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Full text of "Aus dem Volksleben der Magyaren: Ethnologische Mitteilungen"

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AUS DEM 



VOLKSLEBEN 



DER 



Magyaren 



Ethnologische Mitteilunqen 



VON 



Dr. HeinrYch ydN%ii^i:bcKL 



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MONCHEN 

Druck und Verlag des Literar. Instituts Dr. M. Huttler, Konrad Fischer 

1893. 



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THE NEW YOK& 
PUBLIC LIBRARY 



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Dem Andenken 



des Begriinders magyarispfrei*: JSthnographie 



Paul H unfair vy 



gewidmet. 



Inhalts - Verzeichnis. 



Seite 

^ . VII 

. ier magyarischen Buchstaben X 

!tus 1 

rauche 24 

mit menschlichen Korperteilen 67 

.-^ewinnung 82 

■:nglauben 7 104 

.enspruch und Zauberbann 124 

e GeburtsgSttin 152 

llagworte 175 



* 



Vorwort. 

Bislang h. noch kein We,k. in einer de, Welaprachen g, 

schrieben, veroffentlicht worden, das uns einen Einblick in das Volks- 
leben und den Volksglauben der Magyaren gestattete. In magyarischen 
Gelehrtenkreisen beginnt man erst in allerneuester Zeit sich ernstlich 
mit Volkskunde zu befassen und die im Volke lebenden Ueberlieferungen 
zu sammeln. Die Auslander werden bedauern, dass diese Samm- 
lungen bislang in einer wenig gelesenen Sprache veroffentlicht 
werden und warten vergebens, dass dies Material einmal wenigstens 
influchtigenStrichenihnenverstandlichund zuganglichgemachtwerde. 

Dies bewog mich, der ich seit anderthalb Dezennien rast- 
und ruhelos mich unter den verschiedenen Valkerschaften meiner 
Heimat im Dienste der Volkskunde herumtreibe, diesmal einige 
zusammenhangende Kapitel aus dem Volksleben und dem Volks- 
glauben der Magyaren, und zwar aus den wichtigsten Fachern der 
Volkskunde, mitzuteilen. 

Die vorliegende Arbeit fusst zum Teil auf eigenen, zum Teil 
auf Beobachtungen Anderer. Trotzdem ich auf meinen Wander- 
fahrten ein riesiges Material aus dem Gebiete magyarischen 
Volkslebens und Volksglaubens gesammelt habe, so war ich 
dessenungeachtet auch bei vorliegender Arbeit eifrig bemiiht, die 
vorhandenen Schriftquellen mit Bezug auf magyarische Volkskunde 
so vollstandig als mir dies nur moglich war, heranzuziehen und 
die gewonnenen Daten an den entsprechenden Stellen meines vor- 
liegenden Werkes mit genauer Angabe der Quellen anzufuhren. 
Jeder, der Volkskunde nicht im Eisenbahncoupe erster Klasse oder 
in Kasino und Klubs betrieben hat, weiss, wie schwer es ist, sich 
das Zutrauen der Landbewohner in dieser Beziehung zu gewinnen, 



— VIII — 

die misstrauisch sind und fiirchten, von den sogenannten ,,Rock- 
tragern" (magyarisch: kabatos) zum besten gehabt oder gar auf 
irgend eine Weise verdachtigt zu werden, wenn sie Mitteilungen 
aus ihrem Glauben machen, wenn sie ihre vererbten ,,Kenntnisse" 
(tudomdny) verraten. Ich stieg stets in ihre Sphare nieder, naherte 
mich ihnen vertrauensvoll bei der Arbeit, in Freud' und Leid und 
in der Dorfschenke, und suchte durch Mitteilung von bereits Be- 
kanntem neue AnknQpfungspunkte, worauf sie mir ruckhaltslos 
alles mitteilten, was ich zu erforschen eben die Absicht hatte. 

Folgende Werke habe ich bei der Ausarbeitung dieses Buches 
beriicksichtigt: 

Andree Rich., Ethnographische Parallelen und Vergleiche. Stuttgart 1878. 

Andrian Ferd. Freih. v., Der Hohenkultus asiatischer und europaischer Volker. 
Wien 1891. 

Balint Gabor, A Mandsuk szertartasos konyve — Ceremonienbuch der Mandsu. 
Budapest, Akademie d. Wiss. 1876. 

Barn a Ferd., A Mordvaiak pogany istenei es iinnepi szertartasai — Die heidnischen 
Gotter und Festgebrauche der Mordvinen. Budapest, Akademie d. Wiss. 1879. 

— — Osvallasunk kisebb isteni lenyei es ildozati szertartasai — Die kleineren Gotter- 
wesen und Opfergebr. unserer Urreligion Ebenda 1881. 

Osvalla\unk foistenei = Die Hauptgotter unserer Urreligion. Ebenda 1881. 

A Votjakok pogany yallasardl = Ueber die heidnische Religion der Wotjaken. 

Ebenda 1885. 

Ethnologische Mitteilungen aus Ungarn. Herausgegeben von A. Herrmann und 
L. Katona I. II. Jahrg. (1886— 1892). Budapest. 

Ethnographia. Zeitschrift der ungar. ethnogr. Gesellschaft. I. II. Bd. Budapest 
1890—1892. 

Frischbier H., Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des 
Aberglaubens in der Provinz Preussen. Berlin 1870. 

Hellwald Fr. v., Ethnographische Rosselspriinge. Leipzig 1891. 

Ipolyi Arnold, Magyar Mythologia = Magyarische Mythologie. Budapest 1854. 

Jankd J., Kalotaszeg magyar nepe =- Das magyarische Volk von Kalotaszeg. Buda- 
pest 1892. 

Kalmany L., Boldogasszony osvallasunk istenasszonya = B., die Gottin unserer Ur- 
religion. Budapest, Akad. d. Wiss 1885. 

Kozma F., Mythologiai elemek a Szekely nepkolteszet es nepeletben = Mythologische 
Elemente in der Volksdichtung und im Volksleben der Szekler. Budapest, Akad. 
d. Wiss 1882. 

Krauss F. S., Volksglaube und religioser Brauch der Siidslaven. Miinster 1890. 

Lindner Gustav, Das Feuer. Eine kulturhistorische Studie. Briinn 1891. 

Lip pert Jul., Christentum, Volksglaube und Volksbrauch. Berlin 1882. 

Magyar Nyelvor - Magyarischer Sprachwart. Budapest 1880—1891. 



- IX - 

Reso Ensel Sandor, Magyarorszagi nepszokasok = Magyarische Volksbrauche. 

Budapest 1867. 
Treichel A., Armetill, Bibernell und andere Pestpflanzen. Eine ethnologisch- 

botanische Skizze. Hoch-Paleschken 1887. 
Varga J., A babonak konyve = Buch des Aberglaubens. Arad 1877. 
V£mberyH.,A Csuvasokrdl = Ueber dieTschuwaschen. Budapest, Akad. d. Wiss. 1883. 
Wlislocki H. v., Szekler und Ungarn in Siebenburgen (Sammlung gemeinverstand- 

licher wissenschaftlicher Vortrage). Hamburg 1892. 

Volksglaube und religioser Brauch der Zigeuner. Munster 1891. 

Aus dem inneren Leben der Zigeuner. Berlin 1892. 

Zei tsch rift des Vereins fur Volkskunde. I. Bd. Berlin 1891. 

So mGge denn diese Arbeit als ein bescheidener Beitrag zur 
Volkskunde betrachtet werden und jene nachsichtige Aufnahme finden, 
die ein solcher, in jeder Beziehung erster Versuch aukdem Gebiete 
magyarischer Volkskunde fur sich in Anspruch zu nehmen ge- 
zwungen ist. 

Wildbad Jegenye (Siebenburgen), l.juni 1892. 

Dr. Heinrich von Wlislocki. 






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I. 

Hohenkultus. 

fERD. Frh. v. ANDRIAN hat in seinem trefflichen Werke 
„Der Hohenkultus asiatischer und europaischer Vfllker" (Wien 1891, 
Konegen) im Bergkult zwei Vorstellungsgruppen unterschieden. 
Die erste fusst auf dem Animismus, auf Belebung und Beseelung 
der Natur, wobei der Berg als Damon oder als Wohnung, als 
Besitz eines solchen gedacht wird und man solchen Orten Ver- 
ehrung zollen und Opfer darbringen muss. Die zweite Vor- 
stellungsreihe hingegen ist die „kosmische Auffassung der Berge", 
wobei die Berge das Verbindungsglied zwischen Himmel und Erde, 
die Grenze zwischen Lebenden und Toten, den Wohnsitz oder die 
Brlicke ins Jenseits flir die abgeschiedenen Seelen bilden. Beztlg- 
lich dieser zweiten Vorstellungsgruppe sagt Andrian (S. XVI): 
„Wir miissen jedoch im Auge behalten, dass auch diese entschieden 
hGhere Vorstellungsweise ganz im Animismus wurzelt, da die 
Personification des sichtbaren Himmels, sowie die Vergeistigung 
aller Himmelsvorgange sehr lange festgehalten wird. Ebenso klar 
tritt der Zusammenhang zwischen Himmels- und Sternengeistern 
und den Manenkultus bei einigen Volkern hervor." 

Nachdem Andrian auf den Hohenkult der Magyaren keine 
RUcksicht gen om men hat, so will folgende Zusammenstellung des 
diesbeziiglichen Materials eine kleine Erganziing zu seinem Werke 
bilden, wobei ich bestrebt war, die einschlSgigen Belege aus den 
mir zur VerfQgung stehenden Quellen heranzuziehen und fur 
kiinftige Forscher auf diesem weiten Felde des Volksglaubens das 
wesentlich Wichtigste zu bieten. 

Die Erde heisst im Magyarischen fold und wird von Ipolyi 
Magyar Mythologia = magyar. Mythologie (S. 209) von fdl (auf), 
foil (oberhalb) abgeleitet. Der alte Lexicograph Kresznerics sagt 



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iiber fold: „quasi eminens ex aquis", also ein Gegenstand, der aus 
den Wassern emporragt. Die Erde wird die „Mutter" genannt; 
„die Erde ist (eine) Mutter, das Wasser (eine) Stiefmutter" („a fold 
anya, a viz mostoha"), heisst es in sprichwGrtlicher Redensart. Sie 
ist die Mutter, die alles Gute gebart, zu der alles zuruckkehrt; 
daher die Redensarten fur Sterben: „Er hat in die Erde gebissen" 
(a foldbe harapott), oder: „er hat ins Gras gebissen" (a fiibe hara- 
pott); „er hat seine Nase in die Erde geschlagen" (foldbe OtGtte 
orrat) und ,,er ist nach Erdenburg gegangen, Bretter zu verkaufen" 
(foldvarra ment deszkdt driilni). In den altesten Zeiten spielte die 
Erde bei Landeriibergabe eine grosse Rolle bei den Magyaren. 
Wasser, Gras und Erde mussten die besiegten VGlker den Magyaren 
geben, urn dadurch ihre Unterwerfung anzuzeigen (lateinische Belege 
s. bei Ipolyi S. 209 etc. etc.) Kamen sie in ein Land, so schleuderten 
sie Wasser und Erde gen Himmel als Dankopfer. Die Erde spielte 
auch bei Uebergabe von Grundstiicken und Lehen (donationalis 
statutio) eine grosse Rolle im Rechtsbrauch der alten Magyaren; 
der Uebergeber des Lehens, der Gesandte des KOnigs (homo regius) 
fQhrte den Beschenkten bei der Hand auf das GrundstUck und iiber- 
gab ihm dort eine Handvoll Erde. Die magyarischen Rechts- 
quellen erwahnen oft diesen Brauch, indem es dabei heisst: „ad 
faciem terrae accendentes assignationi interfuimus." Auch bei 
Grenzbestimmungen beobachtete man Gebrauche, die sich auf die 
Erde bezogen, so z. B. bei der Grenzbestimmung, die der K5nig 
von Ungarn und der von Polen vornahmen: „Mesko, dux Poloniae . . . 
congregato omni exercitu suo ad regem (hi. Stephan) ante Strigonium 
venit, ibique in terminis Poloniae et Hungariae tentoria sua fixit . . . 
ibique inter Hungaros, Ruthenos et Polonos finem dabant. (End- 
licher Mon. Arp. 71.) Dabei wurden auch Eide geleistet, bei 
denen eben die Erde eine Rolle spielte, worUber uns das Corpus 
juris (im Anhang: juramentum in metali reambulatione praestandum) 
berichtet. Diese Eidleistung (seria et terribilis iuramenti forma) 
heisst es am angefiihrten Orte, ist von Alters her gebrauchlich (iam 
ab olim in regno Ungariae adinventa est et observata) und stand 
also im Brauch: „In metarum reambulationibus et rectificationibus, 
illle qui ex iudiciaria deliberatione iuramentum praestabit, mfoveam 
vel scroben in facie terrae litigiosae effossam, ad umbilicum usque 
descendere et defodi, ac detecto capite, ac nudipes terram in manum 



— 3 — 

dextram accipiendo, et super verticem capitis sui tenendo, iurare con- 
suevit, iuxta modum et ordinem eidem per iudicem praescriptum 
hac forma: Ego N. iuro etc. (die gewGhnliche Eidformel); et si 
iuramentum hoc per me falsum et dolose esset depositum, haec 
terra me absorbeat, nee mihi aut haeredibus ac successoribus meis, 
et incolis huius possessionis meae utilis et fructuosa fieri possit, sed 
pro fructibus et utilitatibus, spinas tribulos germinet, ita me deus etc. 
Hoc igitur iuramentum per principalem personam, hoc quo dictum 
est modo et ordine, et non aliter deposito, coniuratores illius prin- 
cipalis personae, absque descensione in scrobem, foveamve in ipsa 
terra litigiosa effossam, non discalceati, sed solitis eorum indumentis 
salvis, more solito, prout alias incedere soliti sunt, vestiti, terram 
litigiosam manu dextra tangentes, iuramentum penes principalem 
personam praestare debebunt." Auch nach altdeutschem Rechts- 
brauch musste der Besitzergreifer von den vier Ecken des Besitz- 
tums Erde nehmen und Staub liber das Haupt seines nachsten 
Verwandten werfen (Grimm 609). Eine magyarische Redensart 
lautet: „Auf sein eigenes Haupt wirft er Erde" (maga fejere hdnyja 
a foldet). In zahlreichen alten Eidformeln wird die Erde angerufen, 
damit sie den Meineidigen nicht auf sich dulde, nach seinem Tode 
nicht in sich aufnehme oder ihn wieder aus sich herausschleudere. 
Aber nicht nur im alten Rechtswesen, sondern auch im heutigen 
Volksleben spielt die Erde bei Verwiinschungen eine Rolle. Eine 
Sage erzahlt: Einmal hatten die Bewohner von Korosladany sich ein 
StQck vom Hattert der Bewohner Tarcsa unrechtmassig angeeignet. 
Es kam zum Schwur. Von Seiten der Laddnyer war der alte 
Markus der Eidleister. Er legte ins Innere seiner Stiefel Erde vom 
ladanyer Hattert, zog sie dann an und ging hin auf das betreffende 
Gebiet und schwor vor den Gerichtspersonen, dass ihn die Erde 
verschlingen, nach seinem Tode aber auswerfen m5ge, so er jetzt 
nicht auf ladinyer Erde stehe. Das betreffende Gebiet wurde also 
den Bewohnern von Ladany zugesprochen. Bald darauf starb der 
alte Markus und als man ihn in die Erde hinabliess, warf die Erde 
seinen Sarg heraus, der bis zu einem Wirbel hinrollte und dort 
im Wasser versank (s. Ipolyi a. a. 0. S. 211). Aehnliche Falle 
erwahnen Sagen und Marchen. 

Gleich Luft und Feuer hat auch die Erde eine reinigende 
Kraft. Fraher legte man das neugeborene Kind gleich auf die 

1* 



— 4 — 

Erde nieder, damit es erstarke und vom Bflsen rein werde, dann 

erst hob es der Vater auf. Bartholomaeides (Not. com. Gdm&r 

Leutshoviae 1808, S. 444) schreibt: „Natos infantes humi deponere 

solent, illosque de terra levatos, patribus primum ulnis excipiendos 

praebenf. Dem Neugeborenen werden in einigen Gegenden Erde 

und landwirtschaftliche Gerate in die Hand gegeben (Ipolyi 

S. 211). Im Kalotaszeger Bezirk pflegen Eltern, denen die Kinder 

rasch weggestorben sind, das neugeborene Kind auf die Erde zu 

legen, und dann die Flache, wo das Kind gelegen, fingerdick aus- 

zugraben und diese Erdschichte in fliessendes Wasser zu werfen, 

damit ,,das Kind am Leben bleibe." (Vgl. den Brauch der Zigeuner, 

Wlislocki, A. d. inneren Leb. d. Zig., S. 70, und das indische 

tuldpurusha ebenda.) Sterbende pflegt man auch auf die Erde zu 

legen, urn ihnen das Sterben zu erleichtern. (Csaplovics, Ge- 

malde von Ungarn, 2. joy.) Bartholomaeides (a. a. 0., S. 45 3) 

schreibt: „Si spes vitae evanuit morbidum humi plerumque ita 

deponunt, ut inter trabes pavimentum domus sustinentes iaceat 

medias, hac ratione mortem alleviari putant. u Wer an Hals- oder 

Rachenvveh leidet, der kniee auf die Erde nieder und sage dreimal 

nach einander: „Meine liebe Mutter Erde, dir sage ich es, dass 

meine Kehle mich schmerzt" (Edes anydm, fold, neked mondom 

torkom fdj), dann klisse er drei Mai die Erde und spreche knieend 

ein „Vaterunser" (Ipolyi, S. 212). Wer Warzen hat, bestreiche 

sie mit einem Strohhalm, der einen Gliedknoten hat, und den Halm 

vergrabend spreche er die Worte: „Mutter Erde, dir abergebe ich 

mein Kleinvieh" (fGldanyam, neked itadom apr6 j6sz£gomat). 1st 

ein Mensch oder Tier beschrieen (szemmel veretett = mit Augen 

geschlagen worden), so nimmt man in der Kecskem6ter Gegend 

von neun MaulwurfshQgeln zwei H2nde voll Erde, kocht sie in 

Wasser und begiesst damit die betreffende Person oder das Tier 

(Ipolyi, S. 212). Ein alter heidnischer Brauch — meint Ipolyi 

(S. 212) — mag es gewesen sein oder wenigstens sich darauf be- 

zogen haben, was die Chronik (Tur6czi Schwandtner, Script, rer. 

hung. Wien, 1746; 2. 52) erwahnt, dass nSmlich auf dem Czinkotaer 

Schlachtfeld die Krieger den Vid, als Anstifter des Bruderkriegs, 

iiberfielen, ihm die Brust aufschlitzten und auf seine Wunden und 

Augen Erde streuend, riefen: „Nun sattige dich mit Erde"! (nunquam 

oculi tui, rebus et nobilitate satiati sunt, nunc autem oculos tuos 



— 5 — 

et pectus terra satiet). Im altdeutschen Gedicht „Ecken's Ausfahrt" 
(63) verlangt der verwundete Held, man m5ge ihm Erde in den 
Mund stecken, damit er leichter ersterbe. Im Kalotaseeger Bezirk 
legen Ungarn sowohl als RumSnen ihren Toten, die unverhofft und 
ohne Beichte gestorben sind, etwas Erde in den Mund, damit „sie 
die Erde nicht dracke" und sie Ruhe im Jenseits finden (vgl. den 
ahnlichen Brauch der Juden). Auf dergleichen Kulthandlungen 
mag sich auch das Decret Stefan d. Heil. beziehen (deer. 1. 94 s. 
Endlicher, D. Ges. d. h. Stefan, Wien 1849): ,,Si sortilegio utentes 
inveniantur, ut faciunt in cinere aut his similibus (Erde) etc." Hat 
das Schwein die Warmer, so soil man auf dasselbe Erde mit ver- 
kehrter Hand werfen, d. h. mit der rechten von links nach rechts 
geschwenkten Hand (I poly i 212). Das Erdbeben gait von jeher 
im magyarischen Volksglauben far ein Anzeichen kommenden all- 
gemeinen Unglacks. Wer sich in der Christnacht oder Neujahrs- 
nacht zu mitternachtlicher Stunde auf einem Kreuzweg oder Berge 
auf die Erde horchend hinlegt, der kann die Zukunft erfahren. 
In einem Volksliede (Ipolyi 212) heisst es: 

Kimentem en a kis kertbe, Ich ging in den kleinen Garten, 

Arczczal boniltam a foldre, Mit dem Gesicht legt' ich mich auf die Erde, 

Megse littam a kit kene. Sah doch nicht den, welchen ich sehen wolltel 

In der Sylvesternacht legt sich die Maid horchend auf die Erde, 
urn den Namen ihres zukttnftigen Gatten zu erfahren. Hat sie den 
ganzen Tag aber gefastet und keinen „b8sen Gedanken" gehabt, 
so „flustert ihr die Erde den Namen zu." Hat man einen Wunsch, 
so faste man, und sich auf die Erde legend, teile man ihr den 
Wunsch mit. Die magyarische Redensart sagt: „Selbst der Erde 
sage es nicht" (foldnek se mond). Vom Getranke einige Tropfen 
auf die Erde zu giessen, ist in vielen Gegenden noch immer Brauch. 
Die „grasige" Erde (gyepes fold, auch: szaz fold = jungfrSuliche 
Erde) hat besondere Heilkraft (Ipolyi S. 2 1 3). Kranke werden 
auf den Rasen gelegt, damit die Erde die Krankheit aus dem Leibe 
sauge (a betegs6get kiszijja). Leidet Jemand an haufigem Nasen- 
bluten, so grabe er ein Loch in den Rasen, lasse das Blut hinein- 
rinnen und scharre dann das Loch zu, wobei er es zu bekreuzen 
und die Worte zu sprechen hat: „Dir gebe ich, Erde, mein Blut; 
wenn Rasen darauf wachst, soil mein Leid schwinden" (neked adorn 
f5ld a veremet, ha begyepesedik, miiljek a bajom). Hat man unregel- 



— r> — 

massige menses, so gehe man zur Zeit derselben auf einen Berg, 
lasse sein Blut darauf trflpfeln und spreche die Worte: „Auch vom 
wenigen, was ich habe, gebe ich Dir; gib Du mir aber mehr" 
(a kevesbal is, a mi nekem van, adok neked ; de adj te nekem 
tflbbet). Dies fQhrt uns nun zum eigentlichen Berg- und 
H&henkult liber. 

HeilkrSuter, die auf Bergen wachsen, haben eine grOssere 
Wirkung, als die im Thale spriessenden. Wer einen „Himmelsstein" 
(menyka) = Donnerkeil auf einem Berge findet, der soil ihn in 
seinem Hause vergraben, dann „dingt sich zu ihm das Clock" 
(a szerencse hozzd szegddik). Ein „Himmelsstein" fahrt nach dem 
Urteil des Volkes bei jedem einschlagenden, aber nicht zQndenden 
Blitz so tief in die Erde, dass er erst nach sieben Jahren nach 
dem Einschlagen wieder zum Vorschein kommt. Solche Steine, 
auf Bergen gefunden, spielen in der Volksarznei eine grosse Rolle. 
Mischt die Maid etwas von ihrem Menstruationsblut mit dem Staube 
dieses Steines und den Haaren ihres treulosen Geliebten, und ver- 
grabt sie dann diese Sachen bei abnehmendem Mond auf einem 
baumlosen Hugel, so kehrt der Bursche zu ihr zuriick und bleibt 
ihr so lange treu, bis ein Baum auf dem Hugel wachst. In einem 
Kalotaszeger Liede heisst es: 

Siiga> kis fa nott a Schlanker, kieiner Baum gewachsen ist 

Dombom tetejen. Auf meines Hugels Spitze; 

A faluban lesz meg Im Dorf wird noch sein 

Mint te oly legeny! Wie du, solch' ein Bursche! 

Die Krauter, die auf solchen Bergen wachsen, wo man dergleichen 
Himmelssteine gefunden hat, gelten far besonders heilkraftig. Auf 
solchen Bergen ist die Weide far die Tiere besonders gut und auch 
die Baume sollen dort rascher wachsen. An solchen Orten soil 
man kein Tier toten, denn man wird im Viehstand UnglUck haben. 
Dies erinnert uns an die „kGniglichen Bannwalder" des germanischen 
Rechts (Grimm 64), wie dergleichen auch im altmagyarischen 
Rechtsbrauch vorkommen und den letzten Nachhall der alten heid- 
nischen Wilder bilden, wo Opfer dargebracht wurden. „Heilige" 
(szent) oder „konigliche Walder" (kiralyi erd6) wurden solche 
Waldungen genannt, wo frUher Opferstatten gewesen, nun aber 
die Jagd und die Verletzung der B2ume verboten. ,,Kiralyerdo << 
(Konigswald) heissen zahlreiche Waldgebiete bis auf den heutigen 



— 7 — 

Tag (Ipolyi S. 489); in alten lateinischen Urkunden kommen sie 
unter Benennung foresta sanctorum regum (Fej6r, cod. dipl. 5. 1. 
157)1 s ^ va regalis (eb. 6. 1. 45), silva regis (eb. 5. 1. 45), silvam 
nostram kirdlyerdeje (Wald des Kftnigs) vocatam. In einer Stiftungs- 
urkunde Set. Stephans (1036, cod. dipl. 1. 327) beziiglich einer 
Abtei heisst es: „In illo loco, qui BUI dicitur, in sylva bocon 
(bakonyer Wald), quia divino culiui videbatur mancipari valde ido- 
neus . . . s. Mauritii monasterium incepi construere . . . sunt praetera 
quatuor lapides, vicinioresad monasterium, qui vulgariter sic vocantur: 
Hegyesko (Spitzstein), Kertesko (etwa Gartenstein), Fejirko (Weisstein), 
Odvasko (Moderstein), in his a quocunque homine fuerint ferae inter- 
fectae, dimidiam partem illarum ministri abbatis accipiant cum cuiibus 
earumdem. „Diese Stelle erinnert," sagt Ipolyi (S. 489), „an ahnliche 
heidnische Denkmaler, indem man in der Nahe heiliger Haine das 
Wild nicht taten durfte, es sei denn zum Opfer fur die Gottheit; und 
die einzelnen Teile des erlegten, geopferten Tieres, das Haupt, das 
Fell u. s. w. wurden an die Baume des heiligen Haines gehangt . . . 
Als mit der Zeit aus diesen „heiligen" (szent) Hainen „k5nigliche" 
(kirdlyi) Walder wurden, die dem heidnischen Brauche entzogen 
und in ihrem Gebiete Kapellen, Kl5ster erbaut wurden, musste ein 
Teil des erlegten Wildes der Kirche abgeliefert werden." Ueber 
solche Walder und Berge berichten zahlreiche Sagen. Von F61- 
egyhdza gen Radna zu ist eine bewaldete AnhOhe (heute Wallfahrts- 
ort), wo in alter Zeit Feen (Tilnd6r) wohnten, deren „verfluchte" 
Gestalten man auch noch heutigen Tages oft sehen kann. Als 
weisse Schlangen durchirren sie den Wald und wer ihnen nacheilt, 
findet Geld, denn sie legen sich nur an den Orten nieder, wo in 
der Erde Geld ist, das sie emporsaugen (Ipolyi 487). Bartho- 
lomaeides (a. a. 0. 38, 50) erwahnt zwei AnhOhen, die Oltdr 
(Altar) heissen und sich im G6m5rer Comitat befinden : „condam a 
famoso latrone Jannossik inhabitatas aiunt, cuius thesauros hucus- 
que isthic, qui repente ditescere cupiunt exquirere solent." 

Dass die alten Magyaren ihren Gdttern auf Bergen die Opfer 
darbrachten, dafar lassen sich in den alten Chroniken genug Belege 
finden. Der anonyme Notarius des KOnigs Bela (Anonymus Belae 
r. not. de gest. hungarorum, herausgegeben von Endlicher, Wien 
1827) schreibt (Cap. 16): ,,Turzol . . . cacumen ascendiU et montem 
ilium a die illo usque nunc montem Turzol nominaverunt. Tunc 



— 8 — 

hi tres domini (Qund, Ketel, Turzol) super verticem eiusdem montis . . . 
in codem loco more paganismo occiso equo pinguissimo magnum al- 
damas (Opfer) fecerunt." Manche Berge stehen bis auf den heutigen 
Tag im Rufe, dass, wer vor Feinden hinfluchtet, dort vor den Ver- 
folgern gesichert ist. Roger sagt mit Bezug auf die Tartaren- 
einfalle in seinem „Carmen miserabile" (herausg. von Endlicher, 
monum): ,.Erat . . . infra silvam mons mirabilis et excelsus, in cuius 
summitate lapis et petra fundabatur terribilis, magna eo hominum et 
mulierum confugerat multitudo." Aehnlich erzahlt man sich vom 
Menedekko (Zufluchtsstein) in der Zips, dass die Tartaren ihm nicht 
nahen konnten und die dort befindlichen Fliichtlinge verschont 
blieben (Ipolyi 490). Solche Orte gelten im Volksglauben fur 
heilig und haben ihren Ruf dem Umstande zu verdanken, dass einst 
dort heidnische Opferstatten sich befanden. Von der Felsenburg 
bei Pecsujfalva erzShlt man sich, dass dort einst eine heidnische 
Opferstatte gewesen sei und wer ihr auch noch heutigen Tages 
bewaffnet und rachgierig sich nahert, dieselbe nicht betreten kann, 
denn wie angewurzelt muss er in ihrer Nahe stehen bleiben und, 
keinen Schritt vorwSrts gelangend, umkehren (Ipolyi 490). Auf 
einem H6henzug zwischen den Ortschaften Di6sjen0 und Per5cs6ny 
im Honter Comitat erheben sich sieben weisse, turmahnliche Fels- 
blacke, von denen man glaubt, dass sie die Einfriedigung einer 
alten Opferstatte seien. Zwischen ihnen liegt eine grosse, kessel- 
fflrmige Vertiefung, wohin man die unbrauchbaren Teile der Opfer- 
tiere geworfen haben soil. Heutzutage gehen dahin Kranke, die 
einen Hautausschlag, Wunden u. dgl. haben und werfen abgetragene 
KleidungsstQcke in die Grube, urn dadurch von ihrem Leiden sich 
zu befreien. Will ein Kind im Kalotaszeger Bezirk nicht gedeihen, 
so tragt die Mutter bei Neumond ein Hemdchen des Kindes, ohne 
ein Wort zu sprechen, oder im Gehen umzukehren und nach rack- 
warts zu blicken, hinaus auf einen Berg, wo sie es mit einem 
spitzen Pflock an die Erde spiesst, im Glauben, dadurch die Krank- 
heit durchstochen und dem Berge Qbergeben zu haben. Im Csiker 
Bezirk gelten Aldomds feje (etwa Opferkopf) und Balvdnyos (GGtzen- 
haftig) far solche Berge, wo man von Krankheiten sich befreien 
kann. (BenkG, Csik-Gyergy6 und Kasron, S. 19). Auf dem neben 
K6zdi-Vdsarhely befindlichen Berge Tiizhalom (Feuerhiigel) halt jeder 
vorabergehende Szekler Rast, urn seine etwaige Krankheit dort 



— 9 — 

zurQckzulassen und zu neuer Kraft zu gelangen (s. I poly i, 
S. 490). 

Im alten Rechtsbrauch spielen die H&hen auch noch die Rolle, 
dass nicht nur KGnige und Statthalter, sondern auch Gaugrafen und 
Richter aberhaupt, auf Bergen und Htlgeln zu bestimmten Zeiten 
ihr Zelt aufschlugen und dort Recht sprachen. Solche Anhohen 
nannte man in lateinischen Urkunden cumuli regit, im Volksbrauch 
aber brhalom (WachthQgel); an solchen Orten wurden auch die 
Toten beerdigt und bei Gelegenheit solcher Gerichte wurden wohl 
auch Totenmahle u. dergl. abgehalten; dort wurden den Toten die 
gebrSuchlichen Opfer, in Rossen bestehend, dargebracht (Ipolyi, 
S. 491). Baume, Quellen und Steine solcher Hohen galten fiir 
heilig und auch noch heutigen Tages gibt es in vielen Gegenden 
gewisse Berge, von denen es im Volksglauben heisst, dass ihre 
KrSuter heil-, ihre Steine glilckbringend sind. Wer ein Haus baut, 
legt einen solcher Steine in den Baugrund, um sein Haus gegen 
Ungliick zu feien; dafiir l§sst er Tierknochen auf dem Berge 
zurOck, damit — wie es im Kalotaszeger Bezirk heisst — „auch 
sein Viehstand gedeihe". In den alten magyarischen Gesetzen 
kommt oft der Satz vor: „Quicunque ritu gentilium iuxta puteos 
sacrificaverit, ad arbores, fontes, lapides — reatum suum bove luat" 
(Ipolyi, S. 491). Der heilige Hain ward kflniglicher Wald, das 
heidnische Opferrecht ward zu einem Vorrecht der Kirche bezUglich 
der Jagd, die Opfertiere sanken im heutigen Volksbrauch zu blossen 
Skeletten herab, die man auf Anhflhen an Baume und Pflflcke an 
Einfriedigungen und Felsenriffe steckt. Schafhirten pflegen in den 
Niederungen Pferde- und Eselschadel auf die PflOcke der Harden 
zu stecken, wahrend die des Hochlandes dergleichen Schadel auf 
Berge aufpflanzen, die in ihrem Weidegebiet liegen, um dadurch 
die Herden vor den Wfllfen zu schiitzen. Auf Weideplatze pflanzt 
man auch solche Schadel auf, damit kein Tier das Gras abfresse 
und dadurch Schaden anrichte (Ipolyi, S. 491). Bricht im Szekler- 
lande eine Seuche aus, so hauft man auf Berge Tierschadel auf, 
um dadurch die Seuche zu vertreiben; mit dem Grase dieses Berges 
aber fottert man das kranke Vieh, damit es gesunde. Die Szekler 
werden auch Idfejii Szikely (rosskflpfige Szekler) gespottet. Um 
Hexen vom Hofe fernzuhalten, werden Rossschadel auf die Ein- 
friedigung gesteckt. Wenn ein Berg im Rufe steht, dass auf ihm 




— 10 — 

die Hexen des engeren Kreises, also der nSchsten Umgegend, ihre 
Versammlungen abhalten, so legt man Pferdeschadel hin, urn ihnen 
ihr Treiben daselbst zu verleiden. Dadurch vertreibt man sie, 
denn — heisst es im Volksglauben — wo die Hexen ihre Ver- 
sammlungen abhalten, dort wSchst nie ein Gras mehr, oder wenn 
auch dort KrSuter wachsen, so werden sie durch den Urin der 
Hexen vergiftet. Wer den Mut hat, am Charfreitag urn Mitternacht 
mit einem sogenannten Lucza-szik (Lucia-Stuhl) auf einen solchen 
Berg zu gehen, der kann, sobald er sich auf dieses Gerat stellt, 
die Hexen unbemerkt beobachten und wenn er dann einen Pferde- 
schadel unter sie schleudert, auch vertreiben. Sind die Hexen 
verschwunden, so beeile er sich, die heilkraftige und sehr gesuchte 
Pflanze nagyfii-gydk&r (Grossgras-Wurzel, atropa belladonna) sich 
anzueignen. Der Lucien-Stuhl wird in der Weihnachts-Woche 
geschnitzt und besteht aus drei spitzwinkligen Dreiecksflachen, die 
so abereinander gelegt werden, dass von einem jeden der spitze 
Winkel nach verschiedenen Richtungen hervorsteht. Die Dreiecke 
werden aus neunerlei Holz geschnitzt, jedes aus dreierlei Holz 
zusammengesetzt, das man von solchen Bergen geholt hat, die im 
Rufe stehen, der Versammlungsort der Teufel und Hexen zu sein, 
oder in deren Innerem Feen oder Riesen oder Zwerge hausen, oder 
sich Sehfltze derselben befinden. Diese berUchtigte nagy/U-gyoker 
kann man auch in der Georgsnacht an den erwahnten Orten er- 
lanuen, wenn man sich nackt und im Besitze eines Geheimmittels 
hlnleKt, il«» man vorher mit Erde zugescharrt hat. Thut man dies 
nlelil. mo wird man vom Teufel geholt oder „es schutteln sich die 
Mflnmc des Merges und erschlagen" (megraszkodik a hegy faja es 
Muyoiillll) lion Menschen, Dies Geheimmittel besteht aus einem 
|ll«en llrot, In den man ein Pfefferkorn, etwas Gewurz und Salz 
knrlel unci denselben an die Stelle der ausgegrabenen Pflanzen- 
Wiii/el leKt, wobei man das^Vaterunser 11 und das Glaubensbekenntnis 
lHM/u*rtHen hat (Koxmn, Mythologiai elemek, S. 33). Die Hexen 
luinii man ttiieh auf die Weise sehen, wenn man nach der Feld- 
in |i,iH Im lleihste die Kgge auf den nSchsten Berg schleppt und 
*\v ilnil fltuM Winter liegen lasst. Am Georgstage gehe man dann 
hln Mini Mnlle die Kgge vor sich auf. Durch die Zahne derselben 
him|uhhltlhl<eml, nleht man dann die Hexen der Umgegend durch 
nit frthiPM (Ko/ma a, a. 0. S. 39). Hat man kein Glack im 




— 11 — 

Viehstand und glaubt man, dass irgend eine Hexe einem das 
Ungluck bereite, so nehme man das erste Ei einer schwarzen Henne, 
boh re es an beiden Enden an und blase den Inhalt auf das Futter 
des Viehes, die Eierschale aber vergrabe man auf einem Berge 
und rufe dabei: „Wenn die Hexe, die mein Vieh verdirbt, hier 
vordberfliegt, wirf ihr, Berg, dies Ei nach, damit sie verrecke." 
(Ha a boszorkany, ki marhamat megrontja, itt elrepul dobd utdnna 
hegy, ezen tojast, hogy megdog<Mj5n.) 

Hat jemand das „heisse Fieber" (forr6 ldz), so nehme man 
vor Sonnenaufgang das Leintuch des Kranken weg, entkleide sich 
ganz und ins Leintuch gehallt, laufe man, ohne nach rQckwSrts 
zu blicken und ein Wort zu sprechen, auf einen Berg hinauf, stelle 
sich auf das Leintuch und dasselbe mit den FOssen stampfend, 
rufe man: „H5re Berg, hare! das heisse Fieber schattelt den N.N. 
Nimm es von ihm und gib es dem, der mein Rufen jetzt hart!" 
(Halljad hegy, halljad! N. N. -et a forr6 laz r^zza. Vedd el tsle 
es add annak, ki a ki41t£som hallja!) Bei der Riickkekr wird das 
Leintuch auf dem Berge zurQckgelassen (vgl. Kozma, S. 37). Im 
Kalotaszeger Bezirke wird dieser Brauch bei jeder bedeutenden 
Erkrankung vorgenommen. Wird jemand im Schlafe von der Mahr, 
fekete asszony (schwarzen Frau) beunruhigt, so nehme er Blut von 
seinem linken kleinen Finger, giesse es auf Knoblauch und Schweine- 
kot, trage diese Sachen urn Mitternacht auf einen Berg und ver- 
scharre sie in die Erde, auf die er dann einen grossen Stein legt 
und dabei die Worte spricht: „Die schwarze Frau driickt mich, 
driick' auch du sie, Berg!" (A fekete asszony nyom engem, te is 
nyomjad hegy.) Wenn man ein struppiges, hassliches KUchlein hat, 
so glaubt man, es sei ein sogenannter Lidercz, der sich unter die 
anderen Hahnlein gemischt habe. Dieser Lidercz entsteht aus dem 
Ei eines siebenjahrigen Hahnes, spricht oft wie ein Mensch und 
erftillt jeden Wunsch seines Besitzers, der aber nach einer gewissen 
Zeit dem Teufel verfallt. In der Nacht fliegt er in der Gestalt 
einer feurigen Rute ins Freie und schleppt seinem Besitzer Schatze 
herbei. Wer nun ein solches Kuchlein besitzt, das einem Lidercz 
ahnlich aussieht, der soil es auf einem Berge lebendig in die Erde 
eingraben, damit er dem Teufel nicht verfalle; so heisst es im 
Kalotaszeger Volksglauben. Der Glauben an den Lidercz ist ubrigens 
in ganz Ungarn allgemein verbreitet (Ipolyi, S. 228). 



— 12 — 

Der Glaube, dass die Berge die Grenze zwischen Himmel 
und Erde. zwischen Diesseits und Jenseits bilden, findet seinen 
Nachhall in folgendem Brauch: TrSumt man gar zu haufig von 
einem Verstorbenen oder glaubt man gar, dass er als Gespenst 
herumgehe und keine Ruhe im Grabe finde, so nimmt man Erde 
von seinem Grabe und streut von derselben im Gehen etwas auf 
den Weg bis zur Spitze eines Berges, wo man den Rest dieser 
Graberde verscharrt. Man will damit dem Toten gleichsam den 
Weg in den Himmel, ins Jenseits andeuten, indem man glaubt, 
der Tote entsteige in der kommenden Mitternacht seinem Grabe, 
urn seine Graberde zu sammeln und zurOckzutragen ; wenn er dann 
auf den Berg gelangt, fahlt er sich ,,so wohl", dass er seinen Weg 
ins Jenseits fortsetzt. Csaplovics (Gemalde v. Ung. 2, }o8)schreibt: 
„Das Bettstroh, worauf der Tote lag, verbrennt man ; manche ver- 
brennen das Stroh mitten im Orte, wo dies die Lage und Ent- 
fernung der Hauser mOglich macht, gerade zu der Zeit, wenn der 
Tote auf dem Berge; und wenn die Flammen hoch emporzilngeln 
und wenig Rauch emporsteigt, so glaubt man, der Tote sei schon 
im Jenseits oder wenigstens auf der Fahrt dahin. Stirbt in den 
beiden katholischen Gemeinden des Kolataszeger Bezirks, im Wild- 
bad Jegenye und Bdcs, jemand plfltzlich, ohne die letzte Oelung 
und ohne gebeichtet zu haben, so verscharrt man etwas Erde von 
seinem Grabe auf einem Berge und legt womflglich ein Hostien- 
stuck hin oder giesst Weihwasser auf den Ort, wo man die Erde 
vergraben hat. Stirbt jemand in der Fremde und wird auch da- 
selbst beerdigt, so nehmen in einigen Ortschaften SiebenbUrgens 
(besonders in der NShe Kronstadts) die Hinterbliebenen ein Kleidungs- 
stQck des Verstorbenen und graben es in die Erde eines Berges 
des Heimatsdorfes ein, „damit dem Toten die fremde Erde nicht 
schwer werde". KleidungsstOcke der im bosnischen Feldzug ge- 
fallenen ungarischen Soldaten wurden auch von den Hinterbliebenen 
seiner Zeit in der Heimat auf Bergen in die Erde eingescharrt. 
Bei dieser Arbeit darf man nicht auf die Sterne blicken, sonst 
bekommt man am ganzen KGrper Warzen; wer die Sterne zu 
zahlen versucht, der bekommt auch Warzen. (Kozma, S. 32.) 
Will man erfahren, ob ein gewisser Tote schon im Jenseits sich 
befinde, oder noch auf Erden herumirre, so mache man urn Mitter- 
nacht auf einem Berge urn sich herum einen Kreis aus den Blumen 



— 13 — 

farkas-gegevirdg (aristolochia clematitis); stelle sich in den Kreis 
hinein und das „Vaterunser" betend, schliesseman die Augen. Hart 
man dann, wie aus dem Berge heraus, seinen Namen rufen, so 
hat derToteRuhe gefunden. Farkas-gegevirdg heisst ,,Wolfskehlen- 
blume" und diese Blume wird deshalb bei diesem Unternehmen 
verwendet, damit der Tote, im Falle er als Wolf noch im Diesseits 
herumirrt, den Betreffenden, der nach seiner Ruhe forscht, nicht 
zerreisse. Die Lycanthropie, der Wehrwolfsglaube, ist auch unter 
den Magyaren verbreitet. GewGhnlich irren Schafer, die im Leben 
von ihren Herren viel Unrecht erlitten haben, nach dem Tode in 
Wolfsgestalt herum und richten in Schafherden ihrer einstigen 
Herren aus Rache grossen Schaden an (Ipolyi, S. 361). Schon 
der alte ungarische Historiker B61 (Notia Hung, novae hist, geogr. 
Wien 1755—42; II., 382) schreibt daruber: „Vulgus adulto errore 
credit Xvnavd-Qtanovg esse, — Slavis wlokod lak id genus dicitur — 
qui e hominibus in lupos conversi Lycaonis ritu, vindictam de his 
sumunt, quorum iniuriis sunt adpetiti. Quern autem hac suspi- 
cione semel notaverunt, ab hoc multa sibi superstitione cavent, ne 
novis provocatus iniuriis, ad ingenium redeat." Wer an heftigen 
Zahnschmerzen leidet, der gehe auf einen Berg oder setze sich 
auf einen Felsen, nachdem er vorher einen Kreis aus diesen er- 
wahnten Blumen urn sich herum gelegt hat; dann kaue er jede 
einzelne Blume und speie sie aus. Die den Kreis bildenden Blumen 
mtissen 32 an der Zahl sein, weil „Christus 32 Jahre alt war". 
Hat man alle Blumen gekaut, dann spreche man: „Christus war 
32 Jahre alt, als er starb; ich habe 32 Zahne und habe 32 Blumen 
zernagt; Berg, nimm ihnen den Schmerz weg und mache sie so 
stark, wie du bist" (Krisztus harminczk& 6ves volt midGn meghalt; 
32 fogam van 6s 32 virdgot elrdgtam; hegy, vedd el t&ltik a fajdal- 
mat es tedd 5ket oly 6r6sse mint te vagy.) 

Nationalhelden lind Regenten, die Lieblinge des Volkes waren, 
leben dem Volksglauben gemass in Berge „eingemauert" noch 
immer fort und wenn Gefahr dem Lande droht, dann kommen sie 
mit ihren Schaaren dem Volke zu Hilfe. Attila, Csaba, Almos, 
KOnig Mathias und Kaiser Josef II, ebenso R4koczi leben oder 
schlafen in Bergen und warten auf die Zeit, wo die Befreiungs- 
stunde schlagt. Das gemeine Volk glaubt, dass sogar der Diktator 
der ungarischen Erhebung von 1848—49, Ludwig Kossuth, langst 



— 14 — 

von der Erde verschwunden sei und in einem Berge schlafe; der- 
gleichen erzahlt man sich vom verstorbenen, dem Volke unvergess- 
lichen Kronprinzen Rudolf. 

Kleinodien und NationalheiligtUmer werden auch ins Innere 
dcr Berge versetzt. Von einem Berge am rechten Ufer des grossen 
Kokel-Flusses heisst es, dass auf seinem Gipfel in heidnischen Zeiten 
die Burg Bondavdr gestanden und nun die Amtsinsignien und 
Kleinodien der obersten Anfuhrer der Szekler, der sogenannten 
Rabonbdne, im Innern des Berges sich befinden. Die sogenannte 
M Szekler"-Chronik (herausg. 1 8 1 8 zu Pest, S. 276) nennt diese 
Kleinodien „sacrificium gentis". Was die Worde eines Rabonban 
anlangt, so war derselbe der oberste Richter in alien Angelegen- 
lieiten der heidnischen Szekler; ihm unterstanden mehrere Unter- 
fllhror und Richter, die man Gyula oder Horkdz nannte (Ipolyi, 
S. 469). In der erw&hnten Szekler-Chronik, die aus den alten 
(ioHCtzcn zuerst 1533 zusammengestellt worden ist, befindet sich 
die* wichtige Stelle (S. 282): Jt Rabonbanorum sive majorum sive 
minorum, sive horkdz dignitate functorum . . . cum gente indicio 
Miprcmo subjiciatur rabonbani ex gente Uopoleti in perpetuum 
rhn'tl, quae adducta gentis singulo anno triennali renovavere prioribus 
MHiilU u.sque in hodiernum diem .... Milites, quam rabonbani 
inlnnrr.H et horkdz dignitate functi, ac gyulae, item rabonbani ma- 
im r» jirqualibus juribus utentes, excepto gyula et rectore, qui duo in 
iiiiiiilhu.H in apice geaerationum, atque lineas generationis habebant 
Idiiiin in evehendis castris, in edicendis juribus sacris et profanis, in 
hUHMT|)ti» communitatis extrodandis, in puniendis transgressoribus 
MhiiMliiil communis, quae iura exercuit rector supremus in praesentia 
liiuk/i/ maximi ct gyulae; quilibet horkdz habuit sub se rabonbanos 
qulnqiir, rt quilibet rabonban minor szirados duos, unus equestrem, 
mIumiiim prdeatrem, figa et sagitta armatum, tres horkdz suberant rabon- 
Iimimi mujorl, cthi tres gyulae minori, et hi omnes sex tribus gyulae 
niM|(MlhiiN et hi gyulae rectori supremo gentis, qui in arce Bond 
lijilmlt urdrm, gyuala omninum senior penes fluviumKukiil, ubiexeque- 
ItiJiilin thiii^rrssorcs mandati, gyulae minoris, qui et horkdz supremus 
MiiniliuitiiV qui pr«c ceteris praeter honorem non plus iuris habebant. 4 ' 

Din llcMUMinung Rabonbdn leiten manche vom hebraischen 

u ~ L,m4 und dom slavischen bdn ab (s. Ipolyi S. 470). An dieser 

imiM ich cines alten Kinderspieles der Siebenbarger Szekler 



- 15 - 

und Sachsen gedenken, das ich meinen handschriftlichen Samm- 
lungen entnehme. Die Spieler wahlen sich einen Hauptmann, 
Horkdz genannt. Die Uebrigen mUssen, einzeln auf einer Stelle 
stehend, neun Mai in die Hdhe springen und mit zusammengehaltenen 
Ftissen wieder auf die Stelle, die durch einen Kreis bezeichnet ist, 
zuruckfallen. Fallt der Spieler nicht in den Kreis zuriick, so erhalt 
er vom Horkaz so viel Hiebe auf den Hintern, als er noch SprUnge 
bis zur vollen Anzahl (namlich 9) hatte machen mtissen. Die Kinder 
nennen dieses Spiel horkdszolni (etwa horkaseln) oder auch unrichtig 
horgdszolni (= angeln). Jedenfalls bezieht sich dieses Spiel auf die 
alte Richterwiirde des Horkdz. Die Kinder der Sieben burger Sachsen 
spielen es auf dieselbe Weise, nennen aber das Spiel hofschdsz 
(Hiiftenscheiss), was eben eine entstellte Form des Horkdz ist. — 
Wir wollen uns in Erftrterungen Qber die Abstammung des 
Rabonbdn nicht einlassen und aus dem magyarischen Volksglauben 
nur folgendes, das mit dem Hahenkult zusammenhSngt, erwahnen: 
Wenn jemandem ein unerwartetes Gliick zufallt, so sagt man: 
„Rabonbdnozott a szerencse fazekdban" (er hat rabonbanisirt im 
Topfe des Gliickes); oft, und zwar in den meisten Fallen, wird das 
Wort rabonbdnozott (oft auch gekQrzt nur: rabondzott) durch hado- 
ndzott (etwa auf Gsterreichisch-deutsch : „herumgefuchtelt", herum- 
gewQhlt) ersetzt. Ersteres ist dem Worte Rabonbdn entsprungen 
und ist die letzte Erinnerung an diese Richterwiirde der einst heid- 
nischen Szekler. Was es aber fiir eine Bewandtnis hat mit diesem 
Gltickstopf und wie er aussieht, darQber berichtet uns der Volks- 
glauben der Kalotaszeger Gegend Der Gltickstopf ist aus Lehm 
geformt und darf keinen Anfang und Ende haben, weder einen 
Schnabel noch einen Griff, er muss drehrund und in der Mitte mit 
Lachern versehen sein, die im Kreise urn den Topf herumlaufen. 
Der Topf muss einen festschliessenden Deckel haben. Er ist ganz 
so beschaffen, wie ihn E. Fried el (in der Zeitschr. des Ver. far 
Volkskunde, I. S. 447) beschreibt. In einen solchen Topf legt man 
Geldstiicke hinein und zwar durch die Lacher seines Bauches hin- 
durch und vergrabt ihn in der Johannisnacht auf einem Berge, der 
im Rufe steht, dass er Schatze in seinem Innern berge. Der Topf 
bleibt dort bis zur Andreasnacht vergraben, wo er herausgeholt 
wird. Wenn das Jahr gerade ein solches war, wo die im Berge 
schlafenden Feen, Riesen und der „wilde Alte' hervorkommen, urn 



— 18 - 

Volkskunde I, S. 403 ff.) fiber eine BroschUre des Giannini, die 
unter dem Titel ,,L'Uomo Selvaggio" (Lucca, Giusti 1890) erschienen 
ist und dies „traditionelle Motiv, das bei den mittelalterlichen 
Novellisten beliebt war", also: „Der Stoff liegt in einer Legende, 
die nach Nigra's Urteil sehr viel Slteren Ursprungs ist „Der 
Wilde" — erzShlt man sich im Canavesischen — „unterwies unsere 
Vorfahren, die ihn auf der Alpe als Sklaven hielten, in der Be 
reitung von Butter und K2se und er hatte sie noch mancherlei 
anderes gelehrt, wenn sie ihn nicht beleidigt batten, so dass er sie 
verliess und von Niemandem mehr gesehen wurde". 

„Und zwar entfernte er sich auf folgende Weise. Man hatte 
ihm befohlen, die Kilhe auf einige Zeit zu weiden. Eines Tages 
nun, als es sehr sttirmisch war, war er ganz erstarrt und seine 
Haare strSubten sich im Winde, denn er war nackt und mit Haaren 
bedeckt. Da sprach der Wilde: 

Quand a pi6, pio, Wenn es regnet, regnet es, 

Quand a fioca, fioca: Wenn es schneit, dann schneit es, 

Ma quand a fa veint Aber wenn es windig ist, 

A fa cativ teimp. Ist's ein boses Wetter. 

Der Mensch nun, der am Eingang der AlphUtte sass, sah des 
armen Wilden Haare sich strauben und lachte. Das verdross den 
Wilden; aber noch ging er nicht. Eines Tages aber, als er zur 
Sennhiitte kam, sah er den Menschen am Eingang sich auf seine 
Finger blasen, urn sie zu erwarmen. Und er fragte ihn: „Warum 
hauchst du deine Finger an?" Jener erwiderte: „Um sie zu er- 
warmen". Als er nun in die Hatte eintrat, verteilte man an die 
Leute die Suppe und der Mensch blies auf die Suppe, die doch 
warm war. Da fragte der Wilde: „Warum blasest du denn 
auf die Suppe?" Jener antwortete: „Um sie abzukahlen." Da 
stand der Wilde auf und sprach: „Ich will nicht linger bei Leuten 
bleiben, welche Warme und Kalte aus demselben Munde schicken." 
Und er ward nicht wieder gesehen." 

„Nun" — meint Menghini — „dieses gutmiitige, vielleicht 
zu gutmiitige Wesen, das aber die alltaglichsten NaturphSnomene 
in Besturzung gerat, und das ein anderes, ihm ahnliches Wesen, 
das es aufnimmt oder vielmehr sich seiner bedient, fur etwas Ueber- 
natarliches ansieht, kann wohl eine uralte, vielleicht prahistorische 
Rasse darstellen, die von einer anderen, intelligenteren aberwunden 



— 19 — 

worden ist. Ich glaube daher nicht mit Giannini, dass die Legende 
von einer Fabel des Aesop herrQhre, bei dem wir ihr zum ersten- 
male in der geschriebenen Litteratur begegnen, wenn auch von Aesop 
immerhin die mannigfachen Abzweigungen in den neu-lateinischen 
Litteraturen herruhren mOgen. HOchst wahrscheinlich hat dann 
Giannini recht, wenn er den Uomo selvaggio mit dem Unibove, 
mit dem Marcolf, mit dem Berthold und Qberhaupt mit jenem 
Cyclus von Traditionen, die von der Bauernschlauheit handeln, 
zusammenstellt. Die verschiedenen Motive der Legende und der 
Tochterlegenden, die sich im Laufe der Zeit aber ganz Europa 
ausbreiteten, lassen sich in einem gemeinsamen Punkte vereinen, 
als dessen Grundlage man die Absicht, den Dualismus zwischen 
Vernunft und Unvernunft darzustellen, ansehen kann. 

Dieses Thema ist nun weit alteren Ursprungs, und schon die 
Thatsache, dass es sich mit nordischen und talmudischen Legenden 
in Beziehung setzen lasst, beweisst, dass das Element der schrift- 
lichen Ueberlieferung an einem gewissen Punkte aufhflrt, wo 
dann die mundliche Tradition einsetzt, bis auch diese sich im 
Dunkel vorgeschichtlicher Zeiten verliert . . . Der Wilde begegnet 
uns ausser bei Aesop noch bei Avianus (Satyrus et Viator), bei 
Erasmus, bei La Fontaine, und Spuren von einem „Wilden Menschen" 
finden sich in alten toskanischen Versen, im Dittamondo von Fazio 
degli Uberti, im verliebten Roland, in den dreizehn Nachten von 
Straparola, in einem Faschingsliede u. s. w. 

Dieser „wilde Alte" (vad oreg) heisst im magyarischen Volks- 
glauben auch erdei csoda (Wald-Wunder) und wird als ein riesiger, 
behaarter Mann von wildem Aussehen vorgestellt (I poly i, S. 107). 
Er bewohnt die Gebirge und beschQtzt die Walder. Damit er die 
Holzfaller bei ihrer Heimkehr nicht verfolge, so lassen letztere stets 
ein gespaltenes Stock Holz fQr ihn zuruck. Wenn beim Holzfallen 
jemand verunglOckt, sagt man: „Das Waldwunder hat ihn gebeutelt" 
(az erdei csoda megrazta). Im Szeklerlande heisst es: Man soil in 
der Neujahrsnacht einen ganz schwarzen Kater, der kein einziges 
weisses Haar hat und der sieben Jahre alt ist, in einen Sack stecken 
und damit, dreimal nach riickwarts schreitend, urn einen Berg 
herumgehen, wobei man dreimal zu schreien hat: ,, Csoda, csoda, 
csoda! erdei csoda !" Dann erscheint dieser Berggeist und fragt, 
was man zu verkaufen habe. Man schleudert ihm nun den Sack 

2» 



— 16 — 

sich einige Stunden lang zu ergehen, so fullen sie diesen Gliicks- 
topf mit Gold an. Nur jedes siebente oder neunte Jahr kommen 
sie hervor. Oft steckt man in diesen Topf, bevor man ihn vergrSbt, 
Zettel, mit Wiinschen beschrieben, hinein Wenn man ihn dann 
herausgrabt, so geht der Wunsch in ErfQllung, dessen Zettel man 
zuerst herauszieht. Wie kommt nun dieser GlQckstopf in Ver- 
bindung mit diesem Dialektwort rabonbdnozni (rabonbanisieren)? 

Richard Ehrenberg in seinen Gliickstopf-Geschichten (in 
Altona unter Schauenburgischer Herrschaft I I/I II. Altona 1891, 
S. 54 ff.) bemerjct: „Wenn auch das Christentum sofort das Lose- 
werfen Obernahm (Apostelg. 1, 26), so muss hier ein ungemein tief- 
wurzelndes BedQrfnis zu Grunde liegen: das Bediirfnis, bei wichtigen 
Handlungen und Vorgangen eines eigenen Entschlusses uberhoben 
zu werden, vielmehr die Entscheidung einer hGheren Macht 
zu uberlassen. Dementsprechend war das Losen stets ein feierlicher, 
oft geradezu ein religi5ser Akt. Diesen Charakter hat es erst ab- 
gestreift, seitdem es in der Hauptsache nur noch dem Spiele dient 
und zwar der niedrigsten Art von Spielen, denjenigen, bei 
welchen es auf Gelderwerb abgesehen ist. In solchen schnei- 
denden Kontrasten offenbart sich ein ungeheurer Wandel der sitt- 
lichen Anschauungen. Gewiss ist es kein Zufall, dass gerade das 
15. Jahrhundert das Los vom Werkzeug des Orakels zu dem des 
Hazardspieles degradiert hat, dieses Jahrhundert der Renaissance 
und des Humanismus, das den Menschen von den starren Satzungen 
mittelalterlicher Dogmatik losriss und ihm seinen freien Willen 
wiederzugeben begann. Die ersten wirklichen Lotterien fanden 
in Italien und Flandern statt. Urn die Mitte des 16. Jahrhunderts 
waren Sie jedenfalls schon in ganz West- und Mitteleuropa stark 
verbreitet. Am beliebtesten war diejenige Art Lotterie, welche 
man als „Gl(lckstopf" zu bezeichnen pflegte, und die jetzt noch 
so heisst indess nur noch hie und da auf JahrmSrkten tiblich ist. 
Im 17. Jahrhundert war das anders. So wird von einem Gliickstopfe in 
Erfurt berichtet, wobei die Gewinnste in Gegenwart der Ratsherren 
von einem ,ungelahrten Knechte' gezogen wurden und sich auch 
der Herzog Wilhelm von Weimar beteiligte, aber nichts gewann". 

Mit den Lotterien mag dieser magyarische GlQckstopf wohl 
nie etwas zu schaffen gehabt haben. Wohl aber mag man ihn 
beim Losewerfen angewendet haben, wobei die Anfuhrer und Richter 



— 21 — 

wird von jedermann gemieden und nur beim Erkranken eines 
Tieres aufgesucht, um sich bei ihm Rat zu holen. 

Sagen und Marchen erzahlen von damonischen Wesen, die 
oben auf GebirgshOhen hausen und die Gestalt von alten Weibern 
haben. Ihre Augenbrauen sind lang und dicht und bestehen aus 
Moos. Diese Wesen sind also mit den deutschen Moosfraulein 
verwandt. Wer sich zu ihnen verirrt und sie nicht „Mutter" nennt, 
den vernichten sie (s. Ipolyi, S. 106). Manche Gebirge stehen im Ruf, 
dass sich in ihren Hohen ein Berggeist (hegyi szellem) aufhalte, der 
den Wanderer durch sch5ne Weibergestalten , durch Ungeheuer, 
Larm und Gesang in sein Gebiet lockt und treibt, wo er ihn dann 
verzehrt, wenn er mit ihm nicht einen Bund schliesst und ihm seine 
Seele verschreibt. Thut er dies, dann hilft ihm der Berggeist und 
macht ihn reich. Auch dem Erbauer der Burg Lublo (Nordungarn), 
dem Ritter Lublo, soil dieser Berggeist beim Bau der Burg geholfen 
haben. Die Seele des Ritters ward durch das plGtzliche Erklingen 
der Kirchenglocken im Augenblicke seines Verscheidens gerettet 
(Ipolyi, S. ioy). Vom Tarnoer Berg im Tur6czer Komitat erzahlt 
schon Bil (a. a. 0. 2, 330): „In montibus his petra exstat in altum 
porecta, quam vulgo saxum diaboli vocitant, quod adversum sit, 
hos, qui earn animi causa adscendunt subito horrore corripi, sicuti 
fit ex spectrorum obtutu: quam ego rem nolim cacodaemonis adflatui 
sicuti vulgus facit adscribere, potest id cum loci asperitas, turn 
imprimis concepta de eius infamia, opinis efficere". Hier entspricht 
das Wesen des Berggeistes mehr dem des Teufels und der Riesen 
und solche Berggeistahnliche Gestalten sind die Wesen fanyovo 
(Baumhachter), komorzsolo (SteinzerbrGckler), vasgyuro (Eisenkneter) 
der MSrchen, die sieben Jahre lang an der Mutterbrust saugen und 
dadurch eine Riesenkraft erlangen. Der eine hachelt die Baume 
wie Hanf, der andere zerbrOckelt die Felsen, der dritte knetet Eisen 
wie Teig. Wer sich im Gebirge zu ihnen verirrt, dem stehen sie 
in der Bedrangnis bei. Auch die Wohnung der Teufel wird im 
Volksglauben oft auf hohe Berge versetzt, wo die Teufel unter der 
Oberhoheit ihrer Mutter ein recht gemutliches Familienleben fiihren 
(Ipolyi S. 50). Irgendwo oben im Gebirge — heisst es im Kalota- 
szeger Volksglauben — ist der oberste Zunftmeister der Teufel 
(6rd5g5k czehmestere) an einen Felsen angeschmiedet; er heisst 
daher auch nur lanczos (Kettiger) und eine Fluchformel lautet: 



— 22 — 

„Hundgegebener, vom Kettigen Erschaffener!" (Ebadta, lanczos 
teremtette!) Ob nun diese Formel mit dem im Nordwesten Sieben- 
biirgens verbreiteten magyarischen Volksglauben bezuglich des 
Teufelsbundes zusammenhangt oder nicht, das wage ich nicht zu 
entscheiden. Es heisst namlich, dass wer einen Bund mit dem 
Teufel schliessen will, der gehe in der Georgi- oder Johannisnacht 
mit einer schwarzen Hilndin auf einen Berg, grabe dieselbe 
lebendig in die Erde ein, nachdem er vorher ihr einen Zettel an 
den Hals gebunden, und dann rufe er dreimal: „Teufel, dir ge- 
hflre ich!" Nun grabe er rasch die Hilndin aus und nehme den 
Zettel von ihrem Halse. 1st die Schrift auf dem Zettel verwischt, 
dann kann er hoffen, dass ihn demnSchst der Teufel besucht und 
mit ihm in ein BOndnis eingeht. Auf den Zettel soil man mit dem 
eigenen Blute schreiben: „Teufel, dir geh5re ich! Ich verleugne 
Gott und bete dich an, so du deinem getreuen Diener hilfst. N. N." 
(0rd5g, tied vagyok! Istent tagadom 6s teged imadlak, ha hiis6ges 
szolgddon segitesz. N. N.) Am Georgstage dieses Jahres (1892) 
kam der materiell herabgekommene Landmann Josef Kerekes aus 
meinem Wohnorte Jegenye zu mir, damit ich ihm einen solchen 
Zettel ausstelle. Der Teufel hat ihm nun insoweit geholfen (seiner 
festen Ueberzeugung nach), dass er in einer Nachbargemeinde eine 
sehr eintragliche Beschaftigung far das ganze Jahr erhalten hat. 
Holzfaller pflegen, wenn sie langere Zeit hindurch im Gebirge 
beschaftigt sind, hin und wieder auf Baume mit dem Beile ein 
Kreuz zu schneiden, damit der Teufel ihnen kein Leid zufiige. 

Mehr als dreissig steile, unwegsame Berge Siebenbtirgens sind 
dem Volksglauben gemSss einst Wohnsitze der Riesen gewesen. 
So der Oridsko (Riesenstein) bei Szotyor, die Riesenburg (6ridsok 
vara) bei Kardcson-Falva, der Riesenberg (6ridshegy) bei Szent- 
Gyorgy u a. Die Riesen verschwanden, als sie sich einem wol- 
lilstigen Leben ergaben und schlafen nun zur Strafe im Innern der 
Berge, bis ihre Erlasungsstunde schlagt. Jedes siebente oder auch 
neunte Jahr kommen sie auf einen Augenblick aus dem Innern 
der Berge hervor, urn sich „den Lauf der Welt anzusehen" (a vilag 
folydsdt megpillantani). 

Desgleichen thuen dem Volksglauben gemass auch die Feen 
(tUnderek), die nun auch im Innern der Berge hausen, wo sie 
frilher ihre Burgen und Palaste hatten. — 



— 23 - 

Ob nun einst bei den alten Magyaren vorwiegend ein Hahen- 
kult geherrscht habe oder ob sie denselben sich erst nach ihrer 
Niederlassung in ihrer jetzigen Heimat von Nachbarv5lkern an- 
geeignet haben, das wird man wohl nie feststellen kOnnen; so viel 
ist aus dem hier Mitgeteilten aber ersichtlich, dass das Volk noch 
jetzt mit den Hahen in der Natur, die einst die Vorhallen der 
Gfltterwohnungen waren, Ideen des Glaubens verbindet. Bei der 
Untersuchung dieses Volksglaubens hat man aber W. Golther's 
Worten gemSss (Arch. f. Anthrop. XX., S. 260), mit drei Haupt- 
elementen zu rechnen: „mit der allgemein menschlichen Ver- 
anlagung und mit den aus psychologischer Thatigkeit unwillkurlich 
entstehenden Vorstellungen; mit einer frOher bestehenden Mythologie, 
die das Ueberlieferte bereits im Keime in sich vereinigte, wie das 
entschieden bei der arischen Sprachgemeinschaft gegeniiber der 
Ueberlieferung der einzelnen indogermanischen Vfllker der Fall ist. 
Mit wechselseitigen Entlehnungen spaterer Zeiten, wie insbesondere 
z. B. bei den nordgermanischen Mythen. Im stetigen Lauf ununter- 
brochener Entwickelung zerfliessen die Grenzen dieser Kategorien 
oft gSnzlich, dass es uberaus schwierig ist, die verschiedenen Einzel- 
bestandteile aus der Ueberlieferung, die ja meistens durchaus ein- 
heitlich, als etwas Ganzes erscheint, richtig auszul5sen, ihre Her- 
kunft zu bestimmen und eben dadurch auch ihr Zusammenwachsen 
zu einer neuen Einheit, die uns vorliegt, befriedigend zu erklSren" 
(vgl. mein Werk: „Aus dem innern Leben der Zigeuner", Berlin 
1892, S. 73; s. meinen Aufsatz im „Globus" 1892). 



II. 



Festgebrauche. 



Zweifelsohne miissen die Magyaren vor der Annahme des 
Christentums eine sehr ausgebildete Naturreligion mit entsprechenden 
Gottheiten und FestgebrSuchen besessen haben. Dafur sprechen 
auch ihre heutigen Festgebrauche, die sich zum Teil an die Haupt- 
feste der christlichen Kirche anschliessen, immerhin aber auf heid- 
nischer Grundlage wurzeln. „Wir werden", sagt J. Lip pert 
(Christent., Volksgl. u. Volksbrauch, S. 580), „wie im Volksglauben, 
so auch im Volksbrauche auf zweierlei Wurzeln treffen : auf eine 
christliche und eine ausserchristliche. Das Verhaltnis beider wird 
von Fall zu Fall bestimmt werden mtissen. Es ware falsch, im 
allgemeinen zu behaupten, dass das Christliche nur die Form for 
eine vorchristliche Sache abgabe; denn wir wissen ja bereits, wie 
sich wenigstens die Hauptfeste des Christentums: Ostern, Pfingsten, 
Weihnachten, im engsten Anschlusse an dessen eigene Geschichte 
entwickelt haben. Dagegen diirfen wir wohl erwarten, in der Feier 
auch dieser Feste vorchristliche Formen wieder zu finden, und es 
ist auch nicht ausgeschlossen, dass bei anderen Festen das Vor- 
christliche das Wesentliche und die Form das Christliche daran 
sein konnte. Die vorchristlichen Feste und Festzeiten konnen wir 
uns weniger aus den sehr karglichen Berichten, als vielmehr aus 
den Rudimenten der Sache und der wirtschaftlichen Lage, soweit 
sie uns vorstellbar ist, vergegenwartigen." 

Die eigentlichen Festgebrauche drehen sich urn Darbringung 
von Opfern zur Versohnung oder Giinstigstimmung der Gottheit; 
die bis zur Gegenwart zu Brauch bestehenden Opfer sind eben der 
heidnische Grundstock dieser Festgebrauche. „Das Opfer und die 
das Opfer einbegleitenden BeschwGrungen", schreibt F. S. Krauss 
(Volksgl. u. rel. Brauch der Sadslaven, S. 164), „durch die man 



— 25 — 

able Ereignisse abzuwenden und glQckliche herbeizurufen strebt, 
dienen durch die Beziehung, in welche sie zu den ubersinnlichen 
Machten treten, auch zu Divinationszwecken. Als vorzuglich 
geeignet dazu erscheint das Festopfer an hohen Feier- 
tagen, wo die Gottheiten in gunstigster Stimmung sein 
mQssen ob der vielen Erkenntlichkeitsbeweise der 
Menschen. Die Wahrsagung aus Festopfern fusst auf der Ueber- 
zeugung, dass die^eberirdischen in filrsorglicher Annerkennung der 
ihnen erwiesenen Huldigungen und dargebrachten Gaben, mittelbar 
durch besondere Zeichen auf den Gaben ihren Willen kundthun 
und den Menschen helle Einblicke in die Gestaltung der zukQnftigen 
Schicksale gewahren wollen .... Das Volk betreibt eben eine 
Auguralwissenschaft, um „die Causalitat der Erscheinungen zu er- 
forschen und alles, was mit den Sinnen wahrnehmbar ist, nach 
dem etwaigen Einfluss auf sein eigenes Wohl und Wehe abzuwagen." 

Nachdem die heutigen Festgebrauche der Magyaren zum 
grOssten Teil auf alte Opferkulthandlungen zurQckgefOhrt werden 
kflnnen, so mtissen wir auf die Opfer der alten heidnischen Magyaren 
an dieser Stelle einen Ruckblick werfen, soweit dies uns die spar- 
lichen Quellen gestatten. 

Opfer heisst im Magyarischen dldozat\ Segen, Weihe = aldas; 
Opfertrank = dldomas (victima, epulum sacrum), welche Ausdriicke 
lpolyi (a. a. 0-, S. 522) aus der Verbalwurzel did, beziehungsweise 
old = l5sen (solvit) herleitet. Auf Menschenopfer, dargebracht bei 
wichtigen Angelegenheiten von allgemeinem Interesse, weist das 
blutige Schwert hin, das, in das Opfer getaucht, von jedem der 
Anwesenden beruhrt werden musste, damit das Schwert nicht gegen 
sie sich kehre. Beim Betreten eines Landes wurden die Ersten, 
welche das Land betreten sollten, durchs Los bestimmt und dann 
dem Kriegsgotte geopfert, damit ihren nachfolgenden Genossen kein 
Unheil im neuen Lande widerfahre (lpolyi, S. 524). So heisst es in 
dem Chronicon Budense (herausgegeben von Podhracky, Ofen 
1838; 37), dass als die Magyaren die Grenze des verheissenen 
Pannoniens erreicht hatten, ihr HeerfUrst Almos in Siebenburgen 
kurz vor dem Betreten des verheissenen Landes getotet wurde und 
Arpdd an seine Stelle trat (Almus in patria Erdeel occisus est, non 
enim potuit Pannoniam introire). Er musste sich an der Grenze, 
angesichts des verheissenen Landes opfern, damit sein Volk in der 



— 26 — 

neuen Heimat glucklich werde (Ipolyi, S. 524). So wurden auch 
auf Attilas, Bulcsus und Lehels Grabern Sklaven und Kriegs- 
gefangene geopfert. Bis zum Bediirfnisse der L6sung des Menschen- 
opfers waren die alten Magyaren wohl schon vor der Christiani- 
sierung durch ihren fortwahrenden Verkehr mit Christen gekommen, 
obwohl auch bei ihnen der Glaube an die Suhnverpflichtung noch 
viel machtiger war als die Entwicklung ihres GefOhlslebens. Das 
Menschenopfer l5ste das Kindesopfer ab, das noch in zahlreichen 
Einmauerungssagen seinen Nachhall findet, und schliesslich traten 
die Tieropfer, welche von jeher beim Volke in Brauch standen, in 
den Vordergrund. Besonders wurden Pferde geopfert, von denen 
dann das Volk einen Teil ass und das Blut trank. Der Anonyme 
Notarius des Kflnigs Bela (de gest. hungar. 16) schreibt: „More 
paganismo occiso equo pinguissimo magnum dldamds fecerunt". 
Ferner: carnes equinas comedunt, equinum . . . sanguinem bibunt" 
(de fact. Ung. Magn. Endl. mon. 252). PferdekOpfe werden auch 
heutzutage auf Zaune und Gebaude gesteckt, damit Hexen und 
Seuchen fern gehalten werden. Besonders ist dies Brauch bei den 
Szeklern, die spottweise auch „rosskGpfige (16fejii) Szekler" ge- 
nannt werden (s. Abschnitt I S. 9). Neben den Rossopfern standen 
auch die Rindopfer in Brauch, die in den Rindssteuern der alten 
Szekler noch lange nach EinfQhrung des Christentums ihren Nach- 
hall fanden. Bei der Geburt, der Trauung oder Krftnung eines 
Regenten mussten die Szekler als Steuer Rindvieh liefern (Ipolyi, 
S. 526). Neben anderen Tieren wurden sogar Hunde und WGlfe 
geopfert. „Carnes . . . lupinas et huiusmodi comedunt" (End- 
licher, Monum, 252). Dass daneben oder vielleicht gar in noch 
grflsserem Maasse und in grOsserer Menge Friichte, Blumen, Mehl, 
Honig und dergleichen geopfert wurden, ist selbstverstandlich. Und 
gerade diese Opfer kommen mehr oder weniger auch bei den 
heutigen FestgebrSuchen in Anwendung. 

Die Opfer far den Hausstand werden vorzugsweise urn die 
Zeit der winterlichen Jahreswende dargebracht, wobei man un- 
blutige, d. h. Feld- und Fruchtopfer, und blutige Tieropfer zu 
unterscheiden hat. Auch bei den Magyaren haben wir es nicht 
mit einem Weihnachtsfest, sondern mit einer Festzeit zu thun, 
die auch bei diesem Volke mehr durch die kirchliche, als durch 
die Volkstradition gerade auf zw5lf Tage, beziehungsweise drei- 



— 27 — 

zehn Nachte festgestellt wurde. ,,In dem Grade, als der dilstere 
Winter auch die schaurigen Vorstellungen begiinstigt, scheint sich 
gerade um diese Zeit alles, was die Phantasie einmal geschaffen, 
conserviert zu haben" (Lippert). Vor allem verlangen die Geister, 
dass der Mensch ihnen zu Liebe feiere. Man darf in dieser Zeit 
keine wichtigen Arbeiten verrichten ; man darf nicht spinnen, sonst 
spinnt man sich das Totenhemd fur das nachste Jahr. Man darf 
nicht scheuern, fegen, backen oder waschen, mit Ausnahme des 
Weihnachtvortages. Wer in dieser Zeit einen Apfel oder eine Nuss 
vom Erdboden aufhebt, bekommt einen bflsartigen Ausschlag. Wer 
am Christabend Nflsse oder Honig isst, dem fallen die Zahne aus, 
und wer an diesem Abend ein StOckchen Knoblauch mit Honig 
nicht isst, der wird an Halsweh leiden. Zu dieser Zeit soil man 
nicht auf ein Zwirnknauel am Wege treten , sonst wird man aus- 
satzig. (Varga, Babondk konyve = Buch d. Abergl., S. 182). Dies 
geschieht alles der um diese Zeit besonders machtigen Geister 
willen. Eine for das Volksleben bedeutsame Arbeit darf und soil 
man aber in der Christwoche verrichten, das ist das Schweine- 
schlachten, wozu Verwandte und Freunde geladen werden. Solche 
Gasterei heisst diszno-tor (Schweinegedenkmahl). Tor heisst das 
Totenmahl, das nach der Beerdigung der Leiche zu Ehren und 
Gedachtnis des Toten von dessen Hinterbliebenen veranstaltet wird. 
Der Ausdruck tor stammt wohl von torol (rOgen, rachen) ab und 
bezeichnete in uralter Zeit ein Mahl, dass nach genommener blutiger 
Rache far den Tod eines Mitgliedes vom betreffenden Stamme ge- 
feiert wurde. Um einen Begriff von den Totenmahlen selbst in 
christlicher Zeit zu haben, fiihre ich nur Stellen aus zwei alten 
magyarischen Geschichtsschreibern an; Fejer (rel. a. hung. int. 19) 
schreibt: „Funestum epulum vulgo tor, exequialis sacrificii compl£- 
mentum, usu venit; quo hilare vinum cum lachrimys bibitur: non 
ita dudum quod Franciscus C. Kdrolyi, patri suo Alexandro, patriae 
columini insta persoluturus, facile ter mille concitos, summae 
mediaeque conditionis homines, sumtuosissimis dapibus pavit. Caesi 
autem 45 boves praepingues; vituli centum, ac longe plures arietes, 
tercentum; adde avium ferarumque multitudinen insanam. Ita is 
ritu prisco parentandum duxit." Der Geschichtsschreiber Bel 
(not. 4. 28) schreibt: „Funebres epulas vocabant tor: quae vox 
hodieque in usu est. Meminimus pueris nobis, emortuali istius- 



— 28 — 

modi convivio, mediocrium fortunarum nobilis viri, boves duos, 
vitulos complures, porcorum et altilium insignem numerum, vini 
praeterea dolia aliquot consumta fuisse. At si funus sit in gente 
upimiore, et cum priscae nobilitatis, turn dignitatum praerogativa 
insigni, viginti subinde boves, vitulorum, porcorum, ferarum item, 
altilium et avium silvestrium, innumera propemodum multitudo, in 
hos adparatus insumitur. Tale silicernium illud fuit, quod Lon- 
soncini, ante hoc sexennium, in funebri pompa, Pauli R£day vidua 
et filii dederunt". Dergleichen Tor waren noch bis zur Mitte dieses 
Jahrhunderts — wenigstens was das Essen und Trinken, sowie die 
Menge desselben anbelangt — gebrauchlich. Das Schwein spielte 
beim Totenmahle die Hauptrolle. In alteren Zeiten waren diese 
Totenmahle mit Lustbarkeiten verbunden, die heute eben nur beim 
Fest des Schweineschlachtens zur Geltung kommen. Eine solche 
Lustbarkeit bei Gelegenheit des Tor beschreibt der Verfasser des 
„ungarischen Simplicissimus", die wir hier zum leichteren Ver 
standnis der folgenden Schweineschlachtungsbrauche mitteilen wollen : 
(v. S. 189 Kap. 29: „Was Simplicissimus auf dem Land und in 
den Stadten bei ungrischen Leichen gesehen"): „Nach diesem kam 
ich mit meinem Herrn einsmal auf eine landesherrliche Leichen- 
begangnus. Da wurde zuletzt getanzt, doch nur ganz traurige und 
mit Weinen halbfrdhliche Tanz, wozu etliche Klagweiber sungen 
und weinten. Ueber eine Weil kam ein Herr und begehrte von 
seinem windischen Spielmann den tri sto bdow Tanz, auf deutsch 
der 300 Wittfrauen Tanz. Dieses war mir etwas sonderbares zu 
horen, wozu dann auch gesungen und geweinet unter dem Tanz 
wurde. Das war visirlich zu sehen und zu horen, kam mir fast 
auf heidnische Art vor. — Des abends fragte ich beim Essen 
den Spielmann oder ungarischen Musikanten, sollte ich sagen 
(der zu jedem Gericht oder Traktament seine besondere Nota oder 
Sonata zu spielen wusste, als zum Sauerkraut die Sauerkraut-Sonat, 
die Huss-Sonat [hus = Fleisch] zur Gans, die Petzina-Sonat [pe- 
csenye = Braten] oder Nota zum Braten und consequenter auf jede 
Tracht ein besondere Sonat), woher dieser Tanz der 300 Witt- 
frauen seinen Namen? — Der gab mir folgenden Bericht: Als ein 
hochberQhmter und beliebter Hof- und Cammermusikus mit seinem 
Herrn Cameraden, dem Bockpfeiffer, wie das einsmal bei der gold- 
und silberreichen siebenbiirgischen Grenzstadt Niatbany oder 



— 29 — 

Nagybania (N. - banya) viel Schachte im Bergwerk eingestiirzt 
und etliche hundert Manner in der Erd erschlagen, wodurch 
joo Wittfrauen sind gemacht worden. Darauf habe ein sieben- 
bOrgischer Furst, der dieses Bergwerk besessen und eben damals 
in Loco gewesen, die verwittibte Frauen nebst alien andern Berg- 
werksbedienten gastiret und ihnen Rausche anhenken lassen, aber 
dabei verhehlet, dass ihre Manner todt waren. Bis endlichen er 
sie alle 300 auf einmal zum Tanzen bracht, und unter solchen 
seinen Herren GSsten als Magnaten er6ffnet und gesagt: Ihr Herren 
das ist ein rarer Tanz, und werdet euer Lebtag nicht 300 Witt- 
frauen auf einmal so lustig und tanzen gesehen haben, als ihr bereits 
sehet. Worauf ein gross Heulen und Weinen sich erhoben, weil 
sie vernommen, dass ihre Manner durch den Einsturz des Berg- 
werks urns Leben kommen. Er hat ihnen aber Getrost zusprechen 
lassen, in Kurzem sie wieder alle auf einmal verheirathen, und mit 
Geschenken von sich gelassen. Solches ist nun in Ober-Ungarn 
ganz kllndig und keine Fabel. — Sonsten habe ich auch in jeder 
ungarischen Stadt bei einer Leich einen sonderbaren 
Tanz gesehen. Da legte sich einer mitten in die Stuben, 
streckte Hand und Ftiss von einander, das Angesicht war ihm mit 
einem Schnupftuch verdeckt, er lag da und regte sich gar nit. Da 
hiess man den Spielmann den Todten-Tanz mit dem Bockpfeiffer 
machen. Sobald dieser anhub, gingen etliche Manns- und Weibs- 
personen singend und halb weinend urn diesen liegenden Kerl, 
legten ihm die Hande zusammen auf die Brust, banden ihm die 
Fuss, legten ihn bald auf den Bauch, bald auf den Rucken, und 
trieben allerhand Spiel mit ihme, richteten auch solchen nach und 
nach auf und tanzten mit ihm; welcher gar abscheulich zuzusehen, 
weil sich dieser Kerl im Geringsten nit regte, sondern eben wie 
sie ihme die Glieder richteten, also gleichsam erstarrt dastund. 
Und habe solches abscheuliche Spiel auch auf den Hochzeiten 
gleichsam als eine Recreation oder Fastnachtspiel practiciren ge- 
sehen, bin aber sicher berichtet worden, dass einsmal Gott einen 
solchen Spieler gestraft und der, so der Todte sein sollen, wahr- 
haftig gestorben und todt liegen geblieben". 

Was den eingangs dieses Berichtes erwahnten tri sto bdow 
(wdow) Tanz anbelangt, so ist dabei an einen slavischen Ursprung 
dieses Tanzes nicht zu denken, nachdem Nagybdnya von jeher eine 



— 30 - 

reinmagyarische Bevolkerung hatte. For uns hat der im zweiten 
Teile des Berichtes erwahnte Totentanz, der schon damals auch 
bei Hochzeiten aufgefiihrt wurde und seine ursprtingliche Bestim- 
mung bereits zu verlieren begann, mehr Bedeutung, weil derselbe 
heutzutage nur noch in einigen Gegenden SiebenbfJrgens bei Ge- 
legenheit des Schweineschlachtens aufgefiihrt wird. Nach dem 
Mahle beginnt der Tanz, der dadurch eroffnet wird, dass sich der 
jllngste Ehemann auf den Fussboden und zwar auf den Bauch 
gekehrt und ausgestreckt niederlegl. Er darf kein died rilhren und 
muss starr daliegen, wan rend die Hausfrau auf einem grossen Teller 
den gesottenen oder gebratenen, mit Tannengezweig und Immer- 
grdn umwundenen Schweinskopf ihm auf das Hinterhaupt setzt, 
worauf die Gesellschaft ihn wild stampfend und jubelnd umtanzt. 
Fall t der Teller dabei von seinem Haupte, so gibt dem daliegenden 
Gcnossen jeder der GSste einige Hiebe, „damit er im Leben so 
vk'l Schweine schlachte, als er Hiebe bei dieserGelegenheit erhalt". 
Wflhrend des Tanzes erscheinen erwachsene Knaben unter dem 
1'Vnster und machen mit Bratspiessen da draussen so lange Larm, 
his in iin thncn eine Wurst zum Fenster hinauswirft (Reso Ensel 
N„ Mugyarorszigi n^pszokdsok = Ung. Volksgebr. 1867; S. 337). 
Dun Schwein, welches man in dieser Festzeit schlachtet, war 
itiuli bei den Magyaren, sowie bei den Stidslaven der Bock oder 
dim Nrliaf (s. Krauss a. a. 0. S 166}, ursprUnglich das Opfer zur 
I'fliT tier Jahrcswende. Fur diese Auffassung spricht der in vielen 
Grut'iulfii, bi'sonders im sudlichen Teile des Landes noch gegen- 
wilillH lirri'HCJirnde Brauch des Wahrsagens aus dem abgeschalten 
Ntlmllci'Miittt* des Fcstbratens. Haben sich mit Tagesanbruch die 
tiililn rilllrrilt, so nimmt der Hausherr das Schulterblatt und wirft 
CI 1111 I'Viirr, wo es so lange liegen bleibt, bis seine ganze Ober- 
lliii lit 1 hi'liwurv. Kcbrannt ist. Dann wird das Schulterblatt hervor- 
lli'liull mill mum scinen Rissen und Spriingen, die es im Feuer 
I'llliilli'll lull, Hill kommendes GlUck oder Ungliick prophezeit. Hat 
\<n vli'U' hliitlKt' Krhbhungen, so wird der Hausstand vom GlUck 
I'i'lllliiMlHl wrlilfin hat er aber viele Risse und Spriinge, so steht 

. 1... I I \Uu,\i\,l hei/nr Oft wShlt sich am Krhiilt*>rkn<vhf>n 



— 31 — 

nach den Rissen, Sprdngen und Erhahungen, die sich auf „seiner 
Stelle" befinden , auf sein eigenes specielles Gluck oder UnglQck. 
Nach geschehener Inspektion des Schulterknochens wird derselbe 
samt den unbrauchbaren Abfallen des Schweines (Borsten, Klauen, 
Gedarmstucke u. dgl.) an einen Baum geschQttet, damit der Haus- 
stand (hiztdj = Hausgegend) „wie der Baum erstarke". In diesem 
Schweineschlachtenfest der Magyaren finden wir einen neuen Beweis 
fQr den „conservativen Zug, der den Volksbrauch kennzeichnet", 
dessen Entstehung wir uns nur so vergegenwartigen kOnnen, „wenn 
wir der Zeit nach h5her hinaufgreifen, als die Geschichte uns zu 
fuhren vermag". Wenn wir den Uebergang vom Nomadentum zur 
Ackerwirtschaft, in welchem auch die Magyaren bekannterweise in 
den ersten Jahrhunderten ihres Auftretens sich befanden, „und das 
stetige Fortschreiten von ersterem zu vOlligem Siege des letzteren 
vor uns sehen, so erscheint die Annahme ganz berechtigt, dass sie 
in einer frQheren Zeit mit noch mehr Ausschliesslichkeit Nomaden 
waren, und dann erst allmahlich der Feldbau, zunachst nur unter 
geringschatziger Duldung, sich Eingang verschaffte. Unter diesen 
Umstanden wird man die altesten Quellen der Lebensgewohnheiten 
schon im Nomadentum zu suchen haben" (Lip pert). Daher ist 
auch dem BQrger in der Stadt das Schweineschlachten die wichtigste 
Wirtschaftsunterlage, wenn auch derselben langst der ursprilngliche 
Boden des Nomadentums entzogen ist. An eine Entlehnung dieses 
Brauches kann bei den Magyaren nicht gedacht werden, sonst 
wilrde das Volk nicht mit so grosser Lebenszahigkeit an diesem 
Brauch als einem Rest des alten Nomadenlebens hangen. In 
Gegenden, wo viele Schweine geziichtet werden, kommen die Leute 
auf dem Weideplatz der Schweine zusammen und schlagen dieselben 
mit Knitteln nieder, worauf sie dann auf bander- und tiicher- 
verzierten Tragbahren nach Hause geschafft werden und das ganze 
Dorf am allgemeinen Festmahl teilnimmt. Dies Fest heisst „artany 
leveres" (Eber-Niederschlagen), wozu gewOhnlich nur Frischlinge 
erwahlt werden; daher der Ausdruck „verO malacz" = geschlagenes 
Ferkel (Spanferkel). Dagegen scheint der Brauch der FrUchte- 
-abkochung am Christabend, der besonders in Sudungarn vorherrscht, 
sOdslavischen Ursprungs zu sein (s. F. S. Krauss, S. 165). Ein 
Topf wird mit FeldfrQchten Qbers Feuer gesetzt und uber Nacht 
dort gelassen. Ist in der FrQhe der Brei gequollen und erhoben, 



— 32 — 

so erwartet man ein gesegneies Jahr; zeigi die Oberflache des Breis 

Risse und Spriinge, so bedeutet dies Ungliick fiir den Hausstand. 

Der Brei wird dem Geflugel gegeben, damit es wachse und gedeihe 

und das bevorstehende Unhei! verzehre. In vielen Gegenden ist 

es Branch, einige Tage vor dem Weihnachtsfest in ein erdgefiilltes 

Gefass Weizen zu saen, der bis zum Christabend keimt und empor- 

spriesst und dann dem Vieh an diesem Abend zu fressen gegeben 

wird, wie denn die Haustiere gerade um diese Zeit ganz besonders 

gehegt und gepflegt werden , weil sie leicht um jene Zeit behext, 

d. h. von Geistern gescha*digt werden konnen. Das Kreuz, das 

mit schwarzer Kreide an die Stallthure gezeichnet wird, erneuert 

man, ebenso das Brandzeichen des Hufeisens an der Thflre brennt 

man mit einem glilhendcn Hufeisen aufs neue; der in einen Pfosten 

gesteckte Knoblauch wird durch ein frisches Hauptchen ersetzt und 

Tannenzweige werden hie und da zwischen die Balkenfugen ge- 

steckt. „In diesem Behexungsglauben steckt eigentlich wieder 

nichts, als die uralte Anschauung, dass jede Krankheitsursache nur 

als ein Geistwesen in Menschen und Tiere eindringen konne; erst 

als man den Begriff ,,Hexe" so roh verunstaltete, verlor auch die 

Vorsiellung des Behexens ihre Klarheit". Die Tiere sprechen um 

diese Zeiten mit den Seelen ihrer verstorbenen friiheren Besitzer 

oder den Seelen der verstorbenen Eltern, Verwandten des Besitzers 

und klagen ihnen ihr Leid, das diese dann Gott mitteilen. Selten 

wird das „Christkindlein" erwShnt, das bei Tier und Mensch seinen 

Umzug halt; ebenso beginnt der „Christbaum" erst in neuerer 

Zeit unter dem Volke allgemeine Verbreitung zu finden. Daneben 

aber halt man den alten Brauch auf dem Lande noch bei, indem 

i Tisch am Christabend ein krippenartiges, mit Heu 

ell aufstellt, in das man Feldfruchte und Geschenke 

igenossen legt. Heu und Getreide wird dann am 

:enden Haustieren gegeben (Varga, S. 181}. In einigen 

:benbiirgens begiesst der magyarische Hausherr sein 

n „heiligen Johanniswein", mit einigen Tropfen des 

an diesem Abend getrunken wird. Dieser Johannis- 

linne- oder Johannistrank der Deutschen, der aus 

mch der Siebenburger Sachsen zu den Magyaren 

men ist und einst bei KaufvertrSgen als „Kauftrunk" 

nis; magyarisch: aldomas) eine grosse Rolle spielte 



— 33 — 

(Ipolyi, S. 529). So heisst es in einer alten Urkunde (1424 cod. 
dipl. 10. 6. 628): „Huic autem venditioni seu victimae bibitionis 
(dldomds) interfuerunt probi viri videlicet Johannes"; und der Landtag 
zu Torda erwahnt in einem Erlass vom Jahre 1545 (Deserici init. 
et maj. 6. 160): ,,In emptionibus equorum, bourn et aliarum qua- 
rumque rerum is modus observari debet, ut si quis in foro vel 
alio aliquo loco et tempore cesserit aliquid, emptor ille coram probis 
et honestis illius civitatis vel villae hominibus, ubi emptio facta est, 
poculum s. Johannis, quod lingua vernacula dldomds vocare con- 
sueverunt, in signum iustae emptionis dare debeat. Si qua vero 
controversia emptori de rebus emptis contigerit, veram emptionem 
testimonia illorum hominum, qui poculo s. Johannis interfuerunt 
verificare debeat". Der Ausdruck dldomds ist aus dem Magyarischen 
ins Siebenbiirgisch-Sachsische (aldemesch) und ins Slavische (oldomds) 
ubergegangen. Gegen solche festliche Aldomas-Zechereien, besonders 
in dieser Festzeit, eifert schon ein alter Synod ialerlass (synod, strigon. 
prior 47 — 8 Endlicher, Mon.): „Si quis presbyter in convivio vel 
kalendis cogentes ad potum viderit arguat eos. Et si eum 
non audierint, ipse exeat et archidiacono eos accuset. Si quis de 
nobilibus ad potum coegerit (dldomds) vel coactus fuerit, inebriatus 
40 dies poeniteat. Si vero in hoc perseveraverit, excommunicetur." 
Hier kehrt sich die Kirche nicht so sehr gegen die Trunksucht, 
als vielmehr gegen den Brauch selbst, in welchem sie mil Recht 
eine heidnische Reminiscenz erblickte. 

Mit dem erwahnten „Wein des hi. Johannes" begiesst man 
noch in einigen Gegenden Nordsiebenbttrgens die aufbewahrten 
Eingeweide des Tieres, das den Festbraten des Mahles am Christ- 
abend geliefert hat und prophezeit dann am nSchsten Tage aus der 
Lage, den Runzeln u. s. w. derselben auf baldige Verehelichung 
der heiratsfahigen Mitglieder des Hausstandes. Die Inspektion der 
Eingeweide finden wir in den altesten Geschichtsquellen erwahnt. 
Tur6czi (Chron. hung 1. 15) schreibt: „Universos aruspices et 
divinatores, quos . . . magna futurarum rerum dicendi pro spe 
secum deferebat ad se vocari jussit . . . illi quidem extis pecorum, 
ut barbarorum erat consuetudo, perspectis . . ." Noch deutlicher 
spricht sich dariiber Jornandes (hist. goth. 34) aus: „Nunc 
pecorum fibras, nunc quasdam venas in abrasis ossibus intuentes 
Hunnis infausta denuntiant." 

3 



— 34 — 

Far den Liebeszwang ist gerade diese Festzeit am geeig- 
netsten. Urn diese Zeit soil die Maid Mehl und Honig stehlen, 
daraus einen Kuchen backen, denselben eine Nacht hindurch bei 
sich im Bette halten und dann dem Geliebten zu essen geben. Er 
wird nimmer von ihr lassen. Oder sie mische in das GetrSnk des 
Geliebten zu Staub gebrannte Haare ihres Kopfes oder werfe in 
der Christnacht ungesehen ihre eigene ausgegrabene Fusspur in 
den Hof des Geliebten und er wird von ihr nimmer lassen kGnnen. 

Der „Christklotz" ist auch in einigen Gegenden den Magyaren 
bekannt. Am Vortage des Weihnachtsfestes bringt das Gesinde 
einen Holzklotz in die Stube, welchen der Hausherr ans Feuer 
legt und spricht: „Guten Tag, gesegnet sei dir Christi Geburtstag!" 
(J6 napot, aldott legyen neked Krisztus szUletesenek napja.) Dann 
bringt die Hausfrau einen Strohbund herein, wirft einen Teil davon 
auf den Klotz, den anderen Teil des Strohs streut sie aber auf 
den Fussboden, kauert sich nieder und wShrend sie von ihren 
Kindern unter allgemeinem Gelachter umhupft wird, ahmt sie die 
Gluckhenne nach. Von diesem Stroh wird etwas versorgt und bei 
Gelegenheit unter die Bruthennen gelegt. Mit der Asche dieses 
Klotzes werden die Obstbaume bestreut, damit sie reichlich FrUchte 
tragen. Von dieser Asche streut man auch etwas unter das Vieh, 
damit es das Jahr iiber von Seuchen verschont bleibe. Ein Stilckchen 
Holz von diesem Klotze muss sich auch in dem sogenannten 
„Lucienstuhle" (Luczasz6ke) befinden, mit dessen Hilfe man die 
Hexen sehen kann (s. Abschnitt I. S. 10). Egge und Pflug darf man 
in dieser Zeit nicht im Freien lassen, denn die Hexen urinieren 
darauf und die Saat missrat dann. Weihnacht und Neujahr sind 
zwei der Nachte, die man bis zum mitternachtlichen Kirchen- 
gelaute durchwachen muss, denn die Geister gehen urn, die oft in 
dieser Zeit zu nachtlichen Messen in irgend einem Hause, wo alle 
Leute schlafen, zusammenkommen. Wahrend dieser ganzen Fest- 
zeit soil man nachts in der Stube zwei Kehrbesen kreuzweise vor 
der Thiire ilbereinander legen, damit die Geister keinen Unfug 
treiben kannen. Der Weihnachtstisch darf nicht abgeraumt werden, 
sondern es miissen die Speisereste und Essgerate bis zum Morgen 
des Christtages dort liegen bleiben, „damit auch die Geister ihren 
Anteil am Mahle haben sollen". Bettler soil man in dieser Zeit 
unbeschenkt nicht von dannen ziehen lassen, sonst nehmen sie den 



— 35 — 

Segen mit sich. Ebenso muss man die Knaben und Burschen, die 
mit dem Christuskindlein in der Krippe von Haus zu Haus ziehen, 
nach Umstanden reichlich beschenken. Bethlenjdrds = B.-Gang 
heisst dieser Umzug mit der Krippe; in manchen Gegenden heisst 
er koledajdrds, welchen Ausdruck I poly i (S. 529 Anm.) mit dem 
Magyarischen kalandor (Abenteurer) und koldus (Bettler) in Ver- 
bindung bringt. Treten diese „Bethleniten i< (Bethlemesek) in ein 
Haus ein, so ftihren sie gewfthnlich ein dramatisches Krippen- 
spiel auf. Eine Unzahl solcher Spiele kennt das magyarische 
Volk. An dieser Stelle will ich ein Spiel als Muster in genauer 
Obersetzung mitteilen. Der Originaltext ist in der Zeitschrift der 
ungar. ethnologischen Gesellschaft „Ethnographia" (II. S. 388) ver- 
affentlicht worden. Die Personen sind die folgenden: Fedor, Titere 
und Gubu, Schafer; ein alter Oberhirte; ein Engel. Sie singen 
draussen im Chor: „Zum Jesus, dem Kleinen, Ihr Seelen eilet, 
Kommt alle, Sprechet: Salve, salve! Denn erfreulich ist seine 
heilige Geburt. Zum Jesus, dem Kleinen, Ihr Seelen eilet." 

Nun wird die Krippe in die Stube getragen und der Engel 
spricht : 

„Hast du, Kamerad, solche Dinge geh&rt, welche der himm- 
lische Bote gesprochen hat: Dass geboren ist Jesus zu Bethlehem, 
Jesus unser Erlaser in menschlichem Leib.' 4 Der Engel klingelt, 
worauf Fedor spricht: „Gelobt sei Jesus Christ, gebe Gott guten 
Abend. Wohin denn kam ich hin, wohin schleppt ich meine 
muden Fttsse; jenseits der hohen Berge war ich, von meinen 
Hirtenkameraden bin ich zuruckgeblieben, also verirrten sich meiner 
Herde Schafe, ohne Hirten sind meine Lammer. In Trauer des- 
halb bias' ich meine Hirtenweise. Glaube, dass ich finde meine 
lieben Freunde." 

Dann spricht er: „Meine Freunde, Kameraden, meine Schafe, 
meine Herden, ihr seid zuruckgeblieben, habt mich verlassen. Titere, 
Titere, mein lieber, guter Freund (T. tritt ein). Weiss, du hast keine 
Sorge, bitteren Kummer, auf Berg, in Thai unterhaltst du dich, 
ich weiss, auf sch&nem Weidegrund in munterem Buchenschatten." 

Titere: „Guten Abend, Fedor mein Freund! Ich h6re deine 
Klagen, deine traurigen Hirtenweisen, du qu^Llst dich, du bekUm- 
merst dich, weil du dich verirrt hast, vielleicht hast du auch was 
von deiner Herde verloren, oder ist sie der Wolfe Beute geworden." 



— 36 - 

Fed or: ,,38 Jahre, 36 Tage lebte ich als Hirte viele frohe 
Stunden; Berge, Thaler, muntere Auen durchzog ich; Wildziegen- 
bflcke, Hirsche habe ich gesehen; Wolfe, Baren hab' ich in Scharen 
beobachtet, vor dem wilden Eber nicht erzitterte ich. Aber als 
bei meiner Herde, vor meijier Htitt' ich ruhte und des Himmels 
Thore, Fenster sich Gffneten, Krachen, Rasseln, machtiges Blitzen 
vernehmbar ward in den Thalern, da aus meinem Schlafe rannte 
ich aus Wald in Wald und gelangte also her." 

Titere: „Erschrick nicht, erbebe nicht, mein Kamerade Fedor, 
dein Schlaf ist nicht dein Schaden; dies dein Trost: vorhanden 
sind deine Herden, deine schdnen Milchlammer, Gubu lasst sie 
weiden auf Berg und Thai, bei schGnen klaren Gewassern." 

Fedor: „Gut ist's, Titere, Kamerade. Weg damit aus dem 
Herzen! Unterhalten wir uns nun nach Lust, blasen wir auf 
unserem Dudelsack, sagen wir her unsere Weise, bewegen wir 
unsere Beine, unsere miiden Sohlen!" 

Der alte Oberhirte: „Also ihr trinkt, esst und betrugt 
(mich) Alten also?!" 

Fedor: Wir haben es von dir gelernt, Vaterchen! 

Alter: Lang her war's, mein Sohn. 

Fedor: Jetzt ist's, Vaterchen! Salus, Alter! 

Alter: Trink, mein Sohn! 

Fedor: Dr . . . dir, Alter! 

Alter: Mag ihn der Junge fressen. 

Fedor: Dreh' dich hin ins Finstere, damit du nicht nach 
Lust trinken kannst 

Alter: Lieber hin ins Helle, damit ich des Schlauches Spund 
besser sehe und mehr trinken kann. 

Fedor: Kannst du hungrig, durstig tanzen? 

Alter: Ich will's probieren. 

(Sie tanzen und singen:) 

Auf Kameraden, unterhalten wir uns, lustige Lieder singen wir, 
trOsten wir uns, nicht schonen wir unsere Sohlen. Bias' deine 
Flate, Titere, Fedor, deinen Dudelsack uns zur Lust, nun nach Lust 
unterhalten wir uns. Hipp, hopp! 

Fedor* Leg' dich, Alter, unter das gut gemachte Bett. 

Alter: Lieber hin aufs Bett. 

Titere: Leg dich, Freund Fedor, auf ihn,driick' niederden Alten! 



— 37 — 

Der En gel (dreimal): Gloria in excelsis Deo! 

A lie: Erhebet euch, Hirten, Freude verkiinde ich euch, denn 
euch ist geboren, der da prophezeit worden ist, aus dem Leibe 
einer Jungfrau, jungfraulich aus jungfrSulichem Blut, unser ErlGser 
Jesus. Alle, Alleluja! Aber leer gehen wir nicht, Geschenke tragen 
wir, ein schOnes, kraushaariges Lamm, weissgeflecktes Zicklein und 
frische Butter, und zarten K&se. Lasst uns bringen dem Jesus. Alle, 
Alleluja! 

Fed or (tritt zur Krippe): Ich hab' ein krauses Lamm gebracht. 

Titere: Ich habe Butter gebracht. f 

Gubu: Ich habe zarten Kase gebracht. 

(Fedor bleibt bei der Krippe, T. und G. holen den Alten ab, 
der hinter der Thiire kauert: 

Komm' Alter, nach Bethlehem ! 

Alter: Ich gehe nicht in eine kranke Kuh! (Wortspiel. 
Magyarisch: Nem megyek beteg teh6nbe = Bethlehembe 
(nach B.) . . 

Gubu, Titere: „Komnr Alter, nach Bethlehem!" 

Alter: „Ich getrau' mich nicht, denn sie frisst mich." 

Titere: „Frisst sie dich, so schiesst sie dich bald heraus." 
(Sie schleppen den Alten zur Krippe.) 

Fedor (zum Alten): „Was hast du dem kleinen Jesus gebracht?" 

Alter: „Gold, Weihrauch, Myrrhen [mirhdt)" 

Fedor: „Was? eine Tabakspfeife (pipdt)} Der kleine Jesus 
braucht ja keine Pfeife." 

Alter: „Gold, Weihrauch, Myrrhen (mirhdt)/ 1 

Fedor: „Was?FellstUckchen (nyirkdt)} Er ist jakeinKiirschner!" 

Alter: „Gold, Weihrauch, Myrrhen." 

Fedor: „Na, jetzt verstehen wir dich, Alter." 

(Sie umkreisen die Krippe und singen:) 

„0 kleiner Jesus, Deinen Trost, Deinen Segen reich' dem 
Herrn dieses Hauses. Er schlaft, ruht in Windeln, in kalter Krippe 
auf Heu liegt er. Er liegt in keinem Bett, noch in einem Palast, 
sondern in einer Krippe, in schmutzigem Stalle. — Wenn jemand 
lustig lebt, so lebt der Schafer also, im Wald, im Feld, mit Pfeife, 
Dudelsack, Fl5te schweift er umher. — Ausserhalb der Stadt, nicht 
weit, ist ein kleiner Stall, zwischen dem Vieh liegt er, auf trockenem 
Heu ruht er, neben seiner jungfraulichen Mutter. (Fedor und 



— 38 — 

Titere singen:) Auf der Flur, auf der Au, ist's gut zu leben, ist's 
gut zu leben, mit dem Gubu, mit Titere zu tanzen, zu tanzen. 
Den Schlauch des (N. N. Hausherrn) kreisen zu lassen, in lustigem 
Lied hipp, hopp zu sagen. 

Fed or: „Hipp, hopp!" (Gubu nahert sich.) 

Gubu: „Guten Abend, meine Lieben! Fedor und Titere, 
wie habt ihr euch entfernt, habt mich mit dem alten Vaterchen 
gelassen. Die Herde habt ihr mir allein gelassen!" 

Fedor: „Gut ist's so, Kamerad Gubu, dir gilt unser Vers, 
Gott zum Gruss denn! Unterhalten wir uns! Unsere Herden wird 
bewachen der grosse, gute Gott. Deshalb anvertrauten wir dir 
unsere Httrde. Schlagen wir hier auf unser Lager, stechen wir ab 
eine Ziege, daneben eine Schwalbe, daneben eine schGne, braune 
Maid!" 

Alle; „Na, stechen wir sie ab!" 

(Sie setzen sich wie die Steckenreiter auf ihre StGcke und 
erwarten den Alten.) 

Fedor: „Salus, Alter!" 

(Als der Alte den leeren Weinschlauch erblickt, spricht er:) 

„Seine Eltern waren Joseph und Maria! Ale, Alleluja! Wahrlich, 
Kameraden, uns wird es schlecht ergehen, unsere Mantel, unsere 
Bundschuhe haben wir zu Hause gelassen! Bald mochten wir 
hervornehmen unsere Mantel, wenn in der Kalte uns die Hande 
abgefrieren." 

Fedor (spricht den Abschiedgruss): „Gebe Gott alles Gute. 
Aus Nussbaumholz einen Sarg, Wein, Weizen, Pfirsiche und Mast- 
schweine, Wttrste und auch Speck, — das war' dem „Alten" recht. 

Alter: „Wahrlich recht war's, mein Sohnl Ich habe euch 
das Richtige gelehrt. „Esel", komm' hervor! (Ein als Esel ver- 
kleideter Bursche tritt auf und wird mit den erhaltenen Geschenken 
beladen.) — 

Am ersten Weihnachtstage geht man nur in die Kirche und 
empfangt keine Besuche. In der Frtthe werden Brodkrumen u. dgl. 
vom Festmahle des vergangenen Christabends, in manchen Gegenden 
auch alte Schlttssel, SchlGsser und Eisenstucke in den Brunnen 
geworfen, damit das Wasser „frisch und gesund bleibe" [Ipolyi, 
S. 206). Wascht sich die Maid wShrend des mitternachtlichen 
Kirchengelautes im Freien das Gesicht, so erblickt sie im Traume 



— 39 — 

ihren zukttnftigen Gatten; und wer zu dieser Zeit ein Messer drei 
mal in die Brunnenbrustung sticht, dem gibt die Wasserfee (vizi 
Hinder) Aufschluss tlber die Zukunft {Ipolyi, S. 207). Der erste 
mannliche Besuch am zweiten Weihnachtsfesttage wird in einigen 
Gegenden von der Hausfrau mit Milch begossen, damit die Melk- 
tiere reichlich Milch geben. Man glaubt namlich, dass in dieser 
Festzeit die Hexen nSchtlicher Weile mit einer Schiirze den Kopf 
der Melktiere bedecken, dabei ZaubersprUche murmeln und auf 
diese Weise die Milch fur das ganze Jahr in den Thorbalken 
zaubern, den sie dann anbohren und die hervorquellende Milch nach 
Lust und Liebe verbrauchen (Ethnographia II, S. 367). Urn dies 
zu verhindern, begiesst man den ersten m&nnlichen Besuch am 
zweiten Christtage mit Milch. 

An diesem Tage gehen die Kinder und Burschen ebenfalls 
von Haus zu Haus, urn Nasse zu betteln und „regelni" (Maren zu 
sagen) oder „rigmus mondani" (Verse zu sagen). Regelo werden 
bei den alten Magyaren die fahrenden Sanger und Dichter genannt. 
Dieser Brauch ist eben der letzte Nachhall dieser „fahrenden Poesie" 
(Szab6 K. in der Zeitschrift „Sz*zadok" XV. Bd. 7. Heft). Neben 
„regelo" kommt auch der Ausdruck „regos6k" (Marenerzahler; rege 
= Sage, Marchen) vor. Es waren dies vielleicht ziinftige Marchen- 
erzahler und Sanger, die den Leuten diese hi. NSchte zu durch- 
wachen halfen, wie solche Marchenerzahler auch in Deutschland 
vorhanden waren (Lippert, S. 681). Die Kinder sagen gewGhnlich 
kleine Vierzeiler her, z. B.: 

En kicsike vagyok, Ich bin klein, 

Sokat nem ririlok, Spreche nicht viel, 

Egy pa> didt vdrok Ein Paar Nusse erwarte ich 

S avval elebb illok. Und damit weiter gehe ich. 

oder: ^ 

Eljott a karicsony borzos szakillival, 
Kiszakadt a csizmim, nem gyozom kipczival, 
Kedves bitylm uram adjon egy petikot, 
Hogy vettessek rija egy nagy bolond tikot. 

(Gekommen ist der Christtag mit seinem wirren (struppigen) Bart 
— Zerrissen sind meine Stiefel, kann sie mit Lappen nicht ver- 
sehen, — Lieber Herr Vetter, gieb mir einen Heller, — Damit ich 
auf sie grosse narrische Flicken setzen lassen kann.) Die Burschen 



\ 



— 40 - 

sagen humoristische Gedichte her, z. B. das folgende (Originaltext: 
Ethnographia 11., S. 238): „Es fallt der Schnee, de h6 reme roma 
(Flickworte ohne Bedeutung, die am Schluss jeder Verszeile wieder- 
holt werden); Hasen, Fuchse spielen, d. h. r. r.; im Stalle eine 
Ochsenschar, d. h. r. r.; die Halfte davon gehOrt den Reg5s-en, 
d. h. r. r. — Ueber ihren RQcken hin 6 Pfund WQrste d. h. r. r.; 
die Halfte gehflrt den RegOs-en, d. h. r. r. ; die Hflrner voll mit 
Brezeln, d. h. r. r.; sie m6gen dem Wirte bleiben, d. h. r. r. — 
Die Ohren (der Ochsen) voll Kleingeld, d. h. r. r. ; die Halfte 
gehflrt den R., d. h. r. r.; ihre Schnauzen voll Schusternadeln, d. 
h. r. r.; sie m6gen dem Wirte bleiben, d. h. r. r. — Auf ihrem 
RUcken Braten, d. h. r. r; die Halfte gehGrt den R., d. h. r. r. ; 
an ihren Schwanzspitzen 2 Maass Bier, d. h. r. r. ; m6gen dem 
Wirte bleiben, d. h. r. r. — Auf dem Tische 2 Maass Wein, d. h. 
r. r.; die Halfte gehOrt den R., d. h. r. r. ; auch hier sehen wir 
ein voiles Haus, d. h. r. r.; in demselben ein gemachtes Bett, d. 
h. r. r. — Auswarts liegt der fromme Hausherr, d. h. r. r; inwarts 
liegt die zarte Hausfrau, d. h. r. r.; in der Mitte liegt der Kraus- 
kopf, d. h. r. r.; dies ist der Hausfrau Sprdssling, d. h. r. r. — 
Wir treten ein, lasst man uns ein, d. h. r. r. ; lasst man uns nicht 
ein, so machen wir uns nichts daraus, d. h. r. r.; wir schlossen 
die Thtire auf, d. h. r. r. ; drinnen sch . . . . und p . . . . man, d. 
h. r. r. u — 

Studenten und altere Schulknaben rezitieren Verse, wie die 
folgenden : 

„Jo naTO uraim! semmit se feljenek, 
Hogy ez hizba jottiink, meg ne rettenjenek, 
De bort ^s kalicsot boven keszitsenek, 
Hogy tolunk hamaribb megmenekiiljenek. 

Csillagom, asszanyom, mit intessz szemembe, 
Tan bele szerettel liri termetembe? 
Jobb lesz, ha tallert hanysz fires erszenyembe, 
Hadd fogjak litamhoz evvel jdkedvembe. 

Mendinkansa nevem, ugyanis az vagyok, 
Hatvan hetven hazat minden nap eljirok, 
Ingot, do I mint, kolbiszt, ha elcsulinthatok; 
Fennszdval kialtom: Oh be boldog vagyok. 



— 41 — 

Ne nezze kisasszony, hogy mendikans vagyok, 
Mert belolunk lesznek nagy pdbdkis papok; 
El is ertem immir kaltfaktorsigot, 
Nem kevinok ennel nagyobb urasigot! 

Hit te szep szolgild szemembe mit intesz, 
Talan azt gondolod, hogy hozzim jossz ferhez? 
Azon ne tord fejed, mert nekem nem Wlessz 
Inkibb vakarodjil egy kemenyseprohez. 

Nosza jo uraim szitisz jam attendi 
Hamar a korsdbdl legyetek intenti; 
Az ilyen gyermeket meg kene becsulni, 
Szilvis belessel kell hasit kenegetni. 

Megfiradtam, torkom unja az drallst, 
Az asztalhoz iilnek nem varnek k^nilist, 
De jd uram^ktdl virnSk egy-ket mdrjist, 
Az melyert kMnnek istentol nagy ildast. 

Az Iberus vizet, mikor itat lisztam, 
Lovam nem volt csak a szellel lovagdltam; 
Merges fegyveremet czipdbril faragtam. 
Turds puliszkival gyakran vagdalkoztam. 

De ha azt kerditek, ez vajjon ki fia? 
Az en nemzetsegem olyan familia, 
A melyet nem hallott soha ember fia, 
Cserebogaraknak volt aplm hadnagya. 

A ki e verseket halla fill lei vel, 
Dutkit, binyot, taller! nem ad kezeivel, 
Szerecsenorszigban baglyok temessek el, 
Hogy ne lisson tobbet kancsi szemeivel! 

Elmondim!" 

(„Guten Tag, meine Herren! Fiirchten Sie nichts, dass wir in dieses Haus gekommen, 
zittern Sie nicht, aber Wein und Kuchen reichlich bereiten Sie vor, damit Sie sich 
desto schneller von uns befrei'n. — Mein Stern, meine Frau, was winkst du mir zu, 
hast du dich etwa in meine herrische Gestalt verliebt? Besser ist's, wenn Thaler du 
wirfst in meine leere Geldborse, damit ich mit Lust den Weg antrete. — Mendikant 
ist mein Name, ja der bin ich, 60 — 70 Hauser besuche ich taglich; Hemden, Mantel, 
Wurste wenn ich wegschnappen kann, rufe ich laut: wie gliicklich ich bin I — 
Fraulein, nicht seh'n Sie, dass ich Mendikant bin, aus uns werden ja die zopfigen 
Pfarrherrn ; ich habe schon erreicht die Kalefaktorwiirde, ich wQnsch' mir kein grosseres 
Amt ! — Und du, schone Dienstmagd, was winkst du mir zu, glaubst etwa, ich wurde 
dich frei'n ? Nicht zerbrich darob dir den Kopf, denn ich mag dich nicht, lieber reibe 
dich an einem Kaminfeger. — Nun meine guten Herren, satis jam attendi, schnell 



 seid intenti ; einen solchen Burschen sollte man schaizen, mit Pflaumen- 
Bauch schmieren. — Ich bin miide, meiner Kehle ist lastig die Rede, 
i Tische seteen, mScht' das Nfitigen nicht erwarten, von meinen guten 
1' ich iber i — i Marienthaler, wofilr ich Gottes Segen wiinschte. — 

Wa»er ich durchschwamm, halt' ich kein Ross, ritt nur auf dem 
-immiges Schwert aus Kuchen ich schoitzte, mit Kas und Maisbrei oft 
hr fragi aber, wessen Sohn ich r Meine Verwandtschaft ist solch' erne 
Icr noch keines Menschen Sohn je etwas vernommen, der Maikafer 

mein Grossvater. — Wer diese Verse mil seinen Ohren vernommen, 
alcr, Papiergeld nicht handevoll gibt, den sollcn im Mohrenland Eulen 
t cr nicht mehr sehe mit seinen scheelen "Augeti,"} — 

UmzUge dauern die ganze Festzeit hindurch und be- 
>n mit dem Lucientage, der in einigen magyarischen 
uf den aj., in einigen auf den 24. Dezember verlegt 
e Knaben und Burschen das sog. Paldzulds vornehmen. 
ck stammt von den Dialektworten palos, pobs, polyos, 
'ozsnak, die alle ,,faules Ei" bedeuten und wahrscheinlich 
ovakischen (podlozek = Unterlage, Unterbreiten) her- 
s Paldzulds wird namlich vorgenommen, damit die Brut 
lugels im kommenden Jahre gedeihe. Die Knaben und 
iten mit dem Gruss: „Gelobt sei Jesus Christ!" (Dicser- 
Krisztus) ins Haus und werfen etwas von dem Stroh, 
ringen, auf den Fussboden und einer spricht den Vers 
in der „Ethnographia, II. S. $65): „Lucie, Lucie, kitty- 
Hohner, eure Ganse mdgen briltrig werden 1 Eure Beile, 
milgen scharf sein! Eure Beile mogen so (fest) im Stiele 
die Dornen am Stamme! Lucie, Lucie, kitty-kotty! Eure 
;e so grosse Brtlste bekommen, wie der Wasserkrug der 
a grossen Speck (sollt ihr haben), wie der ThUrstock! So 
Wasser im Brunnen; so grosse Schinken, wie ein 5 Eimer 
so lange WUrste, wie der Gartenzaun ; so viel Geld, als 
mmel; soviet Kilchlein, alsGrashalme auf der Au! Lucie, 
kotty! Gelobt sei Jesus Christ!" — Beschenkt verlassen 
, wflhrend die Hausfrau das Stroh versorgt, urn es bei 
unter die erste Bruthenne des Jahres zu legen. 
ch in Ungarn herumziehenden „Dreikonige" mit ihrem 
iel bilden erst den Schluss der Umziige in dieser Festzeit. 
m letzten Faschingstag, bis zur Fastnacht gibt es kein 
;sem Tage wird das „Kisze-Austragen" vorgenommen. 



— 43 — 

Ein aus Stroh und Lappen geformter Popanz wird von der Dorf- 
jugend bis an die Grenze des Dorfhatterts getragen und dort auf 
das Gebiet des Nachbardorfes geworfen, damit der Hagel die Saat 
nicht zerstOre; oder man wirft den Popanz in das nachste fliessende 
Wasser (I poly i, S. 296). Wer wahrend dieses Umzugs strauchelt, 
der stirbt in dem Jahre, wenn er dann nicht schnell dem Popanz 
einige Hiebe versetzen kann. An manchen Orten wirft man aus 
dem Fenster eines jeden Hauses einen solchen Popanz wahrend 
des Umzugs der Jugend auf die Strasse, der dann von irgendeinem 
der Einherziehenden auf einen Stab gespiesst und ins Wasser 
geworfen wird, wobei man die Worte ruft: „Haj ki, kisze, haj ki! 
jojj be sonka, jojj be! = He hinaus, kisze, he hinaus! komm' herein, 
Schinken, komm' herein !" (Ipolyi, S. 296.) Kesze und kisze ist 
der Name einer saueren Fastenspeise ; in einigen Dialekten aber 
bedeutet es auch einen struppigen, wirrhaarigen Menschen mit 
„saueren Ziigen", ein Sauergesicht. Der ungarische Dichter des 
vorigen Jahrhunderts, Dugonics,erwahnt„eine wirrhaarige Fastenhexe" 
und Ipolyi (S. 297) glaubt in diesem Ausdruck den Namen einer 
TodesgGttin der Magyaren gefunden zu haben, besonders nachdem 
es in Ungarn mehrere Orte gibt, deren Namen mit Kisze-, Kesze- 
zusammengesetzt sind. In vielen Ortschaften wird an diesem Tage 
das sog. „Klotzziehen" (take vonds) vorgenommen. Die im ver- 
gangenen Fasching ungefreit gebliebenen , heiratsfahigen Maide 
mQssen einen grossen Holzstrunk das ganze Dorf entlang an Stricken 
Ziehen. Spanchen von diesem Klotze zu Pulver gebrannt und in 
das GetrSnk des Burschen gemischt, erweckt bei ihm Liebe zur 
Geberin. Spanchen von diesem Klotze werden oft von den Maiden 
aufbewahrt und an ihrem Hochzeitstage zu Kohlen verbrannt, iiber 
die man Wein giesst und diesen dem Brautigam zu trinken gibt, 
damit die Ehe vorderhand kinderlos bleibe. Will das Weib nun 
Kinder haben, so wirft sie diese aufbewahrten Kohlen ins Feuer 
(vgl. F. S. Krauss im „Am Urquell", III. Jahrg. S. 161). Im Honter 
Comitat nehmen die Burschen an diesem Tage das „Begrabnis des 
Broilers (b0g5 temetes) vor, wobei die in den Kreis der Burschen 
aufzunehmenden erwachsenen Knaben einige Stockhiebe erhalten 
und eine Flasche Wein in die Erde eingraben mtlssen, die im 
nachsten Jahre ausgegraben wird. Ist ihr Inhalt verschwunden, so 
trifft die Burschen, welche die Flasche vergraben haben, viel UnglUck 



- 44 — 

im Leben (Ipolyi, S. 299). Diese Art von Fuchstaufe ist in 
Ungarn und Siebenbttrgen bei Flurumziigen, bei der Errichtung der 
Grenzscheide zwischen dem Grundbesitz zweier Gemeinden, oder 
zweier Personen in Brauch. „Nach Aufwerfen eines Grabens oder 
Dammes (hatdrhdnyds = Grenzaufwurf, Hattertaufwerfen) zwischen 
beiden Gebieten, wird der Jttngste der betreffenden Arbeiter von 
seinen Kameraden niedergezogen und ihm einige Stockhiebe auf- 
gemessen, wobei man ihm zuruft: „Damit du die Grenze nicht 
vergisst!" Im DOmsflder Gemeindeprotokoll heisst es ungarisch: 
„Am 11. des Christmonates 1755 wurde nach Bestimmung des 
Daber und D5ms5der Gebietes . . . zwischen zwei Reihen von 
Weidenbaumchen ein Wall geworfen und zur Erinnerung daran 
Franz und Andreas Bddi geprttgelt (vgl. Ethnogr. 1., S. 375). Wenn 
in fruheren Zeiten ein Schuhmacherlehrling zu Dab „befreit" wurde, 
d. h. Gehilfe ward, mussten seine Eltern oder Verwandten ein 
Festmahl geben, wobei der junge Gehilfe von seinen Kollegen 
auf einen Stuhl gesetzt ward. Man zog ihm dann neue Stiefel an, 
welche ihm an den Fiissen ein Kollege putzte. Wahrend des 
Putzens zog man ihm den Stuhl weg, so dass er zu Boden fiel; 
dabei rief man: „So sollst du stets fallen, wenn du nicht rein und 
gut die Schuhe machst." In Ipolysdg, im Honter-Komitat, kommen 
am letzten Faschingsabend die Fleischer zu einem Festmahl 
zusammen, welches man damit erflffnet, dass der zuletzt Meister 
gewordene Fleischer vom altesten Anwesenden mit der Schaufel 
auf den Hintern geschlagen, dann von den tibrigen aus einer Ecke 
in die andere gestossen wird, ,,damit er auf das Gefahrliche (beim 
Schlachten der Tiere) aufmerksam gemacht werde". Auf der Berg- 
werkakademie zu Selmecz (Oberungarn) kannte man vor Jahren die 
„Fuchstaufe". Der neue Student wurde in die Uniform der Aka- 
demiker feierlich eingekleidet, dann sein Leibgurtel von zwei 
Studenten an beiden Enden angefasst und in gewisser H5he aus- 
gespannt; ttber diesen Giirtel musste der Fuchs, einen vollen Bier- 
krug in der Hand, mehrere Mai hinwegspringen, wahrend ihn seine 
alteren Kollegen mit Steinchen bewarfen, urn ihn auf das Gefahrliche 
seiner Laufbahn aufmerksam zu machen (Anna F. D&rfler in der 
Zeitschrift „Am Urquell" III. Jahrg., S. 128). In der Benediktiner- 
Abtei zu Garan-Szent-Benedek war es vor vielen Jahren Brauch, 
dass jeder Gast, der am letzten Faschingstag hinkam, von den 



- 45 — 

Manchen einige Hiebe mit einer Schaufel erhielt, deren Empfang 
er in einem Protokoll bestatigen musste. Das Protokoll von 
1 76 1 — 1 799 1 in dem sich launige Empfangsbestatigungen in ungar- 
ischer, deutscher, slavischer, franzasischer Sprache befinden, wird 
in der Abtei auch noch heute gezeigt (Resa Ensel S. a. a. 0., S. 132). 
Am Ipoly-Flusse (Eipel) tragen die Dorfmadchen am Palm- 
sonntag, in manchen Darfern am letzten Faschingstag, eine bSnder- 
geschmttckte Strohpuppe das Dorf entlang zum Flusse und singen 
dabei Lieder. Die Koloner Madchen singen dabei (Originaltext bei 
Resa Ensel S. a. a. 0., S 181): „Villa! Villa! Am Dorfende ein 
Seidenzelt, singen wir dort so, wie ein anderes Mai; Villa! Villa! 
Wir tragen hinaus den Kicze und bringen herein die Schinken- 
meisterin." Dann tragen sie zu jedem Haus Weidenkatzchen oder 
Epheu und singen: „ Villa! Villa! Wem gehart dies Haus? Wahrlich 
einem frommen Manne gehart das Haus. Am Dorfende Seidenzelt, 
Villa! Villa! Gebt uns Eier! Wenn euer Hahn noch nicht gelegt 
hat, mag fressen ihn der Wolf !" Nun erhalten sie ttberall Geschenke, 
die sie gemeinschaftlich verzehren. In Nddasd (Baranyaer Komitat) 
wird dabei auch das sog. Hahndreschen (kakascseples)vorgenommen. 
Ein Hahn wird an einen Pflock gebunden und einem Burschen 
die Augen verbunden. Mit dem Dreschflegel in der Hand muss er 
mit drei Hieben den Hahn niederstrecken (Reso Ensel, S. 201). 
In vielen Ortschaften legt man in der Dorfschenke einen in Manner- 
kleider gehallten Popanz auf den Tisch und einer der Anwesenden, 
in ein langes Frauenhemd gekleidet, halt eine Leichenrede. Dann 
wird der Popanz durch das Dorf getragen und jeder Hausstand 
muss den Tragern Geschenke (gewahnlich Esswaaren) geben, damit 
im Jahre niemand von den Hausleuten sterbe (s. Resa Ensel, 
S. 1 30). In Ocsa (Pester Komitat) gehen die Burschen an diesem 
Tage mit Musik durch das Dorf. Ein Bursche ist als Weib ver- 
kleidet und verlangt Esswaaren, wahrend ein anderer, als Greis 
verkleideter, Wein, Bier, Schnaps in den einzelnen Hausern for 
das gemeinsame Festmahl einsammelt. Dies nennt man „koled£l£s" 
(Resa Ensel, S. 205). In Raab wird an diesem Tage das Spiel 
„czip6zas" (Brotspiel) aufgeftthrt. Die Maide backen kleine Kuchen 
(czip6) und gehen dann mit den Burschen auf eine Wiese, wo sie, 
sich die Hande reichend, einen Kreis bilden und ein Spiel, wie 
das allbekannte ,,Fuchs und Gans" oder „Lamm und Wolf auf- 



— 46 — 

fiihren, wobei eine Maid, einen Kuchen in der Hand haltend, von 
einem Burschen verfolgt wird, der ihr den Kuchen wegzunehmen 
hat (Res6 Ensel, S. 205). 

Dass sich diese GebrSuche alle auf den Einzug des FrOhlings 
und des Winters Abzug beziehen, ist offenbar. Um diese Zeit 
hielten die alten Magyaren ihre Gerichtsversammlungen ab, die mit 
gemeinsamem Opfer und Festmahl schlossen, zu dem jedermann 
beisteuern musste. Das heutige Sammeln von Gaben, worauf es 
heute am meisten ankommt, ist der letzte Nachhall des alten Brauches. 
Auch hiergelten Lipperts (S. 675) treffliche Auseinandersetzungen 
beziiglich der deutschen GebrSuche: „Von diesem Ausblicke aus 
kann man wohl auch vermuten, dass der bei alien grossen Fest- 
zeiten ttbliche GlUckwunsch der Bekannten und sich Begegnenden 
aus dem absterbenden Rudimente jener alten Festsammlung geboren 
wurde. Untergeordneten Personen gegentiber sind ja noch immer 
vielfach Geschenke mit solchen Wtinschen verbunden — Gleich- 
stehende begnugen sich mit einem Gegenwunsch als Gegengabe . . . 
Wenn man heute wieder vielfach solche Aufmerksamkeiten durch 
Almosen ablest — „Enthebungskarten" — so ist man damit noch 
nicht ganz aus dem alten Zusammenhange getreten." Ich will hier 
nur noch eine Bemerkung machen. Ob der im oben mitgeteilten 
Liede vorkommende Name Villo aus dem Slavischen (Vila = Fee) 
entlehnt ist, mag ich nicht entscheiden ; so viel ist aber gewiss, dass 
unter diesem Namen der Lenz angerufen wird. Hiefttr sprechen 
schon die Worte: „am Dorfende ein Seidenzelt", worunter der 
Rasen u. s. w. gedacht wird. Jeder Bauer spricht von „seidenem oder 
sammetnem Rasen" (bdrsony, oder: selyem gyep), „sammetnem 
Gras" (bdrsony fii) u. s. w. Villo entgegengesetzt ist eben Kisze, die 
Personification des Winters. Deutlich ergibt sich dies auch aus 
der oben erwahnten Verkleidung der Ocsaer Burschen als Weib 
und Greis, wobei eben das gabensammelnde Weib den fruchtbaren 
Lenz versinnbildlicht. — 

Diese BrSuche bilden nur den Anfang der Friihlings- und 
Sommerfeste. In vielen Gegenden Ungarns Ziehen am Georgstag 
die Schulknaben, mit halzernen Flinten und Schwertern bewaffnet, 
mit Trommel- und Trompetenklang von Haus zu Haus, wo sie 
Verse hersagen und dafur Geschenke erhalten. GewGhnlich wird 
dieser Vers hergesagt: Am Tag des heiligen Georg haben wir die 



- 47 — 

Freiheit, von Haus zu Haus zu gehen, Hilfe zu erwarten und zu 
singen: Omne dignum Reverendum Campes. Gebt uns Kinderchen, 
damit sie h6ren Abc-chen, Omne dignum Reverendum Laudes. 
Gebt uns MSgdlein, damit sie Schulen fegen, Gebt uns Ganse, 
damit sie uns den Weg weisen in die Schule. Gebt uns einen 
Hahn, damit er Groschen scharre aufs Papier, so werden wir 
tanzen!" Nun stecken sie einen Spiess, auf den ein Stock Speck 
gezogen ist, in einen Balken der Zimmerdecke und umtanzen ihn 
und singen dabei: „Wie des Mailers HQhner, wenn sie satt vom 
Weizen und von gestohlener Gerste (so tanzen wir) ; des Hausherrn 
Pflicht (nun ist es), der Hausfrau Ehre, uns zu geben ein Speck- 
stuck, eine Blutwurst, Leberwurst und andere Wurst (einer hebt 
die Hand hoch empor), eine so grosse! Denn gebt ihr uns nicht, 
an Tftpfen Schaden ihr leidet; sie fallen alle vom Gesims herab 
und auch die Hiihner. Wollt ihr dieses nicht, dass Schaden wir 
anrichten und wollt etwas anderes, so blickt auf dem Aufboden 
herum und bringt uns eine Wurst". Nun spricht einer allein: 
„Katze ist auf dem Speck, jagt sie herab, gebt uns einen Bissen, 
gebt uns ein Stack" (s. Res5-Ensel, S. 75, 133, 183). Ipolyi 
(S. 300) berichtet, dass diese „Georg- oder Blasiusumzage" (Ger- 
gelyjaras, Balazsj£r£s) in friiheren Zeiten als Schlussfeier des Schul- 
jahres aberall abgehalten wurden, weil an diesen Tagen der Unter- 
richt auf den DGrfern bis zum Herbst eingestellt wurde. Fur den 
Landwirt hat der Georgstag noch die Bedeutung, dass an diesem 
Tage noch einmal ,,Georg seinen Bart schatteln kann" (megrdzza 
G. szakalat) d. h. dass von dem Tag an es nicht mehr schneien 
wird. Dieser Tag ist in den meisten Ortschaften der Tag des 
ersten Viehaustreibens im Jahre. Der Besitzer treibt das Vieh aber 
eine vor die Thorschwelle gelegte Pflugschar hinaber auf die 
Strasse, damit seinem Vieh die „B6sen" nicht schaden kGnnen. 
Der Hirte nimmt das Vieh in Empfang und bestreut es dann auf 
der Weide (jedes Stuck einzeln) mit einem Pulver, das er in der 
Weihnachtszeit aus Sargbrettern, Totengebein, Knoblauch und 
geweihter Hostie gebrannt hat. Mit dem Rest des Pulvers bestreut 
er noch die Grenzmarken des Weidgebietes, und kein Raubtier 
wird diese Marken aberschreiten, noch ein Viehstuck sich daraber 
hinaus auf verbotenes Gebiet verirren. In manchen Gegenden lauft 
die Hausfrau drei mal nackt urn das Vieh, bevor es dem Hirten 



— 50 - 

die „B5sen" (gonosz) fernzuhalten. Ueberhaupt ist der Holunder 
das rechte Teufels- und Hexenkraut der Magyaren. Eine Sage 
erzahlt (Originaltext in der Zeitschrift „Kalotaszeg" 1890, S. 247, 
herausgegeben von Ant. Herrmann): „Als Gott die Welt erschuf, 
sah ihm der Teufel zu, wie er die einzelnen Tiere formte. Er lief 
nun heim und als er zu Gott zurttckkehrte, sah er, dass die vordem 
regungslos daliegenden Tiere sich nun bewegen, essen, trinken, 
kurz — leben. „Wie hast du das gemacht?" fragte der Teufel. 
„Ich habe in sie gehaucht!" versetzte Gott und zeigte ihm eine 
hfllzerne Pfeife. Der Teufel ging fort und machte sich aus Lehm 
ein Tier und wollte sich dann eine Holzpfeife verfertigen, aber er 
war nicht imstande, den Ast welches Baumes immer anzubohren; 
schliesslich fand er den Holunderstrauch, dessen Ast er leicht durch- 
bohrte, und nun wollte er mit diesem Rohr in das von ihm ver- 
fertigte Tier hauchen, damit dieses Leben erhalte. Als Gott dies sah, 
erziirnte er und, das Werk des Teufels mit einem Blitz zerstGrend, 
verfluchte er den Holunder, damit er von nun an des Teufels Baum 
sei, wenn er zugelassen, dass der Teufel einen seiner Aeste durch- 
bohre . . . ." An diesem Tage soil man trachten, einen Kleider- 
lappen oder Haare, oder gar etwas von den Exkrementen einer 
solchen Person zu erhalten, die im Rufe einer Hexe steht. Diese 
Sachen soil man verbrennen und die Asche in Haus und Hof ver- 
streuen. Keine Hexe wird je da einkehren. In frtiheren Zeiten 
pflegte man im Kalotaszeger Bezirke (wohl auch anderswo) urn 
Mitternacht mit den Kirchenglocken zu lSuten und mit Peitschen- 
geknall und Larm den Hattert des Dorfes zu umziehen, urn die 
Hexen vom Dorfe und dem Gebiete desselben fernzuhalten. Das 
Lauten der geweihten Glocken ist ja immer das wirksamste gegen 
base Damonen (s. Abschnitt I. S. 21). „Das Austreiben", sagt 
Lippert (S. 631), ,,erfolgt in keinerZeitso larmend wie in dieser. 
Gelaute, Schiessen, Peitschenknallen und Larmen aller Art gehflrt 
zur Mainachtfeier, und gerade hier hat sich auch die Absicht dieser 
Handlungen mehr als sonst im Bewusstsein und selbst in den Be- 
ziehungen erhalten, nur dass das Volk an die Stelle des alten uberall 
den neuen, verworrenen Hexenbegriff gesetzt hat." 

Wir kommen nun zu einem kirchlichen Hauptfest, zum Oster- 
fest. Und wieder sind es auch bei den Magyaren die Geister, die 
urn diese Zeit unter den Menschen ihr Wesen treiben und denen 



— 51 — 

man hundertfaltige Beweise der Achtung und Furcht gibt. Wohl 
nirgends wird die Charwoche, sowohl von Katholiken, als Prote- 
stanten, so streng eingehalten, als bei den Magyaren. Ein all- 
gemeines Feiern, Rasten und Fasten herrscht so die ganze Woche 
hindurch bis zum Auferstehungs-Samstagabend. Wenn dann die 
Glocken „von Rom 1 * heimkehren und das Auferstehungsgelaute er- 
schallt, dann beginnt das Fegen und Reinigen der Wohnungen, 
um „sie vor Ungeziefer" zu schiitzen. Besonders ist es wieder 
die Charfreitagsnacht, wo die Hexen und die „B5sen" aberhaupt ihr 
Wesen treiben, wo man auf der Hut sein muss, um nicht Schaden 
an Hab und Gut, an Leib und Seele zu leiden. Hat man den 
ganzen Tag tiber bis zum Aufgang des ersten Sternes am Abend- 
himmel nichts gegessen, nichts getrunken, so nimmt man abends 
eine Knoblauchsuppe zu sich, um das ganze Jahr hindurch gesund 
zu bleiben. Haus- und Stallthiir bekreuzt man mit einem Besen, 
den man dann ins Feuer wirft. WShrend des Auferstehungs- 
gelautes holt die Maid sich Wasser, um sich darin zu waschen 
und dadurch „schOn" zu werden; die Hausfrau aber begiesst mit 
diesem Wasser das Vieh, damit es von Krankheit verschont bleibe. 
Wer viel „b8se Gedanken" gehabt hat, der mache mit geweihter, 
d. h. mit einer in Weihwasser eingetauchten Kreide am ersten 
Abend der Charwoche das Zeichen des Kreuzes unter seine Bett- 
statte, damit ihn der Teufel nachtlicher Weile nicht besuche, der 
um diese Zeit gerne seine Besuche abstattet, und den Leuten seinen 
Beistand anbietet, so sie mit ihm ein Bundnis eingehen wo 11 en. 

Wo die Kultur noch weniger lang ihre zersetzende Arbeit 
betreiben konnte, dort tritt wieder, wie zur Weihnachtszeit, das 
energische Gabensammeln, das mehr oder weniger zwangsweise 
Einsammeln von Gaben zu einem gemeinsamen Festmahle der 
Jugend auf. Eier, Kuchen und der Festbraten werden in katho- 
lischen Ortschaften in die Kirche auf den Altar geschickt, von 
welchen man dann „zum Heile der Verstorbenen" etwas den Geist- 
lichen und den Armen schenkt (vgl. Lippert, S. 603). Abgesehen 
von dem Osterbegiessen am zweiten Ostertage, woftir man dem 
Begiesser gefarbte Eier geben muss, kommt das Einsammeln von 
Gaben besonders bei den FlurumzOgen (hatdrjdrds = Hattertgang) 
vor, die eben noch in aller Wirklichkeit die Wanderung zur alten 
Mai- und Gerichtsstatte bilden, wohin das Volk noch heutzutage, 

4* 



— 53 — 

ser Brauche uns lehren, hat man in der That die Vorgange 

Jingstatte bis in unsere Zeiten nachgeahmt", sagt Lippert 

Sie waren nicht immer nur Ragengerichte, auch das Hals- 

fand seine Nachahmung und ohne KOpfen und Hangen ging 

mittelalterlichem Stile aberhaupt nicht. Bei dieser Ernst- 

.Mt der Procedur war es naturlich notwendig, far den Delin- 

n Surrogate zu suchen, wodurch spater der ursprQngliche 

'Ms zur Unkennbarkeit entstellt wurde. Man wShlte zunachst 

wohl schadliches Raubzeug, Habichte, Raben und was man 

sonst daftir hielt, dann aber auch zahme Tiere, insbesondere 

ie oder GSnse, aber selbst auch FrGsche. So entstanden die 

lichen Brauche des „Hahnschlagens" u. s. w. 

Was das Einsammeln von Gaben am Ostertage anbelangt, 

.ssen wir hier noch eines besonderen magyarischen Brauches 

aenken, der im Lande der Szekler herrscht. In der Friihe des 

»eiten Ostertages gehen die jungen Eheleute des Dorfes, die im 

crlauf des vergangenen Jahres geheiratet haben, alle zusammen 

. einer Truppe unter Anfahrung eines von ihnen gewahlten Woj- 

.oden von Haus zu Haus und betteln um Gaben, wobei sie das 

ienehmen der Zigeuner nachahmen, Karten aufschlagen, prophezeien, 

3esichtst0nchen u. dgl. verordnen. Die Gaben verteilen sie dann 

gleichmassig unter einander (Res5-Ensel, S. 166). 

Auch die sog. „Stierhetze" (bikahajsz), die besonders in der 
Kecskem6ter Gegend am zweiten Pfingsttage im Brauch stand, 
ist ein solches Surrogat fur die alten Halsgerichte. Ein wilder Stier 
ward von Hunden so lange herumgehetzt, bis ein Bursche ihm auf 
den Rucken sprang und mit einem Messerstich seinem Leben und 
seiner Qual ein Ende machte (Res5-Ensel, S. 64). Im Inhalt 
der magyarischen Pfingstbrauche finden wir kaum etwas anderes 
und besonderes, was wir nicht schon, mehr oder weniger in 
dieselbe Form gekleidet, in den fraheren Festbrauchen kennen 
gelernt haben. „Auch Pfingsten ist mit alien ihm nachbarlich be- 
freundeten Festen nur wieder die Zeit des beginnenden, oder sich 
zur Blttte entfaltenden Sommerlebens". Und wieder ist es der 
alte Brauch des Gabeneinsammelns far die festliche Mahlzeit auf 
der Gerichtsstatte, die in den Umziigen der Jugend ihren letzten 
Nachhall findet. In Erlau (Eger) und Umgebung senden am Pfingst- 
tage die Burschen und Maide zwei weissgekleidete Magdlein sich 



— 54 — 

gegenseitig zu, die eine bekranzte Schilssel, in der sich Kuchen 
befindet, tragen. Die SchQssel heisst ,,Brautsch(issel" (mitkatal). 
Treten die Magdlein in das Haus einer Jungfrau, so sagen sie das 
Gedicht her: „Oeffnet uns die Thtire, Wir sind in grosser Wurde, 
Eurer Tochter (Sohn) Bringen wir die BrautschUssel. — Darin sind 
Eier paarweis, Rot wie ihr Gesicht, Stlsser Honigkuchen, Darauf 
ein susser Kuss. — Darinnen ist auch die Liebe, Ein grosses Herz 
(aus Kuchen) mit der Aufschrift: „Nie kflnnt' ich gliicklich werden 
Mit einer (einem) anderen!" — Darinnen ist auch Freundschaft, 
Wein vom allerstissesten, Davon erstirbt der Kummer, Erfrischt doch 
wird das Herz. — Und das alltagliche Brot, lm Bilde dieses Kuchens, 
Geb' Gott dazu den Segen , Als geweihtes Salz. — Vom Kren ist 
auch darinnen, Damit man nicht nur frflhlich sei In Freuden, 
sondern Thranen auch vergiesse. — Und damit nichts fehle, So ist 
hier auch die Wiege, Hausgerat ja ist sie, Vielleicht gar das erste." 
(Originaltext bei Res6-Ensel, S. 1 1 6.) Dann rufen die Magdlein 
den Namen des Senders aus und fragen, wohin sie nun die SchQssel 
zu tragen haben, worauf sie beschenkt zu einem anderen Burschen 
gesendet werden, der sie wiederzu einer anderen Maid schickt u.s.w. 

Im Lande der Szekler wird am ersten Pfingsttage das sog. 
,,Hackenziehen" (kank6huz£s) vorgenommen. Am Nachmittage 
dieses Tages erscheinen die Burschen zweier benachbarter Dflrfer 
an der Grenzscheide der beiden Dorfgebiete. Jede Partei hat 
eine lange, hakenfarmig endigende Birkenstange. Die Haken dieser 
Stangen werden nun in einander gehakelt und jede Partei beginnt 
am anderen Ende ihrer Stange zu Ziehen. Die Partei, welche von 
den Gegnern ttber die Grenzscheide des Hatterts gezogen wird, 
gilt far besiegt und muss sich durch herbeigeschaffte Getranke aus 
der Gefangenschaft auslosen (Res6-Ensel, S. 175). — 

Nachdem in alter Zeit die Magyaren das Pfingstfest eine voile 
Woche hindurch feierten und dasselbe erst durch Kflnig Ladislaus 
den Heiligen auf vier Tage, durch den Gebrauch endlich auf drei 
Tage beschrankt wurde, so finden wir es leicht erklarlich, dass 
Feste wie der 1. Mai in die Pfingstzeit hinabriickten und der Mai- 
baum am ersten Pfingsttage gepflanzt wurde. Die deutsche Mai- 
grafenfahrt, der Maigraf und MaikGnig, der franzflsische 
roi und der englische lord of the may, lady of the may ist als 
Nachhall der alten Ritterspiele auf der Gerichtsstatte bei den 



— 55 — 

Magyaren der Pfingstkflnig und die PfingstkGnigin, die von 
jeher weltlichen und geistlichen BehOrden ein Dorn im Auge waren, 
so dass dieser Brauch sich nur noch in wenigen Gegenden hat 
erhalten kOnnen. Schon der alte treffliche Ethnograph Bartholo- 
maeides schreibt daraber (not. comit. G&m&r, Leutschau 1808, 
S. 445), indem er das Verschwinden der Johannisfeuer beklagt: 
non ita se res habuit cum ritu regum pentecostalium constituen- 
dorum, nostris diu multumque usitato. Hunc enim magistratus 
civiles et ecclesiastici censuris et edictis suis impugnare et 
abolere debebant. Fit huius ritus in protocollis provincialibus, 
inprimis autem adversariis ecclesiasticis evangelicis luculenta et iterata 
mentio. Nimirum quoties visitationes, quae audiunt ecclesiasticae, 
apud evangelicos instituebantur, toties in abolenda ista consuetudine 
laborabatur. Consistebat autem ritus hie in eo, quod feriis 
pentecostalibus anus e numero juvenum alicuius loci, in magistraium 
incolarum omnium, cum potestata brevi duratura, sed regio nomine 
insignita, creabatur, eique potestas iudiciaria et suprema antiquatis 
tantisper ordinariis localibus magistratibus , deferebatur. Quid sibi 
consuetudo haec voluerit, facile dictu non est existimaverim vulgus 
hac cerimonia morem majorum duces creandi, procerum item regem 
eligentium imitari voluisse (?), idque inprimis inde coniecerim, quod 
provinciales magistratus ei abolendo turn demum manus et animum 
adjecerint, dum regnum Hungariae desiit esse electitium. Scilicet 
iuxta adversaria publica a. 1673 udem magistratus incolas Janos- 
sienses et Pdlfalvenses graviter ideo animadverterunt, quod reges 
pentecostales constituere fuerint ausi." 

lch habe diese Stelle ganz mitgeteilt, weil sie — wie wir 
sehen werden — fur diesen Pfingstbrauch von hoher Bedeutung und 
Wichtigkeit ist. Der alte Geschichtsschreiber Bel (Not. Hungariae 
nov. hist, geogr. Wien 1755; 2. 136) weiss von solchem Verbote 
nichts, ja er lasst die PfingstkGnige sogar auf der Wallfahrt nach 
St. Elisabeth bei Cs6t5rt5k (Csall6k0zer Gegend) auftreten : „Huc 
sacras peregrination es altera pentecostes feria institui olim accepimus, 
religione oppido eximias, atque hilaritate insigni. Rusticum scilicet 
vulgus, vetere suo more vicatim sibi reges, diebus pentecostes sublegit, 
quos vernacule : punkosdi kirdly h. e. reges pentecostales, seu tempo- 
rarios vocant. Frequentes hue coeunt, cumque sacra concelebrassent, 
effunduntur in choreas et tripudia. Rebus florentioribus, adeo haec 



— 56 — 

cerimonia obibatur sollicite, ut heri ipsi subditos sibi, ad earn faciendam 
compellerent, iam aliquot retro annis, obsolescere ea solemnitas 
coepit, credo ob angustam rem agrariam." 

Auf eine gewisse Zeit also wurden die eigentlichen BehGrden 
abgesetzt und dem PfingstkOnig die Oberhoheit und Gerichtsbarkeit 
in eigentlichem Sinne des Wortes verliehen. In Dercsika erklart 
sich das Volk diesen Pfingstbrauch also: In uralter Zeit sei es 
Brauch gewesen, dass die Grossen des Reiches sich ver- 
sammelten und am Pfingsttage einen K6nig wahlten, der 
aber nur ein Jahr lang regierte, dann aber abgesetzt 
wurde und dem neugewahlten Kflnige Platz machen 
musste. Gewflhnlich ward ein Hirtenjunge durch einen Schlaf- 
trunk betSubt und zum KOnige gewahlt. Nach Jahresfrist wurde 
er wieder eingeschiafert und als er erwachte, hatte schon ein anderer 
seinen Platz eingenommen (Ipolyi, S. 307 Anm.). „Man hat darauf 
hingewiesen, dass es in England einst Sitte gewesen sei, die 
KOnigswahl, beziehungsweise KOnigskrflnung an Pfingsten vorzu- 
nehmen, und gemeint, dass man dabei an die besondere Einwirkung 
des heiligen Geistes gedacht habe. Das kann sein, aber die Sitte 
(iberhaupt, alle auf die offentliche Ordnung und das Gemeinwesen 
bezOglichen Wahlen im Maifelde vorzunehmen, ist doch viel alter. 
Aus ihr ist halb und halb als Spiel die Wahl der Maikonige und 
SchutzenkGnige entstanden, und insofern die Brauche des 
Maifeldes auf Pfingsten fielen, istdaraus dieWahlzeit 
geworden". In Ungarn hat sich diese Erinnerung noch bis ans 
Ende des vorigen und zu Anfang des laufenden Jahrhunderts wach 
zu erhalten gewusst, indem — wie wir sahen — die Pfingstkflnige 
in der That eine kurze Zeit lang die eigentlichen Behorden vertraten. 

Was die Form des heutigen Pfingstbrauches anbelangt, wie 
derselbe im Nogrdder, Honter, G6m5rer Komitat und in der Csall6- 
kflzer Gegend fortlebt (s. Ipolyi, S. 303), so wird am ersten, an 
vielen Orten am zweiten Pfingsttage nach der Nachmittagskirche 
von den Burschen aus ihrem Kreis ein Pfingstkflnig gewahlt. In 
vielen Ortschaften findet vorerst ein Pferderennen statt und der 
flinkste Reiter wird dann als Pfingstkonig begrttsst (Res5-Ensel, 
S. 213). Die Maide wahlen sich die schonste und schmuckste 
Jungfrau zur PfingstkOnigin. K5nig und K5nigin werden mit Zierat, 
Blumen und Laub behangen, ihnen Kronen aufgesetzt und nun von 



- 57 — 

Haus zu Haus gefuhrt, wo sie tanzen mtissen und dafur Gaben 
erhalten. Also auch die Festerinnerung des Gabensammelns, 
namentlich — wie wir gleich sehen werden — wieder eines fflrm- 
lichen Erpressens derselben bei den Frauen, erscheint ebenfalls als 
alte Sitte. 

Beim Tanzen wird auch heute noch das alte Lied vom KGnigs- 
paar gesungen: 

Mima vagyon, mama vagyon, Heute ist, heute ist 

Piros piinkosd napja, Rotrosiger Pfingsttag; 

Holnap vagyon, holnap vagyon Morgen ist, morgen ist 

Annak masik napja! Sein zweiter Tag! 



Nun fallt der Chor ein: 



Hadd tapodjuk, hadd tipodjuk, Lass* treten wir, lass* stampfen wir, 
Piros piinkosd napjat! Rotrosigen Pfingsttag! 

Oder es wird in einer anderen Variante gesungen: 

Mi van, mi van ma, piros piinkosd napja, 
Holnap lesz, holnap lesz a misodik napja. 
Jo legeny, jd legeny! jol megfogd a kantirt, 
Ne tiposd, ne taposd a punkosdi rdszat. 
Szalljon hizatokra az egek harmatja, 
Mint az elott szillott az apostolokra. 

Was ist heut*, was ist heut', rotrosiger Pfingsttag, 
Morgen wird, morgen wird sein zweiter Tag, 
Guter Burse h', guter Bursch' ! gut pack' an den Zaun, 
Nicht zerstampf, nicht zerstampf die Pfingstrose. 
Fallen mag auf euer Haus des Himmels Tau, 
Wie einst er gefallen ist auf die Apostel. 

Die zwei letzten Zeilen gelten dem Haus, vor welchem eben getanzt 
und um Gaben gebeten wird. Ipolyi (S. 304) ist nun aus den 
Worten „rotrosige Pfingsten" (piros punkflsd) und der Stelle: „Guter 
Bursch', guter Bursch', gut pack' an den Zaun! 4 ' (J6 legeny, j6 
legeny ! j61 megfogd a kantdrt) geneigt, auf den Einzug des rosigen 
Lenzes hoch zu Ross — zu schliessen. Was die erste Stelle an- 
belangt, so ist „piros punkflsd" eine stereotype Formel der magya- 
rischen Volkspoesie und der Passus „gut pack' an den Zaun" weist 
auf die alte Maifahrt nach der Gerichtsstatte hin, die eben in dem 
obenerwahnten Pferdewettrennen ihr letztes Ueberbleibsel ge- 
funden hat. 



— 58 — 

Was das oben erwahnte Gabenerpressen namentlich bei der 
Hausfrau anbelangt, so ist es (besonders in Kiliti und Umgebung) 
Brauch, dass am Pfingsttage kleine Madchen mit einer laubbekranzten 
Strohpuppe von Haus zu Haus wandern und vor den Fenstern 
singen : 

Elhozta isten piros punkosd napjit, 
Mink is meghordozzuk kiralynenk asszonykat. 

Gebracht hat Gott rotrosigen Pfingsttag, 
Auch wir tragen herum unsre Frau Konigin. 

Dann werfen sie die Puppe in die Hflhe mit dem Rufe: „Euer 
Hanf wachse so hoch hinauf ' (a ketek kendere ilyen nagyra nOljGn). 
Nun werden sie beschenkt entlassen. Zu blossem Kinderspiel ist 
die PfingstkGnigin und das bedeutungsvolle Gabensammeln fur das 
allgemeine Mahl nach abgehaltenem Gerichtstag im Freien geworden. 
Wir haben also auch hier wieder alle Teile der alten „Fest- 
zeit" im schflnsten Vereine wiedergefunden; zur Erprobung fehlt 
nur noch die Antwort auf die Frage, ob sich auch zu Pfingsten der 
Mensch der Anwesenheit und Teilnahme seiner Geisterwelt 
erfreut? Klar und deutlich leiten Lippert's treffliche Worte (S. 640) 
die Beantwortung dieser Frage ein: ,,Wo man auf Pfingsten die 
Eigenschaft des alten Kultfestes nicht Qbertragen, sondern bloss 
durch die Lieblichkeit der Jahreszeit und die Rast der Feldarbeit 
gereizt, mehr des Genusses wegen einige Formen von den Nach- 
barn entlehnt hat, da darf man ein besonderes Hervortreten der 
Geisterwelt nicht erwarten. Hier wird also auch der Hexenspuk 
nicht mit Intensity hervortreten. Dagegen konnen wir aus dem 
Osten die ausgesprochensten Zeugnisse beibringen. Die Ruthenen 
wissen es ganz klar, dass bei ihnen das Koboldgeschlecht des 
Rusalky genau von Pfingsten bis Set. Peter unter den Menschen 
weilt." Neue Belege liefert der Volksglauben der Magyaren, der 
zugleich daffir zeugt, dass seine PfingstbrSuche nicht von Nachbar- 
vSlkern entlehnt worden sind, abgesehen davon, dass sich diese 
BrSuche auch bei den stammverwandten Mordvinen wiederfinden 
(s. Barn a Ferd., flsvaltesunk foistenei = Die Hauptgfltter unserer 
Urreligion, S. 43). Die Schwelle muss man am Vorabend des 
Pfingstfestes mit etwas Salz bestreuen und mit Knoblauch einreiben, 
damit die „B&sen" den „Segen Gottes", der in dieser Nacht vom 
Himmel auf die Menschen, je nach Verdienst, traufelt, vom Gebaude 



— 59 — 

nicht verscheuchen kflnnen. Aus diesem Grunde wirft im Kalota- 
szeger Bezirk an diesem Abend die Hausfrau ein Strohbundel auf 
das Hausdach, nachdem sie auf ersteres vorher uriniert hat. Damit 
die Kuh reichlich Milch geben soil, muss man sie an diesem 
Abend mit einem Birkenbesen schlagen. Damit man das ganze 
Jahr hindurch an Brot keinen Mangel leiden soil, so schutteln im 
Kalotaszeger Bezirk je 20 bis 30 Frauen ihre Mehlsacke in einen 
Sack ab, der dann von einer Frau auf den Friedhof getragen wird, 
wo sie den Mehlstaub aus dem Sacke auf ein beliebiges Frauengrab 
schQttelt; ein Brauch, welcher Pfingsten auf das zweifelloseste unter 
jene Zeiten einreiht, in welchen der Mensch mit den Seelen der 
Verstorbenen verkehrt." — 

Wir gehen nun zum letzten der Sommerfeste, zum Johannis- 
tage iiber, wo wir alle die Zaubereien wiederfinden, welche die 
ScheidemUnze jedes Volksglaubens bilden. Als Hexenscheucher ist 
das Johannisfeuer in der halben Welt bekannt. „Bei keinem 
Feste", sagt Lip pert, „hat sich gerade diese Spezialit^t so all- 
gemein erhalten, und wo die Zeit schon alles Alte abgestreift hat, 
da ist, nicht zum mindesten dank den nun in Aktion tretenden 
Kiihjungen, doch noch dieser Rest geblieben, — aber unsere Kinder 
werden ihn auch nicht mehr kennen lernen." Schon Nikolaus von 
Telegdi, ein alter Kirchenschriftsteller Ungarns, erwahnt dieser 
Johannisfeuer und zwar in hflchst geistlicher Weise: „Sie freuen 
sich der Geburt des hi. Johannes; als Ausdruck dieser Freude 
pflegen sie am hi. Johannisabend iiberall Feuer anzulegen, als ob 
sie sich auch jetzt noch freuen warden, dass Gott den hi. Johannes 
auf die Welt gesendet hat. Denn es ist Brauch, besonders bei 
fremden Nationen, dass wenn die Menschen ihre Freude fiber nicht 
gewflhnliche Dinge ausdriicken wollen, sie in den Fenstern der 
Hauser und Tarme Lampen anbrennen und auf den Platzen und 
Strassen Feuer anzQnden." Telegdi fQhrt die Johannisfeuer also 
in recht christlicher Beleuchtung auf, nicht aber, wie G. Lindner 
(Das Feuer; Brunn 1881, S. 127) ihm irrtttmlicher Weise den Aus- 
druck „heidnischen Ursprung" zumutet. Bartholomaeides (a. a. 0. 
S. 44}) schreibt schon 1808: „Moris ignem et rogos in villis et 
compitis feriis Johannis accendendi . . . . aut pridie vesperascente 
coelo, in plateis aut compitis pyram construere solebant incolae, 
succensa iuvenes inprimis virginisque loci, laeti et iocabundi rogo 



— 62 — 

knechte betteln am Johannisabend Stroh und Reisig zu- 
sammen; wo man ihnen keines gibt, nehmen sie es sich 
mit Gewalt, stellen die Garben mit dem spitzen Ende nach oben 
auf, zUnden das Feuer an, umtanzen es und singen Lieder dazu 
(I poly i, S. 194). G. Lindner (a. a. 0., S. 128) teilt ein Lied aus 
OberGsterreich mit, das am Johannisabend gesungen wurde und 
verdient, weil L.'s Werk wenig zuganglich ist, hier mitgeteilt zu 
werden. Es lautet: 

Gets mein lieben Buebnl Schenks uns e starks; 

Holz wollme zsamme trage. Halige Sixt! 

Jetzt springmer fibers Fuie, Schenks uns e diks; 

Denn gebmer Stuie. Halige Koloman! 

Halige VeitI Ziind unse Haus net an. 

Schenk uns e Scheit; Wer mer e Scheit gibt, is e brave Man, 

Halige Marks Wer mer kans gibt, is e rechte Gogkelhan! 

In Kiliti ztinden sechs Hirten das Feuer an; die Hausfrauen 
begiessen mit dem an demselben gewarmten Wasser das Kraut, 
damit es die Raupen nicht fressen; die Asche wird in die Krippe 
der Rinder gestreut, urn dieselben vor Behexung zu schutzen. In 
N6grdd-Luddny gehen am Johannisabend die Bursche und Maide, 
jedes mit einer Strohschaube in der Hand, auf eine Wiese an der 
Eipel; dort legen sie das Stroh gewOhnlich in zwfllf Haufen (far 
die 12 Monate des Jahres) und zUnden sie an. Hierauf umgehen 
sie das Feuer, singen und halten einen Biischel Gliedkraut (tisztes 
fa = ehrsames Gras) in den Rauch mit den Worten: „Keine Beule 
werde an meinem KGrper, kein Bruch an meinem Fuss" (keles ne 
legyen a testemen, tares ne legyen a ldbamon). Das Fest dauert 
drei Tage; das Halten des Gliedkrautes Qber das Feuer ist eine 
ebenso wichtige und notwendige Ceremonie, als das Beschreiten 
des Feuers mit nacktem Fusse und das Ausstampfen der Flamme. 
Das Gliedkraut wird aufbewahrt und vorkommenden Krankheitsfalles 
ins Bad gelegt (Ipolyi, S. 195). In Kecskemet war es Brauch, 
einen Besen aus Johanniskraut zu binden, denselben in die Glut 
des Johannisfeuers aufrecht hineinzustecken und dann iiber ihn 
hinwegzuspringen. Aus dem glttcklichen Ueberspringen schloss man 
auf das Wohl und Wehe des Springers (Ipolyi, S. 195). Besen 
als Hexenfetische bilden das beliebteste Material. Der Gedanken- 
weg zum Zauberischen dabei ist leicht zu erkennen. Das Feuer 



— 63 — 

verscheucht zuerst die Geister (iberhaupt, wenn sich der Mensch 
vor Spuk sichern will. Mit dem Erlaschen der alten Religions- 
vorstellungen denkt man nur noch an die unliebsamen Geister; 
man verscheucht sie und bricht ihren Einfluss. Indem man so von 
Feld und Vieh, das dem Menschen das Teuerste ist, jeden Schaden 
abwehrt, Gffnet man dem Segen die Thar. Das Feuer bringt. daher 
den Segen, und indem es also segenbringend ist, zieht man aus 
der BerQhrung mit demselben allerlei Nutzen. Es niitzt schon, 
dasselbe zu umtanzen und zu Uberspringen, was einst auch fttrstliche 
Personen ubten (Grimm, D. Myth., S. 586); es nOtzt den Augen, in 
bestimmter Weise hineinzublicken, es nutzen die angebrannten 
Scheite und Kohlen u. s. w. Trifft eine solche Zaubervorstellung 
auf dem natiirlichen Wege ihrer Entwickelung eine andere, langst 
aufgenommene, so entstehen Kreuzungen, die fur sich allein schwer 
zu begreifen waren. So wissen wir bereits, warum man einen 
schatzenden Gegenstand unter die Schwelle vergrabt. Ist nun die 
Johanniskohle ein solcher geworden, so wird man auch darauf 
gefasst sein kftnnen, dass ihn jemand unter seiner Thtirschwelle 
vergrabt. In BGhmen pflegten sonst die Knaben, wenn sie von dem 
Johannisfeuer heimkamen, ihren Eltern solche Kohlen mitzubringen, 
und diese vergruben sie unter der Thtirschwelle, „um das Haus 
gegen allerlei Zauber zu schiitzen." In Ungarn vergrabt man am 
Johannisfeuer oder, wo solches schon unbekannt geworden, im Weih- 
rauchbecken der Kirche angebrannte Holzsttickchen in der Nahe 
des Hauses, urn dasselbe vor dem Blitze, vor Feuersgefahr Uberhaupt 
zu schiitzen. In den katholischen Ortschaften des Kalotaszeger 
Bezirks vergrabt man an gleichem Orte zu gleichem Zwecke solche 
Holzsttickchen, die man am Alters eel en tag an Kerzen angebrannt 
hat, die auf Grabern brennen. 

Ganz abweichend von den bisher erwShnten GebrSuchen ist 
die im Donau-Uferorte Maros samt Umgebung bei der aus Deutschen 
und Magyaren gemischten BevGlkerung herrschende Sine: Am 
Johannisabend geht die Jugend an das Donau-Ufer, die Madchen 
Stehen am unteren, die Burschen am oberen Rande des Ufers. 
Nachdem sie Feuer gemacht haben, fUgen sie an das Ende ihrer 
StGcke ein Rad ein, welches sie in der Glut anziinden und rasch 
herumdrehen, worauf sie es in die Donau rollen, indem sie dabei 
folgendes Lied (Originaltext bei Ipolyi, S. 194) absingen: 



60 



adstabant, eumque subinde transiliebant, nee nisi consumta penitus 
ignis materia relinquebant ; a. 1780 ritum hunc adhuc in quibusdam 
locis usurpatum meminimus, qui vero hodie (1808) vix iam alicubi 
obtinet (?)". Csaplovics (Gemalde v. Ung., 2. 225) schreibt noch 
spater (1829): „Im Monat Juni pflegt die Jugend am Vorabend des 
Johannistages in der Abenddammerung auf Gebirgen Feuer 
anzuziinden und dies zu iiberspringen, mit brennenden 
Fackeln laufen sie auf und ab und bringen da singend und 
spielend den grflssten Teil der Nacht zu; diese Sitte mag sich 
von heidnischen Zeiten herschreiben." 

Die Jugend versammelt sich am Abend dieses Tages gewflhn- 
lich auf einer AnhGhe und ziindet ein Feuer an, Qber welches 
hinweg die Maide springen. Aus dem Sprunge schliesst man dann 
auf ihre Verehelichung. Die Maid, welche geschickt das Feuer 
Qberspringt, kommt bald unter die Haube. Wahrend des Springens 
der Maide wird an vielen Orten Ungarns das folgende Bruchstiick 
eines alten Liedes (Originaltext bei Ipolyi, S. 193) gesungen, das 
ich in genauer Uebersetzung hier mitteilen will: 

Feuer ziinden wir an, 

An vier Ecken ziinden wir es an, 

An einer Ecke sitzen schone alte Manner, 

An der anderen Ecke sitzen schone alte Frauen, 

An der dritten Ecke sitzen schone junge Burschen, 

An der vierten Ecke sitzen schone Jungfrauen. 

Beim Ueberspringen des Feuers wird gesungen: 



Es brennt N.'s(Mannername) Steinhaus, 

Wen', nicht lassen wir die Armen! 

Loschen wir es, loschen wir es! 

Der lange Baumast zweigt sich ab, 

Der eine Zweig neigt sich in N.'s Hof, 

Ueber dem Haar eine Perlenkrone, 

Er neigte sich in N.'s Hof, 

Ueber dem Haupt Perlenkranz, 

Blume mein, mit dir geh' ich 

Die eine Blume: schone Aehrenblume, 

Du schone Blume, 

Lebt die Welt. 

Wort fiir Wort spricht 

Wahrlich mit mir 

Wetteifre nicht mit mir, 



Loschen wir es, loschen wir es! 

Es brennt N.'s (Madchenname) Steinhaus, 

Wen', nicht lassen wir die Armen! 

Uebers Meer neigt er sich, 

Der andere zur seidenhaarigen N. 

Perle ist der andere Zweig, 

Zur seidenhaarigen N. 

Mit mir wetteifern drei Blumen, 

Blume mein, von dir nicht lass' ich. 

Wetteifre nicht mit mir, 

Denn von mir 

Blume mein, mit dir geh' ich, u. s. w. 

Die schone Rebenblute: 

Li est man die hl.Messe, Blume mein,u.s.w. 

Schones Veilchen, 



— 65 - 

Bis das Kind getauft wird, muss die Kerze neben ihm brennen, 
damit es die Hexe nicht auswechsele ; wenn aber Verdacht geschflpft 
wird, dass das Kind schon ausgewechselt sei, so muss man es vor 
dasbrennendeHerdfeuer halten. Wenn es ausgewechselt ist, so 
beginnt es zu schreien und der bBse Geist reisst es in die Flamme, 
oder die Hexe holt, besorgt urn das Ihrige, dasselbe ab. 

Die Brautwerbung heisst im Magyarischen jetzt noch „h£ztQz- 
nez6s" (Hausfeuerschau). Die Brautwerber verlangen von der Braut 
Feuer und Wasser. Wenn die Braut ins Hochzeitshaus geftihrt 
wird, zundet man vom Hochzeitswagen herabgeworfenes Stroh an. 
Beim Dorfe oder Hochzeitshause angekommen, wird ein Strohfeuer 
angezilndet, welches umtanzt und iibersprungen wird. Am nSchsten 
Tage wird die junge Frau ans Ende des Dorfes gefflhrt, wo sie wieder 
das angezUndete Feuer umtanzen und Qberspringen, was sie Sengen 
(perzselfo) nennen, vor welchem. aber die junge Frau flieht, und 
von welchem sie sich mit Geld loskaufen muss, weil sie sonst nicht 
ins Haus hineingelassen wird. Nach Gebrauchen, die auf der Insel 
Schiitt bestehen, wird die Braut berauchert und in ihre SchOrze 
etwas Weizen oder Gerste geworfen. Bei ihrem ersten Eintritt in 
ihr neues Heim muss sie ihre Augen auf das Herdfeuer richten. 
In der Theissgegend wird die Braut am Tage mit brennenden 
Fackeln begleitet. In manchen Gegenden werden urn die tanzende 
Braut brennende Kerzen auf den Boden gestellt (I poly i, S. 543). 

Um den begonnenen Festkreis des Jahres abzuschliessen, haben 
wir noch zweier Festtage zu gedenken, an denen besondere BrSuche 
beobachtet werden. Am Martinstage heisst es, reite der Winter 
auf weissem Rosse ins Land ; der ROckenknochen der Martinigans, 
die an diesem Tage geschlachtet wird, heisst „Martinssattel" 
(Morton nyerge). Lasst man denselben einige Zeit lang in der 
Herdglut liegen, so kann man aus den auf ihm entstandenen r5t- 
lichen oder schwarzen Punkten, oder aus seiner weissen oder r5t- 
lichen Farbung auf die Witterung des kommenden Winters schliessen. 
Hat der RQcken schwarze Punkte und ist er rfltlicher F8rbung, so 
wird der Winter lau und kotig sein ; ist er von weisser Farbe oder 
hat er rfltliche Punkte, so steht ein strenger, schneereicher Winter 
bevor (Ipolyi, S. 307). 

Lippert schreibt (a. a. 0., S. 664) ohne den magyarischen 
Nikolaus (Mikl6s) zu kennen, also: „S. Nikolaus — friiher gleich 

5 



— 66 - 

S. Georg beritten — stellt sich am Vorabende seines Festes selbst 
der Jugend als TeufelsbSndiger vor, indem er den mit Ketten um- 
wundenen Kerl mit sich fQhrt, dem landschaftlich die verschiedensten 
Namen beigelegt werden. Der slavische Rupprecht heisst in BGhmen 
und Mahren ausdrQcklich der Teufel." In vielen magyarischen 
Orten wird ein als Greis verkleideter Bursche von seinen Kameraden 
an Ketten von Haus zu Haus gefahrt und musste „als gebandigter 
Winter" um Gaben tanzen. Dann wurde zum Schluss der Haus- 
herr geprQgelt, „damit er im Winter nicht friere" (vgl. Ipolyi, 
S. 5 J 9)- Vor Jahren ward in Klausenburg jedermann auf der Gasse 
von der Truppe geschlagen und musste eine Gabe aberreichen. — 
Wir wSren somit an den Schluss unserer Zusammenstellung 
der magyarischen Festgebrauche angelangt, die ein wichtiges Kapitel 
in der vergleichenden Volkskunde bilden. Sie zeigen, wie nach- 
haltig die Macht der Gewohnheit ist, auch wenn ihr langst der 
saftezuftthrende Boden entzogen zu sein scheint; sie zeigen aber 
auch, dass diese Festformen „schon lange als von bestimmten 
Zeiten bedingte Lebensformen da waren, ehe man daran dachte, 
davon den Begriff einer Feier zu abstrahieren und nach dem 
Gegenstande zu suchen, der gefeiert werden sollte" Wie viel in 
den heutigen FestgebrSuchen von den alten heidnischen Festge- 
brSuchen der Magyaren noch als Rudiment ttbrig geblieben ist und 
sich mit Entlehnungen aus fremdem Festgebrauche vermischt hat, das 
zu bestimmen wird die Aufgabe der vergleichenden Volkskunde, der 
Wissenschaft der kommenden Jahrhunderte sein. 



III. 

Zauber mit menschlichen Korperteilen. 

Der Glaube an eine geheimnisvolle Kraft menschlicher KSrper- 
teile ist, wie bei alien VGlkerschaften, die von der Ethnologie bis- 
lang in den Kreis ihrer Beobachtung gezogen worden sind, auch 
bei den Magyaren verbreitet. Welche hohe Bedeutung dieser 
Glaube fiir die Geschichte der Religion, des Kultus und der Sitte 
gehabt hat und im gewissen Sinne noch heutigestags hat, das 
zeigen die diesbeziiglichen Zusammenstellungen, welche der ver- 
dienstvolle Volksforscher F. S. Krauss im Verein mit anderen 
bislang verGffentlicht hat („Am Ur-Quell," III. Bd. 1892). „Auch 
von diesem Gesichtspunkte aus sollte man", schreibt Th. Achelis, 
„um ein wirklich erschflpfendes Verstandnis unserer eigenen mytho- 
logischen und religiflsen Ideenwelt zu gewinnen, sich nicht mehr 
mit den landlaufigen theologischen Kriterien und abstrakt-spekulativen 
ErklSrungsversuchen begnUgen, sondern zu den Akten der Vfllker- 
und Volkskunde greifen, die eben allein uns diesen induktiven 
Einblick in das organische Wachstum des menschlichen Geistes 
verschaffen kGnnen." 

Ueber den Zauber mit menschlichen Korperteilen bei den 
Magyaren liegen weniger gedruckte Angaben vor, als iiber die 
anderen Zweige des Volksglaubens. Dies liegt jedoch gewiss nicht 
darin, dass dieser Zweig des Volksglaubens bei den Magyaren nicht 
auch seine Ranken geschlungen habe; der Grund ist vielmehr nur 
darin zu suchen, dass man sich in Ungarn mit Volkskunde erst in 
neuester Zeit ernstlich zu befassen beginnt. Von den zahlreichen, 
in alteren und neueren Tagesblattern erschienenen Berichten fiber 
die Entdeckung sogenannter „Hexen- oder Teufelsktichen" durch 
die BehGrden, will ich hier absehen und nur zwei Berichte J oh. 
Vargas (A babonak kOnyve = Buch des Abergl. ; Arad 1877, 

5* 



— 68 - 

S. 140 u. 155) in wOrtlicher Uebersetzung mitteilen: „Vor einigen 
Jahren entdeckte in Debreczin die Polizei eine HexenkOche. 
Richtiger gesagt: eine HallenkOche; denn wahrlich das, was dort 
gebraut wurde, das kochte bei teuflischem Feuer. Dort fand man 
Menschenschadel, auf denen noch die Haare waren; das alte Weib 
(die Besitzerin der Kiiche) kaufte vom Totengraber die Leichen 
und verbrannte deren Gebeine — zu Medizinen. Da waren ge- 
dftrrte Schlangen, Frftsche und anderes ekelhafte Getier; Toten- 
nagel, Stricke von Erhangten und deren Haare, und Gott weiss 
noch was alles, woraus Speisen, GetrSnke und Salben bereitet 
wurden." — Der andere Bericht lautet: „Vor nicht langer Zeit 
geschah es, dass in M^rmaros eine arme Frau aus der Theiss Wasser 
schftpfte und in der N2he unter den Steinen die Leiche ihres vor 
einigen Tagen verstorbenen Kindes erblickte. Dem Leichnam fehlte 
die Zunge, das Herz und der kleine Finger, ebenso das Toten- 
hemdchen. Zu Tod erschreckt las sie die Ueberreste ihres kleinen 
Toten zusammen und lief zum Richter. Der Fall versetzte die 
ganze Stadt in die grftsste Aufregung und dieser ist es zuzuschreiben, 
dass man schon am Nachmittage desselben Tages die beiden 
Schuldigen dingfest machte, welche den begrabenen kleinen Leich- 
nam auf eine so schreckliche Art versttimmelt hatten. Eine alte 
HeilkUnstlerin und der Totengraber arbeiteten sich in die Hand 
und gruben die beerdigten Kinder heraus und teilten sich in den 
Preis der aus Kinderzungen, Fingern, Herzen und Hemden ver- 
fertigten Zaubermittel." 

Es kann nun nicht hier meine Aufgabe sein, eine alle Einzel- 
heiten erschflpfende Zusammenstellung des vorliegenden Themas zu 
geben; nur mit einigen Streiflichtern mflchte ich den wundersamen 
Ideenkreis beleuchten, in welchem sich das Bewusstsein der niederen 
Volksschichten zu bewegen pflegt, soweit sie noch eben ungestftrt 
von dem verhangnisvollen Einfluss einer haheren Bildung in dem 
Banne ihres ursprUnglichen Daimonismuses verblieben sind. 

Wir beginnen mit dem Blut. 

In einigen Gegenden herrscht der Brauch, dass wenn der 
Namenstag einer Person auf einen Freitag fallt, dieselbe etwas von 
ihrem Blute und Speichel auf einen Lappen eines ihrer abgetragenen 
Kleidungsstucke wischt und diesen Lappen dann verbrennt. Es 
heisst, dass die betreffende Person dadurch auch das, ihr bis zu 



— 69 — 

dem Tage, wo ihr Namenstag wieder auf einen Freitag fallt, 
bevorstehende Unglilck verbrenne. Im Siidosten SiebenbQrgens 
hangt man bei dieser Gelegenheit solche Lappen vor Sonnenaufgang 
an einen Baum. Verschwindet der Lappen bis zum nSchsten 
Sonnenaufgang vom Baume, so verschwindet auch das bevorstehende 
UnglQck. — 

Es heisst: als man Christus kreuzigen wollte, so fand man 
keinen Baum, der ihn tragen konnte. Jedes Kreuz brach unter 
ihm zusammen, denn er hatte alle Baume in den Bann gethan 
(megigezte); nur auf die Espe hatte er vergessen. Als man ihn 
schliesslich an ein Kreuz aus Espenholz schlug, so brach dasselbe 
unter ihm nicht zusammen. Seit der Zeit „weint" (sfr) die Espe . . . 
In Mittelungarn macht man zu Weihnachten aus Espenholz den 
sogenannten czolonk (Keil), den man bei gefahrvollen Unter- 
nehmungen am blossen Leibe tragt, um gegen Hexen und Teufel, 
Kugel und Schwert u. s. w. gefeit zu sein, um Glilck zu haben, 
um das vorherbestimmte Schicksal abzuandern. Es ist eine Art der 
„virgula divina", welche Cicero bei den R5mern erwahnt. Die 
letzten Worte des Szigetvirer Helden Nikolaus Zrinyi sollen 
nach Graf Nik. Beth 1 ens Aufzeichnungen gewesen sein: „Schand- 
lich ist mit mir verfahren das Schwein (der Tiirke), aber sieh' da! 
ein Holzl — das er auch wahrend einer Schlacht stets in der 
Tasche bei sich trug — stillet damit der Wunde Blut: dies ist 
dazu sehr gut" (s. Ethnographia II. S. 354, Anm.). Solche czolonk 
sah Lieutenant v. Bora wahrend des bosnischen Feldzuges bei 
gar vielen magyarischen Soldaten. Den alten czolonk, d. h. den 
man vor einem Jahre gemacht hat, ist es iiblich, zu verbrennen und 
die mit Milch gemengte Asche desselben in den Viehstall zu streuen. 
Oft bespritzt man diesen czolonk mit seinem Blute und verbrennt 
ihn, ehe man sich einen neuen schnitzelt, zu Asche, die man der- 
jenigen Person auf die Kleider streut, deren Liebe und Anhang- 
lichkeit man sich erwerben will. 

Weit verbreitet ist der Glaube, dass man durch Verfluchungen, 
Beschworungen und sympatische Mittel Menschen, denen man feind 
ist, vom Tode abholen lassen kann, ohne dass jemand davon etwas 
erfahre. Man sperre einen schwarzen Hund ein und gebe ihm bei 
abnehmendem Monde auf Brot etwas vom Sperma des Mannes 
oder den menses der Frau oder der Nachgeburt, beziehungsweise 



— 70 — 

der Nabelschnur zu fressen; dann sammele man den Kot des Hundes, 
pulverisiere ihn und mische ihn in die Speisen des Menschen, von 
dem man die erwahnten Dinge heimlich erlangt hat und dessen 
Tod man herbeifilhren will. Wer mit dem Blute eines Toten den 
Nabel eines Schlafenden einreibt, der bewirkt den baldigen Tod 
des Betreffenden. Wunscht man einer Person den Tod, so eignet 
man sich etwas von ihrem Blute an und schmiert damit die linke 
Fusssohle eines Toten vor dessen Beerdigung ein. Die betreffende 
Person verfallt dann in die Bleichsucht, magert ab in dem Maasse, 
wie der Tote in der Erde abnimmt und stirbt bald. 

Will man eine Maid oder Frau unfruchtbar machen, so reibe 
man die Genitalien eines toten Mannes mit den menses des be- 
treffenden Weibes ein. Eine Redensart im Kalotaszeger Bezirk 
lautet, auf unfruchtbare Weiber angewendet: „Sie hat auf einen 
Toten uriniert" (Holtra peselt). Die Bleichsucht vertreibt man, 
wenn man einige Tropfen vom eigenen Blute mit welchen Exkre- 
menten immer eines Toten mischt und dann in das noch offene 
Grab des betreffenden Toten kurz vor dessen Beerdigung wirft. 
Blut von Erhangten ist ein gutes Mittel gegen Epilepsie. Das Eiweiss 
und vom Dotter nur den weissen Flecken des Huhnereies soil man 
mit dem Blute des Mannes mischen, dies dann in einen Toten- 
knochen fallen und denselben an den Ort vergraben, wo der Mann 
das Wasser abzuschlagen pflegt und man erhaht dadurch die Con- 
ception der Frau. Eine Kalotaszeger Redensart auf einen kinder- 
reichen Mann angewendet, lautet: „Man hat Eier mit seinem Blute 
ihm gemischt" (ver£vel tojist kevertek neki). Menschenblut und 
Menschenfett mische man mit einander und reibe damit die Herz- 
gegend solcher Leute ein, die an hysterischem Herzklopfen und 
Atemlosigkeit leiden. Urn Irrsinnige zu besanftigen, gebe man ihnen 
einen Aufguss von Ulmenrinde, mit dem Blute eines Kindes ge- 
mischt, in einem Totenschadel zu trinken. Mit dem Blut und 
Speichel des Irren soil man das Hinterhaupt eines Toten befeuchten, 
damit der Kranke „so viel Verstand bekomme, als der Tote einst 
gehabt hat." 

Man benOtzt das Blut auch zuLiebeszauber. Zu Neu- 
mond stiehlt die Maid Mehl und Honig, backt daraus einen Kuchen, 
dem sie etwas von ihren menses beimengt, und gibt ihn dem 
Burschen zu essen, dessen Liebe sie erlangen will. Die menses 



r 



— 71 — 

dem Manne ins GetrSnk gemischt, erweckt bei ihm rasende Liebe 
zum betreffenden Weibe. Ein weit verbreiteter Liebeszauber ist: 
Das erste Ei einer schwarzen Henne wird an beiden Enden behutsam 
geftffnet und sein Inhalt herausgeblasen; die Eierschale legt man 
auf den Herd, damit die innere Feuchtigkeit verdampfe; dann steckt 
man in die Eierschale Haare, Nagelschnitzel und auch einige Tropfen 
Blut von derjenigen Person, deren Gegenliebe man begehrt; hierauf 
vergrabt man die Eierschale in den Grabhugel eines ungetauften 
Kindes; findet sich nun nach drei Tagen in der Eierschale Feuchtig- 
keit vor, so wird man seinen Zweck erreichen. Gelingt es einer 
Maid, von dem ihrem linken kleinen Finger entstrGmenden Blute, 
so lange es noch warm ist, etwas an die Haupthaare des Burschen 
zu schmieren, so muss dieser stets an sie denken. Kocht der Mann 
den Urin eines Weibes mit seinem Sperma, dem er etwas von 
seinem Blute beigemengt hat, und mischt dies in die Speisen und 
Getranke des Weibes, so muss es ihm willig werden. 

Auch bei den Magyaren ist, wie wohl Oberall, die Vorstellung 
verbreitet, der Pakt mit dem Teufel mQsse mit dem eigenen Blute 
unterzeichnet werden (Ipolyi, S. 418 ff.) Hat man das Fieber, 
so soil man auf einen Zettel mit dem eigenen Blute seinen Namen 
schreiben und den Zettel verschlingen, indem man spricht: „Nimm, 
hier hast du, was du brauchst" (Nesze, itt van, mi neked kell). 
Will der Mann sich die Treue der Gattin sichern, so schreibe er 
mit seinem Blute auf einen Zettel seinen Namen und lasse diesen 
Zettel von der Gattin unbewusst verzehren. Desgleichen thun die 
Weiber mit ihrem Menstruationsblute. 

So wie man durch Blut Liebe und Neigung erwecken kann, 
so ist man auch imstande, Abscheu und Hass hervorzurufen. 
Schmiert man die Schuhsohlen der Braut vor der Trauung mit dem 
Blute oder auch nur mit dem Speichel des BrSutigams ein, so wird 
sie ihrem Gatten bald abhold werden. Oder man schreibt mit dem 
Blute des Mannes dessen Namen auf ein Taubenei und lasst dies 
durch das Weib unversehens zertreten; die Liebe des Mannes wird 
dadurch „zertreten". Malt man mit dem Blute eines Menschen 
einen Kopf an eine Wand und sticht eine Nadel in die Figur, so 
wird der Betreffende an heftigen Kopfschmerzen so lange leiden, 
bis man die Nadel entfernt. Malt man einen Fuss und durch- 
sticht ihn mit einer Nadel, so bekommt er ein Fussleiden u. s. w. 



— 72 — 

Noch einige lose Anmerkungen ttber das Blut. Das Bluttrinken 
bei Gelegenheit von BQndnissen, Vertragen, SchwQren u. dgl. war 
auch den alten Magyaren bekannt. Der anonyme Notarius des 
KOnigs B61a schreibt u. A. (c. 5.6): „More paganismo fusis propriis 
sanguinibus in unum vas, ratum fecerunt iu ram en turn" . . . ferner: 
,, sanguis nocentis funderetur, sicut sanguis eorum fuit fusus in 
iuramento, quod fecerunt Almo duci." Die sogenannte Szekler- 
Chronik (S. 277), deren ursprUngliche Gesetze auf sechs Steintafeln 
mit Blut geschrieben waren (Ipolyi, S. 532 Anm.) erwahnt: „Pro- 
fusisque caeteri lacrimis quasi sanguineis, potum prae gaudio cele- 
brantes sumpsere", d. h. sie vergossen ihr Blut gleichwie Thranen. 
Dies Bluttrinken kommt auch beim Totenmahl des Verbulcsu vor, 
woriiber der Chronist Keza schreibt: „Pro eo Werbulchu est 
vocatus, quia Cun avus eius in prelio Crimildino per Teutonicos 
fuisset interfectus, et id ei pro certo constitisset, volens recipere 
vindictam super eos, plures Germanicos assari fecit super veru, et 
tanta crudelitate in eos dicitur exarsisse, quod quorundam quoque 
sanguinem bibit sicut vinum." 

Unschuldig vergossenes Blut lasst sich nicht bergen und 
offenbart sich stets auf irgend eine Weise. Das Blut des vom 
Blocksberge bei Ofen herabgestdrzten hi. Gerard kann die Donau 
von den Felsen bis auf den heutigen Tag nicht abwaschen. Im 
„Leben" des Heiligen (vita S. Gerardi 20, und chron. bud. 97) 
heisst es: „Danubius saepe-redundans super molem lapidis, in quo 
contritum est caput S. Gerardi, non potuit sanguinem diluere per 
septem annos, donee recollectus est a sacerdotibus, nunc in eodem 
loco, ubi contritum est caput eius, in honorem b. Gerardi m. ecclesia 
sub monte apparet fabricata." Neben Slatina befindet sich ein 
HOgel mit „roten" StrSuchern besetzt; ein Brautpaar wandelte einst 
auf diesem Hugel und wurde von Raubern ermordet, die ihre ent- 
seelten Kdrper den HOgel hinauf- und herabschleiften (Ipolyi, 
S. 364). Das Blut des unschuldig hingerichteten D. Bdnffi sprudelte 
jahrelang aus seinem Grabe hervor (Cserei, hist. 85). Selbst 
wenn ein K5rperteil, von der Leiche getrennt, anderswo beerdigt 
wird, so sprudelt Blut hervor. So blutete noch lange das abgesondert 
beerdigte Herz des Palatins Paul Pdlffy (Ipolyi, S. 364). Zahl- 
reiche Marchen und Sagen erzShlen, dass die Wunden des Ermordeten 
zu bluten begannen, sobald der Mftrder sich der Leiche naherte. 



- 73, - 

Dass die Juden Blut christlicher Jungfrauen und Kinder zu rituellen 
Zwecken verwenden, ist ein in Ungarn leider allgemein verbfeiteter 
Glaube. Ich erinnere hier nur an den Fall von Tisza-Eszldr, wo 
die Juden auf gerichtlichem Wege beschuldigt wurden, eine Maid 
zu rituellen Zwecken gemordet zu haben. 

Der menschliche Speichel hat auch im magyarischen Volks- 
glauben „besondere heilende oder zerstGrende, oder gliickbringende 
Eigenschaften und noch dazu eine eigentQmliche Macht zur Abwehr." 

Urn das Kind oder ein Tier nicht zu berufen, zu beschreien, 
so pflegt man es anzuspeien oder wenigstens den Laut des Aus- 
spuckens nachzuahmen (Kozma a. a. 0., S. 35). Denkt man bei 
sich etwas Unangenehmes oder Bdses, z. B. „wenn mein Kind sterben 
sollte, was thate ich?" — so muss man ausspeien, damit der Gedanke 
nicht in Erfiillung gehe. Arbeiter speien sich in die HSnde, bevor 
sie die Arbeit beginnen, damit das Werk gelinge. Begegnet man 
einem alten Weibe oder einem rumanischen Geistlichen, so soil 
man ausspeien, damit einem auf dem Wege nichts Uebles zustosse. 
Wird einem ein Trank angeboten, so spuckt man aus, bevor man 
trinkt, und macht man sich auf den Weg in wichtiger Angelegenheit, 
so thut man dasselbe. Ins Badewasser eines neugeborenen Kindes 
spuckt die Hebamme hinein und die Mutter spuckt wahrend ihres 
sechsw&chentlichen Einsitzens stets auf die Stelle, wohin sie ihr 
Kindlein niederlegt; dasselbe thut sie, wenn sie ihm die Brust 
reichen will. Sie spuckt aus, so oft sie in der Zeit des Einsitzens 
die ThUrschwelle Qbertreten muss. Begegnet man einem Leichen- 
zug, schreitet man an einem Kranken vo ruber, geht man ilber einen 
Kreuzweg hinweg, sieht man Katzen, Eulen, Ziegen, Krahen und 
Raben zu ungewdhnlicher Zeit und an ungewahnlichem Orte, so 
spuckt man aus. Dasselbe thue man bei Blitz und Donner. Sperrt 
man abends den Viehstall ab, so spuckt man vorher in den Stall 
und offnet man ihn morgens, so spuckt man vorher aus, bevor man 
in den Stall tritt. Jeden neugekauften Gegenstand und jedes neue 
Tier spuckt man an, damit nichts „Bdses" an ihm haften bleibe 
(vgl. Ipolyi, S. 43). 

Hat man Kopfweh, so speie man in seinen Hut oder in seine 
Miitze, so oft man die Kopfbedeckung auf- oder absetzt. Beulen 
soil man vor Sonnenaufgang anspucken, damit sie verschwinden. 
Es gibt Leute, die einen „giftigen" (merges) Speichel haben. Tritt 



— 74 — 

man in ihren Speichel, so bekommt man einen Hautausschlag und 
wenn sie jemanden anspucken, so bekommt der Betreffende an der 
Stelle ein bftsartiges GeschwUr, das man mit Kinderspeichel heilen 
kann. Hat die Mutter Brustschmerzen, so reibt sie ihre BrUste mit 
dem Speichel des Sauglings ein. Bei Neumond ballen die Kalota- 
szeger Kinder ihre Faust, speien gegen den Mond zu aus und 
sprechen: „Gib noch mehr" (adj meg tabbet), wodurch sie Geld 
zu erhalten hoffen. Von der Gelb- und Bleichsucht kann man sich 
befreien, wenn man in ein Grab vor der Beerdigung der Leiche 
spuckt. Im Kalotaszeger Bezirk muss der Gatte der Gattin bei 
schwerer Geburt in den Mund spucken. 

Wacht man in der Friihe auf und hat eine HautentzOndung, 
so heisst es: der Teufel oder eine Hexe habe einen im Schlafe 
angespieen; dagegen hilft Glockenfett und Speichel eines Kindes, 
womit man die entzQndete Stelle einreibt. Wohin eine Hexe aus- 
spuckt, dort wachst nie mehr Gras. Dasselbe gilt von ihrem Urin. 
Hat man auffallend viel UnglUck, so heisst es: „Das ist ein Teufels- 
ausspeien" (ez 5rd5g kapese). In zahlreichen Hexenprozessen heisst 
es: „Sie hat ihn oder sie angespuckt" (s. I poly i, S. 401). Bei der 
Weihe, d. h. bei ihrer endgiltigen Aufnahme unter die Hexen, muss 
die Hexe die Bibel anspucken (eb., S. 418). Feen weben aus ihrem 
Speichel eine Leiter, urn in den Himmel hinaufzusteigen. Zerreisst 
die Leiter, so fliegen ihre Stucke als Herbstfaden in der Luft herum. 
Die im Herbste (iber die Felder hinschillernden Faden der Feld- 
spinne (Altweibersommer) heissen im Magyarischen Ochsenspeichel 
(5k5rnyil). Eine Sage aus meiner unedierten Sammlung magya- 
rischer Volksdichtungen lautet darOber also: 

„Vor vielen, vielen Jahren lebte ein Ritter, der war gegen 
seine Untergebenen gar streng und hartherzig. Seine eigene Gattin 
hatte er einmal in seinem Zorn zu Tode geprOgelt und seine drei 
wunderschflnen TOchter behandelte er schlechter, denn Hunde. 
Da traf es sich einmal, dass der base Ritter in eine gar feme Stadt 
zog, urn sich von da eine Gattin zu holen. Bevor er abzog, sprach 
er zu seinen TOchtern: „ Allen Hanf, der sich am Aufboden des 
Hauses befindet, mOsst ihr bis zu meiner Rackkehr gesponnen haben, 
sonst lasse ich jede von euch an einen Baum binden und dann 
zersagen." Also sprach der Rittersmann und zog von dannen. 
Seine armen Tdchter weinten nun Tag und Nacht, denn sie wussten 



— 75 — 

nicht, wie sie den vielen Hanf aufspinnen sollten. Da traf es sich 
einmal, dass die drei Fraulein spat in der Nacht noch spannen und 
weinten, als sich die ThOre der Stube offnete und ein riesiger 
schwarzer Stier hereintrabte. Mitten im Hanfstoss, der am Boden 
lag, blieb er stehen, nahm einen Bund nach dem andern auf seine 
Hdrner, und wahrend er seinen Hals von rechts nach links bestandig 
bewegte, verwandelte sich der Hanf sofort in die schGnste Leinwand. 
Das eine der drei Fraulein stieg nun schnell auf den Aufboden 
hinauf und reichte ihrer Schwester, die auf der Leiter stand, einen 
Hanfbund nach dem andern herab. Die mittlere Schwester reichte 
den Hanf der jungsten, die unten in der Stube stand, und diese 
warf ihn vor den Stier, der mit seinen Hftrnern so rasch spann, 
dass die Schwestern kaum Zeit hatten, einander den Hanf zu Uber- 
reichen. Die eine rief stets der andern, diese wieder der dritten 
zu: „Nyujtod-e m£r?" („Reichst du ihn einmal her?"), urn sich 
gegenseitig zur Eile anzufeuern. Als es dammerte, spann der Stier 
noch immer. Aber er war auch schon sehr mode, denn so oft er 
den Hals von rechts nach links bog, da flog ihm stets der Speichel 
in langen Faden zum offenen Fenster hinaus und schwebte als 
glanzender Faden in der Luft fort. Diese Faden sieht man auch 
jetzt noch im Herbste in der Luft schweben, und wir nennen sie 
„0k6rnyil" (Ochsenspeichel). Gegen Mittag war der gesamte Hanf 
aufgesponnen, und da sturmte der Stier auf die drei Jungfrauen 
los und warf sie in die Luft; die eine fiel oben auf dem Gebirge 
neben einer Quelle auf die Erde; die andre fiel auf einen Acker, 
und die dritte fiel auf einen hohen Baum. Jede sitzt nun seit 
vielen Jahren auf ihrer Stelle und spinnt den „Ochsenspeicher ; 
aus dem Gespinst verfertigen sie dann Hemden, und wer ein solches 
findet und am Leibe tragt, der ist in allem glttcklich. An der 
Statte, wo das Haus des Ritters gestanden, hflrte man lange Jahre 
hindurch allnachtlich den Ruf erschallen : „Nyujtod? nyujtod-e m£r?" 
Und als mit der Zeit sich daselbst Leute ansiedelten, nannten sie 
das Dorf „Nyujtod" (im Sadosten SiebenbUrgens) . . . ." 

In zahlreichen Marchen spuckt die vor Hexen, Drachen u. dgl. 
fliehende Heldin hinter sich, woraus dann ein See oder Fluss entsteht. 
Redender Speichel ist auch der magyarischen Volksdichtung bekannt. 
In einem Marchen erzahlt immer der Speichel dem Gatten die 
Treulosigkeit der Gattin u. s. w. 



— 76 — 

Beim Liebeszauber ersetzt der Speichel das Blut. — 

Sch weiss kommt nur bei Liebeszauber vor. Man lege einen 
Kuchen, Apfel oder sonst etwas Essbares unter den linken Arm, 
lasse es dort durchschwitzen und gebe es dann der Person, deren 
Liebe man erzwingen will, auf nttchternen Magen zu essen. Auf 
ahnliche Weise macht man sich auch Tiere anhanglich. 

Allgemein verbreitet ist bei den Magyaren der Glaube, dass 
wer etwas vom Friedhofe sich aneignet (Blumen, Totengebein und 
dgl.), von dem betreffenden Toten urn Mitternacht besucht wird 
und den Gegenstand zurOckgeben muss. Eine Maid kochte auf 
Rat einer Hexe ein Totenbein urn Mitternacht, damit ihr lange 
abwesender Geliebter ihr erscheine. Der tote Geliebte erschien ihr 
(Ipolyi, S. 365). Im handschriftlichen Werk des Baron Med- 
nyanszky (Samml. abergl. Meinungen und GebrSuche des ge- 
meinen Volkes in den Thalern des Rokos, 1823 ; vgl. Ipolyi XXVI) 
wird (S. 47) von einem Manne erzahlt, der eine Totenrippe heim- 
brachte. Der betreffende Tote forderte urn Mitternacht seine Rippe 
zurilck. Der Mann konnte sie ihm nicht zuruckstellen, nachdem 
er sie eben verbrannt hatte. Von nun an nahm er, seine Familie 
und sein Viehstand von Tag zu Tag ab, alles magerte ab und siechte 
dahin, bis er sich eben aus Gram zu Tode soff. Inh offer (an. 
eccl. 1. 281) schreibt bei Darstellung der alten magyarischen Toten- 
gebrauche: „Non unum memorat exemplum, et interdum incundas 
lectu, sed notatu religiosas, mortuorum cum vivis concertationes et 
horum vindictas admiratione plenas." Nimmt man daher etwas 
vom Friedhofe weg, so muss man daselbst irgend etwas (Holz, 
Stein, Lappen und dgl.) zuriicklassen, urn von den Toten im Besitze 
des Weggenommenen nicht gestdrt zu werden. 

Gibt man einem Trinker Branntwein, den man durch einen 
Totenschadel gegossen hat, so wird er von der Trunksucht ge- 
heilt. In einen Schadel soil man Erde legen und in dieselbe wohl- 
riechende KrSuter pflanzen. Rauchert man mit diesen Krautern 
Irrsinnige, so besanftigt man sie dadurch; rauchert man Tiere damit, 
so werden dieselben nimmer stOrrisch und wild sein. Steckt man 
um Mitternacht in einen Schadel eine Kerze hinein, so wird dieselbe 
nie zu Ende brennen, besonders wenn sie aus Menschenfett gemacht 
ist. Solches Menschenfett kann man auf folgende leichte Weise 
erhalten: Man gehe um Mitternacht in die Kirche, wo um diese 



— 77 — 

Zeit die Toten Gottesdienst halten. Viele der Toten werden dem 
Menschen TOpfe voll Fett anbieten, das nie abnimmt, so viel man 
immer davon wegnimmt. Eine Frau ging einmal zur mitternacht- 
lichen Messe um eine halbe Stunde zu fruhe und fand in der 
Kirche die Toten beisammen, darunter viele ihrer verstorbenen 
Bekannten waren. Eine Gevatterin gab ihr einen Topf voll Fett, 
damit sie es unter die Armen verteilen solle. Die Frau trug den 
Topf heim und begann das Fett auszuteilen; dies aber nahm nie 
ab, so dass sie in der nachsten Weihnacht den vollen Topf mit 
schwerer Mtihe und Anstrengung in dieJCirche zurOcktrug und ihn 
ihrer Gevatterin zuriickgab. Im Topfe war nSmlich das Fett, welches 
die Gevatterin im Leben aus den Armen und Verlassenen aus- 
gepresst hatte (Ipolyi, S. ^64 Anm.). 

Die allgemein verbreitete Vorstellung von der zauberischen 
Gewalt des Fingers eines Toten finden wir auch im magyarischen 
Volksglauben wieder. Besonders ist es der kleine Finger eines 
totgeborenen Kindes, der angezdndet, jeden einschlafert, nur seinen 
Besitzer nicht (Varga, S. 155). 

Schabt man von einem Totengebein etwas in das GetrSnk 
des Mannes, so erhoht man seine Potenz; gibt man es der Frau 
ein, so erhoht man dadurch ihre Conception. Vergrabt man ein 
Totengebein unter die Thiirschwelle, so kann dieselbe nie ein Feind 
ubertreten. Vergrabt man es in die Scheune, so vertreibt man 
dadurch Mause und Ratten. In Sttdungarn vergrabt man Menschen- 
knochen in den Baugrund, um das Gebaude vor Ueberschwemmung 
zu sichern. Legt man ein Menschenknochensplitterchen unter die 
Bruthenne, so wachst die Brut sehr gross heran, d. h. die Kuchlein 
werden Hahner von ungewohnlicher GrOsse. Hexen ftillen ein 
Totenbein mit Weihrauch, auf den sie vorher ihren Urin lassen, 
und erhalten dadurch ein solches Werkzeug, wodurch sie alle ThUren 
GflFnen und jeden Menschen durch BerQhrung mit diesem Totenbein 
einschlafern kannen. Blickt man in irgend einer Festnacht durch 
die Rahre eines Totenbeines auf den Mond hinauf, so erblickt man 
am Monde das Bild seines Feindes, vor dem man sich am meisten zu 
hoten hat. Legt man in der Brautnacht ins Brautbett ein Totenbein, 
so wird dieFrau stets nur toteKinder gebaren. Nestelt man in den Zopf 
einer Braut bei ihrem Trauungsgange Totenhaare, so wird sie ihren 
Gatten gar bald satt bekommen ,,und an andere Manner denken". 



- 78 — 

Bricht unter den Schweinen eine Seuche aus, so verbrennt 
man Menschenknochen zu Staub und bestreut damit die Schweine. 
Wenn ein Pferd stflrrisch und wild ist, so flicht man ihm ein 
Menschenknochensplitterchen ttber Nacht in die Mahnen. Damit 
Kalber schflne grosse HGrner bekommen, reibt man sie after 
am Oberhaupte mit einer Salbe ein, die man aus pulverisierten 
Menschenknochen, Hasenfett und Wachholderasche bereitet. 

Urn Hunde bissig und wachsam zu machen, gebe man ihnen 
pulverisierte Menschenhaare in Milch zu trinken. Will man sich 
bei Epidemien vor Ansteckung bewahren, so trage man am Leibe 
eine Schnur aus Menschenhaaren geflochten. Hat man jemanden 
im Verdacht, dass er einem heimlich Schaden zufiigen will, so eigne 
man sich von ihm Haare an und hange dieselben in den Rauch- 
fang. Wenn die Haare im Rauche zerstoben sind, dann hat auch 
der betreffende Feind sein Vorhaben aufgegeben. Im Dorfe Kapus 
(Kalotaszeger Bezirk) sagt man von einer Maid, die einen Burschen 
„wahnsinnig" liebt: „Man hat ihr Werg (Haare) vergraben" (eldstak 
a szGsz£t). Man glaubt namlich, wenn ein Bursche vom Haupte 
einer Maid Haare stiehlt und dieselben auf einem Kreuzweg ver- 
grabt, jjo wird die Maid verliebt in den Burschen, sobald die ver- 
grabenen Haare vermodern. Wenn eine Maid die Liebe eines 
Burschen sich erwerben will, so eignet sie sich einige Haare von 
seinem Haupte an und spricht — die Haare gegen den Neumond 
werfend — also: 

Uj hold n&rtek, nezlek, Neumond, ich sen*, ich sen' dich an, 

Adj N. nek szerelmet; Gib dem N. Liebe, 

Hogy szeressen engemet, Damit er liebe mich, 

El is vegyen, ha lehet! Mich heirate, wenn es sein kann! 

Sagt sie dies zur rechten Zeit, dann ist der „Erfolg sicher". Es 
herrscht namlich der Glaube, dass der Neumond zu einer gewissen 
Zeit im Wachstum auf einige Augenblicke stehen bleibt, und wenn 
man ihn dann urn etwas anfleht, so muss er es gewahren, sonst 
wachst er nimmer. — 

Das menschliche Herz wird zu schauerlichen Zauberzwecken 
verwendet. Wer von einem Herzen am Tage isst, der verliert 
seinen Verstand und stirbt in der Tobsucht. Wer dagegen ein 
menschliches Herz urn Mitternacht verzehrt, der schrickt vor keiner 
Gefahr zuriick, er wird mutig und kuhn, tapfer und waghalsig. 



— 79 — 

Will man sein zukiinftiges Schicksal erfahren, so ttffne man das 
Herz eines totgeborenen Kindes um Mitternacht und viele Menschen- 
und Tierfiguren, Gegenstande und Ortschaften, welche dereinst auf 
das Schicksal des Menschen einen Einfluss ausuben, werden sich 
aus dem Herzen erheben und in der Luft zerstieben. Man erzahlt 
von einem reichen Manne im Kalotaszeger Bezirk, dass er zu 
seinem Reichtum so gelangt sei, dass er in einen Baum ein so 
grosses Loch geschnitten, in das ein menschliches Herz hinein- 
gesteckt werden konnte. Er habe nun ein Herz ins Loch gesteckt, 
und das Loch verstopft, Qber welches tiber Nacht die Baumrinde 
gewachsen sei. Nun gehe er jedesmal um Mitternacht zum Baume 
und lege sein Ohr an die Stelle, wo das Herz sich befindet und 
horche. Das Herz sage ihm nun, wo die verborgenen Schatze 
begraben seien, die er dann heimlich sich aneignet. Von einer 
Kartenaufschlagerin in N£das (Kalotaszeger Bezirk) erzahlt man 
sich, dass sie ein Frauenherz in die Zimmerwand eingemauert habe, 
gerade an der Stelle, wo sie zu sitzen pflegt, wenn man ihre 
Kunst zu Rate zieht. Hat sie ihre Karten aufgelegt und geordnet, 
dann lehne sie ihr Haupt an die Wand, vor welcher sie sitzt und 
wo sich das Herz eingemauert befindet, und horche auf die Worte 
des Herzens, das ihr nun alles mitteilt, was sich auf das Schicksal 
des Menschen bezieht, der bei ihr seine Zukunft erforschen will. 

Steckt man eine brennende Kerze in der Neujahrsnacht durch 
ein menschliches Herz, so kann man alle Verstorbenen, die man 
sehen will, zu sich zaubern und von ihnen sich ilber das Leben 
im Jenseits Bericht erstatten lassen. Der allgemein verbreitete 
Glaube, dass aus den Herzen zweier verstorbener Liebenden Blumen 
oder Baume hervorspriessen, die sich umschlingen, ist ein auch in 
der magyarischen Volkspoesie wohlbekannter Zug. In manchen 
Gegenden ist es Brauch, dass die verwittwete Ehehalfte, wenn sie 
abermals heiratet, an ihrem Hochzeitstage das Grab der verstorbenen 
Ehehalfte mit Wasser begiesst, damit deren Herz vor Sehnsucht 
und Gram nicht zu brennen beginne; ein Brauch, welcher auch 
der rumanischen Landbevftlkerung im Sttdwesten SiebenbOrgens 
bekannt ist. Oft sieht man auf dem Friedhof Qber dem Grabe ein 
Flammchen emporzQngeln, das aus einem schuldbeladenen Herzen 
kommt. Wer den Mut hat, zum Flammchen zu gehen, dem teilt 
es seine Wttnsche mit. Vollfuhrt man diese Wansche, dann findet 



— SO- 
das Herz im Grabe seine Ruhe und der betreffende Mensch wird 
glacklich. Alles, was er beginnt, ist von Erfolg und Gliick gekrOnt. 

Das Fruchthautchen, die Nachgeburt und die Nabel- 
schnur spielen auch im magyarischen Volksglauben eine Rolle. 
Das Kind, welches mit der Embryonenhaut (burok = Httlle) auf 
die Welt kommt, wird im Leben stets GlOck haben (Ipolyi, S. 341). 
Eine Redensart, auf einen glOcklichen Menschen angewendet, sagt: 
„Er ist im rosigen Fruchthautchen geboren worden" (r6zsa burokban 
szaletett). Solche Hautchen soil man aufbewahren und das Kind 
soil, wenn es erwachsen ist, stets wenigstens ein Stiickchen davon 
bei sich tragen. Dann ist es gegen Hexen- und Teufelsnachstellungen 
und vor Krankheit gefeit und geschotzt. Von solchen Fruchthautchen 
erzShlt man sich, dass sie ihren Besitzer unter Umstanden unsichtbar 
machen kannen. Vom „letzten romantischen" Rauberhauptmann 
der Puszta, dem vor einigen Jahren hingerichteten Josef Savany6, 
erzahlt man sich, dass er auch eine solche und zwar seine eigene 
Embryonenhaut besessen habe, die er, verfolgt, jedesmal auf sein 
Haupt gesetzt und dadurch sich unsichtbar gemacht habe. Durch 
diese Haut nur konnte er sich viele Jahre hindurch den Verfolgungen 
der Hascher entziehen, bis endlich einmal seine Geliebte die Haut 
unabsichtlich verbrannt habe. 

Die Nachgeburt soil man entweder begraben und dann auf 
der Stelle stehend drei Vaterunser sprechen, oder man soil sie ver- 
brennen, denn sonst stehlen sie die Hexen und formen daraus 
Wechselbalge. Will ein Weib keine Kinder mehr gebaren, so ver- 
brennt es ein Stiickchen von der Nachgeburt und mischt die Asche 
davon in das Getranke ihres Gatten. Eine Art von Kunstzeugung 
kennt auch der magyarische Volksbrauch im Kalotaszeger Bezirk. 
Will ein Ehepaar einen Sohn haben, so verschafft es sich die Nach- 
geburt von einem Knaben und legt dieselbe unter das Ehebett, in 
welches der Gatte von rechts hinaufsteigt. Will man eine Tochter 
haben, so legt man unter das Bett die Nachgeburt eines Magdleins 
und der Mann steigt linker Hand ins Bett. 

In katholischen Ortschaften feuchtet man die Nabelschnur mit 
Weihwasser an, wahrend man dieselbe in protestantischen Gemeinden 
in die Bibel oder in das Gesangbuch legt und sie daselbst trocknen 
lasst, nachdem man sie vorher mit einem roten Bindfaden fest um- 
wunden hat. Die Nabelschnur wird stets und flberall sorgfaltig 



— 81 — 

aufbewahrt, damit sich dieselbe die Hexen nicht aneignen kflnnen^ 
die daraus sich ein Saugrohr machen, mit Hilfe dessen sie aus 
grosser Entfernung den Ktthen die Milch ausmelken, ja schlafenden 
Menschen vom Blute saugen kftnnen. Hat das Kind Bauchgrimmen 
oder leidet es an Schlaflosigkeit, so soil man es mit einem Stttckchen 
von seiner Nabelschnur rauchern. 

Zum Schlusse noch einige Bemerkungen iiber den Zauber mit 
Muttermilch. Will die Mutter bewirken, dass der Vater des Kindes 
letzterem stets in vaterlicher Liebe geneigt sei, so nimmt sie die 
ausgegrabene Fussspur des Mannes, melkt etwas von ihrer Milch 
hinein und kehrt dann die Fussspur urn, d. h. die Spitze nach 
riickwarts, die Ferse nach vorwarts. Dasselbe thut ein gefallenes 
Weib, dessen Geliebter vom unehelichen Kinde nichts wissen, es 
nicht als das seine anerkennen will. 

Besprengt man einen Mann mit Frauenmilch, so bekommt er 
arge Schmerzen in den Brustwarzen, die dann einen milchigen Saft 
absondern. Melkt eine Frau ihre Milch in Kuhmilch, so verliert 
die betreffende Kuh ihre Milch. Will die Mutter eine nahrhafte, 
„fette" Milch haben, so melke sie etwas davon bei zunehmendem 
Mond in die Herdglut. Wehe Augen, in Muttermilch gewaschen, 
heilen in kurzer Zeit (s. Abschnitt VI, Boldogasszony-Milch). Will 
man eine Frau unfruchtbar machen, so melke ihr ein Weib seine 
Milch, wShrend die Frau schlaft, auf den Kopf und die Frau wird 
nie ein Kind gebaren. Gegen den Rotlauf lasse man Muttermilch 
gerinnen, schmiere sie auf Hollunderblatter und lege dann letztere 
auf die kranke Korperstelle. 

Hat die Hausfrau im Kalotaszeger Bezirk zur Zeit der Aus- 
saat Milch in den Briisten, so melkt sie etwas davon auf das Saat- 
korn, damit die FrOchte „milchig und mehlig", d. h. gut geraten 
werden. 

Wir sehen also auch aus diesen losen Bemerkungen, dass der 
Zauber selbst vor den unheimlichsten Sachen nicht zurOckschreckt 
urn vorhandenes Uebel zu beseitigen oder kommendes, zu erhoffendes 
abzuwenden. 



IV. 



Schatzgewinnung. 



Wohl in keinem Lande und bei keinem Volke Europas 
finden sich so viele Schatzgraber vor, als eben in Ungarn und be- 
sonders unter den Magyaren. Es gibt kaum ein magyarisches Dorf, 
in dessen Nahe nicht der Sage nach irgend ein Schatz vergraben 
liege; ebenso gibt es kaum ein Dorf, in dem nicht zwei, drei Schatz- 
graber lebten, die in den dazu geeigneten Nachten des Jahres aus- 
ziehen, um diesen oder jenen vergrabenen Schatz zu heben, von 
dessen Vorhandensein nur sie Kenntnis haben und ebenfalls nur 
sie die Mittel und Wege kennen, die zur Gewinnung dieses Schatzes 
fuhren. Ihnen schliessen sich dann mehrere „Laien" an, welche 
unter der Leitung dieser „gelehrten" (tud6s) Manner die Grab- 
arbeiten verrichten. Dabei sind diese Schatzgraber keine handwerks- 
massigen Schwindler, welche die Leute auszubeuten suchen, wofQr 
auch ich sie vor Jahren zu halten geneigt war. Es ist ihre feste 
Ueberzeugung, dass sie im Besitze einer von ihren Vatern ererbten, 
geheimnisvollen Kraft sind, die einst sie oder ihre mannlichen Nach- 
kommen zur erfolgreichen Gewinnung eines Schatzes hinfuhrt. Sie 
glauben namlich, dass diese geheimnisvolle Kraft vom Vater auf 
Sohn und Kindeskinder Qbergeht und endlich, wenn sie „gereift 
ist" (meg£rett), wozu dieselbe oft Jahrhunderte braucht, in einem 
der Erben zum endgiltigen Ausbruch gelangt, der dann zur sicheren 
Hebung des Schatzes fohrt. Jeder der Erben muss in den gewissen, 
zur Schatzhebung geeigneten Nachten des Jahres sein Leben lang 
die ihm innewohnende Kraft versuchen, denn er kann nicht vorher 
wissen, ob dieselbe nicht gerade in ihm zur Reife und zum Aus- 
bruch gelangt. Woher dieser eigentOmliche magyarische Volks- 
glaube seinen Ursprung nimmt, mag ich nicht entscheiden; ob 
dazu der Metallreichtum des Landes und die zahlreichen prShistori- 



— 83 — 

schen Funde das ihre beigetragen haben, lasst sich bezUglich dieser 
„vererbten Kraft" kaum denken, wenn auch Metallreichtum und 
prahistorische Funde die Schatzgrabergilde ins Leben gerufen haben 
mogen und sie auch noch heute bei Kraft und Ansehen erhalten, 
ihr jahrlich immer mehr Mitglieder zufohrend. Fur Ungarn gilt 
auch das nicht, was Jul. Lip pert (Christl. Volksglaube und Volks- 
brauch, S. 495) sagt: „Alte Sagenrudimente deuten darauf hin, dass 
die das frOhe und spate Mittelalter so sehr bewegende Schatzsucht 
ihre Quelle und Nahrung in den uberreichen Grabausstattungen 
der Vorzeit hatte. Das Grabpltindern war einst im skandinavischen 
Norden, wie in Aegypten, zur Manie geworden und nirgends scheint 
es anders gewesen zu sein." Obwohl Ungarn und SiebenbOrgen 
der Tummelplatz so vieler Volkerschaften gewesen sind und so 
mancher Schatzhaufen gefallenen Helden ins Grab gelegt wurde, 
so haben wir hier noch keine Kunde davon, dass jemals eine 
rationell betriebene Ausbeutung der Graber stattgefunden habe. 
Die Schatzgraber selbst wissen davon nichts. Sie suchen den Schatz 
des Kflnigs Darius und des Kflnigs Salomon. Diese beiden Namen 
kGnnten uns zur unbekannten Quelle der magyarischen Schatz- 
gewinnungsmanie hinleiten. Aus Volksbilchern, deren es auch im 
Magyarischen mehrere ttber die genannten KGnige gibt, lasst sich 
diese Manie wohl nicht herleiten. Sie mag schon lange, bevor 
noch das Volk die Schrift kannte, vorhanden gewesen und vielleicht 
mit einer Kulthandlung, vielleicht gar mit dem Schlangenkult in 
Verbindung gestanden sein. Solche „gelehrte" oder „kundige" 
(tud6s) Schatzgraber sind namlich gewflhnlich auch im Besitze des 
sogenannten „Schlangensteins" (kigy6ko), der sich vom Vater auf 
den Sohn vererbt. Solche Steine befinden sich dem Volksglauben 
gemass im Kopfe der „weissen" Schlange oder sie bilden die Krone 
des SchlangenkGnigs. Solche sogenannte Schlangensteine wurden 
in frOheren Zeiten von den Adligen in Gold und Silber gefasst 
und als Amulette am Halse getragen. Im Testament des FOrsten 
von Siebenbttrgen, Gabriel Bethlen, wird auch ein soldier Schlangen- 
stein erwahnt (Ipolyi, S. 244). Weisse Schlangen sind oft Feen, 
die zur Strafe in Schlangen verwandelt worden sind oder die Seelen 
Verstorbener, die ihrer Schatze los werden wollen. Wo solche 
Schlangen erscheinen, da lassen sie stets Geld zuriick, urn den 
Menschen zum Weiterspiiren zu bewegen (Ipolyi, S. 579). „Das 

6* 



— 84 — 

Verhaltnis der Seele", sagt Lip pert (a. a. o., S. 495), „zu diesen 
Schatzen und gegenUber solchen, welche sie, einer formlichen Zeit- 
manie folgend, heben wollen, ist das Element einer wahren Unzahl 
von Sagen, Marchen und Vorstellungen aberhaupt. Und weiter 
geht von hier aus die Entwicklung nach vielen Richtungen strahlen- 
fGrmig auseinander; wir gelangen von Machten, die den Schatz um 
Gottes willen los und von dem Wachteramte befreit sein mflchten, 
zu harmlosen, die nur sein Symbol bei sich tragen, und von diesen 
zu den scheusslichsten Ungetiimen, deren Bestehung in der Zeit- 
phantasie das Unilbertrefflichste ist, was eine Heldennatur leisten 
kann." 

„Die sOddeutsche Sage gibt (wie so manche magyarische) der 
Schlange nur eine kennzeichnende Livree, indem sie dieselbe mit 
dem Schliisselbunde am Halse erscheinen lasst. Ein ahnliches 
Symbol ist die Krone des „Otternk6nigs", die in ganz Deutschland 
(und Ungarn) jn Marchen wiederkehrt. Der aussere Anlass zu dieser 
Obereinstimmenden Annahme ist die bei einzelnen Exemplaren, ins- 
besondere kurz nach der Hautung sehr auffallig hervortretende 
chromgelbe Zeichnung auf dem Kopfe der Ringelnatter. Gelingt 
es, der Schlange dieses , ; Kr6nchen", wenn sie es selbst ablegt, zu 
entwenden, so hat man entweder an diesem selbst einen 
unerschGpflichen Schatz, oder man zwingt damit den 
Schatzwachter zur Auslieferung eines solchen. 

„Tritt ein uns schon bekanntes Element hinzu, namlich die 
christliche ErlGsungssehnsucht einer Seele, die — gew5hnlich ausser- 
halb ihres Grabes — an einen Schatz gebunden ist, so entsteht 
eine neue Gruppe von Sagen, die sich mehr oder weniger dem 
Typus des „verwiinschten Schlosses" anschliessen. Die Seele kampft 
nicht um ihren Schatz, im Gegenteil, sie wiinscht dessen Hebung 
um ihrer Erl5sung willen, aber ihre Gestalt — in Wirklichkeit des 
Menschen Scheu- und Schaudergefiihl — bleibt das Hindernis der 
Erfiillung. Die Seele selbst erscheint dem Menschen im Traume, 
nennt ihm den Ort im alten Schlosse oder am Thorwege oder wo 
sonst der Schatz liege. Sie sagt ihm auch voraus, wie alles kommen 
werde, und bittet ihn, sich nicht zu furchten. Unter dem grossen 
Steine werde sie als Schlange hervorkriechen, „sich um ihn 
ringeln und ihn kQssen wollen, und wenn er das ruhig ertrage, so 
werde sie erlflst sein," — sein aber der Schatz. Der Mensch ver- 



— 85 - 

spricht alles, aber im Momente, da der kalte Kuss nach ihm zdngelt, 
schreit er auf und das Werk ist zerstGrt. Diese Sagengruppe er- 
zahlt einen psychologischen Vorgang, der gewiss nicht aus der 
Luft gegriffen ist; sie ist eine jtingere Gruppe, denn sie kann nicht, 
wenn auch die Schlangen- und Schatzvorstellung schon friiher ge- 
geben war, ohne Beeinflussung durch christliche Vorstellungsweise 
entstanden sein; dagegen fusst die folgende, in welcher die Seele 
nicht klaglich und bittend, sondern furchtbar und tibermachtig auf- 
tritt, noch im heidnischen Grunde. Diese dritte Hauptgruppe um- 
fasst die Heldensagen vom verwegenen Drachenkampfe." 

Alle diese Ziige finden sich in magyarischen Sagen und 
Marchen, sowie auch im Volksglauben vor. Was nun die „Krone 
des SchlangenkGnigs" (kigy6kir£Iy koron^ja) anbelangt, von welcher 
ein Exemplar die meisten „kundigen" Schatzgraber besitzen, so 
schreibt dariiber Ipolyi (a. a. 0. S. 579, Anm.) also: „Interessant 
berichtet mir in einem Briefe aus Berlin Baron Dionysius Med- 
ny^nszky tiber eine ahnliche SchlangenkGnigskrone des Reisenden 
Haxthausen, deren Geschichte (ahnlich der ungarischen) ist, dass 
dem erscheinenden SchlangenkGnig aufgelauert wurde und man an 
den Ort dann ein farbiges Seidentuch ausbreitete, worauf der 
Schlangenkflnig seine Krone hinlegte. Der die Krone Erhaschende 
musste dann auf einem Rosse windschnell vor der ihm nacheilenden 
Schlangenschar davonjagen. Dem Reisenden bot (for eine solche 
Krone) ein persischer Hauptling eine grosse Summe Geldes an, die 
ttbrigens als Talisman auch bei Russen und Preussen sich grosser 
Verwendung erfreut; zur vollkommenen Gltickseligkeit bedarf der 
Mensch dreier solcher Kronen ; die erste verleiht moralische Eigen- 
schaften, die zweite irdischen Segen und Reichtum, die dritte ewiges 
Heil. Peters, Prosektor an der Berliner Universitat, der dies in 
einer Gesellschaft vor Baron Madnydnszky erzahlte, gab die Auf- 
klarung, dass er oft Gelegenheit gehabt habe, diese im Handel 
sowohl, als auch im Besitze von Privaten vorkommenden Dinge 
zu untersuchen, und er habe gefunden, dass dieselben einfache, 
unentwickelte SpanferkelzShne seien, die der Hiille soeben ent- 
sprungen und deren Wurzelzweige der Glasurstoff noch nicht aus- 
gefiillt habe, so dass sie mit ihren Rauten in der That eine kleine 
kn5cherne Krone bilden. Baron Mednydnszky halt auch den im 
Testament Gabriel Bethlens erwahnten Schlangenstein far einen 



— 86 — 

solchen und zwar auf Grund der von diesem Steine gegebenen 
Beschreibung, derzufolge derselbe in ein „Gehause" (tok) ge- 
fasst ist und, wenn er ein einfacher Serpentin-Stein gewesen 
ware, er gar schwer (in Gold und Silber) gefasst hatte werden 
kflnnen." 

Ich habe in den letzten zwfllf Jahren vier solcher Steine, d. h. 
„Schlangenk6nigskronen" gesehen, von denen der eine, in Gold 
gefasst, sich auf einem alten goldenen Armbande der Hdromszeker 
Adelsfamilie der von Tam£sy befindet. Die drei anderen waren im 
Besitze von Schatzgrabern und jede dieser „Schlangenkronen" war 
ein rautenahnliches, unentwickeltes Tierzahnchen. Die Familie 
Horv^th im Szeklerlande hat vor Jahren auch einen solchen Schlangen- 
stein, in einen Fingerring gefasst, besessen, der zugleich die Eigen- 
schaft besessen haben soil, Menschen von der Tollwut zu heilen 
(vergl. Treichel in den Verh. der Berliner anthrop. Gesellschaft, 
Sitzung am 18. Marz 1882, S. 244 ff.). Diesen Ring soil ein Vor- 
fahre der Familie Horvdth aus Palastina, wohin er einen Kreuzzug 
mitgemacht hatte, heimgebracht haben. Ein Gehilfe des Schneider- 
meisters Franz Papp in Kronstadt, der ein professionirter Schatz- 
grSber ist, besitzt eine „SchIangenkrone", auf deren Grundflache 
ein Kreuz und ein „J" eingeritzt ist. Mflglich, dass diese „Schlangen- 
kronen" aus dem Morgenlande von den Kreuzfahrern ursprOnglich 
als Amulette ins Land gebracht wurden und nun in den Handen 
der Schatzgraber zu Schatzgraberinsignien geworden sind. So viel 
ist gewiss, dass dergleichen „Schlangenkronen" im Lande von jeher 
zahlreich vorhanden waren. 

Wie es sich nun immer urn die Herkunft dieser „Schlangen- 
kronen" verhalten mag, so viel ist gewiss, dass sie sich vom Vater 
auf den Sohn fortlaufend vererben und zur AusrOstung der „kundigen" 
Schatzgraber gehoren, wozu auch noch die Haselrute gerechnet 
werden muss, welche jeder Schatzgraber sich alljahrlich in der 
Neujahrsnacht zu schneiden hat. Dies ist eine dreizackige, gabel- 
formige Rute, die folgendermassen vom Haselstrauche durch den 
betreffenden „kundigen" Schatzgraber in der erwahnten Nacht ge- 
schnitten wird: Der betreffende Schatzgraber fastet den ganzen 
Tag ttber und spricht am Morgen, zu Mittag und Abend des letzten 
Tages im Jahre, ebenso auf dem Wege zum Haselstrauch folgendes 
Gebet, das ich hier wenigstens in genauer Uebersetzung mitteilen 



— 87 — 

will, nach dem Originaltext, den ich im Jahre 1890 als „Mitglied" 
einer Schatzgraberbande in Kis-Enyed aufgezeichnet habe:*) 

„Heiliger Christoph, der du der treueste Diener unseres Herrn 
Jesu Christi bist, gelobt sei dein Verstand, von dem ein Funke 
in meinem Leibe lebt; gelobt sei deine Gewandtheit, von der ein 
BrGcklein in meinen Gliedern lebt; gelobt sei deine Scharfsichtig- 
keit, von der ein Splitterchen in meinen Augen lebt. Hilf mir, 
heiliger Christoph, bei meinem schweren Werke; vermehre meinen 
Verstand, vermehre meine Gewandtheit, vermehre meine Scharf- 
sichtigkeit, damit mir weder Geister des Himmels, noch Geister 
der Halle, weder Geister der Erde, noch Geister der Luft, noch 
Geister des Feuers und Wassers, der Baume, der Pflanzen, der 
Felsen und Steine schaden kflnnen. Spreite deinen goldenen Mantel 
unsichtbar Ober mir aus, damit mich niemand store, gib meinem 
Herzen Kraft und Mut, wofiir ich den Teufeln dies Hiihnerherz, 
den Luftgeistern diese Hohnerfedern, den Erdgeistern diese Hohner- 
knochen gebe! Schlage mit deinem diamantenen Schwerte ein Kreuz 
Ober mich, so wie ich jetzt mich in deinem heiligen Namen be- 
kreuze, damit mir der Base kein Leid zufuge; stich mit deiner 
Karfunkellanze durch mein Herz, damit das Geheimnis heraus- 
quille und mich zum Schatze hinfiihre! Heiliger Christoph, der 
du der treueste Diener unseres Herren Jesu Christi bist, gelobt sei 
dein Name I Amen!" 

Solcher Gebete mag es eine Unzahl geben; ich kenne nur 
sieben, in denen der hi. Christoph angerufen wird und alle eigent- 
lich Segen sind, welche ursprOnglich vielleicht bei Opfern hergesagt 
wurden. Denn auch bei den Magyaren laufen — wie bei alien 
Vfllkern — diealtesten, schGnsten Segen in Gebete ttber. „VielIeicht", 
sagt Amman n (Ztschr. d. Ver. f. Volkskunde, I., 198), „sind die 
alten Segensformeln vielfach nichts anderes, als zu Formeln erstarrte 
Gebete aus heidnischer Zeit" ; was sich bei den Magyaren als dem 
zuletzt zum Christentum bekehrten Volke Europas nicht geradezu 
schwer nachweisen Hesse, wenigstens beim grflsstenTeil dieser Segens- 
formeln. Spricht der betreffende Schatzgraber am Morgen, zu 
Mittag und am Abend des letzten Tages im Jahre dies Gebet, so 

*) Die magyarischen Originaltexte der hier mitgeteilten Gebete werde ich wahr- 
scheinlich im II. Bande der „Ethnographia", der Zeitschrift des ungar. ethn. Vereins 
zu Budapest, veroffentlichen. 



— 88 — 

legt er stets das Herz, einige Federn und die Knochen einer 
schwarzen Henne vor sich hin. Beim Haselstrauch angekommen, 
vergrabt er das Herz in die Erde, die Federn wirft er weg, die 
Knochen aber hSngt er an den Strauch, von dem er die Rute 
schneidet. Die Haselrute muss er mit geschlossenen Augen und 
mit einem Schnitt, mit einmaligem Ansetzen des Messers vom 
Strauche trennen und dabei das erwahnte Gebet sprechen. Thut 
er das nicht, so zerreissen ihn die Teufel. Dann muss er, auf 
einem und zwar auf dem linken Beine hdpfend, drei Mai den 
Strauch umgehen, wobei er gleichfalls dies Gebet zu sprechen hat. 
Nun kann er die Haselrute nach Hause tragen, wo er dieselbe also 
prapariert: Vor Sonnenaufgang am Neujahrstage enthautet er die 
Haselrute und befeuchtet sie mit seinem Blute, das er sich aus 
dem linken Arm und linken Beine abzapft. Vorher aber verbrennt 
er die abgeschalte Rinde der Rute zu Asche, lasst dieselbe von 
einem „unschuldigen Madchen" (3rtatlan le^nyka) in ungesauertes 
Brot mengen, das er als erste Speise nach dem erwahnten Fasttag 
zu sich nimmt. Eine Ungarin, Wittwe T5r5k in Kronstadt, mit 
der ich an einer solchen Expedition im Jahre 1883 teilnahm und 
die als Schatzgraberin, spater sogar als FalschmQnzerin (obwohl ihr 
Sohn angesehener Pfarrherr ist) im Rufe stand, erklarte mir auf 
die Frage, warum die Rinde der Rute als Asche verzehrt werden 
mOsse, die Sache also: „Ich gebe mein Blut der Rute, sie gibt 
mir ihre Rinde, die ich verzehre; dadurch werden wir miteinander 
verbunden, gleichsam getraut, und im Falle die Zeit gekommen ist, 
wo meine Kraft zum Ausbruch gelangt, so muss mir die Rute 
genau den Punkt zeigen, wo der Schatz sich befindet, den ich zu 
heben berufen bin." Aehnlich sprach sich auch mein Kis-Enyeder 
Schatzgrabergenosse, der Vizaknaer Martin Batezs aber dies Vor- 
gehen aus. 

Frau T5r5k sprach beim Schneiden der Haselrute folgendes 
Gebet, das ich hier in genauer Uebersetzung mitteile: 

„Heiliger Christoph, erhftre mein Flehen! Sieben Schlangen 
haben die bflsen Geister in meinen Leib geschickt, damit sie mir 
den Verstand nehmen, damit sie mir die Kraft benehmen, damit 
sie mein Herz verzehren! Gotiger Christoph, zerschmettere mit 
deinem goldenen Hammer die Kflpfe dieser Schlangen; gebiete 
ihnen durch diese Schlangenkrone Ruhe! Treu gedenke ich deiner 



— 89 — 

jeden Tag, zu jeder Stunde, damit der Funken deiner Kraft, der 
in mir ist, nicht erlischt, sondern einmal zu einem goldenen Feuer 
wird, zu einem diamantenen Feuer wird, zu einem Karfunkelfeuer 
wird, das uns in der Brautnacht leuchten soil! Hilf mir, heiliger 
Christoph, mit der Macht deines Hammers ! Amen I" Dabei kiisste 
sie wiederholt das in ihrem Besitze befindliche Schlangenkr5nchen. 
Ihrer Aussage gemSss ist mitgeteiltes Gebet far SchatzgrSberinnen, 
also fQr Weiber bestimmt, die sich dem hi. Christoph versprechen 
(ad coitum), so er ihnen zum Schatz verhilft; daher die Erwahnung 
der Brautnacht. Hier muss ich erwahnen, dass die Woche vor 
dem Haselrutenschneiden und vor dem Schatzgraben die Mitglieder 
der Schatzgrabergilde sich des geschlechtlichen Umgangs enthalten 
miissen, sonst werden sie Zwitter. In katholischen Ortschaften 
herrscht hie und da der Glaube, dass wer am Charfreitag nicht 
faste, ein Zwitter werde. Diese geheime „Kraft", die den Schatz- 
grabern innewohnt, vererbt sich, im Falle kein Sohn vorhanden, 
auch auf die alteste Tochter, doch nur in dem Falle, wenn iiber- 
haupt keine SGhne vorhanden waren in der Ehe des betreffenden 
SchatzgrSbers. Bricht dann diese Kraft nicht bei dieser Tochter 
aus, so vererbt sie sich nicht auf deren Kinder, sondern stirbt mit 
ihr aus und es heisst im Schatzgraberglauben, dass dann diese 
Kraft oft als blSuliche Flamme aus dem Grabe nSchtlicher Weile 
hervorzQngelt. Wer Erde vom Grabe einer solchen SchatzgrSberin 
zu geeigneter Zeit isst, in den geht dann diese Kraft Ober. Die 
hiezu geeignete Zeit ist die Pfingst- und die Johannisnacht. Stirbt 
auch ein Schatzgraber ohne Nachkommen, so zUngelt auch aus 
seinem Grabe dies blaue Flammchen hervor. Am Gartenende 
meiner Wohnung im Wildbade Jegenye liegt seit vielen Jahren 
ein Jude begraben, aus dessen Grabe oft eine solche Flamme empor- 
zflngelt. Der hiesige Bauer Josef Kerekes wartet schon seit 
Jahren auf die „geeignete" Zeit, wo die Flamme in einer der ge- 
nannten Nachte hervorbricht, damit er dann Graberde esse, urn 
den in der Nahe unter einem Strauch befindlichen Schatz heben 
zu kGnnen. — 

Erwahnte Frau T5r5k teilte mir noch folgendes Gebet fur 
Manner mit, das ihr Vater gebetet habe und das Obersetzt also lautet: 

„Ich flehe zu dir, gOtiger Christoph, hilf mir in meiner Not, 
bewahre meine Kraft, damit sie mir die BGsen nicht entreissen, 



— 90 — 

damit ich mit meinem Schlangenstabe sie vertreiben kann, damit 
meine Kraft wachse und reife. Heiliger Christoph, fohre mich mit 
deinem goldenen Hammer, zertrOmmere damit die Bflsen und Gffne 
mir die Pforten zu deinen heiligen Schatzen. Fache das Feuer 
in mir an, damit Luft, Erde, Stein und Wasser vor meinem Blicke 
schmelzen, damit ich dir Schatze opfern kann, damit ich dich immer 
loben kann! Hier hast du far die Bflsen das Hennenherz, hier 
die Knochen und Federn, gib sie ihnen, damit sie meine Glieder 
nicht zerbrechen, damit sie mich in meiner Not nicht sehen, gOtiger 
Christoph !" — Der Vater dieser Frau soli einen Stock, der mit 
einer Schlangenhaut uberzogen war, besessen haben. Die Frau 
erinnerte sich nicht mehr an die Bestimmung dieses Stabes. Im 
Volksglauben heisst es, dass wer einen Stab mit der Haut einer 
vor Georgi gefangenen Schlange iiberzieht, mit diesem Stabe selbst 
eiserne Pforten sprengen und Uberhaupt jeden verschlossenen Ort 
Gffnen kann (s. V a r g a , Babondk kGny ve = Buch des AbergL, S. 192). 

Urn vorderhand bei den Gebeten zu bleiben, so teile ich hier 
zwei derselben in genauer Uebersetzung mit, deren Originaltext 
ich vom Studenten Kor6h erhalten habe, der sie in seiner Heimat 
von einem SchatzgrSber Namens Opra aus Szent-Ivan (im Sudosten 
von Siebenbttrgen) aufgezeichnet hat. Das eine Gebet lautet: 

„Machtiger Herr, du heiliger Held, giitiger Christoph, erbarme 
dich meiner und bewahre mich vor den Bftsen ! Ich will dir dienen 
und deiner gedenken, sobald du meinen Fuss durch das Flugfett 
zum Schatze hingeleitet hast! Ich will dir treu dienen, wenn ich 
den Karfunkelstein gefunden habe, der deines goldenen Hammers 
Funke ist. Hilf mir, du der Helden Herrlichster, du! Gebenedeit 
sei dein Name allewiglich! Amen!" 

Unter Flugfett (repttlG zsir) versteht man im magyarischen 
Volksglauben das Fett der in der Woche vor dem Georgstag ge- 
fangenen, aus dem Winterschlaf erwachten Fledermause. Wer sich 
mit diesem Fett, heisst es im Volksglauben, die Fusssohlen einreibt, 
der setzt bei jeder Wanderung Ober die grflssten Hindernisse leicht 
hinaber und weicht jeder Gefahr aus. In den magyarischen Hexen- 
prozessen wird das Flugfett oft erwahnt und wird aus den Ein- 
geweiden ungetaufter Kinder, dem Mutterkuchen, Solanum und 
Russ bereitet (Ipolyi, S. 431 ; im malleus maleficarum 2.1.3 wird 
dies unguentum phaleris ahnlich bereitet: unguentum ex membris 



— 91 — 

puerorum interemtorum ab eis ante baptismum). Jede Hexe muss 
sich mit diesem Fett in ihrem 7., 17., 27., 37., 47. u. s. w. Jahre 
einschmieren , urn bei Kraft zu bleiben. Das mitgeteilte Gebet 
spielt also in den Hexenglauben hinuber. Es heisst ferner im 
Schatzgraberglauben, dass der hi. Christoph einen goldenen Hammer 
besitze und wohin er mit demselben hinschlage, daselbst der so- 
genannte „Karfunkelstein" (karbunkuluskG) entstehe, der in der 
Nacht „wie die Sonne so licht leuchte." 

Das andere Gebet spielt ebenfalls in den Hexen- und Teufels- 
glauben hinuber und lautet in genauer Uebersetzung also: 

„Auf Knieen nahere ich mich dir, du gUtiger Christoph, und 
flehe zu dir, damit du mir helfen mOgest in meiner Not, auf dass 
ich dein treuer Diener sein mGge, dir und deinem Diener Drom6 
dienen kann, damit meine Thaten euch zur Ehre gereichen und 
ihr mir einst zum schatzebringenden, alles heilenden Schlangenstein 
verhelfet, damit ich durch Schatze und Weisheit die Welt in euere 
Dienste bringen kann. Erh5ret mich und helfet mir; ich gebe euch 
das HQhnerherz mit meinem Blute benetzt (meghintve), damit ihr 
euch daran laben mflget. Lasset die blaue Flamme (tiber den 
Schatzen) mich sehen, starket meine Augen. Hier gebe ich euch 
Pferdeknochen; macht meine Glieder ebenso stark (wie diese), 
damit ich nicht ermatte. ErhGret euren treuen Diener, helfet 
eurem treuen Diener, beschiitzt euren treuen Diener." 

Drom6 heisst im Volksglauben der oberste Teufel (Ipolyi, 
S. 45). Wie der hi. Christoph mit diesem Drom6 in Verbindung 
gesetzt ist, kann aus dem bislang nur oberflachlich gekannten und 
gesammelten magyarischen Volksglauben vorderhand nicht erklart 
werden. In magyarischen Hexenprozessen wird oft erwahnt, dass 
die Hexen bei ihren Versammlungen unter dem Vorsitz des Teufels 
Pferdefleisch und Salz in grossen Kesseln kochen (Ipolyi, S. 421). 
In Ofen hGrte ich folgendes Kinderspottlied, in welchem , f lifitIoty* € 
ein bedeutungsloses Wort ist: 

Kristdf, Kristdf, Christoph, Christoph, 

Lifitloty; Lifitloty; 

Ordog fia, Teufelssohn, 

Ne hogy szopj ! Nicht dass du (es) saugst ! 

Dies Lied wird gesungen, wenn einer der Gesellschaft einen 
„Wind" lasst. 



- 92 — 

Es heisst, dass sich die Schatze im Innern der Erde von Zeit 
zu Zeit „reinigen" (tisztitja magdt) und eine blaue Flamme bei 
dieser Gelegenheit ilber dem betreffenden Orte emporzungelt; dies 
geschieht amCharfreitag und in derGeorgsnacht (Varga, a. a. 0. S.9?). 

Die im Innern der Berge verborgenen Schatze der Riesen, 
Feen und Zwerge, ebenso verzauberter Leute, deren Seelen dann 
in Schlangengestalt den Schatz bewachen, spielen im magyarischen 
Schatzgraberglauben nur eine untergeordnete RoIIe. Jeder Schatz- 
graber sucht der Schatze des Kflnigs Darius und des Kdnigs Salomon 
habhaft zu werden, von denen eben der grOsste Teil in Sieben- 
bQrgen vergraben liegt. „Die Erde wttrde diese Schatze in sich 
nicht dulden und sie ausspeien, wenn dieselben nicht von den 
Teufeln und dem Hauptschatzwachter, dem Geiste Terophile und 
dessen vielen tausend Dienern bewacht warden" (Varga, S. 93). 
Dieser Terophile ist alien magyarischen Schatzgrabern bekannt 
und soil oft als schGner Jungling ihnen im Traume erscheinen. In 
den folgenden zwei Gebeten, die ich aus dem Kalotaszeger Bezirke 
habe und hier in genauer Uebersetzung mitteile, wird dieser Tero- 
phile mit dem hi. Christoph in Verbindung gesetzt. Das eine 
Gebet lautet: 

„Gtttiger Christoph, erbarme dich meiner und fohre mich zu 
einer guten Haselrute, fuhre mich zum Terophile, zu deinem obersten 
SchatzhUter hin, damit meine arme Seele sich an den verborgenen 
Schatzen labe, damit ich lange in Freude lebe, damit ich dir lange 
freudig dienen kann! Gib dem Terophile diese Fledermaus, damit 
er sich auch meiner erbarme; klopfe mit deinem goldenen Hammer, 
damit ich weiss, wo sich ein Schatz befindet; sauge du und Tero- 
phile von meinem sOndigen Blute, damit ich erstarke!" 

Eine in der Woche vor dem Georgstage gefangene Fledermaus 
ist nach dem Volksglauben dieser Gegend dem Terophile beim er- 
wahnten Haselrutenschneiden an den Strauch zu binden; ferner 
wischt der Schatzgraber einige Blutstropfen aus seiner linken Hand 
an den Strauch. Das zweite Gebet lautet: „Lieber, gOtiger Christoph, 
gib mir Gluck auf meinem Gange, damit meine sundigen Augen 
den Terophile, deinen Diener, erblicken m5gen ; gib, dass er mich 
mit Schatzen beschenkt; gib, dass er mich nicht vertreibt, sondern 
meine Gaben gnadig annimmt! Heiliger Christoph, hilf mir beim 
Blute unseres Herrn Jesu Christi! Amen!" 



— 93 — 

Woher dieser Terophile in den magyarischen Volksglauben 
ubergegangen ist, erklart der folgende Umstand: Fast in jedem 
Bezirke des Landes besitzt der eine oder der andere SchatzgrSber 
ein geschriebenes Buch , dessen Titel gewbhnlich so lautet: 
„F6 kenszer£tese minden 161eknek, avagy lelkeknek, akik a levegfl- 
egben, f5ldGn, vizben, akirhol 5k vannak; ugy hogy azoknak egy 
szempillantds alatt meg kell jelenni, es az emberek kerese szerint 
cselekedni. Ezen konyvecske Tisztelenda Pater Eberhardus, a Jezus 
tarsas£gab61 vaI6 pap, es hires nevezetes Baviriaban^Engelstadt vdro- 
s£ban leva Universit^sban, a Mathesis tudomanynak ordinarius Pro- 
fessora attal rflvid summdba foglaltatott" (Haupt-Citation aller Seelen 
oder Geister, die in der Luft, auf Erden, im Wasser, wo immer 
sind; so dass dieselben in einem Augenblick erscheinen und nach 
der Menschen Wunsch handeln mOssen. Dieses Biichlein wurde 
durch den ehrwiirdigen Pater Eberhardus, Priester der Gesellschaft 
Jesu, und im berahmten Baiern, in der Stadt Engelstadt an der 
Universitat, ordinarius Professor der Mathematik, kurz zusammen- 
gefasst). Dies ist der eigentliche Titel dieses verbreiteten Buchleins 
(s. Varga, S. 91), unter welchem ich dies Werk nur einmal und 
zwar bei der erwahnten Frau T5rok gelesen habe. Die meisten 
dieser Btichlein kommen aber unter folgenden kurzen Titeln vor: 
„Jezsuita imdds^gok" (Jesuiten-Gebete); „Szent Krist6f imddsdgok" 
(Gebete des hi. Christoph); „Terophile segedelme" (Hilfe des Tero- 
phile); „A nagy tudomdnyok kulcsa" (SchlUssel der grossen Wissen- 
schaften). Der Inhalt aller stimmt mit wenigen unwesentlichen 
Abweichungen und Kiirzungen mit einander aberein. Ob nun dies 
Werk in der That einen Jesuiten, Namens Eberhardus, Professor 
an der Universitat Ingolstadt, zum Verfasser habe und aus dem 
Deutschen, beziehungsweise aus dem Lateinischen ins Magyarische 
Qbersetzt worden ist, das kann ich nicht entscheiden, so viel aber 
ist gewiss, dass dies Werk in vielen Exemplaren in Ungarn vor- 
handen ist. Was nun den Inhalt dieses Werkes anbelangt, so gibt 
dasselbe Unterweisungen zur Schatzgewinnung und enthalt nebenbei 
zahlreiche Gebete, denn nur „ein frommer Mensch" oder ein 
„reuiger Sunder" kann einen Schatz heben. Terophile und seine 
Diener lassen nicht jeden dem Schatze sich nahern, sondern ver- 
treiben ihn durch allerlei Schreck- und Spukgestalten. Daher heisst 
es in einer Citation des Terophile in diesem Buche also: „H5rst 



- 94 — 



du Terophile! ich beschwflre dich beim Namen des allmachtigen 
Gottes, beim EntstrGmen des heiligen Blutes Jesu Christi, bei den 
Verdiensten der Apostel, Cantoren und Confessoren, den Jungfrauen 
und Wittwen, damit du sogleich erscheinst in einer schflnen und 
gefalligen Menschengestalt, ohne jeden Schreck, Larm und Furcht- 
eintreiben, ohne Lug und Trug, und bring' mir sogleich funfmal- 
hunderttausend Dukaten, Thaler, Gulden, giltige Ferdinandsgeld- 
stacke, Karfunkeln, Kleinode, Diamanten, Topase, Smaragde; und 
diese alle lege nieder ohne jedes Schreckeinjagen" (Originaltext bei 
Varga a. a. 0., S. 99). 

Nun heisst es im Buche, der Schatzgraber gehe in der Char- 
freitagsnacht und in der Georginacht hinaus auf den „Galgenberg" 
oder einen Kreuzweg, ziehe mit geweihter Kreide und Weihrauch 
einen Kreis um sich, damit die Bflsen (gonosz) ihm nicht schaden 
kannen und warte, bis die blaue Flamme irgendwo emporzungelt, 
wo er eben einen Schatz vermutet oder wo ihm im Traume ein 
soldier angezeigt worden ist (Varga, S. 93). Erscheint die blaue 
Flamme, so schlage er mit der oben erwahnten Haselrute auf sie 
los und merke sich den Ort. Nun bildet sich in der nachsten Zeit 
unter Anfdhrung des betreffenden Schatzgrabers eine Gesellschaft 
aus sieben, bisweilen nur aus drei Mitgliedern, von denen eines 
der siebente Sohn einer Mutter sein muss (vgl Varga, S. 93). 

Ich gait und gelte, je nach 
Bedarf, beim Volke far einen 
solchen siebenten, beziehungs- 
weise neunten Sohn meiner 
Mutter. „Das Schatzgraben 
beginnt man um Mitternacht 
nachdem man vorher in ein 
nahegelegenes Fenster ein ge- 
bratenes Huhn fur den Schatz- 
wachter hingestellt hat", 
schreibt Varga (S. 94); wir 
warfen nur Huhnerfedern und 
Knochen auf unseren Weg. 
Vorher aber versammeln sich 
— laut Anweisung des erwahnten Werkchens — die Mitglieder der 
Gesellschaft in einem solchen Zimmer, wo noch nie eine Sttnde 



Sonne OBteri 
HeUigertJohanne* 




row/ 4 *t»6nV>H 



— 95 — 

begangen worden ist und zeichnen mit einer, tags vorher in Weih- 
wasser getauchten Kreide nebenstehende Kreisfigur auf den Fussboden 
(vgl. Varga, S. 96). 

Diesen Kreis umstehen die Mitglieder der Gesellschaft und 
murmeln die Gebete nach, welche ein Mitglied, gewflhnlich der 
„kundige" Schatzgraber, aus dem erwahnten Werkchen vorliest 
Die Gebete beginnen mit dem 69. Psalm; dann folgt das „Gebet 
des mit sieben Schlflssern versehenen hi. Geistes" (a h6t lakatii 
szent lelek imddsiga) oder auch „die sieben himmlischen SchlGsser" 
(h6t menyei ziv) genannt; nun folgen vierzehn BeschwGrungen des 
Terophile und den Schluss bildet ein Mariengebet. Hierauf begibt 
sich die Gesellschaft an den Ort, wo der vermeintliche Schatz be- 
graben liegt und mit sieben Spatenstichen beginnt der „kundige" 
Schatzgraber das Graben, welches dann von den anderen Mitgliedern 
fortgesetzt wird. StGsst man auf ein Hinderniss (Stein, Holz u. dgl.), 
so muss der „siebente Sohn einer Mutter" es mit der linken Hand 
berOhren, damit es leichter aus dem Wege geraumt werden kann; 
derselbe muss auch den Schatz herausheben; thut dies ein anderer, 
so kann es gar leicht geschehen, dass der Schatz unter lautem 
Gepolter in die Erde zurucksinkt. Nach gethaner Arbeit darf die 
Grube nicht zugescharrt werden, sondern muss offen bleiben, bis 
sie ein Fremder zuscharrt, sonst sterben im Laufe desselben Jahres 
die Mitglieder der Gesellschaft. War die Arbeit (wie gewGhnlich) 
erfolglos, so diirfen die Mitglieder ihren Unwillen nicht kund geben, 
sondern voll Hoffnung dem nachsten Unternehmen entgegensehen. 
Ein Teil der erwShnten Haselrute wird in die Grube geworfen, 
„damit der Terophile den Leuten nicht ztlme". 

Dies ist das Verfahren der „kundigen" (tud6s) Schatzgraber, 
die ich „Kunstschatzgraber" nennen mGchte, im Gegensatz zu jenen, 
welche das erwahnte Werkchen nicht kennen und auch von einer 
ererbten, geheimnisvollen Kraft nichts wissen, sondern ihre Unter- 
nehmungen nach den Vorschriften des allgemeinen Volksglaubens 
vollziehen. Der diesbezagliche Volksglauben ist in einer magyarischen 
Handschrift aus dem Anfang dieses Jahrhunderts zusammengestellt, 
die von Julius Wieder in der „Ethnographia" (Ztschr. d. ungar. 
ethnogr. Gesellschaft, I., S. 247 ff.) verOffentlicht worden ist. Der 
Schreiber dieser Handschrift verrat auch lateinische Gelehrsamkeit 
und hat an einer Stelle eine lateinische Mitteilung gemacht. Seine 



— 96 — 

Zusammenstellung verdient um so mehr Beachtung, weil der darin 
enthaltene Volksglauben im Grossen und Ganzen auch noch heute 
im magyarischen Volke fortlebt. In genauer Uebersetzung lautet 
dies Werk also: 

Modus mit einer Kerze. Verschaffe dir schwarzes Pech, 
Wachs, BaumGl, Schwefel, Terpentin, was man in der Apotheke 
bekommt; von jedem nimm mehr als vom anderen; diese schmelzend, 
verfertige mit diesjahrigem Hanfwerg eine Kerze, ziinde sie an, 
gehe mit ihr herum; wo sie erlischt, dort ist ein Schatz (vergraben). 

Ein anderer. Miss in einer Wage ab weisses Pech, eben 
soviel schwarzes Pech, zweimal soviel Schwefel, dreimal so viel 
Myrrhen und ebensoviel Wachs, schmelze dieselben, rOhre sie um 
und verfertige eine Kerze, lasse sie trocknen, geh' mit ihr herum, 
wo sie erlischt, dort ist der Schatz. 

Ein anderer. Am funften oder sechsten Tage der Woche 
geh' im Namen des Vaters, des Sohnes und des hi. Geistes, Amen, 
und kaufe far filnf Geldstucke Wachs und verfertige daraus eine 
Kerze, trage sie in die Kirche, wenn der Priester aufs hi. Kreuz 
die Messe liest, ziinde sie an und stelle sie auf den Altar, damit 
sie zu Ende brenne; was ubrig bleibt (nach der Messe namlich), 
nimm von der Kerze zu dir und mische es mit Schwefel und lass' 
daraus von einer reinen, wahren Jungfrau eine Kerze machen 
und ziinde sie an und wo ihr Licht erlischt, dreht sie sich zum 
Schatze hin. 

Am ersten Pfingsttage gehe, bevor die Sonne aufgeht, dahin, 
wo man Spiegel verkauft, aber griisse nicht, sprich nichts, sondern, 
den Spiegel erblickend, frage nach seinem Preis und gib, was man 
verlangt; von da gehe gleich weg, aber auch dann sprich nichts 
und schreibe gleich auf den Spiegel dies: oh Holon t Taller f 
Ihatal f Thaler f Theja f ganelei f- In der folgenden Nacht ver- 
grabe ihn in die Mitte eines Kreuzweges, aber merke dir die Stunde, 
wann du ihn vergraben hast; in der siebenten Nacht gehe zur 
selben Stunde hin und grabe ihn aus, aber blicke nicht hinein, 
sondern lass* zuerst einen H und- hineinblicken, dann kannst du 
auch getrost hineinblicken. 

Ruten zu machen. Wenn du Ruten suchen gehst, so gehe 
zeitig in der FrUhe in den Wald, suche einen Haselstrauch und 
die im selben Jahre gewachsene Rute, wo zwei aus einer Wurzel 



- 97 - 

(wachsen), merke dir; am Sonntag vor Sonnenaufgang gehe hin, 
bei dir sei ein neues Messer; auf dem Wege lies die sieben 
Psalmen des hi. David mit alien ihren Gebeten und desselben 
hi. Davids fOnfzehn Psalmen, die lateinisch Graduale genannt 
werden, und wenn du in der Litanei zum jUngsten Tag gelangst, 
sprich auf die Rute also: damit du diese Rute segnen f, heiligen f 
mGgest; zweimal sprich so; zum drittenmal: damit du diese Ruten 
f segnen und auf verborgene Schatze, auf Silber und Gold hin- 
fiihren mGgest, bitten wir dich, mein Herr Jesus, erhGre uns jetzt. 
Dies vollfuhrend, kniee nieder, sobald du dahin gelangst, wo du 
die Ruten dir gemerkt hast, und besprenge sie mit Weihwasser, 
dies sprechend: Besprenge mich, Herr, mit Schlamm und ich werde 
rein; wasche mich und ich werde weisser als Schnee; dann sprich 
dies Gebet: Ich zwinge euch, ihr Ruten, beim lebendigen Gott f> 
beim wahrhaftigen Gott f und beim heiligen Gott und bei dem, 
der Himmel und Erde und auch uns aus Nichts erschaffen hat, durch 
ein Wort erschaffen hat; und ich zwinge (beschw5re) euch, auch 
beim jOngsten Tage, dass ihr weder auf Kupfer, noch Blei, noch 
Eisen, noch (andere) Dummheiten, sondern nur auf Gold, Silber 
und Edelsteine hinweiset und zu allem Guten euch hinbeweget; 
dann mit dem neuen Messer mach' dich auf (den Weg) und schneide 
sie ab, dabei dies sprechend: Ruten der ... Wurzel entstammend . . . 
(Hier ist die Handschrift verwischt.) Dann spitze beide Ruten pfeil- 
formig zu, verbinde sie miteinander und suche mit ihnen (Schatze). 
Dabei sprich dies Gebet: ihr Ruten, Ruten, was stehet ihr stille, 
beweget euch und bleibet auf verborgenen Schatzen stehen; ich 
beschwflre euch bei der Dornenkrone, die auf das Haupt unseres 
Herren Jesus Christus gesetzt ward, damit ihr mir zeiget die ver- 
borgenen Schatze; im Namen des Vaters, des Sohnes und des 
hi. Geistes, Amen. 

Ein an deres Gebet. Oihr Ruten, was stehet ihr stille, 
bleibt auf verborgenen Schatzen stehen; ich beschwOre euch beim 
wahrhaftigen Jesus Christus, bei unserem Herrn, damit ihr mir die 
verborgenen Schatze zeiget; im Namen u. s. w. 

Ein andere s. ihr Ruten, Ruten, ich beschwflre euch bei 
der Jungfrauschaft der Jungfrau Maria, damit ihr euch zu verborgenen 
Schatzen hinbewegen sollt; im Namen u. s. w. 

Ein andere s. ihr Ruten, Ruten, ich beschwGre euch bei 

7 



- 98 — 

der Taufe unseres Herren Jesus Christus, damit ihr nicht stille steht, 
sondern euch zu verborgenen Schatzen bewegt; im Namen u. s.w. 

Ein and ere s. (Ich beschwOre euch) Bei den Heiligen unseres 
Herren Jesus Christus, bei der Gefangenschaft unseres Herren Jesus 
Christus, beim Leiden und beim hi. Tode, bei der Auferstehung 
und Himmelfahrt unseres Herren Jesus Christus, damit ihr nicht 
stille stehet, sondern euch beweget und mir verborgene Schatze 
zeigt; was stehet ihr stille; ich beschwGre euch bei alien hi. Engeln 
Gottes, eodem modo beim jiingsten Gericht des lebendigen Gottes, 
und befehle euch, dass ihr euch allsogleich beweget und zum ver- 
borgenen Schatz gehet, im Namen u. s. w. 

N.B. Dies nimm bei klarem Wetter an einem Sonntag oder 
Montag oder Donnerstag vor. 

An welchen Tagen soil man versuchen (Schatze zu 
graben): Im Januar zu „Kleinweihnachten" (kis kardcsony) = Neu- 
jahrstag, am Stephanstag, am hi. DreikQnigstag. Im Februar am 
Juliannentag, Peter- und Blasiustag. Im Marz am Gregor- und 
Longinustag. Im April am Liboriustag. Im Mai am Sophientag 
und drei Tage spater. Im Juni am Johannis- und Vitustag. Im 
Juli am Maria Magdalenentag. Im August am Stephanstag. Im 
September am Marien- und Aegidiustag. Im Oktober am Andreas- 
und Gallustag. Im November am Martin- und Andreastag. Im 
Dezember am Nikolaus-, Barbara- und Abrahamtag. An diesen 
Tagen soil man es versuchen. 

Dies erectionis experimenti ad inveniendum thesaurum. 

Januarii: 12. 4. 5. 6. 11. 4. 16. Febr.: 1. 2. 4. 7. Mart.: 
1. 10. 18. April: 12. 10. 5. Maj.: 1. 15. 17. Jun. : 2. 9. 20. Jul.: 
15. et 16. Augusta: 20 tentum. Septembris: 17. 18. Octobris: 
9 tentum. Novembris 1. 11. 14. Decembris: 25 tentum. 

Dies infelices mensium sunt: Januarii: 12. 6. 11. 17. 18. 
Febr.: 8. 16. 17. Mart.: 1. 12. 13. 15. Apr.: 1 3. 15. 17. 18. 
Maj.: 8. 10. 18. 30. Juni: 1. 7. Juli: 1. 5. 6. Augusti: 13. 18. 20. 
Septembris: 15. 18. 30. Octobris: 15. 17. Novembris: 1. 7. 11. 
Decembris: 1. 7. 11. 

Infelicissimi horum omnium: 3. Marti, 17. Augusti et 1., 2., 
30. Septembris. His accedunt 1. Aprilis, an dem Judas geboren 
ward, 1. Septembris, an dem die Engel in die Holle gestossen 
wurden. 1. Aug., an dem Kain den Abel erschlug; 1. Sep- 



— 99 — 

tembris (?), an dem Sodoma und Gomorrha untersank; item 
alii dies infelices ab aliis dicti: Januarii: i. 2. 5. 8. 15. Febr.: 1. 
6. 17. 19. Mart: 1. 5. 16. 17. Apr. 20 tentum. Maj: 31 tentum. 
Junii 8 tentum. Julii 17. 20. Augusti: 1. 2. 10 et 20. Sep- 
tembris: 15. 18. Octobris: 5. 6. Novembris: 16. 17. Decembris: 
5. 6. 7. 

Critici dies mensium secundum qui et infelices dicti: Januarii: 
2. 4. 5. 6. ii. 15. 16. Febr.: 6. 17. 18. Mart: 3. 15. 17. 18. 
Apr.: 3. 6. 7. Maj: 8. 18. 20. Junii, Julii, Augusti currentis. 
Septembris 3. 15. 18. 30. Octobris: 15. 17. Novembris cum De- 
cember: 7. 1 1. 15 et 17. 

Kunst mit einer anderen Rute. Nimm zwfllf Hasel- 
ruten, winde urn sie Linnen und sprich das Gebet: Ewiger, all- 
machtiger Gott, der du offenbar deinen lieben, heiligen Sohn auf 
die Erde gelassen hast, der am Kreuze Qualen far uns erlitt und 
sein Blut far uns offenbar vergoss und den Tod erleidend starb 
und aus eigener Macht auferstand, der offenbar dir zur Rechten 
sitzt, wir bitten dich, dass durch diese Ruten uns ebenso offenbar 
erscheinen m5ge der verborgene Schatz. 

Ewiger, allmachtiger, grosser, mSchtiger Gott, ich bitte dich 
bei deinem gebenedeiten hi. Sohn, dass so offenbar erscheinen mOge 
der verborgene Schatz, wie offenbar er seinen heiligen Aposteln 
erschienen ist. Allmachtiger Herrgott, blicke auf uns mit deinen 
gnadenreichen Augen und lasse den verborgenen Schatz so offenbar 
uns erscheinen, wie offenbar dein heiliger Sohn auf dem Berge 
Tabor erscheinen machte seine Gottheit durch unseren Herren Jesus 
Christus, der mit dir lebt und herrscht. — Pater, Ave, Credo. 

N.B. Dies alles muss man zu geeigneter Zeit thun, besonders 
14 Tage nach Vollmond bei heiterem Wetter, Nachts oder am Tage, 
besonders Montag und Freitag. 

Eine andere Art. Wenn Jemand es versuchen will, so 
ist es notig, dass er die Tage, Zeiten und Stunden (die dazu ge- 
eigneten) 14 Tage lang nach Vollmond kenne; aber dann sei klares 
Wetter; man kann es auch in der Nacht vornehmen, besonders 
Freitag und Montag, weil jener Tag Freudentag, dieser Trauertag 
ist. Kristallne Klarheit kann auch bei Regen hervorbrechen, nur 
muss das Menschenkind gut geartet und keusch sein (das namlich 
die Rute abschneidet). 

634755 



— 100 — 

Gebet beim Schneiden der Rute. Unbesiegbarer Hea- 
der Himmel, der du Himmel und die Erde erschaffen hast mit alien 
Tieren, so auch euch, ihr Ruten; ich beschwOre euch, bei der Macht 
seiner Majestat, dass ihr alle stets bereit seid, zu zeigen und zu 
offenbaren, seiner Macht gehorchend, wo in dem Innern der Erde 
ein Schatz sich befindet, dies ihr mir wahrhaft zeigen sollt, damit 
ich denselben von da wahrhaft herausnehmen, ihn mehreren meiner 
Freunde mitteilen und ihn zu meinem Heile verwenden kann. Amen. 

Wenn du dich mit der Rute von da entfernst, woher 
sie abgeschnitten wurde: Ewiger, allmachtiger Vater, Herrgott, 
du unser Herr Jesus Christus, herrlicher, heiliger Vater der Himmel, 
ich bitte dich, sowie deine jungfrauliche Mutter, dass du mir diese 
Ruten erlaubst, wie du solche dem Aron und Moses erlaubt hast, 
dass, wenn auch ich diese Ruten bei deiner Macht beschwflre, sie 
bereit seien und gehorchen mflgen deiner gOttlichen Macht, dass, 
wenn irgendwo im Innern der Erde, oder sonstwo ein verborgener 
Schatz sich befindet oder etwas Vergrabenes, sie mir es wahrhaft 
zeigen, damit ich es von dort herausnehmen kann zu Ehren deines 
grossen und heiligen Namens und zum Heil meiner Seele, zum 
Nutzen und zur Hilfe meiner Nebenmenschen, zur Unterstutzung 
der Armen und zum Bau deines heiligen Hauses. Amen. 

Wenn du die Rute probirst: Ihr Ruten, ich beschwflre 
euch bei der Macht des mSchtigen Gottes, der Himmel und Erde 
erschaffen hat und alle Tiere darin, dass, wenn irgendwo ein ver- 
borgener Schatz oder etwas Vergrabenes sich befindet, ihr es mir 
wahrhaft zeiget, damit ich es von da herausnehmen und damit 
leben kann, zur Ehre Gottes und zum Nutzen mehrerer meiner 
Nebenmenschen Amen. 

Ihr Ruten, ich beschwore euch beim Namen Jesus Christi, 
bei dessen Namen alle Kniee sich beugen, himmlische, irdische 
und hollische, dass ihr mir gehorchet, bei seinem heiligen und 
furchtbaren Namen euch beuget und mir, wenn irgendwo ein Schatz 
oder etwas Vergrabenes sich befindet, mir dies ohne ZGgern wahr- 
haft offenbaret und zeigt im Namen des Vaters, des Sohnes und 
des hi. Geistes. Amen. 

Nota i. Daran erkennst du, dass sich dort etwas befinde, 
wenn sich die Ruten bewegen und wohin sie sich beugen, dahin 
muss man gehen und wenn du vorbeigingest, so drehen sich (doch 



— 101 — 

dahin) die Ruten zuriick und wohin sie sich neigen, dort wird es 
(der Schatz) sein; wenn sie sich aber Qberallhin beugen oder be- 
wegen, so ist dort nichts zu finden. — 2. Wer dies vornehmen 
will, der darf nicht wankelhaften Glaubens sein, sondern er muss 
stark und standhaft sein, sonst hilft es nichts. — 3. Die Ruten sollen 
sch5n gerade, von geradem Stamme (herrahrend) sein, nur zwei 
(sollen es sein); sie sollen Hasel- oder Rebenruten sein, beide gleich 
gross. — 4. Die Ruten muss man am Montag oder Freitag graben, 
in der ersten Woche des Monates, d. i. bis zum vierten Tage nach 
Vollmond .... 

Soweit diese Handschrift, worin aber Qber die eigentliche 
Handhabung der Ruten kein Wort mitgeteilt wird. Diese Ruten, 
die also am Ende zusammengewachsen sind, werden bei aus- 
gestrecktem Arm in die festgeballte linke Hand genommen, so dass 
nur ihre ausserste Endspitze in die Oeffnung zwischen Zeigefinger 
und Daumen zu stehen kommt. Diese Ruten lassen manche Schatz- 
graber drei Tage und drei Nachte lang in der Nahe des Hasel- 
strauches stehen, indem sie in den Erdboden eine mit Wasser 
gefiillte Flasche vergraben und in deren Hals sie die Ruten hinein- 
stecken. Das Wasser, heisst es im magyarischen Volksglauben, 
habe bei alien Krankheiten eine Qbernaturliche Kraft, und wenn 
der Schatzgraber die Flasche gerade zu der Zeit eingegraben hat, 
wo der Terophile schlaft, so kann dieses Wasser sogar Tote wieder 
lebendig machen. Schneidet man diese Ruten von einem Rebstock, 
so steckt man sie nur in eine leere Flasche, die man vergrabt. In 
die Flasche sickert aus den Rebenruten Saft hinein, der ein Volks- 
arzneimittel, besonders bei Augenkrankheiten, bildet Nun lese ich 
im „Freien Blatt" (Organ zur Abwehr des Antisemitismus; Wien 
1892, I., Nr. 4, S. 6) folgendes: „In der serbischen Stadt Semendria 
wurde seit dem 11. April 1892 der Artilleriekorporal Ilia Konstan- 
tinovic vermisst. Als man die Mannschaft auszuforschen begann, 
meldete sich der Artillerist Basilie Radulovic und erklarte in aller 
Ruhe, er habe den Korporal auf dessen eigenen Wunsch getatet. 
Derselbe habe ihm namlich im Vertrauen mitgeteilt, dass ihm bereits 
dreimal im Traume ein alter Mann erschienen sei, der ihm die 
Stelle hinter einem der FestungstUrme an der Donau bezeichnete, 
wo ein grosser Schatz vergraben sei. Doch kOnne der Schatz nur 
dann gehoben werden, wenn die Stelle zuvor mit dem Herzblute 



— 102 — 

cines Menschen besprengt worden sei. Neben dem Schatze werde 
man auch ein Geftss mit einer FlQssigkeit finden und wenn man 
den Kdrper, dem man das Herz entnommen, damit begiesst, 
werde derselbe wieder lebendig werden. Von Konstantinovic auf- 
gefordert, habe er sich nun mit demselben in der letzten Sonn- 
tagsnacht an den bezeichneten Ort begeben; dort habe er ihn 
auf seinen dringenden Wunsch getddtet und dann alles so gethan, 
wie es im Traume gefordert wurde. Aber trotzdem er bis zum 
frlihen Morgen grub, habe er weder den Schatz, noch das Geftss 
mit der wiederbelebenden Flussigkeit gefunden, und so sei der 
tote Korporal auch tot geblieben. Nach einem Belgrader Berichte 
neigt der Untersuchungsrichter von Semendria, welcher die ersten 
Erhebungen in dieser Sache pflog, der Ansicht zu, dass man es 
hier wirklich mit einem abergUubischen Wahn zu thun habe, 
wahrend der vom serbischen Kriegsminister nach Semendria 
delegirte Auditor den Verdacht hegt, dass der Korporal von dem 
ihm untergebenen Gemeinen aus Privatrache ermordet wurde, und 
dass er die Geschichte von dem Traume und dem Schatze nur 
erfunden habe, urn der Strafe far sein Verbrechen zu entgehen." 
Hier liegt entschieden ein Schatzgraberglaube vor. Wir haben 
schon erwahnt, dass Schatzgraber die Haselrute mit ihrem Blute 
befeuchten und ftlgen nun auch den Glauben hinzu, dass wenn 
man in das Herz eines ungetauft gestorbenen Kindes eine geweihte 
Kerze steckt, dieselbe anziindet und an den Ort geht, wo man einen 
Schatz vermutet, die Kerze gerade an der Stelle mit lautem 
Knistern erlischt, wo der Schatz vergraben liegt (s. Abschnitt III, 
S. 79). Glaubt man den Ort gefunden zu haben, wo ein Schatz 
vergraben liegt, so zQnde man daselbst nSchtlicherweile ein Feuer an 
und trOpfle dann etwas Menschenblut in die Glut. Erhebt sich 
hierauf ein dichter, blauer Qualm in die Luft, so ist man am 
richtigen Orte. Hohleneingange, Felsenriffe und Berge, die im 
Rufe stehen, dass in ihrem Innern Riesen oder Feen bei ihren 
unermesslichen Schatzen schlafen, soil man in Kreuzform mit 
den menses einer Jungfrau in der Neujahrs-, Pfingst- oder Johannis- 
nacht bemalen. Dann kommen diese Wesen aus dem Innern hervor 
und ergehen sich im Freien. Wer nun den Mut hat, kann leicht 
zu ihren Schatzen gelangen und sich damit beladen. Kocht man die 
menses eines Weibes, das im Rufe steht, eine Hexe zu sein, mit 



— 103 — 

Talg zu einem Brei und formt daraus eine Kerze, so erlischt auch 
diese, wenn man sie entztindet, an dem Orte, wo ein Schatz ver- 
graben liegt. Dieser Glaube ist besonders unter der rumSnischen 
Landbevalkerung SiebenbUrgens allgemein verbreitet. 

Wie aus oben mitgeteiltem Kriminalfall ersichtlich ist, kann 
auch Kriminalisten Volkskunde warm empfohlen werden; sie 
werden zu manchem Verbrechen den SchlQssel im Volksglauben 
finden. Wie viel dergleichen Schatzgraberglauben im magyarischen 
Volke noch lebt, wird vielleicht der Sammlerfleiss der Zukunft auf- 
weisen konnen ; ich habe nur das bislang bekannte Material hier als 
Beitrag zum Volksglauben der Magyaren und zur Kulturgeschichte 
der Menschheit mitgeteilt. 



V. 



Hexenglaube. 



Im magyarischen Hexenglauben lasst sich auf historischem 

Wege die alte Hexenvorstellung bis herab auf den j linger en 

Hexenbegriff genau verfolgen. Nach Einfiihrung des Christentums 

kehrte man sich zuerst gegen die rudimentaren heidnischen Volks- 

brauche und setzte dies Verfahren so lange fort, bis man endlich 

„ohne eine Spur logischer Anordnung" ein ineinander geworfenes 

Konglomerat von heidnischen Vorstellungen und Vorstellungs- 

trQmmern zusammenknetete und ihn dann in den Volksglauben als 

jttngeren Hexenglauben einfiihrte. Dass die Magyaren, eingekeilt 

in das Centrum der europaischen Volkerschaften, auch diese Phase 

der Kulturgeschichte durchleben mussten, ist selbstverstandlich. 

Jedes Jahrhundert hat ja einen wunden Fleck, jedes Kapitel der 

Kulturgeschichte muss ein „schwarzes Blatt" aufweisen; neben gross- 

artigen Ideen mttssen auch ,,fixe" Ideen (im Sinne der Psychiatrik) 

wuchern. KOnnen wir uns doch auch in unserem Jahrhundert 

neben Aufklarung auch so manches „Aufklarichtes" — urn mit 

Johannes Scherr zu sprechen — wie Spiritismus u. dgl. rOhmen. 

Die folgenden Zeilen wollen eben einen Beitrag zur Kenntnis des 

bislang gar nicht beachteten magyarischen Hexenglaubens liefern. 






Hexe heisst im Magyarischen boszorkdny, welcher Ausdruck 
wohl vom Stamme bosz-d = Rache (indignatio, vindicta, ultio) her- 
rtthrt. „Das o des Stammes" sagt I poly i (a. a. o., S. 411) „in a 
verwandelt, gabe die Bedeutung von coitus". Er zieht zum magyari- 
schen Ausdruck boszorkdny noch heran: ind. Bhomasura, Bhumaser 
(Hammer, Jahrb. d. Litt, 2. 319: bhu, bhum = Erde; asur = 
Geist); persisch: Buzurge. Bei den Slaven in Ungarn heisst die 
Hexe ebenfalls „boszork£ny" oder boszorka und boszorak. 



— 105 — 

Die altesten Nachrichten ttber die Hexen und zwar beziiglich 
des eingangs erwahnten alteren Hexenglaubens finden wir in den 
„Dekreten" des hi. Stephan (Endlicher, d. Gesetze d. hi. St., 
Wien 1849), wo es (2. 33) heisst: „De strigis. Si qua striga inventa 
fuerit, secundum iudicialem legem ducatur ad ecclesiam, et commendetur 
sacerdoti ad ieiunandum fidemque docendum, post ieiunium vero 
in modum crucis in pectore et in fronte atque inter scapulas in- 
censa clave ecclesiastica domum redeat, si vero tertio iudicibus 
tradatur." Noch ausfahrlicher handelt daraber der 34. Artikel: 
„De maleficis. Ut creator a dei ab omni laesione malignorum remota, 
et a nullo detrimentum sui passura maneat, nisi a deo, a quo et aug- 
mentatur, secundum decretum senatus statuimus magni cautionem 
terroris veneficis ac maleficis, ut nulla persona maleficio aut veneficio 
quemquam hominum a statu mentis aut interficere audeat, aut si 
quis vel quae posthac hoc praesumpserit, tradatur in manus male- 
ficio laesi , aut in manus parentum eius, secundum velle eorum 
diiudicandum, si vero sortilegio utentes invenientur, ut faciunt in 
cinere aut his similibus, ab episcopis flagellis emendentur" 

„Diese beiden Gesetze", sagtlpolyi (S.412), „zeigen am klarsten 
die urspriingliche Form des Hexenglaubens; ihnen gemSss kann die 
Hexe = striga noch nicht etwas anderes sein, als eine einfache heid- 
nische Zauberin, die — wenn sie angezeigt wird — nur der Kirche 
zu uberweisen ist, damit der Geistliche sie im Glauben unterrichte 
ur.d sie fasten lasse; bei RQckfall soil sie gebrandmarkt und wenn 
sie schliesslich unverbesserlich ist, der BehOrde ttbergeben werden." 

In gleichem Sinne sind auch die diesbezUglichen Gesetze des 
hi. Ladislaus (Endlicher, Monum. Arpadiana) gehalten, wo es 
(1. 35) heisst: „Meretrices et strigae secundum quod episcopo iustum 
visum fuerit ita diiudicentur* ' , also Dirnen und Hexen sollen von der 
Kirche gerQgt werden. In einem Gesetze KOnig Koloman's (End- 
licher, a. a. 0., 1. 57) aber heisst es: „De strigis vero, quae non 
sunt, nulla quaestio fiat", also Hexen, wie solche im Volksglauben 
existieren, sollen nicht in Untersuchung gezogen werden, d. h. mit 
anderen Worten: nur heidnische Zauberinnen soil man verfolgen. 
Ferner heisst es (Endlicher mon. 355): „Malefici per nuncium 
archidiaconi etcomitis inventi iudicentur"; ferner: „Synodus Strigon. 
habita sub Colomanno rege: si quis de maleficio accusatus convictus 
fuerit secundum canones poeniteat." 



— 106 — 

Zweierlei geht also hieraus hervor: 1. dass es mannliche und 
weibliche Hexen gab, 2. dass auch in Ungarn solche Individuen 
der Kirche Qberwiesen wurden, indem man im Hexenwesen ur- 
spriinglich eben eine Gefahrdung des Glaubens durch das Heidentum 
erblickte. Mit der Zeit aber tritt immer mehr der Ketzerbegriff 
und der jQngere Hexenglaube in den Vordergrund. So heisst es 
im „Ofner Stadtrecht" 1244 — 142 1 (herausgegeben von Michnay 
und Lichner, S. 152): „Von ansprecherin, czaubern oder liplerinn, 
der damit vormerct wirt und oberwunndenn, czum erstenmal sol 
man yn setczen auf eyn leiter, und eynen gespitzten judenhut sol 
er haben auf dem haupt, daran die heilgen engil seyn gemalt, da 
mit er umb get. Also schol er stehen, vonn morgen fru uncz auf 
mittten tag an eynem freitag, so die maiste gemeyn desz volkis 
ap vnd zu get; dar nach sol man yn ledig lassen, also, ap er ver 
schweret den irsal meher czu thun. Vnd das schol man alles in 
ner stat puch verschreiben auf dasz, ap er mier pegrieffen wurde: 
so schol man inn prennen, sam eynen Ketczer." 

Erst nach dem Erscheinen des berttchtigten Buches „Malleus 
maleficarum" (1489) ward auch in Ungarn der Hexen- und Ketzer- 
begriff von einander getrennt. Die erste Spur der Hexenprozesse 
lasst sich erst im Jahre 15 17 nachweisen, wo zwei Weiber aus 
Tehany einen gewissen Joh. T5rok beim Kaschauer Gericht des 
Meineides beschuldigen (Ipolyi S. 414), aber Gesetze und Decrete 
bezttglich des Verfahrens bei einem Hexenprozess gab es damals 
noch nicht. Mit dem Protestantismus aber kamen auch die eigent- 
lichen Hexenprozesse nach Ungarn. So heisst es in einem „Visi- 
tationsartikel" der siebenbttrgisch-sachsischen Protestanten vom 
Jahre 1577 also: „Die zauberey der alten Weiber, und was sonst 
an teuffels gespanst ist, als btissen, wahrsagen, vor kranckheit 
seegnen, und was hieran hanget, sol die obrigkeit nach dem gebot 
gottes, und keysserlichen Rechten, mit dem feQer straffen, oder mit 
dem strengen Edict der obrigkeit wehren; und bis solche nicht 
ablassen, sollen sie nicht zum sacrament gelassen werden" (s. Articuli 
visit, harmonici ab utraq, universit in. nat. saxonicae conditi et 
approbati a. 1577). Fr. Mailer (Beitr. z. Gesch. d. Hexengl. in 
Siebenbttrgen. Braunschweig 1854; S. 24) bemerty ganz richtig, 
„Nicht der Hexenprozess an sich, wohl aber der Hexenprozess in 
len einzelnen Landern ist also im Gefolge der Reformation ge- 



— 107 — 

standen, und zu diesen Landern geh6rt auch Siebenbttrgen." — 
Das erste Hexenverbrennen verzeichnet in Ungarn die „Chronik 
Fuchs-Lup.-Oltard." (herausg. von Trausch i. 279) beim Jahre 1616, 
wo es heisst: „Circa hoc ipsum tempus multi magi et veneficae 
in Hungaria Vulcano oblati sunt, qui incantationibus suis grandinem 
super totam Hungariam et Transsilvaniam inducere voluise fere- 
bantur, quo omnes fruges et vineae perderentur." — 

Wir gehen nun zum heutigen Hexenglauben derMagyaren ttber. 

Nachdem die heidnischen Reminiscenzen immer mehr in den 
Hintergrund zuriickgedrangt wurden, so trat im Hexenglauben an 
Stelle der heidnischen Geister als vis motrix der Teufel auf, der 
„aus dem Hintergrund all' den Hexenspuk" in Bewegung setzt. 
In den magyarischen Hexenprozessen (ich fahre dieselben stets aus 
IpolyisWerk (S. 417 ff. an) verfahrt der Teufel selbst die Weiber. 
„Maligni daemonis spiritus instinctu inductus" heisst es in einem 
Szegeder Hexenprozess (Ip. S. 417); in einem anderen wieder wird 
erwahnt, „dass der Teufel nachtlich bei ihr gewesen sei, sich in 
der Gestalt eines schflnen J anglings entfernt habe" (hogy az 
6rd5g 6jjel jdrt hozz£, szep legeny kepeben eltdvozott; S. 417). 
„Der Teufel erschien ihr nachts in Menschengestalt und sagte ihr, 
komm' hinaus, ich fuhre dich an einen guten Ort" (az Ordog ember 
kepeben ejjel kihitta s mondotta, hogy gyere ki ]6 helyre viszlek") 
heisst es in einem anderen Prozessakt (S. 417). In vielen Fallen 
aber verfuhrt nicht der Teufel selbst das Weib, sondern lasst es durch 
eine „eingeweihte" Hexe verfiihren. So heisst es in einem Prozess- 
akt (S. 417): „Mit allerlei Versprechungen lockte sie Rosa, dass sie 
an allem Guten sein und leben werde; dann aber nahm sie wahr, 
dass alles nichts sei, nur Verlockung; die Teufel schlugen sie, zer- 
brachen ihr beide Arm- und Beinknochen" (mindenfele hiteget&sel 
dmitotta R6sa, hogy minden j6ban fog lenni s elni, azutdn tapasz- 
talta, hogy semmi sines, csak dmit2s; az 5rd5g5k megvertek, k6t 
karjat s laba csontjat 6sszet5rtek). Eine andere Stelle lautet (S. 417): 
„Den Franz Katona verlockte sein Vater und seine Mutter, dass 
gutes Leben eine Pracht sei, sagten sie, sieh, wie sch5n wir leben, 
sagten sie, dass es dort viele schone Weiber gibt, und er dachte, 
dass er reich werde" (Katona Ferencz atya s anya amitottak el, 
hogy \6 elet az gy5ny6rQs6g, 1dm mily szepen elunk, ugy mond, 
sok sz£p asszonyok vannak, 6s gondolta, hogy gazdag leszen). 



— 108 — 

Ein hervorstechender Zug der magyarischen Hexenprozesse 
ist es, dass die Hexe nach ihrem Tode ihre Kraft einem anderen 
Weibe abergeben kann, dass ein anderes Weib diese geheime Kraft 
erbt. In einem Hexenprozess wird erwShnt (Ipolyi, S. 417): „Mira 
arte sua diabolica in casu mortis agonis per porrectionem manus 
suae alteri cuicunquae demum etiam innocenti fideli xtiano fiendam 
sucessionem in locum sui post fata sua relinquere" Auf die Frage: 
„Wann hast du den Bund geschlossen, auf wie lange Zeit?" ant- 
wortet (Ipolyi, S. 418) die Angeklagte: „Vor 14 Jahren bis zu 
ihrem Tode hat sie (Treue) geschworen; als sie schwor, trug man 
ihr auf, dass sie in ihrer Sterbestunde an ihrer Stelle eine andere 
zuriicklasse, wenn sie ein Kind habe; sie kOnne auf (ihr Kind) 
nicht lassen; hat sie aber eines, so muss sie (die Kraft) auf dies 
lassen; sie reicht ihm die rechte Hand und fasst es an, so kann 
sie (die Kraft) zurilcklassen . . ." In einem anderen Akt heisst es 
(S. 418): „In ihrer Sterbestunde, wer zuerst ihre Hand angefasst 
hatte, auf den hatte sie ihre Teufelskunst ubertragen" (haldla 6r£jan, 
ki elsflben megfogta volna a kezet, arra hagyta volna az 5rd5ngseget). 

Hat nun das Weib durch Verfilhrung, Belehrung oder Erb- 
schaft diese Kraft erlangt, so folgt seine „Weihe", die Aufnahme 
in den Hexenbund. Vor allem muss es Gott und alles, was sich 
auf Religion bezieht, verleugnen. In einem Hexenprozess heisst 
es (Ipolyi, S. 418): „Deum, creatorem coeli et terrae, omnesque 
sanctos angelos, ac electos dei, sacri baptismi lavacrum, ac denique 
omnia sacramenta dei cum detestatione abnegando"; an anderer 
Stelle heisst es: „seponendo s. baptismo, et catholicae fidei renun- 
cinando". Die Hebamme Margaretha Barak, verehelichte Mich. 
Dugonics (wohl die Mutter des magyarischen Dichters Andr. Du- 
gonics) wird in Szegedin beschuldigt: „fidem xtianam abnegare ac 
deum immensis blasphemiis afficere" (Ipolyi, S. 418). Eine andere 
Stelle lautet: „Dass ihnen der Teufel befohlen habe, wenn sie in 
der Kirche sind, so m5gen sie das Gebet nach ruckwSrts sprechen . . ." 
Ferner: „Gott mussten sie verleugnen; statt dem Worte „Gott" 
sagten sie: hipp-hopp, dort sei ich, wo ich hin will! Aus dem 
Vaterunser mussten sie die Worte auslassen: Und erlOs' uns vom 
Uebel!" 

Nach der Verleugnung Gottes folgte die Eidleistung, wobei 
sie dem Teufel, als ihrem Herrn, unbedingten Gehorsam versprachen. 



— 109 — 

So heisst es denn in Hexenprozessen (Ipolyi, S. 418): „Perpetuum 
pactum inire ac vasallagium, daemoni se obstringere" ; oder: „in 
omnibus diabolo parere ac eundem loco veri dei adorare, et venerari 
velle se promiserit .... semetque infernali satanae, in proprium 
vasallum tradendo .... eidemque perpetuam et continuam adhae- 
rentiam vovendo." — „Dem Satan dienend, (will sie) ihn anbeten 
und ihn ehren, ihm mit Leib und Seele sich hingeben" (s£t£nnak 
szolgalvan, azokat imadni es tisztelni, testestul s lelkestttl nekik 
ajdnlani). 

In den Hexenprozessen der Magyaren kommt haufig die Frage 
vor: „Hast du den Bund mit Schrift oder Wort geschlossen ?" 
GewOhnlich lautet die Antwort: „Mit Schrift und mit Wort!" In 
einem Szegediner Hexenprozess (Ipolyi, S. 419) heisst es: „Mit 
Wort, aber auch mit Schrift habe sie sich dem Teufel uberliefert; 
Rosa habe ihr die Hand angefasst und sie habe mit roter Tinte 
geschrieben auf einen Bogen Papier am Rande vorne, am oberen 
Ende, und habe gesagt: im Namen des Teufels . . ." (szdval de 
kezeirasat is adta magarul az ordognek, R6sa megfogvan a kezet 
veres tentdval irt, egy drkus papirosra, a szelire elol: 6s felsd r£sz6n, 
es mondotta: legyen az 5rd6g hfr6vel). 

Nach der Eidleistung wurde die Hexe am Kdrper mit einem 
Zeichen versehen. Es heisst daher haufig in den Prozessakten : 
„In corpore visitatorum, nullum signum tale quod ipsos criminis 
magiae argueret, adeoque conversationem cum daemone habere 
argueret", nachdem eben die Instruktionen der Behflrden den Ver- 
hdrern anordnen : ,,An apud illos qui fatebantur, se stigmate quoque 
signatos fuisse, praevie instituta corporis inspection^ eiusmodi stig- 
mata realiter et effective impressa reperta exstiterint?" (Ipolyi, 
S. 419.) GewOhnlich lautet die Antwort: ,,Repertum est stigma in loco 
pudendo ex parte dextra inferius". In einem Szegediner Hexen- 
prozess heisst es: ,.Man hat sie auf die Schamteile geschlagen, sie 
kann sich daran nicht gut erinnern, weil es vor langher war, aber 
sie hat gesehen, dass mit seinem zweiten und dritten Finger der 
Teufel (das Zeichen) ihr aufgedriickt hat; dann habe er gesprochen: 
nun bist du mein!" (hogy szemerem test6n kivQl tttdtt^k, nem 
emlekezik red j61, mivel r£gen volt, hanem ldtta, hogy misodik s 
harmadik ujjaval nyomta r£ az OrdOg; azutdn azt mondta: no mAr 
enyim vagy.) Bod 6 berichtet in seinem juridischen Werke (jur. 



— 110 — 

prud., 1751; S. 225) iiber die magyarischen Hexen, dass ihr Haupt- 
kennzeichen das ihrem Leibe eingebrannte Zeichen sei, das ge- 
wflhnlich die Form einer Hasenpfote habe und gefuhllos sei, so 
dass man diese KOrperstelle mit Nadeln stechen kftnne, ohne 
Schmerzen zu verursachen. In einem Szegediner Hexenprozess 
wird erwahnt, dass eine Hexe als Hebamme 2000 Kinder im Namen 
des Teufels getauft habe (Schwartner, Stat. 3, 266). In sieben- 
bargisch-sachsischen Hexenprozessen wird oft erwShnt, dass die 
Hexen vom Teufel mit „garstigem Wasser" getauft werden (Mailer 
a. a. 0., S. 56), ein Verfahren, das in magyarischen Hexenprozessen 
nie erwahnt wird. 

Als Zeichen der Ergebung muss nun die Hexe den Teufel 
ktissen, der in den Prozessakten oft Pluto genannt wird. So 
heisst es in den Hexenprozessen (I poly i, S. 420): „Der Teufel 
Pluto war in Bockgestalt zugegen und sie hat ihm den ganzen 
KOrper . . . den Hintern gektisst, ihn dreimal umtanzt". (Pluto 
flrdGg jelen volt, bak k£p£ben, es az egesz testet . . . alfelet meg- 
cs6k61ta, haromszor kQrQldmczolta.) Eine andere Stelle lautet: „Sie 
schwor bei Pluto; war da zugegen ein schwarzhaariger Bock , den 
umkreiste sie zehnmal und kQsste ihn eben so vielemal, wobei sie 
sprach: „Du bist mein Herr!" (Plutdra esktidott, volt egy bak 
fekete sz5r(i, aztat tfzszer kerOlte meg 6s annyiszor csokolta meg 
es mondotta: te vagy az en uram.) Ferner heisst es in einem 
Szegediner Hexenprozess (Ipolyi, S. 420): „Ein Ziegenbock war 
zugegen, er befahl ihr, dass sie ihn umtanze und er befahl ihr 
auch, ihm den Hintern zu kiissen, damit sie dadurch beweise, dass 
sie ihm eine treue Dienerin sei" (egy bak kecske jelen volt, paran- 
csolta nekie, hogy kOrUl tdnczolja Otet es az alfelet is paranscolta 
cs6kolni, hogy azzal bizonyitani'fogja, hogy az 6 hQ szolgdja). 
Neben der Benennung Pluto, Belzebub und Lucifer wird fur den 
Teufel auch der Name Drom6 gebraucht, den Ipolyi (S. 420) 
mit den magyarischen WOrtern dorog (es donnert), dorgi) (Donnerer) 
und dem deutschen Donner in Verbindung bringt. Bei Mailer 
(a. a. 0. S. 56) heisst eine Hexe Donnerschlag. Daneben heisst 
der Teufel auch hepcziher oder hopcziher (Ipolyi S. 420). — 

Diese Einweihung und Eidleistung findet bei Gelegenheit der 
Hexenversammlungen statt. In fast alien, bislang bekannten magyari- 
schen Hexenprozessen kommen Stellen, auf diese Versammlungen 



— Ill — 

bezflglich, vor. So heisst es denn (I poly i, S. 421): „Nocturno 
tempore continuis diabolicis consultationibus, saltibus, lusibus inter- 
fuerit, cum diabolo comederit et biberit''; ferner heisst es: ,,Am 
Georgstage auf dem Kecskemeter Berg bohrten sie einen Rebenstock 
an und schlugen einen Zapfen hinein und sie, alle 3000 konnten 
davon genug trinken; dann schoben sie die Rinde wieder zurQck 
und gingen weg". (Szent GyGrgynapkor kecskemeti hegyen egy 
sz5l0t6k6t megfurtak, es csapot tettek bel6je, s mindnyajan 3000 
eleget ihattak belflle; azutdn hej£t red tettek, s elmentek). Wichtig 
ist folgende Stelle: „Ein Teufel blies die Flflte, mit den anderen 
Teufeln tanzten sie; sie assen, vermischten sich (coire) ... ver- 
mittelst Rohren tranken sie Wein aus Fassern . . . eine Art schwarzer 
GeldmQnzen verteilten sie unter sich, die aber nur bei ihnen Gel- 
tung hatten ; bei dieser teuflischen Gasterei war weder Kerze, noch 
Feuer vorhanden und doch war es taghell im Tanzsaal; wahrend 
der Unterhaltung sprachen die Teufel walachisch; die Teufel 
hatten h5lzerne Schwerter und hieben damit herum, die Worte 
sprechend: „Ich hau' dich, aber verletz' dich nicht" (egy 5rdflg 
sipolvin, a tobbi 5rd5ggel tdnczoltak; vend£geskedtek, kflz5sk8dtek . . . 
csOveken a hord6kb61 bort ittak . . . valami fekete k6zpenz nem6t 
is osztogattak kozOttok az ordogOk, de annak csak magok kflzGtt 
volt keletye, ezen 5rd5ng5s vend^gesked&ben sem gyertya, sem tiiz 
nem volt, meg is igen fenyes vilagossagu vala az tancoI6 palota, 
vilagosvdri mulatsdgban mind oldhul beszeltek az ordogtik, az 5rd5gok- 
nek til6 forma kardjok volt fab61 s azzal vagdalkoztak, ezen sz6kat 
mondvdn: vdglak, de nem sertlek). In einem Hexenprozess aus 
Fels5bdnya (1731) heisst es (I p 1 y i , S. 421): „Mit rohem Fleisch 
wurden die nachts anlangenden Hexen gefiittert" (nyers hussal 
ettet^k az ejjel j0v6 boszorkdnyok^. Das „Salzkochen'', das im 
germanischen Glauben einen wichtigen Zug bildet (Grimm 1000), 
findet auch im magyarischen Volksglauben einen Nachhall. Kommt 
eine Frau — heisst es im magyarischen Volksglauben — zeitig in 
der Friihe, urn Salz auszuleihen, so soil man ihr das Verlangte 
nicht geben, denn sie ist eine Hexe. Am Lucientage soil man 
weder Salz, noch Feuer aus dem Hause geben. Mit Salz bestreue 
man die Schwelle, urn die Hexen fernzuhalten. Ein Sage erzahlt: 
Ein Mann kroch in ein Fass, welches die Hexe bestieg und darauf 
in die Versammlung ritt. Dort kroch der Mann heraus und filllte 



— 112 — 

das Fass mit Salz an, worauf er wieder zuruckkroch. Die Hexe 
ritt nun auf dem Fasse heim. Der Mann klagte sie ein und wies 
das mitgebrachte Salz als Zeugnis vor (Ipolyi S. 422). 

Far den Hauptversammlungsort der magyarischen Hexen gilt 
der sogenannte ,,Blocksberg" (magyarisch: Szent Gellert hegye-Berg 
des hi. Gerard) bei Budapest. Neben diesem Berg werden im 
Volksglauben und schon in den Hexenprozessen noch die Berge 
KopasztetG (bei Tokaj), Ot halom (= fanf Berge bei Szegedin) 
und Vaskapu (= eisernes Thor auch bei Szegedin) erwahnt. In 
der Christnacht, in der Georgi- und Johannisnacht halten sie ihre 
Hauptversammlungen ab. 

Einen wichtigen Zug im magyarischen Hexenglauben bildet 
die sozusagen militarisch organisierte Einteilung der Hexen in 
Compagnien und Abteilungen, die ihre Vorstande, Fohrer, Fahnen- 
trager und Korporale haben, die dem Teufel, als Generalen und 
Befehlshaber des ganzen Hexenheeres, unterstehen. In einem Hexen- 
prozess (Ipolyi, S. 425) heisst es: „Sie waren in Compagnien 
aufgeteilt, jede Compagnie hatte eine schwarzseidene Fahne" (kom- 
pdnidkra voltak felosztva, minden kompanianak fekete selyem 
zdszl6ja 16ven). In lateinisch verfassten Prozessakten kommen oft 
die Wendungen vor: „Antesignanumque nempe capitaneum laco- 
daemonis exercitus se procurare" — ferner: „princeps magus et 
sagarum magister Daniel R6zsa . . . daemonis supremum capitaneum 
egerit"; — oder: „in arte magica patrem sodalium (Zunftmeister) 
profited"; „sagarum ductor vulgo hadnagy (magyar. Lieutenant), 
sagarum vexillifer". In manchen Hexenprozessen wird auch die 
Gestalt dieser Chargen erwahnt, welche dieselben wahrend ihrer 
Amtierung annehmen. So heisst es in einem Akt (Ipolyi, S. 426): 
„In der Gestalt eines Ebers war sie Fahnrich" (kan diszn6 k^peben 
volt zdszl6tart6); in einem anderen Prozess kommt die Stelle vor: 
„In Kalbsgestalt war sie Lieutenant, man nennt sie barjuctar" (borju 
k6p6ben volt hadnagy^ barjuctarnak hijdk). „Bayuctar << soil nach 
Ipolyi's Meinung im Turkischen „FShnrich" bedeuten. 

Von Wichtigkeit ist die folgende Stelle aus einem Hexen- 
process (Ipolyi, S. 426): „Anfangs war sie Corporal, zehn Jahre 
lang, dann wurde sie gleich Kapitan, . . . jetzt aber ist sie nur 
Grastragerin" (els5ben tizedes volt, tiz esztendeig, azutdn 
mindjdrt kapitdnynya lett, . . . de m*ir csak fiihordo) d. h. sie wurde 



— 113 — 

abgesetzt und dient nun als „Gemeine", als „Grastragerin", Krauter- 
sammlerin im Heere des Teufels und sammeltHeil- und Giftkrauter 
far die oberen Hexen. Deshalb heisst die Hexe in einigen magya- 
rischen Dialekten neben „boszork6ny" auch fives = grasige (her- 
baria, venefica); vgl. Grimm 1021. 

Dem magyarischen Volksglauben gemSss kGnnen die Hexen 
beliebige Tiergestalten annehmen, ja sogar sich ganz unsichtbar 
machen. GewGhniich nehmen sie die Gestalt von Katzen, Schweinen, 
Eseln, Stieren und Hunden an. Bod6 (iur. prud., 225) rechnet 
auch die „farkaskuldosok" = Wolfsbettler (WerwGlfe) zu den Hexen, 
obwohl sie im magyarischen Volksglauben in Wolfe verwandelte 
Hirten sind. Er schreibt: „Ad lamiarum potentiam referuntur 
lycanthropi quoque, quod se in lupos, hircos, canes, feles, aut alias 
bestias, pro suae libidinis delectu vere et substantialiter in momento 
transmutare et paulo post in homines rursus reformare fateantur." 
Im Volksglauben heisst es auch, dass eine 7- oder 1 2J2hrige Katze 
in eine Hexe verwandelt werde (I poly i, S. 243). Aus einem 
deutsch geschriebenen, handschriftlichen Werke des Baron Med- 
nyansky (Sammlung aberglaubischer Meinungen und Gebrauche 
des gemeinen Volkes in den Thalern des R6kos, 182}, S. 7$) teilt 
lpolyi (S. 427, Anm.) die Stelle mit: „Wenn die Katzen langere 
Zeit im Sommer nicht zu Hause kommen, da sie sich an Feldern 
von Mausen, VGgeln etc. nahren, so heisst es, die Katzen sind in 
den FWkos gereist; ttberhaupt wird jede Katze fur eine 
Hexe gehalten. Auf den FWkos-Feldern halten die Katzen ihre 
Versammlungen ; es werden Hochzeiten gefeiert, Bandnisse ge- 
schlossen, Verbrecher bestraft, einige sogar auch mit dem Tode. 
Daher die Bauern sagen : „Unser Kater ist nicht zurQckgekommen, 
der ist gewiss gevierteilt worden." Wehe denjenigen, die sich der 
Versammlung nahern; sie sind verloren. Auch wird bei der 
Gelegenheit ein Kater und eine Katze zu KOnig und Kdnigin 
gewahlt" ... Szirmay (Szatmar virmegye = Sz. Comitat; Ofen, 
1809) erzahlt von einem Schweinehirten aus Gacsaly, der zwei 
Hexen in Wolfsgestalt begegnet sei, die sich von ihm streicheln 
liessen. In den Hexenprozessen wird gewdhnlich die Verwandlung 
in Katze oder Hund angefiihrt. Als rote Katze saugt die Hexe 
der Kuh die Milch aus (lpolyi, S. 427). In einem Felsdbdnyaer 
Hexenprozess wird angefiihrt: „Ich sah mit meinen Augen zur 

8 



— 114 — 

Nachtzeit auf dem Aufboden liegend einen schwarzen, gefleckt- 
kGpfigen Windspielhund im Heu schleichen . . . dann verwandelte 
er sich in eine solche Gestalt wie die Katharina Fazekas (die an- 
geklagte Hexe) . . . sie belastete meinen ganzen Karper und ver- 
wandelte sich dann in ein weisses Windspiel" (lattam szemeimmel 
Stczakanak idejen az hidldson fektemben egy fekete h6dos fejii 
agarat az szendn labai suhogvan . . . annak utdna elvdltozott szinten 
olyannd, mint Fazekas Kati . . . eg6sz testemet mind eltapogatta, 
es feh6r agarri vdlt annak utand). Auf der Insel Schutt glaubt 
man, dass die Hexe sich oft in ein Ross verwandelt; wer ihm 
einen Zaum anlegen kann, der bewirkt, dass es sich nie mehr in 
menschliche Gestalt zurttckverwandeln kann. In einem Hexenprozess 
heisst es: „Nachts kam ein schwarzes Ross in den Hof, nahm das 
Schloss von der abgesperrten ThQre herab, wir dachten es sei unser 
Ross, ich ging ihm nach, es stiess mich und verwandelte sich in 
eine Kuh" (etczaka egy fekete 16 j5tt az udvarra, a bezarlott 
ajt6rul a timaszt levetette, gondolvdn azt mi lovunknak lenni, utana 
mentem, megdcrfott s tin6vd wilt). Im Szegeder Volksglauben heisst 
es (Ipolyi, S. 428): ,,Als man noch die Hexen verbrannte, band 
man ihnen Schiesspulver unter die Kehle und stellte sie so auf 
den Scheiterhaufen; da konnte man sehen, wie sie in KrGten-, 
Maus- oder Rattengestalt entfliehen wollten, aber man fegte sie 
zuriick und verbrannte sie, ohne dass sie einen Jammerlaut oder 
Schmerzschrei von sich gegeben hatten." Hexen sah man auch in 
SchildkrGtengestalt aber die Donau schwimmen (Vachott, Magyar- 
orszag kepekben = Ungarn in Bildern, S. 123). In einem Maros- 
vdsarhelyer Hexenprozess (Ztschr. ,,Mult ^s jelen", 752) wird die 
Hexe beschuldigt, in der Gestalt einer Gans gesehen worden zu 
sein. Die Gattin des Siebenbiirger Fiirsten Michael Apafi 
glaubte in ihrem Irrsinn, dass sie von Hexen in Fliegengestalt 
verfolgt werde (Ipolyi, S. 428). Oft erscheinen die Hexen nachts 
in der Gestalt von schwarzen Kafern; in einigen Gegenden heisst 
der Nachtfalter (sphinx L.) geradezu „boszorkdnypillang6" = Hexen- 
schmetterling (Ipolyi, S. 428; vgl. den deutschen „Milchdieb", 
im Slovenischen : vesha = Schmetterling und Hexe). 

Schon Mediomontanus (Disputatio theol. de lamiis etc., 
Grosswardein, 1656) erwahnt, dass die Hexen oft auch die Gestalt 
von Pflanzen und „besonders von Wagenradern" annehmen. Eine 



— 115 — 

Hexe kam einmal in Radgestalt zu einem Mann. Diesem gelang 
es, das Rad mit Eisen beschlagen zu lassen. Am anderen Tage 
war die Hexe ganz mit Eisen ttberzogen. Ferner: Ein Rad mit 
1 2 Speichen rollte einmal in den Hof eines Bauern, der es an der 
zwGlften Speiche anfasste und mit einem Stricke an einen Balken 
band, worauf das Rad verschiedene Tiergestalten und schliesslich 
die Gestalt der betreffenden Hexe annahm (I poly i, S. 429). 

Eine in den magyarischen Hexenprozessen oft erwahnte Eigen- 
schaft der Hexen ist ihr plGtzliches Verschwinden, ihre Luftfahrt 
und ihr Eindringen selbst in den kleinsten Raum. Durch das 
SchlQsselloch, durch den Rauchfang, durch das kleinste Loch hin- 
durch erscheint die Hexe und verschwindet spurlos (Ipolyi, S. 429). 
Auf Kehrbesen, Feuerzangen, Stocken, P^ssern und auf Menschen, 
die sie in Pferde verwandeln, fliegen die Hexen durch die Luft. 
Szirmay (a. a. 0.) berichtet u. A. von einem Schweinehirten, den 
die Hexe jedesmal dadurch in ein Pferd verwandelte, indem sie 
einen Zaum ihm ans Haupt warf. Wer diesen Zaum der Hexe 
anlegen kann, der verwandelt dieselbe for immer in ein Pferd, 
wenn er sie dann mit einer Unterhosenschnur versieht (Ipolyi, 
S. 430). Ausserdem besitzen die Hexen auch noch eine Flugsalbe, 
womit sie sich einreiben und dann fliegen konnen. Schon das be- 
rttchtigte Werk „Malleus maleficarum" beschreibt die Verfertigung 
dieser Flugsalbe (unguentum phaleris): „Unguentum ex membris 
puerorum interemtorum ab eis ante baptismum". In den magyari- 
schen Hexenprozessen heisst es (Ipolyi, S. 451), dass diese Salbe 
aus Kinderfett, Mutterkuchen , Solanum und Russ, oft aber aus 
Kinderknochen und Kindereingeweiden verfertigt werde. Karcsay 
teilt (in der Zeitschr.: „Uj muzeum" 2., 498) eine Sage mit: Ein 
Knecht wollte die vom Joch wundgeriebenen Nacken seiner Ochsen 
mit Fett einreiben. Er nahm zu diesem Zwecke ohne Wissen seiner 
Herrin eine Salbe aus dem Schranke hervor und rieb damit die 
Ochsen ein, worauf dieselben von dannen flogen. Er klagte sein 
Leid der Herrin; diese schmierte schnell eine Feuerschaufel mit 
dieser Salbe ein und flog dann, auf die Schaufel sich setzend, den 
Ochsen nach und trieb dieselben in der Luft heim. „Der heutige 
Volksglauben", sagt Ipolyi (S. 432), „mutet dieser Salbe alle 
Eigenschaften der Hexe zu; nur wenn sie sich mit ihr einreibt, 
kann sie Hexerei treiben; sie muss sich aber damit jedes 7., 17., 

8* 



— 116 — 

2 7» J7» 47- u - s - w - ^ a ^ r einreiben." Die magyarischen Hexen- 
prozesse erwahnen auch Formeln, durch die die Hexen sich in die 
Luft erheben oder verschwinden kOnnen. Gewflhnlich sprechen sie 
Formel: „hipp, hopp!" oder „hop hirivel" (in Hops Namen), oder 
„hipp, hopp, ott legyek, a hoi akarok" (hipp, hopp, dort sei 
ich, wohin ich will). Ipolyi (S. 420) vermutet, dass dies „hipp 
oder hopp" ein altes Apellativum des Teufels sei, nachdem der- 
selbe ja oft „hopcziher", oder „hepcziher" genannt werde. Eine 
andere Formel lautet: „k6d elottem, kad utanam, engem senki meg 
ne lesson" (Nebel vor mir, Nebel hinter mir, niemand soil mich 
sehen; vgl. Grimm S. 1037). — 

Was nun die schadliche Thatigkeit der Hexen anbelangt, 
so wird ihnen besonders zugemutet, dass sie Saaten durch Hagel, 
Regen, Wind und DQrre vernichten kdnnen. Daruber berichten 
schon die alten Hexenprozesse. So lautet eine wichtige Stelle eines 
solchen Prozessaktes (Ipolyi, S. 432): „Succumque ac pinguedinem 
huius circumiacentis plagae terrae, videlicet pluvias et rorem per 
septennium id est annuatim pro media secunda urna pecuniae, 
piscespue pro vento sagis in Turcia divendere non abhorruisset" — 
ferner: „pluvias obseraverit, ac terrae fructus abstulerit, similesque 
in Turciam vendiderit". Dass die Hexen die Saaten und Fische 
den TQrken verkauft haben, kommt auch in einem Szegediner 
Hexenprozess vor (Ipolyi, S. 433), wo es heisst: „Den Regen und 
die Fische haben sie am hi. Georgstag nachts 1 1 Uhr am Mattyi- 
Ufer auf 7 Jahre in die Tttrkei verkauft . . ." (az es5t es halat sz. 
Gyflrgy napjdn eczaka 1 1 6ra tdjban Mattyi parton het esztend5re 
attak el a tdrOk orszdgra . . .)• „Den Regen halten sie", heisst es 
in vielen Hexenprozessen, „mit teuflischer Praktik in einem Kttrbiss 
gefangen". Eine Szegediner Sage erzahlt (Ipolyi, S. 433): „Als 
man einmal die Wasserprobe mit einigen Hexen vornahm, sank 
eine rasch unter das Wasser, worauf eine andere neidisch ausrief: 
„Nehmt ihr den Wolkenschlttssel (fellegkulcs) aus den Ohren!" 
Man zog ihr also den WolkenschlQssel aus dem Ohre und sie war 
nun nicht imstande, unter das Wasser zu sinken . . . Ober die 
BeschafFenheit dieses Schlussels berichten die Akten und der heutige 
Volksglaube nichts naheres. 

Heutiger Volksglaube und alte Hexenprozessakten erwahnen 
auch, dass die Hexen am Georgstage den Tau von den Feldern 



— 117 — 

in TOpfe sammeln, um den Erntesegen zu vernichten und nach 
Belieben Regen hervorbringen zu kGnnen. Ipolyi (S. 433) bringt 
damit folgenden Brauch in Verbindung: In der Kecskem&er Gegend 
spreiten die Hirten in der Fruhe des Georgstages LeintQcher auf 
die tauigen Fluren. Indem sie die Leintticher im Grase weiter- 
ziehen, sprechen sie: „Ich klaube, ich klaube von Allem die Halfte" 
(szedem, szedem mindennek felet). Die taunassen Tticher werden 
ausgewunden und das Wasser in Gefasse aufgefangen, die man in 
den Stall der Melktiere vergrabt, damit die Hexen den Tieren die 
Milch nicht nehmen kGnnen. Auch heisst es, dass jede rechte Hexe 
jeden Morgen ihren Gatten durch Bewerfen mit einem Zaume in 
ein Ross verwandelt und auf ihm ins Freie reitet, wo sie Tau 
sammelt, den sie trinkt und dadurch immer jung bleibt, wahrend 
ihr Gatte dahinsiecht. Streut die Hexe Tau auf das Mehl, so wird 
das Brot blutrot, eine Beschuldigung, die oft in den Hexenprozessen 
vorkommt, z. B. „fermentum alterius ac massam farinaceam ita 
corrumpere attentasse, ut nulli panes inde pinsi potuerint (Ipolyi, 

S. 434)". 

Besonders durch Hervorbringung von Hagel und Sturm- 
wind vernichten sie die Saaten. So heisst es z. B. in dem er- 
wahnten Chronicon Fuchsio-Lupino-Ottardinum (1., 279): ,,1613 multi 
magi et veneficae in Hungaria Vulcano oblati sunt, qui incanta- 
tionibus suis grandinem super totam Hungariam et Transsilvaniam 
inducere voluisse ferebantur, quo omnes fruges et vineae perderentur, 
res mirabiliter fuit detecta. Filia cuiusdam viri, vix decennis aut 
duodecennis, a patre in vineam ducta, cum patrem de diuturna 
siccitate conquerentem audivisset, pater, inquit, ego si vis, faciles 
pluvias, imo etiam grandines producere possum. Interrogante patre, 
unde et a quo ista didicisset. A matre, ait, se ista habere; turn 
pater obstupefactus, si quid ergo potes, produc, inquit, grandines, 
verum ita, ut haec nostra tantum tangatur vinea, intactis et illaesis 
vineis aliis. Ilia promissa praestitit, inducta horribili tempestate 
et grandine, qua vinea paterna prorsus protrita fuit, magni res 
periculi, nisi detecta fuisset . . . brevi de vitibus et frugibus, tarn 
in Hungaria, quam in Transsilvania, nil reliquum futurum fuisset." 
Noch 1728 wurde ein Szegediner Schusterlehrling beschuldigt, die 
umliegenden WeingSrten durch Hagelschlag zerstOrt zu haben 
(Schwartner, Stat. 3., 266). 



! 



— 118 - 

Auf welche Art und Weise nun die Hexen Ha gel und 
Sturm hervorzaubern kOnnen, dartiber berichtet uns schon 
der magyarische Rechtsgelehrte Bod 6 (jur. prud. 225): „Si in aqua, 
stans, aquam a tergo in aerem proiecerit, vel scopis sparserit, aut 
aestivo tempora instante tempestate, lapidem vel terram occulte 
percusserit; flores de variis arboribus aut folia collegerit, et ollae 
imposita, cochleari et alio instrumento moverit." Dies Wasser- 
werfen, Krauterkochen u. s. w. wird in magyarischen Hexenprozessen 
oft angeftihrt. Daneben wird auch erwahnt (Ipolyi, S. 43 5): 
,,Den Kopf eines njahrigen Raizenkindes haben sie vergraben, 
damit kein Regen werde" (ij esztendos racz gyermek feje volt, 
melyet eldstak azert, hogy es5 ne lehessen). „Einen Stierschadel 
follte sie mit Ackererde, damit sie den Nutzen (die Ernte) weg- 
nehme" (bika fejet megtGltotte szant6f5ldr6l elvitt folddel, hogy a 
hasznat elvehesse). „Der Pferdeschadel befindet sich deshalb in 
ihrer Wohnung, weil sie den Schadel mit Erde vom Weizenfelde 
eines anderen Menschen fiillen und ihn in ihren Acker vergraben 
wollte" (16feje szallasan azert vagyon , hogy mds ember buzaja 
f6ld6b5l megtGltotte volna a fojet es a maga foldebe 4sta volna). 
Wenn der Sturmwind einherbraust, so heisst es im Volksglauben : 
Die Hexen tanzen in einem Korbe, wobei sie Schaufeln, Besen, 
Zangen u. dgl. in den Handen halten (Ipolyi, S. 435). 

Dass die Hexen die Melktiere heimlich melken, die Milch 
wegzaubern — z. B. in die Thorpfosten, in den Brunnenschwengel, 
den sie dann melken — bildet eine haufige Beschuldigung in den 
Hexenprozessen und lebt auch im heutigen magyarischen Volks- 
glauben fort. Einen wichtigen Fall teilt der seiner Zeit (1751) be- 
rUhmte magyarische Rechtslehrer Bod 6 (iur. prudentia, 227) alien 
Ernstes mit: „Placet annectere relationem certi, alias fide digni 
nobilis octogenarii, condam Georgii Farkas Hankoviensis, qui saepius 
coram me recensuit, et bona fide asseveravit, contigisse post re- 
volutionem TGkolianam, cum certa occasione, ex nundinis De- 
brecinensibus redux, in partibus trans Tibiscanis, in quadam planitie, 
aestivo tempore pascuandorum iumentorum gratia, cum reliquis 
sibi adiunctis substitisset: turn quidam incola Rochfalvensis (quern 
et nominavit; nominis tamen illius recordari non possum) accepto 
ex curru certo urceolo, et axi curruli supposito, quaesivit ex eodem 
nobili: vellente lac ibidem non longe in pascuis existentium ovium 



— 119 — 

degustare? cui cum idem nobilis dixisset: quod vellet effectum illius 
experiri, tandem idem infixo axi cultro, copiosum exinde lac per 
cultrum emulsit; quo lacte stillante, protinus dictae oves, hinc inde 
dispergi, discurrere et saltare coeperunt. Quo viso, opilio seu 
pastor illarium ovium, illico pellicium suum, vulgo bunda dictum, 
deiecit, et baculo suo pastorali eo usque percussit; donee culter 
ex axe extractus non fuit. Quo pellicium suum verberante, idem 
homo, lac praevio modo producens et emulgens, humi prostratus, 
magno cum eiulatu, vociferabatur , ne eum permittant opilioni 
tansopere pulsare et excruciari. Tandem, erepto cultro ex axe, 
oves quoque conquieverunt, et opilio a percussione destitit; idem- 
que homo liberatus a cruciatibus, concussus et debilitatus currui 
est impositus. Hie diaboliis nactus est potentiorem diabolum." 

In einer Sage wird erzahlt (Ipolyi, S. 436): Ein Kecskemeter 
Bauer kaufte einmal eine Kuh. Der Verkaufer gab ihm den Rat, 
er moge, wenn die Kuh einmal sich nicht melken lasse, das Tisch- 
tuch, womit man am Weihnachtsabend den Tisch bedeckt habe, 
auf sie spreiten und sie mit einem Birkenbesen schlagen. Bei Ge- 
legenheit that dies der Bauer und bedankte sich dann beim Ver- 
kaufer for das erfolgreiche Mittel. Dieser meinte: „Du hottest die 
Kuh nicht so arg schlagen sollen, denn dadurch hast Du meine 
Frau totgeschlagen." 

Wir kommen nun auf den Einfluss der Hexen auf das Leben 
und die Gesundheit der Menschen zu sprechen, der im heutigen 
Volksglauben sowohl, als auch in den alten Hexenprozessen der 
Magyaren sozusagen die erste Stelle einnimmt. Wichtige Belege 
bieten uns hieftir die Prozessakten (Ipolyi, S. 437), denen wir 
folgende Stellen entnehmen : „Multas innocentes personas in nihilum, 
et ad mortem usque redegerit . . . hominibus vitam inferre et damna". 
— „Sie strich mit der Hand das gesunde Kind; das Kind ward 
krank . . . beide Fttsse krummten sich ihm hinauf und sein Kopf 
sank ihm auf die Brust" (az egeszseges gyermeken kezeit vegig huzta, 
az gyermekek megbetegedett .... mind a ket laba az alfetehez 
sugorodott, es a feje a melyere esett). — „Sie schQttelte das bei 
den Ftissen des Kindes befindliche Bettstroh auf, worauf das Kind 
erkrankte" (a gyermek 14ba alatti agya szalmajat megrazta s azonnal 
rosziil lett). Ipolyi macht hiebei auf die Redensart, aufSterbende 
angewendet, aufmerksam : „Megk<3nnyebitette mdr az isten agya szal- 




- :-- - ~-tc rt&jr zzz. (ii-iTTiriikv 

^£5. t=^: i:-: i-rr-M ne zrs an- 

=;. _^= ~i.iT ~n EfcilTeS EliZi s;ien. 

-_ ^r- r^_-f: e «a 5*el!* ±zmz. irer 

'i-_ = %r: , 5t i-~- "• ?^=e.'-i.£ w-jc es die 

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.5- - £:_ £ — r.-i=s "■ -Vid ^rc Sieben- 

- =.-:r - :=i£sc a 5::ae:::e:, hist 

- 5 ;=. 7r.iins ii i E=cs tradit: 
. ,. -^sz- z T^n s^-i , r r'' | * we cagicam 

!*■= i^rt < : rp.t^s 3eces . . . ad- 
_ ~ z.^.-s ~^.r:~. ;i«r Sir^mundus 
. -•- - i_: 5i.ri3 jr s-;.a surordinatis 
— -r- ju-T-'-: OT =cru==L:so niil inter- 
ne S^r:.waL Sa.-..z= « alios." Oft 
i:« ?nu.; xn H-xisesaae von den 
*?*. In 3MZCW5 GewnJea wiift die 



— 121 — 

tage keine StGrung hervorrufen (Ipolyi, 206; Mednydnszky, 12; 
vgl. Grimm, 1027 „Nestelknupfen"). Der magyarische Historiker 
Math. Bel (Notit Hungariae novae hist, geogr., Wien 1735—42; 
4, 120) erzahlt: „Mulierem iuvenem, et ex nuperis nuptiis caram 
marito saga surripuerat, tridui spatio per aera raptatam. Ignorabatur 
quo redacta esset mulier . . . reperta est femella triduo post SzetsSnii 
intra pulvinaria exsanguis, et emortuae similis, apud veneficam, 
quae facinus illud patraverat. Dubitabant iudices an ita se res 
habeat; verum cum venefica etiam, rem uti gesta erat edixisset, 
res fidem meruit, poenis sagae ex more inflictis." 

Aber nicht nur als Schadigerin an Leib und Seele, an Hab 
und Gut, sondern auch als Heilkunstlerinnen und FOrderinnen 
des Wohlstandes, als Helferinnen in jedwedem Leid treten die 
Hexen in den magyarischen Hexenprozessen und besonders im 
Volksglauben auf. Selbst Tote kOnnen sie zu neuem Leben er- 
wecken. So heisst es in einigen Hexenprozessen (Ipolyi, S. 439) 
z. B. von einer Hebamme, Barbara Hesen, „dass sie in den 3 Tage lang 
toten Sohn der L. Vak Seele gehaucht und ihn erweckt habe", 
ferner: „dass sie der totgeborenen Tochter der Ilona Lubi etwas 
in den Mund gesteckt und sie lebendig gemacht habe." Oft 
werden auch die Heilmittel in den Hexenprozessen angefuhrt. So 
heisst es (Ipolyi, S. 439): „Gegen Menstruation soil man von 
3 Eichbaumen Blatter klauben"; gegen eine Krankheit „soll man 
in ein Bohrloch blasen"; gegen Brustweh „soll man die Brust 
mit einem Knochen (Totenknochen vielleicht!) bertihren". Ferner 
wird in einem Prozessakt erwahnt: „Das kranke Kind wusch sie 
in einem Bad aus gekochtem Hafer; den Hafer warf sie an neun 
Gartenzaune und auf den Kreuzweg der Pfarrerswiese." Dergleichen 
Heilverfahren werden — wie erwahnt — in den meisten magya- 
rischen Hexenprozessen aufgezahlt; die meisten derselben haben 
sich in der Volksmedizin der Magyaren bis auf den heutigen Tag 
erhalten und sind zum Teil im folgenden Abschnitte mitgeteilt. 

Eine prophetische Gabe wird den Hexen nicht nur in 
den magyarischen Hexenprozessakten, sondern auch im heutigen 
Volksglauben zugemutet. Besonders bei der Erforschung eines 
gestohlenen Gutes wird die Hexe urn Rat angegangen. In einem 
Szegediner Hexenprozessakt (Ipolyi, S. 440) heisst es: „Die Hexe 
verlangte eine Pflugschar, dann eine lebendige Gans, welcher sie, 



— 122 — 

nachdem man sie ihr gebracht, den Kopf, die Beine und FlOgel 
abhieb; die Gans rupfte sie, nahm ihre inneren Teile heraus und 
behielt dieselben for sich, die gerupfte Gans aber gab sie dem Klager 
zurOck; dann verlangte sie zwei neue Spindeln, die man noch nie 
gebraucht hat, und Hirse; dies alles brachte man ihr; sprach dann 
die Zauberfrau (vardzsl6 asszony): ich werde diese Pflugschar 
gluhend machen, den Hirse darauf streuen, und so wird dessen 
Gesicht voll Ausschlag werden, der das Geld gestohlen hat." In 
einem anderen Prozessakt „warf die Hexe eine Handvoll Erbsen 
ins Feuer, damit dem Diebe das Auge ausrinne." Der allbekannte 
„Siebzauber" ist auch den Magyaren bekannt, ebenso das „Bohnen- 
werfen", das schon in den Hexenprozessen haufig erwahnt wird. 
Die Hexen kflnnen nicht nur Liebestranke brauen, sondern 
auch in der Feme weilende Personen herbeizaubern. Der Ver- 
fasser des for Volkskunde wichtigen Werkes „Ungarischer Simpli- 
cissimus" berichtet (S. 106) uber einen Fall, den er als Diener des 
Henkers zu Eperies miterlebt hat. Zu seiner Herrin kam namlich 
eine Witwe und bat sie: sie m5ge ihren in Siebenburgen weilenden 
Geliebten zuriickzaubern. Nun schreibt der Berichterstatter: ,,Gegen 
1 1 Uhr forderte die Henkerin ihres (namlich der Witwe) Liebsten 
Vor- und Zunamen, schrieb solchen nebst andern Charakteren auf 
Papier, that dies in ein neues Hafelein fast voll Wasser, setzte es 
zum Feuer und kochte es langsam. Wir stunden dabei, da sagte 
sie Ober eine Weil: er kommt ganz nackend, suchet Kleider hervor. 
Ich fragte unterdessen, wahrend die Burgerswittib Kleider holte, 
was es bedeute, dass sie das Hafelein bald zum Feuer setze, bald 
wieder herausziehe? Sie sprach: Wenn es geschwind kocht, so geht 
der Bock auch geschwinde, wann ichs aber herausziehe, und es 
gemach kocht, so geht das Tier auch gemach und geschieht dem 
Menschen weniger Schaden. Ueber eine Weil nahm sie das 
Hafelein, versteckte es unter einen Kiibel, gab mir den Keppenek 
(ungarischer Regenmantel) und lief eilend zur Kuche hinaus, ich 
ihr nach und auf den obersten Boden. Da sass der gute Mensch 
nackend in einem BOgel und keuchte. Ich hielt ihm den Keppenek 
hin, er nahm ihn uber und ging mit uns stracks hinunter." In 
den magyarischen Hexenprozessen werden den Angeklagten stets 
die amtlichen Fragen vorgelegt: „Konntest du vermittelst eines 
Bockes, eines Mantels oder eines SchifFes Menschen fortfiihren ?" 



— 123 — 

(tudtdl-e bak, kflppenyeg vagy haj6 altal vinni 6s hozni embereket?) 
— oder: „Wie konntest du den Menschen prophezeien aus Kristall, 
Glas, Spiegel? ohne Schaden? gebrauchtest du Zaubersegnungen ?" 
(mikSpen j8vendolt61 kristalyb61, iivegbol, ttikflrbal az embereknek? 
kar nelkul? babonis aldasokkal eltel-e?). Auf diese Fragen ward 
nie eine Antwort der Angeklagten verzeichnet (Ipolyi, S. 442), 
so dass in der That M tillers Worte (a. a. 0., S. 55) Geltung 
haben: „Man sieht es deutlich an, dass die Sache den Richtern 
gelaufiger war als den Prozessftlhrenden." Als Richtschnur bei 
dem Hexenprozessverfahren galten eben die erwahnten Werke eines 
Mediomontanus und Bod6; bei letzterem lohnt es sich der 
Mohe, alle Kennzeichen und Merkmale einer Hexe nachzulesen. 
Ueber Hexenproben der Magyaren fuhren wir hier nur eine Stelle 
aus dem magyarischen Geschichtsscbreiber Bel (a. a. 0. 2., 288) 
an: „pauci anni abiere, dum qualicunque indicio septuaginta plus 
minus femellas corripi, raptarique ad aquae experimentum iussere 
magistratus. Deductae ad omnem qua placidior manat estque alti- 
tudinis propemodum inexpertae, vestem superiorem ponere, induere 
contra virilia perisomata, nequid indecori accideret cogebantur. 
Tunc manibus pedibusque a tergo, ne possent movere artus, reli- 
gatis, longa reste suspensae, e navi in amnem eiiciebantur. Quae 
suo pondere subsidere coepit, tamquam insontem, adducta magna 
celeritate veste, aquis eximebant, dimittebantque liberam. Contra 
quae ritu anatum innatabant neque poterant mergi, damnabantur 
criminis, luculento demum rogo exurendae." 

Wir kflnnen nun am Schluss unserer Zusammenstellungen des 
magyarischen Hexenglaubens Lipperts (Christent., Volksgl. und 
Volksbr., S. 579) Worte auch fur Ungarn in Anwendung bringen; 
dass es ,,n3mlich zur Zeit der Hexenverfolgungen wirklich Zauber- 
innen gab, ist zweifellos — nur die Unterscheidung war schwierig 
und willktirlich, und der aus den anderen Kategorien des Hexen- 
tums hierfur gewonnene Beweis v5llig nichtig. Dass durch einen 
Zauber irgend jemandem das Leben genommen wurde, ist natQrlich 
niemals durch das Gerichtsverfahren objektiv festgestellt worden; 
im zutrefFendsten Falle hat man den Versuch mit einem vGllig 
untauglichen Mittel gleich der That gestraft." 



VI. 

Hexenspruch und Zauberbann. 

rlexen und Zaubern ist auch nach magyarischem Volksglauben 
Naturanlage und Kunst zugleich. Der siebente, bisweilen neunte 
Sohn oder die siebente Tochter einer Mutter, die keine TOchter 
beziehungsweise SGhne zur Welt gebracht hat, sind zum Hexen 
und Zaubern praedestinirt, wahrend andere Menschen diese Kunst 
mtthselig erlernen miissen oder dieselbe als Erbschaft Obernehmen. 
Dass diese Kunst bei den alten Magyaren im Besitze der Priester 
und Priesterinnen war, dafor haben wir in den altesten Gerichts- 
quellen Belege. So heisst es in der Chron. Budense (herausg. von 
Bodhracky, Ofen 1838; S. 93): „Omnes populi libaverunt se daemo- 
nibus. . . . Vatha dedicavit se daemoniis, et congregavit ad se multos 
magos et pythonissas et aruspices, per quorum incantationes valde 
gratiosus erat apud dominos"; ferner heisst es: „de deabus una 
nomine Rastli", oder wie Bonfin (rer. hung, decades, K5ln 1690) 
diese GGttin nennt: Varasolo (= Zauberin). Auch Stephan des 
Heiligen Erlasse erwahnen oft das Hexen und Zaubern (s. Abschn. V, 
S. 105), so dass Mone auf Grund dieser Quellen beinahe mit Recht 
schreiben konnte: „Magie war also der Hauptinhalt des ungarischen 
Glaubens". Wie tief Hexen und Zaubern, diese unterste Schichte 
des Volksglaubens, im volksreligiosen Leben der Magyaren von jeher 
wurzelte, dafttr sprechen schon die zahlreichen magyarischen Aus- 
driicke fur diese geheime Kunst. 

„Der gebrauchlichste und allgemeinste Ausdruck", sagt Ipolyi 
(a. a. 0. S. 393) ist bii, besonders in der Zusammensetzung biibdj 
(Zauber) und in der Bildung biivos (zauberhaft), biivoles (Zauberei). 
Heute hat bii die Bedeutung von Zauber, Magie, das aber selbst- 
standig als Wort in der Volkssprache nicht gebraucht wird, sondern 
nur in der Zusammensetzung mit bdj. Im Dialekt der Szekler heisst 



— 125 — 

bil = garstig, schmutzig. Bdj = Liebreiz; biibdj erklart der alte 
Lexikograph Kreszn erics mit: Zauber, Magie, veneficium und 
incantatio. 

Ein anderer, allgemein verbreiteter Ausdruck far Zauber ist 
vardzs, welches Wort Ipolyi (S. 394) vom Zeitworte van (nahen) 
ableitet, wShrend das Wort kuruzs und uruzs (bei den alten Lexiko- 
graphen = incantat, fascinat, ope magiae medetur) = Quacksalberei, 
vom Zeitworte kurhol = mit Worten strafen, herstammen soil; 
igizes (Zauberei) dagegen stammt vom Worte ige (Wort, Zeitwort) 
und bedeutet eigentlich: Beschreien, Besprechen (incantatio). Ferner 
sind die AusdrQcke bekannt: rdolvasds = auflesen, auf etwas (aus 
einer Schrift) lesen, kiolvasds = auslesen. Der Ausdruck iralds fur 
Zaubern stammt nach Ipolyi entweder von ir (schreiben), also 
durch Schriftzeichen zaubern, — oder vom Hauptworte ir (unguen- 
tum, Salbe) ab. Mit diesem Ausdruck hangt auch das Wort kant- 
erolds (kanta-frdlas) fur Zauber zusammen. Im sogenannten ,>Gesetz 
fur die Szekler-Frauen" (SzSkely asszonyok tdrvenye; herausgegeben 
von Cserei, S. 228) wird dies Wort erlautert mit: „zaubern mit 
Liebestranken". Kanta heisst Krug; iralds (wenn es also von ir 
= Salbe abstammt) = Salberei; somit heisst kantirolds eigentlich 
= Krugeinsalben, d. h. in das Getrank etwas mischen, einen Liebes- 
trank verfertigen. Ein anderer Ausdruck ist vajakolni, Jemanden 
totsingen, welchen Ausdruck die alten Lexikographen also erlautern: 
„Incantare, artem magicam exercet, diris utitur carmifiibus". Der 
Glaube, dass man schlafende Menschen durch Absingen von gewissen 
Zauberformeln zu Tode singen kann, d. h. dass sie aus dem Schlafe 
nie mehr zum Leben erwachen, ist auch dem magyarischen Volks- 
glauben bekannt. 

Durch „b8sen Blick" Jemandem Unheil zufiigen, ihn „be- 
schreien" heisst im Magyarischen „szemmel verni" = mit Augen 
schlagen. Menschen, die zusammengewachsene Augenbrauen, oder 
schiele Augen, oder einen starren, mtirrischen Blick haben, stehen 
im Verdachte, „mit Augen zu schlagen", d. h. eine unverhoffte 
Krankheit im betreffenden Menschen oder Tiere durch ihren Blick 
hervorrufen zu konnen. In jedem magyarischen Dorfe gibt es zwei 
bis drei Menschen, die in diesem Rufe stehen und mit denen man 
keinen Umgang pflegt. 

Megrontds = Verderben ist der Ausdruck fur „einem die 



— 126 — 

geschlechtliche Potenz wegzaubern, Jemanden impotent machen"; 
dasselbe bedeutet auch lekotes = Niederbinden, ero lekotes = Kraft- 
Niederbinden. Ungefthr 1877 ermordete ein Mann seine Gattin 
und erklarte beim gerichtlichen VerhOr, er habe seine Frau deshalb 
ermordet, weil sie ihm die Kraft, wahrend er geschlafen, mit einem 
Haare niedergebunden habe; seither sei er impotent (Varga a. a. O. 
S. 154). Es heisst nSmiich im magyarischen Volksglauben, dass, 
wenn man einem schlafenden Manne urn den Priapus ein Weiber- 
haar wickelt und in Knoten bindet, er seine Potenz fur immer 
verliert. Megrontds wird auch auf Tiere angewendet, die ohne 
Grund abmagern und hinsiechen; in manchen Gegenden aber wird 
dieser Ausdruck „megrontas" auch bei syphilitischen Krankheiten 
angewendet, indem man nicht an eine Ansteckung glaubt, sondern 
der Meinung ist, Jemand wolle einem die Genitalien „verderben" 
(megrontani) und habe diese Krankheit einem angezaubert (Varga 
a. a. 0. S. 144). 

Wir haben nur noch einen hiehergehorigen magyarischen Aus- 
druck zu erwahnen, der von Wichtigkeit ist, indem er den dies- 
beziiglichen Volksglauben in ein hohes Alter deutlich zuruckweist. 
Es ist dies der Ausdruck babona = Aberglauben, der von bdb, 
bdba = Puppe, Popanz, Fee, Hebamme abstammt. Der Regen- 
bogen wird in einigen magyarischen Gegenden „Strauss der Fee 
Baba" (Bdba tQnder bokrdja) genannt; vasorru bdba (eisennasige 
Fee) heisst die base Fee , die den Menschen Unheil bereitet 
(I poly i S. 404). 

Wir gehen nun zu den magyarischen Volksarzneimitteln uber, 
von denen wir hier nur die wichtigeren, nach Krankheiten geordnet, 
geben. Diese Mittel stehen ja mit dem Volksglauben in enger 
Verbindung; ihre Kenntnis entspringt weniger der klaren Sinnes- 
anschauung, sondern mehr dem Instinkt. Viele dieser Volksarznei- 
mittel der Magyaren kGnnen nur unter Beachtung gewisser For- 
malitaten und bei Hersagen gewisser Formeln angewendet werden 
und sind daher fur den Volksforscher von doppelter Wichtigkeit. 

Gegen Augenweh macht man mit dem kleinen Finger ein 
Kreuz auf das leidende Auge und spricht: „Im Namen des Vaters f 
bei der Liebe des Sohnes f Der Segen des hi. Johannes breite sich 



— 127 — 

hierilber aus! Die Milch der gebenedeiten Jungfrau Maria wasche, 
wasche, wasche ab dies Leid!" (Az atyanak neveben, fiunak 
szerelmeben, Szent Jdnosnak dlddsa terjedjen red! Boldogsdgos 
szUz Maria teje mossa le, mossa le, mossa le ezt a bajokat!) 

Wasser, vor Sonnenaufgang am Ostertage geschGpft, ist ein 
sehr wirksames Mittel gegen Augenkrankheit , die man auch so 
vertreiben kann, wenn man eine Wachskerze in der Kirche wShrend 
des Gottesdienstes brennen lasst, dann den Rest der Kerze mit 
Milch und Safran aufkocht und damit lauwarme Umschlage auf 
das kranke Auge macht (vgl Frischbier, Hexenspruch und Zauber- 
bann S 32). 

Gegen die sogenannte Gerste (drpa) am Auge mache man 
mit dem kleinen Finger (nevetlen ujj = namenloser Finger) ein 
Kreuz aufs Auge und spreche: „Gott Vater hat es erschaffen, Gott 
Sohn hat es vernichtet, Gott hi. Geist hat es geheiligt. Mache es 
vergehen Gott Vater! Mache es vergehen Gott Sohn! Mache es 
vergehen die vollkommene hi. Dreifaltigkeit!" (Atya isten meg- 
teremtette, fiu isten megsemmisitette, szentlelek ur isten megszentelte, 
Oszlassa el az atya isten, oszlassa el a fiu isten I Oszlassa el a 
teljes szenthdromsdg !) In manchen Gegenden berQhrt man dabei 
mit einem Gerstenkorn das Auge und setzt ersteres dann in die Erde. 

Gegen den Augenstaar hat man folgende Zauberformeln : 
„Jesus von Nazareth, K5nig der Juden, der L5we aus Juda's 
Stamme hat den Sieg errungen; fliehet feindliche Teile! Gelobt 
sei der teuere heilige Name des Herren Jesus Christus, das schOne 
reine, goldene Wasser des hi. Johannes. Anna machte sich auf 
den Weg; ein Zweig schlug ihr ins Auge; nach dem Zweige (kam) 
Blut; nach dem Blut Geschwulst; nach der Geschwulst Haut; 
nach der Haut Finsternis. Im Paradies des Herren Jesus Christus 
sind drei schGne Blumen; darunter sitzen drei Jungfrauen; die 
eine wascht das Blut, die andere Gffnet die Geschwulst, die dritte 
spaltet die Haut. Blut verschwinde urn das den Wunden Jesu 
Christi entstrdmende Blut wegen; die Geschwulst schwinde der 
fanf tiefen Wunden Jesus Christi willen; die Haut spake sich des 
hi. Todes Jesu Christi willen; der sieben peinvollen Schmerzen der 
gebenedeiten Jungfrau willen. Blut aufs Wasser! Finsternis auf 
Kot! Licht aufs Auge! Das Blut, die Geschwulst, die Haut moge 
so schwinden, so davoneilen, wie die gebenedeite Jungfrau auf den 



— 128 — 

Kalvarienberg eiltel Amen!" (Original bei Varga, S. 147). — 
Eine andere Formel lautet: „Als Herr Jesus Christus auf Erden 
wandelte, neigte er sich unter einen Dornenstrauch ; dieser stach 
sein hi. Auge. Er ging zur gebenedeiten Jungfrau Maria. Meinen 
heiligen Atem lasse ich auf dich (hier blast der Besprecher auf das 
Auge). Dein Auge wird heilen. Amen/' (Orig. bei Varga, S. 147.) 
— In Stidungarn sind folgende Formeln gegen Augenstaar ge- 
brauchlich (s. die Zeitschrift d. ungar. ethn. Gesellschaft „Ethno- 
graphia" I, 70): (Mit der rechten Hand streichelt der Besprecher 
das Auge) „Ich glaube an einen Gott; Jesus, Maria, Joseph, in 
eueren hi. Namen beginne ich dies Gebet zu eurer Ehre und eurem 
Lob. Meinen Herrn Jesus Christus, als er auf der schwarzen Erde 
wandelte, traf ein Tannenzweig ins hi. Auge; fragte die gebenedeite 
Jungfrau Maria ihren hi. Sohn: Warum bist du triib und traurig? 
Hat unser Herr Jesus Christus drei Blumen: die eine pfliicke ich 
vom Blute, die andere von der Geschwulst, die dritte von der 
Haut. Blut und Geschwulst, Haut berstet und springt von diesem 
Auge." — Eine andere Formel aus SQdungarn lautet: „Als Jesus 
in den Garten von Jerusalem ging, schlug sein Auge ein diirrer 
Rebenzweig; ihm begegnete die gebenedeite Jungfrau Maria: 
mein lieber, heiliger Sohn, was ist deinem hi. Auge widerfahren ? 
Ein diirrer Rebenzweig traf es. mein lieber hi. Sohn, ich weiss 
dafiir; ich gehe in den Garten von Jerusalem, pfliicke drei Blumen: 
die rote vom Blute, die gelbe von der Geschwulst, die weisse von 
der Haut. Wenn ich diese drei Blumen abgepflUckt habe, spalte 
ich von deinem heiligen Auge die Haut ab." (Mikor elment a 
Jezus a jeruzsalemi kertbe, megcsapta a szaraz szolloag a szemet; 
elotalcilta a boldosagos szUz Maria: szerelmes szent fiam, mi 
lelte a te szent szemedet? Megcsapta a szaraz sz5llo Ag. sze- 
relmes szent fiam, tudok 6n arr61; elmegyek a jeruzsilemi kertbe.. 
szakitok hdrom virigot : a pirosat verr5l, a sargat termesrfll, a feh^ret 
halyogr61. Mikor en ezt a hirom virigot leszakitottam, a te szent 
szemedrGl a hdlyogat lehasitom.) — 

Gegen den Ausschlag werden Kinder mit gestohlenem Mehl 
bestreut und in einen, mit am Neujahrstage gestohlenen Holze ge- 
heizten Backofen, wenn derselbe abgekiihlt ist, gesteckt, wahrend 
man vor der Oeffnung des Backofens ins Innere desselben die 
Formel dreimal hineinruft: „Gebenedeite Jungfrau Maria, nimm von 



— 129 — 

diesen Wunden so viele neunundneunzigmal, als wie viel Geld der 
b6se Judas fur deinen hi. Sohn bekommen hat" (boldogsigos sztiz 
Mdria vegy ezen sebekbal innyit el kilenczvenkilenczszer, mint a 
hdny penzt a gonosz Judis szent fiad6rt kapott). — Bei beulen- 
artigem Ausschlag bekreuzt die Besprecherin die kranke Kflrper- 
stelle und spricht: „Rohrbett, Steinpolster, Dornenleintuch, Kasloser 
Hirse Christi, und der Spruch Jesus: Verschwinde der Ausschlag" 
(Kristusnak gyeken 4gya, k6 parn^ija, tUsk5s lepedoje, sajtalan k^saja, 
Jezus mondisa: Muljon el a timadisa!) — Eine andere Zauber- 
formel, wobei man die Beule dreimal mit dem Finger im Kreise 
beruhrt, lautet: „Als Gott zur armen Frau hineinging, quSlte sie 
sich (litt sie); er sprach: Steinpolster, Rohrbett, Gottes Wort" (mikor 
isten a szegeny asszonyhoz bement, bajl6dott, azt mondja: Kflpirna, 
kika igy, Isten szava). — Vor Sonnenaufgang soil man dreimal die 
Beule bekreuzigen, dreimal den Finger an die Erde reiben und die 
Formel sprechen: „Im Namen des Vaters, bei der Liebe des Sohnes, 
Mache es vergehen, der, welcher es erschaffen hat" oder: „Gott 
Vater, heile es, Gott Sohn, mach' es schwinden, Gott hi. Geist, 
zerstreue es!" („Ethnographia" II., S. 37.) — Bei bflsartigem Aus- 
schlag (pokolkelet oder pokolvar = Hflllengeschwulst) vergrabt 
der Besprecher drei Haare des Kranken unter die Dachtraufe, be- 
rUhrt mit einem Knoblauchknollen die Wunden und spricht dann 
ein Vaterunser; bei der Stelle „und auf Erden" lasst er den Knob- 
lauch auf die Erde fallen und vergrabt ihn dann (Varga, S. 147). 
In SQdungarn schneidet der Besprecher neun StQckchen Brot, 
bekreuzt die Wunde und spricht: „Als unser Herrgott auf Erden 
wandelte, fand er fromme Manner, jahzornige Frauen, Schilfbett, 
kaslosen Hirse. Dies Leid dieser Maid soil so ihrem Leibe nicht 
schaden, wie eben Christus auf dem Steinbett nicht verweilen 
konnte"; nun betet er den „Engelsgruss" neunmal und legt die 
Brotstiicke im Kreise urn die Wunde herum („Ethnographia" II. 69). 
— Die besprechende Person umkreist dreimal mit ihrem kleinen 
Finger die Wunde und spricht: „lch umzingele dich im Namen 
des Vaters, des Sohnes und hi. Geistes! (dann greift sie die Wunde 
mit ihren fiinf Fingern an und sagt:) Ich fasse dich mit meinen 
fQnf Fingern! Der Vater breche dich, der Sohn zertrUmmere dich, 
die vollkommene Dreieinigkeit zerstreue dich! (Dann bekreuzt sie 
die Wunde.) Ich taufe dich im Namen des Vaters u. s. w., sowie 

9 



— 130 — 

Christum, den der hi. Johannes im Jordan getauft hat'* („Ethno- 
graphia" II, 69). Bei hirseahnlichem Ausschlag (sUh), den man dem 
magyarischen Volksglauben gemass bekommt, wenn man in die 
Stelle tritt, wo ein Ross sich gewalzt oder eine feile Dime gewBssert 
hat (s. „Am Urquell", herausg. von F. S. Krauss, III.: „Katzen- 
sporn"), sagt die besprechende Person in einem Atemzuge dreimal 
die Formel: „Rohrbett, Steinpolster, zornige Frau, nachgiebiger 
Mann, Stih, 77facher Sah, fahr' hinweg sowie er (der Kranke) 
vordem war! Heilige Engel der Heiligen, reinigt sie so weg, wie 
er frtther war!" — oder die Person „tauft" den Ausschlag im 
Namen des Vaters u. s. w. und sagt: „Der Vater zerstore dich f, 
der Sohn zerteile dich f, der hi. Geist vernichte nicht f- 77facher 
Suh kam aus der Erde (d. h. von der oben erwahnten Stelle), geht 
in die Erde" („Amen" darf man nicht sagen). Eine andere Formel 
lautet: „Mein Herr Jesus Christus, ich sage in deinem hi. Namen: 
Kurbiss-Suh, Eichel-Suh, Haut-Siih, 77erlei unbarmherziger Suh! 
ich taufe dich im Namen Jesu Christi, Gott Vater erschaffe f, 
Gott Sohn hasse f! In deinem ganzen Leibe der Suh und die 
Gicht nicht bleibe! Mit seinem hi. Blute, mit seinem Tode, mit 
dem Klang der himmlischen Glocken, mit der Jungferschaft der 
Jungfrau Margareth, mit dem goldenen Ring des hi. Taufers Johannes 
(vertreibe er dich), Amen f 1 1" („Ethnogr." II., 70.) 

Gegen das Beschreien. Mit einem Messer, dessen Spitze 
abgebrochen ist, soil man unter den Herd ein Kreuz in den Erd- 
boden zeichnen und auf dies Kreuz einen Becher mit Wasser stellen, 
in den man ftinf gliihende Kohlen geworfen hat. Dann bekreuze 
man den Becher und bestreiche mit dem ins Wasser getauchten 
kleinen Finger die Stirne des Beschrieenen. Hierauf spritze man 
drei Tropfen Wasser auf die Erde und spreche: ,,Ich werfe es auf 
das griine Auge, auf das blaue Auge, von Fels zu Fels, von wilder 
Maid auf wilde Maid (Feen); es soil vergehen" (vetem z5ld szemre, 
kek szemre, koszikldr61 kOsziklara, vad leanyr61 vad leanyra; muljek 
el!) Dann befeuchte man abermals mit dem ins Wasser vorher ein- 
getauchten kleinen Finger die Stirne des Beschrieenen (vgl. ,,Ethno- 
graphia" II., 360). Dies Verfahren nennt man Wasserwerfen 
(vizet vetni). Ein anderes Verfahren ist das folgende: Man macht 
das Zeichen des Kreuzes, stellt darauf einen Becher voll Wasser, 
in das man eine in drei Teile gebrochene, gliihende Kohle wirft, 



— 131 — 

indem man spricht: „Blaues Auge, schwarzes Auge, Mit Hand und 
Wasser wasche ich es ab. Wenn ein Mann dich beschrieen, platze 
seine Hode; wenn ein Weib, mogen platzen ihreBruste" (Kek szem, 
fekete szem. Kezzel, vizzel lemosom. Hogy ha ferfi igezet van, 
hasadjon meg a take; ha asszonyember, akkor hasadjon meg a csicse.) 
Dann wascht man den Kranken mit dem Wasser, dessen Rest man 
auf das Hausdach oder auf einen Hund giesst, denn wer auf die 
Stelle tritt, wohin man dies Wasser giesst, der bekommt einen 
Hautausschlag. Wenn beim „Wasserwerfen" zwei Kohlen zu Boden 
sinken, so hat ein Mann die Person oder das Tier beschrieen; 
sinkt nur eine hinab, so that es ein Weib (Kozma a. a. 0., S. 35)* 
— Ein anderes Mittel ist das folgende: Man nimmt einen Becher 
voll frischen Wassers und lasst durch ein Sieb das Eiweiss eines 
Eies in das Wasser rinnen. Nimmt das Eiweiss im Wasser eine 
„kittelf5rmige" (szoknyis) Gestalt an, so hat die Person oder das 
Tier ein Weib berufen; hat das Eiweiss zwei Zipfel, nimmt es eine 
„hosenahnliche" Gestalt an, so ist ein Mann der Berufer. Die 
Person oder das Tier wird nun mit dem Eiweiss und Wasser ge- 
waschen (Ethnographia II., 301). — In Siidungarn spricht man gegen 
das Beschreien die Formel: „0, mein sUsser Jesus, mit deinem 
heiligen Munde hauche drauf. Der kleine Jesus machte sich auf 
den Weg, traf eine Jiidin an, die machte ihm ein Lager: Rohrbett, 
Steinpolster. Jesus konnte auf dem Steinpolster nicht ruhen, auch 
dies Leiden soil nicht ruhen, auch hier nicht bleiben kGnnen; — 
dies ist Jesus Wort" (Ethnographia II., 35). — 

Gegen Bauchweh gebrauchen die Heilkiinstlerinnen der 
Szekler folgende Mittel: 1. In die Nabeloffnung werden einige 
Tropfen Essig gegossen und Uber den Nabel dann eine Binde ge- 
wunden. 2. Ein kalter Brei aus Maismehl wird auf den Bauch 
gelegt. 3. Ein Zwiebel wird auf 7 Teile geschnitten, gebraten, in 
Essig getaucht und auf den Bauch gebunden. In dem Jahre hat 
man dann keine Bauchschmerzen mehr (Ethnogr. II., 361). 

Blasen auf der Zunge entstehen, wenn Jemand der be- 
betreffenden Person Obles nachredet. Urn sie zu vertreiben, speie 
man aus und stecke durch den Speichel # hindurch eine Nadel in 
die Erde; dadurch treibt man die Blasen von sich auf den Be- 
schander (vgl. Frischbier a. a. 0., S. 36). 

Bei heftigen Blutungen (Blutsturz u. s. w.) sind im Kalota- 

9* 



— 132 — 

szeger Bezirk folgende Formeln Oblich: „Blut werde zu Wasser; 
Wasser werde zu Rauch; Rauch werde zu Wolken; Wolke werde 
zu Wasser; so wollen es Christi heilige Wunden haben" (V6r vdlj 
vfzz6; vfz vdlj fQstte; fast vilj fellegg6; felleg v&l] vfzz6; igy akarjdk 
Krisztus urunk szent sebei). Dabei wird auf blutende Wunden in 
Essig getauchtes Spinngewebe gelegt. — Eine andere Formel, die 
man bei Blutungen der Wochnerinnen anwendet, lautet: ,,Sowie 
der hi. Geist in die Jungfrau Maria ging und rein herauskam, so 
sollst du Blut rein bleiben und stille stehen im Namen des 
hi. Geistes. Far dich floss genug Blut aus den hi. Wunden unseres 
ErlOsers. Amen." (A mint a szent lelek szuz Mdrteba mene 6s 
tisztan kijflve, ugy te is ver tisztin maradj 6s megallj a szent lelek 
neveben. firetted is eleg v6r folyt megv£lt6nk szent sebeib&l.) Mit 
diesen Worten wird ein Lappen auf den kranken KOrperteil gelegt. 
Der Lappen wird vorher in ein Dekokt von Eichenrinde und Wein 
eingetaucht. — Eine andere Formel gegen Blutungen lautet: „Drei 
Fraulein sitzen am Bache ; die eine heisst Blut, die andere Wasser, 
die dritte Feuer. Kam da die Jungfrau Maria und sprach : Weichet 
von hier und gehet in den Rauchfang der Teufel! Weiche Blut 
im Namen der hi. Maria, gehe zu den 3 Fraulein, damit sie dich 
dflrren!" (Hirom kisasszony ul a patak mellett; azegyikneve: v6r, 
a masike viz, a harmadike tiiz. Jove a szOz Maria es monda: 
Menjetek innen 6s szilljatok az Orddg kemencz6j6be ! Menj innen 
ver a szentseges Mdria nevebe, menj a hdrom kisasszonyhoz, hogy 
aszaljanak meg!) — 

Gegen den Bruch spricht man im Kalotaszeger Bezirk 
folgende Formel, wobei man den Bruch mit der Hand angreift und 
den abnehmenden Mond anblickt: „Was ich angreife wachst; was 
ich sehe nimmt ab; was ich angreife soil abnehmen; was ich sehe, 
soil zunehmen im Namen Gottes" (a mit tapogatok, n5; a mit tetok, 
fogy; a mit tapogatok, fogyjon; a mit ldtok, n5jen isten nev6ben), 
dabei wird ein warmer Kuchen aus Leinsamen auf den Bruch gelegt. 

Bei wunden Brasten der WCchnerin wird Schmalz und 
Wachs mit Hollunderrinde gemischt, aufgelegt und die Formel 
gesagt: , f Starke Frau, nachgiebiger Mann, Jesus Christi Rohrbett, 
Steinpolster, dies ist das beste Heilmittel der wunden Brust" 
(Ethnogr. II., }6). 

Hat Jemand die Epilepsie (ny a valy a-t6r 6s) , so soil man die 



— 133 — 

Stelle, wohin er hinfSllt, aufgraben, 9 Kohlen zerstossen und diese 
dem Kranken eingeben (Ethnogr. II., 362); oder man zerreisst das 
Hemd des Kranken in zwei Teile, von denen man den einen Teil 
auf einem Kreuzweg vergrabt, den anderen aber in einen Fluss an 
der Stelle in das Wasser wirft, wo ein Bach in den Fluss miindet; 
dabei spricht der Besprecher in Sadungarn die Formel: „Als unser 
Herr Christus auf den Kalvarienberg ging, fiel er mit dem Kreuze 
auf die Erde und die bttsen Juden gaben ihm kein Wasser. Epi- 
lepsia, ich gebe dir Erde zur Rast, ich gebe dir Wasser zur Er- 
quickung und befehle dir im Namen unseres Erasers, dass du zu 
dem Volke gehest, das unseren Heiland get5tet hat" (Mikor Krisztus 
urunk a Kalvariara ment, a kereszttel leesett a fflldre es a gonosz 
zsid6k nem adtak neki vizet. Nyavalyatttres , adok neked foldet 
megpihenesre, adok neked vizet udulesre es parancsolom neked 
megvilt6nk nev6ben, hogy azon nephez eredj, ki megfllte Qdv5zi- 
tftnket). Gut ist es, wenn man den Kranken, wenn er zusammen- 
bricht, mit dem Urin eines Juden begiesst. Es heisst namlich im 
Volksglauben einiger Gegenden Ungarns, dass ursprQnglich die 
Epilepsie.aus den Schweisstropfen Christi auf dem Kalvarienberge 
entstanden sei. Wer auf diese Schweisstropfen trat, bekam die 
Epilepsie. Die Juden zaubern sie nun auch anderen Leuten an und 
man k5nne sie auf oben beschriebene Weise wieder zurtickzaubern. 
Das Fie be r hat neunundneunzig Arten und 99 Heilmittel, 
meinen die Szekler. Von der Unzahl dieser Heilmittel erwahnen 
wir hier nur folgende: Man soil 9 Blatter von 9 Hahnenfussblumen 
mit 9 Kornchen Salz mischen und auf den linken kleinen Finger 
aufbinden; wenn auf demselben Blasen entstehen, weicht das Fieber. 
Man soil aus Lappen 3 Popanze machen und auf den Punkt des 
Weges legen, wo derselbe sich nach 3 Richtungen spaltet, und die 
Worte sprechen : „So sollt ihr das Fieber von mir wegtragen, dass 
ich es nimmer wiedersehe 1" oder: „Dann beutele mich, du Fieber, 
wenn ich diese 3 Puppen aufhebe." Der bekommt das Fieber, der 
eine der Puppen aufhebt. Man setzt den Kranken unter den Herd 
und begiesst ihn unverhofft mit Wasser; das Fieber erschrickt und 
entweicht (Ethnogr. II. 360). — Ein anderes, allgemein verbreitetes 
Mittel ist das folgende: Der Kranke geht vor Sonnenaufgang zu 
einem Hollunderstrauch, schneidet von einem Stamm der nur 
3 Aeste hat, einen ab und wirft ihn mit den Worten in ein flies- 



— 134 — 

sendes Wasser: „Dann soil mich das Fieber beutelen, wenn ich 
diesen Holunder wiedersehe." Oder man schreibt auf fiinf Zettel 
folgende Formel: „N. N. aus dem Dorfe N. geboren am (i. Januar 
1850) hat das drittagige Fieber. Hiemit ermahne ich dich, dass du 
ihn binnen 8 Tagen verlasst, sonst binde ich dich, dtirre ich dich, 
werfe dich in den Ofen, verbrenne dich und streue dich in den 
Wind." Jeden Tag nimmt der Kranke in der FrUhe einen dieser 
5 Zettel und wirft ihn hinter den Ofen; am achten Tage werden 
alle Zettel verbrannt (Kozma a. a. 0. S. 36) Ueber das „Aus- 
schreien" des Fiebers s. I. Abschnitt S. 1 1 — Hat ein Kind das 
Fieber, so lauft die Mutter zeitig in der Friihe dreimal nackt urn 
das Haus und ruft: „Nachtfrauen, Nachtherren, tragt das Fieber 
von meinem Kinde fort!" (Ethnogr. II., 359). — Der Fieberkranke 
bohrt in einen ausgetrockneten, diirren Baum ein Loch, haucht 
dreimal in dasselbe und spricht: ,,Wenn dieser Baum wieder griin 
wird, dann komme Fieber, zu mir!'' (Ha ez a fa ismet zoldtil, 
akkor gyere hidegleles, hozzdm.) 

Gegen Flechten hilft der Saft aus dem Rohre einer 
Tabakspfeife oder man wischt sie mit dem Schwanz einer Katze 
ab und spricht: „Kriech' auf der Katze Schwanz, von der Katze 

Schwanz in den A der Maus, aus dem A. der Maus in die Erde 

und kehre nimmer wieder" (Bujj a macska farkaba, a macska farkab61 
az eger seggebe, az eger seggebal a fGldbe es ne terj vissza soha). — 

Gegen geschwollene Fa ss e legt man einen aufgeschlitzten 
Frosch auf den kranken KOrperteil. Urn Mitternacht vergrabt man 
den Frosch auf einem Kreuzweg oder wirft ihn nach Sonnenunter- 
gang auf den Friedhof und spricht: „Wer hier liegt, kann nicht 
gehen, ich will gehen! Schmerz meines Fusses, geh' zu dem, der 
nie mehr zu gehen braucht" (ki itt fekszik, nem tud jdrni, en jarni 
akarok! Labam fajdalma, menj ahoz, kinek nem kell tobbe jarnia!). 

Die Gelbsucht bekommt man, wenn man von draussen 
durch das Fenster hindurch einen Toten erblickt, oder wenn man 
auf die noch feuchte Stelle tritt, wohin man das Badwasser eines 
Toten gegossen hat (Varga, S. 144). Gegen die Gelbsucht nehme 
der Leidende vom Haupte eines Menschen, der denselben Tauf- 
namen wie er hat, neun Lause, brate sie in einem Apfel und ver- 
zehre sie. Vom Kote dieses Menschen nehme er ein StUckchen 
und lege es an Stelle des Dotters eines hartgesottenen Eies. Dies 



— 135 — 

Ei lege er heimlich unter das Altartuch, damit der Priester drei 
Messen darUber lese, dann trage er dies Ei neun Tage lang bei 
sich (Varga, S. 142). — DerKranke hohlt eine grosse Gelbmohre 
aus, uriniert in dieselbe und hSngt sie samt ihrem Inhalt in den 
Rauchfang auf, oder er giesst nur reines Wasser in die trichter- 
farmig ausgehahlte Gelbmohre, hangt sie in den Rauchfang und 
trinkt am nachsten Tage das Wasser. Dies wiederholt er neun 
Tage hindurch und badet dabei in einem Wasser, in welchem 
wohlriechende Krauter (Balsaminen, Wermut) gekocht wurden (vgl. 
Ethnographia II., 361). — Man geht vor Sonnenaufgang zu einem 
Baume, bohrt ein Loch in denselben und steckt in dies Loch seinen 
Kot, indem man spricht: „Drei Fraulein gingen spazieren; die eine 
war gelb, die andere weiss, die dritte rot; die gelbe stieg auf die 
weisse, die weisse stieg auf die rote; nun sollen alle drei zum 
griinen Vater gehen" (Harom kisasszony elmene setalni; az egyik 
sarga volt, a masik feher, a harmadik veres; a sarga a feherre 
hagott, a feher a veresre; most menjenek mindharman a ztild 
apjukhoz). — Oder man sagt: „Gelb ging spazieren, begegnete dem 
Roten, wollte den Roten ermorden; kam da der GrUne und er- 
schlug den Gelben im Namen des Roten" (Sdrga elment setalni, 
talalkozott a veressel, meg akarta olni a vereset; de j5ve a z5ld 
es agyonverte a Sargat a veres neveben). — 

Gegen die Gicht bekreuzt der Besprecher den leidenden 
Korperteil, spricht ohne „Amen" drei Vaterunser, bestreut den 
Kflrperteil mit feingestossenem Salz und verbindet ihn mit einem 
frischen Hasenfell, wobei er spricht: „Der Vater erschaffe, der 
Sohn hasse, der hi. Geist reinige, damit kein Schmerz in deinem 
Leibe verweile. (Az atya teremtsen, a fiu gyiildljen, a szent lelek 
tisztitson, hogy semmi fajdalom testedben ne idezzen). — Eine 
andere Formel aus dem Kalotaszeger Bezirk lautet: „Drei schwarze 
Frauen gingen Uber den Bach und pisten mit dem Hirsch ins 
Wasser. Wasser, reinige dich, Krankheit, enteile dem Leibe, geh' 
zu den schwarzen Frauen, damit sie dich saugen, denn jetzt bist 
du schwacher als Luthers (?) Wille, als des heiligen Mannes Kraft. 
Amen" (Harom fekete asszony a patakon £tmene es a szarvassal 
a vizbe piselt. Viz tisztulj, korsag szaladj a testbol, eredj a fekete 
asszonyokhoz, hogy szoptassanak , mert most gyengebb vagy mint 
Luker akarata, mint a szent ember ereje. Amen). Die schwarzen 



— 136 — 

Frauen entsprechen der deutschen Mar und qualen die Menschen 
im Schlafe (s. I. Abschnitt S. 1 1). Wenn sie in ein Wasser uriniren 
und der Mensch sich mit diesem Wasser wSscht, so bekommt er 
die Gicht; im August soil man nicht im Freien baden, denn der 
Hirsch pist in diesem Monat ins Wasser und man bekommt die 
Gicht. Im Originaltext steht zwar „Luker", ich glaube aber, es 
ist darunter wohl „Luther" gemeint, besonders da „des hi. Mannes 
Kraft" erwahnt ist. Die Bewohner des Kalotaszeger Bezirkes sind 
mit Ausnahme zweier Ortschaften Anhanger der Lehre Kalvins. — 
Ein anderes Mittel ist das folgende: Man weicht Pferdemist in 
Salzwasser ein, dem man beim Kochen etwas Tannen- oder Fichten- 
nadeln beimischt und legt das Ganze auf den leidenden Karperteil 
aber Nacht auf. Vor Sonnenaufgang vergrabt man den Verband 
unter einen Baum und spricht (vgl. Frischbier a. a. 0., S. 64): 
„Ich habe die Gicht, die plaget mich; wenn nicht 77mal, so doch 
66mal; wenn nicht 66mal, so doch 5 5mal; wenn nicht 55mal, so 
doch 44mal; wenn nicht 44mal, so doch 3 3mal; wenn nicht J3mal, 
so doch 2 2mal; wenn nicht 2 2mal, so doch iimal; wenn nicht 
1 1 mal, so doch einmal ; im Namen Gottes keinmal" (Kazvenyem 
van, az gy5t6r engem ; ha nem hetvenhetszer, ugy legaldbb hatvan- 
hatszor; ha nem hatvanhatszor, ugy legaldbb 6tven6tsz5r; ha nem 
6tven5tsz5r, ugy legalibb negyvennegyszer ; ha nem negyvennegyszer, 
ugy legal£bb harminczharomszor; ha nem harminczhiromszor, ugy 
legalabb huszonketszer; ha nem huszonketszer, ugy legalibb tizen- 
egyszer; ha nem tizenegyser, ugy legaldbb egyszer; isten neveben 
egyszer sem). — Diese Mittel werden auch bei rheumatischen 
Schmerzen und „Gliederreissen" angewendet. — 

Gegen Herzklopfen, Herzspannung, die dem magyarischen 
Volksglauben gemass dadurch entstehen, dass „sich ein Tropfen 
Blut aufs Herz herablasst" (egy csepp ver ereszkedik a szivre), geht 
der Leidende vor Sonnenaufgang zu einem Baum, bohrt ein Loch 
in denselben und schlagt einen Span in dasselbe. Mit dem hervor- 
ragenden Ende des Spanes berUhrt er die Herzgegend und spricht: 
„Meines Herzens Klopfen nimm zu dir, sonst wird dich das Beil 
klopfen" (szivem kopog£s£t vedd magadhoz, hanem a fejsze kopogtat 
rajtad). — Dieser Blutstropfen lSsst sich auf das Herz, wenn man 
sich „bewusst oder unbewusst" erschreckt hat. Ein anderes Mittel 
dagegen ist daher folgendes : Man legt auf den Riicken des Kranken 



— 137 — 

eine Schiissel mit Wasser, in das man geschmolzenes Blei giesst, 
wobei man sagt: ,,Mein Gott nimm den Schrecken aus seinem 
Herzen!" Dies wiederholt man fanf- bis neunmal. Aus der Gestalt 
des Bleies in der SchQssel schliesst man, ob ein Mensch, ein Tier 
ein Vogel u. s. w. den Schrecken und das Herzklopfen verursacht 
habe. Nun giesst man das Wasser auf das betreffende Tier, be- 
ziehungsweise auf einen Menschen, indem man dabei murmelt: 
„Dies ist nicht dein, dies gehOrt einem anderen" (Kozma, S. 35). 

Gegen Halsweh (bei Kindern: torokgyfk = Kehleneidechse 
genannt) soil man den Hals mit einer vor dem Georgstag gefangenen 
Eidechse streicheln (Varga, S. 149). — Oder man sagt: „Mutter 
Erde, meine Kehle schmerzt, dir klage ich es, heile du sie; sie 
schmerzt schon nicht mehr!" Nun bekreuzt man die Kehle, schlagt 
mit einer Axt auf die Erde und kiisst dann den Herd oder reibt 
ein Tuch an den Herd und umwickelt damit den Hals. (Ethno- 
graphia II., }6). — 

Hodenanschwellung wird durch Auflegen eines Lein- 
samenbreies und Trinken von SteinGl geheilt. Oder man lasst den 
kranken KGrperteil von einem Hunde lecken und spricht dabei 
dreimal: „Der hi. Geist ging in die Jungfrau Maria und kam heil 
heraus; hi. Geist nimm das Ueble von mir!" (A szent lelek sztlz 
Mariaba mene es epen kijGve; szent lelek, vedd r61am a roszat). 
Den Brei samt dem Lappen, auf den man ihn geschmiert hat, 
hangt man vor Sonnenaufgang an einen Baum (Uber die sogenannten 
Lappenbaume vgl. R. Andree, Ethnogr. Parallelen u. Vergl., S. 58; 
K. Nyrop ,,Dania" 1, 2 ff.) — 

Impotenz kann dadurch entstehen, dass man „die Kraft 
bindet" (erot lekotni), indem man — wie eingangs erwahnt wurde 
— dem Schlafenden urn dieGenitalien ein Haar wickelt oder seinen 
Urin auf das Grab giesst, indem man dabei spricht: „Ich gebe dir 
das, was du nicht brauchst; ich nehme ihm das, was er nicht haben 
soil" (azt adorn neked, a mi neked nem kell; azt veszem t5le, a 
mi neki ne legyen). Canthariden, HanfsamenblQten, Hasenhoden 
in Eselsmilch gekocht, soil man jeden Freitag vor Sonnenaufgang 
trinken und sprechen: ,,Herr Freitag ging in den Wald und traf 
dort die Frau Samstag. Er sprach: Lass' dich umarmen! Frau 
Samstag stiess ihn von sich und sprach: Diirrer Ast bist du, wenn 
du wieder grQnst, komme zu mir! . . . Gib mir die Kraft, Ast; ich 



— 138 — 

gebe dir die meine" (P6ntek lir az erdGbe mene 6s ott taldlta 
Szombat asszonyt. Mondd: Hadd Gleljelek meg! Szombat asszony 
magat61 ellakte, mondd: Szaraz dg vagy; ha ismet zftldttlsz, gyere 
hozzdml . . . Ag, adj nekem er5t; neked adorn az enyemet). Dies 
hat man jeden Tag zu sprechen und dabei sein Wasser an einen 
Baum abzuschlagen. — 

Kinderkrankheiten. Man soil uber ein Kind nicht hintiber- 
treten, sonst wachst es nicht; ist dies schon geschehen, so trete 
man dreimal uber das Kind zurUck. Das kleine Kind soil man 
nicht alt nennen (z. B. es ist 2 Tage alt), denn an dem Tage wachst 
es nicht. Wenn das Kind im neunten Monat zu sprechen beginnt, 
soil man nicht gleich zu ihm sprechen, sonst wird es nicht lange 
leben. Man sorge, dass ein Kind, das noch keine Zahne hat, den 
Mond nicht sehe, denn es wird krank. Hat es ihn aber schon ge- 
sehen und ist es krank geworden, so muss die Hebamme zeitig in 
der Fruhe nackt um das Haus herum laufen und ein Beil in die 
vier Ecken des GebSudes einschlagen. Oder man wickelt neun ,,tote" 
Kohlen in einen Lappen, legt ihn auf die ThUrschwelle und schlagt 
darauf mit einer Axt, legt den Lappen samt den Kohlenstaub in 
Wasser und gibt dies dem Kinde zu trinken. Wenn man an einen 
Ort geht, wo sich ein noch nicht 6 Wochen altes Kind befindet, 
so muss man etwas dort lassen, sonst tragt man den Schlaf des 
Kindes mit sich fort. Wenn das Kind bei seiner Geburt einen 
haarigen Leib hat, so legt man auf die vier Ecken des Badwannen- 
randes Asche und wirft ins Badwasser drei Kartoffeln, die man 
nach dem Bade des Kindes hinter den Ofen wirft. Wenn die 
Kartoffeln vertrocknen, so schwinden die Haare vom Leibe des 
Kindes. Wenn eine schwangere Frau Gevatterin wird, so kommt 
ihr Kind tot zur Welt. Ist ein Kind gefahrlich krank, so nimmt 
es seine Patin in den Schoss, damit es leichter ersterbe (Ethnogr. II. 
360). Lernt ein Kind schwer gehen, so klopft man ihm an drei 
Freitagen die Fusssohlen und ruft: „Heute ist Freitag, morgen ist 
Samstag, laufe Sonntag" (Ethn. II. 36) Leidet das Kind an Schlaf- 
losigkeit, so stehle man unter einer schlafenden Sau, ohne dass sie 
es merkt, aus dem Schweinestall eine Handvoll Stroh weg und lege 
dies ins Bettdes Kindes. Weint das Kind beim Baden, so ist dies ein 
Zeichen, dass die Mutter wahrend ihrer Schwangerschaft einen Hund 
oder eine Katze mit dem Fusse gestossen hat. Man legt daher wShrend 



— 139 — 

dem Baden des Kindes auf die vier Randecken der Badwanne etwas 
Asche; nach dem Bade nimmt man die Asche kreuzweise herab 
und zwar von der oberen rechten und unteren Iinken, dann von 
der unteren rechten und oberen Iinken Ecke; nun wirft man die 
Asche ins Badwasser, seiht dies durch einen Lappen und wirft 
diesen auf einen Hund und auf eine Katze (Ethn. II. 301). 

Gegen Kopfschmerzen verbinde man den Kopf mit einem 
in Essig getauchten Lappen, den man am nachsten Morgen vor 
Sonnenaufgang an einen Baum hangt und dabei die Worte spricht: 
„Petrus sprach: Mein Kopf thut mir weh! Jesus sprach: Er thut dir 
nicht mehr weh!" (P6ter mondd: A fejem fdj! Jezus monda: Nem 
f£j tobbe!) Vgl. Frischbier a. a. 0. S. 73; Andree a. a. 0. S. 58. 

Gegen Krampfe legt man auf den Rucken des Leidenden 
zwei Fensterflagel kreuzweise ubereinander und rauchert ihn mit 
Federn (vgl. Varga a. a. 0. S. 149), wobei man spricht: ,, Warmer 
kftnnen nicht fliegen; ich gebe ihnen nun Flugel; sie mogen fliegen 
ins Freie, in den Leib der Bosen, im Namen der hi Margareth" 
(Nyiivek nem tudnak repiilni, adok nekik hat szirnyat; repiiljenek 
a szent Margit neveben). KrSmpfe entstehen dem magyarischen 
Volksglauben gemass durch die Bewegungen der Warmer, welche 
von bOsen Menschen in den Leib der Leidenden hineingezaubert 
werden. Im Volksglauben heisst es ferner, bis zum Margarethentage 
seien wenig Fliegen vorhanden ; an diesem Tage 'aber ziehe die 
hi. Margareth herum und lasse aus ihrer Schurze die Fliegen in 
die Wohnungen der Menschen fliegen; deshalb soil man an diesem 
Tage die Tharen nicht offen halten (s. Ethnol. Mitteil. aus Ung., 
herausg. von A. Herrmann und L. Katona, II. Jahrg. S. 7). — 

Gegen die Kratzen wird der Kranke mit frischer Butter, 
der Schwefel beigemengt ist, eingerieben und muss in einen gelinde 
geheizten Backofen hineinkriechen (Varga S. 149). Im Kalotaszeger 
Bezirk wird der Kranke dann gebadet und das Badwasser vor Sonnen- 
aufgang auf den Friedhof gegossen, wobei man spricht: ,,Kratze 
geh' zu den Toten, von den Toten in den Fluss, aus dem Fluss 
auf die Berge, von den Bergen in die Wolken, von den Wolken 
in den Blitz, damit du verreckst" (Ruh menj a holtakhoz, a holtakt61 
a foly6ba, a foly6b61 a hegyekre, a hegyekrGl a fellegbe, a fellegbal 
a villamba, hogy d5g6lj meg). In Sudungarn kocht man ein Toten- 
bein im Badewasser und vergrabt es dann. — 



— 140 — 

Gegen wehe Mundwinkel wischt man die Wunden mit 
dem Schwanz einer Katze und verbrennt einige Haare derselben, 
indem man spricht: „Die Katze soil es forttragen, sie soil es zum 
Herrn Freitag tragen; dieser gebe es den schdnen Frauen" 
(A macska vigye el, vigye pentek lirhoz; ez adja a sz6p asszonyoknak). 
Dies nimmt man an einem Freitag vor. Die „sch6nen Frauen' 1 
(sz£p asszonyok) heissen die bflsen Feen, ebenso auch die Hexen. 
Es heisst, wer am Freitag reine LeibwSsche anzieht, dem machen 
die „sch5nen Frauen" den Mund schief oder wund (Ethnogr. II. $68). 

Bei Nasenbluten umwickelt man den linken kleinen Finger 
der betreffenden Person mit einem Zwirnfaden und giesst Wasser 
in ihr Genick, wobei man spricht: „Christus geboren ist, gekreuzigt 
worden ist wegen uns! Nicht verlang (mein) Blut, base Seele 
= Teufel!" (Krisztus megszttletett ; keresztre feszittetett 6rettQnk! 
Ne kerd a vert, gonosz lelek). Oder man lasst das Blut auf gliihende 
Kohlen rinnen und spricht: „Blut, ich beschwflre dich bei den 
hi. Wunden Christi, dass du stille stehest und von mir nicht weichest" 
(ver, en kenyszeritelek Krisztus urunk szent sebein^l, hogy megdllj 
es tolem ne szaladj). Dasselbe thut man bei ilbermassiger Men- 
struation. — 

Gegen Ohrenschmerzen und Ohrenrinnen soil man die 
Erde von einem Maulwurfshugel mit gewarmtem Essig begiessen 
und damit Umschlage auf das Ohr machen; oder mit einem Sarg- 
nagel das Ohr stochern; oder man lege sich mit dem Kopfe auf 
die Thiirschwelle (mit den Filssen gegen die Stube zu) und lasse 
sich von seiner Taufmutter seinen eigenen Urin in das Ohr giessen 
(Ethnogr. II. 361). Bei der Anwendung dieser allgemein verbrei- 
teten Mittel pflegt man in einigen Gegenden die Formel zu sagen: 
,, Jesus stieg auf den Berg und da kam der Teufel und blies ihm 
ins Ohr. Jesus sprach: Weiche von mir unter die Erde! Ohren- 
schmerz folge ihm nach!" (J6sus a hegyre mene 6s j5tt az 5rd5g 
6s falibe futt. Jfeusmondi: Eredj a fold al&! Fulfils kOvesd 5t!) 
Gut ist es, mit dem Span eines blitzgetroffenen Baumes im Ohr 
zu stochern und den Span beim Gewitter zu verbrennen; ein Mittel, 
das auch bei Taubheit angewendet wird. — 

Damit die Pocken oder „schwarzen" Blattern keine Narben 
hinterlassen, so legt man wahrend der Krankheit einen mit Milch- 
rahm oder frischer Butter bestrichenen Lappen auf das Antlitz des 



— 141 — 

Kranken. Der Lappen wird jeden Tag durch einen neuen ersetzt; 
der alte aber mit den Worten auf das Hausdach oder auf einen 
Baum geworfen: „Nimm und stopfe damit deine Fussspur zu" 
(vedd es dugd be vele libad nyomit). — 

Gegen Rotlauf (Szent Antal tQze = Feuer des hi. Anton) 
l2sst man "sich von Jemandem, der Anton heisst, mit Stahl und 
Feuerstein neun Funken auf die betreffende Korperstelle schlagen, 
wobei der Anton fortwahrend schreien muss: „Heiliger Anton, 
wenn du Feuer brauchst, so gebe ich dir" (vgl. Varga a. a. 0. S. 149). 

Gegen die Ruhr trinke man jeden Morgen Branntwein, 
in den man Ziegelstaub gemischt hat (Ethnogr. II. 403). Ein anderes 
Mittel ist das folgende: Man gibt dem Kranken Dachsfett mit 
Eichenrindenstaub und Wein gemischt zu trinken und giesst seinen 
jeweiligen Auswurf auf einen Rosenstrauch mit den Worten: „Rot 
bist du Rose, rot ist mein Blut; es bluht mein Blut, ich brauche 
es nicht; ich gebe es dir im Namen der schOnen Frauen, damit 
du mehr BlQten habest" (V6r5s vagy r6sza, v5r5s a verem is; nyilik 
a v6rem, nem kell nekem; neked adorn a sz6p asszonyok nev6ben, 
hogy tabb virigid legyenek). Ueber „sch5ne Frauen" s. S. 140. — 

Bei allgemeinen Seuchen (Pest, Cholera) soil man ein 
Stuck Iltisfell bei sich tragen und man wird vor der Epidemie 
gefeit bleiben. Da ruber erzahlt man sich im Kalotaszeger Bezirk 
folgendes: „Als einmal eine grosse Pest in unserer Gegend herrschte, 
flehten die Leute zu Gott, er m5ge sie am Leben erhalten, denn 
sie warden von nun an ein gottesfOrchtiges Leben fQhren. Da kam 
eine schwarze Frau in die Gegend und sprach zu den Leuten: 
Ich will euch alle schonen und am Leben lassen, die kliiger sind 
als ich. Wenn unter euch Jemand ist, der mich so etwas fragen 
kann, worauf ich eine Antwort zu geben nicht imstande bin, so 
will ich euch verlassen!" Die Leute versuchten ihr Gltick, aber 
die alte schwarze Frau hatte auf jede Frage eine passende Antwort. 
Da kam einmal ein Bursche zu ihr und sprach : „Sag mir, was ist 
das : auf G stehe ich, auf G sitze ich, G ist fiber mir, G ist unter 
mir und G geht durch meine Kehle?" (im Magyarischen heisst die 
Kehle = g6ge). Die Schwarze konnte es nicht erraten und zog 
von dannen. Der Bursche hatte sich namlich als Lappen Iltisfelle 
urn die Fosse gewickelt und dariiber die Stiefel angezogen, ferner 
einen Hosenboden aus solchem Fell gemacht und inwendig auch 



— 142 — 

seine Matze mit einem Stack Iltisfell gefuttert; damit er, der 
Schwarzen sich nahernd, die Pest nicht so leicht bekomme, so 
schluckte er auch nach seiner Rede ein StQckchen Iltisfell. . . ." 
litis heisst magyarisch = goreny. A. Treichel schreibt in seiner 
ethnologisch-botanischen Skizze: „Armetill, Bibernell und andere 
Pestpflanzen" (Hoch-Paleschken, Selbstverlag, S. 15) beziiglich der 
Pflanze Bibernell also: „Vielleicht mag damit in Verbindung stehen 
der in einem sogenannten Verbrecherratsel vorkommende und 
anklingende Hundenamen Bibernellchen, auch Pompernellchen 
in Ostpreussen, Pompinellen und Pupenellchen in Westpreussen. 
Das jedem Kinde bekannte Ratsel lautet: Auf P. geh' ich f Auf 
P. steh' ich, auf P. bin ich hiibsch und fein, Nun ratet, meine 
Herren, was soil das sein? Die Verurteilte war ein Edelfraulein, 
welches aus dem Felle ihres LieblingshQndchens dieses Namens 
gefertigte Schuhe trug und sich durch jenes Ratsel, weil die Richter 
es nicht losen konnten, das Leben rettete. MOglich kam der 
Ausdruck deshalb hierher, weil schon der Name Pim- 
pin el la hier zur Erlosung von dem Tode fahren soil. 
Ausserdem ist das Vorkommen gerade in Ost- und in Westpreussen 
zu beachten. Anderweite Namen dieses Hundes sind Idel, Elias 
und Perl. Freilich mag es daraber noch einer weiteren Unter- 
suchung bedilrfen". So weit Treichel Das hier mitgeteilte ma- 
gyarische Ratsel ist eine altere Fassung des von Treichel mit- 
geteilten Verbrecherratsels und steht in direkter Verbindung mit 
der Pest und Cholera, welche oft zur Zeit der Epidemie in der 
Gestalt einer schwarzen alten Frau oder eines nackten Kindes ge- 
sehen werden (Varga S. 38). In vielen Ortschaften hangt man am 
Dorfende auf einen Pfahl bei herrschender Seuche ein Hemd far 
das „nackte Kind" auf, damit es nicht ins Dorf komme und sich 
mit dem Hemde begnage. Als Pestkraut, das gekocht auch gegen 
Cholera gegessen und getrunken wird, ist dem magyarischen Volks- 
glauben die sogenannte „kigy6fu-gyttker" = Schlangengras-Wurzel 
(ophioglossum) bekannt. — 

Gegen Seitenstechen legt die besprechende Person ihre 
Rechte auf die wehe Seite und spricht in einem Atemzuge die 
Formel: „0 mein lieber Jesus, als du nach Jerusalem zogst, ver- 
stauchte den Fuss dein Ross, du berahrtest es mit deiner heiligen 
Hand; berahre den Kopf, die Brust, den Bauch, den Racken u. s. w. 



— 143 — 

dieses Mannes!" (Ethn. II. 72). Oder man giesst von den vier Ecken 
kreuzweise Wasser in den Backtrog, rQhrt mit einem Finger einen 
Teig an und legt denselben auf die wehe Seite, wobei gesprochen 
wird: „Mein Herr Jesus Christus, der du HGlle und Tod besiegt 
hast, hilf deinem Diener. Als Christus auf Erden wandelte, bat 
er urn Nachtquartier. Nachgiebiger Mann, zornige Frau; Rohrbett, 
Steinpolster; er konnte nicht ruhen, nicht bleiben. So soil auch 
dieses deines Dieners Seitenstechen , sein grosser Schmerz nicht 
ruhen, nicht bleiben kftnnen; so soil er davoneilen, wie die gebene- 
deite Jungfrau Maria auf den Kalvarienberg geeilt ist" (Varga 
S. 143). — 

Gegen denSonnenstich (vak nap = blinde Sonne genannt, 
die sich im Kopfe des Kranken befindet) schopft der Besprecher 
bei der Mandung eines Baches gegen die StrOmung Wasser in einen 
Napf, kocht dasselbe auf, nachdem er vorher neun Haufchen Werg 
und neun Strohhalmglieder (Knoten) in dasselbe geworfen hat. 
Nun stellt er auf den Kopf des Kranken eine SchQssel, in die er 
eine Nadel wirft, worauf er den Napf samt Werg, Stroh und Wasser 
in die SchUssel umkippt und die Formel spricht: „Weisse Sonne, 
rote Sonne, grune Sonne, gelbe Sonne, schwarze Sonne 1 Weiche 
blinde Sonne aus seinem Kopfe, denn sonst holt dich die grosse 
Sonne ein!" Diese Worte wiederholt er neunmal und spricht dann 
ein „Vaterunser". Das Wasser lasst er nun abermals aufsieden 
und wiederholt diese ganze Procedur neunmal. Schliesslich giesst 
er das Wasser die Strflmung entlang in einen Fluss, nachdem er 
vorher den Kopf des Kranken damit gewaschen hat und gebietet 
dem Kranken bis zu seiner ganzlichen Genesung stets vor Sonnen- 
aufgang aufzustehen (Kozma a. a. 0. S. 36). 

Gegen Syphilis wenden die Besprecher folgende Mittel an: 
In neun Flaschen Bier werden neunerlei Siissigkeiten gelegt und 
bei stark geheiztem Ofen lagernd, muss der Kranke dies GetrSnk 
trinken. Oder es kocht der Besprecher neun Handvoll Mist von 
neun verschiedenen Diingerhaufen genommen, in einem Wasser, 
das er aus neun Bronnen geschopft hat. Mit diesem Wasser wBscht 
sich der Kranke. Ein anderes Mittel, das ebenfalls Varga (a. a. 0. 
S. 145) mitteilt, ist das folgende: Bohnen, Linsen, Hirse werden 
mit den Knospen von neun Baumen in Wasser zu einem Brei 
gekocht, den der Kranke essen muss. Was er davon Qbrig lasst, 



— 144 — 

giesst er in ein Gefass und wSscht darin alle Napfe, Essgerate u. s. w., 
die beim Kochen und Verzehren des Breies gebraucht wurden. 
Mit diesem Abwaschwasser wird nun der Leib des Kranken dreimal 
begossen. Bei der Anwendung der angeftihrten Mittel wird die 
folgende Formel gesprochen : „Aussatziger ging zu Jesus; bei seinem 
Anblick lief der Apostel Johannes davon. Aussatziger sprach zu 
Jesus: „Rahr' mich nicht an!" Jesus sprach zu Johannes: „Rflhr' 
ihn an!" Herr Jesus berUhrte ihn mit einem grOnem Zweige. Spute 
dich von hinnen, du hGllische Krankheit, so wie der Apostel Jo- 
hannes von dir floh! — So mage von dir das Verderbnis (rontds; 
rontani = zerstflren, verderben) fliehen! Amen!" Beriihrt der 
Kranke mit seinen Genitalien die eines siebenjahrigen Kindes, so 
weicht von ihm die Krankheit, heisst es im Volksglauben des 
PDbels. — Ein far die Volkskunde bedeutsames Heilverfahren wird 
im Kalotaszeger Bezirk beobachtet, das mit der MachtdesNamens 
zusammenhangt (vgl. das treffliche Werk von Kristoffer Nyrop^ 
Navnets Magt, Separatabdr. aus „Mindre Afhandlinger", herausgeg. 
v. d. phil.-hist. Gesellsch. in Kopenhagen 1887). Der Kranke gibt 
sein Leiden neun Freunden oder Verwandten kund und erhalt von 
jedem derselben ein Stuck Linnen. Neun Tage hindurch bestreicht 
er taglich je einen dieser Lappen mit Queksilbersalbe und legt 
ihn auf den wunden KOrperteil ; den Lappen wirft er vor Sonnen- 
aufgang in fliessendes Wasser, in dem er die kranke Kflrperstelle 
abwascht und dann einen anderen Lappen auflegt, wobei er jedes- 
mal dem Wasser und dem Lappen seinen Taufnamen zurufen muss. 
Die Worter „ Wasser" (viz) und „Lappen" (rongy) darf der Kranke 
neun Tage hindurch nicht aussprechen; thut er es, so muss er die 
Kur von vorne beginnen. Die erwahnten neun Verwandten 
oder Freunde diirfen den Kranken wahrend diesen neun 
Tagen nicht bei seinem Taufnamen rufen. Es heisst 
n8mlich, wer den Kranken wahrend dieser Zeit beim 
Namen ruft, der erhalt ein Teilchen von der Krankheit 
des Leidenden. Deshalb soil sich der Kranke wahrend dieser 
Zeit viel unter den Leuten zu schaffen machen und trachten, dass 
ihn viele Menschen bei seinem Taufnamen rufen. Je mehrmal 
man ihn beim Namen ruft, desto leichter verteilt sich seine Krank- 
heit spurlos unter die Leute und desto leichter wird er von 
seinem Leiden befreit. Auch diesbezuglich gilt also der Satz: dass 



— 145 — 

die Verbindung, welche sich durch Ideenassociation oder Sympathie 
zwischen verschiedenen Dingen knilpfte, obwohl an sich nur sub- 
jectiv, for den primitiven Menschen zu einer objectiven und realen 
geworden ist. — 

Gegen die Tollwut kocht man Marienkafer (isten tehenkeje 
= Gottes Kilhlein), vor dem Johannistag gesammeltes Tausend- 
guldenkraut, Splitter eines vor dem Georgstage vom Blitze ge- 
troffenen Baumes, Cantharidenfliegen (spanische Fliegen), Knospen 
des Eschenbaumes, vor dem Georgstage gesammelte Knospen der Erie, 
Johanniswttrmchen, Speisereste des Weihnachtsmahles und Eierschalen 
vonEiern, die zuWeihnachten gelegtworden sind; schliesslich Krauter 
und Gr§ser, die an den Sohlen und Fusszehen des Besprechers am 
Morgen des Johannistages haften geblieben sind, als er barfuss die 
Auen beschritten. Dies Dekokt muss der Kranke trinken (Varga, 
S. 148). Oder er muss am ersten Tage neun Canthariden und an 
jedem folgenden Tage eine weniger essen, „damit mit seinem Urin 
auch die Hundejungen aus seinem Leibe kommen" (Varga, S. 148). 
Es heisst namlich im Volksglauben, dass sich im Leibe des Kranken, 
besonders unter der Zunge (woher sie vom Besprecher gewflhnlich 
herausgeschnitten werden), winzig kleine Hundejungen bilden und 
sobald diese die Augen 5ffnen, der betreffende Mensch die Tollwut 
bekommt und unrettbar verloren ist. Der geheilte Mensch gibt 
diese Hundejungen mit seinem Urin in der Zeit von 9 Tagen oder 
9 Wochen oder 9 Monaten oder gar 9 Jahren von sich. — 

Gegen Wahnsinn ist das folgende Mittel allgemein gebrauch- 
lich: In Wein wird atropa belladonna und ligusticum, ferner Knob- 
lauch und schwarzer Schweinekot zu gleichen Teilen gemischt und 
damit der Wahnsinnige neun Tage hindurch getrankt und taglich 
in dieser Mischung einigemal gebadet (Kozma a. a. 0., S. 33). 

Gegen War z en, die man gewahnlich dadurch erhalt, dass 
man die Sterne zahlt, oder sich in dem Wasser wascht, aus dem 
Huhner getrunken haben, — nimmt man neun Strohhalme, die 
ein Glied haben, drQckt damit die Warzen und vergrSbt die Stroh- 
halmglieder unter die Dachtraufe, indem man dabei spricht: ,,Dann 
soil ich euch sehen Warzen, wenn ich dies Stroh erblicke". Oder 
man drQckt die Warzen mit neun Totenknochen , die man dann 
wieder an die Stelle zurucklegt, woher man sie genommen hat 
(Ethnogr. II. 362). — 

10 



— 146 — 

Gegen Zahnweh rieche man an Salbei und spreche: „Salbei, 
Salbei, dann schmerze mir der Zahn, wenn der deine" (Ethnogr. 
II. }6). Oder man kocht den Samen der hyosciamus-Pflanze und 
lasst den Dampf in den Mund strOmen (Kozma, S. 35). — 

Wir gehen nun zu den Krankheiten und zur Behandlung der 
Tiere iiber. 

Wenn ein Stack Vieh krank ist, und man nicht weiss, was 
ihm fehlt, so raunt man ihm dreimal ins Ohr: ,,lm Namen des 
Vaters, des Sohnes und des hi. Geistes, dir soil das Essen wohl 
bekommen und die Krankeit von dir weichen" (Az atya, fiu es 
szent 161ek nev6ben, j61 essek az eledeled sa nyavalya t^vozzek 
belGled). Urn neugekaufte Tiere vor Krankheit zu schotzen, gebe 
man ihnen das erste Futter in der Schiirze der Hausfrau, oder lasse 
es durch eine Hose des Hausherrn hindurch in den Futtertrog fallen. 
Ausser der bekannten und auch unter den Magyaren allgemein 
verbreiteten Sator- und Abracadabra-Formel, schreibt man im Kalota- 
szeger Bezirk auch noch eine andere Formel auf kleine Zettel, die 
man in BrotstOcke geknetet, dem neugekauften Tiere zu fressen 
gibt, urn es vor Krankheit zu schotzen. 

Diese Formel lautet mit den von mir zugesetzten Zahlen also: 

Csuma menjetek 

* 7 
tira far dl 

9 >! 

Agra dei 

sancti szavamra 
16 14 

nyavalyAk hallgassatok 

12 10 

spiritus nomen 

8 6 
szaraz zold 

zold nyavalya. 

Die Wortfolge habe ich mit schwerer Mahe herausbringen kdnnen, 
nachdem die Leute nur die Formel, aber nicht die eigentliche Wort- 
folge kennen. Nach den obigen Zahlen lautet die eigentliche Wort- 
folge also: Csuma, nyavalya, menjetek z5ld fdra, z5ld far61 szaraz 
igra, nomen dei spiritus sancti; hallgassatok szavamra nyavaly^k 
(= Csuma, Krankheit, gehet auf griinen Baum, von grQnem Baum 
auf dOrren Ast, nomen dei spiritus sancti; h5ret auf mein Wort 



— 147 — 

Krankheiten). Csoma und csuma heisst in einigen Dialekten die Pest 
und hangt mit csomo = Haufen, Knoten und csova = Vogelscheuche 
(aus Stroh) zusammen (Ipolyi a. a. 0. S. 33). „Die Cs. soil dich 
forttragen" (a cs. vigyen el), lautet eine magyarische Redensart. 
„Die Pestfrauen", sagt F. S. Krauss (Volksgl. und rel. Brauch der 
Sildslaven S. 57), „sind die ausgebildetste Vermenschlichung urspriing- 
licher Waldgeister, denn sie erscheinen meist schon so gut wie 
losgelOst vom Baum und Wald, doch ihre wahre Art verleugnet 
sich trotzdem nicht. Sie sind Kranheitsgeister aus dem bOsen Walde 
oder aus anderer menschenferner Weltgegend, die auf ihren Reisen 
durch Jahrhunderte und christlich-religiGse Anschauungen eine be- 
sondere Ausbildung in Aussehen und Auftreten erlangt haben. Der 
Glaube an die Pestfrauen ist so alt als der an Krankheitsgeister, 
hat aber auch durch die grossen orientalischen Pestilenzen, welche 
auf die grossen tUrkischen HeereszQge folgten, eine sehr scharfe 
Entwicklung genommen, so dass er einen verhaltnissmSssig viel 
breiteren Raum im Volksglauben der Stidslaven (und Magyaren) 
als in jenem der westlichen Volker gewonnen". Auch die oben 
mitgeteilte Formel weist auf die Krankheitsgeister 
als ursprdngliche Baum- und Waldgeister hin. — 

Gegen das Verrenken sind folgende Formeln allgemein 
verbreitet: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des hi. Geistes 
beginne ich mein Gebet. Als mein Herr Jesus Christus auf der 
schwarzen Erdoberflache wandelte, verrenkte sich den Fuss sein 
Ross; kam daher der hi. Matthaus, strich es mit seiner heiligen 
Hand, hauchte es an mit seinem heiligen Mund. Starke Muskeln! 
Knochen, Haut werdet so, wie euch unser Herr Christus erschaffen 
hat". Dies spricht man dreimal und haucht dreimal das wehe Glied 
an. — Eine andere Formel lautet: „Machte sich auf den Weg der 
kleine Jesus auf seinem Esel, auf seines Esels Riicken, auf steinerner 
Briicke. Verrenkte sich den Fuss sein Esel, kam hinzu Ficze- 
pater, besprach es (las darauf, rdolvas), blies es an mit seinem 
heiligen Munde, streichelte es mit seiner heiligen Hand. Bein an 
Bein, Fleisch an Fleisch, Blut an Blut, dann aber werde es so, 
wie es war". — Oder man spricht: „Als Jesus hinging zu seiner 
Qualstatt, zu seinem Qualort, von Felsen auf Felsenberge, auf 
Aspiom's (?) BrOcke, verrenkte sich den Fuss sein Pferd; kam 
hinzu Martin Ficze, sprach Jesus Christus: „Wahrlich, wahrlich, 

10* 



— 148 — 

wahrlich, Martin Ficze, mein Pferd hat sich den Fuss verrenkt, 
besprich es, hauche es an! Muskel an die Stelle, Haut an die 
Stelle! Lieber Jesus leg' es an seine Stelle!" — Verrenken, Ver- 
renkung heisst im Magyarischen ficzamodds und Martin Ficze ist 
wohl eine Personifikation dieses Uebels. Eine andere Formel lautet: 
„Unser Herr Christus ging auf die steinerne BrQcke, zu seiner 
Qualstatte, glitt seines Esels Fuss auf dem Felsen aus; kam einher 
Martin Ficze, streichelte ihn mit seiner heiligen Hand, hauchte 
auf ihn mit seinem heiligen Mund, sprach: „Bein auf Bein, Fleisch 
auf Fleisch, Blut zu Blut. So munter werde, wie du vordem gewesen 
bist!" Jesus von Nazareth, heile mein armes Tier! Meine liebe 
Mutter, gebenedeite hi. Jungfrau Maria, heile es kraft der Verdienste 
deines hi. Sohnes! Heiliger Martin Ficze leg' das Bein meines 
armen Tieres an seine Stelle zurack" (Ethnographia II. S. 71). — 
Gegen die Warmer wird folgende Formel angewendet: Der 
Besprecher nimmt ein Haar vom kranken Tiere und geht damit 
zu einem Hollunderstrauch, von dem er einen Zweig abschneidet. 
In den Zweig ritzt er ein Kreuz, in das er das Haar hineinsteckt 
und gegen Osten gewendet, sticht er den Zweig in die Erde und 
spricht die Worte: „Dann soil N. N.'s Kuh die Wiirmer noch haben, 
wenn ich diesen Zweig von hier herausziehe (er speit aus)! Sie 
sollen bis dann verschwinden, so lange ich hier bin (er speit aus)! 
Wenn sie der Sonnenaufgang hier gefunden hat, so soil sie der 
Sonnenuntergang nicht hier lassen ; wenn auch der Sonnenunter- 
gang sie hier findet, so soil sie der Sonnenaufgang nicht hier lassen 
(er spuckt aus)!" (Kozma a. a. 0, S. 36.) — Ein anderes Verfahren 
besteht im Folgenden: Vor Sonnenaufgang treibt man das kranke 
Vieh ins Freie und mit dem Zeigefinger auf dasselbe zeigend, 
spricht man: „Neun ist nicht neun, sondern acht! Acht ist nicht 
acht, sondern sieben! Sieben ist nicht sieben, sondern sechs! Sechs 
ist nicht sechs, sondern fiinf! FOnf ist nicht fiinf, sondern vier! 
Vier ist nicht vier, sondern drei! Drei ist nicht drei, sondern zwei! 
Zwei ist nicht zwei, sondern eins! Eins ist nicht eins, sondern 
keins!" Dann speit man aus und wirft eine Handvoll Staub dem 
Vieh nach, damit die Wiirmer so schnell wie der Staub im Winde 
verschwinden (Ethnogr. II., 35). — Ein Volksmittel gegen die 
Warmer ist, dass man die Wunde des Tieres mit siedendem Fett 
begiesst (Ethnogr. II., 403). — 



— 149 — 

Unter den Zaubermitteln , die sich auf die Hauswirtschaft 
beziehen, nehmen in Nordungarn, wo die Bienenzucht in grossem 
Masse betrieben wird, diejenigen Gebrauche und Vorschriften den 
ersten Platz ein, welche sich mit der Bienenzucht befassen. Diese 
GebrSuche und Vorschriften hat Joh. S. Kovdcs (in der „Ethno- 
graphia" II., 18 ff.) aus einem Manuskript im Originaltext ver- 
5ffentlicht. Das Manuskript stammt aus dem Jahre 1801, ist aber 
von einer anderen Handschrift, die der „Ober-Bienenmeister" des 
siebenbtirgischen FUrsten Georg Rdk6czi, ein gewisser Nicolaus 
Horits, zusammengestellt hat, abgeschrieben worden. Far die 
Volkskunde hat dies Manuskript in vielfacher Beziehung eine Be- 
deutung, weshalb ich hier einiges daraus in genauer Uebersetzung 
mitteilen will. 

Die Bienen soil man in der ersten Aprilwoche an einem 
Mittwoch oder Donnerstag zum ersten Mai im Jahre ausfliegen 
lassen; dann werden sie fleissig, fett, munter. Beim ersten Aus- 
flug soil man den Stopfen, womit der Korb den Winter iiber ver- 
schlossen war, nicht wegwerfen, sondern an die Spitze des Korbes 
hangen, damit die Schwarme nicht wegfliegen. Damit die Bienen 
„gut und fromm" werden, lasse man sie beim ersten Ausflug aber 
reingewaschene Schafwolle kriechen und befeuchte den Korbrand 
mit Schafmilch. Damit sie aber „zornig" werden, so lasse man 
sie bei dieser Gelegenheit iiber ein rotes Tuchstack kriechen. 
Befeuchtet man dies rote Tuchstack mit dem Blute eines Hahnes, 
so ist es noch besser, denn die Bienen werden dann bos, wild, 
arbeitsam und fliegen weit aus. Hat der Stock einen Modergeruch, 
ist er von Spinngewebe besetzt, so stellt man in einem Gefass etwas 
gesalzenen Wein unter den Stock den Bienen hin. Damit die Bienen 
ihren Standort liebgewinnen, soil man vor dem Bienenhaus einen 
kleinen Trog halten und in denselben jeden Morgen urinieren. 

Wenn sich die Bienen nicht vermehren wollen, so nehme man 
eine Handvoll Ameisen vom Ameisenhaufen und werfe sie in den Stock. 
Thut man dies noch vor Ostern, so schwarmen die Bienen schon vor 
Pfingsten. Damit der Schwarm nicht weit wegfliege, so besprenge 
man ihn mit Wasser, indem man einen belaubten Zweig anfeuchtet 
und nach dem Schwarme schwenkt. Wenn man den Stopfen, mit 
dem der Korb den Winter aber verschlossen war, bei der Gelegen- 
heit, wo ein Schwarm an unbekanntem Ort sich niedergelassen 



— 150 — 

hat, an seinen Fuss (d. h. an des Bienenbesitzers) bindet, so kehrt 
der Schwarm sofort zurUck. Damit die Bienen nicht stechen, soil 
man sich mit Urin waschen und mit Harz rauchern. Vor dem 
Einfangen des Schwarmes soil man in den Korb urinieren. Damit 
der Korb im Jahre viel Honig habe, so trage man eine Handvoll 
Weizen am Weihnachtstage in die Kirche und werfe ihn dann in 
den Korb. 

Hat man jemandem Bienen gestohlen, so m5ge der Bestohlene 
die Stelle, woher man den Bienenkorb gestohlen hat, mit Milch 
begiessen, und der betreffende Dieb wird ergrauen oder kahlkapfig 
werden. Je mehr man Milch giesst, desto schneller erfahrt man, 
wer der Dieb gewesen ist. Oder: es soil der Bestohlene auf die 
Stelle schiessen, wo der Korb gestanden ist und der Dieb wird 
bald sterben ; oder er fange eine zurUckgebliebene Biene des ge- 
stohlenen Korbes und werfe sie bei Gelegenheit der Beerdigung 
einer Leiche ins Grab und der Dieb wird sofort schwer erkranken 
und sterben. 

Dies das Wichtigste aus dem erwahnten Manuskript. Beim 
ersten Ausflug der Bienen im Friihling bringt man beim Flugloch 
eine Wolfskehle an, damit die Bienen ihren ersten Ausflug durch 
dieselbe antreten, und spricht im Kalotaszeger Bezirk dabei folgenden 
Segen, indem man die allerersten Bienen, die vor dem Flugloch 
erscheinen, mit Mehl und Zuckerstaub bestreut: „Bienen, flieget! 
den Bosen besieget! damit ihr der heiligen Jungfrau Maria Wachs 
geben k5nnt, damit ihr Honig zur Ehre unseres Herrn Jesus Christus 
habet! Amen !" (Mehek repiiljetek! a gonoszfelett gyozedelmeskedjetek ! 
hogy a szentseges szUz Marianak viaszt adhassatok, hogy Jezus 
Krisztus urunk dicsosegere mezetek legyen). — 

„Die richtige Bestellung des Ackers, d. h. eine solche, welche 
jede Zaubermacht fern halt, ist eine sehr schwierige Sache", daher 
greift auch der magyarische Landmann zu verschiedenen Zauber- 
mitteln, urn sich das Gedeihen der Aussaat im Vorhinein zu sichern. 
Vergrabt man etwas Wachs von einer Kerze, die in der Kirche 
gebrannt hat, auf dem Acker, so wird weder Hagel, noch Wasser 
der Aussaat schaden. Den Laken, in welchem man die FrOchte 
zur Aussaat auf den Acker tragt, soil eine Frau wahrend ihrer 
menses gewoben haben; dann wird die Ernte gar reichlich ausfallen. 
In die Ecken des Saelakens naht man in einigen Ortschaften 



i 



— 151 — 

Siebenburgens abgeschnittene Fingernagel des betreffenden Acker- 
besitzers ein und spricht dabei: „Wenn ich (auch) dort nicht bin, 
so soil niemand in meiner Abwesenheit euch (den Friichten) schaden 
konnen" (ha nem vagyok ott, ugy senki se drtson nektek). In der 
Nacht nach der Aussaat lauft in manchen Gegenden die Hausfrau 
ein Mai nackt um den Acker herum, urn die Saat vor Vogelfrass 
zu schiitzen. Im Kalotaszeger Bezirk herrscht beim Saen folgender 
Brauch: Bevor man zu saen beginnt, wirft man eine Handvoll 
Erde vom Acker auf den Weg und spricht: „Hier gedeihe das 
Unkraut!" Geht wahrend des Saens jemand am Acker voruber 
und grttsst nicht: „Gott segne das Werk" (Jsten dldja meg a munkdt), 
so wirft der Saemann ihm eine Handvoll Frucht nach und spricht: 
„So viel gebe ich dir" (Ennyit neked adok). Man glaubt namlich, 
dass, wer an einem Saemann, ohne diesen Gruss zu sagen, vorbei- 
geht, den „Segen des Feldes" (a mez5 dld^sdt) mit sich nehmen 
wolle. — 

* 

Den weiteren Zauber, der sich auf Feld- und Hauswirtschaft 
bezieht, lassen wir hier beiseite, nachdem wir denselben in den 
friiheren Abschnitten zum grossen Teil ohnehin behandelt haben, 
wenigstens von der Seite, die der vergleichenden Volkskunde neue, 
bislang unbekannte Belege bietet. Aus dem hier Mitgeteilten sehen 
wir, dass dieser Zweig des magyarischen Volksglaubens auch zu 
dem niederen Vorstellungs- und Glaubenskreise gehort, der teils 
christlich, teils heidnisch gefarbt ist und daher eine Wucherbildung 
genannt werden kflnnte von religionswissenschaftlichem Standpunkte. 
Karl Weinholds, unseres Altmeisters Worte, treffen auch fur 
das magyarische Heidentum zu, dass es namlich darin „einen Aber- 
glauben und ein Zauberwesen gab, abgesondert und feindlich gegen 
die eigentliche Volksreligion und den anerkannten Gottesdienst. 
So ist es iiberall gewesen und ist es noch heute. Aber- 
glaube ist an keine Nation und an keine bestimmte Religion ge- 
bunden, sondern ein allgemein Menschliches. Mit dem Aberglauben 
hangt die Volksmedizin zusammen, d. i. jene Ober alle Volker gleich 
dem Aberglauben verbreitete Heilkunde, die auf die verschiedensten 
Quellen: Religion, Zauberei und frUhere Perioden der Medizin 
zuriickgeht." 



VII. 



Eine Geburtsgottin. 



iLine von Mythenforschern vielumworbene Gestalt des magya- 
rischen Volksglaubens ist die sogenannte Boldogasszony (selige oder 
Hebe Frau) und Nagy boldogasszony (grosse liebe Frau), vielumworben 
von gelehrten und ungelehrten Mythoplasten, die in Qberschweng- 
licher Begeisterung gewOhnlich vom Gebiete ernster, religionswissen- 
schaftlicher Forschung abirrten und sich in kiihnen Hypothesen 
ergingen. Um das Wesen dieser Boldogasszony in ihrem innersten 
Kern erfassen zu kftnnen, miissen wir eine, wenn auch nur fliichtige 
Umschau im Glauben anderer V5lker halten. 

„Als die germanischen Eroberungen auf rGmischem Boden", 
sagt Lippert (a. a. 0. S. 669), „ein salisches Recht schufen und 
dieses Oberall zum Siege gelangte, gewann die Herrschaft der 
Frau, soweit sie sich erhielt, nur noch einen relativen Charakter. 
Wie immer warf auch diese Erscheinung des Lebens ihr Spiegel- 
bild auf die Religionsvorstellungen. So steht die veraltete Nerthus 
als Urmutter neben Freia der „Herrin", wie etwa eine Hekate 
neben Hera, eine Mania neben Juno. Als auf solcher Stufe die 
Germanen Christen wurden, handelte es sich bei ihnen nur noch 
um einen Ersatz far den Begriff Freia — die Namen sind ganz 
gleichgiltig — und sie fanden ihn in der „lieben Frau" des 
Christentums, in Maria, der HimmelskOnigin. Auch bei den 
Slaven fand Maria unter alien Heiligen den verbreitetsten Kult, 
wie sie ja als „Gottesmutter" sogar der alteren Vorstellung ent- 
sprechen konnte. Aber die so reiche Marialyrik und die ganze 
Romantik dieses Kultes betont doch keineswegs das mOtterliche 
Wesen dieser Frau. 

Dieser Begriff findet seine vallige Deckung erst im Annen- 
kult, welcher bei den Slaven in einer hGchst auffalligen Weise 



— 153 — 

hervortritt. Wie wir den Gang der christlichen Entwickelung kennen, 
ist nicht zu verwundern, dass die alteste Kirche dieser Frau nicht 
gedachte. Erst die apokryphen Evangelien gehen noch weiter auf 
die Familiengeschichte zurOck. Im abendlandischen Kalender findet 
sich ihr Name erst seit dem 12. Jahrhunderte und ein allgemeiner 
Festtag wurde erst von Gregor XIII. am 26. Juli 1584 eingefohrt. 
Dennoch sind in Bahmen allein 88 meist alte Kirchen der Mutter 
Anna geweiht, viele Ortschaften haben ihr ihren Namen entlehnt, 
und als weiblicher Taufname ist er neben Maria der volkstttm- 
lichste. In Hausern alten Brauches empfangt die „Mutter" Anna 
jeden Dienstag ihr Lampenopfer. Alles das gilt allerdings von 
Maria in noch hDherem Grade, dennoch tritt ihr zunSchst 
Anna auffallig hervor. Eine czechisch-mahrische Sage gibt uns 
eine Andeutung des Grundes, ganz wie wir ihn erwarten mussen. 
Eine junge Gattin liegt im Sterben (ob nicht im Kindbett?), 
da erschien ihr eine sehr schGne Frau, die heilige Anna namlich, 
und sprach zu ihr: „Deine Zeit ist da, ich bin urn dich gekommen." 
Sankta Anna ist also an die Stelle einer slavischen Hellia getreten, die 
wir sonst unter dem Gemeinnamen biba, die Grossmutter, kennen . . ." 

In diesen Auseinandersetzungen haben wir den SchlOssel zum 
magyarischen Volksglauben betreffs der Nagyboldogasszony oder 
schlechtweg Nagyasszony. 

Betrachten wir nun die Auseinandersetzungen Ludwig Kil- 
minys (Boldogasszony 5svalldsunk istenasszonya = B. die Gctttin 
unserer Urreligion), des einzigen ernsten und geschulten magyari- 
schen Mythenforschers, betreffs der magyarischen Boldogasszony. 

Die verschiedenen Marientage nennt das magyarische Volk: 
GyertyaszentelO Boldogasszony = Kerzenweihende B. (Mar. Licht- 
mess 2. Febr.), Gyum6lcs61t6 B. = Obstpropfende B. (Mar. Ver- 
kOnd. 25. Marz), Nagy Boldogasszony = grosse B. (Mar. Himmelf. 
15. Aug.), Kis-asszony napja = Fraulein Tag oder Tag der kleinen 
Frau (Mar. Geburt 8. Sept.) und endlich: Boldogasszony (Mar. 
Empfangnis 8. Dez.). Nirgends wird eine Kis-Boldogasszony (kleine 
B.) erwahnt, die bloss Kisasszony (FrSulein, kleine Frau) genannt 
wird. Fragt man daher das Volk : wie viel Boldogasszony es denn 
eigentlich gibt? so erhalt man zurAntwort: sieben, von denen die 
grflsste die Nagy Boldogasszony (die grosse B.) ist. Wer ist nun 
diese Nagy Boldogasszony? 



— 154 — 

Kdlmdny erwahnt (S. 4) ganz richtig, dass in der Zeit, als 
die Magyaren ihre alte Religion aufzugeben begannen, der Marien- 
kult in der Christenheit schon gar sehr ausgebildet gewesen war. 
Die Synode zu Ephesus (451) hatte ausftihrlich dargethan, wie 
man sich Maria vorzustellen habe. Zur Zeit, als das Christentum 
bei den Magyaren eingefiihrt wurde, lebte im Volksbewusstsein 
die Nagyasszony oder Nagyboldogasszony als Mutter der G5tter 
noch immer fort, weshalb denn Maria den Namen Kisasszony 
(kleine Frau, Fraulein) im Gegensatz zur Nagyasszony (grosse Frau) 
vom Volke erhielt. Diesen Namen, sagt K dim any, haben keines- 
falls die Verbreiter des Christentums der Maria gegeben, die sie 
gewiss mit dem Namen Nagyasszony belegt hatten. „Als das Volk 
die Maria „Kisasszony" nannte, musste es auch von einer Nagy- 
asszony wissen. Die Kisasszony musste man eben der Nagyasszony 
gegeniiber klein nennen. Auch heute noch hflren wir z. B. von 
einem Kis-Bdlint (B. jun.) im Gegensatz zu Nagy-Bilint (B. senior) 
sprechen u. s. w." 

Nun, Maria ist nach K&lmdnys Zusammenstellungen des 
einschlagigen Volksglaubens weder die Kisasszony, noch die Nagyass- 
zony der Magyaren. Das Volk der Szegediner Gegend erzahlt, 
dass die Kisasszony die Jungfrau verbliebene Tochter der Nagyass- 
zony sei. Die Dienstboten nennen die Jungfrauen „Kisasszony, 
die Mutter derselben aber ,, Nagyasszony". ,, Maria ist daher", 
schreibt Kalmany (S. 5), „nicht die Kisasszony, denn diese hatte, 
selbst als Jungfrau, kein Kind geboren ; trotzdem nannte sie (die 
Maria) so das Volk. Grund hiezu mag der Umstand gegeben haben, 
dass die christlichen Bekehrer vor alien anderen Tugenden Marias 
ihre JungfrSulichkeit besonders betonten, was das Volk hflrend, 
unbewusst an die Jungfrau gebliebene Tochter der Nagyasszony, 
an die Kisasszony denken musste." Nirgends wird der Maria das 
Beiwort „heilig" (szent), noch ,, Mutter Gottes" im Magyarischen 
beigefiigt. Sie heisst einfach „sz(iz Maria" (Jungfrau Maria), nie 
aber „szent Maria" (heilige Maria). 

Ueber den heiligen Gerard steht nun in magyarischen Chroniken 
geschrieben: „Und auf seinen Rat hin kam es damals in Brauch, 
dass man die Jungfrau Maria in Ungarn Liebe Frau oder die grosse 
Frau dieser Welt nannte" = ,,Es az 6 tanacsanak intes£bOl akkoron 
kele fel, hogy az sziiz Mariat ez Magyarorszagban Boldogasszonynak, 



— 155 — 

avagy ez vildgnak nagy asszonynak hfvndk" (Toldy F., Magyar, 
szent. leg. = Magyar. Heil. Legenden III. Kap.). 

Der Ausdruck „Nagyasszony", der schon vorhanden war als 
Name einer heidnischen Gattin, sollte also auf des hi. Gerards 
Rat auf die Maria angewendet werden, weil man befarchtete, dass 
das Volk mit der Zeit diesen hohen Titel irgend einer anderen 
Heiligen verleihe und diese dadurch iiber die Maria, die „Kis- 
asszony", setze. Trotz Set. Gerards Rat und Warnung ist selbst 
nach acht Jahrhunderten die Maria beim Volke nicht zum Titel 
„Nagyasszony" oder ,,Nagyboldogasszony" gelangt. Ferd. Barna 
(Osvallasunk kisebb isteni lenyei = Kleinere g5ttl. Wesen unserer 
Urreligion S. 28) meint nun, die ,,Nagyboldogasszony" oder Nagy- 
asszony" sei die alte heidnische ,,Fee oder Gottin der Natur", die 
nach Einfiihrung des Christentums der Maria gleichgesetzt ward, 
d. h. die Attribute derselben wurden der Maria verliehen. So 
heisse auch bei den, den Magyaren stammverwandten Mordvinen, 
die das Christentum nur dem Namen nach angenommen haben, 
Maria „Ange-Pat'ai" (Gattermutter) und Christus „Si-Pdz" = Sonnen- 
gott (Barna, A mordvaiak pogdny istenei = die heidn. Gatter 
der Mordvinen S. 75). „Trotzdem ware es erzwungen", schreibt 
Kdlmany (S. 8), „die Maria „ Nagyasszony" zu nennen. Die Nagy- 
asszony hat eine, Jungfrau verbliebene Tochter, die sogenannte 
Kisasszony, welche Tochter eben der Maria abgeht." 

Wenn nun das in christlichen Glaubensdogmen weniger be- 
wanderte Volk nicht die Maria far die Nagyasszony halt, welche 
Heilige versteht es nun unter diesem Namen? 

Ueberall erhalt man auf diese Frage die Antwort: „die 
Nagyasszony oder Nagyboldogasszony sei die heilige 
Anna. Zu wundern ist dabei, dass dem trefflichen Forscher 
L. Kaminy, dessen diesbezilgliche Zusammenstellungen 1885 er- 
schienen sind, die Auseinandersetzungen Lipperts (1882) entgangen 
sind, die wir an die Spitze dieses Abschnittes gestellt haben. Er 
ware zu ganz anders lautenden Endresultaten gelangt. 

Wir haben schon eingangs Lipperts Worte angefilhrt, dass 
„in Hausern alten Brauches die „Mutter" (wohlgemerkt Mutter) 
Anna jeden Di ens tag ihr Lampenopfer empftngt/' Nun ver- 
gleichen wir hiemit K aim in ys Auseinandersetzungen: „ Die Nagy- 
boldogasszony und die hi. Anna haben einige gemeinsame ZUge; 



— 156 — 

beide haben eine Tochter; beider Tachter verbleiben Jungfrauen, 
beide sind machtig; aber sie haben auch abweichende Zflge. Nach 
unseren Ueberlieferungen ist die Nagyboldogasszony die 
Gflnnerin der sich in gesegneten Umstanden Befind- 
lichen; zu ihr flehen auch die Unfruchtbaren, die — 
damit sie ihr Ziel erreichen, d. h. damit sie die hi. Anna, be- 
ziehungsweise die Nagyboldogasszony erhGre, die neun auf Pfingsten 
folgenden Dienstage fasten." Die hi. Anna war auch lange Zeit 
hindurch unfruchtbar. 

Der Di en stag ist also der Tag, welcher der hi. Anna, d. h. 
der Nagyasszony oder Nagyboldogasszony, geweiht ist. In Szoreg 
fastet man ihr zu Ehren sieben Dienstage. An diesem Tage darf 
das betreffende Weib keine schweren Arbeiten verrichten ; an diesem 
Tage soil man jede neue Arbeit beginnen, und die Bruthennen 
zum Britten setzen (Kalmany S. 9). Niemand soil am Dienstag 
Wasche waschen, denn UnglUck trifft ihn, wenn er diese Wasche 
am Leibe hat. Wer an Zahnweh leidet, der wasche sich am 
Dienstag nicht, damit seine Schmerzen ein Ende nehmen; am 
Dienstag wird auch das kleine Kind nicht gebadet, sondern nur 
mit einem Lappen befeuchtet, damit es keine Kopfschmerzen be- 
komme (Kalmany S. 10). Wer am Dienstag wascht, der bruht 
der Nagyboldogasszony die Hand ab. Eine Sage aus O-Szent-Ivan 
erzahlt (Kalmany S. 10): „Als die Hebe Jungfrau h5rte, dass man 
Jesum gefangen habe, lief sie die Strasse entlang und die Weiber, 
grade waschend, gossen die Lauge aus. Wie sie nun lief, so glitt 
sie aus. Damals verfluchte sie jedes Weib, das am Dienstag wasche, 
damit es den Blutsturz bekomme. Wir waschen auch nie am 
Dienstag, sondern nur am Mittwoch, Donnerstag, Montag." Jesus 
ward bekanntermassen nicht an einem Dienstag gefangen genommen 
und das Ganze ist eben, wie Kdlmdny bemerkt, ein mit christ- 
lichen Elementen zersetztes Bruchstiick irgend einer heidnischen 
Ueberlieferung, was auch von folgender Sage aus der Ortschaft 
Szoreg gilt: „Das Liebfrauenbett (daraber spater!) darf man nicht 
ohne Haube besteigen, denn die liebe Jungfrau (boldogsigos szUz) 
trug stets eine Haube, nur als sie am Grundonnerstag ihren Kopf 
wusch und Maria Magdalena die Kunde brachte, dass man Jesum 
Christum gefangen habe, da hatte sie keine Zeit, ihr Haupt ein- 
zubinden und eilte davon. Jenseits des Waldes hflrte sie Larm, 



— 167 - 

sie eilte dahin; ihre Haare blieben an den Zweigen hangen; seit 
der Zeit hat sie stets die Haube auf dem Kopfe. Damals verfluchte 
sie auch diejenigen, welche am Grttndonnerstage waschen. Als sie 
(nSmlich) lief, da fiel sie, denn aberall hatte man die Lauge aus- 
gegossen; damals sagte sie: Verflucht seien alle, die am Grttn- 
donnerstage waschen . . ." Die erste Sage erwahnt noch den 
Dienstag, wahrend die zweite das Verbot nur far den Griin- 
donnerstag gelten lasst. Am Dienstag ist es auch schon deshalb 
nicht gut, Wasche zu reinigen, weil sonst das Geflugel blutige 
Eier legt (Kalmdny, Szeged nepe = Szegeds Volk, I. 113). 

Nehmen wir nun die auf die Nagyasszony oder Nagyboldog- 
asszony bezttglichen Daten Kdlmdnysder Reihe nach, um fur die 
vergleichende Mythologie hOchst wichtige Resultate zu erzielen. 

Schwangere Weiber flehen — wie schon erwahnt wurde — 
zu ihr. Sie gibt dem Kinde Leben, sie hilft der Mutter bei der 
Geburt, bei welcher sie zugegen ist, gerade so unsichtbar, wie die 
Ange-Pat'ai der Mordvinen (Barn a, A mordv. pog. ist. 34). In 
Sz5reg, O-Szent-Ivdn und vielen anderen Ortschaften der Theiss- 
gegend nennt man die bei der Geburt unsichtbar gegenwBrtige 
^Nagyboldogasszony geradezu „SzQl5 Boldogasszony" (Geburtslieb- 
frau). Auch die Ange-Pat'ai der Mordvinen ist als Geburtshelferin 
unter dem Namen Bulaman-Pat'ai bekannt (Barna a. a. 0. S. 11). 

Kdlmdny bemerkt nun, dass es auch im magyarischen Volks- 
glauben bei der Geburt helfende und schadigende Wesen 
gibt. Im Augenblick der Geburt sind beide Parteien in der Nahe 
der GebSrerin. Das Oberhaupt der helfenden Wesen ist eben die 
Nagyboldogasszony, die viel Aehnlichkeit mit der finnischen Geburts- 
fee, der Kave, hat. In der Kalevala flehen auch die schwangeren 
Weiber zur Kave. Die blinde Tochter des Todes, die Loviatar, 
fleht auch zur Tochter der Natur, zur Kave, damit diese sie von 
den Wehen des Leibes befreie (Kalevala XLV. Rune 117— 130). 
Kave wird hier „unter den Wesen die erste Mutter" genannt, 
wozu die magyarische schefzhafte Redensart zu vergleichen ist: 
„Frau Anna, (ist die) erste Frau" (A. asszony, elsd asszony). Noch 
mehr Aehnlichkeit mit der magyarischen Nagyboldogasszony weist 
die Ange-Pat'ai der Mordvinen auf, die als „Mutter der Gutter, 
zugleich Beschtttzerin der Frauen ist" (Barna a. a. O. S. 31). 
Beide, sowohl die Nagyboldogasszony, als auch die Ange-Pat'ai, 



— 158 - 

sind bei der Geburt unsichtbar zugegen und haben ihre Unter- 
gebenen, die aber Mutter und Kind wachen. Der Ange-Pat'ai sind 
untergeben Ange-Ozaisz und Niskende-Tewtar, wahrend der Nagy- 
boldogasszony die Engel und die Boldogasszony unterstehen. Die 
Nagyboldogasszony ist nur wahrend der Geburt als Helferin zu- 
gegen, dann entfernt sie sich und sendet zum Schutze der Kind- 
betterin zwei Engel und die Boldogasszony. Letztere ist von nun 
an die Beschutzerin und Heilerin von Mutter und Kind; sie ist 
(als „Kisasszony") die Tochter der Nagyasszony, gilt aber zugleich 
far die hi. Maria. Das Volk nennt eben die hi Maria ausnahmslos 
auch „Boldogasszony". 

In einem alten Leichenliede (Originaltext bei K Oilman y S. 12) 
heisst es: 

Wir bitten darum unsere Jungfrau Mutter, 

Die Boldogasszony: die Maria, 

Flehen moge sie bei ihrem heiligen Sohn u. s. w. 

In einem magyarischen Schlummerliede (Originaltext bei Kalm^ny 
S. 12) heisst es: 

Zizi, Kriechelein, 
Du mein Sprosslein, 
Jesus, Dich schlafre ein, 
Maria fiber dir wache! 

Maria also ist hier die Boldogasszony, die „liebe Frau". Als 
Heilerin wird sie ebenfalls in einem Kinderreim (K^lmany S. 1$) 
erwahnt : 

Staub fiel mir ins Auge, 
Gott verdamm's! 
Boldogasszony nahm ihn heraus! 

Heil- und Schutzkraft besitzt die Boldogasszony-Milch, auch Marien- 
Milch genannt, ebenso die Boldogasszony Schurze, auch Marien- 
Schiirze, von denen wir weiter unten sprechen werden. 

Nun teilt Kalmany die auf Wohnort, Thatigkeit und die 
Feste der Boldogasszony bezQglichen Daten aus dem magyarischen 
Volksglauben mit. 

Die Boldogasszony wohnt im Himmel, wohin die Lerche ihr 
Beilchen hinaufzutragen strebt, indem sie, in die Luft sich erhebend, 
zwitschert : 



— 159 — 

Felviszem, felviszem, Ich trag' hinauf, ich trag* hinauf, 

Felviszem a baltikamat Ich trag' hinauf mein Beilchen 

Boldogasszonyhoz, Zur Boldogasszony, 

Boldogasszonyhoz Zur Boldogasszony 

Felviszem, felviszem! Trag' ich's hinauf, trag ich's hinauf! 

Aber sie lasst das Beilchen fallen und im Niederschweben zur 
Erde zwitschert sie traurig: 

Elejtettem! Ich hab's fallen gelassen! 

Die Boldogasszony sah man in der Gestalt der hi. Maria in 
Morotva in einem Brunnen, in der Ortschaft Topolya in der Kirche; 
gewohnlich aber wird sie in der Nahe der Kindbetterinnen sichtbar. 

Wir kommen nun zum wichtigsten Punkte des diesbezug- 
lichen Volksglaubens, zum Boldogasszony- Be tt = Liebfrauenbett. 

So wie die Rflmer der Juno, oder wie sie als Geburtshelferin 
genannt wurde: der Lucina, ein Bett machten, damit sie die Geburt 
glucklich verlaufen lasse, so wird bei den Magyaren das Boldog- 
asszony-Bett eingerichtet, das Kindbett, worin die Mutter mit dem 
Kinde nach der Geburt bis zu ihrem Kirchgang liegt (introductio 
mulieris post partum). Die Mutter bringt das Kind nicht in diesem 
Bette zur Welt und wird erst nach iiberstandener Geburt in dies 
Boldogasszony -Bett gelegt. Dies Bett beschreibt das Volk also 
(K^lmdny S. 14): „Wenn das Kind geboren ist, so macht man 
gleich das Boldogasszony-Bett. In demselben dQrfen sich Sachen 
wie z. B. Tabak nicht befinden. Reines Stroh wird hingelegt und 
dasselbe mit einem Leintuch bedeckt. Die Gardine (szunyogh£16 
= MOckennetz) wird angenagelt. In das Boldogasszony-Bett steckt 
man hinein Knoblauch, „Kuckuckskraut" (Gentiana), Brot und Salz. 
Auch ein Messer steckt man hinein, damit die Hexen sich nicht 
nahern kflnnen. Jeden Tag wird es mit dem hi. Dreikflnigswasser 
(Weihwasser) geweiht und der Gnade der Boldogasszony anem- 
pfohlen. Dem Boldogasszony-Bett darf sich niemand nahern, denn 
wenn jemand (die Kindbetterin mit bflsem Blick) bezaubert, so 
stirbt diese, wenn er dann nicht gleich seine Augen aufwSrts 
wendet. Wenn die Frau im Boldogasszony-Bette liegt, muss jemand 
stets in der Stube weilen; wenn niemand da ist, so lasse man 
wenigstens die Katze da, sonst wird die Frau so verdorben (be- 
hext), dass es mit ihr aus ist. Das Boldogasszony-Bett halt nur 
so lange an, bis sie zur Weihe (Kirche) gehen. Wenn sie dort (in 



— 160 — 

der Kirche) sind, wird das Boldogasszony-Bett zerlegt; das Stroh 
wird verbrannt oder an einen solchen Ort gelegt, wohin niemand 
hingehen kann." 

Die Hebamme stellt das Boldogasszony-Bett auf und in vielen 
Ortschaften wird die Gardine mit Messer und Gabel befestigt. In 
einigen Gegenden legt man ein Messer auch unter den Polster, 
damit die Mutter dasselbe, so oft sie vom Bette herabsteigt, in den 
Fussboden steche, urn dadurch die Bflsen (rosszak) fernzuhalten. 
Ein rotes Tuch wird an der Gardine befestigt und ein Gebetbuch 
legt man auch unter den Kopfpolster. Die Gardine soil die Frau 
gleichsam von der Welt trennen. 

„Die Hebe Jungfrau (boldogsigos sziiz)" — erzahlt das Volk 
(K£lminy S. 15), „trug stets ein Band urn den Leib gewunden; 
deshalb tragt man das Kind nicht zur Taufe, ohne ihm ein Band 
urn den Leib oder urn den Arm zu binden. Dies bereitet der 
lieben Jungfrau grosse Freude." 

1st das kleine Kind krank, so bindet man ihm ein Band um 
den Arm. Dies Band tragen die Kinder so lange, bis sie einen 
Hut oder ein Kopftuch bekommen (K£lm£ny S. 16). Rote Bander 
flicht man den Fallen in die Mahnen und am Christabend hangt 
man Lappen an die Obstbaume, damit sie viele Friichte tragen 
(eb. S. 15). Die Wogulen und Mordvinen hangen RenntierhSute 
und Geweihe an die BSume (Barna a. a. 0. S. 15; Hunfalvy, 
Regulys Nachlass I. 99; vgl. R. Andree, Ethn. Parallelen u. Vergl. 
S. 58). Die Szekler in Siebenburgen winden sogar an die Blumen- 
st&cke rotes Garn, um sie vor „basem Blick" zu wahren (Kozma 
a. a. 0. S. j 5). 

Messer und Gabel wird also in die Gardine gesteckt, um die 
Hexen fernzuhalten. Eine Kugel kann sie nicht vertreiben; wer 
eine Hexe erschiessen will, muss daher die Flinte mit einem Messer 
laden (Kalmany S. 16). In der Theissgegend sticht man eine Nadel 
vor dem Georgitage in die Thdre, damit keine Hexe die Schwelle 
ubertreten kanne, und ein Messer sticht man in den Tisch, wenn 
man glaubt, dass eine Hexe in der Stube sich befinde (Kilminy 
S. 16). Wahrend man Salz und Brot in die Gardine bindet, sorgt 
man, dass kein Brflsel davon ins Boldogasszony-Bett falle, denn 
es heisst im Volksglauben : 

„Die Boldogasszony hat gesagt, dass man kein Brosel ins 



— 161 — 

Bett schiitte, sondern dahin, wo man nicht geht und es nicht zer- 
treten kann." Am ,,Hebammenfest" der Mordvinen halt die Heb- 
amme eine brennende Kerze in der Hand und fleht: „Ange-Pat'ai- 
Paz, Bulaman-Paz, halte dies Brot und Salz far dein Eigentum . . ." 
(Barna, S. 48). Bei den Magyaren muss beim Kinde in der Stube 
bis zu seiner Taufe eine Kerze brennen. 

Was nun den Knoblauch und das Kuckuckskraut anbelangt, 
so ist der Knoblauch bei den, den Magyaren stammverwandten 
Mordvinen die Lieblingspflanze der Gflttin Ange-Pat'ai, und kranke 
Kinder werden mit Knoblauch gerauchert oder ihnen solcher unter 
das Kopfkissen gesteckt (Barna a. a. 0., S. 37). Bei den Magyaren 
wird auch in die Wiege des Kindes Knoblauch gelegt, urn die 
„BGsen" vom Kinde fernzuhalten. Dem „Kuckuckskraut" wird 
dieselbe Eigenschaft zugeschrieben. Steckt man dies Kraut ttber 
die Thure, so kann keine Hexe in die Stube hinein; damit die Kuh 
nicht behext werde, legt man dies Kraut in die Krippe, hangt 
davon etwas Qber die Stallthiire, rauchert damit die Kuh und bindet 
solches an die HOrner der Kalber (Kalm^ny, S. 18). 

„Als Erganzung zum Boldogasszony-Bett", sagt Kdlmany, 
„miissen wir noch erwahnen, dass, wenn die Frau zum erstenmal 
gebart, man einen Strohwisch ans Bett lehnt, mit dem jeder Ein- 
tretende, wenn er das Kind sehen will, dasselbe zuerst facheln 
muss, damit er ihm durch bosen Blick nicht schade." Bei den 
Mordvinen gilt die Birke fur den Lieblingsbaum der Ange-Pat'ai 
(Barna, S. 37). 

Nun teilt uns Kdlmdny (S. 19 ff.) die magyarischen Geburts- 
gebrauche ausfiihrlich mit, denen wir folgendes entnehmen. 

Die Frau gebart mit dem Gesicht gegen das Fenster und 
mit den Fttssen gegen die Stube, nicht gegen die Thttre zugekehrt, 
wahrend die Toten so aufgebahrt werden, dass die Fusse der Thiire 
zugekehrt sind, denn man glaubt, dass dann mit dem Toten auch 
der Tod aus dem Hause weiche. Wenn auch die Hebamme bei 
der Geburt zugegen ist, so fragt sie die Mutter: „Wohin gehst 
du?" Diese antwortet: „lns Boldogaszony-Bett!" — „Helfe dir 
Gott!" versetzt nun die Hebamme. Dies wird dreimal gesagt, 
bevor man die Kindbetterin nach Uberstandener Geburt ins Boldog- 
asszony-Bett legt. Das Kind darf die Mutter im Bette nie auf die 
Stelle legen, wo sie vorher gelegen ist, sonst stirbt das Kind. Das 

11 



— 162 - 

Kind nennt man vor seiner Taufe „Nemtudomka" (Weissnichtchen), 
damit die Bflsen seinen Namen nicht im vorhinein wissen sollen 
und ihm bis zu seiner Taufe schaden kflnnen. Zur Taufe wird 
das Kind — ob Knabe, ob Madchen — von der Patin (koma- 
asszony) und der Hebamme (b£ba) getragen. Gewflhnlich wird 
das Haupt des Kindes mit einem schwarzen Haubchen bedeckt. 
Wie schon erwahnt, hatte die Boldogasszony stets eine Haube auf 
ihrem Kopfe; deshalb muss die Mutter auf ihre sowohl, als auch 
auf des Kindes Haube gar sorgen, denn geht sie verloren, so stirbt 
die Mutter, beziehungsweise das Kind. 

Was unmittelbar nach der Taufe geschieht, darUber berichtet 
das Volk also (K^lminy, S. 19): „Wenn man von der Taufe heim- 
kehrt, spricht man dreimal: Gelobt sei Jesus Christus! Einen Heiden 
trugen wir, ein christliches Lamm bringen wir! — Die Patin nimmt 
nun das Kind und legt es unter das Bett oder unter den Tisch, 
damit es nicht ,,weinerlich" werde. Wer das Kind nach der Taufe 
zum erstenmal sieht, der muss es dreimal anhauchen, damit es 
der Wind des ,,Guta" (Schlagfluss) nicht treffe; dann muss er es 
aufheben, damit es gross wachse, und ihm Geld schenken. Wenn 
das Essen bereitet ist, so dankt die Hebamme Gott und spricht: 
Dank sei Gott, dass er zwei Seelen befreit hat zur Freude des 
Vaters und der Mutter. Gott mag es leben lassen, dessen Gunst 
wir es anempfohlen, damit es klug, gesund werde! — Nun werden 
zahllose Trinkspruche dargebracht. Wenn man zum Taufschmaus 
geht, so nimmt man gesprungene Thontflpfe mit sich, die man an 
die Thure schleudert. Aus dem Taufhause darf man nichts mit 
sich nehmen, sonst wird das Kind nicht glacklich. Die schlechten 
T&pfe zerschellt man deshalb an der Thiire, damit das Kind nicht 
„fallsachtig" werde." 

Der Taufschmaus, den selbst die armsten Eltern halten mussen, 
damit ihr Kind im Leben nicht ungliicklich werde, heisst neben 
paszita in den meisten Gegenden csdk, was eigentlich Sauerteig 
bedeutet (Ipolyi a. a. 0., S. 541). Bika-csflk = nervus taurinus, 
taurea. Zum Taufschmaus werden Leute geladen, welche der 
Kindbetterin Speisen geschickt haben. Dies Speisesenden nennt 
man radina, wohl aus dem Slavischen entlehnt. Die Taufmutter 
kauft dem Kinde, wenn es 6 — 7 Jahre alt ist, ein Kleid oder gibt 
ihm irgend ein Geschenk. Diese Beschenkung heisst korozsma. 



— 163 — 

Dies ist ein uralter Brauch. Der Anonymus (Belae reg. not. de 
gest. hung. L) erzahlt: „Dux Arpdd genuit filium, nomine Zulta, 
et factum est dux et sui nobiles per plurimos dies faciebant con- 
vivia magna/' 

Nach der Taufe wird die Mutter und das Kind ganz und gar 
der Fiirsorge der Boldogasszony anheimgestellt. Zwei Engel — 
wie erwShnt — leisten dabei der Boldogasszony Hilfe. Lachelt 
das Kind im Schlafe, so sagt man: es spielt mit seinem Engel. 
Bei den Mordvinen sagt man, wenn das Kind im Traume lachelt: 
die G&ttin Ange-Pat'ai liebkose es (Barna, S. 32) Ist es wach 
und lachelt, so zeigt ihm die Boldogasszony einen goldenen Apfel. 
Sie zeigt ihm diesen Apfel so lange, bis das Kind nicht nach einer 
Katze hascht oder man es nicht vor den Spiegel halt. In der 
Theissgegend ist es Brauch, dass man der Braut nach ihrer Heim- 
kehr von der Trauung ein Kind in den Schoss setzt, dem sie 
einen Apfel gibt; dieser Apfel heisst „Brautapfel ' = menyasszony- 
alma (Kdlmany, S. 22). „Wenn das Kind heftig weint und in der 
Nacht jah aus dem Schlafe aufschreckt, so schrecken es die Hexen. 
Man stellt das Kind daher vor die Vorhausthiir und schlagt Uber 
seinem Kopfe einen Nagel so tief in die ThQre, dass er nicht mehr 
hervorsteht." 

Nachst dem Boldogasszony-Bett bildet far das Kind einen 
besonderen Schutz die SchUrze der Boldogasszony (B. kataje). 
Es heisst namlich im Volksglauben, dass, wenn das Kind vom 
Bette zufallig herabrollt, es in die Schurze der Boldogasszony 
falle. Selbst Erwachsene riihmen sich, in die SchOrze der Boldog- 
asszony gefallen zu sein, wenn sie von einem hohen Orte herab- 
fallen, ohne dabei Schaden zu leiden (K^lminy, S. 23). Bei den 
Deutschen Ungarns (in Csat£d, Uj-Szent-lvin) heisst diese Schurze 
„Mutter Gottes- Schoss", bei den magyarischen Serben „Marias 
Mantel". 

„Der Mutter", schreibt Kalm£ny (S. 23), „steht ausser dem 
Boldogasszony-Bett auch noch der Boldogasszony-Pantoffel hilf- 
reich bei." Die Boldogasszony als Beschtitzerin der Kindbetterinnen 
tragt ihnen strenge auf, dass sie barfuss nicht gehen, sondern ihre 
(der Boldogasszony) Pantoffeln beniitzen sollen, so lange sie nam- 
lich in ihrem Bette liegen. Die Kindbetterin muss besonders 
auf ihre Fusse sorgen, deshalb stehen vor ihrem Bette stets die 

11* 



- 164 - 

sogenannten Boldogasszony-Pantoffel, in welche sie sofort ihre Fttsse 
zu stecken hat, sobald sie vom Bette steigt. Verlasst sie das Bett 
endgiltig, dann darf sie diese Pantoffel nicht mehr gebrauchen. 
Nur Frauen, die dreimal Zwillinge geboren haben, erlaubt es die 
Boldogasszony, diese Pantoffel ihr Leben lang und wo immer zu 
tragen. 

Wird das Kind trotz der Fiirsorge der Boldogasszony krank, 
so bringt ihm Heilung die sogenannte Boldogasszony-Milch. Diese 
Milch melkt sich eben die Kindbetterin selbst aus der Brust. Gegen 
Augenweh ist diese Milch ein sehr gutes Mittel; mit ihr vertreibt 
die Mutter auch die Hexen, indem sie jeden Tag etwas davon auf 
die Gardine des Boldogasszony-Bettes melkt (Kilm£ny, S. 24). 

Ein Kinderreim, angewendet wenn Staub oder Mist u. dergl. 
ins Auge fallt, lautet: 

Isten nyila beleesett, Gottes Pfeil ist (ins Aug') gefallen, 

Boldogasszony t je Milch der Boldogasszony 

Mossa ki belole! Mag (ihn) herauswaschen ! 

Unter „Gottes Pfeil" (isten nyila) ist hier der Mist u. dergl. zu 
verstehen; gewflhnlich aber wird der Blitz (villam) also genannt. 
Eine Besprechungsformel, bei deren Hersagen man mit dem kleinen 
Finger das kranke Auge zu bekreuzen hat, lautet: 

Az atyinak nevlben f f f 

Fiunak szerelmeben f f f 

Szent Jinosnak ildisa terjedjen reil 

Boldogsagos szuz Miria teje 

Mossa le, mosogassa le ezt a bajokatl 

1m Namen des Vaters f t t 

Bei des Sohnes Liebe t t t 

Der Segen des hi. Johannes breite sich daruber aus! 

Milch der lieben Jungfrau Maria 

Wasche ab, wasche ab diese Leiden 1 

Auch hier wird, wie oben bei der Schurze, statt „Milch der 
Boldogasszony" — Milch der Maria gesagt. 

Fur den Festtag der Boldogasszony gilt der Sam stag. Wer 
an diesem Tage reine Leibwasche anzieht, der bleibt von Krank- 
heit verschont, besonders wenn er vorher sich bekreuzt; denn dann 
fleht fur ihn die liebe Jungfrau kniefallig zu ihrem hi. Sohn. An 
diesem Tage darf man nicht spinnen, denn „am Samstag hat man 



— 165 — 

den Strick geflochten, mit dem man den hi. Sohn der lieben Jung- 
frau an die steinerne SSule gebunden hat. Deshalb verfluchte sie 
jeden, der am Samstag spinnt". Vor noch etwa zwanzig Jahren 
durfte man in der Ortschaft Szeged-Madar£szt6 am Samstag in den 
Weinbergen nicht arbeiten. An diesem Tage muss beim grflssten 
Regenwetter die Sonne wenigstens einige Augenblicke lang schejnen ; 
nur an drei Samstagen im Jahre scheint sie nicht (Kalmdny, S. 25). 
Es heisst im Volksglauben, dass an einem Samstage die Maria dem 
Jesuskindlein die Windeln wusch und zum Trocknen hinaushing. 
Als die Sonne nicht schien, rief sie: „Scheine Sonne, scheine 
Sonne! Trockne dem kleinen Jesus die Windeln!" (SQss fel nap, 
sUss fel nap! Szdritsd meg a kis Jezus pelenk£j£t!) — 

Der Monat Januar heisst im Magyarischen auch „Boldog- 
asszony-hava" (Monat der B.) und in diesen Monat mag auch das 
Fest der heidnischen Boldogasszony gefallen sein, ehe man mit 
ihren Eigenschaften die hi. Maria zu bekleiden begann. Es wurde 
schon beim Boldogasszony-Bett erwahnt, dass man die Gardinen 
desselben nur mit am hi. Dreikonigstag (vfzkereszt = Wasserkreuz, 
Wasserweihe) geweihtem Wasser besprengt, obwohl auch zu Ostern 
und Pfingsten Wasser geweiht wird. Kalm^ny halt es zum Teil 
fQr mOglich, dass an diesem Tage einst das Fest der heidnischen 
Boldogasszony begangen wurde. Hiefilr spricht in mancher Be- 
ziehung der in Ungarn am hi. Dreikflnigstage vorgenommene 
Brauch des „Hauseinsegnens" (hazszentelG) durch die Kirche, was 
auf folgende Weise vorgenommen wird: Zwei Knaben treten in 
fedes Haus ein und fragen den Hausherrn, ob er sein Haus ein- 
segnen lasse? Hierauf erscheinen die Ministranten mit GlOcklein 
und Weihwasserbehalter; ihnen folgt der Geistliche und der Kantor 
nach. Den Schluss des Zuges bildet der Kirchenkurator und ein 
Knabe, der einen Sack tragt. Auf dem Wege werden Kirchenlieder 
gesungen. Im Hause spricht der Pfarrer ein Gebet und besprengt 
dann Stube und Stall mit Weihwasser, worauf man ihm Speck, 
Eier, Mehl u. dergl. schenkt, welche Geschenke der Knabe im 
Sacke weitertragt. In grossen Gemeinden dauert dies „Hausein- 
segnen" oft eine ganze Woche lang, bis der Pfarrer jedes Haus 
„geweiht" hat. Wahrend des Einsegnens der Stube stellt man ein 
Gefass mit Weizen auf den Tisch und legt einen Apfel auf den 
Weizen oder Federn. Dann wird der Pfarrer zum Niedersitzen 



— 166 — 

gezwungen, damit „sich das GeflUgel vermehre" (K^lmany, S. 27.) 
Kin ahnliches Fest feiern die Mordvinen, dessen Beschreibung wir 
aus Barnas trefflichem Werke vollinhaltlich mitteilen miissen, 
besonders da dies Werk dem Auslande schwer zuganglich, und in 
magyarischer Sprache verfasst, leider unverstandlich ist. 

„Am Weihnachtsabend beobachten die Kinder der Mordvinen 
und Russen ein und denselben Brauch, den sie Kjol'ada nennen, 
nach dem Namen der den Viehstand beschQtzenden „Birkengott- 
heit", Kjol'ada, benannt. Bekannt ist das Bestreben der Russen, 
diese Benennung entweder aus dem lateinischen calendae, oder 
aus dem russischen kolo (Kreis) abzuleiten, freilich erfolglos. Das 
mordvinische Wort kjol'ada bedeutet eigentlich „aus Birkenholz", 
kjol oder kjolu heisst Birke, die der Lieblingsbaum der Ange-Pat'ai, 
und ihr geheiligt ist. Bei Sommerfesten tragen Maide und Witwen 
griine Birkenaste herum, nachdem aber solche im Winter nicht zu 
haben sind, so halten sie die aufbewahrten Zweige Qber den Dunst 
des siedenden Wassers, in welches sie Milch, eine Handvoll Hirse 
und einige aufgebrochene Eier legen. Mit dem Wasser reinigen 
sie die Wiegen der Kinder und besprengen die Stube mit dem- 
selben bei Geburten. 

„Am Weihnachtsabend kommen Knaben und Madchen im 
Alter von 14—15 Jahren zusammen. Die Maide tragen Birken- 
ruten, an die sie Tucher und Bander binden. Auch dies belegen 
sie mit dem Namen kjol'ada. Die Knaben gehen mit allerlei 
schallenden Geraten, wie Glocken, Klappern, Erztflpfen u. dergl., 
herum. Voran tragt eine Maid einen Sack; vor ihr geht eine 
andere mit einer brennenden Kerze. Der Leuchter der Kerze 
ist an eine Stange gebunden und wird hoch emporgehalten. Im 
Zuge singen die Kinder: 

Kjol's, KjoPada's, 

Der goldbartigen, 

Sachen geh'n wir nach. 

Kjol'ada ist angekommen, 

Oeffne daher das Thor, 

Beschenk' Kjol'ada 

Mit Wursten, Schweinefiissen, 

Mit von Weibern gebackenen Kuchen. 

Kjol, Kjol'ada, 

Goldbartige. 



— 167 — 

Wahrend dies Lied gesungen wird, klingeln und ldappern die 
Knaben mit ihren Schellen und Klappern und machen im Dorfe 
einen schrecklichen Larm. 

„Die Weiber, mit ihren besten Kleidern angethan, reichen zum 
Fenster hinaus mit Knoblauch gefarbte Eier, mit Hirse gefiillte 
WQrste, aus Milch, Butter, Eiern u. s. w. verfertigte sQsse Kuchen 
und die sogenannten kjol'angem-Kuchen, die mit Hirse und Eiern 
gefullt sind und denen man Gestalten von Schafen, Schweinen und 
Hahnern zu geben pflegt. Die Kinder stecken dies alles in den 
Sack, indem sie von Haus zu Haus gehen. Nachdem sie das ganze 
Dorf durchzogen, kehren sie in ein Haus ein, stellen den verzierten 
grossen Birkenzweig und die brennenden Kerzen in dem Vorder- 
raum auf und schmausen von den gesammelten Gaben; den Rest 
davon tragen sie heim. 

Die jungen Weiber beginnen schon am Mittag des Vortages 
mit den Vorkehrungen zum Mahl. Bei dieser Gelegenheit machen 
sie auf eine eigentumliche Art Feuer auf dem Herde. Sie zttnden 
vor ihm eine Kerze an und stellen Birkenaste auf; mit einem 
Birkenzweige aber kehren sie alle Asche vom Herde weg; dann 
legen sie das Holz darauf, das unbedingt Birkenholz sein muss 
Wenn keins vorhanden ist, so muss wenigstens ein Stiickchen 
Birkenholz dabei sein. Die Hausfrau ziindet dann an der Kerze 
ein Birkenrutenbundel an und spricht: „Csam-Paz (der oberste 
Gott), erbarme dich unserer, Ange-Pat'ai-Paz, heiligste Gottesmutter, 
fleh' fur uns; SvSt-Niski-Paz (Sonnengott), lass' roten Tag entstehen, 
erwSrme uns, schaffe uns viel Nahrung." 

„Vor die Oeffnung des Herdes wird das brennende Ruten- 
bundel gelegt, darauf aber ein angebrannter Holzstrunk, der vom 
vorjahrigen Kjol'aden-Fest sorgsam aufbewahrt wurde. Wenn der 
Strunk verbrannt ist, stflsst man die Glut ins Innere des Herdes 
und zQndet das dort befindliche Holz an. Ausser diesem Holz- 
strunk legt man auch noch einen feuchten Birkenklotz in den 
Herd, der dort auch drei Tage lang fortglimmt. Auf die zuriick- 
gebliebenen Kohlen wird Wasser gegossen, in welchem man vorher 
Birkenruten eingeweicht hat; dann werden sie fur das kommende 
Winterfest unter dem Herd versorgt. Dasjdeinste Kind der Familie, 
das gehen kann, muss die Glut abgiessen. Vor dem Abgiessen der 
Glut streut die Hausfrau Salz darauf. Wenn das Salz zu knistern 



— 168 — 

beginnt, spricht sie: „Niski-Paz, schein' auf uns; starker wie das 
Salz, mag nicht knistern Paz-Purgini (Donnergott)!" 

1st der Ofen eingeheizt, so wird er nicht mit dem gewflhn- 
lichen Besen, sondern mit angefeuchteten Birkenruten ausgefegt, 
indem man dabei zu Ange-Pat'ai fleht. An diesem Tage werden 
Wurste gebraten, mit Knoblauch Eier gefarbt, sUsser Kuchen 
mit Schweineschmalz gebacken, und kjol'angemen oder mit 
Hirse und Eiern gefQlltes Geback. Am folgenden Tage, d. h. 
am ersten Weihnachtstage, bedecken die verheirateten Weiber 
den Fussboden der Stube mit reinem Stroh, legen in die 
Ecken, mit der Spitze nach aufwarts, Birkenzweige, vor welche 
sie unentzOndete Kerzen stellen; und nun beginnen sie die 
Speisen zu bereiten . . ." 

So weit Barna. Diese mordvinischen FestgebrSuche haben 
eben far die Valkerkunde ihre besondere Bedeutung, indem man 
auch hiebei gewahr wird, wie nSmlich „trotz der unendlichen 
Mannigfaltigkeit der Formen doch eine und die namliche oder 
doch sehr nahe verwandte Form oft an den verschiedensten, mit- 
unter raumlich von einander weit entfernten Punkten wiederkehrt, 
und dies trifft gerade far die seltsamsten und auffallendsten dieser 
Formen zu. Die Erscheinung wiederholt sich freilich auf fast alien 
Gebieten, was schon Peschel veranlasst hat, zu bemerken, bei 
dieser Uebereinstimmung uberfalle uns fast die trostlose Vorstellung, 
als sei das menschliche DenkvermGgen ein Mechanismus, der bei 
der Einwirkung gleicher Reize immer zu den gleichen ROssel- 
sprangen genfltigt werde" (Hellwald, Ethnogr. Rosselsprunge, 
S. 49). 

Bei den Magyaren istdas„BirkenrutenschIagen"(nyfrfavesszozes) 
in Brauch. Am dritten Weihnachtstag werden namlich die Kinder 
in die Nachbarschaft geschickt, urn „Senfkarner" zu holen. Sie 
werden nun von den Nachbarsleuten mit Ruten geschlagen, damit 
sie gesund bleiben. Wahrend des Schlagens werden die Kinder 
gefragt: Wie viel kleine Heilige gibt es? Die Antwort lautet: 
Hundertvierzigtausend! Beschenkt werden die Kinder entlassen. 
Dieser Tag heisst „apr6 szentek napja" = Tag der kleinen (winzigen) 
Heiligen. In manchen Gegenden werden auch die Weiber von den 
Mannern mit Birkenruten geschlagen, wobei man den Vers hersagt 
(Kalmany, S. 28): 



- 169 - 

Odorics-Divics, Odorics-DAvics 

Apro szentdlc napja, Kleiner Heiligen Tag, 

Erigy* Isten hirevel, Geh' in Gottes Namen, 

Jirj bekevel, Wandle in Frieden, 

Mulass eg&zseggel! Unterhalt' dich in Gesundheit! 

Bei den Mordvinen weckt die Mutter am ersten Christtage in der 
Fruhe ihre Kinder mit Rutenschlagen auf, damit sie gesund bleiben 
(Barna, S. 43). 

Mit RQcksicht auf diese vielen BerQhrungspunkte, die sich 
zwischen diesen mordvinischen und magyarischen Festgebrauchen 
ergeben, ist nun Kalm^ny geneigt, das Fest der heidnischen 
Boldogasszony, und zwar der heilenden, in die Weihnachtszeit 
zu versetzen, „denn gerade zu Weihnachten werden verschiedene 
Gebrauche vorgenommen; die sich auf die Gesundheit beziehen". 
Wenn man in der Weihnacht von der mitternachtlichen Messe 
kommt, prophezeit man aus der Windrichtung auf Seuchen, die 
im kommenden Jahr herrschen werden oder nicht. Man sucht bei 
dieser Gelegenheit Weihrauch und Kerzen aus der Kirche zu stehlen, 
urn damit Kranke zu rauchern. Am Christabend gibt man kranken 
Kindern Nusse zu essen und rSuchert sie mit den Nussschalen, 
worauf man sie zu gesunden Kindern treibt, damit sie auch gesund 
werden. Am Christtag soil man den Stall nicht reinigen, sonst 
bricht eine Seuche unter den T eren aus. An den drei Christtagen 
soil man die Rosse nicht putzen, son:>t bekommen sie den Grind. 
Ist zu dieser Zeit ein Tier krank, so soil man Pflaumenkerne iiber 
dasselbe hinweg werfen und es mit dem Tischtuch des Weihnachts- 
tisches bedecken. Am Christabend soil man das Stroh sammeln, 
worauf man die Bruthennen setzen wird. Ist ein Pferd krank, so 
soil man es mit einem Hut schlagen, der am Weihnachtstische 
gelegen ist. — 

Die Boldogasszony tritt im Volksglauben nicht nur als Be- 
schiitzerin der Kinder und als Heilfrau auf, sondern sie 
straft auch die Weiber. 

Welches Weib am Boldogasszony-Tage, also am Samstag, ein 
Fussbad nimmt, das bekommt die Menstruation der Boldogasszony, 
d. h. Ubermassige menses. Im Volksglauben heisst es ferner (K£I- 
many, S. 29): „Die Boldogasszony hat aufgetragen, dass das Weib, 
welches bewirkt, dass es kein Kind zur Welt bringe, das Kind 



- 170 — 

(gleichsam) morde, und dessen Kopf (unsichtbar) in der SchUrze 
mit sich herumtrage" „Eine Frau ging in der Nacht urn, denn 
sie hatte elf Kinder verzehrt (d. h. urns Leben gebracht). Die 
Erde nahm sie (d. h. ihren Leichnam) nicht in sich auf; die elf 
K&pfe trug sie in ihrer Schurze. Sie musste stets herumirren, bis 
sie einem Weib begegnete, das zu ihr sprach: „Warum hast du 
nicht auch die Kflpfe verzehrt!? Da konnte man sie begraben . . ." 

Die Boldogasszony bestraft also diese SQnderinnen: nach 
ihrem Tod nimmt sie die Erde nicht in sich auf; die Kflpfe ihrer 
Kinder miissen sie in der SchQrze so lange herumtragen, bis 
sie einem „Weib", wahrscheinlich der Boldogasszony, begegnen. 
Ebenso straft die Boldogasszony auch diejenigen, welche leugnen, 
dass sie gesegneten Leibes sind; ihre Kinder lernen gar spat 
sprechen. Wenn ein Weib einen Trauring zu tragen pflegt und 
denselben vom Finger zieht und nicht mehr tragt, so wendet sich 
die Boldogasszony von diesem Weibe ab. Sie ziirnt auch dem 
Weibe, das pfeift; denn dies Weib ruft durch das Pfeifen den 
Teufel zu sich (K£Im2ny, S. 30). 

Noch einen wichtigen Zug in diesem Boldogasszony- Kult 
fiihrt Kalmany (S. 31 ff.) an. Es ist dies der sogenannte „Boldog- 
asszony-Becher" (B.-pohara), der beim Mahle geleert wird, das man 
nach dem ersten Ausgang (Kirchgang) der Wflchnerin zu verzehren 
pflegt. Das Volk berichtet darQber in der Szegeder Gegend also: 
„Den Boldogasszony-Becher sollen wir nach der Weihe (Kirchgang) 
leeren. Wenn die Frau das Boldogasszony-Bett verlasst (heutzutage 
zwei, fruher vier bis sechs Wochen nach der Geburt), geht sie zur 
Weihe (avatas) in die Kirche. Wenn sie aus der Kirche heraus- 
kommt, so hebt sie das, was an ihr hangen bleibt, wenn es auch 
nur getrockneter Kot ist, auf und legt es daheim in die Wiege. 
Die Frauen sind bereits versammelt (Manner dtlrfen nicht zugegen 
sein). Die alteste Frau (in manchen Gegenden die Hebamme oder 
auch die Mutter des Kindes) stellt den Becher auf ihre rechte 
Handflache und spricht den Segen: „Gebe Gott, dass wie jetzt 
N. N. glQcklich aus dem Boldogasszony-Bett frei geworden ist, sie 
weder im Gehen, noch im Stehen ein Leid treffe!" Nun spricht 
der Reihe nach jedes Weib einen Segensspruch und leert den 
Becher. Ein und derselbe Becher macht die Runde. Dass dieser 
Segenstrank in heidnischer Zeit mit Opfern zusammenhing, die 



— 171 — 

man der Geburtsg&ttin darbrachte, ist hflchst wahrscheinlich. Aus 
ein und demselben Becher mUssen auch die Freiersleute bei der 
Brautschau trinken. Der Boldogasszony-Becher darf nicht mit den 
Fingern angepackt, sondern muss auf der rechten Handflache empor- 
gehalten werden, was auf eine alte Kulthandlung zuriickweist. Die 
„Weihe" (avat£s) wird in der Kirche vormittags zwischen 9 bis 
10 Uhr vorgenommen; denn „die Kirche wiinscht, dass die 
WGchnerin vorerst Gott danke, bevor sie wieder ihre gewflhn 
lichen Geschafte aufnimmt." Branntwein, bisweilen Wein, ist der 
Boldogasszony-Trank, Kase und Brot der Imbiss. 

Bei den Mordvinen finden wir ahnliche Gebrauche vor. Der 
Jarnbed (Koch des Opferfleisches) sticht beim Sammeln der Gaben 
zum gemeinsamen Opfermahl sein Messer in die Hausthiire, damit 
die Bosen feme bleiben. Die Haute der Opfertiere werden auf 
Baume aufgehangen. Dies alles finden wir als Reminiscenz beim 
Boldogasszony-Bett wieder. Die Frauen der Mordvinen tragen am 
sogenannten „Hebammenfest" (am 26. Dezember) zur Hebamme 
% Bier und Kuchen, die sie nach gemeinschaftlichem Gebete ver- 
* zehren (Barna, S. 48). Die Henne ist bei den Mordvinen das 
Lieblingstier der Ange-Pat'ai, und Huhnerfleisch darf bei keinem 
magyarischen Taufschmaus fehlen. — 

Was Wesen und Bedeutung der Boldogasszony anbelangt, so 
kann dieselbe mit der Szure mama der Mandsu verglichen werden, 
der „klugen, einsichtsvollen Grossmutter, dem Schutzgeiste der 
Kinder, zu der man bei Blatternepidemien fleht, ihr Schweine und 
Brot opfert" (Gabr. B£lint, A Mandsuk szertart&os kanyve = 
Ceremonienbuch der M., S. 8). Castren (Vorlesungen iiber die 
finnische Mythologie, S. 168, 179) erwahnt bei der finnischen Kave, 
dass die Kaba der Tscheremissen, die Kebe oder Kaba der Tschu- 
vaschen den Menschen vor den „B5sen" beschQtzt und mit den 
christlichen Engeln zu vergleichen ware. Was nun die Kebe der 
Tschuvaschen anbelangt, so schreibt daraber der berOhmte Kenner 
Centralasiens H. Vdmberg (A csuvasokr61 = Ueber die Tschu- 
vaschen, S. J4, 35): n Kebe = Schicksal, Loos; richtiger: der fiber 
dem Menschen schwebende Gott des Schicksals Sbojer bringt 
dies Wort mit dem arabischen kadha = Loos in Verbindung, aber 
unrichtig, denn es ist rein tQrkischen Ursprungs und idjentisch mit 



— 172 — 

turkisch: kebe, ktib, kern = Mass, d. h. was einem zu teil wird. 
Der Kebe sind zwei andere Gottheiten untergeordnet: PalQkshi 
und Pigambar. Piililkshi teilt den Menschen, auf Kebes Befehl, 
Reichtum oder Armut, Glttck oder UnglUck zu. Auch dieser ist 
Familienvater, denn er hat eine Gattin und Kinder. Pulukshi 
stammt vom Verbum : pill = teilen, verteilen, zu teil werden, und 
bedeutet daher: Verteiler. Pigambar gibt auf Kebes Befehl den 
Menschen die geistigen Eigenschaften und den Priestern (zomzje) 
die prophetische Gabe. Fruher war dies auch der Gott des Feuers, 
aber langsam wurde er der Gott der Hirten und ist heute zum 
Schutzgeist des Viehes herabgesunken. Daher kommt es, dass bei 
den Tschuvaschen der Wolf Pigambar jitti = P.'s Hund genannt 
wird. Diesem Gotte opfert man diinne, mit Blut gemischte Eier- 
kuchen (josman) unci Serbet, wobei man betet: „Sei gnadig, o 
Pigambar! Josman und Serbet habe ich dir dargebracht, thue mir 
nichts Schlechtes an, halte deine Hunde zurUck und nicht gib 
ihnen Macht!" — Auch der magyarischen Nagyasszony oder Nagy- 
boldogasszony sind untergeordnet: die Boldogasszony und die beiden 
Engel, welche die Wochnerin und das Kind vor allem BGsen und 
jedcm Unfall zu schutzen haben. 

Die meiste Aehnlichkeit, sagt Kalminy (S. jo), weist die magya- 
rische Boldogasszony mit der Niskende-Tewtar der Mordvinen auf, der 
altesten Tochter der Gattermutter Ange-Pat'ai. Niskende-Tewtar 
ist die Tochter der Ange-Pat'ai, die Boldogasszony aber der der 
Ange-Pat'ai entsprechenden Nagyboldogasszony. Ange-Pat'ai uber- 
lSsst nach der Geburt der Niskende-Tewtar die Bestimmung des 
Schicksals des Neugeborenen (Barna a. a. 0., S. 10), so wie bei 
den Magyaren die Nagyasszony oder Nagyboldogasszony dies der 
Boldogasszony ttberlasst. Niskende-Tewtar hat auch Untergebene, 
die Ange-Ozaise, so wie der Boldogasszony die Engel zur Seite 
stehen. Niskende-Tewtar hat einen Sohn, den Gott des Donners, 
Purgine-Paz (Barna, S. 10). Wo die hi. Maria mit dem Glauben 
an die Boldogasszony verschmolzen wurde, ist dies auch bei der 
Boldogasszony der Fall, indem Christus ihr Sohn ist. Kurz, alle 
Eigenschaften der magyarischen Boldogasszony lassen sich bei der 
Niskende-Tewtar der Mordvinen nachweisen. — 

Fassen wir nun kurz das Resultat unserer Untersuchung 
zusammen. 



- 173 - 

Die Geburtsgttttin der heidnischen Magyaren, die Nagyasszony 
oder Nagyboldogasszony, lebt auch noch im heutigen Volksglauben 
fort, obwohl sie in einigen Gegenden durch slavischen Einfluss von 
der hi. Anna verdrSngt wird. Der Dienstag ist ihr geheiligt. 

Die Boldogasszony ist die Tochter der Nagyasszony und sie 
ist die Schutzg&ttin der Wflchnerinnen und der Kinder. Nur in 
Gegenden, wo die alles zersetzende Kultur den echten Volksglauben 
untergrabt, wird die Boldogasszony mit der hi. Maria vermengt, 
die als BeschQtzerin der Weiber in den Vordergrund zu treten 
beginnt, indem ihr die Eigenschaften der heidnischen Schutzgottin, 
der Boldogasszony, beigemessen werden. Der Samstag ist ihr ge- 
heiligt. — 

Dies ware denn die kurze Darstellung des auf die Nagyasszony 
und Boldogasszony bezUglichen magyarischen Vol ksglau bens, bei 
dem die Verquickung christlicher und heidnischer Elemente recht 
deutlich nachweisbar ist. An eine Entlehnung aus dem Volks- 
glauben einer fremden VGlkerschaft ist umsoweniger zu denken, 
nachdem sich eben ahnliche Wesen auch im Volksglauben der 
stammverwandten Mordvinen vorfinden. 




kebe, k&b, kern - 
sind zwei an 

ibar. Piiliikshi 

oder Armut, i 

ter, denn er 

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Josma: 

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ony si 

lche v 

; all v 

neisi 

log;: 



Schlagworte. 



Abel 98. 

Abracadabra-Formel 146. 

Abrahamtag 93. 

Achelis Th 67. 

Aegidiustag 98. 

Aesop 19. 

Aldomas 32. 33. 171. 

Allerseelentag 63. 

Alte, wilder 15. 17 ff. 19. 20. 

Amulet 83. 86. 

Ameise 149. 

Ammann 87. 

Anna hi. 152. 153. 155. 157 173. 

Andree R. 137. 139. 160. 

Andrian Ferd. Frhr. v. 1. 

Andreasnacht 15. 

Andreastag 98. 

Ange-ozaisz 158. 172. 

Ange-Patai 155. 157 ff. 161. 163. 166. 

167. 171. 172. 
Animismus 1. 
Anton hi. 141. 
Apafi 114. 

Apfel 27. 76. 120. 134. 163. 164. 
April 149. 

aristolochia clematitis 13. 
Asche 34. 50. 61. 62. 69. 88. 138. 139. 
Aspiom 147. 
Atemlosigkeit 70. 
atropa belladonna 145. 
Augenweh 81. 101. 126. 164. 
Auguralwissenschaft 25. 
Ausschlag s. Hautausschlag. 
Austreiben 50. 
AuswQchse 20. 
Avianus 19. 



Badewasser 73. 134. 139. 

Balazs M. 88. 

Balint G. 171. 

Band am Arm 160. 

Banffi 72. 

Bannwalder 6. 

Barak M. 108. 

Barbaratag 98. 

Barna Ferd. 58. 155. 157. 160 161. 

163. 166. 168. 169. 171. 172. 
Barthol omaeides 4. 7. 55. 59. 
Bathori 120. 
Bauchweh 81. 131. 
Baum 20. 31. 48. 49. 69. 136 ff. 137. 

138. 139. 140. 141. 143. 145. 

146. 147. 
Baumgeister 147. 
Bayuctar 112. 
Begrabnis des Brullers 43. 
Behexung 62. 
Behexungsglauben 32. 
Bel 13. 21. 27. 55. 121. 
Berggeist 17. 19. 21. 
Berthold 19. 
Besen 34. 51. 62. 119. 
Beschreien 4. 73. 125. 130. 
Bethlen G. Furst 83. 85. 
Bethlen N. Graf 69. 
Bethlen W. 120. 
Bethlenjaris 35 ff. 
Bienenzauber 149. 
Birke 59. 119. 161. 166. 167. 168. 
Blasen 131. 
Blasiustag 98. 
Blasiusumzuge 47. 
Blattern 140. 



— 176 — 



Blei 137. 

Bleichiucht 70. 74. 

Blick boser 125. 159. 161. 

Blitz 6. 63. 73. 140. 145. 

Blocksberg 49. 72. 112. 

Blut 5. 6. 11. 22. 26. 68 ff. 76. 81. 

88. 91. 92. 94. 99. 101. 102. 120. 

131. 136. 140. 149. 172. 
Blutungen 131. 156. 
Bod 6 109. 113. 118. 123. 
Boldogasszony 152 ff. 
Boldogasszony-Bett 159 ff. 164. 
Boldogasszony- Milch 81. 158. 164. 
Boldogasszony- Becher 170. 
Bohne 143. 
Bonfin 121. 
Bora v. 69. 
Brautnacht 77. 89. 
Brautschfissel 54. 
Brautwerbung 65. 
Brot 10. 38. 69. 117. 129. 146. 159. 

160. 161. 
Brotspiel 45. 
Bruch 131. 
Brust 81. 
Brustschmerzen 74. 121. 132. 

Castren 171. 

Chanthariden 137. 145. 

Charfreitag 10. 89. 92. 94. 

Charfreitagsnacht 33. 51. 

Charwoche 51 ff. 

Cholera 141. 142. 

C'-ristbaum 32. 

Christkindlein 32. 

Christklotz 34. 48. 

Christnacht 5. 34. 112. 160 s. Weihnacht. 

Christoph hi. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 

Chronikon Budense 25. 124. 

Chronikon Fuchs-Lup.-Oltard. 107. 117. 

Cicero 69. 

coitus 104. 

Conception 70. 77. 120. 

Csam-Paz 167. 

Csaplovics 4. 12. 60. 

Cserei 72. 



Csio P. 20. 
Csoda 19. 20 ff. 
Csoma, csuma 146. 
czipozis 45. 
czolonk 69. 

Dachs 141. 

Damonen 50. 

Dankopfer 2. 

Darius 83. 92. 

David hi. 97. 

Diebzauber 122. 150. 

Dienstag 153. 155. 156 ff. 157. 173. 

Donnerkeil 6. 

Donnerschlag 110. 

Donnerstag 98. 149. 156. 

Dorfler Fanny Anna 44. 

Drache 75. 85. 

Dreikonige 42. 98. 165. 

Dromd, Drumd 49. 91. 110. 

Dugonics 43. 108. 

Eber 112. 

Eberhardus .93. 

Eberniederschlagen 31. 

Ec ken's Ausfahrt 5. 

Egge 10. 34. 

Ehrenberg Richard 16. 

Ei 11. 48. 51. 70. 71. 131. 134. 145. 

157. 166. 
Eiche 121. 141. 
Eid 2. 3. 
Eidechse 137. 
Eingeweide 33. 
Einmauerungssage 26. 
Eisen 38. 

Embryonenhaut 80. 

Endlicher 2. 5. 7. 8. 26. 33. 105. 
Epidemie 78 s. Seuche. 
Epilepsie 52. 70. 132. 162. 
Erasmus 19. 
Erdbeben 5. 
Erde 1 ff. 137. 
Erhangte 68. 70. 
Esche 145. 
Erie 145. 
Esel 9. 113. 137. 



— 177 — 



Espe 69. 
Eule 73. 
Exkremente 20. 50. 70. 

Farkas 118. 

Fasching 42 if. 44. 

Fasten hexe 43. 

Fazekas K. 114. 

Fazio degli Uberti 19. 

Feen 7. 10. 15. 22. 39. 74. 83. 92. 

102. 126. 140. 
Fejer 7. 27. 
Feldopfer 26. 
Feldraute 61. 
Feldzauber 48. 
Festgebrauche 24 ff .168. 
Feuer 63. 65. 141. 
FeuerstahJ 48. 
Ficze 147. 148. 
Fieber 11. 133. 
Finger 68. 71. 77. 
Fisch 116. 

Flamme blaue 91. 02. 94, 
Flamme aus dem Grab 79. 89. 
Flechte 134. 
Fledermaus 90. &2. 
Fliege 114. 139. 
Fluchformel 21. 
Flugfett 90. 115. 
Flurumzug 44. 51. 
Frauenprarogativ 52. 
Fraulein drei s. Jungfrau. 
Frau schwarze 11. 48. 135. 136. 141. 

142. weisse, rote 48. 
Frauen schone 140. 141. 
Freia 152. 

Freitag 68. 99. 100. 137. 138. 140. 
Friedel E. 15. 
Friedhof 76. 134. 139. • 
Frischbier 127. 136. 139. 
Frosch 53. 68. 134. 
Fruchtabkochung 31. 
Fruchthautchen 80. 
Fruchtopfer 26. 
Fruhlingsfest 46. 
Fuchstaufe 44. 



F*ussspur 34. 81. 
Fusse geschwollene 134. 

Galgenberg 94. 

Gans 53. 114 121. 122. 

Gebet 86. 87. 88. 89. 90. 92. 93. 95. 

97 ff. 98. 99. 100. 108. 
Geburt 74. 166. 
Geburtsgebrauche 161. 
Geburtsgottin 152 ff. 
Gedenkschlage 44. 
Geist hi. 49. 

Geister 34. 49. 50. 58. 63. 87. 88. 93. 
Gelbmohre 135. 
Gelbsucht 74. 

Genitalien 70. 126. 137. 144. 
Gentiana 159. 
Georg hi. 66. 

Georgsnacht 10. 22. 48. 49. 64. 92. 94. 112. 
Georgstag 10. 22. 47 ff. 48. 90. 92. 

116. 117. 137. 145. 160. 
Georgsumzuge 46. 
Gerard hi. 72. 112. 154. 155. 
Gerichte 9. 
Gerste 127. 
(Seschwur 74. 
Gespenst 12. 
Gewurz 10. 
Giannini 18. 19. 
Gicht 135. 
Gliederreissen 136. 
Gliedkraut 62. 
Glockenfett 74. 
Gluck 6. 15. 30. 80. 85. 
Gluckstopf 15. 16. 17. 
Golther W. 23. 
Grab 59. 63. 70. 71. 74. 79. 84. 89. 

137. 150. 
Graberde 12. 48. 
Grabpltindern 83. 
Grastragerin 112. 
Gregortag 98. 

Grimm 61. 63. 111. 113. 116. 121. 
Grossgras-Wurzel 10. 
Grundonnerstag 156. 157. 
Gyula 14. 

J 19 



— 1W - 



Haare 6. £0 ft. 34. 48. 


68. 


71. 


77. 


Horvath 86. 


78. 126. 129. 137. 138. 118. 




Hose 146. 


Habicht 53. 








Hostie 12. 47. 


Hack en Ziehen 54. 








Hufeisen 32. 


Hafer 121. 








Hund 22. £6. 69. 78. 96. 113 H. 114. 


Hagel 43. 48. 117. 118. 


150. 






131. 137. 138. 139. 145. 172. 


Hahn 11. 20 ff. 53. 149. 








Hunfalvy 160. 


45. 










133 








litis 141. 


. 53. 








Inhoffer 76. 


Halsweh 4. 27. 137. 








Impotenz 137. 


Hammer 101. 








Inspektion 33. 


Hanf 56. 137. 








Ipolyi Arnold 1. 2. 3. 4. 5. 7. 8. 9. 


Hase 78. 110. 135. 137. 








11. 13. 14. 19.20. 21.25.26.33 


Haselrute 86. 88. 89. 92 


94 


95. 


96. 


35. 38. 39. 45. 48. 49. 66 57. 60. 


97. 99. 100. 101. 102. 






61. 62. 63. 64. 65. 66. 71. 72. 73 


165. 








74. 76. 77. 80. 83. 84. 85. 90. 91 


8. 74. 123 


128 


131. 


104. 105. 106. 107. 108. 109 bis 


74. 








126. 147. 162. 


Bra ^ 85. 








Irrsinn 62, 70. 76. 78. 146. 


161. 171. 








Jakobus hi. 49. 


m 








Johannes hi. 33. 69. 


Heiratsorakel 61. 








Johanniafeuer 69. 61. 62. 



Hekate 152. 



He 



'aid 1 



Henne 11. 20. 34. 49. 71. 77. 87 88. 

91. 156. 169. 171. 
hepcziher, hopcziher 110. 116 
Hera 152. 
Herbstfaden 74. 
Herrmann Ant. 50. 139. 
Herz 68. 72. 78. 79. 10a 
Herzklopfen 70. 136. 
Hesen B. 121. 
Hexe 10. 26. 32. 34. 39. 49. 50 ft. 

51. 62 64. 65. 67. 69. 74. 75. 

77. 80. 81. 91. 102. 104 ff. 124. 

159. 160. 161. 
Himmelsstein 6. 
Hirsch 136. 
Hirse 122. 143. 166. 
Hochzeit 29. 30. 65. 71. 79. 120. 
Hodenanschwellung 137. 
Hohenkultus 1 ff. 

Holunder 49. 81. 132. 133. 134. 148. 
Ho rits 149. 



Johanniskohle 63. 

Johannisnacht 15. 22. 49. 63. 89. 1 

112. 
Johannistag 59. 98. 145. 
Jo harm i st rank 32. 
Johanniswein 32. 
Jornandes 33. 
Judas 98. 

Juden 5. 73. 106. 133. 
Juliannentag 93. 
Jungfrau 88. 96. 102. 
Jungfrauen drei 127. 131. 135. 
Juno 159. 

Kaba, Kebe 171. 
Kain 98. 
Kalb 112. 
Kalevala 157. 
Kalminy L. 153 ft. 
Karcsay 115. 
Kartoffel 138. 
Kater 19. 



— 179 — 



Katona F. 107. 

Katona L. 139. 

Katze 73. 113 ff. 130. 134. 138. 139. 

140. 159. 163. 
Kauf trunk 32. 
Kave 157. 
Kerekes 22. 89. 
Kerze 64. 
Kesze, Kisze 45. 
Keuschheit 99. 
Keza S. 72. 
Kind 3. 4. 8. 65. 73. 74. 77. 80. 81. 

90. 102. 115. 119. 120. 121. 128. 

137. 138 ff. 142. 143. 156-173. 
Kindesopfer 26. 
Kinderspiel 15. 45. 
Kinderzauber 43. 
Kirchenglocke 21. 34. 38. 50. 
Kisze-Austragen 42. 46. 
Kjol ada 166. 
Klagweiber 28. 
Klotzziehen 43 
Knoblauch 11. 27. 32. 47. 48. 49. 51. 

58. 129. 145. 159. 161. 168. 
Kobold 58. 
Konig trauriger 49. 
Kohle 64. 130. 133. 138. 
Koleda 35. 45. 
Koloman 105. 

Kopfschmerz 71. 73. 139. 156. 
Koreh 90. 
Kossuth 13. 
Kovacs S. J. 149. 
Kozma 10. 11. 12. 73. 131. 134. 137. 

143. 145. 146. 148. 160. 
Krahe 73. 
Krampfe 139. 
Kratze 139. 
Krankheitsgeister 147. 
Krauss F. S. 24 31. 43. 67. 130. 

147. 
Kresznerics 1. 125. 
Kreuz 22. 32. 51. 69. 130. 
Kreuzweg 5. 73. 94. 121. 133. 134. 
Krippenspiel 35 ff. 
Kropf 52. 



Kr8te 114. 

Kuckuckskraut 159. 161. 
Kuh 81. 114. 119. 161. 
Kunstzeugung 80. 

Ladislaus hi. 105. 

La Fontaine 19. 

lanczos 21. 

Landerubergabe 2. 

Lappenbaume 20. 69. 137. 139. 140. 

Laus 48. 134. 

Leinsamen 132. 137. 

Liboriustag 98. 

Lichner 106. 

Lidercz 11. 

ligusticum 145. 

Liebrecht 52. 

Liebeszauber 5. 6. 20. 34. 39. 43. 69. 

70. 76. 78. 122. 125. 
Lindner G. 59. 62. 
Linsen 143. 
Lip pert J. 24. 27. 31. 39. 46. 50. 

51. 53. 58. 59. 65. 83. 84. 123. 

152. 155. 
Longinustag 98. 
Lotterie 16. 
Loviatar 157. 
Lublo 21. 
Lucia-Stuhl 10. 34. 
Lucie 42. 111. 
Lucina 159. 
Luther 135. 
Lycanthropie 13. 



adchen unschuldiges s. Jungfrau. 

Mahr 11. 136. 

Mai 48 ff. 

Maibaum 48. 

Maifeld 56. 

Maigraf 54. 

Maigrafenfahrt 54. 

Maikonig 54. 

Mania 152. 

Marcolf 19. 

Marchen 21. 75. 81. 

Marchenerzahler 39. 

Margarethentag 139. 

12* 



— 180 — 



Maria-Magdalenentag 98. , 

Marienkafer 145. 

Martinstag 65. 98. 

Marti nssattel 65. 

Mastbaum 52. 

Maulwurf 4. 140. 

Maus 48. 77. 114. 

Mediomontanus 114. 123. 

Mednyanszky 76. 85. 113. 120. 121. 

Meer weisses, rotes, schwarzes 48. 

Menghini Mario 17. 18. 

Menschen wilde 19. 

Menschenfett 70. 76. 

Menschenknochen 78. 

Menschenkot 20. 134. 135/ 141. 

Menschenopfer 25. 26. 

Menschenschadel 68. 70. 76. 120. 

Menses 6. 69. 70. 71. 102. 150. 169. 

Menstruation 6. 71. 121. 140. 169. 

Messe hi. 96. 135. 

Messer 160 ff. 

Michnay 106. 

Milch 59. 64. 81 ff. 113. 118. 127. 

140. 150. 164. 166. 
Minnetrank 32. 
Mist 143. 

Mittwoch 149. 156. 
Mond 68. 69. 74. 78. 81. 99. 100. 132. 

138. 
Mone 124. 

Montag 98. 99. 100. 156. 
Moosfraulein 21. 
Mundwinkel wehe 140. 
Muller Fr. 106. 110. 120. 123. 
Mutterkuchen 90. 

Nabel 70. 80. 81. 131. 

Nachgeburt 69. 80. 90. 115. 

Nachtfalter 114. 

Nachtfrauen, -herren 134. 

nackt umlaufen 47. 48. 138. 151. 

Nadel 160. 

Nagel 20. 68. 71. 151. 

Nagyboldogaszony 152 ff. 

Namenzauber 134. 144. 

Nasenbluten 5. 140. 



Nationalheiligtum 14. 

Nestelknupfen 121. 

Neujahr 34. 88. 98. 

Neujahrsnacht 5. 19. 20. 86. 102. 128. 

Nigra 18. 

Nikolaus hi. 65. 98. 

Niskende-Tewtar 158. 172. 

Niski-Paz 168. 

Notarius, anonyme des Konigs Bela 7. 

26. 72. 163. 
Nuss 27. 169. 
Nyrop K. 137. 144 

Obstbaum 34. 48. 160. 

Ofner Stadtrecht 1CJ. 

Ohrenschmerz 140. 

Opfer 7. 9. 25. 46. 87. 170. 

opfern 24. 

Opferstatten 6. 8. 

Opfertrank 25. 

Opra 90. 

Orakel 33. 

Ostern 24, 50 ff. 64. 127. 149. 

Osterbegiessen 5. 

Otternkonig 84. 

Palazulis 42. 

Palffy P. 72. 

Palmsonntag 45. 

Pantoffel 163. 

Papp Fr. 86. 

Paz-Purgini 168. 172. 

Peschel 168. 

Pest 141. 142. 147. 

Peters 85. 

Peterstag 98. 

Pfeffer 10. 

Pferd 9. 10. 26. 78. 91. 114. 115. 117. 

118. 130. 142. 147. 160. 169. 
Pfingsten 24. 53. 89. 96. 102. 149. 
Pfmgstkonig und Konigin 55. 56. 
Pflaumen 169. 
Pflug 34. 47. 121. 122. 
Philippus hi. 49. 
Pigambar 172. 
Pilatusbrennen 64. 



— 181 



Pluto 110. 
Pocken 140. 
Podhracky 25. 121 
Popanz s. Strohpuppe. 
Potenz 77. 120. 
Priapus 126. 
Pulukshi 172. 
Purgini s. Paz-P. 

Quecksilber 144. 

Rabbi 143. 

» ... 

Raben 53. 73. 

Rabonban 14. 17. 

Rachenweh 4. 

Rad 63. 64. 114. 

Rakoczi 149. 

Rasen 5. 

Ratten 48. 77. 114. 

Rauch 64. 

Raupe 62. 

Raupenfrass 48. 

Rebe 100. 

Rechtsbrauch 2. 6. 9. 

Redensart 2. 3. 5. 19. 20. 61. 70. 78. 

80. 119. 157. 
regelni 39. 
Regelo 39. 
Regenbogen 126. 
regosok 39. 
Res 6 Ensel S. 30. 45. 46. 47. 49. 52. 

53. 54. 56. 
Rheumatismus 136. 
Riesen 10. 15. 21. 22. 102. 
Rindopfer 26. 
Ringelnatter 84. 
Roger 8. 
Roland 19. 
Rosa 107. 109. 112. 
Rosenstrauch 141. 
Rotlauf 81. 141. 
Ruhr 141. 
Rupprecht 66. 
Rusalky 58. 
Russ 90. 115. 



Saatzauber 81, 116. 117. 150. 

Safran 127. 

Sage 3. 17. 26. 74. 8*. 111. 115. U9. 

133. 141. 153. 
Salbei 146. 
Salomon 83. $2, . 
Salz 10. 48. 58. 91. 111. 112. 133. 

135. 136. 149. 159. 160. 161. 167. 
Samstag 137. 164. 169. 173. 
Sargbrett 47. -nagel 140. 
Satorforjnel. 146, . 
Savanyd J. 80. 
Sbojev 171. 
Schaf 64. 149. 
Schatzgewinnung 82 ft. 
Schatze 10. 11. 17, 20. 
Scherr Joh. 104. 
Schiessen 150. 
Schlaflosigkeit 81. 138. 
Schlagfluss 162. 

Schlange 7. 68. 83. 84 ft 88. 90. 92. 
Schlangengraswurzel 142. 
Schlangenkonig 84. 
Schlangenkrone 86. 88. 89. 
Schlangenstab 90. 
Schlangenstein 83. 85. 
Schlosser 38. 120. 
Schliissel 38. 
Schmeitzel 120. 
Schulterblattinspektion 30. 
Schurze 145. 163. 
Schwangerschaft 138. 170. 
Schwartner 110. 117. 
Schwein 5. 11. 27. 28. 30. 64. 78. 85. 

112. 113. 138. 145. 
Schweiss 76. 133. 
Seele 84. 92. 93. 121. 
Seitenstechen 142. 
Sengen 65. 
Serpentinstein 86. 

Seuche 9. 26. 34. 64. 78. 141. 1G9. 
Siebzauber 122 
Simplicissimus 28. 122. 
Sohn siebenter, neunter 94. 95. 124. 
Solanum 90. 115. 
Sommerfest 46. 



nszky 76. 85. 
isses, rotes, sclr 
ini Mario 17. 
n wilde 19. 
nfett 70. 76. 
nknochen 78 
nLot 20. 134 
nopfer 25. 2l! 
nschSdel 6S. 
G. 69. 70. 1 
ation 6. 71 



). 150. 1 
ank 3-2. 



— 183 — 



Villo 45. 46. 

Vitustag 98. 

Vogelfrass 48. ft. 

Volksarznei 6. 

Volkslied 5. 6. 39. 40. 47. 54. 57. 58. 

60. 61. 62. 63. 91. 158. 159. 1G6. 

169. 
Volksmedizin 121. 126 ff. 

Wachholder 73. 

Wachthugel 9. 

Wahnsinn s. Irrsinn. 

Wahrsagung 25. 30. 

Waldgeist 17. 147. 

Waldwunder 19. 

Warzen 4. 12. 20. 145. 

Wasser 51. 65. 100. 118. 120. 130. 

133 ff. 134. 135. 138. 140. 143. 

144. 
Wasserfee 39. 
Wechselbalg 80. 120. 
Wehrwolfsglaube 13. 
Weide 61. 
Weihnacht 10. 24. 26. 34. 39. 47. 51. 

119. 150. 166. 169. 
Weihnachlsmahl 145. 
Weihnachtszeit 51. 
Weihrauch 63. 77. 169. 
Weihwasser 12. 51. 80. 95. 159. 165. 
Weinhold K. 151. 
Werwolf s. Wolfsbettler. 
Wetterprophezeiung 65. 
Wetterzauber 116. 



Wettrennen 52. 
Wettreiten 52. 
Weizen 65. 150. 165. 
Wieder Jul. 95. 
Wind 117. 
Wittfrauentanz 28. 
wlokodlak 13. 
Wochenbett 156. 159 ff. 
Wochnerin 132. 172. 
Wolf 9. 26. 113. 150. 172. 
Wolfsbettler 113. 
Wolfskehlenblume 13. 
Wolkenschlussel 116. 
Wunden 8. 
Wurmer 5. 139. 148. 

Ypsilang 64. 

Zahn 138. 

Zahnschmerz 13. 146. 156. 

Zauber 20. 51. 63. 67 ff. 

Zauberformel 4. 5. 6. 11. 13. 19. 22. 

39. 48. 62. 78. 96. 108. 111. 116. 

126—151. 164. 
Ziege 73. 110. 122 ff. 
Zigeuner 4. 23. 53. 
Zufluchtsstein 8. 
Zunge 68. 
Zwerg 10. 92. 
Zwillinge 164. 
Zwirnknauel 27. 
Zwitter 89. 



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Verlag des Literap. Instituts Dr. M. Huttler, Konrad Fischer 

* " * \jl- s* in Munchen. » v  " v v . > 

(Verwechslungen mit der gleichlautcndcn Firma in Augsburg bitten wir gefl. zu vermeiden.) 

Im gleichen Verlage sind ferner nachstehende Werke erschienen: 

Eisenring, C. J., Alpenrosen und Edelweiss. (Magnus Zahner's Dichtungen 
und Gesange.) 2. Auflage. Preis eleg. broch. M. 3. — . 

Fenner, Carl, Die Landschaft oder die Jagd nach der Stimmung. Bilder 
und Lehren fur Kiinstler und Laien. Reich illustriert. Preis eleg. geh. M. 3 — . 

Gdrres, Joseph von, Vortrage liber Encjklopiidie und Methodologie 
des akademiselien Unterrichts (allgemeine Encyklopadie der Wissenschaften), 
gehalten an der kgl. Ludwigs-Maximilians-Universitat zu Munchen vom 12. No- 
vember 1841 bis 17. Februar 1842. Preis broch. M. 6.-. 

Gothischer Kalender (erscheint jahrlich). Preis in hoctifein illustriertem, 
in Farbendruck ausgefiihrtem Umschlag M. 1. — . 

Hegewald, Prof. Dr. med v Die Yorzttge der deutsclien Sprachc. 

Ein Wort an Lehrer und Laien. Preis broch. M. 1. — . 

Kleiner Munehener Kalender (erscheint jahrlich). Mit 15 Illustra- 
tionen und einem Verzeichnis der Hohen der Berge Mitteleuropas. Preis eleg. 
broch. mit farbigem Titelbild 50 Pf. 

Jjaddey, Emma, Frauenbilder im Spiegel der Dichtung. Mit 4 Portrats 
in Lichtdruck. Preis hocheleg. geb. mit Schutzkarton M. 8. — . — In halt: 
Antigone. Sakuntala. Brunhilde. Isolde. Beatrice. Armida. Julia. Ophelia. 
Donna Diana, Grafin Orsina. Lotte. Margarethe. Louise. Johanna. Gorinne. 

Selbstaudige Madchen. Novellen und Erzahlungen aus dem modernen 

Frauenleben. Preis broch. M. 3. — , eleg. geb. mit Schutzkarton M. 4. — . 
Inhalt: Die Kameraden. Alma. Sich selbst bezwungen. Fallendes Laub. 
Vorurteile. Der Friedhofsengel. Auch eine Feier. 

Passer, Arnold v. d., Tolksschauspicle in Tirol. Meran im Jahre 1809. 

Preis eleg. broch. 60 Pf. 

R., A* V., Die Historic yon St. Quirinus. Aus Handschriften und Biichern 
erhoben, nacherzahlt und mit Bildern versehen. Preis hocheleg. broch. M. 2.50. 

Sepp, Dr. Johannes, k. Universitats-Professor, Yblkerbrauch bei Hoch- 
zeit, Gebnrt und Tod. Beweis fur die Einheit des Menschengeschlechtes 
und die Urheimat Asien. Preis eleg. broch. M. 2. — . 

Stich, Max Carl, vorm. kgl. bayer. Lieutenant. Margaritana margari- 
tifera. Jugendmare der Flussperle Perola. Eine alte Geschichte. Preis eleg. 
broch. 50 Pf. 

Oberpfalzische Burg- und Dorfgeschichten eines Liediers. Preis 

eleg. broch. M. 2. — . 

Was der Inn rauscht. Ein Wanderbrevier in Versen von „Maloja zur 

Donau". Preis eleg. broch. M. 2. — . 



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