  genoss  seine  Medusa.^)  Eine  Scene  peinlicher  als  die  andere! 
Aber  Timomachos'  Erfindungen  scheinen  von  den  späteren  Malern  mehi^ 
fach  benützt  worden  zu  sein.*)  Der  etwas  jüngere  Arellius  fiel  dadurch 
auf,  dass  er  seine  Geliebten  als  Göttinnen  malte;  Neros  Wertschätzung 
machte  den  FabuUus  berühmt,  hinter  welchem  Plinius  aus  Höflichkeit 
noch  zwei  zeitgenössische  Hofmaler  nennt.  ^)  Solche  äusserliche  Dinge 
konnten  also  noch  bekannt  machen  oder  etwa  Absonderlichkeiten  wie  Mi- 
niaturmalerei.^) Deswegen  brauchten  jedoch  die  anderen  Künstler  nicht 
zu  hungern.  Die  Votivbilder  werden  zwar  selten,  dafür  Porträte  oft  er- 
wähnt, und  zwar  besonders  in  der  erotischen  Litteratur;')  durch  ihre 
massenhafte  Verbreitung  kamen  sie  zeitweise  in  vornehmen  Kreisen  aus 
der  Mode.®)  Von  diesen  Porträtfabrikanten,  welche  natürlich  schmeicheln 
und  vor  allem  die  Frauen  schön  weiss  und  rot  malen  mussten,®)  kennen 
wir  keine  Namen,  nur  eine  Art  von  Fabrikherm,  den  Sopolis.*^)  Ausser- 
dem dient  die  Malerei  auffallend  oft  zu  materiellen  Zwecken  der  ver- 
schiedensten Art.  Liessen  sich  doch  Schiffbrüchige  zum  Betteln  Bilder 
machen;**)  farbige  Plakate  luden  zum  Gladiatorenspiel  ein;")  der  Redner 
benützte  die  Malerei  zu  Demonstrationen,  besonders  wenn  er  eine  Blut- 
that  schilderte;* 8)  die  Opposition  verbreitete  politische  Karrikaturen, '*) 
aber  auf  der  anderen  Seite  bestellt  die  Regierung  Bilder  zur  Stütze  ihrer 
Stellung.**)  Sogar  unter  den  im  Zirkus  ausgeworfenen  Sachen  befinden 
sich  kleine  Bildchen.*®) 

Wie  aber  die  Gemälde  ein  Zimmerschmuck  geworden  waren,  ruht 
das  ganze  Ansehen  der  Malerei  jetzt  auf  dieser  Grundlage.  Kleine  Bild- 
chen sind  wie  Reliefs  in  die  Wand  eingesetzt  worden,  und  zwar  besonders 
in  Baderäumen,  deren  feuchte  Luft  den  Fresken  schadete,*^)  und  in  die 
Kassetten  der  Decke.    Einige  Reste  sind  davon  erhalten.*^)    Die  kostbarsten 


»)  BüBSiAN,  Jahrbb.  f.  Phil.  87,  104  f.; 
F.  Bbandstatter,  Timomachos'  Werke  und 
Zeitalter,  Lpg.  1889  (nach  ihm  schon  um 
300  V.  Chr.);   Ovbbbkck,   Schriftqu.  2119  ff. 

«)  Plin.  7,  126.  35,  26.  136.  145;  Over- 
BECK,  Schriftq.  Nr.  2124  ff. 

•)  PHn.  35,  186. 

*)  Lucian.  de  domo  31  (Medea);  Medea 
in  zwei  kampanischen  Wandgemälden:  ?▲- 
KOFKA,  A.  1,  248;  Dilthby,  A.  1869,  45  ff., 
dazu  AZ.  33,  63  ff.;  Iphigeneia  und  Orestes 
(Anth.  Planud.  4,  128  nach  0.  Jahn,  A.  1848, 
206) :  Helbio,  Wandgemälde  Nr.  1333. 

'')  Plin.  35,  119.  120.  Ein  Maler,  der 
Diners  gibt:  Macrob.  sat.  2,  2,  10. 

«)  Titidius  Labeo:  Plin.  35,  20,  vgl.  §  26. 

')  Lucret.  4,  1054;  Anthol.  Pal.  11,250; 
Propert.  4,  11,  83;  Strabo  16,648;  Celsus, 
Vorr.;  Suet.  Galba  10;  Plin.  ep.  2, 7 ;  Artemid. 
5,  53;  Dion.  soph.  Antioch.  ep.  1;  Aristaen. 
2,  10;  Aen.  soph.  ep.  12;  Martial.  9,  74.  76; 
Anthol.  Lat.  23.  150  R.  Man  stiftet  z.  B. 
das  eigene  Bild  in  ein  Gymnasien  (Artemid. 


5,  3).  Porträte  Verstorbener:  Plin.  ep.  4,  7, 
1;  MABiia,  atti  p.  654;  Grabstein  der  Athe- 
nerin Kuanthe. 

^)  Plin.  35,  4;  Eaiserbilder:  Herodian.  7, 
5,  o.  7,  A. 

*)  Lucian.  quem.  bist,  conscr.  lä  (18); 
Eunap.  V.  soph.  p.  18. 

>o)  Cic.  ad  Att.  4,  16, 12,  vgl.  PHn.  n.  h. 
35, 147. 

»')  Pers.  1,  8f, 

")  Hör.  B.  2,  7,  96  ff.;  Plin.  35,  83. 

'«)  Quintil.  6,  1.  32. 

'*)  Eunap.  fr.  78  p.  48  a. 

^^)  Unter  Severus:  Herodian.  3,  9,  12 
(auch  in  Erz  2,  9,  5.  6);  Heliogabalus:  Hero- 
dian. 5,  5,  6;  Maximinus:  das.  7,  2,  8. 

»«)  Suet.  Ner.  11. 

")  Plin.  35,  26;  vgl.  Anthol.  Lai  308, 
8  B. 

'")  Göttin  Roma,  in  der  Samml.  Barbe- 
rini?:  Spok,  recherches  d'  antiq.  Disa.  13,195; 
Almanach  aus  Rom  1,  1  ff.  mit  farbigem 
Titelbild;  Köbte,  AZ.  1885  T.  4;  dort  auch 


Kap.  X.    Die  grieohisoh-römisohe  Zeit.    (§  356.) 


739 


waren  auf  Marmor  gemalt;  solche  hat  der  Athener  Alexandros  in  Mono- 
chrommanier ausgeführt  und  ihnen  seinen  Namen  beigesetzt. i)  Die  Wand- 
malerei nahm  einen  sehr  grossen  Aufschwung.  Sulla  liess  zuerst  seine 
Villa  malen  und  sich  selbst  darin  abbilden.')  Bald  wurde  alles  ausgemalt 
bis  herab  zu  Läden,  Pferdeställen  und  zweideutigen  Lokalen,^)  und 
der  Römer  war  an  Malerei  so  gewöhnt,  dass  er  sie  nicht  einmal  in  einem 
hölzernen  Zirkus  missen  wollte*)  und  jede  Legion  für  das  Winterlager 
ihre  eigenen  Maler  hatte.*)  Ebenso  fühlt  sich  Verrius  Flaccus  verpflichtet, 
der  Argo  reichen  Bilderschmuck  anzudichten.«)  An  den  Häusern  erstreckt 
sich  die  Malerei  bis  auf  die  den  Unbilden  der  Witterung  ausgesetzte 
Aussenseite.')  Um  zu  einer  Geschichte  der  römischen  Wandmalerei  zu 
gelangen,  ist  es  notwendig,  die  chronologisch  fixierbaren  Bilder  zu  Grunde 
zu  legen  und  von  den  hauptstädtischen*)  auszugehen,  weil  Provinzorte  wie 
Pompeji  und  Herculaneum  die  Kunstbewegung  doch  nur  verworren  wieder- 
spiegeln; bezüglich  der  chronologischen  Folge  ist  allerdings  ausserdem  in 
Betracht  zu  ziehen,  dass  Wandgemälde  in  licht-  und  luftreichen  Räumen 
nicht  selten  Restaurierung  erfahren.  Unter  der  ersten  Eaiserd}mastie  ist 
jedenfalls  der  nach  Augustus,  Livia,  Tiberius  und  Germanicus  benannte 
Palast  auf  dem  Palatin,  innerhalb  dessen  das  „Haus  der  Livia*  gut  er- 
haltene Wandbilder  hat;^)  neuerdings  ist  eine  Malerei  auf  Goldgrund  ent- 
deckt worden.  Unter  Augustus  begann  der  Yillenbau  auf  dem  Esquilin, 
zu  welchem  zahlreiche  Wandgemälde,  darunter  die  berühmten  Odyssee- 
landschaften Beziehung  haben.  ^^)  Die  Villa  der  Livia  bei  Primaporta 
bietet  jetzt  wenig  mehr.^^)  Nicht  unbedeutend  sind  die  Grabgemälde  in 
der  Pyramide  des  Cestius.^-)  Die  Wandbilder  der  kampanischen  Städte 
Pompeji,  Herculaneum  und  Stabiae^^)  entstanden  naturgemäss  alle  vor 
dem  Jahre  79  und  die  meisten  nach  dem  Erdbeben  von  63.    Chronologisch 


ein  von  Maratti  tlbermaltes  Bild  (schla- 
fende Venus  mit  Amoretten):  Almanach 
1,  7;  enkaustisches  Deckengemftlde  ans  dem 
Palaste  des  Titas  auf  dem  Esquilin  (Apo- 
theose des  Titas  als  Apollo):  Alm.  2,  1  ff.; 
siehe  auch  0.  Jahn,  röm.  Deckengemftlde 
des  codex  Pighianus,  Berichte  d.  s&chs.  Ges. 
1869,  m.  4  T. 

>)  S.  410;  Pitt.  d'Erc.  I  1. 

«)  Plin.  22,  12. 

>)  Laden:  Phaedr.  fab.  64;  Pferdestalle: 
Juven.  8,  157. 

<)  Vgl.  Apul.  met.  4, 13. 

*)  Veget.mil.  2,  11. 

•)  Val.  Fl.  1,  128  ff. 

»)  Von  der  ViUa  Hadriana  CIL.  XIV 
3911;  Hblbio,  Katalog  Nr.  7  ff. 

^)  Ausser  spezielleren  Werken  CoUection 
de  peintares  ant.  qui  omoient  les  palais  thermes 
mausolöes  chambres  sepulcrales  de  Tite 
Trajan  Adrien  et  Constantin  et  autres  ^di- 
fices  tant  k  Rome  qu'aux  environs,  Rom 
1782  f.  33  färb.  T.;  F.  Albbrtolli,  fregi  tro- 
vati  negli  scavi  del  foro  Trajano  con  altri 
esistenti  in  Roma  ed  in  diverse  altre  cittä, 
Mü.  1838,  28  (?)  T. 


*)  Liov  Renibb  et  Pbbbot,  les  peintures 
du  Palatin,  Ra.  n.  s.  XXI  u.  XXII  m.  5  T. ; 
Pebkot,  m^m.  d'arch.  S.  74  ff.;  Kopien  der 
Bilder  des  Triclinium  in  der  £c.  d.  beaux- 
arts;  B.  1874,  118;  Sohbbibbb,  A.  1875,  5  ff.; 
Phot.;  Zimmerdekoration:  Güattaki,  mon. 
in.  1785  Nov.  T.  1  u.  Dec.  T.  2;  vgl.  F. 
ScHWEOHTEN,  Wauddekoration  aus  d.  Kaiser- 
palasten  auf  dem  Palatin  in  Rom,  Berlin 
1878  (ans  dem  Archiv  f.  ornament.  Kunst). 

^^)  Odysseelandschaften  in  der  vatika- 
nischen Bibliothek:  P.  Matbanoa,  la  citta 
di  Lamo,  Rom  1852,  m.  11  T.;  K.  Wöbkann, 
d.  antiken  Odysseelandschaften  vom  esquil. 
Hügel  zu  Rom,  München  1876,  f.  m.  6  T. 

")  Alte  Denkm.  I  T.  11  (restauriert  von 
Siccard).  24  (Landschaft,  Phot.  des  röm.  Inst), 
vgl.  ß.  1863,  81  ff. 

'^)  Falconibbi,  disc.  ant.  alla  piramide 
di  Gestio.  —  Pieb  Leone  Ghezzi,  camere 
sepolcrali  de'  liberti  e  liberte  di  Livia  Augusta 
ed  altri  Gesari,  Rom  1731  f. 

»»)  S.  120  u,  121,  namentlich  die  Werke 
von  Mau;  Pbesuhk,  die  pompej.  Wand- 
dekorationen,  Lpg.  1882  (auch  franz.)  m.  24  T. 


47 


740 


S[laBBi0ohe  EunBtarohftologie.    IL  Gesohiohte  der  alten  Ennat. 


folgen  nun  unmittelbar  die  Thermen  des  Eaiserö  Titus.^)  Dann  treten 
Lücken  in  der  Reihenfolge  ein.  Wir  nennen  die  Villa  Hadrians^)  und 
dann  etwa  noch  das  allerdings  vielfältig  erneuerte  Haus  der  Märtyrer 
Johannes  und  Paulus  auf  dem  Coelius,  ungefähr  aus  der  Zeit  der  afrikanischen 
Dynastie  stammend.^)  Die  anderen  Wandbilder  seien  hier  nur  nach  ihren 
Gattungen  verzeichnet.  Unter  den  Häusern  ragt  das  römische  Haus  der 
Famesina  hervor.*)  Von  den  Villen  nennt  man  die  von  Tor  Marancia 
unverdienterweise  am  häufigsten.')  Auf  die  grossen  Grabkammem  ist 
noch  immer  viel  verwendet  worden,  doch  wechselt  hier  die  Malerei  öfter 
mit  Stuck  (S.  736);  wir  wollen  die  Gräber  an  der  Via  Latina  hervor- 
heben.^) Die  feineren  Kolumbarien  wie  das  esquilinische  und  das  be- 
kanntere in  der  Villa  Pamfili  sind  ebenfalls  ausgemalt  worden^)  und 
ebenso  jüdische  Katakomben  in  der  Vigna  Randanini.^)  Von  vornherein 
ist  also  nichts  dagegen  einzuwenden,  dass  gleich  den  letzteren  auch  die 
christlichen  Katakomben  von  Anfang  an  Malereien  enthielten.  Letzteres 
setzt  nur  voraus,  dass  die  christlichen  Begräbnisgesellschaften  bereits  über 
ansehnliche  Mittel  verfügten.  Indes  ist  hier  doppelte  Vorsicht  geboten, 
weil  die  Katakomben  Jahrhunderte  lang  offen  standen  und  als  heilig  geehrt 
und  verschönert  wurden.  Nur  ein  Teil  der  erhaltenen  Bilder  also  gehört 
der  hier  behandelten  Periode  zu;  leider  werden  diese  Malereien  gewöhn- 
lich nur  vom  Standpunkte  der  Dogmengeschichte  behandelt.^)    Ausserhalb 


^)  8.  385 ;  6.  Carlbtti,  le  ant.  camere 
delle  tenne  di  Tito  e  le  loro  pittare,  Rom 
1776,  f.  m.  60  T. 

^)  Arabesques  ant.  des  bains  de  Livie 
et  de  la  ville  Adrienne,  gestochen  von  Ponce, 
Paris  1789. 

»)  Rom.  Quartalschrift  4,  377  ff.  (Vögel, 
Laubwerk,  grosse  und  kleine  Putten). 

*)  M.  XII  7  =■  Ga.  1883  T.  15;  siehe 
S.  736,8;  Villa  Massimo-Negroni,  1777  ent- 
deckt, von  Camm.  Buti  in  6  Bl.  herausgeg., 
gest.  V.  Campanello  u.  Vitali,  jetzt  in  Berlm : 
A.  1863,  257  ff.  T.  IK;  beim  Lateran:  G. 
Cassini,  p itture  ant.  ritrov.  nello  scavo  aperto 
in  una  vigna  accanto  Tospedale  di  S.  Gio- 
vanni in  Lat,  Rom  1783  f.  8  T.;  Ostia:  M. 
VIU  28. 

B)  Jetzt  im  Vatikan:  S.  127  u.;  Raoul- 
RooHBTTE,  peintures  T.  1—5  (farbig;  fOnf 
von  unnatürlicher  Liebe  erfasste  Frauen, 
mit  lateinischen  Beischriften);  Otricoli:  Guat- 
TAMi,  mon.  in.  1785  Dec.  T.  3;  Scrofano: 
Cayxus  V  71,  2—5. 

")  Seccbi,  mon.  ined.  d'  un  sep.  di  fami- 
glia  greca,  Rom  1843,  m.  2  T.;  M.  VI  43  ff. 
49  ff.  A.  1861;  zwischen  Ostia  und  Lauren- 
tum:  A.  1866,  292  ff.  T.  ST  m.  M.  8,  28;  in 
dem  pompejanischen  Familiengrab  Nr.  16 
sind  nur  Arabesken,  s.  auch  Garbucgi,  tre 
sep.  con  pitture  ed  iscr.  appart.  alle  superstiz. 
pagane  del  Bacco  Sabazio  e  del  Perseo  Mitra, 
Neapel  1852  und  im  allgemeinen  G.  P.  Bel- 
LORi  et  M.-A.  DE  LA  Chausse,  le  pitt.  delle 
grotte  di  Roma  e  del  sepolcro  dei  Nasoni, 


Rom  1706,  3  Bde.  f.  m.  75  T. 

')  Esquilin:  M.  X  60;  VUla  Pamphiü: 
0.  Jahv,  d.  Wandgemftlde  des  Columbariuma 
in  der  V.  P.,  Mtlnchen  1857,  6  T. ;  Saxtbb, 
Rom.  Mitt.  8,  105  ff.;  farbige  NachbildaDgen 
im  Münchner  Antiquarium. 

8)  Phot. 

')  S.  126  f.;  allgemeines  Bildwerk  Gae- 
Bücoi,  storia  deir  arte  cristiana,  (Bilderwerk) 
m.  T.;  ders.,  tre  sepolcri  con  pitture  ed  iscr. 
. .  . .  scoperti  in  un  braccio  del  cimiterio  di 
Pretestato  in  Roma,  Napoli  1852;  Hypogfinm 
von  S.  Priscilla:  Bcrist  IV  a.  6  T.  3,  vergl. 
p.  1  ff. ;  WiLPERT,  Rom.  Quartalscbr.  1888, 
o9  ff.;  Cagliari:  Vivanbt,  Conferenze  di 
archeol.  crist.  7,  130  ff. ;  de  Rossi,  Images 
de  la  T.  S.  Vierge  choisies  dans  les  catac. 
de  Rome,  Rom  1863;  H.  F.  J.  Ltkll,  d.  Dar- 
stellungen der  allerseligsten  Jungfrau  und 
Gottesgebärerin  Maria  auf  den  Kunstdenk- 
mälem  der  Katakomben,  Freiburg  1887  m.  Abb. 
u.  7  T.;  A.  DE  Waal,  das  Kleid  des  Heim 
auf  d.  frühchristl.  Denkmftlem,  Freiburg  1891 
m.  Abb.  u.  2  T.;  J.  Wilpbbt,  ein  Cydus 
christologischer  Gemälde  aus  der  Katakombe 
der  Hl.  Petrus  u.  Marcellinus,  Freiburg  1891, 
m.  9  T.  f.;  ders.,  die  gottgeweihten  Jung- 
frauen in  den  ersten  Jahrhunderten  d.  Kirche, 
Freib.  1892,  m.  5  T.  —  theoretische  Ver- 
suche: A.  Pohl,  d.  altohrisÜiche  Fresko-  und 
Mosaikmalerei,  Lpg.  1882  (vgl.  dazu  Fickeb, 
Ztsch.  f.  Kirchengesch.  10,  253  ff.);  Lbfort, 
ötudes  sur  les  mon.  primitifs  de  la  peint. 
chr^t.  en  Italic,  Paris  1885  (mit  chronologi- 


Kap.  X.    Die  grieohisoh-römisohe  Zeit.    (§  357.) 


741 


dieser  Klassifikation  sind  noch  einige  andere  Bilder  zu  nennen,  welche 
verschollen  oder  längst  von  ihrer  Stelle  gerissen  sind;  ^)  letzteres  trifft  auf 
die  „aldobrandinische  Hochzeit"  zu,  welche  aus  dem  Besitze  der  Aldo- 
brandini in  die  vatikanische  Bibliothek  kam.^) 

857.  Wie  sehr  die  Malerei  zur  Dienerin  der  Baukunst  herabge- 
sunken war,  zeigt  nichts  besser  als  die  Beliebtheit  der  Übertragung  in 
das  starre,  von  ferne  zu  betrachtende  Mosaik  (S.  302  f.).  Mit  dem  Ende 
der  Republik  hat  es  sich  in  den  Speisesälen  eingebürgert.^)  Ganz  parallel 
steht  das  Mosaik  dem  Wandgemälde  jedoch  keineswegs.  Während  letzteres 
auf  Wände  und  Decken  beschränkt  ist,  bleibt  das  Mosaik  von  diesen 
allerdings  nicht  ausgeschlossen,^)  doch  eignet  es  sich  besonders  für  den 
Fussboden,  wo  man  einen  widerstandsfähigen  Schmuck  braucht.  Infolge 
dessen  imitieren  die  Mosaiken  häufig  kunstreiche  Teppiche,  sei  es  dass 
eine  breite  Borte  das  Rechteck  umzieht  oder  das  Feld  in  Vierecke  und 
runde  Medaillons  geteilt  ist.^)  Ausserdem  werden  jedoch  ganze  Gemälde 
in  einer  viereckigen,  seltener  runden  Form®)  nachgebildet,  wofür  die 
»Alexanderschlacht"  aus  Pompeji,  welche  Goethe  ein  Wunder  der  Kunst 
nannte,^)  und  das  dramatische  Eentaurenbild  aus  der  Villa  Hadrians  als 
Beispiele  dienen  mögen.  ^)  An  den  Wänden  entspricht  dem  bemalten 
Stuckrelief  das  Reliefmosaik,  wovon  noch  einige  Stücke  vorhanden  sind.^) 
Diese  Kunst  erfordert  abgesehen  von  den  ordinären  Produkten,  sehr  ge- 
schickte Arbeiter;  daher  hatte  sie  in  Rom  ihren  Hauptsitz,  von  wo,  wie 
noch  jetzt,  Mosaikbilder  in  das  Ausland  gingen.  Wir  kennen  z.  B.  T. 
Sennius  Filix  und  seinen  Schüler  Amor,i®)  vornehmlich  jedoch  Griechen.**) 
Alexandriens  Anteil  darf  nicht  gering  angeschlagen  werden,  worüber  bei 
Ägypten  weiteres;  von  dort  war  seinem  Namen  nach  ohne  Zweifel 
P.  Aelius  Harpokration.**)  Auch  Pergamon  lieferte,  wie  wir  bei  Sosos 
gesehen  haben  (S.  680)  Vorbilder.  Ausnahmsweise  finden  wir  Platten  mit 
farbigen  Einlagen  (Marmorintarsia).  *^)    Der  Vollständigkeit  halber,  nicht 


Bcher  Obersicht);  £.  Frautz,  Geschichte  der 
christlichen  Malerei,  I.  Freiburg  1887. 

*)  L.  HoLSTENius,  vetns  pictura  Nym- 
phaemn  exhibens,  Rom  1676  f.;  0.  Jahn 
(8.  S.  740,  t). 

*)  G.  A.  Bottiches,  d.  a.  H.,  Dresden 
1810,  m.  1  T.;  Indicazioni  solle  Nozze  Aldo- 
brandine,  f.  m.  2  T.;  Öikopie  von  Nie.  Pons- 
sin  im  PaL  Doria,  eine  andere  von  H.  Meyer 
flir  Goethe.  Vgl.  Rubens  bei  Guhl,  Eünstler- 
briefe  2,  174.  Noch  Prudhon  bewunderte  die 
weichen  Posen  der  Frauen. 

»)  Hör.  sat.  2,  4,  83. 

*)  An  einer  Decke  unter  Commodus: 
Spartian.  Pescenn.  6;  in  halbrunden  Nischen 

ompejaniBchen  Brunnen   und  ebendort 


an 


an  Säulen:  NicooLini  I  T.  20;  descr.  gen. 
T.  63;  suppl.  10;  MB.  lU  T.  AB.  XIV  Titel- 
büd;  Phot. 

*)  Z.  ß.  MB.  7,  62. 

*)  Löwe  von  Eroten  gefesselt:  MB.  7,  61. 


')  Photogr.  Sommer;  MB.  8,  36—45  (von 
37  an  einzelne  Figuren,  41  farbig);  Finati, 
sala  del  gran  mosaico  pompejano,  1858  m. 
2  T. ;  A.  NiccoLnn,  quadro  in  musaico  sco- 
perto  in  P.  al  24  ott.  1831,  Nap.  1832,  m. 
11  T.  Nach  dem  Bilde  der  Malerin  Helena 
kann  das  Mosaik  schon  deshalb  nicht  ge- 
macht sein,  weil  nur  der  Schwindler  Ptole- 
maios  Chennos  davon  weiss. 

»)  M.  4,  50,  vgl.  A.  1845,  225  flf.;  A. 
1848,  198  ff.;  AZ.  1874,  130;  M.  Pioclem. 
7,  48.  49. 

*)  Raoul-Rocbbttb  ,  peintures  in^dites 
S.  395  f.  427  ff.  T.  12. 

^0)  B.  ^pigr.  5,  112. 

")  BBUiffN,  Künstler  2,  312  f. 

")  CIG.  2024—5  (im  2.  Jahrhundert  n. 
Chr.). 

»»)  S.  301 ;  Tiger  und  Stiere,  zwei  Platten 
auf  dem  Kapitel. 


742 


ElaBBische  Eunstarchäologie.    ü.  Qeaphiohte  der  alten  Kunst. 


wegen  erhaltener  Denkmäler,  ist  noch  auf  die  Gobelins ,  die  auch  Ge- 
mälde heissen,  zu  verweisen.^) 

Diese  Zimmerdekorationen  weichen  unter  einander  in  künstlerischer 
Hinsicht  prinzipiell  stark  ab.  Von  Hause  aus  sollten  sie  eigentlich  reine 
Dekorationen  sein.  Man  imitiert  hauptsächlich  die  Polychromie  der  Bau- 
teile (S.  300)  durch  verschiedene  Farbe,  wobei  nur  architektonische  Orna- 
mente vorkommen.  An  den  Decken,  welche  in  Felder  zerfallen,  tritt  das 
Problem  auf,  jene  kleinen  Felder  einzeln  zu  füllen,  wo,  wenn  man  einmal 
Figuren  nehmen  wollte,  keine  anderen  als  schwebende  Menschen  und  Vögel 
am  Platze  waren  ;^)  im  besonderen  erhalten  Schlafzimmer  die  Gestalt  von 
Lauben,  auf  deren  Zweigen  Vögel  sitzen.')  Diese  schwebenden  Wesen 
werden  dann  auch  auf  die  Wandfläche  übertragen.  Eigentliche  Figuren- 
bUder  werden  nur  in  der  Form  zugelassen,  dass  sie  von  Ferne  eingerahmte 
Tafelbilder  zu  sein  scheinen.^)  Auf  diesem  Standpunkt  stehen  mehrere 
römische  Zimmer  vom  Palatin  und  Esquilin,  die  Casa  del  Laberinto  und 
andere  Häuser  Pompejis,  sowie  eine  Anzahl  Deckengemälde.^) 

Eine  zweite,  nicht  sehr  zahlreiche  Gruppe  wahrt  das  Dekorative  da- 
durch, dass  die  Bilder  in  einer  Farbe  und  ohne  Hintergrund  ausgeführt 
sind.  Hiezu  wählt  man  Rot  auf  Weiss®)  oder  auf  Bräunlich,')  oder  aber 
Schwarz  auf  Weiss.»)  Zum  mindesten  endlich  hat  der  Hintergrund  eine 
naturwidrige  Farbe,  etwa  schwarz®)  oder  golden.^®) 

In  den  Villen  wird  es  öfter  vorgekommen  sein,  dass  der  Besitzer 
nach  seinen  Wünschen  hier  ein  Fenster  ausbrechen,  dort  eines  vermauern 
liess.  Letzteres  und  die  Freude  an  schönen  Durchblicken  verbunden  mit 
dem  Privatiersvergnügen,  die  Besucher  zu  vexieren,  dürften  auf  die  Er- 
findung der  Prospektmalerei  geführt  haben,  wie  sie  in  jedem  Zeitalter, 
wo  die  VDlenanlagen  viele  Künstler  beschäftigten,  blühte.  Der  Eintretende 
schaut  in  einen  Laubgang  oder  in  Säulengänge,  deren  scheinbar  ferne  Säulen 
und  Pilaster  perspektivisch  ganz  dünn  erscheinen;  er  sieht  in  die  Land- 
schaft hinaus^')  und  erblickt  dort  z.  B.  ein  Stück  der  Meeresküste  mit 
Villen  oder  eine  ganze  Stadt.  ^*) 

Zu  Rom  brachte  sie  ein  Zeitgenosse  des  Augustus  in  die  Mode,^') 
als  dessen  Gegenstände  Plinius  aufzählt  „Villen  und  Häfen,  Gartenanlagen, 
Wälder  und  Haine,  Hügel,  Fischteiche,  Kanäle,  Flüsse  und  Küsten  nach 
Wunsch,  dazu  Figuren  von  Menschen,  die  spazieren  gehen,  zu  Schiffe  oder 


1)  Cic.  Verr.  4,  1;  Lucret.  2,  34;  vgl. 
Ovid.  met.  6,  86. 

')  Z.  B.  pompejanisches  Deckenbild  in 
Neapel:  Phot.  Solche  Bilder  wurden  auch 
in  Steinrelief  ausgeführt  (Beispiel  in  Athen, 
4.  Seitensaal). 

«)  Plin.  ep.  5,  6,  22. 

*)  Z.  B.  MB.  6,  35. 

&)  Z.  B.  MB.  13,  35.  Mau  beschränkt 
diese  Richtung  auf  die  letzten  achtzig  Jahre 
vor  unserer  Zeitrechnung. 

^)  Monochrome  von  Herculaneum;  S.410; 
MB.  5,  4. 

')  Baderaum  an  der  Strasse  nach  Tus- 
culum :  Probe  bei  Caylus,  recueil  VI  T.  33,  1. 


^)  Mosaik  ans  Tor  Marancia  im  Vati- 
kan: PiSTOLESi,  Vaticano  IV  1;  Helbio, 
Führer  I  S.  1 ;   vgl.  Cayius,  reoueil  VII  42. 

')  Pompejanische  Landschaften  auf  Mar- 
mor: M.  11,  44. 

^^)  Jetzt  auf  dem  Palatin  entdeckt, 

^^)  Villa  ad  Gallinas  und  Grab  des  Pa- 
tron an  der  Villa  Latina;  in  Pompeji:  Hklbig, 
Katalog  S.  384  ff.;  Horaz  scheint  m  der  Ars 
poetica  darauf  anzuspielen. 

^^)  So  den  Hafen  von  Stabiae  in  einem 
pompejanischen  Gemälde  (Phot.). 

'«)  Plin.  35,  116  (der  Name  ist  in  studio 
verderbt,  wofür  S.  Tadio  oder  S.  Ludio  ver- 
mutet wird). 


Kap.  X.    Die  grieohisoh-röiiiiBche  Zeit.    (§  357.) 


743 


zu  Esel  aufs  Land  kommen,  Fischer,  Vogelfänger  oder  Jäger  oder  auch 
Winzer ;  unter  seinen  Meisterwerken  ist  das  Bild  berühmt,  wo  wegen  des 
sumpfigen  Zuganges  zur  Villa  Männer  die  Frauen  hintragen  und  zu 
deren  Schrecken  ausgleiten,  und  so  gibt  es  noch  viele  andere  humoristische 
Bilder.  An  Orten  unter  freiem  Himmel  malte  er  zuerst  Eüstenstädte,  was 
sich  sehr  hübsch  ausnimmt  und  wenig  kostet. '^  Vitruv  (VE  5)  stellt  sich 
demgegenüber  auf  den  engherzigen  Standpunkt  des  Theoretikers ;  jene 
Ausblicke  gestattet  er  nur  in  Wandelbahnen  und  scheinbare  Bühnen- 
wände in  offenen  Räumen,  0  während  er  gegen  die  Scheinarchitektur  heftig 
auftritt.  Wir  lernen  durch  ihn,  dass  sie  zuerst  in  Tralles  durch  den  Ala- 
bandier  Apaturios  versucht  wurde.  Die  letztere,  wie  er  sie  beschreibt,  ent- 
spricht ganz  den  Grottesken  der  Renaissance,  ^)  denn  sie  ist  auch  mit 
Kandelabern,  Arabesken  und  menschlichen  oder  Tierköpfen  bereichert.  In 
jene  Landschaften')  wie  in  diese  Scheinarchitektur ^)  konmit  menschliche 
Staffage  und,  wie  bei  Poussin,  mag  dieselbe  der  Mythologie  angehören; 
z.  B.  setzt  man  in  Landschaften  den  Odysseus  (wie  auf  dem  EsquUin) 
und  belebt  das  Meer  durch  die  Gestalten  der  Galateia  oder  des  Phrixos.^) 

Die  vierte  Gattung  endlich,  welche  aus  der  Imitation  kleiner  Tafel- 
bilder hervorging,  nennt  Vitruv  megcdographiae;  es  sind  wirkliche  selbst- 
ständige Bilder,  meistens  mythologischen  Inhalts,  welche  Tafelbilder  imi- 
tieren. In  ausgedehnten  Gebäuden  schlössen  sich  die  Bilder  mehrmals  zu 
grossen  Cyklen  zusammen,  zu  welchen  Homer  den  Stoff  zu  liefern  pflegt.^) 
Man  sollte  hier  dieselbe  Scheidung,  wie  bei  den  Reliefs,  eintreten  lassen. 
Die  einen  Gemälde  führen  ein  Paar  Figuren  bühnenartig  mit  bloss  skiz- 
ziertem Hintergrund  vor,')  die  anderen  gleichen  den  Relief bildem. 

Was  den  Stoff  der  eigentlichen  Gemälde  anlangt,  so  ist  die  Mytho- 
logie noch  inmier  bevorzugt.  Ihr  zunächst  steht  die  idealisierte  Geschichte, 
der  Perserkrieg,*)  Alexander  der  Grosse®)  und  einzelne  romantische  Mo- 
mente der  römischen  Geschichte,  i®)  Die  Genremalerei  greift  aus  dem 
menschlichen  Leben  zumeist  ganz  gewöhnliche  Scenen  heraus  ohne  irgend 
eine  moralisierende  Tendenz;  wir  sehen  Quirlten  in  Läden  markten  und 
in   Kneipen   spielen   und   raufen,   den  Lehrer,   Handwerker,  ^^)   fahrende 


')  Davon  scheinen  die  in  Malerei  oder 
Mosaik  ausgeführten  Masken  zu  stammen 
(Baumeisters  Denkm.  S.  1849  ff.). 

>)  ScHMABSow,  Jahrb.  d.  preuss.  Eunst- 
samml.  2,  131  ff. 

")  Hirten  bei  den  Tieren  (Vitruv.)  wie 
in  einem  Mosaik  der  Villa  Hadriana. 

*)  Z.  B.  MB.  14,  21.  22. 

')  Mau  weist  diese  Art  der  ersten  Hälfte 
des  ersten  christlichen  Jahrhunderts  zu,  aber 
ausser  der  Villa  Famese  auf  dem  Palatin 
enthalt  z.  B.  auch  die  Villa  des  Titus 
(WiKCKBLMAKV   252)    solchc   Darstellungen. 

^)  Petron.  29  (dagegen  malte  Theoros 
Tafelbilder;  s.  über  diesen  Plin.  35, 144);  vgl. 
Beihtdorf,  A.  1865,  239  ff.;  Helbio,  Unters. 
S.  130;  ÜRLiCBS,  das  hölzerne  Pferd  S.  17  ff.; 
Milchhöfeb,  d.  Befreiung  des  Prometheus, 
Berlin  1882. 


^)  Z.  B.  Freskobild  in  der  Exedra  des 
palatinischen  Stadions  (Phot.);  «Apollo  und 
Theseus"  im  sog.  Haus  des  Hadrian  (Phot.); 
«Apollo  und  Neptun"  aus  Pompeji  (Phot); 
Mosaik  in  den  Tnermen  (Phot.). 

B)  Pers.  3,  53  f.  Braccatis  illita  Media 
porticus. 

*)  Alexandermosaik  s.  S.  741,  r. 

'^)  0.  Jabk,  der  Tod  der  Sophoniba. 
Wandgemälde,  Bonn  1869,  m.  T.;  nach  Phot. 
Bebnoulli,  röm.  Ikonographie  I  T.  4,  vergl. 
S.  56  ff.    (Die  Deutung  ist  zweifelhaft.) 

'  ^)  Besonders  in  der  Walkerei  zu  Pom- 
peji: MB.  4,  50;  Bäcker  B.  1864,  119.  218: 
verschiedene  Bilder  aus  der  Domitülakata- 
kombe:  Röm.  Quartalschr.  1,20  ff.  T.  1—3 
(S.  23  ff.  Verzeichnis  der  Parallelen);  Forum- 
scenen:  Pitt.  d'Ero.  3,  41. 


744 


KUBBiflcnB  KniiBtarob&ologie.    U.  QeaDhiohte  der  nlten  Ennat. 


Leute  ^)  und  die  Dirne  >)  in  ihrem  Berufe.  Gewdhnlich  werden  diese  rea- 
listischen Scenen  flöchtig  behandelt;  Ober  den  Durchschnitt  erheben  sich 
die  Monochrome  von  Herculaneum.  Ebenso  musste  der  Stil  der  zwar  aus 
dem  wirklichen  Leben  gegriffenen,  aber  mit  Göttern  nnd  Allegorien  be- 
reicherten Gemälde  ^)  etwas  höher  gegriffen  sein.  An  diese  Genrebilder 
schliessen  sich  die  altchristlichen  Gemälde  an,  welche  z.  B.  das  Liebe»- 
niahl/)  den  guten  Hirten  und  den  Weinberg  des  Herrn  ^)  zeigen.  Das 
Tierleben  ist  in  grösseren  Bildern  oft  unnatürlich  stilisiert/)  fUr  sich  aber 
vortrefflich  behandelt  worden,  wofür  drei  bekannte  Mosaiken  der  Ha- 
driansvilla  Zeugnis  ablegen; ')  in  derselben  Zeit  blühte  das  Stillleben,  wes- 
halb der  Baumeister  Apollodoros  den  Kronprinzen  Hadrian  zu  seinen  Kür- 
bissen zurückverwies.^)  In  den  Landschaften  wird  gutes  geleistet,  aber 
es  ist  ,nature  endimanch^e."  Die  Landschaft  fUr  sich  allein  ist  eine  blosse 
Wandzierde;  wo  sie  dagegen  nur  den  Hintergrund  bildet,  da  wird  sie 
stilisiert.  Die  Maler  bevorzugen  romantische  Felsen  und  Cypressen  ^)  und 
die  Natur  scheint  nicht  für  sich  allein  zu  genügen,  sondern  wird  mit 
meist  unbestimmten  Wesen  belebt'")  oder  erhält  gar  erläuternde  Inschrif- 
ten.") So  romantisch  sah  jetzt  der  gebildete  Hauptstädter  das  italische 
Land  an,  seitdem  der  fleissige  Kolone  fortgezogen  und  auf  fruchtbarem 
Boden  ein  Park  angelegt  war.  Über  das  Kolorit  ist  schwer  zu  sprechen; 
denn  Freskobilder  werden,  zumal  von  weniger  geübten  Malern,  auf  mög- 
liehst wenige  Farben  beschränkt  und  ihre  Konturen  mit  dunklen  Linien 
angelegt;  so  herrschen  in  vielen  Bildern,  wie  auf  einer  Wiese,  Blau,  Rot 
und  Gelb  vor,  während  sonst  die  Farbenskala  jetzt  reicher  als  früher  war,'*) 
und  die  Konturen  sind  zu  deutlich  wahrnehmbar.")  Doch  soviel  können 
wir  sehen,  dass  man  frische  luftige  Farben  liebte'*]  und  von  einem 
Atelierlicht  nicht  wusste.  Daher  kommen  Dämmerung  (welche  im  Süden 
überhaupt  sehr  kurz  ist)  und  Nacht  selten  vor.'^)  Das  Kolorit  stand  höher 
als  die  Linie  und  die  Farben  sollten  wie  beim  Regenbogen  in  einander 
übergehen. iB)  Die  goldgelbe  Farbe  galt  stets  für  besonders  schön;*')  nun 
bildet  man  auch  die  schillernden  Kleiderstoffe  nach.'^)  Die  Schriftquellen 
lehren  uns  dann,  dass  der  Wiederschein  des  Feuers  sorgfältig  beobachtet 


<)  Z.B.  Villa  Pamfili;  realistiaches  Mo- 
saik in  Pompeji:  MB.  4,  34. 

*)  Seneea  Anthal.  39,  9  B.;  aus  dem  Iq- 
panar  und  der  MercurstraBse  Nt.  9  (MB.  IV 
Äv48):  Faviü,  peintures  ^rotiques  (S.  120). 

')  Wie  PetroD,  29.  Man  kaim  dazu  auch 
die  Jahreszeitonbiider  der  Domiti  Ilakata- 
komben [Phot.  Parker)  mit  männlichen  nnd 
weiblichen  (bekleideten)  Eroten  rechnen. 

*)  Lefobt,  Ra.  HI  2,  224  ff. 

'}  Praetextatuakatakombe :  Phot.  Parker. 

')  Z.  B.  Dfllphin  bei  Arion:  MB.  10,  7.  8. 

')  Alle  drei  in  Phot. 

>)  Cass.  Dio  69,  3,  2;  Stillleben  in  1 
lorei:  MB.  6.  20.  38;  Philostr.  im.  2,  26; 
Mosaik:  MB.  14.  14. 

')  Plin.  16,  140. 

'")  Bei  Statina  (Thebais  U,  422)  sehen 
die  Geister  von  den  Bsrgsn  herab  zu. 


")  Z.  B.  äxtal,  B.  Pbtbbbin,  ArdLsp. 
MitL  5,  49  f. 

")  Cic.  orator  169. 

")  Z.  B.  in  der  VÜls  Pamfili  dunkel- 
braun bei  der  Befreiung  des  Prometheos. 

'*)  Plutarch,  qnom.  adol.  11  p.  54«.  comp. 
Arist.  et  Men.  8  p.  854  b.  Daher  sagt  man 
z.  B.  ipai&Qvyey  ygaifttTt  (Kaibel,  epigr. 
1075,  6). 

")  PompejaniBChes  NachtbUd  von  Troia : 
Umjohb,  d.  hölzemB  Pferd,  Wflrabnrg  1881; 
Phot.;  Philostr.  im.  2,  29;  8chatt«n  ?  EsSfch. 
axöroi,  äneaxotaifiira, 

'")  Dionjs.  Isae.;  Sen.  nat.  qnaest.  1,  8. 

■')  Stat.  silv.  2,  3, 16,  wie  bei  Caravag- 
gio  und  Juan  B.  Maino. 

"]  Aldobracdinische  Hochzeit  n.  a. 
(WiNCBEbBAHH,  Geschichte  S.  131);  Hblbm, 
Wandgem.  Nr.  46  o.  0.;  vgl.  PhUostr.  im.  1, 10. 


Kap.  Z.    Die  griechieoh-rOmisohe  Zeit.    (§  357.) 


745 


wurde,*)  wozu  die  Wandgemälde  noch  dies  hinzuzufügen  erlauben,  dass 
dazu  die  Wiederspiegelung  das  Gegenstück  abgab;  ausser  der  Narkissos- 
sage  erblickt  man  Perseus  und  Andromeda  das  Medusenhaupt  im  Wasser, 
das  alle  drei  wiedergibt,  betrachtend.*)  Naturwahrheit,  Schattierung  und 
Perspektive  bestimmten  das  technische  Urteil  über  ein  Gemälde.^)  Das 
Studium  des  Ausdrucks  fand  in  den  Sagen,  wie  man  sie  durch  die  grie- 
chische Elegie  überkommen,  ein  ergiebiges  Feld,  wobei  naturgemäss  der 
Liebesschmerz  und  -Sehnsucht  an  erster  Stelle  stehen,  z.  B.  in  den  Sagen 
von  Ganymedes,  Hylas,  Hyakinthos,  Narkissos^)  oder  so  peinlich  wie  die 
Sagen  von  Phaedra,  Myrrha,  Eanake  u.  dgl.  sind.^) 

Wenn  wir  auch  bei  der  Malerei  die  verschiedenartigen  Strömungen 
fixieren  wollen,  so  sehen  wir  uns  jetzt,  da  Plinius  die  Malerei  der 
Kaiserzeit  ohne  Gründlichkeit  behandelt,  auf  Inschriften  angewiesen.  Diese 
Beischriften  zeigen  nun  einerseits,  dass  die  aus  dem  einheimischen  Volks- 
leben geschöpften  Bildchen  auch  von  lateinisch  redenden  Malern  herrühren, 
dass  dagegen  sonst  die  Griechen  stark  beteiligt  waren.  Des  Monochromisten 
Alexandres  aus  Athen  haben  wir  schon  gedacht,  in  der  Famesina  schrieb 
ein  Seleukos  seine  griechische  Inschrift  bei,  aber  es  gibt  ausserdem,  auch  wenn 
wir  von  dem  Grabe  des  Griechen  Patron  absehen,  Fragmente  mit  grie- 
chischen Inschriften,^)  Der  Einflusß  ägyptischer  Griechen  macht,  dass  in 
der  Villa  Pamfili  manche  Nachklänge  aus  Ägypten  erscheinen,'')  und  die 
Erzählung  von  Salomos  Urteil  nach  Pompeji  gelangt.®)  Da  manche  Bilder 
in  Rom  und  Pompeji  auffällig  stimmen,  muss  es  Handbücher  der  Malerei 
gegeben  haben,  in  denen  sogar  die  Farben  bestimmter  Figuren  festgestellt 
waren. ^)  Hin  und  wieder  erscheint  die  Hauptperson  eines  Bildes  reali- 
stisch behandelt,  d.  h.  wohl  mit  den  Zügen  eines  Zeitgenossen  versehen.  ^^) 
Einzelne  Maler  versuchen  es  mit  der  Altertümelei.**) 

Von  der  Malerei  zweigt  sich  eine  neue  Art  ab,  welche  aus  unschein- 
baren Anfangen  grosse  geschichtliche  Bedeutung  gewinnt;  es  ist  die 
Buchmalerei.  Kräuterbücher  und  astronomische  Leitfaden  wollen  wir 
nicht  dazu  rechnen,  **)  eher  wären  Kalender  zu  nennen.*')  Erst  im  Vergil- 
kultus  verfällt  Rom  zuerst  auf  Ausgaben  mit  dem  Porträt  des  Verfassers  *^) 
und  dann  auf  ganz  illustrierte  Werke  mit  förmlichen  Gemälden.  Zur 
vollen  Entwicklung  gelangte  die  Buchmalerei  aber  erst  mit  dem  Codex 
in  der  folgenden  Periode. 

Plastik  und  Malerei  treten  also  in  den  Dienst  der  Architektur  und 
werden  nicht  höher  geschätzt  als  die  Kostbarkeit  der  Stoffe;  die  in  der 
Einleitung  (S.  712  ff.)  aufgezählten  edlen  Steinarten,  welche  zu  Säulen  und. 


*)  PlulostT.  im.  1,  1  u.  ö. 

«)  Z.  B.  MB.  12,  49. 

»)  Vgl.  Phüostr.  V.  Apoll.  2, 20  p.  33, 11. 

*)  Petxon.  83;  Pentadius  Anthol.  Lat.  266. 

B)  Myrrha  Anthol.  Lat.  928  R;  Gem&lde 
von  Tor  Marancia  (S.  740  A.  5). 

«)  Ga.  I  T.  5;6  p.  20;  vgl.  Prrbot,  möl. 
d'arch.  p.  87 ;  Woltxaitn,  Gesch.  der  Malerei 
S.  118  ff.  8.  auch  Hblbio,  B.  1866,  170  ff. 

7)  0.  Eblleb,  Rom.  Mitt.  5, 157  ff. 


»)  Db  Rossi,  B.  1883,  37;  s.  auch  oben 
S.  741. 

")  Perbot,  m^langes  p.  96. 

»0)  Pitt.  d'Erc.  I  14  =  MB.  1,  23;  MB. 
11,48;  Mosaik  in  Centocelle:  B.  1866,  171. 

^')  Hblbig,  Katalog  Nr.  1286. 

i>)  Plin.  25,  8;  Portrfttwerke  des  Atticus 
und  Varro. 

**)  Ovid.  fast.  1   11. 

'*)  Martial.  14,  186';  Anthol.  Lat.  345  B. 


746 


KlasBisohe  KanBiarch&ologie.    n.  Geschlohte  der  alten  KanBi. 


in  Platten  geschnitten,  an  Fussböden  und  Wänden  ^)  verwendet  werden, 
müssen  im  Vereine  mit  der  Vergoldung  der  Decken*)  und  Dächer,')  den 
Figuren  aus  Metall,  Elfenbein,  Erz  und  Bernstein,  den  bunten  Teppichen 
Syriens  und  Babyloniens  und  den  Mischkrügen,  Altären,  Räucherpfannen 
und  Kandelabern  aus  korinthischem  Erz  einen  märchenhaften  Eindruck 
gemacht  haben,  welchem  der  Anblick  altchristlicher  Basiliken  vielleicht 
am  nächsten  kommt. **)  Bei  grossen  Festen,  z.  B.  bei  der  Feier  der  Apo- 
theose wurde  der  Schein  noch  höheren  Glanzes  entfaltet.^) 

358.  Von  den  künstlerischen  Gewerben  blühten  durch  den 
Luxus  der  Kaiserzeit  am  meisten  die  Steinschneidekunst,  die  Juwelier- 
arbeit und  das  Ciselieren.  Die  erstere  hat  gewiss  den  weitaus  grössten  Teil 
der  Gemmen  hervorgebracht,  die  sich  in  unseren  Sammlungen  befinden.^) 
Die  Graveure  (gemmarii)  haben  häufig  ihre  Namen  eingegraben;  danach 
können  wir  sagen,  dass  die  Mehrzahl  aus  Griechenland  stammt,  wie  Try- 
phon  und  Dioskorides.  Auf  einer  berühmten  Gemme  steht  der  Name  des 
Phrygillos.  ^)  Es  ist  nicht  zu  verwundem,  dass  die  atticistische  Richtung 
unter  jenen  Griechen  ihre  Vertreter  hatte ;  Aspasios  schnitt  nämlich  einen 
grossen  Stein  nach  dem  Muster  der  Athena  des  Pheidias  (S.  595).  Gegen 
das  Ende  der  römischen  Republik  wurde  das  Sammeln  von  geschnittenen 
Steinen  eine  wahre  Leidenschaft.  Schon  Sulla's  Stiefsohn  Scaurus  besass 
eine  Daktyliothek  und  andere  wie  LucuUus,  Pompejus,  Caesar  und  Mar- 
cellus  weihten  solche  den  Göttern.  Man  trug  am  Finger  viele  Ringe  und 
der  höfliche  Mann  machte  über  die  schöne  Gemme  ein  Kompliment.^)  Er- 
haben geschnittene  Steine  dienten  nur  zur  Zier;^)  darunter  befinden  sich 
Prachtstücke  wie  der  „Cameo  des  Augustus''  in  Wien^<*)  und  der  Pariser 
mit  der  „Familie  des  Tiberius*.^^)  Doch  wurde  den  Kaisem  noch  verargt, 
edelsteinbesetzte  goldene  Gürtel  und  Spangen  zu  tragen.*^)  Das  Porträt- 
fach wurde  auch  hier  nicht  vernachlässigt ,  denn  Aristokraten  trugen  gerne 
das  Bild  eines  berühmten  Ahnen,  loyale  Bürger  das  des  Kaisers  auf  dem 
Ringe.* 3)  Ein  hervorragendes  Bild  ist  das  von  Titus'  Tochter  Julia,  wel- 
ches Euodus  fertigte.^*)  Gelegenheitsarbeiten,  wie  satirische Karrikaturen,»*) 
entsprechen  den  Genrebildern.  Die  Kunst  wird  in  diesen  Privatliebhabe* 
reien  durch  den  Aberglauben  beeinträchtigt,  indem  asü'ologische  Bilder 
an  Steinen  angebracht  werden**)   oder  Ungeheuer  und  Symbole  nach  Art 


')  Basilica  des  Junius  aaf  dem  Esquilin : 
Bcom.  XXI  T.  2-  5. 

»)  S.  337;  Paus.  1,  18,  9.  Vgl.  Flut. 
Public.  15;  Stat.  ßilv.  1, 3,  34  ff.  4,  2,  5, 43  ff. 

>)  S.  329;  delubra  micantia  Rutil.  1,  95. 

')  Statius  silv.  1,  3;  TibuU.  3,  3, 16;  Sen. 
op.  90;  Lucan.  10,  112;  Seneca  Anth.  Lat. 
53  B.;  Dions  Rede  79  (ttber  den  Reichtum) 
u.  7,  117;  Lucian.  Nigr.  23;  zum  Kontrast  s. 
Suet.  Aug.  72. 

»)  Herodian.  4,  2,  7, 

*)  S.  241  ff.;  WiESELBB,  über  einige  be- 
achtenswerte geschnittene  Steine  des  4.  Jahr- 
hunderts n.  Chr.  I.  drei  Cameen  mit  Triumph- 
darstellungen, Göttingen  1883,  II  1.  d.  Ca- 
meen, 1884,  II  2.  Intaglien,  1885. 

7)  Über  die  Inschriften  S.  245. 


8)  TibuU.  1,  6.  25. 

^)  S.  195.  Grosse  Stücke  für  Reiche: 
Juven.  1,  29. 

^^)  MoNGEZ,  icon.  rom.  T.  19;  vgL  Beb- 
NouLLi,  röm.  Ikonogr.  2,  262  ff. 

")  MoNOBz  T.  26. 

")  Herodian.  5.  2,  4. 

^*)  Suet.  Tib.  58;  vgl.  Monobz,  icon.  rom. 
T.  29,  1.  5;  —  Ovids  Büd:  Ovid.  trist.  1. 
7,  6  ff. 

^*)  In  der  Pariser  Bibliothek:  Liffebt 
II  686;  Raspe  11521;  Cadbs  V  434;  vergl. 
Bbukn,  Künstler  2,  499. 

^^)  Heliogabalus  mit  Frauengespann :  Ra. 
2,  20  m.  Abb. 

'^)  Teukros  Bab.  bei  Psellos,  parad. 
p.  148,  3  West. 


Kap.  Z.    Die  griechisch-rOmLiche  Zeit.    (§  858.) 


747 


der  Abraxas  (S.  721)  dieselben  schmücken;  letztere  wurden  wohl  zumeist 
im  Orient  angefertigt,  da  überhaupt  die  meisten  Edelsteine  über  das  par- 
thische  Reich  zu  den  Römern  kamen.  Abgesehen  davon  erlitt  die  Kunst 
des  Steinschneidens  Beeinträchtigung  durch  schlechthin  kostbare  Ringe, 
die  einen  Diamanten  umschlossen  oder  nur  aus  Oold  bestanden;^)  als  die 
Münzprägung  abwärts  ging,  galten  schon  goldene  und  silberne  Münzen 
älterer  Zeit  für  genügend  schön.*)  Leider  sind  nur  die  Gemmen,  welche 
Kaiser  darstellen,  mit  Sicherheit  zu  fixieren.^)  Die  geschnittenen  Onyx- 
gefässe^)  gehören  teilweise  sicher  der  Kaiserzeit  zu,  so  die  famesische 
Schale  von  Achatonyx,  welche  aus  dem  Mausoleum  Hadrians  stammt.  In 
der  Wirkung  stehen  diesen  die  zweifarbigen  Glasgefasse  von  der  Art  der 
Portlandvase  5)  nahe. 

Was  die  römischen  Juweliere  leisteten,  ist  leider  fast  alles  einge- 
schmolzen.*) Nur  von  den  getriebenen  Silbergefässen  ist  aus  Schrift- 
steilem  und  nach  erhaltenen  Stücken  einiges  zu  berichten.  Mit  dem  Ende 
der  Republik  beginnt  ein  wahnwitziger  Luxus  in  diesem  Artikel.')  Die 
reichen  Leute  sanuneln  altes  Silber  und  lassen  neues  durch  ihi*e  Leib-(7r- 
gentarii^)  oder  berühmte  Bildhauer  anfertigen.®)  Daher  tauchen  angeb- 
liche Arbeiten  der  berühmten  Plastiker  des  fünften  Jahrhunderts  auf,  die 
man  kopiert  ;^^)  zur  altertümelnden  Richtung  gehört  vielleicht  das  corsi- 
nische  Silbergef&ss.^O  Auch  hatten  die  grossen  Fabriken  ihre  eigene  Ma- 
nieren.") Plinius  fand  die  Ciselierkunst  im  Niedergang  und  warf  ihr  vor, 
dass  sie  sich  durch  Erregung  der  Sinnlichkeit  in  der  Gunst  des  Publikums 
zu  erhalten  suchte.  ^^)  Die  grossen  Silberfunde  Galliens  wollen  wir  bei 
der  provinziellen  Kunst  erwähnen,  wogegen  der  Hildesheimer  Silber- 
schatz ^*)  mit  gutem  Grunde  von  einem  römischen  Offiziere  hergeleitet  wird. 
Einiges  haben  ausserdem  Praeneste  und  die  kampanischen  Städte  ge- 
liefert.^») 

Nächstdem  erzielten  die  Ciseleure  grosses  im  Treiben  von  Prunk- 
waffen und  anderen  Paradegegenständen.  Wir  heben  die  Prachthamische 
hervor,  die  wir  freilich  nur  mehr  aus  den  Nachbildungen  an  Marmorsta- 
tuen (S.  729)  kennen.  ^^)   Eine  andere  Gruppe  vertritt  der  prächtige  Bronze- 


^)  Diamant:  Y.  Hadr.  3;  goldene  Siegel- 
ringe unter  Claudins:  Flin.  33,  23. 

«)  Pompon.  de  usufr.  c.  28;  S.  242. 

8)  Z.  B.  Berlin  V  148  (Caligula).  185 
(Commodus). 

*)  S.  194. 

6)  In  London:  Woltkbs  2008—9. 

•)  Über  die  Verschwendung  von  Gold 
und  Silber  Flin.  nat.  bist.  33, 53  £f.;  Halskette 
mit  Cameen:  Guattaki,  mon.  ined.  1784 
Marzo  T.  1;  Schmuck  eines  Mädchens:  Bm. 
1889,  178flf.  T.  8. 

0  Belege  Ga.  9,  240. 

^)  Z.  B.  Seleucus  Juliae  Aug.  argentari. 
Lvsenianus  (Sfon,  misc.  emd.  ant.  p.  218). 

»)  Pasiteles:  Plin.  33,  156. 

><")  S.  216;  Zenodoros  kopiert  für  Nero 
Becher  des  Ealamis  (Plin.  34,  47);  argentum 
vetus:  Juven.  1,  76,  vgl.  Val.  Fl.  1,  143. 


*')  Dehpsteb,  Etruria  reg.  I  T.  78;  In- 
OHiBAXi,  mon.  etr.  ser.  III  T.  20;  Fabbetti, 
CIL  Nr.  801  T.  32;  Michablis,  das  korsi- 
msche  Silbergefäss,  Lpg.  1859. 

12)  Plin.  33,  139;  Martial.  4,39;  Gbutbb, 
inscr.  639,  12. 

»«)  Plin.  33,  157,  4;  Hieron.  epist.  I  43; 
--  Galateia:  Anthol.  Lat.  339  B. 

'^)  S.  26,  6 ;  Fboehnbb,  Lenormant  et  le 
tr^sor  de  H.,  Paris  1869;  F.  W.  ünoeb, 
Ztsch.  f.  bUd.  E.  1869,  65  ff.;  Originale  in 
Berlin,  abgeg.;  aus  der  augusteischen  Zeit: 
Ublichs,  Beiträge  S.  102  ff.;  über  die  In- 
schriften Sattffb,  Nachr.  d.  GG.  Nr.  18. 

>*)  Praeneste:  Helbio,  A.  1879,  6  ff.; 
Eampanien:  MB.  10,  14.  46.  11,  45.  13,  49. 
15,  35. 

^^)  Erhalten  sind  Silberplättchen  (Limes- 
blatt Sp.  64) ;  —  Silberplatte  im  Museo  Ejt- 


748 


Klassisolie  Kunstarcbäologie.    II.  Gtoschiolite  der  alten  Kniuit. 


beschlag  einer  tensa  mit  Darstellungen  aus  dem  Leben  des  Achilleus.  ^) 
Von  der  gewöhnlichen  Bronzearbeit  geben  die  Funde   der  kampanischen 
Städte  einen  hohen  Begriff.')   Die  Glasindustrie  bringt  nicht  bloss  technisch 
schöne  Arbeiten,  sondern  auch  schöne  plastische  oder  figurierte  Stücke 
hervor.^)    Die  Thonindustrie  ahmt  meistens  die  getriebenen  Gefässe  mehr 
oder  weniger  gut  nach.     Die   aretinischen   Gefasse    sind  jetzt   ein   Ge- 
meingut und  werden  ebensogut  in  Fabriken  von  Cumae  und  Sorrent,   in 
Spanien  und  an  der  deutschen  Grenze  erzeugt ;  ^)  zuweilen  ziehen  die  For- 
mer etwas  zeitgenössisches,  z.  B.  Trajans  Kriege,  heran.  ^)    Parallel  damit 
geht  die  Fabrikation  von  Thonampeln,  denen  man  mit  meist  rohen  Stem- 
peln Figuren  aufdrückt.^)    Dagegen  ist  die  Thonmalerei   aus  der  Mode. 
Figurierte  Gewänder  gehörten   bereits   im  zweiten  Jahrhundert  zum  Hof- 
omat.')    Was  die  Verwendung  der  zahllosen  Nippsachen  anlangt,  so  sind 
die  Saturnalien    nicht   ausser   Acht  zu   lassen.^)     Die  Dekorationsmotive 
ähneln  im  allgemeinen  denen  der  früheren  Zeit,  nur  kommen  infolge  der 
Circusmanie  Wagenlenkerfiguren  herein.») 

359.  Es  sah  aus,  als  ob  das  ganze  Italien  nur  eine  Sommerfrische 
für  die  Hauptstädter  und  die  Municipalen  zurückgebliebene  Kleinstädter 
seien ;  teilweise  mag  diese  Anschauung  der  Schriftsteller  am  Tiberstrande 
berechtigt  gewesen  sein,  aber  es  gab  doch  mindestens  eine  Gegend,  welche 
eine  eigene  Betrachtung  verdient,  und  dies  ist  Etrurien.  Schon  dass  die 
etruskische  Sprache  bis  in  die  Kaiserzeit  hinein  im  schiiftlichen  Gebrauche 
und  wohl  noch  länger  mündlich  sich  erhielt,  zeigt  ein  kräftiges  Sonder- 
leben an.  Für  die  Plastik  genügt  es,  auf  die  Grazien  von  Siena  ^^)  und 
die  höchst  ungleichmässig  bearbeitete  Minervastatue  aus  Orte^*)  zu  ver- 
weisen. Von  den  Sarkophagen  und  Aschenumen  gehören  vielleicht  mehr 
als  man   glaubt  in  die  Kaiserzeit.  >^)    Manches  lässt  vermuten,    dass  die 


cheriano:  AZ.  1867,  73  ff.  T.  225, 1 ;  Arnold, 
Festgruss  d.  phU.  Ges.  zu  Würzburg  S.  142  ff ; 
ScHLiB,  B.  1869,  84  (nach  den  euripideischen 
Backchen).  Silbernes  Eobortenzeichen :  Lin- 
DENSCHxiT,  Altertümer  1  7,  5,  1. 

')  Auf  dem  Kapitol:  ßm.  V  T.  11  ff.; 
GoNZE,  Übungsbl.  B  7. 

')  S.  41.  Bronzeciseleur  Januaris:  Col- 
lection  Beugnot  Nr.  308. 

^)  Lenobmant,  Ra.  1865  m.  T.;  L.  Mebok- 
LiN.  de  vase  vitreo  Fopuloniense ,  Dorpat 
1851,  m.  1  T.;  H.  Jobdan,  die  Küste  von 
Puteoli  auf  einem  röm.  Glasgefässe,  SA.  m.T. 

')  Vgl.  Vergil.  Anthol.  Lat.  158  B.;  Plin. 
35,  26.  160;  Pers.  1,  130;  Martial.  1,  54.  14, 
98.  102.  114;  vgl.  Cavbdoni,  B.  1837,  15;  B. 
1867,  87.  1875,  66  f.  242  ff.;  CIL.  II  4970  n. 
519;  Hefner,  Westemdorf  S.  16  ff.  u.  s.  w. 
Als  Beispiel  der  ordinären  Stilisierung  mag 
der  Becher  A.  36  T.  ü  dienen. 

^)  Gefäss  aus  Blain  (Loire  inf^rieure): 
Odobesco,  despre  unu  vasn  de  lutu  cu  nu- 
mele  lui  Decebalu,  Bucharest  1873. 

«)  S.  189.  267;  Ampeln  der  Tutela  ge- 
woiiit:  Hieroo.  in  fisaiam  c.  57  p.  418. 


^)  Marc.  Aurel.  1,  17  p.  10,  4  Stich. 

^)  FbisdlIndbb,  de  donis  Satumalicüs 
aureis  et  argenteis,  Eönigsb.  1876. 

^)  Mosaikböden  im  Lateran  und  den 
Diokletiansthermen;  Messergriff:  Cabtani- 
LovATELLi,  Atti  e  mem.  d.  r.  dep.  di  storia  p. 
dl  Roma  ITI,  IX  fasc.  4  (Bol.  1891). 

*°)  Phot.  Binickm. ;  zwei  vor  der  Er- 
gänzung gezeichnet  von  Pinturicchio  (an- 
geblich Raffael,  Phot.  Perini  59)  im  Skizzen- 
buche von  Venedig,  abg.  bei  Lbrxolibff,  d. 
Gallerie  zu  Berlin  S.  295.  —  Neun  Statuen 
der  julischen  Dynastie  in  einem  Grabe  bei 
Caere:  B.  1840,  5  f. 

'^)  In  der  Villa  Albani:  Winckelkann, 
mon.  ined.  T.  17;  Clabac  111  T.  462  d,  842  b; 
Hblbio,  Führer  11  Nr.  762. 

*')  Z.  B.  „hellenistisches  ReUef  bild*"  in 
Florenz:  Mabtha,  Tart  ^tr.  S.  368  nach  Phot; 
Sarkophag  von  Bomarzo  mit  Arabesken: 
M.  I  T.  42,  6;  Mabtha  S.  197;  Phaedrasar- 
kophag  aus  Ghiarone:  M.  8,  88;  Urnen: 
CoBssEN,  Etrusker  2,  600;  Buonabboti,  2, 
33  ff.;  Ära  von  Caere:  Henzbn,  A.  1858, 
5  ff.  T.  A  u.  M.  VI  T.  13. 


-1 


Xap.  X.    Die  giiephiBoh-römiBohe  Zeit,    (§§  859—360.) 


749 


Steinakulptur  an  Bauten  sehr  detaillierte  Ausführung  fand,  wobei  wir  an 
das  bekannte  Kapitell  von  Toscanella,  an  dem  Frauenbüsten  aus  Blättern 
hervorspringen/)  einen  als  .Blattpflanze  behandelten  Grabstein^)  und  die 
Köpfe  an  Thorbögen')  erinnern.  Einen  ansehnlichen  Eindruck  machen  zwei 
hohe  Aschenbehälter  aus  Travertin  mit  polychromem  Stuck,  welche  als 
hohe  Denkmälerpostamente  aufgefasst  sind.^)  Zur  Bronzearbeit  gehört 
ein  schönes  Fläschchen,  das  den  , neuattischen''  Reliefs  nahe  steht. ^)  So- 
dann wenden  die  Etrusker  den  Thon  noch  inmier  weit  häufiger  an  als 
anderswo.  Wir  meinen,  versteht  sich,  nicht  Friesplatten,  die  hier  freilich 
auch  vorkommen,^)  sondern  die  Verwendung  von  grossen  und  kleinen  Rund- 
figuren oder  Hochreliefs  in  Giebeln  und  an  anderen  hervorragenden  Ge- 
bäudeteilen.^) Der  Giebel  des  Apollotempels  von  Luna  stellte  in  grossem 
Formate  die  Niobidensage  dar.®)  Ausser  solchen  grossen  Werken  arbei- 
teten die  Töpfer  im  Wetteifer  mit  Ciseleuren  und  Glasbläsern  silberfarbige 
Befasse^)  und  Vasen  mit  farbigem  Reliefschmuck  (Köpfe  auf  Knospen 
u.  dergl.)i<>)  Auf  Malerei  bezieht  sich  eine  wunderliche  Inschrift  von 
Chiusi.^0 

Oberitalien  wird  ebenfalls  bei  genauerer  Untersuchung  manche 
Besonderheit  liefern.^*)  Die  Bronzefiguren  von  Industria  (S.  136)  erwecken 
eine  hohe  Vorstellung  von  dem  Kunstgeschmack  der  Einwohner.  Die 
reichen  Funde  von  Aquileja  (S.  135)  finden  hier  ihren  Platz,  i^)  Wie  der 
Bogen  von  Verona  (S.  736)  und  die  dortige  Porta  de'  Leoni  zeigen,  i*) 
blieben  dem  Polande  die  Architekturwandlungen  nicht  fremd;  hierin  ging 
es  mit  dem  angrenzenden  Istrien,  das  zu  Pola  (S.  158)  den  Bogen  der  Sergier 
und  das  Amphitheater  in  dem  neuen  Stil  aufzuweisen  hat,  zusammen. 

360.  Die  römische  Revolutionsperiode  hatte  das  eigentliche  Grie- 
chenland furchtbar  mitgenonunen  und  ihm  die  Kraft  zu  irgendwelcher 
Selbständigkeit  geraubt.'*)  Die  Künstler  arbeiten  in  der  Regel  für  die 
Hauptstädter  und  die  , Satrapen"  des  Orients,  weil  Mittelgriechenland  von 
Vergnügungsreisenden,  Studenten,  Forschern  und  Verbannten  wimmelte, 


')  M.  II  T.  20,  7;  Martha  S.  166. 

«)  Aus  Orvieto:  Notizie  1887  T.  8,  2; 
Martha  S.  212. 

*)  Porta  d*Arco  in  Volterra:  Phot.; 
Martha  S.  240  (drei  Köpfe);  Porta  di  Gioye 
in  Falerii:  Canina,  £tr.  mar.  I  T.  15;  Martha 
S.  152. 

*)  Martha  S.  353.  354.  Vgl.  auch  B. 
1866,  66. 

^)  Aas  Conieto:  A.  1883  T.  E;  Martha 
S.  525. 

®)  Aus  Orvieto  und  Caere  (in  Berlin): 
Martha  S.  282;  B.  1866, 12;  Theatermasken: 
Arnold,  A.  1880,  73  ff.   M.  11,  18. 

^)  Hochreliefs  in  Orvieto :  Gamurrini,  A. 
1881,  48  ff.  T.  B  C ;  kleine  Figuren  aus  einem 
Giebel  von  Orvieto:  Notizie  1885  T.  4,  j; 
Martha  F.  218;  Fragmente  in  Bolsena: 
Brunn,  A.  1862,  274  ff.;  M.  VI/VII  T.  72. 

»)  MiLANi,  Museo  ital.  1,  89  ff.  m.  T. 
3-7. 


^)  Martha  S.  495  f. 

'^)  Aus  Perusia  in  Neapel:  Consstarilb, 
sepolcro  d.  Yolunni  T.  5 ;  Martha  S.  493. 

^*)  Aurelius  Felicianus  pinotor  (sie)  Augu- 
storum  sive  omnium  bonorum  virorum  (Ra. 
1891,  1,  394). 

*')  Z.  B.  in  der  Porträtierung:  Museo 
Bresciano  II  T.  13,  3;  La  aus,  m.  di  Mant. 
III  T.  59;  Hermen  für  Gräber:  CIL.  V  6998. 
7066.  7119  u.  a.;  Ehrenhermen:  CIL.  V  6970. 
7142.  7143.  7485;  vergoldete  Bronzestatne 
der  Nike  aus  Cremona,  Berlin  Nr.  5  (unter 
Antoninus  und  Verus  gesetzt) ;  Friesfragment 
mit  Gallierkampf:  Labus,  museo  di  Mantua 
I  T.  39. 

1*)  Silberschale  M.  III  4. 

^*-)  MoTHBS,  Baukunst  des  Mittelalters 
in  Italien  S.  9  m.  Abb. 

*^)  Es  ist  ein  blosser  Name  nach  Seneca 
Anthol.  Lat.  57. 


750 


KlassiBche  Ennstarch&ologie.    tL  Aescliichte  der  alten  KanBt. 


und  im  Lande  selbst  waren  es  wohl  nur  teils  die  Kolonisten  von  Eorinth, 
Patrae  und  Dyme  teils  die  Zünfte  der  römischen  Eaufleute  in  Athen, 
Argos,  Elis  und  Mantineia,  welche  genügende  Mittel  besassen ;  schliesslich 
thaten  einzelne  Kaiser  und  der  fürstlich  reiche  Herodes  Attikos,  was  über 
das  bürgerliche  Mass  hinausging. 

Der  Zustand  der  verschämten  Armut  bekam  Athen  am  besten,  dessen 
Bürgerrechtstitel  den  Bildhauern  ausgezeichnet  zu  statten  kam.  Die  her^ 
vorragenderen  derselben  scheinen  alle  nach  Italien  gezogen  zu  sein;  in 
Athen  blieben  wohl  nur  weniger  bedeutende  zurück,  welche  für  Olympia 
viel  zu  arbeiten  hatten.^)  Für  den  einheimischen  Bedarf  produzieren  die 
athenischen  Bildhauer  zumeist  Büsten,  von  denen  mehrere  erhalten  sind,') 
und  sonst  Votivaltäre  und  Sarkophage,^)  teilweise  recht  gute  Arbeiten, 
aber  doch  im  Grunde  nur  Werkstattprodukte.  Diese  Fremdenindustrie 
arbeitete  denn  auch  ganz  nach  dem  Belieben  des  Bestellers  modern  oder 
in  irgend  einer  alten  Manier.  Der  Hermes  vor  der  Stoa  Poikile  soll  durch 
vieles  Abformen  schwarz  geworden  sein ;  *)  in  Marmor  sind  mehrere  Göttei> 
bilder  und  religiöse  Reliefs  archaischen  Stils  geblieben.^)  Für  reiche 
Asiaten  bequemte  man  sich  zu  einem  asiatisierenden  Stil.^)  Die  Maler 
kopierten,  machten  Porträte  und  malten  Gräber  aus.')  Wegen  jener  Füg- 
samkeit einige  Worte  über  die  Mäcene  der  attischen  Kunst !  Appius  Clau- 
dius Pulcher  ging  im  1.  Jahrhundert  v.  Chr.  mit  der  Restaurierung  der 
kleinen  Propyläen  von  Eleusis,  deren  Reste  durch  ihre  reichen  Ornamente 
auffallen,  voran.  ^)  Zeitlich  liegt  davon  das  Horologium  des  Andronikos, 
welches  von  seinen  Reliefbildern  der  Winde  „Turm  der  Winde*  heisst,  *) 
nicht  weit  ab.  (Dann  kamen  auf  der  Akropolis  der  Tempel  der  Roma  und 
des  Augustus  und  das  Agrippadenkmal.)  ^^)  Zwischen  114  und  116  n.  Chr. 
errichtete  Antiochos  Phüopappos  an  einem  herrlichen  Aussichtspunkte  ein 
grosses  Grabdenkmal,  welches  jedenfalls  Statuen  enthielt  und  jetzt  noch 
Marmorreliefs  aus  seinem  Leben  aufweist.**)  Hadrian  überbot  ihn  noch 
weit.  Das  Olympieion,  der  grosse  Thorbogen,  eine  Wasserleitung  und 
die  monumentale  Brücke  der  eleusinischen  Strasse  waren  bedeutende  Unter- 


*)  Philaihenaios  und  Hegias,  Statae  des 
Claudius  in  Olympia:  Ausgrab.  III  T.  20,  3; 
Dionysios  Sohn  des  ApoUonios,  Frauenfigur: 
das.  III  T.  20, 4;  Löwy  Nr.  331 ;  Eros,  Frauen- 
statue: Ausgr.  IV  T.  14,  2;  Löwy  Nr.  333; 
Aulus  Sextus  Eraton,  Matronenstatue:  Aus- 
grab. IV  T.  14,  1 ;  Löwy  Nr.  334;  Eleusinios, 
Fragmente  einer  weiblichen  Statue:  Löwy 
335;  in  Athen  lasen,  Torso  einer  Athena 
oder  Roma:  Löwy  329;  in  Sparta:  ApoUo- 
nios, Bruchstück  einer  Jünglingsstatue :  Löwy 
336;  Demetrios  Demetriu,  Rest  einer  Herme: 
Löwy  347;  in  Eleusis:  Qu.  Pompejus  A.  f. 
'Fm.  1887,  113. 

*)  Nero  im  brittischen  Museum:  Wol- 
ters 1650;  Juba:  Paus.  1,  17,  2,  vielleicht 
erhalten  (Bbütw,  A.  1861,  412  f.):  Bch.  I 
T.  3.  4.  5  S.  230  ff.  233  ff.  360  aus  den  Jahren 
111-35,  137,  ca.  142. 

')  Sehr  schöner  Sarkophag  des  Aurelios 
Epaphroditos   in   Wilton    House:    DAR.   II 


Nr.  117. 

*)  WoLTEBS  443;  Sybbl,  Katalog  Nr. 
11.  19. 

*)  Wolters  419—421.  437.  439;  korin- 
thischer Tempelbrunnen  (Original  jetzt  ver- 
schollen); Ath.  Mitt.  IV  T.  8,  1  (angeblich 
archaisch,  s.  Fürtwakolbr  Ath.  Mitt.  7, 162). 

')  Z.  B.  Votivrelief  aus  der  Gegend  des 
Fhilopapposdenkmals:  Bch.  V  T.  1;  Wolters 
1333;  Sybbl,  Eatal.  3276. 

^)  Kopien:  S.  737;  Porträts:  S.  738;  Haus 
in  Eleusis:  'Ed.  1888,  77  ff.  T.  4.  5. 

8)  S.  106. 

•)  Vitr.  1,  6,  4;  vgl.  Varro  r.  r.  3,  5, 17; 
Altert,  v.  Athen  Lief.  II  T.  3  f.  Text  I  S.  96  f.; 
Phot.  Bruckm.  30;  über  Reparaturen  'Ed. 
1884  S.  169  f.  Z.  54. 

>»)  Ant.  Denkm.  I  T.  25.  26. 

'  >)  Ant.  of  Athens  2,  440  f.;  Attas  v. 
Athen  H.  11  T.  11.  12.  H.  12  T.  1-9;  über 
die  Zeit  Ath.  Mitt.  1,  36. 


Kap._X.    Die  griechiach-römiBche  Zeit.    (§  360.) 


751 


nehmungen,')  doch  ergeben  die  Ruinen  für  die  Geschichte  der  Plastik 
nichts.')  Herodes  Attikos,  der  unter  Antoninus  seine  glänzende  Thätig- 
keit  entfaltete,  blieb  hinter  dem  Kaiser  nicht  zurück;  sein  Odeion,  die 
Uissosbrücke  und  das  Stadion  mit  den  dazu  gehörigen  Anlagen  waren  in 
dem  Prachtstile  jener  Zeit  mit  verschiedenfarbigem  Steinbelag  erbaut  und 
besassen  Skulpturenschmuck,  wovon  einiges  wenige  geblieben  ist.*)  Für 
sich  selbst  hat  er  bei  Marathon  gebaut;  so  mögen  die  zwei  dort  erhalte- 
nen Sitzfiguren  und  eine  ägyptisierende  *)  seinen  individuellen  Oeschmack 
veranschaulichen.  Hieher  gehören  endlich  die  Statuen,  welche  er  nach 
Olympia  stiftete, s)  und  seine  eigenen  Porträte.*)  Das  athenische  Theater 
hat  vermutlich  erst  unter  den  Kaisern  den  Reliefschmuck  des  Hyposke- 
nions  und  die  marmornen  Ehrensessel  erhalten.')  Was  wir  von  der 
Kreishauptstadt  Korinth  ausser  der  Beschreibung  des  Pausanias  wissen, 
beschränkt  sich  fast  ganz  auf  Münzbilder.  Soviel  steht  fest,  dass  die  neue 
Kolonie  Korinth  viele  Sehenswürdigkeiten  enthielt,  unter  den  ansehn- 
lichen und  prächtigen  Bauten  ragt  der  Tempel  der  Octavia  hervor,  den 
samt  seinem  Kultbilde  Münzen  zeigen.^)  Auch  daraus  dass  bei  Korinth 
eine  ausgemalte  Orabkammer  entdeckt  ist,^)  lässt  sich  ein  Schluss  auf 
die  schöne  Einrichtung  der  Stadt  ziehen.  Die  alte  Kunststadt  Sikyon  hat 
im  1.  Jahrhundert  v.  Chr.  noch  immer  Künstler,  die  ihren  Namen  beizu- 
setzen wagen.  1")  Der  Rest  des  Peloponnes  behauptet  in  der  religiösen 
Kunst  einen  beachtenswerten  Platz ;  Epidauros  errichtet  unter  den  Anto- 
ninen dem  Asklepios  und  der  Hygieia  einen  neuen  Tempel  mit  neuen  Bil- 
dern.*^) Vor  allen  aber  scheint  der  Messenier  Damophon  die  religiöse 
Kunst  in  reaktionärer  Weise  betrieben  zu  haben,  was  die  Aufmerksamkeit 
des  Pausanias  auf  ihn  zog;  er  fertigte  abgesehen  von  einem  mit  Reliefs 
geschmückten  Opfertisch  nur  öötterstatuen,  welche  er  entweder  aus  pari- 
schem  oder  pentelischem  Marmor,  oder  aus  Holz  oder  nach  alter  Weise 
akrolith  (S.  412)  machte;  auch  verstand  er  sich  auf  die  Bearbeitung  des 
Elfenbeins.  Eine  solche  Persönlichkeit  scheint  vor  dem  Zeitalter  Hadrians 
kaum  möglich,  wozu  noch  kommt,  dass  der  Tempel  von  Lykosura,  in  den 
er  arbeitete,  nach  Massgabe  der  Architektur  der  römischen  Zeit  zugehört,  i*) 
Die  darin  gefimdenen  Marmorstatuen  fallen  durch  ihre  überaus  sorgfältige 
Arbeit  auf;  sind  doch  die  reichen  Plattstickereien  der  Gewänder  durch 
flaches  Relief  wiedergegeben.**)  Da  der  Marmor  von  Paros  im  steten  Ge- 
brauch  blieb,   dauerte   auch   die  Steinmetzschule   dort   fort;    Antiphanes 


1)  LoLLiKo,  Topographie  S.  319  f.  322. 

')  Ein  Hahn  von  Gold  und  Edelsteinen, 
den  Hadrian  in  das  Heraion  weihte,  ist  auf 
einer  Münze  von  Argos  abgebildet  (Num. 
comm.  p.  34,  7  T.  J  16j. 

^)  Relief  aus  dem  Odeion:  Anc.  marbles 
of  the  Br.  M.  IX  T.  28;  Lr  Bas,  mon.  fig. 
T.  31.  —  Basis  einer  Statue  der  Regilla: 
Bch.  16,  453  ff.  Nr.  VII. 

«)  Le  Bas  T.  90.  31;  die  Berliner  Statue 
Nr.  100  stammt  auch  aus  Marathon. 

^)  Kopf  des  Antoninus  Pius:  Ausgrab. 
III  T.  20;  Panzerstatue  des  Marc  Aurel: 
das.  I  T.  27—29. 


•)  Büste :  Pakofka,  csb.  Pourtales  T.  37 ; 
auf  einem  Sardonyx  in  Paris:  Ghabouillkt, 
catal.  p.  25  Nr.  167. 

^)  Tanzende  Frauen:  Fhot.  Sebah;  Probe 
des  Hyposkenions:  Phot.  Bruckm.  15. 

8)  Num.  Comm.  p.  22,  21  T.  E  94—96. 

9)  nQttxnxa  xrj^  «qx  ^^-  1882/3  S.  11  ff.; 
Kopie  in  Athen. 

^^)  Denkmäler  des  Brutus  und  Sulla  von 
Teisikrates  und  seinem  Sohne  Thoinias  'Ed. 
1885,  103.  105.    1889,  2. 

")  Paus.  2,  27,  6;  Num.  Comm.  p.  43,  3. 

1«)  DöRPFELD,  Ath.  Mitt.  1893,  219  ff. 

")  Nach.  Phot.  Ovebbbck,   Plastik   II  * 


752 


ElassiBche  Konstarohäologie.    11.  Geschichte  der  alten  Knnet. 


arbeitet  im  ersten  Jahrhundert  n.  Chr.  für  Melos  und  Kreta,  ^)  und  ganz 
ebenso  Athenaios  Dionysiu.^)  Rhodos  bewahrte  die  Kunst  des  getriebenen 
Silbers.  3)  Die  abgesonderte  Insel  Kreta  hält  mit  dem  eigentlichen  Grie- 
chenland nicht  ganz  gleichen  Schritt,  sondern  wahrt  ihre  Selbständigkeit; 
ihre  Kunstgeschichte  ist  noch  zu  schreiben,  wozu  der  Stoff  nicht  mangelt. 
Vorläufig  wagen  wir  über  die  Kennzeichen  der  drei  vor-  und  nachchrist- 
lichen Jahrhunderte  nicht  überall  zu  entscheiden.^) 

Der  politische  Schwerpunkt  der  Balkanhalbinsel  lag  in  Makedonien 
und  Thrakien,  doch  erhielt  sich  hier  das  alte  Volkstum  kräftig  oder  wich 
nur  den  Römern ;  Thessalonike  dominierte  ja  nun  in  diesen  Gegenden,  wo- 
gegen das  innerste  Thrakien  noch  im  3.  Jahrhundert  halbbarbarisch  war.^) 
Die  Münzbilder  beweisen,  dass  unter  der  afrikanischen  Dynastie  eine  sehr 
lebhafte  Bauthätigkeit  beginnt,  nachdem,  wie  es  scheint,  Trajan  in  der 
Dobrudscha  ein  Tropaeum  mit  Relief  schmuck  errichtet  hatte.®)  Die  Grab- 
und  Votivsteine  sind  sehr  zahlreich  und  verraten  eine  selbständige  Stein- 
metztradition; an  jenen  erblickt  man  meistens  den  Verstorbenen  zu  Pferde 
Schwarzwild  jagend.^)  Diese  Arbeiten  gingen  von  den  einheimischen  Zünften 
{rb'xvai)  der  Steinmetzen  aus.^)  In  den  Gräbern  hängte  man  Porträtbilder 
auf.^)  Am  schwarzen  Meer  bewahrten  diö  altgriechischen  Städte  immer 
noch  die  Erinnerung  an  den  Glanz  der  vergangenen  Zeit. .  Von  den  Funden 
der  Krim  gehört  ein  ansehnlicher  Teil  diesem  Zeitalter  an.  Der  Atticis- 
mus  macht  sich  sogar  hier  in  der  Plastik  fühlbar.  ^^)  Wenn  auch  die  Aus- 
stattung der  Gräber  abnimmt,  so  ist  doch  eine  bemalte  Kammer  anzu- 
führen. »^)  Die  kleinen  halbrunden  Figuren  der  Niobiden  aus  Terrakotta 
und  Gips,  welche  einst  einen  Sarg  zierten,**)  erlauben  wohl  auf  den  Tempel- 
schmuck einen  Rückschluss.  Die  Gräber  enthalten  einige  Prachtstücke, 
deren  Ursprung  noch  festzustellen  sein  wird,  z.  B.  ein  durchbrochen  cise- 
liertes  Silbergefass  (mit  Jagddarstellung),  das  mit  dunkelrotviolettem  Glas 
ausgegossen  ist.^^) 

361.  Kleinasien  diesseits  des  Taurus  genoss  unter  den  römischen 
Kaisem  seine  ruhigste  Zeit,  wenn  auch  Erdbeben  grosse  Verheerungen 
anrichteten.  Vorläufig  muss  allerdings  erst  Plastik  wie  Baukunst  aus  den 
zahllosen  Kupfermünzen  der  Städte  erforscht  werden.  Das  Motiv  der 
mediceischen  Venus  kommt  z.  B.  auf  Münzen  von  Amisos  aus  dem  Jahre 


T.  zu  S.  486  u.  489.  —  Bemerkenswerter 
Sarkophag  aus  Korone:  Le  Bas,  mon.  99. 
100. 

*)  Melos:  Hermes  als  Grabstatue,  in 
Berlin  Nr.  200;  Rdra.  Mitt.  5, 148  abg.;  Kreta: 
das.  S.  147;  etwas  später  Eisidotos:  daselbst 
S.  147  f. 

«)  Rom.  Mitt  5, 142  ff.  m.  Abb.  S.  143  = 
Kqijt,  ttQX'  T.  7  (Attis  an  einer  Säule). 

')  Masken  zur  Ehrung:  Inschrift  bei 
Ross,  Hellenika  S.  99  Z.  15. 

*)  S.  das  Album  KQrinxal  aQXttiojfjxegf 
z.  B..  T.  2  (Asklepios?).  6  (kauernde  Aphro- 
dite). 8  u.  9  (Kaiserbasten).  20  (schwebende 
Nike  von  Gold,  mit  Schleppkleid). 


*)  Herodian.  6,  8,  1. 

«)  Adam-Kilissi,  abgeb.  Ra.  42,  288, 
Reliefs  T.  21-25  (vgl.  Sourzo,  daa.  S.  287  ff.). 

')  Z.  B.  am  Marmarameere  und  bei  He- 
rakleia:  Pbokesoh,  Denkwürd.  1,  357.  363. 

^)  Inschrift  von  Perinthos:  'EXXtjy.  <ptXoX. 
avXX.  1864,  257  ff. 

«)  Lb  Bas  II  1409.  1435. 

^^)  S.  723;  Künstler  Kephisodotos,  an- 
geblich im  2.  Jahrhundert  n.  Chr. :  Ra.  III 
2  89 

")  In  Kertsch:  CR.  1872. 

»»)  CR.  1863  T.  3,  4.  1868  T.  2. 

'»)  CR.  1872,  143  ff.  T.  2, 1.  2. 


^^ 


Kap.  X.    Die  griechlBch-rOmiBche  Zeit.    (§§  361—362.) 


753 


162  vor.*)  Die  epigraphische  Erforschung  Kleinasiens  bringt  Bildhauer- 
namep  selbst  aus  den  entlegensten  Gegenden  und  zeigt,  dass  auch  die 
ungriechische  Bevölkerung  daran  teilnahm.  2)  Nichtsdestoweniger  liefert 
Athen  Schiffsladungen  von  Götterbildern  aus  Gold  und  Marmor,  oder  von 
chryselephantinen  Werken.')  Gold  spielt  in  der  kleinasiatischen  Plastik 
überhaupt  eine  grosse  Rolle.*)  Über  die  Malerei  gibt  es  nur  versprengte 
Notizen,^)  wenn  man  nicht  ein  paar  Reliefs  heranziehen  wiU;  die  Mo- 
saiken scheinen  selbst  hieher  aus  Rom  importiert.^)  Die  Architektur  ist 
durch  prachtvolle  Gebäude  aller  Art  vertreten,  wobei  man  sich  nur  wun- 
dem kann,  wie  dicht  sogar  im  rauhen  Gebirge  die  monumentalen  Bauten 
vorkonmien;  wir  verweisen  besonders  auf  Lykien  imd  Pamphylien.')  Die 
Loyalität  befeuerte  die  Asianer  zu  den  höchsten  Anstrengungen.  So  wurde 
19  V.  Chr.  zu  Pergamon  ein  Tempel  des  Augustus  und  der  Roma  gebaut,«) 
welchem  25  n.  Chr.  der  ephesische  Tempel  des  Tiberius  folgte.^)  Das 
Kunstgewerbe  kennen  wir  durch  die  Inschriften,  welche  allenthalben 
zahlreiche  Zünfte  bezeugen,  i^')  Das  Pontusreich  ist  durch  eine  Büste 
der  Pythodoris,  Gemahlin  des  Polemon,  vertreten.*^)  Zu  dem  helleni- 
sierenden  Kleinasien  darf  man  Cypern  rechnen,  welches  dem  Oriente 
nunmehr  entfremdet  ist;^*)  der  Name  Athens  übt  auch  hier  seinen 
Zauber  aus  und  man  kopiert  Götterbilder  der  Akropolis.*')  Asien  jen- 
seits des  Taurus  lassen  wir  vorläufig  bei  Seite,  um  nach  dem  Westen 
zurückzukehren. 

362.  Die  afrikanischen  Provinzen  fühlen  noch  die  Nachwirkungen 
der  alten  punischen  Kultur.**)  Das  eindringende  Römertum  findet  hier  einer- 
seits in  den  gebildeten  Kreisen  den  Hellenismus  der  Diadochenzeit  so  fest 
eingewiurzelt,  dass  nirgends  in  der  westlichen  Reichshälfte  eine  grössere 
Neigung  dafür  bestand,  andererseits  beim  Volke  die  punischen  Gebräuche. 
Abgesehen  von  der  langen  Gewandung'^)  hält  dasselbe  an  den  alten  un- 
schönen oder  symbolischen  Bildern  seiner  Götter  fest, '^)   weiht  dieselben 


1)  Imhoof,  griechisclie  Münzen  S.  560 
T.  2,  28. 

2)  Z.  B.  in  Eilikia  Tracheia  Thraseas 
und  Hennophilos:  Jhst.  12,  261.  262;  la^a- 
aafiig  Tereovs  ÜQijyafievg:  das.  239  (unter 
einem  Relief  der  korykischen  Grotte). 

•)  Phüostr.  Vit.  Apoll.  5,  20. 

*)  Ehrenstatue  für  Artemidoros  in  Eplie- 
803:  Strab.  14,  1,  26.  Dreifoss  mit  drei  gol- 
denen Götterfiguren:  Aristides  I  p.  516  D. 
Menandros  (p.  196  Walz)  nennt  an  der  Spitze 
der  Künstler  die  Goldgiesser. 

')  Gebundener  Lykurgos:  Longos  4, 3, 2. 

^)  Mosaik  mit  Aeneas  und  Dido  in  einer 
ViUa  bei  Balikamass:  B.  1860,  105;  Nbw- 
TOK,  discoveries  2,  283. 

^)  §  76  f.  Die  Berichte  des  jüngeren 
Plinius  an  Trajan  sind  ebenfalls  interessant 
(z.  B.  39.  40).  Prachtbrficke  mit  Statuen  zu 
Antiochien  am  Mäander,  abg.  an  einer  Münze 
(Uead,  historia  num.  S.  520);   Heliosmetope 

Handbuch  der  klaw.  AltertumflwlMenscbafl.  YI. 


von  Uion:  Phot.  Bruckm.;  Wolters  1855; 
Phot.  bei  Norm  AND,  Troie  T.  14. 

«)  Dio  51,  20,  vgl.  Tac.  Ann.  4,  37;  ab- 
gebildet auf  Münzen:  Eckbel,  doctr.  num. 
2,  466. 

*)  Ebenfalls  auf  Münzen  dargestellt: 
EcKHBL  2,  547. 

*^)  Öhler,  Eranos  Vindobonensis  S.  276  ff. 
(Nr.  18  xoQttXXonXaajai  in  Magnesia  am 
Sipylos,  CIG.  3408). 

")  Amdt-Bruckmanns  Portr.  T.  155'6. 

'^)  Wandmalerei  mit  Künstlerinschrift 
in  einem  Privatbause  von  Salamis:  Jhst.  12, 
79,  3;  Frauenkopf,  abgeb.  Jhst.  12,  130. 

'»)  LöwY  532. 

>«)  La  Blancbere,  Ra.  1889  IT  259  ff. 

»*)  Serv.  Verg.  A.  8,  724. 

'^)  Schlange  mit  goldenem  Kopfe  in 
Tipasa:  Acta  S.  Salsae;  Terrakotte  einer 
sitzenden  Göttin:  B.  arch^ol.  1891,  157  f. 
T.  12.  13. 

48 


754 


KlaMiBclie  Kniurtarcliftologie«    IL  Geschichte  der  Alien  Knust. 


rohen  Votivreliefs  wie  früher  (S.  562)  und  stiftet  mit  freiwilligen  Bei- 
trägen punische  Heiligtümer.^)  Die  Erinnerung  an  die  einstige  Macht 
gibt  den  eigentlichen  Afrikanern  immer  noch  einen  hauptstadtischen  An- 
strich. Karthago  ringt  Lugdunum  die  zweite  Stelle  im  Reiche  ab  und 
hat  hervorragende  Gebäude,  z.  B.  ein  Odeon,  Septizonium  und  eine  Chal- 
kostegis.')  Aber  selbst  die  Grenzstädte,  die  eigentlich  militärische  Lager 
waren,  übertreffen  gleichartige  Anlagen  in  anderen  Provinzen  bei  weitem 
an  Eleganz  und  Komfort.  In  der  Litteratur  beobachtet  man  ein  lebhaftes 
Gefühl  für  die  Kunst.')  Eine  einheimische  Plastik  war  auf  die  einheimi- 
schen Brüche  des  gelben  und  roten  „Marmors**  angewiesen  und  wahr- 
scheinlich wurden  manche  Statuen  fertig  nach  Rom  gebracht  (S.  714). 
Der  Erzguss  scheint  etwas  in  Abnahme.^)  Götterbilder  fertigte  man  aus 
Holz*)  wie  aus  Silber,®)  in  ganzer  wie  in  halber  Figur,')  aber  sie  gingen 
aus  „Kunstanstalten **  hervor.^)  Die  schönen  Mosaiken,  an  denen  Afrika 
reich  ist,  kamen  wohl  aus  Italien ;  ^)  die  Gebäude  selbst,  von  welcher  Art 
sie  auch  sein  mögen,  weisen  die  allgemein  römischen  Typen  auf,  doch  ist 
auch  hier  die  in  Syrien  am  meisten  blühende  neue  Aj*t  der  Dekoration 
z.  B.  am  Janus  Quadrifrons  zu  Theveste  und  dem  Praetorium  von  Lam- 
baesa  zu  bemerken.  ^<^)  Hie  und  da  jedoch  trifft  man  auf  selbständige  Ver- 
suche, z.  B.  ein  modern  anmutendes  Relief  mit  Darstellung  von  Luft, 
Erde  und  Wasser.*^)  In  dem  Königreich  Mauretanien  wird  der  Helle- 
nismus von  Juba  H.  (25  v.  Chr.  —  23  n.  Chr.)  künstlich  betrieben ;  er  hat 
griechische  Inschriften  in  Jol-Caesarea  (Scherschel)^^)  und  einzelne  inte- 
ressante Porträtbilder  hinterlassen.^') 

Neben  Afrika  spielt  Spanien  eine  sehr  bescheidene  Rolle,  weil  sein 
Naturreichtum  nicht  dem  Lande,  sondern  der  Hauptstadt  zu  gute  kam 
und  Spanien  von  den  Welthandelsstrassen  etwas  abseits  lag.  Der  Norden 
und  der  Westen  behielten  ihren  Götterglauben  ^*)  und  demzufolge  ihre  alte 
religiöse  Kunst,  während  die  andere  Landeshälfte  nach  Rom  gravitierte. 
Hier  fanden  die  römischen  Mosaikfabriken  ein  Absatzgebiet;  das  an  sich 
unschöne  Mosaik  von  Barcelona,  welches  die  Zirkusspiele  darstellt,  ^^)  ist 
wenigstens  antiquarisch  bekannt. 

363.  Gallien  grenzt  sich  in  der  Kunstgeschichte  schärfer  ab.^^)   Nach 


^)  Grosse  punische  Inschrift:  Beboeb, 
Acad^mie  des  inscr.  1893  janvier;  lateinische 
Inschrift  aus  Numlulis  J.  170:  Ra.  III 20, 215. 

')  Für  die  Archi&ologie  Karthagos  ist 
die  Appendix  Probi  zu  benützen ,  deren  indi- 
viduelle Teile  trotz  W.  Forstes  (Wiener 
Studien  1892,  2  ff.)  afrikanisch  sind. 

»)  Z.  B.  Apul.  apol.  14.  33  f. 

*)  Vgl.  Apul.  apol.  14. 

^)  Tertull.  idol.  (Mars);  Apul.  apol.  (Mer- 
kur). 

•)  CIL.  VIII  6981. 

^)  Thorace  Caelestis  Augustae  CIL. 
VIII  993. 

^)  Ex  oficina  Murisn)(i),  Inschrift  einer 
Venusstatue  von  Scherschel  (Mowat,  Ra.  JIl 
12,  145  ff.). 

^)  Mosaik  von  Hadrumetum  mit  Dar- 


stellung des  Labyrinthes:  Acad.  des  inscr. 
CR.  1892,  318  ff.  m.  Abb.;  ieppichartiges  Mo- 
saik mit  ägyptisierenden  Darstellungen :  Ra. 
III  20,  217  ff  T.  21. 

'^)  Z.  B.  Mausoleum  des  Flavianus  mit 
pyramiden&hnlichem  Aufsatze :  Ra.  VII T.  140. 

»>)  AZ.  1864  T.  189,  i;  vgl  Kalkmaiw, 
Jahrb.  1,  255  ff. 

»»)  Ra.  III 17,  19  f. 

13)  Bfisten  des  Ptolemaios  (23—40  n. 
Chr.):  Helbig,  Führer  I  Nr.  33;  Woltkbs 
Nr.  1645. 

^*)  MoxMSEN,  röm.  Gesch.  5,  68, 1. 

^^)  A.  1863  T.  D;  Al.  Labobde,  descr. 
d'un  pav^  en  mos.  däc.  dans  Fanc.  viUe  d' 
Italica,  Paris  1802,  m.  22  T.  f. 

")  Litteratur:  S.703f.;  A.  de  Caühont, 


VT 


Kap.  Z.    Die  griechiBoh-rOmisohe  Zeit,    (g  363.) 


755 


Caesars  Eroberung  machte  die  Bomanisierung  rasche  Fortschritte,  da  der 
Boden  gut  vorbereitet  war  und  die  Oallier  sich  eifrig  dem  Neuen  zu- 
wandten. Nivelliert  wurde  darum  doch  nicht  alles.  Die  keltische  Reli- 
gion erhielt  sich  neben  und  inmitten  der  griechisch-römischen  und  schützte 
sowohl  unförmliche  Idole  *)  als  Votivbilder,  die  Nicht-Galliern  unverständ- 
lich waren.*)  In  der  Provence  dauerte  trotz  der  Niederwerfung  Massa- 
lias  der  griechische  Einfluss  bis  in  das  zweite  Jahrhundert  fort.*)  Wir 
werden  kaum  irre  gehen,  wenn  wir  das  Grabmal  der  Julier  von  St.  Remy 
und  den  wahrscheinlich  Tiberius  errichteten  Triumphbogen  von  Orange 
auf  Massalia  zurückleiten.  ^) 

Obgleich  der  Boden  Galliens  an  sehr  vielen  Stellen  Marmor,  auch 
Alabaster,  Serpentin,  Granit  und  Porphyr  in  sich  birgt,*)  hat  sich  eine 
tüchtige  Steintechnik  nicht  entwickeln  können.  Im  Süden  hatte  man  eher 
Gelegenheit,  griechischen  Marmor,  vielleicht  auch  fertige  Arbeiten  zu 
Schiffe  einführen  zu  können.^)  Von  dort  stammt  auch  die  eigenartige 
, Venus  von  Arles*  mit  ihrer  Rubens'schen  Fülle,')  welcher  die  parische 
Aphrodite  von  Fröjus  (sog.  „Venus  genetrix*  des  Arkesilaos)  gegenüber 
steht.*)  Die  meisten  Steinskulpturen  sind  zumeist  in  einheimischem  Mate- 
rial plump  gearbeitet,^)  was  oft  ein  farbiger  Überzug  beschönigen  musste. 
Ein  Relief  des  Museums  von  Sens  (aus  dem  „3.**  Jahrhundert)  zeigt  eine 
interessante  Gliederung  in  Rechtecke,  welche  die  Einzelfiguren  in  Vorder- 
ansicht enthalten.  1®)  Die  Bronzearbeit  stand  höher,  weil  die  Gallier  durch 
den  Zinnhandel  von  Alters  her  mit  dem  Stoffe  vertraut  waren.  Unter 
den  häufig  gefundenen  Figuren  befinden  sich  mehrere  weniger  vollkommene, 
die  man  den  Galliern  zuzuschreiben  pflegt,  andererseits  sind  aber  vortreffliche 
Arbeiten  erhalten. 'i)  Die  realistische  Figur  eines  bis  auf  die  Knochen 
abgemagerten  Menschen  fallt  durch  ihre  griechische  Kursivinschrift  auf.**) 
Die  grossen  Figuren  sind,  wie  überall,  selten.  Wir  notieren  schliesslich 
die  bronzenen  Büsten  von  Göttern  in  einer  Art  Umrahmung,  die  aus  At- 


ab^cödaire  on  rudiment  d'archöologie  I.  äre 
galloromaine,  2.  Aufl.  Caen  1870  m.  Abb.; 
L.  Fbiedlakdeb,  GaUien  u.  seine  Eultor 
unter  den  Römern,  Deutsche  Rundschau, 
1877  Dezember. 

»)  Sulp.  Sev.  dial.  2  (3),  8,  4.  9,  2. 

*)  Z.  B.  ,1  Jupiter  mit  dem  Rade':  Ra. 
41 ,  3  £f.  T.  1 ;  bronzener  Eber  mit  3  HOmem. 

')  Favormus  von  Arelate  schreibt  grie- 
chisch; die  Münzen  von  Nemausus  zeigen 
unter  Augustus  alexandrinische  Zeitrechnung 
und  Zeichen  (Moxxsen,  röm.  Gesch.  V  *  100). 

*)  Beide  im  Abguss  zu  St  Germain. 
Über  ersteres  s.  L.  Lohdb,  Rhein.  Jahrbb. 
1867,  m.  T.;  Antike  Denkm.  I  T.  13—17; 
Triumphbogen,  Reliefs:  Phot.  Bmckm.  92 — 5. 

^)  HiaiOABT  DB  Thttby,  A.  des  mines 
VIII  (1823). 

•)  Satyr  von  Yienne:  Wolters  Nr.  1498; 
Sarkophag  aus  Bordeaux  im  Louvre  Nr.  240. 

^)  Louvre  Nr.  137.  Eigentlich  ist  nur 
der  Kopf  (Phot.  Giraudon)  ausgeführt.     Sie 


wurde  im  Theater  gefunden.  Der  Provenzale 
Salvian  (gub.  d.  6, 60)  spricht  von  der  Theater- 
venus 

•j  Louvre  Nr.  135;  Wolters  1208. 

')  Z.  B.  Medea  und  ihre  Kinder  aus 
Sandstein  in  Arles:  Millin,  voyage  T.  68,  2 
u.  gall.  myth.  102,  427;  AZ.  33,  65  f.  T.  8,  2; 
Basaltrelief  mit  phantastischen  Seewesen, 
in  Dinan :  Ra.  n.  s.  43  T.  2  (bei  MOnzen  des 
Gallienus  n.  Postumns  gefunden). 

»0)  Phot.  Giraudon. 

'0  Z.  B.  Clakac  826,  2083b  (Krieger; 
vgl.  Heydemanv,  Pariser  Antiken  70);  B. 
monum.  1876,  352  m.  Abb.;  Montfauook, 
antiq.  expl.  1,  132  T.  76,  4;  Grivaud  de  la 
Vincellb,  recueil  p.  116  T.  13,  8;  Ga.  Vlll 
T.  10  (Victoria);  Ga.  6,  134  f.  T.  20/21  u.  Ra. 
1880  U  65  ff.  T.  13/4  (Porträtbüste  mit 
blauen  Glasaugen);  Ga.  9, 80  f.  T.  11  (Merkur- 
büste). 

>«)  Ra.  1, 458  ff.  T.  13 ;  vgl.  Paus.  10, 2, 6. 


48' 


756 


Klasaische  Konstarohäologie.    tL  Gesohichte  der  alten  Kanet. 


tributen  oder  kleineren  Götterfiguren  besteht.  0  öallien  produzierte  auch 
Figuren  aus  Edelmetall.*)  Die  Thonplastik  bedarf  einer  Festsetzung  ihrer 
unteren  Grenzen,  da  es  schwerlich  angeht,  die  mangelhafteren  der  letzten 
Periode  zuzuweisen.  Die  Töpfer  von  Toulon-sur-Allier*)  wählen  einen 
weisslichen  Thon,  welcher  einige  Ähnlichkeit  mit  Silber  hat,  aber  diese 
Art  ist  schlecht  zu  modellieren,  so  dass  sich  der  Wert  der  Figuren  auf 
die  Kultur-  und  Beligionsgeschichte  beschränkt. 

Die  Bauten  Galliens  ragen  im  Vergleich  mit  anderen  Provinzen  nicht 
eben  ansehnlich  hervor.  Wir  finden  wieder  die  obligaten  Mosaiken*)  und 
hin  und  wieder  Wandgemälde.*)  Doch  sei  hier  nochmal  auf  die  ansehn- 
lichen Bauten  Südfrankreichs  (S.  138  f.)  hingewiesen.  Zum  Bau  des  Augu- 
stustempels  in  Lyon  wirkten  die  gallischen  Gemeinden  zusanmien.^)  In 
gewerblicher  Hinsicht  leistete  Gallien  nicht  unbedeutendes,'')  weil  eine 
gute  Überlieferung  vorhanden  war  (S.  704).  Die  Arbeiten  von  Silber  und 
Gold  imponieren  uns  durch  ihre  Masse  und  manches  originelle  Motiv.*) 
Getriebene  Silbermedaillons  sind  oft  in  Thon  nachgebildet  worden,*)  wie 
überhaupt  die  Keramik  nichts  selbständiges  leistete.**^)  Ob  dieOnyxsteine'*) 
im  Lande  selbst  geschnitten  wurden,  bleibt  zweifelhaft. 

364.  Das  Rheinland  sondert  sich,  wie  gesagt,  in  vielen  Dingen 
von  Gallien,  weil  ungewöhnlich  starke  Garnisonen  hier  lagen;  von  den 
höheren  Offizieren  wurde  der  Ton  des  luxuriösen  Lebens  angegeben  und 
dieses  zog  seinerseits  ein  sehr  gemischtes  Publikum,  z.  B.  die  industriösen 
syrischen  Eaufleute,  an.  In  diesem  prunksüchtigen  internationalen  Leben 
ist  nicht  eigentlich  etwas  einheimisches,  sondern  die  Mischung  so  vieler 
verschiedener  Elemente  das  bezeichnende.**)  Die  Steinmetzen  verwendeten 
gewöhnlich  die  einheimischen   Steine,  welche  zumeist  ordinär  waren  und 


»)  Ga.  IX  T.  3;  Caylijs,  recueil  V  T.  111. 

*)  ^Tyche"  von  yergoldetem  Silber  aus 
Mftcon:  Ga.  V  T.  1/2. 

*)  Funde  in  Moulins  und  St.  Germain 
(S.  Reinach,  catal.  somm.  p.  114  ff.);  Payan- 
DuMOULiN,  antiq.  gallo-rom.  d^couvertes  ä 
Toulon-sur-A liier;  H^ron  dk  Yillbfosse,  Ra. 
1888,  145  ff.:  Amtmahn,  lit  nuptial:  terre- 
coite  gallo-rom.,  Paris  1892,  m.  T.;  S.  704,  i. 

*)  MiLLiN,  S.  138  u.  descr.  d'une  mosaY- 
que;  Abtaud,  recueil  des  mos.  de  Lyon  et 
des  depart.  m^rid.;  Ch.  Loriquet,  la  m.  des 
promenades  ä  Reims,  Reims  1862,  18  T.; 
BuBSiAK,  Mosaikbild  von  Orbe,  Züricher 
antiq.  Ges.  1868,  m.  1  kol.  T.;  Mosaik  von 
St.  Rustice  (Südfrankreich):  Stark,  Städte- 
leben im  südlichen  Frankreich  S.608;  Kaibel, 
inscr.  Gr.  Sicil.  et  Ital.  2519. 

^)  Reste  zu  Nizy-le-Comte  (Aisne):  Ga. 
8,  197  ff.  T.  34— 36;  Hebtzbbbo,  Kaiserzeit 
S.  423. 

')  Auo.  Bebnard,  le  temple  d'  Auguste 
et  la  nationalit^  gauloise,  Lyon  1863,  f.  m. 
12  T. 

')  (Bapst,)  Essai  sur  Tindustrie  gallo- 
rom.  en  Atträbatio;  Arras  1874. 


^)  Ciselierte  Silbergefässe  aus  Bemay: 
Raoül-Rochette,  mon.  in^d.  T.  53;  Ls  Prb- 
vosT,  m^m.  s.  la  coli,  de  vases  de  B.,  m.  T.; 
P.  OüRSBL,  ant.  rom.  trouv^es  ä  Berthouville 
präs  B.,  Paris  o.  J.  m.  T.;  Schatz  von  Caubae, 
in  London:  B.  öpigr.  6,  246  f.;  Silberschale 
aus  der  Rhone:  Milungbn  136  n.  536 ;  iNem- 
RAXi  II  178;  Tarascon:  Dbloye,  not.  sur 
deux  vases  en  argent  massif,  Paris  1863; 
Villeret'scher  Fund :  Lbnorxakt,  B.  1830, 
107  ff.;  Montcomet  (Aisne)  und  Limes  (Loire): 

Th^DENAT     et    HeRON    de    VlLLBFOSSBy     Ga. 

1885,  105  ff. 

^)  Fbobbneb,  mus^es  de  France  p.  52  ff. 
T.  14-16;  Ga,  6,  178  ff.  T.  30.  9,  257  ff.; 
RoULEZ,  trois  m^daillons  de  poterie  rom., 
Paris  1877,  m.  1  T. 

")  S.  704;  H.  DE  FoHTENAY,  inscr.  cära- 
miques  d'Autun,  m.  T. 

**)  Grosses  Gefäss  mit  Figuren:  Ed. 
Aubbbt,  tr^sor  de  Pabbaye  de  Saint-Maurice 
Agaune,  Paris  1872  T.  16-18;  J.  J.  Öbi, 
der  Onyx  v.  Schaffhausen,  Zürich  1882,  f. 

^*)  LöscHCKE,  Berl.  Phil.  Wochensohr. 
1893,  222  ff. 


Kap.  Z.    Die  grieehiBoh«rOmiBche  Zeit.   (§  364.) 


757 


daher  starke  Bemalung  (hauptsächlich  in  Rot  und  Grün)  verlangten;  *)  der 
Odenwald  lieferte  aber  harten  Basalt,  der  am  Felsberg  gebrochen  wurde.*) 
Marmor  wurde  nicht  häufig  eingeführt.  Sehr  häufig  fertigte  man  aus 
einem  einzigen  Stein  (ohne  stets  den  Hintergrund  zu  durchbrechen)  das 
kleine  Rundbild  eines  Reiters,  der  einen  schlangenfüssigen  « Giganten*  zu 
Boden  geworfen  hat;  diese  »Gigantensäulen*'  *)  sind  wohl  mit  einem  orien- 
talischen Glauben  in  die  Rheingegend  gekommen.  Sie  interessieren  nur 
als  Denkmäler  religiöser  Kunst,  wie  die  Viergöttersteine  *)  und  die  Votive 
der  Matronae  deae.^)  Die  Grabsteine  haben  meist  einen  strengmilitäri- 
schen Charakter,  indem  sie  den  Legionär  in  Paradestellung  und  den  Reiter 
im  Gefecht  ordonnanzmässig  ausgerüstet  und  mit  allen  Dekorationen  zeigen. 
Interessant  sind  bloss  (wenn  wir  das  Kriegswesen  bei  Seite  lassen)  einige 
Grabsteine  von  Zivilisten,  z.  B.  der  des  Schiffers  Plussus  in  Mainz.  Die 
Bronzeplastik  muss  ansehnlich  und  mannigfaltig  gewesen  sein,  wofür  wir 
die  Knabenstatue  von  Xanten,^)  die  nach  einem  älteren  Typus  gearbeitete 
Apollofigur  in  Speier  ^)  und  Idole  wie  man  sie  in  Gallien  hat,  citieren.^)  Ein 
hölzernes  Götterbild  scheint  durch  den  Sand  von  Nymwegen  in  Versteine- 
rung erhallen.  Terrakottafiguren  haben  mehrmals  den  Fabrikstempel  »ad 
cantunas  novas''  u.  dgl.^)  und  weisen  je  nach  ihrer  religiösen  Bedeutung 
verschiedene  Stile,  namentlich  den  gallischen  und  griechisch-römischen, 
auf;  jenem  wird  man  die  Sitzstellung  mit  auseinander  gespreizten  Knien 
zuschreiben  dürfen,  ^o)  Beiläufig  seien  noch  die  Spielereien  von  Steinmetzen 
und  Bergknappen  genannt.  ^^)  Die  römischen  Offiziere  und  Beamten  er- 
bauten sich  zahlreiche  Villen,  welche  ebenso  geschmackvoll  als  komfor- 
tabel eingerichtet  waren;  *^)  daher  die  grosse  Menge  ansehnlicher  Mosaik- 
böden, die  zumal  in  der  Villa  zu  Nennig  und  überhaupt  im  MoseUande 
vorkommen.")  Unter  den  pyramidenartigen  Grabbauten  ragt  die  » Igel- 
säule ^  der  Secundiner  hervor,  ^^)  deren  Reliefs  nach  einem  neuen  Prinzip 


')  Hbttnsb,  Verh.  d.  Trierer  Philologen- 
vers, 1879,  Lpz.  1880  S.  26  f. 

^)  S.  296;  Rest  einer  basaltnen  Kaiser- 
statae  vor  der  Saalbarg. 

')  Tr^v^dt,  le  cavalier  et  Tanguipede, 
Laval  1889;  AA.  1890,  63  ff.;  Fbeidhof,  d. 
sog.  Gigantensäulen,  Metz  1892,  m.  8  T.;  B. 
Flohscbütz,  d.  Gigantensäule  v.  Schlierstein, 
Wiesb.  1890,  m.2T.;  mythologisch  s.  M.  Matsb, 
Verh.  d.  Görliizer  PhUTers.  1889,  336  ff. 

*)  Verzeichnet  von  Hauo,  Westdeutsche 
Ztsch.  10,  9  ff. 

^)  E.  Friederichs,  Matronarum  monu- 
menta,  Bonn  1867 ;  Ihm,  Rhein.  Jahrbb.  H.  83. 
S.  177  ff.  266  ff.  H.  84,  73  ff.;  Fbiedlakdkr, 
Wochenschr.  f.  klass.  Phil.  5,  12  ff. 

^)  In  Berlin  Nr.  4:  E.  aus'm  Weebth,  die 
Bronzestatue  von  X.,  Bonn  1858,  m.  1  T.; 
E.  Friederichs,  die  Xantener  Erzfigur,  Berlin 
1860,  m.  2  T.;  Abg. 

')  Stark,  Rhein.  Jahrbb.  H.  61. 

•)  Rhein.  Jahrbb.  13,  118  f.  T.  1. 

»)  Rhein.  Jahrbb.  1879,  178;  Anthr. 
Gorr.  1885,  60.    Im   allg.  s.  Freudenbero, 


Terrakotten  aus  Ulmen,  Rhein.  Jahrbb.  18, 
97  ff 

")  Vgl.  S.  704;  mehrere  in  Homburg; 
ebenso  am  Grabsteine  des  Schiffers  Plussus 
in  Mainz. 

»0  Stein  bei  St.  Goar:  Anthr.  Corr.  1878. 
66;  komische  Darstellungen  in  einem  Blei- 
bergwerke in  Roggendort  a.  d.  Eifel:  das. 
S.  153;  Pferd  in  einem  Eeller  auf  dem  Alt- 
heck. 

>«)  S.  149. 

")  S.  149;  J.  N.  WiLMOWsKY,  röm.  Mo- 
saiken aus  Trier  u.  Umgegend,  Trier  1888, 
m.  9  T.  (mit  Einleitung  Uettners  über  die 
Zeitbestimmung) ;  Mosaik  von  Rottweil : 
Jahreshefte  des  wtirttemb.  Altertumsvereins 
I.  Stuttgart  1884;  Vilbel:  Archiv  f.  hess. 
Altertumsk.  X  m.  4  T.;  AZ.  1860,  113  ff. 

'^)  PiRKHKDfEBi  Opera  ed.  Goldast  S.  93  f. 
T.  3;  Nbubohr,  Abb.  d.  röm.  Monum.  in  I., 
gez.  u.  lith.  V.  Hawich,  Trier  1826  f.  m.  5  T.; 
L.  ScHORN,  Erkl.  der  Bildw.  an  dem  röm. 
Denkmale  zu  I.  bei  Trier,  Mflnchen  1835(47) 
m.  1  T.;  ZuMPFT  u.  Osterwald,  d.  rOm.  Denk- 


758 


Klaesische  Ktuuitaroh&ologie.    U.  Geachiohte  der  alten  Knnst. 


gegliedert  sind,  das  wir  gleichzeitig  durch  die  Mithräen  und  jenes  Kelief 
von  Sens  (S.  755)  u.  s.  w.  kennen;  die  Figuren  sind  nämlich  in  recht- 
eckigen Fächern  an  den  Pfeilern  übereinander  gestellt.  Und  dies  ist 
nicht  der  einzige  Fall,  wo  neue  dekorative  Ideen  erscheinen.^)  Das 
Kunstgewerbe  ist  im  Rheinland  ausgezeichnet  vertreten,  wenn  auch  nur 
die  bescheidene  Keramik  ein  lokales  Gepräge  hat.^)  Die  Vasenmalerei 
fand  hier  nämlich  noch  ein  Asyl,  nachdem  sie  im  vorigen  Zeitalter 
durch  die  Gallier  Eingang  erlangt  hatte;  allerdings  sind  die  rot  oder 
weiss  aufgemalten  Zierrate  nur  Ornamente  oder  Inschriften«')  Nach 
gallischem  Muster  wird  auch  weisser  Thon  angewendet.^)  Aus  den  pla- 
stischen Vasen  der  früheren  Zeit  sind  die  Büstenvasen,  die  den  neurömi- 
schen Sparbüchsen  gleichen,  hervorgegangen.  Auch  die  Gagatindustrie 
ist  eigentümlich.^)  Dagegen  wird  man  bei  kostbareren  Dingen,  wie  dem 
berühmten  Bronzebecher  mit  Romulusbildem,^)  noch  mehr  bei  Elfenbein- 
arbeiten ^)  und  am  allermeisten  bei  den  Gläsern  an  Einfuhr  denken.  Die 
Glasgefässe,^)  unter  denen  sich  sehr  schöne  Diatreta  (S.  221)  befinden, 
weisen  Motive  auf  (wie  z.  B.  eine  Phiole  als  Syrinx  spielender  Affe  ge- 
bildet ist),^)  welche  doch  wohl  alexandrinisch  sind.  Vielleicht  kann  man 
mit  der  Zeit  noch  andere  Quellen  bestimmen.  ^^) 

365.  Brittanien  wurde  unter  den  Römern,  wie  die  Panegyriker 
versichern,  ein  reiches  Land  und  in  der  That  besass  es  von  der  südlichen 
Küste  bis  zum  Hadrianswall  zahlreiche  Villen  mit  kostbaren  Mosaiken.  ^^) 
Gebaut  wurde  so  fleissig,  dass  der  siegreiche  Gonstantius  brittanische 
Meister  nach  Augustodunum  verpflanzte.^')  Für  die  durch  die  Garnisonen 
hervorgerufene  Internationalität  der  Bevölkerung  liefert  ein  Grabstein  in 
palmyrenischem  Geschmacke  mit  lateinisch-palmyrenischer  Inschrift  ein 
drastisches  Beispiel.  1')  Von  den  Gewerben  ist  nicht  viel  zu  sagen.  ^^)  Das 
innere  Wales,  Irland  und  Schottland  empfingen  die  römische  Kultur  erst 
durch  das  Christentum. 

8HG.   Die   Donauprovinzen   verhielten   sich   zum  Reiche   ähnlich, 

1866,  m.  2  T.;  F.  Wibsblbb,  röm.  Gläser  ge- 
funden in  Hohen-SOlzen,  das.  1876,  m.  3  T. 

')  In  Köln:  Aus'mWsbbth,  Rhein.  Jahrbb. 
41,  142  ff. 

><")  Ein  Gef&as  in  D&rkheim  stellt  den 
Kopf  eines  Barbaren  (nach  Mehlis  eines  Sar- 
maten)  mit  Haarscbopf  im  Nacken  dar. 

*  *)  S.  146  f.;  Wm.  Fowlbb,  colonred  en- 
gravings  of  Roman  mosaic  pavements  which 
have  been  discovered  in  Oreat  Britain,  Win- 
terton 1796  ff.  2  Bde.  f.;  Ltsons,  figores  of 
mosaik  pavements  in  Dorsetshire,  1808,  f.; 
ders.,  desgl.  in  Horkstow,  1801,  f.;  T.  Mor- 
gan, Romano-British  mosaic  pavements,  Lon- 
don 1886,  m.  33  kol.  T. 

")  Paneg.  5,  21  p.  148,  2  f. 

»»)  Tr.  b.  a.  6,  436  ff. 

**)  L.  jBwnr,  ceramic  of  Great  Britain 
for  the  prehistoric  times  down  to  the  pre- 
sent  day,  London  1878.  Ein  in  der  Themse 
gefundener  ciselierter  Silberbecher  und  schöne 
figurierte  Gläser  worden  im  vorigen  JiJir- 
hundert  einzeln  gestochen. 


mal  in  1.  (mit  Vorwort  Goethes,  Ges.  Werke 
44,  180  f.). 

*)  Giebelfeld  mit  Ranken  ausgefüllt  an 
einem  Inschriftensteine  vom  J.  201  in  Mainz; 
eigentümliche  Architektur  in  einem  Silber- 
relief: DAK.  II  T.  29;  Rhein.  Jahrbb.  37, 103 
T.  3;  DoBow,  röm.  Altertümer  in  und  um 
Neuwied  S.  68  T.  12. 

')  Hettneb,  Festschrift  für  J.  Ovebbbck 
S.  164  ff. 

^)  LiMDENSCHMiT,  Altertümer  I  6,  6,  5. 
III  6,  4,  4.  6;  mehrere  in  Mainz  und  Hom- 
burg (schwarzgefimisst);  Speier  (auf  terra 
sigillata). 

^)  öfter  in  der  Pfalz  mit  Nadelreihen 
(meist  plastisch,  selten  rotbraun  gemalt). 

^)  S.  192;  Schmucksachen  aus  der  Kölner 
Gegend :  Rhein.  Jahrbb.  14,  46  ff. 

^)  In  Bonn:  Ublichs,  Rhein.  Jahrbb.  1, 
45  T.  1.  2;  Ovebbbok,  Katalog  S.  114  f. 

^)  H.  Knebel,  de  signo  ebumeo  nuper 
effosso,  Duisburg  o.  J.  m.  1  T. 

»)  S.224;  E.aus'xWbbbth,  Rhein.  Jahrbb. 


Kap.  X«    Die  grieohiBch-rOmiBohe  Zeit. 


365-366.) 


759 


wie  die  Bheiiilande  und  Brittanien,  weil  sie  eine  starke  und  bunt  gemischte 
Besatzung  hatten;  infolgedessen  sind  die  Denkmäler  ebenso  mannigfaltig 
als  buntscheckig.  Die  durch  die  Beschaffung  der  einheimischen  Natur  be- 
dingte Holzplastik  der  Alpen  ist  natürlich  jetzt  spurlos  verschwunden. 
Die  Gebirge  liefern  Steine  der  verschiedensten  Art,^)  doch  blieb  es  bei 
provinziellen  Steinmetzarbeiten.  ^)  an  denen  nur  vielfaltige  Übereinstim- 
mungen mit  orientalischen  Werken  derselben  Zeit  auffallen:  Greife  oder 
Panther  flankieren  eine  übersprudelnde  Wasserume,  Spitzsäulen  haben  wie 
im  Thal  Josaphat  ein  hutartiges  Dach,  Jupiter  Dolichenus  steht  auf  seinem 
heiligen  Tiere;')  die  Verstorbenen  sehen  uns  auffallend  häufig  zu  zweien 
oder  dreien  wie  aus  einer  Loge  an.^)  Das  merkwürdige  Hekataion  von 
Hermannstadt  hat,  ähnlich  wie  die  ephesische  Artemis,  Figurenstreifen 
um  den  Leib.^)  Die  üppige  Ornamentik  dringt  ebenfalls  manchmal  ein.^) 
Die  rohen  Terrakottafiguren  aus  weissem  Thon  reichen  bis  Salzburg  her- 
über.') Die  Bleifiguren  von  Frögg  und  anderen  Orten  sind  von  zeitloser 
Rohheit.*)  Nur  in  Bronze  wurden  künstlerische  Werke  hergestellt,  wie 
der  bekannte  Hermes  („Jüngling''),  ein  barbarischer  Oberoffizier  und  ein 
Greif,  sämtlich  in  Virunum  gefunden.®)  Unter  den  kleineren  Bronzen 
hebe  ich  die  beim  Rheinland  erwähnte  halbgallische  Sitzstellung  hervor.  ^^) 
Darf  man  etwa  zu  jener  Bronzeplastik  den  betenden  Knaben  in  Ver- 
bindung setzen,  der  vielleicht  aus  Aquileja  stanmit?^^)  Denn  für  die  Al- 
penländer ist  von  jeher  Aquileja  die  Vermittlerin  vieler  Eulturelemente 
gewesen.^')  Noch  heute  wandern  aus  der  dortigen  Gegend  Maurer  und 
Steinmetze  nordwärts.  So  weichen  denn  auch  die  Bauten  >^)  von  den  ita- 
lischen kaum  ab,  nur  sind  sie  weniger  reich  als  im  Rheinland  und  in 
Brittanien.  Die  Wandgemälde  sind  höchstens  dekorativer  Art.^^)  Statt 
auf  schöne  Mosaiken,  sah  man  lieber  auf  die  Gewähltheit  der  Belagplatten 
des  Bodens,  welche  nicht  bloss  aus  Oberitalien,  sondern  bis  von  Afrika 


')  Z.  B.  wurde  in  Schwaben  roter  Mar- 
mor von  fassen  und  Solenhof  er  Schiefer 
verwendet;  in  Steiermark  herrscht  weisser 
Marmor  vor,  auch  kennt  man  Basalte  (über 
die  römischen  Steinbrüche  Abkbth,  Sitzungs- 
berichte d.  Wiener  Akad.  1862,  708  f.).  In 
Sirmien  wurde  wahrscheinlich  auf  Fruska- 
gora  gebrochen. 

>)  Z.  B.  Wölfin  mit  den  Zwillingen:  Ja- 
BOBNBOO,  Kämthen  T.  3. 

*)  Z.  B.  Panther:  Jabobveoo,  Eärnthen 
T.  4;  Spitssäulen:  abg.  Mitt  d.  Gentralkomm. 
N.  F.  17,  246;  Dolichenus:   Jabobnbog  T.  8. 

*)  Häufig  in  Cilli  (mehr  als  einmal  hat 
eine  Frau  in  der  Hand  eine  Blume);  drei 
Personen  schauen  in  gesuchter  Stellung  aus 
einer  Loge,  unten  befindet  sich  in  altorien- 
t>alischem  Geschmacke  ein  Streifen  mit  Jagd- 
hunden und  Hasen :  abg.  Mitt.  d.  Gentralkomm. 
14,  276.  Interessantes  Grabmal  mit  Rund- 
bild aus  dem  £chemtha]e  bei  Hallstatt: 
Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  40,  697  ff.  m.  T. 

*)  Arch.-ep.  Mitt.  5,  193  ff.  T.  1. 

^)  Jabobneoo  T.  12. 

^)  LöWT,  Arch.-ep.  Mitt  5, 182  ff.  (vieles 


fefälscht)  (T.  6  Domauszieher).  Bessere  Terra- 
otten  aus  Pilin  (Com.  Neogräd) :  Anthrop. 
Corr.  1877,  12. 

8)  Mitt.  d.  Gentralkomm.  N.  F.  XVII  T. 
zu  S.  24. 

")  Hermes:  Phot.  Bruckm.  325;  Woltebs 
1562;  Rob.  v.  Sohubidbb,  Jahrbuch  d.  kunst- 
hist.  Samml.  des  allerh.  Kaiserhauses  15, 103  ff. 
(nach  ihm  betender  Jüngling);  Greif:  Jabob- 
HEG6  T.  7. 

")  Weibliche  Figur  aus  Cilli :  Rich. 
Ekabl,  Mitt.  d.  steierm.  Vereins  12,  41  ff. 
T.  1. 

'»')  S.  670,b;  vgl.  Jahrb.  2,  7. 

*')  F.  DE  CoNCiNA,  sul  commorcio  dei 
Romani  in  A.,  Alvisopoli  1810,  m.  5  T.; 
S.  135. 

^^)  Verzeichnis  der  römischen  Baureste 
Steiermarks  bei  Fb.  Piohlsb,  d.  röm.  Villa 
zu  Reznei  S.  3  f. 

^*)  Salzburg:  Abneth,  archi&olog.  Anal. 
1851  T.  9  a.  1890  wurden  zu  Noviodunum 
(Erain)  zwei  Grabkammem  aus  dem  3.  (?) 
Jahrhundert  gefunden. 


760 


Klassische  Knnstaroh&ologie.    n.  Gesohichte  der  alten  Kunst. 


her  eingeführt  wurden.^)  Über  die  industrielle  Thätigkeit  ist  nicht  viel 
zu  sagen.  ^)  Örtliche  Geschmackseigenttimlichkeiten  zeigen  sich  in  Schmuck- 
sachen, z.  B.  stammt  aus  Brigantium  eine  bronzene  Brosche  in  Form  eines 
Wildschweines  mit  Emailtupfen.*)  Bessere  Arbeiten  wie  der  schöne  figu- 
rierte Pferdeschmuck  aus  Siebenbürgen*)  mögen  importiert  sein;  darauf 
deutet  ja  wohl  auch  das  Silbergeföss  mit  ägyptisierenden  Darstellungen.^) 
867.  Im  freien  Germanien  gab  es  noch  zu  Tacitus'  Zeit  keinen 
Bergbau  ausser  bei  den  gallisch  sprechenden  Gothinem,  welche  Eisen- 
gruben besassen ;  ^)  man  brannte  wohl  thöneme  Gefasse,  aber  keine  Ziegel.^) 
Besser  waren  die  FärbestofTe  ausgenützt,  aber  roh  barbarisch  zur  Ver- 
schönerung der  Schilde  oder  zur  Tättowierung.®)  Die  Häuser  verzierte 
man  mit  aufgestrichener  Erde,  dagegen  vermisste  der  Römer  Grabdenk- 
male imd  Tempel.^)  Immerhin  brachte  der  sei  es  friedliche  oder  kriege- 
rische Verkehr  wieder  besseres  ins  Land,  wiewohl  die  Germanen  nur  bil- 
liges Zeug,  z.  B.  Purpursäume,  kaufen  wollten,  i®)  Geschenkweise  erhielten 
Fürsten  und  Gesandte  silberne  Gefasse ;  Phalerae  und  die  gallischen  Hals- 
ringe waren  hochgeschätzt.  ^0  ^^  ofTensten  stand  den  Römern  das  Land 
Marbods,  welcher  am  Hofe  des  Augustus  gelebt  hatte ;  trotzdem  fand  noch 
Maximinus  in  den  Donaugegenden  hölzerne  Häuser,  weil  Bausteine  und 
Ziegel  selten  waren.  ^^)  Von  der  eigentlichen  Kunst  wird  nichts  weiter 
gesagt,  als  dass  die  Germanen  religiöse  Bilder  hatten,  jedoch  keine  mensch- 
lich gestalteten  Götter,  sondern  z.  B.  ein  Schiff,  das  Hertha  bedeutete, 
einen  Eber  oder  andere  wilde  Tiere.  ^*)  Zu  jenen  Importgegenständen, 
welche  bis  nach  Skandinavien  hinauf  gelangten,  zählen  wir  kleine  Bronze- 
figuren, die  die  Verbreitung  griechisch-römischer  Mythen  begleiteten,**) 
silberne  Fibeln,  Schnallen  und  Spangen,*^)  das  grosse  getriebene  Silberge- 
fass  aus  Gundestrup  (Jütland)  **),  bronzene  Gefasse  *')  und  Fibeln  provin- 
zieller Form,  rheinländische  Thonvasen^»)  und  einige  Genmien.**)  Die  Chro- 
nologie des  einheimischen  Kunstbetriebes  liegt  noch  im  Argen ;  es  kommen 
in  Betracht  die  Werke  mit  Runeninschriften,  z.  B.  ein  rugisches  Thon- 
köpfchen  in  Berlin,  ^<^)  Nachahmungen  von  Gemmen  in  blauem  Glas  mit 


')  Mitt.  d.  Centralkomm.  N.  P.  15,  19; 
Mosaiken:  s.  z.  B.  Westenhofen  S.  243; 
Pausinger,  Mosaikboden  bei  Weyereck  am 
Attersee;  Salzburg:  Abnbth,  arcnäol.  Ana- 
lekten  T.  5— 9,  vgl.  Löwi,  Arch.-ep.  Mitt.  5, 
176;  Abbildung  v.  2  alten  Mosaiken,  welche 
im  J.  1823  zu  Varheli  im  Hunyader  Komitat 
entdeckt  worden  sind,  Hermannstadt  1825, 
2T.  f. 

^)  Über  Steiermark  s.  Muchar,  Gesch. 
V.  Steiermark  1,  128  flF. 

')  Abg.  Mitteil,  der  Centralkomm.  N.  F. 
15  95. 

*)  Arch.-ep.  Mitt.  12,  137  ff.  T.  4. 

*)  Aus  Ungarn:  M.  I  56,  vgl.  A.  5, 179  ff, 

6)  Tacit.  Genn.  6.  43. 

')  K.  5.  16. 

»)  K.  6.  43. 

»)  K.  16.  27.  9. 

^0)  K.  5  a.  E.  17. 

'>)  K.  5.  15  a.  E. 


")  Herodian.  7,  2,  4. 

'»)  Tac.  Germ.  9.  40.  45.  bist.  4,  22. 

^*)  G.  Enoblhardt,  statuettes  romaines 
et  autres  objets  d'art  du  premier  &ge  du  fer, 
M^m.  des  antiq.  du  Nord  1872,  m.  12  T.; 
Friedländeb,  AZ.  35, 78  ff.  m.  T.  10 ;  mehrere 
Götter  und  Tiere  in  Böhmen;  Pferdeben: 
an  der  schwarzen  Elster:  Elexx,  Handbuch 
S.  366  T.  22;  bei  Seelow:  Verb.  d.  Berliner 
anthrop.  Ges.  1875,  87.  114.  T.  7,  7. 

**)  Vgl.  Herodian.  4,  7,  3. 

*^)  Al.  Bbrtrand  (Acad.  des  inscr.  28 
avr.  1893)  vergleicht  die  Darstellungen  mit 
den  Reliefs  von  Orange. 

^^)  Frölino,  d.  Bronze-Becken  im  Culmer 
Lande,  Danzig  1881,  m.  1  T. 

'»)  Z.  B.  am  HradigtS  (Böhmen). 

*')  Gameol  von  ebendort:  Anthr.  Gorr. 
1878,  26;  bronzener  Scarabaeus  aus  Dobri- 
chov. 

^^)   Henning,    die  deutschen   Runenin- 


'V 


Kap.  Z,    Die  griechisch-römuiche  Zeit.    (§§  367—368.) 


761 


rohen  Figuren,^)  Thongefasse  mit  eingestempelten  Bildern  und  etwa  noch 
die  yslavischen'^  Steinfiguren  in  Bamberg,  dem  Norden  und  Husiatin  (6a- 
lizien).  *) 

368.  Den  Übergang  zum  Orient  mag  Ägypten')  vermitteln,  dessen 
Verhältnisse  seit  der  Ptolemäerzeit  ziemlich  gleich  geblieben  sind.  Es 
hat  nur  den  Herrn  gewechselt  und  an  der  Reichshauptstadt  einen  sehr 
vorteilhaften  Absatzplatz  gefunden,  während  der  Welthandel  über  Ale- 
xandrien  und  Koptos  enorm  zunahm.^)  Wie  noch  in  der  Eaiserzeit  grie- 
chische Kolonien  und  ägyptische  Städte  geschieden  werden,*)  so  wird  die 
Kunst  noch  immer  auf  doppelte  Weise  betrieben.  Die  monumentale  Stein- 
plastik hing  von  den  Brüchen  vulkanischer  Steine  (S.  714)  ab,  welche 
sich  jetzt  im  Besitze  der  Kaiser  befanden.^)  Zu  Granit,  Porphyr  und  Ba- 
salt schien  aber  nun  einmal  der  ägyptische  Stil  zu  passen,  freilich  nach  dem 
modernen  Geschmacke  gemodelt,  wodurch  in  die  Steifheit  der  Tracht  und 
der  Haltung  eine  gewisse  Eleganz  hineinkam ;  die  Frisur  wird  z.  B.  ganz 
in  Locken  geflochten.')  Jene  Steinbrüche  lieferten  nun  für  die  einheimi- 
schen und  fremden  Tempel  und  die  Bauten  der  Kaiser,  z.  B.  den  ägypti- 
schen Teil  der  Hadriansvilla,  Statuen  von  Göttern  (einschliesslich  Anti- 
noos  und  die  Kaiser),  Sphinxe,  Löwen  mit  halb  menschlichen  Gesichtern, 
heilige  Tiere,  Telamonen,  mit  Figuren  umgebene  Säulen,  Obelisken  und 
dergl.®)  Die  Oberarme  der  Stehenden  sind  mit  dem  Körper  wie  durch 
eine  Fischhaut  verwachsen,  während  im  Sitzen  die  eine  Hand  auf  der  Brust 
liegt.  ^)  Die  Augenbrauen  werden  plastisch  angegeben.  Der  kindliche 
Ausdruck  ist  jetzt  endlich  bei  Horus  und  den  Patäken  getroffen.*^)  In 
den  gleichen  Stoffen,  vielleicht  von  den  gleichen  Arbeitern  werden  aber 
Porträtbilder  der  Kaiser  und  Beamten,  wie  auch  Bilder  der  griechisch- 
römischen oder  synkretistischen  Götter  in  der  internationalen  Manier  ge- 
fertigt; hier  genügt  es  nicht  die  im  Lande  selbst  gefundenen  Bilder  ^^)  zu 
beachten,  sondern  es  ist  notwendig,  die  aus  ägyptischen  Steinen  gefertig- 
ten Statuen  unserer  Museen  kritisch  zu  prüfen.  Von  den  Statuen  darf 
man  die  grossen  Gefasse  aus  ägyptischen  Steinen  nicht  trennen,  die  z.  B. 
dionysische  Symbole  (scenische  Masken  und  Thyrsen)  tragen.  ^*)  Die  Mar- 
morplastik bleibt    im  Nillande    stets  etwas    gekünsteltes.  ^3)      Ob   Bilder 


Schriften,  Strassbnrg  1887  T.  16.  Eidsiva- 
thiDg's  Christenrecht  K.  24  erwähnt  Götzen- 
bilder aus  Teig  oder  Thon. 

»)  Ztsch.  f.  EÜmol.  14,  179  flF.  545  ff.; 
F.  y.  Alten,  Repertorium  f.  Kunstw.  7,  23  ff. 

')  M.  Wbioel,  Bildwerke  aus  altslaw. 
Zeit,  Braunschw.  1892,  m.  Abb. 

')  Fbüardbnt,  Collection  G.  di  Demetrio. 
Egypte  ancienne,  Domination  rom.,  1871  m.T. 

^)  Vgl.  MoMMSEN,  römische  Geschichte  5, 
616  ff. 

')  CIG.  III  4679. 

•)  C/G.  III  4718  mit  e  u.  f. 

')  Ägypter  auf  Krokodil,  in  London: 
Clarao  875,  2223a. 

^)  Z.  B.  Mus.  Capitol.  III 32;  Montfaücon, 
suppl.  II 43;  Beckeb,  Augusteum  2, 11;  Kopf 


des  Antinoos  in  Dresden  Nr.  258;  Paviane 
und  halbmenschliche  Löwen  im  kapitol.  Mu- 
seum; zwei  Säulen  mit  Figuren,  ebendort; 
Canopus  mit  erhabenen  Figuren:  Bobioki 
T.  3. 4;  barberinischer  Obelisk  auf  dem  Monte 
Pincio  (jedenfalls  aus  Antinoupolis);  Tela- 
mone:  zwei  kolossale  aus  rotem  Granit,  im 
Vatikan,  S.  d.  croce  greca,  vgl.  Dietbichson, 
Antinoos  S.  177  Nr.  11.  12. 

»)  Z.  B.  M.  Borb.  11,  19. 

^^)  Masse  einer  stehenden  Statue  bei 
AuDRAN,  Proportionen  T.  10. 

»»)  Perbot  I  488;  Ed.  Meter,  Ägypt. 
S.  404. 

")  Hblbio,  Führer  I  S.  2. 

^')  Oberflächlich  ägyptisierender  Anti- 
nous  im  Vatikan;   Zeus   Helios   in   Berlin: 


762 


KUflsiache  Kmwtaroh&oloipe.    IL  Geschichte  der  alten  Kunst. 


wie  der  Nil  in  Alexandrien  oder  in  Rom  gefertigt  sind,  wird  schwer  zu 
bestimmen  sein.  Die  Metallplastik  aber  ist  so  gut  wie  vollständig  der 
Einschmelzung  anheimgefallen J)  Etwas  nationales  hat  nur  die  neuerdings 
bekannt  gewordene  Oypsplastik,  welche  den  gewöhnlichen,  aber  bildsamen 
Stoff  unter  grellen  Farben  verbirgt  (S.  413).  Was  die  Malerei  anlangt, 
so  tritt  neben  jene  Oypsbüsten,  vermittelt  durch  bemalte  Terrakottamasken,') 
die  Masse  der  S.  688  besprochenen  enkaustischen  Portratbilder.')  Helle- 
nistische Malereien  sind  durch  Beschreibungen  bekannt;^)  Clemens  klagt 
über  die  kleinen  Kassettenbilder  in  den  Schlafzimmern  der  wegen  ihrer 
Sittenlosigkeit  berühmten  Alexandriner;^)  ob  Bilder,  wie  «Kleopatra's 
Tod''  oder  «der  Nilgott  mit  den  personifizierten  Flut-Ellen,'  ^)  von  Ägypten 
nach  Italien  gebracht  wurden  oder  dort  entstanden,  wie  Rubens  seine  Nil- 
bilder daheim  malte,  ist  nicht  zu  entscheiden.  Wahrscheinlicher  durfte 
der  alexandrinische  Ursprung  der  malerischen  Vorlagen  sein,  nach  wel- 
chen Nilbilder  in  Mosaik  ausgeführt  wurden.  Spricht  doch  auch  Lucian 
ausdrücklich  von  ägyptischen  Gemälden  des  Nils  und  seiner  Ellen.')  Das 
berühmte  Mosaik  von  Praeneste  bringt  eine  vollständige  ägyptische  Ve- 
dute,^) während  Nilbilder  die  ^Alexanderschlacht''  von  Pompeji  nur  ein- 
rahmen.^) Gleichzeitig  scheinen  kleine  Mosaikbildchen,  z.  B.  mit  einigen 
Wasservögeln  und  Schilfpflanzen,  nach  Rom  ausgeführt  worden  zu  sein.^^) 
Ägyptisch  ist  auch  die  Erinnerung  an  den  Tod  durch  ein  Skelett  und  eine 
griechische  Sentenz.  >0  Gleichzeitig  werden  die  alten  Tempel  umgebaut 
und  restauriert,  wobei  ägyptische  Wandmalereien  die  römischen  Kaiser 
als  Sonnensöhne  maskiert  und,  wie  die  Ptolemäer,  ohne  Porträtähnlichkeit 
zeigen.  >')  Desgleichen  gehören  die  bemalten  Leichentücher  dem  hierati- 
schen Stile  an.  Ausserhalb  des  Bannes  der  Tempel  verfallen  die  Male- 
reien in  das  Phantastische.^^)  In  den  herkömmlichen  Reliefs  blieb  eben- 
falls teilweise  der  Stil,  so  gut  es  ging;'^)  andererseits  dringen  auch  hier 
phantastische  Elemente  ein.  Mit  den  Gigantensäulen  z.  B.  haben  die  Re- 
liefs, welche  den  Horus  vom  Pferde  herab  ein  Krokodil  töten  lassen,  Ver- 
wandtschaft.^^)   Das  gleiche  Schicksal  trifft  die  Mumiensärge;  denn  wenn 


AZ.  XIX  T.  145  =  Röschere  Lex.  1,  2022; 
SophisteDstatue  aus  Alezandrien:  abgebildet 
BöTTiOEB,  über  d.  in  Alex.  v.  H.  Leutzen  gef. 
lebensgr.  Marmoretatue,  (?)  S.  448  m.  T.  8; 
—  figurierte  Basis  mit  Inschrift  des  iQya- 
arrjQiaQxos  Protys  CI6.  4968,  beschrieben 
von  Hrydbhann,  Mitt.  S.  38. 

*)  Goldene  Figur  in  Berlin:  Jahrb.  der 
preuss.  Kunstsamml.  1889  Sp.  IX ;  Bronze- 
figuren: Caylus  vi  T.  28,  1-3. 

^)  Zwei  in  Berlin. 

')  S.  auch  Go.  Ebebs,  antike  Portraits. 
Die  hellenist.  Bildnisse  aus  dem  Fajjum, 
Lpg.  1893.  Auf  dieselbe  machte  zuerst  Cal- 
LIAC7D  (§  48)  II  T.  66  ff.  aufmerksam. 

*)  Über  die  Beschreibungen  des  Achil- 
leuB  Tatios  (III  6-8)  s.  A.  1863,  111  ff. 

*)  Protrept.  p.  66  D;  über  die  Moral 
Eunap.  fr.  83  u.  vit.  Aedes,  p.  24. 

^)  Eleopatra:  Ponannus  Anthol.  Lat. 
430 B.;  Nu:  Phüostr.  im.  1,  5. 


^)  Rhet.  mag.  6. 

»)  AZ.  1874  T.  12;  Pibbalibi,  oas.  sul 
musaico  di  Palestrina,  Rom  1858;  Maspebo, 
M^langes  publ.  par  Fäc.  des  hautes  ^t.  1878, 
45  ff.;  GiAC.  LüXBBOSO,  TEgitto  al  tempo  dei 
Greci  e  dei  Romani,  Rom  1882  S.  11  ff.;  s. 
auch  0.  Jahn,  archäol.  Beiträge  S.  430. 

«)  MB.  8,  44.  45;  S.  741. 

^^)  Aus  den  GaUxtuakatakomben  in  S. 
Maria  in  Trastevere  (Phot.  Parker). 

'')  Mosaik  auf  dem  Eapitol:  Phot. 
Parker.  In  den  Gärten  des  Commodus  war 
der  Isiskult  aus  Mosaik  dargestellt  (Spart. 
Pescenn.  6). 

")  Augustus:  Lbpsiüs,  Denkm.  Abt.  IV 
Bl.  70a~f.  71—3;  Trajan:  das.  Bl.  83  b. 

'')  Grelle  Malereien  an  den  Pfeilern 
eines  Steinbruches:  Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1882, 
135  ff.  m.  T.  3.  4. 

^*)  WiNCKXLMAim,  mon.  ined.  5. 

'')  Ra.  n.  B.  32, 196  ff.  372  ff:  33,  23  ff. 


!  i ;  VirjaR5PiEr«:">:«v. 


_  _!-._■ 


Kap.  X.    Die  grieohiach-rOmische  Zeit.    (§  368.) 


763 


auch  die  Mumifizierung  noch  am  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  vorkam,  >) 
stellt  sich  die  Phantastik  mit  einem  hölzernen  Sarkophag  ein,  der  einer 
nackten  geflügelten  Dämonin  gleicht.*)  Die  neuen  Bauten  ähnelten  mit 
ihrem  märchenhaften  Glänze  den  alten  Werken  des  Orients.  Wir  ver- 
weisen nur  auf  die  Beschreibungen  des  Serapeums.')  Wie  dort  die  Kuppeln 
mit  Metallplatten  überzogen  waren,  so  bedeckte  in  anderen  Tempeln 
Goldblech  die  Balken.^)  Aus  einem  solchen  Tempel  mag  das  alexandri- 
nische  Relief,  welches  Osiris-Dionysos  darstellt,  herstammen. i^)  Auch 
die  Schilderungen  von  strahlenden,  vielfarbigen  Palästen  mag  der  Dichter 
Nonnos  der  Wirklichkeit  entlehnt  haben. ^)  In  diese  Umgebung  passten 
die  grossen  Festzüge  von  der  Art,  wie  Clemens  von  Alexandrien  im  sech- 
sten Buche  der  Stromateis  einen  beschreibt.^)  Und  wiederum  stimmte  zu 
dem  allen  die  hohe  Blüte  der  Luxusgewerbe.  Die  bunten  Gewebe  Ale- 
xandriens  aus  Wolle  und  Seide  mit  Tierfiguren  waren  im  ganzen  römi- 
schen Reiche  berühmt.^)  Doch  dürften  die  erhaltenen  Reste  in  diese 
Periode  heraufreichen.  Das  zweite  wichtige  Kunstgewerbe  Alexandriens 
war  die  Glasindustrie,  mit  den  berühmten  farbigen  Gläsern  ^)  und  den  pla- 
stischen Gefässen,  welche  bis  an  den  Niederrhein  gingen.  Die  Töpfer- 
städte Naukratis  und  Koptos  setzten  ihr  altes  Gewerbe  fort,  ^^)  ohne  sich 
zu  einer  Thonplastik  aufzuschwingen;  denn  Votive^^)  und  obscene  Figür- 
chen^*)  kann  man  kaum  rechnen.  Die  Goldarbeiten  haben  durch  die  Heran- 
ziehung ägyptischer  Gottheiten  einen  lokalen  Charakter;  ^^)  kostbare  Werke 
beschreiben  die  Dichter.*^)  Ringsteine  mit  ägyptischen  Bildern  kamen  zu 
Plinius'  Zeit  bei  den  R<)mem  in  die  Mode.^^)  Skarabäen  dauern  noch  bis 
zur  Zeit  des  Commodus.^^)  In  Onyx  schnitt  man  Gefässe,  und  zwar  dürfte 
die  Neapler  Sardonyxschale  mit  prächtigen  Relieffiguren  ^^)  wegen  der 
darunter  befindUchen  Sphinx  aus  Ägypten  stammen.  Verwandt  ist  damit 
das  Braunschweiger  Onyxgefass.^^)  Sicherlich  erhielt  sich  auch  die 
Schnitzerei  in  afrikanischem  Elfenbein  mit  modernisierten  ägyptischen 
Bildern.  1^)    Endlich  war  Ägypten   ohne  Zweifel  an  der  Anfertigung   ge- 


ygl.  Bibl.  de  Föc.  des  haut.  6t  H.  44.  (1880)i 
78  ff.  Ein  Knabe  auf  einem  Krokodile  einen 
Purzelbaum  schlagend,  in  London:  Engra- 
vings  X  T.  27. 

>)  Augustin.  serm.  361  (T.  V  p.  981);  sehr 
spftt  sind  zwei  Dresdner  Mumien:  Bbcker, 
Augusteum  I  T.  1.  2;  vgl.  ZoSga,  de  orig. 
obelisc.  p.  264. 

2)  Berl.  Verzeichn.  S.  26  Nr.  14. 

>)  Besonders  Rufinus'  Kirchengeschichte 
2,23. 

*)  Lucan.  10,  113. 

')  JrjfAixaagj  lajoQia  UXe^ay^geiag  p.  736. 

•)  Z.  B.  Dionys.  3,  125  ff.  10,  41  ff. 

')  Vgl.  DüKiCHBN,  Geschichte  des  alten 
Ägyptens  S.  291. 

«)  Lucan.  10,126;  Petron.  40;  Plin.  8, 
196 ;  Martial.  14, 150.  Schon  Plautus  (Pseud. 
147)  erwähnt  die  heluata  tapetia. 

»)  Strab.  16,  2,  25;  vgl.  Martial.  13, 115. 

'<>)  Naukratis:  Athen.  11,  480 e. 

*^)  Maspbbo,  guide  144. 


'')  Athanas.  hist.  Arian.  ad  monachos 
p.  379. 

*')  ScHBEiBBB,  die  alexandrinische  To- 
reutik  S.  293  m.  Abb. 

>')  Z.  B.  Nonnos  Dion.  5,  131.  144  ff. 

»»)  Plin.  33,  41. 

^')  Champollion,  archdologie  p.  132. 
Siegeln  war  noch  zu  Plinius'  Zeit  nicht  üblich 
(33,  22). 

'^)  MB.  12,  47;  unecht  nach  Brunk, 
Sitzungsber.  der  bayer.  Akad.  1875,  327  ff.; 
OvEBBBCK,  Kunstmyth.,  Demeter  S.  698,  40; 
schon  1549  nachweisbar  (Schbbibbb,  Verh. 
d.  Phil.Vers.  in  Görlitz  S.  311  A.  3). 

»8)  WoLTBBs  2006.  Bbüwn  a.  0.  S.  337  ff. 
erklärt  es  ebenfalls  für  unecht,  aber  Müntz 
(pröcurseurs  de  la  renaissance  S.  182  ff.) 
weist  dasselbe  schon  im  Jahre  1471  nach. 

*^)  Platte  mit  der  säugenden  Isis,  im 
Vatikan :  abgeb.  bei  Fea,  Winckelmanns 
Werke  1,  45L 


triebener  Gefässe  lebhaft  beteiligt,*)  wofür  daa  Berliner  Stuckmodell  ein 
originelles  Beispiel  liefert,*)  und  ebenso  scheint  es  reliefierte  Terrakotta- 
platten  mit  NUbildem  exportiert  zu  haben.») 

Die  sUdlich  von  Ägypten  gelegenen  Reiche  schliessen  sich  eng  an 
den  Norden,  zunächst  aber  nicht  an  die  Griechen,  sondern  an  die  Syrer  an,*) 
bis  in  der  späteren  Kaiserzeit  einige  Fürsten  die  Laune  haben,  griechisch 
zu  radebrechen.  In  Eyrenaika  machen  sich  vielleicht  die  eingeborenen 
Stämme  jetzt  stärker  bemerkbar ; ')  einige  Gräber  weisen  einfache  Male- 
reien auf. 

369.  In  Syrien  geht  ein  interessantes  Schauspiel  vor  sich.  In  der 
Zeit  der  Makkabäer  hatte  der  Hellenismus  einen  gewaltigen  Vorstoss 
gegen  das  Unhellenische  unternommen.  Ais  die  Römer  alle  Volker  ge- 
bändigt hatten,  regierten  sie  nicht  bloss  auf  griechisch,  sondern  Fürsten 
wie  Herodes  ,der  Grosse"  nahmen  ihrerseits  die  Traditionen  der  Dia- 
dochen  voll  Ehrgeiz  auf.  Die  religiösen  Bewegungen  geboten  diesem  ge- 
künstelten Hellenentum  Stillstand  und  begrenzten  dasselbe  auf  die  Be- 
amten- und  Litteratenkreise.  Antiochien,  Gaza,  Gadara ')  sind  in  dieser 
Beziehung  Bollwerke  des  Hellenismus;  allein  mochten  auch  die  uns  be- 
kannten Syrer  griechische  Kamen  führen  oder  annehmen  und  mochten  sie 
die  Neu-Athener  spielen,  die  einheimische  Nationalität  hatte  die  Zukunft 
für  sich,  weil  sie  auf  dem  breiten  Fundamente  des  Volkstums  ruhte.  Letz- 
tere findet  nach  der  Unterdrückungszeit  der  Seleukiden  eine  Heimstätte 
in  dem  durch  die  Wüste  geschützten  Palmyra  (Thadmor),  das  schon  41 
V.  Chr.  die  Eroberungslust  des  Antonius  lockte,  aber  erst  273  n.  Chr.  ver^ 
nichtet  wurde. ')  Ein  eigentliches  Reich,  worin  das  Oriechischs  auch  of- 
fiziell die  Herrschaft  mit  dem  Syrischen  teilte,  bestand  137^273,*)  aus 
welcher  Zeit  die  Denkmäler  stammen  dürften.  Deren  sind  nun  nicht  we- 
nige,*) wenn  auch  ziemlich  nur  von  zwei  Arten.  Die  Plastik  Palmyras 
besteht  nämlich  in  steinernen  Porträtbüsten  i")  und  Grabreliefs  (ebenfalls 
mit  Brustbildern) ' ').  Was  diese  Arbeiten  auszeichnet,  ist  weder  Schönheit 
noch  technische  Fertigkeit,  sondern  das  nationale  und  selbständige  Ele- 
ment, das  in  ihnen  hervortritt;  wem  die  Rassenzüge  nicht  gelangen,  der 
machte  wenigstens  die  fremde  schmuckreiche  Tracht  mit  Peinlichkeit. 
Unter  den  Bauten  stechen  ebenfalls  die  nationalen  hervor,  und  dies  sind 
die  hohen  Grabtürme,  deren  Grundform,  wenn  man  Lykien  und  Persien 


')  ScHBBiBEB,  die  alexandr.  Toreutik 
Th.  I  {S.  711). 

')  ScHBBiBBB  a.  0.  S.  476  £f.  m.  T. 

')  Hblbio,  Fohrer  I  Nr.  40.  11  S.  218. 
368. 

*)  GüTSOHMiD,  kleine  Schriften  2,  376  f. 

')  Kopf  afrikaaischer  Rasse  in  London ; 
Arndt-Bruckm.  Portr.  41,2.  Das  Relief  mit 
der  Nymphe  Kyrene  (i'n^p  fifiä&poio)  er- 
innert in  der  Eompoeition  an  die  alten  Me- 
topen  von  Selinunt  (Smith  a.  Porchbh  T.  76). 

')  Anthol.  7,  417,  1  f. 

')  S.  84;  dazn  Bebrovillb,  dix  jonrs  en 
Palmyr^ne;  MoMXSBti.  röm.  Gesch.  V '  441. 

')  Ä.  V.  Sallbt,  die  Fürsten  t.  Palmyra 


unter  Gallienus,  Claadioa  and  Aorelian,  Berlin 
1866,  m.  1  T. 

')  Eine  Reihe  im  Besitze  von  Jaeobsen 
(S.  63):  D.  SiHONaBH,  sculpt.  et  inscr.  de  Pal- 
myre  k  la  gtypt.  de  Ny-Karlsberg,  Kopenh. 
1889,  m.  T. 

'")  Zwei  im  Besitze  des  genannten: 
Amdt-BnickmaDn,  PortrSts  T.  59.  60;  eine 
Reihe  im  Louvre. 

")  Drei  bei  Sachic,  Reiae  8.  46  T.  5 
(jetzt  in  London);  Aber  andere  s.  Tbbc,  AA. 
6,  164  ra.  Abb. ;  Tr  a  b  a.  7,  1  ff.  m.  Phot, ; 
eines  in  Berlin :  Mdaoges  aeiat.  7,  437 
(J.  115). 


Kap«  Z.    Die  grieohiBch-rOmisohe  Zeit.    (§  869.) 


765 


in  Betracht  zieht,  für  ältere  orientalische  Überlieferung  gelten  kann.') 
Die  Stadt  selbst  weist  ansehnliche  Bauten  auf,^)  weil  in  der  Nähe  rötlich 
gefärbter  Kalkstein  reichlich  vorhanden  war.  Die  mannigfach  eigene  An- 
lage lassen  wir  hier  bei  Seite;  soweit  sind  die  Ruinen  doch  untersucht, 
dass  man  konstatieren  kann,  die  Kapitelle  der  Säulen  seien  ganz  mit  Me- 
tallblech verkleidet  oder  vergoldet  gewesen.')  Dazu  kamen  blau  und  grün 
glasierte  Terrakotten.^)  In  einigen  Grabtürmen  beobachtet  man  Reste 
von  Wandmalereien.^)  Also  mi^gen  jene  Bauten  bunt  und  glänzend  ge- 
nug ausgesehen  haben.  In  Palmyra  sehen  wir  auch  bereits  die  architek- 
tonischen Ornamente  in  ein  stilisiertes  Pflanzengewirr  übergehen;  da  ist 
es  nun  für  die  Zeitbestimmung  der  Mode  interessant,  dass  der  kleine 
Sonnentempel  durch  die  Inschrift  des  Erbauers  in  das  Jahr  131  gesetzt 
ist.  In  jenen  glanzvollen  Bauten^)  war  die  Einrichtung  nicht  minder 
glanzvoll.  Wenn  die  dargestellten  Personen,  Männer  wie  Frauen,  mit 
Schmuck  überladen  sind,  so  wird  man  dies  nicht  dem  allerdings  bedeutenden 
Transithandel  von  Palmyra^)  zuschreiben,  denn  eine  Inschrift  bezeugt  die 
Existenz  einer  Zunft  von  Qoldgiessem  und  Silberciseleuren.®) 

Das  Königreich  der  Nabatäer,  welches  früher  die  Vormacht  des 
Semitentums  gew^en  (S.  689),  wurde  von  den  Römern  straffer  angegliedert 
und  im  Jahre  106  n.  Chr.  völlig  unterdrückt,  worauf  eine  intensive  Kolo- 
nisation der  für  den  Karawanenhandel  ungemein  wichtigen  Provinz  Arabia 
erfolgte,  die  sich  nun  aber  durch  Denkmäler  wie  durch  Schriftsprache 
nicht  mehr  von  dem  Hauptgebiete  unterscheidet.^) 

Die  ansehnlichsten  Denkmäler  weist  die  alte  Residenz  Petra  auf, 
weil  dieselben  meist  in  den  Fels  eingehauen  sind.^®)  Zahlreiche  Gräber 
mit  verschiedenartigen,  teilweise  zweistöckigen  FaQaden  gehören  im  Prin- 
zipe  zur  griechisch-römischen  Kunst.  Wir  finden  dagegen  die  Felder- 
teilung der  Pfeiler  mit  Ornamenten  oder  Büsten,^*)  welche  beim  Rhein- 
lande zuerst  erwähnt  wurde,  und  die  Reihen  von  Stufenpyramiden  in 
Relief.  1«) 

Ebenso  war  Kommagene  kein  langes  Sonderleben  beschieden,  da 
Yespasian  es  definitiv  mit  dem  Reiche  vereinigte  und  nun  auch  hier  das 
Griechenspiel  energisch  begann.  Indes  ist  durch  die  Entdeckung  des  be- 
deutenden Grabmales  von  Antiochos  VIII.^^)  das  Augenmerk  auf  die  nationale 
Kunst  gelenkt  worden.  Die  Statuen  und  Reliefbilder,  welche  sowohl  den 
König  und  seine  Ahnen  als  auch  Götter  darstellen,  sind  nach  einem  sehr 


^)  DiEULAFOT,   l'art  ant.  de  la  Ferse 


2,74. 

^)  Saohau,  Reise  in  Syrien  S.  39  ff.  m. 
rhot. 

*)  Acht  Säulen  im  Peristyl  des  grossen 
Sonnentempels  sind  ganz  ohne  Kapitell;  an 
der  Volute  eines  jonischen  Kapitells  wurde 
Gold  entdeckt  (Saohau  S.  48). 

^)  Man  findet  auch  kleine  Terrakotten 
mit  Bildnissen  und  Inschriften  (Sachau 
S.  46). 

*)  Sachau  S.  45. 

^)  Wegen  des  malerischen  Eindruckes 


nenne  ich  das  Gemälde  von  AI.  Moretti 
, Sonnentempel  von  Palmyra*  (gestochen  von 
Prestel). 

')  Herben,  de  commercio  urbis  Palmyrae, 
Göttingen  1831. 

^)  Aus  dem  Jahre  257  8:  Le  Bas-Wad- 
DINGTON  III  2602. 

»)  MoMMSEN,  röm.  Gesch.  V»  476  ff. 

*°)  §  53. 

»')  Labobde  T.  35,6.  37. 

")  Das.  T.  33.  34.  39.  40.  49.  57.  58. 

^')  §  52  a;  Humann  u.  Puchbtein,  Reisen 
in  Kleinasien  T.  21-40. 


766 


ElaBsiBche  Kanstarohäologie.    II.  fieaohichte  der  alten  Kanst. 


alten,  aber  jetzt  wieder  neuen  Prinzipe  unmalerisch  komponiert  und  die 
Einzelheiten  in  einem  Stile  behandelt,  welcher  zwischen  dem  griechisch- 
römischen und  dem  persischen  steht  und  sich  bei  den  Gottheiten  geradezu 
wunderlich  ausnimmt.  Ausser  der  Kunststickerei  belegen  die  Abbildungen 
in  den  Eönigskronen  auch  die  Juwelierkunst  des  Landes.  Eappadokien 
wird,  wenigstens  solange  es  seine  Autonomie  behauptete,  ebenfalls  zur 
orientalischen  Sphäre  gehört  haben,  dies  bekundet  ein  Porträtkopf . 0  I^^^ 
Reich  von  Edessa,^)  dessen  Bevölkerung  vorwiegend  aus  Arabern  be- 
stand, hatte  nicht  die  zu  einer  vollen  Entwicklung  nötige  Ruhe,  es  ist 
aber  auch  der  Boden  noch  zu  wenig  untersucht.  Ein  interessanter  Ala- 
basterkopf ^)  beweist  den  Zusammenhang  der  Kunst  mit  dem  Tigrislande. 
Wichtige  Andeutungen  gibt  die  syrische  Chronik  von  Edessa,  welche  diese 
Stadt  als  einen  stattlichen  Ort  mit  Schloss,  Mausoleum  und  schönen  Häusern, 
wo  zahlreiche  Handwerker  wohnen  und  königliche  Werkstätten  bestehen, 
schildert.*)  Auch  die  arabischen  Nachrichten  über  die  Heiden  (Ssabier) 
von  Harran  bringen  interessante  Beiträge,  um  den  babylonischen  Einfluss 
zu  kennzeichnen;  dieselben  bauten  ihre  Kapellen  mit  Ziegelkuppeln,  zu- 
weilen auch,  wie  die  indischen  Stupas  in  Halbkugelform,  und  gaben  ihnen 
gleich  den  alten  Babyloniem  symbolische  Farben;  unter  jenen  lagen  ge- 
mäss dem  Brauche  des  persischen  Mithraskultes  unterirdische  Grotten.^) 
Die  Angaben  über  die  Götterbilder  klingen  phantastischer.®)  Endlich  ver- 
bot die  Landesreligion  Gold  zu  tragen,^)  dafür  hatten  die  Ssabier  Siegel- 
steine mit  Tierbildern  (aus  alten  Gräbern  stammend)  und  Zauberfiguren.  ^) 
Die  Küstenländer  Syriens,  welche  an  das  Reich  enger  angegliedert 
waren,  kehrten,  wie  es  scheint,  dennoch  seit  dem  Sturze  der  Seleukiden 
ihre  Eigenart  heraus,  zumal  Antiochien  als  eine  Art  Hauptstadt  des  römi- 
schen Asiens  behandelt  wurde.  Unter  den  Provinzialen  stach  der  Syrer 
hervor  wie  ein  fremdes,  nicht  assimilierbares  Element.  Auch  wer  ohne 
Hass  diese  Nation  betrachtete,  fand  fremdartige  Tracht  und  ungewohnte 
Lebensführung.'*)  Demgemäss  steht  die  syrische  Kunst  der  Kaiserzeit  in 
vielen  Dingen  für  sich.  Schon  die  Münzen,  von  denen  die  tyrischen  noch 
den  phönikischen  Stadtnamen  tragen,  lassen  darüber  keinen  Zweifel.  ^^) 
Von  der  Plastik  wissen  wir  leider  wenig  ^i)  und  auch  Malereien  sind  nur 
durch   die  rhetorischen   Beschreibungen   im  Romane   des  Heliodoros  be- 


*)  In  der  Sammlimg  Jacobson:  Amdt- 
Bruckm.  Portr.  T.  50. 

«)  §  54;  Rub.  Düval,  J.  asiat.  Villa., 
t.  18. 

•)  Pbbbot  III  F.  317-8. 

*)  Chron.  Edess.  4.  8. 

^)  Die  Zeugnisse  sammelte  Chwol- 
soBV  im  IL  Bande  seines  Werkes  „Die  Ssa- 
bier": Kuppeln:  8.  37;  Halbkugel  8.  381  f.; 
Grotten :  8.  369  ff. 

«)  Chwolsohh  2, 382  f.  385.  388.  390  ff. 
394  f. 

')  Cbwolsohit  2,  42. 

®)  Chwolsobn  2,  21. 

*)  Intonsos  Cilicas  Tibull.  1, 7, 16 ;  Sinnes- 
art: Polemon  phys.  31. 

^^)  Phönikische  Inschrift:  Iuboof, griech. 


Münzen  8.  767  f.;  ftgyptisierendes:  das.  8.  757 
T.  14.  18. 

'*)  Berücksichtigung  dürfte  verdienen: 
,  Abodah  Sarah  oder  der  Gstzendienst.  Trak- 
tat aus  dem  Talmud*.  Her.  v.  F.  Ch.  Ewald, 
2.  Ausg.  Nürnberg  1868.  Der  Talmud  lehrt 
unter  anderem,  dass  auch  in  syrischen  Bädern 
Statuen  aufgestellt  waren  (Philologus  52, 
569  ff.).  Götterbilder  setzte  man  neben  die 
Eiche  Mambre  (Euseb.  vita  Const.  3,  53,  1). 
Erhalten  hübsche  Brunnenfigur  (Eros)  aus 
Tarsos:  Woltebs  1584.  Kleine  Bronze  der 
Gnostiker:  Catlus  V  T.  37,  3.  4.  Büste 
Herodes*  des  Grossen  in  der  Ermitage.  Auf 
atticistische  Bildwerke  scheint  Reoognit. 
Clement.  12,  12  (V  11.  Vll  26,  vgl.  Renan, 
mission  p.  28  f.)  zu  weisen. 


Kftp.  Z.    Die  grieohiBoh^rOmisohe  Zeit«    (§  ft6d.) 


767 


kannt.  0  Dagegen  kam  jetzt  die  Steinmetzarbeit  über  die  althergebrachte, 
bloss  technische  Fertigkeit  hinaus  zu  einer  höheren,  wirklich  künstlerischen 
Form,  indem  sie  das  architektonische  Ornament  mit  reicher  Phantasie  an- 
wendete. Die  Säulen  sind  am  Schafte  öfters  spiralförmig  kannelliert,  ihr 
Blätterkapitell  reich  ausgeführt,  indem  spitze  Blätter,  Akanthus,  Palmetten 
und  Voluten  an-  und  übereinander  gehäuft  werden,')  und  der  Fuss  ist  von 
einem  Blätterkranz  umgeben.*)  Die  Vorderteile  von  Löwen  oder  Sphinxen 
(diese  sind  der  Anständigkeit  halber  bekleidet)  dienen  als  scheinbare 
Träger.^)  Muschel-  und  Schnörkelwerk  füllt  die  Nischen;  die  geraden 
Linien  des  Gebälkes  werden  durch  Bögen  und  andere  Abweichungen  unter- 
brochen und  die  Gesimse  bis  ins  einzelnste  dekoriert.^)  Die  FaQaden 
streckten  sich  in  die  Höhe,  weshalb  sie  dann  wieder  durch  Querparallelen 
gegliedert  werden;  diese  omamentale  Aufgabe  haben  wirkliche  oder  blinde 
Fensterreihen.  <^)  Bogen  und  Gewölbe  werden  kühner  als  im  Westen  ver- 
wendet und  es  kommen  bereits  Arkaden  übereinander  vor.^)  Zur  Orna- 
mentik werden  ausser  Weinranken  und  Früchten,  aus  denen  auch  wohl 
Vögel  oder  Büsten  hervorlugen,  die  verschiedensten  Motive,  z.  B.  Hals- 
geschmeide, herangezogen.^)  Üppige  Guirlanden  hängen  aus  dem  Munde 
von  Theatermasken  und  Löwen  heraus.^)  Diese  neusyrische  Baukunst  ist 
am  grossartigsten  durch  die  Tempel  von  Baalbek  (S.  83  u.)  veranschaulicht, 
welchen  der  Herodestempel  von  Jerusalem  ^®)  und  das  diesem  gleichzeitige 
Heiligtum  von  Siah^^)  vorangehen,  der  Zahl  nach  am  besten  dagegen 
durch  die  grossen  Grabanlagen, '^)  welche  als  wirkliche  oder  scheinbare 
Türme  mit  spitzem  pyramidalem  Abschlüsse*)  oder  aber  als  geschlossene 
Tempel  erscheinen,  e^)  Selbstverständlich  gab  es  daneben  viele  einfachere 
Gräber,  welche  bloss  in  den  Felsboden  oder  die  Felswand  eingetrieben 
waren.  1*)  Die  Plastik  ziert  dieselbe  durch  Steinplatten,  welche  Bronze- 
thüren  nachahmen,  e«)     Zur  Felsenarbeit  selbst   gehören  Felsenreliefs.  *') 


»)  Porträte:  Joseph,  ant.  15,  26.  27. 

>)  Z.  B.  VoGÜ£,  temple  S.  9.  40.  65  und 
120  m.  Abb.;  Tempel  von  Jemsalem :  Rbnan 
T.  41.  42,  1—4;  Apamea:  Sachaü,  R«ise 
S.  76;  VoQÜÄ,  Syrie  T.  8.  27.  55. 

')  In  Araq-el-emir,  Siah  und  Sueideh: 
VoGÜE,  temple  S.  40. 

*)  Löwen:  VooOi,  Syrie  T.  4;  Renak, 
ftiission  T.  55;  bekleidete  Sphinxe:  Renan 
T.  53  (mit  Schleiertuch). 

^)  Vooüi,  Syrie  T.  9. 

*)  Grab  des  Jamlichos  bei  Palmyra: 
VogO^  T.  26  (die  eine  Fa^ade  blind);  das. 
T.  9.  10.  13.  14;  blinde,  in  den  viereckigen 
Exedren  zu  Baalbek;  Fenster  an  dem  Ecce- 
Homo-Bogen  in  Jerusalem:  Vooüi,  temple 
S.  125  m.  Abb. 

')  S.  z.  B.  K Praetorium*  von  Müsmieh: 
YoGUE  T.  7 ;  Ealybe,  aus  dem  3.  Jahrb.:  das. 
T.6. 

^)  VoGü^,  temple  p.  138  m.  Abb.;  dop- 
pelter Zahnschnitt:  das.  T.  5;  sehr  schöne 
PAanzenreihen:  das.  T.  10—12  u.  S.  9;  siehe 
auch  Renan,  mission  T.  42,  5. 

^)  Renan,  mission  T.  42,  5.  61. 


»0)  Rekonstruiert:  Vooüi  a.  0.  T.  16. 

»')  VoGü^,  Syrie  T.  2. 

^^)  Von  solchen  Grabbauten  spricht  das 
Matthäusevangelium  (23,  29). 

^')  Grabturm  des  Jamlichos  bei  Pal- 
myra aus  dem  J.  73:  VoGui,  Syrie  T.  26; 
Mausoleum  des  Sampsikeramos,  aus  der  Zeit 
der  Antoninen  in  Emesa:  Labordb,  voyage 
de  la  Syrie  T.  5  (mit  fingierten  Pfeilern); 
in  Hürmül:  Renan  p.  118  m.  Abb.;  sieben 
kleine  Pyramiden  der  Makkabäer  in  Modiim 
(mit  Scniffen  und  Wa£fen  dekoriert),  drei 
der  Königin  Helena :  Joseph,  ant.  20,  4,  3. 

^*)  Grab  des  Tiberios  Klaudios  Sosan- 
dros  in  Beschindelajah :  VoGüi  T.  92;  Grab 
von  Hamrath  in  Sueideh  aus  dem  1.  Jahrb.: 
Vooüi  T.  1  (zwischen  den  Halbsäulen  Tro- 
phäen in  Relief);?  Denkmal  von  Araq-el- 
Emir:  Vogüi^,  temple  S.  38  ff.  (nach  ihm  Pa- 
last des  Hyrkanos). 

1^)  S.  351. 

1«)  Z.  B.  Renan,  mission  T.  44,  2.  3. 

^^)  Votivreliefs  von  Maschnaka:  Renan, 
mission  T.  34;  Bestiarii:  das,  T.  38. 


768 


Klaasisohe  KanBtarch&ologie.    U.  Geschichte  der  alten  Kmuit. 


Der  Figurenschmuck  steht  gegenüber  der  Ornamentik  sehr  zurück ;  ^)  manch- 
mal ersetzen  rohe  Malereien,  in  denen  Rot  voi'wiegt,  das  Relief.')  Doch 
kommen  Sarkophage  nach  römischer  Art  vor.^)  Die  Römer  führten  auch 
die  Mosaikböden  in  den  Gamisonsorten  ein.^)  Dass  der  Westen  überhaupt 
architektonische  Anregung  bot,  obgleich  so  angesehene  Architekten  wie 
Apollodoros  von  Damaskos^)  aus  Syrien  stammten,  beweist  die  syrische 
Sprache,  welche  die  Wörter  palatium,  balneum  und  triclinium  aufnahm. 

Das  Kunstgewerbe  Syriens  0)  behauptete  eine  angesehene  Stellung. 
Durch  Schriftstellerzeugnisse  wie  durch  Fabrikstempel  steht  fest,  dass  die 
sidonischen  Glasfabriken  für  das  ganze  Reich  arbeiteten;^)  es  scheinen 
ihnen  wahre  Kunstwerke  gelungen  zu  sein.^)  Ebenso  dauerte  die  Bunt- 
weberei fort*)  und  überdies  hatte  Syrien  die  Spezialität  der  Silberstickerei ;  ^®) 
von  der  Töpferei  werden  die  Terrakotten  Gazas  erwähnt.*»)  Die  Metali- 
arbeit stand  nach  den  Münzbildern  auf  einer  respektabeln  Stufe.  >')  Die 
Juwelierkunst  mag  noch  von  den  Erinnerungen  der  Seleukidenzeit  ge- 
zehrt haben.  Der  grosse  Cameo  mit  der  Apotheose  des  Augustus  soll 
aus  Palästina  stammen.  >^)  Der  Talmud  erwähnt  öfter  eine  „Stadt"  oder 
„Jerusalem  von  Gold*,  vermutlich  ein  mauerartiges  Diadem.^*) 

370.  Jenseits  des  Euphrat  hatten  bereits  die  Parther  ein  politisches 
Gegengewicht  zum  römischen  Reiche  geschaffen,  ohne  ihrer  Macht  auch 
ein  höheres  Ansehen  gewinnen  zu  können.  Was  wir  über  ihre  Denkmäler 
wissen,  ist  S.  690  f.  zusammengestellt.  Als  im  Jahre  226  n.  Chr.  das  Reich 
der  Sassaniden  erstand,  1*)  bedeutete  dies  mehr  als  einen  Wechsel  der 
Dynastien,  Persien  erhebt  sich  jetzt  vielmehr  zu  einem  selbständigen 
Faktor  in  der  Kulturgeschichte.  Die  griechische  Sprache  erscheint  nur 
anfangs  noch  nebenbei  auf  den  Münzen,  räumt  aber  dann  dem  Pehlevi 
vollständig  den  Platz.  Die  Sassaniden  wollen  altpersische  Religion  ^^)  und 
den  Thron  der  Achämeniden  wieder  herstellen  und  weisen  ihre  Künstler 
auf  die  Ausläufer  der  altpersischen  Kunst  unter  Artaxerxes  DI.  hin 
(S.  657),  wie  sie  auch  die  Paläste  von  Persepolis  restauriert  zu  haben 
scheinen;  1')  auch  bei  ihnen  standen  die  Künstler  unter  einem  Hofbeamten,*®) 


')  Flüchtiges  Votivrelief  aus  Irapta: 
Rbnan  T.  31;  ornamentiert  z.  B.  Renan 
T.  44,  1. 

*)  Aus  Sidon  Renan  T.  43, 4—9;  S.  684,  e. 

^)  Hervorragender  Sarkophag  aus  Sidon : 
AZ.  6,  313  ff. 

*)  Mehrere  in  Bftlktz  am  Euphrat:  Sa- 
CHAU,  Reise  S.  177  f. 

^)  Bhunn,  Künstler  2,  340  f. 

')  Über  die  Zünfte  J.  Öhler,  Eranos 
Vindohonensis  S.  276  ff.;  Sidon:  Strab.  15, 
2,  757;  Plin.  n.  h.  5,  19;  Angaben  des  Tal- 
mud: Louis,  Tr.  b.  a.  8,  398  ff. 

')  S.  223. 

^)  Achilleus  Tatios  (2, 3)  beschreibt  einen 
figurierten  Mischkrug  aus  , gegrabenem* 
Glas. 

»)  Heliodor.  7,  19. 

><>)  Joseph,  ant.  19,  344;  Philo  de  vita 
ant.  6  (V  330  Tzsch.). 


*0  Steph.  Byz.  rdZa  (xigafioi), 

12)  Z.  B.  Münze  von  Caesarea:  AZ.  1869 
T.  23,  2;  Kupferschmid:  2  Tim.  4,  14;  — 
Bleisarg  mit  Figuren:  Pebbot  III  F.  123 
(bekleidete  Psyche). 

^^)  S.  746;  die  Johanniter  schenkten  ihn 
Philipp  dem  Schönen  von  Frankreich. 

'*)  Tr.  b.  a.  8,  405. 

^^)  Über  parthische  und  sassanidische 
Kunst  Fbiol,  Monatsschrift  für  den  Orient 
XVII  Nr.  11.  12;  über  die  Sassanidenzeit 
DiBüLAFOT,  Part  antique  de  la  Perse  Bd.  V.; 
Silvestbb  de  Saoy,  sur  diverses  antiquit^s 
de  la  Perse. 

'^)  Bknfey,  Ztsch.  d.  deutschen  morgenl. 
Ges.  8,  450  f. 

^')  Pehleviinschriften  im  Palaste  des 
Dareios:  Stolze,  Persepolis  1,  49. 

>»)  Sozomen.  2,  11. 


Kap.  X,    Die  griechiach-rOmisohe  Zeit.    (§  870.) 


769 


Die  Feuerreligion  war  der  Kunst  nicht  eben  förderlich;  doch  wurde  der 
strenge  Dualismus,  wie  ehedem,  durch  Ausnahmen  durchbrochen.  Der 
Gott  Mithras  und  die  Anähita  sind  anthropomorphe  Gottheiten,  >)  wenn 
auch  Zoroaster  selbst  dem  ersteren  eine  natürliche  Grotte  mit  blossen 
Symbolen  geweiht  haben  soll.*)  Da  aber  eigentliche  Tempelbilder  fehlten, 
hatte,  soviel  wir  wissen,  die  Rundplastik  nur  Puppen  von  Toten  für  die 
fürstliche  Leichenklage  zu  schaffen.')  Als  selbständige  Skulpturen  sind 
die  königlichen  Felsskulpturen  zu  betrachten,  *)  deren  Stil  an  das  Treiben 
und  Granulieren  von  Goldblech  erinnert;  wir  sehen  den  König  meist  zu 
Pferd  vor  Ormuzd  oder  vor  Huldigenden,  oder  mit  ausgespreizten  Knien 
auf  dem  Throne  sitzend.  Stilisierung  des  Haares,  die  platte  Projizierung 
des  Oberkörpers  und  auch  die  Zonengliederung  ^)  weisen  in  eine  ferne 
Zeit  zurück,  wogegen  anderes,  z.  B.  die  grundlos  wegflattemden  Gewand- 
zipfel, zu  der  Zeitrichtung  stimmt.  Während  diese  Felsenreliefs  einen 
alten  Königsbrauch  erneuern,  ist  die  eigentlich  höfische  Kunst  die  Malerei. 
Der  Religionsstifter  Mani  heisst  Maler,  doch  wissen  wir  über  seine  Werke 
nichts,  wohl  aber  dass  jeder  Sassanidenkönig  bei  seinem  Tode  gemalt  und 
das  Bild  in  dem  Thronschatz  hinterlegt  wurde;  eine  Chronik  vereinigte 
eine  solche  KönigsgaUerie  auf  Purpurgrund.  ^)  Wahrscheinlich  hat  die  per- 
sische Miniaturenmalerei')  ihre  Wurzeln  bereits  in  dieser  Zeit.  An  den 
Wänden  der  Sassanidenschlösser  sah  man  Bilder  von  Königen,  Kriegs- 
szenen und  Gelagen  aufgemalt.^)  Sonst  dürften  die  Bauten  nur  durch  die 
Bauformen  und  die  Kostbarkeit  der  Stoffe  geziert  gewesen  sein;  so  sagt 
Firdusi  von  einem  Feuertempel :  „mit  hohen  Kuppeln,  hohen  Wänden,  mit 
Seitenhäusem,  Nischen  und  mit  Blenden.*  ^)  Die  Steinbauten  können  nicht 
ansehnlich  gewesen  sein,  weil  man  grössere  Quadern  „Steine  der  Diws*" 
nannte.*®)  Die  Perser  bedienten  sich  eben  nach  babylonischer  Art  der 
Ziegel.  Gebaut  wurde  sehr  viel.  Die  Chronisten  verzeichneten  von  jedem 
König  seine  Bauten,**)  z.  B.  schreiben  sie  dem  Chosroes  I.  ein  sieben- 
stöckiges Schloss  zu,*')  dessen  Idee  wohl  von  den  Stufentempeln  Babylons 
herkam. 

Am  persischen  Hofe  blühten  natürlich  auch  die  Luxusgewerbe.  Wie 
die  Reliefs  überreichen  Goldschmuck  zeigen,  so  sprechen  die  Schriftsteller 
von  Möbeln,  die  mit  edlem  Metall  imihüllt  sind.*^)  Wie  unter  den  Achä- 
meniden,  ragte  bei  Festen  über  dem  Königsthron  ein  Baum  von  Silber 
mit  goldenen  Ästen,  mit  Blüten  von  Rubinen,  Früchten  von  Carneol  und 


*)  WiNDiscmcANir,  die  persische  Anähit& 
S.  31. 

'^)  Eubulos  bei  Porphjrr.  de  antro  njmph.  6. 

')  Ammian.  19,  1,  10.  Die  Zeit  einiger 
Bronzen  (Gatlus  V  T.  31)  ist  noch  zu  be- 
stimmen. 

*)  DiETJLAPOY  5, 113  ff.  T.  14—21 ;  Stolzb, 
Persepolis  T.  100— 104.  115—22.  138-46. 

*)  Stolze  T.  140  VI. 

')  GuTSCHXiD,  kleine  Schriften  3,  150  f. 

';  Frakklin,  voyage  du  Bengal  ä  Ghiraz 
1,  110  f.  ed.  Langl^s;  v.  Hamkeb,  Schirin, 
Lpg.  1809  S.  XXII. 

8)  Firdusi  111  4  gg.  E.  IX  25.  X  30;  vgl. 

Hftndbaoh  der  kla«.  41tertninawlMenacli«rt  Vi. 


Themist.  or.  24,  p.  306  b. 

<>)   X  34  SOHACK. 

")  Firdusi  XII  9. 

^*)  GüTSCHKiD,  kleine  Schriften  3,  38  ff. 

*^)  GuTSCHMiDy  kleine  Schriften  3, 11  f.; 
s.  auch  S.  768,  ir ;  «Geschichte  des  Artachgtr" 
S.  48  NöLDBKE  (künstlicher  Teich  mit  vier 
Kanälen  und  Tunell  einer  Wasserleitung). 

*3)  Silberne  Tische  und  Ruhebetten : 
Zosim.  3,  25  a.  E.;  silberne  Urnen :  Ammian. 
19,  2,  1 ;  bei  den  Parthem  durfte  nur  der 
König  auf  einem  goldenen  Bette  schlafen 
(Joseph,  ant.  lud.  20,  67). 


49 


770 


Slassisohe  Kuuitarohäologie.    IL  GoBohichte  der  alten  Kniist. 


Saphir,  und  smaragdenem  Laube,  woraus  goldene  Orangen  und  Quitten 
hervorglänzten.  ^)  An  der  Decke  des  Saales,  wo  der  König  Recht  sprach, 
schwebten  vier  goldene  Vögel,  „die  Zungen  der  Götter*.*)  Die  Tiara  war 
ein  mit  vielen  Edelsteinen  besetzter  Widderkopf  von  Gtold.*)  Mehr  als 
ein  silberner  Becher  veranschaulicht  durch  seine  vergoldeten  oder  farbig 
eingelegten  Bilder  die  sassanidischeCiselierkunst;^)  auch  in  Persien  scheinen 
Thonimitationen  mit  Reliefs  vorgekonmien  zu  sein.<^)  Über  Persien  ging 
der  Edelsteinhandel,  ^)  weshalb  auch  die  Kunst,  die  Steine  zu  schneiden, 
fleissig  betrieben  wurde;  hiedurch  sind  zahlreiche  Siegelsteine  und  einige 
Cameen  geblieben,'')  freilich  muss  man  die  zahlreichen  Fälschungen  aus- 
sondern. Gleich  dem  Abendlande  verwendet  der  Orient  den  Schmelz 
reichlich  zum  Schmuck.^)  Bunte  Gewänder  und  Teppiche  waren  noch  der 
Stolz  Babylons,  ^)  hier  erschien  überhaupt  der  König  im  höchsten  äusseren 
Glänze.  >o) 

371.  Der  Osten  hängt  mit  dem  Sassanidenreiche  enge  zusammen, 
weil  die  zoroastrische  Religion,  der  Glaube  der  Mandäer  und  der  Bud- 
dhismus um  die  Völker  ein  gemeinsames  Band  schlangen.  Am  Anfang 
dieser  Periode  ist  von  Alexanders  Werk  nicht  viel  mehr  als  der  blosse 
Name  der  Javanas  geblieben.*^)  Dafür  knüpfen  nun  die  Römer  Verbin- 
dungen an,  deren  älteste  unter  Augustus  statthatten;  denn  ein  grosser 
Teil  des  Indienhandels  ging  über  Alexandrien.  Auf  diesem  Wege  entsteht 
in  Indien  eine  Kunstrichtung,  welche,  fälschlich  indogriechisch  genannt, 
an  die  Kunst  der  Kaiserzeit  sich  anschliesst.^*)  Die  selbständige  Rund- 
plastik bringt  fast  nur  Buddhafiguren  hervor;  wenn  sie  auch  die  Lehren 
der  Buddhapriester,  welche  allmählich  32  grosse  und  80  kleine  Körper- 
schönheiten des  vergötterten  Meisters  austüfteln,  ^^)  nicht  ganz  missachten 
darf,  schwebten  den  indischen  Künstlern  doch  augenscheinlich  Knaben- 
statuen des  Abendlandes  vor,  nur  dass  die  meisten  nach  indischer  Art 
mit  untergeschlagenen  Beinen  dasitzen  und  die  Warze  über  der  Nase 
haben. ^^)  Jedenfalls  hat  man  Buddha  schon  damals  aus  Bronze  und  Mes- 
sing gebildet.*^)    Manche  Steinfiguren  mögen  zu  Bauten  in  Beziehung  ge- 


»)  Firdnsi  Xll  17. 

«)  Philostr.  V.  Apoll.  1,  25. 

')  Ammian.  19,  1,  3. 

*)  Im  Louvre,  Jagd  des  Chosroes  II. , 
aus  der  Zeit  des  Königs  Firuf  (458—88): 
LoNOPi&HiEB,  A.  15,  98  ff.  mit  M.  III 41 ;  Ra.  1, 
264  m.  Abb.;  Dibulafot,  l'art  5,  103  (ver- 
goldet); Chosroes  thronend  zwischen  reli- 
giösen Symbolen :  DiEULAPOY  V  T.  22  farbig 
(rot,  grün  und  weiss  auf  Gold). 

^)  Propert  4,  5,  26  pocula  Parthis  focis 
cocta. 

•J  Octavianus  Anth.  211,  104;  S.  193. 

')  Siegelsteine :  Gobikeau,  Ra.  n.  s.  27, 
111  f.  T.  4.  5.  28,  37  f.;  Lajard,  culte  de 
Mithra  ö.  bes.  T.  43  f.;  £.  Thomas,  J.  r.  as.  s.  s. 
13,  414  ff.  T.  3;  Dieulapoy  V  124;  Berliner 
Museen:  Mitteil,  aus  den  oriental.  Samml., 
4.  H.  (v.  G.  Steindorpp)  1891  m.  Tafeln; 
Cameo  mit  dem  gefangenen  Valerian  im 
Pariser  Cabinet    des    mädailles:    Babelon, 


cab.  (S.  52). 

^)  De  LmAS,  les  origines  de  r^maillerie 
cloisonnöe  I  T.  1,  vgl.  2,  465. 

*^)  Plin.  8,  74;  Xen.  Enhes.  1,  8,  2.  8; 
Herodian.  4,  11,  8;  Nonn.  Dion.  40,  301  f.; 
vgl.  RiEOL,  altorientalische  Teppiche,  1891 
S.  109  ff. 

*®)  Adrianos,  ueXhij  4. 

'*)  Felseninschriften  aus  dem  1.  Jahr- 
hundert n.  Chr.:  Arch.  survey  of  western 
India  X  32.  43.  55. 

•2)  CüETius,  AZ.  1875,  90  ff.;  V.  Smith, 
J.  as.  s.  of  Bengal  58,  1,  107  ff.;  GbGnwbdbl, 
buddhistische  Kunst  S.  78  ff.  (er  nennt  die 
Arbeiten  Gftndh&ra-Skulpturen  nach  dem 
Hauptfundorte) ;  Proben  in  Berlin  u.  Leipzig. 

^»)  E.  BüBKOUF,  Lotus  p.  553  ff.;  Grün- 
wedel a.  0.  8.  120  f. 

^*)  Gbönwedel  Fig.  48.  49.  50.  54.  57. 
68.  70. 

^^)  Die  S.  692  erw&hnten  kupfernen  Fi- 


r 


Kap.  X.    Die  giieoblBoh-rOmiBche  Zeit.    (§  371.) 


771 


standen  sein;  ganz  besonders  entwickelt  sich  jedoch  die  Reliefskulptur 
schon  deshalb,  weil  sie,  wie  in  Rom,  Steinplatten,  Backsteine  ^)  oder  einen 
anderen  geringen  Stoff  verkleideten.  Wieder  ist  es  Buddha,  dessen  Le- 
gende den  Hauptstoff  liefert.  Diese  Reliefs  erinnern  häufig  an  Sarkophag- 
reliefs ;^)  mehrmals  tritt  aber  über  den  von  Omamenti'eihen  eingefassten 
Uauptfries  ein  zweites,  etwas  niedrigeres  Bild.^)  Andere  sind  nach  der 
Art  des  Severusbogens  mehr  hoch  als  breit  perspektivisch  komponiert.*) 
Endlich  aber  kommt  auch  die  Zerlegung  in  einzelne  kleine  Felder  vor, 
die  wir  an  den  pyramidalen  Grabtürmen  und  denMithräen  gefunden  haben.  ^) 
Unmittelbar  an  diese  Schule  knüpfen  zwei  andere  an,  welche  beide  mit 
der  Sassanidenkunst  Verwandtschaft  zeigen.  Das  Charakteristikum  der 
einen  ist  der  persische  Schnurrbart  in  Verbindung  mit  einer  sorgfältigen 
Frisur,^)  während  die  andere  regelmässige  Löckchen  aufweist.'')  Indem 
aber  das  Sassanidenreich  den  Landverkehr  mit  den  Römern  ganz  abschneidet 
und  selbst  Vorbild  sein  kann,  gerät  die  römisch-griechische  Grundlage  in 
völlige  Zersetzung,  und  zugleich  befördern  die  eindringenden  spät-persi- 
schen Elemente  die  Bildung  einer  phantastischen  Kunst,  die  man  gewöhn- 
lich unter  indisch  versteht.  Ihre  ältesten  Denkmäler  gehen  also  mit  Not- 
wendigkeit nicht  über  das  dritte  christliche  Jahrhundert  zurück  und  voll 
entwickelt  steht  der  nationale  Stil  erst  im  fünften  da.  Hier  kommt  es 
nur  darauf  an,  die  fremden  Bestandteile  nachzuweisen.  Aus  dem  römi- 
schen Reich  bezog  man  z.  B.  die  korinthischen  Kapitelle,  Eckfiguren  an 
Kapitellen  und  Konsolen,^)  Reihen  von  Kymatien  und  die  Aedicula  um 
Götterbilder, ')  Eroten  mit  Ranken,  schwebende  Gestalten  mit  bogenförmig 
flatterndem  Gewände,  omamentale  Sirenen  und  Typhone,  schwebende 
Genienpaare  zu  den  Seiten  der  Hauptperson  und  Medailloneinrahmung  der  Fi- 
guren ; ^^)  ebenso  ist  die  Basilikaform  mit  Apsis  nicht  zu  vergessen.*')  Wo- 
her die  Inder  diese  Anregungen  empfingen,  lehren  uns  die  Akten  des 
Apostels  Thaddaeus,  welche  darauf  beruhen,  dass  ein  indischer  König 
einen  Baumeister  in  Jerusalem  anwerben  will;  desgleichen  zeigen  die  or- 


gnren  gehören  wobl  eher  in  diese  Zeit.  Über 
Einfuhr  von  Kupfer  und  Blei  Plin.  34,  17. 

')  Z.  B.  in  Mathura. 

-)  GbCnwedbl  f.  33.  37.  44;  vgl.  30.  35. 
36.  67.  71. 

»)  GRümvBDBL  P.  26.  41. 

*)  Gbümwedbl  f.  29. 

^)  Grotten  von  Ajant& :  Tnscriptions 
T.  15,  2.  19.  23,  1.  24.  25.*  27  u.  ö.;  Nasik, 
Gautampiutra:  Cave  temples  T.  20. 

*)  Buddhastatnen :  GbCnwedel  F.  53. 
55.  69;  Relief:  das.  F.  40.  Alle  diese  Skulp- 
turen sind  aus  dem  Sw&t-Gebiete. 

^)  Buddhaköpfe:  Gn^imEDBL  F.  52.  51 
(einst  durch  Farbe  ausgeführt);  Relief:  das. 
F.  42. 

^)  Korinthische  Kapitelle :  Ajantft  XXIV. 
(Tnscr.  57).  XXI.  (das.  T.49, 1);  Nasik,  XV. 
(Cave  temples  T.  21,  3);  Elurä,  Kailftsa  (Cave 
T.  T.  84, 1—3);  Eckfiguren:  Ajantft  II.  (Inscr. 
T.  22).    XXVI.   (das.  59);  Konsolen:  Ajantft 


XXVI  (Inscr.  59). 

»)  Kymatien:  Ajantft  I.  (Inscr.  T.  18, 1); 
Aedicula:  das.  XIX.  (Inscr.  T.  30). 

*^)  Ranken  mit  Eroten:  Dschuuagarh, 
(Cave  t.  T.  3,  3 ;  Gbünwedel  F.  45) ;  schwe- 
bende Gestalten:  Elurft,  Viävakarma-Grotte 
(Cave  temples  378);  Sirenen:  Ajantft  XVI 
(das.  T.  45,  3);  Typhone:  Dschamalgiri  (das. 
S.  138);  Genienpaare:  Ajautft  II.  (Inscr.  T. 
22).  IV  (T.  23,  3).  VII  (T.  27).  XIX  (T.  30); 
Kanheri  XXXV  (Inscr.  65  u.  66;  Cave  templ. 
S.  X);  Karlö,  Chaitya  (Cave  t.  T.  14);  Kon- 
divte  IX  (Inscr.  T.  43, 1);  Elurft,  Par^wanftti: 
Cave  t.  T.  86;  verdoppelt  Ajantft  XXIV 
(Cave  t.  T.  86);  verdoppelt  Ajantft  XXIV 
(Cave  t.  157);  Medailloneinrahmung:  Ajantft 
XXIV  (Tnscr.  57),  umgebildet  das.  I.  (Inscr. 
T.  20).  IV  (T.  24).  V  (T.  25)  u.  ö. 

")  Ajantft  X  (Cave  t.  T.  28,  2).  XIX 
(das.  T.  37,  i).  XXVI  (das.  T.  37,  2);  Kan- 
höri  (Cave  t.  T.  53);   Karle  (Cave  t.  T.  11), 

49  • 


772 


KUHiaoh«  KtmatataUologie.    U.  GoBohioht«  der  Riten  EniuL 


nomentalen  Stufenpyramiden  >)  und  die  gnomenhaften  Träger ')  syrisch- 
figyptische  Yorbilder  an.  Auf  das  alte  Peraien  führten  wir  manches  zurück, 
wiewohl  es  mfigüch  ist,  dass  die  persische  Renaissance  auch  altpersisches 
hereingebracht  hat,  wie  Kapitelle  mit  Stiervorderteilen, ^}  grosse  Rosetten*) 
und  Sternblumen,  stilisierte  LOwen  in  der  verschiedensten  Yerwendiing,  ^) 
Mannslöwen  ^)  und  geflügelte  Tiere.  ^)  Das  Fremde  erfährt  im  l4mde 
manchmal  eine  nationale  Umbildung:  Pfeilerkaryatiden  sind  in  Btyaderen 
umgewandelt,  *)  Seepferde  in  Meeretephanten, ')  aus  den  Stierkapitelleo 
werden  Elephantenkapitelle '°)  u.  s,  w. 

Über  indische  Malerei  wird  nichts  berichtet;  Wandgemälde  sind  vor 
dem  fünften  Jahrhundert  kaum  erhalten,  dagegen  entwirft  PhüostratoB 
von  historischen  Wandbildern,  die  aus  verschiedenfarbigen  Metallen  zu- 
sammengesetzt sind,  eine  anschauliche  Schilderung. ' ')  Das  indische  Kunst- 
gewerbe existiert  fOr  den  Westen  nicht.  Wenn  es  heisst,  die  Leichen 
seien  mit  Glas  umschmiert  worden,  ^')  so  hat  man  wohl  an  Email  zu  denken. 
Die  Drachenform  der  Feldzeichen  >>)  stammt  aus  Persien.  Datierbare  Anti- 
caglien  vermisse  ich;  denn  die  offiziellen  Tbonsiegel  mit  Wappenfignren 
sind  nicht  mit  voller  Sicherheit  Über  das  fünfte  Jahrhundert  zurüdt  zu 
datieren. 

Die  indisch-persische  Kunst  verbreitete  sich  nach  China,'*)  welches 
verschiedenemale  mit  den  Römern  verkehrte,")  aber  doch  zunächst  auf 
Persien  angewiesen  war;  leider  ist  meines  Wissens  kein  Gegenstand,  der 
vor  das  10.  Jahrhundert  fiele,  erhalten.  Japan  ist,  archäologisch  betrachtet, 
ein  noch  jüngeres  Land.  Gegen  Südosten,  von  Indien  aus,  reiht  sich  Hintei^ 
Indien,  vor  allem  Kambodscha  (Khmer)  an,*«)  sodann  der  hinterindische 
Archipel.!')  £>ie  persische  Adlernase  ziert  die  Holzidole  der  Papuas  wie 
die  Holzgötzen  der  Guanoinseln  und  die  6old£guren  von  Peru.  Die  ver- 
hältnismässig junge  Kunst  Amerikas  ist  durchaus  von  Ostasien  und  damit 
von  den  Kulturcentren  der  alten  Welt  abhängig. 

Im  Norden  Persiens  erstreckt  sich  das  persische  Kulturgebiet  Über 
Armenien,  das  den  Überschuss  seiner  Bevölkerung  an  Mesopotamien  ab- 
gab,iB)  weit  in  das  Skythenland  hinein,  wofür  persische  Kleidung  und 


<)  AuBiita:  Cave  teiiip1«s  T.  I,  1.  2. 

')  Äjanta  VU.  (Inaw.  T.  27).  XV  (T. 
29.  1).  XIX  '(T.  30);  ChftityH-Grotte  in  Kan- 
heri:  Cave  temples  S.  351  Abb. 

')  S.  626. 

•)  Z.  B.  Ajanta  I.  (Iiibot.  T.  18,  3);  .QbOs- 
wBDEL  Fig.  3;  Schaft  mit  Rosetten;  Aouita 
(Cave  templea  74  m.  Abbj. 

')  Kopf:  Ajaota  I.  (loser.  T.  W,  1); 
LOwenreiterr  das.  I.  {Inscr.  T.  18,  1).  IV 
(dae.  T.  24);  QbCiiwbdbl  Fig.  8. 

')  An  Kapitellen  von  Naeiic  VKI.  {Cave 
t  T  28  3) 

')  Cave  temples  T.  16;  GrOnwbdel  Fig.  5. 

")  Survey  III  T.  4. 

*j  AZ.  33,  93  abgeb. 

'")  Ele ph an tenschfldel  vertreten  die  Bn- 
kranien  (Die  Chrya.  79,  i). 


")  Vita  Apoll.  2, 20  ff. 

")  Laci&D.  de  luctu  21. 

")  Saidaa  'Ivdol. 

")  SiAN.  JuuBH,  indnatries  ancieimefl  et 
mod.  de  l'empire  chinoia,  Paris  1869;  A. 
PnzKAtEB,  Ennatfertigkeiten  n.  £QnBto  der 
alten  Cbineeen,  Wiener  Akad.  1871. 

")  Bbin«ui>,  relations  politiqnee  et  com- 
nerciales  de  l'emp.  rom.  avec  TAsie  Orient., 
Paria  1863;  Fa.  Hibth.  Verb.  d.  Ges.  f.  Erd- 
kunde zu  BerUn  1889  Nr.  1. 

'*)  SoLni,  lea  arte  inäcannna;  BASTiAf, 
VQlker  des  Ostl.  Aeiens  1,393  ff.  IV  K.  2.  3; 
Lbobaiid,  la  nonvelle  sociäte  indocbinoise, 
Paria  1878. 

")  8.  88. 

»)  Tacit.  A.  3,  34  a.  E.  Über  den  Anft- 
hitakult  WitiDiacttMAVti,   d,  per»,    


r 


Kap.  XI.    Die  oströmiache  Zeit    Erneate  Herraohaft  des  Orienta.    (%  372.)     773 

Buntstickerei  zeugen.  >)  Dortselbst  gehen  aber  zugleich  vom  Meere  neue 
Ideen  zur  Dekoration  aus.*)  Im  Süden  dagegen  nahm  Arabien  eine  et- 
was isolierte  Stellung  ein.  Man  interessierte  sich  dafür,  weil  dort  mit 
dem  einheimischen  Gold  an  Kleidern  und  Einrichtung  grosser  Luxus  ge- 
trieben wurde.')  Mit  Ägypten  stand  das  Land  in  fortwährendem  Zusam- 
menhang, ^)  ebenso  natürlich  mit  der  Provinz  Arabia ;  ^)  einen  Inschriften- 
stein, dessen  Oberteil  die  Form  eines  Elephanten  mit  zwei  Schlangen  da- 
rüber hat,*)  würde  man  ohne  die  Inschrift  wohl  nach  Indien  versetzen. 
Götterbilder  scheint  die  Religion  an  Stelle  der  alten  unförmlichen  Steine  ^) 
nicht  gestattet  zu  haben.  Dagegen  mag  einige  profane  Plastik  vorhanden 
gewesen  sein.®) 

Litteratur:  Verbältnismässig  am  aasftlhrlichsten  behandelt  H.  Mbtbr,  Goethes  Be- 
rater, in  seiner  Kunstgeschichte  des  Altertums  die  Kunst  der  Kaiserzeit;  OrBSBBCK,  Plastik 
n  M28  ff.;  K.  Fr.  Hebmann,  über  den  Kunstsinn  der  Römer,  Gott.  1856. 


Kap.  XL    Die  oströmisehe  Zeit:  Erneute  Herraohaft  des  Orients. 

(284—1204.) 
T.  20. 

372.  Der  alten  Kunst  hat  nach  der  gewöhnlichen  Annahme  das 
Christentum  ein  Ende  bereitet,  weshalb  zuerst  zu  untersuchen  ist,  wie 
sich  das  Christentum  zur  antiken  Kunst  verhält.^)  Es  wäre  von  den 
Christen  jener  Zeit,  wo  das  Heidentum  herrschte  oder  wieder  zu  herrschen 
hoflfte,  zuviel  verlangt,  wenn  sie  freundlich  auf  die  religiöse  Kunst  ihrer 
Gegner  blicken  sollten.  Sie  verabscheuten  die  Götzenbilder  und  die  von 
denselben  lebenden  Künstler,  zumal  so  fanatische  Geschäftsheiden  wie  den 
Silberschmied  von  Ephesos,  jedoch  nicht  die  Kunst.  Man  verbot  den  be- 
kehrten Künstlern  nur  Werke,  die  dem  heidnischen  Kultus  dienten,  wäh- 
rend alles  dekorative  gestattet  war ;  danach  handeln  die  Quatuor  coronati, 
welche  trotz  ihres  Bekenntnisses  dekorative  Götterfiguren  anfertigen.*®) 
Nach  dem  gleichen  Grundsatze  behandelten  die  christlichen  Kaiser,  wie 
wir  sahen   (S.  22),  die  bereits  vorhandenen  Götterbilder.    Was  aber  die 


IJayer.  Akad.  VIII  1,  27;  berühmter  Tem- 
pel in  Akilisene:  Gabdthausbn,  Augnstas  2, 
166  f.,  abgeb.  auf  Münzen  des  pontischen 
Zela:  Num.  chron.  1843  V.  184;  die  goldene 
Statue  ist  angeblich  auf  einem  persischen 
Stater  von  Amastris  abgebildet  (Hbad,  historia 
S.  432  F.  266).  Auswanderung:  Philostr.  v. 
Apoll.  1,  20-38. 

')  Kleidung;  Mela  2,  1;  Tac.  Germ.  17; 
vgl.  Paradox.  Vat.  50;  Stickerei:  Claud.  1. 
Stil.  1,  157. 

^)  Silbergefäss  aus  dem  Gouv.  Perm: 
abg.  CR.  1867  S.  209  u.  Schbeibeb,  alex. 
Toreutik  S.  325  (Fischereibild). 

^)  Ausser  Artemidoros  s.  Dion.  Perieg. 
953. 

*)  Serv.  Verg.  G.  1,  57. 

^)  Im  Hauran  wurde  ein  himjaritisches 
Siegel  gefunden:  Tr.  b.  a.  5,  445  f. 

ö)  Tr.  b.  a.  4,  197. 


7)  Diod.  1,27;  Eaaba;  von  Edrisi  in 
der  Stadt  Barba  gefunden. 

")  Weiblicher  Porträtkopf  aus  Marmor: 
Tr.  b.  a.  2,  7 ;  Vorderteil  eines  Luchses  mit 
Weinlaub  und  Epheu,  aus  Bronze:  Tr.  b.  a. 
a.0. 

»)  S.  Vögelin,  über  d.  Verh.  d.  Christen 
z.  bild.  Kunst  während  der  ersten  vier  Jahr- 
hunderte, Basel  1872;  J.  P.  Richtbb,  christ- 
liche Architektur  u.  Plastik  in  Rom  vor  Kon- 
stantin d.  Gr.,  Jena  1872;  Fb.  X.  Kbaus,  d. 
christl.  Kunst  in  ihren  Anfängen,  Lpg.  1873; 
H.  Reidblbacb,  über  den  Zusammenhang  d. 
christl.  Kunst  mit  d.  antiken  I.  Diss.  von 
Würzburg  1881.  Gegen  den  vermeintlichen 
Kunsthass  (Gbükeisbn,  Kunstblatt  1831  Nr. 
29  S.  115  f.)  8.  PiPBB,  Symbolik  I  1,  1  flF. 

>o)  Tertull.  adv.  Marcion.  2,  22;  Hake- 
BEBG,  canones  S.  Hippolyti  Arabici  p.  69;  db 
Rossi,  Bcrist.  1879,  45  ff. 


774 


KlasaiBche  Konatarchäologie.    II.  Geschichte  der  alten  Kunst. 


auf  die  christliche  Religion  bezüglichen  Werke  anlangt,  ^)  ist  der  Gedanke', 
dass  alles  Herrliche  auf  Erden  Gott  gebühre,  so  alt  wie  das  Christentum» 
zumal  da  die  Psalmen  den  Schmuck  des  Gotteshauses  predigten ;  *)  diesem 
Zweck  konnten  alle  Künste,  die  Plastik  nicht  ausgeschlossen/)  nützlich 
sein.  Darüber  waren  allerdings  die  Ansichten  geteilt,  ob  man  die  Gott- 
heit darstellen  ^)  und  die  Kirchen  den  Tempeln  angleichen  dürfe.  ^)  Kunst- 
feindlich dagegen  waren  nur  Sektierer^)  und  excentrische  Leute  wie  Ter- 
tullian ;  ^)  der  grosse  Bildersturm  im  oströmischen  Reiche  ging  von  Juden 
und  Arabern  aus  und  führte  dann  zu  einer  glänzenden  Reaktion  unter 
Basilios  I.  (867 — 886).  Die  christliche  Kunst  macht  mithin  in  der  Welt- 
geschichte nicht  Epoche,  sondern  ihre  Anfänge  bestehen  dariui  dass  die 
herkömmlichen  Techniken  und  Typen  allmählich  inmier  mehr  auf  christ- 
liche Stoffe  angewendet  werden.  Wir  haben  sogar  eine  Ehrenstatue  für 
den  Gegenpapst  Hippolytus  (217 — 235)  zu  verzeichnen.  8)  Im  übrigen 
machte  sich  erst  das  Staatschristentum  in  der  Kunstgeschichte  fühlbar. 
Nun  konnten  ja  die  zahlreichen  Koncilien  und  Synoden  gelegentlich  auch 
die  religiöse  Kunst  mit  Vorschriften  bedenken^)  und  die  Form,  welche 
das  Ghiistentum  am  Autokratenhofe  erhielt,  teilte  sich  natürlich  dem 
ganzen  offiziellen  Schaffen  mit;  weil  also  das  ideale  Leben  in  der  Askese 
besteht,  gilt  asketische  Magerkeit  für  echt  christlich  ^^)  und,  weil  der  Pro- 
phet vom  Messias  sagte,  er  werde  nicht  düster  noch  aufgeregt  sein,'^)  ist 
die  ideale  Miene  unbeweglicher  Gleichmut,  welcher  freilich,  wie  im  Leben, 
öfters  in  Säuerlichkeit  umschlug.  Trotzdem  darf  man  den  Einfluss  der 
Religion  nicht  überschätzen,  denn  der  grosse  Tross,  welcher,  abgesehen 
von  den  Heuchlern,  die  offiziellen  Konfessionsänderungen  hurtig  mitmachte, 
beliess  Askese  und  Gleichmut  den  Mönchen  und  zog  für  seinen  Geschmack 
die  private  Kunst  vor ;  dieses  gewöhnlich  ignorierte  Laientum  lassen  viele 
Gedichte  und  viele  Invektiven  der  Prediger  erkennen.**)  Für  die  äussere 
Erscheinung  holten  sich  die  feinen  Leute  ihre  Vorbilder  ganz  anderswo, 
z.  B.  waren  unter  Justinian  Miene  und  Auftreten  der  Gothen  vorbildlich.*') 
Bezüglich  des  Schönheitsideales  wollen  wir  notieren,  dass  nunmehr  die 
runde  Form  des  Antlitzes  den  Vorzug  erhält  und  rabenschwarzes  Haar 
und  durchsichtige  Blässe  des  Gesichtes  gefallen.*^) 

873.  Wenn  nun  die  offizielle  Anerkennung  des  Christentums  in  der 
Kunstgeschichte  keine  Epoche  macht,  wo  haben  wir  sonst  ein  wichtigeres 


')  LüDTKE,  d.  Bilderverehrung  u.  bild- 
lichen Darstellungen  in  den  ersten  christl. 
Jahrhunderten,  Freiburg  1874. 

^)  in  der  alten  Liturgie  der  griechischen 
Kirche  heisst  es:  'Aylnaov  lovg  dytmoivxttg 
jrjy  svTtQ^neiay  rov  otxov  ffov. 

>)  Ds  Rossi,  Bcrist.  1887,  136  ff. 

')  Origenes  nannte  sie  daxvf^axicxo^; 
zur  Zeit  des  Chrysostomos  wurde  in  Ägypten 
darüber  verhandelt. 

^)  Gyprian.  q.  idola  dii  non  sint  9. 

ö)  Z.  B.  Phot.  bibl.  cod.  114  p.  91  a  4B. 

'')  Idol.  3.  8.  25.  c.  Hermog.  1. 

»)  Lateran  Nr.  223  Fickeb. 

^)  Das  zweite  Konzil  von  Nicaea  (787) 


verlangte  kirchliche  Gensur  (Labbb,  concil. 
VII  col.  831-2). 

*^)  Schönheit  ist  wie  Reichtum  in  der 
y  erfolgungszeit  ein  Hindernis  des  Martyriums 
(Lb  Blaitt,  les  persecuteurs,  Paris  1893, 
Kap.  3). 

>')  Je8ai.42,4. 

»2)  Hieron.  ep.  II  9. 17.  20. 

'■)  Procop.  mst.  arc.  7. 

'^)  Rundes  Gesicht:  z.  B.  Anonymus  bei 
BoissoNADB,  Anecd.  4,  448  Z.  9;  Haar  mit 
Rabeneiem  gefärbt:  Mazaris  S.  150;  kry- 
stallene  Helle:  Legband  zu  Digenis  Akritas 
S.  280;  Proportionen  des  Menschen:  Aug. 
civ.  d.  15,  26  p.  115, 1  ff. 


Kap.  XL    Die  oatrOmisohe  Zeit:  Erneute  Hemohaft  dea  Orientii.    (§  378.)     775 


Moment  zu  finden  ?  Der  Orient  gehorchte  den  Römern,  ohne  die  Macht 
seiner  Geschichte  eingebüsst  zu  haben;  wie  die  Römer  jenseits  des  Eu- 
phrats  immer  und  immer  scheiterten,  so  richtet  sich  innerlich  der  Orient 
zu  neuem  Glänze  siegreich  auf.  Religion  und  Geld  wirken  zusanmien, 
dass  er  im  Reiche  das  Übergewicht  bekommt.  Syrien  erringt  sich  eine 
selbständige  Stellung  (S.  764)  und  syrische  Kaufleute  beherrschen,  im 
ganzen  Reiche  angesiedelt,  den  Handel;  die  Verehrung  des  Mithras  und 
des  Jupiter  Dolichenus  ist  die  letzte  wirkungsvolle  Emanation  des  Heiden- 
tums, für  den  syrischen  Sonnengott  erwärmen  sich  Kaiser^)  und  von  überall 
her  blicken  die  Christen  und  Juden  nach  dem  heiligen  Lande.  Während 
das  römische  Reich  durch  lange  dauernde  Anarchie  seine  Offensivkraft 
verliert,  wird  in  Persien  ein  Thron  aufgerichtet,  mit  welchem  der  Glanz 
des  Achämenidenreiches  wiederzukehren  scheint.  Diese  Konkurrenz  zwingt 
dann  die  römischen  Kaiser,  ihrerseits  Orientalen  zu  werden,  woraus  das 
Gottkaisertum  Diokletians  mit  seinem  orientalischen  Gepränge  und  die 
Verlegung  der  Residenz  nach  Nikomedien  und  Konstantinopel  folgt.  Dieses 
neue  Kaisertum  mit  seiner  Beamtenhierarchie  und  seinem  Caesaropapismus 
war  nicht  gewillt,  der  Kunst  freie  Bewegung  zu  gestatten.  Architekten, 
Maler  und  andere  kunstfertige  Männer  erhielten  fiir  sich  und  ihre  Ange- 
hörigen Privilegien,  sogar  Pensionsberechtigung, ')  dafür  mussten  sie  auch 
einem  kaiserlichen  Rufe  Folge  leisten.')  Die  öffentlichen  Bauten  standen 
unter  hohen  Staatsbeamten,  denen  ein  Regierungsbaumeister  beigegeben 
war,^)  und  das  Volk  musste,  wie  unter  den  Sonnenkönigen,  hart  frohnden.^) 
Vor  der  Bureaukratie  diokletianisch-konstantinischen  Systems  war  man 
nur  im  Kloster  sicher;  aber  eine  klösterliche  Kunst  gab  es  lange  nicht. 
In  den  alten  Klöstern  wird  zwar  die  Handarbeit  begünstigt,  jedoch  nur 
soweit  als  die  niederen  Stände  überhaupt  sich  darauf  verstanden,  z.  B. 
bauen  die  Mönche  ihre  Zellen  selbst  aus  Holz  oder  Steinen,^)  flechten 
Matten  u.  dgl.  Eine  Kunst  dagegen  wird  nicht  betrieben ; ')  Sticken  und 
Buntweberei  verbietet  Gaesarius  als  Beförderung  des  Luxus.®)  Als  aber 
die  Einrichtungen  des  weströmischen  Reiches  zusammenbrachen,  war  es 
mit  der  weltlichen  Kunst  wie  mit  der  weltlichen  Wissenschaft  so  gut  wie 
aus;  die  Kirche  rettete,  was  zu  retten  war  und  für  viele  Jahrhunderte 
fiel  nun  Bischöfen  und  Äbten  die  Leitung  der  monumentalen  Kunst  zu.^) 
Unter  Berücksichtigung  dieser  Momente  werden  wir  die  neue  Periode 
mit  der  diokletianischen  Verfassungsreform  von  284  beginnen.  Das  west- 
römische Reich  kommt  bald  ausser  Betracht,  doch  setzen  Theodorich,  die 
Vandalen  und  teilweise  auch  die  Westgoten  die  antiken  Traditionen  sorg- 
sam fort.    Dagegen  erhalten   sich  die  alten  Einrichtungen  im  oströmi- 


0  Ausser  Heliogabalus  auch  Aurelian 
(Zosim.  1,  61). 

«)  Cod.  Theod.  13,  4,  1-4.  35  (unter 
Konstantin  und  seinen  Nachfolgern)^  s.  dazu 
GoDOFBBDUB  V  p.  62  f.  od. '  Ritt.  Julian 
würdigt  einen  Maler  eines  Handschreibens 
(Brief  65). 

*)  Paneg.  4,  4  p.  119,  21  Bährbns. 

«)  Judiees  Cod.  Theodos.  XV  1,  2.  IX 
17,  2.  XV  1,  37.    Unter  Theodorich  sorgte 


ein  comes  fllr  Rom  (Caasiod.  var.  7,  6)  und 
ein  eigener  Beamter  für  den  königlichen 
Palast  (das.  7,  5).  Regierungsbaumeister: 
Cassiod.  var.  7,  15. 

^)  Lactant.  mort.  persec.  7. 

•)  Sulp.  Sev.  V.  s.  Martini  10,  4.  5. 

7)  S.  dens.  10,  6. 

0)  Regula  24. 

*)  Vgl.  RöHN,  d.  karolingische  Pfalz  zu 
Aachen,  Aachen  1889  S.  39  f. 


776 


KlasBische  KanBtarcliftologie.    H.  Geschichte  der  alten  Kunst. 


sehen  Reiche  bis  zur  Katastrophe  vom  Jahre  1204,  wo  das  echte  römische 
Reich  aufhört  und  mit  ihm  auch  alle  seine  Einrichtungen  für  Geistesbildung 
fallen,  während  gleichzeitig  die  oströmische  Hierarchie  machtlos  wird  und 
darum  nicht,  wie  einst  die  lateinische,  die  Beschützerrolle  in  Wissenschaft  und 
Kimst  übernehmen  kann.  In  jenem  Reiche  lebte  der  Römemame  fon  und 
wir  werden  gut  daran  thun,  wenn  wir  das  Wort  .byzantinisch"  vermeiden 
und  „oströmisch''  dafür  sagen.  In  jener  über  900  Jahre  umfassenden  Periode 
macht  die  Zeit  der  bilderstürmenden  Kaiser  (726 — 842)0  dadurch  Epoche, 
dass  ^ie  einen  guten  Teil  der  alten  Überlieferungen  vernichtet  und  Platz 
für  Neuerungen  schafft.  Bevor  wir  einen  Überblick  der  Kunst  zu  geben 
versuchen,  müssen  wir  daran  erinnern,  dass  dieser  Zeitraum  bisher  noch 
wenig  vom  Standpunkt  der  alten  Kunst  behandelt  wurde. 

874.  Die  Plastik  ^  um  ihrer  selbst  willen  hatte  einen  eng  begrenzten 
Kreis.  Zunächst  dauerte  die  Anfertigung  neuer  Götterbilder  fort,  bis  Kon- 
stantin ein  Verbot  erliess;^)  an  ihre  Stelle  traten  wie  zögernd  Christusi 
Maria  und  die  Heiligen.  Über  allen  aber  standen  die  Kaiser,  welche  seit 
Diokletian  ebenfalls  zu  den  idealen  Typen  gerechnet  werden  müssen,  wie 
man  sie  in  der  Sprache  mit  abstrakten  Titeln  anredet.  Ehrenstatuen  für 
Unterthanen,*)  Ahnenbilder*)  und  Triumphbilder  der  eroberten  Städte, 
Berge  und  Flüsse^)  kamen  bald  ab.  Die  Steinskulptur  verliert  ihr  An- 
sehen und  wird  nicht  ohne  Bedenken  auf  Mitglieder  des  Kaiserhauses  an- 
gewendet.') Für  weitaus  würdiger  gelten  Silberstatuen,  wie  die  700  Pfund 
schwere  Reiterfigur  des  Theodosius,  welche  Arcädius  aufstellte.^)  Aus 
vergoldetem  Holze  wurde  Konstantin,  welcher  gleich  dem  Zeus  Nikephoros 
die  Tyche  auf  der  Hand  trug,  gebildet.*')  Den  edlen  Metallen  kam,  seit 
der  Zinnhandel  stockte,  die  Bronze  ziemlich  gleich;  ja  man  kann  sagen, 
dass  die  Plastik  nunmehr  in  der  Bronze  kulminierte.  Hier  finden  wir  eine 
auffallend  lebhafte  und  verständige  Bewunderung  alter  Werke.  *^)  Im  Westen 
dauert  die  Bronzeplastik  auch  unter  ostgotischer  und  vandaUscher  Herr- 
schaft fort;'*)  das  hohe  Alter  der  berühmten  Petersstatue  in  Rom  wird 
angezweifelt,^')  aber  Süditalien  enthält  ein  treffliches  Werk  an  der  grossen 
Figur  des  Kaisera  Heraklius  (oder  Theodosius?)  in  Barletta.*')  Konstan- 
tinopel war  auf  die  Reiterstatue  Justinians  stolz,  welche  von  einer  hohen 


*)  C.  F.  ScHLCSSEB,  Geschichte  der  hilder- 
stürmenden  Kaiser  des  oströmischen  Reiches, 
Frankf.  1812  (nur  politisch);  E.  Schisnk, 
Kaiser  Leon  III.,  ein  Beitrag  zur  Gesch.  des 
Bilderstreites,  I.  Halle  1880;  Touoabd,  la 
pers^cution  iconoclaste  d'apr^s  la  corresp. 
de  St.-Thöodore  Studite,  Paris  1893. 

^)  Strztgowski,  Byz.  Ztsch.  1,  575  ff. 

^)  Euseb.  V.  Const.  2, 45.  Vgl.  P.  Allabd, 
Tart  paien  s.  les  empereurs  chrätiens,  Paris 
1879.  Sacrorum  sctUptores  erwähnt  noch 
Firmicus  3,  9,  5. 

*)  Für  Soldaten  noch  im  Jahre  359: 
Ammian.  19,  6,  12;  Stilicho  in  Gold  und  Eiz: 
Claudian.  cons.  Stil.  III.  11.  S.  auch  Niceph. 
Chumnos,  Boissonadb,  Anecd.  II  3.  4. 

^)  Anson.  epigr.  25. 

•)  Claud.  cons.  Stil.  III.  22  ff. 


')  Auson.  epigr.  5;  Statue  Konstantina 
und  Kopf  aus  dem  vierten  Jahrh.:  Amdt- 
Bruckmann,  Porträte. 

B)  Zonar.  14,  6;  vgl.  Codinus  187. 

»)  Osterchronik  Ol.  277,  3;  Stüicho:  A. 
4;  Paneg.  9, 25  codd.:  signum  deae  (der 
Tyche). 

*^)  Cassiod.  var.  7,  15;  Nikitas  Choniates 
(S.  425). 

^')  Zwölf  Apostel  am  Grabe  Theodorichfi; 
Luxorius  Anth.  243.  282.  355;  Felix  Anth. 
Lat.  389  Bahbbns  (in  einem  Bade). 

>>)  WiOKHOFF,  Ztsch.  f.  bUd.  Kunst  1890, 
109  ff.  —  Kleine  Orante:  Caylüs  V  T.  34, 2. 
Häufiger  waren  Devotionskreuze  (solche  mit 
Gussformen  in  Afrika  gefunden:  Le  Coamos 
1889,  Oktober). 

>s)  Phot.  Moscioni;  MB.  14,  25  u.  S. 


Kap.  XL    Die  oBtrömiBohe  Zeit:  Erneate  Herrschaft  des  Orients.    (§374.)     777 


Säule  herabblickte.  ^)  Ausser  den  Kaisem  sah  die  Öffentlichkeit  das  Bild 
der  Tyche,  welcher  nach  dem  Untergang  des  Heidentums  der  Aberglaube 
merkwürdig  zugethan  war.*) 

Der  Grundsatz,  dass  die  Statuen  dazu  bestimmt  seien,  sich  in  einen 
architektonischen  Rahmen  einzufügen,  erschien  immer  selbstverständlicher. 
Das  Zeuxippos-Gymnasium,  welches  Konstantin  328  erbaute,  wurde  ein 
wahres  Museum  (S.  34) ;  andere  Statuen  beanspruchte  sein  Hippodrom.  3) 
Die  Panegyriker  rühmten  von  den  Kaisem,  dass  sie  Märkte  und  Kirchen 
mit  Werken  von  Elfenbein,  Marmor,  Erz,  Edelstein  und  Gemälden  gefüllt 
haben.  Die  öffentlichen  Bäder  nahmen  Statuen  in  Menge  auf,  ^)  darunter 
nach  altem  Brauche  Aphroditen;^)  dagegen  stellte  man  jetzt  auf  Brunnen 
den  guten  Hirten  oder  Daniel  unter  den  Löwen. ^)  Nach  altorientalischem 
Brauche  standen  manchen  Orts  steinerne  Löwen  und  Rinder.^) 

Das  2.  Konzil  von  Nicaea  gestattete  in  seiner  siebenten  Sitzung  die 
kirchliche  Plastik  und  sie  hat  auch  selbst  im  oströmischen  Reiche  einigen 
Umfang  gehabt.*)  Vielleicht  am  häufigsten  wurde  die  Figur  des  Hirten 
in  Stein  ausgeführt,  doch  meist  so,  dass  man  sie  an  der  Wand  befestigte,  ^) 
der  Ambon  von  Thessalonike  aus  dem  4.  bis  5.  Jahrhundert  hat  Nischen 
für  Statuen.^")  Sehr  alt  war  auch  das  Erlöserbild  von  Paneas.^*)  Man  darf 
aber  nicht  vergessen,  dass  für  eine  unterdrückte  und  verfolgte  Gemein- 
schaft wie  die  Christen  die  Steinmetzarbeit  zu  langwierig  und  geräusch- 
voll war.  Kein  Wunder,  dass  die  Fertigkeit  der  Meisselarbeit  auffällig 
zurückging.  An  Grabsteinen  begnügten  sich  die  in  den  Katakomben  hau- 
senden Christen  mit  dem  Einritzen  von  Konturen,  welche  durch  rote  oder 
auch  schwarze  Farbe  hervorgehoben  wurden;  diese  Zeichnungen  waren 
flüchtig,  fast  kindlich.  ^^)  Auch  später  hat  man  auf  Grabsteine  wenig  Mühe 
verwendet ;  *  ^)  die  Deckplatten  grosser  Grüfte  tragen  omamentalen  Schmuck,  **) 
in  Karthago  liebt  man  sogar  da  farbige  Muster,  z.  B.  schwarze  Würfel 
auf  weissem  Gmnde.**)  Papst  Damasus  begünstigt  die  bescheidene  Kunst 
der  Steinkalligraphie,  welche  Philocalus  betreibt.*^)  Die  einsetzbaren  Re- 
liefs nehmen  jetzt  ebenfalls  ab.^')  Die  skulpierten  Altäre  hören,  wenn 
auch  für  Kirchen  marmorne  Altäre  gefertigt  wurden,  mit  dem  Heidentum 
auf,**)  wogegen  die  Schranken  (transennae)  der  Märtyrergräber  sorgfaltige 


0  Wichtige  Beschreibung  in  Georgios* 
progymnasm.  11  (Walz,  rhetores  1,  578  ff.). 

')  Stbzygowski,  Analecta  Graeciensia 
S.  14  ff. 

»)  Glykas  4,  467. 

*)  Procop.  aedif.  1,  11  S.  205;  Bad  der 
Blachemen:  Anon.  Bandor.  40;  S.  776,  n. 

<^)  Agathias  Anthol.  9,  619. 

^)  Eoseb.  Vit.  Const.  3,  49. 

')  DccAVGB  ZQ  Anna  Comn.  p.  72  C. 

^)  S.  Litteratnr. 

»)  R088I,  Bcrist.  1887,  136  ff.;  Fickkb, 
altchristl.  Bildw.  im  christl.  Museum  des  La- 
terans S.  36  ff.;  Stbzygowskt,  Rom.  Quartal- 
schrift 4,  96  ff.  m.  T.  4.  Die  zwei  ältesten 
Exemplare  werden  vor  Konstantin  angesetzt. 

'0)  B.  des  ^c.  fran^.  1,  255. 


»»)  Vita  S.  Artemii  10  u.  ö. 

'»)  Z.  B.  Rom.  Quart.  I  T.  2,  3.  2,  31  ff. 
T.  1 ;  mehreres  in  Phot.  Parker. 

13)  Man  sehe  jedoch  den  hübschen  Grab- 
stein des  Gerontius  aus  der  Nereuskata- 
kombe  (Phot  Parker). 

^*)  Bruchstücke  vom  Grabe  des  heil. 
Martin,  abg.  Ra.  n.  s.  31,  112. 

>*)  R.  de  Tart  ehr.  33,  131  f. 

1^)  Inschrift  aus  den  Galixtuskatakomben 
photogr. 

^^)  Betende  Maria  mit  griechischer  In- 
schrift, in  S.  Maria  in  Porto  (Ravenna) :  abg. 
Bayet  S.  187;  Medaillon  mit  Porträt  des 
Asketen  Paulos  (10.  Jahrb.). 

*^)  Altar  zu  Ehren  des  Konsuls  von  334: 
Louvre  Nr.  237  (CIL.  VI  1682),  vgl.  Hbydb- 


778 


SlasBische  Kanatarchftologie.    H.  Gesohiohte  der  alten  Kunat. 


Bearbeitung  erfahren.')  Die  kunstverständigen  Steinmetzen  verlegen  sich 
jetzt  auf  Säulen,  Sarkophage  und  grosse  Gefässe.  Es  wird  mit  der  Zeit 
notwendig  sein,  die  verschiedenen  Steinbrüche  hier  zu  sondern.  Eine  ge- 
sonderte Gruppe  bilden  ja  die  Porphyrarbeiten,  unter  denen  die  Sarkophage 
der  hl.  Helena  und  Constantia  (?)  im  Vatikan  hervorragen.^)  Da  der  Ba- 
salt an  verschiedenen  Stellen  der  alten  Welt  vorkommt,  war  auch  seine 
Bearbeitung  gewiss  nicht  auf  Ägypten  beschränkt. 3)  Von  den  Sarkophagen*) 
und  anderen  Gegenständen  aus  Marmor  darf  man  im  allgemeinen  sagen, 
dass  der  weisse  Marmor  wie  Elfenbein  behandelt  wird.  Die  kunstvolleren 
Stücke  weisen  durchbrochene  Arbeit  auf  (in  der  vegetabilischen  und  ar- 
chitektonischen Umgebung  der  Figuren),  die  einfacheren  haben  flache 
durch  Gravierung  und  Einkerbung  entstandene  Reliefs.  Die  Forschung 
muss  sich  auf  lokale  Fabiikunterschiede  richten;  denn  wir  hören  ge- 
legentlich die  wichtige  Thatsache,  dass  Theodorich  in  Ravenna  einem  Sar- 
kophagfabrikanten das  Monopol  verleiht.^)  Spanien  z.B.  steht  für  sich,*) 
ein  Sarkophag  in  La  Gayole  bei  Marseille,  den  guten  Hirten  darstellend, 
weicht  stilistisch  vorteilhaft  von  der  Masse  ab.  In  Rom  ist  der  Sarkophag 
des  Junius  Bassus  (f  359)  wegen  seiner  Figuren  und  der  eigentümlichen 
Umrahmung  hervorzuheben.') 

375.  Als  selbständigste  und  lebenskräftigste  Kunst  erscheint  wieder 
die  Malerei,  welche  nunmehr  mit  einer  Art  Standesgliederung  zu  behan- 
deln ist;  denn  private,  höfische  und  religiöse  Malerei  weichen  wesentlich 
unter  einander  ab.  Die  Maler  sind  ja  in  dem  ersten  Jahrhundert  diejeni- 
gen Künstler,  welche  das  diokletianische  System  nicht  bloss  (in  Bilder-  und 
Wandmaler  abgestuft)  anerkennt,*)  sondern  auch  mit  Privilegien  bedenkt;*) 
dies  hatte  natürlich  seine  Rückwirkung  auf  den  Malunterricht,  welcher  in 
akademische  Bahnen  gelangte.  Kein  Wunder,  dass  wir  sogar  die  Gyps- 
klasse  finden.  1°)  Die  erste  Art  ^  0  setzt  zunächst  die  alten  Traditionen  fort. 
An  die  heidnischen  Darstellungen  *^)  schliessen  sich  nach  dem  Siege  des 
Christentums  halbheidnische  Bilder  mit  Personifikationen  der  Natur  und 
Abstrakta  an;  ^3)  Bilder  wie  der  Zug  der  Meeresgöttin ^*)  passieren  für  Alle- 


KAVVf  Pariser  Antiken  S.  13;  christliche 
Altäre:  S.  367;  Prud.  perist.  3,  194. 

*)  Relief  der  hl.  Agnes  als  Orante :  Rom. 
Quartalschr.  III  T.  1. 

«)  Helena:  Hklbio,  Führer  I  Nr.  318; 
Pistolssi  V  116;  vor  der  Restauration  von 
Piranesi  gestochen;  Constantin:  Hblbio  I 
Nr.  315;  Visconti.  Museo  Piocl.  VII 11— 12  h. 

')  Basaltvase  mit  Reliefs  im  Kircher'- 
schen  Museum. 

*)  In  Rom:  Grousset,  ^tnde  sur  les 
sarcoph.  chr^tiens,  Paris  1885;  Rossi,  Roma 
sotterr.  3,  443  ff. ;  Bcrist.  IV  6,  9  ff.  70  f. 
87  f.;  Römische  Quartalschr.  4,  61  ff.;  meh- 
rere im  lateranischen  Museum  (S.  Litt.)  he- 
findliche  in  Phot.  Parker;  Gallien:  Le  Blant, 
^tude  sur  les  sarcoph.  chr^t.  ant.  de  la  ville 
d'Arles,  Paris  1878,  m.  36  T.  u.  les  sarco- 
phages  de  la  Gaule,  Paris  1886  m.  59  T.  (I. 
Arles,  II.  aus  dem  tihrigen  Gallien);  Klein- 
asien: Ra.  1,  320  ff.  m.  2  T. 


*)  Cassiod.  var.  3,  19. 

^)  FicKBB,  Rom.  Quartalschr.  4,  74. 

'}  BoTTARi,  sculture  I  T.  15  u  Diony- 
sius,  sacr.  hasil.  Vatic.  crypt.  mon.  T.  81  u. 
d'Aginooubt,  sculpture  T.  6  F.  5—7;  Fb.  X. 
Kraus,  altchristl.  Kunst  S.  117;  Vorderseite 
grösser:  Pistolbsi,  il  Vat.  descr.  II  T.  19. 

«)  Edictum  Diocletiani  7,  8  f. 

*)  G.  F.  BoBRNBBi  difls.  sawT  privilegiis 
pictorum,  Lpg.  1751;  Codex  Theodos.  XIII 
tit.  4. 

»0)  Gregor.  Naz.  tetrast.  4,  4  y^tttpevg  <ft- 
ddaxsb  To  nXioy  xotg  ixzvnoig. 

>0  MAVBOoiAiofis,  'Ea.  1893,  22  ff. 

")  Prudent.  c.  Symm.  2, 39  ff.  50 ;  Tempel- 
maler in  Delphi:  Libanios,  'Avxioxog. 

'«)  Enstath.  Macremb.  2,  2,  5.  6,  2.  4, 
4,  3  ff 

*^)  Liber  monstromm  bei  Haupt,  opusc. 
2,  245. 


gorien  oder  Dekorationsstücke.  Daher  schreibt  noch  Fulgentius,  ein  Gram- 
matiker des  6.  Jahrhunderts,  in  seinem  Mythologikon  vor,  wie  man  jeden 
einzelnen  Gott  zu  malen  habe.  Hie  und  da  Trurden  Gegenstände  aus  der 
alten  Geschichte')  oder  Lascivitäten  gemalt.*)  Den  ersten  Platz  nahm 
aber  die  Porträtkunst  ^)  ein,  von  welcher  in  Liebesgeschichten  oft  die  Bede 
ist.*)  Ausserdem  kamen  zu  den  Ehrenstatuen  jetzt  auch  Ehrengemälde.') 
Die  UofkQnstler  malten  ihre  Herrscher  mit  offizieller  Staffage,")  lieferten 
PorträtbUder  zur  Brautwerbung')  und  verewigten  fürstliche  Verlobungen;') 
aus  den  Friedensthaten  der  Kaiser  wurden  nach  orientalischer  Sitte  die 
Löwenjagden  hervorgehoben.")  Wenn  sie  in  die  äussere  Politik  eich  ver- 
stiegen, malten  sie  .Bäche  von  Blut'  oder  den  thronenden  Kaiser  mit 
Barbaren  zu  seinen  Füssen.»")  Die  Kirche  stand  der  Malerei  von  Anfang 
an  fi-eundlich  gegenüber,  weü  sie  ihren  didaktischen  Wert  für  die  des 
Lesens  unkundige  Menge  erkannte.'')  Eine  Anzahl  erhaltener  Bilder  wurde 
von  der  Legende  in  sehr  frühe  Zeit  versetzt.  Um  nicht  zu  reden  von  dem 
Veronikabild, ' ')  heissen  einige  Bilder  im  Orient  .nicht  von  (sterblichen) 
Händengemacht*  (äxc(po7T{i/f|Ta)  ;'^)  eine  kunstgeschichtliche  Untersuchung 
verdienten  die  Madonnenbilder,  welche  der  Evangelist  Lukas  gemalt  haben 
soll;!*)  unter  diesen  ist  die  130  aus  Jerusalem  nach  Konstantinopel  ver- 
brachte gHodegetria'  wiederholt  nachgebildet  worden, '^)  ebenso  die  Fana- 


')  Roinnlus'  Bmdenoord:  Lozor.  Antbol. 
325  R. 

*)  Luxorius  AdUioI.  374  R. 

')  Fictor  iniBBinarius:  E!dict.  Dioc).  7, 9 1 
Finnio.  4,  19,  25;  Rutil.  1.  545;  Theoph;^!. 
ep.  6;  Procop.  ep.  13;  Micfaaei  ChoniftÜB, 
ÜDiBaoHADB,  aoecd.  4,  374,  1  u.  Q.;  du  Por- 
tr&tmaleD  ist  am  Rande  des  Widmungabiides 
iler  Wiener  Dtoskorideahandschrift  darge- 
aUlli 

•)  Z.  B.  Theophyl.  8im.  ep.  18. 

'')  Nikepb.  Chunmos,  Boissoxadb,  Aaeod. 
II  3.  4. 

*)  Greg.  Naz.  or.  III  (bei  Junius,  de  pic- 
tnra  111  g  2).  adv.  Jnl.  inv.  I  (or,  IV  K.  80) 
(StadtgOttinnen  bringen  Geschenke  and  Vic- 
torien  bekränze u  ihn). 

')  Zosira.  5,  3 ;  Claudisn.  napt.  Uoo.  et 
M.  23  ff.  KaiaerpaitrSte  sind  in  der  Minia- 
turenhandBchrift  fQr  Kaiser  BaailioB  nachge- 
bildet. 

■)  In  Aquile^a:  Paneg.  VI  6. 

•)  Auson.  epigr.  6. 

'*)  lo.  Cbrya.  hom.  in  psalm.  I;  vgl.  Baeil. 
hom.  40.  Mart. 

"}  Greg.  Naz.  or.  IT.  19.  ep.  ad  Olymp.; 
CbiTsoet.  de  Lazaro  III  1.  2;  Greg.  Njse.  or. 
de  taudiboa  Theodori  mart.  c.  2;  AmbroB.  in 
psalm.  118,  19.  28;  Ang.  doctr.  Christ.  4,  7; 
Gregor.  Magn.  ep.  7,  111;  vgl.  Ben.  Bbes- 
ciANi  bei  Quhl,  Kttostlerbriefe  2,  368  ff.; 
LCdtkb,  d.  Bllderverehning  u.  bildliche  Dar- 
stellung in  den  ersten  christl.  Jahrhunderten, 
Freiburg  18T4. 


")  Zuerst  in  der  zweiten  Hftifte  dea 
vierten  Jahrhunderts  erwähnt;  Gctscbhid, 
kleine  Schriften  2, 536  f.;  a.  snch  W.  Gbihm, 
aber  den  Ursprung  der  Cbristusbilder,  Verb, 
d.  Berl.  Ak.  1842,  323  ff.;  0.  Isola,  consido- 
razioni  a.  icona  Edeasena,  Rom  1ST7. 

'*)  Z.  B.  das  Bitd  des  beiL  Georg,  wo- 
nach das  Athoskloet«r  loÜ  Zatygätpov  be- 
nannt ist. 

")  Joh.  Damasc.  opp.  (Parie  1712)  p.  618. 
631;  Nicoph  Call.  bist.  eccl.  15. 14;  Michael, 
V.  Theod.  Stud.  (Sibmomdi  opp.  V  44);  Papa- 
i>OFUI,OB,  xaTiiloyaf  I,  563  {einöi'is):  1.  In 
UegaspilSon:  Ktitö^iav  17  jigoaxvvtjtäftor 
lov    MeyäXav    Inr/Xalov,    Athen    1840 

p.  54  ff.  (p.  57  ff.  n.  S.  IV  Zeugnisse  Ober  die 
Lukaabilder;  in  Wachafarben  reliefartig  anf 
Holz  aufgetragen);  2.  im  Kloster  UeU  oder 
SnrmeU,  angeblich  um  380  aus  Athen  ge- 
bracht; 3.  ilavayia  ij  Kvxxiüiuiaa  auf  Cy- 
wiTn;  4.  "EXcofaa  aus  Ägypten  (Über  Atta- 
teia)  in  Wilna;  5,  Sta.  Maris  Maggiore  in 
Etem:  Miloobah,  la  sainte  vierge  de  St.  Lnc 
ä  St.  Marie  Majeure,  Pans  1862,  mit  Abb.; 
Ober  Kopien  s.  Der  Eirchenschmuck,  Seckau 
1876,  80  ff.;  6.  St.  Maria  del  Popolo  in  Born; 
7.  Araceli  in  Rom  [auf  Cypreasenholz);  8.  in 
Grotta  Ferrata. 

"')  Theodor.  Anagn.  bist.  I  p.  185.  Auf 
Goldmünze  des  Monomacboe:  GAmHUOCi  T. 
482,  15;  Gemälde  mit  dem  Namen:  d'Aqik- 
couBT,  peinture  T.  87;  angeblich  (Ober  Malta) 
in  der  Hofkirtihe  von  Petarsbnrg. 


r 


X 


780 


Slaflsische  KnxiBtarohäologie.    H.  GeBchiohte  der  alten  Kanat. 


gia  'H  üriyri  aus  der  Zeit  Justinians.  0  Es  ven*ät  einen  sonderbaren  Ge- 
schmack, dass  man  die  Worte  des  hohen  Liedes  (1,  5)  „Schwarz  bin  ich 
und  schön'  wörtlich  nahm.  Bilder  von  Christus  und  den  Aposteln  werden 
schon  im  vierten  Jahrhundert  erwähnt.*)  Dann  folgen  die  Bilder  von 
Heiligen  und  gefeierten  Theologen.^)  Dankbarere  Stoffe  fand  aber  der 
Maler  in  der  Bibel,  den  Martyrien  und  Heiligenleben;*)  die  Darstellung 
des  Martyriums  der  hl.  Euphemia,  welche  Asterios  ausführlich  schildert, 
verdient  besondere  Beachtung.*)  Pedantische  Vorschriften,  wie  sie  die 
bekannten  Malerbücher  vom  Athos  geben,  hat  man  in  der  oströmischen 
Zeit  schwerlich  gekannt. 

Wie  im  vorigen  Zeitalter,  erfahren  wir  nur  gelegentlich  Namen  von 
Malern.^)  Auf  die  eigenen  Werke  setzten  die  Maler  vielleicht  nur  unter  be- 
sonderen Umständen  ihre  Namen,  im  künstlerischen  Wetteifer  die  Zeichner, 
unter  welche  Basilios  H.  die  Miniaturen  seines  Menologiums  verteilt  hatte, 
aus  Nationalstolz  Basilius,  der  für  „Franken'  malte. ^)  Den  geschäfts- 
mässigen  Betrieb  scheint  auch  dies  anzuzeigen,  dass  man  von  Bilderkopien 
wie  von  etwas  gewöhnlichem  redet.®) 

376.  In  technischer  Beziehung  scheint  innerhalb  der  Tafelmalerei 
noch  die  Enkaustik  zu  herrschen;^)  man  kennt  auch  die  Elfenbeinmalerei 
noch,  ^<')  es  kommt  eine  Art  von  Reliefmalerei  vor,  aus  welcher  dann  die 
Sitte  der  griechischen  Kirche  hervorging,  Hauptteile  des  Bildes,  z.  B.  das 
Gesicht,  mit  getriebenem  Silberblech  zu  bedecken.  ^  >)  Doch  nahm  jetzt  die 
Aquarellmalerei  auf  Pergament  und  Papier  den  grössten  Aufschwung;  wir 
pflegen  bekanntlich  die  in  den  Codices  enthaltenen  Malereien  Miniaturen 
zu  nennen.  1*)  Doch  vereinigt  dieser  unglückliche  Name  sehr  verschiedene 
Malarten.  Um  eigentliche  Aquarellgemälde  handelt  es  sich  nur  bei  der 
grossen  Rolle  der  vatikanischen  Bibliothek,  welche  den  Inhalt  des  Buches 
Josue  mit  erläuternden  Beischriften  abbildet;  letztere  gehören  dem  zehnten 


^)  Auf  Gemme :  abg.  Kraus,  Realencykl. 
2,  364. 

«)  Euseb.  h.  eccl.  7,  18,  4. 

8)  Z.  B.  Anon.  Bandur.  60. 

^)  Prud.  dittocbaeon ;  F.  Diac  Langob.  4, 
17 ;  Opfer  Isaaks :  Greg.  Nyss.  or.  de  deitate  fil. 
et  sp.  8.;  , Bestattung  des  hl.  Ephraim"  in 
der  vatikanischen  Bibliothek,  angeblich  ans 
dem  11.  Jahrb.:  d'Agincourt,  peinture  T.  82. 

^)  CoMBEFis,  auctarinm  novum  1,209  ff. 

®)  Grabstein  des  Aarelius  Felix  aus  dem 
Jahre  382:  Rossi,  inscr.  urbis  Romae  1  318; 
Lucillus:  Symmachus  ep.  6,  50. 

')  Lateinisches  Psiuter  für  die  Königin 
Mathilde  von  Jerusalem  (f  1161)  im  britti- 
Bchen  Museum  (Egerton  1139):  Probe  bei 
Do  SoMBRABD,  los  furts  au  moyen  äge,  Album 
8  s.  T.  12—16;  Mosaikbilder  der  Geburts- 
kirche zu  Bethlehem:  Christi.  Kunstblatt 
1885  S.  133. 

«)  Basil.  ep.  II  p.  73e  =  2,  3  col.  229  a; 
Greg.  Naz.  or.  43,  1. 

^)  S.  407 ;  Chrysost.  Xoy,  eü?  toV  vmtiJQa, 

»0)  DiKHL,  Byz.  Ztsch.  1,  479  ff. 

'  ^)  Berbb.  Schmidt,  Volksleben  der  Neu- 


griechen I  49,  1.  72,  7;  S.  417,«. 

^'^)  Vom  paläographischen  Standpunkte: 
MoNTFAUCON,  bibllotheca  Goisliniana;  Gardt- 
HAUSBN,  Paläographie  S.  93  f.;  kunstgeschicht- 
lich: KüOLER,  Gesch.  d.  Malerei  P  135  ff.; 
A.  WoLTXAKN,  d.  Gesch.  d.  bvz.  Malerei  in 
d.  Miniaturen,  Im  neuen  Reich  1877  Nr.  46 
S.  711—74;  besonders  Kondakopf  (s.  Litt.); 
Brockhaus,  d.  Kunst  in  d.  Athos-KlOstero 
S.  1 96  ff.;  Bilderwerke:  A.  de  Bastard,  peintures 
et  omements  de  manuscrits,  Paris  1835  ff. 
20  Lief,  ä  8  färb.  T.;  W.  R.  Tyms  a,  Wyatt, 
the  art  of  illuminating,  London  1860,  mit 
100  T.;  J.  0.  Westwood,  palaeographia  sacra 
pictoria,  London  1845,  m.  50  T.;  einzelnes  in 
den  Prachtwerken  von  Cdrmbrs,  Labartb, 
Lacroix,  Louandrb  und  Du  Sommbbard  über 
das  Mittelalter;  St.  Beissbl,  vatikanische 
Miniaturen,  Freibnrg  1893,  m.  30  Lichtdr.-T.; 
Bordier,  descr.  des  peintures  et  aatres  ome- 
ments contenus  dans  les  mannscr.  grecs  de 
la  Bibl.  nat.,  Paris  1883;  angekfindigt  Mi- 
niatures  de  man.  de  la  bibl.  nat.,  Abt.:  Man. 
grecs,  p.  p.  H.  Omont,  50  T. 


Kap.  ZI.    Die  oatrdmiBohe  Zeit:  Emeate  Hernohaft  des  OrientB.    (§376.)     781 

Jahrhundert  an  und  wir  können  vorläufig  den  eigenartigen  Stil  der  mehr 
kühnen  als  schönen  Bilder  nicht  anders  fixieren. ')  Sehr  zahlreich  sind  die 
eigentlichen  Malereien,  unter  welchen  jedoch  wieder  die  Titelblätter  und 
ähnliche  ganz  dekorativ  gehaltene  eine  besondere  Oruppe  bilden ;  weil  das 
rechteckige  Blatt  einer  Wand  gleicht,  erinnern  auch  die  Bilder  häufig  an 
Wandmalereien.  Endlich  betrachten  wir  die  schwarz  belassenen  oder  ko- 
lorierten Federzeichnungen  als  blosse  Skizzen.  Ausgegangen  ist  die  Minia- 
turenmalerei von  der  Verschönerung  der  beliebtesten  Dichter.  Kein  Wunder, 
dass  die  ältesten  erhaltenen  Bilderhandschriften  den  Text  des  YergiP) 
und  Homer  *)  enthalten.  Bald  wurde  jedoch  die  Profanlitteratur  höchstens 
mit  einem  Titelblatte  bedacht.^)  Zumeist  nur  Erläuterungsbilder,  deren 
Zweck  und  Wert  nicht  künstlerisch,  sondern  sachlich  ist,  verschönem  die 
Wiener  Prachthandschrift  des  Dioskorides,  *)  die  Arat-  und  Nikanderhand- 
schriften,«)  Kalender,')  Geographien,®)  Orakelbücher®)  und  dgl.;  es  ver- 
steht sich,  dass  diese  Erläuterungen  wie  Schollen,  so  gut  es  ging,  aus  den 
älteren  Vorlägen  kopiert  wurden.  Nicht  ohne  Widerspruch  drang  die 
Miniaturenmalerei  in  die  Bibel  ein,^^')  aber  schon  im  vierten  Jahrhundert 
scheint  eine  feste  Tradition,  die  in  einer  textlosen  Biblia  pauperum  gesucht 
wird,  ausgebildet  gewesen  zu  sein.^')  Derartige  Bilderfolgen  beschreiben 
in  der  That  Prudentius  (im  Dittochaeon)  und  Rusticus  Helpidius  (in  den 
Historiarum  testamenti  veteris  et  novi  libri);  man  darf  annehmen,  dass 
die  Buchmaler  so  gut  ihre  Anweisungen  besassen,  wie  einst  die  Wand- 
maler (S.  745).")    Daher  muss  man  die  Handschriften  nach  ihrem  Inhalte 


0  Vatic.  Pal.  405 :  Gabkucci  III  T.  157 
— 67;  d'Agincourt  V  28  (das  Ganze  ver- 
kleinert). 29.  30;  Proben:  Pal.  Soc.  T.  108 
11.  Bbissbl  T.  4.  Nach  Eondakoff  a.  0.  1, 
95  f.  aus  dem  5.  6.  Jahrb. 

')  Aus  dem  IV./V.  Jahrb.  im  Vatikan, 
Cod.  Lat.  3867 :  gestochen  von  P.  S.  Bartoli, 
Rom  1782  (picturae  antiquissimae  Virg.  cod. 
Vat.);  Proben:  Palaeograph.  soc.  T.  114; 
Beissel  T.  IILA;  etwas  jünger  Vatic.  Lat. 
3225:  gestochen  von  Bartoli,  Rom  1725  (P. 
Virg.  Mar.  opp.).  1741  (antiquissimi  codicis 
Virgil.  fragm.);  Proben:  Palaeograph.  soc. 
T.  117;  Bbissbl,  T.  I.  II  B;  Aim^  Chaupollion, 
le  moyen  ftge  II  T.  1  (farbig). 

')  Aus  dem  5.  (?)  Jahrhundert  in  der 
Ambrosiana  zu  Mailand:  Mai,  Homeri  Iliados 
picturae  ant.  ex  codice  Mediol.  bibl.  Ambros., 
Rom  1835;  Proben:  Pal.  Soc.  T.  39.  40.  50. 
51;  vgl.  Hbydemank,  Mitteil.  S.  33  f. 

*)  Dionys  von  Halikamass,  in  der  Chi- 
giana  s.  X:  Moktfaitcon,  T.  zu  S.  24;  Lu- 
xorius  (Anthol.  Lat.  226  B.)  sagt  von  dem 
Titelblatt  seines  Büchleins:  Carmen  namque 
tuum  duplex  Victoria  gestat. 

^)  Wahrscheinlich  am  Anfange  des  6. 
Jahrhunderts  für  die  Prinzessin  Anicia  Juliana 
geschrieben  (Lambboius,  comment.  IP  119 
—265):  Widmungsbild  farbig  bei  Lababtb, 
arts  industr.  T.  78  (einem  Gobelin  nachge- 
ahmt); Porträts  griechischer  Ärzte,  abg.  bei 


LouAKDBB,  les  arts  somptuaires  u.  Hbbtzbbbo, 
b^zant.  Gesch.,  T.  zu  S.  74,  sonst  Pflanzen- 
bilder; bescheidenerer  Codex  auf  dem  Athos: 
GvBzoN,  Besuch  in  d.  Klöstern  der  Levante 
S.  194. 

^)  Sternbilder  Arats:  Bethb,  Rhein.  Mus. 
N.  F.  48,  91  ff.;  Nikander,  Paris  suppl.  gr. 
247  s.  XI:  Ga.  I  T.  18.  II  T.  11.  24,  vgl. 
Bbthe  a.  0.  S.  97. 

')  Ealenderbilder  des  Chronographen 
vom  J.  354,  her.  v.  Strztgowski,  Berlin 
1889;  J.  Stbztgowski,  d.  Monatscyklen  der 
b^z.  Kunst,  Report,  f.  Eunstw.  11, 23flf.;  über 
die  Texte  Bbuno  Keil,  Wiener  Studien  1888, 
94  ff. 

*)  Handschrift  des  Ptolemäus  in  Vato- 
pedhi:  Langlois,  gäographie  de  Ptol^mäe, 
Paris  1867. 

^)  Theophan.  contin.  p.  36, 1 ;  über  Hand- 
schriften des  Kaisers  Leo  des  Weisen  (886 
—911)  s.  Graux,  Archives  des  miss.  sc.  s. 
III  Bd.  6,  218  f. 

***)  Hieron.  Hieb  praef.  Über  Bibelillu- 
strationen Bkockhaüs,  Kunst  in  d.  Athos- 
klöstem  S.  169  ff. 

'*)  De  Waal,  das  Kleid  des  Herrn  auf 
den  frühchristl.  Denkmälern,  Freiburg  1891, 
m.  2  T.,  vgL  auch  Rumohr,  ital.  Forschungen 
1,  166  f. 

^')  Berger,  Mäm.  de  la  soc.  nat.  des 
antiq.  de  France   1893  LH.  bezieht  darauf 


782 


KlaBBisohe  Knnstarohäologie.    IL  Qesoliioliie  der  alten  Kniuit« 


sondern.  Die  lateinischen,  welche  wir  besitzen,  fallen  sämtliche  jenseits 
der  von  uns  gesteckten  Grenze,  i)  Desto  zahlreicher  sind  aber  die  grie- 
chischen Codices,  welche  vor  dem  dreizehnten  Jahrhundert  geschrieben 
sind.  Von  den  Büchern  des  alten  Testamentes  wird  im  fünften  und 
sechsten  Jahrhundert  die  Genesis  mit  Bildern  ausgestattet.^)  Mit  andau- 
ernder Freude  illustrierten  die  Mönche  nur  das  ihnen  nächstliegende  Buch, 
die  Psalmen  samt  deren  Catenen;^)  mit  Ausnahme  des  Pariser  Codex  und 
einiger  verwandter  Codices,  welche  von  einem  poetischen  Maler  in  antiki- 
sierendem Geschmacke  und  mit  vielen  Personifikationen  ausgeführt  sind,^) 
stimmen  die  Psalterbilder  seit  dem  neunten  Jahrhundert  ziemlich  unter 
einander  überein. ^)  Auch  die  Evangelienbilder  machen  eine  im  6.  Jahr- 
hundert mit  dem  Purpurcodex  von  Bossano  ^)  und  einem  syrischen  Codex  ^) 
beginnende  lückenlose  Reihe  aus.®)  Von  den  übrigen  Teilen  des  neuen 
Testaments  ist  wenig  zu  sagen  ;^)  seit  jedoch  im  11.  Jahrhundert  die  my- 
stische Richtung  zur  Macht  kommt,  tauchen  die  Apokalypsencyklen  auf.  ^^) 
£ine  weitere  Gruppe  bilden  die  Canonestafeln  in  griechischer  oder  syri- 
scher Sprache,  welche  ihr  besonderes  von  der  Architektm*  entlehntes  De- 
korationssystem haben.  ■ ')  Sodann  wird  der  Hauptbestand  der  griechischen 


das  griechisch-lateinische  Verzeichnis  evan- 
gelischer Scenen  in  Cod.  Gallens.  48  (9.  Jahr- 
hundert). 

^)  Zu  erwähnen  sind  die  Zeugnisse  des 
Hieronymus  und  Cassiodor  (de  div.  lect.  5). 

*)  Aus  dem  5.  (?)  Brit.  Mus.  Cotton.: 
mangelhaft  Collatio  cod.  Cotton.  facta  a  lo. 
Em.  Grahe  ed.  a  HEini.  Owen,  London  1878 ; 
hesser  Wbstwood,  palaeogr.  sacra,  Early 
greek  man.  I  2;  aus  dem  6.  in  Wien,  mit 
Gold  und  Silher  auf  Pnrpurpergament,  von 
verschiedenen  Händen:  Wiener  Genesis,  her. 
V.  Habtel  u.  Wickhoff,  Beilage  z.  15.  Bd. 
des  Jahrb.  der  Samml.  des  aUerhöchsten 
Kaiserh.  H.  1  T.  1-30,  Prag  und  Wien 
1894  (H.  2  zum  16.  Bd.);  farbige  Proben 
bei  Lababtb,  arts  industr.  T.  77. 

')  Spbikqeb,  Abh.  d.  sächs.  Ges.  8,  210  ff. 

*)  Catena  zu  den  Psalmen  und  dem 
hohen  Lied  aus  dem  10.  Jahrh.  in  Paris 
(Nr.  139  [1878]):  vgl.  Moktfaucon,  palaeogr. 
S.  11  ff.  m.  Abb.;  Waagen,  Kunstwerke  in 
Paris  S.  217  ff.;  Proben  bei  Düval,  mon.  des 
arts  du  dessin  I  T.  39;  Lababte  11146—51, 
Alb.  II  T.  82  (farbig);  Le  moyen  äge  et  la 
renaiss.  T.  2.  Ähnliches  aus  dem  Athos: 
Brockhaüs  S.  173  ff. 

^)  9.  Jahrh.  in  der  Sammlung  Chludoff 
(früher  Lobkoff) :  Eomdakoff,  miniatjury 
gretscheskoj  rukopisi  psaltiri  IX.  wjeka  i^ 
sobraniä  A.  J.  Chludowa,  Moskau  1878 ; 
10.  Jahrh.:  Ambr.  sup.  M  54;  Psalter  mit 
Catena  fflr  Basilios  II.  (976-1025)  in  Ve- 
nedig: farbige  Proben  bei  Lababte,  Album 
H  T.  85.  86  (Hebtzbebo,  byz.  Gesch.  189); 
Psalter  vom  J.  1066,  Brit.  Mus.  add.  19352: 
Proben  Pal.  soc.  53  u.  Report,  f.  Kunstw.  15, 
363;   Catena  aus  dem   12.  Jahrb.,   Ambros. 


sup.  M  47;  desgl.  in  der  Barberina  Nr.  217: 
BusLAJEFF,  Wjestnik  obschtsch.  drewne-  russk. 
isk.  1875,  Vermischtes  S.  67;  Mitte  des  12.  J.: 
Brit.  Mus.  Egerton  1139. 

^)  0.  V.  Gbbhard  u.  A.  Harnack,  Evan- 
geliorum  codex  Graecus  purpur.  Rossan.,  Lpg. 
1880,  m.  T.;  vgl.  Battifol,  abbaye  de  Ros- 
sano,  1892. 

^)  Im  Jahre  586  beendigt,  zu  Florenz: 
AssEMANi,  catal.  codic.  Orient,  bibl.  Medic.  et 
Pal.  T.  5.  23.  49 ;  kleiner  d*Agi500Ubt,  peini. 
T.  27,  1  ff.  farbige  Tafel  bei  Lababtb  T.  80. 

")  Vom  Jahre  911/2  in  Basel  B  VI 
(cod.  1):  HcG,  Einleitung  1,  265;  J.  964  in 
Paris  Nr.  70  (3424):  Probe  Silvestre  II  25; 
Lababtb  T.  84  (farbig),  schlechter  Mowt- 
FAUCON  S.  282,  5 ;  10.  (?)  Jahrh.  in  der  Vati- 
cana  Nr.  1522:  Beissel  T.  9;  Anf.  des  11. 
Jahrh.  in  Parma:  Probe  Report.  15,  367; 
11.  Jahrh.  Vatic.  Gr.  1158  u.  1229:  Beissel 
T.  10.  11 ;  Paris  Nr.  74  u.  115:  Probe  des 
ersteren  Codex  bei  Sibxondds,  opera  varia 
IV  665  Par.,  477  Ven.;  11.  oder  12.  Jahrh., 
in  der  Laurentiana  plnt.  6,  23;  12.  Jahrh. 
Vatic.  Urb.  Gr.  2:  Beissel  T.  14  a;  Ambros. 
sup.  M  48  u.  B  62,  membr.  8;  12.  Jahrh.  im 
bnttischen  Museum,  Harl.  1810:  Probe  Re- 
peri  15,  368;  12./ 13.  Jahrh.  aus  Karahissar 
in  Petersburg  105.  Anderes  verzeichnet 
Beissel  a.  0.  S.  17  A.  1. 

^)  Apostelgeschichte  u.  Briefe,  aus  dem 
11.  Jahrb.,  Vatic.  Gr.  1208  (mit  Goldschrift): 
Proben  Pal.  Soc.  131  u.  Beissel  T.  12. 

10)  F.  Didot,  les  apocalypses  illumin^es 
manuscrites  et  xylographiques,   Paris  1870. 

> ')  Griechische  aus  dem  6.  Jahrb.:  Shaw, 
iUuminated  omaments,  London  1833  T.  1 — 4; 
aus  dem  10.:  Lababtb  II  T.  83  (farbig). 


Kap.  ZI.    Die  OBirftnÜBolio  Zeit:  Eraente  Hemohaft  des  Orients.    (§  377.)     783 


Klosterbibliotheken ,  die  Menologien,  ^)  die  Predigten  Gregors  von  Nazi- 
anz*)  und  des  Johannes  Chrysostomos,  *)  illustriert.  Andere  kirchliche 
Litteratur  verziert  man  nur  gelegentlich  mit  Bildern;^)  eine  eigentliche 
Tradition  besteht  nur  bei  Eosmas'  christlicher  Topographie  (547  n.  Chr.), 
welche  interessante  Bilder  begleiteten.^) 

377.  Mit  der  Buchmalerei  hängt  stofflich'  und  technisch  die  Wand- 
malerei zusammen.  In  vornehmen  Häusern  waren  noch  Wandgemälde 
zu  sehen  ;^)  eine  neue  Mode  führt  sie  in  die  Lustgärten  ein,  wo  sie  ent- 
sprechend dem  intimen  Charakter  des  Ortes  subjektiv  gefärbte  Gegen- 
stände darstellen,  z.  B.  Erinnerungen  an  eine  ausgezeichnete  That  oder 
philosophische  Allegorien ;  ^)  ihnen  stehen  die  Malereien  in  grossen  Speise- 
sälen nahe.^)  Grabmalereien  schliessen  sich  an  die  der  vorigen  Periode 
an.^)  Zumeist  aUerdings  verschönem  sie  die  Katakomben,  welche  nun  in 
Andachtsplätze  verwandelt  und  deshalb,  so  gut  es  geht,  an  Kirchen  an- 
genähert werden;  so  sind  denn  gewiss  die  meisten  Katakombenbilder i^') 
nach  Konstantin  entstanden,  wie  die  Gemälde  der  jüdischen  Katakomben. 
Deren  Dekoration  zeigt  den  neuen  Stil  mit  Arabesken,  Pfauen,  anderen 
Vögeln  und  Urnen  vollkommener  durchgeführt,  als  die  Katakombe  des 
hl.  Nereus  und  der  Märtyrer  Satuminus  und  Thraso;  erstere  trägt  auch 
die   biblischen  Stoffe  einfach  vor,^  noch  die  Tradition  der  alten  Malerei 


<)  Berflhmtes,  für  Basilios  II.  (t  1025) 
geschriebenes  im  Vatikan  (Cod.  Graec.  1613): 
Menologium  Graeconun  iossu  Basilii  imp. 
graece  olim  editam,  Urbini  1727,  3  Teile; 
Pioben  bei  d'Aoincoubt  T.  31—33.  103,  1. 
104, 1.  13:  Lababtb  III  59;  AI  sommo  ponte- 
fice  Leone  XI 11.  omaggio  giubilare  della 
bibl.  Vaiicana,  Rom  1888  T.  1  (farbig); 
Beissel  T.  16;  Aber  andere  s.  Bbockhaus 
S.  191  f. 

>)  KovBAKOFF  1,  61.  Eine  berühmte 
Prachthandschrift,  welche  viele  Beschauer 
anzieht,  erwähnt  Eustathios  opusc.  p.  249, 
57  ff.;  8./9.  Jahrhundert  Ambros.  inf.  E  85 
(s.  A.  Mai,  pict.  p.  X),  zahllose  ungeschickte 
Bilder  aus  Auripigment;  zwischen  880  und 
885  für  den  Makedonier  Basilios  in  antiki- 
sierender Manier  und  mit  Nachbildung  ge- 
schnitzter und  vergoldeter  Rahmen,  Paris 
Nr.  510:  Bastabd,  peint.  des  manuscr.  und 
Hrbtzbkbo,  Byzant.,  T.  zu  S.  149;  ders.  T.  zu 
S.  196;  MoKTFAUCON  p.  252;  Silyestbb  I)B 
Sagt  II  18;  Louandbe  T.  31;  Lababte  II  81 
(farbig);  vgl.  Waagen,  Kunstwerke  in  Paris 
S.  202  ff.;  vom  J.  1063  Vatic.  1063:  d'Aoih- 
couBT,  peint  V  T.  49,  2. 

')  Aus  dem  11.  Jahrb.  Ambros.  sup.  A. 
172  mit  TitelbUd;  aus  dem  Jahre  1080  fQr 
Nikephoros  Botaniates  Paris.  Coislin.  79: 
Lababte  III  69—71;  nach  Montfaucon,  bibl. 
Coislin.  Hbbtzbbbg,  Byzant.  S.  259;  vgl. 
Waagen,  Kunstw.  in  Paris  8.  227. 

*)  Johannes  Klimakos:  11.  Jahrh. 
Vatic.  Gr.  394  auf  Goldgrund,  Probe  Pal. 
soc.  155;   Beissel  T.  14  b;    Ephraim:   aus 


dem  J.  1040  Ottobon.  457:  d'Agincoübt  V 
49,  1 ;  Predigten  des  Mönches  Jakob  aus 
dem  il.  Jahrh.,  in  Paris  Nr.  1208;  Lababtb 
IIT.  87;  Synode  von  Konstantinopel,  Jahr 
1066:  A.  Mai,  collectio  IV.;  Marienpredigten, 
aus  dem  12.  Jahrh.  Vatic.  1162:  d'Agincoubt 
VI  T.  50;  Beissbl  T.  15;  Menologium  aus 
dem  11.  Jahrh.,  Vat.  1613:  Beissel  T.  16; 
Vat.  1616  für  Konstantinos  Porphyrogenne- 
tos:  Pitba,  Sanctus  Romanus,  Ilom  1888. 
Mischoodices:  sehr  alt  Vindob.  847:  Wick- 
hoff, d.  Ornamente  eines  altchristl.  Kodex 
der  Hofbibliothek,  Jahrb.  d.  kunsth.  Samml. 
d.  allerh.  Kaiserh.  14,  196  ff.  T.  14—18;  aus 
dem  J.  1063 :  Sabas  T.  9. 

^)  Aus  dem  9.  Jahrh.  Vatic.  699:  farbige 
Probe  bei  Lababte  II  79,  die  aber  gar  nicht 
alt  aussieht;  Kondakoff  S.  137  ff.  m.  Abb. 
(,das  wichtigste  Buch"). 

^)  Symmach.  ep.  6,  50.  Aus  dem  4.  Jahr- 
hundert Haus  der  Mftrtyrer  Johannes  und 
Paulus  (lineare  Ornamente  und  Nachahmung 
von  Marmor) :  Bcr.  IV  6,  68  ff. ;  mytho- 
logische Wandgemälde:  Prudent.  c.  Symm. 
2,56. 

')  Luxorius  Anthol.  Lat.  304;  Eustath. 
Macremb.  5,  1,  2  ff. 

*)  Beim  Bischof  Neon  von  Ravenna: 
Brief  des  Papstes  Leo  an  ihn  vom  J.  458, 
vgl.  Wickhoff,  Repertor.  f.  Kunstw.  17, 10  ff. 

^)  In  Parenzo:  Stbzygowski  in  ,Kunst- 
gesch.  Charakterbilder  aus  Osterreich*  S.  56  f. 

»0)  Litteratur  S.  740.  Der  Text  bezieht 
sich  auf  Photographien, 


784 


KlassiBche  KanBtarch&ologie.    II.  GdscMohte  der  alten  Kunst. 


verratend.  In  der  Priscilla-  und  Agneskatakombe  beginnen  schon  die 
stilisierten  Andachtsbilder,  welche  in  den  Eirchenmosaiken  ihre  Vorbilder 
haben,  und  in  der  Pontianuskatakombe  ist  die  volle  Stilisierung  der  christ- 
lichen Grabmalerei  vollzogen.  Ein  Vergleich  jener  jüngeren  Bilder  mit 
den  vatikanischen  Vergilminiaturen  wird  die  Chronologie  fördern.  In  mo- 
numentalen Bauten  dagegen  tritt  die  Freskomalerei  hinter  das  Mosaik 
zurück,  dessen  weite  Verbreitung  durch  den  zunehmenden  Gebrauch  der 
Glasstifte  befördert  wurde;  natürlich  war  letzteres  nach  alter  Sitte  auch 
in  den  Speisesälen  zu  finden. ')  Das  profane  Mosaik  hatte  ziemlich  wenig 
Bedeutung;^)  die  Steinmosaiken,  welche  gewöhnlich  nur  einige  Figuren  in 
einer  Einfassung  von  Spiralen  und  Arabesken  oder  auch  Inschriften  (wie 
im  Mithraeum  von  Ostia)  zeigen,  veranschaulichen  den  tiefen  Verfall  der 
alten  Technik.')  In  den  Kirchen  dagegen  soll  bereits  die  Synode  von 
Elvira  im  Jahre  305  die  Bilder  verboten,^)  Konstantin  aber  solche  ange- 
ordnet haben.  ^)  Im  fünften  Jahrhundert  empfiehlt  sie  der  hl.  Nilus,  rät 
jedoch  von  Darstellungen  eines  Fischzuges,  einer  Jagd  u.  dgl.  ab.®)  Von 
den  Teilen  der  Kirche  pflegt  deren  heiligster,  die  Absis  in  erster  Linie 
berücksichtigt  zu  werden.')  Die  Bilder  bilden  häufig  einen  Cyklus,  wie 
in  der  von  Paulinus  (354 — 431)  geschilderten  Kirche  von  Nola;  es  kommen 
auch  Gallerien  von  gemalten  Büsten  in  Aureolen  auf,  wofür  die  alte  Pauls- 
kirche in  Rom  und  die  Katakomben  von  Neapel  Beispiele  liefern.^)  Die 
leicht  vergängliche  Freskomalerei  wird,  wo  die  Mittel  und  die  Arbeiter 
vorhanden  sind,  von  dem  glänzenderen  Mosaik,  das  auch  besser  zum  poly- 
chromen Steinbau  passt,  verdrängt.  Schon  Konstantin  schmückte  die  Ba- 
silika des  Lateran  mit  biblischen  Mosaiken  °)  und  S.  Costanza  in  Rom, 
das  zwischen  326  und  329  erstand,  enthält  noch  (allerdings  st{u*k  restau- 
rierte) Mosaiken  mit  Rankenwerk,  Vögeln  und  Urnen  oder  Nachahmung 
der  durch  Figurenmedaillons  verzierten  Teppiche.^®)  Der  Bildersturm  hat 
sehr  viel  ruiniert,  indem  nach  754  Wandgemälde  und  Mosaiken  übertüncht 
und  an  ihre  Stelle  Landschaften,  Gärten  mit  Vögeln,  Tierstücke  oder  Al- 
legorien gesetzt  wurden.^*)  Fassen  wir  die  zwei  technisch  verschiedenen 
Zweige  der  kirchlichen  Wandmalerei  zusammen,  so  beruht  unsere  Kenntnis 
auf  zwei  Gattungen  von  Quellen.  Die  eine,  weniger  anschaulich,  aber  chrono- 
logisch besser  fixierbar,  besteht  aus  den  Schriftquellen,  wobei  dieses  Mal  nicht 
die  Prosaiker,  obgleich  diese  auch  schätzenswerte  Mitteilungen  machen, '=) 


*)  8alvian.  ad  eccl.  4,  33. 

')  In  Bädern  nicht  mehr  üblich:  Sym- 
mach.  ep.  6,  49;  Mosaikbild  Theodorichs  am 
Markte  von  Neapel:  Procop.  h.  Goth.  1,  24 
p.  371d;  Verzeichnis  der  erhaltenen  welt- 
lichen Mosaiken:  Am.  J.  4,  130  ff. 

^)  Z.  B.  in  der  Gasa  di  Hadriano  zu  Rom 
(Phot.  Parker). 

*)  Can.  36. 

^)  Joh.  Damasc.  ep.  ad  Theophilum  imp. 
c.  3  (M.  III  349). 

®)  Epist  4,  61.  Augnstin  de  consensu 
evangelist.  I  10  scheinen  die  Gemälde  irre- 
leitend. 

^)  J.  G.  MtJLLEB,  die  bildlichen  Darstel- 


lungen im  Sanctoarium  der  christl.  Kirchen 
vom  5.-14.  Jahrb.,  Trier  1835. 

')  Paolskirche:  Nach  Phot.  heransg.  t. 
Gabbuoci,  s.  Civiltä  cattol.  1890,  466  (ans 
dem  5.  Jahrb.);  Neapel:  Civilta  a.  0. S.  466  ff. 

»)  VII.  Synode  von  Nicaea  787,  actio  IV. 

»»)  Db  Rossi  Lief.  17.  18;  Phot  Parker. 

^')  Vita  S.  Stephan!  Diac.  in  den  Ana- 
lecta  Graeca,  Paris  1688  I  454;  vgl.  Theo* 
phan.  contin.  3,  10. 

^')  Verlorene  Mosaiken  von  Rom  und 
Ravenna  verzeichnet  Müntz,  Am.  J.  1, 115  ff. 
295  ff.  Am  wichtigsten  sind  die  Beschrei- 
bungen der  Sergioskirche  in  Gaza  (Choricius 
p.  91  ff.  Boissokadb)  und  der  MuUergottes- 


sondern  die  jene  Bilder  begleitenden  Gedichte  dee  Paulinua  von  Nola, 
Prudentius  und  anderer  den  ersten  Platz  einnehmen.')  Die  erhaltenen 
Wanddekorationen  *)  dagegen  sind,  wie  sich  von  seihst  versteht,  entweder 
stark  beschädigt  oder,  was  fast  noch  schlimmer  ist,  erheblich  restauriert. 
Dem  bisherigen  Stande  der  Forschung  entsprechend,  soll  der  Überblick 
dieses  Eunstzwetges  sich  nach  den  Orten  richten.  Im  Osten  weist  Kon- 
stantinopel, obwohl  die  ansehnlichen  Kirchen  alle  in  Moscheen  verwandelt 
und  die  Mosaiken  QberfcUncht  wurden,  noch  prächtige  Musivgemälde  auf,') 
namentlich  in  der  Kuppel  der  Aja  Sofia*)  und  in  der  Moschee  Kachrie.^) 
Thessalonike  besitzt  die  Kuppelmoaaiken  von  H,  Oeorgios  und  H.  Sophia,*) 
in  Bethlehem  versetzen  uns  die  Mosaiken  des  MOnches  Ephraim  in  der 
Geburtskirche  an  das  Ende  dieser  Periode.')  Sonst  sind  noch  einige  Mo- 
saiken von  Klosterkirchen  zu  nennen.*)  Auf  italischem  Boden«)  hängen 
mit  der  orientalischen  Kunst  die  Mosaiken  der  Residenzstadt  Ravenna  zu- 
sammen, wo  das  Battistero  di  S.  Giovanni  (425—435),  die  Grabkapelle 
der  Galla  Placidia  (440),  S.  Maria  in  Cosmedin,  S.  Vitale  (547)  und  S. 
ÄpoUinare  nuovo  (560)  die  Entwicklung  zum  steifen  Uofstil  darstellen.'") 
Der  Osten  greift  auch  nach  Unteritalien  herüber.  ■■)  Rom  behauptet  eine 
grössere  Selbständigkeit  imd  hat  schöne  Mosaiken  verschiedenster  Zeit, 
die  nur  zu  sorgsam  immer  wieder  ausgebessert  wurden.")  An  der  Spitze 
stehen  die  Mosaiken  von  S.  Costanza  (S.  784)  und  ein  ebenfalls  konstan- 
tinisches Bild  in  der  Peterskirche. '=*)  Sodann  folgen  S.  Maria  Maggiore, 
unter  Sixtus  III.  (432—445)  gebaut  und  S.  Paolo  (490  vollendet).'«)    In 


kircbe  in  den  Blechernen  zu  EonaUntinop«! 
(Analeetfl  Graec«  «.  0.  8.  453). 

')  PauliuuB;  Lagbahob,  bist,  de  Panlin 
de  Noie,  Paris  1882  II  Kap.  21 ;  Prndentius, 
DittnchaeoDi  Elpidiua  Rusticua;  angebliche 
Distichen  des  ÄmbroBioB. 

')  Verzeichnia  der  oHtrOmiacheD  Mo- 
saiken: Am.  J.  4,  128  f. 

*)  Salzenbbbo,  altchrist).  Bandenkinfiler 
KoDstaatiDopela. 

*)  OwKS  Johbs,  Äys  Sofia.  Constanti- 
nople,  London  o.  J.  m.  25  T.;  farbige  Probe; 
Ubabtb  II  T.  118.  119  (WandiBknistation). 
Die  Mosaiken  sind  nicht  vom  jnstiaianischeD 
Bau,  vgl.  Bbockbaus  S.  43  A.  4. 

>)  N.  KoNDAKOFP,  Mosaiken  der  Moachee 
K schrie -Dschamisi  (foy^  tij;  /uipor)  in  Eon- 
etantinopel,  Odessa  18S1,  m.  12  T.  (niasisch); 
farbig  bei  Gally  EmasT,  ecci.  arcbit;  Fbot.: 
I'aschal  Säball,  catai.  explic.  des  principales 
maaalqaea,  peintures  et  sculptures  existant 
it  Eahriä-Djami,  Const.  18S6. 

')  Tbiieb,  arch.  byi.  T.  80-40;  Dü- 
CBESKB  et  Batkt,  missioQ  eu  Macddoine  et 
au  mont  Athos  p,  319  t!.;  H.  Sophia,  nach 
der  Inacbrift  aas  dem  Jahre  495:  II.  Jlaaa- 
ytagyior,  'Eaii'n  1893  Nr.  40.  46. 

')  Inschrift  desselben  aus  dem  Jahre 
der  Welt  6677  (1176  n.  Chr.);  Ephraim  war 
auch  Chronist. 

')  Uegaspiläon  im  Peloponnea;  Daphni 

Baudlinoh  dsr  kliH.  AltnrtumiKinFiiKLifi.    VI 


bei  Athen:  Lahbakis,  jrpMrrtnwxij  äp/tmy- 
liOyia  t^s  fior^;  Jaqrviov,  Athen  1890;  Mil- 
LBT,  Bch.  1893,  195  S.;  Eloster  des  sei. 
Lukas  bei  Orchomenos:  Cr.  Diehl.  l'äglise 
et  les  Tnoselgnea  du  coovent  de  St.  (sic)-Luc 
en  Phocide,  Paris  1893  m.  72  T.;  Basilianer- 
kloBter  auf  Cliios;  Tatopedlii  auf  dem  Athos ; 
DiDBOH,  Ann.  archdol.  TU  152.  —  Nikaea: 
DiBBL  n.  Stbzyooivski,  Byz.  Ztsch.  1,  74  ff. 
340  ff.  522  ff. 

')  GusT.  Clausse,  basiliques  et  mosal- 
qnea  chrätiennea  en  Italie,  1893;  E.  Mühts, 
Dotes  snr  lea  mosalquea  chrdt.  de  l'Italie, 
8  Tle.;  Fbz.  X.  Ebadb,  RealencjkL  n.  Mo- 
saiken. 

"}  Phot,;  J.  P.  Ricbtbb,  d.  Moaaiken  von 
Ravenna,  Wien  1878;  8.  134. 

")  8.  Prisco  bei  Capna,  aus  dem  5.  Jahr- 
hundert (jetat  lerstart):  Öabbucci,  storia  IV 
T.  254—7;  S.  117.  Maria  di  Capua  {zer- 
stört): beschrieben  von  Mazzocchi,  comm. 
in  mannoreom  Neap.  kalendarium;  Grotta- 
ferrata,  aus  dem  12.  Jabrfa.:  Phot. 

")  Sammlung  bei  du  Roesi,  mnaaici  cri- 
stiani  e  saggi  de'  pavimenti  delle  ehieae  di 
Roma  anteriori  al  aec.  XV,,  Rom  (noch  nn- 
vollendet);  vgl.  Vitbt,  J.  d.  sav.  1862<3. 

")  MüHTZ,  Ea.  1882  H;  Fkotbiuoham, 
Ra.e.  Ilt  1,68  ff. 

")  Db  Rossi  Lief.  16;  Phot  Parker. 

50 


f 


786 


ElasBisohe  Snxwtarch&ologie.    n.  Geschichte  der  alten  KnnBt« 


Rom  blieb  die  kirchliche  Mosaikkunst  auch  fernerhin  blühend.  Venedig 
interessiert  als  eine  Kolonie  byzantinischer  Kunst;  die  Genesisbilder  in 
der  Markuskirche  sind  nach  einer  Bilderhandschrift  gefertigt.*)  Die  Mo- 
saiken bleiben  noch  für  die  Kunstgeschichte  zu  verwerten ;  dass  sie  an 
die  Malerei  der  Kaiserzeit  anknüpfen,*)  versteht  sich  von  selbst.  Wegen 
der  starken  Restaurierungen  ist  es  rätlich,  nicht  so  sehr  auf  die  Einzel- 
heiten des  Stiles  und  des  Kolorits  Gewicht  zu  legen  als  die  Komposition 
zu  beachten.  Die  neue  Richtung  scheint  darauf  hinauszulaufen,  dass  nicht 
bloss  die  strenge  Frieskomposition  wieder  eingeführt,  sondern  auch  die 
Hofbilder  zu  Grunde  gelegt  werden.  Wie  der  Kaiser  mit  seinem  Hof- 
staate, so  erscheint  Christus  mit  den  Aposteln  und  Heiligen  vor  uns, 
damit  wir  ihn  verehren;*)  daher  sehen  alle,  falls  sie  nicht  vor  dem  Höch- 
sten sich  verneigen,  den  Beschauer  an.  In  Erinnerung  an  den  Garten 
des  Ölberges  trennen  häufig  Bäume  die  einzelnen  Figuren.^) 

Von  den  steinernen  Bodenmosaiken  ist  schon  oben  gesprochen 
worden  (S.  784),  hier  müssen  wir  betonen,  dass  die  einfachen  mit  ihren 
geschmackvollen  Mustern  geflochtene  Teppiche  glücklich  nachahmen.*) 

378.  Die  Baukunst  an  sich,  wenn  wir  von  ihrem  Figurenschmuck 
absehen,  nötigt  auch  dem  einseitigen  Freunde  des  Altgriechischen  Ach- 
tung ab.^)  In  ihr  geht  keine  Revolution  vor,  sondern,  was  neues  kommt, 
ist  nur  die  konsequente  Weiterentwicklung  älterer  Keime.  Wir  denken 
dabei  besonders  an  die  majestätischen  Kuppel-  und  Zentralbauten  (S.  324),') 
die  Basiliken  mit  ihren  Fensterfaijaden  (S.  376  f.)  und  die  schönen  Arkaden 
(S.  320).  Die  Vielfarbigkeit  der  Bauten,  welche  sofort  in  die  Augen 
stach,  dauerte  aus  dem  früheren  Zeitalter  fort  (S.  712  f.)  und  erfuhr  nur 
durch  politische  Verhältnisse,  indem  steinliefemde  Landstriche  verloren 
gingen,  einige  Veränderung.  Unter  den  farbigen  und  spiegelnden  Stein- 
sorten 8)  werden  ausser  dem  prokonnesischen  ^)  besonders  der  weisse  Marmor 
von  Faros,  der  gelbe  von  Afrika,  der  grüne  aus  Lakedaimon  und  der 
gleichfai'bige,  den  man  mm  in  Thessalien  entdeckt  hatte,  ^^)  der  fleckige 
Marmor  von  Synnada  (S.  713)  und  ein  purpurroter  Stein  in  Konstantinopel 


*)  TiKKAKEN,  d.  Qenesismosaiken  in  Ve- 
nedig u.  d.  Cottonbibe],  üelsingfors  1889. 

*)  Vgl.  MüNTZ,  Ra.  1878  Nov.  1879  Aug. 
1882  Sflpt. 

')  Ebenso  wendet  Augnstin  das  Bild 
eines  Thronsaales  auf  die  Philosophie  an 
(civ.  d.  5,  20). 

*)  Z.  B.  in  H.  Georgios:  Hebtzbebo,  By- 
zantiner S.  91. 

^)  De  Rossi  a.  0.;  A.  de  BABTHiLBXT, 
B.  monum.  VI  s.  t.  III  S.  252  ff.;  E.  Müutz, 
^tudes  iconogr.  et  arch.  sur  le  moyen-äge, 
1.  s.  Paris  1887,  1  ff.;  Fr.  X.  Kraus,  Ztsch. 
f.  christl.  Kunst  1,  29  ff.;  aus  Karthago:  Ra. 
VII  T.  143;  auf  dem  Athos:  Didbok,  Ann. 
archöol.  24,  272  f.  T. 

•)  S.  278;  A.  Choisy,  Tart  de  batir  chez 
les  Byzantins,  Paris  1883;  Bilderwerk:  Chr. 
TfiXiER  et  PopPLEWELL  PuLLAK,  architecture 


byzant.,  London  1864,  f. 

')  Basilios  I.  baute  die  ,neue'  Kirche 
mit  fünf  Kuppeln  (Theophan.  cont.  p.  326  B.). 

^)  Zosim.  5,  24;  Prudent.  c.  Symm«  2, 
151  f.  246  ff.;  Gesetz  von  440  (Codex  Justin. 
VIII  12,  21)  über  die  Basilika  von  Konstant 
tinopel;  Sidon.  oarm.  3,  17  ff.  22,  137  ff. 

*)  S.  713;  für  dtj^idsf  Konstantins  Zosim. 
2,  30;  vgl.  Cedren.  I  609;  z.  B.  Säulenkapi- 
telle in  S.  Apollinare  zu  Ravenna  (mit  Lie- 
ferungszeichen :  Rabn,  Zahns  Ztsch.  f.  Kunstw. 
1,  277). 

^^)  Paul.  Sil.  2, 226:  vgl.  Tapel,  de  Thes- 
salonica  ejusque  agro,  Berlin  1839  app.  III 
S.  439  ff.;  eine  dunkelgrüne  Serpentinbreccia 
auf  hellerem  Grund,  vgl.  Teller,  Denkschr. 
d.  Wiener  Akad.  math.-naturw.  Cl.  XL  (1879) 
S.  202  m.  Abb. 


^M 


zusammengebracht,  von  wo  der  Überachusa  nach  Rom  ging ; ')  solange 
Ägypten  zinspflichtig  war,  verechwendeten  die  Kaiser  den  ihnen  eignenden 
Porphyr.*)  Indes  geht  man  mit  den  schönen  Steinen  doch  viel  sparsamer 
als  frQher  um  und  das  Sägen  dUnner  Platten,  welche  Boden  und  Wände 
bekleiden,  wird  eine  Hauptbeschäftigung  der  marmorarii.^)  Der  farbige 
Qlasfluss  bot,  nach  Art  des  Fensterglases  gegossen,  einen  Ersatz  fQr  die 
farbigen  Steine.')  Nötigenfalls  genügt  schon  farbiger  Anstrich.*)  Durch 
orientalischen  Geschmack  kommt  jetzt  wieder  Gold  oder  Bronze  zu  frei- 
gebiger Verwendung.*)  Rom  strahlte  zur  Zeit  Claudians  int  Sonnenlichte 
golden  and  konnte  wirklich  das  goldene  heiasen ; ')  in  Konstantinopel  war 
ein  »goldenes  Thor',  ein  «goldener  Speisesaal*  mit  „silberner  Thilre"  und 
die  Säulen  des  Blachernenpalastes  glänzten  von  Silber  und  Qold.*)  In 
der  Kreuzkirche  von  Jerusalpm  trugen  neun  goldene  Säulen  den  Altar 
ans  Gold  und  Silber,  ein  goldener  Himmel  beschattete  das  Kreuz  und  auf 
den  Säulen  der  Absia  standen  silberne  Hydrien.*)  Eigentlich  drückte  die 
Verschwendung  von  bunten  Steinen  und  Gold  den  Figurenschmuck  herab;  ■") 
doch  konnten  beide  einen  Bund  eingehen,  z.  B.  wird  Gold  ein  beliebter 
Untergrund  für  Gemälde  und  Mosaiken.  In  den  Stuck  drückte  man  ge- 
triebene Bronzemedaillons,  z,  B.  mit  den  Porträtköpfen  der  ApostelfUrsten, 
ein.'i)  Die  Fenster  wurden  mit  Goldgläsern,  durch  welche  die  Sonne  gol- 
den hereinschien,  geschlossen.'*) 

Ausser  durch  die  Materialien,  wurde  der  Bau  noch  weiter  durch 
Skulpieren  gegliedert. ")  Während  das  eigentliche  Relief  zurücktritt  (S.  777  f.), 
erzielen  die  Steinmetzen  grosse  Geschicklichkeit  in  omamentalen  und  vege- 
tabilischen Flachreliefs,  welche  ihren  Zweck  vortrefflich  erfüllen  '*)  und  die 
Kapitelle  mannigfaltig  gestalten; ")  durchbrochene  Arbeit  findet  sich  an 
Altarschranken.  1*)  Technisch  stimmen  dazu  die  Elfenbeinschnitzereien,  die 
z,  B.  den  drei  elfenbeinernen  Tboren  der  Chalke  in  Konstantinopel  ihren 
Namen   gaben. ' ')    An   den   Thoren    waren    femer   Holzschnitzereien   zu- 


')  Cassiod.  Vax.  10,  8;  ebenso  za  den 
Vandalen:  Luzor.  Antb.  446,  S  B. 

•)  Cedren.  1 609;  Ostorchronik  Ol.  277, 1 ; 
Procop.  aedif.  1,  12;  Säulen  am  , goldenen 
Thore*  von  EonBtantinopel. 

')  Cruatae,  niaxai,  jtlaKoiir.  Den  Rflck- 
gang  der  Stein  Produktion  deatet  schon  Zo- 
simos  (5,  24)  an. 

')  In  der  Kirche  von  Fareazo  finden 
wir  oblonge  Tafeln  aus  vielerlei  Marmor, 
rotem  Porphjr,  hell-  und  dankelbrannen), 
grünem  nna  schwarzem  OlHaflnsa  von  ireissem 
Kalkstein  eingefasai  An  verschiedenen 
Stellen  sind  Perlnatterecbalen  ein  gefügt. 

")  An  Kirchen:  Pnid.  perlst.  10,  850. 

•)  Gold:  Cod.  JastJn.  VIJI  12,21;  Pmd. 
c.  Symro.  2,  151  f.;  Lnxor.  Änthol.  446,  3 
(Porticoa);  eherne  Ziegel:  Osterchronik  Ol. 
296,  3  (407). 

')  Cland.  cons.  Stil.  III.  66.  133  f. 

')  Benjamin  v.  Tudela  p.  24  der  franzBe. 
Ausg. 

')  Breviuius  p.  33.  34  Gildembibtrr. 


'")  In  dem  oben  citierten  Gesetz  von 
440  wird  verpCnt,  dass  der  Bau  .alionios 
imaginis  aut  pictarum  cuiuslibet  honoris  ta- 
bularum  obumbratione'  getrübt  werde  (fu«' 


<>)  Sidon.  ep.  2, 10. 

")  Brockbiüs  ft.  0.  S.  39  ff.;  Stbztoowsei, 
Bji.  Ztsch.  3,  1 1  ff.  u.  Jeltioy  t^g  lat.  xai 
iftroi.  iiatQioi  1890,  117  ff.  Stilisierter  Me- 
dosenkopf  vom  Angusteoo:    Am.  J.  II  T.  9, 

'*}  Z.  U.  ansgesoichnet  am  Tempel  im 
rechten  Hofe  des  diokletiuniscben  Pdastes; 
Imitation  eines  figurierten  Gewebes,  ans 
Athen  im  Louvre:  Clabac  T.  195;  Pbbrot 
V  F.  438. 

")  Stbztoowski,  Ath.  Mitt.  14,  278  ff.; 
Ath.  Mitt  14,  279. 

'>)  In  8.  Clement«  zu  Bora. 

")  Vielleicht  sind  hierauch  die  Platten 
vom  Grabe  des  gallischen  Beiltgen  Caletricua 
5Q' 


r 


788 


KlaBsische  Kmuitarohäologie.    IL  Gesohiohte  der  alten  Kunst. 


lässig,  wovon  S.  Sabina  in  Rom  mit  seinen  leider  zerschmetterten  Cy- 
pressenthüren  ein  altes  figuriertes  Beispiel  bietet. i) 

Zu  einem  vornehmen  Bau  wirken  nun  Baumeister,  Steinmetzen,  Erz- 
bildner, Wölber  {camerarum  rotatores),  Stukkateure  (gypsoplastae)  und  Mo- 
saikarbeiter mit;')  den  Maler  kann  man  entbehren.  Nichts  bezeichnet 
mehr  den  Wandel  der  Zeiten  als  dass  Constantius  im  Jahre  357  .den  per- 
sischen Baumeister  Hormisdas  bei  sich  hatte.  Justinian  verfügte  beim 
Bau  der  Sophienkirche  über  kleinasiatische  Architekten,  Anthemios  von 
Tralles,  Isidoros  von  Milet  und  Ignatios.*)  Über  die  Klasse  der  Stein- 
metzen geben  die  Versetzmarken  (S.  294)  Aufschluss  und  zwar  zeigen  sie, 
dass  Griechen  den  Palast  Diokletians  erbauten  und  die  gleiche  Schule  in 
Konstantinopel,  zu  S.  Vitale  in  Ravenna  und  in  Parenzo  arbeitete.  In 
Rom  dagegen  hielt  man  auf  die  alten  Überlieferungen  und  empfahl  den 
Architekten  das  Studium  des  Alten.  ^ 

379.  Schliesslich  sei  noch  ein  Überblick  über  die  ansehnlichen  Bau- 
werke jener  Zeit  gegeben.  Die  Privatgebäude  sind  nur  durch  Beschrei- 
bungen bekannt,  müssen  aber  sehr  prunkvoll  gewesen  sein;^)  „vivirnus 
quasi  altera  die  morituri  (sagt  Hieronymus)  ^)  et  aedificamus  quasi  semper 
in  hoc  sae/!ulo  victuri^  Von  den  Kaiserpalästen  geben  die  Ruinen  in 
Salona-Spalato  (S.  161)  einen  gewissen  Begriff;  die  Kaiserburg  von  Kon- 
stantinopel ^)  erlitt  viele  Veränderungen,  wovon  wohl  die  meisten  im  Wett- 
streite mit  den  Chalifen  geschahen.  Im  neunten  Jahrhundert  lässt  der 
Kaiser  Theophilos  einen  Palast  nach  dem  Muster  der  syrischen  bauen  ^) 
und  bald  darauf  wohnt  der  Makedonier  Basilios  in  der  herrlichsten  Resi- 
denz.^) Die  Patriarchate  blieben  in  äusserem  Glänze  nicht  viel  hinter  den 
Kaiserschlössern  zurück. ^^)  Die  grossen  Grabbauten  sind  besser  bekannt; 
sie  erhalten  unter  den  christlichen  Fürsten  die  Eigenschaft  von  Grab- 
kapellen. Ravenna  hat  die  Kapelle  der  Galla  Placidia  (S.  785)  und  das 
Grab  Theodorichs  aufzuweisen;  bei  Ephesos  steht  das  „Lukasgrab*"  ;^i)  die 
Gegend  von  Oran  besitzt  aus  dem  5.  und  6.  Jahrhundert  eigenartige  Grab- 
mäler  (djedar)  nach  dem  Typus  des  „Grabes  der  Christin".**) 

Auf  dem  Gebiete  der  öffentlichen  Bauten  erwiesen  sich  auch  die 
Kaiser  nach  Diokletian  sehr  thätig,  nur  wendeten  sie  gerne  älteres  Mate- 


UDd  an  der  Kanzel  von  St.  Peter  (Solbi,  arts 
m^c.  S.  75)  einzureihen. 

^)  J.  J.  Bbbthier,  la  porte  de  St.  Sabine, 
Ind.  1.  y.  Freiburg  i.  Schw.  Sommer  1892,  m. 
Abb.  (nach  ihm  unter  Coelestin  I.  vielleicht 
von  Petrus  Illyricus  gearbeitet);  Jahrb.  der 
preuss.  Eunsts.  1893  H.  2/3;  nach  Kraus, 
Ropert.  f.  Kunstw.  17,  50  sind  die  Felder 
Nr.  15  und  17  später  und  oströmiscb.  In 
Tyros  Hess  der  Bischof  Paulinus  im  Jahre 
314  sehr  schöne  geschnitzte  Altarschranken 
machen. 

*)  Cassiod.  var.  7,  5. 

^)  über  die  ostgothischen  Verhältnisse: 
Cassiod.  var.  7,  15. 

*)  Cassiod.  a.  0.  a.  £.;  Symmachus  ,anti- 
quorum  diligentissimus  imitator*  (Cassiod. 
var,  4,  51).    Darum  ist  uns  Vitruv  erhalten. 


^)  Anicierpalast  in  Rom:  Secund.  ep.  3 
(Corpus  Script,  ecci.  25,895);  Symmachus: 
A.  4;  vgl.  Sulp.  Sev.  v.  S.  Mart.  17,  5.  19,  4. 
Über  das  südliche  Frankreich  belehren  Auso- 
nius  und  Apollinaris  Sidonius. 

«)  Episi  II  18. 

^)  S.  98;  liABARTE,  le  palais  imperial 
de  Constantinople,  Paris  1861;  D.  BtuAisv, 
Byzantina  I.,  retersb.  1891  (Mäm.  de  la  soc. 
archöol.  russe  V.). 

^)  Biographie  K.  9. 

^)  Biographie  von  Konstantinos  Por- 
phryrogennetos  K.  89. 

'^)  Treppe  von  72  Stufen:  Mazaris  p.  141. 

i>)  SixpoB,  Tr.  b.  a.  6,  323  ff.;  Webeb 
das.  7,  226  ff.;  Falkekeb  das.  7,  241  ff. 

^2)  De  LA  Blancb^re  (§  184). 


kVaVi.- 


-■^ 


rial  an  (S.  18  f.).  Wir  verweisen  auf  die  Gebäude  von  Konstantinopel ') 
und  Trier  (S.  148  f.).  Das  technische  Können,  welches  z,  B.  in  grosBartigen 
Cisteroen  (S.  388  f.),  Wasserleitungen  (S.  384  f.)  und  Wassermühlen  zu  er- 
kennen ist,  verdient  alle  Anerkennung.  Doch  auch  blosse  Denkmale  haben 
noch  gewisse  Bedeutung.  Der  Triumphbogen  des  Konstantin  zu  Rom  ist 
teilweise  nach  orientalischem  Gescfamacke  an  den  Durchgängen  mit  flan- 
kierenden Figuren,  teilweise  ebenso  wie  ein  Innenraum  mit  Gemälden, 
mit  eingesetzten  runden  oder  viereckigen  Reliefplatten,  deren  beste  von 
einem  Trajansbogen  stammen,  geziert ;  *)  an  dem  SeitenstUck  zu  Thessa- 
lonike  (S.  323)  ist  wenig  von  den  marmornen  Belagplatten  geblieben. 
Nach  alter  Sitte  erstehen  ausserdem  Denksäulen  mit  Retiefbildem,  welche 
oben  eine  Eaiserstatue  tragen.*)  Konstantinopel  hat  den  ägyptischen 
Obelisk,  welchen  Theodosius  im  Hippodrom  auf  einer  Basis,  welche  vier 
Hofhistorienbilder  umziehen,  errichten  Hess,*)  die  386  errichtete  aber  jetzt 
verschwundene  Säule  Theodosius'  I.  imd  die  von  Theodosius  H.  421  seinem 
Vater  Arcadius  geweihte  Spiralsäule,  deren  Reliefs  jetzt  fast  ganz  ver- 
nichtet sind.') 

Unter  den  erhaltenen  Überresten  der  nachdiokletianischen  Baukunst 
machen  die  Kirchen  die  grösste  Zahl  aus  und  sind  bisher  am  sorgsamsten 
behandelt.^)  Ein  Eirchenschriftsteller  des  vierten  Jahrhunderts  schildert 
uns  die  alten  Kirchen  ärmlich,  mit  offenem  Dachstuhl,  mit  Schindeldach 
und  hölzernen  Altären;'')  doch  mag  es  ansehnlichere  gegeben  haben/) 
Unter  Konstantin  begann  sofort  der  Kirchenbau  in  grossem  Stil.^)  Statt- 
liche Kirchen  des  vierten  Jahrhunderts  kennen  wir  durch  Beschreibungen.'") 
Auch  hier  folge  eine  kurze  geographische  Übersieht,  wobei  der  Leser 
nicht  vergesse,  dass  alle  Kirchen  jetzt  mehr  oder  minder  erweitert,  aus- 
gebessert oder  auch  nach  dem  Zeitgeschmäcke  umgebaut  sind.  Im  Osten 
sind  die  vor  dem  13.  Jahrhundert  begründeten  Kirchenbauten,  welche  zum 
grossen   Teil  in  Moscheen  umgewandelt  wurden,   sehr  zahlreich  ;>  >)    vor 


')  Das  Werk  von  Paspatis  (S.  98)  er- 
schien 1S93  englieoh. 

")  Phot 

■)  DuaKB,  Repert.  f.  Kuustw.  2,  121  ff. 

*)  Phot.  Berggien. 

')  STBZTOonsKi,  Jahrb.  8,  230  ff.;  Mrne- 
BTRIEB,  colninna  TheDdoBiBDit  a  Gent.  BelliDo 
(lelineaU,  Parie  1702;  Über  diese  Zeichnungen 
8.  MDntz,  K.  dea  6t.  gl.  1888,  318  ff.;  Verh. 
d.  arcb.  Kongr.  in  Odessa  III,  Tafel  zn  S.  27. 

')  Litteratur  S.  365. 

')  Optstns  Milevit.  11  2.  4,  12. 

')  Vgl.  Enseb.  bist.  eccl.  8, 1,  5;  Lactant. 
de  mort.  peTsec.  12, 

')  Enseb.  v.  Conet  2,  45.  Vgl.  Ciam- 
piNi,  de  fwGiis  aedificiis  B  CoDst.  Magno  con- 
strnctia,  Rom   1693  m,  T. 

'')  In  Palästina  und  PhOnicien:  Euseb. 
bist.  ecci.  10,  4;  vit.  Const.  III;  vgl.  F.  W. 
Unoeh,  die  Banl«n  Konstantins  des  Grossen 
am  hl.  Grabe  zu  Jerusalem,  G5tt,  1863;  ne- 
potianische  Basilika:  Hieron.  epist.  60  (3). 

■ ')  PnLOHBB,  lea  anc.  äglisea  byzantines, 


Wien  1879;  Pal&atina:  H.  db  VooSä,  lea 
dglises  de  la  Terre  Sainte,  Paria  1860;  Sepp, 
d.  Felaenkuppel  eine  jnstinianiacbB  Sophien- 
kicche,  UQncbea  1882;  den.,  Anhang  zu 
,krit.  Beiträge  z.  Leben  Jesu*,  München 
1890;  in  ülba  (KUikien)  st«ht  an  der  Abais: 
"E^yoy     litipäyov     Aovxä     (Jhat.     12,    266); 

Konetantinopel;  S.  98;  Kondakoff,  by- 
zant.  Kirchen  u.  Alt^rtOmer  Konstantin opels, 
Odessa  1886  (mssisch);  metrische  Üeachrei- 
bung  der  Sophienkirche  von  Paalos  Silen- 
tiarios  (descr.  magnae  ecclesioe,  ed.  ill.  Fr. 
Graefe,  Lpg.  1822;  ambo,  ed.  J.  Bekker, 
Berlin  1815;  Beschr.  d.  Hagia  Sophia,  übers. 
V.  J.  J.  Kreutzer,  Lpg.  1875);  ächildemng 
des  Baptisteriums :  Anon.  progymn.  12  bei 
Walz,  rW.  1638 ff.;  Griechenland:  8.102; 
Athen:  The  Builder  1890  Nr.  2443,  379  ff; 
die  Kapnikaräa-Kirche  ist  frühestens  im 
9.  Jahrhundert  erbaut  (Sakklliom,  IlaQyttvaog 
11,  430  ff.);  OrchomenoB  ans  dem  Jahre  874: 
Inschriften  bei  Schuekakii,  Orchomenos 
8.  48  f.;  Stbztoowski,  bjz.  Ztech.  3,  1  ff.  m. 


790 


KlaBsisohe  Kmuitarch&ologie,    II.  Geschichte  der  alten  Konst. 


allem  andern  verdienen  Justinians  Sophiendom  in  Eonstantinopel  mid  der 
Felsendom  in  Jerusalem  genannt  zu  werden.  Ealabrien  und  überhaupt 
Süditalien,  sowie  Ravenna  kehren  sich  dem  Osten  zu.^  In  Rom  war  die 
Bauthätigkeit  seit  Konstantin  sehr  stark;  derselbe  begann  bereits  die 
Petersbasilika,  die  sein  Sohn  vollendete.^)  Dann  sind  Gallien,')  Afrika^) 
und  Istrien  ^)  vornehmlich  wegen  monumentaler  Kirchenbauten  zu  nennen. 
Beiläufig  wollen  wir  noch  auf  die  Reste  alter  Klöster  hingewiesen  haben.  ^) 

Alle  Kunstfertigkeiten^)  behaupteten  ihren  hohen  Stand,  ja  sie 
konnten  durch  die  Wechselbeziehungen  zum  Orient  nur  gewinnen,  so  dass 
das  oströmische  Reich  ein  Hort  aller  technischen  Fertigkeiten  war.  Die 
Juweliere  und  Ciseleure  hatten  für  Hof  und  Kirche,  im  Lande  und  nach 
auswärts  vollauf  zu  thun ;  ^)  die  Silberarbeit  beschäftigte  in  Konstantinopel 
und  Karthago  einen  ganzen  Bezirk^)  und  die  grösste  Arbeitsteilung  blieb 
noch  rentabel.  ^^)  Für  diese  Metallkunst  wurde  das  Email  in  starkem  Masse 
herangezogen   und  ergab  ganze  Bilder, i^)  Schmuck,^')  Kirchengeräte, ^*) 


T.  1.  2;  Saloniki:  S.  323;  Batet,  möm. 
8ur  un  ambon  conservö  ä  Salonique,  Arch. 
des  niiss.  n.  s.  III,  480. 

0  Ealabrien:  E.  Jobdan,  Mal.  d'arch.  9, 
321  ff.;  Süditalien:  S.  117;  C.  Dalbono,  sulF 
opera  „studi  sai  mon.  deir  Italia  merid.  dal 
IV.  al  XIII.  sec*  del  Salazaro  Demetrio, 
Nap.  1873 ;  Palermo,  Maria  dell'  Ammiraglio 
1143  von  einem  griechischen  Admiral  ge- 
gründet: S.  G.  Patbicolo,  la  chiesa  di  S.  M. 
d.  A.  in  R,  1883. 

*)  Mab.  Abmellint,  le  chiese  di  Roma, 
2.  A.,  Rom  1891;  Basiliken  S.  377;  Peters- 
kirche :  Inschriften  der  Gründer  Rom.  Quai-tal- 
schrift  1,  19;  Beschreibung  der  Peters-  und 
Paulskirche  bei  Prudentius  perist.  12,  31  ff. 
45  ff.;  San  demente:  T.  Rolleb,  St.  Clement 
de  Rome,  Paris  1873  m.  9  T. 

')  Martinskirche  in  Tours,  jetzt  ohne 
alte  Reste:  Dehio,  Jahrb.  d.  preuss.  Kunst- 
samml.  1889,  13  f.;  Basilika  von  Orl^ansville, 
326  begründet;  Dom  von  Trier. 

*)  S.  377;  2.  ß.  Basiliken  in  Tipasa  (Du- 
CHESNE,  S^ances  de  Tacad.  des  inscr.  1892, 
Mars  18),  Tigsirt  (1894  erforscht)  und  Sertei 
in  Mauretania  Sitifensis  (Plan  in  der  franz. 
Festschrift  für  De  Rossi  S.  347). 

^)  Andbea  Axoboso.  le  basiliche  cri- 
stiane  di  Parenzo,  Atti  e  mem.  d.  soc. 
ist.  d'arch.  e  storia  patr.,  Parenzo  1891  VI 
H.  3.  4. 

®)  S.  365 ;  Movtj  tov  Koxxov  auf  Cypem : 
JlEQLyQaffij  Jtjf  — ,  Venedig  1782;  Moyrj  tov 
MsXa  {lovQfjieXa)  bei  Trapezunt,  angeblich 
380  gegründet:  Jfeotpvxoq  hgod.  UeXon,  6 
KttvaoxttXvßixfjgi  9$la  axoXov^ia  rdSy  off,  ntcr, 
TJfÄtuy  Bagyaßa  xal  £iMf(pQoylov,  Lpg.  1775; 
Athosklöster:  H.  Bbockhaus,  die  Kunst  in 
d.  Athos-Klöstem,  Lpg.  1891;  Kloster  tov 
xvytjyov  rtov  q>tXo<j6<f(oy  am  Hymettos: 
Stezygowski,    JeXiioy   lijs    Un.  xal   i^yoX, 


itttiQlag  1890,  117  ff. 

^)  LEimcLAYius,  pandect.  Torcic.  cap.  248; 
Reiske  zu  Konstantins  Caerimoniale. 

^)  Römischer  Silberfund  vom  Jahre  1793 
(in  die  Sammlung  Blacas  gekommen),  aus 
dem  4. /5.  Jahrb.:  Visoonti,  lett.  su  d*  una 
ant.  argenteria  nuovam.  scop.  a  R.,  2.  Aufl. 
Rom  1825,  m.  24  T.;  Funde  im  Grabe  der 
Kaiserin  Maria  (Tochter  des  Honorius)  1544 
gemacht:  vgl.  B.  crist.  1863,  53;  bei  Verona: 
Bcrist.  1874,  118;  Verzeichnis  eines  Silber- 
schatzes im  Leben  des  hl.  Desiderius  (f  621), 
vgl.  Berl.  Phil.  V^ochenschr.  1893,  1437; 
verschiedenes  wertvolle  enthält  der  Schatz 
von  San  Marco:  E.  MoLnaEB,  le  träsor  de 
la  basilique  de  St.  Marc  ä  Venise,  Ven.  1888, 
m.  7  T. 

^)  In  Konstantinopel:  'jQyvQonQatsTa 
Theophan.  Justinian.  a.  5;  Karthago:  Augustin. 
civ.  d.  7,  4. 

^^)  Augustin.  a.  0. 

^')  Das  älteste  Zeugnis  dürfte  aus  der 
Zeit  von  Theodosius  II.  (408-50)  stammen 
(Schüssel  mit  dem  Abendmahle:  Schreiben 
bei  CoMBEFis,  orig.  rer.  Const.  p.  141). 

^^)  Z.  B.  Eunap.  bei  Suidas  'PovtpTyog; 
Nonn.  Dion.  5,  580;  prächtiger  Ehering  mit 
minutiösen  Figuren  aus  dem  10.  Jahrhundert: 
Acad.  d.  inscr.  GR.  1889,  123  ff.;  Ring  mit 
Emailfiguren  aus  dem  7.  Jahrh.  in  Palermo: 
Rom.  Quartalschr.  4,  72. 

»)  Z.  B.  Vita  S.  Artemii  23;  Oros.  7, 39, 
3.  4;  Phot.  bibL  96  p.  81.  2  (Kreuze);  Bre- 
viarius  de  terra  s.  p.  34  (Kreuz).  Der  Liber 
pontificalis  enthält  von  Papst  Silvester  an 
viele  Mitteilungen;  s.  auch  Riant,  exuviae 
sacrae  Gonstantinopolitanae;  Giako.  Rossi, 
commenti  sopra  suppellettili  sacre  di  argento 
ed  oro  appartenenti  ai  primissimi  secoli 
della  chiesa,  2.  A.  Rom  1890,  m.  25  T. 


«4 


Hofgala')  und  Schatzstücke ")  nennen  wir  nur  im  allgemeinen.  Besondere 
Aufmerksamkeit  verdienen  dagegen  dae  getriebene  Silbergeschirr,  von 
welchem  die  heidnischen  und  sinnlichen  Bilder  nur  schwer  weichen  wollten/) 
namentlich  die  grossen  Platten  (disci),  wovon  Madrid  an  dem  Discus  des 
Theodosius  eine  schöne  Probe  besitzt.*)  Dinen  zunächst  stehen  die  grossen 
getriebenen  Schilde  aus  Silberblech,  wie  der  des  EonsulB  Aspar  vom  Jahre 
434  mit  bureaukratischer  Darstellung  und  der  vielleicht  ebenso  alte  oder 
nicht  viel  jüngere  ,des  Scipio".')  Die  Kroninsignien  veranschaulicht  uns 
ausser  den  zahlreichen  Eaiserbildern  die  ungarische  Stephanskrone  mit 
mehreren  Emailbildnissen  und  griechischen  Inschriften  (1075 — 77),'')  so- 
dann die  Votivkrone  Leos  VI.  (866—911)  mit  dessen  Emailbild  in  San 
Marco.')  Die  kirchliche  Juwelierarbeit  vereinigt  ihre  Kräfte  auf  Keli- 
quienschreine,  *)  emaillierte  Kelche ')  und  Prunkaltäre, '.")  an  welch'  letz- 
teren das  Email  sogar  die  ganze  Fläche  bedecken  kann;  wenn  auch  Ced- 
renus'  Nachrichten  über  den  Altar  der  Sophienkirche  unklar  lauten,  besitzt 
die  Marcuskirche  in  Venedig  ein  solches  976 — 8  zu  Eonstantinopel  ange- 
fertigtes Antependium  (querteiliges  Diptychon)  in  Email.")  In  diesen  Hof- 


')  QoldKeechirr  bei  Hofdiner:  Lintprand, 
antapodoflia  VI  S;  goldene  Schilde  Dod  LÄnisn; 
Syaes.  de  regno  12;  Pferdescbmack  und 
Rastnug  aus  Gold :  Theoph.  Simoc.  3,  6. 

*)  Z.  B.  vergoldetes  Tischchen  aus  ge- 
triebenem  Silb«r:   Const.  Forpb.  adm.  imp. 


noiij^ta  fii  toi!  ^pDiaifV);  Conat  Porph.  I 
p.  15  Bonn;  Ga.  5,  ö3  ff. 

*)  Bieron.8.0.:  Lnxor.  Anth.  371;  Ha- 
cariuB  hom.  16;  Du  Oado,  meni.  hist  crit. 
supra  el  disco  de  Tbeodosio,  Madrid  I6I9; 
Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  III  T.  2;  Soldi, 
los  arta  mäc.  p.  139  m.  Abb.  (An  weiblichen 
GeBtalt«Q  iet  der  Oberkörper  zwar  unbe- 
kleidet,  aber  die  Brust  mflimlich  gebildet.) 

*)  Vera,  bei  Arhkth,  antike  Gold-  und 
SilbennoD-  in  Wien  8.  67;  goldener  Ehren- 
scbild  fDr  den  Eniaer:  Faneg^T.  Lat.  9,  25; 
Schild  Aspais  in  Florenz:  Dox.  Auo.  Bbacci. 
diss.  Bopra  an  clipeo  votivo,  Lacca  1771  m. 
Abb.,  vgl.  W.  Metes,  zwei  ant.  Elfenbein- 
lafeln  S.  6  ff.;  Schild  Scipioe:  Millin,  nuon. 
inöd.  I.  10  u.  gall.  myth.  136.  687;  Hktbb- 
HAHH,  Pariser  Antiken  S.  68;  Schild  von 
Kertsch,  aus  dem  i.  6,  Jahrb.:  J.  Stbztoowski 
IL.  N.  PoKBOTBKij,  d.  Sllberschlld  von  Eertecb, 
1892;  Tgl.  D.  Beuajgw,  J.  d.  Minist,  f. 
Volkaanf  kl.  1893,  321  ff.  (nise.). 

')  At^.  z.  B.  EBDiuifHSDOBFUt,  dentsche 
Gesch.  vom  westpbäl.  Frieden  1,  733. 

')  Platten  von  einer  Krone  mit  Bildern 
aus  den  Jahren  1042—54.  in  Pestb  (ge- 
funden in  Nyitra-Ivanka);  Bocx,  d.  Kleinodien 
des  hl.  röm.  Reichs  deutacher  Nation,  Wien 
1864;  Linas,  Häm.  Ines  k  la  Sorbonne  en 
1867;  Probe  bei  Bochbb,  Gesch.  der  techo. 
Kflnste  1, 16. 


")  Silberne  in  Edeasa;  ChroD.  Edesa.  61 ; 
getriebenes  silbernes  Kistchen  aus  Afrika, 
in  Rom;  Bcrist-H,  4,  VU8ff.  T.  8.  9;  Heli- 
qoiar  von  Jaatinas  II.  nach  Poitiera  ge- 
schenkt, Zeichnung  erhalten:  Tezier,  eaaai 
B.  1.  argentiera  et  les  emailleura  de  Limogea; 
zwischen  963  und  969  gemacht,  in  Limburg 
an  der  Lahn:  E,  aus'h  Weshth,  d.  Sieges- 
kreuz d.  byz.  Eaiaera  Conatantin  VII.  Porphyr, 
n.  Bomanus  IL,  Bonn  1866,  f.;  Sohlumbbbobr, 
OD  empereuT  S.  G6H.  672;  vgl,  BaocKa&ua,  d. 
Kunst  in  d.  AthoaklSstem  S.  45  A.  3;  Reli- 
quiar  des  Nikepfaoros  Fhokaa  (963-69)  in 
Lawra:  Bbockbaub  a.  0.  S.  45  f.;  sechseckiges 
von  Silber  in  Theasalonike  mit  Relief bild : 
Ps.  Joann.  Tfaeaaal.  jigai,  ay.  22;  a.  auch 
Antiqnit^a  raaaea  2,  416  (Dber  die  Reliquien 
von  Konstantinopel] ;  Swoboda,  frOhchristt. 
Reliquiarien,  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  N.  F. 
16. 1  ff. 

')  Von   Romanoa   Lekapenos  (B19 — 44). 

■o)SilbBrner:Chron.EdeB8.|60(.Ti8Ch*); 
zu  einsmAltargehSrte  eine  getriebene  goldene 
Platte  aus  dem  II.  Jahrh.  in  Maeetricht  (Gott 
und  betende  Maria,  mit  griech.  Inachrift), 
abgeb.  bei  Bock  u.  Willeiisih,  antiquit^ 
aacräea,  M.  1873  S.  230. 

")  Pnla  d'oTO  genannt,  abgeb.  I^babtb, 
hist.  des  arta  industr.  U  T.  104.  105;  R.  de 
l'art  chr^tien  VU,  T.  zu  S.  375 ;  vgl,  ScmiaaB, 
Gesch.  d.  bild.  E.  ID.;  DtmaND,  A.  archäo). 
XX  (18601,  208  ff.;  Eitblbbbobb,  Repert.  f. 
Kuastw.  10,  235  ff.;  Vbludo,  imagine  d.  Ma- 
donna di  S.  M.;  La  pala  d'oro  della  baa.  di 
S.  M.,  Ven.  1887,  m.  8  T.  (sep.  aua  Pasini, 
tr^BOT  de  St.  M.);  Fortr&t  der  Kaiserin  Irene, 
abg.  R.  de  l'art  clir.  n.  s.  8,  430.  —  Reliquien- 
tafel in  der  Samminng  Stroganoff  zu  Rom 
(tO./ll.J.),  verSff.  V.  Si^LUKBBBeBB. 


r 


792 


ElasaUohe  Ennstnrch&ologi«.    n.  Qescbieht«  der  alten  Emut 


kUnsten  dilettierten  selbst  Kaiser,  z.  B.  machte  Konstantinos  Porphyro- 
gennetos  eigenhändig  einen  silbernen  Tisch.')  Die  Gemmenskulptur*) 
geht  etwas  zurück,  wiewohl  erhaben  geschnittene  Steine  in  Fülle  an  Ge- 
wändern,^) kirchlichen  Qeräten  und  Möbeln^)  angebracht  wurden,  unter 
den  Gemmen,  an  denen  unsere  Sammlungen  nicht  arm  sind,  verdient  der 
grosse  Saphir  mit  der  Jagd  des  Kaisers  Gonstantius  Hervorhebang. ") 
Man  verstand  ferner  noch  figurierte  Gefösse  aus  edlem  Stein  zu  schneiden.*) 
Mit  der  Edelsteinarbeit  wetteiferte  die  Olasindustrie.  Wie  sie  die  ordi- 
närsten Geßlsse  herstellte,^)  so  produzierte  sie  Weingläser  aus  Purpur^ 
glas  und  mit  freundlichen  Inschriften,")  Patenen  mit  Figuren')  und  Me- 
daillons verschiedener  GrOsse,  welche  vermutlich  emaillierte  Medaillons 
ersetzen  sollten.'^)  Etwas  Neues  brachte  die  Mode  in  der  Einschiebung 
von  Goldplättchen.  mit  gravierten  Bildern;")  diese  Technik  war  nicht 
ausschliesslich  der  Kirche  geweiht,  sondern  blieb  in  Syrien  unter  den 
Chalifen  bestehen.'*) 

Aus  dem  monumentalen  Glasmosaik  geht  das  Miniaturmosaik,  welches 
Geräte  schmückt,  hervor;")  die  mosaicierten  Tafeln  waren  manchmal 
selbständige  Yotivbilder  wie  das  Bild  des  Evangelisten  Johannes  in  pracht- 
vollem Emailrahmen.'*) 

Das  Elfenbein''')  zog  so  sehr  an,  dass  man  Über  seine  künstlerische 
Sprödigkeit  hinwegsah.  Wir  wissen  nicht  bestimmt,  welcher  Consul  Ordi- 
narius zuerst  am  Neujahrstag  etwa  30 — 40  cm.  hohe  Doppeltafeln  (Di- 
ptychen) mit  seinem  und  des  Kaisers  Bild,  wozu  noch  Goldauftrag  und  rote 
Inschriften  kamen,  verteilte,  können  aber  eine  Reihe  vom  Jahr  406  bis  541 
herstellen.'*)    Andere  Beamte  (denen  nur  das  Elfenbein  versagt  war)  und 


nians  nnd  JnstiDS,  besoodera  in  Ägypten : 
Ga.  8,  297  r.;  Obdiche  in  GallieD. 

")  S.  222;  Abnbllini,  BSm,  QuartiJsclir. 
"  '"  ff.  T.  3.  4.  —  J.  B.  DE  RoBsi,  Terre  r 


')  Vita  Conat.  Porph.  20  f. 

'I  Tafeln  bei  B.  Hasb's  Ausgabe  des 
Leo  DiaconuB,  Parle  1819;  Fobthuk,  Arch. 
J.  42,  1.19  £f.;  Labordb,  G.  d.  b.-a.  1871, 
:(82ff.;  F.  Obann,  de  gemma  Bcalpta  Chri- 
stian a,  G  Jessen  1843. 

*)  Man  sieht  dies  oft  ia  Bildern. 

*)  Ruhebett:  Prndent.  pajchom.  62; 
Kreuz;    z.   B.   Kreuz   der   GalU   Piocidia   in 

')  Aus  Kaisareia  beim  Marchesn  Rinuc- 
cini  in  Florenz:  abgoh.  bei  Du  Fresne,  slass. 
mediae  et  inf.  Lat.  a.  E.  u.  besesr:  de  loipe- 
rat.  Constant,  etc.,  Rom.  1755;  M.  Fbbhkb, 
sapphiruB  Constantii  imp.,  Heidelb.  1681. 

')  Aus  Ophit«e,  Geschenk  der  Kaiserin 
Pulcbena  [1028  -34)  auf  dem  Athos:  Baybt 
p.  198  f. 

')  Michael  Glykas  p._445,  21  lifih  xai 
noTiaiijpioy  i*  i^«  nt'r^c  viXov. 

')  Conat.  adm.  imp.  53;  Ute  Csact,  in 
London:  8amolbiunti,  uumi  selecti  III  41,  I. 

')  Am  Rhein,  in  Podgoritza  nnd  bei 
Soissons  gefunden ;  s.  auch  Rom.  Quartalschr. 
2,  289. 

'")  Scheibe  mit  Darstellung  der  Vicen- 
naiia  Diokletians:  Bhdzza,  B.  äpigr.  1883 
Jan.  u.  A.  1882;  HedaUIen  ans  der  Zeit  Juati- 


?räsentant  le  temple  de  Jämaalem,  Gfines 
883. 

")  Arabisch:  almjnlt  alraognt  bildahab. 

i")Eüo.  M-^        •  -        -  ■ 

tives,  Bmon. 
ans  dem  10.  II.  Jahrb.  m.  religiösen  Dar- 
stellungen im  Schatz  des  Battiatero  Ton 
Florenz;  Tafolbild  an  einem  Reliquiar  von 
S.  Croce  di  Gerosalemme  in  Rom:  R.  de 
l'art  clr.  n.  b.  7,  99  f.;  in  Paria;  Lababtr  11 
T.  120. 

' ')  Unter  Johannes  TzimiskeB  angefertigt 
(969—76);  BBocKHAm  S.  46  f. 

")  DoBBBRT,  Report,  f.  Ennstw.  8, 165  ff. 

")  Anr.  Fr.  Gobi,  thesanros  vetemm 
diptjcbor.  etc.  Aco.  Jo.  B.  Pasmrii  addit., 
Florenz  1759,  3  Bde.  fol.  (dazu  Bd.  IV.  Paa- 

serii eipoBltionea);  J.  0.  Wbbtwood, 

Proc.  of  the  Oxford  arehit.  soc.  1862;  meh- 
reres  bei  Lababib,  arta  induatriela  I  T.  1  ff,; 
W.  Mkter,  zwei  ant,  Elfenbeintafebi  der  kgl, 
Staatsbibl.  in  München,  Abh,  d.  bajer.  Akad. 
XV  1,  3  ff.  (Litteratnr  S.  62  ff.).  Mehrere 
Bind  abgefonnt  (Sanunlnng  ao  der  Pterlioer 


Kap.  XI.    Die  oBtrOmiBche  Zeit:  Erneute  Hemiohaft  des  Orients.    (§  379.)     793 


auch  nichtoffizielle  Personen  Hessen  sich  ähnliche  Diptychen  anfertigen.') 
An  die  offiziellen  Diptychen  schliessen  sich  die  bischöflichen  an,  deren 
schönstes  Exemplar  der  Kirche  von  Verona  gehörte.*)  In  diesen  Di- 
ptychen nehmen  wir  die  offizielle  Elfenbeinkunst  wahr,  welche  in  erster 
Linie  die  Insignien  getreu  nachbilden  will.  Dankbarere  Aufgaben  boten 
sich  in  den  Belagplatten  von  Elfenbein.  An  die  kurulischen  Stühle  knüpft 
der  Bischofsstuhl  des  Maximianus  von  Ravenna  (546 — 52)  an.*)  Antik 
ist  auch  der  Belag  von  Kästchen  u.  dgl.  mit  geschnitzten  Elfenbeinplatten. 
Daran  reihen  sich  Reliquienbehälter  und  Hausaltärchen/)  Gefässe,^)  be- 
sonders aber  Buchdeckel.  Das  Elfenbein  hat  seinen  eigenen  Stil,  der  eine 
gesonderte  Untersuchung  verlangt,  während  jetzt  noch  die  Urteile  über 
einzelne  Platten  um  3 — 400  Jahre  aus  einander  gehen.  Wir  unterscheiden 
mehrere  Schulen:  Die  Mehrzahl  schliesst  sich  an  die  zwei  Arten  der 
Steinskulpturen  an  (S.  778).  Wir  bemerken  aber  auch  eine  Gruppe  sehr 
schöner  Arbeiten,  welche  antikisierend  genannt  werden  können  ;  eine  chro- 
nologisch bestimmbare  fallt  in  die  Zeit  des  Kaisers  Romanos  IV.  (1068 
— 70),^)  in  welche  vielleicht  auch  die  Madonna  der  Sammlung  Bastard,') 
das  früher  für  antik  gehaltene  Yeroli-Kästchen  und  andere  Arbeiten  des- 
selben Stils  ^)  gehören.  Eine  Abzweigung  dieser  Art  bilden  einige  figuren- 
reiche, dafür  aber  flüchtigere  Schnitzereien.^)  Eine  dritte,  kleine  Gruppe 
weist  durch  Ungeheuer  und  phantastische  Wesen  nach  dem  Orient,  i®) 

Mit  Buchdeckeln  wurde  überhaupt  sehr  grosser  Luxus  getrieben, 
aber  häufig  bedeckte  Goldblech  mit  Edelsteinen  den  Holzeinband ;  ^  *)  auch 
kam  das  Email  glücklich  zur  Anwendung.  ^^)   Die  Manichäer  scheinen  nach 


Universität).  Besondere  Erwähnung  ver- 
dienen 1.  das  Diptychon  von  Brescia:  Maffbi, 
dittico  Quiriniano  publicato  e  considerato; 
Wieseler,  d.  Diptychon  Quirinianum  zu  Br. 
nebst  Bemerk,  über  die  D.  überh.,  Gott. 
1868,  m.  2  T.;  2.  in  Zürich:  S.  Vöoelin,  d. 
Zürcher  D.  des  Consuls  Areobindus,  Mitt.  d. 
antiq.  Ges.  XI  (1857)  m.  2  T.;  3.  in  Berlin: 
Mkyer  a.  0.  T.  2  =  Schbeiber,  Bilderatlas 
'J\  91,  1;  8.  auch  Lenobmant,  träsor  de  glyp- 
tique;  Hbrtzbbbo,  Eaiserzeit  S.  696  f.  851; 
Dahk,  Urgeschichte  1,  352.  860;  femer  nach 
Meyer  Gbävbk,  Rom.  Mitt.  7,  204  ff. ;  Cha- 
BouiLLET,  catal.  raisonn^  de  la  coli,  de  deniers 
raöroving.,  Paris  1890  8.  XI  A.  1  (Siridius- 
Diptychon);  Hebok  de  Villefosse,  Ga.  9, 
117  ff.  T.  16  17  (anonymes  aus  dem  Jahre 
515);  chronologisches  Verzeichnis:  Mbyeb 
8.  62  ff.  u.  Ga.  9, 118.  Glaudian  hat  die  Stelle, 
welche  von  der  Ausstattung  handelt  (cons. 
Stil.  ITI.  347  f.),  bereits  im  Jahre  400  ge- 
schrieben. 

^)  Diptychon  eines  Quaestors  an  den 
Kaiser  (auro  circumdatum) :  Symmach.  ep. 
2,  81 ;  mehrere  aus  Bein  sind  erhalten. 

*)  Sabti,  de  vetere  casula  diptycha, 
Faenza  1753  (Gallone  der  Bischöfe  in  ge- 
malten Medaillons). 

»)  GABBUccr,  storia  VI  T.  418. 

*)  Triptychen:  Labartb  T.  9.  11;  Batet 
S.  193;  Kofferchen:  Lababte  T.  10. 


^)  Fr.  Hahn,  fünf  Elfenbeingefösse  des 
frühesten  Mittelalters,  Hannover  1862,  mit 
3  T.;  Schale  der  Pulcheria,  Schwester  Ro- 
manos' lll.  (1028—34)  in  Xeropotamu:  Bayet 
S.  200;  Brockhaus  S.  50  f. 

«)  In  der  Pariser  Bibliothek  Nr.  3268; 
abgeb.  Ra.  I  T.  zu  S.  142;  Batet  S.  195  u.  0. 

')  Batet  S.  191. 

^)  TiKKANEK,  d.  Genesismosaiken  8.  116; 
Platte  mit  dem  Erzengel  Michael  in  London : 
Lababte  I  T.  4. 

')  Evangeliendecke  im  Domschatz  von 
Mailand:  Lababte  I  T.  6;  Buchdeckel  in 
Sens :  das.  T.  1 ;  auch  vgl.  das.  T.  9. 

>o)  Vergoldeter  Deckel  in  Triest:  AZ. 
33,  131  f.  T.  12;  Platte  von  einem  Kästchen 
(Greif  und  Stier):  Coli.  Basilewsky  S.  39 
T.  8/9;  Batet  S.  197. 

^')  Cedren.  I  p.  517,  9  (auf  Konstantin 
zurückgeführt) ;  Anastas.  vit.  pontif.  I  p.  92, 4 
Blanoh.  (Hormisda,  f  ^^3).  403  (Kaiser  Mi- 
chael). Solche  sind  öfter  an  Münzen  (Basi- 
lios  I.  886:  Bakdubi,  num.  II  724;  Nikephoros 
Botaniates,  1078—1108:  Saulct,  essai  s. 
class.  d.  monn.  byz.  T.  26,  5)  und  in  Wand- 
bildern dargestellt. 

'^)  Mehrere  aus  dem  10.  (?)  Jahrh.  in 
San  Marco:  Die  byz.  Buchdeckel  der  Marcus- 
kirche in  Venedig,  Wien  1866;  farbig  bei 
Lababtb  II  102—3:  Schlumbsboeb,  S.  449; 
in  Siena  (aus  der  Zeit  Basilius*  IL?)  farbig 


794  ElMaiaohe  Snnatorcbftologifl.    n.  QsBchichto  der  ftlton  Kmut, 

Augustin  zuerst  ihre  Religionsbücher  kostbar  eingehüllt  zu  haben,  minde- 
stens seit  500  jedoch  Übernimmt  die  christliche  Kirche  diesen  Brauch.') 

Was  dagegen  nicht  der  Pracht  und  dem  Luxus  dient,  macht  einen 
ordinären  Eindruck.  Gelegentlich  beobachtet  man  den  geOissentlichen  Ge- 
brauch der  bescheidensten  Metalle,  dea  Eisens^)  und  des  Bleies.  Aus 
letzterem  fertigt  man  Särge  und  kirchliche  Gefösse  mit  Figurenschmuck,') 
in  grösster  Zahl  jedoch  Bullen  zum  Siegeln  oder  Devotionalien.*)  Das 
Stempelschneiden  geht  sehr  zurltck;  höchstens  bis  in  das  5.  Jahihundert 
hinein  sind  die  Miinzstempel  mit  Verständnis  und  nicht  mit  blosser  Rou- 
tine gearbeitet ;  selbst  unter  den  Contomiatenmedaillons  findet  sich  nichts 
gutes,  geschweige  denn  an  den  TerrakottamedaiUons,  deren  Gebrauchs- 
weise noch  der  Erklärung  harrt,  ^)  oder  den  Lampen,  an  denen  nun  christ- 
liche Symbole  die  Figuren  verdrängen.'^)  Die  rotthonigen  ReliefgefSsse 
der  Kaiserzeit  dauern  noch  lange,  ohne  dass  man  über  christliche  Sym- 
bole und  Inschriften  hinausgegangen  zu  sein  scheint.') 

Eine  hohe  Stufe  erlangt  dagegen  das  oströmische  Gewerbe  in  allem, 
was  sich  auf  die  äussere  Tracht  bezieht.  Für  den  Glanz  des  Hofes  war 
die  Kunstweberei  so  wichtig,  dass  der  Kaiser  sie  so  viel  als  möglich  ver- 
staatlichte^) und  seine  Gunst  häufig  durch  Geschenke  an  Kleidern  bekun- 
dete.*) An  den  Ornaten  des  Hofes  und  der  hohen  Geistlichkeit  musst« 
möglichst  viel  Gold  (oder  wenigstens  Silber)  glänzen,  ">)  sei  es  dass  Me- 
tallfäden eingewirkt  oder  eingestickt  oder  einzelne  Plättchen  aufgenäht 
wurden;  die  Prinzessinen  lernten  nun  standesmässig  die  Goldstickereien. 
Mehr  als  diese  steifen  Gewänder,  in  denen  der  KOrper  unbequem  und 
formlos  steckte,  interessieren  in  der  Kunstgeschichte  die  bunten  Gewebe, 
welche  teils  die  alten  orientalischen  Motive  (Tiere  mit  mehreren  Köpfen 
oder  Leibern)'^)  teils,  wie  im  Streifen  der  Trabea  consularis,  menschliche 
Figuren  zeigen.'*)  Das  Wort  Da/t«a(ica  deutet  die  Beteiligung  Dalmatiens 
an.  Natürlich  schmückten  bunte  Gewebe  auch  in  Form  von  Teppichen 
und  Gobelins  an  festlichen  Tagen  die  Säle.'^) 

Ii«i  lutBAHTE  11  T.  lOIi   Manchen:  ScHLUit-  1  de  quelques  sujets  repräs.  sur  des  lampes 

UEBOBR  S.  581;  Bosilewski:  dere.  S.  361.  |  en  terre  c.  de  V6p.  ehr. 

')  Caaaiod.  div.  lect.  30;  8.  793,  ir.  ;            ')  Ermitage  Nr.  2056  (Weintraabe,  Pfau 

')  JSger.   Hase   and  Hund   in  Konstan-  ,    nnd  Inschrift). 

tinopel:  Anon.  Bandarii  86;  Kreuz  auf  einer  ')  ZachabiÄ,  eine  Verordnung  Justiniane 

Sfiufe:  TfaeodoBioa  brev.  66.  über  den  Seidenhandel  aus  dem  Jahre  54U 

*)  Sarg  bei  Salono:    B.  d.  arch.  e  eteria  —547,  Petcreb.  1865. 

Ualm.  1890.  33  ff.;   Weihnasserbecken :    db  '}  Const.  adm.  imp.  82  gg.  K.;   Maxaris 

Roasi,  Bcrist.  1867.  p.  120.  146. 

*)    ScHLVKBEBOBR ,      slgillographie      de  '")    Vgl.   Rbibee    eu    Constant.   caerim. 

l'empire    byzantin,    Paria    1885,    mit    1100  aulae  Byz.  p.  70;   Werhbdorf,   poetae  Lat. 

Abb.;  MlLLET,  Heb.  17,  69  ff.;  Bulla  der  Ge-  min.  3,  191 ;  Nikitas  ChoQ.  p.  205,  8 ;  Clandian. 

mahlin  des  Bonorius   im  Museo  TrivuJzi  zu  cods.  Stil.  III.  198;    Sulp.  Sov.  vit.  S.  Marl. 

Mailand:  Beriet  1868,  54  f ;  über  altcbriatl.  24,  4;   wir  verweisen  wieder  auf  den  Über 

Devotionalien ;  db  Rossi  Beriet.  1869;   Rom.  ponMficalie   und  ansaerdem   auf  die  Schilde- 

Quartalachr.  1,  316ff.  m.  T.  10,  1.     Amulette  rung   des   KaiBeromate«   bei  Corippua   laud. 

als  Zauberei  TorpBnt:  Ammian.  19,  12,  14  (J.  JusHn.  2,88-129. 

359).  ' ')  Theod.  Prodr.  Rhod.  et  Dos.  9, 820  ff.; 

')  Z.  B.  ein  grosses  in  der  barbe  Hui  sehen  Ammian.  14,  6,  9. 

Bibliothek:  Rom.  Quartalachr.  6,  1  ff.  m.  Abb.  ")  S.  auch   A.  Cahibr   et  Ch.  Hahtik, 

(5./6.  Jahrh).  mfilarges  d'archöol.,   Paria  1847  ff.  nnd  die 

*)  Verzeicbnie   der   karthagischen:    Db-  Reiterstatuo  Juatinians. 

LATTiB,  R.  de  l'art  ehr.  33, 134  ff.;  Le  Blast,  '■)  Const  Porph.  caerim.  2, 16  p.  335  D. 


Die  dekorative  Kunst  veranschaulicht  die  Rückkehr  zum  altorienta- 
lischen Wesen  am  deutlichsten.  >)  Wie  in  den  geometrischen  Ornamenten 
die  Spiralen  reihen,  *)  so  treten  unter  den  Tieren  die  Ungetüme  und  Doppel- 
wesen (z,  B.  der  Doppeladler)  wieder  hervor.  Sogar  die  Schnabelschuhe 
erscheinen  wieder.*) 

880.  Nach  Eonstantinopel  strSmten,  wie  ehemals  nach  Rom,  Ange- 
hörige aUer  Nationen  zusammen,  *)  so  dass  es  lange  fiir  die  Metropole 
der  alten  Welt  gelten  konnte  und  nach  allen  Seiten  Glanz  verbreitete. 
Die  Nachbarn  des  römischen  Reiches  können  wir  nicht  vollständig  durch- 
gehen, da  uns  dies  zu  weit  abfahren  würde ;  indes  muss  doch  ein  Über- 
blick gegeben  werden.  In  Ägypten  war  die  alte  Religion,  wie  wir 
sahen  (S.  762  f.),  in  Auflösung  geraten,  welchen  Prozess  die  diokletianische 
Autokratie,  die  ihr  unverständliche  Bücher  fiir  staatsgeßihrlicb  ansah,  be- 
schleunigte. Mit  der  ägyptischen  Religion  und  demzufolge  mit  dem  alt- 
ägyptischen Stil  ist,  wiewohl  ein  dunkler  Respekt  noch  von  Synesios  und 
anderen  Späten  ausgedrückt  wird,  in  dieser  Periode  nicht  mehr  zu  rechnen.') 
Dagegen  fand  doch  das  ,Ägyptertum'  im  Gegensatz  zum  griechischen 
Alexandrinertum  einen  starken  Rückhalt  an  den  Mönchen  und  Einsiedlern, 
und  die  Misswirtschaft  der  kaiserlichen  Beamten  führte  die  Opposition 
zur  religiösen  Sektiererei  und  schliesslich  zum  Landesverrat.  Dieses  kop- 
tische Wesen  ist  in  der  Kunstgeschichte  erst  kürzlich  beachtet  worden.^) 
In  den  Urkunden  erscheinen  Maler,  welche  für  Behörden  Kaiserbilder  und 
für  Klöster  Religiöses  malen,  wofür  sie  z.  B.  Anweisungen  auf  Wein  er- 
halten.') Einzelne  der  enkaustischen  Grabporträte  (S.  688)  stammen  aus 
dieser  Zeit,  z.  B.  die  Frau,  welche  mit  altorientallscber  Zierlichkeit  einen 
Granatapfel  an  die  Brust  drückt.*)  Die  Kirchen*)  enthalten  vieles  unge- 
wöhnliche, wie  die  des  Abu  Sargah  in  Alt-Kairo  ein  derbes  Holzrelief,") 
doch  fragt  es  sich,  ob  die  volle  Sonderentwicklung  schon  vor  die  arabische 
Eroberung  fällt ;  die  der  Miniaturenmalerei  ist  jedenfalls  viel  später. 
Das  koptische  Kunstgewerbe  kennt  man  jetzt  einigermassen  durch  die 
Gräberfunde  von  Achmim  (S.  81).  Betrachten  wir  den  Schmuck,  so 
fällt  uns  die  Verwendung  von  Eisen,  Zinn  und  poliertem  Holz  auf;") 
am  besten  ist  die  Buntweberei  bekannt,  deren  Produkte  zeigen,  dass 
der  alte  Ruf  Alexandriens   damals  noch   verdient   war.")     Wahrschein- 


')  Über  die  byzantiniscbe  Omamanttk 
a.  SoFBua  Müller,  lierornaineDtik  im  Norden 
■S.  157  ff.,  welcher  weatticbe  EioflElaae  an- 
nimmt. 

*)  Diese  verbreiten  sich  dum  bis  nacb 
Skandinavien  hinanf  {Atlas  du  Nord,  Eiaen- 
alter  T.  I  5.  V  92). 

')  Augoat.  aenn.  de  tempore  248;  Du- 
CAKQE  ZU  Anna  Comn.  p.  140  d. 

*)  Cbrysosiumoa'  Fredigt  vom  Almosen, 

eB.E. 

°)  Ebebb,  Sinnbildliches  d.  kopt.  Kunst, 
Lpg.  1892  vrraucbt  «Ite  Symbole  nachzu- 
weisen; 8.  dagegen  Ribql,  Eranoa  Vindob. 
S.  1»1  ff.;    Kabl   ScBMiDT,    Gott   Oel.  Anz. 

1893,  795  ff. 


'}  Qatet,  lea  montunents  coptea  du 
musie  de  Boulaq,  M^m.  p.  p,  lea  m.  de  1a  m. 
arch.  fr.  an  Caire,  Ili  faac.  3.  Paria  1889  n. 
la  sculpture  copte,  G.  d.  b.-a.  1892  Hai  Juli 
Ang.;  RiKQL,  Kyiant.  Ztsch.  2,112  ff.;  zur 
KulturgBBchichte  vgl.  Henaudot,  hiatoire  des 
patriarchea  d'Alexandrie. 

=)  Wiener  Studien  9,  276  f. 

")  Geaf  Nr.  58. 

*)  BuTLKB,  the  ancient  ooptic  churches 
of  Egjpt.  Oif.  1884  '  2  Bde. 

'")  ßuTiKB  a.  0.  I,  191  F.  11;  Repert.  f. 
Kunstw.  15,  375. 

")  FoKHBR,  Grabet-  u.  Textilfunde  T.  1. 

")  FoBEBK  8.  0.  T.  2—15  n.  Antiqua 
1889;  Gbbsfaoh,  lea  tapiaseries  coptes,  Paria 


r 


T 


796 


KlassiBohe  Ennstarchäologie.    II.  GeBQhiohte  der  alten  EuiBt. 


lieh  exportierte  Ägypten  solche  Gewebe,  wie  nachweislich  Terrakotta- 
vasen. *) 

An  Ägypten  grenzten  im  Süden  die  christlichen  Reiche  von  Nubien 
mit  griechischer  Amtssprache,  Schrift  und  Liturgie*)  und  das  Reich  von 
'Aloa  südlich  von  Meroe.^)  Die  ansehnlichste  Stadt  war  Axum,  dessen 
Bauwerke  Kosmas  Indopleustes  beschreibt.'^)  Dass  sich  der  oströmische 
Einfluss  bis  nach  Südafrika  erstreckte,  geht  aus  den  kürzlich  bei  Zim- 
babije  aufgefundenen  Münzen  Helenas  und  des  Caesars  Constantius 
hervor. 

381.  In  Syrien  erstarkte  wie  in  Ägypten  die  nationale  Strömung 
mit  Hilfe  des  Christentums,  welches  hier  das  Heidentum  in  den  »Hel- 
lenen'' bekämpfte,  und  führte  schliesslich  aus  den  gleichen  Ursachen  zu 
gleichen  Ergebnissen.  Von  der  eigentlichen  Kunst  wissen  wir  freilich 
wenig.  Die  Schriftsteller  sprechen  wiederholt  von  der  Malerei,*)  auch 
beschreibt  Chorikios  die  Malereien  der  Sergiuskirche  von  Gaza  (S.  784, 12). 
Erhalten  ist  jedoch  nicht  viel.  In  zwei  Felsengräbern  des  6.  Jahrhunderts 
zu  Schefä'  Amer  teilt  sie  sich  mit  der  Steinmetzkunst  in  die  Ausschmückung, 
welche  in  Spiralsäulen  und  Teppichmustem  (Pflanzen,  Löwen,  Vögeln  und 
christlichen  Emblemen)  besteht;  der  falsche  Thürbogen  geht  aus  einem 
ümenpaare  hervor.^)  Was  dem  christlichen  Syrien  seinen  grössten 
Schmuck  verleiht,  das  sind  seine  Steinbauten,  die  in  reichstem  Masse  Ge- 
schmack, Phantasie  und  Detailfleiss  bekunden ;  es  sind  besonders  die  zahl- 
reichen verlassenen  Städte  des  Wüstenlandes,  welche  Syrien  den  ersten 
Platz  im  damaligen  Steinbau  sichern.'')  Sie  weisen  Gebäude  aller  Art, 
Kirchen,  Grabbauten  und  Privathäuser  auf.  Nur  eine  eingehende  Analyse 
kann  den  Steinmetzen  Syriens  gerecht  werden,  immerhin  sei  einiges  hier 
hervorgehoben.  Das  Kreuz  und  das  Christusmonogramm  werden  häufig 
rund  eingerahmt,  was  die  Medaillonform  verbreitet, »)  und  gehen  an  Kapi- 
tellen mit  Spiralen  oder  Akanthusblättem  Verbindungen  ein.  ^)  Das  Blätter- 
werk wird  nicht  bloss  durch  Vögel,  worunter  auch  Pfauen,  belebt,  sondern 
zugleich  durch  Amphoren  unterbrochen.  >^)  Das  altnationale  Treppenoma- 
ment  ist  in  Reihen  von  Konsolen  übergegangen.  *0  Die  Kapitale  werden 
von  den  herkömmlichen  Formen  emanzipiert,  was  wieder  zur  Folge   hat, 


1890,  m.  113  T.;  Stabsoff,  risunki  koptskich 
tkanej  i  nowjejschiä  sotschineniä  0  nich  (d. 
Zeichnungen  der  kopt.  Gewebe  u.  d.  neuere 
V.  dens.  handelnde  Litteratur)  in  der  Ztschr. 
Wjestnik  i9ä8cht8chnych  iskustff  VIII.  (Pet. 
1890);  SwoBODA,  Rom.  Quartalschr.  6,  95  ff. 
(über  einen  Kirchenvorhang);  Sammlungen 
im  Berliner  Kunstgewerbemuseum:  S.  169; 
in  Wien:  S.  172;  A.  Ribgl,  ägypt.  Textil- 
fnnde  im  österr.  Gewerbem.,  Wien  1889,  13 
T.;  bei  Graf:  S.  172;  Hasselmann,  München: 
Allg.  Ztg.  1887  Nr.  245;  Proben:  Art.  J.  1888, 
25  f.;  8.  auch  S.  172. 

')  Lb  Blakt,  Ba.  n.  s.  35,  299  ff.;  Wibdb- 
MANN,  ägypt.  Gesch.  1,  165  A.  5. 

*)  Lbpsius,  nubische  Gramm.  S.  CXXIII. 

^)  Erhulten  sind  zwei  Inschriften  in  einem 


dem  koptischen  verwandten  Alphabet  (Lbp- 
sius, Denkm.  VI  Bl.  12). 

*)  Über  den  erhaltenen  eigentümlichen 
Obelisk  Ra.  1,  331  m.  T. 

^)  Ghoric.  apol.  3,  5;  Procop.  ep.  25;  Job. 
Damasc.  ep.  114. 

«)  Rom.  Quartalschr.  4,  322  u.  323  mit 
Abb.;  Hochrelief  in  einem  Felsengrab  bei 
Edessa:  Saohaü,  Reise  S.  203. 

0  S.  VoGÜi  (S.  83),  dazu  auch  Sachau's 
Reise 

»)  Z.  B.  VoQtt  T.  32.  42;  Sachau  T.  15. 
18  u  S.  88  (auch  J  und  0». 

•)  Z.  B.  VoGöi  T.  47. 

'0)  Z.  B.  V00Ü6  T.  45.  62. 

»>)  VooüÄ  T.  115.  122.  141. 


-^ 


dass  nicht  alle  Säulen  einer  Reihe  sich  zu  gleichen  brauchen.')  Die 
Teppichfabrikation  gibt  dem  Steinmetzen  manche  Vorlagen,  z.  B.  eine  Por- 
tiere für  eine  fingierte  Thüre.^)  Da  die  Ornamente  rot,  grün  and  schwarz 
bemalt  waren,')  müssen  die  Gebäude  einen  prächtigen  Anblick  geboten 
haben,  der  auch  das  Herz  eines  strengen  Theologen  erfreuen  konnte.*) 
Von  dem  syrischen  Kunstgewerbe  kennt  man  gerade  die  zwei  Arten, 
welche  für  das  Abendland  bedeutungsvoll  wurden.  Die  Webekunst  illu- 
strieren die  erwähnten  Nachbildungen  an  Steintbören  und  Mosaiken ;  *)  die 
linearen  Ornamente,  die  Greife  und  wilden  Tiere,*)  die  Figuren  in  Me- 
daillona,  mit  einem  Worte  die  älteren  Elemente  der  Ornamentik  mischen 
sich  mit  Kreuzen  und  Amphoren,  und,  was  eine  neue  Geschmacksrichtung 
bekundet,  unter  den  Tieren  tauchen  Kamele,  Buckelochaen  und  Tapire 
auf.  Durch  christlichen  Eifer  entwickelt  sich  die  Buchmalerei,')  welche 
durch  ihr  Qppiges  Ornament  und  die  derben  Farben  einen  fremdartigen 
Eindruck  macht ;  die  Palästinapilger  haben  gewiss  manche  Anregung  nach 
Europa  gebracht.^)  Im  Jahre  636  schnitt  aber  das  arabische  Schwert  die 
bedeutungsvolle  Verbindung  ab. 

Die  Sinaihalbinsel  wird  in  der  christlichen  Zeit  die  Wohnstätte 
zahlreicher  Weltflilchtlinge.  Kindliche  Felsenreliefs  im  Wadi  Mokatteb 
bezeugen  vollständige  Ahnungslosigkeit  gegenüber  der  griechisch-römischen 
Kunst, ^)  was  sich  mit  der  Ausbildung  stattlicher  Klöster  ändert."^)  Die 
sogenannte  arabische  Kultur  des  Chalifenreicbes  hat  nichts  arabisches  als 
Sprache  und  Schrift  an  sich;")  die  „arabische"  Kunst  beruht  auf  der 
Fortbildung  und  Mischung  der  koptischen,  syrischen  und  sassanidischen. ") 
Über  die  letztgenannte  haben  wir  schon  oben  (S.  768  ff.)  gesprochen. 

382.  Armenien")  fuhr  fort  zwischen  Rom")  und  Persien  hin  und 
herzuschwanken;  aus  dem  Süden  drangen  überdies  syrische  Elemente  ein.*^) 
Unter  dieser  Verworrenheit,  welche  durch  die  Unzuverlässigkeit  der  Ge- 
schichtsschreiber erhöht  wird,  notieren  wir  vorläufig  nur  einige  Denkmäler, 
das  Muttergottesbild  im  Kloster  Hogotsvanch,  welches  Moses  von  Chorene 
beschrieb,  die  Kirche  der  hl.  Hipsime  und  Cajame  in  Vagarschabad  und 
die  kürzlich  veröffentlichte  Bilderhandschrift  von  Etschmiadzin. '^)  Manches 


')  Vgl.  VooOi  T.  47.  111. 

')  VoGÜB  T.  24.  28.  43. 

')  VoGÜ*  T.  151. 

*)  Tgl.  Thoodoret.  senn.  de  provident,  V. 

')  Rkna»,  misaion  T.  49. 

^)  S.  Claudian.  ia  Eutr.  1,  3ST  Ober  die 
Jndaica  vela. 

')  S.  782;  Proben  bei  Lababte,  hist.  des 
arts  T.  80  ODd  D'AoiHConnT. 

')  Diese  Beobaohtung  Springers  ist  von 
Jahitochek  in  ,Die  Adahandschrift*  aoBge- 
fuhrt. 

*}  Labobob  T.  19  (Kamele,  Jagd  auf 
Uirscbe  nnd  Stransse  etc.). 

'")  GroBaea  Mosaik  in  KatharineDkloater: 
Labordb  T.  20. 

")  Vgl.  Alfb.  T.  Ebembb,  Kultnrgesch. 
des  Oriente  1,  133  f.  2,  273  ff.  (Über  die  Ge- 


werbe nach  litterarischen  Quellen). 

'-')  Palme  mit  vergoldetem  Hetaltplfitt- 
chen  im  Sultansearten  zu  Kairo  (Kbembb 
a.  0.  2,  334);  Wandteppiche  mit  Welt- 
Bchan  und  Stidteansichten  in  Kairo  (das. 
2,  295). 

")  EuQ.  BoBß,  J.  asiat.  3.  s.  II  209  ff.; 
§  60. 

")  AbSak  Tbr.  Mikbuah,  d.  armeDiBcbe 
Kirche  in  ihren  Beziehungen  zur  byzant., 
Lpg.  1892. 

")  GuTSCHXiD,  kleine  Schriften  3,  290  f. 

")  Jos.  Stbztoowski,  bvzant.  Denkm.  I. 
das  E-Evangeliar,  Wien  1891,  m.  8  T.  ~ 
Gemme  aua  dem  3.  (?)  Jahrh.  n.  Chr.  mit  In- 
schrift; Visconti,  icon.  grecque  II  366  T.  16, 
10;  kleine  Bronze  m  WOrzburg. 


r 


798 


KlaMische  SnnBtarcli&ologie.    II.  Geschiolite  der  alten  Kunst. 


Motiv,  wie  die  mit  Relief  verzierten  Widder  an  Gräbern,  könnte  aus  der 
vorgriechischen  Zeit  Kleinasiens  stammen.^) 

Etwas  später  greifen  die  kaukasischen  Bergvölker,  vor  allem  die 
seit  Konstantin  bekehrten  Georgier  (Iberer)  in  alle  Verhältnisse  des  ost- 
römischen Reiches  kräftig  ein.  Viele  lebten  in  Konstantinopel  und  sie 
gründeten  auf  dem  Athos  ein  nationales  Kloster,  behielten  aber  die  von 
den  Persem  angenommene  Tracht.*)  Die  Byzantiner  schätzten  ihre 
schönen  Gewebe;^)  von  den  alten  Kirchen,  deren  älteste  schon  unter  Kon- 
stantin mit  Säulen  erbaut  wurde,^)  stehen  noch  verschiedene  und  enthalten 
manches  Altertum ,  s)  auch  Bilderhandschriften  sind  unter  den  georgischen 
Büchern  zu  finden.®)  Indes  fallt  die  Blüte  der  Kunst  mit  der  des  Reiches 
(1089 — 1198)  zusammen;  dass  Oströmer  aktiv  im  Lande  wirkten,  bezeugen 
griechische  Inschriften. 

Dem  Nordgestade  des  schwarzen  Meeres  wendeten  die  Kaiser  beson- 
dere Aufmerksamkeit  zu,  während  von  der  anderen  Seite  persische  Ein- 
flüsse wirksam  waren.  Bei  dem  raschen  Wechseln  der  Reiche  und  der 
Völker  zwischen  Leitha  und  Jenissei^)  seien  nur  beiläufig  die  Goldfunde 
Ungarns*)  und  Rumäniens  (S.  26),  der  Silberschild  von  Kertsch  (S.  791) 
und  die  getriebene  Schale  von  Beresoflf  (Sibirien)^)  erwähnt.  Erst  das 
Reich  der  Russen  ^<^)  bietet  festes  Fundament.  Unter  Wladimir  erbaute 
der  griechische  Priester  Joakim  die  S.  Sophia  in  Nowgorod;  unter  Jaros- 
law  (1016 — 54)  wurde  die  gleichnamige  Kirche  errichtet  und  mit  vielen 
Mosaiken  und  Wandgemälden  geschmückt,  deren  griechische  Inschriften 
ihren  Ursprung  anzeigen.  Den  Malern » *)  lenkte  ein  griechisches  Formel- 
buch den  Pinsel,  während  in  Ornament**)  und  Baukunst*^)  das  nationale 
Gefühl  und  andere  Einflüsse  zur  Geltung  kamen. 

Auch   die  Südslawen,   welche  noch   zu  Justinians  Zeit   auf  einer 


»)  AZ.  41,  263. 

«)  Nicetas  Chon.  p.  328,  10  ff. 

')  Nicetas  Chon.  p.  328,  10. 

*)  Sozom.  2,  8. 

^)  EoKDAKOFF,  opis'  pamätnikoff  drew- 
nosti  w  njekotorych  coramach  i  roonastyräch 
Gru9ij  (Inventar  d.  Denkmäler  des  Altertums 
in  einigen  Kirchen  Grusiens),  Petersb.  1890, 
m.  87  Abb.;  Solow'eff,  pis'ma  i9  Cakawka9'ä 
(Briefe  aus  Transkaukasien),  in  den  Ghudoj. 
Nowosti  (Kunstneuigkeiten)  II  1884;  Proben 
bei  Baybt,  art  byzantin  S.  285.  287.  289; 
Repert.  f.  Kunstw.  15,  374. 

^)  Evangeliar  des  11.  Jahrh.  im  Kloster 
Gaunati  (Gelati)  bei  Kutais:  Pokbowskij, 
Mem.  d.  kais.  arch.  Ges.,  Abt.  d.  russ.  u.  slaw. 
Arch.  4,  255  ff. ;  Probe  bei  Dobbert,  Darst. 
des  Abendmahles  durch  die  byzant.  Kunst 
S.  34. 

^)  Vgl.  auch  E.  Chaktrb,  la  bijouterie 
caucasienne  de  T^poque  scythobyz.,  Lyon 
1893. 

*)  Jos.  Hampel,  d.  Goldfnnd  v.  Nagy- 
Szent-Miklös,  Budapest  1886. 

*)  KoNOAKOFF,   antiquitäs  S.  436  (,au8 


dem  6.  Jahrh.*). 

•°)  VioLLBT-LE-Duc,  Tart  Hisse,  Paris  1877 
(mehr  technisch);  ygl.  Dabcel,  G.  d.  b.-a. 
1878,  März;  Rambaud,  histoire  de  la  Russie; 
Sabatier,  notions  s.  Ficonographie  sacr^e  en 
Russie,  Petersb.  1849;  Bilderwerke:  Drew- 
nosti  rossijkaho  gosudarstwa  =  Archäologie 
de  l'empire  de  Russie,  Moskau  1 849-*  55, 
6Bde.m.  6ß.  Atlas  f.  (I.  Kirchenschätze,  II. 
Kroninsignien  etc.,  III.  Rflst-  u.  Sattelkammer, 
IV.  Porträte  und  Trachten,  V.  Prunkgefässe, 
VI.  altruss.  Architektur);  Graf  Tolstoi  und 
KoNDAKOFF,  Russkiä  drewnosti  w  pamätni- 
kach  iskusstwa  (russ.  Altertümer  in  Kunst- 
denkmälem);  Wjestnik  obschtsch.  drewne- 
russk.  isk.  (Mitteil.  d.  Ges.  f.  altruss.  Kunst). 

'*)  N.  PoKROwsKiJ,  Wandmalerei  in  den 
alten  griech.  u.  russ.  Kirchen,  Moskau  1890 
(russisch);  Ostromir^sches  Evangelion  in  Pe- 
tersburg, 1056/7  in  Gross-Nowgorod  gemalt: 
her.  V.  WosTOKOFF,  Petersb.  1843. 

")  V.  DB  BouTOVSKY,  hist.  de  Tome- 
ment  russe  du  X^  au  XVP  si^cle,  Paris 
1870. 

»8)  Maury,  Ra.  Bd.  II. 


•  .■  * 


•"^«vi'saK" 


sehr  primitiven  Stufe  sich  befanden, ')  rücken  allmählich  in  den  Ereis  der 
oströmischen  Kultur  ein.')  Venedig  schliesst  sich  in  den  ersten  Jahr- 
hunderten seines  Bestehens  ganz  an  Konstantinopel  an.')  Ebenso  borgen 
im  Süden  die  Normannenkönige  in  ihrer  Residenz  zu  Palermo  (Palatina) 
und  an  anderen  Orten  Siziliens  (z.  B.  Cefalü)  die  byzantinische  Pracht ; 
griechische  Inschriften  begleiten  die  Mosaiken  von  Cefalli  und  der  Orieche 
Georgios  Äntiochenos  erbaute  S.  Maria  deli'  Änunirale  (Martorana)  in 
Palermo,*) 

Wieviel  die  .mittelalterliche"  Kunst  von  der  „byzantinischen"  ge- 
lernt habe,')  erörtern  die  Kunsthistoriker  in  verschiedenem  Sinne.  Vor 
allem  ist  in  Betracht  zu  ziehen,  dass  die  städtische  Verfassung  vieler 
Orte  ^)  und  damit  vielleicht  auch  die  Zünfte  des  Altertums ')  das  rOmische 
Reich  überdauern  mochten ;  dann  lebten  Elemente  der  spätrömischen  Kunst 
ganz  natürlich  fort.  In  Gallien  z.  B.  gehen  die  spätrSmischen  Funde  un- 
merklich in  die  „merowingischen"  über.^)  Dass  das  oströmische  Reich 
den  Abendländern  in  allen  Künsten  weit  überlegen  war,  weil  es  die  Tra- 
ditionen des  Altertums  bewahrte  und  die  Anregungen  des  Orients  empfing, 
ist  klar  und  ebenso  klar  muss  es  sein,  dass  jene  die  schönen  Erzeugnisse 
der  Levante,  am  meisten  die  Gewebe,**)  zu  erwerben  und  nachzuahmen 
trachteten.  Dekorative  Künste  und  religiöse  Malerei  konnten  sie  von 
ihnen  lernen;  die  Plastik  mussten  sie  sich  selbst  schaffen.  Mit  dieser  be- 
ginnt denn  auch  die  neuere  Kunst. 

Was  aber  das  gesamte  Zeitalter  anlangt,  so  ging  wohl  die  zunft- 
mässige  Technik  wegen  der  politischen  Umwälzungen  au  den  alten  Kultuiv 
statten  abwärts  und  die  kunstfertigen  Leute  wurden  selten;"*)  es  ist  be- 
zeiclineud,  dass  Pabst  Hadrian  für  die  Decke  der  Peterskirche  von  Karl 
dem  Grossen  einen  fränkischen  Zimmermann  erbitten  musste.")  Aber  der 
Kunstsinn  blieb  stets  lebendig.  Daher  darf  ich  dieses  Kapitel  und  zu- 
gleich die  alte  Kunstgeschichte  mit  den  Worten  Lamartine's  beschliessen : 


')  Procop  b.  Goth.  3,  U. 

')  KuiTZ,  Serbiens  byzantinische  Ho- 
mmiente,  Wien  1862,  m.  12  T.  f. 

'}  ÄBUtNQiUD,  Venise  et  le  Bas-Erapire, 
Arch.  d.  miss.  scientif.  1867,  43S  ff. 

*)  S.  790,  i ;  Abb.  bei  Batkt  p.  295.  297. 

')  Die  mittel-  nnd  uordeuropBiBchen 
Fnude  Tor  der  Zeit  Karls  des  Grossen  pflegt 
man  von  der  VBlkerwandornngKeit  oder  den 
Merovingem  zu  benennen.  Sie  bedüifen 
aber  noch  der  zeitticfaen  Festlegung,  wozn 
die  planmassige  Ausbeulung  der  Schrift- 
quellen notwendig  ist.  Für  Deutschland  ist 
7..  B.  nnf  Likdbnechhit'b  deutsche  Altertums- 
kunde zu  verweisen  1  Irland:  Maro.  Stokes, 
cnrly  Christian  art  in  Ireland  {vgl.  Litt«r. 
Kundschsa  18S8  Sp.  22);  fiber  Spanien  siehe 
.Tobe  Ahadorpelob  Rios,  arte  latino-biian- 
tino,  Madrid  1861;  Schatz  von  Fuente  de 
Gnarrazar.  1858  bei  Toledo  gefunden;  F.  db 
Lastbtrir,  descr.  du  tr^sor  de  Quarrazar, 
Paris  1860,  in.  5  färb.  T.  Farbige  Probe  bei 


Lababte  I  T.  32;  fiber  die  Plastik:  Pavl 
Clbkh,  merovingische  n.  karolingische  Pla- 
stik. 

•)  Z.  B.  im  Rheinlande:  J.  E.  Kubtzb, 
d.  deutschen  StAdtegrUndungen,  Lpg.  1891; 
Go.  WoLFF,  Rerl.  phi).  Wochenschr.  1891, 
1496  f. 

')  LuDO  Mobitz  Harthami,  Urkunde 
einer  Tum.  G&rtnergenossenBcbaft  vom  Jahre 
1030,  Freiburg  1^U2  (dagegen  Bnsuai,  OOtt. 
gel.  Anz.  Iä9vtj;  E.  Rodocanachi,  les  corpo- 
rations  ouvri^res  ä  Rome  depuis  la  chnte 
de  l'etnpire  roinain,  Paris   1894,  2  Bde. 

')  Ra.  3,  20,  265. 

')  Sprinoeb,  Uilt.  d.  k.  k.  Centralkomm. 
1860,  67  f, 

'")  Im  Jahre  497  nurde  den  KQnstlera 
Steuerfreiheit  zugeeprochea  (Chron.  Edess. 
741,  was  in  jenen  Zeiten  der  Geldnot  viel 
heissen  will. 

"J  BvxoBB,  Italien.  ForscbuDgen  1,  215. 


gOO  EUuMlsche  Etmstftrohftologi«.    n.  Oeiehiohta  der  alten  Kunst. 

,Ich  sehe  kein  Zeichen  des  Verfalles  im  menschlichen  Gleiste,  kein  Symp- 
tom der  Ermüdung  oder  Veraltung.  Zwar  seh'  ich  morsch  gewordene 
Einrichtungen,  die  dahin  stürzen,  aber  ich  erblicke  ein  verjüngtes  Ge- 
schlecht." 

Litteratur;  Fat  dieee  Periode  fliesMii  die  schriftlichen  Qaellen  ziemlich  reicli- 
lich  (unvollendete  Sammlung  Ton  TTnobs,  S.  425;  b.  auch  Banduri,  imperinm  Orientale 
1711).  In  griechischer  Sprache  beachSftigen  sich  viele,  meist  kleine  Gedichte  mit  Ennet- 
werken  (Paulos  Silentiarius;  Christaphoros  ans  Mytilene  [1000—1050]:  Versi  di  Crist. 
Palrizio  ed.  Rocchi,  Roma  1887;  Georgioa  Pisides:  Stkunbaoh,  Wiener  Studien  13,  18  ff, 
14,  51  ff.;  Johannea  Euchaltes  [1.  Hälfte  des  11.  Jahrh.]:  Ladahde,  Abb.  d.  GStt.  Ges.  28.  1  ff.; 
Theodoroa  Prodromus,  tk  leiKoyta/ieyoy  flor  Noticee  et  extr.  B,  2.  191  —  Migne,  patrol. 
133',  1419  and  Epigramme,  z.  B.  Migne  133,  1101  ff.  u.  Ä.)  nad  verschiedene  Stellen  der 
Redner,  besonders  der  Gazäer  Prokopios  (Iriabti,  catal.  codd.  Matrit.  1,  264  f.]  and  Cbori- 
looa.  Über  Konstantinopels  Herrlichkeiten  wurde  gerne  geschrieben  (S.  98;  Fabbiciits. 
bibl.  Graeca  VIII  a.  A.).  Das  Caerimoniale  des  Eonstantinoa  Porphjrogennetoa  haben  wir 
bereits  erwähnt  (vgl.  D.  Bbuajbw,  Byzautina  II.,  Peterab.  1893  [mas.]).  In  lateinischer 
Sprache  sind  ausser  den  Epigrammen  der  Anthologie  die  Schriften  des  Claudianoa  and 
Sidonins  (Puboold,  S.  426),  des  Auaonins,  Prudentius  u.  a.  wertvoll;  vgl.  J.  Fickbb,  die 
Bedeutung  d.  altchristl.  Dichtungen  f.  d.  Bildwerke,  Gesammelte  Studien  zur  Knnstgesch., 
eine  Festgabe  für  A.  Springer,  Lpg.  188ö;  femer  K.  EOmstleb,  die  altchristl.  InBchrift«a 
Afrikas  nacb  dem  Corpus  I.  Lat.  VIII.  als  Quelle  fOr  christl.  Arch.  n.  Kirchengesch  ,  Tfibinger 
theol.  Quartalschr.  1885;  Titulorum  Gallicanomm  liber,  verOff.  hinter  dem  Alcimus  Avitus 
rec.  Peiper,  Berlin  1883  p.  183  ff. 

Auf  die  sogenannte  byzantiaische  Kunst  achtete  schon  Qsblaoh  auf  seiner  1573 
gemachten  Reise  nach  Eonstantinopel  (Frankf.  1674,  f.).  Viel  Material  sammelteu  Du 
Fbbsnb  (CoDstantinopolis  Cbriatiana  11. 1!.,  Paria  1680)  nnd  Binddrt  (imperium  Orientale, 
Bd.  11.  Paris  1711).  Vom  philologischen  Standpunkt  betrachtete  Hbtitb  (Conunent  aoe. 
Gotting.  XI  1,  39  ff.  2,  53  ff.-XIll.)  die  byzantinische  Kunst,  vom  kunatgeschichtlichen 
Rduohb  (ital.  Forschungen  1,  291  ff.  3,  186  ff.)  und  Schdaasb  (S.  421);  s.  auch  8av.  Ca- 
VALLARi,  zur  hisi  Entw.  d.  Kflnste  nach  der  Teilung  des  rOm.  Reichs,  GQtt.  1847.  Zu- 
sammenfassende Darstellnngen ;  Fb.  W.  Uhoeb,  christlich-griechische  Kunst,  Encykl.  von 
Brach  u.  Gruber  85.  Th.  (Lpg,  1867);  Ch.  Batst,  l'art  byzantin,  Paria  1883,  m.  Abb.;  Stmt- 
oowaKi,  Bvircvtia*^  ^^X"l>  '"  Sp.  Lamhroa'  iriixäi' fy/cvulionaiifixiiv ;  Maybooiasnis,  BvZay- 
tiv^  tix'^  '"'  Bviayuyol  tijvBi,  Athen  1893;  zur  Definition:  Stbztoowsici,  die  byzant. 
Knust,  Byzantin.  Ztsch.  1,  61  ff.  (nach  ihm  beginnt  sie  mit  der  Gr&ndung  Konstantin opels); 
Spezialwerke;  N.  Kohdakoff,  hiatoirc  de  Tart  byzantin  conaidärä  principalement  dans  les 
miniaturea.  (zuerst  ruasisoh,  Odessa  1876-7,  m.  Atlas  v.  14  T.)  Paria  1886—91,  2  Bde.  m. 
42  Abb.  (Bd.  11.  von  Ende  dea  9.  bia  Ende  des  12.  Jahrhunderte);  Uwaroff,  bi^antijskij 
albwom;  Batbt,  recherchea  aur  la  peinture  et  de  la  aculpturo  chrdt.  en  Orient  av.  la  que- 
relle  dea  Iconoclastes,  Paria  1879,  Bibl.  des  Genies  fr.  d'Ath.  et  de  Rome  X.;  O.  ScHLtni- 
BKROER,  un  empereur  byzantin  an  X"  siicle,  Nicäphore  Fhocas,  Paris  1890;  Stbztoowski, 
Reate  altchristl.  Kunst  in  Griechenland,  RSm,  Quartalschr.  4,  1  ff.;  zur  Ikonographie;  Dob- 
BBRT,  Daratellnng  des  Abendmahls  in  der  byzantiniaehen  Kunst,  Lpg.  1871  (Zahns  Jahrbb. 
f.  Kunstwias.  IV.);  Stbztoowski,  Ikonographie  der  Taufe  Christi,  München  1885;  N.  Po- 
KROWBKi,  Arbeiten  dea  8.  archäol.  Kougreases  in  Moskau  1890,  Petersburg  1892.  Bd.  I.; 
8.  auch  PocBOROFF,  chrjst.  drewnosti  i  archeol.  (christl.  Altertümer  u.  Arcliitologie),  1868; 
Paul  Dbessbl,  eine  Stelle  des  Niketas  —  Uöros  ävötjtos  in  der  Inschrift  der  Sergiuakircbe 
—  Narthex  —  Ambo  —  Ciberiuni,  Erfiirt  1856;  periodisch:  Hyzant.  Zeitschrift,  Lpg.  1892  ff. 
(auch  die  Bibliographie  bringend);  Oesellschaften  in  Athen  (S.  102)  und  Konatantinopel 
(Exnipia  iiär  /leamwfiKiur  igcvrüv,  JeXtiov  tiöv  i^yaauüy,  Itas  Ä.  1880),  Abteilung  der 
kais.  msB,  Gesellschaft  mit  Ztsch.;  Verhandlungen  der  russischen  Archllologenkongresse 
(S.  162],  z.  B.  in  Odessa  2,  1.'3  ff.  m.  Abb.;  christl.  Museum  der  Akademie  d.  bUd.  Kfloste 
in  Petersburg,  andere  Sammlungen  in  Muskau,  Kiew  etc.;  Catsl.  de  la  coU.  du  prince  Solty-  ~ 
koff,  Vente  8  avril  1861  (Paris);  zur  Kulturgeschichte:  Jon.  Khaubb,  die  Byzantiner  des 
Mittelalters;  D.  Bie£las,  nc^i  ilvZ«ytiriay,  London  1874,  lea  Grecs  au  moyen  ftge,  Paris 
1878;  AuQ.  Mabrast,  la  vie  bysant.  au  VI'^  siede,  Paris  1861;  Victor  Schdltze,  Gesch. 
des  Unterganges  des  griech.-rSm.  Heidentums,  IL;  Buby,  a  hist«ry  of  tfae  Ister  Boman 
empire,  London  1889.  2  Bde.;  Kabi.  Neuvanh,  d.  Weltstellung  des  byzant.  Reiches  vor  d. 
EreuzzOgen,  Lpg.  1890. 

Diese  Daratellungen  werden  fBr  das  Abendland  ergfinzt  dorch  Dsnrtellungen  der 
aogonannten  .christlicheu  ArchSoIogie*.  Kunstgeschichte:  Frz.  X.  Kbaus,  d.  chriaU.  Kunst 
iu  ihren  AnRingen,  Lpg.  1873;  Franz,  Geschichte  der  christlichen  Haierei  Bd.  I.  Freibnrg 


1SS7;  Bilderwerke:  Garrucci,  storia  dell'  arte  criatiaDB  (8.  740);  d'äoidcoitbt  (8.  420,i); 
J.  W,  Appbll,  moaoments  of  earlj  ctiristisii  art,  London  1872,  in.  Abb.;  aotiqnariach :  Hab- 
TiOKY,  dictionnaire  doH  antiquitds  chrätiennea;  Fr.  X.  KsAua,  Bealencyklopftdie  der  cbrist- 
licben  Altertflmer,  Freibarg;  Sxith  a.  Csestbah,  dictionaiy  of  chrietiaii  antiqnities;  Ro- 
bbet SiHEBB,  dict.  of  Christian  antiqnities;  Fr.  Piper,  Einleitung  in  die  monum.  Theologie, 
Gotha  1S67;  J.  Bilczkwbxi,  archeologia  chrzeäcianska  (christl.  Arch&ol.J,  Krakan  1890 
in.  Abb.,  n.  a.;  H.  v,  Schültzk,  de  Christi  an  omm  vetemm  rebns  sepnlcralibus,  Gotha  1879; 
Ad.  Hasisclrtu,  d.  altchriHtl.  Oräberecbmuck,  Braaoscbw.  1S86;  Katakomban ;  S,  126  f.; 
Ikonographie;  Hüktbb,  d.  Sinnbilder  u.  Eunstvorstellungen  der  alten  Chmteii,  Altana  1825, 
2  Tle.;  ßAonL-ßocBBTTB,  diso,  anr  lea  typea  Imitat,  qui  conetit  l'art  du  christiHniBme;  Didbon, 
manuel  d'iconographie  chr^tienne  grecqne  et  latine,  Paris  1845;  Fmbd.  Fipeb,  über  den 
Christi.  Bilderbreis,  Berlin  1852,  m.  1  T.  (Übersicht);  P.  J.  Fiokbb,  d.  Quellen  für  die  Dar- 
steUang  d.  Apostel  in  d.  altchristl.  Knnst,  Allenb.  1886;  ders.,  die  Darst.  d.  Apostel  in  der 
altebristl.  Kunst,  Lpg.  1887;  Fb.  Wieoanh,  der  Enengel  Michael  nnter  BerQckaichtigung 
i1,  bTuatinischen,  tJtitaliachen  n.  romanischen  Kunst,  Stuttg.  1886;  Ober  die  ApokryiiheD: 
DB  Waal,  Rom.  Qnartaleohr.  1,  173  ff.  391  ff.  n.  a.;  liturgisch:  Adousti,  Ueitrfige  z.  christl. 
KuDstgescbichte  n.  Litnrgik;  Z(.pfeet,  Epipbanla.  Ein  Beitrag  z.  chriBÜ.  Sunstarcb.,  Wien 
1857:  Fleubt,  1b  messe  u.  les  saintfi  de  la  mesae.  Sammlungen  christlicbar  Alt«rtQmer 
sind  besonders  in  Rom  (S.  127;  Verz.  d.  Skulpturen  im  Campo  Santo;  Archftol.  Ehrengabe 
z.  70.  Gebortatage  de  Roasi'a,  Rom  1892),  eine  kleine  in  Berlin  (F.  Fipbb,  d.  christl. -arcbliol. 
Museum  der  Univ.  z.  Berlin  1849—74,  Gotha  1874);  Gesellschaften  in  Rom  and  Volainii; 
Zeitechriften ;  Revne  de  l'art  chrätien,  die  rOmiachon  (S.  126}  n.  a.;  BQcberschau  von  Fb, 
X.  KsAve,  im  .Rapertorinm  f.  KunatwiaseiiBobaft'. 


m.  Angewandte  Archäologie  (Kritik  und 
Hermeneutik). 


383.  Aus  der  Entwicklung  der  Geschichtswissenschaft  heraus  ist  es 
begreiflich,  dass  Kritik  und  Exegese  als  gesonderter,  selbständiger  Teil 
(Organen)  der  Wissenschaft  gelten.  Da  jeder  Wissenszweig  seine  ihm 
inne  wohnende,  nicht  ausser  ihm  stehende  Methode  hat,  wodurch  die  Ein- 
zelheiten zum  Ganzen  in  Beziehung  gesetzt  werden,  besitzt  die  Archäo- 
logie umsomehr  die  ihrige  als  sie,  wie  wir  in  der  Einleitung  sahen,  auf 
der  Anschauung  beruhL  Ihre  Methode  besteht  also  einfach  in  dem  ver- 
ständigem Sehen  und  in  dem  Ausdruck  dieses  Gesehenen  durch  Worte. 
Nachdem  wir  bisher  immer  das  Allgemeine  im  Auge  gehabt  und  das  Ein- 
zelne nur  nach  seiner  Bedeutung  fUr  das  Ganze  beurteilt  haben,  fordert 
nun  das  einzelne  Denkmal  seine  Rechte.  Systematik  und  Geschichte,  auf 
dasselbe  angewendet,  ergeben  die  Beschreibung  desselben  im  besten 
Sinne  des  Wortes.  Diese  setzt  sich  zusammen  aus  Gattung,  Material, 
Grösse  und  Stand  der  Erhaltung,  wozu  die  Schicksale  des  Denkmales 
(Fundbericht,  Besitzer,  Publikationen)  zu  fügen  sind.  Indem  das  blosse 
Sehen  mit  der  Reflexion  eine  Verbindung  eingeht,  wird  erstens  die  Echt- 
heit des  Ganzen  oder  seiner  Teile  beurteilt,  zweitens  der  Sinn  dessen,  was 
der  Künstler  darstellen  wollte,  erklärt,  drittens  die  kunstgeschichtlicbe 
Stellung  konstatiert.  Winckelmanns  Beschreibungen,  die,  um  mit  Diderot ') 

'}  Salon  de  1765. 
Buidbnch  der  Um«.  AltcrtunttirlneuKluR.  TL  51 


802 


Klassische  Knnstarohilologie.    Ifl.  Angewandte  Archäologie. 


zu  reden,  zu  denen  die  Fanatiker  gehören,  wollen  nicht  wissenschaftlich 
sein;  dagegen  gab  ungefähr  gleichzeitig  Heinse  das  Muster  einer  bei 
allem  Enthusiasmus  anschaulichen  Beschreibung.  Innerhalb  der  Archäo- 
logie begründete  erst  das  Katalogmachen  (S.  38)  die  wissenschaftliche 
Form  der  Beschreibung. 

384.  Die  Kritik  trifft,  wie  gesagt,  teils  das  Granze  teils  Zuthaten, 
indem  sie  dasjenige,  was  dem  Altertum  entstammt,  von  den  Erzeugnissen 
der  späteren  Zeitalter  scheidet.  In  ersterer  Beziehung  muss  sie  unfrei- 
willigen Irrtum  und  absichtliche  Fälschung  aufdecken.  Um  mit  den 
Bauten  zu  beginnen,  gelten  in  Griechenland  so  manche  Steinanhäufungen 
{^eQito^xoi)  und  Feldbefestigungen  der  aufständischen  Albanesen  und  Oriechen 
(tamburia)  für  alt,  z.  B.  der  „Altar  des  Zeus'*  (eine  Einfriedigung  zu 
Ehren  des  hl.  Elias)  auf  dem  Helikon  und  die  Steinhäuser  auf  dem  Ocha. 
Bauten  (besonders  Schutzbauten)  des  Mittelalters  heissen  „prähistorisch'', 
während  die  Burgringe  in  Böhmen  bis  etwa  zum  13.  Jahrhundert  nach- 
weisbar sind;^)  aber  auch  der  Unterschied  zwischen  römischen  Bauten 
und  dem  „Romanum  opus*'  der  germanischen  Reiche,  zwischen  spätrömi- 
schen und  fränkischen  Burgen  Griechenlands^)  wird  nicht  immer  sogleich 
deutlich  sein.  Die  „Römerbrücke*  von  Cividale  hat  ein  deutscher  Stein- 
metz im  16.  Jahrhundert  erbaut.  Realistische  oder  etwas  sentimentale 
Werke  des  Altertums,  wie  der  Schleifer,  die  Kljrtia,  Medusa  Ludovisi  und 
andere  sind  von  hervorragenden  Kennern  der  Renaissance  zugesprochen 
worden;^)  thatsächlich  arbeitete  Federighi  damals  in  alter  Manier.*)  Die 
Zahl  der  fQr  antik  gehaltenen  Bronzen  der  Renaissance  ist  nicht  unbe- 
deutend;^) ein  Silbergefäss  des  Cellini  wurde  schon  bei  seinen  Lebzeiten 
für  antik  verkauft.^)  Bronzene  und  eiserne  Figuren  des  14.  und  15.  Jahr- 
hunderts, besonders  wilde  Männer  („zotteten  Mendel*),  sind  schon  als  gallische, 
germanische,  persische  und  altböhmische  Arbeiten  veröflfentlicht  worden.') 
Enkaustische  Versuche  der  Schule  von  Fontainebleau  (Ende  des  16.  Jahr^ 
hunderts),  wie  die  „Kleopatra**  von  Sorrent  und  die  „Muse"  von  Cortona 
galten  vielen  als  antik.®)  Um  endlich  zwischen  antiken  und  mittelalter- 
lichen Elfenbeinarbeiten  zu  scheiden,  bedarf  es  grosser  Erfahrung.^)  Aus 
Geringschätzung  der  Inschriften  sind  schon  Gemmen  mit  den  Inschriften 
mXJEF  oder  CARLO  COSTANZI  wegen  ihres  Stües  unter  die  antiken 
eingereiht  worden.*«) 

Weit  grössere  Schwierigkeiten  bereitet  die  absichtliche  Fälschung, 
welche  mit  dem  Handel  untrennbar  verbunden  scheint.   Sie  beginnt  bereits 


*)  Vgl.  Seblaöbk,  Mitt.  d.  k.  k.  Central- 
comm.  N.  F.  14,  157. 

')  Z.  B.  auf  Penteskuphia  (vgl.  Gronaca 
di  Morea  p.  436). 

')  Schleifer:  Kinkbl,  Mosaik  z.  Kunst- 
gesch.  S.  57  ff.;  Medusa:  Herm.  Grimm,  AZ. 
30,  42;  Marmorbüste  der  Glyptothek  Nr.  238 
(s.  Brunns  Katalog);  Relief  mit  Elementar- 
gottheiten: vgl.  AZ.  22,  178. 

*)  BoDE.  ital.  Plastik  S.  114. 

*)  Kolossaler  Pferdekopf  in  Neapel  (nach 
Winckelmann  griechisch):   Filangibri,   Ga. 


9,  15  ff.;  etwas  .pompejanisches' :  Ga.  8, 
177  ff.  T.  30.  Vgl.  Molivibr,  les  bronces  de 
la  renaissance. 

^)  Vita  di  B.  Cellini  III  K.  3. 

^)  LoKOPiEiBR,  Ba.  2,  500  ff. 

«)  S.  480;  Ga.  3,  42.  Auch  WJnckel- 
mann  wurde  einmal  getäuscht  (Werke  5, 
452  ff.). 

»)  Garruoci,  B.  1860. 

»0)  Auch  BVRCH  F.,  WRAV  FEC; 
MARCHANT.  F.  (ROMAE). 


-'^ 


Sriük  nnd  Hermenentik.    (§  884.) 


803 


in  der  Renaissance,  <)  wo  z.  B.  der  junge  Michelangelo  einen  marmornen 
Eros  mit  scheinbaren  Ergänzungen  fiUschte.')  Aus  der  Fälschergeschichte 
sind  die  falschen  Sammlungen  hervorzuheben,  wie  das  Museum  Chiellini 
in  Livomo,*)  die  Ebennay  er 'sehe  Gemmensammlung  in  Nürnberg  (S.  244), 
die  Daktyliothek  des  Fürsten  Stanislas  Poniatowsky^)  und  Schapira's 
„moabitische  Altertümer**,  welche  nach  Berlin  verkauft  wurden.*)  Ebenso 
unverschämt  sind  die  angeblichen  Ausgrabungen  in  Südspanien  und  bei 
Rheinzabem.«)  Jetzt  arbeiten  Fabriken  in  Ägypten,  Kerbeiah  (für  baby- 
lonisch-assyrische Altertümer),  Teheran  (für  Sassanidengemmen)  bei  SaYda 
und  in  Palästina,  zu  Smyma,  Gypem,  Athen,  Stemnitza  (Arkadien),  Neapel, 
Rom,  Paris  und  Brüssel  {Fabrique  d'antiqMÜSs),  um  von  kleineren  Orten 
zu  schweigen;^)  diese  produzieren  zumeist  kleinere  Gegenstände,  welche 
private  Sammler  kaufen:  Bronzestatuetten,  Terrakottafiguren,  welche  so- 
gar fragmentiert  in  den  Handel  kommen,  teUs  einzelne  Figuren»),  teüs 
Gruppen,  für  welche  manchmal  echte  Fragmente  verwendet  werden,®) 
Yasenscherben  (besonders  mit  Inschriften)  und  leicht  erkennbare  ganze 
bemalte  Vasen,  i^)  Thonreliefs  und  neuattische  Marmorreliefs,  an  welche 
sich  Bildhauer  in  Rom  und  neuerdings  auch  athenische  wagten,  ^i)  Schleu- 
derbleie ^')  und  babylonische,  assyrische,  sassanidische  und  ägyptische  Sou- 
venirs. ^  8)  An  grösseren  Stücken  rentiert  sich  meist  nur  der  Bronzeguss, 
wodurch  im  Winter  1884  sechs  Sapphoköpfe  verbreitet  wurden;  zur  Zeit 
ist  aber  doch  eine  ganze  marmorne  Enabenstatue  aus  Athen  im  Eunst- 
handel.^^)  Das  Schneiden  antikisierender  Genmien  ist  in  Italien  seit  dem 
fünfzehnten  Jahrhundert  ein  lukratives  Gewerbe,  welches  viele  berühmte 
Namen  aufweist;**)  es  war  eben  die  Schuld  des  Käufers,  wenn  er  sie  für 
echt  kaufte  und  Inschriften  wie  Yigov  (Natter),  JlixXeq,  Ysatakg  vigyo^^) 


')  GoüRAJOD,  rimitation  et  la  contre- 
fa9on  des  objets  d'art  antiqae  au  XV^  et 
au  XVI«  siöcle,  Ga.  1886,  188  ff.  312  ff. 
1887. 

^)  H.  WöLFFLur,  Jagendwerke  des  Mi- 
chelangelo S.  19;  Antinousbüste  von  6a- 
glielmo  della  Porta. 

')  A.  Pellborini,  la  raccolta  archeo- 
logica  Ch.  in  Livomo,  L.  1883,  m.  12  T. 

^)  Catal.  des  pierres  grav.  de  S.  A.  le 
Prince  St.  P.,  Rom  1831,  vgl.  Cbbuzes, 
Schriften  II  3, 367  ff.  Auch  Sestini  yerkaufte 
eine  ganze  Sammlang  nach  München. 

«•)  Clbrmont  S.  101—83. 

^)  J.  Beckbb,  d.  merovingische  Friedhof 
zn  La  Chapelle  St.  Eloi  a.  die  Antiquitäten- 
fabrik zu  Rheinzabem,  Frankfurt  1856;  Hbf- 
NBR,  Abendblatt  zur  Neuen  Münchner  Ztg. 
1860  Nr.  60.  178.  217. 

')  Eerbelah:  A.  13;  Teheran:  Mbnant 
S.  7;  SaXda:  Ra.  III 10, 150;  Palästina:  Glbr- 
mont-Gavneau,  les  fraudes  arch^ologiques 
en  Palestine,  Paris  1885;  Cypem:  Ohnb- 
falsch-Richteb,  Report,  f.  Eunstw.  VII  Nr.  3; 
Stemnitza:  Ath.  Mitt.  4,  130. 

*)  G.  Fbuabdbnt,  in  der  Ztsch.  The  Stu- 
dio, New-York  1890,  15.  Mfirz. 


»)  Sal.  Rbihach,  Ra.  III  8,  92  ff.;  Rcrit. 
1890 1 119;  chroniques  p.  234  ff.  263  ff.  271  ff. 
586  ff.  649  f.  707.    S.  auch  Ga.  5,  190  f. 

»<»)  Fabrik  z.  B.  in  Cometo;  früher  Pietro 
Fondi,    Gorfu- Venedig   (Crbuzbr,   Schriften 

II  3,  13). 

*  *)  Besonders  Monti  in  Rom  (Fr.  Haüser, 
neuatt.  Reliefs  S.  81  f.;  H.  L.  Urlichs, Wochen- 
schrift f.  klass.  Phil.  1890,  51 ;    Athen :    Ra. 

III  12,  214;  Kairosrelief:  AZ.  33,  8;  Heydb- 
XANN,  Mitteil.  S.  6  a.  E.  u.  A.  2;  AZ.  5,  159; 
vielleicht  Wolters  239.  242;  Ratet  I  23; 
Bronzerelief:  "Eane^og  1884  Nr.  73  m.  Abb. 

*')  Ephemeris  epigraphica  VI  (Berlin 
1885). 

»3)  Babylonien:  Am.  J.  3,  14  ff.  m.  T.  2. 
383  f.;  Mbnakt,  les  fansses  ant.  de  TAssyrie 
et  de  la  Chald^e,  Paris  1888,  m.  Abb. 

*^)   Marmorbüsten:    Furtwänolbr,   AZ. 

1885,  275.  In  Ägypten  sollen  sogar  Granit- 
statuen neu  gearbeitet  werden. 

»»)  Valerie  Vicentino  (Vasari  III  579), 
Lod.  Marmita  (das.  581),  Flavio  Sirleti  (Anf. 
d.  18.  Jahrb.),  Ghingi,  Alfani,  Bemab^,  die 
Familie  Costanzo,  Ant.  u.  Job.  Pichler,  Natter. 

*^)  Cameo  in  München. 


51 


804 


KlasBisohe  KonBtaroh&ologieT    UL  Angewandte  Arch&ologie. 


ruhig  hinnahm.  Den  grössten  Umfang  erreichte  natürlich  die  Münzfäl- 
schung, welche  in  der  Benaissance  zu  Padua  blühte  und  an  dem  Künstler 
Goltz  und  dem  Hofrat  Becker  ihre  Matadoren  hatte.  ^)  Die  Darstellung 
selbst  wird  nur  bei  ungeschickten  Fälschungen  Anstoss  erregen,  wie  wenn 
z.  B.  eine  Schapira'sche  Figur  die  Kaiserin  Eugenie  porträtierte  und  eine 
Minerva  von  Bheinzabem  den  bayerischen  Baupenhelm  trug.  Die  Mehr- 
zahl der  Fälschungen  verrät  sich  durch  die  Yerschiedenartigkeit  der  Tech- 
nik') und  die  Beschaffenheit  der  Oberfläche;  denn  die  natürliche  Oxydie- 
rung (S.  15)  kann  doch  nur  in  beschränktem  Masse  durch  Oxyde  nach- 
gebildet werden.  Falsche  Gemmen  (z.  B.  solche  der  Poniatowskischen 
Sammlung)  haben  eine  übertrieben  rauhe  Oberfläche. 

Die  Kritik  der  einzelnen  Teile  ist  in  erster  Linie  durch  die  S.  71 
besprochene  Sitte  der  Ergänzung,  von  welcher  auch  die  Bronzestatuen 
nicht  frei  blieben,  veranlasst.  Man  hat  angesetzte,  aber  antike  Stücke 
von  den  modernen  Ergänzungen  zu  scheiden,  welche  meistens  aus  einer 
anderen  Steinart,  jedenfalls  aber  aus  einem  nicht  verwitterten  Stoffe  be- 
stehen. Manchmal  wird  die  Erkenntnis  dadurch  erschwert,  dass  die  alten 
und  neuen  Teile  gleichmässig  überputzt  wurden.  Da  der  polierte  Porphyr 
eine  grosse  Widerstandskraft  hat,  ist  es  hier  am  schwersten,  das  Neue 
vom  Alten  zu  sondern. 

Auf  die  Spur  der  Ergänzungen  leiten  ausser  Fundberichten  auch 
alte  Abbildungen,  deren  Zeichner  freilich  umgekehrt  manches  aus  ihrer 
Phantasie  dazu  gethan  haben.  3)  Hier  kann  man  nicht  eigentlich  von  Fäl- 
schung sprechen,  während  diese  allerdings  oft  bemüht  gewesen  ist,  den 
Wert  echter  Antiken  durch  Zuthaten  zu  erhöhen.  Dies  geschieht  am  mühe- 
losesten durch  Beifügung  eines  Künstlernamens  oder  anderer  Inschriften ;  *) 
ein  frecher  Fälscher  hat  schon  im  Altertum  die  berühmtesten  Namen  ge- 
wählt.*) Un verzierte  Spiegel  erhalten  Zeichnung  und  Inschriften. •)  An 
Terrakotten  werden  die  Farben  aufgefrischt  und  fehlende  Stücke  ersetzt, 
alte  Gemmen  und  verwitterte  Glasflüsse  poliert,  die  Bilder  von  Gemmen 
überarbeitet  und  erweitert,  die  beschädigten  Teile  von  Münzen  wegge- 
geschnitten,  Vasen  ausgebessert  und  mit  Ölfarbe  übermalt,')  Statuen, 
welche  durch  die  Feuchtigkeit  gelitten  haben,  abgerieben  (wie  im  Tor- 
lonia-Museum)  oder  von  einem  Bildhauer  überarbeitet.*)  In  den  kompli- 
ziertesten Fällen    ergeben  verschiedene  alte,   nicht  zu    einem  Werke  ge- 


^)  Litteratur  S.  805;  Sammlung  in  Athen: 
PosTOLAccAäy  Synopsis  numorum  veterum 
p.  154  ff. 

*)  Über  Bronzen :  Fuhtwäk glbr,  Meister- 
werke S.  661  f. 

')  Thode,  die  Antiken  in  den  Stichen 
Marc  Antons  S.  35. 

*)  Häufig  auf  Gemmen,  doch  mögen 
KöHLEB  und  Stephani  zu  strenge  Kritik  ge- 
übt haben  (S.  245);  Apoilas  auf  einem  athe- 
nischen Spiegel;  Inschriften  an  der  Phineus- 
schalo  (SiTTL,  Phineusschdle,  Würzburg  1892) 
und  anderen  Vasen  (Urlichs,  Beiträge  S.  24; 


Brunn  bei  Arndt,  Studien  zur  Vasenkunde 
S.  12;  Wolters,  Jahrb.  1889,  112). 

^)  LöwY,  Inschriften  griech.  Bildhauer 
S.  328  ff. 

^)  HsYDEXANN,  Mitteil,  a  116,  308. 

')  Z.  B.  Ra.  III  10.  89  ff.  Die  Über- 
malung (frz.  repeint)  lässt  sich  durch  eine 
KalilOsung  (z.B.  1,  5  :  20)  entfernen;  vor 
Scheidewasser  und  Säure  ist  dagegen  zu 
warnen. 

^)  Z.  B.  Gewand  des  Menander  und  Po- 
seidippos. 


'M 


Kritik  und  Hermeneutik.    (§  385.) 


805 


hörigen  Bruchstücke  in  Verbindung  mit  Neuem  ein  Pasticcio,  z.  B.  Terra- 
kottagruppen, Mumien,')  die  Gruppe  von  Qdefonso  u.  dgl. 

Litteratur:  A.  Fosisi,  Tour  de  Babel  oa  objets  d'art  faux  pris  pour  vrais  et  vice 
versa,  Flor.  1868;  P.  Eudbl,  d.  Fälscberkünste  (le  truq%tage\  bearb.  v.  Br.  Bucher,  Lpg. 
1885;  L.  Dblgeub,  Acad^mie  d'arcb^ologie  de  Belgique,  Anvers  1886,  Bulletin  p.  120 — 37; 
S.  Bbissbl,  gefftlechte  Kunstwerke,  Stimmen  aus  Maria  Laacb  1890,  431  ff.;  Dinbr,  Frankf. 
Ztg.  1890,  31  ff.;  H.  Angst,  Anz.  für  Schweiz.  Altertumskunde  XXXIII  2;  0.  Rossbach, 
Deutsches  Wochenbl.  1891,  128  ff.;  über  alte  Fälschungen:  Antiquitäten-Zeitschrift  1890, 
21;  über  das  15.  u.  16.  Jahrhundert:  Coubajod  (S.  803,  i);  über  das  18.:  Michablis,  ancient 
marbles  p.  77;  Sammlung  von  Fälschungen  in  Athen;  Akt.  Aoostino,  dialogo  de  medallas 
etc.  dial.  XI ;  Bbauvais,  la  mani^re  de  discemer  les  mäd.  ant.  de  Celles  qui  sont  contre- 
faites,  Paris  1739,  deutsch  Dresden  1791;  Sestini,  sopra  i  modemi  falsificatori  di  medaglie 
greche  antiche,  Fir.  1826;  G.  B.  Loos,  die  Kunst  falsche  Münzen  zu  erkennen,  Berlin 
1828;  F.  W.  Kbobch,  d.  Kennzeichen  unechter  Münzen  (Küln  1838);  J.  FbiedlIndbr,  ein 
Verz.  V.  griech.  falschen  Münzen,  welche  aus  modernen  Stempeln  geprilgt  sind,  Berlin  1883 ; 
W.  Geissler,  d.  Echtheitsbeurteilung  d.  ant.  röm.  Mtlnzen,  Bautzen  1871;  Trau,  Wiener 
Ztschr.  für  Num.  1871,  105  ff.  m.  T.  1—4;  Becker'sche  Stempel:  A.  v.  Stbikbüohel,  die 
Beckerischen  falschen  Münzstämpel,  Wien  1836;  M.  Pindeb,  d.  Becker'schen  falschen 
Münzen,  Berlin  1843,  m.  2  T. 

385.  Die  Erklärung  der  Bildwerke  ist  deijenige  Teil  der  Archäo- 
logie, welcher  bisher  am  wenigsten  wissenschaftlich  fundamentiert  ist, 
weshalb  in  den  Einzelfallen  wenig  Methode  herrscht.  Wir  schlagen  des- 
halb den  historischen  Weg  ein. 

Am  Ausgange  des  Altertums  konnte  man  von  niemand  eine  unbe- 
fangene Erklärung  der  alten  Kunstwerke  erwarten.  Nachdem  der  Pytha- 
goreismus  wieder  zu  Ansehen  gekommen  war,  musste  die  natürliche  Deu- 
tung der  ünterlegung  weichen.^)  Der  heidnische  Volksglaube  aber  be- 
rührte sich  mit  gewissen  Vorstellungen  der  Neuplatoniker,  wenn  es  hiess, 
dass  in  den  Götterbildern  übermenschliche  Mächte  wohnten,^)  und  die 
Christen  teilten  diesen  Glauben,  indem  sie  dieselbe  teuflisch  nannten;  da- 
her ging  die  Erklärung  der  Statuen  lange  darauf  hinaus,  dass  sie  Zauber- 
werke mit  einem  bestimmten  Zwecke  seien  ;^)  am  festesten  glaubten  die 
griechischen  Christen  an  Palladien  (azoixeta)  einer  Stadt.  ^)  Zum  mindesten 
ersann  die  geschäftige  Phantasie  eine  Geschichte,  in  welcher  die  Menschen 
zu  Stein  verwandelt  wurden,  was  über  die  Incantada  des  Judenquartiers  von 
Saloniki  erzählt  wurde.  ^)  In  diesen  Anschauungen  waren  die  Menschen 
aller  Bekenntnisse  ^  einig,  bis  allmählich  die  Freude  an  Kunst  und  Alter- 
tum nüchternere  Ansichten  verbreitete.  In  der  Renaissance  entstand, 
nachdem  schon  früher  die  Leute  alte  Bauten  mit  ihrem  kleinen  geschicht- 


^)  Blumbnbach,  Beitr.  z.  Naturgesch.  2, 
117  ff. 

')  Über  die  Bedeutung  der  geschlossenen 
Beine  ägyptischer  Statuen  s.  Heliodor  3, 13. 

•)  Vgl.  Hermes  bei  Aug.  civ.  d.  8,  23 ; 
Plut.  Is.  et  Os.  p.  491  R.;  De  Myster.  3,  29; 
Götterbilder  weinen,  bluten,  schwitzen  u. 
dgl.  (NXoBLSBACH,  d.  griech.  Volksglaube 
S.  170;  Aug.  civ.  d.  3,  11). 

*)  Beispiel  bei  Augustin.  epist.  1,  17; 
angedeutet  Cassiodor.  var.  10, 30  a.  A.  (super- 
stitiones  =  Statuen);  Vita  S.  Benedicti  (Gregor. 
M.  dial.  II)  K.  10. 

^)  Heyns,  Commentatt.  soc.  r.  scient. 
Gotting.  12, 303  ff.;  z.  B.  Nikitas  Chon.  p.  196; 


noch  jetzt  wirkt  der  Glaube  in  Gnechenland 
manchmal  nach  (z.  B.  Boss,  Königsreisen 
2,  242).  Doch  kam  er  auch  in  Rom,  wo  er 
mit  der  Vergilsage  zusammenhängt,  (vgl. 
die  Mirabüia  und  Graphia)  und  in  Florenz 
(Dante  Inf.  13,  146  f.)  vor. 

*)  Stuart  u.  Revett,  Altertümer  von 
Athen  2,  499. 

^)  Auch  die  Phantasie  der  Mohanune- 
daner  (z.  B.  des  Maqrlzt)  wurde  durch  Werke, 
die  ihr  Können  überstiegen,  erregt.  Über 
den  lateinischen  Exorcismus  S.  35.  Noch 
im  Jahre  1452  bereiste  der  Nürnberger  Muf- 
fel Italien  mit  jenen  alten  Anschauungen 
(vgl.  Michaelis,  Rom.  Mitteil.  1888,  254  ff.). 


806 


ElaBBiaobe  EanatarohKologie.    HL  AngewMidte  ArohKologifl, 


liehen  Wissen  in  Verbindung  gesetzt ')  und  die  Uarkaurelstatue  Kaiser 
Konstantin  getauft  hatten,  die  richtige  Grundanschauung,  dass  die  alte 
Kunst  dasjenige  darstelle,  wovon  Dichter  und  Geschichtsschreiber  redeten ; 
nur  schadete  bei  der  Anwendung  die  Einseitigkeit  des  Wissens,  weil  bis 
in  die  zweite  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  hinein  die  griechischen  Studien 
Stückwerk  waren.  Infolgedessen  erklärte  man  die  Statuen  mit  Vorliebe 
aus  der  römischen  Geschichte :  , Jason"  hiess  „Fabricius  mit  der  Pflugschar' , 
ein  alter  Fischer  „Seneca",  der  Gallier,  der  sein  Weib  tötet,  .Paetus  mit 
Ärria,"  während  andere  an  das  ovidische  Liebespaar  Pyramus  und  Thisbe 
dachten,  und  endlich  die  Gruppe  des  Menelaos  ^Papirius  und  seine  Mutter.' 
Gelehrte  wie  Scipione  Maffei  zogen  bereits  griechische  N'amen  vor;  Winckel- 
mann  scheint  der  erste,  welcher  bestimmt  aussprach,  dass  die  Künstler 
hauptsächlich  aus  Homer  und  wenigen  anderen  Dichtem  geschöpft  hätten. 
Diese  Anschauung  musste  jedoch  von  einem  ihr  anhaftenden  Irrglauben 
gereinigt  werden,  welchen  Christ  so  definierte,  ,dass  die  Bestrebungen  der 
alten  Dichter  immer  mit  den  Bildwerken  so  genau  übereinkämen,  dass 
es  scheine,  als  ob  die  Bilder  nach  denselben  Versen  oder  die  Verse  nach 
der  Anleitung  der  Bilder  gemacht  seien."  Dafür»)  setzten  Graf  Caylus 
und  Spence  ihre  Autorität  ein.  Man  müeste  demnach  zuvor  eine  kleine 
Bibliothek  durchstudiert  haben,  bevor  man  die  Bilder  verstände;  denn  es 
könnten  auch  „verlegene"  (d.  h.  entlegene)  Mythen  dargestellt  sein.^)  Mittler- 
weile hatte  eine  neue  Lehre  von  den  etrurischen  Altertümern  ihren  Aus- 
gang genommen;  der  gelehrte  Passeri  predigt  um  die  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts, man  müsse  hinter  den  Bildern  einen  tieferen  Sinn  suchen.  Jedes 
Toilettenkästchen  war  eine  „cista  mystica"  und  nicht  minder  mystisch 
jeder  Spiegel.*)  Diese  These  fand  in  die  populäre  Wissenschaft  Eingang 
und  diente  selbst  dem  rationalistischen  Lessing  als  polemische  Waffe.*)  Im 
Zeitalter  der  Rosenkreuzer,  Freimaurer  und  üluminaten  griff  sie  in  den 
Gelebrtenkreisen  stark  um  sich,  wobei  zunächst  die  Symbolik  der  Mytho- 
logie von  Payne  Knight*)  und  Creuzer  erforscht  wurde.  Als  man  nun  in 
Etrurien  die  grossen  Vasenfunde  machte,  welche  Tausende  von  mytho- 
logischen Bildern  brachten,  geriet  die  Vaseninterpretation  in  das  gleiche 
Fahrwasser  und  wurde  voll  Mysterien;')  auch  als  der  Rationalismus  siegte, 
behauptete  die  Archäologenmystik  wenigstens  die  „Gräbersymbolik".  Pa- 
nofkas  und  Bachofens  Schriften,  auch  die  Abhandlungen  Raoul-Rochettes 
sind  typische  Vertreter  dieser  Gattung,  gegen  welche  die  litterarische  Er- 
klärung nunmehr  in  wissenschaftlichen  Kreisen  die  Alleinherrschaft  errungen 


')  Nach  den  Arabern  war  fast  jeder 
Bitu  von  Moaee,  David  oder  Salomo.  Auf 
Cypeni  hejssen  zwei  Säulen  .Keulen  dos 
Digenia'  (I^ukah,  ßi«S  t<Sy  Kruglioy  S.  32  A.). 

')  Vgl.  Thibhbch,  Teterum  artiflcum 
opera  veternm  poetanun  canninjbus  optime 
explicari,  Progr.  d.  Univ.  München  1835. 

')  Panofka,  über  verlegene  Mythen  mit 
Bezug  auf  Antiken  des  kOnigl.  Muaeums, 
Preu88.  Akad.  1839,  m.  5  T. 

')  0.  RATHOEfiEH,  Ober   125  mystische 


Spiegel,  Gotha  1855,  f. 

')  Er  rechnet  gegen  Klotz  ,die  heburi- 
Bchen*  Bildwerke  zur  ,BUder^rache*. 

')  Inquiry  into  the  aymboluni  of  ereek 
art  a.  mythotogy,  1818;  ClaBa.  Journal  Bd. 
23—27,  Q.  Spec.  of  antient  acol^tore  II. 

')  (Jameb  Cbbistib,]  Diaquiaition  npon 
the  etruBcan  vaaes,  London  1606,  2.  AnS. 
1825 ;  Gbrhabd,  griech.  Hyaterienbilder, 
Stuttg.  u.  TQbiDgen  1839,  f. 


Kritik  und  Hermeneatik.     (§§  386  -387.) 


807 


zu  haben  scheint;  für  letztere  mag  man  Zoega,  Millingen,  Welcker,  Jahn 
und  Brunn  als  hervorragende  Förderer  nennen. 

886.  Nach  diesen  geschichtlichen  Vorbemerkungen  gehen  wir  an  den 
Versuch,  die  archäologische  Erklärung  in  ein  System  zu  bringen.  Vor 
allem  versteht  sich,  dass  der  Weg  durch  erklärende  Beischriften  oft  ab- 
gekilrzt  wird;  diese  geben  meist  im  Nominativ,  zuweilen  aber  auch  im 
Genetiv*)  den  Namen  der  dargestellten  Person,  welcher  sie  die  unteren 
Spitzen  der  Buchstaben  zukehren,  an,  was  in  jeder  Periode  der  alten 
Kunst  vorkommt.')  Nur  ausnahmsweise,  aber  nicht  so  selten  als  man 
meinen  möchte,  erklären  Inschriften  auch  den  Sinn  der  Staffage.^)  Zu- 
weilen wird  das  Gesprochene  oder  Gesungene  m  Buchstaben  angegeben;^) 
Aeschylus  denkt  sich  den  Schildzeichen  seiner  Helden  Drohungen  beige- 
schrieben.*) Genauere  Angaben  bestehen  in  belegenden  Citaten  oder  in 
Epigrammen.  Die  Inschriften  bieten  übrigens  keine  absolut  zuverlässige 
Hilfe;  denn  einerseits  haben  sie  den  Zweck,  den  Raum  auszufüllen,  0)  anderer- 
seits werden  sie  häufig  von  ungebildeten  Leuten  beigesetzt.  Viele  Vasen- 
inschriften bestehen  aus  sinnlosen  Buchstaben,  an  etruskischen  Arbeiten 
aber  findet  man  unpassende  Namen,  z.  B.  Aivas  (Evas  =  Aias)  neben 
troischen  Helden.') 

387.  Die  erste  Grundfrage  der  archäologischen  Interpretation  darf 
man  gewiss  so  formulieren,  innerhalb  welcher  Grenzen  die  symbolische 
Erklärung  eine  wissenschaftliche  Berechtigung  habe.  Das  Wesen  der 
Symbolik  beruht  darauf,^)  dass  nicht  ein  Ding  selbst,  sondern  ein  zweites, 
welches  mit  ihm  eine  wichtige  Eigenschaft  gemeinsam  hat,  gesetzt  wird. 
Das  Symbol  ist  also  für  die  Kunst,  was  der  bildliche  Ausdruck  für  die 
Sprache  ist.  Die  Anfänge  des  Symboles  aber  müssen,  wie  die  der  Kunst 
überhaupt,  in  Götterdienst  und  Königtum  liegen.  Hinsichtlich  des  letzteren 
geben  die  schmeichelnden  Vergleiche  des  Königs  mit  Löwe,  Sphinx  (S.  433), 
Panther  (S.  480),  Widder*)  und  Adler  (mit  Einschluss  des  zweiköpfigen)  ^o) 
hinlänglichen  Stoff  zu  bildlichen  Symbolen,  die  z.  B.  am  Throne  desselben 
angebracht  werden.  Die  Sjrmbolik  der  Religion  dagegen  steht  im  umge- 
kehrten Verhältnisse  zu  ihrem  Anthropomorphismus.  Diejenigen  Religionen, 
welche  die  Darstellungen  Gottes  verpönen  oder  mindestens  sehr  ein- 
schränken, wie  die  jüdische,  persische  und  altchristliche  müssen  den  An- 
sprüchen der  Sinne  durch  Symbole,  welche  das  Gottesbild  umschreiben, 
genügen;  diese  zu  deuten,  ist  der  Geist  des  Juden  durch  die  Propheten 
geschärft,   und  noch  mehr  vielleicht  der  Sinn  des  Christen,   welcher  seit 


0  0.  Jahit,  Vasenkatalog  S.  XGV  A.  839; 
Frai^kbl,  Inschriften  aus  Pergamon  Nr.  164. 

')  Z.  B.  am  Kypseloskasten  bei  Polygnot; 
Varro  1. 1.  7,  57;  Qointil.  1,  4,  16;  Apotheose 
Homers. 

')  8.  559;  Relief  mit  den  Beischriften 
^Asinus",   »Taums'*:   Museo  Pioclem.  4,  34. 

*)  Ath.  Witt.  IX  T.  1 ;  Swtl,  1.  Jahresber. 
des  Wagnerschen  Inst.  S.  2  (in  Cartouchen). 

*)  Aeschyl.  Sept.  417.  451  f.  629  f. 

^)  Schon  am  Kypseloskasten :  Paus.  5, 
17,6. 


^)  Hblbtg,  B.  1874,  260;  Gamubbini,  B. 
1875,  82  ff.;  Mabtha,  R.  de  phü.  1889,  109  f. 
Über  willkürliche  Erklämngsversuche  0.  Jahn, 
archäol.  Beitr.  S.  130  A.  31.  33. 

^)  Philosophisch  behandelte  den  Gegen- 
stand F.  Tbl.  ViscHEB  (das  Symbol,  Philos. 
Aufs.  f.  Zeller,  1887). 

*)  Spiboel,  Kuhns  Beitrfige  5,  387  ff. 
Symbol  der  Herrschaft  in  der  „Geschichte 
des  Artachglr**  S.  45  Nöldeke;  Köpfe  am 
Thron:  Firdusi,  Schahname  9,  18. 

^«)  SiTTL,  Adler  u.  Weltkugel  S.  11  f. 


808 


SlaBsisohe  Eansiarchäologie.    III.  Angewandte  Archäologie. 


der  Evangelienzeit  in  dem  alten  Testamente  Vorbilder  {typi)  erkennt  und 
diese  Typik  von  allen  seinen  Kirchenlehrern  weit  ausgeführt  hört  oder 
liest.  1)  Die  Verehrer  der  Götter  gewöhnten  sich  dagegen  durch  die  Götter^ 
bilder  an  eine  lebensvollere  Auffassung  der  übersinnlichen  Welt.  Aller- 
dings eroberte  die  menschliche  Darstellung  der  Gottheit  erst  allmählich 
die  Länder  der  Erde,  indem  sie  von  Ägypten  und  Babylonien  ihren  An- 
fang nahm.  Die  erste  Stufe  bezeichnet  man  unpassend  als  Fetischismus, 
besser  als  anikonisch.')  Von  Steinen  und  Bäumen,  welche  für  heilig 
gelten,  weil  einmal  dort  der  Mensch  sich  der  Gottheit  nahe  glaubte,  geht 
die  Sitte  aus,  dass  man  an  heiligen  Orten  Steine  und  Pfähle  errichtet, 
welche  die  Gottheit  gewissermassen  fixieren;  zwei  Göttern  gebühren  zwei 
Pfeiler  oder  zwei  Balken.  Diese  mehr  oder  weniger  kunstlosen  Male  ge- 
hören weder  in  die  Kunstgeschichte  noch  in  die  Symbolik  —  erst  später 
deutet  man  eine  gewisse  Form  als  Phallos')  — ,  sondern  ausschliesslich 
in  die  Religionsgeschichte.  Von  Symbolen  kann  erst  bei  der  zweiten 
Gruppe  gesprochen  werden,  wo  ein  Tier  oder  ein  passender  Gegenstand 
die  Gottheit  andeutet.  Ein  Stier  bedeutet  Zeus  Atabyrios,*)  Dionysos*) 
und  Flussgötter,*)  eine  goldene  Ziege  in  Phleius  den  Dionysos^)  und  ein 
Wolf  den  delphischen  Apollo.^)  Hieher  gehört  das  goldene  Kalb  des 
Pentateuch  und  auf  diesem  Ste^dpunkte  fanden  die  südlichen  Reisenden 
Skythen  und  Germanen.^)  In  Rom  und  Griechenland  blieben  davon  nur 
zusammenhangslose  Reste,  auf  welche  man  gesuchte  Abbreviaturen  der 
reifen  Kunst  (z.  B.  Attribute  auf  einem  Throne)  *®)  nicht  zurückbeziehen  darf. 
Die  aus  der  bildlosen  Zeit  gebliebenen  Reste  der  Symbolik  fristeten  in 
den  sogenannten  Mysterien  ein  kümmerliches,  lichtscheues  Dasein;  wohl 
aber  traten  von  Zeit  zu  Zeit  halbphilosophische  Sekten  auf,  welche  ihre 
Lehren  in  geheimnisvolle  Form  hüllten,  wofür  wir  nur  die  Pythagoreer  *  *) 
und  Buddhisten  anzuführen  brauchen.  Ausserdem  erinnert  uns  noch  eine 
Bemerkung  über  die  Gallier,  dass  manche  Völker  den  bildlichen  Ausdruck 
über  alles  liebten,  i*)  Darüber,  dass  die  Bilderschrift  das  Verständnis  für 
Symbole  entwickelte  und  schärfte,  brauchen  wir  uns  nicht  zu  verbreiten; 
auch  wenn  man  die  Phantasmen  der  Kaiserzeit,  wie  sie  z.  B.  bei  Hora- 


^)  Der  ablehneode  Standpunkt  von  Victob 
ScHULTZE  (die  Katakomben,  1882;  die  alt- 
christl.  Bildwerke  u.  d.  wissensch.  Forschung, 
Erlangen  1889),  Hasbnoleybb  (d.  altcbristl. 
Gräberschmuck,  1886)  und  Bebgner  (d.  gute 
Hirte  in  der  altcbristl.  Kunst,  Berlin  1890) 
ist  zu  wenig  historisch ;  vgl.  Heinbici,  Theolog. 
Studien  u.  Kritiken  1882  S.  740  ff.;  Dobbbbt, 
Report,  f.  Kunstw.  13,  281  ff.;  Wilpebt,  Prin- 
zipienfragen der  christl.  Archäologie,  Frei- 
burg 1888  u.  Rom.  Quartalschr.  4,  44  ff. 

*)  S.  besonders  Ovebbegk,  Ber.  d.  sächs. 
Ges.  1864,  121  ff.;  Dabembebo,  dict.  s.  v. 
baetylia;  Homollb,  de  antiquissimis  Dianae 
simulacris  Deliacis,  Paris  1885  8.  72  ff. 

^)  Dionysos:  Max.  Tyr.  diss.  8,  1;  Giern. 
Alex,  protr.  29  P.;  Amob.  5,  39. 

*)  Strab.  14,  655. 

*)  Athen.  11,476  a. 


«)  Pind.  P.  1,  185  (vgl.  SchoL);  Enr.  Ion 
1261.  Orest.  1378;  Horat.  c.  4,  14,  25; 
Aelian.  v.  h.  2,  33;  fisfivxtag  ijvte  xavQog 
11.  y237;  abgebildet  auf  Mtlnzen  von  Se- 
linus,  Syrakus,  Gela,  Siris,  Poseidonfa,  Sybaris 
und  Pyxus. 

0  Paus.  2,  13,  6;  Hymnus  der  eb'schen 
Frauen;  Lykophron  209. 

«)  Paus.  2,  18,  6. 

*)  Eiche  =3  Zeus  bei  den  Kelten:  Max. 
Tyr.  8,  8;  kleine  Scheibe  auf  hohem  Holz, 
bei  den  Päoniem  =:  Helios:  a.  0. 

*o)  Hetdbmahn,  Mitteil.  6.  66  A.  157. 

*  *)  Sirenen  und  Musen  bei  Pythagoras : 
Porphyr,  v.  Pyth.  39.  Konsequenterweise 
verpönten  die  Pythagoreer  Götterbilder  auf 
Gemmen  (das.  42). 

»2)  Diodor.  5,  31. 


-M 


Kritik  and  Hermeneutik.    (§  888.) 


809 


poUon  zu  finden  sind,  abzieht,  bleibt  dem  alten  Ägypten  ein  ansehnlicher 
Vorrat  von  plastischmalerischen  Bildern.  Beispielsweise  verleiht  der  König 
dem  fleissigen  Beamten  eine  goldene  Biene.  ^)  Als  Typus  der  religiösen 
Symbolik  wollen  wir  die  altchristlichen  Symbole 2)  kurz  darstellen, 
wie  sie  hauptsächlich  an  Grabsteinen,  Ampeln  und  Siegelringen^)  sich 
finden:  Der  Christ,  der  wie  ein  Fisch  von  den  Menschenfischern  ge- 
fangen *)  ist  und  die  Speise  des  Auferstandenen  geniesst,  ^)  lebt  einfältig  wie 
die  Taube  ^)  und  setzt  seine  Hoffnung  gleich  einem  Anker  ^)  auf  den 
Erlöser,  der,  wie  eine  Taube  mit  dem  Ölzweige  die  Heilsbotschaft 
bringend®)  und  wie  ein  Lamm  zur  Schlachtbank  geführt,®)  als  guter 
Hirt  das  verirrte  Schaf  heimbringt, 'o)  und  der  Ausharrende  erhält  als 
Sieger  den  Palmzweig. **)  Wie  man  sieht,  liegt  ein  unendlich  einfaches, 
jedem  Laien  verständliches  System  vor,  welches  erst  verwickelter  wurde, 
als  die  Bibelexegese  ihren  Aufschwung  nahm;^')  dann  entstanden  unter 
dem  Namen  des  Melito  und  Eucherius  förmliche  Olossare  der  biblischen 
Symbole,  welche  hinwiederum  auf  die  »Tierbücher*  des  Mittelalters  ihren 
Einfluss  ausübten. 

388.  Auf  das  Verhältnis  der  orientalischen  Religionen  zur  Symbolik 
einzugehen,  müssen  wir  hier  unterlassen ;  wohl  aber  ist  es  notwendig,  den 
Ausdruck  übersinnlicher  Ideen  in  Götterverehrung  und  Grabesbrauch 
bei  Griechen  und  Römern  näher  zu  studieren.  Schon  im  sechsten  Jahr- 
hundert behandelte  der  Grammatiker  Fulgentius  die  Gestalten  der  heid- 
nischen Götter,  worauf  der  Liber  monstrorum  **)  und  das  Buch  des  Albe- 
ricus  folgten.  Im  16.  und  17.  Jahrhunderte  erschienen  zahlreiche  Bücher, 
aus  welchen  man  das  Aussehen  der  alten  Götter  kennen  lernen  sollte; 
dabei  spielte  aber  die  Phantasie  die  Hauptrolle,  da  die  „iconologia*  des 
Ripa^*)  und  ähnliche  vor  allen  die  Künstler  des  Barock  und  Rokoko  im 


')  Grabschrift  des  Hirchuf  in  Elephan- 
tine  aus  der  6.  Dynastie. 

*)  PiPEB,  Mythologie  und  Symbolik  der 
christlichen  Kunst,  Weimar  1847—51,  2  Bde.; 
A.  Lb  Ricque  de  Moncht,  symbolique  des 
mon.  chrdt.  aux  premiers  siäcles  de  T^glise, 
Montp.  1848  (M^m.  de  la  soc.  archöol.)  mit 
Abb.;  P.  J.  Münz,  archäol.  Bern,  über  das 
Kreuz,  d.  Monogramm  Christi,  d.  altchristl. 
Symbole,  d.  Kruzifix,  JVankf.  1866  m.  8  T.; 
8.  808,  j . 

')  Über  die  altchristlichen  Siegelzeichen 
steht  die  klassische  Stelle  bei  Clemens  von 
Alexandrien  (paedag.  3,  11). 

*)  Matth.  4,  19.  Marc.  1,  17;  Clem.  AI. 
hvmn.  26  mit  Erklärung  Piper's  S.  56  ff.; 
Tertull.  bapt.  1;  Inschrift  von  Autun:  ix^Bg 
tlyyoL 

')  Inschrift  des  Aberkios  (unter  Mark 
Aurel)  in  Bierapolis:  Wilpebt,  Prinzipien- 
fragen S.  52  ff.;  Inschrift  von  Autun:  das. 
S.  58;  Anonymus  bei  Pitba,  spicil.  Solesm. 
3,  518.  Daher  wird  Christus  selbst  mit  dem 
Fische  verglichen:  Tertull.  bapt.  1;  Hieron. 
ep.  7 ;  Clem.  AI.  (A.  3).  Vgl.  Febd.  Becker, 
d.  Darstellung  Jesu  Christi  unter  dem  Bilde 


des  Fisches.  Breslau  1866;  0.  Pohl,  d.  Ich- 
thysmonument  aus  Autim,  Berlin  1880  m. 
T. ;  Achbus,  das  Symbol  des  Fisches  und  die 
Fischdenkmäler  der  römischen  Katakomben, 
Marburg  1888  (rationalistisch);  de  Rossi 
bei  Pitra,  spicil.  Solesm.  III.  (1856)  und  Roma 
sott.  II  p.  216  f.  (mit  oder  ohne  Anker  in 
S.  Callisto);  zwei  Fische  mit  Anker:  Rom. 
Quartalschr.  5,  8  f.  Neuestons  wollte  Ficker 
den  Fisch  in  der  Aberkiosinschrift  auf  den 
Kybeledienst  beziehen  (Sitzungsber.  d.  preuss. 
Akad.  1890,  87  ff.).      ' 

•)  Matth.  10,  16. 

7)  Hebr.  6,  19. 

8)  Genes.  8,  11. 
»)  1  Petr.  1,  19. 

>«)  lesai.  16, 11;  Luc.  15, 3  ff.;  vgl.  Bol- 
detti,  osserv.  p.  361  f. 

'  0  Apoc.  7,  9. 

*^)  Z.  B.  bezieht  Hieronymus  Rosen  und 
Lilien  auf  die  Jungfrauen,  Veilchen  aber  auf 
die  Witwen  (epist.  II  21,  vgl.  15.  20). 

*')  Her.  V.  Haupt,  im  Lektionskat.  v. 
Berlin  Sommer  1863. 

^^)  Seit  1593  öfter  gedruckt;  bearbeitet 


810 


KlasaiBohe  Sanatarohäologie.    m.  Angewandte  Aroh&ologie. 


Auge  hatten.  Als  in  Goethes  Zeit  die  alte  Kunst  erneut  werden  sollte, 
kümmerte  man  sich  wieder  eher  um  die  Bilder  der  Götter  als  um  diese  selbst, 
und  auf  diesem  Wege  kam  ungewöhnlicherweise  die  Kunstmythologie  vor 
der  Wissenschaft  der  Mythologie  als  gesonderter  Wissenszweig  zustande, 
welchem  Karl  Böttiger  1808  diesen  Namen  gab.  Durch  das  hohe  Interesse 
des  Gegenstandes  und  die  Fülle  der  Denkmäler  hat  sie  diese  privilegierte 
Stellung  bis  jetzt  behauptet,  obgleich  der  Stoff  an  sich  diese  Scheidung  nicht 
empfiehlt;  denn  wiewohl  Herodot  und  andere  Rationalisten  des  Altertums  die 
Erfindung  der  persönlichen  Götter  den  Dichtem  zuschrieben,  haben  sie  an 
die  Künstler  nicht  gedacht,  im  Gegenteil  herrscht  die  bei  Pheidias'  Zeus 
ausgesprochene  Anschauung,  dass  die  Dichter  den  Künstlern  das  Götter- 
bild vorgezeichnet  haben.  Aus  der  Geschichte  des  Wissenszweiges  erklärt 
sich  weiters  der  unhistorische  Begriff  des  Götterideales,  der  von  Winckel- 
mann  herstammt.  Aus  den  Statuen  und  Büsten  der  Kaiserzeit  hatte  man 
die  Vorstellung  einer  feststehenden  Physiognomik  der  Götter  gezogen,') 
von  welcher  nur  Abweichungen  zu  notieren  seien.  Thatsächlich  sind  es 
höchstens  einige  wenige  sehr  allgemeine  Eigenschaften,  welche  durch  alle 
Zeitalter  der  Kunst  hindurch  den  einzelnen  Göttern  anhaften.  Für  die 
Praxis  mögen  jene  abstrakten  Ideale  bleiben,  in  der  Wissenschaft  aber 
kann  die  Kunstmythologie  jetzt  nur  mehr  das  Ziel  haben,  die  Vorstellungen 
der  verschiedenen  Zeitalter  und  Schulen  von  den  Göttern  historisch  dar- 
zustellen. Bis  dieses  Ziel  erreicht  ist,  bedarf  es  noch  vieler  Untersuchungen, 
deren  Resultate  sich  aus  vielen  Einzelheiten  zusammensetzen  werden. 
Wenn  wir  aber  hier  eine  provisorische  Schilderung  der  übermenschlichen 
Wesen  geben  wollen,  so  müssen  wir  dieselben  mit  Rücksicht  auf  die  Sym- 
bolik in  zwei  Gattungen  sondern,  erstens  die  eigentlichen  Götter,  deren 
ursprüngliche  Bedeutung  durch  die  Länge  der  Zeit  verwischt  ist  —  und 
den  Archäologen  glücklicherweise  so  wenig  als  die  homerische  Frage  an- 
geht — ,  zweitens  die  Personifikationen,  ob  sie  in  den  Kultus  aufgenommen 
sind  oder  nur  ein  Phantasieleben  führen.  Die  eigentlichen  Gottheiten 
aber  müssen  in  der  Archäologie  genau  wie  in  der  Philologie  von  doppeltem 
Gesichtspunkte  aus  betrachtet  werden;  denn  anders  sind  die  Götter,  welche 
das  Herkommen  einer  einzelnen  Stadtgemeinde  gebildet  hat,  anders  die 
Götter  der  gesamten  Nation,  deren  Einheit  die  Dichter  allmählich  herbei- 
geführt hatten  und  ihren  Landsleuten  fort  und  fort  einprägten.  Jene 
lokalen  Kulte,  z.  B.  der  kretische  des  jugendlichen  Zeus  Velchanös  mit 
dem  Hahne,  kamen  durch  Tempelbilder,  Votivfiguren  und  -Reliefs,  und 
besonders  durch  Münztypen  zur  Anschauung.  Die  panhellenischen  Götter 
dagegen  sind  es,  welche  in  der  wirklichen  Kunst  ihr  Leben  führen. 

Manche  Grundsätze  der  Götterbildung  sind  allen  gemeinsam.  Den 
Göttern  kommt  ideale  Schönheit  zu  und  darum  richtet  sich  ihre  Gestalt 
nach  dem  Schönheitsideale  der  jeweiligen  Epoche.    Sie  haben  reiches  Haar, 


von  Cesabe  Orlandi,  Peragia  1764—67, 
5  Bde.;  V.  Cartabt,  imagini  dei  dei  degli 
antichi,  Yen.  1571  u.  ö.  m.  T.  (latein.  Leiden 
1581  u.  ö.);  andere  ältere  Litteratur  verz. 
Catalogus  biblioth.  Buenavianae  2,  329  ff. 


\)  Ovid  (mei  6, 72  ff.)  nnd  Petron.  (carm. 
36)  geben  darüber  einige  Andeutungen;  im 
allgemeinen  s.  Amob.  VI  p.  197;  Habitus 
vobis  deos,  non  oris  proprietas  solet  indicare. 


I 


Kritik  und  Hermeneutik.    (§  388.) 


811 


das  bei  Jünglingen  und  Frauen  goldblond,*)  bei  Männern  dunkel  zu  sein 
pflegt.  Weil  sie  «unsterblich  und  nicht  alternd'  sind,  bleibt  ihnen  das 
Greisenalter  fremd;  nur  der  uralte  Eronos,  der  wilde  Charon  und  der 
Meergreis,  welcher  in  den  weissen  Wellenkämmen  haust,  sind  ausge- 
nommen.^) Über  das  Verhältnis  von  Jüngling  und  Mann  ist  anfangs  keine 
Kegel  aufgestellt;  allmählich  aber  verlieren  die  Zeussöhne  den  Bart,  am 
spätesten  Dionysos  und  Herakles.^)  Dagegen  schien  bei  Zeus  und  seinen 
Brüdern  ein  Bart  der  Herrscherwürde  zu  ziemen,  doch  ist  dies  bei  Zeus 
nicht  unausweislich.'*)  In  der  Diadochenzeit  ging  die  Neigung  dahin,  die 
Götter  in  jungen  Jahren  darzustellen  (S.  708).*)  Äusserlich  sind  die  Götter 
natürlich  prächtig  angezogen  und  die  Götterfrauen  tragen  den  kostbarsten 
Schmuck  je  nach  der  Zeitmode,  z.  B.  unter  orientalischem  Einflüsse  pur- 
purne Schuhe.^)  So  gut  wie  alles  was  sie  haben,  ist  von  Gold,^)  nach 
den  Dichtem  sogar  Wohnung,  Einrichtung  und  Wagen  samt  dem  Gespanne; 
nächstdem  wurden  Elfenbein  und  weisser  Marmor  ihrer  würdig  erachtet. 
Wenn  die  Götter  sitzen,  dient  ihnen  ein  Thron  zum  Sitz.  In  der  Eaiser- 
zeit  denkt  man  sie  sich  auch  auf  Wolken  sitzen.^)  Stehen  sie,  so  reichen 
ihre  Gestalten  weit  über  menschliches  Mass  hinaus;  daher  weiht  man 
ihnen  kolossale  Statuen  oder  stellt  kleinere  Figuren  auf  hohe  Säulen,^) 
ferner  erbaut  man  ihnen  riesige  Tempel.  Alle  Götter  vermögen  sich  mit 
grösster  Geschwindigkeit  fortzubewegen,  i^)  Dies  wird  sehr  oft  durch  Be- 
flügelung  ausgedrückt.^^)  Schon  die  Ägypter  haben  den  Göttern  zwei 
Flügel  (S.  432),  die  Babylonier  sogar  deren  vier  verliehen  (S.  446),  was 
die  Griechen  in  der  zweiten  orientalisierenden  Periode  übernahmen.^*)  Als 
sie  sich  jedoch  zu  emanzipieren  begannen,  gaben  sie  dieses  Zeichen  der 
Göttlichkeit  bei  den  eigentlichen  Göttern  durchaus  auf;* 8)  nur  bei  dem 
Götterboten  Hermes   schien    eine  Andeutung    seiner  Schnelligkeit   durch 


1)  Rötlicher  Bartflaam :  Nonn.  D.  3, 
414  f. 

^)  In  eiDem  Lokalkult  ist  Zeus  kahl- 
köpfig (Clem.  protr.  p.  33  P.). 

')  Bärtig  Apollo:  Roschers  Lex.  1|454; 
Hermes:  das.  1,  2399;  Ares:  Roschers  Lex. 
1,487;  Dionysos  unbärtig  (im  homerischen 
Hymnos  nur  durch  Verwandlung):  s.  S.  819  f.; 
Herakles  unbärtig:  Roschers  Lex.  1,2151  ff.; 
Christodor.  136. 

*)  Unbärtiger  Zeus:  Zwei  Statuen  in  der 
Altis  Pausan.  5,  24,  6;  Karneol  mit  Neiaov: 
OvEBBECK  194  ff.;  KQovi^fjg  viog  Nonn.  D.  6, 
177;  Zeus  Velchands  in  Phaistos:  Secchi, 
sul  Giove  /eXxteyog,  Accad.  Rom.  1810;  Percy 
Gabdner,  types  of  coins  9,  17;  Mionnbt, 
descr.  2,  289;  'EXXäyiog  in  Syrakus:  Gabdnsb 
1,  25;  als  Liebhaber  der  Europa:  Nonn.  D. 
1,  345. 

^)  Mit  Bartflaum:  Apollo  El.  cor.  2,  55; 
Gebhard,  AV.  22;  auch  Zeus:  Paus.  5,22, 1. 
24,  6.  7,  24, 2. 

«)  Pind.  Ol.  6,  94. 

')  Diese  Ansicht  teilen  nach  dem  Rig- 
veda  die  Inder;   auch  Mithras  heisst  „mit 


goldener  Gestalt*  (Spisoel,  Avesta  3,  81). 

»)  Wandgemälde;  Verg.  Aen.  9, 640;  Sil. 
12,  405. 

')  Abgeb.  an  einem  Relief:  Clabao  120, 
39 ;  Hadbayä,  ragguaglio  di  scavi  fatti  nelF 
isola  di  Capri,  Dresden  1794  T.  4;  0.  Jahk, 
Monatsber.  d.  Leipz.  Societät  1851,  146; 
Paus.  2,  17,  5  u.  s.  w. 

«0)  J.  H.  Voss,  mythol.  Briefe  1,  14  ff. 
86  ff.  S.  z.  B.  H.  Apoll.  108 ;  Arist.  pepl.  6, 2  B.; 
Nonn.  Dion.  1,  142.  8,  112.  9,  139.  29,  345; 
Paus.  2,  11,  2. 

^*)  DöBivG,  de  alatis  imaginibus  ap.  ye- 
teres,  1786  u.  common tatt.  p.  52  ff.;  Zo£oa 
bei  Welcker,  kleine  Schriften  5,  189  f.;  Geb- 
HABD,  fiber  die  Flttgelgestalten  der  alten 
Kunst,  Preuss.  Akad.  1839  =  akademische 
Abhandlungen  1,  157  ff.;  Langbbhn  u.  Knoll 
(S.  589,  t). 

^*)  Nach  Sanchuniathon  (Euseb.  praep.  1, 
10)  sind  alle  Götter  geflagelt. 

^3)  JlaXXttöos  vno  nrBQoig  Aeschyl.  Eum. 
1004;  Musen:  Pind.  Isthm.  1,  64;  Dionysos 
Psilax  in  Sparta  angeblich  geflügelt  (vgl. 
Wide,  lakonische  Kulte  S.  162). 


812 


KlasaiBche  EniiBtarcbäologie«    HL  Angewandte  Archäologie. 


Fussflügel/)  Flügelschuhe  oder  Flügelhut  unumgänglich.  Die  Etrusker 
hielten  an  der  Beflügelung  bis  zum  Anfange  unserer  Zeitrechnung  hart- 
näckig fest.  In  der  Eaiserzeit  betont  man  den  schwebenden  Schritt  der 
Überirdischen.**)  Feierlicher  erscheinen  die  Götter  auf  zweiräderigen 
goldenen  Wagen,  deren  Schnelligkeit  manchmal  Flügel  andeuten.*) 

Die  Beflügelung  führt  bereits  in  eine  wichtige  Gruppe  der  göttlichen 
Kennzeichen  hinein  —  die  Abweichungen  vom  menschlichen  Brauche.  Am 
nächsten  lagen  diese  bei  den  weiblichen  Gottheiten.  Bei  den  Orientalen 
entbehrten  sie  der  Kleidung.  In  Europa  lenken  sie  oft,  wie  ein  Mann, 
den  zweiräderigen  Wagen,  sie  reiten  auf  Pferden*)  und  führen  Waffen.*) 
Damit  ist  schon  der  Übergang  zum  Wunderbaren  vorbereitet :  Die  Götter 
reiten  auf  Wesen,  welche  nicht  diese  Bestimmung  haben,  wie  Stier,  Ziegen- 
bock und  Vogel,  oder  sogar  auf  einem  Meeresungetüm.  Von  ihrem  Haupte 
strahlt  Glanz  aus,  was  die  Künstler  mit  zackigen  Strahlen  oder  einem 
scheibenähnlichen  Nimbus  ausdrücken;^)  dieses  Anzeichen  kommt  nur  in 
der  Kaiserzeit  häufiger  vor,  als  die  Schriftsteller  so  gerne  von  dem  Sonnen- 
glanze der  Haarspitzen  redeten.  Als  Schmuck  tragen  besonders  die  Frauen 
in  der  vorpersischen  Zeit  den  hohen,  einem  Getreidescheffel  ähnlichen 
Polos  (Modius).  Die  Aegis^)  kommt  von  Haus  aus  nicht  Athena  allein  zu; 
auch  ist  das  Hom  des  Überflusses  nicht  an  eine  einzelne  Gottheit  ge- 
bunden.®) 

Endlich  beeinträchtigt  das  Streben  nach  Wunderbarem  die  körper- 
liche Einheit  des  Götterbildes.  In  Lokalkulten  erhält  Zeus,  der  alles 
sieht,  drei  Augen,  *)  Apollo  vier  Arme,  ^®)  eine  weibliche  Gottheit  mehrere 
Brüste.^')  Im  allgemeinen  Glauben  finden  wir  aber  nur  die  dreileibige 
oder  dreiköpfige  Hekate.  Von  den  Ägyptern  ist  der  Gedanke  ausgegangen, 
den  Vergleich  mit  einem  Tiere  durch  Mischung  der  Körper  auszudrücken. 
Die  tierköpfigen  Götter  und  die  menschenköpfige  Sphinx  haben  manches 
Seitenstück  in  anderen  Ländern.  Nach  Griechenland  im  besonderen  ist 
die  Idee  mit  der  orientalischen  Kultur  verpflanzt  worden,  doch  haben  die 
Griechen  zumeist  nur  Unholde  und  Flussgötter  als  Doppelwesen  aufgefasst. 
Der  ziegenbeinige  Gott  Pan  hat  seinen  Kult  erst  allmählich  über  Arkadien 
ausgedehnt  und  er  bot  den  Künstlern  manches  Problem,  indem  die  ver- 
schiedenen Versuche  zwischen  einem  bis  zu  den  Knöcheln  ganz  mensch- 


')  Grahvase  der  Myrrhine:  Woltebs 
1081 ;  8.  auch  Michaelis  ,  anc.  m.  S.  702 
Nr.  144. 

^)  Am  stärksten  iu  archaistischen  Werken ; 
beim  Apollo  von  Belvedere  vielleicht  nicht 
ursprünglich. 

^)  Bei  Triptolemos  und  sonst  (Nonn.  Dion. 

2,  422.  10,  262). 

*)  Stephani,  CR.  1860,  43  f.  mit  T.  2  ; 
WiLTHBiii,  Luciliburg.  T.  31,  112.  54,  207; 
Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  9,  15  T.  1; 
TuDOT,  figurines  en  argile  T.  34/5. 

^)  In  Sparta  waren  alle  Götterbilder 
bewafihet  (Plutarch.  apophth.  Lac.  XaQiXXov  5). 

^)  Stephani,  Nimbus  und  Strahlenkranz, 
Petersb.  Akad.  1859;  Serv.  Verg.  A.  2,  613. 

3,  387.  4,  839. 


^)  Über  die  Formen  Eiesbbizkt,  AZ. 
41,  34  ff.;  Stephami,  Apollon  Boödromios 
S.  32  u.  CR.  1860,  101.    1861  T.  3. 

^)  Dabbmbbbg-Saolio,  dict.,  comucopia 
p.  1517. 

»)  In  Argolis  Paus.  2,  24,  3.  vgl.  Der- 
kylos  bei  Schol.  Eur.  Tro.  16.  Ohne  Ohren 
auf  Kreta:  Plut.  Is.  et  Os.  381  e. 

'^)  In  Amyklai:  Sosibios  bei  Zenob.  1, 54; 
Hesych.  xovQiitoy;  Idole:  Roschers  Lex.  1, 
449,  53  ff. 

'^)  Artemis  von  Ephesos:  Jahn,  Sitzungs- 
berichte d.  Sachs.  Ges.  1851,  147;  Stephami, 
B.  de  Facad.  de  St.  P^t.  6,  282  =  M^l.  Gre- 
corom.  1,2;  in  Megara  Paus.  2,  2,  6,  auf 
Münzen  der  Eaiseneit:  Mionnbt,  suppl.  4, 
92,  626.  112,  769. 


-^ 


Kritik  and  Hermeneatik.    (§  888.) 


813 


liehen  Pan^)  und  einem  halb  tierischen,  der  vom  Bocke  Homer,  Nase, 
Bart,  Beine  und  Schweif  hatte,*)  hin  und  her  schwankten.  In  derselben 
Gegend  wurde  die  pferdeköpfige  Demeter  verehrt.  Nur  die  Stierhömer 
finden  wir,  weil  die  Sprache  die  Redensart  , Homer  haben"  besass,*)  nicht 
ganz  ausgeschlossen,  doch  trägt  sie  nur  Dionysos  öfter.^) 

Endlich  führen  die  Tempelsymbole,  wie  Altar  und  Opferschale  in 
der  Hand,  auch  Dreifuss  und  Omphalos,  ^)  zu  der  Gattung  der  Attribute, 
welche  die  Götterindividuen  unterscheiden  können.  So  treten  die  meisten 
Tiere  zu  den  Göttern  in  Beziehung,  anfangs  in  einer  Form,  welche  für 
alle  sich  eignete.  Die  Götter  Babyloniens  kämpfen  nämlich  siegreich 
gegen  Ungeheuer  und  wilde  Tiere,  was  sich  später  noch  in  den  Drachen- 
kämpfen <^)  und  dem  Kampfe  des  reitenden  Horus  gegen  ein  Krokodil 
(S.  762)  erhalten  hat;  häufig  halten  sie  die  Tiere  wehrlos  mit  der  Faust 
am  Schweife,  Halse  oder  einer  Tatze  ^)  —  Göttinnen  pflegt  man  in  dieser 
Situation  nach  Pausanias'  Vorgang  persische  Artemis  zu  nennen  —  oder 
aber  sie  haben  ein  wildes  Tier  friedlich  im  Schosse,®)  lenken  die  Tiere 
an  ihren  Wagen  gespannt  (Göttermutter  und  Dionysos)  oder  reiten  auf 
ihnen.  Die  Griechen  haben  nur  unter  dem  Einflüsse  des  Orients  diese  all- 
gemeinen Gedanken  durchgeführt,  während  sie  für  sich  vorzogen,  die 
Gruppen  mannigfach  zu  bilden.  Bei  einer  systematischen  Anordnung  gehen 
(I.)  die  geschlossenen  Gruppen  voran.  Ist  das  Tier  ruhig  mit  dem  Gotte 
verbunden,  so  kann  es  auf  der  Hand,  dem  Kopfe,  einem  Knie  und  etwa 
auch  auf  der  Spitze  des  Szepters  sitzen.  Der  natürlichste  Platz  ist  die 
Hand,  weil  «halten''  auch  „ beherrschen''  bedeutet;  diese  Situation  kommt 
folglich  schon  frühzeitig  am  öftesten  vor,  wobei  man  auf  die  Naturge- 
schichte wenig  Rücksicht  nimmt,  z.  B.  hält  Poseidon  einen  Thunfisch  oder 
Delphin  in  der  Hand.^)  Die  Stellung  ist  so  typisch,  dass  sie  selbst  wäh- 
rend eines  Kampfes  fortdauert.  ^^)  Es  wird  in  der  zweiten  orientalisierenden 
Periode  der  Versuch  gemacht,  die  Scene  etwas  gefühlvoll  zu  gestalten,  in- 
dem eine  Göttin  den  Vogel  zärtlich  an  die  Bmst  drückt.  Später  erscheint 
jene  Verbindungsweise  zu  gewöhnlich  und  man   wendet  den  Sceptersitz, 


')  Bekitdobf  u.  Sohöne,  lateran.  Museum 
S.  123. 

')  Lucian.  dial.  deor.  22,  1. 

')  Diogenian.  7,  89;  vires  et  comua 
Horat  c.  3,  21,  18.  vgl.  Ovid.  a.  a.  1,  238. 
am.  3,  11,  6. 

'•)  WiBSBLER,  der  Stierdionysos,  Nachr. 
d.  Gott.  Ges.  1891,  367  ff.;  A.  W.  Cürtius, 
d.  Stiersymbol  des  Dionysos,  Köln  1892,  m. 
3  T.;  nach  R.  v.  Schnxidbb,  Jahrb.  d.  Kunst- 
samml.  des  allerh.  Kaiserhauses  1884,  41  ff. 
peloponnesisch;  in  Kyzikos  verehrt  (Ath.  11, 
476  a);  vgl.  Eur.  Bacch.  100;  Nicand.  AI.  31; 
Euphor.  fr.  14;  Tibull.  2,  1,  3;  Sen.  Phaedra 
761;  Caesius  Bassus  fr.  2  Bahrens;  Nonn. 
Dion.  6,  165  u.  ö.;  Orph.  hymn.  30,  3.  45,  1. 
52,  2.  53,  8;  Auson.  epigr.  graec;  die  meisten 
Stellen  kOnnen  sich  auf  ein  Trinkhom,  das 
er  trägt,  beziehen  (z.  6.  xegaatpo^of,  XQ^^^' 
xB^tag),  aber  König  Attalos  wird  von  dem 


schmeichelnden  PhaSnnos  ravgoxBQiog  ge- 
nannt  (Paus.  10,  15,  3).  Apollo  heisst  ein- 
mal XQareayog  (Dethier,  ^tudes  arch.  1881, 
45). 

^)  Meist  Apollo;  Hermes  in  Wandge- 
mälden: A.  29,  166;  Hestia:  A.  29,  160  ff.; 
Gott.  Gel.  Anz.  1860  Nr.  17—20  S.  161—96; 
Frau  CR.  1860  T.  2. 

*)  P.  Gasssl,  Drachenkämpfe  I.  Berlin 
1868. 

^)  An  den  FlQgeln:  Wolters  1741. 

^)  Göttermutter  mit  Löwen;  altertüm- 
liche Idole  aus  Athen  (Martha,  catal.  23. 
24)  und  Halikamass  (Newton,  a  history  of 
disc.  I  T.  46,  5). 

*)  Auf  böotischen  Mttnzen  noch  bis  ins 
zweite  Jahrhundert  v.  Chr.  herein. 

>«)  Paus.  10,  13,  10;  Fries  von  Assos 
(Triton). 


814 


Klassische  Knnstarch&ologie«    lU.  Angewandte  Archäologie. 


zuweilen  auch  den  Kniesitz  an,  währeiW  der  Platz  auf  dem  Kopf  nur  vor- 
übergehend versucht  wird,  wenn  man  nicht  an  Zimmerreinheit  denkt.*) 
Die  Idee  des  Beherrschens  wird  manchmal  so  verstärkt,  dass  ein  Fuss  auf 
das  Tier  tritt,  was  bei  der  Schildkröte  (Pheidias'  Urania)  begreiflich,  aber 
bei  einer  Maus  (Apollo  des  Skopas)  oder  selbst  einem  Delphin  (Poseidon) 
auffallig  ist.    Grössere  Tiere,   z.  B.  Rehe  werden  neben  den  Gott  gesetzt, 
der  sie  mit  der  Hand  freundlich,  aber  doch  herrscherisch  fasst  (Reh  oder 
Hirsch  bei  Apollo  und  Artemis).    Die  zweite  Unterabteilung  dieser  Gat- 
tung ist  aus  den  Fällen,  wo  das  Tier  in  Thätigkeit  ist,  zusammengesetzt. 
Ein  Vogel  kann  auf  den  Arm  eben  geflogen  sein  oder  von  demselben  weg* 
fliegen.    Am  häufigsten  jedoch  dient  das  heilige  Tier,  wie  schon  erwähnt, 
zum  Reiten;  wir  nennen  das  Pferd*)  und  den  Stier  (Artemis),  femer  den 
Ziegenbock  ^)  und  den  Widder ;  *)  manchmal  fliegen  die  Götter  auf  grossen 
Vögeln*)   oder  werden   von  Meerwesen  über  die  Wellen  getragen.    Bei 
kleinen  Flügelwesen  menschlicher  Gestalt  und  Kindern  ist  noch  die  Mög- 
lichkeit gegeben,^)  dass  sie  auf  der  Schulter  getragen  werden,  wie  es  im 
Leben  vorkam,^)  oder  an  der  Schulter  hängen.*) 

Pflanzen,  welche  zu  einem  Gotte  in  Beziehung  stehen,  sind  ganze 
Bäume  und  Sträucher,  Äste  oder  Zweige,  die  in  der  Hand  getragen  werden, 
Blumen  und  Früchte  in  derselben  Haltung,  ein  Kranz  auf  dem  Haupte; 
nur  ist  zu  beachten,  dass  in  dem  zierlichen  Stile  der  vorpersischen  Zeit 
eine  Blüte  oder  Frucht  in  der  Hand  gar  keine  tiefere  Bedeutung  hat 
(S.  587).  Auf  die  leblosen  Attribute  wollen  wir  hier  nicht  eingehen,  son- 
dern sofort  in  die  Einzeldarstellung  eintreten. 

889.  Zeus,  der  Götterkönig,®)  ist  in  der  Regel  ein  erwachsener 
Mann,  nur  ausnahmsweise  ein  Jüngling  (S.  811),  abgesehen  davon  dass 
auch  seine  Jugendgeschichte  dargestellt  wird.  Den  König  bezeichneten 
Scepter  im  allgemeinen  oder  Adlerscepter,  Haarbinde  und  Thron  i®)  im 
Verein  mit  prächtiger  Gewandung ;  z.  B.  hatte  der  Zeus  des  Pheidias  einen 
figurierten  Mantel  und  goldene  Schuhe.  Spät  erhielt  Zeus  die  den  römi- 
schen Kaiser  auszeichnende  Erdkugel  in  die  Hand,  welche  nun  die  Be- 
deutung der  Weltkugel  bekam.  ^^)  Zu  den  Zeiten  misstrauischer  Oligarchie, 
wo  der  König  im  Kriege  seine  Hauptrolle  spielte,   dachte  man  sich  auch 


0  S.  469;  Bronze:  AA.  1851,  53;  Inta- 
glio:  Ghaboüillrt,  Nr.  1575;  spätere  Bronze 
in  London:  Clasao  593,  besser  Specimens 
II  28. 

*)  CR.  1860,  43  f. 

•)  *A<pQo^irij  iniTQayla;  vgl.  Pottier  et 
Reekach,  la  necropole  de  Myrine  8.  294  f.; 
0.  Rossbach,  griech.  Antiken  S.  30;  Böhm, 
Jahrb.  4,  208  ff.;  Bethe,  AA.  1890,  27. 

^)  Gerhard,  AZ.  1850,  149  T.  15;  Bethe, 
AA.  1890,  27  ff. 

^}  Schwan:  plastisches  Gefäss  bei  Martha, 
catal.  41. 

•)  Auf  der  Hand:  0.  Jahn,  A.  13,  285; 
Michaelis,  A.  89,  99. 

^)  Dionysos:   Stephani,   ant.  du  Bosph. 


2, 101 ;  CR.  1861,  24  f.;  M4l.  Gr^corom.  3,  2; 
oft  Kros  bei  Aphrodite:  GR.  1870;  1  T.  4,  4; 
M.  5,  40;  Roschers  Lex.  1, 410  m.  Abb.  u.  Ö. 

^)  Clarac  632  d  (Bronze  v.  Industria); 
Bernoülli,  Aphrodite  S.  391. 

^)  OvERBECK,  griechische  Kunstmytho- 
logie, II,  Teil  I  mit  Atlas;  Cokzb,  Götter  u. 
Heroen  T.  1—4;  L.  v.  Sybel,  das  Bild  des 
Zeus,  Marburg  1876;  Quatrex^re  de  QuiKcy, 
Jupiter  Olympien  (S.  397);  T.  B.  Emärio- 
Dayip,  Jupiter,  Paris  1833-38,  2  Bde.  mit 
8  T.;  Levezow,  Jupiter  Imperator,  Berlin 
1826. 

'°)  In  Olympia  trugen  Löwen,  wie  einem 
König,  den  Schemel. 

")  SiTTL,  Jahrbb.  f.  Phil.  Suppl.  14, 48  ff. 


-«i 


Kritik  und  Hermeneatik.    (§  B89.) 


815 


Zeus  als  Kriegskönig  mit  dem  Helm  auf  dem  Kopf.')  Den  Blitzgott  er- 
kannte man  am  Donnerkeil,  welcher  häufig  die  Form  einer  dreiblätterigen 
Blüte  oder  auch  die  einer  Spindel  hatte  und  geflügelt  war.^)  Die  Aegis 
pflegt  Zeus  in  der  Kunst  seiner  Tochter  zu  überlassen.  Von  den  Tieren 
kam  ihm  der  Adler  zu  als  König  der  Tiere,  der  am  höchsten  fliegen  und 
vom  Blitze  verschont  sein  soll.^)  Er  trägt  ihm  den  Blitz  im  Streite 
nach.^)  In  Dodona  hat  sich  die  Taube  zu  Zeus  gesellt;')  von  der  Nach- 
tigall scheinen  die  Bildwerke  nichts  zu  wissen.^)  Aus  den  Pflanzen  wählte 
man  wegen  des  Orakels  von  Dodona  die  Speiseeiche  und  gab  dem  Gotte 
einen  Eichenkranz.  ^)  Unter  den  Blumen  ist  die  hochragende  Lilie  seiner 
würdig.^)  In  menschlicher  Gestalt  tritt  die  personifizierte  Nike  zu  ihm, 
welche  von  seiner  Hand  zu  seinen  Lieblingen  entschwebt  oder  ihm  Sieges- 
botschaft bringt.^)  Der  Ausdruck  des  Gottes  entspricht  natürlich  seiner 
Würde;  aber  die  Zeiten  denken  verschieden  darüber,  ob  der  Herrscher 
ein  gütiger  Bürgerkönig  nach  der  attischen  Theseuslegende  oder  ein  auf- 
geklärter Autokrat  im  Stile  der  Diadochenzeit  sein  solle.  Die  einen 
Künstler  betonen  daher  die  Güte,  die  anderen  die  drohungsvolle  Majestät.'^) 
Der  schlichte  Zeus  des  Pheidias  (S.  594)  *^)  unterscheidet  sich  wesentlich 
von  dem  üppig  wallenden  Haupthaar  des  Zeus  von  Otricoli;*^)  in  späterer 
Zeit  hat  offenbar  die  Idee  einer  schönen  Priestergestalt  mit  wallendem 
Haar  vorgeschwebt. 

Auch  sein  Bruder  Poseidon'^)  hat  etwas  königliches  an  sich;  daher 
zeigt  er  ebenfalls  männliche  Würde  und  führt  das  Scepter.^*)  Aber  seine 
Herrschaft  über  das  Meer  gewährt  eine  Auswahl  von  besonderen  Kenn- 
zeichen: Unter  den  Tieren  der  See  werden  am  häufigsten  die  den  See- 
fahrer erheiternden  Delphine  ihm  zugewiesen,  seltener  die  merkwürdigen 
Seepferde ^5)  oder  die  einträglichen  Thunfische,»^)  von  denen  er  aber  den 
zu  ihrem  Fange  benützten  Dreizack  »^)  als  gewöhnliches  Abzeichen  hat, 
dessen  drei  Spitzen  mit  dem  Blitze  des  Zeus  in  Vergleich  gebracht  werden 
mögen.  Jene  Fische  hält  er  in  der  Hand  oder  hat  einen  Fuss  darauf  gestützt. 


^)  Im  Gigantenkampf  (Megarergiebel  und 
Vase) ;  yielleicht  auch  als  Einzelfigur  (Robert, 
archäol.  Märchen  S.  113). 

*)  nrauiyag  Eur.  Bacch.  90;  trisulca 
face  Sen.  Pnaedra  689. 

>)  SiTTL  a.  0.  8. 1  ff. 

♦)  Vergü.  Aen.  5,  255 ;  Hör.  c.  4,  4,  1 ; 
Stat.  Theb.  3,  507.  532  u.  A. 

^)  Pbeller-Robebt  S.  124  A.  2;  Odyss. 
fÄ  62. 

•)  Jios  ayyeXo<:  Soph.  El.  149. 

')  Z.  B.  auf  etraskischen  Spiegeln :  Pbkl- 
LER-RoBEBT,  gricch.  Mythologie  1,  124. 

«)  KEKTJLf  AZ.  1874,  94  ff. 

•)  NiXTjtpoQog;  dixrjq>6Qog  Aesch.  Ag.  503 
(525). 

^^)  Die  Benennung  des  Kopfes  von  Melos 
(Heliogr.  Rayet;  Ovbbbeck,  Zeus  T.  2,  11. 
12;  Wolters  1283)  ist  zweifelhaft  (Zeus  oder 
Asklepios). 

^  ^)  Älter  ist  sowohl  der  Bronze-  als  der 
Terrakottakopf  von  Olympia  (Wolters  311. 


312). 

")  Büste  im  Vatikan:  Phot.  Bruckm.  130; 
Wolters  1511;  Helbio  I  Nr.  294;  Jupiter 
Verospi,  das.  (Statue):  Helbio  I  Nr.  243; 
Jupiter  Talleyrand:  Wolters  449;  Alhani: 
Helbio  U  Nr.  771. 

»»}  Overbeok,  Kunstmythol.  3,279  ff.; 
Elite  c^ramogr.  III  T.  1 — 34;  C.  Makitius, 
de  antiquissima  Neptuni  figura,  Lpg.  1872; 
Th.  Pakofka,  Poseidon  Basileus  u.  Athene 
Sthennis,  17.  Berl.  Winckelmannspr.  1857; 
ders.,  Poseidon  u.  Dionysos,  Preuss.  Akad. 
1845,  m.  2  T. 

")  Xxrinjovxo^  daXaafftjg  Anthol.  Pal.  5, 
100,  3  f. 

^^)  Statue  in  Helike:  Strab.  8,  384;  A. 
29,  187  ff.  T.  E;  auch  reitet  er  auf  einem 
solchen. 

'«)  Bild  des  Eleanthes  S.  539. 

'^)  Wtbseler,  de  vario  usn  tridentis, 
Gott.  i872;  nach  Walters,  Jhst.  13,  13  ff, 
Stilisierung  eines  Lotosszepters. 


816 


dasBische  Kunatarchäologle.    III.  Angewandte  Arcliäologie. 


Das  Pferd  ist  Poseidons,  der  es  geschaffen  haben  soll,  i)  ebenso  der  Stier,-) 
welcher  nach  der  homerischen  Stelle  dem  Poseidon  Helikonios  geopfert 
wurde.  Seewesen  verstehen  sich  von  selbst,^)  wie  auch  die  zu  Vorder- 
teilen abbreviierten  Schiffe,  die  der  Gott  gnädig  beschützt.  Das  Meer 
bietet  keine  andere  Pflanze  als  Schilf,  der  gelegentlich  vorkommt.  Häufig 
erscheint  der  Gott  auf  einem  Uferfelsen.*)  In  seinem  Äusseren  verkörpert 
er  das  Ideal  eines  Schiffskapitäns,  kräftig,  scharf  beobachtend,  sorgend 
und  um  Ausserlichkeiten  unbekümmert,  daher  das  Haar  vom  Winde  zer- 
zaust und  durch  die  Feuchtigkeit  unregelmässig  zusammengeklebt  ist.^) 
Sowohl  die  Erdbeben  als  die  Odyssee  lassen  ihn  zeitweise  finster  und  furcht- 
bar erscheinen,  ß)  Wider  seine  Gegner  erhebt  Poseidon  drohend  den  Drei- 
zack.^) 

Der  dritte  Bruder,  PI u ton®)  hat  ebenfalls  die  Insignien  des  Herr^ 
schers,  aber  ihm  gibt  sein  finsteres  Reich  das  charakteristische.  Schwarz 
ist  sein  Haar,^)  schwarz  auch  sein  Gewand.  ^^)  Ihm  kommen  der  Hades- 
hund und  die  in  den  Gräbern  hausende  Schlange  ^^)  zu.  Seine  Tarnkappe 
hat  aus  irgend  einem  Aberglauben  die  Form  eines  Hundsfelles  {xvv^j)  ^') 
vielleicht  nach  einem  thrakischen  Brauche,  da  Pluton  als  Obergewand  die 
thrakische  Zeirä  trägt. ^^)  Weil  der  Tod  rasch  kommt,  hat  Hades  Flügel.'*) 
Als  Pluton  kennzeichnet  ihn  das  Füllhorn  ^^)  oder  ein  Blütenstrauss.^^) 
Unähnlich  seinen  beiden  Brüdern,  ist  Pluton  unerbittlich,  weil  aus  der 
Unterwelt  niemand  wiederkehrt;  seine  Miene  ist  finster  und  sein  Blick 
starr  geradeaus  gerichtet.  ^^)  Weil  er  mit  dem  Todesgott  zusammenwirkt, 
mag  er  dessen  Attribute  haben,  i®) 

Dir  Vater  Kronos*^)  ist  ein  Greis,  weil  er  vor  der  geschichtlichen 
Zeit  herrschte,  *^)  und  unfreundlich,  da  er  seine  Kinder  frisst.  Seine  Dar- 
stellungen bedürfen  aber  einer  kritischen  Sichtung*^)  wie  der  zeitlichen 
Scheidung,  denn  ausserhalb  der  Poesie  lebt  nicht  sowohl  der  Zeusvater 
als  der  Gott  des  gefürchteten  Planeten  Satumus ;  wegen  dessen  schwachen 
Glanzes  ist  das  Gewand  über  den  Kopf  gezogen,**) 


')  Im  besonderen  das  dankle  Ross  (Ge- 
spann: Eur.  Andrem.  1042  f.). 

•)  TavQBiog, 

*)  Seedrache:  Münze  von  Poseidonia; 
RoBEBT,  ant.  Sarkophagrel.  II  1  b. 

<)  UBxqaTog  Find.  P.  4,  138. 

^)  Kopf  im  Vatikan:  Phot.  Bruckm.  140; 
WoLTEBS  1542;  Statue  im  Lateran:  Phot. 
Bmckm.  243;  Helbig  I  Nr.  661. 

*)  Campana,  opere  T.  6.  7;  majestätisch 
bei  Euphranor:  Val.  Max.  8,  11  ext.  5. 

'')  Münzen  von  Poseidonia;  o^aorqialyag, 
'laiya  bei  Pindar.  Gegen  die  Winde:  Sym- 
phosius  64,  4. 

^J  Th.  P.  Sopboults,  Hades  in  der  an- 
tiken Kunst,  Diss.  Berlin  1884;  Schebbb, 
Roschers  Lex.  1,  1793  ff. 

»)  Eur.  Ale.  439. 

^0)  Nonn.  Dion.  5,  567. 

")  In  der  Hand:  Tomba  delF  Orco. 

'^)  K.  Fb.  Heexann,  die  Hadeskappe, 
Winckelmannspr.  1853.  Deutlich  ausgedrückt 


in  dem  Wandgemälde  von  Orvieto. 

^^)  Ze^Qoq>6qog  nannte  ihn  Antimachos 
(Fr.  88  K.),  vgl.  Robbet,  Märchen  S.  177. 

^*)  Eur.  Ale.  261 ;  abgebildet  auf  Münzen 
von  Olbia  samt  Zeirä. 

*^)  Roschers  Lex.  1,  1806  f.;  Wblckbb, 
alte  Denkm.  2.  86  f.  3,  305  ff.  5,  362  f.; 
Bbaüh,  A.  1853,  111  f.;  Hbydehank,  Vasen- 
samml.  3091. 

»)  ReUef  von  Lokroi:  A.  1847  T.  P  = 
Roschers  Lex.  1,  1798. 

")  Ufjiei^tjrog,  dfiBihxog;  zur  Seite  ge- 
wandt: Pakofka,  Mosöe  Blacas  T.  19  =  £1. 
c^r.  1,  24. 

»8)  Eisernes  Schwert:  Eurip.  Or.  1398. 

^^)  M.  Mateb,  Roschers  Lex.  1,  1549  ff. 

•0)  Nonn.  Dion.  1,  383.  6, 178. 

**)  An  der  Bronze  in  Florenz  ist  die 
Harpe  ergänzt  (M.  Mateb,  ROm.  Mitt  1892, 
166). 

'*)  Kennzeichen  nach  Servios  Verg.  Aen* 


Kritik  nnd  Hermeneutik.    (§  390.) 


817 


390.  Bei  den  Söhnen  des  Zeus  kann  die  Auffassung  nicht  so  ein- 
heitlich sein,  weil  hier  die  Grundidee  des  Königs  in  Wegfall  kommt. 
Apollo^)  ist,  abgesehen  von  den  bärtigen  Bildungen  (S.  811),  zuvörderst 
ein  vornehmer  Jüngling  im  Sinne  der  vorpersischen  Zeit,  der  sich  mit 
dem  athletischen  Sport  abgibt  (S.  530);')  er  führt  auch  die  üblichen 
Waffen,  z.  B.  Lanze  und  Bogen  zugleich  (wie  der  amykläische  Gott), ') 
am  häufigsten  jedoch  den  Bogen  allein.'^)  Dass  derselbe  eine  Jagdwaffe 
sei,  scheint  die  Beigabe  eines  Rehes  ^)  anzudeuten,  welchem  in  Delphi  eine 
(wilde)  Ziege  entspricht.^)  Als  Gott  des  Gesanges  dagegen  führt  Apollo 
die  Leier  ^)  und  wird  später  oft  in  das  lange  Gewand  des  Eitharöden  ge- 
kleidet; seinen  dienenden  Chor  bilden  die  Musen.  Der  delische  Kult  ver- 
bindet die  Hyperboreersage  mit  dem  Gotte,  wodurch  ihm  der  Singschwan  ^) 
und  der  Greift)  zufallen;  dort  finden  wir  auch  die  Chariten  auf  seinen  Arm 
gesetzt,'®)  wie  anderswo  einen  kleinen  Dämon  (Kabir?).^^)  Von  Delphi  her 
hat  Apollo  Dreifuss,  1*)  Omphalos^^)  und  den  Lorbeerbaum;*'*)  oft  trägt  er 
einen  Lorbeerast  in  der  Hand,  zuweilen  schwingt  er  ihn  wie  eine  Waffe.  *^) 
Als  dem  Beschützer  der  Herden  ist  ihm  ein  Widder  oder  ein  Lamm  bei- 
gegeben.'^) Die  Maus  hat  der  eigentlich  ungriechische  Apollon  Smintheus.^^) 
Wolf'®)  und  Delphin  beziehen  sich  vermöge  Volksetymologie  auf  den  Ly- 
kios  und  Delphinios.  Die  Hyacinthe  tritt  in  der  spartanischen  Sage  auf;  '^) 
mehrmals  teilt  Apollo  mit  seinem  Bruder  den  Epheu.^®)  Apollon  Aktios 
sitzt,  wie  Poseidon,  auf  einer  Klippe.    Zuweilen  begleitet  ihn  ein  kleiner 


3,  407;  Büste  im  Vatikan:  Phot.  Bruckm. 
245. 

')  £.  Bbatjk,  Artemis  Gyrania  u.  Apollon 
mit  dem  Armbandi  Rom  1842  fol.;  Oybb- 
BECK,  Knnstmythol.  II  Teil  5;  Fubtwakgleb, 
Roschers  Lex.  1,  449  ff.;  Bbxndobf,  A.  1880, 
196  ff.;  Kekul^,  AZ.  1878,  1  ff. 

^)  Altert&mlicher  Bronzekopf  aus  Her- 
culaneum :  Heliogr.  Rayet. 

^)  Lanze:  Gbbhard,  Trinksch.  T.  AB, 
vgl.  AV.  2.  133  a  20. 

*)  Auf  einen  Pfeil  beschrftnkt  am  Sau- 
roktonos  (S.  645)  nnd  auf  Münzen  von  Delphi 
und  Seleukos  II. 

i^)  Vgl.  CR.  1870;1  S.  165;  Pbkllbr  I 
225,  2.    SfjQog>6yog  Hjnm.  in  Apoll.  9  Abbl. 

*)  Oft  aoüT  Münzen  yon  Delplii. 

^)  C.  L.  Visconti,  Boom.  16,  44  ff. ;  alte 
Statue  in  Sparta:  Artemon  bei  Athen.  14, 
636  f ;  Münze  von  Metropolis  ans  dem  vierten 
Jahrhundert:  Brit.  M.  Thessaly  T.  7,  8; 
sitzende  Statue  im  Vatikan,  Gall.  d.  statue: 
Phot.  d.  r&m.  Inst.;  Woltebs  1528;  Ublbig, 
Register  II  S.  418.  In  christlicher  Zeit  hat 
seine  Leier  wegen  des  Psalmisten  (32, 1.  92) 
zehn  Saiten  (Fulgent.  myth.  1,  13);  Fl&te: 
Alkraan  17. 

»)  Plat.  Phaed.  p.  85  b;  Callim.  h.  Del. 
249  u.  A.;  s.  CR.  1863.  28  ff.;  Schwanen- 
gespann: Alka!.  Fr.  2;  Nonn.  Dion.  8,  229. 

^)  Beim  delischen  Apollo  (Publleb  1, 
190);  s.  auch  CR.  1864,  57.  Auf  dem  Greif 
reitend :  vatikanisches  Relief,  Hblbio  I  Nr.  5. 

Handbuch  der  klaw.  AltertnmswiMenscbAft.    VI. 


^°)  Auf  Dolos  Statue  des  Tektaios  und 
Angelion  (S.  529). 

^*)  Münzen  von  Kaulonia  (vgl.  Gbbhabd, 
AZ.  5,  120  ff.)  und  Thessalonike  (seit  Gor- 
dian  III.). 

'')  Wibsblbb,  über  den  delphischen  Drei- 
fnsB,  Gott.  Ges.  Bd.  XV.  (1870). 

^^)  Cabl  Bötticheb,  d.  0.  des  Zeus  zu 
Delphi,  Berl.  Winckelmannspr.  1859. 

")  A.  1862,  256  ff.;  Lorbeerkranz:  Op- 
pian.  cyneg.  1,  365;  Alk.  Hess.  Anth.  7, 
412,  3  f. 

*^)  Auf  den  erwähnten  Münzen  von  Kau- 
lonia; 'EQig>vXXos  Hesych.;  Lorbeerzweig  auf 
athenischen  Münzen;  Anacreontea  11,6. 

*')  Widder:  auf  Münzen  von  Delphi,  Pe- 
parethoB,  Elazomenai  und  Nesos  (Eephal- 
lenia):  LoirGPiiBiEB,  R.  num.  14,  149  ff.  T.  6; 
A.  Vbybibs,  les  fignres  criophores  dans  Part 
grec,  gröcorom.  et  chrdt.,  Paris  1884  (Bibl. 
des  ^c.  Bd.  39);  Höfbb,  Roschers  Lex.  2, 
1431  ff.;  FuBTWANOLEB,  Saumil.  Sabouroff 
zu  T.  146;  Lamm:  Fbiedebichs,  Apollon  mit 
dem  Lamm,  Berl.  Winckelm.-Pr.  1861. 

")  A.  1863,  416  T.  N. 

iB)  Roschers  Lex.  1,  443. 

i>)  In  den  Händen:  Nonn.  Dion.  12, 156  f., 
vgl.  2,  82. 

")  Aesch.  fr.  832  N.  6  Kiatrevg;  Wand- 
gemälde: Ant.  d'Erc.  2, 18  (Tbbnitb  1,  7); 
goldener  Kranz  von  einem  Ptolemäer  ge- 
weiht: Beb.  2,  329. 


52 


818 


SlaaBisclie  KiuBtarcliftologie.    IH  Angewandte  Archftologie« 


Dämon  („Kabir''),  der  auf  seinem  Ann  steht  oder  läuft.')  Die  persönliche 
Erscheinung  des  Gottes  ist  von  vornherein  durch  den  Zeitgeschmack  be- 
stimmt, doch  hielt  man,  weil  Apollo  Seher  und  Sänger  war,  an  dem  vollen 
Haarwuchs  {dxsQaexofirjg)  auch  später  fest,  als  die  erwachsenen  Jünglinge 
das  Haar  kurz  trugen,  und  gab  ihm  Knabenfrisuren  (z.  B.  die  Haarschleife 
über  der  Stirn,  wie  bei  der  belvederischen  Statue),  welche  manchmal 
einen  frauenhaften  Eindruck  machten;  seit  Praxiteles  dachte  man  sieh 
den  Gott  ja  gerne  als  heranwachsenden  Epheben.^)  Der  Ausdruck  ist  ent- 
weder der  allgemeine  idealer  Jünglingsköpfe  oder  etwas  schwärmerisch, 
wie  es  für  den  Gott  der  Musik  passt.^) 

Hermes^)  hatte  so  verschiedene  Aufgaben,  dass  erst  im  fünften 
Jahrhundert  der  Begriff  des  Boten  und  später  der  des  klugen  Jünglings 
markanter  hervorzutreten  begann;  daher  wiegt  in  der  älteren  Zeit  die 
bärtige  Vorstellung  noch  vor.  Hermes  ist  nun  erstens  der  Bote  der  Götter, 
dessen  Insignien  Flügel  an  den  Fussknöcheln,  den  Schuhen  oder  dem  Hut 
sind;  in  Erinnerung  an  die  Wettläufer  denkt  man  ihn  sich  als  kräftigen 
Athleten,  der  höchstens  die  leichte  Chlamys  trägt.*)  Zweitens  hat  er  in 
dieser  Eigenschaft  mit  der  Unterwelt  und  dem  Zwischenreich  zu  thun, 
was  sein  sogenannter  Heroldsstab,  (eine  geknotete  Zwiesel)  ^)  und  an  der 
Statue  des  Onatas  die  Tarnkappe  andeuten.  Drittens  beschützt  er  die 
Schafherden,  weshalb  ein  Widder  neben  ihm  steht,  ihm  als  Reittier  dient, 
seinen  Wagen  zieht  oder  von  ihm  auf  den  Schultern  oder  unter  dem  Arm 
getragen  wird.')  Viertens  weist  er  den  rechten  Weg,  so  dass  sein  Bild 
mit  einem  Pfeiler  zur  sogenannten  Herme  vereinigt  an  den  Strassen  stand, 
häufig  mit  drohend  emporgerichtetem  Phallos.^)  In  Erinnerung  an  die 
Tötung  des  Argos  führt  er  auf  Vasen  strengen  Stils  das  Schwert.®)  Ein 
Beutel  in  der  Hand  kennzeichnet  den  Gott  der  Kaufleute;*®)  die  Syrinx 
soll  er  selbst  erfunden  haben.  Bei  Hermes  finden  wir  endlich  sehr  ver- 
schiedene Eigenschaften  in  der  ganzen  Haltung  ausgedrückt.  Die  Flink- 
heit erkennt  man  sogar  in  Darstellungen  des  sitzenden  Hermes,  wo  das 
Momentane  der  Buhe  schön  zum  Ausdruck  gebracht  ist.^*)    Die  spätere 


»)  8.817,11. 

')  SchilderuDg  bei  Apulejus  flor.  2, 14. 15. 

')  Apollo  von  Belvedere:  S.  725;  Giu- 
stiniani  in  London:  Phot.  Bruckm.  53;  vgl. 
Bbükn,  Verh.  d.  Münchner  Phil. Vers.  S.  34  ff.; 
Statuen :  Konservatorenpalast,  Phot.;  Louvre, 
Phot.  Giraudon. 

*)  SoHEBEB,  Roschers  Lex.  1,  2390  ff.; 
vgl.  Galen,  nf^otqtnx.  3;  die  Enstatue  des 
athenischen  *E^f*V^  ayoQaiog  war  muster- 
giltig  (Lac.  Jup.  trag.  33). 

^)  Hymn.  mag.  in  Merc.  3. 

^)  Stah  und  Eer^'keion:  Münstbbbebo, 
Arch.-ep.  Miti  15,  135  ff.;  ^aßdog  jQinhfjXog 
Hom.  Hymn.  3.  529  f. 

^)  VEYBiES  u.  HöPEB  (S.  817  A.  16); 
Prellbb  -  RoBEBT,  griech.  Mythol.  1,  420  f. 
Auf  Münzen  von  Ainos  und  spätrömischen 
Denkmftlem  kommt  ein  Ziegenbock  neben 
Hermes  vor  (DOtscbkk,  Bildw.  4,  117). 


^)  Gbbhabd,  Hyperboreisch-röm.  Studien 
2,  197  ff.  u.  über  Hermenbilder  auf  griech. 
Vasen,  Berlin  1856,  m.  5  T.  =  akad.  Abb. 
2,  126  ff.;  Pbbllbb,  Panlys  Realencykl.  4, 
1857  f.;  Fragment  einer  archaischen  in  The- 
spiai:  Colutz,  Dialektinschr.  772;  die  Form 
ist  angeblich  von  Samothrake  nach  Athen 
verpflanzt  (Uerod.  2,  51)  und  in  Arkadien 
häufig  (Paus.  8,48,4);  lubftrtige  Hennen: 
Gerhabd  a.  0.  S.  269,  142;  Hetdemakk, 
Neapler  Vasens.  3366.  3371-2. 

•)  Habtwio,  Jahrb.  8,  159  f. 

*^)  Berliner  Gemme,  abg.  Roschers  Lex. 
1,  2428;  Statuette  in  Paris:  Clabac  Y  T.  664, 
1540;  WoLTBBS  1766. 

*>)  „Jason*  (S.  724);  Bronzestatae  in 
Neapel:  Heiiogr.  Rayet;  nach  Phot.  Bau- 
meisters Denkmäler  F.  738;  MOnze  von  Sy- 
britia:  Pebcy  Gabdkbb,  types  of  greek  coins 
T.  9,  13. 


Kritik  nnd  Hermeneutik«    (§  390.) 


8id 


Zeit  interessiert  sich  für  den  ^EQfi^g  Xoytog^  welcher  nach  den  zwei  Be- 
deutungen des  ^oyog  gefasst  ist;  entweder  erhebt  er  die  Hand  zu  ruhiger 
Rede^)  oder  er  drückt  durch  jene  seine  gespannte  Überlegung  aus.^) 
Wegen  der  bekannten  Sage  ist  der  Gott  oft  im  Knabenalter  dargestellt.^) 

Der  Gott  Hephaistos*)  erscheint  schon  bei  Homer  durch  sein  Ge- 
i^erbe  von  den  andern  Göttern  etwas  isoliert.  Die  Künstler  fassen  ihn 
als  den  göttlichen  Schmied,  welcher,  wie  seine  sterblichen  Genossen,  an 
der  kegelförmigen  Lederhaube  und  den  Werkzeugen  (Hammer  und  Zange) 
zu  erkennen  ist;  weil  zu  der  sitzenden  Beschäftigung  anfangs  Lahme  zu- 
gezogen wurden,  ist  der  Gott  selbst  lahm  gedacht.^)  An  Stelle  der  Li- 
telligenz  erscheint  die  Freundlichkeit  bei  ihm  ausgesprochen;  da  die  Kunst 
aber  der  Erfahrung  bedarf,  hat  er,  obgleich  Sohn  des  Zeus,  meistens  den 
männlichen  Bart.®) 

Als  Vertreter  einer  zweiten  Kunst  reihen  wir  ihm  ApoUo's  Sohn 
Asklepios  an, ^)  welcher  eigentlich  nur  ein  vergötüichter  Heros  ist;  er 
repräsentiert  das  Ideal  des  Arztes,  darum  ist  er  ein  gereifter  Mann  mit 
wohlwollendem,  denkendem  Ausdruck  (bald  ist  er  mehr  das  erstere,  bald 
mehr  das  letztere),^)  der  statt  des  göttlichen  Scepters  einen  einfachen 
Stock  führt.  ^)  Dem  Heros  ist  die  Schlange  vertraut,  welche  sich  häufig 
um  seinen  Stock  ringelt.  Göttliches  hat  er  nichts  an  sich  als  eine  Opfer- 
schale in  der  Hand,  vielleicht  auch  zuweilen  den  Omphalos  zur  Seite.  ^^) 
Oft  steht  neben  ihm  ein  kleiner  Dämon,  Telesphoros  mit  Namen  und 
knabenhaft  gebildet,  ohne  Bekleidung  ^^)  oder  in  dem  Kapuzenmantel  der 
Pestdoktoren;  ausserdem  gehört  zu  Asklepios  meist  die  personificierte 
Hygieia.  Der  Hahn  ist  ihm  in  Athen  heilig,  weil  er  die  Dämonen 
scheuchen  soll.'*) 

Halb  Heros  halb  Gott  ist  auch  Dionysos,  dessen  Darstellung  darum 
erheblich  schwankt.^')  Bis  in  das  vierte  Jahrhundert  hinein  denken  ihn 
sich  die  Griechen  fast  ausnahmslos  ^^)  als  würdigen  König,  der  sich  nur  in 


*)  Bronzestatnette  von  Annecy:  M.  X 
50,  4  a;  Statue  im  Museo  Boncompagni; 
,  Jangling*  von  Virunum  (S.  759). 

«)  .Germanicufl'  S.  726.  —  Statne  im 
Belvedere:  Wolters  1218;  Phot.;  Kopf  in 
London :  Phot.  Bruckm.  224. 

>)  A.  SoBEFFLBBi  de  Mercorio  pnero,  Diss. 
V.  Königsberg  1884. 

*)  BlGmskb,  de  Vnlcani  in  veteribus 
artiom  monmnentis  fignra,  Breslau  1870. 

^)  Ausgedrückt  CR.  1862  T.  6;  MB.  10, 
18;  am  Pmihenonfries  durch  den  stützenden 
Stab;  Bild  des  Alkamenes:  Cic.  nat.  d.  1, 83; 
Val.  Max.  8,  11  ext.  3. 

^)  Jugendliche  Bildungen:  Scbveideb, 
Abb.  d.  Wiener  arch.-ep.  Sem.  1880  S.  36 ; 
Hephaistoskopf  im  Vatikan:  Phot.  Bmckm. 
244;  vgl.  Bbuhk,  A.  1863,  425  f. 

^)  SicKLEB,  d.  Hieroglyphen  im  Mythus 
des  Aesculapius,  Meiningen  1819;  K,  A. 
Böttigeb,  die  heilbringenden  Götter,  Weimar 
1803;  Pahofka,  Asklepios,  Preoss.  Akad. 
1845;  E.  Löwe,  de  Aesculapi  figura,  Diss.  y. 
Strassburg  1887;   Tbbamer,   Rosebers   Lex. 


1,  633  f.;  WoLTEBS,  Ath.  Mitt.  17,  1  ff.;  zahl- 
reiche Yotiyreliefs  in  Athen  und  Epidauros: 
Phot.  Bruckm.  3.  62  ab;  Woltebs  1143  ff. 

^)  Kopf  in  London:  Phot.  Bruckm.  229; 
Kopf  Blacas  in  London:  das.  230;  Statue 
auf  dem  Monte  Pincio:  Phot.  des  röm.  Inst. 
^aidQotiQoy  j^O^oyog  eiaQivas  Kaibel,  epigr. 
1025  d,  10. 

*)  Jugendliche  Bildung :  Wibsblbb,  Qött. 
Gel.  Anz.  1888,  143  ff.;  Wboth,  Num.  chron. 
1882, 301  ff.  (.Apollo* j ;  z.  B.  Bronze  aus  Pom- 
peji in  Neapel:  rhot.  Sommer  7503 ;  Woltebs 
1758. 

'0)  Asklepios  (?)  Pitti:  DAK.  2,  60,  770. 
In  heroischer  Nacktheit  erscheint  er  selten 
(Münze  yon  Serdica  unter  Caracalla;  oder 
ApoUo?,  s.  Berliner  Katalog  1,  234). 

**)  Auf  der  citierten  Münze. 

")  Prud.  cathem.  1,  38;  Basil.  Megalom. 
aenigm.  23,  4. 

>>)  Thbaxeb,  Roschers  Lex.  l,  1089  ff. 

^*)  Jung  schon  in  der  Statue  des  Kala^ 
mis,  wenn  E.  CuBTms  (AZ.  1883,  255)  Recht 
hat. 

52* 


820 


Klasaische  Xnnstarch&ologie.    HI.  Angewandte  Aroh&ologie. 


Einzelheiten  von  Zeus  unterscheidet.  Er  kann  also  Haarbinde  und  Scepter, 
die  allgemeinen  Abzeichen  des  Königs,  tragen ;  ^)  ihm  eigen  aber  sind  da- 
für der  Thyrsos  mit  Epheu  und  der  mit  einem  Pinienzapfen  bekrönte 
Stab.  An  seine  Gabe  erinnert  oft  ein  Trinkgefäss,  meist  ein  geräumiger 
Kantharos  oder  ein  Trinkhom.^)  Von  den  Pflanzen  sind  dem  Dionysos 
Weinstock  und  Epheu,  welcher  kühlen  soll,^)  geweiht,  von  denen  Zweige 
in  der  Hand  gehalten  werden,  kranzförmig  den  Eopf  bedecken^)  oder,  wenn 
er  ruht,  ihn  laubenartig  gegen  die  Sonne  schützen.  Apollo  tritt  ihm  den 
Lorbeer  ab,  weil  auch  Dionysos  Enthusiasmus  kennt.  ^)  Die  Pinie  ist  wohl 
aus  dem  Yerpichen  der  Weinkrüge,  vielleicht  auch  aus  dem  Betzinatwein 
zu  erklären.  Über  die  dionysischen  Tiere  ist  es  deshalb  schwer,  sich  kurz 
zu  fassen,  weU  Dionysos  die  Gabe  der  Verwandlung  in  verschiedene  Wesen 
hat.  Durch  den  Kult  sind  ihm  der  Ziegenbock,  der  ihn  begleitet  oder  trägt,  ^) 
und  der  Stier,  dessen  Homer  er  ausnahmsweise  annimmt  (S.  813),  heilig.^) 
Ausserdem  begleiten  ihn  Panther,  Löwen  und  Schlangen,  ^)  denn  Dionysos 
bändigt  alle  gefahrlichen  Tiere,  dass  sie  den  Maenaden  kein  Leid  anthun ; 
oft  ziehen  Panther,  später  auch  indische  Tiger  seinen  Wagen.  **)  Er  trägt  auch 
gerne  ein  Pantherfell  (Nebris)  umgeworfen.  Der  Ausdruck  des  männlichen 
Dionysos  ist  wechselnd,  wie  die  Stimmung  beim  Weine:  Ruhiger  Froh- 
sinn, Spott,  Melancholie^^)  und  Erregung  spiegeln  sich  darin  ab.  Die  jugend- 
liche Bildung  scheint  erst  durch  die  naxische  Sage  von  den  Seeräubern 
Verbreitung  gewonnen  zu  haben.  Abgesehen  von  den  Münzbildem,  welche 
auf  den  Dionysos  des  Ealamis  bezogen  werden,  sollen  die  ersten  sicheren 
Beispiele  auf  einigen  gegen  Ende  des  fünften  Jahrhunderts  geprägten 
Münzen  von  Naxos  zu  finden  sein;  auch  deren  Zeit  steht  jedoch  nicht 
fest.^^)  Weder  über  den  Dionysos  des  Praxiteles  noch  über  den  des 
Skopas  wissen  wir  zuverlässiges.  Seit  dem  vierten  Jahrhundert  wird  aber 
Dionysos  am  liebsten  als  schöner  Ephebe  gefasst,  der  zumeist  in  frohem 
Lebensgenüsse  dahinträumt  —  die  Formen  haben  meist  etwas  weibisches,  i^) 
weil  ihm  die  Athletik  fremd  ist,   und  die  Haarlocken  sind  nachlässig  ge- 


*)  £xf]nTovxog  Orph.  hymn.  52,  7;  Nonn. 
Dion.  48,  18;  xQ^^ofiii^ag  Soph.  OT.  209. 

*)  CR.  1867,  180  f.;  Rhein.  Mus.  37, 236; 
golden  nach  Hör.  c.  2,  19,  29;  vgl.  S.  813, 4. 

^)  Mnaseas  bei  Schol.  Eur.  Phoen.  649; 
o'iyoip  Nonn.  D.  7,  100. 

«)  In  das  Haar  geflochten  GR.  1878/9 
S.  18  f.;  Trauben:  z.  B.  Tibull.  2,  1,  3;  Orph. 
hymn.  52,  1;  Anon.  hymn.  in  Bacch.  3  Abbl; 
Nonn.  Dion.  12,  155;  ßoxgvrjcpoQoq  Orph. 
hymn.  30,  5;  xuraotpogog  Find.  Ol.  2,  27; 
Ephenthyrsos:  Lucian.  dial.  d.  18,  1. 

*)  Eur.  fr.  480;  Claudias  bei  TertuU. 
cor.  1,  12;  Stephani,  CR.  1861,  59  f.;  Epheu 
und  liorbeer:  Hom.  hymn.  25,  9. 

«)  Stephani,  CR.  1869,  57  ff. 

^)  A.  W.  CuBTius,  der  Stier  des  Diony- 
sos, Jena  1882;  stossender  Stier  auf  Münzen 
von  Kyzikos,  Phleius  und  Kibyra  (Imhoof, 
griech.  Münzen  1890  Nr.  72).  — :?  Hase: 
CR.  1862,  62  ff. 

^)  Mit  Schlangen  bekränzt  wie  die  Mä- 


1 


naden:  Eur.  Bacch.  101  f.;  vgl.  Nonn.  Dion. 
7,  102.  11,  59.  22,  30.  48.  55. 

^)  An  der  Phineusscbale  hat  er  Hirsche 
mit  Panthern  vereinigt;  Gespanne  von  Luch- 
sen: Propert.  3,  17,  8;  Tigergeepann:  Hör. 
c.  3,  3, 14;  vgl.  Sen.  Phaedra  761  ff.;  Pardel: 
Nonn.  D.  11,  64.  129.  —  Ober  das  Verhält- 
nis des  Dionysos  zu  den  Vögeln :  Wibsblbb, 
Nachr.  d.  GG.  1892,  517  ff. 

**')  Statue  des  „Sardanapallos"  aus  Fra- 
scati  im  Vatikan:  Wolters  1284;  Hblbio 
I  Nr.  326;  Bronzebüste  (»Plato")  in  Neapel: 
Heliogr.  Ray  et;  Wolters  1285. 

'0  Brit,  Mus.  Catal.  T.  25,  12.  13. 

'')  Z.  B.  Bronzestatue  imThermenmoseum: 
Phot.;  Statue  im  Vatikan:  Phot.  d.  röm.  Inst. 
—  Büste  auf  dem  Kapitel:  Phot.  Bmckm. 
383;  Torso  in  Neapel:  das.  800b;  Aristides 
in  seiner  Rede  über  Dionysos,  MB.  8,  9.  13, 
47 ;  Clem.  homil.  5,  15 ;  Jul.  Firm,  de  err. 
prof.  rel.  p.  9;  Lucian.  dial.  d.  18,  1. 


Kritik  und  Hermeneutik.    (§  391.) 


821 


löst  *)  —  und  teils  die  Begeisterung  der  Orgien,  *)  teils  die  Melancholie  des 
Trinkers,  zuweilen  sogar  dessen  geminderte  Besinnung  zum  Ausdrucke 
bringt.')  Häufig  stützt  sich  der  Gott  auf  einen  oder  zwei  Gefährten.^) 
Weil  der  Kultus  aus  dem  Auslande  eingeführt  ist  und  seine  Ausübung 
einen  fremdartigen  Anstrich  hat,  haften  auch  dem  Dionysos  gewisse  fremde 
Äusserlichkeiten  an,  wie  das  lange  asiatische  Ärmelgewand  von  buntem 
Stoff,  rote  Kothurne,  der  breite  Kopfbund  (Mitra)  und  goldene  Ohrringe.  •'^) 
Den  Gott  aber  deswegen  den  indischen  D.  zu  benennen,  liegt  kein  Grund 
vor.  In  der  Malerei  und  polychromen  Plastik  ist  sein  Gesicht  wegen  des 
Weingenusses  gerötet.^)  Die  häufige  Darstellung  des  Dionysoskindes  (am 
öftesten  mit  Silen  und  Hermes)^)  findet  ihre  Rechtfertigung  in  der  Sage. 

Ares®)  ist  der  Krieger  imter  den  Göttern,**)  also  von  den  Heroen 
nie  mit  Sicherheit  zn  unterscheiden,  wo  nicht  der  Zusammenhang  (nament- 
lich Aphrodites  Gesellschaft)  auf  seinen  Namen  führt.  Manchmal  scheinen 
ihn  die  Maler  sehr  realistisch  dargestellt  zu  haben.  ^^) 

391.  Zwischen  den  Göttinen  bestand  anfangs  im  Kulte  kaum  ein 
grundsätzlicher  Unterschied.  Man  bildete  eine  wie  die  andere  als  fürst- 
liche Frauen,  die  reichgeschmückt  auf  Thronen  sitzen  oder  langsam 
schreiten  und  in  der  Hand  eine  Blüte,  Frucht  oder  einen  Zweig  tragen; 
ebenso  schildern  auch  die  Dichter  alle  gleich  nach  ihrem  Schönheitsideale, 
höchstens  scheint  Aphrodite,  weil  sie  die  Goldene  heisst,  mit  Goldschmuck 
überladen  gewesen  sein.  Die  Götterkönigin  Hera^^)  hat  nur  durch  Lokal- 
kulte etwas  eigenes  wie  Granatapfel  und  Kukuk  auf  dem  Scepter  (in  Ar- 
gos),  den  Pfau  bei  sich  (in  Samos)  oder  die  Sirenen  (in  Koroneia).'^)  Im 
übrigen  behält  sie  nur  die  alten  allgemeineren  Attribute  bei,  ein  hohes 
Diadem  (auch  Polos),  ^^)  das  Scepter  und  den  Thron.  Das  Anfassen  des 
über  den  Kopf  gezogenen  Obergewandes  ^^)  wird  später  als  Züchtigkeit 


1)  Hynrn.  Hom.  7  (6),  4;  blond  Eur.  Ale. 
228. 

^)  Kopf  in  Leiden:  Phot.  Brackm.  155. 
Tanzend:  Lacian  a.  0. 

')  Bronzebüste  des  bärtigen  Dionysos: 
Phot.  Brackm.  382;  Statue  im  Vatikan:  das. 

381. 

*)  R.  FöBSTBB,  A.  1870,  205  ff.;  Hebzoo, 
Stadien  z.  Gesch.  d.  griech.  Kunst  S.  15  A.  4; 
Satyr:  Milaki,  Mos.  it.  3,  786  ff.;  Campava, 
opcre  in  plast.  T.  34;  Bmun.  1889,  95;  Bak- 
chantin:  ganz  leise  angedeutet  bei  Helbig, 
Katalog  Nr.  1237;  Eros:  Masnbb,  Arch.-ep. 
Mitt.  10,  222;  „Ampelos" -Gruppe  in  London, 
Anc.  marbles  III  11;  Specimens  II  50;  Wol- 
TEES  1494;  Statue  oder  Herme:  Z.  B.  Wol- 
TEES  1485-6;  auf  zwei  gestützt:  Bronze- 
gruppe von  Praxiteles  Plin.  n.  h.  34,  69 ; 
Berlmer  Skulpt.  Nr.  25,  im  Abguss  von  £. 
Wolff  restauriert;  Henkel:  A.  1846,  218  ff. 
1856,  113  ff.    1870,  205  ff. 

*)  Vgl.  z.  B.  Nonn.  Dion.  11,  60.  238  ff. 
62.  234.  58;  Juba  Append.  Anthol.  41,  4. 

•)  Paus.  2,  2,  6.  7,  26,  4.  8,  39,  4.  Euri- 
pides  spricht  von  seinen  weinfarbigen  Augen 
(Ale.  229). 


')  Aroh.-ep.  Mitt  2,  1  ff. 

")  Stabk,  Ares  Soter  mit  der  Aegis, 
Ber.  d.  sächs.  Ges.  1864,  194  ff.;  Über  Ares- 
köpfe DiLTHET,  Rhein.  Jahrbb.  53,  1  ff.;  Ares 
Borghese  in  Paris:  Phot.  Bruckm.  63  (Kopf 
gesenkt);  Woltebs  1298;  Statue  im  Palazzo 
Borghese:  Phot.  Bruckm.  335;  Phot  des  röm. 
Inst.;  ,Ares  Ludovisi":  Woltebs  1268. 

»)  Schwert:  Petron.  carm.  9,  5.  20,  2; 
Helm  mit  Busch:  Nonn.  D.  5,  97  f.  12,251; 
Speer:  Nonn.  D.  8,  218;  starke  Brust:  Pria- 
peja  35;  , ehern":  Nonn.  D.  7,  105. 

'<>)  Hftnde  und  Schild  blutig:  Nonn.  Dion. 
8,  40  ff. 

'*)  Ovbbbegk,  Kunstmyth.  II  2,  1  ff.  m. 
T.  9.  10;  J.  Vogel.  Roschers  Lex,  1,  2107  ff.; 
B.  FöBSTEB,  über  die  ältesten  Herabilder,  Pr. 
V.  Breslau  1868. 

'«)  Paus.  9,  34,  3. 

*^)  Archaischer  Kalkateinkopf  von  Olym- 
pia: WoLTBBS  307;  Hera  des  Polykleitos: 
Münzen  von  Elis  und  Argos;  Vase  der  Er- 
mitage: GR.  1859  T.  1;  nach  Robebt,  Mär- 
chen S.  180,  2  Brautkrone. 

^*)  Als   Braut  an  einer  der  jüngeren 


822 


KUssiBohe  Knnstarohäologie.    HI.  Angewandte  Aroh&ologie. 


gedeutet.  Als  Geburtsgöttin  hat  sie  die  Scheere,  um  die  Nabelschnur 
abzuschneiden.  ^)  Endlich  betonen  manche  das  homerische  Beiwort  ßofon$c, 
welches  wohl  nur  eine  Schönheit,  nicht  etwas  Individuelles  angeben  sollte.-) 
Der  Ausdruck  ist  königlich  und  kann  wegen  der  bekannten  Eifersuchts- 
scenen  ins  Herbe  streifen.^) 

Unter  den  übrigen  Göttinnen  steht  ihr  Demeter <)  am  nächsten, 
weil  sie  als  Mutter  Persephones  unter  den  Matronen  rangiert.  Sie  trägt 
fürstliche  Kleidung  und  auf  dem  Haupte  den  Modius;  wegen  ihres  Lieb- 
lingsopfers haben  die  meisten  Votivterrakotten  ein  Ferkel  in  der  Hand. 
Von  der  Persephonesage  und  den  Mysterien  her  führt  Demeter  in  der 
Hand  eine  oder  zwei  Fackeln;  Ähren  bezeichnen  ihre  Gabe^)  und  dazu 
der  Mohn  das  beliebte  Gewürz  des  Brodes.  Weil  sie  in  unterirdischen 
Megara  haust,  gesellen  sich  Schlangen  zu  ihr.«)  Wo  Attribute  verloren 
sind,  beruht  die  Deutung  auf  mehr  oder  weniger  wahrscheinlicher  Hypo- 
these.') Ihre  Tochter  Persephone  gleicht  ihr,  weil  sie  selbst  Königin 
ist,  in  allen  Dingen,  höchstens  erscheint  sie  jugendlicher;^)  der  Zusammen- 
hang muss  meistens  die  Deutung  geben. ^)  Hahn^^)  und  Granatapfel  scheinen 
ihr  eigen  zu  sein. 

Die  übrigen  Töchter  des  Zeus  sind  jugendlich  gestaltet,  wie  seine 
Söhne.  Athena^^)  hat  in  ihrer  Lieblingsstadt  oft  kein  besonderes  Kenn- 
zeichen; manchmal  dient  ihr  die  Aegis  als  bezeichnender  Brustschmuck.  ^^) 
Zur  vollen  Ausrüstung  gehören  Schild,  Helm  und  Speer,  es  genügt  aber 
schon  ein  Helm.*^)  In  den  alten  Palladien  ^^)  hat  sie  den  Speer  kampf- 
bereit erhoben,  steht  jedoch  still;  man  wird  sie  in  dieser  Haltung  nQo/iaxoc 
nennen  dürfen.  ^5)  Weil  die  Göttin  den  Sieg  verleiht,  trägt  sie  Nike  oder 
auch  einen  Helm  (eine  Andeutung  der  Beute)  auf  der  Hand.^*)  Die  Eule 
sitzt  in  Athen  bei  ihr,  ^')  wobei  das  tertium  comparationis  in  der  Farbe 
der  Augen  liegt;  Pheidias  bevorzugte  aber  statt  ihrer  die  Schlange,  welche 


Meiopen  von  Selinant;  Kopf  in  der  Villa 
Ladovisi:  OyerbbckT.  9,  12;  Woltebs  1515. 

*)  Suidas  y/'HQa, 

')  Wandgemälde:  Baumeisters  Denkm. 
1,  649  =  RoBchers  Lex.  1,  2127. 

»)  Prud.  perist.  10,  286  ff.  Über  die 
Hera  des  Polyklet  S.  646;  Hera  Ludovisi, 
Kolossalkopf  im  Museo  Boncompagni :  Sghbei- 
BER,  Ludovisi  Nr.  104;  Woltbbs  1272;  Hera 
Pentini,  Eolossalkopf  im  Vatikan:  Hblbio  1 
Nr.  50;  Woltebs  1516;  über  Juno  Barberini, 
s.  A.  7. 

*)  Oybbbeck,  Eunstmythol.  TI,  Teil  4; 
Leo  Bloch,  Roschers  Lex.  2,  1839  ff. 

')  Sichel:  Nonn.  Dion.  6,  104. 

«)  In  Reliefs:  Oybbbbck,  Atlas  T.  16,  8; 
A.  1861  T.  S.  Weisse  Tauben  (rgvyoyes): 
Ael.  h.  a.  10,  33. 

^)  Statue  von  Enidos:  S.  655 ;  Phot. 
Bruckm.  65;  stehende  im  Vatikan:  Phot.  des 
röm.  Inst.;  „Juno"  Barberini,  Eolossalstatue 
im  Vatikan:  Phot.  Bruckm.  172;  Hblbio  I 
Nr.  301. 

^)  Statue  im  Vatikan:  Woltebs  1519. 


•)  üvQfpoQovg  &ettg  Eurip.  Phoen.  687; 
eleusinisches  Relief  S.  636;  Phot.  Bruckm.  7. 

»0)  Relief  von  Lokroi:  A.  1847  T.  F  = 
Roschers  Lex.  1,  1798. 

^  0  FubtwIkolbb,  Roschers  Lex.  1, 687  ff.; 
Ed.  Gebhabd,  über  d.  Minervenidole  Athens, 
Abh.  d.  preuss.  Akad.  1842,  m.  5  T.;  O.  Mül- 
LEB,  kleine  Schriften  2,  134  ff.;  Hettbeb,  A. 
1844,  112  ff.;  Stabk,  Athene  Kurotrophos, 
Nuove  mem.  2,  243  ff.;  J.  J.  Bbbkoulli,  über 
die  Minerven-Statuen,  Basel  1867. 

1')  Z.  B.  Statue  „des  Endoios'  (8.  603); 
Lucian.  diaL  d.  19,  1;  Statue  in  der  Villa 
Albani:  Phot.  Bruckm.  220;  E.  Ht^BER, 
Nuove  mem.  2, 34  ff. 

'')  Statue  im  Orto  Botanico  zu  Rom: 
Phot.  des  röm.  Inst. 

^*)  Z.  B.  auf  Münzen  (Num.  corom.  p.  39 
u.  T.  M  v)  und  Vasen. 

>')  Auf  der  Burg  von  Athen  S.  603;  vgl. 
auch  Zosim.  5,  6. 

'*)  Hermen  im  M.  Boncompagni:  Phot 
Bruckm.  330. 

")  Auf  der  Hand:  CR.  1867,  153. 


[ 


Kritik  und  Henneneiitik.    (§  391.) 


823 


ihren  Pflegesohn  Erichthonios  bedeutete.  Später  bezog  man  die  Aegis 
auf  den  Blitz  und  gab  ihr  diesen  wirklich.^)  Athena  ist  auch,  vielleicht 
als  Athena  Nike,  geflügelt.')  Die  Erscheinung  der  Göttin')  ist  gewöhnlich 
die  einer  kriegerischen  Jungfrau,  kräftig  ohne  Fülle,  blond  und  herb  in 
der  Aliene.^)  In  späterer  Zeit  streift  sie  manchmal  an  das  Amazonen- 
hafte, ft) 

Artemis^)  ist  ebenfalls  zu  Anfang  eine  einfache  Göttin  ohne  be- 
sondere Abzeichen.^)  Man  pflegt  allerdings  nach  dem  Vorgange  des  Pau- 
sanias  die  geflügelte,  Tiere  bändigende  Göttin  der  orientalisierenden  Denk- 
mäler „persische  Artemis*  zu  nennen.^)  Die  bestimmtere  Darstellung 
der  Göttin  ist  ebenso  schwankend  als  ihr  Begriff.  Als  würdige  Schwester 
Apollos  führt  sie  Bogen  und  Pfeile,^)  beschäftigt  sich  mit  (gehörnten) 
Hirschkühen  ^^)  und  lässt  sich  von  einem  Jagdhund  begleiten;  als  die  Kunst 
nach  sinnlichem  Reize  strebt,  bildet  sie  die  Artemisidee  nach  den  Ideen 
der  Dichter  über  Atalante  und  Amazone  aus.  Die  Göttin  bindet  dann 
wie  Apollo  ihr  Haar  in  einen  Knoten  auf  dem  Scheitel,  ^^)  schürzt  ihr  Ge- 
wand bis  über  die  Kniee  auf  und  trägt  Jagdschuhe.  ^')  Aus  einem  anderen 
Vorstellungskreise  stammen  Fackel^')  und  Flügel.")  Als  Tauropolos  reitet 
sie  auf  einem  Stier,  i^)  Über  die  Benennung  mancher  Statuen  wird  man 
im  Zweifel  bleiben.  ^^)  Artemis  ist  die  herbe  Jungfrau  wie  Athena,  dabei 
jedoch  häufig  mädchenhafter;  der  Blick  entbehrt  nicht  der  Energie  und 
des  Stolzes. 

Aphrodite^ ^)  übt  ihre  Herrschaft  durch  ganz  andere  Mittel  aus.  In 
den  alten  Bildwerken  sieht  man  freilich  eine  reichgekleidete  Frau  mit 
Modius,  welche  zur  Bezeichnung  nur  die  auf  Cypem  ihr  heilige  Taube 
hat^^)  und  thront  oder  zirni  Gehen  ihr  Gewand  anfasst.  In  den  späteren 
Kunstepochen  bleiben  ihr  aus  der  alten  Zeit  Frucht  oder  Blüte  in  der 
Hand,  das  kokette  Anfassen  des  Schleiers  oder  des  langen  Gewandes  und 


0  Z.  B.  auf  Münzen  des  Antigonos  Qo- 
natas. 

')  Imhoof-Blujibb,  Wiener  nnm.  Ztech. 

3,  Iff. 

')  Kopf  «vor  Phidias*:  Coli.  Baracco 
T.  25;  Pheidiaa:  S.  594;  Pallas  von  Velleiai 
in  Paris:  Phoi  Bmckm.  68;  Woltbbs  1434; 
Giustiniani  im  Vatikan:  Ph.  Br.  200;  Hblbio 
I  Nr.  51;  Woltbbs  1436;  in  der  öcole  des 
beaux-arts  in  Paris:  Bmckm.  171. 

*)  Stat.  Theb.  2,  238. 

')  Hbydbxann,  Zeus  im  Gigantenkampf 
S.  5  A.  2. 

^)  Schbeibbb,  Roschers  Lex.  1,  594  ff.; 
BBAim,  Eunstmyth.  T.  48 — 55 ;  Fenicia,  Diana 
la  gatta;  über  die  delischen  Statuen  S.  533. 

7)  Votiv  der  Nikandre  auf  Delos  S.  527 ; 
vielleicht  die  .Nike"  von  Delos  (S.  534). 

•)  S.  589. 

^)  Das  Beiwort  iox^atga  wird  durch 
Münzen  des  taurischen  Chersonesos  (abgeb. 
Beschr.  d.  ant.  Münzen,  Berlin  1  S.  4)  Ulu- 
striert. 

><>)  Reitend:  Hblbio  I  Nr.  640;  Hirsch- 
kalb auf  der  Hand:  Statue  in  der  Villa  Al- 


bani,  Glab.  II  678  f,  1621  b ;  Hblbio  2, 849. 

' ')  Stat.  Theb.  2,  238. 

*^)  Artemis  von  Versailles,  im  Louvre: 
Woltbbs  1531 ;  archaisierende  Statuette  aus 
Herculaneum  in  Neapel:  S.  719,  s ;  ausruhende 
Artemis  in  der  Villa  Pamfili:  Phot.;  kypri- 
sehe  Statuette  in  Wien:  Ron.  v.  Sohnbidbb, 
Jahrb.  d.  kunsthist.  Samml.  5,  1  ff.  T.  1.  2. 

>')  Statue  im  Vatikan  (mit  Köcher): 
Phot.  Bruckm.  251;  Eur.  IT.  21.  lA.  1570; 
Gic.  n.  d.  2,  68;  Sil.  12,  713  ff.  (mit  blossen 
Armen). 

^*)  Z.  B.  Jaspis  aus  Methone:  Ra.  2, 482. 

'^)  Z.  B.  Münzen  von  Amphipolis. 

'')  Diana  in  Pari»:  Phot  Bruckm.  59; 
langgewandet  mit  Diadem  und  Fflllhom,  in 
München:  Phot.  Bruckm.  123. 

^0  Bbbhoulli,  Aphrodite,  Lpg.  1873; 
FubtwInolbb,  Roschers  Lex.  1, 406  ff.;  Wol- 
tbbs 1476  ff.  1735  ff. 

*^)  Terrakotten:  Hbuzbt,  Terrakotten  v. 
Sicilien  T.  2;  athenische  Münzen;  s.  auch 
BuBSiAN,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1860,  223.  Tqv- 
yoyeg  Ael.  h.  a.  10, 33.  Thronende  Aphrodite : 
Rom.  Mitt.  7, 79;  Pnrpurgewand :  Anacr.  2, 3. 


824 


ElaBBisohe  Knnstarohftologie.    m.  Angewandte  Arch&ologie. 


der  reiche  Schmuck,  welcher  fiir  die  putzsüchtige  Göttin  am  besten  passt. 
Nebenpersonen  und  -Dinge,  welche  sie  leicht  erkennen  lassen,  sind  der  per- 
sonifizierte Eros,  ^)  von  dem  sie  zuweilen  dessen  Pfeile ')  und  Fackel ')  ent- 
lehnt, der  auf  die  Meeresgeburt  anspielende  Delphin   und  die  Muschel. 
Unter  den  Tieren  sind   ihr  die  filr  Liebe  besonders  empfanglichen  heilig, 
wie  die  Taube  —  den  Sperling  ignoriert  die  Kunst   —  und  der  Hase,  ^) 
Schwan^)  und  Bock,®)  sowie  in  Elis  die  Schildkröte.    Mit  dem  Hervor- 
treten der  Demimonde  wird  Aphrodite  eine  Art  Personifikation  weiblicher 
Schönheit,  welche  nun  in  durchsichtigem  Gewände,   nur  halb  verhüllt^) 
oder  ganz  entblösst  gezeigt  wird;  das  letztere  motivieren  häufig  ein  Bad 
(knidische  Aphrodite)   und    die  Meeresgeburt   (Aphrodite   des   Apelles).^) 
Alle  Stellungen,  welche  hiebei  möglich  sind.  Stehen,  Balancieren  ^)    und 
Kauern  ^^)  werden  angewendet;  die  Hände  legen  das  Gewand  ab  oder  ziehen 
es  empor,  fassen  die  Sandalen  oder  das  Busenband,  winden  das  Haar  aus 
oder  decken  Brust  oder  Schoss.^')    Die  »goldene'  Aphrodite  Homers  wird 
nun  so  aufgefasst,   dass  sie  nichts  als  Schmuck  anhat.  ^*)     Spiegel   und 
Busenbinde  weiss  sie  kokett  zu  gebrauchen.^')    Wegen  Aphrodites  Ver- 
hältnis zu  Ares  wird  später  ihr  Sieg  über  Waffengewalt   gefeiert;    sie 
spielt  mit  den  Waffen  und  setzt  auf  den  Helm  ihren  Fuss.  *  *)    Ein  Venus- 
ideal gibt  es  am  allerwenigstens,  denn  alle  Stadien  vom  unerwachsenen 
Mädchen  bis  zur  üppigen  Frau  finden  Vertretung.    Der  feuchte,  blinzelnde 
Blick  kann  in   der  Plastik  selten  ausgedrückt  werden;   daher  wird  man 
die  Einzelköpfe  ^^)  besser  ohne  Namen  lassen. 

393.  Dies  sind  die  Götterindividuen  der  alten  Kunst;  ausserdem 
kennt  der  Volksglaube  auch  Vereine  göttlicher  Wesen,  wie  z.  B.  die 
Musen.^^)    Diese  haben  bis   zur  Kaiserzeit   als  Göttinnen  des  geistigen 


^)  Auf  dem  Arm:  Platte  von  Rosarno, 
A.  1867  T.  D;  Münzen;  Gemme:  Gall.  myth. 
83,  474;  an  oder  auf  der  Schalter:  oft  auf 
Vasen,  in  Terrakotta  und  Bronze;  Reiffbb- 
SCHEID)  A.  1863,  362  ß.;  Mfinze  der  Gens 
Cordia,  DAE.  I[  266  a;  Abb.  eines  Giebel- 
feldes M.  ¥40;  Aphrodite  legt  die  Rechte 
auf  die  Schulter  (Bronzerelief  von  Tarquinii : 
M.  VI  47  u.  Mfinze  von  Bruttium,  abgeb.  Rom. 
Mitt.  3,  72,  beide  Male  schiessend ;  Elfen- 
beinplatte CR.  1868,  55  T.  1,  18)  oder  auf 
den  Kopf  (Statue  im  Louvre,  Clarao  841, 
1291)  oder  umschlingt  ihn  (Münze  von  Na- 
gidos,  Lajard,  rech.  pl.  5,  8;  Goldmünze  der 
Gens  Claudia,  DAE.  11  296  a,  fliegend). 

^)  Eur.  Med.  632;  Hbydbmaitn,  Vasens. 
Santangelo  11  =  Eekul^,  Strenna  festosa 
offerta  a  Guil.  Henzen. 

»)  Ovid.  am.  1,  1,  8. 

*)  Philostr.  im.  1,  6;  Pasofka,  A.  1833, 
292  f.;  Bbaun,  B.  1835,  199;  Gerhard,  Pro- 
dromus  S.  289;  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Ges. 
1854,  253  ff.;  Stbphani,  CR.  1862,  67  ff.; 
Heydemann,  Vasensamml.  3255. 

^)  Auf  Schwan:  Ealkmakn,  Jahrb.  1, 
231;  vielleicht  Frauen  überhaupt:   0.  Jahn, 


AZ.  1858,  230  f.;  Stephan:,  CR.  1863,  17- 
105;  Jhst.  12,  316  ff. 

<»)  Epitragia  S.  648;  Gerhari),  AZ.  1854, 
274  ff. 

7)  Z.  B.  von  Melos  ?  (S.  675);  von  Capua, 
mit  Schild:  Phot.;  Wolters  1452;  von  Ar- 
les:  Phot.  Bmckm.  296. 

^)  Büste  der  Anadyomene  in  Terrakotta: 
CR.  1870/1  T.  I  3.  4,  besser  AZ.  33  T.  7. 

^)  Die  Sandale  l5send:  S.  708, « ;  Ga.  1, 62; 
LüTzow,  Münchner  Antiken  S.  11 ;  Bebhoulli. 
Aphrodite  S.  329  ff.  385  ff.;  E.  Löwr,  Arch.- 
ep.  Mitt.  7,  225  ff.  T.  3. 

'^)  Im  Louvre:  Heliogr.  Ray  et. 

*0  Eapitolinische  (Wolters  1459)  und 
mediceische  Venus  (S.  726  f.,  u);  troisohe  des 
Menophantos:  Löwt  377. 

'')  Terrakotte  in  Athen  Nr.  1618. 

>»)  Plut.  fort.  Rom.  4,  317  f. 

^*)  Venus  von  Capua  und  Arles. 

'')  Z.  B.  Bronzekopf  aus  Eleinasien  in 
London:  Heliogr.  Rayet;  Phot.  Bruckm.  120; 
Berlin,  Samml.  Eaufmann:  Phot.  Bmckmann 
161;  «nach  Alkamenes*  in  Neapel:  Phot 

'*)  0.  Bis,  d.  Musen  in  der  ant.  Eunst, 
Berlin  1887. 


Kritik  und  Henneneutik.    (§  892.) 


825 


Lebens  Musikinstrumente  und  Bücherrollen;  in  der  Weise,  dass  keine  von 
ihnen  sich  von  ihren  Schwestern  unterscheidet. ')  Wann  man  anfing,  jeder 
Muse  eine  bestimmte  Thätigkeit  zuzuschreiben  und  in  der  Folge  passende 
Attribute  auszuwählen,*)  ist  unbestimmbar,  weil  wir  über  die  Musengruppen 
der  Diadochenzeit  nichts  wissen.')  Melpomene  trägt  nun  Kostüm  und  (in 
der  Hand)  Maske  der  Tragödie,  dazu  die  Abzeichen  des  Herakles;  Terp- 
sichere  tritt  wie  ein  Eitharöde  auf;  Thalia  scheint  als  Beschützerin  der 
!Bkloge  gedacht,  weil  sie  einen  Hirtenstab  und  manchmal  zottiges  Gewand 
oder  Beinkleider^)  trägt;  Erato  hat  eine  bequeme iKleidung  und  ein  leichtes 
Saiteninstrument,  Euterpe  die  Doppelflöte;  Polymnia,  welcher  der  Panto- 
mimus  geweiht  ist,  hüllt  sich  ohne  Abzeichen  in  ihren  Mantel;  Kalliope 
und  Elio  haben  die  Symbole  der  Schriftstellerei,  Schreibtafel  mit  Griffel 
und  Buchrolle,  unter  sich  geteilt;  Urania  beschäftigt  sich  mit  dem  Him- 
melsglobus. Obligat  sind  aber  diese  Symbole  nicht.  Zur  Erinnerung  an 
die  Besiegung  der  Pieriden  tragen  die  Musen  oft  Federn  in  den  Haaren.-^) 
Die  Gesichter  blicken  gewöhnlich  ernst  und  klug. 

Die  Meereswesen  sind  zumeist  doppelleibig  gebildet;  doch  gehören 
Nereus  und  seine  Töchter,  die  Nereiden,  zu  einer  bevorzugten  Klasse. 
Nereus  hat  auf  Scepter  imd  Thron  eines  Königs  Anspruch,^)  führt  aber 
manchmal  Poseidons  Dreizack.^)  Ähnlich  den  Schaumkämmen  der  Bran- 
dung ist  sein  Haar  weisslich  und  spärlich.  Seine  Töchter  sind  schöne 
Mädchen  ohne  besondere  Kennzeichen,^)  doch  nennen  sie  die  Dichter  so 
oft  virides  u.  dgl.,  dass  man  in  der  Malerei  ihnen  wohl  eine  Böcklin-Stuck- 
Farbe  zutrauen  darf,  die  bei  ihnen  wegen  der  Farbe  des  Meeres  auch  einen 
guten  Sinn  hätte ;  namentlich  sind  ihre  gelösten  Haare  grünlich  wie  Glas.  ^) 
Da  sie  sich  im  Wasser  aufhalten,  ist  ihre  Bekleidung  spärlich. i^')  Die 
Künstler  sehen  auf  graziöse  Posen  der  jugendlichen  Körper,  die  oft  auf 
Seetieren  sich  hinstrecken.^^)  Das  Gewand  bauscht  sich  bei  Nereiden,  wie 
bei  allen  weiblichen  Wesen,  die  im  Freien  sich  bewegen,  bogenförmig  über 
dem  Kopf.^')  Über  eine  spätere  Bildung  der  Nereiden  wollen  wir  bei  den 
Mischwesen  reden.  Ino-Leukothea  erscheint  natürlich  älter  als  die  Ne- 
reiden.^')   Ihr  Melikertes-Palaemon  bleibt  Knabe,  darf  aber  den  poseidoni- 


^)  KoQut  im  Traume  Philemons  Aelian 
fr.  11 ;  Magadis:  Eapborion  bei  Ath.  14, 635  ab. 

')  Galen,  ngorgenrixos  l,  2,  noch  nicbt 
bei  Horaz  c.  1,  12,  1  f.  3,  4, 1  ff. 

')  Mosenrelief  aus  Mantineia  S.  645; 
Musemrelief  von  Halikamass  in  London: 
A.  Tbshdblenburg,  Berl.  Winckelmannspr. 
1876;  Statuen  (z.  B.  sieben  Statuen  aus 
Tivoli,  im  Vatikan:  Visconti,  museo  Pio- 
Clem.  I  18  ff.;  Hslbig  1  Nr.  268  ff.)  und 
Sarkophagreliefs  der  Kaiserzeit;  Mosaik  des 
Monnus  in  Trier:  Ant.  Denkm.  I  T.  47-49. 

*)  A.  1861,  130  A.  1. 

*)  Hbydbmaiw,  Mitteil.  107. 

«)  Thron :  Wiener  Vorlegebl.  VII  2. 

')  Gbrhabd,  AV.  T.  8;  Vorlegebl.  a.  0. 
s.  auch  CoLLiOKON,  catal.  Nr.  152. 


<*)  Auf  Pferden  ?  :  in  Epidauros  S.  642 ; 
über  das  sog.  Nereidenmonument  S.  656. 

•)  Hör.  c.  3.  28,  10;  Ovid.  met.  2,  11; 
Stat.  silv.  1.  5,  17;  dagegen  dunkel:  Quint. 
Smym.  5,  345;  'JxQijdeidyog:  Nonn.  D.  6,  309. 
7.  225. 

'^)  Nackt:  Nonn.  Dion.  1,  101. 

^ ')  Hkydbm ANN,  Nereiden  mit  den  Waffen 
des  Achilleus,  Üniv.-Pr.  von  Halle  1879; 
B.5m.  Mitt.  3,  69 ;  auf  Delphinen,  Statuen  im 
Vatikan:  Pistolbsi  IV  12;  Clarac  IV  747, 
1805;  WoLTBBS  1546-7;  Nonn.  Dion.  1,  72  ff. 
6,  294  ff. 

*'-')  PiPBB,  Mythologie  u.  Symbolik  I " 
47  ff. 

")  In  der  Odyssee  hat  sie  volle  Gewan- 
dung, auch  Kopftuch. 


826 


Klassiflohe  Knnstarohäologie.    IIL  Angewandte  Archäologie. 


sehen  Dreizack  führen.  ^)     Proteus,  Glaukos  ^)  und  Genossen  sind  im  Bilde 
von  Nereus  nicht  zu  unterscheiden. 

Auch  das  feste  Land  denken  sich  die  Griechen  von  weiblichen  Wesen 
bewohnt,  die  sie  alle  unter  dem  Namen  ,,Nymphen^  begreifen  und  nur 
durch  adjektivische  Wörter  (Dryaden,  Hesperiden  u.  dgl.)  spezifizieren. 
Sie  erscheinen  denn  auch  als  „junge  Frauen*"  in  ländlich  nachlässiger 
Kleidung,  sehr  oft  tanzend.  3)  Weil  manche  die  Artemis  begleiten,  mögen 
sie  ihr  in  der  äusseren  Erscheinung  gleichen.^)  Etwas  besonderes  haben 
höchstens  die  Naiaden  an  sich,  welchen  Wassergefässe  beigegeben  sind 
oder  eine  grosse  Muschel  den  Schoss  deckt. ''^)  Den  Nymphen  sind  in  der 
Malerei  der  Eaiserzeit  auch  männliche  Wesen  gegenübergestellt.^) 

Die  geheimnisvollen  Götter  der  Mysterien  und  Orgien  nehmen 
eine  besondere  Stellung  ein,  weil  ihr  Bild  weder  so  plastisch  feststeht 
wie  das  der  vertrauteren  Gottheiten  noch  auch  ebenso  unmittelbar  dar- 
gestellt werden  darf.  Demeter  und  Persephone^)  haben  ihre  gewöhnliche 
Eultgestalt,  der  die  geheimnisvollen  Symbole  nicht  beigefügt  werden  dürfen ; 
lakchos^)  und  Eubuleus^)  dagegen  sind  schwankende  Gestalten,  welche  viel- 
leicht bald  bärtig,  bald  unbärtig  dargestellt  wurden.  Die  Eabiren  (mit 
Flügeln,  Trinkhom,  bärtig  und  unbärtig)  haben  wir  besonders  durch  die 
Ausgrabung  des  Eabireions  (S.  104)  kennen  gelernt.  Von  Dionysos  zweigt 
sich  Zagreus,  der  einen  Blitz  in  der  Linken  trägt,  ^^)  ab.  Die  furchtbare 
Hekate,  welche  alle  Gestalten  annehmen  kann,  wird  etwa  seit  dem  fünften 
Jahrhundert  (mindestens  seit  Alkamenes'  Bild)  meistens  dreileibig  gebildet;  ^>) 
gewöhnlich  hat  sie  Fackel  und  Hund,  als  Pförtnerin  der  Unterwelt 
Schlüssel,  ausserdem  Schreckmittel  (Schwerter,  Geissein,  Stricke,  Schlangen) 
und  Opfergegenstände. 

393.  Die  Göttervorstellungen  der  anderen  Völker  liegen  uns  hier 
ferne,  soweit  sie  nicht  unter  griechischem  Einflüsse  stehen.  Aber  diese 
Mischvorstellungen  sind  nicht  bloss  in  der  Idee,  sondern  auch  im  Bilde 
sehr  schwankend  und  bedürfen  erst  noch  einer  gründlicheren  Erforschung 
mit  Hilfe  der  Münztypen ;  daher  fassen  wir  uns  so  kurz  als  möglich.  Im 
Ägypten  der  Ptolemäer  finden  wir  Sarapis,    welcher   an  Pluton  ange- 


M  Pinax  vom  Isthmos:  Ant.  Denkm.  I 
7,26. 

')  R.  GIdechens,  61.  d.  Meergott,  Jena 
1859.  —  Aigaion:  Viicbt,  Ra.  10,  200  ff. 

»)  ZofiOA,  bassir.  T.  20.  21 ;  Votivreliefs 
(in  Verbindung  mitPan):  Michaelis,  A.  1863, 
292  ff.;  AZ.  1880  S.  10  Abb.;  Ath.  Mitt.  V 
T.  7;  Wolters  1136. 1138. 1839—40;  Imhoop, 
nionn.  gr.  p.  35 ;  Panofka,  über  den  bärtigen 
Kopf  d.  N jmphenreb'efs,  Abb.  d.  preuss.  Akad. 
1846;  Longus  1, 4;  liegend:  evyai  am  Sipylos 
II.  24,  615  ff.;  reitend:  Eurip.  Snppl.  993; 
nackt:  Nonn.  D.  2,  110  f.;  gelöstes  Haar: 
das.  12,  372  (dynfintfxa). 

*)  Val.  Fl.  3,  522  ff.  (mit  Bogen,  Gewand 
bis  zum  Knie  geschürzt,  loses  Haar,  Basen- 
band). 

^)  MiLLiN,  gall.  myth.  T.  80.  81;   nackt, 


grünlich,  mit  glasfarbigem  Haar  (in  dem- 
selben Ranken):  Stat.  silv.  1,  5,  15  ff.;  nackt: 
Nonn.  Dion.  12,  377. 

^)  Man  konnte  sie  nach  Dracontius  (7, 
34)  NitnaTot  nennen  Männliche  und  weib- 
liche auf  Münzen:  Imhoof,  Jahrb.  188H, 
289  ff.  T.  9,  18.  20.  25—27  u.  griech.  Münzen 
S.  606  f. 

^)  Stbube,  Stadien  über  den  Bilderkreis 
von  Eleusis,  Lpg.  1870,  SuppL  1872. 

")  Angeblich  im  eleusinischen  Relief 
(S.  636)  als  Knabe  gebildet;  mit  Fackel: 
Paus.  1,  2,  4.  Vgl.  Gerhard,  Abb.  2,  367  ff. 
409  ff.;  HöFBR,  Roschers  Lex.  2,  11. 

')  Über  den  eleusinischen  Kopf  S.  645. 

10)  Nonn.  Dion.  6,  166  f. 

'  *)  Petbrsbk,  Arob.-ep.  Mitt  4,  140  ff., 
5,  1  ff.  193  ff.;  RoscHBs,  Lex.  1,  1900  ff. 


Kritik  und  Hermeneiitik. 


393-394.) 


827 


glichen  wird,')  dann  die  ungemein  mannigfaltig  gestaltete  Isis^)  und 
ihren  Sohn  Harpokrates,  dessen  Finger  am  Munde  als  Geberde  des 
Schweigens  gedeutet  wird.')  Eleinasien  und  Nordsyrien  haben  vor  allem 
die  phrygische  Göttermutter,^)  mit  ihren  Löwen  als  Schosshündchen  oder 
Zugtieren  und  dem  Tympanon,  den  auf  einem  Tiere  stehenden  Jupiter 
Doliehenus^)  und  die  ephesische  Artemis^)  und  Artemis  Nanaea.'')  Der 
karische  Zeus  mit  Doppelbeil®)  und  die  östlicheren  Gottheiten  mit  Wein- 
traube^) (Baal-Tars  u.  dgl.)  verdienen  ebenfalls  Beachtung.  Aus  Persien 
kam  Mithras,  ein  Jüngling  mit  phrygischer  Mütze,  welcher  einen  Stier 
niederstösst.'^)  In  Etrurien  ist  sehr  wenig  nationales,  ^ ')  nur  kommt  dort 
die  Beflügelung  auffällig  oft  vor.^^)  Latium  hat  ebenfalls  wenig  ausge- 
prägt neues.  Wir  nennen  den  Jupiter  Custos  mit  Hund,**)  die  Juno 
Lucina  mit  Fackel,  ^^)  Juno  Sospita  (Lanuvina)  mit  Ziegenfell,  Schild  und 
Lanze, ^*)  den  doppelgesichtigen  Janus,  ^«)  Portunus  mit  Schlüssel,*')  die 
„kauernden''  Götter,")  Semo  Sancus  (S.  627),  Silvanus*^)  und  Vertum- 
nus;^^)  die  Laren  ^^)  sind  nach  den  Eabiren  gebildet.  Aber  Götter  in  der 
Toga  geht  es  nicht.  Die  gallischen  Gottheiten  der  Diadochenperiode  und 
der  ersten  Eaiserzeit  sind  durch  die  Terrakotten  gut  bekannt  (S.  704,  i); 
Jupiter  mit  dem  Rad,  der  Gott  mit  dem  Hammer  und  der  gallische  Her- 
cules treten  unter  denselben  hervor.**)  In  Nordafrika  wurde  die  Himmels- 
göttin (Caelestis)  eifrig  verehrt.") 

394.  Man  mag  über  den  Ursprung  des  Polytheismus  denken,  wie 
man  will,  die  bisher  besprochenen  Götter  sind  in  historischer  Zeit  volle 
Persönlichkeiten ;  dies  zeigen  schon  ihre  Namen,  welche  ehemals  konkrete 
Begriffe  bedeutet  haben  mögen,  aber  der  Etymologie  aus  den  gleichzeitigen 
Sprachformen  Schwierigkeiten  bereiten.  Hingegen  sind  andere  Wesen 
noch   im  geschichtlichen  Zeitalter   deutliche   Personifikationen*^)   und 


1)  Michaelis,  Jhst.  1885,  289  ff.;  Bild 
des  Biyazis  S.  687;  Bflste  im  Vatikan:  Phot. 
Brnckm.  163;  Woltsbs  1513;  in  Kassel: 
das.  1514. 

')  W.  Drexleb,  Roschers  Lex.  2, 360  ff.; 
Serviiis  deutet  Sistrom  und  Situla  allegorisch 
(Verg.  Aen.  8.  696). 

')  0.  Jahn,  Ber.  d.  s&chs.  Ges.  1855,  47; 
Roschers  Lex.  1,  2747. 

*)  CovzBf  AZ.  38,  1  ff.;  auf  dem  Löwen : 
Clarac  396,  664  A.  Rhea  lächelt  nicht: 
Nonn.  Dion.  13,  14. 

')  J.  G.  8bidl,  Aber  den  Dolichenusknlt, 
Wiener  Akad.  1854,  m.  6  T. 

*)  Ubaldiktts,  symbolica  Dianae  Ephe- 
siae,  Rom  1657,  m.  Abb.;  Roschers  Lex.  1, 
588  ff. 

»)  Ga.  II  T.  4-6. 

^)  Es  bedeutete  den  Donnerkeil  (daher 
bronzene  in  der  tiefsten  Schicht  von  Olympia 
gefunden). 

»)  Ath.  Miti  4, 171 ;  Ed.  Meteb,  Roschers 
Lex.  1,  2867  ff. 

»»)  Ra.  1892  II  306  ff.;  Stark,  zwei 
Mithräen  der  grossh.  AltertÜQmersammlung 
in  Karlsruhe,  Heidelberg  1865;  S.  720. 


*^)  Rad  in  der  Hand,  wie  in  Gallien: 
Ra.  41,  3  ff.  T.  1. 

")  Urne  I  T.  8,  16  ff.  9,  20  f.  10.  22  f. 
13,28.    14,  29f.u.ö. 

>»)  Passbbi,  lucemae  I  T.  30  p.  38; 
Über  Jupiter  s.  Aüst,  Roschers  Lex.  2,  754  ff. 

^*)  Bbünk,  A.  1848,  432  ff.;  Rosoher, 
Studien  z.  vergl.  Myth.  2,  23  ff. 

'^)  Paulus  Diac.  p.  56. 

»•)  Rosoher,  Lex.  2,  49  ff. 

")  Vogel,  Roschers  Lex.  2,  605  ff. 

^^)  Nixi  dei  Festus  s.  v. 

^»)  Reiffsbscheid,  A.  1866,  210  ff. 

'^^)  Benhdobf  u.  Schöne,  lateran.  Museum 
S.  51  f.  —  Sabinus  mit  Winzermesser:  Verg. 
Aen.  7,  178  f. 

'*)  H.  Jordan,  Vesta  und  die  Laren  auf 
einem  pompej.  Wandgemälde,  25.  Berliner 
Winckelmannspr.  1865  u.  A.  1862,  300  ff.; 
Rbifferschbid,  A.  1863,  121  ff. 

**)  S.  auch  Barzin  und  Floubst,  Ga. 
1887;  Jupiter  mit  dem  Rad:  Hbttner,  West- 
deutsche Ztsch.  3, 27  ff.;  Gaidoz,  öt.  de  mythol. 
gaul.  I.  le  dieu  gaulois  du  soleil,  Paris  1886. 

2»)  Ga.  1880,  18  ff. 

^*)  Piper,  Mythologie  u.  Symbolik  der 


828 


ElasBisohe  Knnatarchäologie.    HI.  Angewandte  Archäologie. 


ihr  Name  in  der  Sprache  gleichzeitig  als  Appellativ  gebräuchlich.  Hier 
tritt  nun  die  reine  Symbolik  ein  und  die  Attribute  sind  Symbole.  Am 
nächsten  steht  den  olympischen  Göttern  die  Hestia.^)  Doch  haftet  ihr, 
weil  sie  im  Hause  waltet,  etwas  schlichtes  und  doch  geheimnisvolles  an. 
Wenn  etwas  sie  von  anderen  Götterfrauen  unterscheidet,  ist  es  höchstens 
die  absolute  Ruhe,  aber  eine  sichere  statuarische  Darstellung  ist  nicht 
vorhanden.*)  Der  römischen  Vesta  war  der  Esel  heilig,  weshalb  er  auf 
Neujahrslampen  angebracht  wird.')  Auch  die  anderen  Personifikationen 
konkreter  Dinge  machen  nicht  durchaus  den  Eindruck  des  Schemen- 
haften. 

Gaia^)  heisst  bei  den  Dichtern  die  breitbrüstige,  riesige  und  im 
athenischen  Kult  die  kindemährende,  doch  beschränken  die  Künstler  sich 
darauf,  in  Handlung  sie  halb  aus  dem  Boden  hervorragen  zu  lassen^)  und 
sonst  sie  auf  ihrem  Elemente  gelagert  darzustellen.^)  Das  Meer  (Tha- 
lassa)  wird  fast  erst  in  christlicher  Zeit  abgebildet ; ')  die  Früheren  haben 
Okeanos  als  Person  und  zwar,  wie  Nereus,  als  Greis  gedacht.  Sein  Ge- 
schlecht sind  die  Flüsse,^)  deren  jeder  seinen  eigenen  Gott  hat.  Homer 
sagt  über  die  Körperbildung  nichts.  In  der  Kunst  ist  dieselbe  dreifach: 
Stier  mit  männlichem  Gesichte,^)  Mensch  mit  Stierhömem^*^)  und  endlich 
ganz  menschlich.^*)  Diese  menschliche  Bildung  dringt  schliesslich  durch, 
dafür  deutet  eine  Urne  mit  Wasser  das  Element,  die  liegende  Stellung 
den  Flusslauf")  und  eine  Grotte'*)  (aus  welcher  sich  der  Gott  erhebt)  den 
Ursprung  an;  wegen  der  Ufervegetation  kommt  öfters  Schilf  oder  ein 
Zweig  bei  den  Flussgöttem  vor.^*)  Grosse  Ströme  dürfen  den  Dreizack 
der  Meeresgötter  führen,  i*)  Neben  dem  Tiber,  der  Füllhorn  und 
ßuder  hat,   sieht  man  die  Wölfin  mit  den  Zwillingen.  ^^)     Um   den  Nil 


christL  Kaust  I  Th.  2  (Weimar  1851);  R. 
Engelhabd,  de  personif.  quae  in  poesi  air 
que  arte  Romanomm  inveniuntur,  Göttingen 
1881. 

^)  PBEimER,  Roschers  Lex.  1,  2646  ff. 

^)  Die  nHestia  GiuBtiniani"  ist  falsch 
benannt. 

^)  Rhein.  Jahrbb.  22,  36  ff.;  an  einem 
Grabstein  in  Tarin  Nr.  16  Dütschke. 

*)  F.  W.  Lilie,  de  TeUuris  deae  natura 
ex  veteram  Graecorom  fabalis  descr.,  Progr. 
1855;  Roschers  Lex.  1,  1575  ff. 

^)  Z.  B.  in  der  Athenagrappe  des  perga- 
menischen  Altares. 

')  Aaf  Mdnzen  der  Kaiserzeit:  Roschers 
Lex.  1,  1584  f.  Über  die  späte  Beschreibnng 
des  Mannel  Philes  s.  K.  B.  Stark,  de  Tellare 
dea  deque  imag.  ejas  a  M.  Ph.  descr.,  1848 
mit  1  T. 

^)  Als  Gegenstück  der  Erde,  mit 
Delphin,  an  einem  Panzer  des  1.  (?)  Jahrh. 
n.  Chr.,  in  der  Villa  Albani :  Claeac  V 
T.  936b,  2386a;  Zo£oa  U  111. 

^)  Gabdneb,  Transactions  of  the  r.  soc. 
of  lit.  2.  s.  XI.  m.  T.;  Lrhnebdt,  Roschers 
Lex.  1,  1488  ff. 


>)  Stbebbb,  Bayer.  Akad.  1838,  537  ff.; 
WiBSELBB,  Gott.  Nachr.  1891,  369  ff.;  Eor. 
Iph.  A.  273 ;  Münzen  von  unteritalischen  und 
sicilischen  St&dten,  z.  B.  Gela  (AZ.  1862 
T.  168,  12  =  Roschers  Lex.  1,  1491);  Nonn. 
Dion.  1,  122;  tauriformis  Hör.  c.  4,  14,  25. 

*^)  TavQOfiogqfoy  ofjifAa  Eur.  Ion  1261?; 
Festus  y.  taurorum  specie;  Danubius  mit 
goldenem  Hom:  Martial.  10,  7,  6. 

^')  Vielleicht  in  den  Giebelecken  des 
olympischen  Zeostempels  und  des  Parthe- 
nons; Münzen  von  Sehnunt:  Pebct  Gabdnbb, 
types  T.  2, 15.  16;  Hbad,  bist.  nam.  S.  147  f. 
(aus  dem  5.  Jahrhundert). 

^')  Horat.  c.  1,  29,  11  pronos  rivos;  Sta- 
tue des  Marforio,  auf  dem  Kapitel:  Hblbio 
1  Nr.  399. 

»»)  Sil.  12,  543;  vgL  Auson.  epigr.  8,  2. 

^*)  Z.  B.  Bronze  von  Philippopolis  unter 
Hadrian  (Eenneb  T.  1,  17);  Eokhbl,  num. 
an.  T.  5,  8;  pinus  und  Urne:  Stat.  Theb. 
9,  409  f. 

*^)  Z.  B.  Strymon:  Bronze  von  Amphi- 
polis:  Mionnbt,  suppl.  3,  26,  190. 

^^)  Statue  im  Louvre:  Phot.  Bruckm.  197. 


^^ 


Kritik  und  Hermeneutik.    (§  394.) 


829 


spielen  die  Flutellen  personifizierenden  Enäbchen^)   und  er  hat  schwarze 
Farbe.«) 

Am  Himmel  gibt  es  mehr  Abwechslung.  Helios')  ist  nach  home- 
rischer Vorstellung  ein  unermüdlicher  Wanderer,  als  welcher  er  Flügel 
an  den  Füssen  hat,  *)  bei  den  Folgenden  aber  der  Wagenlenker  der  Sonnen- 
rosse; die  Dichter  entwickeln  jedoch  mehr  plastische  Phantasie  als  die 
Künstler:  Vier  weissstrahlende,  geflügelte,  Feuer  schnaubende  Rosse,  gold- 
glänzender und  geflügelter  Wagen,  der  strahlenhaarige  ^)  Helios  die  Fackel 
des  Lichtes  schwingend,  die  Strahlen  wie  Pfeile  entsendend  und  die 
Sonnenscheibe  vorstreckend,^)  diese  Gedanken  beschränken  die  Zeichner 
auf  ein  einfaches  Viergespann^)  und  einen  Strahlenkranz  um  das  Haupt 
des  Helios.^)  Ausnahmsweise  hält  er  die  Himmelskugel ^)  und  lenkt  ge- 
flügelte Pferde,  ^^)  anderes  ist  recht  nüchtern,  wie  wenn  er  Peitsche  und 
Oewand  eines  Wagenlenkers  hat^O  oder  eine  einfache  Scheibe  ihn  be- 
gleitet oder  umgibt^«)  oder  sein  Gurtriemen  die  Tierzeichen  aufweist.*') 
Abstrakter  Denkende  zeichneten  eine  Scheibe,  welcher  die  Ägypter  Flügel 
gaben.  ^^)  Das  Antlitz  des  Helios  föllt  durch  die  weitgeöfheten  Augen 
und  die  wallenden  Locken,  die  es  wie  ein  Strahlenkranz  umgeben,  auf.*^) 

Selene,^^)  welche  zuerst  in  der  kleinasiatischen  Sage  von  Hyperion 
persönlich  auftritt,  wird  oft  dem  Helios  entgegengestellt,  i^)  doch,  wie  na- 
türlich, als  eine  mindere  Gottheit;  die  strahlenhaarige  Göttin  hat  daher 
einen  Wagen,  doch  nur  ein  Zweigespann,'^)  oder  sie  reitet  bloss  auf  einem 
Pferde  oder  einem  Maultier;*^)  später  vertritt  ein  Rindergespann  oder  ein 
Reitochse  das  Pferd,  weil  die  Mondsichel  an  Homer  erinnert.  Bei  Dich- 
tem heisst  Selene  selbst  gehörnt.  Wegen  ihrer  raschen  Bewegung  haften 
ihr  Flügel  an.    Die  Mondsichel  ruht  auf  ihrer  Stirn,  den  Schultern  oder 


1)  8.  762;  Phot.  Bruckm.  196;  Hblbio  I 
Nr.  47. 

»)  PausRn.  8,  24,  6. 

')  H.  Aleandro,  ant.  tabnlae  mannoreae 
Solis  effigie  symbolisque  exculptae,  Rom 
1676,  m.  Abb.;  Gebbabd,  über  d.  Lichtgott- 
heiten  auf  Kunstdenkmalen,  Abb.  d.  preuss. 
Akad.  1838,  383  ff.;  Panofka,  le  lever  du 
Boleil. 

^)  ScbwarzfigurigesVasenbild:  Stackbl- 
BERO,  Gräber  T.  15,  5;  RoscbeiB  Lex.  1, 
1995. 

')  Baal-Cbamon  bat  nacb  Macrobius  einen 
goldenen  Bart. 

^)  Dazu  XinaQo^tuyog  Eur.  Pboen.  179. 

7)  Pbblleb-Robbbt  1,  431  A.  5.  6.  437 
A.  3;  Metope  von  Ilion :  S.  753,7 ;  Silbergefäss: 
Ant.  dn  Bosph.  Gimm.  T.  38,  5.  6. 

s)  Stbfhaki  (S.  812,  e)  S.  25  f.;  Büste  auf 
dem  Kapitol:  Woltebs  1416.  An  alten 
Vasen  bärtig  z.  B.  Stackblbebo,  Gräber 
T.  15,  5  =  Roschers  Lex.  1,  1995. 

»)  Wandgemälde  MB.  7,  55  =  Rosebers 
Lex.  1,  2003. 

10)  Mus.  Blacas  T.  18;  BuU.  nap.  n.  s.  V 
T.  10,  9. 

*')  Peitsche:   Wandgemälde  a.  0.;    Ge- 


wand: Altar  von  Pergamon;  Metope  von 
Ilion. 

>*)  Stephani  a.  0.  S.  26,  1.  2;  Roschers 
Lex.  1,  1996  ff.;  z.  B.  Ovbbbbck,  GaUerie 
T.  11,  1;  eingerahmte  Büste  im  Louvre: 
Phot.  Giraudon. 

1')  Torso  im  Vatikan:  Raoül-Rochette, 
mon.  inäd.  46,  3  ~  Roschers  Lex.  1,  2002. 

»*)  Analog  Eurip.  Ion  122  f.;  Orph.  fr.  32. 

1^)  Münzen  von  Rhodos;  Kopf:  Habtwio, 
Rom.  Mitt.  2,  159ff.  T.  7,  7  a. 

'*)  W.  H.  Rosoheb,  Stadien  zur  griech. 
Mythol.  u.  Eulturgesch.,  H.  4,  Lpg.  1890,  m. 
5  T.;  Darstellungen  auf  Vasenbildem :  Heyde* 
MAKN,  MitteiL  8.  91. 

'')  Z.  B.  in  den  Giebelfeldern  Delphins 
und  des  Parthenon:  0.  Jahn,  archäol.  Beitr. 
S.  79  ff. 

»«)  Pind.  0.  3,  19  f.;  Eur.  Suppl.  990  f.; 
Ostgiebel  des  Parthenon ;  abg.  Stephaki, 
Nimbus  u.  Strahlenkranz  S.  28;  CR.  1860, 
44;  Pbellbb-Robbbt  1,  437  A.  3.   444  A.  2. 

>»)  Stephani,  CR.  1860,  43  ff.;  Vasen: 
Rossbach,  Antiken  8.  23  if.;  Bronze  von 
Patrae:  Sbstiki,  lett  5,  14  T.  1,  13;  an  der 
Basis  des  olympischen  Zeus:  Pbblleb-Robebt 
1,  444  A.  3.   445  A.  2. 


830 


Slaasiflohe  Snnatarohftologie.    QI.  Angewandte  Aroli&ologie« 


vor  dem  Gesichte.^)  Auch  hat  Selene  den  Nimbus.*)  Statt  Selene  kommt 
eine  gelbe  Scheibe  mit  weissem  Gesicht  vor,  weil  schon  die  Griechen, 
worüber  Plutarch  in  einer  eigenen  Schrift  handelt,  ein  Mondgesicht  zu 
erblicken  glaubten.^) 

Eos-Hemera  geht  dem  Helios  auf  einem  Vier-  oder  Zweigespann 
oder  einem  Reitpferde^)  voran  und  besitzt  gleichfalls  oft  ein  Flügelpaar, 
die  Strahlenkrone  oder  die  Sonnenscheibe,  die  über  ihr  schwebt.*)  Weil 
mit  der  Zeit  der  Morgenröte  der  Thaufall  zusammentrifft,  giesst  sie  ein- 
mal im  Fluge  Thau  aus  einem  Eruge.®)  Die  Maler  gaben  ihr  ohne  Zweifel 
einen  rosigen  oder  gelblichen  Schein.'')  Eos  begleitet  der  Heosphoros, 
welcher  mit  einer  Fackel  vor  ihr  herreitet  ;^)  mit  diesem  bildet  der  schöne 
Hesperos  ein  Paar,  das  den  Dioskuren  gleicht.^)  Auch  andere  Sterne  er- 
halten menschliche  Gestalt,  z.  B.  die  von  Knaben,  die  vor  Eos  tauchend 
in  das  Meer  stürzen.  Die  Sternbilder  sind  erst  spät  personifiziert  worden.  ^^) 
Der  Eos-Hemera  steht  gegenüber  Nyx,^^)  auf  welche  schon  eine  Statue 
des  Rhoikos  und  eine  Figur  des  Eypseloskastens  gedeutet  wurden.  Die 
Dichter  schreiben  ihr  dunkle  Gestalt,  schwarze  Flügel  und  eine  Fackel  zu ; 
sie  wird  einmal  beschrieben  „mit  kleiner  Fackel  nur  sich  selbst  beleuch- 
tend. **  ^')  Ein  Miniaturenmaler  von  Eonstantinopel  gibt  ihr  die  umgekehrte 
Fackel.")  ^ 

Unter  den  seltenen  Erscheinungen  der  Natur  ist  jederzeit  Iris  am 
liebsten  gesehen  worden;  ^^)  doch  war  ihr  Wesen  schwer  abzubilden.  Mögen 
die  Maler  versucht  haben,  das  Farbenspiel  nachzuahmen,  ihre  Gestalt  be- 
sitzt in  der  Plastik  nichts  anderes  als  die  Flügel,  ^^)  weil  sie  seit  Homer 
für  windschnell  gilt.  In  ihrer  Eigenschaft  als  Götterbotin  führt  sie  Kery- 
keion  und  Flügelschuhe.  Iris  hat  genealogische  Verbindungen  mit  den 
Winden;  die  Windgötter  reiten,  laufen  oder  fliegen  nach  den  Dichtem. 
Ihr  Wesen  zeigen  manchmal  aufgeblasene  Backen  an.'®)  Unter  den  Winden 


^)  EcKHEL,  num.  anecd.  T.  8,  4;  Güigni- 
Am*,  religions  de  l'ant.  T.  74,  321  d;  Stb- 
PHANI  S.  58. 

«)  Stbphani,  Nimbus  S.  57  f.  u.  CR.  1860 
S.  43  ff.;  Heydbxann,  Vasensamml.  Nr.  3221. 

»)  Vasen:  CR.  1860  T.  3,  3;  Gbbhabd, 
Lichtgotth.  IV  8  =  EL  cor.  II  118. 

*)  Samml.  Sabouroff  I  T.  63;  A.  1878 
T.  G;  Altar  von  Pergamon;  Flflgelgespann : 
Stbpbani,  Nimbus  S.  62;  Bnap.  n.  s.  V  T.  10, 
9;  Zweigespann:  Verg.  A.  7,  26;  vgl.  Od.  \ff 
243  f.;  reitend:  Apul.  met.  5,  11,  vgl.  3,  1. 

*)  Stbphaki  a.  0.  S.  62. 

^)  MiLLiNGBN,  anc.  mon.  6  =  Roschers 
Lex.  1,  1257;  vgl.  Silins  1,  576.  Eine  solche 
Figur  trägt  am  Panzer  des  Augustus  die 
personifizierte  Morgenröte  (mit  Fackel)  auf 
dem  Rücken. 

')  Lutea  Verg.  A.  7, 26;  Ov.  met.  7, 703. 
13,  579.  fast.  4,  714. 

^)  Mit  Aphrodite:  Hblbig,  Wandgem. 
964—8.    Geflügelt  im  Dithyrambos  des  Ion. 

»)  Robert,  Sarkophagrel.  II 11;  A.  1869 
T.  F;  Clarac  210,  42. 

^^)  0.  Robsbach,  griech.  Antiken  S.  80  ff.; 


Al.  Rieol,  Mitt.  d.  Inst.  f.  Ost.  Geschichts- 
forschung 10, 1  ff.  Vgl.  Nonn.  Dion.  1, 163  ff. 
Über  die  Wochentage  s.  J.  db  Witte»  les 
divinit^s  des  7  jours  de  la  semaine,  Paris 
1879,  m.  4  T.  Auf  Mflnzen  von  Karthaia 
bedeutet  ein  Hund  mit  Nimbus  den  Sirius: 
AZ.  1848  T.  41,  13. 

>')  Zweifelhaftes  bei  Stephaki,  der  aus- 
ruhende Herakles  S.  29. 

^*)  Philostr.  jun.  im.  5.  Auf  einem  Wagen: 
Tibull.  2,  1,  85. 

*>)  MiLuv,  gall.  myth.  89,  353. 

^*)  Max.Mayeb,  Roschers  Lex.  2,  339  ff.; 
E.  Fbibdebichs,  de  Iride  dea  veterum  arti- 
ficum  monumentis  illustrata,  Diss.  v.  GOt- 
tingen  1892. 

'*)  Parthenonfries;  11.^  185;  Hymn.  Hom. 
5,  315;  ungeflttgelt:  Hymn.  in  Cer.  317;  ma- 
lische Vase  (Wiener  Vorlegebl.  VIII  7); 
Fran9oisvase ;  angeblich  im  Ostgiebel  des 
Parthenon. 

'«)  MB.  12,  32  =  Zahk,  Ornamente  III 
4;  Heydemann,  Hall.  Winckelmannspr.  1876, 
16  ff. 


Kritik  und  Hemeneatik.    (§  395.) 


831 


ist  bei  den  Griechen  seit  alter  Zeit  Boreas  eine  Individualität,  die  von 
der  schlimmsten  Seite  aufgefasst  wird.^)  Der  geflügelte  Oott  hat  in  den 
attischen  Vasenbildem,  wenn  er  Oreithyia  raubt,  als  Thraker  finsteres 
Aussehen,  langes  struppiges  Haar,  das  sich  manchmal  vor  Frost  aufrichtet ; 
"vireil  der  Wind  rasch  umspringt,  ist  ihm  zuweilen  ein  doppeltes  Antlitz 
gegeben.*)  Später  stellt  man  dem  wilden  Boreas  den  jungen  schönen 
Zephyros  gegenüber.")  In  den  Cyklen  von  Windbildem  werden,  wie  bei 
den  Musen,  Attribute  jedes  einzelnen  festgestellt,  z.  B.  die  Amphora  bei 
dem  regenbringenden  Euros  ;^)  so.  sind  am  athenischen  „Turm  der  Winde" 
(S.  750)  acht  Gottheiten  unterschieden.^)  Weibliche  Lüfte  {Aurae)  soll 
Praxiteles  gebildet  haben.  Der  Thau  wird  zuweilen  unter  dem  Namen 
der  Eos  abgebildet.^)  Die  Nymphe  Echo  erkennt  man  in  verschiedenen  Nar- 
cissusdarstellungen.  ^) 

Andere  Naturpersouifikationen  sind  so  ephemere  Erfindungen  von 
Dichtem,  dass  es  am  Platze  ist,  sie  nicht  ohne  Warnung  zu  ei*wähnen. 
Es  handelt  sich  um  förmliche  Personifikation  der  Berge,  Hügel,  Thäler 
u.  dgl.^)  Soviel  kann  man  zugeben,  dass  gelegentlich  die  Dichter  ein 
plastisches  Bild  von  den  sitzenden  Bergen  und  gelagerten  Hügeln  er- 
fanden,^) aber  eine  bestimmte  und  feste  Personifikation  der  Berge  und 
Hügel  schufen  erst  die  Rhetoren  unter  den  christlichen  Kaisern.  Dagegen 
gehören  manche  bakchische  Personifikationen  zum  Thiasos  des  Dionysos, 
so  Akratos,!'^)  Ampelos^*)  und  Methe.**) 

395.  Wir  gelangen  nun  bereits  zu  abstrakteren  Personifikationen, 
die  unmittelbar  nichts  konkretes  an  sich  haben.  Die  älteren  Exemplare 
dieser  Gattung  erscheinen  bei  den  Dichtern  bald  im  Singular  bald  im 
Plural.  Wir  meinen  die  Chariten,  Hören,  Moiren  und  Erinyen,  überdies 
kann  man  auch  Eros  dazu  rechnen. 

Wie  sollten  die  Griechen  die  Chariten  *')  anders  darstellen 
denn  als  anmutige  Mädchen?  Attribute  haben  sie  auch  keine  anderen 
als  was  mit  dem  Mädchenleben  zusammenhängt:  Rosen,  Myrten,  ein 
Feldbouquet,  duftende  Äpfel  und  Salbenbüchschen ,  Astragalos  und 
Musikinstrumente.^*)  An  die  Gewandung  wagte  sich  die  allegorisie- 
rende  Phantasie   erst  nach  Alexanders   Zeit :    Weil    die  Anmut  keinen 


>)  Rafp,  Roschers  Lex.  1,  803  ff. 

')  Der  in  Schlangen  auslaufende  ,  Bo- 
reas* des  Eypseloskastens  dürfte  falsch  ge- 
deutet sein. 

»)  Philostr.  imag.  1,  9.  Von  den  Tieren 
hat  er  sich  die  Schwalbe  erwfthlt  (Nonn. 
Dien.  2,  133). 

*)  Vgl.  StÄt.  silv.  1,  6,  11;  Coro  feriente 
Pontum  Sen.  Thyest.  578. 

')  Silins  gibt  z.  B.  dem  Africus  dunkle 
Flügel  (12,  617). 

<)  Roschers  Lex.  1, 1258;  lEgca  Alcm.  48. 

')  Fb.  Wiesblbr,  die  Nymphe  E.,  GOtt. 
1844;  gegen  Bilder  der  Echo  Auson.  epigr.  11. 

^)  A.  Gerbkr,  Naturpersonifikationen  in 
Poesie  und  Kunst  der  Alten,  Lpg.  1883 
(Jahrbb.  f.  Phil.  Suppl.);  A.  Schultz,  du  lo- 


corum  quales  fuerint  in  arte  Graecorum  et 
Romanorum,  Reg.  1888. 

»)  Stat.  Theb.  1,  330,  vgl.  2,  380.  6,  256; 
Usticae  cubantis  Horat.  c.  1,  17,  11;  colles 
supini  Verg.  Georg.  2,  276. 

'<>)  Paus.  1,  2,  5;  Jhst.  1886  T.  62. 

^')  Dionysos'  Stütze  in  der  S.  821  A.  4 
erwähnten  Gruppe  wird  jetzt  fQr  weiblich 
(,die  personifizierte  Rebe")  erklärt  (Woltebs 
1494). 

'*)  In  der  praxitelischen  Dionysosgruppe. 

'^)  Manso,  über  Hören  und  Grazien, 
Jena  1787;  FubtwInolbb,  Roschers  Lex.  1, 
879  ff. 

^*)  Ältere  Darstellungen  werden  auf  das 
Relief  des  Sokrates  zurückgeführt  (S.  613); 
die  älteste  ist  im  thasischen  Relief  erhalten. 


832 


BlassiBche  Knnstarohäologie.    m.  Angewandte  Archäologie. 


Zwang  und  keine  künstliche  Verhüllung  erträgt,  denken  sich  die  Dichter 
und  Philosophen  die  Chariten  in  ungegürteten  durchsichtigen  Gewändern  0 
oder  vollständig  unbekleidet,')  was  die  Künstler  vorzogen.  Indem  sie 
sich  liebevoll  umschlungen  halten,  s)  stehen  sie  gewöhnlich  so,  dass  die 
mittlere  dem  Beschauer  den  Rücken  zukehrt.^)  Den  Chariten  gleichen 
die  Hören ^)  in  der  alten  Auffassung;  seit  sie  jedoch  die  Jahreszeiten 
bedeuten  und  auf  vier  sich  vermehren,  was  zuerst  unter  dem  zweiten 
Ptolemäer  vorkommt, «)  erhalten  sie  die  Naturgaben,  welche  jeder  Jahres- 
zeit eigen  sind.'')  Die  Römer  personifizieren  dann  auch  die  Jahreszeiten 
selbst.®) 

Bei  den  Griechen  gleichen  die  Moiren  jenen  beiden  Schwester- 
gruppen vollständig.^)  In  einem  Gedichte  alexandrinischer  Manier*®)  er- 
scheinen sie  aber  bereits  greisenhaft,  weil  ja  die  Geschicke  in  grauer  Vor- 
zeit festgestellt  sind,  weiters  benützt  man  das  homerische  Bild  vom 
Spinnen  und  andere  Metaphern  über  das  Schicksal,  um  ihnen  Spindel, 
Lose,  Buch  und  Wage  zu  geben.* >)  Die  Erinyen*^)  gehören  im  Kultus 
zu  jenen  freundlichen  Göttinnen;  nur  mögen  sie,  weil  sie  unter  der  Erde 
wohnen,  Schlangen  in  der  Hand  halten*^)  und  schwarz-  oder  graugekleidet 
sein.*^)  Dagegen  haben  die  Dichter  seit  Äschylus  das  Bild  der  Gewissens- 
qualen grausig  ausgemalt.  Schlangenhaarig  *^)  oder  Schlangen  ins  Haar 
geflochten,  *«)  von  Nattern  umschlungen,  die  sich  gegen  den  Frevler  richten,  *') 
Feuer  hauchend  und  mit  glühenden  Augen,  ^^)  Fackeln  schwingend,  i')  mit 


0  Hör.  c.  1, 30, 5  f ;  Sen.  de  benef.  1,  3. 

')  Galiim.  fr.  266 ;  aq)agi6g  bei  Euphorien 
(Meinbke,  anall.  Alex.  p.  106);  Her.  c.  8,  19, 
17.  4,  7,  6;  anderes  bei  Pbellbb-Robebt  1, 
484  Anm. 

»)  Hör.  c.  3,  19,  16  f.  21,  22;  Claudian. 
29,  88  (imitiert  Sidon.  c.  11, 113).  31, 8  f.  (so- 
gar im  Schlaf). 

*)  Gruppe  von  Siena:  S.  748;  vgl.  Jahn, 
£uropa  S.  34,  5 ;  Eöhleb,  ges.  Schriften 
5,  65  ff. 

^)  P.  Herbmann,  de  Horarum  apnd  ve- 
teres  figuris,  Diss.  v.  Berlin  1887;  Rapp, 
Roschers  Lex.  1,  2723  ff. 

^)  Ealiixenos  bei  Athen.  5,  198  b. 

^)  E.  Petersen,  A.  1861,  204  ff.  1863, 
294  ff. ;  RoBEBT,  ant.  Sarkophagrel.  2,  3  ff. ; 
arch.-ep.  Mitt.  5, 43  f.;  die  Höre  des  Sommers 
hat  einen  etwas  geneigten  Eopf :  Dütscbkb, 
Bildw.  4,  255.  Die  des  Herb^es  hat  einen 
Traubenkranz  (Nonn.  Dion.  12,  21);  vgl.  Ober- 
haupt Nonn.  Dion.  11,  488  ff. 

8)  A.  1852,  218  ff.;  Autumnus:  Hör.  epod. 
2,  17  f.  (liegend,  mit  Äpfelkranz  auf  dem 
Eopf).  c.  4,  7,  11  (pomifer);  vgl.  Mabx,  Rom. 
Mitt.  7,  26;  Winter,  mit  Enten  (CR.  1863, 
97 ;  Lateran  Nr.  4)  oder  Hasen  (Petbbsen, 
A.  1861,  208.  215  ff.;  Dütscbkb,  Bildw. 
4,  54). 

*)  Fran9oisvafio;  Vasenscherbe;  Pbellbb- 


Robebt  1,  533  A.  2;  insofern  ist  gegen  die 
Deutung  der  „Thauschwestem*  am  Parthenon 
als  Moiren  nichts  einzuwenden. 

>o)  Catnll.  64,  305.  Allerdings  schon 
naXaiyeyßts  Aesch.  Eum.  172;  fÄaxgaltayeg 
Soph.  Ant.  987.  —  Moiren  mit  ehernen  Eeulen : 
Apollod.  1,6,2?. 

1 0  Welckbb,  Ztsch.  f.  alte  Eunst  S.  197  ff.; 
SoHNEiDEB,  Geburt  der  Athena  S.  34  ff. 
ZTvyeg«  KXfü&ia  Plut.  mul.  virt.  p.  260  b. 

' «)  DiLTHEY,  AZ.  31, 78  ff.;  Rapp,  Roschers 
Lex.  1,  1332  ff. 

^')  Yotivreliefs  von  Argos:  Athen.  Mitt 
IV  T.  9.  10. 

^*)  Schwarz:  Aesch.  Eum.  372;  Lykophron 
1172  m.  Tzetzes;  Antip.  Sid.  Anthol.  7,  745, 
10;  grau:  Diog.  L.  6,  102. 

'")  Aesch.  Cho.  1048;  TibuU.  1,369;  Verg. 
Aen.  7, 329  ;  Nonn.  Dion.  10, 40;  Achill.  Tat. 
1,  3.  In  der  Mitte  stehen  zwei  Schlangen 
gegeneinander  auf :  Ovid.  met.  4,  495;  Lucan. 
9,  634;  vgl.  Verg.  A.  7,  450.  Vgl.  Helbio, 
Medusa  Ludovisi  S.  347  ff. 

»•)  Hör.  c.  2, 13,  35  f.  epod.  5, 15;  Lucan. 
6,  656;   vgl.  Medusa  Rondanini. 

")  Aesch.  Cho.  1049;  Eur.  IT.  287. 

'»)  Hauch:  Eur.  IT.  288,  vgl.  Aesch. Eum. 
132  ff.;  Blick:  Verg.  Aen.  7,  448. 

»»)  Verg.  Aen.  7,  456  f. 


Kritik  und  Hermeneutik.    (§  395.) 


833 


dunklen  Flügeln,  von  denen  Schlangen  zischen,  *)  und  eilig  laufend  *)  — 
so  stellen  sich  uns  die  Erinyen  dar.  Die  Zeichner  fassen  sie  als  Jägerinen, 
weshalb  sie  kurzes  Gewand,  Stiefel,  Jagdspeere  und  Bogen  haben;  auf  die 
Gewissensqualen  beziehen  sich  Fackel,  Geissei  und  Schlangen  in  den 
Haaren,  um  Arme  und  Gürtel  oder  in  den  Händen  der  Göttinen.  Ihr 
Blick  flösst  Schrecken  ein.  Ausnahmsweise  bedeutet  ein  Spiegel  die 
quälende  Erinnerung.^) 

Das  freundliche  Gegenstück  zu  den  Erinyen  ist  Eros,^)  welchen  die 
Älteren  nur  als  einen  schönen  goldblonden  Knaben  oder  Epheben  in  Pur- 
purgewand, ^)  der  ähnlich  wie  die  Chariten  Blumen,^)  Früchte  oder  eine 
Leier  in  den  Händen  hält,  darstellen ;  von  sterblichen  Altersgenossen 
unterscheiden  ihn  die  Flügel,  welche  übrigens  zuweilen  fehlen, «)  worüber 
später  manches  spintisiert  wird.^)  In  der  Mehrheit  erscheinen  die  Eroten 
schon  während  der  dem  Xerxeskriege  vorausgehenden  Generation,  wobei 
manchmal  der  Name  wechselt  (Pothos,  Himeros).  Die  Attribute  des  Eros 
sind  symbolisch:  Bogen  und  Pfeil,  ^^)  mit  dem  er  unversehens  trifft,  und 
die  Fackel  der  Leidenschaft.  Die  Kaiserzeit  gibt  ihm  häufig  beides  zu- 
sammen. ^^)  Blitz,  Hammer  und  Stachel  sind  nur  vereinzelt  geblieben.  ^^) 
Veränderlich  wie  Eros  ist,  darf  er  auf  einer  Kugel  stehen.^')  Als  man 
das  Kinderleben  zu  studieren  begann,  boten  diese  olympischen  Kinder 
reichen  Stoff  für  Dichter  imd  Künstler;  die  Flügel  sind  ja  eigentlich  nur 
aus  einer  Art  Scheu  vor  dem  Realismus  hinzufügt.  Man  sieht  die  Eroten 
in  allen  möglichen  Beschäftigungen  der  Menschen;  ^^)  manche  Scene  ent- 
behrt der  Pointe  nicht,  wie  wenn  Eroten  mit  dem  Blitze  des  Zeus,  dem 
Bogen  und  der  Keule  des  Herakles  oder  den  Waffen  des  Ares  spielen,  i^) 
Der  Ausdruck  wechselt,  je  nachdem  das  Alter  des  Eros  gedacht  ist.  Im 
allgemeinen  dürfte  der  kindliche  Eros  freundlich  lächeln,  >^)  der  heran- 
reifende ernster  blicken*')  oder  in  Träumereien  versunken  sein,  wie  der 
schöne    „Eros*    von  Centocelle.*^)     Später    erhalten    weitere    Gemütsbe- 


»)  Eur.  IT.  289.  Or.  275.  El.  1255; 
Verg.  A.  7,  408.  476.  561 ;  dagegen  Aesoh. 
Eum.  *i241  anrigoig  nioTijfiaai, 

»)  Eur.  Or.  317. 

*)  Peitsche  des  strafenden  Gottes:  Aesch. 
Sept.  591;  Schlangengeissel:  Nonn.  Dion.  10, 
38;  Fackel  und  Harpe:  Achill.  Tat.  1,  3 
p.  7, 27  ff.;  -Doppelbeil :  Sarkophag  bei  Pbelleb, 
Her.  d.  sächs.  Ges.  1850  T.  8. 

^)  Spiegel  auf  Vasenbild :  Raoul-Ro- 
CHBTTB,  mon.  inöd.  T.  36  =  Roschers  Lex. 
1,  1331. 

B)  FubtwIkoleb,  Eros  in  der  Vasen- 
malerei, München  1875  u.  Roschers  Lex.  1, 
1349  ff. 

^)  Sappho64;  bunte  Haarbinden:  Anacr.65. 

'')  Mit  Rosen  bekränzt:  Aristoph.  Acham. 

991. 

'  8)  Ealkmauk,  AZ.  41,  135  A.  102. 
*)  Kalxm AKK  a.  0.;  vgl.  Theophyl.  epist. 
36.  54;  cupido  involat  Tac.  A.  1,  49. 

i<^)  Angedeutet  bei  Aeschylus  (Prom.  649), 
sicher   bei   Eurip.  Hipp.  530  ff.    Med.  530. 

Hftodbuch  der  klaas.  AltertnmswlBfleiuchaft.  VI. 


lA.  546. 

>»)  TibuU.  2,  1,  82;  Sen.  Phaedra  281; 
Apul.  met.  4,  30;  Nonn.  Dion.  1,  399  ff.  4, 
240;  Portlandvase :  Gemälde  bei  Philostr. 
jun.  7  u.  Achül.  Tat.  1,  1,  13;  Relief:  Bbaun, 
antike  Mann.,  Dekade  II  5a;  s.  Bbunn, 
philostr.  Gemälde  S.  279. 

*^j  Blitz:  Schildzeichen  des  Alkibiades, 
Plut.  Alcib.  16;  Plin.  nat.  bist.  36,  28;  Ham- 
mer: Anacr.  48;  Stachel:  Nonn.  Dion.  1, 329. 

**)  Bronzen,  z.  B.  Woltbbs  1742. 

^*)  S.  708;  Haupt,  Sitzungsber.  d.  sächs. 
Ges.  d.  Wiss.  1849,  40  ff.;  Stbphaki,  d.  aus- 
ruhende Herakles  S.  350  ff.;  Fubtwavolbb 
a.  0. 1  Sp.  1366  f. 

^^)  Eros  zur  Strafe  an  einen  Baum  ge- 
bunden: 0.  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1851, 
163  f. 

*•)  Renidens  Sen.  Phaedr.  282. 

*')  Eros  Famese  im  Louvre:  Phot.  Bruck- 
mann  378,  Giraudon. 

»8)  WoLTEBS  1578;  Hblbig  I  183  (auf 
Thanatos    gedeutet) ;    Phot.    Bruckm.  379 ; 

53 


wegungen  plastische  Gestalt,  nachdem  deren  einige  der  BDhnenpbilosoph 
in  das  Theater  gebracht  hatte. ')  Vorher  herrschten  im  wesentlichen 
Schreckgeetalten.  Deimos  und  P  h  o  b  o  s  sind  materiellere  Apotropaia, 
welche  Homer  schon  am  Schild  Agamemnons  erwähnt  (^  36  ff.) ;  später 
tauchen  sie  da  und  dort  auf.')  Ihr  weibliches  Qegenstück  ist  die  Eris,') 
eine  geflQgelte  Schreckgestalt. 

Es  ist  kaum  mSglich,  alle  Personifikationen  einzeln  aufzuzählen, 
wir  begnügen  uns  die  wichtigeren  Gruppen  hervorzuheben.  Uit  Eros  ist 
Hymenaios*)  verwandt,  ein  schöner  Jüngling,  der  eben  die  Mannbarkeit 
erreicht  hat;  seine  Kennzeichen  beziehen  sich  auf  den  Hochzeitszug 
(Fackel^)  und  Kranz)  und  die  anbrechende  Schlafenszeit.  Der  Altersstufe 
nach  gehört  er  mit  Hebe  zusammen,  welche  man  auch  nur  an  ihrem 
Alter  erkennt, ')  da  sie,  in  den  olympischen  Qötterkreis  als  Tochter  Heras 
eingefügt,  nur  ausnahmsweise  Flügel  hat ; ')  die  Deutung  ist  daher  ott 
unsicher.  Zur  Liebe  gehört  Peitho,^)  doch  ist  diese  Frau  nur  in  der  Zu- 
sammenstellung mit  Aphrodite  erkennbar.  Statt  der  Moiren  tritt  seit  Ale- 
xander, als  die  Welt  an  der  göttlichen  Vorsehung  zweifelte,  die  Tyche*) 
auf.  Aus  ihrem  Begriff  geht  einerseits  der  Vergleich  mit  dem  Lenken 
eines  Schiffes  (Steuerruder,  Schiffsschnabel)  hervor,  auch  wohl  die  reiche 
Spende  von  Glück  (Füllhorn  u.  dgl.)  und  die  Begünstigung  des  Handels 
(Caduceus);  sie  läuft  oder  fliegt,  weil  sie  onversehens  kommt,'**)  andererseits 
dreht  sich  das  Glück  wie  eine  Kugel")  oder  ein  Rad.")  Der  Weltgang 
ist  von  mannigfacher  Art:  Den  Kühnen  unterstützt  Nike,  ■*)  welche  meist 
Flügel  bat,  damit  man  das  überirdische  Wesen  ei^enne,  vielleicht  aber 
auch  weil  die  Siegesnachricht  sich  rasch  verbreitet.^*)  Als  Botin  trägt  die 
Göttin  Roisestiefel*^)  und  loses  dorisches  Gewand,  aus  welchem  bei  der 
Bewegung  das  eine  Bein  hervortritt.'*)  Weil  der  Sieg  unbeständig  ist, 
mag  Nike  wie  Tyche  auf  einer  Kugel  stehen.")  Man  fasst  Nike  am  liebsten 


Eopf  im  Profil  phot.;  Etob  mit  Bogen  in 
Neapel :  Phot,  Soniiner. 

')  G.  KöBTK,  fiber  Personifikationen  psj- 
chologiacfaer  AfFelcte  in  d.  apäteren  Vaaen- 
malerei.  Berlin  1874. 

>)  Krpaeloakiistea  Fans.  5,  19,  4;  Gbr- 
HARD.  AV.  T.  122  f.;  B,  1877,  114  (vgl.  AZ. 
1884.  239);  tSuaie  Nspoläon  T.  69,  2  (vgl. 
MlLCHHepgR,  Anfangs  S.  77);  beide  am  per- 
gameniechen  AIIat.  Fnllor  mit  geetrBnbtfm 
Haar  oder  entsetzter  Miene,  auf  rOmischen 
MOnzen:  Cohkh,  m6d.  cons,  XIX.   Uoat.  2.  3. 

')  KypaeloHkaaten ;  Vasen :  üebbard, 
PWEelgeatalten  T.  2,5.  6;  vgl.  Paus.  5,  19,  1; 
Philostr.jun.  10;  a.  Wimblbb.  OGÄ.  1885, 
87  ff.  7*ö«oF  rf'enf  Alcm.  151. 

*)  Schmidt,  de  Hymenaeo  et  TaloBio, 
Diss.  V.  Kiel  1886;  Stvsv.  Roschers  Lex.  I, 
280S  f.;  Philostratoe,  im.  1,  1. 

')  Dioskorides  Anthol.  T,  407,  5. 

■)  Kekuli!,  Hebe,  Lpg.  1867;  Prelleb- 
RosEBT  1,  498  f. 

')  Scbale  des  Sosiae:  Ant.  Denkm.  I  9. 

")  Znerst  bei  Sappbo  1. 18.  135. 

')  Schulz,    A.  1839,   101  ff.;   Roechers 


Lex.  1,1503  ff.;  vgl.Dio  Chrys.  or.  64;  ÄnthoL 
adesp.  428,  7;  Hymnas  auf  Tyehe. 

'")  Galen,  ngoiptm.i;  fliegend:  Aeechjl. 
bei  Stob.  ed.  pbja.;  Hör.  c.  3,  29,  53  f.;  Laci&n. 
Tim.  30. 

")  Auf  einer  solcben  stehend:  Galen,  s. 

0.  2;  Orid.  ei  Pont«  2.  3,  56. 

' ')  Grab  der  Clandia  8«mne  an  der  Ti* 
Appia. 

")  Fb.  Wiisblbb,  Qber  SlegesgStter  und 
-GSttinnen  und  deren  Darstellung  bei  den 
Alten,  1871 ;  G.  EiBSKairzKr,  N.  in  der 
Vasenmalerei,  L  Dorpat  1876;  P.  £happ,  N. 
in  d.  Vasenmalerei,  Tübingen  1876;  Hfioien: 
IvHoor,  Wiener  onm.  Ztach.  1871,  1  ff. 

")  Appian.  Mithr.  66  ^  rc  ritt]  .... 
ra/ü  Äiitii].  Aai  den  raschen  Siegealanf 
bezieht  Paeatoa  (Paneg.  XII  39  a.  A.)  die 
Flöge!. 

I")  M.  2, 31  B;  A.  8,  109  ff.;  Bnap.  1  T.  3; 
Möm.  de  la  soo.  imp.  d'aroL  de  8t  P4L  VI 

1,  1  ff.  T.  2. 

")  Nike  des  Paionios  S.  641. 
")  Oft  anf  Ullnzen  i.  B.  von  Thessalo- 
nike;  Bad  bei  Nike:  Turin  Nr.  36  DOncBxi. 


Kritik  und  Harmenenük.    (§  895.) 


835 


als  personifizierte  Siegesfeier.  Sie  reicht  einen  Eranz,  bereitet  das  Opfer, ») 
schmückt  das  Tropaion*)  oder  lenkt  den  Wagen  des  Siegers.»)  Als  Ver- 
kündigerin  des  Sieges  war  sie  auf  Samothrake  dargestellt  (S.  678) ;  später 
tritt  sie  diese  Rolle  samt  der  Posaune  an  Pheme  (Fama)  ab.  Im  Ge- 
folge Nikes  kommt  Eirene,^)  welche  Wohlstand  spendet  und  die  Knaben 
nährt.  ^)  Sie  hat  daher  ein  Füllhorn  oder  pflegt  den  knabenhaften  Plutos.^) 
Plutos  ist  ja  ebenfalls  ein  persönlicher  Gott,  der  in  der  Poesie  blind  ge- 
dacht ist.')  Den  Kairos*)  soll  Lysippos  mit  nüchterner  Symbolik  aus- 
gestattet haben  (S.  650).  Die  Kehrseite  des  menschlichen  Lebens  gibt 
einen  reichen  Vorrat  von  Ideen  ab.  Die  Etrusker  leihen  den  Dämonen 
gewöhnlich  die  Lanze  der  Erinyen  und  Dikes  Hammer  und  Schwert.^) 
Thanatos^^)  erscheint  in  doppelter  Gestalt,  als  Einzelperson  schrecklich, 
in  blutrotem  Mantel  mit  scharfem  Schwerte,  wie  ihn  die  „Alkestis^  schil- 
dert (V.  74),  dagegen  freundlicher  als  Zwillingsbruder  des  Schlafes,  eine 
Auffassung,  welche  schon  am  Kypseloskasten  vorkonmit,  wo  der  schwarze 
und  der  weisse  Bruder  in  den  Armen  der  Nyx  ruhen.  Beide  haben  von 
der  Nacht  dunkle  Flügel* 0  (Hypnos  in  der  schönen  Bronze  von  Perugia, **) 
die  Flügel  eines  Nachtvogels  am  Kopfe);  Hypnos*')  aber  besitzt  als  Ab- 
zeichen einen  Stab  oder  ein  Hom,  womit  er  Schlaf  verleiht,  und  den 
Mohn,  dessen  Kömer  einschläfern,  ^*)  während  Thanatos  auf  die  umgedrehte 
erloschene  Fackel  sich  stützt.  In  der  vorpersischen  Poesie  und  Kunst 
tritt  die  Schreckensgestalt  der  Ker  mit  tierischen  Eckzähnen  auf.*^)  End- 
lich nimmt  unter  den  düsteren  Gottheiten  Nemesis  einen  hohen  Rang 
ein;  in  Rhamnus  freilich  war  die  Tempelstatue  des  Agorakritos  wie  eine 
olympische  Göttin  gestaltet.!^)  Weil  die  Götter  demjenigen  zürnen,  wel- 
cher sich  überhebt,  muss  man  zur  Abwendung  der  Nemesis  in  den  Busen 
spucken  und  so  macht  die  Göttin  selbst  diese  Gebärde.  ^^)  Später  erhält 
sie  gewähltere  Symbole,  z.  B.  den  Greif.^^)  Ananke  (Necessitas)  wird  in 
der  Kaiserzeit  ebenfalls  plastisch  ausgestaltet.^^) 


')  8.  639;  Lajabd,  rech,  sor  le  culte  de 
Venus  T.  8- 14;  Brit.  Mus.  X  T.  25  6;  Boutl- 
LOH  11147;  Clarao  T.  349;  Wutckelmank, 
mon.  ined.  p.  CHI. 

')  Nike  von  Brescia  schreibt  auf  einem 
Schild  (Phot.  Brnckm.  299). 

•)  Nonn.  Dion.  2,  701.  —  Venustypus 
des  Kopfes:  0.  Jahk»  Ber.  d.  sfiohs.  Ges.  1861, 
122;  HsTDBMANV,  Mitteil.  S.  28  b. 

*)  y.  Sybel,  Roschers  Lex.  1,  1221  f., 
2, 317  ff.;  MiLANi,  Rom.  Mitt.  5, 92  ff.;  S.  643. 

<^)  Eur.  Bacch.  419  f. 

*)  Gruppe  des  Kephisodotos  S.  643; 
Fragm.  ad.  lyr.  89  B.  tS  yXvxeV  sigaya,  nXov- 
rodoreiQu  ßgotots. 

')  Geflügelt  Eur.  Meleag.fr.  13;  Philostr. 
im.  2,  27,  4;  vgl.  Eur.  El.  948  f. 

»)  Roschers  Lex.  2,  898  f. 

*)  IvoHiBAia,  mon.  etr.  I  T.  25;  ZofiOA, 
bassir.  1,  39;  Raoul-Roohbttb,  mon.  ined. 
T.  35;  Doppelbeil?:  Gebhabd,  Spiegel  1 
21,  1. 


*®)  Lbssivo,  wie  die  Alten  den  Tod  ge- 
bildet; J.  Lbssino,  de  mortis  apud  veteres 
figura,Bonn  1866 ;  O.Adaioek,  d.  Darst.  d.  Todes 
in  d.  griech.  Kunst,  Graz  1885;  K.  Robbbt, 
Thanatos,  39.  Berl.  Winckelmannspr.  u.  arch. 
Märchen  S.  175  ff.;  Ebsilia  Cabtaki-Lova- 
TBLLT,  Thanatos,  röm.  Essays,  Lpg.1891;  Bbunn, 
SitKungsber.  der  bayer.  Akad.  1880,  185  ff. 

")  TibuD.  2,  1,  89. 

")  S.  700;  Phot.  Bruckm.  235. 

*•)  WiifKBFELD,  Hypnos,  Berlin  u.  Stuttg. 
1886;  Savbb,  Roschers  Lex.  1,  2848  ff.;  bei 
Endymion:  Robbbt,  Bild  und  Lied  S.  50. 

»*)  Seren.  Sammon.  24;  Stat.  silv.  5, 4, 18; 
Sü.  10,  357  ff. 

»»)  11.  ;P535  ff.;  Hes.  A.  144  ff.  195. 249  ff.; 
Kypseloskasten ;  Gbbhabd,  Yasenbilder  3, 24. 
50  (geflügelt). 

»«)  Paus.  1,  33,  2  (mit  Apfelzweig). 

»»)  SiTTL,  Gebärden  S.  801. 

**)  Auf  Mflnzen  der  Antonine. 

»•)  Mit  Urne:  Hör.  c.  3,  1,  16. 

53* 


836 


EhuBBiBche  Ennstarchäologie.    IIL  Angewandte  Aroli&ologie. 


Von    der   Nemesis   gewinnen    wir  durch    Dike    (Dikaiosyne)  *)    den 
Übergang  zu    den  politischen  Personifikationen.     Dike    ist  den  Griechen 
die  strafende   Gerechtigkeit,   weshalb   sie  Keule,   Hammer  oder  Schwert 
führt.  ^)      Das  Schwert   hängt  an    der  Statue    von    Epidauros   ruhig    zur 
Seite,  wogegen  Dike  mit   den   anderen  Strafwerkzeugen  in  der  vorpersi- 
schen Zeit  die  personifizierte  hässliche  Adikia  bedroht.    Die  Demokraten 
ziehen  Demos  und  Demokratia  vor, 8)  welchen  in  Rom  der  Genius  pub- 
licus  entsprach.^)    Die  Personifikation   einzelner  Städte  und   Länder^) 
erfuhr  dadurch  besondere  Begünstigung,   dass  die  meisten  eine  Heroine 
oder  auch  einen  Heros  verehrten,  von  welchem    ihr  Name  angeblich  her- 
zuleiten war.    Die  offizielle  Kunst  benützte  diese  Vorstellung  etwa  seit 
dem  fünften  Jahrhundert  in  ürkundenreliefs  (S.  636),  auf  Münzen^)   und 
auch  zu   Statuen.^)     In   der  Prozession  des  Ptolemaios  Philadelphos   er- 
scheinen Stadtgöttinen  mit  Diadem  und  Kranz.  ^)     Kurz  vorher  war  von 
Eutychides  der  Typus  der  Stadttyche  mit  Mauerkrone  und  Ährenstrauss 
geschaffen  worden  (S.  670).    Später  hat  man  oft  Repräsentanten  der  be- 
siegten Völker  (S.  734  f.)  und  Figuren  besiegter  Städte  ®)  den  Römern  vor- 
geführt.   Interessante  Länder  wie  Afrika  und  Arabia  erhielten  ihr  stereo- 
types  Bild,  z.B.  jene  Ähren  und  Elephantenkopf, '**)   diese  ein  Kamel. ^^) 
Roma  selbst  trat,  wie  es  sich  gebührt,  aus  der  Menge  hervor;  denn   die 
Griechen,  welche  sie  nach  den  Siegen  der  Römer  zu  verehren  begannen, 
glichen  sie  der  Athena  an,  von  welcher  sie,  was  Einzelfiguren  anlangt, 
kaum  zu  unterscheiden  ist,  wenn  äussere  Zuthaten,  z.  B.  die  Wölfin  am 
Helm*«)   oder  die  Weltkugel,**)  fehlen.     Ausserdem  kollidiert  mit   Roma 
die  Virtus  (Romana).  Politische  Personifikationen  bedürfen,  wie  die  ganze 
Gattung  überhaupt,  fast  unumgänglich  erläuternder  Inschriften,  z.  B.  Eke- 
cheiria.*^)     Die  römischen  Kaisermünzen  sind  reich  an  solchen  Frauenge- 
stalten.*»)   Auch  die  litterarischen  Personifikationen,  wie  Tragodia,  i^)  Ko- 


^)   PRELLBR-ROBEBT    1,  150   A.  2. 

^)  Keule:  am  Ey pseloskasten  Paus.  5, 
18,  1;  Eur.  Hipp.  1171;  Hammer:  Ampbora 
von  Caere,  Nuove  mem.  383  ff.  T.  4  =  Bau- 
meisters Denkmäler  1300;  Scbwert:  Eurip. 
Bacch.  992;  Statue  von  Epidauros:  Milch- 
BÖFEB,  Jahrb.  7,  208  ff.  m.  Abb.;  Phot.  Bruck- 
mann  14  (von  anderen  für  Aphrodite  er- 
klärt); ßovTvnei  Const.  Manass.  am.  2,  11. 

^)  Malerei:  Paus.  1,3,8;  S.633;  Statue  des 
Demos  von  Lysen:    Paus.   1,  8,  5;    Fried 
LANDER- Sallet,  M  ünzksb.  zu  Berlin  2  Nr.  685  ff. 

*)  Es  gab  Darstellungen  nach  Ammian 
20,  5,  10. 

^)  Auf  Münzen:    Eckhel,    doch*,   num 
347—527,    Nachträge    Rnum.   1865,     165; 
O.  Schultz,  d.  Ortsgottheiten  in  d.  griech.  u. 
röm.  Kunst,  Berlin  1889. 

«)  Z.  B.  Taras;  Histiaia  Rnum.  1865, 
164  T.  7,  10;  Lemnos:  Imhoof,  griechische 
Münzen  S.  6  T.  1,  8;  Isthmos:  Num.  comm. 
p.  14. 

')  In  Athen  Paus.  1,  18,  6;  Ortygia  mit 
Leto's  Kindern,  von  Skopas:   Strab.  14,  640. 

^)  Athen.  5,  201  de. 


»)  Ov.  ex  Pento  8,  4,  105;  Quintil.  6,  3, 
61  —  Nola  sedens:  Silius  12,  168;  Hrpata 
heisst  in  einem  Epigramm  iyaQfjtpoQog  Beb. 
1,  120. 

»0)  Als  Hut:  Ba.  1891,  1,  880 ff. 

^1)  GoHBN,  m^d.  imp.  II  p.  50  Nr.  309 
—12.  815-6;  MiLLiH,  gall.  myth.  49,  873. 

*')  Wandgemälde  im  Pal.  Barberini: 
Körte,  AZ.  1885,  80  T.  4;  am  Triumph- 
bogen des  Septimius  Sevems:  AZ.  1870,  85; 
Wölfin,  an  der  Büste  des  Louvre  Nr.  468: 
Clarac  1100,  2820  F;  Phot  Bruckm.  317. 

*»)  In  der  Hand,  Statue  der  Villa  Me- 
dicis:  Phot.  des  röm.  Inst.  Über  Roma  Pa- 
RisoTTi,  Arch.  d.  r.  soc.  di  storia  patria  11, 
59  ff. 

*^)  Den  Iphitos  bekränzend  Paus.  5, 
10,  10. 

»*)  Tölken,  über  die  Darst  der  Vor- 
sehung u.  der  Ewigkeit  nach  röm.  Kaiser- 
münzen, Berlin  1844;  Grasfivs,  de  Con- 
cordiae  et  Fidei  imaginibus,  Petersb.  1858; 
s.  Gohen's  Register. 

'^)  Fronte  comae  torva  Ovid.  am.  3, 
1,  12. 


— ^ 


und  Hermeneutik.    (§396.)  837 

modia,  Poiesis  und  Mythos  in   der  Apotheose  Homers  (S.  727)   brauchen 
Erläuterung.  >) 

Die  Personifikationen  nehmen  nach  dem  Sturze  des  Heidentums  er« 
heblich  zu,  weil  der  Anthropomorphismus  in  die  Gedankenwelt  flüchtete. 
Poesie,  Rhetorik  und  Malerei  wimmeln  nun  von  Personifikationen  aller 
Art,  z.  B.  der  Berge, ')  der  Monate  und  Jahreszeiten,  ^)  der  Nacht,  des 
Hades ^)  u.  s.w.  Ihre  Bewegungen  haben  einen  tieferen  Sinn,  so  dreht 
in  Miniaturen  der  Jordan  den  Israeliten  den  Rücken  zu  und  das  rote  Meer 
sieht  sich  nach  Moses  um,  welcher  es  mit  dem  Stab  zurückwinkt.  Diese 
Bilder  hat  die  christliche  Zeit  mit  selbständiger  Symbolik,  wenn  auch 
analog  der  alten,  geschaffen  und  nichts  berechtigt,  darin  an  sich  eine  an- 
tikisierende Mode  zu  finden. 

396.  Unter  den  übermenschlichen  Wesen  sondern  sich  für  die  An- 
schauung diejenigen  aus,  welche  durch  die  Mischbildung  ihres  Körpers 
(von  Flügeln  sehen  wir  hier  ab)  auffallen.^)  Man  kann  diese  Wesen  nicht 
richtig  beurteilen,  wenn  man  Griechenland  allein  ins  Auge  fasst,  weil  sie 
dort  nicht  entstanden  sind,  sondern,  aus  dem  Oriente  durch  Bilderschmuck, 
Märchen  und  Kultus  eingeführt,  ihren  ursprünglichen  Sinn  vielfaltig  ver- 
ändert haben.  Der  Übersichtlichkeit  halber  ordnen  wir  diese  Fabelwesen 
nur  nach  ihrem  Äusseren.  Auf  die  eigentlichen  Götter  mit  vielfachen 
Gliedern  ward  bereits  S.  812  hingewiesen;  unter  diesen  fand  nur  der  Kult 
der  vielbrüstigen  ephesischen  Artemis  (S.  812)  weitere  Verbreitung,  Mac- 
robius  ^)  erklärt  aber  diese  Figur  für  Isis.  Nur  durch  Mangel  an  Propor- 
tion fällt  Priapos,^)  der  Gott  von  Lampsakos,  auf;  in  den  anständigen 
Bildwerken  der  Kaiserzeit  trägt  er  einen  langen  Ärmeltalar,  den  er  vorn 
aufnimmt,  um  Früchte  und  Trauben  zu  tragen.  In  den  Gäi*ten  ist  er  aus 
einem  Pfahl  roh  geschnitzt  und  droht  nicht  bloss  mit  Sichel  oder  Keule, 
sondern  auch  mit  dem  vorgereckten  Unterleib.  Hermaphroditos®)  ge- 
hört als  Sohn  des  Hermes  und  der  Aphrodite  eigentlich  in  die  Mythologie, 
wird  aber  in  der  Kunst  mit  den  Satjrm  zusammengestellt.  Über  die  ein- 
fachen Riesen  ist  nichts  zu  bemerken  ausser  dass  die  Giganten  minde- 
stens bis  zum  vierten  Jahrhundert,  wenn  nicht  bis  zum  pergamenischen 
Altar  (S.  679)  als  menschliche  Krieger  in  Rüstung  oder  mit  Tierfellen 
dargestellt  wurden.^)    Geryones  dagegen  wird  meistens  mit  drei  Leibern 


*)  Pale  beschrieben  Philostr.  im.  2,  22; 
Paidia  auf  Vasen  (z.  6.  Stackelbbbg,  Gräber 
T.  29  =  El.  c^r.  IV  62;  Bnap.  n.  s.  1,  143); 
Pannychis:  Vase  AZ.  1850,  239.  Ohne  Bei- 
Bchrift  kommt  die  Poiesis  (nicht  Techne, 
vgl.  DiLTHRT,  B.  1869,  156)  in  einem  Wand- 
gemälde (Hblbig  Nr.  1316-18  b)  vor. 

')  Greg.  Naz.  epigr.  249  (auch  nQiSyBs) ; 
Himer.  or.  20,  5;  Nonn.  Dion.  5,  355.  428; 
Isid.  Thessal.  serm.  IV  c.  7  (Migne  139, 128  b); 
Golgatha:  Georg.  Pisid.  c.  ined.  2,  1  Stemb.; 
xoXfoyai  Nonn.  Dion.  5,  354.  438  =  nitqai, 
das.  5,  459. 

*)  Erumbacheb,  byz.  Litt.  S.  363. 

^)  Zaerst  Evang.  Nicodem.  20;  Tartaros 
Greg.  Naz.  epigr.  246—8.    Die  Stande  reitet: 


Nonn.  par.  4,  8  (33);  Aither  Georg.  Pisid. 
Heracl.  1,  13.  —  Fides  mit  Diadem:  Pnid. 
perist.  10,  352  ff. 

^)  Übersicht  bei  Lbbsgh  in  Schoms 
Kunstblatt  1846  Nr.  26.  27. 

•)  Sat.  1,  20,  18. 

7)  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1855,  234  ff. 
u.  Rhein.  Jahrbb.  27,  45  ff. ;  Stephani,  CR. 
1860,  32.  1861,  31  ff.  zu  T.  2,  4;  Pbbller- 
Robbbt  1,  737  A.  3.  Rote  Farbe:  Hör.  s.  1, 
8,  5 ;  Ovid.  fast.  6,  333. 

»)  S.  716;  Tgl.  Lucian.  dial.  d.  15,  1. 

^)  Köpf,  de  Gigantomachia,  Dissert  v. 
Bonn  1883;  V.  Staib,  de  variis  Gigantnm 
formis  in  fabulis  et  arte  Graecomm,  Diss. 
V.  Halle  1884;    Euhkebt,  Roschers  Lex.  1, 


838 


Klassisohe  EuiiBtarcliäologie.    III.  Aagewftiidte  Archäologie. 


und  oft  auch  geflügelt  gedacht.  0  Typhon  (Typhoeus)  gleicht  ihm  in  der 
alten  Kunst  stark ;  z.  B.  war  er  im  Giebel  eines  Akropolistempels  dreileibig 
dargestellt.^)  Hundertköpfig  und  feuerspeiend  konnte  man  ihn  nicht  ab- 
bilden;^) weil  aber  die  verderblichen  Fallwinde  im  Küstenmeer  zischende 
Laute  wie  Schlangen  hervorbringen,  umwanden  ihn  Schlangen.^)  Der  scharf- 
sichtige Argos  hat  zuerst  ein  doppeltes  Gesicht,^)  bis  es  mehrere  wagen, 
an  verschiedenen  Stellen  seines  Körpers  Augen  anzubringen.^)  Bei  Poly- 
phemos^)  dagegen  machte  die  Einäugigkeit  Bedenken,  wogegen  man  sich 
resolut  half,  indem  zu  den  zweien  gewöhnlich  ein  drittes  mitten  auf  der 
Stime  befindliches  gefügt  wird.»)  Der  Fährmann  Charon**)  ist  an  den 
attischen  Lekythen^^)  ganz  menschlich,  aber  widerwärtig  dargestellt.  Später 
wird  er  zu  einem  Dämon;  mit  den  Schilderungen  der  römischen  Dichter 
korrespondieren  besonders  etruskische  Darstellungen  aus  der  Diadochen- 
zeit,  wo  Charon  Flügel,  Schlangen  und  den  Hanmier  Dikes  erhält.  ^^) 

Bei  einer  zweiten  Gruppe  besteht  die  tierische  Zuthat  nur  in  mehr 
nebensächlichen  Dingen,  während  der  Körper  im  ganzen  menschlich  bleibt. 
Am  verbreitetsten  sind  die  Homer,  welche  offenbar  auf  das  babylonische 
Abzeichen  der  Götter  zurückgehen  (S.  446).  In  sehr  gemilderter  Form 
trägt  sie  Dionysos  (Stier dionysos)  in  manchen  Kulten  (S.  813) ;  ebenso 
kommt  bei  Flussgöttem  diese  Eigentümlichkeit  vor  (S.  828).  Im  übrigen 
aber  behalten  nur  diejenigen  fremden  Götter  und  Dämonenbilder  etwas 
tierisches  an  sich,  welche  in  Griechenland  zu  Spuk-  und  Schreckgestalten 
herabgesunken  sind.  Weil  die  hohe  Dichtung  sie  nur  mit  Auswahl  nennt, 
ist  es  besser,  von  den  geläufigen  Namen  so  viel  als  möglich  abzusehen. 
Wir  finden  erstens  gehörnte  männliche  und  weibliche  Köpfe  drohenden 
oder  höhnischen  Blickes,  ^2)  zweitens  männliche  und  weibliche  Köpfe  mit 
Hauzähnen  an  den  beiden  Ecken  des  Mundes  und  einer  dem  Katzenge- 
schlechte  entlehnten  Nase,  mit  welcher  der  runde  Kopf  harmoniert.  Diese 
Wesen  wurden  nach  zwei  Richtungen  vermannigfaltigt,  indem  entweder 
Schlangen  die  Haare  vertretend   den  Schrecken  erhöhten  oder  bloss  die 


1653  ff.;  M.  Mateb,  Titanen  n.  Giganten, 
BerUn  1887. 

*)  Dbbxlbb,  RoBchers  Lex.  1,  1637  f.; 
Stesich.  fr.  6,  5  ff.;  Aesch.  Ag.  870  (834); 
Eur.  Hercf.  423;  Lucret.  5,  28;  Hör.  c.  2,  14, 
7 ;  Verg.  Aen.  6, 289;  Sil.  13, 201;  Sen.  Hercf. 
232  (trimembris  CIL.  IV  2440;  Hygin.  fab. 
30  p.  64,  21);  tergäntiXog  Arist.  Achani. 
1082;  geflügelt  an  einer  schwarzfigurigen 
Vase,  Gbbhard,  AV.  105/6  =  Roschers  Lex. 
1,  1631;  ungeflügelt  an  der  Eypseloslade 
und  auf  archaischen  Vasen  (Gerhabd,  AV. 
104.  107/8);  Statuetten  aus  Gypem  und 
Votivrelief  von  dort  (S.  503). 

2)  Ath.  Mitt.  XIV  T.  2/3;  Eur.  Hercf. 
1271  f. 

«)  Hundertköpfig:  Find.  O.  4,  8;  Dithy- 
rambos  bei  Arist.  Nub.  836;  Feuer:  Aesch. 
Sept.  476  ff.    Vgl.  Hes.  Theog.  820  ff. 

'*)  Auf  archaischen  Vasen:  Mayeb,  Ti- 
tanen S.  275;  Aeschyl.  a.  0.;  Aristopb.  Nub. 
336. 


^)  Aigimios  bei  Schol.  Eur.  Phoen.  1133; 
schwarzfigurige  Vase  von  Bomaizo:  Ra.  3, 
310  m.  Abb.;  unteritalische:  finap.  8,  72  ff. 
T.  4  (das  eine  Gesicht  ist  unbärtig). 

*)  Über  Darstellungen  s.  die  Litteratnr 
unter  lo;  Pakofka,  Argos  Panoptes,  Abh. 
d.  preuss.  Akad.  1835,  m.  5  T. 

^)  0.  Jahn,  archftol.  Beiträge  S.  411  ff. 

^)  «Drei&ugig* :  Artemidor.  1,  26  p.  28, 
24  H.  Über  die  Galateabilder:  Jahn,  archftol. 
Beitr.  S.  411  ff.;  Holland,  Lpg.  Stnd.  7, 141  ff.; 
Saueb  (S.  727). 

•)  W.  PüBTWiNOLEB,  dcr  reitende  Cha- 
ron, Pr.  V.  Eonstanz  1849;  G.  Kbüokb,  Gh.  u. 
Thanatos,  Pr.  v.  Charlottenburg  1866  m.  1  T. 

")  Mylonas,  Beb.  1877,  83  ff.;  Collio- 
NON,  catalogue  zu  Nr.  682;  Bbnndobf,  griech. 
u.  sie.  Vas.  T.  27,  1;  Duvont,  c^ramiques 
T.  34.    Greis:  Eurip.  Ale.  440. 

<i)  Roschers  Lex.  1,  886  f. 

i*)  S.  576;  Roschers  Lex.  1, 1709  o. 


^M 


Kritik  und  Hermeneutik.    (§  396.) 


889 


Rundheit  des  Gesichtes  und  etwa  die  Nasenform  von  den  gewöhnlichen 
Menschengesichtern  abweichen.^)  In  ganzer  Figur  pflegen  diese  Schreck- 
gestalten zu  laufen,  d.  h.  zu  fliegen  und  haben  wiederholt  auch  wirkliche 
Flügel.^)  Die  Litteratur  bietet  für  die  weiblichen  die  Namen  Gorgonen,^) 
Harpyien  und  Lamia,^)  für  die  männlichen  etwa  Phobos  und  Deimos 
(S.  834) ;  das  bekannte  Schreckgesicht  im  besonderen  heisst  schon  bei  Homer 
Gorgoneion.^)  Neben  diesen  orientalischen  Märchen  geht  eine  Sage  ein- 
her, dass  Medusa  die  Liebe  Poseidons  erweckte;  dies  schien  die  Vorstel- 
lung schöner  Jungfrauen  zu  ergeben.^)  Nun  trat  an  die  Stelle  des  Gor- 
goneions  das  schöne  Medusenhaupt,  ^)  welches  dekorativ  verwendet  wird. 
Die  Haare  sind  selbst  Schlangenleiber  oder  mit  solchen  durchknotet; 
würden  diese  fehlen,  so  bliebe  eine  einfache  Frauenmaske  übrig;  möglich 
wäre  es,  dass  Medusa  dann  durch  Flügel^)  oder  die  toten  Augen  zu  er- 
kennen wäre  („Medusa^  Ludovisi),^)  indes  wird  in  letzteren  Bildern  vrie 
in  Schlüters  Masken  eher  eine  Eünsüerlaune  zu  finden  sein.  Mit  den  Gor- 
gonen  gehören  die  schlangenhaarigen  Erinyen  zusammen,  ^o)  Satyrn  und 
Silene  sind  nur  durch  das  Yerschönerungswerk  der  Künstler  in  diese  Reihe 
gekommen,  folglich  besser  in  die  folgende  Gruppe  zu  stellen.  Es  ist  ja 
nun  Zeit,  zu  den  eigentlichen  Mischwesen  überzugehen,  die  wir  vom  archäo- 
logischen Standpunkte  behandeln  müssen. 

Stiermänner  und  Mannsstiere  sind  im  Mythus  ungleich  verteilt; 
einen  Stierkopf  hat  Minotauros,  ^  ^)  dagegen  ein  bärtiges  Gesicht  und  ein 
Stierleib  zeichnen  eine  Anzahl  der  griechischen  Flussgötter  aus,  welche 
man  „Acheron^  zu  benennen  pflegt.  Es  ist  möglich,  dass  sich  auch  Dio- 
nysosbilder darunter  befinden.  Einzelne  gehörnte  Köpfe  sind  nicht  selten,  i') 
Der  Mannslöwe  fehlt,  dafür  tritt  der  unter  den  Ramessiden  (S.  458)  auf- 
gekommene Frauenlöwe,  die  Sphinx  ein;^^)  wie  im  Orient,  hat  sie  häufig 
Flügel.**)  Seit  dem  Perserkrieg  verlieren  sich  die  orientalischen  Formen 
und  es  bleibt  ein  schöner,  wohlfrisierter  Frauenkopf  auf  dem  schlanken 
Leibe  einer  Löwin,  da  man  gefährliche  Courtisanen  damit  vergleicht.*^)  Der 
Löwenmann  (mit  Löwenkopf)  ist  am  Kypseloskasten  als  Phobos  bezeich- 


')  Hieroglyphe  der  Hethiter:  Tr.  s.  b.  a. 
VII  T.  3;  Elekta-onmünze:  Roschers  Lex. 
1,1708. 

')  Vier  Flflgel:  männlicher  Dämon,  der 
zwei  WasservOgel  hält,  auf  Teller  von  Ea- 
miros,  Jhst.  T.  6. 

*)  J.  Six,  de  Gorgone,  Amsterdam  1885, 
m.  4  T.;  Gädbghens,  Hall.  Enoykl.  I,  74, 
387  ff.;  FuBTWAMeLEB,  Roschers  Lex.  1, 
1701  ff. 

*)  Lamia  wetzt  ihre  Haner  im  Volks- 
märchen (Hahit,  griech.  n.  alb.  Märchen  2, 
181). 

*)  IL  E  741  =  Od.  X  634. 

«)  Pindar.  Pyth.  12,  6  ff. 

^)  Leybzow,  ttber  die  Entwicklung  des 
Gorgonenideals  in  der  Poesie  n.  bild.  Kunst 
d.  Alten,  Abh.  d.  preuss.  Akad.  1832,  m.  5  T.; 
R.  Gaoeghbks,  d.  Medusenhaupt  y.  Blariacum, 
Bonn  1874,  m.  1  T.;  Bbuvn,  Verb,  der  Phil.- 
Vers.  zu  Dessau  1885  u.  Westermanns  Mo- 


natshefte 1885,  Dez.;  Hblbio,  Rendiconti 
deU'  accad.  d.  lincei  VI  2,  342  ff. 

')  Z.  B.  auf  rhodischer  Münze  (Miohnist, 
descr.  III  162,418);  Medusa  Rondanini  in 
München :  Pbot.  Bmokm.  239 ;  Wolters 
1597;  ähnlich  in  Köln:  das.  1598. 

»)  Phot.  Bruckm.  238;  Woltkbs  1419. 
Nach  Helbio  a.  0.  ist  sie  eine  Erinys. 

^^)  Dirke  ixi^dt^oxo/Äog  Nonn.  Dion.  8, 239. 

^*)  Statue  im  Vatikan:  Phot.;  Helbio  I 
Nr.  180;  s.  die  Litteratur  unter  «Theseus"; 
Bronzerelief  von  Perugia:  Wolters  175. 

^')  Woltkbs  56.  169;  an  Bronzeschilden 
von  Cometo. 

'>)  MiLCBHöFEB,  Ath.  Mitt.  4,  45  ff. 

*0  Sphinx  von  Spata  (S.  540);  Münzen 
von  Ghios;  Eurip.  Phoen.  806.  1019.  1042, 
vgl.  809.  1027. 

*»)  Stephaiti,  Nimbus  8.  79  u.  GR.  1863. 
152. 


840 


ElasBiBche  EanBiarchäologie.    HE.  Angewandte  Aroli&ologie. 


net.^)     Häufiger   kommen    die  Pferdemänner  in   der  doppelten  Gestalt 
vor,  welche  man  im  Orient  findet  (S.  447).     An   den  menschlichen    Leib 
ist  hinten  am  Kreuz  ein  Pferderumpf  angestückelt:  Diese  Darstellung  der 
Kentauren,*)  welche  Homer  Pheres  nennt,  herrscht  in  der  vorpersischen 
Kunst. ^)    Hiebei  kommen  kleinere  Varianten  vor;*)  nicht  selten  sind  die 
Kentauren  ithyphallisch.   Später  sucht  man  die  beiden  Leiber  harmonischer 
zu  verbinden,   indem  man  den   menschlichen   Bestandteil   auf   die    obere 
Hälfte  des  Körpers  beschränkt.^)    Von  der  Chironsage  geht  eine  freund- 
lichere Auffassung  der  Kentauren  aus,  welche   ihnen  ein  regelrechtes  Fa- 
milienleben mit  Frau  und  Kindern  derselben  Rasse  zuschreibt,  was  zuerst 
Zeuxis  darstellte  (S.  632).    Der  einfacheren  Form  der  Pferdemänner   mit 
Pferdebeinen,  Schweif  und  Ohren   pflegen  wir  den  Namen  Silene  oder 
Satyrn®)  zu  geben.     Sie  hausen  nach   der  ursprünglichen  Volkssage   auf 
den  Bergen  und  in  den  Wäldern,  wie  die  Nymphen,  und  verüben  allerlei 
Unfug;  ausgeprägt  ist  ihr  ithyphallischer  Charakter.    Indem  aber  die  Si- 
lene und  Satjrm  in  die  Dionysossage  hineinkommen,  werden  sie  sozusagen 
von  der  Kultur  beleckt.    Die  Pferdebeine  machen  menschlichen  Platz,  der 
Schweif  reduziert  sich   auf  ein  Schwänzchen.     Abgesehen  vom  Phallos, 
drückt  jetzt  der  Kopf  die  tierischen  Eigenschaften  der  Saiym  aus:  spitze 
Ohren,  vom  Pferde  oder  Schwein'')  hergenommen,  eine  platte  aufstehendt« 
Ziegenbocknase  ^)  (in  welcher  Form  die  Physiognomiker  Sinnlichkeit  aus- 
gesprochen fanden)  und  noch  manches  andere')  verbanden  sich  mit  bak- 
chischen  Kennzeichen,  aufgedunsenen  Wangen,  rotem  Oesieht  und  Bart^®) 
und  Epheu-   oder  Rebenkranz.     Die  Alter  sonderten  sich   in  Knabenalter 
(Satyriskos),^^)  Jünglingszeit  (Satyr),  gereiftes  Alter  (Silen,  Marsyas)  und 
Greisenalter  (Papposilenos).^*)  Die  Satjrm  stecken  voll  Leben  und  Unruhe,*^) 
voll  Lüsternheit   und  Feigheit;   die  Silene  halten  sich  an  den  Wein,    der 
mit  der  Zeit  schon  ihren  Leib  aufgetrieben  hat,  und  bedürfen  oft  jüngerer 
Stütze  **)  oder  eines  Lasttieres,  um  sich  vorwärts  bewegen  zu  können ;  Si- 
len verlegt  sich  auch  auf  die  Pflege  des  kleinen  Dionysos.  ^^)   Harmlos  sind 


')  Paus.  5,  19,  4;  kappadokiscbes  Re- 
lief: Perbot,  explor.  de  la  Galatie  T.  48  M.; 
etruskische  Vase :  Mns^e  Napol.  III.  T.  59,  4. 

^)  Sauer,  Röschere  Lex.  2,  1074  ff.;  in 
der  Vasenmalerei:  Golyin,  Jhst.  1,  107  ff. 

')  Am  Eypseloskasten  (Paus.  5,  19,  7); 
Vasen  (z.  B.  fran^oisvase;  Colliqnon,  catal. 
zu  Nr.  328.  512;  AZ.  1883  T.  10);  Bronze- 
und  Terrakottafiguren:  Ross,  arcb.  Aufs.  I 
T.  6;  M  II  29  u.  ö. 

*)  PferdefQsse  an  den  menschlichen 
Beinen:  A.  1863  T.  E.  —  Mit  heraushängender 
Zunge,  rohe  Figuren  aus  Cypem:  Jahrb.  d. 
prcuss.  Kunsts.  1889  Sp.  VI;  Ra.  III  11,  81. 

^)  Z.  B.  im  olympischen  Westgiebel  und 
im  I<Vies  von  Assos. 

*)  Quaranta,  la  mitologia  di  Sileno 
illusir.;  Fubtwänoler,  A.  49,  232  ff.  u.  d. 
Satyr  aus  Pergamon,  40.  Berl.  Winckel- 
mannspr.;  Bulle,  d.  Silene  in  d.  arch.  Kunst 
d.  Griechen,  München  1898;  Sittl,  Würz- 
burger Antiken,  zu  T.  1. 


n  A.  1858,  318  A.  1. 

")  Lucian.  deor.  cono.  4. 

»)  Hängende  Drflsen  (Kopf  in  der  Villa 
Albani);  Bookswarzen  am  Halse:  Kopf  in 
der  Glyptothek  Nr.  99;  Haarb&schel  an  den 
Schläfen:  Jahrb.  1,  273,  vgl.  Aristot  pby- 
siogn.  8. 

*°)  Auf  dem  alexandrinischen  Theater: 
Dioskor.  Anthol.  7,  707,  3. 

*')  Z.  B.  zwei  flötende  im  Louvre:  Wol- 
ters 1501-2. 

1^)  Z.  B.  Maske  abgeb.  Hrlbio,  Wand- 
gem.  Nr.  1749;  Statue:  Sybbl,  Katalog  298. 

»»)  Über  ihre  Tänze  A.  1843.  268. 

**)  ZofiOA  I  T.  4;  Museo  Piodem.  4,  24; 
Museo  di  Mant.  25;  mit  zweien:  DAK.  II  36. 
422;  von  zwei  Satyrn  auf  einem  Fell  ge- 
tragen :  Matz-Duhv  II  79,  2325 ;  Fba,  misc 
1,  98;  vgl.  Bbnndorf  u.  Schöne,  laterao.  Mus. 
S.  253;  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1869,  37. 

*^)  Gruppe  in  Paris:  Phot.  Bmckm.  64. 


und  Hermeneutik.    (§  396.) 


841 


aber  diese  Falstaffe  nicht;  ein  hämischer  Zug  spielt  um  ihren  Mund  und  ihr 
Blick  deutet  Reizbarkeit  an.  Nach  der  gröberen  Auffassung,  die  auch  im 
Satyrspiel  beibehalten  wurde,  sind  diese  Qesellen  am  ganzen  Rumpfe  be- 
haart ;  die  Behaarung  weicht  dann  auf  die  Brust  ^)  und  verschwindet  ganz. 
In  dem  Masse  als  sie  weicht,  beschäftigt  man  sich  mit  der  Kleidung  des 
Satyrgeschlechtes ;  es  erhält  aus  dem  dionysischen  Kult  eine  Tierhaut^)  und 
führt  Thyrsos  und  Tamburin.*)  Praxiteles  verschönert  die  jugendlichen 
Satyrn  so  sehr,  dass  sie  schöne  Jünglinge  werden,  an  denen  die  kleinen 
Residuen  tierischer  Natur  fast  wie  Schönheitspflästerchen  wirken,  ^)  manch- 
mal verschwindet  das  Schwänzchen  ganz.^)  Zum  Satyr  kommt  nun  ausser 
dem  jungen  Satyr  (Satyriskos)  die  Satyrfrau  (Satyra).'')  Satyrn  und  Mae- 
naden  stellt  man,  von  Dionysos  abgesondert,  gewöhnlich  bei  der  Wein- 
lese^) oder  einem  Winzerfeste  dar;  dieMaenade^)  entspricht  wohl  in  der 
Kleidung  dem  Dionysos  und  seinen  Begleitern  hat  aber  nichts  tierisches 
an  sich.  Wegen  des  Satyrspiels  fügen  die  Yasenmaler  oft  Satyrn  in  he- 
roische und  selbst  Genre-Szenen  ^^)  als  komisches  Element  ein.  Marsyas^^ 
sondert  sich  von  dieser  heiteren  Schaar  durch  sein  tragisches  Ende  ab. 
In  der  Kaiserzeit  sinken  die  Satyrn  wieder  zu  Waldteufeln  herab,  werden 
mit  den  Panen  verwechselt^')  und  erhalten  bald  dies  bald  jenes  unnatürliche 
Abzeichen.!*)  Der  Mannswidder  fehlt,  der  Widdermann  dagegen  heisst 
Zeus  Ammon.!^)  Der  ziegenfüssige  Pan,  der  auch  Ziegenhömer  hat  und 
im  Gesicht**)  an  einen  Bock  erinnert,  kommt  sogar  im  Kultus  vor;  er  er* 
scheint  als  Hii-te  mit  der  Syrinx  *«)  und  gesellt  sich  mit  der  Zeit  Panweib- 
<5hen  und  Panisken  zu.*')  Mit  ihm  kämpft  Eros.*®)  Doch  erscheint  Pan 
zuweilen  ganz  menschlich  gebildet*^)  oder  nur  mit  Hörnchen  und  etwa 
auch  ziegenohrig.*»^)  Die  arkadische  Fichte  ist  ihm  geheiligt,  ^i)  Der  hasen- 


*)  Ordinäre  Silenbfiste:  Phot.  Bruckm. 
198. 

2)  Mabtha,  catalogue  Nr.  663. 

^)  Löwenhaut:  Wblokbr,  alte  Denkm. 
2, 124;  Verz.  d.  Würzb.  Antikensamml.  1, 12, 
3;  anxToy  digfia  Nonn.  Dion.  11,  353. 

*)  Nonn.  Dion.  11,  125. 

^)  S.  644;  IndovisiBcher  Satyr  mit  Binde 
und  Traubenkranz,  Phot.  Bruckm.  376;  halb 
einnickend,  Bronze  von  Herculaneum :  Beliogr. 
Bavet. 

•)  Hblbio,  AZ.  22,  168. 

')  Benfdorf  u.  Sch6nb,  lateran.  Museum 
S.  86;  WiESBLEB,  weibliche  Satyrn  u.  Pane 
in  d.  Kunst  d.  Griechen  u.  Kömer,  Gott.  Gel. 
Nachr.  1890  S.  385  ff. 

")  An  einem  Silberbecher  Anacreont. 
3,  12  ff. 

»)  Rapp,  Rhein.  Mus.  N.  F.  27,  581  ff.; 
Fell,  Schlangen  im  Haar  (Eur.  Bacch.  103  f.; 
Hör.  c.  2,  19,  19  f.)  und  als  Gürtel  (Eur.  a. 
0.  696,  vgl.  Catull.  64,  258);  sie  sind  auf 
Löwen  gelagert:  Nonn.  Dion.  11,  127. 

^^)  Fboehvbb,  notice  p.  103  ff.  u.  les 
mus^es  de  France  S.  13,  2  zu  T.  3. 

**)  Stbphaki,  Bull.  hist.-phil.  de  TAcad. 
II  269  =  Mal.  gr^corom.  1,  539. 

>«)  Lucret.  4,  580;   Horat.  c.  2,  19,4; 


Anth.  Planud.  1,  15  u.  ö.;  daher  Pan  mit 
rotem  Gesicht:  Verg.  ecl.  10,  27;  Sil.  13,  332. 

")  Homer:  CR.  1874,  66  ff.;  Nonn.  Dion. 
10,  209.  11,  352;  Widderhömer:  0.  Jahn, 
Lauersf orter  Phalerae  S.  10  ff.;  geflügelt: 
Benndobf  u.  Schöne  a.  0.  S.  305. 

'*)  Lepsius,  Ztsch.  f.  äg.  Spr.  1877,  8  ff.; 
OvERBBCK  II  1,  273  ff.  Über  Satyrn  mit 
Widderhömem  s.  A.  13;  weibliche  Maske: 
A.  1847,  222  ff.  T.  L  (angeblich  Arne). 

**)  Grotesk,  im  Vatikan:  Phot.  Bruckm. 
199. 

^•)  Myrinos  Anth.  Pal.  7,  703,  3;  Anth. 
Plan.  1,  17,  2;  Pektis  und  Flöten:  Nonn. 
Dion.  11,  124.  Über  Pan  auf  Nymphenreliefs 
S.  826 . 

*^)  Über  weibliche  Pane  Wieseleb  (s. 
A.  7);  Panweibchen:  Phot.  Bruckm.  391; 
Wolters  1508;  Hblbio  II  Nr.  770;  Pans- 
herme  mit  Früchten,  Kind  auf  der  Schulter: 
Phot.,  Deutung  bezweifelt  von  Helbio  I 
Nr.  636. 

»8)  Bbukn,  A.  1849,  370;  Hblbio,  Wand- 
gemälde Nr.  404  -7 ;  B.  1874,  89. 

'»)  Pbblleb-Robebt  1,  74G  A.  1. 

«<')  Helbio  I  Nr.  389. 

«•)  Nonn.  Dion.  2,  85. 


842 


ElasBiflche  KniiBtarchäologie.    III.  Angewandto  Arohftologie. 


köpfige  Mann  fehlt  in  der  Mythologie  der  historischen  Zeit,  ^)   ebenso    der 
pferdeköpfige.^)    Die  Schlange  mit  Männerkopf  ist  selten;^)  mit  Mädchen- 
kopf ist  sie  eine  späte  Umbildung  der  Hydra  (S.  717).   Hingegen  koDimen 
häufig  Männer  mit  Schlangenbeinen  vor,   deren  Name  für  die  ältere  2^it 
nicht  feststeht;^)   später  denkt  man  sich  so  den  Typhon  (S.  838)  und   die 
Giganten.     Um   den  Schrecken   zu    erhöhen,    gehen   die    Schlangenleiber 
wieder  in  drohend  aufgesperrte  Köpfe  aus.*)   Freundlicher  sieht  der  könig- 
liche Heros  Kekrops  aus.^)   Das  weibliche  Gegenstück  heisst  Echidna  ^} 
oder   Skylla.^)     Mannsvögel    kommen    nur    gelegentlich   in    dekorativen 
Werken  des  orientalisierenden  Stiles  vor;  häufiger  sind  die  Frauenvögel, 
welche  die  griechische  Sage  teils  Harpyien,*)   teils  Sirenen *ö)   nennt; 
bei   Homer   sind   die  letzteren  jedoch  ganz  menschlich  gebildet,  ^>)    des- 
gleichen haben  die  Harpyien  oft  vom  Vogel  nichts  als  Flügel.  Die  Varie- 
täten der  Frauenvögel  beruhen  auf  dem  Verhältnis  von  Frau  und  Vogel, 
ob  erstere  nur  den  Kopf  >^)  oder  auch  Brust  und  Arme  herleiht  (wie  am 
sogenannten  Harpyienmonument  und  an  Werken  freien  Stiles),  femer  auf 
der  Zeichnung  des  Vogelleibes,  welcher  manchmal  unnatürlich  stilisiert  ist 
und  ausnahmsweise  von  der  Taube  stammt.^')    Ausserhalb  Griechenlands 
bedeuten  jene  Wundervögel  zuweilen  Seelen.*^)    Im  ägäischen  Meere  end- 
lich lieferten  die  Seeleute   den  Dichtern  und  Künstlern  ein  reiches  Mate- 
rial, um  Fischmenschen  der  verschiedensten  Art  zu  ersinnen.**)  Der  Fisch- 
mann  heisst  bei  den  Griechen  Triton,'^)  ist  aber  im  ganzen  Mittelmeer 
bekannt;  ^7)  ebenso  alt  ist  die  Sage  von  den  fischschwänzigen  Meerfrauen, i^) 


»)  MiLCHHÖFBB,  AZ.  1882,  286;  nord- 
syrischer  Cylinder:  Lajabd,  Mithra  T.  29,  1. 

^)  Vgl.  Milchhöfsb's  Anfänge  der  grie- 
chischen Kunst;  litterarisch  werden  diese 
Wesen  nor  in  Indien  erwähnt. 

^)  Reliefs:  Fabbktti,  inscr.  S.  471; 
Descr.  de  l'Egypte,  Antiq.  V  69  Nr.  11;  [Mu- 
BATOBi,  thes.  inscr.  p.  20  Nr.  4,  ligorianiscb ;] 
Lampe:  Pabsebi,  lucemae  ITI  70. 

*)  Z.  B.  Vase:  Micali,  mon.  ined.  T.  37, 
2  =  DAK.  II  Nr.  850;  Spiegel:  Gbbhabd, 
Spiegel  I  T.  30,  1  (mit  Strahlenkranz). 

^)  Giganten  in  Pergamon;  Naev.  fr.  20 
B.;  Nonn.  Dion.  1,  80.  178;  Typhon  Nonn. 
Dion.  1,  158  ff. 

<)  Stephani,  GR.  1872, 48  ff.;  athenisches 
Thonrelief:  Woltebs  140;  Citate  des  5.  Jahr- 
hunderts: RoschersLex.  2, 1019.  Ganz  mensch- 
lich auf  athenischen  Vasen  M.  1,  10;  CR. 
1872  T.  1,  vgl.  Philoch.  fr.  10.  —  Jüngling: 
Stele  von  Bologna,  Zannoni  44,  2  (Woltebs 
171). 

7)  Hes.  Th.  300.  Am  amykläischen 
Thron  war  ein  Paar  von  Schlangenmenschen. 

8)  A.  29, 220  ff  T.  FG.  M.  III  52.  53. 

^)  LuTNEs  A.  1845,  1  ff.;  Gebqüand,  Ra. 
n.  s.  2, 18  ff.;  Jahn,  arch.  Beitr.  S.  101  f.;  Jhst. 
13,  103  ff.;  Engblmann,  Roschers  Lex.  1, 
1846  f. 

»<')  Bbunet,  Ra.  1853,  736  ff.;  G.  Kast- 
neb, les  Sir^nes,  Paris  m.  11  T.;   H.  Schba- 


DEB,  d.s.,  Berlin  1868;  Stephani,  CR.  1866, 
81  ff.  1880,  80  ff.;  Boltb,  de  mon.  ad  Odys- 
seam  pert.  S.  25  ff.;  an  Grabsteinen  mit  der 
Totenklage  beschäftigt:  Fbibdlakdbb,  de 
sepulcralibus  anaglyphis  p.  32  ff.;  STSPHAin, 
CR.  1866,  50  ff.;  Collionon,  catal.  zu  344. 

*  *)  Ebenso  an  etruskischen  Urnen  (Bbuitk, 
ume  I  T.  90  ff.). 

^')  Harpyien:  Lakobebit,  Flttgelgeetalten 
S.  46  f. ;  eirunder  Leib  ohne  Schweif  am 
Harpyienmonument  in  Xanthos  und  einer 
Alabasterschale  von  Naukratis  (ArchAol.  Ges. 
1894,  Febr.). 

>")  Terrakotten  aus  Rhodos:  AA.  1865,  9. 

>')  In  Ägypten  (S.  438);  Wandgemälde 
von  Caere. 

^^)  0.  Jahn,  Ber.  d.  aächs.  Ges.  1854, 
169  ff.  186  ff.;  Bbunn,  griechische  (rötter- 
ideale  S.  68  ff. 

*®)  F.  R.  Dbbsslbb,  Triton  u.  d.  Tritonen 
in  der  Litt.  u.  Kunst  d.  Grriechen  u.  Römer, 
I.  Pr.  V.  Würzen  1892 ;  0.  Rossbacb,  griech. 
Antiken  S.  40  ff.;  J.  Esohbb,  Triton  u.  seine 
Bekämpfung  durch  Herakles,  Dias.  v.  Lpg. 
1890.  Triton  hat  die  weiten  Nüstern  des 
Tauchers  (vgl.  Ross,  Tnselr.  2,  108). 

'^)  Z.  B.  am  Fries  von  Assos,  in  Perugia 
(Woltebs  173)  und  Bologna  (Zaknoni  44,  2 ; 
Woltebs  171). 

**)  Rundiigur  von  Perugia:  Woltebs  186. 


Kritik  und  Hermeneutik.    (§  397.) 


843 


welche  die  zweite  Erscheinungsform  der  Nereiden  sind.*)  Durch  figuren- 
reiche Darstellungen  der  Anadyomene,  des  Zuges  der  Nereiden  zu  Achil- 
leus  (S.  825),  vielleicht  auch  der  Hochzeit  Poseidons^)  gewinnt  der  Ge- 
danke eines  Meerthiasos,  welchem  ohnehin  die  ein  Schiff  begleitende  Schaai* 
hüpfender  Delphine  zum  Vorbild  dienen  konnte,  Boden.  Die  Göttinen 
und  die  schönen  Nereiden  werden  auf  dem  Rücken  von  Tritonen, »)  Meer- 
kentauren, ^)  Delphinen,  Seepferden  (Hippokampen),  -löwen,*)  -panthern, 
-greifen  und  -drachen  dahin  getragen  ;<^)  die  Musik  machen  die  Tritone 
auf  grossen,  gewundenen  Muscheln.^)  So  kommt  in  die  Meerwesen  ein 
gewisser  ekstatischer  Zug,  der  in  Blick  und  Haltung  des  Kopfes  ausge- 
drückt ist;^)  äusserlich  aber  deuten  Algen  und  Flechten,  die  einen  Teil 
des  Leibes  überziehen,^)  ihren  Aufenthaltsort  an. 

Unter  dem  Einflüsse  orientalischer  Spekulation  werden  auch  Personi^ 
fikationen  aus  verschiedenen  Wesen  zusanmiengesetzt,  z.  B.  der  Gott 
Aion.««) 

397.  Schliesslich  ist  auch  noch  über  die  Untiere  und-  Ungeheuer 
der  alten  Sage  einiges  zu  bemerken.  Diese  Schar  wechselt  in  den  schon 
zur  mykenischen  Zeit  auf  den  Inselsteinen  (S.  475)  nachweisbaren  Mär- 
chen unaufhörlich  ihre  Gestalt  wie  die  Märchen  selbst ;  gelegentlich  finden 
wir  geflügelte  Schlangen,  Schweine  und  Löwen,  *  *)  geflügelte  und  gehörnte 
Panther,»*)  Schlangen  mit  Hörnern**)  und  Widderköpfen,»*)  Ziegen  mit 
Schlange  als  Schweif  ^•'^)  und  manch'  ärgeres  Mixtumcompositum,  dem  ein 
passender  Name  fehlt.  »^)  Der  Tragelaphos  und  der  Hippalektryon  »^)  wurden 
durch  die  asiatischen  Teppiche  verbreitet  und  nicht  minder  das  Einhorn, 
welches  nur  einem  Missverständnis  altorientalischer  Stierbilder  seinen  Ur- 
sprung verdankt. ^^)     Der  Vogel  Phoenix  ist  durch  ägyptische  Sagen  be- 


»)  Vgl.  Beunbt,  Ba.  1853,  736  ff.;  Ne- 
reide grün  und  in  zwei  Schlangen  auslaufend : 
Val.  Fl.  6.  40  ff.  Letzteres  scheint  von  Skylla 
entlehnt  (S.  842). 

')  S.  das  angeblich  skopasische  (S.  649) 
Münchner  Relief. 

»)  Nonn.  Dion.  1,  59.  6.  293. 

«)  Im  Vatikan:  Phot.  Bruckm.  139;  Hil- 
Bio  I  Nr.  178;  Seekentaurin,  an  der  kapito- 
linischen Tensa:  Helbig  I  548. 

")  Nonn.  Dion.  6,  263. 

«)  Eine  reiche  Beispielsammlung  geben 
die  monumenti  di  Perugia  von  Conestabilb; 
Aphrodite:  das.  T.  3—14;  Mosaik  Giom.  d. 
scavi  di  Pomp.  n.  s.  2,  42;  Ciste  M.  VI  VII 
T.  63;  Nonn.  Dion.  1, 59;  Claudian.  nnpt.  Hon. 
37;  Sidon.  carm.  8,  34  ff.;  verhüllte  Gestalt: 
Stuckrelief,  M.  VI/VII  T.  43  d  3.  Verschie- 
dene neue  Seenngeheuer  finden  wir  in  den 
kampanischen  Wandgemälden  (z.  B.  MB.  10, 
8.  19). 

^)  Nonn.  Dion.  1,  62.  6.  275. 

")  Maffbi,  Verona  ill.  I  p.  V;  Millin, 
gall.  myth.  49,  303;  Gonzb,  Gott.  Gel.  Anz. 
1866,  1138  ff.;  Bbukn,  Sitzungsher.  d.  hayer. 
Ak.  1879  II  S.  8.  —  S.  auch  Tölken,  üher 
d.  symholische  Personifikation  der  Meeres- 
stille in  plastischer  Darst.,   Berliner  Kunst- 


blatt 1828,  8  ff. 

')  Im  Konservatorenpalast:  Phot.;  Bronze- 
bfiste  in  London:  Phot.  Bruckm.  138;  bärtig 
mit  Hörnern  im  Vatikan:  das.  136;  angeb- 
liche Statue  mit  sehr  grossen  Ohren  im  Va- 
tikan: das.  137. 

^^)  ZofiOA,  Abhandl.  S.  187  ff.;  DAK.  2, 
967;  Baumeisters  Denkm.  S.  32;  frugifer 
Amob.  VI  p.  86;  Greis:  Nonn.  Dion.  7, 22  ff. 

*  ^)  Schlangen:  an  Demeters  Wagen,  Nonn. 
Dion.  6,  118  (Rjgveda  1,  182,  7);  Schwein: 
auf  Münzen  von  Klazomenai;  Löwe,  Stein- 
figur im  Hügel  von  Poggio  Gigella,  B. 
1841,  9. 

**)  Wobum  marbles  11. 

'')  Auf  Gypem:  Ra.  III  11,  80  m.  Abb.; 
s.  die  Geographen  über  C3rpoms  Namen  Ke- 
^äffTBM,  'La;  vgl.  Nonn.  Dion.  5,  164  f. 
6,  192. 

»*)  DAK.  30,  337  c;  Ath.  Mitt.  8,  141. 

'^)  Vase:  Micali,  stör.  20,  1;  pompejani- 
sches  Wandgemälde :  Giom.  d.  scavi  di  Pomp, 
n.  s.  U  T.  4. 

*•»)  S.  588. 

^^)  Skulpturen  der  Akropolis;  Münchner 
Vase  Nr.  86;   vgl.  Roscheb,  Lex.  1,  2663  ff. 

'^)  S.  452  f.;  R.  Bbown,  the  unicom, 
London  1881. 


844 


ElasBiBche  Kiuutarchäologie.    in.  Angewandte  Archäologie. 


kannte)    Nur  wenige  Gestalten   gewinnen  ein  wirklich  poetischkünstle- 
risches Leben.    Hydra 2)  und  Kerberos*)  erhalten  durch  die  Dichter  bis 
zu  50  und  100  Köpfen;   die  Zeichner  müssen  sich  mit  weniger  begnügen 
und  ziehen  bei  letzterem  die  Variante  vor,  er  habe  drei  Köpfe,*)  welche 
Zahl  auch  bis  auf  zwei  vermindert  wird.  5)    In   den  Heraklesmetopen  von 
Olympia  hat  er  vielleicht  nur  einen  Kopf.     Statt  des   Schweifes  bäumt 
sich  eine  Schlange  auf;^)  die  Schlangenhaare  dagegen  verbleiben  dem  poe- 
tischen Apparat.')    Mit  dem  Kerberos   ist  der  Hund   des  Geryones   ver- 
wandt.^)   In  der  Heraklessage  hat  der  Hesperidendrache  zuweilen    zwei 
oder  drei   Köpfe.®)     Zur  Bellerophonsage  gehören  das  Flügelross  Pega- 
sos^^)  und  die  Chimaira,  welche  nach  dem  bekannten  homerischen  Verse 
aus  Löwe,  Ziege  (natürlich  der  wilden!)  und  Schlange  gemischt  ist;  man 
muss  sie  zu  den  oben  berührten  abenteuerlichen  Mischungen  rechnen.^') 
Schliesslich    entspringt   durch    vielfaltig   variierte    Mittelstufen    aus    dem 
ägyptischen  Adlerlöwen  (S.  458)  der  adlerköpfige  geflügelte  Löwe,  welchen 
wir  vom  griechischen  Gryps  Greif  zu  nennen  pflegen. i*)    Durch  die  Hy- 
perboreersagen  fällt   auf  ihn  ein  geheimnisvolles  Licht;  er   wird,  zumal 
unter  den  Kaisem,  Apollo  (S.  817)  und  Abstraktionen  (S.  835)  beigegeben 
und  in  der  Dekoration  Stiere  niederreissend  und  mit  Arimaspen  kämpfend, 
vielfaltig  verwendet. 

398.  Die  Götter  und  Untiere  erschöpfen  das  Gebiet  des  Nicht- Wirk* 
liehen  und  Nicht-Sichtbaren,  für  das  der  Künstler  verständliche  Formen 
schaffen  muss,  nicht  vollständig,  denn  es  bleibt  noch  die  Darstellung  der 
Seelen  und  der  wunderbaren  Vorgänge  übrig.  Die  Geister  der  Verstor- 
benen werden  zwiespältig  aufgefasst:  Denen,  die  sie  nicht  fürchten,  er- 
scheinen sie  als  kleine  geflügelte  Wesen,  einst  als  Vögel  mit  Menschen- 
köpfen,'3)  dann  als  kleine  geflügelte  Menschen'*)  —  Kriegern  fehlen  die 
Flügel   — ,   später  ähnlich  den  Eroten.^*)     Doch  nicht  immer  behielt  der 


*)  P.  Cassbl,  der  Phoenix  u.  seine  Aera, 
Berlin  1879. 

«)  Welckbb,  alte  Denkm.  3,  357  f.  T.  6; 
Clem.  Konitzeb,  Herakles  und  die  Hydra, 
Breslau  1861;  Furtwanolbb,  Roschers  Lex. 
1,  2198  f.  2224.  2243;  P.  J.  Mbibr,  Athen. 
Mitt.  10,  237  f.  322  f.;  Studniczka  das.  11, 
61  f.;  0.  RossBAOH,  griech.  Antiken  S.  5  fif. 

^)  Auf  Münzen  von  Etrurien  (Ra.  n.  s. 
38,  28  ff.),  Elea  in  Epirus  (Brit.  M.  T.  18, 11), 
Cumae  (Carblli  T.  71,  23)  und  Eyzikos; 
vgl.  Ikmisch,  Roschers  Lex.  2,  1125  ff. 

*)  Soph.  Trach.  1106;  Hör.  c.  2,  19,  31. 
[3,  11,  20;]  Ovid  met.  10,21;  Sen.  Hercf. 
784;  Fulgent.  myth.  1,  27;  Tzetzes  u.  A. 

^)  Schwarzfigurige  Vasen :  Gebhabd,  AV. 
97;  Inohibami,  vasi  fitt.  40.  136;  Colliokon, 
catal.  271. 

«)  Vgl.  Tibull.  3,  4,  87;  Sen.  Hercf.  787. 

•)  [Hör.  c.  3,  11,  17  f.;]  Ovid.  met.  10, 
21 ;  Sen.  Hercf.  785  f. 

^)  Dreiköpfig  z.  B.  an  dem  kyprischen 
Geryonesrelief. 

®)  d'Hancabvillb   III   94;    db   Witte, 


cabinet  Durand  Nr.  310. 

^^)  B.  TnoRLACirs,  de  Pegasi  eqoi  coe- 
lestis  mytho  Graeco,  Havniae  1819;  Münz- 
bild des  Geldes  von  Korinth  und  seinen  Ko- 
lonien. 

' ')  Meistens  wird  sie  als  «Miss Verständ- 
nis "^  erklärt,  doch  auf  sehr  verschiedene 
Weise:  CLSBiioirr-GAiiNBAU,  J.  asiat.  1878 
S.  XXin  f.  (imagerie  phönicienne  I.  1880) 
(Löwe  der  einen  Hirsch  verschluckt);  Milch- 
BÖFEH,  Anfänge  der  griech.  Kunst  S.  81  ff. 
(Löwe  vor  einer  Ziege  oder  Gazelle);  Bbnk- 
DOBF,  Trysa  S.  61  ff.  m.  Abb.  (assyrischer 
Fitigelstier). 

'^)  FübtwXnqlbb,  Roschers  Lex.  1, 1742ff. 

'S)  Wie  in  Ägypten,  S.  433. 

^*)  Z.  B.  bei  Darstellung  der  Seelenwfi- 
gung  in  der  Ilias  und  der  des  toten  Patroklos ; 
femer  auf  der  „kyrenischen'*  Vase,  welche 
angeblich  E3rrene,  thatsächlich  aber  Perse- 
phone  darstellt ;  vgl.  auch  Cbusius,  Roschers 
Lex.  2,  1141  ff. 

^^)  Jahn,  archäol.  Beiträge  S.  128  ff.; 
PoTTiBB,  ätude  sur  1.  löcythes  p.  75  ff. 


Kritik  und  Hermeneutik.    (§  398.) 


845 


Tod  seine  freundliche  Qestalt.  Die  Verstorbenen,  insoferne  sie  in  der 
Unterwelt  keine  Ruhe  haben  und  die  Überlebenden  beunruhigen,  also,  la- 
teinisch ausgedrückt,  die  Larven,  Lemuren  u.  dgl.  sind  Skelette  oder 
Totenköpfe.  1)  Diesen  zwiespältigen  Vorstellungen  der  Leute  steht  die 
philosophische  Idee  der  Seele  gegenüber,  welche  man  mit  dem  Schmetter- 
ling vergleicht.  Die  personifiziei-te  Psyche*)  ist  also  ein  Mädchen  mit 
Schmetterlingsflügeln;  eine  Art  Leben,  freilich  nur  symbolisch,  gewinnt 
sie  im  Verhältnis  zu  Eros,  welcher  sie  brüderlich  liebkost  —  dieses  stellen 
die  in  der  Diadochenzeit  erfundenen  Gruppen  von  Amor  und  Psyche  dar^) 
—  oder  peinigt.  Das  Wunder  an  sich  (in  Einzelfiguren)  tritt  als  Ver- 
wandlung auf.  Dieser  Ideenkreis,  welcher  im  alexandrinischen  Zeit- 
alter fleissig  gepflegt  wurde,  ist  in  der  Kunst  meist  nur  anzudeuten.  Ak- 
taion  z.  B.  hat  in  der  selinuntischen  Metope  ein  Hirschfell  um ;  die  meisten 
Zeichner  lassen  ihm  nach  dem  Muster  des  Theaterkostüms  Homer  spriessen, 
nach  denen  er  auch  wohl  greift.*»)  Doch  gab  es  antike  Beminis,  welche 
der  Übergang  des  Frauenleibes  und  Enabenkörpers  in  einen  Strauch  reizte, 
und  so  finden  wir  die  Daphne-  und  Ampelossage  auch  mit  einer  wirklichen 
Verwandlung  dargestellt.^)  Indes  begegnet  hier  auch  ein  alter  Kunstgriff, 
dass  man  nämlich  den  Lorbeer  neben  Daphne  aufspriessen  lässt,  wie  einst 
die  Tiere,  in  welche  sich  die  mit  Peleus  ringende  Thetis  verwandelte, 
neben  ihr  erschienen.  <^)  Da  das  Wunder  meist  in  dem  Eingreifen  einer 
höheren  Macht  besteht,  sind  alle  Szenen  hervorzuheben,  in  denen  die  Götter 
sichtbar  unter  den  Sterblichen  erscheinen;  nach  homerischer  und  hesio- 
discher  Anschauung  ist  dies  aber  eine  Gnade,  die  sie  ihren  Günstlingen 
erweisen,  so  dass  in  alter  Zeit  schon  ihr  blosses  Verweilen  neben  einem 
Helden  genügt,  damit  der  Beschauer  den  göttlichen  Schutz  erkenne,  z.  B. 
steht  Athena  oft  hinter  Herakles,  während  sie  im  Aeginetengiebel  der 
Griechenseite  leicht  zugekehrt  ist.  In  der  Diadochenzeit  verwendet  man 
jedoch  die  zusehenden  Götter  viel  freigebiger,  ja  sogar  an  Stelle  blosser 
Zuschauer. ')  Schon  viel  früher  waren  kräftigere  Ausdrucksweisen  ersonnen 
worden.  Aus  dem  Volksglauben  geht  der  Gedanke  hervor,  dass  der  Gott 
schützend  seine  Hand  über  etwas  hält,  wie  der  Soldat  den  Schild  über 
einen  gefährdeten  Kameraden.^)   Zu  einer  geschlossenen  Gruppe  führt  die 


0  Olfsrs,  Abh.  d.  preuss.  Akad.  1830, 
36;  Stephani,  CR.  1863,  249  ff.;  Treu,  de 
ossium  humanorain  larvarumque  apnd  anti- 
qnos  imaginibus,  Diss.  v.  Gott.,  Berlin  1874 
u.  AA.  1889,  106  f.;  Rich.  Hibsch,  de  ani- 
mamm  apud  antiquos  imaginibus,  Lpg.  1889: 
vgl.  Petron.  34. 

^)  A.  GoNZE,  de  Psyches  imaginibns,  Ber- 
lin 1855;  P.  Pbiiibr,  de  Gupidine  et  Psyche, 
Breslau  1875;  Stbphami,  CK.  1877,  160  ff.; 
M.  CoLLioNON,  essai  sur  les  mon.  grecs  et 
rom.  relatifs  au  mythe  de  Psyche,  Paris  1877; 
Wolters,  AZ.  1884, 1  ff.;  FurtwXkoleb,  Jahrb. 
3,  73  f.,  Samml.  Sabouroff  zu  T.  135  u.  Ro- 
schers  Lex.  1,  1370  f. 

^)  s.  A.  2;  Gruppe  auf  dem  Kapitel  (Phot. 


Bruokm.  375). 

*)  Es  scheint  noch  eine  dritte  Vorstel- 
lung gegeben  zu  haben,  nämlich  Hirsch  mit 
menschlichem  Haupt  (Nonn.  D.  5,  527  ff.). 

^)  Daphne:  Statue  in  der  Villa  Borghese: 
Clarac  540  b,  966  c;  vgl.  Braun,  Ra.  2,  683; 
in  Wandgemälden  (Hblbio  206  ff.)  nur  an- 
gedeutet; Verwandlung  der  Heliaden:  Phi- 
lostr.  im.  1,  11;  vgl.  Roschers  Lex.  1,  1984; 
Ampelos?:  Gruppe  in  London  (S.  821, 4). 

«)  OvBEBBOK,  Gallerie  T.  7.  8. 

')  S.  668;  L.  Bloch,  d.  zuschauenden 
Götter  in  den  rotfigurigen  Vasengemälden 
des  malerischen  Stils,  München  1888;  vgl. 
Nonn.  Dion.  5,  296  ff. 

*)  SiTTL,  Gebärden  S.  319  ff. 


846 


KuBstaröhäologie.    HI.  Angewandte  Archäologie. 


Auflegung  einer  Hand,  ^)  welche  schon  ganz  vertrauliche  Gestalt  annimmt. ') 
Besonders  bezeichnend  ist  die  Berührung  bei  den  Heilgöttem.')     Mütter^ 
liehen  Gottheiten  gegenüber  kann  der  Beschützte  zum  Kinde  werden,  wie 
z.  B.  der  Pharao  auf  Isis'  Enieen  sitzt  oder  von  ihr  gesäugt  wird.    Dieser 
orientalische   Gedanke^)  ist  zu   Ehren  des  Alkibiades  nach  Griechenland 
verpflanzt  worden.^)     Dortselbst  jedoch   ist  die   Bekränzung   mit   einem 
Laubkranz  oder  einer  Stimbinde  heimisch.®)     Manchmal  kränzt  eine  der 
hohen   Gottheiten  ihren  Liebling;^)    wenn  eine  Liebesangelegenheit  vor- 
liegt, reicht  ein  Eros    die  Auszeichnung  oder  Eroten  umschwärmen  die 
Szene.  ^)    Gewöhnlich  jedoch  erscheint  Nike  (S.  834),  und  zwar  oft  nicht 
den  Figuren  ebenbürtig,  sondern  verkleinert  in  der  Luft  schwebend.^)    Dem 
Regenten  lenkt  sie  den  Triumphwagen;  *°)   Fortuna  reicht  ihrem  Liebling^ 
das  Füllhorn.  ^  ^)  Im  Kriege  kämpfen  Götter  und  Heroen  leibhaftig  mit.^*)  Man- 
chen personifizierten  Gottheiten,  wie  den  Erinyen  (S.  832),  denEUeithyien,^') 
dem  Schlafgott  (S.  835)  und  den  Leidenschaften  eignen  gewisse  Bewegungen, 
welche  mit  ihrer  Symbolik  zusammenhängen.  ^^)  Eroten  schweben  wie  Nike 
in  der  Luft  (oft  eine  Siegerbinde  haltend),  umarmen  Frauen,  setzen  sich 
ihnen  auf  den  Schoss  oder  auf  den  Arm,  helfen  bei  der  Toilette,  schieben 
die  Zögernden  vorwärts,  weisen  auf  den  Gegenstand  ihrer  Wünsche  u.  dgl.**) 
Peitho  handelt  zurückhaltender.    Dagegen  wirkt  der  volle  Anthropomor- 
phismus  in  dem  Willen  des  Götterkönigs,  denn  auch  dieser  abstrakte  Begrifi 
findet  seinen   sinnfälligen  Ausdruck.    Hie  und  da  wohnt  Zeus  persönlich 
einer  Handlung  bei  (z.  B.  in  der  Sage  vom  ParisurteU).    Häufiger  jedoch 
vertritt  sein  Herold  Hermes    die  Stelle  des  Weltherrschers,   namentlich 
wenn  es  irgend  einen  Weg  zu  weisen  gilt ;  z.  B.  führt  er  die  Göttinen  zu 
Paris   und   leitet  Herakles   nach   den  nahen   und   fernen  Stätten  seiner 
Heldenthaten. 

399.  Dieser  Abschnitt  ist  wegen  der  Entwicklungsgeschichte  unserer 
Wissenschaft  vorangestellt  worden.  Systematisch  dagegen  gehört  vor  den- 
selben die  einfache  Kunstsprache,  welche  ihre  eigene  Grammatik  hat. 
Ohne  die  Ähnlichkeiten  übertreiben  zu  wollen,  kann  man  doch  viele  Ana- 
logien mit  der  Sprache  feststellen;  wir  müssen  wiederholen,  dass  die 
Exegese  auf  eine  Umsetzung  des  Bildes  in  Worte  hinausläuft.  Die  dar- 
gestellten Personen  entsprechen  den  Substantiven,  und  zwar  den  einfachen, 
wenn  sie  kein  charakteristisches  Abzeichen  an  sich  haben,  welches  mit 
einem  Attribut  zu  vergleichen  ist.    Jene  Personen  sind  in  einem  Zustand 


<)  Das.  S.  327  f.;  z.  B.  Athenabei  Hellas, 
an  der  Dareiosvase;  Aphrodite  bei  Paris 
(Baumeisters  Denkm.  S.  1162). 

')  Eros  nnd  Paris:  Baumeister  636. 

»)  SiTTL  a.  0.  S.  323  f. 

*)  Z.  B.  Osee  11,  3. 

^)  S.  632;  verallgemeinert  in  der  Euro- 
tropbos:  Röscher,  Lex.  2,  1628  ff. 

^}  Ebenso  in  der  Dichtersprache  z.  B. 
Eurip.  Iph.  T.  12  f.    Suppl.  314  f. 

')  Z.B.  Poseidon  den  Lysandros  (Paus. 
10,  9,  7). 

")  Z.  B.  plastisch:  Raub  einer  Nymphe 


durch  einen  Triton,  im  Vatikan. 

•)  Vgl.  Tibull.  2,  5,  45, 

'")  Symmach.  or.  1,  4. 

^M  Ammian.  22,9,  1. 

^^)  Giebel  von  Aigina;  Marathonschlacht 
in  der  Stoa  Poikile. 

*')  Sie  öffnen  die  Hand  zur  Geburt :  Ro- 
Sehers  Lex.  1,  1220  f. ;  Sittl,  Gebärden  S. 
322  f. 

^*)  Gegen  Lykurgos  wird  ein  Treibstachel 
erhoben  (Körtb  S.  23  ff.). 

**)  S.  FuRTWiLN0LBB*8  Eros  u.  Spttl,  Ge- 
bärden S.  284  ff.,  331  ff. 


i 


oder  in  einer  unabhängigen  Handlung  begriffen  (Subjekt  und  Verbum), 
oder  letztere  erstreckt  eich  auf  eine  andere  Person  (Subjekt,  Verbum, 
Objekt).  Den  Adverbien  und  Präpositionalbestimmungen  gleichen  die  An- 
zeichen des  Ortes,  der  Zeit  und  der  Art  und  Weise.  Figurenreichere 
Bilder  sind  die  Perioden  der  Kunst  und  ihre  sog.  Cyklen  vollständige  Er- 
zählungen. 

Über  die  Personen  an  sich  bat  der  Ezeget  nichts  besonderes  zu  be- 
merken; es  handelt  sich  eben  zunächst  um  Geschlecht  und  Alter,  sowie 
die  gewöhnliche  zeitgenössische  Kleidung.')  Ältere  Leute  pfiegen  einen 
Stock  zu  tragen,  den  sie  im  Stehen  unter  die  Achsel  stemmen.')  Kleine 
Kinder  saugen  am  Finger.'')  Sodann  beginnt  aber  die  Scheidung  nach 
Ständen.  Über  die  fiötter  ist  bereits  gehandelt.  Die  Heroen  kennzeichnet 
das  Ritterpferd  nur  im  KultuB;-*)  daher  sind  beide  Dioskuren^)  beritten 
und  erscheinen  ursprünglich  wie  einfache  Ritter  mit  Speer  und  Hut  (Pe- 
tasoB  oder  Piloa) ;  individuelle  Abzeichen  bekamen  sie  später  durch  die  be- 
kannten Sagen,  nämlich  den  Palmzweig  als  Siegesbotschaft,  weisse  Pferde 
und  die  Steme  über  dem  Haupte,  während  die  KegelhQte  auf  die  Eierschalen 
gedeutet  wurden.  Seit  der  Peisistratidenzeit  erkennt  man  Heroen  immer 
häufiger  an  ihrer  , idealen*  Kleidung,  indem  sie  nicht  in  der  üblichen  er- 
scheinen, sondern  sich  auf  Ghlamys  oder  Himation  beschränken  und  über- 
haupt gar  kein  Kleidungsstück  notwendig  haben.  Herakles  dagegen,  der 
ehemals  in  der  einheimischen  Sage  ein  Krieger  wie  die  anderen  gewesen 
war,  erhält  nun  ein  eigenes  Kostüm  orientalischen  Ursprungs,  aus  Löwen- 
haut, Keule  und  Bogen  bestehend;  ^)  dasselbe  imputieren  die  Athener  ihrem 
Lieblingshelden  Theseus.')  Herakles  wird  zwar  vielfältig  wie  ein  Gott 
aufgefasst;  aber  nicht  idealisiert;  im  Gegenteil  stellen  manche  seine  Lei- 
stungen zu  dem  unschönen  Äusseren  und  der  untersetzten  Gestalt  in  Gegen- 
satz.') Dichtersage  und  Volksmärchen  oder  Komödienwitz  veranlassen 
würdigere  und  ordinärere,  düstere  *)  und  heitere  Darstellungen.  Das  Füll- 
horn"*) erinnert  an  den  Kampf  mit  Acheloos.  Eine  dritte  Individualität, 
allerdings  zweiten  Ranges  ist  der  Arkadier  Ankaios  mit  Bärenfell  und 
Doppelaxt.  > ')  Die  Könige  und  ihre  Frauen  haben  als  Auszeichnung  die 
Binde  im  Haar")  und  das  Scepter,  welches  oft  ein  Adler  bekrönt.'^)  Die 
„Weltherrscher'    legen    sich    die    Erdkugel    bei  >*)    und    den    Strahlen- 


')  Ea  w&re  kBiim  nOtig  gewesen,  die 
Worte  . Man tet Jüngling*  xmd  ^MsiitelgTeie* 
zn  schaffen. 

')  Z.  B.  WoLTKRO  20.  21.  46. 

')  Dieser  TfpiiB  ist  ägyptisch  und  alt- 
griechisch (Ath.  Mitt.  2,  297). 

*)  Dekikev.  Röschere  Lex.  1,  2582  f. 

*)FcBTwinoLES,  RoBchersLex.  1, 1173  ff. 
Hauptstelle  Luciau.  dial.  deor.  26,  1  (Poly 
deukea  erkennt  man  als  Fauetk&mpfer). 

*)  Megakleidea  (bei  Ath.  12,  512  fj  be- 
obachtet«, dasB  er  bei  Homer  tind  Xanthos  Ho- 
plit  sei,  b«i  Steeichoros  aber  schon  die  ge- 
wChDliche  Tracht  habe;  andere  schreiben  die 
PrioritAt  dem  Panyasis  zu.  Tgl.  Ober  die 
Typen  FcrtwInolbb,  Röschen  Lex.  1, 2135  ff. 


')  Stbfbahi,  der  Kampf  zwischen  The- 
sena  and  Minotanroe  8.  45  ff. 

")  Pindar  lethm.  3,  68  ö»^töe  nif  idio- 
9ai  xai  f^ogipäy  ßgaxvs;  hftsalicb  in  dem 
Giebelrelief  der  Akropolis  |S.  541);  enonn 
breite  Brust  und  breiter  Nacken:  Viü.  Flacc. 
2,  490  ff. 

*)  S.  noch  Prodeni  perist.  10.  283. 

1°)  PuBTwiaoLBB  B.  0.  2186  ff. 

")  J«BN,  B.  1846,  131;  Ber.  d.  sacfaa. 
Ges.  1848  II  126;  A.  40,  324;  CR.  1867,  58 ff., 


'*)  SiTTL  a.0.  S.  48  ff. 


848 


KlaasiBche  Kmuitarohftologie.    HL  Angewandte  Aroliäologie. 


kränz,  0  von  welchem  die  später  übliche  Form  der  Krone  stammt.  Unter  den 
Kaisern  werden  die  Julier  individualisiert ;   Venus  gibt  ihnen  Eros  bei  ^) 
und  über  der  Stirne  Cäsars  wird  ein  Stern  abgebildet.^)     Den  Priester 
kennzeichnet  ebenfalls  die  Binde,   welche  das  lange   Haar  umgibt;  aus- 
nahmsweise ist  auf  dem  Stabe  der  Adler  durch  ein  Tempelchen  ersetzt.^) 
Die  Priesterin   führt  den  dieterichartigen  Tempelschlüssel  in  der  Hand.^) 
Die  eigentliche  Amtstracht  der  verschiedenen  Arten  von  Gottesdienerinen 
sollten  uns  die  „Antiquitäten''    lehren.^)    Die  Maenaden  (S.  821)   müssen 
wir  aber   wegen   ihres   häufigen  Vorkommens  auch   hier   erwähnen;   sie 
stürmen  oder  tanzen  daher  mit  dem  Thyrsos  oder  auch  Tieren   in  der 
Hand,  mit  Fellen  umgürtet,   das  gelöste  Haar  im  Winde  flatternd,  wäh- 
rend der  zurückgeworfene  Kopf  die  bakchantische  Ekstase  ausdrückt. '') 
Zu  den  Schützlingen   der  Gottheit  gehören  auch  die  Teilnehmer  an   den 
Agonen  der  Feste.    Die  Athleten  freilich  legen  alle  Kleider  ab,  weshalb 
sie  als  Sieger  nur  mit  der  Binde  ^)  oder  dem  Siegessymbole  (Apfel,  Zweig) 
in   der  Hand  auftreten.    Auf  die  Unbequemlichkeiten  der  Athletik  wird 
nur  manchmal    hingedeutet;    Faustkämpfer  haben   zerschlagene  Ohren.^) 
Die  Knöchelringe  ^^)   scheinen  ein  orthopädisches  Mittel  gewesen  zu  sein, 
welches  jedoch  nicht  bloss  für  den  Läufer,  sondern  auch  für  den  Soldaten 
passt;    die  Statue  des  Museo  Boncompagni  wird  aber  wohl  den  schnellen 
Achilleus,  nicht  Ares  darstellen.  ^>)    Analog  ist  die  Infibulation  Athleten, 
Schauspielern   und    Sängern    gemeinsam.  ^>)     Die    Wagenlenker    dagegen 
tragen  herkömmlicherweise  einen  Talar  mit  oder  ohne  Ärmel,  manchmal 
durch  Kreuzbänder  zusammengehalten.^^)   Die  Kitharöden  haben  das  lange 
faltige  Frauengewand  mit  breitem  Gürtel  und  gesticktem  Einsatz,  welches 
von  den  Bildern  des  Apollon  Musagetes  her  wohlbekannt  ist.  ^*)    Schau- 
spieler treten  natürlich  in  dem  entsprechenden  Ornate  auf.    Den  Dichter, 
der  manchen  Sieg  davon  getragen,  kennzeichnet  wie  den  Sieger  die  Kopf- 
binde ^^)   oder  mit  Rücksicht  auf  die  dionysischen  Agone  von  Athen  der 
Epheukranz.i^')    Die  Plastik  liebt  aber,   dem  poetischen  wie  dem  prosa- 


»)  Serv.  Verg.  Aen.  3,  387.  Das  Vorbild 
gaben  die  Diadochenbilder,  den  Anstoss  viel- 
leicbt  die  Vision  des  Vaters  des  Angustus 
(Sueton.  Aug.  94  p.  80,  5  Roth). 

*)  Augustus  von  Prima  Porta;  Julia: 
Martial.  6,  13. 

»)  Sueton.  Jul.  88. 

*)  Bei  Teiresias  Wiener  Vorlegebl.  1889 
T.  9   6. 

'*)  AZ.  22, 152.  35, 18;  vgl.  Roschers  Lex. 
2,u.  KleiduchoSf'OUyenxwel^  Verg.  Aen.  7,418. 

•)  Bei  athenischen  Opfern  Talar:  Par- 
thenonfries;  Sybel,  Katalog  153.  2130;  Ber- 
lin Nr.  945;  Mysterienpriester  von  Eleu- 
sis:  Stbübe,  Studien  S.  26  ff.;  TOpffeb,  att. 
Genealogien  S.  46  f.;  Kybelepriester  mit  corona 
und  occalms:  Mabquardt,  Staataverwalt.  4, 
342;  MoHKSBN,  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  1850,  65. 
199;  Rheapriester:  MomiSEN,  inscr.  regni 
Neapel.  5204;  Pythia:  Heydbmanh,  A.  1870, 
224 ;  tanzende  Hierodulen  mit  einer  Feder  (?) 
•Krone:   Dütschkb,   Bildwerke  IV  S.  2,  z. 


B.  MB.  11,633,50.  14,  44. 

')  Vgl.  Vergil.  A.  7,  390  ff. 

")  Kranz  und  Wollbinde  (Find.  Isthm. 
5  (4),  62). 

»)  Vgl.  Theoer.  20  (22),  45. 

»0)  M.  I  52/3.  V  15,  33.  VIII,  21,  vgl.  A. 
1865,  287;  Hblbig,  A.  1867, 336,  2;  Gbbhaed, 
Trinksch.  T.  9;  Welcker,  alte  Denkm.  3, 
406**;  Mus.  It.  III  S.  7  A.  3. 

»»)  Wolters  1268. 

»«)  Stbphaki,  CR.  1869,  149;  Dichter- 
statne  in  der  Villa  Borghese  (Woltebs  1305). 

»3)  Jahrb.  1,  174,  26;  AZ.  41,  44  A.  27. 

'*)  S.  817. 

'^)  Ausser  der  horazischen  Stelle  über 
Lucilius  vgl.  Anthol.  Lat  725,  26  Ribsb; 
Welckbr,  alte  Denkm.  1,  470  ff.;  Clabac 
840  a,  2099  b;  Aristophanes  und  Menander. 

*•)  Anthol.  Pal.  7, 707;  PUn.  16, 34;  Juven. 
7,  129;  Pers.  prol.  4;  Dötschke,  Bildw,  V 
Nr.  453  (Gatajo);  Welckbr,  alte  Denkm. 
1,  479. 


^^ 


Kritik  und  Hermeneutik.    (§  390.) 


849 


ischen  Schriftsteller  ein  cylindorförmiges  Bücherkästchen  an  die  Seite  zu 
stellen.*)    Der  Herold  hat  den  Heroldsstab.*)    Den  Arzt  des  Altertums 
erkannte  man  schwerer;  wenn  aber  die  Biographen  des  Hippokrates ^)  be- 
richten, in  seinen  Bildern  trage  er  das  Himation  über  den  Kopf  gezogen, 
so  scheint  damit  versucht,  die  Vorsicht  empfindlicher  Leute  dem  ärztlichen 
Berater  beizulegen.    Unter  den  Frauengestalten  gibt  es  (von  den  Prieste- 
rinen und  Maenaden  abgesehen)  wenig  Unterschiede;  die  Braut  erscheint 
verschleiert.*)    Die  soziale  Stellung  der  Personen    erkennt   man   in  den 
meisten  Fällen  unschwer  aus  der  Kleidung,   doch  wo,  wie  in  dem  demo- 
kratischen Athen,   der  Sklave   fast  wie  der  freie  Mann  sich  üoig,   waren 
Unterscheidungszeichen  notwendig.  Da  den  gutsituierten  Bifrger  das  Ritter- 
pferd auszeichnet,  so  ist  der  Berittene  oder  ein  Pferd  Führende  —  den 
Knappen  wird  man  ja  nicht  verkennen  können   —  ein  Ritter;   an  Grab- 
steinen legen  die  Familien  darauf  grossen  Wert,  weil  eigentliche  Wappen 
fehlen,  ^)  und  sie  lassen  das  Pferd  nötigenfalls  zum  Fenster  hereinschauen  ^) 
oder  setzen  es  klein  und  wappenartig  bei.^)   Die  Frau  von  Stand  dagegen 
beschäftigt  sich  mit  ihrem  Schmuckkästchen^)   und   lässt  sich  bedienen. 
Der  Beruf  wird  an  Grabsteinen  durch  entsprechende  Bilder  wiedergegeben ; 
an  Büsten  müssen  andeutende  Symbole  genügen.^)  Der  gewöhnliche  Hand- 
werker, der  Hirte  und  der  Bauer  sind  leicht  an  ihrer  Kleidung  erkennbar, 
denn  sie  tragen  nur  das  Untergewand,  und  auch  dieses  hochgegürtet  und 
einen  Teil  des  Oberkörpers,  meist  die  eine  Schulter  freilassend  (Exomis). 
Dazu  haben  die  Landleute  und  Hirten  häufig  den  Krununstab  {xaXavQoip);^^) 
letztere  führen  häufig  die  Syrinx.^^)    Jener  Stab  zeichnet  auch  die  Päda- 
gogen aus,  welche  überdies  durch  ein  längeres  Ärmelgewand  auffallen.  >*) 
Ln  allgemeinen  stechen  die  Diener  von  den  Herrn  durch  einfachere  Klei- 
dung, bescheidenere  Haltung  *  3)  und  auch  durch  geringeres  Körpermass  ab, 
denn  die  Sklaven  bleiben  ewig  Kinder.  Da  überdies  an  manchen  die  bar- 
barischen Gesichtszüge  auffallen,^*)  so  sei  hier  gleich  von  der  Unterschei- 
dung der  Nationen  gesprochen.   Die  Griechen  haben,  geringschätzig  wie 
sie  auf  fremde  Völker  herabsahen,   wenig  Auffassungsgabe  gezeigt.    Die 
Trojaner   werden   schon  frühzeitig,    indem   man  mit  dem  Bogenschützen 
Paris  beginnt,  mit  den  Phrygem  vereinigt.  ^^)   Die  Thraker  finden  bei  den 
Athenern  aus  politischen  Gründen  eine  Zeitlang  Berücksichtigung,  i^)    Im 
grossen  und  ganzen  unterscheidet  man  nur  die  komischen  Äthiopen,'^)  die 


')  Sophokles  im  Lateran;  .Hadrian"  aus 
Kyzikos:  Ga.  IX  T.  28;  Dabbmbebg  et  Saglio, 
dictionn.  s.  v.  capsa. 

^)  Z.  B.  im  samothrakiscben  Relief. 

')  Soranos  nnd  Saidas. 

*)  AZ.  41,  113  A.  26. 

*)  Toter  zu  Pferd:  Wolters  48. 

•)  Z.  B.  RoBchers  Lex.  1,  2571. 

')  Relief  von  Chrysapha:  Ath.  Mitt.  VII 
T.  7. 

^)  Z.  6.  Orabmal  der  Philis  (Woltebs 
36).  Man  denke  an  den  Wettstreit  römischer 
Damen  mit  Cornelia. 

8)  In  Relief  Schulze,  AZ.  33,  3.  11. 

^^)  Lucian.  dial.  d.  20,  5;  Eroten  bei  der 

QMclbuch  der  klui.  Altcrtnmiwlnetiflohaft.  YL 


Weinlese:  Pittare  d'Erc.  V  p.  65;  Zahn,  d. 
schönsten  Ornamente  III  73;  vgl.  Stephani, 
CR.  1861,  37;  Kleidung  des  Hirten  beschrie- 
ben Theocrit.  7,  15  ff. 

^*)  Lucian.  dial.  d.  20,  6;  z.  B.  Argos. 

^^)  Flut  an  seni  ger.  11. 

")  SiTTL  a.  0.  155;  S.  710. 

'*)  Dienerin  (U)  im  Westgiebel  von  Olym- 
pia ;  ebenso  wohl  auch  die  Messapierinen  des 
Ageladas  (Paus.  10,  10,  6). 

^^)  Z.  B.  Aiginetengiebel. 

»•)  Tracht  S.  621;  steifer,  gestickter 
Mantel:  Hetdemasit,  Mitteil.  113,  302. 

'^)  Löwenherz,  d.  Ä.  d.  klassischen 
Kunst,  Göttingen  1861. 

54 


850 


ElasaiBche  Knnatarcliftologie.    III.  Angewandte  ArcUologie. 


struppigen  Skythen,  Gallier  und  Germanen  ^  und  die  schön  frisierten  Orien- 
talen.^)   In   der  Kaiserzeit  kann  die  phrygische  Mütze  jedweden  Orien- 
talen,  z.  B.    den  persischen   Gott  Mithras,  bezeichnen;')    ebenso   tragen 
Attis,  Paris  und  Amazonen  Beinkleider/)    Seit  Alexander  der  Grosse  die 
persische  Tracht  achtbar  gemacht  hatte,  nehmen  auch  die  angeblich  aus 
dem  Orient  stammenden  Dynastien   des  Eadmos  und  Pelops  dieselbe    in 
bescheidenem  Masse  an.^)    Die  fabelhaften  Völker  der  Amazonen^)   und 
Arimaspen  werden  als  Orientalen  aufgefasst;  nur  begegnen   uns  hier  die 
gewöhnlichsten   äusseren  Kennzeichen  der  Orientalen,   während   die    Ge- 
sichter idealisiert  sind   und  bei  den   Amazonen  bald  der  malerische,   ja 
auch  sinnliche  «Reiz  überwiegt  (S.  708).    Beiläufig  bemerkt,  sind  die  Tiere 
meist  konventionell  gezeichnet,   sehr  häufig  in  unrichtigen  Massverhält- 
nissen, z.  B.  Tauben  zu  gross.    Am   meisten  Konvention  weisen  die  aus- 
ländischen Tiere  auf;  so  herrscht  in  der  alten  Kunst  das  Conze'sche  Ge- 
setz, dass  die  Köpfe   der  Löwen  im  Profil,  die  der  Panther  dagegen  von 
vorne  abgebildet  werden.') 

400.  Diese  Substantiva  der  Kunst  befinden  sich  in  einer  Stellung 
oder  Bewegung,  welche  mit  einem  neutralen  Yerbum  oder  dem  griechi- 
schen Mediulh  zu  vergleichen  ist.  Wir  beschäftigen  uns  zuerst  mit  den 
ruhigen  Stellungen,  welche  nur  missbräuchlich  als  Gesten  oder  Gebärden 
bezeichnet  werden.  Stehen,  Sitzen,  Knien  und  Liegen  sind  die  vier 
Grundelemente  der  Stellungen,  welche  unendlich  viele  Spielarten  hervor- 
gerufen haben.  Von  der  ruhigen  Stellung  auf  platten  Sohlen  oder  auf 
einem  Standbein  mit  leicht  aufgesetztem  Spielbein  zweigt  sich  in  der 
alten  Kunst  die  Antrittstellung  ab  (S.  530),  sodann  die  Ruhestellungen, 
wobei  der  eine  Fuss  auf  einen  erhöhten  Platz  gestellt  ist  oder  mit  dem 
anderen  sich  kreuzt.  Ln  Sitzen  kann  ebenfalls  durch  letzteres  Mittel  die 
Ruhe  ausgedrückt  werden.  Bei  denjenigen  Wesen,  welche  wir  uns  nur 
in  steter  Thätigkeit  und  Bewegung  denken  können,  muss  es  besondere 
Beachtung  finden,  wenn  sie  einmal  sitzen.  Abgesehen  von  Hermes,  Ar- 
temis und  Nike,  ist  der  sitzende  Herakles  zu  erwähnen,  welcher  nur  am 
Scheideweg*^)  und  müde  von  der  Arbeit  sitzt  (S.  650  f.).  Als  man  gerne 
allegorisierte,  kamen  Vulcanus  Quietus  ^)  und  Fortuna  Manens  (Stabilis)  *<>) 
auf  und  in  dem  Sitzen  der  Göttermutter  wurde  ihre  Unveränderlichkeit 
erkannt. ^^)    Wenn  Mars  sitzt,   so  herrscht  notwendig  Friede.**)     Ist   der 


»)  Über  die  Skythen  S.  658;  Tracht  z. 
B.  Heydehakn,  Vasensamml.  Nr.  2991  (kurzer 

Ärmelchiton»  Hosen  und  Haube  mit  Wangen- 
schirmen). 

^)  Gomptos  crinis,  von  Paris:  Hör.  c.  4, 
9   13. 

>)  ZofiOA,  Abhandl.  S.  152  f.;  auch  Olym- 
pos  (Ausnahmen  Pitt.  d'£rc.  I  9.  III  19;  vgl. 
Philostr.  im.  1,  21) 

*)  El.  cöram.  2,  87  flf. 

*)  Z.  ß.  Pelops:  A.  1840  T.  NO;  AZ. 
1853  T.  53.  55;  1867  T.  224,  2. 

')  A.  D.  CoBET,  de  Amazonum  antiqui- 
simis  figuris,  Diss.  v.  Berlin  1891 ;  M.  Stbineb, 


über  den  Amazonenmythus  in  d.  ant  Plastik, 
Lpg.  1857,  m.  5. ;  A.  Klügmaiw,  d.  A.  in  d. 
att.  Litteratur  u.  Kunst,  Stuttg.  1875;  Sta- 
tuen: S.  604. 

^)  GovzB,  Reisen  auf  den  Inseln  d.  thrak. 
Meeres  S.  9. 

^)  Xen.  mem.  2,  1,  21. 

^)  Reiffersohbid,  Nnove  mem.  deU*  Inst 
p.  470. 

'^)  Roschers  Lex.  1,  1505  f.,  1513. 

^ ')  Varro  bei  August  civ.  d.  7,  24  p.  304, 
14  f. 

*')  Mfinzen  Trajans  und  Hadrians;  Eleg. 
in  Maecenatem  50. 


-^ 


Sitz  sehr  niedrig  oder  gar  der  einfache  Boden,  so  kennzeichnet  er  den 
Demütigen.  Trauernde,')  Schutzflehende,*)  die  possierlichen  Satyrn  und 
vor  allem  Sklaven  kauern  ,wie  ein  Hund"  auf  dem  Boden.*)  Damit  sind 
aber  die  obscönen  ÄmulettGguren  kauernder  nackter  Weiber  nicht  zu- 
sammenzuwerfen,*) ebensowenig  als  die  hübschen  Terrakottafiguren  mit 
dem  einen  aufgesetzten  Bein.")  Die  knieende  Stellung  bedeutet,  abgesehen 
vom  Bitten,  meist  die  Entbindung,")  wovon  die  Körner  die  di  nixi  be- 
nannten. Das  Liegen  endlich  ist  die  natürliche  Stellung  der  Ruhe,  charak- 
teristisch jedoch  auch  für  Gottheiten  fliessenden  Wassers  und  etwa  noch 
für  personifizierte  Hafenplätze.')  Die  Arme  sind  unbeschäftigt,  sie  tragen 
oder  haben  angefasst  (halten);  hier  wollen  wir  nur  hervorheben,  daas  die 
um  die  Knie  gefalteten  Hände  Trauer  und  Melancholie  anzuzeigen  pflegen.^) 
Ulli  den  Kopf  gelegt  wird  der  Arm  nicht  bloss  von  Schlafenden,  sondern 
auch  von  solchen,  die  im  Stehen  ausruhen.*)  Sprechender  ist  eine  andere 
Stellung,  welche  mit  der  Haltung  des  Kopfes  zusammenwirkt.  Der  Be- 
trübte, der  den  Kopf  beschwert  fühlt,  senkt  denselben  und  stQtzt  ihn  auf 
die  Hand ;  im  Stehen  pflegt  dabei  der  Ellenbogen  des  betreffenden  Annes 
mit  dem  anderen  Arm,  im  Sitzen  dagegen  auf  das  Knie  oder  den  Ober- 
schenkel gestutzt  zu  werden."*)  Die  zartere  Weise  besteht  darin,  doss 
das  Gesicht  nur  auf  die  Spitzen  oder  den  oberen  Teil  der  Finger  geneigt 
wird ; ' ')  doch  ist  die  blosse  Deutung  auf  einfache  Ruhe  nicht  ausge- 
schlossen.'^) Im  tiefsten  Schmerze  hält  der  Sitzende  seinen  Kopf  zwischen 
beiden  Händen, '')  legt  ihn  auf  die  Knie  oder  lässt  ihn  sogar  zwischen 
diese  sinken,'^)  Auch  der  bloss  zur  Seite  geneigte  Kopf  macht  den  Ein- 
druck melancholischen  Sinnens,  wie  beim  Herakles  Famese,  dem  .Eros" 
von  Centocelle  und  Antinoos,"^)  geht  in  Porträten '^)  jedoch  wahrscheinlich 
auf  Alexander  zurück,  er  hat  bei  Venus  unzweifelhaft  erotischen  Charakter 
und  passt  zu  gleichartigem  Musikspiel.")    Häufiger  aber  halten  die  Musi- 


')  DoraUllnDgen  der  llinpetsis;  Niobe: 
Stark,  Niobe  T.  4;  koriDthiflche  Vase:  Baa- 
meiBters  Denkm.  67.  Tgl.  Od.  <f539=  »497. 
X  567.  n  145;  Ear.  lA.  1175  n.  S. 

<)  ChalkidJsche  Vase:  das.  17. 

')  Oatgiebel  von  Olympia ;  EEKtrLfi,  Bhein. 
Mus.  39,  487,  2.  490;  Bchlafend:  S.  710; 
Wolters  1011;  Anz.  d.  5sterr.  Akad.  1875 
S.54;  Stbbl,  Katalog  49.  57;  Stntnette  eines 
Negers;  Woltkhs,  1785;  femer  Eros:  Ant. 
du  Boeph.  T.  57,  2;  CR.  1859  T.  2.  1860 
S.  6.  .Wie  ein  Hand*  vgl.  Callim.  faymn. 
4,  228  ff. 

')  Z.  B.  Beb.  XI  T.  8,  8-5. 

^)  Z.  B.  Stackkiaebo,  Qrftber  T.  49.  52. 
64;  Sunmlaug  äabouroff  T.  93;  AstragtdoB- 

•)  Wblckrr,  kleine  Schriften  S,  186  f.; 
WoLTKBs,  ■Ep.  1892,  225  ff.;  Fb.  Mab»,  Ath. 
Mitt.  10,  177  ff.;  Hes.  Th.  460;  Hymn.  Apoll. 
Del.  116;  Paus.  6,  48,  7;  Nixi  dei  Festus, 
vgl.  Ov.  met  9.  294;  einschränkend  Jni.. 
Unob  S.  590  S.  204  f.;  Fubtwänolbb,  Berl. 
Phil.  Wochensclir.  1894,  17  f.  Diener  e.  B. 
auf  WUnburger  Vase  Nr.  143. 


')  MOnze  von  Megara  unter  Septimimi 
Severus;  Hillin,  Syüoge  T.  2,  30. 

')  DÜTSCHicK,  Bildw.  4,  280;  Sittl,  Ge- 
bSrden  S.  23. 

")  Z.  B.  Apollo. 

■°)  Qebärdan  S.  24;   Peoelopeatatnen: 


»)  Vgl.  Irohiravi,  TBsJ  fittilj  151. 153. 
I  Olymp 


154. 

»)  Z.  B.  Homer  vom  Adler  zi 
getragen :  Otbbbece  ,  Pompeji 
Nymphe:  Baumeisters  Denkm.  S.  887. 

")  Plutarch.  Anton.  67;  Friamoe  an  der 
Vivenziovasa  (Neapel  2422);  Ovkbbeck,  Gall. 
25,  24;  RoBKBT,  Bild  u.  Lied  S.  67  u.  Q. 

")  Gebärden  S.  24. 

">)  Z.  B.  WoLTRBS  1035.  1046. 1578-9; 
Portrfit  des  Äsop ;  Athens  in  Dresden :  Bbtt- 
irsB  '72,69;  Sakduabt,  admiranda  T.  ee; 
Hera  Ludovisi.  Libanios  (^»ye-  11,  IV  116Q 
Rbiske)  findet  in  der  Haltuiig  Mordgedanken. 

")  MtcRABLis,  d.  Bildnisse  des  Thnky- 
didea,  StrasBb.  1877  S.  17  A.  34;  S.  650. 

")  öfter  bei  Apollo;  Anakreon  Borghese 
AZ.  1884  T.  11,  1  (Wolters  1305). 
54* 


852 


SmiBtaroliftologie.    IIL  Angewandte  Archäologie« 


zierenden  den  Kopf  zurück,  *)  wie  die  Trunkenen,  welche  ihren  Kopf  nicht 
aufrecht  halten  können;^)  jenes  ist  an  der  lateranischen  Statue  des  Dich- 
ters Sophokles  nur  leise  angedeutet.  Die  Stellung  der  einzelnen  Gesichts- 
teile, welche,   griechisch  zu  reden,  das  Ethos  ausdrückt,  bedarf  entweder 
keiner  Exegese   oder  letztere  ist  nur  Gefühlssache,   wie  an  einem  lehz^ 
reichen  Beispiel  dargethan  wurde; 3)   oft  drückt  die  Miene  überhaupt  nur 
die  Stimmung  des  ganzen  Zeitalters  aus,  wie  das  Lächeln  in  der  vorper- 
sischen Periode  (S.  522)  und  die  düstere  unter  den  Diadochen  (S.  706). 
Ersteres  wünscht  man  von  den  gnädigen  Göttern  und  Fürsten  {sereniias, 
Serenissimus).    Die  medialen  Bewegungen  erfordern  nicht   viel  Erklärung. 
Beim  Schnelllauf  wii^d  wenigstens   ein  Arm   vorgestreckt.'*)    Der  heftige 
Schmerzen  leidende  Mensch  verzerrt  den  Körper;*)   der  getroffene  wirft 
einen  Arm  empor®)  und  greift  nach  der  schmerzenden  Stelle.')     Wenn 
die  Wunde  tödlich  ist,  sinkt  das  Haupt  ®)  und  der  Sterbende  bricht  in  die 
Kniee.»)    Fröhliche  Kinder  und  Trunkene  erheben  jubilierend  den  Arm.*«) 
401.  Mit  einem  Objektsatz  verglichen  wir  die  auf  eine  zweite  Per- 
son bezüglichen  Handlungen  und  Bewegungen.    Den  Einzelfiguren  steht 
die  gelöste  Gruppe  am  nächsten.     Unbestimmt  pflegt  das  Objekt   zu 
sein,   wenn   man  in  die  Feme  blickt;  dies  erkennt  der  Beschauer,  wenn 
die  flache  oder  gebogene  Hand   die  Augen  gegen  das  Sonnenlicht  deckt. 
Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  ländliche  Wesen  (Hirten,  Satyrn  u.  dgl.j 
dies  am  öftesten    thun.^^     Zum  Himmel  auf  blicken  vorwurfsvoll,  von 
übermenschlichem  Unglück  betroffen,   Laokoon   und  Niobe,    in  anderem 
Sinne  jedoch  der  Astronom  Aratos.^')     Dagegen  senkt  die  jungfräuliche 
Scham    in   der  Öffentlichkeit   die  Augen;    wenn  auch  nicht  so  häufig,  als 
die   Schriftsteller   davon  reden,  zeichnen   die    Künstler    oft    Jungfrauen, 
Bräute,  Knaben  und  zuweilen  unverheiratete  Jünglinge  in  solcher  züchti- 
gen Haltung ;!')   dem  gleichen  Gefühle  entspringt  das  Verhüllen  des  Ge- 
sichtes.^*)  An  vielen  Orten  wurde  dies  den  ehrbaren  Frauen  durch  die  Sitte 


^)  Apollo  öfter;  Sappho  in  dem  Terra- 
kottarelief, A.  XXX  T.  B  =  Jahk,  Abb.  d. 
Sachs.  Ges.  VIII  T.  2,  1 ;  femer  z.  B.  A.  1856 
T.  14;  El.  c^r.  II  16  =  Banmeisters  Denkm. 
1540. 

')  Lysippischer  Herakles  Martial.  9,  43, 
3 ;  bronzener  Satyr  aus  Herculanenm :  Bronzi 
d'Ercol.  II  42,  3;  Münchner  Vase  Nr.  2. 

')  Febd.  Labak,  der  Gemütsausdmck  d. 
Antinous,  ein  Jahrhundert  angewandter  Psy- 
chologie auf  dem  Gebiete  d.  antiken  Plastik, 
Berlin  1891. 

*)  Z.  B.  Münchner  Vase  Nr.  54;  zwei 
Niobiden. 

^)  Patroklos  an  der  bekannten  Schale 
(Baumeisters  Denkm.  8). 

^)  Knieender  Niobide. 

^)  Kapaneus  (?)  in  der  Villa  Albani: 
Hblbio  717;  Gigant  von  Pergamon;  liegender 
und  gestürzter  Niobide ;  scherzhaft  auf  einen 
Satyr  übertragen:    Samml.  Sabouroff  T.  128. 

•)  Verwundete  Amazone  (S.  604);  Ro- 
$cbers  Lex.  1,  50. 


')  Medusa  öfter,  z.  B.  Sarkophag  bei 
Cbsnola,  ant.  of  Cyprus  1,  74. 

^°)   Eros:    Wolters    1742;    fitcaxaXt^y 

a%QBlV. 

* ' )  jinoirxonsvuy;  vnocxonoy  x^Q<*  Aeschy- 
lus  bei  Hesych.;  Heliod.  II  p.  65, 7  u.  A.;  Satyr 
Thonrelief,  Wflrzburg  11  B  11;  Bronze  ans 
Pompeji:  Ztsch.  f.  d.  bild.  K.  1884,  187;  Im- 
HOOF,  monnaies  grecques  p.  94. 

^*)  BthioBKBB,  Ztsch.  f.  Nnmism.  1881, 
T.  Nr.  13. 

»»)  Jungfrau:  München,  Terrak.  Nr.  113; 
vgl.  Ael.  y.  h.  12,  1;  Nicetas  3,  163  u.  A.; 
Braut:  M.  X  84  =  Wiener  Vorlegebl.  1888 
T.  8  (CoLLiONON  503);  AugS  im  kleinen  Fries 
von  Pergamon;  vgl.  Stat.  sily.  1,  2, 12;  Knabe: 
vgl.  Athen.  13,  564  b;  Ephebe:  Pelops  im  Ost- 
giebel von  Olympia;  Reiter  Nr.  116  im  Nord- 
fries des  Parthenon. 

^*)  Paus.  3,  20,  10,  wonach  Aidoa  so  dar- 
gestellt war;  Obeuzee  bezieht  dahin  Mus.  Pio- 
clem.  2.  15  ff.  Mil.;  Hibt,  myiiiol.  Bilder- 
buch 2,  114  f.;  Bouillon  Ul  3. 


I 


-«^ 


Kritik  und  Hermenentik.    (§  401.) 


853 


auferlegt,  wenn  sie  die  Frauenwohnung  verliessen;  in  der  Wirklichkeit 
steüte  sich  nun  die  Sache  ähnlich  wie  im  Orient  noch  heutzutage,  darüber 
lassen  besonders  zahlreiche  Terrakotten  keinen  Zweifel.  *)  Der  eigent- 
lichen Kunst  kam  dieser  Gebrauch,  der  zuviel  von  dem  Gesichte  verbarg, 
ungelegen,  sie  wählte  daher  in  der  vorpersischen  Zeit  den  Ausweg,  durch 
eine  Gebärde  die  Verhüllung  anzudeuten:  Die  Frauen  haben  entweder 
das  Obergewand  bereits  auf  dem  Kopf  und  ziehen  es  nun  mit  einer  Hand 
von  der  Seite  herüber,  oder  es  ist  der  ganze  Kopf  noch  frei,  dann  zieht 
die  Hand  das  Kleid  über  die  Schulter  herauf  (, Venus  Genetrix*).*)  Später 
wurden  diese  konventionellen  Typen  etwas  seltener,  beziehungsweise  er- 
hielten sie  zumeist  eine  besondere  Bedeutung,  sei  es  matronale  Züchtig- 
keit (Hera)  oder  Koketterie  (Aphrodite).  Schliesslich  bedeutet  die  voll- 
ständige Verhüllung  die  Absicht,  Thränen  zu  verbergen,')  und  dies  ist 
bei  Agamemnon  (S.  634)  und  sonst  benutzt.^)  Die  Gemütsbewegungen, 
welche  durch  den  Anblick  einer  Handlung  hervorgerufen  werden,  haben 
in  der  Kunst  keine  grosse  Mannigfaltigkeit.  Freudige  Überraschung,  Er- 
staunen, Verwunderung,  Schrecken  sind  zeichnerisch  nur  verschiedene 
Nuancen  von  Bewegungen  der  Arme,  je  nachdem  beide  zugleich,  ganz 
und  hoch  erhoben  werden ;  tritt  zum  Schrecken  noch  die  Furcht,  so  wendet 
sich  die  Person  zur  Flucht.^)  Eigentlicher  Schmerz  dagegen  wird  durch 
Andeutung  der  leidenschaftlichen  Schmerzbezeugungen  (Haarraufen,  Schlagen 
des  Kopfes,  Zerreissen  des  Gewandes)  ausgedrückt.  Sorgfältige  Künstler 
ziehen  wohl  das  Gesicht  auch  heran,  doch  sind  nur  wenige  Züge,  welche 
Mund  und  Augenbrauen  betreffen,  wirklich  Gemeingut  geworden.  Von 
den  Augenbrauen  sprechen  wenigstens  unsere  Schriftquellen :  Hippo- 
lytos  drückt  seinen  sittlichen  Zorn  dadurch  aus^)  und  der  Boreas  des 
Zeuxis  hat  sie  di'ohend  emporgezogen.'')  Um  den  Mund  spielt  das  finstere 
Lächeln  des  Kriegers,  ein  anderer  presst  ihn  nach  spartanischer  Art  zu- 
sammen, ^)  der  Spottende  zeigt  die  Zähne  ;^)  eine  leise  Spur  davon  be- 
merkt man  an  dem  ApoUo  von  Belvedere.  Die  Haltung  des  Kopfes  selbst 
gewährt  nicht  viel  Gewinn;  das  hocherhobene  Haupt  zeigt  Stolz  (Apollo 
von  Belvedere)  oder  Übermut  an,  i^)  umgekehrt  aber  das  gesenkte  die 
Scham  (Alkaios  vor  Sappho,  in  dem  bekannten  Vasenbilde),  häufiger  je- 
doch kommt  es  dem  Sterblichen  vor  der  strahlenden  Gottheit  zu;^*)  in 
letzterem  Falle  sträuben  sich  vor  Entsetzen  die  Haare.")  Wenn  die  Be- 
ziehung zwischen  zwei  Personen  in  Worte  gekleidet  wird,  so   vermissen 


^)  L.  HsuzET,  sar  les  figures  des  femmes 
voilöes  dans  Tart  grec,  Monuments  grecs 
Nr.  2,  Paris  1873,  m.  3  T. ;  Hbydkmaiw,  ver- 
hüllte Tftnzerin,  Hall.  Winckelmannspr.  1879. 
m.  T. 

*)  Diese  zwei  Handlangen  werden  mei- 
stens falsch  beschrieben. 

•)  Odysseus;  Sen.  Hercf.  1885  f.;  Charito 
1,  1,  14.  11,  2.  3,  3,  14  u.  A. 

*)  Z.  B.  Sarkophag  M.  IX  2,  2. 

^)  Z.  B.  Niobiden;  entsetzt  forteilende 
Priesterin  als  typische  Figur:  AZ.  35,  18 
A.  3. 

'•)  Agathias  Anthol.  II  p.  657, 109. 


')  Eine  Spur  auf  der  Berliner  Vase: 
Grrhard,  etr.  n.  kamp.  Vas.  26/9  =  Roschers 
Lex.  I  Sp.  806. 

«j  Grabrelief  Woltbbs  1004. 

>)  SiTTL,  Gebärden  8.  98;  komische 
Maske,  Martha,  catal.  76;  Satyrköpfchen : 
Sybkl,  Katal.  3750. 

^^)  Oinomaos  in  Olympia  S.  604;  vgl. 
Nonn.  Dion.  19,  316. 

»0  Vgl.  Hymn.  Ven.  157;  ApoUon.  Rhod. 
2,  683  (1)  ff.  4,  1315;  Ovid.  fast.  1,  148.  3, 
371 

' »«)  Mus.  Ital.  II  T.  2  mit  Text 


854 


KlassiBclie  Knnstarehftologie.    in«  Angewandte  Aroh&ologie« 


wir  die  mannigfaltigen  Kedegebärden  des  wirklichen  Lebens.     An  vielen 
Vasen   stehen   sich   zwei   Personen  ruhig  gegenüber,   so   dass   man     das 
Sprechen    erraten   muss.     Zumeist    wird    nur    ein    Vorderarm    erhoben : 
in  der  Diadochenzeit  lieben  die  Maler  die  ersten  drei  Finger  wie  beleh- 
rend erheben  *  zu  lassen ;  zum  leidenschaftlichen  Reden  (z.  B.  wenn  Hyi>- 
sipyle   sich   rechtfertigt)  ^)    werden   beide   Hände   gebraucht.     Gesenkter 
Vorderarm  passt  für  ruhige  Auseinandersetzung  (z.  B.   beim  Hermes    von 
Virunum).  Das  Sprechen  zu  den  Göttern  oder  das  Beten  *)  erfordert,  faJl^ 
die  Hände  frei  sind,  beide  Arme.    Zuweilen  fasst  der  Betende  den  Altar, 
was  auch  der  Schwörende  thun  kann;   es  sei  ausdrücklich  bemerkt,  dasä 
beim  Schwur  die  Hand  nur  in  der  Aktion  des  Anrufens   oder  Betens  er- 
hoben wird  und  dass  die  drei  Finger  spezifisch  christiich  sind.    Verein- 
zeltes können  wir  hier  nicht  anführen,  müssen   aber  betonen,  dass  die 
von  de  Jorio^)  inaugurierte  Methode,   hinter  jeder  Fingerstellung  etwa^ 
besonderes  zu  suchen,  verfehlt  ist.    Ein  geöffneter  Mund  bedeutet   nicht 
das  blosse  Sprechen,   sondern  Singen   (mit  zurückgebogenem  Kopf    ver^ 
bunden)^)   oder   einen   Schreckensschrei. ^)     Die  übrigen   SteUungen    und 
Haltungen   in   offener   wie    in    geschlossener   Handlungsgruppe    bedürfen 
kaum  einer  Erklärung,    sondern  gehen  mehr  die  Kunstgeschichte  an;^) 
eine  gewisse  Schwierigkeit  besteht  nur  darin,  dass  Bewegung  und  dau- 
ernde Steüung  nicht  klar  geschieden  werden.     Dies  ist  namentlich    bei 
den  Zeichen  der    Vertraulichkeit,  Freundschaft  und  Liebe  der  Fall:    am 
häufigsten  hat  die  eine  Person  der  anderen  die  Hand  auf  die  Schulter  ge- 
legt;^)  einen  Grad  höher  steht  die  Umschlingung  des  Nackens.^)    Ein- 
trächtig gesinnte  Gatten  oder  Freunde  halten  sich  an  der  Hand  (aber  sie 
reichen  sich  nicht  die  Hand!).^)    Liebe  zu  einem  Untergeordneten  spricht 
aus  der  Auflegung  der  Hand  auf  den  Kopf.^^)    Intime  Liebe  ist  in  der 
Gruppierung  einer  sitzenden   Person  mit  einer  anderen  in  ihren  Schoss 
zurückgelehnten   ausgedrückt.^^)     Gebärden  der  Liebe   dagegen   kommen, 
von  erotischen  Scenen  abgesehen,  selten  vor.**) 

402.  Die  begleitenden  Umstände  einer  Handlung  sind  in  der 
alten  Kunst  mehr  angedeutet,  als  ausgeführt;  es  ist  daher  notwendig,  ihre 
Abbreviaturen  kennen  zu  lernen.  Diese  Kurzsprache  teilen  die  Künstler 
jeden  Ranges  mit  einander,  z.  B.  bezeichnete  Polygnot  eine  Flotte  durch 


M  OvEBBBCK,  Gallerie  T.  4,  3. 

')  Gebärden  S.  174  ff. 

^)  La  mimica  degli  antichi  investigata 
nel  gestire  napolitano,  Neapel  1832,  m.  T. 

*)  Ath.  Witt.  IX  T.  1;  El.  cäram.  II  16. 

^)  Leda  auf  einem  pompejanischen  Ge- 
mälde: Zaes,  2,  20. 

^)  Z.  B.  0.  biE,  Kampfgruppe  u.  Kämpfer- 
typen in  d.  Antike,  Berlin  1891;  stereotype 

Stellung  des  Kämpfers  gegen  Übermacht:  AZ. 
35. 18  A.  1 ;  E.  Cubtius,  über  antike  Gruppen- 
bildung, Westermanns  Monatshefte  1881  Nov.; 
Herzoo,  Studien  (S.  421);  Sauer  (S.  560). 

^)  Stephani  hat  viele  Beispiele  im  CR. 
gesammelt;  als  Handlung  deutet  die  Stellung 
z.  B.  Helbio,  Katalog  Nr.  1137. 


^)  Grabstein  des  Kitylos  und  Dermys: 
Wolters  44  (wahrscheinlich  auch  47);  Dios- 
kuren:  Marx,  AZ.  1885,  260;  Aphrodite  und 
Ares:  Bernoulli,  Aphrodite  S.  163  ff.;  Jfing- 
ling  und  Frau,  häufig  als  Griff:  Michaelis, 
A.  1876,  123.  Apollo  und  Herakles:  Boschers 
Lex.  1, 2191.  Übergang  im  Parthenonfries 
(Dionysos  und  Hermes). 

^)  Häufig  an  Grabreliefs  und  sonst:  Ge- 
bärden S.  310  ff. 

*^)  Kaiserin  und  Eond,  auf  KaisermOn- 
zen  (Froehnbr,  m^d.  199  =  Baumeisters 
Denkm.  1325  Fig.  1478). 

^0  Z.  B.  Ant  du  Bosph.  Cimm.  43;  vgl. 
Lucret.  1,  32  ff. ;  Gebärden  S.  35. 

'0  Gebärden  S.  276  f. 


Kritik  und  Hermenentik,    (§  402.) 


855 


ein  Schiff,  ein  Lager  durch  ein  Zelt,  den  Strand  durch  ein  paar  Steine; 
Pferdegespanne  entbehren  in  der  Tempelplastik  wiederholt  des  dazu  zu 
denkenden  Wagens.  Was  den  Ort  anlangt,  so  haben  wir  die  erste  Schei- 
dung zwischen  dem  Freien  und  geschlossenen  Räumen.  Ersteres  zeigt 
ein  unebener  Boden,  Felsensitz  *)  oder  ein  Baum  im  Hintergrund  an;  ausser- 
dem ist  die  ideale  Staffage  mit  Nymphen,  Satyrn  und  Panen,^)  Fluss- 
göttern u.  dgl.  in  Betracht  zu  ziehen.  3)  Ein  Altar,  ein  offenes  Tempelchen, 
ein  auf  eine  Säule  gestellter  Dreifuss^)  oder  ein  Tier  auf  Säule  ^)  zeigen 
ein  Heiligtum  an.  Das  von  Säulen  getragene  Dach  bedeutet  aber  an 
unteritalischen  Vasen  auch  einen  Palast.  Als  viele  Orte  durch  Krieg  in 
Asche  lagen,  konmit  ein  umgestürzter  Säulenstumpf  als  Staffage  vor;^) 
Schilf  und  Steine  versinnbildlichen  das  Meer.^)  Für  den  Innenraum  ge- 
nügt eine  Säule^)  mit  und  ohne  Gebälk  oder  einfach  ein  an  der  Wand 
hängender  Gegenstand,  in  späterer  Zeit  auch  ein  Vorhang;^)  ein  aufge- 
hängter Schwamm  oder  eine  Herme  bezeichnet  Gymnasien  und  Palästren.  ^^) 
Eine  Amphora  sagt  uns,  dass  die  dargesteüte  Person  (z.  B.  die  knidische 
Aphrodite)  des  Bades  wegen  ihre  Kleider  abgelegt  hat.  Bestimmtere 
Ortsangaben  sind,  wenn  nicht  durch  Inschriften,  auf  Umwegen  zu  erzielen. 
Theben  hat  seine  sieben  Thore  und  seinen  göttlichen  Sprössling  Dionysos,  i^) 
Kämpfende  Krieger,  von  friedlich  gekleideten  Männern  getrennt,  versetzen 
uns  in  das  Haus  des  Adrastos  oder  das  Feldlager  der  Achäer,  und  in 
letzterem  haben  wir  auch  die  brettspielenden  Krieger  zu  suchen.*^) 

Auf  die  Zeit  kommt  es  zum  Verständnis  selten  an;  Helios,  Selene 
und  Eos  (S.  829  f.)  sind  mehr  dekorativ  hinzugefügt.  Die  Finsternis  ohne 
Farbe  zu  bezeichnen,  gibt  es  einen  hübschen  Kunstgriff,  nämlich  die  An- 
bringung eines  Nachtvogels.^^)  Zur  Zeit  können  wir  auch  noch  andere 
Momente  rechnen,  welche  sich  auf  das  Reisen  beziehen.  Der  in  der  Fremde 
Befindliche  pflegt  zwei  Speere,  Strohhut  und  Stiefel  zu  haben;  beim  Ab- 
schied und  bei  der  Ankunft  giesst  ihm  eine  weibliche  Verwandte  einen 
Trank  zum  Opfer  in  eine  Schale  ein.^^) 

In  Bezug  auf  den  Modus  der  Handlung  belehren  uns  die  Zeichner 
zumeist  über  den  Erfolg.  Der  glückliche  Erfolg  wird  durch  eine  schwe- 
bende Nike  (S.  834),  einen  fliegenden  Adler,**)  in  Liebessachen  aber  dm-ch 
einen  Eros  von  vornherein  gesichert;  zuweilen  stellt  man  den  Sieger  auf 


0  Z.  B.  Göttin  in  der  3.  olympischen 
Metope. 

=»)  8.  841;  El.  cär.  II  74;  Stkphahi, 
BuU.  de  rac.  de  St.  P^t  12,  257  ff.  300  ff. 
=  Möl.  Gr^corom.  1, 523  ff.  578  ff.  Nimbus  und 
Strahlenkranz  S.  67.  123. 

')  ZoSoA.  bassir.  1,  169  ff.;  OvebbbcKp 
Gall.  T.  11,  12;  MB.  14,  28;  zwei  ans  Grün- 
den der  Symmetrie,  in  Giebeln  und  Sarkophag- 
reliefs: Jahk,  Beitr.  17,  3. 

*)  TiscHBKm,  Vasen  1, 28  (Kl.  c^r.  2,  79). 
4,  10  (iNOHiBAiti  162);  M.  Greg.  2,  18,  2 
(Gerhard,  AV.  62);  Theater:  M.  3,  31. 

^)  Ross,  A.  13,  25  ff.  u.  arch.  Aufs.  1, 
201  ff.  T.  14. 


^)  ÜKLICH8,  Medeasarkophag  S.  15. 

')  Wolters  471  A. 

«)  Gerhard,  AV.  II  S.  182. 

^)  Robert,  Pasiphaesarkophag  T.  1,  1. 

^^)  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1869,  30 
A.  79 ;  A.  1856  T.  6  (Stosch.  Schwefel  678  f.). 

^')  Thore:  in  Ovids  Kraterbeschreibung; 
Dionysos,  bei  der  Hochzeit  des  Eadmos  und 
der  Harmonia:  Würzburger  Vase  128. 

>>)  Welokbr,  alte  Denkm.  3,  3  f.  20  f. 

i>)  Clarac,  mus^e  de  sc.  170,  236;  El. 
c^r.  II  p.  15;  (Gerhard,  Spiegel  72. 

'*)  Stbphani,  CR.  1881,  34,  1. 

*^)  Schon  in  assyrischen  Schlachtenbil- 
dem:  Latard  T.  13.  18.  n.  ö. 


i 


856 


ElasBisolie  Kanstarchäologie.   in.  Aagewaadie  Archäologie. 


die  rechte  Seite.')  Manchmal  erkennt  der  Beschauer  die  Niederlage  di-a- 
stischer,  z.  B.  lässt  der  mit  Herakles  kämpfende  Triton  den  Kopf  hängen 
und  der  nemeische  Löwe  streckt  die  Zunge  heraus.  Im  übrigen  ^w^ollen 
wir  darauf  hinweisen,  dass  jede  Gattung  von  Scenen  ihre  typischen 
Nuancen  hat;  z.  B.  liegt  bei  einem  gewaltsamen  Auftritt  eine  Herme  um- 
gestürzt auf  dem  Boden.') 

403.  Wie  der  Hauptsatz,  nimmt  auch  im  Bilde  die  handelnde  Gruppe 
den  wichtigsten  Platz  ein.  Die  übrigen  Personen  sind  mehr  oder  weniger 
Nebenpersonen.     Man  begreift,  dass  diese  nachlässig  behandelt  werden 
können;    ihre  Deutung   ergibt   sich   vielfach   aus    dem   Zusammenhange. 
Neben  Dionysos  und  Apollo  wird  eine  ihnen  ebenbürtige  Frau  auch  ohne 
Attribute  als  Ariadne^)  und  Artemis   erkannt  werden,   desgleichen    eine 
den  Kämpfen  des  Herakles  ruhig  zuschauende  Frau  als  Athena;   ebenso 
muss   der  männliche  Begleiter  desselben   Helden  lolaos    sein.^)     Frauen 
neben  Meergottheiten  sind  Nereiden,^)  die  Begleiterin  des  Asklepios  Hy- 
gieia.  Assistiert  Athena  einem  Helden,  so  wird  der  Krieger,  welcher  dessen 
Gegner   unterstützt,   Ares  sein.«)     Ruhig  assistierende  Personen  werden 
überhaupt  Götter  sein.  In  Kämpfen  genügt  es  die  eine  Partei  zu  charak- 
terisieren, z.  B.  Herakles  —  Kyknos,  Kraniche  —  Pygmäen,  Schlangen  —  der 
kleine  Herakles;  zwei  Krieger  neben  einander  im  Angriff  sind  Harmodios 
und  Ai'istogeiton.     In  Göttergesellschaften   sind  die  einzelnen  Gottheiten 
oft  nicht  alle  charakterisiert;  wer  neben  einer  sitzenden  steht,  ist  ihr  unter- 
geordnet, z.  B.  die  jungfräulichen  Gottheiten  Hera,^)  wie  Hygieia  Asklepios. 
Eine  äusserliche  Relativität  beruht  auf  der  körperlichen  Grösse;   Götter 
sind  ja  viel  grösser  als  die  Sterblichen,  aber,  wenn  wir  von  den  Votiv- 
reliefs^)  und  den  Giebelfeldern  absehen,  erscheinen  sie  nur  zuweilen  grösser 
als  die  Menschen,  mit  denen  sie  verkehren.^)    Häufiger  sind  die  wilden 
Tiere  neben  ihnen  klein  dargestellt.   Der  riesenhafte  Wuchs  des  Polyphem, 
Alkyoneus  und  Konsorten  wird  mehr  angedeutet  als  getreu  wiedergegeben.  ^^) 
Der  kalydonische  Eber  zeigt  schon  durch  seine  Grösse,  dass  er  ein  Untier 
ist.  ^  0    Manchmal  wird  die  Hauptperson  durch  Grösse  hervorgehoben,  wenn 
die  Nebenpersonen  ihr  untergeordnet  sind,   wie  Laokoon,  Niobe  und  der 
Dionysos   des  Lysikratesdenkmals.    Zur  Erkenntnis  der  Komposition   im 
allgemeinen  ist  es  stets  notwendig,  die  Richtung  der  Blicke  zu  beachten. 
Diese  führen   ziemlich   sicher  auf   die  Hauptperson   und  Haupthandlung; 
manchmal   gibt  eine  vorauseilende  Person,    die  sich  umsieht,   den   Aus- 
gangspunkt  an.^^)     Bei  Vasen    zeigt   eine    Gebärde    an,  dass  wir  auch 
die  Rückseite  betrachten  müssen.^*)    Die  Zahl  der  Nebenpersonen  wechselt 


»)  AA.  1860,  67  ff.;  A.  1861,  268  ff.; 
Benndobf,  Ath.  Mitt.  4,  185;  Fboehneb,  no- 
tice  Nr.  1. 

»)  Endvmionrelief:  M.  Capitol.  IV  24; 
Wandgemälde:  AZ.  I.  T.  5. 

»)  Z.  B.  Wolters  214. 

♦)  Z.   B.  WOLTEBS  245. 

*)  Fries  von  Assos. 
«)  Münchner  Vase  48. 
^)  Paus.  2.  17,  5.  8,  9,  3. 


«)  Z.  B.  WOLTBBS  58.  117. 

')  OvBBBBCK,  Gall.  T.  19,  1;  Gbbbabd, 
AV.  2,  146. 

'0)  Vgl.  die  Odysseebilder;  Plm.  35,  74; 
auoh  PhUostr.  im.  2,  21.  22.  29.  30;  PhU. 
jun.  11.  12. 

>i)  Z.  B.  Woltbbs  183. 

»0  Jahrb.  4,  214  f. 

*>)  München  Nr.  9. 


je  nach  dem  Räume,  weshalb  ea  sich  nicht  empfiehlt,  ihnen  Namen  bei- 
zulegen, falls  sich  diese  nicht  von  selbst  verstehen.  Gedankenlose  Zeichner 
setzen  Figuren  nach  äusserlichem  Bedürfnis  hinzu  oder  lassen  notwendige 
Figuren  weg;  so  kommt  der  Fall  vor,  dass  beim  Parisurteil  nur  zwei 
Gottheiten  erscheinen. ')  Die  Komposition  ist  überdies  manchmal  durch  den 
ParaUelismuB  dekorativer  Bilder  beeinträchtigt.") 

Da  der  Künstler  an  den  Moment  gebunden  ist,  vermag  er  eigentlich 
nicht  zu  erzählen;  doch  sind  verschiedene  Versuche  gemacht  worden,  diese 
Schranken  der  Kunst  zu  überschreiten.  Der  weitere  Fortgang  wird  auf 
verschiedene  Weise  angedeutet,  was  man  Prolepsis  nennen  mag.')  Kly- 
taimnestra  erscheint  bei  Äigisthoa'  Ermordung  und  Neoptolemus  tOtet  mit 
Ästyanax'  Körper  den  Priamos.  £ine  eigentliche  Erzählung  ist  nur  durch 
einen  BUdercyklus  ermöglicht.  Häufig  erkennt  der  Betrachter  dieselbe 
Person  an  der  gleichen  Gewandung.^)  Bei  Raummangel  (z.  B.  an  römi- 
schen Sarkophagen)  fehlt  eine  Scheidewand  der  Scenen  oder  beschränkt 
sich  auf  einen  Baum. 

404.  Nachdem  wir  sowohl  die  Symbolik  als  die  naive  Charakteristik 
in  kurzem  geschildert,  erübrigt  noch  ein  Gebiet,  das  gewissermassen 
zwischen  der  idealen  Göttlichkeit  und  der  irdischen  Realität  steht;  dies 
sind  die  Grabdenkmale,  wo  sich  jene  beiden  Gattungen  kreuzen.  Wir 
wollen  versuchen,  die  Exegese  der  Qrabbildor  in  ein  System  zu  bringen. 
Hier  kommt  es  vor  allem  darauf  an.  von  den  unmittelbar  aufzufassenden 
Dingen  die  Symbole  im  eigentlichen  Sinne,  d.  h.  was  mit  dem  Toten  und 
seinem  Zustand  nur  verghchen  werden  soll,  zu  scheiden.  Zu  dieser  sym- 
bolischen Gattung  gehören  erstens  die  göttlichen  Grabstatuen  der  Kaiser- 
zeit (S.  718),'')  zweitens  die  schlafenden  Eroten  („Toteneros"),  welche  den 
Todesschlaf  bedeuten,*}  und  drittens  die  mythologischen  Darstellungen,  in- 
sofern sie  sich  auf  Schlaf,  Tod,  Heroisierung  und  eine  Art  Auferstehung 
beziehen;  Endymion  und  Äriadne  im  Schlafe,  Niobiden,  Meleagros,  Phaethon, 
Ikaros,')  Ädonis,  Narkissos,*)  Dionysos,*)  Herakles,  Attis,^'')  Alkestis,  Or- 
pheus, Raub  der  Persephone  passen  daher  vortrefflich.  Ebenso  sind  An- 
spielungen auf  Mysterien  und  Orgien  denkbar;")  femer  kOnnen  Anspie- 
lungen auf  die  Gottheiten  des  Todes  vorkommen,  z.  B.  sieht  man  Schlaf 
und  Tod  (S.  835),  Greif  mit  Rad  '>)  oder  das  Rad  allein, ")  welche  der 


')  Obbrabd,  AV.  172. 

*)  Ober  die  kampanischen  Wandgem&lde 
A.  TBBnxLBNBiTBa,  AZ.  S4,  1  ff.  76. 

•)  STiPBAm,  CR.  1881,  31  A.  1. 

*)  Jahk,  AZ.  1844,  370;  Robbkt,  AZ. 
1875,  140;  Ausnahmen:  Kalkmarr,  AZ.  41, 
70,  A.  94. 

')  Hermes  in  Belief:  DOtscskb,  Bildw. 
4, 178;  auf  eine  Frau  angewendet:  Athen. 
Uitt.  3,  345,  57. 

*)  PdbtwIsoleb,  B.  1877,  121  ff.;  K. 
LinOE,  Ztach.  f.  bUd.  Knoet  1883, 243  f.  274  ff. 
Gegen  den  Namen  .Eroe'  protealiert  Melea- 
groB  Anthol.  Pal.  7,  421,  3  f.  Vgl.  Callim. 
Äntbol.  7,  451.  459,  4;  Meleag.  Oad.  das. 
419,1;    Anth.  Planud.  210;   Artemid.  5,  30. 


Anch  Aphrodite  findet  sich  auf  Grabsteinen 
(Mjkmz,  Mus.  Veron.  127,  3;  Anc.  marblea 
X  55). 

')  Sarkophag  in  Messina:  üorsL,  vovage 
II  T.  75. 

")    FuBIwiKQLBB,    B.    1877,    151. 

')  AZ.  22,  163. 

"•)  Uaackh,  Verh.  d.  Phil. Vers,  in  Stutt- 
gart 1857.  176  ff. 

")  PöHsTKB.  AZ.  1874, 105  f.  1875,  79  ff. 
(gegen  BaUKH,  Sitzungaber.  d.  barer.  Akad. 
1875,  21  ff.}. 

'  *)  Bbshdobp  d.  SvbOhe,  lateran.  Mnseum 
zu  Nr.  7. 

>•)  CIL.  V  7835.  7647  (ans  chrisOicher 


858 


SlasBiselie  KanBtarchftologie.   III.  Angewandte  Arch&ologie. 


Nemesis  zugehören.     Die  Christen  übernehmen   die  Orpheussage,    ^welche 
sie  an  den  guten  Hirten  erinnert,')  fügen  Parabeln  dazu  und  finden  auch 
im  Wechsel  der  Jahreszeiten  die  Idee  der  Auferstehung.*)  Andere  mytho- 
logische DarsteUungen  aus  heidnischer  Zeit  haben  nur  den  Zusammenhang 
mit  dem  Toten,  dass  er  an  äuseren  Vorzügen  mit  dem  Heros  verglichen 
wird.^)      Wieder    andere    Darstellungen    beziehen    sich    unmittelbar    aaf 
Leichenfeier  und  Zustand  der  Toten.    Wir  sehen  als  Anzeichen  immer- 
währender Erinnerung  trauernde  Frauen^)  oder  Sirenen,  welche  die  Toten- 
klage bedeuten.^)    In  Erinnerung  an  die  Inseln  der  Seligen  und  das  jen- 
seits des  Okeanos  gelegene  Totenreich  werden  Nereiden^)  und  Seewesen^) 
auffallend  häufig  zur  Dekoration  herangezogen.     Auf  den  Aufenthalt   im 
Grabe  weist  die  Schlange,   die   Bewohnerin   der  feuchten  unterirdischen 
Kammern.^)    Lebt  der  Tote  in  der  dankbaren  Erinnerung  seiner  Nach- 
kommen als  Heros  fort,  so  erhält  er  das  Ritterpferd  ^)   und  empfanget  die 
Gaben  derselben  beim  Mahle  liegend;  die  häufigen  Darstellungen  pflegen 
„Totenmähler''   zu  heissen.'^')    Mit  dem  Grabesaufenthalt  hängen  endlich 
auch  die  Bilder  von  wilden  Tieren  und  Ungeheuern  zusanmien,  welche  in 
der  zweiten  orientalisierenden  Periode  die   Gräber  gegen  Dämonen    und 
Räuber  schützen  sollten.  ^  ^)    Diese  Sitte  dauerte  noch  in  der  Zeit  der  Auf- 
klärung fort,  wurde  damals  jedoch  gerne  spitzfindig  auf  den  Toten  bezogen, 
z.  B.  bedeute  ein  Löwe  einen  tapferen  Helden,^')  eine  Löwin  mit  Widder 
die  gefahrliche  Hetäre^*)  und  eine  Sirene  den  einschmeichelnden  Redner.'^} 
Thatsächlich  ist  nach  Alexander  das  Bilderrätsel  auf  den  Gräbern  fleissig 
betrieben  worden;  Symbole  bezeichneten  den  Namen  (Löwe  =  Leon), '^) 
den  Beruf  (Hund  =  Kyniker)'®)  und  anderes  in  manchmal  recht  verwickelter 
Weise;  so  sollte  man  am  Grabe  des  Antipatros  aus  dem  Hahn  mit  Zepter 
am  Flügel  und  einem  Palmzweig  in  den  Krallen  entziffern,  dass  hier  der 
phönikische  Dichter  Antipatros  liege,  und  ein  weggeworfener  Astragalos 
lehrte,  er  habe  den  Tod  in  der  Trunkenheit  gefunden. i*)    Selbst  Würfel- 


Zeit  wie  LiNDENSCHMiT,  Altert,  unserer  heidn. 
Vorzeit  I  3,  8,  7). 

')  WiLPBRT,  Prinzipienfragen  S.  6  f.; 
Alfb.  Haussneb,  d.  altchristlichen  Orphens- 
darstellungen,  Kassel  1893;  Athen.  National- 
museum  Phot.  64.  Der  gute  Hirt  ist  auch 
in  den  Liturgien  zum  Toten  in  Beziehung 
gesetzt  (Rom.  Quartalschr.  5,  280). 

')  Bcrist.  1863,  4;  Rom.  Quartalschr. 
4,  63. 

')  In  einer  Grabschrift  von  Alexandrien 
(Ra.  ni  10,  68  a)  wird  «Herakleides  der 
Schöne'  verglichen  mit  Osiris,  Endymion, 
Adonis  und  Herakles. 

*)  S.  656;  Familiengrab  von  Achamai; 
,  Schutzflehende "  Barberini  (S.  603),  ähnliche 
Figur  in  Moskau:  B.  1880,  237. 

6)  S.  842;  Erinna  Anthol.  7,  710;  Mna- 
salkas  das.  491. 

^)  Martha,  quid  significaverint  sepul- 
crales  Nereidum  figurae,  thäse  von  Paris 
1882. 

')  Petersen,  A.  1860,  396  ff. 

^)   Der   Granatapfel  bezieht  sich  nach 


FuBTWÄNOLBB,  B.  1877,   158  auf  die  Unter- 
welt. 

**)  Auf  christlichen  Grabsteinen  ziemlich 
selten  (Rom.  Quartalschr.  4,  154)  wie  der 
Titel  Heros  (das.  3,  320  Nr.  50.  4,  149). 

*°)  Hierüber  habe  ich  in  den  ,  Würz- 
burger Antiken*  (zu  T.  10)  gehandelt  Ver- 
zeichnis bei  Potties,  Bch.  10,  317 ;  Dkebkek, 
Roschers  Lex.  1,  2571  ff. 

")  S.  540;  an  der  Cucumella  in  Etmrien 
u.  s.  w. 

12)  Anthol.  7,  344.  426;  Kaibel,  epigr. 
242;  Löwe  von  Chaironeia.  Nach  Ptolemaios 
Ghennos  wurde  ein  Ldwe  zuerst  auf  das 
Grab  des  Herakles  gesetzt. 

*^)  Grab  der  Lais:  Paus.  2,  2,  4,  abgeb. 
auf  MOnzen  von  Eorinth  (Num.  comm.  19,  U 
T.  E  73-76). 

^*)  Grab  des  Isokratee:  Ps.  Plut.  vii  X 
or.  p.  838. 

»6)  Woltebs  1008. 

")  Diog.  L.  6,  78. 

'0  Meleag.  Anthol.  7,  428.  Vgl.  im  all- 
gemeinen  Antip.  Sid.  das.  428 — 25.    427; 


und  Hermeneutik.    (§  405.) 


859 


figuren  fanden  in  solchen  Spielereien  Anwendung J)  Ob  der  Hahn  die 
Streitbarkeit  bedeute*)  oder  auf  Sokrates'  letzten  Auftrag  anspiele,  wollen 
wir  nicht  entscheiden.  Der  einstige  Beruf  im  Leben  wird  nicht  eigentlich 
durch  Symbole  angegeben,  sondern  geht  von  dem  alten  schon  in  der 
Odyssee  vorkommenden  Brauche,  dass  man  das  Lieblingswerkzeug  des  Ver- 
storbenen, z.  B.  das  Ruder  eines  Seefahrers,  auf  den  Grabhügel  steckt, 
aus;  wo  der  Tote  nicht  selbst  in  der  Ausrüstung  seines  Standes  (z.  B.  als 
Krieger)  3)  erscheint  oder  die  Ausübung  des  Berufes  dargestellt  ist,  genügt 
ein  derartiges  Abzeichen,^)  z.  B.  Weltkugel  und  Cylinder  für  Archimedes. 
Ein  Modius  zeigt  den  Bäcker  an,^)  wie  das  Bild  eines  Schiffes  den  See- 
mann.^) Auf  gleiche  Weise  werden  Auszeichnungen  überliefert,  z.  B.  steht 
in  Pompeji  auf  dem  Grabe  der  Priesterin  Mamia  ein  Marmorsessel.  Über 
die  Grabgemälde,  welche  Gastmähler,  Spiele,  Jagd  und  Kampf  darstellen, 
sind  die  Ansichten  in  der  Beziehung  geteilt,  ob  hier  der  Verstorbene  im 
Leben  oder  im  besseren  Jenseits  dargestellt  sei.^)  Wir  möchten  glauben, 
dass  der  Maler  den  Toten  jedenfalls  in  dem  standesgemässen  Leben,  das 
er  geführt,  abbilden  wollte,  aber  zeitweise  wenigstens  spielte  der  in  Ägypten 
am  klarsten  ausgedrückte  Gedanke,  dass  dieses  schöne  Leben  über  das 
Grab  hinaus  dauern  und  durch  die  Abbildung  möglicherweise  leibhaftig 
werden  könne,  herein. 

406,  Ausser  der  Unterscheidung  des  Symbolischen  und  Nichtsymbo- 
lischen besteht  ein  weitti*agendes  Problem  darin,  was  einfach  zu  beschreiben 
und  was  zu  erklären  sei.^)  Der  blossen  Beschreibung  unterliegen  im  allge- 
meinen die  Ornamente  und  omamentalen  Figuren  (S.  230  ff.),  obgleich  manche 
Fälle  sinnreicher  Ornamente  im  alten  Ägypten  und  im  kaiserlichen  Rom 
sicher  gestellt  sind.  Es  gibt  ja  auch  viele  bedeutungsvolle  Anspielungen 
auf  das  Königtum  (Adler,  Löwe,  Widder)  und  auf  Götter;  wo  aber  ein 
von  Hause  aus  religiöses  Zeichen,  z.  B.  das  Swastika  (S.  233)  als  solches 
erklärbar  oder  zu  einem  leeren  Ornament  herabgesunken  sei,  hängt  von 
den  gleichzeitigen  Anschauungen,  die  aus  der  Litteratur  zu  erkennen  sind, 
ab.  Ebenso  ist  die  Grenze  zwischen  den  Abwehrmitteln  der  Dämonen 
oder  des  bösen  Auges  und  den  omamentalen  Masken  u.  dgl.  schwer  zu 
ziehen  (S.  230). 

Über  das  Verhältnis  zur  Litteratur  ist  schon  früher  gesprochen 
worden  (S.  426) ;  welche  Dichtungen  und  in  wie  weit  sie  benützt  wurden, 
gehört  in  die  Geschichte  der  einzelnen  Dichter.^)  Zum  Verständnis  der 
Bilder  ist  dies  nicht  notwendig,  sondern  im  Gegenteil  kann  es  nur  von 
Vorteil  sein,  wenn  man  den  Grundsatz,  dass  jedes  Bild  aus  sich  selbst  zu 
erklären  sei,  beherzigt.  Illustrationen  zu  Schriftstellern  sind  nur  in  Codices 


Meleager  421;  db  Rosai,  Roma  Botterr.  2, 
309;  STEFHAia,  titul.  Graec.  particula  3,  23 
Nr.  6  ff.;  Hbydemann,  Mitteil.  S.  36,  86. 

>)  Leonidas  Anthol.  7,  422. 

«)  Fbäwkel,  AZ.  42,  139  ff.;  Wolters  39. 

^)  Wolters  37;  Stelen  des  Lyseas  und 
Aristion. 

*)  Vgl.  Anthol.  7,  394.  445.  505  (=  Sap- 
pho  120) ;  Nonn.  Dion.  5,  523. 


^)  Rom.  Quartalschr.  1,  28. 

")  Hetdemann,  ant.  Marmorbildw.  50; 
Verona  420  Dütschke. 

')  Ambkosch,  de  Charonte  Etnisco  p.  16; 
Stephant,  der  ausruhende  Herakles  S.  22; 
Hblbtg,  A.  1870,  8  f. 

»)  K.  0.  Müller,  kleine  Schriften  2,  675. 

^)  Siehe  meine  griechische  Litteraturge- 
schichte. 


860  Klassische  Knnstaroli&ologiG.   m.  Angewandte  Arohaologie. 

und  in  den  sogenannten  Bilderchroniken  zu  suchen ;  jedes  eigentliche  Bild 
aber  ist  eine  selbständige  Schöpfung  teils  nach  künstlerischen  Prinzipien, 
teils  mit  dem  Zwecke,  einen  gegebenen  Platz  zu  dekorieren. 

Für  die  Exegese  sei  aber  im  allgemeinen  dies  konstatiert,  dass  die 
zu  erklärenden  Darstellungen  nicht  nach  festen  Regeln,  sondern  nach 
psychologischen  Einflüssen  eingerichtet  sind.  Setzen  die  Künstler  voraus, 
dass  die  Beschauer  sofort  auf  die  ihnen  geläufigsten  Sagen  verfallen,  so 
sparen  sie  sich  fast  jede  Charakteristik,  was  um  so  lieber  geschieht,  wenn 
die  Kunstrichtung  der  Zeit  mehr  das  Grossartige  als  das  Detail  bevor- 
zugt;*) es  wird  genügen,  auf  den  Tempelschmuck  von  Aigina,  Selinunt, 
Olympia  und  den  des  Parthenon  zu  verweisen.  Daher  kann  eine  detailliertere 
Darstellung  der  Hermeneutik,  zu  welcher  wir  später  Beiträge  liefern  zu 
können  hoffen,  nur  auf  kunstgeschichtlicher  Grundlage  ruhen. 

406.  Von  der  aufgestellten  Definition  der  Beschreibung  (S.  801)  fehlt 
nun  nur  noch  ein  wichtiger  Punkt,  über  welchen  wir  bloss  Andeutungen 
geben  können.    Die  Zeitbestimmung  eines  Denkmals  hat  bloss  in  einer 
beschränkten  Zahl  von  Fällen   ein  äusseres  Zeugnis  zur  Grundlage.     In- 
schriften fixieren  Münzen,  öffentliche  Bauten,  Ehrenstatuen,  Weihgeschenke; 
häufig  muss  jedoch  erst  die  Epigraphik  herangezogen  werden,  um  die  Zeit 
der  Schriftzüge  zu  bestimmen,  und  man  weiss,   dass  besonders  in  Bezug 
auf  die  nach  Alexander  fallenden  Perioden  erst  allmählich  eine  grössere 
Genauigkeit  erzielt  wird.  Viele  Funde  erhalten  durch  gleichzeitig  entdeckte 
Münzen  wenigstens  einen  terminus  post  quem.     Auf  dem  Kombinations- 
wege wird  die  Zeit  oftmals  durch  historisch-philologische  Schlüsse  ermittelt. 
Für  die  selinuntischen  Metopen   (S.  541)  und  die  Funde  von  Naukratis 
(S.  80)   ist  ein   terminus  post  quem  diu*ch  die  Gründungszeit   der  Stadt 
gegeben ;  umgekehrt  sind  Tiryns,  Mykene  und  Selinus  zu  einer  bekannten 
Zeit  zerstört  worden.     In  der  Geschichte   der  altathenischen  Kunst  bildet 
der  Perserschutt  einen  Markstein.  Überhaupt  fallen  unter  diese  Klasse  alle 
Synchronismen  mit  politischen  Ereignissen  und   dem  olympischen  Sieger- 
verzeichnisse.    Die  archäologische  Bestimmung  hat  an  dem  Fundbestand 
oft  einen  realen  Grund,  obgleich   die  Fundschichten  trügen  können;  vor 
allem  aber  beruht  sie  auf  der  kunstgeschichtlichen  Analyse  des  Werkes 
nach  den  S.  427  ff.  erwähnten  Grundsätzen  und  auf  der  Analogie  fixierbarer 
Arbeiten.     Wir  dürfen  aber  nicht  verschweigen,   dass  genügende  Detail- 
untersuchungen, welche  die  Wandlungen  einer  Einzelheit  durch  alle  Zeit- 
alter hindurch  darstellen,  kaum  vorhanden  sind. 

Litteratur:  Die  bibliographischen  Angaben  müssen  wir  nach  dem  bisherigen  Be- 
trieb einteilen;  gleichzeitig  wird  dieser  Absatz  eine  Ergänzung  zum  Texte  büden. 

Prinzipien  der  Exegese:  Bubsian,  arch.  ELntik  a.  Hermeneutik,  Verb.  d.  Augs- 
burger Phil. Vers.  1862  S.  55  ff.;  R.  Föbsteb,  de  hermeneutices  archaeologicae  principüs, 
Gott.  1873;  Donati,  deUa  maniera  d'interpretare  le  pitture  ne'  vasi  fittili  ant.,  Firenze  1861. 

Kunstmythologie:  Das  (unvollendete)  nauptwerk  ist  die  , Griechische  Kunst- 
mythologie*  von  Fb.  Ovebbbck,  II.  spezieller  Teil:  I.Zeus,  2.  Hera,  3.  Poseidon,  4.  Demeter 
und  Kora,  5.  Apollon  (je  ein  Textband  mit  einem  sehr  übersichtlichen  Atlasheft) ;  im  prak- 
tischen Gebrauch  ist  noch  beliebt  Milliv,  nouvelle  gallerie  mythologique,  Paris  1811  ff. 
3  Bde.  Text,  2  Bde.  m.  190  Tafeln  (auch  deutsch);  Bilderwerke:  Aloys  Hibt,  Bilderbuch 
f.  Mythologie,  Archäologie  u.  Kunst,  Berlin  1805—16,  2  Bde.  m.  32  T.;  Auo.  Rügkbb,  Q5tter 

0  Vgl.  über  das  fOnfte  Jahrhundert  Boh.  12,  320  f. 


Kritik  und  Hemieaeiitik.    (§  406.)  861 

n.  Heroen  d.  Griechen  u.  Römer,  Berlin  1826,  m.  47  T.;  Lenobmant,  nouvelle  gallerie  mytho- 
logiaue;  Müller- Wibsbleb  (S.  12);  E.  Bbaüit,  Vorschule  der  Kunsianythologie,  Gotha  1854 
(englisch  1856)  m.  100  T.;  Gosze,  Heroen-  u.  Qdttergestalten  d.  griech.  Kunst,  Wien  1874; 
J.  Langl,  griech.  Götter-  a.  Heldengestalten,  Wien  1885—87,  f.  m.  50  T.;  Werke  von  hist. 
Bedeutung  sind  K.  A.  Böttigbr,  Ideen  zur  Eunstmythologie,  Dresden  u.  Lpg.  1826—36, 
2  Bde.  m.  7  T.  (Abdruck  Lpg.  1850);  £d.  Gbbhard,  Prodromus  mythologischer  Kunst- 
erklftmng,  Stuttg.  1827  u.  P.  F.  NrrscH,  archAoI.-myth.  Wörterbuch,  2.  A.  v.  Klopfer,  Lpg. 
1821,  2  Bde.;  Ober  ältere  Litteratur  S.  809  f.;  Leitfäden:  0.  Sbemahn,  d.  Götter  u.  Heroen, 
Lpg.  1869,  m.  153  Abb.;  RArA  M^nabd,  la  mythologie  dans  Tart  ant.  et  mod.,  Paris  1878, 
m.  823  Abb.;  Golliohon,  mythologie  grecque,  Paris;  im  Zusammenhang  mit  der  My- 
thologie Oberhaupt  behandeln  die  Kunstmythologie  R.  Patits  Knioht,  ancient  art  and 
mythology,  neue  Ausg.  London  1892,  m.  348  Abb.;  Fa.  Cbbuzer,  Symbolik  und  Mythologie 
der  alten  Völker  besonders  der  Griechen,  2.  Aufl.  Lpg.  1819—23,  6  Bde.  m.  60  T.,  3.  Aufl. 
1836—43;  Guiokl^ut,  religions  de  Tantiquit^,  Paris  1825—51,  4  Tle.  in  10  Bdn.,  Tl.  4  ver- 
mehrte Bearbeitung  von  Millin's  gallerie  (262  T.)  mit  Alfb.  JMaubt,  religions  de  Tanti- 
quit^  dans  leurs  rapports  avec  Tart;  Dupuis,  planches  de  Torigine  de  tous  les  cultes;  G. 
Ratbobbsb,  die  Gottheiten  der  Aioler,  Gotha  1861  und  besonders  das  im  Erscheinen  be- 
griffene , ausführliche  Lexikon  der  griechischen  und  römischen  Mythologie*  her.  v.  W.  H. 
RosoHEB  (Lpg.  1884  ff.  m.  Abb.);  Jahresberichte  in  der  Revue  de  Thistoire  des  religions; 
Ober  Gott  er  ideale:  G.  Gbüneisen,  über  bildL  Darst.  d.  Gottheit,  Stuttg.  1828;  Ballborn, 
d.  Anteil  der  Plastik  an  d.  Entstehung  d.  griech.  Götterwelt  u.  d.  Athene  d.  Phidias,  Hamb. 
1893;  CoNZE  (s.  o.);  R.  Kekul^,  über  die  Entstehung  der  Götterideide  der  griech.  Kunst, 
Bonn  1877;  H.  BainfK,  griech.  Götterideale,  München  1892  (Sammlung  seiner  Aufsätze)  mit 
10  T.;  F.  Back,  z.  Gesch.  griech.  Göttertypen,  I.  Hermes  u.  Dionysos,  Jahrbb.  f.  klass.  Phil. 
1887,  438  ff.;  S.  Stbickbb,  d.  Götterstiine,  Neue  freie  Presse  Nr.  7612;  Zwölfgötter- 
darstellungen: Gbbhabd,  über  d.  zwölf  Götter,  Abb.  d.  preuss.  Akad.  1840;  Pbtbbsen,  das 
Zwölfgöttersystem  d.  Griechen  u.  Römer,  Hamburg  1853;  K.  T.  Ptl,  d.  Zwölf götterkreis  im 
Louvre,  Greifsw.  1857;  Orientalisches:  Glebmobt-Gankeaü,  ,  Timagerie  ph^nicienne  et 
la  mythologie  iconologique  chez  les  Grecs,  I.  Paris  1880;  Aber  Ägypten:  S.  434;  Lanzonb, 
dizionario  di  mitologia  egizia,  m.  Atlas. 

Darstellung  von  Mythen:  Ausser  den  angeführten  Werken  s.  Raoul-Rocuettb 
(S.  12)  und  besonders  Fb.  Ovbbbecb,  Gallerie  heroischer  Bildwerke  .des  thebischen  und 
troischen  Sagenkreises,  Stuttg.  1857  mit  Atlas;  Abth.  Scbnbideb,  Prolegomena  zu  einer 
neuen  Gallerie  heroischer  Bildwerke,  Lpg.  1890,  m.  Abb.;  L.  Kjellbsbo,  de  cyclo  epico, 
Upsala  1890;  Göttersagen,  Apollon  Pythoktonos:  Th.  Schbbibeb,  A.  P.,  Lpg.  1879; 
Geburt  der  Athens:  Bbnndobf,  A.  1865,  373  ff.;  R.  v.  Sohveidbb,  die  Geburt  der  Athena, 
Abhandlungen  des  arch.-ep.  Seminars,  Wien  1880;  Dionysos'  Geburt:  Stefhani,  GR.  1861, 
12  ff.;  H.  Betdrmahn,  Dionysos'  Geburt  imd  Jugend,  X.  hall.  Winckelmannsprogramm ; 
indischer  Zug:  B.  Gbaf,  de  Bacchi  expeditione  indica  monumentis  expressa  1.  Berlin  1886; 
die  t3rrrhenischen  Räuber:  J.  de  Wrirs,  Dionysus  et  les  Tyrrhöniens,  Paris  1875;  AZ.  1873 
T.  5  =  DuxoziT  et  Cbaplain,  cöram.  T.  23;  s.  auch  u.  Pentheus;  Hephaistos'  Rückführung: 
Pbelleb-Robebt  1 177  A.  3;  Raub  der  Persephone:  Welckeb,  Ztsch.  f.  alte  Kunst  1, 1  ff.;  R.  Föb- 
STEB,  d.  Raub  u.  die  Rückkehr  d.  P.,  Stuttg.  1874,  m.  2  T.;  über  d.  Rückkehr  Stbube  (S.  826,  ?); 
Robebt,  arch.  Märchen  S.  179 ff.,  T. 2—5;  Prometheus:  0.  Jaqn,  Prom^thöe,  Paris  1848,  m.  2  T.; 
A.  Milcbhöfeb,  d.  Befreiung  des  Pr.,  Berlin  1882,  m.  T.;  Gigantenkampf:  S.  837;  troischer 
Sagenkreis:  s.  das  eben  erwähnte,  dann  Bbtjkn,  troische  Miscellen,  Siteungsber.  d.  bayer.  Ak. 
1868  ff.;  Fb.  Scblib,  d.  Darstellungen  d.  troischen  Sagenkreises  auf  etrusk.  Aschenkisten,  Stuttg. 
1868;  Urne  (S.  5)  Bd.  L;  Parisurteil:  Nachträge  zu  Ovkbbbck  S.  206  ff.;  Stbphaki,  CR. 
1861,  34;  Helena:  W.  Koch,  Paris  vor  Helena,  Diss.  v.  Marburg  1889;  Telephos  u.  Philoktet 
s.  u.;  Achilleus:  M.  Wollseiffen,  Achilleus  n.  Hektor  auf  einer  pränestinischen  Cista,  Progr. 
V.  Krefeld  1883;  Comze,  Arch.-ep.  Mitt.  I  H.  1;  Diomedes:  Cokze,  d.  Vorbild  d.  Diomedes- 
gemmen,  Jahrb.  4,  87  ff.  T.  2;  Palladionraub:  A.  1858,  228  ff.;  Odysseus:  Bolte,  de  monu- 
mentis ad  Odysseam  pertinentibus,  Diss.  v.  Berlin  1882;  Enoblmann,  Bilderatlas  (S.  13); 
Odysseus  und  Kirke:  Jahn,  arch.  Beitr.  S.  401  ff.  u.  AZ.  1865,  17  ff.;  Köbte,  AZ.  34,  189  ff.; 
andere  Sagen  in  alphabetischer  Ordnung:  K.  Dissel,  d.  Mythos  v.  Admetos  n.  Alkestis, 
Brandenb.  1882,  m.  1  T.;  Adonis:  0.  Jahn,  sur  les  repräsentations  d'Adonis,  Paris  1846; 
Aithra:  Jahn,  Sitzungsber.  d.  sächs.  Ges.  1850  S.  180;  AA.  1850,  214;  M.  VI55;  Aktaion: 
Ziehen,  Bonner  Studien  S.  179  ff.;  Alkestis  s.  Admetos;  Winteb,  Alkmene  u.  Amphi- 
tryo,  Breslau  1876;  Archemoros:  Gebhabd,  A.  u.  die  Hesperiden,  Abb.  d.  preuss.  Akad. 
1836,  253  ff.  =  ges.  Abb.  1,  5  ff.;  Quabanta,  de'  funerali  di  Archemoro,  Neapel  1852,  mit 
3  T.;  Köhlbb,  ges.  Schriften  5,  130  ff.;  Argonauten:  Flasch,  angebliche  Argonautenbilder, 
München  1870;  Hbtdexann,  Jason  in  Kolchis,  Winckelmannspr.  v.  Halle  1886;  F.  M.  Avel- 
LiNo,  il  mite  di  Talo,  Neapel  1847,  f.  m.  3  T.;  s.  Medea  u.  Phineus.  Atalante:  Robebt, 
Hermes  22,  444  ff.;   Auge:  Jahn,  Telephos  u.  Troilos  S.  46  ff.  u.  arch.  Beitr.  S.  233  ff.;  0. 


862  Klamische  SniiBtarchaologie.   m.  Angewandte  Archäologie. 

Rossbach,  A.  n.  Pelopeia,  Philol.  Abh.  f.  M.  Hertz  S.  144  ff.;  A.  H.  Fibgheb,  Belleroplion, 
IL  Greifsw.  1848,  dazu  Ekgblmaiin,  A.  46,  5  ff.;  Stephaki,  CR.  1881,  10  ff.;  H.  W.  v.  Pum- 
WITZ  u.  Gaffron,   6.  in  der  ant.  Eiinst,   1888;   P.  Sghwabz,   de  fabula  Danaeia,     Halle 
1881;  Jabjs,  Philol.  27,  1  ff.;  Oykrbbck,  Zens  S.  406  ff.;  C.  Böttiorkb,  Dirke  als  Quelle  u. 
Heroine,  Berlin  1864,  m.  1  T.;  Endymion:  0.  Jahn,  arcbäol.  Beiträge  8.  51  ff.;  Herakles: 
FuBTWÄNOLEB,  Roschers  Lex.  1,2192  ff.;   Schlangen  wflrgend:   Fbtedebichs,  die  pliilostrat. 
Bilder  S.  11  ff.;   C.  Eonitzeb,    H.  und  die  Hydra,  1861;    Eerberos:    Vsrr  VALBimir.     Or- 
pheus u.  H.  in  der  Unterwelt,   Berlin  1865;   nemeischer  LOwe:   ZoSga,   bassir.  1  55,  45  ff.; 
Michaelis,  A.  1859,  64  ff.;  Roulez,  A.  1862,  192  ff.;    Hesperiden:  Gebhabd,  ges.  Abh.  1, 
50  ff.  219  ff.;  Hippolytos:  H.  Gidionben,  fabulam  quae  est  de  Hippolyto  et  Phaedra  quo- 
modo   effinxerint  veteres  poStae    et  artifices,    Lpg.  1872;    V.  Püvtoni,    le  rappresentuize 
fignrate  relative  al  mite  di  Ippolito,  Pisa  1882;  Höfbb,  de  Jone  (lo),  Dias.  y.  Halle  1868; 
Eephalos:   Stephani,    CR.  1872,  177  ff.  T.  4.  5;   E.  Bbaün,   il  ratto  di  Cefalo,  Rom    1838; 
Eyrene:   Studkiczka,  E.,  Lpg.  1890  n.  Roschers  Lex.  2,  1717  ff.;   Lykurgos:  Wbi.ckeb, 
alte  Denkm.  2,  94  ff.;  Stbphahi,  CR.  1867,  184;   Medea:  C.  T.  Ptl,  de  Medeae  fabula  IL 
Berlin  1850;  Jahn,  AZ.  1866,  233  ff.;  Dilthey,  A.  1869,  5  ff.  m.  T.  AB;  Ublichs,  ein  Medea- 
sarkoph.,  Würzb.  1888;  Meleager:  EsKULi,  de  fabula  Meleagrea,  Diss.  v.  Berlin  1861 ;  Tb. 
Habtmann,    M.  in  der  griech.-röm.  Eunst,   Wohlau  1889;    Wibsblbb,   Narkissos,     GU^tt. 
1852,  m.  1  T.  mit  Nachtr.  in  den  Gott.  Gel  Anz.  1869,  251  ff.;  E.  B.  Stabk,  Niobe  und  die 
Niobiden,   Lnpg.  1863,  m.  20  T.;    Heydeiiank,   N.  u.  d.  Niobiden  auf  griech.  Yasenb.,    l^pg- 
1875,  m.  4  T.;   ders ,  über  unedierte  Niobidenreliefs,  Lpg.  1877,  m.  5  T.;  ders.,  Analekten 
zu  den  Ennstdarst.  aus  d.  Niobesage,  Lpg.  1883,  m.  3  T.;  Orpheus:  Vbit  Valentin   fs.  n. 
Herakles);   Pentheus:  Jahrb.  7,  153  ff.;  0.  Jahn,  P.  u.  d.  Maenaden,  Eiel  1841,  mit  3  T.; 
Stephani,  CR.  1867,  183  f.:  Perseus:  Panofka,  P.  u.  d.  Graeen,  Abh.  d.  preuss.  Akad.  1846, 
m.  1  T. ;  G.    Löschcke,  d.  Enthauptung  d.  Medusa,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  griech.  Malerei,    Bonn 
1894;   Fr.  Enatz,  quem.  Persei  fabulam  artifices  Gr.  et  Rom.  tractaverint,  Diss.  v.  Bonn 
1893;   Wiesbleb,   Phaethon,   Gott.  1857,  m.  1  T.;   A.  Banobbt,   de  fabula  Phaethontea, 
Halle  1885;   Philoktet:   Fbiedebichs,  d.  plulostr.  Bilder  S.  24  ff.;  L.  Adb.  Milani,  il  znrto 
di  Filottete  neUa  letteratura  class.  e  nelP  arte  figurata,  Fir.  1879;   Phineus:   F.  v.  Duhk, 
Bern.  z.  Phineussch.,  Festschr.  z.  Earlsr.  Phil.-Vers.  1882;  0.  Jahn,  Teleph.  u.  Troilos,  Eiel  1841 ; 
ders.,  Telephos  u.  Troilos  u.  kein  Ende;   C.  Pillino,  quomodo  Telephi  fabulam  et  scrip- 
tores  et  artifices  veteres  tractaverint,  Diss.  v.  Halle  1886;  Thesen s:  Museo  Ital.  II f  1  ff.  209  ff.; 
L.  Stephani,   d.  Eampf  zwischen  Theseus  u.  Minotauros,  Lpg.  1842  f. ;   Cohzb,   Theseus  u. 
Minotauros,  Berl.  Winckelmannspr.  1878  mit  IT.;   A.  Heydemann,  analecta  Thesea,  1865; 
M.  Schell,  de  tauro  Marath.  et  Minotauro,   Pr.  1865;   Triptolemos:   Stbubb  (S.  826.  t); 
Brunn,  über  2  Tr.-Darst.,  bayer.  Akad.  1875;  Tierfabeln:  0.  Cbusius,  Philol.  1889,  185  f. 
Symbolik  im  allgemeinen:    Cbeuzeb  (S.  861);   J.  F.  Facius,    d.  etymbol.  u.  allego- 
rischen Kunstvorst.  d.  Griechen,   1795;   Pyl,   über  symbolische  Darstellung  der  Griechen, 
Greifsw.  1855;  F.  Nobk,  etymol.-symboL-mythol.  Realwörterbuch,  Stuttg.  1843-45,  4  Bde.; 
vgl.  Blümneb,  Laokoonstudien.    1.  Der  Gebrauch  der  Allegorie  in  den  bildenden  Eflnsten, 
Freiburg  1881;  Tiere:  vgl.  die  Bearbeitungen  des  Physiologus  (Fbibdb.  Lauchebt,  Gesch. 
des  Ph..  Strassb.  1889);  Bochabt,  hierozoicon,  Frankf.  1675  u.  5.;  Bastian,  das  Tier  in  seiner 
mythol.  Bedeutung,    Ztsch.  f.  Ethnol.  1,  45  ff.   158  ff.;    Ano.  de  Gubebnatis,   zoological 
mythology,  London  1872,  2.  A.  1874  (deutsch  Lpg.  1874,  französisch  Paris  1874);    Eranos 
Vindobonensis  S.  290  ff.;    P.  Schwabz,   Mensch   und  Tier  im  Aberglauben  der  Griechen 
u.  Römer,  Pr.  v.  Celle  1888;  Güst.  v.  Beider,  über  Tiersymbolik  u.  das  Symbol  des  Löwen 
in  der  christlichen  Eunst,   Wien  1849;   Bachofen,   der  Bär  in  den  Religionen   des  Alter- 
tums, Paris  1889;   Rich.  Rotteb,  Schlange  und  Hund  in  ihrer  sinnbildl.  Bedeutung.    Beitr. 
z.  christl.  Tiersymb.  d.  Mittelalters,  Pr.  d.  Oberrealsch.  in  Ofen  1857  S.  1  ff.;  Aldboyahdi, 
omithologia..  Bonon.  1599  u.  ö.;  Adler:  Sittl,  Adler  u.  Weltkugel,  Jahrbb.  f.  Phil.  Suppl.  14, 1  ff.; 
Fbanciosi,  i'aquila,  Siena  1887,  m.  1  T. ;   Hahn :  E.  BItboen,  de  vi  ac  significatione  galli  in 
religionibus  et  artibus  Graecorum  et  Romanorum,  Gott.  1887;  0.  Eelleb,  Rabe  n.Erähe  i.  Altert, 
1.  Jahresber.  d.  wissensch.  Vereins  f.  Volkskunde  u.  Linguistik  in  Prag  1893;   Beissbl,  die 
Symbolik  der  Taube,  Stimmen  aus  Maria  Laach  1889,  193  ff.;   Bellori,   notae  in  numism. 
tum  Ephesia  tum  aliarum  urbium  apibus  insignita,   Rom  1658,  m.  Abb.;   L.  Weniger,   zur 
Symbolik  der  Biene  in  d.  ant.  Myth.,  I.  Breslau  1871 ;  Glock,  d.  Symbolik  d.  Biene  u.  ihrer 
Produkte,    Heidelberg  1892;    Walter  Robebt-Tobnow,   de  apium  mellisque  apud  veteres 
significatione  et  symbolica  et  mythologica,  Berlin  1893;  Muschel  u.  Perle:  Üsenbb,  Theolog. 
Abhandl.  Earl  v.  Weizsäcker  zu  s.  70.  Geburtstag  gew.,   Berlin  1893;    Pflanzen:   Pierbb 
JoLY,    raisons  des  anciens  en  la  consecration  de  certains  arbres,   herbes  et  fleurs,   Metz 
j  1588;  Böhmer,  plantae  fabulosae  inpr.  mythologicae,  spec.  I— V.  Wittenberg  1800  -2;  J.  H. 

,  Dierbach,   flora  mythologica,    Frankfurt   1833;   Ano.  de  Gubebnatis,   la  mythologie   des 

!  plantes,  Paris  1878-82  2  Bde.;  J.  Mübb,  d.  Pflanzenwelt  in  d.  griech.  Myth.,  Innsbr.  1890 

u.  d.  Parusie   der  Götter   in  vegetativer   Substanz,   Innsbruck  1893;   siehe  auch  Nbmnich, 
Polyglottenlexikon;   B.  Abnold,   de    Graecis   florum   et   arborum   amantissimis,   Göttingen 


Anhang.    Antike  Numismatik.    (§  1.) 


863 


1885;  F.  WöKiQ,  d.  Pflanzen  im  alten  Ägypten,  Lpg.  1888;  Gy presse:  F.  Lajabd,  A.  1847, 
34  ff.  n.  rechercbes  snr  le  oulte  du  oyprj^s  pyramidal,  Fans  1854,  m.  Atlas  v.  21  T.;  Dic- 
tamnns:  A.  1861,  302;  Eiche:  P.  Wagleb,  d.  Eiche  in  alter  u.  neuer  Zeit,  I.  Warzen 
1891;  Lorbeer:  Giov.  Fr.  Madbisio,  Racc.  d'opnscoli  scientif.  e  filolog.  4,  272  ff.  (Venedig 
1730);  A.  1858,  16  ff.  1862,  338;  Böttiohbb,  Banmkultus  der  Hellenen  S.  338  ff.;  bei  Apollo 
S.  817;  Mohn:  M.  F.  Lochiter,  fitjx(oyonatyytoy,  Nürnberg  1719;  Olive  :  Eöbebt,  d.  zahme 
Ölbaum  in  d.  religiösen  Vorstellung  d.  Griechen,  Pr.  y.  Mflnchen  1894;  Palme:  A.  Hah- 
ifAHN,  d.  Dattelpalme,  ihre  Namen  u.  ihre  Verehrung,  Nordh.  1858;  Rose:  Gräfin  Lova- 
TBLu,  Essais  9.  110  ff;  Ch.  Jobbt,  la  rose  dans  Tantiquit^  dans  Tantiquit^  et  au  moyen 
äge,  Paris  1892;  Zweig:  A.  Steüdebeb,  d.  Symbol  d.  Zweiges  in  d.  ant.  u.  modern.  Ge- 
brauch, Halle  1857;  Kranz:  *A,  KagixovXag,  oXlya  rira  n€Qi  ^QXV^  ^^^  X9V^^^^  ^^'^  ^^^'* 
gxiyov  Ttagd  roT^  naXaioTs  "EXkrjaiy,  Erlangen  1880;  Stiege:  Wiesblbb,  de  scalae  symbolo, 
Gott.  1863;  Bucranium:  Philol.  51,  351  ff.;  Schl&ssel:  Chb.  Gottl.  Schwabz,  de  deis  cla- 
vigeris,  Altorf  1728  (opusc.  p.  175  ff.);  Dbexlbb,  Roschers  Lex.  2,  1214  ff.;  Zahlen- 
Symbolik:  A.  Nägele,  rr.  d.  Staatsoberrealsch.  in  Marburg  1886.  1887;  Farbensymbolik: 
WiNCKELitAinf,  Versuch  über  die  Allegorie  Kap.  6;  Cbbuzeb,  Symbolik  1,  154  ff.;  Polidobi, 
del  simbolismo  dei  colori  nei  monumenti  cristiani,  Amico  cattolico  1846  Juni;  F.  Pobtal, 
les  Couleurs  symbol.  dans  Tantiquit^,  le  moyen  &ge  et  le  temps  moderne,  Paris  1857(8). 

Grftbersymbolik:  Baobofen,  Versuch  über  die  Gr.  der  Alten,  Basel  1859,  mit 
4  T.  (gelehrte  Phantasien);  E.  Cubtius,  AZ.  27,  10  ff.;  Rhein.  Jahrbb.  61,  111,  86  (Gypresse); 
Dabembebo  et  Saglio,  dictionnaire  y.  ascia. 

Wappenartiges:  C.  S.  T.  Bbbkd,  Hauptstücke  der  Wappen  Wissenschaft.  Das 
Wappenwesen  der  Griechen  u.  Römer  u.  anderer  alter  Völker,  Bonn  1841,  m.  17  T. 


Anhang. 

Antike  Numismatik. 

1.  Da  die  Numismatik  zwar  thatsächlich  den  Rang  einer  eigenen 
Wissenschaft  sich  errungen  hat,  theoretisch  jedoch  nach  ihrem  üblichen 
Betriebe  denselben  nicht  beanspruchen  kann,  muss  unser  Abriss  der  Numis- 
matik von  ihrer  Entwicklungsgeschichte  ausgehen.  In  der  sogenannten 
Renaissance  sammelten  die  Freunde  des  Altertums  unter  anderem  Münzen 
(S.  36)  mit  dem  Zwecke,  die  Porträte  der  römischen  Kaiser  und  Staats- 
männer auf  ihnen  zu  finden;  so  zog  Fulvius  Ursinus  die  Münzen  für  sein 
Porträtwerk  (S.  11)  heran.*)  Diese  Liebhaberei  gewann  solche  Popu- 
larität, dass  gebildete  Familien  den  Mädchen  die  Namen  Faustina,  Mam- 
maea  und,  was  sonst  durch  Münzen  geläufig  war,  gaben.')  Der  kauf- 
männisch gebildete  Pirckheimer  stellte  die  Wertverhältnisse  der  antiken 
Münzen  fest,*)  während  andere  bereits  dieselben  als  Geschichtsquellen 
verwerteten ;  in  dieser  Beziehung  verdient  Hubert  Goltz  genannt  zu  werden.*) 
Ein  Münzwerk  unternahm  zuerst  Kaiser  Ferdinand  I.     1554  durch   den 


*)  S.  auch  Strada,  epitoroe  du  tbresor 
des  antiquitez,  c'est  k  dire,  portraits  de 
vrayes  medailles  des  emperenrs,  franz.  Lyon 
1553,  ro.  Abb.;    Thesauri  antiquitt.  hoc  est 

impp.  Rom iconum  ....  ex   musaeo 

Jac.  de  Strada  Mantuani,  Tiguri  1557;  Djet- 
HBLif  Kelleb,  künstliche  u.  aigendtliche  Bild- 
nassen  der  rhömischen  Keyseren,  Zürich 
1558;  Akdb.  Geskeb,  imperatorum  Rom. 
iniagines,  o.  0.  1559,  f. 

')  Maubo  in  Opere  burlesche  1,  202. 

')   Priscorum   numismatnm    ad  Nuren- 


bergensis  monetae  valorem   facta  aestimatio 
(Opera  ed.  Goldast  p.  223  ff.). 

*)  Sicilia  et  Magna  Qraecia,  Brugia  1576, 
2  Tle.  f.  m.  47  T.;  fasti  magistratnum  et 
triumphorum  Romanorum,  Brugia  1566,  f. 
m.  234  T.;  Caesar  Augustus  sive  historiae 
imperatorum  Gaesarumque  Romanorum  ex 
antiquis  numismatibus  restitutae  libri  IT., 
Brugia  1574,  m.  83  T.;  thesaurus  rei  anti- 
quariae  huberrimus,  Antverp.  1579;  de  re 
nummaria  antiqua  opera,   Antwerpen  1708. 


864 


Anhang.    Antike  Numismatik.    (§  2.) 


Nürnberger  Maler  Hans  Lautensack.')  Der  Erzbischof  Antonio  Agostino 
von  Tarragona  wagte  bereits  ein  umfassendes  Werk  in  Dialogform  zu 
veröffentlichen,  das  grossen  Anklang  fand.*)  Im  siebzehnten  Jahrhundert 
macht  das  Werk  von  Ezechiel  Spanhemius  „dissertationes  de  praestantia 
et  usu  numismatum  antiquorum''  (Rom  1664  u.  ö.  London  und  Amsterdam 
1706—17  in  2  Bden.)  Epoche,  in  dessen  zweiten  Bande  noch  vornehm- 
lich der  für  die  römische  Geschichte  aus  den  Münzen  erwachsende  Nutzen 
hervorgehoben  wird.  P.  Hardouin  erklärte  die  Numismatik  für  den  Kern 
der  Altertumskunde.  Ohne  auf  die  „Münzbelustigung*'  vieler  gelehrter  und 
ungelehrter  Leute  des  17.  und  18.  Jahrhunderts  einzugehen,  wollen  wir 
erwähnen,  dass  C.  Ferd.  Hommel  die  Münzkunde  des  römischen  Rechtes 
wegen  heranzog.^)  Die  Kreierung  eines  eigenen  Wissenszweiges  ging  von 
Joh.  H.  Schulze  aus,  welcher  zuerst  1738  ein  Kolleg  „Anleitung  zur  äl- 
teren Münzwissenschaft '^  las.^)  Zehn  Jahre  später  organisierte  der  deut- 
sche Kaiser  Franz  L  aus  den  herrlichen  Sammlungen  der  Habsburger  ein 
eigenes  Münz-  und  Antikenkabinet.  Die  Praktiker  beherzigten  diese  An- 
regung und  an  der  Wiener  Sammlung  stellte  der  Jesuit  J.  Eckhel  sein 
grosses  Werk  „doctrina  numorum  veterum*  (8  Quartbände,  Wien  1792 — 
1798)^)  zusammen,  welches  einen  ungeheueren  Einfluss  ausgeübt  hat.  Ein 
gleich  epochemachendes  Buch,  welches  die  ganze  antike  Numismatik  um- 
fasste,  ist  seitdem  nicht  mehr  geschrieben  worden,  unter  Joseph  n. 
mussten  sogar  die  Gymnasiasten  den  „kleinen  Eckhel''  (Anfangsgründe 
zur  alten  Numismatik,  Wien  1787,  lat.  Budae  1799)  studieren.  Während 
des  ganzen  neunzehnten  Jahrhunderts  beruhen  alle  die  bedeutenden  Fort- 
schritte der  Wissenschaft  auf  Einzeluntersuchungen;  diese  Richtung  hat 
Sestini^)  eingeleitet. 

Litteratar:  Fb.  v.  Scblichteoboll,  Qber  die  Gesch.  des  Stadiums  der  Münzkunde, 
München  1812. 

2.  Die  Sonderstellung  der  Numismatik  beruht  auf  keinem  anderen 
Grunde  «o  sehr  als  darauf,  dass  die  Sammler  hier  eine  Bolle  spielen,  wie 
in  keinem  anderen  Gebiete.  Da  schöne  Münzen  in  der  späteren  Kaiser« 
zeit  Schmuckgegenstände  abgaben  (S.  238. 242),  legten  Römer  damals  bereits 
Münzsammlungen  wie  Daktyliotheken  an.^)  Petrarca,*)  sein  Freund  Gugl. 
Parenzo  und  andere  Männer  der  Renaissance  sammelten  römische  Münzen, 
in  deren  Köpfen  man  ein  Schönheitsideal  fand.^)  Münzen  sammeln  wurde 
ein  fürstliches  Vergnügen,  ^^j  welches,  wie  billig,  die  römisch-deutschen 
Kaiser  kaiserlich  betrieben.    Schon   Maximilian  I.  sanmielte,  von  Cuspini- 


')  300  Münzen  in  Kupferstich  blieben 
unveröffentlicht;  1558  erschien  von  Lazius 
zu  Wien  specimen  commentarii  veterum  nu- 
mismfttum. 

')  Dialoge  über  Münzen,  Inschriften  und 
andere  Altertümer,  spanisch  (zuerst  Tarra- 
gona 1575),  italieniscn  und  lateinisch  ver- 
öffentlicht. 

^)  Jurisprudentia  numism.  illustrata,  Lpg. 
1763,  mit  auctarium  von  Klotz  1765. 

*)  Gedruckt  Halle  1766. 

^)  Addenda,   her.  v.  SteinhOchel,  Wien 


1826. 

*)  Vgl.  FribdlXkdbb,  Berl.  Blatter  f&r 
Münzk.  4,  1  ff. 

'')  Bei  Toulouse  wurde  ein  Gefftss  mit 
497  Prohnsmünzen  gefunden  (Möra.  de  Tacad. 
imp.  des  sciences  de  Toulouse  1858).  Vgl. 
J.  FBiBDLlin)EB,  über  Münzsammlungen  bei 
den  Römern,  Ztsch.  f.  Num.  3,  167  ff. 

*>)  Epiat.  fam.  10,  3. 

*)  DoLOB,  a  M.  Anselmi. 

^")  Sammlung  des  Hercules  TT.  von  Este, 
Inventar  um  1540:  Documenti  ined.  2, 100  ff. 


Anhang.    Antike  Nnmiinnatik.  (§§  2—3.)  865 

anus  beraten,  „heidnische  Pfennige **;  mit  den  Habsburgem  traten  die 
Witteisbacher  und  seit  dem  17.  Jahrhundert  die  Bourbonen,  von  Agenten 
aller  Länder  unterstützt,  in  Wettkampf  ein.  Von  den  Höfen  aus  ver- 
breitete sich  das  Sammeln  als  Leidenschaft^)  in  die  vornehmen  Kreise. 
Schon  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  waren  Münzkabinette  allenthalben 
zu  finden.*)  Anfangs  ordnete  man  die  Münzen  in  ägyptische,  griechische, 
republikanische  und  kaiserliche')  oder  schied  statt  der  zwei  ersten  Gat- 
tungen nur  „numi  regum,  populorum  et  urbium."  Diese  Zweiteilung  von 
römischen  und  nichtrömischen  („griechischen^)  Münzen  behielt  Eckhel, 
von  welchem  das  jetzt  noch  übliche  System  herrührt,  bei;  letztere  ordnete 
er  so  an,  dass  er  im  Westen  bei  den  Säulen  des  Herkules  beginnend 
gegen  Osten  bis  Indien  vorschritt  und  dann  nach  Tingis  zurückkehrte  (S.  873). 
3.  Da  der  Stand  der  Privatsammlungen  unaufhörlich  wechselt  und 
bei  den  Münzen  auf  den  früheren  Besitzer  gar  nichts  ankommt,  stellen 
wir  sie  in  alphabetischer  Reihe  hinter  die  staatlichen  Sammlungen.  Unter 
letzteren  sind  die  Kabinette  in  London  und  Berlin,  Paris  und  Wien  ersten 
Ranges.     Die   Kataloge   der  beiden   ersten   gehören  zu  den   wichtigsten 

Hilfsmitteln. 

Belgien,  BrQssel,  kgl.  Bibliothek. 

Dänemark,  Kopenhagen,  kgL  Münzkabinet:  D.  Sssrnia,  descr.  d'alcane  medaglie 
greche  de!  nitiseo  di  Cnrist.  Federigo  di  Danimarca,  Fir.  1821,  m.  2  T.;  C.  Raküs,  cat.  nnm. 
vett.  Graec.  et  Rom.  masei  regis  Daniae,  Hafn.  1816,  3  Bde.  m.  13  T.;  Efterretning  om  det 
kong.  mynt-  og  medaiUe-cabinet,  Eopenh.  1835;  Thorvaldsenmasemn :  S.  63;  L.  Müller, 
descr.  des  monnaies  ant.  au  mns^e  Th.,  E.  1851,  m.  4  T. 

Deutschland,  Berlin:  J.  FriedlIvdsr  u.  A.  y.  Sallet,  das  k.  Münzkabinett,  Gesch. 
u.  Obersiebt  d.  Sammlung,  Berlin  1873,  9  T.;  FriedlIndeb,  Gescb.  d.  k.  Münzk.  zu  B.,  2.  Aufl. 
'Berlin  1877;  Kgl.  Museen  zu  Berlin.  Bescbr.  d.  ant.  Münzen,  I.Berlin  1888  (Tau- 
riscbe  Chersonesus,  Sarmatien,  Dacien,  Pannonien,  Moesien,  Thracien,  thracische  KOnige), 
II.  1889  Paeonien,  Macedonien,  d.  macedoniscben  Könige  bis  Perdiccas  III.),  III  1.  1894 
(Italien,  Aes  rüde,  aes  signatum,  aes  grave.  Die  geprägten  Münzen  Yon  Etrurien  bis  Ga- 
labrien).  Kupferwerk  über  den  alten  Bestand  vor  200  Jahren :  L.  Beoer,  thesaurus  Branden- 
burgicus,  Colon.  March.  1696-1701,  3  Bde.  f.  m.  43  T.  Periodische  Berichte  über  die  Zu- 
gänge in  der  Berl.  Ztsch.  f.  Num.  u.  dem  Jahrbuch  der  preuss.  Kunstsamml. 

Danzig,  Gymnasium:  F.  Bobohaudt,  Katalog  d.  griech.  u.  röm.  Münzen  der  Samml. 
des  städt.  Gymn.  zu  Danzig,  Progr.  v.  Danzig  1893. 

Dresden:  Aus  Dresdner  Sammlungen,  her.  v.  d.  numism.  Ges.  zu  Dr.,  3.  H.  Dr.  1883. 

Frankfurt  a.  M.,  städtisch  (Sammlung  Rüppell). 

Freiburg  i.  Br.,  Universität. 

Görlitz,  oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften:  A.  v.  Sallet,  d.  antiken 
Münzen  der  — ,  Berlin  1864. 

Göttingen,  Universität:  S.  57. 

Gotha,  herz.  Münzkab.:  Che.  Sig.  Liebe,  Gotha  nummaria  sistens  thesauri  Frideri- 
ciani  numismata  antiqua,  Amst.  1730,  f.  m.  Abb.;  F.  Schlichteoroll,  historia  numothecae 
Gothanae,  Gotha  1799;  D.  SESTnn,  del  museo  dncale  di  Gotha,  Berlin  1806. 

Hanau,  Gymnasium:  R.  Süchieb,  d.  Camp'sche  Münzsamml.  des  Gymn.  zu  H.,  2  TIe. 
H.  1869—70. 

Heidelberg,  Universität:  J.  A.  Brümiieb,  recensio  Graecorum  aliommque  veterum 
numorum  qui  adserv.  in  acad.  antiquario  Creuzeriano,  Heid.  1836—8,  2  TIe.;  antiq.  Cr.  numi 
vet.  Rom.  famil.  imperatorumque  usque  ad  Gordiannm  L,  1838;  ant.  Cr.  numi  vetores  Rom. 
imperatorum  a  Gordiano  II.  usque  ad  Joannem  I.  Zimiscem,  1840;  ehemaliges  kurpfälzi- 
sches Kabinet  (dann  nach  Berlin):  L.  Beoeb,  thesaurus  ex  thesauro  Palatino  sei.,  Heidelberg 
1685  f. 

Karlsruhe:  W.  Bbakbach,  Gesch.  u.  allg.  Beschr.  d.  Münz-Kab.  zu  C.  (1877);  In 
hoof-Blumeb,  griech.  Münzen  in  der  grossh.  bad.  Sammlung  in  K.  (Berlin  1879). 


*J  Kunstgesch.  Charakterbilder  aus  Öster- 
reich S.  238. 


*)  La  Bbut^be,  charact^res  K.  13. 
^)  Vgl.  Sbbbubb,   le  cabinet  monätaire 
du  prince  de  Ligne. 

U«ii41tqcb  der  klam.  AltertnmfiwImienRrhaft    VI»  55 


tjtitj  ABnug.    AnnKfl  numinnKux.    19  a.) 

Leipzig.  Stadtbibliothek:  (LEitzMAini,)  Katalog  des  HQnzkab.  d.Stadtbibl.  ca  Leipeis. 
L.   1853;  Univereitftt. 

München,  kgl.  MOnzkabinet  (besoDdere  nordgriechiHche  nod  kiemasiatische  !Mfinz«D 
BQS  der  Sammlung  Cousin^T?):  F.  S.  Stbebbb,  nninisinstB  Oraeca  ex  munea  regis  BBvari«« 
hBCl«nuB  mions  accurate  descripta,  MDnchen  1635  mit  4  T.  n.  Ober  55  interssB.  griech. 
MUnzen,  Abb.  d.  bayer.  Äkad.  1635;  dere.,  Versuch  einer  Lreschichte  dee  kgl.  MOnzkabinets  zd 
Mancben,  M.  1606  u.  in  den  Deukechr.  1817  u.  1821,  m.  4  T.;  üniTereitUabibliothek  ;  faisio- 
riecber  Verein:  Oraf  F.  H.  Huvdt,  d.  aot.  HSnien  d.  biet.  Vereins  f.  Oberbajern,  Mfliichni 
(1866.)  1871. 

Nürnberg,  germanischea  Hoaeiun:  Hflnzsamml.  d,  germ.  NationalmDB,  zu  N.,  NUm- 
bei%  1856;  städtische  Sammlang  (sua  dem  Besitz  tod  J.  Peyer):  J.  u.  A.  EKsaTKn«,  dai^ 
der  Stadt  N.  angebOrige  J,   v.  Pejersche  Münz-  n.  Hedaillenkabin«!,  Nürnberg  16S8. 

Ratibor,  Gyinnasinm:  E.  EinscB,  Vera.  d.  rOiD.  Mflnien  des  Gynm.,  R.  1842. 

Rostock,  UniveraitAt. 

Straasbnrg. 

!jtuttgart:  Volz,  Gescb.  d.  atattgardiachen  Münzcabinets,  Stattg.  1791. 

Trier:  Jahreebericbt  d.  Oes.  f.  nützliche  Forschnng  1874/77  S.  5  ff. 

Tübingen,  UDiversitftt:  S.  58. 

Weimar. 

Wiesbaden,  Verein  f.  nassatnsche  Altertomakimde :  FRUDLXimitK,  Annalen  fllr 
nass.  Alt.  VI. 

Würzburg,  VniveraitAt. 

Zwickau:  Cb.  Clodiub,  de  nnmophylacio  lycei  Zwickanensis,  Zw.  1855. 

Fruikreioh,  Haraeille,  moade  nomismatiqDe, 

Paris,  cabinet  des  mädailleB,  bei  der  bibliotb^ae  nationale  (darunter  die  Sammlung 
de  Lnynea);  S.  52;  H.  Ddvrbsan,  histoire  du  cab.  d.  m.,  Paris  1838;  E.  Babbloh,  cat.  dee 
monnaies  grecqnes  de  la  bibl.  nat.  Les  rois  de  Sjrie,  d'Arm^nie  et  de  Commagfene,  1890, 
m.  32T.;  les  Perses  Ach^inänides,  lee  aatrapea  et  lee  dynastes  tribut.  de  lenr  empire. 
Cfpre  et  Phänicie,  Paris  1893  mit  39  T.;  gallische  Hflnzen  §8;  T.  E.  Miomcvr,  poida  des 
mädailleB  grecqUKS  d'or  et  d'argent  du  cabinet  r.  de  France.  P.  1839;  Nnmismata  moduli 
maximi  vnlgo  medaglioni  ex  cimeliarchio  Lndovici  XIV.,  Elentherop.  1704,  f.  m.  41  T.;  — 
Ebemals  St«.  Genevieve:  S.  52. 

GriMli«iiluid:  EnoBL,  R.  nmn.  1684. 

Athen,  nationales  Httnzkabiuet  (datin  die  Ägyptische  Sammlung  Demebrin);  A.  Posto- 
LAKKAS,  xaxäXeyot  ruiv  ägj^aiuir  vofiiafiätiai'  /uptJv  iSrtöy  nöXtay  *ai  ßaatUtay  toi  'J9tj- 
«'ijoif  iSrixoii  yofiiaftarixoii  fiovoiiov,  I.  (bis  Makedonien)  Athen  1872,  f.  ni.  5  T. ;  dera  , 
Synopsis  numorum  Teterum  qni  in  moseo  numismat,  Athenarum  publice  adaervantur,  Atlien 
1878;  Fbdabdiht,  collections  Giov.  di  Demetrio.  Numismatique  de  t'Egypte  ancienne,  l. 
monnaies  des  reis,  Paris  1869,  m.  12  T.;  II.  domination  romaine,  1871  m.  23  T.;  Berichte 
von  Storohob  (%9v.  ve/i.  fiovatiov  iy  'A9.);  Eabinet  der  archBologischen  Gesellscbaft,  bei 
der  Univeraitflt. 

GroBBbrittaiuiieii,  Cambridge,  Fitiwilliam  Huaeom  (Sammlang  Leake):  6.  64. 

London,  Brittisches  Museum:  B.  V.  Head,  Synopsis  of  the  greek  a.  roman 
coins  and  medals  in  the  Br.  H.,  oder,  a  guide  to  the  princip.  gold  a.  silver  ooins  of  tbe 
ancienU,  2.  A.,  L.  1680/1,  m.  70  T.;  Spezialkataloge :  Catalogne  of  the  greek  coins  in  the 
Br.  M.,  ed.  by  Reo.  Stuart  Poole  m.  Abb.:  Italy.  by  St.  Poolb,  1873;  Sicily,  by  B.  V. 
Ubad,  P.  Gabdnbb  a.  R  St.  Pooue,  1876;  Thesaaly  to  Aetolia,  by  P.  Gabditzb,  1883,  mit 
32  T.;  Central  Greecc,  1884,  m.  24  T.;  Attica,  Megarie,  Aegina,  by  Hbad  a.  Pools,  1886. 
m.  26T.;  Peloponnesus  (exci.  Corinth),  by  GAnniiER,  1887,  m.  3TT.i  Corinth,  oolonies  of 
C.  etc.  by  Hbad,  ed.  by  St.  Poole.  1869,  m.  39  T.;  Coins  of  Crete  and  the  Aegean  islands, 
by  Wboth  a.  Poom,  1886,  m.  29  T ;  Macedonia  et«,  by  B.  Head,  1879;  The  Taurio  Cher- 
eoneae,  Sarmatia,  Dacia,  Moeaia,  Thracia  etc.  by  Hbad  a.  GAnoRBB,  1877;  Jonia,  by  B.  V. 
Head  ed.  by  Poole,  1892,  m.  39  T.;  Myaia  by  W.  Wroth,  ed.  by  Pools  1892,  mit  85  T,; 
PontuB,  Bithynia,  Bosporus,  Paphlagonia  etc.  by  W.  WaoTH,  ed.  by  Poole,  1892,  m.  38T.;  The 
Ptolemiea,  kinae  of  Egypt,  1883.  m.  32  T.|  Alexandria  a.  the  nomea  by  Poole.  1892  m.  32  T.; 
The  Seleucid  kings  of  Syria,  by  F.  Gabdheb,  1878,  m.  28  T.;  Grcbbbr  a.  8t.  Poolb,  roman 
medallions  in  the  Br.  M.,  1874.  m.  66  T.;  Cat.  of  the  roman  coins  in  the  Br.  M.,  1874; 
altere  Werke:  N.  F.  Hat«,  tesoro  britannico  =  the  british  treasury,  London  1719—20. 
2  Bde.  dat.  v.  Cristiani,  Wien  1763-5),  m.  81  T.;  T.  Coübb.  vetenim  populorum  numi  qui 
in  M.Br.  adaervantur,  London  1814,  mit  15  (aehr  BchSnen)  T.;  Sammlung  der  Bank  von 
England. 

Oxford,  Bodiejana:  F.  Wiaa,  nnmmomm  antiquoram  scriniis  Bodlejanis  recondii  ca- 
talogiis,  Ox.  1750,  f.  m.  23  T. 


Anhang.    Antike  Numismatik.    (§  3.)  867 

Italien,  Ferrkra,  Universit&t:  F.  L.  Bebtoldi,  delle  medaglie  e  moneie  esist.  nel 
museo  della  nniversitä  di  F.,  F.  1789. 

Florenz,  ehemaliges  grossheiz.  Kabinet:  F&.  A.  Gobi,  nam.  moseum  Florent.  exhibens 
antiqua  nomism.,  oder,  ant.  numismata  anrea  et  argentea  ouae  in  thesanro  magni  ducis 
Etmriae  adservantor,  Florenz  1740 — 42,  f.  m.  121  T.;  A.  X.  Gobi,  ant.  nomismata  maximi 
modnli  qoae  in  reg.  thee.  m.  ducis  Etr.  ads.,  Flor.  1790,  f.  3  Bde.;  F.  A.  David,  le  mus^um 
de  Florence:  M^dailles  antiques,  Paris  1787,  m.  90  T. 

Mailand,  Akademie:  B.  Biondblli,  cenni  storici  soll'  origine,  sviluppo  e  stato  attoale 
del  r.  gab.  nnm.  di  M.,  M.  1880  n.  verscliiedene  Abhandlangen;  Letiera  ai  G.  Cavbdoni  sl 
sign.  D.  Sestini  sopra  due  medaglie  greche  del  r.  gab.  di  M.,  zuletzt  M.  1840,  m.  3  T.;  Mu- 
seum Milano-Yiscontiannm,  Trajecti  1782,  4  Tle.;  Gatalogus  populorum,  urbium  et  regum, 
quorum  numi  ads.  in  museo  regio  Mediolano,  Mediol.  1813. 

Mo  den  a,  ehemals  herz.  Kabinet:  C.  Caybdoni,  dell*  origine  ed  incrementi  deir 
odiemo  r.  museo  estense  delle  medaglie,  M.  1846. 

Neapel,  Museo  nazionale  (aus  der  Bourbonenzeit,  hervorragende  Sammlung  Sant- 
angelo):  Fiobblli,  cat.  del  museo  naz.  Coli.  S.  Angelo:  Monete  greche  1866  (vgl.  A.  39, 
382  ff.;  M.  8,  48);  Medagliere:  Monete  greche,  I.  1870,  Monete  romane  I.  1870;  P.  Pbdbusi, 
i  Cesari  in  oro,  argento,  medaglioni  ....  nel  Museo  Famese,  Parma  1694 — 1727,  10  Tle.; 
kleine  Auswahl  photographiert. 

Padua,  Museo  Bottacin. 

Parma. 

Pavia. 

Rom,  bei  der  vatikanischen  Bibliothek:  Vbkuti,  antiqua  numismata  ex  museo  Card. 
A.  Albani  in  Yai  bibliothecam  transl.,  Rom  1739—44,  f.  2  Bde.  m.  T.;  Sammlung  von  Aes 
grave  im  Museo  Kircheriano  (§  64). 

Turin,  kgl.  Museum:  A.  Fabbbtti,  Rossi  e  Lanzonb,  r.  museo  di  Torino:  Monete 
consolari  e  imperiali,  Rom  1881;  Akademie:  Museo  numismatico  Lavy  appartenente  alla 
r.  accademia  delle  scienze  di  Torino,   T.  1839-40,   2   Tle.  (I.  griech.  u.  röm.  Münzen). 

Niederlande,  Amsterdam,  Akademie. 

Haag,  kgl.  Münzkabinet:  J.  C.  ob  Jonoe,  not.  sur  le  cabinet  des  med.  et  des  pierres 
grav.  du  roi  des  Pays-Bas,  La  Haye  1823—4,  m.  Suppl.;  Imhoof,  Berl.  Ztsch.  1876. 

Leiden,  Universit&t:  P.  0.  van  dbb  Cmjs,  het  munt-  en  penningkabinet  der  Leidsche 
Hoogschool,  L.  1867;  notice  sur  le  cabinet  num.  de  Funiversit^  de  Leyde,  Brux.  1862; 
catal.  du  cab.  de  monnaies  ant.  et  mod.,  de  möd.  et  de  la  bibl.  numism.,  Amst.  1870. 

ÖBterreich-üngam,  Stift  Admont:  WicmrBB,  Kloster  A.  u.  seine  Bez.  z.  Kunst, 
Wien  1888  S.  186  ff. 

Bol,  Dominikanerkloster  auf  Brazza  (Dalmatien). 

Budapest,  Nationalmuseum:  S.  160. 

Czernowitz,  Universität. 

Gleichenberg,  Brunnendirektion. 

Graz,  Johanneum  u.  Universität:  S.  60. 

Hermannstadt,  Bruckenthalsches  Museum  §  166. 

Klagenfurt,  Stadt  (ehemals  Vest  in  Triest):  Ixhoof,  Wiener  Ztsch.  16  (1884),  227  ff. 

Stift  Klosterneuburg. 

K  r  a  k  a  u ,  Universitätsbibliothek. 

Stift  Kremsmfinster. 

Linz,  Gjonnasium:  J.  Hötzl,  d.  Mttnzsamml.  im  Staatsgymn.  in  L.,  L.  1867. 

Stift  Rein  bei  Graz. 

Rovereto,  museo  civico:  P.  Obst,  le  monete  romane  di  provenienza  trentina,  Ro- 
vereto  1893. 

Stift  St.  Florian:  Kbnkbb,  die  Mfinzsammlung  des  Stiftes  St.  Florian,  Wien 
1871  m.  T. 

St.  Polten,  Diözesanmuseum. 

Wien,  k.  u.  k.  Münzkabinet:  S.  60  f.;  J.  Abivbth,  Synopsis  numorum  antiq.  musei  Caes. 
Vindob.,  Wien  1837—42,  2  Bde.;  Jul.  v.  Sohlossbb,  Beschr.  d.  altgriech.  Münzen  I.  Thessalien, 
lUyrien,  Dalmatien  und  d.  Inseln  des  adriatischen  Meeres,  Epeiros,  Wien  1893,  mit  5  T.; 
ältere  Publikationen :  J.  Eckhbl,  catalogus  musei  Caesar.  Vindob.  numorum  veterum,  Wien 
1779,  2  Bde.  m.  8  T.;  sylloge  numorum  veterum  anecdotorum  thesauri  Caesarei,  Wien 
1786,  f.  m.  10  T.;  numi  veteres  anecd.  ex  Museo  Vienn.,  1775,  m.  17  T.;  Fböuch  u.  Khell, 
numism.  cimelii  Austriaci  Vindob.,  Wien  1755,  2  Bde.  f.  m.  15  T.;  Stbinbüohbl,  notice  sur 
les  mödailles  rom.  en  or  du  musöe  de  Vienne,  m.  T.;  J.  G.  Sbidbl,  d.  altital.  Schwergeld  im 
k.  k.  Münzkabinet  beschr.,  Wiener  Akad.  1854;  vgl.  J.  Bbbomakn,  Pflege  der  Numism.  in 
Österreich  im  18.  u.  19.  Jahrb.,  Wien  1856—  63,  4  Hfte.;  Mechitaristen ;  Schottenstift  (haapt- 
sächl.  Samml.  Timoni) :   Nobb.  Dechabt,  aes  grave  Romanum  et  Italicum,  Pr.  des  Schotten- 

55  • 


868  Anhang.    AnUfca  Nnndamatlk.    (9  4.) 

gyain.  Wien  1869,  m.  2  T.;  Deatschritterorden;  B.  Dudik,  des  haben  deDtschen  Biliar 
Ordens  HUnuaininl.  in  Wien,  W.  1858,  m.  22  T.;  Fflrst  von  n.  zu  Liechtenstein  (besonder^ 
ehpm.  Sammlung  des  Grafen  tod  Weatpbalen,  rOm,  Utlnzen  von  Diokletian  bis  Konstsntia 
den  OrosseD);  Prinz  Ernst  eu  Windischgrfttz;  Domiam.  ßeaellBcli. 

Stift  Zw  etil. 

Fortngftl,  Lissabon:  A.  C,  Twictsa  db  Abaoao,  dwcrip^io  historica  das  moeda.- 
roDiBnaa  existentes  no  gabinet«  nnfflistnetico  de  Sna  Mageatade  el  Ret  a  senhor  dorn  Luit  1.. 
L.  1870. 

RnHlaad,  Charkow,  Universität. 

Belsingfora,  üniversiUt. 

Jnrjew-Dorpat,  UniveraitAt:  E.  Hobobhstbbn,  recensio  namomm  imp.  in  Bmaev 
acaderoico,  Dorpat  1834. 

Kasan,  Universit&t. 

Kiew,  Universität  u.  Ljcenm. 

Moskan,  Universitfit  u.  Lvcenm;  Romianiownineeimt:  Podbohiwalow,  Hns.  fiomian- 
zow,  Hoskan  1884. 

Odessa,  Lyceiun,'  atHdtiach:  N.  Mubzaubwicz,  descr.  musei  pnblici  OdesBani. 
I.Odessa  1841  m.  2T. 

Petersburg,  Akademie  der  WiaseiiBchaften  u.  ÜniversitSt;  vgl.  Cbr.  Oiel.  Bei 
trOge  znr  nnt  NDmisniBtik,  Moskan  1886  m.  T. 

Warscban,  Bibliothek. 

Bchwedan  n.  Norwegen,  Christiania,  ÜDiveintU. 

Gotbenbnrg,  Hosenra. 

Lnnd,  UnirersitAt. 

OaterBund,  Lyceum:  FOrteekning  Sfver  österaonds  hOgre  ElementarlXroverka  mjnt- 
och  roedaljsamling,  II.  Antika  mynt  af  P.  Olsbon,  1880. 

Stockholm:  H*LLEnBBBO,  berftttelse  om  evenaka  kongl.  mjntcabinettet.  St  1804. 

Sobveia,  Bein:  F.  L.  Hulbb,  catalogua  nnmismatnm  vetenim  Graecomm  et  Lati- 
Domm  quae  ezstant  in  mnaeo  civitatis  Beraensis,  2.  A.  Bern  1869. 

Wintertbur,  städtische  Bibliothek. 

Spanien:  vgl.  R,  Sebbüsb,  B,  de  nomism.  et  d'arcb.  Bd.  VL 

Madrid. 

Zaragoza,  kgl.  Gesellachaft  v.  Aragon:  Vic.  REqcBHDO,  medallas  ineditaa  ant  exist. 
en  el  museo  de  la  r.  boc.  aragon.,  Z.  1800. 

Türkei,  Herakleion  auf  Kreta:  S.  112. 

Smyrna,  Evangeliki  Scholf:  S.  39;  A.  Ebobl,  monnaiee  grecqnea  rares  ou  in^dile.« 
da  masde  de  l'^cole  ävangälique  et  de  1b  call,  de  M.  Lawson  S  Smyme,  R.  nnm.  1S-S4. 
mit  2  T. 

Terainlgt«  Staaten,  Cambridge,  UniversitAt. 

4.  FriTataammlnngen. 

N.  AbilgBRrd:  Catal.  namorom  veteram  Qraec.  et  Rom.  possid.  — ,  Havn.  1817, 

Ainslie:  Skstini,  lettere  e  diasertazioni  nmnism.,  Livomo  1789-1818,  5  Bde. 
mit  12  T. 

Albani  a.  Born  8.867. 

Allier  de  Hauteroche  (an  den  Dnc  de  BUcas):  Dchbbsan,  descr.  des  taid.  ant  dn 
cab.de  fen  M.  -,  Paris  1829,  m.  16  T. 

Aroäconrt  a.  Ponton. 

M.  Angelelli  ^Bologna):  H.  BiiircoNi,  catal.  num.  vett  urbinm  pop.  et  regam  qui 
apnd  M.  A.  Bonon.  adaerv.,  Bon.  1827,  m.  2  T. 

Zeno  Apoatolo  (jetzt  in  St.  Florian,  S.  867):  B.  1858,  52. 

Arigoni,  Venedig:  H.  AaiaoHt,  nnmismata  quaedam  coinscnnaDe  forma«  et  metalli 
musei  Hon.  Arigoni  Veneti.  Tarvisü  1741-59.  4  Bde.  f.  m.  352  T.  (Bd.  IF.  Kaisermedaillons): 
SF.BTIHI,  catalogus  nnm.  vett,  musei  Arigoniani,  Berlin  1805,  I. 

D.-G.  de  ArozHrena:  Catal.  des  mäd.  gr.  et  rom.  compos.  la  coll.de  M.  — ,  Paris  1867. 

Baart  de  la  Faille:  Coli,  de  moun.  ant.  grecques  rom.  et  byz.de  Mr.  — .  Amster- 
dam 1870. 

BadeigtB  de  Laborde:  CoHBit,  catalogue  1869. 

Bebr:  8.  52. 

Beifort:  Katalog  m.  T. 

Bellet  de  Tavernost:  Catal.  de  la  coli,  de  B.  de  T.  de  Ljon:  Vente  20.  Ferr. 
1870.    Paris. 

Bellioi:  SasTtni,  lettere  (s.  u.  Ainalie). 


Anhang.    Antike  Nnmisnuttik.    (§  4.)  ggg 

Benkowitz:  Sbstini.  desor.  delle  medaglie  gr.  e  rom.  del  fii  B.,  Berlin  1809. 

Bentinck:  Catal.  d'ane  coli,  de  möd.  ant.  faite  par  la  comtesBe  Donar,  de  B.,  Amster- 
dam 1787—8,  2  Bde.  a.  SappL;  Sohlighteoboll,  notice  de  la  coli,  de  m^d.  de  B., 
München  1815. 

Bernas  s.  Neubarg. 

Billoin:  Coli.  B.  M^dailles  grecqaes  autonomes,  Paris  1886. 

Duc  de  Blacas  (S.  58):  Fr.  Maddbn,  account  of  the  roman  gold  coins  of  the 
Duke  of  Bl.,  London  1868. 

Ferd.  Bompois,  Nevers:  Coli.  F.  B.  M^dailles  grecques  autonomes,  Paris  1882. 

Boudacca:  Sbstiki,  lettere. 

H.  de  la  Borde:  Cat.  of  a  coli,  of  greek  a.  roman  coins  a.  gems  from  tlie  cabinet 
of  the  late  Mr.  — ,  London  1870. 

*B.  Borghesi:  Cataloghi  del  museo  B.  B.  Monete  greche  e  bizantine,  Mil.  1881; 
Monete  rom.  cods.  ed  imp.,  Roma  1881,  m.  2  T. 

Borgia  (Velletri):  Ssstini,  lettere. 

Edw.  Bunbury  (London). 

Burckhard:  Burckhardianum  numophylacium  I.  Helmstedt  1711. 

de  Camps  (Jetzt  im  Pariser  Eabinet):  Yaillaht,  selectiora  numismata  in  aere  ma- 
ximi  moduli  e  museo  D.  Franc,  de  C.  et  J.  de  Wilde,  Paris  u.  Amst.  1692—95,  2  Tle.; 
Sestüvi,  descr.  selectiorum  numismatum  in  aere  mazimi  moduli  e  mus.  olim  abb.  d.  C.  etc., 
Berlin  1808. 

Herzog  Carl  Alexander  ▼.  Lothringen:  Catalogus  numismatum  nummorumque  tarn 
veterum  quam  recentiorum  quos  coli.  Duz  Lotharingiae  C.  A.  Auctio  Bruxell.  a.  1781. 

Carpegna  (in  den  Vatikan):  Ph.  Bdonarboti,  osserv.  istoriche  sopra  alc.  medaglioni 
ant.,  Rom  1698;  Jos.  Montbbghi,  rariora  maximi  moduli  numismata  sei.  ex  bibl.  Casp.  Car- 
pegnae,  Amsterdam  1685 ;  Documenti  inediti  2,  192  ff. 

Ca  sali:  SssTna,  lettere. 

Chaudoir:  Dom.  Ssstiki,  descr.  d'alcune  medaglie  greche  del  museo  del  sig.  Bar. 
Stanisl.  di  Ch.,  Fir.  1831,  m.  6  T.,  Suppl.  Paris  o.  J. 

*  Königin  Christine  von  Schweden  (an  Odescalchi):  ELaybrcamp,  numophylacium 
reginae  ChristiDae  =  iiiödailles  de  grand  et  moyen  bronze  du  cab.  de  la  reine  Chr.,  A  la 
Haye  1742,  f.  m.  63  T.;  Effigies  Roman,  imperatorum  ex  ant.  numismatibus  quae  in  thesauro 
Christinae  reginae  ads.,  o.  J.  f.  165  T. 

0.  Codrington. 

Creuzer,  jetzt  in  Heidelberg:   S.  58.  865. 

P.  van  Damme:  Cat.  de  la  bibl.  et  du  cabinet  de  mädailles  delaissees  p.  M.  P.  v.  D., 
La  Haye  1807. 

P.  Duprö:  Descr.  des  m^d.  grecques  comp,  le  cab.  de  M.  P.  D.,  Paris  1867,  m.  2  T. 

Elberling,  die  wichtigsten  Exemplare  in  meiner  Sammlung  römischer  Münzen, 
Luxemb.  1871. 

Enner:  Rox^  db  l'Isle,  cat.  des  möd.  ant  et  mod.  inöd.  et  rares  du  cab.  d'E., 
Paris  1788. 

Per.  Exereunetes:  Auktionskatalog,  London  1871. 

Farnese  (zum  Teil  nach  Neapel),  s.  dort. 

*  Feuardent  (Paris):  Katalog  in  2  Tln.  m.  T. 

Ch.  Fischer:  Fb.  L.  Patbbvö,  raccolta  di  ant.  monete  apparten.  ad  imperatori  rom. 
e  byzant.  etc.  giä  fatta  da  Ch.  F.,  Palermo  1863,  m.  1  T. 

Carlo  d'Ottavio  Fontana  (Triest):  Sbstini,  descr.  d'alcune  medaglie  greche  del 
museo  di  C.  d*0.  F.  di  Trieste,  Fir.  1827—9,  3  Bde.  m.  30  T. 

*  CR.  Fox  (jetzt  in  Berlin):  Fox,  engravings  of  unedited  or  rare  greek  coins, 
I.  (Europe)  London  1856,  II.  Asia  a.  Africa  1862,  m.  18  T.;  Fbiedlamdbb,  AZ.  31,  99  ff.; 
über  Fox  s.  Num.  chron.  4,  16  ff. 

Franchini:  Catal.  delle  monete  ant.  compon.  la  coli,  di  Fr.  di  Genova,  Yend.  26. 
Marzo  1879,  Roma. 

Gaillard:  6.,  cat.  de  monnaies  recueillies  en  Espagne,  Paris  1844. 
J.  Gerson  da  Cunha. 

A.  J.  Glock:  Collectio  3296  nummorum  tam  Graecorum  tam  Romanorum  A.  J. 
Glockü,  Francof.  ad  M.  1735. 

P.  F.  J.  Gosselin:  Raoitl-Roohettb,  notice  sur  les  coUections  numism.  de  — ,  Paris 
1830;   Cat.  des  monnaies  grecques  et  rom.  comp,  la  coli,  de  feu  M.  — ,  Paris  1864,  m.  1  T. 

B.  Grahamme:  Catal.  of  a  coli,  of  greek,  roman  a.  english  coins  a.  medals  formed 
by  B.  Gr.  of  Morphie.    Säle  4th  April  1878,  London. 


870  Anhang.    Antike  Namisnuttik.    (§  4.) 

J.  Gramm:  Catal.  num.  ant.  Graecoram  Romanoram  quae  coli.  J.  Grammius,   Kop  es- 
hagen  1750. 

*  J.  Gr^au:  H.  Cohen,  descr.  des  möd.  grecqnes  comp,  la  coli,  de  M.  — ,  Paria  1867. 
m.  5  T.;  desgl.  —  romaines  — ,  1869,  m.  7  T. 

H.  Greppo:   J.  de  Witte,   descr.  des  m^d.   et  des  ant.  du  cab.  de  Tabb^    — . 
Paris  1856. 

Gattentag:  Cat.  d'une  coli,  de  monnaies  anc.  la  plupart  rom.  de  Mr.  G.,  Bonn  18-52- 
Hedervar  s.  Wiczay. 

B.  y.  Heideken:  Ad.  db  Rauch,  numi  antiq.  Hispanor.  Gallor.  Graecor.  alior.  populor. 
quos  collegit  B.  ab  H.    Auct.  22.  IX.  1845,  Berlin  1845. 

H.  Ho  ff  mann  (Paris):  1886  versteigert  (S.  53). 

C.  G.  Hnber:   Cat.  of  the  unique  collection  of  greek  a.  roman  coins  formed  in   the 
Levant,  London  1862  m.  1  T. 

*  Hunt  er:  C.  Combe,  veterum  popnlorum  et  regom  qui  in  museo  Gul.  Hunteri  aaserv. 
descriptio,  London  1814,  m.  T.,  vgL  J.  Fbiedlandbb,  Wiener  num.  Ztsch.  1870,  321  ff. ;   Ix 
HOOF,  Berl.  Ztsch.  1,  321  ff. 

Cte.  de  J  .  .  .  .:  Cat.  de  m^d.  ant.  gr.  et  rom.  prov.  du  cab.  de  Mr.  le  — ,  Paris  1846. 

^Imhoof-Blnmer,  Winterthnr:  J.,  choix  de  monnaies  grecques  de  sa  collection, 
2.  A.  Lpg.  1893,  9  T.  ohne  Text. 

Ivanoff:  Auktionskatalog  1873. 

Kirch  er  s.  Rom. 

Payne  Knight:  Numi  vett.  civitatum  regum  gentium  et  provinciarum  Londini  in 
Museo  P.  E.  asservati,  London  1880. 

V.  Enobelsdorf:  Cat.  de  möd.  gr.  et  rom.,  Berlin  1839;  Sestini,  descr.  delle  me- 
daglie  rare  del  museo  Knobelsdorfiano,  Berlin  1804  {—  lottere  e  dissertazioni  VI.)  m.  3  T. 

*  B.  Eotchoubey:  B.  Eoehnb,  descr.  du  musöe  de  feu  le  prince  — ,  St.  Pät.  1857, 
2  Bde.  m.  28  T. 

P.  u.  J.  Lambros,  Athen. 
C.  F.  Lavy  s.  Turin. 

*  Leake  (nach  Cambridge):  W.  M.  Leake,  numismata  Hellenica,  London  1856 — 59, 
2  Bde.  m.  Appendix;  Ch.  Babinotok,  catal.  of  a  selection  from  Col.  Leake's  greek  coins, 
Cambr.  1867. 

Le  Frey:  Phil.  Vekuti,  brevis  explicatio  XII  numism.  antehac  inedit.  ex  gazophy- 
lacio  Ant.  Le  Frey,  Libumi  1767. 

P.  Lemma:  F.(böhner),  Cat.  de  mödailles  du  Bosphore  Cimm.  form,  la  coli,  de  J.  L. 
ä  Odessa,  Paris  1872. 

A.  Lübbecke  (Braunschweig):  L.,  Berl.  Ztsch.  f.  Num.  Bd.  XVII. 

W.  Lormier:  Series  numism.  antiq.  Graecor.  et  Romanor.  etc.  q.  cong.  — ,  *s  Graven- 
hag  1759. 

Duc  de  Luynes  (nach  Paris):  ders.,  choix  de  m^dailles  grecques,  I.  Paris  1852. 
mit  81  T. 

de  Magnoncour:  A.  de  LoiropiaiEB,  descr.  des  m^d.  du  cab.  de  M.  — ,  Paris 
1840,  m.  2  T. 

Mandl  (Budapest):  Wiener  num.  Ztsch.  1891,  29  ff. 

Ph.  Margaritis:  Cat.  de  la  coli,  de  möd.  gr.,  rom.  et  byz.  de  — ,  Paris  1874, 
mit  3  T. 

Mead:  Museum  Meadianum,  London  1755. 

Alex.  N.  Meletopulos  (Piräus):  KardXoyos  rtoy  ägx*  »^ofuafÄttriatf  t^s  cvXXoy^i 
MeXBtonovXov,  Athen  1884,  m.  4  T. 

J.  P.  Meynaerts:  — ,  descr.  de  sa  coli,  de  möd.  aut.,  Gand  1852,  m.  2  T. 

C.  J.  Moras:  Series  numism.  antiq.  Rom  et  Graec.  etc.  e  colL  — ,  Eltv.  1803. 

Herzog  Moritz  Wilhelm  ▼.  Sachsen-Zeitz  (f  1718;  nach  Dresden):  beschr.  y.  D.  Chb. 
Weiolino  in  Weissenfeis. 

Marquis  de  Moustier:  H.  Hoffmaitk,  Cat.  des  m^d.  rom.  compos.  la  coll.de  feu 
M.  le  — ,  Paris  1872,  m.  Abb. 

Munter  (Eopenhagen) :  Museum  Muenterianum  numos  ant.  continens,  Havn. 
1836—9,  3  Tle. 

N.  Muselli:  N.  Musellius,  numism.  ant.  ab  eo  collecta  et  edita,  Verona  1751  foL 
mit  Atlas  (Bd.  II.  III)  v.  181  T..  Addenda  1760. 

Stift  Neuburg  bei  Heidelberg  (Baron  v.  Bemus):  Repertorium  1,  104. 

Frz.  Neumann:  N.,  populorum  et  regum  numi  veteres  inediti,  Wien  1779. 

Duke  of  Northumberland:  W.  H.  Smtth,  descript.  catal.  of  a  oabinet  of  roman 
family  coins  belonging  to  the  D.  of  N.,  1856. 

Northwick:   G.  H.  Nöhden,  select  ancient  coins  chiefly  from  Magna  Graecia  a. 


w.»»-v 


Anhang.    Antike  Namismatik.    (§  4.)  871 

Sicily  from  the  cabinet  of  Lord  N.,   London  1824 ;    Cat.  of  the  first  portion  of  the  N.  col- 
lection  of  coins  a.  medals,  do.  —  second  — ,  London  1859 — 60. 

Odescalchi  (s.  Königin  Christine;  1794  an  den  Papst):  Museum  Odescalchum,  Rom 
1702.  1747;  Inventar:  Doenmenti  inediti  4,  293  ff. 

Marchese  F.:  Katalog  der  Sammlang  römischer  Konsular-  und  Kaisermünzen  etc. 
des  Marchese  P.,  Stuttg.  1882,  m.  2  T. 

Patin:  Thesaurus  numismatum  e  musaeo  Car.  Patini,  (Amsterdam)  1672  mit  Abb. 
(römische  Münzen). 

Pellerin:  §  6  u.  (Lb  Blond,)  Ohserv.  snr  quelques  möd.  du  cab.  de  Mr.  P.,  A  la 
Uaye  1771. 

Pembroke:  Thomas  Pbkbbochiab  oombs,  numismata  antiqua,  1746,  2  Bde.  m.  T. 

J.  Perizonius:  Bibliotheca  Perizoniana,  Lugd.  1715. 

Gasp.  ▼.  Pfau:  Catal.  numism.  antiq.  ex  coli.  C.  de  Pfau,  Stuttg.  1745. 

Mich.  Tim.  Pfeiffer:  Gatalogus  numismatum  antiq.  Bom.  Graec.  gentiumque  bar- 
baric. . . .  post  praemat.  obitum  ....  M.  T.  Pfeifferi  ...  in  solidum  venum  expos.,  Ratisb. 
1773,  m.  2  T. 

Pisani,  Venedig:  A.  Mazzoleni,  numismata  aerea  maximi  mod.  e  museo  Pisano  olim 
Corrario,  Casin.  1740,  t  m.  T.,  animadv.  1741. 

*  Vic.  de  Ponton  d'Amöcourt:  GoUection  de  M.  le  -.  M^d.  grecques  et  rom., 
Paris  1886,  m.  T.;  Monnaies  d'or  romaines  et  byzantines,  1887,  m.  37  T. 

*  A.  V.  Prokesch -Osten:  P.,  Inedita  seiner  Sammlung  autonomer  altgriechischer 
Münzen,  Wiener  Akad.  1859,  m.  4  T.,  AZ.  1843-48,  Wiener  Ztsch.  1870,  257  ff.  T.  11.  12. 

Dr.  Ed.  Rapp:  R.,  seine  Münzsammlung,  Bonn  1874. 

V.  Rauch:  A.  v.  R.,  Berl.  Blätter  f.  Münzk.  VI  H.  2  u.  ö. ;  Mitt.  d.  numism.  Ges.  in 
Berlin  I. 

*Reichel  (Petersburg):  Katalog  in  9  Bdn. 

Graf  Renesse-Breidbach:  Mos  loiairs.  Amusemens  numism.  Ouvrage  posthume 
de  Mr.  le  comte  de  R.,  I.  Antwerpen  1835. 

L.  Reynier:  L.  R.,  präcis  d*une  coli,  de  möd.  ani,  Genöve  1816,  m.  T. 

Th.  Rode  (Wien):  versteigert  in  Frankfurt  1871. 

S.  Rogers:  S.  68. 

Rollin  (Paris):  Gat.  of  the  sei.  collection  of  greek  coins  from  the  private  cabinet  of 
the  late  M.  R.  of  Paris,  London  1853. 

Romianzow,  s.  Moskau:  Descr.  d'une  mäd.  de  Spartocus,  roi  du  Bosphore  Gimm., 
du  cab.  Romanzoff.  Avec  suppl. :   Med.  grecques  rares  et  inödites,  Pesersb.  1824,  m.  4  T. 

J.  Sambon:  Gatal.  of  greek  a.  roman  coins  belong.  to    -,  London  1872. 

Sanclementi:  Musei  Sanclementiani  numism.  selecta  regum  etc.,  Rom  1808—9, 
4  Bde.  m.  42  T. 

San  Georgio:  (Rollin  et  Fbuabobnt,)  Gat.  d'une  coli,  de  möd.  rom.  cons.  et  imp. 
GoU.  du  Prince  S.  G.,  Paris  1869,  m.  1  T. 

G.  de  Schackmann:  Gatal.  rais.  d'une  coli,  de  m^dailles,  Lpg.  1774. 

Schulz:  Mich.  Gottl.  Aonbthleb,  Schulzisches  Münz-Gabinet;  Beschr.  deas.,  Halle 
1750-52,  4  Bde. 

F.  Seguin:  Selecta  nnm.  ant.  ex  museo  P.  Seguini,  Paris  1665,  2.  A.  1684. 

0.  Seyffer,  Stuttgart:  Mbbzbachbb,  Verz.  d.  v.  Prof.  Dr.  Otto  S.  in  St.  hinterlassenen 
Sammlung  griech.  u.  röm.  Münzen,  München  1891,  2  Tle.  m.  T. 

*Six  van  Hilligom  (Amsterdam). 

Admiral  Spratt,  London. 

Stefani:  Gobdbbo  ob  Qüihtino,  recensio  numorum  veterum  ap.  haeredes  Stephan!, 
Turin  1826. 

Gh.  L.  Stieglitz:  Gatal.  numorum  vett,  Lpg.  1837. 

Baron  A.  W.  Stjernstedt:  0.  Heilbobn,  catal.  de  la  coli,  des  monnaies  ant. 
grecques,  rom.  et  byzant.  de  feu  — ,  Stockholm  1882. 

Stroganoff:  Tiesenhausbn,  GoUection  Str. 

Subhi-Pascha:  G.Sibilian,  GoUection  des  mödaUles  grecques  de  — .Gonst.  1874,  m.4T. 

Sulz  er:  Numophylacium  Sulzerianum,  Gotha  1777. 

AL  Sutzos:  R.  num.  1869  T.  6—8. 

Tiepolo:  (P.  FüifDi,)  Mus^e  Theupoli  ant.  num.,  Venedig  1736,  2  Bde. 

Thom.  Thomas:  Gat.  of  the  first  a.  second  portion  of  greek,  roman  a.  foreign  me- 
dieval  coins  a.  medals  of  the  cab.  formed  by  Th.  Th.,  London  o.  J. 

Ghr.  J.  Thomson:  Gatal.  de  la  coU.  de  monnaies  de  feu  Ghr.  J.  Th.,  I  1.  descr. 
des  monn.  rom.,  Gopenh.  1867 ;  2.  descr.  d.  m.  grecques,  1869 ;  (in  II  1.  Byzantiner). 


874  Anhang.    Antike  Niunismatik.    (§  6.) 

Vorboten  der  gi*ossen  Revolution  gehört,  sind  jetzt  die  grossen  Kabinette 
geordnet  und  wir  werden  uns  im  folgenden  daran  halten.  Es  steht  uns 
nicht  zu,  an  dem  praktischen  Werte  dieser  Anordnung  zu  mäkeln;  in 
wissenschaftlicher  Hinsicht  befriedigt  sie  jedenfalls  nur  den  Lokalhistoriker, 
während  sowohl  die  Kunstgeschichte  als  die  Weltgeschichte  zu  kurz  kom- 
men. In  Anbetracht,  dass  die  Prägung,  wie  wir  sehen  werden,  ein  -wich- 
tiges Souveränitätsrecht  ist,  war  die  alte  politische  Einteilung  an  sieh 
vorzuziehen.  Mit  Rücksicht  auf  die  Kunstgeschichte  erlauben  ^wir  uns 
aber  eine  Modifikation  derselben  vorzuschlagen: 

I.  lydisches  und  persisches  Reich  mit   den  Satrapien  des  letzteren: 
n.   die  selbständigen  Republiken  und   kleinen  Fürsten  mit  griechi- 
scher oder  auch  phönikischer  Amtssprache; 

ni.   die  makedonische  Grossmacht  und  die  daraus  hervorgegang^enen 
Reiche,  sowie  der  achäische  und  ätolische  Bund; 

IV.  das  Geld  der  römischen  Republik  und  ihrer  Einflusssphäre; 

V.  die   Kaiserzeit    mit   kaiserlichen,    senatorischen   und  autonomen 
Prägungen. 

Im  folgenden  halten   wir  uns  jedoch   ziemlich   genau   an   Eckhels 
System. 

L  NichtrOmisohe  (grieohiaohe)  Xfinsen: 
Es  gibt  eine  einzige   brauchbare  systematische  Darstellung:    B.  V. 
Head,  historia  numorum.     Manual    of   greek   numismatics,  Oxford  1887, 
m.  Abb.;  als  Elepertorium  genügte  früher:  T.  £.  Mioknet,  description  de 
mödailles  antiques  grecques  et  romaines,  Paris  1807 — 37,  6  Bde.  m.  9  Bden. 
Supplem.,  Register  und  Atlas.    Ein  neues  '„Corpus  numorum  Graecorum*" 
hat   die  preussische  Akademie  unter  Leitung  von  Imhoof-Blumer  unter- 
nommen; hievon  ist  der  erste,  Sarmatien,  Niedermoesien  und  Thrakien  um- 
fassende Teil,  von  Pick  bearbeitet,  im  Erscheinen  begriffen,  der  zweite 
wird  Makedonien  umfassen. 

Älteres  Handbuch:  A.  v.  Wbblhof,  Handbnch  der  griechischen  Numismatik,  Han- 
nover 1850;  auch  Dumrbsan,  numism.  du  voyage  du  jeune  Anacharsis,  Paris  1824,  m.  30  T. ; 
für  den  praktischen  Gebrauch:  D.  Sbstiki,  classes  generales  geographiae  numisroaticae  s. 
moneta  urbium  etc.,  2.  A.  Florenz  1821,  m.  4T. ;  Franc,  de  Dominiois,  repertorio  numia- 
matico  per  conoscere  qualunque  moneta  greca,  Nap.  1826—27,  2  Bde.;  Auswahl  f&r  Unter- 
richtszwecke: P.  Gardnbb,  the  types  of  greek  coins,  Cambr.  1883,  m.  16  T.;  Ikhoof-Blumeb, 
Porträtköpfe  auf  ant.  Münzen  hellen,  u.  hellenis.  Völker,  Lpg.  1885;  Veröffentlichungen  Yerm. 
Münzen  (die  älteren  vor  £ckhel  lassen  wir  weg):  J.  Pbllkbik,  recueil  de  m^dailles  des  rois, 
Paris  1762  u.  recueil  de  mödailles  de  peuples  et  de  villes,  Paris  1763,  3  Bde.,  dazu  mölange 
de  diverses  mäd.,  1765,  2  Bde.  u.  4  Supplements  1765--67,  lettres  de  Tauteur  des  recueils 
de  mäd.,  Frankf.  1770  u.  additions  aux  neuf  volumes,  A  la  Haye  1778;   E.  Habwood,  po- 

Sulorum  et  uibium  selecta  numismata  Graeca  ex  aere,  London  1812;  J.  Millingkn,  recueil 
e  quelques  mödailles  grecques  in^dites,  Rom  1812  m.  4  T.,  ancient  coins  of  greek  cities 
And  kings,  London  1831  m.  5  T.,  sylloge  of  ancient  unedited  coins  of  greek  cities  a.  kings, 
1837,  m.  5  T. ;  Ed.  db  ÜADALviirE,  recueil  de  möd.  grecques  in^d.,  Paris  1828;  Sbstiki,  de- 
scrizione  di  molte  medaglie  ant.  greche  esistenti  in  piü  musei,  Fir.  1828—35,  4  Bde.; 
Dümbbsan,  möd.  inäd.  ou  nouvellem.  expl.,  Paris  1832,  dazu:  sur  diverses  rectifications, 
1837 ;  J.  Y.  Akebxan,  Gentleman's  magazine,  London  1835  mit  3  T.  u.  ancient  coins  of 
cities  and  princes,  1843  ff.  24  Tle. ;  C.  Gavedoxi,  spicilegio  numismatico,  Modena  1838;  Db 
LüYNES,  choix  de  mädailles  grecques,  Paris  1840  (17  T.  ohne  Text) ;  (C.  Lenobmant,)  Tresor 
de  numismatique  et  de  glyptique.  Rois  grecs,  Paris  1849;  H.  N.  Huxpbbbt,  ancient  coins 
and  medals,  2.  Ausg.,  London  1851,  m.  Reliefabb.;  Imhoof-Blukbb,  monnaies  grecques  publ. 
p.  Tacad.  r.  n^erland.,  Lpg.  1883,  m.  9  T.  u.  griechische  Münzen,  Abh.  d.  barer.  Akad.  1890, 
m.  14  T.;   dazu  die  Werke  über  die  Sammlungen  von  Fox  (S.  869),  Imhoof-Blumer  (S.  870) 


r 


» •  . 


-« 


Anhang.    Antike  Hnmismatik.    (§  6.)  873 

maDn,  Weissensee  1834  ff. ;  in  Berlin:  Zeitschrift  f.  Mfinz-,  Siegel-  und  Wappenkunde, 
her.  V.  Köhne,  1841—6,  6  Bde.,  N.  P.  1859—62,  Berliner  Blätter  f.  — ,  1863-73,  6  Bde.; 
Ztschr.  f.  Numismatik  red.  v.  A.  v.  SaUet,  1874  ff.;  Erster  Jahresbericht  der  numism.  Ges. 
in  B.,  1845,  Mitteilungen  1846—57,  Verhandlungen ;  Tölkbn,  Progr.  d.  numism.  Ges.  in  B. 
zur  Feier  des  Eckheifestes,  1845;  Festschrift  zur  Feier  des  50jähr.  Bestehens  der  num. 
Ges.  zu  B.,  1893;  Dresden:  Mitteil,  des  Vereins  für  Mfinz-,  Wappen-  und  Siegelkunde  in 
Dr.,  1869—74  H.  1—3;  Hannover:  Blätter  f.  Münzkunde,  v.  H.  Grote,  Lpg.  1835—44, 
4  Bde. ;  Numismat.  Anzeiger,  her.  v.  H.  Grote  u.  H.  Walte,  1868-  -74,  5  Bde. ;  numismatisch- 
sphragist.  Anz.,  her.  y.  Münzforscherrerein  zu  U.,  1870—82,  12  Bde.;  München:  Mitteil. 
d.  bayer.  numism.  Ges.,  1882  ff. 

Frankreich:  Revue  de  la  numismatiqne  fran9aise,  publ.  par  Cartier  et  de  la  Saus- 
saye,  1836  ff.  20  Bde.  (21.  Bd.  Register),  n.  s.  p.  p.  J.  de  Witte  et  A.  de  Longpärier,  1856  ff.,  3. 
s.  p.  A.  de  Barthölemy,  G.  Schlumberger,  E.  Babelon,  1883  ff. ;  Le  Numismate,  p.  p.  H.  Hoff- 
mann, 1862 ff.;  M^langes  de  nomismatique,  v.  de  Saulcy,  Le  Mans  1874—82;  Le  moniteui* 
de  numismatique,  1881  ff. ;  Soci^tä  fran^aise  de  numismatique,  Annuaire  und  Comptes  rendus 
1866  ff.,  2.  8.  1878  ff.; 

Grossbrittanien:  The  num.  Journal,  ed.  by  J.  Y.  Aksrman,  London  1837,  2 
Bde.;  Proceedings  of  the  num.  soc.  of  London  1837—8,  1838,  m.  3  T.;  beide  verschmolzen 
zu:  The  numismatic  chronicle  a.  Journal  of  the  num.  soc.  ed.  by  J.  Y.  Akerman,  W.  S. 
Vaux,  J.  Evans  a.  B.  V.  Head,  1.  S.  1838  ff.  20  Bde.  mit  Register,  n.  s.  1861  ff.,  3.  s.  1881  ff.; 

Italien:  Annali  di  numismatica,  p.  da  G.  Fiorelli,  Nap.  1851—3,  2  Bde.  m.  6T. ; 
Rivista  di  numism.,  her.  v.  Maggiore-Velgano,  I.  Asti  1865 ;  Feriodico  di  num.  e  sfragistica 
per  la  storia  d'Italia  p.  p.  C.  Strozzi,  Fir.  1868  ff.;  Rivista  ital.  di  numismatica,  Milano 
1888  ff.; 

Niederlande:  Tijdschrift  voor  algemeene  Munt-  en  Fenningkunde,  uitg.  doorP.  0. 
van  der  Chijs,  Leiden  1833-43,  m.  Reg. 

Österreich,  Wien:  Wiener  numism.  Monatsh.,  her.  v.  G.  A.  Egger,  1865— 91— V 
1.  2;  Numismatische  Ztsch.,  her.  v.  d.  num.  Ges.  in  W.  (Ch.  W.  Huber  u.  J.  Karabacek),  1869  ff. ; 
Jahresberichte  d.  num.  Ges.  in  W.  von  ihrem  Anfang  1870—75,  5  H. ;  Elubb  der  Münz-  und 
Medaillenfreunde,  Mitteilungen  1890  ff. ;  Numismatische  Blätter,  1879  ff. 

Russland,  Petersburg:  Memoiren  d.  kais.  Ges.  f.  Archäol.  u.  Num.  in  St.  Pet.,  her. 
V.  Köhne,  St.  Pet.  u.  Berlin  1847  -  52,  m.  123  T.  (franz.). 

Spanien:  Boletin  numismätico  de  Valencia,  1873  ff.;  Memorial  numismatico  espanol 
1866-80. 

Jahresbericht:   R.  Wbil,  Bursians  Jahresbericht  1,  231  ff. 

Sammlungen  von  Abhandlungen  vermischten  Inhalts:  Eckhel,  numi  ve- 
teres  anecdoti,  Wien  1775,  2  Tle.  m.  17  T.;  sylloge  numorum.  vett.  anecd.,  W'ien  1786, 
mit  10  T.  2  Bde.;  Sestini,  lottere  e  dissertazioni  9  Bde. ;  .  .  .  .  di  continuazione,  Flor.  1813 
—20;  Babt.  Borohbsi,  oeuvres  numismatiques  (oeuvrea  compl.,  Paris  1862  ff.);  Conte  G. 
RiN.  Cablt,  le  sue  opere,  MiL  1784—94,  19  Bde. ; .  Duxbbsan,  mädailles  inödites,  JParis  1833; 
J.  FbiedlIkdbb,  nomismata  inedita,  Berlin  1840;  Gbotefend,  nned.  griech.  u.  röm.  Münzen, 
Hann.  1864,  m.  2  T.;  H.  E.  £.  Kohles,  Serapis,  Petersb.  1850  m.  10  T.;  Pakofka,  dissertations 
numismatiques,  Paris  1832,  mit  IT.;  de  lutnes,  ^tudes  numismatiques;  Marchant,  lettres 
snr  la  numism.  et  Thistoire,  Paris  1851 ;  M.  Pindeb,  numismataantiqua  inedita,  I.  Berlin  1834,  m.  4 
T.;  M.  PiNPER  u.  J.  Fbibdlaitder,  Beitr.  zur  älteren  Münzkunde,  H.  1.  2.  Berlin  1851  m.  8  T.; 
Raoul-Rochbttb,  mömoires  de  numismatique;  F.  D.  Saülct,  observations  numismatiques, 
Metz  1834—36,  5  H.;  A.  Visconti,  m^dailles  ant.  in^dites,  Rom  1810  f.  (franz.  u.  ital.)  m. 
3  T. ;  Waddinoton,  mal.  de  numism.  et  de  philol. 

6.  Weil  das  Studium  der  Numismatik  von  den  Sammlungen  abhängt, 
ist  es  natürlich,  dass  deren  Ordnung  auch  für  jenes  massgebend  ist.  Wir 
betrachten  daher  die  Münzen  und  die  darüber  veröffentlichte  Litteratur 
vom  topographischen  Standpunkte.  Vor  Eckhel  herrscht  in  der  ge- 
samten Numismatik  eine  ständische  Ordnung,  wie  sie  vor  der  Revolution 
auch  im  Leben  die  Menschen  von  einander  sonderte.  Stiegen  die  Ordner 
der  neueren  Münzen  von  den  Kaisem  bis  zu  den  freien  Städten  herunter, 
so  gliederten  die  Antiquare  meistens  Imperatores,  consules,  reges,  popuH 
und  urbes.  Eckhel  führte  dagegen  die  geographische  Anordnung  von  den 
Säulen  des  Herakles  bis  Indien  und  von  da  gegen  Westen  bis  zum  Aus- 
gangspunkte durch ;  nach  diesem  Systeme,  das  in  seiner  Art  auch  zu  den 


876  Anhuig.    Antike  ZTamlnnKtik.    ($$9-12.) 

Dax  1883 ;   &.  Pokcet,  iiDtnisin.  Ijouaaise.  rech,  aur  lae  jetons  coDsnlaires  de  In  ville  da 
Lyon,  Paris  1883,  m.  5T. ;  Lambert,  eeaai  aur  la  Dum.  gauloise  du  N.-E.  de  la  Franoe, 


Paris  1844,  2Tle.  m.  12T.;  Al.  Hbbhuid,  numism.  gallo-belee,  m.  T. ;  J.  de  Witte,  rech. 
).  qui  ont  regnfi  dane  les  Qanles  an  III'  eiicle  de  Vtie  chr^t.,  Paris  1869,  m,  T. , 
imluDgen  in  Paria,  Maraeille,  St.  Gcnnain  und  Private.  Danicoori  in  Peronoe 


\ 


grundlegender  Katalog  (nach  Ducsalaib,  1846)  E.  Mvbet  bt  M.  A.  Chabouillbt,  catal.  das 
monnaieB  gauloises  de  la  bibl.  nationale.  Paris  1889;  Regeabogeaschasaelcben: 
VuLPiua,  CurioBitflten  VII  St.  1  (m.  Abb.,  auch  übet  die  altere  Litteratur) ;  Schbbibeb,  Taschen- 
buch f.  SQddenlschland  ill.  m,  T,  und  R.  num.  1836;  Stbbbkr,  über  die  RegenbogenschDsseln, 
Abb.  d.  bayer.  Akademie  IX  1.  3.  (1360.  1862);  Fichleb,  Repertariam  der  steierischen  Hflnz- 
künde  1,  111  ff.;  Pbokih,  Turiner  Akademie  1865  (über  den  Fund  von  Veroelli,  vgl.  Fkibd- 
LlnuBB,  Beri.  Blatter  z.  MQnzk.  III  H.  2  u.  B.  1866.  187) ;  Dber  die  Inschriften  MovMSEif,  Hit- 
teil, der  antiq.  Ges.  in  Zürich  T,  242  S. ;  Ph.  Dias,  Beitrag  z.  Bestimmung  des  Goldgewicht«  d. 
sogen.  Regenb.,  Sitzungaber.  d.  bajer.  Akad.  1861,  m.  1  T. 

9.  Britannien.  Hier  gibt  es  nur  im  Süden  Nachahmungen  von 
gallischen  und  rOmiscfaen  Oeprägen,  die  mit  Claudius  aufhöreo. 

RcDina,  annals  of  the  coinage  of  Qreat  Britain,  London  '1838;  Evahs,  andent  britiah 
coine,  London  1864  n.  Num.  chron.  1880. 

10.  Italien  zerfallt,  da  Oberitalien  nicht  in  Betracht  kommt  und 
daB  römische  Silbergeld  gesondert  behandelt  wird,  in  drei  Hauptgebiete, 
nämlich  Etrurien,  das  mittelitalische  Gebiet  des  aes  grave  und  das  von 
den  Griechen  beherrschte  Unteritalien. 

Cakblli,  DaDioTam  Italiae  veteria  tabulae  CCII  ad.  Cavedoni,  Lpg.  1850;  Sahbon, 
monnaies  de  la  presqnlle  italiqoe,  Neapel  1870;  J.  Millidsbk,  censid.  aur  la  nmn.  de  l'an- 
cienne  Italie,  FIoTeni  1841,  m.  Sappl.  1M4;  Fiohelli,  monete  inedite  delV  It.  antics, 
Neapel  3844;  GAFnucci,  le  monele  dell'  italia  antica.  Rom  18 HS.  f.  2  Bde.  m.  125  T. ;  M. 
SciUTZu,  introductioD  b  l'^tude  des  monnaies  de  l'ltalie  entique,  Paris  1890;  HsuptNsnim- 
lang  im  brittisuhen  Museum  (Katftlog  S.  8<J6);  Berijner  Katalog  111  I.;  erste  Samml.  Carelli 
1808  an  Künig  .loseph  Napoleon,  2.  Samml.,  Inventar  Docnmenti  inedilj  3,  877  ff. ;  Ces.  Ca- 
puti:  ToH.  Capo,  catal.  delle  monete  prim.  d'Italia,  rem.,  cons.,  imp.  del  dott.  C.  C  B«m  1893. 

11.  In  Etrurien  prägt«n  Populonia  und  andere  Städte  Gold,  Silber 
und  Kupfer  nach  verschiedenen  Währungen;  die  Miinzbilder  sind  griechisch, 
die  Legenden  etniakisch. 

Deecke,  etniskische  Forachungen.  Heft  11,;  Periodico  di  numiBm.  VI  m.  T.  3;  R».  38, 
28  ff.  T.  16-  18;  Gabbccci,  Ann.  de  num.  1884;  Vetulonia:  Falchi,  Ann.  de  num.  1884, 
193  ff  281  ff.  1885,  5  ff.     Über  die  Inschriften  Cabati,  Rnom.  188S. 

12.  Mittclitalien  weist  in  Umbrien  daa  gegossene  und  geprägti; 
Kupfer  von  Iguvium  und  Tuder  (mit  umbriacher  Legende)  und  das  s,:hlechte 
der  römischen  Kolonie  Ariminum  auf.  In  Picenum  prägte  das  griechische 
Änkona  nur  ausnahmsweise;  die  römischen  Kolonien  Firmum  und  Hatria 
hatten  aes  grave;  vielleicht  gehört  daa  mit  A  bezeichnete  nach  Asculum. 
Latium  besitzt  mit  Sicherheit  nur  die  Silbermünzen  von  Alba  Fucentis, 
Aquinum,  Cora  und  Signia;  es  gibt  aber  zahlreiches  aes  grave  (teilweise 
mit  der  Inschrift  ROMANOM).  welches  in  Mittelitalion  geprägt  scheint. 
Saranium  entbehrte  vor  der  römischen  Herrschaft  der  Münzen,  hat  also 
nur  halboskische  Bronzen  der  Kolonien  Aeaernia  und  Benevent,  sowie 
rein  oskische  von  Aquilonia  und  Telesia:  anderes  ist  zweifelhaft.  Im 
Frentanerland  prägte  unter  den  Römern  zuerst  Larinum  mit  gricchiacher 
Inschrift  Bronzen,  dann  sowohl  die  Stadt  ala  daa  Land  mit  oskischen  In- 
schriften. Zur  Zeit  des  Bundesgenoasenkrieges  prägten  die  Verbündeten 
im  Namen  von  ,Italia'  mit  oskischen  oder  lateinischen  Legenden  und 
alphabetisch  fortlaufenden  Marken  der  Prägestätten. 

Die  Litteratur  Dber  das  aes  grave  ist  g  66  ongefHbrt ;  J,  FriedläHDEB,  d.  oakiacben 


Anhang.   Antike  Numismatik.  (§§  IB-U.)  877 

Mfinzeo,  Lpg.  1850 ;  Bandesgenossenkrieg :  P.  MiBivis,  Rnum.  1845,  77  ff.  T.  3—5 ;  Bom- 
F0I8,  les  types  mon^taires  de  la  guerre  sociale,  Paris  1873;  Atrium:  Melc.  DelficOi  della 
ant.  numismatica  d.  cittä  d.  Atri  nel  Piceno,  Neapel  1826,  f. 

13.  Unteritalien  ist  reich  an  schönen  Münzen,  welche  meistens 
griechische  Inschriften  tragen ;  die  höchste  Blüte  fallt  in  die  Zeit  zwischen 
Alexander  und  dem  hannibalischen  Kriege.  In  Kampanien  beginnt  Cumae 
die  Silberprägung;  Neapolis,  die  bedeutendste  Münzstätte  des  Landes,  ver- 
sorgt den  Bund  der  Kampanier  mit  Silbergeld,  nach  338  verbreitet  sich 
das  römischkampanische  Bundesgeld  mit  der  Inschrift  ROMA(NO),  schon 
268  hören  jedoch  Gold  und  Silber  auf.  Neben  diesen  Landesmünzen 
gehen  das  griechische  und  oskische  Stadtgeld  und  das  Kupfer  mittelitali- 
scher Art  einher.  In  Apulien  beginnt  um  300  die  einheimische  Prägung 
nach  tarentinischem  Muster,  weicht  aber  später  allmählich  dem  aes  grave. 
Man  trennt  von  diesem  Lande  Kalabrien,  in  welchem  Tarent  ausschliess- 
lich vorherrscht;  sonst  gibt  es,  falls  nicht  Silbermünzen  nach  Baletium 
gehören,  nur  Erz.  In  Lukanien  folgen  auf  die  griechischen  Münzen  im 
dritten  Jahrundert  lukanische  (mit  griechischer  Legende)  und  auf  diese 
das  Erz  der  römischen  Kolonien  Paestum  und  Copia.  In  Bruttium  wieder- 
holt sich  dieser  Wechsel,  nur  dass  Bhegion  bis  zum  Ende  sein  Münzrecht 
behauptet. 

Pbospeb  Pabisiüs,  rariora  Magnae  Graeciae  numismata,  o.  0.  1683,  f.  m.  13  T.;  F. 
M.  Aybluko,  opere  3,  122  ff.;  Raoul-Rochbttb,  type  des  moDn.  de  CauIoDia  et  de  qq.  autres 
mäd.  de  la  Gr.  Gr.  et  de  la  Sicile,  Paris  1840  m.  3  T. ;  Nöhden,  specimen  of  ancient  coins 
of  Magna  Grecia  and  SicUy,  London  1826  f.  m.  T. ;  L.  Sambon,  recherches  sur  les  anc.  mon- 
naies  de  Tltalie  möridionale,  Neapel  1863;  Sammlung  Northwick  8.870;  Campanien: 
Fbibdlandeb,  Wiener  Ztseh.  1869,  257  ff.  (Bronzen);  über  die  Bundesmünzen  Imhoof,  Wiener 
Zisch.  1886,  222  ff. ;  AUifae  u.  Fistelia:  Dbessel,  Eist.  u.  phil.  Aufs.  E.  Curtius  gew.  S.  250 
ff.;  Fensemia  n.  Hyria:  Imhoof,  Wiener  Ztsch.  1886,  214  ff.;  Apulien:  G.  Riccio,  le  mo- 
nete  attrib.  alla  zecca  dell*  ant.  cittä  di  Luceria,  Neapel  1846,  m.  5  T. ;  F.  M.  Avbllino, 
Rubastinorum  numorum  catalogus,  Neapel  1844;  Tarent:  Raoul-Rochbttb,  Möm.  de  l'acad. 
des  inscr.  XIV  (1845)  m.  5  T. ;  de  Lutkes,  A.  1830,  337  ff.:  Abth.  J.  Evans,  the  borsemen 
of  Tareotum,  London  1889,  ausNum.  obren.  1889,  1  ff.;  Erzbischöfliche  Sammlung  in  Brin- 
disi;  Lukanien:  D.  Maonani,  Lucania  numismatica,  Rom  1775,  m.  50T. ;  Bruttium: 
Maonani,  Bruttia  numismatica,  Rom  1773  f. ;  J.  v.  Stbbbbb,  über  d.  Münzen  v.  Eaulonia, 
bayer.  Akad.  1838  m.  T.;  Panofka,  AZ.  1843,  165  ff. ;  Rhegion:  Gabbucci,  Ann.  d. 
num.  1882. 

14.  Sizilien.  Die  erste  Hauptperiode  reicht  bis  zum  Ende  des 
punischen  Krieges.  Drei  Nationen  machen  sich  bemerkbar,  vorab  die 
Griechen,  dann  die  Siculer,  welche  schon  vor  dem  Perserkriege  Silber  zu 
prägen  beginnen  und  die  Punier  in  Motye,  Minoa  und  Panormus.  Das 
Münzwesen  der  Griechen  passt  sich  der  wechselvollen  politischen  Geschichte 
der  Insel  und  namentlich  den  Schicksalen  von  Syrakus  an,  weshalb  die 
Geschichtsschreiber  Siciliens  fortwährend  auf  die  Numismatik  Bezug  neh- 
men. Nach  241  bleibt  nur  die  Selbständigkeit  von  Syrakus  übrig,  aber 
auch  diese  nur  bis  210;  die  Römer  gestatten  einer  Menge  von  Städten, 
Scheidemünze  zu  prägen.  Lipara  übt  nur  etwa  350—300  selbständiges 
Münzrecht  aus  und  prägt  unter  den  Römern  Erz. 

Vgl.  zu  §  13;  femer  Phil.  Pabütab  (Palermo  1612,  f.)  et  Auoustiki  Sicilia  numis- 
matica, Leiden  1723f  m.  T. ;  Castbllus  de  Tcbbi  Mijtia  (Tobbbmüzza),  Siciliae  populorum 
et  urbium  veteres  nummi,  Panorm.  1781—91,  f.  c.  2  auctariis;  A.  Salivas,  le  monete  delle 
ant.  cittä  di  Sicilia,  Palermo  1871,  f.  6H.;  Landolüta-Patebivö,  ricerche  num.  suirant.  Si- 
cilia, 1870 — 74,  3  H.  m.  T.  u.  illuatr.  storica  sulle  monete  dell'  ant.  S.,  m.  T. ;  ders.,  monete 
consolari  sicule,  1852 ;  H.  Fobcella,  numismata  aliquot  Sicula,  Neapel  1825,  m.  3  T. ;  Oc- 


878  Anhang.  Antike  Numismatik.  (§§  15-17.) 


TÄTE  Erbiceano,   sicilische  Kunst  auf  Mfinzen,  Dies.  v.  Erlangen  1892;  Holm,   Gescliiehtc 
SicilieDB;   Alaisa:   G.  Romano,  monete  romano-sicule  del  mnnicipio  di  Aless,   Pal.    1833; 
Catana:  Holm,  das  alte  Catania,  Lübeck  1878;  Gela:  Scbttbbino,  Berl.  Bl.  f.  Mfinsk.  TL: 
Kamarina:  Stuart  Pools,  Tr.  of  the  r.  soc.  of  lit.  X,  3 ;  Sghvbbiko,  Phflol.  32,  490  ff. ;  A. 
Saunas,   sul  tipo  de'  tetradrachmi  di  Segesta,   Fir.  1871,   m.  2T.;   iMHOOF-BLUErKv,    d, 
Münzen  v.  Selinunt  und  ihre  Typen,  Winterthur  1872 ;  Syrakas:  de  Luthbs,     RnaoL 
1843;  B.  V.  Hbad,  on  the  chronological  sequence  of  the  coins  of  Syracase,  London  1874  ans 
der  Nom.  chron.  1874,  m.  14  T. ;  vgL  Holm,  Berl.  Ztsch.  2,  334  ff. ;  G.  Hultsch,   de  I^mma- 
reteo  argenteo  Syracus.  nummo,  Dresden  1862,  m.  T.;  G.  Ugdülbna,  sulle  monete  pimico- 
sicnle,  Palermo  1857,   m.  2T. ;  Lipara:  C.  Cavbdoki,  monete  ant   dell'  isola  di  Lifparl 
Modena  1869;  Sammlungen  in  London  (S.  866);  Syrakus;  s.  auch  Zaohabiab,  nnmotneca 
numismatica  Catanorum,  Dresden  1842,  6  H.  m.  T. ;  ehemals  Sammlungen  Torremnzaca  in 
Palermo  (2.  an  Norihwick,  S.  870):  s.  o. ;  Cabrlli,  elogio  di  T.,  Palermo  1794. 

15.  IHyrien.  In  den  Kolonien  werden  seit  dem  vierten  Jahrhundert 
korkyräische  und  korinthische  Typen  nachgeahmt,  unter  dem  Schutz« 
der  Römer  (230 — 168)  prägen  mehrere  Orte  nach  römischem  Muster.  Nur 
einige  ^ Könige"  haben  Münzen  hinterlassen.  Die  kaiserlichen  Bronzen 
sind  spärlich.  Das  nördlich  sich  anschliessende  Pannonien  imitierte  zur 
Zeit  seiner  Selbständigkeit  römische  Denare. 

Katalog  von  London  S.  866;  A.  J.  Eyaks,  Num.  chron.  1880,  269  ff.;  Sammlungen 
Bol  auf  Brazza,  Bogli6  und  Jos.  Machiedo  auf  Lesina;  Peiagia,  Damastion,  Sarnoa:  Im* 
HOOF,  Berl.  Ztsch.  1,  99  ff.  T.  5;  Pannonien:  Wiener  Ztsch.  1871,  595  f. 

16.  Makedonien.  Bis  auf  Philipp  war  das  Münzwesen,  wie  das 
Land  selbst,  sehr  zersplittert;  Hervorhebung  verdient  die  Goldprägung  von 
Eion  (Elektron)  und  Chalkidike.  Philipp  vereinigt  die  Prägung  und  legt 
die  wichtige  Münzstätte  Philippi  an;  nur  das  paeonische  Königtum  be- 
hauptet sich  359—286.  Alexanders  Prägung  greift  natürlich  über  die 
Grenzen  Makedoniens  weit  hinaus  und  hat  verschiedene  lokale  Unterschiede. 
Bis  146  blieb  das  Silbergeld  national,  dann  tritt  die  städtische  und  pro- 
vinzielle Scheidemünze  ein.  Zur  Zeit  der  römischen  Bürgerkriege  schmei- 
chelten die  römischen  Generäle   den  Makedoniem  durch  lokales  Gepräge. 

Gbssker,  numismata  regum  Macedoniae  omnia,  Zflrioh  1738,  f. ;  L.  Müller,  nnmis- 
matique  d*Alexandre  le  Grand,  Eopeuh.  1855,  Nachträge  von  Pbokesch,  Wiener  ZtscL 
1869,  31  ff.,  1871,  51  ff.;  Büitbubt,  Num.  chron.  1868.  1883;  H.  F.  Bompois,  ezamen  chrouol. 
des  mounaies  frapp^es  par  la  communautö  des  Mac^doniens  avant  pendant  et  aprte  la 
conquete  rom.,  Paris  1876,  m.  5  T. ;  Bfirgerkriege:  Frikdlandbr,  B.  1870,  193  ff. ; 
Sammlungen  in  London  (S.  866);  Berliner  Katalog  Bd.  IL;  Couain^ry  (jetzt  in  Mflncheo): 
C,  voyage  dans  la  Macädoine,  Paris  1831,  2  Bde.;  Ichnai:  Bompois,  expL  d*un  didrachme 
inädit  de  la  ville  dlchnae,  Paris  1874;  Paeonien:  Berliner  Katalog  2,  1  ff. 

17.  Thrakien.  Von  den  griechischen  Staaten  behaupteten  nur  Maro- 
neia  und  Byzanz  ihr  volles  Münzrecht  über  Philipps  Zeit  hinaus.  Die 
Einheimischen  imitierten  thasische  Münzen.  Noch  im  fünften  Jahrhundert 
beginnen  die  Fürsten  der  Odrysen  und  anderer  Stämme  Münzen  zu 
schlagen;  Epoche  machen  die  schönen  Gepräge  des  Lysimachos.  Nördlich 
vom  Balkan  gibt  es  nur  griechische  Städtemünzen.  Von  den  Inseln  prägte 
Thasos  am  frühesten  und  meisten,  Samothrake  etwas  später;  Imbros  und 
Lemnos  hatten  nur  Scheidemünze. 

L.  MOlleb,  den  thraciske  konge  Lysimachus'  mynter,  1857,  m.  9  T.  t=:  d.  Mfinzen 
d.  thrakischen  Königs  Lysimachus,  Kopenh.  1858;  Gabt,  histoire  des  rois  de  Thrace  et  de 
ceux  du  Bosphore  Gimm^rien  ^claircie  par  les  m^dailles,  Paris  1752,*  m.  6T.;  H.  F.  Boi- 
rois,  lettre  ä  M.  W.  H.  Waddington  sur  quelques  mounaies  an^pigraphes  attzibnöee  indü- 
mont  ä  la  ville  de  Maronea  en  Thrace,  Paris  1878  m.  Abb. ;  Wiesblbr,  Bemerk,  z.  einigen 
thrakischen  und  mösischen  Münzen,  Gott.  Nachr.  1880,  Nr.  1;  Katalog  von  London  S.  866; 
Berliner  Katalog  Bd.  I. 


Anhang.  Antike  Nnmiematik.  (§§  18—25.)  879 

18.  Eplrus.  Abgesehen  von  der  Scheidemünze  weist  dieses  Land 
Geld  von  Ambrakia,  den  Molossem  und  „den  Epeiroten"  auf;  die  unter- 
nehmungslustigen Könige  Alexandres  und  Pyrrhos  (342 — 272)  mögen  ihre 
teilweise  sehr  schönen  Stücke  in  Italien  ausgegeben  haben ;  dann  kommen 
Landes-  und  Städtemünzen  neben  einander.  Die  Kaiserzeit  ist  wieder 
schlecht  vertreten.  Kerkyra  weist  eine  reiche  vollständige  Serie  vom 
sechsten  Jahrhundert  bis  auf  Caracalla  auf. 

Katalog  von  London  S.  866.  Eerkyra:  U.  Aaunqoq,  xattiXoyog  rtoy  dg^altay  vo/äkt- 
fAaTtoy  ToSy  yfjaü}y  Kegxvgas  Aevxä&og  *Idaxrjs  KeifaXArjyias  Zaxvyd-ov  xai  Kvdijgtoy,  Athen 
1878  m.  6  T. ;  M,  Seotoxrj,  inlxQUfig  ini  nSQto&toy  rtyoiy  tov  Aäf47i^ov  yofAtüfAaxa  xal  fis- 
TfrJUUa  T^;  intayijaov  noXir,,  K^qxvqu  1885. 

19.  Thessalien.  Hier  bildet  das  Jahr  196  einen  Markstein,  insofern 
vorher  hauptsächlich  Städtemünzen,  nachher  aber  Landschaftsmünzen  (ab- 
gesehen von  Larissa)  geprägt  wurden.  Aus  der  Kaiserzeit  gibt  es  auf- 
fallend wenig  Kupfergeld.  Zu  Thessalien  rechnet  man  die  Bronzen  von 
Halonesos,  Ikos,  Peparethos  und  Skiathos. 

Katalog  von  London:  S.  866.  Kierion:  Boicpois,  obs.  snr  un  didrachme  mädit  de 
la  yille  de  Ciörinm,  Paris  1876;  Methydrion:  Ixhoof,  Berl.  Ztsch.  1,93  ff.;  Bandes- 
münzen: Wbil,  das.  1,  172  ff. 

20.  Akamanien  ist  in  den  Münzen  anfangs  von  Korinth  ganz  ab- 
hängig; neben  dem  städtischen  gibt  es  Bundesgeld,  Leukas  behauptet  den 
ersten  Platz. 

Katalog  von  London  S.  866;  Imhoop-Blumbr,  Wiener  nnmism.  Ztsch.  10,  1—180; 
Ratboebeb,  Münzen  der  Oeniaden  in  Akamanien,  Allg.  Encykl.  d.  Wiss.  III  2,  94  ff. 

21.  Aetolien  hat  nur  Bundesmünzen  (ca.  300—168),  nicht  einmal 
städtisches  Kupfergeld. 

Katalog  von  London  S.  866. 

22.  Lokris.  Die  Opuntier  prägten  Bundesmünzen.  Einige  Städte 
gaben  vor  der  römischen  Herrschaft  Bronzen  aus,  Thronion  ausnahms- 
weise Silber.     Später  verschwinden  die  autonomen  Münzen. 

Katalog  von  London  S.  866. 

23.  Phokis.  Der  Bund  im  allgemeinen  als  auch  einzelne  Städte 
prägten  Geld.  Am  meisten  gab  ersterer  während  des  dritten  heiligen 
Krieges  aus.  Die  Geschichtsschreiber*)  heben  die  Goldstücke  hervor, 
deren  Metall  aus  den  Tempelschätzen  stammte.  In  Delphi  wurden  Münzen 
sowohl  im  Namen  der  Gemeinde  als  auch  zeitweise  in  dem  der  Amphik- 
tionen  geschlagen;   Hadrian   erneuerte   das  Münzrecht  des  heiligen  Ortes. 

Katalog  von  London  S.  866;  Syobonos,  Beb.  1894;  Delphi:  Imhoof,  Berl.  Ztsch. 
1,115  ff. 

24.  Böotien.  Auch  hier  tragen  die  Silbermünzen  sowohl  den  Namen 
des  Bundes  als  den  der  einzelnen  Staaten;  erst  durch  den  Sieg  von  Leuktra 
fällt  jenem  das  Monopol  zu,  das  er  bis  27  v.  Chr.  behauptet.  In  der  Kaiser- 
zeit prägen  noch  Theben,  Tanagra  und  Thespiae. 

Imhoof-Blumbb,  Wiener  Num.  Ztsch.  III  (1871),  321  ff.,  dazu  V.  (1878)  IX  (1877); 
zur  Münzkunde  u.  Paläogr.  Böotiens,  1872 ;  B.  V.  Hbad,  history  of  the  coinage  of  Boeotia, 
Num.  ehr.  1881  m.  T. ;  Katalog  von  London  S.  866. 

25.  Euboea.  Die  ältere  Münzgeschichte  ist  vielfach  unsicher;  nur 
Chalkis  und  Eretria  sind  für  die  vorpersische  Zeit  als  Prägestätten  von 

')  Diodor.  16,  33,  2.  36,  1. 


880  Anhang.  Antike  UnmiBmatik.  (§§26-^1) 

weissgoldenen  und  silbernen  Münzen  sicher  bezeugt.    Später  tritt  Eary- 
stos  an  die  Spitze.    Unter  den  Kaisern  gibt  es  Bronzen  von  drei  Städten. 

Imhoof-Blümeb,  Monatsber.  d.  preoss.  Akad.  1881;  Katalog  von  London  (Central 
Gr.)  S.  866. 

26.  Attika.  Ob  die  erhaltenen  athenischen  Münzen  bis  auf  Solen 
oder  nur  auf  die  Peisistratidenzeit  zurückgehen,  ist  noch  nicht  bestimmt. 
Nachmals  sahen  die  Athener  mehr  auf  Konservierung  der  alten  Typen 
einschliesslich  der  Inschrift  A&E  als  auf  Schönheit.  Im  Jahre  86  hört 
die  athenische  Münzreihe  auf;  es  wird  vermutet,  dass  Hadrian  der  Stadt 
das  Münzrecht  wieder  verlieh  mit  dem  Privileg,  das  Bild  des  Kaisers  weg- 
zulassen. Zeitweise  hatten  Eleusis,  Oropos  und  Salamis  etwas  Scheide- 
münze ausgegeben. 

Cavedoni,  osserv.  sopra  le  ant.  monete  di  Ateno ;  E.  Beül£,  les  monnaies  d* Äthanes, 
Paris  1858;  G.  Rathgebeb,  99  silberne  Münzen  der  Athenaier,  Weissensee  1858;  E.  Bessy, 
monnaie  de  cuivre  d' Äthanes  (SA.);  C.  L.  Gbotbfbnd,  chronol.  Anordnung  d.  athen.  Silber- 
münzen,  Hann.  1872;  J.  6.  Dbotsxn,  z.  Münzwesen  Athens,  Sitzungsber.  der  preoss. 
Akad.  1882. 

27.  Megaris.  Das  Land  ist  bis  243  einheitlich  und  selbständig,  tritt 
dann,  in  Megara  und  Pagai  gespalten,  dem  achäischen  Münzbund  (§  32) 
bei;  unter  den  Antoninen,  wie  es  scheint,  erhalten  die  drei  Orte  des 
Ländchens  das  Münzrecht. 

Katalog  von  London  S.  866. 

28.  Aigina.  Pheidon  von  Argos  soll  die  frühesten  Münzen  des  eigent- 
lichen Griechenlands  auf  Aigina  geprägt  haben.*)  Wir  haben  auch  kaum 
ältere ;  die  Schildkrötenmünzen  reichen  (mit  Ausnahme  der  Pause  von  431 
— 404)  bis  zum  Untergang  der  griechischen  Freiheit,  Erst  unter  Severus 
beginnt  die  Prägung  wieder. 

Katalog  von  London  S.  866. 

29.  PeloponneB. 

^liOttvv,  TL.  Attfingog,  aQx^^f^  ^^>  vofAlüfiaxa,  'AvayQaq^rj  rdSy  rofiMfiartoy  rijg  xvQias 
'EXXtt&og,  III.  neXonovvijaogy  Athen  1891,  m.  16  T. 

30.  Eorinth.  Die  korinthischen  Münzen  sind  ebenfalls  sehr  alt  und 
frühzeitig  weit  verbreitet,  ja  mehr  kopiert  als  wohl  irgend  eine  andere 
Münzsorte.  Von  Cäsar  bis  Gordian  HI.  reichen  die  zahlreichen  Bronzen 
der  Colonia  Julia. 

E.  CuRTius,  Hermes  10,  215  ff. ;  Katalog  von  London  S.  866. 

31.  PhleiuB  und  Sikyon.  Die  Städtemünzen  reichen  bis  zum  Jahre 
322 ;  Sikyon  wird  dann  makedonische  Münzstätte  mit  Alexandertypen  und 
tritt  hierauf  in  den  achäischen  Bund  ein.  Kupfermünzen  beginnen  unter 
Severus,  resp.  Domitian. 

A.  1830,  336  ff. ;  Katalog  von  London  S.  866. 

32.  Achaia.  Das  ältere  Geld  bedeutet  wenig;  dagegen  emittierten 
die  Glieder  des  achäischen  Bundes  viele  Münzen  mit  feststehenden  Bil- 
dern: Auf  der  einen  Seile  sieht  man  den  nach  rechts  gekehrten  beki*änzten 
Kopf  des  Zeus  Homagyrios  und  auf  der  Rückseite  ein  aus  A  und  X  zu- 
sammengesetztes Monogramm  in  Kranz.    Hier  stehen  auch    die  Zeichen 


*)  Ephonis  bei  Strab.  8,  358;  Parische  Chronik  Z.  45. 


^i 


von  Städten  oder  Beamten ;  auf  den  BronzemÜnzen  ist  JXAIÜN  APfEISiN 
u.  dgl.  auBgeschrieben. 

Über  die  BnndcBinDtizen:  SEsnnt,  Bopra  le  medagUe  ant.  relative  slls  ooDfaderazione 
degU  Achei,  Mailand  1817  m.  3  T.,-  ConsniiBT,  snr  lea  monnaies  d'argent  de  la  ligne 
nchäemie;  Lbicistek  Wabbed,  greek  federal  coinage,  London  1863  u.  Nun.  chroD.  1864, 
77  ff.;  P.  Lambbob,  B«rl.  Ztsch,  f.  Num.  2. 160  ff.;  R.  Weil  das.  1882,  199  ff.;  Cr.  F.  Sbllbb- 
MANK,  Qber  eine  seitens  EizmDnze  mit  dem  MoDogramm  des  achUschen  BandeBgeldes, 
Bonn  1859,  m.  1  T.,  vgl.  FbiedlIndbb,  Berl.  Ztach.  f.  Nom.  2,  246  ff.  Bei  Patras  worden  in 
einem  Topf  20000  ach&iaclie  HOnzen  gefunden. 

33.  EUb.  Die  Silbennüazen  nehmen  unter  den  festländischen  einen 
hohen  Platz  ein.  Für  kurze  Zeit  prägten  die  Pisaten  kleine  GoldmUnzen. 
Unter  Uadrian  beginnen  die  Bronzemünzen  wieder,  wovon  einige  die  be- 
kannten Abbildungen  des  ZeuBbildes  (S.  594,  7)  bringen.  Zu  Elia  rechnet 
man  Kephallenia,  Ithaka  und  Zakynthos. 

Elia:  P.  Gabdübb,  the  coina  of  Elia,  Num.  chron.  1879  (1880),  221ff.m.6T.; 
Olympia;  E.  Chbtidb.  Berl.  Ztach.  f.  Nnm.  2,  265  ff. ;  C.  P.  de  Bobsbt,  eur  les  mddailles 
ant  des  lies  de  C4phalonie  et  d'ltbaqae,  London  1815,  m.  5  T. ;  Num.  Ztg.  1837 ;  n.  Aifi- 
itfoi  u.  »eojöxtjs  (b.  u  Kerkjrs);  Zakjnthos:  Gabvsbb,  Nnm.  chron.  1885,  81  ff.  T.  3—5. 

34.  UeEHenia.  Die  Bundesmünzen  beginnen  im  Jahre  369.  Zeitweise 
prägten  Korone  und  Mothone  selbständig.  Unter  der  afrikanischen  Dy- 
nastie hatten  alle  Städte  das  MUnzrecbt. 

35.  Lakedaimon  begann,  abgesehen  von  den  verschollenen  Eisen- 
mUnzen,  erst  im  dritten  Jahrhundert  zu  prägen,  behielt  aber  dieses  Recht 
fort  und  fort;  im  zweiten  Jahrhundert  scheint  sich  Kythera  abgezweigt 
zu  haben;  unter  den  Afrikanern  gaben  wieder  die  einzelnen  Städte  Scheide- 
nnUnze  aus. 

BoKPOis,  dt.  biat.  et  crit.  des  portraita  attribuäs  ä  Cldomine  III.,  roi  de  Lacddämone, 
Paria  1870. 

36.  Argolis.  Hier  prägten  die  einzelnen  Städte  und  erhielten  im 
Laufe  des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr.  wieder  das  Münzrecht.  Die  alten 
Städte  Methana,  Mideia  und  Tiryns  gaben  nur  vorübergehend  Scheide- 
münze aus. 

Ikhimf,  Num.  Ztoch.  3,  401  ff. 

37.  Arkadien.  Neben  den  Städtemitnzen  kursierte  zahlreiches  Bun- 
desgeld, bis  im  achäiachen  Bund  erstere  durchdrangen.  Unter  Severus 
fing  die  Münzprägung  wieder  an. 

A.  T.  Sallet,  Ztacb.  f.  Num.  2,  189  ff.;  Fbiedläitdeb,  daa.  2,  246  ff.;  Imboof,  das.  8, 
289  ff.;  Weil,  das.  9,  18  ff.;  Psophis  n.  Thelpnsa:  Imboof,  das.  1,  117  ff. 

38.  Kreta.  Die  Numismatik  der  grossen  Insel  ist  durch  die  zahl- 
reichen Städte  sehr  zersplittert;  sie  hat  das  besondere,  dass  mehrere  kre- 
tische Städte  unter  den  Kaisem  auch  SUbergeld  ausgeben  durften. 

W.  Wrotb,  Nnm.  cbron.  1884,  1  ff.;  Londoner  Katalog  S.  866;  J.  N.  Svobonos,  nu- 
mismatiqne  de  la  Cr^te  ancienne.  I.  Mftcon  1890,  m.  35  T.;  Babeloh,  Rnum.  1885;  Bien- 
nos:  na^vaaaös  3,  516  ff.  m.  Abb. 

89.  Inseln  des  ägfiiBchen  UeereB.  Nur  ein  Teil  der  Inseln  und  der 
einzelnen  Städte  prägt  Geld;  während  der  Diadochenkriege  verfUIlt  Wohl- 
stand und  Freiheit  und  es  gibt  nur  mehr  Scheidemünze,  die  sich  bis 
Caracalla  erhält.    Die  Zugehörigkeit  vieler  Münzen  ist  bestritten. 

BoBBBLl.   Num.  cbron.  5,  173  ff.   u.  IXHOOF-BLt'aaR'B  Werke;    Katalog   von    London 
S.  866;   NachtiOge  ans  Paris:   Am.  J.  8,  75  ff.;    Sammlnag   Leake  (Abi:   Insular  Oreece^ 
S.  870;    Amorgos:    P.  Lambbos,    rofiiafiuTa  j>)i  rtjaov  'Aftoqyov,   Athen  1870,  m.  T.  C-:«. 
Bmilbucli  Hn  kiM,  A1(irrtnintiwlMni«haR.    n.  56 


882  Anhang.   Antike  Nunumatik.   (§§  40—45.) 

1870  Nr.  414),  vgl.  P.  Beckeb,  Wiener  num.  Ztsch.  1870,  349  ff.;  Delos:  Köhlbr,  Ath.  Mitt. 
VI.;  Mykonos:  K.  J.  N.  Svoronos,  yofAia/ÄaTixfj  xai  UftoQia  r^g  ag^,  Mvkövov,  Bch. 
1893,  455  ff. 

40.  Bosporus«  Eolchis«  Pontus  und  Südrussland.  Die  städtische 
Münzprägung  gewinnt  erst  in  der  Eaiserzeit  Bedeutung.  Im  Verkehr  mit 
den  Athenern  verfallen  skythische  Stämme  und  Könige  auf  eigenes  Geld. 
Das  Reich  von  Pontus  gibt  seit  etwa  250  sehr  schöne  Münzen  aus;  nach 
Mithridates'  Fall  schlagen  die  Könige  des  kimmerischen  Bosporus  bis 
342  (?)  n.  Chr.  Geld  in  allen  üblichen  Metallen,  welches  auf  der  einen 
Seite  das  Bild  des  Kaisers  trägt. 

Katalog  von  London  S.  866,  Berlin  Bd.  I  1  ff.;  Sarmatien:  Ck>rpa8  nnmonun  Grae- 
comm,  I.  her.  v.  Pick  H.  1;  Olbia:  db  Blabambebo,  choix  de  möd.  ant.  d'Olbiopolis  ou 
Olbia,  Paris  1822,  m.  21  T.;  kimmerischer  Bosporus:  A.  W.  Obbschhikow,  znr  Münz- 
kunde d.  k.  B.,  Moskau  1883 ;  A.  M.  Posohiwalow,  Münzen  des  europäischen  Sarmatiens, 
taurischen  Chersonesus  u.  kimmerischen  Bosporus,  Moskau  1882;  Sibirskt,  cat.  des  m4d. 
du  B.  C,  2  Bde.  m.  T. ;  taurische  Chersonesos:  Köhlbr,  Serapis  2,  86  ff. ;  v.  Sallbt, 
Berl.  Ztsch.  1, 17  ff.  m.  T.  1;  über  die  russischen  Werke  (besonders  Bubatschkow,  obschtschij 
katalog  monet  etc.  =  allg.  Katalog  d.  Münzen  d.  griech.  Kolonien  an  d.  Nordkfiste  des 
schwarzen  Meeres,  Odessa  1884)  s.  Ann.  de  la  soc.  fran^.  de  num.  1884,  4.  Sem.;  Samm- 
lungen in  Odessa  S.  868;  Kotchoubey  8.  870  (besonders  Bd.  II  über  die  boeporanischen 
Könige);  Lemme  in  Odessa:  Cat.  de  mädailles  du  B.  C.  formant  la  coli,  de  M.  J.  Lemm^  a 
Odessa,  Paris  1872;  Romantzow:  S.  871;  Könige:  A.  v.  Sallbt,  Num.  d.  Könige  des  Bos- 
porus u.  Pontus  von  d.  Schlacht  bei  Zela  bis  zur  Abd.  Polemos  IL,  Berlin  1866,  m.  1  T.; 

Chb.  Giel,  über  d.  bosporan.  Münzen  mit  dem  Monogramm  BAE,  BA  etc.,  Petersb.  Akad. 
1884,  u.  kleine  Beiträge  zur  Numism.  Südrusslands,  1886;  Köbbb,  Beiträge  zur  G^esch.  der 
Archäologie  v.  Cherronesos  in  Taurien,  m.  T.;  MithradatesEupator:  Th.  Rbifach,  Rnum. 
1887;  Sinope:  Six,  Num.  chron.  1885. 

41.  ffleinasien : 

W.  H.  Wadoington,  voyage  en  Asie-Mineure  au  point  de  vue  numism.,  Paris  1853, 
m.  11  T.;  Rnum.  fr.  1851,  149  ff.;  Job.  Bbabdis,  d.  Münz-,  Mass-  u.  Gewichtswesen  in 
Vorderasien  bis  auf  Alexander  den  Grossen,  Berlin  1866;  M.  Pikdeb,  d.  Cistophoren  n.  d. 
kaiserl.  Silbeimedaillons  d.  röm.  Prov.  Asia,  Berlin  1856,  m.  8  T.;  db  Lohop^bisb,  m^. 
impär.  grecques  relat.  aux  ^efAiates  de  TAsie  min.,  Paris  1869. 

42.  Paphlagonien.  Zuerst  prägten  Satrapen  und  griechische  Städte; 
die  Könige  haben  nur  einzelne  Bronzen  hinterlassen. 

Katalog  von  London  S.  866. 

43.  Bithynien  hat  bis  278  v.  Chr.  städtische  Münzen,  dann  prägen 
die  Könige  im  besten  Geschmack  der  Diadochenzeit  und  belassen  den 
Städten  nur  die  Scheidemünze.  Unter  den  Kaisem  geben  letztere  Bronzen 
aus,  seit  Hadrian  auch  der  Bund  (xoivov)  zu  Ehren  seines  Landsmannes 
Antinoos  in  grossen  Massen. 

Katalog  von  London  S.  866. 

44.  Mysien.  Unter  den  autonomen  Städten  ragen  Kyzikos  und 
Lampsakos,  die  auch  Elektron  prägen,  hervor.  Diese  Münzstätten,  sowie 
Parion  dauern  auch  unter  den  pergamenischen  Königen  fort.  Nach  dem 
Erbschaftsantritt  der  Römer  dürfen  Pergamon,  Adramytion  und  Parion 
die  kleinasiatischen  Kurantstücke  (Cistophoren)  ausgeben.  In  der  Kaiser- 
zeit gibt  es  nur  Bronzen. 

Kyzikos:  ttber  die  Statere  G.  Lbnobxart,  Rnum.  1856;  F.  Lbnobxabt,  das.  1864: 
Hbad,  Num.  chron.  1876—77;  Imhoof-Blumeb,  d.  Münzen  der  Dynastie  von  Pergamon, 
PreuBS.  Akad.  IIL  1884;  Pergamon  in  der  Kaiserzeit:  Wboth,  Nimi.  chron.  1882,  §0  ff. 

45.  Troas  und  Tenedos.  Bei  den  oft  wechselnden  Verhältnissen 
des  Ländchens  hat  nur  Abydos  eine  kontinuierliche  Serie  aufzuweisen. 

Über  die  Münzen  von  Ilion  speziell  handelt  Scbliemann  in  .Ilios*. 


46.  AeoliB,  Leabos.  Nesos,  Fordoselene.  Vor  der  Zeit  Alexanders 
hat  nur  Eyme  einiges  wenige  geprägt.  Vorübergehend  scheint  der  Bund 
Münzen  {JIO^E)  ausgegeben  zu  haben. 

47.  Jonien,  Chios,  Ikaria,  Samos.  Die  ältesten  Silber-  und  Elek- 
tronmünzen  tragen  keine  Inschriften.  Manche  Satrapen  gaben  eigenes 
Geld  aus.  Die  Könige  von  Pergamon  beliessen  den  meisten  Staaten  das 
Münzrecht,  doch  wurden  teilweise  in  ihrem  Namen  Gold-  und  Silberstücke 
oder  Cistophoren  ausgegeben.  Ebenso  duldeten  die  Rümer  bis  zur  Kaiserzeit 
die  Mfinzstätten  in  Ephesos,  Milet  und  Chios. 

Katalog  von  LoDdoa  S.  866.  Ephesoa:  B.  T.  Bbad,  coinage  of  Epheaua,  Nnm.  chron. 
1880,  m.  9  T.,  addeodR  1881,  Nschtrfige  bei  Imhoof-Bluiuii,  griech.  Münzen  S.  637  IT.; 
Pbuct  Qabdhbb,  Samoe  a.  Samian  coins,  Num.  chron.  1882,  m.  6  T..  Nachtrag  Ra.  IH  6,  258. 

48.  Earien,  Astypalaia,  Ealymna,  Earpathos,  Eos,  Megiste,  Nisyros, 
Rhodos,  Syme,  Telos.  An  die  Münzen  der  selbständigen  griechischen  Städte 
—  1823  wurden  etwa  10,000  Didrachmen  von  Ealymna  gefunden !  —  schliessen 
sich  seit  dem  Anfang  des  vierten  Jahrhunderts  die  der  karischen  Dynasten. 
In  der  Diadochenzeit  dauert  das  MUnzrecht  fort;  königliche  Prägstätten 
waren  in  Alabanda,  Enidos  und  Mylasa,  auf  Astypalaia,  Eos  und  Rhodos, 
während  die  Römer  nur  Scheidemünze  duldeten. 


59.  Lykien.  Bis  auf  Alexander  prägten  der  Bund  und  einheimische 
Fürsten  inschriftlos  und  mit  griechischen  oder,  was  das  häufigste  ist,  mit 
lykischen  Inschriften.  Nach  längerer  Pause  —  vielleicht  fallen  jedoch  in 
diese  einige  Städtemünzen  —  beginnt  der  Bund  unter  römischer  Oberhoheit 
wieder  zu  prägen,  erlaubt  aber  gewöhnlich  den  einzelnen  Städten,  ihren 
Namen  anzugeben.  Erst  Claudius  löste  den  Bund  auf,  doch  dauerte  das 
Silbergeld  bis  unter  Trajan.    Die  Bronzen  sind  unter  Oordian  am  häufigsten. 

Ch.  Fellowb,  coine  of  ancient  Lycia  before  the  raign  of  Alexander,  London  1855, 
m.  20  T. ;  Sn,  B.  num.  1886 ;  Civsßom,  aur  1.  anc.  mon.  de  la  Lycie,  Pariaer  Akad.  1852, 
mit  1  T. 

50.  Famphylien,  Fisidieu  und  Lykaotüen.  Die  griechischen  Kolo- 
nien gehen  mit  der  Münzprägung  voran,  nach  Alexander  folgen  auch  andere 
Orte.  AspendoB  und  SiÜyon  sind  königliche  Münzstätten;  unter  den  Rö- 
mern werden  wieder  nur  Bronzen  geprägt. 

Pisidien:  Sn,  Berl.  ZtscL  1878;  W.  H.  WumniaToii,  numiRmatique  de  risanrie  et 
de  1h  Lycaonia,  Paria  1883,  Tgl.  Wbotb,  Num.  cbron.  1883. 

51.  Eilibien  mit  Elaiusa.  Mehrere  persische  Satrapen  geben  Geld 
aus,  wobei  im  Osten  die  aramäischen,  im  Westen  die  griechischen  Auf- 
schriften vorherrschen.  Nach  Alexander  werden  Silbermünzen  nur  in 
MalloB  und  Tarsos  ausgegeben;  67  v.  Chr.  beginnen  die  lokalen  Scheide- 
münzen mit  römischer  Erlaubnis.  Aigai,  die  beiden  Seleukeia  und  Tarsos 
durften  Silber  prägen. 

Ikhodf,  Ztach.  f.  Nntn.  1888. 

53.  Gypem.  Die  Stadtfflrsten  gaben  Münzen  mit  kyprischen  oder 
phönikischen  (in  Eition,  Lapethos  und  Amatbus?),  später  (seit  Euagoras  I.) 
auch   griechische  Legenden  aus;   312  vereinigen  die  Ptolemäer  die  Insel 


884  Anhang.    Antike  Nnmismatik.  (§§  53-57.) 

unter  ihrer  Herrschaft  und  lassen  in  ihrem  Namen  prägen.  Seit  Augustus 
gibt  es  nur  mehr  Bronzen. 

R.  H.  Lang,  Num.  chron.  1871;  J.  P.  Six,  Rnum.  III  1  (1883),  249  flf.  T.  6-8;  Colutz, 
Sammlung  d.  griech.  Dialektinschriften  I.  Göttingen  1888;  Borbell,  not.  aar  quelques  med. 
gr.  des  rois  de  Chypre,  Paris  1886;  H.  db  Lütkbs,  numism.  et  inscriptions  cypriotes,  Paria 
1852,  m.  12  T.;  db  Vooü£,  Rnum.  1867,  864  ff.  T.  11;  Salamis:  v.  Sallbt,  Ztsch.  f.  Nam. 
2,  130  ff. 

53.  Lydien.  Die  Münzen  der  Gygesdynastie  waren  die  ältesten, 
welche  Herodot  kannte ;  die  Anordnung  dieser  Elektron-,  Gold-  und  Silber- 
münzen kann  bei  dem  Mangel  an  Aufschriften  nur  auf  Vermutung  beruhen. 
Erst  die  Pergamener  Hessen  in  Nysa,  Sardes,  Thyateira  und  Tralles  Cisto- 
phoren  prägen,  welches  Privileg  die  Römer  wieder  aufhoben. 

Fb.  Lknobmant,  monnaies  royales  de  la  Ljdie,  Paris  1876,  m.  1  T.;  B.  Y.  Hbad. 
coinage  of  Lydia  a.  Persia,  Marsden's  numism.  orient.  III.;  Edw.  Thomas,  the  international 
numismata  orientalia  I;  E.  Mübet,  Rnum.  1883. 

54.  Phrygiens  und  Galatiens  Städte  treten  nicht  vor  dem  zweiten 
Jahrhundert  in  die  Reihe  der  Prägeorte  ein  und  nehmen  an  der  Cistophoren- 
prägung  teil.  Die  galatischen  Könige  prägen  68 — 25  v.  Chr.  Die  Bronzen 
der  Kaiserzeit  haben  durch  ihre  eigenartigen  mythologischen  Darstellungen 
ein  hervorragendes  Interesse. 

Über  Galatien  Bibch,  Num.  chron.  2,  169  ff.  223  ff.  Über  den  grossen  Tefara- 
drachmenfund  von  König  Amyntas  Buboon,  Num.  chron.  8,  69  ff.;  db  Lutnbb,  Rnum.  1845, 
253  ff. 

55.  Eappadokien.  Vor  Alexander  prägen  die  Landesherm  teils  mit 
aramäischen,  teils  mit  griechischen  Inschriften.  Im  dritten  Jahrhundert 
eifern  die  Könige  den  mächtigeren  Nachbarn  in  schönen  Münzen  nach. 
Nach  der  Errichtung  einer  Provinz  (17  n.  Chr.)  dürfen  einige  Städte 
Kupfergeld  ausgeben. 

Bobrbll,  Num.  chron.  1862,  1  ff.;  Fbibdlakdbb,  Ztsch.  f.  Num.  4,  10  ff.  269  ff.;  Th. 
Rein  ACH,  R.  num.  1886. 

56.  Armenien  und  Umgebung,  unter  den  Münzen  der  seit  190  v.  Chr. 
herrschenden  Fürsten  haben  nur  die  Prägungen  des  Tigranes  I.  und  seiner 
Nachfolger  eine  feste  chronologische  Grundlage. 

V.  Langloib,  numismatique  de  TArm^nie,  Paris  1859;  Thomas,  Num.  chron.  1867. 
1868.  1871 ;  Blau,  Ztsch.  f.  Num.  7,  33  ff.  u.  Num.  Ztsch.  9,  90  ff.;  Katalog  von  Paris  S.  866. 

57.  Sjrrien  und  Arabien.  Unter  den  Persem  prägten  die  Haupt- 
orte der  Phönizier  (Tyrus,  Sidon,  Byblos  und  Arados).  Die  Seleukiden- 
münzen  sind  die  einzigen,  welche  im  Namen  des  ganzen  Landes  geprägt 
wurden,  die  durch  Beinamen  der  Könige  gesichei'te  Chronologie  beginnt  jedoch 
erst  mit  Antiochos  IV.  Epiphanes.  Schliesslich  gewann  Tigranes  von 
Armenien  kurze  Zeit  das  Reich.  Neben  dem  Seleukidengeld  gehen  das 
im  Namen  der  Ptolemäer  geprägte  Geld  von  Phönizien  und  die  für  die 
Seleukiden  geprägten  Städtemünzen  einher.  Dann  sondern  sich  die  Reiche 
der  Makkabäer  (143 — 37)  und  Nabatäer  ab.  Mit  den  Siegen  des  Pompejus 
tritt  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  der  Kupferprägungen  ein.  Die  idumäische 
Dynastie,  die  letzten  Nabatäer,  die  Könige  von  Kommagene  und  Edessa 
und  die  Fürsten  von  Palmyra  teilten  sich  in  dieselbe  mit  zahlreichen 
Städten;  ein  Teil  der  letzteren  durfte  von  Trajan  bis  218 *)   im  Interesse 


*)  Imhoof,  griech.  Münzen  S.  758  f. 


-«< 


Anhang.   Antike  Hnmiamatik.   (§  58.)  885 

des  Handels  sogar  eigenes  Silber  prägen.  Elagabalus  protegiert  seine 
Heimat  auffallend.  Unter  öordian  kursierte  schlechtes  Geld  mit  SC. 
Dreissig  Jahre  später  war  in  Emesa,  als  Sulpicius  Antonius  dort  residierte, 
eine  Prägestätte.*)  Im  südlichen  Arabien  wurden  seit  dem  vierten  Jahr- 
hundert athenische,   später  teilweise  auch  Alexandermünzen  nachgeahmt. 

Seleukiden:  J.  F.  Vaillant,  Seleuoidamm  imperiam  sive  historia  regnm  Syrjae, 
Paris  1681.  Amst.  1738;  H.  Nobis,  annus  et  epochae  Syro-Macedonum  in  numinis  expos.» 
Florenz  1691.  Lpg.  1696;  Fbölich,  annales  regum  et  rerom  Sjriae  nummis  illustrati,  Wien  * 
1750  f.  m.  T.;  R.  Goüoh,  coins  of  the  Seleucidae,  London  1808,  m.  24  T.;  Duake,  coins  of 
tfae  Selencids;  db  Saulot,  m^m.  sur  les  monnaies  datöes  des  Söleucides,  Paris  1871;  Bün- 
BUBT,  Num.  chron.  1883,  65  ff.;  Ssübbi-Bby,  Gesch.  d.  Seleuciden  u.  Arsaciden,  (türkisch), 
Konetantinopel  1278  (1862)  m.  Ahb.;  Töohon  d'Anbeot,  diss.  s.  T^poque  de  la  mort  d'Anti- 
ochus  VII.,  Paris  1815,  m.  1  T.;  Katalog  von  London  S.  866,  von  Paris  S.  866;  Anti- 
ochia:  db  Sauict,  Nnm.  chron.  1871;  Hieropolis:  Six,  Num.  chron.  1878;  Komma- 
gene: Katalog  von  Paris  S.  866;  Palmjra:  db  Sactlct,  Ra.  n.  s.  22,  291  ff.  u.  numism.  de 
la  terre  sainte  p.  59  ff.;  v.  Sallbt,  die  Fflrsten  von  P.,  Berlin  1866;  Phönizien:  J.  J. 
Bbllbbmabn,  Beitr.  Aber  d.  phöniz.  u.  punischen  Mfinzen,  4  StQcke,  Berlin  1812 — 16;  H.  db 
LuYKES,  essai  sur  la  numism.  des  satrapies  et  de  la  Ph^nicie,  Paris  1846,  m.  T. ;  0.  Blau, 
Ztsch.  d.  deutschen  morgenl.  Ges.  VI.  IX.;  Rbichakdt»  Wiener  Ztsch.  2,  1  ff.  m.  T.  1;  A. 
Gbimm,  d.  äfinzen  von  Tyros,  Berl.  Ztsch.  f.  Nnm.  1871,  m.  2  T.;  Six,  Num.  chron.  1877; 
Palästina:  Ebbbh.  Haübbb,  Nachr.  v.  d.  jüdischen  insg.  gen.  samarit.  Münzen,  Kopenh.  u. 
Lpg.  1778;  Cavbdoni,  numismatica  biblica,  Modena  1850—55  (auch  deutsch)  2  Bde.;  F.  de 
Saulcy,  nnmismaticnie  de  la  Terre-Sainte,  Paris  1874,  m.  25  T.  (mit  Einschluss  eines  grossen 
Teils  von  Syrien;  Nachträge  BerL  Ztsch.  1,  383  ff.);  ders.,  recherches  sur  la  numism.  judalt- 
que,  Paris  1854  m.  20  T.;  M.  A.  Lbvy,  Gesch.  der  jüdischen  Münzen,  Breslau  1862,  m.  Abb.; 
F.  W.  Maddbb,  coins  of  the  Jews,  London  1881 ;  £.  Mebzbacheb,  Ztsch.  f.  Num.  1878  und 
de  siclis  nummis  antiquiss.  Judaeorum,  Diss.  v.  Berlin  1883;  Edw.  Thomas,  the  international 
numismata  orientalia  IL;  Makkabäer:  £b.  Fbölich,  2.  Ausg.  Wien  1754;  F.  de  Saulcy, 
Ra.  n.  s.  23,  1  ff.;  £.  db  Rbvillout,  Ann.  de  num.  1884;  F.  de  Saulcy,  histoire  d'H^rode  roi 
des  juifs,  Paris  1867;  Agrippa  I.  u.  II.:  Momusbit,  Wiener  Ztsch.  1871,  449  ff.;  Auf- 
Ständsmünzen:  Mebzbacheb,  Berl.  Ztsch.  1,  219  ff.;  Aelia  Capitolina:  Keichabdt,  Wiener 
Ztsch.  1869,  79  ff.;  Chalkidene  u.  Abilene:  de  Saulcy,  Wiener  num.  Monatsh.  5,  1  ff.;  Na- 
batäer:  db  Saulcy,  Ann.  d.  num.  1881,  31  ff.;  Arabien:  V.  Langlois,  la  numism.  des 
Arabes  avant  Tlslamisme,  Paris  1859;  Mobdtmanb,  über  d.  Münzen  der  Himjariten,  Wiener 
num.  Ztsch.  12,  289  ff.,  Nachtrag  Berl.  Ztsch.  f.  Num.  14,  15;  Sghlukbeboeb,  le  tr^or  de 
San'ft,  Paris  1880;  Head,  Num.  chron.  1878,  273  ff.  1880,  303  ff.;  anderes  bei  Hbad  S.  687; 
Edessa:  Thboph.  S.  Baybb,  bist.  Osrhoena  et  Edessena  ex  nummis  illustrata,  Petersburg 
1734;  Babelon,  R.  beige  de  nnm.  1893,  5  ff. 

58.  Babylonien,  Assyrien  und  Persien.  Erst  die  persischen  Könige 
verwerteten  die  Idee  des  Münzstempels,  wenn  auch  der  Name  des  Darikos 
mit  Dareios  nichts  zu  thun  hat;  die  Qoldmünzen  sind  an  verschiedenen 
Stellen  des  Reiches  geprägt  und  auch  unter  Alexander  und  seinen  Nach- 
folgern noch  ausgegeben  worden.  Abgesehen  von  den  Münzen  einzelner 
Fürsten  und  Satnipen,  herrschen  dann  die  Münzen  der  parthischen  Könige 
vor;  welche  möglicherweise  in  Seleukeia  und  Ktesiphon  geprägt  und  an- 
fönglich  Nachahmungen  der  Seleukidenmünzen  sind;  im  zweiten  und  dritten 
christlichen  Jahrhundert  haben  sie  bereits  Pehlevi-Inschriften  (S.  690). 
An  dieselben  reihen  sich  die  Münzen  der  Sassaniden,  ebenfalls  mit  Pehlevi- 
Legenden. 

Persische  Könige:  Ttchsbit,  de  numis  vetemm  Persarom,  Comm.  soc.  r.  Gotting. 
rec.  I.*  III.  (1808— 13);  Thomas  §  53;  Satrapenmünzen:  de  Lüykbs  (§  581 ;  Waddiiyg- 
TON  (§41);  Rauch,  Berl.  Blätter  5, 29  ff.;  Dbotsen,  Berl.  Ztsch.  2, 309  ff.;  Blau,  de  nummis 
Achaemen.  aramaeopersicis,  Lpg.  1855;  Babblok,  Rnum.  1892,  277  ff.  413  ff.;  y.  Sallbt, 
Wiener  Zisch.  1871,  419  ff.  (mit  griechischen  Inschriften);  Mbbzbaohbb,  das.  S.  427  ff.  (mit 
aramäischen);  Hbad  §58;  Charakene:  Waddinoton,  m^langes  2,  77  ff.;  A,  v.  Sallbt, 
ZtscL  f.  Num.  3,  249  ff.  8,  212  ff.;  Persis:  0.  JBlau,  die  Sarpedoniden  d.  i.  die  LandesfQrsten 


0  FBOBmniB,  Ann.  de  nnm.  1886,  189  ff.  T.  7,  6—8. 


886 


Anhaag.    Antike  Hamiamatik.   (S§  59—60.) 


von  Perdis  z.  Zeit  der  SeleukideD  u.  Arsakiden,  Odessa  1879;  Mobdtmanv,  Ztach.  f.  Namism. 
4,  152  ff.  7,  40  ff.  10,  207  f.;  Gutsohmid.  Geschichte  Irans  S.  157  ff.;  Parther:  J.  F.  Vau,- 
LANT,  Arsacidamra  imperinm,  Paris  1725,  2  Bde.  m.  Abb.;  Babtholoxabi,  rech,  sur  la  num. 
arsacide,  Petersb.  Akad.  1848,  m.  7  T.;  Lonop^bieb,  rois  Partbes  Arsacides,  Paria  1853 — 82; 
Pbokesch-Ostbn,  les  monnaies  des  rois  parthes,  Paris  1874 — 5;  J.  Lihdsat,  on  the  hisiozy 
a.  coinage  of  the  Parthians,  m.  T.;  Pebct  Gabdnbb,  the  Parthian  coinage,  Marsden's  nn- 
mism.  Orient,  n.  ed.  Tl.  V.  London  1877;  Dieülafot,  Fart  ant  de  la  Perse  VT.  1;  Sammlung; 
in  Petersburg:  Alexis  de  Mabkopf,  monn.  arsacides  subarsacides  sassanides  etc.  de  Fin- 
stitut  des  langues  orient.,  Pet.  1889,  m.  2  T.;  Sassaniden:  A.  D.  Mobdtmann,  Erkl.  der 
Münzen  mit  Pehlvi-Legenden,  1852,  m.  10  T.;  B.  Dobh,  Forschungen  in  der  Pehlewy- Münz- 
kunde, Petersb.  Akad.  1860;  ders.,  neue  Ansichten  in  der  P.-M.,  Petersb.  Akad.  1858;  Lokg- 
f^bieb,  essai  sur  les  m^d.  des  rois  perses,  m.  T.  u.  m^d.  des  Sassanides;  Edw.  Thomas,  J. 
r.  as.  soc.  13,  383  ff.;  über  Münzfundorte  in  Persien:  Sibilian,  Wiener  Ztsch.  1870.  ^9  ff.; 
Sammlung  von  Bartholomfti  (später  Fürst  Schaohowskoj):  B.  Dobv,  collection  de  mon- 
naies sassanides  de  feu  le  lieutenant-g^n.    J.  de  B.,  2.  A.  Petersb.  1875,  m.  32  T. 

59.  Baktrien  und  Indien.  In  diesen  Gegenden  begann  die  Prägung 
erst  nach  Alexander  dem  Grossem  durch  einheimische  Fürsten.  Da  die 
Kenntnis  dieser  Dynastien  fast  ganz  auf  den  Münzen,  welche  teils  griechische 
teils  indische  (vielleicht  auch  aramäische)  Aufschriften  tragen,  beruht,  ver- 
weisen wir  auf  die  einschlägigen  Werke. 

E.  Thomas,  bei  J.  Prinsep,  essays  2,  173  ff.;  GBorsFBin),  d.  Mfinzen  d.  giiech.,  parthi- 
scben  u.  indoskyth.  Könige  v.  Baktrien  u.  der  Lftnder  am  Indus,  Hannover  1839,  mit  2  T.; 
RaouL'Rochette,  notice  sur  qq.  m^d.  grecques  de  la  Bactriane,  Paris  1832  m.  Sappl.;  Wil- 
son, Ariana  antiqua,  London  1841;  Ztscb.  f.  Münzk.  d.  Morgenlandes  1,202  ff.;  GunioirGHAii, 
Num.  chron.  n  s.  8,  93  ff.  181  ff.  257  ff.  9,  28  ff.  121  ff.  217  ff.  293  ff.  10.  65  ff.  205  ff.  12, 
157  ff.;  Gaidoz,  Ra.  41,  193  ff.;  A.  v.  Sallet,  d.  Nacbfolger  Alexanders  des  Grossen  in 
Bactrien  u.  Indien,  Ztsch.  f.  Num.  VI — X;  Aubel  Stein,  Zoroastrian  deities  on  indoscytfaian 
coins,  Oriental  a.  babyl.  record  1887  Aug.;  Katalog  von  London  S.  866;  Cunninoham,  coins 
of  Indian  Buddbist  satraps  with  greek  inscr.,  J.  of  tbe  as.  soc.  of  Bengal  XXIII  (1854); 
Edw.  Thomas,  on  tbe  coins  of  tbe  dynasty  of  the  Hindu  kings  of  Kabul,  London  1847 
(SA.);  S4h-Dynastie  von  Suraschtra:  ders.,  J.  r.  as.  soc.  12,  1  ff.  m.  T.  u.  A. 

60.  Ägypten.  Die  nationalen  Herrscher  kannten  keine  Münzen  und 
die  reinen  Silbermünzen  des  Satrapen  Aryandes^)  sind  versehollen.  Die 
von  Alexander  inaugurierte  Münzprägung  wurde  von  den  Ptolemäem  eifrig 
betrieben ;  leider  tragen  sehr  viele  nur  die  Aufschrift  ntoXsfiaiov  ßaciJiätog 
ohne  nähere  Bezeichnung.  Ptolemäische  Münzstätten  befanden  sich  auch 
auf  Cypem  (§  52)  und  in  Phönizien  (§  57).  Naukratis  scheint  nur  ganz 
vorübergehend  geprägt  zu  haben.  Unter  der  römischen  Herrschaft  war 
Alexandrien  wohl  die  hervorragendste  Münzstätte  des  Ostens.  Es  prägte 
bis  296  (295?)*)  und  zwar  seitTiberius  auch  Silberdenare;  diese  kaiserlichen 
Münzen  sind  sowohl  mythologisch  als  für  die  Eaisergeschichte  von  grosser 
Bedeutung.  Alexandrien  prägte  auch  Münzen  im  Namen  der  Gaue  (Nomen), 
welche  wie  die  alexandrinischen  in  der  ganzen  Provinz  kursierten. 

Funde  von  Naukratis:  Head,  Num.  chron.  1886;  Ptolemäer:  Vaillaht,  historia 
Ptolemaeorum,  Amsterdam  1701,  f.;  Cousi5^y,  Magasin  encyclopöd.  1810  Februar;  Schlbds- 
HAUS,  Studien  z.  Münzkunde  der  Lagiden  u.  Grotes  Münzstudien  1863,  139  ff.  (Bronzen); 
Fb.  Lehobmant,  essai  sur  le  classement  des  monnaies  des  Lagides,  Blois  1855;  C.  StOyb, 
Bern,  zu  den  Münzen  der  Ptolemäer,  Pr.  v.  Osnabrück  1862;  Stuabt  Poolb,  Num.  chron. 
1864- -67;  J.  P.  Six,  Num.  chron.  1877.  1886;  Hubeb,  Wiener  numism.  Beiträge,  zur  alten 
Num.  Ägyptens  L— V.  in  den  Wiener  numism.  Monatsh.  IT. — IV.  u.  Wiener  Ztsch.  1869,  1  ff. 
(Ptolemaios  IV.).  201  ff.  (Ptol.  V.);  Ptolemaios  Soter:  J.  P.  Six,  over  den  mynten  die 
den  naam  van  Ptolemaeus  Soter  dragen,  Amsterdam  1863;  FbiedlImdeb,  Wiener  Ztsch. 
1871,   73  ff.  T.  8;   Berenike  I.:   Schledbhaub,   Grotes  Münzstudien   1856;   Katalog  von 


')  Herod.  4,  166. 

*)   unter  Heraclius  und   seinen  Nach- 
folgern wurde   die   Prägung  wahrscheinlich 


wieder   aufgenommen   (vgl.  Wiener  Ztschr. 
1870,  457  f.).    Unter  Julian  kam  ein  Münz 
meister  in  Alexandrien  um  (Ammian.  12,  11). 


LoDdoD  S.  866,  Demetria  S.  866  (I),  Manchen,  Gotha  u.  BerUn;  Hubks,  Wiener  Ztitch.  1S60, ' 
I  ff.,  1870,  389  ff.;  Sanunlnng  d'Anastaai,  jetzt  in  I'aris;  Hnbar  S.  870;  Alexaadrien: 
0.  ZoBOA,  nnmi  Aegypti  impentorii,  Rom  1787,  m.  22  T.  [nsch  der  Sammlung  Borgia  in 
Velletri);  A.  v.  Sallkt,  d.  Daten  der  alex.  EaiBermünEeii,  Berlin  1870  (vgl.  Eübbb,  Wiener 
Ztsch.  1871,  277  ff.];  Nomen:  L.  F.  T&cbok  n'ANtiurr,  rech,  bist,  et  g^ogr.  sur  les  miä.  des 
Domea  ou  präfectures  de  I'figypte,  Paris  1822,  m.  Ahb.;  V.  db  Luiolois,  nnmbm.  dsa  nomea 
d'Eg]^e,  PatiB  1852;  J.  de  Rovsi,  monnaies  des  nomea  de  l'E^ypt«,  Paris  1873,  m.  2  T.; 
Raum.  1874,  1  ff.  a.  Ann.  de  nnm.  1882,  145  ff.  1890;  Katalog  Demetrin  S.  866  Bd.  II.  Über 
die  schriftlichen  Qaelleo:  Lenoiuunt,  Ranm.  1867. 

61.  Äthiopien.  Kleine  Goldstücke  und  Bronzen  der  Könige  von 
Axum  wurden  zuerst  in  mangelhaftem  Griechiscb,  dann  auf  Äthiopisch 
signiert. 

En.  ROpfxll,  Niun.  chron.  ].  e.  Vlll,  121;  Fb.  Ebnhbb,  Sitzangsber.  d.  Wiener  Akad. 
89,  554  ff.;  Hkuomh,  Ztsch.  f.  deutsche  morgenl.  Ges.  IT,  377  ff.;  A.  db  LoNap^RiEB,  B.  nnm. 
n.  B.  13  (1668).  28  ff.  T.  2.3;  Pbidbaux,  Nnm.  chron.  1884,  205  ff.  m.  T.  1885,66;  E.  Dbodih, 
Ra.  1882,  206  ff.;  s.  auch  Arabien  %  57. 

62.  Eyrenaika.  Solange  das  Land  frei  war,  prägten  trotz  der  Herr- 
schaft der  Battiaden  die  einzelnen  Städte.  Die  Ptolemäer  schlugen  an- 
fangs besondere  Münzen  für  das  Gebiet;  dazwischen  ßlllt  die  Selbständig- 
kettsepisode  von  Magas  und  seiner  Tochter.  Einzelne  Münzen  sind  fÖr 
„die  Libyer"  geprägt. 

S.  EU  §  60;  BoMTDia,  mädailles  grecqaes  antonomea  frappdea  dana  la  CTr^nalqne, 
Paris  1869;  Babblok,  RDnm.  1885;  Müllrb,  Falbe,  Lihdbebs,  niunismatiqne  de  l'ancieone 
Afriqne,  I.  Kopenh.  1860,  m.  Abb.,  Supplem.  1874,  m.  3  T. 

63.  Syrtica,  Byzacene,  Zeugitana,  Gossura,  Gaulos,  Melita.  Die 
Karthager  prägten  seit  ihren  sizilischen  Eroberungen  zahlreiche  Münzen, 
von  denen  die  inschriftlicb  bezeichneten  auf  Sizilien  (§  14),  den  Bale- 
aren  und  in  Spanien  {§  7)  oder  für  das  kriegführende  Heer  geprägt  sind. 
Die  Inschrift  nrwa  wird  allerdings  auf  Byrsa  gedeutet.  Ändere  tragen 
keine  Aufschrift.  Mit  der  römischen  Herrschaft  tritt  städtische  Bronze- 
prägung mit  punischen  oder  lateinischen  (auf  Melite  griechischen)  Legen* 
den  ein. 

Müller  (%  62)  Bd.  II.  1861;  A.  de  LoNSPäaiBB,  cat.  de  m^dailles  grecqnea  pnniqnes 
etc.  recneillies  ä  Cartbage,  Paria  1843;  J.  LiMDBEsa,  de  numia  pQnicis  Seztomm,  Kopenh. 
1824;  F.  DZ  Saulct,  recherches  snr  la  Dumigm.  pmiiqnfl,  Mäm.  de  l'Ac.  des  ioBcr.  d.  b.  XV 
(1843),  2;  g  57. 

64.  Nnmidien.  Die  Numismatik  der  Könige  ist  mit  Ausnahme  der 
zweisprachigen  Münzen  von  Juba  I.  (60 — 46)  völlig  unsicher.  Mit  dessen 
Absetzung  treten  gleiche  Verhältnisse  wie  in  A&ika  ein. 

HüLLSB  (§  62)  Bd.  III.;  Ztaoh.  f.  Nnm.  3,  40  ff. 

65.  Hanretanien-  Die  Anfänge  der  Eönigsmünzen  liegen  ebenfalls 
im  Dunkeln.  König  Bogud  setzte  zuerst  (nach  50  v.  Chr.)  seinen  Namen 
auf  die  Münzen.  Neben  dem  königlichen  Geld  finden  wir  städtische  Bronzen 
mit  punischen  oder  lateinischen  Inschriften. 

UÜLLEB  (g  62)  Bd.  III. 

n,  BOmiBCh«  Hflnsen. 

66.  Dass  die  Tarquinier  Geld  prägten,  ist  aus  kulturgeschichtlichen 
Gründen  an  sich  wahrscheinlich  ')  und  auch  schriftlich  bezeugt,  die  an- 
geblich erhaltenen  Münzen  aber  sind  gefälscht.    Das  ungemOnzte  Kupfer 


')  Vgl.  DB  LuTifBS,  R.  nom.  fr.  1859,  322  ff.;  d'Aolt  (s.  q.)  1,  tl  ff. 


888 


Anhang.    Antike  Nomnamatik.    (§  66.) 


war  jedenfalls   lange  Zeit  gangbar,    ob   man  aber  zuerst   Kupfermünzen 
prägte  und  seit  wann,  ist  nicht  überliefert,  die  Historiker  geben    nur  ab 
Anfang   der  Silberprägung  das  Jahr   269*)   an.     Die  Kupfermünzen   der 
Republik  stellen  den  stufenweisen  Übergang  von  der  Ware  (einem  effek- 
tiven Pfund  Kupfer)  zum  an  sich  fast  wertlosen  Wertzeichen    (z.    B.    *.is 
Pfund  im  Nennwert  eines  ganzen)  dar;  von  einer  eigentlichen  « Reduktion^ 
des  Libralfusses  auf  den  Uncialfusses  kann  man  kaum  reden.      Das  repu- 
blikanische Silbergeld  zerfällt   in   die  mit  der  Legende  KOMA   geprägten 
Münzen  und   die  weitaus  zahlreicheren  „  Familien ''-  oder  Consularmünzen, 
welche  im  Namen  eines  Magistrats   geprägt   sind  und  daher  nach  Fami- 
lien (Aburia,  Accoleja,  Acilia  u.  s.  w.)  geordnet  werden.   Die  chronolo^sche 
Bestimmung   derselben   ist  von  Mommsen  auf  die   grossen   Sammelfunde 
von  Denaren   basiert.    In   den   Bürgerkriegen  schlagen,  dem  Muster  des 
Pompejus  folgend,  die  Triumvim   und   ihre  Gegner  wie  Monarchen  Geld: 
Antonius  prägt  sogar  für  die  verschiedenen  Truppenabteilungen.     Auguatus 
stellt  endlich  wieder  Ordnung  her,   indem  er  Gold  und  Silber  dem  Kaiser 
d.  h.   dem    Fiskus   vorbehielt,    die  für   den    inneren   Verkehr    heatimmte 
Kupfer-  und  Bronzeprägung  dagegen   dem  Senate,   d.  h.   dem    aerariuni 
überliess;  auch   die  Scheidemünze  trägt  das   Bild  des  Kaisers,    aber  die 
Marke  SC.  (Senatusconsulto).     Mit   Aurelians   Münzreform    274    wird  die^ 
aufgehoben  und  nur  vorübergehend  unter  Florian  hergestellt.     Die  Münz- 
stempel der  verschiedenen  Metalle  gleichen  sich  sehr,  so  dass  die  Prägung 
offenbar  unter  einheitlicher  Leitung  stand.    Ausser  dem  Kaiser  darf  auch 
das  Bild  der  Kaiserin,  *)  des  Kronprinzen  oder  des  eben  verstorbenen  B^ 
genten  auf  die  Münze  gesetzt  werden.     Die  Autonomie  der  Scheidemünze 
wird  Spanien  von  Caligula,   Gallien  unter  Tiberius   und  dem  Osten  mit 
der   Regierung  des   Claudius    Gothicus  entzogen;    im  Jahre    296    ist   die 
Münzeinheit  hergestellt.  Unter  Constantin  und  seinen  Nachfolgern  werden 
für  die  zwei  Hauptstädte  eigene  Münzen  geprägt.    Nach  der  Teilung  des 
Reiches  bestehen  die  gleichen  Prinzipien  der  Prägung  zunächst  fort.    Die 
Anordnung  der  Kaisermünzen  geschah  früher  vielfach  nach  dem  Metall 
oder  nach  den  Titeln  und  Beinamen  der  Kaiser,  wobei  die  nicht  chrono- 
logisch bestimmbaren  Münzen  (numi  vagi)   an   das  Ende  gestellt  wurden; 
Cohens  Anordnung  nach   den  Inschriften   der  Reverse  (in  alphabetischer 
Reihe)  hat  den  Vorzug  des  raschen  Auffindens.    Wenn  man  Eckhels  Sy- 
stem konsequent   durchführt,   müssen  auch  die  Prägestätten  der  Kaiser- 
münzen gesondert  werden.^) 

Grundlegend  war  Mommsen,  Geschichte  des  römischen  MQnzwesens,  Breslau  1860, 
franz.  hearh.  u.  erweit,  von  Blacas  u.  de  Witte,  Paris  1873—5,  4  Bde.;  vgl.  Voigt,  röm.  Pn- 
vataltert.  S.  769  f.;  älterer  Versuch :  Akton  Mayer,  Einleitung  in  die  alte  rOm.  Numismatik, 
Zürich  1842;  Babov  d'Aillt,  recherches  sur  la  monnaie  romaine,  2  Bde.;  L.  Pizzamiouo, 
saggio  monolog.  ossia  storia  della  mon.  rom.,  Rom  1867;  M.  Bahbfbldt  u.  C.  SAMWSSt  Ge- 
schichte des  älteren  röm.  Münzwesens,  Wien  1883;  Imhoof-Blümeb,  Porträtköpfe  auf  röin. 
Münzen,  Leipzig  ^^1893;  Aes  grave:  über  die  im  Museum  Eircherianum  heünäHiche 
Sammlung  Kircubbs,  welcher  selbst  darüber  schrieb,  Marchi  e  Tessieri,  TAes  grave  del 
Museo  Eircheriano,  Rom  1839;  G.  Secchi,  ill.  di  ant.  bilibra  rom.  in  piombo  conserv.  nel 


^)  Plin.  nat.  bist.  33,  3,  44;   Epitoma 
Livii  XV. 

^)  Fulvia  hatte  den  Anfang  gemacht. 


3)  Salis,  Num.  ehr.  1867;  Taubi»,  Wie- 
ner Ztsch.  1869,  89  ff. 


Anhang.    Antike  Hnmismaük.    (§  67.)  ggg 

niuseo  Kircheriano,  Rom  1835,  m.  T.;  C.  W.  Barth,  das  röm.  Aas  u.  seine  Teile,  Lpg.  1838, 
m.  6  T.;  Sammlung  des  Schotienstiftes  S.  867;   Aldini,  intorno  al  tipo   ord.  delle  antiche 
monete  librali  rom.,  Toriner  Akademie  1842;  Klüobmann,  Teffigie  di  Roma  nei  tipi  mone 
tani  piü  ant.,  Rom  1879;   db  Luthes,  ie  nnmmus  de  Servius  Tallios,   Paris  1859,  m.  2  T. 

Familienmünzen:  Hauptwerk  *  Babblon,  monnaies  de  la  r^publique  romaine, 
Paris  1885—6,  2  Bde.,  nächst  diesem  Cohen,  description  des  monnaies  de  la  r^p.  rom., 
Paris  1857  m.  75  T.;  ältere  Werke:  Ch.  Patin,  familiae  Romanae  in  ant.  numismatibus  ab 
u.  c.  ad  tempora  D.  Augusti,  Paris  1663,  f.;  G.  Riocio,  le  monete  delle  antiche  famiglie  di 
Roma,  2.  Ausg.  Neapel  1839,  m.  56  T.  u.  catal.  di  ant.  medaglie  consolari  e  di  famiglie 
romane,  Neapel  1855,  2  Suppl.  1856—61,  m.  T.;  C.  Stibglitz,  diatributio  num.  famil.  roman., 
Lpg.  1830;  Kbnneb,  d.  Romatjpen,  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  24,  253  ff.;  Sammlungen: 
Andb.  Mobbllius,  thesanrus  Morellianus  sive  familiamm  Rom.  numism.  omnia  ed.  Haver- 
camp,  Amst.  1734,  2  Bde.  f.;  M.  G.  Aonethlbb,  numophyl.  Schulzianum,  I.  Lpg.  1746;  A. 
Fabbetti,  racc.  num.  del  r.  museo  di  Torino:  monete  cons.,  Turin  1876;  M.  Bahbfbldt, 
röm.  Eonsularmflnzen  in  ital.  Samml.,  Berlin  1877;  Sammelfunde:  Mommsen,  A.  35,5  ff. 
Berl  Ztsch.  f.  Num.  2,  32  ff.  852  ff.;  M11.AN1,  il  ripostiglio  della  Venera,  Accad.  d.  Lincei 
1880,  m.  3  T. 

Eaisermflnzen:  Die  Münzen  sind  zu  bestimmen  nach  H.  Cohen,  descr.  bist  des 
monnaies  frappöes  sous  Fempire  rom.,  Paris  1859—68,  6  Bde.  u.  Suppl.  m.  121  T.,  2.  Aufl. 
von  Feuardent  (1893  bis  Bd.  Vllf);  ältere  Werke:  Porträtserien  S.  864;  Ad.  Occo,  imperat. 
Rom.  numism.,  Antw.  1579,  ed.  Ph.  Argelati,  Mailand  1730.  1738  f.;  Ch.  Patin,  imperatorum 
Romanorum  numismata,  Argent.  1671,  f.;  Bandubi,  numism.  imperatorum  Romanorum  a 
Trajano  Deeio  ad  Palaeologos  Augustes.    Acc.  biblioth.  nummaria,   Paris  1718,    2  Bde.  f.; 

Tanini,  num.  imp ab  A.  Bandnri  editorum  snpplem.,  Rom  1791,  f.;  Thesaurus  Morelli 

cont.  XII  priorum  imp.  Rom.  num.,  Amsterdam  1752,  3  Bde.  f.;  Sammlung  Farnese  S.  868; 
praktische  Anleitung:  Taubeb,  Wiener  Ztsch.  1869,  89  ff.;  Medaillons:  I^Hiöhneb,  les  mö- 
daillons  de  Pempire  romaine,  Paris  1878;  K.  B.  Stabk,  Rhein.  Jahrbb.  1876,  m.  4  T.;  Das- 
sibb,  Erkl.  V.  Schaumünzen,  deren  Gepräge  eine  Reihe  Begebenheiten  aus  der  röm.  Gesch. 
vorstellen,  Lpg.  1763,  m.  2  T.;  Sammlung  in  London  S.  806,  Berlin  (Fbiedländeb,  Abb.  d. 
preuss.  Akad.  1873,  67  ff.  m.  1  T.),  Paris  S.  866;  Albani  S.  869;  W.  H.  Shyth,  descripi  ca- 
talogue  of  acabinet  of  roman  imperial  large  brass  medals,  Bedford  1834;  Contorniaten: 
Sabatieb,  descr.  g^n.  des  m^daillons  contomiates,  Paris  1860;  Ch.  Robbbt*s  Abhandlungen, 
Paris  1881,  1885,  1887;  Monographien  zur  Münzgeschichte :  Mommsen,  über  den  Verfall 
d.  röm.  Münzwesens  in  der  Eaiserzeit,  Verh.  d.  sächs.  Ges.  III.  u.  IV.;  Missong,  zur  Münz- 
reform unter  den  röm.  Eaisem  Aurelian  u.  Diokletian,  Wiener  Ztsch.  1,  105  ff.;  über  einzelne 
Eaiser  (alphabetisch):  M.  Aemilius  Aemilianus:  J.  Eolb,  d.  Antonine  des  Eaisers  M. 
Aem.  Aem.,  Wiener  Ztsch.  1876;  Anrelianus:  Th.  Rohde,  d.  Münzen  des  Eaisers  Au., 
seiner  Frau  Severina  u.  d.  Fürsten  v.  Palmyra,  3  Tle.  Miskolcz  1882  u.  Wien  1881 — 2,  m. 

3  T.;  Caesar:  F.  de  Saülcy,  M^m.  de  la  soc.  fran^.  1874,  m.  10  T.;  Caracalla:  E.  Rapp, 
über  eine  seltene  Medaille  Caracallas,  Bonn  1863;  Florianus  und  Tacitus:  Spezialsamm- 
lung  von  Eolb,  letzt  in  Wien;  Marinus:  Töchon  d^Annecy,  möm.  sur  les  m^d.  de  M.  et 
s.  une  m^d  de  lemp.  Jotapianns,  Paris  1817,  ra.  IT.;  ders.,  sur  les  m^d.  de  M.  frapp.  a 
Philippop.,  m.  2  T.  u.  m^daiUe  de  Temperenr  Jotapianus,  Pariser  Akad.  1822;  Postumus: 
DE  Witts,  Rnum.  1844;  Romulus:  de  Lonop^bieb,  Rnum.  1860,  36  ff.  =  oeuvres  2,  463  ff.; 
Cbassot  V.  Flobencoübt,  Erkl.  d.  rätselhaften  Umschr.  d.  Eonsekrationsmünzen  des  Romulus, 
Trier  1843;  Sabinianus:  Jos.  v.  Eolb,  S.  ein  vergessener  röm.  Eaiser,  Wien  1878;  Sa- 
lonina: J.  DE  Witte,  sur  Timp^ratrice  Salonine,  Brüssel  1853,  m.  IT.;  UraniusAnto- 
ninus:  W.  Fboehneb,  les  monnaies  d'U.  A.,  Mäcon  1886,  m.  1  T.;  Vaballathus  und  Ze- 
nobia:  v.  Sallbt,  Wiener  Ztsch.  1870,  31  ff.;  §57;  oströmische  Eaiser:  Dufbesne, 
de  imperatorum  Constant.  numism.,  Rom  1655,  m.  11  T.;  Bandubi  (s.  o.);  de  Saulct,  essai 
de  classific.  des  suites  mon^taires  byzant.,  Metz  1836  m.  Atlas;  Sabatieb,  monnaies  byz. 
inöd.,  R.  de  num.  beige  1859,  m.  2  T.  u.  notions  g^n.  sur  la  monnaie  byz.,  Paris  1858,  mit 

4  T.;  SoLBiBOL,  monnaies  byzant.,  Metz  1854;  Pindbb  u.  Fbiedländeb,  die  Münzen  Justi- 
nians,  Berlin  1843,  m.  6  T.;  Eohn,  Notiz  über  Justinians  Goldmünze,  Graz  1872;  Delochb 
et  Ch.  Robebt,  le  monnayage  en  Gaule  au  nom  de  Tempereur  Maurice  Tibere,  3  m^m. 
Pariser  Akad.  1883;  gallische  Eaiser  §  8;  über  die  Eaisermünzen  vom  historischen 
Standpunkt  s.  H.  Sghilleb*s  Gesch.  der  röm.  Eaiser;  speziell  J.  Y.  Akebman,  coins  of  the 
Romans  relating  to  Britain  described  a.  illustr.,  2.  A.  London  1844,  m.  7  T.;  v.  Eöhne,  die 
auf  die  Geschichte  der  Deutschen  u.  Sarmaten  bezüglichen  römischen  Münzen,  Berlin  1844, 
mit  3  T. 

67.  Keine  anderen  Sammlungen  sind  so  sehr  durch  Fälschungen 
entstellt  wie  die  Münzkabinette,  doch  hat  die  Erkenntnis  derselben  grosse 
Fortschritte  gemacht,  freilich  hielt  die  Raffiniertheit  gleichen  Schritt.    Auf 


890 


AnhAag.    Antike  Hwnumatik.    (§  68.) 


die  naiven  Fälschungen  Cavino's  und  anderer  Paduaner  um  die   Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  folgte  im  18.  der  Hofrat  Becker  zu  Offenbaeh,    ^welcher 
'  aus  Stempeln  prägte,  da  die  gegossenen  Münzen  leicht  zu  erkennen  sind. 
Neuere  Fälscher,  welche  sich  besonders  im  Orient,  z.  B.  in  Smjrrna  *)  fin- 
den, fälschen  mit  Vorliebe  Goldmünzen,  weil  dieses  Metall  nicht   oxydiert. 
schmelzen  geringwertige  antike  Münzen  des  Stoffes  wegen  ein  und  stellen 
durch  Veränderungen  seltene  Stücke  her.     Durch   die  Privatsammler  ist 
eine  unwissenschaftliche  Übertreibung  der  Seltenheit  eingetreten ;  man  be- 
zeichnete sie  früher  wenigstens  mit  C(ommunis)  R(arus)  RR  RRR  RRRR. 
Über  Ab-  und  Nachbildungen  von  Münzen  ist  den   allgemeinen  Be- 
merkungen S.  10.  75  f.  manches  spezielle  beizufügen.   Die  Münzen  ivnrden 
durch   die  Circulation  mehr  oder  weniger  abgerieben,  dazu  schädigte    die 
Patina  die  Miniaturreliefs  natürlich  sehr  leicht  und  die  Münzen  sind  schwie- 
riger als  grössere  Gegenstände  zu  reinigen.    Es  kommt  also  darauf  an, 
stempelfrisch  (a  fleur  de  coin)  erhaltene  Exemplare  aufzufinden  und,  wenn 
diese  fehlen,  aus  mehreren  gut  erhaltenen  Münzen  das  Urbild  wiederher- 
zustellen.    Dies  erschwert  sowohl   die  Abbildung,   die  am  besten  vermit- 
telst der  Photographie  geschieht,*)  als  die  Nachbildung,  unter  deren  Me- 
thoden die  Elektrotyie  (S.  75)  den  Vorzug  verdient.') 

Litteratar:  Fälschung  S.  802  ff.;  Eleinigung:  8.  72;  Berl.  Ztsch.  1,  203  f.;  Kopien: 
RiNOELHARD,  d.  Eunst  alle  Arten  Abgüsse  u.  AbdrAcke  von  Münzen  ....  zu  verfertigen, 
Berlin  1835. 

68.  Die  Anfänge  des  Geldes  beruhen  auf  dem  Grundsatz  des  Tau- 
sches; daraus  aber,  dass   eine  gewisse  Gattung  von  Gegenständen  lieber 
als  irgend  eine  andere  getauscht  wird,  entsteht  eine  Art  von  Rechnungs- 
einheit. Viehzüchtende  Völker  z.  B.  berechnen  den  Wert  einer  Sache  nach 
Stücken  Vieh;  so  gibt  Homer  den  Wert  von  Rüstungen  in  der  Zahl  von 
Kühen  an,^)   während  das  lateinische  Wort  pecunia  auf  Kleinvieh  deutet; 
noch  in  der  Lex  Atemia  Tarpeja  vom  Jahr  454  wird,  wie  früher  in  den 
drakontischen  Gesetzen,  nach  Rindern  und  Schafen   gerechnet.    Für   die 
Städte  und  den  Seehandel  war  diese  Manier  nicht  geeignet,   sondern  hier 
musste  das  Metall  die  Tauschware  bilden.     Ringe,    vielleicht  auch  andere 
Schmuckstücke  scheinen,  wie  bei  den  Germanen,  schon  im  altägyptischen 
Reiche^)   und  vieUeicht   auch   in  Mittel-  und  Nordeuropa   zur  Zeit   des 
orientalischen  Einflusses  ^)  das  Geld  vertreten  zu  haben.    In  den  Gesetzen 
von    Gortys   wird   nach   bronzenen   Kesseln   und  Dreifüssen  gerechnet.') 
Eiserne  Sicheln  (Sudan),  Hufeisen  (Nigermündung),  Spaten  und  Lanzen- 
spitzen (bei  den  Bongo)  und  pacquä's  (Westafrika)  kursieren  noch  bei  den 
Negern;  so  wird  man  auch  den  Beilen,  Kelten  und  Messern  aus  Bronze 


^)  L.  Maybb,  Wiener  Ztsch.  1871,  435  ff. 

^)  Früher  waren  farbige  galvanoplasti- 
sche Relief  bilder  beliebt. 

')  Weniger  genaue  Abbildungen  werden 
auf  mechanischem  Wege  von  Wilhelm  Mayer 
in  Stuttgart  hergestellt  (vorläufig  56  Mün- 
zen). 

^)  Ähnlich  wie  man  in  Uniamwesi  und 
Uganda  rechnet,  und  wie  ehedem  die  ger- 
manischen Rechte   die  Bussen  bestimmten. 


^)  Chabas,  Acad.  des  insor.  23  joillet 
1875;  unter  Amenhotep  I.  im  Grabe  des 
Pa-heri;  kupferne  Ringe  bei  den  Niam-Niam. 
^)  Vielleicht  in  den  Pfahlbauten  (Bö»* 
STETTEN,  Ra.  n.  s.  22,  44  ff.).  Angeblich  mit 
Wertzeichen :  Vgl.  Frz.  v.  Riss,  d.  Zahl-  o. 
Schmuokringgelder,  Pesth  1859«  m.  8  T. 

7)  Vgl.  SvoBONOS,  Boh.  12,  405  ff.  u.  'Ea. 
1893,  147  ff.;  Goxparbtti,  Mus.  ital.  2, 242  ff. 
682  ff.  u.  Mon.  ant.  1,  114  ff. 


einen  Handelswert  zuachreiben  dUrfen.  Werden  nun  diese  Gegenstände 
nur  für  den  Handel  hergestellt,  während  sie  zum  Gebrauche  zu  klein  oder 
zu  zerbrechlich  wären,  so  ist  damit  der  Anfang  des  Geldes  gegeben;  Hohl- 
kelte, ')  kleine  Beile*)  und  Ringe  waren  offenbar  in  starkem  Gebrauche. 
An  diese  Gruppe  wären  die  Geldateine,  namentlich  die  Beliehen  aus  sel- 
tenen Steinen  (S.  192  f.)  anzuschliessen,  wenn  dieBelben  wirklich  das  Geld 
verträten;')  die  Äthiopen  sollen  Skarabäen  (S.  242)  genommen  haben.-*) 
Der  professionsmässige  Metallhandel  fUhrt  schon  näher  an  die  Abstraktion 
des  Geldes  heran.  Wo  edle  Metalle  vorwiegen,  erhält  das  geschmolzene 
Erz  eine  bestimmte  Form,  welche  selbstverständlich  mit  einem  bestimmten 
Gewicht  zusammenhängt.  Das  Barrengeld  (Gold  und  Silber)  ist  schon  im 
alten  Ägypten °)  und  Babylonien  gangbar;  es  erhielt  Marken  aufgestem- 
pelt, deren  zeitlicher  Anfang  freilich  nicht  nachweisbar  ist.")  Die  Formen 
der  Barren  sind  sehr  verschieden  (S.  200);  die  Gallier  z.  B.  hatten  Zinn- 
stücke  in  Form  eines  Astragalos')  und  der  Münzname  Obolös  kommt  na- 
türlich von  einer  entsprechenden  Form.")  Bei  einem  so  gewöhnlichen  und 
dabei  weichen  Metalle,  wie  das  Kupfer  war,  gab  man  sich  nicht  die  Mühe, 
ihm  eine  bestimmte  Form  au&unGtigen,  sondern  nahm  einen  Schmelzkuchen 
(masaa),')  zerhieb  {diruere)'")  denselben  in  unregelmässige  Stücke  {aes 
rüde,  raudus,  rodusculum)  und  wog")  dieselben  wie  irgend  eine  andere 
Ware.  Dieses  Zahlungsmittel  ist  aus  Mittel-  und  Oberitalien,  Brittanien  >*) 
und  der  äthiopischen  Küste  des  roten  Meeres ' ")  bezeugt  und  kommt  zuerst 
430  V.  Chr.  in  der  Lex  Julia  Papiria  vor.  Viele  Stücke  von  aes  rüde 
fand  man  auf  dem  Grunde  heiliger  Teiche  (S.  29)  und  in  Gräbern.") 

Litterfttnr:  Fb.  Skhitbb,  die  Anftuge  des  Geldes  im  Altertum,  Abb.  d.  Wiener 
ALad.  43,  382  ff.;  Gbnvaiiblli,  la  mooeta  primitiv«  d'ltolia;  H.  C.  Sodtzo,  ätalons  poo- 
därsux  priiiiiti&  et  lingats  inonätBirea,  Bukarest  1884,  m.  3  T. 

69.  Diese  Geldsorten  hatten  einen  privaten  Charakter;  für  das  Ge- 
wicht garantierte  höchstens  der  einzelne  Zahlende  im  Augenblick  des 
Kaufes.    Die  Münze  wird  erst  dadurch  geschaffen,   dass  der  Staat  nicht 


')  ScHAAPPBAüSKN,  Anthrop.  CoiT.  1877, 

141;  vgl.  dae.  1880,  72.  Ein  Beil  fand  fuch 
in  der  Hitte  auaeinander  gebrochen  am 
Bodensee  (das.  1883,  34  =  ^/iinckäuor). 

*J  Im  Nordwesten  Frankreichs,  vgl. 
Diod.  5,  22,  2. 

>)  Vgl.  Anthi«p.  Corr.  1883,  84. 

•)  Pb.  Ptato  fkjxias  p.  400;  Libbleih, 
ZtBch.  f.  ig.  Spr.  1869,  28  ff.  zeigt,  dass  die 
&^ptiscbeii  SUarabSen  kein  be^mmtea  Ge- 
wicht haben. 

')  Zu  Busir  wurde  im  Munde  von  Ua- 
mien  je  eine  Goldbarre  im  Gewicht  von  3 
mUhkat  gefondeo  (AbdaUatif  c.  4  p.  200). 

*)  Knpferbarren  (a««  »i^naiHtn);  Chib- 
Bici,  B.  di  paletnol.  it.  5, 148  ff.  6, 54  ff.;  auch 
in  Akragae  sind  lieinlicli  viele  Barren  ge- 
funden worden  ;iuigeprBgtesMetall  im  Tempel- 
schatz von  Deloa:  Beb.  6,  134.  Öoldbairen 
aus  SiebenbDrgen.  2.  H&lfte  des  4.  Jahrb.: 
Aroh.-ep.  Hitt.  12,  1  ff.  6  ff.  T.  2.  3;  iwei 
WetesbroDzebarren  von  Obemdorf  (Ober- 
pfalz),  angeblich  aus  der  HallsUtteraei^  aber  ] 


nach  attischem  Gewicht:  Navb,  Sitzungsber. 
i.  bayer.  Akad.  I89I,  441  ff 

')  Diod.  5,  22,  2;  eiserne  laUae  in  Brit- 
tannien  Caes.  b.  O.  5,  12. 

°)  'OßeUs  =  ößoXös   noch   CIA.  IV  p.  5 

'j  Serv.  Yetg.  Aen.  8,  801. 
•')  Paul.  Diac.  p.  69. 
")  Agtipondium,    dupondium,   txpensa, 
ditptntare,    eompensare,    eompendium,    dU- 

")  Caes.'b.  Gall.  5,  12. 

")  Peripl.  mar.  Erythr.  6  (Measingl. 

'•)  Ticarello;  Mokksbn  S.  170;  Berliner 
Katalog  III  1,1;  V.  KturxAiiN,  Aos  mde  von 
Orvieto  n.  dan  Blt«ste  italische  Metallgeld, 
Ztach.  f.  Ethnol.  1866,  144  ff.;  Funde  in  Grft- 
bem  bei  Toder  (B.  1858,  115)  und  Marza- 
botto;  Zinnbronze  in  Efcrnrien  und  Umbrien 
(MouiBtH,  rSm.  MOniwesen  S.  221.  279), 
Eisenbrunze  in  der  Aemilis  (Periodico  di 
num.  6,  229  ff.);  SUber  in  Spanien:  Strab.  3, 
3,  7. 


892 


Anhang.    Antike  Hnmismatik.    (§  69 ) 


bloss  eine  bestimmte  Form  feststellte  —  „Münzen"  ohne  Gepräge  haben 
die  Gallier  gehabt  — ,^)  sondern  durch  seinen  Stempel  für  eine  gewisse 
Metallquantität  haftete.  Diese  Erfindung  wurde  in  dem  Zeitalter  des 
grossen  Aufschwunges,  als  Tyrannen  herrschten,  (S.  523)  gemacht.  Nach 
Uerodot^)  haben  die  Lyder  das  erste  Geld  ausgegeben  (§  53).  Die  phry- 
gische  Königin  Hermodike  prägt  den  Eymäem  die  ersten  Münzen;')  in 
Europa  prägt  Pheidon  die  frühesten  Münzen  auf  Aigina^)  und  die  älte- 
sten römischen  Kupfermünzen  mit  Bildern  werden  Servius  Tullius  zu- 
geteilt.^) Man  muss,  um  das  antike  Geld  richtig  zu  bemteilen,  daran  fest- 
halten, dass  unter  normalen  Verhältnissen  Gold-  und  Silbermünzen  stets 
Waren  von  einem  bestimmten  Gewichte  waren.  Daher  ist  die  grosse 
Kechnungseinheit,  das  Talent,  wie  seine  Unterabteilungen,  Mine,  Stater, 
Schekel,  Drachme  und  Obolos  Gewichtsbezeichnung;  die  lokalen  Rech- 
nungsweisen, wie  h'tQa  in  Sizilien  und  pondo  in  Rom,  machen  von  dem 
allgemeinen  Prinzip  keine  Ausnahme.  Dieses  Verhältnis  von  Münze  und 
Metall  wird  durch  merkwürdige  Erscheinungen  illustriert:  Im  Notfall 
wird  die  Ausfuhr  von  Geld  verboten  wie  einer  Ware.^)  Der  Sieger  rechnet 
die  Beute  an  Edelmetall  nach  dem  Gewicht,  mag  dasselbe  geprägt  oder 
zu  Geräten  verarbeitet  sein,  umgekehrt  dienen  die  Münzen  wieder  als 
Gewichte,  nach  denen  z.  B.  in  Rezepten  nicht  selten  gerechnet  wird.') 
Ziehen  wir  die  vollen  Konsequenzen  dieser  Sachlage,  so  ergibt  sich,  dass 
die  Werte  der  antiken  Münzen  für  uns  nur  so  relativ  bestimmbar  sind 
wie  die  antiken  Preise  irgend  einer  Ware,*)  dass  femer  die  sogenannten 
Währungen  des  Altertums  Gewichtssysteme  sind,  folglich  in  die  Metro- 
logie gehören,  dass  dagegen  der  Numismatik  selbst  nur  das  Wertverhält- 
nis der  Metalle  unter  einander  zufallt.  Dieses  hat  ja  öfter  gewechselt.') 
Gold  und  Silber  standen  anfangs  wie  14  :  1,*^)  dann,  allmälig  sinkend,  ^i) 
seit  Alexander  10  :  1;**)  Augustus  regulierte  das  Verhältnis  der  Courant- 
münzen  auf  1  aureus  =  25  denarii;  bald  tritt  aber  das  Goldpfund  ein,  nach 
welchem  die  Geldbussen  häufig  bestimmt  sind*^)  und  Constantin  seine 
Münzen  tarifiert.  Bei  der  Reichsteilung  dagegen  herrschte  das  Silber- 
pfund, welchem  5  Goldstücke  gleich  standen.**)     Jetzt  ist  bekanntlich  die 


0  Cassiod.  var.  7,  32;  bestätigt  durch 
die  Funde  von  Siena  (B.  1875,  260,  nach 
makedonischem  Fuss);  Elektronscheibe  aus 
Chiusi:  Period.  VI  T.  3,  10;  drei  Silber- 
scheiben ans  Volterra:  Mommsek  S  13;  Re* 
genbogenschüssel,  Katalog  Seyffer  Nr.  63. 

*)  Herod.  1,  94;  Xenophanes  bei  Pollux 
9,  83 ;  rvyadag  Pollux  3,  87.  7,  98. 

»)  Exe.  Aristot.  TToÄtT.  37. 

*)  Ephoros  bei  Strabo  8,  358;  parische 
Chronik  Z.  45;  Ael.  v.  h.  12,  20;  Etvm.  M. 
oßsXUfxog,  Die  Athener  dagegen  schrieben 
das  frfiheste  Geld  Theseus  zu  (Plut.  Thes  25). 

*)  Plin.  nat.  h.  33,  3,  13.  Andere  Sage 
bei  Lucan.  6,  402.  Die  chinesischen  Er- 
zählungen über  die  Münzprägung  (Am.  J.  4, 
284  if.)  sind  fabelhaft. 

•)  Zonar.  8, 19;  Cic.  pro  Flacco  28;  Cod. 
Justin.  4,  63,  2;  die  Spanier  ahmten  im  16. 
Jahrhundert  diese  Massregel  nach. 


^)  Z.  B.  Victoriatus  denarius:  Marcellns 
Empir.  30,  28  p.  320,  17;  De  mens,  et 
ponder.  3. 

^)  Die  Bestimmungen  von  A.  v.  Rauch 
(Mitt.  d.  Berl.  numism.  Ges.  1857  und  Berl. 
numism.  Ges.  III  1857  u.  Berl.  Ztsch.  1,  32  ff.) 
sind  jetzt  veraltet. 

^)  Th.  Reikach,  Rnum.  1893,  1  ff.  141  ff.; 
MicHALivs,  d.  Geldmetalle  u.  ihre  Wertver- 
hältnisse im  Altertum,  2.  A.  München  1894. 

'Oj  Im  Jahre  434:  CI  Attic.  I  p.  160. 

>')  18:1  Herod.  3,  95;  12:1  Plato 
Hipparch.  p.  231. 

»=')  Menander  bei  Pollux  9,  76;  Polyb, 
22,  15;  Liv.  38,  11  (J.  189). 

'*)  Rom.  Quartalschr.  6,  274  (Salona); 
CIG.  2040;  Heuzet,  mission  de  Mac6doine 
S.  94  Nr.  49;  vgl.  Priscus  fr.  1  p.  72  b  5.  7 
Müller. 

^*)  Cod.  Justin.  10,76.  Silberpfnnde  auch 


Anhang.    Antike  Hnmismatik.    (§  70.) 


893 


Differenz   der  Metalle  eine  bedeutend  grössere  (24  V2  :  1),   wodurch   die 
Silberstücke  zu  Scheidemünzen  herabgesunken  sind. 

Litteratur:  Über  die  Aofänge  der  Münzprägung  £d.  Metbb,  Gesch.  des  Altertums 
2,  547.  552  f.  Über  die  Währungen  s.  die  DarsteUungen  der  Metrologie;  über  die  enbö- 
ische  Währung  Tmhoof,  Monatsber.  d.  preuss.  Akad.  1881,  656  ff.;  über  die  solonische  Reform 
U.  KöBLBB,  Ath.  Mitt.  IX ;  G.  F.  Lehmann,  Hermes  28,  530  ff. ;  U.  y.  Wilamowitz  (Aristo- 
teles' Staat  der  Athener);  dagegen  Nissbn,  Rhein.  Mus.  49, 1  ff.;  im  allgemeinen  v.  Sallbt. 
Berl.  Ztsch.  5,  180. 

70.  Die  Münze  im  engeren  Sinne  ist  nicht  eine  Ware,  sondern  eine 
Anweisung  des  Staates  auf  eine  gewisse  Summe,  welche  nicht  durch 
den  natürlichen  Wert  der  Münze,  sondern  durch  die  Autorität  des  Staates 
gedeckt  ist.  Im  Altertum  sind  diese  Münzen  nur  bei  Finanznot  einge- 
treten. Solche  Notmünzen  brauchten  nicht  notwendig  aus  Metall  zu  be- 
stehen. Es  ergibt  sich  daraus  folgende  Klassifikation  des  Geldes  im  mo- 
dernen Sinne: 

I.  Edelmetall  mit  minderwertigem  gemischt  {BiUon):  Nicht  eigent- 
lich hieher  sind  die  alten  Münzen  aus  Elektron  (Weissgold)  zu  rechnen,^) 
weil  zeitweilig  dieses  Mischmetall  in  hoher  Schätzung  stand,  wohl  aber 
die  schlechten  Goldmünzen  von  Capua,  Syrakus,  Carthago,  bosporanischen 
Königen  und  römischen  Kaisem  aus  Kriegszeiten.')  Das  Silber  wird  mit 
Kupfer,  Blei  u.  dgl.  versetzt;  schon  manche  Freistaaten  betrieben  diese 
minderwertige  Ausprägung.*)  In  der  Kaiserzeit  kam  es  bei  der  steigen- 
den Finanznot  so  weit,  dass  man  mehr  Kupfer  als  Silber  nahm.  Diese 
Billonmünzen  sind  in  Alexandrien  und  Antiochien  besonders  schlecht  ge- 
prägt worden;  unter  Gallienus  sank  der  Silbergehalt  bis  auf  ein  Prozent. 

II.  Das  mindere  Gewicht  von  Münzen  bedarf  noch  genauerer  Unter- 
suchungen, um  die  durch  die  Abnützung  entstandene  Minderung  {Passier- 
gewicht,  jetzt  gesetzlich  bis  zu  0,5  Prozent)  auszuscheiden ;  nur  so  plumpe 
Kunstgriffe,  wie  dass  eine  einfache  Drachme  als  Doppeldrachme  ausge- 
geben wurde,*)  werden  hervorgehoben.  Bei  den  Unterabteilungen  der 
Drachme,  welche  doch  fast  nur  im  lokalen  Verkehr  kursieren  sollten,  nahm 
man  es  am  wenigsten  genau.  ^) 

in.  Die  plakierten  Münzen  enthielten  einen  unechten  Kern  {anima  su- 
baerati),  der  mit  Silberblech  überzogen  war.^) 

IV.  Ebenso  betrügerisch  war  das  Geld  aus  silberähnlichem  Metall 
wie  Zinn,  Blei  und  Weisskupfer  {Potin),  vielleicht  auch  Nickel.')  Das 
weissgesottene  Kupfer  {saussh)  wendeten  die  römischen  Kaiser  während 
der  Finanznot  des  dritten  Jahrhunderts  ganz  allgemein  an.®) 


in  Eios  (wohl  nach  Marc  Aurel)  Bch.  12,  200: 
vgl.  HiRSCBFELD,  Köuigsberger  Studien  1, 
85  ff. 

0  S.  214.  Mehr  Süber  als  Gold:  Ber- 
liner Ztsch.  f.  Num.  11,  161. 

')  D.  H.  Hering,  von  d.  elektreischen 
Münzen  d.  röm.  Kaisers  Severus  Alexander, 
Breslau  1805;  Komnenen  und  ostgotische 
Könige.  Daher  vergleicht  Psellos  (Carmen 
de  re  medica  V.  460)  etwas  rötliches  mit 
fränkischen  Goldmünzen. 

sj  Z.  B.  Lesbos;  Rom:  Liv.  33,  13. 


*)  Ps.  Arisi  oecon.  2,  2,  20  p.  1349  b 
37  ff. 

^)  In  Argos:  Ixhoof-Blumeb,  griechische 
Mttnzen  S.  533. 

*)  Vgl.  Liv.  33,  46;  L.  db  Waxbl,  essai 
sur  les  mäd.  placqu^es  des  anciens,  London 
1809. 

7)  Zinn:  Ps.  Arist.  oecon.  2,  2,  20;  Blei: 
Ra.  n.  s.  13,  322 ;  Potin :  Hultsch,  Metro- 
logie S.  '432;  Nickel:  angeblich  im  baktri- 
schen  Reich. 

^)  Unter  Aurelian  mit  der  Wertbezeich- 


894 


Anhang.    Antike  ffnmismatik.    (§  71.) 


y.  Kupfer  und  Bronze  sind  nur  in  Ländern,  die  an  Gold  und  Silber 
Mangel  hatten,  wie  Italien  und  der  Norden,   oder  mit  solchen   Gegenden 
Handel  trieben,  wie  Sizilien  und  Ägypten,   ein  eigentlicher  Wertartikel. 
Daher  ist  die  Kupfermünze   eine  Ware,  wie  die  silberne  und  goldene,   in 
Italien  und  dem  skythischen  Handelsplatz  Olbia;   auch  Ptolemaios  Philo- 
pator hat  wegen  des  Verkehrs  mit  Afrika  und  Italien  eine  kupferne  Wert- 
einheit (Schekel),  die  sich  zum  Silber  wie  1 :  120  verhielt,  eingeführt.  ^)  Sonst 
fand  das  mit  Zinn,  Zink  oder  Blei  legierte  Kupfer  zunächst  nur  als  Not- 
geld Eingang,  z.  B.  in  Athen  während  des  letzten  Abschnittes  des  pelo- 
ponnesischen    Krieges  (406  v.  Chr.);*)    doch    wurde    es    wieder     einge- 
zogen.^)   Ebenso  gab  der  Stratege  Timotheos   dasselbe  nur  als  Notgeld 
aus.^)    Vom  vierten  Jahrhundert  an  herrscht  die  kupferne  Scheidemünze, 
deren  Verhältnis  zum  Silber  der  Staat  willkürlich  festsetzt,   im    lokalen 
Verkehr,^)   doch    führte   das  Bedürfnis  des  Handels  dazu,    dass    Bronze- 
münzen selbst  weit  von  ihrem  Prägeorte  entfernt  Absatz   fanden.^)     In 
der  Kaiserzeit  scheinen  Rhodos,  Melos,  das  südliche  Eileinasien  *)  und  viel- 
leicht noch  andere  griechische  Qegenden  aus  Mangel  an  Silbergeld  Kupfer- 
drachmen  u.  dgl.  ausgegeben  zu  haben.   Aji  manchen  Orten  wurden  Eisen- 
stücke staatlich  anerkannt  (im  Peloponnes,  ^)  Byzanz  und  EJazomenai),^)  an 
anderen    versiegelte   Lederbeutel    ohne  Wert;^®)    ausnahmsweise    kommt 
Olasgeld  vor;^^)  vielleicht  sind  die  bunten  Glasperlen,  wie  in  Ostafrika, 
manchmal  als  Geld  aufzufassen. 

Münzfälschung  war  gang  und  gäbe'*)  und  nötigte  zu  grosser  Vor- 
sicht; ^^)  doch  betrieben  oft  die  Staaten  selbst  dieses  lukrative  Geschäft. 
Zur  Staatsökonomie  gehörte  an  erster  Stelle  die  Münzfrage.  ^^)  Der  eine 
Regent  zog  das  gute  Geld  ein,  um  durch  schlechte  Neuprägung  viel  zu 
verdienen,  der  andere  musste  dann  wieder  das  schlechte  Geld  vernichten.  ^^) 
Fremde  und  alte  Münzen  wm'den  geprüft  und  erhielten,  wenn  vollwichtig, 
eine  Kontremarke;  die  ungiltigen  Münzen  sollen  in  Athen  mit  einem  Chi 
übei'prägt  worden  sein.^^) 

71.  Die  Numismatik  ist  vom  archäologischen  Standpunkt  eigentlich 
eine  Darstellung  und  Erklärung  dessen,  was  wir  an  den  Münzen  mit  dem 


nung  XX  oder  XX '  I  oder  XXI  (KA)  und 
VSV  =  XS.  Die  Einundzwanziger  beginnen 
Bchon  unter  Gallienos  und  hören  erst  unter 
Diokletian  auf. 

>)  Kball,  Ztßch.  f.  Äg.  1884,  42  f.  Die 
Niam-Niam  nehmen  noch  Stangenkupfer  gem. 
In  homerischer  Zeit  verhält  sich  Erz  zu 
Gold  wie  9  :  100  (II.  6,  236). 

«)  Schol.  Arist.  Ran.  720. 

>)  Aristoph.  Eccl.  816  ff.  Auch  Aigina 
prägte  schon  früh  Eupfergeld. 

*)  Ps.  Aristot.  oecon.  2,  2,  23. 

^)  Menander  monost.  156  i^wa  natm 

^)  Fbiedlandeb,  Wiener  Ztsch.  1870,  22. 

^)  Ihhoof,  griechische  Münzen  S.  683  ff. 

Auffallenderweise  kommen  im  delischen  In- 


ventar Eupferstatere  vor  (Bch.  11,  463). 

»)  Aristot  Nub.  248  s.  Hesych. 

«)  Ps.  Aristoi  oecon.  2,  2,  16. 

^^)  In  Karthago:  Eiyxias  p.400a;  Sparta: 
Nikol.  Dam.  bei  Stob.  U  p.  188,  15  ff.  (Gold- 
und  Silbergeld  sei  bei  Todesstrafe  verboten 
gewesen);  Sen.  benef.  5, 14. 

1 ')  Academy  9,  123. 

*')  Schon  Solon  bedrohte  sie  mit  Strafe. 
Vgl.  Firmicus  math.  4,  19,  35. 

>')  Bei  Goldmünzen  Arrian.  Epict  h 
20;  Zendavesta  (Justi,  Peisien  8.  227). 

^*)  Ps.  Aiistoi  oecon.  1, 1,  3. 

^^)  Hippias:  Ps.  Arist  oeo.  2, 2, 4;  Anre- 
lian:  Zosim.  1,  61. 

1«)  Schol.  Greg.  Naz.  Miohb  86,  1212  d. 


Auge  wahrnehmen.  Wie  in  der  Denkmälerkunde,  wollen  wir  einige  tech- 
nische Bemerkungen  vorausschicken.  Die  Münzen  sind  zumeist  geprägt, 
und  zwar  aus  freier  Hand  auf  einem  Ämbos  mittelst  eines  eisernen  Stein* 
pels ; ')  daher  sind  viele  verprägt,  *)  d.  h.  der  Stempel  nicht  genau  auf  die 
Mitte  aufgesetzt,  ao  dass  das  Bild  nicht  vollst&idig  erscheint,  oder  es 
muss  ein  doppelter  Schlag  geführt  werden.  Weil  die  Handstempel  stark 
abgenutzt  werden,  brauchte  man  jedes  Jahr  mehrere  neue  Stempel,  es  ist 
aber  nicht  wahr,  dass  nur  selten  mehrere  erhaltene  Münzen  aus  einem 
und  demselben  Stempel  hervorgegangen  seien.  Am  Stempel  wird  manche» 
nachträglich  hinzugefügt  oder  gebessert.^)  Dass  man  im  Altertum,  wie 
im  achtzehnten  Jahrhundert,  für  Kleingeld  dauernde  Stempel  hatte,  welche 
dann  durch  Jahresstempel  vervollständigt  wurden,  beweist  ein  Probestück 
einer  Siliqua  aus  dem  vierten  Jahrhundert.')  Das  Gravieren  eines  Stem- 
pels ist  mit  dem  Qemmenschneiden  verwandt;  zumal  bei  den  Medaillen 
dürfte  daher,  wie  in  der  Renaissance,  '>)  öfters  eine  Personalunion  stattge- 
funden haben.  In  der  Litteratur  kommen  eigene  Graveure  erat  spät  vor;^) 
dagegen  haben  sich  manche,  wie  neuere  Medailleure,  dtu-ch  kleine  Bei- 
schriften verewigt.')  Sizilien  wusste  diese  schöne  Kunst  am  besten  zu 
würdigen.^)  Ein  roheres  Verfahren  war  das  Giessen  der  Münzen  in  kleinen 
Thonformen,  von  denen  noch  mehrere  erhalten  sind.^)  Auf  diese  Weise 
stellte  man  die  schweren  Kupferstücke  her;  auch  Silber-  und  Weisskupfer- 
münzea  wurden  gelegentlich  gegossen,  >°)  doch  kam  diese  Manier  erst  bei 
der  argen  Münzverschlechteiiing  seit  Septimius  Severus  in  Schwung. 
Spuren  des  Gusszapfens  blieben  oft  stehen ;  an  dem  nach  Ausculum  ver- 
setzten Aes  grave  hat  der  Grabstichel  nachgearbeitet. 

Litteratur:  J.  et  L.  SABiTiEit,  prodaction  de  l'or,  de  l'argent  et  da  cuivre  chez 
les  BRcienB  et  böt«ls  moDötaires  dea  empirea  romain  et  byzantm,  Petersb.  1850;  t.  Ebkst, 
Wiener  nmn.  Ztg.  1880,  92  ff. 

73.  Die  äussere  Erscheinung  der  Münze  betrachten  wir  zuerst  an 
sich,  dann  hinsichtUch  der  zierenden  und  erläuternden  Zuthaten.  Die 
plastische  Form  der  Münzen  (SchröÜing)  ist  zumal  bei  den  älteren  so  un- 
regelmässig i-undlich,  als  es  bei  der  Prägung  eines  kleinen  Metallkuchens 
natürlich  eintritt.  Regelrechte  Formen  gibt  es  mehrere:  Oval,  besondere 
Mandelform,  Viereck  (indoskythisch),  Fisch  (in  Olbia);")  schliesslich  drang 


')  Dargestellt  aaf  Eapfermünze  von 
Paestnin  (spftter  auf  einem  Brakteaten  von 
Minden,  DAHiiiNBERe  729);  Werkzeage  auf 
Denar  der  gens  Carieifi;  vgl.  Fhikdüvdeh, 
A.  31,  407  ff.  T.  Q  1—3;  B.  1860,  207  f.; 
Akkrüak,  Hom&n  coins  I  T.  14;  Stempel  in 
Wttrfelfonn;  AA.  9,  74  f.;  aus  Avenches: 
Anz.  f.  Schweiz.  Altertumsk.  1863,  72  f.;  aus 
Antiochien,  abg.  Buch  der  Erfindangen  4, 236. 

')  Von  den  attischen  Tetradrachme d 
Diog.  Laert.  7,  18  tlrnj  ftiy  xtnoft^tivoK  ««' 
aoXoixas. 

•)  Wiener  Ztsch.  1870,  27. 

')  Abg.  Wiener  Ztsch.  1870,  449. 

»)  V*s»Bi  III  671  (.  B.  ö. 

')  XttQmcxai;  ein  Micfaer  war  der  spä- 
tere Patriarch  (682— 95]  Johannes  Keautea 
(Monolog.  Basil.  3.  Sept.). 


')  S.  424;  A.  V.  Saust,  die  Kfinstler- 
inschriften  auf  griechischen  Münzen,  Berlin 
1871,  Nachtrtge  Berl.  Ztsch.  f.  Nnm.  2,  1  ff.; 
über  atbeniscbe  Stempelachneider  in  Italien 
PooLE,  Num.  chroD.  1883;  die  alteren  Zn- 
BBinmenetellaiigeu  von  Raoul-Rocbbtts  (lettre 
k  M.  le  duc  de  Luynes,  Paris  1831  u.  lettre 
h,  M.  Schom,  Paris  '  1845)  und  Bbdfb,  griech. 
Künstler  2,  415  ff.;  sind  veraltet,  denn  viele 
Beispiele  sind  zweifelhaft. 

")  Über  EnaineloB  und  Kimen  Etans, 
Nnm.  chron.  a.  111  11.  206  ff.,  vgl.  Am.  J.  8, 
466  ff. 

■)  BlOkher,  Technologie  4,  288. 

'")  Z.  B.  in  Olbia  und  auf  Samos:  Hesycb. 
inixvtoy. 

")  Abgeb.  Berliner  Estalog  1,  17. 


896 


Anh&ng.    Antike 


ik.    (§72.) 


der  Kreis  durch.  Im  allgemeinen  fallen  die  antiken  Münzen  durch  ihre 
Dicke  auf,  wobei  das  Münzbild  in  hohem  Relief  hervortritt.  Einem  niederen 
abgestumpften  Kegel  gleichen  Bronzen  von  Ägypten  und  Judäa.  Die 
kleinen  spätrömischen  Golddrittel  (Trientes)  ähneln  Körnern.  ^  Die 
Linsenform  kommt  im  taurischen  Chersones  und  der  Kerkinitis  vor.  Von 
ihrer  Form  haben  die  Begenbogenschüsselchen  (S.  875)  ihren  Namen. 
Eine  ähnliche  Form  erhalten  dünne  grosse  Silbermünzen  der  Diadochen- 
zeit  und  ebensolche  Stücke  der  oströmischen  Kaiser  und  der  Sassaniden 
{scyphati).  Die  Grösse  der  Münzen  bestimmt  man  jetzt  nach  dem  Modu- 
lus,  welchen  Mionnet  aufgestellt  hat;  freilich  passt  er  nur  für  die  runden 
Münzen.  Die  gebräuchlichsten  Münzsorten  verteilen  sich  nach  den  Me- 
tallen folgendermassen: 

I.  Ooldmünsen  (ff). 

Kleine  Goldmünzen  (bis  zum  Ooldheller  von  etwas  über  1  g.  herab) ') 
sind  nur  ausnahmsweise  geprägt  worden.  Unter  Augustus  verdrängte  alle 
anderen  Goldmünzen  der  aureus,  welcher  auch  in  zwei  oder  drei  Teile  zer- 
legt wurde.  Aurelian  prägte  Binionen  und  Temionen  aus.  Diokletian 
fixierte  den  Aureus,  nachdem  sein  Gewicht  im  dritten  Jahrhundert  oft  ge- 
schwankt, auf  ^'60  Pfund  (5,4  g.);  an  seine  Stelle  trat  unter  Constantin 
der  solidus,  welcher  nach  der  erhaltenen  Verordnung  V?«  Pfund  schwer 
mit  Abteilungen  bis  zu  */48  (l^%  g.)  ausgeprägt  wurde.  Die  lydischen, 
dem  Kroisos  zugeschriebenen  Goldmünzen  zerfallen  in  zwei  Klassen,  näm- 
lich den  „babylonischen  Stater**  von  10,89  g.  und  den  „euböischen"  von 
8,16  g.  je  mit  ihrem  Drittel,  Sechstel  und  Zwölftel.  Im  fünften  und 
vierten  Jahrhundert  herrschte  aber  der  persische  Dareikos  von  8,42  g. 
In  den  griechischen  Gegenden  gab  es  wenig  einheimisches  Gold  (Athen 
prägte  vielleicht  erst  nach  dem  peloponnesischen  Krieg),*)  bis  unter  Phi- 
lipp aus  den  thrakischen  Bergwerken  die  berühmten  Philippeer  von  8,61  g. 
(mit  den  Bruchteilen  */2,  V*,  ^s  und  Vi«)  kamen;  Alexander  und  seine 
Nachfolger  setzen  diese  Prägung  fort  und  geben  grosse  Goldstücke 
(doppelte  und  vierfache  Statere^)  und  Doppeldareiken)  aus. 

Grosse  Goldmünzen  ( —  30  mm.)  bis  zu  Tetra-  und  Oktadrachmen 
gaben  Syrien,  Ägypten  und  Carthago  aus;  diejenigen  des  Heliogabalus 
liess  Severus  Alexander  wieder  einschmelzen. ')  Die  späteren  Kaiser  haben 
gerne  grosse  Goldmedaillons  geprägt,  z.  B.  Diokletian  bis  zu  53,59  g. 
(=  10  aureis)  und  Valens  eines  von  77,22  g.  (in  Berlin).  Die  grösste 
bekannte  Münze,  welche  der  Baktrerkönig  Eukratides  ausgab,  hat  20  Staterc 
Gewicht  und  58  mm.  Grösse. 

n.  Elektronmünseii  (EL).<^) 
Das  Weissgold,  welches  man  Lydien  zuschreibt,  hat,  wie  das  dunkle 
Gold,    zwei  Währungen,  ausnahmsweise  den    »babylonischen  Stater*    von 


1)  Koxxoi  Sab  ATIER  I  53. 

*)  In  Etrurien  1,  15—1,  35  gr. 

^)  Gegen  Ende  desselben  scheint  auf 
Sicilien  (Agrigent,  Gela  und  Syrakus)  die 
Goldprägung  mit  einer  Einheit  von  5, 83gr. 
zu  beginnen.    Die  Karthager  rechnen  nach 


X^vcoT  (Diodor.  23,  9,  2). 

^)  D.  SssTuri,  descr.  degli  stateri  ant, 
Firenze  1817,  m.  9  T. 

^)  Lamprid.  Sev.  AI.  38. 

*)  Über  die  Gewichte  Head,  Nura.  cfaron. 
1875. 


^1 


Anhang.    Antike  KnmiBmatik.    (§  78.)  897 

10,8  g.,  gewöhnlich  aber  den  ^phönikischen"  von  14,19  g.  (mit  ^;«,  '.'e,  Vii 
und  V/24).  Von  hier  aus  verbreitete  sich  die  Prägung  nach  der  Westküste 
von  Eleinasien,  Euböa  und  sporadisch  nach  Aigina  und  Athen.  Hervor- 
ragende Bedeutung  im  Handelsverkehr  haben  die  kyzikenischen  Statere 
(16,33  g.  mit  ihrer  Hekte,  mindestens  2,7  g.)  und  die  ungefähr  gleichen 
phokäischen  (16,59  g.),  von  denen  besonders  die  Sechstel  (2,915  g.)  im  Um- 
lauf waren.  Die  Griechen  bevorzugten  überhaupt  die  kleinen  Elektron- 
münzen, nicht  bloss  Zwölftel  {Obolen)  von  1,17 — 1,36  g.,  sondern  noch 
kleinere  Bruchteile  bis  herab  zum  Zweiundsiebzigstel  von  kaum  0,2  Gramm 
(Samos  und  Erythrae).  Die  gesetzmässigen  Elektronmünzen  treten  vor 
den  goldenen  Philippeem  zurück. 

IIL  Silbermünsen  (S). 

WeU  die  Benennungen  der  Münzen  wie  ihre  Gewichte  schwanken, 
dürften  eher  die  modernen  Namen  die  Anschaulichkeit  befördern.  Die 
gewöhnliche  Eourantmünze,  der  Frank,  ist  der  babylonische  Silberschekel, 
aiykog^  (Vioo  Mine,  ^'2  Stater)  von  5,57  g.,  welcher  im  persischen  Reiche 
Geltung  hatte,  >)  weshalb  er  in  Eileinasien  geprägt  wurde  und  nach  Nord- 
griechenland übergriff.  In  Athen  führte  Selon  die  Drachme  von  4,366  g. 
wahrscheinlich  aus  Euböa  ein;  eine  etwas  niedrigere  von  3,57  g.,  welche 
in  Kleinasien  und  Tyros  vorkommt,  ist  durch  die  Ptolemäer  zu  Ansehen 
gebracht  werden. 

Dieser  Drachme  entsprach  im  römischen  Münzsystem  der  Denar, 
welcher  davon  seinen  Namen  hatte,  dass  er  10  Eupferassen  gleich  stand 
(X);  er  war  die  Normalmünze  {nummus)*),  welche  Augustus  auf  4  g.  fi- 
xierte. Caracalle  führte  nominelle  Doppeldenare  {Antoniniani)  ein,  doch 
erfolgte  nun  die  volle  Zerrüttung  des  Silbergeldes.  Diokletian  bestimmt, 
eine  Anordnung  des  Carausius  aufoehmend,  das  Gewicht  der  kleinen  Eou- 
rantmünze {siliqua,  argenteus  minutulus)  auf  Vse  Pfund  (XCVI)  =  3,41  g., 
womit  die  anarchische  Zeit,  welche  vom  Ende  der  afrikanischen  Dynastie 
bis  auf  Aurelian  reicht,  ihr  Ende  findet ;  Konstantin  führte  kleineres  Geld, 
V144  Pfund,  ein,  welches  von  seinem  Goldwert  (^/looo  Goldpfund)  milia' 
rense  hiess.  Auf  dieses  Eleingeld  und  sein  Doppelstück  folgte  durch  die 
Münzordnung  des  Heraclius  (615)  wieder  etwas  grösseres  Silber  (V48  und 
V96  Pfund). 

Der  Handel  verlangte  jedoch  grössere  Silberstücke.  Hiefür  bot  sich 
von  vornherein  der  Stater  Silber  von  11,4  gr.,  welcher  neben  dem  er- 
wähnten Schekel  geprägt  wurde;  in  Aigina  wurde  sein  Gewicht  auf  min- 
destens 12,4  g.  fixiert  und  der  aeginetische  Stater  verbreitete  sich  über 
fast  den  ganzen  Peloponnes,  Phokis,  Lokris  u.  s.  w.,  überhaupt  hatte  er 
vor  Alexander  das  umfangreichste  Gebiet.^)    Der  korinthische  Stater  von 


>)  Xenopb.  Anab.  1,  5,  6  (=  7'/«  atti- 
schen Obolen). 

>)  Die  Sigle  dafflr  ist  *. 

")  Daher  rechnet  noch  Aristoteles  da- 
nach (fr.  476) ;  offizielle  Rechnung  auf  Kreta : 


Dosiades  bei  Atben.  4,  143  b;  vorabergebend 
auf  EubOa:  Imhoof,  griecb.  Mttnzen  S.  535; 
im  deliscben  Inventar  wird  vom  ftginetiscben 
Stater  der  deliscbe  unterschieden  (Beb.  11, 
463). 


HMidbnob  d«r  kUM.  iÜt<^rtimww)Men«ch«ft.    VI .  57 


898 


Anhang.    Antike  Knminnatik.    (§  78.) 


8,55  g.,  welcher  in  3  Drachmen  eingeteilt  wurde,  konnte  dagegen  nicht 
aufkommen,^)  ebensowenig  der  tarentinische  nummos  von  8,1  g.^)  In 
Athen  selbst  war  die  Herrschaft  der  Drachme  nur  nominell,  thatsächlich 
kursierten,  da  die  Doppeldrachmenstücke  bald  abkamen,  zumeist  Vier- 
drachmenstücke (TSTQadQaxiia^  im  Verkehr  Texqaxua  genannt)  von  17,46  g.*) 
Im  vierten  Jahrhundert  verbreiten  sich  die  etwas  leichteren  rhodischen 
Tetradrachmen  von  15,55  g. ;  Philipp  führt  Thaler  von  14,51  g.  em  und 
diese  beherrschen,  in  Alexanders  Namen  massenhaft  geprägt  und  zeitweise 
etwas  schwerer  (bis  zu  14,71)  ausgegeben,  die  Königreiche/)  Ebenso 
sind  ihre  Halbstücke  beliebt.  Unter  Attalos'  I.  Regierung  kam  in  Ephesos 
der  von  seinem  Münzbilde  (Cista  mystica,  aus  welcher  eine  Schlange  her- 
auskriecht) benannte  Vereiosthaler  {xKno^oQoq)  von  12,6  g.  auf  ;^)  diese  Ci- 
stophoren  wurden  fast  identisch  im  westlichen  und  mittleren  Kleinasien 
und  auf  Kreta  geprägt.  Die  Römer  duldeten  diese  Münzen,  sowie  die 
neronischen  Halbstücke  von  Alexandrien  ^)  und  Ephesos  (7,25  und  3,63  g.), 
liessen  aber  bei  sich  selbst  die  Thalerform  nicht  zu.  DreidrachmenstQcke 
sind  nie  recht  beliebt  gewesen.'')  Ganz  grosse  Silberstücke  zeigen  einen 
bedeutenden  Aufschwung  an:  Garthago  prägte  zwölf  Drachmen,  die  Bi- 
salten 8  und  12,  dann  die  Grossstädte  von  Sizilien  im  vierten  Jahrhundert 
(bis  gegen  360)  Zehndrachmenstücke  (38 — 38  mm.),  welche  Athen  und 
Alexander  mit  seinen  Diadochen  nachahmten.  Unter  Anastasius  bis  Justi- 
nian  kam  das  Grosssilber  als  Unterabteilung  des  Solidus  wieder  vor. 

Die  Teilung  der  Drachme  in  mehrere,  besonders  3  und  4,  auch  5,  1^'*. 
und  einzelne  Sechstel  (Obolen)  war  überall  üblich,  dagegen  sind  kleinere  Ab- 
teilungen (^/4,  1/2,  '/s  Obolen)  nicht  allgemein;  in  Tarent  und  Athen  ging 
man  bis  zur  Viertelsobole  {%€%aQ%riii6Qiov)  von  0,17  gr.^)  Kleinere  Abtei- 
lungen (Hemitetai'temorien)  sind  nicht  sicher  nachzuweisen.  Diese  kleinen 
Münzen,  welche  eigentlich  nur  Schnitzel  {xäQiiata)  waren,  gingen  leicht 
verloren  und  genügten  dem  Kleinhandel  nicht.  Die  Römer  prägten  nur 
Quinare  (v)  und  seltener  Sesterzen  (ns),  dazu  gaben  die  republikanischen 
Behörden  bis  ungefähr  100  v.  Chr.  eine  von  ihrem  Münzbilde  (Victoria) 
benannte  Zwischenmünze,  den  Vidoriatus  {^ja  D.)  von  3,36  gr.  und  dessen 
Hälfte  (ts)  aus. 


^)  Dazu  gehören  die  Doppelstatere  der 
Ghalkidike,  deren  Einheiten  noch  nicht  ge- 
fanden sind  (ygl.IiiBooF,  Monatsber.d.preuss. 
Ak.  1881,  659  f.,  Ann.  de  num.  1882,  93  ff. 
u.  griech.  Münzen  S.  7).  Jene  Statere  meint 
offenbar  Aristoteles  (rep.  Ath.  10,  2)  mit  Di- 
drachmen. 

*)  Ober  den  Namen  Aristot.  bei  Pollax 
9,  80  {yo/Äog  in  den  Tafeln  von  Herakleia); 
Diobol  nach  Gabdhbb,  Num.  chron.  1881, 
296. 

')  Danach  rechnet  man  im  Jahr  187  das 
Silbergeld  (Liv.  39,  5.  6). 

^)  Unter  den  Ptolemäem  hiessen  sie 
Silberschekel  (Lbkobxant,  R.  ^gypt.  2, 49). 

^)  M.  PiNDEB,  über  die  Gistophoren,  Ber- 
lin 1856,  m.  8  T.;   Büwbury,  Nnm.  chron. 


1883. 

•)  Wiener  Ztsch.  1871,  593  (6,72  gr.). 
594.  In  Ägypten  rechnet  man  bis  ins  vierte 
Jahrhundert  n.  Chr.  nach  Talenten,  Drach- 
men und  Obolen  (Wbssbly,  Mitteil,  aas  der 
Sammlung  d.  Papyrus  Erzh.  Rainer  1,  30  ff. ; 
vgl.  Berichte  der  Sachs.  Gesellschaft  1885, 
243.  Im  Matthftusevangelium  ist  yon  sol- 
chen Didrachmen  die  Rede,  von  denen  zwei 
einen  atatiJQ  (Schekel)  ausmachen  (17,  24  f.). 
Über  das  Münzsystem  Alezandriens  in  der 
Kaiserzeit  Momxben,  rOm.  Gesch.  5,  558  A.  1. 

')  Alexander  Nr.  276  Müllbr;  Maroneia 
(Bch.  11,  463).  PoUux  führt  auch  die  WQt- 
t&tnBy^d&qaxfiov  und  neyTTjxoyradgaxfdoy  an. 

^)  Über  das  Zeichen  GD  Bbuko  Keil, 
Hermes  28,  643  ff. 


'M 


Anhang.    Antike  Homlamatik.    (§  74.) 


899 


IV.  Knpfer*  nnd  Bronsemflnien. 
Über  die  Einführung  und  Bedeutung  dieser  Münzen  haben  wir 
S.  894  einiges  gesagt.  Da  der  Kurs  dieser  Münzen  nicht  auf  dem  wirk- 
lichen Werte,  sondern  der  staatlichen  Festsetzung  beruhte,  sind  Wertbe- 
stimmungen  nur  mit  Hilfe  von  Wertzeichen  möglich.  ^  Sonst  werden  die 
allgemeinen  Bezeichnungen  Klein-,  Mittel-  und  Grosserz  und  Mionnets 
Massstab  angewendet.  Die  Normalmünze  hiess  x^^ovg.  Wie  es  bis  zu 
fünffachen  Stücken  gab,  so  gab  es  eine  (siebenfache?)  Unterabteilung  mit 
Namen  lemd;  ausserdem  kamen  x6XXvßo$  einfach  und  mehrfach  vor. 
Auch  in  Bronze  findet  man  winzige  Münzchen.*)  Über  die  Eupferwäh- 
rung  der  Staaten,  welche  das  Metall  als  Wertsache  betrachteten,  ist  eben- 
falls nicht  viel  zu  sagen,  denn  wir  beobachten  sowohl  in  den  sizilischen 
Städten  als  in  Mittelitalien  eine  oftmalige  Minderung  des  Eupferpfundes 
(A/T^a,  libra,  izs).^)  Daher  hier  nur  soviel,  dass  das  Pfund  in  12  unciae 
zerfiel,  aber  Akragas  nur  halbe  und  Viertelspfunde,  dann  doppelte  und 
einfache  Unzen,  Italien  das  gleiche  (Semis,  quadrans,  sextans)  und  ausser- 
dem Drittelpfunde  (Triens)  hatte;  über  die  Wertbezeichnungen  ist  in  §  75  zu 
handeln.  Unter  den  römischen  Eaisem  kursiert  das  senatorische  und 
lokale  Eupfergeld  mit  nominellem  Werte,  fällt  aber  im  dritten  Jahrhundert 
nach  Severus  Alexander  fast  ganz  aus.  Aurelian  führt  kupferne  Sesterze 
(von  7 — 8  g.)  und  Denare  ein.  Diokletians  Münzordnung  vom  Jahre  296 
unterdrückt  dagegen  die  lokale  Emission  des  kleinen  Eupfergeldes.  Da- 
für wird  nun  das  Reichskupfer  zur  Steuermünze  {foUis)  ^)  und  es  erscheint 
das  Orosskupfer  {pecunia  majorina).^)  Seit  der  Neige  des  ersten  Jahr- 
hunderts waren  grosse  Medaillons  ausgegeben  worden  (bis  zu  75  mm.  im 
Durchmesser),^)  welche  nicht  in  Umlauf  kamen.  In  andere  Lebensver- 
hältnisse führen  die  Almosenmarken,  die  in  Eonstantinopel,  wie  jetzt  bei 
den  Juden  von  Jerusalem  existiert  zu  haben  scheinen.'') 

Litteratur:  Sammlung  von  Namen  bei  PoUux  9,  51  ff.  7,  170  (vgl.  Qardnbr,  Num. 
chron.  1881);  die  Inscliriften  bieten  vielerlei  Material  über  die  Buntheit  des  Geld  verkehre: 
z.  B.  die  Inventare  von  Delos  (Bch.  6,  131  ff.;  Jhst.  4,  243  ff.);  LEBAS-WADDiiroToiT,  inscr. 
2596.  2601;  hidikamassische  Inschrift:  Hermes  29,  249  ff.;  vgl.  auch  Lbnobmakt,  Rnam. 
1867;  £.  Gbünaubr,  altgriech.  Mflnzsorten,  Winterthor  1877,  m.  1  T. 

74.  Wir  wenden  uns  nun  zum  Stempel  oder  dem  Bilde  der  Münze. 
Dem  einseitigen  Herdguss  (S.  216)  entspricht  die  einseitige  Prägung,  wobei 
an  der  Bückseite  nur  der  Eindruck  des  Ambos  sichtbar  wird.  Entweder 
bleibt  die  Fläche  ungefähr  glatt  (in  Etrurien®)  und  Cypern)  ^)  oder  der  Ambos 


')  Nach  Imroof,  griech.  Münzen  S.  533 
standen  16Ghalkoieiner  äginetischen  Drachme 
gleich;  in  Alexandrien  rechnete  man  acht 
auf  einen  Obol  (S.  898  A.  6).  Letzterer  ist 
zu  Vitnivs  Zeits  (3,  1)  knpfem  nnd  heisst 
anch  xeTQMaaQov  (Arrian.  Epictet.  4, 5).  Das 
As  nennen  die  Griechen  aaaaQ^oy;  i^fÄiaa- 
aagioy:  Imhoof,  griech.  Münzen  S.  135  f., 
aaaägioy  fjfuov  das.  S.  658;  oßoXog  anf  Chios: 
das.  S.  660. 

»)  Z.  B.  1,20  gr.  anf  Telos. 

')  Aristoteles  setzt  eine  Xlrga  von  Agri- 
gent  einem  äginetischen  Obol  gleich  (fr. 
476). 

*)  Vgl.    Marquardt,    r5m.   Staatsverw. 


IP  93  ff.  (besonders  W.  Christ,  über  d. 
Follis  u.  Denar  d.  spftteren  Eaiserzeit,  Sitzungs- 
ber.  d.  bayer.  Akad.  1865,  1,  121  ff.);  Bcrist. 
1874,  140;  s.  Zosim.  2,  38  a.  E.  Ober  die 
Zeichen  MHA  P.  Lambros,  Rnam.  1869. 

')  MoMifSBN,  Münzwesen  S.  881. 

')  Medaillon  des  Antoninus  Pias  mit 
Eybele.    Litteratur  S.  889. 

')  Wiener  Ztsch.  1870,  453  f.  (dort  ver- 
kannt). 

•)  In  Popnlonia  (abgeb.  Qarrucci  T.  72,  9. 
10;  Brit,  Mus.  Italy  8.  2,  6),  auch  in  Vetu- 
lonia  nach  Falchi,  Ann.  de  num.  1884, 
291  ff. 

*)  Wohl  auch  bei  der  altmakedonischen 

57* 


900 


Anhang.    Antike  NomiBmatik.    (§  74.) 


hat  regelmässige  Erhöhungen,  welche  ein  vertieftes  vierfelderiges  Viereck 
(Quadratum  incusum),  seltener  ein  Dreieck  (in  Chalkis)  oder  eine  Art  T 
ergeben;  ein  sicheres  Zeichen  des  Altertums  ist  diese  mannigfaltig  linierte 
Figur  nicht,  denn  das  südwestliche  Eleinasien  hat  bis  in  die  Kaiserzeit 
hinein  daran  festgehalten.  ^  Etwas  analoges  ist  die  Spur  einer  nadelartigen 
Spitze,  mit  welcher  die  Mitte  vieler  Kupfermünzen  Ägyptens  und  Vorder- 
asiens fixiert  wurde.  Der  Fortschritt  zur  Doppelprägung  wird  dadurch 
erzielt,  dass  man  jenen  mehr  oder  weniger  unabsichtlichen  Eindruck 
stilisiert,  z.  B.  zu  einer  Rosette,  und  in  dem  vertieften  Viereck  einen 
Buchstaben,^)  Kopf  u.  dgl.  anbringt;  in  Grossgriechenland  und  an  manchen 
kleinen  Goldmünzen  Kleinasiens  wird  statt  des  Quadrates  ein  vertieftes 
Bild  hergestellt  {nummi  incusi)  und  zwar  freihändige  Kopien  von  Abdrücken 
der  Hauptseite.  In  der  vollen  Entwicklung  jedoch  sind  die  doppelseitige 
Prägung  und  der  gleichgeartete  Guss  die  Regel. 

Der  Stempel  hat  als  nächsten  Zweck  anzuzeigen,  dass  die  Münze 
als  vofjLiCfia  gemäss  der  Verordnung  dieses  oder  jenes  Staates  vollwichtig 
geprägt  ist.  Er  hängt  also  mit  dem  Münzrecht  zusammen.')  Nur 
souveräne  Fürsten  und  Staaten  münzen  Gold  und  Silber  aus  eigener  Macht- 
vollkommenheit, andere  wie  einige  persische  Satrapen  und  Grossstädte  des 
römischen  Reiches  mit  besonderer  Erlaubnis  des  Oberherm,  welche  jeder- 
zeit entzogen  werden  kann.  Kolonien  und  Munizipien  bedurften  überhaupt 
besonderer  Erlaubnis;^)  die  Provinz  Dakien  hatte  unter  Philipp  dem  Älteren 
und  seinen  Nachfolgern  das  Recht  der  Scheidemünze.  Ausser  Stadtge- 
meinden geben  auch  Gewerkschaften  der  Bergwerke  eigenes  Geld  aus.^) 
Unter  den  römischen  Kaisem  muss  deren  Bild  auf  die  Münzen  gesetzt  werden, 
sowohl  in  Repub^en  als  in  Osrhoene  wie  auch  im  Pontus  und  Bosporus. 
Ebenso  muss  das  Kupfergeld  der  autonomen  Städte  des  römischen  Reiches, 
obwohl  es  ausserhalb  des  Stadtbezirkes  nicht  genommen  zu  werden  braucht,®) 
das  Bild  des  Kaisers  tragen;^)  nur  Athen  war  davon  befreit.  Wer  also 
Münzen  mit  dem  eigenen  BUde  schlagen  lässt,  empört  sich  auf  eklatante 
Weise  gegen  den  Souverän.  Wird  ein  Herrscher  gestürzt  oder  misslingt 
eine  Empörung,  so  ergeht  es  auch  den  Münzen  schlecht.  Sie  werden  ein- 
geschmolzen oder,  wenn  es  eilt,  überprägt,  was  in  den  Bürgerkriegen  der 
baktrisch-indischen  Reiche  öfter  geschah.^)  Auf  den  gemeinsamen  Münzen 
Garacallas  und  Getas  wurde  nach  des  letzteren  Hinrichtung  sein  Kopf 
ausgekratzt.    In  Parthien  soU  dies  sogar  beim  normalen  Regierungswechsel 


Mttnze  des  Berliner  Katalogs  T.  7,  67  und 
Begenbogenschüssel,  Katalog  Seyffer  Nr.  60. 

')  Imhoof,  Berl.  Ztsch.  1,  152  ff. 

')  Z.  B.  im  böotischen  Pharai  (Wiener 
Ztsch.  1871,  371). 

')  R.  Weil,  Stadien  auf  dem  Gebiete 
des  ant.  Münzrechtes,  Festschrift  z.  Feier  des 
50j&hr.  Bestehens  der  num.  Ges.  zu  Berlin 
1893. 

^)  Silberprägnng  in  Ephesos,  Tarsos , 
Caesarea,  Antiochien,  Alezandrien  u.  a.; 
PERfMssu  A\/Gu8ti  in  Emerita,  Italica,  Ro- 
mula  etc.;  IndulgetUia  Aug.  moneta  impe- 
trata  in  Patrae,;   Permissu   L.  Aproni   (P. 


Dolabettae)  procos.  in  Clypea  Zeugit.;  Penn. 
Sil.  in  Benrtos;  Jussu  Aug.  Philippi. 

^)  In  Pannonien,  Dardanien  und  Pincum. 

•)  Galen.    nqoxQBnx.  7. 

'')  Nur  unter  Augustna  sieht  man  das 
Büdnis  eines  Prokonsuln  von  Asia  und  Africa 
auf  Städtemünzen  (Nur  6—4  v.  Chr.  Moioi* 
SBN,  Hermes  3, 268  ff.  u.  Berl.  Ztsch.  f.  Nanu 
2,  69  ff.,  anders  WADDiKOTOKy  Rnum.  n.  s. 
12,  102  ff.  u.  L.  MüLLEB,  Berl.  Ztschr.  2, 
295  ff,). 

8)  A.  V.  Sallbt  (§  59)  S.  100.  102.  104; 
Num.  chron.  10,  213  ff. 


Anhang.    Antike  NnmiBmaiik.    (§  74.) 


901 


geschehen  seinJ)  Hält  die  Anarchie  an,  so  prägen  die  Münzstätten  im 
Namen  des  letzten  Königs  weiter.*)  Das  Porträtbild  des  Herrschers  ist 
jedoch  erst  ein  Ausdruck  hochgesteigerten  Selbstgefühles;  es  steht  nicht 
einmal  fest,  ob  man  bereits  Alexanders  Bild  auf  die  Münzen  setzte  oder 
Herakles;  jedenfalls  wäre  es  nur  der  apotheosierte  König.  Den  Monar- 
chien und  Freistaaten  sind  die  religiösen  Münzbilder,  welche  die  grosse 
Mehrheit  ausmachen,  gemein.^)  In  letzteren  namentlich  entspricht  dem 
Königsbilde  der  Kopf  einer  in  der  Stadt  an  erster  Stelle  oder  doch  eifrig 
verehrten  Gottheit.  Zu  den  ol}rmpischen  Gottheiten  kommen  sehr  häufig 
Personifikationen  (S.  833  ff.),  z.  B.  Flussgötter,  Eponymen  (Lemnos  in 
Hephaistia)  *)  und  auf  römischen  Münzen  Abstrakta  wie  Goncordia,  Fides, 
Salus  und  Aetemitas.  Sehr  oft  entspricht  dem  Kopf  auf  der  anderen  Seite 
ein  Attribut,  z.  B.  bei  Zeus  Adler  (mit  Schlange  oder  Blitz),  bei  Dionysos 
ein  Gefäss  und  bei  Herakles  Keule.  Wenn  man  den  Götterkopf  einspart, 
so  bleibt  das  Attribut,  welches  aber  nicht  Symbol  zu  benennen  ist,  z.  B. 
die  Ähre  der  Demeter  in  Metapont,  der  böotische  Schild  Athenas  in  Böo- 
tien,  die  Taube  Aphrodites  in  Megara,  ihre  Schildkröte  auf  Aigina,  Aias' 
Schild  auf  Salamis,  die  cisfa  mystka  aus  dem  Kult  der  Göttermutter 
auf  den  Cistophoren  von  Kleinasien.  Geheiligt  war  gewiss  jedes  Tier  und 
jede  Pflanze,  welche  im  Felde  steht,  wenn  wir  auch  nichts  bestimmtes 
oder  nur  materielles  darüber  wissen,  z.  B.  Palmbaum,*)  Pferd  (in  Orcho- 
menos  und  Tanagra)  und  Silphion  (in  Kyrene).*)  Werden  diese  Tiere, 
Pflanzen  oder  Geräte,  mit  einer  gewissen  Konsequenz  angewendet,  so  er- 
geben sie  eine  Art  Stadtwappen;  eine  andere  Gruppe  solcher  Bilder  be- 
steht aus  redenden  Wappen,  z.  B.  Apfel  (fiilXov)  auf  Melos,  Eppichblatt 
in  Selinunt,  Granatapfel  in  Side,  Gerstenkorn  in  Ej'ithote,  Rose  in  Bhodos 
und  Rhode,  Ziege  in  Aigai,  Aigina,  Aigaia  und  Aigospotamoi,  Biene  in 
Melitaia,  Robbe  (9<oxi;)  in  Phokaia,  Fuchs  in  Alopekonnesos,  Getreidegefäss 
in  Kypsela,'')  Schlüssel  in  Kleides,  Anker  in  Ankyra,  Herz  in  Kardia, 
Ellenbogen  in  Ankon,  gehörnte  Frau  in  Keraiai,  Frau  mit  Segel  in 
Histiaia.  Auch  nichtgriechische  Orte  betreiben  dieses  Bilderspiel^  z.  B. 
hat  Tyros  in  Phönizien  eine  Palme  {^oXvi^),  Kelenderis  einen  Reiter  (x^Aij^), 
Clunia  in  Spanien  einen  Eber  {xi'Ovvi^q)  und  Damaskos  ein  Reh  [iduccXiq). 
Wir  fügen  hier  gleich  die  Münzbilder  ein,  welche  auf  den  Namen  der 
prägenden  Beamten  anspielen,  z.  B.  in  Athen  drei  knieende  Frauen  auf 
Hikesios  und  eine  Keule  auf  Herakleides,  wie  in  Rom  ein  Elephant  auf 
Caesar;^)  desgleichen  setzt  Demetrios  Soter  in  Syrien  Demeter  auf  seine 
Münzen.    Nach    der  offiziellen  Anerkennung  des  Christentums  erscheinen 


')  GuTSCHiOD,  Geschichte  Irans  S.  65  aus 
chinesischer  Quelle. 

')  BaiSiXito^  ZsXevxov  ans  dem  Seleuki- 
denjahr  138:  MiomrBT  snppL  VI II  24,  vgl. 
GuTSOBMiD,  kleine  Schriften,  2,  176;  18.  Jahr 
Honnizd'  II.  n.  39.  von  Chosrau  IL:  Gut- 
scHHiD  a.  0.  3,  169. 

')  Üher  den  religiösen  Charakter  der 
griechischen  Münzen  E.  Curtius,  Monatsber. 
d.  preuss.   Akad.  1869  Juni  u.  Num.  chron. 


1870,  91  ff. 

^)  Imhoof,  griech.  Mftnzen  T.  1,  8. 

>)  Berl.  Ztsch.  1,  142  A.  1. 

<)  FbibdlIndbb,  Wiener  Ztsch.  1871, 
430  ff. 

')  IxHooF,  Griechische  Münzen  S.  6. 

")  Auf  italischen  Münzen  Löwe  (Leon) 
in  Tarent:  Garelli  T.  112,  243;  Tänzerin 
(Molpagores)  in  Abdera:  Berl.  Katalog  I 
T.  4,  38. 


902 


Anhang.    Antike  Namismatik.    (§  74.) 


natürlich  christliche  Embleme   auf  den  Eaisermünzen.  ^)    Gerade   in  der 
älteren  Zeit  sind  aber  manche  Münzbilder  nur  dekorativ,  z.  B.  Sphiirx  in 
Chios,  Greif  in  Abdera  und  Teos,  Silen  auf  Thasos,  Rosette,  Adler,  Löwen- 
kopf und  liegender  Widder  im  samischen  Elektronfund  und  als   Gruppe 
Löwe   einen  Stier   zerreissend  in  Akanthos,  Adler   und   Hase  (samischer 
Fund),  Kuh   mit  Kalb  (Lykien,  Euböa,   Tarsos   und  Silen   eine  Nymphe 
raubend  in  Thasos ;  ähnliches  ist  auf  Cypem  häufig.  Aus  der  Vorgeschichte 
wählten  die  römischen  Konsuln^)  und  auch  die  Städte,  als  nur  die  Vergangen- 
heit ihr  Stolz  war,  manche  Bilder,  z.  B.  berühmte  Mitbürger  wie  Homer.  *) 
Eigentliche  Denkmünzen  waren  in  alter  Zeit  nicht  üblich,  doch  deutete 
man  Siege  im  Kriege  oder  bei   Nationalspielen  durch  Nikebilder  u.  dgl. 
an.^)   unter  den  Nachfolgern  Alexanders  des  Grossen  konmien  zuerst  Me- 
daillen auf,  speziell  zeichnet  sich  das  baktrische  Reich  dadurch  aus.^)  Die 
römischen  Kaiser  bilden  oft  politische  Vorgänge  ab,  z.  B.  Siege,  Bauten, 
Spiele  und  Schenkungen  sowie  Konsekrationen  mit  erläuternden  Inschriften 
wie   Germania  devida,  decursio,  congiarium,  ob  cives  servcUos  (C.  Caesar), 
consecratio.  Zur  Erinnerung  an  hochgefeierte  Fürsten,  z.  B.  die  Kaiser  des 
ersten  Jahrhunderts,  werden  Münzbilder  in  deren  Namen  {RestUutionsmünzen) 
geprägt.    Die   griechischen  Staaten   eifern   fleissig  nach;  z.  B.   schlagen 
die  zanksüchtigen  Kleinasiaten  Homonoia-Münzen  zur  Erinnerung  an  einen 
geschlossenen  Vertrag.  Noch  öfter  wird  an  begangene  Festspiele  erinnert 
(z.  B.  mit  der  Inschrift  (AXe^dvjQem).    Wie  anderes,  sind  auch  derartige 
Erinnerungsmünzen  von  patriotischen  Bürgern  gestiftet  worden,  wie  die 
Inschrift  einiger  Antinoosmünzen,  ausdrücklich  bezeugt.*)    Seit  Constans 
werden  bronzene  Spielmarken  [Contorniaten]  aus  solchem  Anlass  ausge- 
geben,^) während  Augustus  bei   den   Spielen  die  verschiedensten  Münz- 
sorten hatte  auswerfen  lassen.^)    Nicht  alle  Münzbilder  jedoch  beziehen 
sich  auf  den  Ort  der  Ausgabe,  denn  es  kommt  die  Imitation  fremder 
Münzen  dazwischen.     Dieselbe  liegt  bei  Kolonien,  welche  ohnehin  die 
Kulte  der  Mutterstadt  übernehmen,  sehr  nahe,  ®)  ist  aber  viel  ausgedehnter 
und  kommt  zwischen  räumlich  sehr  entfernten  Gegenden  (wie  Akamanien 
und   Syrien)  vor.*®)    Zumeist  geschieht   dies  mit  sehr  verbreiteten  und 
gangbaren  Münzen,  wie  den   athenischen  Tetradrachmen.  ^>)    Wir  haben 
auch  bereits  von  den  einheitlichen  Bildern  der  Vereinsmünzen  des  achä- 
ischen  Bundes  und  E^leinasiens  (S.  880.  898)  gesprochen;**)  eine  Inschrift  in 


0  Eenneb,  Arch.-ep.  Miit.  1888,  1  ff. 
66  ff. 

>)  Vgl.  AZ.  33,  11. 

»)  Vgl.  Imhoof*8  Bücher  S.  874.  888.  Lais 
auf  Kapfermünze  der  Kolonie  Korinth. 

*)  Syrakns(  Viergespann  mit  Nike);  olym- 
pische Siege  Philipps:  rlut.  Alex.  4  a.  E. 

^)  Antimachos  auf  Diodotos  (Brit.  Mos. 
cat.  T.  30,  6);  Agathokles  anf  Alexander, 
Diodotos,  Antiochos  und  Eathydemos  (Num. 
chron.  1880  T.  10,  1 ;  Brit.  Mus.  cat.  T.  30,  5. 
4,  8;  Head,  historia  Fig.  370);  Eukratides  auf 
die  Vermählung  von  Heliokles  und  Laodike 
(Brit.  Mus.  catal.  T.  6,  9.  10)?;  vgl.  A.  v. 
Sallet,  Nachfolger  Alexanders  des  Grossen 


S.  104. 

*)  ^OcfLXios  MaQxsXXos  6  Ugevs  rov  Uvuyoov 
totg  AxaioTg  (KoQiv&ioig)  dri&fjxBy. 

')  Litteratur  S.  889. 

«)  Suet.  Aug.  75. 

>)  Zur  Kritik  £.  Gubtivs,  Berl.  Zisch,  f. 
Num.  1,  1  ff. 

*^)  Viele  Beispiele  bei  v.  Sallbt,  Berl 
Ztsch.  f.  Num.  2,  120  ff. ;  s.  auch  Wbil,  Atii. 
Mitt.  5,  242. 

'  ^)  Kydonia,  Gortys,  Hierapytna,  Priansos, 
Pharsalos  und  Heraläeia  (lonien). 

^')  J.  Lbicestbb  Wabbsh,  essay  on  greek 
federal  coinage,  London  1863. 


Anhang. 


NnmiBmatik.    (§74.) 


903 


Oxford  enthält  den  Vertrag  von  Magnesia  und  Smyma,  Jahr  um  Jahr 
abwechselnd  gleichartige  Münzen  zu  prägen.')  In  einem  solchen  Falle 
können  sich  die  Staaten  in  die  zwei  Münzbilder  teilen,  wie  es  zwischen 
Neapolis  und  Suessa  wirklich  geschah.^) 

Neben  den  Hauptbildem  haben  viele  Münzen  kleine  Figuren,  welche 
nicht  damit  im  Zusanunenhang  stehen,  im  Felde ;  solche  Beizeichen  (z.  B. 
Eithara,  Blitz,  Ästragalos,  Pflanze,  Tier,  die  Gruppe  der  Tyrannenmörder) 
dürften  meistens  Zeichen  der  Münzstätten  (auf  dem  Alexandergeld)  und 
Münzmeister  3)  sein.  Durch  Beizeichen  und  Inschriften  wird  das  runde 
Feld  so  ziemlich  gefüllt;  man  kann  oft  aber  nicht  verkennen,  dass  schon 
die  Stellung  der  Hauptfigur  für  jenen  Zweck  arrangiert  ist,  wie  manches 
Gemmenbild.  Wir  rechnen  dazu  die  schwebende  Nike,  den  sich  bäumen- 
den Pegasos,  den  stossenden  Stier  ^)  und  die  so  beliebte  Bezwingung  des 
nemeischen  Löwen.  Zur  Komposition  des  Münzbildes  gehören  femer  die 
Einfassung  und  Begrenzung  desselben,  über  deren  Geschichte  noch  näheres 
zu  erforschen  ist.  Als  Einfassung  dient  ein  Viereck  (glatte  Linien, 
Perlenschnüre  oder  beides  zusammen),  ein  einfacher  Kreis  oder  die  runde 
Perlenschnur,  ein  Lorbeerkranz  ^)  und  schliesslich  auch  der  gezahnte  Rand 
{nummi  serratt),  ^)  welcher  allerdings  eigentlich  gegen  Plakierung  (S.  899) 
schützte.  Einen  breiten,  schön  ornamentierten  Rand  haben  jüngere  makedo- 
nische Münzen.')  Ein  eigentlicher  Rahmen  (meist  von  16 — 18  mm.) 
kommt  den  Medaillons  zu,  welche  manchmal  eine  kostbare  Einfassung 
[enchässi]  haben  und  dann  gewiss  mit  den  Gnadenpfennigen  des  sech- 
zehnten und  siebzehnten  Jahrhunderts  zu  vergleichen  sind.^)  Bei  Köpfen 
ist  sodann  die  Abschnittlinie  zu  beachten.  Grössere  Darstellungen  stehen 
meistens  auf  einer  horizontalen  Linie  (seltener  einer  Perlenschnur);  das 
durch  dieselbe  gebildete  Segment,  welches  Inschriften  oder  Beizeichen  auf- 
nimmt, heisst  Abschnitt.  Ausnahmsweise  vertritt  ein  Fisch  u.  a.  die  Boden- 
linie. ^)  Die  Inschriften  sind  ihrerseits  dekorativ,  daher  auch  der  abkür- 
zende Punkt  zum  Sterne  wird;  die  Buchstaben  selbst  werden  manchmal 
verschnörkelt,  am  öftesten  an  den  Spitzen  durch  kugelige  Punkte  ver- 
stärkt. In  den  thrakischen  Kolonien  werden  die  Inschriften  gerne  ins 
Viereck  gestellt.  Diese  bandartige  Anordnung  geht  durch  Alexanders 
Vermittlung  an  den  Orient  über,  ^®)  wo  man  ja  von  jeher  die  dekorativen 
Buchstabenstreifen  geliebt  hatte.  Eine  Inschrift  im  Kranz  kommt  beson- 
ders bei  Bundesmünzen  (Achaia  und  Makedonien)  vor.^^) 


^)  Vertrag  von  Mytilene  und  Phokaia: 
Newton,  Tr.  soc,  lit.  VIII. 

*)  Gemeinsame  Münzen  von  Aphrodisias 
und  Plaraaa  in  Earien :  Imhoof,  griech.  Mün- 
zen S.  663. 

*)  Bbandis,  Berl.  Ztsch.  1,  43  ff. 

^)  Man  vergleiche  die  Münzen  von  Thu- 
rioi  und  dem  taurischen  Chersonesoa  mit  dem 
Cameo  bei  EGhleb,  ges.  Schriften  V  T.  3. 

^)  Z.  B.  unter  Caracalla:  Imhoof,  griech. 
Münzen  T.  1,  1. 

^)  Schon  unter  Antiochos  I. ;  in  Carthago 
und  unter  der  römischen  Republik;  das  Juden- 
deutsch hat  ein  eigenes  Wort  (Kerbel)  dafür. 


^)  Z.  B.  Antigonos  Gonatas;  Macedonia 
Secunda:  Berliner  Katalog  II  T.  2, 12. 

«)  Taubsb,  Wiener  Ztsch.  1,  415  ff. 
T.  12.  13, 

*)  Fisch:  Statere  von  Kyzikos;  vgl.  mit 
dem  Goldring:  Ant.  du  Bosph.  Cimm.  T.  18,2. 
Keule:  Chersones,  Berl.  Ztsch.  I  T.  1,  1—3; 
Blitz  beim  Adler:  unter  den  Ptolemäem. 
Bei  den  Römern  wird  etwas  Boden  ange- 
deutet. 

^^)  Z.  B.  von  Arsakes  Epiphanes  Berl. 
Ztsch.  I  T.  8,  2  (im  Viereck). 

11)  Von  zwei  Genien  getragen:   Aureus 


904 


Anhang.    Antike  ITamismatik.    (§  75.) 


Die  Münzen  gehören  hinsichtlich  ihrer  Bilder  in  die  Eunstgescliichte, 
ein  Gedanke,  der  schon  bei  Winckelmann  und  Heinrich  Meyer  nicht  neu 
ist ;  ^)  doch  dürfte  eine  Formulierung  nicht  überflüssig  sein.  Die  eigentlichen 
Bilder  sind  unter  die  Werke  der  gleichzeitigen  Kunst  einzureihen,  deren 
Stile  sie  zu  folgen  pflegen.  Nur  bewirkt  die  Kleinheit  der  Bildfläche  im 
Zusammenhang  mit  dem  Material,  dass  sie  leicht  starr  erscheinen.  Sodann 
werden  die  älteren  Typen  in  grossen  Handelsstädten,  die  viel  mit  Nichts 
griechen  *)  handeln,  gerne  fortgeführt,  imfi  das  Misstrauen  derselben  nicht 
zu  erwecken;  somit  bleiben  die  Münzen  Athens  hinter  dessen  Kunstblüte 
zeitlich  weit  zurück.  Verfällt  aber  die  Kunst,  so  geht  auch  die  Gravier- 
kunst unfehlbar  herunter^)  Über  die  Abbildungen  hochgehaltener  Kunst- 
werke wurde  schon  S.  423  eine  Bemerkung  gemacht. 

Litteratur;  G.  A.  Klotz,  Beytrag  zur  Gesch.  des  Geschmacks  und  der  Kunst  ans 
Manzen,  Altenburg  1767;  G.  ühlicBi  Versuch  einer  Numismatik  f.  Künstler,  Lemberg  1792; 
G.  L.  Stieglitz,  Versuch  einer  Einrichtung  antiker  Münzsammlungen  zur  Erlftnterang  der 
Geschichte  der  Kunst  des  Altertums,  Lpg.  1809  (ygl.  Heidelberger  Jahrbb.  2,  75  ff.); 
Stuabt  Poole,  Nnm.  ehren.  1864;  Imhoof  u.  Gabdnbb  (S.  100);  Donaldson,  architectora 
numismatica,  London  1839. 

76.  Für  den  Handelsverkehr  musste  es,  sollte  man  glauben,  von  Be- 
deutung sein,  dass  Käufer  und  Verkäufer  auch  ohne  Wage  über  den  Wert 
der  Münze  nicht  im  Zweifel  blieben,  dass  also  die  Münzen  alle  eine  Wert- 
bezeichnung getragen  hätten,  allein  dies  ist  nicht  der  Fall.    Das  Miss- 
trauen war  zu  gross,  das  Geld  zu  sehr  Ware.    Fast  nur  kleine  Silbermünzen 
und  Bronzen  griechischen  Gepräges  haben  Wertzeichen:    T,    TE,  drei   T 
in  Triquetrumform  {TQiTTjtaQirjfjio^iov,  TeTaQTtjfAOQiov?),  J  oder  JIO(ßoiov)j 
TPIHijAKoßohov),  Ligatur  von  U  und  X  {nsvräxaXxov),  HE,^)  TPIHj  JlOi") 
Jlß,  n  =  nevToyxiov^^)  manchmal  ist  der  Name  ausgeschrieben.')     Eine 
Ausnahme  machten  die  älteren  Silbermünzen  von  Sikyon;  auch  die  Etrus- 
ker,  ^)   Römer  und    die  letzten  Herrscher  von  Syrakus  bezeichneten  ihr 
Silbergeld  öfter,   denn   sie   waren    dies  vom  Erz  her  gewohnt.     Bei  dem 
Schwergeld  Italiens  war  eine  Wertchiflfre  schon  deswegen  angezeigt,  weil 
das  Gewicht  öfters  herabgesetzt  wurde;  das  As  als  Einheit  hatte  den  ein- 
fachen I  ,  das  halbe  S(emis),  die   Uncien  runde  Punkte,  was  Nero   vor- 
übergehend aufnahm.^)     Ob   solche  Engeln  auch  sonst  (z.  B.  auf  den  gal- 
lischen Münzen)  Werte  bezeichnen,   ist  vielleicht  noch  nicht  entschieden 
widerlegt.    In  der  Eaiserzeit  brauchte  man  nur  bei  den  nicht  unifizierten 
Münzen,    namentlich    der  Drachmenwährung   von   Ephesos    u.   dgl.,    eine 
Wertbezeichnung.  ^0)    Unter  Diokletian  kam  die  Angabe  des  Verhältnisses 


von  SeyerusII.,  abgeb.  Wiener  Ztsch.  2,  103; 
auch  in  Argos  ist  das  A  dekorativ. 

*)  Z.  B.  hat  ihn  Du  Bos  ausgesprochen. 

')  Von  dem  Standpunkt  dieser  urteilt 
Zenon  (Diog.  Laert.  7,  7.  18). 

*)  Hey,  zum  Verfall  der  röm.  Mttnztypik 
in  der  späteren  Eaiserzeit,  Abb.  aus  dem  Geb. 
d.  klass.  Altertumsw.  W.  v.  Christ  dargebr. 
S.  42  ff. 

*)  Imhoof,  griechische  Münzen  S.  532  ff. ; 
Berl.  Ztsch.  2,  75  ff.  368  f.  9,  144;  8— E  auf 
Bronzen  von  Olbia  u.  a.:  Gabdneb,  Num. 
chron,  1876,  307  f.;  HM  in  Melos. 


^)  Imhoof,  Num.  chron.  1873,  1  ff. 

*)  Bei  den  Mamertinem. 

')  'Opo^os  Metapont,  i^fÄioßeXioy  Aigion, 
dairdgia  r^ia  Ghios,  a<r.  d  etc.  Lakedaemon, 
/«Ax.  Hl.  Astakos  u.  Apollonia  am  Rhyn- 
dakos,  didgaxfioy  Rhodos  (Bronze),  <f(pff//uf/ 
Melos  (Bronze),  Acr(^a)  Agrigent. 

^)  Litteratur  Berliner  Katalog  III  1,  36. 

^)  H  (dupondius),  I  (as),  S  (semia);  vgl. 
MoMicBBii,  Münzwesen  S.  762. 

^^)  Ähnlich  auf  Kreta  aa.  er.  x&  und  »^. 


IL  . 


zum  Pfund  auf,  welches  in  einzelnen  Ziffern  oder  griechischen  Zahlbuch- 
staben  (z.  B.  auf  Goldmünzen  LXXII,  OB)  ■)  auagedrQckt  wurde.  Daneben 
ging  ein  anderes  System  einher,  wonach  man  den  Wert  an  dem  Münzbild 
erkannte;')  die  Athener  haben  dies  umständlich  aaf  dem  Revers  der  Gold- 
und  SilbennUnzen  vermittelst  Kombinationen  von  Eule,  Halbmond  und 
OUvenzweig  durchgeführt.  Desgleichen  wechselten  auf  dem  römischen 
Schwergeld  die  Götterbilder.  Unter  der  Severusdynostie  wurden  die  Än- 
toniniani  zuerst  ausgegeben,  welche  man  an  der  Zackenkrone  des  Kaisers 
erkannte.  Von  solchen  bedeutungsvollen  MOnzbildem  kommen  entsprechende 
Kamen  von  MUnzenaorten  her.^) 

Gewöhnlich  bezeichnen  aber  die  Inschriften  {Lebenden): 

1.  die  Stadt,  welche  die  Münzen  prägt,  zumeist  im  Genitiv  des 
Namens  der  Bürgerschaft,  z.  B.  Sv^aicoaiiav,  seltener  im  Neutrum  des  Ad- 
jektivs {'Olvumwv).*)  Oft  wird  der  Name  abgekürzt  und  schrumpft  sogar 
bis  auf  den  Anfangsbuchstaben  zusammen  z.  B.  9  (KogtriKav),  A  ('^pj-eiwi') ; ») 

2.  den  Namen  des  Herrschers  im  Nominativ,  auf  Griechisch  auch 
im  Genitiv;«)  der  Dativ  wird  ausnahmsweise  bei  einer  besonderen  Ehrung 
angewendet;') 

3.  in  Republiken  den  Namen  des  Beamten,  unter  welchem  die  Münz- 
prägung steht,  im  Nominativ  oder  Genitiv  oder  abgekürzt;^) 

4.  einzelne  Buchstaben  und  Ligaturen  (Monogramme),  welche  den 
Münzmeister  oder  die  Münzstätte  bezeichnen  (über  die  KUnstlerinschriften 
S.  895, 7  ] ;  die  Münzen  aus  dem  Bundesgenossenkriege  haben  ein  fortlaufendes 
Alphabet.  Im  Kaiserreich  fuhrt  erst  Philipp  eine  konsequente  Bezeichnung 
der  Münzstätten  nach  römischen  Ziffern  und  griechischen  Zahlbuchstaben 
durch.*)  Nach  ihm  zieht  man  genauere  Münzmarken  vor,  wobei  SM  socra 
moneia,  OFF  officina  und  PS  percussa  bedeutet.'") 

5.  Während  die  römischen  Kaiser  auf  die  bekannte  Weise  ihr  Re- 
gierungsjahr angeben,  finden  wir  im  Osten  unter  den  Nachfolgern  Alexan- 
ders und  unter  Gordianus  lU.,  Philippus  und  anderen  eine  direkte  Zählung 
der  Regierungqahre,  besonders  aber  eine  fortlaufende  Jabresrechnung  nach 


']  Fbiedländih,  de  1&  significatioD  des 
lettrea  OB  eur  \es  monsBies  d'or  byzantines, 
Beriin  1873  u.  Wiener  Ztach.  1871,  479  ff.; 
Al.  Hibbdbo,  d.  Vorläufer  d«r  Wertzahl  OB 
auf  römischen  GoldmDnzen,  Berlin  1879. 
Diese  Deutung  wird  oft  beBtritten,  aher  wir 
haben  viele  offenbare  Analoga;  aaf  Gold  H 
OB.  auf  Silber  XX  XXI  XL  XCVl  K  KA  PK 
PKE,  nuf  Kupfer  XL  LXXII- 

")  Diese  Idee  gefiel  anacbeinend  Ariato- 
teles  (^olit.  1,  3,  14). 

*)  InjtoQ  ....  loV  leifäxoixar  Aäxiartt 
Hesych.i  xi»a^if6e<K  in  Myra  (Lykien); 
Athen.  Mitt  14,  413;  aoheizhaft  yXavKH 
Aavectaiixai  Ariat.  Av.  IIOÖ;  ntHot  (Korinth) 
PoUui  9,  6,  76. 

•)  Imhoof,  Wiener  Ztach.  1871,  341. 
Semitiache  Aufschriften  haben  den  Stadt- 
namen  im  Nominativ  oder  mit  der  Dativ- 
prSpoaition.  AnafQhrlicher  ist  z.  B.  Kftvfog 


')  Anderes  bei  Ihhoof,  Borl.  Ztsch.  1, 
129  f. 

•)  ♦o™(u)f  t[l)fti  "Vf"'  angeblich  ans 
Ealikamass. 

')  Münzen  von  Tomoi,  welche  zu  Ehren 
des  Sieges  von  TraJHn  geprügt  wurden  (Arch.- 
ep.  Mitt.  15.  19). 

»)  Z.  B.  Ath.  Mitt.  6,  13  (Sparta);  Bari. 
Ztacb.  1,  21.  Auf  kretischen  Mdnzen  finden 
HIT  rQmisehe  Beamtennamen  mit  ^i  im 
Genitiv  oder  Dativ. 

*)  P.  Beook,  Berl.  Ztach.  2,  189  ff.  n. 
nnmismatiske  nnteraogeker  betraefende  den 
senere  romerske  kaieertid,  Diss.  v.  Kopen- 
hagen 1874. 

'")  Viminacium  (seit  Oordianna  III.)  wird 
bei  Moeaien  eingeordnet;  Ober  Arelate  (311) 
Hbtthee,  Weatdentflohe  Ztach.  6,  1&4.  In 
Siebenbürgen  wurde  vieles  Gold  geprSgt. 


906 


Anhang.    Antike  ITamiamatik.    (§  75.) 


lokalen  Ären  von  Alexandrien,  dem  Seleukidenreich  u.  dgl.,')  welche  mit 
griechischen  Buchstaben  rechts-,  linksläufig  oder  vertikal  angegeben  wird. 
Zuweilen  kommt  das  Tagesdatum  hinzu.  ^) 

6.  Viele  Inschriften  erläutern  die  Darstellungen,  z.  B.  die  Personifi- 
kationen, überhaupt  aber  solche,  wo  ein  Zweifel  entstehen  konnte.') 

7.  Weitere  Inschriften  beziehen  sich  auf  die  Veranlassung  der  zu 
besonderen  Gelegenheiten  geprägten  Münzen  (S.  902).  Zuweilen  begegnet 
ein  elliptischer  Akkusativ.^) 

8.  Wenn  eine  ältere  Münze  zum  Verkehr  zugelassen  wird,  erhält  sie 
den  Namen  des  Monarchen  oder  der  Stadt  aufgestempelt  {Kontretnarke, 
Gegenstempel). ^) 

Die  Paläographie  der  Münzen  steht  unter  dem  gleichen  störenden 
Einfluss  wie  die  Typik:  Weil  die  alten  Münzen  für  besser  gelten,  alter- 
tümeln  die  Inschiiften  manchmal,  z.  B.  überdauert  die  Schreibung  ASE 
{'vaiwv)  Euklid.^)  Ligaturen  und  Monogramme  vermeiden  die  Griechen  in 
den  Umschriften  meistens. 

Litteratur:  Ein  geeignetes  Nachschlagebuch,  welches  die  Lesung  der  Inschriften 
erleichterte,  fehlt  bisher;  Beiträge  in  dem  S.  872  zitierten  Lexikon  von  Raschb,  F.  W.  A. 
ScBLiCKBYBEN,  Erklärung  der  Abkürzungen  auf  Münzen  des  Altertums  etc.,  Berlin  1855, 
2  T.,  in  den  Registem  von  Hbad's  historia,  den  Münzkatalogen  etc.;  Fuiedlaxdism,  über 
einige  rätselhafte  Buchstaben  auf  Münzen  aus  der  Zeit  Diokletians,  Berl.  Ztsch.  2,  13  ff. 


^)  Übersicht  bei  Hbad,  historia  S.  792  f.; 
A.  V.  Sallet,  Daten  der  alexandr.  Kaiser- 
münzen, Berlin  1870;  Piitdeb,  d.  Ära  des 
Philippus  auf  Münzen,  Beitr.z.  alt.  Münzk.  1851. 

''^)  AIOY  A  auf  parthischer  Münze. 

')  Meist  am  Rande;  zuweilen  am  Hals- 
abschnitt (Berl.  Ztsch.  2,  2).  Ausführlicher 
im  Felde  z.  B.  in  Pautalia  unter  Caracalla 
(Berliner  Kat.  1,  202  m.  Abb.). 

"*)  Z.  B.  tyy  xxiujtjy  (wie  in  Eadriano- 
polis).  Nach  RoscH£B,Verh.d.  Sachs.  Ges.  1891, 


140  A.  85  ist  zu  ergänzen  i^xay,  iatijazy 
u.  ä. 

^)  DB  Saulct,  M^l.  de  numism.  1874; 
Bahbfeldt,  Eoniä*emarken  Vespasians  auf 
römischen  Familiendenaren  Bremen  1876; 
Berl.  Ztschr.  f.  Num.  2,  372  f.  Die  huldi- 
gende Eontremarke  Seov  ist  auf  den  grossen 
Bronzen  von  Stratonicea  aus  der  afrikani- 
schen Dynastie  häufig. 

*)  Beispiele  auf  Münzen  von  Pandosia, 
Eroton  und  Tiryns:  Gabdnbe,  types  p.  64, 


Nachträge. 


8.  2:  Schon  Ibn-Chordädbeh  (f  912  n.  Chr.)  schrieb  ,über  die  wunderbaren  Gebäude  ** 
(Pyramiden  u.  ä.). 

S.  4:  etrusk.  Spiegel,  H.  12  (nicht  2)  in  Aussicht. 

S.  6:  Aus  Amerika  sind  zu  nennen  Numismatio  a.  antiquarian  society  of  Philadelphia 
(Proceedings)  und  Smithsonian  institution  in  Washington  (Annual  report). 

S.  7:  Transactions  of  the  intemat.  congress  of  prehistoric  archeology  at  Norwich,  London 
1869,  DL  T. 

S.  8:  Von  der  Revue  arch^ologique  erschien  als  Bd.  III  23  ein  Register  zu  1870—90;  Revue 
d'histoire  et  d'arch^ologie,  I.— IV.  Brüssel  1859—64.  Als  eigenartige  Zeitschrift 
begannen  kürzlich  Monuments  et  roämoires,  her.  v.  der  Acad^mie  des  inscriptions 
(Legat  Piot)  zu  erseheinen  (fasc.  1  m.  14  T.).  Z.  5  v.  u.  ist  die  Klammer  hinter 
Gazette  des  beauxarts  zu  stellen;  der  „Courrier'  erschien  2.  Per.  XXXIII — V.  XXXVII. 
3.  Per.  L  III.  IV.  VL  IX.  XI.  XII. 

S.  9,  Z.  1  lies:  m.  d.  archeologia  e  d.  sc.  n.,  S.  I.  1865.  E.  Curtius,  gesammelte  Abhand- 
lungen 2,  77  ff.  (Kunstgeschichte).  393  ff.  (Epigraphik  und  Numismatik);  Alb.  Dumont, 
m^langes  d'arch^ologie  et  d'äpigraphie,  Paris  1892,  m.  17  T. 

S.  10:  GüST.  BouBOABD,  les  estampes  du  XVIIP  siöcle.    Ecole  fran9aise,  Paris  1885. 

S.  11  Z.  11:  1894  erschien  II  1. 

S.  12  Z.  18  lies  Raoül-Roohbttb,  Z.  2  v.  u.  79  statt  60. 

S.  17:  Ein  Beispiel  für  die  Erneuerung  von  Festungsmauem  in  byzantinischer  Zeit  bietet 
Cavalla,  vgl.  S.  Rbikach,  Bch.  6,  267  ff.  Über  kirchliche  Verwendung:  T.  Mabulu, 
lottere  sopra  un'  antica  capella  cristiana  scoperta  nelle  Terme  di  Tito,  Neapel  1813, 
m.  2  T.     Mehrere  Kirchen  Roms  haben  den  Beinamen  ,»i»  Thermis. 

S.  21:  Die  Löcher  in  den  Bauten  können  auf  natürlichem  Wege  entstanden  sein  (Ra.  n. 
8.  23,  33);  8.  auch  Jos.  Suabbsius,  de  foraminibus  lapidum  in  priscis  aedificüs, 
Lugd.  1642. 

S.  24 :  A.  F.  Klbikschm ipt,  über  den  sogenannten  Vandalismus,  Torgan  1875 ;  Fil.  Mabiotti, 
la  legislazione  delle  belle  arti,  Rom  1892. 

S.  25:  Vielleicht  ist  die  Bedeutung  der  Heiligtümer  als  Fundstätten  zu  wenig  betont;  vgl. 
z.  B.  Pabis*  Schrift  über  Elateia  (S.  104)  Kap.  5  und  Anhang  3;  Sammelfnnd  von 
Votivbronzen:  Not.  d.  scavi  1888,  229  ff. 

S.  25,  is:  FuBTWliroLBB,  Meisterwerke  S.  614,8  bestreitet,  dass  die  Venus  von  Milo  ver- 
steckt war;  sichere  Beispiele  gibt  Lb  Blakt,  Mal.  d*arch.  10,  389  f.;  Fund  hinter 
S.  Gioacchino  alla  Suburra:  £.  Q.  Visconti,  Antologia  romana  1794. 

S.  29:  über  Bestattungsgebräuche  der  Ägypter  s.  S.  434;  £.  A.  Wallis  Budoe,  the  mummy, 
chapters  on  egypt.  fun.  archeology,  Cambridge  1894,  m.  Abb.;  über  Babylonien  und 
As^rien :  Stadlbb  v.  Wolffbbsobüit,  der  Totenkultus  bei  den  alten  Völkern,  Progr. 
V.  Feldkirch  1893;  v.  Duhn's  Aufsatz  erschien  italienisch  B.  paletn.  16,  108  ff. 

S.  30:  Die  Auffindung  einer  Statue  ist  auf  Münzen  von  Alexandreia  Troas  abgebildet  (Ix- 
BooF,  griech.  Münzen  S.  623  f.)  Über  den  Aberglauben,  dass  die  alten  Töpfe  in  der 
Erde  wüchsen,  handelt  Gochbt,  Ra.  n.  s.  1,  395  ff. 

S.  32:  Rakkb's  Anleitung  ist  eine  Publikation  des  Alpenvereins  in  München. 

S.  33:  BoBKAFFi,  les  coUectionneurs  de  Tancienne  Rome,  Paris  1867;  W.  Wukdbbbb,  ma- 
nibiae  Alezandrinae,  Pr.  v.  Würzbnrg  1894. 

S.  34:  Die  neue  Philostratosausgabe  erachien  1893  (nicht  1883). 


908  Naohtr&ge. 

S.  35,  7  Möm.  de  la  soc.  arch.  de  Tonraine  8,  123. 

S.  36,  Litt.:  J.  Rud.  Rahm,  d.  Erbe  der  Antike,  Basel  1872;  Vöge,  d.  Anfänge  des  mona- 
mentalen Stiles,  Strassburg  1894  S.  108  f. 

S.  39:  A.  JouBiN,  Mus^e  imp.  de  Gonstantinople.  Monmnents  fon^raires,  Const.  1890;  M. 
i.  ottoman.  Gatal.  des  scnlptares,  1893.  Vgl.  G.  Albert,  Mitteilungen  d.  deutschen 
Exkursionsklubs  in  Eonstantinopel,  1.  H.,  Konstant.  1893.  Sammlung  Briot  in 
Smyma.  —  A.  de  Riddeb,  catal.  des  bronzes  de  la  soc.  arch.  d*Athänes,  Bibl.  des 
öc.  fran^.  f.  69.  m.  5  T. 

S.  40:  Brescia  ist  an  seinem  Orte  S.  134  erwähnt.  Museum  von  Ferrara:  G.  Rivakt,  ü  museo 
archeol.  di  F.,  F.  1892;  Florenz:  Gaxpiolia  legte  Gori's  Gemmenwerk  neu  auf. 

S.  41,  Florenz:  Rosellini,  breve  notizia  d.  oggetti  di  ant.  egiziana  riportate  daUa  spedizione 
letteraria  toscana  in  Egitto  e  in  Nubia,  Fir.  1830. 

S.  42:  Pesaro:  A.  Olivibbi,  di  alc.  ant.  cristiane  oonservate  in  Pesaro  nel  Museo  Olivieri, 
P.  1781;  ders.,  di  alc.  altre  ant.  etc.,  1784,  m.  Abb.;  Pisa:  lies  Gokzb  statt  Gonob. 
Helbig's  Führer  wurde  französisch  von  Toubain  mit  etwas  veränderten  Nummern 
bearbeitet. 

S.  43:  In  Rom  ist  jetzt  ein  neues  Museum  im  Orto  botanioo  auf  dem  Goelius  errichtet, 
wohin  der  Inhalt  der  alten  Gräber  kommt. 

8.  44  b):  J.  DüHBSNiL,  histoire  des  plus  c^l^bres  amateurs  Italiens,  Paris  1853  (Balt.  Gasti- 
glione;  Pietro  Aretino;  Don  Ferrante  Garlo;  del  Pozzo);  Z.  6  v.  u.  lies  S.  126  statt 
§  100. 

S.  45:  Barracco:  La  collection  B.,  jetzt  abgeschlossen;  Borghese:  A.  Vbktcbt,  11  museo  e 
la  galleria  B.,  Rom  1893. 

S.  46:  Gasali:  0.  Oblandi,  ragionam.  sopra  un'  ara  ant.  posseduta  da  Mens.  A.  G.,  Rom 
1772,  m.  Abb. 

S.  47:  Drossel  in  Rom;  Fem.  Ippolito  d'Este:  Arch.  stör,  d'arte  3,  196  ff. 

S.  48:  Greppo  gehört  nach  Frankreich,  Milani  nach  Deutschland.  Muselli:  J.  Müsbllixts, 
numismata  antiqua  ab  eo  collecta.  Antiquitatis  reliquiae  ab  eodem  coli.,  m.  SuppL, 
Verona  1751 — 60,  5  Bde.  f.  m.  T.  Nani:  Marbres  grecs  et  rom.  provenan;  du  mus^e 
N.  acquis  en  1841  par  l'admin.  du.Mus^e  Galvet  d^Avignon. 

S.  49:  Olivieri  s.  S.  42. 

S.  49  Pascal,  bei  S.  Maria  di  Gapua:  Petbbsbn,  Rom.  Mitt.  1893,  336  ff.;  Poldi-Pozzöli 
in  Mailand  (kleinere  G  edenstände). 

S.  50  §  19:  s.  auch  §  131. 

S.  51  §  20:  Bei  Lastetbie  Übersicht  der  Provinzialmuseen.  Paris,  Louvre:  Zugangs- 
Verzeichnisse  erscheinen  im  Bulletin  des  mus^es;  Photographienserie  Giraudon;  zu  den 
Vasen  s.  Pottibb,  Bch.  17,  225  ff.;  zu  streichen  „Photographienwerk.* 
S.  52:  Avignon:  s.  zu  S.  48;  Lyon:  Dbv^bia,  not.  des  ant.  ^gypt.  deL.;  Rennes: 
Ang.  Andb£,  catal.  raisonn^  du  mus^e  d'arch.  et  de  c^ram.  de  la  ville  de  Rennes, 
2.  Aufl. 

S.  52  b) :  Fboebneb,  collection  Joly  de  Bameville.    Antiquitös,  Paris  1893,  m.  22  Heliogr. 

S.  53:  Bellen  Z.  1  lies  Katalog;  Billoin,  Gh.,  vente  12.  avril  1894;  Sammlung  auf  Schloss 
Borely  in  Marseille;  Dufourny,  lies:  Gatal.  d'antiquitäs  ....  qni  comp,  l'une  des 
collect.  d'olMets  d'art  formöes  par  feu  M.  L.  D.,  Paris  1819. 

S.  54:  Sammlung  Laborde,  Katalog  Paris  1869;  Piot,  vente  1890;  Polignac:  über  die  Er- 
werbung durch  Friedrich  II.   Jahrb.  d.  preuss.  Kunstsamml.  13,  198  ff. 

S.  55:  Rothschild  in  Ferriäres;  Gh.  Tuch^,  vente  1887;  Toulmouche,  vente  1877; 
Sammlung  Traboud  in  Marseille.  Tyszkiewicz  in  Rom:  Fbobhvbb,  collection 
T.,  Phot.  Bnickm.  H.  1.  2.  3. 

S.  57:  Hannover:  Schuchhabdt,  Führer  durch  das  Kestnermuseum«  I.  H.  1891. 

S.  58.  Wörlitz:  W.  HosÄus,  d.  Wörlitzer  Antiken,  Dessau  1873. 

S.  59:  Baron  v.  Bemus,  Stift  Neuburg  bei  Heidelberg:  AA.  1893,  187  ff.;  Disch:  Kunst- 
sammlung des  verst.  Karl  Dan.  D.,  Köln  1881,  m.  18  Phot;  Lindenau  s.  S.  55. 

S.  61:  Sammlung  Liechtenstein:  Arch.-ep.  Mitt.  6,  63  ff.;  v.  Millosicz  in  Wien,  das. 
1,  2  ff.,  97  ff.;  Trau:  über  die  Bronzen  das.  2,  146  ff.  T.  7.  8. 

S.  62:  Brüssel:  streiche  mus^e  d*armures;  einst  Sammlung  Flink  in  Amsterdam,  aus  drei 
älteren  (Herzog  von  Buckingham,  Reinst  und  Six)  gebildet:  Houbbakbn,  Schouburgh  II 
S.  27;  Hevry  in  Amsterdam;  Über  Musäe  Ravestein  Pottibb,  Ga.  1887  T.  14. 

S.  63,  Kopenhagen:  S.  B.  Smith,  de  malede  vaser  i  antikkabinet  i  Kjöbenhavn,  Kopenh. 
1862;  Odessa:  Katalog  von  Jurgiewitsch.  3.  Ausg.  1892;  signierte  Vasen  her.  v. 
Fabhakowskt,  Denkschr.  d.  archäoL  Ges.  XVI. 

S.  64  streiche  Kotschubey. 

S.  65,  Leeds:  Hioks,  Jhst.  11,  255  ff.  m.  T.  13. 

S.  67:  Hamilton:  Z.  3  v.  u.  lies  upan;  F.  db  Sanotis,  pitture  de'  vasi  ant.  cavate  dalla 
coli,  del  Sig.  Gav.  H.,  Rom  1814  m.  63  T.;  S.  68  Moses  zu  streichen. 


Haohträge.  909 

S.  69,  Boston:  Museum  of  fine  arts,  B.  (E.  Robikson,)  Gatal.  of  greek,  etr.  a.  roman  vases, 
B.  u.  NewTork  1893,  m.  Abb.;  (ders.,)  Gatal.  of  the  greek  a.  roman  sculptures, 
B.  1887. 

S.  73:  Franz  I.  und  Philipp  IV.  scheinen  nur  Gypsformen  zur  Anfertigung  von  Bronze- 
abgüssen erworben  zu  haben.  Schon  um  1640  hatte  der  Maler  Govaert  Flink  eine 
Sanunlung  (Hodbbakisn,  Schouburgh  11  S.  22). 

S.  74:  Z.  6  fehlen  Rom  und  Lyon;  Martinelli  war  besser  mit  Vanni  zu  verbinden.  «Durch 
Oudin  in  Paris'  ist  zu  streichen.    Heidelberg:  Verzeichnis,  3.  Aufl.  1898. 

S.  75:  Beyckunen,  lies  Beynuhnen  (Verzeichnis  4.  Aufl.).  Goubajot  et  Fb.  Mabcoü,  catal. 
raisonn^  du  mus^e  de  sculpture  comparäe  du  Palais  du  Trocad^ro,  Paris  1892,  m. 
25  T.;  OwKN  Jones,  the  Roman  court  erected  in  the  Grystal  Palace  1854.  Über 
die  Technik:  L.  Bebnhabd,  Gypsabgüsse,  Stuckarbeiten  und  künstlicher  Marmor,  1893. 

S.  76:  Felloplastik  oder  d.  Kunst  Modelle  von  antiken  Gebäuden  in  Kork  darzustellen, 
Gotha  1804,  m.  3  T.  Der  Gedanke  des  Pompejannms  wurde  in  Frankreich  auf- 
genommen (Th.  Gaütibb,  A.  Houssatb,  Gh.  Gouony,  palais  pompöien  de  Tavenue 
Montaigne,  Paris  o.  J.). 

S.  77  §  41  am  Schluss  lies  Gorrespondant. 

S.  79:  1894  erschien  der  erste  Band  eines  Repertoriums  der  ägyptischen  Funde:  Mobgan, 
catal.  des  monum.  et  inscriptions  de  VEgypte  antique  (I.  von  Assuan  bis  Eom-Ombo) ; 
Sammlungen:  Agram;  Lyon  s.  zu  8.  52;  Marseille  (Sammlung  Glot*6ey):  G. 
Mabpbbo,  catal.  du  musäe  6g.  de  M.,  M.  1894.  Turin:  Gbampollion,  lettres  rela- 
tives au  m.  r.  de  Turin;  Privatsamml. :  lies  Abbott;  Allem  an  t,  Dugas  (A.  Mobbt, 
mon.  ^^pt.  de  la  coU.  D.,  Paris  1894),  Farmant,  Grant,  Loftie  (L.,  the  table 
of  Abood),  Passalacmia  (nach  Berlin;  vgl.  Osservatore  Triestino  1826. 1827),  Poignon, 
Todros,  Weiss,  Wiedemann  (Bonn),  Willbonr;  im  allg.  vgl.  Bbüosoh,  mein 
Leben  und  mein  Wandern,  Berlin  ^1894  S.  155  ff.;  Ausstellung  in  Alexandien  1894. 

S.  80,  §  44  fehlt  Daphnai  (südwestlich  von  Pelusium),  von  Psammetich  I.  erbaut,  schon 
565  durch  Amasis  zerstört,  also  chronologisch  wichtig;  interessante  Vasenfunde:  s. 
Tanis,  II.  London  1888;  Alexandrien:  Lumbboso,  ricerche  alessandrine ,  Turiner 
Akad.  1871,  aneddoti  di  archeologia  aless.,  das.  1873,  ricerche  alessandrine,  Mem. 
d.  r.  acc.  d.  Lincei  III  3  (1879),  wo  die  italienische  Litteratur  herangezogen  ist. 
Lokalmuseum:  G.  Born,  il  museo  di  A.  e  gli  scavi  nell  a.  1892,  AI.  1893. 

—  —  §  44:  Kamak,  Luksor,  Medtnet-Habu  und  die  Memnonskolosse  gehören  natürlich  in 
§  45  zu  Theben.  Zu  Memphis  füge:  Nekropole  von  Abusir,  Plan  Ra.  III,  24,  19 
(vgL  das.  S.  18  ff.  m.  T.  1.  2);  Benihassan:  Arch.  survey  of  Egypt  (Pebct  E. 
Nbwbebbt,)  Beni-Hassan,  London  1893—94,  2  Bde.  79  T.;  Pyramiden:  G.  P.  Smtth, 
new  measures  of  the  great  Pyramid,  London  1884.  —  Herakleopolis:  E.  Navillb, 
Ahnas  el  Medineh  (Heracleopolis  Magna),  London  1894,  m.  17  T.  (Memoir  of  the 
Egypt  ezpL  fund  Nr.  11). 

S.  81,  S  45:  Abydos,  lies:  Paris  1869-80,  3  Bde.  f.;  Theben,  Luxer:  A.  Gatet,  le  temple 
de  Louxor,  1.  fasc.  Gonstructions  d'Amänophis  III.,  Gairo  1894,  m.  75  T. 

EomOmbo,  bei  Philai:  Der  Tempel,   welchen   der  Nil  fortschwemmt  und  unter- 
gräbt, wurde  1893  von  der  französischen  Mission  untersucht. 

S.  82,  §  47:  Feblini,  cenni  sugli  scavi  operati  nella  Nubia. 

§  48:  Lbpsius,  Denkmäler  1,  132—38.  5,  1  ff.;  Meroö:  Ansicht  bei  E.  Mbteb,  Ge- 
schichte des  alten  Ägyptens,  T.  zu  S.  858;  über  Abessinien  B.  dela  soc.  de  g^ogr. 
s.  11I|»  25.ff.  (1844). 

§  49:  Tyros:  van  Oostebzbb,  Konservative  Monatsschrift  49,  1167  ff. 

§  50,  Lakisch:  Flindbbs  Pbtbie,  Tell-ell-Hesy  (Lachich),  London  1891,  m.  10  T.;  F. 

J.  Buss,  a  mound  of  cities  or  Tell-el-Hesy  excav.,  London  1894,  m.  Abb. 

S.  83,  §  51  Z.  3  lies  Lyon  1883;  für  Palästina  und  Syrien  ist  BIdekeb's  Reisehandbuch 
(3.  Aufl.  1891)  nicht  zu  übersehen.  S.  auch  Thoksok,  bibliotheca  sacra  V  (1848) 
und  das  von  Luncz  in  Jerusalem  und  Frankfurt  herausgeg.  .Jerusalem.  Jahrb.'' 
(1889  ff.). 

S.  83  f.,  §  52  b:  P.  Jullien,  Missions  Gatholiques  1894,  separat  ital.,  Mailand  1894;  c)  Pal- 
myra:  Bebnoville,  dix  jours  en  Palmyrdne,  Paris  1868,  m.  Phot.;  AA.  1893,  112  ff. 

S.  84,  §  54  Z.  7  lies  Ns^btn.  Der  alte  Mittelpunkt  des  Landes  war  Harr  an.  S.  auch  Ghesney, 
survey  of  the  £uphrat;  Ainswobth,  Tr.  s.  b.  a.  1891. 

§  55:  Babvlonisch-assyrische  Altertümer  beobachteten  auch  schon  J.  B.  Tavemier 

(1643)  und  Niebuhr  (Reisen  Bd.  II).  Die  Litteratur  ist  im  Anhang  von  Eaülen's 
Leitfaden  verzeichnet.    Von  de  Sabzeo  erschien  Fasc.  3. 

S.  86,  §  58 :  Arch.  survey  circle,  Northwestern  provinces  a.  Oudh  (Annual  progress  report); 
angekündigt  Photographs  of  the  ancient  monuments,  temples  and  sculptures  of  India, 
London  (450  T.).  Berliner  Sammlung :  Gbünwedbl,  Führer  durch  die  indische  Samm- 


910  ffaohtr&ge. 

long  des  k.  Mnsenins  für  Völkerkunde,  Berlin  1888,  m.  Abb.  Ober  die  Steinzeit: 
Rivbtt-Cabnac,  Ra.  III  1,  129  ff. 

S.  88:  In  der  Oxusgegend  sind  die  Ruinen  von  Afrosiab  bei  Samarkond  am  besten  be- 
kannt; Sammlung  L.  Borscbtschewski.    Vgl.  Moskauer  archäol.  Gesellsch.  1894. 

S.  89 :  Bibliographie  von  Kleinasien  bei  NAUHAinr,  vom  goldenen  Hom  zu  den  Quellen  des 
Euphrat,  München  1893;  Bekndorf,  vorläufiger  Bericht  fiber  2  Osten*.  Ezped.,  Arch.-ep. 
Mitt.  6,  151  ff.  T.  4—8. 

S.  91,  §  66,  4  Isaurien  interessiert  durch  seine  alt^hristlichen  Denkm&ler:  A.  Hbadlam, 
ecclesiastical  sites  in  Isauria.  Supplem.  paper  Nr.  1  of  the  hell,  soc,  London  1892, 
f.  m.  2  T. ;  über  die  christlichen  Nekropolen  (z.  B.  Selefkeh)  Ducheskb,  Beb.  4, 
194  ff. 

§  69,  Tenthrania:  Conzb,  Ath.  Mitt.  12,  149  ff. 

S.  92,  §  70:  Sammlung  Calvert  in  Tschanak-Ealessi;  Hanai-Tep^:  Vibchow,  Abhandl.  d. 
preusB.  Akad.  1882,  54  ff.;  Ilion-Hissarlyk  (so  schreibe  ich  nach  der  türkischen  Ag- 
glutination) :  Nobmakd,  L'ami  des  mon.  1893,  265  ff.;  Dörpfeld,  Troja  1893,  Lpg.  1894 
m.  Abb.;  Ophrym'on :  Vibchow  a.  0.  S.  5  ff. 

S.  93,  §  73,  Alinda:  Fabbicius  bei  Bohn  u.  Schuchhardt,  Altert,  v.  Aegae  S.  27  ff.  m.  Abb.; 
Tralles:  über  Ausgrabungen  Ath.  Mitt.  18,  395  ff.  T.  12.  13. 

S.  93  f.,  §  74:  Obersichtskarte  Raybt,  Milet  T.  1.  2.  Magnesia:  lies  Raoul-Rochrttb;  An- 
sicht Raybt  a.  0.  T.  5;  Posideion:  Ansicht  Ratbt  T.  22. 

S.  95,  §  75  streiche  Eaunos. 

S.  97,  §  79  Rhodos:  £d.  Biuotti  et  Gottbet,  File  de  Rhodos,  Rhodos  et  Compiegne  1881; 
Eamiros:  Siana  soll  das  alte  Mnasyrion  sein. 

S.  98,  §  80  Samothrake;  Die  Ausgrabung  warf  zuerst  auf  die  heUenistische  Periode  hel- 
leres Licht. 

§  81:  GuBTis,  restes  de  la  Reine  des  villes,  II.    Eonstantinopel  1893. 

S.  98,  §  82.  EnrcH  berichtete  über  seine  Erforschung  Ghalkidikes  auf  der  skandinavischen 
Philologen  Versammlung  von  1892. 

S.  99,  §  83  Gampus  zu  streichen. 

S.  100:  Hebbbdet,  die  Reisen  des  Pausanias  in  Griechenland,  AbhandL  des  arch.-ep.  Sem.  X. 
Wien  1894,  m.  2  E.;  über  die  Quellen  der  Beschreibung  Olympias  ders.,  Eranos 
Vindobonensis  S.  34  ff.;  Scholien  fand  Spibo,  Hermes  29,  143  ff.,  vgL  dazu  Rbitzbx- 
STBiv  und  V.  WiLAMOWiTz  das.  S.  281  ff. 

S.  102,  Z.  16:  BXdekeb's  Handbuch  erschien  1893  in  3.  Aufl. 

§  86:  (Rhanoab^,)  Aux  amis  de  l'antiquit^  hommage  du  comit^  des  ant  d' Äthanes, 

Paris  1869. 

S.  103,  §  87:  Nix,  FwyvonovXog,  td  ^aimtxä,  Athen  1891. 

§  91  Abai,  englische  Ausgrabungen,  im  Jhst.  XIV  zu  veröffentlichen. 

S.  104  §  92:  Pläne  von  Plataiai  und  Leuktra  Gundt,  r.  geogr.  soc.,  supplem.  papers  V. 

§  93:  von  den  Earten  von  Attika  erschien  das  7.  Heft  des  Atlas. 

S.  105,  Bauwerke:  Pbnbosb,  principles  erschien  1888  in  2.  Aufl.;  Akropolis:  Vasenfragmente 
RiCHABDS,  Jhst.  13  T.  12.  14,  186  ff.  T.  2—4;  Bronzen  Jhst.  13,  232  ff.;  Terra- 
kotten: WiNTBB,  AA.  1893,  140  ff.;  Niketempelchen:  Mon.de  Tinst.  arch.  seet.  fran9. 
1837  T.  7;  Bonner  Stadien  R.  Eekul^  gewidmet  T.  5.  6.;  Geschichte  der  Akropolis: 
W.  MiLLBB,  Am.  J.  1893,  473. 

S.  106,  Theseion :  Ant.  of  Ath.  suppl.  Eap.  8  T.  1 ;  Gebhabd,  AUg.  Litteratnrztg.  1839 
Nr.  159—61;  Dipylon:  über  die  neuesten  Entdeckungen  Bbücknbb  und  Pbbkicb, 
Ath.  Mitt.  1893,  73  ff.;  Z.  18  fiel  der  richtige  Name  Olympieion  ans;  s.  auch 
JlQaxjiXtt  Ttjg  aQX-  ^'-  1886,  13  ff.  T.  1 ;  russisches  Werk  von  rawlutski.  Eiew  1893; 
Aixone  (Trachones):  Rhüsopulos,  B.  1864,  128  ff.;  Conzb,  A.  1864,  183  ff. 

S.  108,  §  96d  Argos:  Plan  Exp.  de  Morde  11  57,  Ansicht  das.  56;  Heraion:  über  die 
amerikanischen  Ausgrabungen  von  1893  Waldstein,  Am.  J.  9,  63  ff.  199  ff.  T.  9 
bis  12  (T.  12  Plan);  andere  zu  Eutzopodhi  das.  8.  410  ff. 

S.  109,  §  97  Sparta:  Cbosbt,  Am.  J.  8,  335  ff. 

S.  110  Pherai:  Die  Ruinen  von  Janitsa  bespricht  auch  Pbbkioe,  AA.  1893,  139. 

§  99:  Die  olympischen  Bronzefunde  wurden  jetzt  nach  Athen  verbracht. 

Megalopolis:   Lobikg,   Richabds   a.   Woodhousb,   the   excavations   at   M.,   Lon- 
don 1892. 

S.  111,  Aigina:  Athenatempel  Ant.  of  Jonia  H  T.  3—8;  Exp.  de  Moröe  HI  T.  46-70; 
Tempel  am  Hafen:  lies  Jonian  ant.  II  T.  1;  Cockbbbll  T.  17. 

S.  112,  Ealaureia:  schwedische  Ausgrabungen  1894;  Ealymnos:  S.  97. 

S.  115,  §  104:  Reich  an  Stadtgeschichten  ist  die  bibliotheca  Platneriana  des  deutschen  In- 
stituts in  Rom  (Eatalog,  Rom  1886);  Ach.  Gennabellt,  la  moneta  ed  i  monuro.  pri- 
mitivi  deUltalia  ant.,  Mem.   dell'acad.  pontificia  Rom,  1843,  m.  T.;   B.  Gastaldi, 


Nmohtrftge.  911 

iconografia  di  alcani  oggeiti  di  remota  antichitk  rinvennta  in  Italia,  Torino  1869, 
m.  10  T. 

8.  115  §  105:  B.  Oliyiibi,  vedute  degli  avanzi  dei  mon.  ant.  delle  Due  Sicilie,  Rom  1794, 
f.  m.  60  T. 

8.  116,  Leontinoi:  üssiko,  Kunstblatt  1846  Nr.  9;  Messana  (Measina):  G.  Tbopba,  Atti 
d.  r.  acc.  Peloritana  IX.  (Nekropole). 

8.  117,  Z.  3  ist  hinter  Lupus  einznfQgen:  ,  8trassb.  1887;  ders.,  —  Z.  5  lies  aUa  topogr.; 
§  106:  A.  Anoblucci,  ricercbe  preistor.  e  stör.  nell'Italia  meridionale;  §  107:  Giov. 
AxBLUNo,  Tetä  del  bronzo  nelle  Galabrie,  Napoli  1890. 

S.  118,  Poseidonia:  F.  Nicolas,  illustr.  di  dae  vasi  fittili  ed  altri  mon.  recentemente  troy. 
in  Feste,  Rom  1809,  f.  m.  3  T. 

8.  119,  Ravo:  Sammlang  Gapnti  8.  188;  Tarent:  A.  Yalbntb,  molle  Tarentom.;  über  das 
Mnsenm  B.  palete.  20,  20  ff.;  Eampanien:  Sahchbz  2  Bde. 

8.  120,  Wandgemftlde:  Raoul-Roohette,  peintores  ani  in^dites,  Paris  1836;  Villa  der 
Pisonen:  gegen  den  Namen  Mommsek,  AZ.  1880,  82  ff.  Plan  von  Weber  bei  Petba. 

8.  121,  Pompeji:  Niccoliki  bis  1892  115  Lief. 

8.  122,  §  112:  F.  Mabtelli,  le  antichitä  dei  8icoli  primi  e  vetostiss.  abitatori  del  Lazio  e 
della  proY.  dell'Aquila,  Aquila  1830;  G.  Niccolucci,  Rendiconto  d.  r.  accad.  delle 
scienze  fisicbe  matem.  di  Napoli  1868  Angust;  M.  8.  de  Rossi,  rapporti  sugli  stndi 
e  solle  scoperte  paleoetnol.  neiritalia  media  (III.  Rom  1871)  nnd  le  scoperte  e  gli 
stndi  paleoetn.  nein,  c,  Rom  1872,  m.  2  T.;  kyklopische  Mauern:  Bukbubt,  Glassical 
Mus.  1845  II  147  ff.;  Alatrium:  Rom.  Mitt.  4,  144  f.  T.  5.  6.  6,  349  ff.;  Algidus:  Mu- 
seum and  art  galleiy  Nottingham  Castle.  lUustrated  catal.  of  class.  ant.  firom  the 
Site  of  the  temple  of  Diana  Nemi,  Nott.  1893,  m.  20  T. 

8.  123,  Antium:  G.  B.  Rasi,  sul  porto  e  territorio  di  Anzio,  Pesaro  1833—33,  2  Bde.  m. 
7  E.;  1894  wurde  der  Palast  des  Theodorich  ausgegraben,  welcher  zuerst  für  den 
Tempel  des  Jupiter  Anxur  galt;   es  scheint  aber   ein   Venustempel  (A.  1894,  144). 

Gera;  G.  B.  Pistilli,  cenni  storici  suU'ant.  citta  di  Gori,  Velletri  1894. 

8.  125,  Z.  1  ist  Evelyn  zu  streichen;  San  GaUo:  fttge  hinzu  „und  seine  Verwandten' ;  vgl. 
auch  Gbtvüllbb,  M^m.  de  la  soc.  des  ant.  XLV.;  Top h am,  in  der  Fellows  library 
in  Eton  College:  Athenäeum  Nr.  3482  8.  104;  Bilderwerke,  Aldboandi:  Eine  neue 
Bearbeitung  haben  Schreiber  und  Hülsen  unternommen. 

8.  126:  Wtbbakd  de  Geest,  Kabinet  der  Statuen,  Amsterdam  1702. 

8.  127  in  der  Mitte,  lies  Raoul-Roohette;  §  114,  Via  Appia:  Das  Werk  von  Pbatilli  er- 
schien in  Neapel  1745,  f.  m.  3  T. 

8.  128,  Tibur:  P.  Mabquez,  illustr.  della  viUa  di  Mecenate  in  Tivoli,  Rom  1812;  Villa 
Hadrians:  Wikkefeld,  AA.  9,  73  f.;  §  115;  Ostia:  G.  B.  Rast,  sul  porto  romano  di 
Ostia  e  di  Fiumicino,  Rom  1826,  m.  K.;  Sabinum:  G.  Maboooo,  ragionam.  archeol. 
sulla  Sabina,  Rom  1830;  Nioo.  Pebsiohbtti,  viaggio  archeoL  sulla  via  Salaria  nel 
circondario  di  Cittaducale,  Rom  1898  8.  150  ff.;  Marruciner:  L.  Camabba,  Rom  1651 
m.  Münzb. 

8.  128,  §  116,  Picennm:  Sammlung  primitiver  Töpferware  im  Mus^e  Fol;  Asculnm:  Samm- 
lung bei  der  Bibliothek  von  Ascoli. 

8.  129  Cnpra  maritima  (jetzt  Terra  del  Massaccio):  Das  Werk  von  Coluoci  erschien  Ma- 
cerata  1779;  G.  Fb.  Lanoblotti,  disseri  epist.  in  comprova  delle  ant.  di  C.  M.,  Mo- 
naco (1753)  m.  Abb.  C.  montana:  Von  Sabti  erschien  1748  in  Pesaro  die  2.  Auf- 
lage und  1752  eine  .lettera  in  difesa*.  G.  Colucci,  sulle  ant.  cittä  piceneFalera 
e  Tignio,  Fenno  1777—78;  L.  Lakzi,  della  condiz.  e  del  sito  di  Pausula  cittä  ant. 
del  Piceno,  Fir.  1792. 

§  117:  Über  die  Fundorte  und  Sammlungen  findet  man  weiteres  bei  Pauli,  corpus 

inscriptionum  etruscarum  (I.  Lpg.  1893,  Nordetrurien). 
S.  131 :  Das  römische  Florenz  wird  neuestens  mit  Erfolg  aufgedeckt  (z.  B.  grosse  Thermen). 

G.  Amati,  mon.  gentil.  e  crisi  scop.  a  Lorio(?)  nella  Aurelia  I.  1824;  Luna:  Ober 

den   rUpostiglio  von   Carrara  A.  1863,  64  ff.;  Tarquinii:  Babnabei,  le  necrop.  anti- 

chissime  di  Cometo. 

S.  132  Vetulonia:  Htigelgräber  Ra.  III  23,  101  ff.;  gegen  Falchi  trat  auf  Dotto  de'Dauli,  V. 
non  fü  a  Colonna  di  Marenmia,  Rom  1891 ;  V.  e  i  nuovi  errori  del  cav.  Falchi,  1891 ; 
la  questione  di  V.,  1893;  Viterbo:  Die  Schrift  Mabiai^'s  erschien  Rom  1730;  Vola- 
terrae:  Cbibbici,  ipogei  di  Volterra,  B.  di  paletn.  ital.  II. 

§  118  Umbrien:  Belluoct,  avanzi  deU'epoca  preist  nellUmbria. 

S.  133,  Fulginii:  F.  Pobtaro,  diso,  sopra  Fant,  della  cittä  di  Foligno,  Perugia  1618; 
Iguvium:  Vitt.  Paoliabi,  etä  della  pietra  in  Gubbio,  Flor.  1885  m.  1  T.;  Guido 
BoNABELLi,  il  territorio  di  Gubbio,  not.  geolog.,  Rom  1891;  Tifernum  (Cittä  di  Ca- 
stello),  von  Totila  zerstört:  Maohbbiki-Gbaziani,  storia  di  C.  di  C.,  1890  m.  Abb.; 


912  Hachträge. 

Tu  der  (Todi)  mit  Tempel:  6.  Aobbtti,  testimonianze  e  confronti  sul  tempio  di 
Marte  in  Todi,  Perugia  1818. 

S.  133  §  119:  Zur  Umgebung  Bolognas  gehört  Villanova  (Landgut  des  Grafen  Gossadini, 
1853  untersucht),  welches  S.  135  an  falschem  Platze  steht 

S.  134,  Forum  Julii  (Forri):  Santabelli,  abitazioni  primitive  a  Villanova  nel  Forlivese, 
2  memorie;  Mutina:  Osserv.  sopra  un  sepolcreto  etr.  scop.  nella  collina  modenese, 
Mod.  1842.  C.  BoNi  e  Genbbali,  sulle  terremare  modenesi,  1870;  A.  Gbbspbllajtx, 
la  carta  topograf.  delle  terremare  moden.,  Vignola  1884;  Mentale:  P.  Bohizzi, 
relazione  e  conclusioni  sugli  scavi  fatti  nella  terramare  del  Mentale  1871,  Mod.  1872, 
m.  2  T.;  C.  Boni,  la  terramara  del  M.,  I.  Mod.  1882;  Parma:  Stbobbl  und  Pigobiki, 
le  terremare  e  le  palafitte  del  Parmese,  sec.  rel.,  Atti  d.  soc.  ital.  d.  scienze  natar., 
Milane  1864. 

—  — -  §  120:  Ober  die  Pfahlbauten  Mabinoiti,  Atti  d.  soc.  it.  di  scienze  nat.,  Mailand  1866 

m.  T.;  Stofpani  das.  1863  V  154  £f.;  Quaglia,  catal.  della  collezione  di  oggetti  arch. 
e  preistor.  possed.  da  Gius.  Qu.  (Die  Sammlung  befindet  sich  jetzt  im  römischen 
Museo  preistorico);  Bebriacum:  L.  LucHiin,  Bebriaco  illuatr.  dai  suoi  scavi  archeol^ 
Gasalmaggiore  1878;  Benacus:  Obti  di  Manaba,  di  alc.  antioh.  di  Garda,  Verona 
1836,  m.  T.;  Mantua:  G.  Przza  Rossa,  scavo  di  vasi  etr.  sul  Mincio  nel  Mantoyano, 
1847;  A.  PoBTioLi,  il  museo  civico  di  M.  negli  anni  1868,  1869,  1870,  M.  1871; 
A.  Pabazzi,  orig.  e  vicende  di  Viadana,  I.  V.  1893,  m.  3  T.;  Mediolanum:  BolL  d« 
consulta,  jetzt  Serie  111.;  Varese:  Quaolia,  laghi  e  torb.  del  circondario  di  V., 
m.  T. ;  Verona:  Maffbi's  Werk  wurde  1825 — 26  mit  ungedruckten  Noten  (5  Bde.) 
herausgegeben;  Mabtinati,  storia  delle  palafitte  veronesi;  Villanova,  s.  die  Bemer- 
kung zu  §  119. 

S.  135,  §  121  Aquileja:  Xenia  austriaca,  Wien  1893,  VIII.  Majobica,  Fundkarte  y.  Aquileja 
(Progr.  y.  Görz)  m.  E.;  Sammlung  Gregorutti  jetzt  im  Museum  yon  Aquileja.  Ateste : 
G.  DA  ScHio,  sulle  iscriz.  ed  altri  mon.  retoeuganei.  Päd.  1852;  Gobobnons,  antichita 
preistor.  anariane  della  regione  euganea,  Padua  1888;  G.  Ghibabdiki,  mem.  int.  alle 
ant.  scoperte  nel  fondo  Baratella  presse  Este,  Not.  d.  sc.  1888;  Liot,  sulla.  palafitta 
del  lago  di  Fimon;  über  die  Chronologie  der  Gräber  Hblbio,  B.  1882,  74  ff.;  Bei- 
luno: Leicht,  suU'  etä  del  bronzo  nel  Bellunese;  Padua:  Museo  civico. 

S.  136  Venedig:  T.  £.  Gkstabi.  origine  de  Venezia  e  dei  primitivi  abitanti  delle  lagune, 
Venedig  1894. 

S.  137:  Museum  auch  in  Sassari;  G.  Caba,  cenno  sopra  diverse  anni,  decorazioni  e  Sta- 
tuette militari  rinvenute  in  Sardegna,  Cagliari  1871,  m.  6  T.;  Gorsica:  A.  de  Mob- 
TiLLET,  monuments  mögalithiques  de  la  Corse;  tlber  die  Funde  von  Mutola  Sivo- 
NETTi  Malaspina  1894. 

§  124:  Frankreich  konnte  ich  wider  meinen  Wunsch  nicht  gerecht  werden  und  auch 

jetzt  diesen  Abschnitt  nicht  genügend  yerbessem,  weil  mir  die  Hilüsmittel  hiezu  fast 
alle  unerreichbar  sind.  Ich  darf  wohl  hoffen,  dass  der  eine  oder  der  andere  fran- 
zösische Leser  meinen  guten  Willen  durch  Berichtigungen  und  Nachträge  yergilt. 
—  Das  dictionnaire  blieb  unvollendet  (bis  1878  II  1  A— L). 

S.  138,  Z.  9:  RuELLB  behandelte  zuerst  ,1.  p^r.  publ.  jusqu'en  1870  incl.,  Paris  1880;  Z.  10: 
von  Lastetbib  etc.  erschien  II  H.  1 — 3  (ü  krault,  Pyr^näes-Orient.).  Von  den 
Bildwerken  nennen  wir  noch  Hennin,  les  monum.  de  l'hist.  de  IVance,  Paris 
1856  ff.  Bd.  I. 

-  —  §  125:   Skizzen  yon  Giul.  da  San  Gallo  (S.  125)   aus  den  Jahren  1492—97:  Mühtc 

et  Laübi^be,  M^m.  de  la  soc.  des  ant.  de  France  XLV;  über  christliche  AltertOmer 
in  den  Museen:  Ra.  III  1,  47  ff.;  J.  J.  L.  Babgbs,  rech,  'arch^l.  sur  les  colonies 
ph^nic.  ^tablies  sur  le  littoral  de  la  Geltoligurie,  Paris  1878,  m.  8  T.;  Castanier, 
histoire  de  la  Provence  dans  Tantiquitö  I.  la  Provence  pr^histor.  et  protohist.,  Paris 
1893,  m.  K.  u.  T.;  G.  N.  Allon,  descr.  des  mon.  des  diff.  äges  observ^  dans  le 
d^p.  de  la  Haute-Vienne,  Limoges  1821;  J.  Roman,  r^pert.  arch^oL  du  d^partem. 
des  Hautes- Alpes,  1888.  Die  Soc.  arch.  du  midi  in  Toulouse  veröffentlicht  ein  Album 
des  mon.  et  de  Tart  anc.  de  la  France;  Acad^mie  Delphinale;  Arles:  B.  arch^ol. 
d'A.,  her.  y.  der  Sociöt^  arch^ol.,  Aix  1889 — 91;  BivEiLLB  de  Beaxjbeoabd,  prome- 
nades  dans  la  ville  d* Arles,  Aix  1889. 

S.  139  Nemausus  (lies  Nlmes):  Z.  3  y.  u.  lies:  m.  14  T.,  7.  A.  y.  Pbbbot  1838;  Hifp. 
Bazin,  Nlmes  gallo-romain,  Paris  1892;  A.  Pblet,  les  mosalques  de  N.,  N.  1876; 
Nizza  mit  Museum;  Tauroentum  (Kolonie  der  Phokäer):  M.  Gibacb,  mt&m,  sur 
T.,  Pariser  Akad.  1854,  m.  4.  T.;  Vienna:  Hipp.  Bazin,  Vienne  et  Lyon  gallo-romains, 
Paris  1891. 

§  126,  Artois:    A.  Tbrninck,  TA.  souterrain.   Arras   1880,   2  Bde.;   Aube:    Soci^t^ 

ücadöm. ...  du  d^p.  de  TAube  (Mömoires). 


t 


Haohträge.  913 

S.  140  Boulogne-Bur-Mer:  Ober  das  Museum  s.  Notes  boulonnaises;  Bourges:  Ober  das 
mnsöe  lapidaire  M4ni.  de  la  soo.  des  antiq.  du  Gentre  IV.  (B.  1873),  1  ff.;  Bretagne: 
R.  KsBYiLEBy  Armorique  et  Bretagne,  Paris  1893  Bd.  I.  m.  1  T.;  vgl.  Finistöre; 
Cannes,  Museum;  Cdte-d*Or:  Commission  des  antiq.  du  dep.  de  la  G.-d'O.  (M^- 
moires);  Dinan,  Museum;  Entrains,  mit  Tempel  und  Gebäuderesten;  Baüdiau, 
bist.  d'£.,  Nevers  1879;  Epinal,  Museum;  Finist^re:  Soo.  archöol.  (Bulletin);  Paul 
Du  Ghastellieb,  mon.  pröbist.  et  primit  du  d^p.  F.,  1889;  Langres:  J.  F.  0.  Luqubt, 
antiquitös  de  L.,  L.  1838,  m.  1  T.;  Le  Maus:  £.  Hüobeb,  cat.  du  mus^e  arch.  du 
M..  Le  M.  1869. 

S.  141,  Normandie:  Gochbt,  s^pultures  gauloises  rom.  franques  et  norm.,  Paris  1857;  Or- 
leans: Soci^t^  (M^moires  11851);  P^riguenx  (£.  Esper andibü,  musöe  de  P.,  1893 
m.  11  T.)  und  Perpignan  mit  Museum;  Picardie:  Ztsoh.  Jia  Picardie;  Saintes: 
Ghavdbuc  DB  Gbazannss,  antiqu.  de  la  ville  de  S.  et  du  d^p.  de  la  Charente-Inf., 
1820  m.  7  T.;  Saint-L5  mit  Museum;  Saint-Quentin:  Th.  Eck,  St.-Quentin  dans 
Fant,  et  au  moyen-ftge,  Paris  1894;  Savoyen:  Gosta  de  Bbaurboabd  et  A.  Perrin, 
catal.  de  Fexpos.  arch^ol.  du  döp.  de  la  Savoie,  m.  Abb.;  Sens:  Soci^t^  arcb^ol.  und 
Museum;  Tarn-et-Oaronne:  Soci^t^  arcböol.  (Bull.  arcb.  et  bist.);  Venddme:  statt 
V.  lies  Vendömois;  d^p.  Vosges:  Soci^t^  d'^mulation  des  V.  (Annales);  J.  B.  Jollois, 
m^m.  sur  ouelques  ant.  remarquables  du  döp.  de  Y.,  Paris  1843,  m.  40  T. 

S.  142  b)  Alesia:  Fr.  Lenorxaitt,  mäm.  sur  TA.  des  commentaires  de  G^sar;  Cadurcum 
(Gabors):  P.  de  Fontenillbs,  fouilles  k  la  caseme  d'infanterie  de  Gabors,  G.  1876, 
m.  4  färb.  T.;  Garacotinum  (Harfleur):  Fallub,  M4m.  de  la  soc.  d.  antiq.  de  Nor- 
mandie 1840;  Naef,  L*ami  des  mon.  8,  147  ff.  m.  2  T.;  Lugdunum:  Spon,  neu  ge- 
druckt 1858;  s.  auch  oben  unter  Vienna;  Sequani:  Dunod,  bist,  des  Sequanois, 
Dijon  1725. 

8  127  Museum  in  Lütticb:  Gatal.  descriptif  du  mus^e  prov.  de  Liäge,  L.  1864,  2  Tle.; 

Gerde  bist,    et  arcb.  de  Gand;  Maastncbt   gebort  in  §  128:  Lbbmans,  romeinsche 
ottdbeden  te  Maastriebt,  Leiden  1843,  m.  6  T. 

S.  143,  §  128:  Landesmuseum  in  Leiden;  Museen  in  Nijmegen,  Groningen,  Drente,  Fries- 
land, Overijssel,  Amheim,  ütrecbt,  Alkmaar,  Amersfoort,  Amsterdam,  Gouda,  Haarlem, 
Maastriebt,  's  Gravenbage ;  Privats.  Nairac  in  Bameveld ;  über  die  Vereine  Blök,  West- 
dentscbe  Ztech.  7,  1  ff.;  P.  Sobiyerii  antiquitatum  Batavicarum  tabularium,  o.  0.  1609 
m.  Abb.;  G.  Lbexans,  romeinscbe  oudbeden  te  Rossem  in  den  Zalt-Bommelerwaard, 
Leiden  1842,  m.  18  T. 

g  130:  J.  Staub,  Pfahlbauten  in  d.  scbweizeriscben  Seen,  Zfiricb  1866,  m.  T. ;  Victor 

Gross,  Station  de  Gorcelettes,  ^poque  du  bronze,  Neuveville  1882. 

S.  144,  §  131:  Gartailbao,  les  ftges  pr^bist.  de  TEspagne  et  de  Portugal,  1886;  de  la  Pbna, 
manual  de  arqneologia  prebist.,  Sevilla  1890;  in  Valencia  sociedad  arqueologica 
(Memoria  de  los  trabajos  llevados  a  Gabo,  1876);  Almerica:  lies  Almeria;  Gerdena: 
Fr.  Martorell  y  Pbka,  apuntos  arqueologicos  del  viaje  ä  G. 

S.  145  b)  Barcino :  Associacion  artistico-arqueologica  Barcelonesa  (Album  fotogr.  de  la  ex- 
posicion  de  träges  y  armas);  über  das  Mosaik  A.  de  Laborde,  descripcion  de  un 
pavimento  de  mosayco  descubierto  en  las  ruinas  de  Italica,  Paris  1806,  f.  m.  21 
kol.  T.;  in  der  Nabe  r^ekropole  von  Mataro  mit  eigentümlichem  Geschirr:  Ga.  7,  1  ff.; 
c)  Al.  Boutrue,  rapport .  .  .  sur  une  miss.  arch.  en  Portugal,  Paris  1893  (im  An- 
hang Bibliographie  Portugals);  Gh.  Lucas,  ötude  sur  les  mon.  portugais,  1881.  Die 
Sammlung  Lul^  fällt  durch  eigentümliche  Reliefs  auf. 

—  —  §  132,  Z.  4:  Das  Werk  von  Grose  erschien  London  1773;  James  Douglas,  nenia 
Brittanica,  London  1793,  m.  T.;  es  gibt  verschiedene  Bilderwerke  über  Englands 
Denkmäler,  z.  B.  J.  Garter,  specimens  of  anoient  sculpture  and  painting  now  re- 
maining  in  England,  neue  Ausg.    London  1838,  f.  m.  120  T. 

S.  146,  Ganterbury:  Museum  (John  Bbeat,  antiqu.  in  the  G.  M.,  G.  1875  m.  Abb.);  Roach 
Smith,  ant.  of  Richborougb,  Reculver  a.  Lymme,  London  1850,  m.  T.;  Th.  D.  Whit- 
AKER,  bist,  of  Richmondshire,  London  1800,  f.  2  Bde.;  Wiltshire  mit  den  Stein- 
denkraälem  von  Stonehenge:  The  W.  Magazine  (gegenwärtig  27.  Band);  Galedonia: 
Thomas  Penkakt,  tour  in  Scotland,  London  1776,  2  Bde.  m.  T.;  Soc.  of  antiqu. 
veröffentlicht  Proceedings;  Irland:  R.  bist.  a.  archeol.  association  of  Ireland  (Journal). 

S.  147  f.,  §  134:  Schweiohaeusbr  et  Golbbrt,  ant.  de  TAlsace,  1828,  m.  T.;  Max.  de  Rikg, 
tombes  celtiques  de  TAlsace,  nouv.  suite  de  m^m.,  Strassburg  1865,  m.  16  T.;  desgl. 
Strassbnrg  1870,  f.  m.  2  T.;  Samml.  Engel-Dolfus  in  Domach  (Photographien  in 
St.  Gennain);  Museum  von  Metz,  vgl.  Jahrb.  d.  Ges.  f.  lothr.  Gesch.  V. 
S.  148,  S  135:  G.  Litzbl,  Beschr.  d.  röm.  Todten-Töpffe,  welche  bei  Speyer  ausgegr.,  Trier 
1749,  m.  Kupf.;  Sammlungen  in  Frankentbai,  Kaiserslautern  und  Landau. 

8  136:  Von  Dobow,  Opferst,  erschien  1826  eine  2.  Aufl.  m.  40  T. 

Handbuch  der  klass.  AltertomawiMCiuclian«    VI,  5S 


914  Nachträge. 

8.   149   Bontobriga  (Boppard):   v.  Gohaubbn,   Boppard,   Rhein.   Jahrbb.  1871,  m.   4  T.; 
Dfisseldorf:  Sohneideb,  Lokalforsch,  über  d.  alten  Denkm.  des  Kreises  D.,  D.  1874. 

§  137:   Bei  Frankfurt  ist  ein  wichtiger  Fundort  Heddernheim  (Funde   im  bist. 

Museum  zu  Frankfurt):  ^Mitteil.  Aber  röm.  Funde  in  H.,  I.  her.  y.  Verein  f.  Gresch. 
u.  Altertumsk.  zu  Frankfurt,  Fr.  1894,  m.  4  T. 

S.  150  §  137:  Berichte  tiber  das  Museum  von  Wiesbaden  erscheinen  in  den  Annalen  des 
Vereins  f.  nass.  Altertumskunde. 

S.  152,  §  146:  Samml.  BleU,  Grosslichterfelde.  P.  A.  Paüu,  die  röm.  und  deutschen  Alter- 
tümer am  Rhein  1.  Rheinhessen,  Mainz  1820. 

S.  153,  §  151:  K.  Bissikobb,  Fundorte  römischer  Münzen  in  Baden,  Karlsruhe  1849;  H. 
ScHBEiBEB,  d.  Hünengräber  im  Breisgau,  Freib.  1826;  K.  Bissikobb,  Bilder  aas  der 
Urgeschichte  des  badischen  Landes,  Karlsr.  1891  (Neujahrsblätter  1.)  m.  Abb.;  Alter- 
tumsverein für  Baden  («Schriften*;  Generalbericht  über  Wirken  und  Gedeihen  seit 
Gründung  bis  Mai  1858);  Aurelia  Aquensis:  Rappbnegoeb,  A.  A.  als  rOmische 
Niederlassung,  1855;  A.  Batbb,  Römer- Werke  auf  dem  obem  Markte  zu  Baden. 
Garlsr.  1853,  f.  m.  3  T.;  Konstanz:  (Fickleb,)  Führer  durch  K.  u.  die  Altertumshalle 
im  Kauf  hause,  1864;  Eitekbenz,  röm.  Niederlassung  bei  Messkirch,  Konstanz  1836, 
m.  4  T.;  städtische  Kunst-  u.  Altertümersamml.  in  Heidelberg;  AltertümersammL  in 
Villingen. 

g  152  Württemberg:  Periodisch  Württemberg.   Vierteljahrshefte  f.  Landei^eschichte: 

Fundberichte  aus  Schwaben  her.  v.  württemb.  anthrop.  Verein,  1893  ff.;  Jagst- 
hausen:  Funde  im  dortigen  Schloss;  v.  Dübbich  u.  W.  Mekzbl,  die  Heidengräber 
am  Lupfen,  Stuttg.  1847. 

S.  153  f.,  §  153:  Über  die  neueren  Forschungen  Ohlenschlagbb,  Verb.  d.  Münchner  PhiL- 
Vers.  S.  22  ff.;  Niederbayem:  histor.  Sammlung  in  Straubing. 

S.  155,  §  155:  Bozen,  Lokalsamml.  im  k.  k.  Gymnasium:  P.  Oboleb,  archäol.  Notizen  aas 
Südtirol.  I.  Progr.  v.  Bozen  1866,  II.  1871;  Tridentum:  Gampi,  il  sepolcr.  diMeclo 
nella  Naunia,  m.  T.;  Über  den  prähistorischen  Bestand  des  Museums  B.  paletnol.  2. 
138  ff.  T.  6.  7. 

S.  156,  §  157  Vindobona:  Xenia  Austriaca,  Wien  1893  I.  Abt.  1.  W.  KuBrrscHEK,  V.  (Progr. 
des  8.  Gymn.). 

S.  157,  §  159:  Fundkarte  von  Pichler  im  Grazer  Johanneum;  F.  Kehneb,  über  die  röm.  Reichs- 
strasse von  Virunum  nach  Ovilaba,  Wiener  Akad.  1871. 

S.  157  f.,  §  161:  Litteratur  im  Katalog  von  Kumz;  F.  Babkabbi,  delle  anticbita  dei  castel- 
lieri  deiristria  e  del  Veneto,  Rendic.  de'  Lincei  V  3,  19  ff.;  Barcola:  Funde  in  Triest. 

S.  158:  J.  K.  Hba&e,  prävodce  Nächodem. 

S.  159  Z.  8  lies  (Pamatky  archaeologick^) ;  retr.  ;  Prag:  lies  St.  Berger;  Rusin:  Samml. 
Strassem. 

§  163  Z.  2  v.  u.  lies  Byöiskäla. 

S.  160,  §  165:  £.  Hekzlmakk,  d.  Grabungen  d.  Erzbisch,  v.  Kalocsa  L.  Haynald,  Lpg.  1873, 
m.  Abb.;  Aquincum:  über  die  Begräbnisplätze  Hamfel,  Budapest  R^gisögei  1891  3, 
47  ff.:  Eravisci:  Hampel,  az  eraviscus  n^p  es  ^ml^kei  (d.  Volk  d.  £.  u.  seine 
Denkm.),  Budapest  Rägis^gei  1892;  Pescaba  (Orsowa):  Schsiidl,  Sitzungsber.  d. 
Wiener  Akad.  5,  154  f. 

S.  161,  §  167:  Ljübic,  c^tal.  delle  ant.  delFeta  di  bronzo  nel  museo  naz.  di  Zagrabia,  m.  T. 

§  168:  Die  Ausgrabungen   schreiten   mit  Erfolg  vorwärts,  besonders  bei  Butmir; 

von  den  Mitteilungen  erschien  der  2.  Band ;  «Katalog  d.  bosnisch-hercegowinischen 
Landesmuseums ",  Sarajevo  1888;  Serbien:  Periodisch  Glassnik  serbskoga  utsenog 
druschtwa. 

S.  162,  §  171:  Antiquitäs  publ.  par  la  comm.  provisoire  d^archöol.,  Petersb.  1846,  f.  m.  11 
färb.  T.;  für  1882—1888  erschien  1893  ein  Gompte-rendu  m.  Atlas  v.  8  T.;  Sbornik 
imperatorskago  russkago  istoritscheskago  obschtschestwa  (Samml.  d.  k.  russ.  bist 
Ges.).  Peterburg,  bis  1893  87  Bde. 

S.  162  f.,  §  173:  Habtmaün,  d.  vaterländ.  Museum  zu  Dorpat,  m.  T.;  Gotthabd  v.  Hakskn, 
d.  esthländische  Provinzialmuseum,  m.  T. 

§  175:  Waxbl,  recueil  hat  66  T.;  Blabambbbg,  notice  sur  quelques  objets   d'anti- 

quit^  d^couv.  en  Tauride  dans  un  tumulus,  Paris  1822,  m.  1  T. 

S.  163  §  174:  Sammlung  Paul  (illustr.  Katalog  1894). 

S.  164,  §  176:  Provinzialmuseum  in  Tifiis;  daselbst  Ges.  f.  armenische  Archäologie;  Koban: 
Sammlung  in  St.  Germain. 

§  177:  J.  OuvABOFF,  les  Marions,  1875  (russisch)  m.   Atlas;   Aspelin,   de  la  civili- 

sation  prähist.  des  peuples  permiens,  Leide  1877;  J.  de  Baye,  rapport  sur  les  däcou- 
yertes  faites  par  M.  Savenkov  dans  la  Sib^rie  Orientale,  Paria  1894,  m.  4  T. 


Nachträge.  915 

8.  164  §  178:  Periodisch  Finska  fornminnesföreninges  Tidskrift. 

§  179:  FiKN  Magitusskn,  bidrag  til  nordisk  archaeologi. 

§  180:  SoPHUS  MüLLBB,  ordning  af  Danmarks  oldsager,  1.  steenalderen,  Kjöb.  1888,  2. 

bronzealderen,    1891;    Ober    den   Thorsbjerg  Fund   Resumö   Ra.  n.  s.    9,   424  ff.; 

Sbhbstedt,  fortidsminder  og  oldsager  fra  Egne  om  Bornholra,  Kjöb.  1878;  Worsaab, 

Sleswigs  oldtidsminder. 
S.  165,  §  181 :   über  das  Museum   von   Bergen  Lobakoe,  samlingen  af  nordisk  oldsager  i 

Borgens  mnseum,  1875. 

—  —  §  182:  H.  HiLDBBBAKD,   de  förbistoriska  folken;   Nationalmusenm :   Montbliüs,  the 

nat.  bist,  musenm,  1887;   Bbob  Emil  Hi;j>bbband  og  Haks  Hildbbband,  tegningar 

ur  svenska  statens  historiska  Museum  (Atlas). 
S.  165,  §  183:  Boubguigbat,  Souvenirs  d'une  explor.   scientif.   dans  le  nord  de  TAfrique, 

Paris  1868—70  (darin  über  die  megalitbiscben  Ruinen  von  Roknia,  m.  9  T.);  St.  Gsbll, 

rech,  arch^ol.  en  Alg^rie,  1894. 
S.  166,  §  185:  Gsbll  et  H.  Obaillot,   ruines  rom.   au   nord  de  FAur^s,   M^l.   d'arch.  et 

d'bist.  13,  461  ff.;  Museum  in  Pbilippeville  (Katalog  von  Bebtband). 

—  —  §  186:  H.  Saladin,  descr.  des  ant.  de  la  r^gence  de  Tunis,  Rapport  sur  la  mission 

faite  en  1882—1883,  1886  m.  Abb.;  fasc.  2.  Paris  1893,  m.  10  T.;  Museum  Alaoui: 
Gauckler,  cat.  des  objots  entr.äs  au  mus^e  Alaoui  en  1892,  Tunis  1893;  Cartbago: 
A.  L.  Dblattrb,  fouilles  arcb.  dans  le  flaue  sud-ouest  de  la  colline  de  St.-Louis  en 
1892,  Paris  1894;  Ce.  Gbattx,  sur  les  fortifications  de  Garthage  ä  T^poque  de  la 
3.  guerre  punique,  1878;  Aber  die  Häfen  G.  Torb,  Ra.  III 24,  34  ff.;  Institut  de 
Garthage. 
S.  167,  §  187:  Gabüana,  diso,  of  a  tombcave  at  Ghain  Sielem,  Gozo  in  June  1884,  m.  T. 

—  —  §  188:  kurze  Übersicht  Illustr.  London  News  1861  Nov. 

S.  172,  Litt.:  M.  Rosa,  delle  porpore  e  delle  materie  vestiarie  presse  gli  antichi,  Modena 
1786,  m.  T.;  Aber  antike  Buntweberei  db  Ronchaud,  Ra.  n.  s.  23,  245  ff.;  Stoffproben 
auch  in  Frankfurt,  Mainz,  Wiesbaden  und  Wfirzburg;  Färberei,  Litt.:  über  die 
Purpurfischerei,  Zn.  Atifingog  UnoQixai  fueXhai  S.  26  ff;  '0^.  4*^81^6^1X0^,  'ExptjfA, 
g>iXofÄa9wy  1879,  132  ff. 

S.  175:  In  Ägypten  hat  sich  ein  Hokgefäss  von  Horemheb  erhalten  (Wibdehank,  Gesch. 
Ägyptens  S.  411  f.). 

S.  177,  6:  Beddemheim,  vgl  Gh.  L.  Thomas,  Mitteil,  über  röm.  Funde  in  H.,  her.  v.  Verein 
f.  Gesch.  u.  Alterturosk.  zu  Frankfurt  I.;  A.  10:  über  byzantinische  Töpfermarken 
Ra.  n.  s.  32,  82  ff.  m.  14  T. 

S.  179:   über  Glasur  Klügmabk,  A.  1871,  199  ff.  (in  Villanova  fand  sich  ein  innen  email 
liertes,  aussen  versilbertes  Gefäss,  s.  das.  S.  195  ff.);    J.  Dbagbbdorff,   de  vasculis 
Romanorum  rubris,  Diss.  v.  Bonn  1894,  m.  1  T. 

S.  183:  Die  „lokriscben  Vasen*  setzt  Gabdbbb,  Jhst.  14,  185  nach  Erefcria;  abgesehen  von 
den  dortigen  Funden  ist  vielleicht  die  bei  Plinius  (35,  38)  erwähnte  Erde  von  Eretria 
zu  citieren.  S.  auch  Stais,  'Ea,  1894,  65  ff.,  T.  2;  Gaix  de  Saint- Athoub,  M^m.  de 
la  soc.  des  antiq.  1892,  54  ff. 

S.  186, 1 :  DB  Witte,  A.  49,  294  ff.  50,  276  ff.  M.  X  48  i-n. 

S.  187,  14  lies:  die  neueren  Orient.  Thonw. 

S.  188:  1.  G.  G.  Haus,  dei  vasi  greci  comunemente  chiamati  etruschi,  Palermo  1823,  m. 
1  T.;  neuestes  Bilderwerk  J.  E.  Habrison  a.  D.  S.  Mac  Goll,  greek  vase  paintings, 
London  1894,  m.  43  T.;  s.  auch  Scelta  di  vasi  dip.  per  la  piü  parte  di  proven. 
etrusca  ora  ripubblicati  sulla  ediz.  di  Berlino  1.  Rom  1842,  m.  78  T.;  Vasensamml.: 
London:  A.  S.  Mürray,  designs  from  greek  vases  in  the  Brit.  Mus.,  London  1894, 
m.  15  T.  (Schalen);  in  Boston  (besonders  aus  Gittä  di  Pieve)  s.  zu  S.  69. 

S.  189,  §  198:  Das  Werk  von  Bartoli  und  Bellori  erschien  italienisch  Rom  1704,  m. 
116  T.;  Litt.:  R.  J.  Sele^neff,  proi^wodstwo  i  ukraschenie  glinänych  i9djelij  w 
nastojaschtschem  i  proschlom  (Herstellung  u.  Verzierung  der  Thonwaren  in  der 
Gegenwart  u.  in  der  Vergangenheit),  Petersb.  1894,  m.  Abb.;  J.  M.  Blashfibld,  a 
selection  of  vases,  statues,  busts  etc.  from  terracottas,  London  1857;  praktische 
Versuche  der  Nachbildung  im  Prussia-Museum  (Katalog  I  2  S.  1). 
S.  190,  4:  Gh.  Rau,  drilling  in  stone  without  the  use  of  metals,  1869;  praktische  Versuche 
im  westpreuss.  Provinzialmuseum  ausgestellt. 

S.  192,  t:  in  Salzburg  Mitt.  d.  k.  k.  Gentralkomm.  1893,  173;  in  der  Rheinprovinz  Kor- 
respondenzblatt d.  westdeutschen  Ztsch.  7*,  209  ff.;  A.  8:  Arzruki,  Ztsch.  f.  Ethnol.  XV. 

S.  194,  Litt.:  Albr.  Schraitf,  Handbuch  der  Edelsteinkunde,  Wien  1869;  Delle  pietre  pro- 
ziose,  Mil.  1879,  m.  Abb. 

S.  198  A.  9:  Opfert,  Tambre  jaune  chez  les  Assyriens,  vgl.  Altpreussische  Monatsschrift 
1880,  680  ff.;    Litt.:   Stoppani,   Tambra   nella   storia  e  nella   geologia,    Mil.    1886 j 

58* 


916  Nachträge. 

chemische   Untersachongen  von   Emim,   Schriften   der  naturfonch.  Ges.  zu  Danzig 

N..  F.  V.  VI.;  Bernsteinschmnck :  Sammlangen  von  Stantien  nnd  Becker. 
S.  199, 6  Z.  3:  1878  n.  1879  8.  XVIII  ff.  m.,  Abb. 
S.  200:  über  eine  Bronzeschmelze  in   der  Sirka  bei  Prag  und  ihre  Parallelen,  Mitt.  d.  k. 

k.  Centralkomm.  1893,  201  ff. 
S.  209  Litt. :  Sammlang  v.  Fr.  Freiherr  v.  Lipperheide  AA.  1894,  126  ff.  (zum  grossen  Teil 

ans  der  Samml.  Ancona;  Bilderwerk  m.  bO  T.  bevorstehend). 
S.  212:  Sam.  Kölbsbb,  aoraria  romano-dacica,  2.  Aosg.  v.  Seivert,  Poeon.  1780;  A.  10:  As- 

DAiLLOK,  Bch.  1893,  197. 
S.  213  Litt. :  Deloumb  ist  za  streichen;  er  handelt  von  den  argentarii^  die  mit  Silbergesdiirr 

nar  als  Pfand  za  thun  hatten. 
S.  217:  J.  Sbitz,  essai  snr  la  fönte  des  anciens  et  celle  des  chevaaz  de  Ohio,  Paria  1806. 
S.  220:  Aber  die  Marken  von  Metallarbeitern  Zahnohi,   la  fonderia  di  Bologna  8.  113  ffl 

T.  55;  ScHRBiBBR,  d.  alexandr.  Toreatik,  Abb.  d.  sächs.  Ges.  14,  380  ff. 
8.  222,  Litt:  Z.  1  lies  Rbiffbnstbin;  Fowlbb,  on  the  process  of  decay  in  glaas,  Arehaeo- 

logia  XLII  (1880). 
8.  223,  11 :  Glasöfen  in  Tamassos  s.  Ohnxfalsch,  Report  f.  Eanstw.  1886,  458,  17;  Litt.: 

BoBTEHPs,  gaide  da  verrier,  Paris  1868. 
S.  226,  Litt.  Z.  13:  von  Zahn  erschien  1870  die  3.  Aaflage  mit  100  T. 
8.  228  LiU.:  Krbll,  Kanstgewerbeblatt  1893,  193  ff. 
8.  236  Z.  4  fiber  die  pintaderas  Issbl,  La  natara  1884,  371  ff.  a.  B.  paletn.  16,  190;  A.  9: 

Schahsammlungen  befinden  sich  im  Saalbargmoseum  and  in  D&sseldorf. 
8.  237:   Die  Stephane  erscheint  häufig  als  ein  mit  Knöpfen  oder  Rosetten   besetztes  Band 

(A.  39,  95  f.  T.  D). 
8.  239:  Grosser  Brast-  und  Halsschmuck  abg.  bei  Waldstbin,  excavatlons  T.  8,  7.  17. 
S.  240,  12:  Aboelucci,  Atti  d.  r.  acc.  di  Torino  11,  876  ff.  m.  Abb.  (nach  ihm  apulischen 

Ursprungs).  —  Litt.:  Assyrische  Fibeln,  vgl.  Luschan,  Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Ges. 

1893,  387. 
8.  242:  Ringsammlung  in  Landesborough;  vgl.  (F.  C.  Cbokbb,)  Collection  of  rings  a.  per- 
sonal Ornaments,  1853,  m.  Abb. 
S.  243  Litt.:  J.  Myeb,  scarabs,  Lpg.  1894. 
8.  244,  Privatsamml.:   Badeigts  (8.  868),   de  Laborde  (Katalog  1869);   Montigny,   Coli,  de 

M.  de  M.  Pierres  grav^es,  Paris  1887;  Dnc  d'Orl^ans:  J.  G.  Jaoobi,  Versach  einiger 

der  vornehmsten  geschn.  Steine  mythoL  Inhalts   aus  dem  Kab.  des  Henogs  v.  Or- 
leans, Zürich  1796;  Praun:  de  Mubb,  descr.  du  cab.  de  M.  Paul  de  P.  ä  Nuremberg 

1797;  de  la  Turbie:  Katalog  von  Visconti,  opere  varie  III. 
S.  246  Litt. :  über  byzantinische  Phylakteria  Schlumbbbgeb,  R.  d.  ät.  gr.  5,  73  ff.;  Millbt. 

Bch.  1893,  638. 
8.  247,  g  226:  ?  J.  B.  Pacichblli,  de  tintinnabulo  Nolano,  Neapel  1693,  m.  Abb.;  §  227: 

Eine  Sammlung  der  griechischen  Spiegel  wird   vom    deutschen  Institut  vorbereitet. 

Die  Spiegelfiguren  verzeichnet  Pottibb  bei  Duniont  et  Chaplain,  c^ramiques  2,  249  ff. 

(dazu  AA.  6,  165). 
8.  248,  §  228:  P.  Lacombb,  arms  a.  armours  in  antiquity  a  the  middle-ages,  engl.  London 

1874,   m.   Abb.;  Angblucci,  l'arte  nelle   armi,   L'ltalia  militare  XXV.    (1886);   W. 

Rbichbl,  homerische  Waffen,    Abhandl.   des  arch.-ep.  Seminars  d.  Univ.  Wien  XI. 

(1894);  Turin:  Anoblucci,  catal.  deU'armeria  reale,  Turin  1890,  m.  Abb.;  kais.  SammL 

von  Tscharskoje  Selo,  jetzt  in  der  Ermitage :  G.  db  Kaemmerbr,  Farsenal  de  Tsarsko^ 

Sälo  ou  coli,  d'armes  de  l'Empereur  de  Russie,  Petersb.  1869,  m.  40  T.;  A.  6:  Ra. 

VIII  T.  165. 
8.  249 :  Über  die  Schwertformen  (mit  Massangaben)  F.  db  Villenoisy,  Ra.  III  24,  230  ff. 
S.  250  Litt.:   Über  den  Namen  Celt  Mucu,  Mitt.  d.  anthrop.  Ges.  in  Wien  24,  84  ff. 
8.  251:  über  Armschienen  FijrtwIwolkb,  Olympia  4,  161  ff. 
S.  252,  Litt:   0.  Donnbb  v.  Richtbr  in   , Mitteil,   fiber  röm.  Funde   in   Heddemheim*    I. 

Frankf.  1894;  Sammlung  Fr.  Freiherr  v.  Lipperheide,  bestehend  aus  Photographien 

und  Zeichnungen. 
8.  253  Litt. :  R.  Zschillb  und  R.  Forrbb,  d.  Pferdetrense  in  ihrer  Formentwicklung,  Berlin 

1893,   m.   20   T.;    Hufeisen:   Sohlibbbn,    Nassauische  Ann.  26,  163  ff.;  Bbaüngart, 

Landwirtsch.  Jahrbb.  22,  325  ff.  T.  4-9, 
8.  254,  Litt. :  Tbxtob  db  Ravisi,  öt.  sur  les  chars  de  guerre  ^gyptiens,  (SA.)  1880,  m.  2  T. 
S.  255,  7:  L.  M abohakt,  ampoules  de  pelerinage  trouv.  en  Bourgogne,  D^on  1873,  m.  1  T. 
S.  257,  5:  A.  Namüb,  de  lacryraatoriis,  Luxemb.  1855. 
8.  260,1«:  PuBOOLD,  A.  57,  167  ff.  T.  B. 
8.  268,  §  236:  über  die  geometrischen  Verhältnisse  0.  Schbffbrs,  Proportionen  in  der  bild. 

Kunst,  Stade  1892  (Ztsch.  d.  Vereins  der  Zeichenlehrer). 


S.  268,  10:  0.  C.  F.  LiscB,  tkber  die  ehernen  Wegenbecken  4er  Bronzezeit,  Schwerin  1860. 

ti.  269,  §  239;  Zuweilen  werden  Vorder-  nnd  Hinterheine  unterschieden  (Studhiczk*,  Eyrene 
S.  8  ff.  m.  Abb.). 

S.  270,  5:  Passkhi,  InoeniBe  IH  T,  39. 

S.  271,  Litt.:  Dber  die  Formen  der  ThronstOhle  FusTWÄiraLiB,  Meisterwerke  8.  706  ff.; 
sonst  E.  DmniCH,  de  cnthedris  femia&rum  Romanoniin,  Lpz.  1836. 

S.  272:  Die  &lt«Bte  SchlDeselform  ist  wohl  der  aus  Geweih  gemachte  8cbiebeschtüssel 
(Saalbargmuseum) ;  Brshnia-  ond  Chnbbscbitlssel  konnten  schon  die  Römer;  Schlflssel- 
sammlnng  im  SBalhargraiiaeun) ;  g  340:  Pottieh-Rbinacr,  1a  näcropole  de  Mjrina 
S.  246  ff.  (wo  andere  Litteratnr  angeführt  ist);  PuRTwiHDLBB,  Olympia  4,  206. 

S.  273.  Litt:  PsBNics,  ROm.  Mitt.  5,  40  ff.  u.  griechische  Gewichte,  Berlin  1894,  m.  1  T.; 
Ä.  2:  Inschrift  von  Tegea  Beb.  1893,  4  f.  .Gleicharmige  W.  in  L.'  gehört  zu  A.  4. 

A.  4:  Wage  in  ansererem  Sinn,  anf  HDnzen  abgebildet,  A.  XXXIT.  Q2;  A.  7:  inSpalato 
Hitt.  d.  k.  k.  Centralkomm.  1893,  164  ff. 

S.  275:  L.  Bolle,  das  KnOchelapiel  der  Alten,  Wism.  1886,  m.  2  T.;  Aber  Spieltafeln  Ihx, 
Bonner  Studien  S.  223  S.;  A.  B:  Milami,  Rendic.  d.  fux.  de'  Lincei  V  3,  268  ff.  m, 
T.;  Sabtori,  Studien  aas  dem  Gebiete  d.  griech.  PriT»taltertllRier  I.,  HDnchen  1893, 
m.  6  T.;  Cae.  BOhm,  da  cottabo,  Dias.  v.  Bonn  1893;  A.  6;  Sammlnng  im  Saal- 
burgmuseum. 

S.  277,  Litt.:  Die  Inschrift  von  Puteoli  (CIL,  X  1781;  Bruns,  fonfes  jnrisR. '332)  ist  be- 
handelt von  WitOAirp,  die  puteolanische  Baninscbrift,  Lpg.  1894  (Jahrhb.  Suppl.  XX.) 
m.  Abb.;  fiber  die  antike  Terminologie  Pboxib,  vocaholi  lat.  d'archilettnra  pOBter.  a 
Vitrnvio  ovrero  sconoscint«  a  lui,  Memorie  dell'accad.  di  Torino   1876. 

S.  278,  Litt:  H.  HObsch,  Über  griech.  Architektur,    2.  A.    Heidelb.  1824,  m.  5  T. 

S.  279,  Litt:  C.  Phohib,  gli  arehitetti  e  l'archittettura  presao  i  ßomaoi,  Tnriner  Aka- 
demie 1871. 

S.  282,  g  249  Z.   1  Bauhntte]  lies  LanbhQtte.     A.  5:  lies  .Agamedes*. 

S.  283:  Steinbau  ohne  HSrtel,  nur  mit  Erdspuren  weisen  verschiedene  Zwischenkastelle 
des  germanischen  Limes  auf;  die  Mauern  massen  entsprechend  dicker  sein  (Heiden- 
stock  2  Met«r,  Haisei  2,90—3,10). 

S.  287,  Litt:  Altes  Verzeichnis  der  Bausteine  bei  laidor  eng.  19,  10;  G.  Jebvis,  i  tesori 
sotterranei  dell'Italia  IV.  geologia  economic*,  Turin  1889,  ro.  Abb. 

8.  293:  CtKTOPBiLDS,  neu  aufgelegt  Oxford  1828.  1892;  A.  L.  Wirsino,  Marmora  et  ad- 
Snsa  aliquot  lapides  ^  Abbild,  d.  Marmorarten  und  einiger  verw.  Steine,  NQmberg 
1875  f.,  m.  13  färb.  T.;  W.  Aktcnt,  Marmor  vorlagen  in  Farben  nach  der  Natur,  1893, 
m.  18  T. 

S.  294:  In  den  Steinbrüchen  von  Turrah  ist  an  einer  Wand  ein  Monolith  mit  Cartouche 
PsainmetichB  II.  roh  vorgezeiobnet  (CaAHPOLUON-FieBic,  Egypte  p.  367). 

S,  295,  2.  Absatz:  Ochsenscblitten  sind  bei  Lbpsids,  Denkm.  3,  3a  n.  Rosbllini,  inon.  stör. 
I,  T.  15  abgebUdet. 

S.  296,  Litt,;  Maspebo,  monum.  ägyptiens  de  Hammamat;  M.  W.  Blackdbk  and  G.  W. 
Fbabeh,  coli,  of  hieratic  graffiti  from  the  alabaster  quarry  of  Hat-Nub  near  Tel  El 
Amama,  London  1894;  Veisetzmarkeu  vom  argivischen  Heraion  Am.  J.  1898,  219, 
von  Leontinoi:  Kunstblatt  1846  Nr.  9  8.  37,   Lokroi:  Rilm.  Mitt.  5,  201. 

8.  300,  Litt:  über  figürliche  Akroterien  FdbtwInolbr,  Meisterwerke  S.  250  ff. 

S.  304:  BroQzeverkleidung  von  Wänden  kommt  auch  in  der  ROmerstadt  Aventicum  vor: 
Mitt  d.  antiqu,  Ges.  in  Zürich  XVE  (1868)  T.  21. 

S.  304,  %  260:  Der  Akantbus  konnte  schon  hier  erw&bnt  werden,  da  er  sich  nicht  auf  die 
Kapitelle  beschrfinkt.  Als  Akroterion  kommt  er  am  Parthenon  vor,  sonst  weist  ihn 
das  Erechtheiou  zuerst  auf;  vgl.  FubiwIkoler,  Samml.  Sabouroff  I,  Skulptur,  Einltg. 
S.  8.  Das  Ornament  wird  jetzt  auf  linearem  Wege  erklärt;  vgL  A.  Adüel,  d.  Gesch. 
des  Akanthusblattes  in  d.  Kunst,  Die  Spirale  in  der  dekorat.  Kunst,  Progr.  v. 
Graz  1891.2. 

S.  305,  8:  Statt  .Denkm."  lies  Bildw. 

S.  307,  Proportionen;  P.  FaupS,  tb^orie  des  proportions  en  arcbitecture  par  l'aDal.  des  mon. 
La  Grfece  et  ses  coloniea,  Paris  1892,  f.  m.  25  T,:  K.  DtnioN,  4tudes  d'art  grec.  Sj^m- 
mätrie  et  harmonie.  Le  logeion  Paris  1894  ä.  1  ff.;  über  Grundlegung  eines  gleich- 
schenkeligen  Dreiecks  Dkhio,  Ztsch.  f.  d.  bild.  K.  1894,  273  ff. 

S.  308,  §  262:  K.  MSllingbr,  Formenlehre  der  Baukunst  des  alten  Griechenlands,  H.  I. 
Kassel   1665.   1869,  mit  12  T. 

S.  309  Karyatiden:  Prblleb,  A.  1843,  396  ff.;    Dber  den  Namen  Woltsbs,  AA.  1893,  196. 

S.  314:  Die  in  Delphi  aufgefundene  Sphinx  der  Naxier  steht  auf  einer  jonisohen  SSnIe, 
woran  Volut«n  und  Kjma  nicht  verschmolzen  sind. 


r 


918  Nachträge. 

S.  817,   Litt.:   J.   L.   üsbiitg,   den   graeske  soilebygnings  ndvikling,    Festschr.     d.    Univ. 

Kopenh.  1894,  m.  2  T.  (franzita.  Bull,  de  TAcad.  de  Danemark  1894). 
S.  323,  8  267:  Wegen  der  wichtigen  neuen  Entdeckungen  haben  wir  die  ältere  Latteratnr 

(z.  ß.  L.  HiBT,  oBservaz.  iator.  architetton.   sopra  il  Panteon,   Rom  1791,    m.    3  T.) 

fibergangen. 
8.  328:  Modelle  der  verschiedenen  Bedachnngsarten  befinden  sich  im  Saalbnrgmuaeain. 
8.  333,  Litt.:  Donaldson,  trait^   des  portes   monam.  de  la  Gr^ce  et  de  Fltalie,    1833.    — 

§  273  Litt.:  6.  Ratet,  les  cadrans  solaires  coniques,  1875;  S.  SpnzBB,  die  Uhr.    Beitr. 

zur  Culturgesch.  d.  Alten,  Essek  1885. 
S.  336,  §  276  Opus  spicatum  heisst  auf  Deutsch  Fischgrätenwerk. 
8.  337,  8:  Unter  den  Transvolatüia  sind   wohl  zunäcbst  metallene  Tauben   zu  v^erBtehea 

(Konzil  von  Eonstantinopel  act.  Y ;  nach  Anastasius  von  Konstantin  der  PeterBkirche 

geschenkt). 

8.  339,  5:  Ober  die  ,  Erdställe'  in  Niederösterreich  Lambert  Kabbnbb,  Wiener  Altertums- 
verein  1886,  Blätter  des  Vereins  f.  Landesk.  v.  Niederösterreich  1889,  Ausgrabaiigen 
in  Mautem  1890  bis  1891,  Mitteil.  d.  k.  k.  Centralkomm.  1892;  .HeidenlOcher*  bei 
Goldbach  am  Bodensee:  Kunstdenkmale  des  Groesherz.  Badens  1,496;  A.  8:  Runde 
und  viereckige  StrohhQtten  sind  in  Thonreliefs  des  Museo  Kircheriano  abgebildet 
(Phot.  d.  röm.  Inst.);  A.  9:  Grundriss  und  Rekonstruktion  der  runden  Häuser  findet 
man  bei  Zaukovi,  arcaiche  abitazioni  di  Bologna  T.  4.  5 ;  fondi  di  capanne  in  Valle 
della  Vibrata  (Teramo). 

8.  340  A.  9:  R.  de  Marchi,  ricerche  alle  insulae  di  Roma,  Mailand  1891. 

8.  341, 4:  J.  Bebgeb,  moderne  u.  antike  Heizungs-  und  Ventilationsmethoden,  Berlin  1870, 
m.  9  Abb. 

8.  343,  Litt.,  Ägypten:  Hauspläne  bei  Prissb  d'Avbnnbs,  bist.  livr.  5;  vgl.  Cbampolxiok, 
notes  2,  319  ff.;  Bbüosch,  Geschichte  Ägvptens  8.  425  f.;  Griechenland,  aber  die 
Andeutungen  des  Herondas  Groiset,  Ami  des  mon.  1892  Nr.  29  8.  18  ff.;  Rom,  über 
die   antiken  Grundrisse   (Jobdav,  forma   T.  34)  Hülsen,   ROm.  Mitt  5,  46  ff.  T.  3. 

8.  344:  Ober  die  verschiedenen  Arten  der  Brunnen-  und  Backofengräber  B.  paletn.  17,  138; 
Tombe  a  pozzo  Hblbio,  A.  1884,  111  f.  1885,  6  ff.  Die  puits  fun^raires  erklärt  jetzt 
Li^RE  für  Senkgruben  (Ra.  UI  24,  399  ff.).  —  A.  7:  bei  Pisa  1894  gefunden. 

8.  347 :  Ober  die  christlichen  Katakomben  von  8.  Giovanni  bei  8yrakus  CARim,  le  catac. 
di  8.  Giovanni  in  8iracusa,  Rom  1890.  —  A.  7 :  Grab  des  Räubers  Ballista:  Vergil. 
Anthol.  160  B. 

8.  349  f. :  In  den  alten  P3rramiden  befindet  sich  das  Grab  nach  Maspero  unter  dem  Boden. 

8.  350,  e :  Künstliche  Grabhöhlen  kommen  auch  auf  Sizilien  und  Sardinien  {pertusos,  domu^ 
de  'Jana  =  Feenhaus)  vor,  z.  B.  Not.  d.  scavi  1891,  324. 

8.  352  A.  4:  Orvieto  Not.  d.  scavi  1887  T.  9.  Den  runden  Hütten  mügen  die  runden 
Gräber  entsprechen  (Zaknoni,  abitazioni  arcaiche  T.  23,  2.  11). 

8.  353  Z.  6  V.  u.  lies  7). 

8.  355:  G.  A.  Ricct,  osservaz.  archeol.  sopra  un  ant.  mausoleo  consolare  incavato  nel  Monte 
Albano  presse  il  convento  di  Palazzolo,  Rom  1828,  m.  5  T.;  Grab  der  Christin  in 
Afrika:  Berbbugobb,  R.  africaine  1867. 

S.  357:  Steinhaufen  errichtete  man  für  Hermes  Enodios  und  den  babylonischen  «Hermes' 
(Philol.  52,  568  f.) 

8.  358,  s:  F.  Gumont,  notes  snr  un  temple  mithriaque  d*Ostie,  Gand  1891,  m.  2  T. 

8.  359,  s:  Rundtempel  des  Herkules  auf  dem  Forum  boarium:  Rossi,  M.  ed  A.  1854,  28  ff. 

8.  360:  Das  templum  muss  rechtwinklig  sein  (vgl.  Varro  bei  Serv.  Verg.  Aen.  2,  512). 
Der  6nM9odof4og  war  auf  der  Akropolis  nach  £.  Cubtiüs,  AA.  1890,  163,  J.  W. 
White,  the  opisthodomus  on  the  acr.  at  Athens,  o.  0.  1894  und  MilchhOfbr,  Philo!. 
53,  352  ff.  ein  eigenes  Gebäude. 

S.  361  9:  Tempel  von  Eleusis  Liv.  31,  25. 

8.  362,  1 :  Teilweise  auch  der  Zeustempel  von  Olvmpia  Paus.  5,  10,  10. 

S.  365 :  Die  Entwicklung  des  Tempelbaus  aus  dem  offenen  Hof  ist  an  dem  Pythion  von 
Gortys  gut  zu  studieren  (Mon.  ant.  ined.  1,  15  ff.). 

8.  367 :  Mit  dem  pergamenischen  Altar  rivalisiert  jetzt  der  ebenfalls  mit  kolossalen  Reliefs 
geschmückte  Altar  von  Magnesia  (AA.  9,  76);  über  den  grossen  Zeusaltar  von  Olympia 
Adleb,  AA.  9,  85;  über  die  olympischen  überhaupt  Wbbviokb,  Jahrb.  9,  88  ff.;  A.  13: 
Litteratur  8.  861. 

S.  367  f.:  Ein  kritischer  Fall  eines  „Schalensteines*  ist  in  den  Mitt.  d.  k.  k.  Centralkomm. 
1893,  193  f.  zu  finden. 

8.  369,  Litt.:  Rob.  Munbo,  the  lake-dwellings  of  Europe,  London  1890.  In  der  Provinz 
Groningen  sind  die  alten  Terrassenanlagen  {tcierden)  der  Überschwemmungen  wegen 
errichtet. 


S.  370:  Die  alte  EiDbeit  von  Festaog,  Wohnhaus  nnd  Tempel  ist  in  Tello  am  deutlichsten 
(vgl.  Hbuzby,  CR.  de  l'acad.  des  inacr.  1894,  34  IT.). 

S.  374:  Über  den  Limes  s.  jetzt  Sittl,  die  Grenzbezeichnung  der  RBmer,  Wagnerpr.  v. 
WOraburg  1894;  Litt.:  Mei(ih£b  et  Lbnoih,  architecture  militaiTe,  Paris  1857  (In- 
struktioD  m.  Abb.);  Thore:  Inneres  des  Augustaatbores  in  Nlmes  Ra.  VII  T.  141. 

S.  377:  Die  Ar  Vereins-  oder  QeachBftazweoke  bestimmte  private  baailicA  trug  den  Nomen 
des  Erbaners  oder  des  Inhabera  z.  h.  hieaa  S.  Maria  Maggiore  frflher  Basilica  Liberii 
oder  B.  Sicinini.  —  Rekonstruktion  der  Basilica  nnd  des  Forums  von  Silcester  The 
Bnilder  1894  Nr.  2670  in.  T.    Basilica  von  Tipaeaa  (Tefäoed)  Ra.  Yll  T.  151. 

S.  378,  Litt:  Leache,  s.  DCmjiler,  Deiphika,  Festscbr.  d.  Univ.  Basel  1894,  23  ff.;  Dber  das 
amphitheatralische  Thersileion  in  Megalopolia  Batbeb,  Jhst.  13,  338  ff.;  Bshson,  das. 
319  ff.  T.  21. 

S.  380:  Das  1893  ausgegrabene  Tbeater  von  Deloa  hat  besondere  Wichtigkeit,  weil  es  durch 
eine  ununterbrochene  Reibe  von  Urkunden  illustriert  wird;  die  Orchestra  scheint 
dort  einen  vollen  Kreis  gebildet  zu  haben.  Vgl.  Homolle,  Beb.  1894,  161  ff.;  K. 
Ddmok,  «tudes  d'art  ^rec,  Paris  1894,  15  ff.  m.  1  T.  (Ober  das  Logeion).  Sikyon: 
s.  auch  Am.  J.  8,  388  ff.;  Magnesia:  DSbppbld,  Ath.  Mitt.  1894  T.  1-3;  Phot.  des 
ath.  Inst;  Litt,  rOmiacbe  Theater:  in  Lissa  (Mitt  d.  k.  k.  Centralkomm.  1894,  119  f.). 
PoIb  (jetzt  verschwunden)  und  Salona. 

S.  380:  Dber  das  Theater  des  Curio  (Plin.  36,  117.  120)  Homollb  u.  Ninoi,  Ga.  1889,  11  ff., 
T.  3.  4. 

S.  382:  Die  »pina  ist  in  Vienne  erhalten  und  heisst  .Grab  dea  Pontins  Pilatus.* 

S.  363:  Ziehbrunnen  ans  Holz  von  der  Saalburg,  abg.  Westdeutsche  Ztnch.  VII  T.  7. 

S.  384:  Eine  bedeutende  Wasserleitung  ist  zn  Segovia  erhalten;  Litt,:  Konstantinopel: 
GcTS,  voyage  üttäraira  (1776)  2,  6  ff.  m.  T.;  Paluk».  byiant  Ciatflnien.  Hitteil, 
d.  deutschen  Eikursionaklubs  in  Konstant.  1893  I.  48  ff. 

S.  385:  zur  Technik  Mobib,  snr  lea  apparella  de  cbaoffage  et  de  Ventilation  empl.  par  lea 
Romains  ponr  lea  tbermea  4  air  cbaud,  Pariser  Akad.  1874  m.  1  T,;  Modell  eines 
Hjpocauatnm  im  Saalbursmnsenm ;  grosse  Thermen  wurden  1892  in  Faeaulae  und 
kDrElich  in  Floreni  entdeckt;  Ober  Florenz  s.  auch  D.  H.  Maski,  delle  antiche  ierme 
di  Fireoze,  F.  1751;  Aachen:  B.  M.  Leosoh,  die  Rainen  des  ROmerbades  zu  A.; 
Aqnincum:  S.   160;  a  papfSldi  kOzfOrde,  Budap.  1890. 

S.  386,  Utt.:  Hoenaaee,  a.  8.  81;  H.  Bbown,  the  Fayflm  and  lake  Uoeria,  London  1892. 
Das  hochentwickelte  Kanalsfstem  Alexandriens  ist  noch  erkennbar.  Fuciner  See: 
C.  LiFPi,  lago  Fncino  ed  emissario  di  Claudio,  Neapel  1816.  Über  die  Kanalbauten 
an  den  Mündungen  des  Nila,  Tiber  und  der  RhAne  handelt  E.  DESJABDixa,  «perfU 
bist   snr  lea  embouohnrea  du  Rböne,  Paria  1866,  m.  21  T. 

S.  388,  Litt.:  Aber  Csrthago  s.  Cbcil  Torr,  Ra.  III  23,  34  ff.;  Classical  Review  1891,  280  ff. 
1893,  374  ff.  Über  Hochacker  erschien  eine  ansfDbrIiche  Abhandlung  von  H.  v. 
Raheb,  Beitr.  t.  Anthrop.  u.  Drgesch.  Bayerns  1893,  welcher  ihren  Znsammenhang 
mit  den  Rfimerstrnssen  nachweist 

S.  389, 1 :  Ein  Gjpsmodell  des  Denkmals  von  Adam-Klissi  befindet  sich  in  der  Wiener  Aka- 
demie der  bildenden  KSnate. 

S.  390  f.,  Litt.:  N.  L'Hotb,  sur  les  ob^lisques  ägyptiens  et  en  partic,  snr  l'ob^lisque  de 
Louqaor,  Paris  1836;  Triumphbogen  in  Benevent:  C.  Nolli,  l'arco  trionfale  eretto 
all'Imp.  Nerva  Trajano  in  Benevento,  o.  0.  u.  J.,  f.  ro.  8  T.;  Q.  C.  Roesi,  l'arco 
Trajano  di  Benevento,  Napoli  1816,  3  Bde.  m,  Atlas  t.  30  T.;  Perugia:  B.  Obsiiii, 
disB.  Buir  arco  etr.  della  Via  Vecchia,  P.  1807,  m.  S  T. 

S.  393,  Litt. :  R   Wlimo,  Haine  u.  Gftrten  im  g^ech.  Altertum,  Pr.  v.  Chemnitz  1893. 

S.  398,  I :  Ein  Instrument  fOr  Sarkophag macher  iat  am  Grabmal  eines  Entropius  dargestellt 
(abg.  Fb.  X.  Kbacs,  altchristl.  Kunst  8.  119). 

8.  405  Z.  1:  Die  Vase  stellt  nach  0.  Rosbsach,  ROm.  UiU.  8,  67  A.  1  eine  Töpferei  dar; 
fllr  eine  Erzgieaserei  spricht  wieder  DGhmlkb,  Bonner  Stadien  S.  83  A.  26. 

S.  418,  Litt.;  Über  Farbe  und  Perspektive  a.  E.  Bbbtbahd,  A.  de  Grenoble  5,  1  ff.;  eine 
farbige  Wiedergabe  von  Faijümer  Bildern  erscheint  erst  in  den  Ant.  Denkm.  11  H.  2, 
S.  auch  P.  GiBABD,  la  peinture  ant.,  Paris  1892. 

8.  420  griech.-rOm.  Kunst:  Heihhich  Mbtib,  Geschichte  der  bildenden  Kunst  bei  den 
Griechen  von  ihrem  Ursprünge  bis  zum  höchaten  Flor,  Dresden  1824,  2  Bde.  (Bd.  II 
Anmerkungen)  und  als  III.  Teil:  Geschichte  der  bildenden  Kflnste  bei  den  Griechen 
nnd  RSmem,  Zeit  ihres  Abnebmens,  her.  v.  Riemer,  1836;  Tbibbboh,  Aber  die 
Epochen  der  bildenden  Kunst,  Manchen  1816—25,  3  Tis.;  knirer  Abriaa  von  Kbkdlb 
in  Bodekera  Griechenland;  vgl.  E.  LOnr,  Untersuch,  z.  griecb.  KOnatlergesch.,  Wien 
1883.  Der  Versuch  eines  Bilderlehrbuches  ist  gemacht  von  G.  Codoky,  olbum -manneis 
d'bistoire  ds  l'art,  I.  Paris  1894,  m.  215  Abb. 


r 


920  Nachträge. 

S.  422,  Litt.:  Die  Register  zur  Gaz.  d.  b.-a.  reichen  schon  bis  1880;  diejenigen  zu  Serie  4 
(—1890)  stehen  in  Aussicht;  in  Skandinavien  erscheint  Tidskrift  fbr  bildande  Konst 
«L'Jtalia  artistica  e  industriale*  (Rom  1894  f.)  bildet  einige  Antiken  ab. 

S.  423,  A.  1 :  Die  Inschrift  bei  LOwr  gehört,  wie  eine  zweite  das.  532,  in  A.  2. 

8.  425,  Litt.:  Über  die  Schriftquellen  s.  Watson,  J.  of  claas.  a.  sacred  philologj»  Cam- 
bridge 1854,  239  ff. 

S.  426 :  Ober  die  Epigramme  der  Anthologie  P.  Vitry,  Ra.  III  24,  315  ff. 

S.  428,  Litt.,  Anatomie:  Deutsch  v.  Fbobiep.  engl.  v.  John  Gibson;  s.  auch  Hekkb,  d.  Henscfaen 
des  Michelangelo  im  Vergleich  mit  d.  Antike,  Rostock  1871  u.  Vortrftge  Ober  Plastik. 
Mimik  u.  Drama,  Rostock  1892;  A.  G.  Meteb,  Studien  z.  Gesch.  der  plastischen 
Darstellungsformen,  Lpg.  1894.  Das  alte  Werk  Yon  Audran  (1640-1691)  «die 
Proportionen  des  menschlichen  Körpers*  enth&lt  detaillierte  Massangaben  berQhinter 
Antiken  (neue  Ausg.,  Zürich  angekündigt). 

S.  429,  Tracht:  M.  Evaus,  chapters  on  greek  dress,  London  1894. 

S.  430:  In  neuester  Zeit  wurden  in  einer  Höhle  (Grotte  du  Pape)  von  Braasempony  (Landes) 
rohe  Elfenbeinfiguren,  zumeist  Griffe  in  Form  von  bekleideten  oder  anbekleideten 
Menschen  beider  Geschlechter  gefunden.  Über  die  Naturvölker  siehe  jetzt  auch  H. 
Balfour,  the  evolution  of  decorative  art,  New-York  1893;  zum  Prähistorischen  s. 
E.  B.  Ttlor,  primitive  cultnre,  3.  Ausg.  London  1891,  2  Bde.,  deutsch  von  J.  W. 
^engel  u.  Fr.  Pocke,  Lpg.  1873,  2  Bde. 

Kap.  III.:  Der  wesentlichste  Fund,  der  während  des  Druckes  gemacht  wurde,  be- 
steht in  dem  kostbaren  Inhalt  der  Ziegelpyramide  von  Dahschur  (de  Morgan,  le  tr^sor 
de  Dahühour,  1894),  aus  welchem  hervorzugehen  scheint,  dass  die  hohe  BiQte  der 
Juwelierkunst,  welche  im  neuen  Reich  ersichtlich  ist,  bereits  unter  der  12.  Dynastie 
(Usertesen  II.  und  seinen  beiden  Nachfolgern)  begann. 

S.  435:  Ein  wichtiges  Kapitel  des  ägyptischen  Geisteslebens  behandelt  G.  M.  Ollivieb- 
Beaübegard,  la  cancature  ^gyptienne,  Paris  1894,  m.  Abb.  u.  5  T. 

Kap.  IV. :    Das  Silbergefäss  (CR.  de  l'acad.  des  inscr.  1893,  169)  trägt  die  Inschrift 

des  Fürsten  Entena. 

8.  456:  Wir  wollen  ausdrücklich  beifügen,  dass  die  Pflanzenomamente  der  , Steinzeit* 
(Troton,  habii  lac,  Lausanne  1860  T.  7,  35)  mit  dem  theräischen  Dekorationssystem 
zusammenhängen. 

S.  458,  Kap.  V.:  Die  europäische  Selbständigkeit  vertreten  A.  Bebtband  et  S.  Reikach, 
les  Geltes  dans  les  valläes  du  Pö  et  du  Danube,  Paris  1894,  der  letztere  auch  in 
L'anthropologie  1893,  539  ff.  699  ff.  1894,  15  ff.  173  ff.  288  ff. 

S.  463,  is:  über  die  ägvptischen  Emailziegel  s.  Gatst.  G.  d.  b.-a.  3.  p.,  12,  54  ff. 

S.  471:  De  Sarzec  fand  1894  neue  Bruchstücke  der  Geierstele  auf. 

S.  473,  Z.  6  lies  «welchem*.  Die  Erforschung  Kretas  hat  weitere  Fortschritte  gemacht; 
Skizze  von  B,  ^PiXaxtjg,  'Earla  1894,  352  ff.  Halbherr  grub  drei  Kuppelgräber  von 
Erganos,  eine  Stadt  bei  Lvttos  und  eine  Höhle  bei  Lebena  (mit  , theräischen  ** 
Vasen)  aus;  die  vorhellenischen  Inschriften  mehren  sich. 

S.  476  ff.  A.  2:  Skarabäen  mit  dem  Namen  des  Thntmes  II  f.  und  Amenhotep  sind  auch  in 
der  untersten  Schicht  des  Heraions  gefunden  (Berl.  phil.  Woch.  1894,  699).  — 
Schriftraarken  sind  jetzt  auch  in  Menidhi,  wie  in  Kreta,  ünterägypten  (Jhst.  1892  3 
S.  149)  und  Lakisch  (Quarterly  statem.  1893,  113  ff.)  gefunden.  Über  den  StierMes 
Hausee,  Jahrb.  9,  54  ff.  m.  Abb.;  über  die  l'ierbilder:  Cook,  Jhst  14,  81  ff.;  Kuhhirt: 
HussEY,  Am.  J.  8,  374  ff.;  s.  auch  Rbber,  Beitr.  z.  Kenntn.  d.  Baustiles  der  heroischen 
Epoche,  Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad.  1888  II  79  ff.;  H.  Kluge,  d.  Schild  des  Achilleus 
u.  d.  myk.  I?\inde,  Jahrbb.  f.  Phil.  149,  51  ff. 

S.  478, 8  u.  4  lies  Reichel  statt  Reisch. 

S.  481,  ?:  Die  Goldbecher  sind  von  Gillieron  in  Athen  galvanoplastisch  nachgebildet. 

8.  485:  Die  Verzierung  durch  eingebohrte  Löcher  ist  jetzt  auch  auf  Sicilien  (Stein  aus 
Melilli  B.paletn.  17  T.  6,  12)  und  Oberitalien  (de  Stefaki,  un  dodecaedro  .  .  .  scop. 
nelle  antichiss.  capanne  di  pietra  del  Monte  Loffa,  Verona  1886)  nachgewiesen. 

S.  488,  s :  Muscheln  B.paletn.  17,  63  f.;  Perlmutterscheiben  und  -Vierecke  das.  S.  66. 

S.  516,  Z.  1 :  F.  FiNzi,  ricerche  per  lo  studio  delF  antichit4  assira,  Torino  1872. 

S.  517  ist  eine  Stele  von  Dorylaion,  welche  eine  geflügelte  Göttin  mit  Tier  und  Blume 
darstellt  (Beb.  1894,  129  ff.  T.  4  bis),  einzureihen. 

S.  526:  Zu  den  olympischen  Votivflguren  kommen  nun  die  delphischen. 

S.  527:  Wie  solche  Idole  noch  in  vorgeschrittenen  Zeiten  nachwirkten,  zeigen  die  Statuen 
Coli.  Barracco  T.  27.  28  und  Terrakotten.  Zu  A.  5  sind  noch  eine  Figur  von  Eleu- 
therna  und  ein  Torso  im  Museum  von  Mykonos  anzuführen  (Patbosi,  Rendic.  d.  acc. 
d.  Lincei  1894,  18.  März  ra.  Abb.). 

S.  529, 7  Z.  2  lies  R.  des  ^t.  gr. 


Nachträge.  921 

S.  531 :  Der  in  Delphi  entdeckte  Apollo  (mit  der  Basis  aus  einem  naxischen  Marmorblock 
gearbeitet,  aber  von  einem  Argiver  ....  medes)  zeigt,  dass  der  naxiscbe  Marmor 
aucb  unbearbeitet  exportiert  worde.  —  £in  Torso  (vieUeicbt  aus  Tbasos),  anscheinend 
zur  Alteren  Qmppe  gehörig,  befindet  sich  in  Eonstantinopel  (Nr.  8  Joübik;  vgl.  Bch. 
1894,  69  A.  1). 

8.  532,  6 :  Basis  des  Ealbträgers  CIA.  IV  373,  238. 

S.  536,  s  Z.  6  lies:  Kopf  Jacobson  (Phot.)  aus  der  Samml.  Rayet. 

S.  538,  6 :  AA.  6,  168  F.  19  (schwarzfigurig).  196. 

S.  540 :  unter  den  architektonischen  Figuren  ist  jetzt  auch  eine  (in  Delphi  gefundene)  Sphinx, 
Weihgeschenk  der  Naxier  und  aus  naxischem  Marmor,  aufzuführen. 

S.  541 :  Metopen-  oder  Friesplatten  aus  Kalkstein  hat  jetzt  auch  das  Schatzhaus  der  Sikyonier 
in  Delphi  geliefert. 

S.  542:  Thasos  hat  noch  ein  zweites  Relief  gespendet,  welches  den  sohiessenden  Herakles 
auf  einem  Knie  darstellt  (abg.  Ra.  1885  I  472,  besser  Bch.  1894,  64  ff.  T.  16). 

S.  548:  Über  die  Kypseloslade  sei  noch  ausdrücklich  gesagt,  dass  sich  die  Bildstreifen 
natürlich  nicht  um  das  ganze  Oerftt,  sondern  von  einem  Henkel  zum  andern  herum- 
zogen. Dass  die  Lade  aus  Holz  bestand,  bedingt  dabei  nicht  die  viereckige 
Form;  rundliche  Kästchen  mit  eingelegten  Elfenbeinschnitzereien  sind  im  vorigen 
Jahrhundert  häufig  angefertigt  worden,  ebensolche  Büchsen  mit  vollständigem  Elfen- 
beinbelag mindestens  seit  dem  Anfang  des  Mittelalters.  Zu  runden  Holzgeräten 
mügen  manche  Bronzebleche  gehören,  wie  sie  im  Grazer  Johanneum  restauriert  sind. 
Thöneme  Kypselen  wird  man  auch  unter  den  Vasen  finden  (z.  B.  eine  aus  Gross- 
griechenland,  Samml.  Ostrovich  im  Triester  Museo  civico).  Neuerdings  versuchte 
H.  Stuart  Jonbs  wieder  eine  Rekonstruktion  (Jhst.  14,  30  ff.j. 

S.  547, 3  lies  Goldschmuck:  AZ.  42,  106  ff.  T.  10. 

S.  547:  Über  die  Inschriften  von  zwei  Scherben,  welche  etwa  der  des  Kalbträgers  gleich- 
zeitig sind,  Kbbtscbmeb,  Vaseninschriften  S.  233;  zu  A.  6  Brücknbr  u.  Peunicb, 
Ath.  Mitt.  1892,  397  ff.  Die  grösste  der  neugefundenen  Vasen  misst  1  m  80  cm. 
Über  die  Schiffsbilder  (A.  6)  s.  neuerdings  C.  Torr,  Ra.  III  25,  14  ff. 

S.  549, 6 :  Über  den  Zusammenhang  mit  Münzen  und  Vasen  Löschckb,  Bonner  Studien 
S.  253  A.  12. 

S.  553,  is:  AZ.  1883  T.  10;  AA.  1894,  33  F.  37. 

S.  556, « :  Studkiczka,  Eranos  Vindobonensis  S.  233  ff. 

S.  558, 7 :  Löwchen  in  den  neugefundenen  Dipylongräbern  (Ra.  1892  I  82),  ebenso  Elfen- 
beinfigfirchen. 

S.  563:  Die  Denkmäler  der  Sikuler  (^3.  Periode")  hätten  hier  einen  Platz  verdient,  z.  B.  die 
Nekropole  von  Finocchito  bei  Note  (Orsi,  B.  paletn.  20,  23  ff.  37  ff.  T.  2—5). 

S.  564,  Z.  10:  Über  die  Urnen  mit  Deckelfiguren  v.  Duhn,  A.  1879,  123.  128  ff.  mit  M. 
XI  6, 8.  s  u.  Rom.  Mitt.  1887,  269  ff. 

S.  569 :  Auch  Vetulonias  Nekropole  hat  rohe  Frauenbilder  aus  Asa  Fetida  geliefert  (abgeb. 
Ra.  III  24,  103  f.). 

S.  572,  s:  Viereckige  Kammer  mit  Kuppeldach  in  Vetulonia  (Ra.  III  24,  101  ff.);  vgl.  auch 
Am.  J.  9,  213  ff. 

S.  576, 8 :  neu  zu  publizieren  Ant.  Denkm.  II  H.  2. 

S.580:  Farbige  Abbildungen  von  Polledrara- Vasen  Jhst.  14,  206  ff.  T.  6—8  (farbig). 

S.  586:    Bronzevase  in  Form  eines  Kopfes  aus  dem  Gouv.  Pskow,   abg.  bei  Wankbl,  Mitt. 

d.  anthrop.  Ges.  in  Wien  5,  9. 
S.  595,  6  über  die  Goldmedaillons  s.  jetzt  S.  Rbivach  zu  Antiq.  du  Bosph.  Cimm.  S.  63. 
S.  597,  s:   Die  Funde  von  Rhamnus  sind  auch  'Fm.  1891.  65  ff.  T.  8.  9  veröffentlicht;   A.  5: 

über  die  Votivreliefs  Kaßßadiag,  ^.  1894,  13  ff.  T.  1. 
S.  601 :   Das  aufgefundene  Basisstück  zeigt,    dass  ein  Kresilas  eine  Periklesbüste  zwischen 

440  und  430  weihte  (U^/.  JeXtloy  1889,   35  Nr.  2);   eine  Periklesbüste   ist  in   der 

Coli.  Barracco  T.  39.  39a  veröffentlicht. 
S.  602,  i :  Bronze  Bch.  1894,  44  ff.  T.  5/6. 

S.  603, 6 :    Über   die  vatikanische   Statue  Kibsbritzky,  Institute  archaeol.  semestria  etc., 

Rom  1879. 
S.  605,4:  Furtwänolsr,  Berl.  phil.  Woch.  1894,  1279  setzt  jetzt  den  Tempel  489—7. 

S.  606,  t:  In  Dresden  sind  die  Gypsabgüsse  der  Aegineten  nach  Treu  geordnet,  ebenso  die 
der  olympischen  Giebelfiguren. 

S.  607:  Eine  chronologische  Reihe  lässt  sich  jetzt  vielleicht  auch  schon  von  den  Figuren 
der  Giebelecken  herstellen;  freilich  ist  der  Standort  der  gefundenen  Figuren  nicht 
ganz  sicher  gestellt.  Wir  meinen  die  eine  Blume  haltenden  Frauen  und  die  Greife 
des  Aeginetentempels  (Glyptothek  Nr.  70.  71;  Photogr.),  sowie  die  Reiterfiguren  des 


922  Haohträge. 

athenischen  Schaizhauses  in  Delphi  (FubtwjLnoleb,  Berl.  phil.  Wochenschr.  1894, 
1280)  und  des  Tempels  von  Lokroi  (Köm.  Mitt  V  T.  9). 

S.  614  sind  die  Funde  von  Delphi  einzureihen  (vgl.  FubtwIngler  a.  0.  Sp.  1274  ff.).  Aus 
parischem  Marmor  und  wahrscheinlich  auch  von  parischen  Ettnstlem  gefertigt  sind 
der  noch  sehr  unvollkommen  komponierte  Giebel  und  der  schöne  Fries  des  Schaiz- 
hauses der  Siphnier;  letzterer  gleicht  inhaltlich  dem  Parthenonfries,  wie  wir  bereits 
ein  altes  Vorbild  der  Parthenongiebel  in  Delphi  nachgewiesen  haben  (S.  607).  Vom 
Schatzhaus  der  Athener,  das  nach  Marathon  erbaut  wurde,  sind  Metopenplatten  ge- 
funden worden  (vgl.  Homollb,  Beb.  1893,  611  ff.). 

S.  627:  Auch  der  mit  Reliefs  geschmtlckte  Marmorthron  der  Aphrodite  im  Museo  Bon- 
compagni,  welchen  Petersen  um  470  ansetzt  (Boom.  1887  T.  15.  16;  Rom.  Mitt  VII 
T.  2;  Ant.  Denkm.  II  6.  7;  Hblbio,  Führer  II  Nr.  886)  wird  in  Betracht  za 
ziehen  sein. 

S.  638, »,  Z.  2  lies  24  statt  23;  Fragment  in  Athen:  Saueb,  Festschrift  f.  Overbeck  1893, 
73  ff.  T.  1. 

S.  640, 1 0 :  Athenisches  Fragment  des  Ostgiebels  a.  0. 

S.  641,  s:  Über  die  Mittelgmppe  des  östlichen  Parthenongiehels  Siz,  Jahrb.  9.  83  ff.     Auch 

die  Aufstellung  der  Abgfisse  im  Dresdner  Gypsmuseum  ist  zu  beachten. 
S.  644,  0 :  Satyr  auf  dem  Kapitel,  Phot.  Bruckm.  377. 

8.  647, 1 1 :  über  Imitationen  des  2^us  Fubtwanglbr,  50.  Winckelmannspr.  S.  6. 
S.  652:  Über  den  daphnischen  Apollo  des  Biyaxis  Büttner- Wobst,  Hist.  Unters.  E.  Förste- 

mann  gew.,  Lpg.  1894. 
S.  655:  Aus  Enidos  ist  vielleicht  auch  der  ^^Brunn'sche  Kopf  in  München  Nr.  89  (Abhdt, 

Festschrift  f.  Overbeck  1893,  96  ff.) ;  femer  kam  aus  Halikamass  eine  Frauenatatae 

in  den  Louvre  (Michon,  Beb.  1893,  410  ff.  T.  17). 
S.  661 :  Milchböfeb,  zur  jüngeren  attischen  Vasenmalerei,  Jahrb.  9,  57  ff. 
S.  666, 1 :   Die  Herondaastelle  ist  öfters  besprochen  worden,  z.  B.'von  Rich.  Meistbb,  Fest- 
schrift f.  Overbeck  1893,  109  ff. 
S.  671:    Die  für  Delos  arbeitenden  Bildhauerateliers  befanden   sich  auf  Rheneia,  wohin 

Marmorblöcke  aus  Paros  kamen;   daher  blieben   dort  unvollendete  Statuen  liegen 

(Sybbl,  Katalog  412.  413).  —  A.  7:  Waonbb,  A.  1836,  159;  Notizia  di  un  busto  di 

Demostene,  Neapel  1841 ;  Friedrich,  über  d.  Abbildungen  des  D.,  Braunschweig  1842. 
S.  673, 8:  Über  die  Köpfe  Graf,  Jahrb.  9,  119  ff. 

S.  675, 8 :  Restitution  von  John  Bell,  Magazine  of  art  1893,  Nov.  S.  16. 
S.  676,  11 :  R.  Förster,  Jahrb.  d.  preuss.  Kunsts.  1894,  182  ff. 
S.  678, 2 :  Plan  des  Standortes  Ath.  Mitt.  1893,  340. 

S.  679,  ü:  Die  Athenastatue  schreibt  Winter,  AA.  1894,  43  dem  Alkamenes  zu. 
S.  681:  Friesfragmente  von  Magnesia  am  Mäander  bei  Rayet,  Milet  T.  4;  Aufnahmen  vom 

Tempel  der  Athena  Polias  in  Milet  das.  T.  6— 17  (von  T.  13  an  Details,  Reste   des 

Frieses  T.  15). 
S.  687  war   der  Ptoiemäercameo  in  Wien  hervorzuheben  (beste  Abbildung  Jahrbuch   der 

kunsthist.  Samml.  des  allerh.  Kaiserhauses  II  T.  2). 
S.  693:  Im  Mus^e  Guimet  zu  Paris  werden  n&chstens  Abdrücke  von  durchbrochenen  Reliefs 

aus  Nordchina  ausgestellt,  welche  aus  dem  2.  Jahrb.  v.  Chr.  stammen  sollen. 
S.  718,  la:  Weitere  Litteratur  Roschers  Lex.  2,  919. 
S.  719:   Der  Apollo   des  Kanachos  (S.  591),   dessen  Tier  zu  ihm  aufspringt,   wurde  öfter 

nachgebildet  (Artemis  in  München   Nr.  93,  nach  Phot.  Baumeisters  Denkm.  1,  349; 

Pan  beschrieben  bei  Longus  2,  24). 
S.  720,  s:  Sortais  fand  1894  im  sogenannten  „Ganopus'*  jonischen  Baustil,  dagegen  ägypti- 

sierende  Ge^se  und  Statuen;  4:  Erman,  Rom.  Mitt.  1894,  210  ff. 
S.  720  f.:  Nun  ist  auch  einmal  ein  Abraxas  mit  semitischer  Inschrift  aus  Sidon  gebracht 

worden  (CR.  de  TAcad.  des  inscr.  1894,  131). 
S.  721, 1 :  King,  the  gnostics,  (?)  m.  T. 

S.  723, 18 :  Apollon  Mazarin,  vgl.  Hollbaux,  Mon.  grecs  1891,2. 
S.  725:  Schrbiber's  Atlas  ist  jetzt  mit  Heft  11  abgeschlossen. 
S.  726,  s:  Die  Bronze  Stroganoff  ist  falsch  nach  FurtwÄngler,  Meisterwerke  S.  659  ff.;  A.  4: 

Nach    Wütter,  Jahrb.  1892,    164  ff.  ist   die  Statue    ein   Original    und    Werk    des 

Leochares. 
S.  727, 1 :  Eine  ältere  und  feinere  Bronzefigur  ist  AA.  1894,  121  abgebildet. 
S.  728,  b:  Von  Amdt-Br.  sind  bis  jetzt  19  Lieferungen  ausgegeben;  a.  E.  lies  , fördern' . 
S.  729,  6 :    RoscHBR,  über  die  Reiterstatue  Julius  Caesars  auf  dem  Forum,  Ber.  der  sAchs. 

Ges.  1891,  96  ff.  m.  4  T. 
S.  734:  A.  8  Puteolanische  Basis,  vgl.  0.  Jahk,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1851,  119  ff.;  CIL  X  1624; 


Nachträge.  923 

BannieisteTS  Denkm.  S.  1297.  —  Die  Titusthermen  (S.  385.  740)  waren  auch  hier  zu 
erwähnen. 

S.  735:  Ober  die  Basia  der  Antoninssänie  s.  auch  Roschers  Lex.  2,  910  f. 

S.  740,  0 :  A.  Scognaxiolio,  notice  aur  deux  catacomhes  de  la  nouy.  voie  Salaria  ä  Rome 
et  snr  deux  peint.  qui  s'y  tronvent,  Paris  1863,  m.  3  T. 

8.  746:  Auf  die  Angustus-  und  Tiberiuscameen  folgen  chronologisch  ein  grosser  Cameo  in 
Nancy,  der  vielleicht  Hadrian  darstellt  (Mokgez,  iconogr.  T.  38,  7 ;  LioN  Germain, 
B.  mon.  1883,  458  ff.;  B.  ^pigr.  3,  314)  und  ein  Gameenbild  des  Septimius  Severus 
und  seiner  Familie  (in  Paris:  Milliv,  mon.  in^d.  S.  178  ff.  Nr.  16). 

S.  748, 0:  G.  P.  Skcchi,  il  musaico  Antoniniano  rappr.  la  scuola  degli  atleti,  Rom  1843, 
mit  1  T. 

8.  751,  is:  Für  die  Datierung  Overbecks  spricht  auch  Robeat,  Hermes  1894,  429  ff.,  wäh- 
rend Kayyadias  und  8.  Rein  ach  (G.  d.  b.-a.  1894  I  230  ff.)  die  8tatuen  in  das  vierte 
Jahrhundert  v.  Chr.  setzen. 

8.  754:  Die  von  einer  Pyramide  bekrOnten  Grabdenkmäler  finden  sich  in  Nordafrika  wie 
in  Syrien;  1894  wurde  ein  solches  bei  Bem&da  (Tripolis)  entdeckt,  welches  bezeidi- 
nenderweise  eine  neupunische  und  lateinische  Inschrift  hat.  Reliefs  umziehen  den 
8ockel  (Ph.  Bbbgeb  in  der  Acad^mie  des  inscr.).  —  Die  kleineren  Funde  Afrikas 
dürften  im  allgemeinen  die  Moden  des  Gesamtreiches  wiederspiegeln ;  z.  B.  stellt  die 
jüngst  in  das  Museum  des  Bardo  gekommene  Silberschale  von  Biserta  in  Gold  in- 
krustiert oder  damit  plakiert  nicht  bloss  Apollo  und  Marsyas,  sondern  auch  idyl- 
lische Bilder  von  der  Art,  wie  sie  Schreiber  jüngst  sammelte,  dar. 

8.  755,  4 :  Über  das  Grabmal  der  Julier  Hübnrb,  Jahrb.  3,  10  ff. ;  über  den  Triumphbogen 
Aug.  Cabistie,  Tarc  de  triomphe  d'Orange,  Paris  1856,  m.  T. 

S.  756:  Besonderes  Interesse  hat  das  1894  in  St.-G6me  bei  Nfmes  gefundene  Mosaik,  erstens 
weil  es  den  Namen  des  Verfertigers  und  zwar  eines  Griechen  (Pythis  Antiochu) 
trägt,  sodann  weil  wir  hier  das  früheste  Beispiel  der  im  Mittelalter  nicht  seltenen 
Linien-Labyrinthe  (,  Jerusalemwege*)  haben  (vgl.  eine  Salzburger  Mosaik  in  Wien  und 
die  Basilika  von  OrMansville). 

8.  760  f.;  A.  16  8.  Müller,  Nordiske  fortidsminder  H.  2,  35  ff.  62  ff.  T.  6—14;  Bertbano, 
Ra.  ni  22,  283  ff.  T.  10—12.  24,  152  ff.  (er  schreibt  das  Geftss  den  Cimbem  zu).  — 
Zu  diesem  Paragraphen  wäre  noch  verschiedenes  Zweifelhafte  anzuführen.  Was 
Klemm  im  Handbuch  der  germanischen  Altertumskunde  8.  347  ff.  anführt,  ist,  etwa 
mit  Ausnahme  einiger  Tierfiguren  auf  T.  22,  wohl  alles  mittelalterlich,  wie  die 
schlechten  Imitationen  antiker  Gemmen  (aus  Alsen  und  sonst:  Enoelhabdt,  Aar- 
böger  for  nordiske  oldkyndighed  og  historie  H.  1,  50  ff.  m.  Abb.;  Verb,  der  Berliner 
anthrop.  Ges.  1874,  154.  155  m.  Abb.).  In  Mecklenburg,  besonders  zu  Prillwitz  (jetzt 
in  Neubrandenburg;  anderes  in  Strelitz)  wurden  Götzenbilder  gefälscht  (Verb.  d.  Berl. 
Ges.  fQr  Anthrop.  1878,  264  ff.).  Sodann  fehlt  am  Ende  die  Litteraturangabe :  Über 
die  Ornamentik  Sophus  Müller,  die  Tieromamentik  im  Norden,  Hamburg  1881 
8.  17  ff.;  über  römische  Funde  ausser  §  133  ff.  C.  Fr.  Wibero,  de  klassiska  folgens 
förbindelse  med  Norden  och  inflvtande  pä  dess  civilisation,  Stockh.  1868,  der  Ein- 
fiuss  der  klass.  Völker  auf  den  mrden,  Hamburg  1867  8.  43  ff.;  über  Römisches  in 
Skandinavien  A.  Lobanoe,  Ztsch.  f.  Ethnol.  7,  245  ff.  330  ff. 

S.  763,  1 :  Christliche  Mumieninschrift,  veröff.  v.  G.  Schmidt,  Ztsch.  f.  äg.  Spr.  32,  52  ff. 

8.  764 :  Grabgemälde  von  Eyrene,  abg.  Bebobet,  Proceed.  of  the  exped.  to  the  north,  coast 
of  Africa  8.  451  ff.  m.  T.,  schlechter  bei  Pacho  T.  54. 

8.  774,  s :  La  Blant,  M^l.  d'arch.  3,  439  ff. 

8.  776, 1 8 :  T.  Mabülli,  diso,  stor.-crit.  sopra  il  colosso  di  bronzo  esistente  nella  citta  di  Bar- 
letta,  Napoli  1816,  m.  T. 

8.  777:  Der  gute  Birte  und  Daniel  vertreten  Orpheus,  von  welchem  in  Rom  der  lacus 
Orphei  benannt  war  (Richteb,  Topographie  §  83).  —  Über  mangelhafte  Skulpturen 
aus  der  Zeit  Basilios'  I.  Stbzygowsky,  Byzant.  Ztsch.  1894,  1  ff. 

8.  779,  18:  Christusbild  in  8.  Lorenzo  in  Palatio  zu  Rom:  P.  Mencacci,  alc.  memorie  suir 
imagine  acheropita  del  88.  Salvatore  di  Sancta  Sanctorum,  Rom  1863,  m.  Abb. 

8.  783,  e:  Ussoff,  miniatjury  k  gretschesk.  kodeksu  ewangeliäe  VI^*  otkrütomu  w  Rossanu 
(die  Miniaturen  der  zu  Rossano  entdeckten  griech.  Evangelienhandschrift  des  sechsten 
Jahrb.),  Ztsch.  d.  Moskauer  arch.  Ges.  1881;  A.  7:  Bisoioni,  bibl.  Med.  Laur.  catal. 
T.  20. 

8.  785, 1 :  Über  die  Paulinusbasilika  Holtzingeb,  Ztsch.  f.  bild.  E.  20,  135  ff.;  A.  8:  Daphni, 
MiLLET  'Ed.  1894,  99  ff.  T.  4;  die  Restaurierung  und  Aufdeckung  der  ursprünglichen 
Mosaiken  dauert  fort. 

8.  789,  1 1 ,  Konstantinopel :  Kondakoffs  Schrift  erschien  in  den  Tmdy  VI.  archeol.  sbje9da  w 
Odessje  (1887). 


924  Nachträge. 

8.  790,  i:  Pawlowskt,  äiwopis'  palatinskoj  kapelly  w  Palermo,  Petersb.  1890;  Ravenna: 
S.  134;  G.  Hard,  relazione  dei  mon.  d'architettura  bizaniina  in  R.,  R.  1844;  A.  2: 
A.  ScooNAHioLio,  della  primitiva  basilica  del  martire  S.  Agapito  discop.  nella  contrad« 
Le  Quadrelle  ad  un  miglio  dall*  ant.  Preneste,  Rom  1865,  f. 

S.  795  f.:  Über  Skulpturen  der  oströmiscben  Zeit  handelt  T.  Hattbb  Lewis  im  Anhang  des 
11.  Memoir  of  the  Egypt  expl.  fund  (1894). 

S.  798,  5  Z.  4  lies:  , Kirchen  u.  Klöstern*.  —  Für  Russlands  Entwicklung  sind  die  Denk- 
mäler der  Krim  aus  der  Zeit  oströmischer  Herrschaft  wichtig  (Grabkammer  von 
Kertsch  aus  dem  Jahr  491:  Kulakowskt,  Rom.  Quartalachrift  1894,  49  ff.  m.  2  T.). 

S.  799:  Bezüglich  der  byzantinischen  Einflüsse  auf  Westeuropa  gibt  Dobbert,  Jahrb.  der 
preuss.  Kunstsamml.  15,  125  ff.  211  ff.  die  neueste  Übersicht 

S.  800  f.:  PoKROwsKi,  evangelie  w  pamätnikach  ikonographii  preimuschtschestwenno  bi- 
Vantijskich  i  russkich  (das  Evangelium  in  den  Denkm&lem  der  Ikonographie,  bes. 
den  byz.  u.  russ.),  Petersb.  1892;  Strztoowski,  Archftolog.  Ehrengabe  der  r5m. 
Quartalschr.  f.  de  Rossi,  1892  8.  894  ff.  (1.  Weihinschrift  Theodosius*  des  Grossen  am 
goldenen  Thor  zu  Konst.,  2.  Grabrelief  in  der  Sammlung  W.  Golenischeff  eu  Pet, 
3.  die  Maria-Orans  in  der  byz.  Kunst);  seit  1894  erscheint  in  Petersburg  und  Leipae; 
Bi9antiJ8kij  wremennik  (Byzant.  Zeitung). 

S.  816,8:  statt  .Berlin«  lies  .Würzburg*. 

S.  857:  Die  erhaltenen  Bildercyklen  betreffen  meist  den  troischen  Krieg,  z.  B.  die  soge- 
nannten Bilderchroniken  oder  ilischen  Tafeln  (gesammelt  von  0.  Jahn  u.  A.  Michaelis. 
griechische  Bilderchroniken,  Bonn  1873;  über  die  Vorlagen  Brüning,  Jahrb.  9,  136  ff.j 
und  die  .homerischen  Becher*  (Robert,  50.  Winckelmannspr.  S.  1  ff.  m.  Abb.)* 

S.  859,  s:  Analoges  Ra.  1894  I  T.  5.  6  u.  Dblamarbb,  arch^ol.  de  TAlg^rie  T.  77. 

S.  861,  Darstellung  von  Mythen:  K.  Robert,  Bild  und  Lied,  Berlin  1881  (Philo!.  Unter- 
such angen  V.). 

S.  862,  Theseus:  0.  Wulff,  zur  Theseussage,  Diss.  v.  Dorpat  1892. 

S.  865,  Deutschland:  Arolsen,  fürstl.  waldeckische  Münzsamml.  (Gadbchens,  d.  Antiken  d. 
f.  w.  Museums  S.  6  f.). 

S.  867,  Padua:  Kunz,  il  museo  Bottacin,  Period.  di  num.  1. — III. 

S.  872,  Litt.  Z.  5  lies  Fk.  b  £.  Gneochi,  gnida  numismatica,  Mil.  1886. 

S.  876  f :  G.  DE  Miiviois,  le  monete  gravi  e  le  ghiande  missili  di  Fermo,  F.  1868,  m.  Abb.; 
A.  Olivibrt,  della  fondazione  di  Pesaro,  P.  1757,  m.  Münzabb. 

S.  877:  G.  Papatodero,  della  fortuna  di  Oria,  cittä  in  prov.  di  Otranto,  2.  A.  Napoli  1858, 
m.  20  Münzt. 

S.  883  §  49:  Diaxantaras,  Bch.  1893,  557  ff.  (aus  seiner  eigenen  Sammlung). 

S.  885:  lies  .Hierapolis*. 

S.  886  f.:  Sammlung  ägyptischer  Münzen  im  Museum  von  Ghiseh  (Gabon,  Annuaire  de  la 
soc.  num.  1894,  153  ff.). 

S.  887  §  63:  A.  Matb,  d.  ant.  Münzen  d.  Inseln  Malta,  Gozzo  und  Pantelleria,  Pr.  d.  Wil- 
helmsg.  in  München  1894,  m.  1  T. 

S.  889:  P.  Paciaudi,  ad  nummos  consulares  Illviri  Marci  Antonii  anim.  phil.,  Etom  1757, 
m.  Abb.;  D.  Promis,  medaglione  di  Marc'  Aurelio  Gesare,  Asti  1864,  m.  1  T.;  ost- 
römische Kaiser:  Sammlung  von  G.  Macridi- Pascha,  jetzt  an  den  Sultan  überge- 
gangen (Katalog  bevorstehend). 

S.  891 :  St.  de  Rossi,  pezzi  d'aes  rüde  di  peso  definito  e  le  ascie  di  bronzo  adoperate  come 
valore  monetale,  Rom  1886. 

S.  897 :  Über  den  grossen  Elektronfund  von  Samos  Babelon,  R.  num.  12,  149  ff.  T.  3. 

S.  901:  Auf  den  Dareiken  ist  wohl  nicht  der  König  selbst,  sondern  ein  dem  assyrischen 
Nationalgott  Asur  verwandtes  Wesen,  welches  das  Reich  durchfliegt,  dargestellt.  — 
Eine  grössere  Anzahl  von  Sternbildern  bemüht  sich  Svobonos,  Beb.  1894,  101  ff. 
nachzuweisen. 

S.  902 :  Über  den  Zweck  der  Contorniaten  Fböhneb,  Annuaire  de  la  soc.  fran^.  1894,  83  ff. 


Register. 


Ein  Stern  gibt  an,  daes  die  Stelle  im  Nachtrag  nochmal  behandelt  lat,  ein  Kreuz,  wo  die  Litteratur  ileht. 


A. 

Aachen  149,  Bad  919. 

Abacus  313. 

Abai  910. 

Abaton  99. 

Abbildongen  berttbmterWerke 

423. 
Abbott  79. 
Abbozzieren  397. 
Abbreviaturen  854  ff. 
Abdallatif  2. 
Abdruck  75. 
Abella  119. 
Abendmahl  800. 
Aberdeen  64. 

Aberglauben  an  Steine  193. 
Abessinien  909. 
Abformen  75. 
Abhandlungen,  archäol.  9. 
Abilene  885. 
Abilgaard  868. 
Abklatsch  75. 
Abraxas  *  720  f. 
Abschied  885. 
Absis  376. 

Abunol  144.  « 

Abuscharein  85. 
Abusimbel  460  T.  4,  8. 
Abusina  154. 
Abusir  909. 
Abydos  *81. 

AcademiaTheodoro-Palatina3. 
Acanthus  228.  917,    -kapitell 

310. 
Accademia  Ercolan.  8. 
Accademia  d.  Lincei  5  f. 
Achäische  Bundesmttnzen  880 

f.  T.  25,  16. 
Achaia  111. 
Achamai  106. 
Acheiropoieta  *779. 
Acheron  839. 
Achilleus  861. 
Achmim  81. 
Achuen'aten  81. 
Achna  96. 


A9oka  692. 

Adana  90. 

Adam-Kilissi  *389,«.  752,6. 

Adikia  836. 

Adler  807.  815.  855.  t862. 

Admetos  861. 

Admont  867. 

Adonis  850.  861. 

Adria  135. 

Adscban^ä  88. 

Aedicula  345. 

Aegineten  *60bL  T.  8,  5.  6. 

Aeginetische  Schule  593. 

Aegis  822. 

Aegypten,  Topographie  *77  ff.; 
Kunstgeschichte  *430ff.T.  2 
(altes  und  mittleres  Reich). 
457  ff.  T.  4  (neues  Reich). 
491  ff.  T.  6,  1  (Psammeti- 
chiden).  626  n.657  f.  (Perser), 
685  f.  (Ptolemäer),  761  f. 
T.  20, 1—3  (Römer),  *795  f. 
(Oströmer);  Münzen  *886  f. 
898, 7. 

Aegyptische  Motive  bei  den 
Römern  720.  745. 

Aehren  822. 

Aelia  Gapitolina  885. 

Aemilianus  889. 

Aeolis  92  f.,  Münzen  883. 

Acren  auf  Münzen  905  f. 

Aes  grave  888  T.  21,  18—22, 
rüde  *891,  signatum  891,  e. 

Aeschines  671. 

Aesculap  s.  Asklepios. 

Aesthetik  425. 

Aetemitas  836,  is. 

Aethiopien  *  82 ;  Kunstge- 
schichte 494;  Münzen  887. 

Aötion  »676. 

Aetolien  103,  Münzen  879. 

Aötoma  327. 

Aetzen  219. 

Affenbilder  571.  575. 

Afghanistan  88. 

Africa  (Provinz)  *165,  Kunst 


*  753  f.,  Personifikation 
836. 

Afrika,  Inneres  445. 

Afrosiab  909. 

Agade  85. 

Agasias  681  f.  727.  T.  13,  14. 

Agatharchos  632. 

Ageladas  592. 

Agesandros  728. 

Ageso  527,  ». 

Aglaophon  609;  der  jüngere 
631. 

Agorakritos  597. 

Agostino  864. 

Agraffen  238. 

Agram  *161. 

Agrigent  115. 

Agrippa  I.  und  IL  885. 

Agrippina  729  T.  17,  s. 

Agttontum  157. 

Ahnas  el  Medineh  909. 

Aigai  93. 

Aigila  109. 

Aigina  *111;  Bildhauer  593; 
üriebelgruppen  605  f.,  Eck- 
figuren 921,  Münzen  880 
T.  24,  10,  Schmuck  475 
T.  5,  6,  Terrakotten  674, 
Vasen  186. 

Aigosthena  108. 

Ainslie  868. 

Aiolis  92  f.,  Münzen  883. 

Aischines  652.  671  T.  12,  11. 

Aisoneia  103. 

Aithra  861. 

Aithusa  330. 

Aix  138. 

Aixone  106. 

Ajäsuluk  94. 

A  jour  216. 

Akademien  3. 

Akanthos  228.  917,  -kapitell 
310,  Stadt  Akanthos,  Relief 
310. 

Akamanien  103,  Münzen  879. 

Akdsche-kajä  94, 


926 


ftegiflter. 


Akragas  115. 

Akrai  115. 

Akraiphia  104. 

Akrasos  93. 

Akratos  831. 

Akrolithe  Statueu  412. 

Akropolis  *  105,  Frauensta- 
tuen  532  f.  T.  6,  9,  Giebel- 
reliefs 541. 

Akroterien  »299  f.  542.  566. 

572 
Aktaiön  845.  861. 
Aktion  108. 
Akustik  307. 
Alabaster  192.  290.  493. 508  f. 

(Assyrien).  510.  575  (Etru- 

rien). 

Alabastron  257.  575  f. 

Aladscba  516. 

Alaisa  878. 

Alaoni  *166. 

Alaria  145. 

Alatriom  122. 

Alba  Fucense  128. 

Alba  Longa  122.  567. 

Alba  Pic.  128. 

Albaccini  71. 

Albani  37. 44,  Mfinzsammlung 

868. 
Albano  123. 
Alberici  45. 
Aldobrandini  45. 
Aldobrandinische  Hochzeit  741 

T.  19,  9. 

Aleeia  *142. 

Aletium  119. 

Alexander  676  f.,    Idealbild 

650.  706  T.  12,  9.    14,  13, 

Münzen  878.  901  T.  25,2; 

„sterbender"  T.  14,  5. 
Alexandersarkophag    684    f. 

T.  13,  3. 

Alexanderschlacht  741  m.  T. 

19,  8  (Mosaik).  743. 
Alexandreia  Troas  92. 
Alexandrien*80,  Glasfabriken 

224,   Kunst  in  der  Eaiser- 

zeit  761  ff.,  Münzen  886  f. 

898, 7,  Vasen  188. 
Alexandropol  168. 
Alexandres   von  Athen  470. 

745. 
Alfedena  122. 
Algardi  71. 
Algidus  122. 
Algier  *165. 
alignements  354. 
Alinda  •93. 
Alkamenes  596  f.  922. 
Alkestis  861. 
Alkibiades,    Porträt    653,  4. 

724,  Gemälde  631  f. 
Alkmene  861. 
all^e  couverte  854. 


Alleen  von  Sphinxen  u.  dgl. 
460. 

Allenlüften  143. 

Allier  139,  de  Hauteroche  868. 

AUifae  877. 

Almeria  *144. 

Alnwick  Castle  79.  146. 

Aloa  796. 

Alpenländer,  Kunstgeschichte 
487.  581  ff. 

Alphabetvasen  661. 

Alsium  130. 

Altamura  119. 

Altane  332. 

Altar  *366  f.,  vor  dem  Tempel 
360,  auf  Gräbern  345,  vom 
Palatin  566,  chnstiicher 
777. 

Altartafeln  441  (Aegjpten). 

Altenburg  55.  152. 

Altiochiero  49. 

Altkirch  148. 

Altofen  160. 

Alxenor  613  T.  9,  6. 

Alypos  647. 

Amanos  90. 

Amar^sion  106. 

Amasia  90. 

Amasis  556,  der  jüngere  618. 

Amastris  90. 

Amazone  sterbende  604,  ver- 
wundete 725  T.  8,  13. 

Amazonen  850. 

Amberg  154. 

Ambras  60. 

Ambrosiana  41. 

Am^court  868. 

Amenhotep  II 1.  461. 

Amen-Hui  466. 

Ameniritis  492. 

Amerika,  Kunst  772,  Samm- 
lungen 69. 

Amiens  139. 

Amisos  90. 

Ammonsvase  82. 

Amor  8.  Eros. 

Amorgos  111,  Münzen  881. 

Ampelos  831.  845. 

Amphiaraion  107. 

Amphikrates  592. 

Amphiprostylos  330  T.  22, 10. 

Amphitheater  381. 

Amphitryon  861. 

Amphora  255. 

ampulla  *255. 

Amrith  497, 

Amulette  ^245  ff. 

Amulettsteine  242. 

Amykläischer  Thron  543. 

Amyklai  109. 

Amyntas  von  Galatien  884. 

Anadyomene  666.  731. 

Anagyrus  106. 

Anakaia  106. 

Anakreon  724. 


Anaphe  111. 

Anatomie  *428. 

Anaxagoras  592. 

Anaxyrides  s.  Beinkleider. 

Ancoat  66. 

Ancona  AI.  45,  Stadt  128. 

Andokides  617. 

Andronikos,  Horologinm  750. 

Andros  112. 

Androsthenes  607. 

Anfänge  der  Kunst   429  IL, 

der  Münzen  890  f 
Angelelli  868. 
Angerona  618  f.  T.  9,  12. 
Angouldme  139. 
Anhalt  152. 
Ani  88. 

Anikonisch  524.  808. 
Ankaios  847. 
Anker  809. 
Ann  Arbor  69. 
Annecy  139. 
annuli  813. 
Anopolis  113. 
ansa  comuta,  Innata  264.  266. 

455.  488. 
Anstandsregeln  428  f. 
Anstrich  300. 
Antarados  82. 
Antefixe  s.  Akroterien. 
Anten  331  T.  22,  12. 
Antenor  592.  605. 
Antequera  144. 
Anthedon  104. 
Anthologie  *426. 
Anticaglien  167. 
Antigonos  680. 
Antikragos  95. 
Antikyra  103. 
Antimon  203.  511. 
Antinoos   *718,     Relief  785 

T.  18,  9. 
Antiochien  83,   Münzen  885. 
AntiochosVIH.,  Grabmal  765; 
•  von  Athen  726. 
Antiparos  112. 
Antiphanes  751  f. 
Antiphilos  686. 
Antiquarii  3. 
Antiquarium  37. 
Antium  *123. 
Antonine,  Bauten  735. 
Antoninianus  897.  905  T.  26, 

10. 
Antoninssäule  *735  T.  18,  11. 

12. 
Antonius,  Münzen  924. 
Anu  80. 
Anxia  118. 
Anzan  453  f.  514. 
Anzi  118. 
Aosta  136. 
Apameia  83  (Syrien).  91  (Bi- 

thynien),  95  (Paropfaylieo). 
Apelles  665  f. 


ftegister. 


927 


Aphrodisias  727. 

Aphrodite  823  f.  T.  14,  10, 
archaische  533 ,  capitoli- 
nische  T.  16,  16,  esqoili- 
nische  718,  in  der  Kaiser- 
zeit  731,  Kallipjgos  717, 
knidische  643  f.  m.  T.  12, 4, 
koische  666,  kyprische  500. 
533,  mediceische  726,  n 
T.  16,  17,  melische  *  675. 
♦25,11  T,  13,  7,  Mannor- 
thron  922. 

Apokalypse  782. 

Apokryphen  801. 

Apollo  817  f.,  von  Amyklai 
526,  (sogen.)  archaischer 
*530f.,  yon  Belvedere  683  f. 
725  f.  T.  16,  10,  Mazarin 
922,  mit  dem  Omphalos  601 
T.  8,  1.  Yon  Piombino  602 
T.  8,  2,  Pythoktonos  861, 
Strangford  601,  Stroganoff 
*726.  von  Tenea  530  f. 
T.  6,  8. 

Apollodoros  632,  von  Dama- 
skos  768. 

Apo]lonia  161,  Vasen  706. 

Apollonios  681  T.  13, 13,  Sohn 
des  Archias  723.  726  T.  16, 
4,  Sohn  des  Nestor  727. 

ApoUonospolis  81. 

Aposkopenon  852. 

Apostel  801. 

Apostolo  868. 

Apotheose,  Feier  746,  Homers 
727  T.  18,  8. 

Apotropaia  230. 

Apoxyomenos  598  (Polyklet). 
691  m.  T.  12,  8  (Lysipp). 

Appius,  Propyläen  750. 

Appretur  172. 

Apsis  376. 

Aptara  113. 

Apulien  118  f.,  Vasen  668, 
Münzen  877. 

Apulum  161. 

Aquae  ApoUinares  29,  Sextiae 
138. 

Aquädukte  384. 

Aquileja  *135.  759. 

Aquincam  *160,  Bad  919. 

Aquitania  142. 

Ära  s.  Altar. 

Arabia  personif.  836. 

Arabien  84,  Kunst  445.  454. 
472. 514  f.  658. 773,  Münzen 
884  f. 

Arados  82  T.  5, 1. 

Aratoshandschriften  781. 

Arausio  138. 

Arbela  85. 

Archäologie,  Name  und  Defi- 
nition 1  f. 

Archäologisches  Institut  4. 

Archaismus  719  f.  745.  750. 


Archelaos    von    Priene    727 

T.  18,  8. 
Archemoros  861. 
Archermos  535,  jüngerer  593,i . 
Architekten  306  f. 
Architektur  ♦276flr.T  22. 
Architrav  317. 
Archivolte  323. 
arcosolium  322. 
arcus  390. 
Ardea  123. 
Arelate    *  138,     Münzstätte 

905, 10. 
Arellius  738. 
Arenberg  58. 
Arene  Candide  136. 
Ares  821,  Lndovisi  729.  848. 
Aretinische  Gefftsse  180. 702  f. 

748. 
Arezzo  130,  Redner  700. 
argenteus  minntulus  897. 
Ai^olis  108,  Münzen  881. 
Argonauten  861. 
Argos   *108,    Metallarbeiten 

544  f.  A.  7.  549,    ReUefs 

613. 
Argos  (Riese)  838. 
Ariadne  856.  731  T.  16,  20. 
Ariana  88. 
Ariccia  s.  Aricia. 
Aricia  123,  Orestesrelief  627. 
Arimaspen  850. 
Ariminum  132. 
Aristandros  647  f. 
Aristeas  727. 
Aristeides  634  f. 
Aristionstele  593.  612  f. 
Aristokles   593.  612  f.,    von 

Kydonia  529. 
Aristonophos  553. 
Aristophon  609,  Maler  612. 
Aristoteles  425. 
Arkaden  320,  an  Sarkophagen 

737. 
Arkadien    110,    Reliefs   613, 

Plastik  im  4.  Jahrb.  654, 

Münzen  881. 
Arkesilasvase  552. 
Arles  *  138. 
Armbänder  241. 
Armenien  88,  Kunst  515.  690. 

797  f.,  Münzen  884. 
Armentum  118. 
Armschienen  916. 
Amai  132. 
Arolsen   52,    Münzsammlung 

924. 
Arozarena  868. 
Arpinum  123. 
Arretium  130,  Redner  700. 
Arrezzo  s.  Arretium. 
arringatore  700  T.  15,  2. 
Arsakiden  885  f. 
Arsinoe  96. 
Artaxerxes  Ochus  357. 


Artemis  823,  ephesische  526. 
589.682.813,  Leukophiyene 
941,  Nanaea  827,  persische 
589.  813  T.  7, 11,  von  Pom- 
peji 719,8  T.  16,  2,  von 
Versailles  T.  16,  11. 

Artemision  112  (Eub5a). 

Artois  912. 

Aiyballos  257. 

Arzt,  Kennzeichen  849. 

As  899.  904  T.  21,  18. 

Aschaga-Bej-köi  891. 

Aschenkiste  255,  vgl.  Umen- 
reliefs. 

Aschenurne  255. 

Asculum  *128. 

Asea  110. 

Ashmolean  66. 

Asiatische  Religionen  in  Rom 
720. 

Asine  108. 

Askalon  82. 

Asklepieion  106.  361. 

Asklepios  819,  in  Bädern  731, 
auf  Gräbern  732. 

Asklepiosreliefs  636  f.  T.  10,5. 

Aspasia  724. 

Aspasios  595.  746. 

Aspendos  95. 

Asphalt  281. 

Assisi  132. 

Assos  92,  Tempelreliefs  621  f. 

Assteas  669. 

Assu&n  81. 

Assyrien  85,  Kunst  t421. 454. 
472.  »506  ff. 

Aatarte  449,  s.  455.  477.  487. 
624  T.  3,  4. 

Astragaloi  274. 

Astragalos,  omam.  304;  -Spie- 
lerin T.  12,  12. 

Aaturia  145. 

Asur,  Stadt  85,  Gott  507. 

Asurbanipal,  Relief  510. 

Atalante  861. 

Atameus  91. 

Atelier  der  Maler  408  f. 

Ateste  ♦  135. 

Athanas  79. 

Athanodoros  728. 

Athen,  Topographie  *105,  Bild- 
hauerschule 592. 651. 670  ff. 
726  f.,  Malerschule  631  ff. 
667,  Münzen  880.  905  T. 
24, 1—8,  Vasenmalerei  185. 
555  ff.  616  f.  —  Museen  39, 
Gypse75,  Mttnzkabinet866. 

Athena  822  f.  T.  8,  4.  5,  Ge- 
burt 861,  Göttin  der  Künste 
524,  Kranaia  104,  Polias 
534  f.,  Promachos  603,  von 
Velietri  T.  16,  15. 

Athenagoras  424.  f42b, 

Athenis  535. 

Athienau  97. 


928 


Aegiaier. 


Athleten  848,  Schemata  652. 

Atlas,  antiquarischer  13. 

Atreusgrab  479  ff.  T.  5,  8. 

atrium  328.  340.  376  (selbst- 
ständiges). 

Atrium  877. 

Attaleia  93  (Lydien).  95  (Pam- 
phylien). 

Attalos,  Weihgeschenk  672. 
679  T.  13,  9. 

Attica  390. 

Atticismus  722  ff. 

Attika  *  104  ff.,  Münzen  880. 

Attis  850.  857. 

Attische  Vasen  etc.  s.  Athen. 

Aube  •  139. 

Auch  139. 

Aufsätze,  archäol.  9. 

Anfstandsmflnzen  885  (jüdi- 
sche). 

Auge,  Darstellung  428.  559, 
der  Hera  822. 

Auge  1 861  f. 

Augen,  omamental  231  f. 

Augsburg  154. 

Äugst  144. 

Augusta  Praetoria  136,  Tau- 
rinonun  136,  Treverorum 
148,  Vindelicorum  154. 

Auguatodunum  139. 

Augustus,  Bauten  734,  Cameo 
746.  von  Primaporta  729 
T.  17,  1. 

Auramazda  624. 

Aurae  831. 

Aurelia  Aquensis  *  153. 

Aurelianas,  Münzen  889. 

aureus  896  T.  26,  5. 

Ausfuhr  von  Altertümern  70. 

Ausgrabungen  30  ff. 

Ausstellungen  72. 

Autumnus  832,  s. 

Antun  139. 

Aventicum  144. 

Avignon  52. 

Avranches  139. 

Axos  113. 

Axum  796,  Münzen  887. 

Azanis  110. 

Azära  45. 

B. 

Baalbek  83.  767  T.  20,  4.  5. 

Baal-Tars  827. 

Baart  de  la  Faille  868. 

Babylon  85. 

Babylonien  *84,  Kunst  t421. 

♦445  ff.  471  f.  504  ff.,  Münzen 

885. 
Babylonischer  Stater  896  f. 
Baccacciano  130. 
Backofengräber  *344. 
Backsteinbau  280  f. 
Badegeräte  272. 
Badehaus  885. 


Badeigts  868. 

Baden  *  153  (Land),  *153  (in 
Baden),  156  (bei  Wien). 

Badenweüer  153. 

Baeblani  136. 

Bäckerei  342. 

Bäckerkunst  275. 

Bäder  385. 

Bär  862. 

Bäume,  heilige  357.  447,  me- 
tallene zum  Schmuck  503. 
510.  519.  545.  769  f. 

Bagtsche-Deresi  90. 

Bahreininseln  514. 

Baiae  119. 

Baktrien,  Kunst  691,  Münzen 
886. 

Balawat  85,   Prachtthor  510. 

Baldwin  244. 

Balearen  145,  Münzen  875. 

Balustraden  331  f. 

Baly-Dagh  92.  473. 

Bammeville  *52. 

Bankgräber  351. 

Baptisterium  364. 

Barbarenstatuen  735  T.  17,20. 

Barberi  71. 

Barberini  45. 

Barberinischer  Faun  731,  i 
T.  16,  12. 

Barbo  45. 

barbotine  181. 

Barcelona  *145,  Mosaik  754. 

Barcino  s.  Barcelona. 

Barcola  913. 

Bargylia  93. 

Bari  119. 

Barletta,  Koloss  776. 

Barone  45.  70. 

Barracco  *45. 

Barre  52. 

Barren  200,  als  Geld  891. 

Bart  rasiert  432.  446.  706,  it. 
716. 

Bartholdy  45. 

Bartholomäi  885. 

Bartoli  174. 

Basalt  714. 

Basel  143,  Museum  61,  Gypse 
74. 

Basilewsky  52. 

Basilica  376  f.  328  f.  T.  21,5. 

Basis  von  Säulen  312  f.,  Bron- 
zen 404,  Statuen  415. 

Basrelief  401. 

Bassai  110. 

Bassin  384. 

Bäte  106. 

Baucylinder  505. 

Bauemkunst  710. 

Bauinschriften  ♦  276  f. 

Baukunst  *  276  ff.  T.  22. 

Baum  8.  Bäume;  heiliger,  in 
Babylonien  447  T.  3,  5. 

Baumeister  806. 


Bauomamente  *304  ff. 

Baupläne  306. 

Bausteine  *287  ff. 

BauteUe  *  808  ff. 

Bauwut  712. 

Baxter  45. 

Bayern  *  153. 

Bazzano  184. 

Beaune  140. 

Beanvais  140. 

Bebriacnm  911. 

Becker  804.  890. 

Beckum  150. 

Befestigungskunst  374. 

Behr  52. 

Beigaben  der  Toten  27.  f  ^  29. 

Beilchen  aus  Stein  245. 

BeUe  249  f. 

Beinarbeiten  196,  -figoren  397. 

Beinkleider  850. 

Beinschienen  251. 

Beirat  82. 

Beisatzgefässe  27. 

Beizeichen  903. 

Bekanntmachungen  391. 

Bekleidung  von  Statuen  413. 

Bekränzen  846. 

Belbina  110. 

Beleuchtung  der  Räume  324  f., 

der  Tempel  361  f.,   durch 

das  Dach  328. 
Beifort  868. 
Belgien  142. 
Belgrad  161. 
Bellerophon  862. 
BeUet  868. 
Bellini  868. 
Bellen  53.  224. 
Bellori  45. 
Belluno  *  185. 
Belmore  79. 

Belvedere  42,  s.  Apollo. 
Bemalung  der  Gebäude  300  f., 

des  Metalls  219,  der   SU- 

tuen  413. 
Bembo  45. 
Benacci  133. 
Benacus  *134. 
Benevent  122. 
Benihassan  441.  909. 
Benkowitz  869. 
Bentinck  869. 
Beresoff  798  (Schale). 
Bergamo  134. 
Bergan  244. 
Bergbau  199. 
Berge  personif.  831. 
Bergen  *  165. 
BerggOtter  831. 
Betgkiy stall  221. 
Bergwerke  199,  Münzen  900. 
Berlin    152,    Museen    55   f.. 

Mttnzkabinet  865. 
Bern  143  f.,  Museum  Gl. 
Bernay  756,  s. 


Benut«iD  197.  489.  562.  568 

Branteghem  62. 

a.9. 

Blundetl  67. 

Braachi  46. 

Bemns  908,  Mflnzkabinet  870. 

Bobeli  41. 

Braunfela  60, 

Berrhoia  162. 

Bocchi  136. 

Beryto«  82. 

Boden  erhSfat  25. 

Braaron  106. 

Um  (Be»)  231.  589,  Pfeiler- 

Bogen  390. 

Braat  849. 

figor  494. 

Böhmen  *158. 

Breccia  714,  i. 

BOotieu    109,    MOnzen    879, 

Bregenz  155. 

UeHchreibnngvoD  Denkmftleru 

Reliefe  613,  Skulpturen  674, 

Bremen  150. 

801  f.,  TOQ  Fnnden  82. 

Vasen  555. 

Brennofen  177. 

Ueschreibungen  von  Bauwer- 

BoSthoH 693  T.  14,  6. 

Breacia  134. 

ken   276  f,   bei   Diobtero 

Bogen    319   f.   (Architektur). 

Breülas    151,    Museum    56, 

426. 

735  (der  argentarii). 

Gjpee  151. 

Betender  Enab«  670.  759. 

Bretagne  '140. 

BetUehem  785. 

Boghaeköi  516. 

Breu  66. 

Betti  45. 

BrigantJnm  155. 

Beugnet  53. 

Bobrer  398. 

Brigetio  160. 

BevUacqoft  45. 

Boidaa  669. 

Brindiai  119. 

Boissard.  J.  J.  11.  124. 

briquetage  368. 

BolcodeniB  139. 

Brittania  ■145,    Eunat   421. 

stellt  850  ff. 

Bolmarai.«  158. 

705.  758,  MOnzen  876. 

BejDnhDeii  '75. 
BhilM  87. 

Bologna  133.  26.  629  f.  703, 

Moseuin  40,  Situla  584  T. 

zen  866. 

Biban-el-Moluk  62. 

7,6, 

Brodraine  260. 

Bibelhandscbriften  780  f. 

Bolsena  132. 

Bromberg  151. 

Bibliographie  7  ff,    der  Na- 

Bomarza  130. 

Bronze  203  ff. 

mismatik  872. 

Bompoia  869. 

BronzeabgOsse  75. 

Bibliotbeken  361. 

Bieda  130. 

Bonaparte,  Lucien  46.  129. 

Biehlei  244. 

Boncompagni  45. 

Bronzensanmlungen  '208  f. 

Biehl  143. 

Bondacca  869. 

Bronzeplastik  403  f. 

Bieoe  t862. 

Bona  148  f ,  Mnaenm  56. 

BieDenkorbform  321. 323.340. 

Bononia  133,  vgl.  Bologna. 

Bronzewagen  •  268.  576.  584. 

470.  488.  489. 

Bronzezeit  207. 

Biennos  881. 

Boppard  913. 
Borde,  de  la  869. 

Broomball  66. 

Bilderchroniken  924. 

Browne  66. 

Bildercjklen  743.  *  857. 

Bordeaux  140,  Qypae  74. 

Bruckenthal  160. 

Boreas  831. 

Brocken  387. 

Borely  908. 
Borgfiese  «45  f. 

BrUckmann  58. 

776. 

BrOla  46. 

Bilderwerke  11  ff. 

Borgheai  869. 

ßrOon  159. 

Bildhauerei  '397  ff. 

Borgheaiecher  Fechter  681  f. 

BröBBel    142.    Museum    '62, 

Billoin  869. 

Boi^ia    46,     MDnzsammlnng 

HQDzkabiuet  865. 

Billon  893. 

869. 

Bnmelleachi  277. 

Borioni  46. 

Brunnen  •383. 

281  f. 

Bombolm  915. 

Bninnengrilber  344. 

DorreU  66. 

BniBtbild  729. 

Birkenfeld  148. 

Bosnien  •  161. 

Bruetgurt  der  Pferde  253. 
Bma^arniecbe  251. 

BiTB'Nimrud  85. 

BoBporoB,   kinunerischer  163, 

MQnzen  882. 

BisagDO  136. 

Brustspangen  241. 

Biscari  116. 

Boeaage  286. 

Bnittium  -117,  MOnzen  877. 

Bithynien    91,    Kunat    678, 

Boston  -69.  Gypae  74. 

Bryaxis  •652. 

Münzen  882. 

Bottacin  867,..  924. 

Brygos  617. 

Blacaa  53,  Mtlnzkabinet  869. 

BouEhes-du-RhOBO  138. 

BubasÜs  80. 

Blayds  66. 

Boulogne-anr-Mer  913. 

ßnccherogefftsae  178.  512,  i. 

Blaye  140. 

Bourgea  *140. 
Boviflae  123. 

(aasyrisch).     564     (kampa- 
niach).   577  f.  (etruBkisch). 

Blech  214.  215,  -figuren  403. 

Bozen  •155, 

Buchdeckel  '.!74.  793  f. 

Knust  794. 

Brabant  143. 

Bucbillustration    467    (Ägyp- 

Bleidacb 202. 

Bracara  145. 

tisch).  745  (römiBch). 

Blera  130. 

Brackenbofer  58. 

Budapest  160. 

Buddha,  Figuren  770  T.  20, 8, 

Blitz  815,  bei  Äthena  823. 

Bramantino  124. 

BloiB  140. 

Schalen  472. 

Blume  in  der  Hand  587. 

Buddba-Gaya  88. 

Blumen  t862. 

Brandopferaltar  367. 

BudimSric  158. 

58 

r~7 


930 


Register. 


Badran  95. 

Bficher  273. 

Bflchse  255. 

Bttgelkanne  474. 

BühneDgebaude  379. 

Bltoten  415. 

Bukoliker  426. 

Bukowina  160. 

Bukranien  305.  863. 

Balak  79. 

Bnlarchos  538,  s. 

Bulgarien  161  f. 

bulla  239. 

Bulla  regia  166. 

Bundesgenossenkrieg,  Mflozen 

876. 
BundesgenoBsenmünzen  902  f. 
Buntdruck  172. 
Buntweberei  *171  f.  504.  768. 

794.  797  u.  ö. 
Bupalos  535. 
Bura  111. 
Burckhard  869. 
Bnrdigala  140. 
Burgen  370  f. 
Burgos  145. 
Burgringe  372. 
burgus  342, 4. 
Burlington  f.  a.  club  66. 
Burungum  149. 
Busirisvase  580. 
Btttmir  914. 
Bj  ^iskäla  *  159. 
Byrsa  166. 
Byzantinische  Kunst  776,  Ein- 

fluss  auf  den  Westen  *  799. 
Byzanz  98. 
Byzes  296. 

C. 

Cadix  144. 

Cadurcum  913. 

Caere  130,Wandgemälde572f. 

Caesar,  Mfinzen  889. 

Caesarea  (Mauretanien)  166. 

Cagliari  137,  christl.  Malereien 
740, ». 

Cahors  913. 

Caieta  123. 

Caledonia  *  146. 

Cales  119  fKampanien).  Va- 
sen 694,  132  (Umbrien). 

Calvados  140. 

Calvert  909. 

Calvet  52. 

Cambridge  64,  Gypse  74. 

Cambridge  (Amerika)  77. 

Cameen  194.  *746.  922  T. 
19,  10. 

Camillus  729  T.  15,  3. 

Campana  46.  132. 

Campanagrab  572. 

Campanari  46. 

Campodumim  154.  l 

Camps  869.  i 


Candelori  46. 

Canino  46.  130. 

Cannes  913. 

Canolejus  694.  698. 

Canonestafeln  782  T.  21,  9. 

Canopen  570.  577. 

Canosa  119. 

Canova  72. 

Canterbury  913,  Museum  64. 

Cannsium  119. 

Canziano  157. 

Capello  46. 

Capitolinisches   Museum   36. 

43. 
capitolium  370. 
Capranica  46. 
Capreae  119. 
Capsa  274. 
Capua  120. 
Caputi  188. 
Caracalla  T.  17,  10,    Mttnzen 

889. 
Caraootinum  913. 
Caraffa  46. 
Caranda  139. 
Carelli  876. 
Carleton  146. 
Carlsrube  57. 
carmina  figurata  274. 
Carmona  144. 
Camuntum  156. 
Carpegna  869. 
Carpi  46. 
Carrara   *131,  Marmor  292. 

713. 
Carrey  641. 
Carthago   *166,    Kunst   754, 

Mttnzen  887,  vgl.  Punier. 
Casali   *46,    Mttnzsammlung 

869. 
Cassel  56. 

Castel  149,  d'Asso  130. 
Castellani  46.  70. 
castellieri  372. 
castra  stativa  370. 
Castra  vetera  149. 
Casuccini  130. 
Catajo  42.  46. 
Catanzaro  117. 
Cavaceppi  47.  71.  124. 
Caylus  3.  10.  12. 
Ceder  174,  in  Babylonien  447. 
Celeja  156. 
cella  360. 
Celt  *249. 
Cenisola  136. 
Centralbau  324. 
Centumcellae  128. 
Centuripae  116. 
Cerdena  913. 
Ceretolo  133. 
Certosa  133. 
Cervetri  130. 
Cervignasoo  47. 
Cesarini  47. 


Cesi  47. 

Cesnola  95. 

Cestiuspyramide  732.  738. 

Chacbrylion  617. 

Chairestratos  673. 

Chaironma  104,  Denkmal  353. 

Chalcidicum  376. 

Cbaldäer  505. 

Chalke  97. 

Chalkedon  91. 

Chalkidene,  Mttnzen  885. 

Chalkidike  910. 

Chalkidische  Vasen  186.  557. 

Chalkis  112. 

Chalkus  899. 

Chftlons-s.-S.  140. 

Chambery  140. 

Champagne  140. 

champleve'  224. 

Charakene  885. 

Charente  140. 

Chares  528  (Statae)  m.  T.  6, 

7.  554,  6  (Maler),  670  (von 

Lindosj. 
Chariten  831  f. 
Charkow  63. 
Charon  838. 
Chartas  529. 
Charvet  53.  224. 
Ch&tiUon  140. 
eher  140. 
Cheramyes ,      Weihgeschenk 

527. 
Cherchel  165. 
Chersones,    tauriscber     163. 

Mttnzen  882. 
Cheshire  146. 
Chessa  137. 
ehester  146. 
Cheta  467  f. 
Chianciani  103. 
Chichester  64. 
Chiellini  803. 
Chigi  47. 
Chimaira  844.  628  (von  Arez- 

zo). 
China  772.  922. 
Chios  97,  Bildhauerschule  535, 

Vasen  186. 
Chirurgische  Instrumente  275. 
Chiusi  130. 
Choiseul  53. 
Chorsabad  85. 
Christ.  J.  Fr.  3.  13. 
Christentum,    Verh&ltnis   zur 

Kunst  778  f. 
Christine  (Königin)  47,  Mflnz- 

kabinet  869. 
Christliche  Archäologie  fSOOf., 

Dichter  426.  fSOO,   Kunst 

773  flf.,  Symbole  808  f. 
Christodoros  34. 
Chrysapha,  Grabrelief  539. 
chryselepbantine  Kunst  397. 
Chijsostomos,  Predigten  783. 


Register. 


931 


Cbuen'eten  465  T.  4,  10. 

Chor  148. 

Ghutaten  465. 

Chytroi  96. 

Giacconi  124. 

Cicero  425. 

Cilli  156. 

Cimetra  122. 

Cioffi  47. 

CipoUino  291.  713. 

Cippus  355. 

Circeji  123. 

Circua   *d82,    -darstellnngen 

748. 
Cirta  166. 
Ciselierkonst    215.  676.  763 

eisten  268.  697  f.  T.  15, 9  a  b, 

a  cordoni  257. 
Cisiernen  «383. 
Cistophoren  898  T.  25,  15. 
Citrusbaom  174. 
Cividale  135. 
Civita  Gastellana  131. 
Civita  Lavinia  123. 
Civitavecchia  130. 
Clarac  12. 

Claudia  Aeqnum  161. 
Glandianua  426. 
Clemens  von  Alexandrien  424. 
Glercq  53. 
Clermont  140. 
Cleve  149. 

Cloaca  maxima  385  f. 
cloisonnö  224. 
Clusinm  130. 
Codex   argenteua  273,   Bero- 

linensis    125,    Goburgensis 

125,  pnrpnreua  273. 
Goelesyrien  83. 
Coelius,   Haus  der  Märtyrer 

740. 
Cogbm  66. 
Colchester  65. 
Golonia  Agrippina  149. 
Colonna  47. 

colosseum  381  T.  18,  3. 
columbaria  346,  Wandgemälde 

740. 
colnmna  rostrata  389. 
Commodus  730  T.  17,  9. 
Como  134. 
Compidgne  52. 
compositiones  169. 
Comum  134. 
Concordia  836,  is. 
Gonstantia  162. 
Constantine  165  f. 
Consularmfinzen  888  f. 
Contma  149. 
Gonze'scbes  Gesetz  850. 
Gera  *  123. 
Gorcbiano  131. 
Cordova  144. 
Corinium  146. 


Comell  üniv.  69. 

Cometo  131. 

Gorrosion  14. 

Corsica  *137,  Kunst  580. 

Corsini  47. 

Cortona,   Akademie   4.    129, 

Stadt    130,     Kronleuchter 

267.  629. 
Gosa  130. 
Cospi  47. 

Cossutins  Cerdo  723. 
Cöte-d'or  *  140. 
Götes-du  Nord  140. 
Covema  149. 
Crannogs  368. 
Grassier  244. 
Crespellano  133. 
Greuzer  58. 
croix  ansäe  233,  gammle  233, 

pattäe  238. 
Gromlech  348.  354. 
crustae  216. 
cryptoporticus  386. 
Cucumella  132.  572. 
Gumae  120. 
Cupra  *  129. 
Gyklen  743.  857. 
Cylinder  s.  Siegelcylinder. 
Gymbeln  247. 
Cypem    95   f.,    Kunst   454. 

472  f.  499  f.  622  f.  656.  «82. 

753,  Mttnzen  883  f. 
Gypraea  moneta  489. 
Gypresse  174.  1863. 
Gyriacus  v.  Ancona  100  f. 
Czartoryski  53. 
Czemowitz  160. 


Öaslau  159. 


C. 


D. 


Dach  *  325  f. 

Dacien   160,    Kunst   705   f., 

Münzen  900. 
Dacierstatnen  735. 
Dahachnr  920. 
Dänemark  *164. 
Daidalos  524.  528  f.  647  (Si- 

kyonier).  678  (Bithynier). 
Dakien  s.  Dacien. 
Daktyliothek  243.  746. 
Dali  96. 
Dalmatien  161. 
Damascus  83. 
Damme  869. 
Damophilos  627. 
Damophon  *751. 
Danae  tB62. 
Danaide  *603. 

Danzig  151.  Münzkabinet  865. 
Daphnai  909. 
Daphne  845. 
Daphnien  106,  Mosaiken  785,8. 


Dareikos  896.  924  T.  23,  15. 

Darmstadt  56. 

Darzau  150. 

Decke  336  f. 

Deckel  266. 

Deckenbilder  742. 

Deimos  834. 

Deinokrates  677. 

Deinos  256. 

Deir-el-Bahari  81. 

Dekeleia  106. 

Dolos  112.  358  (Apollotempel). 
532  f.  (Frauenstatuen).  642 
(Giebelfiguren),  Münzen  882. 

Delphi  103.  921  f.,  Giebel- 
gruppen 607.  Reliefs  922, 
Münzen  879. 

Delphin  229.  815.  817. 

Delpbinion  104. 

Demeter  822,  von  Knidos  655 
T.  12  10. 

Demetrios  651  T.  14, 14  (Por- 
trät des  Poliorketes). 

Demirhissar  99. 

Demokratia  836. 

Demos  836. 

Demosthenes  664.  *671  T.  14, 
16. 

Denar  897  T.  25,  28.  26.  27. 
26, 1-4. 

Denderah  81. 

Denkmäler  388  if. 

Denkmünzen  902. 

Denen  53. 

denticuli  304.  319. 

Depoletti  47. 

Depotfunde  26. 

Derby  shire  146. 

Derrhiopos  99. 

Dertona  136. 

Despuig  50. 

Destailleur  124. 

Deutschland  146  ff.,  Museen 
55. 

Deva  160. 

DoYonshire  244. 

Devotionskreuze  776,  12. 

Dexileos  T.  10,  3. 

Diadem  237. 

Diadnmenos  598  T.  8,  11. 

Diamant  194. 

Diatreta  221  f. 

Dichter  848  f. 

Dictamnus  t863. 

Didymaion  94,  Statuen  528. 

Dijon  52. 

Dikaiarchia  120. 

Dike  836. 

Dilettanti  3  f. 

Diluvialzeit  429  f.  T.  1. 

Dimitriu  79. 

Dinan  913. 

Diogenes  651.  725. 

Diokletians  Palast  161.  871. 

Diomedes  678,  1.  t861. 

59* 


932 


Begiater. 


Dionyslos    von    Halikamaas 

425,    von    Kolopbon    611, 

Porträtmaler  710. 
Dionysos  819  f.  709,  an  Sarko- 
phagen 857,  Thiasos  831. 
Diorit  449. 
Dioskorides    746    (Gemmen- 

Schneider).     781     (Wiener 

Handschrift). 
Dioskuren  847. 
Dipoinos  529. 
Dipteros  831. 
Diptychen  792  T.  21,  10. 
Dipylon    *106.    373,    -vasen 

*o47  T.  7,  1. 
Dirke  t862. 
Disch  «  59.  224. 
Disken  328.  736. 
Diskosscheiben,  verziert  618. 
Diskoswerfer,  zielender  596,  e, 

myronischer  599  T.  8,  12. 
Disney  66. 
Djorgarden  165. 
Dobrichov  158. 
Dobrudscha  162. 
Dodona  9.*. 

Dodwell  66,  -vase  557. 
Dokimion  713. 
Dokl^a  161. 
Dolche    248  f.,    mykenische 

481  T.  5,  11. 
Dolerit  290.  449. 
dolium  256. 
Dolmen  354. 
Donauprovinzen  758  f. 
Dontas  529. 

Doppelaxt  250.  468.  518. 
Dordogne  140.  338  f.  429  ff. 

m.  T.  1,  3. 
Dorfschulze  437  T.  2,  3. 
Doris  108. 

Dorischer  Stil  310  T.  22,  1. 
Dorische  Wanderung  490. 
Domauszieher  603.  723.  T.  8, 

15. 
Dorpat   *  162,    Museum    63, 

Münzsammlung  868. 
Dorstadt  161. 
Dorykleidas  529. 
Doryphoros  598  T.  8,  10. 
Doubs  140. 
Drachenkampf  813. 
Drachme  897. 
Draguignon  140. 
Draperien  838. 
Drechseln  von  Bein  196,  Holz 

174. 
Dreifuss    260,     bei    Apollo 

817. 
Dreischlifcze  317. 
Dreischlitzgefässe  275. 
Dreizack  275.  815  (Poseidon). 

828  (Flussgötter). 
Dresden    152,    Museum    56. 

Mflnzkabinet  865. 


Dromos  348. 

Dronthe  489. 

Drovetti  79. 

Druidensteine  354. 

Dscholan  83. 

Dublin  146,  Museum  65. 

Dfibel  285. 

Dflrrenberg  155. 

Düsseldorf  914. 

Dufoumy  *53. 

Dugas  909. 

Dugga  166. 

Dumanli-Dagh  93. 

Dup^rac  124. 

Duprö  869. 

Durand  53. 

Durchbrochene  Arbeit  216. 

Durchreiben  75. 

Dnris  617. 

Dutant  53. 

Dutuit  53. 

Dyme  111. 

Dzialynska  58. 

E. 

Ebauches  397. 

Ebenholz  174.498. 

Ebermayer  244. 

Eburacnm  146. 

Ebnrovices  142. 

Eburum  159. 

Echidna  842. 

Echinus  813. 

Echo  831. 

Eckhel  864. 

Ecole  des  beaux-arts  74. 

Ecole  fran9aise  5. 

Edelsteine  *  192  ff.,  künstliche 

222,    in   Metall   eingesezt 

219  f. 
Edessa  84.  766,  Münzen  885. 
Edfu  81. 
Edinburgh  65. 
Eger  159. 

Egesta  116,  Münzen  878. 
Egias  616. 

Egypt  exploration  fnnd  79. 
Ehrenstatnen  652.  671. 
Eiche  815.  t863. 
Eierbecher  260. 
Eierstab  304  T.  22,  6. 
Eileithyiagrotte  113. 
Eimer   257.  583  f.  T.  7,  15, 

vgl.  Situla. 
Einhorn  843.  452  f. 
Eining  154. 
Einschmelzen  21. 
Eirene  835. 
Eisen  209,   in  ostrümischem 

Gebrauch  794,  Münzen  894. 
Eisenberg  152. 
Eisenerz  156. 
Eisenkultur  209.  704. 
Eisleben  152. 


Ekecheiria  836. 

Eklektiker  723. 

Elam  453. 

Elateia  104. 

Elberiing  869. 

Elea  118. 

electrum  225. 

Elegie,  Einfluss  745. 

Elektron  214,  -mOnzen  896  f. 

Elektrotypie  75. 

Elephanta  88. 

Elephantine  81. 

Eleusinische  Gottheiten  826, 

•es  Relief  636  T.  10,  1,  -er 

Stein  288. 
Elensis  106.  110  (Arkadiea). 
Eleutherai  106. 
Elfenbein  196.792  u.5.,>figQren 

897,  -maierei  710.  780. 
Elgin  28.  66,  gallery  65. 
Elia  110,  Münzen  881. 
Elisabeth,  hL  85  (Reliqniar). 
El-Kargeh  82. 
Elsass  *147. 

Email  224.  790  (byzantinisch), 
emaillierte  Ziegel  451.  *463,  i  s. 

505  f.  509. 
Emailmalerei  225. 
emblemata  216. 
Emesa  88. 
Emilia  183. 
Emissar  386. 
Emona  157. 
Emplekton  286. 
Emporiae  145,  Mfinzen  875. 
En  caboche  243. 
EndoioB  528  f.  [608  T.  8,  4]. 

jüngerer  593,  i. 
Endymion  731.  862. 
Engel-Dolfus  913. 
England  *145  f.,  Museen  64  ff. 
Englefield  67.  189. 
Enkaustik  406  f.  780. 
Enna  116. 
Enner  869. 
Entasis  812. 
Entrains  913. 
Eos  880. 
Epeios  528,  s. 

Ephesische  Göttin  s.  Artemis. 
Ephesos  94,   Bildhanerschnle 

681.  Reliefsftulen  541,   die 

Siäteren  648.654  T.  11,9, 
ünzen  883. 

Epheu  817.  820. 

Epheukranz  848. 

Epidauros  108,  Giebelgmppen 
641.  642  T.  11,  6,  andere 
Skulpturen  674,  Neubau 
161  (lUyrien). 

Epigonos  680. 

Epigramme  426. 

Epikrates  681. 

Epiktetos  61 7. 

Epinal  918. 


Begiateif. 


933 


Epirus  99,    Kunst  484.  678. 
Marmor  713,8,  Münzen  870. 

Episcopios  11. 

Episiylion  317. 

Equi  729. 

Eraklf  112. 

Erato  825. 

Eravisci  914. 

Erbach  59. 

Erchia  106. 

Erdbeben  16.  24,  Einfluss  auf 
die  Architektur  308. 

Erdkugel  814  (Zeus).  847 
(Kaiser). 

Erdställe  347.  918. 

Erdwälle  372. 

Erech  85. 

Erecbtheion  105,  kunstgesch. 
640.  Korenballe  642  T. 
11,7. 

Eretria  112,  Vasen  915. 

Erfindungen  427. 

Ergänzung  71. 

Ergissa  98. 

Ergotimos  556. 

Erhaltung  der  Denkmäler 
24  ff. 

Erinyen  832. 

Eris  834. 

Erklärung  der  Denkmäler 
805  flf. 

Ermitage  64. 

Erneuerung  der  Denkmäler 
16  f. 

Eros  833.  824.  708. 718  T.  14, 
11,  in  Handlung  846,  von 
Centocelle  833  T.  16,  19. 

Eiythrai  94. 

Eryx  116. 

Eschmunazar  496. 

Esel  828. 

Eski-Sagra  162. 

Esquilin,  Grabstelen  627, 
Wandgemälde  738. 

Este  *135,  Eimer  583  f.; 
(Fem.Tppol.  d*)  908. 

Esthland  914. 

Estremadura  145. 

Etrurien  *  129,  Kunstge- 
schichte t421.  568  ff.  627  ff. 
660  f.  698  ff.  748  f.,  Münzen 
876. 
Etruskische  Vasen  580  T.  15, 
10. 

Etschmiadsin ,      Bilderhand- 
schrift 797. 
Euböischer  Stater  896  f. 
Enboia  112,  Münzen  879. 
Enbuleus  645.  826. 
Eubulides  673. 
Eucheir  673. 
Eucheiros  529. 
Eudemos  528. 
Eugen  Yon  Savoyen  61. 
Eule  822. 


Eulogia  257. 
Eumares  538,  m. 
Eumeniden  832. 
Euodus  746. 
Eupalinos  97  f. 
Euphiletos  538. 
Euphorbosteller  553. 
Euphranor  633. 
Euphronios  617  T.  9,  9. 
Eupompos  634. 
Euripides  426. 
Eurysaces  353.  732. 
Euterpe  825. 
Euthykrates  669. 
Euthymides  617. 
Eutychides  669  f.  T.  13,  4. 
Evangelienhandschnften  782. 
Evreux  140. 
Exedra  324.  375  f. 
Exegese  805  ff. 
Exekias  556. 
Exereunetes  869. 
Exeter  65. 
Exhedra  324.  375  f. 
Exomis  849. 
Exorcismus  heidnischer  Funde 


35. 


F. 


Faber  59. 

Fabretti  47. 

Fabrikstempel  derTöpfer  *177, 

der  Metallarbeiter  916. 
Fabullus  738. 
Fa^ade  324  ff. 
Fackel   822  (Demeter).    823 

(Artemis). 
Fächer  248. 
Faesulae  130. 
Fälschung  von  Antiken  802  ff., 

Münzen  889,  Namen  427. 
Färberei  *172. 
Faijüm  81,    Porträte   687  f. 

762.  795  T.  20,  3. 
Falera  911. 
Falerii  131. 

Falten  der  Hände  851. 
Fama  835. 
Familie    des   Augustus    734, 

Lj^komedes  7 1 ,  Tiberius  746. 
Familienmünzen  888  f. 
Farben  der  Vasenmaler  183  f. 
Farbensymbolik  863. 
Farbstoffe  405,  Veränderung 

derselben  410. 
Famese  47. 
Famesina  740. 
Farnesischer  Herakles  726  f. 

T.  16, 8,  Stier  681  T.  13, 13. 
Fass  256,  -gräber  344. 
Fassiler  516,  e. 
Faun,   bai'berinischer   731,  7 

T.  16,  22. 
Faustkämpfer  848. 
Fayence  vgl.  Glasur. 


Fayenceplatten  463  (ägyp- 
tische) T.  4,  7. 

Fechter,  borghesischer  681  f. 
T.  13,  14,  sterbender  679 
T.  13,  10. 

Federsticken  173. 

Feldflasche  257.  577. 

Feldzeichen  252. 

Felix  Hall  67. 

Felsarbeit  297. 

Felsbau  470  (ph5nikischj. 

Felsengräber  701  (Etrurien), 
-höfe  358,  keller  341, 
-kirchen  358,  -reliefs  389. 
442  (ägytisch).  625  (per- 
sisch). 769  (Sassanidisch), 
-tempel  87. 358. 692,  -Zeich- 
nungen 489. 

Felshügel  bearbeitet  358. 

Felsspalten  339  (Wohnung). 
343  (Grab). 

Fenster  324,  -gläser  787, 
-umen  268. 

Feoli  47. 

Ferdinandeum  155. 

Ferentinum  131. 

Ferkel  822  (bei  Demeter). 

Ferrara,  Museum  *40,  Münz- 
kabinet  867. 

Fesch  53. 

Festungswerke  wieder  be- 
nützt 17. 

Festzug  711.  763. 

Fetischhütte  359. 

Feuardent  869. 

Feueraltar  367. 

Feuernekropole  450. 

Fibeln  *239f.  488. 

Ficoroni  47.  70. 

Ficoronische  Ciste  694  T.  15, 
9  ab. 

Fidenae  128. 

Fides  836,  16. 

Fiedler  59. 

Fiesole  130  f. 

Filigranarbeit  218. 

Fingerringe  241  ff. 

Finist^re  913. 

Finnland  *164. 

Firmum  129,  Münzen  924. 

Fimiss  der  Thongefässe  179. 

Fisch  809,  Münzform  895. 

Fischer  731,  s ;  Gh.  Fischer 
869. 

Fischgräte  197,   -nwerk  918. 

Fitzwilliam  64. 

Flachrelief  401. 

Flandern  142. 

Flasche  257,  vgl.  Feldflasche. 

Flavium  Solvense  156. 

Flechtarbeit  170. 

Fleischgabeln  261. 

Fliegen  in  der  arch.  Kunst 
584. 

Fliessen  149. 


934 


Register« 


Flink  908. 

Florenz  *131,  Museen  *40  f., 

Mflnzkp.binet  867. 
Florianus  889. 
Flncbmale  347, 7. 
Flagel  588,  bei  Göttern  589. 

811. 827  (etruskisch)  T.  3, 1. 

Form  432.  446. 
Flussgötter  828  f.  839. 
Flusskiesel  192.  474. 
Fogelberg  47. 
Fol  61. 
Foligno  *133. 
FoUis  899. 
Fontainebleau ,     Kupferstich 

♦10. 
Fontana  61,  MQnzkabinet  869. 
Forli  911. 
Forman  67. 
Formen    zum    Giessen    216, 

fflr  Tbonfiguren  395  f. 
Formereien  74. 
Formiae  123. 
Formscbfissel  180. 
forum  874. 
Forum   Hadriani    148,    Julii 

911  (GalUa  Cisalp.),  135  f. 

(Venetien),  139  (Südfrank- 

reich). 
Foucquet  53. 
Fould  53.  244. 
Fourmont  101. 
Foumierarbeit  174. 
Fox  869. 
Franca  61. 
Franche-Comt^  140. 
Franchini  869. 
Francia  125. 
Francois  31,  -vase  556. 
Frankfurt  *  149,  Museum  57, 

Mfinzkabinet  865. 
Frankreich  *137  ff.,   Museen 

♦51  ff.,  vgl.  Gallien,  Kelten. 
Frauenburg  151. 
Freibnrg  153. 
Freitreppen  333. 
Fr^jus  139. 

Frentaner  122,   Münzen  876. 
Frescomalerei  335.  407. 
Freudenan  156. 
Friederichs  74. 
Friedhof  346. 
Friedrich  von  Gotha  59. 
Fries  317  f.,  -reliefs  637  flf. 
Frögg  157. 
Frontalität  590. 
Frühattische  Vasen  555  f. 
Frusino  123. 
Füllhorn  816. 
Fürstenberg  59. 
Fugger  59. 
Fulginii  *133. 
Fuligno  *133. 
Fundangaben  70. 
Funde  29  ff. 


I  Fundkarten  76. 
Funghini  47. 
Fuss  aufgestützt  724  f. 
Fussbodon  336. 

0. 

Gabii  123. 

Gades  144. 

Gänsfuss  156. 

Gagat  *  192.  758. 

Gaia  828. 

GaUlard  869. 

Galatien  91,  Münzen  884. 

Galaton  687. 

Galizien  159. 

Galizin  64. 

Gallerien  321.  332. 

Gallien  *137  ff.,  Kunstge- 
schichte 421.  703  ff.  *754ff., 
T.  20, 10,  Münzen  875,  vgl. 
Kelten. 

Gallier,  sterbender  679.  725. 

GalHpoli  119. 

Gallische  Götter  827. 

Galvanoplastik  75. 

Gammaqnadrat  234. 

G&ndh&ra  770, 12. 

Garamanten  169. 

Gurdasee  134. 

Gargara  92. 

Gartenkunst  *392.  T.  19,  5. 

Gastra  255. 

Gätinais  140. 

Gaulanitis  83. 

Gaza  82,  Sergioskirche  784, 12. 

Gazette  archäol.  8. 

Ge  828  f. 

Gebärden  429. 

Gefängnis  des  Sokrates  355. 

Gefängnisse  378. 

Gefässe  *254  ff.,  auf  Gräbern 
345,  an  Wänden  334,  in 
plastischer  Form  661  ff., 
steinerne  392. 

Gegenstempel  906. 

Gehörnter  Kopf  459  (ägyp- 
tisch). 838. 

Geierstele  *471. 

Geison  328. 

Geister  s.  Seelen. 

Gela  116,  Münzen  878. 

Gemeinlebam  156. 

Gemmenkunst  194.  549.  662. 
746.  792. 

GemmeAsammlungen  *243  f. 

Gemütsbewegungen  853. 

Geneviöve,  Ste.  52. 

Genf  144,  Museum  61. 

genius  publicus  836. 

Genrebilder  709  f. 

Gent  918. 

Geometrische  Dekoration  227. 
546  f.  582  f. 

Georgien  798. 

Gerberei  342. 


Gergovia  142. 

,GermanicuB*  726  T.  16,  7. 

Germanien  ^760. 

Gerona  145. 

Geryones  887  f.,    sein  Hand 

844. 
Gesellschaften,  archfiol.  6  f.. 

numism.  872  f. 
Gesichtshelme  252. 
Gesichtsmasken  288. 
Gesichtsamen     262     f.     4öö 

T  3  18. 
Gesimse  818  f.  828. 
Getreidegruben  341. 
Gewand,  durchsichtig  716. 
Gewandnadeln    289     f.    4H>* 

u.  ö. 
Gewebe  *  170  ff. 
Geweihe  196. 
Gewichte  ♦272. 
Gewölbe  821. 
Gezahnte  Münzen  903. 
Ghezzi  124.  125. 
Giallo  antico  714,  s. 
Giebel  826,  -feld  827  T.  22, 9. 

-grappen  327.  605  ff.  731. 

•reUefs  541. 
Giessen   von    Figuren    403. 

Münzen  895. 
Giessgefässe  256. 
Giganteja  169. 
Giganten  887.  840  (schlangea- 

leibig),  -sänlen  757. 
Gigantomachie  887,  von  Per- 

gamon  679. 
Giocondo  125. 
Gips  8.  Gyps. 
Girardot  53. 
Gurgenti  115. 
Gitiadas  529.  544. 
Gitter  338,  -reliefs  175. 
Giusti  47. 
Giustiniani  47  f. 
Gizeh  79.  81. 
Gjaurkalessi  516. 
Gjölbaschi  95.  655  f. 
Gladiatorenkasernen     378, 

-Waffen  248. 
Glas  ^221  ff.  768,  -fläBchchen 

574  f.,  -fluss  75.  222.  558. 

-geld   894,    -industrie  74^ 

(römische).  763  (alexandri- 

nische).  792  (ostr5mische), 

-mosaik  302  f.,  -pasten  s. 

-fluss,  -perlen  222. 
Glasur  *  179.  463  u.  ö. 
Glaukias  592. 
Glaukos  826  (Meergott).  548 

(Metallarbeiter). 
Glienecke  57. 
Glock  869. 
Glocken  ^246  f.,  -krater256, 

-türme  865. 
Gloucester  146. 
1  Glykon  ♦  726  f.  T.  16,  8. 


935 


Glyptothek  58. 

Gnathia  119. 

Gobelins  171.  742.  794. 

Görlitz  151,  Mfinzkabinet  865. 

Goethe  58. 

Götter  unter  den  Menschen 
845  f.  856  (Grösse). 

Götterbilder  809  ff.,  im  Freien 
359,  an  Schiffen  359,  ani- 
koniscbe  808. 

Götterideale  810.  t861. 

Göttermutter  827.  850. 

Göttingen  57,  Gypse  74. 

Göttweih  60. 

Gold  *211f..  Wert  892. 

Goldarbeiter  220,  -bronze  206. 

Goldener  Schnitt  307. 

Goldene  Statuen  404. 

Goldfunde  26. 

Goldgläser  222.  792. 

Goldmünzen  896. 

Goldschmiede  220. 

Goldscbmuck  nachgebildet  73, 
YgL  Schmuck. 

Goldstickerei  794. 

Golgoi  97. 

Goltz  804. 

Gorgasos  627. 

Gorgoneion  231,  als  Antefix 
542. 

Gorgonen  838  f.  588.  T.  7, 12. 

Gortys  113. 

Gorytos  253. 

Gorzano  134. 

Gosselin  169. 

Gotha  57,   Münzkabinet  865. 

Gottorp  57. 

Gozzo  '169. 

Grab  der  Christin  *355,  der 
Horatier  353,  des  Kimon 
355,  des  Porsenna  352  f., 
des  Vergil  353. 

Grabdenkmäler  *343  ff.,  Er- 
klärung 857  ff.  t863. 

Grabhaus  *352. 

Grabhöhle  *350. 

Grabhügel  347. 

Grabkammer  350  f. 

Grabkapelle  353. 

Grabkirche  364. 

Grabkult  434  (Aegypt.) 

Grabmalereien .  Bedeutung 
859,  vgl.  Wandmalerei. 

Grabreliefs  612  f.  (5.  Jahrb.). 
636  f.  (4.  Jahrb.)  T.  10, 2. 3, 
ygl.Grabdenkmäler,  -reliefs. 

Grabsäulen  353. 

Grabstatuen  540.  614.  732 
T.  16,  7.  18.  17,  18. 

Grabsteine  733  (römisch)  m. 
T.  18,  15.  777  (christbch), 
vgl.  -denkmäler,  -reliefs. 

Grabtafeln  538. 

Grabtürme  767. 

Gräber  343  ff.  732  (Kaiserzeit), 


wieder  benutzt  17,  *funde 
27  ff.,  -Strasse  28.  346. 

Grächwyl  144.  583. 

Graf  79. 

Graffiti  401. 

Grahamme  869. 

Gramm  870. 

Granatapfel  822. 

Granit  289. 

Granulation  218. 

Granvella  62. 

Graphit  177,  a. 

Gravieren  in  Metall  218,  auf 
Stein  194. 

Graz  60.  156. 

Grazien  831  f. 

Gr^au  53,   Münzkabinet  870. 

Greif  844.  230  (omamental). 
588.  721.  835,  bei  Apollo 
817,  mit  Rad  857,  -enkapi- 
teU  316. 

Greifswalde  151. 

Gr^noble  52. 

Greppo  M8,  Münzkabinet  870. 

GreviUe  244. 

Griechenland  *99  ff.,  Museen 
39,  Münzkabinet  866,  Kunst- 
geschichte t*421.  476  ff. 
(1.  Orient.  Periode).  520  ff. 
(2.  Orient.  F.).  590  ff.  (1. 
hellen.).  630  ff.  (2.  hellen.). 
664  ff.  (Königpeit).  749  ff. 
(Kaiserzeit). 

Griechische  Münzen  874  ff. 

Griff  von  Gefässen  257,  von 
Stichwaffen  249. 

Grille  53. 

Grimani  48. 

Grivaud  53. 

Grossbritannien  *  145  f.,  Mu- 
seen 64  ff. 

Grossenhain  152. 

Grossgriechenland  117. 

Grosseto  130. 

Grotten  357  f.  (heüige). 

Grottesken  743. 

Gruben  339  (Wohnungen). 

Grubenschmelz  224. 

Grübchenomament  180. 

Grumentum  118. 

Gruppen  852  ff.,  von  Göttern 
und  Tieren  813. 

Grynion  93. 

Guamacci  132. 

Guben  151. 

Gudea  447  f.  T.  3,  8.  9. 

Gün-Dagh  93. 

Günverdschenlik  95. 

Gürtel  251. 

Guimet  53. 

Guirlanden  305  T.  18.  5. 

Guldberg  63. 

Gundestrup  760  vSilbergefftss). 

Gurina  157. 

Gusseisen  210. 


Gussformen  216. 
Gusswerk  284. 
Guter  Hirt  809.  *777  T.  21, 2. 
Guttae  317,  Iridis  875. 
Guttentag  870. 
Gyges  518  f. 
Gymnasien  382  f. 
Gypsabgüsse  *73. 
Gypsfiguren  403.  762. 


Haag  62,  Münzkabinet  867. 

Haarnadeln  238. 

Haarspangen  238. 

Haartracht  429. 

Hades,  person.  837. 

Hadria  136. 

Hadrian  T.  17,  6,  -s  Bauten 
735. 750  f.  (in  Griechenland), 
-viUa  *  128.  *  720. 740,  -wall 
146. 

Hadschar-kim  169. 485  T.  5, 14. 

Haeduer  142. 

Hängelampen  261. 

Hafenanlagen  *388. 

Hagelaldas  592,  der  jüngere 
♦647. 

Hagemans  62. 

Hahn  1)  819.  822.  588  (orna- 
mental). 859  (an  Grabstei- 
nen). t862;  2)  Samml.  59. 

Halai  103. 

Halberstadt  152. 

Halbmonde  auf  Statuen  415, 
von  Thon  488. 

Halbmondförmige     Messer 
248  f.  582  T.  3,  16. 

Halbrund  324. 

Halbsäulen  332. 

Halikamass  95.  655. 

Halkyonischer  Meerbusen  107. 

Halle  152,  Gypse  74. 

Hallen  375  f. 

Hallstatt  155.  581  ff.  630 
(Schwertscheide). 

Hals  von  Gefässen  264. 

Halsbänder  239. 

Hamilton  67. 

Hammer  819  (Hephaistos). 

Hammeraxt  250. 

Hanai-Tep^  909. 

Hanau  149,  fiAünzkunde  865. 

Handbücher  13. 

Handel  69  ff.  (mit  Altertü- 
mern); im  Altertum  168. 
429. 

Hannover  150,    Museen  *57. 

Harfleur  912. 

Harlem  62. 

Harnische  251. 

Harpe  248.  816,  ii   (Kronos). 

Harpokrates  827. 

Harpyien  842.  496,  -monu- 
ment  622  T.  9,  14  ab. 

Harran  909. 


936 


Begister. 


HÄTtwell  67.  79. 

Hase  t824. 

Hasenjagd  560. 

Hathorkapitell  316. 

Hatborkopf  504. 

Hauran  83. 

Haus  *340  ff.  T.  19,  1,  -berge 

348. 
Hauser  59. 
Hausindustrie  168. 
Hauskapelle  359. 
Hausnmen  263.  474. 
Haute-Loire  140. 
Haute-Vienne  140. 
Hautrelief  401. 
Hay  79. 
Hebe  804. 

Hebemaschinen  296  f. 
Heddemheim  914. 
Hedervar  870. 
Heemskerk  125. 
Hegesias  592. 
Hegeso  T.  10,  2. 
Hegias  592. 
Heideken  870. 
Heidelberg  *|153,  Museum  57, 

Gypse  *  74,  Münzkab.  865. 
Heiligenbilder  780. 
Heilige  Strasse  106. 
Heiligtümer  357  ff. 
Heizung  385.  918. 
Hekate  826. 
Hekatompedon  105. 
Hekte  897. 
Helena  861. 
Helikon  619. 
Heliogravfire  10. 
Heliopolis  80  (Aegypten).  83 

(Syrien). 
Helios  829  f. 
Helme  *251  f. 
Helsingfors  164. 
Hemera  830. 
Hengrave  146. 
Henkel  von  Gefässen  264. 
Henkelkreuz  233. 
Heospboros  830. 
Hepbaistos  819.  524,   Rfick- 

ftthrung  in  den  Olymp  861. 
Hera  821  f.  t862,  von  Argos 

646  f.,  Ludovisi  T.  16,  14, 

von  Samos  526. 
Heraclius  170,  Kaiser  776. 
Heraion  97  (Samos).  ♦  108  f. 

640  (Argolis). 
Herakleia  91  (Bithynien).  103 

am  Oeta).   118  (Lukanien). 
Herakleides  727. 
Herakleion  112. 
Herakleopolis  909. 
Herakles   847,    von    Dodona 

602  T.  8,  3,  epitrapezios651, 

nach  Skopas  648,  -bermen 

731.     Vgl.  Glykon. 
Heraklius  ♦776. 


H^rault  140. 

Uerculaneum  120  f.  31.  M&d- 
chenstatue  T.  17, 13,  Wand- 
gemälde 738  f. 

Herdguss  216. 

Hermannstadt  160. 

Hermaphrodit  837.  708.  716. 

Hermen  415.  527.  818,  archai- 
sierende 719,  umgestürzte 
856. 

Hermes  818  f.,  auf  Gräbern 
732  T.  16,  18  (von  Andres), 
von  Trözen  674. 

Hermogenes  681. 

Hermonaz  617. 

Herodes  Attikos  751. 

Heroen  zu  Pferd  847. 

Herold  849,  -sstab  818. 

Heroen  364. 

Herrenhausen  57. 

Herry  62. 

Hertz  67. 

Herzegowina  161. 

Herzogenberg  60. 

Hesperiden  862,  -drache  844. 

Hesperos  830. 

Hesiodischer  Schild  426.  544. 

Hessen  «152,  -Nassau  149. 

Hestia  828. 

Hethiter  467  f.  516. 

Hevry  908. 

Heyne  13.  4^0. 

Hierapolis  83,   Münzen  885. 

Hierodulen  848,  «. 

Hildesheimer  Fund  26.  747 
T.  19,11. 

Himera  116. 

Hinterindien  88. 

Hippalektryon  843. 

Hippo  166. 

Hippodrom  382. 

Hippolytos  t862  (Heros).  774 
(Papst). 

Hipponion  117. 

Hirschkuh  823. 

Hirten  849. 

Hispania  144,  Münzen  875. 

Hissarlyk  ♦92.  454.  473. 

Hochäcker  *388. 

Hochrelief  401. 

Höhlen  338 f. ra.  T.  I,  1  (Woh- 
nung). 357  (heilige). 

Homer  813  (von  Göttern). 
838  f.  (der  Schreckgestal- 
ten). 

Hof  338. 

Hoflfmaun  53,  Münzsamml. 
870. 

Hofkünstler  436. 

Hohenleuben  152. 

Hohenzollem  153. 

Hohlguss  217. 

Hohlziegel  281. 

Holkham  Hall  67. 

Holzarbeit  *  174  ff. 


Holzbau  282. 
Holzschnitzerei  394. 
Holzteile  von  Steinbaaten  29^, 
Homburg  150. 
Homer    743,    -ische     HaiMi> 

Schriften  781,  -iacher  Schild 

426.  544. 
Homonoia  Münzen  902. 
Hope  67. 
Horaz  426. 
Hören  832. 

Horizontalen  307  (Karraturi. 
Homarbeit  195  f. 
horrea  878. 
Horta  181. 
Horte  26. 

Horus  ein  Krokodil  tötend  762. 
Houben  59.  149.  244. 
Howard  67. 
HradiSt^  158. 
Huber  870. 
Hügel,  personif.  381. 
Hügelgräber  347. 
Hünengräber  352  T.  5,  17. 
Hütten  *339,  -nmen  263.  356. 
Hufeisen  *253. 
Hund  t862. 
Hunter  870. 

Hyadnthe  817  (bei  Apollo). 
Hydra  844.  t862,  verschdoert 

717. 
Hydria  255. 
Hydruntum  119. 
Hyettos  104. 
Hygieia  819. 
HykBOskOnige  457. 
Hymenaios  834. 
Hymettische    Amphora    551. 

-er  Marmor  290.  713. 
Hypäthndtempel  328  f.  33^. 

361  f. 
Hypnos  835. 
hycocaustum  350.  919. 
Hypogeura  351. 
Hypokraterion  256. 
Hypostyl  337. 
Hypsis  618. 
Hyria  ♦877. 
Hysiai  109. 

I. 

lata  710. 

lakohos  826. 

lalysos  97.  475. 

lason  724  T.  12,  7. 

lasos  93  (Karien).  94  (Jonieo). 

Marmor  713. 
Iberer  798. 
TbnChordädbeh  907. 
Ibriz  516,  «. 
Ichnai  878. 
Iciliua  59. 

Idäische  Grotte  113. 
Idalion  96. 
Igel  149,  -Säule  757  f.  T.  20, 11. 


Iguvium  •132. 

Italien,  Museen  39  ff.,   Topo- 

.luwßleu 236. 

IkRria  106. 

graphie    '114   ff.,     Kunst. 

Ikuos  857. 

geschieht«:  Anfinge  486  f., 

Ilitefonso  50. 

vgl.  Etmrien,    Kampanien, 

E. 

Ilibens  145. 

[{oni,Unterita)Jen;Manzen 

Kabalien  91. 

llion  -92,  HeUoametope  758,7, 

876  ff. 

Kabir826,beiApolio817.818. 

Münzen  882. 

Ithaca,  Moaeum  69. 

Kabireion  104,  -vasen  615. 

IlJMhe  Tafeln  924. 

Ithaka  U4,  Münzen  881. 

Kachrylion  617. 

Illici  145. 

Ithome  110. 

Eadeech  s.  Qadesch. 

Illaetrationea  13. 

Ivanoff  870. 

Kadmosdynastie  850. 
Kämme  248. 

lUvricum  161,    KnnBt  705  f., 
Mflnzen  878. 

Ivenn«   157. 

Kftrathen  •157. 

Imago  clipeaU  729. 
■mbnces  281. 

J. 

KSaariani  106. 

Jacobsen  63. 

Klaenapf  260. 

ImbrM  98. 

Jacques,  P.  125. 

Kairos  835. 

Imhoof  870. 

Jadeit  192. 

Kaiser  als  Götter  dargestellt 

Import  168. 

Jader  161. 

718.   -münsen    888  f.    900 

tnoantada  805. 

Jagdhnnd  823. 

(Bild),  -Statuen    729.   776. 

Inee  HrU  67,  Kelief  540. 

T.  17, 1-10.  21,  1. 

incenee  cnps  268. 

Jahresbericht«  7. 

Kalabrien  877. 

incnsi  900. 

Kaiamis  591. 

Kalaoria  «112. 

472.  626.  691  f.    770  ff. , 

allegorisch  858. 

Kalbtrftger  •  532.  T.  6,  10. 

MQnzen  886. 

Janue  827.   564,  quadrifrons 

Kaleh  85. 

IndoekTthJBch  s.  Indien. 

373. 

Indnatria  136. 

Janze  53. 

Kallatia  162. 

Infibolation  8*8. 

Kallimachos  649. 

Ingres  52, 

472.  772. 

Kalliope  825. 

Jasilikaja  516. .. 

KallistratoB  425. 

Innenban  334. 

Jafta  119.  188. 

KaUon  529.592,iOngsrer593,i . 

Innenbof  338. 

Java  88. 

Kalpis  255. 

Innebnick  155. 

Jean  Fat  140. 

Kalymnos  97.  112. 

Ino  825. 

JekateriDoslaw  163. 

Kamarina  878. 

Inopoa  672. 

Jemen  84. 

Kambodscha  88,  Kunst  772. 

Inechrift«n,erktfirend80T.  539 

Jena  57.  152. 

Kamiroa  ^97. 

(anf  Oemildenl,  aof  MODzen 

Jenidachekai  93. 

Jenkins  70. 

schichte  *563  f.  626. 659. 668 

903. 

Jerusalem  83.   767  <Herodefl. 

(Vasen),  MQnzen  877,  vgl. 

tempel),  vgl.  Juden. 

Untentalien. 

97.  111  f.    456  f.    473  f.. 

Jet  8.  Gagat. 

Kanachos  591. 

M0nzen881f.,joniBchelU. 

Joannenm  60. 

Kanalbanten  ^386. 

des  thrakiaclien  Heeres  98. 

JoDien  -93  f.,  MOnzen  883. 

Joniarfie    Inseln     114.    t879 

719  T.  18,  6. 

iDHelvaaen  456. 

(Münzen), -es Kapit*ll '314, 

Institut,  arcbaol.  4. 

■erBaustilSlO.  519. T. 22,2. 

Institute  S.  4  ff. 

Josephs  Grab  83. 

len  311,  Vasen  263. 

iDsnla  *840.  342. 

Josuerolle  780. 

Kanopen  262. 

Intarsia   in  Holz  174.   St«in 

Juden,  Knnstge8cliicht«t421, 

Kanopos  80. 

301.  711. 

467  f.  469  f.  495. 

Kanten  der  Payade  329. 

Interamna  133. 

Judenbnrg  157,  Wagen  268. 

Kantharoa  259.  020  (bei  Dio- 

Interamnium 129. 

684  T.  7,  16. 

nysos). 

Julia  Chrysopolia  134. 
Julier,    Charakteristik    848. 

Kapitell  313. 

lolaoB  856. 

los  112. 

Grabmal  •765. 

-es  Museum  36.  43. 

Ipsaubnl  82. 

Junins  419. 

schichte    516  f.  689.   766, 

Iris  830. 

Irland  »146. 

827,  Sospita  565.  827,  vgl. 

Münzen  884. 

iMunen     *91,     Felaenreliefs 

Hera. 

Karfreit  158. 

516,  Mflnzen  883. 

Jupiter  Cuatos  827,  Doliche- 

Karien  93.  fiunat  518,  Münzen 

raca  146. 

nna  720.  827.  vgl.  Zeus. 

883. 

Isis  727. 

Jnrid  61. 

Karlsrahe    153,   Mosenm  57 

Issondon  140. 

Juijew  s.  Dorpai. 

TsthmoB  108. 

Jne-oba  163. 

Kamak  -81. 

Jstrien  -157. 

Karpathoa  112. 

Italica  145. 

Jnvavia  155. 

Karten,  archfiol.  76. 

rn 


938 


Begiaier. 


Karthago   *166,  Kunst  754, 

Münzen  887.  vgl.  Panier. 
Karyatiden  *309.  642  m.  T. 

11,  7.  (Erechtheion).  725  u. 

726  (Rom), 
Kary  stischer  Marmor  29 1 . 7 1 3. 
Kaserma  109. 
Kasos  112. 
Kasse  271. 
Kassettendecke  337.  738  (Bil- 

der\ 
Kassope  99. 
Kastelle  374. 
Kastelloriso  95. 
Katakomben  *  347,  römische 

127,  -bilder  740.  783  ff. 
Katana  116,  Münzen  878. 
Katzingri  109. 
Kauernde  Figuren  851. 
Kaukasus    *  164,     Kunstge- 
schichte 472.  515. 
Kaulonia  877. 
Kaunos  93. 
Kaurimuscheln  489. 
Kebrene  92. 
Kefta  468  T.  5.  8. 
Kegelförmige  Haube  819. 
Kekrops  842. 
Kelebe  256.  259. 
Kelte  *  249. 
Kelten  660.  703  f. 
Kemp  67. 
Kempten  154. 
Kenehreai  109. 
Kent  146. 

Kentauren  840.  588. 
Keos  112. 
Kephallenia  114. 
Kephalos  862. 
Kephisodotos  642  f.  m.T.  12,1. 

745  (Einfluss),  der  jüngere 

*673  T.  13,  5. 
Kephissia  106. 
Ker  835. 
Keramik  176  ff. 
Kerberos  844.  816.  t862. 
Kerbschnitzarbeit  174. 
Kerkyra  »114,   Münzen  879, 

Vasen  186. 
Keros  112. 

Kertsch  163,  Silberschild  798. 
Kerykeion  818. 
Kessel  260,  -wagen  268.  576. 

584  T.  7,  16. 
Kestner  *57. 
Kestros  408. 
Keszthely  160. 
Khmer  772.    Vgl.  CH. 
Kibyra  95. 
Kiel  150. 
Kierion  879. 
Kiew  163. 
Kileh-Schergat  85. 
Kilikien  90,  Münzen  883. 
Kimolos  112. 


'  Kimon  von  Kleonai  609. 

KindergefAsse  261. 

Kinderleben  708.  716. 

Kirchen  364  f.  789  f.,  gerate 
790. 

Kircher  36.  43. 

Kirke  t861. 

Kissier  453. 

Kistophoren  898  T.  25,  15. 

Kitharöden  848. 

Kition  96. 

Kjökkenmöddinger  25. 

Klagenfurt  157.  Münzen  867. 

Klappspiegel  247. 

Klaros  94. 

Klazomenai  94,  Sarkophage 
557. 

Klearchos  529. 

Kleiderstoffe  171. 

Kleidung  236.  428  f. 

Kleinasien  *88  ff.,  Kunstge- 
schichte 454.  473.  516  ff. 
621  f.  668  (Maler).  758  ff., 
Münzen  882. 

Kleitor  110. 

Kleomenes  726  T.  16,  7. 

Kleon  654. 

Kleonai  108. 

Klibanos  260. 

Klima  2;  Einflusa  auf  Archi- 
tektur 308. 

Kline  270. 

Klio  825. 

Klitias  556. 

Klöster  365.  790. 

Klosterkunst  775. 

Klostemeuburg  60. 

Knabe  mit  Gans  693.  731.  o 
T.  14,  6,  schlafender  das. 

Knidos  95.  654  f.,  Aphrodite 
643  f.  T.  12,  4,  Demeter 
655  T.  12,  10,  Münzen  883. 

Knight  870. 

Knobeisdorf  870. 

Knochen  195. 

Knöchelringe  848. 

Knöchelspielerin  654. 

Koban  *  164.  472.  515. 

Kochgeschirr  260. 

Köcher  253. 

Köln  149. 

König  in  Aegypten  435. 

Königsberg  151,  Gvpse  74. 

Königsgräber  in  Palästina  83. 

Königswart  61. 

Körperforroen  428. 

Körperschmuck  235. 

Kohlenbecken  260.  268. 

Koiuntschik  86. 

Kolb  889. 

Kolchis,  Münzen  882. 

Kollektivfunde  26. 

Kolonai  92. 

Kolonienmünzen  900. 

Kolonos  106. 


Kolophon  94. 

Kolorit  409.  744. 

Koloss  von  Rhodos  670,  -e 
von  Abusimbel  460  T.  4, 8, 
Monte  Cavallo  724. 

Kolosseum  381  T.  18«  3. 

Kolotes  597. 

Kolumbarien  346,  'Wandge- 
mälde 740. 

Koroana  90. 

Kombulte  164. 

Kommagene  83,  Kunst  7 65  f., 
Münzen  885. 

Komodia  836  f. 

Komödienbilder  710. 

Kom-Ombo  909. 

KompositkapiteU  315  T.  22,4. 

Koncilien  über  Kunst  774. 
777. 

Kongresse,  archäol.  6  f. 

Konservierung  von  Kunst- 
werken 72. 

Konsolen  329. 

Konstantin  (Kaiser),  Kirchen- 
bauten 789,  Triumphbogen 
789;  (Grossfttrst)  64. 

Konstantinsbogen  789. 

Konstantinopel  *  98,  Kirchen 
*789, 1 1 ,  Mosaiken  785,  Mu- 
seum *38  f.,  Schriftquellen 
800. 

Konstanz  *153. 

Kontamination  von  Motiven 
725. 

Kontomiaten  889.  *902  T.  26. 
16. 

Kontremarken  906. 

Kopai  104. 

Kopaissee  386. 

Kopenhagen  164  f.,  Museum 
*63,  Münzkabinet  865. 

Kopf,  umgeformt  235  f.,  -be- 
deckung236,  -haltong  851  f. 

Kopien  73.  423.  780. 

Koptische  Kunst  795  f. 

Korai  725. 

Korallen  197. 

Korallitischer  Stein  713. 

Korinth  108,  unter  den  Rö- 
mern 751,  Münzen  880, 
Vasen  186.  554. 615  T.  7,3, 

Votivbilder  538. 
Korinthischer  Sül   310.   313 

(Kapitell).  649  T.  22,  3,   es 

Erz  206. 
Korsika  *137,  Kunst  580. 
Korykische  Grotte  90. 
Kos  97.  654. 

Kosmashandschriften  783. 
Kossäer  453. 
Kotchoubey  870. 
Kottabos  *275. 
Kotyle  258. 
Kragos  95. 
Kragstein  320. 


Register. 


939 


Krain  157. 

Erakau  159. 

Krallenkreiiz  233. 

Sjrane  114. 

Kranz  t863,  von  Metall  u.  dgl. 
237. 

Krater  256. 

Kreagra  261. 

Kreidefallimg  von  Ornamen- 
ten 456. 

Krepis  333. 

KresUaa  *600  f. 

Kreta  112  f.,  Kunst  »473.  752, 
MOnzen  881,  Vasen  551. 

Kreuz  233. 

Kreuzgewölbe  322. 

Kreuznach  149. 

Kriegerkopf  557  (Vasenform). 

Kriegsschaden  23. 

Kriophoros  532,  vgl.  Widder. 

Kriosphinxe  433,  e. 

Kritik  801  ff. 

Kritios  592.  605. 

Kriton  726. 

Kroatien  161. 

Krone  848. 

Kroninsignien  791. 

Kronleuchter  267. 

Kronos  816. 

Krüge  256. 

Krysing  150. 

KtesidemoH  686. 

Ktesiphon  85  (Stadt). 

Kuban  164. 

Künstler  418 ,  -inschriften 
423. 

Kugel  834  (bei  Tyche),  vgl. 
Erdkugel,  Weltkugel ;  -stein 
157. 

Kuhkopf,  my kenischer  478. 

Kujuntschik  86. 

KulOba  163. 

Kunst,  definiert  163,  -akade- 
mien  73,  -gattungen  410  ff., 
-geschichte  im  allg.  421  f., 
-gewerbe  163 ,  -gewerbe- 
museum  169,  -händler  im 
Altertum  33,  -mythologie 
810  ff.  t860  ff.,  -raub  der 
Römer  *33,  -Schriftsteller 
424,  -spräche  846. 

Kupfer  201,  -münzen  894.  899, 
-stich  10. 

Kuppelbau  321.  511. 

Kuppelgräber  321.  348  f. 

Kurgan  163. 

Kurion  96. 

Knriositfttenkabinette  33  ff. 

Kurland  162. 

Kurvatur  der  Horizontalen  307. 

Kuschiten  445. 

Kutzopodhi  910. 

Kyathos  258. 

Kybele  827,  -priester  848,  o. 

Kykladen  111  f. 


'  Kyklopen  838. 

Kyklopische  Bauten  283.  477. 
*122  (in  Mittelitalien). 

Kylikeion  270. 

Kylix  259. 

Kymatien  304  T.  22,  5-8. 

Kyme  93,  Vasen  615. 

Kynee  710. 

Kynos  103. 

Kyparisso  109. 

Kypseloskasten  *543. 

Kyrene  ^167,  Münzen  887, 
Plastik  688  f.  764,  Vasen 
186.  552,  Wandgemälde 
923;  (Nymphe)  862. 

Kyrosgrab  86. 

Kythera  109. 

Kyzikenischer  Stater  897. 

Kyzikos  91,  Münzen  882. 

L. 

Labellum  356. 

Labioum  123. 

Laborde  908. 

Labyrinth  113.  463  (in  Aegyp- 
ten). 

Lachis  *82. 

lacrymatoria  *257. 

lacunaria  337. 

Ladas  604. 

Ladenburg  155. 

Lächeln,  archaisches  522.  608. 
T.  8,  6. 

Länder  personif.  836. 

Lagerstädte  370. 

lagoena  257. 

Laibach  157. 

Lakedämonischer  Marmor  7 14. 

Lakisch  *82. 

Lakonien  109,  Münzen  881. 

Lambaesis  166. 

Lamia  839. 

Lamm  809.  817. 

Lampadarien  267. 

Lampen  189. 

Lamy  244. 

Lancashire  146. 

Landleben  710. 

Ijandleute  849. 

Landschaft  421.  742  f. 

Landschaftliche  Umgebung 
333  f. 

Landstrassen  386. 

Landungsplatz  388. 

Lange  Wand  156. 

Langres  *140. 

Laokoon  728.  T.  16,  9. 

Laos  118. 

Lapidarien  193. 

Lapislazuli  301.  433.  439. 
I  laquearia  337. 

Laren  564.  827. 
I  Larissa  103. 

Larymna  104. 

Lanmos  669. 


Lasurstein  s.  Lapislazuli. 
La  T^ne  144.  704. 
Laternen  267. 
Latium    122,   Kunst   564  ff., 

Münzen  876,  vgl.  Rom. 
Latrine  386. 
Laubhütte  339. 
Laubsägearbeit  174. 
Lauenburg  150. 
Lauersfort  149. 
Laufen  in   der   arch.   Kunst 

534. 
Laurentum  123. 
Laureacum  156. 
Laurion  106.  212  f. 
Lausanne  144. 
Lavicum  123. 
Lavinium  123. 
Leake  67,  Münzsamml.  870. 
Lebadeia  104. 
Lebedos  94. 
Lebes  260. 
Lecce  119. 
lecttts  270. 
L^cuyer  54. 
Lederarbeit  173  f. 
Ledergeld  894. 
Leeds  908. 
Leesen  189. 
Le  Frey  870. 
Legge  Pacca  70. 
Legierung     von     Edelmetall 

213  f.,  von  Münzen  893. 
Lehmbau  279  f. 
Lehm  verband  *  282  f. 
Leibnitz  156. 
Leibschurz  477. 
Leichenraub  27  f. 
Leicbenverbrennung  344. 
Leiden  62,  Münzkabinet  867. 
Leier  877. 
Leinwand  587. 
Leipzig  152,  Museum  57,6ypse 

74,  Münzkabinet  866. 
I  Leistchen  317. 
'  Leitfäden,  archäol.  13. 
Leitner  87. 
Lekane  256. 
Lekythos  257,    auf  Gräbern 

345. 
Le  Mans  913. 
Lenimö  870. 
Lemnos  98. 
Lengerich  150. 
Lengyel  160. 
lionnick  189. 
Leo  X.  31. 
Leochares  651  f. 
Leontinoi  *116. 
Lema  109. 
Leros  97. 
Lesbos  97. 

Lösche  *377  f.  610  (Delphi). 
Lessa  109. 
Leuca  119. 


940 


Leuchtturm  388. 

LeukaB  114,  Münzen  879. 

Leukotbea  825,  -relief  627. 

Leuktra  907. 

Leren  244. 

Lewis  244. 

Libarna  136. 

libra  899. 

Lichtenau  55.  59. 

Lieblingsinschriften  186.  557. 

Liechtenstein,  Museum  *61. 

Liege  *142. 

Liegende  Stellung  851. 

Lignit  192. 

Ligono  125. 

Ligurien  136,  Kunst  563.  703. 

Lilie  588,  1.  815  (bei  Zeus), 
-nkapitell  314. 497  (Syrien). 
502  (Cypem)  T.  3,  11. 

Lille  140. 

Lilybaeum  116. 

Limbourg  142. 

limes  147.  *374. 

Llmniti  97. 

Limousin  140. 

Lindos  97. 

Linz  156,  Mttnzkabinet  867. 

Lissabon  145,  Mttnzkabinet 
868. 

Lithika  193. 

litra  899. 

Litteratur,  Verhältnis  zur 
Kunst  710.  721,  zur  Er- 
klärung 859  f. 

loculi  347. 

Löbbecke  870. 

Lötung  217. 

Lövö  160. 

Löwen  omamental  230,  an 
Eingängen  460.  509.  571, 
in  Gruppen  229.  389.  588 
T.  3,  7,  bei  Dionysos  820, 
in  der  assyr.  Kunst  513, 
•köpf  als  Wasserspeier  326. 
541,  auf  menschlichem  Leib 
839  f.;  -thor  480  T.  5,  7. 

Loftie  909. 

Loggien  331. 

Lokris  103,  Mttnzen  879, 
Vasen  ♦183.615. 

liokroi  117,  Giebelfiguren  922. 

Lombardei  *134. 

Londesborongh  67. 

London  146y  Museen  65,  Gypse 
75,  Münzsammlung  866. 

I^rbeer  817.  t863. 

Lorch  156. 

Lorichs  875. 

Lorio  911. 

Lormier  879. 

Lorraine  140. 

Lothringen  148,  Herzog  Karl 
Alexander  869. 

Lotos  228.  434.  588,  1,  -säule 
314. 


Louvre  *51. 

Lowther  Castle  67. 

Luceria  119,  Mttnzen  877. 

Lucia,  S.  158. 

Lucian  425. 

Ludius  742,  13. 

Ludovisi  48. 

Ludovisische     Gruppe     679. 

T.  13,  11. 
Ludwigslust  150. 
Lübeck  150. 
Lüttioh  ♦  142. 
Luftziegel  279  f. 
Lugdunum  *  142,  Münzen  875. 
Lukanien    118,    Vasen    668, 

Münzen  877. 
Lukas  (Seliger)    106;   -bUder 

779. 
Luksor  »81.  909. 
Lul^  912. 

Luna  131,  Marmor  713,  Tem- 
pelgiebel 749. 
lupanar  843. 
Lupfen  914. 
Luqsor  *81.  909. 
Lutetia  142. 
Luxemburg  143. 
Luxor  s.  Luqsor. 
Luxus  in  Rom  712. 
Luynes  54,  Mttnzkabinet  870. 
Lychnites  292. 
lychnuchos  267. 
Lydien    93,     Kunst    518   f., 

Münzen  884.  892.  T.  28, 14. 
Lykaonien   91,   Felsenreliefs 

516,  Münzen  883. 
Lykien  95,  Kunst  518.  622. 

655  f.,  Münzen  *883. 
Lykios  603 
Lykosura  110.  751. 
Lykurgos      (Athener)     653 ; 

(Heros)  862. 
Lyon  *52.  *142. 
Lyra  274.  817  (Apollo). 
Lyseas  540.  T.  6,  13. 
Lysikratesmonument  106. 653. 
Lysiroachos,  Münzen  878. 
Lysippos  650  f.  724  (Einfluss) 

T.  12,  7-9. 


Maastricht  *  142  f. 

Mäcon  141. 

Mactaris  166. 

Madonnenbilder  t740,9.  779. 

Madrid  50. 

Mäander  226. 

Mähren  159. 

Maenaden  841.  848. 

Maenianum  330. 

Maestricht  *142f. 

Maffei  1.  (in  Rom)  48;  2.  Scip. 

44.  48. 
Magdeburg  152. 


Magnesia  am  Mäander  *94, 

Tempel  *68l. 
Magnesium  511. 
Magnoncour  54,  MünzsammL 

870. 
Mailand    135,    Museum    41 , 

Mttnzkabinet  867. 
Maine  141. 
Mainz    152,    Centralmuseiim 

147. 
Maja  155. 
Makedonien   98,   Kunst  659. 

677  f.,  Mttnzen  878. 
Makkabäer,     Mttnxen      885. 

T.  24,  13. 
Malacca  145. 
Malachit  433. 
Malerei  416  f.,  Technik  «405  ff.. 

Geschichte  dergriediischen 

538.  609  ff.  631  ff.,  737  ff. 
Malis  103. 
Malmaison  52. 
Malta  167,  Kunst  485,   Mfin 

zen  ♦887. 
Mammuth  429  f. 
Man  146. 
Manchester  66. 
Mandl  870. 
■Mannheim  153,  Gypse  57. 
Mannsstier  447.  509  (aasyr.). 

624  (persisch). 
Mantegna  125. 
Mantinea  110,  Reliefs  645. 
Mantua  *134,  Museum  41. 
Marasch,  Löwe  497. 
Marathon  106. 
Marathos  82. 
Marburg  67. 
Marcanton  10. 
Marcaretolo  133. 
Marcellustheater  380. 
mare  369. 
Maremmen  129  f. 
Margaritis  870. 
margines  386. 
Maria  di  Capua  120. 
Mariarast  157. 
Marienburg  151. 
Marigny  54. 
Marinelia  131. 
Marinns  889. 
Marion  96. 
Mark  Aurel.  Reiterstatue  729. 

T.  17,  8,  Bauten  735  T.  18, 

10-12. 
Marktplatz  374. 
Marlborough  244. 
Marmor,  Arten  *290  ff.,  gesägt 

787,  zu  Kalk  gebrannt  21. 

für   kleinere   Gegenstände 

193,  Statuen402. 456  n.  s.  w. 
Marmorata  295. 
Marmorplatten  787. 
Marmorziegel  296. 
Marne  141. 


Begister. 


941 


Maroneia,  Münzen  878. 

Mamiciner  *128. 

Marseille  139,    Museum   52, 

&gypi  Samml.  908»  MOnz- 

kabmet  866. 
Marser  128. 
Marsyas  840.  841,  ans  rotem 

Stein  714. 
Martini  125. 
Martres-Tolosanes  142. 
Marzabotto  138.   581.  629  f. 

660. 
Masikytos  95. 
Masken  229.  326.  401  f. 
Massalia  189,  Einflnss  585. 
Massenfunde  26. 
Massengräber  846. 
Massilia  s.  Massalia. 
Mastabas  81.  350  T.  2,  2. 
Mataro  913. 
Materialien    der  Kunst  163, 

der    Architektur    279  ff., 

Einflnss  429. 
Matrei  155. 

Matrensa,  Kuppelgrab  485. 
Matronae  deae  757. 
Mattei  48. 
Mattiacum  149. 
Mauerkrone  587. 
Mauern  372. 
Mauretanien  165,  Kunst  754, 

Münzen  887. 
Mauricius  889. 
Maus  817. 

Mausoleum  352,  Hadrian8  7B2. 
Maussolleion  95. 352.  655.  648 

T.  10,  Hab. 
Mau8sollo8statue655.T.  11, 10. 
Maxiuiianus,  Biscbofstubl  793. 
Mayer,  Jos.  68,  79  f. 
Mazara  116. 
Mazarin  54. 
Mazela  166. 

Mead  68,  Mfinzkabinet  870. 
Mechanik  307. 
Mecklenburg  150. 
Meclo  914. 
Medailleure  895. 
Medaillons  889. 899. 903.  T.  26, 

12.  13. 
Medea  t862. 
Medianrinne  609. 
Mediceische  Venus    726,   11 

T.  16,  17. 
Medici  36.  48. 
Medien  88,  Kunst  514. 
Medina-Celi  50. 
Medinei^Habu  *81. 
Mediolanum  *135. 
Medusa  839.  717   T.  16,  21, 

vgl.  Perseus. 
Meer  personif.  828,   -thiasos 
843   T.  19,  7,   -tiere  474. 
483,  an  Grabmälem  858. 
Meermann  62.  I 


Meester  de  Ravestein  107. 
Megalithische  Denkmäler  284. 
megalographiae  743. 
Megalopolis  *  1 10,  Thersileion 

919. 
Megara   62,    Bildhauer   654, 

Vasen  186;  Hyblaea  116. 
Megarer,  Schatzhaus  541. 
Megaron  361. 
Meilensteine  386  f. 
Meiningen  152, 
Meissel  250.  397. 
Melanthios  665. 
Melas  535. 
Meleager  t862. 
Meletopulos  870. 
Melikertes  824. 
Melische  Aphrodite  675,  T.  13, 

7,  Reliefs  545.  614,  Vasen 

561. 
Melone  130. 
Melos  113. 
Melpomene  825. 
Memnonskolosse  *81.  460. 
Memphis  80. 
Menander,  Statue  671. 
Menasc^  80. 
Mendoza  51. 
Menelaion  110. 
Menelaos  723.  T.  16,  5. 
Menge  73. 
Menhir  353  f. 
Menidhi  106. 
Meniskos  415. 
Menkens  59. 
Mennig  im  Gesicht  565. 
Menologien  783. 
MenophUos  681. 
Meran  155. 
Mercati  190. 
Merier  914. 

Meio«  *82,  Geschichte  494. 
Mortons  59.  244. 
Mertesen  444. 
Mesopotamien  *84. 
Messana  910. 
Messene  110. 

Messenien  110,  Mflnzen  881. 
Messer  248  f. 
Messerchen  aus  Stein  246. 
Messing  204. 
Messkirch  914. 
Metallarbeit  215  ff. 
Metalle  *199  ff.,  als  Geld  890  f. 
Metallguss  *216. 
Metallkuchen  200.    891    (als 

Geld). 
MetaUplastik  403  ff. 
Metallschmuok   von    Bauten 

♦303  f.  451.  785. 
Metallstreifen  in  Thon  582. 
Metallsucher  21. 
Metapont  118. 
Methana  109. 
Methe  831. 


Methydrion  879. 

Metopen  318,  -reliefs  540  f. 
614.  637  ff. 

Metropolis  94. 

Mettemich  61,  -stele  658. 

Mettmann  149. 

Metz  *  148. 

Meynaerts  870. 

Michael,  Erzengel  t801. 

Michelangelo  71. 

Midasgrab  517. 

Midea  109. 

Mienen  429.  852. 

Mikkiades  535. 

Mikon  611. 

Milani  *48. 

Milet  94,  Votivstatuen  528 
T.  6,  7,  Athenatempel  922. 

miliarense  897. 

Milieu  der  Kunst  428. 

Milo  s.  Melos,  melische  Aphro- 
dite. 

Millefiorigläser  223. 

Miliin  12.  13. 

Mülingen  68. 

Millosicz  908. 

Milyas  91. 

Mimaut  54.  80. 

Mimus  709. 

Mineralogie  287. 

Minerva  v.  Orte  748. 

Miniaturen  274.  780  ff.  T.  21, 
12. 

Miniaturmalerei  408. 

Miniaturmosaik  792. 

Miniaturumen  246. 

Minoa  108. 

Minotaurus  839. 

Mintumae  123. 

Minussinsk  164. 

Minutoli  59. 

MioUis  48. 

Miramar  60.  79. 

Mischkrflge  256. 

Mischwesen  837  ff. 

Mitani  454. 

Mithraeum  ♦358. 

Mithras  720.  827.  T.  20,  6. 

Mittelägypten  80. 

Mittelalter,  Antikensammlun- 
gen ^35  f.;  -liehe  Kunst  799. 

Mittelitalien  122. 

Moabitische  Altertümer  808. 

Modelle  von  Bauten  306,  von 
Statuen  398. 

Modellschttssel  180. 

Modena  134,  Museum  41, 
Münzkabinet  867 ;  Herzogin 
V.  Mod.  61. 

Modius  812.  821.  822. 

Möbel  269  ff. 

Mönche  als  Künstler  775. 

Moerissee  81.  919. 

Mörtelbau  281  f. 

Moguntiacum  152. 


942 


Eegister. 


Mohn  822.  fSSS. 

Moiren  832. 

Molo  388. 

M Omentphotographie  428. 

Monate,  personif.  837. 

Mond  829  f. 

Mondragone  48. 

Mondsee  156. 

MongeUi  48. 

Monochrom  417.  742. 

Monogramm    Christi  238   f.; 

-e  der  Künstler  424,   auf 

Münzen  905. 
Monolithe  295. 
Monopteros  331  f. 
Mentale  911. 
Montauban  52.  141. 
Montbäliard  141. 
Mont-de-S^ne  141. 
Monterozzi  131. 
Monteverdi  48. 
Montfaucon  10.  11. 
Montorsoli  71. 

Montpellier  139,  Museum  52. 
Moormnde  29. 
Moras  870. 
Morbihan  141. 
Morelli  888. 
Morgenstern  250.  830. 
Morini  142. 

Moritz   V.  Sachsen-Zeitz  870. 
Mosaik  302.  741  f.  785,  in  der 

Hadriansvilla  744.  T.  19,  6, 

von  Praeneste  762. 
Moscardi  48. 
Moselthal  149. 
Moselle  141. 
Moskau    162,     Museen    63, 

Mflnzkabinet  868. 
Moustier  870. 
Mühlhausen  148. 
Müller,  K.  0.  14. 
München,    Museen    58.    154, 

Gypse  74,  Münzkabinet866. 
Mündung  von  Gefässen  264. 
Münster  150. 
Munter  870. 
Münzbilder  899  fiP. 
Münzen  891  ff.,  dekorativ  238. 

35  (im  Mittelalter),  in  Grä- 
bern 27. 
Münzfälschung  894. 
Münzfunde  26. 
Mtlnzpammlungen  863  ff. 
Münzsorten  895  ff. 
Münzstätten  905. 
Münzstempel  895. 
Mumien  434,  -Sarkophage  440. 

460.  469.  495  f.  562.  657. 

659.  762  f.  T.  2, 9. 
Murcia  145. 
Murghftb  86. 
Murra  221. 

Murrinische  Gefässe  221. 
Muscheln  tS62,   in    Gräben»^. 


27.  graviert  558.  575,  als 

Trinkgefäss  259;  -kalk  287; 

-werk  305. 
Muse  von  Cortona  409. 
Musäe  Napoläon  I.  38,  III.  51. 
Museen  3z  ff. 
Museion  861. 

Muselli  908,  Münzkabinet  870. 
Musen  824,  von  Ambrakia  676. 
Museo  Borbonico  41,  Ghiara- 

monti,  Gregoriano  42,  Eir- 

cheriano,  Pioclementino  42. 
museum  37. 
Musikinstrumente  274. 
Musterbücher  187. 
Mutina  M34. 
Mykene  109. 
My kenische  Vasen  482  f.  T.4, 

14.  5,  18,  Periode  *476  ff. 

T.  5. 
Mykonos  113,  Münzen  882. 
Mylasa  93. 
Myndos  95. 
Myrina  93,  Figuren  682  T.  14, 

12. 
Myrlea  91. 
Myron  599  f.  723  (Einfluss), 

der  jüngere  673.  680. 
Mys  618. 

Mysien  91,  Münzen  882. 
Mysterienbilder  857. 
Mysteriengötter  826. 
Mysterien  beiligtümer  361. 
Mythos  personif.  837. 

N. 

Nabatäer  83,  Kunst  689. 765. 
Nabel,  Stellung  608  f. 
Nabonid  505. 
Nabuchodonosor  504. 
Nachbildungen  von  Antiken 

73,  von  Münzen  890. 
Nachod  914. 

Nacht  personif.  837,  vgl.  Nyx. 
Nagelköpfe  220.   332  f.   (an 

Thoren). 
Nagelputzer  248. 
Nahr-el-Kelb  468.  625,  4. 
Najaden  826. 
Namur  142.  143. 
Nancy  141. 
Nani  *48. 
Nantes  141. 
Napata  494. 

Napoleon  I.  37 ;   (Prinz)  189. 
Naramsin  451. 
Narbo  139. 

Narkissos  731,  8.  857.  t862. 
Narthakion  103. 
Natter  803. 

Naturkräfte,  zerstörende  14  ff. 
Naturvölker  430. 
Naturwissenschaften  428. 
Naukratis  80,  Plastik 493.  530, 

Vasen  186.  493  f. 


Naukydes  647. 

Naupaktos  103. 

Nauplia  109. 

Navarra  188. 

Naxischer  Marmor   527.  533. 
613. 

Naxoe  113. 

Nealkes  665. 

Neandreia  92. 

Neapel   121,   Muaeum   41  f., 
Münzkabinet  867. 

Neapolis  121. 

Nebenpersonen  856. 

Nebi-Junis  86. 

Nebo  508  (Statuen). 

Nebris  820. 

Nebukadnezar  504. 

Necessitas  835. 

Negau  157. 

Neigung  der  Säulen  308. 

Nekropolen  28. 

Nemansus  *139,  Münzen  875. 

Nemea  109. 

Nemesis  835. 

Nemi  122. 

Nenfro  289. 

Nennig  149.  343. 

Nephrit  *192. 

Nereiden  842  f.  825.  858  (an 
Grabmälem) ,  -monument 
656.  T.  11.  8. 

Neretum  119. 

Nereus  825. 

Nerva  729.  T.  17,  5. 

Nesiotes  592.  605. 

Nesle  141. 

Neuattische  Reliefs  725. 

Neuburg  908,  Münzkab.  870. 

Nene  Funde  8. 

Neumagen  149. 

Neumann  870. 

Neusiedel  160. 

Neuwied  59.  149. 

Nevers  141. 

Newby  68. 

New-York  69. 

Niausa  99. 

Nicaise  54. 

Nicholson  68. 

Nickel  893,  7. 

Niederbayem  *154. 

Niederlande  *143. 

Niederösterreich  156. 

Nifillo  219. 

Nikaia  91. 

Nikanderhandschriften  781. 

Nikandre,  Weihgeschenk  527. 

Nike  834.  815  (bei  Zeus).  822 
(bei  Athena).  846  (in  Hand- 
lung), von  der  Akropolia 
602,  Delos  534,  des  Pafo- 
nios  641.  T.  11,5,  von  Sa* 
mothrake  *678  T.  13,  8,  vgl. 
Niketempelchen. 

Nikeratos  680. 


Register. 


943 


Niketempelchen  105. 639.  725 

(Nachbildimgen).  T.  11,  4. 

10.  7. 
Nikitas  Choniatis  425. 
Nikolaos  726. 
NikomachoB  634. 
Nikophanes  665. 
Nikopolis  im  Pontns  90. 
Nikosia  96. 

Nikosthenes  617.  T.  7,  8. 
Nil  762.  828  f.  T.  20,  2. 
Nimbus  812. 
Nlmes  »139.  T.  20,9. 
Nimnid  85. 

Nimrad-dagli  83.  765  f. 
Nimwegen  143. 
Niniveli  86. 
Niobe  t683.   862.   T.  14,  1; 

-bild  519. 
Niobiden   683.   tS62.  T.  14, 

1-3. 
Nippftr  85. 
Nisaia  108. 
Nischen  324.  329. 
Nisibis  84. 
Nissen  63. 
Nisyros  97. 
Nizza  912. 

Nointels  Anonymus  641. 
Nola  121. 
Nomen  886  f. 
Nonsthal  155. 
Norba  123. 
Norchia  131. 
Nord  141  (Departement). 
Nordafrika  *  165  f ,  EunBt485. 

753  f.,  vgl.  Karthago,  Pu- 

nier. 
Nordendorf  154. 
Noriker  705. 
Normandie  *141. 
Normannen  *799. 
Northampton  68. 
Northnmberland,  Museum  68, 

Münzkabinet  870. 
Northwick  870  f. 
Norwegen  165. 
Norwicb,  Gypse  74. 
Notion  94. 
Notmünzen  893  f. 
Novara  137. 
Novempopulania  875. 
Noviodunum  144. 
Noyiomagus  149. 
Novios  Plautios  694. 
Nowgorod,  Kirchen  768. 
Nubien  *82,  Kunst  445.  796. 
nuclei  190. 

Nürnberg,   Münzkabinet  866. 
Numidien   *166,  Kunst  693, 

Münzen  887. 
Numidischer  Stein  714. 
Numismatik  863  ff. 
nummos  898. 
Dummus  897. 


Nun-Eridu  85. 

nuraghus  137. 342. 352.T.  5,15. 

Ny-Garlsberg  63. 

Nydam  164. 

Nymburg  158. 

Nymphaeum  384. 

Nymphen  826,  mit  Urne  und 

Muschel  731,  9. 
Nyon  144. 
Nyx  830. 

0. 

Oasen  81  f. 

Obelisken  ''388  f.,   Anfänge 

442,  in  Rom  720. 
Oberägypten  81. 
Oberbayem  154. 
Oberfranken  154. 
Oberitalien  133,  Kunst  581  ff. 

629.  660.  703.  749. 
OberOsterreich  156. 
Oberpfalz  154. 
Obervestalin  T.  17,  12. 
Obizzi  48. 
Obol  897.  898. 
Observatorien ,    babylonische 

363  T.  3,  10. 
Obsidian  192.  246. 
Ocha  112. 
Odeion  380.  751. 
Odenwald  152. 
Odescalchi  49. 244  (Gemmen). 

871  (Münzen). 
Odessa  162.  163,  Museum  *63, 

Münzkabinet  868. 
Odeum  380.  751. 
Odyssee    861,    -landschaften 

739. 
Odysseus  861. 
Oedenburg  160. 
Oeffentliche  Bauten  368. 
Oehringen  153. 
Oelmalerei  406. 
Oelzweig  809. 
Oesterreich   154  ff.,   Museen 

60  ff. 
Oestersund  868. 
Offida  129. 
Ohr,  Hochsitz  536. 
Ohreulen  475. 
Ohriöffelchen  248. 
Ohrringe  238. 
Oiniadai  103. 
OinochoS  257. 
Oinoe  107. 
Oiiaia  103. 
Okeanos  828. 
Olbia,  Münzen  882. 
Oldenburg  150,  Gypse  75. 
Oliaros  113. 
Olive  t863. 
Olivieri  42.  49. 
Olmütz  159. 
Olpe  257. 
Oltos  618. 


Olympia    *  1 1 0 ,     Zeustempel 

593,  7  (Zeit).  596  f.  606  f. 

m.  T.  9,  1-3  (Giebel).  614 

m.  T.  9,  5  (Metopen). 
Olympieion  *106. 
Omphalos     813.    817     (bei 

Apollo). 
Onatas  592. 
Onesimos  617. 
Oniastempel  688. 
Onyx  756,  -geiässe  194.  747. 

763   (Braunschweiger    Ge- 

fäss  u.  famesische  Schale). 
Ooskyphion  260. 
Operationswerkzeuge  275: 
Ophryneion  *92. 
Opisäiodomos  360. 
Opitergium  136. 
Oppermann  54. 
Optik  307. 
opus  Alexandrinum  302,  in- 

certum  284,  isodomum  286, 

pseudisodomum  286,  reticu- 

latum  334,  sectile  302,  si- 

gninum  281.  336,  spicatum 

♦336. 
Oran  165. 
Orange   138,    Triumphbogen 

♦755. 
Orchestra  378  f. 
Orchomenos    104,   Grabrelief 

613.  T.  9,  6. 
Oreichalkos  204. 
Organe  der  Archäologie  3  ff. 
Oria  119. 
Orient  77  ff. 
Orientalen  850. 
Orientalisierende   Dekoration 

546.  548  f. 
Orientierung  der  Tempel  362. 
Orlöans  ♦Ul,  Duc  d^  244. 
orlo  etrusco  243. 
Ormenion  103. 
Ormuzd  624. 
Ornamente    ^225  ff.    304  ff. 

(architektonische). 
Oiopos  107. 
Orpheus  857  (an  Grabdenk 

mälem).    858    (christlich). 

923  (auf  Brunnen).   t862, 

-relief  724. 
Orsini  49.  125. 
Orsowa  914. 
Ort  der  Handlung  855. 
Ortskunde  76  ff. 
Orvieto  132. 
Osirisaugen  231. 
Osnabrück  150. 
Ossero  157. 
Ostfriesland  150. 
Ostia  ♦128. 
Ostpreussen  151. 
OsirOmische   Kaiser,  Münzen 

♦889. 
-Ostseeprovinzen  162  f. 


944 


Register« 


Ostiini  119. 

Ota^to  119. 

Otricoli  133.  815  (Zeus)  m.  T. 

16,  13. 
Onest  141. 
Ouvaroff  64. 
Ovale  Räume  324. 
Ovid  426. 

Oxford  66,  Mflnzkabinet  866. 
Oxusland  909. 
Oxydieren  15. 


Pacca  70. 

Paciaudi  3. 

Padua  *136,  Museum  42, 
Manzkabinet  *867,  Mttnz- 
fälschung  804.  890. 

Pädagog  849. 

Päligoer  128. 

Päonien  878. 

Paestum  »118.  T.  6,  14. 

Paiania  107. 

Paidia  837,  i. 

Paionios  641.  T.  11,  5. 

l'ala  d'oro  791. 

Palästina  *82,  Mttnzen  885. 

Paläste  370. 

Palaestra  382  f.  732  (Skulp- 
turen). 

Palagi  49. 

Palaimon  825. 

Palatin  371.  738  m.  T.  19,  4 
(Malereien). 

Ptüazzolo  115. 

Pale  837,  i . 

Palermo  116,  Museen  42, 
Kirchen  790.  »799. 

Palette  409. 

Palin  49.  80. 

Palissaden  372. 

Palladien  478.  822. 

Pall  Mall  68. 

Palm  59. 

Palme  t863. 

Palmette  232. 

Palmyra  *84,  Kunst  764  f., 
Münzen  885. 

Palmzweig  809.  t863. 

Palombino  713,  ?. 

Palstab  250. 

Pamfili  49. 

Pamphaios  617. 

Pampbilos  634. 

Pamphylien  95.  Münzen  883. 

Fan  812  f.  841  f.  714  (von 
rotem  Stein). 

Panainos  611. 

PanathenäiBche  Ampboren 
556.  ^186.  T.  7,9. 

Pancoucke  54. 

Pandataria  117. 

Paniili  49. 

Pannonien,  Mttnzen  878,  vgl. 
Ungarn, 


Pannycbis  837,  i. 
Panopolis  81. 
Panormos  116. 

Pantheon  *323.  359  T.  18,  1. 
Panther  481.  820. 
Pantikapaion  163. 
Panzerstatuen  729. 
Papandriopulo  80. 
Paphlagonien  90,  Kunst  517, 

Münzen  882. 
Paphos  96.  473. 
Papias  727. 
Papposilen  840. 
Paradewaffen  248. 
Paramythia  99. 
Parastades  330. 
Paravey  54. 
Parönt  54. 

Parenzo  157.   790  (Basilika). 
Paris    (Heros)     850.    t861; 

(Stadt)    142.    Museen    51, 

Münzkabinet  866. 
Parischer  Marmor  292. 
Parma  *134,  Museum  42. 
Paropamisus  454. 
Paropsis  259. 
Paros  113,  Bildhauerschule 

592.  647  f.  781  f. 
Parrhasios  633. 
Parsberg  154. 
Parthenon     105.    T.   11,    1, 

Giebel  »640  f.  T.  11,  2.  3. 

Metopen  und  Fries  *637  f. 

T.  10,  6  ab c.  8. 
Parther  690,  Münzen  885  f., 

-Statuen  735. 
Parzen  832. 
Pasargadai  86. 
Pascal  909. 
Pas-de-Calais  141. 
Paseas  538. 
Pasiades  616. 
Pasiteles  723. 
Pasquino  725,  T.  14, 4. 
Passalacqua  *79. 
Pasten  75. 
Patera  259. 
Patin  871. 
Patina  15. 
Patmos  97. 
Patrokles  647. 
Paul  914. 
Pauli  60. 

Paulinus  von  Nola  784. 
Pausanias  *100. 
Pausias  665. 
Pauson  682. 
Pausula  911. 
Pavillon  342. 
Pavonazzetto  713. 
Pawlowsk  64. 
Peabody  69. 
pecunia  majorina  899. 
Pegasus  844. 
Peiraieus  107. 


Peithinos  618. 

Peitho  834. 

Pelagia,  Münzen  878. 

Pellerin  871- 

Pelopiden.  Tracht  850. 

Peloponnes  108,  Münzen  8<^ 

Pelten  334. 

Pembroke  68. 

Pempobola  261. 

Penelope  603.  T.  16,  3. 

Pensicher  96. 

Pentelischer  Marmor  290. 71 

Pentheus  862. 

pentimenti  409. 

Pentinetgläser  223. 

Pentini  49. 

Peparethos  113. 

Peperino  289. 

Percy  244. 

Parotis  54. 

Pergamenische    Schule    671 

678  ff. 
Pergamon  92,  Altar  367.  67< 

T.  13,  12  ab,  MOnzen  88': 
Perge  95. 

per^ula  340.  374  f. 
Fenegeten  99. 
Pärigueux  913. 
Perikles  631  f.,    Büste   '^^OI 

607.  608.  T.  8.  16. 
Perillos  536. 
Peripteros  330. 
Perirrhanterion  392. 
Peristyl  338. 
Perizonius  871. 

Perien  197. 1 862,  -schnür  304. 
Perlmutter  197.  439. 
Permier  914. 
Perpignan  913. 
Perrot  420  f. 
Persephone   822,    Raub    und 

Rückkehr  861. 
Persepolis  86,  Bauten  6M  f. 
Perserkämpfe  743. 
Perserschutt  616. 
Perseus   t862,    und    Andro- 

meda  734.  T.  18.  7. 
Persien  86,   Kunst  421.  514. 

623  ff.  657.  690  f.,  Münzen 

885. 
Persis  885. 
Personifikationen  827,  Münzen 

901. 
Perugia  131,  Bronzefund  570. 

576,  Schlafgott  700. 
Peruzzi  125. 
Pesaro  »42. 
Pescaba  914. 
Peschiera  135. 
Pesth  160. 
Petavius  54. 
Petersburg   162,  Museen  64. 

Münzkabinet  868. 
Petersstatue  776. 
Petra  84.  765. 


fiegüitor. 


945 


Petronell  156. 

PetroBsa  26. 

Petworth  68. 

Pentinger  60. 

Pfahlbauten     *  368,    *  143 
(Schweiz). 

Pfalz  ♦148. 

Pfau  871. 

Pfeifen  318,6  (Architektur). 

Pfeiffer  871. 

Pfeile  250. 

Pfeiler  308  f.  -paar  857. 

Pfeilspitzen  250,  aus  Stein 
246. 

Pferd  428.  816  (Poseidon). 
849  u.  858  (auf  Grabsteinen), 
-egebisse  *253,  -esohmuck 
253.  760. 

Pflanzen,  zerstörend  15,  hei- 
lige 814.  -bilder  428,  -ka- 
pitell  314 ,  -Ornamente 
♦227  f.,  -Symbolik  862. 

Pflaster  387. 

Phaethon  862. 

Phalerae  253. 

Phaleron  107,  Vasen  548. 

Phallos  auf  Gr&bem  345.  519. 

Phanagoria  163. 

Phanai  97. 

Phantastische  Tiere  588,  vgl. 
Untiere. 

Pharai  »110. 

Pharsalos,  Grabrelief  613. 
T.  9,  8. 

Pharus  388. 

Pheidias  ♦593  ff.  t620f.  T.  8, 
8  n.  9.  722  (Kinfluss). 

Pheidon  892. 

Phelloplastik  ♦76. 

Pheme  835. 

Pherai  ♦HO  (Messenien). 

Phiale  259. 

Phidias  s.  Pheidias. 

Phigaleia  111,  Skulpturen  640. 
T.  10,  10  ab. 

Philadelphia  (in  Lydien)  98; 
(in  Amerika)  69. 

Philai  81. 

Philesios  593. 

Philetairos  679,  ii. 

Philippeer  896. 

Philippeville  915. 

Philippopel  98. 

Philisterland  82. 

Philoktet  862. 

Philons  Inschrift  276. 

Philopapposdenkmal  106. 853. 
750. 

Philosophie,  Einfluss  auf  die 
Kunst  709.  721. 

Philostrate  34. 

PhineuB  t862,  -schale  551. 

Phintias  661. 

Phletus  108,  Münzen  880. 

Phobos  839  f. 


Phönikischer  Stater  896. 

Phönix  843. 

Phönizien   82,   Kunst    t421. 

495  f.  623.  656  f.  682  f., 

Münzen  884. 
Phokäischer  Stater  897. 
Phokaia  94,  Vasen  548. 
Phokis  103,  Münzen  879. 
Pholegandros  118. 
Photogranimetrie  10. 
Photographie  10. 
Phradmon  601. 
Phrygien  91.  Kunst  517. 
Phrygillos  746. 
l'hrygische    Mütze   850,    -er 

Stein  713. 
Phthiotis  910. 
Phylakteria  246. 
Phyle  107. 
Phyles  675,  i . 
Phyromachos  680. 
Physiologische    Beurteilung 

428. 
Physiologus  862. 
Pianosa  132. 
Picardie  ♦141. 

Picenum  ^128,  Münzen  876. 
Pichler  802.  803. 
Piemont  136 
Pierres  branlantes  390. 
Pietra  dura  242. 
Pinienzapfen   328.   820  (Dio- 
nysos) 
Pinsel  409  f. 
pintaderas  ^236. 
Pintnricchio  125. 
Piombino    602    (Apollo).    T. 

8,2. 
Piot  ♦54. 

Piräusstein  288,  vgl.  Peiraieus. 
Pisa,  Camposanto  85.  42. 
Pisani  871. 

Pisaurum  133,  Münzen  924. 
Piscina  384. 

Pisidien  91,  Münzen  888. 
Pisonenvilla  33.  ^120. 
Pitatie  93. 
Pithom  80. 
Pithos  256. 
Pityusa  113. 
Pizzughi  158. 

Plakierung  von  Münzen  893. 
Plataiai  ^104. 
Plato  673,  f. 
Plattierung  214. 
Plektron  274. 
Pleuren  103. 
Plinius,  nat.  bist.  424  f.,  -villa 

343. 
Plinthe  310  ff. 
Plotheia  107. 
Pluton  816. 
Plutos  835. 
Pnyx  106. 
Poggibonsi  131. 


S^ti(3l7uch  der  klan.  Alicrtumswiflsenachalt.    VI, 


Poggio  Colonna   132,  Renzo 

130. 
Poiesis  887. 
Poitiers  141. 
Poitou  141. 
Pola  158. 
Polemon  33  f.  99. 
Polen  162. 

Polieren  von  Statuen  400. 
Polignac  ^54. 
Polis  tis  Chrysochou  96. 
PoUedrarayasen  ^580. 
Polos  812. 
Polvchromie  228.  800  f  (Ar- 

chitektur).483.  712f.786f. 
Poiydoros  728. 
Polyeuktos  673. 
Polygnot  609  f. 
Polygnotische  Vasen  618. 
Polygonbau  284.  324. 
Polykleitos  597  ff.  T.  8, 10. 11. 

722  f.  (Einfluss),  der  jüngere 

646  f. 
Polykles  673. 
Polykrates  535. 
Polylithe  Statuen  411. 
Polymartium  131. 
Polymnestos  680. 
Polymnia  825. 
Polypenomament    228.    474. 

483. 
Polyphemos  838. 
Pomfred  66. 
Pommern  151. 
Pompejanisches  Haus  *76. 
Pompeji  ^121.   31,  Wandge- 
mälde 738  f. 
Pomponius  696. 
pondera  886. 
Poniatowski    49.    244.    803 

(Gemmen). 
Pontios  726. 

Ponton  d'Am^court  871. 
Pontus  90,  Kunst  689,  Münzen 

882. 
Populonia  131,   Münzen  876. 
Porano  182. 
Porcellan,  ägypt.  179. 
Porcigliano  128. 
Porös    (Insel)     112;     (Stein) 

287  f. 
Porphyr  290.  400.    714.  778. 

787. 
Porta  d'Arco  749,  s,  di  Giove 

das. 
Portal  332. 
Porticus  375. 
Portlandvase  747. 
Porträtbilder  710.  ^728  f.  (Sta- 
tuen)?. 17.  11 -19,  gemalte 

687  f.  738. 
Porträtsammlungen  36. 
Porträt  werke  11. 
Portugal  ♦145. 
Portunus  827. 

6Q 


946 


Register. 


Portus  128. 

Porzellan,  ägypt.  179. 

Posamentierarbeit  173. 

PoseidippoB  671  (Statue)  T. 
13,6. 

Poseidon  815  f.  T.  6,  12. 

Poseidouia  *118. 

Posen  151. 

Posideion  909. 

Posno  54. 

Postamente  von  Bronzen  404, 
Statuen  415. 

Postumus  889. 

Potamos  107. 

Potin  893. 

Potsdam  55. 

Pourtal^s  54. 

Pozzo  Cass.  49.  125. 

Pozzuoli  120. 

Praclithamische  747. 

Prachtwagen  253. 

Prftgung  der  Münzen  895. 
T.  23,  12.  13. 

Prähistorische  Archäologie  6. 
t430  f. 

Praeneste  123,  orientalisie- 
rende  Funde  567,  vgl.  ei- 
sten, Latium,  Rom. 

Prag  158. 

Prasiai  107. 

Praxias  607. 

Praxiteles  *642  ff.  680.  724 
(Einfluss)  T.  12,  2—5. 

Priapos  837. 

Price  80. 

Prione  94.  655. 

l^riester  848. 

Priesterin  848. 

Prima  Porta  128,  Wandge- 
mälde 738. 

Prinz  V.  Wales  79. 

Privatbauten  338  f. 

Profile  der  Bauten  317  ff. 

Prokesch-Osten  871. 

Prokonnesischer  Marmor  713. 

Prolepsis  der  Kunst  857. 

Prometheus  861. 

Pronaos  360. 

Proportionen  der  Bauten  *307, 
der  Geftsse  916  n.,  des 
Körpers  (in  Aegypten)  464. 
492. 

Propyläen  361 ,  in  Athen 
105. 

Prospektmalerei  742. 

Prostylos  330. 

Protoattische  Vasen  555  f. 

Protogenes  667  f. 

Protokorinthische  Vasen  554. 

Provence  *138. 

Prozessionen  711. 

Prosa  91. 

Psalis  375. 

Psalmenhandschriften  782. 

Fsammetichs  Dynastie  491  ff. 


Psaphis  107. 

Psendoägyptisches  561. 

Pseudodipteros  331.  T.22,11. 

PseudokorinthischeVasen  580. 

PseudotripteroB  331. 

Psiax  618. 

Psophis  111,  Mfinzen  881. 

Psyche  845. 

Psychologische  Affekte  883  f., 
Auffassung  428. 

Psykter  256. 

Pteria  516. 

Ptolemäer  685  ff..  MOnzen 
886  f.,  -Cameo  922. 

Ptoon  104. 

Pndicitia  719. 

puits  fnn^bres  *344. 

pule  369. 

Pulszky  61. 

Punicum  131. 

Punier,  Kunst  560  f.  626. 659. 
693,  vgl.  Karthago,  Nord- 
afrika. 

puntelli  399. 

Puppen  275. 

Purpur  ♦  172.  405. 

Puteal  367. 

PuteoU  120,  Basis  *734. 

Puy-de-Döme  141. 

Pylon  361. 

pyramidaler  Abschluss  des 
Grabes  757.  767.  922. 

Pyramiden  »81.  »349  f.  T.  2, 1 

Pyrgoi  131. 

Pyrgoteles  677. 

I^rrhos  (von  Athen)  651; 
(König)  678. 

Pythagoras  600.  T.  8,  14. 

Pytheos  655. 

Pythia  848,  «. 

Pythodoroa  753. 

Pythokritis  675,  2. 


Qadesch  467,  Göttin  v.  Q.  458. 

468  f.  477.  589. 
Quaderbau  285. 
Quadrans  899. 
Quadratum  incusum  900. 
Quatuor  coronati  402.  773. 
Quellbauten  383. 
Quellen  der  Kunstgeschichte 

422  f. 
Qnellnvmphen  731,  e. 
Quetschstein  191, 9. 
Quinar  898. 
Quirini  49. 


Rad  827,  ».  834  (bei  Tyche). 

857  (an  Gräbern). 
Etädchenornament   456.   488. 

T.  5,  16. 
Räuchergefässe  268. 
R^ffael  31.  125. 


Ragusa  161. 

Raifö  55. 

Ramessiden  459  ff. 

Ramses  II.  461.    T.  4,  4.  vgl. 

Ramessiden. 
Randfiguren  546  f.  576.  584. 

586. 
Randleisten  285. 
Ranken  werk  305. 
Rapp  871. 
Raseneisen  201. 
Raspel  897. 
Raoul-Rochette  55. 
Rath  62. 
Ratibor  866. 
Ratisbona  154. 
Raup  871. 
Ravenna  134.  924,  Mosaiken 

785. 
Ravestein  *62. 
Rayet  55. 
Reate  128. 
Rechentafeln  273. 
Rechentiache  273. 
Rechte  Seite  855  f. 
Red-ware  180.  579. 
Regenbogenschüsseln  875.  T. 

23,  9. 
Regensburg  154. 
Reggio    117    (CaUbiia).    134 

(Emilia). 
regulae  317. 

Regulini-Galassi  130.  573. 
Reh  817. 
Reichel  871. 
Reihengräber  346. 
Reims  52.  141. 
Reinigung  72. 
Reisender  855. 
Reiterstatuen  *729. 
Reji  142. 
Relief  303.  400  f.  415  f.  f416, 

ä  creuz  401,   ä  jonr  493, 

-gefftsse  181.  550.  676.  794, 

-gemälde  725.  734. 
Reliquiarien  255. 
Rembrandt  62. 
Renesse-Breidbach  871. 
Rennes  141,  Museum  908. 
Renntier  430. 
Repliken  422  f. 
repouss^  216. 
Rescheph  458. 
Restaurationen  16  f. 
Restitutionsmflnzen  902. 
R^vil  55. 
ReviUod  62. 
Revue  archöologique  8. 
Reynier  60,  Mfinzsamml.  871. 
Rhädestos  98. 
Rhamnus  107.  »597.  639. 
Rhegion   118,  Mflnzkab.  877. 
Rheinland  in  römischer  Zeit 

*756  ff. 
Rheinprovinz  *148. 


Register. 


947 


Rheinsiein  60. 

Rheinzabem  148,  Fälschungen 
803. 

Rhenaia  112. 

Rhode  150. 

Rhodos  *97,  Bildhauer  674  f., 
Ciseleure  752,  Maler  667  f., 
Terrakotten  526,  Vasen 
552  f. 

Rhoikos  535. 

Rhyton  259. 

Riccardi  49. 

Richborongh  913. 

Richmond  68. 

Richmondshire  913. 

Richter  244  (Gemmen). 

Riechbüchschen  248. 

Riefelung  309. 

Riesen  856. 

Riez  142. 

Riga  162. 

Rimini  182. 

Rinder  von  Bronze  525. 

Ringe  ^241  flF. 

Ringergmppe  T.  13,  5. 

Ripa  809. 

Ripatransone  129. 

ripostigli  26. 

Ritter  849. 

Roda  152. 

Rode  871. 

Röhrenwurm  430. 

Roger  55. 

Rogers  68. 

Roknia  *166. 

Rolandi  49. 

Rollet  244, 

Rollin  871. 

Rom  ♦123  ff.,  Kirchen  790. 
Kunst  564  ff.  626  f.  65»  f. 
694  f.  711  ff.  773  ff.  785  ff. 
887  ff.,  Zerstörung  der  Rui- 
nen 20,  Museen  *42  ff. 
125  f.,  MOnzkabinet  867. 

Roma  836. 

Rondinini  49. 

Rose  t863. 

Rosette  228. 447  f.  455.  T.3,6. 

Rospigliosi  49. 

Rossano ,  Pnrpurhandschrift 
*782. 

Rossie  68. 

Rosso  antico  714. 

Rotfiguriger  Stil  182.  T.  10,12. 

Rothschild  *55. 

Rottenburg  153. 

Rottweil  153. 

Rotunde  323. 

Roubaix  141. 

Ronen  52.  141. 

Roussel  55. 

Rovereto  867. 

Rubens  63. 

Rubi  119. 

Rudiae  119. 


'  Rückingen  149. 
Ragen  151. 
Rufius  701. 
Ruhebett  270. 
Rundbau  323. 
Rundfiguren  411. 
Rundtempel    323.    *359.   T. 

18,2. 
Rusellae  131. 
Rushbom  146. 
Ruspoli  49. 
Russen  798. 
Russland  *  162  f.,  Museen  63  f. 

162  f.  vgl.  Skythen. 
Rnstica  286. 
Ruvo  ♦119. 

s.    • 

Saalbui^  150.  374. 

Saba  515. 

Sabaria  160. 

Sabina  (Kaiserin)  T.  17,7; 
(S.),  Thüren  788. 

Sabinianus  889. 

Sabinum  128. 

Saburoff  64. 

Sachsen  152. 

Sackrau  151. 

Sanfte  270. 

Sfinger  848. 

Sarge  s.  Saikophage. 

Säiüen  310  f.  316  (Durch- 
schnitt), -fa^ade  330  f.,  -hal- 
len 375  f.,  -Ordnungen  310  f. 
t^317  T.  22,  -Säle  337. 

Saggau  157. 

Saguntnm  145. 

Salda  82. 

Sainte-Colombe  141. 

Sainte-Genevi^ve  866. 

Saintes  141. 

Saint-Lö  913. 

Saint-Louis  166. 

Saint-Quentin  913. 

Saint-R^my  139,  Grabmal  755. 

Sais  80. 

Saitische  Dynastie  491  ff. 

Sakonides  556. 

Salamis  (auf  Cypem)  96,  Mün- 
zen 884;  (Insel)  107. 

Salbfläschchen  257. 

Salomo  470. 

Salona  161,  Palast  371. 

Saloniki  99. 

Salonina  889. 

Salpion  726. 

Salzburg  155. 

Salzkammergut  155. 

Salzwedel  152. 

Samarkand  88. 

Sambon  871. 

Same  114. 

Samische  Geflsse  180.  186. 
698. 


Sammelfunde  26,  von  Münzen 
889. 

Sammlungen  32  ff. 

Samnium  122,  Münzen  876. 

Samos  97,  Künstlerschule  535, 
vgl.  samische  Gefftsse,  Hera. 

Samothrake  ♦98,  Nike  678. 
T.  13,  8,  Relief  542. 

San'a  84. 

Sandementi  871. 

Sangallo  ^125.  912. 

San  Georgio  871. 

Sankt-Bemhard  137,  -Florian 
867,  -Johann  157,  -Marga- 
rethen  157. 

Sanssouci  55. 

^antona  145. 

Santorin  113. 

Santsohi  87. 

Sanvitale.  Relief  734. 

Sanxay  141. 
I  Saphir  194. 
I  Sappho  724, 

Saragossa  858. 

Sarajewo  ♦161, 

Sarapis  826  f.  687. 

Sardanapallosstatue  496. 

Sardes  93. 

Sardinien  ^137,  Kunst  484  f. 
561  ff. 

Sarkophage  355  ff.  733  f.  (rö- 
mische). 777  f.  (christliche) 
T.  15,  4.  5.  18,  16.  17.  21, 
7.  8,  auf  Basis  353,  wieder 
benützt  17,  vonSidon  656  f. 
684  f.,  vgl.  Mumiensarko- 
phage. 

Sarmizegetusa  161. 

Sarsina  133. 

Sarteano  131. 

Sassaniden  768  f.  T.  20,  7, 
Münzen  885  f. 

Satrapenmünzen  885. 

Sattel  253,  -rippen  328. 

Satyr  840  f.,  einschenkender 
724. 

Satyrisk  840.  708. 

Sauroktonos  645.  T.  12,  5. 

Savaron  55. 

Savignano  134. 

Savoyen  •141. 

Scalambrini  49. 

Scarabaeus  ^242  f.  T.  2,  10. 

Scarabantia  160. 

Scarfö  244. 

Scartazza  134. 

Schabeisen  272. 

Schachtgraber  344. 

Schackmann  871. 

Schaffhausen  144.  430. 

Schale  259,  -nmaler617,  -en- 
steine  ^367  f. 

Schallbecken  247. 

Schapira  803. 

Schatzgräber  30. 

60  ♦ 


948 


Scfaatzhäuser  360. 

Schauspieler  848. 

Scheich-el-Beled  437.  T.  2,8. 

Scheinarchitektor  748. 

Scheiterhaufen  Hephaistions 
711. 

Schekel  897. 

Scbemtu  167. 

Scherschel  165. 

Schicksale  der  Denkmäler 
Uff. 

Schiebegräher  851. 

Schiff  393,  -sbilder  489  (auf 
Bronzemessem).  *547,6  (auf 
Dipylonya8en),-8häuser388, 
-smalerei  406,  -svorderteil 
678  (Basis).  816  (bei  Po- 
seidon). 

Schild  250,  an  den  Wänden 
303.  305.  334.  544  (Zeus- 
grotte).  568  (Mittelitalien). 
576  (Etrurien)  T.  7,4,  sil- 
bern 791,  des  Scipio  791, 
-beschreibungen  426.  544. 

Schildpatt  197. 

Schilf  816. 

Schillernde  Stoffe  744. 

Schindeldach  829. 

Schlafgott  700. 

Schlangen  816.  819.  820.  822. 
858  (an  Grabsteinen),  von 
Metall  506,  t.  509,  mit 
Menschenkopf  842,  -säule 
812,  -Stab  819. 

Schleife  707. 

Schleifer  707. 

Schlesien  151  (Preussisch-). 
159  (Oesterreichisch-). 

Schleswig-Holstein  150.  918. 

Schleudergeschosse  252. 

Schlichtegroll  244. 

Schliemaun  31. 

Schlosserarbeit  175. 

Schlttssel  »271  f.  t868. 

Schmelzen  der  Metalle  200. 

Schmieden  210. 

Schmuck  *  236  ff.,  der  Statuen 
412. 

Scbnabelschuhe  468.  516. 587. 
795.  T.  7,  14. 

Schneiden  aus  Metall  403,  3 

Schnitzen  174  (Holz).  196 
(Bein). 

Schnurornanient  180. 

Schönheitsfreude  524  (Grie- 
chenland). 

Schönheitsideal  428  f.    715  f. 

Schöpflin  58. 

Schottland  *  146. 

Schreiberstatuen  438.  T.  2,  4. 

Schreibgriffel  273. 

Schreibzeug  273. 

Schriftquellen  *423  ff. 

Schriftwesen  273. 

Schrötling  895  f. 


B«giaier. 

Schüssel  259. 

Schuhe  ♦236. 

Schule  Homers  97.  358. 

Schulpforta  74. 

Schulz  871.  889. 

Schutz  der  Denkmäler  24. 

Schutzwaffen  250. 

Schwalbenschwanz  286. 

Schwarzfigurige    Vasen    182. 

556  f. 
Schwan  817  (bei  Apollo).  824 

(bei  Aphrodite). 
Schweden  *  165. 
Schweiz  *  148  f.,  Museen  61  f. 
Schwerin,  Museum  58,  Gypse 

75. 
Schwert    ♦248,    -gurt    249, 

-scheide  249. 
Schwetzingen  153. 
Scipio,  Sarkophag  697.  T.  15,4, 

Schild  791. 
scyphatus  896.  T.  23,  10. 
Seeland  143. 

Seele,  dargest.  488. 842. 844  f. 
Seepferd  815. 
Seeverkehr  387  f. 
Seevölker  490. 
Segesta  116,  Mttnzen  878. 
Seguier  871. 
Seiher  258. 
Seine-et-Mame   141,  -et-Oise 

141,  -införieure  141. 
Selefkeh  909. 
Selene  829. 
Seleukeia    (Babylonien)    85, 

Pieria  88. 
Seleukiden,  Münzen  885. 
Seleukos  Nikator  T.  14,  15. 
Selinunt  116,  Metopenreliefs 

541  m.  T.  6,  15  n.  16.  614 

m.  T.  9,  4,  Münzen  878. 
sella  curulis  ♦270. 
Selzen  152. 

Semiramis,  Anlagen  369. 
Semiramokerta  88. 
Semis  899.  904. 
Semo  Sancus  627. 
Senatsprägung  888  f. 
Sendscherli  88,   Reliefs  470. 

T.  5,  4. 
Senkereh  85. 
Sens  ♦141. 
Septali  49. 

Septimius  s.  Severus. 
Septizonium  385. 
Sequani  913. 
Serajewo  ^161. 
Serapeum    81.   763  (Alexan- 

drien). 
Serapis  826  f.  687. 
Serbien  ^161. 
Sereth  160.- 
Serpentin  290. 
Serrati  nummi    903.    T.   23, 

11. 


Servius  Tullius,   Manzen  892. 

Sesostris  458,  -relief  519. 

Sesterz  898.  T.  25,  25. 

Sesto  136,  -Calende   135. 

Seti  I.  468. 

S^tif  165. 

Severusbogen  735.    T.  18,  l:>. 

SeviUa  145. 

Sextans  899. 

Seyffer  871. 

Siah  767. 

Siana  ^97. 

Sibirien  ^164. 

Sichern  83. 

Sicilien  115  f.,  Kan8t4g5. 6.59. 
674.  676,  Mflnaen  877  f. 

Side  95. 

Sidon  82,  Sarkopha«re  6&6  t 
684  f.  T.  11,  11.   13.3. 

Sidonius  426. 

Siebenbürgen  160. 

Siegel,  antike,  im  Mittelalter 
18,  -cylinder  242.  452  (ba- 
bylonische). 512  (assy- 
rische). 625  (pernsohe)  T. 
8, 8. 12,  -kapseln  248,  -ringe 
241  ff. 

Siegessäulen  889. 

SigiUata  180. 

Signia  123. 

Signina  176. 

Signol  55. 

Sikanos  617. 

Sikinos  113. 

Sikuler  921. 

Sikri  88. 

Sikyon  108.  Badhauer  669  f. 
751,  Maler  684.  665  f.. 
Münzen  880. 

Silanion  672  f. 

Silber  212  f.  892  (VerhÄltnis 
zum  Gold),  -arbeiter  ♦220, 
-bronze  206,  -funde  27,  -ge- 
schirr  212  f.  710.  747.  790. 
-münzen  897,  -scbaleii  bOS 
(kyprische).  562  f.  (Prä- 
neste). 564  (Salemo).  567 
(Präneste)?.  7,5,  -Stickerei 
768. 

Silberne  Statuen  404. 

Silen  840  f.  496  (in  Syrien).  281 
(omamental).  781,  •  (mit 
Weinschlauch). 

siliqua  897.  T.  26,  15. 

SUos  841. 

Silvanus  827. 

Sima  826. 

Simitthu  167. 

Simos  675,  i. 

Simpulum  258. 

Sinaihalbinsel  797. 

Sinope  90. 

Siphnos  113. 

Sippara  85,  Stele  506. 

Sipylos,  Reliefs  519. 


K 


Register. 


949 


Siracnsa  49  (Conte  di). 
Sirenen  842,  an  Qrabroälern 

858. 
Sirgolla  85. 
Siris  118.  661. 
Sitififl  166. 
Situla  257.  494.  511.  583  f., 

von  Bologna  584,  T.  7,  6.^ 
Sitzende  Stellang  850. 
Skandinavien     *164,    Kunst 

1 421.  923. 
Skarabaeos   *  242  f.  549   (in 

Griechenland).     891     (als 

Geld). 
Skelette  845. 
Skiagraphia  417. 
Skiathos  113. 
Skizzenbfiolier  124  f. 
Sklaven  710.  850. 
Skopas  647  ff.  724  (Einfloaa). 

T.  12,  6. 
SkopeloB  113. 
SkyUa  842. 
SkyUis  529. 
SkyphoB  259. 
Skyros    118,    Mannor    718 

f.  A. 
Skythen  484.   515.  586.  630. 

658  f.    689.    752.    772  f., 

Tracht  850. 
Smalt  8.  Email,  GlasfiosB. 
Smeth,  de  244. 
Smilis  529. 
Smintheus  817. 
Smith  244  (Gemmen). 
Smjöla  163. 
Smyma  94,  Museum  39,  U&ns- 

kabinet  868. 
Soana  131. 
Soane  68. 

Sociale  Bedürfnisse  429. 
Societa  iperboreo-romana  4. 
Society  of  antiquaries  3  f. 
Sokrates  618. 
Solarium  330. 
Solidus  896.  T.  26,  14. 
Sohns  60. 
Soloi  97. 
Solns  116. 
Soba  160. 
Sommavilla  128. 
Somme  141. 
Sommerville  245. 
Sonne  omam.  232,  -nrad  485, 

•nscheibe  495.  829,  -nuhren 

*333. 
Sophienkirche    789,  ii.     785 

(Mosaiken).  T.  21,3.  4. 
Sophilos  556.  615. 
Sophokles  671. 
Sophoniba  743,  lu. 
Sopolis  738. 
Sosandra  591. 
Soflibios  726. 
Sosos  680. 


South    Kensington    Museum 

169,  Gypse  75. 
Sovana  131. 
Spada  49. 
Spalato  161. 
Spanhemius  864. 
Spanien  *144f.,   Kunst  486. 

563.  704  f.  754,  Museen  50, 

Mttnzkabinet  868  f. 
Spano  137. 
Sparta  *109    653  (unter  Ly- 

sander).  667  (unter  den  Dia- 

dochen). 
Spatal07,  Sphinx  540  T.  6, 11. 
Speier  148. 
Speisetische  270  f. 
Spes  719. 
Sphinx  433.  458.  491.  495. 

588.  839.  T.  4,  3,   von  (Ji- 

zeh  230.  439   T.  2,  1,  der 

Hatschepsu  T.  2,  8,   von 

Spata  540  T.  6,  11. 
Sphyrelata  403. 
Spiegel  *  247 ,  -kapsek  247. 

698.  702,  -staizen  548  f., 

-zeichnungen577. 660. 697  f. 

702  T.  15.  8. 
Spielgerftte  *  275  f. 
SpineUi  119. 
Spiralen  220.  456  (Hissarlyk). 

480  ff.  (Mykene)  T.  4.  13. 

5,  9. 795  (Byzanz),  bronzene 

für  die  Haare  487.  577.  582. 
Spiralkreuz  233. 
Spiralsäulen  312. 
Spitzbogen  319. 
Spitzer  55. 
Sporaden  111. 
Sprechen  853  f. 
Springbrunnen  384. 
Squarcione  73. 
Ssabier  766. 
Stabiae    122,    Wandgemälde 

738  f. 
Stackeiberg  60. 
Stade  150. 
Stadion  382. 
Stadtanhige  368  f. 
Stadtwappen  901. 
Städelsches  Institut  57. 
Städte  personif.  836. 
Stängelchen  311  f. 
Staffelei  409. 
Stahl  210. 
Stamata  107. 
Stamnos  255. 
Stanze  215. 
Stater  896  (Gold).  897  f. 

(Silber). 
Statuae  loricatae  729. 
Statuen  411. 
Statuetten  411. 
Stavanger  165. 
Stefani  871. 
Steg  an  den  Säulen  312. 


Steiermark  156. 

Steinamanger  160. 

Steinarten  287  ff.  712  f.  (in 
Rom). 

Steinbau  282  ff. 

Steinbrflche  *  294  ff. 

Steinbficher  193. 

Steindamm  388. 

Steingeräte  *  190  ff. 

Steingut  176. 

Steinhäuser  62,  -scher  Kopf 
726. 

Steinhaufen  auf  Gräbern  *347, 
für  Hermes  918. 

Steinkistengrab  352. 

Steinmetzarbeit  286  ff. 

Steinmetzzeichen  294. 

Steinplastik  397  ff. 

Steinringe  372. 

Steinsessel  391. 

Steinsetzungen  354.  390  (la- 
byrinthische). 

Steinzeit  190. 

Stelen  344. 

Stempel  der  Mttnzen  895. 

Stephane  237  f. 

Stephanos  723  T.  16,  6. 

Stephanskrone  791. 

Stern  omam.  232. 

Sternbilder,  person.  830. 

Stettin  151. 

Steuerruder  834. 

Sticken  173. 

Stiegen  342.  t863. 

StiegUtz  871. 

Stier  der  Artemis  823,  des 
Dionysos  820,  als  Flussgofet 
808.  des  Poseidon  816,  -dio- 
nysos  813.  838,  -kapitell 
315  f.  502  (Cypem).  624 
(persisch)  T.  9,  13. 

Stillleben  744. 

StUmischung  310  f. 

Stjemstedt  871. 

Stlengis  272. 

Stoa  375,  des  Attalos  672, 
des  Eumenes  672. 

Stobart  80. 

Stockholm  *165,  Museum  68, 
Mttnzkabinet  868. 

Stockwerk  342. 

Stonehenge  354. 

Stosch  243.  244  f. 

Stowe  68. 

Strabax  651. 

Strahlenkranz  812,  bei  den 
Kaisem  847  f. 

Stralsund  151. 

Strangford  68. 

Strassburg  148,  Museum  58, 
Gypse  74. 

Strassen  369  f. 

Strategenbilder  653. 

Stratonikeia  93. 

Stratonikos  680. 


950 


fiegiaier. 


Stratos  103. 

Straosseneier   837.  498.  545. 

562.  575. 
Strawberry-Hall  68. 
Strehlen  152. 
Streitaxt  250. 
Streitwagen  *253. 
Strettweg  157. 
Strigilis  272. 
Stroganoff   64,    Bronze    726, 

Münzkabinet  871. 
Strohdach  329. 
Strongylion  649. 
Stuckreliefs  335.  736  T.  19, 2. 
Stücken  von  Statuen  399. 
Stahle  269. 

Staizen  von  Statuen  399. 
Stufenpyramiden  349  f. 
Stufenthürme  363. 
stüpa  87.  352.  692. 
Stura  112. 
Stuttgart   153,    Museum   58, 

Münzkabinet  866. 
Stylobat  812.  333. 
Suaner  515. 
Subhi-Pascha  871. 
Substruktionen  333. 
Sadfrankreich  *138. 
Südmssland  *163,  Kunst  vgl. 

Skythen,  Münzen  882. 
Südslawen  798. 
Suessula  122. 
SukeUArba  166. 
Sulcis  137. 
Sulmo  122. 
Sulzer  871. 
Sunion  107.  639. 
Sarrentum  122. 
Snsa(Afnka)  167;  (Asien)  86, 

Kunst  453.  514.657;  (Pie- 

mont)  137. 
Susiana  86. 
Sutrium  131. 
Sutzos  871. 
Swastika  233. 
Syadras  520. 
Sybaris  118. 
Sydney  Park  68. 
Sylt  150. 
Symbole  807  f. 
Symbolik  806.  t862  f. 
Syme  81.  98. 
Symplegmen  731,  ?. 
Synagoge  364. 
Synnada,  Marmor  713. 
Synoikismen  370. 
Syrakus   *116,   Münzen   878 

T.  23    20.  21. 
Syrien  *83,  Kunst  454.  467  flF. 

495  ff.   682  f.  764.   766  f. 

796  f.,    Miniaturen    ♦783, 

Münzen  884  f. 
Syros  113. 

Szeged-Oethalom  160. 
Szekszärd  160. 


T. 

Tabema  340. 

Tacitus  889. 

Tadius  742. 

Tadmor  84. 

Tänzerinnen  709. 

Tättowiemng  236. 

Tafelbilder  408,  ältestes  Bei- 
spiel 441. 

Tainaron  109. 

Talayot  352. 

Talleyrand  55. 

Taman  163. 

Tamassos  97. 

Tanagra  104,  -figuren  395  f. 
674  T.  14,  7-11. 

Tanarei  137. 

Tanis  80.  457. 

Tanzplätze  378. 

Tarbes  142. 

Tarent  *119,  Münzen  877. 

Tarn  142,  -et-Garonne  913, 
-kappe  816,  818. 

Tarquinii  *  131,  Wandgem&lde 
573.  628  ff. 

Tarraco  145. 

Tarsos  90,  Terrakotten  684. 

Tatianos  424  f. 

Taube  809  (christlich).  823 
(Aphrodite). 

Taufe  Christi  800. 

Taufkirchen  364. 

Tauriskos  681  T.  13,  13. 

Tauroentnm  912. 

Tauromenium  117. 

Tauschieren  218. 

Teanum  122. 

Technik  des  Kunstgewerbes 
163  ff.,  der  Architektur 
279  ff.,  der  Kunst  394  ff. 

Tectorium  284. 

Tegea  111 ,  Giebelgruppen 
648  T.  12,  6. 

Tegel  60. 

Tegianum  118. 

Teiche,  heilige  29. 

Tektaios  529. 

Telamon  131. 

Teichinen  475  f. 

Telephanes  600. 

Telephos  t862. 

Telesphoros  819. 

Tell-Basta  80,  •e]-Amama465, 
-el-Hesy  *82,  -el-Jahudeh 
80,  -Gurob  81. 

Tellö  ♦85,  Pallast  371. 

Teimissos  95. 

Telos  98. 

Tempe  103. 

Tempel  »359  ff.  462  (Ägyp- 
tische). 17  (in  Kirchen  ver- 
wandelt), -bilder,  alte  526  f., 
-eben  246.  562  (von  Gold), 
-Schlüssel  272. 

Temperamalerei  406. 


Temple  68. 

Tenea  108. 

Tenos  113. 

Tensa,  kapitoi.   747  f. 

Tentyra  81. 

Teos  94,  Dionysostempel  681. 

Teppiche  171. 

Terpsichore  825. 

Terracina  123. 

Terra  d'Otranto   119. 

Terrakotta  vgl  Keramik,  -me- 

daillons  794,   -plastik  395  f . 

674  T.  14,  7—12,    -reliefs 

736. 
Terrakotten,  architeki.  22  f. 
Terassen   der   Tempel    362. 

-Städte  369. 
Terremare  ♦ISS.  368. 
Terrine  259. 
Tersatto  123. 
Tetartemorion  898. 
Tetradrachmen  898. 
Teurusia  157. 
Teuthraoia  909. 
Teutra  160. 
Thalaasa  828. 
Thaleia  825. 
Thamugadi  166. 
Thanatos  835. 
Tharroe  137. 

Thasisoher  Marmor  291.  713. 
Thasos  98,  Münzen  878,  Mar- 
mor   291.  713,   Nymphen- 

relief  542. 
Thau,  personif.  831. 
Thausonwestem  T.  11,  3. 
Thayingen  429  ff.  T.  1,  2. 3.5. 
Theater  *379.  Skulpturen  732. 
Thebanischer  Sagenkrei8t861 . 
Theben  (Aegypten)  *61;  (B5- 

otien)  104. 
Thödenat  80. 

Thelpusa  111,  Münzen  881. 
Themis  673. 

Theodorich  als  Restaurator  20, 
Theodoros  535. 
Theodosius,  Discna  791,  Sftule 

789  T.  21,  6. 
Theokies  529. 
Theokosmos  597. 
Theokrit  426. 
Theon  668. 

Thera  113.  456  T.  3,  14.  15. 
Therapne  110. 
Thermai  117. 
Thermen  ♦385. 
Theron  680. 
Theseion  *106,  Fries  und  Me- 

topen  638  f.  T.  10,  9. 
Theseus  847.  t*862. 
Thespiai  104. 

Thessalien  103,  Münzen  879. 
Thessalische  Reliefs  613. 
Thessalonike    99.    752.   785. 

(Mosaiken). 


Register. 


951 


Theveste  166. 

ThibUis  166. 

Thiers  55. 

Thiersch  60. 

Tbira  93. 

Tfaisbe  104. 

Tbolos  323. 

Thomas  871. 

Thoms  63. 

ThomBen  871. 

Thon  176  ff.,  weisser  756. 757. 
759,  -lampen  189  f.  748. 
794,  -plastik  395,  -sftrge 
557  f.  628  (von  Caere),  -ta- 
feln 612,  -wirtel  272. 

Thore  *332  f.,  von  Burgen 
und  Städten  *372  f. 

Thorax  729. 

Thorikos  107. 

Thorsbjerg  *164. 

Thorwaldsen  71,  -museum  63. 

Thrftnenfläschchen  *257. 

Thraker  dargestellt  849. 

Thrakien  98,  Kunst  484.  621. 
678.  752,  Manzen  878. 

Thrasyllosmonument  670. 

Thrasymachos  597.  649.  T. 
10,5. 

Thronsessel  *269.  ♦271. 

Thubumica  166. 

Ihüren  332  f.,  mit  Bronze- 
flberzug  493,  vgl.  Sabina. 

Thüringen  152. 

Thürklopfer  333. 

Thngga  166. 

Thunfisch  815. 

Thuria  110. 

Thurioi  118. 

Thurm  der  Winde  750. 

Thusnelda  T.  17,  21. 

Thymbra  92. 

Thymiaterion  268.  577. 

Ti  442  (Grab). 

Tiber  828. 

Tiberius,  Bauten  734,  «Fa- 
milie" 746  T.  19,  10. 

Tibur  ♦128. 

Ticinum  135. 

Tiepolo  871. 

Tierbilder  428. 

Tiere,  heilige  der  Qötter  813. 

Tierfabel  t862. 

Tierköpfige  Götter  433. 

Tieromamente  228,  Streifen 
als  Dekoration  550. 

Tierschfidel  als  Trinkgefäss 
258  f. 

Tiersymbolik  862. 

Ti  emnm  911. 

Tiger  820. 

Tignio  911. 

Timanthes  634. 

Timarchides  673. 

Timarchos  678. 

Timgad  166. 


Timokieides  673. 
Timokles  673. 
Timomachos  737  f. 
Timonidas  538.  554. 
Timotheos  (von  Athen)  641. 

652,  (Feldherr)  652. 
Tintenfässer  273. 
Tirol  ♦  155. 
'Kryns  109.  476  ff. 
Tisch  270,  auf  Gr&bem  345, 

von  Stein  392,  -ffisse  392. 
Tithora  104. 

Titus  T.  17,  4,  -bogen  734. 
Titnsthermen  385.  740. 
Tivoli  ^128. 
Todi  911. 
Töpferei  ♦  176  ff. 
Töpferscheibe  177. 
Tojgafigur  T.  17,  11. 
Toilettengegenstände  247  ff. 
Tolentinum  129. 
Tolfa  131. 
Tolmein  158. 
Tomba  a  fussa  344,  a  pozzo 

♦  344,  a  ziro  344. 
Tomoi  162. 
Tonnengewölbe  322. 
Topos  87.  352.  692. 
Topham  910. 
Topographia  686  f. 
Topographie  76  ff. 
Torgau  152. 
Torlonia  49. 

Tormarancia  127  u.;  740. 
Tomo  135. 
Torques  239. 
Torre,  de  la  875. 
Torremuzza  50,  Mttnzkab.  50. 
Torso  71,  von  Belvedere  727. 
Torrusio  188. 
Tortona  136. 
Tortosa  82. 
Torus  313. 
Toscanella  131.  749. 
Totenbestattung  29. 
Toteneros  857. 
Totenmahl  858. 
Totenmasken  238  f.  440.  478 

(mykenisch). 
Touche  908. 
Toulmouche  908. 
Toulon   52,   -sur-AUier   142, 

756. 
Toulouse  142. 
Tours  142. 
Townley  68. 
Traboud  908. 
Trachones  ^106. 
Trachten  ^428  f. 
Trachyt  289. 
Tragelaphos  843. 
Tragodia  836. 
Trajan,  Bauten  734  f.,  -sbrficke 

387,  -ssäule  735  T.  18,  14. 
Tralles  ^93. 


Transennae  777. 

Transfeld  101. 

Transport  von  Obelisken  und 
Kolossen  435. 

Transvolatilia  ♦337,e. 

Trapezophoren  392. 

Trapezunt  90. 

Trau  ♦61. 

Traunfellner  872. 

Travertin  288. 

Treiben  215. 

Treppen  342. 

Trevisani  50. 

Tribunal  376. 

Trichtergruben  369. 

Tridacna  197. 

Trient  ^155. 

Trier  148,  Münzen  866. 

Triest  157. 

Triglyphen  317. 

Trikka  103. 

Trinkgefftsse  258  ff. 

Trinkhorn  259.  820. 

Tripolis  169. 

Triptolemos  t862. 

Triquetrum  232. 

Tritone  842.  231.  588. 

Triumphbogen  ♦390. 

Triumphwagen  253. 

Trivnlzi  50. 

Troas  92,  Münzen  882. 

Trocad^ro  908. 

Trochilos  264. 

Trockenmauem  282. 

Troglodyten  338  f. 

Troilos  862. 

Trolscher  Sagenkreis  861. 

Troia  92. 

Trojaner  849  f. 

Tropaion  389. 

Tropfen  317. 

Truddhi  352. 

Truhen  271. 

Truvine  137. 

Tryphon  746. 

Trysa  95.  655  f. 

Tschatli-Derä  93. 

Tuder  911. 

Tübingen  58. 

Türkisperlen  486. 

Tullianum  378. 

Tumuli  348. 

Tunis  ^166. 

Tupfenomament  180. 

Turbia  389. 

Turin  136,  Museum  43  f., 
ägypt.  Samml.  908  f.  Münz- 
kabmet 867.  888. 

turris  342. 

Tuscania  131. 

Tusculum  123. 

Tuskanischer  Stil  311,  Tem- 
pel 365. 

Tutulus  236.  500.  585  T.  7, 
13  ab. 


952 


Regster. 


Tux  60. 

Tyche   833,  yon  Antiochien 

670,  T.  13,  4,  von  Konstan- 

tinopel  777. 
TympaDon  327. 
Typen  808. 
TVphon  838,  Bchlangenl eibig 

Tyrannen  522  f..  -mOrder  605 

T  8  7 
Tyro8'*82,  Münzen  886. 
Tyrrheniscfae    Bronsen    628 , 

Vasen  550.  579  f. 
Tyszkiewicz  *55. 

U. 

Udine  135. 

Ueberkragang  819. 

Ueberlingen  153. 

Uebermalong  804. 

Ueiük  516. 

Uelzen  150. 

üferbauten  888. 

Uffizien  40. 

Uhren  333. 

Uhrturm  388. 

Umbrien  *132,  Knnst  629. 
Münzen  876. 

Uncia  904. 

Ungarn  »160,  Kunst  487  f. 
581  f.  798,  Museen  60  ff. 

Ungeheuer  843  f. 

Unterägypten  80. 

Unterbau  333. 

Unterfranken  154. 

Unteritalien*117,  Kunst  563  f. 
626.  668  f.  m.  T.  1  (Male- 
rei). 693  f.,  Mosaiken  185, 
Münzen  877. 

Untersatz  von  Vasen  264. 

Untiere  843  f. 

Upsala  63. 

Uranius  889. 

Urardhi  514. 

Urbino  133. 

Uriconium  146. 

Urkundenreliefs  891.  636  T. 
10,4. 

Urnen,  steinerne  736,  bei  Fi- 
guren 698  f.,  -reliefs  7. 699  f. 
748,  T.  15,  6. 

Ursinus  50. 

Uruk  85. 

Urania  88. 

uschebte  434. 459.  460  T.  4, 2. 

Utrecht  143,  Museum  62. 

Uwaroff  64. 

Uzielli  68. 


Vaballathus  889. 

Vacca  124. 

Vafiö  109,  Goldbecher  «481. 

T.  5,  10. 
Vaga  167. 


Vaison  139. 

Valencia  *145. 

Val  Trompia  135. 

Valle,  della  50. 

ValOby  164. 

Var  142. 

Yarannos  60. 

Varese  911. 

Vari  107. 

Varro  424. 

Vasen  *  254  ff.,  in  plastischer 

Form  261  f.  T.  12,  13,  -er- 

klärang    806  f.,    -maierei 

181  f.  616  f.  ♦661.  668  f. 

(unteritalische).       702  f., 

-Sammlungen  188. 
Vatikanische  Museen  42. 
Vaucluse  138. 
Veii  131. 
Velanidezza  107. 
Veli  133. 
VeUa  118. 

Velitrae  123,  Terrakotten  566. 
Velleja  32.  134. 
Velletri  128. 
Vendöme  *142. 
Venedig    «136,    Museen    44, 

Kunst  799,   Mosaiken  786, 

Markuskirche  791. 
Veneter  581  f. 
Venetien  135. 
Ventimiglia  137. 
Venus  in  der  Kaiserzeit  718, 

genetriz  596,  s.   724.    755. 

853,  V.  Arles  755,  v.  Fr^jus 

755,  vgl.  Aphrodite. 
Venusia  119. 
Vercellae  137. 
Verdun  142. 
Vereine,  archftol.  6  f. 
Vereinsgebäude  378. 
Vereinsmünzen  902  f. 
Vergers  55. 
Vergil   721,    Prachtansgaben 

745,  Handschriften  781. 
Verglaste  Wälle  298. 
Vergoldung  215.  216. 
Verhüllung     des     Gesichtes 

852  f. 
Verkehrsmittel  386  ff. 
Verkleidung  der  Wände  285. 
Vermo  158. 

Verona  *135.  Museen  44. 
Verospi  50. 
Verputz  284  f.  320. 
V^errocchio  71. 
Verschlackte  Wälle  298. 
Versilberang  215. 
Verschiedenfarbige  SteineSOl» 

bei  Statuen  411. 
Versetzmarken  294.  t*296  f. 

788. 
Verteidigungswerke  371  f. 
Vertilium  142. 
Vertumnus  827. 


VervielfältigungSYorfalireii 

9  ff. 
Vesontio  142. 
Vespasian  T.  17,  8. 
Vesta   827.  828,  GiaBtiniani 

724. 
Vestalin  T.  17,  12. 
Vestiner  128. 

Vettersfelde  151.  26.  659. 
Vetulonia  *132. 
Veturius  Mamnrius  565. 
Via    Appia,    Ardeatina    etc. 

«127  f.;  Utina,GrabgeinlUde 

736.  740. 
Viadana  ♦134  f. 
Vibius  698. 
Vibo  117. 
Vicarello  29. 
Vicenza  136. 
Victoriatns  898. 
Vicus  Anrelii  153. 
Vienne  •  139. 
ViergOttersteine  757. 
Vilbel  153. 
VUla    Hadrians    ♦128.     740, 

•nova   ♦185,    rustica   350. 
ViUen  841  f. 
Viminiacium  905,  lo. 
Vindobona  ^156. 
Virtns  836. 
Virunum  157,   Bronzestatuen 

759. 
Visconti,  E   Q.  87  f. 
Vitali  50,  Münzkabinet  872. 
ViteUeschi  40. 
Viterbo  ♦132. 
Vitravius  277. 
Vittuone  135. 
Vivenzio  188. 
Völker,  personif.  836. 
Vogel   auf  dem  Kopfe  469, 

-wagen  564.  576. 
Volaterrae  «132. 
Volsinii  132. 
Volumniergrab  131. 
Voluten,  joniscbe  314,  -faenkel 

265. 
Vorarlberg  155. 
Vorbau  330. 
Vorhänge  171  f.  333. 
Vorlegeblätter,  Wiener  13. 
Vorratsgefässe  255. 
Vorsetssänlen  381. 
VoBges  913. 
YotivbUder  525. 
Votivnischen  860. 
Yotivsäulen  389. 
Votivtafeln  587  f.  612.  636. 
Vulci  132,  Grotta  deU'  Iside 

573. 
Vurvä  107. 


Wachsfiguren  396. 
Wachsmalerei  406  f. 


Register. 


953 


Wachsinasken  565. 
Wägen  253  f. 
Währungen  892  f. 
Waffen  *248. 
Wagen   *273,     -besteigende 

Ftsm  614  T.  9,  7,   -geleise 

386,  -lenker  848. 
Wagnermuseum  58. 
Wald-Algesheim  153. 
Wales  146. 
Walkerei  342. 
Wallis    144  y    Felsskulpturen 

487. 
Wallmoden  57.  60. 
Wallraf-Musseum  149. 
Walmdach  328. 
Walpole  68. 
Wan  88.  515. 
Wand    329    (Aussen-).    334 

(Innen-),      -maierei      335. 

♦738ff.  T.  19,  3ff.,  in  Grä- 
bern 351  f.,   vgl.  Malerei; 

-schmuck  334. 
Wangenstficke  252. 
Wappen   863.   901,   -Schema 

480. 
Warschau  162. 
Warttürme  373  f. 
Washington  69. 
Wasserbecken  392. 
Wasserbehälter  385. 
Wasserleitung  *384. 
Wasserspeier  326. 
Wasservögel  588. 
Wasserwärmer  260. 
Watsch  157. 
Way  79. 
Weben  170  f. 
Weber,  Job.  Dav.  50. 
Wege  386. 
Wehrgehänge  249. 
Wehrgurt  251. 
Weihgeschenke,  ausgebessert 

16. 
Weihrauchgefässe  268. 
Weimar  58. 
Weinstock  820. 
Weissenburg  a.  S.  154. 
Weissgold  214,  Münzen  896 f. 
Weissgrundige    Vasen  *  183. 

615  f. 
Weisskupfer  204.  893. 
Weltkugel  814. 
Welzl  V.  Wellenheim  872. 
Werkzeuge  272. 
Werlhof  872. 


Wernigerode  75.  152. 
Weilbezeichnung  auf  Münzen 

904f  . 
Wesseling  872. 
Westenhofen  343. 
Westphalen  150. 
Westpreussen  151. 
Whittall  872. 
Wiczay  472. 
Widder    817    (Apollo).    818 

(Hermes).  807  (Symbol  des 

Königs),  vgl.  Eriophoros. 
Wien  *156,    Museen  60  f., 

Münzkabinet  867  f. 
Wiener  Neustadt  156. 
Wiens  157. 
Wiesbaden  *  149  f.,  Münzkab. 

866. 
Wigan  872. 

Wilde  63.  Münzkabinet  872. 
Wilde  Männer  802. 
Wilton  House  69. 
Wiltshire  913. 
Winckelmann  419. 
Windgötter  830  f. 
Wind  isch -Garsten  157. 
Windsor  Castle  244. 
Winter  832,  s. 
Wirtel  272. 
Wirtshäuser  343. 
Wittekindburg  150. 
Witzleben  872. 
Wladikawkas  515. 
Wobum  69. 

Wochentage,  personif.  830,  i  o. 
Wölfin,  kapitol.  566,  Gruppe 

der  Ogulnier  696. 
Wörbzig  152. 
Wörlite  ♦58. 
Wohnstätten  338  ü, 
Wolf  817. 
Wolters  74. 
Woodward  69. 
Worm  63. 
Worms  153. 
Worsley  69. 
Würfel  274. 
Württemberg  *153. 
Würzburg  58,  Gypse  74. 
Wunder  dargestellt  845. 
Wurfeisen  250. 

X. 

Xanten  149,  Enabenfigur  757. 
Xanthos  95,  Reliefs  518.  622. 
656. 


Xenokrates  680. 
Xiphonia  117. 


Tonne  142. 
York  66. 


Z. 


Zaborowo  151. 

Zagreus  826. 

Zahlensymbolik  863. 

Zahnschnitt  304.  319. 

Zakonides  556. 

Zakynthos  114,  Münzen  881. 

Zambra  130. 

Zange  819. 

Zara  161. 

Zaubergehänge  ^246. 

Zauberwerk  805. 

Zea  107. 

Zeichnung  9  f ,  im  Altertum 
407  f. 

Zeit  der  Handlung  855,  -be- 
stimmung  von  Kunst- 
werken 860. 

Zeitschriften  8  ff.,  für  Kunst- 
geschichte *422,  für  Numis- 
matik 872  f. 

Zellenschmelz  224. 

Zephyros  831. 

Zerstörung  der  Altertümer 
20  ff. 

Zeus  814  f.,  Ammon  841,  ka- 
rischer 827,  von  Otricoli 
T.  16,  13,  -grotte  113.  544 
(Schilde). 

Zeuziades  673. 

Zeuxipposgymnasium  34. 

Zeuxis  632  f. 

Ziege  817.  820.  824. 

Ziegel  280,  -bau  280  f.,  -py- 
ramide  441,  -Stempel  281. 

Zimmer  334. 

Zink  202. 

Zinn  202  f. 

Zollfeld  157. 

Zophoros  318. 

Zügel  253. 

Zürich  143  f.,  Museum  51  f. 

Zweig,  symbolisch  t863,  -Or- 
nament 455. 

Zwickau  152,  Münzkab.  866. 

Zwölf götterdarstellungen  367. 
t861. 


C,  H,  Beck'sche  Verlagsbuchhandlung  (Oskar  Beck)  in  Mflnchen, 

Soeben  beginnt  zu  erscheinen: 

Handbuch 

der 

Erziehungs-  und  ünterrichtslehre 

für  höhere  Schulen. 

In  Verbindung  mit  den  Herren  Arendt  (Leipzig),  Brocks  (Marien werder), 
Branner  (München),  Dettweiler  (Bensheim),  Fries  (Halle),  Glauning 
(Nürnberg),  Günther  (München),  Jaeger  (Köln),  ^essling  (Hamburg), 
Eirchhoff  (Halle),  Eotelmann  (Hamburg),  Lion  (Leipzig);  Loew  (Berlin), 
Matthaei  (Kiel),  Matthias  (Düsseldorf),  Münch  (Koblenz),  Plew  (Strass- 
bürg),  Schimmelpfeng  (Ilfeld),  Simon  (Strassburg),  Toischer  (Prag), 
Wendt  (Karlsruhe),  Zange  (Erfurt),  Ziegler  (Strassburg)  u.  a. 

beranagegeben  von 

Dr.  A.  Baumeister. 


^^z:  Das  Werk  erscheint  in  4  Bänden,  Lex.-d^,  von  denen  die  beiden  ersten 
in  je  2  selbständige  Abteilungen  zerfallen.     Die  Ausgabe  erfolgt  in  Ab- 
teilungen zum  Preise  von  6  e^  bis  6  ^  50  ^     Solide  Einbanddecken  in 
Halbfranz  werden  auf  Wunsch  nachgeliefert,  ^^z: 


Erster  Band,  1.  Abteilung  (soeben  erschienen): 

A.  Geschichte  der  Pädagogik  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  höheren 
ünterrichtswesens  von  Dr.  Theobald  Ziegler,  ord.  Professor  an  der 
Universität  Strassburg.  Nebst  allgemeiner  Einleitung  vom  Herausgeber. 
27  Bog.,  gr.  8».    Geh.  6  ^Ä  50  ^.    In  Halbfranz  geb.  8  Jk 

Erster  Band,  2.  Abteilung: 

B.  Die  Organisation  des  höheren  Schulwesens  in  Deutschland,  Oester» 
reich-üngarn  und  Gesamt-Europa,  in  Verbindung  mit  zahlreichen  Mit- 
arbeitern unter  Redaktion  des  Herausgebers. 

Zweiter  Band,  1.  Abteilung: 

A.  Theoretische  Pädagogik  und  allgemeine  Didaktik  von  Dr.  Wendelin 
Toischer,  Professor  am  L  deutschen  Gymnasium  in  Prag. 

6.  Die  Vorbildung  der  Lehrer  für  das  Lehramt  von  Dr.  Wilhelm 
Fries,  Direktor  der  Franke'schen  Stiftungen  in  Halle. 

Zweiter  Band,  2.  Abteilung  (erscheint  zu  Ostern  1895). 

C.  Praktische  Pädagogik  für  höhere  Lehranstalten  (mit  Ausschluss 
der  Spezialdidaktik),  von  Dr.  Adolf  Matthias,  Direktor  am  städtischen 


Gymnasium  und  Realgymnasium  in  Düsseldorf,  nebst  zwei  selbstän- 
digen Anhängen:  1)  über  die  Internatserziehung  von  Dr.  Gustav 
Schimmelpfeng,  Direktor  an  der  k.  Elosterschule  zu  Dfeld,  2)  über 
die  Schulgesundheitspflege  von  Dr.  Ludwig  Kotelmann,  Augenarzt  in 
Hamburg  und  Redakteur  der  Zeitschrift  für  Schulgesundheitspflege. 

Dritter  Band. 

Spezielle  Didaktik  und  Methodik.    Erste  Hälfte.*) 

r.  ProtestantiBohe  Religionslehre   yon  Dr.   Eduard  Zange,   Direktor  des  Real- 
gymnasiums in  Erfurt. 
IL  Katholische  Religionslehre  von  Job.  Nep.  Brunner,  Priester  und  Religionslehrer 
an  der  Luitpold-Reaischule  in  München. 

III.  Lateinisch  von  Dr.  Peter  Dettweiler,  Direktor  des  Gymnasiums  in  Rensheim. 

IV.  Griechisch  von  Dr^  Emil  Brocke,  Direktor  des  k.  Gymnasiums  in  Marienwerder, 
y.  Französisch  von  Dr.  Wilhelm  Mttnch,  Provinzial-Schulrat  in  Koblenz. 

VI.  Englisch  von  Dr.  Friedrich  Glauning,  Professor  und  Stadtschulrat  in  Nfimberg. 
VII.  Deutsch  von  Geh.  Hofrat  Dr.   Gustav  Wendt,  Oberschulrat  und  Direktor  des 

Gymnasiums  in  Ka^jsruhe. 
VIII.  Geschichte  von  Dr.  Oskar  Jäger,  Direktor  des  Friedrich- Wilhelmsgymnaaiums 
in  Köln.  •• 

Tlerter  Band. 

Spezielle  Didaktik  und  Methodik.    Zweite  Hälfte.*) 

IX.  Rechnen   nnd   Mathematik    von    Dr.  Max  Simon,    Professor    am    Lyceum  in 

Strassburg. 
X.  Physik  von  Dr.  Kieesling,  Professor  an  der  Gelehrtenschule  des  Johanneums  in 

Hamburg. 
XI.  Mathematische  Geographie  von  Dr.  Sigmund  Günther,  Professor  am  Polytech- 
nikum in  München. 
XII.  Geographie  von  Dr.  Alfred  Kirch  hoff,  ord.  Professor  der  Erdkunde  an  der 
Universität  Halle. 

XIII.  Naturbeschreibung  von  Dr.  £.  Loew,  Professor  am  k.  Realgymnasium  in  Berlin. 

XIV.  Chemie  von  Dr.  Rudolf  Arendt,  Professor  an  der  öffentlichen  Handelslehranstalt 
in  Leipzig. 

XV.  Zeichnen  von  Dr.  Adalbert  Matthaei,  Professor  an  der  Universität  Kiel. 
XVI.  Gesang  von  Dr.  Johannes  Plew,  Oberlehrer  am  Lyceum  in  Strassburg. 
XVII.  Turnen  und  Spiele  von  Dr.  J.  G.  Lion,  Direktor  des  Tumwesens  in  Leipzig. 


Das  99fl[aiidbue]i  der  Ersleliuiigs«  und  ITnterrielitslehre^^ 

ist  ein  Seitenstück  zu  dem  Handbuch  der  klassischen  Altertumswissen- 
schaft. Wir  geben  der  Hoffnung  Ausdruck,  dass  es  wie  dieses  sich  einer 
freundlichen  Aufnahme  in  den  Kreisen  der  Schulmänner  zu  erfreuen  haben 
wird.  Band  I,  Abteilung  1  (enthaltend  die  Geschichte  der  Pädagogik  mit  bes. 
Berücksichtigung  des  höheren  Unterrichtswesens  von  Prof.  Dr.  Theobald 
Ziegler,  sowie  eine  Reihe  einführender  Erörterungen  unter  dem  Titel  „Zur 
allgemeinen  Einleitung'  vom  Herausgeber)  ist  soeben  zur  Ausgabe  ge- 
langt. Die  Vorbereitungen  sind  von  langer  Hand  getroffen,  und 
ein  rasches  Erscheinen  darf  mit  Sicherheit  in  Aussicht  gestellt 
werden.  Binnen  2  Jahren  soll  das  ganze  abgeschlossen  vorliegen. 
Der  Preis  ist  im  Verhältnis  zu  dem  Gebotenen  billigst  gestellt, 
um  eine  möglichst  allgemeine  Subscription  zu  ermöglichen. 

*)  AnaBer  der  BandauBgabe  der  ^Speziellen  Didaktik  und  Methodik*  werden  von  den  einzelnen 
Fächern  auch  Separatauagaben  —  zu  etwas  erhöhten  Preisen  —  zur  Veiffigung  atehen.  VUls  Band  III 
und  IV  nicht  yoUat&udig  aubakriblert  werden    wollen,  wird  um  beaondere  Hitteilung  gebeten. 


■WsV," 


I 

\ 


ArcTiaologl«  dar  Kun«: 


Stanlord  Unhnntty  UtMwtM 

illlUlllli 

3  6105  037  5B8  998 


m\ 


i4?% 


'./*r;  -fr,"- 

■1 

A 

-'.ff'  - 

r           ^^^ 

MM0 

u     ■■  ,''   '    irr  ,    ,     , 

VN  //y^A;^■. 

m 

DATE  DUE 

' 

STANFORD  UNrVERSUY  LIBRARIE 
STANFORD,  CALIFORNIA     94305 

r 1 

■ 

M             - 

'V  ^^^^^^^^1