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Full text of "Ausführliche und wahrhafte Nachricht vom Anfange und Fortgange der gronländischen Mission, wobey dic Beschaffenheit des Landes sowohl, als auch die Gebräuche und Lebens-Arten der Einwohner beschrieben werden,"

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— 2 


Juhn Carter Brown. 


die eee ve 9 Bundes ſowohl, 8 

| als auch die Sebraͤuche und Sebens⸗Arten 

| der Einwohner befchrieben werden, 
getreulich Augen chn und aufgezeichnet es 


Hans Gg ede, 


Ehemahtigen Lehrer des Wortes Gottes bey 11 ae zu Wogen in Norwegen, 
| d nachmahligen Koͤnigl. Daͤniſchen Milſionario in Grönland. 
g TTV 


Hamburg bey 1 Wühelm Brandt. 1740. 


Brb⸗ Bönigen mn zu Sünmemar und & orwe⸗ 
| gen der Wenden und Gothen, Hertzogen zu Schleßwig 
Hollſtein, Stormarn und Ditmarſchen, Grafen 

zu dee und eee ar 


weed Elb du 


und Bern. 


Allerdurchlauchligſtr, 


Großmäͤchtigſter Vrb⸗Koͤnig, 


Aller gnaͤdigſter Roͤnig under! 


| 
| 

Hu alketiefſter Unterthaͤnigkeit unterwindeich 

nich Dero König. Wajeſt. gegen⸗ 

waͤrtige Nachricht vom Anfange und Fort⸗ 

| gange der Gronlaͤndiſchen Misſion zu dediciren, indem 


es bloß und allein durch Dero Woͤnigl. Wajeſt. 
| ſamt 


Fame Das 5 al Sajemie Kern Vater 
Gl orwüͤrdigſten und Höchftfeeligen Andenckens, Hoͤchſt⸗ 
preißwürdigeneifer dahin gediehen iſt/ daß ſolche Misſion 
ſowohl ihren Anfang genommen hat/ als auch bis jego iſt 
ben efeget worden. Dahero hat es meine alleruntertha⸗ 
nigſt Schuldigkeit erfordern wollen, Ihro Monigl. 

| Majeſtaͤt von dem, was bey der Misfion iſt vorge⸗ 
fallen und verrichtet worden, wie weit man damit ge 
kommen fey, und was für Hofnung man fi) von des 

ren erwuͤnſchten Fortgange machen koͤnne, allerun⸗ 

10 terthaͤnigſte Rechenſchafft zu geben. Weil auch der⸗ 

gleichen am allerbeſten aus einer umſtaͤndlichen Hiſto⸗ 1 

5 rischen Erzehlung v vom Anfange des Wercks biß auf | 

1 dieſe Zeit kan ermeſſen werden; ſo lege ich dieſelbe „ 

Dero Frönigl. Sajeftät allergnaͤdigſten Ange⸗ 

ſicht in tiefeſter Unterthänigkeit nieder / ob Ihro 


N 3 Königl. : 


KO 8 


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eine . von der r Beſhaffelhet Dis wien 
Unternehmens einzuziehen. N. | 


Allergnädigfter- Honig! Ich wün⸗ 
ſche aus allerunterthaͤnigſtem Hertzen, daß ich von 
der Bekehrung der Gronlaͤnder einen ſo allerunterthaͤ⸗ 
nigſt erfreulichen Bericht abſtatten koͤnnte, als ich 
gerne wollte: Allein ich bin nicht fo gluͤcklich geweſen / 
von meiner Arbeit eine dermaſſen gute Frucht zu ſehen, 
wie ich mir wohl verſprochen habe; vielmehr muß ich 
mich mit unſerm Erloͤſer aus dem Eſa. 49. beklagen: 


Ich dachte ich arbeitete vergeblich und brach⸗ 
te meine Krafft umſonſt und unnuͤtzlich zu. 


Da aber GOTT ſelbſt von feinen Dienern nicht mehr 


erfordert, als daß fiefollen treu erfunden werden/ ſo lebe 
ich 


5 55 auch der allerunterthänigften Hofnung, es w es werden 


Ah Ihro Königl. Majeſtaͤt allergnaͤdigſt damit zu 
Frieden ſeyn, daß ich in Verrichtung meines ſowohl 
Goklttichen als Königlichen Dienftes eine folche Treue 
und einen foldhen Fleiß verfpühren laſſen, wie mir ſol⸗ 
ches alles unterthaͤnigſt obgelegen hat, und fo weit es 
” ein gebrechl iches und unwürdiges Werck⸗Zeug durch 
| Gottes Gnade hat möglich machen können. Deſto⸗ 
weniger ferner weit, weil dennoch zu hoffen fie: 
het, daß die Gronlaͤnder fönnen gewonnen, und es 
5 nechſt des Allerhoͤchſten Beyſtand und Gedeyen durch 

gute und hinlaͤngliche Anſtalten dahin kan gebracht . 
werden/ daß ſie die göttliche Wahrheit anzunehmen ſich 
bequehmen, fo will ich abfeiten der armen Grontander 
aunnoch allerunterthaͤnigſt bitten und wünfchen , daß 

Ihro Wönigl. Majeſtaͤt gerechter Eyfer zu Be⸗ 


forderung der Son] landiſchen Misfion weiter fort dau⸗ 
ren 


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ren / und der Alllmachtige ſolchen mit mit Gcbehen und 
Scegen kroͤnen möge; mit welchem And ich ver⸗ 
bleibe 


Ihro on, * a 


Vöniges 1 5 


Copenhagen den 3 1. Mart. 
1740. 


Allerunterthaͤnigſter Knecht und Erb⸗ un⸗ 
terthan, wie auch beſtaͤndiger treuer 
Vorbitter bey G OTT 


Hans Ogede. 
Vor⸗ 


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\ aß ich gegenwärtige Nachricht vom Anfange und Fort⸗ 
N, gange der Gronlaͤndiſchen Misſion ans Licht kom⸗ 
g menlaſſe, ſolches gef dicht auf vieler vornehmen Sön- 
E ner Anrathen und Verlangen; weil man vernom⸗ 
men hat, daß Chriſtliche Hertzen / welche gerne wuͤnſchen und 
ſehen, daß das Reich Chriſti möge ausgebreitet werden, begie⸗ 
rig ſeyn ſollen / etwas von der Beſchaffenheit der Gronlaͤndi⸗ 
ſchen Misſion zu wiſſen. Dahero hoffe ich, es werde ſolcher 
Bericht der Misfion einen mercklichen Nutzen ſchaffen, wenn 


deren Zuſtand und Beſchaffenheit die Kinder Gottes zu wiſſen 


bekommen, und ich bin deſto williger geweſen allen Chriſtli⸗ 
chen Goͤnnern damit zu dienen. Ich geſtehe zwar gerne, daß 
weder in Anſehung der Gronlaͤnder ihrer Bekehrung, noch auf 
andere Weiſe viel merckwuͤrdiges und alſo weniger vorgefallen 
ſey als ich mir vermuthen ſeyn koͤnnen. Gleichwohl aber kom⸗ 
men doch hier ſolche Dinge vor, welche hoffentlich nicht allein 
merckwuͤrdig / biß anhero W ſondern auch zu . 
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le ee 
thig find. Ferner habe ich auch nichts geſchrieben , was fich 
nicht in der Wahrheit alſo verhalten ſollte; wie ich mich denn 
auf alle diejenigen beruffe, welche um und neben mir geweſen, 
und von allem was vorgefallen iſt Wiſſenſchaft haben. Andern 
theils koͤnte auch wohl / was die Perſonalia angehet / von eini⸗ 
gen geglaubet werden, es ſtecke hierunter eine Hochmuth / weil 
ich ſolche als etwas auſſerordentliches aufgezeichnet und bemer⸗ 
cket habe; Allein ich bitte den Wohlgeſinneten Chriſtlichen 


Leſer, daß er dergleichen Gedancken nicht von mir hegen wolle; 


denn GO T T weiß es / daß ich ſolches Ihm allein zu Lob und 
Preiß in bloſſer Einfalt erzehlet habe, was mir dabey begegnet 
iſt. Dahero wuͤnſche ich von gantzem Hertzen, daß ein jede 
Chriſtlicher Leſer durch den wohlgemeinten Eifer welchen 
ich vor Gottes Ehre und der Armen unerfahrnen Gronlaͤnder 
Seeligkeit getragen / wie auch durch die Mühe und Arbeit / 
welche ich uͤm ſolcher befordert zu ſehen / ausgeſtanden habe / 
zur Fortſetzung der Gronlaͤndiſchen Misſion auch zu einigen 
Beytrag moͤge aufgemuntert werden, damit doch einmahl dem 
Elend und Unverſtand der armen Menſchen abgeholffen werde. 
Wofern der Chriſtliche Leſer alles einſehen will, ſo wird er 
vernehmen, daß die Urſache des ſchlechten Fortgangs der Mis- 
ſion, und warum mit Bekehrung der Gronlaͤnder ſo wenig aus⸗ 
erichtet worden, bloß und allein der Mangel und die Unvoll⸗ 
ommenheit der Anſtalten geweſen. Und wer wolte ſich nicht 
eines gluͤcklichern Erfolgs getroͤſten, wenn das Werck hinlaͤng⸗ 
licher unterſtuͤtzet, und die Gronlaͤnder mit benoͤthigten und füch- 
tigen Misſionairs und Catecheten an allen Orten verſehen wuͤr⸗ 
den. So lange aber dieſes nicht geſchicht wird man ſich auch 
nicht verſprechen koͤnnen, daß die Gronlaͤndiſche Misſion in ge⸗ 
wünfchten Stand komme. Es iſt mir gar nicht unbekannt / 
daß gewiſſe Leute, nicht allein durch falſche und Mißgunſt volle, 
ſondern auch zu frühzeitige Nachrichten / alles was ich gethan 


habe zu verringern, und mich bey guten Leuten in e zu 
etzen, 


233 (o) A 


ſetzen, geſucht haben; Allein ich laſſe einem jeden Chriſtlichen 
und Unpartheyiſchen Leſer von gegenwaͤrtiger Nachricht ſelbſt 
urtheilen, wie weit ich mit Billigkeit, entweder wegen Nach⸗ 
laͤßigkeit oder Verſaͤumung in meinem Amt, oder wegen mei⸗ 
nes Lebens und Wandels, welches einen in ſeiner Bekehrung 
ſolte gehindert haben, koͤnne beſchuldiget werden. Solches be⸗ 
ruͤhre ich nicht in der Meynung / daß ich von mir felber zeugen 
wolle, ſondern ich laſſe diejenigen zeugen, welche im Lande um 
und neben mir geweſen, und umſtaͤndlich willen, wie alles zu⸗ 
0 augen. Von dieſen, ſage ich, wird man völligen Bericht 
haben können / ob meine Erzehlungen mit der Wahrheit uͤber⸗ 
einſtimmen, oder nicht. Wenn man von der Frucht, von der 
Arbeit eines Lehrers, von ſeiner Treue und Tuͤchtigkeit in ſeinem 
Amte urthellen will / Jo iſt ſolches ziemlich vermeſſen und vor⸗ 
greiffend; ſintemahl nicht der fo da pflantzet oder begieſſet vor 
etwas zu achten iſt, ſondern SO T alleine, ſo den Wachsthum 
und Gedeyen giebet. Wer da recht bedencken kan / wie be⸗ 
ſchwerlich es iſt, diejenigen Menſchen / welche in natürlicher Un⸗ 
wiſſenheit und Dummheit gebohren und erzogen find, zu einer 
wahren Chriſten Kundſchafft zu bringen, wird ſolches von die⸗ 
ſen armen Menſchen nicht verlangen koͤnnen, wie man ſich ſon · 
ſten von einem, ſo in der Chriſtlichen Kirche erzogen, verſpre⸗ 
chen kan / angeſehen es ihnen an vielen natuͤrlichen Saben und 
Bequemlichkeiten gebricht, die wir dagegen beſitzen. Wir wiſ⸗ 
fen, daß je groͤſſer des Menſchen feine Lebhafftigkeit und Mun⸗ 


terkeit iſt, je ſcharffſinniger und geſchickter iſt er auch einer Sa- 


che nachzudencken / und ſich ſolche zu Nutzen zu machen. Die 
Gronlaͤnder ſind an ſich ſelbſt von ſo groſſer Kaltſinnigkeit / Dum ⸗ 
heit und Unempfindlichkeit / daß man dencken ſolte, fie hätten 
keine Liebe noch Neigung gegen einander in ihrem Hertzen. Doch 
hat man durch aͤuſſerliche Aufmunterung der Sinnen und Ge⸗ 
dancken ihre gleichſam im Schlummer liegende Affecten aufge⸗ 
wacht geſehen / daß ſie eben ſo 8 andere * 
N „ 2 pfun⸗ 


e (o) l- 5 


pfunden haben, was ſie gedruͤcket und gedrenget. Wie ich ſie 
denn fo wohl hierinnen, als auch in geiſtlichen Betrachtungen 
betroffen habe. Ob ſie ſchon unſerer Unterweiſung von SO T 
und der Ehriſtlichen Lehre Beyfall geben, und völlig zu glau⸗ 
ben vorgeben, was wir ihnen ſagen, ſo hat es uns dennoch ge⸗ 
duncket / daß fie nur wenige Ruͤhrung und Bewegung von 
Gottes Wort haben, um ihren und aller Menſchen elenden Zu⸗ 
ſtand wegen der Sünde nachzudencken / und auf Gottes Gnade / 
ſo ihnen durch Chriſti Tod und Verdienſt wiederfahren, zu 
trauen. Daß nun ihre angebohrne Dumheit und Kaltfinnig- 
keit dergleichen Dinge zu betrachten ihnen hinderlich ſeyn, kan 
nicht geleugnet werden; daß ſie aber auch gantz ungeſchickt ſeyn 
ſolten / die Chriſtliche Lehre und Kundſchafft anzunehmen, und 
daß man ſich keine feſte Hoffnung von ihrer gründlichen Bekeh⸗ 
rung machen koͤnne , hat man nicht wohl Urſache völlig zu ge⸗ 
dencken; Sintemahl in deutlichen Faͤllen ſich bey vielen ſolche 
Dinge geaͤuſſert haben / die ich mir gar nicht vermuhten war. 
Daß der Glaube aber Gottes Werck ſey und uns vermittelſt 
Anhörung des Worts gegeben werde, willen wir aus SOttes 
Wort, und befinden es ſo in der Wahrheit; allein wo das Wort 
und der Geiſt Sottes entweder verſchmaͤhet wird, oder auch 
andere natürliche und aͤuſſerliche Unbequemlichkeiten einem 
Menschen un ggege eben, da kan zac OStes Wort nicht fruch 
ten / noch der Heil. Seiſt wuͤrcken. Das vornehmſte nun I 
man in dem Bekehrungs⸗Werck ſolcher wahnwitzigen Menſchen 
zu thun hat, iſt, daß man die Hinderniſſe aus dem Wege räu- 
me, welche ſie, die Chriſtliche Lehre anzunehmen, unbequem 
machen / und fie dagegen mit ſolchen Mitteln verſehe, welche 
ſolche befoͤrdern koͤnne. Der Gronlaͤnder ihre angebohrne Dum 
heit und Kaltſinnigkeit / die faule und viehiſche Auferziehung der 
Jugend, ihre herumflaͤtternde und unbeſtaͤndige Lebens⸗Art , 
verurſachet gewiß eine groſſe Hinderniß in ihrer Bekehrung, 
welcher moͤglichſt muß vorgebauet und abgeholfen dee 


et 


2 (o) 8 


Ich geſtehe / daß es eben keine leichte Sache iſt / doch iſt es 


auch dicht ohnmoͤglich, wofern ſolche Anſtalten darzu gemacht 
werden, dadurch die Sronlaͤnder eines Theils in Ordnung und 
Zucht ge halten werden; ander! Theils mit genugſamen Lehrern 


und Cakecheten, welche ſtets um fie ſeyn, fie lehren und auf⸗ 
muntern, und auf ihr Leben und Wandel genau Achtung ge⸗ 
ben konnen, verſehen werden. Und obauch ſchon alle dieſe Dirt 
ge alſo ſind veranſtaltet worden, fd wird man doch nicht gleich 
im Anfang einige Fruͤchte davon hoffen können, wie bey une 
wo wir Gottes Wort mit Chriſtlichen Anſtalten vollkommen 
haben) ſondern man muß mit einem geringen Anfang zufrieden 
ſeyn / und nicht allzu ſchlechte Sedancken von Sottes Wercken 
hegen, wenn ſolche ſchon in unſern Augen und unferer Vernunft 


von geringen Anfehen ſind. Denn das iſt die Weiſe der Hanf 
haltung Gottes in dem Reiche feiner Snaden, daß er Stuffen⸗ 
Weiſe gehet, von einem Srad bis zum andern, daß er Anfangs 
dem Menschen feine Snaden Oaben in geringer Manfe wieter, 
gleichen bey jedem Menſchen befonders in feiner Bekehrung, 
tion insgemeiu. Ja fo gar, da die Apoſtel nach Ehriſt Him. 
melfarth, das Evangelium Chriſti öffentlich und überall aus. 
breiteten, wie wenige Anhänger hatten fe nicht, gegen die 
zu rechnen we [che in ihr em Unglaube n und Wahnwiz h 2 5 
ckig beharreten. Nichts deſtoweniger wurden hernach viele 
Reiche und Nationen durch den Glauben zu Chriſto gebracht, 
davon ibnen die Apostel prevtgten nz a 
Sehen wir in unſere eigene und nechſt angrängende Län 
der / ſo wird ja nicht zu zweifeln ſtehen, daß nicht die Predig⸗ 
ten des Evangelit auch zu der Apoſtel ihren Zeiten unfern Ba. 
tern ſolten verkündiget worden ſeyn, und gleichwohl finden wir 
nicht, daß einige zu der Zelt den Slauben an Chriſtum ange- 
nommen haben. Und dokra tg SO TT, aus bes ae 
32 | R 


< 


Erkenntniß der geringften Verehrung Gottes find, in viehiſch 


s (o) S | 

Gnade, einige roo Jahr hernach fie wieder aufs neue ruffen 
und ihnen fein Snaden⸗Reich anbiethen ließ / wie hier in | 
nemarck und Norwegen ohngefehr Ao. 800 geſchehen / wie fol 
ches unſere Annales gusweiſen, ſo kam doch das Reich Chriſti 
in dieſen Laͤndern nicht eber zu einem rechten Wachsthum und 
Staͤrcke / bis mehr als 200 Jahr vorbey waren. Die Gewalt 
ee ſo bey Bekehrung der H yden damahls gebraucht 
wurden, will ich mit Stillſchweigen uͤbergehen, welchem ich, 
als einem Dinge fo nicht mit SoOttes Wort und Willen noch der 
Apoſtel und erſteren Kirchen ihrer Praxi uͤbereinſtimmet / nicht 
Beyfall geben noch folgen kan. Wie kan denn nun ſolches von 
einer ſolchen Nation / wie die Sronlaͤnder ſind, vermuhtet und 
begehret werden, welche gantz wahnwitzig, kaltſinnig, ohne 

yifcher 


Dummheit ohne Ordnung und Zucht leben, daß ſie nach unzuläng- 
licher Unterweiſung einiger wenigen Jahre, und nicht genug⸗ 
ſamen Auftalten, noch angewendeten Mitteln, zu einer voͤl⸗ 


ligen Erkaͤnntniß SOttes und genauen Einſicht ihrer Seelig⸗ 


keit gelangen ſolten? Paulus ſaget: Da ich ein Kind war, re. 
dete ich wie ein Kind; und war klug wie ein Kind, und hatte 
kindiſche Anſchlaͤge; da ich aber ein Mann ward / legte ich ab 
was kindiſch war. GO T handelt mit uns wie ein frommer 
Vater / welcher ſich das Lallen feiner kleinen und unmuͤndigen 
Kinder wohlgefallen laͤſſet, und ihre Eindifche Fehler und Ans 
vollkommenheiten gedultig uͤberſiehet / bis fie mit Zunehmung 
ihres Alters zu groͤſſerem Verſtande gelangen, da ſie denn ab⸗ 
legen tollen, was kindiſch iſt. Eben jo verfuhr auch der HErr 
Chriſtus ſelbſten mit ſeinen Juͤngern in den Tagen ſeines Flei⸗ 
ſches. Wie groß war nicht ihr Unverſtand, wie fleiſchlich wa⸗ | 
ren fie nicht geſinnet, und wie viel Fehler und Gebrechen fande 
er nicht bey ihnen? und gleichwohl verwarf er fie desfalls nicht, 
oder hielte fie zu SOttes Reich ungeſchickt, noch auch zu den 
Ammte, worzu er ſie dereinſt beſtellet; Er forderte alſd "rn 
mehr 


ihr könnt es jetzt nicht tragen. Es ſind gantz ungleiche Früchte 
von GoOttes Wort und Verkuͤndigung des Evangelit zu ge⸗ 
warten, wo die Kirche ſchon gepflantzet iſt, und wo ſie noch 
ſoll gepflantzet werden / weswegen eine Gemeine / ſo noch in den 
erſten Jahren ihrer Kindheit ſtehet, wo ſich nur Gottes Gna · 
dick in Sebrechlichkeit aͤuſſert, keines weges mit derjenigen 
glichen werden, welches ſchon zu Maͤnnlicher Kraft 
ollkommenheit gelanget, und wo Sottes Gnade ſich de⸗ 
ſto herrlicher und anſehnlicher hervorthun muß. Ich bekenne, 
daß das geringſte Zeichen einer Ruͤhrung und Bewegung an 
den Sronlaͤndern bey mir eben fo viel gegolten hat / als eine 
groſſe Andachts Uebung bey vielen von unſern Chriſten; Son⸗ 
ſten Hätte ich vorlaͤngſt über eine von ſo langen Jahren her / und 
uſſerlichen Anſehen nach vergebliche Arbeit ſollen müde gewor⸗ 
den ſeyn. So weiß ich auch, daß GOTT aus heiligen Ur⸗ 


u. 


15 


ſachen uns zu demäthigen und zu Hoffnung, Gedult und Fleiß 
in unſerm Ammte aufzumuntern / vieles vor uns laͤſſet verbor- 
zen ſeyn, welches ſich doch zu unſerer und anderer Chriften Freu. 
de und Troſt am Ende und Ausgang herrlich aͤuſſert. Denn 
mit dem Reich Sottes iſt es alſo bewandt, ſaget der Erloͤſer 
Marc. 4. daß wenn ein Menſch Saamen aufs Land wirfft / und 
chlaͤft / und ſtehet auf Nacht und Tag, und der Saame ge⸗ 
het auf und waͤchſet , daß ers nicht weiß, denn die Erde bringt 
von ihr ſelbſten zum erften das Sraß / darnach die Aeren, dar- 
nach den vollen Weitzen in den Aeren. Ich bin dahero gantz 
gewiß verſichert / daß unſere Arbeit in dem HERRN nicht wird 
vergebens ſeyn; denn Sottes Verheiſſung kan nicht fehlſchla⸗ 
gen Ef. 55. Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel 
faͤllet / und nicht wieder dahin koͤmmt, ſondern feuchtet die Er ⸗ 
de / und macht ſie fruchtbahr und wachſend, daß ſie nn 


r (0) e 


men zu ſaͤen und Brodt zu eſſen: Alſo ſoll das Wort, ſo aus 
meinem Munde gehet, auch ſeyn es ſoll nicht wieder zu mir leer 
kommen, ſondern thun das nur gefaͤllet. Allein ein jeder Chriſt 
hat ſich zu probiren / ob er auch vermöge feines Tauf⸗Bundes 
ſoviel als bey ihm geſtanden , des Satans Reich zu zerſtoͤhren 
getrachtet / und an Fortpflantzung des Reichs Chriſti und Er⸗ 
leuchtung ſeines Nahmkundigen Naͤchſtens mit aͤuſſerſtem Eifer 
gearbeitet hat. Ach koͤnnte ich doch in meiner Mit ⸗Chriſten 
Hertzen ein Feuer anzuͤnden, und fie ſo weit bringen, daß ſie 
vor Eifer GOttes Ehre auszubreiten brenneten! Ich bin gantz 
gewiß verſichert, daß deſſen Herk, ſo da von Liebe und Begier⸗ 
de für Gottes Ehre brennet / über fo vieler wahnwitzigen See⸗ 
len Blindheit und Verderben, auch ein hertzliches Mitleiden 
haben, ja vor Begierde und Luſt brennen muß, ſie daraus zu 
erretten / ſo weit es ihm nemlich moͤglich, und er in der That 
vermag; denn der Liebe nach, ſo ein jeder ſeinem Naͤchſten 
ſchuldig iſt / iſt er nicht allein ſein zeitliches ſondern auch geiſtli \ 
ches und ewiges Beſte zu ſuchen verpflichte. 


So laſſet dann Geliebte! Chriſti Liebe in dem Evangelto 
euch darzu bringen, daß ihr feine Tugenden verkuͤndiget, wel 
cher euch beruffen hat von der Finſterniß zu feinem wunder 
bahren Lichte, auf daß dieſe arme Menſchen auch der Gnade 
mögen theilhafftig werden! Mit dieſer Vorſtellung und Auf- 
munterung verbleibe ich des guͤtigen und Chriſtlichen 
Leſers getreuer Vorbitter | ee 9 


N. 7. 


Copenhagen, den 31 Mart. 


‚Sans Bgede. 
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& in li == I 1101. 
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* In: 


17 2 


OR twunderbahre Vorherſehung preifen und mich darüber verwun⸗ 
„dern muß, welche den Menſchen beydes wieder feine eigene als 
anderer Gedancken wunderbahr fuͤhret, wenn ich nachdencke und 
mich der erſten Gedancken und Anleitung zu dieſem Vorſatz, be⸗ 
treffend der Heidniſchen und wahnwitzigen Gronlaͤnder ihre Bekehrung, erin⸗ 
nere; denn anfangs waren das meine wenigſten Gedancken, daß eine bloſſe Cu- 
rioſité, die Beſchaffenheit von Gronland zu wiſſen, mich nachgehends zu einem 
ernſtlichen Entſchluß und hertzlichen Verlangen ſolten gebracht haben, GOtt 
und Chriſtum unter dieſen wahnwitzigen Leuten bekannt zu machen. 
Anno 1708. Nachdem ich etwas über ein Jahr in dem Heil. Mini- 
ſterio geſtanden, und als ein Lehrer die Vogiſche Gemeinde in Norwegen be- 
dienet, fiel mir ein, daß ich vor langer Zeit einmahl in der Nordiſchen und Gron⸗ 
laͤndiſchen Beſchreibung geleſen, daß daſelbſt Chriſten, Kirchen und Kloͤſter ꝛc. 
waͤren. Allein ich konte von denen, ſo dahin auf dem Wallfiſch⸗Fang führen, 
nichts davon erfahren, dahero die Begierde bey mir anwuchſe zu wiſſen, wie es 
nun zu der Zeit damit muͤſte beſchaffen ſeyn. Aus dieſer Urſache ſchrieb ich 
im Fruͤh⸗Jahr 1709. an einen meiner Anverwandten in Bergen, welcher auch 


nach Gronland gefahren, daß er mir, fo weit ihm bewuſt und von andern gehoͤ⸗ 


ret, davon Nachricht geben wolle; worauf ich auch folgende Antwort erhielte: 
Daß zu Gronland, ſo von den Schiffen unſerer Nation beſegelt und eigentlich 
Spitzbergen genannt wird, und bey 80. Grad auf der Breite nach Norden lieget, 
Feine Leute zu hören oder zu ſehen ſeyn; allein zu Gronland unter Süden gabe es 
wilde Leute, ſolches fängt an auf 60. Grad, und iſt biß 70. Grad bekannt unter 
dem Nahmen Straſſe David. Gronland aber nach Oſten zu, da es nach Iß⸗ 
land hin lieget, wo ehedem Nordiſche kg ſollen gewohnet haben, kan anjetzo 

2 | 5 wegen 


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wegen des treibenden Eiſes fo ſich allda ans Land geſetzet nicht oe 


ſeyn. Dieſe Relation wuͤrckete eine hertzliche Commiſſeration in mir, über 
dieſer armen Menſchen elenden Zuſtand, daß, da ſie zuvor Chriſten, und im 
Chriſtlichen Glauben erleuchtet geweſen, nun aus Mangel der Lehrer und Unter⸗ 
weiſung wieder in ihre Heidniſche Blindheit und wildes Weſen verfallen waͤren. 
Dahero ich hertzlich wuͤnſchete, daß, wenn mein Zuſtand es zulieſſe, ich mir es 
vor die groͤſte Freude und Gluͤckſeeligkeit ſchaͤtzen wuͤrde, wenn ich ihnen Chri⸗ 
ſtum wieder predigen muſte, und duͤnckte mich, man waͤre darzu beſonders ver⸗ 
pflichtet. In Anſehung daß dieſe Leute, nach meinen Gedancken, beydes Chri⸗ 
ſten und von unſerer Nordiſchen Extraction und Herkommen geweſen, auch ihr 
Land zu der Nordiſchen Crone gehoͤrete und darunter gelegen waͤre. 

Dieſe Gedancken erweckten in mir eine allezeit groͤſſere Luſt und Verlan⸗ 
gen, ſo daß ich gantz bekuͤmmert war, durch was vor Mittel und Wege ich ſol⸗ 
ches mochte ins Werck ſetzen. Wenn ich aber meinen gegenwaͤrtigen Zuſtand 
betrachtete, indem ſolcher nicht allein zu einer gewiſſen Gemeinde beſtimmet war, 
ſondern auch Weib und Kind hatte, welche mir alle Moͤglichkeit ſtreitig zu ma⸗ 
chen ſchienen, daß ich ein ſo beſchwerliches Werck vornehmen koͤnnte, wurde ich 
in meinem Sinn gantz unruhig, daß ich nicht wuſte, worzu mich refolviren 
ſollte. Die groſſe Luft und Begierde, GOttes Ehre und dieſer armen Menſchen 
ihre Seeligkeit zu befoͤrdern, hielte mich fiken der einen Seite, auf der andern 
aber wurde ich aus Furcht der daraus entſtehenden Gefahr und Beſchwerlichkeit 
wieder abgeſchrecket, fo daß ich ohnablaͤßig zu GOtt innerlich ſeufzete, er wolle 
mich wieder aus dieſer Verſuchung erlöfen, daß ich nicht durch vorgreiffliche und 
vermeſſene Vorſchluͤge und Vornehmen, mich und die Meinigen in ein Ungluͤck 
und Verderben ſtuͤrtzete. | | 

In ſolcher Verzweifelung und Verwirrung der Sinnen brachte ich zu 
biß 1710,, da ich denn, meinen unruhigen Sinn und bekuͤmmerten Gedancken 
zu befriedigen, relolvirete, wegen der Gröͤnlaͤnder ihrer Bekehrung und Umwen⸗ 
dung einen allerunterthaͤnigſten Vorſchlag zu thun, nicht daß dieſes durch mich 
ſollte vorgenommen werden, ſondern von andern, welche dieſes Werck hinaus 
zu führen ich vor bequemer hielte. Dieſen Vorſchlag gruͤndete ich erſtlich auf die 
Schrifft, welche lehret, daß GOtt nicht allein allen Menſchen die Seeligkeit 
goͤnnet, ſondern auch der Heyden Bekehrung klaͤrlich verkuͤndiget, auf den Be⸗ 
fehl des HErrn Chriſti, welcher ohne Zweifel die Apoſtel nicht allein angegan⸗ 
gen, und nur allein auf ihre Zeit ſollte reſtringiret werden, ſondern auch die 
gantze Chriſtliche Kirche, biß an der Welt Ende angehet, dann auf die Praxin 
der erſten Kirche, welche ſich Anfangs hoͤchſt angelegen ſeyn lieſſe, Chriſtt Reich 
zu befoͤrdern, endlich auf den Vorſchlag Gottsfuͤrchtiger und gelehrter Mulch 

welche 


ä — — sen, EREREDEREREERERER: 


armen wahm 


3 


ache dergleichen gewuͤnſchet, zuletzt applicirte ich meine Vorſchlaͤge auf die 


mit zum Vorſchein kam, fiel mir ein, daß man wohl nicht groß auf meine 
Vorſchlaͤge reflectiren wuͤrde, weil ſolche nur von einer geringen Hand her⸗ 


eure 
in Trundheim als meinem eigenen Biſchoffe. 
lautete folgender maſſennn:nm 


Clͤhrwürdiger und Wohlgelehrter Herr 


He Hans Egede. 


ee nebft eingeſchloſſenẽ allerunterthaͤnigſten Memorial an Ihro 


2 Koͤn. Maj. anbelangend die barbariſchen 


€. 


Gronlaͤnder, ſolche zumChriſtl. 


Glauben und Lehre zu führen, iſt mir von zweyen ſeiner Gemeinde uͤberrei⸗ 
chet worden, und ob ich mir ſchon anfangs unterſchiedliches Bedencken Darüber 
machte, ſolches uͤber mich zu nehmen, theils weil ich in meinem hohen achtzig jahr 


rigen Alter etliche Wochen ſehr ſchwach geweſen 
über mich beſchlieſſen will; theils, weil derſelbe n 


daß ich nicht weiß, was GOtt 
icht zu meinem betrauten Stifft 


gehöret und nicht unter der Zahl derjenigen Prieſter iſt, welcher Sache mich anzu⸗ 
nehmen und zu befoͤrdern ich verpflichtet bin; theils auch, weil die Zeiten anjetzo 
ſo ſchlim ſeyn, daß wir in Zeit von J. Wochen nicht einmahl Poſt von Copen- 
hagen gehabt haben, ſo daß wir den daſigen Zuſtand nicht eigentlich wiſſen; doch 
habe ich endlich, in Anſehung ſeiner ſehr Chriſtlichen Intention und inſtaͤndig 
Begehren refolviret, fein Memorial mit nechſter Poſt an den Ober⸗Secretair 
Wiibe zuuͤberſenden, daß er ſolches zur gelegenſten Zeit an Dero Koͤnigl. Maj. 
allerunterthaͤnigſt uͤbergeben und zu gnaͤdigſter Erhörung recommendiren wol⸗ 


le. Und wie derſelbe in ſeinem Schreiben mein 


e Antwort und Bedencken uͤber 


dieſe Sache ſich ausbittet, ſo habe ich ihm dieſe hiermit ertheilen wollen: Erſtlich 

Kan ich gar nicht umhin feinen gantz Chriſtlichen Vorſchlag, wegen Bekehrung 

der blin den und verirrten Heyden zum N Glauben und Lehre, zu ruͤh⸗ 
8 ; 22 | 9 85 


* 


4 a 
u 0.07 


—— 


4 | 3 » Lie 


men, und waͤre zu wuͤnſchen, daß fie nebſt andern verirreten Heyden, vermittelſt 
Chriſtlicher Potentaten Huͤlffe, koͤnten bekehret werden. Anderns aber da er 
5 felber erbietet, feine Gemeinde und fein Ammt in Norwegen zu verlaſſen, und 

inzureiſen, dieſe blinden Leute in Gronland in der Chriſtlichen Religion zu un⸗ 
terweiſen, auch ſo gleich andere vorſchlaͤget, ſo in gleicher Verrichtung mit ge⸗ 
hen ſollen, da weiß ich nicht, wie ſolches wird angehen koͤnnen, alldieweilen die⸗ 
ſe Barbaren eine ſehr fremde Sprache haben, welche weder verſtehen, was wir 
reden, noch wir, was ſie reden, da doch überaus nöthig iſt, daß diejenigen, wel⸗ 
che ſolche Menſchen in Dingen der Seeligkeit unterweiſen ſollen, mit ihnen alſo 
reden koͤnnen, daß ſie alles verſtehen und begreiffen koͤnnen. Chriſtus ſandte ſei⸗ 
ne Apoſteln nicht ehe aus, noch ließ er ſie in alle Welt gehen, alle Menſchen zu 
tauffen und zu lehren, biß er erſtlich am Pfingſt⸗Feſt zu Jeruſalem feinen Heil. 
Geiſt gleichſahm in gluͤenden Zungen über fie ausgegoſſen hatte, fo daß ſie in allen 
Sprachen reden und predigen konten; ich will wuͤnſchen daß fein goͤttlicher Vor⸗ 
ſchlag und Intention von Ihro Koͤnigl. Maj. möge angenommen werden, daß 
dieſelben ſelber Rath und Mittel darzu geben wollen, wie es koͤnne bewerckſtelli⸗ 
get a Unterdeſſen empfehle ich ihm allen Seegen unter goͤttlicher Obhut, 
mit verbleiben a | 


Ew. Ehrwuͤrden f 
Bergen, den 19. Auguſti 
1710. a dienſt⸗bereiteſter 
N. E. Randulff. 


Des Biſchoffs Krogs ſeine Miſſive 
lautete alſo: 8 


Reverende Vir! 


ie kurtz auch meine Zeit vor dieſes mahl geweſen, fo habe ich doch nicht 

eher Ruhe gehabt, biß ich euren Vorſchlag von Bekehrung der Gron⸗ 

laͤnder durchgeleſen. Es waͤre dienlich geweſen, wenn ihr euch an den 

hohen Stellen mehrer Kuͤrtze bedienet; ſonſten iſt euer Vorſchlag beydes auf die 
Schrifft als der Gelehrten GGedancken und Verlangen wohl gegruͤndet. Und wer 
wolte nicht von Hertzen wuͤnſchen, daß die Gnaden⸗Sonne über die blinden Men⸗ 
ſchen aufgehen möchte? Ich mercke aus eurem Vortrag einen beſonderen Ian . 
3 


\ 


. 0 


tum, welcher fo lange her continuiget hat, und wie erfreulich wuͤrde es ſeyn, 


wenn ein ſo Chriſtliches Vorhaben koͤnte bewerckſtelliget werden. Haͤttet ihr 


mir eure Gedancken eher oomuniciret, ſolte ich euch mit Rath und That möge 
lichſt beygeſprungen ſeyn. Aus eurem Vorſchlag vernehme ich, daß ihr mit 
Bergiſchen Schiffen dahin folgen wollet, und ehe freylich ein Mann den Weg 


bahnet, iſt kaum etwas beſtaͤndiges zu hoffen. Solte etwas dabey gethan wer⸗ 


den, ſo muͤſtet ihr zuſehen, daß alle die Bergiſche Schiffe, fo nach Gronland 


gehen, zu dieſer Million contribuiren, und ein jedes Schiff eine Perſohn mit 
einigem Handel allda am Lande laſſe, damit der eine von dem andern Huͤlffe und 


Rath haben koͤnne, wenn ſie einige Zeit da verbleiben muͤſſen. Denn das Land 
zu beſehen und gleich wieder weg zu reiſen, wuͤrde keine Frucht zur Bekehrung der 

ronlander ausmachen. Gleich wie zuvor Bifchöffe in Gronland geweſen, wel⸗ 
che daſelbſt ordimiret, und von hieraus dependiret haben, auch in unterſchied⸗ 
lichen Coneiliis gegenwärtig geweſen, wie ſolches die Archiven des Capituls 


5 zu erkennen giebt, item die Abteyen, Kloͤſter ꝛc. So lebet ja derſelbe GOtt 


noch immer, welcher das Gnaden⸗Licht, fo einige Zeit her verloſchen, wieder 
kan anzuͤnden laſſen. Waͤre nur ein GOttes Mann, welcher die HeroifcheRe- 


ſolution faſſen wolte, die Beſchaffenheit des Landes zu erforſchen, ſo waͤre nicht 
zu zweiffeln, daß unſer allergnaͤdigſter Koͤnig, welcher vor einigen Monathen 


die Poſt⸗Einküͤnffte ad pias cauſas deputiget , ja auch denjenigen überflüfligre- 
muniriren würde, welcher ein fo Chriſtliches Werck fortſetzen würde, znmah⸗ 
len, da die von euch vermeldte Negoce dabey wachſen und floriren koͤnte. Gron⸗ 
land iſt ohnfehlbahr ein Stuͤck von America, und kan ohnmoͤglich weit von Cu- 
ba und Hiſpaniola abliegen, wo der groſſe Überfluß von Gold gefunden wor⸗ 
den. Der herrliche Gold⸗Staub wird auch wohl bekannt ſeyn, welchen der be⸗ 


ruͤhmte Muͤnch zu Zeiten Chriſtiani IV. von Gronland mitbrachte. Niemand 
aber in der Welt iſt bequemer die verborgenen Schaͤtze dieſes Landes aufzuſpuͤh⸗ 


ren als die Bergiſche, und Fame ein ſtudirter Mann der Religion halber dahin, 
nebſt einigen . um daſelbſt eine wenige Zeit zu reſidiren, ſo koͤnte 
man ihnen unglaubliche Herrlichkeiten ominiren. Der allerneueſte, ſo mich 


bey Perluſtirung dieſer Laͤnder vorgekommen, iſt Ludovicus Hennepin, ein 
Frantzoͤſiſcher Miflionarius Recollectus welcher lange Zeit her dieſe Dexter bez 


N Colonien vermehret wird. Nichts ſolte 5 lieber ſeyn, als wenn der Funcke, 
1 Fr} | ’ 4 ; 3 5 \ Mr & 


feegelt, wie man aus dem Climate ermeſſen kan, daß es das alte Gronland ge⸗ 


weſen ſeyn muͤſſe, unter dem Grad da wir wohnen, und welches er in feinen Land⸗ 
Karten nova Dania benahmet. Dieſer Henepin kan die Fruchtbahrkeit des 


Landes nicht gnugſahm beſchreiben, beſſer nach Suden zu heiſſet er es nova Fran⸗ 
cia, woſelbſt ein Biſchoffthum iſt, Quxbeck genannt, welches taͤglich mit neuen 


ſo 


6 8 0 283. 


ſo bey euch zur Ausbreitung GOttes Ehre und ſeines Reiches gefunden wird, zu 
einer brennenden Gluth werden möge, GOttes Kundſchafft und Liebe bey den 
verirreten anzuzuͤnden; nicht zweiflend es werde euer guter Vorſatz und Eifer von 
G Ott geſegnet werden. . 


m gm 


j T.in Dom. 
Bache den 11. October 
1711. TF. Krog. 


Oobermeldte Beantwortungen und Bedencken festen meinen Sinn fo 
weit in Ruhe, indem ich die gantze Sache GOttes gnaͤdigen Willen und Vor⸗ 
herſehung uͤberlieſſe, und was ſolche an gehörigen hohen Ort auf dieſer guten Man⸗ 
ner eifrigen Recommendation effectuiren wuͤrde war ich gantz damit dergnu⸗ 
get. Zu ſelbiger Zeit waren meinem lieben Ehe“ Welbe meine Gedancken und 
Vorſchlaͤge noch gantz unwiſſend, weil ich mir von ihr nichts anders zu vermuthen 
hatte, als daß ſie mir in einem ſo gefaͤhrlichen und der Vernunfft thoͤrichten Vor⸗ 
haben gantz zu wieder feyn würde: Doch koͤnte ſolches nicht verſchwiegen bleiben; 
denn da beydes ihre und meine Freunde, ſelbiges Jahr nach Bergen gereiſet, und 
erfuhren, wie aus des Biſchoͤffs ſeinem Hauſe ſpargiret wurde, daß ein 
Prieſter von Nord⸗Land N. N. nicht allein wegen Bekehrung der Heyden einen 
Vorſchlag gethan, ſondern auch ſolches zu verrichten ſelber dahin reiſen wolte, ſo 
ſchrieben fie mir nach ihrer Zuruͤckkunfft beyderſeits zu, und ſtraffeten mich wegen 
meiner vermeſſenenen Vorſchlaͤge auf das eifrigſte, allermeiſt aber ſuchten ſo wohl 
meine eigene als meiner Frauen ihre Mutter mit den beweglichſten Worten und 
Motiven mich von meinem Vorſatz abzuhalten, indem fie mir vorſtelleten, in was 
für Gefahr ich mich und die Meinigen ſtuͤrtzete, wie unverantwortlich ich hierin⸗ 
nen vor GOtt thaͤte, und in welche Betruͤbniß ich fie und meine Freunde feßte, 
wenn ſie unſer Unglück und Verderben fo ſchmertzlich vernehmen muͤſten. Wie 
beſtuͤrtzet nun mein Ehe⸗Weib uͤber folche Zeitung geweſen, iſt leicht zu dencken. 
Ich muß geſtehen, daß ich ſo wohl von ihrem Bitten und Weinen, als der Freun 
de vernuͤnfftigen und wohlgemeinten Vorſtellungen gantz uͤberwunden wurde, und 
meine Thorheit bereuete, ihnen angelobend, daß ich in meinem Ammte, worein 
mich GOtt geſetzet, bleiben wolte. Nun dachte ich, ich hatte alles gethan, was 
ich vermocht, und GOtt koͤnte nun nicht mehr von mir fordern, weil ich von an⸗ 
dern davon abgehalten wuͤrde, und nicht bey mir alleine ſtuͤnde, hierinnen zu thun 


und zu laſſen was ich wolte. Ich wurde gantz frölich und vergnuͤgt, und dancke⸗ 
te Gott, daß er mich durch dieſe Gelegenheit von meinen Verſuchungen und thö⸗ 
richten Grillen befreyet: Es waͤhrete aber nicht lang, daß ich dieſen geruhigen 
Sinn behielte, es kamen mir die Worte Chriſti fin Matth. 10. Wer feinen Va⸗ 


ſion allerunterthaͤnigſt incaminiren koͤnnte, zweiflend, daß diejenigen, welchen 


Be | 3 o Gil“ 


diren wollten; allein ſaͤmtlicher Biſchoͤffe Gegen-Antwort lautete: Daß ich 
mit meinem Vorhaben Gedult haben muͤſte, biß ſich die gegenwaͤrtigen verdrieß⸗ 
lichen Zeiten und Zuftände nach Wunſch verbeſſert und GOtt einen gewuͤnſchten 
Frieden gegeben, vor welcher Zeit bey Hofe nichts fruchtbahres noch nüßliches 
konnte ausgerichtet werden. Alſo wurde mein guter Vorſatz nicht allein von 
Jahr zu Jahr verzögert und aufgeſchoben, ſondern es fanden ſich noch über dieſes 
unterſchiedliche neue Verhinderungen ein, ſowohl von Freunden als Unfreunden, 
welches alles dennoch nicht vermochte mich von meinem Vorſatz abzuhalten, all⸗ 


dieweil die Luft und Liebe, fo ich hatte, GOttes Ehre und Reich auszubreiten, 


immer groͤſſer und groͤſſer wurde, dahero ich bewogen ward, meine Intention 
in einer Apologie öffentlich zu erkennen zu geben, und ſolche von allen wiedri⸗ 
gen Concepten, fo von unwiſſenden hierüber konnten gefaſſet werden, zu retten, 
ſolches war vorgeſtellet unter einer auf die Schrifft und Vernunfft gegruͤndeten 
Reſolution und Erklaͤhrung uͤber die Objectiones und Verhindrungen, den 
Vorſatz der Heidniſchen Gronlaͤnder Bekehrung betreffend. Von Vogen den 
30. Jan. 1719. Die Objectiones waren folgende: Erſtlich Gronlands hartes 
und kaltes Clima, zweytens, die beſchwehrliche und ſehr gefaͤhrliche Schiffarth 
dahin; und nach der Ankunfft daſelbſt die vielen andere Gefaͤhrlichkeiten und 
Muͤhſeeligkeiten. Die dritte Verhindrung war meine Gemeinde und Vaterland 
betreffend, ein gewiſſes Amt und Brod vor ein ungewiſſes zu verlaſſen, dieſes 
wurde mir vor die groͤſte Thorheit ausgeleget. Viertens, urtheilen die Leute von 
meinem Vorhaben gantz anders, daß nemlich mehr fleiſchliche Urſachen, als 
nemlich Unvergnuͤglichkeit, und weil es nicht in allem nach meinem Wunſche ging, 
ja auch Ehr⸗Begierde, daß ich mir einen groſſen Nahmen in der Welt machen 
wollte ꝛc. mich hierzu antrieben, als ein einfaͤltiger und rechtſchaffener Eifer und 
Begierde für GOttes Ehre. Dahero e8 beſſer wäre, der Leute ihrer Rede we⸗ 
gen, dieſes Vorhaben zu unterlaſſen. Die fuͤnffte und wichtigſte Verhindrung 
war mein Weib und kleine Kinder, deren Condition ich allzu leichtſinnig bes 
trachtete, und mich mit ihnen in Augenſcheinliche und offenbahre Gefahr ſtuͤrtzete, 
welches ich nimmer vor GOtt verantworten koͤnnte ꝛc. Über jede von dieſen 
Objectionibus gab ich meine vernuͤnfftige und in der Schrifft gegründete Er⸗ 
klaͤrung, welche hier mit anzufuͤhren, allzu weitlaͤuftig faͤlt. Stunde nun alſo 
nichts mehr im Wege, als daß der gewuͤnſchte Friede bald hervorbrechen möchte. 
Wie aber biß dato noch wenig Apparence darzu war, wurde mir die Zeit ſehr 
lang, fo daß ich keine Ruhe oder Gedult hatte darnach zu warten. Dahero refol- 
virete ich in der Qvaͤre durchzubrechen, und mich nach Bergen und von dar nach 
Copenhagen zu verfügen, damit ich ſelbſt perföhnlich die Gronlaͤndiſche Mil- 


ich 


ich ehedem meine Memorialen zu recommendiren übergeben, ihren rechten 
Eifer und Ernſt bewieſen haͤtten. Noch eins war mir im Wege, welches erſtlich 
muſte abgethan werden: nemlich, wer mein Officium nach mir betreten ſolte, 
muͤſte mir eine Penſion davon zu leben geben, ſo lange biß mein Vorſatz entwe⸗ 

der erfuͤllet oder ich andere Gelegenheit bekommen hätte; ich proponirte ſolches 


— — — 


ein Bergiſches und a reren feegeindee den de, Sc en demo ieder 


aloupen ſalviret, 


nen lieben Freunden Abſchied nehmen; dieſes war leichter gefagt als gethan, denn 
die Bernat, Seife und Blut wolten Meftr fielen, und mir alles ir Er 
Rare] Ba 


19 „Ba o Che 


* 


ſchrecklichſte vorſtellen. Allein hier ließ mein liebes Ehe⸗Weib eine Probe ihrer 
groſſen Treue und Beſtaͤndigkeit blicken, indem fie mir vorhielte, daß es nun all⸗ 
zuſpaͤt wäre das Geſchehene zu bereuen, ich haͤtte Zeit genug gehabt ſolches voraus 
zu bedencken, hätte ich mein Werck mit G Ott angefangen, waͤre mit ihm zu Rathe 
gegangen, und in Verſicherung des Glaubens um Gottes Huͤlffe und Beyſtand 
mich zu allen dieſem relolviret, warum wolte ich denn nun zweiffeln und klein⸗ 
muͤthig werden, da es nun auf das aͤuſſerſte gekommen? Ich kan nicht ſagen, 
wie ich über ihre Rede aufgemuntert wurde, worinnen fie als ein ſchwaches Frauen⸗ 
zimmer groͤſſere Treue und Mannhafftigkeit bewieſe als ich. Dahero ich in 
JEſu Nahmen das Angefangene fortſetzete, und nachdem ich von meinen lieben 


Zuhoͤrern, liebe Mutter und Geſchwiſter und andern guten Freunden liebreichen 


und ſehr ſchmertzlichen Abſchied genommen begab ich mich nebſt meinen Ehe⸗ 
Weib und 4. Kindern, (wovon das Kleineſte nur ein Jahr alt war) im Julio 
Monath 1718. nach Bergen auf die Reiſe. Juͤngſten Sontag vor meiner Ab⸗ 
reiſe hielte ich vor meinen Zuhörern meine Abſchieds⸗Predigt, zu deren Valet⸗ 
Text ich die Abſchieds⸗Rede Pauli an die Aelteſten zu Epheſo nahme, Act. 20. 
v. 32. Nun lieben Brüder, Ich befehle euch GOtt und feinem gnaͤdigen Wort 
c. Exord. aus 1 Cor. 10. v. 16. Wir haben auch die Hoffnung, Chriſti Evans 
gelium vor denen zu predigen, welche jenſeit von euch wohnen! Allerletzt ſchloſ⸗ 
ſe ich die Predigt mit dieqſem Vers: G Ott wird vor alles rathen, denn er vermag 
alles ꝛc. Ich geſtehe, daß dieſes die ſchwereſte Predigt war, fo ich noch gehal⸗ 
ten; denn der Text war an ſich ſelber beweglich, mein Vorhaben wichtig und 
beſonders, ſo ſetzte ſolches fo wohl mich als meine Zuhörer in groſſe Bewegung, 
daß wir unter der Predigt unſere Thraͤnen mit einander vermiſchten, ſo daß ich 
kaum meine Rede ausfuͤhren und meine Meynung von mir ſagen konte. Es war 
nun die Liebe auf beyden Seiten am hefftigſten, wie ungern ſie meiner entbaͤhren 
wolten, ſo ungern wolte ich ſie verlaſſen, wo nicht die Luſt und Liebe GOttes 
Ehre unter den wahnwitzigen Gronlaͤndern zu befördern, mich darzu inſtigiret, 
und bewogen haͤtte. Nach einiger Wochen ausgeſtandener Beſchwerde auf der 
Reife, gelangten wir, GOtt ſeydobl friſch und geſund zur Erndte⸗Zeit 1718. in 
Bergen an. So bald meine Ankunfft ruchtbahr wurde, und man hoͤrte zu was 
Ende ich gekommen, war ich vor allen Menſchen ein Wunder. Und nach den 
unterſchiedlichen Humeuren, wurden auch unterſchiedliche Urtheile von mir ges 
fallet: Einige ſagten: ich hätte Grillen und wäre naͤrriſch, andere, ich hätte 
Geſichter und Offenbahrungen, einige, da ſie meine Meynung gehoͤret, und 
was mich darzu bewogen, urtheileten gantz rechtſchaffen und Chriſtlich davon. 
Das erſte, ſo ich thate, war, daß ich mich um Patronen bemuͤhen wolte, wel⸗ 
che den Gronlandiſchen Handel und Schiffarth auf ſich nehmen wolten. & bes 

fan⸗ 


3 0 A 4 


fande ſich zwar zu der Zeit ein Kauffmann in daſiger Stadt, Nahmens Hans 
Mathiſen, und andere mehr, welcher einige Jahr Schiffe nach Gronland ge⸗ 
hen gehabt, nun aber hatte er ſolche dahin zu ſenden unterlaſſen, weil die Hollaͤn⸗ 
diſchen Handler jaͤhrlichen zunahmen, und den Handel vor die Unſrigen verderb⸗ 
ten, ſo daß nun niemand ein Wort mehr davon hoͤren wolte, oder ſich darzu be⸗ 
reden laſſen. Sintemahlen der Krieg annoch continuiret und die Conjuctu- 
ren eben am gefaͤhrlichſten waren. Doch lieſſen ſich einige verlauten, daß wo 
G Ott einen gewuͤnſchten Frieden gäbe, und der König wolte ihnen allergnaͤd. 
alliſtiren, duͤrfften fie ſich wohl reſolviren, Schiffe dahin zu ſenden. Ich 
ſahe wohl, daß ich in dieſem Zuſtande ohnmoͤglich durch dringen wuͤrde, dahe⸗ 
ro ich mich . muſte, biß ich erſt mein Verlangen Ihro Koͤnigl. Maj. 
allerunterthaͤnigſt hatte vorgetragen. Ob ſchon nicht zu vermuthen ſtunde, daß 
ich nach Beſchaffenheit der ſchweren Zeit etwas nach Wunſch an hohen Or⸗ 
ten wuͤrde ausrichten koͤnnen. Allein der allmaͤchtige GOtt, gedachte an uns 
alle, und machte es auf allen Seiten gut mit uns ehe wir ſolches vermuthen wa⸗ 
ren; denn auf des Königes von Schweden Fall und Tode vor Fridrichshal in 
Norwegen im Winter 1719. folget ein frölicher Friede, worüber ich mit allen 
andern erfreuet und erquicket wurde. m hoffete ich, es wurde alles uͤberwun⸗ 
den, und nichts mehr im Wege ſeyn, ſo mich in meinen Vorſatz hindern und da⸗ 
von abhalten wurde, ſondern es muſte nun ſolches befördert und bewerckſtelliget 
werden. Alſo reiſete ich im Fruͤh⸗Jahr 1719. nach Copenhagen, um Ihro 
Koͤnigl. Maj. Gnade mein Deflein allerunterthaͤnigſt zu inſinuiren; wie aber 
der König felber in Norwegen bey der Armee war, preſentirete ich mich dem 
Herren des Hochloͤbl. Miſſions-Collegii und übergab ihrer eifrigen Recom⸗ 
mendation ein hier unterzeichnetes allerunterthaͤnigſtes Project. 5 
Allerunterthaͤnigſter Virſchlag an die Gronlandiſche 


11110N. 


. 5 1. a ; 
7 aß Gronland, ſo ſeinen Anfang auf 60. Grad nimmt, und ſich nach Nord 
| erſtrecket gerad unter dem Pol, eine Ihro Koͤnigl. Maj. von Daͤnnemarck 
zugehoͤrende Landſchafft ſey, kan keine Nation ſtreitig machen, diewei⸗ 
len bemeldtes and von Rorwegen ausbebauet und beſetzet worden, und nachge⸗ 
hends allezeit eine Dependence von der Nordiſchen Krohne geweſen. 


So geben auch unſere Annales zu erkennen, daß die Einwohner in GGron⸗ 
land in dem Chriſtlichen Glauben erleuchtet, und mit Biſchoͤffen und Lehrern biß 
zu der Königin Margaretha Balken erſeher geweſen, da denn die ene e 

B 2 hin, 


0 Le- 
hin, ſo wohl wegen erlittenen Schiffbruchs, als auch beſtaͤndiger Kriege mit 
Schweden, verhindert wurde, und die Anſtallten das Land zu beſeegeln, weil 
Norwegen unter ihre Regierung mit kam, unterlaffen wurden. Nach ihrem 
Todt, wurden auch die Koͤnige in Daͤnnemarck durch Krieg und andere Dinge 
daran verhindert, ſo daß Gronland je mehr und mehr in Vergeſſenheit gerieth. 
Aus dieſer Urſache ſind die daſigen Einwohner wieder in die Heidniſche Blindheit 
ö verfallen, weil es ihnen an Lehrern und Unterweiſung gefehlet, ſo daß man von 
| denen fo nun dahin gefahren nicht erfahren koͤnnen, ob fit noch einige Chriſtliche 
Lebens⸗Art beybehalten, ſondern vielmehr ein wildes und barbariſches Weſen; 
denn wo die Weiſſagung aus iſt, wird das Volck wild und wuͤſte heiſſet es Prov. 
29. Doch ſoll annoch zu Zeiten Chriftiani IV. glorwuͤrdigſten Andencken, nem⸗ 
lich 1546., ein Moͤnch, ſo in Gronland gebohren, von dorten hier angekommen 
ſeyn, welcher ſo wohl von dem Chriſtlichen Glauben, als auch der Lateiniſchen 

Sprache einige Wiſſenſchafft gehabt, (citante Blef kenio) ſo hatten auch | 

hoͤchſtbemeldte Ihro Koͤnigl. Maj. wieder allen Fleiß angewandt, das Land ber | 

| feegeln und erleuchten zu laſſen. Ich weiß aber nicht, durch was für Verhinde⸗ N 

| 


rung ein fo loblich und Chriſtliches Vorhaben keinen Fortgang haben koͤnnen. 


Enz 5 

Nachdem aber dasgand von den Unſrigen in Vergeſſenheit kommen, ha⸗ 
ben andere fremde Nationen geſuchet ſich der Gronlandiſchen Farth zu bedienen, 
und zwar nicht ohne ihren groſſen Vortheil und Gewinn, wie ſolches genug be⸗ | 
kandt, indem ſie nicht nur eine lange Zeit den Wallfiſch⸗Fang unter Norden 
ſondern auch den profitablen Handel mit den wilden unter Süden undsüd We 
getrieben. Denn, daß die Hafen und Kuͤſten, fo einige Schiffe fremder Nation 
beſeegeln, auf bemeldten alten Nordiſchen Gronland ſich befinden, ſolches 
weiſen die alten Land⸗Karten zur Gnuͤge aus. f 


| 4. 

Was für Schaden und Nachtheil Ihro Koͤnigl. Maj. Lande und Unter⸗ 
thanen hierdurch in ihrem Handel bekommen, kan leicht erachtet werden; ſo gar 
daß auch die Bürger, welche aus der Koͤnigl. Kauff⸗Stadt Bergen den Handel 
5 anfingen, und ſolchem mit der Schiffarth nach Straſſe David zu continuiren 
5 gedachten, folchen aufgeben muſten, weil die Hollandiſche Nation in wenig 
1 Jahren allen Handel an ſich gezogen. 


F. 7 
| So weiß man auch aus der Erfahrung, wie beygehende allerunterthaͤ⸗ 
| nigſte Documenta ſolches ausweiſen, daß Gronland nicht ſo arm und pouyre 
iſt, und vor unſere Nation ein unglaublicher Vortheil waͤre, wenn ſich andere 
dieſes Vortheils muͤſten enthalten. Denn daß ich den profitablen Handel ve 
en 


den Wilden aufbemeldter Kuͤſte Straſſe David mit Stillſchweigen uͤbergehe, fo 
kan man noch alda allerhand Fiſchereyen, mit Wallfiſch, See⸗Hunden, Tor⸗ 
ze. „Lare ze. mit groſſem Gewinne fich zu Nutzen machen. Welches auch die 
Hollander einige Jahr mit groſſem Profit daſelbſt practiciret haben. Dieſen 
Vortheil aber Fönte ſich unſere Nation allein mit Recht zueignen, und deſſen Suc- 
ces theilhafftig werden, wenn zur Aufrichtung einer Colonie und Logen da⸗ 
felbft Anſtalt gemacht würde, worzu nur eine leibliche Bekoſtun erfor⸗ 
dert wuͤrde, auch wegen des harten Landes und kalten Climatis ohnmoͤglich 


S.olte man ſich dieſes deſto mehr angelegen ſeyn laſſen, weil GOttes 
Ehre, und den verwilderten Menſchen Erleuchtung darunter verſiret, und hinfuͤh⸗ 
ro bey dieſer guten Gelegenheit konte befoͤrdert werden. Denn welcher unter uns 
ſolte es nicht vor die hoͤchſte Pflicht achten, GOttes kundbahre Licht vor denen 
wieder anzuzuͤnden, denen es eine Zeitlang verdunckelt geweſen. Zumahlen da 
es eine Nation iſt, ſo von uns ſelber und dieſem Reiche herſtammet, und nach 
Beſchaffenheit der Zeit, zugleich mit uns den Glauben an den HErrn Chriſtum 
angenommen, hernach aber aus Mangel der Lehrer und Unterweiſung, auch lan⸗ 
gen AbſonderungcChriſtlicher Nation 
ſo hoher Bedeutung, daß es nimmer mit guten Gewiſſen, und groͤſten Verant⸗ 
wortung vor GOtt fo leichtſinnig kan uͤbergangen und unterlaſſen werden. 


Diieſes iſt auch vornehmlich mein Endzweck geweſen, warum ich als ein 
unwuͤrdigſter und geringſter Diener IEſu Chriſti, e e Abſicht 
und Verlangen GOttes Ehre, und dieſer armen Menſchen Seeligkeit zu befoͤr⸗ 
dern, nun einige Jahre her mit meinen allerunterthaͤnigſt eingelegten Memoria- 

len geſucht habe, bemeldte Gronlandiſche Miflion vor Ihro Koͤnigl. Maj. in 
allerunterthaͤnigſter Devotion zu incaminiren, doch hat ſolches wegen bißheri⸗ 
gen beſchwerlichen Zuſtand der Zeit keinen Effect thun wollen. Nichts deſto we⸗ 
niger habe ich nun, auf der Hoch⸗Ehrwuͤrd. Biſchoͤffe zu Bergen und Trund- 
heim ihr Rathſchlagen und Bedencken, mein Ammt in Nordland verlaſſen, 
und durch Antrieb meiner eigenen unwuͤrdigen Perſohn mir vorgeſetzet, mit Ernſt 
Hand an das Werck zu legen, in der allerunterthaͤnigſten Hoffnung, es werde 
Anſer allergnaͤdigſter Erb⸗Koͤnig und Herr, welcher ja ſonſt zuvor auf alle Weiſe 
allergnaͤdigſt ſeine Begierde ſehen laſſen, GOttes Ehre und Reich auch unter den 
Heyden in Oſt⸗Indien auszubreiten auch dieſes vor genehm und gut halten wenn 
einige Aparence wäre dieſe wilde Nation wieder dahin zu vermoͤgen, daß ſie 


i wer 


+ 


Nationen wieder ausgeſtorben. Dieſes iſt ja von 


14 I o ee 


Gott und ihren König wieder kennen lernen, zumahlen da fie zu dieſer Huͤlffe und 


Vorſorge vor andern Heyden das Vorzugs⸗Recht haben. 


2 . 8. Pr 

Dahero habe ich bey meiner Ankunfft zu Bergen allen Fleiß angewen⸗ 
det, etliche Chriſtliche Gemuͤther allda aufzumuntern, welche ſich der Schiffarth 
und Handlung nach Gronland wieder annehmen, und allda eine Colonie und 
Handlungs⸗Compagnie aufrichten möchten. Und wiewohl einer und ander 
wohl Luſt darzu gehabt hätte, fo waren doch die Effecten nur geringe, ein fo 
weitlaͤufftiges Werck auszufuͤhren; ſo viel konte ich wohl von ihnen mercken, es 
muſten erſt Ihro Koͤnigl. Maj. allergnaͤdigſt geruhen, denen Compagnien, ſo 
ſich hierzu wolten reſolviren, gewiſſe Privilegien zu vergoͤnnen, welche Dero 
Hoch/ ſeel. Herr Vater glorwuͤrdigſten Andenckens der Wallfiſche Compagnie in 
einer Verordnung vom 13. Sept. Anno 1692. und in einem Placat, vom 25. 
Febr. 1691. worin den fremden Nation die Farth nach Gronlaud verbothen, 
ſchon vergoͤnnet. So würden fich ſchon Liebhaber finden, auch wuͤrde die Sa⸗ 
che eine weit kraͤfftigere Eindruͤckung in den Gemuͤthern erwecken, wenn Ihro 
Koͤnigl. Maj. ſelber allergnaͤdigſt geruheten, ſie darzu zu encouragieren und 
aufzumuntern. 


f 9. k 

Wie auch uͤber dieſes zu deſſen Bewerckſtelligung ein Vorſchuß erfordert 
wird, in dieſen beſchwerlichen Zeiten aber von Ihro Koͤnigl. Maj. nichts zu ver⸗ 
muthen ſtehet, auch nicht begehret werden kan, vielweniger von einer oder andern 
Privat- Perſohn fo viel kan zu wege gebracht werden, fo wird die Noth und Wich⸗ 
tigkeit des Wercks erfordern, daß ein jedes Chriſtliches Gemuͤth nach eigenen Gut⸗ 
duͤncken und guten Willen hierzu contribuiren möge, worzuZweiffels ohne viele 
gottes fuͤrchtige Hertzen von GOtt muͤſſen erwecket werden, deren groͤſte Freude 
fey , ihr Guth und Vermoͤgen fo wohl anlegen zu koͤnnen. Zu demEnde würden 
Ihro Koͤnigl. Maj. allergnaͤdigſt geruhen muͤſſen, eine Collecte und freywillige 
Beyſteuer in dero gantzen Land und Reichen zu veranftalten und zu bewilligen, daß 
ein jeder gutwillig etwas darzu contribuirete; doch mit dem Beding und Ver⸗ 
pflichtung, daß diejenigen, ſo ſich dieſer Collecte zu einer Beyhuͤlffe zum Han⸗ 
del und Errichtung der Colonie allda im Lande bedienen wollen, auch nachge⸗ 
hends wenn alles in Stande geſetzet, entweder fernere Miflionaris unterhalten, 
und die Miſſion verantwortlich befoͤrdern, oder deßfalls dem Miflions-Colle- 
gio Rechenſchafft geben muͤſten. 


Ä 10. 
Uber dieſes ſolte man ſich auch wohl von anderer Chriſtlichen Nation ei⸗ 
ne Beyſteuer hierzu vermuthen ſeyn, als welche ſich in ſo langer Zeit der iR 
art 


EN STE . — t 
Fiſcherey auf den Gronlandiſchen Küften zu Nutzen gemacht, fo wohl 
3 fchuldiger Erkaͤnntlichkeit gegen GOtt als unſerm Könige, vor den verlie⸗ 
henen Seegen und Gebrauch, wenn fie mit Beſcheidenheit deßfalls erinnert wuͤr⸗ 

en, wie denn ſchon fo wohl die Engelländer als Teutſchen, aus eigenen freyen 
Villen, ſich gegen die Oſt⸗Indiſche Miflion ſehr gutthaͤtig und gewogen exe 


N 


Endlich kan uns dieſes nicht wenig aufmuntern die Gronlaͤndiſche Mifli- - 


N nöthig haben vor der Bekehrten oder die ſich bekehren laſſen wollen, 


Chriſtenthums muͤſſe uͤbrig ſeyn. 3 Vorſchlag zu 
Diieſes iſt nun mein allerunterthaͤnigſter wohlgemeinter Vorſchlag zu 


auf ſolche Mittel bedacht ſeyn, ſo zu Beförderung dieſes heil. Wercks dienlich 
9 


19 N 


16 3 . 0 S 


Gronland muͤndlich zu examiniren, auch dafuͤr allergnaͤdigſt intentioniret zu 
ſeyn, ſich mercken ließ. Nachdem mir nun von den Herrn des Miflions-Col- 
legii gnaͤdigſt bedeutet worden; daß Ihro May. der Koͤnig an den Stifts⸗Amt⸗ 
mann und Magiſtrat zu Bergen einen allergnaͤdigſten Befehl wolte ergehen laf 
ſen, daß ſie denen Kauffleuten den Gronlaͤndiſchen Handel und Schiffarth pro- 
poniren ſolten, worinnen Ihro Maj. der Koͤnig mit Vermittelung einer aller⸗ 
gnaͤd. Octroje oder auf andere Weiſe, ihnen moͤglichſt A ſſiſtence leiſten wolten: 
Hierauf reiſete ich von Copenhagen wieder nach Bergen, allwo gleich nach 
meiner Ankunfft, auch Ihro Koͤnigl. Maj. allergnaͤdigſter Befehl, an den Stifts⸗ 

Amtmann und Magiſtrat, folgenden Inhaltes, eintraf: 


Fridericus IV. von GOttes Gnaden, Koͤnig zu 
Daͤnnemarck und Norwegen, der Wenden und Gothen, 
Hertzog zu Schleßwig, Hollſtein, Stormarn und 
Ditmarſchen, Graf zu Oldenburg und Delmenhorſt. 


Inſere Gunſt zuvor! Nachdem ein Prieſter von Nordland, Nahmens 

d Hrn. Hans Egede in einem an Uns uͤbergebenen allerunterthaͤnigſten 
Memorial, unter andern unterſchiedliches angetragen, was die Aufrich⸗ 
tung und Fortſetzung des Handels von unſerer Kauff⸗Stadt Bergen nach Gron⸗ 
land anbetrifft; So iſt unſer allergnaͤdigſter Wille und Befehl, die Negotianten 
dafiges Orths vor Euch zu fordern, und ihre Meynung zu vernehmen, ob der 
Handel von daraus nach Gronland mit einigem Vortheil koͤnne getrieben wer⸗ 
den, wie auch, ob ſich einige darunter befinden, welche das Land zuvor beſeegelt 
und des Handels daſelbſt kuͤndig ſeyn, ob dieſelbigen oder andere wohl geſinnet 
waͤren, ſolchen Handel wieder vorzunehmen, nnd darzu entweder unſere Octroye 
oder was andere begehren koͤnten, fü die Trafignes in daſigen Lande zu entre. 
preniren und fortzuſetzen noͤthig waͤre. Woruͤber ihr Euch mit unſerm lieben 
Capitaine de Bernfeld und einem Schiffer Nahmens Chriften Hanfeu, wel⸗ 
che, nach Bericht des obbemeldten Egede, einige Jahre das Land ſollen beſee⸗ 
gelt und dahin gehandelt haben, zu conferiren habt, ob ſie einigen Vorſchlag 
zu Fortſetzung des Handels geben koͤnten, und hernach von allen angefuͤhrten 
Eure allerunterthaͤnigſte Relation auf das Forderſamſte an Uns ein zuſenden; 
Euch GOtt befehlend. Gegeben auf unſerm Schloſſe in Copenhagen den 17. 
Nov. Ao. 1719. | 


Unter unſer Königl. Hand und Signet 
Friderich R. 


Die⸗ 


17 


Dieſem von Ihro Koͤnigl. Maj. allergnaͤdigſt ausgeftellten Befehl, wur⸗ 


gefcheben, fo hätte ich mit allen meinen allerunterthänigften Angebungen vor dem 
oͤnige einfügner bleiben muͤſſen. So wenig Luft nun die Schiffer oder Steuer⸗ 


ſchieſſen wolten, hierüber wurden meine Patronen in Bergen heſonders encou- 
ragiret, und verſicherten mich, daß das e Deſſein nun We 


18 2 6 er- 


ſolte vorgenommen werden, daß ich meine Luſt dran ſehen wuͤrde. Allein was i 
wohl unbeſtaͤndiger als der Menſchen Vorſchlaͤge und Vornehmen? die geſchoͤpf⸗ 
te Freude, einen ſo herrlichen Anfang zu ſehen, und die gewiſſe Hoffnung, ſo ich 
mir machte, darinnen gluͤcklich zu reuſliren, waren von keiner langen Dauer; 
denn nechſt folgenden Poſt-Tag lieffen wieder Brieffe ein, von dem berühmten 
Mann in Hamburg, daß er ſich in der Sache bedacht hätte und nun nichts mehr 
damit wolte zu thun haben. Zu gleicher Zeit wurde mir von dem Miſſions-Col- 
legio benachrichtiget, daß die von den Kauffleuten allerunterthaͤnigſt proponi⸗ 
rete und verlangte Privilegia nicht allergnaͤdigſt koͤnten aprobiret werden. 
Hier lag nun alles wieder übern Hauffen, die Kauffleute wurden in ihrer Refo- 
lution kleinmuͤthig, daß alle davon abgingen. Wie niedergeſchlagen und be⸗ 
kuͤmmert ich hierüber wurde, iſt GOtt bekannt. Denn es ſchiene mir, alle 
Muͤhe vergebens angewendet zu haben. Allein es wolte nur GOtt alſo gefallen, 
mich auf die Probe zu ſetzen, und mich dadurch lehren, daß ich mich nicht auf Men⸗ 
ſchen verlaſſen ſolte, ſondern auf GOtt. Wie ich denn auch den Muth noch nicht 
gantz fallen ließ, ſondern mich zu GOtt hielte, welcher alles vermag, in H 
nung, er wuͤrde ſchon Mittel und Wege zu ſchaffen wiſſen, zu feiner Zeit un 
Stunde ſeine Ehre auszubreiten. Unterdeſſen ſandte ich unterſchiedliche Bekla⸗ 
gungs⸗Supliquen, ſo wohl an das Miſſions-Collegium als an Ihro Koͤnigl. 
Maß. ſelbſten, fo unterließ ich auch nicht bey den Kauffleuten ferner drum anzu⸗ 
halten. Allein das Anſehen zur Huͤlffe war ſo gering als es ſeyn konte. Kurtz 
zu ſagen, der Winter des 1720ten Jahrs, wie auch der darauf folgende Som⸗ 
mer gingen weg, ohne von jemanden den geringſten Troſt in meiner Bekuͤmmer⸗ 
niß zu bekommen, dagegen aber muſte ich viele ſpöttiſche und hoͤniſche Worte höͤ⸗ 
ren, daß ich haͤtte ſollen in meinem Amte geblieben ſeyn, und nicht ohnmoͤgliche 
Dinge vorgenommen haben; fie waͤren nicht gefinnet , Leute dem Tode aufzu⸗ 
opfern, und von den Gronlaͤndern todt ſchlagen zu laſſen. Mein armes Ehe⸗ 
Weib war auf ihrer Seite, eben ſo wenig von Anfechtung frey, und wurde ihr 
vor eine groſſe Nachlaͤſſigkeit ja Thorheit ausgeleget, daß fie mit mir eingewilliget, 
vom Dienſte und Brodte zu gehen, und nun an einem theuren Orthe ſaͤſſen, und 
und unſer weniges, ſo wir mit gebracht, verzehreten. Dahero ſolte fie mich an⸗ 
regen, das thoͤrigte Vorhaben zu verlaffen, und einen andern Dienſt zu ſuchen, 
wir ſaͤhen ja ſe cheinbahrlich vor Augen, daß mit Gronland vor mich nichts auszu⸗ 
richten waͤre, ſondern GOtt wolte vielmehr das Unglück, worein wir ung fo ver⸗ 
meſſen ſtuͤrtzen wolten, von uns abwenden. Allein aller dieſer Anfechtungen ohn⸗ 
geachtet, blieb mein liebes Ehe-Weib beſtaͤndig, und gab oft denjenigen, ſo ſie 
inſtigireten mir zu wieder zu ſeyn, die Antwort, daß ſie nimmer prætendirete, 
uͤber ihres Mannes Refolutiones Meifterin zu ſeyn, oder mich von den Der 
a i 0 z 


' I 0 Ele | 19 
abwendig machen, ſo zu GOttes Ehre abzieleten, fo lange ich mich nicht ſelber 
mit gutem Gewiſſen davon loß machen koͤnte, was GOtt und ich wolte, damit 
wäre ſie vergnuͤgt. Mit dergleichen Beſtaͤndigkeit, wuſte fie ihre Verſucher abzu⸗ 
weiſen, ſo daß ſie hernach von ihr eben ſo wie von mir urtheileten, nemlich, wir 
waͤren beyde toll und verruͤckt. F i ER 
Nun kam ich wieder bey die Kauffleute. Ohnangeſehen fie ſich alle 
von Gronland abgeſaget, thaͤte ich doch meinen Fleiß, die beften und Chriſtlichſt⸗ 
Geſinnten auf einen Orth zu verſamlen, um daſelbſt mit ihnen zu uͤberlegen, wie 
die Sache beſt moͤglichſt koͤnte vorgenommen werden. Auf mein inſtaͤndiges An⸗ 
ſuchen nun, funden ſich einige wenige ein, da ich ihnen denn ſolche Propo- 
ſitiones thaͤte, fo weit über meine Kräffte waͤren. Dieſe guten Leute wurden 
endlich über meine groſſe Muͤhe und beſtaͤndigen Eifer vor dieſes Werck beweget, 
und konten nicht umhin, ihnen mein Anliegen zu Hertzen gehen zu laſſen, ver⸗ 
rachen dahero, daß wo ich mehr darzu bereden koͤnte, wolten fie mir auch moͤg⸗ 
lichſt auf alle Arth und Weiſe alliſtiren. Andere aber nun zu encouragiren, 
gaben ſie meinen Vorſchlag Beyfall, daß ich nach meinem Vermoͤgen ſelber ei⸗ 
nen Beytrag thun wolte: Da ich mich denn zum erſten Einſchuß mit 300. Rthlr. 
aufzeichnete, hernach die andern fo da zugegen waren, einige mit 200. und eini⸗ 
ge mit zoo Nthlr. Dieſes aufgezeichnete Document nahm ich gleich zu mir, um 
zu verſuchen, ob ſich nicht mehr wolten pexſuadiren laſſen. 3715 
Alſſo ging ich erſtlich zu dem Biſchoff und den Prieſtern daſiges Orts, 
welche ſich alle mit ihrem Antheil aufzeichneten, hernach erſuchte ich noch andere 
Kauffleute mehr, ſo daß ich auf dieſe Arth ein Capital von 8. biß 1ooOO. Rthlr. 
ſamlete. Ob nun wohl dieſes Capital gantz nicht hinlaͤnglich war, ein ſolches 
Werck vorzunehmen, dennoch refolvireten ſich die guten Leute mit dieſer 
geringen Summa ernſtliche Hand an das Werck zu legen. Zu Fortſetzung dieſes 
Defleins kaufften ſie ein Schiff, die Hoffnung genannt, welches uns hinuͤber 
nach Gronland fuͤhren ſollte, und den Winter uͤber allda verbleiben. Es ſchiene 
als wenn G Ott dieſes Schiff darzu deſtiniret hätte, und daß ſeine Providence, 
durch den Nahmen Hoffnung, uns auch in der Hoffnung ſtaͤrcken wollte, daß 
das angefangene Werck, wie ſchlecht ſich auch ſolches anließ, gluͤcklich gelingen 
ſollte. Über dieſes Schiff, wurden noch 2. andere von der Compagnie befrach⸗ 
tet, daß eine auf den Wallfiſch⸗Fang zu gehen, und daß andere uns zu folgen, 
damit es von unſeren glücklichen Ankunfft Rapport zurück bringen koͤnte. Un⸗ 
terdeſſen lief mir ein ſehr erfreuliches Schreiben von dem Miflions-Collegio ein, 
von den 15. Matii 1721. Worinnen ne erkennen gegeben wurde, 


daß Ihro Koͤnigl. Maj. die von mir beforderte Gronlandiſche Expedition aller⸗ 
gnaͤdigſt bewilliget hätten, und daß ich 11 eine allge - 


20 3 0 fe 


ſte Vocation als Miſſionair dahin zu gehen, zu gewarten hätte, worbey ich 


jährlich mit 300. Rthl. allergnaͤdigſt ſolte faleriver werden, ohne noch 200. Rthl. 


zu meiner Ausruͤſtung. Alſo beliebete es dem wunderbahren GOtt, nach ſo vie⸗ 
len ſchwehren Anftöffen und Proben, die Frucht meiner Beſtaͤndigkeit und feſten 
Zuverſicht auf ſeine Göttliche allmaͤchtige Hülffe, wieder alle menſchliche Hoff⸗ 
nung, mir ſehen zu laſſen, dafür ihm taufend mahl Lob und Danck geſaget 


* 


ſchafft auf dem Schiffe die Hoffnung den 2. May verſamlet, allwo fie ach vorge⸗ 
leſenen Articuln, von dem Stiſts⸗Amtmann in Gegenwart vieler reſpective 
Maͤnner, wie auch Intereſſenten der Compagnie und andern mehr in Eyd 
und Pflicht genommen wurden. Und wie ich in Ermangelung einer habileren 
Perſohn, das Haupt vor dem Rath und der ausgeſandten Leute zu ſeyn, auf mich 
nehmen muſte, gebuͤhrete mir gleichfalls meinem allerunterthaͤnigſten Eyd der 
Treue vor dieſes Amt abzulegen. Ich beſchloſſe dieſe Verrichtung mit einer klei⸗ 
nen Oration nebſt einem Lobgeſang und Anruffung GOttes und feinen aller⸗ 
höchſten Beyſtand, daß das angefangene Werck möchte gut von ſtatten gehen und 
jederzeit fortgeſetzet werden. Als wurde den 3. May 1721. die Reife in JEſu 
Nahmen vorgenommen, da wir auf dem Schiffe die Hoffnung mit der Manſchaft 
fo wir darauf hatten, und in allem 46. Menſchen inclufive mit meiner Familie 
ausmachten, (ohne die Galliote ſo mit uns folgete) von Bergen abgingen, und 
uns die feſte Hofnung machten, gluͤckl. nach Gronland zu kommen. Das Schiff, 
ſo zu den Wallfiſch⸗Fang deſtiniret, war ſchon lange Zeit voraus gegangen, und 
hatte das Malheur gehabt, daß es bey Stodten⸗ Huck von einem Sturm war um⸗ 
geſchmiſſen worden, indem aber der Maſt zerbrochen, hat ſichs von ſelbſten wieder 
in die Hoͤhe gerichtet, ſo daß, GOtt Lob! keine Seel verlohren ging, ſondern alle 
durch GOttes ſonderbahre Beſchirmung gerettet und behalten wurden, nach⸗ 
hero wurde es von dem Winde, auf die Seite von Bergen, faſt gantz zerſcheitert hin 
getrieben. Hergegen wir nebſt der Galliote, blieben wegen contrairen Win⸗ 
des in den Hafen bey Bergen liegen, biß den 12. May, da wir mit einem favo- 
rablen Wind nnter Seegel gingen, welcher mit gutem Wetter biß den 4. Juni 
continuirete, da wir eben die Huck von Gronland zu Geſicht bekamen. Die⸗ 
ſes Land kam uns recht miferabel vor, weil ſolches gantz mitEiß und Schnee ber 
deckt ſchiene, und an der See hin groſſe Eißberge hatte, unter welchen einige als 
hohe Klippen und Berge anzutreffen waren. Von dieſem Tage an wurden wir 
beftändig von dem treibenden Eiß incommodiret mit heftigen Sturm dabey, ſol⸗ 
ches lag über 10. 4 12. Meile von dem Lande weg, und erſtreckte ſich weit nach den 
Nordiſchen Kuͤſten hin. Wenn das Wetter gut war, ſeegelten wir laͤngſt 17 


Da nun alles zur Reiſe fertig war „wurde die darzu bedung ne Mann⸗ 


| 3 „ Sie 
Eiſe hin, um zu verſuchen, ob ſich wo irgend eine Oefnung befaͤnde, wodurch man 
hinauf nach demdande kommen konte; Es war aber ohnmoͤglich, denn daßEiß lag 
tz dichte auf einander, daß es erſchrecklich anzuſehen war, ja man konte deſ⸗ 
Een Ende nicht überfehen. Dahero wir gendthiget waren von dem Eiß wieder 
ab⸗ und in die Weſt⸗See zu gehen, damit wir ſicher waͤren, wenn ein Sturm 
entſtehen ſollte. Dieſes hielten wir eine e aus, indem wir bald zu, bald 
vom Eiſe abgingen, es wolte ſich aber keine Oefnung ereignen, wo wir konten 
hindurch kommen. Dahero die Schiffer aus eigenem Antrieb vorſchlugen, wie⸗ 
der zuruͤck zu ſeegeln, weil ſonſten der Sommer weg ging, ohne Hoffnung allda 
ans Land zu kommen, dergleichen Reden wolten gar nicht in meinen Ohren klin⸗ 
gen, weswegen ich in dieſem Punckt hart dagegen ſtuͤnde, und bliebe allezeit da⸗ 
bey, daß wir durchaus nicht vom Lande abgehen muſten, ſo lange wir noch et⸗ 
was vom Sommer uͤbrig haͤtten, weil doch ohne dem das Schiff daſelbſt dem 


| Winter uͤber folte liegen bleiben. 


Den 24. Junii geriethen wir in groſſer Leibes⸗Gefahr, indem wir von 
dem Eiſe eingeklemmt wurden! Denn da wir des Morgens an dem Eiſe hinauf 
ſeegelten, wo eine Oeffnung zu ſeyn ſchiene N fragte mich der Schiffer, ob wir 
es wohl wagen ſolten, uns dahin zu halten? Ich gab meinen Conſens darein, in 
Hoffnung, Gott werde uns glücklich hindurch führen, weil Wind und Wer⸗ 
ter ſich darnach fuͤgte. Da wir aber ein Stück zwiſchen dem Eiß hingeſeegelt, 


muſten wir unverhofft wieder ſehen, daß das Eiß abermahl aneinander lag, ſo daß 


es nicht einmahl vom oberſten Maſt konnte uͤberſehen werden, ſondern biß an 
Land hin lag, davon wir ohngefehr 8. Meile entfernet waren. Wir thaten 
zwar unſer beſtes, wieder aus dem Eiß heraus zu laviren, allein es war ohn⸗ 


möglich! Denn der Wind ſprang beſſer in Süden, und zwar mit ſolchem Sturm, | 


daß wir greulich von demEiß umringet wurden, und nur eineDiftance von 1. biß 
2. Buͤchſen⸗Schuß hatten, da wir frey vom Eiſe waren, darinnen wir beſtaͤn⸗ 
dig von einer Seite zur andern uns wenden muſten. Hier war Bangigkeit und 
Betruͤbniß vorhanden, denn vor menſchlichen Augen war keine Hoffnung mehr, 
ſich aus dieſer Gefahr zu erretten; und unſer Schrecken vermehrete ſich, da die 
Galliote, ſo bey uns war, auf ein Stuͤck Eiß ſtieß, und in den Boden ein Loch 
bekam, welches ſie in der Eile mit Tuch, und was ihnen vor die Hand kam, zu⸗ 
ſtopfeten. Und dieſes gaben fie uns durch einSignal zu erkennen; denn wir durff⸗ 
ten uns nicht ſo nahe zuſammen halten, daß wir nicht einander ſelber beſchaͤdig⸗ 
ten. Da ſolches der Schiffer gewahr wurde, ſprang er vor Schrecken in die Ca- 
jute, und ſagte zu meinem armen Weibe und kleinen Kindern, ſie muſten ſich 
nun GOttes Gewalt befehlen, und ſich zum Tode bereiten; Hier waͤre keine 
Hoffnung mehr zum Leben, denn die 1 2 hatte bereits Schaden bekom⸗ 


22 „83 O Em 
men, und wolte ſincken. Es iſt leicht zu gedencken, wie felbe hierüber erſchreckt und 
confus wurden, und was bey dieſem Zuſtand in meinem Hertzen vorging, kan 
ich nicht genug vorſtellen. Ich ſahe hier vor Augen, es wuͤrde dasjenige erfuͤl⸗ 

let werden, was mir die Leute zuvor prophezeyet, nemlich meinen und der Mei⸗ 

nigen elenden Untergang. Ich gedachte, ach! wie hat doch GOtt meine Suͤn⸗ 
den der Jugend aufbehalten, daß er ſie auf ſolche Weiſe ſtraffet? und wie kan 
ſolches feiner Goͤttlichen Barmhertzigkeit gemäß ſeyn, ſolches den unſchuldigen 
Meinigen vor meine Suͤnden mit entgelten zu laſſen? Ich ging darauf in mich, 
und dachtemeine Wege nach, wie mich GOtt bißhero gefuͤhret. Mein Gewiſ⸗ 
ſen gabe mir das Zeugniß, daß meine Abſicht bey dieſem Vorhaben vor GOtt 
rein und aufrichtig geweſen, und daß mir GOtt auf beſondere Art darinnen fort⸗ 
geholfen, konte ich Augenſcheinlich ſehen; wie ſolte es denn nun geſchehen koͤn⸗ 
nen, daß Er mich in dieſer Noth verlaſſen ſollte? Ich ermahnete alſo den HErrn, 
er wolle ſeine Ehre retten und meinen Glauben ſtaͤrcken, daß ich bey Rettung aus 
dieſer Gefahr nebſt den andern Anleitung bekommen moͤge, ſeine wunderbahre 
Vorherſehung, Guͤtigkeit und Allmacht, zu ruͤhmen und zu preiſen. Unter an⸗ 
dern fiel mir hier zu meinem Troſt bey, was ſich mit des Heiligen Apoſtel Pauli 
feiner Schiffarth zugetragen, als er nach Italien fuhr. Act. 27. Davon machte 
ich eine Application guf mich, in Hoffnung, es werde auch GOtt mir und den 
Meinigen dieſelbe Huͤlffe und Rettung wiederfahren laſſen, als er dem Apoſtel 
Paulo und ſo mit ihm gefahren, gethan. Und wie ich nun durch dieſe tröftliche 
Worte und Verheiſſungen GOttes meine eigene Unruhe und Furcht geſtillet, 
ſuchte ich auch, durch dieſelbe GOttes Gnade den andern einen Muth zu machen, 
beſonderſt meinem lieben Weibe und lieben Kindern, welche denn auch GOtt in 
dieſer Betruͤbniß kraftig aufrichtete und ſtaͤrckete. Das Wetter continuirete 
unterdeſſen mit Sturm und dicken Nebel den gantzen Tag uͤber, biß zu Mitter⸗ 
nacht, fo daß wir wenig oder nichts ſehen konnten, was uns wiederfuhr, fons 
dern wir lieſſen es bloß auf GOttes gnaͤdige Vorherſehung und Beſchirmung an⸗ 
kommen. Endlich vernahmen wir mit Verwunderung, daß wir immer mehr 
und mehr Platz bekamen, und wohl eine gute Stunde auf die eine Seite halten 
konnten, ehe wir genoͤthiget waren auf die andere zu wenden. Nachmitter⸗ 
nacht ließ der Sturm nach, und klarete ſich auf, da wir uns denn, wieder alles 
vermuthen, von dem Eiß gantz entlediget ſahen, nur daß hie und da noch einige 

wenige Stücken Eiß zu ſehen waren. Über dieſe wunderbahre und unverhoffte 

Errettung wurden wir alle ſo erfreuet, daß wir kaum glauben konnten, wir waͤ⸗ 
ren in groſſer Gefahr geweſen. Ein jeder vor ſich lobete und danckete GOtt, prei⸗ 
ſete ihn vor ſeine Snade und Wunder gegen die Menſchen-Kinderldennſallhierſtrug 

ſich beſonders zu, was im 107. Pl. ſtehet: Die mit Schiffen auf dem Meer fuh⸗ 

ren, 


23 


m Handel imgroffen Waſſern, die des HErrn Wercke er⸗ 
| und feine Wunder im Meet, wenn er ſprach, und einen Sturm⸗ 
erregete, der die Wellen erhub, und ſie gen Himmel fuhren, und in Ab⸗ 
ven, | daß ihre Seele vor Angſt verzagte, daß ſie taumelten, und wan⸗ 
. und wuſten keinen Rath mehr, und ſie zum HeErrn 
hrer Noth; und er fie aus ihren Aengſten führete, und ſtillete das Uns 
9 daß die Wellen ſich legeten, und fie froh wurden, daß ſtille worden 
| N und er ſie zu Lo nde brachte nach! ihrem wuͤnſchen. Die ſollen dem HErrn 
en um feine Güte, und um feine Wunder, die er den Menſchen⸗Kin⸗ | 
ern thut 
5 Ber Hader e dem Sturm erfolgte Stile, und aufdie Furcht und Angſt Freu⸗ 
de und Erquickung; denn der treue und gnaͤdige GOtt ließ uns, nach aller dieſer 
Gefa pas e a ſo wir eine lange Zeit auf dem Brauſenden Meer 
anden, endlich ans Land kommen, darnach wir ſo innerlich ſeufzeten, 
welch e he den z. Sl, Der Rahme des Herrn ſey gelobet, welcher biß 
ieher geholfen. 
. Wir verfielen 5 64. Grad, und Fameni in einen guten und ficheren 
1 6 zn, auſſen vor dem ſo genannten Baals - Revier, und auf der Weſtlichen 
Seite von Gronland. Ehe wir noch ans Land kamen, ohngefehr 2. Meile da⸗ 
bon, kamen e inige Gronlaͤnder in ihren kleinen Böthen zu uns. „Hier ſahe ich nun 
ie Leu e, welcherwegen ich mir ſo viele Muͤhe gegeben. Ihr erſter Anblick 
kam mir ſo elend vor, wie ſie auch in der That elend, und Mitleidens⸗wuͤrdige 
Menſchen waren; denn, was iſt wohl elenders, als wenn man keine Erkaͤnnt⸗ 
niß von GOtt tt he it, und von dem, fo von Gott iſt, weit entfernet iſt? Dieſe 
cht ung, ſie in dergleichen elenden Zuſtande zu ſehen, machte mich gantz 
betruͤbt en da ich nicht im Stande war, ihr vom Elende abzuhelffen. 
Res eme 6 wit hun, als vor fie und vor mich zugleich zu ſeufzen; vor fie, 
daß G Ott aus Gnade und Barmhertzigkeit ſie zu ſeiner Zeit von ihrer groſſen Fin⸗ 
ſterniß befreyen wolle, und vor mich ſelber, daß er mich unwuͤrdigen zu einem 
tuͤchtigen Werckzeug machen wolle, ſeine Ehre unter dieſen armen, Menſchen aus⸗ 
hen. und mir darzu die erforderlich Tuͤchtigkeit und Geſchicklichkeit ver⸗ 
W 
Da die Gronläͤnder unſere Weibs⸗ Leute zu Geſicht bekamen, und be⸗ 
f onders meine kleine Kinder, verwunderten ſie ſich ſehr daruͤber; vornehmlich 
aber hatten fie ein groſſes Vergnuͤgen die kleinen Kinder zu betrachten; wie ſie denn 
auch ihre eigene Kinder ſehr lieb und werth haben. So gleich nach unſerer An⸗ 
kunfft, waren wir beſorget, einen Platz aufzuſuchen, fo bequem wäre darauf zu 


N * 


8 bauen, wie auch einen ſichern Winter⸗Hafen vor das Schiff; wie wir aber 5 


K e err > 


24 n 0 8. | 


fo gleich am feſten Land ſolchen antreffen konten, fo bequem gnug geweſen, auch 
nicht wegen annoch kurtzer Sommers⸗Zeit uns länger damit aufhalten durfften, 


ingleichen das mitfolgende Schiff zu feiner Ruͤckreiſe forderſamſt expediret wer⸗ 
den muſte, waren wir vors erſte genoͤthiget, unſer Winter⸗Lager in den Neben⸗ 


Inſulen zu nehmen, allwo wir den oten Julii, in des HErrn JEſu Nahmen, 
eine Wohnung von Torf und Stein aufzurichten begunten, und inwendig mit 
Brettern belegten. Dieſen Platz nennten wir Hoffnungs⸗Hafen. Die Gron⸗ 
laͤnder kamen faſt alle Tage zu uns, und halfen uns die Bau⸗Materialien auf den 
Platz bringen; ſtelleten ſich dabey allezeit freundlich gegen uns. Den sten Aug. 
kamen uͤber 100. Gronlaͤnder mit Weibern und Kindern uns zu beſuchen, und 
unſer Bau⸗Weſen anzuſehen, woruͤber fie ſich ein beſonderes Bedencken mach⸗ 


ten, und ſo weit wir ſchlieſſen konten, nicht wohl damit zufrieden waren, daß 


wir den Winter uͤber allda verbleiben wollten. 0 

Den 8. Aug. kamen von Norden 16. Kone⸗Boden, (dieſes find groſſe 
und offene Bode, wie Chaloupen, ) welche alle ihre Bagage bey ſich hatten, ent⸗ 
weder nach Hauſe zu reiſen, oder auch, aus Furcht fuͤr uns, anderwerts hin zu 
ziehen. Sie hatten aber nichts zu verhandeln. a Aa 

Von den 12. biß den 15. Aug. war ich mit dem Steuermann nach dem 
feften Land hin gereiſet, um die Beſchaffenheit in dem Meerbuſen zu recogno- 
ſciren. Wir fanden zwar ein und andern Platz, fo beqvem waren daran zu bau⸗ 
en, wobey ſchoͤner Wieß-Wachs war, Vieh drauf zu halten, es war aber zu 
weit aus dem Wege von der Schiffarth, die weil der Platz 2. à 3. Meile, von den 
aͤuſſerſten See⸗Klippen ins Land lag. Nachdem nun unſer Hauß und 
Wohnung zuStande gebracht, war welches geſchahe den 31. Aug. wurde die erſte 
Predigt aus den 117. Pſalm in dem Hoffnungs⸗Hafen gehalten, und dem 
Allerhöchften vor feine gnaͤdige Beſchirmung auf der gantzen Reiſe mit inbruͤnſti⸗ 
ger Anruffung um ferneres Gluͤck und Seegen in unſerm Vorhaben, gedancket. 
Nach der Predigt wurden die allergnaͤdigſt mit gegebene Articul aufgeleſen, und 
dadurch ein jeder ſeiner Pflicht und Schuldigkeit erinnert. 

So bald der Bau verfertiget, lieſſen wir einige von unſern Leuten auf 
die See hinaus fahren, um den Grund zu verſuchen, auch was es vor Fiſche daſelbſt 
gaͤbe; weil wir bey den Gronlaͤndern noch keine andere Fiſche geſehen als Halb⸗ 
Fiſche und kleine dare. Sie fuhren bald hier und da herum, konten aber keine andere 
vernehmen als dieſelben, ob fie ſchon vielen ſchoͤnen Grund und Stellen antraf⸗ 
fen, wie in Norwegen und Nordlaͤndern, wo allerhand Fiſche zu ſtehen pflegen. 
Ich ſelbſt nebſt einigen unſern Leuten, ſo ſchieſſen konten, reiſete den 4. Sept. 
aufs feſte Land, ſo wohl uns einen beſſern Platz zum bauen aus zu erſehen, wie 
auch zu erforſchen, was vor Wild und Wildwerck zu bekommen wäre, Unter 

an⸗ 


111 ans i 83 0 888. EWR 27 
ander me wir an einen Meer⸗ Buſen, 3.1. Melle von 117 woſelbſt ein 
u al drauf zu bauen. Die Erde war ſehr ſchoͤn mit Graß bewach⸗ 
ſen el kleinen Buſchwerck von Ein und Weiden ꝛc. Es befand ſich auch 
ein ſchoͤner Lax⸗Grund da, worin wir viele kleine Laxe ſahen, davon wir einige 
lachen, weil wir ſonſten kein Garn bey uns hatten, weiche zu fangen. Wir ſa⸗ 
hen a allhier, daß ſich die Gronlaͤnder des Sommers über da aufhalten müften; 
denn es lagen viele Beine und Knochen von Renn⸗Thieren und See⸗Hunden da 
herum. In In daſigeme runde waren auch Hoͤhlen und Löcher, worinnen fie die 
Laxef H 67 Ich ging mit meinen Leuten, den gantzen Grund hinauf durch ein 
) u. 91 SR um N 2 wo e ee 0 70 und 90 


war. c n de ee Kenn son e 5 ie nur eins daben bekom⸗ 15 
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men, nebſt 3. Haaſen und einigen Rupen. 
hi Den 14. Ock. Reiſete ich mit dem Schiffer, f nebſt dem Kah en 

d einigen andern von unſeren Leuten auf eine Inſul, welche in der Bucht vom 

feten Lande lieget, ohngefehr 1.Meile von uns, allwo gleich nach unſerer An⸗ 

kunfft, einer von unſern Leuten ein Renn⸗Thier geſchoſſen, um zu verſuchen, ob 
noch mehr Wild zu bekommen waͤre. Unterweges traffen wir eine Wohnung 
eines Wilden an, worinnen 5. Familien mit ihren Je ſtunden und das Hauß 
repaı ireten, um den Winter uͤber hinein zu ziehen, weil ſich ſolcher ſchon einſtel⸗ 
lete. Sie wolten uns Anfangs nicht gern ans Land haben, weil ſie ſich vor uns 

fuͤrchteten; endlich aber lieſſen fie es zu. Nachdem wir nun ihre Wohnungen be⸗ 
ſehen, welche nur gar ſchlecht waren, reiſeten wir wieder von ihnen. Den fol⸗ 
gen enden T Tag wolten wir ſie wieder befüchen , und nahmen etwas kleine Waa⸗ 
ren zu uns, ihnen ſolche zu verehren, wir fanden aber wieder Vermuthen, daß ſie 
weggezogen waren, ohne zu vernehmen wo fie ſich hingewendet. Alſo fuͤrchte⸗ 
ken ſie ſich bey uns in der R ſie alle ihre Haͤuſer verlaſſen, 


wel⸗ 


| 26 3 0 Bf 
welche hier und da um unſer Logis herum ſtunden, und darinnen ſie die vorigen 
Jahre allezeit gewohnet; So daß wir von dieſer Zeit an, ſehr lange keine Gron⸗ 
| länder ſahen. Zumahlen da wir uns wegen bereits heran nahenden Winter zu 
| Haufe halten muſten. i 3 BE. 
0 Im September Monath war ſonſten ein ſehr ſchoͤnes Wetter, ja beſ⸗ 
ſer als im julio, da faſt alle Tage ein dicker Nebel war, ſo von der See entſtuͤn⸗ 
Il >> de, und der Sonne ihren Schein gantzbenahm. Sonſten hatten wir, ſo wohl 
| wegen Beſuchung der Gronlaͤnder als auch anderer Arbeit, ſehr gute Ruhe. 
| Gleichwohl aber wolte ſich eine Unruhe und Mißvergnuͤgen unter unſeren Leu⸗ 4 
ii ten einfinden, weil ein Theil Proviant, fo wir vom Vaterland mit gebracht, 
anfinge aufzugehen. Denn weil man gedachte, es wuͤrde in Gronland genug⸗ 
ö ſam Wild und Fiſche zu bekommen ſeyn, auch in den Schiffen nichts mehr konnte 
gelaffen werden, fo hatten wir nur wenig Fleiſch, Speck und Fiſch mit uns ge⸗ 
j nommen. Dahero wir, wieder Vermuthen, nichts zur Erfriſchung zu Wege 
bringen konnten, und von der mitgebrachten Koſt faſt nichts mehr uͤbrig war, 
| als taͤglich Grüß, Brodt und Bier zu effen, fo wurden alle und jede ungedultig 
und mißvergnuͤget darüber, murreten und beſchuldigten mich aller dieſer Ungeles⸗ 
| genheit, da ich ſie dahin ans Land gebracht hatte. Dieſes alles muſte ich leiden 
| | und vertragen, und fie mit vernuͤnfftigen und gelinden Worten zu frieden ftellen. 
5 wir zu bevorſtehenden Weyhnachts-⸗Tagen etwas erfriſchendes 
haͤtten, fingen wir an zu ſammlen, und alle Ruͤpen zu verwahren, welche wir 


auf unſerer Inſul ſchieſſen koͤnnten. Wie wir aber täglich einige ſchoſſen, und 
| die Inſul nur klein war, nahmen die Ruͤpen ſehr ab; dahero i reſolvirete, ei⸗ 
| nige Mannſchafft ans fefte Land fahren zu laffen, ohngefehr 2. Meile von unſerer 
| Wohnung, wo wir den Sommer über einige Häufer der Wilden ledig ſtehen 
N ſehen, ſich alda einige Wochen aufzuhalten, und Haaſen und Ruͤpen zu 
5 ſchieſſen. Da ſie aber dahin kamen, befanden ſie, daß ein groſſer Hauffen 
Gronlaͤnder die Wohnungen beſetzet hatten. Sie waͤren gern wieder zuruͤck ges 
| gangen, weil aber die Tage kurtz, uud die Nacht ſchon herbey kam, waren fie ger 
j noͤthiget allda zu bleiben. Die Gronlaͤnder wollten ihnen ſolches anfänglich 
nicht verftatten, da fie aber geſehen, daß fie des Nachts nicht fortkommen koͤn⸗ 
I nen, u. gantz erfroren geweſen, nahmen fie dieſelbe nachgehends in ihre Haͤuſer auf, 
| und zwar in ein kleines Hauß, wo 2. alte Weiber vor ſich allein waren, Die ih⸗ 
nen ſolches einraͤumeten, und zu denen andern in ihre Wohnungen gingen. Des 
Nachts hielten die Gronlaͤnder Wache, denn ſie befuͤrchteten, unſere Leute moͤch⸗ 
ten ihnen Ubels zufuͤgen, kaum war es auch Tag geworden, daß ſie dieſelbe wieder 
1 vom Lande haben wollten; Weil aber der Wind allzuſtarck ging, und dabey 
ſehr kalt war, durfften es unſere Leute nicht wagen, uͤber den nm 1 

ah⸗ 


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fahren, dahero ſie ihnen geben muſten, was fie bey der Hand hatten, um mit ih⸗ 
rer guͤtigen Erlaubniß allda zu verbleiben, biß ſich der Wind geleget. Sie ver⸗ 
y ihnen, da ſie denn waͤhrender Zeit mit einander bekannt 

der, nach ihrer Weiſe ſich ſehr freundlich und dienſt⸗ 


blieben alſo 3. Tage be 
wurden, und die Gronländer, nach ihrer 2 

haft gegen fie erzeiget. Auf der einen Stelle waren über 150. Seelen beyſam⸗ 
men, mit Weiber und Kinder, 30. a 40. in jedem Hauß, und ob ſie ſchon in 
ren Haͤuſern, ſo von Torf und Stein gebauet, kein ander Feuer haben, wo⸗ 
bey ſie ſich waͤrmen koͤnnen, als ihre Tran⸗Lampen, welche Nacht und Tag 

rennen, und über welchen fie ihr Eſſen kochen in kleinen Keſſeln, welche von 
Blech, Meſſing oder Kupfer gemacht ſeyn, fo war es doch fo warm bey ihnen, 
daß die mehreſten nackend ſaſſen. Da unſere Leute nun nach Haufe kamen, und 
uns dergleichen erzehleten, konnten wir uns nicht genugſam druͤber verwundern. 

Weil wir zuvor in Gedancken ſtunden, daß fie gar keine Waͤrme in ihren Haͤuſern 

haͤtten, und dahero hatten wir oͤfters groſſes Mittleiden mit ihnen wegen ihrer 
beſchwerlichen Lebens⸗Art in einem fo harten und kalten Lande. Nun aber muͤ⸗ 
ſten wir vernehmen, daß es in ihren Haͤuſern weit waͤrmer war, als in unſern. 
Die Weibs⸗Leute, wie ſie erzehlten, waren täglich beſchaͤftiget Kleider und der⸗ 
gleichen zu naͤhen und zu machen, dahingegen die Maͤnner zu Waſſer und zu Land 
der Nahrung nachgingen. Einer von ihnen, Nahmens Aroch, hatte groſſe 
Gutheit vor einen der Unſerigengefaſſet, welcher Aron hieß, weil er ſeinem Nah⸗ 


men gleich war, ſo daß er allezeit gut zu den Seinigen vor fie geſprochen, ſich 
ſo gar des Nachts bey ihn geleget, und ſich allezeit zu ihm gehalten. 
Nachdem unfere Leute nach Haufe gekommen kamen von ermeldten 
Orth 2. Gronlaͤnder zu uns, und verblieben des Nachts da, nachdem wir ih⸗ 
nen dann eine kleine Piſeretion gegeben, reiſeten ſie wieder weg. Von dieſem 
Tage an kamen die Gronlaͤnder öfters zu uns, und damit wir ihre Gunſt gewin⸗ 
nen möchten, beſchenckten wir ſie allezeit mit Kleinigkeiten. 8 
Das alte Jahr ginge GOtt Lob! gluͤcklich und wohl zu Ende, 
allein es war noch ſchlechte Hoffnung etwas zur Unterſtuͤtzung des Wercks zu ver⸗ 
dienen; denn die Gronlaͤnder hatten nichts zu verhandeln. So hatten wir auch 
keine Cargaiſon, ſo ihnen anſtaͤndig war: dieſes verurſachte nicht geringe Be⸗ 
kuͤmmerniß in mir, weil alſo nicht zu vermuthen ſtunde, daß die Compagnie 
continuiren würde, Leute allda am Lande zu halten, wenn nichts dabey zu ver⸗ 
dienen waͤre. Allein meine Augen ſahen allein auf den HErrn, auf welchen aller 
Augen acht haben, und ich hoffete auf feine Barmhertzigkeit, mich mit der Hoff⸗ 
nung troͤſtend, daß wenn wir mit den Gronlaͤndern würden beſſer bekannt werden, 


wir auch beſſeren und genaueren Bericht = Beſchaffenheit des Landes pe 
Bun. Men REST u D 2 A W men 


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men wuͤrden, und wie wir am beften unfere Sachen anwenden konten ſo wuͤr⸗ 
de es denn, mit GOttes Beyſtand, auch ſchon beſſer werden. hai 
1 Der Winter war biß hero gantz leidlich geweſen mit klarem Wetter und 
maͤſſigem Froſt. Der kuͤrtzte Tag auf dieſer Hoͤhe, iſt von 8. Uhr des Mor⸗ 
gens biß 3. oder 4. Uhr des Abends; denn die Sonne iſt hier nicht gantz unter 
dem Horizont, ſondern geht ohngefehr um 11. Uhr auf, halb 2. geht ſie wieder 
unter. Und wie ich biß dato nicht fo glücklich feyn koͤnnen, wegen Unerfahren⸗ 
heit in der Sprache, eine Goͤttliche Uebung mit den Gronlaͤndern anzuſtellen, 
oder ihnen etwas von Gott ihrem Schoͤpfer zu ſagen, fo erkannte ich doch mei⸗ 
ner Pflicht gemäß zu ſeyn, der bey mir auf der Colonie ſich befindenden Leuten, 
ihrer Seelen beſtes zu beobachten. Beym Abend⸗und Morgen⸗Gebeth wur⸗ 
de ein Capitel aus der Bibel geleſen, und einige Fragen aus dem Catechismo 
Lutheri repetiret: ſo wurde auch in unſernGebeth des gantzen Koͤnigl. Erbhau⸗ 
ſes zeitliches und ewiges Wohlergehen mit eingeſchloſſen, wie auch der Gron⸗ 
laͤndiſchen Compagnie guter Wohlſtand und des gantzen Deſſeins gluͤcklicher 
edge Nach der Mahlzeit wurde ein Capitel aus der Bibel geleſen und ein 
ied geſungen. er 
An Sonn⸗und Feyertagen hielte ich uͤber die gewoͤhnliche Evangelia 
Vormittags Predigt; Nachmittags repetirete ich die Vormittags-Predigt 
Frag⸗Weiſe; und laſe ein paar Capitel aus der Bibel, und ein Stück aus Jo- 
hann Arnds wahren Chriſtenthum. 

Meine erſte und letztere Bekuͤmmerniß war, wie ich zu einer Wiſſenſchafft, 
der Gronlaͤnder ihrer ſchweren Sprache gelangen koͤnnte, worzu nicht die ge⸗ 
ringſte Manuduction hatte, dahero ich nichts anders thun konnte, als daß, 
ſo öfters die Gronlaͤnder zu uns kamen, ich ſie fragte: (nachdem ich das Wort 
Kina verſtanden, was es bedeute, fc. was heiſſet dieſes?) von allem was die 
aufferlichen Sinnen betraf, wie alles hieſſe, und alle ſolche vorkommende Wor⸗ 
te fleiſſig aufzeichnete. Und wie ihr Accent und Ausſprache ſehr unverſtaͤndlich 
war, ſo wurden auch anfangs viele Worte unrichtig zu Papier gebracht, wo⸗ 
von ich hernach in Erfahrung gekommen. . — 

Am Neuen Jahrs⸗Tag 1722 wurden nach der Predigt, die mit gege⸗ 
benen Koͤnigl. Articuln einem jeden zur Nachricht aufs neue vorgeleſen. 

Den 2 r. Jan. reſolvirete ich zu den Gronlaͤndern zu reiſen, bey welchen 
unſere Leute letzthin logiret. Sie nahmen mich ſehr wohl auf, und gegen Abend 
zeigten ſie mir eine kleine Hütte, worinn ich mit meinen Leuten à parte logiren 
ſolte. Allein durch Verehrung einiger Kleinigkeiten, brachte ich ſie dahin, daß 
ſie mir erlaubeten, mit in einem Haufe zu ſeyn, worinnen fie ſelber waren. Dies 
ſer Haͤuſer waren ohngefehr 30., darunter das eine ein groſſes langes Hauß 15 

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che von Anfang, da wir ans Land kamen, nicht recht, friſch geweſen, nun ſchlug 


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dete ich darzu, vermoͤge einer 


bey der Com agnie aufs beſte zu recommendiren. Als ich nun vom 
Lande abging, und fie fahen daß Aron zurück geblieben kamen fie an den Strand 
geſprungen und wincketen mir, ich thaͤt aber als wenn ich ſie weder hoͤrete noch 


deute waren biß dato bey guter 


der Scorbut folgends darzu, woran 


Dien 13. dito reiſete der Buchhalter oder Kauffmann nebſt einigen Leu⸗ 
ten zu den Aron Auguſtini Sohn, um zu vernehmen, wie er mit den Gron⸗ 
Ländern konnte zurecht kommen. Wie nun einige ihm vor kurtzen einige Schelm⸗ 
Stücken bewieſen, und einige Meſſer und andere Kleinigkeiten von ihm genom⸗ 
men, furchten ſie ſich zugegen zu feyn, als fie Die Ankuufft unſerer Leute vernom⸗ 
men, dahero fie ſich davon machten; denn er hatte ihnen gedrohet, daß wenn ich 


22 


zun ihin käme, ſollte iches ſchon revangiten, was fie gegen ihn gethan hatten. 
Er erzehlte, wie ſie ihn Anfangs senfifetund vexiret, ſo daß er genöͤthiget deen 
U N 5 3 * x 1 h 2 3 = N, 


und bey 50. Menſchen mit Weiber und Kindern ſich darinnen aufhielten. Von den 
allezeit brennenden Lampen, war bey ihnen zwar groſſe Wärme por mich aber ein 
unertraͤglicher Geſtanck, weil ich eines ſolchen Nauchwercks nicht gewohnt war. 
Die Maͤnner und Weiber ſaſſen meiſt nackend dabey, und hatten ſaͤmtlich kleine 
doſen an, um ihre Blöffe einiger maaſſen zu bedecken. Des Morgens begab 
ch wieder auf die Ruͤckreiſe, ließ aber die Perſohn, Nahmens Aron, Au- 
i Sohn, bey ihnen, (es war dieſelbe Perſohn, vor welche einer von ih⸗ 
ffection bekommen, weil ‚fein Nahme Aroth mit ihrem faſt überein 
) denn ich wolte einen Verſuch thun, ob ſie ihn wolten bey ſich laſſen, da 
mir denn vorgeſetzet, ihn eine Zeitlang bey ihnen zu laſſen, damit er durch den 
Umgang nicht allein von ihrer Sprache etwas profitiren möchte, ſondern auch 
degen anderer Sachen ſich erkundigen, was ihr Weſen und Handthieren ſeyn 
kö e, ſo uns zu einigen Vortheil ware. i 
Dieſe Perſohn ſo an ſich felber ein habilerund reſolvirter Menſch war. 


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N Den 1. Febr. kamen 3. Gronlaͤnder von daſigen Ort zu uns und be⸗ 
chteten, daß Aron wohl lebete, un 5 
fie baten aber, wir möchten ihn wieder abholen; Ich muſte ihnen alſo eine kleine 
Verehrung geben, daß ſie ſo gut gegen ihn geweſen, und ihrem Begehren ein 
Genuͤge zu leiſten, gab ich ihnen einen Brieff mit an den Aron, welchen fie An⸗ 
fangs nicht annehmen wollten, aus Furcht, es moͤge etwas boͤſes zu bedeuten 


Anijetzo fing der Winter auf 


Dan en rn} 


kleinen Diferetion , und verſprach ihm, 


d daß ihm nichts boͤſes wiederfahren, 


ſchaͤrſſte an mit Schnee und Kälte, unſere 
Geſundheit, auſſer eine Perſohn, wel⸗ 


ſie auf den 12. Febr. den Geiſt aufgab. 


30 *. 0 al 
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ſen, von ſich zuſchlagen, da ſie ſich denn ein wenig beſſer angelaſſen haͤtten. 
Unterdeſſen war es nicht zu bewundern, daß ſie gerne geſehen, einem ſolchen Gaſt 
loß zu ſeyn, als deſſen Gegenwart ihnen fo verdächtig ſchiene. Damit er ihnen 
aber dieſe Furcht benehmen möchte, gab er ihnen, fo viel er konnte „zu verſte⸗ 
hen, daß der Schiffer böß auf ihn ſey, weil er nicht auf der Colonie ſeyn wollte, 
fo lange als der Schiffer allda im Lande war. Sie lieſſen ſich mit dieſer Raiſon 
abweiſen und drungen nicht mehr auf ſeine Ruͤckreiſe. * 


Bishero hatten wir noch nicht vernommen, daß unter demdandeFFiſche⸗ 


reyen gaͤbe mit Torſch, nun aber erzehlte Aron, daß die Gronlaͤnder wenn ſie 


auf der See waͤren, bißweilen mit kleinen Torſchen und ſchoͤnen Roth⸗Fiſchen 


nach Hauſe kaͤmen. 

Den 15. Febr. als den Sontag an der Faſtnacht, wurde einer von den 
Schiffs⸗Leuten, wegen begangener Hurerey mit einem der Weibs Leute; ſo 
wir mittgebracht, puclice abſolviret, und den folgenden Sontag hernach wuͤrde 
gleichermaſſen das Weibs⸗Bild loßgeſprochen. a 

Nunmehro liefen wir einige von unſerndeuten auf die See ausfahren, um 
die 117 aufzuſuchen; da wir auch kuͤrtzlich vern ommen, daß Leute auf einigen 
Inſuln wohneten, welche eine gute Meile Süd- Weſt von uns lagen, fuͤhren ſie 
dahin, um ſich bey den daſigen Gronlaͤndern einige Tage aufzuhalten, um zu ſe⸗ 
hen, was ſie vor Nahrung da haͤtten. Den erſten Abend wurden ſie gut von 
den Gronlaͤndern aufgenommen, fo lange fie etwas hatten, damit ſie ſie beſchen⸗ 
cken konten. Allein den folgenden Abend, da unſere Leute nach einigen von 


ihren Sachen geſuchet, fo fie vermiſſet, und welche die Gronlaͤnder von ihnen ge⸗ 


ſtohlen, wurden fie böfe, und wollten fie nicht langer bey ſich haben, dahero fie 
ihr Zeug aufs Feld warffen. Weil aber das Wetter ſehr ſchlimm war, und 
ſchon ſpaͤt gegen Abend, waren fie genoͤthiget ihnen mit ihrem Gewehr und Flin⸗ 
ten, womit ſie ſich im Nothfall verſehen, wenn ſie etwa von den Wilden ſollten uͤ⸗ 


berfallen werden, zu drohen. Woruͤber fie denn gantz bange geworden, und 


hatten fie gehen laſſen, ohngeachtet ihrer mehr als 300. Menſchen an dieſem Ort 
verſamlet geweſen, und unſere Leute leichtlicht hätten uͤberwaͤltigen Eönnen, 
fo ſehr lieffen fie fich von ihren Flinten und Gewehr abſchrecken, davor ſie An⸗ 
faͤnglich überaus bange waren. UnſereFiſcher fuhren 2. Tage allda auf der See 
herum, bekamen aber keine Fiſche zu ſehen, auch nicht bey den Gronlaͤndern 
welche nur auf die See fuhren, noch einer Art Voͤgel, ſo Alcken heiſſen, deren ſie 
gegen Abend einen ziemlichen Hauffen mit ans Land brachten. Gleich vor den 
Lande aber fiſcheten die Gronlander eine Art Fiſche welche Ulcken genannt wer⸗ 
den, welche ſie unter andern auch kochten und ſpeiſeten. Ihre Koſt waren auch 
See⸗Hunde, welche ſie im Herbſt gefangen haͤtten und unter dem Schnee we 

1 | wah⸗ 


— . ˙ ˙W -. * 


Leute erzel 


dte, ſo entweder ſeit 
oder fie braͤchten auch 


ſtecket, damit er ihnen keinen Schaden zufügen konte, er bekam ſolche auch nicht 

eher wieder, biß ich dahin kam. Mit groſſer Muͤhe hatte er ſich von ihnen weg 
geſchlichen, und feine Zuflucht in ein ander Haug genommen, wo er ſeine Axt 
liegen hatte, mit welcher er ſich zu wehren gedachte, wenn es drauf loß gehen ſol⸗ 
te; Allein ſie verfolgten ihn nicht länger als an die Thür, woſelbſt ſie ihn verlieſ⸗ 
fen. Man hatte G Ott hoͤchſtens zu dancken, daß es ſo abging und kein groͤſſe⸗ 
resUngluͤck geſchahe, ſie hätten ihn genug koͤnnen todt ſchlagen,? wenn fie es hat⸗ 
ten thun wollen. Nachgehends kam ein alter Mann zu ihm, welcher das Blut 

8 | i en = a 


— 


2 
31 „— 
von ihm abgewiſchet, redete ihn freundlich an, und ſagte: er ſolte nicht bange 
ſeyn, ſie ſolten ihm nichts boͤſes thun. Unterdeſſen aber waren ſie unter einander 
auch ſehr bange, weil ſie unſere Ankunfft vermuthen waren und zu befürchten 
hatten, wir möchten dieſe veruͤbte Gewalt und Überlaſt an ihnen rächen, dahero 
ſie den Aron ſehr gebethen, er ſolte nichts davon ſagen, ſo wolten ſie ihm eine 
Verehrung geben. Da ich nun dahin kam, und die blauen Augen ſahe, ſo ſie 
ihm gemacht hatten, ſagten ſie, nach feiner eigen Inſtruction, er haͤtte ſich mit 
ſeiner Flinte geſtoſſen, als er nach einem Haaſen geſchoſſen. Sie gaben ſehr 
fleiſſig Achtung, ob Aron etwas davon gegen mir erwehnen wuͤrde, weil er ih⸗ 
nen aber zu ſchweigen verſprochen, wolte ich mir auch nicht mercken laſſen, daß 
er mir etwas davon geſagt haͤtte. Doch hielten ſie aber ſehr an, daß ich ihn mit 
nehmen ſolte, vorwendende: daß ſie nun nicht laͤnger mehr da bleiben wuͤrden, 
ſondern willens waͤren, weiter hinauf zu ziehen an den Meerbuſen um daſelbſt zu 
fiſchen; Endlich uͤberredete ich ſie, daß fie ihn noch ein wenig bey ſich behalten ſolten, 


weil er ſich aber fuͤrchtete alleine bey ihnen zu ſeyn, ließ ich noch einen von meinen 
Leuten bey ihm bleiben, womit ſie eben nicht ſonderlich zufrieden waren. * 
| Ubrigens konnte ſie der Aron wegen ihres guten verhalten untereinander 
nicht genugſam loben; denn ſie lebeten ſehr friedlich und eintraͤchtig mit einander, 
und ſpeiſeten auf einem Hauffen. Der Umgang der Maͤnner und Weiber, ſag⸗ 
te er, wäre auch ſehr züchtig und hoͤfflich, fo daß er gar nicht geſehen, daß fie einige 
Leichtfertigkeit begingen, eben ſo wenig als ihre Jugend. Wie vergnuͤgt es 
nun in ſo weit iſt mit ihnen umzugehen, ſo beſchwerlich iſt es dagegen bey ihnen zu 
ſeyn wegen Unreinlichkeit und Geſtancks, ſo vom Speck und andern Zeug in ih⸗ 
rem Haͤuſern ſich befindet; alſo daß es vor denjenigen ſehr hart haͤlt, ſich bey ihnen 
aufzuhalten, der nicht gewohnt darzu iſt. Allhier kan ich nicht vorbey gehen, ein 
Affenſpiel zu erzehlen, ſo die Gronlaͤnder vor ſich hatten, als ich vor dieſes mahl 


bey ihnen war; nemlich, den erſten Abend, wie ich da angekommen, und mich 
zur Ruhe begeben, und im Schlaff gefallen, hoͤrte ich im Schlaff einen wunder⸗ 


lichen Geſang, Schreyen und Brauſen, wovon ich erwachte. Sie hatten a⸗ 
ber alle ihre Lampen ausgeloͤſchet, ſo daß es gantz fenſter war. Es war greßlich 
an zu hoͤren, wie einer von ihren Angekoken oder Hexemeiſtern auf der Erden 
ſaß, und ſpielete auf einer Trommel, ſchrie und hatte eine abſcheuliche Stimme, 
bald grob bald fein, bald pfiffe er, bald plapperte er, dann zitterte er, wie ei⸗ 
ner der furchtſam oder erfroren iſt, und kaum reden kan. Wenn er aufhielte, 
redeten alle Weibs⸗Leute fo da im Hauſe waren, und zwar mit einem ſachten und 


furchtſamen Thon; dann fingen ſie gleich wieder an zu ſingen, und dieſes konte ein 


paar Stunden nach einander dauren, daß ich halb in Bangigkeit druͤber gerieth, 
weil ich nicht wuſte, was es zu bedeuten hatte. Keiner von meinen Leuten 15 
bey 


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bey mir, ſondern waren in einem andern Hauſe. Von dar weg zu gehen, durfft 
ich nicht wagen, weil es finſter war, dahero blieb ich ſtille liegen, und that als 
wenn ichs nicht hörete was ſie vor hatten. a: 5 
| Lange Zeit hernach, bekam ich zu wiſſen, was dieſes Affenſpiel zu bez 

deuten hatte, da ich erftlich etwas von ihrer Sprache gelehret, und in gute Bekannt⸗ 
ſchafft mit einigen gerathen, ſo dazumahl gegenwaͤrtig waren; nemlich: Die⸗ 
weil ſich die Gronlaͤnder vor uns gefuͤrchtet, und nicht begreiffen konnten, aus 

was Urſache wir all da ans Land gekommen, fo muſten die fo genannten Ange- 
koken, welche ihre Weiſen und Propheten ſeyn, von ihren Tongarſuk. I. e. 
Spiritus Familiaris, vernehmen, was wir mit ihnen im Sinne haͤtten? Ob 
wir nicht gekommen waͤren dasjenige zu raͤchen, was ihre Natter ehedem an un⸗ 
ſern Leuten Se welche da im Lande gewohnet und von ihnen er⸗ 
ſchlagen worden? Und daß ſie mit ihrer Kunſt, und Huͤlffe dieſes Tongarfuks, 
unſer Vorhaben verhindern und alſo machen ſolten, daß wir auf die oder eine an⸗ 
dere Art verungluͤcken und vergehen muſten, weil ſie uns ſonſten nicht angreiffen 
duͤrfften. Dergleichen Aeffereyen ſollen fie überall und ſehr öffters gemacht has 
ben, biß endlich ihre Angekoken, da ſie vernahmen; daß wir ihnen nichts boͤ⸗ 
ſes thaͤten, ſie damit getroͤſtet, und geſaget: Daß der Prieſter fo damit gekom⸗ 
men, waͤre ſelber ein Angekok. Dieſes ſchloſſen ſie daher, weil ſie ſahen, daß 
ich predigte und die Leute unterwieſe, und uͤber ſie zu befehlen hatte. Eine faſt 
dergleichen Hiſtorie begab ſich hernach bey uns auf der Colonie, den 16. Mar- 
tii, als einige Gronlaͤnder bey uns waren; Unſer Steuer ⸗Mann vermiſſete aus 
der Kammer eine groſſe Glaͤſerne Flaſche, welche einer von dieſen Gronlaͤndern 
eggeſtohlen, und da bey ihnen darum nachgefraget wurde, leugneten ſie alle, 
daß fie foiche genommen hatten. Hierauf trat einer herfür, und erbothe ſich, 
ſolche wieder zu verſchaffen, gleich wie er dem Aron, ſo bey den Gronlaͤndern 
logirete ein paar Struͤmpffe wieder geſchaffet hatte, welche ihm waͤren geſtohlen 
worden. Dahero er ſich nun auch offerirete uns zu ſagen, wer die Flaſche 
genommen haͤtte wenn wir ihm etwas dafuͤr geben wolten. Weil ich nun gerne 
ſehen wolte, was vor Klugheit er gebrauchen wuͤrde, verſprach ich ihm ein kleines 
Prefent; Worauf er ein Sieb nahm, welches er an der Wand haͤngen ſahe, und 
ſo er an ſtatt einer Trommel gebrauchen wolte; dann ſetzte er ſich auf die Erde, 
und hieß uns alle fo drinnen waren, auch niederſitzen, und gantz ſtill ſchweigen. 
Gleich drauf fing er an vor ſich zu murmeln, und mit dem Sieb auf die Erde zu 
mahlen, machte wunderliche Gebaͤrden, mit ſchreyen und ſauer ſehen, zog ſich 
an ſeinen Zaͤhen und andern Gliedern, gleich wie einer der groſſe Pein und 
Schmertzen in feinen Gliedern hat; dann rede er zu ſeinen Cameraden, und da 
alle die Narren⸗Poſſen zu Ende, ſtunde er 12 auf, und wieſe auf alle ſo da 
| | im 


3 o 5 


men. ——— — 


—— — und mehr Wiſſenſchafft hätte als andere, ich dieſe Kunſt auch 
verſtehen muͤſte. | g A ei 
Dien 27. kamen wieder einige Gronlaͤnder zu uns, und hatten einige 
Fleine Torſche und Rothfiſche bey ſich, welche fie uns verkauften. Vor einigen 
Tagen hatte ich welche von unſern Leuten in den Meerbuſen geſendet, allda zu 
fiſchen, kamen auch den 28. wieder nach Hauſe, und brachten etliche kleine Torſche 
und Rothfiſche mit, welche ſie da gefangen hatten, wiewohl nicht mit unſern ei⸗ 
genen Fiſch⸗Schnuren, mit welchen ſie keine haͤtten fangen koͤnnen, ſondern mit der 
Gronlaͤnder ihren, welche laͤnger waren, und gantz zart geſchnittne Riemgen 
von Wallfiſch⸗Daͤrmen, mit welchen viel beſſer zu fiſchen iſt als mit un ſern Hans 
ſenen Schnuren. Aron Auguſtini Sohn, kam mit ihnen auch wieder zuruͤck, 
weil ſeine Haus⸗Wirthe taͤglich fortzogen, und ſich weiter in den Meerbuſem hin⸗ 
ein begaben, weil nach ihrem Vorgeben daſelbſt befler zu fiſchen ware. Den ro, 
und 11. April. fiel ein ſtarcker Regen, und mit Süden Wind kam ein groſſer 
. Eiß aus denen Meerbuſen angetrieben. Von Anfang des September 
Monaths hatten wir keinen Regen noch Sũden Wind gehabt, ſondern beſtaͤn⸗ 
dig klares Wetter und Froſt. ee eee eee ee 
| Vom heutigen Tage an kamen die Gronländer mit ihren Kone⸗Bo⸗ 
den uns vorbey gefahren, auſſer unzehlige andere kleine Boden, ſo nach Norden 
. — um ſich auf die Plaͤtze zu begeben, wo der See⸗Hunde⸗Fang anzugehen 
I eget. 5 0 N P Herr 5 40 
90 Wir lieſſen abermahl unſere deute auf die See hinaus fahren, nach Fiſchen 
zu ſuchen, ſie kriegten aber nichts. Nach Auſſage der Gronlaͤnder hatten wir die 
Fiſche nicht ehr zu gewarten als zu Ende dieſes Monaths, da der ſo genannte Ne⸗ 
pifet in groſſer Menge kommt, und hernach Halb-Fiſche und Laxe. Den 18. 
damen einige Gronlaͤnder zu uns, und erzehleten, daß fie einige Schiffe nach Nor⸗ 
den auf den Wallfiſchfang haͤtten vorbey gehen ſehen. Wir hielten nun auch 
täglich eine Chaloupe mit Volck auf den aͤuſſerſten Inſuln, um ſich nach den 
Schiffen umzuſehen, ſo wir von unſern Vaterlande vermuthen waren. Dan. 


0 7 2 


bekamen wir von der Colonie ein Schif zu ſehen; wir lieſſen gleich eineChalou- 
pe ausfahren, welche wieder kam, und berichtete, daß es ein Hollænder wäre, 
welcher auf den Wallfiſchfang ging. Des Commendeurs oder Schiffers fein 


Nahme war Claus Top, Aus Neugierigkeit mit mir zu reden, ging er an dem 


Lande hinauf in einen Hafen, nicht weit von uns. Ich fuhr auf das Schiff zu 
ihm, und als er mich und die andern Leute ſahe, konte er ſich nicht genug verwun⸗ 
dern, und ſahe ſolches als ein Miracle an, daß wir es nicht nur den Winter uͤber 
haͤtten aushalten koͤnnen, ſondern auch nicht waͤren von den Wilden uͤberfallen 
und erſchlagen worden. Er konte kaum glauben, daß der Winter ſo mild und 
ertraͤglich geweſen, ingleichen ae gb den Gronlaͤndern und uns eine ſo gu⸗ 
te Vertraulichkeit geweſen, daß wil ſo gar bey ihnen geſchlaffen; Allermeiſt aber, 
daß eine eintzige Perſohn von den Unſrigen ſich in 3. Monathe bey ihnen aufhalten 
duͤrffen. Wie er nun Luſt hatte unſer Hauß zu ſehen, bath ich ihm ans Land zu 
kommeu, da ich ihm alles zu gute thaͤte, was ich nur vermogte. Er blieb auch 
des Nachts bey uns, und da er des Morgens wieder weg ging, folgte ich auf ſein 
Begehren mit ihm an Bord, allwo er mich auf das hoͤflichſtetractirete. Mitt⸗ 
ler weile, daß ich bey ihm am Bord war, kam ein Gronlaͤnder mit einem Ko⸗ 
nebod zu ihm, mit ihm zu handeln, da wir mit Verwunderung ſehen muſten, daß 
er in Zeit von einer halben Stunde mehr von dem einen Bod erhandelte, als wir 
die gantze Zeit gethan hatten, da wir am Lande geweſen. Die Urſache war, daß 
die Hollaͤnder den Gronlaͤndern einen weit beſſeren und billigen Kauff geben, als 
wir thun koͤnnen, anbey auch mit beſſern und ſchoͤneren Handels⸗Wahren verſe⸗ 
hen als wir. Dieſer Commendeur hatte 13. Reifen hieher gethan, und ſage⸗ 
te: daß hierherum die beften Handels⸗Plaͤtze waͤren; wenn man nur gute Wah⸗ 
ren haͤtte ſo den Gronlaͤndern anſtaͤndig wären. Nach Verlauf einer Stunde 
ging der Holländer wieder in die See; Die erfreuliche neue Zeitung ſo er uns mit⸗ 
brachte, war, daß das Schiff, ſo mit uns hieher ans Land gefolget, und wie⸗ 
der zuruͤck gegangen, gluͤcklich zu Hauſe angelanget waͤre. Er haͤtte gern einen 
Extract aus meinem Jour nal gehabt, allein ich trug Bedencken, ihm ſolchen zu 


communiciren, und entſchuldigte mich damit, daß die Kuͤrtze der Zeit es nicht lei⸗ 


den wolte. Uebrigens bekam ich ein Placat von ihm, ſo von den Hrn. Staaten von 
Holland ausgegeben, und diejenigen anging ſo nach Gronland fahren, wie ſie 
ſich gegen die Wilden verhalten ſolten. | \ 
Den 22. April. ſahen wir 8. Schiffe, nach Norden zu, vorbey pafliven; 

| Den s. May wurde der Steuermann mit einer Chaloupe und behöris 
ger Mannſchafft, Nordwerts commendiret,um ſich der Gronlaͤnder ihrer Hand⸗ 
chierung zu erkundigen, (als welche täglich nach Norden zu vorbey gingen,) wo 
ſie ſich aufhielten und was fie fingen; in Hoffnung fie wurden auch ar 
Merck⸗ 


36 3 o Eile | 
Merckmahle des Wallfiſchfangs ſehen, weil die Gronlaͤnder kurtz zuvor einige 
Stucke Speck von den kleinen Springern zu uns gebracht hatten. Er kam aber 
den 9. wieder an, und hatte nur einige Gronlaͤnder mit ihren Zelten 3. a 4. Mei⸗ 
le nach Norden ſtehen ſehen, hätten aber nichts gehabt als See-Hunde, welche 


ſie kuͤrtzlich gefangen, ſie wolten ihm aber nichts davon geben, wie viel er ihnen 


auch dafür haͤtte geben wollen. Die Gronlaͤnder hatten ihm ſchlechte Hoffnung 
gemacht, und ſo viel er verſtanden, waͤren an dieſer Grentze keine Wallfiſche zu 
bekommen, und die groſſen Wallfiſche wuͤrden nirgends als weit nach Norden 
hin gefangen. Nun waren wir zu unſerm Ungluͤck nicht im Stande, das Schiff 
nach den Plaͤtzen gehen zu laſſen, wo der fiſchfang getrieben wird, biß uns 
Gotterſtlich von unſerm Vaterland ein Schiff zugeſendet. duch Handel 
ſchiene es gleichfalls ſchlecht auszufallen, es ſey denn, daß wir mit duͤchtigern Han⸗ 
dels⸗Wahren verſehen würden, womit wir den Hollaͤndern vorbeugen koͤnten, 
welche nur den Handel für uns zu verderben ſuchten. Am ſelbigen Tage ſahen 
wir wieder ein Schiff vorbey ſeegeln; unſer Schiffer fuhr gleich mit 2. Chalou- 
pen hin zu ihm, in Hoffnung es wuͤrde das unſrige ſeyn, allein es war auch ein 
Hollaͤndiſcher Handels-Mann. Anfangs wolte er ſie nicht aufs Schiff zu ihm 
laſſen, aus Furcht ſie moͤchten Ordre haben ihn anzutaſten. Er ſagte: er wäre im 


Lande bey Staden Huck geweſen, auf s 1. Grad, allwo er guten Handel mit den 
Wilden getrieben, vornehmlich mit Fellen. E 


DObuns chon die Gronlaͤnder ſchlechte Vertroͤſtung, Wallfiſche in der 
Naͤhe zu fangen, gegeben, ſo reiſete dennoch der Schiffer mit 2. Chaloupen den 
11. May ein Stücke Nordwerts, in der Abſicht, eine Zeitlang allda zu verbleiben, 
um zu ſehen, ob er Wallfiſche ſehen und ihnen ankommen koͤnte. Meine Sorge 
war nun ſehr groß, daß etwas zu Erſtattung der bereits angewendeten Koſten, als 
deren ſo noch ferner zu unſerm Deſſein anzuwenden waren, moͤchte eingebracht 
werden. Annoch geöffer aber meine Bekuͤmmerniß, wie ich einmahl ſo gluͤcklich 
ſeyn moͤchte, etwas von der Gronlaͤndiſchen Sprache zu profitiren, weil mir es 


nun lang und verdrießlich fiele, daß ich wegen Unwiſſenheit der Sprache nicht ver⸗ 


ſtaͤndlich mit ihnen reden konte, fo ließ ich meinen aͤlteſten Sohn, welcher etwas 
zeichnen konte, einige Bibliſche Hiſtorien abreiſſen, von der Schoͤpfung, vom 
Suͤndenfall, und Chriſti Erloͤſung, item, von Chriſti Wunder⸗Wercken, vom 
juͤngſten Tag und Auferſtehung der Todten ꝛc. dieſe zeigte ich den Gronlaͤndern, ſo 
zu mir kamen, erklaͤrete ihnen dabey fo gut als ich konte, was es zu bedeuten haͤt⸗ 
te. Etwas konten ſie davon begreiffen, gefiel ihnen auch ſehr wohl, wie ich ih⸗ 
nen aber zeigete, wie GOttes Sohn die Krancken heilete, und die Todten aufer⸗ 
weckte, wenn er nur redete, ſie anruͤhrete, oder ſie anbließ, da baten ſie mich, ich 
möchte fie auch anblaſen. Dieſes hatten fie auch ſchon einmahl mung 

ch 


r 
3 


a —— — 


gehret: denn da ich einsmahls predigte, 


mit ſich genommen, bekommen. Nach der Zuruͤckkunfft unferer Leute von Nor⸗ 
den, wurden alle und jede ungedultig, daß es ſo lange waͤhrete, ehe daß Schiff 
von unſerm Vaterland ankaͤme. Vom Anfang des Aprill⸗Monaths biß nun, 
hatten wir täglich Schiffe vorbey ſeegeln ſehen, unſeres aber blieb zu unſer groſſen 
Furcht und Betruͤbniß auſſen, ſo daß wir nicht wuſten, was wir davon ſolten 
gedencken. Der Schiffer nebſt ſeinen Leuten urgirete, daß er nicht laͤnger dar⸗ 
nach warten koͤnte, weil kaum noch fo viel Proviant im Vorrath waͤre, daß fie 
ſich damit auf der Retour-Reiſe behelfen koͤnten. Die andern Leute, welche be⸗ 
ſtimmet waren, allda im Lande zu verbleiben, wollten auch nicht auf eine unge⸗ 
wiſſe Sache zuruͤck bleiben, wenn der Schiffer wolte weg gehen; denn wo das 


Schiff vom Vaterlande nicht ankaͤme, wären wir alle im betruͤbten Zuftand ge⸗ 
» 4 Br 


ſetzet. 5 8 
Allhier gefiel es dem allmaͤchtigen GOtt, mich abermal auf eine groſſe 
Sic und Verfuchung zu ſetzen; Gleichwie aber alle unfere Sachen, ſo von 
ichtigkeit waren, nach mitgegebenen Koͤnigl. Articuln, nicht ohne reifliche 
Berathſchlagung durften vorgenommen werden, ſo ließ ich den 26. dito den 
ſaͤmtlichen Rath verſamlen, um mit ihnen zu uͤberlegen, was wir anfangen ſolten? 
Ich bliebe allezeit dabey, es muͤſte das Schiff am Lande liegen bleiben, ſo lang 
als es nur moͤglich ſeyn konte; denn ich konte ohnmoͤglich anderſt glauben, als 
daß die Compagnie uns ein Schiff geſendet haͤtten; daß aber deſſen An⸗ 
kunfft ſo lange verweilete, waͤre entweder contraire Wind ſchuld daran, 
oder auch eine andere Hinderniß, ſo wir nicht wiſſen koͤnten. Allein ein je⸗ 
der wolte doch vor unſicher befinden, ſo lange nach einem Schiffe zu warten, 
biß daß Proviant alle verzehret; was wir denn hernach anfangen wolten? 
Daher ein jeder zu feiner Sicherheit darauf ſtunde, nicht länger nach einem 
Schiffe zu warten, als man ſo viel Proviant haͤtte, damit man nach Hauſe ge⸗ 
hen koͤnte. Wieder dieſes alles hatte ich nichts einzuwenden, ſondern muſte mir 
es gefallen laſſen. Dieſer Umſtand nun ſetzte mein Gemuͤth in die groͤſte Con- 
fuſion; hier ſtritte Furcht und Hoffnung gegen einander. Ich hoffete und glau⸗ 
bete dennoch, daß der Allmaͤchtige GOtt, welcher mich, wieder all menſchli⸗ 
ches Vermuthen, durch ſo viele Hinderniß und Gefaͤhrlichkeiten allda ans Land ges 
fuͤhret, auch nun mich nicht verlaſſen würde, ſondern alle Dinge dergeſtallt für 
gen, daß was ich angefangen auch gluͤcklich vollenden koͤnte. Allein dieſe Hoff⸗ 
nung und Muth war oft mit Furcht und Zweiffel vermenget. Ich konte in dieſem 
meinen Anliegen und Beklemmung mit niemanden zu Rathe gehen als mit H Ott, 
welchen ich ohnablaͤſſig um Rath und Huͤlffe innerlich anrieff, welches gleichfalls 
mein liebes Ehe⸗Weib nicht unterließ, indem es ihr eben ſo nahe ging, als mir. 
Sie tröͤſtete mich und ſagte: ich ſolte nicht zweiffeln, Gott wuͤrde uns ſchon ar 
ei⸗ 


1 —B 2. 


| 0 Se 33 
Zeiten Schiffe zu ſenden; Solte es aber G Ott gefallen uns auf die Probe zu ſe⸗ 
Ben, daß das Schiff vom Vaterland nicht ſolte ankommen, ehe die andern weg⸗ 
gingen, ſo relolvirete fie mit mir, in Zuverſicht auf GOttes gnaͤdige Vorſorge, 
zurück zu bleiben, falls die Ruͤckreiſenden gegen Bezahlung uns von ihrem Pro- 
viant etwas uͤberlaſſen wolten, und noch einige wenige Leute von den andern bey 
uns bleiben wuͤrden; Denn nun waͤre die Sache allzuweit gekommen, daß nun 

alles ſolte vergebens ſeyn. Ich ſelber ſahe das Werck von ſolcher Wichtigkeit 
an, daß ich es nicht ſo leicht übergeben konte. Dahero ich dem Schiffer nebſt 
den uͤbrigen Leuten vorſchlug, ob ſie nicht gegen Bezahlung, die Ranſon einer 
Mahlzeit vor jeden Tag von ihrem Proviant, fo fie mit nach Hauſe nahmen, uͤber⸗ 
laſſen wolte; worzu fie ſich auch endlich bereden lieſſen. So beredete ich auch mit 
guten Worten und Verſprechungen 6. Gemeine, daß ſie wolten bey mir bleiben, 
alſo daß wir mit einer Familie 12. Menſchen aus machten, ſo da im Lande verblei⸗ 
ben wolten. Zu unferm Unterhalt wurde uns alſo uͤberlaſſen 4. Tonnen Grüß, 
10. Tonnen Mehl eine Tonne Butter, 7. Tonnen Maltz und 1. Ancker Brandte⸗ 
wein. Nachdem dieſes beſchloſſen, ſandten wir den 28. einige von unſerngeuten 
in den Meerbuſen, die Wilden aufzuſuchen, welche ſich allda aufhielten, um ih⸗ 
nen kleine Lodden zu fangen, und nach Renn⸗Thieren zu jagen, in Hoffnung, von 
dergleichen auch etwas zu bekommen. Sie blieben da biß den 4. Juni und hatten 

in dieſer Zeit 2. Renn⸗Thiere geſchoſſen. Von den Gronlaͤndern hatten ſie nichts 
vernommen, weil ſie weiter dem Meerbuſen hinauf gezogen waren, und dahin zu 
fahren, wolte die Zeit nun nicht zu laſſen. Sie hatten hier und da viele friſcheKopf⸗ 
Beine, und Fuͤſſe von Renn⸗Thieren gefunden, welche die Gronlaͤnder neulich 
getodtet hatten. Imgleichen hatten ſie eine groſſe Menge Lodden geſehen, wel⸗ 
che die Gronlaͤnder mit Reuſen fangen und auf den Klippen trocknen. Von den 
See⸗Hunden ſagten ſie, daß es davon wimmelte in der See bey viel tauſend⸗ 
weiß, haͤtten aber von beyden nichts bekommen koͤnnen. | 
 Mechft verſtrichenen Tagen, da einige von unfern Leuten auf den Inſuln 
geweſen und Holtz geſucht hatten, fanden ſie bey einigen wuͤſten Gron⸗ 
laͤndiſchen Haͤuſern 3. a 4. todte Menſchen, welche dieſen Winter geſtor⸗ 
ben waren. Sie lagen in einer kleinen Hütte oder Hole, und waren geziemend 
hingelegt, und mit Kleidern von bereiteten Fellen von Renn⸗Thieren bedecket, 
eingewickelt und wohl verwahret. Zuvor hakte man, bey ihrer Todten⸗Graͤber, 
ſo ſie von Stein aufgerichtet, unterſchiedlich Werckzeug gefunden, ſo dem Ver⸗ 
ſtorbenen zugehoͤret, als ſein Bod, Pfeile, und andere Kleinigkeiten, womit 
die Nachkommen ſich nicht bemengen wolten, indem ſie vor der verſtorbenen Sa⸗ 
chen groſſen Abſchen haben, ſich vor unrein ja ungluͤcklich halten, wenn ſie etwas 
gnruͤhren ſo einem Todten zugehoͤret. 5 as 85 


. 


49 „S 0 Eee 


Obzwar in dieſen Tagen guter Wind vor unſere Schiffe geweſen, ſo ſa⸗ 
hen wir doch nichts davon. Welches uns alle Hoffnung benahm, es wuͤrde ein 
* zu uns kommen, daß es alſo je laͤnger je ſchlechter wurde; Ja, die Um⸗ 
ande fielen alſo vor mich, daß ich genoͤthiget war, meine Reſolution, allda 
am Lande zu bleiben, zu veraͤndern; denn ich wuͤrde heimlich gewarnet, wie die 
Leute unter ſich ſelber, wegen unſerer beſchloſſenen Zuruͤckbleibung, raiſonireten, 
und den andern, ſo bey mir bleiben wolten, vorhielten: daß wenn nicht zu guter 
Zeit ein Schiff kommen ſolte, (weil das wenige Proviant ſo wir haͤtten nicht ein⸗ 
mahl biß zu Ausgang des Marti Monath zureichen wuͤrde, ) was fie denn anfangen 
wolten? Sie antworteten: Sie wuſten wohl was ſie thun wolten, nemlich, 
wenn bey Zeiten keine Schiffe kaͤmen, ſo wolten ſie, wenn Hollaͤnder vorbey 
paſſireten, die Chaloupe oder Bod nehmen, und zu ihnen fahren, und wolten 
den Prieſter mit den Seinigen laſſen wo er wolte. Hier konte ich nun vernehmen, 
was ich mich zu ihnen zu verſehen haͤtte. Dieſes uͤberlegte ich bey mir vernuͤnfftig, 
und mich duͤnckete, ich wuͤrde nur den lieben GOtt verſuchen, wenn ich, (ohn⸗ 
geachtet ich nun hörte was ſie zu thun geſinnet wären, wenn es darzu kaͤme daß fie 
ſolten bey mir bleiben, bey meiner Reſolution bleiben wolte. Alſo befand ich in 
allem groſſe Schwuͤrigkeit und Ungewißheit; Ich gedachte: Wer weiß, ob die 
Compagnie Schiffe zu uns ausgeſendet, weil man bey Abgang des Schiffes, 
ſo voriges Jahr wieder nach Hauſe ging, keine Hoffnung geben konte, daß allhier 
etwas zu verdienen war? So wuſte ich auch, wie beſchwerlich es zuginge, ehe 
ich fie Anfangs perſuadiren konte, etwas auf Gronland zu wenden; und daß 
kaum ſo viel konte zuſammen gebracht werden, als zu Ausruͤſtung dieſer beyden 
erſten Schiffe noͤthig waren. Solte es auch ſeyn, gedachte ich, daß ein Schiff 
zu uns geſchickt waͤre, ſo ließ ſichs doch anſehen, daß wichtige Urſachen ſeyn muͤ⸗ 
ſten, welche deſſen Ankunfft aufhielten und hinderten, weil ſchon laͤngſt alle an⸗ 
dere Schiffe vorbey pafliret. Solte es verungluͤcket ſeyn, fo ſetzte ich mich und 
andere in einen betruͤbten Zuſtand, wenn ich da verbleiben wolte. Weil man 
ſonſt keine andere Urſache wiſſen konte, warum das Schiff ſo lange wegbliebe, 
ſo koͤnte uns kuͤnfftiges Jahr daſſelbige begegnen; Denn wenn das Schiff vom 
Lande nach Haufe kaͤme, und die Compagnie zu hören kriegte, wie ſchlechte 
Hoffnung vor ſie waͤre, daß die angewendete Koſten konten erſtattet werden, ſo 
waͤre nicht zu vermuthen, daß ſie weder mehr auf mich noch auf Gronland (pen- 
diven wolten. Aber mein in allen Zufaͤllen beftändiges Ehe⸗Weib tröftete mich 
allezeit, ich ſolte bey meiner erſten Keſolution verbleiben, ſie hoffte gewiß, daß 
uns Gott beygeiten Hülffe ſenden würde. Für meine eigene Perſohn hätte ich 
es leichtlich dabey bewenden laſſen allein wenn ich betrachtete, wie es mich ſchmer⸗ 
tzen wuͤrde, wenn es fo unglücklich ausfallen ſolte, daß keine Schiffe zu uns kaͤ⸗ 
Jer + men 


| = 0 er m. 
alsdann die Meinigen auf das elendeſte muͤſte orepiren ſehen, fo duͤnckte 
re ich nicht darein willigen koͤnte. Dahero berieff ich den 6. Junii den 
ieder zuſammen, mit ihm zu conferiren, wie lange wir noch aufs hoͤchſte 
konten, wenn wir auf ein Schiff warten wolten. Ich ſtunde wohl drauf, 
n abſolut biß zu Ausgang des Julii Monaths warten muͤſſe, ſie waren 
es weges darzu zu bereden, vorgebende, die Reiſe koͤnte lange dauren, 
un man an Lebens⸗Mitteln zu kurtz kommen wurde. Hierinnen bezeigten 
dieſelbe mehr Eigenſinnigkeit, als Chriſtliche Liebe und Billigkeit, weil wir noch 
Monathe Proviant im Vorrath hatten. Kurtz zu ſagen, ich muſte mit ih⸗ 
einftimmen , daß ich nach Verflieſſung 14. Tage und nicht länger See⸗ 
ferti. en Alſo wurde endlich beſchloſſen, uns zur beſtimmten Zeit 

Ju der Zeit ging meine Unruhe erſtlich recht an, wenn ich zurück gedachte, 
wie ich fo vieles vergeblich gethan und gelitten haͤtte. Die Uebrigen waren ſaͤmt⸗ 
lich froh, daß ſie von Gronland wieder nach Hauſe kommen ſolten, allein vor 
mich und die Meinigen war es ſehr bitter und hart. Ich holte noch immer GOtt 

wuͤrde uns ſchon ein Schiff ſenden, ehe es ſo weit kaͤme; Doch geſtehe ich, daß 
meine Hoffnung mit groſſer Furcht vermenget war. Es iſt leicht geruhig zu ſeyn, 
zu hoffen und zu vertrauen, wenn keine Noth verhanden, allein in betruͤbten und 
dedraͤngten Zuſtande gutes Muthes zu ſeyn, und eine groſſe und feſte Zuverſicht 
tt haben, iſt eine Gabe GOttes. Es war zu verwundern, wie mein lie⸗ 
he⸗Weib bey allen dieſen Umſtaͤnden fo zufrieden war, und ſich nichts an⸗ 

5 nließ. Denn fie war auf keine Arth dahin zu vermögen, daß ſie ſich zur 
Reiſe ſo weit es uns ſelber anging, haͤtte ſollen fertig machen, dahingegen, als 
Kauffmann und die andern einpacken ſahe, was auf der Colonie war, und 


N 


ſie den K g | | 
der Compagnie zugehbrte, ſagte fie wohlgemuthet zu ihnen, daß ſie vergebliche 
Arbeit machten; GOtt würde gewiß ihren Unglauben beſchaͤmen, daß ſie ſo 
ſchlechte Zuverſicht zu ihm hätten, ſie wuͤrden ſchon darzu thun muͤſſen, dasze⸗ 
nige wieder aufzunehmen, was fie eingepackt und verwahret haͤtten. Solche 
Reden waren ihnen fehr lächerlich, dieweil in ihren Gedancken alle Hoffnung 
aus war, daß ein Schiff ankommen wuͤrde. Bey mir aber war es etwas ſon⸗ 
derbahres und merckwuͤrdiges, da es mein niedergeſchlagenes Gemuͤth nicht we⸗ 
Nachdem nun der guͤtige GOtt mich lange gnug auf die Art probiret und 
verſuchet, bewieſe er endlich, daß er derjenigen Zuverſicht ſey, welche auf ihn 


3 
0 


hoffeter Denn als ich den 27. Junii des Abends gantz bekuͤmmert zu Bette ging, 
und it 8 e e j 
redete, worinnen ſie mich allezeit troͤſtete, zn von unſern n., 


mit meinem lieben Ehe⸗Weib von unſern gegenwaͤrtigen betruͤbten Zuſtand 
Re: . 


4 I 2 

fen, welcher aber in der Höhe war und Wache hielte, und verkuͤndigte uns, daß 
er ein Fahrzeug von Norden her rudernd kommen ſaͤhe, und glaubte, es ware un⸗ 
ſer Schiff und Leute ſo wir erwarteten, denn er hoͤrte daß ſie Nordiſch redeten. 
Meine Sorge und Bekuͤmmerniß veraͤnderte ſich auf einmahl in Freude und Ver⸗ 
gnuͤgen, wie das Both ans Land kam, und berichtete, daß 2. Schiffe in Geſell⸗ 
ſchafft waͤren, ſo von unſerm Vaterlande kaͤmen, und waͤren 2. Meile Nord⸗ 
werts von der Colonie in einen dicken Nebel verfallen, woſelbſt ſie ſchon 8. Ta⸗ 
ge lang, Ungewitters halber, gelegen, weil fie im Zweiffel gerathen, auf der 
rechten Hohe angekommen zu ſeyn, wo die Colonie ſich aufhielte, wären alſo 
willens, Tages hernach, da ſie eingelauffen, wieder heraus zu gehen, und ſich 
weiter hin nach Norden zu begeben. Wie aber das eine Schiff bey deren Ein⸗ 
gang in den Hafen, auf dem Grunde gerathen, und an den Kiel Schaden gelitten, 
begunte ſolches leck zu werden, dahero durfte ſich der Schiffer nicht fo leicht wies 
der in die See wagen, ſondern wolte ſeinen Schaden erſt auſſer Gefahr ſetzen. 
Indeſſen wurde es klar Wetter, ſo daß der Steuermann welcher die vorige 
Reiſe mit geweſen, itzo auch wieder auf dem einen Schiffe ſich befand, einige 


Kennzeichen der Klippen am Lande ſahe, refolvireteer, erſtlich mit dem Both 


zu recognoſciren nach Suͤden zu, da er denn auch, G Ott ſey Lob! glücklich auf 


uns traf. 8 N | 
Ich konte alſo nicht anders als Gott hertzlich dancken und feine vaͤterli⸗ 
che Vorſoͤrge vor uns ruͤhmen und preiſen; Denn feine Augen ſahen auf die, fo 


ihn fuͤrchten, und auf ſeine Barmhertzigkeit hoffen. Ja! der guͤtige GOtt thate 
mehr als wir vermutheten, denn an ſtatt daß ich befuͤrchtete, die Compagnie 
möchte das Angefangene nicht weiter fortſetzen, erfuhr ich, das fie das Deflein 


fortzuſetzen gantz eifrig waren, welches fie zur Gnuͤge ſehen lieſſen, indem ſie uns 
2. Schiffe mit Proviant und andern noͤthigen Sachen zuſthickten. So wurde ich 


auch mit einem herrlichen Aufmunterungs⸗Schreiben von dem Hoch⸗reſpecti- 


ven Collegio de curſu Evangelii Promovendo erfreuet, und gnaͤdigſt 
verſichert, daß Ihro Königl. Majeſt. allergnaͤdigſt intentio niret wären, die an⸗ 
gefangene Gronlaͤndiſche Million fortzuſetzen. 2 
Nachdem uns nun der guͤtige GOtt mit zwo Schiffe erfreuet, fo begab 
ſich unſer Schiff die Hoffnung genannt, ſo den Winter uͤber bey uns am Lande 
gelegen, wieder auf die Ruͤckreiſe, deſſen Abgang geſchahe den 2 1. Junli. Die 2. 
andern angekommene Schiffe hatten Ordre, ſo bald ſie ausgeladen, ſich auf 
den Handel und hernach nach Hauſe zu begeben. ö 
Immittelſt daß die Schiffe im Hafen lagen, nahm ich mit beyden Schif⸗ 
fern eine Reiſe vor nach dem Præſtefiord, um ihnen deſſen Beſchaffenheit ſehen 
zu laſſen, ob er bequem waͤre, ſo wohl vor uns eine beſtaͤndige Loge allda zu errich⸗ 
6 ten, 


* PP 


ten, als auch ob die Sb könen in ein regen und 1575 darinnen liegen. Bey 
unſerer Ankunfft traffen wir einige e ronlaͤnder an, welche ſich anjetzo allda auf 
ten ach Renn⸗Thieren] jageten, auch Laxe cdl, de Die Schiffer be⸗ 
Gelegenheit in allem ſehr gut, alleine unckte ſie, daß der Einlauff 

chiffe etwas zu lang fiele. 

1 Hir muß ich zugleich etwas merckwürdiges mit anfuͤhren, was mir auf 
er Reiſe begegnete, nemlich: Unter den daſigen Gronlaͤndern ſaß eine Frau 
geen Kinde, ohngefehr3.a 4. Jahr alt, aufdem Schooß habend wel⸗ 
es ſehr kranck war. at Vater, welcher dabey ſaß war nebft der Mutter 
be betrübt, weil ſie befuͤrchteten, das Kind möchte ſterben, ſie baten mich, ich 
noch die Hand außſolches legen und es anblaſen, ſo hofften ſie, es wuͤrde beſſer 
mit ihm werden. Ihr Begehren kam mir ſehr wunderlich vor, nicht wise nde 


ob ich mit gutem Gewiſſen ihrem Begehren eine Gnuͤge thun koͤnte. Der Va⸗ 

ter kam darauf zu mir mit einem Stuͤck Speck und einem Stuͤck Horn von einem 
Einhorn, und wolte mir ſolches ſchencken; Ich antwortete ihm, ich wolte nichts 
von ihm haben, und bedeutete ihm, ſo gut als ich konte, daß ſie den Schoͤpffer 
des Himmels, ihnen den Himmel weiſend, anruffen ſolten, denn er alleine wäre 


dae ihr Kind geſund zu machen. Wie er aber allezeit dabey bliebe, und 

bate, i ) möchte fein Kind anblafen; muſte ich endlich ſolches thun, und wuͤnſch⸗ 
te hertzlich, G Ott moͤge ihm helffen, und ſich feiner erbarmen. Dar nun dieſes 
geſchehen, bath mich derſelbige Mann, ich möchte ihn mit folgen zu eines an⸗ 

rn annes Zelt, welches beſſer ins Feld hinein ſtunde; Ich ging auch mit ihm, 
und als ch dal in kam, lag ein armer Menſch auf dem Graß, und ſahe über ſei⸗ 
nen gantzen Leib ſehr ſchabicht, gleich als wenn er auſſaͤtzig waͤre. Dieſer bath 
mich auch ich möchte ihm helffen, ich gab ihmſlauch, ſo guk ich konte zu verſtehen, 
daß der groſſe G Ott im . welcher alle Dinge geſchaffen, allein maͤchtig 
waͤre ihm zu helfen; Dahero ſolte er eine Haͤnde gen Himmel heben, und ihn 
bitten daß er ihn geſund r mache. | 


2 Erthate auch wie ich ahnt in und bedeutete, hub feine Hände auf, und 


ſahe gen Himmel; gleichwohl aber bat er mich auch, auf ihn zu blaſen. Ich thate 
es ſehr ungerne, allein, wege hrerEinfaͤltigkeit muſte ich mich darzu e 
indem ich alles GOtt und feiner unendlichen Barmhertzigkeit uͤberlieſſe. Wie es 
aber nachgehends mit dieſen armen Menſchen geworden, habe ich nicht vernom⸗ 

n „weil ſied dorten hernach aufbrachen und ſich nach Süden zu begaben wo ſie 
gekommen waren. Unſere Leute, fo einige Tage zuvor in den Præſtefiord 
or: nd waren, kamen den 10. Juli wieder nach Hauſe und brachten mit 4. Renn⸗ 
Tiere und3. 1 u ſie allda geſchoſſen hatten, ingleichen, einige Fe⸗ 
e e bern. So hatten fie. 84 eine halbe T Tonne Lax gefan⸗ 


L 1. 1 IE 


4 2 „ Ei 


mm men nm —œ 


Urlnſere Fiſcher hatten auch e 
ſche gefangen, ſo daß uns dieſes gute Hoffnung gab, bißweilen etwas zu unſerer 
Erfriſchung fo wohl vomdande als aus dem Waſſer bekommen zu koͤnnen. Unſe⸗ 
re Leute hatten auch vor dieſes mahl eine groſſe Menge Gronlaͤnder in dem Meer⸗ 
buſen angetroffen, welche ſich verlauten laſſen, daß 9 dieſem nicht mehr 
dahin kommen muͤſten, weil die Kalalen (fo nannten ſie ſich ſelber,? zu dieſer 
Zeit ihre Nahrung mit Jagen und Fiſchen daſelbſt zu ſuchen pflegten; Wolten wir 
aber ja kommen, ſo muͤſten wir ihnen nichts zu leide thun, oder ſie in ihrer Nah⸗ 
rung verhindern. | | — 
* Den 1. Aug. kamen unfere Leute aus dem Præſtefiord wieder zurück und 
hatten r. und eine halbe Tonne Lax gefangen. Unſere Fiſcher auf der Colonie 
bekamen nun auch ſchoͤne Halb⸗Fiſche. 

Den 5. kamen 3. Bothe zu uns, mit gantz unbekandten Leuten von Nor⸗ 
den her, ſo mit den Hollaͤndern gehandelt haͤtten, wie wir an ihren mitbringen⸗ 
den Sachen ſehen konten. Unter dieſen befanden ſich einige Krancken, nemlich 
eine Frau und ein Kind, welche ein Geſchwulſt an der Bruſt hatten, und noch 
zwey andere Patienten, welche alle nichts anderſt begehreten, als daß ich Haͤn⸗ 
de auf ſie legen und fie anblaſen ſolte, fo würde es beſſer mit ihnen. Es kam mir 
anfaͤnglich ſehr wunderlich vor, da ſo ofte Gronlaͤnder zu uns kamen, ſo nicht 
wohl auf waren, ſie dergleichen von mir alleine verlangeten, und von keinen an⸗ 
dern. Dieſes kam aber daher, weil ſie mich vor einen Angekok oder Propheten 
hielten; denn ihre Angekoken geben ſich dafuͤr aus, daß ſie uͤbernatuͤrlicher 
Weiſe die Krancken curiren koͤnnen, und dahero ſtehen fie bey ihnen in groſſen 
Anſehen, ob ſchon ihre Kunſt gar nichts bedeutet, und mehr Fehl ſchlaͤget als eins 
trift. Wie aber dieſes eine gute Gelegenheit und Anleitung vor mich war, ſie deſto 
beſſer zu unterweiſen, verfaumete ich ſolches nicht, ſondern wieſe fie zu GOtt, 
welcher alles vermag, und ſagte ihnen, daß ich ſein Diener waͤre, und gekom⸗ 
men, ihnen von den Wercken des allmaͤchtigen G Ottes zu erzehlen, auf welchen 
allein fie ſich verlaſſen und ihm vertrauen ſolten; Welches alles ich ihnen mit Bib⸗ 
liſchen Hiſtoriſchen Bildern, ſo ich hatte abzeichnen laſſen, vorſtellete, weil es 
ihnen nicht alles mit Worten bedeuten konte; Sie gaben auch zu verſtehen, daßſie 
ein beſonderes Belieben und Gefallen dran hätten. | . 

Den 8. reiſete der Kauffman nebſt dem Chirurgo auf die Jagd, da fie 
denn auch unterweges die vorfindenden Gronlaͤnder beſuchten. Einer von ih⸗ 
nen beklagete ſich, daß feine Frau todt kranck wäre ‚fie ſolten dem Prieſter fagen, 
er möchte zu ihr kommen, und ſie anblaſen, daß ſie wieder geſund wuͤrde. Sie 
fragten ihn wo denn ſeine Frau waͤre? ſie wolten hingehen und ſie anblaſen; ſol⸗ 
ches wolte er nicht haben, und ſagte: ihr blaſen taugte zu nichts, a © 

ſol⸗ 


| * 0 Set“ a.) 
ſolte kommen; derſelbe vermochte wohl ihn zu helfen. Einige Tage darnach, fuhr 
ich nebſt meinem Weib und Kindern wie auch dem Kauffmann und Chirurgo 
zu bemeldten Gronlaͤnder, weil ſie mit ihren Zelten eben nicht weit von unſer Lo⸗ 
ge abſtunden; So bald wir bey ſie ans Land kamen, begegnete uns der kran⸗ 
cken Frau ihr Mann, und bath mich in fein Zelt zu geben , ich folgte auch mit ihm 
und ging in das Zelt; Er beklagete ſich, daß ſeine Frau ſehr kranckl wäre, ich 
möchte ihr doch helffen, er wolte mich davor vergnügen. Ich fragte ihm, wo 
ſeine Frau waͤre? So zeigte er mir ein kleines Zelt, darinnen lag ſie gantz vor ſich 
allein und zwar todt kranck. Er blieb allezeit dabey und bathe, ich moͤchte doch 
ſeine Frau helffen; Weil ich aber ſahe, daß keine Hoffnung zumbeben mehr vor 
ſie war, ſagte ich zu ihm, daß GOtt, welcher ein Schöpfer des Himmels iſt, 
nun nicht wolte, daß ſie laͤnger auf der Welt leben ſolte, ſondern GOttes Sohn 
wuͤrde ſie dereinſt wieder auferwecken und ihr das Leben wieder geben. Er 
ſchwieg gantz ſtille darzu, und ging mit mir gantz betruͤbt weg. Es thate mir hertz⸗ 
lich weh, daß ich fie in ihrem betrübten Zuſtande verlaſſen muſte, ohne ihr einige 
Unterweiſung und Troſt aus GOttes Wort geben zu konnen. Den 10. dito 
reiſe ich in denPræſtefiord, allwo unfere Leute wieder 3. Tonnen Lax bekommen. 
Von dar begab ich mich beſſer nach Suͤden hin, um die nechſt gelegenen Meerbu⸗ 
ſen zu recognoſciren, und zu ſehen, ob allda ein bequemerer und beſſerer Bau⸗ 
Platz zu finden waͤre, als in dem Præſteflord. Ohngefehr 4. Meile nach Süden 
fand ich wohl einen Ort, allwo ein kurtzer und gelegener. Einlauff war vor die 
Schiffe, allein die andern ſchoͤnen Gelegenheiten fehleten dagegen, ſo im Præ⸗ 
ftefiord anzutreffen waren. So vernahm ich auch nicht daß ſich die Gronlaͤn⸗ 
der ſtarek allda aufhielten, dahero ich beſchloſſe, bey dem Præſtefiord zu verblei⸗ 
ben, und daſelbſt eine beſtaͤndige Wohnung aufzurichten. Dazumahl unter⸗ | 
ſuchte ich auch einen Meerbuſen, 3. Meile vomPreftefiord nach Oſten zu, all⸗ 
wo ich auch einen ſchoͤnen Platz antraf, nebſt einen ſchoͤnen Lay⸗Grund: ſo kon⸗ 
te man auch ſehen, daß die Gronlaͤnder des Sommers ihren Auffenthalt da hat⸗ 
ten, ingleichen gab es auch da Buſchwerck von Bircken, Ellern und Weiden. 
Aus dieſem Meerbuſen ſahe man, wie ſich nach Oſten zu viele kleine und lange 
Meerbuſen befanden, allein die Zeit wolte nicht zulaſſen vor dieſes mahl dahinn 
zu reiſen; dahero begab ich mich wieder auf die Ruͤckreiſe 
Den 20. als einige Gronlaͤnder bey uns auf der Colonie waren, und 
ich ihnen nach Vermoͤgen etwas von dem Schoͤpffer aller Dinge fügte, kam ei⸗ 
ner zu mir und ſagte, daß derjenige, ſo Himmel und Erden gemacht nur klein wa⸗ 
rel. e. nur wenig thun konte; Aber Kallak (fo nenneten ſie ihm) waͤre gröͤſſer/ und 
hätte alle Dinge geſchaffen. Um dieſes mir deſto beſſer bedeuten zu laſſen, gab ich 
ihm ein Stuck Kreide womit er 2. Menſchen 1 dem Tiſch zeichnete, und a 
5 9 F 3 Au ch 


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der eine waͤre ein Mann und der andere eine Frau, und von denen kaͤmen alle Kal- 
laker i. e. Gronlaͤnder her, und dieſe hätten auch Himmel und Erden geſchaffen. 
Ich fragte ihn, wo ſie denn nun waͤren? ſo antwortete er, daß ſie nun Tod waͤren? 
Wie nun dieſe Erzehlung einige Gleichheit mit der Geſchichte von der 
Erſchaffung hatte, und eine Tradition zu ſeyn ſchiene von den erſten El⸗ 
tern Adam und Eva, unterrichtete ich ihn hierinnen beſſer, und zeigete ihm die ab⸗ 
geriffenen Figuren und Bilder von der Schoͤpffungs⸗Hiſtorie, dadurch ich ihm 
erklaͤrete, daß dieſe 2. wohl Vater und Mutter aller Menſchen waͤren, ſie waͤren 
aber nicht von ihnen ſelber, ſondern von einem andern geſchaffen, der da groͤſſer 
waͤre, und allein von ſich ſelber, der habe Himmel und Erden geſchaffen, ja alle 
Dinge, worunter auch dieſe beyde erſte Menſchen le. einen Mann und eine Frau 
und dieſen nennen wir GOtt und Schoͤpffer. Er ſtirbet nicht, ſondern iſt maͤch⸗ 
tig, alle Todten wieder lebendig zu machen, welche er, wenn ſie an ihn glauben und 
ihn lieben, zu ſich inden Himmel nehmen will. Dieſe Erklaͤrung ließ er ſich nebſt 
den andern ſehr wohl gefallen. 1 | 1 

Den 21. als uns abermahl einige Gronlaͤnder beſuchten, paſſirete dieſest 


Unter ihnen befand ſich eine Perſohn, welche Vater und Mutter loß war, 


welche ich zu bereden ſuchte, eine Zeitlang bey uns auf der Colonie zu 
verbleiben. Sie haͤtte ſich auch darzu reſolviret, wenn nicht ein anderer, 
ſo allezeit ſehr Naſeweiß war, und ſich in alle Dinge miſchte, ſo ihn 
nichts angingen, abgerathen haͤtte, auch da ſie Reiſe⸗fertig waren, ließ er ihn 
ſich zur Thür hinaus ſchleichen und fortfahren. Weil er nun Urſache dran war, 
daß der junge Gronlaͤnder wieder wegfuhr, thaͤte ich als wenn ich ihn an ſeiner 
Stelle behalten wolte, biß ſich der andere wieder einfinden wuͤrde. Er wurde 
hieruͤber ſehr bange, fing an zu hexen, mummelte und machte poſſirliche Geber⸗ 
den; redete zu dem Himmel, und, wie wir untern ander verſtehen konten, nen⸗ 
nete er den Mond, gleich als wenn er jemand von dem ſich wolte zuHuͤlffe ruffen. 
Biß weilen lachete er, als wen er jemand kommen hörete; Bath uns auch zuzuhören 
und Achtung zu geben, der ſo ihn erloͤſen ſolte, wuͤrde gleich kommen. Ich gab 
ihm zu verſtehen, daß ich mich vor dem gar nicht fuͤrchtete auf den er rieffe, und 
uns mit ihm drohete; denn ich e e Himmels zu. Hierauf 
ſagte er, daß ich nichts taugete, und gar nichts vermochte; Denn ich koͤnte ja 


das alte Weib nicht geſund machen, bey welcher ich vor einigen Tagen geweſen, 
und geſtern geſtorben wäre; Ihre Angekuter aber vermoͤchten mehr als ich, 
und dergleichen. Allein als er hernach ſahe, daß er mit ſeiner Klugheit und Dro⸗ 
hung mich nicht bewegen konte, ihn weggehen zu laſſen, fing er an gute Worte 
zu geben, ſagend: Seine Frau und kleinen Kinder wuͤrden ſeinetwegen zu Hau⸗ 
ſe weinen; denn fie hätten nichts zu eſſen, und er muͤſte ihnen ſolches e 

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ie ich hn gleich aus feinen Arveft kommen gleichwohl aber ver⸗ 
eine gute Stunde freywillig bey uns, und gegen Abend veifete er erſt 
Wie ich nun den Præſtefiord vor eine bequeme Stelle auserſehen, 
ige die Colonie dahin zu verſetzen, als ließ ich den 2 1. Aug. einige Leu⸗ 
commendiren, um daſelbſt Steine zu dem Bau zu brechen. Einige 


er. Einige Familien waren ſchon mit ihren Zelten zu uns auf die nſulgekom⸗ 


nyallwo 


. 


n 


Lande, die ſie kuͤrtzlich gefangen hatten. Alles was ſie nun bekamen, wurde 
zuſammen geleget, und unter dem Schnee verwahret zu ihrer Winter⸗Provi⸗ 
fion, Sie fragten mich, ob es erlaubet waͤre, bey uns in der Naͤhe zu wohnen? 
Ich antwortete, daß es ihnen gerne erlaubet wäre, es ſolte ihnen auch nichts 
Boͤſes wiederfahren. Wir theileten sinige Kleinigkeiten unter fie, welche fie 


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48 2 2 


— — — — — 


Wiüe gute Hoffnung wir uns auch machen konten, allda im Lande wohl 


zu leben, weil wir es nicht allein vor ein geſundes Clima befanden, ſondern auch 


Thiere, Fiſche und Vogel zur Erfriſchung zu bekommen waren, eben ſo ſchlech⸗ 


te 3 war es dagegen vor uns, einen profitablen Handel mit den Ein⸗ 


wohnern zu machen; Denn ob ſchon die Gronlaͤnder eine unglaubliche Menge 
an auftreiben konten, fo iſt doch ihre Haußhaltung und Lebens⸗Art al- 
ſo beſchaffen, daß ſie den Speck meiſt ſelber noͤthig haben, damit zu kochen, und 
ihre Haͤuſer damit zu waͤrmen, als worzu eine unglaubliche Menge conſumiret 
wird. Das uͤbrige verkauffen ſie wohl, allein die Hollaͤnder kommen uns zu⸗ 
vor, weil ſie beſſere Waaren haben als wir, auch beſſer Kauff geben koͤnnen, und 
dahero ſie das meiſte bekommen. Doch war der Handel vor dieſes Jahr en 
comparaiſon des vorigen etwas beſſer geweſen; Denn da wir von unſerer An⸗ 
kunfft ans Land das vorige, biß zu Ankunfft der Schiffe in dieſen Sommer nur 
9. Cordelen Speck bekommen, fo hatten wir doch nur in dieſem Sommer und 
biß hieher es biß auf 25. Cordelen durch den Handel gebracht. So hat es auch 
von Jahr zu Jahr zugenommen, gleichwohl aber will es die Unkoſten noch nicht 
erſetzen, ſo jaͤhrlich zu Unterhaltung der Colonie angewendet werden. 

ö Den 29. Sept. gegen Abend kam ein Gronlaͤnder, von denen ſo zu uns 
auf die Inſul gezogen, und bath mich inſtaͤndig, ich moͤchte doch mit ihm kom⸗ 
men, und einem ſeiner Verwandten helfen, und ihn anblaſen, weil er ſehr ſchwach 
und kranck waͤre. Ich entſchuldigte mich wohl daß es nun zu ſpaͤt waͤre, und ich 
koͤnte nicht wieder zuruͤck nach Hauſe kommen, allein er antwortete: er wolle 
mich ſchon mit meinen Leuten beherbergen und uns zu eſſen geben; ich muſte end⸗ 
lich darzu reſolviren, weil er ſo inſtaͤndig drum anhielte, auch ſchon des Tages 
zuvor einige von unſern Leuten gebeten, welche dort Cochleare geſamlet, (wel⸗ 


ches ein Kraut, und ſchönes Præſervatiy iſt vor den Scorbut, ) ich möchte zu dem 


Krancken kommen, muſte ich wohl mit ihm fahren, ob ich zwar dem armen Men⸗ 
ſchen wenige Hülffe geben konte. Als ich dorten angelanget, fuͤhreten fie mich 
gleich zu dem Krancken, welcher auf der Erde ſaß, und ſehr uͤbel und todt kranck 
anzuſehen war. Ich verſuchte, ihn etwas Brantewein trincken zu laſſen, er 
wolte aber wenig oder nichts nehmen. Wie man ſie denn ſehr ſelten darzu brin⸗ 
gen kan, etwas von unſernGetraͤncke zu probiren. Sie bathen mich, ich moͤch⸗ 
te uber ihn beten und ihn anblaſen. Ich ſagte, es taugte nichts daß ich ihn an⸗ 
bließ, ich wolte aber den groſſen G Ott im Himmel vor ihn anruffen, daß er ſich 
gnaͤdigſt gefallen laſſen wolle, den Krancken leben zu laſſen, und ihm wieder ge⸗ 
fund zu machen, ſie ſolten aber auch felber zu G Ott beten; denn ich waͤre des⸗ 
wegen zu ihnen kommen, daß ich ſie wolte unterweiſen, Gott zu erkennen und 
ihn anzuruffen. Allein GOtt beſſere! es fie konten ſich von dieſ Untere ung 

we⸗ 


' 3 0 888 Ber 
wenig zu Nutzen machen, denn ich wegen Unwiſſenheit der Sprache nicht ver⸗ 
moͤgend war ihnen die hinlaͤngliche Unterweiſung zu geben, als ich gerne wolte. 
Ich thaͤte meine Andacht in ihrer Gegenwart vor ihnen, und fuhr wieder weg. 
Den andern Morgen kam wieder einer von ermeldten Gronlaͤndern zu 
mir, und berichtete, daß der Krancke ſchon Todt waͤre. Nachmittag reiſete ich 
mit dem Kauffmann und Chirurgo dahin, um zu ſehen, was für Proceflion 
fie machten, wenn ſie ihre Todten begraben, ehe wir aber kamen, hatten ſie ihn 
ſchon weg getragen. Bey des verſtorbenen Bruder fanden wir einige Nachbah⸗ 
ren verſamlet, welche eben von der Leiche zurück gekommen, und ſaſſen gantz be⸗ 
truͤbt beyſammen in feinem Zelte. Ich ging auch hinein zu ihnen, da ſie mich 
denn bathen nieder zu ſitzen. Ich hatte mir ſchon gefaſt gemacht, daß ſie mir vor⸗ 
werffen wuͤrden, als ob mein Gebeth und Vorbitte zu Geneſung des Krancken 
nichts geholffen, allein fie ſprachen gar nichts davon. Ich tröftete fie fo gut als 
ich konte, und fagte: daß der Todte nicht allezeit todt bleiben wuͤrde, ſondern 
der Schoͤpffer des Himmels würde ihn und alle andere Todten wieder auferwe⸗ 
cken, da denn ein jeder feine Freunde wieder ſehen wuͤrde, welche er hier durch den 
Todt eingebuͤſſet. Wolten ſie alſo GOtt erkennen und ihn anruffen, ſo wol⸗ 
te er fie alle lebendig machen, und fie in dem Himmel feiner Herrlichkeit einneh⸗ 
men, allwo nimmermehr von Sterben, noch von einigen Elend wuͤrde zu ſagen 
ſeyn. Sie gaben dieſer Lehre alle Beyfall, und ſchiene als ob ſie ihnen zum Troſt 
gereiche. Hierauf verlangte ich, fie ſolten mir zeigen wo ſie den Todten hingele⸗ 
get? Anfangs wolten ſie es nicht thun, da ich aber ſagte, ich wolte G Ott bit⸗ 
ten, daß er ihn wieder auferwecken ſolte, und ihn zu ſich nehmen in den Him⸗ 
mel, ſo gingen ſie mit mir hin, und zeigten mir die Stelle, wo ſie ihn hingele⸗ 
get hatten. Sie hatten ein ſchoͤnes Grab gemacht von Torff und Stein und ihn 
darunter gelegt, und auf die Seite des Grabes hatten ſie des Verſtorbenen Fiſch⸗ 
Geraͤthſchafft, in Stücken zerſchnitten, hingeleget. . 
a Den 1. October ſandte ich unſere Leute wieder nach dem Preftefiord, 
um daſelbſt Steine zu brechen, ſintemahlen feit letzteren Zuruͤckkunfft ein ſehr 
ſchoͤnes und mildes Wetter geweſen, auch das Anſehen hatte, als wenn es ei⸗ 
ne Weile continuiren wolte. Sie verblieben allda biß den 10. da ſie denn wie⸗ 
der kamen, weil ſie nicht mehr arbeiten konten, indem die Erde ſo ſtarck gefro⸗ 
ren war. Mit dem Schieſſen hatten ſie vor dieſes mahl nur wenig ausgerichtet, 
dahero ſie nur 3. Haaſen und einige Ruͤpen mitbrachten. eee. 
Nach ihrer Zuruͤckkunfft aus dem Preftefiord, wurden diejenigen, 
fo ſich aufs Schieſſen verftunden , auf die groſſe Rins-Inſel, wie wir ſie nannten, 
geſendet, ſelbige lieget gleich Nordwerts vor der Colonie, um zu verſuchen, ob 
fie da etwas ſchieſſen koͤnten; Sie kamen den 8 7. wieder nach Hauſe, und hatten 
bie el⸗ 


50 8 O E 1 


— — — — — — —— F 
einige Ruͤpen und Haaſen bekommen, aber kein Renn-Thier hatten fie zum 
Schuß bringen koͤnnen. WN enn 
Den 18. kamen einige fremde Gronlaͤnder zu uns, welche wir zuvor 
nicht geſehen. Ich redete zwar mit ihnen von GOtt, allein ſie verſtunden nichts 


davon. Den 20. bekam ich abermahl einen Bothen von unſern Nachbahren, 


welcher begehrete, ich moͤchte zu ſeinem Sohn kommen, welcher ſo heftig kranck 
geworden. Um ihre Gunſt nun zu behalten, und zugleich zu erfahren was er fuͤr 
eine Kranckheit hätte, ob er etwa mit aͤuſſerlichen Mitteln köͤnte zu rechte gebracht 
werden, reiſete ich mit dahin, allwo ich ihn auf dem Bette liegend antraff, er 


war beydes mit Kopff-Schmertzen, als auch Bruſt⸗Schwachheit incommo- 


diret. Wie ich nun verſuchen wollte, ihm etwas einzugeben, und ſeinen Kopff 
und Stirne mit Lerpentin- Oel zu ſchmieren, wollte es der Vater nicht ehe zu⸗ 
geben, biß ich erſt Bezahlung dafuͤr genommen, indem er mir ein Fuchs⸗Fell 
oræſentirete; Wie ich aber folches zu nehmen abſchlug, war er endlich auch zu⸗ 
ieden. Hierauf gab ich dem Krancken einige Tropffen Terpentin im Wein 
zu trincken, da er ſich denn anfing zu brechen; weßwegen der Vater bathe, ich 
moͤchte ihm nur anblaſen, die andere Cur ſchiene ihm zu hart zu ſeyn, weil er 
ein fo ſtarck Getraͤnck nicht vertragen koͤnte. Ich antwortete ihm, daß ich G Ott 
fuͤr ihn bitten wollte, welcher allein maͤchtig waͤre, ihm zu helffen; ſie ſollten 
aber GOtt auch zugleich mit mir anruffen, und wenn fie glaubeten, wuͤrde ihnen 
Gott ſchon geſund machen ꝛc. Und wie ich, aus hertzlichem Mittleiden über 
ihr geiſtliches und leibliches Elend, beweget ward, meine Andacht vor ſie zu GOtt 
zu machen, ſo machten ſie ſolches auch nach, und hielten die Haͤnde vor die Au⸗ 
gen, weil ſie ſahen daß ich meine Muͤtze abnahm, und fie vors Geſicht hielte, mitt⸗ 
lerweile daß ich vor fie zu GOtt ſeufftzete. Und als ich aufhoͤrete, bate mich der 
Vater, daß ich fortfahren ſollte vor ſeinen Sohn zu bitten biß er wieder geſund 
waͤre. Ich ſagte, daß ich ferner vor ihn bitten wollte, wenn ich nach Hauſe 
kaͤme. Den 22. kam wieder einer zu mir, und erzehlete, daß es mit dem Krancken 
beſſer geworden; Die Kalalen glaubten nun, ſagte er, was ich ihnen von dem 
an des Himmels erzehlet; denn ſie ſaͤhen nun, daß er die Krancken hei⸗ 
en koͤnne. N | | er 
Bißhero hatten wir noch nicht gehoͤret, noch auf einige Art vernommen, 

daß allda in der Naͤhe einige kudera oder Veſtigia von den alten Nordiſchen Leu⸗ 
ten ihren Wohnungen, ſo allda ehedem im Lande gewohnet, annoch ſollten an⸗ 
zutreffen ſeyn. Als aber 3. junge Gronlaͤnder von unſern Nachbahren, den 24. 
zu uns kamen, und ſchlechten Wetters halber des Nachts bey uns bleiben muſten, 


erzehleten fie unter andern, daß ohngefehr 3. Tage⸗Reiſe von uns nach Oſten zu, 


in dem ſo genannten Baals⸗Reyier, ein groſſes Stein⸗gemauertes Hauß 12 
0 hen 


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7 URL LU 


Ro Se 51 

or langer Zeit, nach Bericht ihrer Väter, von den Kablunanen 
yn. (alſo nennen ſie uns und alle andere Nationen.) Die aber fo 
äten vorlaͤngſt geſtorben, fo daß nur hier und dar noch die Platze 
darauf fie gewohnet, nebſt einigen zerfallenen Hütten. Die 
nun deßfalls zu erfahren, war wegen der jetzigen Jahres⸗Zeit keine 
Gelegenheit darzu, wurde aber nachgehends von mir in allem ſo befunden. 

N 


Den 27. nahm ich meine kleine Soͤhne mit mir, und fuhr zu unſern Gron⸗ 
n in der Nachbarſchafft, mit Vorſatz, bey ihnen zu verbleiben, ſo lange 
es moͤglich waͤre. Denn ich ſahe kein ander Mittel dieſe ſchwere Sprache zu er⸗ 
lernen, als durch beſtaͤndigen Umgang mit den Gronlaͤndern. Wiewohl ich 
voraus wuſte und ſchon verſuchet, wie hart und beſchwerlich es war, ſich lan⸗ 
ey den Gronlaͤndern aufzuhalten, wegen der Unreinlichkeit und unertraͤgli⸗ 
eſtanck ſo in ihren Haͤuſern iſt, fo thaͤte ich doch ſolches mit groſſer Luſt, 
d zwar alles in Anſehung, GOttes Ehre unter dieſen armen Wahnwitzigen, 
meiner und andern wahren Chriſten Freude auszubreiten. Als ich nun da⸗ 
hin kam, und ihnen mein Verlangen antrug, daß ich einige Tage bey ihm blei⸗ 
ben wollte, dafür ich ihnen eine kleine Difcretion gab gaben fie ihren Confens 
gerne darzu, da ich aber den 30., als am Freytage, nach Hauſe reiſete, um kuͤnff⸗ 
en Sontag den Gottesdienſt zu halten, und ſagte, daß ich in zweyen Tagen 
ieder zu ihnen kommen wollte, entſchuldigten ſie ſich vorgebende, wir waͤren 
ihnen nur im Wege; Anbey truͤpfete auch ihr Hauß ſo ſehr wenn es regnete, und 
| war ein fo groſſer Geſtanck darinnen „daß wir nur ſchlechte Gelegenheit bey ih⸗ 
nen haͤtten. Ich ſagte, daß ich endlich bey ihnen ſeyn muͤſte; denn ich wolte ih⸗ 
nen gerne etwas von unſeres Landes⸗Beſchaffenheit erzehlen, und was ſie ſonſten 
gerne hoͤren möchten. Hiermit lieſſen fie ſichs gefallen, und verſprachen uns gut 
aufzunehmen wenn wir wieder Famen. 
Einmahl des Abends, als ich vor dieſes mahl bey ihnen war, kamen 
2. fremde Gronlaͤnder, von denen ſo am feſten Lande wohnen, dieſe zu beſuchen; 
So bald ſie ins Hauß hinein kamen, und ihnen berichtet wurde daß einer kuͤrtz⸗ 
lich von ihren Verwandten geſtorben, fingen fie ihre Weinen⸗Ceremonie an; 
gantz ſpaͤt des Abends, nachdem ich in mein Logiment gegangen, (denn ich 
g vor mich allein in einen Haufe, meine Kinder aber ließ ich in dem andern,) 


lag re 2 0 5 
und mich eben zur Ruh begeben mit den andern fo da im Haufe waren, kam ei⸗ 


ner von dem andern Hauſe, und ſagte, daß einige von ihnen gleich ſollten dahin 
ömmen, auf mich vieffen fie auch, daß ich ſollte mit kommen. Ich gerieth halb 

Furcht meiner Kinder wegen, ſo da bey ihnen waren, weil ich nicht wuſte wa 

dieſes bedeuten ſollte; dahero ſtunde ich gleich auf und ging dahin. Wie ich 
hinein kam, a a ie or ſich welches einer von den an⸗ 
San. “nr Wi ger 


name — — —— 


gekommenen Fremden, ſo ſich vor einen Angekok ausgegeben, verrichten ſoll⸗ 
te. Ich muſte nebſt den andern niederſitzen und anſehen, was dieſer Gauckler 
anfangen wollte. Hierauf wurde das Licht ausgelöfchet, und als er ſich auf die 
Erde 2 8 fing er an mit den andern, auch Weibs⸗Leuten, zu ſingen, wo⸗ 


von ich aber nichts verſtunde. Hierauf ſpielte er auf ſeiner Trommel, ſchrie, und 
rummelte unter einigen duͤrren See-Hunde⸗Fellen, welche um ihn herum lagen, 
und einen poſſirlichen Laut von ſich gab. Bißweilen redete er zu den andern, ich 
verſtunde es aber nicht. Er hatte auch, wie ich mercken konte, einen auſſen vor 
dem Hauſe beſtellet, welcher ihm antworten ſollte, was er von inwendig gefragt 
wurde, eben als wenn es der Tongarſuk wäre. Ich thaͤte als wenn ichs nicht 
verſtuͤnde, und fragte die fo bey mir ſaſſen, was dieſes waͤre, und was es bedeuten 
ſolte? Sie ſagten, es waͤre der Tongarfük, i. e. ein Geiſt, oder einer von den 
Todten, von welchem er unterſchiedliches fragte, was fie und ihre Handthierung 
anbeträfe. Sie fragten mich auch, ob ich nicht bange wäre? Ich antwortete, 
daß ich vor ihrer Gauckeley gar nicht bange waͤre, denn ſie gingen mit lauter Luͤ⸗ 
gen um, und wuͤſte ich wohl, daß fie einen andern auſſen vor der Thür beſtellet, 
welcher dem Angekok Antwort gäbe. Nein ſagten fie, es iſt der Tongarſuk, 
mit welchem er redet ꝛc. Ich ging nachgehends wieder von ihnen; meine Kin⸗ 
der aber erzehlten hernach, daß ſie die Gauckeley faſt die gantze Nacht hindurch 
getrieben. Dieſe Aefferey ſchiene mehr ein Luſt⸗Spiel zu ſeyn, als eine teufeliſche 
Kunſt, weil ich niemahls habe erfahren koͤnnen, daß ihr Angekuten oder Hexen⸗ 
Meiſter etwas wuͤrckliches præſtiret haͤtten. I 

Den 2. Nov. begab ich mich wieder zu den Gronlaͤndern mit meinen 
Soͤhnen, welche uns gantz willig aufnahmen. Gegen Abend wurde ich von 
dem uͤblen Geſtanck, ſo da im Hauſe war, ſo unpaͤßlich, daß ich mich etliche 
mahl brechen, und zu Bette legen, und mit Kleidern wohl zu decken muſte; denn 
der ſtinckende Speck und andere Sauerey geben einen ſolchen Geſtanck von ſich, 
daß es vor dem nicht auszuſtehen iſt, welcher etwas zaͤrtlich und Eckel iſt. 

Eins von den aͤrgſten war auch, daß man ſehr mit Laͤuſen bey ihnen ge⸗ 
plaget wurde, welche fie ſehr viel haben, und anderen reichlich mittheilen koͤn⸗ 
nen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Im uͤbrigen aber iſt mit dem armen 
Leuten gut genug umgehen. Wenn ich zu ſingen pflegte, und die Gronlaͤnder 
fragten, was das waͤre, und zu bedeuten haͤtte? antwortete ich: Daß ich mit 
Gott redete, und vor fie betete, daß er ihnen wolte gnaͤdig ſeyn, und ihnen 
Nahrung geben ꝛe. Wie ſichs denn nun zutrug, daß nachgehends einige See⸗ 
Hunde gefangen, als ſie auf die See gefahren, welches ſelten im Winter ge⸗ 
ſchiehet, baten ſie mich, öfters zu fingen und zu beten, ja fie hatten ihr Ver⸗ 
gnuͤgen daran, wenn ſie mich ſingen hoͤrten. Und wenn ich ihnen, nach vun 

Ver⸗ 


1 0 


Zur 


Zermboen, eres von himmlchen Din en fagte, gaben fie auch ſchr Ach 
Vermögen, etwas von himmliſchen Dingen ſagte, gaben fie auch ſehr Ach⸗ 
ti f und fragten mich öfters felber darum. Juſonderheit war es ihnen 
wenn ich ihnen etwas von Auferſtehung der Todten ſagte, dagegen ſie 
eringſte Einwendung zu machen hatten, ſondern allem Beyfall gaben, 
‚glauben vorgaben. Ihnen aber das Geheimniß des Chriſtlichen 

Glaubens hinlaͤnglich vorzuſtellen, nebſt dem Werck der Erloͤſung des HErrn 
JEſuChriſti, war mir gantz unmoͤglich; Denn ſie konnten fi) eine groſſere Sam⸗ 
lung machen von den Bibliſchen Bildern und Figuren ſo ich ihnen zeigete, und 
welche zu ſehen ſie groſſes Belieben trugen, als von meinen Worten und Unter⸗ 
weiſung. Es thaͤte mir alſo ſehr hertzlich wehe, daß ich nicht allein im Stande 
war, von dieſen Dingen verſtaͤndlich mit ihnen zu reden, ſondern weil ich auch 
ſehen konnte, ich wuͤrde nur langſahm zu einer Vollkommenheit der Sprache ge⸗ 

langen; Dennoch aber benahm mir ſolches meine Luſt und Hoffnung nicht, viel⸗ 
mehr munterte mich ſolches auf, innerlich zu GOtt zu ſeufftzen, daß er ſie erleuch⸗ 
ten, und mir nach ſeiner Gnade bequeme Gelegenheit geben wolle, die Sprache 
zu erlernen. Worzu ich allen Fleiß anzuwenden nicht ſpahrete, und alle Wor⸗ 
ke fleiſſig aufzeichnete fo mir vorkamen, und deren Bedeutung ich begreiffen 


re. 


1 Als ich den 6. November wieder von den Gronlaͤndern nach Hauſe ging, 
fuolgete mir eine junge Perſohn, Nahmens Kojuk mit nach Hauſe, welche mir 
angelobete, den Winter über bey mir zu verbleiben, wofür ich ihm etwas geben 


RE x ee SL 


ſollte. Ich nahm fein Erbieten an, weil ich dadurch der Unbequemlichkeit ent? 


übriget ward, mich beſtaͤndig in der Gronlaͤnder ihre Wohnungen aufzuhalten; 
denn durch dieſen beſtaͤndigen Umgang und Gegenwart, konnte ich eben ſo viel 
profitiren, als wenn ich bey den andern Gronlaͤndern waͤre. Ueber dieſes ſo hat⸗ 
ten wir nun faſt taͤglich ihre Vifiten, ſowohl von den fo in der Naͤhe wohneten, 
als auch von andern, fo weit von uns wohneten ſo daß wir nun einen merckli⸗ 
chen Unterſcheid, wegen ihres Um gangs und Auffuͤhrung, gegen uns fi ahen, ſeit⸗ 
dem das Schiff von uns ging, und da wir erſt ans Land kamen. So waren ſie 
auch nicht mehr ſo diebiſch uns zu beſtehlen, wie zuvor, beſonders die ſo in der 
Naͤhe wohneten. Geſchahe es auch, daß einer uns beſtohle, fo wurde es doch 
von den andern offenbahret, daß alſo öfters das Geſtohlene wieder gegeben 
VT e x | 1 
Meinen neuen Diener Kojuk nun betreffend, war feine Aufführung 
nicht recht nach meinen Sinn; denn er war nicht allein unftätig , daß er kaum 
1. oder 2. Tage auf der Colonie verblieb, ſondern nach Hauſe fuhr und einige 
Tage auſſen blieb ehe er wieder kam; ſondern er war auch in andern Dingen ſehr 
ſchalckhafft und eigenſinnig, ſo W von ihm loß machte. An 
e N N ER SS 3 an 


ſei⸗ 


54 0 Ge 


feine Stelle erboth fich ein anderer, welcher beſtaͤndig zu bleiben angelobete; ich 
nahm ihn alſo an, und gab ihm auf ſein Begehren 2. neue Hemder und einen 
Kaſten an ſtatt des Mieth-Geldes. eis E ä 
‚u Den 7. December kam abermahl eine junge Perſohn, und erbothe ſich 
bey mir zu bleiben. Ich accordirete eben fo mit ihm, daß er allezeit bey mir 
bleiben ſollte, welches er auch zuſagete, dagegen ich ihm J. Hemder und andere 
Kleinigkeit zu ſeinen Lohn verſprach. Mein Abſehen mit ihnen war dieſes, deß⸗ 
falls ich eine Beſtaͤndigkeit bey ihnen vernaͤhme bey mir zu bleiben, und dabey ges 
ſchickt wären etwas gutes zu lernen, ſowohl zu ihrer eigenen als anderer Lands⸗ 
Leute Erleuchtung, ſo wollte ich meinen aͤuſſerſten Fleiß an ihnen thun, daß ſie 
muͤſſen in einen Buch leſen lernen, und was noch mehr zu ihrem Nutzen und ewi⸗ 
gen Beſten dienen konte; ohne was ich ſelber von ihnen profitixen konte die Spra⸗ 
che zu erlernen. Dahero fing ich an zu probiren, was bey ihnen zu thun waͤre, 
und unterwieſe ſie, die Buchſtaben kennen zu lernen, worzu ich ſie mit kleinen 
Verehrungen der Fiſch⸗Haken lockete. Anfangs waren fie luſtig genug etwas zu 
lernen, und ſtritten mit einander welcher am meiſten Fiſch⸗Haken verdienen konn⸗ 
te, weil ich ihnen vor jeden Buchſtaben fo fie lerneten eine Fiſch⸗Angel verſprach. 
Es waͤhrete nicht recht lange, daß ſie alle Buchſtaben hatten kennen lernen, ob 
zwar ihr Accent und Ausſprache nicht in allem unſerer Daͤniſchen Zunge nach⸗ 
folgen konnte. Da ich aber mit ihnen weiter continuiren wollte, wurden fie her⸗ 
nach muͤde davon, und ſagten: Sie wuſten nicht, worzu dieſes dienete, daß 
man des Tages ſitzen ſollte, und von einem Stuͤck Papier das ABC ableſen; 
Allein auf der See herum zu fahren, und nach See-Hunden zu jagen, und Dos 
gel zu ſchieſſen, dabey waͤre beydes Nutzen und Vergnuͤgen. So wohl ich als 
der Kauffmann ſagten, ſie waͤren Leute ſo zu nichts taugeten, denn wir thaͤten 
ja den gantzen Tag nichts als das wir ſaͤſſen und mahleten mit der Feder, guck⸗ 
ten in ein Buch, und was ſie uns mehr dergleichen vorwarffen. Ich erklaͤrete 
ihnen, ſo gut ich es konte ſagen und ſie begreiffen, was es mit unſerm Leſen und 
Schreiben vor eine Beſchaffenheit habe; nemlich: daß man dadurch den Ab⸗ 
weſenden, ſo nicht mit uns reden koͤnnen, ſeine Meynung kan zu erkennen gebenz 
und gleich wie GOtt, welcher der Schoͤpfer des Himmels und der Erden, nicht 
mit den Menſchen reden kan, ſo hat er uns durch Buͤcher und Schrifften ſeinen 
Willen zu erkennen gegeben, und was wir thun ſollen. Und dieſes iſt die Urſache, 
warum wir Leſen und Schreiben lernen, nemlich, daß wir GOttes Willen 
muͤſſen wiſſen, wie wir uns verhalten ſollen, daß wir nach dem Todt in GOttes 
Reich kommen. Dieſes wollte ich ſie nun auch lehren, daß ſie GOttes Wort 
leſen, und ſeinen Willen verſtehen koͤnnten. Sie antworteten, ſie wollten wohl 
aufs Papier ſehen, ſie muͤſten aber auch zuweilen, wenn ſie die Luſt ankaͤme, 75 
ie 


— —-— —— 


die See hinaus fahren. Wie ich ihnen nun hierinnen ihre Freyheit nicht gaͤntzlich 
benehmen konnte, muſte ich ihnen ſolches erlauben und damit zufrieden ſeyn daß 
ſie doch bißweilen wollten £efen lernen: Uebrigens ſo verſuchte ich auch, fo viel 
möglich, ſie in der Erkaͤnntniß GOttes zu erbauen, und ihnen einen einfaͤltigen 
Hiſtoriſchen Begriff von GOtt; von der Schoͤpffung; vom Suͤnden⸗Jall; 
von Erloͤſung der Menſchen; vom juͤngſten Gericht und vom ewigen Leben bey⸗ 
zubringen, daß ſie in einer Jahres⸗Zeit auf dieſe Stücke einige Antwort zu geben 
wuſten, wenn man ſie befragte. Wiewohl dieſe Wiſſenſchafft nicht fo hinlaͤng⸗ 
lich war, daß ſolche in ihren Hertzen eine rechte Andacht haͤtte wuͤrcken koͤnnen. 
So war ich auch nicht ſo maͤchtig, ihnen weder das groſſe Verderben noch des 
Menſchen Suͤnden⸗Fall vorzustellen, noch den ſeligen Zuſtand, in welehen die 
Glaubigen durch den Todt Chriſti und Verdienſt geſetzet werden. Es iſt an⸗ 
noch bey den Gronlaͤndern in friſchen Andencken, daß 3. Weibs⸗Leute zur Zeit 
Friderici III. glorwuͤrdigſten Andenckens von Gronland weggefuͤhret worden, 
und welches uns von den beyden Gronlaͤndern fo bey mir war, erzehlet wurde; Sie 
wuſten ſie gar bey Nahmen zu nennen, daß die eine Kabelau, die andere Sigoko 
und die die dritte Gunelik geheiſſen; wovon die eine ſchon alt, die 2. andern aber 
noch Maͤdgens geweſen. ED | 
2, Der erſte Theil des Winters, vom Anfang des Octobre Monaths biß 
ad ultimum Decembris, war ſehr unbeſtaͤndig geweſen, indem mehr Schlag, 
Regen und Schneeflocken gefallen als die vorigen Jahres⸗Zeiten, doch wares 
nicht ſo kalt. Unſere Leute waren auch bißhero allezeit geſund geweſen, auſſer ein 
Mann, welcher ſowohl vorigen Winter, als ſeit Ankunfft der Schiffe kranck 
und bettlaͤgerig geweſen. Alles ging GOtt Lob! wohl, allein mit dem Handel, 
welcher die Balance des gantzen Werckes unterſtuͤtzen follte, war es nur ſchlecht 
beſtellet; Denn alle unſere beſte Cargaiſon und Handels⸗Wahren, waren zu 
a und das uͤbrige ſo wir noch hatten, wollten die Gronlaͤnder nicht einmahl 
anſehen. TT N 
e Am Neuen⸗Jahrs⸗Tag 1723. wurde wie gewöhnlich Predigt gehal⸗ 

ten und G—Okk vor feine Gnade und Beſchirmung in dem alten Jahr, Lob und 
Danck geſaget, und um ferneres Gluͤck und Seegen im Jahre angeruffen. 

Den 18. Jan. als unſere 2. Gronlaͤnder, Kufak und Navia, (dieſes 

waren ihre Nahmen, ) auf die See nach Alcken ausgefahren, und wieder nach 
Haufe kamen, erzehleten fie, daß die Gronlaͤnder ſie ausgeſcholten, und geſagt, 
fie hätten weder Witz noch Verſtand, weil fie ſich bey uns fo in Nuhe begeben, 
und nicht nach Hauſe kaͤmen zu den Ihrigen, um mit ihnen nach Nahrung aus⸗ 
zugehen; Sie hätten ſie ausgehoͤnet, und Kablunaken (wie fie uns nennen) 
genennet, weil ſie nun nicht mehr der Pfeilen oder Lentzen bedieneten, fi 5 5 

171 . Och ⸗ 


22917 
11945 


56 3 - | | 
| — — 
Buͤchſen und Flinten ꝛce. So mißguͤnſtig waren ſie daruͤber, daß fie fich bey uns 
aufhielten, und beſſere Tage hatten als ſie; Denn wir lieſſen ſie nicht auf die See 
fahren, wenn es ſchlecht Wetter war, worzu aber die andern die Noth triebe ih⸗ 
ren Leib zu unterhalten. Darzu bekamen ſie Eſſen und Kleider umſonſt, und 
durfften ſichs nicht ſauer drum werden laſſen, wie jene; woruͤber ſie ſich ſehr ver⸗ 
drießlich erzeigeten. n N = 
Den 21. da ich unſere Nachbaren beſuchen ging, war in dem einen Haus - 
ſe kuͤrtzlich eine alte Frau mit Tode abgegangen, und ſchon begraben, ſie hatten ſie 
in eine Hole geleget und in einige Felle von See-Hunden eingewickelt. Ein alter 
Mann lag auch allda Sterbens⸗kranck, (welcher auch den andern Tag feinen Geiſt 
aufgab,) ſo lag auch noch einer in demſelbigen Hauſe, ſo da unpaͤßlich war. 
Ich gabe den Krancken einige Unterweiſung, welche um Huͤlffe ihrer Kranckheit 
bathen, fo gut als ich konnte, ſagend: Sie muͤſten Huͤlffe bey G Ott ſuchen, wel⸗ 
cher HErr iſt uͤber Todt und Leben. Es waren dieſe arme Menſchen in ihrer To⸗ 
des⸗Stunde ſehr mittleidig anzuſehen, da ſie groſſen Abſcheu vor dem Tode hat⸗ 
ten, und gerne beym Leben bleiben wollten, weil ſie nichts gutes zu hoffen, noch 
ſich mit etwas zu troͤſten wuſten. da a 
Ach! Wie groſſe Urſache haben wir Chriſten nicht, GOtt hertzinnig⸗ 
lich zu dancken, welcher uns tuͤchtig gemacht hat ſeines heiligen Erbtheils im Lich⸗ 
te, und hat uns gerettet von der Macht der Finſterniß, und uns geſetzet in das 
Reich ſeines lieben Sohnes, in welchen wir die Erloͤſung haben durch ſein Blut, 
nemlich die Vergebung der Suͤnden. Allein GOtt beſſere! die wenigſten be⸗ 
trachten dieſe Wohlthat ernſtlich, und dancken Gott hertzlich dafür, 
Den 26. kamen einige Nachbahren zu uns, und erzehleten, daß einer 
von ihren Angekuten oder Kunſtgelehrten Maͤnnern zu ihnen gekommen, und 
ſollte dieſen Abend feine Kunſt allda beweiſen; wir ſollten dahin kommen und auf 
ihn ſehen. Ich antwortete: ich hätte es ſchon zuvor geſehen, und wuͤſte, daß ihre 
Kunſt lauter Lügen und nichts zu achten waͤre. Darauf einer von ihnen antwor⸗ 
tete, ich wäre Mikekau, i. e. ich vermochte nicht dergleichen un Denn 
da derfelbe in voriger Nacht durch ſeine Kunſt entzuͤckt geworden, wie er geſaget, 
biß in den Himmel, haͤtte er keine Spuhre oder Zeichen von mir da geſehen, haͤt⸗ 
te aber ein altes Weib geſehen, ſo eines Kablunaks Haupt in ihrer Hand getra⸗ 
gen, und ein Hund haͤtte gelegen, und an den Knochen einiger Kablunaken ge⸗ 
naget ic. und dergleichen Narren⸗Poſſen mehr, ſo er erzehlete. Da ich nun ant⸗ 
wortete, daß es lauter Luͤgen und Erdichtungen waͤren, baten ſie mich, ich moͤchte 
nur dieſen Abend dahin kommen, ſo koͤnnte ich ſeine Kunſt vernehmen. Ich ging 
alſo vor Plaifir mit dem Kauffmann und Chirurgo dahin, da er denn nachdem 
das Licht ausgeloͤſchet, eben fü wie ſchon gemeldet, fein a 
ie 


| ei Se 77 
Wie es hernach zu Ende war, ſagten wir daß es lauter Lügen und Gauckeley 
wäre, was ſie vornaͤhmen; denn wir verſtuͤnden und wiſſen wohl, wie ſie ſich 
damit anſtelleten. Sie laͤugneten es zwar, konnten aber nichts reelles dagegen 
einwenden, weil wir ſie in allem ihrem gauckelhaften Weſen uͤberfuͤhren konnten. 
Sie erzehlten uns auch unter andern einige Fabeln und Gauckeleyen, welche ſie 
recht in Ernſt mainteniren, und uns auf den Ermel binden wolten. Als wenn 
der Mond unterging, und nicht mehr ſchiene, ſagten ſie, daß er in die See und 
auf die Erde ſteige, und naͤhme See⸗Hunde und andere Thiere mit ſich in den 
Himmel, ſolche zu eſſen. Denn er ſoll ehedem ein Kalal oder Gronlaͤnder gewe⸗ 
ſen ſeyn, wie ſie kabuliren, und durch eine beſondere Oecaſion, ſoll eine ſolche 
Metamorphoſis an ihm geſchehen ſeyn. Sonſten iſt ihre Wiſſenſchafft vom 
Lauff der Planeten und ihrer Wirckung nur geringe, doch geben ſie einigen kennt⸗ 
lichen Sternen unterſchiedliche Nahmen, als die Waage nennen ſie Tugtu, i. e. 
ein Renn⸗Thier, den Nord⸗Stern Kaumarſok, i. e. einer fo da ausgefahren 
See ⸗Hunde zu fangen, und wieder nach Haufe gekommen, weil es ſcheinet als 
wenn er von der See auffteiget und hervor kommet. Killukturſet, oder das 
Sieben⸗Geſtien, hat feinen Nahmen davon, weil es gleichſam zuſammen ge⸗ 
bunden ſcheinet, weil die Sterne mit mehrern nahe bey einander ſtehen. Vom 
Wetterleuchten und Nord⸗Licht, welches allezeit bey hellem Wetter über den 
gantzen Himmel geſehen wird, haben fie Einbildung, daß es die verſtorbenen 
Seelen ſeyn, welche herum lauffen und Ball mit einander ſpielen, welches ein 
Spiel iſt vor die Jugend, des Winters beym Mond⸗Schein. Hieraus ſiehet 
man, daß ſie eine feſte Meinung von der Unſterblichkeit der Seele haben, ob wohl 
ſolche allzufleiſchlich und fabelhaft herauskommt; denn fie fügen , daß die ver⸗ 
ſtorbenen Seelen daſelbſt gut Leben haben, koͤnnen Wild und alles genug fan⸗ 
gen, und beſſer Leben als hier ꝛe. Es iſt zu beklagen, daß, da fie nach ihrer Art 
ſo klug und behend ſeyn, unterſchiedliche Mittel zu erfinden, wodurch ſie ihre 
Nahrung und Lebens⸗Aufenthaͤlt ſuchen koͤnnen ſie fo groſſe Tummheit und 
Kaltſinnigkeit verſpuͤhren laſſen, der goͤtklichem Wahrheit ernſtlich nachzuden⸗ 
cken, welche ich ihnen, nach Möglichkeit einzupraͤgen geſuchet. Welches alles 
daher kommt, daß ſie unſern Gottesdienft und Andacht von eben ſo geringer 
Wichtigkeit anſehen, als ihre Gauckeley. Kurtz zu ſagen, von allen weſentli⸗ 
chen Dingen, machen ſie ſich keinen andern Begriff; als daß alles ſo von ſich 
ſelbſt geworden, und ſonſt keine andere Haupt⸗Urſache oder Urſprung erkennenz 
ſo daß fie in dieſem Stück eine rechte viehiſche Tummheit ausweiſen. Siehe! ſo 
gar verſtehet der natuͤrlicheMenſch nichts von den Dingen, ſo den Geiſt GOttes 
angehoͤren, es iſt ihm eine Thorheit, daß er es nicht kan noch will begreiffen. 
Dahero iſt es GOttes eigen Werck, und En von feiner bloſſen m. 
| um 


„ o She 


nen; Denn niemand kann zu Chriſto kommen, und an ihn glauben, wo ihn de 
Vater des Lichts nicht ziehe durch ſeine vorhergehende Krafft der Gnade: GOt⸗ 
tes Apoſtel muß ſelber bekennen, daß der nichts iſt ſo da pflantzet, oder der da 
begieſſet, ſondern GOtt allein, ſo das Wachsthum giebeeeeeeeeeee 
Durch Annehmung der beyden Gronlaͤnder, ſo bey mir im Hauſe wa⸗ 
ren, wurde ein anderer, ſo verheyrathet, auch veranlaſſet mich zu bitten, ihn 
mit feiner Familie anzunehmen, (es war derjenige, bey welchem ich zuvor ei⸗ 
nige Zeit logiret,) mit Verſprechen, er wolle den Winter uͤber beſtaͤndig bey uns 
verbleiben, und wenn der Sommer herannahete, wolte er uns einen ſchoͤnen 
Platz anweiſen, da wir unſere Wohnung hinſetzen koͤnnten, woſelbſt des Some 
mers gute Nahrung mit Lachſe, See-Hunden und Renn⸗Thieren wäre, und 
des Winters mit Torſchen und Rothfiſchen. Er war Zweifels⸗ ohne ſchlechter 
Nahrung wegen, zu dieſem Vortrag beweget, als welche zu dieſen Zeiten nur 
ſchlecht war; denn ſie waren wenig bekuͤmmert, ſich mit genugſamen Lebens⸗ 
Mitteln des Winters zu verſehen, da doch des Sommers von allem genug zu bes 
kommen iſt; dahero mochten wohl ſeine Gedancken ſeyn, daß ſie bey uns koͤnn⸗ 
ten Eſſen bekommen, wenn ſie ſelber nichts erwerben koͤnnten. Ob wir nun 
zwar wenig Gelegenheit hatten, noch ſo viele bey uns zu nehmen, indem ſeine 
Familie aus 6. Perſohnen beſtunde, ohne die beyde fo wir ſchon bey uns hatten, 
fo refolvirte ich mich doch ſie anzunehmen, damit wir bey dieſer Gelegenheit 
beſſern Bericht von des Landes Beſchaffenheit erlangen möchten, fo uns kuͤnfftig 
zu einen Vortheil dienen koͤnnte, auch ihre Gewogenheit uns erwerben moͤchten. 
Sonſten hatten wir nun täglich ihre Viſiten, ja oͤfters mehr, als wir 
degehrten, denn ihre haͤuffige Beſuchungen brachten uns lauter Unruhe, und 
ſehr wenigen Gewinn und Vortheil. rn Vortheil hatte ich dabey, daß 
ich Gelegenheit bekam von göttlichen Dingen mit ihnen zu diſcur iren, und alſo 
ihnen nach und nach ihre groͤbſte Unwiſſenheit nach Moͤglichkeit zu benehmen. 
Den 12. dito kam obbemeldter Mann mit ſeiner gantzen Familie und 
Bagage zu uns, wir raͤumten ihnen einen kleinen Platz auf den Boden ein, über 
der Stube, wo unſere Leute waren; allein meine zwey Kerls, ſo ich zuvor bekom⸗ 
men, duͤnckte nichts ſonderliches drum, weil ſie meinten, fie wuͤrden dadurch 
einige Careſſen verlieren, ſo wir ihnen ſonſten erwieſen. b * 
Den 17 kamen 2. fremde Gronlaͤnder, welche ſagten, daß fie weit den 
Meerbuſen hinauf zu Hauſe gehoͤreten, ein oder zwey Tage⸗Reiſe von uns; ſie 
er⸗ 


tze und Rudera von been Woh⸗ 
ten fie den Platz überaus ſehr, wegen 
es, dabey gäbe es Renn⸗Thiere, Hag 
unde, Laxe, Torſch und Rothfiſche 1c. 
ordiſchen Colonie auf der Seite nach We⸗ 
nug davon zu ſagen, daß ſie von ih⸗ 
N f gen worden, allwo noch zum An⸗ 
0 en wird, worauf ſie ſich follen geſchlagen haben, da⸗ 
uch d Nahmen Pifikftarbik gegeben, i. e. eine Stelle oder Ott, 
ogen ſchie elches mit dem uͤbereinſtimmet, was man in 
ſchen Antiquitæten beſchrieben findet, nem⸗ 
wohner nach Weſten zu, bereits im 14. Seculo von 
an die Wilden genennet, welche die Normaͤnner er⸗ 
1 kamen,) waren uͤberwaͤltiget und erſchlagen worden. 
ntfuhr ohnverſehens einem jungen Gronlaͤnder, damit die al⸗ 
„deswegen ſie ihm zuredeten, weil ſie befurchten, 
nen raͤchen; Allein da wir ihnen zu lverſtehen gaben, daß 
4 wie es zugegangen, da es aber ſo lange her 
i je ſo haften fie auch nicht zu befürchten, daß 
s einiges Leid zufuͤgen wuͤrden, wenn ſie nur ſelber artig ſeyn 
en ſich hierauf zufrieden und erzehlten alles mit einander. 
19 3 ſo wiſſen die Gronlaͤnder, ſo auf der 
Nachr icht davon zu geben, weil nicht allein 
dazwiſchen, ſondern auch das Eiß und andere Gefaͤhrlich⸗ 
daß ein e Correfpondence zwiſchen ihnen ſeyn koͤnnen. 
ce Frau von den Nachbahren, war vor kurtzer Zeit 
r mmen, und weil die Mutter keine Milch in 
0 ſaugen zu laſſen, fragte mich der Mann und 
die ieh Se 10 ich e 5 iR vollte, um ſolches zu ernehren und zu auferziehen. 
Ich kon 1 Gewiſſen ihr Begehren nicht abſchlagen, denn des armen 
ein r dab vinnen: Ich ſagte denn ja, daß ich es woll⸗ 
23. Febr. mit dem Kinde zu mir, und uͤber⸗ 
ſie wieder ihrer Straſſe. Doch konte es die 
Mutte Hertz bringen, und zulaffen, daß ihr Kind in fremden Haͤn⸗ 
denfanfite, ahero fie den andern Tag gantz früh wiederkam, um zu verneh⸗ 
men, wie ſich das Kind befaͤnde, und als ſie ſahe, daß das Kind noch wohl auf 
war, freuete ſie ſich ku wieder mit ſich zu nehmen, is 
er 


og 
nte es ihr ni 
wieder d 
. Mi: 7 7 


Gronklaͤnder vorbey fuhre, weil ich mir aber den Tag und das Wetter zu Nutze 
machen wollte, kam ich zu keinem an das Land, auſſer an dem Ort, da wir gleich 
darauf hinkamen. Die Gronlaͤnder fo da wohneten, waren über unſere Ankunfft 
ſehr vergnuͤgt, fie baten uns zu ſich, und wollten uns zu eſſen geben was fie hatten. 
Ich gab ihnen eine kleine Diloretion von Perlen, Neh-Nadeln, und Angeln, 
und ging hernach wieder weg. Als wir vom Lande abgingen, fingen die Weibs⸗ 
Leute an, uns zu Ehren zu fingen, und hielten fo lange damit an, als ſie uns nur 
ſehen konnten. Des Abends kamen wir bey einigen Gronlaͤndern zu logiren, 
welche die letzten weren, und wohneten weiter den Meerbuſen hinauf gar keine 
Leute, wegen des Eiſes ſo da lag. Nach unſer Ankunfft kam auch ein Both vol⸗ 
ler Leute, fo daſiges Orts wohneten; die Weibs⸗Bilder fo am Lande waren, 
empfingen ſie mit einem Geſang, welches bey ihnen eine groſſe Ehren⸗Bezeugung 
iſt gegen die Fremden ſo ſie beſuchen, und iſt ſolches ein Zeichen, daß man ihnen 
ehr willkommen iſt. m 1 

Man hatte mir zuvor erzehlet, daß gantz in dem Meerbuſen hin eh des 

Win⸗ 


| 


* e 61 


S —— m 


Winters See⸗Hunde auf dem Eiſe liegen follten , warum ich nun die Gewißheit 
vernehmen wollte, ob man Gelegenheit haben koͤnnte, ſie auf dem Eiſe zu toͤdten, 
eichwie auf Gronland oder Spitzbergen gebraͤuchlich, allwo jährlich viele tau⸗ 
end See⸗Hunde erſchlagen und gefangen werden. Dahero begab ich mich den 
4. Marti weiter hinein, wo das Eiß liegen ſollte, wohin ich von einem Gronlaͤn⸗ 
der mit begleitet wurde als wir aber dahin kamen ſahen wir keine See⸗Hunde, 
ſondern Rennthiere ſahen wir auf dem Eiſe liegen, und ſo bald uns folche gewahr 
wurden, lieffen fie auf die andere Seite ans Land. Es war ein uͤberaus ſcharf⸗ 
fer Froſt dieſen Tag, ſo daß wir GOtt dancketen, daß wir des Abends wieder 
zu den Gronlaͤndern ihre Wohnungen kamen. Sie berichteten uns ferner, daß 
weiter hinein in den Meerbuſen nach Oſten zu, wo das bemeldte ſteinerne Hauß 
unſerer Vorfahren aus Norwegen vorgefunden wird, auch Eiß laͤge, wo die 
See⸗Hunde des Winters und im Fruͤh⸗Jahre ſich am meiſten aufhielten; allein 
dahin zu fahren, war uns vor dieſes mahl ohumoͤglich; denn es waren 2. Tag⸗ 
Reiſe dahin, und unterweges keine Leute anzutreffen, bey welchen wir des Nachts 
logiven konnten, wenn ſich ein ungeſtuͤmes Wetter einfinden ſollte. Dahero 
wir genoͤthiget waren, wieder umzuwenden, in Hoffnung, daß wenn wir dem 
Fruͤh⸗Jahre näher kaͤmen, und die Kaͤlte etwas nachlieſſe, wir ſodann dahin 
kommen, und verſuchen könnten, was da zu thun wäre. ö 
Alſo begab ich mich den J. Marti wieder auf die Ruͤckreiſe, und kam des 
Abends an den Ort, da ich die 3. Leute zu fiſchen gelaſſen. Sie hatten keinen 
ſonderlichen Fang gethan, wie ſie dann auch nicht konnten, wegen der Geraͤth⸗ 
ſchafft, welche, wie ſie von uns gebrauchet wird, hier zuLande nicht gut angehet, 
dagegen bekommen die Gronlaͤnder taͤglich Fiſche genug mit ihren Schnuren, 
welche in lange und ſchmale Striemen von Gedaͤrmen der Wallfiſche zerſchnitten. 
Gleichwohl ließ ich dieſe 3. Mann noch zurück bleiben, damit ſie es noch eine Zeit⸗ 
lang verſuchten, und ich begab mich denn nach Hauſe. Wo ich nur hinkam zu 
den Gronlaͤndern in dem Meerbufen, ſahe ich überall Roth⸗Fiſche genug, fo daß 
die Leute, fo in den Meerbuſen wohnen, weit beſſer im Winter leben, als die ſo 
an der See ſich aufhalten, allwo keine andere Fiſche des Winters gefangen wer⸗ 
den als Ulcken. Dahingegen bekommen die, 0 an der See wohnen genug See⸗ 
1 Art, deren Feder⸗Felle fie zubereiten, und zu Unterkleidern 
gebrauchen. a 
Den 7. dito kam ich wieder nach Haufe. Auf dieſe Reiſe erfuhr ich, daß 
das Land ſo Nordwaͤrts vor uns lag, und welches wir bißhero vor eine groſſe In⸗ 
ſul gehalten, an ein gantz feſtes Land grentzete, und ein lange! Revier machet, 
ſo in der Karte Baals Revier aenennet wird, doch gehet die Laͤnge nicht ſo weit 
in Nord⸗Oſt, als auf der Karte vorgegeben 21 s Denn fie erſtrecket ſich nur auf 


— 


85 


62 3 0 Bee | 
od e nad Sen br gibts ie andere Ira) aloe I 
TO, oder 12. Meile, nach Oſten aber giebt es viele andere Meerbufen, allwe 

dem einen das bemeldte ſteinerne Hauß gefunden wird. ee 
Damit ich aber etwas particulaires von ı Difcourfen 


fo ich auf dieſer Reife mit den Gronlaͤndern von göttlichen Dingen gehalten; ſo 


7 
fande ich groſſe Begierde bey ihnen, davon zu hören, und ſich darinnen unter⸗ 
weiſen zu laſſen; beſondern hatten fie ein Vergnuͤgen, die Bibliſchen Bilder zu 
ſehen, ſo ich mitgenommen hatte, um ihnen dadurch einigermaſſen zu bedeuten, 
was ich nicht hinlaͤnglich ſagen konte. Sie bekannten vollkommen, daß ſie glau⸗ 
beten, was ich ihnen von GOtt ſagte, und freueten ſich überaus zu hören, wie 
GOttes Sohn wiederkommen ſollte, die Todten aufzuerwecken, und zu ſich in 
den Himmel zu nehmen, welche an GOtt geglaubet, ihn geliebet und gefuͤrch⸗ 
tet ꝛe. Daß ſie aber viel auf meine Lehre retflectireten, konte ich auch daraus 
abnehmen, daß da ein kleiner Knabe zu mir kam, und ein Stuͤck verfaultes Holtz 


am Halſe hangen hatte, und ich ihn fragte, worzu es nuͤtzte, antwortete der 


Vater: Er trug es dafuͤr, daß er gutes Glück haben ſollte. Hierauf ſtellte ich 
ihm vor, daß dergleichen nichts taugete, und zu feinem Glück nichts beytragen 
konnte, ſondern der groſſe G Ott allein, fo alle Dinge geſchaffen und erhält, der 
muͤſſe ihm Gluͤck und Nahrung geben, dahero ſollte er fo was von ſich werffen, 
und kein Vertrauen darauf ſetzen. Ingleichen kam eine alte Frau, welche einen 


Knochen vom Kinnbacken eines Fuchſes am Halſe haͤngen hatte, nebſt einem 


Raben⸗Fuß, welche ich fragte, worzu ſie dieſes gebrauchte, antwortete ſie, vor 
den Todt, ich ſagte ihr, daß ſolches gar nicht dafuͤr helffen koͤnnte, ſie muͤſte 
gleichwohl ſterben wenn GOtt wollte, welcher ihr und allen Menſchen das Les 
ben gegeben hätte; fie ſolte alſo folche ungoͤttliche Dinge von ſich werffen; und 
nichts damit zu thun haben, dagegen ſolte fie G Ott vertrauen, welcher ihr nach 
an 7 77 ein ewiges Leben geben wuͤrde, wofern ſie glaubete, und nach meiner 

ehre thaͤte. vo 1 
So wohl fie als die andern, lieſſen ſich meine Unterweiſung gefallen, 
riſſen das fo genannte Angvoak vom Halſe und warffen es weg. Ja die ſaͤmt⸗ 
lichen Weibsbilder, welche Perlen am Halſe und im Ohren hängen hatten, 
fragten, ob GOtt auch nicht wollte, daß fie dieſes gebrauchen ſolten? Ich ſag⸗ 
te, ja! dieſes laͤſt euch GOtt ſchon zu, ſofern ihr ſolches nur zur Zierde traget. 
Hier trug ſich auch dieſes zu, daß einer uns etwas weggeſtohlen hatte: Ich wol⸗ 
te ihnen eben nicht fo hart desfalls zureden, ſondern ſaͤgte nur, daß Gott nicht 
haben wollte, daß ſie ſtehlen ſollten, ſonſten wuͤrde fie der ſchlimme Teuffel, den 
ſie auf dem Papier gezeichnet ſahen, mit ſich in die Hoͤlle nehmen, an einen Ort, 
wo fie allezeit gepeiniget wuͤrden, und doch nicht ſtuͤrben; Dahero ſollten ſie das 
Geſtohlene wieder geben, ſo ſollte ihnen auch nichts böfes wiederfahren. = 
e. 


F u u 


0 ee | 63 
mit einander, und kamen nach gehends und brach⸗ 
mir eine erfreuliche Hoffnung, daß ſich 
d des Allerhoͤchſten und mit der Zeit 
ch ſo weit gekommen waͤre, ihnen al⸗ 


a 


a 
daß ob ſchon dieſe Leute keine Wiſſenſchaft von goͤttlichen 
dennoch vielen thoͤrichten Superſtitionen ergeben ſeyn. 
ſo ich im Meerbuſen zurück gelaſſen, allda zu fiſchen, 
r nach Haufe; denn es war nun keine G legenheit mehr vor 
a zu verbleiben, weil eine alte Frau daſelbſt im Haufe geſtorben 
ie ſich wegmachen muſten, und ſich zu andern Gronlaͤndern 
elbſt fie ein paar Tage geweſen, und einige Fiſche gefangen. Wie 
Iheur zutrug, daß des einen Sohn allda in Haufe, ohnver⸗ 
gefiſchet, mit dem Both umgewaͤltzet und ertruncken, 1 ſie 
h Hauſe begeben, weil ſie das ungedultige Klagen und Heulen 
Eltern nicht laͤnger anhören koͤnnen. 
dieſer betruͤbten Begebenheit trug ſich auch dieſes zu, fo mich 
freuete, en erden Eltern ſo ungedultig angeſtellet, 


ron ändern gekommen welcher kurtz zuvor in einem der Haͤu⸗ 


1 


| ö giret, da er denn den Diſcours mit angehoͤret, ſo ich 
mit den daſigen Gronlaͤndern, von GOtt, dem Himmel, und Auferſtehung 
der Todten gehalten, dahero er den betruͤbten Eltern zugeredet, und, ſo viel als 
meine Leute verſtanden, geſaget, ſie ſollten ſich doch nicht fo betruͤben und bekla⸗ 
gen; denn er haͤtte den Pelleſte (jo nannten fie mich,) ſagen hören, wie an je⸗ 
nem Tage der Schoͤpfer des Himmels alle Todten wieder auferwecken wuͤrde, 
da ein jeder die Seinigen wieder ſehen und finden ſollte die er hier durch den Todt 
verlohren; dabey zeigte er ihnen, auf Händen und Fuͤſſen kriechend, daß dieje⸗ 
nigen, ſo hier alt und ſchwach waͤren, und nicht gehen koͤnnten, in dem Him⸗ 
mel wieder jung und friſch werden ſollten, und was er mehr mag geſaget haben. 
Darauf fragte er einen von unſern Leuten, nemlich Aron, Auguſtini Sohn, 

welcher ſie am beſten verſtehen konnte, ob ſichs nicht in der That ſo verhielte? 
Dieſer Troſt wuͤrckete ſo vieles bey den Betruͤbten, daß ſie ſich einigermaaſſen 
zufrieden gaben, Ich erfreuete mich hertzlich uber Diefen Bericht, und 1 


64 3 0 ie 


— * — — — —e—. —ũe e — — 
Gott, daß er meine einfältige und unvollkommene Lehre nicht gantz frucht⸗ 
loß habe ſeyn laſſen, ſondern auch hier ſeine Verheiſſung erfuͤllete. Ef. 5. Gleich 
wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt, und nicht wieder dahin kommt, 
ſondern die Erde befeuchtet, und ſie fruchtbar machet und wachſend, daß ſie 
Saamen zu ſaͤen und Brodt zu fen, alſo ſoll das Wort, fo aus meinem Mu 
de gehet, auch ſeyn, es ſoll nicht wieder zu mir leer kommen, ſondern thun, das 
mir gefaͤllet und ſoll ihm gelingen, dazu ichs ſende. e 
Ich habe bereits zuvor gemeldet, das aus ein und andern Merckmahlen 
zu ſchlieſſen war, daß dieſe Leute doch einige Meynung von Unſterblichkeit der 
Seelen haben muͤſten; davon habe ich auch nachhero naͤheren Bericht von den 
Gronlaͤndern erhalten, welche vorgegeben, daß, ſo bald der Menſch ſtuͤrbe, 
fahre die Seele (ſo ſie Targnek nennen) von dem Menſchen in den Himmel, al⸗ 
lein der Leib bleibe in der Erde und verweſe. Nach ihrer Meynung ſoll die verſtor⸗ 
bene Seele einen Ueberfluß am Jagen haben, ſo wohl nach Renn-Thieren und 
See⸗Hunden, als andern noͤthigen Dingen. Wiewohl dieſer armen Menſchen 
ihre Meynung, da ſie der Erleuchtung in GOttes Wort mangele, gantz fabel⸗ 
haft und fleiſchlich iſt, ſo beſchaͤmen ſie doch in dieſem Fall jene Atheiſten, ſo 
unter den Chriſten gefunden werden, welche der Seelen Unſterblichkeit ſtreitig 
zu machen ſuchen, und ſolche in Zweiffel ziehen. Wiewohl aber dieſe arme 
Menſchen kein goͤttliches Weſen erkennen, oder eine Verehrung der Götter has 
ben, ſo ſcheint es doch, als wenn ſie ihre Seele nach dem Tode vergoͤttern wollen, 
indem ihre ſo genannte Angekuten ſich und andern einbilden, daß ſie mit den 
Todten, wie gemeldet, Unterredung halten koͤnnen, da doch ihre Gaucke⸗ 
leyen nicht allein kund und offenbahr, ſo daß es ein jeder verſtehen koͤnne, wie es 
damit zugehet, ſondern auch dabey ein fruchtloſes Affenſpiel, wobey fie wieder 
einer Antwort gewuͤrdiget werden, noch ſonſt einen Nutzen davon haben, gleich⸗ 
wohl 45 ſie ſolchen ſo ernſtlich ergeben, daß es allenthalben von ihnen getrie⸗ 
ben wird. | 
Den J. Aprill paflirete auch noch folgendes: Da der Chirurgus in ein 
benachbahrtes Hauß gegangen, mittlerweile, ein Gronlaͤnder nebſt ſeinem Bru⸗ 
der von einem andern Ort dahin gekommen, welcher einen ſchlimmen Geſchwulſt 
und Beule an dem einen Kinnbacken gehabt, und von dem Angekoken, fo da 
im Hauſe wohnete, begehret, daß er ihn heilen ſollte; forderte ſolcher gleich ſei⸗ 
ne Bezahlung dafür, welche er auch erhielt; worauf er denn des Abends, da 
das Licht ausgelöfchet, (denn ſie verrichteten alle dieſe Gauckeleyen im dunckeln) 
er den Patienten vor ſich nahm, und nach Gewohnheit eine lange Zeit uͤber ihn 
murmelte, bißweilen auf ihn ſpeyete, und ſich mit dem Tongarfuck befragte, 
an welchen er zo wohl die Frage als Antwort thate, mit Veraͤnderung ſeiner 
Stimme. £ An⸗ 


* 


un 
1 2 


5 bey ſchrieb er ihm gewiſſe Speiſen vor, ſo er nicht eſſen muͤſte de. 
en iſt es eine allgemeine Praxis unter ihnen, daß ſie in unterſchiedlichen 
als, wenn einer von ihren Verwandten ſtirbt, oder eine Frau im 

Bette lieget, oder kleine Kinder kranck haben, ſich von gewiſſen Speiſen 
. ach Unterweiſung ihrer Angekuten. Dergleichen pflegten fie auch 
wenn zuweilen mit unſerer Artzeney einige curiret wuͤrden, fo fragten 

gleich, was für Speiſen fie nicht effen ſollten? So daß fie in dieſem Fall des 

Doctoris Ordinance und Vorſchrifft genau obſer viren. Obwohl aber die 

Gronlaͤnder bey ihren Curen ſo viel Aberglauben haben, ſo brauchen ſie doch - 

auch andere vernuͤnfftige doch einfältige natürliche Mittel, womit fie einander g 

helffen. Hiervon ſahe ich im verwichenen Sommer ein Exempel an einem 

Mann, welcher ohnverſehens von einem andern mit einer Lantze durch den Arm x 


je 


geſcho fen, und gefährlich blesſiret wurde, und das Anſehen hatte, daß es nach 
unſerer Cur in ſo kurtzer Zeit nicht konnte geheilet werden | geſchweige mit ihrer. 
Doch vernahm ich mit Verwunderung, daß er in kurtzer Zeit, von einer alten 
Frau war curiret worden. %%% Ä 
den ril ſahe man das erſte Schiff in dieſem Jahr, nach 
Norden zu vorbey paßiren. So zogen auch die Gronlaͤnder aus ihrem Winter⸗ 
uartieren, da ſie denn ſo lange, wie der Sommer waͤhret, in Zelten wohnen 
um ſtreiffen. Als ein Gronländer, ſo von Süden herkam, uns dieſer 
beſuchte, erzehlte er mir, daß, wo er hergekommen, nemlich 4. a 6. 
Reife nach Suden, waͤren auch alte verfallene Haͤuſer zu ſehen, wo ches 
n die Nordischen follen gewohnet haben; an felbigen Ort, berichtete er ferner, 
Ar x i fe 8. Gr 5 und eine kleine J doltzung oder Geſtraͤuche 5 fo wurden auch 
Torſche Sommers und Winters alldg gefangen. 


5 er 


Den 14. A 


Cs begab ſich auch, daß ein Gronlaͤnder, ſo da in der Nähe wohnete, 
feine Frau verſtieß ‚und wegjagte, aus Urſache, daß ſie boͤſe und arg wäre, in 
deren Stelle er eine andere nahm. Sie gaben vor, daß es bey ihnen ſo Manier 

waͤre, wenn ihre Weiber nicht nach ihrem Sinne waͤren, ſo machten ſie ſich von 


%% . ĩ 

Dien 16. April reiſete ich von Hauſe ab (in Begleitung des Gron⸗ 

landers fo bey mir im Hauſe war) nach dem Meerbufen Amaralick : i. e. der 
Donigte, ſo eine Tag⸗Reiſe nach Oſten zu lieget um zu erforſchen, ob nach Der 
richt der Gronlaͤnder, daſelbſt noch einige Veltigia unſerer alten Nordiſchen 
Chriſten anzutreffen waren. Dieſen Tag kamen wir nicht weiter als anderthalb 
Meile, weil es ſchlecht Wetter wurde: Wir kraffen allda einige Gronlaͤnder 
mit ihren Zelten an, bey welchen wir pernoctirten. Des Nachts erhub fich 
ein ſtarcker Wind von Süͤd⸗Oſt, mit Schnee⸗Flocken, welcher das 00 ue 
weg / e e ſcchmiſſe, 


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ſchmiſſe, worinnen ich logirete, fo daß wir alle genoͤthiget waren, uns in die 


andern Zelten, ſo daneben ſtunden, zu begeben, da wir denn die Nacht uͤber und 
folgenden Tag Kälte und Noth mit einander ausſtunden. rar 
Den 18. da ſich der Wind legte, begab ich mich wieder auf die Reife, 


und langete des Abends bey einer wilden Wuͤſten Wohnung an, gantz zu aͤuſſerſt 


im Meerbuſen. Wir nahmen unſer Nacht⸗Lager darinnen, und des Morgens 
fuhren wir weiter den Meerbuſen hinauf, da wir auch einige Gronlaͤnder vor⸗ 
funden, welche unter den Zelten wohneten. Dieſelben wieſen mich auf mein 
Anſuchen, zu einigen wuͤſten Plaͤtzen, wo ſie vorgaben, daß die Verſtorbenen 
Kablunaken, (ſo nannten ſie uns) ehedem gewohnet. Ich nahm alſo den Ort 
in Augenſchein, da ich denn merckliche Kennzeichen ſahe, daß Leute da gewohnet 
hatten, welche das Land zu bauen verſtanden; denn es war daſelbſt nicht allein 
viel Miß wachs auf beyden Seiten, nebſt vielen Geſtraͤuchen, ſondern die alten 
Wuͤſteneyen und Rudera der Haͤuſer gaben ſolches auch zu erkennen. Denn 
ob ſchon benannte Haͤuſer von nichts anders als Torf und Steine gebauet wa⸗ 
* J f o waren ſie doch auf eine andere Art, wie die jetzigen Gronlaͤndiſchen Haͤu⸗ 
er gebauet. 1 
| Wir vernahmen mit Verwunderung , als wir in den Meerbuſen 
kamen, daß da ſo wenig Schnee lag, da doch an der See-Kante, wo wir 
wohneten, ſehr viel Schnee war, welches daher koͤmmt, daß die Sonne groͤſ⸗ 
ſere Macht zu ſcheinen hat, und zwiſchen den Thalen und Klippen mehr Waͤrme 
von ſich geben kan, als an der See, wo der Nord⸗Wind beſtaͤndig blaͤſet. 

5 In dieſem Meerbuſen fiſchen die Gronlaͤnder im Majo und Junio eine 
groſſe Menge Fiſche, welche Lodden genannt werden; item, Torſche, Lachſe, 
und im Winter Rothfiſche. Imgleichen ſchieſſen die Gronlaͤnder auch viele 
See⸗Hunde allda. So kan man auch von dieſem Meerbuſen zu einem andern 
zu Lande hinuͤber gehen, nach Norden zu, allwo auch alle Nordiſche gewohnet 
haben. Es halten ſich daſelbſt ſehr viele Menſchen auf, welche Torſche, Lachſe, 
und Lodden fiſchen und nach Renn⸗Thieren jagen, deren eine groſſe Menge biß 
in den Felſen hinauf, ſich allda befinden. Ich ſahe felber 18. Stuͤck beyſammen 
gehen, nicht weit vom Strande ab, ſie waren aber ſo ſcheu, daß, ſo bald ſie uns 
ſahen, ſie zu Felde einlieffen, daß wir ſie nicht mehr ſehen konnten. Nachdem 
ich nun alle Gelegenheit beſehen, begab ich mich den 22. dito wieder nach der 
Colonie. Bey meiner Ankunfft muſte ich vernehmen, daß einer von den bey⸗ 
den Gronlaͤndern, ſo bey mir waren, in meiner Abweſenheit, weg, und zu 
ſeinen Verwandten gefahren, welche nach Norden zu wohneten, er hatte zwar 
verſprochen, wieder zuruͤck zukommen, welches er aber nicht gehalten; ſo daß 
ich ſahe, daß die Unkoſten und Muͤhe, ſo ich ſchon angewandt, und noch an⸗ 
wenden wolte, bey den Exwachſenen, vergebens waͤre. Den 


mm 


ge⸗ 


68 A 0 e- 3 
über der Erde ſtunde. Die Steine waren ordentlich auf einander geleget , und 
wohl zuſammen gefuͤget, inwendig und auswendig aber lagen viele groſſe und 
kleine Steine herum: Es iſt dieſes Gebaͤude ohne Zweifel eine Kirche geweſen; 
denn es hatte einen groſſen Grund von 48. Ellen lang und 36. Ellen breit, und iſt 
nicht zu zweifeln, daß es nicht unſer alten Nordiſchen Chriſten ihre Arbeit ſolte 
geweſen ſeyn. Auſſer dieſen ſteinernen Mauren ſahe man auch viele andere ver⸗ 
fallene Haͤuſer von Erde gemacht. Sonſten hat der Art einen ſchoͤnen Proſpect, 
mit einen gleichen ebenen Felde, ſchoͤnen Mißwachs, und mit Geſtraͤuchen von 
Vircken, Erlen, Weiden und Wachholdern bewachſen. Imgleichen findet 
man auch einen ſchoͤnen Weichſtein, welches ein unvollkommener Marmor iſt, 
von verſchiedenen Farben gruͤne und rothe, item, gantz weiſſe mit ſchwartzen 
Flecken darein. Aus dieſem Meerbufen kan man noch andere uͤberſehen, allwo 
überall ehedem die Nordiſchen gewohnet haben. Allein, wie angenehm auch 
dieſer ſchoͤne Plan anzuſehen war, nebſt den verfallenen Gebäuden, fo unan⸗ 
genehm war es gerade uͤber auf der andern Seite zu ſehen, wegen des erſchreck⸗ 
lichen Eiß⸗Felſens, welcher ſich, ſo weit wir ſehen konnten, uͤbers Land er⸗ 
ſtreckte, und biß an die See hinan ging, allwo groſſe Stücken, wie kleine In⸗ 


ſuln, abbrachen, und aus dem Meerbuſen getrieben kamen; welches jaͤhrlich in 


groſſer Menge geſchicht, nebſt einem andern Eiß aus einem Bay aus dem Meer⸗ 
buſen getrieben, und auf den SeesKanten Baals-Revier genennet wird. Es 
iſt zu bewundern, daß, da das Land rund herum in dem Meerbuſen an der See⸗ 
Kante, ſo ſchoͤnes Graß und Geſtraͤuche hat, dennoch auf dem Felſen eine fo 
erſchreckliche Menge Eiß, ſo gar nicht aufdauet, ſondern jaͤhrlich vermehret 
wird, daß es das gantze Land bedecket. Auf dem Eiß, ſo in dem Bay lag, ſa⸗ 
hen wir See⸗Hunde genug; fo bald ſie uns aber gewahr wurden, verkrochen fie 


ſich in ihre Löcher, welche fie auf dem Eiſe hatten; denn die Gronlaͤnder, fo ſich 


im Fruͤh⸗Jahr daſelbſt aufhalten, jagen beſtaͤndig darnach, wie auch nach den 
Renn⸗Thieren; doch ſchoſſen meine Leute ein paar Haaſen und einige Ruͤpen. 
Die See⸗Hunde betreffend, fo verſuchten wir wohl, ihnen Garn aufzuſtellen, 
welche wir bey uns hatten, um einige damit zu fangen, weil aber der Ort einen 
allzu weiten Umkreiß hatte, gingen ſie auſſen um weg, und ſcheueten ſich ins 
Garn zu gehen. Gleichwohl aber ließ ich eine Chaloupe mit 5. Mann zurück, 
um auf einer andern Stelle einen Verſuch zu thun, allwo die Gronlaͤnder vor⸗ 

gaben, daß es beſſer gelegen waͤre, den See-Hunden anzukommen. 
Ich ging alſo den 3. May mit dem einen Fahrzeug wieder aus dem 
Meerbuſen weg, und kam den 4. dito des Abends gluͤcklich wieder nach Hauſe. 
Die Gronlaͤnder ſo unterweges antraff, unterwieſe ich in GOttes Wort, ſo gut 
als ich vermochte. In meiner Abweſenheit, war der Gronlaͤnder, ſo den Win⸗ 
ter 


aan) x E 8 
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„in dem ſo genannten Sunde Nepifet , woſelbſt fie eine Art Fiſche 
die in Norwegen Rognkaller genennet werden. 1 


Die Leute ſo ich in dem Meerbufen zuruͤck gelaſſen, kamen den 12. hujus 
wieder nach Haufe. Allein es hattte ihnen auch nicht gluͤcken wollen, an dieſem 
Orte See⸗Hunde zu fangen; vom übrigen Weydewerck brachten fie 15. Haaſen 
und einige Ruͤpen mit. Der juͤngſte Sohn von dem Manne, ſo ſich dem Win⸗ 
ter uͤber bey mir aufgehalten, ließ ſich mit Bewilligung des Vaters überreden, bey 
meinen Kindern auf der Colonie zu verbleiben; doch mit dem Bedinge, daß er 
bißweilen Erlaubniß bekaͤme, zu den Seinigen zu fahren. Wie es nun ein gu⸗ 
ter Knabe war, und groſſe Luſt mit meinen Kindern umzugehen hatte, machte ich 
mir gute Hof nung mit ihm ins kuͤnfftige etwas gutes ausrichten zu können. i 
Dieſer Tage gelangeten einige Kone⸗Boͤthe an, i. e. groſſe Boͤthe, weit 
von Suͤden her, welche ſich nach Norden, wo die Wallfiſche gefangen werden, 
hinzu begeben vorgenommen. Dieſe lange Reiſe nehmen ſie nur auf ſich wegen 
der Wallfiſch⸗Zarden, (denn in dieſem Bezirck und nach Süden werden ſol⸗ 
che Fiſche nicht gefangen,) welchen fie hoͤchſt noͤthig haben, theils zu ihrer Fiſch⸗ 
. als auch das Holtzwerck in ihren Boden, damit zuſammen zu 
\ in en,. . 8 WE BEA A i ER N 1 


Pachdem ich bißhero die naͤchſten Meerbuſen an der Colonie recog- 
noſeiret, wollte ich nun auch die Beſchaffenheit noch Norden zu erfahren; dahe⸗ 
ro reiſete ich den 24, May. Nord werks, mit einer haloupe und bendthiaten 
Mannſchafft; des Abends kam ich zu einigen Gronlaͤndern, fo ſich in Zelten auf⸗ 
hielten, unter welchen einige waren, ſo verwichenen Winter bey uns in der Na⸗ 
hegervohnen. Sus erjehlten mir daß eine Tages⸗Reiſe weiber hin, ſich ein (bb 
8 | N 3 5 a ne 


* 0 Sie 


ner Grund befaͤnde, allwo ſchoͤne Torſche und Roth⸗fiſche gefangen würden, weß⸗ 
wegen ich dahin fuhre. Unterweges traf ich viele Gronlaͤnder an, allein wir 
waren einander gantz unbekannt, weil keiner von ihnen, ſeit unſerer Ankunfft 

ans Land, zu Suͤden bey uns geraden; doch hatten fie von mir gehöret, und war 
ihnen geſagt worden, wie ich allezeit denjenigen, ſo zu mir kaͤmen, zu erzeh⸗ 
len pflegte, daß einer ſeyn ſollte, ſo da Himmel und Erden erſchaffen haͤtte, 
davon ſie auch gerne etwas hoͤren wollten. x 

| Ein jeder von ihnen, wolte mich gern in fein Zelt haben, und wenn ich 

in eins hinein ging, verſammleten ſich die andern auſſen vor, um zu hoͤren, was 
ich von GOtt ſagen würde. Sie baten mich, ich möchte doch machen, daß der 
lange Winter und unbeſtaͤndiges Wetter, ſo ſie in ihrer Nahrung hinderte, ein⸗ 
mahl aufhoͤrete. Ich bedeutete ihnen, daß GOtt allein dergleichen zu thun vers 
mogte; ich aber waͤre zu ihnen gekommen, ſie in GOttes Wort und ſeinen all⸗ 
maͤchtigen Thaten zu unterrichten, als wovon ſie nichts wuͤſten, damit ſie glau⸗ 
ben und ihn ſelber anruffen ſollten, ſo wuͤrde er ſich ihrer erbarmen, und ihnen 
alles geben was ſie noͤthig haͤtten. Sie antworteten, daß fie gerne alles glau⸗ 
beten, was ich ihnen ſagte; allein ich ſolte G Ott um gut Wetter bitten, denn ſie 
ſelber konnten und verſtuͤnden es nicht ee. Den Fiſch⸗Grund betreffend, ſo kam 
ich auch dahin, welches ein groſſer Winckel war und hatte einen ſchmalen Aus⸗ 
lauf aus der See. In dieſem Winckel, ſagten ſie, waͤren viele Fiſche, war a⸗ 


ber noch gantz mit Eiß überzogen, welches noch nicht aufgedauet war. Auſſen 
vor dem Meer⸗Buſen zeigten fie mir auch etnige Stellen, wo fie Halb⸗und Rothe 
fiſche 185 So ſahe ich auch hier und da Baye und Hafens, wo die Hollaͤn⸗ 


diſchen iffe des Sommers zu liegen pflegen, wenn ſie ans Land gehen, und 
mit den Gronlaͤndern, ſo da wohnen, Handel treiben. Dieſer Ort lieget ohn⸗ 
efehr 10. 4 11. Meile von der Colonie. Nachdem ich nun alles betrachtet, rei⸗ 
ete ich wieder zuruͤck, und kam den 29. May zu Hauſe an. 
Den 4. Juni kamen auf der Colonie zwey Hollaͤndiſche Chaloupen 
an mit 10. Mann, von Süden her, welche den 12. May ihr Schiff auf dem Ei⸗ 
ſe bey der Bucht verlohren hatten, indem ein ſehr ungeſtuͤhmes Wetter entſtan⸗ 
den, daß ſie das Schiff verlaſſen und ſich mit den Chaloupen ſalviren muͤſſen, 
da fie in ſehr ſchlechten Wetter Nacht und Tag gearbeitet, und über 80. Meile 
biß hieher fahren muͤſſen, weil ſie nach dem Orte trachteten, wo die Hollaͤndi⸗ 
ſche Schiffe, nach dem Wallfiſch⸗Fang zu liegen pflegen. Die armen Leute 
waren von dem beſtaͤndigen Fahren, und Mangel der Speife, fo abgemattet, 
daß wo ſie nicht auf die Colonie geſtoſſen und zu uns gekommen waͤren, ſie elen⸗ 
diglich hätten orepiren muͤſſen; denn fie hatten noch mehr als so. Meile an den 
Ort, wo ihre Schiffe zu liegen pflegen. Ich verſorgte ſie alſo mit dem was ſie 
| in 


| 2 


Aufenthalt ihres Leibes noͤthig hatten, da ſie denn ihre Reiſe weſter fortſetzten. 
eil ich im Fruͤh⸗Jahr, da ich in dem Meerbuſen Amaralik reiſete, des 
egen, welches bis auf den Boden lag, die Beſchaffenheit allda nicht voͤl⸗ 
hren konnte, reiſete ich den 7. Junii wieder dahin, damit ich erfuhre, ob 
alles ſo mit dem Fiſchfang verhielte, wie die Gronlaͤnder berichtet, daß er 
ch des Sommers befinden foll. Ich hielte mich 4. Tage daſelbſt auf, da ich 
denn waͤhrender Zeit es an unterſchiedlichen Orten verſuchen ließ, wo die Fi⸗ 
ſche ſtehen ſollten, beſonders in einem Winckel, wo wir mit einem Torſch⸗Garn 
und auch einem groſſen Netze es verſuchten, wir bekamen aber weiter nichts als 
Lodden und Briſtlinge. Don der erſten Sorte bekamen die Gronländer eine 
ſehr groſſe Menge, nebft kleinen Torſchen, welche die fo am Lande ſtunden, mit 
einem langen Fiſch⸗Hammer heraus fiſchten. Auſſen in dem Meerbuſen fiſchten 
r aber meine Leute (welches zu bewundern war,) mit 
ihren Geraͤthſchaften gar nichts fangen konnten. Uebrigens ſahe es indem Meer⸗ 
busen überall ſchön aus fo wohl an Graß als auch Laubwwerck an den Geſtrau⸗ 
chen. An dem Orte an der See, da wir wohneten, war faſt taͤglich nichts als 
Nebel, dahingegen allhier ein ſchönes Wetter war, denn die Sonne ſchiene recht 
warm, und war recht vergnuͤgt allda zu ſeyn und zu wohnen, ſo daß es nicht zu 
bewundern ift, wenn unſere alten Nordiſchen ehedem fich gelüften laſſen allda ſich 
nieder zu laſſen. Vor dieſes mahl hatte ich keine Gelegenheit einige Zeit auf die 
Jagd zu wenden, weil ich täglich Schiffe vom Vaterland erwartete, dahero be⸗ 
gab ich mich auf die Ruͤckreiſe. Als bey meiner Ankunfft noch kein Schiff ange⸗ 
kommen war, nahm ich mir noch eine Reiſe vor, nach Norden zu, und zwar 
nach der Oſter⸗Seite von dem Lande ab, da wir wohneten. Ich traff daſelbſt 
wohl ein und andere Stellen an, welche gute Hafens geben konnten vor die Schif⸗ 
fe, allein gar keine gelegene Stelle, worauf man haͤtte wohnen koͤnnen. Einen 
schönen Lachs⸗Grund traf ich 2.43. Meile von der Colonie an, imgleichen konn⸗ 
te man vernehmen, daß auch die Gronlaͤnder des Sommers ihre Lachs⸗fiſcherey 
da hatten. Zur jetzigen Zeit aber waren noch keine zu ſehen, weder in der See 
noch im Eingang des Fluſſes. Denn der Fluß war ſo groß, und dabey hatte 


er einen fo ſtarcken Strohm, daß wir die Garne nicht auswerfen und einen Ver⸗ 
Mein Abſehen, daß ich uͤberall herum recognoſcirete, war, daß ich 
einen beſſern Platz ausſuchen wollte, ein Logis zu errichtenz wie ich aber in der Naͤh 
keinen antreffen konnte, der mit bequem genug war, muſte ich es noch eine Zeitz 


lang anſtehen laſſen, und mit dem Orte vergnuͤget ſeyn, da wir wohneten; denn 


* 


Fu an dem einen war, das fehlete wieder an dem andern. In denen Meerbu⸗ 
en waren 


hl ſchoͤne Plaͤtze, darguf man wohnen konnte, auch gute ee 


b 


3 0 8 
dabey, zu Land und zu Waſſer; allein vor die Schiffe waren ſie gantz unbequem, 
wenn ſie jaͤhrlich zu uns kommen ſolten. N 
Als ich den 16. Junii zurück reiſete, und in dem ſo genannten Sund 
Nepiſet kam, eine halbe Meile von der Colonie, traff ich die daſigen Gron⸗ 
laͤnder in aller Luſtigkeit an, mit ſingen, tantzen und ſpringen; denn da kuͤrtzlich 
eine groſſe Menge Fremde von Süden bey ihnen angekommen waren, welche ſich 
nach Norden auf den Wallfiſchfang begeben wolten, ſo machten ſie ſich mit ein⸗ 
ander luſtig, um ihnen zu erkennen zu geben, daß ſie ihnen ſehr willkommen waͤ⸗ 
ren. Ihre Spiele und Luſtbarkeiten beſtehen gemeiniglich in tantzen und fingen, 
faſſen einander an, und probiren wer der Staͤrckeſte im Armen iſt, weil ſie ſich 
eine beſondere Ehre daraus machen, wenn einer den andern in dieſen oder jenen 
Stücken übertreffen kan. Den 18. dito kamen dieſe fremde Gronlaͤnder zu uns 
auf die Colonie, und lieſſen ſichs gefallen etwas von den Schoͤpffer des Himmels 
anzuhoͤren, und die Bilder und Figuren anzuſehen, mit welchen ich ihnen ge⸗ 
meiniglich meiner Unterweiſung erklaͤrete, wenn ſie ſonſten meine Meinung nicht 
begreiffen konnten. 5 
Das Schiff, ſo wir ſo lange von Hauſe vermuthen geweſen, wurde 
endlich den 19. hujus wahrgenommen, konnte aber wegen groſſen Nebels nicht 
ehe als den 22. an die Colonie kommen, es brachte die erfreuliche Zeitung mit, 
daß nicht allein die Compagnie das Gronlaͤndiſche Deſſein mit allem Ernſt 
fortſetzen wollte, dahero wir noch 2. Schiffe zu vermuthen haͤtten, ein groſſes, fo 
zum Wallfiſchfang nach Norden deſtiniret, und ein kleines, das Land damit 
zu recognoſoiren; ſondern es wären auch Ihro Majeſt. der König allergnaͤ⸗ 
digſt intentioniret, das Werck auf guten Fuß zu ſetzen, welches mir auch von 
dem Hochlöbl. Misſions-Collegio gütigft referiret wurde. 
Dieſer Tage war der Kuſak, der andere von den 2, erwachſenen 
Gronlaͤndern, ſo erſt zu mir kam, und bißhero bey mir auf der Colonie gewe⸗ 


m 


ſen, auch feinen Weg gefahren, worzu ihn die Liebes-Grillen bewogen, indem 


er in ein Gronlaͤndiſches Maͤdgen, von den Fremden, ſo von Suͤden gekom⸗ 
men, verliebet worden, und welcher er auch zur Frau nahm, und dahero mit 
ihr und ihren Verwandten nach Suͤden zu reiſete. Hieraus konnte ich nun zur 
Gnuͤge erſehen, daß es vergebens ſey, ſich mit den Erwachſenen einige Muͤhe zu 
machen, weil ſie von der Begierde zu irdiſchen und fleiſchlichen Dingen, allzu⸗ 
ſehr eingenommen ſeyn. | | 

Den 18. 19. und nachfolgende Tage, da die angekommene frem⸗ 
de Gronlaͤnder uns taͤglich beſuchten, berichteten ſie unter andern, da ich ſie um 
der Beſchaffenheit des Landes nach Süden zu fragte, auch dieſes: daß bey ih⸗ 
nen nach Suͤden viele verfallene ſteinerne Haͤuſer waͤren, von den Kaklunat 

en, 


33 © Ole 
ken,(i.e. alten Nordiſchen) erbauet, allwo ſehr ſchoͤnes Graß und Waldung 
waͤre; imgleichen finge man allda viele Torſche, Halb⸗Fiſche und Lare, allein 
es waͤre eine Reiſe von vielen Tagen, wenn man dahin fahren wollte. 
! Das vermuthene Schiff, ſo zum Wallfiſch⸗Fang deſtiniret war, kam 
erſt den 30. Julii an; allein von Ankunfft des andern kleinen Schiffes konnte 
man ſich ſchlechte Hoffnung machen, weil ſolches in einem Sturm, oben in der 
Bucht, ihnen bald aus dem Geſichte kommen, und von beſtaͤndigem Stuͤrtzen 
muß untergegangen ſeyn, welches deſſen Auſſenbleibung, leider genugſam bekraͤf⸗ 
tiget. Mit dem angekommenen Schiffe bekam ich auch einen Collegen, Nah⸗ 
Cr Herrn Albert Top, welcher mich in Unterweiſung der Gronlaͤnder alliſti⸗ 
ren ſollte. a 5 | RR ge 
| Was mir fonften von dem reſpectiven Miflions-Collegio und Di- 
recteurs der Compagnie gemeldet wurde, war unter andern dieſes: daß es 
Ihro Koͤnigl. Maj. allergnädigfter Wille und Begehr wäre, daß man zu Re⸗ 
cognofeirung der Oſter⸗Seite alle mögliche Anſtallten machen ſollte, und von 
der Colonie bequeme Leute und Fahrzeuge ausſenden, ſo dergleichen ausrichten 
koͤnnten. Damit nun ſolches deſto beſſer und getreuer ausgerichtet wurde, nahm 
ich mir dieſe gefaͤhrliche und beſchwerliche Reiſe ſelber auf. Und ob es ſchon et⸗ 
was ſpaͤt ins Jahr war, ſolches zu unternehmen, ſo muſte ich mich doch der Ge⸗ 
legenheit der Leute und der Fahrzeugebedienen; dahero reiſete ich den 9. Auguſt 
mit 2. Chaloupen von der Colonie ab, in Hoffnung, durch die ſo genandte 
Forbiſſer - Straſſe zu kommen, welche alſo auf der See⸗Karte angezeichnetſte⸗ 
het, und der naͤchſte Weg iſt nach der Oſter⸗Bucht. Drey Tage hernach, da 
wir vom t kamen wir, nach einer Reiſe von ohngefehr 
12. a 14. Meile, an einen Ort, wo einige Gronlaͤnder mit ihren Zelten ſtunden, 
daſelbſt wollten wir ans Land gehen, allein die Gronlaͤnder kamen allda am Ufer 
mit ihren Pfeilen und Gewehren, und wollten uns ſolches verbieten; denn ſie 
befuͤrchteten, wir würden ihnen einiges Leid zufuͤgen, weil ſie nicht wuſten, was 
wir vor Leute waren, doch da ſie kurtz zuvor bey uns auf der Colonie geweſen, 
und nun wieder nach Suͤden, wo ſie hergekommen, reiſen wollten, gaben wir 
ihnen zu verſtehen, daß es der Prieſter waͤre, welcher ſie beſuchen wollte, darauf 
gaben fie fich gleich zufrieden, und lieſſen uns nicht alleine ans Land legen, ſon⸗ 
ern bathen mich auch, in ihre Zelten zu kommen, und mit ihnen zu reden, wel⸗ 
ches ich auch thate, und gar des Nachts bey ihnen bliebe. 
i Unterdeſſen accordirete ich mit dem einen, daß er gegen Bezahlung 
uns nach Suͤden begleiten ſollte; ſintemahlen wir fremde waͤren, und nicht den 
gangbahreſten Weg noch beſten Cours wuͤſten. Er wollte anfangs nicht daran, 
weil er ſich uns nicht betrauen duͤrffte: als ich er aber mit kleinen Verehrungen 
* ans 


74 3 0 
angekoͤrnet, und geſaget, er ſollte in Geſellſchafft ihrer Kone-Boden mit reifen, 
reſolvirete er ſich endlich darzu. M. ebe ds 
Alſo begab ich mich den 12. dito wieder auf die Reiſe, in Begleitung 4. 
Kone⸗Boden, nebſt noch anderen kleinen, welche in der Suͤder⸗Bucht zu Hau⸗ 
ſe gehoͤreten, allein, nachdem wir einige Stunden gereiſet, legten ſie ans Land, 
wo einige Gronlaͤnder mit ihren Zelten ſtunden. Da wir aber die Zeit nicht verſaͤu⸗ 
men, ſondern von dem guten Wetter etwas profit irenwollten, ſetzte ich mit meinem 
Loots⸗Mann die Reiſe weiter fort, welcher mit ſeinem Cajat neben uns her ruder⸗ 
te. An dieſem Tage traffen wir uͤberall viele Leute und Haͤuſer an; an einigen 
Orten waren auch ſchoͤne Hafen vor die Schiffe, auch Plaͤtze wo die Handels⸗ 
Leute zu liegen pflegen. Wir ſahen an ſelbigem Tage viele groſſe Stücken Eiß; 
und wie der Wind gut war, avaucireten wir an dieſem Tage 6. Meilen, ge⸗ 
gen Abend kamen wir an eines wilden Wohnung, allwo wir uͤbernachteten. 
Des Morgens begaben wir uns bey ſtiller und neblichter Lufft wieder auf 
die Reife, da wir denn ein ſehr ſchlechtes Land vorbey fuhren, welches 3. 2 4. 
Meile lang war, welches aber nur bey recht gutem Wetter konnte beſeegelt wer⸗ 
den, weil fo viele See⸗Klippen und Grund da gefunden worden. Nachdem 
wir 4. Meile zuruͤck geleget, bekamen wir tief Waſſer und reinen Lauff, welches 
auch zwiſchen ſchoͤnen mit Graß bewachſenen Inſuln continuirete. Des Abends 
kamen wir zu 6. Zellten, worinnen die Wilden anfangs furchtſam und bange 
waren; da wir ſie aber verſicherten, wir wollten ihnen nichts leides thun, wur⸗ 
den ſie wieder behertzt. Dieſe Leute erzehlten mir, daß auch da in der Naͤhe eini⸗ 
ge alte und verfallene Hütten, von Erde gemacht wären, worinnen die Kablu- 
naken gewohnet. Weil aber ſolche nur zu dem Diſtrict von dex Weſter⸗Bucht 
gehören, wollte ich nicht ſo viele Zeit abbrechen, ſie zu beſehenz fünften fingen fie 
allhier ſehr viele kleine Torſche, wovon fie uns eine groſſe Menge, vor ſehr billi⸗ 
gen Preiß, uͤberlieſſen. | | 
Als wir den 14. Aug. des Morgens uns wieder auf die Reiſe begeben woll⸗ 
ten, war unfer Loots-Mann weggefahren, einige Gronlaͤnder zu beſuchen, wel⸗ 
che er kannte, und ein paar Meile nach Oſten zu wohneten in einem Meerbufen, 
dahero wir ihm nachfahren muſten; denn ich befürchtete, er möchte von uns ger 
hen, und gar auſſen bleiben. Als wir aber dahin kamen, begab er ſich wieder 
zu uns, da wir denn unſere Reiſe wieder fortſetzten, kamen aber an 5 — Tag 
nur 2. a 3. Meile, weil der Tag ſchon meiſt verlauffen war. Wir ſahen auch 
dieſen Tag viele groſſe Eiß⸗Berge, welche vor und zwiſchen den See-Klippen 


lagen. Allhier fanden wir eine groſſe Menge Volck, welche gar nicht bange vor 


uns waren, denn ſie waren kuͤrtzlich bey uns in Norden geweſen, und kannten 


mich alſo ſchon. Sie verkaufften uns einige Fuchs⸗Felle vor Hemden. © 
2 | en 


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: 0 5 75 
er Den 15. dito festen wir unſere Reiſe wieder fort mit guten Wetter und 
Norden Wind. Es folgten uns mehr als 40. Boͤthen, von dem Orte, da wir 
gelegen mit Singen und Schreyen nach, welche ſich zu andern in der Naͤhe woh⸗ 
nenden Gronlaͤndern begeben wollten; allwo wir auch eine groſſe Menge von ih⸗ 
nen antraffen. Ehe wir noch ans Land kamen, fingen die Weibsbilder an zu 
ſingen, wodurch ſie wollten zu erkennen geben, wie angenehm wir ihnen waͤren. 
Nachdem eine kurtze Unterredung mit ihnen gehalten, ging ich wieder weg, da 
schal Weibs⸗Volck wieder uns zu Ehren anfing zu ſingen, daß es in den Fel⸗ 
ſen ſchallete N, V 

AJn dieſer Geſellſchafft war der junge Gronlaͤnder Kuſak, fü verwiche⸗ 
nen Winter bey mir geweſen, nachgehends aber, wie ſchon gemeldet, mit einem 
Gronlaͤndiſchen Frauensbild weggezogen war; und als ihm des Abends zuvor, 
von demjenigen, da wir logireten, war benachrichtet worden, daß ich angekom⸗ 
men waͤre, reiſete er des Nachts feinen Weg; denn er war bange, und dachte 
ich waͤre gekommen ihn aufzuſuchen und ihn wieder mitzunehmen. 0 
Weil der Nord⸗Wind ſtarck an zu blaſen fing, ſeegelten wir eine gute 
Ecke fort, und traffen allenthalben Leute genug an. Allein, da wir 6. Meile 
gereiſet, vernahmen wir wieder Vermuthen, wie die gantze See, da wir durch 
ſollten, mit treibenden Eiß angefüllet war, welches gantz auf einander gepackt 
lag, ſo daß wir ohnmoͤglich durchkommen konnten, ſondern ans Land legen mu⸗ 
ſten. Es lagen auch einige Gronlaͤnder hier in der Klemme, und warteten daß 
das Eiß wegtreiben ſollte, und ſie ihre Reiſe fortſetzen konnten, denn ſie wollten 
nach Suͤden zu. Ich fande unter ihnen meinen Kulak; welcher, da ich ihm 
durch andere Gronlaͤnder ſagen ließ, er ſollte nur zu mir kommen, ich wollte ihm 
nichts boͤſes thun kam er auch endlich zu mir. Ich redete ihn an und beſtraffete 
ihn, daß er fo heimlich davon gegangen war, ohne mein Wiſſen und Willen, 
und ſagte ihm, er haͤtte ja koͤnnen in der Naͤhe bleiben, ich haͤtte ihm in ſeiner 
Heyrath nicht hinderlich ſeyn wollen, er wuͤrde nun G Ott und alle das Gute ver⸗ 
geſſen, ſo er bey mir gelernet. Nein, ſagte er, ich ſoll es nicht vergeſſen, ſondern 
es vielmehr auch andern erzehlen, was ich von GOtt gehoͤret und gelernet. Ich 
vermahnete ihm zur Beſtaͤndigkeit in dem Guten, und daß er ſich befleiſſigen muſte, 
dem Verſprechen nachzukommen, ſonſten würde ihn GOtt gewißlich zu feiner 
Zeit ſtraffen. ꝛe. Da die Gronländer, ſo dabey waren, dieſen Difcours höreten, 
berſammleten fie ſich rund um mich herum, und wollten auch etwas vom Schoͤpf⸗ 
fer des Himmels hoͤren, davon ich ihnen auch, ſo gut als ich es ausfuͤhren, und 
ſie begreiffen konnten, einigen Unterricht gab. Coffe . 
Brifß hieher nun waren wir 2. Grad von der Colonie avaneiret, und 
ohngefehr an die Stelle gekommen, welche in e Forbiflers- en 
148 \ 2 5 e 


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3 0 => - 77 
mel und alle Dinge geſchaffen ze. Ich muſte fie alfo etwas weniges von dieſem 
Schoͤpffer unterweiſen, hernach aber, ſetzte ich bey gutem Wind meine Reiſe 

weiter fort, Nachdem wir 5. a 6. Meile gefahren, kamen wir einige groſſe fteile 

Klippen und Inſuln vorbey, und meynte ich, es wuͤrde der Einlauff ſeyn von 
dem bemeldten Sunde; wir gingen allhier ans Land, und nahmen unſer 
Nacht⸗Lager bey den Gronlaͤndern, ſo ſich da befanden. Sie waren zwar an⸗ 
fangs voller Furcht, als ſie uns ſahen ankommen, denn wir hoͤrten ſie lange ruf⸗ 
ſen und ſchreyen, ehe wir ans Land kamen, ja ſie verlieſſen ihre Zelten und lieffen 
auf die Klippen. Hierauf ſandte ich den Gronlaͤnder, ſo wir bey uns hatten, 
zu ihnen, und ließ ihnen ſagen, daß wir friedliche Leute wären, welche ihnen kein 
Leides zufügen wollten, da fie denn wieder zurück kamen, und von mir mit Klei⸗ 
nigkeiten als Perlen, Nehnadeln, und dergleichen beſchencket wurden, ſo daß 

ſie wieder gantz kuͤhn und behertzt wurden, und ſich gantz wohl zufrieden gaben. 

Des Morgens begaben wir uns wieder auf die Reiſe, allein, an ſtatt 
daß wir vermuthen waren, es ſolle unſere Fahrt e den Inſuln continuiren, 
und wir je mehr und mehr Oſt⸗Werts ans Land kommen, kamen wir, nachdem 
wir einige Meile gereiſet, wieder von Suͤden zu Weſten in die See. Allhier 
muſten wir groſſe Stuͤcken Eiß vorbey, und weil ein ſtarcker Nord⸗Wind blieſe, 
und der Wind und Sturm gegen einander war, ſo machte ſolches eine groſſe ho⸗ 
le See, ſo daß die Wellen uns offt in das Fahrzeug hinein ſchlugen, daß wir das 

Waſſer beftändig ausſchoͤpfen muſten. Der Gronlaͤnder, unſer Loots⸗ Mann, 
wurde ſehr bange, ob er ſchon nach feiner Art ein ziemlich guter See⸗Mann war, 
doch kamen wir GOtt Lob! gluͤcklich und wohl uͤber den Meerbuſen, und des 

Abends fuͤhrte uns der Gronlaͤnder wieder in einen ſchmalen Sund, allwo wir 

3. Zelten der Wilden vorfanden, und bey ihnen uͤbernachteten. Dieſe Leute 

ſurchteten ſich gar nicht vor uns, ſondern ſtellten ſich ſehr luſtig und behertzt an. 

Allhier veränderte fich der Accent und Ausſprache der Leute etwas. 

Den 18. des Morgens gingen wir wieder davon weg, und ſetzten unſern 

Cours fort, Sud⸗Oſt zu Süden, ebenfalls zwiſchen groſſen und kleinen Inſulnz 

dieſen Tag kamen wir ohngefehr 6. Meile, allwo wir eine groſſe Menge Leute 

vorfanden. Sie erhandelten einige Hemden von uns, gegen Fuchs⸗Jelle; ob 
es zwar ſchon ſpaͤte war als wir ans Land kamen, ſo muſte ich ihnen dennoch noch 
etwas von GOtt ſagen, welches ſie mit groſſer Verwunderung anhoͤreten. 

Den 19. a Sid Wetter, mit maͤßigem Nord⸗Oſt⸗Wind, dahero 

wir unſere Reiſe nach Suͤd⸗Oſt, zwiſchen einigen Inſuln, fortſetzeten. Denn 

da wir den 62ften Grad vorbey waren, erſtreckte ſich das Land je mehr und mehr 
nach Oſten. Es folgten uns von dem Orte da wir lagen, viele Gronlaͤnder nach 

in ihren Boͤthen, und unterweges ſahen Bi überall Leute genug. Allhier 1 

3 i en 


den mir von den Gronlaͤndern 2. Meerbuſen, nach Oſten zu, gezeiget, welche 
wir vorbey fuhren, ſie berichteten, daß die Kablunaken ehedem da gewohnet, 
und waͤren noch viele verfallene Stein⸗Haͤuſer zu ſehen, imgleichen ſchöͤne Plaͤtze 
mit Graß und Gebuͤſche. Wir ſahen auch an dieſem Tag, wie zuvor, viele Stuͤ⸗ 
cken Eiß in die See treiben, welche am Lande und zwiſchen den Inſuln lagen. 
Gegen Abend gingen wir ans Land, an einem Ort, wo einige Gronlaͤnder mit 
ihren Zelten ftunden, und hatten wir dieſen Tag 4. Meile zurückgelegt. 
11 Als wir des Morgens wegfuhren, und ein Stuͤck Weges gerudert hat⸗ 
ten, kamen über oo Gronlaͤnder in Boͤthen zu uns, vom Lande herab, und bes 
gaben ſich mit uns in Geſellſchafft. Als ſie ſahen, daß einer von ihren Lands⸗ 
Leuten mit auf unſerm Fahrzeug war, fragten ſie ihn, wie er dahin kaͤme, und 
was wir vor Leute waͤren? und wie er antwortete, daß ich ein Angekok oder 
weiſer Mann wäre, und wolte die Gronlaͤnder beſuchen, um ihnen etwas von 
dem Schoͤpffer des Himmels zu erzehlen, kamen ſie rings um die Chaloupe 
herum, in welcher ich war, und wollten etwas davon hoͤren. Dahero ließ ich 
mit dem Fahrzeug ftille halten, biß ich ihnen etwas davon erzehlet; Allhier kam 
ich wiederum vor einen Meerbuſen, allwo auch verfallene Haͤuſer ſeyn ſollten, 
mit Graß und Waldung, wo ehedem, wie fie fagten , die Kablunaken ge⸗ 
wohnet. Weil ſie mir den Ort ſo gar ſchoͤn herausſtrichen, fuhr ich hinein, 
ihn zu beſehen; allein der Wind war uns ſo contraire, daß wir dieſen Tag nur 
3. Meile zuruͤck legten, und kamen auf einen Sand⸗Grund auſſen vor dem Meer⸗ 
buſen, allwo wir einen ſchoͤnen Platz fanden mit Wieſen und Heyde, allwo 
auch ehedem unſere alte Nordiſche gewohnet, welche an den wuͤſten und verfallenen 
Materialien nebſt andern Kennzeichen, mercklich zu ſehen war. Ich traff auch 
2 guten Hafen hier an vor die Schiffe, in welchen ſie gantz bequem einlauffen 
onnten. | | 10 8 f 
| Die Gronlaͤnder dieſes Orts brachten uns viele kleine Torſche, daß wir 
vor eine Naͤh⸗Nadel wohl 20. 2 30. Stück bekommen konnten. Als es Abend 
wurde, verlieſſen uns die meiſten Gronlaͤnder, welche uns Geſellſchafft gelei⸗ 
ſtet, noch einige wenige blieben des Nachts bey uns. Des Morgens gantz fruͤh 
legte ſich der Wind, und wir kamen bey guter Zeit in den Meerbuſen, wo die 
bemeldten verfallenen Haͤuſer waren, mit Waldung und dergleichen ꝛc. Allein 
deſſen Beſchaffenheit war nicht ſo groß, wie ſolche die Gronlaͤnder ausſchrien, 
vornehmlich was die Waldung anbetraff, denn die groͤſten I nur 
2. a 3. Faden hoch, lauter Bircken, und nicht dicker als ein Bein, auch dabey 
ſehr krumm und ſchief gewachſen, welches ſonder Zweifel von dem ſtuͤrmenden 
Wind, ſo von Suͤden daher kommt, verurſachet wird, doch war es in groſ⸗ 
ſer Menge allda anzutreffen. Ich fande auch unter nenn, 
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dem andern ihre Exercitia machten, ſich mit ihren Boͤthen umwaͤltzeten, 
und ſich wieder damit in die Hoͤhe richteten, welches mit Verwunde⸗ 
rung anzuſehen war. Denn ob es zwar ſehr ſtarck wehete, ſo war ihnen 
doch ſolches ſo leicht zu thun, als wie man eine Hand umwendet. 
Auf dem Wege, da wir fuhren, traffen wir noch viele Menſchen an, 
worunter ſich 2. befanden, welche mich kannten, indem ſie das vorige Jahr, da 
fie Nordwerts aus der Diſco Bucht gekommen und nach Süden reiſeten, unſere 
Colonie vorbey gefahren und uns befuchet hatten. Gegen Abend kamen wir in 
Begleitung von mehr als 50. Gronlaͤnder mit ihren Boͤthen, zu 6. Zelten der Wil⸗ 
den, bey welchen wir unſers auch aufſchlugen, nachdem wir dieſen Tag 4. a 5. 
Meile gereiſet. 5 ee . 
Den 24. gantz fruͤhe, nachdem wir ohngefehr eine Meile gefahren, wie⸗ 
ſen mich die Gronlaͤnder hin in eine Bucht, allwo ein Schiff lag, welches ver⸗ 
ſuncken, und das Hollaͤndiſche Schiff war, ſo den ro. May auf dem Eife 
bey Stadenhuck, wie ſchon oben gemeldet, zu Schaden gekommen. Daß das 
Schiff gantz und ohnbeſchaͤdiget allda ans Land gekommen, konnte ich wohl von 
den Gronlaͤndern abnehmen, denn ſie hatten unterſchiedliche neue Sachen als 
Hemden, Keſſel, Tiſche, Latten, und was ſie dergleichen mehr vom Schiffe ge⸗ 
nommen. Einige Strickwerck mit einem Ancker lag auf dem Lande, die Seegeln 
hatten ſie aber zerſchnitten, und ein jeder ein Stuͤck genommen, imgleichen hat⸗ 
ten ſie die Decke faſt abgebrochen, und die Maſt abgehauen, und hernach iſt es 
von einer See⸗Klippe zu der andern getrieben worden, da denn ein Loch hinein 
gekommen, daß es nun nieder geſuncken war. Und weil dieſe Gronlaͤnder be⸗ 
fürchteten , es gehörte das Schiff uns zu, fo ſchoben fie die Schuld auf die 
Gronlaͤnder ſo Suͤdwerts wohnen, und ſagten, daß dieſelben ſo uͤbel damit 
Hauß gehalten. Allhier uͤberfiel uns ein harter Sturm und Regen, dennoch 
wollten uns die Gronlaͤnder, fo uns convo yrten nicht verlaſſen, ſondern waͤltz⸗ 
ten ihre Kone⸗Boͤthe uͤber ſich herum, unter welchen fie ſich vor dem Regen ver⸗ 
bergten. Weil es nun den gantzen nachfolgenden Tag mit Regen und Wind 
continuirte, als den 25. dito, muſten wir ſtille liegen. Da ich unterdeſſen 
mit den Gronlaͤndern redete, und ſie um die Beſchaffenheit nach Süden befrag⸗ 
te, und wie ſie vernahmen, daß ich Willens war um die Ecke nach der Oſter⸗ 
Seite herum zu fahren, riethen ſie mir davon ab, und ſagten, daß es beydes 
weit dahin waͤre, daß ich vor Winters nicht nach Hauſe kommen konte, ſondern 
es blieſen auch nun beſtaͤndige Sturm⸗Winde, und ging ein ſtarcker Strohm 
da, welcher vieles Eiß triebe, alſo daß keine Fahrzeuge, bey ſo ſpaͤter Jahres⸗ 
Zeit, auf der See gehen konnten. Über dieſes waͤren die Leute, ſo auf der an⸗ 
dern Seite wohneten, ſo ſchlim und Barbariſch, daß ſie andere tod ne 
auf 


| o Site 8: 
guffreſſen und dergleichen. Hierauf antwortete ich, daß ich mich gar nicht vor 
dieſen böfen Leuten fuͤrchtete, denn der Schoͤpfer des Himmels, welchem ich ans 
gehörete, konnte mich ſchon vor ihnen bewahren; und falls ich vor Winters nicht 
wieder nach Hauſe auf unſere Colonie kommen ſollte, wolte ich bey ihnen blei⸗ 
ben. Sie entſchuldigten ſich aber und ſagten, daß ſie nur kleine Haͤuſer und 
geringe Wohnungen haͤtten, darinnen wir nicht logiren konnten, fo hätten fie 
— Speifen: , ſo wir eſſen konnten, und was fie mehr einzuwenden 
Ob ich nun zwar groſſe Luſt hatte die Bucht vorbey zu ſeegeln, um eini⸗ 
ger maſſen die Beſchaffenheiten zu erfahren, wenn etwa dieſe Reife einandermahl 
ſollte unternommen werdenz ſo fande ich doch der Gronlaͤnder ihre Vorſtellungen 
theils wohlgegruͤndet, denn ich wuſte wohl, daß es auf den Herbſt loß ging, und 
ſich nun die kurtzen Tage mit ſturmiſchen Wetter einfinden wuͤrden, und ſollten 
wir auf unſer Retour Reiſe von contrairen Wind aufgehalten werden, koͤnn⸗ 
ten wir an Proviant zu kurtz kommen. Dahero berathſchlagte ich mich mit mei⸗ 
nen Leuten, welche ich allezeit ſuchte willig und bey guter Humeur in allen Gele⸗ 
genheiten zu behalten, ob wir noch ein Tag oder 8. auf die Hinreiſe wenden ſoll⸗ 
ten, oder ob wir gleich wieder umwenden wollten? wie ſie nun, auf der Gron⸗ 
laͤnder Bericht, ſehr kleinmuͤthig geworden, erwehleten ſie das letzte, und fan⸗ 
den gar nicht vor rathſam, die Reiſe weiter nach Suͤden fortzuſetzen, weil wir 
ſchon uͤber 60. Meil von der Colonie ab waren, und falls die Nuͤckreiſe lange 
dauren ſollte, konnten wir Mangel an Proviant leiden. Um nun aller Ungele⸗ 
genheit vorzubauen, welche mir nebſt meiner Leute uͤblen Zufriedenheit in einer 
ſich ereignenden Muͤhe und Mangel zuſtoſſen koͤnnten, willigte ich mit ihnen 
ein, wieder zuruͤck zu fahren. 299 l 5 e 
Dahero begaben wir uns den 26. wieder auf die Ruͤckreiſe, es folgten 
uns wieder einige Gronlaͤnder nach, von dem Orte ab, da wir gelegen. Weil 
aber der Nord⸗Wind hart zu blaſen anfing, kamen wir dieſen Tag nicht weiter 
als 3. Meile, da wir unſer Nacht⸗Lager auf einer ſchoͤnen gruͤnen Inſul nahmen, 
allwo wir 19. Zelten der Wilden antraffen. ae 
Den 27. wurde es ſchoͤn Wetter mit Sonnenſchein, und brachen alſo 
unter Begleitung vieler Gronlaͤnder wieder auf, und als wir eine halbe Meile 
gerudert hatten, kamen wir eine kleine Inſul vorbey, da ſie mich denn bathen, ich 
ſollte mit ihnen ans Land gehen; ich thate ſolches, und ging mit ihnen, da ſie 
mich denn zu dem Grabe eines todten Mannes fuͤhreten, und mich bathen, ich 
möchte ihn wieder lebendig machen. Ueber welches Anmuthen ich gantz beſtuͤrtzt 
wurde, und ſagte ihnen, daß ſolches nicht in meiner Macht ſtuͤnde, ſondern 
G Ott allein vermochte ſolches zu thun, 1 . Schoͤpffer aller Dinge. 0 
| er ag⸗ 


82 8 I 0 Eile 


ſagten fie, ich follte nur GOtt darum bitten, daß er wieder lebendig würde, denn 
die Nachkommen des Verſtorbenen, betruͤbten ſich ſehr über feinen Todt. Ich 
gab ihnen, ſo weit ich mich expliciren konnte, zu verſtehen, daß es nicht GOt⸗ 
tes Wille wäre, daß er nun wieder auferſtehen ſollte, und wieder lebendig wer⸗ 
den, ſondern GOttes Sohn habe geſaget, daß er wieder von dem Himmel her⸗ 
ab kommen wolle, und alle Todten lebendig machen, und alsdann ſollte er auch 
wieder auferſtehen; dieſes müften fie gewißlich glauben. Sie fragten wenn denn 
Gottes Sohn kommen ſollte, die Todten lebendig zu machen? ich antwortete: 
dieſes hat er uns nicht geſaget, er will aber, daß wir ſeine Ankunfft taͤglich ver⸗ 
muthen ſeyn ſollen: mit dieſer Erklärung lieſſen fie ſich begnügen und gingen wie⸗ 
der in ihre Boͤthe. 22 i N 
Weilen es heller Sonnenſchein war, bekamen wir die Hoͤhe von der 
Sonne, zu 60. Grad und 10. Minuten, ſo daß wir daraus ſehen konnten, wir 
waren nicht weit vom Huck geweſen. Wir ſeegelten dieſen Tag ohngefehr 4. 
Meile, und gelangeten an einen Ort, allwo abermahl eine groſſe Menge Gron⸗ 
laͤnder beyſammen waren. Als wir des Morgens wieder wegreiſen ſollten, ka⸗ 
men einige Gronlaͤnder von der andern Seite des Landes zu uns, mit einen ar⸗ 
men blinden Mann, welcher in ſeinem Both ſaß, fie bathen mich, ich möchte ihn 
anblaſen, daß er wieder ſehen koͤnnte. Ich antwortete ihnen, daß ich derglei⸗ 
chen nicht thun koͤnnte, ſondern GOttes Sohn im Himmel haͤtte wohl, da er 
hierunten auf der Erden geweſen, Todten aufgewecket, die Blinden ſehend ge⸗ 
macht, und die Krancken geheilet, wuͤrde er nun an GOttes Sohn glauben, ſo 
konnte er ihn auch ſehend machen; er antwortete zugleich mit den andern, daß ſie 
glaubeten. Uebrigens hatte ich nichts womit ihm helffen konnte, auſſer ein wer 
nig Frantz⸗Brandtewein, womit ich ihm die Augen wuſche, und ihn von mir 
ließ, da wir denn auch unſeres Weges fuhren. 5 
Anbey kan ich nicht umhin zu erzehlen, daß derſelbe blinde Mann, nebſt 
andern Gronlaͤndern von Suͤden her, zu der Colonie kamen, als den letzten 
Sommer 1736. da ich noch in Gronland war, welcher gantz friſch an ſeinen 
Augen war. Ich kannte ihn anfangs nicht, denn ich hatte ſeitdem nicht wieder 
an ihm gedacht oder etwas von ihm gehoͤret; er kam alſo ſelber zu mir, und frag⸗ 
te, ob ich ihn nicht kennete? ich ſagte: Nein, ich kenne ihn nicht. Er antwortete: 
erinnerſt du dir nicht, daß, da du vor langer Zeit zu Suͤden bey uns geweſen, ich 
zu dir kam, und blind war, und du wuſcheſt meine Augen mit einem ſcharffen 
Waſſer, und ſagteſt? GOttes Sohn wuͤrde mir mein Geſicht wieder geben, 
wenn ich glaubete: weil ich nun geglaubet habe, was du mir von GOtt und ſei⸗ 
nem Sohn geſaget, ſo bin ich wieder ſehend geworden. Ich wollte ihm nicht 
glauben, ſondern fragte die andern, ob es derjenige waͤre, welcher 3 
in 


mmen? ie fngen ja; er waͤrees. Ob ich nun zwar nicht fagen 
ſolches wohl auf eine gantz natürliche Weiſe geſchehen, vermit⸗ 
arcken Spiritus des Frantz⸗Brandteweins, welcher die ſchleimigte Ma- 

ber den Augen lag, verzehret und vertrieben, welches ja öfters andern 
fo muſte ich doch nur G Ott allein die Ehre laſſen, und ihn in den Ge⸗ 
‚en beſtaͤrcken, daß er, vermittelſt den Glauben an GOttes Sohn, war wie⸗ 
end geworden. Wir muͤſſen ja G Ott vor allen Dingen die Ehre geben, 


wenn er uns auch nur mit äufferlichen Mitteln hilfft, denn er ja noch durch gerin⸗ 
ge Mittel groſſe Dinge thun kann, wenn er ſiehet, daß ſeines Nahmens Ehre 
dadurch kan befoͤrdert werden. „ 5 
Ss folgten uns mehr als 150. Menſchen nach, den gantzen TFag hindurch, 
on dem Ort ab da wir lagen. Das Wetter war ſchoͤn und ſtill, wir fuhren eis 
nige ſchöͤne ebene und grüne Inſuln vorbey, und nachdem wir 3. Meile gereiſet, 
kamen wir gegen Abend an einen Ort, welches ein kleiner Meerbuſen war nach 
Oſten zu, allwo unſere alten Normaͤnner gewohnet, und von den Gronlaͤndern 
Kakoktok genennet wurden, der Platz war ſehr ſchoͤn, beſonders wegen des 
Wieß⸗Wachſes. Es waren allda 2. gemauerte Haͤuſer zu ſehen, davon das ei⸗ 
ne, eine Kirche geweſen, 8. Faden lang, und inwendig wohl 3. und einen halben 
Faden breit, und die Mauer faſt einen Faden dick war. Die Hoͤhe war 2. a 3. 
Faden; ſie hatte auch 2. Thuͤren, nach Suͤden zu, und noch eine groſſe Thuͤr 
nach Weſten; auf der Seite nach Norden, war nur ein Fenſter geweſen, nach 
Süden zu aber 4. welche inwendig gantz weit, und auswendig enge zugingen, fo 
war auch noch a parte ein groſſes Fenſter auf jeder Spitze. Die Mauer war 
ſonſten noch gantz gut, auſſer auf der Ecke nach Suͤden, da war ſie geborſten, 
auch einige Steine, da ſo wohl als von dem Gipfel herunter gefallen. Die Stei⸗ 
ne an dem Gebaͤude waren theils ſehr groß, gantz gleich und eben, gleich als wenn 
ſie waͤren gehauen geweſen, und das gantze Gebaͤude war wohl und kuͤnſtlich zu⸗ 
ſammen gefüget, doch ohne Bildhauerey. Die Kirche war auch rund herum mit 
einer weiſſen Mauer umgeben, und alles war gantz bewachſen mit Geſtraͤuchen 
und Wachholder⸗Buͤſchen. Das andere gemauerte Hauß war nur 6. Faden 
lang und 3. Faden breit von innen mit einer eintzigen Thuͤr, war aber mehr verfal⸗ 
len wie das andere. Auſſer dieſen beyden Gebaͤuden, war noch ein anders, wei⸗ 
ter ins Feld hinein, von Stein zu ſehen, welches aber gantz ruinivet und verfal⸗ 
len war. In dieſem Meerbuſen gab es ſehr viele kleine Torſche, Laxe und Roth⸗ 
e Einige Gronlaͤnder ſo uns begleitet, verblieben auch des Nachts allhier 
Dien 29. an einem Sonntage, „ dem Gottesdienste, r die 
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5 


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Gronlaͤnder auch beywohneten, wovon ich ih en die Bedeutung gleichfalls er⸗ 
klaͤrete, ließ ich gegen Abend verſuchen, einige Steine in dem Haufe aufzugra⸗ 
ben, in Meynung, ich wuͤrde einige Monumenta der Antiquitæten finden, 
allein da war nichts als Kohlen und Scherben von irdenen Toͤpfen. Wir waren 
I nicht mit behoͤrigen Inftrumenten verſehen, daß wir recht tief in die Erde 


— 


haͤtten graben koͤnnen. Die Gronlaͤnder wollten es anfangs nicht zugeben, daß 


wir in den verfallenen und wuͤſten Plaͤtzen graben ſollten „weil ſie vorgaben, die 
Kablunaken, welche da begraben lägen , möchten ihnen boͤſes zufügen, wenn 


wir weggefahren waͤren, weil wir fie mit unſerm Graben beunruhigten. Die 
Gronlaͤnder ſo hier wohneten, haͤtten gerne geſehen, daß wir bey ihnen nach 


Suͤden zu wohnen wollten; ſie berichteten uns, daß in einem Oſtlichen Meerbu⸗ 
ſen, welchen ſie Iggalik nannten, noch mehre und groͤſſere gemauerte Haͤuſer 
zu ſehen waͤren, als dieſe, ingleichen ein ſehr ſchoͤner Platz mit Graß und Wal⸗ 
dung ꝛe. Weil wir aber dieſen Meerbuſen ſchon vorbey gefahren, wollte die 
Zeit nicht zulaſſen, wieder dahin zu reiſen. F TREE SER 

Den 30. dito veifeten wir wieder dort weg, unter weges kamen andere 


Gronlaͤnder zu uns, und begleiteten uns zu ihren Zelten, allwo wir von ihm ei⸗ 


nige Fuchs⸗Felle vor Hemden und andern Kleinigkeiten bekamen. Dieſen Tag 
hatten wir s. Meile zuruͤck geleget, und kamen zu 4. Zelten der Wilden. 
Den 31. war ſehr ſchoͤnes Wetter, mit welchem wir unſere Reife nach 
Norden zu fortſetzten, da wir einen Meerbuſen, Tunnulliarbik genannt, vor⸗ 
bey fuhren, allwo, nach Bericht der Gronlaͤnder, auch ſteinerne Haͤuſer waren, 
mit Graß und Holtz. Daſelbſt giebt es eine Art braun⸗rothe Farbe, ingleichen 
Roth⸗Stein mit weiſſen Flecken, eben fo wie Marmor gewachſen. Ein Gron⸗ 
laͤnder drachte mir hier unter weges einen ſonderlichen iſch, welchen weder ich 
noch meinen Leuten zuvor geſehen, der Kopff war wie ein Rothfiſch, hatte rechte 
Schuppen, und auf der Haut ſcharffe Stacheln wie Nadeln, der Schwantz und 
Sporen waren gantz ſchmal und lang. Sie ſagten daß dieſer Fiſch haͤuffig in 
dieſem Meerbuſen gefunden wuͤrde und haͤtte einen guten Geſchmack, waͤre auch 
geſund zu eſſen. Vom Lande ab konnte man den Eiß⸗Felſen ſehen, welcher al⸗ 
les nach Norden zu ſich erſtreckte, und konnte gleich geſehen werden, wenn man 
nur vor eine Oeffnung dieſes Meerbuſens kam. Dieſen Tag reiſeten wir 4. as, 


Meilen. | | 
Dien 1.Sept. war die Lufft ſehr dick und neblicht, und fing an ſtarck von 
Suden zu wehen, dahero uns die Gronlaͤnder verlieſſen, und wir reiſeten weiter 
fort, nahmen unſern Cours durch dieſelben Inſuln und den Sund, ſo wir den 
18. Aug. palliret, da wir denn auf die Hohe von der See kamen; weil es aber 
mit Wind und Regen uͤberhand nahm, muſten wir uns zur Ruhe begeben, denn 
es ſtunde uns ein ſcharffer Paß im Wege. Den 


0 Ler- Ä Ey 


Den 2. Sept. continuiretees mit Sturm und Regen von Suͤd⸗Oſt 
Des Nachts biß den 3. Sept. ſprang der Wind in Weſten, und brachte ein ent⸗ 
ſetzliches Wetter, welches unſer Zelt umſchlug an mit ſich in die Lufft nahm, wie 
gut daß wir es auch mit Steinen verwahret hatten. Mit groſſer Muͤhe lalvi⸗ 
reten wir noch unſere Chaloupen, in einem kleinen Sand⸗Grund nicht weit da⸗ 
von. Wir brachten die gantze Nacht ſehr elend zu, ſintemahlen keine eintzige 
Stelle war, da wir vor Wind und Regen uns bedecken konnten. „ 

Den 3. dito gegen Abend legte ſich dieſer Sturm, und den 4. begaben 
wir uns wieder auf die Reiſe, weil uns aber ein ſtarcker Nord⸗ Wind uͤberfiel, 


muſten wir ans Land legen, ohngefehr 1. Meile von dem Sunde, wo wir gelegen 


hatten. Allhier hekamen wir abermahl die Hoͤhe der Sonnen, auf 61. Grad 
e x. 5.2. V 
Dien 5. wurde es gantz ſtille und gut Wetter, dahero wir unſern Cours 
nach Nord⸗Oſt zu fortſetzeten, und zwar binnen den 3. groſſen Inſuln und Vor⸗ 
gebürgen, welche wir den 17. Aug. nach Suͤden vorbey pallireten. Ueberall 
kamen Gronlaͤnder zu uns, davon uns einige den gantzen Tag nachfolgeten. Hier 
iſt auch ein Meerbuſen, in welchem es kleine Hölgung giebt und Graß, dabey 
auch verfallene Haͤuſer der alten Normaͤnner feyn ſollen. Wir legten dieſen Tag 
6. Meilen zuruͤck, und kamen an einen Ort, fo Tongarfuit genannt wird, und 


hat ſeinen Nahmen von den vielen Geſpenſtern, ſo ſich da ſollen hören und ſehen 


laſſen. Allhier war ein guter Hafen und kurtzer Einlauff vor die Schiffe. Die 


vielen Eiß⸗Berge, ſo wir auf der Hinreiſe ſahen, waren nun nicht mehr zu ſehen, 


denn das ſtuͤrmende Wetter, ſo neulich von Suͤd⸗Oſt geblaſen, hatte ſolche in die 
See getrieben. 4 


Den 6. dito war annoch gut Wetter und Sonnenſchein, als wir von 


Tongarſuit wegzogen, gegen Mittag aber, fing der Nord⸗Wind hefftig an 
zu braͤuſen, daher wir in eine Bucht ans Land lauffen muſten, nachdem wir 2. 


Meile zuruck geleget. Allhier fanden wir 6. Zelten der Wilden; kaum waren wir 


ans Land gekommen, ſo kam auch ein Kone⸗Both von Norden voller Leute; ſie 
berichteten, daß ſie ſeit meiner Abweſenheit auf der Colonie geweſen, und waͤ⸗ 
ren vom Wallfiſch⸗Fang von Norden hergekommen, allwo ſie ſich verfloſſenen 
Winter aufgehalten, nun aber wollten ſie wieder nach Haufe reifen nach Suͤden. 
Ich gab ihnen eine kleine Unterweiſung von GOtt, welches alles ſie zu glauben 
vorgaben, und freueten ſich, da ſie hoͤreten, daß ſie nach dem Tode wieder auf⸗ 
erſtehen, und ewig leben ſollten. 8 nn aller 
Den 7. legte ſich der Wind, und wir ſetzten unſere Reife fort nach Nor⸗ 


den zu, die hohen Gebuͤrge vorbey, fo in der See⸗Karte Cap Confort genen⸗ 


net wird, allwo 5. Gronlaͤnder zu uns nn Bey der See waren kleine fle 
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ſuln und gute Buchten, allwo man bey ſtuͤrmiſchen Wetter, fich mit den Fahr⸗ 
zeugen bergen konnte. Sonſten war allhier ein ſchlechtes Land, und in der See 
viele Löcher und Klippen. Hievon gingen wir uͤber zu dem andern Lande nach 
Nord⸗Oſten hin, worunter die groſſe Bucht und Eiß⸗Winckel war, nebſt eini⸗ 
gen groſſen und kleinen Inſuln, welcher noch fo wohl anſetzo, als auf der Hinz 
reife, voller Eiß lag, ohne daß der Sturm ſo kuͤrtzlich geweſen, ſolches von 
einander und in die See getrieben hatte. Wir lieſſen alle Inſuln auſſerhalb lie⸗ 
gen, und kamen hernach an eine groſſe, allwo ein guter Hafen war vor die Schif⸗ 
fe, da wir die Nacht verblieben. Zwey wuͤſte Wohnungen der Wilden ſtunden 
auch hier auf der änful. | ee 
k Den 8. war wieder ſchoͤn ſtilles Wetter und Sonnenſchein, wir bra⸗ 
chen alſo auf, und feegelten zwiſchen lauter Inſuln. Unterweges kamen einige 
Gronlaͤnder zu uns und redeten mit uns. Oſtwerts fol auch ein Meerbuſen feyn, 
wo die Nordiſchen ſollten gewohnet haben. Dieſen Tag legten wir 4. Meilen 
zuruͤck und kamen an einen Ort da viele Leute verſammlet waren; mit welchen 
wir ſchon auf der Suͤder⸗Reiſe geredet. Beydes da wir ans Land kamen als 
auch des Abends ſpaͤt, machten ſie ſich vor uns luſtig mit Singen und Sprin⸗ 
gen. 


Den 9. continuirete es noch mit fehönen ſtillen Wetter und Sonnen⸗ 
ſchein, alſo reiſete ich in Begleitung vieler Gronlaͤnder dar weg, und kam an 
einen Ort, wo die daſigen Gronlaͤnder einen todten Wallfiſch gefunden, und 
ſolchen unter ſich getheilet hatten, worauf ſich die andern ſo uns begleiteten, zu 
Gaſte bathen. Des Abends kamen wir bey den Sand⸗Land an eine Inſul, all⸗ 
wo wir unſere Zelten aufſchlugen. Das gantze Land, auf 3. a 4. Meilen, iſt ge⸗ 
gen die andern Feldern gantz niedrig, und dennoch, welches zu bewundern, biß 
an die See mit Eiß bedecket. Dieſesdand wird in den Karten Isblinken genannt, 
denn die Schiffe koͤnnen ſolches weit in die See hinein glimmern ſehen. Auſſen 
vor, zwiſchen den Inſuln und weit in die See hinein, iſt es guter Grund und ho⸗ 
hes Waſſer, beym Ausfall aber iſt es auf 2. a 3. Meilen gantz trucken. ha 
Den 10. war ſehr dicke Lufft und contrairer Wind, dahero wir nur 
3. Meilen kamen, an einen Ort, wo 2. Zelten der Gronlaͤnder ſtunden. | 
Den 11. dito wurde es wieder klar Wetter, wir lagen auſſen vor den 
Inſuln, und reiſeten dieſen Tag 4. Meilen, da wir gegen Abend ans Land legten 
wo 3. Wilde mit ihren Zelten ſtunden. Die meiſten Leute, fo wir auf unſere 
Hinreiſe antraffen, waren nun in den Meerbuſen auf der Renn⸗Thier Jagd. 
Hier fingen fie kleine und groſſe Torſche wie auch Halbfiſche. 
Den 12. und 13. war es gleichfalls ſtilles und gutes Wetter, bey wel⸗ 
chem wir unfere Reiſe fortſetzeten. Auf einer Inſul 7. a 8. Meilen oon 
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als zu 12. Wochen. 


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Südwerts von der Colonie ab, allwo wir unfer letzteres Nacht-Lager hatten, 
fande ich in der Inſul hinein, eine Art gelbe Farbe, in welcher rothe Adern gin⸗ 


en, gleich dem Zinnober; ich nahm etwas davon mit in einer Spanne, und 


ſandte es nach Bergen, um es verſtaͤndige Leute ſehen zu laſſen, ob es zu etwas 
taugete? da mir nechſtkommendes Jahr berichtet wurde, daß wohl etwas gu⸗ 
tes daran waͤre, ich muͤſte zuſehen, ob ich mehr davon bekommen koͤnnte. Al⸗ 
fein ich konnte den Ort nicht wieder finden, wie fleiſſig wir auch darnach ſuchten; 


weil daſelbſt unzehlige Inſuln; und das Zeichen, ſo ich auf dieſer Inſul aufſte⸗ 


cken ließ, muſte wohl don dem Sturm umgeworffen ſeyn. Sonſten hat man 


noch an einigen Orten etwas von dieſer gelben und rothen Farbe gefunden, wel⸗ 
che, wenn ſie mit Trahn zurecht gemacht wir d, ſehr ſchoͤn iſt die Häufer aus⸗ 


ehe ſie adgehet. 


Ob ich nun zwar auf dieſer Reiſe meinen Zweck nicht erreichte, oder das⸗ 
jenige ausgerichtet, was ich gerne gewuͤnſchet haͤtte, nemlich die Entdeckung von 
der Oſter⸗Bucht, dieweil es ſchon zu ſpaͤt war, dergleichen Recognoſcirung 
zu unternehmen, ſo war doch gleichwohl die Reiſe und Muͤhe nicht vergebens 
angewendet; weil ich fo gluͤcklich geweſen, nicht allein der alten Nordiſchen 
Colonien, ihre Situation und des Landes Strecke auf der Weſt⸗Seite zu erfah⸗ 
ren, ſondern auch eine voͤllige Erleuchtung von der Beſchaffenheit des Landes 
nach Süden zu bekam, welches alles denn wieder zu Nutz kommen kan, 
wenn die Recognofeirung nach der Oſter-Bucht, ein andermahl ſoll vor⸗ 
genommen werden. Inſonderheit bekamen wir guten Bericht von den bey⸗ 
den Straſſen oder Sunden, welche in den See⸗Karten gezeichnet ſtehen, 
und gantz falſch angefuͤhret ſeyn, ja alles was davon mehr geſchrieben und 
vorgegeben wird, gar nicht gegruͤndet iſt. So kamen auch die See⸗Kar⸗ 
ten nicht mit einander hierinnen überein , denn einige feßen die Forbiflers-Strafe 
ſe auf 62. Graden, einige aber auf 60. und 61. Grad. Am meiſten aber ſtrei⸗ 
ten ſie, wieder die uhralten Beſchreibungen von Gronland, welche alle von den 
Meerbuſen, Buchten und Winckeln, umſtaͤndliche Meldung thun, wo nur die 
alten Nordiſchen ehedem gewohnet, allein ſie reden gar nichts von Sunden, wel⸗ 
che das Land von einander theilen ſollten. Vielmehr iſt aus den Beſchreibungen 
zu ſchlieſſen, daß die Colonien von der Oſter⸗Bucht, ſich biß an den Winckel 
auf der Seite nach Oſten erſtrecket, eben ſo wie ich es befunden habe, ſo daß die 
verfallenen und wuͤſten Colonien biß an den Winckel gehen auf der Seite nach 
Weſten; denn es ſoll nicht mehr See zwiſchen der Oſter⸗und Weſter⸗Bucht ſeyn, 


Nach meiner Ankunfft von Süden, kamen einige von unſern Ernten; 
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welche Nordwerts auf der Jagd geweſen waren, und hatten 5. ſchoͤne Renn⸗ 
Thiere mit ſich. An einem andern Ort, nemlich im Præſtefiord, hatten ſie 
auch kuͤrtzlich 5. Renn⸗Thiere geſchoſſen, mit der Lax⸗Fiſcherey aber war es ſeit 
meiner Abweſenheit nur ſchlecht geweſen, denn ſie hatten in allen nur 6. Tonnen 
bekommen, welches daher kam, daß weil dieſen Sommer wenig Regen gefallen, 
war der Grund gantz ausgetrocknet, daß der Lachs nicht hinauf ſteigen koͤnnen. 

Den 27. Sept. gelangte auch der Buchhalter und der Kauffmann nebſt 
dem Schiffer aus dem Meerbuſen zu Hauſe an, wohin ſie vor 3. Wochen gefah⸗ 
ren waren, um zu ſehen, ob etwa an einen Ort hinlaͤngliche Waldung zu finden 
wäre, davon die Colonie Brennholtz haben konnte; allein fie hatten überall 
nichts als kleine Geſtraͤuche von Erlen und Weiden gefunden, alſo daß das 
Brennholtz der gröfte Mangel mit iſt in dieſem Lande; denn ob zwar jaͤhrlich eine 
groſſe Menge ans Land angetrieben kommt, und an der See⸗Kante und auf den 
Inſuln geſammlet, und zur Colonie gebracht wird, ſo iſt es doch nicht hinlaͤng⸗ 
lich, die Colonie ein gantzes Jahr damit zu verſehen, und muß man mit dem uͤbri⸗ 
gen vom Vaterlande verſehen werden. Obermeldte hatten auch einige Zeit auf 
die Jagd gewendet, da ſie zwar Renn⸗Thiere genug geſehen, aber keine zum 
Schuß kriegen koͤnnen; denn ſie ſehr ſcheu und verjaget geweſen, weil die Gron⸗ 
laͤnder den gantzen Sommer ihnen beftändig nachgejaget; Haaſen aber hatten 
ſie viel geſchoſſen, davon ſie auch einige mitbrachten. Der Gronlaͤnder, ſo ver⸗ 
wichenen Winter mit ſeiner amilie bey uns im Haufe geweſen, kam auch wieder, 
und begehrete wieder bey uns zu ſeyn, imgleichen auch ſein Bruder mit Weib und 
Kind zuſammen 10. Menſchen. Weil nun dieſe 2. Bruͤder kleine Kinder hatten, 
von welchen meine Kinder, durch den täglichen Umgang, die Sprache am be⸗ 
ſten lehren konnten, accordirete ich fo mit ihnen, daß fie fich ſelber bekoͤſtigen 
follten , womit fie auch vergnuͤgt waren. Bißhero hatten wir ſehr gutes Wet⸗ 
ter gehabt, aber bey Ausgang dieſes Monaths fing der Winter an ſich einzuftels 
len mit Schnee und rauhen Wetter. Den 6. und 7. Oct. waren abermahl eini⸗ 
ge von unſern Leuten auf die Jagd ausgefahren; bekamen aber nur einen Haſen, 
und einige Ruͤbden. Sich - 

| Den 21.hujus, kam ein kleiner Knab fo Vatter und Mutterloß war, 
und ſich bey unſern Nachbahren aufhielte, ein viertel Meile von der Colonie, 
welcher bey uns zu bleiben verlangte. Denn die fo ihn auferzogen , waͤren nicht 
gut gegen ihn. Weil mich nun duͤnckte, der Knab ſey von guter Art, auch nur 
9. bis 10. Jahr alt, nahm ich ihn auf, in Hoffnung, daß weil er keine nahe Freunde 
hätte, fo ſich ſeiner annahmen, er dann beſtaͤndig bey mir bleiben wuͤrde, und 
mit der Zeit etwas guts erlernen, welches ſo wohl ihm, als ſeinen Lands⸗Leuten 
nuͤtzlich ſeyn koͤnnte. | an 
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Den 29. dito kamen unſere Leute von der Jagd mit 1. Renn⸗Thier, nebſt 
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Dtiten 2. Nov. wurden ein paar Chaloupen mit Leuten nebft 2. Harpu- 
nirer, von den Schiffs⸗Leuten fo hier lagen und auf den Wallfiſch⸗FJang de⸗ 
ſtiniret waren, nach Norden, an einen Ort, ſo Piſubik genennet wird, ohn⸗ 
ee Nordwerts von der Colonie, allwo einige Gronlaͤnder wohne⸗ 
ten, geſendet, in der Abſicht, daß ſie vernehmen ſolten, was es allda mit dem 
Wallfiſchfang vor eine Beſchaffenheit haͤtte, welche die Gronlaͤnder allda trei⸗ 
ben ſolten, in Hoffnung, es wuͤrden unſere Leute auch mit ihnen ſich einlaſſen 
koͤnnen; Allein fie kamen den 5. dito wieder zuruͤck, und ſagten, es waͤre da nichts 


auszurichten, die Wallfiſche waͤren nicht von der rechten Sorte, oder von eini⸗ 


ger Importance, ſondern es waͤren nur Finnefiſche. Wie ich aber vernahm, 
daß es meiſtentheils Ausfluͤchten waren; weil ſie keine Luſt hatten zu dieſer Jah⸗ 
res Zeit allda Nordwerts zu liegen, auch derjenige, ſo Da Commendeur oder 
Chef über die Leute und den Wallfiſchfang war, es gleichfalls nicht der Muͤhe 
werth hielte, fo reſolvirte ich ſelber, den 8. Nov. mit 2. Chaloupen dahin zu 

fahren, da denn eben die Gronlaͤnder auf der See geweſen, und Wallfiſche groß 
und klein gnug geſehen, wiewohl nur von der Sorte, fo da Finne⸗Fiſche genannt 
werden. Einen ſolchen hatten ſie auch kuͤrtzlich gefangen, welches ein ſehr groſ⸗ 
ſer Fiſch war, und Speck genug hatte, allein dieſelben waren nur klein. 5 
Den andern Tag bekam ich einen Gronlaͤnder, welcher mit meinen Leu⸗ 


ten in die See fahren und ihnen den Ort weiſen ſolte, wo ſich die Wallfiſche ſe⸗ 


hen lieſſen; weil ſich aber Schnee und Wind einſtellete, muſten ſie unverrichter 
Sache wieder ans Land gehen. e 5 # 
Dien 12. fuhr ich felber mit meinen Leuten auf die See hinaus, unter 
Begleitung einiger Gronlaͤnder, weil ich neugierig war, das Spiel mit dem 
Wallfiſch anzuſehen, wenn man ſich mit ihm einlaſſen koͤnnte, allein der Schnee 
machte die Lufft gantz dick, daß wir nichts ſehen konnten, ſondern wieder ans 
Land fahren muſten. Wir verblieben allda biß den 18. weil aber taͤglich ſchlim⸗ 
mes Wetter und Schnee⸗Flocken fielen, konnte man nicht auf die See hinaus 
kommen; über dieſes nahm auch der Winter zu, und die Tage wurden immer 
kuͤrtzer, dahero ich genöthiget war, wieder nach der Colonie zuruͤck zu fahren. 
Man muß ſichs nicht befremden laſſen, daß ich mir in folche Dinge me⸗ 
liren muſte, welche mir eigentlich nicht beykamen, denn weil mir nicht allein 
die Direction der Colonie mit weiterm anbefohlen, und mir dahero oblag, auf 
der Compagnie und des gantzen Deſſeins Intereſſe und Nutzen fleißig zu ſehen, 
und mit meinem eigenen Exempel einem jeden zu zeigen, was er zu thun habe; 
ſondern ich war auch darzu genoͤthiget, ä daß das 1 
| 15 8 Bekeh⸗ 


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Bekehrungs-Werck der Gronlaͤnder nicht koñte fortgeſetzet werden wo man nicht 
erſt in weltlichen Dingen glücklich reusſiret, als welches jenes unterſtuͤtzen ſolte; 
dahero ich keine Gelegenheit verſaͤumte noch Muͤhe ſpahrete, wodurch ich eine 
Erleuchtung haben konnte, welche hier zu dienete. AL 000 
Sonſten bekam ich vor dieſes mahl einen nuͤtzlichen Bericht von den 
Gronlaͤndern, welche weit von Norden her waren, wegen eines beſſeren und pro: 
fitablern Wallfiſchfangs, und dieſes an einem Ort, ſo 8. Tage-Reiſe nach 
Norden zu lieget und Nepiſene genannt wird, allwo die Gronlaͤnder des 
Winters im Februario und Martio groſſe Wallfiſche von der rechten Art fan⸗ 
gen, welche groſſe Macht haben. Dieſer Bericht erregte bey mir eine 
groſſe Begierde, ſelber eine Gewißheit deßfalls zu erfahren, allein es ließ ſich nun 
zu dieſer Jahres Zeit nicht thun, dahero ich es biß zu einer gelegenen Zeit aus⸗ 
ſetzen muſte, da die Tage wieder anfingen lang zu werden, und davon weiter 
fol gemeldet werden. Mittlerzeit daß ich Nordwerts bey der Wilden war, wel⸗ 
15 ſich in groſſer Menge beyſammen befanden, ſahe ich mit Verwunderung auf 
ihr Thun und Weſen; denn da fie reichlich mit Lebens-Mitteln verſehen waren, 
lebeten ſie nach ihrer Art alle Tage herrlich und in Freuden. Sie thaten nichts 
als daß fie einander beſuchten, und wenn fie brav gefteffen hatten, ſtunden fie auf 
und ſpieleten. Ihr Spiel beſtunde darinnen, daß ſie ſungen und mit einen klei⸗ 
nen Trommel drein ſpieleten, poßierliche Geberden machten, ſchuͤttelten mit dem 
Kopf, beugeten und ſchmiegeten den Ruͤcken, und die andern Glieder hin und her. 
Dieſes Spiel ging rund herum, ſo daß wenn einer aufhoͤrete, der andere wieder 
anfing, und dieſes waͤhrete biß an den Morgen. Ihre Lieder und Geſaͤnge zielen 
meiſt auf ihre Nahrung und Handthierung, worinnen ein jeder prætendiret gu⸗ 
tes Lob und Succeß vor dem andern zu haben. In dem Haufe, da ich logirete 
paßirete unter andern dieſes: Es befande ſich ein Mann darinnen, welchem nicht 
recht wohl war, was es aber vor einen Ausgang mit ſeiner Kranckheit gewinnen 
koͤnnte, dieſes ſolteſhm eine alte Hexe fagen ‚welches auf dieſe Art geſchahe. Der 
Krancke legte ſich auf den Mücken welchem fie einen Riemen um den a band, 
welcher an dem einen Ende eines Stocks feſt gebunden war, damit hub fie des 
Krancken Haupt in die Höhe, und ließ es wieder niederfallen, und jedes mahl, daß 
ſie den Kopf in die Höhe hube!, fragte fie ihn etwas, worauf er ihr ein oder 2. 
Worte antwortete. Bißweilen ſchiene es, als ob es ihr ſchwer ankaͤme, feinen 
Kopf in die Hoͤhe zu heben; endlich fing der Patient an zu murmeln und zu ſin⸗ 
gen, und ſehr laut zu ſchreyen. Dieſes daurete faſt eine gantze Stunde, da in⸗ 
deſſen des Krancken ſeine Kleider und ſein Zeug mit auf der Erden lagen. Den 
Ausgang der Kranckheit prophezeyten ſie hieraus, daß wenn des Krancken ſein 
Haupt ſchwer aufzuheben iſt, ſo ſtirbt er, iſt es aber leicht, ſo wird er DE 8. 
. und. 


— 


4 d. Nachdem dieſes Affen ⸗ Spiel vorbey war, fragte ich ſie, was es wäre, 


harter beſtraffet, allein ich vermogte es nicht fo nachdrücklich zu thun, als es haͤt⸗ 
te ſeyn ſollen; doch gab ich ihnen fo weit zu verſtehen, daß G Ott allein, als Here 
über Himmel und Erden, vor dergleichen Dinge rathe lob der Mensch leben 
oder ſterben ſolle. Sonſten wolten fie ſehr gerne anhoͤren, wenn ich ihnen etwas 
von G Otterzehlete; Ein jeder wolte mich gerne in fein Hauß haben und fo bald 
ich nur zu ihnen kam, muſte ich ihnen etwas von G Ott erzehlen, welches ich ihnen 
mit den Bibliſchen Bildern und Figuren am beſten bedeutete, und womit ſie wohl 
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Den 24. dito. Nachdem ich von Norden wieder nach Haufe gekom⸗ 
men, und einige von unſern Leuten eine viertel Meile Nordwerts in den ſoge⸗ 
nannten Sund Nepifer auf die Jagd gegangen waren, paßirete dieſes, daß einer, 
fo einige Fuchsfallen daherum ſtehen hatte , dahin ging und über gewoͤhnliche 
Zelt auſſen bliebe, und nicht wieder zu den Both kam; dahero fie ſich die Gedan⸗ 
cken machten, er waͤre zu Schaden gekommen, und unter das Eiß gefallen, 
woruͤber er gehen muſte. Da nun der Abend herbey kam, und ein ſchlimmes 
Wetter mit Wind und Schnee einfiel, waren ſie genoͤthiget, wieder nach Hauſe 
zu fahren; kaum waren ſie aber weggefahren, kam der arme Kerl zuruͤck und muſte 
alſo des Nachts da aushalten. Des Morgens gantz früh ließ man einige Leute 
ausfahren ihn aufzuſuchen, entweder todt oder lebendig; Als ſie aber an den Ort 
kamen, da ſie des Tags zuvor geweſen, ſahen ſie feine Spuhren, welche biß an 
den Strand und an die See hinan gingen, weiter aber ſahen ſie nichts, daß fie 
alſo nicht wuſten, was ſie von ihm gedencken ſolten. Weil ſie ihn nun nicht 
fanden, kamen ſie wieder zuruͤck, und ertheilten uns dieſen Bericht. Ob wir 
nun wohl nicht wuſten, wo wir ihn aufſuchen ſolten, ſandten wir dennoch wie⸗ 
derum Leute aus, nach ihme zu ſuchen. Unterdeſſen aber kam ein Gronlaͤnder zu 
ung, ohngeſehr 2⸗Meile nach Oſten zu, auf demſelben Lande, welcher berichtete, 
daß die Perſohn, fo wegkommen, bey ihnen waͤre; denn da er gezweifelt, ob wuͤr⸗ 
den einige von uns zu ihm kommen, und habe eben 2. Gronlaͤnder ein Stuͤcke vom 
Lande geſehen, welche gefiſchet, habe er ihnen geruffen, ſie ſolten ans Land kom⸗ 
men. Da er ſie denn gebeten, ſie ſolten ihre kleine Bothe zuſammen thun, und 
ihn hinten drauf ſitzen laſſen, und ihn mit ſich nach Hauſe nehmen. Sie erbar⸗ 
meten ſich auch uber ihn, und nahmen ihn mit, und bey ſeiner Ankunfft hatten 
ſie ihn ſehr gut tractiret, hatten ihm nicht alleine trockne Kleider gegeben, weil er 
ſehr naß und erfrohren, ſondern auch Eſſen von allen was ſie hatten, daß er ſich 
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welche ihm wieder abhalten, dabey beſchenckten wir ſo wohl dem, der uns di 
Nachricht gebracht, als auch die andern, bey welchem er im Hauſe geweſen, weil 
ſie ihn ſo wohl gehalten. 41 t nene 
1 Den 12. Dec. an einem Sonntag, hielte nach geendigten Gottesdienſt, 
eine junge Perſohn, mit einem der Weibsbildern ſo verwichenen Sommer mit 
ans Land gekommen waren, Verloͤbniß auf der Colonie, weil ich vernahm, daß 
ſie andern Aergerniß haben, wegen ihres ungeziemeuden Beyſe chlaffs, dahero ich 
genöthiget war, ſolcher Aergerniß vorzubauen, ſie mit einander zu verehligen. 
Den 22. ging einer von unſern Leuten mit Tode ab, welcher theils vom Scorbut, 
theils auch andern Schwachheit, einige Zeit her ſehr kranck geweſen. Alle an⸗ 
dere Leute ſo wohl auf dem Schiffe als am Lande, waren biß dato noch bey guter 
Geſundheit. Den 27. als den 3. Weyhnachts⸗Tag, wurden die bemeldten jun⸗ 
gen Leute copuliret. Am ſelbigen Tage kam ein junger Gronlaͤnder, Nahmens 
Pock, zu uns, und verlangte den Winter über bey uns zu verbleiben, weil er ſchon 
zuvor, nebſt dem aͤlteſten von des Mannes ſeinen Soͤhnen, welcher bey uns war, 
reſolviret hatte, kuͤnfftigen Sommer mit dem Schiffe nach unſerm Lande zu fol⸗ 
gen, um ſolches zu beſehen. Damit er nun bey ſeiner Reſolution verbleiben und 
ſein Verſprechen halten moͤchte, nahm ich ihn auch zu mir. So bald als er 
nun bey mir war, fing ich mit ihm an, ihn leſen zu lernen; die andern 2. jungen 
Knaben, ſo bey mir waren, und mit welchen ich es mir ſehr angelegen ſeyn lieſſe, 
waren bereits fo weit avanciret, daß fie buchſtabiren lerneten. Über dieſes un⸗ 
terwieſe ich ſie alle ſo wohl Morgends als Abends in G Ottes Wort, fo weit als es 
mein Vermoͤgen zulaſſen wolte, worzu ich fie aber allezeit ſehr willig und aufmerck⸗ 
ſam zu ſeyn verſpuͤhrete. Und hiermit endete ſich, GoOtt ſey gelobet, das alle 
Jahr 1723. glücklich und wohl. 


| Anno 1724. 
achdem mein obbemeldter Vorweſer und liebwehrteſter College, Herr 
Albert Top, damahls ſeine meiſte Zeit, die wenige Vocabula und Re⸗ 
dens⸗Art aufzuſetzen angewendet, welche ich gleich bey meiner Ankunfft 
in der Gronlaͤndiſchen Sprache colligiret und zuſammen geſchrieben, ſo nah⸗ 
men wir uns in GOttes Nahmen mit Anfang des neuen Jahres vor, auch noch 
bey Gelegenheit andere mehr, als die ſo in unſer Nachbarſchaft wohneten, 1 
beſuchen, damit wir einen Verſuch thun koͤnnten, wie ſie ſich zu unſerer geiſtli⸗ 
chen Unterweiſung, welche wir nach einfaͤltig abgefaſten Befragungen mit GOt⸗ 
tes Beyſtand ihnen einzupraͤgen erachteten, anlaffen wuͤrden. Den 10. Jan. 
machten wir alſo den Anfang damit, und gingen beyde in die 3. naͤheſten 11 
er, 


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eine viertel Meile von unſerm Hauſe ab, all⸗ 


Da wir nun den 12. in das dritte Haus gehen wollten, überfiel uns 
ein ungeſtühmes Schnee⸗Wetter welches uns gerade ins Heſichtſtieß das wir ſol⸗ 
ches nicht erreichen konnten, ſondern uns zurück nach unſerer eigenen Wohnnng 


gab ihm zu vernehmen, daß GOtt wegen feiner Lügen und Betruͤgerey zornig au 


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die Eltern, nebſt allen ſo im Hauſe waren, ein jaͤmmerlich Schreyen und Kla⸗ 
gen anſtimmeten, welches faſt 2. Stunden waͤhrete; hernach wickelten fie ſol⸗ 
ches in ein reines Fell, und noch ein anderes von einem See⸗Hund daruͤber, und 
bathen mich, es zur Grab⸗Staͤdte zu bringen, damit es nicht, wenn es von an⸗ 
dern angeruͤhret würde, wieder unrein und unwürdig werden möchte in GOttes 
Reich zu kommen. Ich muſte mich alſo nach ihrem Begehren richten, und mit 
dem Kinde weg⸗und an den Ort gehen, welchen ſie mir anzeigeten, woſelbſt ich 
es in eine Huͤtte legte, welche die Eltern mit Fellen und Steinen wohl zudecketen 
und verwahreten. | W eee eee 

Mercklich war hierbey, daß, nachdem alles beſtellet, und wir wieder 
nach Haufe gekommen waren, Tre alle zu mir kamen, und von mir getaufft zu 


werden begehreten. Ich gab ihnen, fo viel ich mich expliciven konnte, zu ver⸗ 


ſtehen, daß GOtt nicht wollte, daß ich fie tauffete, ehe ſie ihn haͤtten kennen ler⸗ 
nen und ſeinen Willen vernommen: Mit welcher Antwort ſie ſich auch genuͤgen 
lieſſen, und weggingen. Wie nun zwar nicht in meiner Macht ſtunde, ihnen 
ſolches zu bedeuten, auch nicht in ihrer Macht war, ſich ſolches zu Nutzen zu ma⸗ 
chen, und zum Gebrauch der Seligkeit anzuwenden, ſo war gleichwohl ſolche 
Regung und Nachdenckung, ſo die Verrichtung der Tauffe, und meine unvoll⸗ 
kommene gegebene Unterweiſung, bey ihnen gewircket, keines weges zu ver⸗ 
achten, bey mir aber verurſachete es einen nicht geringen Troſt und Vergnuͤgen. 
Den 28. ging ich von dar wieder nach Hauſe, und war mein College 
mitlerweile andere beſuchen gegangen, welche ohngefehr eine Meile nach Suͤden 
u auf der Inſul wohnhafft waren, als welche ſich auch, wenn er mit ihnen ge⸗ 
ethet, ſehr aufmerckſam erzeigeten und wohl mit ſich umgehen lieffen. Ber, 
Den 7. Febr. fendeten wir einige von unſern Leuten biß an dem Meer⸗ 
buſen Baals-Revier genannt, auf den Roth⸗Fiſch⸗Jang aus, welche zu der Zeit 
da anzukommen pflegte. Selbigen Tag begab ich mich abermahl zu unſern 
Gronlaͤndiſchen Nachbahren, und fande noch bey denen meiſten die vorige An⸗ 
dacht; wenn aber des Morgends frühe die Manns⸗Leute auf der See ihre Nah⸗ 
rung nachzugehen ſich vorgenommen, und ich ſie aufhalten wolte, war die An⸗ 
dacht ſehr ſchlecht, ja vor gar keine zu rechnen. Lui 
Als ich den 9. Febr. in einem dieſer Haͤuſer vor ihnen betete, begegneten 
mir folgende Verdrießlichkeiten, nemlich unter den Fremden, ſo da angekom⸗ 
men waren, dieſe zu beſuchen, befande ſich ein rechter Schalck und nichtswuͤr⸗ 
diger Menſch, welcher, wenn ich ihnen vorlaſe, mit feiner Schalckheit und 
Poſſen durch Worte und Geberden, die andern aus ihrem gewoͤhnlichen Geſchick 
und Aufmerckſamkeit zu bringen ſuchte, welche ſonſten gantz begierig waren zu 
vernehmen, was ich ihnen von GOtt ſagen wuͤrde; Ich wurde alsdann yo 
\ 4 N Ks 


4 


1 


JJ. en 
Dien 11. des Morgens früh, nachdem ich mit ihnen gebethet und 
geleſen, kehrete ich wieder nach Hauſe zu der Colonie. 


ten anfingen, müften fie erſt GOttes Wort mit anhören, worzu fie auch gantz 


mit dahin gefolget, und dieſen Tag mit Tode abgegangen. Die meiſten von 
unſern Leuten hatten ſich von Weynachten an ſehr ſchwach befunden, und 
wurden ſehr vom Scharbock geplaget, ich aber mit den Meinigen war GOtt Lob! 
jeder Zeit friſch und geſund geweſen. 8 . 
Dien 16. kamen unſere Fiſcher von dem beſagten Meerbuſen wie⸗ 
der zuruck, deren Fiſcherey nicht recht gut von ſtatten gegangen. 
Dien 27. ließ ich den Rath verſammlen, um mit ihnen über 9 
ei⸗ 


2 0 Ei 
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Reiſe zu conferiren, welche ich Nordwerts erachtete vorzunehmen, damit 
ich von dem Wallfiſch⸗FJang gewiſſere Nachricht einziehen koͤnne, als welcher 
nach der Grönländer Bericht an einem Ort Nepiſene genannt, und ohnge⸗ 
fehr 50. Meilen nach Norden hin, um dieſen Zeiten zuzufrieren pflegte. Es 
wolten die meiſten nicht dienlich erachten, eine ſolche weite Reiſe bey dieſer 
harten Jahres Zeit zu unternehmen; da es aber eine Sache von Wichtigkeit 
war, auch unſern Vorhaben zu einer Huͤlffe und Unterſtuͤtzung ſeyn konnte, wenn 
ſich ſolcher Wallfiſch⸗Fang in der That ſo verhielte und der Ort eine Woh⸗ 
nung da zu ſetzen bequem wäre; da denn endlich refolviret wurde, ſolche Reis 
fe mit a. Chalupen und zubehd renden Fleet und Geräthfi chafft vorzunehmen und 
was dabey zu thun zu verſuchen. ER Bi | 
Wir brachen alfo den 22. gantz früh des Morgens auf, dieweilen wir s. 
bis 7. Meilen zureiſen hatten, ehe wir an einen bewohnten Ort kommen konnten. 
Da nun das Wetter ſehr gut war und nur ein kleiner Oſten⸗Wind wehete, daß wir 
uns der Seegel bedienen konnten, kamen wir bey guter Zeit zu Piſubigme, wel⸗ 
ches der naͤchſte bewohnte Ort war, an, allwo ich ſchon zuvor im verwichenen 
Jahr im November Monath logiret hatte, als ich mich ebenfalls des Wallfiſch⸗ 
Fangs erkundigen wollte. Die Gronlaͤnder empfingen mich allda ſehr wohl, ich 
konnte aber nur die Nacht uͤber bey ihnen verbleiben, indem ich meine Reiſe beſ⸗ 
ſer nach Norden zu fortſetzen muſte. Es folgten uns von dorten einige Gronlaͤn⸗ 
der nach, auch kamen unter weges noch mehr zu uns aus den Haͤuſern fo wir vor⸗ 
bey fuhren, und redeten mit uns; dieſen Tag legten wir 6. Meile zuruͤck, und ka⸗ 
men gegen Abend zu eines wilden Mannes Hauß, wo die Leute anfangs recht ban⸗ 
ge vor uns waren, denn wir hatten ihnen ſonſten niemahlen zugeſprochen, als 
aber die Gronlaͤnder ſo bey uns waren, berichteten, daß es Pelleſte, i. e. Prie⸗ 
ſter waͤren, welche ſie beſuchen wollten, beherbergeten ſie uns ſehr gerne. 
Den 24. muſten wir daſelbſt verbleiben, dieweilen des Nachts ein unge⸗ 
ſtuͤhmes Schnee⸗Wetter von Süden ſich erhoben, den 25. und 26. wurden wir 
ebenfalls wegen ſtarcken Nord⸗Oſt⸗Wind fo uns contraire war, unſre Reiſe 
fortzuſetzen verhindert; indeſſen waren die Leute, bey welchen wir logireten, gantz 
umgaͤnglich und dienſtfertig, und ich vertrieb ihnen die Zeit ſo gut als ich vermoch⸗ 
te, von GOtt mit ihnen zu ſprechen, welches ſie als etwas neues gerne anzuhoͤren 
ſchienen, beſonders war daſelbſt ein alter Mann „welcher kranck zu Bette lag, 
und von mir ermahnet wurde, daß weil er nun bald ſterben wuͤrde, er an GOttes 
Sohn glauben und ihn lieben folte, weil ſolcher an jenem Tag ihn und alle Tod⸗ 
ten wieder auferwecken wuͤrde, ꝛe. Er antwortete mir, er wolle dieſer Unterweiſung 
eingedenck ſeyn, und danckete mir nach ſeiner Art dafuͤr, daß ich zu ihnen kom⸗ 
men und ihnen dergleichen Dinge ſagen wolte. Es kamen auch noch 2 
er 


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— Wumsmmuzunn 


he wohnende hierher, welche mich auch ſehen und 


— . 
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2 


andere in der Naͤ 


ſer Zeit 


f hoͤren wollten, worunter einer war, welcher einen krancken Vater zu Haufe hat⸗ 
te, fuͤr welchen eine Weibs⸗Perſohn bathe, ich moͤgte ihm doch auch von 


Gott erzehlen was ich ihnen erzehlet hatte, damit er ſolches ſeinen Vater ſa⸗ 
oͤnnte, daß er, weil er wohl bald ſterben wuͤrde, doch auch in GOttes 


ommen moͤchte. Da wir uns unterdeſſen allhier befanden, bekamen 


deich komme 8 
wir die hoͤhe der Sonne auf 64. Grad 50. Minuten. 6 


Den 27. ward es wieder ſchones Wetter mit Oſten⸗Wind, wir 


machten uns alſo auf die Reiſe, wobey wir einen Gronländer bekamen der 


uns den Weg zeigete, und zwiſchen einige kleine und groſſe Inſuln, wo ziem⸗ 


lich gute Hafen vor die Schiffe waren, fuͤhrete, auch nach der Gronlaͤnder 


Bericht, daſelbſt gewoͤhnlicher Weiſe zu handeln pflegen. Wir wurden 
uͤberall ſehr von dem Eiß verhindert, weilen alle Buchten und See⸗Kruͤmme 
damit bedecket waren, ſo daß wir uns auſſen vor halten muſten. Endlich ka⸗ 
men wir gegen Abend an einen Ort, woſelbſt z. Wohnung der Wilden ſich 
befanden, ohne die ſo in der Naͤhe herum ſtunden. Dieſen Tag hatten wir 
nun F. Meile zuruͤckgeleget. e 

Dien 28. blieſe es ſehr ſtarck aus Norden, begleitet mit einer ſtrengen 
Kaͤlte, welches uns noͤthigte an dieſem Orte zu verbleiben, ſonſten lieſſen die 
Gronlaͤnder dieſes Orts auch eine Begierde erblicken, etwas von GOtt zu 
hoͤren, erzeigten ſich auch ſehr dienſtfertig gegen uns. 
Den 29. erhub ſich ein Wind von Suͤd⸗Oſt, wir wolten uns zwar 
auf die Reife begeben, vor allzu ſtrenger Kälte aber muſten wir es unterlaſſen, 
weil den Tag und die Nacht uͤber der Sund gantz zu gefroren, wo unſere Chalou⸗ 


pen lagen; fo daß wir fie mit genauer Noth aus dem Eiß ans Land bringen 


konnten. Allhier bekamen wir wieder die Hoͤhe der Sonne von 65. Grad 12. 
Minuten. Gegen Oſten wurden nach Auſſage der Gronlaͤnder groſſe Lachſe in 


einer langen Meer⸗Enge daſelbſt gefangen: So findet man auch hier in Menge 


von dem ſo genannten Stein⸗Flachs oder Asbestus, welcher vom Feuer nicht 
kan verzehret werden; fo lange er nur Nahrung bey fich hat, brennet er als ein 
Licht und verringert ſich gar nicht in ſeiner Quantitæt, welches ich ſelbſten pro- 


biret habe. 


Den x. Marti wurde es mit dem Froſt etwas gelinder, dahero wir 
uns wieder auf die Reiſe machten, und nach Anweiſung unſeres Wegweiſers 
unſern Cours gegen Nord⸗Oſt, zwiſchen einigen groſſen Inſuln und den feſten 
Lande, zu richten gedachten, weil auſſen herum es gar zu ſcharff ging und der Weg 
zu lang war. So waren auch unter Weges keine Leute und Wohnungen an⸗ 
zutreffen; auch hielte die Kaͤlte an En Tag gantz ungewöhnlich, auch = 
12770 9 faſt 


98 


und was ihnen fonften mit Worten nicht ausdrücklich genug erklaͤren konnte, \ er 
elche 


entſetzten. f 
Den 6. ohngeachtet annoch ein rauher Oſten⸗Wind wehete, machten 
wir uns doch auf die Reiſe, weil wir vernahmen, daß das Eiß aus dem Sunde 
weg und vom Sturm ſortgetrieben war, doch konnten wir kaum 1. Meile, biß 
an eines Gronlaͤnders Huͤtte, da wir des Nachts verbleiben muſten, zuruͤck 
legen. Die Leute daſiges Ortes hatten weder zu beiſſen noch zu brechen, ſo daß 
ſie groſſen Hunger litten, weil ſie wegen des Eiſes auf der See ihre Nahrung 
nicht hatten nachgehen konnen. 8 
Den 7. wurde es ſtille und ließ ſich zu gutem Wetter an, brachen alſo 
auf, und ſetzeten unſern Cours zwiſchen obbemeldten groſſen Inſuln, hohen 
Klippen und dem feſten Lande fort, da wir einige Wohnungen der Gronlaͤnder 
vorbey fuhren, welche mit uns redeten und uns ein Nacht⸗Lager otferirten. 
Gegen Abend kamen wir einen Ort vorbey, allwo 2. groſſe Haͤuſer der Wilden 
ſtunden, worinnen viele Leute verſammlet waren. Indem wir da ans Land gin⸗ 
gen, ſtunden die Weibs⸗Leute am Strande und empfingen uns mit einem Ge⸗ 
ſang nach ihrer Weiſe, womit fie zu erkennen geben wollten, daß wir ihnen will⸗ 
kommen waͤren; dieſen Tag hatten wir F. biß 6. Meile zurück gelegt. 
Den 8. fiel des Nachts ein Sturm⸗Wetter von Suͤden mit vielem 
Schnee begleitet ein, daß wir an dieſem Ort verbleiben muſten; es kam allhier 
eine junge Weibs⸗Perſohn mit ihren Eltern heulend und weinend zu mir, und 
beklagte ſich, daß vor 3. Jahren ein Schiff bey ihnen angelandet ware. 1 
ren 


RB „ LEK 99 


Mann, nebſt andern ſo da an Bord gegangen, mit genommen haͤtte, 


fragte mich dahero, ob ich nichts davon wuͤſte, oder mich ſeiner erkundigen 
koͤnnte, daß er wieder zu ihr käme. | 8 N be 
Den 9. hielte es noch immer an mit Suͤden⸗Wind und Schnee, gleich⸗ 
wohl machten wir uns auf, um an den Ort zu kommen, wo das letzte Hauß war, 
da wir logiren konnten, ehe wir Nepiſene erreichten, wohin wir annoch 14. 
biß 15. Meile zu rechnen hatten. Als wir des Abends da ankamen, wollte ich 
mit einem accordiren, welcher uns dorthin begleiten und den Weg weiſen koͤnn⸗ 
te; ſie entſchuldigten ſich aber alle, und ſagten: daß keiner von ihnen aus dieſem 
Hauſe da geweſen waͤre, zudem waͤre . bey dieſer Jahres⸗Zeit an den 
bemeldten Ort zu kommen, weil wir nicht 2. biß 3. Tage⸗Reiſe zu thun hätten, 
ſondern auch das Land wegen des Eiſes, fo weit über die See⸗Klippen hin lag, 
ſehr gefaͤhrlich zu paſliren waͤre. Da ich mich aber nicht wollte abweiſen laſſen, 
gaben ſie mir einen Anſchlag auf einen gewiſſen Mann, welcher vor einiger Zeit 
von ihnen gezogen und mit feinem Zelte eine gute Meile nach Norden ftünde, all⸗ 
wo er auf die Jagd nach Renn⸗Thieren ginge, zu dieſem Mann wollten ſie uns 
hin begleiten, als welcher auch in kurtzer Zeit gefinnet waͤre, Nordwaͤrts nach Ne⸗ 
ien e laren. e e e 
Den 10. wurde es gantz klar, und wehete des Morgens ein kleiner Wind 
von Nord⸗Oſt, dahero wir uns aufmachten und zu des bemeldten Wilden ſei⸗ 
nem Zellte eileten. Als wir nun daſelbſt angelanget, wollte ich ihn bereden 
Nord waͤrts mit uns zu reiſen; er gab uns aber eben dieſelbe Antwort wie die er⸗ 
ſten, daß es, vor einen Monath und druͤber, nicht moͤglich waͤre wegen des Ei⸗ 
fſes dahin zu gelangen; ich gab ihm aber zu verſtehen, daß ich es gleichwohl ver⸗ 
ſuchen wollte, und falls es nicht moͤglich waͤre fort zu kommen, wollte ich wieder 
umkehren, er ſollte mir alſo nur folgen, ich wollte ihn ſchon dafür bezahlen. Mit 
dieſer Condition ließ er ſich endlich bereden, und trat mit uns in die Chaloupe. 
Wir waren aber noch keine halbe Meile gefahren, da es ſehr ſtarck von Nord⸗ 
Oſt zu wehen begunnte, und dabey ſehr kalt war, und ob wir zwar unſern beſten 
Fleiß thaͤten, weiter fortzukommen, ſahen wir uns doch, wegen des Windes 
und Eiſes, genoͤthiget, wieder zuruͤck zu kehren. Wie nun der Wind beſtaͤndig 
zu ſeyn ſchiene, und in dieſes Gronlaͤnders feinem Zelte keine Gelegenheit fo vie⸗ 
le Leute zu logiren war, muſten wir uns wieder zuruͤck nach dem Hauſe begeben, 
wo wir her gekommen waren, und da ſo lange verweilen, biß ſich Wind und 
Wetter gantz geaoͤndertr. 5 e 
| Den ı1. entſtunde ein ſtarcker Nord⸗Oſt⸗Wind, mit welchem wir 
hinfuhren, ein geſtrandetes Schiff zu beſehen, welches nicht weit davon auf dem 
Grund ſtunde, und im vorigen Fruͤh⸗Jahr = dem Eiß dahin ans Land g ur 
HAT“ N 2 f ben 


1 
CR 
* 


ben worden, und nach Auſſage der Gronländer wenig beſchaͤdiget, und voller 
Proviant und Cargaiſon von Waaren waͤre, aber gar kein Volck darauf, da⸗ 
hero die dort herum wohnende Gronlaͤnder, was ihnen angeſtanden, und ſie ſich 
zu Nutzen machen konnen heraus genommen, ſonſten hatte ſichs von einer Klippe 
zur andern getrieben, nun aber ſtunde es feſte, und hatte unten ein groſſes Loch 
an der Seite. Es warddieſes Schiff eine gantz neue Hollaͤndiſche Galliore, wel⸗ 
ches hätte koͤnnen gerettet, und noch genutzet werden, wenn es nicht ſo weit von 
der Colonie ab geweſen waͤre. Die Gronlaͤnder hatten die Seegel davon em- 
ploiret, ihre Haͤuſer inwendig damit zu beziehen; das geſamte Strickwerck aber 
lag in einer Kruͤmme unter dem Eiß. Die Hoͤhe der Sonne ſo wir allhier beka⸗ 
men war EF. Grad 56. Min. nicht weit von dem in der Karten abgezeichneten und 
mehr bemeldten Saal⸗Berg etwas vor Süden auf J. Grad 15. Min. In die⸗ 
fer Gegend herum hielten ſich viele Gronlaͤnder auf, und hatten viele Haus 
ſer daſelbſt, von welchen auch verſchiedene zu uns kamen, mich zu ſehen und zu 

hoͤren, wie ihnen auch, fo viel mir möglich, von GOtt Unterricht gab. | 
So befanden fich auch hier gute Hafen vor die Schiffe, wie auch ge⸗ 
woͤhnliche Handels-Plaͤtze der Holländer, weßwegen mit dieſen hier herum woh⸗ 
nenden Gronländern ſehr genau zu handeln war, ohnerachtet ſie Felle beydes von 
Renn⸗Thieren und Fuͤchſen in Ueberfluß hatten. Nach Erzehlung der Gronlaͤn⸗ 
der ſollten daſelbſt ſeitwerts an einer See⸗-Enge einige verfallene Haͤuſer und Ru⸗ 
dera zu ſehen ſeyn, wo vor dieſem unſere alte Normaͤnner gewohnet haben, gleich⸗ 
wie zwiſchen Nepiſene und Tullukene, welches die Suͤd⸗Bay genannt wird. 
Den 12. deuchte uns der Wind, an dem Ort da wir lagen, gantz ſtille 
zu ſeyn, dahero wir wiederum verſuchen wollten, ob wir unſern Weg weiter fort 
ſetzen konnten nach Norden zu. Da wir aber zu des vorbemeldten Gronlaͤnders 
Zellt, wo wir den 10. hujus logiret, kamen, war uns der Wind wie vorhin 
contrair, gleichwohl verblieben wir hier den Tag und die folgende Nacht, in 
Saum es ſolle ſich der Wind legen, es hielte aber ſolcher mit Schaͤrffe und 
aͤlte an, wie zuvor. Wie man nun wegen der ſcharffen Kälte nicht länger aus⸗ 
dauren konnte, in dieſem Zellte zu verbleiben, weil die Gelegenheit nur ſchlecht 
war, ſo daß meine Leute öfters mit einander umwechſeln muſten da hinein zu ge⸗ 
hen und ſich zu waͤrmen, welche Waͤrme doch vor ſich ſelbſt ſchlecht genug war; 
denn ob ſchon des Gronlaͤnders ſein Zellt mit gedoppelten Renn⸗Thier⸗Fellen 
überzogen war, ſahe es doch inwendig gantz weiß aus vom Schnee und Thau. 
Dahero wir veranlaſſet waren, uns wieder von dort weg und zu eines andern 
Wohnung zu begeben, welche eine halbe Meile von dorten ſtunde. Hierbey 
muß ich doch die Urſache anfuͤhren, warum bemeldter Gronlaͤnder in einer ſo 
ſtrengen Jahres⸗Zeit mit feiner Familie von den andern abſonderte, und ſich 
nun 


| mn 0 101 


nun mit ſeinen Zellt an dieſem Ort befande, nemlich: daß, da ein Angekok 
oder Hexen⸗Melſter ihm eingebildet hatte, daß ihme vom Jongarſuk, i. e. Spi- 
ritu Familiari, wäre offenbahret worden, er follte, ehe der Sommer heran 
nahete, ſterben, dahero er bekummert ware, wie noch vor ſeinem Tode er ſei⸗ 
nem Weib und Kindern einige Kleidung und Nahrung hinterlaſſen moͤge, und 
zu demEnde hätte er ſich reſolviret, hier an dieſen Ort zu ziehen, allwo die Renn⸗ 
Thiere in Menge anzutreffen, und er dahero verhoffte, vor ſich und die Seinigen 
genugſahmen Unterhalt zu bekommen. , ar 
Diieſes waren die Worte, deren mich dieſer Mann verſtaͤndigte, da 
ich ihm vorhero Anleitung darzu gegeben , indem ich ihm von GOtt unterrichtete, 
endlich fuhr er weiter fort und ſagte: daß weil ich doch ein Angekok waͤre, und 
ſo viel von himmliſchen Dingen zu erzehlen wuͤſte, ob mir denn auch wiſſend waͤ⸗ 
re, daß er in kurtzer Zeit ſterben follte? Ich gab ihm hierauf zur Antwort, daß 
ich ſolches nicht wuͤſte, denn dergleichen hätte ſich G Ott alleine vorbehalten, und 
kein Menſch koͤnnte dieſes willen. Ja! ſagte er: einer von unſern Angeko- 
ken oder Propheten hat ſolches im Winter da er gehexet zu wiſſen bekommen, daß 
ich, bevor noch der Sommer kommt, ſterben muß. Ich fragte ihn, ob er denn 
ſolches glaubte? ja! antwortete er: und deswegen waͤre er nebſt ſeinem Weib 
und Kindern ſo voller Sorgen. Ich ſagte ihm ferner, daß er keines weges ſol⸗ 
ches glauben ſollte, denn alles was ſolche Angekuten fageten, waͤre lauter Luͤgen 
und Betruͤgerey, ſintemahlen ſie nichts mehr wuͤſten als andere. Wofern er 
aber an GOtt glauben, welcher Himmel und Erden erſchaffen, und ihn lieben 
würde, konnte ihm nichts boͤſes wiederfahren auch nicht ſterben. Ich kann hier 
die Freude nicht ausſprechen, welche dieſe arme Menſchen hieruͤber hatten, ſie 
lieſſen ſich auch verlauten, daß weil die Angekuten ſolche Lügner und Betrüger 
waͤren, wollten fie ihnen nimmer wieder Glauben beymeſſen. Bathen mich 
auch, daß, wenn ich dahin Fame, wo dieſer Angekok war, ich ihn wegen 
feiner Lügen, und daß er fie fo betruͤbet, ſtraffen wollte. Dieſer Mann war nun 
gantz von meiner Unterweiſung eingenommen, und konnte ſich nicht genug ver⸗ 
wundern, da ich ihm beſt moͤglichſt GOttes unbegreifliche Macht und Weisheit 
zu erklaͤhren ſuchte, indem ich ihm die wunderbahre Höhe und Groͤſſe des Him⸗ 
mels, wie viel mahlen die Sonne gröffer als die gantze Erde, ja der geringſte 
Stern groͤſſer als dieſelbe ſey, aufs deutlichſte vorſtellete und bedeutete ꝛc. Und da⸗ 
mit er ſolches nicht vergeſſen, auch andern Gronlaͤndern erzehlen koͤnnte, 
Rei 5 mich, ihm es mit Kreite auf ein Brett abzuzeichnen, worinnen ich ihm auch 
willfahrete. e e en 
Es ware demnach zu wuͤnſchen, daß dieſe arme Menſchen in dergleichen 
Begierde, GOttes Wort zu hören, ur möchten , wie ſich vom Anfang 


S ZH 


4 * 
7 — . 
— 


3 0 Eile | 
bey ihnen geaͤuſſert; allein man hat leider mit Betruͤbniß vernehmen müffen, daß 
viele muͤde geworden ſeyn, davon zu hören; vorgebend: fie hätten es nun fo offt 
gehöret und wuͤſten es alſo mit einander. Es iſt alſo mit ihnen eben fo beſchaffen, 


wie mit vielen Mund⸗Chriſten, welche den Glauben auf das bloſſe Wiſſen ſetzen, 


ohne daß ſie ſolchen ausuͤben und ſich zum Gebrauch der Seeligkeit anwenden. 

Von ſolcher Blindheit und Verderbung nun, wolle ſie und muͤſſe allen der guͤ⸗ 

ien erlöfen und befreyen, vermittelt der Krafft feiner Gnade, um Chri⸗ 
1 Willen. 

Den 14. weil es doch nicht fort zu kommmen moͤglich war, ging ich an⸗ 
dere dort herum wohnende Gronlaͤnder zu beſuchen, indem ich unter Begleitung 
vieler Gronlaͤnder Oſt-Weſt in einem Meerbuſen hinein fuhr. In dem erſten 
Haufe, fo ich einging, traff ich den obberuͤhrten Angekok an, welcher dem 
Gronlaͤnder, in deſſen Zellt wir geweſen, ſeinen Todt prophezeyet. Ich ſtellte 


ihn deßfalls zu Rede, und ſtraffete ihn wegen ſolcher Lügen und Betruͤgerey, er 


entſchuldigte ſich aber, er haͤtte dergleichen nicht geſaget, koͤnnte es auch nicht 
wiſſen. Gegend Abend gelangeten wir, nach Anweiſung derer fo uns begleite⸗ 
ten, ohngefehr 3. Meile von unſeren letzten Orte, bey zweyer Wilden ihren Woh⸗ 
nungen laͤngſt am Meerbuſen hin, an, ſie ſagten mir, daßles ihnen überaus lieb 
waͤre daß ich zu ihnen kommen wollte, ſie haͤtten meiner vorlaͤngſt erwartet, da 
fie gehoͤret, daß ich in der Naͤhe war, ſo haͤtten auch ihnen die andern erzehlet, 
was ſie zuvor nicht gewuſt. Hier in dieſem Meerbuſen fiſcheten ſie ſchoͤne Roth⸗ 
fiſche und kleine Torſche, womit fie uns beſchenckten. In dem Fiord konnten 
wir gantze Eiß-Klippen ſehen, davon groſſe Stücke herunter fielen, und aus 
dem Fiord hinaus trieben. Vor dergleichen Stuͤcken Eiß, konnten wir nun 
nicht ohne ſchwehre Muͤhe fortkommen. 

Den 15. reiſete ich wieder aus dem Meerbuſen oder Fiord an den Ort 
da wir unſere Bagage hatten, und unter Weges beſuchten wir noch andere 
Gronlaͤnder mehr. 2 

Den 16. continuirete es noch mit ſcharffen Norden⸗Wind und ſtren⸗ 
ger Kälte; und wie ich dahero ſahe, daß keine Hoffnung war vor dieſes mahl wei⸗ 
ter nach Norden zu kommen, auch die Zeit verſtriche, und ich wegen der bey mir 
habenden Leute und Chalupen, als welche von dem an der Colonie liegenden 
Schiffe beordert waren Nordwaͤrts in die Diſco-Bucht auf den Wallfiſch⸗ 
Fang zu gehen, nicht laͤnger durffte auſſen bleiben, damit wegen ihres auſſen⸗ 
bleibens keine Rede geben moͤchte, ſo beſchloſſe ich, mich wieder auf die Ruͤck⸗ 
Reiſe zu begeben, brach auch von dar auf, und gelangete des Abends an einem 
Orte an, wo wir zuvor niemahlen geweſen, daſelbſt befanden ſich 5. groſſe und 
wohl mit Volck beſetzte Haͤuſer, von welchen wir recht gut empfangen und aufge⸗ 
nommen wurden. Den 


—— r 


lag. Gleichwohl wollte ich ſolches verſuchen, zumahlen da ich darzu genoͤthiget 
war. Allein als wir vom Lande abfahren wolten, wegerte ſich der Gronlaͤnder, 
ſo uns zum Weg⸗Weiſer dienete, mit zu folgen, weil er befürchtete, es moͤchte 
nicht gut abgehen; Ich muſte ihn alſo mit Gewalt in die Chalupe bringen laſ⸗ 
fen, denn auffer ihn hatten wir weder den rechten Weg finden noch an bewohne⸗ 
te Oerter kommen koͤnnen. ee Re. 
Da wir nun ben der aͤuſſerſten See⸗Kuͤſte kamen, befanden wir ſolches, 
wie der Gronlaͤnder geſaget, voller Eiß, doch arbeiteten wir uns hindurch, und 
kamen unter das hohe Vorgebirge, welches in der Carte Salen genennet wird, 
all wo auf der Seite nach Oſten zu, ein Hafen vor die Schiffe zu ſehen war.. 
So weit wir von hier ſehen konnten, war die gantze See mit Eiß bes 
decket, und wiewohlen wir eine Oeffnung ſuchten, wo wir konnten durch kom⸗ 
men, war es doch uͤberall gefährlich und zu befürchten wir möchten im Eiſe ſtecken 
bleiben. Doch war das Beſte, daß dieſen Tag uͤber das Wetter gut und ſtille 
war, ſonſten waͤren wir ungluͤcklich geweſen; kurtz zu ſagen, wir ſchlepten uns 
mit groſſer Mühe durch das Eiß, und kamen endlich, nachdem wir uns 6. bis 7. 
Meilen fort gearbeitet, gantz bey Nachtzeit, doch klarer Lufft, bey einigen Haͤuſern 
an, worinnen ſehr viele Gronlaͤnder beyſammen verſammlet waren, und ſchienen 
gantz beſtuͤrtzet darüber, daß wir dieſen Weg gekommen waren, nahmen uns da⸗ 
hero gar freundlich auf. Allhier traff ich den Gronlaͤnder Navia an, welcher 
vorigen Winter bey uns auf der Colonie geweſen, und etwas leſen gelernet hatte. 
Ich fragte ihn, ob er, was er gelernet, wieder vergeſſen hätte, er antwortete: nein! 
er haͤtte es gar nicht vergeſſen, ſondern viele andere darinnen unterwieſen, welches 
die, ſo zugegen waren, auch bekraͤfftigten. e Se 
Dien 19. wehete ein ſachter Suͤd⸗Oſt⸗Wind, und ob ſchon das Eiß ge⸗ 
brochen war, und ſchon von allen Bayen und Buchten nach der See triebe, 
machten wir uns dennoch auf, und nachdem wir 3. bis 4. Meile Aale gelte 


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kamen wir bey 2. Wohnungen der Gronländer an, daſelbſt wir übernachteten. 
Des Morgens gantz fruͤh machten wir uns wieder auf, die Lufft war gantz dick mit 
Schnee vermenget, und ein ziemlicher Norden-Wind beforderte unſere Reiſe 
7. bis 8. Meile bis zu einem Ort Pifubik genannt, allwo ſich die naͤchſten Haͤu⸗ 
ſer, diſſeits Nordwaͤrts nach unſerer Colonie zu, befanden. | 
Den 21. kamen wir mit einem kleinem Dften- Wind, GOtt Lob! 
gluͤcklich und wohl wieder nach Haufe, nachdem wir eine Monaths⸗Zeit auf die⸗ 
fer muͤhſamen Reife zu gebracht, gleichwohl aber nicht an den uns vorgeſetzten 
Ort gelanget waren; und ob zwar nicht moͤglich war dahin zu kommen, ſo for⸗ 
ſchete ich doch alle Gelegenheit aus, ſowohl in Anſehung des Wallfiſch⸗FJangs, 
als des Landes Beſchaffenheit nach Norden zu. Den Wallfiſch⸗Fang nun bes. 
treffend, ſo nahm der ſeinen Anfang im Februario, und waͤhrete bis zu Ausgang 
des Marti Monaths, von welcher Zeit an der Wallfiſch beſſer nach Norden zu gehet, 
in die fo genannte Difco-Bucht, und fo weit als ſich das Weiß⸗Eiß erſtrecket: 
allwo die Gronlaͤnder, wie auch Schiffe anderer Nationen im April Monath, 
allda zu fiſchen ankommen. Weil ich denn vermerckete, daß nicht allein bey dem 
Wallfiſch⸗Fang muſte etwas zu gewinnen ſeyn, ſondern auch mit dem Handel, 
ſintemahlen nach Auſſage der daſigen Gronlaͤnder fich viele Leute da} aufhielten, 
auch die Holländer jährlich dieſe Oerter beſuchten und guten Handel trieben, bes 
ſchloſſe ich bey mir ſelbſten, ſelbigen Ort, zu Aufrichtung einer Colonie vorzu⸗ 
ſchlagen, wovon hernach ſoll Meldung gethan werden. Zwiſchen Nepiſene, 
ches ohngefaͤhr 66. Grad hinlieget, und den Suͤder⸗Bay, hat man eine Tag⸗Reiſe, 
woſelbſt die Hollaͤndiſchen Schiffe, nach vollendetem Fiſchfang, ſich zur Ruͤck⸗ 
reife fertig machen. Wie die Gronlaͤnder mir berichteten, fo ſoll man daſelbſt 
auf der Hoͤhe noch hier und da einige Plaͤtze antreffen, wo die Kablunaken (alſo 
pflegen ſie uns zu nennen) ehedem gewohnet haben. ve 
Nach meiner Zuruͤckkunfft von Norden ging ich den 31. mit meinem 
Collega Hr. Albert Lop hier auf der Inſul hin, unſere Nachbahren zu beſu⸗ 
chen, um mit ihnen unſere gewoͤhnliche Unterweiſung zu wiederhohlen. Es wa⸗ 
ren wohl die meiſten Lands-Leute ihrer Nahrung nach auf die See ausgefahren, 
doch hielten wir unſer Geſpraͤch mit denen ſo gegenwaͤrtig waren und mit den 
Weibs⸗Leuten. So waren auch daſelbſt angekommen einige fremde, welche in 
Zelten wohneten, und nun in Bewegung ſtunden, ſich beſſer nach Norden hin 
zu begeben, an die Oerter wo der See-Hunde Fang, wie auch der Rochenfiſche erſt 
anzugehen pflegen, und da wir ſie alle unterwieſen hatten, kehreten wir wieder zu⸗ 
rück nach Haufe. 0 
Den 3. April kamen noch mehr fremde Gronlaͤnder, welche ſonſten 
8. biß 10. Meilen nach Suͤden zu wohneten, hieher zu der Colonie, welche 
Nordwerts zu reiſen geſinnet waren. Den 


Be * 0 Eile ae 
Dien 16. April, zogen die 2. Brüder , welche im nechſt-abgewichenen 
Winter bey uns zu Haufe geweſen waren, auch wieder von uns mit ihren Fami- 
lien, nachdem alle da herum wohnende Gronlaͤnder aufgebrochen, und zu de⸗ 
nen gewoͤhnlichen Platzen, wo fie im Fruͤh⸗Jahr See⸗Hunde und dergleichen 
fangen, gereiſet waren. Der juͤngſte Sohn von einem dieſer Bruͤder ein kleiner 
Knab, von 12. biß 13. Jahr, hatte Luſt bey meinen Kindern zu bleiben, biß die 
Eltern wieder von Norden zuruͤck kaͤmen. Wie nun der Vater hierein confen- 
tirte, behielte ich ihn ſehr gerne bey mir, um ihn ſo wohl im guten zu unterweiſen, 
als auch, daß meine Kinder täglich mit ihm umgehen koͤnnten, die Sprache 
fertig von ihm zu erlernen. Was ſonſten ins beſondere vom beruͤhrter Zuneh⸗ 
mung in GOttes Wort, die gantze Zeit uͤber da fie bey uns geweſen, zu melden, 
fo hatten fie wohl einige Stücke der Chriſtlichen Lehre gefaflet , daß fie auf die 
Fragen einiger maaſſen antworten konnten; allein zu einer rechten hertzlichen Be _ 
kehrung und Umwendung gaben ſie noch kein Zeichen von ſich. Denn ihre an⸗ 
gebohrne Dummheit und Kaltſinnigkeit verhinderte ſie in dieſem allen. 


105 


Dien 17. April gegen Abend ſahen wir 3. Schiffe zum Wallfiſch⸗ 
Fang deſtiniret nach Norden zu vorbey ſeegeln. Den 18. ſahen wir gleichfalls 
ie und den noch mehrt. 
Dien 24. bekam der Commandeur Berend Hanſon, zu feinem hier⸗ 
liegenden und zum Wallfiſch⸗Fang deſtinirten Schiffe, guten Wind, aus dem 
Hafen in die See zu legen, und ſich nach Norden in die Difco - Bucht auf dem 

Fiſch⸗Platz zu begeben. u e eh 
0 Den26,Famen viele fremde Gronlaͤnder zu uns, welche ihre Heymath 
2. biß 3. Tage⸗Reiſe nach Süden zu hatten, an dem ſogenannten Fiſch⸗Fiord, 
allwo des Winters im Februarii und Martii Monath ſchoͤne kleine Torſche ges 

fangen werden, und nachdem ich ſie etwas von GOtt und ſeinem Wort gelehret, 
‚festen fie ihre Reife fort nach Norden zu. Von dem 24. biß den 30. war mein 
- Collega benebſt dem Buchhalter nach dem Fiord Amaralik gereiſet, um die 
daſelbſt wohnenden Gronlaͤnder zu beſuchen: und da ſie zuruͤck kamen, brachten 

fie Haaſen und Ruͤpen mit ſich, welche ſie da geſchoſſen hatten, auch hatten fie 

viele Renn⸗Thiere geſehen, ſolche aber nicht zum Schuß bekommen koͤnnen. 
Den 4. F. und 6. May befand ich mich bey denen diſſeits Norden, und 
am ſo genannten Nepiſet- Sund verſammleten Gronlaͤndern, welche theils am 

Meerbuſen, theils anderswo daherum wohneten, und hatten ihre Zelten dort auf⸗ 
geſchlagen, um den Rochen⸗Fiſch, welcher zu dieſer Zeit in groſſer Menge ſich 
ſehen ließ, zu fangen, ihre Verſammlung war ſo groß allhier daß ſie uͤber 70. 
Zelten oder Familien hatten. Ich beſuchte ſie alle, indem ich von einem Zelte 
zum andern ging, und ihnen von GOtt u er Unterricht gab, ches 


106 5 0 e- 
ches viele mit groſſer Aufmerckſamkeit anhoͤreten, einige aber hielten es vor Gau⸗ 
ckeley und lachten daruber; Unter andern war einer, welcher, da ich von Chriſti 
Zukunfft zum Gericht redete, mir in die Rede fiel, und ſagte: es waͤre nicht wahr, 
was ich davon erzehlete; denn einer von ihren ſogenannten Angekuten, da er im 
Winter gehexet, haͤtte mit dem Mond geredet, welcher geſagt: daß der Him⸗ 
mel nicht wuͤrde niederfallen. Wie nun dieſer Hexe⸗Meiſter in der Naͤhe war, 
ließ ich ihn zu mir holen, und ſtraffete ihn, daß er durch ſeine Luͤgen und Betrie⸗ 
gerey die andern vexirete; er wolte aber ſolches nicht bekennen, aus Furcht, es 
möchte ihm etwas Boͤſes von mir wiederfahren, denn ich hatte ihnen zuvor ge⸗ 
drohet, daß die, ſo ſich vor Angekuten ausgaͤben und andere betroͤge, von 
uns ſollten todt geſchlagen werden, wo ſie nicht von ihrer Schalckheit und Be⸗ 
triegerey wuͤrden ablaſſen. ä . 
Den 8. 10. 12. und 13. May ſahen wir noch viele Schiffe nach Norden 
zu vorbey ſeegeln. 8 
Den 16. reiſete ich biß an den Meerbuſen Amaralic, um daſelbſt etwas 
Korn auf den Plaͤtzen ſaͤen zu laſſen, wo zuvor die alten Normaͤnner gewohnet, 
um zu verſuchen wie die Saat gerathen wuͤrde. Der Schnee war zwar gat 
zergangen, allein die Erde war noch fo ſtarck gefrohren, daß man nicht recht tief 
hinein graben konnte. Die Urſache war, daß weil die Erde von dem vorigen 
Jahre her, mit dicken Graß bedecket geweſen, hatte die Hitze der Sonne nicht 
konnen durchdringen; Ich ließ dahero in das verdorrete Graß Feuer legen und 
ſolches abbrennen, und beſaͤete es hernach mit etwas Korn und Ruͤben. Hier 
in dieſem Meerbuſen befinden ſich viele ſchoͤne und bequeme Pläge, Viehe und 
andere Creaturen zu unterhalten, nebſt einem hauffen Buſchwerck, von Bircken, 
Ellern ꝛc. Die Gronlaͤnder fiſchen daſelbſt auch im Sommer kleine Lare, Der⸗ 
ten und Lodden, und andere kleine Fiſche in groſſer Menge, hergegen des Win⸗ 
ters nichts als Rothſiſche und kleine Torſche. Iſt alſo dieſer Ort vor Nordiſche 
und Islaͤndiſche Familien gantz bequem ſich darauf zu ernähren. Annoch be⸗ 
mercke hier, daß einer von meinen Leuten ein groſſes Renn⸗Thier und einige Ruͤ⸗ 
pen, mit ſeinem Rohr faͤllete. | 
Den 20, fuhr ich wieder aus dem Meerbuſen weg, nach dem fo genann⸗ 
ten Præſtefiord, welcher 4. biß 5. Meile auſſen vor lieget, in der Meynung, da⸗ 
ſelbſt auch etwas Korn in die Erde bringen zu laſſen, wir fanden aber noch ſo viel 
Schnee, ſo daß wir nicht ſaͤen konnten, denn auſſen nach der See zu, faͤllet alles 
zeit mehr Schnee als in dem Meerbuſen. g 
Dien ar. ging ich von dort wieder zuruͤck nach Hauſe, da ſichs denn in 
meiner Abweſenheit begab, daß ein Compagnie Schiff nach Norden vorbey 
geſeegelt, nachdem zuvor der Schiffer auf der Colonie geweſen, und die 10 
| 2 i 


b „ Ker 
0 dende Briefe von ſich gegeben; als welcher beordert war nach Norden in 
ie D Diſco Bucht zu gehen und allda zu handeln. 

Den 23. kam das andere compagnie- Schiff auf der Colonie an, wel⸗ 

15 mir Die angenehme Zeitung mitbrachte, daß die ſaͤmmtliche Patronen das 
Deſſein annoch beſtaͤndig entſchloſſen waͤren, den Gronlaͤndiſchen Handel 
fortzuſetzen, da inſonderheit Ihro Koͤnigl. Maj. ihnen allergnaͤdigſt eine Lotterey 
zu Unterftügung des Wercks bewilliget hatten. 

. Den 30. May wurden wiederum 3. Maͤnner nach dem 1 
abgeſendet um daſelbſt etwas Korn und andern Saamen hin zu ſaͤen, weilen 
wir voriges mahl wegen des Schnees, womit die Erde bedecket, nicht datzu kom⸗ 
men konnten. 

Den 3, Juni kamen ſe wider rück und brachten. Renn ⸗Thiere und 
einen Hagen mit ſich! 
Den 4. Junii erzehleten die Gronlaͤnder a welche weit von Süden her⸗ 
Wan 75 wie Ohle bey ihnen gelegen und Handlung mit ihnen getrieben 
m aͤtten. e 
Den 6. ging das auf der Colonie angekommene Schiff wieder unter 
Segel und ſolte auf Ordre die Directeurs nach den Americaniſchen Kuͤſten 
| zwiſchen 6. und 67. Grad, unter Hoffnung, daſelbſt eine Holtzung 
zutreffen, damit es Zimmer⸗Holtz zu Aufrichtung der neuen Colonie nach 
Serben zu, mitbringen konnte. Und wie auf vorbemelden Directeurs Ordre 
der beſte Platz zu Aufrichtung ſolcher Colonie von mir ſollte angewieſen werden, 
allwo der Schiffer nach einer gluͤcklichen Zuruͤckkunfft ausladen ſollten, ſo nahm 
ich mir vor, kuͤnfftigen Auguft- Monath ſelber Nord⸗Waͤrts zu den obenbemeld⸗ 
ten Nepiſene, allwo nach Bericht der Gronlaͤnder die Wallfiſche gefangen 
werden, zu reiſen, um mich der Beſchaffenheit deſſelbigen Orts zu erkundigen, 
dhe vor das dienlichſte erachtete, die Colonie an einem ſolchen Ort 
anz legen. . 

Den 9. Juni wurden wir von einigen fremden Gronlaͤndern beſucht, 

welche weit nach Süden hin; auf 61. Grad ohngefehr, zu Haufe gehöreten, und 
wo ich nechſt verſtrichenen Sommer recognoſciret. Sie hatten einige Felle 

mit ſich zu verhandeln, und waren zum Theil geſinnet ſich nach dem offt bemeld⸗ 

ten Nepifene zu verfügen und zukommenden Winter allda zu verbleiben. 
ee, Den 13. thate der Herr Albert Top, wieder eine Reife nach dem 
Sund Nepiſet, zu denen daſelbſt wohnenden Gronlaͤndern, und nachdem er 

ſolche alle unterrichtet, kam er den 14. wieder nach Haufe. 

. Den 14. und 15. wurden 6. Mann mit dem groſſen Both auscom⸗ 
ee hinein zu gehen eg nach einem Sich Grunde zu re- 

cog- 


4 mdr, weit * S 


108 30 Go 

cognoſciren, wo man zuvor ſolches noch nicht probiret hatte. Sie fanden 
auch auf 4. biß J. Meile vom Lande ab zimlichen Grund, allein ſie vernahmen da 
keine andere Fiſche als Halb⸗Fiſche, davon ſie einen mitbrachten. 

Den 21. kam der Commandeur Berend Hanfon , welcher im 
Winter auf der Colonie gelegen, wieder vom Wallfiſch-Fang zuruck, und 
zwar mit einem ſchlechten Fiſch⸗Fang; denn er nur einen einzigen Wallfiſch auf 
so. Cardelen Speck bekommen hatte; er hatte zwar noch an zweyen feſt geſeſſen, 
hatte ſolche aber wieder verlohren, ſo daß die Hoffnung, welche man bey dieſer 
Ausruͤſtung etwas zu profitiren gefaſſet, zu Grunde ging, und die Compagnie 
nur in groͤſſere Koſten geriethe. a 5 

Den 23. Unter andern fremden Gronlaͤndern, welche von Suͤden nach 
der Colonie kamen, befand ſich einer, welcher neulich von Nepiſene gekom⸗ 
men, wo er nechſt verſtrichenen Winter ſich aufgehalten hatte; er berichtete, daß 
die Gronlaͤnder daſiges Orts den Winter uͤber mit dem Wallfiſ chfang ſehr gluͤck⸗ 
lich geweſen. Dieſer Bericht machte mir die Hoffnung, daß mein Vorſatz, da⸗ 
felbft eine Colonie anzulegen, zu feiner Zeit mit GOttes Beyſtand zu des Wer⸗ 
ckes Vortheil und Nutzen ausfallen konnte. An demfelben Tag kam auch der 
Buchhalter von dem Meerbuſen Amaralik zurück, wohin er den 18. hujus, allda 
eine Mine in einen Berg zu ſetzen, gereiſet war, weil man der Meinung war, 
Metall daſelbſt anzutreffen, ſie brachten auch einige Stuͤcke mit, welches aber 
nur ein Schwefel Sand war. ee 815 
| Was das Korn anlangete, welches ich daſelbſt im Fruͤh-Jahr hatte ſaͤen 
laſſen, ſo war ſolches bereits einen Finger lang heraus gekommen, ſo ſtunde auch 
das Graf, wo das duͤrre abgebrennt geweſen, über die maaſſen fchön. Anbey 
brachten fie 2. ſchoͤne Renn⸗Thiere, einige Haaſen und Ruͤpen mit ſich, welche 
ſie da erleget hatten. 5 | | 2 

Den 28. ſeegelte das vom Wallfiſch⸗Fang zurück gekommene Schiff 
von der Colonie ab, um ſich auf die Ruͤckreiſe nach dem Vaterland zu begeben. 

Den 2. Julii kam das Compagnie Schiff, fo den 6. Jun. von der 
Colonie, Zimmerholtz zu Anbauung einer neuen Colonie abzuholen, abging, 
wieder zuruͤck, weil fie wieder Vermuthen, fo viel Eiß auf der America niſchen 
Kuͤſte gefunden, daß ſie auf viele Meilen dem Lande nicht ankommen konnten; 
dahero fie unverrichteter Sache wieder zurück ſeegeln muſten, und wie der Schif⸗ 
fer offt ermeldtes Nepiſene vorbey geſegelt, ging er auch auf der Ruͤckreiſe dahin, 
um den Ort und Gelegenheit in Augenſchein zu nehmen, ſintemahlen wir eine 
Colonie da anzulegen erachteten. Er fande daſelbſt J. Hollaͤndiſche Schiffe 
im Hafen liegen, und da er ſich einige Tage daſelbſt aufgehalten, und von den 
Gronlaͤndern ſich unterrichten laſſen, wo die Plaͤtze waͤren, da ſich die Wan | 


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aufhielten und andere mehr, ſeegelte er von dar wieder weg. Nach deſſen An⸗ 
kunfft auf der Colonie wurde beſchloſſen und vor gut befunden, daß der Schiffer 
mit ſeinen bey ſich habenden Leuten wieder dahin gehen ſollte, und daſelbſt von 
denen bey der Hand ſeyenden Materialien ein Hauß aufzurichten, und den Win⸗ 
ter überallda zu verbleiben, um zu verſuchen was bey dieſen Wallfiſch⸗FJang zu 
thun waͤre, da wir zumahlen mit Chalupen und andern Geraͤthſchafften zum 
Pallfiſch⸗Fang verſehen waren, und wie man nun keine Communication 
zwiſchen den Colonien, wegen der groſſen Diltance haben konnte, die Leute 
aber ſo da verbleiben ſollten, den Prieſter nicht entbaͤhren konnten, fo nahm 
ſich mein Collega Herr Albert Top gleichfalls vor, mit dahin zu reiſen, ſo daß 
ſie in allem 21. Mann ſtarck waren. Anbey verlangete er noch, daß ihm einer 
von denen auf der Colonie befindlichen Gronlaͤndiſchen Knaben möchte uͤber⸗ 
laſſen werden, damit er von ihm einige Hülffe die Sprache zu erlernen haben 
konnte, welchen ich ihm auch mitfolgen ließ. Be 


Dtien 4. Julii trug fich ein beſonderes Malheur zu, indem einer von den 
Gronlaͤndiſchen Knaben ſo bey mir waren, da er mit ſeinen Cameraden in einem 
kleinen Both auf einem Teich, darinn friſch Waſſer, gerad über vor der Colonie, 
um ſich daſelbſt zu exerciren und mit den andern zu ſpielen, hingefahren war, 
ſturtzete er um, daß er ſich nicht wieder in die Hohe richten konnte, und ehe ihm je⸗ 
mand zu Huͤlffe kommen und ihm lalviren konnte, war er ſchon zu Grunde ges 
ſuncken, und zum groͤſten Unglück todt aufgenommen. Dieſer ungluͤckliche 
Zufall ging mir ſehr zu Hertzen, zumahlen bey dieſem Knaben etwas ſehr gutes 
ſich verſpuͤhren ließ, indem er nicht allein ſelbſten Luſt etwas zu lernen hatte, ſon⸗ 
dern man konnte ſich auch ins kuͤnfftige von ihm die Hoffnung machen, er werde 
andere von ſeinen Landsleuten zu unterweiſen bequem und tuͤchtig werden; nicht 
ar gedencken, was meine Kinder von feinem Ungang in der Sprache profitiven. 
Dtien J. dico nachdem ich einen Sarg vor ihn machen laſſen, ihn hinein 
zu legen, und ihn auf unſern Kirchhoff zu begraben im Begriff war, kamen eben 
viele in der nähe wohnende Gronlaͤnder zu uns, unter welchen ſich 2. befanden 
ſo des Verſtorbenen Vater⸗Bruͤder waren, ſein Vater aber war weit den 
Meerbuſen hinauf, nach Renn⸗Thieren zu jagen gegangen; fie wurden uͤber die⸗ 
ſes Unglück ſehr beſtuͤrtzet, und fingen bitterlich an zu weinen, da fie aber fa hen, 
daß wir zu ſeinem Begraͤbniß allen Fleiß anwendeten, gaben ſie ſich zufrieden, 
und halffen uns Steine aufs Grab legen; hernach reiſeten ſie wieder weg. 


de, i Den 10. kam des Schmidts ſeine Frau mit einer jungen Tochter nieder, 
welche des folgenden Tages im Nahmen der heiligen Dreyfaltigkeit getauffet 


Den 


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BAT | | 3 


* 


92 O - — 


Den 20. ſeegelte das Schiff, fo nach Nepiſene deſtiniret war, ab, 
nachdem fie alles benöthigte eingeſchiffet, was ihnen zur Reife mit gegeben wur⸗ 
de. Mittlerweile bekamen wir von den Gronlaͤndern Bericht, daß 7. biß 8. 
Meile diſſeits Norden vor der Colonie ein Fiſch- Teich waͤre, wo viele kleine 
Torſche gefangen wuͤrden, fo ſendeten wir einige von unſern Leuten den 10. Juli 
dahin zu ſiſchen, welche den 2 r. wieder zuruͤck kamen, und es auch alſo befunden 
hatten, denn ſich daſelbſt ein groſſer Seegen von kleinen auch etlichen groſſen 
Fa und fchönen Laxen gezeiget hatte, davon ſie Proben von beyder Sorte 
mitbrachten. | n t 

Den 22. gelangte ein ander Compagnie Schiff bey der Colonie an, 
welches von den Handels-Plaͤtzen von Norden her kam, hatte aber nur einen 
ſchlechten Handel getrieben, weil es nur in 2. Hafen hatte eingehen konnen, uͤbri⸗ 
gens hatten ſchon die Holländer alle Handels⸗Plaͤtze beſucht, fo daß wenig oder 
nichts den Unſrigen uͤbrig geblieben war. ö Ah 

Eben an ſelbigen Tage kamen auch unfere Leute von dem Præſtefiord 
zuruͤck, allwo ſie einige Tage Lax zu fiſchen geweſen waren, hatten aber vor die⸗ 
ſes mahl nichts bekommen, weil derſelbe noch tief ſtunde und noch nicht ausge⸗ 
treten war. Das Korn, ſo im Fruͤh⸗Jahr allda geſaͤet worden, wollte auch nicht 
fort, denn die Erde allzutrocken und ſandig war. Von dem 24. biß 28. reiſete 
ich nebſt dem Buchhalter und dem Schiffer, fo juͤngſthin auf der Colonie ange⸗ 
kommen, nach Norden hin, zu dem obbemeldten Fiſch-Teich, um nachzuſehen 
ob es die Gelegenheit zulieſſe, ein Logis dahin zu bauen, weil daſelbſt zugleich an 
einem Ort, die Fiſchung der Torſche und Laxe ſehr herrlich und gut war, da wir 
denn auch eine viertel Meile vom Weg ab, einen ziemlichen Platz darauf zu bau⸗ 
en vorfanden; ſo fanden wir auch uͤberall gute Hafen vor die Schiffe, wo wir 
ſehen konnten, daſelbſt die Holländer ſchon gelegen hatten; fo wohneten auch 
in dieſem Bezirck viele Gronlaͤnder, welche aber anjetzo ſich laͤnger hinauf am 
Meerbuſen auf die Jagd der Renn-Thiere begeben hatten. Endlich hatte der 
Buchhalter und Kauffmann Hartwig Jentoffs, welcher 1721. mit mir allhier 
zu Land angekommen war, ſich reſolviret, wieder nach dem Vaterland zu reiſen, 
und perſuadirte einen jungen Gronlaͤnder mit Nahmen Pock, welcher vorigen 
Winter bey uns auf der Colonie zugebracht, mit ihm zu folgen, um unſer Land 
und Volck in Augenſchein zu nehmen, gab ihm anbey die Verſicherung, daß er 
kuͤnfftiges Jahr wieder zuruͤck kommen ſollte. Allein, da die Zeit zur Abreiſe heran 
nahete, fing er an wanckelmuͤthig zu werden, weswegen ich genoͤthiget war, mich 
nach einen Cameraden fuͤr ihn umzuſehen, damit einer von den andern Troſt 
und Hülffe haben konnte, und nach verhoffentlicher glücklicher Zuruͤckkunfft übers 
Jahy ihren Landsleuten etwas zu erzehlen haͤtten, wodurch ſie mehr Hochachtung 

gegen 


112 * o Ler- 
und in voͤlligen Aeren, allein es hatte noch keinen Kern geſetzt; ſo waren auch die 
Rüben, ſo ich hatte ſaͤen laſſen, noch gantzklein. Wie ſchoͤn und angenehm es 
ſonſten hier zu feyn pfleget, deſto gröff:re Plage hat man dargegen von den garſti⸗ 
gen Muͤcken, welche ſich da in groſſer Menge vorfinden, zumahlen wenn es ſtille 
und Sonnenſchein iſt. Sonſten traff ich nicht mehr als 2. Zelten der Gronlaͤn⸗ 
der allda an, die ubrigen waren ſaͤmtlich beſſer hin nach den Klippen zu gezogen 
um deſto beſſer nach den Renn-Thieren jagen zu koͤnnen. Ferner ging ich mit 
denen annoch hier wohnenden Gronlaͤndern, nebſt des Kauffmans feinem Afli- 
ftenten, ein groſſes Stück weges in das Feld hinein, um zu ſehen, ob wir ei⸗ 
nige Renn-Thiere erſchleichen konnten, welche wir zwar zu ſehen bekamen, aber 
nicht zum Schuß kriegen konnten, doch ſchoſſen wir ein paar Haaſen und Ruͤ⸗ 
pen. Gantz oben vom Felſen herunter konnten wir weit in das Land hinein ſe⸗ 
hen, aber nichts als pures Eiß gewahr werden, als womit das gantze Land nach. 
Norden zu bedecket, und greßlich anzuſehen war. . 11 
Nachdem wir das abgehauene Graß gedoͤrret hatten, fuhren wir den 
18. wieder aus dem Meerbuſen Amaralik, und beſuchten unterwegens unſere 
Leute, ſo in dem Præſtefiord waren und Laxe fiſcheten, welche in dieſer Woche 
3. Tonnen voll gefangen hatten, ſo wir mit uns nach Hauſe nahmen, als wir den 
19. von dar abfuhren. Anbelangend die Gronlaͤnder, fo ich unterwegens auf 
dieſer Reiſe antraff, fo unterwieſe ich dieſelben, fo gut als ich vermögend warf es 
wuſten ſich auch noch einige zu erinnern, was fie zuvor von GOtt und feinem 
Wort gehoͤret. a use 
Den J. Sept. reifete des Buchhalters fein Alliſtent mit 4.Mann in dem 
groſſen Both Nord waͤrts, um ſich zu der neu⸗angelegten Colonie bey Nepiſene 
zu verfügen, und daſelbſt auf ſaͤmtlichen Rathes Gutbefinden Kauffmann und 
Buchhalter zu agiren. Ei 
Den 11. des Nachts ereignete ſich das Malheur, daß des Schmidts ſei⸗ 
ne Frau ihr kleines Kind todt gelegen hatte, welches ſie ins Bett zu ſich genom⸗ 
men, und als ſie in einen tieffen Schlaff verfallen, unter ihrer Seite erſticket. 
Den 13. begab ſich der Buchhalter mit einer Chaloupe und benoͤthig⸗ 
ten Volck zum Meerbuſen Amaralik, um daſelbſt das Korn abzuholen, ſo da 
geſaͤet war. Desgleichen fuhr ich an eben demſelben Tag zu denen Gronlaͤndern, 
welche dieſer Tage von dem Fiord gekommen, und nun ihr Winter⸗Quartier bes 
zogen, ich traff auf einer Stelle 12. Zellten an, woraus ich die ſo zur Stelle wa⸗ 
ren ie freye Feld verſammlen ließ, und ihnen von GOtt und feinem Worte 
vorlaß. 
Den 21. gelangeten die obbemeldten wieder aus dem Meerbuſen Ama- 
ralik zu Hauſe an, und brachten zugleich das Korn mit ſich, welches, feit 345 
eit 


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eit als ich da geweſen, ſich nur etwas weniges verbeſſert; wie es denn noch gantz 
grün war und nur einen kleinen Kern geſetzet hatte; die allzu früh kommende naͤcht⸗ 
liche Kaͤlte und Reiffe, hatte verurſachet, daß es zu keiner groͤſſern Vollkommen⸗ 
heit haͤtte gelangen koͤnnen. So waren ſie auch in ihrem Jagen nicht gluͤcklich 
geweſen, weilen die Thiere von dem vielen Jagen der Wilden, im Sommer 
gantz ſcheu und ſchuͤchtern geworden waren. | 
Dien 24. welches ein Sonntag war, wurden nach gewöhnlichen Got⸗ 
tesdienſt, die obberuͤhrte Ehe⸗Leute, wegen ungluͤcklicher Begebenheit mit dem 
todt⸗gelegenen Kinde, publice abſolvire rt. 3 
5 Den 28. und 29. fiel der erſte Schnee in dieſem Jahr, und war der 
Sommer hiß hieher ſehr gut geweſen, auch iſt in dieſem Jahr nicht einmahl der 
Nebel ſo ſtarck geweſen als die vorigen Jahre. ka Sa 

Dten 6. Oet verfuͤgete ich mich zu den Gronlaͤndern unſeren Nachbah⸗ 
ren, ſo auf den angebaueten Inſuln wohneten, woſelbſt 30. Familien beyſam⸗ 
men waren und allda zu uͤberwintern gedachteten, ſie hatten ſich in . Theile oder 
Haͤuſer getheilet, welche ſie anjetzo zu repariren befchäfftiget waren. Unter die⸗ 
ſen befanden ſich viele, welche vorigen Winter bey uns auf der Inſul gewohnet 
hatten. Ich unterwieſe jede Parthey ins beſondere, und kehrete hernach wieder 


285 2 en d. fuhr der Kauffmann mit einigen Leuten nach dem Præſtefiord 
Renn⸗Thiere zu ſchieſſen, kam auch den 12. wieder nach Hauſe und brachten ein 


Thier mit. 


Den 13. kamen unſere Leute, ſo nach Norden zu ein Logis zu bauen ge⸗ 
ſendet waren, wieder zurück, und berichteten: daß ſie noch alle wohl auf wären, 
und ſich ein Hauß zum Winter⸗Quartier aufgebauet haͤtten, wie ſie es beſchrie⸗ 
ben, ſo war die Stelle ſehr fehön, und vermuthlich mit der Zeit wegen des Wall⸗ 
fiſch⸗Fangs ſehr vortheilhafftig. 7. biß 8. Meile von der Colonie in einem 
Meerbuſen hatten fie auf Anweiſung der Wilden, einen ſehr ſchoͤnen Lar⸗Grund 
vorgefunden, wo die Gronlaͤnder jaͤhrlich viele heraus zu fangen pflegen. Gleich⸗ 
falls waren ſie Ordre gemaͤß an dem Ort geweſen, wo ich verwichenen Winter 
das Hollaͤndiſche geſcheiterte Schiff gefunden, um zu ſehen, ob etwas von dem⸗ 
ſelben war gerettet worden, fanden auch einiges Strickwerck mit einem Ancker 
auf dem Grunde liegen, welchen fie aufzund zu ſich indem Both nahmen, das 
zerſcheiterte Schiff aber, hatte das Waſſer wieder ſortgetrieben. Die vermu⸗ 
thete Correſpondence zwiſchen beyden Colonien zu Winters⸗Zeit befanden 
wir nun impracticable, weil das Land auf 12. biß 14. Meile diſſeits Suͤden 
nach Nepiſene gantz unrein, und weit in die See hinein mit Eiß bedecket war. 


0 Den 27. Det, reiſete der RN mit zweyen Chalupen und bend⸗ 


thig⸗ 


114 3 „ Les 

thigter Mannſchafft Nordwerts nach Piſubigeme, 6. a7. Meile vor Norden 
von der Colonie ab; ſintemahlen man von dem hin und herfahrenden Gron⸗ 
laͤndern vernommen hatte, daß diejenigen ſo da wohneten, neulich einen Wall⸗ 
ſiſch bekommen, von welchem wir hoffeten von ihnen etwas zu kauffen. 

Den 18. und 19. fiel zwar ein Schnee, welcher aber mit Regen und 
Suͤd⸗Wind gleich wieder weg ging, und war von dieſem dato an, biß zu den 
23. ſehr gut Wetter, ob wohl variable mit Regen und Sonnenſchein geweſen; 
nun aber nahm der Winter mit Ernſt ſeinen Anfang. a, | 
Den 25. kam der Kauffmann wieder von Norden nach Haufe, und hats 
te die Chalupen voller Speck. 5 

Den 2. Nov. war ich gantz alleine bey den nachbarlichen Einwohnern auf 
der Inſul, und wiederholete mit denen ſo zugegen waren, die gewoͤhnliche Unter⸗ 
weiſung. Unter andern beſuchte ich einen alten Mann, welcher todt kranck war, 
und welchem ich nach aller Moͤglichkeit die Betrachtung ſeines baldigen Todes zu 
Gemuͤth fuͤhrete; er konnte aber leider! wenig faſſen und begreiffen. Doch 
fragte er, ob er in jenem Leben, ſeine bereits verſtorbene Frau und 2. Kinder auch 
antreffen wuͤrde? ich lehrete ihn ferner, wie er GOtt um ſeine Gnade anruffen, 
und an ſeinen Sohn glauben ſollte, als welcher vor ihm und alle Menſchen ge⸗ 
ſtorben, begraben und auferſtanden waͤre ꝛc. ſo wuͤrde er gewiß ſelig werden. Er 
betete mir alle Worte nach, welche ich ihm vorlaß, wornach ich ihn dem lieben 
Gott befahl und weg ging. a 

Den 6. dito begab ich mich zu den Gronlaͤndern, welche ihren Aufent⸗ 
halt in dem fo genannten Koekoe, ohngefehr 2. Meile von der Colonie, hatten, 
um ihnen eine kleine Unterweiſung zu geben. An dieſem Orte befanden ſich 7. 
Wohnungen der Wilden, in welchem mehr als 40. Familien logiret waren, 
fo ich alle insbeſondere beſuchte und unterrichtete: äufferlichen Anſehen nach erwie⸗ 
ſen ſie ſich ziemlich attent und willig, etwas zu lernen, vornehmlich hatten ſie ein 
Vergnuͤgen von Erſchaffung der Welt und Suͤnden⸗Fall zu hören, welches ich 
ihnen am beſten mit Bildern bedeutete. Des Nachts entſtunde in dem Hauſe, 
wo ich war, ein groſſer Allarm, wegen das Einfallen des Daches, welches mit⸗ 
ten im Haufe herunter fiel, verurſachete, und bald denen darinn ſich befindenden 
groſſen Schaden zugefuͤget haͤtte, wo es nicht jemand gewahr worden, daß das 
Dach ſchon von einander geborſten war, ſo daß man ſich kaum aus dem Wege 
gemacht, als ſolches anfing herunter zu fallen. Dahero wir die Nacht hindurch 
uns ſchlecht behelffen muſten, denn es wehete und ſchneyete gewaltig auf uns, daß 
wir einander nicht davor ſehen konnten. So bald als es Tag war, muſte das 
Weibs⸗Volck das Hauß wieder repariren, ſintemahlen es ihnen zukommt die 
Haͤuſer zu bauen, dahero es auch kommt, daß fie fo ſchlecht beſchaffen und 1125 

2 


fälligfeyn, doch müffen ſich dieſe arme Leute ſo behelfen, indem fie doch gute 
Wärme genieſſen, ſo lange ihre Lampen angezündet ſeyn und brennen. In mei⸗ 
nem andern Hauſe befande ſich ein Knabe, ſo ſein Bein zerbrochen hatte, welches 
ſie mit einem Seiten⸗Stück von See⸗Hunde⸗Fell verbunden hatten, und ob ich 
ihnen ſchon unfernChirurgum und Meiſter anbothe, ihn zu curiren, ſo wollten 
fie doch nicht dran, ſondern ſagten: daß es von ſich ſelber wieder gut würde, wenn 
er ſich nur eine Zeitlang in Ruhe halten wolltdte. 1 
Deen 7. begab ich mich wieder zuruͤck nach der Colonie. 
Deĩen 14. gab ich unſern Nachbahren auf der Inſul einen Beſuch, welche 
ich gewoͤhnlicher Weiſe unterrichtete, da denn unter andern mir begegnete, daß 
da ich in meinem Hauſe vor ihnen betete, ich einen Knaben zu Geſicht bekam, 
welcher ein fo genanntes Anguoak am Halſetrug, (als welches fie aus bloſſer 
Gauckeley und Aberglauben gebrauchen, daß ſie vor Ungluͤck und Kranckheit frey 
aufeyn meynen auch Glück in ihrer Nahrung ſich versprechende, welches doch 
nichts anders iſt als ein Stuͤck Holtz, Stein oder Knochen, ſo wie es ihnen ihre 
Phantaſie eingeben kann ꝛc.) woruͤber ich ihn denn ſtraffete, und ſagte: ſie woll⸗ 
ten mir weiß machen, daß fie glaubten, gleichwohl aber thäten fie nicht nach mei⸗ 


— 


u Lehre: G Ott würdee s aber nicht leiden, daß ſie beſtaͤndig bey ihrer alten Art 


und Weise beharren wollten ꝛc. und da ich das bemeldte Anguoak dem Knaben 
vom Halſe abriſſe, und es zur Thür hinaus ſchmiſſe, ſprang des Knabens Va⸗ 
ter⸗Bruder hinzu, und nahm es wieder auf; dahero nahm ich Gelegenheit ihn 
zu uͤberfuͤhren, daß es lauter fügen wäre, wenn ſie vorgaͤben, daß ſie glaubeten, 


indem ſie dergleichen Dinge thaͤten, und mehr Glauben anf der Angekuten ih⸗ 


re Luͤgen und Betriegerey ſetzten, welche doch Teuffels⸗Diener waͤren, als auf 
meine Unterweiſung, fo die pure reine Wahrheit wäre. Daherd wurde GOtt 
auch nichts von ihm wiſſen wollen, ſondern ihn dem Teuffel in der Hölle uͤberge⸗ 
ben. ze. Hierauf antwortete er gantz trotzig, es wäre kein Teufel, oder Ton- 
goufuk, wie ſie ihn nennen, ich ſollte ihn einen ſehen laſſen, fo fern es welche gaͤ⸗ 
e. Ich gab ihm zu verſtehen, daß man ihn nun nicht ſehen koͤnnte, wenn er aber 
nach dem Tod in die Holle fahren wuͤrde, bekaͤme er ihn genugſam zu ſehen. Er 
ſagte nein: er wollte ihn nun ſehen, ſonſten glaubte er mir nicht, da ich ihn den 
ferner fragtetob er denn auch nicht glaubte daß ein Ott und Schoͤpffer aller Din⸗ 
ge waͤre? welches er ebenfalls mit Nein! beantwortete, und es waͤre kein GOtt 
denn er haͤtte ihn nicht geſehen. Ich fragte ihn noch weiter, woher er denn meyn⸗ 
te daß Himmel, Erde, und alles feinen Urſprung hätte? das alles iſt von ſich 
ſelbſt, antwortete er. Dieſem nach waͤre wohl noͤthig geweſen, ihn feiner Ir⸗ 


kungen und Aberglaubens mit nachdruͤcklichen und verſtaͤndigen Worten zu uͤber⸗ 


führen, Daaber bie Unvolfommenbei der op che mi ars he 
u} A a | 


he ich mich genöthiget, es vor dieſes mahl dabey bewenden zu laſſen, und ſie biß 
weiter zu verlaffen. | 

Den 23. verfügte ich mich wieder zu dem kuͤrtzlich bemeldten Nachbahren, 
um mit ihnen nach Gewohnheit zu diſputiren, und wie einige aus etzlichen Haͤu⸗ 
ſern zu fiſchen ausgefahren, und nicht weit vom Lande ab waren, konnte 91 
mit groſſer Muͤhe wieder ans Land bringen, denn ſie wollten, wie nicht zu be⸗ 
wundern war, ſehr ungern ihre Fiſcherey verlaſſen, und meine Unterweiſung da⸗ 
gegen anhören. Inſonderheit machten fie mir in dem einen Haufe, wo fie für ans 
dern ihren Muthwillen ſehen lieſſen, groſſen Verdruß mit ihren Affereyen, und 
verachteten meine Worte und Lehre. Und ohngeachtet ich 2. von meinen Leuten 
auf 2. Ecken des Hauſes geſtellet, (indem das Hauß fo lang war, daß ich ſie nicht 
alle uberſehen konnte) fie anzuhalten, daß fie auf meine Rede hoͤreten und Achtung 
gaben, ſo richtete ich doch wenig damit aus. Dahero ich fie mit Droh-Wor⸗ 
ten ſchrecken, und ſagen muſte: daß wofern ſie ſich ſo auffuͤhren wuͤrden, ſollten 
viele Leute in ihr Land kommen, ſie wegen ihrer Hartnaͤckigkeit zu ſtraffen und zu 
plagen. Worauf ſie antworteten: wenn ja mehre Kablunaker als wir, ans 
Land kommen ſollten, ſo wollten ſie beſſer in das Land hinauf ziehen. Ich gab 
ihnen aber weiter zu verſtehen, daß ſie ja nirgends hinziehen koͤnnten, wo wir 
nicht auch hinkommen und ihr Land und Waſſer mit Volck beſetzen koͤnnten. 
Welche Drohungen ihnen doch ſo weit eine Furcht einjageten, daß ſie mich ba⸗ 
then, ich ſollte nur mit meiner Lehre und Unterweiſung fortfahren, ſie wollten 
ſchon darauf Achtung geben, ich ſollte aber ja nicht mehr fremde, als ſchon da 
waͤren, in ihr Land kommen laſſen, ſonſten wuͤrden ſie allzu bange werden, und 
groſſe Gewalt und Ueberlaſt zu befürchten haben. Den juͤngſthin gehabten Di- 
ſput mit dem einen Gronlaͤnder von der Teuffel Exiſtence betreffend, ſo ließ ich 
mich nun auch mit ihnen in einen Diſcours darüber ein, ſintemahlen ich waͤhrender 
Zeit etwas concipiret hatte, womit ich erachtete, ihnen zu begegnen. Sie gaben vor 
daß er bemeldter Tongufuk nichts böfes waͤre, thaͤte ihnen auch kein leides, ſon⸗ 
dern offenbahrete nur ihrem Angekoken, was ihnen wiederfahren ſollte, und 
wenn ſie ſich darnach richteten, wiederfuͤhre ihnen nichts boͤſes. Ich fragte ſie 
hierauf, was ſie denn meynten, daß Tongufük vor einer waͤre? ſie gaben zur 
Antwort: ſie wuͤſten es nicht; da ich denn ihnen, fo viel mir möglich war, Un⸗ 
terricht gab und bedeutete: er waͤre ein Geiſt, und anfangs, nebſt vielen andern in 
aller Herrlichkeit von G Ott erſchaffen, und Engel genannt worden; da aber einige 
von GOtt abgefallen und ihm ungehorſam geworden waͤren, boͤſe Teuffel aus 
ihnen geworden, und von GOtt in das hoͤlliſche Feuer geſtoſſen. Hernach ha⸗ 
be er dem Menſchen ſeine Herrlichkeit gemißgoͤnnet, ſich in eine Schlange verwan⸗ 
delt, und unfere erſte Mutter Eva uͤberredet, auch wieder OOttes Geboth zu han⸗ 


deln, 8 


— . — nungen 


deln, damit GOtt auch auf den Menſchen zornig wuͤrde, und ihn verſtoſſen 
möchte. Nachdem aber unſer HErr G Ott ſich wieder über den Menſchen erbar⸗ 
met, indem er ſeinen Sohn laſſen Menſch werden, und vor ſie ſterben, auf daß 
alle Menſchen fo an ihn glauben nicht verlohren wurden, ſondern das ewige Le⸗ 
ben haben, ſo thaͤte nun der Teuffel all ſeinen moͤglichen Fleiß, den Menſchen zu 
verhindern, daß ſie nicht an G Ott glauben noch ſelig werden. Ein ſolcher wäre 
nun der Tongufuk, mit welchem ihre Angekuten Unterredung pflegeten, und 


ob er ſchon ein Geiſt und folglich weder Leib noch Bein haͤtte / dahero er auch nicht 


zu ſehen waͤre, ſo naͤhme er doch biß weilen eine Geſtallt an ſich, die Menſchen zu 
erſchrecken und zu verführen, welches er doch nicht zu thun vermochte, wo ihm 
ſolches nicht von G Ott zugelaſſen würde. Nach dieſer gegebenen Unterweiſung 
begab ich mich von ihnen weg und fuhr zu den andern, welche gröffere Andacht ſe⸗ 
hen lieſſen, und die andern ſehr tadelten, daß ſie ſo ungehorſahm geweſen waͤren. 
Dien 4. Decemb, als einige von unſern Nachbahren zu uns kamen, be⸗ 
richteten ſie uns, daß der obangefuͤhrte alte bettlaͤgerige Mann vor einigen Tagen 
mit Tode abgegangen waͤre, wie auch ein kleines Kind und betagtes Maͤdgen aus 
einem der andern Haͤuſer. Ich befragte ſie, ob fie in ihren letzten Zügen nichts 


von G Ott erwehnet hätten? ſie antworteten: Nein! worauf ich ihnen denn vor⸗ 
warff, wie kaltſinnig und unempfindlich fie wären in den Dingen, ſo ihr ewiges 
Wohl anbetraͤffe, auch gar keine Begierde erzeigten auf GOtt zu trauen, und nach 
ſeinem Himmelreich zu trachten. ꝛe. Sie gaben hierauf zur Antwort: daß fie 


ſolche Dinge gar nicht verſtehen und begreiffen koͤnnten, als wovon ſie von ihrer 

Jugend an nichts gehoͤret, welches leider die Wahrheit. 1 
Dien f begab ich mich wieder zu den Gronlaͤndern, ſo auf den Koek 
Inſuln wohnen, ſie zu unterweiſen; gleich bey meiner Ankunfft fand ich ein Hauß 
voller Leute in groſſer Sorge und Betruͤbniß, weil ungluͤcklicher Weiſe einer von 


ihnen, da er ſich, indem er gefiſchet, nicht recht vorgeſehen, mit ſeinen Both um⸗ 
gewaͤlzet und todt aufgenommen worden; noch in einem andern Hauſe war auch 
einer geſtorben, fo daß uͤberall nichts als Heulen und Weinen war und ich vor dies 


ſes mahl mit meinerUnterweiſung wenig ausrichten konte. Dahero ich den 7. mich 
wieder davon machte, und wie felbigen Tag ein überaus ſcharffer Froſt war, und 
zugleich ein groſſer Wind, auch der Strohm uns entgegen, ſchlug uns ſehr viel 


Waſſer in dem Both hinein, welches gleich zu Eiß wurde, und den Both ſo auf⸗ 


füllete, daß wir mit groͤſter Gefahr, Mühe und Arbeit endlich des Abends zu 
Me anlaugetee n. 1 Re N 10 

Einer unter den Gronlaͤndern, welche uns täglich beſuchten, und neulich 
von Norden gekommen, erzehlete uns, daß 3. Hollaͤndiſche Schiffe bey der neu ans 
gelegten Wohnung geweſen waͤren und in verſtoͤhren wollen; wie fie 1 
W | | e eee auch 


N 


Rh 0 88 1 17 


6 3 o Ehe 
auch ſollen gedrohet und geſaget haben, daß wir ihnen Eingriff in ihrem Handel 
thaͤten, welches ſie nicht vertragen koͤnnten. Allein ich bezeugete ihnen, daß wir 
uns vor ſolchen Drohungen nicht abſchrecken lieſſen, indem die Hollaͤnder keines 
weges dergleichen zu thun ſich unterftünden; angeſehen wir nicht ſo wohl Handels 
wegen hier waͤren, um Felle und Speck von ihnen zu holen wie die Hollaͤnder, 
ſondern vornehmlich fie von GOtt und feinem Wort, in welchem fie gantz uns 
wiſſend waͤren, zu unterrichten. Dahero ſollten ſie ſolches nicht glauben, noch 
mit uns zu handeln ſich abſchrecken laſſen, und wofern einige Hollaͤndiſche Schif⸗ 
fe ihnen leides zufuͤgen oder ihnen etwas zu rauben ſich unterſtuͤnden, wie oͤffters 
zuvor geſchehen, ſo waͤren wir zu ihnen gekommen fie vor dergleichen Gewaltthaͤ⸗ 
tigkeiten zu beſchuͤtzen. Hierauf lobeten die Gronlaͤnder unſeren guten Willen 
gegen ſie, und verſprachen daß ſie uns alles, was ſie haͤtten und entbaͤhren konn⸗ 
ten, verkauffen wollten. 121 4 : 50 
Den 9. wurde mir hinterbracht, daß abermahl ein alter Mann aus der 
Nachbahrſchafft mit Tode war abgegangen. Ich fragte denjenigen, ſo mir die⸗ 
ſe Zeitung brachte, warum ſie mir nicht zu wiſſen gethan, daß dieſer Mann ſo 
ſterbens Franck geweſen, daß ich ihn hätte beſuchen, tröften und unterweiſen koͤn⸗ 
nen? fie antworteten: fie hätten nicht gemeynet daß er fo plöͤtzlich ſterben würde, 
er haͤtte gleichwohl was er von mir gehoͤret, als von GOtt und ſeinem Reich 
geſprochen und geſagt: wie er nach meiner Unterweiſung die Seinigen allda an⸗ 
treffen wuͤrde. Ich glaube alſo, daß bey dieſem Manne etwas gutes verborgen 
war, denn wenn ich gewoͤhnlicher Weiſe mit ihnen betete, ſetzte er ſich allezeit an 
meiner Seite, und gab genau Acht darauf, was ich redete. Auch das letztere 
mahl, da ich bey ihm war, beklagete er ſich bey mir, daß er nicht recht waͤre, wor⸗ 
auf ich ihm antwortete, und ſagte: Daß ſo lange wir hier auf der Erden ſchwe⸗ 
beten, waͤren wir oͤffters groſſe Schwachheit und Kranckheit unterworffen, wenn 
wir aber in GOttes Reich kaͤmen, wuͤſten wir von keiner Kranckheit mehr. Ja! 
bene 2 1 Dieſes glaube ich auch, deswegen fuͤrchte ich mich auch gar nicht vor 
em Tode. a : SER N at 
Den 10. als den 2. Advents⸗Sonntag, da der Gottesdienſt zu Ende, 
hatte einer von den Leuten, auf der Colonie, mit einer Weibs⸗Perſohn, fo vers 
wichenen Sommer ans Land gekommen war, Verloͤbniß, ohnerachtet ich keine 
Ordre oder Erlaubniß von den Directeurs der Compagnie hatte, ſie zu oo pu- 
liren, da ſie ſich aber nachgehends erbothen, allda im Lande ſich niederzulaſſen, 
und auf einem der Oerter, wo ehedem die Nordiſchen gewohnet, zu verbleiben, 
allwo fie das Land bauen und Viehe zulegen wollten, wenn ſolches die Compa⸗ 
gnie vor gut befinden ſollte. Als konnte ich nicht umhin, ihrem Begehren eine 
Genuͤge zu leiſten, zumahlen da ich fie nicht hätte verhindern koͤnnen, daß ſie nicht 
durch eine unerlaubte Beywohnung Aergerniß gegeben. Den 


3 0 X Pe | 210 


Dien 17. Nachdem fo lange ſchlecht Wetter mit Sturm und Schnee 
5 menget geweſen, daß man von der Colonie nicht abkommen konnte, verfügte 
ich mich wieder hin zu unſern Nachbahren auf der Inſul, woſelbſt ich mit meinen 
Leuten in dem groͤſten Haufe Nachtlager hielte, und mit ihnen betete. Von dor⸗ 
ten ging ich des Morgens fruͤh zu dem nechſten Hauſe, aus welchem viele des vori⸗ 
gen Tages auf die Koek - Inſuln beſuchen gefahren. Ich betete mit denen fo zus 
gegen waren, welche ſich auch vor dieſes mahl ſehr aufmerckſam erzeigten, biß 
auf einen, welcher uͤber mein Reden verdrießlich war, ſagend: Daß das ſchiim⸗ 
me und unbeſtaͤndige Wetter, fo eine Zeitlang geweſen, meiner Lehre zuzuſchreis 
ben waͤre, als womit ich ſie immer plagete und dadurch die Luft erzuͤrnete. Ich 
antwortete ihm hierauf: Daß ſie felber Urſache dran wären, weil fie nicht woll⸗ 
ten Achtung darauf geben, was ich ſie lehrete, vielweniger darnach lebeten, da⸗ 
hero waͤre GOtt zornig auſ ſie, und ſtraffete fie mit boͤſem Wetter, daß ſie nicht 
auf die See, ihre Nahrung zu ſuchen, kommen koͤnnten. 
Deennen andern gefielen meine Worte, und ſagten: Daß einige von ih⸗ 
nen thöͤricht wären, und wollten nicht Achtung geben, fie felber aber, fuͤgten fie 
hinzu, glaubten alles was ich ſagte, und ſollte alſo GOtt bitten, daß er ihnen 
gut Wetter und gute Nahrung zu ihres Leibes Unterhalt geben möchte. Ich ant⸗ 
wortete: Daß wofern fie Gutes von GOtt genieſſen wollten, muͤſten fie ihn auch 
ſelber in rechten Ernſt lieben und ihn anruffen. Von hier begab ich mich weiter 
in ein ander Hauß und betete auch daſelbſt mit ihnen. 1 N 
Den 28. fuhr ich wieder zu den obbemeldten Haͤuſern, und trafe ſie alle 
an, welche mit ſonderbahrer Aufmerckſamkeit meine Unterweiſung anhoͤreten, 
und einigermaſſen über die Urſachen geruͤhret fehienen, ſo ich ihnen wegen des lang 
anhaltenden boͤſen Wetters einpraͤgete; welches ich aus dieſer Frage nn 
konnte; indem ich ſagte, woher es doch Fame, daß in fo langer Zeit Feine Torſche 
ans Land gekommen, da doch von ihrer Kindheit an, wenn ſonſten die Lodden ge⸗ 
fangen worden, ſo viele ans Land gekommen, und dahero zu der Zeit reichliche 
Nahrung gehabt. Sie wuͤſten nicht, ſagten ſie, ob es daher kaͤme, daß nach 
Auſſage ihrer Angekuten fie ſich nicht in allem nach ihren Worten verhalten, 
indem ſie nicht gefaſtet, noch ſich gewiſſer Speiſe enthalten, ingleichen der Ar⸗ 
beit, wenn einige bey ihnen Todt oder kranck waͤren. Ich erwiederte hierauf, 
daß der Angekuten ihre Reden lauter fügen wären, und Dürften fie nur frey eſ⸗ 
ſen was ſie haͤtten, und arbeiten was was ſie wollten, dieſes und dergleichen 
machte fie weder glücklich noch ungluͤcklich; wollten ſie aber GOtt vertrauen, ihn 
ſuͤrchten und lieben, würden fie gewißlich mit aller Nothdurfft verſorget und ver⸗ 
ſehen werden: denn er habe alle Dinge geſchaffen, und waͤren alle ſein eigen, 
ſtuͤnde auch in ſeiner Macht allein, was uns noͤthig thut, zu geben. 1 
j N 3 ehre 


129 5 0 28 

" 2 n r —— —Ü—— 
Lehre ihnen nicht übel gefiel, und verſprachen dasjenige zu thun, was ich fagte, 
denn ſie es wohl glaubeten. Jade a 


Anno 1725. | 

mneuen Jahrs⸗Tag oder den 1. Jan. wurden nach gewoͤhnlich-verrichteten 
5 Gottesdienſt, das obbemeldte verlobte Paar getrauet, da denn viele 
— Gronländer beyde Manns-und Weibs-Perſohnen zugegen waren, und 
die geiſtliche Ceremonien, ſo wir bey der Trauung gebrauchen, mit anzuſehen, 

woran ſie keinen Mißgefallen hatten. 8 1 
. Den 3. Jan. wurden wir von vielen in der Nachbahrſchaft beſucht, wor⸗ 
unter ein Angekuk oder Hexenmeiſter war, welcher feine Gauckeley noch neu⸗ 
lich getrieben hatte, ohnerachtet ich ihn ſchon zuvor oft ermahnet, von ſeiner Gau⸗ 
ckeley abzulaſſen, und nicht andere damit zu betriegen. Dahero ich ihm drohete, 
daß, wo er beharren wuͤrde, die Leute zu vexiren, wollte ich ihn binden und in 
unſer Land bringen laſſen, wo er aufs ſchaͤrfeſte vor feine Schelmerey ſollte geſtraf⸗ 
fet werden. Hierauf bathe er um Vergebung, mit dem Verſprechen, es nim⸗ 
mer wieder zu thun. So beredete ich auch vor dieſes mahl einen Knaben, der we⸗ 
der Vater noch Mutter hatte, daß er mit mir nach Hauſe folgete, mit Beding, 
daß er nach einigen Tagen wieder zu ihnen kommen ſollte; wiewohlen meine Ge⸗ 
dancken waren, ihn ſtets bey mir zu behalten, wenn es nur angehen wollte; weil 
er aber alleine, und die Zeit ihm zu lang fallen wuͤrde, ging ich den 4. Jan. wie⸗ 
der zu ihnen, um noch einen ſolchen Knaben zu bekommen, welcher mir auch ge⸗ 
waͤhret wurde, indem er ebenfalls Vater und Mutter beraubet, und 7. biß 8. 
Jahr alt war, und ob ſchon diejenigen, ſo an ſeiner Eltern ſtatt waren, ihn un⸗ 
gern von ſich laſſen wollten, fo per ſuadirete ich fie, doch mit der Verſicherung, 
daß ich ihn nur eine Zeitlang von GOtt und feinem Wort unterweiſen wolle, herz 
nach ſollte er wieder zu ihnen gehen, und eben ſo wollte ich es mit den andern ma⸗ 
chen. Dieſer junge Knabe ſtunde mir ſehr wohl an, denn wenn ich bey ihnen 
0 10 20 lehrete, hielte er ſich allezeit zu mir, und gab fleißig auf meine Unter⸗ 

weiſung Acht. 157 

| Den s. kam eben bemeldter Knabens Nehr-Rater nebft feinem Bruder 
zu uns, und wollte abſolute den Knaben wieder haben, weil er befürchtete, ich 
wollte ihn gantz und gar behalten. Ich ſtellete ihn vermittelſt einer kleinen Ver⸗ 
ehrung zu frieden, ihm vorſtellend: er könnte ja noch keinen Nutzen von dem Kna⸗ 
ben haben, wenn ich ihn aber in GOttes Wort unterwieſen, und er etwas da⸗ 
von gefaſſet hätte, ſollte er ſchon wieder zu ihm kommen. Den vorigen Knaben 
aber, ſo keine groſſe Luſt zu bleiben hatte, auch nicht viel bey ihm auszurichten 
war, 


3 0 le | 121 


war, ließ ich wieder von mir; in deſſen Stelle ich einen andern bekam, ohnge⸗ 


De N, en iv 7975 
| Den 6. beſuchte ich unſere Nachbahren wieder, welche mich denn bathen, 
ich möchte keine Knaben mehr von ihnen nehmen, weil ſie ſolche nicht gerne mif- 


ſeten. Sie erwieſen ſich überall anjego ſehr attent, indem ich ihnen vorlaß, und 


bekannten, daß ſie nun begreiffen koͤnnten, daß ich die Wahrheit ſagete; und 
wenn man GOtt vertrauete und ihn um Nahrung anruffete, wuͤrde auch ſolche 
gewaͤhret; denn fie hätten auch, nach meiner Lehre, G Ott darum gebethen, und 
darauf faſt in allen Häufern die vorige Woche See⸗Hunde bekommen. Ich 
ermahnete ſie alle in dem Glauben zu | | 

zuruffen, gab ihnen aber anbey zu verſtehen, daß fie nicht allein GOtt um Nah⸗ 
rung und Leibes Unterhalt bitten muͤſten, ſondern zufoͤrderſt um ſein Himmelreich 


und die ewige Seligkeit; denn GOtt habe ſelber geſaget, daß wo wir zuerſt nach 


dem Himmelreich trachteten, fo ſollte uns das andere alles zufallen. Dahin⸗ 
gegen wenn wir mehr dem Zeitlichen ergeben waͤren, fo naͤhme GOtt auch das 
Zeitliche von uns. Hier meinten ſie, wie leider! viele Chriſten thun, daß das 
iettere ſchon von fich ſelbſten komme, und man nicht Urſache habe, ſich fo groſſe 
Muͤhe desfalls zu geben, wenn ſie nur diejenigen Dinge fü leicht bekommen koͤnn⸗ 
ten, welche zur Nahrung und Nothdurfft gehoren. 
Dien 12. ließ ich meinen aͤlteſten Sohn nebſt 2. Mann zu den Gronlaͤn⸗ 
dern auf unſer Inſul gehen, um zu verſuchen ob fie auch aufmerckſam waͤren, 
wenn er ihnen vorleſen wuͤrde, da fie denn zu verſtehen gaben, daß ſie recht wohl 


mit ihm zufrieden waren, indem ſie beſſer faffen und begreiffen konnten, was er zu 
ihnen ſagte, als was ich ſagete, denn er ſich beſſer in ihrer Sprache expliciren 


. 
at 


konnte, als worinnen er auch weit mehr als ich perfetioniret war, und zugleich 


den Gronlaͤndiſchen Accent im Sprechen hatte. Von dieſem Tage an, ließ 
ich meinen Sohn oͤffters zu ihnen gehen, um mir meine Laſt etwas abzunehmen, 
und vor den daherum wohnenden zu leſen, wenn ich etwa anderswo ſeyn muſte 
und zu verrichten hatte. N 1 
Den 16. kamen einige aus dem groͤſten Haufe auf der Inſul, aus wel⸗ 


chem der aͤlteſte Knabe war, welchen ich zu mir genommen hatte. Sie lieſſen ſich 


3 daß, wo ich den andern ihre Kinder bey ihnen laſſen wuͤrde, möchte ich 
gerne diefen Dei m | hes ich ch ange⸗ 
lobete, auch ihn noch ferner bey mir zu behalten verhoffte, wiewohl der juͤngſte 
von beſſerer Art und Naturel waͤa e. | 
Den 30: und 31. begab ich mich wieder hin zu den Nach bahren auf der 
Inſul, und unterrichtete ſie; wie ſie ſich 2 ziemlich aufmerckſam eräeigeten, 


n den Winter über bey mir behalten. Welches ich ihnen auch ange 


aher 


ps * 


fehr 12. Jahr alt, welcher mir ſelber gutwillig folgete ohne daß jemand dawi⸗ f 


beharren und GOtt ferner um Nahrung an⸗ 


122 3 O Alm 
dahero ich abnehmen konnte, daß die Droh⸗Worte, deren ich mich ihren Muth⸗ 
willen zu ſteuren bedienet, keinen ſo ſchlechten Effect gethan hatte. 
Den F. Febr. reſolvirte ich mich nebſt dem Kauffmann nach dem Meer⸗ 
buſem Amaralik zu reiſen, da aber der Oſten-Wind fo ſtarck wehete, waren 
wir gendthiget uns anderswo hinzuwenden, und kamen des Abends bey eines 
wilden Wohnung an, ohngefehr 3. Meile Suͤdwerts vor der Colonie. * 
Den 6, dito hielte der Oſt⸗Wind noch beſtaͤndig an, daß wir nicht im 
Meerbuſen eingehen konnten, bekam aber einen Gronlaͤnder aus dieſer Woh⸗ 
nung, welcher ein Stuͤck weiter hin, wo andere wohneten, mit uns folgete, 
und gelangeten, nachdem wir 2. Meile zuruͤck geleget, denſelben Abend allda an, 
und wurden von ihnen ſehr wohl empfangen. Ich waͤre auch gerne weiter gerei⸗ 
ſet, da aber die Chaloupe ſehr alt und leck, auch die Kaͤlte ſehr ſtrenge war, 
muſte ich es dabey beruhen laſſen. Verblieb alſo 2. Tage allhier, und n Ac 
tete die Gronlaͤnder ſo gut ich vermochte, worauf ſie auch mit Vergnuͤgen Ach⸗ 
tung gaben. Hernach begaben wir uns von dort wieder nach dem Ort, wo wir 
hergekommen, allwo ich mich auch einen Tag aufhielte, und ihnen von GOtt 
und himmliſchen Dingen erzehlete, woruͤber ſie ſich ſehr verwunderken. Se 
Den 9. wie es noch immer mit Kälte und ſtarcken Oſten⸗Wind con- 
tinuirte, und dahero nicht moͤglich war nach dem Meerbuſem Amaralik zu 
kommen, waren wir genoͤthiget uns wieder nach Hauſe zu begeben. Wir be⸗ 
ſuchten unterweges noch andere Gronlaͤnder, und nachdem ich die, ſo zugegen 
waren, unterwieſen hatte, kamen wir gegen Abend zu Hauſe an. 
Den 15. ging unſer Zimmermann, ſo ſehr alt und mit dem Schaarbock 
behafftet war, mit Tode ab. a 
| Den 20. fuhr ich zu den Koek- Inſuln, welche 2. a 3. Meile Suͤd⸗ 
Weſt von der Colonie ab liegen, allwo eine groſſe Menge von Haͤuſern und 
Menſchen waren, ich nahm mein Nacht⸗Quartier in dem nechſtgelegenen, und 
laß vor ihnen, wornach einige aus dieſem Hauſe zu dem andern nahliegenden 
hinfuhren, um ſich des Nachts daſelbſt mit einander luſtig zu halten. Des 
Morgens gantz fruͤhe begab ich mich auch zu ihnen hin, und fande ſie mit vielen 
andern verſammlet, wo ſie ſich die gantze Nacht mit tantzen und ſingen ergoͤtzet 
hatten. Indem ich zu ihnen hinein tratt, ſagte ich, daß ich gekommen wäre, ih⸗ 
nen etwas von GOtt vorzupredigen, worzu ſie denn gleich bereit waren, ihre 
Luſtbahrkeit einſtelleten, und meine Unterweiſung anzuhoͤren, ſich niedeyſetzeten. 
Von dar ging ich weiter, und nachdem ich alle beſuchet und ihnen vorgeleſen, 
reiſete ich den 24. wieder nach Haufe, 1 
f Den 6. Marti ließ ich abermahl meinen Sohn in die Nähe gehen und 
ihnen vorleſen, er fande ſie auch ſaͤmtlich zu Haufe, weil fie ſo mit Eiß bedecket 
waren, 


2 o ße 123 


‚eine Frau, eines unſern Männern, auf der Colonie, ins 


N 


das Kind ſehr ſchwach war, wurde es alſobald zur heiligen 


Tauffe gebracht, ſturbe auch gleich den Tag hernach. Anjetzo machten die Gron⸗ 
laͤnder ſchon den Anfang aus ihren Haͤuſern zu ziehen, und ſich an die Oerter zu 


begeben, wo ſie am 
kommen konnten. 


RR 


fichenen ‚echte, 
(= 


% 


Wort mit ihnen zu reden. Wie wir nun in langer Zeit, als vom 13. Oct. vers 


allererſten im Früh⸗Jahr etwas zu ihres Leibes Unterhalt bes 
ill ging ich nochmahlen zu den zurück gebliebenen Gronlan⸗ 
ihrer Abreiſe noch etwas von GOtt und feinem 


keine Nachricht von der Nordlichen Wohnung bey Nepi- 


ene gehabt, ich aber ein ſehnliches Verlangen trug, ihren Zuftand zu erfahren, 
ie ſie nemlich den verſtrichenen ſtrengen Winter haͤtte b 
ete ich mich felber dahin nach Norden zu reiſen, begab mich dahero den 16. 


Binter hätten ſubliſtiren koͤnnen, re⸗ 


124 „3 o Se 

ich vernahm, daß ſie noch alle bey guter Geſundheit und Wohlſtande waͤren, ob⸗ 
wohlen die meiſten im Winter ſehr ſtarck mit dem Scharbock geplaget geweſen. 
Mit dem Wallſiſchfang haben ſie leider! nichts ausrichten koͤnnen, weil die Leu⸗ 
te meiſtentheils zu der Zeit kranck gelegen, auch die Kaͤlte ungewoͤhnlich hart und 
ſtrenge, doch waren ſie uber einen her geweſen, welcher ihnen aber wieder ent⸗ 
wiſchet. So waren auch die Gronlaͤnder daſelbſt nicht glücklicher, denn 
ob fie ſchon über einige her geweſen, hatten fie doch keine bekommen. All⸗ 
hier traff ich auch einen Hollander an, zu dem ich an Bord ging, um zu ver⸗ 
nehmen, ob er uns etwas neues von unſerm Vaterland berichten koͤnnte. Er 
wuſte aber weiter nichts, als daß er die im vergangenen Herbſt abgeſchickte 2. 
Gronlaͤnder in Copenhagen geſehen hätte. | 
Den 29. fuhren wir nebft dem Kauffmann Nordwerts, kamen aber 
dieſen Tag nur 2. a 3. Meile zu einigen wuͤſten Wohnungen der Wilden, allwo 
wir pernoctireten. | le | 5 | 

Den 30. begaben wir uns wieder auf die Reife, da wir denn ein ſehr ge⸗ 
faͤhrliches und ſchlimmes Land vorbey fuhren, wo vieles Eiß angetrieben war. 
Nachdem 4. Meile zurück geleget, kamen wir wieder zu einigen wuͤſten Wohnun⸗ 
gen der Wilden, allwo wir auch unſer Nachtlager aufſchlugen. R 
r Den 1. May kamen wir endlich bey der neuen Colonie an, da ich denn 
ſo gleich den Schiffer und andere Bedienten zuſammen ruffen ließ, um ihr Be⸗ 
dencken zu vernehmen, was man ſich vor Hoffnung, um den Wallfiſchfang, 
allhier machen konnte, und was für Anſtalten inskuͤnfftige darzu muͤſten gemacht 
werden. Mein Collega Hr. Albert Lop betreffend, hatte, ſo offt die Gronlaͤn⸗ 
der zu ihm gekommen, ſie nach Moͤglichkeit unterrichtet, indem er vermittelſt den 
kleinen Gronlaͤndiſchen Knaben, ſo er von der Colonie, die Hoffnung genannt, 
mit ſich genommen, ziemlich in der Sprache avancivet war, er hatle es auch 
mit dem Knaben ſelber fo weit gebracht, daß er ihn, nach vorhergegangener Præ⸗ 
paration, der heiligen Tauffe theilhafftig gemacht, als welche er mit groſſer 
Andacht angenommen, und den Nahmen Fridrich Chriſtian bekommen hatte. 
Auf der Colonie Nepifene verblieb ich biß den 7. May, da wir mittlerzeit vie⸗ 
le Hollaͤndiſche Schiffe vorbey feegeln ſahen, welche noch unter Norden Wall⸗ 
fiſche zu fangen ſuchten. So waren auch 2. kleine Hollaͤndiſche Schiffe, mit 
den Gronlaͤndern zu handeln, in der Naͤhe angekommen, welche zu berichten 
wuſten, daß der eine von den uͤberſandten Gronlaͤndern in Bergen mit Tode 
abgegangen war. Je} a W . 
Den 7. May, wie ſchon gemeldet, tratt ich unſere Heimreiſe wieder an, 
waren auch ſo glücklich, daß wir vermittelſt guten Nord-Wind dieſen Tag ro. 

Meile ohngeefehr beſegelten. ce Ta 
Den 8. da wir 2. a 3. Meile weiter gereiſet, kamen wir zu einem Dr 
nz 


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Nepiſ t Sund, den Rochen⸗Fiſch zu fangen, verſammlet waren. Ich ging 
Di 


IE II. 
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Camerade, wie ſchon gemeldet, Wer e seren begraben wor- 


Fri 


126 3 22 


den. Doch war es noch ein Glück, daß der eine wieder friſch und geſund zuruͤck 
kam, damit er ihnen erzehlen konnte, daß dem andern nichts boͤſes wiederfahren, 
ſondern allezeit gut gehalten worden. Es war mir uͤberaus erfreulich zu verneh⸗ 
men, daß Ihro Koͤnigl. Ma. allergnaͤdigſt intentioniret waren, das Gron⸗ 
laͤndiſche Deſſein zu unterftügen, und bereits ein Capital von 50000, Nthl. in 
Dännemarck und Norwegen, zu Fortſetzung des Werckes, allergnaͤdigſt zu 
ſammlen bewilliget haͤtten. ö „ VRRRBE 
Den 3 1. feegelte eins von den angekommenen Schiffen hin nach der Nor⸗ 
der-Colonie, Das andere Schiff aber, nachdem es feine Ladung geloͤſchet, 
ging den 11. Juni von der Colonie ab, um die Handlung zu verſuchen, und 
damit die Ruͤckreiſe fortzuſetzen. In dieſen Tagen kam eine groſſe Menge Gron⸗ 
länder von Süden, und hatten einige Felle zu verhandeln. Wir vernahmen 
auch von ihnen, daß nach anderer Bericht, ſich einige loſe Schelmen und Moͤr⸗ 
der unter fie befinden ſollten, fuͤr welchen fie ſich fürchteten , baten uns auch, uns 
vor ihnen in acht zu nehmen. Ich gabe aber denen, ſo uns dieſen Bericht ab⸗ 
ſtatteten, zu verſtehen, daß wir uns nicht vor ihnen fürchteten, und falls fie betre⸗ 
ten wuͤrden, daß fie etwas boͤſes thaͤten, wollten wir fie ergreiffen und mit ver⸗ 
dienter Straffe belegen; welches ihnen gleich wieder vorgebracht wurde, dahe⸗ 
ro ſie den Tag hernach wieder ihres Weges zogen und nicht wieder zu uns kamen. 
Den 18. Junii kam des Nachts eine entſetzliche Menge Eiß von der See 
ans Land getrieben, wodurch das gantze Land, laͤngſt denen Kuͤſten nach Nor⸗ 
den zu, ſo weit wir nur ſehen konnten, bedecket war. i En 
Den 20. kam das Schiff, fo letzthin nach Norden zu ging, nebft dem 
andern, ſo daſelbſt uͤberwintert, mit allen ihren Leuten von der daſigen Colonie 
zuruͤck, welche ſie aus Mangel genugſahmen Proviants zu verlaſſen verurſachet 
waren, und ſich zu uns zu verfuͤgen. Die Schiffe konnten aber vor der Men⸗ 
ge des Eiſes kaum an die Colonie kommen, doch machten ſie endlich fo viele Deff- 
nung zwiſchen dem Eſe, daß ſie ſich hindurch arbeiteten, wann das Wetter ſtille 
und gut war, ſo daß ſie den 21. glücklich und ohnverſehrt im Hafen ankamen. 
Nachdem der von unſerm Vaterland zuruͤck gekommene Gronlaͤnder 
Poek, mittler dieſer Zeit ſeine Landsleute nun fleiſſig beſuchet und mit ihnen um⸗ 
gegangen, wollte es das Anſehen gewinnen, als wenn er wieder Luſt zu ſeiner vo⸗ 
rigen Lebens⸗Art bekaͤme, denn unter den von Suͤden angekommenen Weibs⸗ 
bildern, Ruin er ein Maͤdgen geſehen, welche er zur Frau begehrete; dieſes 
Maͤdgen hatte es auch ihm mit der Condition zugeſaget, wenn er mit ihr zu 
ihren Freunden folgen würde. Solches ſ chlug er mir nun vor, und begehrete mei⸗ 
ne Erlaubniß, mit dem Verſprechen, daß er zukuͤnfftiges Fruͤh⸗Jahr wieder zu⸗ 
ruͤck kommen wollte. Da aber dergleichen ſonder Zweifel zu feiner 1 * 
er⸗ 


Br 2 > 127 


ondern fie ſollte nur einige 
angekommen war, ſa 


s ange agten 
oth, und ſagte: ſie wollt 


Floͤſſe mit de 


ich zurück reiſen, und ſie al üchen, um zu erfahren; wie weit ſie da⸗ 
amen; allein ich fande fie wieder Vermuthen nur 2. Meile von Baus 


128 | 35 0 Eee 
ab avanciret, denn der contraire Wind und Strohm hatte fie verhindert weiter 
fortzukommen: So war auch nun gar keine Apparence zu dem verlangten Ort 
hin zu kommen, angeſehen die Jahres⸗-Zeit nebſt andern Geſchaͤfften nicht zur 
lieſſen, mehr per darauf zu wenden, dahero ich ſie wieder umwenden ließ. 

Auf der Ruͤckreiſe kam ich wieder Vermuthen, mit einem Gronlaͤnder in 
Verdruß, welcher eben derſelbe Schalck war, mit welchen ich zuvor einen Dilput 
wegen des Teufels gehabt, als welcher wuͤrcklich zu ſeyn er verneinete. Die 
Urſache dieſes Streites war folgende: Nachdem ich von ſeinem Sohn vernom⸗ 
men, daß er geſehen haͤtte, wo meine Leute mit der Floͤſſe gelegen, accordixete 
ich mit ihm, er moͤchte mir gegen Bezahlung den Ort zeigen, allein der Alte wollte 
es keines weges thun, ſondern gab unnuͤtze Worte und hieß uns vom Lande weg⸗ 
gehen. Dieſes verdroß mich ſo ſehr, ſintemahlen er nebſt ſeiner Familie ſo viel 
gutes bey uns genoſſen, daß ich ihn auf das Maul ſchlug; er nicht faul und wolte 
wieder ſchlagen: (welches doch zuvor noch keiner zu thun ſich unterſtanden, wenn 
ich genöthiget war einen und andern wegen feiner Ungebuͤhrlichkeit zu beſtra ffen) 
Ich wollte mich aber weiter nicht mehr mit ihm einlaſſen, allein dieſer Schalck 
wurde ſo erbittert und toll, daß man ihn nicht ſteuren konnte, und wollte ſich 
abſolute an mir raͤchen, wodurch er ſich denn immer noch mehr Schläge zuzoge, 
jedoch nicht ſo viel als ſeine Raſerey verdienet haͤtte, und wie ich mit meinem Leu⸗ 
ten in den Both trate, und wollte gar nichts mehr mit ihme zu thun haben, lief er 
uns nach, und bathe, wir moͤchten ihn doch todt ſchieſſen, ſo boßhafftig und 
verbittert war er. | 4 | 

Den 10. begaben ſich die annoch bey der Colonie liegende 2. Schiffe 
wieder auf der Ruͤckreiſe; weil nun michts mehr vor ſie da im Lande zu thun war; 
fo waren fie auch auf keinerley Weiſe zu bereden, das Zimmerholtz, welches ich 
zum Bauen nach Norden zu deltiniret, dahin zu führen, vorwendende: fiehät- 
ten von den Directeurs in Bergen keine Ordre darzu. 

Den 17. Julii ſendete ich abermahl p Mann nach Norden hin, wo ich 
zu bauen Willens war, um Steine allda zu brechen und ſolche an Ort und Stelle 
zu bringen, biß der Sommer heran kaͤme, da ſich verhoffentlich beſſere Gelegen⸗ 
heit, den Bau fortzuſetzen, finden wuͤrde. Dieſen Monath uͤber war ſo uͤberaus 
ſchoͤnes Wetter geweſen, und die Sonne ſo warm geſchienen, daß uͤberall am 
Strande weiſſes kleines Saltz gefunden wurde, welches die Sonne auf den Klip⸗ 
90 ai 5 hinauf ſchlagenden See coaguliret, woſelbſt ſich das Waſſer in die 
len geſetzet. L | | 
Den 24. war mein Colle rr Albert Top, bey denen noch wenig 
zurück gebliebenen Gronlaͤndern, und gab ihnen einige Unterweiſung, die mei- 
ſten aber hielten ſich nun ſchon am Meerbuſem auf, nach Wann zu 
jagen. en 


43 0 Ale 229 


8 


GELD Den 


vieſe 


8 


Dien F. kam abermahl eine Matroſen⸗Frau ins Kind⸗ Bette mit einem 
b } 9 55 des Tags hernach im Nahmen der heiligen Dreyfaltig⸗ 
ah st wur e. N Se 7 . 8 & ER NT, 4 2 | A 5 & { 2 A 

Den 6. reiſete ich wieder nach Norden, um zu ſehen, was die Arbeits⸗ 


f 


uhr, war das Wetter zimlich gut, allein unterweges bekamen wir einen Sturm 
von Suͤden, mit uͤbermaͤßigen Regen, ſo daß wir genoͤthiget waren, in eines 
Wilden gantz verwuͤſteten Wohnung, uns vor den Regen und Wind zu bergen, 
einzutreten: Wir waren aber kaum 1 oder 2. Stunden daſelbſt geweſen wie das 
e 
Lob! 1 allen unbeſchädiget, weil wir auf der eine Seite an der Wand ſaſ⸗ 

1 ‚auf die aͤuſſerſten Theile der Latten ruheten und daher liegen blieben. 
geachtet muſten wir dort bleiben, wie ſchlecht auch die Gelegenheit war, 


die Reiſe machten, und endlich an dem Ort, wo unſere Leute waren, angelan⸗ 


geten; Allein wir fanden daſelbſt nicht viel beſſere Gelegenheit, denn ihr Zelt war 
nicht ſchuͤtzen konnten, ſondern wir ſaſſen und lagen auch auf einander, weilen 
das Zelt fo klein war, daß es nicht fo viele Leute in fich faſſen konnte; doch muſten 
wir nolens volens aushalten biß den 3. Tag. e eee eee 
Dien 11. Auguſti da ſich Wind und Wetter anfingen wieder zu legen, 
machten wir uns „/ | | 
Dten 16. fuhr des Kauffmanns fein Alliſtent mit einigen Leuten nach 
dem Meerbuſen Awaralik, um daſelbſt Heu, vor die auf der Colonie ſich 
befindende Creaturen, zu ſchlagen, weilen hieher, nach der See zu, nur wenig 
Graß zu bekommen war. A en 
Dieäen 20. reiſete ich nebſt meinem Collega und dem Kauffmann zu ei⸗ 
nem Lax⸗Grund, in dem ſogenannten Baals⸗Revier, allwo nach Bericht der 
Gronlaͤnder viele Laye gefangen werden; als wir aber dahin kamen, vernahmen 
wir, daß der Lax ſchon in die Höhe getreten war, und mit dem erſten Waſſerfall 
erſt vermuthlich wieder hinunter gehen wuͤrde, dahero ich eine Reuſſe in den 
Strohm legen ließ, um einige darinnen zu fangen, wenn er würde wieder hin⸗ 
dem Ende muſten 2. Mann zuruͤck bleiben, und darauf Achtung 


unter gehen; zu dem 2. iben Darauf 
geben. Über dieſes konnte man an dieſem Ort mercklich ſehen, daß ſich die Gron⸗ 


laͤnder da aufgehalten, um fo wohl den Thieren nachzuſagen, als auch Laye zu 
fiſchen, wie wir denn viele Spuren der . antraffen, da wir ein Stuͤck We⸗ 


3. Auguſti ging ich ſelbſten zu ermeldten Leuten und un⸗ 


it ihrem Steinbrechen und dergleichen ausgerichtet, und indem ich ab⸗ 


ch, welches an ſich ſehr baufaͤllig war, uͤber uns herunter fiel, doch GOtt 


folgenden Tags der Sturm ſich legte, da wir uns denn wieder auf 


nicht allein ſchlecht, daß es durchſchlug, und uns alſo vorm Regen und Wind 


130 2 0 E 8 
ges ins Feld hinein gingen, doch weil wir ſelber keine gewahr wurden, fuhren 
wir wieder nach der Colonie zuruͤck. Unterweges traffen wir an verſchiedenen 
Aae Gronlaͤnder an, welchen ich von GOtt und ſeinem Wort Unterricht 
gab. | oA 
Den 25. gelangeten die Leute, fo nach dem Meerbuſen Amaralik 
gefendet waren, wieder zu Hauſe an; das Graß war an demſelbigen Ort uͤber⸗ 
aus fchon, beſonders auf denen Plaͤtzen, wo es das Jahr zuvor war abgemaͤhet 
worden; So es ja noch geſchehen ſollte, daß das Land mit Viehe und andern 
ee beſetzet würde, fo wäre daſelbſt nebſt vielen andern Plaͤtzen ſchöͤne Ges 
egenheit dazu. | h 

Den 6. Septemb. gabiid) den Gronlaͤndern, fo ihren Aufenthalt an 
dem Sunde Nepiſet haben, eine Viſite, welche ſich dem aͤuſſerlichen Anſehen 
nach gantz attent und willig unterweiſen lieſſen, wenn ich ihnen von GOttes 
Wort predigte. Anbey erinnere noch, daß des Kauffmanns fein Alliſtent die 
mie Woche mit dem groffen Both auf die Handels⸗Plaͤtze zu befuchen ausge⸗ 

ahren war. 

Den lo. kamen die Arbeits⸗Leute, welche Nordwerts bey dem Fiſch⸗ 
Grund gearbeitet, wieder zuruͤck, nachdem ſie ſo viele Steine gebrochen, als 
zu einem Bau noͤthig zu ſeyn fie vermeinet. a 

Den 12. kam der Afliftent von den Handels⸗Platz wieder nach Haus 
ſe, und hatte einen fo guten Handel gehabt, daß das Both gantz voll war. Von 
denen 2. Maͤnnern, welche in dem fo genannten Baals⸗Revier beym Lachs⸗ 
Grund waren, bekamen wir den 15. 2. Renn⸗Thiere nach Hauſe geſchickt, deren 
ſie zwar mehr verwundet, aber keines davon bekommen hatten. 

Den 19. wurde von beruͤhrten 2. Maͤnnern wieder ein Renn-Thier 
uͤberſchicket. 2 
Von den Gronlaͤndern welche den 27. von Norden herkamen, wurde 
uns berichtet, daß die bey Nepiſene verlaſſene Wohnung von gewiſſen Schiffs⸗ 
Leuten war abgebrannt worden, welche daſelbſt im Hafen angekommen waren, 
nachdem unſere Leute weggeweſen: Sie nennten ſo gar die Schiffer bey Nahmen, 
wie ſie ſich gewoͤhnlich von den Gronlaͤnder nennen lieſſen, ſagten anbey, daß 
einer von ſelbigen Schiffern denen Nordlichen Gronlaͤndern 2. Wallfiſche gerau⸗ 
bet habe, welche Gewalt und Unrecht die armen Gronlaͤnder an ſelbigen Ort von 
fremden Schiffen offt leiden muͤſſen. 17 


N Den 28. wurde der Aelteſte von den 2. Knaben eines Gronlaͤnders, wel⸗ 
che ich vorigen Winter zu mir genommen, von dem Tode hinweggenommen, 
nachdem er zuvor 3. Wochen Bettlaͤgerig geweſen, auch das Sacrament der 
heiligen Tauffe theilhafftig geworden, als welches er mit geziemender Andacht 

n 


ans 


ee _ 37 


annahme; denn er zuvor von meiner Unterweiſung fo viel von GOtt und ſeiner 


Seligkeit gelernet, daß er wuſte und glaube, es beſtuͤnde ſeine ewige Seligkeit 
darinnen. So bald er nun die Heil. Tauffe empfangen, gab er ſeinen Geiſt auf 
und entſchlief. Was die 4. andern Gronlaͤnder angehet, fo arbeitete ich täglich 
an ihrer Beſſerung, fo wohl in Unterweiſung von GOttes Wort als auch im Les 
en und Schreiben, beſonders den juͤngſten, nemlich Friedrich Chriftian, wel⸗ 
cher von Norden mit meinem Collega Hr. Albert Top zurück kam, und der 
kleine Aminguak, welches ein Kind von guter Art war, ſo daß ich von diefen 
beyden mir gewiſſe Hoffnung Freude und Nutzen machen konnte. ü 
Dien 29. bekamen wir abermahl ein Renn-Thier von den ermeldten 
2. Maͤnnern. 5 | ee 
Dien 2. October reiſete ich auf die Koek Inſuln, welche 2. Meile von 
der Colonie ab liegen, um mit den daſelbſt neulich angekommenen Gronlaͤn⸗ 
dern die gewoͤhnliche Unterrichtung zu wiederholen, als welche ſich daſelbſt in 
ziemlicher Verſammlung befanden. Auf der Nuͤckreiſe gab ich unſern Nachbah⸗ 
ren auf der Inſul auch einen Beſuch, welche auch vor kurtzer Zeit ihre Winter⸗ 
Quartiere bezogen, und gelanget endlich den 4. wieder zu Haufe an. er 
00. Den 6. kam der Kauffmann von feiner Reife gegen Süden wieder zu 
‚Haufe, allwo er nochmahls einen guten Handel gethan. Nach feiner Ankunfft 
erzehlte er, wie ihm bald ein Ungluͤck begegnet und von einem Gronlaͤndiſchen 
Angekok waͤre überfallen worden, nemlich es hätte derſelbe einen groſſen Hauf⸗ 
fen von feinen Lands⸗Leuten auf dem Felde verſammlet, daſelbſt zu hexen; In 
der Abſicht, unſere Leute zu verhexen, als nach deren Beſuch fie an ſelbigen Orte 
gar nichts fragten, weil ſie uns gantz fremde waren, indem wir nicht offte pfle⸗ 
geten ſo weit nach Suͤden hin zukommen. Der Kauffmann nun vermerckend, 
worauf dieſes angeſehen war, uͤbereilete ſich, ging hin und ſchlug ihn aufs Maul; 
der andere aber nicht faul, ſprang nach ſeinem Bogen und Pfeilen, in Abſicht, ihn 
zu erſchieſſen; da aber ſolches der Kauffmann ſahe, ließ er geſchwinde einen von 
feinen Leuten eine Flinte herholen, den Ange kok damit abzuſchrecken, und ob 


ſchon ſolche nicht geladen war, ſo zielete er doch pro forma auf ihn, da er ſchon mit 


— 


ſeinem Bogen und Pfeilen ihm ſich naͤherte; die andern Gronlaͤnder aber ſolches 
dete on befuͤrchteten, es möchte die Flinte geladen ſeyn, und der Gronlaͤn⸗ 
er ehe konnte erſchoſſen werden, als er den Kauffmann mit feinem Pfeil erreichen 
konnte, hieſſen fie ihn die Flucht ergreiffen, welches er auch thate, und der Kauff⸗ 
mann mit GOttes Huͤlffe von dieſem Unglück und Verſuchung befreyet wurde. 
Den. Octob. bekamen wir abermahl 3. Renn⸗Thiere, von den Leu- 
ten, fo am Lax⸗Grunde waren, vom Laxe aber vernahmen ſie noch nicht, daß er 
herunten treten wolle. e Ss BR 
0 R 2 8 Den 


Den 9. reiſete der Buchhalter wieder von Haufe mit dem in en Bothe 


ab, und ging Nordwerts zu handeln. An eben demſelben Tage kam 


Gronlaͤnder zu uns, und verlangete ſo lange bey uns zu verbleiben, biß die Schiffe 
kaͤmen und wieder weggingen, denn er hätte Luft mit zu folgen, und unſer £ 
ſehen, als wovon der letzt zuruͤckgekommene Gronlaͤnder Poek ihm ſo viele 
herrliche Dinge zu erzehlen wuſte. In Hoffnung nun, unſerm Patronen damit 
ein Vergnuͤgen zu machen, konnte ich nicht umhin, ihn anzunehmen. 5 
| Den 12. October fiel in dieſem Jahr der erſte Schnee, da der Som⸗ 
mer biß dato ſo ſchoͤn geweſen, als er nur an einem Orte in dieſen Nordiſchen 
Laͤndern ſeyn konnte. Des Kauffmanns ſein Alliſtent, welcher den 2. Octob. 
mit einer Chalupe und benöoͤthigter Mannſchafft nach dem Meerbuſen Ujarak- 
ſuak reiſete (welches ro. Meile in den fo genannten Baals⸗Revier lieget,) theils 
zu verſuchen, ob etwas Wild zu bekommen waͤre, theils, die Gelegenheit zu er⸗ 
ſehen, wodurch man die verſchiedene Couleuren von Weichſtein (fo eine Art von 
Marmor iſt,) bekommen koͤnnte, als welcher, da in Menge zu finden iſt, kam 
den 14. wieder zuruͤck, und hatte einige Haaſen und Ruͤpen bekommen: ſo wa⸗ 
ren ſie auch an dem Ort geweſen, wo die Gronlaͤnder pflegen ermeldten Weich⸗ 
ſtein zu brechen, davon ſie ſo viel mitbrachten, wie das Both tragen konnte. Allein 
den weiſſen mit ſchwartzen Flecken findet man weit in dem Felſen hinein, welcher 
nicht ohne groſſe Muͤhe zu bekommen. Die Gronlaͤnder, welche in dieſer Ge⸗ 


gend herum wohnen, verfertigen kleine Keſſel und Lampen von dieſem Weichſtein, 


und verkauffen ſolche an diejenigen, ſo beſſer unter Norden wohnen, wo derglei⸗ 
chen Steine nicht zu finden ſehn. ö 
Den 16. beſuchte Hr. Albert Top, vermöge ſeines Ammtes, die 
Nachbahren, ſo da auf der Inſul herum wohneten. 
Den 20. Octob. gelangeten die 2. Maͤnner, fo einige Zeit auf dem Lax⸗ 


Grunde geweſen, wieder zu Hauſe an, und hatten biß dahin das Niederſteigen 


der Laxſe vergebens erwartet, und da dieſer Grund nebſt dem gantzen Winckel an 
der Seite anfing mit Eiß bedecket zu werden, waren ſie genoͤthiget, ſich wieder 
nach Hauſe zu begeben. 8 j 6 

Den 24. war ich bey den Nachbahren auf der Inſul und gab ihnen 
mit Vergnuͤgen die gewoͤhnliche Unterweiſung, weil ſie alle mit gebuͤhrender An⸗ 
dacht und Begierde auf mich hoͤreten. | 

Den 26. gelangete der Kauffmann von feiner Nordiſchen Reife wie⸗ 
der zu Hauſe an, und brachte das Both voll Speck und Felle mit. 5 
| Den s.Novemb. reifete mein Collega zu den Koek.-Inſuln, um aber⸗ 
mahl die daſigen Einwohner zu unterrichten, kam auch den 7. wieder zuruͤck, und 


hatte fie vor dieſes mahl alle ſehr willig und gehorſahm befunden. = 
| en 


* 0 Ei“ 3 133 


Den reiſete ich Nordwerts zu einigen Gronlaͤndern, welche ohnge⸗ 
fehr 2. a 3. Meilen von der Colonie abwohneten, davon einige das vorige Jahr 
ſich bey Ben ee eee ihnen biß den 10. da ich 

8 jeder nach Hauſe reiſete. RE 
Den 20. beſuchte ich, vermoͤge meines Ammtes, die Gronlaͤnder auf 


— 


den Koek· Inſuln, allwo nun ohngefehr 40. Familien beyfammen waren. In 


einem Haufe, wo ich des Nachts logirete, brachten fie allerhand Diſeourſe auf 
die Bahn, unter andern fragten fie was es vor eine Beſchaffenheit hatte mit dem 
groſſen Herrn in unſerm Lande, von welchem ihnen Poek erzehlet hätte , daß er 
von allen andern Kablunaken, die auch zum Theil groſſe Herren waͤren, geeh⸗ 
ret und reſpectiret wurde. Ob er denn ſo groß waͤre als GOtt, weil ihm alle 
fo groſſe Ehre erzeigeten, und fo groſſe Herrlichkeit beſaͤſſe. Da ich ihnen denn 


bedeutete, er wäre eben fo wohl ein Menſch als wir andern, er wäre aber an 


G'Ottes Stelle geſetzet, ein HErr und Regent über die andern zu ſeyn, fo daß 


ihm alle gehorchen ſollten und thun was er befehlen wuͤrde, eben als wenn es 


Gott ſelber befohlen Hätte; die ungehorſam wären, ſollte er ſtraffen, dagegen 
die Gehorſahmen und Frommen vor denen böfen Menſchen beſchuͤtzen. Sie 
fragten ferner, ob er denn auch, da er ſo groß und fo viel zu ſagen haͤtte, ſich vor 
Ott furchtete? Ich antwortete: Ja! Er fuͤrchtet und ehret G Ott eben ſo wie 

feine Unterthanen, denn GOtt iſt HErr über ihn, und er iſt nur ein Diener GOt⸗ 


tes. Sie fragten noch weiter, da ich fie ehedem unterwieſen und geſaget, 255 
ſollte ih⸗ 


die Prieſter auch GOttes Diener waͤren, und daß GOtt wollte, man 

rem Worte gehorſamen, ob denn der Koͤnig mehr zu bedeuten haͤtte, als die 
Prieſter? Ich ſagte: Ja! der Konig iſt auch ein Herr uͤber die Prieſter, und 
muͤſſen ihm, als wie GOtt, gehorchen. Allein das Ammt der Prieſter iſt, die 


Leute in GOttes Wort zu unterrichten, wie ſie leben und glauben ſollen, daß ſie 


koͤnnen ſelig werden, und wie ſie nun GOttes Diener feyn und GOttes Wort 
verkuͤndigen muͤſſen, fo muͤſſen fie dieſelbe alle lieben und ihnen gehorchen, dieſes 
thut der König ſelbſten, denn wenn der Prieſter von GOttes Wort prediget, ſo 
ſitzet der König ſelber da und höret ihnen zu, auf daß er auch lernen kan, wie man 
GOtt ſolle fürchten und lieben und denn ewig ſelig werden. So muß denn, 


ſagten einige von ihnen, GOtt ſehr groß ſeyn, weil ein fo groſſer Herr und alle 
andere Leute, ihn fürchten und ehren? Ja gewißlich, antwortete ich, iſt GOtt 


ſehr groß und herrlich, ja ſo groß, daß ich nicht vermag es ihnen zu erzehlen: 

Dahero ſollen ſie ihn gleicher maſſen fürchten und lieben, denn derjenige, ſo GOtt 

nicht von Hertzen liebet und fürchtet, ſoll in eee eee 

Hierauf antworteten fie Sie haͤtten nicht gemeinet, daß GOtt fo herrlich und 

ſie wollten aber beſſer auf mee Lehre Acht haben, denn ſie nicht 
R 3 


groß waͤre, 
N gerne 


27404 
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— 


A 0 get 


gerne zum Teufel in die Hölle wollten. Annoch erregeten fie eine Frage wegen 
des Koͤniges, daß, weil ich ſagte der Koͤnig beſchuͤtze die Frommen vor der boͤſen 
Gewalt und Uberlaſt, ob er denn auch ſie vertheidigen und verhindern wollte, daß 
die tollen Kablunaken nicht zu ihnen ans Land kommen und ihnen Boͤſes z 
geten. Ich antwortete: Ja! daß er ſie ſehr liebete, und deswegen habe er mich 
zu ihnen geſendet, daß ich fie von G Ott unterweiſen ſolle, damit fie konnten ſelig 
werden, und ſo lange fie auf meine Lehre würden Achtung geben, GoOtt lieben 
und fuͤrchten, ſollen auch keine tolle Leute zu ihnen kommen und ihnen einiges Leid 
zufügen. Wie nun aber der König fo groſſe Gnade vor fie hätte, fo muſten fie 
auch in der That ſehen laſſen, daß fie dem König wieder liebeten , fie muſten ihm 
etwas verehren, da er ihrentwegen mich und viele andere mit ſo groſſen Unkoſten 
in ihrem Lande unterhielte. Sie gaben zur Antwort: Sie waͤren arme Leute, 
welche nichts als Speck und Felle hätten, wollte er was davon haben, ſollte er es 
bekommen ꝛc. Nachdem ich nun alle ins beſondere unterwieſen, ging ich den 22. 
wieder nach der Colonie. Nan | 
Den 24. ließ ich meinen Sohn in die Nachbahrſchafft auf der Inſul ge⸗ 

hen, und der Gronlaͤnder ihren Kindern vorleſen. 1 W 0 

| Den 27. begab ſich Herr Albert Top zu den Nordlichen Gronlaͤndern, 
welche er, wie zuvor, willig und gehorſam befande, und kam den 29. dito wie- 
der zuruck. Wie wir vor kurtzer Zeit einige von unfern Leuten nach dem fo genan⸗ 
ten Baals- Revier geſendet hatten, um daſelbſt bey den Gronlaͤndern zu verblei⸗ 
ben, und die Jagd abzuwarten, begegnete ihnen das Ungluͤck, daß ihr Both 
vom ſtuͤrmenden Wetter zerſcheitert wurde, und alſo nicht nach Haufe gelangen 
konnten, dahero ſie 2. Gronlaͤnder zu der Colonie abſchickten, uns ſolches zu 
wiſſen zu thun, damit wir ſie abholen konnten. Da ich denn, den 5. Dec. eine 
Chaloupe, welcher ich auch mit folgete, dahin ſenden ließ, um bey dieſer Ge⸗ 
legenheit auch die daſelbſt wohnenden Gronlaͤnder zu unterweiſen. Allein wegen 
haͤuffigen Schnees und contrairen Wind konnten wir nicht weiter als ohngefehr 
I. Meile zu einigen Gronlaͤndern kommen, bey welchen wir uͤbernachteten; von 
welchen wir aber gut empfangen wurden, ſie auch meine Unterweiſung gerne 
annahmen. Des Morgens ſetzten wir unſere Reiſe weiter fort, und kamen end⸗ 
lich hin, wo unſere Leute logireten. Nachdem ich ſie etwas in GOttes Wort 
unterwieſen, ſetzte ich meine Reiſe weiter fort, dem Meerbuſen hinauf, und 
kam des Abends bey eine Wohnung, worinnen eine ziemliche Verſammlung 
von Gronlaͤndern antraff; ich hatte fie feit 1723., da ich auch des Winters 
bey ihnen war, nicht beſuchet, da ſie aber nebſt andern gewoͤhnlicher Weiſe, im 
Anfang des Fruͤh⸗Jahrs, ſich in dem ſo genannten Sund Nepifer auf dem 
Rochenfiſch⸗o der Steinbeiſer⸗Fang einzufinden pflegen, wo ich fie geen 


AR? 


7 . 


ch noch von der vorigen Unterweiſung ſich et⸗ 


ins Geſicht ſchlug, war es bey der duncklen Nacht noch weit gefaͤhrlicher unbe⸗ 
ſchaͤdiget an ſeine Glieder uͤber einige Klippen zukommen, als welche an einigen 


meinen Leuten vor Muͤdigkeit faſt auf dem Wege waͤre liegen geblieben und cre⸗ 


piret, ſo erquickte ich ihn doch wieder mit etwas Brandtewein und Brodt, wel⸗ 


ches ich zu meinem eigenen Labſahl mit genommen hatte. Kurtz zu ſagen, wir 
ſchlepten uns endlich in ſpaͤter Nacht mit der groͤſten Mühe und Gefahr zu des 
Wilden ſeiner Wohnung, welche ſich uͤber unſern muͤhſahmen und gefaͤhrlichen 
Gang nicht genug verwundern konnten, ſtunden auf und machten uns das Hauß 
ſchoͤn warm, daß wir uns erquicken und unſere Kleider wieder trocknen konnten. 


Gegen Morgen legte ſich der Sturm etwas, und die 6. Mann ſo beym Fahrzeug 


geblieben, kamen auch dahin wo ich war. | 


nen etwas Unterweiſung. Vom Octobre⸗Monath biß hieher, war das * 


“0 Bit 


ter immer unbeftändig und ftürmifch gervefen , und mit Regen und Schnee ver⸗ 
wechſelt, da hingegen alle vorigen Jahre, die Kruͤmmen und See⸗Engen zu die⸗ 
ſer Zeit zugefroren waren. RICH en . 
Zum Beſchluß dieſes Jahres muß ich noch etwas von meinen und mei⸗ 
nes Collegen taͤglichen Verrichtungen erwehnen, welche darinnen beſtunden, 
daß wir nicht allein bey den Gronlaͤndern einen Grund legten, ſondern auch ihre 
Sprache zu lernen uns befliffen, welches uns, fo viel zu thun machte, daß es uns 
zuweilen unmöglich ſchiene, zu einer rechten Vollkommenheit darinnen zu gelan⸗ 
gen; denn was wir in einer Woche oder Monath geſammlet und concipiret hat⸗ 
ten, daſſelbe befanden wir den andern wieder unrichtig, und wurde dahero casſi · 
ret; ſolches waͤhrete auch eine Zeitlang, biß wir endlich nach langer und fleißiger 
Ubung, mit Huͤlffe meiner Kinder, (welche den taͤglichen Umgang mit den Gron⸗ 
laͤndiſchen Kindern hatten, fo ich zu mir genommen,) fo weit in der Sprache 
avancireten, daß wir nicht allein viele Woͤrter und Redens⸗Arten ſammleten, 
ſondern brachten auch ſolche in gewiſſe Reguln und Flectiones, und endlich fing 
ich an die jährlichen Sonntags⸗Evangella, mit beygefügten kurtzen Fragen und 
Erklaͤhrungen zu uͤberſetzen, welche wir zu Erbauung der 4. Gronlaͤnder, ſo bey 
uns im Hauſe waren, gebraucht und anwendeten. Unſer eigenen Leute auf der 
Colonie verſaͤumeten wir auch nicht, ſondern auſſer der gewohnlichen Morgen⸗ 
und Abend-Andacht, laſen wir 1. oder 2. Capitel aus der Bibel, und jeden 
Sonntag nach der Nachmittags⸗Predigt einige Stücke aus Joh. Arnds wahren 
Ehriſtenthum, nebſt Repetirung der Vormittags⸗Predigt Frag > reife abge⸗ 


faſſet; Ingleichen mufte aus dem Catechiſmo Lutheri, ein ſeder die Frage ber 


antworten und ſeine Rechenſchafft thun. 


Anno 1726. 


en 2. Januarii ging ich in die Nachbahrſchafft auf der Inſul, und verbliebe 
des Nachts allda in einer Wohnung. Die Gronlaͤnder, ſo auf die See, 


der Nahrung nach, ausgefahren waren, kamen gegen Abend nach Hauſe, 


hatten aber, gleich den vorigen Tagen, nichts bekommen, ſo daß der Zuſtand 
der Nahrung und Nothdurfft nur ſehr ſchlecht war. Dahero ich Gelegenheit 
nahm, ihre groſſe Undanckbahrkeit und Verachtung gegen GOtt zu Gemuͤthe 
zuführen , weil ſie GOtt wieder vor ihre Nahrung dancketen, noch ihn darum 
anriefen, ſondern lebeten noch, als zuvor, wie unvernuͤnfftige Thiere, welches 
verurſachete, daß G Ott feinen Segen ihnen entzöge und fie Noth leiden lieſſe. Sie 
antworteten: daß fie zwar an GOtt gedaͤchten, wuͤſten aber nicht wie ſie ihn air 
ruffen 


\ 
— — 


* 125 
ruffen ſollten. Wäre jemand fo ihnen ſolches bedeuten koͤnnte, und was fie 
ſagen ſollten, ſo wollten ſie ihn ferner hin gebuͤhrend anruffen. Hierauf 
ſtellete ich ihnen vor , Daß , weil ihnen ſelber am beſten ihre Noth bekannt 
waͤre, ſo konnten ſie ſolche am beſten im Gebeth GOtt vortragen, denn da 
G Ott das Verlangen ihres Hertzens wuͤſte, fo erhörte er fie auch überall und 
u allen Zeiten, wenn fie ihn nur ernftlich anruffen wollten. Anbey lehrete ich 
ie, wie ich auch eee „beydes, wie fie Gott um das Zeitliche bitten 
ſollten, als auch vornehmlich um das Ewige, wornach ſie allermeiſt ihre Ge⸗ 
dancken und Verlangen haben ſollten, und wenn ſie dieſes thäten , fo wurde ih⸗ 
9 1 noͤthigen Unterhalt geben. Sie geſtunden hierauf alle ein⸗ 
muͤthig, daß ich die Warheit ſagte; denn verfloſſenen Winter, da ich ſie uns 
terwieſen, wie fie GOtt ſollten anruffen, fie auch ſolches gethan, hätte er ih⸗ 
nen auch zuweilen was gegeben; dahero ſie auch nun deſto eher meinen Worten 
glaubeten, auch darnach leben wollten. Nachdem ich ſie des Morgends wieder⸗ 
um etwas unterrichtet, fuhren alle Manns⸗Leute auf die See hinaus, weil das 
Wetter gut war, auch wie ſie ſagten: hoffeten, GOtt wuͤrde ihnen heute etwas 
geben, weil ſie meine Unterweiſung angenommen und Gott angeruffen hätten, 
Von dar fuhr ich auf eine andere Inſul, fo nicht weit vom Lande ab lieget, allwo 
ich allein vor dem weiblichen Geſchlecht und Kindern redete, weil alle Manns⸗ 
Leute ausgefahren waren. Da dieſes verrichtet, fuhr ich wieder nach ein ander 
Hauß, allwo ich eine Frau vorfande, welche todt Franck war, ich war, ihr 
nach Moͤglichkeit vorzuftellen befliſſen, wie ſie anjetzo ihre Todes⸗ Betrachtungen 
zu machen haͤtte, wie ſie GOtt um Gnade bitten ſollte, daß er ihr um Chriſti 
willen das Himmelreich wollte zu Theil geben. Hierauf fragte ich ſie, ob ſie 
auch glaubete , was ich ihr und andern von GOtt und feinem Wort geſaget? 
Sie antwortete: ſie glaubte ſolches, und wollte gerne in GOttes Reich eingehen, 
darauf betete ſie mir nach, was ich ihr vorſagete; bittend, Gott wolle ſich ihrer 
Seelen annehmen, wenn ſie ſich vom Leibe abſonderte: Hierauf verließ ich ſie, 
und uͤberlieſſe ſie 3 wurßeen Davon lee | Be: 


Den 12. wurde ein Mann von der Colonie von dem Tode hingeraft, 
welcher von der Zeit, da er ans Land gekommen, allezeit kraͤncklich und wenig ge⸗ 
Dien 13 kam ein Wilder zu uns, welcher mit Peek e ee 

voller Sorgen und Betruͤbniß, und begehrete, wir möchten doch ihn, feine Sea 


* 


und Tochter, einige Zeitlang zu uns nehmen, weil er wegen Mangel der Nahrung, 
ſo ſich unter allen gegen Norden, wo er wohnet, ausgebreitet, darzu genoͤthiget 
waͤre; Er hatte zwar noch einige Lodden und Seehunde uͤbrig, welche er gerne 
zu ſein und der ——— wolte wenn aber gere u 


138 0 E288 
muſte er es mit den andern theilen und zuletzt mit fie Noth leiden Welches inſtaͤn⸗ 
dige Begehren ihm nicht verſagen konnte. Und wie es anjego meinem Colle- 
genzufam, die Gronlaͤnder, Ammtes halber, zu beſuchen, reſolvirte er ſich 
dahin zu reifen, und nach des Gronlaͤnders Begehren ſein Weib und Tochter mit 
zuruͤck zu bringen. . 
Alſo reiſete erden 14. mit guten Wind nach Norden zu, und hatte des 
Kauffmanns Afliftents und mehr erwehnten Poeks Frau mit ſich. Den Tag 
hernach, als ſie da angekommen waren, und Hr. Albert Top ihnen allen Unter⸗ 
richt gegeben, begaben ſie ſich wieder auf die Ruͤckreiſe, und nahmen des Wilden 
ſeine Frau und Tochter mit ſich. Sie waren aber kaum weggefahren, wie ein 
groſſer Sturm und Schnee ſich erhüb, daß fie bey einer Inſul ans Land legen mus 
ſten, well das Wetter fo ſtreng war, daß fie nicht wieder zuruͤck ſeegeln konnten, 
wo ſie herkamen. Wie ſie nun ein Bucht oder Winckel bey der Inſul fanden, 
wo die Chaloupe vor den Sturm bedecket liegen konnte, muſten ſie des Nachts 
daſelbſt aushalten, biß am Morgen da das Wetter anfing ſich zu legen, wor⸗ 
auf ſie denn alle ſich wieder in die Chaloupe und auf die Reiſe begeben wollten. 
Allein es ſtunde der Wind und die Wellen gerad aufs Land, daß ſie zuruͤck getrie⸗ 
ben und die Chaloupe an einem Berg ans Land getrieben wurde, ſo daß es ih⸗ 
nen keines weges moͤglich war, ſich davon zu halten, oder zurück in den Sund, wo 
ſie des Nachts gelegen, zukommen. Hier geriethen fie alle in groſſe Lebens⸗-Ge⸗ 
fahr, einige aber kamen bey dem erſten Stoß, ſo die Chaloupe gegen den Berg 
that, gut ans Land, worunter der Alliſtent des Kauffmanns, welcher hernach 
auch ſeinen Fleiß gethan, die andern nebſt dem Prieſter und Poeks Frau zu ſalvi- 
ren, wie ſie denn auch alle unverſehrt ans Land kamen, ausgenommen einer von 
unſern Leuten und des Wilden Frau und Tochter, welche ſie von Norden mit ſich 
genommen, und noch in der Chaloupe zuruͤck waren, und ihnen gerne auch ge⸗ 
holffen hatte; Allein da es immer aͤrger wurde und faſt unmöglich fiel zu aͤuſerſt 
auf das Eiß zu kommen, weil die See wieder ſuncke, und die Wellen ſie bald an 
das Land, bald von dem Lande abſchlug, ſo dennoch hielten ſie ſich ſo feſt an 
G. Chaloupe an, als es ihnen möglich war, welche ſchon bereits von dem 
turm geſchlagen und zerſcheitert war. Indem aber die Wellen die Chaloupe 
ans Land ſchlugen, wollte der Aflittent des Wilden kleine Tochter ſal viren, tratt 
auf das äufferfte des Eiſes, und reichete ihr die Hand, und fiel ſo gleich mit ihr in 
die See hinein, und kam unter die Chaloupe, das kleine Maͤdgen aber war gleich 
todt ſo bald ſie nur in die See kam; die Mutter, ſolches ſehend, fragte nichts 
darnach ob ſie gerettet wurde oder nicht, und ſprang mit demſelbigen auch in die 
See hinein, und war todt. Unterdeſſen lag der Aſliſtent noch immer in der 
See und fuhrſzuweilen unter die Chaloupe, wenn die Wellen ſolche über 5 
| er 


——ůĩövr 


bee. Ben... 


her ſchlugen. Doch wurde er endlich, Gott ſey gelobet, errettet, indem da 
ihm der Prieſter das eine Ende von dem Maſtbaum, ſo zu der Chaloupe gehörete, 


hingehalten, als welcher zu allem Gluͤck war ans Land getrieben worden, (denn 
ſonſten wurden fie nichts gehabt haben, womit fie ihnen hätten zulangen Fonnen,) 


1 5 2 


woran er ſich denn hielte, und faſt halb todt ans Land gebracht wurde. So 


wurde auch auf ſelbige Art der noch biß an den Hals in Waſſer im Both ſitzende 


Mann gerettet. Ob nun zwar alle, auſſer des wilden Frau und Tochter, alſs 
falviret wurden, fo hätten fie dennoch erepiren und vor Hunger und Kälte um⸗ 
kommen muͤſſen, wo auch nicht in dieſem Stuͤcke ihnen GOtt ſeine Barmhertzig⸗ 
keit hätte wiederfahren laſſen; indem des Prieſters fein Kaſten, worinnen er ſeine 
Victualien hatte, von den Wellen waͤre ans Land getrieben worden, wovon ſie 
alle fich erquicken und eine Tages⸗Zeit ſich behelffen konnten. So war damahls, 
ob es ſchon Winter war und ſtarek ſchneyete, die Lufft nicht fo ſtreng. Unter an⸗ 
dern kamen auch ein paar Renn⸗Thier⸗Felle, ſo des Gronlaͤnders ſeiner Frau 
gehoͤreten, ans Land getrieben, womit die, fo das Unglück ins Waſſer zu fallen 
betroffen, bedecket und alſo einiger maſſen vor der Kaͤlte conſerviret worden: 
Sonſten e ohnmoͤglich vor der Kälte bergen, und beym Leben erhalten 
werden koͤnnen. Der Mann, 700 en Frau und Tochter ertruncken, und bey uns 
auf der Colonie war, lebete, in Erwartung ihrer Zuruͤckkunfft, in groſſer Furcht 
und Sorgen, weil ſie nicht zu der Zeit wieder kamen, als wir fie erwarteten; dahero 
er mit Poek (deſſen Frau mit auf der Reiſe war,) nach Norden zuging, um zu 
vernehmen, wie es mit ihnen ſtuͤnde, ob fie vielleicht noch bey den Gronlaͤndern waͤ⸗ 
ren. Allein, da fie bey ihrer Ankunfft daſelbſt vernahmen, daß ſie des Tages zu⸗ 
vor von ihnen gereiſet, kamen fie gegen Abend klaͤglich und betruͤbt zuruck, welche 
Zeitung uns alleſammt ſehr betruͤbt und traurig machte. 8 


Den 17. gantz fruͤhe wurde eine Chaloupe auscommendiret, fie auf⸗ 


zuſuchen, in Hoffnung, ſie todt oder lebendig zu finden. Es fuͤgete auch der 
guͤtige GOtt es ſo wohl, daß ihr Weg juſt bey der Inſul vorbey fiele, wo die 
armen Leute waren, und daſelbſt 2. Tage und Naͤchte in groſſer Angſt und Le⸗ 
bens⸗Gefahr zugebracht hatten. Sie nahmen ſie alſo ſo ſteif gefroren, wie ſie 
waren, zu ſich in die Chaloupe, und brachten ſolche nach der Colonie. Der 
arme Gronlaͤnder aber, deſſen Frau und Tochter das Leben eingebuͤſſet, ſtellte 
ſich auf dieſe Bothſchafft gantz ungedultig, heulete und wehklagete, und woll⸗ 
te ſich gar nicht troͤſten laſſen. Am beſten war noch, daß des Poeks feine Frau, 
ſo mit gefahren war, ihm berichten konnte, daß ſie ihren aͤuſſerſten Fleiß gethan 
hatten, ſie zu ſalviren. 8 | a 


Den 18. da die Nachbahren auf der Inſul erfuhren, wie ſich dieſes 


b Unglück zugetragen kamen ſie . Gronlaͤnder ſolches . 5 
8 S 2 | yelfz 


140 

helffen, worunter vornehmlich ſeine Schweſter begriffen war, welche alle ih⸗ 
ren Fleiß anwandte ihren Bruder zu troͤſten, und ihm vorzuftellen , daß ſchon an⸗ 
dre mehr aus dieſer Ungluͤcks⸗Schahle trincken muͤſſen, und ſich doch endlich zu⸗ 
frieden gegeben, derowegen follte er es ihnen gleich thun, und bedencken, daß 
wir ja doch einmahl von hinnen fahren und ſterben muͤſten ꝛc. Wie er aber allzu 
ſehr betruͤbt war, bath fie ihn, er moͤchte mit zu ihnen kommen, welches er auch 


thate. f | ar 
Vom 23. biß 25. war ich auf den Koek - Inſuln, und betete vor den 
Gronlaͤndern daſelbſt. 4 5 Fee 2 
Den 28. muſte unſer Chirurgus von einem der erſtbemeldten Perſoh⸗ 
nen 2. Zehen abſchneiden, um ihr Leben und andere Glieder dadurch zu erhalten. 
Es waren ſolche Zehen alle beyde gantz Pech⸗ſchwartz geworden vom Froſt. Auch 
waren die andern uͤbel zugerichtet, und beydes an Haͤnden und Fuͤſſen verderbet, 
doch hatten ſie die Hoffnung, ihre Glieder unverſehret zu behalten. 
| Den 7. Februarii reiſete ich, nebſt meinem Collega, zu einigen Gron⸗ 
laͤndern, welche ohngefehr 1. und eine halbe Meile Oſtwerts wohnen, ſo von 
uns in dieſem Winter nicht waren beſuchet worden. Dahero ſie ſehr vergnuͤgt 
über unfere Ankunfft waren: und ſagten: ſie haͤtten lange auf uns gewartet, und 
truͤgen ein groſſes Verlangen, etwas von G Ott und feinem Wort von uns zu höä⸗ 
ren. Es waren auch noch einige Gronlaͤnder hieher, nach Oſten zu, wohnhafft, 
welche wir den folgenden Morgen beſuchen wollten, konnten aber nicht dahin 
kommen, weil eine groſſe Menge Eiß, aus dem fo genannten Baals- Revier an⸗ 
etrieben kam, und ſich zwiſchen der Inſul ſetzete: dahero wir uns mit groſſer 
Muͤhe durch das Eiß 1 8 90 muͤſten, um nur wieder nach Haufe zu gehen; 
doch unterwieſe ich bey dieſer Gelegenheit die Benachbahrten auf der Inſul; und 
als ich in dem einen Hauſe, wo ich ſuͤngſthin ſchon vor ihnen geleſen, einige Frem⸗ 
de antraff, welche noch nichts von GOtt und feinem Wort von mir gehoͤret; 
bate ich 2. Knaben, fo ‘Brüder waren, und bey uns lange auf der Inſul gewe⸗ 
ſen, und dahero ziemlich Rede und Antwort geben konnten, ſie möchten doch 
der andern Gronlaͤnder ihre Kinder, von dem, was ſie wuͤſten, Bericht erthei⸗ 
len, wofuͤr ich ihnen eine Belohnung geben wollte, wenn. ich wieder zu ihnen 
kommen und vernehmen wuͤrde, daß die Fremden etwas von ihnen profitiret. 
Welches ſie auch gethan, und denen Fremden etwas gelehret hatten. 
| Den 13. reiſete Hr. Albert Top hinuͤber nach den Koek-Inſuln, um 
abermahl vor ihnen zu leſen, uͤber deren Andacht er auch vor dieſes mahl keine 


Klage fuͤhrete. Pr 

25 Den 15. begab ſich der Kauffmann, nach dem ſo genannten Baals- Re- 

vier, um mit den daſelbſt wohnenden, Gronlaͤndern Handelſchafft zu wenne | 
3 8 en 


5 rt: O Eu 


141 


* 
91 


Deg | perl ö 
ne Zehe abnehmen. Die andern aber waren nun mehrentheils wieder curiret 
% ũ̃ßßß , é ĩðâ 
Dien 27. gelangte der Kauffmann wieder zu Hauſe an, nachdem er faſt 
bey allen rund herum in dem Baals- Revier geweſen, und brachte eine ziemliche 
Menge Rothfiſche mit, welche um dieſe Zeit daſelbſt gefangen werden. 7 
Dien 28. ließ ich meinen Sohn zu den Nachbahren auf der Inſul gehen, 
um mit der Jugend die gewoͤhnliche Unterweiſung zu wiederhohlen. Ich hatte 
mir zwar auch vorgeſetzet eine Reiſe nach dem Nordiſchen Gronlaͤndern zu thun, 
muſte aber wegen des Eiſes, ſo ſich in dieſen Tagen an die Inſul geleget, ſolche 
aufſchieben. An eben demſelbigen Tage kam der Gronlaͤndiſche Knabe zu mir, 
denn ich ſe on vorigen Winter zu mir genommen hatte, in Meynung; ihn bey 
mir zu behalten, dazumahl aber nicht Luft bey mir zu bleiben hatte, und begehrete 


be an, ob ich etwas bey ihm fruchten konnte. 


Dien s. Marti war ich, vermdge meines Ammtes, wieder hinauf die 


Koek: Inſuln gefahren, und nachdem ich ſolche hatte unterwieſen, kam ich den 


nun bey mir zu ſeyn. Weil er nun ſich freywillig erbothe , nahm ich ihn zur Pro⸗ 


„eee end wieder nach Hauff. 
Dien. hatten 2. von unſern benachbahrten Gronlaͤndern das Malheur, 


daß ſie in ein 


Und noch 2. andere waren groſſer Lebens⸗Gefahr unterworffen, und muſten die 


> 


gantze Nacht auf der See aushalten, da ſſe ihre Ruder verlohren, auch ihreklei⸗ 


nen Böthe von dem Eiſe uͤbel zugerichtet worden: endlich aber kamen ſie gegen 


Abend des andern Tages ans Land, wohin ſie vom Winde getrieben wurden, 
ſonſten haͤtten ſie auch ohne Rettung ankommen muͤſſen. Da ſie nun zu uns 


kamen und uns erzehleten, in was für groſſer Gefahr fie geweſen, fragte ich fies 


ob fie nicht an GOtt gedacht und ihn um Hülffe angeruffen hätten? Sie ant⸗ 
worteten: Ja! fie hätten wohl an ihn gedacht und ihn um Huͤlffe angerufen, 


konnten auch ſehen, daß er groß und mächtig wäre , weil er ſie von ſo augen⸗ 
ſcheinlicher Gefahr befreyet. Ich ermahnete fie als denn GOtt dafür zu dancken 


und ihn hinfuͤhro zu lieben und ihm vertrauen. 
Dien 18. reiſete des Kauffmanns fein Alliſtent mit dem Both auf den 


4 


Handel aus, 
ſehr ſchoͤnes Wetter geweſe n. 0 
Den 19, ging mein Collega zu den Nachbahren auf der Inſul, und 
blieb des Nachts bey ihnen. | „ 125 


Den 2s. begab ſich der Kauffmann mit 2. Chaloupen Nordwerts nach 


10 


j = 2 2 
kiſubigme, um allda mit 


alldieweil ſich das Fruͤh⸗ Jahr ſehr gut anließ und einige Tage her ein 


den Gronlaͤndern Handlung zu treiben. 


Den 28. ging ich nebſt meinem Collega wieder gantz früh hin zu unſern 
S 3 Nach⸗ 


19. muſte unſer Chirurgus, der vorbenannten Perſohn, noch eie 


gen hefftigen Sturm und Ungewitter auf der See umkommen muſten. 


142 


Nachbahren, und laſen ihnen vor. Vor einigen Tagen hatte ſich daſelbſt in einem 
gaufe eine gang unmenſchliche That zugetragen, nemlich: Es war eine Mutter im 


— 


ind Bette geſtorben, 3. Tage hernach als fie das Kind gebohren; welches arme 


Kind keine andere ſaͤugende Frau annehmen und es auferziehen wollen, vorwenden⸗ 
de, daß ſie hernach nichts vor ihre eigene Kinder haͤtten, als welche bloß von der 
Mutter Bruſt ſich ernähren muſten. Wie nun der Vater ſahe, daß ſich keine 
uͤber ſein Mutterloſes Kind erbarmen wollte und er ſelbſten keine Speiſe hatte, 
womit er ein fo zartes Kind hatte auferziehen koͤnnen, ſahe er ſich genöthiget, ſolches 
bey die Mutter ins Grab zu legen, woſelbſt es jaͤmmerlich orepiren muſte. 
konnte nicht umhin auf dergleichen unmenſchliche That auf ſie heftig zu ſchmaͤlen, 
und zu ſagen: daß ſie GOtt gewißlich dafuͤr ſtraffen wuͤrde, und wie in ſelbigen 
Tagen ein kleines Kind von den Weibern geſtorben war, welche auch darum er⸗ 
fuchet worden, da führte ich ihnen ſolches zu Gemuͤthe, daß ſie ſolches nicht anders 
als eine gerechte Straffe G Ottes anzuſehen haͤtten, wegen ihrer unmenſchlichen 
Unbarmhertzigkeit. Sie ſuchten dahero auf alle Art und Weiſe ihr Verſehen zu 
beſchoͤnen, ſagende: Sie haͤtten gerne geſehen, daß es erſt von uns waͤre getauf⸗ 
fet worden, denn ſie ihrem Gewiſſen uͤberzeuget waͤren, daß fie übel gehandelt 
hätten; ſtunden dahero in groſſen Furchten, und bathen, wir moͤchten ihnen kein 
Boͤſes darum wiederfahren laſſen. 

Den 4. April kam der Kauffmann von Norden zuruͤck, ohne daß er vie⸗ 
les von den Groͤnlaͤndern erhandelt hatte. Als ich letzthin bey den nechſten Ein⸗ 
wohnern auf der Inſul geweſen, und den obbemeldten Gronlaͤndiſchen Knaben, 
fo bey mir zu bleiben refolvivet , bey mir hatte, weil er feine Cameraden bes 
ſuchen wollte, bliebe er zuruͤck; indem er ſich überreden laſſen nicht bey uns zu 
verbleiben, dahero er des andern Tages kam, und fein Zeug heimlich wegſtahl; 
hierauf ließ ich ihm, von den Leuten ſo hin und wieder gingen, zu wiſſen thun, daß 
wofern er nicht wieder zurück Fame | follte er derbe Schläge bekommen; worauf 
er denn gleich wieder kam, und entſchuldigte ſich damit, daß ihn die andern dar⸗ 
zu verfuͤhret; Erzehlete anbey, daß ſie den Abend, da wir von ihnen weggegan⸗ 
gen, gantz ſpöttiſch von unſerer Lehre und Unterweiſung geſprochen: und da er 
geſpeiſet, hatten fie ihn vexiret und geſaget, er ſolle vor ihnen beten; und da ſie 
ſchon gegeſſen gehabt, haͤtten ſie Spottweiſe geſagt: Ja! wir haben das Beten 
vergeſſen ete. Übrigens ſollten fie, nach Auſſage des Jungens, einen Difcours 
unter ſich geführet haben, wi nemlich ein Spargement von Süden her gekom⸗ 

men, und die Einwohner daſelbſt ſich verlauten laſſen, daß ſo bald unſere Leute 
dahin kaͤmen zu handeln, wollten fie ſolche todt fehlagen , dahero fie glaubeten, - 
daß der Afliftent und feine bey ſich habende Leute, da ſie ſo lange auſſen blieben, 
bereits erſchlagen waͤren. Sie haͤtten weiter hinzugefuͤget, daß weil der Kauff⸗ 

N | mann 


I 


8 7 5 * 9 Er 
waͤre, fo konnten fie uns 


legen und ange Pruͤgel geben, welche er mit Danck annahm, und nur froh war, 
daß er ſein Leben behalten ſollte. Alsdenn fragte ich ihn, wie er ſich unterſtuͤnde, 


kotteten. Er antwortete aber, und entſchuldigte fich, daß er weder dergleichen kn 


144 a 
——— m — I nn — — 
dacht noch geſagt, denn da wir jederzeit gelinde mit ihnen verfahren, wie ſollten fi 

denn darzu kommen, gegen uns alſo zu handeln. Bathe hierauf zu erlauben, daß 
ſein Weib und Kinder mit ihren Zelt moͤchten zu uns ziehen, worauf ich ihn in ſei⸗ 
nem eigenen Zelte biß an den zten Tag in Eiſen verwahrete, da er denn endlich auf 
inftändiges Bitten und Suchen ſeinesArreſtes entlaſſen wurde, nebſt beygefuͤg⸗ 


ter Drohung und Vermahnung, daß, wofern man inskuͤnfftige von ihm oder 


einem andern dergleichen Schalckheit offenbahren würde, fie ohne alle Gnade und 
Barmhertzigkeit ſterben ſollten: Falls fie ſich aber gut verhalten wuͤrden, follte 
ihnen nicht das geringfte Ubel wiederfahren, und kuͤnfftigen Winter eben ſo wie 
zuvor bey uns wohnen bleiben. Dieſes gelobete er gar gern an, und ging mit 
Freuden wieder zu ſeinen Nachbahren, welche ſchon alle ihre Zelte bezogen, und 
ſich nun zu denen Plaͤtzen zu verfuͤgen gedachten, wo ſie ihre Nahrung zu ſuchen 


pflegten. N 

Den 7. Aprill gelangte des Kauffmanns ſein Alliſtent wieder zu Haus 
fe an, und hatten gar nichts feindfeliges von den daſigen Gronlaͤndern, wo ſie 
geweſen, vermercket: doch vernahmen ſie von denen ſo zugegen waren, daß die 
Suͤdlichen Gronlaͤnder, uns gedrohet haͤtten, zu kommen und ſich mit uns zu 
ſchlagen: wiewohl man ſolches vor ihr eigen Geſchwaͤtz und Erdichten hielte; 
gleichwohl thaͤten ihnen unfere Leute kund, daß wo fie Luft darzu hätten, ſollten 
ſie nur kommen, wir wollten fie ſchon fo empfangen, daß ſie es bereuen ſollten. 

Den 11. ging ich, nebſt meinem Collegen, wieder hin zu den nechſten 
Einwohnern, welche nach dieſer letzteren Attaque gantz demuͤthig und furcht⸗ 
ſahm waren, und ſich wegen der gegangenen Rede, ſo der benennte Angekok 
auf die Bahne gebracht, gantz unſchuldig erklaͤhreten: Er vor ſich aber, ſagten 
ſie, hat allezeit ein loſes Maul, und redet ſo was in Tag hinein; wir ſprachen 
ihnen wieder einen Troſt zu, und bathen ſie, nur nicht bange zu ſeyn, und von 
uns weg zu ziehen, worzu ſie vielleicht dieſes Schrecken bewogen; denn ſo lan⸗ 
ge ſie ſich gut auffuͤhren wuͤrden, ſollten ſie von uns alles gutes zu gewarten 


haben. 

Den 15. begab fich der Buchhalter in dem groſſen Both nebſt der Cha- 
loupe mit 10. Mann nach Norden, zu der vorlaſſenen Colonie Nepiſene, 
um nicht allein eine gewiſſe Nachricht wegen des abgebrannten Hauſes daſelbſt 
einzuziehen, als auch mit den Gronlaͤndern einen Handel zu treiben. 

Den 19. ſahen wir 2. Schiffe nach Norden hin, vorbey ſeegeln, der⸗ 
gleichen die vorige Woche, nach Bericht der Gronlaͤnder, ſchon mehr vorbey 


paſſiret. N. 
Den 24. machte ſich Hr. Albert Top auf, und reiſete zu denen in Sund 


Nepiſet angekommenen Gronlaͤndern, ſo da Rochenfiſche fangen wollten A 
ihnen - 


— ©. 


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8 1 > GEH gs are i . K neue an, ee 
ihnen eine Unterweiſung zu geben. Sie lieſſen ſich nun alle, ſo wohl unfere 
Nach bahren als die Fremden, ſehr gut an, und erzeigten ſich gantz demuͤthig; 
denn das letzte Exempel, ſo wir juͤngſthin genoͤthiget waren auszuuͤben, war ſchon 
aller Orten ausgebreitet, wodurch ihnen allen eine groſſe Furcht eingejaget wor⸗ 
den, daß ſie um Friede und Gnade bathen. I 
Den 25. ftelleten die obbemeldten Gronlaͤnder ein Spiel oder Luft uns 
ter ſich an, mit Singen und Tantzen, dahin mein Collega nebſt andern von un⸗ 
ſern Leuten, hinfuhren, mit anzuſehen, es beſtunde darinnen, daß 2. mit einem 
Trumm in den Haͤnden gegen einander ſtunden, worauf einer um den andern 
ſpielete, und ſangen, was einer dem andern vorzuwerffen hatte, alles dieſes be⸗ 
ruͤhrte er in ſolchem Geſang; und wenn ihm fein Gegner nichts wieder drauf ver⸗ 
ſetzen konnte, muſte er mit Schimpff abziehen, und wurde von allen ausgelachet. 
Der eine von dieſen Spielenden hatte ein ſo gutes Mundleder, daß ihm ſein Geg⸗ 
ner gewonnen Spiel geben muſte; nach dieſem kam ein anderer, ſeine Kunſt an 
ihn zu verſuchen, er muſte aber auch beſchaͤmet weg gehen. Endlich ließ unſer 
Poek feinen Geſang hören, welcher handelte von feiner Reiſe, und was er be⸗ 
ſonders in unſerm Lande geſehen hätte, welches ſie alle ſehr bewundert und lobe⸗ 
ten. Wie nun die Gronlaͤnder zu dieſer Zeit gut mit Eſſen verſehen ſeyn, ſo 
thun ſie taͤglich nichts anders als Tantzen und Singen. | 128 
Den 3. Marti fuhr ich hin zu den Gronlaͤndern, ſo am Sunde wohnen, 
und laß ihnen vor. Ihre Verſammlung beſtunde wohl aus 80. Zelten, welche 
hin und her ſtunden, ich ruffte ſie von einigen Zelten zuſammen, und theilete ſie 
in gewiſſe Hauffen, und lehrete ſie auf offenen Felde, und wie die meiſten von 
ihnen fremde waren, ſo hoͤreten fie meine Erzehlung mit Vergnügen an. 


— 


Den 8. wurden wir 3. Schiffe in der See gewahr, zu welchen wir un⸗ 
ſere Chaloupe ſendeten, um zu vernehmen, ob ſie von denen Schiffen aus un⸗ 
ſerm Vaterland etwas zu ſagen wuͤſten, man kam auch zu ihnen an Boord, ſie 
wuſten aber nichts. JJ... roh 
SR Den ro. kam der Kauffmann wieder von Norden zurück, und hatte lei⸗ 
der allzu gewiß befunden, daß unſere Wohnung bey Nepifene abgebrannt war, 
welches nach Auſſage der Gronlaͤnder, von 4. fremden Schiffen geſchehen waͤre, 
welche in dem dortigen Hafen eingelauffen, nachdem die Unfrigen weg gereiſet; 
die Gronlaͤnder hatten ihnen auch der Kauffmaͤnner Nahmen kund gethan: wel⸗ 
che durch dieſe liederliche That zu erkennen gegeben, wie mißguͤnſtig ſie uns wa⸗ 
ren, wodurch ſie wohl verdieneten geſtrafft zu werden. "ae dh 

| Den 14. und 15. ſahen wir abermahl Schiffe nach Norden zu, vorbey 
paaſſixen; einige von den Unſrigen fuhren zu ihnen an Boord, und wurden gantz 

hoͤflich von ihnen bewirthet. | 2 | | | 0 


146 5 0 ges- 
m ey 


Den 23. beſuchte Hr. Albert Top die Einwohner am&unde Nepifet, 

es waren aber die mehreften ſchon weg⸗ und beffer den Meerbuſen hinauf gezogen, 

Lodden zu fangen, denen auch die uͤbrigen nachfolgen wollten. 
| Wie milde und gelinde der verſtrichene Winter geivefen , deſto ſcharffer 
war nun das Fruͤh⸗-Jahr, denn die Kalte, der Wind ſo bißweilen mit Schnee 
vermenget war, hielt beſtaͤndig amn. e ee e eee 
Den 2. Junii kam von der See auf uns zugetrieben ein gemahlter 
Schiffs⸗Balcken, von einem zerſcheiterten Schiffe; ingleichen den Tag hernach, 
ein Waſſer⸗Eymer, auf Nordiſche Manier gemacht, welches uns in groſſe Furcht 
und Bangigkeit ſetzte, weil wir um dieſe Zeit unſere eee 
imgleichen hatten die Einwohner auf der Inſul vor einigen Tagen auch ein Stuͤck 

von einem zerſcheiterten Schiffe treiben ſehen, worauf einige Cardeelen gem: 


fen, woraus zu ſchlieſſen, daß ſolches Schiff nicht weit davon verunglücket; well 


ET en 


Den 3. dito kam der Afliftent von der Han a ne 
u — — 05 eee rn wenig ausgerich⸗ 
tet, weilen die Holländer vor kurtzer Zeit da geweſen. d ch war er ſo gluͤcklich, 
daß die Gronlaͤnder juft an ſelbigem Tage, einen Wallfiſch, fo ein Caflelot 
war, gefangen, von welchem er etwas und zwar ohne ander Entgeld, als ein 
kleines Geſchencke bekommen, welches eigentlich das Cranium war, wovon . 
das genannte Sperma Ceti bereitet wird. eee f 
befunden, war von keinem groſſen Werth, auſſer was f 8 
von zu ihrer Speiſe bedienen konnten. Ueber dieſes hatten unſere Leute eine gr 
fe Menge Eiß gegen Suͤden angetroffen, welches uns auch ſaͤmtlich eine groſſe 
Angſt und Furcht einjagete, wegen der Schiffe, fo wir mit Schmertzen erwar⸗ 
u j + N TEN ; toi Erde) Gil Gap Ni race Ka 


teten. | | F ö 

I Den 1x. Juni ließ ich den Rath verſammlen, und uͤberlegete mit ihnen, 
wie wir in dieſem gefaͤhrlich ausſehenden Zuſtande, darein wir uns befanden, die 
Sache anſtellen ſollten; wie geraumer Zeit her guter Wind geweſen, und gleich⸗ 
wohl unſere Schiffe auffen blieben, hatten wir nothwendig zu befuͤrchten, es 
möchte ihnen ein Unglück zugeſtoſſen ſeyn, zumahlen da das zerſcheiterte Stuͤck 
von einem Schiffe zu uns angetrieben kam: dieſes machte unſere Furcht und Ban⸗ 
gigkeit deſto groͤſſer, inſonderheit da auch unſer Proviant auf die Neige ging, 
ſo, daß es ein groſſes Unglück vor uns geweſen, wenn kein Schiff ankommen 
wuͤrde, weil wir ſaͤmmtlich haͤtten orepiren muͤſſen; dahero ich nebſt dem gan⸗ 
tzen Rath vor noͤthig erachtet, zu unſerer Conſer vation bey den olaͤndiſchen 
Schiffen (welche jährlich wann der Wallfiſch⸗Fang zu Ende, in dem Suͤd⸗Ba y 
genannt, ohngefehr so, Meile von unſer Colonie zu liegen pflegen, und ſic er 


auſſen vor eine groſſe Menge Treib⸗Eiß ſich befande. 


— —— —UAñää—— —— — jZã — — a — — —— 
Den 1. Juli nach meiner Zuruͤckkunfft uͤberlegeten wir mit einander, 
was in dieſem fo ſchlechten Zuſtande anzufangen, und was fuͤr Mittel wir ergreif⸗ 
fen ſollten, wenn es GOtt gefallen follte, uns fo zu ſtraffen, daß unſere Schiffe 
ausblieben, auch die 2. Hollaͤndiſche Schiffe wieder ihr Verſprechen handeln, 
und nicht zu uns kommen wuͤrden. Dahero vor rathſahm befunden ward, daß 
dem, was wir von den Hollaͤndern bekommen, auf 3. Tonnen Erbſen, 3. Ton⸗ 
nen Grüß, 17. Ab. Brodt, 11. Tonnen Maltz betrug, welches vor 21. Mens“ 
ſchen gar nicht zu unterhalten hinlaͤnglich war) auch ſelbſten unſer beſtes mit Lax⸗ 
Fiſchen thun muſten, (da mit der Jagd nichts mehr auszurichten war weil unſer 
Pulver und Bley verſchoſſen, und von den Hollaͤndern keines zu erhalten war) 
als auch von den Gronlaͤndern in der Naͤhe und Ferne uns zu beſtreben, etwas 
See⸗Hunde⸗Fleiſch zu einer Huͤlffe im Winter Proviant zu bekommen, indem 
wir leicht vorausſehen konnten, wie ſchlecht es mit uns ausſehen wuͤrde, weil 
wir an allem Mangel hatten, womit ein Menſch in etwa zuſtoſſender Schwach⸗ 
heit und Unpaͤßlichkeit ſich ſtaͤrcken und erquicken koͤnne, welches bey dergleichen 
Koſt ſehr leicht zu vermuthen war. Meine eigene Noth haͤtte ich gerne vergeſſen 
und mit Gedult ertragen, indem ich GOtt Lob! mit den Apoſteln gelehret, mich 
mit wenigem zu begnuͤgen, ſo wohl ſatt als hungrig zu ſeyn, beydes Ueberfluß 
und Mangel zu haben: Allein das Elend, ſo ich an meinem armen Weibe und 
Kindern hätte ſehen muͤſſen, wäre mir am meiſten zu Hertzen gegangen; in⸗ 
gleichen das Murren, ſo ich täglich von denen Leuten zuhören hatte, welche mit 
guten Worten und Vermahnung kaum konnten befriediget werden, weil ihr 
hungriger Magen ihnen ein ſtetes Andencken erwecketeee. 
Dien 4. Julii reiſete ich nebft meinem Collegen hin nach dem Sund 
Nepiſet, daſelbſt vor den Gronlaͤndern zu leſen und zu beten, auch zugleich et⸗ 
was See⸗Hunde⸗Fleiſch von ihnen zu erhandeln, davon wir aber nur dieſes mahl 
ſehr wenig bekamen. 1 7% Ne Re a TE 
Den 11. ſahen wir eine entſetzliche Menge Eiß vor dem Walle liegen, wel⸗ 
ches durch einen Suͤden⸗Wind, ſo einige Tage her gewehet, dahin getrieben 
war. Die Gronlaͤnder, welche weit von Süden hergekommen, betruͤbten uns 
gleichfalls mit einer ſchlechten Zeitung, denn ſie berichteten, daß die gantze See, 
oben von dem Winckel an, voller Eiß laͤge, und daß unter dieſem Eiß ein Schiff 
nach dem Lande zugetrieben kaͤme, welches bald unterſincken wuͤrde, fie hätten 
aus ihren kleinen Bothen gerad zu ihnen auf die Decke ſehen koͤnnen, wie ſie biß 


wir nebſt dem wenigen Proviant, fo vorrathig war, (welches ſich in alem mit 


an die Knie im Waſſer gingen, ruften und wehklageten, und nach ihrer Auſſage 


nach dem Prieſter gefraget: Endlich habe ihnen das Eiß wieder vom Lande 05 


oge⸗ 
trieben, ſo daß man ſie nicht mehr ſehen konnte. Dergleichen Bericht ma : 
un 


73 uns alſo gantz bange —— so daß wirale rer deff wache ee un⸗ 
79 Schiff n 1 zu hen. W 1 RE 2 FE u: | 2 
ad, u — ern. 


ST ) 6 
ben 
Ber mild, 
muſten ſich n . — 


| ei fe vor dem Biefen Eiß 8 9 71 55 auen Wen, was 
80 genöthiget worden, 8 biß 10. Meile nach Norden einzulauffen, und von 
dort kam er zu uns mit dem Schiffs⸗Both an) und brachte uns in unſer groͤſten 
f Bekuͤmmerniß eine ſo erfreuliche‘ 8 kachricht. Doch muſte ich mich ſehr betruͤben, 
dem ich erfuhr, wie das ander Compagnie Schiff zu guter Zeit im Fruͤh⸗Jahr 
en a gegangen, mir abeegar nicht zu ſehen bekommen, und dahero zu 
b verungluͤcket ſeyn, wie man denn auch nachgehends erfah⸗ 

8 zu we ey und dem Fortgang in unferm 

i un 5 NEN, 70 ge. 


1 


go „ 0 L= 1 
traff ich 2. groſſe Hollaͤndiſche Schiffe an, welche in einem Nordlichen Hafen 
2. Meile von der Colonie lagen, und ſich zur Retour bereit machten. Die 
Commendeurs auf ihren Schiffen empfingen mich mit aller Höflichkeit: er⸗ 
bothen ſich auch, wenn mir etwas manquirfe , wollten ſie mir gerne alliſtiren: 
Ich danckete vor ihr gutes Anerbiethen, und fügte: daß wal uns G Ott unfer 
eigen Schiff zugeſendet, haͤtten wir vor diefes mahl nichts von und nach⸗ 
dem ich noch ein paar Stunde bey ihnen verweilet, reiſete ich wieder von ihnen ab 
zu unſerm eigenen Schiffen. „ „ e 
5 Den 18. bekamen wir guten Wind, mit dem Schiffe aus dem Hafen 
auszulauffen, und nach der Colonie zu ſegeln, und wiewohlen überall groſſe Stuͤ⸗ 
cker Eiß lagen, wo wir hin ſollten, und dahero ſehr gefährlich durchzukommen war, 
erreicheten wir doch endlich G Ott Lob! den 19. den Hafen bey der Colonie. 
Den 22. wurde der kleineſte von den 2. Gronlaͤndiſchen Knaben, ſo bey 
uns im Hauſe waren, getauffet, weil reinige Tage her ſehr kraͤncklich geweſen, 
und zu befürchten, er möchte ſolches nicht uͤberſtehen. Da er nun ſo viele Wiſſen⸗ 
ſchafft von GOtt hatte, wie man von ihm vermuthen konnte, duͤnckte mich, es 
waͤre nicht zu verantworten, ihm ohngetauffet ſterben zu laflen ; zumahlen da er 
ſelber auf Befragen es verlangete, wie ihm denn der Nahme Peter in der Tauffe 
gegeben wurde.. ; e e eee D . 
Von dem Tage an, dauns Of unſer Schiff in den Hafen gefandf, 
wehete ein beſtaͤndiger Suͤden⸗Wind, welcher das Eiß ſo auſſi en vorlag, ſo ſtarck 
ans Land trieb, daß man mit keiner Chaloupe hinaus kommen konnte, welches 
denn den Schiffer wegen ſeiner Ruͤckreiſe ſehr zweifelhafft machte. Kurtz, zuvor 
berührter Gronlaͤndiſcher Knab fo getauffet worden, ſchiene nach einigen Ta⸗ 
gen ſich zu beſſern, allein es uͤberſiel ihn noch auf einmahl wieder ein hefftiger Pa- 
roxifmus den 4. Auguſti, welcher 2. Tage continuirte, nachgehends aber wur⸗ 
de es von Tag zu Tag mit ihm beſſeert . 0 . 
Dien 12. Auguſti fing das Eiß , ſo mit Suͤden⸗Wind ans Land getrie⸗ 
ben worden, wieder an mit Oſten⸗ Wind wegzugehen, welches Hoffnung mach⸗ 
15 daß unſer Schiff ſich wieder auf die Retour nach dem Vaterlande beg. ben 
oͤnnte. Were ee eee 
| Den 13. wurden einige Leute nach dem Meerbusen demeter Sade 
daſelbſt vor das Vieh Heu Bauen Ich ließ anbey meinen aͤlteſten ohn 
mitreiſen, um die daſelbſt wohnhafften Gronlaͤnder zu unterweiſen. 
Den 14. kam ein Mann, welcher nebſt 2. Gronlaͤndiſchen Jungen nach 
dem Lay⸗Grund gefahren, mit einer Tonne Lay zu uſe. So hatten auch die 
Leute, ſo im Præſtefiord lagen, ein und eine halbe Tonne Lay bekommen. Der 
Schiffer, welcher das angekommene Schiff fuͤhrete, hatte bißhero keine Appa- 
rence 


Sue une 


— ’ — — . ann 
rence geſehen vom Lande in dieſer Herbſt⸗Zeit abzukommen, derowegen erklaͤ⸗ 
rete er ſich den 15. daß, ob er zwar nun in die See lauffen konnte, fo hielte er den⸗ 
noch nicht vor dienlich, ſich wegen der ſpaͤten Jahres⸗Zeit, auf die Ruͤckreiſe zu 
begeben ee viel Eiß in der Farth ware; und ob ich zwar nebſt dem uͤbri⸗ 


gen Rath ihm hierinnen entgegen ſtunden, wohl wiſſend daß unſer Deflein hier⸗ 
unter leiden würden, ſo war er doch durchaus nicht darzu zu bereden, befürchtend, 
er moͤge allzu groſſer Gefahr auf der See unterworffen ſeyn. Dahero er ſich zum 
Winter⸗Lager gefaßt machte, womit wir uns muſten begnuͤgen laſſen. 
Dt.en 16, reiſete der Kauffmann nebſt 3. Mann zu dem Lax⸗Grund im 
Baals. Revier, daſelbſt zu fiſchen, kam auch den 21. wieder zurück mit 3. Tonne 
Lax und 1. Renn⸗Thier. P 1 5 Se 
Den 22. fuhr er wieder dahin, fein Glück zu verſuchen, und den 24. ge⸗ 
langeten die Leute, fo im Præſtefiord lagen, mit 5. Tonne Lax zu Hauſe an. 
Den 31. kam der Kauffmann wieder nach Hauſe mit 4. und eine halbe 
Tonne Lax, darauf reiſete er den J. Sept. wieder dahin und retournirete den 
1 dito mit 3. Renn⸗Thieren, Laxe aber hatten ſie vor dieſes mahl nicht be⸗ 
ommen. W ! | i | 
Dter Aſliſtent, ſo vor 14. Tage die Handels⸗Plaͤtze zu beſuchen gereis 
ſet, kam den 16. wieder zuruͤck, und hatte das Fahr⸗Zeug voller Speck. | 
Den 17. relſete der Kauffmann biß nach dem Meerbufen Ujarakſuak 
10. q 12. Meile im Baals-Revier hinein, allwo die beſte Art von Weichſtein 
gefunden wird, um ſolchen auf Ordre des Directeurs zu beſehen und eine Probe 
davon mit nach Hauſe zu bringen. Mein Collega folgete mit dahin, damit 
er unterweges die ihm vorkommende Gronlaͤnder unterweiſen konnte. | 
RER Den 25. ereignete ſich eine groſſe Sonnen⸗Jinſterniß, wovon mehr als 
die Helffte verfinſtert war, und waͤhrete von 1. biß 2. Uhr. Die Gronlaͤnder wur⸗ 
den hierüber gantz erſchrecket, und fragten mich, wie ich hernach zu ihnen kam, 
was dieſes zu bedeuten haͤtte. Sie waren ſehr angſt und bange, und meinten, es 
wuͤrde nach meiner Lehre der Himmel einfallen; Ihre Angekuker hatten hier⸗ 
bey gantz allein vor ſich Heyerey getrieben, denn fie pflegen dergleichen vor groſſer 
Angſt zu thun, in Meinung, durch ihr Hexen und Brummen allen Schaden und 
Ungluͤck von ſich abzuwendn. is 
Den 2. Octob. kam der Alliſtent von feiner Nordiſchen Reiſe mit eis 
nem Both voller Speck und Renn⸗Thier⸗FJellen zuruͤck. Ingleichen gelangete 
der Kauffmann vom Meerbuſen Hjarakfuak an, und brachte einen guten Theil 
Weichſtein von diverfen Coleuren mit ſich, wovon wohl gantze Schiffs⸗La⸗ 
dungen zu bekommen ſeyn; ſo hatten ſie guch ein Renn⸗Thier und einige Haaſen 


152 „ 0 Gi“ 

daſelbſt geſchoſſen. Desgleichen kamen die 2. Mann, ſo im Lax⸗Grunde lagen, 

mit 4. Renn⸗Thieren nach Haufe e. „ 

k che Den 4. reiſete der Kauffmann wieder aus, die Handels-Pläge zube 

uchen-. e ee l 

Dteäen F. fuhr ich hinüber zu den Koek· Inſuln, vermoͤge meines Amm⸗ 

tes, denn die Gronlaͤnder waren nun vor kurtzer Zeit aus dem Meerbuſen ange⸗ 

kommen, allwo ſie den Sommer über mit der Jagd, nach Renn⸗Thieren, zuge⸗ 
IA. ‘ ki, 7 


bracht. 15 27 fi 2 A Kfm. 15 rt TE ER 
Den s. fiel der erſte Schnee in dieſem Jahr, da zuvor 4. biß J. Wochen 
ſehr gelindes und gutes Wetter geweſen . e e ee 
Den 17. ging mein Collega in die Nachbarſchafft auf der Inſul, wo 
die Einwohner auch kuͤrtzich angekommen waren, und unterrichtete ſie. Es 
waren nur ſehr wenig gegen diejenigen zu rechnen, ſo den vorigen Winter da 
gewohnet, denn die meiſten waren Nordwerts nach Piſubigme, 6. a 7. Meile 
von der Colonie, hingezogen. Desgleichen waren auch nur wenige in den 
Koek- Inſuln gegen andere Jahre zu rechnen; alſo daß ihre Unbeſtaͤndigkeit und 
herum flattern mir ſchlechte Hoffnung gab, daß das verkuͤndigte Wort GOt⸗ 
tes bey ihnen etwas fruchten wuoͤrde, denn was ſie den einen Winter lerneten, ver⸗ 
gaſſen ſie wieder im ander. „ e 
Den 22. kam der Kauffmann wieder von den Handels⸗Plaͤtzen zuruck, 
womit auch der Handel vor dieſes Jahr beſchloſſen wurde 
N Den 24. fuhr mein Collega hin zu den Gronlaͤndern, auf die Koek- 
Inſuln, und laſe vor ihnen, ingleichen vor unſern Nachbahren, und kam den 
26. wieder nach Hauſe. 455 i | N 
Den J. Nov. reifete ich Ammtes halber zu einigen Gronlaͤndern, ſo ei⸗ 
ne Meile nach Oſten zu, woh neten ee ee 
Den 14. dito reiſete Hr. Albert Top nochmahlen zu den Gronlaͤndern 
auf den Koek-Inſuln, und laſe mit ihnen. ee e 
Den 25. und 26. war ich auch wieder bey den Oſtwerts wohnenden 
Gronlaͤndern, welche nach Auſſage, meine Unterweiſung ſehr gefiel, und dar⸗ 
nach zu leben ſich befleiffen wollten, denn fie glaubeten, was ich ihnen ſagte. 
Den 10. und 11. Dec. war der Hr. Albert Top wieder bey denEinwoh⸗ 
nern und cathegiſirete mit ihnen. NT. 5 
| Den 17. ging ich gantz' zeitig nebſt meinem Collegen, zu unſern Nach⸗ 
bahren, und repetirete die gewohnliche Unterweiſung mit ihnen, und beſchloſ⸗ 


% 


fen alſo vor dieſes mahl unſere Viſice in dieſem Jahre. 


Anno 


| gel Es fiel in dieſen Tagen ein ſehr ſtarcker Froſt ein, ſo daß die See weit 
yinein zufrore, dahero man mit keinem Fahrzeug auskommen konnte. . 


ernſtlich und aufrichtig dafür dancken, ſonſten wuͤrde er feinen Segen wieder von 
Ihnen nehmen. N | 

Den ß. ſo bald ich des Morgens ihnen vorgeleſen, fuhren fie wieder hinaus 
in die See, und ich reiſete zu den Einwohnern auf unſerer Inſul, welchen, nach⸗ 
dem fie des Abends von der See nach Hauſe kommen, und auch eine Quantitat 
Alcher mitgebracht, ich hernach einige Unterweiſung gab. Allhier befande ſich 
auch ein altes Weib, welche ſehr ſchwach und kranck war, die ich den Todt 
beſtens vor Augen ſtellete; und wie ſie von mir gehöret hatte, daß beydes ein Ort 
der Freude und der Quaal ſey, wo die verſtorbenen Seelen verſammlet wuͤrden, 
eine jeder, wie fie es verdienet, ſo fragte ich fie: wo fie denn gedaͤchte hinzukommen? 
Sie wuͤſte es nicht, antwortete ſie: und wie ich ſagte, daß ſie ja von mir gehbret 
hätte, daß wer da GOtt fuͤrchtete und ihn liebete, auch an feinen Sohn glaubete, 
als welcher vor fie geſtorben, der würde an den Ort der Freude kommen, und als 
ſo von dem Teufel und der Hölle befreyet bleiben; die andern Dagegen , ſo GOtt 
verachtet und nicht an ſeinen Sohn geglaubet, die wuͤrden an den Ort der Quaal 
zum Teufel in die Hölle hinein fahren: hätte fie nun an GoOttes Sohn geglau⸗ 
bet, und GOtt geliebet und gefürchtet, fo hätte fie auch das Himmelreich zu ge⸗ 
warten, wo nicht, ſo waͤre ſie ein Kind des Teufels. Sie antwortete: ſie wollte 
nicht zum Teufel; Ich ſagte ferner: wo ſie nicht zum Teufel wollte, muſte ſie 
G Ott um feine Gnade bitten? dieſes verfprach fie wohl zu thun, allein fie war 
aͤuſſerlichen Anſehen nach nicht im Stande ſolches zu thun. Ihre Schweſter, ſo 
eine der andaͤchtigſten unferer Zuhoͤrerin war, und mehr geruͤhret ſchiene, ſagte: 
Sie wollte ſie deswegen erinnern. Ich laſe ihr hierauf noch ein klein Gebeth und 
Seuffzer von GOttes Gnade zu einem feligen Ende vor, welches ſie auch nach⸗ 
ſagete. Wir hatten nun in 14. Tagen ein uͤberaus ſchoͤnes Winter⸗Wetter 
genoſſen, dahero ſich fo viel Alchen auf der See aufgehalten, daß die Gronlaͤnder 
ſolche Hauffen⸗weiß ans Land gejaget und mit Haͤnden gefangen. : 
Den s. Febr. reiſete der Kauffmann mit 2. Chaloupen Nordwerts 
nach Piſubigme, um zu vernehmen, ob bey den Gronlaͤndern etwas zu erhan⸗ 
deln wäre; kam auch den 10. mit beyden Chaloupen voller Speck zuruͤck, denn 
die daſigen Einwohner dieſen Winter uͤber ſehr gluͤcklich geweſen, Seehunde zu 


fangen. 25 

Den 14. beſuchte Hr. Top abermahl die Gronlaͤnder auf den Koek- 
Inſuln, retournirete den 16. wo er auch unſere Nachbahren unterrichtete. 

Den 17. reiſete des Kauffmanns fein Aſliſtent wieder mit 2. Chalou- 
pen nach Norden, um mit den Gronlaͤndern Handlung zu treiben; und kam 
den 23 gleichfalls mit vielem Speck zurück, Da nun auch das Fangen der Al⸗ 
chen fo ſehr gut von ſtatten ging, kamen viele von den Meerbuſen her und 1 
ler 


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hier das Schieſſen abwarten, wodurch der allhier wohnenden, ihre Haͤuſer 


gantz mit Leute angefuͤllet worden, und dahero viele von ihnen fich bey uns einquar⸗ 
tiven muſten, welches wir ihnen auch nicht abſchlagen konnten, wenn wir die⸗ 
ſelbe Gefaͤlligkeit von ihnen wieder genieſſen wollten, wenn wir zu ihnen kaͤmen. 
Rn 0 5 ns der Aſſiſtent wieder nach Norden mit dem Fahrzeuge, 
Speck daſelbſt zu holen. Er ES „„ 9 78 
Den 6. Marti ging ich nebſt meinem Collegen zu den Einwohnern 
in der Nachbarſchafft, um ſie, nebſt denen zuerſt angekommenen Fremden, zu 
unterweiſen. Welche ſich alle ſehr willig und aufmerckſahm erzeigeten. 5 
Den 7. kam der Alliſtent wieder von Norden zurück. 
Dien 10. kam Poeks feine Fran mit einem jungen Sohn ins Kindbette, 
ſo den 11. getauffet, und Chriſtian genennet wurde. Ihre harte und ſtarcke 
Natur war hierbey zu bewundern, denn ſie weder vor, noch nach der Geburth, 
von keinen Schmertzen noch Pein zu ſagen wuſte. 

Den 12, trug ſich eine Begebenheit zu, bey uns auf der Colonie, wo⸗ 
durch beydes ich, und auch andere mehr, bald ums Leben gekommen waͤren; 
welches ich nicht unberuͤhret laſſen kan, weil der guͤtige G Ott mir und den Mei⸗ 
nigen fo groſſe Gnade und Vorſorge, durch Abwendung ſolches Ungluͤcks em⸗ 
pfinden ließ; als worinn mich bald meine Unvorſichtigkeit geſtuͤrtzet hatte, nem⸗ 
lich: Ich hatte eine Zeitlang einige Chimiſche Species in einer Digeſtion, 

unverſehener Weiſe in allzu groſſer Waͤrme ſtehen gehabt, welche ich vor ver⸗ 

dorben hielte, und zu ihren deſtinirten Brauch gantz untauglich, dahero ich 
das Glaß, worinnen ſie waren, eroͤffnete, ohne die geringſte Vorſtellung, daß 
ſolches was Ubels nach ſich ziehen würde. Wie ich denn auch nicht vermercken 
konnte, daß einiger Geſtanck noch giftiger Dampf heraus ging. Ich muſte aber 
mit Verwunderung erſehen, wie 2. junge Hunde, fo meine Kinder hatten, mitt⸗ 
lerweile da ſie in der Stube auf und abſprungen, und mit einander ſpieleten, 
gleichſam von Gifft aufgeblaſen wurden, rund herum taumelten, und vor groſſer 
Pein wie Wuͤrme ſich kruͤmmeten, auch nach Verflieſſung einer halben viertel 
Stunde todt waren. Wie ich mir nun nicht einbilden konnte, daß dieſes ein 
Effect des gifftigen und penetranten Dunſtes ſey, ſo aus dem Glaſe heraus 
gekommen, ließ ich alle beyde Hunde, von einem wilden Maͤdgen, ſo bey uns 
war, oͤffnen, um zu ſehen, ob ſie was gegeſſen oder bekommen haͤtten, ſo ihnen 
ſchaͤdlich geweſen. Allein es war nicht das allergeringſte zu ſehen. Hernach 
aber wurde ich ſelber, nebſt meiner Frau, Kindern, und allen ſo dazumahl in der 
Stuben geweſen, worunter auch 2. Gronlaͤndiſche Maͤdgen, ſehr übel, bekam 
ſolche Kopff⸗Schmertzen, und wurden ſo Krafftloß und engbruͤſtig, daß wir 
kaum reden konnten: Woruͤber wir alle febt beſtuͤrtzet wurden, nicht wiſſend, 
wur 2 was 


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was uns wiederfahren waͤre. Endlich merckte ich, woher es kommen muͤſte, 
nahm dahero etwas Theriac ein, den Gifft zu vertreiben, und gab den andern 
auch davon, und hiermit oontinuirete ich / biß der guͤtige GOtt uns nach wenigen 
Tagen ſaͤmtlich zu unſerer Geſundheit wieder verholffen: Ausgenommen das 
eine Gronlaͤndiſche Maͤdgen, welche feit dieſer Zeit ſich niemahls wohl befunden, 
biß fie auch endlich ihren Geiſt aufgeben muſte. Ich hatte alſo Gott hoͤchſt Ur⸗ 
ſache zu dancken, daß er uns ſo geſtaͤrcket und erhalten, daß wir nicht von dieſem 
giftigen Dunſt orepiret. Gleichwie ich mir nun vorgeſetzet, alles aufrichtig 
und umſtaͤndlich zu erzehlen, was ich, das Gronlaͤndiſche Deſſein zu befoͤrdern, 
mir vornahm, ſo will ich auch hier die Urſache und Abſehen dieſer Chimiſchen 
Arbeit nicht unberuͤhret laſſen: Mir aber des guͤnſtigen Leſers Chriſtliche und 
wohlmeinende Gedancken hieruͤber ausditten, dieweil ich weiß, daß dieſe Materie, 
warum ſoll gehandelt werden, nicht bey jeden in gleichen Credite ſtehet. 

Als ich Ao. 1718. wie oben gemeldet, zu Bergen angekommen, und mich 
daſelbſt, zu Fortſetzung des Gronlaͤndiſchen Deſſeins, um gute Patronen bewarb, 
aber ſehr wenig fande, ſo darzu geneigt waren, wurde ich hieruͤber gantz bekuͤm⸗ 
mert, nicht wiſſend, wie ich zu Vollbringung meines Vorhabens Mittel und We⸗ 
ge finden ſollte: dahero mir der fo genannte lapis philoſophorum, wovon ſo 
viel geredet und geſchrieben worden, einfiel, und gerieth auf die Gedancken, daß, 
wer dieſe Wiſſenſchafft verftünde, koͤnnte wohl ein ſolches Werck ausführen, und 
ob ich zwar zu felbiger Zeit doch keine Autores gelefen , fo von der gleichen Ma- 
terie handeln, war ich doch neugierig, welche zu leſen, da mir denn zuerſt die ſo 
genannten Saͤchſiſchen Manuferipta zur Hand kamen, ingleichen Beckeri 
Chymifcher Roſen⸗Garten, welche ich durchlaß, und meinete, daß nach den dar⸗ 
innen beſchriebenen Proceſſen, ich leicht zu dieſer Wiſſenſchafft gelangen und 
ein Adeptus werden koͤnnte, ob mir ſchon ſehr verdächtig vorkam, daß, da 
dieſer Goldmacher Kunſt, ſo deutlich in dergleichen Schrifften zu leſen iſt, doch 
wenige, ja gar keine bekannt ſeyn, welche dieſe Kunſt verſtehen. Gleichwohl ge⸗ 
füftete mir einige der leichteſten und geringſten Proceſſen zu verſuchen, zumahlen 
da ich kein Ammt hatte, welches daruͤber verſaͤumet wurde. Wie ich aber in der 
Chymie und Schmeltz⸗Kunſt gantz unerfahren war, zerſprangen mir verſchie⸗ 
dene Glaͤſer aus Unvorſichtigkeit; dahero mich mit einem gewiſſen Apothecker 
bekannt machte, um einige gewiſſe Chymiſche Handgriffe zu lernen, der Meinung, 
wenn ich ſolches verſtuͤnde, wuͤrde ſich das übrige leichtlich thun laſſen; Allein 
meine Hoffnung ſchlug mir gantz fehl, denn von aller dieſer Hudeley, womit ich 
mich faſt 2. Jahr plagete, hatte ich nichts als vergebliche Mühe und Arbeit, 
beſchmutzte Finger, und dem Verluſt meines Geldes, ſo daß ich nachgehends 
gantz muͤde daruͤber wurde, mittlerweil aber waren mir noch andere 2 

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156 


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men, als: Sendivogii und Com. Bernhardi &. 


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ihre philoſophiſche Kunſt damit zu beſchönen und zu erklären, gar nicht un⸗ 
Fir iu - t waren, ohngeachtet ich gar keine Übereinſtimmung unter ihnen ſelbſt 
ee ²m-mw ß 
Dieſes alles benahm mir nicht allein die Hoffnung einmahl fo weit zu 
kommen, ihre Redens⸗Arten zu verſtehen, geſchweige ihre Meynung und Abſe⸗ 
hen. Dahero ich ſolches beyſeit ſetzte, und gar nicht mehr gedachte mit ſolchen 
unnuͤtzlichen Sachen die Zeit zu verderben, zumahlen ich niemand kannte, ſo 
mich durch ſeine Manuduction aus dieſen philoſophiſchen Labirinth und 
Irrgarten heraus fuͤhren konnte, mich auch nicht mercken laſſen wollte, daß ich 
degierig war, dergleichen zu wiſſen. Da ich aber nach Gronland gangen, be⸗ 
kam ich wieder Luſt in bemeldten philoſophiſchen Sch rifften zu leſen, ob ich ſchon 
nicht mehr als vorher daraus verſtunde, wie ich dann ſolches öfters repetirete, 
daraus ich befande, daß es wahr ſey, daß lectio lecta placet, decies repe- 
tita placebit. Dieſes alſo trieb mich an, mehr von den beſten Chimiſchen 
Autoribus mir anzuſchaffen, vornehmlich diejenigen ſo der berühmte Borri- 
chius in feinem Conſpectu Chymicorum recommendiret: So daß ich nach 
der Hand mehr als 60. Chymiſche Autores zuſammen brachte, ſolche mit gro⸗ 
ſten Fleiß und Bedacht durchlaſe, und fie mit einander conferirete. Hiedurch 
profitivete ich fo viel, daß ich nicht allein einiger maaffen ihre Terminos und 
Redens⸗Arten verſtehen lernete, ſondern auch merckte, worinnen fie mit ein⸗ 
ander übereinftimmeten; worzu mir D. Beckers Oedipus Chymicus ein groſſes 
Licht gab. Wie ich nun hoffte, einigen Grund und Einſicht in ermeldten philo- 
ſophiſchen Schrifften gefaſſet zu haben, reſolviret ich meine Theoriam ad 
Prax in zu bringen, nahm dahero die Materie, ſo ich vor die rechte hielte, und 
procedirete damit ad philoſophorum præſcriptionem. Ob aber meine 
Materie oder modus Procedendi richtig geweſen, kann ich nicht vor gewiß ſa⸗ 
gen; allein e bel nach, ſo die Adepti anzeigen, und ſich im Regimi⸗ 
ne Satur ni zu offenbahren und ſehen zu laſſen pflegen, ſollte ich ſolches wohl 
ſchlieſſen; weil meine Materie nach Verflieſſung so. Tagen, gantz ſchwartz zu 
werden begunte; welches die Philoſophi nennen Signum eoptatiſſimum, 
operis initium, putrefactionis indicium, certumgue commixtionis 
principium & caufa regenerationis. Nam unde fit corruptio inde fit 
vita & regeneratio. Mehr aber war ich . zu ſehen; denn e 
. N N83 gemel⸗ 


3 o Ser- 

gemeldet, ich aus Verſehen einer allzu ſtarcken Waͤrme, die Materie vor ver⸗ 
dorben hielte; dahero ich ſolche heraus nahm, und zu meinem Schaden zu fruͤ⸗ 
he eroͤfnete, und gar nicht der Philoſophorum ihrer Erinnerung eingedenck 
war. Huͤte dich, daß du dein Glaß nicht oͤfneſt oder bewegeſt, fo wohl von An⸗ 
fang biß zu Ende des Werckes, dieſes wuͤrde dir nicht allein ſo groſſen Schaden 
bringen, daß du es nicht hinaus fuͤhren koͤnneſt; ſondern es wuͤrde dich gar deſſen 
Gifft toͤdten, denn fein Geſtanck iſt gleich der Todten, dahero huͤte dich vor ſei⸗ 
nem ſubtilen Gifft; denn vor feiner gehoͤrigen Kochung iſt es der ſtaͤrckeſte Gifft, 
nach der vollkommenen Kochung aber die hoͤchſte Medicin. Nachdem ich nun 
aus Unvorſichtigkeit alle meine Arbeit verderbet, und ſolches aus dem Glaß her⸗ 
aus genommen, wollte ich nun aus der ſchwartzen Materie mein Gold, ſo ich 
mit Schmeltzen zugeſetzet, wieder heraus bringen, allein ich befande wieder alles 
Vermuthen, daß es in eine Materie, ſo Bley aͤhnlich iſt, veraͤndert war, ja 
faſt wie Antimonium ausfahe, und im vorigen Corpus ließ ſichs nicht wieder 
reduciren. Allhier laſſe ich einen Verſtaͤndigen judieiren, ob feines und pu⸗ 
res Gold, wie es von Anfang war, ohne philoſophiſche Operation und Pro- 
ces in einer Bley⸗Materie kann verändert werden, ſo daß es nicht wieder in fein 
voriges Corpus kan reduciret werden? fo weit bin ich nun erfahren. 

N Ob ich nun zwar vergebliche Arbeit gethan, welche mich ziemlich ſchmer⸗ 
tzete: ſo gab mir doch ſolches noch einigen Troſt, daß ich die Zeichen an meiner 
Arbeit geſehen, welche in Anfang einem philoſophiſchen Wercke aͤhnlich warenz 
woraus ich ſchlieſſen konnte, daß ich auf dem rechten Weg geweſen, und dahero 
mir die Hoffnung machen konnte, daß, wo ich ein ander mahl mehr Fleiß und 
Vorſichtigkeit darauf wendete, ſolches vor mich gluͤcklicher ausfallen konnte. 
Ich vermochte aber niemahls mehr ſo weit zu kommen, dieſe Veraͤnderung wie⸗ 
der in meinem Werck zu ſehen, ob ich es gleich 2 mahl nachdem verſuchet, und 
meinen beſten Fleiß und Vorſichtigkeit darauf gewendet; welches mich in groſſe 
Verwunderung ſetzete, und nicht anders gedencken konnte, als daß es nicht 
GOttes Wille ſey, zu dergleichen Wiſſenſchafft zu gelangen. 

Zum Beſchluß dieſer Materie will ich den guͤnſtigen Leſer erſuchen, ſich 
nicht uͤber meine fruchtloſe Arbeit zu aͤrgern, und mich nicht unter diejenigen zu 
zehlen, welche aus groſſer Begierde nach Reichthum und Herrlichkeit, ſich zu 
dergleichen thoͤrigten Speculationen verleiten laſſen, als worinnen doch ſehr 
wenige, oder gar keiner daß Abſehen erreichet; denn wie ich ſonſt in allen meinen 
Vornehmen allein auf der Gronlaͤnder Aufnahme, und ſolcher Heyden Beſtes 
geſehen, fo weiß auch mein GOtt daß ich hierunter keine andere Abſicht gehabt. 
Ich gedachte, da durch fleiſſige Erforſchung von andern, ſolche hohe Wiſſen⸗ 
ſchafft erlanget worden, wer weiß ob mich nicht GOtt auch darzu gelangen 10 

zumah⸗ 


— 


| I 0 A 159 
mein Abfehen in der That, bloß G Ottes Ehre zu befördern , und ar⸗ 
1 e N denſchen zu erleuchten, hinaus lieff. Da aber nach GOttes all⸗ 
n Rath und Willen mir ſolches nicht geluͤcken wollen, muſte ich mir zufrie⸗ 

leichwohl lebe ich der Hoffnung, es werde der allmaͤchtige GOtt 


Da ich mich eine Zeitlang mit philoſophiſchen Speculationen geplaget, fiel 
ich hernach in einen Schlaff, und traumete mir, als wenn ich eine ſehr 
ſchoͤne Fuͤrſtliche Perſohn ſaͤhe, welche an Stande, Reichthum und 

Herrlichkeit unter ihrem Geſchlechte nicht ihres gleichen hatte; allein es war be⸗ 

truͤbt zu vernehmen, daß ob ſchon dieſer ſchöne und praͤchtige Herr noch im Stan⸗ 
de war, fein Geſchlecht zu vermehren, ſo war doch unter feinem gantzen Ges 
ſchlechtken Weibs⸗Bild zu finden, welche er zu ſeiner Gemahlin haͤtte bekom⸗ 


men koͤnnen: Ausgenommen eine eintzige Jungfrau, welche aber nicht allein 
mit einer angeerbten Unreinlichkeit behaftet, ſondern noch über dieſes zur Ehe und 
Empfaͤngniß, um Kinder zu bekommen, unbequem und untuͤchtig war. Und 
wie dieſe Fuͤrſtliche Perſohn gleichwohl eine ſonderliche natürliche Neigung zu 
dieſer Jungfrau trug, und ich als Prieſter ſie gerne mit einander copuliret haͤt⸗ 
te, um zu ſehen, was fuͤr ein herrlich Geſchlecht daraus entſprieſſen wuͤrde, ſo 
a / con- 


160 „3 O Ce P 


Sum mu —— 


conſulirete ich ſehr fleiffig mit wohlerfahrnen Medicis, ob man nicht einige 
Medicin haben könnte, womit dieſe ſonſt ſchoͤne Jungfrau möchte curivet wer⸗ 
den, um dadurch zur 5 zu gelangen. Sie gaben alle den Rath, 
ſie muͤſte in ein Bad geſetzet werden, zu ſchwitzen und purgiren, und hernach 
ein kraͤfftiger Liebes⸗Tranck von Martis und Veneris hitzigen Blut eingegeben 
werden, wodurch ihre kalte und unfruchtbahre Natur erwaͤrmet, und zur Frucht 
bahrkeit bereitet werden koͤnne. | | 

Dieſes wurde ins Werck gefeßet, und das Bad von Saturniſchen Waſ⸗ 
fer bereitet, und vom Vulcano ſieben mahl heiß gemacht. Es iſt nicht zu ſagen, 
was für Marter und Pein dieſe Junfrau ausftunde, nachdem fie ſieben mahl das 
Bad verſuchet, daß, wo ſie nicht durch die kuͤhlende Krafft oder Lunz wäre er⸗ 
quicket und fleiffig von ihrem Geſchlecht, allen Kindern des Saturni bedienet 
worden, welche auch mit allem Vermoͤgen zu der Geſundheit der Jungfrau ih⸗ 
ren Beytrag thaͤten, ſonſt haͤtte ſie nimmer dieſe Cur ausſtehen, und zur Ge⸗ 
ſundheit gelangen koͤnnen, um eine fo praͤchtige Fuͤrſtens⸗Gemahlin zu werden. 
Da nun die Jungfrau von dieſer Hitze und warmen Bade ſich befreyete, und von 
ihrer angeerbten Unreinlichkeit entlediget, auch zur Ehe und Fruchtbahrkeit durch 
die eingieſſende Krafft des Martis und des Veneris bereit und geſchickt war, mu⸗ 
ſte man ſich über ihre ſehr ſchoͤne Geſtalt und Anſehen verwundern. Die Fuͤrſt⸗ 
liche Perſohn aber, ſo eine gantz natuͤrliche Neigung zu der Jungfrau trug, wur⸗ 
de, beym Anblick ſeiner ſchoͤnſten Diana, dergeſtallt von ihrer Schoͤnheit, 
freundlichen und mit Schamhafftigkeit temperirten Minen und Geberden ſo 
eingenommen, daß er nicht laͤnger mehr an ſich Falten konnte. Derowegen gleich 
die Anſtalten gemachet wurden, ein Fuͤrſtliches Beylager zu halten, und eine 
herrliche Chriſtaliniſche Braut-Kammer zu bereiten, allwo beyde hinein gingen, 
und in das Ehe⸗Bett der Liebe hinein ſtiegen, hierauf wurde die Thür wohl vers 
ſchloſſen, und der Schluͤſſel dem Vulcano in Verwahrung gegeben. Ich ſa⸗ 
he wie fie einander mit innerlicher Begierde umarmeten, und da fie ſich zur Gnuͤ⸗ 
ge in ihrer Liebe erluſtet, fielen ſie gleichſahm vor Ohnmacht in einen tieffen 
Schlaff. Ich wartete eine geraume Zeit daß fie wieder erwachen ſollten; allein 
ich wurde wieder Vermuthen gewahr, daß ein dunckler Thau aus dem Braut⸗ 
Bett aufſtieg, Ja! daß ſchoͤne Braut⸗Paar fing an ſchwartz zu werden, und 
wie ein todtes und verfaultes Aas anzuſehen. Ich wurde bey dieſem Anblick ſehr 
erſchrecket, nahm den Schluͤſſel von dem Vulcano, und oͤffnete das Gemach 
ohnbedachtſahmer Weiſe, woraus ein ſo greulicher und penetranter Geſtanck 
ging, daß es faſt allen, ſo zugegen waren, ihr Leben gekoſtet. Ich ging hierauf 
zu dem Collegio Philoſophico, und beklagte mein Schickſahl, allein fie ber 
ſchuldigten mich einer Miſſethat, und beſtraffeten mich hart, daß ich dieſe 12752 | 

OL» 


er © 161 
Corpora nicht in ihrem Grabe, biß zum beſchloſſenen Termin der Aufferſte⸗ 
hung haͤtte ruhen laſſen, da denn aus ihrer Aſche der gewuͤnſchte praͤchtige Sohn 
der Sonnen gewiß wuͤrde aufgeſtanden ſeyn. Ich erkannte meine Thorheit 
mit groſſen Verdruß, und damit erwachte ich von meinem philoſophiſchen 

Dien 18. wurde zwiſchen mir und meinem Collegen, Hrn. Albert 
Top beſchloſſen, daß er mit dem Schiff, ſo den Winter uͤber hier gelegen, und 
ſich zur Retour fertig machte, nach dem Vaterlande reiſen ſollte, um den jetzi⸗ 
gen ſchlechten Zuſtand, unſer Deſſein gegenwaͤrtig unterthaͤnigſt vorzuſtellen; 
und nach Moͤglichkeit auf die Bewerckſtelligung der verlangten Anſtalten zu trei⸗ 
ben, dieweil ſolches durch bloſſes Schreiben nicht ſo nachdruͤcklich als es wohl 
noͤthig war, geſchehen konnte. N F 
Ab ad 58 ih ging der Hr. Albert Top zu unſeren Nachbahren, und nahm 
% ⁵ ((. ne 5 f 

Dien 28. reiſete des Kauffmanns Alliſtent mit dem groſſen Both und 
einer Chaloupe auf den Handel aus. ar e 
Dten 2. April ging das Schiff ſo bey uns uͤberwintert, wieder vomLan⸗ 
de ab, um die Ruͤckreiſe mit meinen Collegen fortzuſetzen, ſo folgte auch ein 
Gronlaͤnder mit, welchen ich bey mir im Hauſe hatte, und ſich ſelbſt darzu er⸗ 
bothe unſer Land zu ſehen, und zu vernehmen, ob ſichs ſo verhielte, wie Poek 
berichtet hatte. Wie fie aber, wieder Vermuthen, noch in der See Eiß funden, 
und nicht hindurch kommen konnten, war der Schiffer genoͤthiget wieder um zu 
kehren, und kam den 5. dito wieder zu der Colonie, da er mittler Zeit einen 
groſſen Sturm ausgehalten, und wegen des Eiſes in groſſer Gefahr geweſen 
war. et r 0 x 3 28 441 


Dien 7. nahete ſich das Eiß gantz am Lande, fo daß man es von der 
Colonie ab ſehen konnte, denn der Suͤden⸗Wind trieb es immer mehr und mehr 
ans Land. An dem heutigen Tag ging ich auch zu unſern Nachbahren, und laß 
vor ihnen. Unter andern redete ich auch zu ihrer Erleuchtung von der Tauffe, 
deren Nothwendigkeit zu der Seeligkeit ihnen beſtmoͤglichſt erklaͤhrete. Worauf 
ſie antworteten, und ſagten: daß ſie ſich gerne wollten tauffen laſſen; ich gab 
ihnen aber zu verſtehen, daß, weil ich noch nicht verſichert waͤre, ob ſie von Her⸗ 
tzen glaubeten, GOtt fuͤrchteten und lie beten, fo dürfte ich mich noch nicht uns 
terſtehen ſie zu tauffen, denn GOtt wolle nicht daß jemand getauffet werde, ohne 
der feine Sünden bekennet und bereuet, GOtt um Gnade bittet, und ſich hertz⸗ 
lich auf JEſum Ehriſtum verlaͤſſet. Sie betheureten alle, daß fie es thaͤten, 
und wollten nicht, daß ich den geringſten Zweiffel an ihrer Aufrichtigkeit 


g Atte. 
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Dien 8. kam der Alliſtent wieder nach Haufe , von den Südlichen 
Handels⸗Plaͤtzen, und zwar nur mit der Chaloupe, denn das groſſe Both hatten 
muͤſſen zurück auf den Koek - Inſuln laſſen, weil fie nicht damit durch das Eiß 
kommen konnen, als welches faſt alle Gänge und Wege verſtopfet. Nun fingen 
auch die Gronlaͤnder ſchon an, aus ihren Haͤuſern zu ziehen, und ſich mit ihren 
Zelten an ihre gewöhnliche Plaͤtze zu begeben, um Nahrung zu ſuchen. 

Den 20. gantz fruͤh bekamen wir auſſen vor dem Lande, zwiſchen dem 
Eiſe, ein Schiff zu ſehen, welches, wie wir abnehmen konnten, gern ans Land 
wollte. Wir fandten alſo eine Chaloupe dahin, worüber fie ſehr froh waren, 


daß bekannte Leute zu ihnen kamen, um ſie in einem Hafen zu bringen, allwo ſie 


mit dem Schiff und ihrem Gutkonnten lalviret werden; denn ſie 2. Tage zu⸗ 
vor von dem Eiß gefaͤhrlich beſchaͤdiget worden, ſo daß, wo ſie nicht in einen guten 


Hafen einlauffen koͤnnen, ſie das Schiff hätten verlaſſen und ſich mit den Cha- 


loupen ans Land retten muͤſſen. Das Schiff war von Amfterdam, eine groſſe 
neue Flöͤyte, und ſollte auf den Wallfiſchfang gehen; Sie konnten nicht gnug er⸗ 
zehlen, was für ſchreckliche Hauffen Eiß uͤberall in der See herum triebe, fo die 
Fahrt vor die Schiffe gantz gefährlich machte. Da fie nun glücklich in einen 
Hafen gekommen, und ihr Schiff wieder repariret, gingen ſie den 23. wieder un⸗ 
ter Seegel, um ihre Reiſe nach Norden auf den Wallfiſchfang fortzuſetzen. 
Den 28. reiſete des Kauffmanns fein Aſſiſtent abermahl mit 2. Cha- 
loupen aus, die Handels-Plaͤtze zu beſuchen. 0 50 
Den 29. begab ſich ebenfalls der Kauffmann mit dem groſſen Both und 
einer Chaloupe nach Norden. | | | 
Den 1. May ſahen wir von neuem Schiffe vor dem Wall, nach Nor⸗ 
den zu, vorbey paßiren. b 0 
Den 3. dito war ich nebſt meinem Collegen bey denen im Sunde Ne- 
piſet verſammleten Gronlaͤndern, welchen wir Unterweiſung gaben; es waren 
ihrer bey 60. Zelten, ſo hier und da herum ſtunden; und wie es gut Wetter war, 
ſtelleten wir ſie Hauffen⸗Weiſe aufs Feld und lehreten ſie. | 
Den 7. kam der Alliſtent wieder zurück , und hatte, wegen des Eiſes, 
wovon alle Buchten und Winckel voll waren, ſeine Reiſe nicht vollziehen koͤnnen. 
Den 9. ſahen wir noch ein Schiff unter dem Wall. | I 
Den 10. fuhr der Afliftent auf die Nordiſche Handelſchafft. rer 
Den 14. beſuchte ich nebſt meinem Collegen die Gronlaͤnder wieder, ſo 
im Sunde Nepjiſet ſich aufhielten. N N 3 
Den 16. kam ein junger Gronlaͤnder von dem Sunde Nepifer zu uns, 
und begehrete bey uns zu verbleiben, weil ſeine eigene Nation ihn haſſete, daß er 
uns fo offt beſuchte und ſich zu uns hielte. Ich nahm ihn auch zur Probe an, ob 
5 er 


. r een 


v auch ferner ſich ſo verhalten würde, als man bißhero von ihm verſpuͤhret, denn 
da er ein wackerer und artiger Knabe war, machte ich mir die Hoffnung, es 
koͤnnte ins kuͤnfftige etwas gutes aus ihm werden. | e 

Dtien 21. kam der Kauffmann von Norden zuruͤck, und hatte die Fahr⸗ 

zeuge voller Speck. NN | 

Den 23. ließ man 3. Mann in dem Meerbuſen Amaralik fahren, daſelbſt 
nach Renn⸗Thieren zu jagen; Mein Collega folgete auch mit dahin, um die da⸗ 
ſigen Gronlaͤnder etwas zu unterweiſen. Die meiſten Gronlaͤnder, ſo ſich im 
Sund Nepiſet aufhalten brachen nun daſelbſt auf, und begaben ſich in die 
Meerbuſen, um wie gewoͤhnlich die Lodden zu fangen und nach Rennthieren zu 
jagen, als womit ſie den meiſten Sommer zubringen. n 

Den 26. arrivirete unſer Schiff vom Vaterlande bey uns auf der 


Colonie, und zwar nach einer ſehr gluͤcklichen, nemlich 4. biß J. woͤchentlichen 


e „ ee 8 


Uberfahrt, fo waren wir noch auffer dem eines vermuthen. Bey Ankunfft die⸗ 


ſes Schiffes muſte man eine gantz unverhoffte Veraͤnderung in unſerm Deſſein 
dernehmen, indem die Compagnie in Bergen ſich des Gronlaͤndiſchen Han⸗ 
dels gantz begeben, weil ſie ſo viel dabey zuge ſetzet und keine Erſtattung dafuͤr wie⸗ 
der zu vermuthen wäre. Dahero Ihro Koͤnigl. Majeſt. ſelbſten ſich bewegen laſ⸗ 
fen, das Werck fortzuſetzen, und nun zu unferer Subfiftence 2. Schiffe dieſes 
Jahr von Bergen mit Proviant, und anderem mehr, zu uns abgehen laſſen. 
Ingleichen kam auch ein Koͤnigl. beorderter Commiſſionair mit, welcher das 
Gronlaͤndiſche Weſen unterſuchen füllte, damit fie allergnaͤdigſt erſehen konnten, 
was dabey zu thun waͤre, ob der Gronlaͤndiſche Handel hinfuͤhro mit einigem 
Vortheil koͤnne fortgeſetzet werden. 05 
Dtien 30. kam Hr. Albert Top von dem Meerbuſen Amaralik wieder 
zuruͤck; brachte aber kein ander Wild mit als etliche wenige Ruͤpen. So hatte 
er auch von den daſigen Gronlaͤndern ein Stuͤck Metal bekommen, welches das 
Anſehen hatte, als wenn es ein Stuͤck von einer Glocke waͤre, welches ohne Zwei⸗ 


fel von dem alten Kirchen⸗Glocken, ſo da ehedem im Lande geweſen, ſeyn muſt; 


angeſehen ſie nach ihrem Bericht ſolches in der Erde gefunden hatten. 
Dien 3. Junit kam der Afliftent wieder von Norden nach Haufe, allwo 
er nur einen ſchlechten Handel gethan, dieweil die Gronlaͤnder ſchon die Meerbu⸗ 
fen bezogen haten et 4 55 
Den 10. begab ſich das Schiff, ſo allhier uͤberwintert, wieder auf die 
Rückreiſe, mit welchem auch der Hr. Albert Top wegging, fo nun ins gte 
Jahr im Lande geweſen, und mit mir allda an Erleuchtung der Heyden gearbei⸗ 
tet, wie er ſich denn allezeit als ein fleißiger, treuer und rechtſchaffener Diener 
GoOttes verhalten, welches ich ihm mit Rul 4 nachſagen muß; Allein es wollte 
1 2 | nun 


164 5 0 Ei 
nun feine Geſundheit und Leibes - Conftitution ihm nicht länger zu verbleiben 
erlauben. Selbigen Tag ging auch das angekommene Schiff nach Norden hin, 
ſich auf dem Handel zu begeben. W n 
| Den 12. konnten wir einen entſetzlichen Hauffen Eiß vor dem Walle 
vorbey gehen ſehen, welches durch einen Sturm von Suͤden, ſo einige Tage zu⸗ 
vor geweſen, dahin getrieben kam, allein des folgenden Tages wurde es von 
einem Nord⸗Oſt⸗Wind vom Lande wieder weggetrieben. 
Den 14. gelangete auch das andere Schiff, fo wir vermuthen waren, auf 
der Colonie an, und verblieb allda im Hafen liegen biß den 27. da ſichs wieder 
auf die Ruͤckreiſe begab. Dieſen Tag verfügte ich mich auch zu den Gronlaͤn⸗ 
dern in dem Sunde Nepiſet, um ſie in GOttes Wort zu unterrichten. 
fande auch daſelbſt eine groſſe Menge fremde Gronlaͤnder, ſo in dieſen Tagen 
weit von Süden her allhier angekommen, um dieſe gewoͤhnliche Weiſe zu bes 
ſuchen und ſich mit ihnen luſtig zu machen; wie wir nun alle Tage und beſonders 
von den fremden Gronlaͤndern beſuchet wurden, machte ich mir dieſe Gelegen⸗ 
heit zu Nutzen, und unterrichtete ſie in GOttes Wort, woran fie groſſen Gefallen 
zu haben verſpuͤhren lieſſen. 155 9 f ; | 
bef Ar . Julii wurde das groſſe Both ausgeſandt, die Handels-Plaͤtze 
zubefuchen. 8 i SER e 
Dien K. reiſete ich mit dem Commiſſario und dem Kauffmann hin, 
2. Plaͤtze in Augenſchein zu nehmen, welche ich zu Aufrichtung einer beſtaͤndigen 
Colonie und Wohnung bequem zu ſeyn erachtete; der eine lag 2. Meile nach 
Oſten zu, und der andere 2. a 3. Meile nach Suͤden, beyde an dem feſten Lande. 
Es war beſonders der erſte Platz ſehr ſchoͤn, ſo wohl darauf zu bauen, als auch 
einiges Vieh zu halten, ingleichen war nicht weit davon ein guter Hafen, wo die 
Schiffe liegen konnten, ohne daß fie weit hinein zu feegeln hatten. ey dem an⸗ 
dern Platz war wohl auch ein guter Hafen, doch war der Einlauff vor die Schiffe 
weit Länger und beſchwehrlicher, fo war auch zum Unterhalt des Viehes gar keine 
hinlaͤngliche Weide. Die fremden Gronländer, ſo da im Sunde Nepiſet an⸗ 
gekommen waren, begaben ſich nun auch wieder nach Hauſe. i 
15 Den 12. als ich vernommen, daß 2. Gronlaͤnder, im Sunde Nepiſet 
kranck lagen, auch des Tages zuvor einer mit Tode abgegangen war, reiſete ich 
zu ihnen, um ſie in GOttes Wort zu unterweiſen und zum Tode bereit zu machen, 
zumahlen da ſie von unſern Nachbahren waren, welche nechſt verſtrichenen Win⸗ 
ter bey uns in der Naͤhe gewohnet, und alſo von der Unterweiſung, ſo ich ihnen da⸗ 
zumahl ſchon gegeben bereits einigen Begriff von GOtt und den Himmliſchen 
Dingen gefaſſet hatten. Ich traffe ſie beyde in ſchlechtem Zuſtande an, doch 
konnten ſie noch reden und auf meine Fragen Antwort geben, baten auch GOtt 
an⸗ 


0 Se — 165 


andaͤchtig um Huͤlffe, oder wenn ſie ja ſterben ſollten, fie doch möchten zu feiner 
Herrlichkeit in den Himmel aufgenommen werden. Es ſchiene beſonders der 


eine gantz von GOttes Wort geruͤhret, und danckete mir, daß ich ihn in ſeinem 


ſchlechten Zuſtande hätte beſuchen und ihn unterweiſen wollen. Es lagen auch 
noch einige andere Franck darnieder, ja faſt alle waren vom Huſten und Bruſt⸗ 
ranckheit incommodiret, als welches gantz gewoͤhnliche Kranckheiten bey 
ihnen ſeyn, und viele daran ſterben. Unſer Chirurgus, ſo mit zugegen war, 
gab ihnen zwar einige Artzeney ein, welche ſie doch anfangs nicht gerne einnehmen 
wollten. Wie ich ſie nun alle unterrichtet, reiſete ich wieder nach Hauſe. 
Dien 13. kam das groſſe Both, ſo den Handel zu beſuchen ausgegan⸗ 
gen, wieder nach Haufe, weil ſie wegen des Eiſes, fo noch überall zwiſchen dem 
Lande 8 nicht fortkommen konnten, ſondern wie der umkeh⸗ 
Dien 17. kam das Schiff, fo nach Norden auf den Handel gegangen, 
wieder zuruͤck, und hatte, wegen allzu ſpaͤter Ankunfft, ſchlechten Handel ge⸗ 
than, denn die Holländer ſchon in allen Hafen und Plaͤtzen geweſen, ſo daß nun 


wenig oder nichts vor fie übrig geblieben. Sonſten hatten fie alle Plaͤtze in der 


Diſco Bucht recognofciret, und zwiſchen 68. und 69. Graden einen ſehr fi chö⸗ 
nen und bequemen Platz gefunden , wo ein Logis konnte aufgerichtet werden, 
damit man ſowohl dem Wallfiſch⸗Fang naͤher ſeyn, als auch ſich des Handels 
deſto beſſer zu Nutzen machen konnte, welches das vornehmſte iſt. So brach⸗ 


ten ſie auch eine Probe von Stein⸗Kohlen mit, ſo auf dem Diſco- Land vorgefun⸗ 


den wird. RR kn EN 
Den 25. kamen die 2. Mann vom Lax⸗Grunde nach Haufe , allwo fie 
vor 14. Tagen hingefahren, hatten aber nur 1. und eine halbe Tonne Lay bekom⸗ 
men, weil das Waſſer wegen beſtaͤndigen Regens ſehr groß geworden, und dahe⸗ 
ro die Laxe beſchwerlich zu fangen waren, ſo waren fie auch nicht ſo gluͤcklich ge⸗ 
weſen, etwa ein Renn⸗Thier zu erſchlei chen. 
Den 27. reiſete ich mit dem Schiffer, ſo von dem Nordiſchen Handel ge⸗ 


kommen, zu der bemeldten Stelle nach Oſten zu, welche ich vor die bequemſte 
hielte, eine Colonie daſelbſt anzulegen, damit er auch die Gelegenheit zum Ein⸗ 
lauff der Schiffe beſehen möchte. Es ſtunde ihm der Ort ſehr wohl an, meinete 
auch nicht, daß ein bequemerer und beſſerer in der Naͤhe zu finden ſeyn würde , wo 
die Colonie hin verfeßet werden konnte. Denn ohne die andern Bequemlich⸗ 
keiten fande man auch daſelbſt Leimen und Steine zum Bauen; So noͤthigte uns 
auch der ungeſunde Ort, wo wir wohneten, einen andern Platz auszuſehen, um 
darauf bauen zu konnen wo geſundere Luft war als an der See, auch beſſere Ge⸗ 
legenheit von Land und Waſſer, ſo ie Erfrifchungdienete, 8 5 
| 3 2 en 


166 3 o Aa 
Den 3. Auguſt ging das Schiff wieder vom Lande ab, und machte ſich 
wieder auf die Ruͤckreiſe. Denſelbigen Tag begaben ſich auch 4. Mann in dem 
Meerbuſen Amaralik, um daſelbſt Heu vor das Vieh abzuſchlagen. | 
Den 4. kam einer von den Männern, fo beym Lax-Grunde lagen, mit 3. 
Renn⸗Thieren nach Hauſe, welche ſie allda erleget. % NN 
Den F. reiſete der Kauffmann auch dahin, allwo er biß den 14. verblieb, 
und mit 2. Tonnen Lax und 1. Renn⸗Thier zuruͤck kam 
| Den 15. kamen die nach dem Meerbuſen Amaralik gefendete Leute mit 
dem groſſen Both voller Heu zuruͤck. ro En 
Den 16. fuhr ich, Ammtes halber, auf die Koek-Inſuln, wo ich nur 7. 
Zelten der Wilden antraff, alle die andern hielten ſich noch in denen Meerbuſen 
auf, wohin zu fahren die gegenwaͤrtige Zeit, wegen der unumgaͤnglichen Ver⸗ 
richtungen der Leute, auf der Colonie, mir ſolches nicht verſtatten wollte. 
Den zo. brachten unſere Leute, fo bey dem Lax-Grunde waren, Heu zu 
ſchlagen, 3. Tonnen Lax, und 2. Renn-Thiere mit ſich, fo fie von den beyden 
Maͤnnern daſelbſt bekommen. | 5 | 

Den 3. Sept. beſuchte ich die Gronlaͤnder, fo ſich in dem Sunde Nepi- 

ſet aufhielten, allwo ich nur J. Zelten oder Familien antraff. 8 

Den 8. wurde ein wildes Maͤdgen zu der Colonie gebracht, weil vor 
einiger Zeit einer von unſern Leuten, eine beſondere Inclination zu ihr bekom⸗ 
men, und ſie endlich zu ſeiner Frau haben wollte, worzu das Maͤdgen auch nicht 
unwillig war. Ich hatte zwar vorher meinen Fleiß angewandt, ihn von dieſen 
Vorhaben abwendig zu machen, ihm vorſtellend, wie ohngeraͤumt es waͤre, 
daß er als ein Chriſt ſich mit einer Heydin verehligen wollte; es konnte aber alles 
nichts helffen, und konnte man ihn unmoͤglich perſuadiren, davon abzuſtehen: 
Dahero ich ſie erſt zu der Colonie muſte bringen laſſen, und in Chriſtenthum 
unterweiſen, bevor dergleichen Heyrath erlauben konnte. 

Den 9. kam ein Gronlaͤnder zu mir, und hatte ein Stuͤck Metall bey 
ſich, welches er nach Vorgeben in der Erde gefunden hatte, bey den vorigen 
Haͤuſern der Kablunaker. Es war ein Stuͤck wie das vorige, und zwar von 
dem unterſten Theil einer Glocke, welches ohne Zweiffel eine Kirchen⸗Glocke in 
der vorigen Chriſten Zeiten allda geweſen. 5 

Den 10. wurde das groſſe Both mit einer Chaloupe nach den Han⸗ 
dels⸗Plaͤtzen ausgeſendet. 1 
Den 15. gelangeten einige von unſern gewöhnlichen Nachbahren aus 
dem Meerbuſen an, und wollten nun ihre Winter⸗Quartiere beziehen: denn es 
fing der Winter ſchon an ſich einzuſtellen, und unbeſtaͤndiges Wetter und 
Schnee⸗Steupern einzufallen, wie denn auch den gantzen Sommer e 
ehr 


ſehr ut beſtaͤndiges und ungeſundes Wetter geweſen, daher auch die ie Einwoh⸗ 
ner uͤberall herum, mit Bruſt⸗Kranckheit und Huſten ſehr geplaget waren, und 
vie edaran ſterben muften; wir waren ebenfalls nicht davon befreyet, ſondern 
viele agen darnieder, ſo doch, GoOtt Lob! wieder geneſeten. 
5 Den 18, kam die Chaloupe von den Südlichen Handels⸗Plaͤtzn wie 
0 RD 


Den 20. ging 10 zu denen ehren und laſe ihnen vor. 
90 a: Dien 22. ließ ich meinen aͤlteſten Sohn auf die . fahren, 
0 undm meine Stelle vertreten. 
Br 24. kamen unſere Schützen mit 2. Renn⸗ Thiere nach Hauſe. 
Dien x. Octob. kam auch das groſſe Both von den Südlichen Handels⸗ 
Pl len rück Gegen Abend erhub ſich ein ungeſtuhmes Wetter von Suͤden, 
mit na dermengek 15 welcher den Schnee ſo vor 14. Tagen gefalen, wieder 
en e 
ae Den 7. beſuchte ic Amtes halber, unſere Nachbahren. ER 
en 20. und 21. begab ich mich unter ſelbiger Verrichtung auf die 
ee ; bey der Retour unterwieſe ich noch die Nachbahren auf unſerer 
IJInſul, welche nun mit denen, ſo die Koek- Inſuln bewohneten, 50. a 60. Fa- 
milien ausmachten. Des vorigen Tages kam der Kauffmann auch wieder 
vom Handel nach Haufe, mit dem Fahrzeug voller Speck, und Felle von Renn⸗ 
Thieren, und hatten noch mehr bekommen koͤnnen, wenn es das Fahrzeug haͤt⸗ 
te laſſen i und einnehmen koͤnnen. 
i Den 27. reiſete man wieder mit dem y Sahrjeng aus, Handelſchafft; au 
trei en. 
Den 13. Nov. ließ ich meinen Sohn zu den Gronlaͤndern ſo 1. Meile 
nach Oſten zu wohnen, reiſen, um mit ihnen zu beten. 
Den 134. kamen unſere Leute von Suͤden wieder nach Haufe, waren 
aber groſſe Gefahr unterworffen geweſen, indem fie wegen des beſtandig unge⸗ 
ſtuͤhmen Wetters, daß eine Fahrzeug voller Speck verluſtig gegangen; die Leu⸗ 
* GOtt Lob! ſalviret worden. 
a Den 20. wurde abermahl eine Chaloupe ausgeſendet, Nordwerts nach 
Pifubigme , um zu vernehmen, ob da etwas Speck zu bekommen waͤre. 
| Den 21. veifete ich, Ammtes halber, auf die Koek-Inſuln; da ich 
| den folgenden Tag von einem Hauſe zum andern fuhr, und ſie unterrichtete, und 
wie die Lufft gantz ftille, aber ſehr dick war, erhub ſich auf einmahl ein entſetzlich 
ungeſtuͤhmes Wetter von Suͤden, mit groſſen Schnee⸗Steuper, ſo daß wir 
einander in der Chaloupe nicht ſehen konnten. Wir hatten uns bald zwiſchen 
die Selina und Felſen gegeben, oder auch in die See hinein gehen e 


— 


168 * g 


wo nicht GOttes guͤtige Vorſorge uns an eine Inſul geſetzet haͤtte, da wir zwar 
gut ans Land kamen, allein das Fahrzeug zu bergen, war uns ohnmoͤglich. Denn 
wie das Ungewitter immer mehr zunahm, wurden die Wellen immer groͤſſer und 
gröffer, und hatten bald die Chaloupe an das Land vor uns in Stuͤcken zerſchla⸗ 

en; dahero wir in das Fahrzeug hinein ſteigen, und uns ſo viel moͤglich ans 
Land halten muſten: Und wie der guͤtige G Ott es fuͤgete, daß der Wind etwas nach⸗ 
gab, kamen wir gluͤcklich hinuͤber, auf eine andere Inſul, wo Gronlaͤndiſche 
Wohnungen waren, und allda, GOtt ſey gelobet! gerettet wurden. Wir wa⸗ 
ren kaum bey den Gronlaͤndern unterm Dach gekommen, da der Sturm ſich 
dermaaſſen wieder erhub, daß wir gantz gewiß haͤtten untergehen muͤſſen, wenn 
es uns auf der See uͤberfallen waͤre. Die Nacht uͤber drehete ſich der Wind in 
ea 22 legte ſich; da wir uns denn des Morgens wieder nach Hauſe zu⸗ 
rück begaben. g 

Den 29. kam die nach Piſubigme ausgeſandte Chaloupe wieder nach 
Hauſe; allwo noch mehr Speck zu bekommen war, konnte aber wegen der ſcharf⸗ 
fen Jahres⸗Zeit nicht abgehohlet werden. 

Den 3. Dec. fuhr ich zu den Gronlaͤndern, welche ohngefehr 2. Meile 
Oſtwerts wohneten, welche ich, ſeitdem ſie von dem Meerbuſen zuruͤck gekom⸗ 
men, noch nicht beſuchet hatte. Es befanden ſich allda 2. Haͤuſer, worinnen 
12. Familien beyfammen waren. Ich unterredete mich mit ihnen vom Gebeth, 
und ſagte: was ein glaubiges Gebeth vor eine groſſe Krafft in ſich haͤtte; worauf 
2. hervor kamen, und meine Rede bekraͤfftigten, ſagende: daß ſie die Wahr⸗ 
heit davon vernommen, wie denn ein jeder berichtete, was ihm begegnet. Der 
eine ſagte: daß er verwichenen Sommer, in feinem kleinen Both gantz vor fi 
ſelbſt auf eine Inſul gefahren, und da er ans Land gegangen, habe er das Bot 
mit ſich ans Ufer gezogen; wie er nun ein Stuͤck Weges in die Inſul hinein ge⸗ 
gangen, waͤre Mittlerzeit das Waſſer gewachſen, und ſein Both vom Lande 
abgetrieben, woruͤber er ſehr angſt und bange geworden waͤre, weil keine Leute 
daſelbſt gewohnet, zu denen er fich hätte wenden koͤnnen; da hätte er an meine 
Lehre gedacht, daß ich geſaget: wenn man an GOtt glaubete und ihn um etwas 
bathe, fo geſchehe es ꝛe. Dahero er auch zu GOtt gebetet, daß doch fein Both wie⸗ 
der zu ihm moͤchte ans Land kommen, ſonſten muͤſte er ja vor Hunger ſterben. 
Welches denn auch geſchehen, und ſeye das Both biß auf ein klein Stuͤck wieder 


ans Land getrieben kommen, worüber er ſehr erfreuet worden und GOtt dafuͤr 

edancket habe. Der andere erzehlte auch, wie er einmahl in groſſer Leibes-Ge⸗ 

ahr geweſen, indem es wenig gefehlet, daß ihn nicht ein See-Hund umgeriſſen, 

indem die Linie, womit er den Harpun in den See⸗Hund geſchoſſen, unrecht vor 

ihn gekommen, und an ſeinem Both feſt ſitzen geblieben, ſo daß er, da der 525 
un 


Hundt der Tinte weggelauffen, damit umgewẽ [Bet waͤre: da er denn auch an 

und an ſeinen Sohn gedacht und ihn um Huͤl ffe gebeten: GOtt habe ihm 

auch geholffen, denn da der Harpun wieder aus dem See⸗Hund heraus gefahren, 

haͤtte er ſich ſelber wieder aufrichten koͤnnen und das Leben erhalten. Sie ver⸗ 

wunderten ſich alle uͤber dieſer beyden Erzehlung, und ſagten: daß wo ſie in Noth 
gerathen ſollten, wollten fie G Ott anruffen, weil der fo mächtig zu helffen waͤre. 

Den 5. ging ich zu unſern Nachbahren auf der Inſul, und betete mit 


ihnen. 

Den 15 beſuchte ich abermahl, Ammtes halber uns ere Nachbahren, und 

laß ihnen von den Evangeliis vor, ſo ich uͤberſetzet hatte, welches ſie denn mit ge⸗ 

es Andacht anhoͤreten, zumahlen da ſie die Wunder Chriſti hoͤreten, konn⸗ 
h nicht genug verwundern. Ich verblieb die Nacht über bey ihnen, und 


des es Morgens machte ich mich wieder nach e e a mit a Del | 


— Gronländer Ae Jahr. 


3 Anno 1728. 95 
2 Deich wie ſich das alte Jahr mit ſehr unbeſtändigen Wetter beſchloſſe 3 fü o be⸗ 


pen, nebſt ziemlichen Froſt anzufangen, fo daß auch der Sund auſſen 
vor der Colonie zugefrohren war, und man mit keinem Fahrzeug hinaus kom⸗ 
men konnte. 
a Den 14. Januarii, nachdem das Eiß ausgebrochen, reiſete ich zu den 
Gronlaͤndern auf den Koek-Snfuln, und den 16. dito langete ich wieder zu 
Hauſe an. So war auch ſelbigen T Tag der Kauffmann unſere Nachbahren beſu⸗ 
chen gegangen, unter welchen ſich ein alter Schalck gefunden, welcher fich ver⸗ 

lauten laſſ en, daß ihnen des Kauffmanns Beſuch ſehr angenehm waͤre, denn 

er nicht Ane, ihnen den Kopff mit muͤhſahmen Leſen zu zerbrechen, wie der Prie⸗ 

ſter thaͤte, wovon ſie doch nichts glaubeten: Da ihm aber der Kauffmann vor 
ſolche aͤrgerliche Rede ein paar Ohrfeigen gab, entſchuldigte er ſich, und ſagte: 

es waͤre nicht ſein Ernſt geweſen, welches aber kaum zu glauben ſtunde, denn er 


wohl eher ſeines Hertzens Meynung dadurch offenbahrete. Don den übrigen 


bekamen wir nachgehends zu hören, daß fie wegen feiner uͤblen Rede gar nicht zu 


frieden waren; wie ſie denn auch vor dem obgemeldten Peek ſich verlauten laſſen: 


daß er wie ein Kind, und nicht als ein alter verſtaͤndiger Mann geredet; und der 
Miieſter lte wehl gdencken, daß ſie alle ſo, wie er waͤren. 

Den 18. als den 2. Sonntag nach heil. 3. Koͤnige, wurde Peck nebſt 
feine Frauen da ſie zuvor einige Zeit in 5 Chriſtlichen 1585 unterrichtet wor⸗ 


| 5 gunnte auch das Neue mit ſtuͤrmiſch und unſteten Wetter Schnee ⸗Streu⸗ 


den, 


170 2 „ Ehe 


den, der heil. Tauffe theilhafftig gemacht, als welche fie mit geziemender Anz 
dacht annahmen, und ſelbſt ihr Chriſtliches Bekaͤnntniß vor unſerer kleinen Ver⸗ 
ſammlung ablegeten, und auf alle Chriſtliche Lehr⸗Fragen zur Genuͤge antwor⸗ 
teten. Ihm wurde der Nahme Chriſtian, und ihr der Nahme Chriſtina bey⸗ 
geleget. Ich hatte zwar zuvor die Nachbahren invitiret, bey dieſer Verrich⸗ 
tung zu erſcheinen, in Waopag z es koͤnnte einige Eindruͤckung bey ihnen ma⸗ 


chen, wie aber dieſen Tag das Wetter ſehr ſchlecht war, fanden ſich nur einige 


Knaben ein. 

Die obberegte Perſohn von unſeren Leuten, ſo eine Inolination vor 
das Gronlaͤnder Maͤdgen bekommen, geriethe dieſer Tage in groſſe Melancho- 
lie und Unruhe, und zwar wegen ſeines ungoͤttlichen Wandels, ſo er vorhero 
gefuͤhret, dahero er in eine Gewiſſens⸗Angſt und groſſe Betruͤbniß gerathen war. 
Wie ſich nun ſeine Frau uͤber ſolche ungewöhnliche Stellungen und Raſereyen ſehr 
erſchreckte, bath ſie um Erlaubniß, ſich fo lange zu den Ihrigen zu begeben, wel⸗ 
ches ich ihr denn auch verſtattete. Unterdeſſen war dieſer betruͤbte Menſch eine 
Zeitlang in einem ſehr elenden Zuſtande, endlich aber wurde er mit GOttes 
0 und ſeiner Gnade getroͤſtet, und GOtt Lob! wieder ein wenig zurecht 
gebracht. 


worunter ſich der obbemeldte alte Schalck befande, welcher zum Kauffmann ge⸗ 
ſaget, daß fie meiner Lehre uͤberdruͤſſig waͤren; er kam alſo zu mir, und ſagte: 
er hätte es nur aus Kurtzweil geſprochen, ich möchte des falls nicht böfe uber ihn 
ſeyn. Ich beſtraffete beydes ihn und die andern, ſagend: daß ſie wohl in mei⸗ 
ner Gegenwart ſich fo ſtelleten, als wenn fie GOtt vertraueten und ihn liebeten, 
in meiner Abweſenheit aber, verhielten ſie ſich gantz anders. Sie ſagten insge⸗ 
ſammt Nein! hierzu, und verſicherten, daß ſie GOtt ohne falſch vertraueten und 
ihn fuͤrchteten, ꝛe. Vorigen Tages verbliebe einer von den Wilden ihren Knaben, 
welche bey uns im Haufe waren, und nun feine Freunde auf den Koek. Inſuln 
zu beſuchen, gefahren war, daſelbſt die Nacht uͤber. Bey ſeiner Zuruͤckkunfft 
erzehlete er uns eine beſondere Begebenheit, daß nemlich eines Mannes ſeine Frau 
von unſer Inſul, welche ſich vor eine weiſe Frau ausgegeben, daſelbſt mit ihrer 
Kunſt eine Perſohn curirete, welche einen boͤſen Fuß hatte, und nicht gehen 
konnte, und zwar auf folgende Art: Sie ſetzte ſich nieder und hexete uͤber ſein 
Bein, ſaugete ſo lange daran biß fie ein Loch hinein bekommen, hernach zoge 
fie einige Stücken Felle und Daͤrme heraus, ohne daß Materie oder Blut her⸗ 
aus gekommen; der Fuß aber waͤre gleich wie zuvor wieder heil geworden, daß 
man nichts daran ſehen koͤnnte. Dieſes gab er vor eine groſſe Wahrheit aus, denn 
fo wohl er, als andere mehr, hätten es mit angeſehen; und ſolche Curen verrich⸗ 

te⸗ 


Den 27. ging ich in die Nachbahrſchafft, und laß denen Wilden vor, 


5 
— ur 2 


teten ihre Angekuten und Weiſen ſehr offte. Zu einer andern Zeit traff auch 
bemeldter weiſen Frauen ihr Mann, einen von unſern Gronlaͤndern auf der See 
an, welcher ihn gebeten, mir zu 15 doch möchte gegen 2. Hexen⸗ 
Meiſter behuͤlflich ſeyn, welche, da ſie gehexet, Pfeile in feine Seele geſchoſſen 
hätten, und dahero befuͤrchten müfte, daß er bald ſterben würde, Ihrem Vor⸗ 
geben nach, hat es damit folgende Bewandniß: der Hexen⸗Meiſter ſitzet im 
duncklen und hexet, indem deſſen Seele, ſo er boͤſes anhaben will, zu ſich ruffet, 
welche auch zur Stelle kommen ſoll, und von dem andern deutlich an ihre Stim⸗ 
me zu erkennen ſey; worauf der Hexen⸗Meiſter mit feiner Lantze nach ihr ſchieſ⸗ 
ſet, trifft er nun die Seele, ſo ſoll er ihrem Vorgeben nach, kuͤnfftig nicht mehr 
zunehmen koͤnnen, ſondern in kurtzer Zeit wie ein Schatten vergehen und ſterben. 
Von ſolchen und dergleichen thoͤrigten Einbildungen, ſind die Leute ſehr einge⸗ 
nommen; woran die ſo genannten Angekuter allein Urſache ſind, als welche 
den andern viele Luͤgen einbilden, und viele Aeffereyen vor ihnen treiben, wor⸗ 
unter fie bloß ihre eigene Interefle ſuchen, weil fie nur dergleichen in Anſe⸗ 
hung ei ner Bezahlung, ſo ſie von den andern dafuͤr zu gewarten, zu 
thun pflegen. Nachdem ich nun ihre Luͤgen und Betruͤgereyen offenbahret, 
und ihnen gedrohet, duͤrfften ſie ihre Narren⸗Poſſen nicht mehr ſo 
öffentlich treiben, wie zuvor, dahero ihre Kunſt immer mehr und mehr ins Abs 
eee ſintemahlen die meiſten nun verſtehen, daß ſie mit puren Luͤgen 
Dten 3. Febr. reiſete der Kauffmann zu den Gronlaͤndern im Baals-Re- 
vier, um mit ihnen zu handeln; meinen Sohn ließ ich auch mit ihm gehen, daß 
er vor den daſigen Einwohnern etwas leſen moͤchte. Das Ende ſo wohl des 
Januarü als Anfang des Februarii war ſehr ſchöͤn, denn die Lufft war fo klar und 
milde, als ſie nicht im Fruͤh⸗Jahr haͤtte ſeyn koͤnnen. 20 
Dien 1. hatte ich zwar beſchloſſen zu den Gronlaͤndern auf die Koek- 
Inſuln zu reiſen, allein ich muſte wegen entſtehenden Sturm und Ungewitter wie⸗ 
der zuruck kehren; unterdeſſen ging ich zu unſeren Nachbahren, und laß ihnen vor, 
und wie die obgemeldte weiſe Frau, fo eine wunderbahre Eur an eines Gronlaͤn⸗ 
ders feinem Bein auf den Koek. Inſuln ſolte gethan haben, in einem dieſer Haͤu⸗ 
fer ſich befande, ſuchte ich ſie zu uͤberreden zu uns zu kommen, und auch einen von 
unſern Leuten zu curiren, welcher ein böfes Bein hätte, damit ich nur ihre Kunſt 
robiren und zu wiſſen bekommen konnte, wie fie ſich dabey anftellete, und was 
ur Narren⸗Poſſen fie gebrauchete, als womit fie die andern fo meiſterlich zu betrie⸗ 
gen und zu vexiren wuſte. Anfangs waͤgerte ſie ſich zu kommen, aus Furcht, es 
moͤge . ſie abgehen, und dagegen ihr etwas Boͤſes von mir wiederfah⸗ 
ren, dieweil ich zuvor gedrohet, Diejenigen 05 zu ſtraffen, fo ſolcher Kuͤnſte ſich 
r usa Y-2 be⸗ 


172 0 Gehe 
bedienen würden. Allein, als ich ſagte: ihre Mühe follte ihr gut bezahlet werden, 
ließ ſie ſich bereden. Wie ſie denn auch den 17. unter Begleitung ihres Mannes 
und anderer Nachbahren mehr zu uns kam. Ich ließ den Patienten ſo gleich her⸗ 
holen, welchem fie befohle ſich wieder auf die Erde zu ſetzen; hierauf faſſete fie ihm 
beym Bein, bließ darauf, mumlete und hexete drüber und machte dabey naͤrriſche 
Geberden legte ſich über den Fuß und ſaugete daran. Hierbey obſervirete ic), 
daß ſie einige Stuͤcke Saͤhnen oder Gedaͤrme in ihren Mund geſtopfet, welche ſie 
uns einbilden wollte, wie ſie ſchon bey andern gethan, daß ſie ſolche aus dem Beine 
heraus ſaugete, und damit hielte ſie beyde Haͤnde zuſammen, uͤber das Bein her, 
auf welchem ſie ſaugete, damit ſie die Saͤhnen, ſo ſie im Munde hatte, verbergen 
koͤnne. Ehe ſie aber noch zu ihrem Zweck kommen konnte, riß ich ihre Haͤnde von 
dem Beine weg, unter welchen ſie die Saͤhnen verborgen hatte, und offenbahrete 
dadurch ihre Betriegerey, und machte alle ihre Gauckeleyen zu Luͤgen, als womit 
fie ihres Gleichen fo lange her vexiret hatte. Ich drohete ihr alſo, die Warheit zu 
bekennen, und in aller Gegenwart zu geſtehen, daß fie mit dem, ſo fie auf den Koek⸗ 
Inſuln curiret, eben ſo zu Werck gegangen ſey. Alſo bekam ſie ihre verſprochene 
Bezahlung auf den Puckel, nebſt beygefuͤgter Drohung, daß wofern ſie noch meh⸗ 
rere dergleichen Poſſen practiciren würde, fie noch härter dafür ſollte geſtraffet 
werden. Die andern ſchaͤmeten ſich alle mit ihr, daß fie fo offenbahrlich in ihrer 
Kunſt beſchaͤmet wurde, und gingen insgeſammt nach ihren eigenen Wohnungen. 
. kan man alſo zur Gnuͤge erſehen, was es mit der Gronlaͤnder ihrer Hexen⸗ 
unſt vor eine Beſchaffenheit habe, daß nemlich folche in bloſſer Einbildung ohne 
erfolgenden Effect beſtehe; gleichwohl ſind die dummen Leute fo leichtglaubig, daß 
ſie nicht im geringſten der Angekuker ihre betriegeriſche Kunſt unterſuchen und 
nachdencken, ob ſchon in der That nichts daraus erfolget. f 15 
Den 18. gelangeten die, ſo nach dem Baals-Revier gefahren waren, 
wieder zu Hauſe an, nachdem ſie meiſtens alle beſuchet hatten, und mehr als 60. 
Familien vorgefunden. 


Den 23. und 24. war ich auf den Koek⸗· Inſuln, und laſe ihnen vor, her⸗ 


nach erzehlete ich ihnen die oben beruͤhrte Paſſage, und wie ich dieſer Hexen ihre er⸗ 
logene Kunſt offenbahr zu Schanden gemacht, gab ihnen anbey zu verneh⸗ 
men, daß fie bißhero fo einfaͤltig geweſen, und dergleichen nicht beſſer nachgedacht 
haͤtten. Sie verwunderten ſich alle daruͤber, und geſtunden, daß ſie groſſe Luͤge⸗ 
ner waͤren. Von mir aber ſagten ſie: ich waͤre gegen ſie gerechnet, nicht ſo leicht⸗ 
glaubig, und lieſſe mir ſo leicht nicht etwas auf den Ermel binden. Diejenige 
Perſohn, ſo die weiſe Frau curiret hatte, befragte ich, ob fie denn nun an ihrem 
Fuß geneſen, ſeit dem ſie bey ihr geweſen? Nein! antwortete ſie, es waͤre mit ihr 
noch ſo ſchlimm wie zuvor. | 0 Ü D 

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— 2 * 


5 0 Se 173 


— 


* 


Den 2. Martii reiſete der Kauffmann nebſt 2. Chaloupen Nord⸗ 


\ 


werts nach Piſubigme, um daſelbſt zu handeln. 


Deen 4. beſuchte ich unſere Nachbahren, vermöge meines Amtes. 
Den 10. kam der Kauffmann wieder von Norden zurück und brachte bey⸗ 


\ 


de Fahrzeuge voller Speck mit. 


Dien 14. kam einer von den Koek · Inſuln zu uns, und berichtete, daß den 
vorigen Tag ein kleiner Knabe von ihnen wäre weggekommen, da er auf der See 
am Lande gefiſchet hätte , ſo daß fie weder Both noch ſonſt was wieder gefehen; 
ohngeachtet es gantz ſtille und gut Wetter geweſen, dahero fie nicht glaubten, daß 
er in der See ertruncken ſey, ſondern zu vermuthen ſtuͤnde, daß ihn die unterirrdi⸗ 


ſchen weggeſchnappet hätten, welche fie in ihrer Sprache Ignarſuit nennen, denn 


ſie pflegten ſolches öffters zu thun, daß man hernach nicht wuͤſte, wo die Leute hin⸗ 


kaͤmen. Ich bath ihn, mir zu ſagen, was er denn meinte, waß die Ignarſuit vor 


welche waͤren? fo ſagte er: Es waͤren nicht diejenigen, von welchen ich geſaget, 
daß ſie die Gottloſen in der Hoͤlle peinigten, ſondern es waͤren unſichtbahre Leute, 


ſo in der Erde und in den Gebirgen wären, und ſich nur bißweilen ſehen lieſſen, und 


die würden von ihnen Ignarſuit geheiffen, denn fie gantz feurig ausſaͤhen, und da⸗ 
hero nur im Dunckeln konnten geſehen werden. Wie denn auch bey uns ſolche 


Leute ſich befinden, welche mit dieſer Meinung von den Unterirdiſchen eingenom⸗ 


men ſeyn: Ich lehrete ihn aber dargegen, daß dieſe Meinung falſch waͤre, denn 


dasjenige, was ſich bißweilen fo ſehen laͤſſet, find nicht beſondere Leute unter der 


weil die Fahrzeuge ſich ſo leck befunden und geborſten, daß fie vor dieſes mahl die 


Winter⸗Juartieren heraus zu ziehen, u bereits einige von den Koek Inſuln 


Gronlaͤnder. Unterdeſſen war der verſtrichene Monath ſo ſtreng mit Kaͤlte ge⸗ 


Erden, ſondern Teufel, welche uns zu erſchrecken ſuchen, doch ſollen wir uns 
nicht dafuͤr fürchten, wenn wir nur GOtt vertrauen, als welcher uns von feinen 
Engeln allezeit bewachen laͤſſet. ete. 45 1 1 
Dien 22. reiſete des Kauffmanns fein Alliſtent mit dem groſſen Both 
und 2. Chaloupen aus, den Handel zu verſuchen, kam aber den 25. wieder zurück, 


Reiſe nicht fortſetzen konnten. 7 8 55 5 
Den 1. Ayril beſuchte ich abermahl, Ammtes halber, unſere benachbahrte 

weſen, als es faſt den gantzen Winter nicht war. 1585 | 

Dien 6. April kamen einigevondenKoek-Xnfuln zu uns, und berichte⸗ 


| 

| 
ten, daß ſie bereits 2. Schiffe nach Norden zu hatten vorbey gehen feben. ö | 
Dien 10. kamen unfere Leute erſtlich wieder zurück, von den Handels⸗ | 
— 5 das Wetter war ſeit ihrer Abweſenheit ſehr ſchlecht und unbeſtaͤndig | 
Den 14. weil anjetzo die Gronlaͤnder in Bewegung ſtunden, aus ihren 
| 

| 


mit 


174 * o g | 
mit ihren Zelten in der Nähe angekommen waren, fuhr ich zu ihnen, und laß ihnen 
vor. Unter den Gronlaͤndern, fo in den Koek-Inſuln wohneten, befand ſich ei⸗ 
ner, welcher nach ihrer Weiſe ein ſehr eſtimirter und wohlhabender Mann war, 
und dabey von ſehr luſtigen Humeur, nachdem dieſer gehöret, daß in unſerm Land 
ein vornehmer Herr war, welchen wir einen König nenneten, und über andere re⸗ 
gierete, vermeinte er gleichfalls ein König über die andern Gronlaͤnder zu ſeyn, oder 
doch wenigſtens fie zu uͤbertreffen; denn ſo offt ich bey ihnen war und fie lehrete, 
munterte er alle die andern auf, daß ſie auf meine Unterweiſung Achtung geben 
ſollten, er ſtraffete ſie auch, und redete denjenigen zu, welche leichtſinnig waren und 
nicht Achtung geben wollten. Er fuͤhrete allezeit das Wort vor die andern, wenn 
ich ſie fragte, und begehrete von allem Bericht, was er nicht wuſte noch verſtehen 
konnte. Dieſer Mann, ſage ich, war mit Tode abgegangen, da er zuvor mit 
Bruſt⸗Schwachheit, welche überall grasſirete, behafftet geweſen. Seine Toch⸗ 
ter, ſo ſein einiges Kind war, und welche wir zum Kurtzweil Princeſſin nenneten, 
kam zu uns, und begehrete bey uns zu verbleiben, denn ſie haͤtte Luſt kuͤnfftigen 
Sommer mit nach unſerm Lande zu reiſen, uns unſerm Koͤnig und Koͤnigl. Kinder 
zu ſehen, von welchen fie, fo viel Ruhmwuͤrdiges haͤtte erzehlen hoͤen. Wie ich 
mir nun die Hoffnung machte, es wuͤrden die hohen Koͤnigl. Herrſchafften ein als 
lergnaͤdigſtes Belieben daran haben, wenn ſie ſolche ſehen würden, ſo nahm ich 
ſie ſo lange auf und an, unterwieſe ſie bey Gelegenheit fleißig in der Chriſtlichen 
Lehre, um ſie zu der heil. Tauffe zu prepariren, ehe ſie noch wuͤrden weggehen. 

en 19. kamen unſere Leute wieder zurück, weil ſie wegen des vielen Eiſes, 
fo fie 6.0 8. Meile nach Süden angetroffen, wieder umwenden muͤſſen, denn das 
gantze Land war damit bedecket geweſen, daß ſie nicht weiter kommen koͤnnen; wie 
ſich ſolches auch je mehr und mehr der Colonie nahete, und von einen ſtarcken 
Suͤden⸗Wind ans Land getrieben wurde. za 
Den 21. beſuchte ich die Gronlaͤnder, ſo ſich im Sunde Nepiſer, Ro⸗ 
chen⸗Fiſche zu fangen, aufhielten, woſelbſt bey 100. Familien von den da herum 
wohnenden ſich verſammlet hatten, und in Zelten wohneten. Ich ſtellete fie in ges 
wiſſe Hauffen, und laß ihnen vor. | | 
Den 22. reiſete der Kauffmann mit dem groſſen Both und 2. Chalou- 
pen nach Norden auf den Handel, weil ſonſten keine Apparence war vor dem 
Eiſe weiter zu kommen. | : | 
Den zo. kamen die von dem Handels-Plaͤtzen, mit dem Fahrzeug voller 
Speck, nach Hauſe. | 
Den 3. May war ich wieder in dem Sunde Nepiſet bey den fremden 
Gronlaͤndern, und unterwieſe fie, von welchen aber ſchon viele wieder weggefah⸗ 
ren waren. Gleich bey meiner Ankunfft ſturbe eine Frau nnen 
über 


bende, daß keiner einen Todten anruͤhren muͤſte, ohne derjenige fo ſolchem am nech⸗ 
ſten angehoͤrete, doch folgeten ſie ihm mit halffen ihm ſolche begraben und 


2 o S 175 


überein groſſes Heulen und Schreyen unter den Freunden entſtunde. Nachdem 

1 ufgehdret mit Weinen nahm ſie der Mann und wickelte ſie in ein reines Fell, 
muſte fie denn gantz allein auf den Ruͤcken nehmen und ſie wegtragen. Ich ſagte 
zwar zu den Freunden, ſie ſollten ihm tragen helffen, allein ſie wollten nicht, vorge⸗ 


Steine auf ihr Grab legen, 


Dean F. gingen die Fahrzeuge wieder nach Norden hin um daſelbſt zu 


handeln. Sie kamen aber den 6. wieder zurück, weil nun kein Speck mehr zu ber 
kommen war. | 1 5 


. wurde uns von Ott ein Schiff von unſerm Vaterlande zugeſen⸗ 
det, welches Nordwerts zu handeln deſtiniret war; ſo waren wir uns auch 


noch eines vermuthen, ſo von Bergen kommen ſollte. Bey deſſen Ankunfft wur⸗ 


de mir communiciret, daß Seine Koͤnigl. Maj. groſſe Gnade haͤtte, das Gron⸗ 


laͤndiſche Deſſein ſortzuſet zen. ea 
Den 20. nachdem das Guth, ſo auf der Colonie follte abgeleget wer⸗ 


den, uͤberbracht war, ging der Schiffer wieder unter Seegel nach Norden zu. 


Den 21. beſuchte ich die Gronlaͤnder im Sunde Nepiſet, welche aber 


anjetzo nur in geringe Anzahl waren. 25 5 | 
Den 31. ließ ich einige von unſern Leuten nach dem Ort, welchen vori⸗ 
ges Jahr mir auserſehen, und zur Aufrichtung einer beſtaͤndigen Colonie be⸗ 
bequem erachtet hatte, um daſelbſt Steine zum Bauen zu brechen. | 
Den 3. Junii gelangete das andere Schiff, ſo wir von unſerm Vater⸗ 
lande vermuthen waren, auch an. Aus denen Briefen, ſo ich dabey erhielte, 
wurde ich verſtaͤndiget, daß Ihro Koͤnigl. Maj. aus beſonderer Gnade und Ei⸗ 


fer, zu Fortſetzung der Gronlaͤndiſchen Million, allergnaͤdigſt veranſtaltet hätten, 


ein Schiff nebſt einer Galliote zu armiren, welche zu uns ans Land kommen, und 
die abgebrannte Logie bey dem Sunde Nepiſet wieder aufzurichten. a“ 
Den 9. fuhr ich mit dem letzt angekommenen Schiffer hin, zu unſern 


Arbeits⸗Leuten, und gab ihnen einen Grund⸗Niß zum Hauſe, welches ſie von 
Stein und Leimen, 27. Ellen in der Laͤnge, und 16. Ellen in der Breite, aufrichten 


ſollten. . | A 
Den ı1. gelangeten eine ziemliche Menge Gronlaͤnder an, welche zwi⸗ 
ſchen 60. und 61. Grad von Suͤden her kamen; deren einige beſſer nach Norden 


zu reiſen geſinnet waren, um bevorſtehenden Winter allda zu verbleiben. Dieſe 
erzehleten, daß vor 2. Jahren Leute bey ihnen geweſen, ſo von Suͤden gekommen 
und groſſe Wallſiſch⸗Aexte mit ſich gebracht hätten, welche fie mit ihnen gegen 
andere Sachen, ſo fie von ihnen verlanget, getquſchet haͤtten. e 
5 en 


| „2 0 e 
chen Schiffe ſagten fie, pflegten anjetzo auch nach Süden zu fahren: weiter a r 
wuſten ſie nichts von der Beſchaffenheit des Orts, oder der Einwohner zu be⸗ 
richten. Das Eiß anlangend, ſo da ans Land treibet, gaben ſie die Nachricht: 
daß gleich im Fruͤh⸗Jahr, wenn das Eiß loß gehet, ſolches am Lande auf der 
Oſter⸗Seite vorbey, und hernach von einem Suͤden-und Weſten⸗Wind gemei⸗ 
niglich ans Land getrieben werde, ohngefehr aber im Junio oder Julio-⸗Monath 
ging ſolches wieder weg, von welcher Zeit an das Land gantz von Eiß, auch der 
Seite nach Weſten zu, befreyet waͤren; weil zu der Zeit der Norden⸗Wind faſt 
beſtaͤn dig zu wehen pfleget. | 7 
Den 23. ging das letzt angekommene Schiff wieder zuruͤck nach dem 
Vaterlande. Noch ſelbigen Tages gelangeten 2. Schiffe, ſo von Ihro Maj. 
dem König ausgeſendet waren, bey uns an. Gegen Abend kam noch eine Cha- 
loupe zu der Colonie, ſo von dem Koͤnigl. Schiffe, Morian genannt, und 
auſſen vor dem Wall nach Suͤden zu lag, geſendet worden, um ſich zu erkundi⸗ 
gen, wo eigentlich die Colonie angeleget waͤre. a | 75 
Den r. Juli gelangete auch das Koͤnigl. armirte Schiff an, welches 
von Capitain Müllenfort commendiret wurde. Wie groß die Koͤnigl. Gnade 
und Vorſorge, zu Fortſetzung dieſes Wercks, geweſen, war aus den anſehnli⸗ 
chen und koſtbahren Anſtalten, ſo hoͤchſtbemeldte Ihro Koͤnigl. Maj. vor dieſes 
Jahr verfaſſen zu laſſen, allergnaͤdigſt geruhen wollen, zur Gnuͤge zu erſehen. 
Denn es ſollte nach allergnaͤdigſten Koͤnigl. Willen, ein Fort nebſt behöriger 
Garniſon, zu Beſchuͤtzung der Colonie, allda aufgerichtet werden, worauf 
die reſpective Officiers commandiren ſollten, fc. Major Paars, als Gou- 
verneur uͤber das Land, Capitain Landorp, als Commendant, nebſt 
vielen andern Ofhcianten und Bedienten. 
Ihro Koͤnigl. Majeſt. hatte auch allergnaͤdigſt einige verheyrathete Per⸗ 
ſohnen uͤberſenden laſſen, fo theils freywillige, theils auch aus den Caftellen und 
Kinderhauſe genommen und zuſammen copuliret worden: in der allergnaͤdigſten 
Intention, daß das Land durch fie ſollte bevölckert und eine rechte Colonie anges 
leget werden. Sonſten war die Galliote allergnaͤdigſt deſtiniret zu Waſſer zu 
recognoſciren, zu Lande aber waren Pferde darzu uͤberſendet worden, welches 
letztere doch gantz impracticable war. | * 
Den 4. Julii begab ſich der Gouverneur nebſt dem Schiffs⸗Capitain 
und Commendanten Landorp nebſt andern Officianten, zu dem neuen Bau⸗ 
Platz, um ſelbigen in Augenſchein zunehmen. | Na 
Den 14. wurde das Schiff Morian zu der neusangelegten Colonie ge⸗ 
bracht, um daſelbſt zu loſchen, ſo wurde auch die Loſch-Galiote gebrauchet, die Ma- 
Bun und dergleichen zu transportiren, fo auf der alten Colonie en 
wor en. 9 en 


\ 3 0 Se 177 
bd» — =” . — — 
Dien us kam des Gronländers Chriſtian feine Frau mit einer jungen 

-ochter ins Kind⸗Bett. An ſelbigen Tag retournirete das Schiff, von 
Printz Chriſtian genannt, vom Nordiſchen Handel zuruͤck, woſelbſt es einen 
. gethan hatte. Sie erzehleten, daß ſich die Nordiſchen Gron⸗ 
laͤnder beklaget hatten, wie daß einige fremde Schiffe, ſo da auf den Handel 
er waren, 3. Wallfiſche von ihnen geraubet hatten; weil ſie nun gehoͤret, 
Ben König ein fo mächtiger Herr wäre, und die Leute fo er ausgeſendet, fo 

rtig wären, und ihnen keine Uberlaſt machten, ſo bathen ſie ihn, er möchte fie vor 
dergleichen Überfall beſchuͤtzen, daß fie ihres Gutes nicht beraubet wuͤrden, oder ih⸗ 
nen, wie gewöhnlich ‚allerhand Ubels zugefuͤget wuͤrde. Dahingegen waͤren fie 
willig und bereit, den Koͤnigl. Leuten allen Speck zukommen zu laſſen, fo fie nur 
entbaͤhren konnen. | e 
Den 17. reiſete ich mit dem Schiffer zu der neuen Colonie, um da⸗ 
ſelbſt dem Rath beyzuwohnen, und einen endlichen Schluß zu faſſen, wie es 
nemlich mit Fortſetzung feiner Reiſe ſollte gehalten werden. Da denn vom 
ſaͤmmtlichen Rath beſchloſſen wurde, daß weil es ohnmoͤglich ſchiene, noch 
bor dem Winter fo viele Haͤuſer in Stand zu ſetzen, als fo wohl zu Conſervi⸗ 
rung der Leute und des Proviants vonnoͤthen waͤren, das Schiff alſo den Win⸗ 
ter uͤber da verbleiben muͤſte/ um einige Leute und Proviant zu ſich zu nehmen, wel 
ches ſonſten ohnverſchloſſen verderben muͤſte. f 

Dien 19. wurde des Gronlaͤnders Chriſtian ſein Kind getauffet, und 
nach Ihro Majeſt. der Koͤnigin Anna Sophia genannt. 

Dien 24. begab ich mich wieder zu der neuen Colonie, woſelbſt ich biß 
den 28. verweilete, und dem Rath, wegen nothwendig verfaſſenden Anſtalten, 

beywohnete; da denn beſchloſſen wurde, daß die neue Colonie den Nahmen 
Hoffnung, gleich wie die alte, behalten ſollte. Sintemahl man nun der gewiſſen 
Hoffnung leben konnte, daß dasjenige fo Ihro Königl. Majeſt. hoͤchſt⸗ruͤhmlichſt 
angefangen, auch ferner G Ott zu Ehren, und fo vieler blinden Menſchen zur Er⸗ 
leuchtung und Seligkeit gereichen wuͤrde. N „„ 
Den 1. Auguſti als an einem Sonntage, wurden 3. junge Gronlaͤnder 

2. Knaben und 1. Maͤdgen, welche bey uns im Haufe waren, des hochwuͤrdigen 
Sacramentes der Tauffe theilhafftig gemacht, welche fie mit geziemender De- 
votion zu aller beyſeyenden reſpective Freunde vergnuͤgt annahmen, nachdem 
ſie zuvor in ihrer eigenen Sprache das Glaubens⸗Bekaͤnntniß abgeleget. Der 
ältefte Knabe wurde Car! genannt nach Ihro Koͤnigl. Hoheit Print Carl gott⸗ 
feel. Andenckens. Der andere bekam den Nahmen Daniel, und das Maͤdgen 
Sophia Magdalena, nach damahliger unſers allergnaͤdigſten Eron⸗Printzens 
Gemahlin. Dieſe 3. Neu⸗gewordene 8 benebſt dem Chriſtian 15 ſeiner 

4 a Frauen, 


Sean, wurden von den dender dem Capit⸗ 
zuſenden, zumahlen da Ihro Koͤnigl. det, on bem ain ſelbſ 
ein Paar Gronlaͤnder mitzubringen verlanget hatten; über dieſes hatten ſie auch 
ſelbſten Luſt mitzufahren und unſer Land zu beſehen. 2 Anbey befande i 
lich meinen aͤlteſten Sohn mitzuſenden, um ſo wohl feine bißhero Bes 
dia wieder fortzuſetzen, als auch den üͤberſandten mann ende Hand zu 
gehen, und dean gaben nee unterweiſen. Aid A un 2 2 
Den 3. gabe ich nebſtmeiner Frauen, unſerem | 
Gronläͤndern das! Geleite, auf das Schiff Morian, diewel der Capitain ſchon 
Seegelfertig lag, auch den o. vom Lande abging, da ich mich denn nebſt meiner 
Frauen wieder zuruͤck nach der Coloniebegab. nein el 
Den 12. reiſete ich wieder nach der neuen Colonie, dem 
benzuwohgen. e e t eee eee eee | 
Den 15. begab ic mich wieder zurück dalch denn, die auf dem Wo 
antreffende Gronlaͤnder zugleich unterrichtete. in rn 
Den 24. kam der Gouverneur von der neuen Colonie zumir, um mit 
mir von einigen Sachen der Colonie zu reden. 
Den 2p. fuhr ich mit ihm zuruͤck und verblieb daſelbſt biß den 3 1 dito, 
da immittler Zeit ein Soldat mit Tode abging und begraben wurde. 
Monatl) über war ein ſehr unbeftändiges Wetter geweſen, und faft ale Tage Re⸗ 
gen und Sturm von Suͤden, welches uns in unſerm Bauen ſehr verhindert. 
Den 3. Sept. ging ich zu unſern benachbahrten Gronlaͤndern auf der 
Inſul, und zwar in Begleitung der beyden Prieſter Herr Ohle Lange und Herr 
Miltzoug, welche dieſen Sommer mitgekommen waren, und welche mir n 112 
agree Koͤnigl. Veranſtaltung! in Unterweisung der Gronländer behüͤl 
yn 0 ten. L 
Den s. dito wurde der Anfang mit Nieder „Brechung unſeres alten 
Wohnhauſes gemacht, um die Materialien zu dem neuen Bau zu transporti · 
ren; wohin auch beyde Prieſter mitfolgeten. ei ee 
Den 11. begab ſich des Kauffmanns fin Alnitent mit dem groffn 
Bor) auf dem Handel nach Norden zu. RER 
Den 15. folgete ich auf dem 5 und br gehenden Fahnen mit hin⸗ 
über nach der neuen Colonie, um zu ſehen, wie weit ſie mit dem neuen Bau 
avanciret waͤren, als welcher noch nicht zu Ende, und uns wegen den Winter 
in nicht geringe Furcht ſetzte, weil ſolcher ſchon ſtarck herannahete. Ich nebſt den 
Meinigen hatte keinen andern Aufenthalt mehr als eins offene Wet ſonoch 
auf der alten Compagnie ſtunde. 3 
Den 21. fuhr ich wieder er zu meinem Weib und Kindern. a 
en 


Dien 23. ging ich zu unſern Benachbahrten auf der Inſul, und laß ih⸗ 


nen vor, indem ſie erſt kuͤrtzlich von dem Meerbuſen zurück gekommen waren 


Den 28. reiſete ich wieder hinuͤber zu der neuen Colonie. Der Bau war 
daſelbſt nun fo weit fertig daß ſie das Dach gedecket hatten, und nun anfin⸗ 
gen den Boden zu belegen und die Schorſteine aufzuführen. Dahero, weil 
Ber rau und Kinder nicht länger mehr ausſtehen konnten, in dem offenen 
ack⸗Hauſe auf der alten Colonie zu logiren, allwo Regen und Wind auf uns 
ſchlug , war ich genöthiget mit ihnen hinuͤber zu die andern zu ziehen, welche biß⸗ 
hero in Zelten und kleinen Hütten fich aufgehalten, ohngeachtet das neue Hauß, 
ſo von Thon und Stein aufgefuͤhret, noch gantz feucht und naß war, welches 
uns nicht wenigere lncommodite verſprach, wie wir auch nachgehends in der 


That befunden. Alſo hohlte ich meine Familie und unſern Sachen ab, und 


verließ alſo die alte Colonie gantz wuͤſte den 30. September. 
Handels⸗Plaͤtzen zuruck, woſelbſt er den Both voller Speck bekommen. Sel⸗ 
bigen Tag kam auch eine Soldaten⸗Frau mit einer jungen Tochter ins Kind⸗ 
Bette, welche den 10. getauffet wurde. | 
verneur aufs beſte celebriret, und der Rath nebſt dem Prieſtern und Bedienten 
ſehr wohl tractiret. Gegen Abend wurde auch ein artiges Feuerwerck geſpielet, 

5 auch einige Gronlaͤnder beywohneten, und mit groſſer Verwunderung 
anſahen. ü BEE FR 

Den 13. ging der Aſliſtent wieder nach Norden auf den Handel. 

Dien 6. Nov. reiſete ich, Ammtes wegen, zu den Gronlaͤndern auf der 
alten Colonie, welche ich biß dato noch nicht Gelegenheit zu beſuchen gehabt, 
weil alle unſere Leute zu Befoͤrderung unſeres Baues muſten gebrauchet werden. 
Als ich folgenden Tages wieder zuruͤck nach der neuen Colonie fahren wollte, 
muſten wir, wegen contrairen Windes an eine Inſul legen, und daſelbſt die 


Nacht uͤber in Froſt und Schnee aushalten, ſo lagen wir auch an gar keinem gu⸗ 


5 Orte, dennoch aber gelangten wir G Ott Lob! den zten Tag wieder zu Haus 
nne el En Er 6 N 75 | 

Dten 14. ging des Gouverneurs ſein Ingenieur mit Tode ab, welcher 
lange kranck und bettlaͤgerig geweſen; Es fingen auch ſchon viele von unſern Leu⸗ 
ten an, kranck zu werden, worzu ſo wohl der naſſe Sommer, da ſie allezeit in 
Zelten campiren muͤſten, und nicht vor Sturm und Regen frey ſeyn koͤnnen, als 
auch die feuchte und ungeſunde neue Wohnung, worinnen wir logireten, ſeht 
vieles contribuixte, fo daß ihre Schwachheit täglich zunahm, und was am 
aͤrgſten war, daß alle mit den a ſehr geplaget waren. 5 

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ns. Octob. kam des Kauffmann fein Afliftent von den Suͤdlichen 


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benen Sodenbgenangen, Hen Sag geiangete au ber Kacke 
alls mit gangen. Dieſen Tag gelangete K 2 
zu Hauſe an, und brachte das Both voller Speck mit. 
Den 18. fuhr er wieder aus auf die Handels⸗Plaͤtze nach Piſubigme, 
weil allda noch mehr Speck zu bekommen war. eee a 
Den 28. ſturbe abermahl ein Soldat, nebſt feinem kleinen Kinde, womit 
feine Frau den 6. Oct. nieder gekommen. 
Den 30. celebrirete der Gouveneur Ihro Koͤnigl. Hoheit, des 
Cron⸗Printzens Geburths⸗Tag, worzu er den Rath und uͤbrige Bedienten von 
der Colonie invitirte. 1.3 ars nk He er e e, 
Den I. Dee. ich meinen Sohn zu den Gronlaͤndern auf der alten 
Colonie hinreiſen mit ihnen zu leſe n e eee 
Den 3. ſturbe des Nachts ein Zimmermann, welcher der Beſte war von 
denen, ſo ſich allda befanden. Selbigen Tag ſturbe auch ein Schmidt, und ſa⸗ 
he mit vielen andern auch ſehr ſchlecht aus. a % ene 
Den 3. Dec. wurde auch von dem Rath beſchloſſen, mit dem Brauen 
inne zu halten, weil das Holtz auf die Neige ging, und kaum ſo viel uͤbrig war, 
das Eſſen darbey zu kochen. An ſtatt des Biers, ſo ſie nun entbehren muſten, 
wurde ihnen eine halbe Pegel Brandtewein des Tages zugeleget, damit fie das 
durch wegen vielen Waſſertrinckens, ihre Geſundheit in etwas conferviren 


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konnten. 4 am Nn b ah — 1 
Den 5. dito kam mein Sohn von den Gronländern nach Haufe, wel. 
che ſehr betrübt geweſen, daß wir fo weit von ihnen gekommen, dahero ſie nicht 
wie zuvor uns beſuchen konnten, wennfiewolten. gn. 
Den 7. kamen unſere Leute ſo auf den Handels⸗Plaͤtzen geweſen, wieder 
zuruͤck, und wie es ſchon ſo weit ins Jahr war, wurde beſchloſſen, vor dieſes mahl 
mit dem zu bewenden zu laſſennn ns ñ]ĩ7iͤ 
Dien 10. des Morgens ſturbe noch ein Schmidt 
| Den 13. reiſete ich in Begleitung des Lieut. Richards, von der Looß⸗ 
Galliote, und dem Proviant- Verwalter, zu den Gronlaͤndern, welche eine gu⸗ 
te Meile von uns in dem Baals- Revier wohneten, woſelbſt ich ein paar Tage 
verbliebe, und die Gronlaͤnder unterwieſe, die andern divertirten ſich unter 
deſſen auf der Jagd, Ruͤpen zu ſchieſſen. Als wir daſelbſt ans Land kamen, hat⸗ 
ten wir folgende Begebenheit: eee kam zu uns an das Ufer, 
umarmete erſtlich den Lieuten. und lieff etliche mahl rund um ihn herum, hernach 
umfaſſete ſie mich nebſt noch einigen Nn 
IX * es 


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3 0 2 Be 181 
8 — — een 0 nenn 5 — 
beſonders zu bedeuten hatte, doch wuſte ich nicht warum es geſchah, und als ich 
ſie fragte, worum ſie ſolches thate, antwortete ſie, daß ſie bange waͤren. Al⸗ 


gen Winter haͤtte ein Gronlaͤnder auf dieſer Stelle feinen andern Nachbahr zur 


See attaquiret, und weil er einen heimlichen Haß gegen ihn gehabt, hätte er feine. 


Lantze auf ihn geſchoſſen, ihn damit zu todten, allein da er ihn nur in die aͤuſere 
Seit getroffen, wäre die Wunde nicht toͤdtlich geweſen. Der andere haͤtte dar⸗ 


auf die Reſolution gefaſſet, ihm wieder nachzuſetzen, weil er aber kein Gewehr 


gehabt, haͤtte er ihn mit ſeinem Both umgeſchmiſſen, fo daß, wo er nicht von einem 
andern waͤre geholffen worden, er nothwendig auf der Stelle erfäuffen muͤſſen. 
Wie denn hernach der Bleßir te zu mir kam, und mir ſolches erzehlte, auch ſeine 
Bleſſure zeigete: dahero ließ ich dem andern ſagen er ſollte ſchon wegen ſeiner 
Boßheit geſtraffet werden. Wie er nun unſere Ankunfft vernommen und ſich nichts 
gutes vermuthen war, kam, wie gemeldet, ſeine Frau, und begegnete uns alſo, in 
Meinung, uns dadurch zu bezaubern, daß wir ihnen nichts böfes anthun ſollten. 
Denn ſie hatten den Aberglauben, daß wenn fremde Leute oder Schiffe ans Land 
kaͤmen, und ſie etliche mahl mit ihren Bothen umruderten, ſie damit den Fremden 
Hertz und Muth benehmen konnten, ihnen einigen Schaden zuzufuͤgen. 


Den 15. reiſete ich wieder nach Hauſe auf die Colonie. Der Lieut. 


Richard aber nebſt meinem Sohn und noch andere mehr blieben zuruͤck, um noch 
etliche Tage zu verſuchen, ob ſie einige Ruͤpen bekommen koͤnnten. | 
Dten 20. wurde abermahleingimmermann von dem Tode hingerafft. 

ö Den 25. als den erſten Weyhnachts⸗Tag, wurde von mir Predigt ge⸗ 

halten, ſonſten war an dieſen Tag ein ſehr ungeſtuͤhmes Schnee⸗Wetter. 
Den 26. als den 2. Weyhnachts⸗Tag, predigte Hr. Ohle Lange: ſo 
communicirten auch einige Leute von der Colonie. IR 
Den 27 und 3. Weyhnachts⸗Tag predigte Hr. Miltzoug. 
Den 30. ſturbe wiederum ein Soldat, und wurde alſo das alte Jahr im 
ſchlechten Zuſtande unter uns beſchloſſen, wegen der vielen Krancken ſo wir hatten, 
und hatte es das Anfehen falls die Kranckheiten continuiren ſollten, die gantze 
Colonie wuſte liegen bleiben muͤſte. Angeſehen zu dieſer Kranckheiten auch der 
Holtz⸗Mangel kam, ſo daß die armen Leute, wenn auch jenes nicht geweſen, den⸗ 
noch vor Kaͤlte hätten erepiren muͤſſen. So waren wir auch darin am meiſten 
unglücklich, daß die Kranckheiten ſich fo frühzeitig anfingen da ſonſten in vorigen 


Jahren unſere Leute erſt im Februario Monath von dem Scorbut pflegten in- 


commodiret zu werden, zu welcher Zeit man ſchon von dem Graß Cochleare 
genannt bekommen konnte, welches ein vortrefliches Præſervativ vor dem Schar⸗ 
bock iſt, und im Fruͤh⸗Jahr unter dem W a zu kommen pfleget: dahin⸗ 

| a gegen 


lein, es wurde mir hernach erzehlet, daß die Urſach dieſe wäre: Nemlich vori⸗ 


182 * o gk 


— — — — — — — — 
gegen zu dieſer Jahres⸗Zeit gar nichts zu bekommen war, ſo zu dieſer ſchwachen 
Menſchen Conſer vation hätte dienlich ſeyn koͤnnen. Weswegen man auch 
vernehmen muſte, daß die Gronlaͤnder einige Remarquen über dieſen ſchlech⸗ 
ten Zuſtand machten, ſagende: die Urſache waͤre, weil uns ein Angekok be⸗ 
hexet haͤtte, welche Nordwerts nach Piſubigme wohnete, und alle Abend über 
uns hexte, wie er denn auch geſaget, daß er durch feine Hexerey uns alle tödten 
wollte, welches mir ein Gronlaͤnder, ſo von Norden kam, berichtete. Da er mich 
auch gefraget, wie viele Krancken wir hätten, und wie viel ſchon — vun 
ich ihm auch ſolches frey heraus ſagete, antwortete er: Ja! ihr werdet noch alle 
drauf gehen, denn dieſer Angekok iſt ſo in ſeiner Kunſt erfahren, daß alle, ſo er 
noch behexet, haben ſterben muͤſſen. Ich lachte aber über ihn, und bathe ihn dem 
guten Angekok zu ſagen, daß wir uns gar nicht vor feiner Hexerey fuͤrchteten, 
welche uns nicht den geringſten Schaden zufügen koͤnnte: daß unfere Leute aber 
fo weg ſtuͤrben, wäre die eintzige Urſache, daß ſie vorher ſchwach geweſen, und ein 
ſo kaltes und hartes Land, wie Gronland, nicht vertragen koͤnnten: doch hoffte 
ich, daß noch viele von den Krancken, mit GOttes Huͤlffe wieder aufkommen 
wuͤrden. Auſſer dieſem Elend, ſo ich an den armen ſchwachen Menſchen ſehen 
muſte, und mir ſehr zu Hertzen ging, ohne daß ich ihnen helffen konnte, muſte ich 
noch mit Verdruß vernehmen, daß ſich unter gewiſſen Perſohnen ein groſſer 
Mißverſtand und Uneinigkeit erreget hatte; Ich will gar nicht von der Gottloſig⸗ 
keit reden, ſo von vielen gemeinen liederlichen deuten veruͤbet wurde, und nicht ges 
aͤndert noch darinnen vorgebauet werden koͤnnte, welches alles mich auf das hoͤch⸗ 
ſte chagrinigete. 


Anno 1729. 


en r. Januarii, als am neuen Jahrs⸗Tag hielte ich Predigt, und der Herr 
—. Lange copulirete einen Soldaten mit einer andern Soldaten 
ittwe. Wan 
Den 2. Jan. welches ein Sonntag war, verrichtete Hr. Ohle Lange 
den Gottesdienſt; anbey er publice einen von der Colonie, wegen deſperater 
Reſolution, abſolvirte, indem er ſich, vor Furcht der Straffe, ſo er wegen eines 
kleinen Diebſtahls verdiente, ſelber umbringen und in die See ſtuͤrtzen wollen. 
Den 4. ſturbe die Sn deren Mann und Kind den 28. Novemb. mit 
Tode abgegangen waren. Ingleichen muſte ein Soldat nebſt dem Lieut, Ri- 
chard Steurmann noch dieſen Tag die Schuld der Natur bezahlen; ſo daß das 
neue Jahr eben fo unglücklich begunnte, als das alte ſich geendet. 
Den s. am Tage der Heil. 3. Koͤnige predigte Hr. Miltzoug; 


Den 


: e Fe 183 
Dien 7. verſammlete ſich der Rath, um ein Geſchwaͤtze zu unterſuchen, 
welches ein Sergeant in Gegenwart vieler andern gefuͤhret, und das Anſehen 

atte, als wollte es auf eine heimliche Moͤrderey unter den Soldaten hinaus lauf⸗ 
en; Man hatte dieſes Geſchwaͤtz ſchon zuvor gehöret, es wurde aber nicht darauf 
reflectiret; und war des Innhalts: daß einer ſollte geſaget haben, daß der 
Gouverneur und ich die erſten ſeyn ſollten, mit welchen ſie das garaus ſpielen 
wollten, allein man konnte weder durch den dergeanten noch durch andere hin⸗ 
ter die Wahrheit kommen; denn es nur eine eintzige Perſohn war, fo auſſen vor 
dem Hauſe geſtanden, wo die Soldaten geweſen, und ſolches mit angehoͤret 
hatte. Die Urſache, daß ich bey ihnen fo uͤbel angeſchrieben, ſollte dieſe ſeyn: 
weil ſie mich als die Haupt⸗Perſohn anſahen, ſo da verurſachet, daß ſie nebſt 
andern dahin ans Land gekommen, allwo ſie ſich beſſere Accommodation und 
wenigere Arbeit vermuthen geweſen, als ſie bey ihrer Ankunfft gewahr worden. 
Am meiſten aber konnte man von den uͤberkommenen Sclaven und den andern 
Leuten von fremder Nation groſſe Malice vernehmen, als welche die andern mit 
ſich aufruͤhriſch machten, und ſich freylich dergleichen von ihnen zu vermuthen 
waren. Und wo GoOtt nicht die meiſten auf das Krancken⸗Bette von ihnen gele⸗ 
get, wuͤrden ſie ſonder Zweiffel ihren boͤſen Vorſatz bewerckſtelliget haben, da⸗ 
hero wir zu unſerer Sicherheit unſere Logementer mit Gewehren verſehen mu⸗ 
ſten; war alſo ſehr zu beklagen, daß wir unter unſern eignen Leuten, ſo ſich Chri⸗ 
ſten nennen, unſers Lebens nicht ſicher ſeyn konnten, da wir doch unter den wil⸗ 
den Heyden daſelbſt uns ſicher hinlegen und ſchlaffen konnten, wenn wir auch 
noch ſo weit mit weniger Mannſchafft reiſeten. | | 
9 Den 9. welches ein Sonntag war, verrichtete ich den Gottesdienſt, nebſt 
Communicirung einiger Leute von der Galliote. 5 | 
Dien 10. war der Rath wiederum verſammlet, da denn der obbemeldte 
Sergeant nochmahlen vorgefordert, und ernſtlich vermahnet wurde, zu ſagen 
was ihm von der Soldaten ihrem Weſen bewuſt waͤre, fo einigen Argwohn ei⸗ 
ner böfen Suite geben konnte; Allein er ſagte: er wuͤſte nichts, auſſer daß einer 
von den verſtorbenen Soldaten am Martini Abend gantz ſpaͤt zu ihm gekommen, 
und geſagt: daß der Soldat Hagemann auſſen vor ſtuͤnde und fein Gewehr luͤ⸗ 
de, und ſonder Zweiffel etwas Böfes im Sinne hätte, worauf er hinaus gegan⸗ 
gen und ihm mit der Flinte vor ſich ſtehend gefunden, welche er von ihm genom⸗ 
men, und ſeine Taſchen viſitiret, haͤtte aber weder Pulver noch Bley bey ihm 


gefunden, noch das Gewehr geladen; dahero, weil er auch gantz truncken ge⸗ 
weſen, auch nichtes gehabt, womit er hätte Schaden thun koͤnnen; er nichts 
davon melden wollen. Wie aber ſchon einer dem Gouverneur in Geheim hin⸗ 
terbracht, daß ermeldter Hagemann, am Martini Abend bey ſeinem Kaſten 

I i | ge⸗ 


184 0 ges- 
rr — . — — — 
eweſen, Pulver und Bley darinnen geſuchet, vorgebend, er wolle noch ſelben 
bend ein Unglück an einem thun, wem es auch treffen würde ; fo konnte man 
nicht ohne Grund ſchlieſſen, daß er etwas Boͤſes im Sinne gehabt und gewiß 
wuͤrde vollbracht haben, wo es der Sergeant nicht verhindert haͤtte. Welches 
auch mit der Auſſage des einen Zeugen uͤbereinſtimmete, welcher den 7. exami- 
niret wurde, und wollte gehoͤret haben, daß oft berührter Hagemann entwe⸗ 
der den Gouverneur oder mich umzubringen gedrohet. Dahero er denn auf 
Ordre des Gouverneurs in Zerhaft genommen wurde. Weil wir nun bey ſo 
geſtallten Sachen unſeres Lebens gantz nicht ſicher waren, wurde von dem gan⸗ 
gen Rath relolviret, daß wir ſelbſten nebſt den übrigen Colonie Bedienten 
des Nachts uͤber, Wache halten ſollten, denn man hinfuͤhro den Soldaten nichts 
gutes zutrauen koͤnnte. | | 
Den 12. wurde noch ein Soldat von dem Todt hinweggerafft: So 
daß nun nicht mehr als 6. oder 7. Mann noch friſch waren, alle die andern waren 
kranck und bettlaͤgerig. | 
| Den 14. verſammlete fich der Rath abermahlen, um in der angefange⸗ 
nen Sache, wegen der Soldaten Moͤrderey, einige Zeugen abzuhöͤren, da denn 
alle die vorige Auſſage bekraͤfftigten, und was fuͤr ſchlimme Worte die Soldaten 
gefuͤhret. Beſonders zeugten ſie, daß alle ihre Boßheit und böfe Wuͤnſchungen 
über mich hinaus gingen, indem fie mich vor die Haupt⸗Urſache hielten, daß ſie 
allda ans Land gekommen waͤren, allwo fie an ſtatt der guten Tage, fo fie ſich ver⸗ 
muthen geweſen, Muͤhe und groſſe Arbeit gefunden, welche ſie beym Bauen aus⸗ 
ſtehen muͤſten. Über diefes hätten fie ſich auch verlauten laſſen, daß wenn ſie 
kuͤnfftig Jahr nach Nepifene, wohin ſie deſtiniret, kommen wuͤrden, wollten ſie 
zuſehen, ob ſie mit fremden Schiffen wieder vom Lande abkommen koͤnnten. 
Den 15. reiſete ich, Ammtes halber, zu den Gronlaͤndern, auf der alten 
Colonie, woſelbſt ich biß den 19. verblieb, und ſie waͤhrender Zeit in GOttes 
Wort unterrichtete. In dem einen Hauſe, ſahe ich mich genoͤthiget eine kleine 
Execution anzuſtellen, weil kurtz zuvor einige geweſen waren, welche ein ſo bey 
ihnen gewoͤhnliches Huren⸗Spiel getrieben hatten, ſo von dieſer Beſchafenheit iſt: 
Es verſammlen ſich Männer und Weiber, als in einer Aflemblee, allwo einer 
von den Maͤnnern in der Stuben hervor tritt, nimmt ein Stuͤck Holtz und ſchlaͤgt 
auf den Boden und ſingt ein Huren⸗Lied, worinnen er eine Weibs⸗Perſohn zur 
Hurerey invitiret, leget hierauf ſein Stuck Holtz auf die Erde, und gehet hinter 
eine abgeſonderte Wand, ſo ſie vorher dazu aufgeſchlagen. Diejenige Frau nun, 
ſo Luſt mit ihm zu ſpielen hat, gehet ohngeſcheuet ihm nach, und wenn ſie fertig 
ſeyn, tritt gleich ein anderer auf, und macht es ebenfo. etc. Es kommen aber zu 
dieſem Huren⸗Spiel keine junge Leute, welche doch noch etwas n,. 
eyn, 


mit mir in eine Conference, wegen des 


o ee | 185 


; 1725 ſondern die Verheyratheten nur, meinen daß fie ſich deſſen nicht zu ſchaͤmen 
aͤtten. Als ich nun in das Hauß kam, wo ſie dieſes Spiel ausgeuͤbet, und fie 
darum befragte, laͤugneten fie es im Anfang. Ich uͤberzeugte fie. aber deſſen durch 
andere, welche zugegen geweſen, dahero ich ſie wegen ihrer Unzucht ausſchalte, 
und ſagte: Daß ſie mir zwar weiß machen wollten, als glaubeten ſie, dennoch 
aber in ihrer vorigen boͤſen Lebens⸗Art beharreten, dahero ich zu meiner Straffe 
und Drohung deſto beſſern Nach druck fie auf den bloſſen Leib peitſchen ließ, wel⸗ 
ches ſie denn gedultig annahmen, und dergleichen nicht mehr zu thun verſprachen. 
In meiner Abweſenheit waren auf der Colonie 5. Mann geſtorben, dem 
einen von ihnen wurde die Bruſt geoͤffnet, um zu ſehen, was er inwendig vor 
Schaden hätte, da ſich denn befande, daß feine Lunge gantz verfaulet und verzeh⸗ 
ret war; daß man alſo daraus zur Gnuͤge abnehmen konnte, daß die Kranckheit, 
een ſturben, nicht allein dem Scorbut, ſondern hauptſaͤchlich dem vie⸗ 
len Sauffen und De bouchiren zuzuſchreibern. ve 
Den 23. predigte Herr Miltzoug vor denenGefunden, und Herr Ohle 
Lange vor den Krancken; ingleichen ommunicirete einer von der Galliote. 
Den 26. war der Rath nochmahlen verſammlet, da denn mit Abhörung 
der Zeugen in der Soldaten ihrer Sache fortgefahren wude. 
Den 28. ſturbe wieder ein Soldat. Dieſen Tag begehrete ich auch 
von meinen 2. Collegen Herr Ohle 9 15 und Herr Hendrich Miltzoug, 


S 


| | yriftenthums, zu treten, wie ſolches 
auf eine leichte und glückliche Art unter den Gronlaͤndern koͤnne fortgepflantzet 
werden. Da ich denn, nach vorhergegangenem Gebeth und Anruffung um 
GOttes Beyſtand und allweiſeſten Rath, ihnen folgendes proponirte: : 
Wie man nemlich bißhero ſchlechte Frucht und Fortgang in Erleuch⸗ 
tung der wilden Gronlaͤnder geſehen, indem es an hinlaͤnglichen Anſtalten gebre⸗ 
chen wollen, wodurch ſie, nebſt Unterweiſung in GOttes Wort, in Chriſtlicher 
Zucht und Difeiplin konnten gehalten werden, wie es denn auch nicht das Anſe⸗ 
hen gewinnen wollte, daß in ſolchem Zuſtand man etwas Fruchtbringendes bey 
ihnen ausrichten würde, auſſer daß man ihnen eine bloſſe Hiſtoriſche Wiſſen⸗ 
ſchafft von GOtt beybringen koͤnnte, uͤbrigens aber muͤſte man fie leben laſſen wie 
ſie ſelber wollten, als welches mich in verſchiedene Bekuͤmmerniß geſtuͤrtzet, wie 
doch mit der Zeit dieſen armen Leuten geholffen werden koͤnnte, damit die ange⸗ 
wandte Muͤhe und Unkoſten nicht vergeblich waͤre, und wir nur die Zeit zubrin⸗ 
gen muͤſten, ohne die geringſte Frucht zu ſehen, ſo zu GOttes Ehre und ihrer Er⸗ 
leuchtung abzielete. Dahero ich auf mein gethanes Gebeth und Uberlegung kein 
beſſer Mittel erfunden, als ins beſondere die Jungen und Unmuͤndigen ſich ange⸗ 
legen ſeyn laſſen, wie Chriſtus ſelber ſaget, 573 ihnen das Reich GOttes 1 
1 2 0 höre, 


186 2 ie 
höre, und ſolche zu ihm zu bringen befiehlet; welches ich auch dem hohen reſpe 
ore, u 3 
&tiven Miflions-Collegio im letztern Sendſchreiben aller demuͤthigſt vorge⸗ 
0 habe. Wie ich denn nicht ohne hertzliches Mitleiden die kleinen Kinder vor 
ugen ſehen muß, wenn ich, vermoͤge meines Ammtes, die Wilden beſuche, 
und ihnen gerne die Seeligkeit und Mittel der geiſtlichen Wiedergeburth gönnen 
wollte, ungluͤcklicher Weiſe aber ſo viele ohne Tauffe und Chriſtenthum wegſter⸗ 
ben, wiewohlen deren Eltern auf Ermahnen undUnterweiſung von Nothwendig⸗ 
keit der Tauffe und deren Wuͤrdigkeit, ſich gantz willig erklaͤret haben, nicht al⸗ 
lein ihre kleine Kinder tauffen, ſondern ſich auch ſelbſten tauffen zu laſſen. So 
kan ich es nicht laͤnger über mein Hertz bringen, daß ich fie nicht durch göttliche 
Mittel aus ihrem Elend und Verderben ſollte gerettet wiſſen. Was zwar die 
Alten anbelanget, ſo darff man es noch nicht wagen, ihnen das Hochwuͤrdige zu 
reichen. Angeſehen, daß ob fie ſchon bekennen, daß ſie an GOtt glauben, ihm 
vertrauen, ihn lieben und gerne ſeelig werden wollen, ſo geſchicht es doch mit ſol⸗ 
cher Laulich⸗und Kaltſinnigkeit, daß ſie ihr eigenes tieffes Verderben nicht be⸗ 
trachten, noch die Vortreflichkeit der Gnade in Chriſto behertzigen. Was aber 
die kleinen Unmuͤndigen betrifft, ſo iſt es hauptſaͤchlich, worinnen ich meiner lie⸗ 
ben Collegen und Mitbruͤder ihre gute Meinung zugleich verlange. Meine 
Meinung war denn, im Nahmen des HErrn dasjenige fortzuſetzen, daß man die 
kleinen Kinder derjenigen, (ſo beſtaͤndig in der Nähe bey uns wohnen bleiben, und 
nicht wegzuziehen pflegen, ihnen dahero fleißig mit Unterweiſung in GOttes 
Wort an die Hand gehen kan, auch der wahren Religion Beyfall geben, geleh⸗ 
rig ſeyn und einen aͤuſſerlichen guten Wandel führen,) wenn fie noch klein ſeyn, 
und erſt zur Welt gekommen in ihrer Unſchuld von ihnen wegnehme, und ſie der 
heil. Tauffe theilhafftig mache, und hernach mit zunehmenden Alter, gleichwie in 
Chriſtl. Landen mit bequemen Catecheten, womit die Colonie Fünfftig zuſtreck⸗ 
lich muß verſehen werden, unter Aufſehung der Miflionairs, in der wahren 
Gottesfurcht auferziehe. Dieſes war das eintzige Mittel, wodurch ich, nebſt 
des Allerhoͤchſten Beyſtand und Seegen, ſehen konnte, daß das Chriſtenthum 
auf einen leichten und gluͤcklichen Fuß nach der Hand konnte fortgepflantzet und 
das Heydenthum, durch den Tod der Alten, ausgerottet werden. 


Colonia, die gute Hoffnung, 
den 28. Jan. 1729. Hans Egede. 


Meiner Mitbruͤder Gegen⸗Antwort lautete foͤgender maaſſen: 
Es muß gewißlich einen recht⸗geſinnten Chriſten nicht wenig betruͤben, inſon⸗ 
derheit aber einen Diener Chriſti, deſſen Eifer allein dahin zielet, die Seelen 
2 du 


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1 


zu gewinnen, daß das Reich GOttes fo muͤhſahm und langweilig unter den 


3 0 Se 187 


ie allezeit, ſo auch aus der letzteren Propoſition, meines lieben Hrn. 
inn eingenommen ſey: Und wuͤrde es eine unverantwortliche Suͤnde 
wenn man ſeiner guten Vorſorge nicht mit gleichen Eifer an die Hand gehen 
wollte; ſintemahlen es darauf ankommt, die beſten Mittel zu erforſchen, wo⸗ 
durch dieſe Heyden deſto eher die Frucht der Bekehrung ſehen laſſen; weßwegen 
nach Begehr, meine einfaͤltig gegruͤndete Meynung hiermit geben will. ven 
Dieweilen feine Gedancken und Vorſatz ſeyn, daß die beſtaͤndig in der 
Naͤhe wohnenden Gronlaͤnder, welche taͤglich in dem wahren und ſeeligmachen⸗ 
den Worte GOttes unterwieſen werden, auch ſich gern darinnen unterweiſen 
laſſen, und ihren Beyfall geben, doch ohne ſich darnach zu richten, und ihr Les 
ben von ihren thoͤrichten Aberglauben zu reinigen, daß ihre kleinen Kinder in ih⸗ 
ren unſchuldigen Jahren muͤſſen angenommen, und des Mittels der heil. Wie⸗ 
dergeburth theilhafftig gemacht werden: ſo kann ich nicht umhin, nachdem ich 
Gott um ſeinen guten Rath andaͤchtig angeruffen, und die Sache genau uͤber⸗ 
leget, feinen Chriſtlich gefinnten Vorſatzim Nahmen des HErrn zu approbi⸗ 
ren; denn wenn ich 1) die neue Verſprechung des Pacti betrachte, ſo nicht allein 
ſie und die Kinder angehet, und denen zugeſaget, welche Kinder ſeyn dieſes Pacti 
Act. 3. v. 25. ſondern auch denjenigen nebſt ihren Kindern, welche von dieſem 
Pacto weit entfernet ſeyn, (daß find die Heyden Eph. 4.) welche GOttwill dar⸗ 
zu geruffen haben. Act. 2, 39. So ſchreibet auch Auguſtinus deutlich genug 
über dieſe Sache in feinem Buch de grat. & libr. arbitr. c. 22. aliquandolibe- 
ris infidelium hæe gratia præſtatur, ut baptizentur cum occulta Dei pro- 
videntia in manus piorum pervenerint. Ich muß auch fragen: Ob de⸗ 
nenjenigen, welche wegen ungebuͤhrlichen Verhaltens excommuniciret wur⸗ 
den (ob ich ſchon weiß, daß fie vermittelft der Kirchen⸗Dilciplin von der Kirche 
nicht abſolute ausgeſchloſſen ſeyn, wenn ihnen Kinder gebohren wurden, 
ſolche Kinder deswegen die Mittel der Seeligkeit beraubet ſeyn ſollten? Ich mey⸗ 
ne nicht ſintemahlen der Sohn nicht ſoll tragen die Miſſethat des Vaters, und 
deſto weniger dergleichen Kinder. e | 
Annoch will ich fragen: Ob diejenigen, fo unter der Pædagogie des 
Teſtamentes von Eltern, ſo nicht beſchnitten, gezeuget wurden, von dem Sa⸗ 
crament der Beſchneidung ausgeſchloſſen wurden? Nein, ich ſehe nicht, daß 
der Abia das Jus pacti verlohren, wegen feines Vaters Jerobams Abgoͤtteren 
Reg. 12. & 14. So kann man denn vom Anfangs Sacrament in dem alten 
Teſtament zu demjenigen in dem 8 deſto groͤſſerer Billigkeit 
1 9 2 ar- 


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argumentireu. Inſonderheit lieget die Weiſſagung, von Ausbreitung der 
Kirche Chriſti unter den Heyden, und Annehmnng ihrer Kinder, in dem Efai 
49,22. So ſpricht der HErr HErr! Siehe, ich will meine Hand zu den Hey⸗ 
den aufheben, und zu den Voͤlckern mein Panier aufwerffen, ſo werden ſie deine 
Soͤhne in den Armen herzu bringen, und deine Toͤchter anf den Achſeln hertra⸗ 
gen. Welche Prophezeyung ich erfuͤllet ſehe, da Chriſtus die Kinder anmah⸗ 
net, ſo zu ihm gebracht wurden, und ihnen das Himmelreich verſprach. Luc. 18, 
15.16. Da nun dieſes Exempel Chriſti von dem Propheten vorher geſehen 
worden, ſo darff man ja ſolchem deſto eher in Anſehung dieſer unmuͤndigen Gron⸗ 
länder nachfolgen. Und dieſes um deſto mehr, wenn auch 2) die Eltern, derer 
Kinder zum Mittel der Seeligkeit ſollen gebracht werden, nach dem Character, 
anſehe, wie es der vielgeliebte Collega ihnen ſolchen beyleget; denn da werden fie 
rechte Catechumeni, welche nach aller Orthodoxorum Uebereinſtimmung 
wahre und lebendige Glieder der Kirchen ſeyn, ſo da bey Anhoͤrung des Worts 
den Glauben gefaſſet, durch den Glauben GOttes Kinder geworden, und dahe⸗ 
ro der Kirchen gute Dinge und Privilegia berechtiget ſeyn. Alſo daß ſie nun 
danctitatem externam & ecclefiafticam haben, und wenn nun die Wurtzel 
heilig iſt, fo find es auch die Zweige. Rom. 1 16. und Cor. , 14. Dahero ich 
nach meinem Gutduͤncken, genugſahmen Beweiß habe, daß der Pædobaptis- 
mus der Gronlaͤndiſchen Catechumenen billig ſey, und ihnen ohne Gewiſſen 
kann verſaget werden, da doch noch nicht das geringſte iſt, daß die Kinder ſehr 
öffters in ihren unſchuldigen Jahren hinſterben, (Unſchuld aber iſt ja GOtt ein 
angenehmes Ding) wegen der ſchlechten Aufſicht und Umſorge, ſo die Eltern ih⸗ 
nen in einem ſo kalten und ſchlechten Lande geben koͤnnen; ob man ſie auch ſchon 
in dieſem Fall, GOttes Barmhertzigkeit anbefehlen muͤſſe; dahingegen aber iſt 
hier nichts, ſo ſolches koͤnnte zu nichte machen, weil die Eltern ſelber ſo willig 
ſeyn, ſie in JEſu Armen zu legen, worinnen fie koͤnnen auferzogen werden, und 
beftändig bleiben, wenn nebſt GOttes Vorherſehung und Anſtallten, fü noth⸗ 
wendig zu tuͤchtigen Subjectis muß gemacht werden, indem ſolche entweder hie⸗ 
her geſendet, oder auch mit der Zeit die Jugend alſo unterrichtet werde, daß man 
ſie zur Cathechiſation gebrauchen, und zur Unterweiſung der Kinder ſich ihrer 
bedienen koͤnne. Koͤnnte man dabey ſo gluͤcklich ſeyn, auch denen Eltern, durch 
dieſes Bad der geiſtlichen Wiedergeburth und Erneurung geholffen ſehen, wel⸗ 
ches ich meyne, daß es in Anſehung des Gewiſſens wohl geſchehen konne, wenn 
man vermercket, daß fie die Lehre der Tauffe und die Beſchaffenheit der Ummenz 
dung und des Glaubens verſtehen, Ebr.s, 2. und dieſes alles nach Chriſti Be⸗ 
fehl, Matth. 28, 19. wie auch nach ſeinem eigenen und des Taͤuffers Exempel, 
Marc. 1, 14. 15. Luc. 3, 3. ingleichen nach der Praxi Apoftolica, Act. 2, 47. c. 8, 

1 


au I 0 L- . 8 


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f 12. 37. C. 9. 1 7. c. 10,44. c. 1 3538. c. 16, 30. ſeq. C. 1858 4% 


nentftehet; fo weiß man auch ohne dem, daß der Erwachſenen ihre Tauf⸗ 
durch GOttes Gnade die Verſiegelung, Bekraͤftigung und Vermehrung des 
Glaubens geworden;) fo waͤre es ja deſto mehr erfreulich, und ſollte ſie, nach mei⸗ 


ET | Ohle Lange. 
Wie nun Herr Hendrich Miltzoug dieſer Meinung auch Beyſal gab, 
ſo wurde nach unſerm einhelligen Schluß, ſo in GOttes Wort und der Apoſteln 

und erſten Kirche Praxi gegruͤndet, vor gut befunden, in des HErrn JEſu Nah⸗ 
men kuͤnfftig der heil. Tauffe theilhafftig zu machen. 1) Die in der Nähe woh⸗ 
nenden Unmuͤndigen und neugebohrnen Kinder der Gronlaͤnder, deren Eltern 
nicht allein ſelber der Chriſtlichen Lehre Beyfall geben, ſondern auch willig ſeyn, 
dem Herten JEſu ihre kleinen Kinder zu opfern. 2) Diejenigen, fo etwas aͤlter 
wären, ſchon reden und einen Unterſcheid machen könnten; fo bald ſie nun die vor⸗ 
nehmſten Haupt⸗Stuͤcke unſers Chriſtlichen Glaubens einfaͤltig gefaſſet, und 3) 
diejenigen Alten, welche die Chriſtliche Lehre faſſen und verſtehen, auch einige Zei⸗ 
chen einer rechten Andacht und Ernſt der Seeligkeit und Begierde zu dieſem hoch⸗ 
wuͤrdigen Mittel der Seeligkeit von ſich geben koͤnnten. Welches Vorhaben, 
nechſt Goͤttlichen Beyſtand und Gedeyen, man ferner hoffte, es würde von den 
Miſſionairs und noͤthigen Catecheten fleißigen Beſuch und Unterweiſung ſol⸗ 
ches fortgeſetzet werden. Von dem reſpective Collegio de curſu Evangelio 
promovendo, erhielte ich auch ihre guͤnſtige Reſolution auf mein Befragen, 
folgendes Inhalts: ER JJ%%ͤ; r . Rs, 
J Daß 42. Gronlaͤndiſche Kinder auf Anſuchung der Eltern getauffet 
worden, koͤnnen wir nicht anders als vor recht gethan erkennen, wenn auch ſol⸗ 
ches noch öffters geſchehen koͤnnte; wenn zuerſt die Eltern weder darzu gelocket 
noch gezwungen werden, auch aus e Pass und mit ihrem 1 5 
d 3 5 + 


„ 


190 * o Se | 


Schicht. Vors andere, wenn man nicht mercket, daß es die Eltern aus Super- 
ſtition begehren, daß nemlich die Ceremonie der Tauffe den Kindern an ihren 
Leibern etwas helffen ſoll, wie wir uns deſſen erinnern, daß ſie zuvor von euch be⸗ 
gehret haben, auf ihre Leiber zu blaſen, wenn ſie kranck geweſen. Drittens, 
wenn ſich die Eltern zugleich verbinden, willig und bereit zu ſeyn, wenn es erfordert 
wird, dieſe getauffte Kinder zu feiner Zeit zur Chriſtlichen Unterweifung kommen 
zu laſſen, auch ſelbſten die Tauffe ihrer Kinder als ihre eigene Verbindung anneh⸗ 
men, ſo daß dieſe Kinder Chriſten ſeyn ſollen, und in eurer Religion erzogen wer⸗ 
den, ſo kan gewiß dieſes ein loͤbliches und Geſetzmaͤßiges Werck ſeyn. Allein 
damit verbindet ihr euch zugleich ſelber mit dieſen Kindern, genauere Aufſicht zu 
haben als mit andern, und laſſet euch allezeit Unterricht geben, wo dieſe Kinder zu 
finden ſeyn, und wo ſie hinkommen, damit ſie nicht mit der Zeit wieder irre gehen, 
und wohl noch einmahl getauffet werden, oder zweiflen ob ſie getauffet oder nicht. 
Dahero halten wir vor rathſam, daß uͤber dieſe a parte ein Buch gehalten werde, 
worinnen zu einem jeden Kinde ein Blat rein gelaſſen und jedes Jahr eingefuͤhret 
werde, was von ſolchen Kindern vor Bericht eingezogen. 

2) Was dergleichen Kinder ihre Eltern anlanget, welche (wie man bey⸗ 
des aus eurem eigenen als des Herrn Ohle Langens Schreiben ſchlieſſen kan) 
nicht ſo willig ſeyn ſollen ſich tauffen zu laſſen, ſo iſt es eine gantz andere Sache, 
ſo nicht geſchehen kan, (wie wir denn wiſſen, daß ihr diefes ſelber verſtehet und in 
Acht nehmet,) ehe ſie von den noͤthigſten Stücken der Seligkeit gründliche Uns 
terweiſung haben, auch bey ihnen einige Begierde nach dem ſeligen Nutzen und 
Krafft der Tauffe verſpuͤhret wird, und ſo weit ſolches der menſchliche Verſtand 
nach dem aͤuſſerlichen begreiffen, und der Nation ihre Stupiditẽ und Kaltſinnig⸗ 
keit Hoffnung geben kan, ſie darzu zu bringen. Denn wenn bey ihnen ein einfaͤl⸗ 
tiger Begriff von der Ordnung des Heils durch Chriſtum, und nach ſolchem Be⸗ 
griff vermercket wird, daß das Verlangen nach der Tauffe zunimmr, noch daß 
eine kurtze Verhinderung oder Weigerung ſie abwendig, ſondern vielmehr begie⸗ 
rig darnach mache, fo ſehen wir nicht, daß man ihnen die Tauffe verſagen koͤnne. 


Subſcripſ. J. G. Holſten. a 
| J. L. Holſtein. J. W. Schröder. J. Steenbuck. 
G. Hersleb. F. Mahling. 
Kiöbenhafn, den 11. May 
1730. 


Den 30. Jan. als am Sonntage hielte ich Predigl. 
Den 1. Febr. gab noch einer von den Soldaten ſeinen Geiſt auf. 8 


en 


Dien 2. dito welches Lichtmeß war, predigte Herr Ohle Lange. 
Dien 3. dito fturbe einer von der Colonie, ſo nun im gen Jahr da ge⸗ 
weſen, und ſich biß hieher allezeit friſch und geſund befunden, weil er von den an⸗ 
dern angeſtecket worden, und eine Zeitlang zu Bette gelegen. So waren auch 
nun di 


rbeit verrichten zu laſſen. V 
5 Den 5. wurde noch einer von den Soldaten von dem Tode hingerafft; 
ingleichen noch ſelbigen Abend der arretirte Sergeant, welcher auch eine Weile 
kranck gelegen. r An 
Dien s. an einem Sonntag, predigte Herr Hendrich Miltzoug, 
Des Abends ſturbe einer von den Handwercks⸗Leuten, wie auch des Gouver- 
neurs fein Schutze. Die Pferde, ſo im verwichenen Sommer waren mit uͤber⸗ 
ſendet worden, waren nun auch, theils aus uͤbler Wartung, alle orepiret. 
Dien g. ging noch einer von den Handwerckern mit Tode ab. 
Den 11. reiſete ich, Ammtes halber, zu den Gronlaͤndern auf die Koek⸗ 


Inſuln, welche 3. Meile Suͤd⸗Weſt von der Colonie ab liegen, wo wir zuvor 


geweſen und ſie gewoͤhnlicher maſſen unterrichtet. Ich machte allhier in JEſu 
Nahmen den Anfang, dasjenige ins Werck zu ſetzen, was ich letzthin mit mei⸗ 
nen Collegen, wegen der Kinder⸗Tauffe beſchloſſen, worzu die Eltern ſehr wil⸗ 
lig und vergnuͤgt daruͤber waren, begehreten auch ſelber getauffet zu werden, wenn 
ich es vor gut befaͤnde, weil ſie ja alles gewiß glaubten, was ich ſie gelehret. Ich 
gab ihnen zu verſtehen, daß fie erſtlich noch mehrere Unterweiſung von GOtt has 


ben muͤſten, ehe ich fie tauffen koͤnnte, womit fie auch zufrieden waren. In 


dieſen Koek. Inſuln hielten ſich nun bey 34. Familien auf, von deren unmuͤn⸗ 
digen Kindern biß 3. Jahr alt 16. an der Zahl getauffet wurden. Ich ließ die 


Eltern ihre Kinder über die Tauffe halten, und an ſtatt der Kinder antworten, 


was ich fie fragte. Nach verrichteter Tauffe, gab ich den Eltern eine Vermah⸗ 
nung, daß ſie ſich ja in Acht nehmen muͤſten, damit ſie ihren Kindern keine Aer⸗ 
gerniß gaͤben, noch ſie zu etwas Boͤſes verfuͤhreten, welches wieder dasjenige 
ſtreiten konnte, ſo ſie in der Tauffe verſprochen und zugeſaget; ſondern ſie viel⸗ 
mehr in GOttes Wort unterweiſen, auch felber ſich befleiſſigen G Ott zu fürchten 
und zu lieben, damit fie auch ehſtens zur Verſicherung und Erlangung der Seligkeit 
konnten getauffet werden. Welches alles, ſich zu befleiſſigen, fie angelobten. 

Den 15. fuhr ich wieder von den Koek-Inſuln weg, und begab mich 
zu den fo genannten Ravn-Snfuln, welche 1. Meile von der Colonie abliegen, 
und 15. Familien f allda aufhielten, welche alle mit gleicher Gefaͤlligkeit ihre 
kleinen Kinder tauffen lieſſen, deren 6. an der Zahl waren. 5 
Den &, hochde 


„ 


Francken fo haͤuffig, daß man groſſe Muͤhe hatte, die taͤgliche Hauß⸗ 


ic Falke ferien, Kt ch weder nch Hau. 


Eee mn en —— — ——— LIE 


—— — — * 
zu der Colonie. Vor einigen Tagen war daſelbſt ein Soldat geſtorben, be⸗ 
nebſt einer Frauen, mit einem neu⸗gebohrnen Kinde, welches eine Soldaten⸗ 
Frau, ſo neulich geſtorben, zur Welt gebohren hatte. ien 
Den 20. ſturbe auch einer von den Leuten, ſo von Copenhagen mit ge⸗ 
kommen waren; ſo daß nun nicht mehr als 4. noch geſund waren. Unter den 
Matroſen und vorigen Colonis waren wohl auch Krancke, aber nicht ſo viel, 
denn weil fie beſtaͤndige Motion und allezeit etwas zu thun hatten, konnte fie 
die Kranckheit ſo hart nicht angreiffen: die aber die Gemaͤchlichkeit lieben wol⸗ 
len, und ſich keine Bewegung machen, denen gereichet ſolches in Gronland zu 
groſſen Schaden und Verderben. ib, ni Ir 
Den 22. reiſete der Lieut. Richard von der Looß⸗Galliote mit dem 
Aſſiſtenten nach dem Baals-Revier, meinen Sohn ließ ich auch mit gehen, 
um die bey der Hand ſeyende Gronlaͤnder etwas zu unterweiſen. 255 
Den 27. an einem Sonntage predigte Herr Milt zoug, und bey Hr. 
Ohle Lange communicirten 2. krancke und bettlaͤgerige Soldaten. Son⸗ 
ſten war es in dieſem Monath ziemlich gut Wetter geweſen, gleichwohl nahm 
die Schwachheit des Krancken täglich zu, ſo daß es je laͤnger je ärger wurde. So 
gar der Colonie Feldſcherer wurde mit einer Kranckheit uͤberfallen. 
Den 2. Martii hielte Hr. Ohle Lange eine Paßions⸗Predigt. f 
Den 3. dito ſturbe der oben beſchuldigte, und im Arreſt ſitzende Sol⸗ 
dat Hagemann, nachdem er zuvor eine kurtze Zeit auſſer Arreſt kranck ge⸗ 


legen. 

Den 6. predigte ich an einem Sonntage, und wurde ſonſten nichts 
extra verrichtet. 8 | 

Den 8. kam der Lieut. Richard mit feiner Geſellſchafft von demBaals- 
Revier wieder zurück , alwo fie einige Haaſen und Ruͤpen geſchoſſen, auch bey 
den Gronlaͤndern einen guten Theil Rothfiſche bekommen hatten. 

Den 9. hielte ich Paßions⸗Predigt. Des Morgens ſturbe der letzte 
von den Handwerckern, ſo von Copenhagen angekommen waren, nemlich 
der Mauer⸗Meiſter, ingleichen des Gouverneurs Schreiber. 

Den 10. kam das Fahrzeug wieder nach Hauſe, welches man vor 14. 
Tagen nach den wuͤſten Wohnungen der Wilden, Holtz zu holen, geſendet hat⸗ 
te, als woran wir ſo groſſen Mangel hatten, daß wir weder Brauen noch Ba⸗ 
cken konnten. 

Den 12. ging der Unterfeuerwercker mit Tode ab, welcher ſchon lange 
kranck und bettlaͤgerig geweſen. e 

Den 13. Sonntags, predigte Hr. Ohle Lange. FR 

Den 16, hielte der Hr. Ohle Lange gleichfalls Paßions⸗ Predigt 8 

en 


8 | * „ ee | 93 

Dien 19. ſturbe wieder ein Soldat; von den übrigen Krancken aber, 
waren 3. ſchon wieder geneſen. eee 
Dien 20. an einem Sonntag, predigte Hr. Hendrich Miltzoug, und 


vohin mir der Hr. Capitain Landorp und Lieutenant Minje das Geleite ga⸗ 
ben, ich verbliebe allda biß den 22. da ich unterdeſſen einige von meiner gewoͤhn⸗ 
lichen Catechumenarum ihren Kindern getauffet. Einige von dem Alten frag⸗ 
ten mich aueh, warum ich ſie denn nicht tauffen wollte, ob ich denn nicht wollte, 
daß fie auch ſollten ſelig werden? und da ich ihnen antwortete, daß ich ihrer ernſt⸗ 


lichen Aufrichtigkeit gegen G Ott noch nicht verſichert wäre, proteſtireten ſie da⸗ 


gegen, und ſagten: daß ich wohl ſelber wuͤſte, daß ſie daran keinen Mangel haͤt⸗ 
ten. Um ſie nun zu befriedigen, bath ich ſie, Gedult zu haben, biß ſie alle Stuͤcke 
gefaſſet, welche einem erwachſenen Menſchen zu feiner Seligkeit zu wiſſen nöthig 


waͤren, und welche die meiſten von ihnen dach nicht aus dem Grunde gefaſſet hat⸗ 
uſe 


ten. Auf der alten Colonie waren 5. Haͤuſer, in welchen ſich 30. Familien auf⸗ 
hielten, von welchen 21. Kinder getauͤfft wurden, darunter einige ſchon ſo groß 


waren, daß ſie ſelber auf die Fragen antworten konnten, welche ihre Tauffe und 
Chriſtenthum anbetraͤffen. je Ä 


Vor 14. Tagen hatten wir einige von unſern Krancken überfahren und 


bey die Gronlaͤnder einlogiren laſſen, damit fie von ihnen mit etwas Cochleare 
oder dcorbut · Kraͤuter konnten verſehen werden, welches um dieſe Zeit bey ihnen 
unter den Steinen hervor wuchſe. Dieſe nun nahmen wir wieder mit uns nach der 
Colonie; ſintemahlen ſie nun friſch und geſund waren. 1 0 
Deng wurde von dem Hrn. Miltzoug Paßions⸗Predigt gehalten. 
Den 24. fuhr des Kauffmanns fein Alliſtent aus, die Handels⸗Plaͤtze 
zu beſuchen. So wurden auch an dieſem Tage einige Krancke zu den nechſten 
Wohnungen der Wilden geſendet, ſich allda etwas Cochleare zu ihrer Erfri⸗ 


ſchung und Erlangung ihrer Geſundheit zu holen. 


Den 25 als am Tage Maria Verkündigung hielte ich Predigt. 
Den 27. am Sonntage, predigte Hr. Ohle Lange. 


Dien zothielte Hr. Ohle Lange wieder Paßions⸗Predigt. 


Dten 2. April ſturbe ein Soldat; die ubrigen waren nun ein wenig relti⸗ 

tuiret,feit dem fie von dem Scorbut bekommen hatten, ſo daß wir nun G Ott Lob! 

nicht mehr als 4. Krancke und Bettlaͤgerige hatten. 
Den 3. dito an einem Sonntag, hielte Hr. Miltzoug Predigt, nach der 


Predigt wurde ein groſſes Both zu den wuͤſten Gronlaͤndiſchen Häuſern abge⸗ 


ſendet, um mehr⸗Holtz allda zu hohlen. Sen zen Abend kam auch der Alliltent 
. 5 | von 


r 


n der Colonie communicirten. Nat der Predigt reiſete ich hinuͤber 
ie alte Colonie, um die Gronlaͤnder gewöhnlicher maſſen zu unterrichten, 


194 oO See | 


von feinem Handel zuruck, und hatte das Both voller Speck, wovon noch mehr 
zu bekommen war. N . EN 
Den 4 ließ der Gouverneur den Rath verſammlen, um mit ihm, wegen 
ein und andern Sachen, ſo die Colonie betraffen, zu deliberiren, unter andern, 
ob die Reiſe über den Eiß⸗Felſen, welchen zu recognoſeiren allergnaͤdigſt befoh⸗ 
len, koͤnnte und ſollte vorgenommen werden. Ingleichen ob die Reife nach Ne- 
piſene ein Logis allda aufzurichten, ſollte fortgeſetzet werden. 
Den b. ſturbe ein von dem verheyratheten Soldaten Weibern, von wel⸗ 
chen 3. zuvor abgegangen waren. An dieſen Tag kamen die 8. Mann, ſo bey den 
Gronlandern geweſen, nach Haufe, welche den 24. Marti dahin gefuͤhret wurden, 
unter welchen einer fo ſchwach war als er wegging, daß man ihn mit dem Bett in 
das Both tragen muſte, nun aber war er, vermittelſt des ſchoͤnen Cochleare- 
Krauts, wieder voͤllig reftituiret. ne 
Dien 9. reiſete der Kauffmann mit dem groſſen Both Nordwerts nach 
Piſubigme, daſelbſt zu handeln. N mene TR 
Den 10. an einem Sonntage, predigte Hr. Ohle Lange. 
Dien 14. am grünen Donnerſtag, hielte ich Predigt, und oommunici- 
reten zugleich J. Mann von der Colonie. | Ie 
Den 15. am Char⸗Freytag predigte Hr. Hendrich Miltzoug. 
Den 16. celebrirte der Gouverneur Ihro Majeſt. der Koͤniginn Ge⸗ 
buhrts⸗Tag. 10 TERN AT U |, 
Den 17. am erſten Oſter⸗Tag predigte Hr. Ohle Lange. 
Den 18. am 2. Oſter⸗Tag predigte ich ſelbſten, und waren T0.Commu- 
nicanten am Tiſche des HErrn. Bu nter 
Den 19. am 3. Oſter⸗Tag predigte Hr. Miltzoug und 3. Leute com. 
municirten. So ſturbe auch an dieſem Tag eine Soldaten-Frau, welche 
ſehr lang ſchwach und kranck geweſenz fo daß nun in allem 40. Menſchen geſtorben 
waͤren. | Me ene 


Den 20. war der Rath wiederum verſammlet, da denn veranſtaltet wur⸗ 
de, eine Chaloupe mit behöriger Mannſchafft nach Nepiſene ohne Aufſchub 
abzuſenden, um denen von Vater⸗Lande vermuthenen Schiffen bey Zeiten allda 
entgegen zukommen. Sintemahlen wir nicht eher insgeſammt konnten weg⸗ 
ae ehe der Gouverneur von Recognoſcirung des Eiß⸗Felſens zuruͤck 
gekommen. tg at), An 
Den 22. kam der Kauffmann von Norden zurück mit dem Both voller 
Holtz, allein Speck war anjetzo nicht zu bekommen. An ſelbigen Tage reiſete 
auch der Feuerwercker auf Gutbefinden des Raths nach Piſubigme, mit F. Mann, 


um daſelbſt zum Bau herbey zu ſchaffen, was dorten darzu dienlich anzutreffen 
waͤre. \ Den 


Dien 24. Sonntags, predigte Hr. Ohle Lange, ich ſelber nebſt mei⸗ 
ner Frauen und Kindern, ingleichen Hr. Miltzoug , und noch 3. von derColo- 
— 1 1 N 105 A 1 5 725 


mie commmeir ten 
Dten 25. nahm der Gouverneur mit dem | 
Aſliſtenten und 5. Leuten von der Colonie, die vorgeſetzte Recognoſcirung 
r Eiß⸗Felſen vor, zu dem Ende reiſeten ſie erſtlich nach dem Meerbuſen Ama- 
ralik, 6. a . Meile von der Colonie, allwo die nechſte Gelegenheit war auf den 
Eiß⸗Felſen zu kommen. e Nen e N Bj 
0 5 Den 26, wurde das groſſe Both abgeſendet, die Handels⸗Plaͤtze zu 
i o Un SAA ᷣ / ĩð[v , ³˙¹ IR er 
Dien 27. wurde ein Both nach den Koek-Snfuln geſendet, um daſelbſt 
eine Aufſicht zu haben nach den Schiffen, fo wir von unſerm Vaterlande ver⸗ 
muthen waren 8 BR 8 


Lieut. Richard, nebſt dem 


Dien 30. ſahe man von der Colonie ein Schiff nach Norden zu, vorbey 
ſeegeln. So berichteten auch die Gronlaͤnder, daß die vorigen Tage viele 
Schiffe vorbey paſliret waren. e ea ae 
Den 1. May predigte Hr. Miltzoug und Hr. Ohle Lange commu- 
nieirte nebſt einigen von der Colonie. Am felbigen Tage kamen auch einige 
Gronlaͤnder vom Sunde Nepiſet zu uns, allwo fie kuͤrtzlich um den Rochenfiſch⸗ 
Fang hingegangen waren. Nachdem ich ihnen einige Unterweiſung gegeben, 
keiſeten ſie ihres Wegs wieder emg. e en 
Dien 7. dico kam der Gouverneur mit feinem Gefolge von Recogno- 
ſcirung des Eiß⸗Felſens wieder zuruͤck, und befande ſolchen eben ſo, wie die 
Gronlaͤnder vorhero berichtet, nemlich: daß gantze Land oben auf dem Felſen 
gantz mit Eiß bedecket; in welchem ſehr groſſe Ritzen und Hoͤlen ſeyn, wodurch 
das Waſſer, ſo vom Schnee aufthauet, mit einem entſetzlichen Brauſen herab 
lauffet, und das Eiß war ſo hohl und ungleich geweſen, daß ſie kaum einen Fuß 
darauf ſetzen koͤnnen, dahero die Recognoſeirung zu Lande, nach Oſten zu, 
gantz ohnmoͤglich und impracticable iſt. V 
Dien 8. Sonntags, hielte ich Predigt, und nach der Predigt commu⸗ 
nieirten 2. Perſohnen. N eee e, 
Den 10. kam die in den Koek-Inſuln liegende Brandt⸗Wache aus 4 
Mann beſtehende, wieder nach Hauſe. Sie hatten wohl einige Schiffe vorbey 
paſliren ſehen, allein wegen des groſſen Windes, hatten fie nicht bey ihnen am 
HH men... 88 
Den rx. kam die Mannſchafft, fo nach Holtz ausgeſendet war, wie⸗ 
der nach Haufe, mit einem gantzen Both voll, welches man in Ermangelung 
des andern Holtzes, von der „ Haͤuſern nehmen muſte. 
| : 2 


N 


Den 


196 Bo Sehe 
Den 13. als an den allgemeinen Beth⸗Tag, wurde von den Hrn. Oh- 
le Lange Predigt gehalten. ee ee 
Den 15. Sonntags, predigte Hr. Miltzoug, und 13. Perſohnen 
eommunicirten, und von Hr. Ohle Lange wurde einem Sergeanten die 
Verlöbniß⸗Ceremonie gehalten, welcher ſich mit einer Soldaten⸗Wittwe ver⸗ 
ſprochen, wie auch des Kauffmanns feinem Afliftenten, auch mit einer Sol⸗ 
daten⸗Wittwe: unterdeſſen war es zu beklagen, daß die armen Manns⸗Leute, 
ſich von dieſen liederlichen Weibern ſo bethoͤren lieſſen. ee 
Den 16. kamen die, ſo auf den Handel ausgefahren, mit dem Both 
voller Speck nach Hauſe. Sie hatten unterweges einen Hollaͤnder ee 
welcher ihnen von Copenhagen die betrübte Zeitung ertheilet, daß dieſelbe 
Stadt durch einen ungluͤcklichen Feuer⸗Brandt, meiſtentheils in die Aſche gele⸗ 
1 een Welches nachgehends, GOtt beſſere es! mehr als zu wahr be⸗ 
funden worden. 8 | 
Den 21. ging der Lieut, Richard mit der Loots⸗Galliote von der Co⸗ 
Ionie ab, um nach dem letzten Rathſchluß einige Sachen nach 1 5 zu trans- 
portiren, allwo ein neues Logis ſollte aufgerichtet werden. Der Capitain 
nebſt dem Alliſtenten, und noch andern folgeten zugleich mit. 
Den 22. Sonntags, predigte Hr. Miltzounn nz. 
Den 24. ſtiege ich mit dem Gouverneur und einiger Mannſchafft, 
(welche ſchon beſtellet waren dem Logis nach Norden zu gehen,) in das groſſe 
Both und r. Chaloupe, weil wir uns vorgeſetzet, mit zu dem bemeldten Ort 
nach Norden zu reiſen, da wir aber auf die Inſul kamen, wo die alte Colonie 
geſtanden, fanden wir allda ein Schiff liegen, ſo von unſern Vaterlande an⸗ 
gekommen war, dahero wir wieder mit dem angekommenen Schiffer nach der 
Colonie zurück fuhren, um erſtlich nachzuſehen, was die mitgebrachten Briefe 
in ſich hielten, ehe die Reiſe nach Norden konnte fortgeſetzet werden. Da denn 
die unangenehme Zeitung, ſo wir ſchon zuvor von dem Feuerbrandt in Copen- 
hagen erhalten, confir miret wurde; dabey aber wurden wir auch verſichert, 
daß gleichwohl Ihro Koͤnigl. May. hohe Gnade und Eifer vor das Gronlaͤndi⸗ 
ſche Werck annoch continuirte, dahero Diefelben dieſes Schiff nebſt andern 
nöthigen Materialien, und andern Dingen mehr, zu einer neuen Colonie uͤber⸗ 
ſandt haͤtten. | | | A 
Den 26. am Tage Chriſti Himmelfarth, predigte Hr. Ohle Lange. 
Den 28. verfügte ich mich nebſt dem Gouyerneur und dem Capitain, 
iu dem Schiffe, weil ſie mit demſelbigen die Reiſe nach Norden fortzuſetzen, 
reſolviret hatten. 774 | n 
Den 30, fuhr ich wieder zu der Colonie, nach Haufe. 7720 


Den 


e n Den kam SER feine Haushälterin mit einer jun⸗ 
gen Tochterinesimdbete, welche noch ſelbigen Abend getauffet, und Kirſtina 
genennet wurde. 

Nachdem der Lieur Richard mit dem angekommenen Schiffe Ordre 
erhalten, fü auf die Ruͤckreſſe zu begeben, und zugleich feinen Fleiß zu thun, 
| auf der Seite nach Oſten zu unterfuchen wurde er dadurch in der vor⸗ 
geſetzten Nordreiſe verhindert, dahero er allergnaͤdigſter Ordre zufolge, mit ſei⸗ 
nem Schiff der Loots⸗Galliote den 3. Juni von der Colonie abging, und ſich 

Ist a Rückreiſe begab, | 

. Den 5. Junii als den 1. Pfngſt⸗Tag, hielte ich feber Predigt. BL 
Den 6. als den 2. Pfingſt⸗Tag, predigte Hr. Ohle Lange. e 
an ik Jar oder der 3. Pfingſt⸗Tag, predigte Hr. Miltroug- a 
Dien 12. am Sonntage, predigte ich wieder. 


— 


\ 


Den 15. ging das Schiff, fo noch vom e en bene auch 


von der Colonie ab, um ſich Nordwerts nach Nepilene zu begeben, wo das 
neue Logis ſollte aufgerichtet werden, und hatte anbey alle die Sachen mit ſich: 


als Volke, Proviant, und dergleichen, welche das angekommene Schiff nicht 


einnehmen konnte. Und wie auch mit dem Schiffe von Ber gen Leute angekom⸗ 
men, um zum Wallfiſch⸗Fang im 8 zu machen, gin⸗ 
gen foihe zugleich mit dieſem Schiffe weg. 
Dien 16. beſuchten uns viele Gronländer, welche von Siden gekon⸗ 
men, die x denn alle in GOttes Wort unterrichtete. 1 
Den 19. Sonntags, predigte Hr. Miltzoug und Herr Ohle Lange 
war mit dem letztern Schiffe nach Nepiſene gegangen, als wohin er als Prie⸗ 
ſter und Miflionair allergnaͤdigſt ernennet war. 
Den 20 wurden wir abermahl von vielen Gronländern beſeheb weche 
vo Süden herkamen, da ich ſie denn alle unterwieſe. 
i Den 21. reiſete ich, Ammtes halber, nach den Gronlaͤndern, im Sunde 
Nepilee, weil daſelbſt ſehr viele fremde Gronlaͤnder ſech aufpielten; nachdem ich 
1 ich den 22. wieder nach Hauſe. ö 
Den 24. am Tage St. Johannis hielte ich Predigt. ‚sie 
Den 26. Sonntags; predigte Hr. Miltzoug; fo hatten wir auch Be 
er — den Gronlaͤndern, die ich in G Ottes Workuntewihteke, welche 
ſie mit geziemender Attention anhoͤreten. 
Dien 27. reiſete ich zugtecch wil weinem Collega Hr. Miltzoug einige 
Gronlaͤndern zu beſuchen, welche mit ihren Zelten, ohngefehr eine Meile Oſtwerts 
von der Colonie ſtunden. Sie erzehlten mir, daß 2. Meile nach Oſten in einem 
* ein ſehr ſchoͤner Plat mit Graß 1 nebſt einem kleinen 7 
1 8 


208 | ud La | 
waͤre, wie die Kablunacken, das iſt: die Nordiſchen, ehedem gewohnet haͤt⸗ 
ten, alltwo auch ein ſchoͤnes Lay⸗Waſſer waͤre, auch viele Renn⸗Thiere da gäbe, 
Den 2. Juli am Tage Maria Heimſuchung predigte ich. So kamen 
auch einige Gronlaͤnder zu uns, welche ich in GOttes Wort unterwieſe. 
ni Den 3. Sonntags, syigte Hr. Miltzoug nebſt 2. Communicanten. 
rat Den F. kamen enge Gronlaͤnder von den Koek- Inſuln (welche unfere 
gewoͤhnliche Catechumens waren) zu uns, und als fie wieder weggingen, ließ ich 
den Aelteſten von den 2. Gromaͤndiſchen Knaben, welche bey mir waren, mit ihnen 
reiſen, um eine Zeitlang bey ihnen zu bleiben, und ihre Kinder zu unterweiſen, ſo 
viel als er ſelber wuſte und gelernet hatte dieweil ich ſelber nicht Gelegenheit haben 
konnte, zu ihnen zu kommem. , an 0 
Den 12. reiſete ich nebſt meinem Collega, dem Kauffmann, Balbierern 
und meinem Sohn, in einer Leinen Jolle zu dem nechſtbemeldtem Meerbuſen, um 
die Gelegenheit daſelbſt zu beſehen, davon mir die Gronlaͤnder geſaget hatten. Ich 
befand auch den Ort ſehr ſchön init Graß und Buſchwerck bewachſen, inſonder⸗ 
heit waren da 2. ſchöne Lax⸗Waſſer, und auſſer vor in der Tieffe ſtunden noch al⸗ 
lerhand kleine Fiſche wie auch Lodden in groſſen Uberfluß, als wovon die Gron⸗ 
laͤnder in Sommer ſehr viele fangen und auf den Klippen trocknen, zu ihrer Win⸗ 
ter⸗Proviſion. Wir traffen allda 4. Familien an mit ihren Zelten, welche 
kuͤrtzlich 2. Renn⸗Thiere gefangen hatten, wovon fie uns etwas abgaben. Sie 
begleiteten uns des Tages, wenn wir ins Feld und auf die Jagd gingen, doch be⸗ 
kamen wir keine Thiere zu ſehen, auſſer einige Ruͤpen etwa 50. Stuͤck, welche wir 
da erlegten. Dieſe letzteren haben ihre Neſter hoch auf den Klippen, zu welchen 
wir aus Gefahr, nicht hinauf klattern konnten, um etwa ihre Eyer zu bekommen. 
Die wuͤſten Plaͤtze, wo die Nordiſchen Haͤuſer geſtanden, konnten wir mercklich 
erkennen, in dem Waſſer fingen wir 30. a 40. Stuͤck Lax mit dem Garn, fo wir 
darzu mitgenommenz wir haͤtten auch wohl mehrere bekommen koͤnnen, wo nicht 
das offer, wegen des haͤuffigen Regens, fo angewachſen geweſen, daß man ſich 
des Garns nicht recht bedienen konnte. Die Gronlaͤnder ſo da waren, unterrich⸗ 
tete = + GOttes Wort, und den 14. gegen Abend reiſeten wir wieder nach Haufe 
zur Colonie ä r STE EI 
Der kleine Gronlaͤndiſche Knabe Friederich Chriſtian, welchen ich 
den g. mit den Gronlaͤndern auf die Koek· Inſuln fahren laſſen, fie zu unterweiſen, 
war dieſer Tagen auch wieder zuruͤck gekommen, und erzehlte, daß die Gronlaͤnder 
ſehr willig wären, ihre Kinder von ihme unterweiſen zu laſſen, fie ſelbſten auch er⸗ 
zeigten ſich ſehr aufmerckſam, hätten ihn auch vieles gefraget, worauf er ihnen aber 
noch keine Antwort geben koͤnnen, ſowohl des Abends als des Morgens hatten fie 
ihn ermahnet mit ihren Kindern zu leſen und zu beten. nn 5 
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1 


0 1¶55 


Dien 18 ließ der liebe G Ott das letztere Schiff, ſo wir vermuthen waren, 
. ankommen, ſolches war mit alem dem beladen, fo zu der Colonie Unter⸗ 
galt dienen konnte. Anbey bekam ich auch zu wiſſer, daß die Gronlaͤnder, fo vo⸗ 
rigen Sommer nach Copenhagen mitgeſandt wurden, mit Tode allda abgegan⸗ 
gen waren, und zwar an einer Kranckheit, welche eigentliche Beſchaffenheit die 

Poctores nicht haben beſchreiben Tonnen. Woraus man zur Gnuͤge erſiehet, 
was die Veraͤnderung der Lufft und des Climatis bey dem Menſchen verurſachen 
kan. Dahero thut man dem lieben Gronland unrecht, wenn man ſolches vor 
ein ſo ungeſundes und ſchlimmes Land ausſchreyet, wo die Leute nicht leben kön⸗ 
nen, da doch auch andre Länder und Climata, fo gar die beften, eine fremde Natur 
incommodiren konnen. GOtt Lob! kan ich ſagen, daß Gronland vor mich 
und die Meinigen ein geſundes Land und gutes Clima, deſſen Hoͤhe ſich auf 64. 
Grad erſtrecket, geweſen. Allein länger hin nach Norden vernimmt man, daß es 
ſtrenger zu leben ſer. . e ee un 200 
Dien 17. Sonntags, hielte Hr. Miltzoug den Gottesdienſt. 
Dien 24. wieder an einem Sonntag, predigte ich ſelber. 
Den 27. des Nachts ſturbe ein Soldaten⸗Frau, nachdem fie ſehr ſchwach 
und bettlaͤgerig geweſen. An dieſem Tage kamen auch einige Nachbahren von 
Sunde Nepifet zu uns, unter welchen 2. kleine Vater und Mutter⸗loſe Knaben 
waren, ſo ich beredete bey mir zu verbleiben, um ſolche in dem Wort GOttes und 
von Chriſto zu ihrer Seligkeit zu unterrichten. 
Den 31. predigte Hr. Miltzoug und waren 3. Communicanten. 
Den 2. Auguſti ließ ich den kleinen Fridrich abermahl zu den Gronlaͤn⸗ 


dern im Sunde Nepilet fahren, vor ihren Kindern zu leſen. 
4 0 Den 1. begab ſich das letzt⸗angekommene Schiff wieder auf die Ruͤck⸗ 


Dien 14. an einem Sonntage, predigte Hr. Miltzoug. . 
Den is. wurden Leute mit den 2. groſſen Bothen nach dem Meerbuſen 
Amaralik gefendet, Heu allda zu maͤhen vor das Vieh, fo auf der Colonie war. 
So fuhren auch an dieſem Tage der Kauffmann und Balbier nebſt meinem Sohn 
nach dem Lar⸗Waſſer in Capeiſune, wofelbft auch eine gute Jagd nach Renn⸗ 
Thieren ift, davon fie auch etwas zu bekommen, verhoffeten. 
| Den ac. beſuchte ich einige Gronlaͤnder, fo von Nepifene nach Norden 
zu liegend, gekommen, und waren willens ihre Zelten ein Stuͤck Weges von der 
Colonie aufzuſchlagen. Sie erzehlten, daß fie bey unſern Leuten zu Nepifene, 
geweſen, welche noch alle geſund lebeten und ſtarck an dem Hauſe daſelbſt arbei⸗ 
teten. Ich gab ihnen einigen Unterricht von GOtt und Erſchaffung der Welt ꝛe. 
davon fie vorhero noch nichts gehörek, wornach fie denn wieder nach a 


2 2 


gingen. 


* 


| Den 21. Sonntags, wurde nur aus der Poſtille geleſen, weil alle unſere 
Leute, biß auf 2., auſſerhalb waren. 3 a BE 
. Den az. kamen die ſonach dem Lax⸗Grund gefahren, wieder nach Haus 
232 brachten 3. Renn⸗Thiere und eine halbe Tonne Lax mit ſo fie da gefangen 
atten. | eee N 


Den 26. wurde wieder nach dem Lax⸗Grund gefahren. 

Den 28. kamen die nach dem Meerbuſen Amaralik ausgeſandte Leute 
wieder nach Hauſe, mit beyden Bothen voller Heu. So kamen auch die von dem 
Lax⸗Grund wieder nach Hauſe, wo ſie ein Renn⸗Thier aber keinen Lay bekommen. 

Dien 2. Sept. fuhr ich zu den Gronlaͤndern auf der alten Colonie, wel⸗ 
che kuͤrtzlich aus dem Meerbuſen zuruͤck gekommen. | 
„Den 3. kam der Gouverneur nebſt dem Kauffmann, Nordwerts von 
Nepiſene, denn weil ſie nicht ſo viele Häufer hatten im Stande ſetzen koͤnnen, 

daß ſie alle darinnen uͤberwintern koͤnnen, relolvirete der Gouverneur, auf 
der guten Hoffnung des Winters zu verbleiben. | am 

Den 11. an einem Sonntage, hielte ich Predigt. 2 

| Den 17.teifete der Kauffmann wieder zurück nach Norden, wie auch der 
Kauffmann von der guten Hoffnung mit dem andern groſſen Both, um bey dem 
Gronlaͤndern Handel zu treiben. | 251 

Den 28. ließ ich meinen Sohn nach dem Meerbuſen hinfahren, die 
Gronlaͤnder allda zu unterweiſen. | ; e ee ET: V 

Den 29. am Tage St. Michaelis predigte Hr Miltzoug ö 

Den 2. October Sonntags, hielte ich abermahl Predigt und der Gou- 
ver neur communicirte. a 23 1 

| Den 9. an einem Sonntage, predigte Hr. Miltzoug, ich ſelbſten com- 
municirte mit meiner Frauen und meinem Sohne. ; 

Der Winter nahm nun mit ſtarcken Froſt bereits feinen Anfang. 

. Den 1 . wurde Ihro Majeſt. des Königs Geburths⸗Tag wiederum 
celebriret. 

Den 16. Sonntags, wurde von mir Predigt gehalten. Ingleichen kam 
der Kauffmann von der Norder - Colonie an, und hatte unterweges das Fahrzeug 
voller Speck und Fellen gehandelt. 

| Den 23. predigte Hr. Miltzoug und 4. communicirten. 

Den 27. ließ ich abermahl meinen Sohn zu den Gronlaͤndern auf der al⸗ 
ten Colonie reifen, um ſie etwas zu unterweiſen. 

. Ge. 28. fuhr der Aſliſtent aus mit dem groſſen Both, um den Handel 
zu verſuchen. 

Den 29. predigte ich, Hr. Miltzoug und der Kauffmann mit ſeiner 
Frauen eommunicirten. Den 


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Dien 1. Nov. am Tage aller Heiligen „wurde von Hr. Miltzoug | 
Predigt geha e A 


en. 2 2 * 807 en Fi € IND 5 . - 
Den 2. dito ließ Fridrich Chriſtian, den aͤlteſten von den Gronläns 
diſchen Knaben, ſo bey uns auf der Colonie war, nebft einem andern Gron⸗ 


laͤnder, fo zu uns kum, auf die Raben⸗Inſuln fahren, welche eine gute Meile 
von der Colonie ab liegen, um mit den Kindern daſiges Orts zu cathecheſiren: 
denn ich ſelber konnte nun wegen Mangel der Leute, ſo auf den Handels⸗Plaͤtzen 


waren, nirgends hinkommen, welches mich ſehr ſchmertzete, daß mir die Zeit ſo 


unnuͤtzlich ſollte vorbey gehen, da doch der Haupt⸗Endzweck dieſes Deſſeins zur 
Chriſtlichen Erleuchtung dieſer armen Menſchen abzielete. Die Colonie be⸗ 
ſtunde anjetzo nur in 9. gemeinen Leuten, welche alle, biß auf einen, zur Hand» 
lung gebraucht wurden, weit von der Colonie ab. Bey Sommer» Tagen 
aber, nahm ich oͤfters die kleine Jolle nebſt meinen Sohn und den aͤlteſten Gron⸗ 
laͤndiſchen Knaben, und fuhr zu allen Gronlaͤndern, ſo da in der Naͤhe herum 
ee nun aber wollte die Beſchaffenheit des Winters und des Wetters es 
nicht zulaſſen. Ü ee e 
Den 6. an einem Sonntage, hielte ich Predigt. FE 

Dien 9. kam ein alter Gronlaͤnder zu uns von der alten Colonie, der des 
Nachts bey uns blieb, welcher, weil ihn die 2. Knaben ſo letzthin zu mir kamen, 


etwas verwandt waren, ſich des Morgens gantz fruͤh mit ihnen davon gemacht 
hatte; denn er wollte nicht, daß fie bey uns ſeyn ſollten, ob fie ſchon felber Luft 


zu bleiben hatten. Ä RE 
Den 13. Sonntags, predigte Hr. Miltzoug, 


Den 16. kam der Alliltent von Suͤden zuruck, und brachte das Both 


voller Speck mit. Dieſer Tage blieben 2. benachbahrte Gronlaͤnder weg auf 


der See, ohne daß man wuſte, wo fie hin gekommen, vermuthlich aber muſten 
ſie von den See⸗Hunden übern Hauffen geriſſen worden ſeyn, denn es war eben 


JGG | A 
| Den 20. an einem Sonntag, hielte ich Predigt. 
Den 24. Nachdem unſere Leute von den Handels⸗Plaͤtzen zurück gekom⸗ 


men, fuhr ich, Ammtes wegen, zu den Gronlaͤndern, und gest erſtlich auf die 
olonie, allwo 2. 


Raben⸗Inſuln, ohngefehr eine Meile Suͤdwerts von der 
groſſe Haͤuſer ſtunden, in welchen ich ein Kind tauffete. 


2. Meile davon. Anjetzo befanden ſich daſelbſt nicht mehr als 3. Wohnungen 
der Wilden, da doch deren im vorigen Jahr s. waren. Denn einige Familien 
waren Nordwers auf den Wallfiſch⸗Fang gezogen, an den Ort fo Difco heiſſet, 

um daſelbſt einige Barden von ee holen, welche ſie zu ihren 5 

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2. \ 0 Pe m. 


Den 25. reiſete ich von dar weg, und begab mich zu den Koek-Anfuln, ni 


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Geraͤthe brauchen. Ich verweilete auf den Koek. Inſuln biß den 28., da ich in⸗ 
deſſen 4. kleine Kinder tauffete, davon 2. erſt in dieſen Tagen gebohren worden. 
Die Alten fragten mich abermahl, warum ich ſie denn nicht tauffen wollte, da 
ſie doch alles glaubeten, was ich ſie lehrete. Ich gab ihnen die Antwort, wie 
vorher, daß wenn ſie die noͤthigſten Stücke der Chriſtlichen Lehre gefaſſet, und 
ich ſaͤhe, daß fie ſich darnach verhielten, fo wollte ich ſie tauffen; denn Chriſtus 
der Sohn Gottes hätte befohlen, daß die Alten erſt ſollen unterrichtet werden, 
ehe fie konnen getauffet werden. Allein von den Jungen und Unmuͤndigen ſaget 
er, daß fie ſollen getauffet werden, ohne vorhergehende Unterweiſung ꝛc. Mit 
welcher Antwort ſie ſich denn genuͤgen lieſſen, und verſprachen, daß ſie ſich zu 
lernen bifleiſſigen wollten. a 0 | 
Den 28. fuhr ich hinüber auf die alte Colonie, wo in allem 5. Häufer 
waren. In einem von dieſen Haͤuſern waren die 2. kleinen Knaben, welche der 
bemeldte alte Mann, mit ſich von der Colonie gelocket. Da ich ihm nun deß⸗ 
falls befragte, warum er wieder meinen Wiſſen und Willen die Knaben mit 
ſich genommen? antwortete er: Es waͤre ihr eigener Wille geweſen; allein ſie 
läugneten ſolches, und ſagten: ſie waͤren wohl geblieben, der Alte aber hätte ha⸗ 
ben wollen, daß ſie mit ihm fahren ſollten. Wie ich nun hierauf zu verſtehen 
gab, daß er Schlaͤge verdienet haͤtte, gab er gute Worte, und bath um Verge 
bung, ſagend: ich konnte ſie ja wieder mit nach Hauſe nehmen. i 
In dieſen Haͤuſern waren 6. kleine Kinder, welche die heilige Tauffe 
empfingen. Von den Kindern ſo verfloſſenen Winter getauffet wurden, waren 
chon 6. wieder mit Tode abgegangen, und als der erſte Saamen in GOttes 
ſReich eingegangen. | 
Den 1. Dec. reiſete ich wieder von dar weg, nahm die 2. entlauffenen 
Knaben wieder mit mir, und fuhr zu eines wilden Wohnung, eine Meile nach 
Oſten. In dieſem Haufe waren 5. Familien, die meiften junge Leute, und 
vn welche vorigen Winter in den Meerbuſens fich aufgehalten hatten; die⸗ 
ſe erzeigten ſich nicht fo willig und Lehr⸗begierig, GOttes Wort zu hören „wie 
die andern: einer ließ ſich ſo gar verlauten, daß ihnen meine Unterweiſung ver⸗ 
drießlich anzuhören wäre; denn ich waͤre nun 2. Tage bey ihnen geweſen, und ih⸗ 
nen 3. mahl des Tages vorgeleſen, nemlich des Morgens, und des Abends vor 
E und des Mittags vor der Jugend, welches ihnen zu viel zu 
eyn ſchiene. 
dal Den 3. Dec. reiſete ich von ihnen weg, und gelangete des Abends zu 
auſe an. 
Der Gouverneur hatte dieſer Tagen einen Knaben zu ſich genommen, 
welcher weder Vater noch Mutter hatte, welchen er perſuadixet, bey * zu 
x⸗ 


— —— — 


en, wie s denn ein wackerer Knabe war. So brachte ich ihm auch auf auch auf 


gen durfften. Ich bekam vor dieſes mahl eine Probe rothe Farbe von den Gron⸗ 
lan dern, welche an gewiſſen Orten in den Meerbuſens haͤuffig un wird, 


und eine fehonebraunsrothe Farbe iſt. Ich bekam auch ein Stuͤck Aftelt oder 
Steinflachs von ihnen, von welchem man ſchreibet, daß man eine Leinwand 
davon verfertigen kan, ſo nicht verbrennet ' davon findet man gantze Berge voll 


in Gronland. 
Dien 4. an einem Sonntag, predigte. Hr. Miltzoug. 


Den 8. thate der Hr. Miltzoug feine erſte Ausreiſe c e 


Krafft ſeines Ammtes, ich ließ meinen Sohn mit ihm reiſen, um ihn in det 
Sprache etwas bebülfflich zu ſeyn. b 


Den 10. kam des Kauſfmanns! fein Aſſi ſtent Nordwerts von Piabig- | 
me, allwo er das Both voller Speck gehandelt; fie hatten aber eine harte und 
beſchwehrliche Reife gehabt, indem ſie von dem Eiſe und Froſt ſehri eee 


N ur. und fo gar 3. Nächte unter offenen Himmel gelegen. 
Den 11. Sonntags, hielte ich Predigt. 
Den 15. kam mein Collega Herr Miltzoug von den Grorländem jur 
duc, an hatte 2. Wohnungen der Wilden beſuchet. | 
Er Den 18. Sonntags, predigte Hr. Miltzoug. | 
Den 25. am erſten Weyhnachts⸗Tag hielte ich ſelber Nhe Baie, 
Den 26. am andern Wephnachts⸗T Tag predigte Hr. Miltzoug. 
Den 27. am 3. Weyhnachts⸗Tag, hielte ich wieder ſelber Predigt. An 


dieſem Tage kamen einige Gronlander mit Weiber und Kindern zu uns, welche 
wegen entſtandenen ſtuͤrmiſchen Wetters und Schnee⸗Flocken, zwey Naͤchte ben 
uns verbleiben muſten; da ich fie denn unterdeſſen in GOttes Wort unterrichtete. 


Dieſer Monath war wegen Froſt und Kalte ziemlich hart geweſen, womit ſich 
u das alte Jahr endigte. 


dais d. 


en j. Jan. am Neuen⸗Jaors⸗Tag predigte Hr. Miltzoug. 
Den 6. dito am Tage der Heil. 3. Koͤnige, predigte ich, und der 
Gouverneur nebſt 2. andern von der Colonie communicirten. Die⸗ 
fer Tagen ware ein ſo extraordinair baren Sea der Sand: „Brandtewein 


a: in 


0 0 SE 203 


ein wildes Madgen darzu, als von welcher Art genug zu bekommen 
die Knaben aber konnte man mit genauer Noth bekommen, wie gut ſie 
auch ſahen, daß ſie es bey uns hatten, indem ſie vor ihre Nahrung gar nicht ſor⸗ 


N 


gen, welches zu dieſer Zeit fonften was ungewoͤhnliches iſt. 


— 


204 | * 0 Ele 


u. te — — . — l — 
meiner Flaſche gefroren, welche in einem Haufe ſtunde, da keine Warme war. 
Solches iſt noch nicht geſchehen, ſeit dem wir in Gronland geweſen. 
Den 9. Sonntags predigte Hr. Miltzoug, und 2. von der Colonie 
communicirten. 5 — 4 e 
Den 10. reiſete ich, vermoͤge meines Ammtes zu den Gronlaͤndern im 
Baals Revier, ſo uns am nechſten waren. Des Abends kam ich zu eines Wil⸗ 
den Wohnung, anderthalb Meile ohngefehr von der Colonie, worinnen 8. Fa- 
milien beyſammen wohneten, worunter 3. Kinder der heil. Tauffe theilhafftig 
gemacht wurden. , 75 1 n 
Den 11. fuhr ich von dar weg, zu einem Hauſe, welches eine halbe Meile 
beſſer hinunter lag, und in welchem 8. Familien waren, unter andern ſehr viele 
Kinder, davon 6. die heil. Tauffe empfingen. 
Den 13. ging ich zu dem Zen Haufe eine viertel Meile näher bey der Co- 
lonie, wotinnen 5. Familien twohneten, worunter 2. Kinder getauffet wurden. 
f Den 15. begab ich mich zu der 4. Wohnung, eine Meile von der Colonie, 
allwo 2. Haͤuſer ſtanden, in welchen 14. Familien beyſammen waren, F. von ih⸗ 
ren Kindern bekamen die heil. Tauffe. Ich verblieb allhier biß den 17. da ich ſie 
denn waͤhrender Zeit alle unterwieſe. Sonſten waren weiter in den Meerbuſen 
hinein, noch 5. Haͤuſer, wohin ich dieſes mahl nicht kommen konnte. 
| Den 22. predigte Hr. Miltzoug, 
Den 2. Febr. am Tage Mariaͤ Reinigung, hielte ich ſelber Predigt. 
Den 5. dito Sonntags, predigte Hr. Miltzoug. a 
Den 7. fuhr Hr. Miltzoug aus, die Gronlaͤnder zu unterweiſen, welche 
nach Weſten zu wohneten, auf den Raben⸗ und Koeck Inſuln, wie auch auf 
der alten Colonie. Wegen des ſtrengen und ſtuͤrmiſchen Wetters, ſo da täglich 
war, hatten wir nicht eher von der Colonie abkommen koͤnnen wir hatten auch 
nicht einmahl ein Fahrzeug, damit wir zu dieſer Jahres⸗Zeit haͤtten ausfahren 
koͤnnen, denn ſie waren alle Baufällig, und wir hatten nichts, damit wir ſie haͤtten 
repar iren konnen. | ' . 
5 Zwey von unſern Leuten waren nun auch kranck und Bettlaͤgerig ge⸗ 
worden. 
Den 12. an einem Sonntag, hielte ich Predigt. | 
Den 18. gegen Abend, kam Hr.M iltzoug von den Gronlaͤndern wieder 
nach Hauſe. So wurde auch abermahl einer don unſern Leuten kranck und 
bettlaͤgerig. Bißhero war allezeit ein ſcharffer Froſt und ſtrenge Kälte geweſen, 
nun aber wurde es wieder gelinde, vermittelſt dem Thau⸗Wetter und kleinem Re⸗ 


Den 19. wurde der Gottesdienſt von uns verrichtet. | 8 
Den 


rn 


Iren 


en ee — 
| | en wir 2. von unſern Krancken hin zu des nächften Wil⸗ 
den feiner Wohnung, in Hoffnung, daſelbſt etwas Cochleare zu bekommen, 
weil ſie ſehr ſtarck mit dem Scorbut behafftet waren. re Ba = 
Den 26. Sonntags, predigte Hr. Miltzoug, und ich nebft meinem 


Dien 25. bracht 


Weib und Kindern communicirten. Der Chirurgus wurde anjetzo vom 
Scorbut auch gantz ſchwach und kranck, daß er zu Bette liegen muſte. 
Dien 28. reiſete der Gouverneur ein paar Meile hin in Baals- Revier, 
um die daſelbſt wohnenden Gronlaͤnder zu beſuchen. Ich ließ meinen Sohn mit 
reiſen, daß er die Wilden ein wenig in GOttes Wort unterrichtete. ir 
Den 3. Martii kam des Kauffmanns feine Frau mit einer jungen Toch⸗ 
ter ins Kind Bette. gen : a 
Dien 5. an einem Sonntag, predigte ich. Nach der Predigt kam der 
Gouverneur wieder von dem Gronlaͤndern zuruͤck. UN 
Dien . wurde des Kauffmanns fein Kind getauffet, und Anna Magda« 
— Ü-•ViiT—T—T.!; x ĩ ͤ 2 
Dien 12. Sonntags, predigte Hr. Miltzoug. Nach der Predigt wur⸗ 
de eine Jolle nach den Raben⸗Inſuln geſendet, um die daſelbſt liegenden 2. Kran⸗ 
cken abzuholen, mit welchen ſichs nun beſſerte. Der Gouverneur reifete auch 
mit, ingleichen mein Sohn, welcher die Wilden ein wenig unterweiſen ſollte. 
Dien 13. kamen fie wieder nach Haufe. 


Den 19. Sonntags, ging der Gouverneur, benebſt den andern, von 
der Colonie zu GOttes Tiſch. Der Gronlaͤndiſche Knabe, und das Maͤdgen, 
ſo der Gouverneur zu ſich genommen hatte, wurden auch getauffet, der Knabe 
bekam den Nahmen Friedrich Carl, und das Maͤdgen Anna Sophia Magda- 
lena. Bemeldte Kinder hatten in kurtzer Zeit nicht allein die noͤthigſten Haupt⸗ 
Stücke der Chriſtlichen Lehre ſchoͤn gefaſſet, daß fie auf die Fragen gut zu ant⸗ 
worten wuſten, fondern fie erzeigten auch waͤhrender Tauffe groſſe Andacht, ins 
ſonderheit der Knabe, welcher mit vielen Traͤhnen feine Buſſe zu erkennen gab. 
Dt.en 20 ließ der Gouverneur den Rath verſammlen, um mit ihm zu 
ne man zu feiner vorgeſetzten Reiſe nach Nepiſene, vor Anſtalten zu 

nehmen haͤtte. e EV , e e 
Den 25. am Tage MariaͤVerkuͤndigung predigte Herr Miltzoug. Des 
Morgends vor der Predigt, begab ſich der Gouverneur auf die Reiſe nach Nor⸗ 
den, und nahm den erſt bemeldten Gronlaͤndiſchen Knaben und Maͤdgen mit ſich. 

Den es hielte ich abermahl Predigt. 
Den 31. wurde dem Chirurgo auf ſein Begehr das Hochwuͤrdige ge⸗ 
reichet, weil er ſehr kranck und von dem Scorbut ſehr geplaget war. 


Den 2. April Sonntags, predigte Hr. Miltzoug , und 2. von der Co- 
lonie communicirten. eee Den 


s ge 

Den 6. am gruͤnen Donnerſtag hielte ich Predigt. N 

Den 7. am Char⸗Freytag, predigte Hr. Miltzoug wieder. Nach der 
Predigt kam ein Gronlaͤnder von der alten Colonie, welcher uns berichtete, daß 
ein Hollaͤndiſcher Handels⸗Mann vor 2. Tagen da angekommen war, dahero der 
Kauffmann hin zu ihm fuhr, um zu vernehmen, ob er etwas von unſern Va⸗ 
terland zu erzehlen wuͤſte. 0 6 8 dini 

Den g. kam er wieder, und ſagte, daß er viele Gronlaͤnder, fo daherum 
wohneten, bey ihm angetroffen hätte, welche mit ihm Handlung getrieben, welche, 
bey feiner Ankunfft wegfuhren, und ſo lange als er da war, mit Fremden nicht 
handeln are 185 er ei 

en 9. am erſten Oſter⸗Tag hielte ich Predigt. 

Den 10. am andern Oſter⸗Tag, predigte Hr. Miltzoug. 

Den 11. und 3. Oſter⸗Tag, wurde aus der Poſtille geleſen. Nach dem 
Gebeth und geendigten Gottesdienſt, ging ich mit meinem Collega zu einigen 
Gronlaͤndern, welche mit ihren Zelten ein kleine Diftance von der Colonie ab⸗ 
5 A Wir redeten mit ihnen etwas von GOttes Wort, davon fie vorhero 
nichts gehoͤret. | SE | 

Den 14. vernahm man, daß der Holländer noch da im Hafen lag, und 
handelte mit den Gronlaͤndern, welche taͤglich zu ihm kamen, und ihm brachten 
was ſie hatten, da ſie hingegen ſo hartnaͤckig waren und nicht mit uns handeln 
wollten; welches alles daher kam, daß die Hollaͤnder ihnen ſo gut Kauff gaben, 
welches uns ohnmoͤglich war, dahero fie allezeit das Beſte verwahreten, biß die 
Hollaͤnder kamen. a . | 

Den 16. Sonntags, predigte Hr. Miltzoug. 

Den 18. kam der Alliſtent mit dem groſſen Both von Norden zuruͤck, 
welcher den Gouverneur nach Nepiſene bringen ſollte. Weil aber das Both 
ſehr leck war, durffte er die Reife damit nicht fortſetzen, ſondern ging zu einem Hol⸗ 
laͤndiſchen Handler, welchen er ohngefehr 10. Meile von der Colonie angetrof⸗ 
fen, mit welchem er accordiret, ihn nach bemeldten Nepifene uͤber zu ſetzen. 

Den 19. fuhr ich zu den Gronlaͤndern im Sunde Nepiſet, welche nun 
daſelbſt, auf den fo genannten Rochen Fiſch⸗Fang, zuſammen kommen waren. 
Wir traffen bereits 40. Zelten an, welche alle aus dem Meerbuſen gekommen wa⸗ 
ren. Ich verblieb dieſen Tag bey ihnen, und ging zu einem jeden Zelte und un⸗ 
fag ſie in GOttes Wort; wornach ich den 20. wieder nach der Colonie 

uhr. | | | | 
: Den 23. Sonntags, hielte ich Predigt, Hr. Miltzoug communi- 
eirte, wie auch der Kauffmann und ſeine Frau. | 
Den 25.reifete der Kauffmann aus auf den Handel; dieſer Monath war 
hißhero kaͤlter und ſtrenger geweſen, als er fonften zu ſeyn pflegte, Den 


0 Ste BR... 
st Den 30. an einem Sonntag, laſe ich aus der Poſtille, weil faſt alle 
deute von der Colonie entfernet waren. 
Den 5. May an einem allgemeinen Beth⸗Tage, wurde wieder aus der 
Poſtille geleſen. Der Kauffmann kam nun auch wieder vom Handel zurück, 
ünd hatte das Both voller Speck. Weil unſere Leute, fo nach Haufe kamen, 
ein Schiff auſſen vor geſehen, wurde den 7. May der Alliſtent mit 2. Mann in 
einer Jolle zu den Koek-Inſuln geſendet, um daſelbſt zu liegen, und unſer 
Schiff zu erwarten, ſo wir von unſerm Vaterlande vermuthen waren. Mein 
Collega folgete mit ihnen, um die daſelbſt befindlichen Gronlaͤndern zu unter⸗ 


weiſen. . | . 
Den 10, kamen fie wieder nach Haufe, weil ſie wegen böfen Wetters 
und Schnees, nicht weit vomLande ab ſehen koͤnnen; zudem hatten auch die Gron⸗ 
laͤnder gar kein Schiff vernommen. 5 I 
Dien 14. Sonntags, predigte ich. 


Ä Den 18. am Tage Chriſti Himmelfarth, begegnete uns ein groſſes Une 
gluͤck und Schade; indem wir eine Chaloupe voller Proviant verlohren, mit 
welcher der Alliſtent nebſt den groſſen Both den 16. auf die alte Colonie gefah⸗ 
ren war, um einen Theil Proviant abzuholen, welches in dem Proviant - Hauſe 
daſelbſt verwahret war. Wie er nun wieder zuruͤck kam, und nur eine viertel Meile 
von der Colonie ab war, wurde die haloupe von einem unvermutheten Sturm 
umgeworffen, und einer von den 3. Maͤnnern, ſo darinnen waren, muſte ertrin⸗ 
cken; die andern 2. wurden durch GOttes Huͤlffe noch gerettet, wiewohl halb 
todt, weil ſie oͤffters im Waſſer geweſen, da das Fahrzeug von einer Seite zur 
andern gefallen. So bald unſere Leute mit dieſen 2. Maͤnnern ans Land gekom⸗ 
men waren, fuhren ſie wieder hinaus, in Hoffnung, die Chaloupe zu retten, 
welche in dem Meerbuſen herum trieb. Wie aber ein grauſames Wetter von 
Suͤden anfing zu blaſen, muſten ſie nicht allein die Chaloupe fahren, ſondern 
fi) auch ſelber hin und her treiben laſſen; endlich aber kamen fie, nicht ſonder 
groſſe Leibes⸗Gefahr, ans Land, und zwar unter vielem treibenden Eiſe, von 
welchem die Jolle gantz zerſchlagen, und die armen Menſchen uͤbel zugerichtet 
worden, doch wurden ſie endlich durch die Allmacht GOttes behalten. Der guͤ⸗ 
tige G Ott fügte es dabey alſo mit ihnen, daß gleich in der Nähe einige Zelten der 
Gronlaͤnder ſtunden, zu welchen ſie ſich begaben, und von den Gronlaͤndern wohl 
aufgenommen, und fo weit es die Gelegenheit zulaſſen wollte, wieder erquicket wur⸗ 
den, denn ſonſten hätten fie, vor Hunger und Kälte, elendiglich crepiren muͤſſen. 
Unſer groſſes Both, fo unten am Lande vor der Colonie lag, hätten wir auch bald, 
mit allem Proviant, ſo darinnen war, verlohren; denn wie ein ſehr hartes Wet⸗ 
ter war, und ſich groſſe Wellen erhoben, die her das Both hinuͤber ſchlugen, > 


208 uk 0 Eee | 
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ſte der Mann, welcher darauf war, um die Chaloupe und ſein eigen Leben zu ret⸗ 
ten, alles was er konnte in die See hinein ſchmeiſſen, um das Fahrzeug leichte zu 
machen, da wir denn abermahl einen guten Antheil vom Proviant verlohren; 
denn die Tonnen und Fuſtagien, fo in die See geworffen worden, wurden gegen 
das Land zerſcheitert, und was darinnen war verſchuͤttet. Wir waren auch mes 
gen der J. Mann, fo mit dem Alliſtenten aus waren, in groſſer Furcht und Angſt, 
biß den 20. fruͤh Morgens, da die Gronlaͤnder, bey welchen ſie waren, ſie auf Be⸗ 
gehren zu uns auf die Colonie brachten. Wir beſchenckten die Gronlaͤnder vor 
5 ſo ſie den Unſrigen erwieſen, und hernach fuhren ſie wieder nach 
auſe. 
Den 28. als den 1. Pfingſt⸗Tag, hielte ich Predigt. 
Den 29. und 2. Pfingſt⸗Tag, predigte Hr. Miltzoug. = 
Den 30. und 3. Pfingſt⸗Tag, wurde aus der Poſtille ihnen vorgeleſen. 
So ging ich auch mit meinem Collega zu einigen Gronlaͤndern, welche kuͤrtzlich 
angekommen waren, und ſich mit ihren Zelten eine viertel Meile von der Colonie 
niedergelaſſen hatten, mit welchen wir eine kurtze Unterredung von GOtt und 
Goͤttlichen Dingen hielten, welches ihnen, nach ihrer Auſſage, lieb zu hoͤren war. 
Den 2. Junii thaten wir einen Verſuch, einigen Garten⸗Saamen aus⸗ 
zuſaͤen, welcher uns vorigen Sommer von Copenhagen zugeſendet worden, als 
Kohl, Ruͤben und dergleichen. . N | 
Den 4. dico Sonntags, hielte Hr. Miltzoug Predigt. 
Den 11. am andern Sonntag, predigte ich ſelber. an 
Den 12. beſuchte ich nebft meinem Collega abermahlen die Gronlaͤn⸗ 
der, welche wir in GOttes Wort unterwieſen. | 
5 der, mit welchen ich von GOtt 


Den 13. beſuchten uns einige Gronlaͤn 
und allen erſchaffenen Dingen redete. | 

Den 1, reiſete Hr. Miltzoug, Ammtes halber, zu den Gronlaͤndern, 
im Sunde Nepiſet. | 

Den 16. beſuchten uns wiederum viele fremde Gronlaͤnder, welche, nach⸗ 
dem ich ſie in GOttes Wort unterwieſen, wieder ihres Wegs fuhren. 

a Den 17. kamen einige von unſern Nachbahren zu uns, worunter ein 
paar Ehe⸗Leute waren, von welchen a. Kinder verwichenen Winter getauffet wor⸗ 
den, und weil die Frau ſeit dem wieder ins Kind⸗Bett gekommen, kam ſie nun, und 
wollte das Kind auch tauffen laſſen, ſagende: ſie wollte, daß es auch mit den an⸗ 
dern in GOttes Reich kommen ſollte. Nachdem ich ſie nun ermahnet, und ih⸗ 
nen die rechte Intention der Tauffe erklaͤret, wurde das Kind im Nahmen der 
Heil. Dreyfaltigkeit getauffet. g 

Den 18. Sonntags, predigte Hr. Miltzoug. 0 


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Das Feld ſtunde überaus ſchoͤn mit Grauß und Laub, wie kalt und fehlechtes 


an, welche ſich neulich dahin begeben, nach Nenn⸗Thieren zu jagen. Unter 
dieſen war einer, welcher 


71 


99 * 
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* 


210 23 0 Ah 


meßfalls ich ihn beſtraffte, und vorſtellete, wie er hierinnen wieder GOttes Wil⸗ 
len handelte, wie er ſolches zuvor von mir gehoͤret, mir auch eingebildet, daß er 
alles glaube ꝛc. Da er nun nicht laͤugnen, noch feine That entſchuldigen konn⸗ 
te, bath er mich, mit einer argen und boͤſen Mine, ich möchte ihn pruͤgeln. Ich 
verſtunde hieraus wohl, daß er dadurch Gelegenheit ſuchen wollte, mich zu 
uͤberfallen, denn es waren ihrer uͤber 20. Zelten beyſammen, ich aber war nur 
ſelb vierte; dahero ich ihm antwortete, daß ich ihn nicht ſchlagen wollte, ſon⸗ 
dern wenn unſere Schiffe kaͤmen, wollte ich ihn binden, und in unſer Land fuͤh⸗ 
ren laſſen, wo er dafuͤr ſollte geſtraffet werden. Dieſe Drohung machte ihm 
109 „ daß er gute Worte gab, und verſprach, ſich wieder von ihr 
oß zu machen. 5 1080 8 

Den 9. Nachdem ich die befindlichen Gronlaͤnder in GOttes Wort un⸗ 
terwieſen, begab ich mich wieder aus dem Meerbuſen zuruͤck, und als wir 3. 4 4. 
Meile gereiſet, kamen wir zu eines Gronlaͤnders Zelt, da wir ans Land gingen, 
und fanden wir die beute fo darinnen waren, voller Sorgen und Betruͤbniß. Ich 
fragte ſie, worum ſie ſo betruͤbt waͤren? der Mann antwortete: daß er des Ta⸗ 
ges zuvor, ſeinen juͤngſten Sohn verlohren, welcher von einem groſſen See⸗ 
Hund umgeriſſen und erſoffen waͤre. Ich haͤtte den armen betruͤbten Vater ger⸗ 
ne getroͤſtet, wenn nur der Sohn fo glücklich geweſen wäre, natürlichen Todes 
zu ſterben; doch ſagte ich zu ihm, und fragte ihn, ob er nichts von demjenigen 
gehöret hätte, der die Todten auferweckte? Er antwortete Nein! er hätte von 
dergleichen nichts gehoͤret; denn er waͤre ein fremder von Süden, und hätte 
noch nichts von GOtt gehoͤret. Dahero ich ihm kuͤrtzlich etwas von GOtt, 
und allen erſchaffenen Dingen erzehlete, wie auch von dem Suͤnden⸗Fall, und 
der Wieder⸗Erloͤſung durch GOttes Sohn IEſum Chriſtum, welcher die 
Todten wieder ſoll lebendig machen, darunter ſein Sohn auch ſeyn wuͤrde, und 
welchen er alsdenn wieder ſehen ſollte, derowegen ſollte er ſich nicht ſo betruͤben, 
als wenn er ihn nimmer ſollte zu ſehen kriegen c. Dieſer Troſt richtete den ar⸗ 
men Mann dergeſtallt auf, daß da ich wieder wegreiſen wollte, bath er mich, ich 
möchte noch etwas warten, ſein aͤlteſter Sohn waͤre aufs Feld gegangen, und 
er wollte auch gerne, daß ich ihm ſolches erzehlte, weil er ihn nun gleich holen 
ließ, wartete ich ſo lange biß er kam, da ich ihm denn denſelben Troſt gab, 
als ich ſeinem Vater gegeben hatte. Ich kan nicht genug beſchreiben, wie froh 
und vergnuͤgt die armen Menſchen wurden, ſie ſagten: es waͤren troͤſtliche Wor⸗ 

te ſo ich ihnen geſaget, welche ſie nicht vergeſſen wollten. Hieraus kan man ſe⸗ 
hen, wie GOttes Wort, welches gemeiniglich bey des Menſchen Wohlſtand 
mit groſſer Kaltſinnigkeit angehöͤret wird, in einem betruͤbten Hertzen, wenn es 
das Ungluͤck druͤcket und draͤnget, alsdenn feine gewuͤnſchte Wirckung 805 

| — 


— 


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m Zuſtande, und kam den 11. zu Haufe auf 


[a denn alle Leute waren mit den Fahrzeugen auſſerhalb, um Brenn⸗ 
oltz zu ſammlen. Arch 5 | Adi ) 


gend vorzubeten. ; 


rich Miltzoug nach Norden zu ö um ihm ein wenig 
ya 2 2 « an 


* 


7 


212 * ge- 
an die Hand zu gehen, weil es ihm allein zu beſchwehrlich fiel, die Leute auf der 
Colonie und auch die Gronlaͤnder zu beſorgen: ſo konnte ich dann auch nicht 
nach Billigkeit ihm fein Begehren abſchlagen; zumahlen da ich die Huͤlffe, ſo ich 
an Hr. Miltzoug hatte, wieder einiger maſſen mit meinem Sohn erſtatten konn⸗ 
te, wie auch mit dem aͤlteſten Gronlaͤndiſchen Knaben Fridrich Chriſtian, wel⸗ 
chen ich zuweilen ausſandte, den Kindern vorzubeten. Und wie Hr. Miltzoug 
12 85 — in dieſen Vorſchlag willigte, fo folgte er auch mit dem Aſliltenten 
na orden. sr =... 
Den 18. ſandten wir einige Leute nach dem Meerbuſen Amaralik, um 
daſelbſt Heu vor unſer Vieh zu maͤhen. | r ee 
Den 20. Sonntags, predigte ich, und der Chirurgus communicirte. 


Den 24. Nachdem man das groſſe Both repariret, fuhr man damit in 


den Meerbuſen Amaralik, um das Heu zu hohlen, ſo da gemaͤhet war. 

Den 26. gelangte gantz unverhofft eine Chaloupe auf der Colonie an, 
welche von dem Capitain Mohrfön ausgeſendet war, welcher das Königliche 
Schiff Morian führte, ſo auffen vor in der See lag, und nun einen Lootsmann 
verlangete, ihn nach der Colonie zu lootſen. Weil aber alle unſere Leute aus wa⸗ 
ren, benebſt dem Kauffmann, welcher mit meinem Sohn und dem Chirurgo in 
den Lachs⸗Grund gefahren, denn wir uns nun kein Schiff mehr vermuthen, fü 
fen die ausgeſandten Leute unverrichter Sache wieder zurück nach dem Schi 
e fahren. ER | | 

Den 30. kam der Kauffmann aus dem Lachs-Grund wieder nach Hau⸗ 
ſe, wie auch die Jolle aus dem Meerbuſen Amaralik, daher der Kauffmann gleich 


nach der alten Colonie fuhr, in Hoffnung, wenn der Nebel verginge, wuͤrde er 


das Schiff zu ſehen bekommen, daß er dahin fahren koͤnnte. 
9 55 Den r. Sept kam das groſſe Both aus dem Meerbuſen Amaralik auch 
wieder nach Hauſe, voll mit Heu. | 4 


Den 2. dito konnten wir von der Colonie das Schiff von der See her⸗ 


feegeln ſehen, weil aber der Wind ſehr knap war, konnte es nicht an die Colonie 
kommen, dahero es eine halbe Meile von der Colonie, bey den Inſuln, Ancker 
werffen muſte. Bee | nnn u 
Den 3. Sonntags, fuhr ich gantz fruͤhe hinaus aufs Schiff, und hielte 
da Predigt, in welcher ich GOtt vor die gluͤckl. Ankunfft des Schiffes danckete. 
Den 4. bekamen wir guten Wind, damit in den Hafen zu kommen; ob 


zwar der Capitain beordert war, ſich zu der Norder⸗Colonie nach Nepiſene 


zu verfügen, ſo war er doch wegen ſpaͤter Ankunfft genoͤthiget, bey uns zu uͤber⸗ 
wintern. Ihro Koͤnigl. Maß. glorieuſer Eifer, vor das Gronlaͤndiſche Del. 
ſein, was hieraus zur Gnuͤge zu erſehen, weil mit dem Schiff eine groſſe 75 
5 | 0 oltz⸗ 


— 


— — — 


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Holtz⸗Materialien allergnaͤdigſt uͤberſendet wurden, wovon einige Haͤuſer vor 
die Ißlandiſchen Einwohner, ſo kuͤnfftiges Jahr kommen ſollten, aufgerichtet 
werden ſollen, und zwar auf den wuͤſten Plaͤtzen, da unſere alte Nordiſche ehe⸗ 
dem gewohnet. Ute un: l W 254710 
Den 6. kam Hr. Ohle Lange mit dem Kauffmann von Nepiſene, 
benebſt einer Chaloupè mit 4. Mann, welche der Colonie allhier a ſſiſtiren ſoll⸗ 
ten, indem ſie an behoͤrigen Leuten und Fahrzeugen groſſen Mangel hatten. 
a Den 17. predigte Hr. Ohle Lange, und 5. Leute von der Colonie 
communiecirten. = e e I RR 
Dien 20. reiſete Capitain Mohrfön nach dem Baals-Revier , um die 
Gelegenheit daſelbſt zu beſehen und etwas von der rothen Farbe und Weichſtein 
zu holen, davon ſich die Gronlaͤnder ſelber Keſſeln und Lampen machen. Ich 
ließ meinen Sohn mitreiſen, um bey dieſer Gelegenheit, die da befindlichen Gron⸗ 
laͤndern zu unterweiſen. ee ee e ae i 
Dtken 23. begab ſich Hr. Ohle Lange und der Kauffmann von Nepi- 
ſene wieder auf die Retour Reiſe. | a) 

Den 24. Sonntags, hielte ich Predigt. 7 
Dien 26, ließ ich Fridrich Chriftian mit feinem Both auf die alte 
Colonie fahren, den Gronlaͤndiſchen Kindern vorzubeten. al 

Den 28 Fam Capitain Mohrfön wieder aus dem Meerbuſen zuruͤck. 

| Den 29. am Feſte St. Michaelis, hielte ich Predigt. Dieſem Monat) 

“tiber, war ein ſehr gutes Wetter geweſen, beſſer als den Sommer durch, nun aber 
fing der Winter an ſich mit Schnee und Froſt einzuſtellen. d 700 
Den 1. October Sonntags, hielte ich Predigt. . 

Dien. Sonntags, predigte ich auf dem Schiffe Morian, allwo der 

Capitain mit ſeinen Leuten communicirten. | ei 
Vom) .biß den 15. war ich, vermöge meines Ammtes,bey den Gronlaͤn⸗ 
dern, welche in den Raben⸗und Koek Snfuln wohneten, wie auch bey den auf 
der alten Colonie, da den 9. kleine Kinder unſerer gewohnlichen Catechume- 
norum getauffet wurden. Von den vorigen, ſo da getauffet, waren 12. ge⸗ 
ſtorben. In dem einen Haufe fande ich fie alle in einem betruͤbten Zuſtande, weil 
ein Mann auf der See plotzlich weggekommen, worüber die Weiber und Anver⸗ 
wandten nebſt allen Nachbahren voller Sorgen waren, heuleten und ſchreyeten. 
Da ich aber meinen beſten Fleiß thaͤte, fie zu tröſten, gaben fie ſich einiger maſſen 
zu frieden, und bekannten, daß die Hoffnung und Vertroͤſtung ſo ſie von Aufer⸗ 
ſtehung der Todten haͤtten, daß ſie dereinſt ihre Freunde wieder ſehen ſollten, fo fie 
durch den Todt verlohren, machte, daß ſie nicht ſo viel ſorgen koͤnnten. Sie wuͤ⸗ 
ſten wohl, daß ſie ihn R wie ſehr ſie auch ſorgeten, doch 
85 | Dd 3 de hoff⸗ 


71821 


** 


214 „I 0 Lee 
0 - —— — 
hofften ſte, nach meiner Lehre, es wuͤrde ſolches im Himmel geſchehen; unter den 
Gronlaͤndern in den Koek· Inſuln, war ein Mann, welcher neulich von Norden 
gekommen, und ſich vorigen Winter in der Diſeo-Bucht aufgehalten hatte, der er⸗ 
zehlte mir, daß die Nordiſchen Gronlaͤnder, ein groſſes Verlangen truͤgen, daß 
ich zu ihnen kommen, und fie von GOtt und feinem Sohn unterrichten möchte, 
ſie haͤtten ihn auch gebethen, er ſolte alſo zu mir ſagen: Sag zu dem Redner (ſo 
nannten ſie mich) daß er komme und wohne bey uns in Norden, denn hier iſt ein 
beſſer Land, auch mehre Leute, als wo er iſt. Erfi oll bey uns bekommen alles was 
die andern Schiffe zu bekommen pflegen; denn ſie koͤnnen uns von nichts wichti⸗ 
ges ſagen, noch von was anders reden, als von Speck. Wir wollen gerne gründe 
lich von dem groſſen Schöpfer unterrichtet feyn , von welchem uns diejenigen er⸗ 
zehlet, ſo mit ihm geſprochen ꝛe. Wer wollte nun nicht von einer ſo merckwuͤr⸗ 
digen Rede und Geſandtſchafft ſich bewegen laſſen, und ſich eine fruchtbringende 
Hoffnung machen, GOtt den Schoͤpfer an dieſem Ort bekannt zu machen; 
welches aber zu bewerckſtelligen, ich gar nicht im Stande war: wuͤnſchte und 
hoffte aber, es wuͤrde ſchon mit der Zeit geſchehen; wie nun auch dieſer mein 
Wunſch bereits einiger maaſſen erfüllet, indem mein Sohn nicht ohne Frucht, 
ihnen GOttes Wort prediget, worzu der allmaͤchtige G Ott ferneres Glück ger 
ben wolle, um ſeines allerheiligſten Nahmens Willen. Atte 
Den 22. Sonntags, hielte ich Predigt. e 
Den 26. kam der Kauffmann von den Handels⸗Plaͤtzen wieder nach 
Hauſe. Auf meine gethane Vorſtellung an die Gronlaͤnder, daß ſie ſich danck⸗ 
bahr gegen den König erweiſen ſollten, vor die Gnade und Vorſorge, ſo er vor 
ſie trug, zu ihrer Erleuchtung und Erlangung ihrer Seeligkeit nach dieſem Leben: 
fo hatten nicht allein alle Nachbahren, ſondern auch andere ſo weit von uns ent⸗ 
fernet waren, ſich bewegen laſſen, ihm etwas Speck zu otferiren, weil ſie ſonſt 
Vr hi dahero diejenigen, ſo nach Suͤden zu wohneten, 10. Faͤſſer ans 
genommen hatten, ſolche mit Speck zu füllen, und dem Könige ihre Schatzung 
damit abzutragen. Die in den Koek-Inſuln hatten auch 6. Faͤſſer zu füllen, 
angenommen. ER 
Den 27. ließ ich meinen Sohn ein Stuͤck weges aus demBaals-Revier 
reiſen, um den Gronlaͤndern vorzuleſen. 5 5 
Den 10. Sonntags, hielte ich Predigt, und 10. Mann vom Schiffe 
cOmmunicirten. g ar N 
Den 3 r Fam mein Sohn wieder nach Hauſe. Er 
Den 1. Nob. am Tage aller Heiligen, hielte ich wieder Predigt. 
Den 2. dito fuhr der Aſſiſtent Nordwerts auf die Handels⸗Plaͤtze. 
Den 5. Sonntags, hielte ich Predigt, und 2. Leute von der Colonie 


communicirten, Den 


war ein elender 2 


KR 0 Ele | | 215 


— — — —— 


Dens . ließ ich Fridrich Chriftian hinfahren, den Kindern auf den 
Raben⸗ und Koek· Inſuln, wie auch auf der alten Colonie, vorzubeten. 
| Den 10. kam er wieder nach Haufe , und berichtete: daß viele Gron⸗ 
länder kuͤrtzlich da geſtorben wären, und zwar an der graſſirenden Bruſt⸗ 
Schwachheit und Huſten, welche ſo anſteckend ſeyn, daß ſie einer von dem an⸗ 
dern bekommt. Wir waren auch damit behafftet geweſen, allein ſolche hat die 
Macht nicht, uns ſo ſtarck anzugreifen, als die ronlaͤnder. 
Dien 12. Sonntags, hielte ich Predigt. 
Dien 25. reiſete ich, Ammtes halber, zu den Gronlaͤndern im Baals- 
Revier, allwo ich 6. Wohnung der Wilden beſuchte, und darinnen 20, kleine 
Kinder tauffete, wie ſolches die Eltern ſelber begehreten und verlangten. Was 
die Methode betrifft, fo ich gebrauchte, die Gronlaͤnder zu unterweiſen, ſo be⸗ 
ſtunde ſolche darinnen, daß wenn ich eine Nacht in einem Hauſe war, nahm ich 
erſt die Kinder vor, catechiſirete mit ihnen, hernach die Alten und Erwachſe⸗ 
nen. Dieſe Unterweiſung reperirte ich wieder des Morgens, ehe ich zu dem an⸗ 
dern Haufe ging, und machte allezeit den Anfang und das Ende mit den Kindern, 
Die Gronlaͤnder in dieſem Meerbuſen waren auch übel vom Huſten und Bruſt⸗ 
%%% ; ß ĩ d ĩð ! 
"8 Den 26. Sonntags, hielte ich Predigt, und einer von den Leuten auf 


dem Schiffe Morian communicirte. N e 
Den 3. Dec. Sonntags, wurde wieder Predigt von mir gehalten. 
Dien 4. ließ ich meinen Sohn zu den Gronlaͤndern in die Koek⸗· Inſuln 
fahren, wie auch auf die alte Colonie, um ſie zu unterweiſen. 
Dien 7. kamen 2. Gronlaͤnder von Piſubigme, ohngefehr 8. Meile 
von der Colonie, welche von unſern Leuten ausgeſendet waren ſo daſelbſt auf 
dem Handel lagen, und wegen contrairen Windes nicht zurück kommen onn⸗ 
ten, daß ſie ihnen Victualien hohlen ſollten, woran ſie groſſen Mangel, und 
ſonſten nichtes hatten, als was fie von den Gronlaͤndern Friegten. Nachdem 
ſie das Verlangte bekommen, fo viel als ſie in ihren kleinen Boͤthen laſſen konn⸗ 
ten, fuhren ſie den 8. wieder bon uns ab. Zwey Tage nach einander war Thau⸗ 
A 9 0 und Sturm von Suͤden geweſen, ſo etwas ungewoͤhnliches 
„, N er FT 
Den 10. Sonntags hielte ich Predigt, und mein Sohn kam von den 
Gronlaͤndern wieder nach Haufe. Auf den Inſuln waren wieder einige unſerer 
Leute geſtorben, viele lagen noch kranck, und ſo weit als man nur fragen konnte, 
| fand unter dieſen armen Leuten. 


eu Den Ff. kamen unsere deute erſt wieder nach Haufe, da ſie e. biß 7. Wo⸗ 
chen auſſen geweſen, und Hunger und Kaͤlte ausgeſtanden. gc 
N bus N 1 ’ n 


* 


216 3 0 e 
nach Norden zu, nahmen auch 11. Fäffer an, ſolche mit Speck zu füllen, und dem 
Könige zu verehren. So daß man hieraus ſehen konnte, daß dieſe arme einfaͤl⸗ 
tige Menſchen ſich in allen Dingen zur Raiſon bringen lieſſen. u 

Den 17. Sonntags, hielte ich Predigt. Be 
Den 23. bekam einer von unfern Leuten das Heil. Nachtmahl, weil 
er ſehr ſchwack und kranck war. 8 

Den 25. am erſten Weihnachts⸗Tag hielte ich Predigt. 

Den andern und zten Weihnachts-Tag gleichfalls. 
Dien 31. Sonntags, communicirten 3. von der Colonie, und hier⸗ 
mit ging das alte Jahr gluͤcklich, GOtt Lob! zu Ende. Kr" 


Anno 1731. 


| Neuen⸗Jahrs⸗Tag, hielte ich Predigt. 
| Den 4. dito wurden 2. krancke Leute vom Schiffe auf die Colonie 
gebracht, weil fie wegen der Kälte und andern Incommoditzten ihre ge⸗ 
buͤhrende Pflege nicht haben konnten, ſo fingen auch noch mehr von den Schiffs⸗ 
Leuten an, vom Scorbut geplagt zu werden, ſo daß es ſchlecht mit ihnen ausſahe. 
Den 6. am Tage der Heil. 3. Koͤnige, hielte ich Predigt. 
Den 7. Sonntags, hielte ich wieder Predigt, und der Schiffer auf dem 
Schiff Morian communicirte. | — 
Den 14. wieder an einem Sonntag, predigte ich, und der Chirurgus 
communicirte. | Ay 


Den 16, ließ ich meinen Fridrich Chriftian zu den Gronlaͤndiſchen 
Kindern fahren, auf die Inſuln. Ich hatte mir zwar ſelber vorgeſetzet, die Gron⸗ 
länder vor dieſes mahl zu beſuchen, weil aber die Jolle, mit welcher ich zu fa hren 
pflegte, vom ſtuͤrmiſchen Wetter zerſchlagen worden, und kein anderes Fahrzeug 
zur Stelle war, darauf ich haͤtte fahren konnen, muſte es vor dieſes mahl fo dabey 
beruhen; zudem wurde ich auf das Schiff gehohlet, dem Unterſchreiber das Heil. 
Nachtmahl zu reichen, welcher Sterbens kranck war. 0 15 

Den 17. reiſete der CapitainM ohrfön zu den naͤheſten Gronlaͤndiſchen 
Wohnungen, ohngefehr eine halbe Meile von der Colonie, und hatte 3. kran⸗ 
cke Leute bey ſich, welche er einige Zeit da laſſen wollte, in Hoffnung, daß fie, 
vermittelſt dem Kraut Cochleare, ſo man unter dem Schnee finden koͤnnte, wie 
wie auch der guten Waͤrme, ſo bey den Gronlaͤndern war, wieder ſollten reftitui- 
ret werden. Unter andern war auch der Steuermann und noch 2. andere, ſo auf 
der Colonie lagen, ſehr kranck und ſchwach. 2 7 
1 94605 en 


a a . | 
Den 21. Sonntags, hielte ich Predigt, und der Capitain kam von 
den Gronlaͤndern wieder zurück, e e ee 
| Den 22. kam Fridrich Chriftian auch wieder nach Hauſe. 
„Dien 24. Nach dem wieder eingEhaloupe repariret, ließ ich meinen | 
Sohn nach dem Baals Revier reifen, um mit denen daſelbſt befindlichen Gron⸗ | 
| 
| 


Den 25. ging einer von den 2. krancken Männern, fo vom Schiffe au 
die Colonie gebracht waren, mit Tode lp. a 5 . 5 ff 175 N | 
. Den 26. ſturbe auch der Unterfchreiber auf dem Schiffe Mor jan, nach⸗ | 
dem er lange kranck geweſen. | a: 8 ii | 


* 


nntags, h 
| fingen das heil. 2 


ronlaͤnder von den Re fi | u 
fo jüngfthin zu ihm gebracht worden, die vorige Nacht feinen Geiſt aufgegeben J 


* 


2:8 „ 5 


te er, ließ ſichs etwas beſſer an. Der Steuermann auf dem Schiffe Morian 
01 a wieder geneſen, mit dem Chirurgo aber, wurde es von Tag zu Tag 
echter. | | 
Den 13. fuhr ich, Ammtes halber, zu den Gronlaͤndern, bey welchen 
ich biß den 19. verblieb, da ich ſie denn mittlerzeit in GOttes Wort unterrichte⸗ 
te, und 2. von ihren Kindern tauffete. Wo ich nur hinkam, befande ich, daß 
ſie ihre Knaben auf die Seite gebracht hatten, aus Furcht, ich wuͤrde einen mit 
mir nach der Colonie nehmen, worzu ſie ſich gar nicht verſtehen wollten ob ich 
ſie ſchon wegen ihres Unverſtandes beſtraffete, und ihnen vorſtellete, daß ich es 
nicht thaͤte, ſie allezeit zu behalten, ſondern nur auf eine kurtze Zeit, daß ich ſie 
deſto beſſer unterweiſen konnte, weil, da ich ſie nur ſelten beſuchen koͤnnte, ſie 
die noͤthige Lehre ſehr langſahm begreiffen würden ſo blieben fie doch allezeit bey 
ihrer Meynung, und ſagten: daß die Liebe, ſo ſie zu ihren Kindern truͤgen, nicht 
zulaſſen wollte, fie von ihnen zu laſſen, wir ſollten aber de o oͤffterer kommen, 
und ſie unterweiſen. Ich antwortete: daß unſere Gelegenheit es nicht zulieſſe, 
dffters zu ihnen zu kommen, weil ihrer fo viel waͤren, unſer aber nur ſehr wenig, 
ſo ſie unterwieſen. Ja antworteten ſie, ſo kanſtu dem Koͤnige ſagen, daß er 
mehr Prieſter ſende c. Die Wittwe, deren Sohn ich letzthin bey mir behalten, 
hielte nun auch an, daß ſie zur verſprochenen Zeit ihren Sohn wieder bekaͤme, 
ſonſten, ſagte ſie, ſterbe ich vor Sorgen. i ee 
Den 19. kam ich von den Gronlaͤndern wieder nach Haufe, | 
/ Den 20. reichete ich einen von meinen Leuten das heilige Nachtmahl, 
welcher ſehr ſchwach war. A | 
Den 25. Sonntags, hielte ich Predigt, und 5. von der Colonie 
sommunicirten, | ne 
| Den 28. ſandten wir einige Leute auf die alte Colonie, welche anfingen 
vom Scorbut geplaget zu werden, in Hoffnung, allda bey den Gronlaͤndern 
etwas Cochleare zu ihrer Erfriſchung zu bekommen. a 
Den 3. Marti ſturbe ein alte Mann von uns, welcher ſehr lange ſchwach 
und kranck geweſen. u | | 
Den 4. dito an einem Sonntage, predigte ich. „ 
Den. wurde eine Chaloupe ausgeſandt, unſere Krancken wieder ein 
zu holen. Ich ließ Fridrieh Chriſtian mit reiſen, daß er bey dieſer Gelegen⸗ 
heit denen Kindern allda vorbeten konnte. 13. BA 
Den rr. Sonntags, hielte ich Predigt. Des Abends kamen unfere 
Leute von den Gronlaͤndern wieder zu Haufe, allein mit den Krancken hatte ſichs 
nicht ſonderlich gebeſſert, weil ſie wenig oder nichts von dem Cochleare hatten 
bekommen koͤnnen; denn die Erde war überall mit Schnee bedecket, ſo N 
| ei⸗ 


* 


— — 


RR 
5 


keinem A 


6 dicker Schnee gelegen, daß auch die Vögel und Thiere do vor 
Hunger umkommen muſten, ja viele Rüpen fielen vor Mattigkeit todt herunter 


in die See. 
en 13. ließ ich meinen Sohn nach dem Baals- Revier reiſen, um fie 
daſelbſt zu unterweiſen. So kam auch nun die Wittwe, und hohlte ihren Sohn 
wieder, weil der Monath, ſchon verfloſſen. 
Den 17. am Tage Mariaͤ Verkündigung hielte ich Predigt. 

Den 18. Sonntags, verrichtete ich ebenfalls den Gottesdienſt. 
Den 19. kam mein Sohn wieder nach Hauſe von den Gronlaͤndern. 
Dien 22. am grünen Donnerſtag, hielte ich Predigt. N 

Den 23. am ſtillen Freytag, hielte ich eine gewohnliche Paßions⸗Predigt. 
Den 20. 26. 27. als erſten, andern und 3. Oſter⸗Tag hielte ich Predigt. 
Bißher war jederzeit ſcharffe Kälte und Froſt geweſen, nun aber wurde es etwas 
gelinder, und unſere Krancken, fo wohl die auf dem Lande als zu Schiffe waren, 
Leer ſich noch in ſchlechten Zuſtande. 
Dien 29. war der Rath der Bat wegen einigen Dingen, ſo dieColo- 
nie betraffen , fo wurde auch über der Verſtorbenen Kleider und eigenthümlichen 
Sachen Auction gehalten. 


Den zo reichete ich einigen Krancken auf ihr herzliches Verlangen, das 5 
bochwindige Sacrament. 


Den 1. April Sonntags hielte ich Predigt, und 4. von der Colonie 
eommunieirten, 
Den 5.April fuhr der Aſſiſtent aus, mit dem groſſen Both und a. Cha- 
loupen auf die Handels⸗Plaͤtze; Ich ließ meinen Sohn mitreiſen, damit er die 
dort befindlichen Wilden unterweiſen koͤnnte. | 
Den 7. kamen etliche Gronlaͤnder aus den Inſuln, welche uns sberche⸗ 
te, daß ſie bereits Schiffe nach Norden vorbey gehen ſehen. 
Den 8. Sonntags, hielte ich Predigt. 
Dien 11. war ich am Boord auf dem Schiffe Morian, um reihen eis 
nen 3 das Heil. Nachtmahl. 
N Den 14. ging einer auf der Colonie mit Tode ab. 
1 Den 15. Sonntags, hielte ich Predigt. So ſturbe 1 einer von den 5 
3 dem Schiffe, und mit vielen andern ſahe es gleichfalls ſehr ſchlecht 
aus. Das ſchlimmſte war, daß man wegen des haͤuffigen Schnees kein Coch- 
leare bekommen konnte, e fie ſonſten durch Gottes Huͤlffe! in kurtzer Zeit 
haͤtten koͤnnen geholffen werden. 
N Den 16. kam eine von den ausgeſandten Chaloupen von den Handels⸗ 
Plätzen zuruͤck, ſo 10. a 12. Meile weit weg D hatte aber nur wenig San 


* 


220 3 © Ehe 

bekommen, denn die Gronländer waren dieſen Winter überall kranck geweſen. 
Mein Sohn kam auch wieder mit ihnen zuruͤck, allein der Afliftene war mit 
dem groſſen Both und einer Chaloupe weiter auf den Handel ausgefahren. 

Den 20. an einem allgemeinen Beth⸗Tag hielte ich Predigt. 

Den 21. ließ ich Fridrich Chriſtian zu den Gronlaͤndern auf der alten 
Colonie fahren, wie auch auf die Koek - und Raben⸗Inſuln, um ihre Kinder 
zu unterweiſen. RT | RER 

Den 22. hielte ich Predigt, und 2. von der Colonie communicirten. 

Den 26. kam der Alliſtent von den Südlichen Handels⸗Plaͤtzen nach 
Hauſe, und hatte das groſſe Both und die Chaloupe voller Speck, denn ſie war 
18. biß 20. Meile weggeweſen. 5 f 

8 Den 29. an einem Sonntag, hielte ich Predigt. Nach der Predigt tauff⸗ 
te ich einen Gronlaͤndiſchen Knaben, welcher anderthalb Jahr bey mir auf der 
Colonie geweſen, ingleichen 2. Maͤdgen, davon eins mir zugehoͤrete, und eins dem 
Kauffmann, dem Knaben wurde der Nahme Paul und den Maͤdgens Sara und 
Sophia gegeben. Sie bezeugten alle drey, GOtt ſey Ehre! groſſe Andacht un⸗ 
ter der Tauffe. Der Ausgang des April Monaths war ſehr ſchoͤn, mit warmen 
Sonnenſchein und guten Wetter. NE | 

Den 1. May war der Rath verſammlet, da denn unter andern veran⸗ 
ſtaltet wurde, daß ſich der Alliſtent wieder auf den Handel nach Norden begeben 
ſollte, auch zugleich die Norder⸗Loge bey Nepiſene beſuchen und ſich ihres Zu⸗ 
ſtandes erkundigen. N 
Den 3. dito am Tage Chriſti Himmelfahrt, hielte ich Predigt. 

Den 4. war ich bey den Gronlaͤndern im Sunde Nepilet, und unter⸗ 
4 655 Der Aſſiſtent begab ſich nun auch auf die Handels- Plaͤtze nach 
Norden. r N 

Den 6. Sonntags, hielte ich Predigt. ö — 

Den 7. kam des Kauffmanns ſeine Frau mit einem jungen Sohn ins 
Kind⸗Bette. f a 5 er 3 

Den 8. war der Rath verſammlet, um die Dinge abzuthun, welche 
vor der Abreiſe des Capitain Morſöhns nach Norden zu Nepiſene muſten ver⸗ 
anſtaltet werden, auch den Intereflirten unterthaͤnigſt vorzuſtellen „wie ſo wohl 
der Handel, als gewiſſe Colonien fortgeſetzet und eingerichtet werden ſollten. 

Den 2. ließ ich meinen Sohn nebſt kridrich Chriſtian zu den Gronlaͤn⸗ 
dern reiſen in Sunde Nepiſet, um mit der dort befindlichen Jugend zu cate⸗ 

chiſiren, und kamen den 10. wieder nach Hauſe. RR 
Den 13. am erſten Pfingſt⸗Tag, hielte ich Predigt. a 

Den 14. am andern Pfingſt⸗Feſt predigte ich wieder, und der Capitain 

nebſt feine Leute communicirten. Den 


— 0 — — * — = * = = is | 2 a \ 2 5 
Dtieen ıs. am dritten Pfingſt⸗Feſt, wurde des Kauffmanns fein Kind 
getauffet, und Lars genennet. Nach der Predigt reiſete ich in Begleitung des 
Capitains, und anderer mehr, zu dem nechſt gelegenen Meerbuſen, Nahmens 
Kokome, allwo ehedem auch unfere alten Normaͤnner gewohnet haben, um 
allda einen Verſuch zu thun, ob man etwas Garten⸗Saamen und Korn ſaͤen 
koͤmte. Die Erde fanden wir einiger maaſſen bequem darzu, und fehlte nur 
daß ſie ſtarck umgegraben wurde. Der Schnee war mehrentheils zergangen, 
dahingegen an der See⸗Kante es noch gaͤntzlich mit Schnee bedecket war. Weil 
nun der Capitain mit feiner Abreiſe eilete , fuhren wir den 18. wieder aus dem 
Meerbuſen nach Hauſe. A | | | 
Deen 1. begab ſich der Capitain Mohrfön von der Hoffnungs-Co- 
lonie weg, und ſetzte feine Reiſe fort nach der Norder⸗Colonie bey Nepilene, 
allwo er, nach allergnaͤdigſter Ordre, den daſigen Gouverneur, Capitain und 
befindliche Guarniſon abhohlen, und mit ſich nehmen ſollte, weil daſelbſt nichts 


fuͤr ſie zu thun war. Und weil ich vor noͤthig hielte, vor ihre Abreiſe, mit ihnen 


wegen ein und andern Sachen zu conferiren, refolvirte ich mit dem Capitain 
dahin zu reiſen, wir hatten ein gantz contraires und hartes Wetter, daß wir 
erſtlich nach 3. Wochen zu Nepifene anlangeten. Nach unſerer Ankunfft, ver⸗ 
nahmen wir von den Hollaͤndern die ſehr betruͤbte Zeitung, daß unſer allergnaͤ⸗ 
digſter und frommer Koͤnig, Koͤnig Fridrich der IV., mit Tode abgegangen 
war, welches mir ſehr zu Hertzen ging. Denn wie dieſer hochſeelige Herr ein 
hoͤchſtloͤbliches und recht Exemplarifch Regiment gefuͤhret, fo wird fein Anden⸗ 
8920 0 er Jofua feines, unvergaͤnglich und ewig bleiben, biß in viele 
zeſchlechte. en. SE e 


Mittlerweile daß ich zu Nepifene war, kam der Lieut. Gerner, den 


19. Juni mit dem Schiffe Charitas, welcher nicht allein die betrübte Zeitung 
von dem Todesfall des Koͤniges confirmirte, ſondern uns auch verkuͤndigte, 
daß des jetzigen allergnaͤdigſten Könige Wille und Befehl waͤre, daß alle Leute 
von Gronland ſollten nach Hauſe beruffen, und die Colonie aufgehoben wer⸗ 
den, weil die groſſen Bekoſtungen, fo bißhero darauf gegangen, ſchienen ver⸗ 
gebens angewendet zu werden. Dieſes war vor mir eine ſehr betruͤbte Zeitung, 


welche mir uͤberaus zu Hertzen ging, weil die angewandte Mühe und Fleiß, die⸗ 
ſe arme wahnwitzige Menſchen zu erleuchten, nun gantz vergebens und verlohren 


war. Und ob zwar hoͤchſt bemeldte Koͤnigl. Majeſt. die Gnade erzeigten, daß es 
mir frey ſtehen ſollte, ob ich mit folgen wollte oder nicht; und dabey allergnaͤdigſt 
erlaubte, daß einige Leute von der Colonie bey mir verbleiben konnten, wenn ſie 
wolten, fo waren doch die Conditiones alſo beſchaffen, daß kein vernuͤnfftiger 
Menſch ſich darzu refolvisen konnte; 17 5 es war uns nur auf ein Jahr! 9 0 


2 o ee | 221 


222 * o Ei 

viant vergönnet, und dabey angezeiget, daß wir von Ihro Koͤnigl. Majeſt. keine 
Afliftence mehr zu gewarten hätten. Dieſes ſetzte men Gemüth in die groſſe 
Unordnung, zumahlen keiner von den Leuten zu bereden war, bey mir zu ver⸗ 
bleiben. Ungerne wollte ich Gronland verlaſſen, denn die armen Gronlaͤnder 
und beſonders die getaufften kleinen, deren ohngefehr 150. waren, lagen mir ſo 
ſehr auf den Hertzen, als ein Kind ſeiner Mutter. Wie denn auch ein jeder recht 
geſinnter Chriſt gedencken kan, daß ich hoͤchſt Urſache darzu hatte; Allein ich ſahe 
die pure Unmoͤglichkeit vor Augen, wofern mir nicht Volck und hinlaͤnglich Pro- 
a bewilliget, auch ferner allergnaͤdigſte Alliſtence und Vorſorge verſichert 
wurde | | 


In diefer Bekuͤmmerung und Verwirrung verließ ich Nepiſene, und 
begab mich mit dem groſſen Both, ſo von der guten Hoffnung angekommen war, 
den 20. Junii wieder auf die Ruͤckreiſe und kam den 27. zu Hauſe an. Bey mei⸗ 
mer Ankunfft muſte ich vernehmen, daß mein liebes Ehe⸗Weib, ſeit meiner Abwe⸗ 
ſenheit, ſehr unpaͤßlich geweſen , und an ſtatt, daß ich meinte, ſie wuͤrde ſich zu 
frieden geben, daß fie von dieſem harten und rauhen Es wieder wegkommen 
ſollte, vernahm ich dagegen, daß es ihr auch fo ſehr zu Hertzen ging wie mir, daß 


wir Gronland verlaſſen ſollten, dahero fie gerne mit mir zurück bleiben wollt, 


wenn uns irgends einige hinlänglicheConditionss verſtattet wuͤrden. Allein was 
war zu thun? Ich muſte alles in GOttes allmaͤchtige Hande befehlen, und ihn 
zuverſichtlich bitten, daß ſeine Gnade und Barmhertzigkeit es ſo fuͤgen und wen⸗ 
den wolle, wie feines heil. Nahmens Ehre am beſten koͤnne befoͤrdert werden. 
Den 30. wurde des Kauffmanns ſein Kind begraben, welches vor kurtzer 
Zeit mit Tode abgegangen. 1528 N. 
Den 1. Juli Sonntags, hielte ich Predigt. e. 
Den 2. dito am Tage Mariä Heimſuchung, predigte ich wieder. 
Den 3. kam mein Sohn nach Haufe aus dem nechſten Meerbuſen, allwo 
er einige Tage geweſen, und unterdeſſen 4. Renn⸗Thiere geſchoſſen hatte. | 
Den 5. kamen einige Gronlaͤnder zu uns, und fragten mich, ob es wahr 
waͤre, daß wir wollten von ihnen reiſen? Ich antwortete Ja! Es wäre fo des Koͤ⸗ 
nigs Wille. Sie fragten weiter: warum der Koͤnig nicht wollte, daß wir bey 
ihnen bleiben ſollten? Ich antwortete; weil er gehöͤret, daß fie ſich wenig beſſer⸗ 
ten, auch in der Unterweiſung nicht zunahmen, fo ich ihnen gegeben, und nichts 
nach GDtt fragten, ſondern immer nach ihrer alten Weiſe lebeten. Hierauf ant⸗ 
worteten fie mir wieder; daß wer dergleichen dem Könige geſaget, der waͤre ein 
groſſer Lügner; du aber, ſagten fie zu mir, du weiſt ja ſelber, daß wir auf deine Uns 
terweiſung fleißige Achtung gegeben haben ꝛc. Anbey bathen fie mich, ich möchte 
fie nicht verlaſſen, ſondern dem Koͤnige zu wiſſen thun, was vor ſchickliche Leute ſie 
waͤren, und viel von dem Koͤnige hielten ꝛc. Den 


j 35 en Eee 
ng. Sonntags, predigte ich. 


3 


Col 


Den 11. kam der Lieut. Gerner mit feinem Schiff auf die Colonie 
die gute Hoffnung, um daſelbſt einzuladen, was von dem Rath beſchloſſen würde, 
damit er ſolches auf allergnädigſte Ordre mit nach Haufe bringen möchte , da 
denn der Gouverneur und der übrige Rath ſich ſaͤmmtlich einfanden. 
Den 12. dito war der Rath verſammlet, da erſtlich der Lieut. Gerner 
ſeine Ordre producirte, welche in ſich hielte, daß die Mannſchafft und andere 
Sachen, fo von dem Rath noͤthig befunden würden, ſollten nach allergnaͤdigſter 
Koͤnigl. Ordre mitgenommen werden. Die Ordre, wie ſolche in dem Frotocoll 
von der Colonie angefuͤhret ſtehet, war folgendes Inhalts: p.766. | 


Nachdem Ihro Koͤnigl. Majeft. gleichfalls allergnädigftrefolviret und 

rlaubet haben, daß im Fall der Prieſter Hr. Hans Egede oder andere, geſinnet 
wären, allda zu verbleiben, ihnen fo viel Proviant gelaſſen werden ſoll, als fie nd» 
thig haben; doch alfo, daß die Retournirende zuförderft mit allem verſehen wer⸗ 
den, was ihnen unterweges noͤthig iſt. Dahero er, falls einige da verbleiben woll⸗ 


ten, ihnen auf ein Jahr Proviant zurück zu laſſen, wenn die Retour Reiſe des 


Schiffes ſo viel entbehren kan, benebſt auch andern noͤthigen Dingen, ſo zu Bau⸗ 
ung eines Hauſes müflen gebrauchet werden, dabey aber ihnen auch bedeuten, daß 
fie weiter keine Afliftence von Ihro Majeſt. zu hoffen haben. Hierauf gab ich 
meine Propoſition bey dem Rathe ſchrifftlich ein, folgendes Inhalts? 
Wohl⸗Edle, Wohl⸗Ehrwuͤrdige und vornehme Herrn??? 
ſſuaͤmilich allergnaͤdigſter verordneter Rath in Gronland. 


” 2 is 


1 


b zwar keine gewuͤnſchtere Gelegenheit ſich vor mich aͤuſſern könnte wenn ich 
allein auf mein zeitliches Vergnuͤgen und Wohlergehen fehen wollte, von 
e dieſer Inſul und Wuͤſtenen zu kommen, allwo, wie genug bekannt, lauter 
ſchlechte Umſtaͤnde und weniges Vergnügen zu finden, zumahlen da es Ihro Kör 
nigl. Majeſt. allergnaͤdigſt gefallen, die Colonien aufzuheben, und die Leute wieder 
von hier nach Haufe zu beruffen; fo kan ich nicht mit gutem Gewiſſen dieſe arme 
ſchen verlaſſen, welche bereits G Ottes ſuͤſſes und ſeligmachendes Wort ges 
ſchmecket haben, und der Mitteln der Gnade und Seligkeit theilhafftig gema⸗ 
worden: ſo habe ich in JEſu Nahmen beſchloſſen, zu verbleiben, ſintemah⸗ 
len Ihro Koͤnigl. 


aj. ſelber ſo gnaͤdig iſt, und ſolches in meinen freyen Willen 


fiehet, anbey guch g ö ergnaͤdigſt erlaubet, daß einige bey mir bleiben et 


224 0 b 

wenn ſie wollten. Weil aber keiner unter ihnen, von ſich ſelber Luft darzu bezei⸗ 
get, ſondern lieber nach dem Vaterlande wollen, als hier zuruͤck bleiben, ſo 
bin ich freylich auch gezwungen mit zu gehen; denn ein jeder weiß, daß ich nicht 
allein in einem ſolchen Lande ſeyn kan, ſondern viele Leute bey mir haben muß, 
daß ich mit ihnen, und fie mit mir koͤnnen oonſer viret bleiben. Dahero ſehe i 
nicht, daß Ihro Koͤnigl. Majeſt. ungnaͤdig aufnehmen ſollten, wenn der Rath 
ordinirte, daß 8. a 10. Perſohnen, dieſen Winter über bey mir allhier verbleiben 
muͤſten, welches deſto eher geſchehen mag, da ſo vieles Proviant und andere Sa⸗ 
chen bey der Colonie ſich befinden, welches die Schiffe nicht mitnehmen koͤnnen, 
und wo man nicht will, daß ſolches den Gronlaͤndern oder andern Fremden, ſo 
zu Schiffe im Fruͤh⸗Jahr hier anzukommen pflegen, Preiß gegeben werde: ſo 
folget nothwendig, daß einige Leute bleiben muͤſſen, zu geſchweigen derer Gebaͤu⸗ 
den, deren Erſtattung Ihro Koͤnigl. Majeſt. vielleicht wieder genieſſen koͤnnen, da 
verhoffentlich andere die Fortſetzung des Deſſeins auf ſich nehmen werden, wie⸗ 
drigenfalls aber zu befuͤrchten ſtehet, wie ſchon zuvor geſchehen, daß alles von miß⸗ 
guͤnſtigen Leuten ruiniret und verderbet werde. Damit aber die Beſetzung der 
Colonie Ihro Koͤnigl. Majeſt. keine Koſten Eünfftiges Jahr verurſache, ſo obli- 
gire ich mich allerunterthaͤnigſt, daß, wenn mir ein Theil Cargaiſon zu behalten 
vergoͤnnet wird, ich durch den Handel fo viel einſammlen werde, daß ich ſolche er⸗ 
ſetzen koͤnne. Ingleichen, wenn wider Vermuthen, Ihro Koͤnigl. Majeſt. nicht 
allergnaͤdigſt geruhen wollten, Schiffe hieher zu ſenden, ſolches abzuhohlen, ich 
alsdenn felber Anſtalten darzu machen werde. Ich hoffe daher unterthaͤnigſt, 
es werde der relpective Rath ſich gefallen laſſen, dieſer Propoſition, ſo zu 
Gottes Ehre geſchicht, beyzufallen, zumahlen da ich mir unterthaͤnigſt zu ver⸗ 
ſichern unterſtehe, daß es von Ihro Koͤnigl. Maj. wird weit gnaͤdiger aufge⸗ 
nommen werden, als wenn ich durch ſolche Weigerung auch genoͤthiget werde, 
das Land zu verlaſſen, wodurch das e Sacrament der Tauffe an 
fo vielen unmuͤndigen Kindern verunheiliget wird, zweifle demnach nicht, es 
werden Ihro Koͤnigl. Maj., ſolches ungerne hören und vernehmen. Uebrigens 
verbleibe mit allem Reſpect Un 


Des ſaͤmmtlichen Kathes 5 158 | 
Auf der Colonie der guten Hoffnung * 
den 12. Juni 173 . Ehrerbiethigſter und gehorſamſter 
| | Hans Egede, 


Des 


„ 2. a 225 
ji > nn . 


9 Des Raths ſeine hierauf ertheilte Reſolution lautet folgender 


maaaſſen: re 5 | | 15 5 
Es 7 von dem Wohl⸗Ehrwuͤrdigen Hrn. Egede fo gute Motiven eingege⸗ 
T. ben worden, welche vorſtellen, wie das u. Werck in feinem guten 
) ehindert, und Sr. König. Maj. Schade nothwendig durch die zurück 


bleibende Sachen verurſachet werde, wenn der Rath nicht in des guten Mannes 
ſeinen Begehren willigte, und einige Mannſchafft bey ihm zuruͤck ließ; weil nun 
Ihro K. M. in ſeinem freyen Willen geſtellet, dieſes Jahr annoch zu verbleiben, 
G Ottes Ehre zu befördern, und zugleich auch den andern Leuten frey geftellet, dies 
ſes Jahr bey ihm zu verbleiben, wie denn auch des Hrn. Egedens Zuruͤckblei⸗ 
bung ohne zugleich mit den andern nicht geſchehen mag, ſondern einige benoͤthigte 
Mannſchafft bey ihm verbleiben muͤſſen: Als will der Rath die Leute, fo darzu 
taugen aufs Beſte zu perſuadiren ſuchen, daß ſie ihren Willen drein geben, weil 
man nicht ſehen konnte, daß ein fo Chriſtliches Werck verlaſſen und Ihro Kon. 
Maj. Schade dadurch befürdert werden follte, wenn man fo importante Sa⸗ 
chen zuruͤck lieſſe, welch Ihro Koͤnigl. May. zugehoͤren; weil aber der Bergi⸗ 
ſchen See⸗ Leute, fo ihre Zeit ausgedienet, nicht fo viel feyn, daß man mit ihnen 
allein hinlaͤnglich verſehen werden konnte: fo kan der Rath nicht umhin, annoch 
einige von Ihro Koͤnigl. Maj. See⸗ deuten zu per ſuadiren, welche darzu am tuͤch⸗ 
tigſten ſeyn, wann nur Hr. Egede, ihren Chef unter deſſen Compagnie ſie ſte⸗ 
hen, contentiren will, falls ſie durch einen Todes⸗Fall oder andere Begebenheit 
auſſen bleiben ſollten. Dabey wollen wir auch den Hrn. Capitain Mohrfön 
bitten, ob er auf ſelbige Conditiones auch einige von feinen Leuten freywillig dar⸗ 
zu vermögen will; welche wohlgemeinte Intention des Raths, in Obfervirung 
Sr. Kon. Maj. Intereſſe und allergnädigften Willens mit allergnaͤdigſt beyge⸗ 
fuͤgter Condition, wodurch der gute Mann in feiner Bekuͤmmerniß [dulagiret 
wird, verhoffentlich mit deſto groͤſſerer Gnade wird approbiret werden, als wenn 
man fo viele Ihro Maj. zugehoͤrende Effecten gantz verlaſſen follte, vor welche in 
beyden Schiffen gar wenig Raum iſt, und noch weniger ſeyn wuͤrde, wenn Herr 
1 mit zu gehen reſolvirte. So aber ſiehet man aus ermeldten Hrn. 
Egedes Vorſtellung, daß es Ihro K. M. ohne weitere Unkoſten ferner zu Nutzen 
kommen kan. Worauf ſie denn, in Hoffnung zu reuſſiren, die tuͤchtigſten Leute 
Wiſorderte n 3 


5 17 


Des Lieut, Gerners Bedencken hierüber war folgendes: * 


Hb er zwar ſehr wünfchete Hr. Egedes Chriſtliche und gute Propoſition Bey⸗ 
2 Aut geben, fo muͤſſe er doch denen Briefen des Hochlöblichen General 
Commillariats folgen, welches abſolut befiehlet, daß kein See⸗Volck hier am 
NN ; | N Be e e Land 


226 I 0 Sie 
—— — u — en, 
Lande verbleiben, vielweniger einige wieder ihren Willen darzu zu zwingen. Ich 
geſtehe, daß es vor Hr. Hans Egede ohnmoͤglich iſt, allein hier zu verbleiben; wenn 
aber einige bey ihm verbleiben ſollten, weil ſonſt fo vieles hier muß gelaſſen werden, 
ſo nicht in die Schiffe gehet, ſo waͤre meine Meinung, daß es von den Bergiſchen 
Leuten geſchehen muͤſſe, oder von den Soldaten, welche 1728. hieher ans Land ge⸗ 
kommen, nicht aber von des Königs See⸗Leuten. N05 1 
Hierauf ertheilete ich folgende Antwort: 9 
Es ift dem ſaͤmtlichen Rath zur Gnuͤge bekannt, daß mir hier zugande mit keinen 
andern als See⸗Leuten kan gedienet ſeyn. Nun weiß ich aber nicht, ob die we⸗ 
nigen, fo von Bergen angekommen, deren Zeit verfloſſen, und ſchon lange ihre Di- 
miſſion begehret, mit ſich aufs neue werde accordiren laſſen, und wenn fie auch 
wollten, fo lieſſe ſichs doch nicht thun, daß ich mit fo weniger Mannſchafft koͤnnte 
zu frieden ſeyn, ſondern noch mehr darzu haben müffe, worzu ich aber die Solda⸗ 
ten keines weges bequem finde, indem ich mich ihnen nicht allein betrauen kan, weil 
ich kein Commando uͤber ſie habe, ſondern auch uͤber das bekannt iſt, daß mir 
mit ihnen nichts koͤnnte gedienet ſeyn. Dahero hoffe ii untertbäniaft, es wer⸗ 
den die Herrn des See⸗Etats General- Commiſſari nicht unguͤtig aufneh⸗ 
men, wenn in ſo weit ihrer reſpective Ordre nicht kan gefolget werden, daß eini⸗ 
ge See⸗ Heute von Ihro K. M., die hinterlaſſenen Sachen zu conſer viren, allhier 
verbleiben, ſondern ſich damit werden genügen laſſen, wenn ich mich obli gire, die 
Chefs zu contentiren, unter deren Compagnie ein jeder ſtehet, wenn ſa einer 
vermittelſt einen Todes⸗Fall oder andere Begebenheit auffen bleiben ſollte. Kan 
5 1 nicht bewilliget werden, fo ſehe ich mich genöthiget auch vom Lan⸗ 
de zu gehen. 5 
Hierauf war der endliche Schluß des Raths dieſer: (nachdem ro. Mas 
troſen ſich gutwillig bereden laffen, bey mir zu verbleiben:) Daß alle von mir re- 
quirirte Sachen, als Proviant und dergleichen, mir ſollte uͤberlaſſen werden, 
welcher Schluß von allen unterſchrieben wurde. Ä AR 
| C. E. Paars. J. Landorp. Mohrfön, A. Gerner. 
Ohle Lange. H. B. Miltzoug. Jacob Gelmeyden. 
Alſo wurde ich, GOtt Lob! in meiner Bekuͤmmerniß loulagiret, welches 
ich, nechſt GOtt, dem guten Mann zu dancken hatte, welcher mir mit Rath und 
That in allen Dingen getreulich aſlilt irte. 77 
n 15. Sonntags predigte Hr. Ohle Lange. Der Gouverneur 
nebſt zweyen von der Colonie communicirten. | 
Den 19. Nachdem das meiſte abgethan, reiſete ich mit dem geſammten 
Rath auf das Schiff Morian, welches in dem Hafen auf der alten Colonie 
lag, um daſelbſt auch abzuthun, was noch uͤbrig war, weil der Capitain mit 
feiner Abreiſe ſehr eilete, Den 


3 0 „„ 5 225 
5 — — — — a 
es Den 2 Sonntags nach verrichteten Gottesdienſt auf dem Schiffe 
ae reiſete mit dem Lieut, Gerner und dem Kauffmann, wiedernach der 
Colonie. 
Den 24. bekam der Capitain Mohrfön guten Wind, und ging vom 
Lande weg, welchem der Gouverneur, Capitain Landorp, Hr. Ohle Lan- 
ge, und andere mehr mit folgeten. ö 
Den 26. muſte ich mit groſſem Verdruß vernehmen, daß ein junger 
s Gronläͤnder, Nahmens Chriſtian, welcher eine Zeitlang bey Hr. Ohle Lange 
geweſen, und von ihm getauffet worden, (nun aber da er vom Lande ging, ſol⸗ 
chen bey mir lieſſe, um ihn beſſer im Chriſtenthum zu unterweiſen) ſich gantz heim⸗ 
lich weg geſtohlen, und einigen andern fremden Gronlaͤndern, ſo von Süden ge⸗ 
kommen, mit nach Norden hin gefolget, ſo daß ich leider ſehen muſte, daß die gege⸗ 
0 ben Unterweiſung bey ih ame gefruchtet, und das hochwuͤrdige Saerament 
J e bey ihm verlohren u verunehret wuͤrde, welches ſehr zu beklagen. 
den 29. Sonntags predigte Hr. Hendr. Miltzeug und 2. von der 
> en n. 

Den 31. ging der Lieut. Gerner mit feinem Schiffe Charitas auch un⸗ 
ir 19 8 welchem Hr. Hendr. Miltzoug beyde Kauffleute, und zwey Gron⸗ 
ache be Kinder folgeten,ohne die 4. welche dem Gouverneur und Capitain zu⸗ 

Den Aug. Sonntage, Biete ich predigt and communicirk mit wei⸗ 
\ ag und Kindern. 
a Den 6. dito wurden 6. Mann mit dem groſſen Both zu dem Meerbuſen 
Amaralik geſendet, um daſelbſt Heu zu maͤhen vor das Vieh. So veifete auch 
e Mann zu dem Lachs⸗Grund Caneiſune. 
Dien 12. an einem Sonntage, laſe ich aus der Poſtille. 

Den 15. kam mein Sohn wieder nach Haufe von Caneifune, 8 und 
bre ac pte eine Tonne kleinen Lachs mit, aber kein Renn⸗Thier. 

Dien 19. ſchickte ich Fridr. Chriſtian aus, vor denchronländiſchen Kin⸗ 
dan im Sunde Nepiſet zu leſen. 5 
Den 22. kam mein Sohn von Caneiſune, und brachte 2. Renn⸗Thiere 
mit; ſo kam auch das Both mit dem Heu nach Hauſe, aus dem Meerbuſen 

Amaralik, ö 

Den 3. wurde uns von einigen Gronländern, ſo von ee ene her⸗ 
kan en, berichtet, daß ſeitdem unſere Leute von dar weg gegangen, waren frem⸗ 
e Schiffe in den Hafen gekommen, wovon die Leute ans Land gefahren, und 
Feuer in die Haͤuſer geleget, welches die daſelbſt wohnenden Gronlaͤndern, mir 
ae zu wiſſen thaͤten, und dabey en lieſſen, daß fie auch von ihnen 

. waͤren 


228 | * 0 > „Ze | 


— 


waͤren beraubet worden, wir thaͤten alſo uͤbel, daß wir von ihnen reiſen wollten. 
Man kan alſo aus dergleichen böfen zwey mahl veruͤbten That gnugſahm erſe⸗ 
hen, was vor Affecten die Leute bey dieſem Werck hegeten, da ſich doch viel⸗ 
mehr alle Chriſten daruͤber erfreuen ſollten, und zu deſſen Befoͤrderung lieber al⸗ 
len Beytrag thun; als aus eigenem Intereſſe ſolches verhindern. . 4 
Den 23. wurden beyde groſſe Bothen ausgeſendet, einer nach Holtz, 


und der andere nach Heu. 
Dien 30. kam das Both mit Holtz wieder nach Haufe. 
Den 31. kam das andere Both auch wieder mit Ho. 
i Den 2. Sept. Sonntags, hielte ich Predigt, und 6. Leute von der Co⸗ 
jonie communicirten. | 5 ee er 
Den 7. fuhr mein Sohn aus mit beyden Handels⸗Boͤthen, die Han⸗ 
dels⸗Plaͤtze zu beſuchen, weil er aus Mangel der andern (weil der vorige Kauff⸗ 
mann nach Hauſe beruffen,) Kauffmanns Dienſte zu thun, auf ſich nehmen 
muſte, an ſtatt daß ich ihn bißhero als Catecheta und Mitthelffer zu Unter⸗ 
weiſung der Gronlaͤnder gebrauchet, womit ich ihn auch nachgehends continui⸗ 
2 ließ, dieweil er gantz gemaͤchlich, bey Gelegenheit alles beydes verrichten 
Den 13. beſuchten uns einige Gronlaͤnder, welche aus denen Meerbu⸗ 
ſen kamen, und nun ihr Winter⸗Quartier bezogen, weil ſich der Winter ſchon 
mit Schnee und kalten Norden⸗Wind einſtellete. rei 
Den 15. ſandte ich Fridrich Chriſtian aus, den Kindern vorzubeten, 
fo in der Naͤhe wohneten, ohngefehr eine Meile von der Colonie. bu 
Den 17. ſchickte ich ihn wieder aus mit einem andern Gronlaͤnder, in dem 
nah gelegenen Meerbuſen Kokome, allwo ich im Fruͤh⸗Jahr mit dem Capitain 
Mohrfön geweſen, und einigen Garten⸗Saamen geſaͤet, um daſelbſt abzu⸗ 
hohlen, was moͤchte aufgegangen ſeyn, da ſie denn mit einigen Ruͤben zuruͤck 
kamen, welche ſchoͤn und gut, auch ziemlich groß waren, der Kohl war auch gut 
genug, aber nicht höher als eine halbe Elle; allein das Korn war nicht zur Voll⸗ 
kommenheit gelanget, denn es waren nur ſehr wenige Kernen darinnen. Was 
wir bey uns auf der Colonie geſaͤet, war faſt eben fo beſchaffen, doch waren die 
Ruͤben nicht fo groß und der Kohl auch nicht; der Limian wuchſe gantz klein und 
kurtz, und war merckwuͤrdig, daß wenn der Nacht⸗Froſt darauf fiel, verlohr es 
beydes den ſeſchmack und Geruch: weil auch über Diefes der Sommer nicht von 
Beſten geweſen, fo war es nicht zu bewundern, daß das Geſaͤete zu keiner rechten 
Vollkommenheit gelanget. ee 
Den 20. kamen einige fremde Gronlaͤnder von Suͤden zu mir, welche 
einige Fuchs⸗Felle zu verhandeln hatten. Der eine von ihnen war vor ae 
875 en 


| 5 0 Fel- 229 
ren bey uns geweſen, und weil er dazumahl nebft andern, einige Unterweiſung 
von GOtt bekommen, bath er mich, daß ich ihn noch mehr unterweſſen follte, denn 
er hätte offt daran gedacht, zumahl an den erſchrecklichen Ort der Quaal, wohin 


fi Da uſt zu kommen haͤtte. Nachdem ich ſie nun alle unterwieſen, fuhren 
CCCP IE EERTRT Phe 
a a Den 2 I. beſuchten uns wieder etliche Gronlaͤnder 7 die ich in G Ottes 
Wort unterrichtete. 5 i e 


Dien 24. beſuchten uns einige von unſern Nachbahren zu Salen, welche 
fagten, daß ſie kamen und von mir unterwieſen ſeyn wollten, weil ich nun nicht 
ai einen emmen könnte ar 
Dien 35. ſchickte ich FridrichChriftian aus auf die Koek-und Raben⸗ 
Inſuln, 1 die alte Colonie, um den Kindern allda vorzubeten. 
Dien 4. Oct. kam mein Sohn von den Suͤdlichen Handels Platzen nach 
Hauſe, und hatte beyde Fahrzeuge voller Speck. Denen dort befindlichen Gron⸗ 
laͤndern hatte es ſehr wohl gefallen, daß er ihnen etwas von Gott erzehlen Tone 
nen, welches der andere vorige Kauffmann nicht gethan. e 
Den 7. Sonntags, hielte ich Predigt. 

9 0 Den 8. kam Fridrich Chriſtian wieder von den Gronlaͤndern nach | 
af 5 i 
Den g. gingen beyde Bothe wieder aus auf dem Handel nach Norden. | 


| . Ddeni2.befüchten uns etliche Gronlaͤnder und hatten Kleinigkeiten zu vers 
handeln, bey welcher Gelegenheit ich fie in GOttes Wort unterwieſ. 
Dien 14. kamen wieder einige Gronlaͤnder mit Weib und Kindern, und | | 
blieben des Nachts bey uns. 5 F „ | 
Den 16, beſuchten uns abermahl eine groffe Menge Gronlaͤnder mit 
Weibern und Kindern, welche ich unterwieſe. „ 
Dien 30. kam ein Kone⸗Both wieder zu uns voller Leute, und hatten et⸗ 
vas Speck zu verhandeln. Dieſen gantzen Monath hindurch, war ein gehr ſcho⸗ 
nes Wetter geweſen, ſo daß auch der Schnee, welcher in ultimo Sep tembris 
fiele wieder zergangen, und die Erde gar nicht mit Schnee bedecket war. | 


Den 3. Nov. beſuchten uns einige Gronländer aus den Koek-Inſuln, 

welche des Nachts bey uns blieben, da ich denn mittlerweile mit ihnen catechiſirte. 
Den 4. dito erſoffe ein Gronlaͤndiſcher Knab auf der alten Colonie, 
woruͤber die Eltern und Nachbahren ſehr traureten. Es kommen jaͤhrlich viele 

ſolcher armen Menſchen auf der See ums Leben, denn ihre kleinen Bothe ſind ſehr 

. fie leichtlich verungluͤcken koͤnnen, wenn ſie nicht fuͤrſichtig zu Wer⸗ 

cke gehen. %% ee . 

Der November⸗Monath fing an mit ſcharffen Froſt und ſtarcken Nord 

Oſt⸗Wind, welcher lang anhielte. Ff 5 et. 


230 3 s La 
S Mn. a en) — 
Den 14. kamen unſere Leute von Norden nach Hauſe, und hatten ſo 
viel Speck als fie in den Fahrzeugen bergen koͤnnten, von Fellen aber hatten fie 
ſehr wenig bekommen, weil fie wegen contrairen Windes nicht fo weit nach 
Norden kommen koͤnnen, wo der beſte Handel iſt mit Renn⸗Thier⸗Felle. 
Den 18. Sonntags, hielte ich Predigt. er N 
Den 19, des Nachts, begegnete uns ein Malheur, daß beyde unſere 
Handels⸗Boͤthe, durch einen groſſen Suͤdlichen Sturm ſich loß riſſen, und ge⸗ 
gen das Land zerſcheitert wurden. Das eine Both wurde gantz in Stuͤcken zer⸗ 
ſchlagen, das andere aber ſtunde noch zu repariren, doch war das gantze flache 
Theil daran zerſcheitert. Der Schaden war deſto geöffer, weil ſie des Morgens 
wieder auf den Handel haͤtten gehen ſollen, fo daß wir nicht allein um das Speck 
kamen, ſo nun noch zu bekommen war, ſondern auch im Fruͤh⸗Jahr, weil das 
Fahrzeug nicht eher wieder konnte repariret werden. Welches mir ſehr Leid that, 

zumahlen in dem Zuſtande darinnen ich war. 

Den 25. Sonntags, hielte ich Predigt. rei BR 
Den 26, reiſete ich, Ammtes halber, zu den Gronlaͤndern, ſo in den 
Koek-Inſuln wohneten, wie auch auf der alten Colonie, und Raben⸗Inſuln. 
Die Gronlaͤnder waren recht froh daruber, daß ich wieder wollte zu ihnen kom⸗ 
men, denn ſie haͤtten gehoͤret, daß ich im Sommer hätte von ihnen reifen wollen, 
woruͤber, wie fie ſagten, ſehr betrübt geweſen; Ich antwortete ihnen, daß es 
wieder meinen Willen geweſen wäre, wofern es geſchehen; weil aber dem groſ⸗ 
ſen Herrn oder Koͤnig in unſerm Lande es ſo gefallen, uns alle vom Lande abzu⸗ 
fordern, weil es ſehr viel koſtete, ſo viele Leute hier im Lande zu halten, und 
Schiffe dahin zu ſenden, welches das Speck, und was ſie ſonſt von ihnen bekom⸗ 
men koͤnnen, nicht erſtatten koͤnnte. Sie antworteten: wir meyneten, daß 
der groſſe Herr ſo reich waͤre, und viele Leute und Schiffe haͤtte, auch ſehr vieles 
Eſſen in ſeinem Lande waͤre; und nun kan er dich und deine Leute nicht unterhal⸗ 
ten, und ein Schiff hieher ſenden. Weil nun die Gronlaͤnder dieſe Urſache nicht 
vor guͤltig annahmen, mir auch nicht geziemete, unſern Koͤnig zu verringern, 
oder meine Worte wieder zuruͤck zu nehmen, erklaͤhrete ich mich alſo vor ihnen: 
daß der Koͤnig wohl viele Leute und Schiffe haͤtte, allein er brauchte ſie, auch in 
andere Laͤnder zu ſenden; darzu haͤtte er von ihnen gehöret, daß ſie nicht viel nach 
Gott fragten, und ſich meine Worte und Unterweiſung nicht zu Hertzen gehen 
lieſſen, ſondern lebeten immer nach ihrer alten Weiſe, dahero er nicht haben 
wollte, daß ich laͤnger bey ihnen ſeyn ſollte. Sie antworteten: daß wer den 
König dergleichen berichtet, waͤre ein groſſer Luͤgner. Ich follte alfo dem Koͤ⸗ 
nige zu wiſſen thun, daß ſie ihn ſehr liebeten, und hätten dahero ſchon viele Ton⸗ 
| nen 


1 


eee 3 
Den 1. Jan. am Neuen⸗Jahrs⸗Tage, hielte ich Predigt. So ſturbe auch 
£ bemeldter Gronlaͤndiſcher Knabe, deſſen Tod mir fehr zu Hertzen ging, 

weil ich mir inskuͤnfftige auch groſſen Nutzen von ihm verſprach, daß er ſei⸗ 
ne Lands⸗Leute unterweiſen konnte. Er war nun faſt 7. Jahr bey uns auf der Co- 
lonie gewefen, und hatte waͤhrender Zeit nicht allein gut leſen und ſchreiben lernen, 
ſondern auch unſere Sprache verftehen, und ziemlich Daͤniſch oder Nordiſch ſpre⸗ 


chen, war auch ſonſten ein Knabe von guter Art und gutem Naturell, ja er fuͤrch⸗ 


tete G Ott, welches in feinen letzten Sterb⸗Stuͤndlein ſich beſonders ereignete; in⸗ 


dem er Gott beftändig anrieff / und ihn um eine ſeelige Erloͤſung bath; worinnen 


G Ott ihn auch erhörete, und ihm ein ewig ſeliges neu Jahr beſchehrete. 
Dten 6. am Tage der Heil. 3. Könige, hielte ich Predigt, und commu- 
nicirte ſelber mit meinem Ehe⸗Weib und Kindern. | Se 


Den 8. reiſete ich, Ammtes wegen, aus, zu den in Baals-Revier woh⸗ 


nenden Gronlaͤndern, welche ich am gewoͤhnlichſten zu beſuchen pflegte. So⸗ 


wohl bey dieſen als auch auf der alten Colonie und Koek-Inſuln, befanden ſich a 


abermahl neu⸗gebohrne Kinder, welche ich auf Begehren der Eltern tauffen follte; 
weil aber das Werck in einen ſo deſperaten Zuſtand gerathen, durffte ich mir 
nicht unterſtehen, mehr zu tauffen als ſchon getauffet waren. Ich konnte nicht 
ohne groſſes Mittleiden und Bewegung anhoͤren, wie ſich die armen Menſchen 
überall beſchwehrten, daß zu dem Könige ſollte geſagt ſeyn (denn ich wuſte ſonſt 
nichts einzuwenden, warum uns der Koͤnig vom Lande abforderte) daß ſie auf 
meine Unterweiſung nicht Achtung geben wollten, und warum ich denn dem Koͤ⸗ 


nige ſolches nicht anders hinterbraͤcht, da ich doch wuͤſte, daß ſie glaubeten, und 


fleißig auf meine Lehre Achtung gaͤben, Inſonderheit ſteldete mir einer W 


1 
| 
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111 
3 

1 


232 e Fr 
kleine Kinder vor, welche ich getaufft hatte, ſagend: dieſe wollen keines weges, 
daß du wegzieheſt. Und wie ich antwortete, daß es wieder meinen Willen ge⸗ 
ſchaͤhe; denn ich koͤnnte ja nicht bey ihnen am Lande bleiben, wenn keine Schiffe 
mehr kaͤmen, und mir Mannſchafft und Proviant braͤchten. Sie gaben ihre ein⸗ 
fältige Gegen⸗Antworten: Es waͤren ja Renn⸗Thiere, See⸗Hunde, Voͤgel 
und Fiſche genug da, wovon ich eben fo gut leben koͤnnte, als wie ſie e. Dahero 
es in meinen Gedancken eine un verantwortliche Sünde war, wenn GOttes Wort 
und die Mitteln der Seeligkeit wieder von ihnen genommen wuͤrden, da ſie be⸗ 
reits A einer ſolchen Erkaͤnntniß gelanget, und ein fo guter Anfang bey ihnen 
gema 2 j 8 
Den 15. kam ich von den Gronlaͤndern wieder nach Hauſe. 
Den 20. Sonntags, hielte ich Predigt, und 4. communicirten. 
Den 23. ſandte ich meinen Sohn zu den Gronlaͤndern, fo in den Weſt⸗ 
Inſuln wohnen, um ſie an ſtatt meiner mit ihren Kindern zu unterweiſen. 
6 Den 25. ſturbe ein Zimmermann, welcher verwichenen Sonntag ploͤtz⸗ 
lich kranck geworden. So war auch noch einer von meinen Leuten kranck, wie⸗ 
wohl nur vom Scorbut. ö 5 a ö 
Den 30. kam mein Sohn von den Gronlaͤndern wieder nach Haufe, 
Anbey muß ich eine merckwuͤrdige und ſcharffe Execution anführen, welche die 
Gronlaͤnder, ſo zu Piſubigme wohnen, nach Bericht derer, ſo nun bey uns 
waren, an einer Hexe daſelbſt veruͤbet, weil ſie ihrer Einbildung, und ihrem 
eigenen Geſtaͤndniß nach, durch ihre Hexerey einige ſollte getodtet haben, welche 
geſtorben waren. Sie waren aber alſo mit ihr verfahren: Erſtlich hatten ſie ſie 
todt geſtochen, ſie aufgeſchnitten, ihr das Hertz aus dem Leibe genommen, und 
ſolches in die See geworffen, hernach hatten ſie auch den Leib, Glied vor Glied 
partagiret und in die See geſchmiſſen. Dergleichen hatten ſie auch vor wenige 
Jahren nicht weit von der Colonie, an einer Hexe veruͤbet, von welcher fie auch 
gemuthmaſſet, daß fie eine junge Perſohn behexet und getoͤdtet; allein dieſe hat⸗ 
ten ſich nur genügen laſſen, ihr das Leben zu nehmen. Wie ich ihnen nun deß⸗ 
falls zuredete, und fie wegen einer fo böfen That beſtraffete, gaben ſie zur Ant⸗ 
wort: es waͤre recht, diejenigen aus dem Wege zu raͤumen, welche den andern 
Boͤſes und Schaden zufuͤgeten; Ich haͤtte ja ſelber geſaget, daß wir es mit uns 
ſern Miſſethaͤtern in unſerm Lande eben ſo machten. Ich antwortete ihnen, es 
wäre nur eine pure und falſche Einbildung mit ſolcher Hexen⸗Kunſt: denn fie verz 
moͤgten gar nichts, und koͤnnten mit bloſſen Worten keinem Menſchen nicht 
ſchaden, ob fie ſich ſchon deſſen beruͤhmten. Denn wenn ihre Hexen⸗Meiſter 
und Hexen etwas zu thun vermochten, hätten ſie uns lange todt gehexet, zumah⸗ 
len da ſie nach eigenen Geſtaͤndniß, im Anfang beftändig auf uns gehexet, daß 
wir 


; I 
” * 


* 0 S ! 233 


— — . — 


wir ſterben und vergehen ſollten. Ja antworteten ſie, du biſt allein weiſer als 


alle die andern, dahero haben fie dir auch nichts Boes anhaben koͤnnen. Wir 
aber, ſagten ſie, wir koͤnnen uns nicht vor ihren toͤdtenden Zungen beſchuͤtzen. 


Ich gab ihnen zu verſtehen, daß wofern ſie an GOtt glaubeten, ihn liebeten und 


fürchteten, da koͤnnte weder der Teufel noch die boͤſen Menſchen ihnen ſchaden. 
Ja, das glauben wir wohl, fagten fie, denn Gott iſt ſtaͤrcker, als der Teufel, wie 
du ſageſt e. Dieſen Monatl über, war fo überaus ſchoͤnes Wetter geweſen, 
als an keinem Ort in Norwegen um dieſe Zeit ſeyn kan: denn ob ſchon | die Lufft 
gank hell war, war es doch dabey fo mild und gelinde, als es im Früh⸗Jahr 15 
onnt 8 5 
Den 2. 5 br. am Tage Maria Reinigung, hielte ich Predigt. | 
Den 3.dito Sonntags, hielte ich Predigt, und F. von der Colonie 
communicirten. 1 
Den 4. ſandte ich 5. Mann aus mit einer Chaloupe i in den Meerbuſen, 
um nes Speck abzuholen, welchen ich letzthin von den Gronlaͤndern allda ge⸗ 
kau u 
Den 7. kamen ſie wieder nach Hauſe, und war noch mehr zu bekommen. 
Den 10. Sonntags, hielte ich Predigt. 
Den 11. ließ ich meinen Sohn zu den Nachbahren im Baals. Revier 
deiſen um mit ihnen die gewohnliche Unterweiſung zu repetiren, und zugleich mit 
8 ihnen zu handeln. 


Sp eck. 

Den 21. war ich bey unſerm nechſten Nachbahren, mit ihnen zu beten, 
da ich denn einen kleinen Knaben, fo keinen Vater noch Mutter hatte, beredete, 
mit mir nach Haufe zu folgen, und bey mir eine Zeitlang zu verbleiben, in Hoff⸗ 
nung, er wuͤrde ſtets bey mir zu bleiben Belieben tragen. N 

Dien 24. Sonntags, hielte ich Predigt. 

Den 26. reiſete mein Sohn etwas weiter in das Baals- e als ich 
letzthin geweſen. Diefen Monath über war wiederum ſehr ſchoͤn Wetter gewe⸗ 
ſen, auſſer die letzteren Tage, da ſich der Schnee mit Froſt wieder einfande. 

Dien 2. Marti Sonntags, laß ich aus der Poſtille. 


Den 11. dito kam mein Sohn wieder aus dem Baals-Revier zurück, 


und brachte ſo viel Speck mit als er nur fuͤhren konnte, wie auch einige Fuchs⸗ 
Felle; ingleichen hatte er eine Parthey Rothfiſche bekommen, ſo in Norwegen 
Auer genennet werden. 

Den 16. Sonntags, hielte ich Predigt. So kam auch ein Gronlän⸗ 
der aus den Sun zu uns, und berichtete, 0 3. Schiffe nach Norden zu 0 
Urs Gg 8 palil» 


Den 17. kam er wieder nach Hauſe, und hatte die Chaloupe voller 


234 * o Let 


paſſiret waͤren, welches etwas ungewoͤhnliches war, denn ſie pflegten erſtlich im 

folgenden Monath geſehen zu werden. | | 

Dien 17. ließ ich Fridrich Chriſtian auf die alte Colonie fahren, den 
Kindern daſelbſt vorzubeten: er kam den 19. wieder nach Hauſe. | 

Den 23. Sonntags, hielte ich Predigt. 8 

Den 24. ſchickte ich 4. Mann aus mit der groſſen Jolle nach Piſubigme, 


um etwas Speck allda zu erhandeln. | 2 

Den 25. am Tage Mariauͤ Verkündigung, laſe ich aus der Poſtille. 

Den 29. kam die ausgeſandte Mannſchafft ſchon wieder nach Haufe, 
weil ſie, wegen des Eiſes, wieder umwenden muͤſſen, welches ſie verhindert fort⸗ 
zukommen, denn einige Tage her, war eine überaus ſcharffe Kälte geweſen. 
| Den 30. Sonntags, hielte ich Predigt. | 

Den 1. April ſandte ich einige Leute auf den Handel aus. 

Den 6. dito beſuchten uns eine groſſe Menge Gronlaͤnder, weil ſie nun 
anfingen ihre Winter⸗Quartiere zu verlaſſen. Einige reiſeten gleich wieder weg, 
die andern aber ſchlugen ihre Zelten in der Naͤhe bey uns auf, damit ſie, nach ih⸗ 
05 auflase, von unſerm Umgang Nutzen haben, und etwas von GOttes Wort 

oͤren koͤnnten. | 

Den 7. ſchickte ich Fridrich Chriſtian in die Koek-Inſuln, um den 
Kindern daſelbſt vorzubeten. & | | 

Den 9. beſuchten uns abermahl viele Gronlaͤnder, welche etwas weni⸗ 
ges zu verhandeln hatten: nachdem fie nun alle in GOttes Wort unterwieſen, fuh⸗ 
ren ſie wieder weg. A, 

Den 10. am gruͤnen Donnerſtag, laſe ich aus der Poſtille. So kamen 
auch an dieſem Tage unſere Leute wieder nach Hauſe, weil ſie vor Eiß nicht wei⸗ 
ter, als zu 3. Gronlaͤndiſchen Wohnungen kommen koͤnnen, bey denen ſie etwas 
Speck bekamen. Es kamen auch 3. Kone⸗Bothe mit ihnen, welche ihre Zelten 
bey uns auf der Colonie aufſchlugen. 

Den 11. am ſtillen Freytag, laſe ich aus der Poſtille. 

Den 13. 14. und 15. als den 1.2. und 3. Oſter⸗Tag, hielte ich Predigt. 

Den 17. ſandte ich unſere Leute aus, mehr Speck zu holen. 

Den 18. brachen die Gronlaͤnder von der Colonie wieder auf, und be⸗ 
gaben ſich nach dem Sunde Nepiſet auf dem gewohnlichen Roth⸗Fiſchfang. 

Den 20. Sonntags, communicirte ich ſelber mit meinem Ehe⸗Weibe 
und Kindern. ' | | 

Den 24. bekamen wir unſer groſſes Handels⸗Both, nach langweiliger 
Reparation, wieder verfertiget, und aufs Waſſer. a 


Den 


* 


| 8 o 8 235 

RUN 
Den 2700900 fie) mein BT nach Norden auf den Handel mit dieſem 
Beg daß ich nur noch einen Mann bey mir auf der Colonie behielte. | 
Den 28. kamen unſere Leute von Süden und hatten die groſſe Jolle vol⸗ 


| ler Speck. In dieſem Monath, war ein überaus. ſchoͤnes Fruͤhlings⸗Wetter 


geweſen d daß duch der Schnee gantz zergangen war. 
Den 10. May ſchickte ich Fridrich Chriſtian nach dem Sunde Nepi- 


berden Öronländern vorzubeten; weil ich e 1 


kommen konnte. 
Den 12. kam ein Kone⸗Both von Süden / und hatte etwas Speck zu 
verhandeln. | 
Den 14. ſaͤeten wir etwas Garten⸗Saamen in unſerm Garten. 
Dien 15. beſuchten uns wieder einige Geonländer; mit welchen wir eini⸗ 
gen Handel hatten. 

Den 16. kamen unſere Leute von Süden wieder nach Hauſe, hatten aber 
ſehr wenig Speck bekommen, weil kurt zuvor ein Holländer da geweſen, welcher 
alles erhandelt, was ſie hatten. 

Den 21. ließ ich Fr idr. Chriftiani in die Koek-Znfuln fahren, um den 


ö Kindern dafelbf vorzubeten. 


den 30. kam mein Sohn von den Nordiſchen Inſuln wieder nach 


Haufe, und hatte einen guten Handel gethan, wie er den 12. Faͤſſer mit Speck zu⸗ 


rück gelaſſen, welche er nicht i in das Both einnehmen koͤnnen. 


Den 1. 2.3. Junii als den 1. 2. und 3. Pfingſt⸗Tag, hielte ich Predigt, 


und alle 3 der Colonie communicirten. 


Den 6. ſandte ich das groſſe Both wieder nach Norden um den Speck 
folgends abzuholen, welcher bey dem letzten Handel zuruͤck geblieben. So fuhr 


ich auch zugleich nach dem Sunde Nepiſet, zu den daſelbſt verſammleten Gron⸗ 
laͤndern, welche über die ordinairen Einwohner über 50. Zelten ausmachten, alle 
von Suͤden her, und waren willens ſich Nordwerts nach der Difco-Buchtz zu be⸗ 


geben und daſelbſt eine Zeitlang zu verbleiben. 


Den 8. Sonntags, laſe ich aus der Poſtille. 5 
Den 10. ſandte ich 4. Mann nach dem Baals-Revier, weil man ver⸗ 


f nahm, daß bey den dort befindlichen Gronlaͤndern, ſo auf! dem Lodden⸗Fang wa⸗ 


ren ‚vieler Speck zu bekommen war. 
Den 17. kamen dieſelben wieder nach Hauſe, ſo den zuruͤckgebliebenen 
Speck zu Piſubigme geholet, und hatten noch ſo viel darzu gekaufft / daß das 
Both gantz beladen war. 
Den 21. erfreuete uns Gott mit der glücklichen Ankunfft eines Schif⸗ 

5 von e Vaterlande. Und ob ich 685 vor 1 5 fo vergnuͤgte 
G9 2 Zei⸗ 


236 en 0 28 | 
Zeitung von Fortſetzung der Miflion erhielte, wie ich gerne gewuͤnſchet, fo hatte 
ich doch hoͤchſt Urſache, Ihro Maj. dem Könige allerunterthänigft zu dancken, 
daß er ſich meine allerunterthaͤnigſte Klage und Vorſtellung allergnaͤdigſt zu Herz 
gen gehen laſſen, und uns auch vor dieſes Jahr mit einem Schiff und Proviant 
verſehen, auch biß auf weiteres allergnaͤdigſtes Gutbefinden die Million unter⸗ 
halten wollen, ſo daß ich doch nicht gantz ohne Hoffnung eines guten und beſtaͤn⸗ 
digen Succefles gelaſſen wurde. Mit dieſem Schiffe kam auch ein Mann, Nah⸗ 
mens Matthias Jochumfen, mit feinem Bruder und feinem Sohne, welcher 
allergnaͤdigſt mit hieher geſender war, um die Farth nach der Oſter⸗Bucht zu re⸗ 
cognoſeiten, wenn es möglich wäre: ingleichen ſollte er auch nachſehen, ob nan 
da im Lande einige Mineralien entdecken konnte, als welches er zu verſtehen præ⸗ 
tendirte; dahero mir auch von dem General- COmmiſſariat des See⸗Etats 
Ordre gegeben war, ihm nach Moͤglichkeit dazu behuͤlflich zu ſeyn. rn 
Den 22. welches ein Sonntag war, vermochte ich nicht zu predigen, 
weil ich ſehr mit Bruſt⸗Schwachheit und Huſten eine lange Zeit incommodi- 
ret geweſen, dahero ein anderer aus der Poſtille laß. 8 
Den 24. am Tage St. Joh. Baptiſtæ, konnte ich wieder nicht predigen, 
denn ich mich ſehr ſchwach befande. Ja meine Geſundheit und Kraͤffte waren 
dieſes Jahr, vor den andern, ſehr geſchwaͤchet, worzu die traurigen Gedancken, 
wegen der Gronlaͤnder ihren ſchlechten Fortgang, die meifte Urſache war. 
Den 29. Sonntags, konnte ich noch nicht predigen. Die, ſo nach dem 
Baals-Revier gefahren, kamen nun auch wieder nach Haufe, und hatten das 
Both voller Speck. So reiſete auch der bereits ernannte Mann Matthias Jo- 
chumſen zu dem naͤchſten Meerbuſen, um nachzuſehen, ob es einige Minera- 
lien da gäbe; allein er kam den r. Juli wieder zurück, und hatte nichts gefunden. 
Dien 2. am Tage Mariaͤ Heimſuchung, hielte ich eine kurtze Predigt, 
allein mit groſſer Beſchwerde. n 
Den 3. dito beſuchte uns ein Hollaͤnder, welcher mit ſeinem Schiff, 
ohngefehr 2. Meile Suͤdwerts von der Colonie lag, und mit den Gronlaͤndern 
Handlung trieb. | 
Den 6. Sonntags, hielte ich wieder Predigt, weil ſichs mit mir nun 
etwas gebeſſert. | 
Den 13. Sonntags, hielte ich wieder Predigt. 3 
Den 14. ging das angekommene Schiff wieder von der Colonie ab, 
und hatte eine ziemlich gute Ladung mit Speck; denn dieſes war das beſte Jahr, 
da noch das meiſte von Gronland nach Hauſe gebracht worden, und waͤren wir 
nicht fo unglücklich geweſen, daß wir unſer Handlungs⸗Fahrzeug verlohren, fo 
hätten wir noch mehr haben konnen; denn bey deren Verluſt wurden 3. Dans 
dels⸗Reiſen verſaͤumet. Den 


i | 


6. ſandte ich 2, Chaloupen aus, um Holtz zu ſammlen, womit 
mmer hindurch continuiret wurde. N 


Den 21. führ mein Sohn mit Hiort (welcher mit dem Schiff ange⸗ 
kommen und vom General- Commiflariat des See⸗Etats den Handel zu trei⸗ 


ben, mit ausgeſendet war) nebſt Matthias Jochumfen „ feinem Bruder und 


Sohne nach dem Lachs⸗Grund in Cajeuſune. u 
Den 23. kamen einige von ihnen wieder nach Haufe, und brachten 2. 
Tonnen Lachs mit, reiſeten auch gleich wieder weg. | ö 
Den 27. hielte ich Predigt. IR: | | 
Den 28. kamen ſie wieder nach Haufe mit 2. Tonnen Lachs. Renn⸗ 
Thiere hatten ſie zwar wohl geſehen, aber keine bekommen. 5 
Den 29. fandte ich das groſſe Both und die Jolle in den Meerbuſen 
Amaralik, um Heu daſelbſt vor das Vieh zu hohlen. Monſ. Matthias Jo- 
chumſen nebſt ſeinem Bruder und Sohne fuhren auch mit dahin, um ſich eini⸗ 
ger Mineralien zu erkundigen. | 
Den 6. Aug. kam Monſ. Jochumfen wieder zurück, 


Den 10. Sonntags, hielte ich Predigt. 


Dien 15. kamen die Leute, ſo nach dem Meerbuſen Amaralik geſendet 
waren, Heu daſelbſt zu maͤhen, wieder zuruck, aber leider! in einem gar ſchlech⸗ 
ten Zuſtande: denn fie hatten den Tag zuvor in einem groſſen Sturm das groſſe 
Both verlohren, da ſie nur noch eine halbe Meile von der Colonie geweſen, wel⸗ 


ches ans Land getrieben und gantz zerſcheitert worden, doch wurden, GOtt Lob! 


alle Leute gerettet. Wir litten bey Verluſt dieſes Boths, einen Capital. Scha⸗ 

den, denn es waren keine Fahrzeuge mehr bey der Colonie, als eine groſſe Jolle 

und eine Chaloupe, in welcher nur 5. a 6. Faͤſſer Speck konnten gefuͤhret werden; 

ſo daß wir in dieſem Fall gantz ungluͤcklich waren. 
Den 17. Sonntags, hielte ich Predigt. F 

ER en 20. ſandte ich 4. Mann mit der Chaloupe aus, um Heu zu maͤ⸗ 

hen, weil das letztere verlohren gegangen. er 


Den 22. communicirte Mr. Jochumfen mit feinem Sohne, wie 


auch Hiort und einige andere von der Colonie. Nachdem wir nun ſo ungluͤck⸗ 
lich geweſen, und unſer groſſes Handels⸗Both verlohren, befanden wir vor 


rathſahm, eine Reiſe nach der Norder⸗Colonie bey Nepiſene zu machen. Den 


bevor unſere Leute vorigen Sommer da aufgebrochen, hatten ſie angefangen an 
einem groſſen Handels⸗Both zu arbeiten, welches aber zurück geblieben. In 
Meynung aber, es wuͤrde die Colonie nicht abgebrandt ſeyn, wie man ſpargi · 
ret, und alſo auch ce nebſt gehörigen Materialien, 1 

5 | Gg 3 1 8 a 


Den 20. Sonntags, hielte ich Predigt, und einer communicirte. 


238 0 Ahle 
gem er Ce en — 2 — — — 
da vorhanden ſeyn, damit man ſolches vollends noch verfertigen koͤnnte, fo bes 
gab ſich der Kaaffmann Hiort mit dem Zimmermann, und s. andere dahin; Jo⸗ 
chumſen mit ſeinem Sohn reiſeten auch mit, um ſein Deſſein zu beobachten. 

Den 6. erlegte mein Sohn 2. Renn⸗Thiere. | 

Den 31. Sonntags, predigte ich, und 4. Mann von der Colonie 
communieirten: 

Den 1. Sept. folgete mein Sohn mit hinüber nach dem Sunde Nepi⸗ 
ne woſelbſt Heu follte gemehet werden, um zugleich die Gronlaͤnder zu unter⸗ 
weiſen. | | 


te im Sunde Nepifer, | 
Den 13. beſuchten uns eine Parthey Gronlaͤnder, mit Weibern und 
Kindern, welche ich bey dieſer Gelegenheit unterwieſe. 0 
Den 19. kam der Kauffmann mit ſeiner Suite wieder von Nepiſene zu⸗ 
ruͤck, hatte aber nichts ausgerichtet, denn ſie hatten weder Stumpf noch Stiel 
gefunden, von allem fo da geweſen, weil einige liederliche Schiffs-Leute, nach 
Bericht der Gronlaͤnder, im Sommer alles abgebrannt und verwüſtet hatten, 
ja ſie hatten nicht einmahl zweyer Gronlandiſchen Wohnungen verſchohnet, 
welche da in der Naͤhe ſtunden, ſondern ſolche auch abgebrannt. Aus ſolchen 
mißguͤnſtigen und unchriſtlichen Verfahren kan man genugſahm erſehen, wie gut 
ſie gegen dieſes Deſſein angeſehen. | | 
Den 21. Sonntags, hielte ich Predigt, und 6. von der Colonie com- 
municirten. 15 2 | 
Den 25. fuhr der Kauffmann aus, auf den Handel, mit der Chaloupe 
und groſſen Jolle. ö | | 
Den 26. reiſete Jochumfen in das Baals-Revier. 2 
Den 28. Sonntags, communicirte ich felber mit meinem Ehe⸗Weib 
und Kindern. ö | 3 
Den 30. nahm der Winter feinen Anfang mit Schnee und rauhen Wet⸗ 
ter; ſonſten war bißhero ſchoͤn Herbſt⸗Wetter geweſen. 
en 5. Oct. kam Matthias Jochumſen wieder aus dem Meerbuſen; 
hatte aber wegen contrairen Windes und ſchlimmen Wetter nicht weit hinein 
kommen koͤnnen, dahero er weder auf dieſer, noch voriger Reiſe etwas remar- 
quables angetroffen. | 
Den 7. kam der Kauffmann von den Suͤdlichen Handels⸗Plaͤtzen zurück, 
Den 12. Sonntags, hielte ich Predigt. 5 
Den 13. begab ſich der Kauffmann wieder auf den Handel nach Nor⸗ 


Den 


Deng. erlegte mein Sohn wieder ein Renn⸗Thier, auf der andern Sei⸗ 


den zu. 


Kauffmann reiſetete wieder aus, auf den Handel. 


* e gel- 239 


geweſ 8 ck zu bekommen wa 

geweſen, allwo noch Speck zu bekommen war. 

Dien 26. Sonntags, hielte ich Predigt. e e 
| Den 29. fandte ich Fridrich Chriftian aus, denen Kindern in den 
Coek- und Raben-Sänfulnvorzubeten. 0° 0 0. 
Dien 1. Novemb. am Tage aller Heiligen, hielte ich Predigt, und der 


Den 3. dito ſandte ich meinen Sohn, mit den 2. Männern fo noch zu 
Hauſe waren, mit einer Jolle in das Baals-Revier, um die Gronlaͤnder zu un⸗ 
terweiſen, und kam den 9. wieder nach Hauſe. nd | | 

Den 15. kam der Kauffmann wieder von der Handlung von Süden, 


hatte aber kaum die beyden Fahrzeuge koͤnnen voll bekommen, weil er nicht recht f 


weit haͤtte kommen Eonnen. 5 
Dien 16. Sonntags, hielte ich Predigt. 29 
Den 23. abermahl am Sonntage, hielte ich Predigt. 
| Den 25. reiſete ich, vermoͤge meines Ammtes, zu den Gronlaͤndern, 
ſo in den Weſtlichen Inſuln wohneten, welche ich in langer Zeit nicht hatte beſu⸗ 
chen koͤnnnen, da ich denn befande, daß viele Familien, ſo da ſonſten zu woh⸗ 
nen pflegten, nach Nepiſe in Norden gezogen waren, welches ohngefehr 8. a 
10. Meile weiter war, worunter auch einige Kinder waren, ſo die heilige Tauffe 


empfangen hatten. Sie lieſſen mir zwar ſagen, daß fie fuͤnſtigen Winter wieder 
zurück kommen wollten, allein ich ſahe doch gleichwohl hieraus, daß ihr herum⸗ 


flattern und unbeſtaͤndige Lebens⸗Arth, eine groſſe Verhinderung in Fortpflan⸗ 


tzung des Chriſtenthums, unter ihnen verurſachte, welchem nicht eher abzuhelf⸗ 
fen, biß das Land uͤberall mit Lehrern und Catecheten beſetzet, welche ihnen, 
wo ſie nur hinziehen, mit ihrer Unterweiſung und Lehre dienen koͤnnen. 3.24. 
Meile gegen Süden wurde mir von den Gronlaͤndern eine Stelle angewieſen, wo 


eine Art Ertz zu finden war, welche als Bley⸗Ertz ausſahe. Daß auch ander 


Metall darunter ſeyn muſte, war daraus zu ſchlieſſen, daß es einiger Orten gantz 


gruͤn und blau am Berge ausſahe: doch war der Ort nur von einen kleinen Um⸗ 
kreiß; ſonſten iſt Eiſen⸗Ertz uͤberall gnug im Lande zu ſehen. | 
een Des hielt ie Bredig kk ng 

Dien 8. dito ſchickte ich Fridrich Chriſtian in das Baals- Revier, den 
Kindern allda vorzubeten. 


Den 9. fi hr der Kauffmann zu den Koek-Snfuln, mit den Gronlaͤn⸗ 


dern allda zu handeln, und kam den 1 1. mit der Chaloupe voller Speck wieder. 


Den 14. Sonntags, hielte ich Predigt. e 
Den 18. begegnete uns folgendes Ungluͤck: daß einer von den 1 
8 diſchen 


dam er wieder zurück, und war nicht weiter als Pifubigme 


240 *. 0 Se 


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diſchen Knaben, ſo bey mir war, da er mit einigen Leuten von der Colonie aus⸗ 
gegangen, Ruͤpen zu ſchieſſen, von einem ſchnellen und plötzlichen Tod überfallen 
wurde. Denn da er auf dem Felde von ihnen gegangen, und nicht wieder zuruͤck 
kam, meinten fie, er waͤre wieder nach Haufe gegangen , dahero ſie auch wieder 
nach Hauſe gingen. Nachdem wir aber lange vergebens auf ihn gewartet, ließ 
ich einige Leute ausgehen, nach ihnen zu ſuchen, allein es war alles vergebens, denn 
ob ſie ſchon geruffen und geſchrien, bekamen ſie doch keine Antwort, dahero, weil 
die Nacht heran kam, und anfinge zu ſchneyen, muſten fie wieder nach Hauſe gehen. 
Den 19. des Morgens gantz fruͤhe, ließ ich wieder Leute ausgehen, ihn 
aufzuſuchen, da ſie ihn denn auch fanden, aber leider! todt auf dem Felde liegend. 
Dieſer Ungluͤcks⸗Fall ging mir überaus zu Hertzen, weil nicht allein etwas gutes 
an ihm war, ſondern auch bereits ſo weit in GOttes Wort erfahren, daß ich mir 
vorgenommen, ihn eheſtens der heil. Tauffe theilhafftig zu machen: deren er aber 
durch dieſes Ungluͤck beraubet wurde, welches alles GOttes allweiſeſten Rath⸗ 
ſchluß zu überlaffen. | ' 
Den 25.26. u. 27. als den 1.2. u. 3. Weihnachts⸗Tag hielte ich Predigt. 
Dien 28. Sonntags, laſe ich aus der Poſtille. Die beyde nechſt verſtri⸗ 
chene Monathe uͤber, war uͤberaus gut Wetter geweſen: denn das Feld war 
nicht allein noch vom Schnee befreyet, ſondern die Lufft auch ſo milde und gelinde, 
daß es öffters nicht beſſer in May⸗Monath geweſenz womit auch das alte Jahr ſich 


endigte. 4 
Anno 1733. 
en 1. Jan. am Neuen Jahrs⸗Tag, hielte ich Predigt. 
Den 4. dito Sonntags, laſe ich aus der Poſtille. 
Den 6. am Tage der heil. 3. Koͤnige, hielte ich Predigt. 
Den 7. ließ ich meinen Sohn ausfahren, mit den Gronlaͤndern zu beten. 
Den 11. beſuchten uns ein Kone⸗Both voller Gronlaͤnder mit Weibern 
und Kindern, nebſt einigen Manns⸗Leuten in kleinen Bothen, welche alle die Nacht 
bey uns blieben, und nachdem ſie in GOttes Wort unterrichtet, fuhren ſie wieder 
weg. | 
Den 15. kam mein Sohn wieder nach Haufe. 
Den 18. Sonntags, hielte ich Predigt. = | 
Den 19. reiſete ich, Amtes halber, zu den Gtonländern imBaals Revier. 
Den 24. kam ich wieder nach Hauſe. a | 
Den 25.Sonntags,lafe ich die Erklärung desEvangelii aus der Poſtill. 
Das Wetter war bißhero noch ſo gut, wie es bey Endigung des alten Jahres ge⸗ 
weſen, womit es auch continuirte biß den 18. hujus. Da es aber mit Aa 
arf⸗ 


ſcharffen Froſt anfinge; daß auch das Dich! im Stalle vor Stoff erepiten nwol⸗ 
te wie denn auch den 21 hujus ein Jahrs⸗Kalb des Morgens todt gefunden wurde. 


7 


. Den r. Febr. Sonntags communicirte ich nebſt meinem Ehe⸗Weibe 
und Kindern. 


Dien 2. dito am Tage Mariä Reinigung, hielte ich Predigt. 


159 


mbandein, kam aber den 9. wieder nach Hauſe, weil er wegen vielen Eiſes wieder 
umwenden muͤſſen. 


| Den BAR Sonnta 8, ielte i redi t und 2. von der Colonie 
| arm iniei | 198 9 ch P; gr, 


Eee 22. Sage hielte ich Predigt. | 
Dtien 23. — e Ammtes halber, zu den Sronländern u den 
Raben und Kock Inſulnn. 
Den 28. kam ich wieder nach Hauſe. Sonſten war in dieſem Monath 
L gutes Wetter geweſen mit maͤßigen Froſte. 


Den 1. Marti Sonntags, laſe ich aus der Poſtille. 
Den 2. dito ſandte ich . Mann in die e um 15 Sveta ab⸗ 
anbot, 8 da zu bekommen war. 3 

Den 8. Sonntags hielte ich Predigt. 

Den 9. ließ ich meinen Sohn in das Baals - Revier fahren zu unferen 

Catechumenen. ER 

Den 10. fuhr der Kauffmann aus auf den Handel. b 

Den 14. kam mein Sohn wieder nach Hauſe. 33 
Dien 15. Sonntags, laſe ich aus der Poſtille. Er 

Den 18. kam der Kauffmann wieder von Süden. 2 RT 

Den 22. hielte ich Predigt. 

Den 24. fuhr der Kauffmann wieder aus. 

Den 25. am Tage Marid Verkündigung laſe icin in der de. 

Dien 27. beſuchten uns eine Parthey Gronlaͤnder nebſt ihren Weibern 
4 und Kunden, welche des Nachts auf der Colonie blieben. 

ö Den 30. erlegte mein Sohn ein Renn⸗Thier in dem Sunde Nepilet. 
Der Anfang und das Ende des Marti war ſehr ſchoͤn, auſſer in medio Martii 
war es ſehr ſtuͤrmig mit groſſen Schlag⸗Regen: daß alfo der verſtrichene Win⸗ 
ter uͤberaus ſchoͤn geweſen. Dahero auch dieſes gute Wetter verurfachte, daß 

die Fiſche wieder ihre Gewohnheit ans Land traten, und ſich fangen lieſſen, als da 
waken Halb⸗ Fiche, und in dem ſo genannten Nepiſet Rochen⸗Fiſche. 

Den 2. April am grünen Donnerſtag, laß ich die Ertörung des Evan⸗ 
ge aus der Poſtille. 

Hh . Den 


ä ers 


Den 3. fuhr der Kauffmann in das Baals-Revier mit den Gronländern 


| 


— — — 


— — — nen 


242 3 0 Ele 
Den 3. dito am ſtillen Freytag, eben fo. ö 
Den F. 6. und 7ten am Oſter⸗Feſt, hielte ich Predigt. 
Den 8. beſuchten uns einige Gronlaͤnder von Norden, und ſagten: daß fie 
allein deswegen gekommen wären, damit fie etwas von GOtt hörten, als wovon 
ich ihnen zwar vor einigen Jahren einige Unterweiſung gegeben, allein ſie hatten 
es wieder vergeſſen, dahero ſie es gerne wieder von neuem hören wollten. Ich lei⸗ 
ſtete alſo ihrem Begehren ein Genuͤge, darauf ſie denn wieder fortfuhren. 
Den 9. kamen unſere Leute wieder vom Handel zuruͤck von Süden, und 
hatten 3. Schiffe, nach Norden zu, vorbey paſſiren ſehen. 6 2 
Den 12. Sonntags, hielte ich Predigt. So fingen auch nun die Gron⸗ 
laͤnder wieder an, aus ihren Wohnungen zu ziehen, da denn einige ihre Zelten bey 
uns auf der Colonie aufſchlugen, um eine Zeitlang, wie fie ſagten, unferer Ger 
genwart zu genieſſen, und ſich in GOttes Wort unterweiſen zu laſſen, ehe ſie 
weiter wegzoͤgen. | er tl E- | * 
5 Den 19. Sonntags, hielte ich Predigt. N e bie 
Den 20. begab ſich Mr. Jochumſen nebſt dem Kauffmann und 10. an⸗ 
dern mit der groſſen Jolle und Chaloupe auf die Reiſe, um nach allergnaͤdigſt 
Koͤnigl. Befehl, die Reiſe nach der Oſter⸗Bucht zu recognofciren. 
Den 23. wurde auch eine Chaloupe nach Norden auf den Handel mit 4. 
Mann ausgeſchickt, daß alſo nur noch 1. Mann bey uns auf der Colonie war. 
An ſelbigen Tage ſandte ich auch Fridrich Chriſtian auf die Koek · Inſuln, den 
Kindern allda vorzubeten. | 5 
Den 24. brachen die Gronlaͤnder von der Colonie wieder auf, und 
fuhren nach dem Sunde Nepiſet, da wir unterdeſſen ſehr von ihnen geplaget 
waren, weil ſie taͤglich Eſſen von uns bettelten, indem ſie wegen ſtuͤrmiſchen Wet⸗ 
ters und ſcharffen Kaͤlte, welche faſt den gantzen Monath angehalten, nicht aus⸗ 


kommen, und ihre Nahrung ſuchen koͤnnen. 


Den 3. May laß ich die Erklärung des Evangelii aus der Poſtille. 

Den g. dito ſandte ich Fridrich Chriftian zu den Gronlaͤndern in dem 
Sunde Nepiſet, ihre Kinder zu unterweiſen; weil ich nun felber, aus Mangel der 
Mannſchafft, nirgends hinkommen konnte. r 

Den 8. ſaͤeten wir etwas Garten⸗Saamen in unſerm Garten. 

Den 9. kamen die Leute wieder nach Hauſe, ſo nach Norden geſende 
waren, und brachten ſo viel Speck mit, als ſie fahren konnten. 

Den 11. wurden fie wieder nach Norden geſendet, weil noch mehr 
Speck allda zu bekommen war. N 40 e 17 

Den 13. war eine Sonnen⸗Finſterniß, davon 3. Theile verfinſtert wa⸗ 
ren, welches waͤhrete von halb 2, biß über 3. Unterdeſſen konnte ich mit dem er 


en berſpectiv des M 


Kupferfarbi 


ondes gantze Corpus vor der Sonne ſehen, wel 
De 


Wee uleur hatte. 

en 18. b 
Nepiſet fahren, denen Kindern vorzubeten e a 
Dien 20. kam gantz unvermuthet ein Schiff vom Vaterlande, dabey ich 


cher eine 


mit der angenehmen Zeitung erfreuet wurde, daß das Gronlaͤndiſche Del 


fein, welches in 2. Jahr gantz in agone gelegen, nun durch GOttes Gnade und 
Ihro Koͤnigl. Majeft. hoͤchſt preißliche Vorſorge, ſich wieder erholete und Leben 
bekam. So gar Ihro K. M.verſicherten mich ſelbſten durch eigene allergnaͤdigſte 
Zuſchrifft, daß der Gronlaͤndiſche Handel nachgehends mit groͤſſerern Nachdruck 
folte vorgenommen werden, als zuvor; inſonderheit wollten fie jaͤhrlich 2000. 
thlr. zu Beförderung der Gronlaͤndiſchen Misſion geſchencket und deſtiniret 
haben. Ich kan nicht ſagen, wie groß meine Freude war, bey einer ſo froͤlichen 
Bothſchafft; dahero ich auch höchfte Urſache hatte, die Göttliche Vorherſehung, 


in tiefſter Andacht zu veneriren, welche, wenn alles aus zu ſeyn ſcheinet, erſt den 


uͤberſchwenglichen Reichthum ihrer Macht und Herrlichkeit zeiget, und unter der 
Gebrechlichkeit und harten Proben, ihre Wercke, fo fie will befördert haben, wan⸗ 
derbahr ausführet. Nachdem die Gronländer fo vor e Jahren mit den Schiffen 
weggeſendet wurden, faſt alle an den Blattern geſtorben waren, beliebete es Ihro 
K. M. die 2. ſo da noch leben, allergnaͤdigſt retourniren zu laſſen, nemlich einen 
Knaben und ein Maͤdgen, zumahlen da fie es ſelber inftändig verlangeten. Allein 
unterweges ſturbe das Maͤdgen, wie es denn auch ſchon gantz ſchwach geweſen, da 
es von Copenhagen abgegangen, daß alſo der Knabe allein zurück kam, leider 
aber feinen armen Lands Leuten zu wenigen Vortheil, wie nachhero ſoll gemel⸗ 


det werden. ee e ee e e a 
Den 29. kamen die Leute, ſo nach Norden geſandt waren, wieder nach 
Hauſe, und hatten die Chaloupe voller Speck. So erlegte auch mein Sohn 
ee auf der andern Seite des Meerbuſens, und das junge Kalb fing 
Menn 88 ttf... 
Den 6. Junii kam Matthias Jochumſen mit feinem Gefolge von Suͤ⸗ 
den zuruck / hatte aber nichts ausgerichtet, denn ſie koͤnnten vor dem Eiß nicht weis 
ter als 61. Grad kommen, da ſie denn wieder umwenden muſten. 
Den 7.hielte ich Predigt. „ e 
Den 9. begab ſich Jochumfen in das Baals - Revier, um etwas von 
der da befindlichen rothen Farbe zu hohlen, worin er meynte, es muͤſſe was gutes 
„ ar al ! 
255 — Ae Ped zuruck. | N 
Den 14. hielte ich Predigt. | UN. 
. Hh 2 a Den 


ieß ich Fridrich Chriſtian abermahl zu den Gronlaͤndern im 


24 | * e 


Dien us. ging der Schiffer wieder unter Seegel, um feine Retour - Rei⸗ 
8 ihm folgte auch Macthias Jochumſen, weil nichts vor ihn allhier 
zu thun war. 2 1 T | 07° 2 0 

Den 19. beſuchte ich, vermoͤge meines Ammtes, die Gronlaͤnder in dem 
Sunde Nepifer, ich fande aber, daß die meiften ſchon weit dem Meerbusen 
hinein gefahren waren, auf die Renn⸗Thier⸗Jagd. Der Gronlaͤndiſche Knabe 
Carl, fo im Sommer von Copenhagen wieder zurück kam, fing nun auch an 
wieder kranck zu werden, und zugleich andere Gronlaͤndiſche Knaben und Maͤd⸗ 
gens, mit einer vergifftigen Kraͤtze angeſteckt waren. urch 
Den 21. Sonntags, hielte ich Predigt, und einige von der Colonie 
communicirten. b : | D 

Den 22. machte ich wieder den Anfang, Kinder zu tauffen, welches 

nun in 2. Jahren nicht geſchehen, weil das Deſſein in einen ſo dubieuſen Zu⸗ 
ſtand gerathen, in Hoffnung, es würde nun mit GOttes Gnade hinfuͤhro be 
ſtaͤndig fortgeſetzet werden; wie ich denn 4. Kinder in der Nachbahrſchafft tauff⸗ 
te, davon das aͤlteſte ſelber auf die Fragen Antwort zu geben wuſte. | 

Den 24. am Tage St. Johannis, hielte ich Predigt. E e 

Den 28. Sonntags, gleichfalls, und ich ſelber nebſt meinem Ehe⸗Wei⸗ 

be und Kindern communicirten. | ere e Dee 

Den 29. befuchten uns einige Gronlaͤnder, welche weit von Süden 
herkamen, und da ſie eine kleine Stunde bey uns geweſen, und einige Unterwei⸗ 
ſung bekommen, ſie ſo gleich wieder weg fuhren, und ſich in die Meerbuſens be⸗ 


gaben. 5 | — . | ih 
| Nachdem Jochumfen und der Kauffmann Hiort, ſeitdem fie vonRe- 
cognoſcirung der Reife zu Süden zurück gekommen, ſich verlauten laſſen, daß 
fi nach Bericht der Gronlaͤnder, die fo genannte Forbiffer-Straffe gefunden 
itten , aber wegen des Eiſes, welches da in groſſer Menge liegt, impaſſable 
waͤre, ſo erkundigte ich mich von bemeldten Gronlaͤndern, ſo an dieſen Orten 
herum wohnen, ſolcher Beſchaffenheit, allein ſie antworteten, daß daſelbſt kei⸗ 
ne Durchfarth waͤre, haͤtten auch niemahls von jemand gehoͤret, daß vorhero 
eine Durchfarth nach der Oſter⸗Seite ſolle geweſen ſeyn, ſondern alle ſo dahin 
wollten, muͤſten die Kruͤmme des Landes herum fahren. Sonſten ginge wohl 
ein groſſer Buſen in das Land, woraus jaͤhrlich ein erſchrecklicher Hauffen Eiß 
heraus getrieben kaͤme, welches von Eiß⸗Felſen abbraͤche und herunter fiel, da⸗ 
von groſſe Stuͤcken abgingen, und mit dem Wind und Strohm in die See ge⸗ 
trieben wurden. Ich machte mir auch ſelber, da ich 1723. recognoſcirte, ans 
fangs die Gedancken, wegen des vielen Eiſes, daß die beſchriebene Forbiſſer⸗ 
Straſſe da ſeyn muͤſte, allein ich wurde hernach von den Gronlaͤndern gantz an⸗ 
ders berichtet. Den 


a5 e Maria Heimsuchung hichteich Prcbtor. 10 270 
Den 3. di de uns virdereine Parthey Gronlaͤnder von e. 
1, welche ich in 1 Ob 280 erg eise I 
0 4% Den 9. Sonntags, hielteich Predigt, unds. von der Colonie com- 
W es) 
nein De 9. leß ich meinen Sohni in den Sund Nepifer fahren, den Gron⸗ 
laͤndern allda vorzubeten. 
ſwoſten Den raider, Bunt brachtea. Kenne Thiere mit, ſo er da gu | 
offen > tun. 
Kt 12. Sonntags, hielte ich Predigt, und 1. Mann communicirte. 
Seit vr daß das Schiff weggegangen, a die Leute biß den 22. mit Repa- 
rirung der Haͤuſer zu thun gehabt. 
7 0 Den 22. icke cc a. Mann aus mit einer ‚Chaloupe, um Heu vor das ö 
Di =. Die uͤbrigen en, ein Pack⸗ Hauß! in dem Hafen 


7 selangete der Shi er lacob Severin nebſt dem Kauffmann 
aufder Colonie an, von der Difec Bucht herkommende, allwo fie nach ihrer 
Auſſage, einen profitablen Handel mit den Sronländern gethan ce 
e Den 26. Sonntags, hielte ich Predigete. 5 

| Den 28. begab ſich bemeldter Schiffer und der Kauffmann, nachdem fie 
ſch mit etwas Bier zu ihrer Retour-Reife verſehen, wieder zu Schiffe. 
Den 29 beſuchten uns einige fremde Gronlaͤnder von Suͤden, welche 
ich um ein und anderes wegen des Landes Beſchaffenheit gegen Suͤden befragte, 
da mir denn von einem alten Weibe, eine ſo ausfuhrliche Nachricht von Beſchaf⸗ 
fenheit der Oſter⸗Seite gegeben wurde, als ich zuvor nicht bekommen, nemlich: 
1580 ft andern waren vor einiger Zeit ſehr weit um den Huck oder Bucht gegen 
Oſten herum geweſen, welches am nechſten an der Colonie, biß an den Huck auf 
der Seite ne da ſie denn berichtete, daß überall Leute genug daſelbſt 
zu finden waͤren. Die ſo auf der Weſt⸗Seite des Huckes wohnen, ſagte ſie, 
pfegten die fen auf der Oſt⸗Seite wohneten, öfters zu beſuchen, desgleichen tha⸗ 
ten auch die andern, um mit einander zu tauſchen; denn weil kein Schiffe, wegen 
des Eiſes, nach der Oſter⸗Seite kommen koͤnnen, und die Leute fo da wohnen, 
allerhand Kleinigkeiten von Eiſen⸗Waaren als Neh⸗Nadeln und Meſſer noͤthig 
haben, welche ſie von een gegen Fueha⸗ e lle und dergleichen an ſich ver⸗ 
tauſchen, welche Felle ſie wieder an die S Schiffe verkauffen, wenn ſie an ihre Gren⸗ 
tze kommen. Was das Eiß betrifft, fo ſagte ſie, daß ob gleich folches in unzeh⸗ 
liger Menge von Norden angetrieben kommt, ſo ſind doch ch gewiſſe Zeiten, da man 
fer vor am iſt, ſo *. ſie mit 1 N koͤnnen reer . 


1 


246 a * 6 - © 72 
mn — — ern — 
ie wollen; und geſchaͤhe es auch, daß ſie unterweges mit Eiß umgeben wuͤrden, ſo 
eibt es doch nicht liegen, ſondern wird mit dem Land⸗Wind wieder weggetrie⸗ 
ben. Sonſten wuſte ſie mir nicht zu ſagen, daß fie dergleichen gemaurete Haͤuſer 
oder Stellen gefehen, wo die Kablunaken gewohnet hätten, wie auf der Weſter⸗ 
Seite, denn ihre Reiſe erſtreckte ſich nicht weiter als an der See⸗Kante, da unſere 
alten Nordiſchen verfallene Haͤuſer nur allein in den Meerbuſen anzutreffen ſeyn. 
Den 2. Aug. Sonntags, hielte ich Predigt. aaa E 
Den 3. dito fuhr der Kauffmann mit meinem Sohn nach dem Lachs⸗ 
Grund zu Caneifune, N | 4 
Den 11. kam er wieder, und hatte ein und eine halbe Tonne Lachs und 
4. Renn⸗Thiere bekommen. 
Den 16. Sonntags, hielte ich Predigt. . ens 
Den 19. erlegte mein Sohn 2. Renn⸗Thiere. 2 
Den 23. Sonntags, hielte ich Predigt. e e 0) 7:0} 
Den 27. ging ein Gronlaͤndiſches Maͤdgen, Nahmens Sara, auf der 
Colonie mit Tode ab, nachdem ſie 3. Tage kranck und Bettlaͤgerig geweſen. 
Man wuſte anfangs die Urſache und Beſchaffenheit ihrer Kranckheit gar nicht, 
da aber die andern Gronlaͤnder, fo auf der Colonie waren, auch anfingen kranck 
zu werden, und zu ſterben, ſahen wir gleich, daß der Carl, ſo von Copenhagen 
gekommen ihnen die Kranckheit auf den Hals gebracht. 9 
Den 28. ſchickte ich 2. Chaloupen aus, Holtz zu ſammlen, auſſen an 
dem Ufer und Klippen. ; His Puh 
Den 29. beſuchten uns abermahl eine Parthey Gronlaͤnder, mit wel⸗ 
chen ich eine Unterredung von GOttes Wort hielte. Wütend 
Den 30. Sonntags, hielte ich Predigt. ES A 
| Den 31. als einige Gronlaͤnder zu uns kamen, beredete ich einen kleinen 
Knaben, eine Zeitlang bey uns zu bleiben, in Hoffnung, daß er nachgehends alle⸗ 
zeit bey uns bleiben ſollte. a ER x 
a Den 4. Sept. ging ermeldter Gronlaͤnder, ſo wieder mit von Copen- 
hagen zurück gekommen, mit Tode ab, welcher feit ſeiner Ankunfft von Tag zu 
Tag ſchlimmer wurde, daß er endlich mehr einem Sceleton wie einem lebendigen 
Menſchen aͤhnlich. Wie aber nichts gutes an ihm ſelber war, ſo konnte auch ſein 
Zuſtand nicht anders beſchaffen ſeyn, denn er, nach GOttes verborgenen Rath 
und Gericht, viele mit ſich ungluͤcklich machte, indem er an verſchiedenen Orten, 
wo er vor ſeinem Tode geweſen, viele angeſtecket, welches ſich aufs letzte in groſſe 
etruͤbniß aͤuſſerte. 8 t eres „eee 
Den 5. kam mein Sohn nebſt Hiort wieder nach Hauſe, und brachten 
b. Renn⸗Thiere mit. S . o n | 5 
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* 247 
Dens. Sonntags, hielte ich Predigt. 
Dtäen g. wurde mein beſter und nuͤtzlichſter Gronlaͤndiſche Knabe Fridr. 
Chriſtian ſeht hefftig Franck und Bettlaͤgerig, nachdem er ſich lange zuvor mit 
der Kraͤtze geplaget, welche offt ermeldter Carl ihm zugeſchantzet, daß nun ſein 
Blut gantz damit infiſoiret war. JJ. 
5 — I. fuhr der Kauffmann mit 3. kleinen Fahrzeugen aus, auf die 
Dien 14. muſte der Fridrich Chriſtian auch ſeine Augen zu ſchlieſſen; 
Sein Tod ging mir, wegen des Nutzens ſo ich von ihm hatte, gar ſehr zu Hertzen, 
weil ich ihn ſchon lange Zeit her als Catecheta vor die Gronlaͤndiſchen gebraucht. 
Er hatte bey dem 9. d 10. jährigen Umgang, da er ſtets bey uns auf der Colonie 

geweſen, unſere Sprache mehrentheils gefaſſet, ſo daß er beydes reden und aus 
Daͤniſchen Buͤchern leſen und ſingen konnte. Er hatte ein ſehr gutes Judicium 
und Gedaͤchtniß, und konnte eine Sache geſchwind begreifen; dahero er uns an⸗ 
fangs mit Erklaͤrung der Gronlaͤndiſchen Sprache groſſe Dienſte leiſtete. Dann 
durch ſeine und meines aͤlteſten Sohnes Huͤlfe, welcher die Sprache von ihm er⸗ 

lernet, wurde fo wohl eine kleine Grammatıca zuſammen geſchrieben, als auch 
die jahrlichen Sonntags⸗Evangelia uͤberſetzet. Kurtz zu ſagen, ich hatte bereits 
groſſen Nutzen von ihm, und hoffete ferner noch groͤſſeren zu erlangen, wenn ihm 
G Ott das Leben gegoͤnnet haͤtte; dahero mich fein Hintritt deſto mehr kraͤnckete. 
In ſeiner Kranckheit war er ſehr gedultig, und ruffte G Ott beſtaͤndig innerlich um 
ſeine Huͤlffe und Gnade an. Doch dachte ich nicht, daß ſeine Kranckheit wuͤrde 
den Tod nach ſich ziehen, weil ich nicht wuſte noch glauben konnte, daß es eine 
fremde und ungewoͤhnliche Kranckheit war, worinn er gerathen. 0 
Dien 15. kam ein von den ausgeſchickten Fahrzeugen wieder nach Hauſe, 
3 den nechſt wohnenden Gronlaͤndern voller Speck bekommen 

i atten. o i 4 RN Ne a 
Den 20. Sonntags, laſe ich aus der Poſtille. So wurde auch ein 
anderer Gronlaͤndiſcher Knabe, Nahmens Paul, kranck und bettlaͤgerig, und 


w war an eben der Kranckheit als der vorige. 


Dten 21. kam des fremden Gronlaͤndiſchen Knabens feine Freunde, und 
forderten ihn wieder ab, denn ſie befürchteten er möge auch kranck werden, wie 
die andern, weswegen ich ihnen ſolchen auch abfolgen ließ. 
DVDan as kam der Kauffmann wieder von dem Handels plan, hatte 
aber einen ſchlechten Handel gethan, weil die meiſten Gronlaͤnder noch auf der 
Nenn⸗Thier⸗Jagd waren, in dem Meerbuſen. Br 
„Den 24. fuhr der Kauffmann wieder auf den Handel nach Norden, 
Nun konnte man kenntlich ſehen, an welcher Kran heit die Gronlander die 


— —————— 
geſtorben waren; denn die Kinder⸗Blattern ſchlugen nun in Menge aus, am be⸗ 
meldten Knaben Paul, welches aber bey den andern nicht geſchahe, ſondern blie⸗ 
ben in der Haut ſtecken; dahero ſie auch elendiglich orepiren muſten, wegen der 
Hitze und groſſen Brennens, womit dieſe Kranckheit begleitet war.. 

Dien 26. wurde mir von einem Gronlaͤnder, ſo von den Inſuln kam, 
berichtet, daß 2. andere Gronlaͤnder, welche neulich bey uns geweſen, und des 
Nachts bey unſern Knaben gelegen, nach ihrer Zuruͤckkunfft gantz kranck gewor⸗ 
den und geſtorben waͤren. Welcher Bericht mir ſehr bange machte, und von 
keiner guten Bedeutung vor mich war. tr tit a 

Den 27. Sonntags, hielte ich Predigt: e. 

Den 29. am Feſte St. Michaelis, laſe ich aus der Boftil. 

Den 30. fiel der erſte Schnee, als ein Vorboth des Winters. Paul der 
Gronlaͤnder begunnte nun von ſeinen Blattern wieder befreiet zu werden. 

Denß. Octob. ging ich zu den Gronlaͤndern, ſo kuͤrtzlich aus dem Meer⸗ 
buſen gekommen waren, und nachdem ich fie alle in den Raben⸗ und Koek- In⸗ 
ſuln, und auf der alten Colonie beſucht, kam ich den 10. wieder nach Haufe, 
Bey dieſem Beſuch befande ich, daß ſeit 173 1. viele kleine Kinder waren geboh⸗ 
ren worden, da wegen unvermuthener Veraͤnderung in dem Gronlaͤndiſchen 
Deſſein damit aufhalten muſte, ob ich mir ſchon auf Gutbefinden des reſpect. 
Miflions-Collegiü, vorgenommen, ſie alle der heil. Tauffe würdig zu machen; 
weil mir aber ein fo merckwuͤrdiger Caſus begegnete, worbey ich mich nicht fo ge⸗ 
ſchwind und ohne Rathfuͤhrung GOttes refolviren konnte, ſetzte ich die Tauffe 
ſo lange aus. Die Urſache war dieſe, daß ich befande, wie einige Familien, 
deren Kinder das vorige Jahr getauffet worden, ſich ander Orten hin zu wohnen 
begeben, davon einige bey 2. Jahr weg geweſen, und nun wieder zuruͤck gekom⸗ 
men waren, andere dagegen wieder weg gereiſet. Alſo daß mein wohlgemein⸗ 
tes Vorhaben mit der Kinder Tauffe, wegen ihrer Unſtetigkeit groſſen Anſtoß 
litte; denn auf dieſe Arth konnte ich meine Schuldigkeit nicht in Acht nehmen, und 
fie gebührend in dem Wort GoOttes auferziehen. Hierzu kam nun auch noch 
das Unglück mit den anſteckenden Blattern; denn nachdem der kleine Knabe, fü 
einige Wochen bey uns auf der Colonie geweſen, auf inſtaͤndiges Anhalten ſei⸗ 
ner Freunde wieder zu ihnen gekommen war, wurde er nicht alleine ſelber kranck 
und bekam die Blattern, ſondern ſteckte auch die andern in Haufe damit an; und 
ob er zwar wieder aufkam, und von den Blattern befreiet wurde, ſo waren doch 
3. andere ſchon daran geſtorben, und noch mehr lagen kranck daran. Es fi 
mir recht an zu grauen uͤber dieſen elenden Zuſtand, welcher ſich unter ihnen aͤu 


Den 11. kam der Kauffmann von den Nordiſchen Handels⸗Plaͤtzen 
nach Hauſe, und hatte die Fahrzeuge ſaͤmtlich voll. Den 


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geſtorben, und die Frau auch ſehr kranck war, nahm ſie mein Sohn mit dem klei⸗ 
nen Kinde, des Mannes Schweſter und dem Knaben, ſo zuvor bey uns war, und 
auch von den andern angeſtecket, aber auch wieder geſund worden, und brachte 
ſie mit auf die Colonie, damit ſie nicht die andern, bey welchen ſie nun waren, 
auch intiſoiren ſollten. Allein das arme Weib ſturbe unterweges, und hinter⸗ 
ließ ein kleines Kind ohngefehr ein viertel Jahr alt, welches die Mutter vor ihrem 
Tod, meinem Sohn anbefahl, bittend, er wolle es zu ſich nehmen und auferzie⸗ 
hen, fo wuͤſte fie, daß es nicht übel fahren würde. Übrigens war unter den Leu⸗ 
ten allda eine groſſe Furcht und Schrecken, nicht wiſſend, was für ein Unglück 
über fie gekommen. er 
| Den 24. genoſſe obbemeldtes IBayfen-Kind die Wohlthat, daß es an 
ſtatt feiner irdiſchen Eltern, der heil. Tauffe theilhafftig gemacht, in GOttes Reich 
eingenommen, und der Chriſtlichen Kirche einverleibet wurde. a 
Dien 25. wurden einige von denen kranck, ſo den 17. zu uns kamen. So 
wurde auch heute, auf hertzliches Verlangen, die Frau getauffet, deren Mann den 
21. hujus auf der Colonie ſturbe. Denn weil dieſe Frau von Anfang unſere 


Unterweiſung genoſſen, da wir uns noch auf der alten Colonie aufhielten, und 
nicht allein eine gute Chriſtliche Wiſſenſchafft hatte, ſondern auch, ſo viel ich ver⸗ 
nehmen konnte, GOtt fuͤrchtete: fo konnte ich ihr nicht mit gutem Gewiſſen, das 
Mittel der Seligkeit verhalten, zumahl es nun aufs aͤuſſerſte mit ihr gekommen 
war. Kurtz hernach da ſie getauffet, wurde ſie auch von der Welt abgefodert. 
Anbey kan ich nicht unberuͤhrt laſſen, wie dieſe Frau, ehe ſie noch angefangen 
kranck zu werden, einen merckwuͤrdigen Traum gehabt, nemlich ſie 3 es 
kaͤm einer zu ihr, und ſagte, daß der Carl, ſo von Copenhagen zuruͤck gekom⸗ 
men waͤre, welcher aus ihrer Freundſchafft war, alle feine Landes⸗Lente toͤdten 
wuͤrde. Deſſen Bedeutung nun vor Augen ſahe; der erſte ſo da ſturb, und zwar 
gleich des Morgens, da ſie ſolches getraͤumet, war ihres Mannes Bruder. 

Den 286. ſturbe abermahl eine Weibes⸗Perſohn, von denen, ſo erſt zu 
uns kamen, ingleichen einer Wittwe ihr Kind aus ſelbigem Hauſe, dieſes Kind 
155 lich 1730. getauffet worden, dahero es in Anſehung der Seelen fuͤr andern 
gluͤcklich war. i 
| Den 29. des Nachts ſturhe auch dieſes Kindes Mutter, ſo daß von die- 
fer Familie nur noch eine Manns-Perſohn übrig war, wie auch das Wayſen⸗ 
Kind, fo wir zu uns genommen, und deſſen Vaters Schweſter. Wir hatten 
zwar alle Aufſicht und Erbarmniß mit ihnen, ſo gut wir nur vermochten, allein es 
halff alles nichts, denn weil die Blattern an ihnen nicht herauskamen, wurden 
ihre Leiber braun und blau, brachen ſich aus Maul Naſen und Ohren, woraus 
Blut und Unreinigkeit lief, ſo daß es einen unertraͤglichen Geſtanck von ſich m 

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daß ihnen niemand nahe kommen konnte. In dieſem elenden Zuſtande konnten 
ſie nun nicht laͤnger als 3. Tage aushalten, da fie denn ſturben. Der uͤberblie⸗ 
bene Mann von dem erſten Hauſe, fuhr an dieſem Tag auf die Raben⸗Inſuln, 
zu vernehmen, wie die nachgelaſſenen ſich dort befaͤnden. Des Abends kam er 
wieder nach Haufe, und berichtete, daß faſt alle geſtorben waͤren, und einige von 
den überblicbenen wären weggefahren, und ſuchten bey andern unterzukommen; 
denn ſie meinten, wenn ſie von dem Ort wegzoͤgen, wuͤrden ſie der Kranckheit ent⸗ 
gehen, aber fie machten leider! die andern mit ſich unglücklich; ſo daß es das An⸗ 
ſehen gewinnen wollte, als wenn fie GOtt alle auszurotten beſchloſſen hätte. 
Dien 30. fuhr bemeldter Gronlaͤnder aus zu fiſchen, an ſtatt aber, daß er 
des Abends wieder nach Haufe kommen ſollte, fuhr er zu unſern Nachbahren, fo 
gen Oſten wohneten, wo die Kranckheit noch nicht hingekommen war, woſelbſt 
er wieder mein Wiſſen und Willen verblieb. Heute fing auch das kleine Kind an 
kranck zu werden, ſo ich zu mir genommen, an welchem die Blattern dach anfin⸗ 
gen auszuſchlagen. Sonſten war der October Monath ziemlich rauh und kalt 


eweſen. | 

| : ei h Den 1. Novembr. am Tage Allerheil. communicirte eine. 
Dien 2. dito wurde des Mannes Schweſter kranck, fo vor einiger Zeit 
zu uns gekommen. Wir bekamen zugleich Nachricht von den Koek-Inſuln, 
daß die Kranckheit daſelbſt auch uͤberhand naͤhme, ſo daß auch das eine Hauß 
sank ausgeftorben wäre. - Des Abends ſturbe auch das oft bemeldte ABayfınz _ 
Dien 3. ſturbe auch eben berührte Weibs⸗Perſohn. Des kleinen Kin⸗ 
des Vater⸗Schweſter, wurde nun auch kranck, welche, ehe ſie noch kranck ge⸗ 
worden, einmahl zu meinen Kindern geſaget hatte: Ich ſehe wohl daß die Reihe 
auch bald an mich kommen wird, und daß ich mit den andern davon muß, ſage mir 
alſo was hates vor eine Beſchaffenheit mit dem Reiche G Ottes davon ung euer 
Vater allezeit Unterweiſung gegeben, und woraufich nicht ſonderliche Achtung 
gegeben habe? was ſoll denn der Glaubigen ihre Verrichtung ſeyn, wenn fie dahin 
kommen? und was ſollen ſie eſſen und trincken? Meine Kinder antworteten ihr 
hierauf, und ſagten: daß wenn die Seele ſich vom Leibe trennet, ſo faͤhret ſolche 
zu GOtt, und ſoll bey GOtt biß an den juͤngſten Tag lauter Freude und Herr⸗ 
lichkeit gghieſſen, da denn GOttes Sohn wieder kommen wird, die Todten aufzu⸗ 
wecken, Und die Seele mit dem Leibe wieder zu vereinigen, wobey die Glaubigen 


mit Leib und Seel in GOttes Reich ſollen eingenommen werden, und daſelbſt in 
unausſprechlicher Freude und Herrlichkeit leben. Unterdeſſen, da die Seele ein 
Geiſt iſt ſo braucht fie keine Speiſe ingleichen, wenn die Seele wieder zu dem Leibe 
eib ebenfalls keiner Speiſe, wie hier in dieſem Leben; denn er 


kommt, bedarff der Lei 


252 0 So 


ſoll von dem Anſchauen GOttes geſaͤttiget werden. Was ihre Verrichtung an⸗ 
gehet, fo beſtehet ſolche darinnen, daß fie ſich freuen und frölich ſeyn ſollen, und 
Gott in Ewigkeit loben und dancken. Das ift ein herrliches Leben, ſagte ſie, 
wenn es nur nicht fo wehe thaͤte zu fterben; doch fagte fie, es iſt bald uͤberſtanden. 
Den 4. ſchickte ich meinen Sohn zu den Gronländern in den Kock- 
Inſuln, und auf die alte Colonie, um ihnen ſo wohl vorzubeten, als auch ihren 
Zuſtand zu vernehmen, und ihnen Unterricht zu geben, wie ſie ſich in der grafli- 
renden Seuche zu verhalten haͤtten, daß die, ſo noch geſund waren, von den Kran⸗ 
cken nicht ſollten angeſtecket werden, nemlich, daß ſie ihren Umgang meiden ſoll⸗ 
ten, und ſie nicht zu ſich kommen laſſen. 1 
N Den 7. gantz früh ſturbe der eintzige Mann, ſo noch von den 10. Fami- 
lien übrig war, und in den Raben⸗Inſuln wohnete. So bekamen wir auch zu 
hören, daß derjenige, welcher von ung nach Oſten hin gezogen, auch 4 5 
war. Eine merckwuͤrdige und wunderliche Sache erzehlte der Mann in dieſem 
Hauſe, nemlich: er waͤre 2. Tage zuvor mit ſeinem Both allein gefahren, ohn⸗ 
gefehr eine halbe Meile von ſeinem Hauſe, um zu fiſchen, und da er am Lande ge⸗ 
ſeſſen und gefiſchet, haͤtte er Leute auf dem Lande reden hoͤren, worunter er eine 
Stimme als ein Frauenzimmer gehöret, welche geweinet und geſaget: Ach nun 
tragen ſie meinen Bruder weg. Dieſes erzehlte er uns, ehe ſie aus dieſem Haufe 
anfingen zu ſterben. | Dre 
Den 8. Sonntags, laſe ich aus der Poſtille. So ſturbe nun auch des 
kleinen Kindes Vater Schweſter, aus dem erſten krancken Hauſe; es war zu be⸗ 
wundern, daß von allen, ſo bißhero kranck geworden, keiner, als der kleine Knabe, 
reſtituiret wurde, als welcher der erſte war, der die Blattern in dem erſten Hauſe 
kriegte, wie auch der Knabe, ſo noch auf der Colonie war, und alle die andern, mu⸗ 
ſten elendiglich wegſterben. Die auf der Colonie ſturben waren noch die gluͤck⸗ 
lichſten, denn ſie wurden in ihrem betruͤbten Zuſtand mit GOttes Wort getroͤ⸗ 
ſtet, davon ich gewiß verhoffen kan, daß es durch GOttes Gnade zu ihrem ewigen 
Wohl etwas gefruchtet habe. Es erfreuete mich recht, wenn ich ſie GOtt ſo 
hertzlich um ſeine Barmhertzigkeit anruffen hörete, daß fie möchten ſeelig werden. 
Inſonderheit vernahm ich bey dieſer Weibs⸗Perſohn einen groſſen Muth in ihrer 
Todes⸗Stunde; denn ſie ſagte: fie fürchte ſich gar nicht vor dem Tod, wenn ſie 
nur in GOttes Reich kommen möchte. Dahero bate fie, daß, wenhſie nicht 
mehr reden koͤnnte, und die Seele ſich von ihr ſcheiden wollte, wir alsdenn G Ott 
fleißig vor ſie bitten moͤchten, daß er ihre Seele wolle zu ſich nehmen ꝛc. | 
Der Kauffmann kam auch wieder nach Hauſe von Suͤden, und berich⸗ 
tete, daß die uͤberbliebenen auf den Raben⸗Inſuln, (welche weg, und bey andere 
eingezogen waren, ſo ohngefehr 3. Meile gen Suͤden wohneten) faſt alle von dem 
| Tod 


Tod weggerafft wären, auch denen das Ungluͤck auf den Hals gefuͤhret, zu denen 
ſie gekommen. ee | | Ä 


2 


Dien ıo:ließ ich meinen Sohn nach dem Baals- Revier reifen, um an | 


2 5 eur . € - 3 | 
ſtatt meiner, die Gronlaͤnder allda zu unterweiſen. J 


die Gronlander gang ausgeftorben waren, um dafelbft den Speck, und was te 
eme e zu ſammlen, weil keiner von dem andern, fü noch lebten, ſolchen 
verlangte. 1 . i 


buſen, allwo fie noch alle friſch waren. Der Kauffmann kam auch von den In⸗ . 


ſuln wieder nach Hauſe, und berichtete, daß der Zuſtand noch fo ſchlecht da wäre, 7 
wie zuvor und daß täglich noch einige ftürben fo angeſteckt waͤren. d = 


gend 

ſchon den vorigen Tag einer geſtorben und ein ander wieder kranck geworden, und 
daß der Mann, ſo von uns zu ihnen gekommen, welchen ſie aufgenommen, Schuld 
dran waͤre. Die armen Leute insgeſammt meineten, daß wenn die ſo zu ihnen 
kaͤmen, ſriſch und geſund waren, hätten fie keine Gefahr, allein fie befanden zu ih⸗ 
rem Schaden, daß fie thoͤricht gehandelt hatten, daß ſie meiner Warnung nicht 
nachgelebet, keine von dem infiſcirten Haͤuſern zu ſich zu nehmen. 


\ 


Mann nebſt ſeiner Söhne einer geſtorben war. Die übrigen waren wohl noch ı 

friſch, allein fie waren ſehr traurig, und befuͤrchteten, es wuͤrde ihnen nicht beſſer 
gehen. Dahero hatten ſie ſich vorgenommen, von dorten wegzuziehen, wovon | 
ich fie abriethe, und ihnen vorſtellte, daß wo fie auch binzögen, muͤſten fie doch ſter⸗ 14 
ben, wenn es GOttes Wille waͤre, ſie follten alſo bleiben und GOtt um ſeine 13 


enug erzehlen, was für ein elender Zuſtand da war; denn 3. Haͤuſer waren faſt 
ausgeſtorben, und viele todte Coͤrper lagen auf dem Felde, weil der eine den an⸗ 
dern nicht haͤtte begraben koͤnnen. Am meiſten war erbaͤrmlich anzuhoͤren, wie 
fie GOtt beſtaͤndig um Huͤlffe anrieffen, und klageten: Warum fie denn GOtt 
nicht erhören wollte, da ſie doch von mir gehdret, daß, wenn fie G Ott in der Noth 
getreulich anrieffen, er ihnen helffen wollte. Worauf ihnen mein Sohn zur Ant⸗ 
wort gab, daß weil es nicht GOttes Wille waͤre, ihnen in dieſem Leben ihre Ge⸗ 
ſundheit wieder zu verleihen, fo follten ſie nur GOtt um feine Gnade bitten, daß 
er ihnen um Chriſti feines Sohnes willen das ewige Leben geben wolle, welches 
fie gethan, und in Zuverſicht an GOttes Sohn, das ewige Leben erwartet. 


— — —— — — 


Den 9. kam mein Sohn wieder von den Kock · Inſuln, und konnte nicht 


Den 18. fuhr der Kauffmann auf die Raben⸗und Koek-Inſuln, awo 


Den 22. kam mein Sohn wieder von den Gronlaͤndern in dem Meer⸗ 


Dien 23, kam einer aus dem nechſten Hauſe von Oſten, welcher mit kla⸗ 
er Stimme berichtete, daß auch die Kranckheit bey ihnen ſich entzuͤndet, weil 


Den 25. fuhr ich hin zu bemeldten krancken Hauſe, da denn küͤrtzlich ein | | 


N Gna⸗ 


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Gnade bitten, daß er um Chriſti willen ihnen nach ihrem Tode die ewige Seligkeit 
2 905 Nachdem ich fie nun getroͤſtet und unterwieſen, reiſete ich wieder 
nach Hauſe. f — 
Den 29. Sonntags, hielte ich Predigt. Ich ſelber nebſt meinemEhe⸗ 
Weib und Kindern, wie auch dem Kauffmann communicirten. Sonſten 
war in dieſem Monath eine ſehr ſcharffe Kaͤlte geweſen. 
en 1. Decemb. reiſete ich zu den Gronlaͤndern in den Koek. Inſuln 
und auf der Colonie. Es war ein elender Zuftand in den Koek-Inſuln, die 
armen Leute waren vor Furcht und Schrecken gantz verzagt, weil ſie ſehen muſten, 
daß täglich einer nach den andern von ihnen l ingeriſſen wurde, fo daß man uͤberall 
todte Coͤrper liegen ſahe, einige in dem Hauer und einige auf dem Felde, den 
unden und Raben zum Raube. In 2. Haͤuſern waren die Leute noch gantz ge⸗ 
und; Ich vermahnete ſie alle zu einer ernſthafften Buſſe, und ſtellte ihnen vor, daß 
Gottes Zorn über fie gekommen, weil fie bißhero nicht mit gebuͤhrender Andacht 
Gottes Wort angehoͤret, noch ſich befliſſen darnach zu thun: welche Vorſtellung 
ihnen zu Hertzen zu gehen ſchiene, weil ſie ſehr begierig waren, alſo unterwieſen zu 
ſeyn, wie fie G Ott um feine Gnade bitten muͤſten, daß ſie koͤnnten ſelig werden, 
wenn ſie endlich ſtuͤrben. Auf der alten Colonie waren ſie noch alle geſund und 


* 


— 
— 


Den F. fuhr ich wieder nach Haufe. In meiner Abweſenheit war der 
Kauffmann mit meinem Sohn gegen Oſten hin geweſen, allwo die Leute auch 
kranck geworden, um ſich ihres Zuftandes zu erkundigen, allein er befand, daß ſie 
wieder meine Warnung, ſo ich ihnen zuletzt gegeben, alle aus ihren Haͤuſern gezo⸗ 
gen waren, und hatten fich mit ihren Zelten anderswo hingeſetzet. Der eine Mann 
war mit ſeiner Familie den Meerbuſen weiter hinauf gezogen, zu ſeinen Ver⸗ 
wandten; fuͤr welche alſo auch ein Ungluͤck bereitet wurde, da ſie ſonſten wohl 
hätten davon konnen befreyet bleiben, wenn dieſe ſchon infiſcirte nicht zu ihnen 
gekommen waͤren. Die andern ſo zuruͤck geblieben, und eilf an der Zahl, worun⸗ 
ter einige kranck waren, hatten ſie mit ſich zu uns auf die Colonie genommen, weil 

ie inſtaͤndig darum gebeten, in Hoffnung, wir wuͤrden ihnen einige Huͤlffe leiſten 

önnen; allein den andern Morgen, da fie zu uns gekommen, ſturbe ein Mann 
mit ſeiner Frau und einem kleinen Kinde. 5 | 

Den 6. Sonntags, laſe ich aus der Poſtille. 

Den 7. wurde die Frau, welche zuvor ihren Mann und 3. Soͤhne ver⸗ 
lohren, auch ſelber kranck, nebſt einem von ihren noch 2 lebenden Soͤhnen, in⸗ 
gleichen noch eine Weibs⸗Perſohn aus ſelbigen Hauſe. So ſturbe auch heute 
am Abend eine von den zuletzt angekommenen Weibs⸗Perſohnen, und an einer 
andern, waren die Blattern auch haͤuffig ausgeſchlagen. 

| Den 


——— 


es 


Gronlaͤnder warnen ſollten, daß fie gar keine ſollten aufnehmen, welche aus den 
krancken Häufern zu ihnen kaͤmen, falls fie bey Leben bleiben wollten. Als ſie 
aber dahin kamen, war der Mann, ſo mit ſeiner Familie dahin gezogen, bereits 
geſtorbenz die Frau und 2. Kinder hatten ſie eine Nacht zu ſich ins Hauß genom⸗ 
men, wie ſie aber gehöret, was ihnen dieſes vor Gefahr bringen wuͤrde, hatten ſie 


ſolche wieder ausgewieſen, daß fie ſollten in ihren Zelten liegen, allein es war zu 


ſpaͤt, denn dieſes eintzige Nacht⸗Lager bekam ihnen nicht recht wohl hernach. 
Den ro. ſturbe oben bemeldte Wittwe ihr vierter Sohn auf der Colo- 


nie, nebſt einem kleinen Maͤdgen, ſo ihr auch angehoͤrte, daß alſo die Mutter noch 


allein mit ihrem juͤngſten Sohn übrig war, beyde aber auch ſehr ſchwach. An 
welchen 6. kleine Kinder, nachdem fie zuvor in den Gnaden⸗Bund Gottes durch 
die heil. Tauffe aufgenommen, nicht zu zweiffeln war, es wuͤrde ihnen das Reich 


GOttes, nach der Verheiſſung Chriſti, zu Theil werden. Der aͤlteſte, welcher 
in der Christlichen Lehre nach Capacitæt feines Alters, ziemlich avanciret, ſo re⸗ 


dete er auch in feiner Kranckheit merckwuͤrdige Dinge; denn da ſich die Mutter 
ſehr ungedultig anließ, wieder GOtt murrete, und ſagte: daß ſie nun befaͤnde, 
daß es nicht wahr waͤre, was ich von GOtt und feinem Sohne geſaget, daß er 
beydes maͤchtig und barmhertzig waͤre, daß er koͤnne und wolle helffen, wenn man 
ihn in der Noth anruffete. Da ſagte er zu ihr: Es waͤre ja weit beffer bey GOt⸗ 
tes Sohn in ſeinem Reich zu ſeyn, als hier auf dieſer elenden Welt zu leben; er 
ſeines Orts waͤre gar nicht bange zu ſterben, denn er wuͤſte, daß er in GOttes 
Reich kaͤme, weil er getauffet und dadurch ein Kind GOttes geworden; dahin⸗ 
gegen koͤnnte man die Mutter kaum zu frieden ſtellen. Sie betete lange zu GOtt, 


und ſagte: O Gott, ich mag nicht ſterben, wenn ich aber alt werde, ſo will ich 


erſt ſterben. Da ſie endlich ſahe, daß ihr Gebet nicht erhoͤret wurde, wollte fie 
auch nicht mehr beten: denn als ich fie ermahnete, ſie ſollte GOtt beſtaͤndig um 


ſeine Gnade anruffen, ſagte ſie, ſie wolle nichts mehr mit G Ott zu thun haben, 
nebſt andern harten Worten, ſo ſie vor Ungedult ausſtieß. Da ich fie aber deß⸗ 


falls beſtraffete, und ſagte, daß ſie dem Teufel zugehöͤrete, und fie ſollte in das hoͤl⸗ 
liſche Feuer geworffen werden, allwo fie noch groͤſſere Pein empfinden wuͤrde als 
ſie nun fuͤhlete, weil fie GOtt verachtete, und ihn nicht um feine Gnade baͤte. Hier⸗ 
auf wollte ich von ihr gehen, fie ergriff mich aber beym Rock, und bath mich, ich 
moch te bey ihr bleiben, und ſie lehren, was ſie ſagen ſollte, welches ich auch thate, 
und gab ſie gantz fleiſſig darauf Achtung. Ehe noch die Mutter ſturbe, gab der 
juͤngſte und letzte Sohn auch ſeinen Geiſt auf, welcher nicht aͤlter als ein Jahr alt 
war; da ſolches die Mutter ſahe, ſagte ſie: Nun mag ich auch nicht laͤnger mehr 
leben, nachdem alle die Meinigen geſtorben, da ſie denn auch kurtz hernach ihren 
Geiſt aufgab, und ihres zeitlichen ein Ende machte. | Die 


- a - . — a — £ akt: 
Diiebͤen 8. ſandte ich Leute in den Meerbuſen, welche die dort befindlichen 


296 IH o gk . 
— — — il, > WEBER > = — +; - — A — 
Die erſte krancke Weibs⸗Perſohn von dieſem Hauſe, an welcher die 
Blattern ausgeſchlagen waren, fing nun wieder an ſich zu beſſern. Es war auch 
ſonſten keine unter allen, fo bißhero die Blattern gehabt, welche mit dem Leben da⸗ 
don gekommen auſſer dieſe, und noch 2. Knaben welche auf der Colonie waren. 
Ich thate zwar meinem aͤuſſerſten Fleiß, dieſe arme Menſchen zu conſerviren, 
als welche in ihrer Noth und Elend ihre Zuflucht zu mir nahmen , fo daß ich auch 
die meiſten in meiner eigenen Stube liegen hatte, in Ermangelung anderer Ge⸗ 
legenheit, allein es war alles vergebens. Es haͤtten ihrer wohl mehr koͤnnen ge⸗ 
rettet werden, wenn ſie ſich in ihrer Kranckheit recht verhalten haͤtten, allein durch 
öffteres Entblöffen, weil fie keine Kleider auf ſich leiden wollten, ja oͤffters Eißkalt 
Waſſer truncken, wenn ſie es nur bekommen konnten um ihre groſſe Hitze zu laͤ⸗ 
ſchen, dieſes machte, daß ſie ihren Todt und Untergang ſelber befoͤrderten, welchem 
allen nicht vorzubeugen war. | 
Den 11. kam ein Gronlaͤnder von den oek· Inſuln zu uns, berichtend, 
wie ich ſchon voraus gefürchtet, daß fie auch in den noch 2. uͤbrigen Haͤuſern kranck 
geworden waͤren, indem fie von einer Weibs⸗Perſohn, ſo ſie aus den vorigen kran⸗ 
cken Haͤuſern zu ſich genommen, waͤren angeſteckt worden. Und weil bereits ei⸗ 
nige von ihnen anfingen zu fterben, zogen alle die andern aus denen Haͤuſern, und 
wohnete ein jeder vor ſich in ſeinem Zelte, worinnen ſie ſehr kluͤglich handelten, 
denn, die ſo noch nicht angeſteckt waren wurden dadurch conſerviret. Dieſer 
Gronlaͤnder berichtete mir auch, daß, da er unterwegens die Raben⸗Inſuln vor⸗ 
bey gefahren, haͤtte er auf einer Inſul ein Zelt ſtehen geſehen, da er denn ans 
Land gegangen, um zu vernehmen, ob lebendige Menſchen darinnen waͤren, wie 
er denn auch ein halberwachſenes Maͤdgen und 3. kleine Kinder darinnen ange⸗ 
troffen, deren Eltern und uͤbrigen Leute alle weggeſtorben waren. Dieſe lieſſen 
mich bitten, ich möchte fie auf die Colonie hohlen laſſen, weil ſie nun gantz ver⸗ 
laſſen waren, und ſonſten umkommen muͤſten. Weil nun 2. von dieſen Kindern 
vorhero von mir getauffet worden, war deſto mehr verpflichtet, mich ihrer in ihrem 
Elende anzunehmen. Dahero ſandte ich den 1 2ten eine Chaloupe auf die Raben⸗ 
Inſuln, ſie abzuhohlen, ſie kamen aber des Abends wieder, und hatten ſie nicht fin⸗ 
den koͤnnen. Derowegen muſte der Kauffmann den 13. gang frühe hinfahren, 
fie aufzuſuchen, da er fie denn auch endlich gefunden. An dem einen kleinen Maͤd⸗ 
gen waren die Blattern ſchon gantz ausgeſchlagen, und fingen ſchon wieder an, ab⸗ 
zufallen, die andern aber waren noch gantz friſch, er nahm ſie alle zu ſich in das 
Both, wickelte das krancke wohl ein in Renn⸗Thier⸗Felle, und brachte ſie alſo 
auf die Colonie. Ihr Vater, ſagten fie, war einige Tage zuvor geſtorben, wel⸗ 
cher, da er ſeine Todes Stunde vernommen, ſein kleineſtes Kind, von einen vier⸗ 
tel Jahr alt genommen, welches auch kranck geweſen, waͤre hinaus eee 
5 8 atte 


O i- 257 


hätte ſich mit dem Kinde in ein Loch geleget, darinnen zu fterben, anbey auch dem 
àͤlteſten Maͤdgen befohlen, ihn wohl mit Fellen zuzudecken, damit ihn die Raben 
und Fuͤchſe nicht auffreſſen, und haͤtte noch dieſes hinzugefuͤget, daß, ehe ihr die 
2. Hunde und Lodden, welche noch im Behalter ſeyn, werdet aufgegeſſen haben, fo 
wird fehon der Prieſter zu euch kommen, und euch abhohlen, denn er liebet euch, 
und wird vor euch ſorgen. „„ f 
Den 17. wurde der Bruder, von dem kleinen krancken Maͤdgen, welcher 
4. Jahr alt war, auch kranck. Des Abends kam von den Kock - Inſuln ein 
halb erwachſener Knabe, welcher eine lange Zeit kranck geweſen, wiewohl an einer 
andern Kranckheit, und dahero gantz ohnmaͤchtig und Krafftloß war, als er zu uns 
Fam; er war hoͤchſt genoͤthiget zu uns zu kommen, denn alle Leute waren in dem 
Haufe geſtorben, worinnen er war, fo daß er gantz mit Todten umgeben gewe⸗ 
fen, dahero er ſich dort weg machen muſte, wie ſchwach er auch war, daß er aber 
bißhero von den Blattern frey geblieben, verurſachte ein offener Schaden, denn er 
in der Seite hatte, aus welchem viele Unreinigkeit lief, fo daß die anſteckende Seu⸗ 
che nicht an ihn hafften koͤnnen, ſo bald er aber von unſerm Chirurgo curiret 
ward, bekam er auch die Blattern und ſturbe. . 
Den 20. Sonntags, hielte ich Predigt. So wurde auch der aͤlteſte 
nd das aͤlteſte Maͤdgen kranck, ſo letzt auf die Colonie kamen. 
Den 22. weil keine Hoffnung des Lebens mehr vor ſie war, wurden fie 
auf eigenes hertzliches Verlangen, getauffet, und dadurch der Erlangung der Se⸗ 
ligkeit deſto feſter verſicher tr. ee 1 5 
Dien 23. kam eine Familie auf einem Kone⸗Both zu der Colonie von 
Suͤden her, welche ihr Zelt bey uns aufſchlug. Von dem Orte, da ſie herkamen, 
war auch bey nahe ein gantzes Hauß ausgeſtorben; denn ſeit dem die Leute von 
den Raben⸗Inſuln, allwo die Kranckheit fich erſt entzuͤndet, zu ihnen gekommen, 
waren ſie auch kranck geworden, und einer nach dem andern weggeſtorben, biß 
auf dieſe und noch einige andere, welche zurück im Haufe geblieben. 1 . 
Den 24. ging kuͤrtzlich bemeldter Knabe und Maͤdgen mit Tode ab, von 
die 2. kleinſten aber, als einem Knaben und Maͤdgen, konnte man ſich die Hoff⸗ 
nung machen, ſie wuͤrden es uͤberſtreiten, weilen die Blattern ſchon von ihnen abge⸗ 
ener . 13 i 
| Den 25. am erſten Weihnachts⸗Feſt, hielte ich Predigt. 
Den 26. am andern Feſt⸗Tag ebenfalls. £ 
Den 27.0m 3. Feſt⸗ Tage, laſe ich aus der Poſtille. a 
Den 28. fuhr der Kauffmann auf die Koek-Inſuln, um das Speck 
0 und was noch mehr war, allda abzuhohlen, welchen die verſtorbene Gronlaͤnder 
zuruͤck gelaſſen. Ich ließ meinen Sohn = mitgehen, damit er die noch pe 
2 55 K tröften 


8 


Knabe u 


258 | I eL 
teöften und unterweiſen koͤnne. Wir bekamen nun auch Nachricht aus de 
Meerbuſen, daß das Hauß, in welches die krancke Weibes⸗Perſohn aus unſerer 
Nach bahrſchafft gekomen, auch von ihr angeſteckt war, daß ſchon einige davon ge⸗ 
ſtorben, die übrigen waren dahero weiter in dem Meerbuſen hinein gezogen, allwo 
fie leider! die andern auch mit ſich unglücklich machten. 2 
Den 31. kam der Kauffmann und mein Sohn wieder zuruͤck von dem 
Koek Inſuln, welche nun gantz wuͤſte von Leuten waren; denn ein Paar Fami- 
lien, fo noch beym Leben waren, hatten ſich auf die alte Colonie begeben, allwo 
ſie ſich auf einem Platz allein vor ſich ſelber geſetzet. Von dieſen waren 3. als ein 
Knabe und 2. Weibes⸗Perſohnen von den Blattern wieder reſtituiret; daß alſo 
von 40. Familien, welche in den Koek- Inſuln wohneten, ſonſt keine uͤbrig ge⸗ 
blieben. Bißhero hatten ſich die, ſo auf der alten Colonie wohneten, wohl be⸗ 
funden, nachdem aber ein Knabe auf die Koek-IJnſuln gefahren war, feine Ver⸗ 
wandten allda zu beſuchen, ſturbe er kurtz nach ſeiner Zuruͤckkunfft; ſo waren auch 
ſchon ohne ihn 3. andere in dem Hauſe geſtorben; alſo daß es auch leider! mit ih⸗ 
nen gethan war. Die groſſe Sicherheit und Kaltſinnigkeit dieſer Menſchen in 
ihrer groͤſten Noth und Elend war hoͤchſtens zu bewundern; denn ob ſie ſchon ihr 
Ungluͤck und Verderben vor Augen ſahen, ſo nahmen fie ſich weder ſelber gebührend 
in Acht, daß ſie von den andern nicht angeſteckt wuͤrden, (ob ich ſie ſchon genug⸗ 
ſahm warnen ließ, und mit allen Kraͤfften dieſes Unglück zu hindern ſuchte,) noch 
beklagten ſie auch ihre Freunde und Verwandte, wenn fie fo ploͤtzlich hingerafft 
wurden, wie ſie ſonſten zu thun pflegten, vielweniger bedachten ſie die Gefahr, 
deren ſie unterworffen waren, noch ihres eigenen bevorſtehenden Elendes, ſon⸗ 
dern gedachten, es haͤtte keine Gefahr mit ihnen, ſo gar biß ihnen die Seele aus⸗ 
fahren wollte. Je weniger ſie nun uͤber ihr eigenes Elend geruͤhret waren, je 
mehr Mittleiden und Bekuͤmmerniß fande ſich bey mir; indem meine ſchwache 
Vernunfft nicht ausfuͤndig machen konnte, warum ihnen dieſes alles begegnete. 
Hätte man dencken follen, es geſchehe von ohngefehr und zufaͤlliger Weiſe, ſo waͤ⸗ 
re ſolches nicht Chriſtlich geweſen; denn, da nach den Worten unſers Erloͤſers 
nicht einmahl ein Sperling von GOtt vergeſſen iſt, wie viel weniger ein Menſch, 
geſchweige ſo viele Menſchen. Daß ſie nun GOtt haͤtte ſtraffen und heimſuchen 
wollen, weil ſie das angetragene Wort und angebotene Gnade, nun in die 12. 
Jahr, da ich bey ihnen geweſen, und ſie unterwieſen, nicht recht hätten anneh⸗ 
men wollen, dieſes, meynte ich, waͤre GOttes groſſer Langmuth und Barm⸗ 
hertzigkeit gar nicht gemäß, ſintemahlen bey ihnen ein groſſer natürlicher Wahn⸗ 
witz, Tummheit und Kaltſinnigkeit zu finden war, als nicht bey andern Natio- 
nen, und dahero, ohne Gottes ſonderliche Gnade und Erleuchtung „etwas 
nachzudencken gantz unbequem waren, und dahero die göttlichen Dinge ah 
ls 


fen noch begreiffen konnten. Daß G Ott nichts ohne Urſache thue, weiß ich 
wohl, die Urſache aber iſt ihm alleine bekannt. Oefters fiel mir mit Verdruß 
bey, daß ich nicht zugleich mit andern, da wir vom Lande nach Haufe beruffen 
worden, davon weg begeben, ſo waͤren die armen Menſchen nicht in ſo groſſes 
Ungluͤck gerathen, nun aber war meine Zuruͤckbleibung, und die Hin⸗ und Herz 


reiſe einiger Gronlaͤnder, eine Urſache daran; und da ich gedacht, ich waͤre zu 


ihnen ans Land gekommen zu ihrer Erldſung und Seeligkeit, wäre es faſt zu ih⸗ 
rem Untergang und Verderben hinaus gelauffen. Allein der HErr iſt gerecht, 
und alle ſeine Gerichte find rechtfertig, fie dieneten mich zu probiren und zu demuͤ⸗ 


thigen, und ihnen zur Reinigung und Seeligmachung, wie ich gewißlich hof⸗ 


fe. In dieſem betruͤbten Zuſtande endigte ſich nun das alte Jahr. 


en 1. Jan. am Neuen⸗Jahrs⸗Tage, hielte ich Predigt. 4 
Den 6, dito am Tage der Heil. 3. Könige, hielte ich wieder Predigt. 
Den 10. Sonntags, gleichermaſſen. Des Abends kam ein Mann zu 


&% 


x 
— 


uns von der alten Colonie, welcher kranck war, hoffete aber bey uns ſeine Ge⸗ 


ſundheit wieder zu erlangen. Seine beyden Kinder waren geſtorben, nebſt an⸗ 
dern mehr an dem daſigen Orte; die übrigen waren theils in die Meerbuſens zu 


andern Gronlaͤndern gefahren, theils Nordwers nach Piſubigme, ſo daß gar 


keine Vermahnung und Warnung helffen wollte, ſondern das Unglück ſollte, wie 


es ſchiene, uͤber ſie alle ergehen. e 
Denn 11. reiſete ich zu den Gronlaͤndern in das Baals. Revier. Als wir 
zu dem nechſten Hauſe kamen, waren einige von der alten Colonie daſelbſt ange⸗ 
kommen, worunter 2. Krancke waren, dahero die, ſo da wohneten, damit ſie nicht 
von ihnen auch angeſteckt werden möchte, gleich wegzogen, und ſich weiter in den 
Meerbuſen begaben, die Krancken ſturben auch gleich den andern Morgen. Man 
bekam auch die Zeitung, daß weit den Meerbuſen hinein, allwo Krancke hinge⸗ 
kommen waren, auch ſchon einige kranck geworden und geſtorben. Hoi 
2. Den 1s. Nachdem ich fie alle beſucht, kam ich wieder nach Hauſe. In 
meiner Abweſenheit war auch eine Familie auf der Colonie angekommen, und 
zwar von denen fo in den Koek - Inſuln übrig geblieben. 5 ' 
Den 22. fuhr der Kauffmann auf die alte Colonie, um nachzuſehen, 
ob die Gronlaͤnder, fo da weggezogen waren, etwas Speck hinterlaſſen hätten. 
Dien 23. kam er wieder, und brachte eine krancke Frau und ein Kind 
mit ſich, deren Mann und die uͤbrigen weggeſtorben waren. | 
| Den 24. Sonntags, hielte ich N | 
7 . 8 2 


Den 


265 8 o e- N 
Den 26. ſturbe letzt bemeldte Weibs⸗Perſohn; ihr Kind nahm ein an⸗ 
derer Gronlaͤnder zu ſich, ſo auf der Colonie war, weil die Mutter mit ihm ver⸗ 
wandt. So ſturben auch 2. Weibs⸗Perſohnen und ein Knabe auf der Colonie, 
ſo daß wir groſſe Noth hatten, dieſe armen Menſchen zu begraben. Bey dieſen 
armen Menſchen war unter andern auch zu ruͤhmen, daß ſie Sorge truͤgen, wie 
fie möchten wohl begraben werden, dahero ſie veranſtalteten, daß ſie in die beſten 
Renn⸗Thier⸗Felle, fo fie hatten, wollten eingewickelt und hingeleget ſeyn, bathen 
mich auch, ich möchte ſelber dabey ſeyn, und zuſehen, daß ſie recht begraben wuͤr⸗ 
den, damit ihnen die Matroſen die Felle nicht wegnehmen möchten, worein fie ge⸗ 
leget würden; wie ſchon einmahl paſſiret. Viele von ihnen, wenn ſie vernah⸗ 
men, daß fie würden kranck werden, lieſſen ſich neue Kleider machen, und zogen 
ſolche an, in Meinung, daß ſie wollten rein und wohlgeſchmuͤckt in das andere 
Leben eingehen. 5 4 
Den 20. Sonntags, hielte ich Predigt. 8 
Den 2. Febr. am Tage Mariaͤ Reinigung, predigte ich. | 
Denz. dico tauffete ich ein Kind von den Gronlaͤndern, fo auf der Co- 
Ionie angekommen, und welches daſelbſt Franck geworden war. i 
Den 4. fuhr der Kauffmann weit in das Baals- Revier hinein, zu ver⸗ 
nehmen, ob die Gronlaͤnder allda etwas zu verhandeln haͤtten. Ich ließ meinen 
Sohn auch mit reiſen, damit er zugleich die Gronlaͤnder unterweiſen koͤnnte. 
| Den g. ſturbe abermahl einer von den Knaben des Gronländers, ſo bey 
uns angekommen war: | | | 
Den 9. ſturben wieder 2. Weibs⸗Perſohnen, ingleichen das Kind, ſo 
ein Kruͤpel war, und deſſen Mutter den 26. Jan. mit Tode abgegangen. 
Den 13. ſturbe ein Gronlaͤnder, und hinterließ ein kleines Wayſen⸗Kind 
nach ſich, ein viertel Jahr alt, welches wir zu uns nahmen und tauffen lieſſen. 
Den 14. bekamen wir die Zeitung von unfern nechſten Nachbahren zuSa- 
len, (welche bißhero noch friſch und geſund geweſen,) daß fie auch kranck gewor⸗ 
den, und die vorige Woche 2. geſtorben waͤren. Die Kranckheit hatte ſich allda, 
nach ihrem Bericht, durch einen beſondern Caſum entzündet, nemlich ein Mann 
allda aus dem Hauſe, war an einem Tage zu uns auf die Colonie gefahren, und 
als er ans Land kam, duͤnckte ihn, er ſaͤhe feine Schweſter, welche doch zuvor auf 
der Colonie geſtorben, woruͤber er ſich ſehr alter iret, und wieder nach Hauſe ge⸗ 
fahren. Als er nach Hauſe gekommen, habe er ſeinem Weibe erzehlt was er ge⸗ 
ſehen, worauf er gleich kranck geworden und geſtorben. li 
Den 16. Fam der Kauffmann aus dem Meerbuſen nach Haufe, und be⸗ 
richtete, daß faſt uberall ein betruͤbter Zuſtand wäre, indem die armen Leute ſo hin⸗ 
geraffet wurden. 8 
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— — — 


Dien 21. Sonntags, hielte ich Predigt. 9 
Den 23. führ ich, Ammtes halber, zu den Gronlaͤndern in das Baals- 
Revier. An zweyen Orten waren ſie noch friſch; in dem ten Hauſe aber, wel⸗ 
ches uns am nechſten lag, und allwo fie den 14. hujus angefangen zu ſterben, wa⸗ 
ken nun wieder 3. geſtorben, worunter eine Wittwe ihre Tochter begriffen, wel⸗ 
che, nach Auſſage der Mutter, begehret Hätte getauffet zu werden, waͤre aber vor 
wenigen Tagen geſtorben. Bey dieſem Maͤdgen war etwas gutes verborgen; 
denn ſie alle Zeit meine Unterweiſung mit groſſer Andacht anhoͤrete, und oͤffters 
ihre Mutter beſtraffte, weil ſie die Dinge jo gering achtete, welche doch ſo viel zu 
bedeuten haͤtten. Es ſturben ihrer 2. weil ich da war, dann wieder 2. wovon die 
eine mich ſehr erfreuete, weil ſie dem Tode fo wohlgemuth entgegen ging, und ihr 
ren Erlöfer JEſum Chriſtum zu ſehen verlangte, und in das Reich ſeiner Herr⸗ 
lichkeit einzugehen. Als ſie noch lebte, aber dabey ſehr Franck war, und hoͤrte, 
daß ich zu den andern ſagte, ſie muͤſten der Krancken ihren Umgang meiden, nahm 
fie gleich ſelber ihre Kleider, ging hinaus und legte ſich in eine kleine Hütte, in 
welcher fie biß des Morgens frühe unter beſtaͤndigen Anruffung um GoOttes 
Gnade lag, und noch ſturbe, ehe ich vom Lande abfuhr . 
Dien 2. Martii ſturbe wieder einer von den Gronlaͤndern, ſo bey uns 
auf der Colonie war, und hinterließ ſeine Frau mit einem kleinen Kinde. Die⸗ 
ſer Mann war ſonſten in ſeinem Wohlſtande nicht von den beſten; denn er frag⸗ 
te nicht viel nach meiner Lehre, ſondern raillirte mich öffters damit; allein durch 
die Vorſorge, ſo ich vor die Krancken trug, wurde er bewogen, nebſt andern zu 
der Colonie zu kommen, in Hoffnung, bey uns einige 3 uͤlffe zu finden. Er 
ging auch endlich in ſich ſelber, und bekannte, daß er bißhero thoͤricht gehan⸗ 
delt, und nicht bedacht hätte, wie gut ich es mit ihm und andern gemeynet. Du, 
ſagte er: haſt gegen uns gethan, was unſere eigenen Leute nicht ſollten gethan ha⸗ 
ben; denn du haſt uns ſo wohl mit Eſſen unterhalten, als auch die Todten be⸗ 
graben, welche ſonſten, wenn du nicht geweſen, vor Fuͤchſen, Hunden und 
Naben liegen bleiben muͤſſen: Inſonderheit haſtu uns in GOttes Wort untere 
richtet, wie wir dadurch ſollen ſeelig werden, ſo daß wir nun mit Freuden ſter⸗ 
ben, und ein beſſeres Leben nach dieſem erwarten konnen. Indem er ſo mit mir 
redete, gab er feinen Geiſt auf, und ſturbe. Von Salen kam auch wieder 
Bothſchafft, daß die Kranckheit je mehr und mehr überhand naͤhme; einige haͤt⸗ 
ten dahero ihre Haͤuſer verlaſſen, und ſich mit ihren Zelten nicht weit von der 
ef, re. 
Den 3. Marti kamen letzt bemeldte zu uns, inſtaͤndig bittende, wir 
mochten ſie zu uns nehmen; denn die Kaͤlte waͤre ſo groß daß es die Krancken 
nicht longer aus ſtehen koͤnnten * ge Wie nun dieſe Leute 1 


IN 


263 „ Ef 
ſten von unſern Nachbahren waren, beſonders der alte Mann, welcher kuͤrtz⸗ 
lich ſeine 5 verlohren, wie auch 2. Schweſtern und einen Sohn, er ſelber 
nun auch ſehr ſchwach war, ſo konnte ich ihr Begehren nicht abſchlagen, ſon⸗ 
dern nahm den alten krancken Mann in meine Stube, und legte ihn dahin; weil 
ich ſonſt keine andere Gelegenheit hatte. f * 


en 4. ſturbe der alte Mann, da er zuvor feine Kinder vor ſich rieff, 


nemlich 3. Soͤhne und eine Tochter, alle erwachſen, und ſagte zu ihnen, daß 
ſie ſich nun auch von ihnen ſcheiden muͤſte; und als die Kinder anfingen zu wei⸗ 
nen, troͤſtete er ſie, und ſagte: daß ſie ſich nur ſollten zufrieden geben, ſie wuͤr⸗ 
den ihm bald nachfolgen, da ſie denn nach Unterweiſung des Prieſters, wieder 
an den Orth der Herrlichkeit ſollten verſammlet werden. . 
Den 6. ſturbe obbemeldtes Wayſen⸗Kind. | 
Den 7. hielte ich Predigt, an einem Sonntag. 
2 Den 1r. Marti fuhr der Kauffmann mit 2. Fahrzeugen auf den Han⸗ 
e aus. 9 0 
ſoh Den 14. ſturbe wieder eine von den letzt angekommenen Weibes⸗Per⸗ 
Den 15. ſturben noch 2. davon. L 5 
Den 17. ſturbe die Frau, deren Mann den 2. Martii mit Tode abging; 
und ihr Kind ſturbe den Tag vorher. d 5 R 
„Den 18. ließ ich meinen Sohn auf die alte Colonie fahren, um die an⸗ 
noch uͤbrig gebliebenen zu unterwelſen. a b 
en 19. ſturbe wieder einer. Y 
Den 20. ging ein kleiner Knabe mit Tode ab, welcher 1729. getauffet 
worden, und nun ohngefehr 8. Jahr alt war. Bey ihm war des heil. Geiſtes 
Wirckung und Gnade augenſcheinlich zu ſehen, welche ſich tröͤſtlich in feinem fe⸗ 
ſten Glauben aͤuſſerte, und dem Todt freymuͤthig entgegen zu gehen; denn er ſag⸗ 
te: Er litte zwar viel böͤſes, allein er fuͤhle es nicht, er gedaͤchte nur an GOttes 


Sohn, an die Herrlichkeit und Freude welcher er entgegen B ging. Welche Nez 


de fuͤrwahr bey einem Kinde von ſolchen Alter zu bewundern war. Es ſturbe auch 
eine Weibs⸗Perſohn, welche gleicher maaſſen im Glauben und Anruffung GOt⸗ 
tes, nach vielen erlittenen Schmertzen und Todes⸗Angſt verſchiede. Mein Sohn 
kam auch von den Gronlaͤndern nach Hauſe von der alten Colonie, welche noch 
alle wohl lebeten, aber groſſen Hunger litten. N 
en 24. ſturbe wieder ein kleines Maͤdgen im Glauben an IJEſumcChri⸗ 
ſtum, und in der Hoffnung einer feölichen Auferſtehung. | 
Den 25. am Tage Maria Heimſuchung, laß ich die Erklaͤrung des Evan; 
gelii aus der Poſtille. 1 „Nene 
Den 28. Sonntags, eben ſo. Den 


N 


7 


und wuͤſte. In ihrer letzten Todes⸗Stunde muſte ich beſtaͤndig bey ihr ſeyn, und 
und eme vorbeten. Gleichwohl durffte ich es nicht wa⸗ 


264 | s o Li 
tern angeſteckt. Was vor Elend wir dieſe Zeit uͤber an dieſen armen Menſchen 
geſehen, iſt nicht zu beſchreiben, ingleichen die Muͤhe und Ungemach, ſo wir von 
ſo vielen krancken Menſchen ausſtunden. Die meiſten von ihnen lagen in meiner 
eigenen Stube, und wurden von mir und den Meinigen bedienet; denn nicht ein⸗ 
mahl unſere Leute und Matroſen, wollten den Geſtanck leiden, ſo dieſe Kranckheit 
mit ich führte, dahero ich ſolches über mich ſelber nehmen muſte, denn ich konnte 
nicht über mein Hertz bringen, daß ſie in der Kälte hätten ſo elendig umkommen 
und crepiren ſollen. Kurtz zu ſagen, wir haben den gantzen Winter uͤber keine 
Ruhe weder Nacht noch Tag vor ihnen gehabt, ja vielmahlen muſte ich, wenn ſie 
des Nachts ſturben, vom Bette aufſtehen und den Todten aus der Stube ſchlep⸗ 
pen, wenn ich nicht von dem Geruch und Geſtanck wollte vergifftet ſeyn, biß ſie 
endlich des Morgens von den Leuten konnten weggetragen und begraben werden. 
Allein ſowohl ich als mein liebes Ehe⸗Weib befanden nachgehends keinen gerin⸗ 
gen Anſtoß an unſerer Geſundheit, denn von der Zeit an, war meine Frau keinen 
Tag geſund, biß fie auch endlich G Ott zu ſich nahm. Von mehr als 200. Fami- 
lien, ſo auf 2. a 3. Meile um die Colonie herum wohneten, gen Suͤden und We⸗ 
ſten, waren nun kaum noch 30. Familien übrig, fo daß die Colonie faſt gantz öde 
und wuͤſte von Gronlaͤndern war. Allein auf der Colonie bey uns ſturben mehr 
als 50. Perſohnen. Mr | | | 
| Wie betruͤbt und niedergeſchlagen mich ſolches machte, kan ich nicht 
beſchreiben; denn es duͤnckte mich, daß nun alle Muͤhe, Fleiß und Unkoſten ver⸗ 
geblich angewendet waren, und daß das gantze Werck ſo doch zu GOttes Ehre 
angefangen, nun wieder Vermuthen, zerfallen und zu nichts werden ſollte. Zu⸗ 
mahlen da ich vernahm, daß die Seuche auch gegen Norden und Suͤden graſſir⸗ 
te, und 10 nicht anders ausſahe, als wenn das gantze Land ſollte wuͤſte werden. 
Ich geſtehe, daß dieſe betruͤbte Veraͤnderung, auch eine groſſe Veraͤnderung in 
meinem Gemuͤthe verurſachte, daß ich auch die Reſolution aͤnderte in Gronland 
zu bleiben, und meine Kraͤffte je laͤnger je mehr vergebens zu verzehren; weil die 
Leute, (auch die nur ſo am naͤchſten an der Colonie wohneten und unterwieſen 
waren) faſt gaͤntzlich ausgeſtorben, worzu waͤre denn meine Gegenwart nuͤtze! 
Kuͤrtzlich, mit welcher Luft und Begierde ich zuvor nach Gronland gefahren, fo 
groſſe Luſt hatte ich nun auch wieder davon wegzugehen. 

Den 8 kam einer von den noch überbliebenen Gronlaͤndern von der alten 
Colonie, welcher die betruͤbte Zeitung brachte, daß zu Piſubigme, 8. a 10. 
Meile gen Norden von der Colonie, faſt alle junge Leute weggeſtorben. Dieur⸗ 
ſache, daß ſich die Kranckheit da entſponnen, war, daß eins von ihren Kone-Bo⸗ 
then, die auf den Ko ek Inſuln beſuchet, allwo die Seuche ſchon angefangen, ei⸗ 
nen mit nach Norden genommen hätten, fo in einem angeſteckten Hauſe Beton, 

we 


andern die Kranckh e de den. Dieſer Ort war ſonſt ſehr Volck⸗ 

n 9. fuhr der Kauffmann gen Norden auf den Handel. 
Den 17. ſturbe das kleine Mädgen, welche der Wittwen ihre Tochter 
war, ſo den 3. April mit Tode abging. Dieſes Kind konnte nach feinen Alter 
een raff in ſeiner Kranckheit beſtaͤndig GG Ott an. Kurtz vor ihrem En⸗ 
de fragte ſie: Wer ſie denn in den Himmel tragen follte, wenn ſie nun todt waͤre? 
Und als ich ihr antwortete, daß die Engeln GOttes im Himmel kommen würden, 


ſie wegzutragen, fragte fie ferner: Ob ſie auch ihre Mutter da antre en würde? - 


Ich antwortete ja! worauf ich ihr vorbetete, und darauf entſchlieff. Sie! war 
1729. getauffet, und auch in ſelbigem Jahr gebohren. 

Dien 20. ließ ich meinen Sohn auf die alte Colonie fahren, zu den oh 
uͤberbliebenen Gronlaͤndern, welche nun in den Sund Nepiſet gekommen, den 
gewöhnlichen Ri enſiſch⸗Fang abzuwarten. 

Den 22. am grünen Donnerſtag, laſe ich aus der Poſtille. Gegen 


| Abend fanı das eine Fahrzeug von Norden nach Haufe, und berichtete, daß alle 


Einwohner zu Pifubigme, 3. a 4. Meile gen Norden biß auf 2 Familien ausge⸗ 
ſtorben waͤren. Es war damit mitleidig anzuhören, wie viele Krancken daſelbſt 


ſich vor 1 und groſſer Pein ſelber erſtochen haͤtten, damit ſie deſto eher von 


ihrem € lend möchten befreyet werden. Unſere Leute hatten auch einige Schiffe 
dieſer T 85 n nach Norden zu vorbey pafliven ſehen. 
e 


n 23. am ſtillen Freytag, laſe ich aus Be Poſtille. So tam 15 | 


mein n Sete wieder nach Hauſe von den Gronlaͤndern. 
ee ce 25. am erſten Oſter⸗Feſt, hielte ich Predigt. 
Den 26. am andern Oſter⸗Feſt, gleichermaſſen. 7 5 
Den 27. am zten Oſter⸗Feſt, communicirte ich ſelber nebſt meinem 


Ehe⸗ Weid und Kindern. Unſere Leute fuhren nun auch wieder nach Norden, g 


5 3 Speck abzuhohlen. N 
| Der Winter hielte auch mit ſcharffen Froſt und Schnee. an. N 
Den 2. May Sonntags, laſe ich aus der Poſtille. f 
a Den 11 dito kam der Kauffmann von dem Handel von Norden wiedet, | 
und sen, daß leider! die Kranckheit noch anhielte, und viele hinraffete. 


Den 12. fuhr ich hin nach dem Sunde e Dee noch übertiher 


nen re de vorzubeten. 155 
Den 16. Sonntags, hielte ich Predigt. nie 


b. 


x 1 OR | 27 | 
era ck geworden und gestorben, und alſo allen 5 


00 Wi wir jährlich vielen Speck bekamen, und einen guten Handel tieben. f 


9 00 17. r ein Fahrzeug nach Norden auf den gad N 
N ap ey = 


26 * o Ehe 


Den 22. ließ ich meinen Sohn zu den Gronläͤndern in den Sund Nepie 
fet fahren, um den noch überbliebenen Gronlaͤndern vorzuleſen, weil ſie ſich nun in 
die Meerbuſen begeben wollten. 8 STONE 


Den 23. Sonntags, hielte ich Predigt. 7 
| Den 25. wurde ein Fahrzeug auf die Koek⸗Inſuln geſendet, um die 
Sd Latten und dergleichen zuſammen zu ſammlen welche die verſtorbenen 

ronlaͤnder nach fich gelaſſen und von einigen Werth ſeyn koͤnnten. 
N Den 30. Sonntags, hielte ich Predigt. HEFT 

Den 2.$unii wurden einige Leute nach dem Kock-· Inſuln geſandt, um 
allda auf der Brand⸗Wache zu liegen, und die Ankunfft des Schiffes von unſern 
Vaterlande zu erwarten. ** . ieh 
. Den 5. dito kamen fie wieder nach Hauſe, weil ſie wegen dem dicken 
Nebel, nicht weit in die See hatten hinein ſehen koͤnnen. 
nd Den 6. Sonntags, hielte ich Predigt. . ji 

Den 7. kamen unſere Leute von Norden wieder nach Haufe , und waren 
ohngefehr 20 a 30. Meile weg geweſen, bevor ſie das Both mit Speck fuͤllen koͤn⸗ 
nen. Der Zuſtand war an einigen Orten in Norden noch ſehr ſchlecht, indem 
fie täglich noch haͤuffig ſturben. e e 
er 0 — wurden wieder Leute in die Koek-Inſuln auf die Brand» 

ache geſendet. ; 2 
Den 12. kamen ſie wieder nach Hauſe, und hatten kein Schiff geſehen. 
Den 13. am erſten Pfinaſt⸗Feſt, hielte ich Predigt. 
4 Den 14. am 2. Pfingſt⸗Feſt, gleichfalls. 

Den 15. am zten Pfingſt⸗Feſt, laß ich aus der Poſtille. So erfreuete 
uns G Ott auch mit der gluͤcklichen Ankunfft eines Schiffes von unſerm Vater⸗ 
lande, dabey ich Ihro Koͤnigl. Maj. allergnadigfter Eifer, das Gronlaͤndiſche Def- 
ſein fortzuſetzen, vernahm, wodurch mein betrübter und niedergeſchlagener Sinn 
ſich wieder etwas aufrichtete. Allein wie gnaͤdig auch des Königs Intention zu 
Befoͤrderung dieſes Wercks geweſen, ſo vernahm ich doch, daß ſolche nicht den 
gewuͤnſchten Fortgang gehabt; denn kein anderer Negotiant oder Kauffmann 
wollte den Gronlaͤndiſchen Handel entrepeniren, obſchon ihnen Ihro Koͤnigl. 
Maj. mit feiner Octroye und andern mehr alliſtiren wollten, auſſer der wohl⸗ 
vornehme Mann Monl. Jacob Severin, welcher aus ruͤhmlicher Intention zu 
Ausbreitung GOttes Ehre, auf gewiſſe Jahre, mit Koͤniglicher allergnaͤdigſter 
Aſſiſtence zur Probe, ſolches auf ſich genommen, und zu dem Ende, dieſes Jahr 
eine Loge in der Diſco- Bucht auf 69. Grad, aufzurichten veranſtaltet hätte. Wie 
aber ein ſolches Werck nach meinen Gedancken, einem eintzigen Mann zu weit⸗ 
laͤufftig und zu ſchwer fallen wird, zumahlen da er ein mehrers zu beſorgen ba 

0 


E U Brenn wa 


Flor und Wohlſtand kommen, als auch die Million einen beſſern Fortgang ha⸗ 
ben konnte, als ſolcher bißhero geweſen; allein ich ſahe auch dabey, daß ich mit 


268 „ Eh 


— 


bitten, daß ich von Gronland nach Hauſe kommen dürfte, bloß in der Mei 
daß ich bey meiner Zuruͤckkunfft ein mehres zu Beford ng des Wercks wuͤr 
beytragen konnen, als wenn ich in Gronland verbleiben te. 
Den 20. Sonntags, hielte ich Predigt, und einer communicirte. 
Dien a1. ging das Schiff, fo vom Vaterland angekommen, von der Co- 
lonie wieder weg, und begab ſich nach drr Difco-Bucht auf den Handel. 
Den 24. am Tage St. Johannis, hielte ich Predigt, fo verlaſe ich auch 
des neu⸗angekommenen Miſſionarii Hrn. Martin Ohnſorgs, feinen allergnaͤ⸗ 
digſt ertheilten Beſtallungs⸗Brief. A f 
i Den 29. fuhr ich zu den Gronlaͤndern im Sunde Nepiſet, ſie zu unter⸗ 
weiſen, allwo nicht mehr als 3. Zelten waren, die andern waren alle im Meerbu⸗ 
ſen, auf der Renn⸗Thier⸗Jagd. Sonſten war in dieſem Monath ſehr ſchoͤnes 
Sommer⸗Wetter und groſſe Hitze geweſen. e ee e e 
Den 2. Juli am Tage Mariaͤ Heimſuchung, hielte ich Predigt. 
Den 4. Sonntags, predigte Herr Ohnſorg. 
Den F. wurden 2 Chaloupen ausgeſendet, um Brenn⸗Holtz zu ſam̃len. 
Den 11. Sonntags laß ich die Erklaͤrung des Evangelii aus der Poſtille. 
Den 18. wieder am Sonntage, predigte ich. 8 En 2 
Den 19. ſandte ich einige Leute aus, Heu vor das Vieh zu maͤhen. 
Den 25. Sonntags, predigte Herr Ohnſorg, und einige von der Co- 
lonie communicirten. 5 Ri 
Den 26. fuhr mein Sohn, nebſt einigen andern in den Lachs⸗Grund. 
Den 31. kam er wieder, und hatte 5. Tonnen Lachs gefangen, auch 3. 
Renn ⸗ Thiere geſchoſſen. | | 
Den 1. Auguſti, Sonntags, hielte ich Predigt. 2 
Den 8. kam das Schiff wieder zuruͤck von der Norder⸗Diſco Bucht, da 
denn der gütige GOtt mich und mein liebes Ehe⸗Weib mit der Zuruͤckkunfft uns 
ſeres Sohnes Paul Egedes e ya dem Schiff, ſo nach Norden ge⸗ 
gangen, von Copenhagen hieher gekommen war, allwo er nun 6. Jahre geweſen, 
und ſeine Studia allda fortgeſetzet, nun aber als ein geweyhter Prieſter und Mis- 
ſionarius, nebſt zweyen andern ankame, die Gronlaͤnder zu unterweiſen. f 
Den 15. Sonntags predigte Hr. Ohnſorg. — rg 
Den 18. ging der Schiffer wie der vom Lande weg, um feine Ruͤckreiſe 
fortzufeßen. » | 
Den 22. Sonntags, predigte ich. 
Den 23. ſandte ich wieder Leute aus, etwas Holtz zu ſammlen und Heu 
vor das Vieh zu maͤhen. ' | | | 
Den 29. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede. 


Den 


— 4 
“er En‘ 


r ſch 


Den 3. October Sonntags, communicitte ich nebft meinem Eher 
Weibe und Kindern. e 
Dien F. dito kam der Aſſiſtent von Süden wieder zuruͤck, und hatte 
beyde Chaloupen voller Speck. | we 
Den 1. begab ich mein Sohn NielsEgede (welcher vonMfT.Severin 
als Kauffmann auf der Colonie angenommen, weil der vorige Kauffmann ſich 
auf Ordre nach der Norder⸗Colonie verfügen muſte,) auf den Handel nach 


Nordens bey welcher Gelegenheit er auch an meiner Stelle, wie er ſchon vorher 


n, die da befindlichen Gronlaͤnder unterweiſen ſollte. = / 
. f 9 Rh 17. Sonntags, weil alle Leute abweſend waren, lafe ich nur aus 
%%% V d ĩͤ 
Dien 18. reiſete ich zu den Gronlaͤndern, ſo theils auf der alten Colonie, 
theils auch 2.0 3. Meile in dem Baals-Revier wohneten, welche zuſammen 17. 
Familien ausmachten. die andern wohneten weit hinein in das Baals-Revier 
wo ich vor dieſes mahl nicht hinkommen konnte, weil ich weder Both noch Leute 
genug hatte, eine ſo lange Reiſe zu thun. r 
Diäen 22. kam ich wieder nach HauſeQ. EN y 
Dten 1. Novemb. am Tage aller Heiligen, laſe ich aus der Poſtille. 


Dien 7. kam Niels Egede wieder von Norden zurück, und war biß 30. 
Meile weit weggeweſen, ehe er das Fahrzeug haͤtte koͤnnen voll kriegen, weil auf 


/ gewefen, indem alle inDife. Diftance, von 
dem schädlichen Blattern, welche vorigen Winter über grasfiret , ausgerottet 


Dien 12. fuhr der Aſſiſtent wieder auf den Handel aus. 
1 Dien 27. kam er wieder von Süden , hatte aber gar wenig Speck ber 
5 ommen. 8 W = 8 5 ! 5 1 5 
Dien 29. beſuchten uns einige Gronlaͤnder mit Weibern und Kindern, 
von der alten Colonie, welche des Nachts bey uns verblieben. Sie deklagten 
ſich, daß es nun fo langſam mit ihnen ginge daalleihre Nachbahren weggeſtor⸗ 
ben waͤren. Nachdem ich fie nun alle in GOttes Wort unterwieſen, fuhren ſie 
des Morgens wieder nach Hauſe. Den 


Den 5. Dec. Sonntags, predigte Hr. PaulEgede, 
Den 6. dito, fuhr Hr. Paul Egede, zu den Gronlaͤndern, ſie a 


Den 11. kam er wieder nach Hauſee. 

Den 12. Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg. 

Den 25. am erſten Weynachts⸗Feſt, predigte ich. 
Den 26. am andern Weynachts⸗Feſt, predigte Herr Paul Egede. 

Den 27. am zien Weynachts⸗Feſt, laſe ich aus der Poſtille. Ubrigens 


weiſen. 


war der Winter bißhero ziemlich ſcharff und ſtreng geweſen. 
Amo 1735. | 
Den 1. Januarii am neuen Jahrs⸗Tag, predigte Hr. Ohnſorg. 
S Den 6. dito am Tage der Heil. Aabnge hieſte ch Predigt. 
Den 9. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede. 1 0 
Von dem rotenbif den 15., war ich, Ammtes halber, bey den Gronlaͤndern. 
Den 16. Sonntags predigte Hr. Ohnſorg, und die Mannſchafft von 
der Colonie communicirte. 4 
Den 18. waren wir genoͤthiget, eine Chaloupe auf die alte Colonie zu 
ſenden, um ein wuͤſtes Hauß allda abzubrechen, weil wir Mangel an Holtz hatten. 
Den 20. kamen ſie wieder nach Hauſe, mit einer Chaloupe voller Holtz, 
von benannten Hauſe. | | b 
Den 23. Sonntags, hielte ich Predigt, und Hr. Ohnſorg commu- 
nieirte mit feinem Weibe. * W 
Den 24. wurde wieder eine Chaloupe ausgeſandt, Holtz zu hohlen. 
4 Den 30. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede. Übrigens endigte ſich 
der Januarn Monath mit ſtarcken Wind, Schnee und Kaͤlte. 
Den s. Febr. predigte Hr. Ohnſorg, ich ſelber nebſt meinemEhe⸗Weib 
und Kindern communicirte. N 
Den 13. Sonntags, hielte ich Predigt. e 
Den 15. wurden 2. Chaloupen aufdie Koek- Inſuln geſendet, um da» 
ſelbſt. Holtz zu hohlen, von den ausgeſtorbenen Haͤuſern der Gronlaͤnder. 
3 Den 17. wurde. Hr. Ohnſorgens Ehe⸗ Weib mit einem jungen Sohn 
entbunden. 8 
5 Den 20, Sonntags, predigte Hr. Paul Egede, und tauffete Hr. Ohn- 
ſorgs jungen Sohn, welcher den Nahmen Morten berät ER 


Den 22%. wurden wieder Leute na dem Kock-% det 
abtuhohlen, ieder ch dem Kock. Inſuln geſendet, Holt 
Den 


® En 


4 
* 


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be 


” 


fund werden, wenn dieſes nicht geſchaͤhe. Wir bekamen heimlich Nachricht 
davon, dahero, als er nach ſeiner Geneſung wieder zu uns kam, wir ihn deß⸗ 
falls beſtraffeten. Er konnte es nicht wohl leugnen, weil er vernahm, daß wir 
alles fo umſtaͤndlich wuſten, allein er entſchuldigte fich, und ſagte, es wäre wie⸗ 
der ſeinen Willen geſchehen, und die andern fo im Hauſe geweſen, hätten es 
unfaffen. Wie nun wegen feiner bißherigen guten Aufführung, nicks 
von uns genoſſen, er aber nun, wegen feiner veruͤbten Thorheit vernahm, daß 
er in unſere Ungunſt gefallen, fuhr er gantz betrübt weg; zumahlen da mein 
Sohn (zu welchem er von Anfang, als ſie noch Kinder waren, ehe er vom Lan⸗ 
de abreiſete, eine beſondere Affection getragen, und immer nach ſeiner Zuruͤck⸗ 
kunfft verlanget, auch ſeit feiner Ankunfft ſich allezeit zu ihm gehalten, und fleiſ⸗ 
ſig von ihm unterwieſen worden,) alle Huld und Freundſchafft aufgeſaget, und 
nichts mehr von ihm wiſſen wollte, zog er febr betruͤbt ab. Dieſe Begebenheit 
ging mir ſehr zu Hertzen, weil ſie mir von der Gronlaͤnder ihre Bekehrung, ſchlech⸗ 
te Hoffnung gab. Denn, da dergleichen von einem ſolchen begangen wurde, 
welcher am laͤngſten unfere Unterweiſung genoſſen, auch dem Anſehen nach das 
von geruͤhret, und der göttlichen Wahrheit uͤberzeuget war, was konnte man 
ſich dann wohl von den übrigen vermuthen ſeyn, bey welchen man noch nicht ſo 
diel gutes gefunden. . 15 m 


Dien 18. kam bemeldter Gronlaͤnder wieder zu uns, und beklagte fich, 
daß er vor Kummer nicht hätte ſchlaffen noch rohen koͤnnen, weil er nach gege⸗ 
dener Vermahnung bedacht hätte, wie uͤbel er gehandelt, indem er ſich verfüͤh⸗ 
ren laſſen, dergleichen Aberglauben zu gebrauchen, und darauf zu bauen. Wir 
antworteten ihm: daß es zwar gut, daß ihm feine Thorheit leid ware, wenn es 
aus aufrichtigen Hertzen Fame, nicht aber deswegen, weil wir desfalls boͤſe auf 


ihn geworden, ſondern daß er G Ott erzuͤrnet und feinen Zorn verdienet W. 


* 


272 * o g- | 
ee Inn - - nn m en - 2 a — . — Z  — 
Er antwortete: daß er fuͤrwahr ſich vor Gottes Zorn fürchtete, doch glaubte er, 
wenn er GOtt aufrichtig um Vergebung baͤthe, fo wurde ihm GSOtt au 120 
dieſes mahl gnaͤdig ſeyn, denn er es nimmermehr wieder thun wolle. N 

wir 1 nun gute Ermahnung der Beſtaͤndigkeit gegeben, fuhr er mit Freuden 
wieder weg. 2 „ 

Den 19 beſuchten uns einige Gronlaͤnder, mit Weibern und Kindern, 
welche wir in GOttes Wort unterrichteten. | = 

Den 20. Sonntags, predigte Hr. PaulEgede, und 2. communi- 
eirten. ö ! En EINE, 
Den 21. gingen unfere Leute mit 2. Fahrzeugen auf den Handel aus. 
Den 27. e. laſe ich aus der Poſtille. a ie 
Denz. Aprillbefuchten uns eine groffe Menge Gronlaͤnder, mit Wei⸗ 
bern und Kindern, welche des Nachts bey uns blieben und in GOttes Wort 
unterwieſen wurden. | 2 Nee. 
der Pop Den 7. und 8. am gruͤnen Donnerſtag und ſtillen Freytag laſe ich aus 
er Poſtille. N 

Den 9. befuchten uns wieder einige fremde Gronlaͤnder von Süden, 
welche Speck und einige Fellen zu verhandeln hatten; dieſe ſagten, daß ſie vor⸗ 
nehmlich gekommen wären, etwas von GOttes Wort zu hoͤren. 

Den 10. am erſten Oſter⸗Feſt, laſe ich aus der Poſtille, gegen Abend 
kamen unſere Leute wieder nach Hauſe, hatten aber nur einen ſchlechten Handel 
gethan, weil bey den Gronlaͤndern ſehr wenig zu bekommen geweſen; wenige 
Tage zuvor, hatten ſie auch einige Schiffe nach Norden zu, vorbey paſliren ſehen. 

Den 11. am andern Dr predigte Hr. Ohnſorg. 

Den 12. am dritten Oſter⸗Feſt, predigte ich ſelber. 

Den 15. begab ſich Niels Egede auf den Handel nach Norden. 

Den 18 fuhr Hr. Paul Egede nach dem Sunde Nepiſet, zu denen all⸗ 
da verſammleten Gronlaͤndern, welche auf den gewohnlichen Rochenfiſch⸗Fang 
Syn gekommen waren. Dieſer Monath endigte ſich mit groſſen Wind und 

Schnee. | Ä 
Den r. May beſuchten uns einige Gronlaͤnder von Suͤden, welche, 
nachdem ich ihnen von G Ottes Wort geredet, nach dem Sunde Nepiſet reiſe⸗ 
ten, zu den andern Gronlaͤndern. RT. 

Den 14. beſuchte ung wieder ein groſſer Hauffen fremder Gronlaͤnder, 
mit Weibern und Kindern. Als ſie nun etwas in GOttes Wort unterrichtete, 
kam einer unter ihnen mit einer Luͤgen⸗Hiſtorie angeſtochen, ſagend: er haͤtte 
von einem, ſo zuvor bey uns geweſen, gehoͤret, daß ich ihm und andern ſollte er⸗ 
sehlet haben, wie die Hunde des Mondens, ſich mit dem Donner geſchlagen und 
ge⸗ 


* 


Mangel der Lebens⸗Mit 
bey denen ſo noch zuruͤck 


harten Lande nicht mehr ausſtehen koͤnnte, theils auch ihre eigene Kaltſinnigkeit, 
daß ſie nicht mit gebührender Andacht GOttes Wort bedachten, und ſolches zu 
Hertzen naͤhmen; dahero waͤre ich nun muͤde geworden ſie mehr zu lehren, da ſie 
fo wenige, oder gar keine Fruͤchte von ſich gäben, Sie proteſtirten alle dage⸗ 
gen, und ſagten: ſie verachteten GOttes Wort gar nicht, ſondern gaͤben fleiſ⸗ 
ſig auf meine Lehre Achtung, deswegen duͤrffte ich nicht von ihnen reiſen. Ich 
antwortete, daß ob ich gleich von ihnen reiſete, ſo bliebe doch mein Sohn nebſt 
andern mehr zuruͤck, welche ſie unterweiſen ſollten, wollten ſie es nur zu Hertzen 
N und ſich darnach richten, wo nicht, fo würden auch die andern von ih⸗ 
nen reiſen. JJJJéͤ oe. | 
Den 15. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede. Noch ſelbigen Abend 
arrivirte zu unſerm Vergnuͤgen ein Schiff von unſerm Vaterlande, dabey ich 
auch meine vorigen Jahrs allerunterthaͤnigſt begehrte Dimiſſion erhielte, nebſt 
dem allergnaͤdigſten Verſprechen, daß Ihro Koͤnigl. Maj. vor meine und der 
Meinigen Suſtentation bey meiner Zuruͤckkunfft allergnaͤdigſt ſorgen wollten. 
Den 22. Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg. 1 171 


Dien 29. amerſten Pfingſt⸗Feſt, predigte ich, und 2. von der Colo 
nie communicirten. . 1 9 Nr 


Dean zo, am andern Pfingft-Sef,predigte Hr. PaulFgede, 
0 Denz r am zten prof ef La ich aus der Poſtille. 5 
i Mm i 


274 3 0 Ei 
Diß dato war noch Winter⸗Wetter und das Feld noch gantz mit 
Schnee bedecket. N 00 * ERBE. 
Den 15. Juni ging das angekommene Schiff wieder unter Seegel, um, 
ſeiner Ordre nach, ſich nach Norden auf die angelegte Colonie Chriſtians⸗Hoff⸗ 
nung in der Diſco-Bucht zu verfuͤgen. 2 
Den 12. Sonntags, predigte Herr Ohnſorg. a | | 
Den 20. begab ich mich zu dem Meerbuſen Amaralik, in Abſicht, von 
den dort befindlichen Gronlaͤndern Abſchied zu nehmen, ihnen zum Valet die letzte 
Vermahnung zu geben; ich kam auch den 21. dahin, und vermahnete ſie, daß ſie 
keines weges vergeffen ſollten, was ſie nach und nach von mir gehoͤret; und hielte 
ihnen vor, wie fie bißhero nicht mit gebuͤhrender Andacht auf meine Unterweiſung 
Achtung gegeben, ſondern ſolche gar gering geachtet haͤtten. Dahero follten fie 
binführo von denen, fo zurück blieben, GOttes Wort mit deſto gröflerer Begierde 
anhören, wofern es ihnen nicht an jenem Tage zum ewigen Verderben und Ver⸗ 
dammniß gereichen ſollte. Sie ſchienen mit meiner Wegreiſe nicht wohl zu frie⸗ 
den zu ſeyn, wollten auch nicht Worts haben, daß ſie nicht mit Andacht und Ernſt 
meine Unterweiſung angehoͤret haͤtten. Nachdem ich ſie nun alle nochmahlen 
unterwieſen, fuhr ich von ihnen weg, und kam den 25. wieder zu der Colonie. 
Den 26. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede. 5 
Den 30. fuhr Hr. Paul Egede hinüber, den Gronlaͤndern in dem Sun⸗ 
de Nepiſet vorzuleſen, welche neulich aus dem Meerbuſen vom Lodden⸗Fang ge⸗ 
kommen waren, und ſich nun hier auf die Renn⸗Thier⸗Jagd begeben wollten. 
Den 2. Juli am Tage MariaͤHeimſuchung, predigte ich. N 
Den 3. dito Sonntags, communicirten einige von der Colonie. 
Den ß. beſuchten uns einige Gronlaͤnde mit Weibern und Kindern, und 
verblieben 2. Tage bey uns, weil fo ſchlimmes Wetter einfiel. | 
Den 9. befuchten uns wieder eine groſſe Menge Gronlaͤnder, weit von 
Süden her, welche nach Gewohnheit gen Norden nach der Difco- Bucht ſich zu 
begeben erachteten, um den Winter über daſelbſt zu verbleiben. 


Den 10. Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg, ich ſelber nebſt meinem | 


Ehe⸗Weibe und Kindern communicirte. 

Den ır. beſuchten uns wieder einige Gronlaͤnder von Suͤden. Unter 
dieſen war der Gronlaͤnder, welcher 1723., da ich recognofciren war, blind zu 
mir gebracht wurde, und deſſen Augen ich mit Frantz⸗Brandtewein wuſche, wie 
ſchon zuvor gemeldet, kam alſo nun zu mir, und ſagte, daß er nach meiner Abreiſe 
fein Geſicht wieder bekommen, dieweil er geglaubet hätte, und dahero wollte er 
nun mehr von GOttes Wort unterrichtet ſeyn. Be 
Den 12. wurden 2. Chaloupen Nordwerts nach Piſubigme geſendet, 

um 


. 


ne 


len, welche die ausgeſtorbene 


. 


Gron⸗ 


um Dafelb 
länder nachgelaſſen. 
feinem Ehe-T 


17 % 
1 


we 


Sonntags, prdigteie). Day Ende diefes Monachs fing ic) 


276 | „ „ Si | 


Den 8. wurden beyde Chaloupen ausgeſandt/ eine nach Holtz, und die 
andere Heu vor das Vieh zu maͤhen. Um dieſe Zeit fing mein liebes Ehe⸗Weib 
an, immer ſchwaͤcher und ſchwaͤcher zu werden, daß ſie offte zu Bette liegen muſte, 
welches mir keinen guten Erfolg bedeutete. 754 

„Den 9. beſuchten uns wieder einige Gronlaͤnder, fo von der Diſco⸗ 

Bucht kamen, und ſich nun nach Hauſe verfuͤgen wollten. 5 

Den 10, fuhr mein Sohn mit dem Alliſtenten nach dem Lachs⸗Grund, 
allda zu fiſchen und Thiere zu ſchieſſen. a TIGE 
| Den 3. kam das Fahrzeug wieder nach Hauſe, welches nach dem Schif⸗ 
fe recognoſciren geweſen, fo wir vom Vaterland erwarteten „ allein fie hatten 
nichts vernommen, welches uns in groffe Furcht ſetzte, da es mit deſſen Ankunfft ſo 
lange verweilete. | 

Den2r. Sonntag, predigte Hr. Ohnforg. 2 ja 
Den 23. kam Niels Egede mit dem Aſliſtenten vom Lachs-fang wie⸗ 
der nach Haufe, und hatten wegen beftändigen Regens, welcher das Waſſer ſehr 
aufſchwellete, keinen 7 5 fangen koͤnnen. Doch brachten ſie 6. kleine Renn⸗ 
Thiere mit, ſo ſie da geſchoſſen hatten. 5 . 

Den 2 kam der Alliltent nebſt dem Prieſter mit feinem Weibe und 
Sohne von der Norder⸗Colonie gantz unvermuthen zu uns, und brachten die un⸗ 
angenehme Zeitung mit, daß das Schiff vom Vaterland bey ihnen auch noch 
nicht angekommen ware, weßwegen fie aus Mangel vor Proviant gendthiget 
worden, uns zuzuſprechen, daß wir ihnen mit dem, was ihnen Noth thaͤte, aflilti- 
ren koͤnnten. | 
Den 28. Sonntags, predigte Hr. PaulEgede, 

Dien 30. begab ſich der Alliſtent von der Norder⸗Colonie wieder auf 
die Ruͤck⸗Reife nach Norden, den Prieſter aber Hr. Bing mit ſeinem Weib und 
Sohne ließ er zurück, weil er vorgab, daß fie wegen Mangel des Proviants und 
Holtzes nicht da ſeyn koͤnnten. * 1 | 
ae Den 1. Sept. erlegte mein Sohn ein Renn⸗Thier mit feinem jungen 
Kalbe. | | 


Den 4. dito predigte ich. ä | 

Den 7. fuhr Niels Egede mit feinem Bruder und dem Aſliſtenten in 
den Meerbuſen auf die Renn⸗Thier⸗Jagd. 8 a 

Den 9. ließ endlich der allmaͤchtige GOtt, das Schiff von unſerm Va⸗ 
terlande ankommen, wornach wir ſo lange gewartet, ſolches war ſchon auf der 
Norder⸗Colonie geweſen, und hatte ſolche mit Proviant fourniret. Ob es nun 
war ſehr ſpaͤt in Herbſt hinaus war, fo wollte dennoch der Schiffer feineRetour- 
Reife hazardiren, weil er ſich nicht zu einem Winter⸗Lager gefaſt gemacht. 


en 


| * 0 881 277 


Dien 11. Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg, und a. communieirten. 
Der Sommer war bißhero ein halber Winter une nun aber ſtellte ſich der 
Winter recht ein mit Schnee und Schlag⸗R egen. 
Dien 24. Nachdem der Schiffer ſein Schiff in guten Stande geſetzet, 
und alles Handels⸗Gut eingeladen, ging er wieder unter Seegel und auf die Ruͤck⸗ 
Reiſe. Meine vorgeſetzte Abreiſe von GGronland, worzu ich nun allergnaͤdigſte 


Permiſſion erhalten, muſte ich wegen beſtaͤndiger und taͤglich zunehmender 
Schwachheit, meines Ehe⸗Weibes, ausſetzen, denn ich bey ſo ſpaͤter und ſcharffen 


Jahres⸗ eit mir nicht unterſtehen wollte, fie mitzunehmen. 
Den 25. Sonntags predigte ii 1 
l Den 30. fuhr mein Sohn Niels Egede mit 2. Fahrzeugen aus, auf den 


Handel nach Norden: ſein Bruder Herr Paul Egede reiſete auch mit, um die 
weit entfernten Gronlaͤnder zu unterweiſen, welche wenig oder nichts von GOtt 


Wegen unn . 1 1 
Den 22 Octobr. kamen ſie wieder vom Handel nach Hauſe, und hatten 


Speck und Felle genug bekommen, fü viel ſie nur in den Fahrzeugen bergen konn⸗ 


ten. Sonſten waren die Gronlaͤnder mit meinem Sohn ſehr zu frieden geweſen, 
daß er fie hätte beſuchen wollen, und hatten mit groſſer Luſt und Begierde ſeine Un⸗ 
terweiſung angehoͤret, haben ihn auch gebeten öffters zu ihnen zu kommen, und ih⸗ 
nen von GOtt und ſeinem Reiche Unterweiſung zu geben. 3 
6 Den 23. Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg. ER 
| Den 28. wehete ein erſchrecklicher Sturm von Suͤden, welcher an dem 
Dache unſeres Hauſes groſſen Schaden verurſachte, indem ſolcher die Spitze 
wegnahm; nebſt einer Menge Dach⸗Steine. 5 b FOR 
Den 30. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede. Ich ſelber mit mei⸗ 


nem Ehe⸗Weibe und Kindern communicirte, wiewohl mein armes ſchwaches 


Ehe⸗ Weib auf dem Bette bedienet wurde, indem fie über 6. oder 7. Wochen be⸗ 


ſtaͤndig zu Bette gelegen, und mit inn⸗ und aͤuſſerlicher Pein ſehr ſtarck geplaget 


Den 1. Nov. am Tage aller Heiligen, predigte Hr. Bing. 
Den 3. dito fuhr der Afliftent auf den Handel aus. 
Den 15. kam eins von den Fahrzeugen wieder nach Haufe, das andere 
aber war weiter weggefahren, weil an den Orth kein Speck mehr zu bekommen 
Den 
Speck beladen. . 
Den 20. Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg. | n 
Den 21. reiſete ich, Ammtes halber, aus, zu denen da herum wohnen⸗ 
1 ee Mm 3 1 den 


9. kam auch das andere Fahrzeug nach Hauſe, ſehr wohl mit 


EN 


278 I o Sie 

den Gronlaͤndern, welches eine Zeitlang her nicht haͤtte geſchehen können weil 
en | 75 N nick jen, weil 

die Leute allezeit auf den Handels⸗Plaͤtzen geweſen. Vor dieſes mahl fande ich 

die groſſe Andacht bey den Gronlaͤndern, als ich einige Zeit vorher konnte gefun⸗ 

den haben; ſie gratulirten ſich ſelber, daß ſie das Gluͤck noch hätten, mich bey 

ihnen zu ſehen, und bathen mich, ich ſollte bey ihnen bleiben, und nicht wieder 


vom Lande abreiſen, ſonſten wuͤrden fie fich ſehr darüber betruͤben. Ich gab ih⸗ 


nen zur Antwort, wie ich ſchon zuvor gethan, daß die Urſache meiner Abreiſe 


waͤre, daß ſie dasjenige fü wenig achteten, weßwegen ich zu ihnen gekommen, 


indem ſie ſolches nicht zu Hertzen naͤhmen, was ich ihnen vonG Ott ihrer Seelig⸗ 
keit wegen, geſprochen ꝛc. Auf dieſe Beſchuldigung antworteten ſie, wie ordi- 


naire, ich gedachte allezeit das ſchlimmſte von ihnen, da fie doch auf meine un⸗ 


terweiſung fleiſſig Achtung gaͤben. Alſo wollten die guten deute allezeit vor beſſer 
angeſehen ſeyn, als ſie waren, weil ſie das gantze Werck auf ein aͤuſſerliches Hoͤ⸗ 
ren und Beyfall gruͤndeten, da ſie doch in dem Hertzen nur wenige Ruͤhrung und 
Bewegung von GOttes Wort fuͤhleten. Dieſes überhaupt zu ſagen; denn 
bey einigen wie zuvor gemeldet, hat die Wirckung des heil. Geiſtes und ſeiner 
Gnade ſich ſehen und vernehmen laſſen. Ra 

Den 2. kam ich wieder nach Hauſe zu der Colonie, da ich denn leider! 
mein liebes Ehe⸗Weib todt kranck antraff ſo das keine Hoffnung der Beſſerung 
mehr uͤbrig war. ö | RE 

Den 27. Sonntags, predigte ich. a 

Den 4. Decembr. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede. c 

Den 8. dito fuhr Hr. Paul Egede aus zu den Gronlaͤndern; die an⸗ 
dern 2. Miflionarii waren noch nicht ſo weit in der Sprache avaneiret, daß fie 
zu Unterweiſung der Gronlaͤnder einige Dienſte thun konnten, doch arbeiteten ſie 
täglich daran, darinnen zu einer Vollkommenheit zu gelangen. 


Den 11. Sonntags predigte Hr. Bing, und Hr. Ohnſorg mit ſei⸗ 


nem Ehe⸗Weibe communicirte, 


Den 13. fuhr Hr. Paul Egede wieder zu den Gronlaͤndern auf der alten 
Colonie, und kam den 15. wieder nach Hauſe. | 


— Den 16. communicirte Hr. Bing mit feinem Ehe⸗ Weibe und ſeinem 
ohne. 
Den 18. Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg. 


Den 21. gefiel es dem allweiſen guͤtigen GOtt, zu Ueberhaͤuffung mei⸗ 


ner Wiederwaͤrtigkeiten in Gronland, mich annoch durch Abſterben meines al⸗ 
lerliebſtenEhe⸗Weibes zu betruͤben. Haͤtte ich nicht die tröͤſtliche Hoffnung, daß 
wir uns in dem Reiche GOttes wieder dereinſt verſammlen wuͤrden, ſo haͤtte ich 
mich ſchwehrlich über den Verluſt eines ſo frommen und tugendhafften e 
e 


1 f 8 0 2 273 
er a | 


5 dern in aller Liebe Abſchied genommen erloöſete er fie von ihrem groſſen Elend durch 


Betruͤbniß und Elend in ein ewiges Jubel⸗Feſt indem Himmel verwandelte. 


280 * o So 
Den 30. ließ ich meines feligen Weibes ihren Leib fo lange beyſetzen 

uns G Ott ein Schiff vom Vaterland ſenden würde, da ich denn rn 

dem Vaterland zu nehmen erachtete, fie allda Ehriſtlich beerdigen zu laſſen denn 


N 


ich konnte nicht über mein Hertz bringen, daß ich eines fo lieben und tugendhafften 


Ehe⸗Weibes ihre Leiche in Gronland laſſen follte. Alſo endigte ſich das alte Jahr, 
nach Goͤttlicher Schickung gantz betruͤbt vor mich, ihrer Seits aber abſeiten der 
Seelen in einem feligen und freudigen Zuſtande, indem GOtt alle ihre zeitliche 


7 


Anno 1736. 


m1. Januarii und neuen Jahrs⸗Tage, predigte Hr. Bing. 
Den 6. dito am Tage der heil. 3. Könige, predigte Hr. Ohnſorg. 
Den 8. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede. K 
Den 10. fuhr mein Sohn zu den Gronlaͤndern, fo uns am nechſten gen 
Suͤden wohneten, fie zu unterweiſen. | | 
Den 14. kam er wieder nach Haufe. 
Den 15. Sonntags, predigte Hr. Bing und 2. eommunicirten. 
Den 22. wieder an einem Sonntag, predigte Hr. Ohnſorg. 
Den 24. fuhr mein Sohn, Ammtes halber, aus zu den Gronlaͤndern auf 
der alten Colonie. Ich war, ſo lang als ich noch in Gronland geweſen, von 
dem Scorbut frey geblieben, anjetzo aber ging es mir ſehr übel, indem ich ſowohl 
mit Scorbut an den Beinen als auch Bruſt⸗Kranckheit ſehr geplaget war. So 
wurden auch einige von unſern Leuten ſehr unpaͤßlich. e 
Den 27. fuhr mein Sohn wieder aus zu den Gronlaͤndern, ſo uns am 


| nechften in demBaals-R evier wohneten, und kam den 31. wieder nach auſe. 


Den 2. Febr. am Tage Maria Reinigung, predigte Hr. Paul Egede, 
Den F. dito, Sonntags, predigte Hr. Andreas Bi ng. EC 
Den 6. kam ein junger Gronlaͤnder mit feiner Familie auf die Colonie, 
und begehrete biß Fünfftiges Fruͤh⸗Jahr bey uns zu verbleiben. Die Urſach war 
dieſe, daß weil er ſein Ehe⸗Weib ihrer Boßheit halber von ſich gejaget, und dage⸗ 


€ 


gen ein ander Gronländiſches Maͤdgen überredet, feine Frau zu werden, ſo waren 


ihm nicht allein die Freunde derjenigen, fo er weggejaget, feind geworden, ſondern 


auch ſeiner neuen liebſten Mutter und Bruder, weil das Maͤdgen heimlich und 
wieder der Mutter willen ſich mit ihm eingelaſſen, ihm dahero auch feind geworden, 
daß er alſo feine Zuflucht zu uns nehmen muſte; fonften hatte er ſich zuvor jeder⸗ 
zeit zu uns gehalten, und auf unſere Unterweiſung fleißig Achtung gegeben. Er 
hatte ſchon lange vorher im Sinne gehabt, ſich von feinem Weibe zu trennen, al⸗ 


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ARTEN, Feng 


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lein wir haben ihn allezeit der ! 
dergleichen zu thun nicht geziemete, dieweil er vorgäbe zu glauben, und ein Anhaͤn⸗ 
ger unſerer Chriſtlichen Lehre zu ſeyn, welche aber ſolches gar nicht verſtattete. 


Als wir ihm nun dieſes alles vorhielten, und ſagten: es wuͤrden die andern Gron⸗ 


länder übel von uns ſprechen, weil wir dem gantz zuwieder, was wir ſie gelehret, 


es mit ihm in einer ſo unbilligen Sache hielten. Er antwortete: er koͤnne ſie 


wegen ihrer Boßheit nicht länger mehr bey ſich haben, zudem waͤre ſie auch eine 


5 auch von einem Hexenmeiſter wollen beſchlaffen laſſen, und ihn gebeten, er ſolle 
dagegen wieder bey des Hexenmeiſters ſeiner Frau liegen, damit ſie zu guten und 


tuͤchtigen Kindern Glück bekaͤmen; worein er aber gar nicht willigen wollen. Er 


ſagte noch mehr, daß ihm die andern Gronlaͤnder einen Beynahmen gegeben, weil 
er ſich unſere Unterweiſung ſo ernſtlich zu Hertzen gehen ließ, und oͤffters wieder 
ihre alte Gauckeleyen geredet, ihre Thorheit und Unverſtand beſtraffetz und was 
% ett a > eh 
Den 10. beſuchten uns einige Gronlaͤnder in der Nachbahrſchafft, und 
blieben des Nachts bey uns; die Urſache ihrer Viſice war, daß weil unſere Leute 


vor einigen Tagen einen todten Weisfiſch gefunden, ſo kamen ſie nun, ſich damit 


tractiren zu laſſen; denn dieſe Art Fiſche, welches kleine weiſſe Wallfiſche ſeyn, 
ſind ein rechtes Lecker⸗Biſſen vor die Gronlaͤnder. Mer 

Dien 14. fuhr Hr. PaulEgede, Ammtes halber, zu den Gronlaͤndern 
auf der alten Colonie, nebſt erſt bemeldten Gronlaͤnder; kaum aber waren fie 
weggefahren, daß ſie ein hartes und ſchlimmes Wetter uͤberfiel, welches ſie nd- 
thigte ans Land zu legen, wo ſie nur konnten, und damit ſie vor dem Ungewitter 
bedeckt ſeyn koͤnnten, muſten ſie das Both uͤber ſich decken und darunter kriechen. 
Des Gronlaͤnders ſeine kleinen Kinder, ſo er mit ſich genommen, waͤren bald 
vor Kaͤlte umkommen, endlich aber gegen Morgen legte ſich der Wind, daß ſie 
gluͤcklich und wohl zu ihre Haͤuſer anlangeten. e 
Deen 17. kam mein Sohn wieder nach Hauſe. 

Dien 19. Sonntags, predigte Hr. Ohnlorg. Biß dato war ich al⸗ 
lezeit ſehr ſchlecht geweſen, als ich aber nun etwas Cochleare-Kraut bekam, wel⸗ 
ches man nun bey den Haͤuſern der Gronlaͤnder, unterm Schnee abbrechen konn⸗ 
te, wurde ich GOtt Lob! nach und nach wieder beſſer; doch konnte ich noch nicht 
wohl gehen, noch das eine Bein recht rühren, weil es ſehr ſteif war, und mir 
recht wehe that; ſo wollte mich auch die Bruſt⸗Kranckheit noch nicht völlig ver⸗ 


Den 26. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede. 


Den 28. fuhr Hr. Paul Egede, Ammtes halber, wieder zu den Gron⸗ & 


laͤndern, weit in das Baals-Revier hinein. . 15 
Put | ! Nn 5 N Den 


Ans 0 e 5 281 


daran verhindert, indem wir ihm vorgeſtellet, daß ihm 


Berächterin GOttes Worts, und ihrem Aberglauben ſehr ergeben; hätte ſich 


3 0 ie 


— . — 


Den 4. Martii kam er wieder nach Hauſe. 8 
Dien 11. dico predigte Hr. Bing. Dieſer Tag war ein recht betruͤbter 
und elender Tag vor mich, denn da ich einige Zeit her, mit Melancholie und 
kuͤmmerlichen Gedancken geplaget war, und dieſelben, ſeit meiner feel. Frauen 
Todt, ſich täglich vermehrten, fo überfiel mich dieſen Tag ein harter und gefaͤhr⸗ 
licher Paroxismus, nemlich: Ich fühlte erſtlich ſolchen Haß gegen G Ott in 
meinem Hertzen, und ſolchen Abſcheu, ſein Wort zu hören, daß ich mich den gan⸗ 
tzen Tag davon abhielte, und ſolchen vor mich felber recht betruͤbt zubrachte, ohne 
meinen Zuſtand zu offenbahren; und da ich ſelbigen Abend in dieſer Unruhe und 
Verwitrung zu Bette gehen wollte, kam es vor meine Ohren als ein ſauſender 
Wind, welcher mir aufs Hertz und in alle Glieder fuhr, mit einer ſolchen Pein, 
daß ich ſol hes nicht ausſprechen noch erzehlen kann. Meindeib fing an zu zittern 
und zu beben, ich war auch nicht maͤchtig meine Zunge zu ruͤhren, und auf meine 
Kinder zu ruffen, welche nechſt dabey in einer Stube waren. Unterdeſſen war 
es mir nicht anders, als wenn meine Seele mit Höllen⸗Angſt umgeben waͤre, und 
mit Todes⸗Banden befeſſelt, da ich aber wieder ein wenig zu mir ſelber kam, und 
meine Zunge ruͤhren konnte, brachen die halb deſperate Worte heraus mit Ach 
und Wehklagen, daß mich GOtt verlaſſen hatte. Dieſes verurſachte, daß = 
meine Mittbruͤder und lieben Kinder zu mir begaben, und fich bemüheten, mi 
aus Gottes Wort zu tröften: ich armer Menſch war aber nicht im Stande, eini⸗ 
gen Troſt anzunehmen; denn mein Gewiſſen verdammte mich, daß ich gedachte, 
ich hätte keine Huͤlffe mehr bey GOtt. Pſ. 3. Alle mein Gebluͤth und Adern wa⸗ 
ren aufruͤhriſch, mein Leib und alle Glieder bebeten; Kurtz zu ſagen, ich wuſte vor 
innerlicher und aͤuſſerlicher Angſt und Schmertzen nicht wohin. In dieſem elen⸗ 
den Zuſtande brachte ich ohngefehr 2. Stunden zu. Der guͤtige GOtt aber, wel⸗ 
cher nicht ewig verwirft, ob er ſchon betruͤbet, ſondern nach ſeiner groſſen Barm⸗ 
hertzigkeit ſich wieder erbarmet, und den Menſchen nicht von Hertzen plaget, ſer. 3. 
erbarmete ſich uͤber mich, und hoͤrete die Stimme meiner Vermahnung, als ich 
ihn anrieff, Pl. 3 1. er führte mich wieder aus der Hoͤlle, und gab mir das Leben. 
1 Sam. 2. Dahero will ich feinen Nahmen predigen, vor meinen Brüdern, und 
ihn in ſeiner Gemeine preiſen; denn er hat nicht verachtet das Elend der Armen, 
und ſein Angeſicht nicht vor mir verborgen, PI. 22. dahero will ich des HErrn 
Wercke verkuͤndigen, fo lange ich lebe. Pl. 118. 
Den 12. fuhr der Alliſtent aus zu den Gronlaͤndern, ſo uns am naͤch⸗ 
ſten wohneten, um mit ihnen zu handeln. Ko 
Dien 13. wurde ich von dem Paroxi 
GOtt Lob! gleich wieder über. | 
Den 18. Sonntags, predigte Hr. PaulEgede. Es befuchten uns auch 


einige Gronlaͤnder mit Weiber und Kinder, welche des Nachts bey uns 8 
Den 


ſmo wieder uͤberfallen, ging aber, 


Dien 19. fuhr man wieder aus auf den Handel, und den 20. kamen ſie 
wieder, und brachten das Both voller Speck mi. a 
Dien 21. fuhren fie wieder aus auf die alte Colonie, mehr Speck zu 


Dtien 23. begab ſich der Aſſiſtent wieder auf die Handels⸗Plaͤtze. 
Den 28. beſuchten uns einige Gronlaͤnder, welche nun in Bewegung 
ſtunden, ſich in ihre Winter⸗Wohnungen zu begeben. 5 
Den 27. fuhren fie wieder aus zu den benachbahrten Gronlaͤndern, mehr 
Speck bey ihnen zu handeln. a 
Den 29. am gruͤnen Donnerſtag, laß ich aus der Poſtille. 
Den 30 am ſtillen Freytag, laſe ich wieder aus der Poſtille, und die Leute, 
ſo auf den Handel ausgefahren waren, kamen wieder, und brachten das Fahrzeug 
voller Speck mit. Übrigens endete fich dieſer Monath mit recht ſchoͤnem Wetter. 
Den 5 en due Oſter⸗Feſt, hielte ich Predigt. Bißhero war 
ich in einem ſehr ſchlechten uſtande geweſen, indem ich faſt alle Tage mit innerli⸗ 
cher Hertzens⸗Angſt und Betruͤbniß beklemmet; nun aber wurde ich von GOtt 
r dee geſtaͤrcket, welcher mich nicht uͤber mein Vermögen verſuchen ließ. 
S ale . Ku 5 4 
Den 2. dito am andern Oſter⸗Feſt, predigte Hr. Ohnſorg. 
Den 3, laſe ich aus der Poſtille. Es beſuchten uns auch einige Gron⸗ 
länder, welche kuͤrtzlich aus dem Meerbuſen gekommen waren. Nachdem ich 
nun ſolche ein wenig unterwieſen, fuhren ſie wieder zu ihren Zelten. ö 
Den 8. Sonntags, predigte Hr. Bing, und ich ſelber mit meinen 
Kindern dommunicirte. 
. Den 10. begab ſich der Afliftent mit einem Fahrzeug gen Norden, auf 
den Handel, und zwar nur bloſſe Felle zu erhandeln, weil auf der Colonie keine 
tuͤchtige Fuftagien waren, den Speck darauf zu legen, dahero man aufhören 
muſte mit Speck zu handen. 5 u | 
Dien 14. kamen unſere Leute wieder nach Haufe, weil fie vor contrairen 
Wind, wieder hatten umwenden muͤſſen. u | 
Dan 17. kamen 5. groſſe Kone⸗Bothe von Norden her auf die Colonie, 
und ſetzten fich da mit ihren Zelten nieder; Sie gaben vor, daß ſie allein deß we⸗ 
gen gekommen waͤren, um mich noch einmahl vor meiner Abreiſe zu ſehen. 
= Den 22. Sonntags, predigte Hr. Paul Egede, und diebeute von der Colo. 
nie communicirten. Die letzt⸗ angekommene Gronlaͤnder begaben ſich nun auch 
wieder weg, davon einige nach dem Koek - Inſuln fuhren, allda Halb⸗Fiſche zu 
fangen, andere nach dem Sunde Nepiſet, auf den ordinairen Rochenfiſch⸗Fang. 
Den 24. fuhr Hr. Paul Egede auf die Inſuln und in den Sund Lepiſet, 
um die allda verſammleten Gronlaͤnder zu unterweiſen. 2 | 


Nn 2 Den 


Den 25. beſuchte ich einige Gronlaͤnder, welche fich mit ihren Zelten eine 

viertel Meile von der Colonie niedergelaſſen. | 2» 
Den 27. kamen wieder einige Gronlaͤnder von Norden zu uns, welche 
mit mir vor meiner Abreiſe noch ſprechen wollten, und wie ſie ſagten, die letzte Uns 
terweiſung von mir zu hören. 8 BER: 1 
| Den 28. kam Hr. Paul Egede wieder nach Hauſe b 

Den 29. Sonntags, predigte ich, und Hr. Ohnſorg mit ſeinem Weibe 
communicirte. Sonſten war in dieſem Monath ein ſehr ſchoͤnes Fruͤh⸗Jahr 
geweſenz wir hatten auch nun täglich Beſuch von dem Gronlaͤndern mit Weibern 
und Kindern, welche wir alle in GOttes Wort unterwieſen, ehe ſie von uns fuhren. 

Dien 6. May Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg. Es kamen uͤber 20. 

Kone⸗Bothe zu uns, nachdem ſie ein wenig bey uns geweſen und einige Unterwei⸗ 
ſung bekommen, fuhren ſie wieder weg nach dem Sunde Nepiſet zu den andern 
da befindlichen Gronlaͤndern, davon aber ſchon einige wieder weggezogen, und in 
die Meerbuſens gefahren waren. 5 l a 
4 Den 7.reifete Hr. Bing mit feinem Sohn, Niels Egede und dem Alli- 
ſtenten nebſt 3. Männern zu dem nechſtgelegenen Meerbuſen Kokome , um da⸗ 
hin auf die Jagd zu gehen, und ihr Beſtes zu thun, daß ſie etwas zur Erfriſchung 
ſchaffen konnten in dieſer knappen Zeit; denn das Proviant und die Lebens⸗Mit⸗ 
teln fingen bereits an zu mangeln. a 

Den d. beſuchten uns wieder einige Gronlaͤnder. Den 9. ebenfalls. 

Den 10. kamen unſere Leute wieder aus dem Meerbuſen, hatten aber wei⸗ 
ter nichts als 10. Ruͤpen bekommen. | | 

Den 12. befuchten uns wieder einige Kone-Bothe von Suͤden, nach 
geſchehener Unterweiſung fuhren ſie des Abends wieder weg. 

Den 13. Sonntags, predigte Hr. Bing. 5 

Den 14. kamen wieder einige Gronlaͤnder von Süden. | 

Den 15. fuhr ich nach dem Sunde Nepiſet, um die fremden Gronlaͤn⸗ 
der zu unterweiſen, ſo allda verſammlet waren. 

Den 16. fuhr Niels Egede mit 2. Maͤnnern zu dem nechſten Meerbuſen, 
um zu verſuchen, ob etwas mit der Jagd auszurichten waͤre, kam aber den 19. wie⸗ 
der und hatte nichts bekommen. | 

Den 20. am erſten Pfinaſt⸗Feſt, predigte ich. 

Den 21. am 2. Pfingſt⸗Feſt, predigte Hr. Bing. 

Den 22. am 3. Pfingſt⸗ Fest laſe ich die Erklärung des Evangelii aus der 
Poſtille. Es wurde auch eine Chaloupe zu den Koek-Inſuln geſendet, um 
allda zu liegen und das Schiff zu erwarten, ſo wir vom Vaterlande vermutheten. 

Den 26. kamen fie wieder, und hatten noch nichts vernommen. 

Den 27. Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg und Hr. Bing nebſt 2 

he⸗ 


d⸗Bett mit einem jungen Sohn. 
. 29. wurde das Kind getauffet. 


Den 31. waren wir genoͤthiget, den Altikenten mie, Mann 575 der 
Norder⸗Colonie zu ſenden, um zu vernehmen; ob ein Schiff bey ihnen von un⸗ 
ſerm Vaterlande a angekommen waͤre, und zugleich zuzuſehen, ob er etwas Pro⸗ 


viant bekommen konnte, weil das Schiff fo lange auſſen blieb, und dahero zu be⸗ 
fürchten war es moͤge ihm ein Unglück zugeſtoſſen ſeyn. Wir hatten biß aufs aller» 
aͤuſſerſte gewartet; denn wir 18 nicht einmahl mehr Lebens⸗Mittel auf 3. Wo⸗ 


chen, welche nur in anderthalb T Tonne Gruͤtz beſtunden, und dieſes vor 27. Mens 


ſchen, davon allein wir ſchon eine lange Zeit her leben müffen, weil alles andere dar⸗ 

auf gegangen, dahero wir ſolches ohnmoͤglich laͤnger aushalten konnten, und zu 

deſto mehrer Sicherheit einige Alliſtence bey denen zu Norden ſuchen, allwo wir 

verhofften, daß noch Proviant ſeyn muͤſte, oder widrigenfalls doch von den Hol⸗ 
laͤndern etwas bekommen koͤnnten, welche ſich um dieſe Zeit daſelbſt aufhalten. 

Den 2. uni ſchoſſe Niels Egede ein Rennthier in dem nechſtgelegenen 
Werbuſer weiches uns GOtt Lob! recht zu ſtatten kam, in unſerer Duͤrfftigkeit. 

Den 3. dito Sonntags, predigte Hr. PaulEgede. 
Den 4. ſandte ich unſere Leute, die noch zu Hauſe waren, in die Meerbu⸗ 


ſens, wo ſich nun die Gronlaͤnder aufhielten, in Hoffnung, bey ihnen etwas See⸗ 


Hunde⸗Fleiſch zu unſerm Unterhalt zu bekommen. 

Den 10. kamen ſie wieder nach Hauſe, hatten aber leider! nichts bey den 
Gronlaͤndern bekommen koͤnnen, als einige Lodden, weil ſie ſelber bißhero nur we⸗ 
nig See⸗Hunde bekommen und gefangen hatten. 

Den 1. ſandte ich fie wieder aus auf die Vogel⸗ Inſuln, um daſelbſt 
Eyer zu ſammlen, welche die wilden Voͤgel zu dieſer Zeit zu legen pflegten, und ſich 
ſo gleich umzuſehen, ob ſie unſer Schiff dom Vaterlande erblicken koͤnnten, welches 
wir mit Schmertzen erwarteten. 

Den 13.erfüllete G Ott unſers ſchmertzhaffte Verlangen, und ließ unſer 
Schiff vom Vaterlande gluͤcklich und wohl im Hafen bey uns einlauffen. Dabey 
mir wiederum die troͤſtliche Hoffnung gegeben wurde, daß das Werck beſtaͤndig 


ſolle fortgeſetzet werden. Dieſes Schiff war beordert, daß wenn es auf der Colo- 


nie ausgeladen, es nach Norden auf den Handel gehen ſollte. Das jenige aber, 

mit welchem ich zu retourniren gedachte, waren wir noch vermuthen, benebſt noch 
einem fo nach der Norder⸗Colonie zu gehen deſtinirt war. Den 17. predigte ich. 

Den 21. brach der angekommene Schiffer wieder auf, ſeine Reiſe nach 

Norden fortzuſetzen. Mein Sohn folgete auf geftellte Ordre auch mit nach der 

Norder⸗Colonie als Miſſionair. Er nahm einen von den Gronlaͤndiſchen 

Knaben mit ſichſo bey uns auf der Colonie waren, um ihm an * zu 1 

n 3 


2 287 
e und Sohne communicirfe, fo kam aus Scene a Frau a 


— 


6 | 
und ihn zu einem Catecheten inskuͤnfftige tuͤchtig zu machen. Die 2. andern 
Gronlaͤndiſchen Knaben, nemlich der aͤlteſte und der juͤngſte, verblieben auf unſerer 
Colonie, bey Hr. Bing und Hr. Ohnforg, in Hoffnung, fie würden inskuͤnff⸗ 
tige auch etwas zu Unterweiſung ihrer Lands⸗Leute beytragen koͤnnen. | 

Den 24. kamen 12. Kone⸗Bothe, nebft andern kleinen Böthen von Suͤ⸗ 
den, und nachdem ſie eine kleine Stunde bey uns geweſen, und meine Unter wei⸗ 
ſung angehoͤret, fuhren ſie wieder weg, und achteten ihre Reiſe nach der Diſco- 
Bucht fortzuſetzen. . 73 

3 Den 26. wurden Leute ausgeſendet, welche auf das andere Schiff Acht 
haben ſollten, ſo wir noch vermuthen waren. 70 
| Den 27. ſchoſſe Paul, der Gronlaͤnder, ein Renn⸗Thier. | 
Den 30, kamen unfere Leute wieder nach Haufe, hatten aber kein Schiff 


geſehen. 
Den 1. Julii predigte Hr. Bing. 
Den 3. dito wurden wieder beute ausgeſandt, auf das vermuthene Schiff 
Achtung zu geben. | | ee En 
Den 7. gelangete das Schiff an, mit welchem ich mit meiner Familie 
erachtete nach dem Vaterlande zu gehen. f 5 

Den 8. Sonntags, predigte Hr. Ohnſorg. 

Den 14. war der neu angekommene Schiffer ans Land zu gehen genoͤthi⸗ 
get, weil er ſehr ſchwach an der Bruft, und mit dem Soorbut ſtarck geplaget war, 
und auf dem Schiffe konnte er nicht ſeine rechte Pflege und Wartung haben; denn 
an ſeiner Geſundheit war beydes dem Schiffer, als den Leuten ſehr viel gelegen. 

Den 15. Sonntags, predigte Hr. Bing. . 

Den 19. begab ſich Niels Egede, mit Hr. Bing und Hr. Ohnſorg, 
nach dem Lachs⸗Grund in Caneiſune. 

N Den 23. Sonntags, hielte ich Predigt. 
N Den 27. kamen fie wieder von demdachs⸗Grund nach Hauſe, und hatten 
ein und eine halbe Tonne Lachs bekommen, aber kein Renn⸗Thier, ob ſie ſchon de⸗ 
ren genug geſehen, weil ſie von den Gronlaͤndern fo verjaget, und ſcheu gemacht 
waren, daß fie keines hätten zum Schuß kriegen koͤnnen. 

Den 28. kam der Alliſtent wieder von der Diſco-Bucht von Norden, 
oder Chriſtians- Hoffnung, die zwey Schiffe ſo noch von Copenhagen aus, da⸗ 
hin deltiniret waren, waren ſchon da geweſen, ehe er dahin gekommen, allein das 
Schiff von der guten Hoffnung: auf welchen mein Sohn ſich befand, war noch 
nicht ankommen. Die Leute allda auf der Colonie, waren verwichenen Winter 
uͤber ſehr ſchwach geweſen, davon 2. mit Tode abgegangen. ' 4 

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s „ e 3 287 


Den 29 Sountags, pielte ich meigeAbſchied 

e e aber ſchlechter Ausgang bewegeke, welch 
gen, auch die gege eee 0 gran | 
waren; doch hoff te ich bey glücklicher Retour mehr zu Beförderung des Wercks ausrichten zu koͤn⸗ 
nen, als wenn ich länger in Gronland verbliebe. Daß dieſes mein eintziger Endzweck geweſen, iſt 
dem allwiſſenden GOtt bekannt, und gar nicht etwa ein soulagement por meine ausgeſtandene 


Vos | Ausgang beivegefe, welches mich gantz niedergeſchla⸗ 
waͤrtigen Conjuncturen zu einen ſernern glücklichen Succeſs gantzohne Hoffnung 


Muͤhe und Arbeit, oder eine andere Belohnung zu ſuchen, die mir ja nichts helffen kan; denn da 


ich nicht zeitlichen Gewinſtes halber nach Gronland gereiſet, ſo bin ich auch nicht zeitlicher Wohl⸗ 


4 arth wegen wieder davon gereiſet, ſondern GOttes Ehre allein und die Erleuchtung dieſer armen 
wahn witzigen Menſchen, ift und ſoll mein eingiger Endzweck ſeyn. Ja mein hertzlicher beſtändiger 


Wunſch biß in den Tod. Ich geſtehe gar gerne, daß die armen Gronlaͤn ber gar nicht mit meiner 
Abreiſe zu frieden waren, da es mir doch mehr zu Hertzen ging, fie zu verlaſſen; allein da ich ſahe, 
daß ihnen meine Gegenwart zu nichts dienen konnte, weil ich ſowohl amKraͤfften des Gemuͤths als 


des beibes ſehr geſchwaͤchet war, ſo daß ich es nicht laͤnger aushalten konnte, hielte ich mich doch 
verpflichtet, die Zeit fo ich noch lebete, und fo viel in meinem Vermoͤgen ſtunde, ihr ewiges Wohl 


zu beſorgen, und allen benöthigten Anſchlag darzu zu geben. Übrigens übergab ſie G Ottes unend⸗ 
licher Barmhertzigkeit und Gnade, wuͤnſche auch anbey, daß er rechtſchaffene Mittel erwecken wolle, 
ihre Seligkeit zu befördern, und ihre Blindheit zu erleuchten, ihren verfinſterten Wahnwitz zu 
vertreiben, und fie mit der Krafft feiner Gnade zu begaben, nebſt der Erkaͤnntniß und Begierde zur 


Wahrheit! Amen. 1 


An dieſem Cage tauffete ich auch einen kleinen Sronläͤndiſchen Knaben, welcher nun in 2. 
Jahr bey uns auf der Colonie geweſen, und allezeit in der Ehriftlichen Lehre war unterwieſen wor⸗ 
den. In der Tauffe bekam er den Rahmen Hans. Der allmaͤchtige GOtt, welcher durch das Bad 


der heil. Wiedergeburth feinen Heil. Geiſt über ihn ausgegoſſen hat, nebſt andern Unmuͤndigen 


mehr, fu nach der Blatter ⸗Seuche übergeblieben, der wolle ferner die Gaben feines Heil. Geiſtes in 
ihnen vermehren, zu Vermehrung des Glaubens und eines rechtſchaffenen Chriſtlichen Lebens / und 
endlich zur ewigen Seeligkeit. uAmen. . 
Dien 3 Auguſti war das Schiff gantz Seegel⸗ fertig. 5 
Den 5. dito Sonnkags, predigte Herr Ohnſorg. 5 er 
Den 9. gab uns GOtt guten Wind, da ich denn in JEſu Nahmen mit meinem einen 


Sohne und 2. Töchtern an den Boord ging, und zugleich den todten Leichnam meiner feel. Frauen 


mitnahm, um ſolchen in dem Vaterland geziemend beerdigen zu laſſen. Alſo verließ ich die armen 
Gronländer, nachdem 1 J. Jahr bey ihnen mit groſſer Muͤhe und Arbeit zugebracht, und bathe 
Gott hertzlich, das er fie ferner bekehren und erleuchten wolle. Unſer Schiffer kam faft in eben fo 


ſchlechten Zuſtand wieder an Boord als er davon ans band gegangen, wurde auch nachhero von Tag 
zu Tag ſchlechter, ſo daß er es nicht länger aus halten konnte, biß den 15. da er mit Lode abging. Ich 
wollte dann nicht zugeben, daß er, nach See⸗Gebrauch, follte ins Waſſer geworffen werden, fondern 
ließ dem Zimmermann einen Sarg machen, ſolchen wohl verpechen, um ihn nach Hauſe zu bringen 
und ehrlich begraben zu laſſen. Der Stenermann muſte alſo allein vor Gubernirung des Schiffes 


ſtehen beſſen Conduite und Vorſichtigkeit, wir uns nebſt Goͤttl. Beſchirmung anbetrauen muſten. 
R Den 21. paſſireten wir erſtlich den Huck oder Cap Eron⸗Printz Chriſtian, da wir indeſſen 
we Wetter gehabt, bald ſtuͤrmiſch, baldflille, meiſtens aber wehete es von Sud und 
>10: 5 8 f 2 { g ö 5 e 5 
Den 7. Sept. bekamen wir die Inſul Fer zu fehen, und hatten faſt täglich beſtaͤndig Sturm 
von Suͤden, biß den 14. da wir denn auf 2. Grad nach Norden zu getrieben waren. Vom 14. an 
wehete Weſt⸗ und Norden⸗Wind/ welcher unſere Reiſe und rechten Cours befürderte,fo daß wir den 
nn 5 8 \ 20. 


ſchieds⸗Predigt aus dem E. 49.5. 4. worzu mich 


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288 | es 0 6b 
— — Een — — — mn 

20. Norwegen zu Geſicht bekamen, indem wir mit neblichten Wetter unter Idderen hingetrieben 
waren, und zwar mit ziemlichen ſtarcken Wind von Süden, fo daß es recht gefährlich vor uns aus⸗ 
ſahe, weil wir unvermuthen dem Lande fo nahe gekommen, daß wir kaum den Huck vorbey kommen 
konnten, wo es nicht der guͤtige G Ott fo vor uns gefuͤget hätte, daß der Wind ſich Nord⸗Weſt gedre 
het, dadurch wir vermittelſt Goͤttlicher Barmhertzigkeit der Gefahr glücklich entgingen. 

Endlich nach einer muͤhſamen und langwierigen Reiſe, gelangeten wir den 24. Sept. 

glücklich und wohl zus openhagen an, der Nahme des H Errn ſey dafıir gelobet! 

N Den 5. Oct. Nach unſerer Ankunfft zu@openhagen wurde diebeiche meiner feel, Frauen, 
welche ich mit aus Gronland gebracht, auf demKirchboff zu St. Nicolai beygeſetzet. Der allmaͤch⸗ 
tige G Ott ver ammle uns wieder am allgemeinen Tage der Verſammlung in dem Himmel! Wie 
ich nun Sr. Excellence dem Hrn Geheimen Rath von Holftein meine Ankunfft alerunterehänigft 
zu erkennen gegeben hatte, wurde mir allergnaͤdigſt befohlen, mich vor der Königl. Herrſchafft zu 
ſtellen; dahero ich den 8. nach Friedensbourg reifete, allwo ich biß den 11. verblieb, da ich unterdeſ⸗ 
0 die hohe Gnade hatte, mit dem Koͤnige zu ſprechen, und ihnen von den jetzigen zuſtand und Be⸗ 
chaffenheit der Gronlaͤndiſchen Miſſion alleruntertbaͤnigſte Nachricht zu geben. 


Den 18. gab ich ein allerunterthaͤnigſtes Memorial ein, an das hoch refpe&tiveMifhons- 
Collegium, worinnen ich der Miffion ihren Zuſtand und Fata von Anfang biß zu Ende vorſtellete, 
und dabey meine allerunterthaͤnigſte Meinung und Vorſchlag zu erkennen gab, wie ſolche ins⸗ 
kuͤnfftige mit Frucht und Fortgang Eönnte fortgeſetzet werden, nemlich daß nebft andern benoͤtdig⸗ 
ten Anſtalten, auch mit tuͤchtigen Lehrern und Cateeheten muͤſſen verſehen werden, und daß die⸗ 
ſelben, ehe fie hinüber geſendet wuͤrden, erſtlich die Sprache lernen muͤſten, damit fie bey ihrer An⸗ 
kunfft/ in Unterweiſung der Gronlaͤnder, gleich Dienſte leiſten konnten, weil ſonſten die Jahre ih⸗ 
nen vergeblich weggeben wuͤrden, weil fie die Sprache nicht verſtehen. | 
Diefer mein allerunterthaͤnigſter Vorſchlag fande auch allergnaͤdigſte Approbation, fü 
daß ein Seminarium von Studenten zu Miſſionariis, und von der Jugend aus dem Wayſenhauſe, 
Catecheten auf Köͤnigl. allergnaͤd. Reſolution aufgerichtet wurde, welche erſt von mir in der 
Gronländiſchen Sprache follen informiret werden, ehe fie binüber geſendet werden. Zu meiner 
Subſiſtence haben Ihro Koͤnigl. Maj. jährlich allergnaͤd. oo. Rihlr. penſioniret, und mich an⸗ 
bey Dero beſlaͤndigen Koͤnigl. Gnade und Vorſorge, zu Fortſetzung der Gronlaͤndiſchen Miffion 
verſichert. GOtt laſſe den König geſegnet ſeyn, vor feinem Angeſicht in Ewigkeit. Er kroͤne 
Seine hoͤchſtchriſtliche Intention und Eifer fo er hat, feine Ehre auszubreiten, mit allem Glück, 
Fortgang und Seegen, um JEſu willen. Amen! 

0 Zum Beſchluß hade ich noch bemercken wollen, daß, weil ſichs in dieferRelation nicht hat 
chicken wollen, die Beſchaffenbeit desgandes oder Naturell der Einwobner nebſt ip rem Weſen und 
Leben, vollkommen und accurat zu beſchreiben, auſſer das, worzu meine Reife undlumgang mit den 
Gronlaͤndern, in ſtando & ex tempore, mich veranlaſſet zu annotiren, fo meine ich, mit GOttes 
Beyſtand, dasjenige in einer vollkommenen Gronlaͤndiſchen Beſchreibung auszufuͤbren, was hierin» 

nen mangelt und uͤbergangen worden. Anbey wuͤnſche ich dem wohlgemeinten Chriſtlichen Lefer 
Gottes Gnade, nebſt vielem Seegen an Seel und Leib. 


E N D E.